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I
©er
<Efte Öxuni
ßtmt\nvtxfl&iibii<l^t ^arßeffungen
ittCMg^tqtitn von itx
(neunter ^a^v^an^
1. (U fm < r , Dr. fcithtidi : IgammuraSt, Tcm Baii» und f^tne Jett. QVlit 3 JR66tf^ttn0<fi.
2. (gfran^cnBur^, Dr. 6tt4: (p^r^ßten und feine jtteffting m ftfetnaftaHfcfen
1KttftttrftTet0. Qritt 15 ÜBSifbungen.
3/4. ^üfin^, Dr. ^eotrg: 9er ^agroe und ferne (pdffter. 6tne arc(aofo^fc('
eC^no^rapftfc^ ^üi^^t. fUflii 3 ICareenfll^jen und 35 iieStfbungen.
3. €• 1^tnri4«'r4e QgFttcQSanbfutts
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Jlf^e Ötuni
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t. (U f «I CT , Dr. ftithxut : IgammuTaSi, fem Ban^ und fein« fett. QVltt 3 JRSStfbun^en.
2. OßranftenBur^, Dr. 6tt4: (p^ti^^ten un5 fetne j&felAcng m ftfe{nafi«ftf<(en
Vufturftret«. (|riit 15 JlSSirbun^en.
3/4. tpuHrngt Dr. 6eov$: Qev fagroe un5 feine (^dfler. £ine attt&ofoc^if^*
el^mogTAp^tf^e j^ftt^je. ([ni( 3 ICartenfKi^^en unb 35 ilfiStlbungen.
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I JSeipjig
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d. 3a9«9«ti9 Der Jllte Orient $<ft \
r»«i« dies 3«lir* ^' ^ ^ ' ^ Clnzcfprcis jtdcf
««••<« <4 Hellt) bertutftcgcb«. fon der ^„^
2 m.. 0cb. 3 m. Uordcrasiaüschen 0e$c1lsd)aft (€. U.) 6o PfcnBi«
Qammurabi
fein Canb unb feine 3eit
Von
Dr. friebrid) Ulmer
mit 3 nbbilbungen
£eipzig
]. C. I)inrid)s'|(l9e BuchbanOlung
1907
Die Uorderasiatiscbe Gesellscbaft (€. U.)
mit dem Sitz fn B«rlin
bawcdct die Forderung der vorderasiatisd)en Studien auf Grund der Denkmäler.
Sie gibt wis$ensd)aft1id)e lYrbeiten ibrer tllitglieder in zwanglosen Retten als
.»IDitteilungen der Uorderasiatisd)en 0ese1lsd)aft" und gemeinver*
st2ndlid)e Darstellungen vierteljäbrlid) unter dem Citel .»Der ülte Orient'
beraus« femer will die Gesellsd)aft die Besd)aftung neuen IDaterials anregen
und unterstützen. Die Gesellsd)dft zHblt gegenwärtig 445 IDitglieder.
Der jäbrlid)e IDitgliedsbeitrag beträgt 10 mark, wofür die .»IDitteilungen"
(sonst 15 ID.) und „Der JTIte Orient" (sonst 2 ID.) geliefert werden. — JTuf-
nabme als IDitglied erfolgt auf einfad)e Anmeldung beim Sd)riftfilbrer durd>
den Uorstand; — Zablung der Beiträge bat im Januar an (Uotf Peiser Uerlag,
Berlin S. 42, Brandenburgstrasse II, zu erfolgen.
Der Uorstand bestebt z. Zt. aus: Geb. Reg.-Rat Prof. Dr. R. v. Kaufmann,
|. Uorsitzender, Berlin Ol. 62, Hlaassenstr. 5, Prof. Dr. YD. ßartmann,
2. Uorsitzender, ßermsdorf (YDark), Dr. C. Ynessersd)midt, Sd)riftfabrer,
Berlin D. 5$, Sd)$nbauser üllee 15$ c, Prof. Dr. I). Olindcler, Olilmersdorf, Prof. Dr.
Br. YDeissner, Breslau, Cic. Dr. Jfifr. Jeremias, £eipzig, Dr. €. f. Peiser,
Königsberg, Dr. f reib, von Bissing, inflnd)en. — Herausgeber der „TDitteilungen":
Prof. Dr. f). Olindcler, Olilmersdorf b. Berlin, Bingerstr. $0, des „HIten Orient":
Derselbe und Cic. Dr. Jfifr. Jeremias, Ceipzig, IJaüptmannstrasse 3.
Inhalt der bitbcr crtd)l(nencn Qctic des „BIten Orient" (Preis 60 Pf.):
Ägypter als Krieger und Gröberer in üsien. 1903. Uon (U. TD. IDflller. (5, i)
lIltbaby1onisd)es Red)t. YDit 1 Abbildung. 1905.. Uon B. 11) e issner. (7, i)
Jfmarna-Zeit. 2. Jlufl. 1903. Uon ^. Dieb üb r. (1, 2)
Jfrabien vor dem Islam. 2. JTufl. 1904. Uon 0. Oleber. (3, 1)
JTramäer. 1902. Uon Jf. San da. (4,3)
Atbiopien. 1904. Uon Ol. YD. mflller. (6,2)
Babylonisd)e Hymnen und Gebete. 1905. Uon fj. Zimmern. (7,3)
Dämonenbesd>w$rungbeid.Babyloniern u. JTssyrern. 1906. UonO.OIeber. (7, 4)
Entzifferung der Keilsd)rift. 1903. Uon C Tnessersd)midt. (5, 2)
Eupbratländer und das TDittelmeer. 1905. Uon ß. Olindcler. (7, 2)
^estungsbau im JTIten Orient. mitl5Jfbb.2.JTufl. 1903. UonJT.Billerbedc. (I, 4)
7orsd)ungsreisen i. Sfld-JTrabien. mmurtcntk. u. übt. 1907. UonO.OIeber. ($,4)
Gesd)id)te der Stadt Babylon. 1904. Uon 6. Ol in dt 1er. (6, i)
Qammurabi. Sein Eand und seine Zeit. init3J!bb. 1907. Uon f. Ulmer. (9, 1)
6ammurabis Gesetze. IDitl JTbb. 4. erweit. Jlufl. 1906. UonI). Olindcler. (4, 4)
Bettiter. mit 9 JTbb. 2. erweit. Jfufl. 1903. Uon C messersd)midt. (4, 1)
f)immels- u. Oleltenbild d. Babylonier.2.erweit.Jluf 1. 1903. Uon fJ.Ol i n de I e r. (3.23)
R$lle u. Paradies bei d. Babyloniern. 2. erweit. JTufl. 1903. Uon JT. 3 e r e m i a s. ( I. 3)
Keilsd)riftmedizin in Parallelen. 2. JTufl. 1904. Uon ^reiberr v. Oef ele. (4, 2)
IDagie und Zauberei im alten Ägypten. 1905. Uon JT. Oliedemann. (6, 4)
ninives Oliederentdedcung. 1903. Uon R. Zebnpfund. (5,3)
Pb$nizier. 2. JTufl. 1903. Uon Ol. v. Candau. (2, 4)
Pb$nizisd)e ]nsd)riften. 1907. Uon Ol. v. Candau. ($, 3)
Pbrygien. IDit 15 JTbb. 1907. Uon 6. Brandenburg. (9, 2)
Polit.€ntwidclungBabylon.uJTssyriens.2.erw.JTufl.l903.Uonl).OIindcler« (2, 1)
Sanberib, Konig von JTssyrien. 1905. Uon 0. Oleber. (6, 3)
Sd)riftu«Sprad>ed. alten Ägypter. mit3JTbb« 1907. UonOI.Spiegelberg. ($, 2)
Stadtbild von Babylon, mit I JTbb. u. 2 Plänen. 1904. Uon 7. U.Ol ei ssb ad). (5, 4)
Cote u. Coten-Reid)e i. Glaub.d.a.Agypter.2.JTufl.l902.Uon JT. Ol i e d e m a n n. (2, 2)
Unterbaltungsliteraturd. alten Ägypter. 2. Aufl. l903.UonJT.0liedemann. (3, 4)
argesd>id)te, Biblisd)C u. babylon. 3. veränd« Aufl. 1903. Uon i). Z i m m e r n. (2, 3)
USIker Uorderasiens. 2. Aufl. 1903. Uon ß. Olindcler. (1, 1)
Oleltsd)Spfung, Babylonisd)e. 1906. Uon B. Olindcler. (S, 1)
Uitttt bcn ©d^^tt, bie feit Seginn Ui borigen Sai^^unbertt
bcn Zrömmer^fen SBeftaftenS abgerungen tocirben ftnb, finbet ftd^
eine gan$e 8let^ bon 3nf(|Ttften ani ber ßüt ^mmurttbiiS, beS
(Scftnberd beS bab^Ionif^en Seltreid^, fomie fetner Sorgdnger
nnb Stac^folger. ©eit ber SSenbe bed t>terten unb brüten Sa^r«
tanfenbd wi S^riftud reben Urlunben SBob^tonien* }u nni. Oerabe
tn bie ^ammnrabiieit a6er erdffnen und jtouftontrafte, jurtftifd^
Seite, bann bit^losiatif^ unb benoaltungSre^tlid^e ftorref))onbeni,
inttefonbere bed ftdnigd großes bfirgerlid^ed ®ef(e|6ud^, Stnbltd in
getreuefier JBSeifc Sd ifl amtli^ f<|on bantafö red^ Diel gefd^eben
ttporben, nic^t nur ^ute! 9Benn und bie Originalfd^riftftfide auS
banaliger ßeit er^Iten blieben, fo bauten ttrir ed bem Umftonb,
boi bad $a^er biefer 3^^ ®tein ober £on, i^ gebec aber ber
9Rei|d nxtr, mit bem bie bon ben ^rieftem auf @tein borgematten
Figuren unb @cl^rift}fige auSge^auen kourben ober, mie bei bem
ffir geiDd^Iid^ . angewanbten SD>n, bie Schrift gleich unmittelbar
aufgetragen umrbe. 9Bar a(fo fd^on bie ^eriftetlung eine unglei^
maffibere ald ju unferer Qüt, fo ^t fie bie @rbe ja^rtaufeube
lang in i^rem 83oben forgfam aufbenm^, Ui&f)renb ficb oft birett
über ben Senhndtem ftltefter 83ergangen§eit nmA Stfm aufbaute,
ben attge^eiligten Soben ni^t af^nenb, ber unter i^m lag.
Sttge^igt ifi bie f[a^ SfQubialebene, bie dupf^tai unb Sigrid
in i^rem Unterlauf umfc^ttegen, unb an bie fc^on im bierten unb
britten 3a|rtattfenb bor Sl^riftud bed öfteren mdd^tige äBeUen einer
geioalttgen femitifd^n SStterttKinberung anliefen. 2>ort f^ot fid^ feit
eben jenen Zagen eine und immer ftarer erfennbare bebeutenbe
®ef(^^e abgeflndt, ^t bamald unb frfi^er f c^on ber ^efter bon
feinem Semt>et aud ben ^ng ber @onne ober bed SD^nbed unb
ben Sauf ber ©teme, bie bort fo ^Q unb f^rf (endeten, ind
einidttfte berfolgt unb a(d Srftger einer ^od^^abenen Steligion
feinem (Bottr ben er ju btefen ^immeldtdrpem in engfter SBe)ie^uttg
tom^, ^mtten gefnngen.
413696
4: iltefte a)e{d)i(4te Sab^Ionieni». )S0. IX, 1
%n ber @^toeDe Don ber Dorgef(!6td^tIt(^en ju ber Qt^dßi)U
lid^en ßett fielet für und ber inf(|rtftltd^e Slad^koeid, bog auf
bem 93oben SBab^IomenS ^unäc^ft eine ntd^tfemüif^e, alfo aud^ —
nad^ unferem ®pra%e6raud^ — md^tbab^Iontf^e JBeüöIferung
^eimtf^ toar. SBon btefer erften, nni nur bem 9lamen nad^ oli
©unterer belannten — toad toir fonft nod^ toiffen, ift Vorläufig
nod^ red^t problematifc^er 9?Qtur — 93et)öl(erung8fd^id^t fiberfamen
bie erobernb in bie ^tnifd^en (Sup^rat unb %i%xii (iegenbe Sief*
ebene einbringenben ©emiten eine ftauneni^merte (Srbfd^oft an ftunft
unb Raltax, in bie fie aber batb l^ineinmud^fen, eine (Srfc^einung,
bie fic^ bei SBöKern, bie, ber fiultur felbft nod^ relativ ober aud^
ganj fernfie^enb, p(ö|}(id^ ein fotd^eS 5ht(turerbe antraten, faft
rege(m&§ig toieber^olte.
%n einjelnen, jnyeifelloS Don ber SBorfd^id^t fibernomntenen
^iligtamem midEelte fu^ um 3000 D. &fx. ein richtige« ftlein«
ftaati»(eben ab. Seber ,, Staat'' li^ab^fonienS umfaßte ni^t Diel
me^r als bie Tempel« unb atefiben^ftabt mit bem ftönigSpalaft
unb eDentueU bem fronprin^ßd^en $a(aft unb baS nötige umlie«
genbe ^l\>. S)ie äJernyaltung (ag in ben ^dnben Don ^rieftet»
ffintgen, ^ateftd. Ur mit feinem bamald fc^on alten 2Btonbfftxi\%*
tum, Sred^ mit feinem 9nu« unb Sfc^tartempel, Sarfa mit bem
@onnen^eißgtum, (Sribu mit bem (Sa* unb 92ippur mit bem @n«(iU
tempel n^aren fold^e @t&bte unb @taaten. 2)er $ateft Don Sagafc^,
ber ©tabt ber (SSöttin iTOa^tum^bug, ®ubea (ca. 2Q00 D. (S^r.) ift
infolge feined toeitrei^ben Sinfluffed unb feiner audgebe^nten
jpanbetSbeiie^ungen, Don benen und feine Snfc^riften berichten, ^u
einer marfanten (£rf^inung jener 3^^ gen^oiben. ^ai futtureQe
unb politifi^e Übergetoid^t lag in ber aOererften S^it unb bann mieber
ju ®ubea8 3^i^ ^^ ©fiben $Bab^(onien8. 5E)iefe8 flbergenyid^t
n)urbe auf einige 3^^ böDig audgef^altet burd^ einen 5(öntg ber
nörblid^ gelegenen Sfc^tarftabt tlgabe ober ültab. 2)ad n^ar ©d^r*
gani4d^t^a(i, ber ,, mächtige Stönig", un8 a(8 ©argon befannt
(um 2800 D. (£§r.). ©eine smeifeKod gefd^id^tttd^e Oeftalt begegnet
uns in ber 9(u8f(^mäd(ung ber Segenbe. ©o »urbe er, mie er
felbft erj&^It, Don einer ®ott gemeinten jungfrflutic^en SRutter —
ed ift bted baS in Segenbe unb ®ef(|id^te fi(| bfterd »ieber^ofenbe
fogenannte SrtöfermotiD, baS §ier in (Srf(^inung tritt — geboren
unb in einem mit (Srbpec^ Derfc^Ioffenen ©c^itfro^rtfiftd^en im
i$(uffe ausgefegt. 93on einem SBafferfc^flpfer gefunben unb a(8
©artner Don biefem grog gebogen, gen^ann i§n Sfd^tar, bie (Göttin
«O. IX, 1 ^abtflon, 5
Hon Sgabe, lieb unb mod^te i^n jum ^nn äSet bie @(l^n)ari<r
Iö))figen, baS §eigt aber bie äKenfc^ett. (Sg(. bie SRofeegef^ic^te.)
(Sef<!^tf^tli(^ StoeifeHod aber ift ed i^m }um erftenmal, totnn
auc^ ntc^t ffir lange Saner, gelungen, SBob^Ionien unter feiner
^errfc^ft ^olittfd^ ju einigen. SBiS an« äRittelmeer ^at er Sanb
unb £eute feinem poßtifc^en unb bamit aud^ fultureQen Sinflu^
unteitnorfen. S)iefer Uiurbe fogar t)on feinem ©o^ne Sßaramfin/
bcm erften unb au^ fc^on bem legten Srben biefer Sorma^t, auf
Arabien unb nörblid^ über ben unteren ZigriS ^inaud audgebel^nt.
SBad für VudbHcfe gekodl^rt und bie feftgefteOte Zatfac^e, bag koir
in ben Zagen eined @argon t)on Slüab (co. 2800 o. G^r.) ober
eined @ubea t)on Sagafc^ (ca. 2600 t>. &§r.) in 83ab^(onien einen
^ö^ef^unft in ^olitifc^ unb fuItureSer SBeiie^ung finben, toie er
ft)fiter au(^ ju ben gläcf üd^ften ßeiten nid^t mel^r errei^t Uiorben ift.
SBobi^Ion, bie Supl^ratftabt im Slorben ber bab^Ionif^en (Sbene,
k>o(Ket9mo(ogif(^ als p,a3ab4(u = Xor, Porte ©otted" erftört, bie
fp&ter atd Dielgolbene, ^unberttorige, ob i^rer ©d^ön^it, i^rer
@röH i^red Sleic^tumd ^oc^berfi^mte @tabt, Derbanft @argon i^re
Smeuerung unb Vergrößerung. @ie ift in biefer 3^^^ ^i^ ^^
fc^tnt, nic^t fe^r hervorgetreten. 92ad§ 9taram^@in, beffen Drtgi«
na(bi(b unS ermatten ift, ift ja aud^ baS ^olitifc^e @(l^n>ergett)ic^t
toieber nad^ bem @fiben Dericgt Sorben. @tefö neue, offenbar ). %.
ftarfe SSellen femitifd^r Sinnrnnberung fd^einen mit fc^ulb baran
getoefen ju fein, baB bie SS'er^Itniffe feinen anzulangen fidleren
Seftanb ^tten. SDiejenigen Stönige, bie gerabe oben n^aren, (egten
liemlid^ed ®ttx>\d)t barauf, bag biefe i^re ©teOung in ifren
Ziteln entfpred^enb jum 9(u8bruct gebracht n>erbe.
3u SBebeutung fam Cab^Ion unb mit i^m bann au(4 n^ieber
ber 9}orben Sab^TonienS unter ben Stdntgen, bie man aU erfte
S)9naftie t)on iBab^Ion bejeic^net. @ie n>aren nic^t ein^eimifd^en
Urf)>rungS, fonbem, toie i^re 9lamen ju er!ennen geben, auS ber
ipeimat ber femitifc^en JBftIfer, Arabien, eingetoanbert. 3n biefer
^D^naftie ^at fic^ baS eingemanberte @(ement feiner @tärfe unb
Sebeutung nad^ als t^ronffi^ig ertt)iefen. !S)ag fie aber nid^t ganj
o^ne SBiberfprut!^ ben I^ron beftieg, bett>cift bie «uffteDung eine«
®egen!önigS, ber foioo^I ©umu^abi, bem erften, toie aud^ @umu«
la«i(u, bem jmeiten fiönig unb tDof)l eigentlid^en genealogifc^en
(Sröffner ber auS inSgcfamt 11 §errfc^ern beftcl^cnben SJ^naftie^ —
1] 3)ie ^ammurabib^naftie beftanb m§ folgenben 11 ^errfd^ern: @umu«
6 ^ammurabib^naftie. 9ÜD. IX, 1
le^terem fe^S S^^re lang — ju fd^ffnt mad^te. 2)ie 3^* ^i^f^
6ebeitteitbeit ^ctrfd^b^naftie, fflr bie eine negtetungi^seit bon un«
geffi^r 300 Sauren um 2000 t>. ^t. anjnfe^ ift unb bie ftd^
offenbar balb böDig bab^Ionifterte, bebeutet ein goIbeneS SRitteU
alter bab^tonifd^ SHtertumd. ^mmurabi, „@inmnbaQitS @o^n,
@ttmtt4a^(u8 Slüc^fotger", tarn als 6. unb att ber meitauS beben«
tenbfte ftftnig feiner S)9naftie auf ben Z^ron um 1945 unb re»
gierte 55 3a^, nac^ ber So^reSlifte B nur 43 Safere. aSenn
»ir auf^ ben 3^fammen^&ngen ttxdft nifftc nac^ge^n ffinnen, fo
moQen mir vmi htkS) baran erinnern, bag n>ir und je^ in ber 3cit
STbral^md befinben unb in ^ntmurabi jenen ^mxap^t in l.SRof. 14
nneberfinben \
Son allen Jtbnigen SBab^IonienS geniest ipammurabi gegen«
to&rtig ben größten SRu^m, 2u bem i§m namentttd^ fein erft bor
5 9a^ren koieber aufgefunbener (Sefe^eSlobe; berl^Ifen ^t. Son
feiner Sugenb unb feinem ^ritxitleben toiffen mir nid^tS, nic^t ein«
mal bie Segenbe meijs befonbereS, auc^ ni<l^t aber feine Sugenb«
gefd^c^te, ju beriefen. S)affir ^ben mir aber bon feinem au&>
gebe^nten ftffentK^ SBirten bie berUffigften 3^i<St^^ff€- ^mmu«
rabi« 3eitalter galt ber Seit eine« ißebufabneaar U. (604—562),
beS 3€^tdrer8 ber @elbftftnbigfeit SubaS, ber nad^ mec^felooQen
©c^icffalen unb 3a^r|ttnberte langer @dflD&(Sft SBab^ton nod^matS
an bie Spi^e SBorberafiend bra^e, atö Inbegriff aOed @(anaed,
aQer ^errfc^ft, oHet 9iüdi. @o moDte man ed benn aud^, mit
Slr^ifterungen ). 89. ber @^rift biiS inS einjelnfie ge^b, bama(S
eine ffiAte 9toiaiffance erkben (äffen.
S)ie Ser^ftltniffe, bie jene erfte Z)9naftie bon Sa6l)(on^ lurj^
meg ^mmurabib^naftie genannt, antraf, toaren ni^t ungfinftige.
Ägypten, jener groge ftuUurfonfurrent Oab^IonienS, toar teils
burd^ ftriege mit anberen 83ö(ferfd^aften, tei(8 burd^ tief greif enbe
9leformen im Snnem bed Sanbed offenbar fo bef(|&ftigt, bog
eine ^mmung bon biefer ©eite ni^t ju edoarten mar. äRit
Xffl^rien, xt^p. ben mefo)>otamifd§en ©taaten, bem fb&teten, gef&bt«
(id^ften f$einb, mar bamaU im @mfte nod^ ni^t ju red^nen,
äbrigend mirb bie @tabt Slffur^ im ^ammurabifobe; ate im
abi, ©umu'Ia^ilu, 3<^^ium, $(bi«®in, @in-tnubaüit, ^ammurabi, 8amfu»i(una,
Vibi-efd^ua, 9[mnii«bitana, Slmmi-jabuga, ®antfu«bitana.
1) 9}S^ered bei ^. ^eremiai», ^d 9Ue ^eftament im Sichte bed mttn
Orient«. 2. «ufl. 1906. 6. 345 ff.
2) 8u »iniM^ fic^e q. o. D. 6. 271 f.
«O. IX, 1 SHe pom\dit Sage. 7
SRQ<^t6cfet<^ ^ammurabiS gdcgen eno&^nt. Wxhtci ftatib ei
mit bem mäci^tigen uitb ftetigen (Begncr SBab^IonA, mit bcm
noTbSftli^ Don il^ getegenen (Sfam. Slamitifc^ SRad^ |at
ftdl f(i|im in oHevftü^ec Qüt in ben (Su^^iatl&nbcnt r^
unliebfam bemettbat gemalt. Sm damitifd^em (Etnf(ug lotig
m^ bte ^mmnrabiieit xtä^t genau ju d^ft^Ien« 9tid^ nur,
ba| bcr @flben Ottb^tonienS, bec jn Anfang berfclben unter
ber S)))nafKe wn Sotfa baS ^litifc^ Übergetmd^t ^atte, in W>^
^ftngigfett Don (Sfam ftmtb, au<f^ 9lorb6a6^onien mu|te jloeifelloi
fein 3o^ tragen. 93ar bo^ 9Km^@in, ber ^lerrfd^er tmi Sarfa,
fclbft (Hanrit nnb ^mmnrabt fein üktfall. S)aS ftCeinfhtattoef^
mit 00 feiner (Siferffh^elei »ar immer nod^ in Slfite, bei beni fii|
eben in oft tofc^ loe^felnbem Oef^d bie @4»id^n fiett eine
9rt Obcri^^ ber jetoeitö @t&rteren gefallen loffen nutzten.
2)iefe na^ frei(i(!^ nid^t feiten, namentlid^ in gffiHen, too eS gei*
fS^n^ tomr, ben Untergebenen ju reijen, bie ben!bar milbefte fjform
an. (Sine fo(d|e grorm mirb bai $o^it80er^A(tni8 beS KinuSin
Sber ^mmurabi ge^t ^ben. ^nn au9 bem Umftanb, bag
8ab^fa>n8 b^naftifd^ Sl^ronologie mit ben ftAnigen ber ^mmnrabi»
bt^naftie fiber^u^t beginnt, bfirfte kool^I baranf gefd^offen »erben
tbnnen, bog bie @tabt f^on unter ben Slnf&ngem ber 2)^naftie
SU einer gennffen Oebeutnng nnb ©elb^Anbigfeit getommen ift
9linur@in, ber Abnig bon Sarfa, trug ben XiteC eine<
^errfd^ert im 9tei^ Don @umer unb 9({fab. S)iefer, bie Stomen
ber beiben fitteften ffib« unb norbbab^fonif^n @taatdgebi(be ent»
^tenbe Zite(, n>ar Don je^ ber Snbegriff fpffn fnaift aU
i^ammurabi um 1945 atö ftbnig ,,Don (botteS Knaben'' auf
hm Z^ron SJab^Ion» fam, burfte er ed »agen, baS 3oi^
biefer It^ttn fübbab^Ionif^en 2)^nafüe abjufc^fittetn. (Sr er«*
oberte Sarfa, fe^te 8Km*@in, ben Slamiten^ ob unb 99ab^(on, bie
Siegerin, Ungft t)or @argon gegrfinbet, Don ©unnHibi jum @i^e
fehtei ©tabittnigtumS gemad^t, toar unbeftrittene f^au^tftabt ni^t
nur Storbbab^bmiend, in beffen Sheid fie (ag, fonbem (Sefamt«
teb^loniend. @ie blieb Don nun an ja^r^unbertelang ber SNKttel«
pnnft ber Oef^ic^e beS Don ^ommurabi unter feinem ^epter
geeinten Steid^. O^ne koeiteted trat er in bie 9ted^te unb Xitel
beS 9efiegten ein — 5t5nig Don SBab^ton aber ga(t fortan att ber
ftof^efh Zitet „^mmurabi, ber mdc^tige ftbnig, ber 5t5nig Don
Sab^ton, ber ftdnig ber Dter Sßeltgegenben, ber JBegrunber beS
SdnbeS bin ii^''. S)er „ftftnig bed SanbeS @umer unb SRtab'',
8 S)ie 6))ta(^nftage. HO. IX, 1
ja ,,bie ©ontte üon SBob^Ion'' nannte et fid^ ®t ^otte aber auc^
ein ftolsed 9ied^t ju ftoljen Sitein.
9Ud ein ftarf nationaler ßug erfd^eint in unferent Urteil feine
Sk^nblnng ber ©firac^nfrage. ^ii\)tt toax nur im SRorben Sab^«
Iimiend, ber eigentlichen S)omdne ^mmmurabiS, bad ©emitifc^
iBab^lonifc^e bie offizielle ©c^riftfprad^, im (Sfiben »ar man über
bad ©nmerifd^e in ber (S^riftfpta^e noä) nid|t ^inaui^getommen.
S>ad @umerif(^e nrnr bie ©prad^e ber Dorfemitif^n Seüölterungdi*
fd^t, n^or aber f(^on in ffir nnd tor^iftorifd^ Qtit im aus^
fterbenben, ja fogor too^I fd^on audgeftorbenen @pra(^e geniorben.
@te tourbe aber nmfome^r ate S)enfmate* unb indbefonbere ^eilige
Shtttf^rad^ — bem Sateinifdien nnfered SDättelalterd gleid^ — ja^r«
tanfenbelang gemiffen^aft gepflegt, a(8 bie femitifd^n SBab^Ionier
in ber fd^ftfic^en SSBiebergabe i^rer @pra(^ gan} unb gar üon
ben ©umerem abhängig nmren. @ie Ratten ben ganzen fom^li«
gierten ©d^rifta^parat, nrie er fi^ aud einer urfprungUc^n 83i(ber«
fc^rift, bie fic6 im Saufe ber 3^^^ i^ ^^^^^ ibeogra^^ifc^en unb
@ilbenf(^rift enttoidelt ^tte, ergab, ^rfibergenommen, fo menig er
ft(^ auc^ baju eignen mo^te. S)er Sab^lonier fc^rieb nie anberd
ald fumerifd^ ©d^rift, ja bie ®ef(^id^te ooQte ed, baB biefe ©c^rift
in ber' XeD«>eI«%marna^it (1400 o. (S^r.) ben ganjen Dorberen
Orient, JKleinafien unb llg^pten für ben bi^lomatifc^en SBerfe^r
be^fd^te. Um biefe ©c^rift fd^reiben ju ffinnen, mujste einem
bie Stenntnid oon ungef&^r 400 3cidben jugemutet merben, bie nun
i^rerfettS lieber re(^t t>ielbeutig fein fonnten. 3e I&nger nun bie
tote fumeriff^ ©prad^e im Qkbxaudi blieb neben ber femitifc^«
bab^Ionifd^en Umgangdfprad^e, befto ftarrer unb oerfnöc^erter »urbe
fie. ^mmurabi oerbr&ngte jmar bad ©umerifc^e ald offizielle
©d^ftfprad^e nid^t ooQftänbig au8 bem ©üben, aber er t)erf(^ffte
bem SJab^lonifc^en atö offizieller ©f^rac^e auc^ bort (Eingang ba^
burd^» bag er atö ber erfte ztDetf))rac^ige Sufc^riften — alfo in
fumerifc^er unb bab^lonifc^er ©pra^e jugleic^ — für bort obfagte.
S>er bab^lonifdjen Xrobition^ bie fid^ ^ier im SinKange mit
ber dg^ptifc^en, aber im ftarfen @egenfag ju ber fpateren aff^«
rifd^ befanb, folgenb, jeigte er menig ißeigung, ftc^ etn^a oor
aQem fitiegdru^m ju txxotibtn. Kriege fd[)eint er mit Sludna^me
etma ber SlnfangSjeit feiner Stegierung nur ba geführt }u ^aben,
»0 fie nötig n)oi'en. 3)ann fonnte ^pammurabi auc^ ber .»getoaltige
ftrieger'', „melc^er befdmpfte bie oier SBeltgegenben", mie er felbft
fagte, fein, er lieg aber gleich burc^blidCen, ba| ed bed ftrieged
«O. TL, 1 5Wcg unb ^ecr. 9
3Mcf taiar, bte dhäft totebct ^etjufieQen, bamit bte Untertanen in
fernem Sd^n^ in ^eben audrul^n fonnten.
SB&^renb bod fleine fte^enbe ^r für bie ^riebendjett nur
au9 9eruf9foIbatett, bie ftd^ in ber Umgebung bed Könige befanben,
beftanb, erfolgte ffir ftriege ein ^^oRikiufgebot, bem ber toe^r^afte
Shriegerftonb fofort ju folgen ^atte. Siefe aufgebotene, auf ben
Sinf bed ftönigd fofort ju ben SBaffen eilenbe SRannfc^ft bUbete
bann mit bem fte^nben $eer sufammen bie ©treitmad^t. SBer
fi^ hn f^Qe bei» ftrieged ber ^ereSpflic^t tntfiOQ, fei ed auci^
bun^ (SteOnng eined Srfa^manned, ^tte XobeSftrafe ju getofir«
tigen, ebenfo toie ber ^Beamte ober ißorgefe^te, ber bo)u be^ilflid^
toar. SieHei^t beftanb ber eigene ^egerftanb and Seuten an^
ber ^mat ber S^^naftie, bie ba^er auc^ jebenfaHS t)eriaffig maren
nnb fi^ ber befonberen fjffirforge beS $ofei» erfreuten, ^er
Shrieger mar n&mßd^ ni^t aü SBefi^er bed Don i^m bemirtfd^f«
teten (Shmnbed unb 9oben8 gebadet, fonbern aß erbßd^ 3n^aber
eined fdniglid^en Seiend mit befonberd auSgebe^ntem SKegungd«
re(!^t 2>er ^of gab bem ftrieger nid^t nur bad (ebenbe gnDentar
ffir ben @tall unb unter UmftSnben ido^I aud^ ein Keined 99e«
triebi^faliital, er lieg fi^ au^ feine mirtfd^aftlid^e Unab^fingigleit
angelegen fein. @o burften {Beamte ober SBorgefe^te ben Shrieger
ni(!^t jur fio^norbeit t)ermieten ober fc^&bigen. Sa, er mürbe
fogar, faOd eigene 3Ritte[ unb femer @emeinbemittet nid^t Dor»
^nben loaren, aud ber ©taatS« ober ^oftaffe auS ber ftriegd«
gefangenft^aft foiSgefauft. SEBar i^m bie S^erfiugerung feined Seiend«
beftfed fe(bftt)erft&nbn^ ftrengftend unterfagt, f o mar i^m anbererfeitS
bad 9Ied^t bed (SttottfA t>on $rioatbefi^ audbrfidElidb eingeräumt.
9n maffiDen SBaffen fährte bad ^eer Sßaffen aud ^olj unb
Sronje, Jteule, Sjrt, Solc^ unb ©d^mert atö iRa^maffen unb äSurf«
^olg, SBurfranje unb ^eile, Dom SSogen gef^offen, al8 gemmaffen,
neben melden ©teine unb ^uerbr&nbe^ atö SBurfgegenftänbe in
(Sebrau^ maren. 2)te (ei^tere iBemaffnung mar bie ©(^[euber.
& ift fibrigend nid^t unbebeutfam, bag fogar bie ben jtriegerftanb
betreffenben ®efe^e fic^ me^r auf beffen Siechte in ber ^imat ald
ouf bie Jtriegdt>flic^ten bejogen.
^mmurabi mar ein ÄufturfBnig. S)abei ift eÄ [elbfttjer*
ftänbüt^, bag er, fo fe^r er fidö aU ben (Sröffner einer neuen
3eit ^infteOte, md)t aUent^alben iReued gefc^affen, bad mefentlid^fte
, *
1) «gl. «0. I, 4 * ©. 4.
10 Jtultur. 9lamengebung. VC IX, 1
iDtrb et tndme^t fertig ober in 9(iif&$en Dorgefunbcn, bann aber
aderbingd genial aui^gebant ^aben. 3n bieten ^Oingen, fo t>or
allem auf bem (Bebiete ber ftunft nnb Siteratur, Ifi^t fic^ t>on
einer tM^^P^fi ^"f irgenb eine Qvi nid^t f))re(|en. &ie nyaren
eben ba, fo lange man »ujste, unb erbten fi^ meift g(ei(^, ^iet
nnb bort ein menig berftnbert, fort. SRan ift baran, fic^ nic^t
baifiber ju oenounbem, kood im Saufe ber Sa^rtaufenbe ge»
morben ift, fonbem Dielme^r barfiber, tnai am Knfang unfered
^iftorifd^en 993iffeni8 aOeS f(^n iDar. & Ifigt fid^ atfo in n>efent<
lid^en fünften bie 3^^^ ^mmura6td nic^t in ein, auäf nid^t in
smei Sa^r^nnberte t>reffen. 2)a9 gUt au^ oon ber SteHgion im
allgemeinen, obtt^ol^I gerabe auf bem Gebiete ber Z^eologie mit ber
^mmurobi^eit eine neue Ära beginnt.
@oU)eit mir auf bod ftulturleben Sab^IonienS jurfidblidcn
lönnen, ift e8 jur Stetigion in enge SBejie^ung gefegt bom Seben
U& Keinen SRanneS an HS jnm ganzen )BoIl8leben. 3)a« ift in
einem Sanbe, in bem bie 9teligion auSgefprod^ aftralen (S^rofter
trägt, gar nid^t anberd )u ermarten.
@(^on bie 9lamen, bie bei ben Oab^toniem ben Stinbern bei
ber ®eburt beigelegt mürben, tragen au8ge)n:dgt religibfen (S^*
rafter. @ie fteOen fic^ in ber Sieget atd ein lur^er @a^ bar, in
bem meift in jmei, manchmal au(^ in brei Sorten ein Sobt>reii^,
eine 0itte ober eine S^age an einen @(ott ober eine furje fiu^
fage ffl^er il^n entölten ift, %. SB. @in«bani = ®in erfd^^t, ober
Sfd^mi^Sagan = eS erhörte 3)agan. 2>a8 ftinb mar bamit offen«
bar unter ben befonberen ©d^u^ etneS beftimmten ®otte8, nic^t
fetten beS ®otte8, ber fc^on bem SBater nnb bem 0ro|tMtter 8e«
fi^fi^er mar, gefteUt. SBeitauS am öftefien fommt in attbab^loi*
nifc^ 9lamen ber äRonbgott @in nnb ber ©onnengott ©amafd^
Dor. SRerhoärbig ift, bag mir aud^ bem Stamen ^mmurabiS
im )ufammengefe$ten ^erfonennamen, mie ^mmura6i*bani dfterS
begegnen. SBa^rf^eintid^ tiegt ^ier eine birefte 2)eifi)ierung Dor,
met^e Stnna^me aud^ aui^ anberen (S^rfinben nic^t bon ber ^nb
iu n>eifen ift.
Sin 9lame mie @amaf(^nafir«a))Ii = „@amaf^ ift ber 9t^
fd^ä^ bed ©o^neS" t> einen 8tict tun in bie ^ol^ JBebeutung,
bie ben 9lamen urfprfingtic^ beigemeffen morben ift. 2)er SBab^
tonier f^i^te eben ald @emite SHnber unb inSbefonbere @&^ne.
S)ad SBor^anbenfein t)on @ö^nen unb bie SBfirbe eined pater
amilias mad^te erft ben @emiten jum geachteten 9Rann. 3Me
«O. IX, 1 9$eTldbni«, (E^e, ©tellung bet Sftau. 1 1
graniltenüer^Itttiffe maten bed^alb fc^oB in altbab^Iomfc^r Qtxt
ein tt>i^tige8 (Sebiet gefe^eberif^et Zfitigfeit geioefen.
3)et (E|ef(^(n6 toat an eine Steige Don SJebingnngen gehtflpft.
Ottmmig »Kit, ba^ bet SBtantfud^be nid^t etUKi ber f^eiratd«
tonbibat, fonbern ber Sater beCfelben nmt. S)ie SBeja^Iung beS
ftauf^iretfeS, „be« SRa^(f<i^^8" an bie SBranteltem bebeutete bie
@(!^ie^g b^ SerUbniffed, }u beffen 34tQnbe(ommen bie WtiU
gtft ber Sraut bereite feftgefe^t fein mu^te, bie aber ber ÜBraut
xt\p. ^u offenbor für alle f$&Oe audgentad^t blieb, ^uxd) bo8
8er(öbiii9 nrnrbe bie $rau (Stgentum bed aj^anneS, blieb aber nod^
im (Btem^ttfe. Sßa^ einigen gefe^ü^en S^eftimmungen fd^nt
ed fd^ })oif(^n ftinbem ju iBerlobungen gefommen ju fein,
Siegel iDor ed inbeS nid^t Sin ß^rfidEtreten t>om SSerlöbniS n>ar
nnter entfpred^enber (Sntfc^Sbigung jeberseit möglid^. !E>ie (Sfftß
f(^Ke|ung, bei ber bie SBraut k)om Spanne ein (Befd^ent ald SRorgen«
gäbe er^elt, gef(^^ burd^ einen förmH^en, genauen (E^Dertrag.
Ol^ne foI(|en gab ed, bad ift im ^ammurabifobe; anSbrfidlic^
attdgef))ro<!^, feine (S^e. SRit ber S^ef(^(ie§ung jog bie ^xan
geioB^Iic^ in baiS ^ud beS 9Dlanne8. @S ift t)oratt8gefe|t, ha%
eine ^^ntUie ein eigene^ |mud bemol^nte, beffen unbenu^te ißeben«
rannte fie oermieten fonnte. X)ie Qt\)t ift monogantifd^. (£8 gab
nur eine gftau. Die befonberS tfofft SBertung beS ftinberfegenS
UKir aber ffir befonbere SKobififattonen nta^gebenb. Vbgefe^en k)on
beut aud^ im ^ammurabifobej: red^Iid^ Dorgefe^enem ^11 t)on
1. 9Rof. 16 1 f., tt)onad^ bei ftinberlofigteit ber C^^efrau biefe
i^rer SRogb ein genriffed S^erec^t einräumte, fonnte auc^ im gleichen
^aUt, jeboc^ nur, nyenn le^tered nid^t gefd^^» bem Seemann eine
9{ebenfrau geftattet merben, bie ober au8brfid(id| ber S^efrau ni^
gtei^ftonb. 9u(^ bei @^(ie^ung einer 9lebene^e n^ar SBertrag
ndtig. ^e ^mmurabiseit rfiumte ber ^rau gegen frühere 3cit
immer^n einige Steckte ein. @ie tonnte eine felbftfinbige ober mit
bem SRanne gemeinfame @c|u(bt>ert>fli(^tung ^aben ober fonnte
t)ertrog8m&gig bon ber @d^ulbt)erpflid^tung M (Seemannes aus-
genommen nierben. SBet äRifc^e^en jiotfc^en üerfc^iebenen ©t&nben
Mieb ber %tau bie 3nge^örigfett ju i^rem eDentueD ^S^eren @tanbe
r>oxMf(dttn unb genoffen bie Stinber bie Ked^te beiSfelben. Sud^
bad Kec^t ber (S^fc^eibung ftanb bem äRanne ntc^t einfeitig ju,
fonbern au<^ ber gh^au. 3)ie ^ormalitfit bei ber (S^efc^eibung mar
im aDgemeinen red^t einfach, loenn auc^ nament(ic^ bie t)on ber
^QU oorgebrad^ten (Shrunbe oor @erid^t genau gu prfifen toaren.
12 (gW*«i^«ng, gamilie. «O. IX, 1
Sttdbrfidti^ feftgdegt tourbe im ^Qmmurabt{obe& bag fttan(§eit
bei t^tQU foiDcnig loie ftrteg^gefangenfc^ft bed SKontted einen
®runb }ur (£§ef (Reibung 6i(be; im (enteren ^Qe fa^ bad ®efe^
bei 9la^rungdfoTgen fflt bie grau bod 9te^t bed Singe^eniS einer
3^ifd^ene^e üor, bte mit bem %aq ber fH&dUffx beS (Satten iu*
gunften ber erften Qt^t ber ^au enbete. SBenn bie S^e nic^t
gerabe n^egen lieberlid^en fiebendtoanbete ber grau gefc^ieben toorben
toar, ftonben ber gef^iebenen grau unb indbefonbere i^ren ftinbern,
beren Sr^ie^ung i|r jufiel ^ unb beren Siechte baS ®eri(i^t ali Sor«
munbfc^ft^be^örbe genaueftend toa^rjune^men ^atte, nic^t unbe«
beutenbe t)erm6gendre(i^tti(^ ^orberungen ju, auc^ bann, toenn fie
bur(^ Sßiebert>er^eiratung in einen anberen ^milienDerbanb trat.
2)ie SrtDdgung fof^er pehtniärer Verpflichtungen toirb bem Über«
^anbne^men t)on (E^efc^eibungen, bie fonft für ben äRann feine
befonberen ©c^nyierigleiten bebeuteten, »irffam k)orgebeugt ^ben.
3)er leitenbe @(ebanfe für bie bie Sted^e ber ^tau »a^renben ^ara«
grapsen nyar ber, bag fie bie SDIutter ber ^nber, indbefonbere ber
@ö^ne ift.
S^ebruc^ unb fonftige bie (£f)e gef&^rbenbe SBerge^en mürben
üom ®efe$ mit ben fc^toerften ©trafen gea^nbet, in ber 9iege(
mit Xobedftrafe. jlinber fpietten im S^e« unb ^amiUenrec^t eine
ganj ^erüorragenbe SRoKe. SBeDorjugung eined @o^ned bejfigUc^
bed Smmobiliaroermbgend burc^ ben SSater^ im Xeftament mar
))orgefe§en; bad fonftige Däterlic^e Vermögen erbten bie @0^ne ju
g(ei(i^en Zeilen. Unmfinbige @ö^ne erhielten i^r ^nbedteil famt
bem aita^If(^^ fic^ergefteHt. Jtinber Derfc^iebener äßütter erbten
nur bad t)&ter(id^e Srbteil gemeinfam, ßinber einer ^rau auS ner^
f^iebenen (S^en erbten bie mfitterßc^e SDtitgift ju gleid^n Zeilen,
im übrigen Ratten fie i^re Srbrec^tSanfprüc^e an bie (eiblid^e äRutter
refp. ben Iei6(i(|en Sater. ®a8 @rbrec^t ber Z&c^ter mar be^
f^ränft. @ie erhielten SRitgift ober im ^Oe bed £obe« bed
ä^aterd in ber SRegel ein 5Knbedtei[ ^ur iRugnieBung. SBar bie
Zoc^ter eine (Semei^te ober Su^Ibirne, meiere nic^t ^eirai^fü^ig
maren, fo erhielt fie in ber 9iege( nur bie 9^u^nie6ung i^red SRit«
giftoermdgen^. Die @ö^ne einer ä^agb troten bem SBater gegen«
über im ^Qe ber Sboption in ooQe jtinbedrec^tdanfprüc^e, mürben
1) Übrigeni^ toerben Keine ftinbcr ^äufig burc^ frembe Timmen auf«
gejoflen. -— 3ni Satte einer SBiebcröcrfteiratung einer fBitwe teilt biefe bie
^rjie^unö^pfiidjt mit bem ^weiten Planne.
2) ^u6^ bie Vlutter tonnte im ^eftament einen iöieblingdfo^n beDor^ugen.
90. IX, 1 8et)0aetun0dflaffen unb @t&nbe. 13
fte ntc^t abortiert, fo gingen fte beim SrSe leer au8, toerben aber
in ber Siegel i^re ($ret^eit Betommen ^oben. 3;6d^ter nmtben,
tme eS fci^nt, ni^t aboptiert. S)aS drgfte, )oad einem ungeratenen
@o^e nnberfa^ren fonnte, nnir bie Serfto^ung aud bem &tttn^
^avA. ^e Okfinbe jum SSoü^uge biefer SSerftogung beburften
genauefter ric^terlid^er ^fung. 3>ie Sufna^me t)on 3^^^ ^^^
ftoftfinbem in bad ^aud ^at nnter Umft&nben Dennögendre(^tli(!^
Qetpflt^tung gegen biefelben jur Srolge.
Senn aud^ bie 9te<^t8befttmniung Aber 9Rifd^e^en baS fßot*
fommen tion Serbinbungen stnifd^en ttngel^örigen jtoeier Derfd^ie«
bener @t&nbe erfennen I&|t, fo nyurbe an ben Unterfd^ieben gn^if^en
ben @tAnben ioiff genau feftge^alten.
9(9 reine @a^e, ald @tä(t n^urbe ber @IIat)e beS SBfirger»
ixdfm ongefe^n. ißt^t ber ©Haue toar, faDd er t)erle^t mürbe,
Smpfingtr einer SSergfitung, fonbem felbfttierftänblt^ ber ^err.
2)er &tLatK toat gemarft; bod^ f^int biefe äRartung niti^t am
ftdrper fetbft vorgenommen toorben ju fein, fonbem etma burd^
Um^ngnng eineiS ZonftegelS ober berglei^en ftattgefunben ju
^ben. (Eine gettriffe ©onberfteHung unb SSeüor^ugung fd^eint ber
@taatd» ober ^offfJ[at)e eingenommen )u l^aben, bie fid^ auc^ auf
bie @tla\>m ber ^reigetaffenen, n^o^I toegen ber SJesie^ungen biefer
jum ^ofe, fibertragen ^tte.
^a^ ben 93eftimmungen beiS ©trafred^tS famen nad^ ben
&latKfx bie gfteigelaffenen an Sßertfd^^ung. ©onyeit fle auS
grcigelaffenen Ui $ofe8 beftanben — unb um fold^e toirb ed fid^
in ber 9Re^^( ge^anbelt ^aben — fd^einen fte aud^ fid^ nyeiter^in
bem $ofe ali SBeamte unb ^offtaot jur IBerfflgung gefteflt ju^aben.
Skiraui» ergab fic^ bann, bag ber greigelaffene gefeCfd^ftlid^ unb
bei ^ofe totfd^Iid^ ein ^ö^d 9(nfe^en ^atte, ate ber ^igeborene,
ber bem <Befe^ nac^ eine ^öl^tt Wangtlaffe bebeutete. S)aS koar
ber felbftfinbige äRann beS foliben bfirgerlid^ 9Ritte(ftanbeS. (£S
»irb t^orjfiglid^ ber @tanb beS jAnftigen ^anbn^erts unb ber
fionbioirtfc^ft gen^efen fein. Sine befonberS ^o^e fo^iale @teU
(ung ^ten bie ^efter, bie eine Jtafte ffir fid^ bilbeten, unb
natfirlk^ ber $of inne. @ie nniren aud^ mit reid^Itd^n $rit)i«
(egtcn mSgeftattet. Sn ber &p\1jt bei» gefamten (SkmeinniefenS
ftanb ber abfo(utiftifc§ regierenbe ftönig, jebenfaHS ber grSgte
•nmbbcfiter beS ganjen Sanbel». I£r ^atte, n^ie au^ bie %mpA,
befonbere Seft^tel; Serle^nng i^re8 SSefi^eS lourbe in befonberer
SBetfe geo^bet. (Er nmr ftönig bon ber (SBtter ober aud^ bon
14 ttirtfc^aftlit^ Ser^eUtntffe. 9UD. IX, 1
(Bottedgnaben. Slod^ ber jekoeiM iDtd^ttgftett Zat itmct^Ib etneS
Saures fritter Stegimtng würben bte einjtbien ^afftt genatittt.
SBte ber ftdntg bte oberfte Snftang bei allen Stetl^ttoitgetegen^eitert
UKir, fo kOQt ber ftrone aitd| bai^ S^gnabigungiSrei^t eingecfiutnt.
fiber alle emftereit Gegebensten mußten i^m bie Seamten fd^ft»
li^ ober mfittbtid^, in bringenben gAOen bnrcl^ (Eilboten IBortrag
erfitttten.
2)te A)trtfd^aftli^en Serl^ftniffe beS Sanbed, ffir beren ^bung
namentli^ ^mmurabi nnermublii!^ arbeitete, marcn ab^ngig üon
einer möglic^ft fiarfen Sudnu^ung bed Sobend unb, na^bem
btefe burc^ fortm&^renbe SSerbefferung nnb Snoeitemng ber ju
burd^greifenber 99en)&fferung nnbebingt ndtigen jtanatifteruug bed
SonbeS gut ermöglicht nnir, günftige. ®runb unb Aapital mar
im aQgemeinen in ben ^nben ber ®ro|gmnbbefi^ unb ®ro{t«
l^nbler. S)er fi(einbeft|er ^piAtt eine befd^ibene Slolle. S)er
Oro^gmubbeft^er fiberlieg feine SBefi^ungen — ©fiter, Sie^, (Mrten,
}u oerfc^iebenen 2ei(en ^ftc^tem, bie n^a^rfd^einlid^ il^rerfeitd
mieber loeiter Derpac^ten fonnten, ber @ro^aufmann Mrtrante fein
®ef(^&ft nnb Stapital einer Kei^ Don Staufleuten an. 9Kit foU^n
Unternehmern, benen eine iiemtid^ gro^ Semegungdfrei^t ein«
ger&nmt n>ar, (am bann erft ber Heine SRann gum Rubeln.
3ur Sudf fl^rung ber Arbeit bebiente fid^ ber pachtende Sauer —
bie t^öQig felbft&nbigen niaren nioi|( in ber SRinberl^eit — bed
^IbarbeiterS, @(^n)ei|er8 unb (Sirtnerfi, ber ^erbenunteme^mer
bed $trten(ne(^iS. «n SBie^ (am in »etco^t 8linb, <Efe( unb
@d^f, bae $ferb nmr noc^ unbe(annt. (Skbaut niurbe l^npt«
fid^Iid^ (Betreibe, beffen «uSbrefc^ bie ^nfe bed SlinbeS ober
(Sfete beforgen muj^ten, ober £)( liefember @efam. ^ierffir toie
ffir bie ^eimifd^en 3)atte(n aus ben (S&rten nyar @d|^anne unb
9Rar(t }u Sab^Ion, ffir toetd^ im ungemeinen (dniglic^e Zarife
bie (9runb(age bilbeten. Ausbreitung beS Stferbaned, (Erbauung
t)on ftom^ttfent; Serbefferung ber S93eibet)er^5(tniff e behielt ^mmu*
rabi ftetS im Sage. Die $robu(te ^mifc^en ^eiged, iSoOe unb
Seppid^e, aber auc^ in siemlic^m Umfange bie SlrabienS, (£(am9,
@9rien8 ober $a(Sftina9, tooren infolge bed ftar( audgebilbeten
^nblettumS, bad offenbar nic^t aüiulange nad^ ^arnmurobi flutf«
^ttfer allergrößten @ti(« fc^uf, )u (Babylon marftfS^ig, bie ©d^iff^
fa^rt ftanb im S>ienfte bei» ^anbeU. S>er f^dnbler bebnrfte in
gemiffen ^Qen eined (Anigtic^en ^ffeS att Segttimation.
^flr ein ^nbeltoefen oon fo großem Umfange nmr bad
«O. IX, 1 9htb, ^0% ^nbmerl. 15
IBor^nbetifem einfaßt Souf^mUtel eine 9b)ttDenbig(ett @o
^ien loic neben Qafjliunq,tn an $robuften, indbefonbere an 9t'
treibe ani^ fold^ an QMh. S)a6et ift aßerbingS noc^ nid^ an
eigciitfü^ ge)>i&fiteiS (8eß) m benfeit, fonbern an ©tfide ))on
ebelmetaH, bie tum 2:eU einen SSertftempel trugen unb auf«
geiDogen »tti:ben. 2>ad ®e(bmetall \dilM)t\)\n t9ax bad @tI6er.
S>ag man mit (8eQ) ted^t tool^t umjuge^n »ugte, erfe^en toic
bamud, ba^ Qviabttt^nunQpx eine grojse SRoQe bei ben 5ta)»itatd«
enttetl^ni ffnelten. S>a9 (Setbmefen beruhte n^ie ba» SRag« unb
Oeimfi^tSlDefen auf bem @e;ageftma(f9ftem. 3^^ Siegelung beS
SBricf« unb $oftt>erfe§tS, beffen ein ®ef(^&ftt< unb SBeamtenftaat
au^ in ^mmurabid j^6t nid^t entraien Eonnte, biente ein auS*'
gebtlbcte» ^oftbotenkoefen für ben ^tn« unb 9laf)k)erfe^r, ffir be<i
fonbctd niid^tige SBefotgungen gab eS (SUboten. 3n fpdterer 3^it
benu^te man fogar ju äRitteUungen rein ))riiKiter, ganj aUtAg«
ti(^ 9latur bie $ofi 3n nic^t feltenen ^Qen befam ber tönerne
Brief au(^ fein ttnemeS ftuDert, bad mit ber Xnfc^rift bed
(&Q^>f&ngerd Mcfe^en toar unb Don biefem serbrcN^en loerben mugte.
Alle Ser^dltniffe meifen barauf ^in, ba§ ficj^ bad ^uptleben
in ber 0tabt ab^pidu, uyofelbft aDc S&ben jufammen Hefen, ^ier
nxir ott^ ber 9i&§rboben beS jfinftigen ^nbn^erfö. ^n fotd^n
ftibftänbtgen künftigen ^anbuierlem finb u. a. genannt ^öt^fer,
@^eiber, Qimmttmann, ©eiler, 9Raurer. S)ie ®))innerei )oar
t>on ffrauen betrieben »orben. S)ie toerfd^iebenen Qfknftt ober
Innungen ^ten fic^ befonbere ®5tter aU ©d^u^atrone geto&^tt,
ein Sraud^, ben n>ir §eute no^ in {atf^oHfc^en ®egenben in ber
SBo^I tMm befonberen ©d^u^^eiligen toieberfinben. Sieben ben
ZApfereien, ßiegeteien unb SBebereien finben toir a(8 me^ fünft«
geoerbtertige Setriebe SRetaQ« unb Sbelfteinarbeitereten, ba für bie
9Bei^inf(^riften nid^t nur 9alfftein, fonbern auc^ ZärfiS, 9(^at,
Sopiata^i jur Seru^enbung tarn, femer @iegelfted^reien — ^atte
bod^ fc^on ©argott fein aQer^Sd^fteS Snfiegd, baiS er feinen @r«
laffen aufbr&dte. 99iron)e^nb)oerl8^uge unb f^uerftein fpielten
in ben ^oitbuiertlid^ Setrieben i^re gro§e SRoDe.
9tt Qtaverbetreibenber fam ber 9rat in Setrad^t, beffen ftunft
oli eine ruäft l^bnmfim&gige eingefc^&tft u^urbe. Operationen
nolym er mit bem O^rationdmeffer au8 Sronje wx, ^ßt baS
SH^Ingen einer Opcpation mürbe er in fe^r loeitge^enber SBeife
^ftbar gemad^t: et n>urben i^m unter Umftdnben bie ^nbe ab«
geilten. Sieben bem Krjt teuren (^teerbetreibenbe ber Zierarjt,
16 ©ewctbe. 5UD. IX, 1
ber \i6) fd^on bamafö an o)>eratit)e Singriffe |erann)a(tte , bec
©i^erer ober 89atbter unb bte in einem tDefentficl^ l^öl^eren Snfe^n
ftel^enben Oaumeifter unb ©d^iffdbaumeifter. Se^tere erhalten fuc
i^te getriftete Srbrit nid^t eigentltd^ einen So^n, fonbern Honorar,
^aju gab e^ aQent^alben ^gelö^net. S)iefe werben »o^( jum
%t\l nt(^t in rigenen f^Aufern geroo^nt ^aben, fonbern bei anberen
in 3Riete. 93on friten bed SBermieterd tonnte ein SD^etSbertrag jeber»
irit o^ne nyeitered gegen 9tü(ferfa| beS nic^t abgewöhnten SKiet}infe8
gettft merben, bie SDheter roerben a(fo in feinem befonberen Sn«
fe^n geftanben ^aben. fnimmurabi ^at übrigen^ fär ben Slage«
(b^ner toxt für ben ^nbmerfer gefe^lic^e So^ntarife aufgefteüt
!£)ie ^au n>ar bie naturgemäße Setoirtfc^afterin bed fKiufei^,
bie ®attin unb SRutter. @ott)eit fie ntc^t @Kamn ober SRagb
tt)ar, genofa fie rine nic^t eben ungeo^tete Stellung im t^amilien«
oerbanbe fomo^I »ie Dor @(eri^t. 3ebe f^au, bie nic^t gum $ri«
raten fam, fc^eint einen 9eruf ergriffen ju ^aben, fri ed im 2)ienfte
bei» X^mpt^&, fri ed al» bffentüc^ Su^ime, bie — fe^r im
®egenfa$ }tt unferer S[nf(^auung — bamald burt^ui» nid^t aQge«
meiner SSerad^tung ))rridgegeben n^ar. iBieUric^t ^at fid^ bied
Sffentlid^e SBul^Ibimengemerbe, boi» im (Sefeg gan} ru^ig neben ben
anberen genannt mirb, Don bem Siempelbimenn^efen bifferenjiert,
fobaß baraud bie immerhin ad^tbare ©teQung bedfelben ertt&rlic^
»firbe. (Sin Seruf j»ttfe(^after ®fite, ber bamatö ben t^rauen
eingeräumt mar, mar bie ^emirtfc^ftung ber ©c^ntmirtfd^aften.
^iefe fd^nen eine %rt SBorbeQe gemefen ju fein, in benen ftc^
afiertei @efinbe(, aud^ |)0litif(^e SBerbrec^er, herumtrieb, fobag bie
^olijei rin fc^rfed Xuge auf biefe ©c^antmirtft^ften ^aben mußte.
!S>er ftdnig fduberte benn auc^ bad Sanb, fo gut afö mbglic^, t>on
Sanbiten unb SBegelagerem. Qubtm trieb er ftaatlic^e Strmen«
pflege unb ^ie(t eS fflr mid^tig genug, gefe$m&{$ig p beftimmen,
baß befangene menfc^tid^ ju be^anbeln feien, menn aud^ bie SRotioe
^ierju ma^rfd^inlid^ nu^t aQju l^od^ ju merten finb.
(Eigentlich bemußte ftunft gab ti in Sabplonien nic^t. Qti
gab koo^I, mie mir etma brim S3aumrifter ober ©c^ffftbaumrifter
gefe^en ^ben, eine ^ft^erfd^fi^ung gemiffer {Berufe, aber fo menig
ed rine ©renje gab itoifd^n (Skmerbe unb Shtnftgemerbe, fo menig
gab ed eine jmifc^en ^anbmerf unb ftunft in unferem @inne.
Sud^ bie praftif^ angemanbte 9Biffenf(^aft in iBau unb Jlonftrulp
tion mürbe nid^t atö fold^e in befonberer XBrife gemfirbigt.
(Bauten großen @ti(e, etma ^aläfte ober Zempet, mürben ftetd
«C. IX, 1 ÖQUWcfen, Äunft. 17
omamental auSgef^mödt. 3^re Sorbtiber looren in ber 9tegel
ein ^immßfc^er 9au, ber im Xraum ober in ber Sifton gefd^aut
unb bann nac^gebttbet ninrbe. „©runbrt^c^nungen'' ju fold^en
9anten ^6en toir auiS ber dtteften Qtit äBafferleitnngen, ju
beren Sau 9t6^ren, Sbxitß unb ,,3:"ftfi(fe au8 Xerralotta t)em)enbet
lotttben, lourben Idngd eineii unterirbtfc^en eigend ba)u gegrabenen
®Qiiged gelegt, fobag namentßd^ 9le))araturen fid^ einfacher geftal«
teten aU bied bei man^er äßafferleitungdantoge J^eut^utage ber ^Q
ift. Htm ftanalbau loar unaudgefe^t, \ok loir fd^on bemerlt ^aben,
bod Sfugenmerf ber ^errfd^er iugemenbet; ba ja : ausgiebige S9e<*
mdfferung fflr bie Sanbioirtfd^aft eine fiebenSfrage toar. ^ammu«
robi regiftriert benn auc^ unter feinen Xaten ben 89au eineS Stanald,
bed ,^mmurabifana(8''^. 3)ie 89aumeifter jener 3^^ mujsten
t&äfti%t Srd^itelten, Stonftrufteure unb Ingenieure geioefen fein.
Übrigend ge^t auiS d&tm ^tt>ox, bag ju jenen QÄttn, gerabe au(^
jur 3^t ipammurabii$, eine fo rege SBautfitigfeit ge^errfd^t f)at,
bag ed an entfpre(^enben Aufträgen nic^t gefehlt ^at. (£r reno«
merte, Mrgrß^erte, tierfd^Onerte Zempel unb @tdbte feined ®ebieted,
baute }um S^eil ober ganj r)om f$einbe bertoäftete, barunter Sffur,
midier auf, i^nen mit ber Stopie i^reS geraubten ©tabtgottbilbeS
i^r @tabtrt(^t tt)iebergebenb, er befeftigte @tAbte.
Xud^ an \fiid^ Sluftr&gen, beren Su8fä§rung toxi f^ntt unter
bem Seftd^punft ber jhtnft ȟrbigen, fehlte ed in Kltbab^Ionien
ni<^ (Skrabe auf biefem Gebiete ift ein golbened 3^^^<^t^^ I&ngft
üor ^mmurabi )U Snbe gegangen, eine $6l^e, bie in fpdteren
3a^|nnberten niemals me^, auc^ jur ^ammurabi^eit nid^t, er«
reicht n)orben ift. (Sd ift bad 3^^!*^ ^^^ ^neS ®ubea (ca.
2600 t>. (S^r.), bon bem aud^ i^mmurabi jel^rt. Sber ftunft l^aben Uiir
I&ngft fc^on iubor. 9u8 bem liierten 3a^rtaufenb ober no^ ftfi^,
alfo aus fnmertfc^ Qdt, ift unS ein SOtarmorlopf eineS ©umererS
erhalten, ber bei ben Ausgrabungen in 9l\ppnx gefunben Uiurbe
unb ber unS in feiner SuSffi^rung ein berebteS 3^fi>t^ Altefter
^0^ Jhtnft ablegt, ^ar unb Sart ift, nad^ ber ©itte biefeS
SotleS, raftert, Sugen^aare unb Sugenliber finb burd^ eingelegtes
@ilber, bie ^ßupiOe burd^ braunen ®tein, baS SBeige beS SugeS
bun^ iDtn\6ftl loiebergegeben *. Sin Uieiterer l^erborragenber Shtuft«
jeuge jener alten Zage ift ein Sron^elopf einer 3tege mit gett)un<
1) @o in ber fog. Sout^te-^nft^rift I, Dgl. femer bie ^atenliße.
2) €ie^: ^. S. ^ilineitt, bie Vudgrabungen im SBeltem^I §u 9H|)t)ur.
1908. @. «6 f.
«UCT OliCBt. IX, 1. 2
18 Sciie^ungen au ¥a))^(Q8onien. 9l£. IX, 2
93e)onbe(d bei jtoei ^ffaben, bem fogenannten ©otbioSgrabe
unb bei ber ^affabe {[Tejaftid, ifi bie ©iebelfonfttuhioa üoQtommen
naturaliftifc^ bargefteHt, mit Sufen, an benen noc^ bie 9iiegel beut«
(id^ erfennbar finb. 93om in ber ^^ffabe befinbet fid^ meiftend
eine ©d^eintür, hinter if)r ift aber leine ®rabtammer fic^tbar;
bieder Umftanb f^at 3^^M eaegt, ob n)ir ed t)ier au(^ tatfäc^^
lic^ mit ®räbem }u tun ^aben unb nic^t nur mit Stennota))t)ien
ober mit Sfultft&tten. iRad^ ber $)efd^reibung ber einzelnen ^ffaben
»erben mir auf biefe t^rage etmad nS^er eingeben unb bann finben,
bag ed fic^ ^ier tatfSc^ttd^ um ®räber ^anbett, oor benen aQer*^
bingä aud^ Shtft^anblungen ))orgenommen morben finb. ^od§ toai
bied nur eine fe!unb&re Srfd^einung.
Um bad Suftauc^en biefer neuen f^orm ju t)erftef|en, muffen
tDxx einen Keinen Sbfte^er nad^ ^^a))f)(agonien machen unb bie
bortigen ^affaben in Srmägung sieben, bie einen großen @inf(ug
auf bie p^r^gifc^en ausgeübt ^aben, mad aud^ mit ber rein ^ifto^
rifd^en ^^rabition, bie mir t)on biefen Sölfem fjaben, nid^t im 993iber^
fpruc^ fte^t.
3n $ap^(agonien ftnben ftc^ nämlic^ Gräber, bie an^ einer
ober mefjreren Kammern beftefjen, meldte in btn ^^elfen gemeißelt
finb. 9n biefen finb ebenfalls nod^ in ben lebenben §eld einge^
meißelt, SBor^aHen^ angebracht, bie nac^ au^en t)in burd^ @äulen
geftfi^t merben. Über biefen ©äulen ift bann meiftenS an ber
öugeren ^etöoberflftc^e atö arc^iteftonifd^er @d^muct ein @iebe[ an^
gebracht \ 3n biefen ®iebe[ finb bann iur SSergierung noc^ Xier«
figuren eingemeigelt. ®iefe ®rabfaffaben mit ba{)inter Kegenber
©rabtammer finb naturlid^ auc^ Imitationen ber SBo^nungen be^
Sebenben unb ^aben, »ie ber ©iebel bemeift, SBejie^ungen jur ^olj^
art^iteftur. 9t^n(i^ed ftnbet fic^ auc^ auf einem affprifc^en Relief
an^ Armenien, ha^ bie (Srfturmung eined ^empetö barfteQt. ®enn
biefe ©raber, bie )iä) über biefe ganje ®egenb gerftreut Dorfinben,
mie auc^ in ben Stac^bargebieten unb beren meftlic^fted im $urfaT^
tale, nur menige äReter oon ber bftKd^ften p^r^gif^en S^ff^^^^ ^^^
mit Duabratmuftem oerjiert ift, liegt, finb, ba bie ehemaligen SJe«*
mo^ner ja ^ettiter maren, o^ne S'^oge unter beren futtureUem ©n*»
fluffe entftanben.
1) 91. Seon^arb, papl^Iagonifdge ^entmftrer, ^d^Ul ®ef. f. üaterl. ftultur
80. 3a^red6eTt(^t 1903.
t£. IX, 2 ^e Saffaben mit aRdanbertnufter. 19
9Bir kDtffen nun ni^t, xotl^t S35l!erftrAmungen ober tueld^e
polttifij^n (Sinflujfe, meld^ SRoben, !ann man t)iellei(i§t jagen, biefe
Sit ber gaffaben in ha^ pfitt^qi^d^t 3^"^^ gebracht ^aben. ^a,
nrie eben enoS^nt, jn^et biefer üerfd^iebenen ^[faben btreft neben««
rinanber liegen, fo ifi eine genaue ®ren}e lüeber jeitlic^ noc^ Srtlid^
3tt siff)en. (£d ift DieQet^t nid^t unmögli^, ba| bie äJorljerrfc^aft
üon S^atti über bie f)ettitifc||en (Staaten jeitn^eilig auf bie äSöIfer^
fc^ften übergegangen ift, beren politif^ed 3^n^in iugtei^ bad
bor bUblic^en g^ffaben n)ar unb ba'i man infolgebeffen bann bie
politifc^en SJorg&nger imitierte. @ei bem n)ie ed fei, mir finben
plöglic^ in ^^r^gien Imitationen Don großen $oI}bauten atö ®rab^
faffaben oern^enbet. Sd finb bie^ fünf ^ffaben, bie gleich ber
9Iei()e nac^ befproc^en werben foQen.
^em %(ter nac^ ift »a^rfc^einlic^ Strdlanfaja bie äüefte, bann
SRaltafc^, femer bad SJ^ibadgrab, bie ^^affabe Strejodtid unb enblic^,
bic^t beim SOtiba^grab am i^orbab^ange ber SRibadftabt ba^ foge«
nannte @orbiodgrab, bad unDoQenbet geblieben ift. 3)ie 3)enennungen
tommen ^er: Xrdlanfaja, auf beutfd^ SbmenfelS, ift koegen ber
fiBn^enbarfteQungen oon ben Spürten fo genannt )oorben; 3Ralta\if,
toörtlic^ äberfe^t ber ©d^a^ftein, n^eit ber ba^interttegenbe @c^ad^t
n»o^l iu @(^a^gräbereien ^eranlaffung gegeben {)at. ^ad SOtibad**
grab nnb ^rejadtid ^at man in ber 5tunftgefd^i^te fo genannt,
n^I beibe 9tamen in ben an biefen faffaben angebra^ten 3n«
fc^riften oorfommen. ^ie Säejeic^nung ®orbiodgrab ift eigentlid)
eine ganj toiQfurli^e, geioifferma^en a(S ^enbant }um SRibadgrab,
n^il ber @age nad^ bie pl)r^gifc^en Stönige abloec^felnb 2Slibai
nnb ®orbiod f)iegen. 3rgenbeine faftifc^e ^egrünbung bafur liegt
ttici^t oor.
beginnen tt)ir jegt mit ber ^etailbefc^reibung ber einjelnen
i^ff aben : Xr^Ianf aja ift ein frei ftel^enber ^eld, ber fic^ f c^roff an^
ber dbent ergebt unb fd^on oon meitem I)er fic^tbar ift (Slbb. 7). ^ie
Sorbjcrfront ift mit einem SKäanbermufter oerjiert, beffen Softem
loegen ber großen SSermitterung leiber ni^t me^r genau feftfteQbar
ift SfitUc^ ift biefe§ äßaanbermufter t)on 2 Säubern ^od^fant ge^
f^Qter Cuabrate eingefaßt, bie bie ©iebelpfoften barfteQen foQen.
Gräber befinbet ftc^ ein ®iebel mit toeit audtabenbem I)omförmig
gebogenem 2lfroter, naturaliftifd^ bargefteUter @iebe(ftü^e unb ju
beiben Seiten berfelben 2 (Springen, genau in berfelben 9lrt, n)ie
fie in ^ap^Iagonien an einem ®iebe( oorfommen. S)ie Zur ift
ber bed ^olil)a\x\t^ nac^gebilbet, [)inter bem Süna^men fefjen loir
20 ^ammutabilobec. 9C IX, 1
beS ftönigiS ber @ere^ttgfett oufgefteat." Unb ttneber ,,ber 93e«
brädte foS Dor mein SBtlbniS . . . fommen, meine loftBaren SBorte
))erne^men, ... fein ffi^t foQ et finben, fein ^erj fro^ mac^n
(fo bag er fagt): ^mmutabi ift ein $err, ber tote ein SBater für
bie Untertanen ift . . . unb 9Bo^Uefinben ben Untertanen fär immer«
bar gefc^ffen unb bai^ Sanb ^ot er in Drbnung Derfe^t." 3n ber
2:at eb(e Stegierungdgrunbfä^e eineS $errf ^erd k)or 4000 Sa^rqt.
9Rit feinen foftbaren SBorten meinte ber Jtönig aber fein ©e«
fe|6ttd^, bad und unter bcm fc^neD geldufig geworbenen Stamen
f^ammurabitobe; befannt gen)orben ift \ 9Ran ]^at fiti^ unter biefer
CS^efe^edfammlung nic^t ettna ein DoQftdnbiged Driginalmerf t^orju«
fteÖen, fie l^ot t)idmel^r ben Slbfc^Iug einer längeren Sted^ti^entn^id*
lung bebeutet aud ber tt^ir in ben aud ber 3^^ ^ox ^mmurabi
ftammenben, brdfonifd^eren fogenannten fumerifc^en ^miliengefe^n
ein ®Iieb beft^en. Snbererfeitd ift aber au^ nid^t anjunel^men,
ba§ ein ^ammurabi t)orgefunbene ®efe^ einfa^ reprobujiert ^&tte.
Sr loirb ^n^eifeflod bem Sßerfe ben ®ttmptl feined ®eifted, ent«
fprec^enb feinem perfönlic^en fR^tiqit\&% aufgebrfidt l^aben. Sd^on
mit ber blogen ftobifijierung l^&tte er fic^ aber ben S)ant ber
Stad^mett Derbient. S)enn nid^tS gen^ä^rt und einen tieferen unb
unmittelbareren 6inb(id in bie bebeutenbe ftultur unb in bie Qk^
famtt)er^ä(tniffe 93ab^(oniend k)or beinahe 4000 Sauren aÜ ein«
mal bie Xatfac^e einer berartig genauen 9te(^tdfobifi}ierung felbft
unb bann bie ^enntnid ber in ben einjelnen ©efegedparagrap^en
fid^ tt)teberfpiegelnben 3uftänbe. @o ift ber ^ammurabüobe; eine
ber bebeutenbften Urfunben Sttbab^Ionieni^; bamit aber, ald filtefted
®efe^bu(^, ber ganjen äRenfc^l^eit gemorben.
Die @öule, bie benfelben entl^&(t, mürbe bei ben fran^öfifc^en
9Iudgrabungen in brei @tflden 1901 unb 1902 in @ufa gefunben,
mo^in fie burd^ ben iiönig Don Slam, @c^utruf«92a^unte (um
1100 r>. &l^r.) nad^ einem Sroberungd}ug nac^ Sab^tonien gebracht
morben mar. 3^r urfprfingüd^er ©tanbort mar ber uralte @onnen«
ttxttpd Sbabbara ju @ippar, in meld^er @tabt nac^ 9Rittei(ung
bed bob^Ionifc^en ^riefterd unb ©efc^i^tJfc^reiberS SÖerofuS
(300 t). S^r.), bem mir eine Stenge }ut)erläffiger Stad^rid^ten auiS
ber ®ef(^id^te Sab^IonienS Derbanlen, bie gdttlid^en Offenbarungen
1) f)iefed (!^fe|6u(!6 ift u. o: in nudgejeid^netet Überfe^ung gugfinglii!^ ge«
mac^t in: ^ie (S^efe^^e l^atnmnrabid in Umf(^nft unb Überfe^ung, ^etoudgegeben
oon $ugo 93indler, 1904, fiel^e au4 ton bentfelben: 2)ie (Sefe^e ^ommurobi«,
^dnt0« x>on fßahtfUn. 4. 9(ufl. 1906.
«D. H, 1 $flmBtura6tlobej. 21
Aber Vnfang, äRttte unb <£nbe ber Singe Dor bn Sintflut it*
gtaben unb baruad) miebergefnnben nurben. @ie mtgt 2,25 m
in tWT ^6%t, oon bcnen Ö5 cm auf bie SatfteQung (ommen, mie
|Mniinuia6t Dom Sonnengott bie iSefefie erhält, 60 cm in bn
Srcite, 1,65 m oben, 1,50 m untnt im Umfang. Sie @d|rift
Ibift, au(^ UiÜQlxäi ber Slu^tung bei @c^riftjeic^, Von oben
nac^ unten, RPie auc^ bei ben in XeffoE) gtfnnbenen ©tatuen. SSA^
icnb auf Xontafeln genb^nlic^ unb in fpfiterer ^tit ant^ auf
Vlltnlt OannMiattl.
€tein allgemein bon iinH nad) reditd gcft^ticben ttuibr, ift auf
oltbab^Iouifdien @iegeI}Q(tnbeni unb @tatuen bie €^rift Oon o(en
nad) unten neben ber anberen angtWenbct Uoibcn. <S8 ift anju*
ne^cn, bag bet ftobe; — unb juai ^c^fttDo^rfc^eintic^ in duplo —
im ttmpti ald offiiteQeS Sohiment bei ®ef(^ge6ung SCufftcUung
gefnnbtn ^tte, loä^tenb bie $ubItfation bcd 3fleit^gefet(e8 auf
Xontafriu an bie iStamten« rcfp. ^liefteifc^ft gefc^^ ^c bie
3nt bei ®eltung bti flobe; finb beiaitige SeroielfAItigungen
nixEi nic^t gefunben »oiben. SBenn fit^ abci au^ ftiätcrei Qät,
22 ^ammurabifobes; Vertrag. HO. IX, 1
in btr ber fiobe; fd^on auger @dtung ioar\ fol^c Kbf elften,
fo in ber SiUiot^ef 9i^wAanipali\ Dorgefunben l^aben^ fo ergibt
fid^ boraitS, todS^ ^o^e ret^tSgefc^id^ttid^ Sebeutung i^ ju«
erfannt kourbe. @ogar eine aff^rifd^ XuSgabe bed aUbabtflos
nifci^n 8leid^i}gefe$6tt(4e8 ift und aud fpdteter 3^^^ ^^^ ^^^
genannte SBibliot^f betannt geioorben.. Zro| aH ber reid^»
lid^ t^^d^f bie ^mmurobi nad^ allgemeiner Gepflogenheit in
anSne^enber Sreite am @d^(ttffe feines Gefe^ed bem jumenbete,
ber fid^ an bem @tein unb an ben ®efe|en irgenbiute t>erginge,
ttmi hai S)enfma( Snberte ober bed 5!önigd Stamen auS«
meißelte unb baffir feinen 9lamen eintrüge, ift ber €tein bem
©d^idEfale fo t)ie(er nid^t entgangen, ha% nämlid^ ber (Eroberer, l^ier
ber obengenannte ©d^utrub^a^unte, einige QÄltn auSmeigeln lieg,
um an biefer @teDe einen (EroberungSoermerf ober S^nßd^ an«
jttbringen. @oId^e palimpfeftartige SBe^anbtung erfd^n^ert in x>itUn
S^Qen ba8 SBerftftnbniS einer gnfc^rift. Stuf bem ^ammurabi«
fobes ift bie au8gemeige(te @telle — n^o^I )uf&Dig — ganj frei
geblieben.
SSenn man ffir biefe SfidCe 34 $aragrap^n rechnet, fo ergibt
eine (Einteilung beS (Sefe^ im ganjen 282 Paragraphen, benen
eine aufffi^rlid^e (Einleitung unb ein ebenfold^er @d^(ug beigefügt
ifi (Einer ftraffen ßufammenfaffung unb Orbnung nad^ beftimmten
(Skfld^tSpuntten entbehrt eS, ja, in ber Snf&^rung ein^etner ©traf«
beftimmungen tt^eift eS fogar eine gett^iffe Unbe^fen^eit ober Um«
ftdnblid^feit auf, bie man bei ^ammurabi ni(^t üermutet, unb bie
ben bon 3. SeremiaS' au8gefpro(^enen ®ebanfen, bag ti fic^ bei
biefer (Sefe^eSfammlung tt)eniger um abftrafte ®efe^, ate um
»irfiid^e, t^pifc^ ^e auS ber Sted^tSprasiS ^anble, na^ legt
gür jebe ^anblung, bie au^ nur ben fleinften 9ied|ti^anfpru(^
begrfinbet, ffir Stauf unb Serfauf gUt Certragdfc^Iug unb (^egen«
toart t)on 3^ugen ali unerl&glic^. Staufbertrfige unb juriftifc^e
(Erienntniffe^ loie fo(d^ auS ber l^ammurabi^eit in gro§en SRengen
gefunben n^orben finb, kourben ftetS in duplo ausgefertigt. 2)ie
oom @(^retber gefc^bene Urtunbe kourbe bom 9lotar beglaubigt
Kttd^ 9c3(^Ittngen ^en gegen DuittungteuSfertigung oor
3€ugen pi gefc^fel^en. ©dbftoerft&nblid^ nnir bei Sufna^me einer
1) ^9 Ugt rt4 gegentpArtig anerbing« erft für txnt \p&tt 3dt — ettoa
na^ 1000 0. (El^r. — ita^toetfen. 2) ®ie^e 6. 85.
8) Vlo\H nnb ^ammurabi t>on fix. 9o^nne8 Seremiaft, £ei|»§ig 1908,
6. 12 Vnm. 1.
«0. a, 1 mttt, ^^i, $roae6* 23
@(^ bie auSfteausig eine« ®^ulbf^ined nnttl&^lxä). D^nc
Me angegebenen XuSmeife umtben bor Oeric^t anhängig gemalte
filagen iDon tiom^eient abgetmef en. ftam ber @(^ulbner feinen 83er«
fifltf^tnngen ni^t nad^, fo bro^te i^ @(||ulb^aft ober ®dfalb*
fDanerft, bie anf bie gan^e SiEimilie anSgebel^t »erben lonnte,
aber im uicrten 9a^ erlofc^. Ütxäf ^^bnng mar geftattet
bod^ )twt fte nantentlid^ ^inft^tli^ nnentbe^Iic^er (anbtt^irtfc^fU
lidfn (Begenft&nbe beft^rftnft. pr ben gfaQ einer äRigemte loar
übrigen» bem @ii^btter bie di^^S^^^v^S f^^ ^^ laufenbe 3a^
etlaffen.
Dem nnDerAugerii^en Se^entgnt \ beffen %tt|nie^ng auf
einen 6o^ Dererbt loerben f onnte, ftanb ber (Eigenbefi^ gegenüber, ben
fi4 ber ^mt, aber anc^ ber ©taatftfllatie eru^erben lonnte. 2)em
Selcnftmann nnir eS mftglic^, fid^ ju feinem Sel^ fmbateS 8er»
mögen sn enoerben, aber baS er frei berffigen tonnte. 8ei Sb*
mefenl^it im Jlriege ober fonft tt^ar S)e))onierung beS SermAgenft
bei einem anberen unter 8ertrag<fd^(u| borgefe^n. 9Riett)ertrag6*
toer^ttniffe tonnten eingegangen loerben in ber fform einer Sad^
ober SHenftmiete, baneben gab ed ein ^d^toer^tniS, bem bad
<Befe( befonbere Kufmertfamleit loibmete. ^tb tonnte gegen feften
^^ai^^tOtug ober gegen (Ertragsanteil ber)Mu^tet loerben. ^r
Serben, ber bem Oefiter burc^ gaul^eit ober Kac^ldffigteit be8
^^fid^tetS enoufl^, mar ber ^^ter ^ftbar, ate SRa^ftob ber
Sc^benbercc^ung mürbe ber (Ertrag beS reguldr angebauten 9la^
forgmnbftfiiled angenommen. 9u9 ber ttrbarmad^ng eines (SrunbeS
erMi^ bem ^ßUfltt »orteiL
^flr ben gfaU, baft fid^ einer benachteiligt gloubte, fionb i^m
ber ^ogegmeg offen, er tonnte feinen Schaben bor (Kott t)erf oCgen.
Sias Oerid^tdocrfa^ren gef c^b too^I im 9bunen beS ftbnigS. 2)er
(Berid^t<)^(a|, auf bem bie S^Uigten )tt erfc^en Ratten, mar
ftets in ber 91% beS Xen^ietö, metft am Zor beSfelben, mand^mat .
im %mpd felbft Kiffer moscn ^efter, i^nen ftanben (Skripts«
beamte, »eift^ alt Angen «nr Seite. Suf Unbeftec^Ii^Ieit unb
UntKirteilic^leit ber Sctd^ter unb ftrenge S)urd^fä^rung ber ^o^e^
ortanng feiten« berfetben mürbe auSbrüdlic^ft unter Snfe$ung ^ol^er
6tmfen gefe^ (Et mürben fomol^I OetaftungS^ als (EntlaftungS«
lengm, }n bereu Beibringung ein Xermin bis ju fed^ SRonaten
1) IBnrbe ein fol^ei Se^eniBgut beratocb »ibene^tltc^ buic^ einen fton«
traft iKxät^int, fo tmtxbe bie Utfunbe „aetbioc^en'', alfo t)eTnt(i)tet unb bamit
fit migtltig tdi&xt
24 6trafre(^t. SO. IX, 1
%ttDSfytt toerben lonnte, ge^ftrt unb }um ©d^touc Qtbtaifft. Stl&ffx
loie $Be{(agter fonnten jitm (Sibe, ber in einet fut^en gönnet 6e«>
ftanb unb Don unbebingter 93e»etdtraft ttmr, gugetoffen I9crben.
SRit ber SSQung ber Sntfd^etbung unb ber f^riftli^en äbiSferttgung
beS Urteils koar ber ^rojeg ju (Snbe, ed nntr jebo^ ben Parteien
bie Stnfed^tung beS Urteitö üorbel^alten. (Sefd^l^ bie 9[nfed^tungd*
Hage grunblod, fo t)erfiel ber bad Urteil Snfec^tenbe einer ILn^
fe^ungSftrafe. 3n befonberen ^Ilen l^e man jum Ctbale ge»
gr^en. Se^e Snfton} in Stec^tdfa^en toar ber Adnig. ©eine
unmittelbare Slnrufung ober auc^ bie Sinreic^ung eined 89e«
gnabigungSgefuc^ed an i^n nxir möglic^.
. ^on befonberem Sntereffe ift baS @trafred^t bei ^ammurabi,
ba koir i^m eine 9iei^ nrid^tiger etl^ifd^ ®runbfd^e ber bamaligen
3ett am beften entnehmen ttnnen. 5Da tritt uni^ benn ^undc^ft
ratgegen, ba^ bie ©träfe rein menfd^lid^ burci^ hai SSerge^en am
Stebenmenfci^n begrünbet unb in aSen ^$&aen ais eine mit ber
audgef^irod^enen Keii^tdftrafe fid^ erfc^Apfenbe gebadet ift &
!ommt alfo tt)eber ber @tebanle, bag eine äRiffetat au^ ein Unrecht
gegen bie (Bdtter inüotoiere, noii^ ber, \>a% auc^ beren ©trafen }u
ben geric^tlid^en f&men, ^um Sudbrud. S>ad ®efe^ ^ammurabid
ift im . @egenf a| jur Zl^ora ^ auf rein menfc^lid^ (Sranbffi^ auf«
gebaut (Kne religiAfe drunblage fe^lt; benn fein jEantt)f gegen
bie im 83olfe ^eimifc^e j^anhttn ift fidler nic^t au8 religiftfen
SRotiben, fonbern auS Kufft&rungStenbensen* Zuleiten. Se«'
ftimmenb toar für bie (Sefe^ebung ber angerid^tete ©d^abe. ©o
koenig nad^ bem SSor^anbenfein eines fubjeftiben ©c^ulbgefä^td
gefragt n^urbe, fo n^enig tourbe ber böfen Suft ober Slbfid^t
(t)gt. 0. u. 10. ®ebot) irgenb Ked^nung getragen. Sefi^ »ar
eine rein red^tlic^ ®rS|e; fo ^atte man bem SBefift beS 9Ul<^ften
tote il^m felbft gegenüber nur ret^tlid^ feftftellbare, nid^t aber
moralifc^ ^flid^ten; Stft^ftenliebe ift bem ®efe<)e fremb, felbft
bie aus bemfelben fi^rec^enbe Humanität, bie fl(^ etma in ber %üt*
brge für befangene offenbart, ge^t auf ben (Skfi<^tSt)ttn!t beS SBe*
t^eS ^inauS.
Q^gentumSDerge^en — )oo)u aud^ bie ^e^erci gered^net nmrbe
— tmtrben benn au^ üer^<niSm&jsig am fd^ioerften, nimtid^ in
ber Negel mit bem Xobe beS S)iebeS beftraft Übrigens ift bei
1) (Sin genauerer SergleU^ §tDif(^en beiben bei 3o^. ^ertmiad, a. a. C.
®. 80 ff.
2) 3o]^. 3eremiad, a. a, O. ®. 40.
B(D. a, 1 (i^runbf% bed ©ttoftec^ted. 25
oDctt Strafen bie Snna^me itid^t t)on bec ipanb ju koeifen, bag
irid^t in allen f$&Qen mit ber ganjen Strenge beS ®efe^ \>ou
gegangen tt)ttrbe, fo l^aben mir ein Seifpiel, bag gegen einen 2)ieb
ni^t anf Zirt>edftrafe erbinnt würbe, o6nio§I bad ®efeg biefe(6e
borf^^eb.
3m allgemeinen ift Beim @trafre^t aÜ koefentlid^r Sor}ug
ansuerlennen, ba^ bie 9iaift ond bemfelben fo gut tt)ie t)erbannt
tonrbe. 2)ad ift aHerbingd in einem Sted^tSfiaat gar nidit anberS
)u erttHirten. S)er @trafboS}ug tt)ar an baS Sorl^ge^n eined
orbentlid^en @)eri(^t8t>erfa^renS unbebingt gebunben. 9lur in )tt)ei
gftHen, totan n&m(i(^ jemanb M einem Staub ober beim ^iebfta^t
toi^renb eined Sranbed auf frifd^er Zat erto))))t tt)urbe, burfte
S^nc^iufti^ gefibt merben.
@runbfa| im ©trafred^t n>ar bie ^(ion, bie 9Siebert)erge{tung
unb }War in ber noäf bem Sergel^en genaueft bemeffenen ^rm.
S>od bib(if(^ ©d^be um @d^abe, %uge um Suge, j^af^n um 3a^n
(3. SRof. 24. 20.) finben tt)ir inS eingeinfte fpesiattfiert Sn ein«*
lebten ($AQen fonnte jeboc^ ber ©runbfa^ unbebingter Xalion
eine 9Riß)emng in ^rm ber SBeja^tung ein^d 99ugge&ed erfahren.
füi ftrafbare ^anblungen tt)urben neben bem SBergel^ an
frembem (Eigentum angefe^n 9leIigion8üerge§en (güuberei unb
Xempelbiebfta^, ^iet&tS^rletfung gegen bie Sttem, Slutfc^nbe,
8er6red^ gegen hai £eben, bie <iefunb^eit unb bie @^re (8$er^
(eumbung unb 8eUibigung nmrbe gau} befonberd ^art beftraft)
bed 9läd^ften, augerbem bie fc^n genannten ^rojegüerge^n (83e«
fte(^(i(^feit ober Stec^tdbeugung). Xobedftrafe kourbe fe^ ^ufig
— 34 mal — tiorgefe^en. ®ie tt^urbe gett)0^n(id^ ia>of)t burd^
ftö|)fung, in befonberen ^Qen aber baburc^ boEjogen, bag ber
S>elinquent ind f^er ober ind SBaffer geuiorfen mürbe. Oefonberd
ente^renb mar bie ^d^tung^ mo^I auc^ bie Serfd^arrung eines
^gerichteten SKiffetfiterd am Tatorte. Sei ftör))erftrafen galt aii
(intnbfa^ bie 83emi(^tung beS oerbred^erifd^n (BliebeiS. @o mürben
bie QimQt ober hai 8uge audgeriffen, bad Ol^r abgcfc^nitten, bie
$&nbe abgehauen, einer berbred^erifd^n Smme bie Prüfte ab«
gefd^itten. @timmarfung (burd§ Sinfd^itte) unb öffentliche
^^rfigelftrafe galten atö entei^renb, in ben Alteren fumerifd^en
gamittengefe^n ift hai öffentlich herumfahren eineS megen ^e«
tfitlofigleit gegen bie SRutter (Semartten a(d S^renftrafe angeführt.
S>ie SRutter ftonb äbrtgend in ber SBertfc^&^ung bem Sater nid^t
glcii^ obmo^ baS <8efe| ^mmurabid einen f^ortfd^ritt bebeutete.
26 ^aftpfiid^t dbtening bed tobe;. fLO, IX, 1
SBerge^it gegen bk gfarnttte ober gegen bie ^milienfttte ^tten
unter Umftfinben iBerfio^ung oud ber ($anttfte, unb in fc^n^ereren
SffiQen an« bem SBurgfrieben ber @tabt ^ur {^otge. Xud^ bie Ser«-
ftogung ani ber (Skmeinbe {onnte erfolgen. SB&l^renb berjenige,
ber Quf Sffentlit^en Sufruf ^tn einen entlaufenen @flaben, ben er
in fein ^uS aufgenommen §at; nic^t §eraud gab, bei Sntbedung
fein fieben bertoirfte, befam ber, toeld^ einen entronnenen @{Iaben
c^fS^fff ^ne $r&mie bon 2 ©efel @i(6er.
Sinem fe^r mobemen feinen 8tecl^em)>ftnben tnt^pttiftit bie
Seftimmungen aber ^ft)>fii(^t gür ben burd^ birefte SSerfd^nU
bung ober burd^ S<^r(&ffigfeit ^eroorgerufenen @(!^aben mürbe ber
Urf&c^er }um @c6abenerfa| ^ngejogen. @o ermud^fen begrän«>
bete $aftpflid^tanfprfi(6e bei berfc^ulbeten S)amm« unb SBoffer^
f^ben, bei ficb au8 Shu^t&ffigfeit bed ^(^terS ergebenbcn fonftigen
@c^Aben im (anbmirtf(^ftltd^en Setri^, bei 6(^minbe(bauten unb
Untergang eine« @d^i|fed burc^ Serfd^ulben be« @d^iff8fa^rer<,
bei S^na^ftffigung unb fa^rUffiger ober berfd^ulbeter Zttung
eines gemieteten XiereS, enbtid^ bei bem @d^ben, ber auS bem
Su^eroc^ffen ber nbtigen S3orfid^tSmagrege(n bei ftfigigen Oc^en
ermuc^. Serleffungen am betonierten ober debitierten Jta)iita(
fielen unter fe|r anilgebe^nte ^aftf^flid^tbeftimmungeii. Siilge^
nommen bon ber j^aft)>fii^t mar ber ^irte, refp. f)erbenunteme§mer,
fafl< ein ig^erbentier oen einem milben Xier — man mugte mit
bem <Einbrud^ etloa bon Stoen red^nen — jerriffen mürbe ober
auf notfirlid^ SEBeife }n <Brunbe ging, ber ^onblnngtreifenbe im
gfaide einer Beraubung, koie ja auc^ ber $&(^ter nad^ ft^nlic^m
9runbfa$ im ^üt einer SRiBemte ffir bai betreffenbe Sa^r }ind«
frei mar.
^mmurabi mar fid^ mo^l bemugt, mit ber Cbierung biefeS
<Skfe$ei eine bebeutenbe Zat geton ^u I)oben. (Er l^atte feine
SBorte ,,mo^ überkgt''. ,,^mmurabi, ber fi&nig ber (Ekred^tigfett,
bem @(i)amaf(^ ba» tte^t gefd^enft ^t, bin ic^.'' ,,aKeine SBortc
finb mo^ fiberlegt, meine SBei«^ ^ ni(^t ihresgleichen.'' „^kn
^0^ iVi emiebrigen, ben @toIjen ju bemfitigen, ben ^o^mut
auSjutreiben, . . . baS Siedet beS SanbeS ju fpred^n, bie @treit«
frogen su entfd^iben, bie @d^&ben p ffriitn'' ift baS (Befe^ er»
(äffen. @o galt t» mie oOe feine Zaten ber SBo^tfa^ feine«
SonbeS, unb meS er in feinem Snnerfien babou fibei^ngt lote,
fo fo&te es bemt aw^ fOx oSe dtitnt fctat fBkm er fit^ baS
€tefcff xübSMUüS^ t>Qn Sd^omafd^, bem €onnengott, bem großen
90. IX, 1 Sanbtftiemaltung. @4ule. 27
uoit ^mmel unb @ri>e, getoi lieg, fo folgte er bamit
offenbar einem orientalifd^n (Bcbxaväi, üieSeid^t um bem ®efe|e
lÄ^er (Eingang ju üerfd^a^en. 2>enn ber gufoinmen^ang }»if<i^n
bem (Sötte unb bem ®efe$e felbft toar ein red^t fiugerlid^er,
ber ftSnig lve% ft^ üon rein juriftifd^ (Befi^tS^unften leiten unb
betro^ete bad (Befe^ aU fein eigenfteS fBkd.
5Die (Bettung biefed ®efe^8 erfttedte fi^ auf baS gan)e
Sanb. S)od Imntt er bun^fe^en, ba er eine muftei^fte Sanbee*
Mnoaltung eingeführt ^attc. 9}it feiner ganjen SBeomtenfc^aft im
Sanbe ^in unb ber tierbanb i^n eine eifrige Storref^onbenj, aud^
mit feinen SafaÜen, fobag er aQejeit t>on ben SSorfommniffen im
Sanbe genaueftenS nnUvAäfttt toax. gur äbenoad^g ber d^n«
Haltung ber S^ed^te unb $f[i(^ten ber (Einzelnen an bie ®efamt*
^eit, toobei neben bem f^milientierbanb ber ©tobt» unb (Bemeinbe^
ober 9esirtet)erbanb in 8etra(^ fam, loar ein SSejirfSamtmann
beftettt. S>ie (Bemeinbe ^atte bie ^flid^t, i§re %ngel^örigen {u er«
^Iten unb ebentueff ffir fie einjutreten. iReben biefem SBejirli^
amtnumn gab eS ben t)om ftönig ernannten Sejirfitteamten ober
^feften, beffen Zdtigfeit auf bem politifc^en «kbiete (ag. 910«
gemeine 83efanntma^ungen fd^einen bur^ bffentlic^eiS SluSrufen
erfolgt ju fein.
(B ift ni(!^t unintereffant, bag und bie fog. fumerif^ ^mi*
liengefe^ nii^ in ber ^rm einer ®efe^durfunbe, fonbem auf
einer wnng8tafe( fftr ben ®d^u(unterri(^ 2ur (Erlernung ber fume«
rifd^ @tmi(^, unb gtoar fpetieO ber fum. gformeln unb 3^tate
in ben Stonttafttafeln ^ erl^alten finb. X)tefer Umftanb bemeift mi
neben anberen B^fl^iff^''/ 1^^ ^i^ <^^ ^ 3^^^ (ftngft t>or ^ammu«
rabi, bo| man in Sab^Ionien feit ben SnfAngen einen ganj oor«
ifig(k^ enttoidetten @d^u(betrieb l^tte unb bog man in biefer
6^le auf baS @tubium be« 9lt^M groge« (Bekoid^t legte.
2>ie alte @d^u(e ftanb in enger SBejiel^ung jum Xtmptt
fSatm JDL \>o6) bie Zrfiger unb Öberlieferer aQ beffen, koaS SBiffen«
f^ft IfWg, ofieni bie ^riefter, augerbem maren bie 6d^u(en aU
^^:ieftfrf<^n(en tKQU beftimmt, ffir ben 5Dienft im Xtmptl unb an
ber SBiffenfi^ft neue ftrifte ^oniubilben. S)ie @^rei6Iunft lag
gonj in ben $Anben ber ^riefter, bad SHt^tufornt mar bem ^efier
fibeltragen, ober ben @(^a^ mat^ematifi^, afhnommiifj^ unb
oftrologtfc^er flenntnifft t)erffigte er aQein. Unb bie ^riefter Rotten
1) 6te^ ^ommel, %tWä^it fßahtflomtn» unb ICff^rien« @. 886 f.
28 »iffenfc^aften, fBeltbilb. 90. IX, 1
tS namentlich auf bem @>e6tete ber Vftronomie ju beiDunbernSioerten
fienntniffen fd^on in ältefter Qtxt gebracht. Sine ganje Steige
t)on Übungstafeln, auf benen beffer unb ^dfto&äftx begabte @(^fi(er
ftd^ im ©einreiben, 3^^^"^" ^^^ 9lec^nen in ben oerf^iebenen
@))eiied üerfuc^ten, gemftl^rt und einen oft ergö^ßc^en (Sinblid
in ben Slementarunterri^t ber alten $riefterf(^ute. 2)ie ^ö^eten
SSiffenfc^ften maren neben ber 0le(^tdfunbe Slat^ematif, Oeome»
trie, ftodmologie, 9(ftronomie unb Sftrologie, enblic^ bie ffir ben
eigentlichen ^rtefterberuf unerläßlichen, t)ielfeitigen fienntniffe in ber
9Biffenf(|af t ber Steligion, ber ^ö^eren 9leIigton fon^o^t toit ber fßoll^
religion. 9teligion reff). Zoologie aar ja bod^ fd^Iie^lid^ bie eCemen«
tarfte SBiffenfc^oft« 3n aCen anberen SBiffenfc^ftdgebieten, indbe»
fonbere in tlftronomie unb Xftrologie, fanben fid^ lebhafte Sejie^*
ungen jur 9le(igion. SBab^IonienS {Religion, bie in i^rer l^bl^eren,
reinen S^ici^t I^Sd^ft n^a^rfc^tnlic^ femitifc^^c^lbfiifc^n Ut«
fprungd ift, trug burc^auS aftrafen S^arafter. 9Kc^t ali ob
@onne ober äRonb ober bie ®eftirne felbft bie (Bbtter geniefen
ko&ren, ber alte SBab^Ionier fa^ in i^nen nur bie äu|ere Srfc^i'
nungdform bed perföntic^ gebauten ®otte8. S)abei ift ber fiberaQ
burc^fd^einenbe ®runbgeban{e bei allen Sorg&ngen am ^immel
unb im 993e(tenraume ber ber (Sntfpred^ung aQer Srfd^einungen. @o
entfpric^t fic^ ber 5treid(auf ber (Seftirne, ber ftreiSlauf ber Sonne
bem bed 9RonbeiS, bie ®rbe unb t§r (Skfc^e^en ber ^immlifc^n ^it
unb i^rem ®efc^e§en. 2)ad ^immtifc^e 91(1 ift nac^ äBindler ein«
geteilt in ben ^immeteojean, baS ^immlifc!^ (Erbreic^ (Zierfreid)
unb ben Slorbl^immef^ ba« irbifcl^e VBi in ben Ojean, bie Srbe
unb ben Suft^immeL Sei bem irbif^en Vi ^anbelt ed fic^ um
eine SBeltemanation aud ber Urflut, ber fd^on in früherer 3^^^
SSeltemanationen oor^gegangen finb. S)er n)efent(ic^fte Zeil bei^
^immltfc^ ^tki ift ber Zierfreid, ber ben großen (Skftimen, ben
S)oImetf^em ber ®5tter, aü 9Beg bient 3§re gOtttic^e Sebeu«
tung (ommt ben ©temen nid^t an fic^, fonbem in i§rer j|ett)ei(igen
©tellung im ZierCreife ju \ fUni fo erfi&rt fic^ j. 9. bie befon*
bere ffiirffamfeit ber @onne bejfigßci^ ber 3a^red* unb Xogeflseiten.
9lac^bem bie »efentUc^ften SBer&nberungderfc^einungen aU mit
@onne unb 9Ronb in 3ttf<^>i^incn^<^ng fte^enb beobachtet mürben,
ging bie ®eftimbeobac^tung t>on biefen beiben a\a unb brachte
ed bejüglic^ aQer einfc^Ifigigen ^Berechnungen ju ^dc^ft bemerfenS«
1) Sic^e «D. VIII, 1 ®. 5ff.
ac. IX, 1 geitQltct, Äolenbcr. 29
tofrteit (Srienntniffen. @o Uteb begretfßc^ertDeife ber Umfianb,
bog bie ^ru^Iingdfonne nod^ 3000 t). S^r. aud betn 3^i<l^n ber
3nrillmge in bad beS ©tiered trat, ben Sftronotnen SlttbaB^Ioniend
nt^t Derborgen. 2)Qd ©tierjeitalter ipor bad 3^^^^^^/ ^^ ^^^
Sab^toitieitd S3(äte unter ber ^ammurabtb^naftte fiel.
X)iefer Umftanb kuar, nati^bem bie SR^t^oIogie im engften
3ufaminenl^ange mit ben Vorgängen am |)immel ftcnb, t>tm tmU
tragenbfter Sebentung für bie äß^tl^ologie. S)q biefe aber natur«*
gemfig langfamer ben Ser&nberungen am ^immel folgte, (dgt fid^
bie Umbilbung ber t^eologifc^en S(nfd)auung nid^t für bie 3^^ bed
Stntrittd beg ©tierjeitalterg. fonbern erft ffir bie Qdi ber ^mmu*
rabib^naftie feftftellen.
tiefer Übergang bebeutete auc^, um barauf juDor ^injutt^eifen,
ber ^räjeffion entfpred^nb, gegen bad fru^e Qtitalttx bie SBer«
legung bed Sal^re^anfangd um einen SRonat nac^ rfidtoörti^ unb
über^ttfit eine Aalenberreform. S)ie ^ftfteQung bed ^alenbetiS
umr eine toic^tige ftaatlid^e Angelegenheit. 3"^ B^^^^H ^^^ 3^^'
abf(!^mtte niurben Xonlegel in ber f^orm eined SRageld in bie
Zem)>eln)anb geftecft. S)er SBob^Ionier red^nete nac^ 9D?onbja^ren
mit 6 SDo^pelmonaten refp. 12 äRonaten ju 80 Zagen. 3"^
Sudgleid^ mit bem jioeifeUod befannten ©onnenjal^r tnurben Don
3eit )u 3^* @d^aItmonate eingefügt. Sal^redbeginn tt^ar baS
(^ru^jo^rdfeft. ^Der Sag h)urbe in 12 S)o^peIftunben ^ eingeteilt
mit je 60 56op)>eIminuten. 5 Zage gaben eine 9Bo(^e, 72 gänfer«
rDDäftn alfo ein SRonbjal^r. Sieben ber burd^roüenben ^finfer^
mo^ toax anäf bie @iebenertt)0(i^e nid^t unbefonnt. Z)ie Sderec^^
nung bed fialenberd lag naturlid^ ben ^rieftem ob. 3n ben Stauf«
fontraften aui^ ber ^mmurabijeit finben mir, bag bie Sle^nung
na^ bem ftolenber )u ben @elbftt)erft&nbli(^!etten ge^firte. ®Ieid^<r
jeitig mit ben äRonatdnamen lourben bie Saläre nad^ einem be»
fonberen 3a§redereignid in ber Sfiegterung beS ftfinigS ange«
geben, (f. @. 14.)
SHe mit bem toerfinberten ^immeldbilb in 3uf^>i^^^^<^n9
fte^be Umgeftaltung ber altbab^Ionif^en Z^eologie gab fid^ f unb in
bem ftatfen hervortreten ä)?arbufö jur j^vt ^ammurabi^. Urfprfing«
li^ gab ti @tabt!u(te, beren Sftefte nad^toeii^bare in ben einzelnen
etfibten ben 9tegenten bed Xierlreifed: ©in (SRonbgott), ©c^a«
1) fßindltt oeift 9(0. Hl, 2/8 8. 16 barauf l^in, bag fi(6 bie f>opptU
Nibe in ber dHnteilung ber 3iffcrblftittr unfeter U^cn erhalten ^at
30 3:^eoIogie unb Sleligion. t(D. IX, 1
maf^ (@onnengott) unb Sfc^at (®öttut beS SenuSftemS, bte
$tmmetöfiöntghi, bte gdttßd^e Simgf rau, bte äRuttergöttm) galten.
3^en traten na^ bem eben etiDfil^ten ®efe$ ber Sntfpred^ung ali
oberfte ®0tterttta8; ber oUerbingd fd^on eine dttere Zriad Doraufge«
gangen loar, Knu, ber @ott bed ^tmmeldojeanS, ber Sater ber
(Spötter, Sei, ber $err beS fiuftretc^ unb ber alte Ütattonafgott
S9ab^(ottten8, ®a, ber $err ber Srbe unb ber auS ber Sßaffertiefe
fomntenben Ouetten lote au^ beS OjeanS an bte @eite. Sieben
ben brei fc^on genannten ^(aneten famen bte Planeten Suptter,
SRerfur, Wtaxi, @atum aü S)o(metfd^er unb Srfd^nungen ber
@>0tt^ten SDtdrbuf, 9le6o, 9ltntb unb 9{erga[ in Setrac^t. 9lei(^
Itd^ S)iffereniterungen ber ®ott^etten, fo ettoa bed Sonnengottes
in einen (Sott ber tjfrfi^tingd« unb äßorgenfonne, ber ^rbft«*
fonne, ber @ontmer« unb ber ^interfonne, lie^n ft<^ bte 2:^eo(ogen,
üieUeic^ ni^t ganj o^ne (Einfluß ber unter ber ^ammurabib^naftie
neu etnftrömenben Sfilfern^elle, angelegen feitt S^aburc^ kourbe bad
altbab^tonif^e ^ant^eon in einer fo reic^liil^en äBeife bebölfert; ba§
ed o^ne ftenntnid bed aftralen @(^(üffete einer Srttfirung f)>ottete.
t$ür bie @9fteniatifierung ber (Siftttertt^ett lam aU förberlic^ in
ißetrod^t bai^ Übern^iegen einei^ @tabtf5nigtumS über bie anberen
unb bamit auc^ baS Übertoiegen bed betreffenben ©tabtgotted.
S)iefem Umftanb au^ in ber ®&ttergeneo(ogie 9ie(|nung ju tragen,
beeilte ftc^ bie offiiieQe $oft^eo(ogie natürlich fteti^. @o fann ed
nic^t n)unber ne^en, loenn n)ir einerfeitS Derfd^tebenen ®ötter»
geneatogien begegnen, anbererfettd aud^ toieber 3bentifierungett bed
©tabtgotteS mit bem j|en)ei(d bominierenben (Sott, ober boc^ Über»
tragungen koefenttic^er Sigenf(^aften bon bem einen auf ben an»
beren. @o tft 9D?arbu{ jur ^ammurobijett )um pr&oalierenben
®ott gekoorben. (Sierabe bei i^m, ber urfprfinglid^ ber einfach
Sofalgott oon Sab^ton n)ar, fe^en tt^ir beutüd^, tt)ie er, ber
umd^fenben SBebeutung ber 9ieftbeni entf^ired^enb^ me^r unb
mel^r bie gtAni^enben (Sigenfc^aften ber anberen (Sötter Don ber
^riefterfd^ft^ ^obeld übertragen betam. 3n ber (SBttergenea»
(ogie burc^ Übertragung bom SJtarbut Sribud atd @o^n b^ (Sa
angefül^rt, mit bem t^n bte X^eotogie in engem ibealem @ol^ned»
Der^ttnid k)erbunben fein lieg, überfam er bte ©teUung be8
StttnigS ber (SMUter txon ^u, bte be« $errn ber S&nber oon SBel,
bie bed SEBeifen unter ben (Bbttern Don @a, er mtrb jum ©c^Apfer
ber äSelt unb ber äKenf^en. Sc^Iteglic^ eignen äXarbuf, bem ftSnig
ipimmetd unb ber (Srbe, mefentlid^e (SrlAferetgenfc^ften, er liebt ed,
^- IX, 1 ^t^ntnen, d^ebete, Halmen. 31
ber Sarm^ige, üon ben Xoten )u ertoed en unb €kbete ju etl^Sren.
3^ gilt ein ^mmtd, bem folgenbe @£^ entnommen feien ^:
tkin fitamt ift fiberoQ im SRunbe ber 9ßenf(^en gifidbringenb.
SRorbttf, gtoget ^err, auf bein erhobenes ®ebot
SRöge i^ gefunb unb ^eil fein unb fo beine @ott^ett Derel^ren;
SBie xdf eiS mfinfci^, mSge i^ eS erlangen.
Sege SBa^r^eit in meinen SRunb,
Sag gute ®ebanfen in meinem ^erjen fein
9etoäffzt bo(^ SCnrufen, Sn^Sren unb Srl^ören;
2)ad 93ort, tt)omit x6) anrufe, tt)erbe, fotote i^ anrufe, erl^ört!
SRarbuI, grofeer ^err, fd^enfe mir fieben;
Seien meiner @ee(e befiehl !
SoT bir fcfS^ixd^ ^u tt)anbeln, baran möge x6) mid^ faltigen! . . .
Sit fold^ ®6tter^^mnen unb Gebeten, in benen uniS biefe
erhobene ^efterreligion a(d ))on ben ^rieftem )>raftifc^ ütpfitQt
entgegentritt, ^aben loir eine reid^^altige Siteratur* @ie finb jum
Xä(e uralt unb ^ben fid^ in ben meiften ^Sütn jum minbeften
i^rem &mppt nad^ tt)&l^renb ber ganzen 3^^^ bab^Ionifd^er 9ie(t«
gion unDer&nbert in ©ebraud^ erl^alten, bei ben ®ottedbienften refp.
9dtterfeften mürben fte tH)m $riefter rejitiert. Uta befannteften
ift ber getragene, f(^5ne $^mnud an ben iD^onbgott @in im Ur
(%D. yn, 3 @. 11 f.) geworben. 3n mand^en biefer ^^mnen tritt
eine ftarf ^not^iftif(|e 9(nfd^uung ju Xage, t)on bireftem SRono«
t^mu# }u reben gibt und jebo(^ feine $l^afe bab^Ionifd^r 9ieli«
gion bad Siedet
Ziefered Serft&nbniS fc^nt bai» Sott biefer Keligion ber
®ele^en nur ba cntgegengebrod^t gu ^aben, tt)o ed fi(^ um ben
fiultnd ber (Bötter ber beibeit ^au^tgeftime Jubelte. 83on ber
Sonne l^ing ber aderbautreibenbe Sab^Ionier ab, ber 9)fonb n^ar
ber ^ort bed nomabifieienben unb t)ie|)fic^tenben Xeild ber SBe«
MMIennig. S)a6ei trug erftere mit i^rem SudlOfc^en be« Siebtes
ber onbcrcti ®efüme Untermdtd^ ber Vtonb Obernieltdc^tofter.
S)Qd mefentlic^ aOer äbrigen t^eologifc^en (Srienntniffe ift bem
So(f in SR^fterien unb an @innenf&IIigei) antnft^enben t^ften
iKirgcbotm morben. 9« 0))fer, bad in ber Sieligion eine groge
StoDc ffitcttt, yi^Ite ba< SBoK biefer X^eologenreßgion gerne Zribnt.
fnäf m ben IHage« unb 8u|fpalmen, bereu etlit^e lebhaft an bie
1) evdft %0. TU, 8. 16, unb 99eber, 3)te Sitetatut ber Qabplonttr mib
l|f^, SetMig 1«07, ®. 182.
32 Sieligion unb ftultu». «ID. IX, 1
attteftamentli^eii ^alnten erinneni, feiner aber i^nen an reUgififer
Xiefe gleid^fommt, ^aben &>ir noc^ 3^U0><iff^ ^^^ ^^ SluSiDirtitiig
bief er Sieligion im 93olf . SBu^t^f^^^^^ f^"^ ^^^ in SD^onotog« unb
2>iQlogform (S^iatog sn^ifci^en ^efter unb Sü^enben) erl^atten«
SB&^renb in ber ®efe^e6ung beS ^mmurabi ein fubjeftiDed
@d^ulbgeffi^( unb ber ®ebanfe einer 9}er(e|ung ®otted ganj fe^It,
fe^en toir au8 biefen SBugfpalmen, bag bem Sab^Ionier beibeS
nid^t fremb nnir.
^0^ ben^eift ber iBugfpiegel/ ben toxi in S3ef(|tDdrung8te£ten
^obeUr bie }. %. avS &(tefter Qtxt ftammen, bag bie fitttic^e Sr^
!enntnid me^r in bie Sreite als in bie Xief e gegangen tt^ar. Sin
)u ffi^nenbed Unred^t, @finbe toaren ein ritueOed 93erge^en, n)ie
mit ungett)Qf^en ^&nben bei (Sott fd^mSren ober bie 93enuJ|ung
t)on ®ebrQu4i}gegenftfinben eineS Gebannten, ein fittlic^ed fßtu
ge^en, eine ^et&tSDerle^ung gegen Sftem unb filtere ®ef(^tt)ifter,
@&en t)on 3^i^<^<|t jmifc^en Sertoanbten unb 0reunben, toiber«
red^tUd^eS gfeft^alten Don befangenen, Sfige, SBetrug, ^uc^Iei,
©d^&bigung bon £eib, dffxt, ®ut be« 9t&i)^ttn, ©d^&bigung Un^
f^ulbiger, Verbreitung Don Unlauterem, @^bigung beS 9lufei$
ber ^matftabt, 3^^^^^^^^^ ^neS gelobten SBei^egefd^enfeiS.
Dpfergaben tourben in i^rer ^bt^ Dom %önig, fo aud^ Don
^mmurabi, für bie einjetnen ®0tter feftgefe^t. Z)a^ $ammurabi
felbft bie 9tetigion nid^ als ettoaS Snnerli^eiS, fonbem — menigftenft
offt^ietl — ate eine }u erfflOenbe ^flid^t xtä^t fingerlic^ aufgefaßt
^t, baDon gibt unS fein ®efege8fobe£ SCuffd^Iug. @r ^tte in
bemfelben ffir jeben tttoai übrig; äRarbuf, fein ^rr, gab i^m bie
aUegierung, Sei bie äRenfd^en, @^maf(^ baS Ked^t, iBeltiS Der»
fc^ffte feinen äßfinfc^n gfitiged (8el|0r, 3<i^^nit voax feine ^errin,
^Dagon fein (Erzeuger, aber oud^ }u Sbab betete er mit (Erfolg,
ja er e^rte fd^Iec^t^in aOe mtUt. »ettgtfifi ju uferten ift feine
^rforge für ben %mpü, er meiste neue unb nneber^ergefteOte
ein, f(^ä|te unb m^rte bie ^m^^etfc^^e. Snner^lb feiner 9tß
fe^esixiragrap^ ift nur eine einzige re(tgtflfe Xngdegen^t, aber,
nne fd^on eru&^nt, nic^t um ber Religion uriUen, be^anbelt 2>o*
ift bie Don i^m burc^ (Befe^ beUmtifte QavibvcÄ.
^Dad fonnte ober nid^tS onbereS bd)euten, als „ftnlturlam)>f ',
ber smar fd^on Don einem (Bubea offenbar o^e nennentoertcn
(Erfolg gefügt toorben ift. S)enn fo erhoben unb troft ber fd^nbar
Dertotrrenben SRenge ber ^ant^eonSbetoo^ner finnretc^ bie Sleligion
8[(tbabi)Ionien« nmr, fo bebenfli^ fa^ eS um bie Solttreligion
«C. IX, 1 «oltereliflion, ^Tiefkct; Xob. 38
— ein t)on ben SBab^Iomern angetretenes fumettfd^eiS @r6e —
and. 5t)ad IBoIf te6te unter bem ^onne ber Dämonen. 2)Q toar
ber böfe fUn unb ber böfe ®aQu ober gar ber Inbegriff aHeS
SBöfen, ,^te böfen @teben". 3^re ©d^reden bringt folgenbe ©d^ilbe«
Tung jum »etoufttfein (21D. VII, 4 @. 15):
,,®ieben ftnb fie, pebcn ftnb fiel 3n ber Stcfc be8 DjeanS,
fteben ftnb fie! Sagemb im ^immel, fteben ftnb fie! 3n ber
Xiefe bed Ojeand, in einer Sefaufung muffen fie ^eran. 9tid^
mdnnßd^ finb fie, nid^t toeiUi^ finb fie. @ie, bernid^tenbe äßirbeU
»inbe ftnb fie. Sin SBeib ^aben fie nid^t genommen, Jtinber ^aben
fie ntd^t gejeugt. ©c^onung unb SKitteib !ennen fie ni^t, &tbtt
unb Sieben ^ören fie nid^t^ Stoffe, bie im @ebirge aufgeloai^fen
finb, finb fte. @ie finb bie femb(i(!^en ®ett)alten bed @a, bie
Z^ronträgcr ber ®ötter finb fie. 3)en Steig ju jerftören, treten
fie Quf bie Strafe. 5Böfc finb fie, böfe finb fie! (Sieben finb
fte, fieben finb fie, jtoeimal fiebcn finb fie!"
Sebenten loir, bag auc^ i(ranl§eiten, fo bie ^opftranf^eit,
Sieber unb $eft burc^ 2)amonen erregt n)crben, unb ba^ ber bdfe
Sticf ber ^ejre ober 3^^berin tiefet Unl^eit l^ert)orbringen lann,
fo »erben loir bte t^ur^t beS SBotfeS, bie ein ni^t ju unterfd^fi^enber
Zeit feiner 9{eIigion loar, rec^t toofjll Derfte^en. ^iefe ju be«
ru^gen unb ben Qanhtt ober bie äSirfung beS 2)ämond unfc^fib^
ivä) ju ma^n, ba)u voax ber S3ef^tt)6rungdpriefter ba, ber nod^
langem, auSffil^rlid^en Sdef^n^örungSrituaf, in bem auc^ bie oben
angefahrte Slufi&^Iung ber @änbenmög(i^feiteu jebedmal i^re
9ioQe ^tte, bie (Sntjauberung oorjune^men l^atte. Sieben bem
Sqc^ttiörer mar ber äßa^rfagepriefter t)on großer SBebeutung. S)ie
^riefterf^aft mar ja überhaupt in eine nic^t ganj fteine ^n^a^t
oon ft(affen eingeteilt, beren ©lieber aQe mitetnanber jmeifello^
bie gleid^ Oualififation gum ^riefterftanb nad^meifen mußten.
Siefe erftrecfte fid^ auf ^erfunft auS priefterlid^er f^milie unb
Serien eine8 lörperlid^n ®ebred^end. 3^re fi(eibung mar allgemein
geregelt ®ie SSa^rfagung burc^ ben äßa^rfagepricfter gefd^al^
oud bem Sauf ber ®eftime, auS ben @ingemeiben ber Opfertiere,
inSbefonbere ben Sebem ber Dpferfc^afe, auS SBogelflug unb
Traumen, au^ Öl, baS in eine mit Sßaffer gefüQte ®6)aU gegoffen
ttmrbe. 5Die Ominaliteratur, meldte t)on fold^en 93eoba^tungcn unb
Deutungen ^anbelt, ift überaus }fl\)lxzi6). Unter Umft&nben tonnte
fogar ber (Seift eineiS Zoten befragt merben; ein eigener Zoten*
befc^toSrungdpriefter mar baju befteUt.
axter Orient. IX, l. 3
34 3cnfcitd, ßiteratur. «O. IX, 1
2)er Xob felbft fpielte in bem reKgiöfen Seben feine toefent«
lid^e 9ioIIe. 9B5l^renb bie ©umerer i^re Xoten t)er6tQnnten, »irrben
fie bei ben Sob^toniem in Xonffirgen in Siei^engrdbem beerbigt.
Sntbe^rte ein SBerftorbener ber SBeerbigung, fo n^ar feinem Xoten«
geift bie 9tul^ im Sotenreic^ t)erfQgt, er mugte unftät umherirren.
SBaren bie Hinterbliebenen nic^t eifrig in ber Serforgung bed
S^oten mit @^eife unb Zrant, fo mugte ber Xotengeift in ber
Untennelt barben. ^iefed Sieid^ ber Zoten n)ar in ber @rbe mit
bem (Eingang im S3eften . berf elben gebac^t. @d n^ar ein finfterer
Ort DoQ SrbftQub, ber bie 9{al§rung ber Xoten n^ar. @in SSorjug
ber in ber ©d^Ia^t Gefallenen mar ber Genug {(oren äBafferd im
Xotenreic^. ^errfc^erin in bemfelben n)ar Srifd^figat, il^r Gemalt
92ergQ[. 9(uc^ bie @6tter mugten seitn^eife fterben unb ind S^oten«
reic^ fteigcn. ^ammurobi lieg bai Grob ber ©onnengöttin %i
^u ©ippar mit ®rün/ ber ^rbe ber Sluferfte^ung, onftreid^en.
Suferftel^ung gab ed in 89ab^Ionien nur fär Götter, fär bie
SD^enfd^en (> fid^ ein S(uferftel§ung8g(aube nid^t feftfteKen. SBe«
merfenSiDert ift, bag in altbab^Ionifc^er Qtxt — für f|)&ter (ägt
fid^ bad nic^t met)r nac^loeifen — bie ftAnige bcreiti^ bei i^ren
Sebieilen, befonberi^ aber nac^ i^rem Xobe, atö Götter betrautet,
baS l^eigt in ber SBeife ber Götter Uere^rt n)urben, i^ren @tatuen
tt)urbe geopfert (f. ®. 10).
@o n)enig n^ie bie ftunft unb Steligion ift in Sab^Ionien bie
Siteratur^ in i^ren einzelnen @r)eugniffen jeitlic^ feftjulegen.
^aju fei)It i^r eine Grunbbebingung, ber perf online Q^^arafter.
S)er Slutor eined SEBerfed tritt üoQftönbig jurfid, t)on bem 9ugen«
blid feined S)afeiniS an ift ed Gemeingut. 3m n^efentlid^en barf
bei ber f$rage na^ ben literarifd^en Srjeugniffen auf bie uor*
fte^enben Sudfu^rungen jurudgen^iefen »werben, fie finb nic^td
anberem atö ber gleichzeitigen ober früheren unb fpäteren Siteratur
entnommen. Site gleichzeitige Siteraturerjeugniffe eineS Stegenten
^aben in ber ^auptfa^e beffen ^iftorifd^e unb t)em)altungdreci^t'
li^e Snfc^riften, ^auffontratte, 93riefe, SBei^infc^riften ^u gelten.
S)ie l^rifc^e, epifc^e unb fonftige religiöfe Literatur ift im mefent»
liefen in einer 3^^^ ^^^ ^ammurabi gefc^affen n^orben unb ju
beffen Qtit fc^on trabitioneQed Gut geioorben. ^at fid^ ein ißabo«
naffar t>on Sab^onien (747 — 734 o. (S^^r.), ju beffen Qtii un»
1) über bie Literatur 99a6Qloniend orientiert üor^üglic^ bie tftt^Ufe
erfc^ienene Sd^rift Otto ^eberd, „^ie Literatur ber Sab^Ionier unb flüx^tex**
(fieipiig 1907, VIII ii. 312 ©.).
%£. IX, 1 ßiterotur. 35
gefaxt ein neued aftronomtfc^ed Qtitaittt (bad bed SBibbetS) begann
unb bei Q(d bemühter Vnffinger einer neuen 3^^ ^n^ abennaUge
Aafenberreform bur^ffi^rte, geringen S)Qnf ber 9taäfiDtlt baburd^
iierbtent, ba| er, um ben ^Beginn ber neuen ^tra nad^brfidüc^ft gu
bofumentieren, bie ^iftorifc^en Urfunben, bie feine SBorg&nget 6e»
trafen, jerbret^en laffen tt^oÜte unb j. %. }erbrad^, fo tt)iffen n)ir
einem %ffurbanipa(, einem ber testen aff^rifd^en ^errfc^er (6'i8
—626 \>. 6^r.), befto größeren 3)anf (f. betr. JBerofu« @. 21). Da«
toic^tigfte aud bem @^a$e bab^tonifd^er Siteratur — au^ lit^
rarifd^ed SSaterial au« ber fnimmurabijeit — ^at er in fönig*
lid^m eblem @amme(eifer im Original ober in Sbf^rift in einer
SBibliot^ef in feinem ^alafte ju 9lintt)e, unn^eit bed heutigen ^^
junbfc^it ber S^ad^n^elt auf6en)a^rt. Sl^r Seftanb, ber anfangt ber
fünfziger Sa^re bed vorigen Sa^rl^unbertd aufgefunben n^urbe, er*
^^(t und mit bem ^ammurabifobejr unb ben f^unben in ben
3:empe(bi6(iot^efen üon Säab^IonieniS altem ©lanje, altem ®(auben,
alter Sßeid^eit.
BiUtatuv.
fting, £. %B., The letters and inecriptions of Hammurabi King of
Babylon, 3 vo\s. fionbon 1900. (Vol. 111: English Translations etc.)
tRorgon, 3. be, Delegation en Perse, M^moires, tomelV: Textes
filamites-Semitiqnes, 2. serie par IB. ©c^eil, ^arid 1902, barin p. 11—162
<unb pl. 4—15), bie l^eute noc^ grunblegenbe Editio princeps des „Code des
lois (droit prive) de Hammurabi.'*
IJo^nd, (£. ^. SB., A marriage contract from the Chaboar: Proc.
Bibl. Arch. Soc. XXIX (1907), p. 177—184. 3)ott Rev. 30 bie ältefte
gronn bed 92amend bed ^ammutabi, nämlit^ Ha-am-mfi-ra-bi-i\i b. i. 'Ammu-
rabih „ber O^im ( — abne^menbe SDlonh) ift totxV (bgl. arabif(^ rabigh,
räfi^^ rftfigh).
fting, £. %B., Studies in Eastem history IL III .= Cbronicles con-
oeming earlj Babylonian Kings I. IL fionbon (fiu^c) 1907 (ausgegeben
(Snbt 3uli 1907), barin ber beftntttDe ^ftad^rotii, boB auf bie ^^n. A bon
16abel mtmittelbar bie ftaffitenb^n. (3)9n. C) folgte (bereits bon %x. .^ontmel
in tierf4iebenen ^rfen ^oftuliert), alfo ^ammurabii^ c. 1945—1900!
(^ie übrige Siteratur würbe fc^on in ben 9[nmerhingen notiert.)
^n^dft
Urfunben ©. 3. — ©unterer 6. 4. — ®efd|id)tc big ju ^ommurobi
(©tabtfönigtum, ©orgon, ®ubea) ©. 4. — I. 3)i)noftie t>on ©ob^Ion @. 5. —
^ammurabi ©. 6. — ^olitiWe «er^ältniffe 6. 7. — ^RaHonale« SSirfen
(@|)ra4e) ©. 8. — Ärieß unb miit&x 6. 9. — 3)ic 2ramilic (92amcn, gromiHcn.
unb (grbred^t) 6. 10. — ©tdnbe ©. 13. — Äönig ©. 14. — SBirtfd^oftncfte «er-
l^ältniffe (^anbel unb Q^trottht, Saumefen, änn\t) @. 14. r— ^ammurobid
9legicrunfl80runbffi|e ©. 19. — SRcd^tgpflefle ©. 20. — ^ammurobifobef («er-
trag, SRiete, $a(^t, ^rojeg, ©träfe, ©aftpflicftt) ©. 20. — SonbeSöcrwoItung
©. 27. — ©(^ulc unb 3Btf|enf(^aft ©. 27. — aßeltbilb ©. 28. — Äolcnber
©. 29. — aieligion ©. 29. — ^^mnen unb «ßfalmen ©. 31. — ^Itu« ©. 82. —
»oltereligion ©. 33. — ^riefter ©. 33. — Xob ©. 33. — 3enfcit«öorftcIIungen
©. 34. — ßiterotur ©. 34.
^ 3^s^^ Der Ulfe Orient ^tft 2
I HL« fO. 3 ID. Uordtristatiuhen 0€fell$d)aft (€. U.) «0 Mnmit
Pbrygien
unb feine Stellung
im kleinafiatifdien Kulturkreis
Von
Dr. €rid) Branbenburg
mft15T1btHlbungen
Ceipzig
I. C. Qinrki)s'R^e Budilianblung
1907
6 1)ie ftaramanenfhrale. ^cftlid)CT %c\l ^iftun. «£. IX,3,/4
®runb[age für bie ^eiljc^riftforfc^ung überf|QUpt gemorben ift. ^a$
Stetief jeigt linfö Dom Könige jn>ei f)o^e ©taatdbeamte, ©obartoa
mit ber Sanje, Stdpatfd^inä mit ä3ogen unb Stocher, ^areio^ tritt
auf ben Seib bed toten ®omata, bed falfc^en 93arbiJQ, beffen
^axipt iu ben ^ügen bed erften fte^enben &n))0rer^, beS ^fina,
liegt. SDiefer, fomic unter ben ©te^enben ber SBierte ( ÜRartija) unb
t>tt ©ed^fte (SBa^i^bata) tragen perfifc^e ^rac^t, fie empörten ftd^
in ^erften. ^r %c^te (^raba in SRargiana unb S3ac^trif(^) fc^eint
ft^nlid^ geUeibet ju fein, boc^ fief)t man, ba^ bie perfifc^e ^rac^t
ni^t au^ SD^ebien ftammt, Die(mef)r oermutlic^ 'auo @[am, ber
©ufiana. S)er SKeber ganoartifc^ ift ber ©ritte, unb aud^ ber
2: ^ad groge dielief t)on ^tftun.
fünfte (Xfd^itrantac^ma) gab fid^ für einen 9{a(^fommen ber S)ieber^
Iftttige aui^. 3)er QtoAit (SKbitbera) unb Siebente (^rac^a) em«
Porten fid§ in S9abe(. ©er 92eunte enblic^ ift ein @afe, @funfa
mit Sßamen, oon bem mx au$ ben Xe^ten nic^td n)eiter erfahren;
fein Slufftanb erfolgte fpäter, unb er ma^te auf bem 9le(ief bie
,,alle iReune" ooÜ. ©er ftfinig fte^t ba mit abme^renber ^anb^
Haltung: für bie ^.Sügner" gibt e^ feine @)nabe. Über bem ©anjen
)äfiDtht St^ura^SD^a^ba, mit noc^ ftarf aff^rifc^en Snflängen. — 9Sir
muffen offenbar annehmen, ba% ba^ 93iQ)n)erf efiebem in leuc^tenben
^ben erftra{|Ite, bie ber SRegen im Saufe oon 2 7« Sa^rtaufenben
befeitigt ^at Seiber ift e& bidf)er no(^ nic^t gelungen, eine brauch«
bare p^otograp^ifc^e Sufna^me ^u gen)innen. Unfer Silb ift nad^
jiDh filteim ätbgeic^Rungtn unter %ric^tigung buid) ))^otograf()tfc^
ttufno^m«! Don ^of. Dr. @arre unb fpätet Don Sing unb Xi^omip'
ion gcjridintt unb barf xoöi}i ali jiemli^ jutreffenbe SBtebetgabt gelten.
— Unterhalb biefeS gtofeen SIeliefS tft noc^ ein Ileinereä in benfrifeen
^Ijen gemeißelt @S jdgt jmet dteitev mit einer grie^ifc^en 92i{e
übet bem einen, ber noct) ber Snjc^rift (in gtiec^ifc^er Sprache) be(
■^JarttierMmg ©otarjeä 1 ift; et befiegte in biefet ®egenb (49 n.
&it.) feinen Siubet 3Ri^Tbat, bei il)m mit cbmtt<^er ^iilfe aiS
3: aitliti bti »oiaviti.
^enffintg gegenütiec trat. %on einem beuten äteiter, SfJi[)ibat,
ftnb nur no(^ ©puren erfcnnbai. 'Smi SJelief mar iiiiitx baS einjige,
bai iii^tt bet f)eäentfierenben $ait^erlunft juge)c^rie6en »erben fiinn ',
nnb tft bemerfenSmert bunli feine Sieiterfiguren unb bie ©eftolt ber
Siegesgöttin, benen beiben mir balb mieber (in XQq'i<9)oftan) bc
gegnen nwrben aU von ben Soffaniben übernommen. — ^or etma
100 3af|ren erbaute @[^eid| Mli-S^an ju Siftun ein flararaon-Serai,
beftimmte ju beffen 9tufre(^terf)altung bie Sinfünfte jnieiet Dörfer,
mtifeette ben mittleren leil unfereS SReliefä ab in ©eftolt einer 9trt
(£feIärü(fen'9Hfi$e unb tpereioigte in biefer feine frieblti^e Sutturtat,
iubem er aud bem tBui^e ber ftriegSgefc^ic^te 3ran$ ein 9^1att Ijerauä
1) (Ein anqfbli^ purt^ifditö 9(efief bei €äi-i'tiu( bedt \\ä) ma^if^einlit^
mit btm ffe(-i*^tb; neunbiiiQS ^at man in btn Kiiiiien noii üflui «nvtCiif^c
Stelen grfunben.
8 Dtt ftataitianenftrofie. SBtfHi^t Seil, »ifhin. KD. IX,3/4
ri6. - etwa 100 9Ketft rot^Üiä) be« grofeen Äerief«, beff« gtäc^e
[idi mä) Oft«! BKiibet, ift in ber glrit^en SBrife bet gelfen für rine
4 : SionDlit^ Bon »ifiuii.
tNitfeninfdiritt obet eine Mtblit^t Xarfteüung abgeplattet liiorbett,
fo*!ba& eine t^Ific^e t>on ettoa 2500 Cuabiattnetem entftanb, eine
@ef(l)i(!^tSquelIe Don ungefieurec S^beutung, bie teiber ungefdiriebcn
geblieben ift. — 3n bn entgegen'
I gefegten Stii^tnng, naii^ red^tS um
' einen t^elfcnooifprung Fenint, «itbedte
neuerbing« 9S. Sodfon auf einem
etliia 2'/, ni ^»^ @tmbIodc 3
leben^to^e giguren in t^d^retief,
auf biet ©fiten be« f^tfeaS oetteilt.
^t erfte Sntbeder nur Soiffon
aber boc^ nil^t, benn er gelangte
am lij. ^rit 1903 na(^ Oogiftan,
am 4. 3uni beSfelben Sa^rtd erf^icn
aber bereits ein Suffaf^ tion Ödlar
SRann im .©lobue" mit einem ißilbc
5: Säuienimriten »on «ipun. beä SWonoltt^. Seine (Sntbedung fiel
«ß. lX,3/4 5)ie tatawancn^aSc. »c|tli(^et ^cil. »iftun. 9
in ben ©ommer 1902. SBir fügen nac^ Sarffon ju, bafe bie gigur
auf ber (infen @ette (bie auf bem Silbe nid^t fid^tbar ift) ebenfo
einen 93art ju f|Qben jd^eint toie bie auf ber SSorberfeite; bie @e«
ftolt auf ber rechten @eite ift unbärtig unb nad^ äRann n)o^I ein
fc^mebenber (Senium.
%on biefem Silbmerfe aud jeigte man bem amerifanij^en
äleifenben — in ber SRid^tung auf ba^ S)orf SStftun ju — eine
Zrnmmtrftätte, bie unter bem %amen ®ä]^'i^^ai«@^ofru ($aUd
bed ftei (S^ofrau)) befannt ift.
^SBiftun" ift bie fjeutige gorm be§ alten ^tarnend 93agiftan,
ber ben ,,9EBo^nfi$ ber ®Atter" bejeic^net. $&tten loir bad erfte a
bed 9{amend ald lang anjune^men, bann toärbe ber 9^ame bad
«Oartenlanb" bebeuten. ^ie größere SBaf)rfd^ein(i(^!eit fpric^t u^o^I
^r bie Sebeutung „®btterort\ ®ag ba^ Gebirge bad „)Bagifta«
mfc^" genannt Sorben fei, berid^ten bie ©riechen, mie aud^, bag
ber Serg bem „3^"^" ^^^9 getoefen, toaS l^ier tool^t nur ben
^öc^ften ®ott, b. ^. in ber ^erferjeit ben $(^ura bebeutet. ß^Sl^cl^
ober finrec^en fie üon einem <$arfe (Don 12 @tabien Umfang) in ber
gut ben)&fferten (Sbene. SBetter aber fpric^t berfelbe ©c^riftfteller
(IHoborod) an anberer @teQe t)on ber „einer ®bttern}of)nung gleid^en
Soiibfc^aft Sagiftana''. 2)ad lä^t alfo fd^Kegen, ba% feine legte
Cvelle biefe Sebeutung bed 92amend gefannt I)at. (SrftredEte biefer
fic^ aber eine ganje Sanbfd^aft, bann fann biefelbe nur meftlid^ ber
^Ifen Don SBagiftan gefuc^t toerben. Sad ift bann bie noc^ |eute
frud^tbare unb (au$ bem „\dfmavitn ^(uffe", bem j%ara^@fu) reid|
bemäfferte Sbene bon ^rmanfd^al^an, beren ^errlid^ed Klima (über
1400 3Reter i^öf|e) noc^ fitrxit ge)n:iefen toirb.
3ie^en »ir t)on SBiftun meftwärtS »eiter, bann erreid^en ioir
nac^ einer @tunbe 9btinen, bermutUd^ bie ber @tabt 93agiftun, unb
na4 etn>a 20 km äBegeiS ben fübtoärtd ftrbmenben $tara«@fu, unb
etn>a 10 km an biefem aufniartd liegt, auf feinem linfen Ufer, an
fteilem ^Ifenab^ange toieber eine @tStte mit 9teliefbilbem, bie^mal
au$ ber ©affanibenjeit. Sie fü^rt ben 9?amen Xaq^i^Softan, ber
^te ali ,^ogen bed ©artend" gebeutet tpirb, üermutlid^ aber in
anberer, meUeic^t abftc^tßc^ ber&nberter, ®eftalt nur ben 9?amen
bei (Sauti f|negelt, nac^ bem auc^ Siftun feinen Flamen f^at 2)ie
fKiuptfel^endiDürbigleit ift ein grogeS runbbogigei^ f^Ifengemdlbe
mit @fitIptitTen, unb oftn)ärt8 liegt unmittelbar neben bem großen
„Xaq" no(^ ein Keinerer, n^enige @d^ritte tueiter ein breifigurtge^
keiief, frei auf einem geglfitteten Seile bei ^ier enbigenben ^Ifend.
10 Xit SaraiDonenftTaBf. SBtftli^er Xdl. Xaq-i-Vo^an. SIC. IX,3/4
^uf bie Slettefbaiitellunaen ge^tn mir nii^t n&tta ein, ba fie
nid^t me^i in unfcr eigentlidieS SUettum ge()öini. S)er gcofie iSaq
ift ober otwn mit 3innen flbgejditofifn naä) alt« ®eife, nrie fie bie
^ffqm fc^on fannttn, unb nie fie in Sufa unb $ertet)Dliä itblii^
niflten. !Eer eigentltdie ©Oflentril her ^intetroanb ätigt 'S Jiflnwn,
einen ©offaniben — man meint (if)ufram II — ber unter bem
Seiftonbe einer (meiblit^n?) ®ottf)eit burc^ eine anbere mit bem
äünge ber ^errfi^aft tiele^nt nitrb. 3m unteren ^Ibc ber Röntg f^oät ju
Stoffe ali ferner ge^janjertec ÜKitter, eine ü&erauS imponterenbe &t^
6: 3:a(i-i-$oflan. ShfamianriAt.
ftalt. ^er {(eine Bogen jeigt im S^ogenfelbe jwei fteljenbe mann*
tüit (Jiguren ber gleichen QtH\ unb biefer geljört auc^ öq* frei»
fte^enbe Slelief an, baä eine ä^nlidie @jene tniebergibt, mie tiai im
großen 93ogen. Sinen jüngeren @ttt fc^einen bie ^agbfjenen ju
oenaten, bie rechts unb linfi oon ber Slitterfigur bie ©eitenmanbe
bti unteren Xeileä oetäieren. 2;ie beiben Sogen Ijaben eljemoIS
Seftanbteile an bie ^^Üroanb angelet)nter @ei)äubt gebilbet, n>ie
aus Spuren nod) erfennbar ift. SäulenfapiteQe gan^ äC)nlii^r 31rt
iDte bai <B. 8 miebergegebene, bai O&tai Sßann bei Siftun fanb,
I) @(^a6Dut|TlIu.III, fitibcbuiAtiiit^l)lanii<-3n(i!hnflimS(>gcnaenannL
Htgnt ^ute auf einer 9Raucr, bie ben Ztittf uiiifäumt. 3"'<f(^"t
it)nen ftet^t eine DeTftümmelte ipetblic^e Statue. Sm äfnfange beü
19. Sa^riiunbertd waren am Ufer beäXeid^e^ no^ eine Steige über
bem flnödiel abgebrot^ener ^üfie ju )e^en; ti i|t alfo fein 3iveifel,
bafe roenigften^ bie Saffambenjeit frei fte^enbe ©totuen' fannte. 5!)ie
Äefte biefer bann fo ^ij(^ ini^tiflen Stguten itierben iiemü^ fit^er
noc^ ^te im Soben beS ^eic^e^ ausgegraben nierben fönnen.
— Audi biefer Ort bürfte fd|on in früherer 3"* f*i"< Sloüe
i;rfpie(t t)aben: ec wirb gelegent(i(^ au(^ Oa^i^i^S^irin genannt,
„ätfltoft btx ©d)irin". ber ®attin 6()Mftaro§ II, bocft ernw^nen
7: Saq-i-Soflun. £aS fiei litgtnbe Slilief.
mir bai ifia nur, um Senoetfifelungen ju Dermetben: mir werben
iulb an ben Ort fommtn, bem biefer 9tanu mit me(|r iRet^t
jutemmt Stn>a 10 km ffibUdi unb ettoaS Deftlid^er liegt bte
fpötere ^auptftabt bed @aued, Kirmanfc^ä^än. 'SÄt @tabt, (leute
I) 3n cinn 0Tottt bei €d|af>uT (noTbiDtftlttl) Don Sajrun), iiidit iceii
Don ben bttannttn 3)dtffe, bit ben Sieg übn SSoIttianuS Ott^eitlii^en, (onb
JSoTtn eine Statue btd 6(^<i^pu^r am IBtibtn licgenb, bJe nai^ [einer flneabe
ttan S SXetn I)od| mfiir. (Eine gmeite foO gu 9li\^aput gtftonben (laben, bod)
|uib Itine @fuim bcuon betannt.
12 ^ie ftaramanenfiraBe. 3Beftli(!^er Seil. Slitmanfc^a^. 90. IX,3/4
Qtto'd^nlxi) ^xman]ä)af^, wn ben Srabcni früher auc^ Oarmifin
genannt, fyxt ttma bte Sintool^netja^I Don ©aljburg, ift aber bie
beDbIfertfte ber gleid^namigen perfifc^en $rooinj^. ftirmanfd^a^
ift t)on ®ärten umgeben, f)at groge 93tel^u^t unb eine burc^ ben
^aramanennjeg befonberd günftige Soge. 2)ie @tabt foQ t>on bem
@Qffamben!önige Can^ab (um 500 nad^ @^r.) gegrünbet fein, bem^
felben, ber bie großen Sefeftigungdn)erte im ftaufafoi^ (bei S)ärbänb)
begann, im 3^^^'^^^ ^^^ religiöfen Sden^ung bed SRajbat. @<^
liegt aber fein ®runb t)or, bie @tabt nic^t für uralt ju polten,
benn berartige „©ränbungen" bebeuten für geu)fi^ntt(^, ba| man
ou^ ben 3i^9^t" ^i"^f üerfaDcnben ©tabt banebtn eine neue ouf*
baut unb neue SBeDöIferung ju ber alten anfegt. ®ie ^(ünberung
be^ noc^ Dem)enbbaren 93aumateria(ed ber ^rämmerftStte DertUgt
bann bte ©puren ber alten @tabt fc^neQer unb grünblid^er atö eine
3erft5rung bur^ ^nbe eS leiften tann. SebenfaQd l^at ba$3^^^
alter bed 2)areiod an bem Orte Don ftirmanf^a^an eine ©tabt
gefe^en, bie u^o^I auc^ eine 92eugritnbung gettefen fein mirb, eine ha-
nifc^e ©tabt, tt>enn f olc^e nid^t bereite unter ben äßeberlönigen entftanb -.
SBir ennö^nten oben bereite Qaxna. SBei biefer ©tabt liegen
bie 9fiuinen^ Don Slriabfd^an, einer nod^ im SRitteialter bläl^enben
©tabt. eg ift nun merhoürbig, bafe Siglatpilefar HI in riner
Slufiä^Iung, bie bemeift, ha% er bid burc^ bie „mebifd^en Zore"
I)inburcl^ in bie Sanbfdgaft 9l\\a getommen ift; eine ©tabt aufführt,
bie man gar mof)I afö „Uritt>bf(i^an'' tt>irb (efen burfen in 9nbe
trac^t ber ©(^n)ierigfeit, folc^em "Slamtn mit aff^rif^n S^d^^n
tjolbtotQ^ gerecht ju merben. 3^9^^^ ^^^ ^^^ ^"^ ©tobt
3agruti ermäl^nt, bie n)of|I auc^ nic^t loeit oon ben „^^oren bed
3agrod" gelegen ^at. Seiber ift ia^ ^rinjip, na^ bem bie Sßamen
georbnet finb, ni^t burc^fic^tig genug, um fiebere ©d^lfiffe ju geftatten.
1) 40000. ^er 9^ame rü^rt ^er k)on Sa^ram IV, ber ben Xitel ^d^afi
oon J^ennan führte.
2) @amiKn ff)ri4t babon. bag er im ^a^re 713 bie 6tabt (Srtftana
famt ben Crtfdyaften in i^rer Umgegenb belagerte unb eroberte, unb bte Sanb-*
fd^ft nennt er ^ait*3(i. 9ie le(tere Kamen^form Hingt aramfiifd^ unb fod
wo^I bebeuten „äBo^nrift (i^otteS''. SDie £anbf4aft ift aber rnebifc^ unb loirb
ba^er, »ie i^re ^u{>t|tabt, au6^ einen iranifc^ siamen gehabt ^aben. (Ed
liegt nal^e an§une^inen, ba^ bie Wtthtt aud „SU" ein „(Sri" ma<!^ten, ba fte
I burdy r erfe^ten, unb fo ein (Sn«ftana atö Überlegung twn Oait-Sli f^ufen.
^'\t )Oanb{(!^aft aber lag im &tbittt üon (tUip, ma0 au unferer Vermutung
burc^aug {itmmt. 3)iefe bereite mit IBagißan oerglid^ene Sanbf(!^ft lönnte
aud) für Airmanfdda^an in ^ttaä^i !ommen.
3) Sie finb teitö faffanibif^, tetld ftammen fie aud filtefter 3eit.
10. IX,8/4 3)ie Ihiramanenftragc. SStfllt^tT Xtit. Sttnnb. 13
Sir em>ä^nten (@. 4) bot £atalDanenn>eg in {einem ^bfi^nitte
Don Shrmanfi^a^ übet fleiinb unt> ben ^q'i'@tnia aaü) Sßefttn.
9ua ttrirb int 9^m'3afc^t (19) beä Vuiefta bai „unjugfingli^"
Kutinta gmonnt aU ein @it) beS mit Sft^igaS gu)animengef(offenen
Sitf(^'X)at|a[a. Üi mag alfo toot)t eine ^elbenfoge gegeben ^aben,
Me bdd Don ?tran nie non ber tpeftltc^n Sitefebene in bei "Xat
fdiBwi eneit^boTc Jterinb aU eine ftbnig^buig bei 3Rebeif6nige ei'
vi^nte. Sin neittlamifi^ei Sadftein beS @c§utiut=9?a[)^unte, @o^ncd
btö ^ubanimotQ,, ennfifint eine 'Biaist Sarintafc^, son rao ei
ein @btteibilb beä Snfuj^naf nai^ @ufa gebiac^t ju ^aben f^eint.
8: Jaq-i-fflttro.
I>ie @tatit, bte ntu^ bem gleid|namic|en Jhtjfi<@i)Rtc|e benannt ift,
Ueibt i^n Sage nadi bnid|au8 unbeftimmt, unb jum mtnbeften
bnrfte i^i 3tame an(^ bie Uifotnt Don „ffierinb" fein. Qai ®iiec^=
jnt fu^t man bin Oit in bei ^aiananenftatton Marina, maS iso^I
ftimmen mag, ba bie|et Slame fe^r gnt auS Haiinb Deifc^rieben
ober Deilefen fein (ann, benn giiecf|ifc()eS a unb b tcerben {ci)i oft
wnuetfifelt. 3)q8 fientige 3)Drf Äerinb „liegt Don ()0^en getfen
(ingeft^Ioften fefii lomontift^ an einem Reifen terraflenföimig an»
gebaut", unb ^xoax auf bei ^öi|e btS ^ffeg, )u bei ein ft!|i befd|n>ei=
li(^ S3eg fjinauf fä()rt
14 3:w RatflwanenfhalE. ffleftlic^er Seil, ©fir-i-tnil. SIC. IX,3,4
%xo^ ber Ijeraortagenben ÜBebeutung biefer SQrQii)anm'„©ttaBe",
bte mir nunmf()r abtcäitg Derfolgen »oQen, botf man ftdl Fnne
fibertriebene IßorfteCung Bon itjter ©it^er^eit unb @einä(%lic^lrit
Qudi auf anbeten ©treden machen, unb bte SJebeutung ber großen
Sunftfirafeen mit i^ren riefigen aJriidenbauten erf^eint in anbetem
Siii^te, loenn man bte oft unge^euien Sc^niterigtetten in iBetrat^t
jict)t, UHlc^e bte fdiroffen, unnernritlerten ®e6iig$maffen ^ano in
ben SBeg fegen.
9: Stuftaifi-SiDub.
Sm SBintec matten Sc^neemaffen bie ^abe ungangbar, unb ba#
gilt befonbeiä and| Dom „^aq>t "Vieira" ', XDa& eigentti^ ben ffieft eined
SIeböubed mit einem giogen @emi)U)ebogtn meint; fein @tt[ beutet auf
bie i&affantbenjeit*, unb t& votxi) für ein ßol^'t^^ube gehalten. Son
ffitr aus fommen nni in aftbab^lonift^eS Jhittutlonb, bem ber
3D)'t.äln)änb jueilt. Sut^ ^ier haftet bet tranif(^ 9iame Älmänb,
Slnonb, aitn Slnoanb, ber au(^ bei .^amaban tDieberfe^rt atö !Berg>
1} 3)ancben ttiti ber Hamt Xonfl-i-Ottna auf; 3ana märt = Sngpafi,
%ttn — „Vpsen"; Zaif-i-Qkna f<^int bei filtnt 9tame gu fein.
2) Sud) (£. ^rjfelb flatnmt tt fogiit aus ber %ait^trj«it.
m
«C. IX,3/4 Sie iriiTaTiHtncnf)Ta6c. ^ftlic^i Zeil, mi-i-pul 13
namt. Xcr nädfUt Oit ^%t «Sacput obn ®äi4:'$ul>i^3i>')<it),
b. (]■ ,>{Dpf i)et SBiäde Don S'^fiab". Unb I)ier liei^en bit Xiämmer
bft utoltot @tabt $oIman,.tn aff^ic^tn 3nf(^rifttn aU S^lmanu
mo^belannt; iaä ift aber jugleic^ bfc 9!aine be$ £anbe8 unb bantit
bed @ebtrge^, Dmnutlidi auc^ beä ^tujifS, bn erft )pätfr iranitc^
nmgebtntet morb. !S)ie ^ffqin t)aben mit iEjien
Sdutm unb 3^(^ctt DffenbQc bem 9?amen nii^t
m^t beigetonnt. @ie fi^mbtn b«t 9!amcn
trils mit bem odi^ßaut, tril« mit j, teil« mit
tPOfa(i)(^an Slnlaute ot)ne Sejeit^nung be«
ff^ttifrigen flonjonanten, ber unferem ic^'Soute "~
7:ni bis Dier Momctet )äbmeftlid| itS
ÄttranRU!=©ftat« ©är-i-pul füfjrt bi( ©träfet an einer [teilen, jum
^eile geglätteten t^lSwanb tpoitiet, an ber bie „Kammer ^nnbä"
(^uRän^t <{)aiib) gu fe^n ift. 3n £)d^e Don 6 m läuft ein »bfn^
Don übei l m Sieite
bie Sanb entlang, unb
4 m ffdifti ein jneitei
Don gleidier ©reite.
^Vj») barüber ift ein
Steretf non etioa 2 m
»reite, 1'., m §ö^,
beffen bcibe $ätft«t
na(4 hinten in fe^i
ftatmpfem Sinfel an
einanber ftogen. 3uf
bem linlrn Slec^ted ift
eine ^ur eingemeißelt,
beten ixüäft man in
bie3nt ber^atobara« -^ . 11 : ftd-i-Haub.
oon i$ard (Anfang bft
€elenfibenjeit) fe^t, bie aber nennutlic^ {pätelamifc^ ift. !Die ^^m miib
itrutt fiel<i^3)aub^ genannt 12 m f|b^er ift bie ^(Stammer, beten
Sorbetteil eine Don jioei ©äuten getragene UJor^alle borfteDte; bie
©öulen fetbft ftnb onfc^tounben, nur bie @odel unb bie JtapiteQ>
platten bcatot i^itn ©tanbott an. S>cm @tile nac^ tonnte bie
flammet bei ^dt bei V(^manibenfönige oon Stntfc^n angeboren,
1) „ShliefHlb bti Samib".
16 t>it SatatDanm^ngt. "Ot^l^x ZciL @at-i-pul. 'HO. 1X,3.4
ba fte m^ ®nmin^ unb duftig toie ein ÜQottättftt ber fpätnen
(8ntii(ainmmt Don äiaqic^'t-^Shtftam trfdinni 2)aju mnibe bann
aa(| baft übti ble Xnidit bti ^gur ^mnEte ftiimnen, benn biefe
erinnert ftarf an bte jpfittr ju nR>ä[)n«tbrn Slelief« bon Snal'^nttr
12: 9te(Uf bei 9nnubanini.
aus f)>ate[ami|c^i 3«t- ^o« ^nft^riften tft bisset nii^tg befannt
getootben.
3n bei ®egenb Don ^tolman fanb $enrq dtarclinfon an einer
gelStoanb ein gladiielief, Don bem Ictbei bisl^ei leine Stbgeidinung
befannt ift, ta& aber nac^ ber Sejc^ceibung |et)r an bie gleich ju
emä^nenben SReliefS Don 3äi4'pul erinnert 9Bie auf biefen trägt
aD.IX,3/4 S)i( fiarnniartnflia6t. äBeflli^CT Seil- Sär-i-put. 17
b« fiegrridie ftßnig ein tur^e« ©eroonb unb eine runbe Wä^.
(eljt btn linlen ^ufe auf einen nm Soben Hegenöen geinb, jott
aber in bet fitnfen einen ©t^ilb tragen unb mit beu Siechten fi(^
auf einen bis gut Srbe reicfienben (Mtflenftanb ftügen. SBor i^m
ft(f)t mit auf ben Müden gefiunbenen ^önben fein ©egner in gleicher
©töfee, im iiintergninbe Diet natfte öeftalten, (nienb unb fteinet
bargefteQt, bie um @nabe bitten. 5)ie ©tufe, anf bet biefe ©jene
ft^ ergebt, nitb Don einet 9tetf)e Diel (leineter giguten getragen,
bie mit erhobenen ^änben unb ben Rupfen fie ftiigen. ®« bütfte
bie ©iegeSftele eineei Sönig« Don Slam jein. ^wd) ifiec ift bi«^er
Don einet 3nfc^rift nit^tS etroäljnt, fie loirb aber fc^roetüi^ fehlen.
Uttna 25 km meftlic^ Hegt ein
iDeitetet Xtümmeif)aufe, t)eute als
Ek|r>t<@d|inn (@d^lofi bet Sc^irin,
bet ©Qttin S^nftQlDd II) bejeid^net,
ingltic^ bie [egte petfifc^e Station
bed JtataroanenmegcS. ^et Beiname
Don @at'i-pul bejie(|t fi^ auf bie
13 km nbtblitf) gelegene Stabt3o^ab
in ungefunber (^egenb. Bei btefet @tabt
(jitiif(^n ^ofanabab unb ®Si>i=puI in
ben Reifen) finb 4 ©telen gefunben
»orben, beten 3 f ef) t flatf Detwittert finb.
3)ie4. obet, initö[)eDon30maneinem iS: Sdief bes ©(t)il.E.buii(?)-m.
)en!ted|tcn ^tlita, geigt ein ^(ac^telief
mit einer 3nfct|rift beS Sullu^gütften Stnnubänini. Sit finb alfo
in fiuQu'Sonb, unb bet fc^einbar babt)lomjc| Elingenbe ütamt beS
Surften get)ött fitzet Her ©prac^e feine« SJoIfeS an ; er ift eine Surj-
fotm einr§ mit bem 9iamen beä @ottee ^anuboni (^anban, ^umban)
beginnenben SSoHnamenä. S)er left ift bab^Ionifc^, bet ffiame babQ«
tonifd) umgebeutet. I£ine gmeite Qeinete @tele, mie bie etfte aui Stall-
ftein, mit gladitelief unb ^^ejt, fanb fic^ 108 km Don i^tr erften ent-
fernt bei bem 2)otfe ®c^ei(^an, nötblic^ dor ^oi)ab. Set 9Iame
bc« t^ärften begann mit ,@c^il", ift aber jum %til jetftbtt.
tm 3ufaQ fdieint unS gttabe bie tsiditigfte biefet ©telen am
beften et^alten ju ^aben. §^t Bilb ftcQt bat, mie bie ®bttin
Shnnl bem Vnnubanini einen ^ufl befangener Dotfü^rt. lEta ©iegei
nennt fic^ ben „mächtigen Abnig, ben jt&ntg Don SnQu'Sanb", iaS
QkUnbe, auf bem et bie ©tele errichtete, baS Batitgebitge.
Über feine ÄritgStaten erfafiren mit nichts, mbgli(^erteetfe finb
XUrctOilti«- IZ. S|*. 2
18 «[nnubanini. «O.IX,3/4
anbete @telen, bie me^c Verraten, noc^ ®u]a üerfc^Ieppt toorben
unb fommen no(| )um 93orfd^etne. Sie Sd^riftform ift fe^r atter^
tümltd^ unb }eigt n^enigfienS fo üiel mit ®xifevi)txt, ba% ber Jtöntg
er^ebltd§ t)or ig^ammurobt fSDt. 3)a Stnnubanint fid^ ftfinig t)on
SuDu-Sanb nennt, fo toerben n^tr feine Eroberungen in ber fruc^t«
6aren (Sbene, um ^ag^bab f^txum, ju t)ermuten t)Qben. SBirllic^
fd^eint ber Äönig S3ejief)ungen }ur @tabt Stnix ju tioben, xoo ba^
berühmte (S«@d(|tblam bed (Sottet S^erigal ftanb. Sine bab^Ionif^
Segenbe enoä^nt nämlid^ in Sßerbinbung mit Suti einen „ftönig"
9Inbanini, in bem niir offenbar itn ®t>it jpanban (^umban,
Umman) n^ieberftnben. ^ier fd^eint alfo, roxt fo oft, ber äR^t^od
t)om ®otte auf ben ßönig übertragen }U fein. 993id^tig ift aber,
ia^ man ben S^amen bed ßSnigd (Slnnubanini") mit bem bei^ ®otted
{tttoa ,;Slnbani'' ) jufammen brachte. 2)enn nun erflärt fid^ ber 3lamt
einer @tabt (unb fianbfc^aft, n)0^( auc^ ber S)^naftie) Sit^^l^anban.
S)ie fpäteren dürften biefer ®^naftte füf(rten ben Xitel ,,3anju",
ber aud^ »eiter nfirblic^ in @^ubu8fia »ieberle^rt. 3m Sa^re 844
trat @utmanafar II bem bamaligen Sanju oon ^anban ba^ ftönig^
tum t)on 9lamar ab, oermutüc^ f)alb ge^niungen, benn 8 Saläre
fpäter greift er Sßamar an, unb ber Sanju flief|t, toirb aber
gefangen unb> nac^ ^ff^rien gebracht, famt feinen ®öttem unb feiner
l^abe. SBon biefen ®öttern, bie e^ebem im 3^9^i>^ ^^^^ iunS^ft in
SuQu^Sanb geboten, fennen n^ir bereite ben ^amban (ben 9Ronb^
gott), bie IRinni, unb n^eiter afö ®ötter t)on &$amban einen
@ir, einen @ubu (ober @d^ubu, ben „®o^n bed Xempell» üon
2)er'0 tDüf)l aud^ @umu unb t)ermutti(^ t)ern>anbt mit ©c^umaUa,
ber ^rrin ber glönjenben 99erge.
@o finb toir auf unferem 3^9^ ^<^^ 9ßeften unbermerft ind
SHtertum hinein gefommen, in ®ebanfen über ben fic^tbar gebliebenen
großen QtnQtn einer totit über 4000 3a^re entlegenen 3^^/ ^^^
bie @iege8fSu(e ^nnubaninid. 9Kd^t aber )Don bem tieutigen ^a%tt>^
unb feinen 99ett)0^nem moQten n)ir eigentlich reben, f onbem gerabe Don
jenem alten. Unb jegt finb toxx nic^t nur auf leeren ®^ü t)on
geograp^ifc^en iRamen geflogen, fonbern auf einen SSoIlSftamm, bie
SttUu unb i^ren großen t$fi^ften, ben ®ränber üon (So'j^mban,
unb beren %ad^foIger, ben Sanju unb feine ®&tter.
SBir »oQen nun biefei» %olf unb bie Überbleibfel feiner ®pra(^e,
bie und in ben Stamen erhalten geblieben finb, bagu benugen,
einen feften @tfi^pun(t )u gen)innen, bon bem aud »ir in bie Un«
berftSnbttc^feit ber fremb Ilingenben 9lamen im 3^9^^^ fiberfiaupt
fIC. IX,3/4 Sölfer, 9fainen unb ^pxaäftn. SuKu'fianb. 19
SBrefc^e legen fönnen, fobag bie toten Flamen }um ^ebcn gejioungen
aerbftt mte anbemärtd in befannteren fi&nbem. Qun&if\t muffen
nrir olfo lotffen, ju »eichet SBblTerfamitie unfere SuQu gehören,
xotld^t @pracl§e fie fpred^en. Unb ba fei wxaui bemerft, ed ift bie
@pxad^e, bie mir aud) in Slam, im f üblichen 3^ei(e bed 3<>9^^^
nriebfrftnben, unb jn^or natürlich in einer munbartlic^ üerfc^iebenen
^orm, ja offenbar in einem munbarttid^en ^urt^einanber, ober otet^
me^r SZebeneinanber, roie bie 3latnx be^ fianbe^ ed bebingt.
9Bie mir nun mit einem ©c^Iage ein anbetet Serftfinbnid ber
geogrop^ifc^en 93enennungen }. SB. Stauend unS erfc^Iiegen, menn
mir miffen, mad lago, monte, campo, isola, eiita unb ä^nlic^e
bebeuten, unb mie rüAx an if|nen ein SBa^rjeic^en itattenifd^^roma^
ntf<!^ 3kt)ö((erung ^aben, fo muffen mir und auc^ fär jene alte
3eit unb ben entlegenen 3^0^^^ ^^^ ungefS^re 93efanntf(j^aft mit
ben (£(ementen ju t)erf (Raffen fuc^en, bie ben obigen in Statten etma
entf^nred^en. @ie ftnb anberer Srt, ed ftnb ®uffi;e, bie \^txa SRamen
onge^ngt merben, unb ä^nttc^ed.
Std^er ^aben mir uon ffSuUu'^Sanb'' unb ben „SuQu" ge«'
fproc^en; le^tered märe A\ßa baS ®Ieic^e, mie menn mir fagten
,We SJeutfc^" ftatt „bie 3)eutfc^en". 2)ie SRe^rjafil lautet Sullu-bi,
bei ben 9ff^rem auc^ SuHu^mi, morin man bad m \)(xi a(d m
auffoffen mollen. 2)er @nbt)ofa( mirb in unferen (femitifd^en) üueQen
fe^r Ofrf^ieben angegeben, ald i, e, u unb auc^' a, o^ne ba^ mir
bii^er biefe SBerfd^ieben^eiten erflären fönnten. ^ad ,,Sanb ber
£tinu«bi" ^eigtSuKu^ba^ti, {önnte aber au(^ atö fiuKu^^bi^^ta
ober fi^nltc^ üorfommem ,;8uOu^Sanb" mürbe SuIIu^ti ^ei^en, b. ff.
menn ber ftudbrud nid^t oon ber ^orm bed iBblfernamend gebUbet
mirb. %ut^ „£u(u'' mirb gefc^rieben, unb. ed ift mof|( beac^tendmert,
\>a% ein Sanb fiuluta fe^r oiel meiter nac^ ißorbtoeften oor!ommt,
offenbar no(^ meftttc^r al8 S^ubudfia, mo mir ben Sanju^XiteJl
mieberftnben. ®enn auc^ off^nfc^e Angaben legen eS na^e, ba^
noc^ ein 3af|rtaufenb nac^ 9(nnubanini SuQubi meiter norbmeftUc^ ^
gefeffen ^ben, unb bag bad iBolf oon ba aud, immer am ^ag^xo^
entlang, erft bid in bad Sanb fid^ oorfc^ob, t>ai bei ben ©emiten
immer nur a(d ,,fianb ber SuUubi'' be^eid^net mirb, bad aber atö
„8anb" oielme^r gojnua* gelieifeen ^at (ogl. „(5ng[eI]*Ianb" unb
1) 9Zo4 ben iSriec^en toar eine Sanbfc^aft Solomene befannt, bei
Strabon Mrfd^rieben in 5DoIomene unb bereits ^um eigentlichen tftff^rien gerecibnet.
2) ^^er ift nur 92ame M Sanbed, be^eic^net fein tSoIf! Übrigen^
taan aud) Xfc^amua gelefen werben.
20 Qdlfer, yiamtji unb ^pxad^tn. SuHu-fianb. 9(£). IX,3 4
,,^tanmen'0. ®in ^lug in ßontua loirb fiollu genannt, unb bo,
nne xoiv nod^ fet)en werben, gen)if{e SRunbarten gerobe um unfere
Sanbfc^aft ^erum, ein u ber ©tammfilbe burc^ a erfeffenS fo er*
fennen ttrtr in biefem 9{amen leicht unfer fiuQu loieber.
S[bet Quc^ ba$ oudlautenbe lange u fd^eint nur bie aff^rifd^e
Snbung gu fein, bie unserem „tfd^" entfprid^t, fo bafe ber 9lame
ben glufe al« ben ,,lallifd^en" bejeit^net; er würbe in jagrif^er
©prac^form alfo Salla^r* ^eifeen muffen, mit einem r*©uffije, beffen
\oxc nod^ weiter gebenfen moUen. 2)ie am SaQar SBo^nenben würben
bann wieber Salla^rt^bl feigen muffen unb wirllid^ berichtet
Äönig Septt«$umban*3nfuf(^naf ^ öon Slam, bafe er bie „Saüarippe"
(in e(amtf(^et ©d^reibung bejw. Sefung) nieber geworfen ^abe. @d
ift aber ungewiß, ob biefe nad^ bem ^luffe unb nic^t Dtelme^r
nad^ einem gleichnamigen ®ebirge if)ren 9?amen {)aben. äBirer^
fennen nftmlic^ je^t auc^, t>a% ein Gebirge biefed Stamend, ba^ ein
Stff^rerfönig erwähnt, unb t>a^ an fid^ auc^ im SBeften t)on Sff^rien
t)&tte liegen fönnen, in SBa^r^eit im Often lag. Sönig ©ulma^
nafar II berichtet nämlic^, bafe er (®nbe be« 3a^re^ 859) ouf
ba^ fiaUargebirge l^inauf 30g unb bort ein ^enfmal feiner ^errfd^ft
errichtete.
5)a nac^ ber ?lngabe Sifferbedf« (S)a3 ©anbfc^at ©uleimania,
fieipjig 1898, eine S(rbeit, bie oom miUtftrifc^en ©tanbpunfte aud einen
wefentlic^en S^eil bed 3^9^<>^ i" erforf^en fuc^t) ber bebeutenbfte
StebenfluB ber T)iala, Der ßtntfan-Stub, nod^ ^eute fiüla ober
iinla t)eifet, be^gleic^en aber auc^ ber 3;fc^am''i*2et)ele, fo mag
ber 9{ame wo^l bid {)eute er{)alten fein. SHeDeid^t l^ieg ber (entere
aud) ber „blaue SaQu'', fobag bie für 717 (Don ©arrutin) erw&^nte
©tabt fiallu^UgnuDom glügc^en ben 9?amen f)&tu, benn vgnu be«
beutet „blau'' unb begegnet noc^ öfter ^. %uc^ bad fü^rt aber barauf,
ba6 wir bie weitere $(udbef)nung ber fiullubi in nbrblic^er 9}i(^«
tung (Don Qo^ai ani) }u fu^en t)aben. äBenn bie Don ben Sffprern
1) Sgl. autt^ ^umbon unb ^omban.
2) Sir begreifen alfo auc^, bafi bad irnllar-i^ebirge, ba9 ber gleidK
ftdntg ^toti 3a^re fpötet auf einer Unternehmung gegen Storb'Bantua bur^«
^ie^t, auf einen SSBortfiamm ^ulla fdiüegen lägt, toit ti in ber gleiten ^genb
au(^ ein 2:fila'r''®ebirge gab. (Sin lOati^ro^ebirge l^aben mir bereits er-
roöljnt, einen 9erg ^^igi-^r werben wir no(^ fennen lernen. Vtan oergteidK
weiter baii^ d^ebirge 9^ i b u « r , ben glug (S b i « r unb'.bal f c^on berührte 8 u n g u r-
dkbirge, beffen 92ame t^ermutlic^ au9 alter 3eit ftammt.
3) Xe«Umman ber ^ff^rer.
4) dbenfo gibt e« ein ^a())t unb ein ^alpugnu.
'iü£.IX,;i,4 Völler, ^JJomeu unb ^prac^en. üaUit-ßanb. 21
Qönj fpejicU ote „©ur-SuBumai" (b. t). „Suflubi^öurg"; bcjeic^*
nete ©tobt ber ^auptoit bed SBolfed war, bann mag er etn>a in
bie @egenb bed heutigen ©uleimania felbft fallen; unb uon ^ier
aud nörblic^ tft ber 3)erg ißigir ju fni^en, an bem bie Sirene be«f
bab^loniic^en glutberi^te^^ nieber fam. tiefer SBerg l)ieB in
in ber @prac^e ber Suttubi ßini^ba; alfo jU)ei 92amen aud oer^
fc^iebenen ©prac^en finb im @ebrauc^e, Don benen ,,9h^ir" au^
fpiter anjufüf|renben @rünben ber altere ju fein fc^eint @o ^ieg
er bereite, ald — Dieaeic^t um 2600 — bie £ullubi Don 9lotV^
veften ^r in t>a^ fruchtbare ©c^ä^rijor ^ einbrangen. 2)iefe ^opptU
benennung ift nic^t bie einjige, benn Slffumagirpal, ber fie ermähnt,
berichtet auc^ ben Sßamen, ben bie ®iabt ,,%ufulti«91ffur«aBbat'' in
ber SuIlu^Sprac^e führte; biefer fflamt lautet Slrrafbi, n)obei ba^
äi eine SSariante bed balb noc^ weiter ju ern)äl)nenben Sänbemamen^
©nffij^ed ti ju fein fc^eint.
Die elamifc^e ©prac^e ift überreich an berartigen Elementen,
snb eine al)nlid^e ^ebeutung ^at auc^ l>a^ jufammengefegte @utft£
Hte-Tia, fc^eint aber mel)r bie |)erfunft ju betonen; ed finbet fid)
in @ipirmena, bem ißamen einer fianbfc^aft, oon ber SlffumaBirpul
Iribut nac^ Xf c^amri empfängt, Don mo aud er nac^ Slrrafbi Qt^
langte. 3)er SSerfaffer bed SBeric^ted, ber etmad t)on ber £uttu^
€prac^ uerfte^t betlagt fic^ über bie fc^lec^te Sludfprac^e ber
©ipirmener: ber 2iirguman — oieUeic^t er f eiber — fi^eint glän^
jenb f^iadto gemacht }u ^aben gegenüber bem (Sejif^el ber ©d^o^«
gefanbten. Der ^of^iftoriograpl) mac^t einen SEBortmi|, inbem er bau
SBort Sipir et^mologifc^ in SSerbinbung bringt mit einem aff^rifc^en
Sttdbrude, ber etma ein gejierted Sifpeln au^jubriiden fc^eint ,,mie'«
bie SBeiber machen". äBir f)abtn bereite bei bem fHamtn S^almon^
Salmon angebeutet, mie ber r^Sprad^fe^ler'' feine (Srflärung finben
Durfte: bie @emiten mie auc^ bie 9erg«Sullubi fprac^en ben ach^
Haut, bie ©ipinnener ben icA^Saut, ber junäc^ft für jeben unnad^^
a^mlid^ ift ber an feiner @teQe ben ach^Sant bUbet. Unfere
Seftfalen, jumal aber bie Slamannen geraten in &l|nli(^e SSerlegen^
\f6t, menn fie ben ich»Siaut leiften foUen. Die 6ad^e n)irb nie
vieber ermäl)nt, bie Sff^rer^O^ren ftumpften fi^ ab bagegen, unb
ein befonberer Slnlag, loie ^ier ber SSortmi^, lag nic^t me^r vor.
Die @teQe ift alfo nic^t bat)in ju beuten, ald ob man nur gerabe
in @ipirmena fo audgefpro^en f)&ttt: ^ier fiel ed ben ttff^rern nur
jnm erften 9Kale befonberd auf,
li ^ieiye unten.
22 ^öiftx, 9tamtn unb Spta^en. iBuHnoi^anb. !jlD. 1X^8:4
9{o(^ eines bereitö em&^nten @ufft£eS aber ()aben mir ^ier
}u gebenfen, bad ettoa bie Sebeutung unferer Snbung tfc^ (}. S).
in ;,beutfd^'0 i)at ©ein d^orafteriftifd^er ftonfonant, unb nur kou'^
fonanten ^^egen bie (Semiten in ber SBiebergobe frember 92amen
ju betonen, ift bai r, "^o^ bei ben äffljrern ein W, ?a, rw, ein ar, ir,
ur ergeben fann. @d burfte bereite in bem fd^on enoä^nten Sßamen
SRoma^r (bei ben Äff^rern fj)äter Siam^ri) öor liegen, ebenfo in
Xf d^amri, mit bem ber 9tame ber ()eutigen @^t)Qmrin^fiette ^ujammen
()Qngen fönnte, unb xoof)i quc^ in @ipi^r**me^na.
@togen tpir nun auf einen ©tabtnamen Sarbufa, fo liegt
bie Vermutung no^e, ba^ er in fiar^bu^'f a ju jerlegen fein werbe,
fo ba^ f a gleid^faQd ein @ufft; fein würbe. 9Kd^t weit ianon (iegt
eine @tabt SBuna^fi (ober Suni-^fi), wie aud^ eine ®iabi 93uri«fa
Dorjufommen fc^eint. IBergteic^en wir weiter bie Sonbfd^aftdnamen
^orma^'fQ, ©ime-fi, (üerfc^ieben batoon ein ©ime^^ro), ÄQ|>*'fi,
@iiinfi^fi, Uoi^fi (Stobt), fo wirb obige SSermutung wo^I
WQ^rfd^einlid^. ^flr unfere SSenntnid ber üerwanbtfc^aftßclen S3e^
jief)ungen ber Qaqxo^\>bltei unter einanber wäre ed Don großem
SSerte, ju wiffen, ob biefed si eine munbartlid^e 92ebenform beS H
wfire. 3n ber ftafft^Sprac^e fd^cint ber ©nbung ir ein jasch gu
entfpred^en, wie in ben 9{amen karbuniofd^, ^)}aKQ((^, Sfragiafd^,
unb aud^ bie Sprache ber Stoiber bilbet bie formen ^arfua^fd^
unb äRanno^fd^.
^öufig genug ift ba^ Sonbernamen bilbenbe @uffij: ti, bad
wir fd^on in SuIIu^bo^ti fennen lernten. 3n gleicher 3Betfe an
eine ^lurotform angehängt tritt eiSauf in Ailam^bo^ti, Stor-fi«
bu-ti, @angi*bu*ti (©ungi^bu^tij; fonft in Su*ti, ®u«ti,
unb &f)nUd^en; biefeS @uffi£ I> fic^ am ^aufafoS entlang bi«
nac^ ftteinafien l^erfolgen. (SBgl. Smere^ti, @wane«ti ujw.)
^amit woSen wir unferen fprad^Iid^en S^TurS Dorerft abjc^liegen,
er wirb wo^[ im StUgemeinen ben @inbrud erwecft f)aben, ba^ eine
eint)eitlid^e dtamenbUbung vorliegt, bie weiter auf eine fprac^Kc^
einf|eit(ic^e »eübderung fc^Iie^en (ägt.
9?ur in einer SRic^tung woQen wir an ba^ tbtn ^e^anbelte
anfnupfen: bie befprod^nen fprad^Iid^en Srfc^einungen weifen barauf
^in, bag bie unbefannte 3a9^o^fP^<^c^^ ^n engften SSejie^ungen ju
ber ber SSönigdinfc^riften t)on Slam fte^t; ja überhaupt ^öc^ftenS
ali munbartlid^ t)on biefer t^erfd^ieben aufgefaßt werben fanu.
Slam ift in ben ^ei^en ßüftenftric^en, alfo im @üben unb in
ber (Sbene, noc^ f)eute Don einer bunfel^Sutigen 93et)0lferung be«
«C. IX,S/4 Sölfer, 9}ainen nnh ©prac^eu. 1)ie $a0a|>i. 23
iDO^nt unb toax ed e6enfo ün SItertum, }ur 3^^ ber „^itf^ioptn''
bcd ftftnigS SKemnon Don ©ufo ^ie }ur ^erferjeit, ber bie fd^morje
^(aftgorbe (neben ber meigen) auf htm bunten ^^nefe üon @ufa
enlftommt. ^ie SiniDO^ner bed eigentlid^en Slam feigen o^ne
9tn(fft(^t auf ben SRaffenunterfc^ieb $anat)irtippe, b. ^. Setoo^ner
bed Sanbed |^ana^))i«r«tt, au^ ^aUpixti, ^a«^irti gefd/rieben
unb fc^on fra| „"ü^vcti" g^fpwc^en. (ögl. OLZ 1904 ©)). 87 ff.)
2)iefed Sanb wirb alfo ald bad ^^^aUa^^^i^ifc^e" bejeici^net unb
t)at feinen 92amen Don ben i^alla«|)t ober $a((a«bt. 3n
einer @egenb (in ber 9{ä^e ber jagrifc^en S^ore), in ber
fin 92ame Stroniiafd^ in Srinjiefcl^ Deränbert lourbe, mod^te
man aui $a0a<bi ein i^ellii^bi, benn fo i|aben n^ir nun
ben 3lamtn aufjufaffen, ben bie Stff^rer — in Ermangelung eineS
3ei4end für ^ — ,,SQi6i" fc^reiben. (£tn)a in biefer ®egenb ift auc^
ber im 9(udgange beS 8. 3af|r^unbertd auftaud)enbe @taat Sar*
^allo 5U fuc^en, ben ©arruftn neben ,,Sllip'' unb „!(lla))ri" al^
,^ar:=9[Qa'' erioä^nt, mir fügen ben oorigen S9elegen bta 9}amen
£)alla«p^ri an nxtb nähern und bamit fc^on bem Urmiafee. SBir
finben alfo fo jiemlic^ burd^ ben 3^9^^^ ^inburd^ biefen 9tamen
^alla mieber, ber im @üben offenbar ber c^arafterifierenbe Stu^^
bnid für bie SßorbbeDölferung ift. 3n Ermangelung einer treffenberen
Se^ei^nung brauchen n^ir alfo ben 9}amen ,,l)allabifc^'', mofür n)ir
bann aber in 9(nlet|nung an befannter flingenbe formen „elamifc^"
fagen n^oUen, für bie eng oenoanbten ©prägen bed 3^9^^^ "^^
Slamd, inbem u^ir bie SSejeic^nung „}agrif(i^'' (entfprec^enb, „altaifd^'',
,,tan!afifc^") ald ®efamtbenennung aQer @prad^en biefed (Stammest,
b. 1). auc^ etn)aiger entfernter Dern^anbter, in SReferDe fteHen. S)ag
audf bie afftjrif^e ääejeid^nung Slamtu (Dgl. bie Sl^maioi ber
<8rie(^) oon unferem 9tamen ^alla Ijergenommen ift, bleibt nod^
immer bai^ äSafirfd^einlic^fte. 9{atürli(^ f)&ttt man bann ben tarnen
auf aff^rifc^ fic^ uerftänblic^ ju madgen gefuc^t.
Einen elamifd^en (Stamm mit befonberem 9?amen, bie Sullubi^
^oben mir bereitl^ befproc^en. Ein anberer aber, ben mir menigftenS
mit bem meiften 9le^te als folc^en anjprec^en, l)at eine meltgefc^id^t«
lic^ 9loIle gefpielt berart, ba^ und feine klänge an ben üerf^ie^
benften Orten entgegen }U I)allen fd^einen. Ed ift bad ä^olf, beffen
Samen ben ©tamm „ftaffi" aufttjeift. SBir miffen, ba^ biefe
„Staßpi'' bie ;,britte" S)^naftie Don Säbel geftellt l)aben, bie grofeen
SMqt oon „^arbunjaf^", bie jur Slmama}eit mit ben ^errfc^ern
!^g^tfnd in biplomatifd^em $Berfel)re fianben. 9ßir toiffen aber
24 Wlitx, 9tomen unb ^pxa6^ttt. ^ie 2a\fipl %£). IX,3/4
ouc^, bafe bic „ftaffi" ber «ff^rcr btc ,,Äoffater" bcr ©riet^en ^ ftnb,
unb iDenn fie wn btefen gelegentltd^ nod§ in Serbtnbung mit ben
ftafpcircn unb Äafpicm gcbrad^t toerbcn, fo jeigt unS je^t bic ®r-
fd^Iiefeung bcr ©prac^formcn, bafe ja Äaffi^pi nur bic ^lural^
form bcd 9lamcnd ift
9uc^ baS r»®uffi£ f)Q6cn »ir bereite nac^ bcm bcd ^lurote
gcfunbcn unb Wnncn und ba^cr bic gricd^ifc^c Slamcnf orm ,4laf*P'*rir"
crftörcn. @o lo^t bcnn aud^ bcr ©cogrop^ @trabon bic jtoffoicr
6id }U bcn pjafpifd^cn Zorcn" n^ol^ncn, in bcrcn ®cgcnb bic gütige
@tabt ftafüin (ÄaSbin) nod^ bcn iRamcn erhalten f^at, unb toic ^icr
©trabon bic ^offaicr mit bcn ftafpicm sufammcnbringt, fo \)et»
binbct fic bcr ©id^tcr 2)ion^fioÄ mit bcn Äafpcircn. S)cr Slamc
rcid^t no^ tocitcr nac^ ^oxhtn, xoo i^n bcr SlQ[f)i^@cc ^cutc noc^
n^icbcrfpicgclt, unb jic^t \\ä) hinüber nac^ Dftcn burd^ ^tjrlonicn
bii^ 3U bcn Snbcm, bcncn bic Stofiopa too^I bcfannt finb. Unb in
bcr ^crfcudfogc, bcrcn ©c^oupta^ ba^ 92orbufcr bcd pcrfifc^cn
®oIfcd ift, ^cigt Saffiopc bic aihtttcr bcr 3(nbromcba, unb i^r
iRamc fcnnjcid^nct fic ate bic Vertreterin bc8 JBoIfc« bcr Hftaffiopcn^
n)ic i^r ®cmQ^I Stapfend bcr SScrtrctcr bcr ftap^cncn ift, unb ein
$f)oini£, Strabod unb Slig^ptoi^ in bcr SBcnoanbtfd^Qft auftreten, ja
fogar ?ßerfeuS ate ©tammöatcr ber 5ßcrfer bejeic^net toirb. S)cr
Dratcigott in bicfer @agc ift Smmon (getcgentßd^ in „^(pollon*'
beriefen), unb bicfer ift nid^t ber äg^ptifc^c ®ott, fonbem ber ein^
^eimif(i^c Amman Äafipar*, beffen ©tatue bcr Äff^rcrlönig Slffur^
banipal ju @ufa Dorfanb. & fpric^t üieied bafür, bag bicfer
ftafipar, ben bic 93ab))(onicr „Jtaffu'' (b. ^. gleichfalls, in babk)^
lonifd^cr ^orm, bcn ftoffaier) nennen, auf Umtocgen bad Urbitb
ttttfere» „ftafpcric*' ift.
3Bir fe^en bcn S^amen bed SBoIfcd alfo burd§ bad nörblic^e
unb tt)cftH^c Sran {)inbur(^ verbreitet, unb aud^ ber alte 9}amc
beS 3^""^^ i^öÄ bic Snber ktistira, bic ®ric(^cn kassiteros nennen,
geftattet feine cinleud^tenbcrc (Srllärung ate bic auiS einem clamifc^cn
SSorte kassi-ti-ra, baS jttar nid^t bcicgbar ift, aber n)örtlic^ bebeuten
loärbc „bad Iaffi«ISnb«ifd^c". Unb fo liegt mo^I ber ®eban!e na^c, ba|
ou^ bcr bab^tonifc^c Sudbrucf kaspu fär @ilbcr mit bcm ißamen
1) Hud^ bie fttffier führen ben gleichen Stametr: aud ber {übelamifci^en
Sform „ftufft" (ogl. bad u in ^umban unb fiullu) mürbe lautgefej^Ii^ „SHfft*'-
2) (h lommt aucj^ in ber @(!^reibunQ Qa-§i-par t)or, tote flatt Si-Si-par
ju lefen t|l.
^C.IX,8/4 Völler, 92Qmen unb Bpxad^zn, ^ie Üaifipi. ^omaban. 26
ber ka)\i ober üießcic^t mit bcm t^rcd ®otte§ jufanimcn t(ängc,
bf nn tf)in ate bem SWonbgotte ift offenbar ba8 ©Über fjeittg getoefen.
9ber auc^ im eigentlichen QaQXO^'®ei\eit, füblic^ bon ^amaban,
t)aftet ber SRome Äfifp an ben 2;rümmem einer im Anfange bed
19. Sa^r^unbertg erft jerftörten »ejirte^auptftabt, bcren SRofc^ee
im Xobedja^re SBaQenftein^ erbaut xoaxb.
3lad) biefem borläufigen Uberblide aber bie alte Sebölterung
ber äöfl^'^* fahren »ir nun fort in ber Orientierung über bad
ȟb ber fianbft^aft.
fLU neuen SludgangSpunft netimen toir ben (Snbort bed bor^er
lfi)}ierten Aaran^anenteegeS, ^amaban, bie heutige 92ad)foIgerin ber
ütten ^auptftabt bed 3Reberreici)ed, urfpränglid^ too\)l auf fafpifc^em
Soben gelegen. S)ie ©tabt fott urfprünglid^ „Äfeffaia"* geheißen
fyxhtn, n^orin ^bc^ft toa^rfd^eintid^ ber 92ame ber Aoffaier ftecft, lo^nn
and) in DerDerbter, gräjifierter ®eftalt. @d fd^eint berfelbe Ort ju
ffttt, ber feit ©arruKn eine Siolle für bie äff^rer fpielte unter
bem dtamen Star«fta)fi ober fiar^Stafia, unb ber ,/5iai)]vila*\ b. t).
fttDü @augraf biefer @tabt mürbe bann }U ©arrufind ^tit, atfo
um 710, ^ier eine S9urg unb einen STJittelpunft für bad ^eered
aufgebot ber Sanbfc^aft gejd^affen f|aben. Der iranifc^e SRame ber
©tabt n^ar ja jpagmatäna, unb bad beDeutet ben ßufammentunftdort^
fS aar ber ©i( bed 2)a^j|u{a unb teirb ba^er folgerid^tig oon ben
Vff^rern ald ,,Sit«2)ajum'' bejeic^net Der »irflid^e 92ame biefed
^uf ürften f d^eint ^^^niac^fc^atar'' getoefen ju fein, n^ie nod^ ein fpöterer
92eberfönig ^ieg, ben bie @riec^en ,,ft^a;ared'' nennen. @o ungeföf|r
fte^t f^ute nac^ ben fteiljc^riftquellen bie ®runblage beffen au8,
wai ^erobotod üon feinem DeiofeS unb ber ©rünbung feiner^aupt««
ftabt ^agbatana erjä^lt -- ,,@fbatana'^ bad bann n^ombglic^ noc^
mit furjem a in oorte^ter ©ilbe gefprod^en toirb, ift fpätere grie-
Atfd^e 93erf|un)ung, unb noc^ l)eute lautet ber 9?ame ^amaban.
Unb bad 93i(b oon ^eute? 2 km fübdftlic^ bon ^amaban
liegen ein paar getoaltige ©teintrommeln, bie ber ^rc^iteltur ber
©iuIen^Ue um ba^ berühmte jt^rodgrab entfpred^en. @ine anbere
5;rummerftotte jeigt ©äulenrefte au« ber ßeit be« jtoeiten Ärtaseffe«
mit einer SJeitinfc^rift auf einer Safe: Da« ^runfftücf ber »tter^
lümer oon ^amaban aber ift ein arg berftümmelter gewaltiger
ftetnemer Söme. 9So ftanb ber Aönigdpalaft ber Tempel ber
1) Ober „fyith\\aia**, Stax\^ax mec^felt mit ^atf^ax, Stamhan mit ^amban;
gerobe im Kafft^biete fcj^eint f für fj gu gelten.
^ ^mabait. HD. IX.M
Snn^ita, bai ©^a^^uS, bai fftädfiaitifix)? So liegen bit tiefte
bei 7 äRfluent in 7 DeTic^iebenen ^tben? !föD liegen bie fteil'
((^rijttejte ber SWeberfönige, bie ©«geäftelen ber 31ffi)rerlönifle aui
bem 3°9^i'^' ^'^ norbelaintf^en Setlinfc^riften bec ISaffifürften?
91oi^ nitmalä ^oben an biefet fo ^oc^n>i(^tigen Stelle rotrfltc^e
SuSgiabungen ftattgefunben ! Siegeljqlinber, gefdinitttne Steine
unb iKünjen befonberä auä ißdit^er'^ unb Saffantben^it, loerben
gelegentlich gefunben unb von ^ett'enben überall f|in uerftieut. 9tat^
Often roirb bie <Stabt Don bem äRufaUalj^^ügel begtenjt, bec offenbar
bie Surg getragen l)at — ^S [)euttge @täbtd|en ^lainaban ift
nur ^alb fo giog nie JHtma)tfi^t)an unb etgcnttii^ nur ttelannt
U: ^attbt Bon ^amoban.
bui(^ Xeppit^roebeiei unb baS ®mb beS berühmten ^rjtee, 3Nat^e=
mutiterä, älftionomen unb ^()UoJDfit}en 3bn><Stna (Sloicenna) ber
\)in 1037 feinen %ob fanb.
2lni ©üben fe^en ivic eine fa^le @ebirg<}inaf|e, auf beren ^uiSläufer
bie ©tabt ficf) I)inan jie^t. f&ü ift ber @tod beS ^Imänb, ber über
ert)ebltd)e SBaffermengen oerfügt unb feine S^ac^barfc^aft fru(^tbar nia(^t
unb ^amnban mit gutem 3^tiraffer Derforgt, jugtei^ auc^ mit @i3,
unb fretlicti auc^ mit lange baucrnbem SBinter; man glaubte frül)er,
bag ber fteineme Söttie bafür forge, bog bei SBintei nidit ju arg
nwrb*. — Sei einet ®anbf(^'9famal) (Sc^ag^auä) genannten ©teUe
finben fii^ jmei fladie Sftifc^en mit ben belannten ^Iirfinb^Äeitfc^rift'
testen beä großen ^areios unb bt% Xer^e^. G^ ift fraglti^, loo^er ber
«O.IX^ ©omabfln. 27
f)nttü|c 9}ame ^aitbjc^ ftammt, unb mir loerben balb @e[«g«i^t
^b«n, bflrouf äurücfjutommen. g^nfit^f ""^ «niflfS über tun
äliDfinb, bn hpoE)! früf^r nit^t fo baumlos griocfen fein mag, Diel'
mc^i hai IBau^olj für bie ^£)tdba[lRt bei ^aläftc unb |>&ufer bti
SReber^uptftabt fjergab. ©eine §Ö^ wirb neuerbingS o«f 3400 m
Bbei ^maban angegeben, toobei aber gu becüdftc^ttgen ift, ba^ ei
brrettd einem giemlic^ ^o^en Hochplateau auffiel. Obgleidi et alfo
mit annfi^ecnb 5270 m über bem äReeregfpiegef noc^ immer ^intei
bem auf faft 45 SReiten fii^tbacen 3>emaiDänb mit feinen 6080 m
iotüd bleibt, be^eirfi^t er bod) feine bfttic^e 9tacl^baif<^aft jur (Senfige,
15: $aniaban unb bn filnänb.
um bcn Stof eineS „@(5tterbetge8" ju rechtfertigen, ©ein ^amc ift
motjl urfprünglic^ out^ nur b(r SSeiname einer ©ott^eit, unb jroar einer
ffln^gott^, ipit mir it|n ja bereits a(S i^lu^namen fennen gelernt
Ifaben. 9?a(^ SBeften (jur Xijala), nad^ @üben (jum @ama8'ab)
unb nai^ Often in bie o^ne i^n troftlofe SBüfte, ber er einen jmetten
Stara^@fu' jufenbtt, gibt er {eine aSaffervorräte ob. 3)ie @ott^t
be« älrofinb ift Stpam ■ 5ßapal, urfprfinglic^ eine aR^ttjetigeftoIt ali
„(htlel bei @etD&ffe[". ftütei unter Umbeutung bti IStamtaä ein fflultgott
aU „91abel bec (^emäfftr". 9Bir muffen idd^I annehmen, ba% eine ent^
1) @o btx tfiTft|6f 9lamt, nani\i) f)it6 er flmanl, ^utt Waiioaiib.
28 ^ie Starotvanenfirage. £)ftlt(^er %tii. Stn^atoäx. HO. ]X,3/4
ipxtditnbt ®ottf|ett fc^on t>on ben Vorgängern cer SOteber, a(|o .5u^
no(^ft bcn ftafpiem, ^icr öerc^rt loorbcn ift*. S)fr 9?ome Älwänb,
in ftlterer (Seftatt Stroont, ift iraniid^ unb t)on Un ©riechen old
,,Oronted'' äberltefert Stuf bem ^(mänb tuäc^ft ober auc^ fene
oud 1001 Stacht befannte SBunberpftonje, bte man jur ^erfteQung
bcö „Steine« ber SBeifen" benötigt, mit beffen |>ülfe man befannt*
K(^ ®oIb mad^en fann. @d ift faum jiseifelfiaft, ba^ bamit bie
^eilige ^oma^^flange gemeint ift, unb ber ®ott ^oma ift im @tunbe
genommen bie gleiche @efta(t toxt ftpam ißapat. SBeibe finb
9tei(^tum unb gruc^tbarleit fpenbenbe äRonbgott{|eiten unb Rotten
i^ren (ofolen SSorgänger koo^I in bem jagrifc^en ^onubani. 2)ie
meftHc^ anftoßenbe Sanbfc^aft ^eigt ^eute Xfi^amobaban, jur %c^q^
manibengeit in ber bortigen 99htnbart Jtampanta^ ober ironifiert
^ambabon, unb in aff^rifd^^bab^Ionifd^er $orm |)ambanbi, b. I).
^onuban^fianb.
3n engen 8e)ief)ungen ju %pQm yiapat ftanb natärlid^ bie
fööttin berSSaffer, %rbmi@ura Knä^ita, noc^ in jpäter 3eit eine
^Quptgöttin be« perftfc^ geworbenen Slam«, ber $rot)tnj @ufiana,
)ug(ei(^ aber ber ^ö^er gelegenen Qaqxo^'Qitbiett, aud benen bie
@tröme ber Sufiana t)er floffen ; auc^ bei i^r, ober Dielmefir gerabe
bei %na^ita, fönnen mir jiemlic^ beftimmt annehmen, ba% fie ba«
Üanb bereit« betierrf^te, e^e bie @tSmme ber Sranier einmanberten.
Ob ipir Don ^amaban au« ben Slttofinb öftlic^ ober meft(i(^
umfreifen, beibe äBege mänben Dor JtengäU)&r^ in einanber, um oon
t}ier meftU)ärt« unfere fc^on befannte ftaramanenftrage )U bilben.
^ier ftanb ein Xempel ber Slna^ita jur ^art^erjeit, oon bem noc^
bie krümmer ju fetien finb, eine 9tampe mit 8 @äu(en in toefent^
lic^ griec^ifc^em ®iiU, mie er gur ^artf|er}eit ablief mar. ^ie
@affaniben}eit fa^ ^ier einen beräumten ^alaft bc« S^ufram II.
Sie ©riechen nennen ben Ort „ftonfobar'S unb bie Sranier Ratten
offenbar xi)xt eigene (Srfidrung be« Flamen«, inbem fi^ fid^ ben jmeiten
Säeftanbteil al« i^r ^SBara'' (= ©arten, ®e^ege) gurec^t fegten,
i^ur ben erften Seit ^at man an eine im SIgmeba genannte ®öttin
1) aRan er§ä^Ite oon „^emttamid", [\t f^abt, um bie ©tabt mit ^ajfec
}u oerforgen, einen ftanal Hon 15 gfu^ 93reite unb 40 J^ug ^ö^ burc^ ben
fifm&nb gebrochen, um bad SBaffer oon bef[en anbetet 8eite ^et nad^ $ama«
bon ^u leiten. — ^ie 9[ff^ter etwfi^nen me^tfac!^ einen obeten unb einen
unteten itanol in bet fionbfc^aft Slta^iafd», bie in bie ^{ac^barfd^aft bon
.t>Qmaban faUen mug.
2) %ud) ftinliwat genannt; ein anberet Ort biefed 9?amend (ag in 9od)t&n.
.• *•
eC.lS,3/4 Sic aaiananenftia^. Cftli^ei Seil. Sttn^amät. 29
i^an^u gctia(^t, DteQtii^t biirfte fogar auc% an bie i)eiUge Sanga
ninttern. 9}ocE) nä[)tr liegt tS, bad im ^meftQ nlDä^nte Rang^a=
btja tjftanjUjie^en, bo de-;« (lui« im SGBorte ^ara»tit8) etoo bie
gleic^ Skbeututig i)at roit äQaia, unb bte ^rabied'Sanbjc^aft
AQng''btj in baS @tbitt Don $icman[c^a{)on ticr{e|t nirb. %ba
in Ifinem güUe ergäbt fit^ eine iranifc^e ©t^mologte beS erften
39f)tanbtn(e$, unb )<> lommt je^c in iSetiac^t, bag mit in alt«tt°
lKintii(^en, elamif(^en ^tarnen non @täbt«i unb Sanbfdiafltn im
3agio^ ein aDerbtngS au(^ no(^ uneifldrteS SSort „flangi" (%ngi,
(9ingi) nnben, unb unter anberen einen QktU'Slamen „Singibii",
-<«»*■'■< ■
16: Muinen Don ^lanAc
bejjen gürft Xütüi um 820 bem aff^teifönig @anift>abab Tribut
fenbet, noc^bem bie SKeber unb bie fiiinbii^aft ärosiofc^ unterworfen
Daren. 3)Iit bem emät)nten ,^angi" fönnte auc^ bie urfpninglid^
Sonn Don (^anbfi^=91ama^ jujammen^angen, bem Drte bei ^liufinb*
fteUintd)nften. SebenfallS ^aben mii in Aengamäi einen alten Sultur»
unb Aultfiß ju ie^en, unb Dermutlit^ t)anbeU ti ficti um bie SSn-
e^ng ein« nDrbe[Qmi{cf|'(a(pifc^en SQiafjeigöttin.
^ei ^cafangen b^tüä) Don ^enganiäc ftanb in ber $art^e^tit
rtn ^Üi^aui (Säabfi^igrabatia); bei Öit ift unbefannt unb Xiummei
i«b biat)« nUift gefunben. Der ametitaner Sarffon futfjt Me
@t&ttc im heutigen ^Babäbäb, einem ftänbigen fiaiaUanen^Uvrte
30 35ic ftorowoncnftro^e. CftUdjct letl. Äcuftowär. S(D. IX,3;4
Quf bem aScgc m\tlii) um ben ÄIwÄnb; er fönntc cbenfo gut auf bcm
Oftoege gelegen ^aben, ttma beim heutigen Orteten Socbfd^. 93eibe
Orte Hegen in Sälern, bie üon Sftuinen »immefn. SBei ©orbfc^
liegen bie JRefte einer alten Stabt unb SBurg, tie nac^ tem 3>örf*
(^en 2)ilätt)är benannt werben. SBom ß^Q^c^uf^ famman auf bem
Sßege na^ i^amaban über bai @(^log ^brapana; auc^ üon biefem
finb feine krümmer bii^^er befannt. SSieDeic^t ^aben toir fie in
3)itakoär ju üermuten. Qtttoa in ber SRitte jtoifd^en ^ilatoär unb
l^engatt)ör liegt bie part^ifc^e Xrümmerftatt t)on 9S3äIä3ger^, unb
in beffen füblid^er 9{a^barf^aft tt)Sre, nad^ ^e äKorgand Sarte ju
f^lie^en, eigentlid^ bie n^a^rfd^einlic^fte Sage für baS ßoQ^au^, bad
bann bie SBege über Slgababäb unb Sorbfd^ jugleid^ bef)errfd^t
^ötte.
SSeftlid^ t)on Rengan)är, bei@al^na, bereite im 2;alebed Qlama^^
Hb unb ettoa auf falbem SBege nad^ ^iftun, ^at man ein ^^elfengrab ge^
funben. @d liegt ungef&^r 30 m über bem heutigen Srbboben in einer
fetemanb unb toax nur t)on oben ^er an einem ©eile ju erreid^en.
[^nli(^ ben jtdnigdgräbern ber Sd^amaniben, nod^ &{)nU^er aber
ber fc^on tmaf^nttn ^elSfammer üon ®&vA''pnUuQo\)ab, bilbet ed
eine Keine 93or{)aIIe, bie t)on {loei @äulen getragen u^ar. 3)ie
@fiulen finb au^ ^ier üerfc^munben, unb nur jtt^ei red§tedfige SBafen
bejeid^nen i^re Stelle; in ber Städtoanb finb über einanber jtt^ei
®rfifte. @d ift {loeifel^aft; aud welcher Qnt ba^ ®rabmal fiammt;
t)ieQeid§t barf man an bie SReberjeit benfen, ba ber @til üorac&a^
manibifd^ fd^eint.
SBon @af)na aud fü^rt bit ©trage am regten Ufer bed ®a^
mad^Slb n^eiter, bid fie turj bor SBifiun ben %b4''2>tnatoftr aber«
fd^reitet. ^aS Za\, bad ber Unterlauf biefed tSl^]\t^ unb ber
®ama^^W) bilben, ift t)on 9tuinen überfät. (Sine befonberd groge
®ru)>t)e bilbet aber bie Xrümmerftfttte ber t)on ber ^art^erjeit bid in
bie arabifd^e bluf)enben ©tabt Sinäioär am Oberläufe bed nac^
i^r benannten t^Iuffed; auc§ ^ier finbet man in großer 3Renge
Heinere Slltertümer, ä^nlid^ ben bon ^amaban. SBie alt bie @tabt
war, fönnen nur Ausgrabungen ergeben; fie liegt in einem fruc^t«
baren Xale, ba^ offenbar in ber Sorjeit einen @ee bilbete, bid bad
Steigen beS ©d^wemmlanbed bem SBaffer einen ^urc^bruc^ nac^
@äben ermßgli^te. (Sine jmeite grßgere ®TVippe ift bie fc^on et*
to&f)ntt t)on 2;a(^t«io@d^irin am Itnfen Ufer bed (Samad^Sb.
9ud^ ^ter fann nur ber Spaten lehren, aud toelc^er 3^t bie ältefte
Stabtanlage fiammt. ^ie fleineren Xrämmer^aufen liegen am bid^^^
sc. IX.3/4 $tt ftaronontn^age. Dfüidja %til. 31
ttfteii um bcn ISinftu^ tieS %&'ü;£)tnniDäi in ben @aiiind'9Ib, in
Ra<^fln 9Ui^e uon 9i)tun.
3Son 5!ad|t=t'©i^mn nad| ©üben fommen mir jmn 5)orfe
Särmäbft^, baS gaitj auf ben Siüniment »nei faffanibifc^ fd|et'
nrabfti lEBauanlage fnt(^tet tft. 3uf itm äluinen^ügcl {iegtn onia=
mcntiecte (Steine, bie einen fettfamen, an amerifantft^e Ornamente
frinnemben ©tit auflDeifen. SDie betjauenen Steine ber alten ^afäfte
bitRCR ^ier wie mandiec Orten ben Se^m^ütten ber Würben alä
3d)n<tQen unb ^unbamente. 9^acb OSO. ftnb bie Siefte bet alten
Stabtmauer noc^ ^eute etlna ti m [)0(^; fie beftanb auS unbe()auenen
eftt^itn Steinen, bie mit ®ip3 oerbunben finb.
Sübli^ von <Särmäbf(^, dei ®urcf|äbd, am linfen Ufer beä
®flma«=9t6, ^at Dslar SWann ein gelägnib entbeift, bn* im Donjen
ben g(et(^en @til aufneift mie bM i^iuffanM^'^aiib unb baä bei
Sat)na, aber deiner unb oEjne ©äuten.
'Süb&ftlic^ baoon liegt baä iDorf ^ärfin, in üppiger ©kirten^
tultitr, mit ©dttten, flapiteQen, Den 9teften eine^ ^(fuSbuIteS au«
großen beraumen Duabern. 9In ber OueQe, bie bte 3Ba)ferIeituny
it«ifte, befinbet fidi »ieber eine geglättete geföroanb', St)iili(^ ber
I) (Eine britte bitf»)lirt fanbC. WanninbeiSlai^baTlc^aflVoiiOlännttHn.
^it ffatatDantnfhrale- f filit^tr Zeif.
tlj: ^KigTätKr bei 2|(t)ftniäii'i'3«inatl.
90. IX,3,'4 tsit XaxamaMtt^fiit. Cftli^ei 2(il. Kt^amfinb. 33.
Don 9iftiin. Sie Shiitifn ä^netn bcnen Don ^äimäbj^, tveü^n
ober bfibe boit titn befannten faffantbij^en ftatl ab. @tnb fie in
int {päleie @ajfanibnijrit gu necfe^en obti ge^Cnit fie etioa beK
'i^atifjgttt an? SSir buchen alle btefe XrttmnteiftStten, toeil o^nt
grönblit^t Sfiatenorbett niemanb beftimmen fann, feit lole alter ßeit
Iftn ftultucfi^e befttinben, bte ja an bte S^iftens Don Cueden in
eiftrr Steige gebunben ftnb.
93on $&ifin aber eine QaQTo&ietie nacl^ Stften gelangen mit
in ein %al, beffen SBaffei bem @nma8'9Ib juflteften. |iier entbcdte
19: »cItEf übn bem flcintn gtlisiabe Don Sfttfimän-i-Sdinatl.
be SVprgan brei gelfengräbei bei 3;ft§äm3n'i-3Smail Don gteid^r
9rt nrie ba% bei @uti^äbfi. %u(^ 08far Ißlaaa ^at fie pI)otogra>
piltert unb oermutet, bafe in biefer ©egenb no{^ weitere ju entbeifen
fein oierben. 3nfd|nften finb an feinem bec @TSber gefunben; um
fo inteteffontei ift baä SRelief über bem Heineren ber 3 ®räber.
@o ^ben mir benn jegt bie ^atonianenflTafie Don ber ^erfifdi«
tntfifc^ Srrnje bid jur alten ä)feber<|)auptftabt titl)iinbelt.
3Kad|en mir nod) einen ^bftec^er in bie 9?ai^barfd^aft. Subli^
Dom aimänb, in einem nai) ber 3og<^DS'31(gel tion 9}orbnieft na^
Snboft gefalteten ^ale liegt bie @tabt Stetiamänb, bret Sage-
reifen »on ^amaban. ^ier fiel, e8 foll 642 geroefen fein — bie
flllR Crtnil. IX, K«. 3
34 ^er nörblic^e Sagrod. «O. IX,8/4
Überlieferung f^toonft in ber QafjUanQabt — bie (e^te &itfd^eiOung
gn)if(^en bem Sdlam unb ben ©affaniben, unb feitbem je^rt ber
,,Drienf ' Don ben Überbleibfeln ber ^(tur ber Üteuperfer, unfö^ig
Steuer ju fd^affen; obgleich bie ^erfer bad einzige Stulturbolf be^
SdlomS in Slfien geblieben finb, bie Xräger ber SJIäteaeit bed
6t)alifatö »ie ber SRongoIen, bie einjige überl^au^t {u(turf&t)ige
Station bed I)eutigen SSorberafiensf, fioben Quci§ i^re eigenen notio»
nolen Anläufe nie n^ieber errei^t, xoa^ bie ©affoniben errungen
l^atten, unb toa^ bie fp&tere Qnt noc^ fc^uf, bad xoavtn Siad^al^mungen
einer befferen. SJon ben ,,%rabed!en'' an bid jur iRofc^ee Don
SorbobQ, bon ber „orabifc^en'' ®eograp{)ie an bid ju ben üerfd^ie^
benen formen ber S)icl^tung, olled, n)ai^ ber idlamift^e Orient in
ftunft unb äBiffenfd^aft, in 2;ecl^nif unb Organifatton befeffen f)at
unb befi^t, ift perfifc^eS Kulturgut, jum legten äRale t)on ^erjern
geprSgt, aud^ n^enn ed aud altersgrauer ^dt l^erüber genommen toax.
@o bebeutet ber 92ame 9{e^att)änb für bie ©efd^ic^te beS Orients
ben Seginn beS abfteigenben ÄfteS. — 3)ie öielbefproi^ene ftara»
n)anenftra|e ^atte bie Slraber nad^ Sran gefä(]rt, unb hai le^te
naml^aftere perfifc^e ^eer unter ^^ru^an unterlag bem unauf^alt^
famen Slnfturme beS iSlamif^en ^natiSmuS, ja, 92ooman, ber
5elbl)err DmarS, foD fogar bie SKinberjal)! gehabt t)aben; er fiel
felbft in ber S^lad^t bie ixoti bis brei Siage gebauert ()aben foQ.
Qtod Sa^re fp&ter fielen auc^ ipamaban, Sfpa^an, ^afc^an unb
Stum in bie ®en)alt beS SSlamS, unb 651 fanb ber flüd^tige le^te
©affanibe Sejbegerb III, ben %ob.
3lt^atDanb ift nic^t o^ne „SluSgrabungen"' geblieben. @^al^
9!a&r*eb«bin l^at fie Deranftaltet. (£r fud^te ®oIb. äRan fanb ein
®rabmal mit einem ©arfopl^age unb alte SBaffen, bie^ nic^t me()r
braud^bar fd^ienen, unb n)arf fie loeg. 3ladf arabif^er Überlieferung
foQen in 9}e^an)finb @tatuen eines ©tiereS unb eineS t^f(^eS Dor-
^anben getoefen fein; DieQeic^t ftimmt baju bie t)on 3bn ^auqal er^
\D&\)nU Sage, bag bie @tabt Don Stoa^ gegrunbet mxbtn fei; aud^
berichtet berfelbe t)on einer SBunberqueUe in biefer Stabt, bie t5g^
lid^ einmal SBaffer ffirubelte unb eS bann loieber üerfc^Iudte. —
3Rel^rere Käufer ber @tabt foQen auf fel^r alten Xrummem erbaut
fein; fc^on ju ^olemaioS' 3^^^" f^^irte fie ben 92amen 9Kfatt)anba.
Unfere ftaran^anenftrage burd^ bie jagrifc^en ^re f^eibet bie
®efamtmaffe ber 9ianbgebirgSfetten in einen nörblic^en unb einen
fublic^en 2eiL %on i^rer 9»tte auS ftrömt ber »ärd|a nac^ @uben
HC. IX,8/4 ^f r nörblit^e Bogro«. 35
ab, unb im SBeften begleitet fie btn ^otoon^^lug jur Siato,
bereu Oberlauf aU ®abe^9hib aud ber äKc^tung t)on i^amaban fommt
imb bad ©ungurgebirge im 92orben umfliegt. Überf(|retten koir
t^on 3o^<^^ ^^^ no^ S^orben biefen glug unb jugleid^ bie ))erfifc^
®ren}e, fo fommen ti)tr in eine gefegnete ßanbfc^a^, bad ©^ä^r*
i^jor, in beffen 92orben ober rid^tiger Sfiorbtoeften, benn bie ®e*
btrge ^aben mieber i^re befannte SRi^tung, bie @tabt ©uleimanio
fiegt, bie ^auptftobt eineS gonjen, nod^ i^r benannten türfifc^en
©anbjc^al, bad }um Sitajet 9RoguI gehört S>ie alte |)auptftabt^
fon 9Rtm; 2)i)ban ober Stimra ge^eigen ^aben; ber le^tere ^amt
erinnert unnnQfürlid^ an bie Sanbf^aft „Slamri'' ber Stff^rer. ^ie
gef c^u^te Sage, ber frud^tbare 9oben unb ba^ tiare SBaffer begrunben
jur ®enuge bie ^(nloartfc^aft bed@c^&^rijord, in früheren ß^ten ^öt)erer
Shtitur einmal eine fe^r üefentli^e 9ioUt gefpielt gu l^aben. 9Bie bie
üor^r besprochene fianbf d^af t oon ^rmanf d^a^an p^t^fifalifc^^^iftorifd^
einen iranifd^en %u9läufer in ben 3^9^^^ hinein barfteQt, fo bilbet
ha^ ©{^^rijor mit ben im 9Iorben fid^ anfc^Uegenben ®antn politifd^
eine turfifc^e ^albinfel im Stanifd^en, beffen norböftli^e @pi^
ben ßn^^i^tf (!^if)iUtfcf)äfd^mä^ (rr^erg ber 40CueIlen'') erreicht.
2)tefem entfpringt aud^ ber @d^irtoan^9{ub unb ein jkoeiter, füb«
lici^erer ^u^, bie ba(b gemeinfam bem Xfc^amM^SHftlbfd^if jueilen.
35«: leftere ift ein linfer Siebenftufe bed unteren (ober „Keinen")
3ab, beffen bie 3^9^i>^I^i^^n bur^fägenben Sauf n^ir fpäter üer^
folgen merben. ®erabe ba^ ©c^al^rijor ift gegen ^erfien audnal^m^«
xoeife burd^ einen ®ebirg9«CIuerriegeI abgefc^Ioffen, an ben fi^ bann
in U)ieber regelred^ter 9^d§tung ber 9ltt)roman^2)ag^ anfc^Iie^t, beffen
ftamme ^ier jugleic^ eine natürliche tt)ie aud^ bie heutige politifc^e
@renie bilben.
Serfolgen mir ben Sauf ber 3)iala aufmärtd, alfo öftlic^ bed
flnnroman«2)ag^, im perfifc^en ®ebiete, nac^ 9torben, fo oerfd^minbd
}unic^ft ber fHamt bed S^^ff^f ^i^ in bH)en ®egenben überl^oupt
ungemein ^Sufig ber Oberlauf einen anberen yiamtn füt)rt afö ber
SKttetlauf mb oft auc^ ber Unterlauf -. Der ging entfpringt mo^l
and einem @ee, ber früber einmal erf)eblic^ mafferreic^er gemefen jt
1) Sit mirb beim heutigen 9tbet, fflbtic^ r>on 6uleimania gefugt, too
ein %u%tt @4tttt^ügel unb reid^Iid^ gefunbene Rittertümer bie Sage einer e^e»
vdi blü^nben 8tabt anzeigen.
2) ^e $iala felbft foll im aRtttellaufe f^tnit eigentttc]^ ^6'i-@c^irtoan
gnuumt »erben unb i^ren belannteren ^auptnamen nur bon ftiftt-Siobat tat
aMMi ffi^en, bad ^^t 2—3 SReilen (ang, benn nac^bem fte bei aXanfturie^
bie (Ebamrin«ftette burc^brod^en tyit, Idft [it ftc^ in oerfc^iebene Sfiufe auf.
3*
36
X^et nötblid^e 3<t0vo^-
«O. IX,3/4
fein fd^etnt, bem Sä^^^^^*"®^^' ^^^ ^^f^ Oberlauf nimmt bann
nad) einem @tibt(6en ben Siamen, ^t^u^ tion ^erub" an unb nnrb
ali foli^er Don linfS (Often) ^er burd^ ben ®abe^9lub tfrftftrft.
9u(^ bt^eS t^u^tal, t)om ßAribat^^ee bid jum (Babe«9iub f)ot ben
\ ., %. M .1 * » . 1 I -tJ
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20: Xer nörbtid^e 3agroi$.
Sfnfprud^, auf ©runb feiner natürlid^en SSorjüge, bie benen bed
@c^äl^rijor ähneln, im ^ttertume fc^on eine 9toQe gefpielt ju f|aben.
^en nun n^eiter folgenben nörbttc^en S^eil be^ 3^9^^^ fftnnen
mir am e^eften und baburd^ etmad einzuprägen fu^en, ia% n)ir
ben einjelnen ©tromläufen folgen/ beren 9Baffermaffen fämtUc^ bem
Xigrid jueilen unb bie oon 97orboft nad^ @übn>eft eine[9lei^e oon
ßagrodfetten burd^bred^en.
9£. IX,S/4 'Ztt njttblii^e äa%io6. 37
2)03 @tn(f jtirifi^ii brr 2)iala unb bem Ilrinm, obtt wu bie
Sif^er jagten, unterm Qab Id|t fic^ stemlirf) f(^mattf(^ unb hotSf
Itiblidi jutrcffenb, but^ eine ^arten|{i)je Deninfdiauli^ni-
^on bei Xigriä-Sbene an folgen etnanber tmmn ÜBcrgtDaU
unb Xal, aDe Don NW. nadt SO. wrianftnb unb im aUgnneiBen
imnuc ^b^ anfteigtnb, unb eboa fenfin^t ju bieget 9H<f|tung
bm^ naäf SW. ^ bie glfiffe bun^, bie ber Sigrid aufnimmt.
Scifolgen iDir Don ber 3>iala an bie 9ti(^tung bei jtDeiten !Beigmt)e
jnnjt^ ber S^amriit''flrtte unb bem Jtara>2)ag^, fo fü^rt ber
21: lal bee fdinen 3ab.
SScQ twn SifiI*91obat über ßongäbäb, bann ben Xfi^ämän<@)u nat^
Rtfii, 190 ein jtDtilo: t^ufi t)ur(^bri(|t. ©übivffttii^ t>ei Sffi'fttfri,
liegen Shiinen. SBeüere finben fi(^ bei flifil-f^oräbfifi. @A folgt ber
XjdKtmoi'iefib (Sf-Sfu) mit bet ©tobt Xuj'S^urmatlt, bei ber
fic^ 9!a))^tt)aqnelten finben. ÜBon ^ier foQ ein Sladftein ftannnen
mit ber Vuffd^rtft: „^alaft bcd $ud|ia, So^neS bed Sfitu, ftSnig«
be« Sanbeä g^tfi^iti". ^aft Wnnte man ftd^ »erfut^t füllen,
für bad ^tit^ta scki biefeS 9!ameng einen anbcren Sautuert, etma
ein mach jn Dermuten, fo bog ber alte 9}ame not^ ^tute erhalten
nüre; man f^rttbt ben E)eutigen Slamen aud| „Xug (Stjurmati", unb
bnä tl fc^etnt ein mobifiiierteS t ju fein.
38 5)cr nörblid^c gaßto«. ^O. IX,3/4
SBon 2;Qfif an mef)ren ftc^ bie ^nxäfbtnäft ber ©ewäffer btö
naä) jtertuf^ ^tn, too ber gJ^offa^Xtd^at burc^bric^t, ber fie auf«
nimmt SJtefer bfirfte ber SRobanu ber Äff^rer fein, ber Sifc^am^i^^^fefib
tnt^pt&^t htm Xumob. Ungejä^Ite äXale mäffen aff^rifd^e Speere
biefe ©trofee gejogcn fein. @ie fü^rt toeiter na^ %itun»Stb\>tu^,
100 ber untere 3^ bur^brid^t unb bie SBege nac^ Slrbela unb —
Aber ben großen 3^^ — ^^^ Siinua fi^ fc^eiben.
|)ier laffen n^ir ein ^ifiorifd^ ^öd^ft bebeutfamed @tädt Sanb
tt)5rt(id^ genommen „littt^ liegen". ®ie Stamen Ca[a«@(^erqät,
SKmrüb, 9Dfögu(, @^orfäbab, SBamian unb ©ougomela auf bem
* ftärtd^en mögen baran erinnern, tt)ie na^e ber 3^9^^^ ^^ ^^^
Xoren ber afft|rifc^en ^auptftäbte oorbei ftreid|t. 9u(^ bie Werfer«
geit begann ^ier mit bem S3aue eineS ^önigdfd^Ioffed @abrafa
(bei ^olemaioS oerf daneben in „Salaba"), ber jujette SlrtaEeffe«^
fugte feinen %tmptl ber Slnafjita ju, unb n)0 ber erfte ^areiod
feinem treuen Stamele a($ getreuer ^ajbaj[adna fein «r^aud" gebaut
^oben foD, bort oerlor ber britte ^areiod SSorberafieu. 9Bo bie
aff^rifc^e ^erferrefibenj gelegen tjabt, ift noc^ unbefannt; oon
X)brfern ber Königin ^^ßar^fätid am Keinen 3<^^ berichtet Xenop(|on.
Srft ben gro|en 3^^ Verfölgen toir nun aufmSrtd. %on ^erfuf
füt)rt bie ©trafee nac^ Ärbil, bem alttn ärbanli, ber „SBiergötter*
ftabt", menn biefer 9^ame nid^t tttoa eine afftjrif^e SSolfdet^moIogie
mar. SBon f)ier fü^rt ein Sßeg nai^ Dften, auf bem man über ben
3agrod gelangen fann, unb gmar ge^t er über ben $ag üon ®o«
medban nad^ (£^oi^@anbfd^af unb meiter über ben ^urtaf^^ag nad^
©autf^-SuIaq. ©er leftte türKfc^e Ort ift «Ifc^i 2)er SBeg fü^rt
neiter über ©ärbftfd^t unb an ben 9luinen oon ©iama oorbei nac^
SBane, ober nbrblid^ über ben 3)olimarfaS<»$aB unb ben 5ieltt)i, ber atö
Obertauf bed Keinen 3^^ 9^^^ unb tt^eiter über ben ^rtat^^a^
nad§ ©autjd^bulaf. %ud^ biefer SBeg mag oft genug aff^rifc^e
|)eere gefeiten f)aben, n)irb fogar neuerbing^ atö ber einjige be»
jeic^net, ber für ^eere überl^aupt gangbar gemejen fei. ©ie ()eutige
$au))tftabt bed &ebitti^ füblid^ t)om Urmiafee ift ©autfc^bulaq.
^a^ Altertum fc^eint ben ^auptort ber frud^tbaren Sanbfc^aft etma
eine SReile n^eiter ndrblic^ gefe^en ju ^aben, too jegt bie ätuinen
1) Xie ältere Slamenform ift ^axd^, beato. Slöc^, ber (»an ^teg ^et^
O^armd na6i ben (^aramöern ober (S^urumöem.
2) ^er heutige Sporne ,,®oIbene 93rü(fe" ftammt t^on ben Krümmern
einer Saffonibenbrüde; fie foH e^ematt 29 Sogen gehabt ^aben. ^er ^lug
t^eigt and) 9(Itun«®fu; bie grie^ifcl^en ®eograp^en nennen i^n ita|)roi».
HC. 11,3/4 Xti narbli^e ^«coi. 39
Don Sd)a^r^t<Sicän Itcgen. 3n bcn ^Ifen 6)t[i(^ biefet @tötte,
in @nbir'Staf4 nttbtdte ^atolinfDn ein t$eUgrat>, boin niebn mit
jnxt ©äolen, aber noc^ mit jioet weiteten im Snnent. SBiebet
feilten Slclief uttb Snfci^nften, a6et fpätere SSejiu^ ()aben in ata=
mSifdien unb ^^laloijdc^eR fic^ ^ier Deremtgt.
3>ei bdanntert SSeg abet fü^it nCrblii^ über @^rii im '^ab'
Gebiete, biegt bann batb oftuArtS ab unb erreicht einen bei betben
ÜucIIfEttffe beS Qab, bec gleic^faQs im Obeilaufe jeinen 9}amen
22: ^el^TQb Don l£nbtiln((f|.
finb&6t 2>er ^^u^, in beffen 91i(^tung bei 9Bfg nun aufmäits
gettt, Reifet ber fflowonbui'glufe, naif einem njeitei aufroärtS gelegenen
Stäbti^R (and} Stotoanbij genannt). ISiefei 3Seg niib befonberS
ioi)(^ bei Stelle, an ber er ben glufe erreicht, unb fflowanbuä
ali überaus bef(^ii)erlti$ geft^ilbect. $i>n einem engen ßanon aud
f)at man junäc^ft 700 m ^ofn, faft fenltedite tJeldmdnbe ju ei°
Oimmcn, bann ge^t ti etraa 400 m abufirt^, jwai: ni(^t befonberd (teil,
aber bauemb über glatte ^Ifen, bann roiebei aufmfiitä, unb enbli^
nrieber 200 m ^nob nac^ ber ©tobt, bie roieber am J^wff* ^'^S'-
40 3!n titablu^ Saetoi. KC. IX,3/4
@tn DneU^ug TvmDtt Don NO. ()ec, unb an it)m entlang ge^t ee
mritn ÜbtiStbtfan unbXDpiQui nad| bei tärtifc^^pnflf^en @mije
unb Wetter nai^ brt iwrftft^n ®tabt Uji^nuji.
Stbtfan [)at nod| ben alten 91ainen ber von ^liniuS enod^nten
Sidicae beu)af)rt. ®iibAft[i(^ ber iDTtf(^aft liegen Stutnen, in benen
man bie Don @arruftn genannte @tabt äRufiagir uennutet.
28: lie ©ItU Dom SeC-i-itdin-^oRe.
3Jer ^afe an ber ©renje Ijeifet ber ffiet't=id|in'^afe not^ (iner
@tele, bie als i^el'i'f^in, b. ^. atö blongtäite @te{«, bejetc^et
iDtrb. 3)er @tein ift nur etma manniS^oc^, einen $"% ^^^ »»b jroei
gufe breit, unb fte^t einfam unb allen Unbilben ber aBitterung
auSgefet^t auf einem mit ©trinen bebedten t^lbc. £r trflgt eine
urart^ifti^ (c^tbif(^e, btalni^e) Snfc^nft bed 3«t)uinie, fiBniflS t>on
SSiaina (äBon), unb eine affqrifc^ Übecte^nng bccfclben. (£d ift
uermutlii^ eine ©iegedftcle, bie bie iBeute aufführt, bie ber ftOnig
ßemoc^t fyit. ®er ^fe felbft ft^eint ali bie „lote ber (®atte6)
StjalbiS" bejeitfinet ju nwrben. %uä) bei lopjouä ift eine bopp'l'
aC. IX,3/4 3)cr füblid^c 8aflro«. 41
f^c^tge Steteninfd^rift entbedt iporben, fie rül^rt t)on SlufaS I
^er mb bdegt lu)^ tt»eiter, bag mir ^ter im äRa^tgebiete Don
Urart^U'SBioina ftnb. 92od) Don toeiteren @telen btefrt Slrt nnrb
gef^oc^tn, boc^ nrirb man ©enanered abjukoarten ^aben. SebenfaOd
fyit ber SeM^fd^n«^^ eine er^eblic^e 9ioQe gefpielt, forool^I bei
bfn ^elbjngen ber S^alber^^önige loie ber Sintoanberung irantfd^er
@tamme noc^ ©fiboften.
@d ift fd^toer ju jagen, wie toeit ber S9egrif[ beS 3^9^^^ ^^^
^orbmeften audjubel^nen fei, benn au6) aber ben Oberlauf bed großen
3ab ^inaud fotgen noc^ ä^nlid§e Letten, unb biefed ®elänbe ift
überhaupt nod^ n^enig be!annt. ^on ben Slff^rem ift ed oft burt^«
jogen n>orben, unb Sa^arb glaubt ben an Dielen ©teQen in ben
Seifen gef)auenen 9Beg nac^ ^f^ulämerif (norbnorbfiftIid§ Don
Smabije) noc^ ben Slfftirem jufd^reiben ju foQen.
3)ie rocftUc^ anfri^aefeenbe Sanbfc^aft Sot)tän ift Don SWartin
^rtmann in einer „tot)ogra))l^if^'^iftorifd^en ©tubie" (SWitteiIgn. b.
«orberaf. ©cfeüfc^aft 1S96/7) bet)anbclt »orben.
SBir Ratten juerft ba^ @ebiet ber Siarakoanenftrage be^anbelt,
bann und nad^ 92orben gen^anbt, unb l^aben nunmel^r ben füblid^en
Zeil beS 3^9^^^ nad^ju^olen.
©er aud bem @amaS*8b unb Äara^Sfu entftel)enbe ©trom fü^rt
erft im SRittel* unb Unterlaufe ben Flamen Äftrd^a*. ®ein©trom*=
fqftem oerbinbet ben Slltoänb (bei^amaban) fomie ^e^atv&nb, SBagiftan,
fiirmanfc^al^an mit @uja, an beffen 93urgf)ügel er im SBeften Dorüber
ftromt Sei ®ärrabän tritt ber glufe in ein impofantc« Äafion-
®ebiet, fließt balb toeftmärtS, kette auf ßette burd^fd^neibenb, bis
fi^ auf bem redeten Ufer bei ^uleilan ein mit 9luinen befated Zal
auftut, burc^ ba^ eine ©trage naä) ^rmanfd^a^an fü^rt. S(ud^
auf bem linfen Ufer unb t)inter ber nfid^ften ^ette fe^en fi$ bie
!£rämmerftätten fort, unb bei 3^^)^ fd^eint eine größere @tabt ge^
legen ^u ^aben. Stber aud^ bie im Xale bed 9lb^i'fierinb auftt)ärtS
ftt^renbe ©trage !ommt balb an ben Sluinen einer alten ©tabt
Dorüber, unb nac^ Storben folgen meitere bid jur ^aran^anenftrage,
befonberd umfangreich ttrieber bei ^arunabab.
2)er ftärc^a ober ©eimere biegt balb nac^ Slufnaljme be§
9lb4=fterinb nad^ ©üben ob unb erreid^t nac^ furjem Saufe ein
1) SHad^ neueren i^orft^em Dtelmel^r Seimere, unb erft t)on ^ut^-^äng
an Siäx^a.
42
^er füblt(!^e B^d^o^-
«C. IX,3/4
neued %al ^itx tritt ber @trom in bie in ber ß^^fl^o^^^tic^tung
fi(^ entlang erftredenbe Sanbfd^Qft SRafababan ein. ®te Sonbf^ft
^ieg im SUtertume äRafabatifa, n^ad auf einen elamif^en 9lamtn
aRofa^ba^'ti [d^IieBen Wfet (üflL @. 22), unb »irb öon einer @tra§e
burd^jogen, bie non ben 9htinen Don Slrin^bfci^ an (bei 3^^^^
t)gL @. 4) ^er bent Xa(e beS @eimere juftrebt bad fte bei ben
9htinen t)on @^iru)an erreid^t^ Z)iefe ^e^bren I|auptfäd^(i(^ ber
©affonibenieit an unb finb für biejelbe baugefc^ic^Iic^ Don großer
Sebentnng, ja man fielet in ifinen bie ä^orbitber jener %rt bed Käufer«
24: Xer jübHc^e ^od^c^*
baue§, ber burd§ bie Araber überall t)in oerfd^Icppt »orben ift. lAt
Käufer finb au^^ ©leinmauern errietet mit reid^Iid^en 9{unbbogen^
geiDÖlben unb reid^ ornamentierten SBänben. ®ne größere 9?uine toirb
a\ä ^alaft be$ Stjufran) 9nof(^irtt)an bejeid^net. Unter ber (Srbe
werben Sadffteine mit elamifc^en Snfc^riften liegen.
Unerforfd^t finb nod^ bie Sluinen Don Siuar^i^^fiialar, wo
auf bem Don ben S'üffen umftrömten ®äbabf)ange be§ ®cbirgeiS
1) ^u4 bec t)on Sdiirtuan oud nac^ bem itigrid ^u burd^ bad %ftab«Xal
fül|renbe SBeg ift mit fe^r alten Xrümmerftätten ht^id^ntt, tvie (S^ufamon«
Xtpt, S^h^X'^^P^t unb anbere. leitet nad^ NW., fc^on ffibli(^ t>on^oU
man, liegen bie groj^en 9luinen üon ®tlan.
ttt (übli^t 308^0*-
^5: Staäen bti Stimtn.
44
^et fübU(!^e 3agroi».
«C. IX,8/4
eine alte t^ftung gelegen ^at. @ie mug i^re 93ebeutttng gel^abt
f)ahtn, nur l^aben fjter noc^ !etner(et llu^grabungen ftattgefunben,
bie un^ üermutttd^ gar balb ben alten 9lamen ber @tabt unb bte
ber ^Snige bon Slam verraten ȟrben, bie ^ier gebaut ^aben. 2)er
heutige 9lame ber S^rümmerftabt fttngt perfifd^^ unb l^at bteDei^t
jc^on ber fpfiteren @tabt angehört, bie in ber ^erferjett l^ier ge^*
flanben ^aben nnrb. Sn bem Xale unb in ben 93ergen auf bem
redeten Ufer beS ®eimere folgen nun 9httnenftätten in groger
3a^I, metft (Bi&bte, bie in ber ©affaniben^eit in ^ol^er SBIute ftanben,
aber jum großen Xeite to)oI)I in altelamifd^er 3^ \^on üor^anben
26: $lan ber 9luinen t)on '^axta^u^äiät^x.
tOQxen. %m engften liegen fie jufammen bet2!äng«i^@ifan unb
»eiter bergauf bei 3)ärrä*i*©c^ä^r*. an biefer ©teile jiet)en fid^
aud^ auf bem Hnlen Ufer bie SRuinen biS in bie Serge hinein, ja
über bie erfte ftette bid in ba^ bal}inter liegenbe Xal. 2)ie @tra|e
äberfegt bann toditc fäblid^ bei ^(4«®amafd^än ben ©eimere; ^ier
nimmt er htn J{afc^agän«9}ub al8 Unlen 92ebenf(ug auf.
S)er ^afc^agän^Stub entft>ringt in ber fübSftli^en ^ortfe^ung ber
©irän^fiette, bem @efib^ftu{). äBanbern n^ir t)on 92ef)att)änb in ber
1) ®te wirb au(4, tote ber i^u, in bem fte liegt, old 9{ub«bar (Siujs«
tal) be^ic^net; bie Ungaben fiber i^te fiage ft^toanlen teiber, unb ti f (feinen
Sermet^felungen (in %o\%t ^ieberfe^rend bed 92amend dhtbbor) im @^iele.
Sublid) bon ^ittoan fennt 5S)e tRotgan ein „%än^*\*&a\ax",
2) ^ud) ^ät^xA^^vataxo ober @etmere genannt.
ftO. IX,3/4 Z«! (flbtii^ aogiD«. 45
bnn^ baS @lebiTge gegebenen ffibfiftlii^en iHic^tunct auftDärtS, )o
fmniDfii ttnx nait 93uiubf^t£b, einer jttmli^ bebeutenben Stabt;
Don tnefec and fn^ übtt ben ©e^b'SCu^ ein SSeg nad| S^Durfim^
äftäb im Stromgebiete beS oberen @afc^agan>9hib. ^ier lag eine alte
@tabt auf bem linfen ^gufec; ein 18 m ^o^ Zunn unb ber*
ft^iebene anbcre ätoiuen finb nodi erfiaiten; Don einer SSrüde über
ben glufi ftanben Dor 30 Sauren no(^ 10 iSBgtn. — 1(uf iMm
boiai^artnt ^^'i>3äftä^ foU ein „berftrinerter dleitec" fein. 3nnf(^n
l^^orrfiinabab unb ^M<@amaf(^n liegt auf bem reiften Ufer be%
27 : ünfii^t Don Sabui'ftu^.
tEaj^gan'SlBb bie XTÜmmerftfitte $fiTfi>$arij. $on ifia ge^t
bte Steoge über im Jlafi^agan^9{ub auf einer von ®i^a^fiul)r I
gebauten Sr&de Don ^c^aibär, bie in einem einzigen ItBogen ben
3Ib§ übetfpannt, unb bann fübroiSrte jum ©eimere.
^e ijo^e ©ebirgfette, bie bisher ben ©ctmere im ©üben be=
gleitet, ift ber SEabut=Äu(), bte gortfe^ung jener Sette, an beren
Snbob^ange entlang mir Dorfier bie ©trafee Hon ÄtfiI=9töbot bis
SUtun Rdprü tierfolgt I)aben. ©fiblidi ber grofien Sluinen Don Särrä^
i^SAd^T treten bie 99eige fo eng jufammen, ba.% icieber eine lange
JIanoB»©trerfe ' entftelit, burt^ bie fit^ ber glufe in Dielen SSin*
1) läna-i-SäjebÖiib.
46 %tt (flbtif^ ä'^xei. «D. IX,3/4
bungen burd^tdeitet, fo ba§ auä) bei Unterlauf uom 3Kttf([Iaufe
gffc^ieben nitib. Wian begreift ba^er leicht bie brei Stamen ®anta$>
S6, ©eimere ttnb fi&r^ Svr ^abur=flu^ mirb enbltc^ niebrtgtr,
unb ber Sätc^a tann fi*^ nadi @üb«t nienben.
%n ber ^Biegung liegt auf feinem linten Ufer bie 93urg Qaian'
9iigfl. SBetter fübtic^ folgen bie Stuinen bon OaIa'i'>ftafiin, bann
bie Don $ü''i=t)ul unb bie Don Hitoan^i-Käcd^a, cnbli^ ber
93urgt)iigel Von @ufa, alle in etn>a gleichem Sbftanbe boneinanber.
ffitroa 20 aSftlen fübtpeftlit^ folgt bann no^ bie Shtinenftätte Don
28; Brüdt Don Xijful.
3n>if(^en ^u{(^t4=Su^ ' unb ber no^ {üblidE|eren @^amnn<Kette
breitet fic^ eine nat^ MW. ftc^ Derengenbe Sbene au3 mit ben
Xrümnur^ügeln Don ^olf üjät) unb Relätä^, beibe im SJorbioeften,
roeiter Don SJoiät (am 3:ib'3Iuffe), Xepe ©diotal'efpi, Ztpt
Wtimm unb %tpt 91amäE)-&orbä^. Sie bebeutenbften finb
SBajät unb SRijia». Segtere ©tätte jeigt einen Heineren füblii^en
unb einen grfigeren nfirbli:^, uon einer rec^te(ftgen @tabtmauer
umfi^ioffenen Trümmerhaufen. Sie Sbene ^etfat 2>äfc^t'i'9Ic^bar
1) $uf(4t-i-ffuE) fteigl bie äugcre »anbttttt iti •SebiigtS, btifcn innere
(noibeftlidic) bei itabur-Jhi^ (aud| flour-lhi^ gettiTM^en) ifl: jugleiii wiib iai
Skfamlgebttge 9itfil^t>-i>Jhi^ genannt.
«0.1X,8:4 S» läMi^c 3asT0i. 9tal-!(injr. 47
mtb tit iftutt nur Don 9Iomab«i (9em°fiäin unb Sfigmänbä) tie^^
upo^t. Soi i^i in bei fSbtnt Don Xiijful litgt $ataf mit alt«
etamifi^R kümmern, nnb Dermuttic^ finb auc^ bie birr borgenannten
Sfarinen bei gleic^nt 3"^ iujnronfen, mfi^nnb bie im iBereic^e bed
JtAntn liegenben jumeifi faffanibif(i^ ftnb, Uennglei^ auc^ fie bie
Sage altelamtfc^er ©tfibte bejeii^ncn mögen, ütnan ift buii^ bie
Xiüimnn etneS gioften Wogend (^aq-i^Kiman) belannt, ben 91eft
eine« SaffanibenpatafteS.
29; 9tiiintn Don 3aq -9iR>(tii-i'Räi4«*
I;i)tul, bie tjeutige ;^u|)tftabt beS alten (Slam, liegt am %b'U
'ini. bei aus bcm Xatc Don 39iinibii^tb i)tiab lotnmt X)ie @tia|e
get|t jüböHIii^ toettet nad| @(^uf(^tei am Stuian, unb befjen Saufe
»oQen Stil nod| ein @tüd anfloSitg folgen auf einet Don Dielen
XafteOai gefc^ü|ttn @trofie, bie nai^ 3dfo[)an füfitt unb ben ^^tu^
anf feinem nt^ten Ufei in bei $ö^e begleitet Som fiafteQ »on
Säjuft füt)tl ein SSeg hinunter an ben Suian, unb ^icr liegt auf
feinem rechten Ufer bie ShtinenftSttt @ufan unb auf bem linfen
^intei einem Sergab^ange, bte burc^ i^re Sleliefä berühmte Sbcne
&0B 2Ral>9mii mit ben 91uinen Don OaIa'i*®tlgiib'.
I) ^m 9lltertume (ililigttba, bai „€d)la6 btx Sngclitn^eit" tm @affa-
aiten, ipdtn 3bebf(4.
48 aRaU^mir. «D. IX,3/4
^e @&ene oon aKaUSmir entölt in ber äRttte iioei SRuinett«
ft&tten unb an btefen in ben einfc^liegenben ^eteab^&ngen jmet
enge ©d^lud^ten, genanntSnUi^^fträunb @^ifQftä^^i*>@aIman.
3n ben Ruinen ^at man iuriftijd^e Urfunben in babt)Iontfd^
©prad^e gefunben, in beiben ©c^lud^ten ^tSreliefd unb nenelamifc^e
JMIin^riften bed ^anne, @a^ned bed ^t)i^i. S^er prft nennt
ftc^ rfaj[apirti(^n ihttir", nnb ber %t}ct erinnert in manchem an bie
ftc^amanibent^e. 993ir muffen barauf üersid^ten, bie Silbnerfe
I)ier DoQft&nbig toieberjugeben, unb ma$ mir baDon ^eraud greifen,
fott nur bem SBergleic^e mit bem Sel^i^Sfiüb bienen unb ben (Sin*
bntd Derfiftrfen, mie bie Slc^amanibenfönige in i^ren 9teliefbarftel«
Inngen altem elamifd^em SSorbilbe gefolgt finb.
fiuUi^gärri entfjält nic^t nur bie größere Qafjl ber SBilbmerfe,
fonbem auc^ ben befter()altenen %t^ bt^ ipanne. @r beginnt mit
einer Anrufung be^ ®otteg Ih-ru-ür, ber fonft nirgenbö ermat)nt
mirb, I)ier aber an I)erüorragenber @teQe ftef|t unb unter anberem
ate ber ©tammüater ber Könige bejeic^net mirb. ^ie Serfuc^ung
liegt alfo na^e, ben 3lamtn anberd ^u lefen; bie SKöglid^feit
„Xifd^uptir'' ju lejen tritt i)tnit jurucf gegenüber ber naf)eUegenben
®lei^fe$ung bed ®otte^ mit Snjufc^naf, ber fonft ald ©tammoater
ber Stönige bejeic^net toirb, unb t)on bem „ätu^urater'' nur eine
befonbere ^orm ober ein Seiname ift. ^ad ^Aä)tn U fönnte gar
mo^I einen SBert gehabt I)aben, ber und geftattete, ungeföf)r Rnh-
ru-tir )U (efen. Slu^erbem mirb eine ®ottf)eit Napir sipak-vra
genannt, rine Sejric^nung na^ einer beftimmten X&tigfeit ( @c^me(jenV),
bie avii ber @))ra^e nod^ nic^t feftfteQbar ift. 9Rit it)m jufammen
ttjerben Schimut (ober Man), ber göttliche „perir'* unb HubaN-
Rischar aufgeführt, unb itoar finbet fi(^ biefe ßufammenfteUung,
bie alfo t^pifd^ ju fein fc^eint, brrimal in biefem tiefte, ^er
mefentlic^e Sn^alt ift bie Einbringung bed Steliefd unb ber Seriell,
bafe $anne in %\Q}fxx (b. ^. in SRaUSlmir) einen %tmpt{ ber Nar-
siita, bei ^errin oon Si^in, gebaut l^abe. Sntereffant ift, bag ber
Sutir ((Statthalter) t)on Sjapir gemiffe ®egenftänbe bei» ftönigd
®ci^utur«92af)f|unte, bed ©o^ned bedSnbaba, enofifint, ber fonft
nic^t befannt ift Sd ^at fid^ aber in ®ufa eine @tete gefunben,
bie nac^ ©prac^e unb @^rift ber gleichen 3^^^ angehört unb oiel<
Iric^t oon eben biefem ^Anige f)errü^rt; in biefer Snfc^rift mirb
öfter eines f)o^enpriefterd @c^utruru gebac^t unb auf bem dlelief
öon Sul'i*5ärä ift ein ©d^utruru (linlä unten I)tnter bem Statt-
halter) ber ©njige, ber in ber gleiten §oltung mie §anne felbft
«0. IX,3/4 aRal.^iniT. 49
dargefteÜt ift. @ä to&tt Ietd|t nißgltc^, iia% btefer äRann nai^maU
burt^ (eine Serbienfte eine £)ö^ere Stetliing erlangt t)ätte.
Siecht« oben finben mir btei 9Rufifei batgeftellt; bie JlDpfe
ftnb tterftümmed, aber man [ann noc^ ertennen, bag fie bartloi
waiea. ^t am nriteften reditä — l'ein 9fame begann mit „Sun^
H>" — ^Qt eine breierfige (Ujaitige |>arfe), roie fie für ffitom t^pifd)
ju fein ft^eint. ^er mittlere, @c^uniumu, fpielt eint ^rt S^ra,
unb Der britte fdietnl ein SSIafeinftrument ju t)aben. darunter ift
offenbar ein Opfer bargefteOt; brei ^iere liegen gefdifaditet ia.
30: ®iogt« euienielief bon fluI-i-gSiä.
rtt^td baoon bie Mp\t, unb über biefen ift ^epti<|)uban mit einem
Sjoffe bargefteUt. '^it @efta(t bantnter fi^eint einen ^ueraltar ju
bebtenen'; ber 9Iame ift f|a(b oerftümmelt, aber ber !£itel sehnten
{= ^riefter) ift noc^ beutlic^ ju Ie)en. 3lui^ bie beiben legten ®t'
ftülten finb roof)! mit einem Opfertiere bejc^äftigt. — 3m lejte
finb aUe biefe ßeute ni(^t genannt, tragen aber bafür jelbft %\x\'
fc^riften, nnb mit bem gortft^reiten ber ©ntäifferung wirb offenbar
bie SBebeutung beS SHeliei* noc^ roadtifen. Sie Satflellung ift eine
1) <ti märe ober cbenfo gm maflli^, bofe ber IdinnbaK Sllor Bidintl)t
bie Sigut eintö SfinbeS barfleHte!
Kiirc Ciitni. IX, 8*. 4
fiO Wal-Sdnir. SD. tX,3.'4
fe[)r ))luinf»; mit ^ben tS gmar mit offjjielln ftunft ju tun, aber
mit ptoDinjiefler, ^anbrotrfämäfetgfr; beat^tenäfflfrt ift, öofe bie orno-
mentalen äRotioe bn Slojette jlnif^en je jlon Stäbchen unb ber
eigentüntlid)«! {^canfenbilbung auf bcm bnü!|inten älelief ber Spin«
nrrin au^ @ufa niiebette^ren, alfo als tijpifc^ elamtfi^ gelten bfirfen.
Sine @ntfi)}e luetterei SBilbionfe finbet fidi an bem gegenüber
Kegenben 93ergabl)ange beS gleit^en Sngtaleg bor; ba& tft bie Set«
terfeite, unb bte SBilber finb ba^er ftärter jetmürbt, Sni'c^riften, wenn
81; «riief au| bem öftlit^m EJcttblodt Don Shil-Ugdtä.
meiere notljanben loaren, nerji^nmRben. ®egenüber bem notbe-
f))io^«un SItlief liegt jenfeitS eineS SBac^eä ein großer t^ljen frei
im Zalt. ®r enthält ein SBilbmert, baä n>ir D[)ne »fitere 83f=
fpiediung ^ier (9bb. 31) roiebergeben'.
9htr nenige @(^ritte entfernt liegt ein jMeitei^ ^lod, ber auf
tter Seiten mit bilblii^en "SorfteDungen wrje^en tft. SJer Stein ift
im ®anjen ftari terroittert; ieine 9lorb»eftfeite ent^filt ein Äelief.
1) es ift <tn btr ^Itiuaiiti nod) einmal mitbaffoU nwiben.
«C.lX,3/4 fflial-Stmit. M
auf bein ein nai^ rH^tS getet)rtec äRann ^UT^ feine @rft^e als ber
^ürft geEtnn5et(^net tft. SBen btefeS unb hai DoTenDä[)nte iBilb
barfteUen, oertät feine Snf^rift. :l)ie ©eraanbung ift 6(i beiben
er^eblit^ anberS als bei ^anne, unb obgleich mir biefen balb ni»^
tn anbeter SJarfteHung werben lennen (ernen, bie Don bei oorge
nannten 3. 7. nod| ndtei abmeidit, Derbürgt unS boc^ niemanb, ob
alle ©lulpturen Don SRqU^mir in bie ^^t $anne§ fatttn. ©0511
fommt, baß mir unS mit 3IuSnal]me beS erftgenannten äleltefs nur
an Stbjeit^niingen be älJoiganS ifaütn fCnnen. @§ bleibt al\o
immer mögli^, bog bie iBilbmerle auf ben freiftefienben Steinblöden
32: SItlitf auf bem jiDctUn ^läblode Don ,ttul-i-(|Fäti't.
aus anberei ßcit flammten, unb bann rät man Ivo^I für ben jueift
genannten (öftlid^enj auf eine ftüt)ere 3"'- "'"t eS Io^l)i^i, ber
^ter ^anneS, ber bie erfte ©fulptur t)ier anbringen lie^? ^ie
Silber beS jntetten 93IodS fc^einen e^er einer jüngeren 3^^ Qn^»'
^e^Ören. Ser Aufbau erfd)eint faft at^amanibifdi, jo 3. 33. bie
Bier 9Ieif)en Bun SKÖnneni über einanber f)inter bem dürften. 3)ie
Dier fnieenben ©eftaften fünnten Dielleit^t grauen fein.
!£ie rei^tS anfto^enbe Seite gibt eine (^ortfe^ung ber sier
9{ei[)en HR&nner mit 49 {^iguren. ^it folgenbe enttjält noc^ eine
Steige von fec^S unb barunter eine Don brei (Figuren; bann lommt
eine unbearbeitete @te(Ie unb ipeiter re(^tS ein Wann, in natüilii^er
©röfee, nad) linfS geroonbt, bie §änbe roieber Dom über einanber
33: ■•Mit] am Sftil« in ^il-T-;irär
aD.IX,3/4 ^ aRaI-«mir. 53
gelegt. Sl^m folgen loteber in brei 9iiet()en 43 Keine ^^guren. 'iSie
t)terte @eite ift t)iel fc^moler, enthält unten brei noc^ linf^ ge«
loenbete SRönner, barüber brei gro^e Süffel, nac^ red^td gen^anbt
«nb barüber wieber 5Wö[f 9ieif)en öon je brei Sergjiegen in ber
gleichen Stic^tung.
9Beiter )oeftIi^, an ber ^föiDonb, folgen toieber ®ht())turen,
junäd§ft eine ©nippe Don Dier Heineren, bie nur bie fd^on ertoä^nten
äRotioe nrteber^oten, bann totiitxe an brei SBänben eined aud einer
äuö^ö^lung pfeilerartig öorfpringenben g^tfen^, öon benen wir auf
einem 93i(be jtoei Seiten wiebergeben; bie britte jeigt noc^ 9 fleine
giguren ber t^pifd^en Art. SBir fügen ^ier bie SBemerfung ein, bafe
in SluI4*5arä ettoa 340 giguren eingemeifeelt finb. 5J)ie erfte (öft^
Ü6)t) ©eite beS 5ßfeiler§ interejfiert oor aßem burd§ feine oberfte
Steige. |)ier finben wir bad ^orbilb beS fi^fenben ^erferfönigi^
tion $frfepolid, hinter ü)m brei fc^tanfe SSafen, wie wir fie aud
dg^pten^ fennen unb faft an eine ^ierogl^p^e erinnemb; t)or bem
Surften ftel)t woI)I eine Slrt Xif^. Sebenf all« f)aütn bie ^Wei SOtänner
ouf ber anberen @eite gerabe Vortrag über irgenb einen $Ian unb
eine fnieenbe ®eftoIt ^ält Setege in Sereitfd^aft. S)iefc 3)arfteIIung
tft oieIIei(^t bie intereffantefte üon aQen in TlaU^mix, unb ed ift um
fo bebauerlid^er, ba& fie burd^ feinen 2;ejt erflärt wirb.
Unmittelbar ben 5ßfeilerrelicfö folgenb ift jene fd^on erwähnte
SBieber^oIung, unb etwa 300 SReter entfernt befinbet fid^ an einem
britten frei ftel^enben ^eldblodfe eine weitere 2)arfteQung, bie aber
ouc^ nur bereite befannte 9J6)tit)e (j. S. bie oier fnieenben ©eftalten)
Wieberf)olt.
9ßfi]^renb bie ©c^luc^t oon fiuM^^ära in bem ftu^^®ef(^met
genannten Sergjuge liegt, ber 9J?ar*?lmir Dom Äuran trennt, Hegt
©^ifaftö^-issSalmän (bie „SBilbergrotte") gegenüber in ber
weftßc^en SSergwanb; ber SBeg fül)rt (infö bon ben erwähnten
9tmnengruppen oorbei. 9Bir t)eriic^ten auf eine näf)ere S3efd^reibung
ber £)ttli(^feiten unb gel)en g(ei(^ ju ben Si(bwerfen über. @d
finb im ganjen nur oier, jwei in einer ©rotte, jwei baneben an
ber ^tewanb. S)ad erfte ber (enteren ift in ber ipö^e oon 10
äReter angebracht unb fc^wer jugönglid^. (£d geigt jWei 9Rftnner,
eine ^au, einen ftnaben unb ein äRäbc^en.
2)ie i^iguren i>tt @rwac§fenen finb etwad über lebendgrog;
Wen fie barfteUen, iai würbe bie über bie ^l&ä^t unb 5. %. auc^
1) Vlan ^at in Suia (^efäne biefer Srt in $9§f bis a» ^Vt Steter ge-
funben.
54 WoI-«mh. ac. IX,3/4
Über bie t^gurtn (oufenbe 3nf(^nft bejagen, bie aber fc^lec^t erhalten
unb noi^ nt^t in gtnügenber äSietft Deiöfientltt^t ift. 9}ui {o tpiet
ergibt baS @tü(f Xe^t auf bem Slodc brä STIanne« tinf«, ba% er
ein @o^n beä 3:a^I)tI)i ift, ob aber ^antte felbft, ober ob btefer
oielme^r in bcr jioeiten t^igur bargefteQt ift, fdjcint noc^ unftc^er.
3n engem 3iiiatnmen^ange mit biejem fünffigurigen SSilbiDerfe
fte^t ein breifigurigeS, jnpifi^en bem elfteren unb ber ®rolte. Iiiefe«
Slelief mirb aU baä beftertjaüene oon SRal^Stmir gefc^ilbert, ift
34: Relief uoii ed)itaftä^'i-Salman.
über leiber ntc^t p^otograpljift^ aufgenommen luorben, foba^ ivit
mi mttbeT mit ber ßetcfinuns be SRorganiS be{)eEftn muffen {t)gL
bie Sdilufebemertungen). Über bie Jiguren taufen hirje Snft^riflen,
Quä benen ftdi ergibt, ia% bie meibli^e @ieftaU — . offenbar bie
gleitlie roie bie be3 Hörigen Silbirierfe« — Smmatena Reifet, oet»
mutlidi bie ©t^meftec ^KinneS, ba feine @atttn in einem gteh^ ju
erniA^nenben ite^e „^utiin" genannt fc^eint. ^er @o^n ber
©(^hjefter ift in ffilom ber i^ronfolget, unb btefer ift »o^l ber
jinift^en ^cnne unb fimmatena borgefteUte SCnabe, beffen ?Iamc
nii^t mit @tc^er^eit ju lefen ift.
aC. IX,3/4 ^ot.^mir. 55
3n ber ©rotte felbft, nac^ ber btc Örtlid^fcit bcn Sßamcn trägt,
finb no^ jtoei 9icHcf«. SJor einer Snf^rift üon 36 3ri[en, bie
bid auf Stnfong, @d^Iu§ unb ß^U^nenben rec^t gut erfjolten x% ift
^anne bargefteUt entfprec^enb ber gigur mit erf)obenen ^änben auf
bem funffigurigen SRelief. Der Stein ift ober fc^lec^t unb bie gigur
etroa« ro^ gemeifeelt. — S)ie Snf^rift, bie u. a. |)u^in als ®attin
^anned nennt, ift »ic^tig burc^ @m>äl)nung bed alten 9?ameni^ ber
örtttd^feit; tt)enn n^ir i^n richtig erf(ären, fo bebeutet er ,,bie gro^e
@tra|e'' ober ben „großen SRarftpIag'', boc^ bleibt bie ^uSfpra^e
bed erften 3^^^^^^ ungen^ig; möglid^enoeife ift ba^ fjeutige „WläV
in „SKäl^STmir" ein äblömmling be8 olten SBorte«. Xie ©öttin,
bie ^ier mo^nt, ift bie auc^ in anberen %e^en genannte ^arti,
bie „göttliche Stammmutter", beren 9tame noc^ in btm einer @tabt
$ortippa norböftlid^ t)on ^erfepolid, unb t^ieQeid^t fogar in bem
biefer fpöteren ^erferftabt felbft nad^flingt. 9Iuc^ in @ufa mar fie
oere^rt, unb Sffurbanipal entführte üon bort unter anberen auc^ i^r
©tanbbilb. Sn unferem Sej^e U)irb auc^ @d^utruru n)ieber ermähnt
atö „^fepal** |>anned, mad OieEeid^t nid^t einen Sitel, fonbern
einen Serttanbtfc^aft^grab audbrüdEt. Der Xejrt mac^t nod^ große
S(^n)ierigfeit, jumal n^egen ber Unftd^erf)eit am @nbe ber jiemlid^
furjen Sexltn. — Stu^ ba^ jtoette SRelief in ber ©rotte ift in
f^tec^tem ßuftanDe, unb oieQeid^t f)at man eben megen ber un*
geeigneten ©truftur ber ©teine unterlaffen, auf ber f^on faft ge-»
ebneten gtäd^e hinter ber ^Sw^ bed ^anne einen Ztp, ober fleinere
^guren anzubringen.
Stuf einem Seljenmege, ber ba^ %ai Don 9J2aU9lmir na^ ^ü^
ben burd^fe^t, ift ein fleined ro()ed Sielief eingemeißelt, ba^ linfd
eine fi^enbe, nac^ rechts bliäenbe ©eftalt jeigt, oor ber eine anbere
mit erhobenen |)änben ftet|t; hinter biefer nod^ oier anbere, bie
9rme oom gefreujt Darunter ift mieber eine ^l^läd^e geebnet, oer«
mutlic^ für eine Snfc^rift. Der Ort fül)rt ben 9iamen ©c^al)«
©amar.
3m NO. bed ^led ift eine ©d^luc^t, bie ^ong genannt n^irb.
I^ier trägt ein groger ^^elfen auf ber ber Säergmanb iugefel)rten ©eite
ein Stetief, bad mo^l in ben Slnfang ber ©affanibenseit fällt.
92i^t n^eit ba'oon finb bie9luinen einer S3urg, bie I)eute Oala^
©äfd^bum^ feigen, unb ebenjo finben ftc^ am anberen @nbe be^
%aU^ bie Stuinen einer Surg, f)eviit ^u^^SSa genannt.
1) XaS ^igt „^toxpxontnbux^*' — ed toimmelt bort oon ©torpionen.
Uberbliden wie bie ll)en(iiifilec ber $i[bt)aueiEunft im Qag,zos'
gebiete, fo tritt unS ein enger 3tt)Qinmen{)ang, ein ein^itlii^eT @ttl
entgegen, ber fi:^ roeitei entmidett Don ben älteften ^nf&ngen biä
ju ber S(d)amantbenjeit unb übet biefe {)inaud bt§ in bie 3cit ber
©affaniben. ®ä finb biefelben SKotioe, ber Sieger in grofeer Jigm,
ber bem SSefiegtcn ben giife auf ben Seib fegt, bie SReitjen »on
gifluren Untermorfener ober uon ©efolgen ber dürften, bei toiebet
anäi in anbetenber SteOung auftritt; bie Stnorbnung ber {^ureni^
teilen unter einanber, bie uerfdiiebenen (ScÖfientnagftfibe je na(^ ber
fojialen Stellung ufiu. Die ©ntmirfelung fc^reitet ft^neßer fort
mit ben auftreten ber tränier, aber big ju biefer Qtit bt9 imien
35: mtVit\ »011 ^ong [in aSal-amit).
ÜbrrblitfeS über bie 92ai^bar(ulturen Fann man Don einem ein^t^
Üi^m 3(igtoSftile fpredien, ju bem oudi bie Stete 97aram-®tnS
gel)ört, unb ber auä ber fumerif(§en 3"' """^ l" niontfte* beibe-
halten ^at. ®r ift roeber bobqtonifdö not^ offflrift^ unb Don SBeften
^er nii^t »eiter mef)r beeinflußt roorben.
Orofee ®ebiete beä S^fli^o* fi"^ nod) DöUig unbun^etfdit,
unb mir f&nnen »o^t im norbtoeftUctien mie im fübbftlitl^en 3:eile
noc^ auf manche Überrafi^ungen rechnen.
'üuä) gelfengrSber bürften noc^ in größerer Qa^l beTannt
nerben. Sie lueifen I)inüber na^ Stleinafien, unb man mürbe bie
Übertragung iiirer gönn f^ttier öerfte^en, wenn ni(^t bie SSölter ge«
manbcit mären, bie fie anzulegen (iflegtcn. ^nberä ftc^t eä u>o^l mit
bem legten Ableger biejed Stilen in Snbien; ^ier (}at bai 9teid|
ber 9[d|amaniben ben ißermittler gemalt, unb mir ftnben na^
«0. IX,34 3)kl*«mtr. 3)er füblic^c ^QfltoS. 57
bcffcn Untergange eine Siac^blüte bcr iranifc^en fiunft auf tnbtfd^em
^oben, bie XDof)i buxd) engere 93ejte^ungen bed nod^ ganj unburc^^
törichten Dftiran^ mit ben fiftnbem am 3nbu§ berpflanjt toorben
ift. auf bie fragen ber et^nifc^en ßufammen^nge fommen n?ir
noc^ ^uräd
i£a| bie (Sbene Don 3JtaU%mxv and) in ber @affanibenjeit
i^re SIoQe gefpielt ^at, üerraten au^er bem oben n^iebergegebenen
ätelief üon ^ong @iegel unb äRünjen, bie jafjlreid^ gefunben toou
ben finb. iflod) in arabifd^er Qtit erlebte Sbebfd^ eine 92ac^b(äte
unter aRnjaffer-eb-bin «frafiab (1339—1392); fc^on beffen ®ro6-
öater foll in 3bebfc^ 44 SDiofd^een erbaut t)aben. aber bereit« bie
SKutter be« erften ©affaniben Ärbaf^ir foII bort einen gepflafterten
Seg, eine 9(rt Srüde t)on einem 93erge jum anbern angelegt f)aben,
tiporin fic^ boc^ bieÜeic^t eine Erinnerung an einen berü{)mten
StraBenbau oerbergen fönnte.
^ad) ©üben gelangt man burd^ einen engen $ag in eine
benad^borte ISbene, in ber ^eute baS ^örfd^en ^äläigän an bie
8Iüte ber früheren ©tabt |)aIäfi^Hn faum meljr erinnert. SBir
erroö^nen ben iRamen, n)ei( fic^ in i^m ber alte SSoISname Hallapi
oerbergen fönnte, wie ein %al bei 5ßerfepoIi« noc^ Hafrek f)eiJ5t
unb ber Jlnfename liandAmir fid^ üorfinbet, unb ein gelfen an
einer Cuelle öftlic^ üon ©d^ufc^ter ben 9?amen Bard-i- Amir fü^rt.
QXaya 35 km füböftßc^ oon ^ätaigan ftogen wir auf bie un*
bur^forfc^ten dtuinen oon Slrgawän unb äRanbfd^anif, bann
folgen auf bem ^ö^enjuge, ber ben SEBeg linfd begleitet, bie 9iuinen
t)on Cala^i^SDJangafc^t unb ^äjäng unb fpäter an ber ©trage
felbft bie oon Dala^i'Siaujör — anberer weiter ab im ®ebirge
gelegener ju gefc^weigen.
99ei JQola^i^SRaujär aber muffen wir |)alt machen für einen
Sbftec^er in« Gebirge nad^ NO. .^ier liegt ba« 3^al t)on ^äng^^i^
©auI5(\ mit Sieben unb (£^f»reffen beftanben. 9Sir ftnben einen
mächtigen frei liegenben ©teinblod bon etwa 10 m i^öf)e, ber auf
}wei ©eiten mit 9{eltef« unb $af|lawi«3;e;ten t)erfet)en ift. S)er ©tein
wirb x^on 93aron be 93obe, ber 1840 biefe« ©tüd bon Suriftan be^
reifte, al« fc^warj mit gelben ©treifen gejd^ilbert unb trägt auf
einer Srettfeite bad ^ier nad§ feiner 3rt^nung wiebergegebene 9ielief.
3)argettel[t ift ein ^riefter neben einem Slltare, unter beffen ©odtel
fic^ 5 2^Un Snfc^rift ^injie^en; weitere 5 ß^tten finb am redeten
1) 25a« ^ciBt „a^preffenfd^Iuc^t".
58 ^" Iflblidit Boflioi. HC. lX,3y4
ätanbe fti^tgar, hinter einer Steige tion 9 ^uren, beien erfte fi^nb
baigefttUt ift ^ti ber SRitte bantntei finb nn^ 4 @efta(ten er-
ftnntiac unb Dieünc^t 2 ^nberfiguien. iRet^tS in ber fSdt eine
Sagbfjene, ein äfeiter, ber einen Sber tbtet.
(£ine fdimalere Seite beä iBIixfeS jeigt eine eigentümlidie 2)ar-
fteUung- QHne (Seftalt auf einem äht^ebettc, Don jttKi fi^enben
teuren mit Spielen benxid^t, beren eine um ba§ ^upt einen
®traf)[entron3 jeigt, äf|n(ti^ tenrr @eftalt tion Xaq<i''3oftan. 9(m
36: »iomilitfi oon Jäna-i-Saiilät, »reitftile.
Uopfesibe fte^l nodi eine @eftalt, unb unter ber @jene finb jivei
weitere ertennbar; linf^ am Slanbe fte(|en mieber & ^tilm Xe^t.
3)te)em eiften äRonoIit^en bena^bart ift ein iweitec mit einem
älelief, bai einen Gleiter mit ber Sanje barfteKt, unb über i()m jwet
fleinere, tootfl f^mebenbe @eftalten. X)aS (fan^e erinnert an ba$
©otaräeä'Stelief Don SBiftun.
SBon Qala'i'Siaujär fü^rt bie Strafe an ben 9iuinen uon
läft^ün (Iin!S) unb fiai = fiaiiä (rec^tä) «orüber na(^ ber 3tabt
'■Bfi^bc^än, in beren 92ac^barfc^aft fi^ bie Stuinen wxtbex l)äui(n.
SBir uerjiditen barauf, neitere Slamen anjufüt)ien, ba aße
biefe 2:rümmerftätten unerforftfit finb. Sie bemeifen aber burc^
i()re S^iftenj bai <Sxnt, bog tS im %{tertume im S'^S'o^ fO"
«O. IX,8/4 5ie «ölfct beS 3aftro«. 59
3täbten unb Burgen geipimmelt f)at 3Bie begreifen, tme bie Slff^^
Tft Diele ^unberte bon ©tabten in (Slam in ben ^önigSinfd^riften
atö erobert onffu^ren {onnten, obgleich fie boc^ niemals in bie fift*
lic^ Gebiete gebrungen finb. @i(^er finb ed nid^t immer größere
StAbte geiDefen, aber bod) loo^l bur^gängig loirftid^e @täbte, mit
minbeftenS einem Stempel unb minbeftend einer @tabtmauer.
^ute liegen fte unter Srb^ugeln begraben, unb manbernbe ^irten^
ftamme fc^Iagen gelegentlich bort i^re Qtlit auf unb entbeden babei
Wunjen, @(^mu(ffadfen unb S^u^^^i^S^/ ^^^ ®eiftem gehörig,
bie @a(omond ©iegelring unter bit @rbe gebannt ^filt. ^a^er ift
e^ @unbe in ber &be ju graben, unb ift gefä^rUd^, n^ie bie ®e^
fc^te Dom ^fc^er unb bem @eifte unb Diele anbere in 1001
Stacht jeigen. 3)ie Snfc^riften aber oerraten, mo bie ©d^ä^e liegen,
unb barum barf man bie Europäer fie nid§t abfc^reiben taffen,
benn fonft fangen fie an ju graben unb fte^len bie @d^ä^e, bie
^üüf) bem 3Jto^Um befiimmt f)at, ber fie gerabe finbet.
Sü^r^unberte n)ürben tt)ir }U graben {)aben, um aQ bie ©c^ö^e
ju ^eben, bie mirtlic^ bort liegen, unb 3af)rtaufenbe ber C^efc^id^te
biefer Sänber tt)urben bie §unbe erfd^Ue^en. 93id je^t ift auf biefem
9oben nod§ nid^t tine @tabt n)irfli(| ausgegraben toorben, unb
Diele Sa^rje^nte mürben nod^ oerge^en, bis man n^enigftenS in @ufa
fertig ttiSre, mo je^t bie Slrbeiten noc^ am meiteften geförbert finb.
Serfuc^en mir nun, und 9iec^enfc^aft abzulegen aber bie SSfilfer
bie mir in alter unb heutiger 3^^ ^^ QaQxo^^Qkbxett antreffen.
Sud Dereinjelten Slnbeutungen gried^ifd^er ©d^riftfteUer, fom>«
biniert mit Seric^ten ber Steifenben bed Dorigen 3a^r^unbertd, fann
man ju bem ©c^tuffe tommen, t>a% urfprüngtic^ Dom S^marjen
unb ftaf^fd^en SReere an bid jum ^fergolfe eine bunfell)öutige
Seoftlterung gefeffen ^aben merbe, bie bann mo^l aud^ \t)xen Stnteil
an bem 3^^oii^^fo<n^^n ^^^^ „fumerifd^en^' SBolfed gefiabt ^aben
burfte. Unter ben „^rben'' finb nod^ f)mie eine bunfle Hautfarbe
unb c^arafteriftifc^e SlaubDogelgeftd^ter Derbreitet unb biefe le^teren
finben mir auf - fumerifc^en äielief barfteltungen f o ^artnödig mieber«
fe^renb, bc^ ed fid^ boc^ um etload me^r I)anbeln mug, ald um
eine juf&Uige (Gepflogenheit ber ©teinme^en. ^a^n fommt, bag
Me off^rifc^n 2)arftellungen Don Zt^ptn ber elamifc^en SeDölferung
(^Ic^ter miebergeben, bie man fi(^ beim 9Sergteid§e mit I)eute
lebenbcn SSölfem fc^mer anberd ald mit bunlelfter |)autfarbe Dor«
jteDen fann; eine folc^e SBeDölferung belool^nt benn auc^ nod^ ^eute
60 ^ie »oder bed dafltod. %0. IX,3 4
baS füblic^e (Slam, t>a^ fär fjeQmrbtge älaffen ä6er{)aupt unben^ofin«^
bor ift. äßan f)at biefe ©d^tsarjen ald ,,9tegntod'' bejeid^net unb
tt)irb fie fd^tuerli^ old bte 92ac^fommen tmportieTter 9lfger anfe^en
bürfen, loenn man mvaQt, ba% in biefen @egenben fc^on bie ©riechen
xi)xt ,,$tt^iopen'' fannten. SEBtr werben und jtear Dor ber ^nna^me
^üten muffen, bag biefe bunlel^äutigen 93e)}&(ferungen eine gefd^toffene
dtaffe gebitbet ^fitten, aber t>a^ fie unter einanber, bid nac^ Snbien
^in, in abgeftuften S3e}ie^ungen ftanben unb für bie ^eOfarbigen
fpöteren Sinu^anberer einfach atö ,,®diXDaxit*' galten, tft minbeften«^
na^eliegenb.
9Bie bie fc^n^arjen @tfimme Snbiend burd^ bie ^ran)iba t>tv»
bröngt mürben, fo ergog fic^ über ben S^S^^d eine hellfarbige
äJöIIertDeUe üon NW. ^er in jenen ©tämmen, bie toir oben aU
$al(a bejeid^net ^aben. @ie fteQen in gefc^ic^tlid^ beglaubigter
3eit bie ^enenbeüölferung im 3^grod roit im eigentlid^en @(am
bar; fie geben 9lame unb Sprache, SK^t^en unb 5Sulte unb pfropfen
i^re Eigenart in paraDeler Sßeife auf bie fumerifd^ Tultioierte SBor^
beüölferung, tDie iffxt femitifd^en 9?a^barn im äßeften. Sie @prad^-
forjc^ung ^at enuiefen, ba^ biefe SöÜer ber großen (äruppe ber
^laufafodüblter, ber faufafifd^en SRaffe im genügen @inne, juju«
}ö()[en finb. S^re @intoanberung mag um bie äßitte bed britten
3a^rtaufenb!$ erfolgt fein, boc^ fo, bag oon NW. [)er ein ftänbiger
iRa^f^ub erfolgte, ber auc^ bie Aufrichtung bed neuelamifc^en
JReic^eS (etma 900 t). (£()r.) ermöglid^te. Slld iioei ^auptgruppen
ber Sinttanberer ^aben mir biefiudubi im äßeften unbftafjapa
im Dften fennen gelernt
^er 2Beg ber SuQubi fc^eint am Siglat abmärtd aber bad
fpätere Slff^rien geführt )u ^aben, t)on ba aud nac^ Often unb
meiter nad^ Süben, am 3^9^^^ entlang unb jugleidl in beffen
%aUxn nad) ©nboften. SebenfaUd ^ie^t fid^ ber 9lamt bed ^olU^
im SBeften oon ber ^bi)t hti Urmiafeed bis an ba^ eigentliche
Slam ^eran. ^SieOeic^t ift für biefe Gruppe ber prftentitel „Sanju^'
c^aratteriftifc^.
Sad ®ebiet ber jtafiopa fd^eint etma bad fpätere St^firbeibfc^an
geioefen }u fein; bie Sinmanberung märe alfo nBrbtic^ um ben
Urmiafee ^erum erfo(gt. Son l^ier aud blieben bann gmei SBege
frei: nacfi Often unb nad^ @üben, bajmifd^en (ag bie äBüfte. 8eibe
SSege fc^einen bie SEBanberung metter geleitet gu ^aben, unb oon
ber 9{ac^barfc^aft bed fpäteren l^amaban fährte bie „Staramanen«
ftra^e" mieber nac^ SBeften, nad^ SBab^Ionien ()in, unb gugleic^
9[C.]X,3/4 3)ie »dlter bed 8agio0. 61
ftanben bomit SBege nac^ (Siam offen. 2)ie Slmarnaieit be^etc^net
root)I ungefäf)r ben |)ö^cpunlt bc« Übcrgctoid^teg bcr „Äofft" in bicfcm
Gebiete. X)QmaId {)errfci^te iDofjI ®ott ^onubani t)om tadpifd^en
Weere btd jnm perftfd^en @oIfe, unb bie (Sötter am 9K(e nahmen
fienntntö Don bem SJor^anbenfein etnej^ SBoIted, baiS un$ erft fett
bem oorigen Sa^r^unbert ald folc^ed loieber befannt toitrbe^
äSielleic^t ^aben koir ben SuQubi unb Safiopa nod^ bie |)anQpt
im engeren @inne ^injujufügen, atö Inbegriff j[ener @tämme, bie
ba^ eigentliche (£(am befiebelten unb mit i^m bann aucl§ bie fpätere
perfid unb ben »eftlid^en ©übranb 3rand it)rer |>errf^aft unb
Ättltur untern)arfen.
3)aB biefe .^ergDöIfer"' nid^t berartig fulturtod getoefen finb,
mie man eS fid^ unn^iQTürlid^ gern DorgefteUt t)ai, ift fd^on t)on
Siflerbed gezeigt n^orben; in ßleibung unb S^emaffnung fd^einen fie
fogar für bie Äff^rer 3. %. öorbilblic^ getoefen ju fein. 3Bir bürfcn
aber t>itflAd)t ^injufügen, ba^ fie i^ren erf|ebli^en Stnteil an bem
Sntfte^n eined affk)rif^en liBoIfed unb beffen Sigenart ge{)abt I^aben
werben. 2)edgteid^en fd^einen fie in ber ^Bearbeitung ber äRetaUe
auf ^§fr ©tufe geftanben ju ^aben. @c^mer gu fagen ift, ob tt)ir
berechtigt fein merben, if)nen ha^ .^äJJutterre^t" mit feinen ^olge«
erfc^etmtngen ^ujumeifen unb fo eine Srüde üon ben fleinafiatifd^en
S^fiem bid nac^ Slam }u f dalagen; Sinri^tungen biefer Wct fönnen
auc^ bie Ureinn)0^ner @Iamd befeffen {)aben. ^^nlid^ oerfjölt eS
ftc^ mit einer eigentümlichen fprad^Iic^en Srfc^einung, ber fc^arfen
Sd^eibung jaifc^en perfönlic^en SEBefen unb unperfbntid^en fingen.
Obgleich bie ftaufafudfprac^en eine au^gefproc^ene Steigung gu ber^
artigen Unterfc^eibungen befunben, fte^t bad @Iamifc^e barin gerabe
ben bramibifd^en ©prac^en fe^r na^e, beren (Sinflug fic^ moI)[ un^
gmeifel^aft auc^ bid @Iam {)in erftredt f)at Z)od^ fei betont, baß
fonft oon äJedoanbtfd^aft itoifc^en bem Slamifc^en unb 2)ran)ibifd^en
feine SÜebe fein !ann. ^iefe ©Reibung gmifc^en ^erfonen unb
1) Schmer ^u entfc^eiben ift ed, oh ber öfter genannte @tamm ber
3afubi ben fiullubt ober ben f^afia^a pjumfi^Ien fei. Q^erabe in ber ®egenb
ttst ^oixoan in meiterent ^eife l^oben n)ir ein (S^ebiet ju fe^en, beffen ^eft^
bttrc^ feine natüxWdit £age, an ber dinmflnbung ber ITaran^ane^ftrage in bie
ftbtnt, äütn Stämmen unb Staaten bege^rendmert erfc^ien, bie ein ^ntereffe
an ber ©tröge Rotten. Sie in alter Qtit ^nnubonini bad @ebiet für bie
^uQubi befe^te, fo »irb ed feit Um Säeginne be§ 2. ^a^rtaufenbd ein ^aupt*
itö^ntt bcr ^r^offi" geworben fein. 3ntcreffant ift, bafe bem Flamen bcr
3afnM audf ein gaddn ober galla angehängt toirb, ba biefed gor ttio^I bad
Urbitb ber ^tigen $(uralenbung gal ober gäl fein fönnte.
62 2)t( SOItei bti 3agitil. HO. 1X,3,'4
<£ad|en ^t fic^ ubrigtnS aütt) im SJeuperfif^n in tet $Iuial<
bilbung biiTC^geje$t.
iBäfwa ift tS, aus ben btd^er gugängfic^eii ^SaifttUungm ttnen
Huren l£inbti(f in bie ^aä)i, bejm. in bie Dnfc^iebenni otten Xrac^ten
bfr 3ofl">3wfiIf« ju nrlongen. SBtr fleben einige %r)pen Don Ärieflern
auä bem ^ttzt ^epti^^umbanS roieber, bie bereits Don ISiQerbect
M}QnbeIt morbtn ftnb. Unfeie 3"(|>"»i8 ift init Sbfid|t neu an-
gefertigt morben, ni(t|t roeil öiQerbedä Bitb jt^tet^t mdre, fonbem
nur um buic^ ben Seigleid) txiS in jebei 3^d|nung enthaltene
@nbjeltit)e maglidift ^erauS ju fteHen. SiQerbed ^ält bie brci
giguren lin(S ^r 3Sranter, bie niette ntöre ein „JmDaf', bie fünfte
37: SeifcTfQtxn.
ein Wegrito. ?(n ber iKit^tigfeit ber ffleftimmung, i«mal be8 brüten,
iviib man jmeifetn bürfen: er geI)ÖTt mot|I e^er mit bem Dierten
jujammen.
3n feinem ^efte über ben ^tungSbau f)at itBiUerbed gejeigt,
auf meldien unDeranberitc^en pl)^fitalifd|en @ninbf3fjen fic^ baS
©qftem aufbaute. Auf Seite -'8 (ber 2. Äufl.) gab er eine 3"t^'
nung ber ßflfltoSfeftung litjort^rir unter aSeglaffung ber ben Sin^
brud ftöienben rieftgen Slff^rergeftalten beS OriginateS. äRit SRet^t
betont SiUerbed babti, boß in allen affqrtfc^ ß't'^nungen „bie
^ft^abmeffungen in naiuer ^eife genialtig übertrieben" ftnb. %Bir
l)aben oerfiittit, au« SottaS 3"'^'""'9 {^Jieulafül), L'acropole de
Suse @. iiiO^ boe ungefä()re au8fet)en biefer geftung unä ju Der=
gegenmärtigen. ^er ^üift beS @)ebieteS gur Qtit SaitufinS führte
ben efamifi^en 9tamen Hibaba; nat^ ber ^oberung ber Stobt, bie
«C. IS,3/4 Tit Böltft bc« Sopoi. 63
nun ben SRamen Äar^Sarmlin tt^ieit, ftebelte ber Äffljtft Slrieg«=
gtfangene an, führte ben SJienft Äffurä (in unt )(^uf eint neue
^looinjial^auptftabt, tnbem er wettere Gebiete biefem SemaftungS-
bejtrte jufcf|Iug. lAt Sage b« @tabt ift leibte noc^ nicf|t mit
€irf|etl)eit annäfitrnb 6eftimmbar unb roit Berji(I(ten ^ier ouf mei'
ttre SSennutungen.
^c 3^' @aiTufin$ bebtuttt aber quc^ einen Untfi^wung btt
SfDöHeningSBertiaitnifie für ben S^S^"** ®<it <*""' ä""" 3n^r=
fmnberten daben in beffen nbrblit^tn teilen bie intnifc^n SJöIEtr
ber ■^*atfuo unb 9Rob,o %ü% gefaßt. Samilinä SJorftofe gegen
38: ^tttoRftTitltJDii ber ^!)ung Qt|aTd)ar.
Often bewirft ben 3«f'>""n(nf^Iufe ber HHobn ju Äßnigtümern,
beren ci E)auptjä(^lic^ jwei gegeben ju I)aben fi^eint, bie „Sfrbafian"
nb bie „3)a^juEian", Ittttere um ^agmatäna. ^it jnit[d|en ben
IHaba unb ben Äff^rtm fitjenben ^rfua rautben unter bem Srude
ber afi^ft^en ^errfdiaft ttitä nac^ 9!orben, teils nacf) Sübnieften
abgebrängt unb gaben nun aud) bem jübli^en 3i39^o^> b" lißtrfis
nb ben ®rtnjen btS eigentUdien Slam« eine iranifdie StnöHeruwgfi
fi^i^t, bie bun^ bie SntnPtdelung eineS ®tofifbnigtumtS btr 9Raba
unb ben Untergang be« fflti^eS Don ?(nf^an-©(§uf(^un bie über=
loitgtnbe SBebeulung er[a»gtt. ^f(!|if(^))i[c^, ber Serjog ber füb^^
Ii(f|en ^atfutt, eroberte um 630 bie ^erfig unb ba* ber Soge na^
tuK^ unbefHmmbare ünlft^an unb beqrünbttt ein nat^ bem (enteren
64 ^te 9}ölfet bed Bagro^. «(C. IX,3/4
benanntet $Söntgreici^, ben alten 3(c^amanibenftaat ber ^erfer, ber
na^ bem @iege ber jloetten ^urufd^ über bie äRobo aud^ bie ^erfi^
mit umfaßte.
9latürlic^ blieb bie ein^eimifd^e ^eüöKerung immer noc^ im
SSefi^e einer gemiffen 9Kac^t unb Öebeutung, «nb bie im ©üben ent»
»irfelte ©c^riftfprac^e erfd^eint ate bie jmeite offijieHe ©prac^e be^
5ßerferreic^eö, neben i^r f^jäter atö britte bie bab^lonif^e. 3)0^ ber
3agrod Don nun an immer lueiter iranifiert tDurbe, ift be!annt; um«
gefetjrt aber finb fieser auc^ bie Sranier famt i^rer ©prac^e ftarf
unter ben @influg beS @Iamifc^en gelommen. ^l)xt fleftierenbe
©prad^e öerfällt im ©üben mit erftaunli^er ©c^neüigfeit unb öer*
liert i^r arifc^eg ®epräge. desgleichen jerfe^t fid^ ba^ Slamifd^e,
ba^ offenbar fc^on feit Sa^r^unberten nur notbürftig mit feiner
©d^reibung in @in!Iang ju bringen n^ar. ®aS ac^amanibifc()e
@Iamifc^ oerröt ben SSerfaQ noc^ beutlic^er, unb baS noc^ um 1000
n. @^r. beftefjenbe „(S^uji" mirb bem Slrabifd^en unb 92euperfifc^en
feinen ftarfen S33iberftanb me^r geleiftet I)aben.
^eute gilt im nörblid^en 3^9^^^ ^^^ ßurbifd^e, im ©üben
baS Suri, o\)nt ba^ fefte ©renken beftimmbar n^ären, ba bie
SRomabenftämme i^re SBinter^^ unb ©ommermof)nftge \iabtn. @S
barf aU stoeifeQoS gelten, ba^ aQe I)eutigen ©prad^en im ßagroS
einen ftarfen elamifd^en (Sinfd^Iag aufmeifen unb oon ber Ibrperlic^en
unb geiftigen ^efc^affenl^eit mie oon t)olfötümlic^en Überlieferungen
bürfte baS e^er nocft in ^ öderem ®rabc gelten. 2)er „SWclef SaüS''
ber iSurben j. S3. toirb laum etmaS anbereS fein, als ber ißac^flang
beS alten ß^S^^^S^^^^^ beS ^anubani.
OSfar 9)7ann f)at neuerbingS feftgefteQt, ba^ bie ©tämme ber
5t(ein^Suren (im ®ebiete beS ^uf^ti^^u^) {eine atte SRunbart be«
[igen, ©ie fprec^en ein üerberbteS SReuperfifd^. „©ottte man öer-
muten ober auS ben fprad^ßd^en ®rünben fd^liegen bürfen, \>a^ bie
3)en)o^ner beS alten @(am, beffen ®ebiet ja fo jiemUc^ mit bem
Don Suriftan fid^ bedtt, i^re ©prac^e gänsHc^ ju gunften beS 92eu«
perfifc^en aufgegeben t)ättm? S)ag jioar ha^ SSoIf fid^ er[)alten
I)ötte, aber bie ©pra^e auSgeftorben fei? — äRöglic^, boß bie noc^
oorjunetimenDe Unterfud^ung beS SSortfc^a^eS ber geili (jiileinluren)
manches Unerwartete an ben ^g bringt/'
(Sin großes ausgebreitetes SSoU ge^t nic^t fo lei^t uoQftänbig
unter. @S flingt nac^ im (£()ara{ter ber 9kd^fo(ger nac^ 3a()rtau»
fenbeU; ift DieQeic^t überhaupt unjerftbrbar. äBie mir bie ()eutigen
3Sert)äItniffe im B^groS nid^t wirflid^ oerftetjen fönnen o^ne Äennt-
90. IX,3/4 65
ntö ber SSor^ett, f o loirb and) in btefe ftetö neued Si^t fallen, xotnn
bet 3<i9^o^ ^on ^l^ttte einmal in Suropa befannt »erben ttirb. 3n
biefer älid^tung fmb mir in ben legten Sauren manc^n Schritt
twnDortd gefommen unb neue ^ufnärungen fann jebeS Sa^t bringen.
So oiel aber fetten mir fc^on t)tvAt, ha^ ber 3ofl^i>^ ^^^ minber
ald ber ftaufafod feine @)e^eimniffe birgt, barunter mand^en @(^(äffel
jum «erftfinbniffe ber ©efd^ic^te ber a»enfc^f)eit.
3(^ benähe ba^ legte (&di)tn 9laum, ben Ferren SHegierungd«
rat a. S). ^reufee, Dberft a. S). »itlerberf, ^:ßrof. S)r. D. SWann,
Dr. e. ^erjfelb, »«blauer ^r. Ifc^ötfc^el unb ^^otograp^en
3. f^orefc^Q für i^re freunblic^e SBeipife meinen beften 3>anf
au^jufprec^n.
(^ittfidit u6er bte ftterarirc9en Qiuffen.
%apptx, ^fdjreibung üon ?(fia (iRefopotamien ufm.) SUImberg 1681.
grafer, ^orftellung Don $erften, 2t\pi\^ 18B6.
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Great, London 1907.
Qßtfberver^et^nte mit QueffenangaBen.
1. ^ie ^aratvanenprage (j^ärtdien).
2. ^Qd groge 9ielief t)on Qiftun (92ad) ßer Rottet, ©arte, ^ing^X^onifon).
3. 9ftelief be^ ©otorjed (^ieulafot^, be aRorgan, Sadfon, ^ing-^om)>fon).
4. ^DtonoUt^ bei »tftun (äRann, &loh\x^ 1903 92r. 21).
5. ©öulenfopiten t>on »tftun (gfebeijeic^ng. nac^ Wann, ®(o6ud 1903 9lr. 21).
6. Xaq-i^SoftQn, ®efamtanftc^t (@arre, be ^ox^an).
7. XQq'i-S3oftan, bad frcilieflcnbc Slelief (3)icuIafo^, be SWorgan, Sorffon).
8. 2:aq-i-®crta, (3ufti, be SRorftQU. — Zu^d^htid^tmnQ öon ^fc^ßtfc^cl).
9. ^uffon-i-^aub (glanbin et (Softe, be SWorgan).
10. ^uffan«t«^aub, (Brunbrig (Sflanbin et (Softe).
11. ÄeU-3)oub, (gionbin et (Softe, beWotflon. — Xufci^aeid^nuiigen be^ Scrf.).
12. dfielief bed ^nnubanini (be SIRorgan).
13. aUelief bed @(^il«;«bunni (be SRorgan).
14. ^unbe t)on ^amaban (be 9Rotgan).
15. ^atnaban unb bei ^Itoänb (be S^organ).
16. 9httnen üon Xilamär (be SRorgon).
17. Ornament oon @ärmobfd) (3Ronn, (SHobuÄ 1903 ^x. 21).
18. t^elfengröber bei Xfc^äman<i-3dmail (be SRorgan).
19. Sfteltef übet bem H. grefögrabc D. 3:fd^-i''3- iM(tnn).
20. ^er nötblid^e 3agrod (^artc^en).
21. 3:al bed Seinen 3ab (be SRorgan).
22. gfelfengrab Don (Snbtrfafc^ (be SOtorgan).
23. @tele öon Äel-i-@(^in-^ajfe. (be SWotgan).
24. ^er fübUcfte 8ogro« (Äärtt^en).
25. Sl^afion bed ©eimere (be Wargan).
26. SRuinen oon ^ärrä-i-@(^äf|r (be Worgan).
27. ^nfic^t t)om Stabur^itu^ (be Worgait).
28. »rflde öon ^i/jful (3)ieuIafo^).
29. SRuinen oon %aq»'äixoa\u\'Stäxöiia (^teu(afo^).
30. @(to6e^ Stelenrelief oon J^ul^-Sära (be Worgan).
31. SRelief auf bem öftl. ^eldblode oon Slul^i-^ära (be Worgan).
32. Sielief auf bem ^meiten gfeldblode oon S^ulM-^^äca (be Worgan.)
33. Relief am Pfeiler in fiu(«i-Sara (be Worgau).
34. 92e(ief bon @c^ilafta^«i-@alman (be Worgan).
35. 9ieHef oon ^ong (in Wal-^imir) (be Worgan).
36. Wonolit^ oon ^öng^i^Saulaf, Sreitfeite (be »obe). — Xuf(^a. b. $erf.)-
87. IBölfert^pen (^ieulafop. — greber^eid^nung oon 2:fd)ötf(^el).
38. SHefonftruftion ber S«^ung (S^arc^or («runo ^fcftötfc^cl).
<Btv
<Ef^e Ötüni
9<ratt09e9<6<n von der
(SotUxa\ia(i\(itn ßtfMfdcift
t. 9. Of pcttletiN, 5^ct9«tr Dr. QIIax: ®<y ^eif l^afaf utiö bit vtt*
2. ^<6<r, Dr. Oflo: €5ttar5 ^fafits fbtr^ttng^Teifen tn /lAbdraSten.
3. (Ungna^, Q)tof. Dr. JRrt^ttt: ®te Oeutung 5er ^ulunff 6ei 5en
4. (8^t«cftfer, Q)ref. Dr. Igu^o: 9a0 (^orgeStT^e am ({lA(r<'(f«1l<f8
•fib feine Cenftm^fer. (piit t 'Eattinßi^^t un5 4 JRSStfbun^en.
1900
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10. 3«9t9«»9 D(t Jlite Oricat gtft i
i Ha« 4tt ]alt> . ' /^ . ^ Ciattlprtit |«4i(
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2 m., «tk. 3 m. Uordcraiiattsd)«! Scttllwibaft (E. U.) to pitmit
Der Teil Qalaf
unb
bic Derfdileierte 66ttin
Von
Dr. Ulax freit)errn oon Oppentieim
Kal|in1f(ti«fn Cegationsrat
Mit fin«r Kartonfkizzc unb 15 Rbbilbungcn
Cfipzig
I. C. 9iiifffcl)5'|%f BiKlAanMung
1908
Die Uorderasiati$d)e Ge$ell$d)aft (€. U.)
mtl dtffl Site in Berlin
bMwedd die f örderung der vordera$iati$d)en Studien auf Grund der Denkmaler.
Sie gibt wis$en$d)aft1id)e ürbeiten ibrer Hlitglieder in zwanglosen ütUtn als
,»fnTtteilungen der Uorderasiatisd)en 0esell$d)afr und gemeinver«
ständlid)e Darstellungen vierteljäbrlid) unter dem Citel ..Der ülte Orient**
beraus. 3=erner will die 8esells(baft die Bescbaffung neuen IDaterials anregen
und unterstützen. Die 0esellsd)aft zäblt gegenwärtig 4S0 IDitglieder.
Der jäbriid)e IDitgliedsbeitrag beträgt 10 IDark. wofQr die MlDitteilungen"
{sonst 15 m.) und „Der Jfite Orient" (sonst 2 m.) geliefert werden. — Jluf-
nabme als mitglied erfolgt auf einfad)e Anmeldung beim $d)riftfOi>rer durd)
den Uorstand; — Zablung der Beiträge bat im Januar an (Uolf Peiscr Uerlag
Berlin S. 42, Brandenburgstrasse IK zu erfolgen.
DerUorstand bestebt z. Zt. aus : Prof. Dr. ?. von Cuscban, I. Uorsitzender.
Triedenau b. Berlin, Begasstr. 9, Prof. Dr. 11). Uartmann, 2. Uorsitzender,
l)ermsdorf (IDark), Dr. E. TDessersdimidt, $d)riftfubrer, Berlin D. 5$, $d)$n-
bauser Jfllee 15$ c, Prof. Dr. f). Ofindcler. (Uilmersdorf, Prof. Dr. Br. IDeissner,
Breslau. Cic. Dr. Jfifr. Jeremias. Eetpzig. Dr. €. ¥. Peiser, Königsberg.
Dr. ¥reib. von 3tsftng. tnfind)eN. — f)erausgeberder ..mitteilungen*': Prof. Dr.
fü Olinckfer, (Uilmersdorf b. Rerlin, Btngerstr. $0, des ..Hiten Orit nt": Derselbe
und Cic. Dr. Hlfr. Jeremias, Ceipzig, l)auptmannstra$se 3.
Inhalt der bitbcr crscbicnenen l>cfk de» „ülten Orienf" (Preis 60 Pf.): Hr.
Jtgypter als Krieger und Eroberer in üsien. (7 übb.) 1903. Uon Ol. 11). 11) u 1 1 e r. 5. i
Jlltbabyloniscbes Red)t. IDIt I Abbildung. 1905. Uon B. IDeissner. 7.i
Rmarna-Zeit. 2. Jfufl. 1903. Uon ^. Diebubr. I.2
Arabien vor dem Islam. 2. Hufl. 1904. Uon 0. Oleber. 3.i
Jlramäer. 1902. Uon Jf. Sanda. 4.3
Atbiopien. IDlt 1 JVbb. 1904. Uon Ol. H). 11) all er. 6,2
Babyl6nisdTe' ßVntnen und Gebete. 1905. . Uon f). Zimmern. 7,3
Damonenbesd)wörung bei d. Babyloniern u. üssyrern. 1906. Uon 0. (Ueber. 7.4
Cntzifferung der Keilsd)rift. TDit 3 übb. 1903. Uon C IDesserscbmidt. 5.2
Eupbratlander und das ITlitteimeer. mit 3 Jfbb. 1905. Uon f). CUindder. 7.2
Irestungsbau im Hlten Orient, mit 15 übb. 2. Jlufl. 1903. Uon ü. Bill erbedi. I.4
1^orsd)ungsretsen i. Süd-Jirabien. mit 3 Kartenm. u. 4 übb. 1907. Uon 0. (Ueber. $.4
Gesd)id)t'e der Stadt Babylon. 1904. Uon ß. Olindcler. 6.1
ßammurabi. Sein Cand und seine Zeit, mit 3 Rbb. 1907. Uon?. Ulmer. 9.t
fiammurabis Gesetze, mit i übb. 4. erweit. Jlufl. 1906. Uon f). (Uindder. 4.4
f)ettiter. mit 9 Jfbb. 2. erweit. Jfufl. 1903. Uon L messersd)midt. 4.i
f)immels- u.CUeltenbild d.Babyl.2. erweit.JiMfl. (2 Jlbb.) 1903. Uon ß.OI i n de 1 e r. 3.2/3
f)()lle u. Paradies bei d. Babyloniern. 2. erwett. Jlufl. 1903. UonJT.Jeremias. I.3
Keilsd)riftmedizin in Parallelen. 2. Jlufl. (I Sd)riftt.) 1904. Uon f r e i b. v. 0 e f e 1 e. 4.2
magie und Zauberei im alten Ägypten. 1905. Uon B. (Uiedemann. 0,4
ninives (Uiederentdedcung. 1903. Uon R. Zebnpfund. 5.3
Pbönizier. 2. Jlufl. 1903. Uon Ol. v. Candau. 2.4
Pb$mzisd)e 3nsd)riften. 1907. Uon Ol. v. Candau. S.3
Pbrygien. mit 15 Jlbb. 1907. Uon €. Brandenburg. 9.2
Polit.€ntwid{lungBabylon.u.Jfssyriens. 2.erw.Jfufl. 1903. Uonf).aJind(ler. 2.i
Sanberib. König von Jlssyrien. 1905. Uon 0. (Ueber. 6.3
Sd)ri(t u. Sprad)e d. alten Ägypter, mit 3 übb. 1907. Uon Ol. Spiegel berg. 3.2
Stadtbild von Babylon, mit 1 Jfbb. u. 2 Plänen. 1904. Uon h ß. Oleissbad). 5.4
Cell fjalaf. mit I Kartensk. u. 15 Jfbb.* 190$. Uon m. v. Oppenbeim. 10,1
€oteu.Coten-Hefd)ei.Glaub.d.a.Agypter.2.Jiufl. 1902. Uon Jl.CUiedemann. 2.2
Unterbaltungsliteratur d. alten Ägypter. 2. Jiufl. 1903. Uon Jl. (Uiedemann. 3.4
Urgesd)id)te. Biblische u. babylon. 3. veränd. Jfufl. 1903. Uon f). Zimmern. 2.3
Ullker Uorderasiens. 2. JTufl. 1903. Uon F). (Uindder. l.i
(Ueltsd>«pfung. Babylonisd)e. mit 1 Jlbb. 1906. Uon I). (Uindder. Sj
Der Zagros u. seine Uölkti. mit 3Kartensk. u. 35 Jlbb. 190$. Uon G. f) fl s i n g. 9.3/4
•
- 8
O
O
o
o
^orberid^t.
^txnz t$OTf(^ungdreife in ber afiatifdien ^üT!ei üom ^a^xt 1899 {oute eine
(^gän^ung meiner früheren Steifen bilben, beten 9lefu(tate ic^ in meinem 93erfe
,,9om äßittelmeer jum ^erfifc^en ®oIf'' ^ufammengefagt l^abt. $or ollem
mollte id^ geroiffe nod^ unbefannte (Bebiete bed nörbtid^en @^Tiend unb meflHc^en
SXefopotamiend exforfc^en. ^obei ^atte ic^ bad ®liid, eine 9tei^e bemerfend«
metter gunbe ju mad^en. ^aleiboflopartig me^felte hai 9ilb, baS bie oer-
fc^iebenartigen alten ^ilhtrftätten, burc^ bie ic^ ritt, mir boten, ^er arabifd^en
(Sprache mächtig, mit ber 9ieIigion, ben @itten unb (Sebröuc^en ber (Singe«
borenen genau t)ertraut, Dor aUem gemo^nt, mit ben iBebuinen gut au^vL»
fommen, em|)fanb ic^ bie Steife tro| aOer nic^t unbebeutenber ^[nftrengungen
oom erfien bid §um legten ^age o(d einen @(enu6. ^öl^renb bie ßameltara«
mone im ©c^ritt marfd^ierte, mußten »ir, auf $ferben beritten, jeben Hugen«
bixd ^[bftef^er im Q^alopp $ur SRec^ten unb )ur ^infen ber 9loute machen, teild
5ur (Sriunbung ber @(egenb, ^ur 8^e!ognod^ierung alter Stuinenorte ufw., teitö
megen ber ^nbedgefa^r. ^ie 9Ibenbe mürben meift in bem £ager ber löebu«
inen t^erbrac^t, bei benen id) gern meine eigenen 3^^^ auffd^Iug. Oft tieg id^
mir ^unäc^ft ftunbenlang bie ^elbentaten bed Stammet, 9laub« unb 3agb«
gefd^ic^ten er^&^Ien, e^e ic^ bie SBegroute na^ anbermeitig mir ftSnaUfierten
Shtinenorten erfragen unb neue Sfinger^ige mir geben laffen fonnte.
@o bin ic^ benn im S^^h<^^ ^urd^ (Gebiete gebogen — namentlidi in
SBeftmefopotamien — bie bidl^er atö fterile, u^ibewol^nbare SBüfte betrad^tet
morben ^nb, in benen id) aber ^a^lreid^e alte Totalitäten feftfteüen fonnte,
bie auf eine ehemalige bid^te ^eoölterung fd^Iie^en liegen.
IReine IBerufi^gefd^äfte bei ber ^aiferlid^en bi^Iomatifc^en 2(gentur in
(Sairo ^aben ed mir leiber bid^er unmöglid^ gemadbt, bie n)iffenfd^aft(i4en ^«
gebniffe biefer Steife in einem umfaffenben ^er!e nieber^ulegen. 3>^ ^<t^c
barüber nur einen t)orIäufigen ^erid^t in ber 3^itf(^rtft ber ®efeQfd(|aft für
(grbhinbe ju Berlin, ©anb XXXVI, 1901, @. 69—99, erftottct. 2)ie t)oxi mit
mitgebrachten ^nfd^riften finb, fotoeit fie ber griec^ifc^en, lateinifd^en unb alt«
franjöflfc^en @pra4e angehören, t>on Dr. £ucad bearbeitet, in ber ^9aantinif<4en
3eitfd|rift, Sa^rgang 1905, @. 1—72, publiziert loorben. ©in ©onber^eft ber
^ttröge ^ur ^ff^riologie unb femitifd^en ®|)rad(|miffenfd^aft wirb bemnäd^ft bie
Don mir gefunbenen arabifd^en, f^rif^en, ^ebräifd^en, armenifc^en unb feil«
f(^riftli4en Snfd^riften bringen, beren Bearbeitung fi4 bie Ferren 9R. oan
©erdfern, 16. SRori^, 3. (jhtting, %. 9t. gfind unb g. ^eli|f4 unteraogen ^oben.
3n bemfelben ^efte n^erben augerbem bie 6teinbilber Dom Seil $a(af, auf
benen bie Aeilinfd^riften gefunben n^urben, bon 9(. igeremiad unb £. SReffer«
fd^mibt be^anbelt werben. ®leic^5eitig werben bie geograp^ifdt|en (Srgebniffe
meiner Steife nebft einer betaitfierten Stoutenfarte in ^etermannd Stitteitungen
erfc^inen.
10. X, 1 Sibanon — !Rofairicrs®cbirge. 5
9(uf bett folgenben ©eiten mdd^te iä^ fd^oit je^t meine ^etHttf(6en %nxi6t
dorn %tU ^alaf nfi^et befc^reiben unb mi^ baruber bortfiufig äugem, ju
biffer Arbeit x>on berufener Seite gebrängt, im ^inblicf auf bie fo erfolgreichen
Hadgrobungen, totlä^ $rofeffor ^ugo SBindter foeben in SBog^ajfdi, bem ^etti«
tif^cn nörbüc^en 3^n^nir in bem lo^pabo^ifc^en ^leinafien, au^gefü^rt ^at.
Uon Beirut zum Cell l)alaf.
3m Sunt 1899 \x>ax xd) in 93eirut getanbet. ^nnad^^t ntad^te
t^ SCudfläge in bad rei^DoDe Sibanon^^ebirge, über \Ddä)t^ an
jerttfifteten, fallen, mit jo^IIofen 2)6rfci^en bebecften Slbl^&ngen t)ox^
bei eine ber maletifc^ften @ifenba^nen ffi^rt, bie id^ fenne. SSon
j!)amQdfud au^ jog id^ ju Ifingerem %ufentl^a(te bei einem ber
grS§ten Sebuinenftdmme, ber ffinala (^tlneje), in bie Sßäfte. ^ann
ging ed nad^ S3a'albel luxüd, tDO im 3upiter«2:em^e( bie £afe(
jum (Bebac^tniS bed ^fuc^ed bed beutf^en ^aifer))QQreS* unl&ngft
eingemauert Sorben n)ar. X)ie Erinnerung an ben Slufentl^alt bed
jtatftrd ivar in @^rien fe^r lebenbig unb trug fid^erlici^ ju bem
befonberd freunbli^en Smj)fang bii, ben i(^ überall in ber aftatifd^en
Zfiiffi gefunben ^be.
Son Sa'albef führte mein SEBeg norbtoärti^ burc^ bie Xalfenfe
bec 8efa' über uralte Stulturftfitten, ®rabtürme nocfi nic^t aufge«
Härter ß^itferioben (^amu'ot et f^ermel), an 9Ke[enreften alter @täbte
{%dl Slebi SKinbu) borbei nad§ §omi^. — ®ie Sifenba^n berbanb
nod^ nid^t mie ^eute 93eirut unb Sa^albef mit |)omd, $ama unb
Son i^omd manbte i(^ mid^ n>eftn)ärtd mieber in bad ®ebirge,
ben nörblic^ Sibanon. 3)iefer %t\l bed Sibanon fü^rt gegen«»
v&rtig ben 9lamen iRofairier«®ebirge nac^ einem f (einen SSölfc^en
mit einer ber merhoflrbigften 9}eIigionen: alt^eibnifd^n 9teminii8i«
jcnien bed angeftammten Sanbed, c^riftlid^en Sbeen u. a. Vermengt
mit bett fielen bed 3d(am. f)ier maren ed ^eujfa^rerburgen,
bie uns entgegentraten. S)er l^lid^e 5hraf beiS S^ebalierd, Sta(<at
d ^ofn ober $ufn el Sfrab genannt, ragt f)tntt noc^ faft un«
tmrfel^ n>te i^n bie ^ofpitalritter im Sa^re 1271 ))erlie^en, mit
feinen 9Rauem unb Xfirmen empor, ^er alte gotl^ifc^e (SonDentS^
9lemter erinnerte untoiOtärtid^ an bie ä^arienburg, mit ber baS
€(^6 auc^ fonft mand^e Analogien befi^t 92eben gen^altigen
Siefteis ^eibnifd^er Zempel ($ufn ©uleiman) befud^te ic^ femer
6 «ffQfrtnem©(^Iöffcr — OHe f^rifd^e ©üftc. «D. X, l
jlDet 99itrgen ber S[ff äff inen, ber ®efo(giSteute beS ^%lttn t)om
Serge", loel^e in ber ftreujfo^rerjeit fo t)iel ©d^reden fi6er bie
S^riften^eit in ©Qrien gebracht Ratten, bog ber ißame i^rer @e!te,
pf^afc^afc^in", a(d ^.assassin'' in ben franjöftfc^en @pra(j^f(^a|
äberging. 2)ie 96ffimmKnge ber alten Sffoffinen nennen ftc^
2[dmai(ier unb finb jegt frieblic^e Säuern. @ie erfennen aud)
^eute noc^ ben Stac^tommen bed ,,%(ten Dom Serge", ber gegen<i
n)ärtig unter bem Flamen 9g^a Sfyin in Somba^ reftbiert, atö
i^r geiftiged Oberhaupt an, benfetben 9tetigion8t)orfte^er, beffen
inbifc^e Xn^finger, bie S^obja, a(d ftauf(eute in ß^njibar unb
S)eutfc^«Oftafri{a eine groge 9ioIIe f))te(en.
Z)ad fc^önfte %ffaffinen^®(i^(og, faft no(i6 in bem 3itf^^ni>c
erhalten tote jur 3cit be8 9Ritte(a(terd, ift äRadjaf, am Dftab^ange
beS iRofairier*®ebirgeiS. Son ^ter ani toanbte i(^ mid^ toieber
Aftlic^ nad^ ber aufblü^enben @tabt ^ama unb na^ ©alamija.
3)ann jog ic^ norbioftrtd nac^ lU^po burd^ ein ®ebiet, loeit im
Often bet getoS^ntic^en Don ^ama auSge^enben ftaratt>anenftrage,
bo8 in fiberreid^er SBeife mit ^unberten Don 9tuinen alter @t5bte
unb SDßrfer, c^riftlic^er JKrd^en, ©urgen unb Siürme bebedt »ar.
S)er Soben ift DuUanifc^. @$ mu^ l^ter früher eine auger«
orbentlt^e ^^ru^tbarleit ge^errfd)t unb bie ®egenb eine ja^Ireic^e
SeDÖIferung getragen t)aben. 3e^t ift bad Sanb faft menfc^enleer
unb unbebaut, eine ©tAbtettüfte in bed SBorted ma^rfter Sebeutung.
Sinjelne SRuinenorte finb fo grog, bag bie S)urc^querung bei^
Srfimmerfelbeg faft eine ^albe ©tunbe erforberte. 3d^ fanb
noc^ DoQftfinbig erhaltene jpfiufer: aQeS toar aud ©tein gebaut, bie
^(afonbd, S[(tane, Sfinfe unb treppen. @^ n^ar, atö n^firen bie ®e«
^öfte erft Dor äßonaten Dertaffen tt)orben. Sn anberer ©teDe
tagen unentn^trrbore ®emengfe[ Don ©teinfdulen unb Ouabem
jufammen, beutlid^e Sen^eife, bag bie @rb6eben, n)el^e ©^rien fo
oft l^eimgefud^t ^aben, bie alten Sauten }ufammengefd|ütte(t Ratten.
SCugerbem l^aben ^ier tt)ie in Dielen anberen @egenben ber afia«
tifd^en Ifirfei bie Jhiegi^jüge ber ©affaniben, ber mittelperfifd^en
^^naftie, bie Sertt)flftung beS Sanbed ^erDorgerufen. @d ift falfd^,
biefe ©(^ulb bem Sinbrud^ bei^ 3d(am beijumeffen.
2)ie ganje ©t&btetofifte gel^ört bem c^rifttic^en S((tertum an.
3^ brachte Don ^ier eine große Änjal^t griec^if^er Snfcftriften mit.
S)ie jfingfte batierte Dom Sa^re 602 n. S^r. SefonberiS fc^Sn
erbatten fanb id^ mitten in ber Sßüfte baS Suen Stetiro eined
bkjjantinifc^en ^Qrften ober ®ouDerneiird : ftafr ibn SBarban. & be«
fttfft HUT and einem @cbIo^, einer SafUifa itnb einer %rt ))on
Jlttftell ffir ©olbaten unb i^6f(inge. ^ie einjelnen Sauteile
tprt^en für bie einftige ^oc^t 2>ie SRauem tuaren aud abtoec^«
felnben Sägern Don Duoberfteinen unb j^kitln gefd^ic^tet.
Son 9Litppo, ber grdgten ©tabt bed nörblici^en @^rieni8, ging
i(^ norboftoirtö auf gänjlid^ unbegangenen ^aben über ben ®upl^rat
nadt 9Refo|>otamien hinein. Untoeit ber @teDe, too ic^ ben ^^(ug
nberfc^tt, fanb icb einen ^n%ti am Ufer: ben %tU 3)2af*ubije.
S>te Dom SEBaffer abgeriffenen unteren Xei(e liegen auf äRauer«
ftrufturen fd^Iiegen, bie o^ne t^^age ber Dorgriec^ifd^en $eriobe on«
gehörten. Oben auf bem ^üget lagen, burd^ (Srbf^id^ten getrennt,
jttpei 9Kofaifb5ben fibereinanber, beren oberfier in einem fc^önen
Stammen auiS ®uir(anben unb 9{e(merf einen me^r a(d mannd«
gro|ra liegenben ^lufsgott, umgeben Don }tt^ toeiblid^en, mit äRauer«
fronen gefci^mudten @eftalten, geigte. Snner^alb bed XableauS
ftonben in griec^ifc^er ©c^rift unb barunter auf f^rif^ bie SBorte:
SafUeud, ^otamoS, Sup^rated.
Unoeit baDon (bei @errin) fanben fic^ ^koei ®rabtürme au8
aioei @todtoer{en errid^tet, beren oberfter mit @eitcnpi(aftem unb
fiöioenffi^en gefc^mfid t n>ar unb in früherer l^tit jkoeif et(od einen
l^lyramibalen Suffa^ getragen ^at 9)er nörblic^ere biefer 3^firme
barg in feinem ^meiten ©todmerf einen porp^^men ©artop^ag.
9n ber Sugenfeite loar eine groge f^rif^e Snfc^rift, 74 n. &)x.
botiert, eingemeißelt, nac^ melc^er fic^ ^ier bad ®rab eined 85id^rigen
SRann befanb, loa^rfc^einlid^ n^o^I eine^ SSermanbten jenes t^fitften
tH>n Sbcffai'Urfa, toelc^er ber ©age na^ mit SefuS S^riftuS in
Sriefoe^fel geftanben ^aben foQ. @d ift bied boS ältefte bid^er
entbedte i)enfmal f^rifd^er @d|rift unb ©prac^e.
SBeiter ging ed bann an ^a^Ireic^en alten ftulturftfitten Dor«
bei bur^ bad meftlic^e SRefopotamien na^ diai e( '3(in, „DueU^aupt",
einem ber OueQpunfte bed 9e(i(^«t$(uffed. ^ier loerben bie ^^ifc^e
^ig gelten unb bfirfen nic^t gefangen toerben, atö (Erinnerung
an bie ©teile, tt>o ber ©age nac^ 9{ebeffa SBaffer gefc^öpft l^aben
folL 9lodi ^eute gibt ed in bem S)örf(!^en eine übrigen^ mu^amme^
banifd^ ^milie, beren SRitgtieber iRac^tommen bed Sr^txiterd
flbro^om ju fein behaupten. 5E)er Ort ift Do0 alter ateminidsensen.
(B ragen befonberd große unb audgebe^nte ©^utt^ügeßomple^e
wbA ber oüeften ^eriobe empor. 3n einem (Ste^dft fanb id^ ben
Zorfo einer mänuHc^en (Setoanbftatue auf einem @tu^( auiS rofai»
forbcnem SRarmor, mit ^ump^ofen unb ©d^ioertgurt angetan, too^I
8 Vt\i%t\mdt im SBelic^tol — 3m Xeftelgebirge. %0. X, 1
QUd paitfi^dftx 3^t. Gin gut ttfyilttnt^, f)tnU lux^ eine Anatme
Duelle untfc^lie^enbed Sab erinnert an bie rflmifd^e ^errf ^ft im
Sanbe. ^äbfd^e (Srabmaufoleen f^red^en fär einen genriffen 9Bo^(«
ftanb in ntu^antmebanifd^er 3^i^-
SBon SRaS el '{(in am fßdid) aui tüoQte i^ birelt ofho&rtd
nad^ bem ))on feinem Qtnxop&tt betretenen SetteNiS^ebitge unb nac^
fftai et *8[in am S^abur tuanbem. 9}on ben bortigen 9htinen
Ratten meine bebuinifd^en ^eunbe mir fd^on feit langem erjfi^It.
9)en Sefuc^ üon ipanan unb Urfa tooQte id^ mir ffir ben 9tfi(f«
meg aufbett^a^ren. (&i foKte jebod^ anberd !ommen.
2)ie Seute bei^ 93eIi(^Xa(ed ftanben in SSIutfel^be mit ben
tt^tlben ^rben Sbral^im ^fc^ad, bed ^mibt|e*@^f8 ber 3flxflu
futben, bie im Often, jenfeitd bed Xeftef, Rauften unb ftreiften.
!(niS ^vitäit Dor ber 83(utrad^e xooUu ba^ec fein DrtSeingefeffener
atö ^ä^ier bienen. %ber ber SJtubir bed 9)orfei^ preiste o^ne mein
SBormiffen brei Seute, bie mid^ begleiten foDten, unb lie^ fie aber
9lad^t feft^aften. S(m folgenben SRorgen Agaren jmei entmic^en.
SRit bem btitten brad^en tüir auf. 9lad^ wenigen ©tunben jeboc^
fiel ein ^atftier nad^ bem anbern^ unb ba(b lagen t)on fteb^el^n
oierje^n tot am SBoben, smeifellod t)on ben SerUKxnbten beS ^üffxtt^
«vergiftet, Die i^m bie (Befa^r erf{)aren iDoDten, ju Sbra^im ^aft^
)U reiten. 9tur mit SRfil^ fonnte ic^ mein (Sepfidf beifammen
i^aften. 2^ f)attt in ber Sta^barfd^aft SBebuinenjelte erfpS^t, unb
banf meiner fienntnid bei^ ®aftre(^td ber Sßüfte gelang ed mir,
bie SBett^o^ner jur $iffe(eiftung ju s^^ngen, anftatt bag fie meine
S^abt als loillfommene iBeute betrad^ten tonnten. 3d^ bef(!^(og bann
mit bem Umn^eg na^ 9lorben über ^rran unb Urfa nad^ SBeran«
f^e^er, bem eigentfic^n @i$e Sbra^im $af(^ai^, ju marfd^ieren,
um t)on biefem eSfortiert ben Zeftet unb ben (l^^bur ju befud^en.
3n ^arran, bem alten Stuttfi^e ber äRonbgotttieit, fanb id^
einen Sfttt^en au8 @tein, ber an bie ^ettitifc^e ftunft oon ®enb«
fd^trfi erinnerte. %M bem SDiittefafter finb no(^ ^o^ufragenbe
Stefte einer f(^önen SRofc^ee mit ®iebe(bA^em unb einem SRinaret
fomie 83efeftigungdmerfe aud ber 3rtt @a(abin^ erhalten. 3n Urfa
befttc^e i^ eine blü^enbe beutfd^e aRiffiond'@(^u(e, bie unter ben
armenifc^n S^riften fegendreic^ mirft
SReine t^unbe im Xette^®ebirge bereiteten mir eine Über«
rafd^ung nac^ ber anbem: Itaftede, SBaffer^9tefert)oirA, ®6^n«
bilber, eine munberfd^öne c^riftfic^e Shtnbfirc^e, ganje @täbte
mit fänftlic^ aufgehauenen Xroglob^ten^äBot^nungen, ju loef^en
«ß. X, 1 Am e^obur: 9ia« el '«in. 9
abfd^fiffige äSßege im ^(fen hinabführten unb 6ei benen auf ebener
(hbe attbere, and f^ioeren Cuabem gefügte ^aufer ä6ec ber
mtterii^if^en äßo^nung anfragten, 3itabeaen«$>ägel, runbe ®rab«
tftrme, fc^IiegKd^ alte mu^ammebanifc^e ^eb^Sfe mit tufifc^en
Snfc^riftenftetnen mec^feften in buntem 93ilbe miteina^tber ab. flud^
btefe iniiermefo))otamifc^e ®egenb ^at fett mehreren Sa^r^unberten
feine feg^ften S9ett)o^ner mel^r gel^abt. Sid jum Einfall ber
SRongoIen unter Zimurienl im Sa^re 1400, meldte bie ®egenb
andgemorbet ^aben, mar fte ftd^erlid^ bemo^nt unb bebaut. ®eit«
bem ift fte nur me^r ber Summelf^Ia^ t)on l^alb« unb ganj nomabi^
{terenben Sdßerf^aften, bie fi(^ gegenfeitig befel^ben unb eine fefte
9Keber(affung faft unm6g(td^ gemacht ^aben. (Srft mit bem Sludbau
ber SBagbabba^n mirb aud^ biefen Gebieten Stulpe unb neue S3(fite
befc^ieben fein.
2)er 8efuc^ bed Xeftef^^ebirgei^ fottte mir ni^t lei^t
toerben. (Ed mar biefed ber fc^mierigfte %tH meiner Steife. Un^
miterbro(!^n begegneten mir SRaubjfigen. 3n menigen Zagen mürbe
ic^ ad^tmal angegriffen. %u^ mürbe id^, mie ic^ äberjeugt bin,
abftc^titd^ t)on ben t^fll^rern, bie mir fd^Iie^Ii^ Sbrol^im ^af^a
gefleOt l^tte, falfc^ geleitet unb Don meiner jtaramane getrennt,
fo boB luir Steiter faft brei Sage gau) o^ne Sebendmittet bleiben
mn|ten.
Die Ausgrabung auf dem Cell ßalaf.
@o fam ic^ am 13. 92ot)ember na^ 9laS el 'Slin, einem
DueOtopfe beö Si^abur'^uffed, bem alten 9fteffaina ber 9tömer.
j^ier befinben fi^ mehrere 9tieber(affungen t)on tfd^etleffif^en
^fit^tlingen (äRu^abjir) aus bem StauIafuS. ©eit äSod^en mar
ic^ auf ben äefu(^ bed Drtei^ gefpannt. Smmer mieber mar mir
eriftl^It morben, bag bie 2:f(^erfeffen, bie in ber Stfi^e, auf einem
^ügel am (Sl^abur, einen ^ten begraben moQten, auf @teine
mit Xierf brpern unb menfd^Iid^en jföpfen unb bergtei^en gefto^en
feien. SoD abergt&ubifd^er @(^eu ^ätte ber ©o^n feinem SSater
ein aubered @rab fd^affen moDen, aber erft, nad^bem abermals
fo((^ ©teilte mit frembartigen SarfteUungen jutage gefommen
feien, ^obe ber £ote fd^Ueglic^ an einer entfernteren ©teQe bed
^figett feine Siu^eftätte gefunben.
10 ^ct %tü «>aIof. «D. X, 1
2)ie ffienntntö biefer @}€f(^i($te ermöglid^te mir meine (Btc»
bung. ^ie Xf^erfeffeti; beten ®aftfreunbf(^ft id^ angerufen
I^Qtte, tt^oUten t)on bem gunbe nid^tö miffen, biiS ic^ fd^Iieglt^ ben
®eift be^ Derftorbenen ©d^ec^^ über bie ©tamme^glieber l^erabrief,
meiere einem (Safte berartig bie Unma^r^eit fagten unb i^m eine
Sitte abfc^Ifigen. 2>arauf Derfpraci^ man, mir bie ge^eimni^tooQe
@tAtte ju jeigen.
3ufäQig n>Qren n>egen ber (£mte)eit eine größere Sn^a^l ^Ib
fel^after SSebuinen ber Stad^barfd^aft anloefenb, n^elc^e für bie
Xfc^erfeffen bie ^Iber beftedten. 3)iefe matten fid^ am n&d^ften
^age frä^morgend unter ber Sluffid^t meiner ®afifreunbe an bie
Arbeit. 3n n^enigen ©tunben ffirberten [ie bie ®runbjfige einer
Xorfaffabe sutage, unb nac^ stueit&giger Arbeit mar fo t)ie( auf«
gebedt, bag ein einigermaßen {(ared Silb über bad SBefen ber
^unbe unb ber alten Sofalitat gewonnen merben fonnte.
S)ie gunbfteQe (ag auf einem ol^ne f^rage tünftlic^en Stuinen^
^ügel auf ber redeten @eite bed ^jurbjub, ber üon Sßorben
fommenb l^ier einen ftnid nac^ Often mad^t unb nac^ Sufna^me
ber SBäffer t)on 9la8 el '%xn ben 9lamen (Sl^abur ffi^rt 2>er
$figel tüirb XeIIf)a(af genannt. 3^m gegenüber, auf beranbern
@eite bed t^luffeS (iegt in einigen 9ßinuten Sntfemung bie &(tefte
92ieberlaffung ber Xfc^erfeffen in biefer ®egenb, mit einer äRof^
feftung^artig im SSieredE mit 3Rauem unb einer Xorburg angelegt.
$ier mürben t)or mehreren Sal^rjel^nten bie fläc^tigen ftaufafiet
t)on ber tärfifc^en Stegierung angefiebelt. ©ie Ratten im ^mpfe
mit bem fiarfen Sebuinenftamme ber ©c^ammar unb mit Sbra^im
^afd^a t)ie( ju leiben ; aber bie Xfc^erleffen tuaren fd^arfe ©d^u^en
unb gute Steiter, unb ed tuurbe fd^Iiegli^ ein modus vivendi auf
®runb gegenfeitigen 9}efpefteiS gef unben. ^eute ift biefe erfte Stiebet^
(affung faft ganj aufgegeben; bie Xfc^erf eff en ^aben fid^ an einem
etma eine ©tunbe entfernten, mel^r norbmeftßc^ l^ö^er unb gefunber
gelegenen $(a^e, 9iai, el 3Ra (Aopf bed SBafferd), neue Käufer ge»
baut. 3^if^^^ ^^" beiben Xfd|erIeffen»Crten liegt bad alte Steffaino,
^eute no^ 9iad et 'Viin genannt. 3n ber 92fi^e ift eine fd^tt)efe(^
faltige BueDe.
SBon ben ^ftungdmerfen ber alten SRdmerftabt finb nod^ ä)?auer«
refte ermatten. @ine 9n}a^l t)on ©ftulenteilen, be^auenen Ouabern
unb betgfeic^en liegt ^erum. 3m 92orben ber 9Iuine fanb ic^ einoi
alten mu^ammebanifc^en ^ieb^of, unb auf biefem einen Sufc^rifteni*
ftein au8 bem Sa^re 717 b. ip. = 1317 n. (S^r., ein »ewei«.
tUD. X, 1 ^ie (^tfte^ng ber 9hxinen(ügel. 1 1
ha% f^xtt bomatö no(^ eine groge mutjammebanifd^e Slieberlaffung
btfianbcn ^ot.
Sine Sfteil^e alter fianaßfationSn^erfe auf beiben @eiten bed
S^buT, bie 3um großen %vlt noc^ gut erhalten finb, legt QtnQ»
nid üon ber frä^eren intenfiüen Selpirtfc^aftung bed Sejirfed ab.
3n ber Umgegenb ftnb ja^Irei^e {(eine fonifd^e (Srb^ägel, fogenannte
XeUd, Hc^tbar.
S)te (Sntfte^ung biefer XeOd ift berart ju benfen. bag auf
einer mellei(^t im Stnfange fd§on !finft(ic^ ongelegten Sr^ö^ung,
bie man melfa^ an ben (Seiten mit ©teinplatten bebedte, ein
Zempel ober eine 3iiQi>^IIc erbaut tuurbe atö SRittelpunlt einer
Stieberlaffung ober @tabt. 3m Saufe ber 3^^^^^ ber^elen bann
bie Sauten. 3^r unterer Seil ^atte tt)0^( aud ftarlen ©teiuü
qnabem befianben, ber obere jeDod^ ftc^er meift aui Stfyax ober
^ftii^eln. 9taci^ bem ß^f^^^^^^^^^ ^^^ ®ebäubed löften
(entere ftc^ bann infolge ber 3^i^ ^^^ ^^^ fRegend auf unb be«
beitten bie @teine, tt^oburc^ bad ©anje me^r unb me^r bad 9iu&^
)^fftn einer natärlic^en Sr^ebung onna^m. S)ann mürbe oielleic^t
eine gmeite ®urg auf bem fo entftanbenen f)ugel errichtet unb fo
fort SEBir fennen XeDd, 3. 99. in ^aläftina, meiere bie äiuinen oon
fteben oerfd^iebenen 3^^^^^^^" ^^ \^^ bergen, ^ie ^fiufer ber
gemö^Iic^n Sterblichen bfirften bamald mie l^eute in ber (Sbene
meift Qud Se^m ^ergefteUt morben fein unb bem umliegenben
Xerratn in ber ^o(ge bad gegenmfirtige mellige Sludfe^en gegeben
^aben. @o fie^t aud^ bie Umgegenb bed ZeQ ^alaf aud. kleinere
Xelld in feiner 9lac^barf^aft bärften bie tiefte anberer groger
®ebaube ber Stntüe bebeden.
Unfer ^üge( jeigte oerfd^iebene gefonberte @rl^ebungen. Sang«
gebogen erftrecft er fic^ oon Sßeften nac^ Dften, im SSeften unb
@fiben fanft anfteigenb. ©eine re(otioe $ö^e über ber Xatebene
bed S^bur ift nic^t bebeutenb. 3(uf bem norböftlic^en Seite bed
^fige(d fteben einige Xfc^erleffen^öufer. 3Jlt^x nad^ 3Beften ^in,
bun!^ eine Sinfenfung getrennt, befinben fic^ bie ^ö^ften ©teUen
bed ^fige(d. ^ier am ffibmeftlid^en %üi mürbe oon uniS bie ®xa^
bung oorgenommen, ba, mo einige 3Qf)te früher ber Zfc^erfeffen«
@(^ beigefe|t merben foDte.
3m @an5en ^ben mir, obgefe^en oon einigen bergebtid^en
Serfuc^, oier erfolgreid^e ©(^urf ungen (A, B, C, D) angefe^t ben
Angaben ber Xfc^erfeffen fo(genb, bie f. 3^* ^^^ ^^^ Segrabnid
jngegen nmren unb mol^I auc^ fpäter nadj ©c^S^en gefuc^t
12 ®4fitFM A. «C. X, 1
^a^ mSgen. @fimtfi(^e l^unbe läge» ^St^flenä jlDei äReter unttt
b« ©rbbtde. — fitaä) mir finb noc^ meutere Suropäet in 9Ia3 d
'Sin geuKfen. Aeinem »on bitfen ipurben bte benttDflTbigen Stchf
bilber bt« ^H ^laf gejetgt.
Sie eigitbigfte ^unbiteDe toar baSnieftlic^fte @^äifIod)A
$ier touiben fei^d Steinplatten bloßgelegt, bie fenTrec^t aufragten.
(iDrtI|Dftaten) unb aQer £Eßa^rfi^einIi^feit no^ ben Untecgtunb
ieS lDeft(t(t|en Xeileä einei XoibuiQ bilbeten. gfinf Don i^nen
maten mit bitblit^en 9)arfteQungen in SRe[ief auf einer Seite «er«
fe^eu. Sie naren treppen* ober jinnenförmig gruppiert; xtäftd
— öfttid^ — baoon lag fiii^er bie Singangäftrafee unb jenfeits ber«
felben eine anologe SSoutic^Eeit: ber ßftlit^e Xeil ber Xor6utg_
W-j-0
S
Slbl). 2: e^Qifloi!^ A. KeEonftiurtion bet ^oifaffabe.
^e Strafe mug Don Storben aus in ba£ Oiebdube gefällt ^aben.
S&ttqä bicfcr SingangSftrage ftanb ein befonberß groger Stein (I)
mit einem Siierbilbe auf feiner Oftfeite. ®r f^ob fidi ein inenig
Dor bie leditniinftig ju it|m fte^enbe, mit t^rem be^auenen Xeife
n;-X,l 34f|uift«4 A: Stein 1. 13
iud| 9Iotben blidcnbe ^auptfront ber Xoianlage vor. ^et «fte, Oft*
Im^^ Ortl|oftat bn ^u^itfaffabe Bxir ein Stein (2) mit einem
S&mnL fH folgte ein @tein (3), bie X)atftel[ung eines (Botted
troflenb, ein ©tein (4), eine 3afll>fs<«e (feM"*! ""t" Säget) ent^t-
loib, foioic ein fleineier, leetei @tfflein (5). SBicbei cet^troinflig
bqu nwi ein €tein (6), beffen 9Iclitf&i(b ein gef{üge(ted Xier
nit 3Renf4enfopf enthielt; biefeS xaax auf ber öftlit^en Seite
ber ^attc angebrad|t ^ie fämltic^ Ort^oftaten wie aud) bie
nbrigen bc^enen Steine btS ZtU ^laf waren aui fi^ioaijem 99afa(t.
3nt einjelnen feien bie ©teine mie folgt bef(f|rie6en*:
6tein 1. €3 ift biefeä bie Slbfc^lugplatte bei aufgebctften
»cftlit^ ^Ifte bet dranläge im Often. ÜJon @fib na^ 9{ocb
gerit^ct, seigte ber Drt^oftot auf bet aft[id)en ©rite bet platte in
^utrdief ein naäi JRorben fc^reitenbed großes bterfäftige^ Xiet auf
einem @otfe(. @in Xrit bed iRüdenä fowie SQaiS unb Stopl
falten. f8ä bei ®rabung im ©üben be8 ©trincS raurbe no^
em Xeil cineS ^interfieineS bloßgelegt. 99i§ ba^in mag bei ©tein
2 m. IHe $fi^e beS XotfoS betrag 1 m.
'Ski nSiblic^e, im Sjer^ältniä jum übrigen ©tein etwa 10
biß 12 cm bteiteie Xrit beS Ott^oftaten tagte 45 cm über bie
^auptwonb na^ 9Iorben ^tnaud. $ier irigten fic^ bte Soiber>
beine bed Zieret nad| beiben ©titen I|in aufgearbeitet, mit ro^
Zlat^cl[>ng bet SRuShilatui; bie Seine waren nac^ Slorben bieiectig
'} Sie 9ef<nntQnri(^t •ber ntftlit^tn ^iffa(fabc (abb. 4| ift Don Koib-
I*«, b« Cr^ftattn 1—4 (Sbb. 6 unb 7) pnb Don SBotbtn, bti Crl^oltal 6
(au. B) ift »Ott D^eti am« v%oto^nlA)\m.
14 @4ütfIo4 A: etcin 1. «C. X, 1
unb bttttg, glatt abgeft^tten (oergt. Üb. 6.). Sie gflge Ratten
titei B^^i iii^ ODgelartigcR ttcaQen. SaS Itnte iOocbetiein ntefl
oimi SeiftQmmetnngen auf, benen tpiellnd)t Sinf^riften jum Dtifo:
mb. 4: S^fiiflm^ A. 3)it neftlic^t ^oifafTobc.
gefallen ftnb. %n bec SängSfrite befanben ftt^ untei bem S9aud|e
bei Xtergeftalt ffoti tueiteit Heinere ^inbilber, nämlii^ ted|t^ ein nad|
@fibcn ft^reitenbct $irf(^, gegen ben ImU ein ge^ügetter Otci-
beiniger @ieif anfpiang. S)et |)(rfd) fiatte eine $ö^ Don 0,47 m
luib eine Sänge Don 0,45 m, ber (Sieif eine $A^ Von 0,45 unb
eine fiSnge uon 0,40 m.
Zoa
WA. 5: @c^TfIo<4 A. ^pfU bcf iSlnnee 1 <IHniftntor[o).
IC. X. I ©«ürfM A: €te:ii 2. 15
Huf ben erften Q(td geigte eS fit^i ^% ^" Stein 1 ganj
mbcid geoTtct tvar als bie übrigen Ortbuftaten beS @c^ärfIod^ee A.
$3k äSagc bcS auf if|m borgefteOten %itttd niaien ungleidi größer
als auf ben anbeten ©teinen. SS ^otte eben einen iefonberen
iftla^ an bet Gai&ung bei 3^Tan(age; jeber auf ber Btca%e l£in=
tretenbc nufate an i^m botbeif^ceiten. %ugenfd|etnltc^ ^tte ed
einen ffi^iiisartigen IS^arafter, »enitgfeic^ ber Stop^ beS @ebt(bed,
irie i^ ans \p&tec gu entaitteinben ©rünben anneE)me, me^I fein
nenfc^idrei, fonbem ein greifenartigei geniefen fein mag. ffiopf
nnb ^ai& loaien ftc^ nic^t nte^r febigtid) im |)od|re(ief auf ber
$(atte, fonbem, ebenfo tote bte ^unft unb ISorbeibeine, naäi äffen
Seiten ^n aufgearbeitet be^anbtlt, über bie ^(atten ber ^upU
faffabe Dorftnringenb unb nid|t jum fragen raeiteter Sauteile be^
^immt Der übrige '£eil beS Saibung^Cit^oftaten ^at tca^ift^ein^
Sf^ mit ben ©teinptatten 2—6 bie ®runbquabem ber Xorfeite
gcbilbet, auf tnelc^c bte obere 9Banb, aud {eid|terem Snatertal
(Suftjicgeln) ^ergefteCtt, aufgefegt mar.
@tcin 2 ift ber erfte, 5ftlic^fte Stein ber ^uptfaffabe ber
Zoranfag^ bie, »ie eitt>ä^nt, reditiBinflig ju bem Stein 1 berfief.
flU. 6: ®4&ifIo^ A Stein 1 unb 2 (IS)irifentiiifo unb SdUK).
16 ®4ÜTf(o4 A: Stein 3. %D. X, 1
^it 6e^Quenen @teme ber S^ffobe tragen in i^oc^retief OiCber,
bie auf einem niebrigen, in ber 0efamt^ett eilte gerabe Sinie 6iU
benben ©0(fe( fte^n, (di ^Verlängerung bed @o(fete bed Ort^o»
ftaten 1. 9(uf bem (Stein 2 ift ein nac^ Often fc^auenber unb
fc^reitenber auffaUenb langgeftredter Sfime bargefteQt. 3n bem
freien Staume über bem S^ier, tttoa in ber äRitte bed SUtdend, ift auf
einer geglätteten @teQe in einer jlartufd^e bie ^tlinfc^rift I an«
gebrad^t^ Sie ^ö^e bed Sbtom beträgt Dom @odet bid jum Stficfen
0,82 m, bid }um JSopfe 1,15 m, bie Sänge Dom ftopf biS }um ®d^tt)eif
1,73 m. S)ie Sugenlöd^er finb n)ie bei ben übrigen menfc^Ud^n
unb ^ierbilbern beS ZeQ ^alaf t)er^ältnidmä|ig gro§ unb leer.
(Stein 3. S)er jmeite (Stein ber ^^ffabe jeigt eine aufrecht
fte^enbe männ(i^ S^gur. Ser @tein gc^t nad^ unten dxoai fpi^,
feUförmig }u, unb bie S[n|)affung ber beiben 9leben)>Iatten an biefe
i^orm fcfieitit mir ein Semeid bafär, bag bie Steine ^eute noc^
genau in ber SBeife bafte^en, mie fie Don bem 89aumeifter ange»
orbnet toorben finb. @omit märe ber ^ier abgebitbete SKami ober
Oott bie Hauptfigur ber ^ffabe. 2)iefed 93i[b mirft fe^r eigene
artig, ^tx 9ott fte^t en face. Sie uubefc^u^ten ^flge finb beibe
gan;t audmärtd gefe^rt. Sie 3^^cnbi[bung ift re^t rot| unb un«
perfpeftiDif^. Sie 9(rme finb (eic^t gebogen, g{ei(^foDd Donein«
anber geftredt. 3n ber rechten ^uft trägt ber ®ott eine aufrecht
gerichtete, nur menig naci^ bem Jlopf ju geneigte fteule. Qber
bie ftuget ragt no^ ein Keiner Zei( ber Steulenftange l^inaud. 3n
ber (infen ^anb trägt bie ®efta(t einen bumerangartigen, einem
menfd^üc^en Seine gleic^enben, ebenfadd aufredet gerichteten ®egeni>'
ftanb. ^nt Ser^ättnid ju bem {(einen gebrungenen ftArper erfc^eint
ber ftopf befonberd träftig. £d ift ein mi[bed, ro^eS @efic^t, mit
ftarf ausgeprägten 93adenfnoc6en unb grogen O^ren. Sie an«
fd^inenb früher fe^r Dorfpringenbe Stafe ift jum Zei( abgebrochen.
Ser Sart ift ^atblang unD gut gepftegt; bireft unter ben Sippen
erfc^eint er in jmei Steigen befonberd georbnet. @e^r merfmürbig
ift bie Sodenbilbung. Sad ^aar fäQt red^td unb linfd Don ben
D^ren jur €c^u(ter ^erab, um bann nac^ oben etmad fic^ aufmärtd ju
ringeln. Oberhalb ber (Stirn liegen gmei Dom mit ben (Spieen fic^
Dereinigenbe ^örner. Sie 5topfbebedung ift ein feberartiger j^Iinb«*
rifd^ Suffag, um ben ein jmeifaAed Sanb in ber ^Sf^ ber ^örner«
fpi^en läuft. Unter ben Römern ift eine Omamentierung auf
ber @tim Dor^anben, bie entn^eber ben Seginn ber ^berfrone ober
1) )Betgl. unten 6. 32.
nO. X, 1 6(4firfla4 A: 6Hin 3 unb 4. 17
Ifctne @tiinlöd($en bacfteUen foH 3)ie (Stftatt ift mit einem HS
ju bftt ftn&^fn teic^enben Qfetsanbf 6eIIeibet, befftn unttifttc Xett
untcr^tti eines iBi!nb<^nä franfenartig geaifititet ift. Über ber
^üftc tuiib ber 9}o<f buidi einen breiten ®ürtel jufatnmenge^alten,
an ben Cberormen finbet ei bur^ fdimate banbartige @tretfen
bi(^t unter ben 3((^fcIE)B^len feinen Slbfc^Iug. 3n ber @tgent>be4
SdUf^ ift in einer ftaitufi^e bic fteilinfd|nft 17, mit ber Sn*
ft^rift auf @tein 2 gleii^Iautenb, eingemeifielt. 3)ie gefamte $ö^c
ber mdimnc^n ^^gur beträgt 1,27 m, bie Sänge beS (StenanbeS
W>b. 7: ®(^fliflo4 A. ettin 3 (Sott).
0,82 m, bic S9reite ber ^nfen 0,10 m, biejenige bei ©firtel»
0,075 m. X)ie Steute ift 0,50 m lang, woOon 0,10 m auf bit
Jteulcnlugel entfallen. ICer über bie Äuget ^inaudragenbe Xeil
ift 0,05 m long. ^Dei @egenftanb in ber liiifen ^nb l^at eine
Sdngc t)on 0,46 m.
Stein 4. Kuf bcm brttlen Steine ber t^ffabe ift eine 3agb-
fjene bargefteÜt ©n no^ Dften ft^reitenber ^irfii^ toon je^n ffinben,
ber ftt^ tti^ ^'f> ^i^"^ umHe^t, Wirb von einem ^tnter i^m
gel^enbea Sogenfdtügen anDifiert. X}er Jtopf bei SägerS ift en
pro&l, nac^ Cften fd)auenb, gejetdinet, ber linfe 9(rm unb bad red|te
«Kl cucnt. X, 1. 2
18 €<^if[«i^ A: @ltln 4 unb 5. 9D. X, 1
8etn bem §ttf(^ jugefe^rt, berart, ba|i bec Stbtpti unteiEnitB t>eB
©ortet« in Söorfaetanfi^t unb jwifi^n ®firtel unb $at8 in Surfen-
anfi^t baigeftellt ift. ^ar- unb ißaTttioi^t fi^eint biefcIBc ju
f«R ttic bei ber STOittetfiflut, nur fehlen ber fflopfput) unb bie
^Bmrr, an beten ©teile ein einfai%8 99anb um bai ^upt^at
gefc^fungen tft. 9Iuc^ ^ier ift ber ffopf unb tjor allem uriebet
bie 9}afe bon ^emorragenber @Tfige. 3)ie £age beS red|ten flrmeS
tft tuenig fünftlerifd), ba bie ^anb foIc^eroTt unm6g(i(^ an ben
^eil gelangen lann. 3)te ®en>anbung reicht beim reiften 99etne
fibb. 8: €4fi[fliK^ A. ®ttin 4 ($ii(<t) unb Sfiatt).
nur bi» oberhalb bt» ftnieS, bei bem linfen bagegen bi« jum
ftnA(^c[ ^ab. 9u(^ ^er bilbet eine Vuflfianfung ben unteren
Hbfi^Iug be4 Slotted, ber an ben Oberarmen mit einem fBanbe
enbigt. ^ie gügc finb unbef(^u^t. ^ie gefamte $6I)e ber gigut
betragt 1,3S m. ^Der ®artel ift 0,07 m breit, ber $irf^ 1,02 m fang.
3)er legte Stein 5 ber $auptfaffabe ift Heiner unb niebriger
an bie Übrigen unb trägt feine S)aiftellung.
ixt @tetn 6 fte^t im 9Iorbcn recE|tn>inIIig ju ber Ooibe-
fi^ebcnen SBanb. Jiai auf bei Cfifeite angebrachte SiR) ftcDt em
nadi €üben gcrii^tetefl, mit einem menf^Ii^en Aopfe )xrfef)cnc« gc
aO. X,l €4üTfli)4 A: Stein 6. 10
ftOflelteS titt bat. ^Dn bdrtige flopf ift en face. (£r trftgt luTje,
ttäfttge, audeinanbeiftttienbe ©tict^finter. ^n^ 6ieite Sänbei
flbei ber ©ttrn [t^nt ein mit bflnnen, potalleteit Sänbdien ummidri-
tex tonifdier ffopfpu^ befeftigt, auf beffen @pi^ ein etroaS breiteiet
Xuffa( ^ä) befinbet. (JDber foQte ti fic^ fiier um einen aufwärts
geri^teteit ^arfififc^r ^anbeln?) SSei biefem EBilbe ift bie 9tafe
ioioie ein Xeil bet regten ©eite btS ®efid|te« abgefc^Iagen. 3)ie
fyiaüoden jctgen eine onbEte Omamenttf alS auf @tein 3. 3!)er
Salt ttdgt d^irli(f|e gomi toie bei bcn beieitd befcf)rie&enen menf^>
Vbb. 9: @<4ücf((H4 A. €tein 6 (»cflflgelte« Xin mit 'Sttn\^tttU)pfi.
r«^ ®cfta{ten. ^ie 3ei(^nung bei fBniftbaare beS XiereS 5efte^t
ohA gioften ©f^uptxn. SJie iSauc^« unb Slüifen^aaie ftnb ne^ttig
baigefteQt, bie StifipeR ftarE afjentuiett. ^ie ^^^e gleidien e^et
Sbuata^. "Sie aßuiäfuIatuE ber Seine ift ftaif cnttoidett. @ie
»id> ^ier nrie bei ben flbrigen Xieren burt^ lo^e Sinien Oeifrnn«
fnüitidft, toifyctnh fie bei ben menfd|(i(^en giguren gfinjKd) fe^It.
Sic fifingc beS Zieret betrug, fotneit toii ed abmeffen fonnten, ettoa
1^5 m. Hoä) ift ju bemnien, bo^ ber @tein 6 Don einem anbeten
nii^ ju biefer Stenb ge(|Origen ©teine im Sloiben abgefdiloffen
Miriw, ber iuf&Qts an bicfen Ort gefaOtn mar, foba^ bod ^inteiteil
20 ®4ürf(o(^ B: @tein 1, 8 unb 9. 910. X, 1
be< XiereS auf unferem Dct^ofiaten Derbedt tuurbe. S)te |$(üget^6^
betrug 1,35 m. <&er «bfd^Iu^ beS fto^^fe» ift in gletd^et ^sl^e, ber
ftopft)u^ 0,16 m ]^5l^r. S>ie $6mer fte^eti 0,46 m auSentanber.
%\t ©d^firfung B iDurbe in einiger (Sntfetnung ffiböfflit^
ber erften gunbfteße angefe^t. SBtr fanben eine ganje Snja^I
be^auener @teine, bie fraglod infolge eined großen gerftörenben
Sreigniffed, eineS SBranbed ober eineS SrbbebenS, fibereinanber ge*
gefallen ftnb. Sinjelne @teine zeigten abermals S)arftenungen
größerer Xiergeftolten; ed ift mir loa^rfc^einlic^, bag brei biefer
Steinplatten no^ an i^rer alten frfi^eren @teQe »aren. Z)ie
iioei grdgeren bat)on ftanben aufredet, paraDel jueinanber, \>on
@äb nad^ 92orb, mit einem 3^if<^cnraum t)on einigen ©d^ritten.
%\t @lulpturen tt^aren an ben einanber gugele^rten @eiten. SBieU
leidet flanüerten fie bad Snnere, ben S>urd^ang eined weiteren
XoreS. SBon bem mefttic^en Drt^oftaten ©tein 7 tt>ar nur noc^
ber untere S^eil erhalten. 2)ie in Sielief gearbeitete ©eite UKir im
Often. ©ie ftelltc einen na^ Slorben fd^reitenben SBierfü^er bar,
unter beffen 93aud^e fic^ jtt^ei n)eitere tieine Ziergeftalten gegenfiber
ftanben; bie eine fd^ien ein Reiner Sött>e {u fein, bie anbere ein ®reif.
@d n)aren nur nod| Steile ber l^interen Partien beS größeren Xier*
bilbed unb bie unteren Zeile ber f (eineren Xiere intalt.
<E)ie dftlic^e ©teinptatte 8 trug i^rSilb auf ber SBeftfeite
Ser Dorbere ^eit ^atte fe^r groge ^^nlic^feit mit bem ©tein 1
im ©d^urf(o(6 A. S)a8 ^iergebilbe »ar gleic^fadi^ na^ 9torben
gerietet S)ie ^äge toaren greifen- bejtt). Dogelartig. Unter bem
Saud^e fal^ ic^ n^ieberum 9nfä^e üon Keinen Xiergeftalten^ tion
benen bie eine, fon^eit ed ftc^ erfennen lieg, afö ein SAtoe }u be«
jeid^nen mar. Die Sfinge beS großen Xiered einf(^lie|Ii^ bel^
erften ^interbeined betrug 1,60 m. äBeiter !onnte bie ©teinplatte
megen anberer baran liegenber fd^merer ©teine nic^t freigelegt
loerben.
9ted^tn)inl(ig ju biefem Ort^oftaten im Often befanb ft^ ber
glei^faüd aufrecht fte^enbe. ©tein 9 mit ftnlt)turener 99e^nblung
auf feiner Storbfeite. S)iefe jeigte einen Zeit eineiS nac^ 9Beften
gerichteten unb, toie eS fd^ien, geflügelten Zieret. 9htr bie unteren
Zeile nebft ^figelanffi^en maren erhalten. @d ift nic^t unmöglid^,
bag fic^ im Often an ben ©tein 9 Weitere platten mit bilblic^en
Z)arfteIIungen angefc^toffen ^ben, analog ber Einlage im @(^firf^
lod^ A, unb ba§ eine gleiche Ouermanb aud^ jenfeitiS (im SSßeften)
bed gegenfiber liegenben ©teined 7 im ©c^utte begraben liegt.
ID. X, 1 @c«ÜTf[o4 C: Stein 10. 21
3iii@(^ütfIi)d|C, itorbftftCti^ toon ber It^tBefdinebencn guttb*
fte&c, jeigtcit flc^ isicbentm oerfc^iebenc, buntbuic^etRflnbn gc*
%bb. 10: ediüiflml^ B. Stein 8 unb 9 (Slteitoifen].
noifcne @(etne. 3n eiftec Stnie fei ©tein 10 genannt, bet größte
Ort^ftat, bcn unr flbcriianpt im XtU $alaf bloßlegen fonnten.
22 ®4ürfIo4 C: 6tetn 10, 11 unb 12. «C. X, 1
& toax bied bet Zorfo eined rieftgett £ter6tlbed, bad eftenfaüd
mit ©teilt 1 in ©d^firflod^ A geioiffe ^^nlid^fett seigte. ^ie @tein«
platte toax nad) 2Hox\>vx gerichtet, bie @fu(ptitr auf ber loeftKc^en
@eite. SBir lonnten baS Zierge6ilbe nur 6id jum beginne bed
Hinteren SBeined freilegen. fSii ba^in mal ed 1;80 m in ber
Sfinge. 93om ©ocfel 6id )um f)interteil bed Stfidend betrug
bie ^ö^e 1,50 m. 2)amit koar bie ^öl^e beS XiereS jebot!^ feines*
n^egS erreid^t. Sndbefonbere fd^ien ber Sftüden nad^ t)ont an«
fteigenb gen)efen ju fein. 83ei biefem Zier6i(be toax bie Se^anb«
(ung eine befonberd auffaUenbe. @tarl mobeQierte ^aarftr&^nen
(iejsen an ber Sruft unb ben ))orberen @eitentei(en eine 3R&^ne
vermuten, bie fi$ hinten nad^ oben ^in Derjfingte unb bort kool^I
in einen t^Ifigel audlief. Die $aare auf bem ^auci^e unb Sflüden
»aren neuartig ornantentiert, biejenigen bed jpinterbeinei^ bufc^el«
förmig« parallel bem @teinfodeI toax burd^ jmei SB&nbd^en ein
breiter ©treifen auf bem Xierleibe abgefonbert, beffen 99e^anb(ung
ben Stnf^ein erregte, atö l^abe ber ^itbl^auer ^ier bie einzelnen
91i|)pen erfennbar ma^en tooHen, ä^nlit^ tt)ie bei bem Drt^oftaten
6 im ©d^firflod^ A. Z)ie S9eine jeigten eine Iräftige SDhtSfuIatur,
burd^ grobe Sinien oerfinnbilblic^t. Unter bem Seibe befanben
fid^ tt)ieber jmei Reinere Xiergeftalten, ein an ben ^figen auf«
ge^&ngter ^irf^ unb ein mit einem langen $a(fe toerfe^eneS Zier,
beffen Gattung (üielteid^t n)ar eS ein ®reif), nid^t genau ju er«
fennen n^ar. 2)ie ^bf)t beS ^irfc^ed betrug 0,32 m.
3n bemf elben @d^firf(o^e fanben n)ir einen gemaltigen 83oge{«
fopf, ©tein 11, ber augenfd^einlid^ ju bem Xorfo be« Sierloloffe«
gehörte. SDer ©c^nabel tt)ar raub))ogeIartig gelrümmt. S)ie Sugen
tdaxtn röl^renförmig, nac^ Dome ftarf Dorfpringenb, bargefteQt.
Oben auf bem ftopfe niar ein t>on einem erhabenen Staube um-
gebened Sod^ angebra^t, ba§ jur Vufnal^me irgenb eineS oieOeic^t
einl^om« ober mä^nenartigen (Segenftanbed gebient ^aben mag.
Huf bem SRuden bed 5to)}f68 loaren bie $aare mie nad^ rec^td unb
linfS audeinanbergefSmmt georbnet. Z)ie ®efamt(finge bed ftopfed
betrug 0,78 m, bie bed ©d^nabeld 0,44 m.
Sniem Stnfd^ein nad^ ^anbelt ed fic^ ^ier um einen rieftgen
gef{fige(ten Dierfu^igen ©reifen, mie toir il^n in fleinerem äßaagftabe
toieber^olt unter ben Xierletbem auf ben Ort^oftaten bargefteüt
gefunben Ratten.
f^emer fanb fi^ in bem @^ürf(od^e nod^ ber Steft eined
n^eiteren ZierbUbed, ©tein 12, \>on bem jebod§ nur ein Zeit bed
C: ®ttln 10— IS. 23
Soriiei6cttie fonie gtu« ivcitere Ileinere SlatfteDungcn untei Um
IBanc^ hd Stoio\\ti etf)altox tDaten. Unter biefcn toat ein mit
9bb.li: Sc^ÜTfliH^ C. 6ttin lO-lS ((Dnif unb fl(it>tt(II).
ftaiUm, ifldwATtd gebogenen Qk^bm beife^cnei ©teinbod beutltc^
)n afcnnra, beffcn ^^e tii^ }um <8^bm clma 0,40 m ^tnig.
S4 6if)fliflMf| D: ®tdR 14, TAt Wif^hititc «Sttin. HO. X, 1
@(^Iie^tt(^ enthielt boBftlbe ®d|ürfIo(^ C not^ ein ©Aulnie
lotiitea (ober iSfiuIenbaftd?), Stein 13. X)iefefi geigte a^t tienintec-
^finflenie, ge&oflene, ftumpfwintlifle SWtter, ringfflrmtg gruptiiert,
Aber tvelc^e oben ein gefianfteS fSanb gelegt toai. S>a!3 JtapiteQ
!^tte einen ^uicfimeffer iwn 0,68 m. grüntet taat no(^ ein
%t.il bei runben S&ule eifennbat.
Die ver[d)kjerte Göttin.
tioä Iet)te ©^fliffodi D logt einige ®<^itte noibtoeftlic^ uon
bem DDT^rge^enben. ^ier ina^^ten nie ben meifnüTbigftcn unferet
«bb. 12: g^rflodö D. ©t«in U (»it mWeittH «BtHn).
gunbe, ©tcin 14. ia xoat bei 'Sorfo einer menfc^Iid|cn @cftalt,
tun bei id| auf ben erften Otid ben Sinbrud genann, bag ber
Jtünftlet bamit ein t)eifd|(etnte8 J^auenbitb, eine ®ötlin, barfteUcn
UoQte. 3)ci Stop^ n>ud|8 unmittelbar auS einem uieitdigrn @tetn>
ftfld fftTüoi, baä nur nenig bieiter toar ali ber ^IS. @c^uIteiR
unb Hirne fehlten, ißon ber 93iuftgtgetib an abroäitS tvai ber @tein
na4 innen ju abgeflacht, becart, bafi nur an ben Slänbern jnet
breite, erliabcne, idige @tteifen fentredit berliefen. Suf bem linfen
©tteifen nraren jwei Qnlm Reitft^rift cingemeigett, aber benen oben
UD. Z, 1 64IlhfM D: 3>it MTfi^IcKTlc SBttin. 25
eine fleine Cuttfdtrtft angcbrat^t wot. Unten »ar bte @teinfdufc
fd|i&g abgebro^en, Ua« leiber and) eine Stiftflmmetung ber 3n'
fi^rift jur golge ^atte'. «n ber Seite beä Steine« »wreit
ff^utJtKnartige 9)totiD« uoi^anben, bie bteQeidit Snfd^e Don t]rffis<^n
fein foUten.
^e Säe^anbluug be« @efic^ted tiatte im ©egenfa^ ju ben
groben mSnnliditn Qü^m auf ben anbertn Oit^oftaten etnaS
bnn^au« nicidilid^ed unb Derf^uommened. 1)ai Vnt(i^ »at gang
fla<^ bargeftedt, bte ^aitalaoüjtn unb bai Ouaf ber SBangen
nur angebewtet. 5)ie S\ppin waren fe!(T fein &e^anbe(t, eine ©gen«
tfimlii^Ieit, xotliit übrigen« biefeft fSilb mit ben anbeten be« XeQ
^lof teitle. Kur bie SRafe, »on ber nur ein 2:eil er^ften mar,
ragte frAfliS ^tnoz. XlQd Jtinn mar bartfoig unb glatt, bte ^n*
tuten taum erfennbar. X)a« @efi(t|t trat nur in fe^r geringem
SRofie au« bcm ^19 ^rtior, bet
emc !aum metfüt^e üßeiengung
batftcQte. Sie STugenp^ten
»aten ft^r grofe. Der oben ieit
beä Jtotife« mat gebotften, unb
[icim <Btaben fielen bie beiben
Xeife audeinanber. S)er Sttg
ging gentbc aber bie Stugen.
X)a« eine 9Iugc mar unbetfe^rt
Bor^nben: ein fc^inarjer Hont «bt. is: ed,mod, D. Da« Huge bet
poliertet eiförmiger Stent qu8 wtl^ltietttn »dttin.
Sofalt, 5 cm lang, 3 cm bteit unb 3 cm tfo6), umgeben t>on
einer »eifeen gipaartigen Sßaffe. 1)ie« fteinerne Äuge fiel jU SSoben
unb uurbe Don mit nai^^aufe gebta(^t. S)ie anbete ^ugent|5^[e
ttmr leer.
Huf bem ^upte befanb fii!^ eine ffifipd^enattige, bei ffiopf'
form fi^ anfc^miegenbe Sebedung, mcldie Aber ber ©tirn in einem
breiten Sanbc Qbf(f|Iog. 'Sia9 Aäppi^en ^atte flac^ ringelattige
Serjietungen. (SSieltei^t raoHte bet JWnftlet avii) nur ein ©tirn«
banb auf bem Jtopfe unb bie ^aan in ringelartiger ftod) auf-
licgcnber gönn botfteQen.) SBon bem ©timbanbe fielen vot ben
O^ten 6i« ju ben St^ultem jmei Mftige ©dnber ^erob, beten
Snbcn nad) äugen unb aufwärt« fc^nedenffirmig geringelt Waren.
3wif(^ biefen, unter()aK be« JHnneS, fanb ber eigenartige Stopf'
1) «gl. unten 6. S2.
26 S<^tttfCo4 D: S){e t>etf(^Ietett< Göttin. 9U0. X, 1
pu^ in einet iDQgeted^ten Sinie feinen %6f(i§(ug, toon ber mieberum
Heinere 935nb(^en bis jur Srnftgegenb herabfielen. 9(ud^ biefe enbigten
meift (t)on breien immer je stt^ei) in nad^ äugen aufgebre^ten
ftringeln. 96tDed^fetnb mar immer ein (fingered unb ein tärjered
geringelte^ unb bann ein nod^ fflrjered ungeringelted 89&nDc^en
gru)}t)iert. ipinter ben O^ren !onnte id^ t>itx größere unb eben«
foDiele jlDifd^en i§nen liegenbe Heinere 8änber, bie k)on bem
R&pp^n ober bem ©timbanbe ^erab^ingen, s&I^Ien; bo^ biefed
ÜRufter fc^ien, nac^ ber Sinologie mit einem »weiteren $unbe
(©tein 15) ju f erliegen, um ben ganzen fio^f gelaufen ju fein.
3)iefe 93änb(^en für ^aare ober Soden ju l^alten, erachte xd^ aU
audgefd^toffen , nieil bie ^aare auf ben übrigen @tein6ilbem beS
XeU ^olaf ganj anberS bargeftedt finb, unb nieil unm5gli(^ uom
am $a(fe Soden gejeid^net tt)erben tonnten. 93on $)aaren n^ar auf
bem äSilbe nichts ju fe^en — U)enn man bie 3)arftellung eined
ftftppd^end annimmt — ed fei benn, bag bie Keinen, unmittelbar
unter bem ftfipp^en ober bem @timbanbe liegenben Drnamen«
tierungen, oom auf ber @tirn, als Soden aufjufaffen finb.
^ie ganje Slrt biefed 5tot>fpugei^ fotoie bai» 9)?Qftifd^e in bem
@efid^tdaudbrud lägt ben ®ebanfen unabweisbar erfc^einen, bog
tt)ir tS mit einem ^Jrauenfopf ju tun l^aben, unb bag ber S9ilb«
Iraner bad ®eft(^t sloifd^en ben beiben oon ben ©d^Idfen ^erab«
^fingenben grogen SSnbern mit einem @dE)Ieier bebedt barfteQen
kooQte, oon beffen unterem Zeile bie {(einen SBänbc^en am $a(fe
herabfielen. @an} d^nlid^e @^(eier loerben ^eute nod^ oon ben
arabifc^en (grauen beS perfifdien ®oIfed unb t)on ben grauen
eg^ptifd^r SBebuinen in ber 9}fi^e bed @ueifana(ed getragen. Z>er
gett)ö^nlic^ Don ben Slrabern fibernommene eg^ptifc^e grauen«
fc^Ieier koirb genau mie bei bem grauenbilbnid beiS %tU $a(af an
einem breiten, flauen, um bie @tim geniunbenen SBanbe getragen
unb bur^ jkoet feitli^e, an ben ©d^Ififen ^erabl^dngenbe 8finbc^en
gehalten. Sei ben Ägypterinnen ^ält ben @(^(eier jubem ein in
ber 9tafenk)er(fingerung gmifc^en ben freißegenben %ugen oerlau«
fenbeS britted, ))om ©tirnbanbe l^erabfallenbed S&nbc^en.
$oben mir ti bei ber üerfc^Ieierten ®5ttin bed ZeK $alaf
mit einer ^ermenartigen Säfte ju tun, ober ift bad Don mir frei«
gelegte fäutenartige @teinftfid nur ber Zei( einer gewaltigen @tein«
platte gewefen, eined Ort^oftaten mit bem Seibe einer @p^in{?
gfir bie erftere Huffaffung fprid^t namentlich bie gerabe Haltung
beS ftopfeS unb bte Sel^anbtung ber Qruftgegenb. S>agegen legt
8G. X, 1 etttn 15. 27
Ixi Serianf btr Stnien btö ^intn^uptcS nnb be« 91ailenanfa^
auf bem ©teinftagment 15 Sit fBnmutung a&^tt, bag ber Ao))f
aiu^ unfcitr OStttn nnttrittetbar in ben Slüden etnn oicrfügigen
Zingeftalt üBciging. Vucfi bte @teinftirifcn Dome lOnnten ju
chttr SifiUT fil^nli^ tvie auf @tein 1 ge^6ieit. @t>fltect VuS«
graSungcn iverben biefeS Problem löftn.
X)cc @t^trirr mag vom €Htnbanb obet JtApp^en btd gutn
9<ginn bet unteren ^erabfaDenben SBänbi^en etma 45 cm, in bec
Srctte beim ^Beginn bei ^eiabfaOenben i@&nbc^n etwa 35 cm; bie
Singe beS @efi(^t8 bom @tim&anb 6tä jum ^nn betrug ungefähr
35 cm, bie 3nf(^ft auf bem linfen ^teinftieifen tuar 32 cm lang.
Hbb. U: Stein 15, 'flu« btm SSalfcr ac«'>fltnn Vopf-
2)er me^ifadi ertoä^nte @tein 15, anfdjtinenb ein Snalogon
ju ber tteifc^Ieierten @)ötttn, unb jnai ein Zeil ber linlen @nte
M fto))fcfi, bec genau biefelbe {DmamentiE unb 83e^(inb[ung nie
bit gio^e @tatue jeigte, war im ^ivi% gefunben toorben, aii8 bem
i<^ t^n ^nau^ie()en lieg. SReine tfd|erfeffifc^en ®aftfieunbe 6e<
^ttptctcB, bafi btefed Aopfftfit! ju einer tHrauenftalue ge^Art ^abe,
anf beren 99aud|gegenb mit i^rti 8efc(|teibung J(ei[fd)riftjtid|en
geftanben ^tten. Setber mar tS mit unmOglid), ucitere Xeile bet
@tatne aufjufinben.
28 kleinere ^nbe. WD. X, 1
Xn 3nf(^riften lonnte tc^ nur nod^ jtoet (leine üftfifimmeltc
5tet(f^ftteste auf oBgebtoc^eneit ©teinftteifeu feftftellen.
Xu^erbem tourben ia^reid^e grSgere unb Heinere ©tüde oud
tpei^em SKaboftet fon)te bon gebrannten 3i^fl^^ ^^^ Zonfd^rben
jutoge gebraut, boc^ nmr eS fd^loer, bie ^eriobe i^red Urf)}rungd
nod^juioetfen. SemetfendkDert festen mir bie groge 3^^^ ^^*
(o^Iter ®egenft&nbe in einzelnen ©d^firftöd^ern. ^err ^eftor
Sonuent) t)om SEBefipreugifc^en $rot)injtaUaRufeum in S)Qn}ig
I^Qtte bie ®ütc, eine äberfanbte ^obe ali tierfo^Ite ^oljrefte fefU
jufteOen, beren @truftur unter bem SRifrodfop nid^t me^r ju
erlennen mar. S(n Ort unb @teQe fc^on ^otte fid^ mir bie Über»
jeugung aufgebrängt, bag bie ®ebäube bed XeQ $a[af burc^ SBranb
jerftört tnorben feien.
^^er fanb iä) einen merfmfirbigen hellgelben, aud gebranntem
2:on ^ergefteQten 39^i"^^ ^^^ ^^^^ '^ ^^^ Sänge unb 1 cm
3)urd^meffer, ber an bem einen (Snbe eine Öfe jum Suf^ängen
l^atte, foknte eine alte Zonfpinbel, tt)ie man fie in groger 9(nja^l
in @enbfd)ir[i gefeiten ^at 9[ud einer f)}äteren S(era ift eine fe^r
fc^öne bronjene $fei(f))i^e ju ertt)ä^nen, äbn(i^ benen, bie auf
bem ©d^(ac^tfe(be t)on SÖ^arat^on gefunben koorben ftnb. %uc^
einige fiameen aud feleucibif^er 3cit kourben mir fibergeben. @d^Iieg-
lic^ fanben fic^ eine Steige t)on äRunjen auS ber oftrAmifd^en
ftaiferjeit, fokoie eine ^n^fjH mu^ammebanifd^er äRünjen. Äeine
niar jfinger al8 bad XIY. Sa^rl^unbert n. S^r.
JIrd)aeologiId)e$.
3c^ barf bie Srgebniffe meiner ®rabungen am ZeQ ^ataf
folgenbermagen jufammenfaffen, koobei ic^ t)on ben Reineren 5u(e|t
ermähnten gunben abfeile. @d niurben btoggelegt:
1) Jtteinere Steinplatten, auf koet^en, o§ne fie ganj aud}u«
ffillen, in ^o^relief SRenfc^en« unb Ziergeftalten eingemeißelt niaren:
©tein Str. 2, 3, 4, 6 unb 9. S)iefe platten niaren etma 1,30 m §od^.
2) ©röfeere Sierbitber: ©tein Str. 1, 7, 8, 10 unb 12. öei
(einem tt)ar bie ^öl^e bis }um SRfiden ermatten. SS ift ba^er
ni^t feftjuftellen, ob ber 9}fldEen burd^gebilbet toax, berart, bag
biefe Ort^oftaten als felbftänbigeS arc^iteftonifc^eS 89eikoer( an bie
SRauer angelehnt erfc^ienen; oielmel^r ift eS nia^rfc^eintic^er, ba|
aud^ biefe platten koeitere Sauteile iu tragen beftimmt gen^efen koaren.
tC. X, 1 ergebntffe: ^ttitifc^r ^itud bei gfunbe. 29
9tnx \fyc t)orbertr, Seine, Stuft unb Ao))f batfteUenber Xeil tagte,
na4 betbeit @etten ^in (eatBettet, sioeifeUod ani bem SBqu ftet l^ot.
S^ ^6e fetned biefet gtögeten @teittbtlbet mit Stop\ t)ot<
gefunben, jebod^ möfi^te icb annehmen, baB oHe (Steifeniftpfe tote
@tetit 11 gettagen ^aben. S)ie Sotbetfflge biefet Xiete zeigten
fimtli(^ auSgeptfigt tiogeKtaQenattige S^anblung. ttittet il^ren
Seibem loaten tege(m&|ig jkoei fleinete Sietgeftalten abgebitbet
3) 2)ie üetfc^Ieiette ^au: @tein 14 (unb 15).
4) 3)ad StopittU (©fiuIenbafidV) mit ^etab^angenben SBIott»
SRotiDen: @tein 13.
S)et gefomte ^bituS meinet ^unbe )Deift fie bem S3etet(^
ber ^ettitet ju, beten ®ef(i^i^te noc^ fel^t im S>ttnfeln liegt,
beten @d§ttft unb ©pta^e tt)it no^ faum lennen, unb Don benen
nut fe^t koenige bauli^e Übettefte bid^ aufgebedt ivotben finb.
S>ie to^ Se^anMung bet ®tnlptixxtn t>on Zell $a(af (Agt ed als
audgefc^Ioffen etfd^einen, bajs fie einet jfingeten, bet aff^tif^en ftunft*
tpndf^ angeboten. Sinjelne bet ©teinbitbet nieifen eine koeit«
ge^enbe ^nlid^feit mit ben l^ettitif(^en t^unben. t)on @enbfci^it(i
anf^ S>ott finb biefetben beiben j[tten oon bel^auenen platten
notgelommen, unb bie Se^anb(ung bet Ott^oftoten ift, toai
9tA6ent)et^d(tniffe unb ^tfteUung angebt, nal^eju übeteinftimmenb.
%At gto^en Ott^oftaten (©tein 1, 7, 8, 10 unb 12) tonnen fetnet
mit ben gto^en menfd^enfof^f'gefd^müdten affptifc^en ©tieten ). S.
bei^ @atgon«$aIafted üon S^otfabab t)etglid^en tt)etben, n)o fie an
bet fiaibung bet Zotbutgen jut ted^ten unb linten bei 3u0^^9^
im (Etngangdtote innetfalb bet etgentlid^en Xflt ftel^en, betattig,
baB bie übet bie 9(ugenmauetn bet Zotbutg ^etauiStagenben
mpfe bem (Einttetenben entgegenfel^n. 3n betfelben SBeife U)aten
bie gtogen Ott^oftaten in ©enbf^itß unb aud^ in Sog^ajUi auf«
gefteHt, baS gleid^e gilt »ol^I ffit ben Zell $alaf.
^g eS fi(^ am %tU $a(af bei biefen (Ed^Dtt^oftaten mit
gto|er 9Ba^tf(^einIi(^!eit um (Steifen ^anbelte, niutbe betritt l^et#
Mtge^ben. Sßie ©enbfd^itti im Qtiditn bed Sömen, fc^int mit
bet ZeQ ^(af im Qtitlftn beS Steifen geftanben ju l^aben.
9ani neu unb o^ne Sbialogie finb §ier bie beiben f(eineten Ziet»
geftalten untet ben gtAgeten Zierleibetn. Son etfteten fc^ien
tegelmäjsig ein Ziet ein Dietfügiget, geflägeltet ®teif ju fein, bet
1) Xie Crt^opaten ber Sorburg bon ©fnbfd^irli finb ^ettitifc^, gtole
anbete Bauteile ht% fHuintnoxM aram&if(^.
30 Greifen, Staubtoogelfdpfe, fiömen. 9(0. X, 1
metfi dn jagb&ored anbered Zkt, einen ipitfc^ ober einen ©teinbotf,
angriff. gebenfoDS fehlte, toenn jtoei f {eine ^iergefialten jufammen
bargefteDt loaren, ber ®reif niemals. 8ei einem ber großen
Drt^oftaten (@iein 10), ju bem ol^ne t$rage ber (iretfenlo^f (@tein 11)
gel^örte, fanb iä^ unitoeibeutige %nf&^e eined g^^ugete.
9tau6k)ogeRöpfe auf nic^t Dogetartigen ®efta(ten, auf einem
Sierffigler (®reif), ober auf einem menfd^tid^en StSt^er, ftnb in
)8orberafien niieberi^olt üorgefommen. 9(u8 l^ettitif^em ®eUet,
aud {Bogl^a^Ifit, lennen toir einen im ^Berliner äRufeum aufbe«
UHX^rten t^oüft&nbig aufgehauenen Keinen SBogeßopf. 3m UL ^ft
ber SluiSgrabungen in ©enbfd^irli, „Xtyc'&lnlptvLXtn" ))on ^of.
Don Sttfc^an, ift auf Zafel 43 ein üierfflgigeS, geflägettdS, greifen«
artiges SSefen unb auf Xafel 42 ein menfd^Itd^er Stftrper mit
einem SSogelfopf abgebilbet Sel^mann-^aupt, äßateriatien jut
Alteren (Sefd^id^te Armeniens unb 3Refopotamien8, Berlin 1907,
ftedt in gig. 66 einen gefifigelten ©reifen bar, beffen ftopf unb
f4u^))enffirmige ^aarbilbung mit meinen f^unben t)om XeÜ $a(af
ff^nlid^feit befl^t. S)er ffo|)f ^at einen ro^rartigen oben offenen
8luffa|. $ier ^anbelt eS fid^ um einen bronzenen Stieinfunft«
gegenftanb Don nur 28 cm Sftnge unb 21,7 cm ^A^e. @in n^eiterer
ber JKeintunft angel^ftriger SSogeßopf auS Elfenbein ift in 9liniDe^
gefunben tt)orben^. 93ei biefem treten bie Sugenl^ö^Ien in &§nlic^er
SBeife l^erDor tt)ie bei bem ©reifen auf meinem ©tein 11. — ®ie
gebadeten Dorberaftatifd^en ^rfteHungen mit einem SSogelfopfe finb
DieHeic^t eine Ofofge eg^t)tif(^en SinfluffeS.
S)er langgeftredte fc^reitenbe S6n>e auf @tein 2 l^at fe^r
groBe ^[^nlid^feit mit ben Söwen Don ©enbfc^irli, er erinnerte mi^
an ben Don mir gefunbenen Sökoen Don ^arran^, ber aber ge«
brungener tuar, foU)ie an ein KeinereS Zierbitb, auf baS ic^ im
Zefte&®ebirge; in @ug]^ SRatar, geflogen bin.
S>er (Sott auf @tein 3 §at manche Analogien mit ber l^etti«
tifci^ S^arfteUung beS SBettergotteS Xef(^u))^ tt)ie er und in
@enbf(^irli ufko. entgegentritt Sud bem Jammer ober ber Hst,
ben ber Zefc^up, n)ie ber altbeutfd^e S)onnergott %ox, gef(^U)ungen
^at, ift im XeQ $a(af bie runbe (Srbpe^fteule getoorben. @oI(^
Jleulen »erben aud^ ^eute noc^ in ©^rien unb 9)2efo|>otamien ge»
1) «gl. Sa^arb, NiniTeh and Babylon, @. 862.
2) »0L oben @. 8.
8) «gl. a «. £. aRefferfd^mibt, i)te ^etHter, 9(0. IV,1 6. 25.
«£. X, 1 Regierungen gu eenbf^irlt. 31
tcagen: eine 9Mp^altfuge( auf eine ^oljftange aufgefegt, bte frei«
fi^ nid^t, mie bei bem ®oit, fiber bie ftugel j^inondragt. 3iaä)
ben ^ftorifci^en 3^ugniffen benagten fci^on jur Qät ber fiämpfe
9fa>md mit $aIm^TQ bie @^rier 5teu(en mit 5tuge(n au8 @rb|)ec^.
5E)ie bumerangartige SSaffe bed linten 9lrmei^ finbet fic^ kuieber^olt in
@enbr(^iT(i (j. ». «u^grabungen $eft ni @. 224/5) uftt). «uc^
bie ftteibung ift ec^t ^ettitifc^. X)ie üom auf ber @tim jafammen»
ge^enben ^5mer unb bie ^berfrone old fto^fpu^ ^aben Dielfoc^
0nalogien in ber antuen 9ße(t Sorberaftend, iniSbefonbere mit ber
belaimten aff^rifc^en J^Srnermfi^e. @e^r merftt)firbig ift jeboc^ bie
obfolnte en fac^SteKung bed ®otted einf^IieBIid^ ber ^fi^e.
3>er ^irfc^ mit bem Sfiger auf @tein 4 fi^nelt ben 2)ar«
ftcUungen in ©enbfd^irli, too aQerbingi ^irfc^ unb 3&ger auf be«
fonberen @teinen aufgemeißelt ftnb.
(San) eigenartig »irft ber @tein 6. Slud^ ^ier fielet ber Stopf
tDid)er en £ace. S>er aufragenbe jtopfpu^ beiS ^örnergefc^mudEten
bdrtigen ^caipit^ ift ^titif^. S)ie ^aartrac^t erinnert an bie
Knftlit^en Soden bei ben f^rauen im mittleren eg^ptifdien Steic^;
fte ift übrigens auc^ nod^ anbertt)ettig in l^ettifd^em ®ebiet gefunben
iDorben. S)ie ©tilifierung ber 9Hp))en unb ber Störprrl^aare auf
6tetn 6 unb femer auf @tein 10 ift in mand^er ^infic^t ein 92oDum.
2)ie Snorbnung ber größeren unb Heineren Ort^oftaten in
jinnen« ober treppenffirmiger Srt finbet fic^ in berfelben 9Beife
bei ben Zorburgen ))on @enbf(^irli unb &§nli^ bei ben fp&teren
off^rifd^ Sauten.
5Dad im @(l^ärf(oc^ C gefunbene ©äulenfragment (@lein 13),
ift gani fi^ntic^ fotd^en an^ ©enbfd^irli, mit bem Unterfd^ieb freiließ,
boß le^tere meift eine boppelte Steige Don 93I&tter«5Deforationen
beft^en, bereu ©pi^en einanber gegenuberfte^en unb jh^if^en fic^
einen ©teinnmlft l^ben.
3n ber n&c^ften 9li§e be^ Zell $a(af foO nac^ ben mu
tetlungen, bie id^ an Ort unb ©teile erhielt, auf einem |)uge[
ein fteinemed Zierbilb fte^en, baiS mir atö baS eined Sberi^
bcjeid^net tt^urbe. S)anad§ trage ber ^figel fetbft ben 9iamen
Zell S^an^ir (©(^meinepgel). 9(Derbingd l^ieg ti, bag ber
Sopf feilte. SieDeic^t ^anbelt ed ftc^ l^ier um ben Zorfo eined
gefifigelten ©tiered, beffen ft(auen ja benen eined dbtt^ &^nli(^ ftnb.
(Sittige Xagereifen ffiböftlic^ Dom Zell ^alaf am unteren
C^bur fbtb in 'Srban u. a. Dter geflügelte ©tiere mit 9Renfc^en«
ttpfen, ein fidmenort^oftat, fotoie ja^treid^e eg^ptifc^e ftleingegen-
32 ^iftortfc^ed, bie gefunbenen iTeUinf^riften. «JD. X, 1
ft&nbe aus bei 18. S)^nQftie (15. 3a^r§unbett D. &fx.) gc
funben iDorben. 2)ie @tein6i(ber fc^einen mir nac^ i^rer ffinft^
Itrifc^en Sel^anblung eine ajJittelfteUung jiDifc^en ben Dttl^oftaien üon
%tü ^a(af unb Don ©enbfd^irli einerfeitS unb ben aff^rifc^en onberer^
feitö einzunehmen ^ 993tr toiffen loeiter t>on jioei grogen Sonden
me^r im SBeften, an& fivSlan Xafc^ bei ^bjib im ©ernbj, bie
nocl ber Stbbilbung bei ^l^eiSne^ * im ©egenfa^ )u ben affpxifd^en
no4 ganj ard^difc^en Straftet feigen. @ie ftnb in SBafalt,
12 Sug lang, über 7 gug l^o^ unb gleid^en bem Sötpen Don
'Vrban. 9(ud^ ftnb neuerbtngd im ®erub| Steinplatten gefunben
n>orben, in ftl^nlid^et (Bröge n>ie bie Heineren Ortl^oftaten twm
XeH ^alaf, auf benen in Stelief ein fte^enber äRann eine platte
mit ©dualen, DieQeic^t Opfergaben, mit erhobenen Slrmen über bem
Stopfe tr>^ @ie entflammen o^ne ^rage bemfelben 9ftuinenfeQ>
bei ^abjib.
ßistorifcbes.
34 l^abe auf ben Steinen be§ XeQ |)a(af an brei ©teilen
Snfc^riften fotoie itoti »weitere Sufc^riften^^e^ragmente, bie Don
anberen @teinbilbern ^errfi^rten, gefunben. %IIe biefe maren mit
ßeilfdiriftieid^en gefd^rieben. 3^^^ ^^^ Snfc^riften, beibe g(ei(^«
(autenb, fanben fid^ in ftartufc^en^ über bem Sibtotn (@tein 2)
unb auf bem ®oü (Stein 3). 3taä) ^rofeffor S^eli^f^ nielc^er bie
Snfc^riften gelefen ^at, unb, tt)ie bereite em^&^nt, bemnfid^ft ein*
gel^enber bel^anbetn totrb, (auten fte: ,r$ci(aft bed ftapar, bed Sol^neö
be^ ^anpan".
3)ad Derfc^Uierte grauenbUb trug bie britte 3nf(^rift auf bem
linfen ^erabfaDenben Streifen. 93on il^r toar nur ein SReft tr»
galten. Z)arüber, bireft unter bem Sd^Ieier, tt)aren in SpiegeU
fc^rift loeitere 5tei[)4nft}eic^en angebracht — mo^l aü t^ortfe^ung
ober Sd^lug ber größeren 3nfc^rift — bie ben ®fitternamen
Stfc^ur enthielten.
1) W- fia^arb a. a. O. 6. 275—283. (Siited biefer Xierbilber fanb tc^
in '^Irban nod^ an Ort unb Stelle. Sgl. mein ,,Qom SRittelmeer §um )>erfif(^en
«olf ' Ob. II @. 19.
2) Sgl. (S^edite^, Expedition to the Euphrates and Tigris Sb. I @. 114.
8) 9[Id i4 midi 1899 in fiitppo befanb, tpurbe ein foI(i^et Stein gerabe
auf einem Odifenlarren angefahren, um na(^ bem faiferlic^ ottomanifc^en ^ufeum
in ftonftantinopel gebracht ^u »erben. ^iefeS unter ber Dortrefflid^en Seitung
O. ^ambi9 Se^S unb feined Sruber« {mlil Se^ft fte^enbe Snftitut birgt eine
{Rei^e weiterer ^ettitifil^er Sunbe.
fOD. X, 1 ^utung ber ftetünftj^riften. 33
Vuf itoei ©teinfragmenten fanben fi(^ bie Snfd^riften 9{r. 4:
«flopar, ®ofjin bed ^npan", unb SRr. ö: „^olaft".
9Rit o6fo(tttet Seftimmt^it lönnen loir ^ieraud fliegen,
bag auf bem ZeQ ^alof ein ^alaft geftanben ^ot. 06 baS Qitb
Im MrftJ^Ieieiten ®5tttn innerhalb bed ^alafted ober in einem
bcfonbciat %tmp€l ftc^ befunben f^at, ob nur bad eine toon mir aud«
gegrabene Silb ober mehrere @tatuen oon il^r ^ier aufgeftettt
loaren, urirb fic^ erft fp&ter feftfteQen laffen. i)er Umftonb, ba$
bad 9i(b in einem @d)utftoc^ gefunben mürbe, nörblic^ ber nad^
SSorbcn fc^uenben großen Ort^oftaten, meiere augenfc^einlid^ bie
Salbung non mehreren unmeit oon einanber gelegenen Xoranfagen
anteiac^ten, lägt aüerbingiS barauf fc^Iiegen, bag e^ in einem eigenen,
aaivcftaib bed ^alafted gelegenen ^eiügtum ftanb.
6&nitKd)e Steilinfc^riften jetgen benfelben 2)uftud. ääir miffen
bog bie JKttiter neben ber auf ja^Ireid^en Snfc^riftenfteinen und
er^ttenen ^ierogl^p^enartigen ©c^rift^ — bie megen äßongetö
einer oudfü^rlic^n SBißnguid noc^ nic^t entjiffert ift — bie fteit-
fc^ft bemtst l^aben, unb jmar in einer ^^orm, bie oon ber alt«
babplonifc^ abmeiert unb ber ^eute allgemein atö aff^rifc^
bejeic^eten n&^er fte^t, berart, bag man anjune^men pflegt, ber
fogenannte aff^rifc^e ^uftud fei gerabe mä^renb ber ^ettitifd^en
^ffdaft in SRefopotamien entftanben^. 92ac^ bem S^arafter
ber @c^ft fftnnte man jn ber Vermutung fommen, bag bie Aei(«
infc^riften bed ZeQ $a(af etma um bad Sa^r 900 t. (Sfyc. an)ufe|en
m&ren. 3nbe8 mar, mie bie tUabafterpIatten beS ^ffumajirpal in
Stimmb bemeifen, bie mefopotamifc^e Kultur um biefe 3^ f^on ju
^oidftt ^S^t entmidelt, bog ed ferner bentbar ift, ein mef opotamif c^er
Stfinftler ^tte bamatd nodi fo ro^e ©^riftjeid^en geliefert, ^mer
ober mar bamold unb fpdter bie 9Rad§t Slff^riend eine fo ftarfe,
bag bie @egenb oom %zU $alaf ben aff^rifd^en ftönigen gmeifel«
(o^ Untertan ober minbefiend Iributpfli^tig mar. 9tun l^at aber
Stapax ftc^ atö Srbauer bed ^alafted genannt, o^ne feinem %amen
einen ^inmeid anf ben aff^rifc^n Oberberrn l^injusuffigen. S>iefe
Unterlaffung ^en nid^t einmal bie ^rren Don bem Diel ent«
femteren @enbf(^Ii gemogt. ©(^on ^ierauS möchte ic^ ableiten,
bag bie Snft^riften oom %tfl ^ataf ju einer Qt\t entftanben ftnb,
1) 'Sbit bi»^ aufgefunbenen ^etHtifc^en Sfnfc^riften f^at S. SReffetf^mibt
in ben Corpus imcriptioiinm hettiticaram in ben SRitteilungen ber Sorbet«
oftotifc^ ^efeHf^aft §ufammengefie0t.
2) SgL 9Hebu^r, S)ie fimavna-Stit, VC. 1, 2< ®. 5.
aUtr Crtcnt. X, 1. 3
aii jene ®egent>en toon 92tntt)e^ noc^ unabhängig uaren, olfo tor
900, unb itoai in ber 6tdf)er noc^ fo nenig befannten ßtt^tft^nsrit^
In u)e(^er bie 6ab^(onifc^e SBelttiertfd^aft gebrochen, aber tion ber
aff^rifc^en nod^' ni^t befinitio obgelöft mar.
3n biefer Qto^ä^zniüi, im jtoeiten Sa^taufenb t)or ©^r., toor,
ira$ ber SBemic^iung ber politifc^en 9ßad^t iBab^Iond, babi^Ionifc^e
ituhur in SRefopotamien üor^enfc^enb. l^amafd tt)ar ein t>om
ü'lorbtn — Wolter, »ei 6 man nic^t genou — eingemanberted Sotf,
bk ^ettiter, in E^eft^V^efopotamien jur äRac^t gefangt. S>ie %on*
iafeln ton XeQ 9(marna berichten nnd, bag um bie 3^^ ^
eg^ptifci^en Stonige ^menopl^id III unb lY ber 18. S)^nafiie,
um baS 3at|r 1450 ober 1400 ))or S^r., ber mfic^tigfte ffibliii^fte
^ci( ber l^ettiter bad 93o(f ber S9!itani xoax, bad eine Qtit (ang
für i^rbetafien eine ®roBma(j^t gemefen fein mug. 3n ben ZeQ
Emama«2afe(n befinben fi^ mefircre ©(^reiben bed äRitani«ftöntgd
S^nfc^ratta. @ine Xoc^ter Xufc^rattad mar eine ber grauen bed
Jlmtnop^id III (Stimmuria). kugenfc^einlic^ Ratten f^on feit
l&ngetec Qtit Sejie^ungen jmifcl^en ben beiben 9teid^n beftanben,
nac^bem @gt)pten in ©Qrien feften gug f äffen fonnte.
9lat^ ber geograp^ifc^en Sage ließe fic^ fe^r mo^( annehmen,
bag ber $alaft Dom %t\L $a(af }ur ^üt ber XeII'9marna«^riefe
unb fc^on Dörfer ein 3cntra(fi^ bed 9Ritani^^önigreic^ed in SBeft«*
mefopotamien gemefen ifi, ju bem @erubj, ^airan, bad heftet«
<S)ebirge unb *%rban gehört ^fitten; Don 9{init)et) kniffen mir aud
ben XeU « 9(mama » Briefen , bag ed Xufc^ratta Untertan mar.
Sud^ jenfeitd 9Beftmefopptamiend erftredte fi(^ bad SRitani«
reic!^, mie ed f^eint, über Stoibf^rien, üieDeic^t bid ^amai^fu^ unb
SBa'albet hinunter, unb norbmärtd nac^ bem 9(ntitaurud unb
bem XauTud ^in. 9Bie bem fei, jebenfaQd maren bie SBemo^ner
bed mefopotamifc^en aRitani^Steic^ed unb bie Seute t)on @enb«
fc^irti beibeS d^^^S^ ^^^ $ettiter<9laffe, me((^e t)on einem anberen
gmeige, ben S^eta ober (Sl^atti, aud einem nod^ unbefannten ®runbe
i^ren ®efamtnamen erhalten ^aben. ®ie dürften biefer ^ttiter
reitbierten }ur SRitani«3^it mebr nörblic^ in einec Stabt namend
C^eta, unmeit keS heutigen S)orfed SSog^a^föt^
1) ßiec ^at ^. 9Bin(!(et unlfingft fe^r bebeutfame gfunbe acmac^t, ttbec
bie er „äorlfiufli^e ^ad^ix^^ttn'* in ben 9RittetIungen ber ^eutfc^en jDrienU
defenfc^aft au »erlin (2)€aembet^eft 1907, 9^o. 85) oerdffentlu^t ^t.
S>te 9a(!^t ber SRitani fling fel^r Ibalb nod^ bem< Xobc
Znfci^tattad unter. @ie erlag bem SlnftUrm beS genannten SBruber«
ftaramed, bec &ftt(L
Slat^m barauf bie 9ffQrer eine 3^^^ fang i^te 9Ra^t niett
nadf SBeften ^in ^orfc^teben fonnten, erfotgte etoa um 1200 burc^
ted (ginbringen ber 9ramder oon ©üben aud ein Stfidgang bet
o{f9nf(^n ^)err{(^aft, unb ed bilbeten fic^ in äBeftmefopotaniien
eine Steige uon Deinen ©taoten. Unter Xiglat ißitefar I, gegen
1100 t>. Q.tft., Bemächtigten ftc^ bie SffQrer »ieber für eine furje
3eit be« n^eftftc^en SRefopotamienS. 9(6er erft unter %[ffumaiir)>a(
pcrfiel biefed befinitiü ber auf fommenben SKilitftrmac^t bed affl^rifc^en
Sletd^; im 3a^re 884 \>. (S^r. n^urbe 3et ^abipu (^atupi?) am
Sl)abur untermorfen^ 3ft bad unfer Zell ^a(af?
2^e (Ergebniffe ber bid^erigen ^iftorifc^en ^orfc^ung befrdftigen
bie fc^on auiS funftgefd^ic^tlic^en Srn)ägungen nal^e gelegte 83er>»
mutung, baJB meine ^unbe am XeQ $a(af §ettitifd^ finb, unb
H crf^eint bie 3(nna§me iul&ffig, bag Sapar entioeber einer ber
^»trren ber äRitani ober ein ^firft aud ber folgenben noc^
^ttitif^en 3^^ geniefen ift, bie nad^ bem ©turje bed aRitanii»
reic^d, eintrat. (Ed ift aber auc^ bie ^nna^me julfiffig, bag ber
$alaft in ber übrigen, für SSSeftmofepotamien noc^ g&njlid^ uu'
befannten Doraff^rifc^en ^eriobe erbaut tt)orben ift. SSieQeic^t auc^
^t Aaf>ar biefer le^teren, aramSifc^en 3^^ angehört unb nur feinen
9{amen auf bie aud einer filteren ^eriobe ftammenben ©teinbilber
aufmeißeln laffen.
S)ie Regierungen ^tt)if(%en Sgljpten unb bem aRitani^SReid^e
moc!^ auc^ bie eg^ptifterenben Snfffinge auf @tein 6 bei^ Xdl
^af erflärlic^. Hud ben Xen^%mama«9riefen ge^t ^erbor, bag
bem ftdntge Kmenop^i^ m. t)or feinem 2;obe auf feine Sitte bon
2uf(^tatta bad ®6tter&i(b ber Sf^tar t)on SliniDe^ iugefd^idt
»orben ift, bad fc^on einmal üor^er nad^ S^^eben gebrad^t n)orben
»ar*. Äucft fei baran erinnert, ba§ in ben 3;cn*amama»©riefen
»iebtr^olt Xef^ttp bon Xuf^ratta aU Sefd^ü^er feinet Steid^ed
genannt mirb, berfelbe SSettergott, nieteten bie SRittelfigur ber $aupt«
faffabe ber oon mir aufgebedten Xorburgfeite barftedt (©tein 3).
1) Sergl. SBindler, Studgug oud ber Dorbetaftatifc^eit (Skfc^i^ite ®. 85,
imk fteüinff^riftlti^ »ibliot^f, »b. I, @. 6d u. 97.
2) Sgl. SBindler, 2)te 2:^ontafeIn bon %tü-%maxna, »rief 20 (IMB. Sb. V
8. 49) mb 9Hebu^r a. a. O. @. 10.
8»
86 ®ie iSStterlTiaB btr 9Rilanl. 90. X, 1
n)ythologiId)es.
Sie bie bilbftf^e SlaTneHung beS äBettergotteä ^f^up, fo
fi^einen mir aui^ bte anbem @eftafttn ber Ott^oftaten tiont
ItU |)alaf mit bem Kotur- unb ?t[tra('ffult, ber jui ^ettitcticit
in Snefopotamien l)errf^te, in tBejie^ung geftonben gu tiaben. 3n
ben XeH-Ämarna-aStiefen loerben Zeft^up, ®d|ania(rf| unb Sfi^tot
Vbb. 16; 6(^fiifloi6 D, €tein 14 (3)tc Ocrf^ttinte «fittin).
ssn Xufi^Talta al8 feine befonbeien ®ott^eiten genannt. (&& mat
baS too^I bie ^auptgötteitriaS ber äRitani'. Ic^ä^ülfl (Slamman*
9bab) toiib Don ^ufi^ratta me^rfac^ als „bei ^enr" begeidinet.
(Er tft ber Setter- unb Steflengott: in lilBeftnie|Df)Dtainien tifingt
baS Seben unb bet So^Iftanb bti SanUS in erftet Sinie Oon bet
1) ®(^amaf4 unb ^\ä)tat atmeinfam bti Sittdicr, SSittf 19 (ftlQ. V. @. 47).
«D. X, 1 <S)er ©(^Icler, 37
natfirlid^en 9ett)&fferung, bem 9tegen, ob. 9ud biefem @runbe ift
aud^ loo^I Zefc^up bte 9KitteIfigur in ber ^auptfaffabe ber üon
und aufgebedten Xorfeite. S)te betben i^n umgebenben X)ar-
fteUungen» ber Sfime unb ber pfeilfenbenbe S&ger^ finb üieQetc^t,
h)te au(^ onbermdrtd in ^Qorberaften, @innbi(ber fär Derfc^iebene
$^Qfen ber @onne. S)er geflügelte äbxot mit äJ^enfc^enfopf, auf
<3tein 6, gleicht ber Sefc^reibung, bie und üon Slergal, bem ®ott
ber SBinterfonne^ übertommen ift^
$Bor ödem aber toeift bad 93i(b ber t)erf(j^leierten f^rau
auf ben bem t)orberafiatif^en SSöIferfreife im Altertum eigenen
m^ftifc^n Rnlt ber @efiirne ^in. S)iefed 93i(b ift o§ne jebe "am*
[ogie. Sin aber bad @efic^t gejogener @ci^Ieier ift btd^er in
ber twrgriec^ifc^en Slntife nocfi nirgenbmo bargefteSt gefunben
»orben- ?ÜIerbingd fd^int eine SRei^e gerabe ^ettitifd^er grauen==
bilbmffe einen großen Xuc^ftreifen nad^ hinten getnorfen ju tragen,
ber üieQeic^t aU ©c^leier gebac^t tverben fönnte. 3[ber im %tU
^a(af ^aben tpir ed mit bem älteften t)erfd^Ieierten 93ilbe }u tun,
auf ipelc^em meiner Hnfic^t nac^ bad ©efid^t tatfä^Iid^ burd^ ein
®en)ebe t)erbeclt erfdjeint.
Sud alter ^txt »ar bidljcr t)on einem öerfd^Icierten Silbwerfe
nur ton ^lutarc^^ berichtet n^orben, ber in feinem 93ud^e aber
Sftd unb Ofirid fd^reibt, in @atd \)abt bad ©tanbbilb ber Vlt^ene,
bie man aud^ für bie Sfi^ ^alte, folgenbe Snf^rift gel^abt: „3d^
bin bad %ü, bad ©ergangene, ®egentofirtige unb 3"'fi"ft^9^-
Sßeitten ©(^leier f)at no6) fein ©terbfi^er gelüftet". ?lber bid jefet
ift in (Sg^pten toeber in ^e^ten no^ in ffinftlerifc^en Sarfteüungen
irgenb etmad gefunden morben, n^ad man aU reale Unterlage für
bie 2[udfagen $(utarc^d anfe^en lönnte. Son einem ©c^Ieier ift
auf ben alteg^ptifc^en ^enlmälern nirgenbd eine ©pur ju fe^en.
Snfolgebeffen ^at man ben SBerid^t ^lutarc^d in ben Sereic^ ber
gabel öenoiefen, aU eine ©rfinbung be« toeitgereiften ®rie(^en.
(©c^ider benu^te befanntti^ bie Segenbe für fein (Sebid^t „^ad
t)erf^Ieierte 9ilb t>on ©aid''.)
1) „^om eines ©tiered, ein ^aarbüfc^el ffillt auf feinen 8fiüc!en(?) ^erab;
SXenfd^antai unb leiu eined ^lügel feine Sorberfüfi^ unb
einen Sdtoenleib, ber auf 4 gfigen (rul^t)." (£. X. IX, 121. «gl. ^txtmua
a. a. C. €. 127. — Steigal tmtb in ben SeO^amania-Snefen aU ^ettiHf^e
d^oti^eit genannt unb ^roax atö gefürc^teter $efigott: ber äßinter bringt böfe
Itranf^tUen.
2) JBgL bie «udfü^ngen bei $art^9, $Iutar4 über Sftd unb Oftrid,
6. 14 ff.
38' Hf*fras3fd)tar. «C. X, 1
SBir begegnen jcbod^ bet Serfd^feierung wiebert)oIt in bct
Dorberafiattfc^en SD^^t^oIogie, unb bet @d|[eiet fpte(t quc^ in on«
beten @dgenfteifen eine 9toUe. 9[uf bet Detfc^Ieietten ®öttin bed
SeH $alaf ift htt Korne Äfd^ut cingemeifeelt. ®omit ift ber §in*
meid auf bie 2>atfteIIung bet (^efamtgott^eit gegeben, beten 92ame
in bet mfinnlid^en ^^otm Hfc^ut, in bet n?eibUc^en 9(fc^etQ lautet
— fei ed, bafe bie Heine ©piegetfd^rift oben am ©c^Ieiet ber
©tatue mit bem SBotte Sf^ut bie ^ottfegung bed äbtigen \ku
ftfimmelten ^e^ted bi(bet, in n^eld^em bann bet 92ame bet ®öttin
felbet geftanben ^aben mag, fei ed, bajs mit ed l^iet mit einem
SSed^fel bet ©efd^Ied^tet gu tun ^aben, mie et bet afiatifc^en äJ^^t^o«
logie manchmal eigentümlich ift. Slfc^eta — unb biefe toirb o^nc ä^^ei*
fei butc^ unfet Sitb batgefteDt — ift biefe(be ®ott^eit, toelc^e in
anbetet ^otm an anbeten Otten ald Slfc^totet, Sfc^tar unb
9(ftatte<$Benud in bie Stfd^einung ttitt, unb getabe auf biefe (Bott«
l^eit meifen eine Steige Don ©d^Ieietm^t^en ^in.
®ie «fd^eta-Sfc^tat ift bie ®öttin xax' d^ox^v. ©ie ift bie
jfönigin bed ^immeliS unb im guten ©inne bie ®öttin bet Siebe
unb ^tud^tbatfeit bie ^elfetin in aQet 9{ot. Sttö lebenfpenbenbe
Oöttin »itb fie öetfd^Ieiett batgefteöt'. ©al^et foüte Sufc^tatta
bem totftanfen Smenop^id III bie Sfc^tat oon 9{init)e^ fenben^
2Öet bie ®öttin oljne ©c^leiet rtcl)t, mufe ftetben: bie (Sntfc^feietung
bringt ben lob, bebeutet bcn Job.
3n unöetfennbatet ^Inalogie ^ietmit fle^t bie je^ntc Söfet
bed ®i(gamef(^*@pod, in meldtet atö )3etf(^(eiette unb ba^et auc^
,,]ungftäu(ic^" ©ftttin auf bem Xtone beis äReeted ©ibuti«©abitu
fi$t unb ©ilgamefd) auf feinen Sttfa^ttcn bie SEBege »eift*. 3)ie
Ißet^fiQung bejm. SSetfd^Ieietung ift auc^ im bab^lonifc^en bad 3^^^^^
bet 99taut. ^m ßufammen^ange bamit fte^t bet befonbetd fd^öne
%autfc^(eiet in ben fiönbetn bed S^Iam. äRit bet Stiftung ftitbt
1) W' ^* Setetniod, Da^ 9(Ite ITeftament im 2ü^te bed HIteit Oriente,
2.9ufl. @. 107 ff. 3um ©(^leier unb feinet m^tl^ologif^en 93ebeutttng @.381,
842 9(nm. 5, 370, 440.
2) 3)er griec^ifc^e ^eilgatt ^eledp^orod nirb bet^llt botgefteSt. SecgI.
(Bruppt, d^ttec^. ^if^oio^it II, 1455 1. "äud^ gibt e« oet^fiQte ^I9gteia-93ilbet.
^ie Derfd^Ieiette flt^ena bet SiSa Sllboni (9{etna4, Repert. de la Stataaire I,
226 1) ift tooffl eine fCt^eno ^^gieio.
8) 9}gl. Sin^vnc^ ^i ®4tabet, Xie fteiltufd^riflen unb baft Wte
Xe^ament, @. 482; ^enfen, ba« (9iIgamef4<4lpod in b. 9k(tütetatut,
9b. I e. 28.
bie 9R&b(^enf<i^Qft: „9Rit bem ^urtef, mit bem ©d^Ieier, retgt ber
fc^öne SBo^n entjmei''.
%on bef onberem Sntereffe für bad Serftänbntö bed @^(eier^
ber <Böttin bed %tü ipalaf ift qu^ bad ^errltd^e ®ebi(^t oon Sfd^tard
i|>6DetifQ^rt^. Suf ben bid^er gefunbenen Sontofcln ift ed und noc^
nic^t DoQftönbig äberfommen. 3n feiner 6id je^t ))or(ie8enben ®C'
ftolt ift ed o^ne Qtoti^tl ein gragment. Sn engen SBejiel^ungen
ju i^m fte^t bie $erfep]^one«@age. @ein @inn ift ber folgenbe:
Zammu}, ber @ott bed $rfi^(ingd unb ber @onne, ber Sieb*
^bft ber Sfc^tar, ftirbt unb mug Do^er in bie Untermelt, bad
Hanh, aud bem ed feine IRüdfe^r gibt. 3)ie ®6ttin folgt i^m in
it)rer Siebednot, unb noc^ ett?igen ®efe^en tverben i^r bort i^rc
jileibungdftfide abgenommen: an bem erftcn lorc bie Äopf-Siara,
an bem }n)eiten bie D^rge^finge, bann bie ^aldfetten, ber S3ruft«
fc^mucf» ber ^fiftengärtei, %rm« unb ^^ugfpangen unb fc^(ie^(i{^
am ftebenten ^ore i^r Qabatix, bad ,,@^amtucf)" : ber @^(eier.
SoDfionbig entfleibet h)irb Sfc^tar fobann burc^ ben Pförtner ber
^rin ber Untenoelt, Srifc^^^ftigal, übergeben. 3^^f^^" ^^^ beiben
(Göttinnen entbrennt fofort ber ffiampf. Sfd^tar wirb gefcffett,
mit 60 ftranfl^eiten betegt ufm. Sarauf aber erfiirbt baS SiebeiS«
leben in ber Dbermelt, unb bie ®ötter bef^Uegen, Sfc^tar an^ ber
Untenoelt ju befreien. Sd loirb Sfufc^unamir erfc^affen, ber i^re
9tüdfe^r ju SEßege bringt. 9Rit if)r le^rt natürlich Sammug. ber
fTTU^Iing, jurucf, ber auf ber ^^töte frö^Iic^e SEBeifen anftimmt.
I)er Steige nad^, fo fagt baS @pod, werben ber ®5ttin bei ben
Heben Xoren i^re (Sewanbftude jurücfgegeben, beim erften i^r
Sd^mtuc^, ber €d|(eier, beim fiebenten bie ftopf^Xiara. Sie
iperanjie^ung bed ®ebanfend eined ^(ötenfpielerd ift einftmeilen
noc^ nic^t Kar. ?flai) anberer Srftärung wirb ber ©pielmann
(Cri^^ud) in bie Unterwelt gefc^idt, um bie Sfd^tar (Suribice)
jnm Seben )urfidjuffit|ren. 9luc^ wirb ein ^(agelieb auf Xammug
am @(^(uffe unfered Spod gelefen. SBie fo Dielfac^ im antifen
Segenben freife finben fic^ auc^ ^ier a(fo Umfe^rungen ber &tr
fc^Iec^ter: Sfc^tar befreit ben toten Sammuj, bejw. Drp^eud bie
iSuribice^
9uf ber einen @eite ^aben wir ed nun bei ber ^ddenfa^rt
ber Sf^tar mit einem 9Kt)t^ud ju tun, ber bad Seben ber irbifc^en
1) Sgl. Übetfetung in Sreilinf^tiftUc^e »ibliotl^e!, VI, 1, @. 81 ff.
2} Sgl. CBeber, 9)ie Siteratur ber ^ab^Ionier unb Kff^ret, ®. 101;
«. Srnmitf «O. 1, 3*.
40 XQmmua — Äboni« — ödbur. «ID. X. 1
@efd^5))fe unb ber 9tatur auf bcr Srbe betrifft: ben firetötauf t)on
%ob unb Seben, bte ^o(ge ber Sa^redsetten, bad @rfter6en ber
9{Qtur im SBinter, tuenn Sfc^tar fid^ entfc^Ieiern mug, unb bad
993ieberem)Qd^n ber Statur unb bed Siebei^Iebend im Srfi^Ung —
im ,,9BonnemonQt 5Kai" für bie f&fterc norbifd^c SBelt — toenit
Sammui unb Sfc^tar qu$ ber Untermelt jurfidfe^ren.
9?Q^e toertpanbt bamit ift bie 9lboni^©age. ^eute noc^ foQ
fi^ ein ^ad) im Sibanon aUjäl^rn^ im ^rä^ting rot färben gur
(Erinnerung an ben frönen Slbonid, ben 93ul^(en ber Spfyrobite,
ben bie ®ötter aud Siferfuc^t burc^ einen (£ber boben töten laffen,
bann aber mit feiner (geliebten in ben ^immel er^ben mußten.
SboniS ift Xammui^ SBir n}iffen t)on ber @tatue einer ben $(bonid
betrauernben 2lp^robite in öibanon, bie öerfc^Ieiert inar.-
9Rit ber S8ieber!e^r ber ^rät)Iing^fonne fangen aud^ bie
greubenfefie mit i^ren erotifc^en äß^fterien im Orient ufm. ju«
fammen, bid ju unferem auS bem SRorgentanbe ftammenben ^arneDaf.
9[ber aud^ ber altbeutfc^e ©agenfreid fykt ganj t)ermanbte
STnfl&nge: Salbr ift Xammu); @iegfrieb (Xammu}) ^olt bie Xarn«
fappe, ben €c^Ieier, tyon Sltberic^ oui^ ber Untermelt. 3n SBagnerS
9i^eingo(b n?irb bie ^olbe ^reQa Don ben 9iiefen, bem SBinter,
entfuhrt, ^ie @ötter »erben grau unb mürrifc^, unb für i^re
9iudfe^r mug bad Sl^eingolb geopfert »werben, bid bie ®öttin gfinj«
(id^ t)on i^m ber^üQt, ücrfd^Ieiert ift.
Suf ber anbern @eite ift in Sfc^tar^ ^öQenfaljrt aber auc^
ein tfiglic^ fid^ mteber^olenber aftraler SSorgang ju erfe^en. S)ie
alten SRefopotamier Ratten n?ie bie l^eutigen 83ebuinen ungemein
fc^arfe 9(ugen. Ser bortige ^immet ift ^eQ. ^ie @tern{unbe
niar für fie fiebendfrage, fd^on jur SSeifung bed SBeged in ber
SBüfte. Wit bem Seben ber @terne mürbe bad irbifc^e Seben in
3ufammen^ang gebracht. @o n^urben ber Sauf unb bie Eigentum«
lid^feiten ber ©teme beobad^tet. 3Jtan fa^ im %benb« unb SD7orgen<
fiem ein unb badfelbe @eftim, in bem biefelbe ®ott^it gebad|t
tt>urbe : bie Slfd^era^Sfc^tar. %fö ^(benbftern ftürjt fie üom ^imme(
^rab in bie Untermelt, mie bie ©onne (Xammuj) im SBinter.^
1) B%1 Seremtad, bad mtt Seftament ufm. @. 115.
2) Sergl. bie «efd^reibung ber $enu« ^rc^itid bei SRacrob. (Bat l,
21, 5. 9ei ITuItftotuen ber ber Sf^tar na^e fte^enben $ttßtU (SRutter bed
Slttid-^bonid) unb Demeter lommen Ser^fiHungen tyox, aUerbingft befc^ränlt
auf ^interfo^f unb Sangen.
3) Sgl- Seremtad a. a. D. 8. 110.
mO. 1, 1. fitere ©(^kterml^t^n. 41
Sud biefer ^ot)p€(ft€lImtg erKfttt fid^ au^ bte itoeifad^e
Srfc^etirttng ber @0ttin, dd (iebe» uttb leBenfpenbetibe unb afö
nifintiennoTbenbe. S)Qmit toii^ au^ bet einmal toeiblic^ unb
borni QU(!^ mfinnlid^e S^arafter ber ®ott^t in iBerbtnbung ju
bringen fein, üld nt&nnermorbenbe ift fie ^rfep^one.
9nf ber fec^dten Zofel bed ®iIgamefd^<(£pod Derltebt fic^ Sfc^tat
in @i(gamef(!^, mirb üon biefem ober oud 9Ingft unb unter f^in^
UMrid auf bie f^Ied^e S^e^onblung i^er fräl^en Sieb^abec tier«
^dfmSfft: QÜen, benen fie i{)re Siebe gefd^ft/ tt>arb fie gunt Jßer^
berben. 2)QrQuf Hagle Sfc^tar intern IBater Xnu i^r Seib;
biefer fc^f ben ^immeldftier, ber jebod^ üon ®i[gamefc^ unb feinem
^reunbe (Sabani (ben ^iodfuren) nad^ furd^tbarem $am:pfe ge«
tfitet »irb. ®{(gamefd^ jie^t ati Sieger in bie @tabt @re(^, ben
©ift ber ®6ttin, ein.
S)iefe unfreunbli^e ®öttin ift unüerfd^Ieiert.
®ie I)auptffid^Kc^ften ßentralfi^c für ben Äult ber 3fc^tar.
maren Uruf^Sred^ unb ^fab, iRinioel^ unb ^Irbefa. 9lt^ eine
toettere ftultftötte glauh ic^ ben Seil $a(af feftgefteQt ju ^aben.
(S^ ift ^ier nic^t ber Ort, auf anbete @c^teier«9R^t6en ein:^
juge^en. (£d fei nur noc^ auf bie inbifc^e ^immeldtönigin l^in«
geimefen, n^elc^e Seremiad a. a. D. @. 108 abgebilbet ^at^ <Sie
ift, mie ed fd^eint, toit eine SRabonna mit bem ftinbe bargefteHt
unb jtDar Derf^teiert^ mobemifiert, aber n}0^( nac^ alten SSorbilbem.
SRofeS (SRarbttitS^ammuj) ift terfd^leiert, a(S er nad^ toietiigtägiger
Stoefen^eit t>om ©inai ^erabfteigf' (Sjrob. 34, 33 unb 35), unb
3ofef«S(ttar (bie männliche ®efta(t ber Sfd^tar) — Sammu} n^irb
bnrt^ bie ^rau $otip^rd (bie ^errin ber Unterwelt) feiner ®e-
UNinbung beraubt, entfleibet^
3n ber t>orid(amif^en unb fpateren arabifc^en ©agentuelt
ffrieü ber ©d^Ieter eine befonbere $RoQe. ^er le^te 3mam, ber
SRa^bi, verbirgt fi(^ ))or ber 9Be(t, bid er fommen n)irb, eine neue
flra einzuleiten. S)er ,,%[te Dom SBerge'' lebt unfic^tbar auf feinem
fagennmmobenen ©c^Ioffe !Uamut. äRufanna, ber Derfd^(eierte $ro«
p^ wn (S^oraffan, unb mand^e anbere mel^r ober Uieniger fagen«
1) Slaäf 9htla§ müHti, maubtn, m^tti unb 5hmfl ber ^tnbud, %cib. 1,6.
2) 8gL mndltt, «loHff^, @emitif(^, Orientaltfc^. aRitt b. Sotberafiat.
•cfelQiJ^. 1901, VI, 2 6. 155 uitb in Ctiental. Bit.-3eituiig 1901 @. 290, bt^ro,
»nm^ 64nften II 6. 70.
3) Sgl. »indler, 9raMfd), SemiHf«, JDrientoIif^ ®. 154.
^afte ®efialten bet idiamtfdien S3e(t treten Der^fiDt in bte &u
fd^einung. SBenn fie Den ©i^leier Ififten, bringen fie ben Xpb.
Sin »etterer 2)oppel[tnn in ber Dorberaftatifc^en ®ötterlegenbe
finbet ft(^ in bem äBorte Vfc^era qU ,, ^eiliger ^fa^C" unb atö
9?ame ber ®0ttin 9f(^toret<3fd^tQr ^ Diefer »firbe, mie SS^indter
annimmt ^ burd^ bod üerfc^Ieierte 99i(l) ))om XeD ^(af feine
lEBeftfitigung finben — tt?enn mirfli^ ber Stop\ ber ®öttin auf eine
©teinf&u(e, einen $fa^l, aufgefegt geroefen ift. 2)ann I)ätten »ir
in ber ®dttin t)om %tü $alaf bie 3>^fantmenfaffung unb SBer!ör«
perung ber antifen $fa^U unb ©d^teier-SDt^t^en. ^ad ©innbilb ber
3fd^tar«Zammuj ift ber SBaum. 2)er Saum mit feinen 93(5ttern
ift t)erf^Ieiert unb fteUt bie ®ott^eit in ber Obermett bar. S)er
entblätterte Saum, ber $fa^(, ift ber Xob, bie Untertt>eU.
Sind SBab^Ionien lennen mir eine Steige t>on 2)arfte0ungen
ber ^fa^Igöttin, aQerbingd nur in ganj Iteinem iWagftabe unb
regelm&jsig mit ftopf unb einem Seile bed Oberförperd, einfd^tieg«
lic^ ber 3(rme, meldte auf einen na^ unten fpi(} ^ulaufenben ^ege(,
ber bie ®efta(t eined ^fa^ted ^at, aufgefegt erfd^einen^ (Sin groged
Silb, bie 9fd^era«3fd^tar aU ^erme barfteUenb, ift no^ ni(!^t auf^
gcbedFt morben.
3u meinem großen Sebauern fonnte ic^ an eine f^ftematifc^e
9(u$grabung bei meinem SBefu^e bed XeÜ $alaf ni^t benfen.
Z)aiu fehlte mir bie Sriaubntd ber turlifc^en ^Regierung, dbgefeben
bat)on, bag i^ feine SBertjeuge ufm. jur SBerffigung ^atte. 9(u6erbem
mar id^ gesmungen, meiter ju jietfen, um jur 3a^redmenbe Don 1900
junSc^ft mieber nad^ ^eutfd^Ianb unb bann in meinen 3)ienft jurfidgu«
teuren. @o lieg ic^ benn bie btoggelegten @teinbi(ber tt)ieber mit
@rbe bebeden, um fie Dor ß^^f^i^^ung ju ben^a^ren. S)ad ^eran^*
na^en ber Sagbabba^n mirb bie befinittoe ^bung biefer @(^&ge
erleichtern. 3d^ bin fiberjeugt, bog ber XeQ $alaf für unfere
JfenntniiS ber mefopotamifc^en ©efc^id^te unb indbefonbere ber
^ettiter t)on größter Sebeutung merben mirb.
1) Sgl. mndltx bei Sd^raber, ^ic l^eilinf^riften unb bad 2tttt Xefla-
mcnt, 8. 9ufl. ®. 276 unb fBindler, fLxabi\di, ©emitifc!^, Orientaltf^ ®. 157.
^eremiad a. a. O. @. 821.
2) Sgl. »indler, «robifc^. ecmitif^, OrientaUff^ €. 157.
8) Sgl. bie 9[b6in)un8en in Sax^c, D^converteB en Ghald6e, .2:afel I
bU fix, 8-7, V bis «r. 1 b, c, XXVIII 91t. 1, XXIV. bid «t. 1 », b. Semet
$enot unb d^^ipieft II @. 604, 580.
«D. X, 1 ^eimfc^r. 43
Som ^eU ^a(af Befugte tc^ junac^ft bad noc^ nie t)on einem
Suropaer betretene ^9[6b ul 'SC^tj^^ebirge im ©fiben bed oberen S^abur,
in VKldfcm idf eine Steige Don 9iuinen'Drten feftfieQen f onnte. ^ann
erreichte i^ am ßuf^^mmenflug bed S^abur unb 3)jag^b]Qg^ beim XeQ
^cfefe meine alte ^eiferoutet)om Saläre 1893. Sarauf 50g ic^ nac^
SRorbin, 2>iarbe!r unb über @un)ereE iurüdE nad^ Urfa. 9Befttt)drtd,
ffibttc^ ber geu)5^n(icl^en ftaraloanenroute marfc^ierenb, lam ic^
SQ(^ 93irebji{ unb über Stijib, 'Slintab unb ben Slnti^Xaurud nac^
Sbana, S^arfuiS unb SRerfina. Sann ging ed aber ben Naurus,
bnrdi bie cilicifc^en pfiffe, nac^ jtonia, t)on n)o aud mi^ bie ana«
totifd^e 9a^n nac^ ^^aibar $afd^a«5tonftantinope( brachte.
3tt(af(:
@ette
SBon iBetiut jum XeQ $a(af 5
S)te KuSgTa6ung auf bem.!CeIt ^(af 9
X)te oeifc^Ieieite ®fitttn 24
ätn^&obgifd^eS 28
§iftonf(^ 32
9R9t^(o9if^ 86
ASSif^unsen:
Siotttenffiiae be8 öerfaffet« 1:5000000 3
9(66. 1: anficht be« XeK |Hi(af 12
3166. 2: @(^ficf(o(^ A. 9iefonftruftton bei Xorfaffabe . . 12
966. 8: @(^firf(od^ A. ®runbrig ber audgegra6enen toeft«
liöjta @ette bec Xorfaffabe 13
9(66. 4: @d)flrf(o(^ A. S)te toefKic^e Xorfaffabe .... 14
S(6b. ö: ©c^ürftoc^ A. ^oft( bei @teme» I, @reifentorfo 14
9Qi6. 6: @(^ürf(o(^ A. ©teilt 1 unb 2 (Shceifentorfo unb
fiöroe) 15
«66. 7: ©c^firflo« A. ©tein 3 (®ott) 17
«66. 8: ©(^firf(o(^ A. ©tein 4 (^irfd^ unb 3&ger) ... 18
9(66. 9: ©(^ärf(oc^ A. ©tein 6 (®c^fige(ted Xier mit
aWenfc^enfopf) 19
9(66. 10: ®c^flrf(o(^ B. ©tein 8 unb 9 (Xiertorfen) ... 21
9(66. 11: ©<^ärf(o(!^ C ©tein 10—13 (®reif unb JtapiteO) 23
9(66. 12: ©(^firf(o(^ D. ©tein 14 (S)ie Mrf(i(eierte ®öttin) 24
9(66. 13: ©(^flrf(od^ D. ^ad 9(uge ber t>erfi(eierten ®öttin 25
9(66. 14: ©tein 15 (9(ud bem SBaffer geaogener ftot>f) . ■ 27
9(66. 15: ®{^firf(orf| D. ©tein 14 (3)ie »erf(^(eierte ®dttin) 36
*o- 3^»s^«Ä Der Ulte OrUfii ftp 2
•«•et (4 Qcftc) l>CTtttf«cgebcn von der ^^^^
2 B., tt». 5 ID. UorderaiuHscbeti 6cf ellMl)aft (€. U.) 60 Pitmiis
Cbuarb dlafers
f orsct)ungsmsen
in
Sübarabien
Don
Dr. Otto IDebcr
nnt einem Bilb 6lasers
Eeipzig
J. C. Qinrid)sTd)e Bud)l)anMung
1909
Die Uordera$iatis(be 0e$ell$d)aft (€. U.)
mit dem Sftx In Berlin
be^mecft bie gförberung bei ))orberaftQtifd^en @tubien auf Ü^runb ber ^nfmäler.
8te gibt totffen((!^ft(t(^e 9[rbetten i^rer SJlitfiUeber in itoanglofen ^eften aU
„^itttilutiQtn ber SorberafiatifcQen Ü^efeUf^aft" unb gemetnber-
fl&nblid^e ^arfteOungen bierteli&6r(i4 unter bem Xitel ,,5Der 9[(te Orient"
^eraud. ferner wiOt bie (S^efeütd^aft bie iBefc^affung neuen 99lateriald anregen
unb unterfiü|en. ®ie ®e{eaf(^aft ^^t gegenmörtig 486 SJHtgUeber.
^eri&^rU(^e9RitgHebdbeitrag beträgt 109Rar!,»ofür bie ,,^ttet(ungen"
(fonfl 15 SK.) unb ,,3)er «tte Orient" (fonft 2 2R.) geliefert werben. —Auf-
nahme atö äRitglieb erfolgt bur^ ben ^orftanb auf einfatifie 9(nmelbung beim
@(^riftfü^rer. -- S^^^^i^ng ber ^eitröge ^at im Januar an SBotf Reifer Verlag
IBertin S. 42, iOranbenburgftra^e 11, ^u erfolgen.
5)er Sorftanb befte^t j. 3t. ava: ^of. Dr. g. öon Sufd^an, 1. «orfitenber,
Sriebenau b. Berlin, Begadftr. 9; $rof. Dr. %k. i^artmann, 2. 9orrt|enber,
^ermSborf (SKarl); Dr. fi. SRefferft^mibt, ecftriftfü^rer, öerlinN. 58, (S<^ön-
^aufer Ättee 158 c; $rof. Dr. $. SBincfler, SBilmer^borf ; ^rof. Dr. ör. «»ei6ncr,
leredfau; Sic. Dr. ^(fr. Sferemiad, Setpi^ig; $rof. Dr. ^. (g. Reifer, ftönigSberg;
Dr. grei^. öon Siffing, SRünd^en. — Herausgeber ber „SWitteilungen": ^of.
Dr. H. aSBindler, »ilmerSborf 6. SBerlin; ©ingerflr. 80, be« „«Iten Orient":
^erfelbe unb Sic. Dr. ^Ifr. ^eremiad, 2t\p^iQ, ^auptmannftra^e 3.
Inbali der bftber ersd)iencncn Dettc des „Jflten Orient** (Preis 60 Pf.):
^gppter als Krieger unb Eroberer
in «Pen. SRit 7 ?lbb.
Bon 9B. 91. aRfitler. 5i
»(tbabl)(oni{4e« fUt^t ä^it l^bb.
»on ». aRciftner. 7i
9(mama«3eit. Son S. 9{iebu^r. U
Arabien öor b. 3*fam. O. SBeber. 8i
Sramöer. ^on «. @anba. 48
«t^iopien. l^bb.^.i^.äKüIler. 62
IBab^lonifci^e ^t^mnen unb ®ebete.
wn ^. Simmern. 78
^amonenbefc^mOrung bei b. Bab^«
loniem u. Äff^rern. O. SBcber. 7*
(Sntaifferung ber ieeilf^rift. 3 «bb.
!6on fi. SUlefferfd^mibt. 5«
Sup^ratlänber unb badSJ^ittelmeer.
ajlit 3 «bb. «on §. SBincfler. 7«
^ftungdbou im mttn Orient. 9Rit
15 9(bb. Son %. Billerbed U
gforf(i^ungdrei|en in @üb««rabien.
3 Äortcnff. u. 4 «bb. O.SBeber. 8i
Q^ef(^i4te ber 6tabt Bab^ton.
fßon $. SBincfler. 61
®laferd 3orfd)ungdreifen in 8üb-
arabten. Wt 1 Bilb O^laferd.
«on Dr. CttoSBcber. IO2
^ammurabi. Sein fianb unb feine
3eit.^it3mb. ^ongr.Ulmer. 9i
^ommurabid O^efe^e. 9Mit 1 ^hb.
fßon ^. SBindler. 44
Hcttiter.9Stbb.ß.9Jlcfierfd)mibt. 4i
^immelS* u. äBeÜenbilb ber ^ab^*
lonier. 2 §lbb. ©. Söindler. 3218;
^ölle unb ^arabied bei ben Bob^*
lonicm. SBon 9(. ^eremiad. l8
^eilf(triftmebi^in in parallelen.
1 ©d^riftt. JJrei^. 0. Oefele. 4«
^agie unb S^^uberei im alten
älgppten. $on«.%ßiebemann. 64
!Rinit>ed SBieberentbedPung.
%on 92. gel^npfunb. 5s
^(önijier. ^on IB. 0. San bau. 24
$^öniA. 3nfc^rift. SB. b. Sanba u. 88
^^r^gten. ^it 15 iSbbilDungen.
8on @. Branbenburg. 98
$o(itif d^e (Sntwicftung Bab^lonienS
u. 9lff^riend. l^on ^. ISSindler. 2i
@an^erib. Sfönig öon Slff^rien.
Bon O. SBeber. 6s
64tiftu. Sprache b. alten ^g^pter.
^it3 9bb. 9B. Spiegel berg. 8s
Stabtbilb öon Babylon. SJZit 1 «bb.
u. 2 $l&nen. §. ip. Iffiei^ba^. 54
3:ell$^alaf. ^t ll^artenf f. u.l59(bb.
Bon 9R.Ö. Oppenheim. 10t
^oteu.^oten'SRetd)e imd^lauben b.
alten äfgi^pter. 9. SB i e b e m a nn. 28
Unter^altungdliteratur ber alten
ä:gt)pter. Bon9[.SBiebemann. 34
Urgefc^ic^te, Biblifc^e u. bab^lon.
Bon ^. Siwiniern. 2s
BölferBorberafiend. ^.SBindler. li
^ettfcf)öpfung,Bab^lonifc6e.l fibb.
Bon ^. SBincfler. 81
^cr Sogro« u. feine Böl!er. 9Rit 3
Kartenff.u.359bb.®.Hfifing. 98:4
Ate x6i bei meiner S)arfteQ«n9 ber gorfd^ung^reifen in Sftb*
orabten (310. VIII, 4) ba abbrach; n)o mit bem auftreten @buarb
®laferd bie erfolgreid^fte Spod^e biefer fil^nen Untemel^mungen
etQfe^, mar tc^ üon ber |)onnung beftimmt, ed merbe ftd^ bod^
no(j^ einmal ®Iafcr felbft für bie ©c^tlberung feiner Steifen im
Stammen ber „gelben |>efte" gewinnen loffen. 3njtoifd^en ift ®Iafer
geftorben unb ic^ folge ber Slufforberung, nun aud^ bie an @S(afer'S
Stamen gefnupfte @pod^e in ber @rforfd^ung ©übarabien^ ju fKj«
iieren. 9lad^ ber Sage ber ^inge fann biefe @Iij}e nur ein üorläu«
ügeS ^üi jeid^nen unb mu^ Iäcfenf)aft bleiben, ba ba^ t^erfügbare
SRoierial ni^t allju ergiebig unb @((aferd 92ac^Ia^ ber SBiffenfd^aft
no<§ nid^t jugänglic^ ift.
2Bad ®(afer an S^agebud^ern unb üerftreuten Slotijen über
ieine Steifen ^intertaffen ^at ift fo öicl, bafe lange 3^^ öerge^en
©irb, big e$ gefid^tet unb burd^ entfprec^enbe Seröffentlid^ung all*
gemein jug&nglid^ gemorben fein mirb. @d märe ba^er auc^ bann,
loenn mir genaue @inftc^t ^ätte gemährt merben fönnen, unmöglid^
geiDefen, ben dtac^Ia^ in größerem Umfang J^eranjujiefien. 9tor
über eine SJrife, bie bentefirbigc 2;our nad& äRarib, liegt ein ooll^
ftSnbig aufgeführtes unb brudffertige« SRanuffript t)or. aber auc^
bieg lann ^ier an^ bem @))iele bleiben, t>a mir über biefelbe 9ieife
einen }iemlic^ augfü^rlid^en Originalberic^t aud ©laferS geber
^ben.
So befc^ränft fid^ bie folgenbe ©fijje auf bag bisher fd^on
gebrucfte äKaterial unb l^at in i^m aud^ üöQig auSreid^enbe Unter«»
lagen, um i^ren 3^^^ b^ erfüQen, bem Sefer in großen 3^S^^
bie Don fo großen (Srfolgen. gefrönte gorjd^ertätigfeit @buarb ©laferg
oor Sugen ju fteUen. äRfic^te fie aud^ baju beitragen, bag in
Dielen Streifen red^t gmief^^ältige Urteil über ben ^erftorbenen ju
flfiren unb ha^ 93erftänbnig feinet SBerfeg unb feineg SBefeng ju
fötbem.
6 »io0rap^if(^ed. «O. X, 2
(gbuarb ®Iafer^ tourbe am 15. ^äxh 1855 in bem ^orfe ^eutf(4«9tuft
im bö^mifd^en Oejirf ^oberfom geboren. 3m filttx t>on fec^d Sagten fiebelte
er mit feinen ^itttn na6^ 5S)orf 3:roni| über, befugte bie @(!^ulen Don
Siebefc^i^, fiuben^ unb fiitft^Iau, m&l^renb toelc^er Qtit er and^ in ber Sanb'
»irtfd^aft feined IBaterd mitarbeiten mugte. 3m 18. fiebendia^re migbe er in
bie UnterreatfAuIe nac^ ftomotau gebrad^t. ^a ed bamald in S^omotau feine
jDberrealf^uIe ^ah unb ba aud^ (Stiaferd Altern berarmt loaren, fo foQte
(£. (9(afer in bem ftontor eined (S^efd^&ftiS^aufed in 6aa^ ©teHung nel^men.
^ied W^^ ^^ i>n 16. fiebendjal^re {lel^enbe Süngling runbioeg ab, ha er
mittlerweile ben Seruf gum @tubieren in ftd^ entbedt gu ^aben glaubte, unb
ging auf eigene ^auft nac^ ^rag, um an ber Oberrealf^ule feine @tubien
fortjufe^en.
^amit begann filr ®Iafer eine fc^toere Seibendjeit. 9(ber gerabe biefe
3eit, bie Iör))erli(^ fe^r nad^teiKg toirfte, mar ffir feine (Entmidflung t^on gro|er
Sebeutung; benn au^er feinen @<!^ulfhtbien betrieb er emftg bid jur fc^meren
©d^äbigung feiner d^efunb^eit bcA @tubium ber italienifd^en, fpanifc!^ unb
englifc^en @prad|e. @eine ^auSfrau aber mad^te in ber @orge um i^ren
^egebefo^Ienen bem fttaffenle^rer SDätteilung. ^ux6) baS (Eingreifen biefei^
DerftfinbnidboIIen Slanned berlor freilid^ bie gute ^au i^ren 9Heter, ber aber
getoann in einer ^audle^rerßeffe bei bem ^elbmarf^aDIeutnant ^rei^erm Don
i>octeur gün^igere Sebendbebingungen. fLud^ bon anberen oome^men gfamilien
»urbe iej^t ®Iaferd Unterricht gefuc^t, unb er erfreute ftd^ haVb oer^&Itnid*
mfi^ig gro|er (Sinfanfte. 3n einem Haffee^aufe fanb er bie 3^^<4^fi n^^
SCudlanb" unb in i^r SSerid^te über SiüingftoneS flieifen. fortan flanb bei i^m
ber (gntf^Iug fefl, ebenfalls ^orfd^ungdreifenber ^u »erben, unb feine (Sintfinfte,
feine ®tubien »aren i^m Don biefem 9(ugenb(ide an SHttel §u biefem 3t»^d.
Wit befonberem (Eifer fhibierte (Slafer bamaU bie arabif^e ©inrad^e unb
quftlte flc^, freiließ ol^ne (Srfotg, mit afironomif^en @tubien ah. 2)ie (Schule
verlor nad^ unb nad^ für i^n jeben 9{ei); ja nad^ unliebfamen S^\\d^tn\litltn
üerlieg er fte eigenmddi^tig o^ne 8^0^^ unb — untemal^m feine erfie Steife,
inbem er, im Sommer 1878, fa^ burd^toegd §u gfufe nad^ ^arid manbertc.
3m Oltober (e^rte er nad^ $rag ^urüd, machte ben 9ieß feiner ^fungen an
ber Oberrealf^ule unb trat an baft ^ol^ted^nilum über.
^ort betrieb er ^au))tffid^Ii(^ mat^ematifc^e, ^il^^filalifd^e unb geobdtifi^e
©tubien, trieb baneben aber aud^ fleißig für fld^ unb an ber Untüerfitöt
Krabifc^ meiter. 1875 ging er, abermaU gan^ gu %ni, toieber nad^ $ariS,
um bem internationalen <Seogra|>^nlongre| bei^utoo^nen.
"Stadi 9eenbigung feine! Xrienniumd an ber pol^teci^nifd^en ^oc^fc^ule ab-
folbierte er 1876 fein (Eini&^rigen«3a^r unb be^og bamad^ Ottober 1877 bie
UniDerfitAt SBien. SSa^rmunb ift ^ier fein £e^rer im Srabifc^en gemefen, unb
i^m ^at er ftetd banibare fln^finglic^feit bema^rt. (Ein 3a^r f)»5ter »urbe er
burd^ (Ebmunb Sßei| atö (ifebe an bie (Stemmarte ige^ogen unb nic^t biet
fliftter ^um 9[fftflenten befftrbert.
1) %xt folgenben Sludfü^rungen geben ^infic^tlid^ ber btogra|>^ifd^n S>aten
mit geringfügigen i&nberungen ben 91rtilel 9(bo(f 9lied(erd in ber ^(Seogra-
^^ifc^en Shtnbf^au" SBien 1889 @. 186—140 »ieber, ber, Don (Slafer felBft
burd^gefe^en, ald aut^entifd^ angefe^en werben barf.
tC. X, 2 dt^t »eifc. 7
Stoic^Iet Hnerbietungen, ftc^ an »tjfenfi^aftlic^en S;|)ebittonen p be«
tdliden, lehnte d^Iafer ab, ba fte feinen planen unb Steigungen nic^t entfprai^en,
}o bie Huffotbening bed d{terteid)if4en 3ti>eigIomiteed ber bamaligen Sffociation
internationale ^ur Seilna^me an einer internationalen (S^pebition nac^ bem
Congo, unb ben Vntrag^ mit 2)r. ^olub nad^ ©übafrila ju gelten. @eine
Sorfhtbint unb 92eiQungen brfingten i^n ^ur Setfitigung im arabifc^en &pxaä^'
gebiet
i)a fügte ed ftc^, bag d^Iafer im 3a^re 1880 mit bem bamaligen ^rioat-
booten an ber fBiener Unit)erflt5t ^. ^. WiUtx belannt würbe, bon biefem
bie Hntegung gur (Srforfd^ung Sübarabiend erhielt unb au^ in bad Stubium
ber fübarabtfd^en 3n{d^riften eingeführt mürbe. SRüHer bemfll^te fi4, in SBien
bie ffix bie Q^liebition notmenbigen @ummen )u befc^affen. ®lafer aber, ber
bie 9{ottDenbig!eit erfannt l^atte, ftc^ §un5{l^|i im ^ibilifierten Orient mit ben
Sitten unb ber @|n:a(^e ber Slraber böllig tiertraut ^u maci^en, na^m eine
^udle^eiiiene an bei bem öfteneid)if(^en (9eneraITonfuI in Sunid, 2)r.
X^boroüii^, unb blieb bort bid Anfang 1882, mo er nad) 9[Ie;anbrien ging.
(Snbe €etrtcmber trat er Don bort Aber 2)iebba bie 9leife nad^ ^obeiba an,
mo er am 11. Oftober 1882 lanbete.
Oltober 1882 m Wcci 1884.
Sit SBien toar ed tro^ ber a9emä{|ttngen 3). $. äRüKerd nic^t
geluitgen, eine audrei^enbe ©elbfumme ffir ®{a^tt iufammensu«
bringeiu 9fatr 1250 f(. fonnten flüfftg getnad^t toerben. S^ogegen
^e ^. ^. SRüIIer ben Stfolg, bie ^arifer Snfc^riftenaf abernte,
bie ^crandgebenn bed Corpus inscriptionam semiticarani, ffir ba$
f(^on 3. $aleb^ feine gefa^rooUe nnb erfolgretd^e Steife unternommen
^atte, für (StaferS 9tetfepläne ju tntereffteren. %on biefer Sfabemie
»nrben @Iafer 6000 ^rcd. jnr SBerfügnng gefteOt unter ber 3)e^
bingmtg, \>a% bie niiffenfc^aftlid^en @rgebniffe ber Steife (Stgentuni
ber 9[{abemie toerben foQten.
Xtöbalb noc^ feiner %nfunft in ^obeiba erfranfte @(afer nic^t
imbebenHic^ am f^eber. S)ie Sde^firben iDoDten feinen Slnfent^alt
in ber ©tobt nic^t bulben, i>a er feinen Srlaubni^fc^etn (^^erman)
bed tnrtifd^en ®rog^erm anfn>eifen tonnte, ^od^ geftattete ber
in @an'a reftbierenbe SSali (®out)emeur) ^^jet ^afd^a, bog ©(ofer
ate ^^atmann, b. ^. unter 3utü(!laffnng feinet ganjen n>iffenf(^aft«
(ii^en atfiftjeugeS in ^obeiba, nac^ @an'Q, bem älJittelpunft bed tür^
fif(^ fernen (f. «O. VIII, 4 «bb. 2), f omme. 3n 2)jjet 5ßaf(^a fanb
9Iafer überJ^auf^t einen ttiQrm^erjigen unb t^erftänbnidooQen ^rennb
unb (Sdnner; freilid^, bon feinen eigentlichen Stufgaben l^ielt aud^ ber i^n
lange 3<tt gen^altfam jurfid ; folange ber grog^errli^e ^^erman ni(^t
8 mt 9leife. «C. X, 2
eingetroffen n>Qr, geftottete er ^lafer ni(^t, bie Stobt ju Derlaffen,
mo^I aber Ke^ er toemgftend feine roiffenfd^aftttci^en Stpporate aud
^obeiba ^erbeif (Raffen, mit beren $i(fe aud^ bie lange SBartejeit
üon ®(afer ju ergebnidreid^en 93eobac^tungen auSgenu^t n>erben
fonnte. 2)iefen erjmungenen, faft ein ganjei^ 3a^r, bid junt ®tp*
tember 1883, toä^renben Stufent^alt in ©an'a benu^te ®Iafer^ ^jur
Snfteüung t)on regelred^ten Beobachtungen ffimtlic^er meteorolo^
gifd^en Stemente, barunter {eben fünften Sag 24ftünbige Obferüa^
tionen, femer jur Beobachtung bed in jenen ®egenben beutlic^
fic^tbaren 3^^^^^^^^^^^^ ""^ i^^ genauen (Ermittlung ber geo«
grapliifd^en Sage San^a'd, bie if|m ate 9[uiSgangi^))unft ffir weitere
a[tronomifd§e Ortdbeftimmungen im Snnern bed Sanbed bienen foQte.
Über bie mittels einer genau beoba^teten SRonboKuItation (ß Cephei)
audgefü{|rte Sängenbeftimmung f|at er an bie f. f. Sfabemie ber
äSiffenfc^aften in SSien einen betaiüierten Bericht erftattet (abgebr.
@i^ung8beric^te 1884). Slugerbem jog er bei Habiten unb Bebuinen
ber Derfd^iebenften ®egenben, bie er unbemerft in fein ^ani fommen
lieg, aQe nur erbenflic^en 97ac^rid§ten ein, barunter ganj befonberd
toertüolle über bie öerfd^iebenen SRunbarten ber ©tftmme."
Snblic^, im Dftobcr 1883, traf bie erlaubni« für Otafer, inö
innere ju gef|en, auS ftonftantinopel in @an'a ein unb er fc^Iog
fi^ }un&d§ft einer türfifd^en @£pebition gegen bie fefte ®tabt @uba
(NW öon ©an'a) an
auf biefer erften Xour, bie öom 16. Dftober big 1 5. Sioöember
bauerte, burd^forfc^te er ben ^iebel ^^in, Slmran, ben ganzen Bergjug
ber Sljal Sejib mit ben Stuinen 3)a'an, Beit @d^a^ir, @c^af|ran ufw.,
ftreifte ba^ @ebiet oon ß^abur unb nal)m biefe ganje (Segenb farto*>
grap^ifd^ unb ard^äologifc^ auf.
55ie äweite lour führte ®tafer in ber 3eit öom 25. 9iot). 1883
big jum Januar 1884 in bie ©egenben aeftlic^ unb norbmeftlid^
üon @an'a, bie ^ambanitiS mit ben f)auptplä|en @d^ibam, ^aufaban,
Sita, el aKafana^a, aWiSmer, ^ahit, 3)^ofir, Ä^ffar, ffio^tan, «mran,
ben gefamten 93aun unb ha^ ®ebiet ber Sl^al @ored^ umfaßte. Sieben
fartogra))]^ifd^en unb et^nologifc^en Stufna^men u^aren bie meiften
ber erften 276 Snfc^riftennummern baS (SrgebniS biefer Xour.
yiaä) Dielen @c^toierig{eiten foQte ed ®lafer enblic^ auc^ Qt^
(ingen, bie äieife burd^ Slrc^ab unb ^af^ib burd§}ufüf)ren. Bon
biefer, ber britten lour ber erften Keife, befi^en loir einen reic^-
1) )8gl. amtteil. b. (Seogr. (»ef. SBien, XXX (1887) 3. 21.
«C. X, 2 (jhfke dieife. 9
faltigen, nbtxani onf^aulid^en Seri^t Don &la\ex felbft, abgebrudt
in ^tcnnannd äRtttfilungen 1884 (S9b. 30). 31m 31. Januar 1884
fnadi er wn Ban'a aud auf, jog über ätaub^a nod^ el ä)}a{arib
(Seit @uO, bem erften 2)orf bed 9[rd^a6«®ebieted, unb t)on t>a ju
ben f|iniiarif(|en Shtinen ber JC^ubba, nad^ ^jir'Qn (SBett ©inon),
unb üon ba nacl§ ©irtoac^, (nid^t }tt Denoec^feln mit ber älteften
Ikutptftabt bed @aböerreid^ed). 9htr 3 km öftlid^ bat)on liegen bie atten
Ktttnenftatten oon (Stioa unb Stijam. Sin Sefuc^ biejer @tätte U^ar
aber infolge ber Sc^miecigfeit ber SSeböQerung gan^ unmdgttd^ unb
QHafer n^anbte fid^ nac^ 2:afar auf bem tlmti)eg über @^effarim
unb S>iirbet SBeni »li bur^S Sßabi ^aü^al über bad groge 3Babt
Säfloahaf auf beffen nörbtic^em Ufer auf einem Serge S^afar gelegen
tft 3)en Slüdttoeg naf)m er burd^S @ebiet be^ 93eni ^jubar füblid^
nac^ 3ta'at äJon 92a^at aud erfolgte bie Siüdfe^r über ^aifan unb
!D^arman nad^ @an*a, tDO bie Slnhtnft am 13. t$^bruar erfolgte.
2)er überaus anfc^aulic^e unb intereffante S3eri(^t @(aferd bringt
neben bem eigentlichen SReifeberid^t, beffen @in}e(f)eiten fic^ jutoeilen
niie eine fpannenbe 9benteuergefd^id^te lefen, toertt)olle äJKtteilungen
ber oerfc^iebenften fltt, fo über bie @t&mme oon ^afc^ib unb ^dtil,
fett altera unabhängig unb auf i^re Unab^ängigleit ftolje Sölfer^
ff^ften, bie mof)! nad^ ber Xrabition SSruberftömme finb, in ber
%ai aber ju @Iaferd 3^^ U^ ^n U^ütenber 93lutfef)be gegenfeitig
jerfleifc^ten. Sine unmittelbare ^olge biefer ^el^be toaren bie großen
(Sefa^ren, bie bem tül)nen SReifenben im ganjen fianbe feine SLuf^
gäbe fo fef)r erfc^mert ^aben. Sßeiter erhalten n)ir auSfü^rlid^e
Kac^t über ba^ Strc^ab^Slebiet, feine 93et)öl{erung, ®ebirge, glüffe
onb ^obutte, über ®efege unb ®ebräu^e ber labilen, über bad
^ootleben, bie Einrichtung ber Käufer, ^^ unb Xrinffitten unb
manc^lei anbered, n^ad und tiefe (Sinblicfe in bad fieben ber Sin«
geborenen unb in bie %erf|ältniffe bed SanbeS gemährt.
Sc^on bamald, im ^ebruar 1884, ^atte ®Iafer bie Slbfid^t,
nac^ 3Ravib, ber fpateren ^auptftabt bed @abäerreic^ed 3u ge^en,
aber er mu^te biefen $Ian fallen (äffen megen bed DbQigen äJ2angete
an Unterftu^ung. 3a fo fe^r mar er t)on aQen äRitteln entblöBt,
boB er gejtoungen toar, burc^ |)anbe[ fic^ ben Unterl^alt ju Der«
bienen, unb bag er ed nur ber grog^erjigen |)i(fe bed türfifc^en
®eneraIgouoenteurd, bed fc^on fifterd genannten ^^jjet ^afc^a ju
bauten tKitte, loenn er überf)aupt in bie Sage {am, mieber na^
(Suropa jttrü({}ttfel|ren.
2)od Srgebnid biejer Steife n^ar neben fartograp^ifc^en, et[|no^
10 3wcitc 9icife. «D. X, 2
logtfc^en unb Unguifttfc^en ^ufna^men eine Sammlung t)on 276
Shimmern fabäifd^er 3nfd^riften in äbfc^rift unb etoa 20 arabifd^
SWanuffripte. S)ie 3ttfc^riften finb famt ben aufflärenben Slotijen
in t>tn S5eft$ ber franjöfifd^en Snfc^riftenafabemie übergegangen unb
öott biefer jum größeren icil im 1. btiS 3. ipeft beS Corpus in-
scriptionum semiticarum ^t lY t)eröffenttt^t. @te finb tote
gefagt fämtttd^ Don (Slafer an Ort unb @teQe oom Original ab^
geschrieben toorben, irgenbloelc^e med^antfd^e äteprobuftionen ber
Originale, ^a^ierabflaifc^e ober ^^otograp^ien finb oon i^m mit
ganj toenigen ^[udna^men nid^t beigebrad^t toorben. 2)ad Corpus
fonnte alf o feiner SuSgabe (ebiglic^ bie ^anbfd^riftlic^en SCopien ®taferd
pgrunbe legen unb ^at biefe jur Kontrolle ber ^d§genoffen 5umeift
in med^anifc^er SReprobuftion beigegeben. $eute, U)0 toir, in aQer«
erfter Sinie bur(j§ ®Iafer felbft, gelernt l^aben, bie 93ebeutung mec^a«
nifd^er Steprobuftionen ate ®runblagen jeber Snfd^riftenaui^gabe ju
tt)ürbigen, fönnen toir nur auf baS (eb^aftefie bebauem, ba^ ®la)tt
nid^t fc^on auf feiner erften Steife in ber Sage toar, toenigftend in
allen tt^i^tigen ^Den ^tbflatfdge ju nel)men. 9ud ben oeröffent«
lid^ten Urfc^riften ®taferd ge^t überbied ^eroor, roa^ ja freiließ nur
natürlid^ ift, ba^ ed ®IafcT in ber erften 3^ bod^ ju fe^r no(^ an
ber nötigen epigrap^ifd^en Übung gefehlt ^at, um ni^t bie SRögftd^feit
einer Kontrolle am 9bf(atfd^ fc^toer oermiffen }u laffen.
21. «pril 1885 bid 9. ^bruar 1886.
8u^ für bie }toeite 9teife n)ar @. ®Iafer mit nur ganj un^uläng»
liefen ÜRitteln audgerüftet. %n fiffentli^en (Selbem ert|ielt er nur
800 f[ oom öfterreid^ifd^en Unterrid^tdminifterium. ^ie ^upt*
foften ber 9leife mugte er beftreiten aui^ bem @rlö§ für feine @amm«
lungen oon ^anbfd^riften, Antiquitäten, et^nogrop^ifc^en (Segen^
ftänben unb aud ben Unterftü^ungen, bie i^m ®6nner unb ^^
toanbte geköderten.
SBar auf ber erften Steife bie @iegenb nörblid^ unb norbmeftlic^
oon @an^a oon ©lafer buri^forfc^l toorben, fo ttiar bieSmal ber
©üboften unb Often oon @an'a bis nac^ Aben ^in bad toic^tigfte
3iel beS 9ieifenben. SBieber betrat er in ^obeiba ben Soben @üb^
arabienS, um fic^ oon ba nad§ @an'a 5U begeben, ^iefe Zour
(00m 24. Slpril bis 1. 3Rai 1885) ^at er und in ^ermannS 9)}ittei«
lungen 83b. 32 etngefienb unter ^Beifügung einer ftartenffijje be**
füD. X, 2 3tt)citc SRcifc. 1 1
fd^rieben. @r naf)m ben SBeg über bte Stationen 93abj[tl, |)obietIa,
über ben ©ebtrgdftod üon |)Qraj in ber SRitte jti)tf^en ben betben
ffiobt ©urbub unb ©a^am naä) SRcnaf ^a (). 30. VHI, 4 8lbb. 6),
^bii, äRef^aq, ©uq el ftf|amtö u6er ben Oam el SBal naä)
San'an, über ben fubttc^en keil eines f|of|en SütdlaufeS bed ^ebel
^b^ur nad^ 9Retne unb Don l^ier aud in ber @bene Oa^a ©al^man
nac^ 9Rinb in bie Sergfetten tion Stei'an, bid ein fteil abfaQenber
S3eg ben Sleifenben nad^ ©an'a führte.
3n bem ern^&^nten SBerid^ie ftnben audfül^rlic^e ^arfteQung
befonberd bie ©tabte SBabjil, ber 9Rittelpunft be§ OotiraftammeS,
^objleila, bann bie Xi^ama äber^aupt, i^re geologifc^e Sergangen^
^eit, i^re "ÜopOQxapfiie unb, unter äRitteitung üon ©prad^proben,
i^re ®ptaä^; femer bie auf bem SEBege liegenben ©ebirgSgüge unb
bie bogtt gel)örigen ^u^ISufe an ber ^anb unb unter Sbentiftjierung
ber Angaben ^ambaniS, bie ^affeepflanjungen im ^oraj, ba^ SBabi
©a^am unb beffen @e{d^(^te nac^ ben eingaben ber Überlieferung,
über bie SanbeSprobufte, bie 9{eIigionen, bie 93eti)affnung ber (Singe^
borenen unb t^ieleS anbere.
3la^ mehreren ©treifgügen in bad ®ebiet norböftlid^ unb
öftlic^ üon ©an'a n^anbte fid^ ®Ia)er nac^ ©üboften unb ©üben,
burd^orfc^te einen S^eil t)on ftf|aulan, einen großen Xeil beS 9Rab«
^bi«@ebieted unb unterfuc^te einge^enb fämtlic^e 9tuinen bon S^^av
ffiblic^ ton 3erim (f. «D. Vin, 4 «bb. 3) unb bie ®egenb biö
9ben« S}or attem toic^tig getoorben ift bie (Srforfc^ung ber 9iuinen
Don 3^f^r ^^ ^^^^ ^auptftabt bed |)imj[aren=^9ieic^ed. ©ie f)at gu«
gleid^ ergeben, ha^ eS nid^t tsAt früher immer angenommen, ibentifc^
mit Slaiban, bem SDtittelpunft beS fpätem Sönigreid^d Don (Baia
unb 3>^u«9{aiban ift, ba^ biefer Dietme^r in näd^fter 3l&f)t Don
©an'a gu' fud^en ift.
Seiber befi^en n^ir über biefe gtoeite SReife an ausführlicheren
jRütetlungen ®IaferS lebiglid^ bie ^arfteQung ber 9loute ^obeiba«
©an'a. Über ben toeiteren Sl^erlauf biefer 9teife ^aben n)ir nur ganj
allgemein gehaltene 9ta(^ri(^ten. 9?a^ biefen mar ®Iafer auc^ über
i^ Ergebnis DoQauf befriebigt, unb mit DoQem 9ie^t. ©ie ergab
etn)a 125 neue Snfd^riftennummem, barunter Diele Driginalfteine
Don aÜergrd^er SSi^tigfeit, fo bie je|t in fionbon befinblid^e
JtoUeftion meift minäifc^er Driginalfteine mit heften religiöfen 3n-
ffalti, bie nur teiber bem SSerftänbniS bis l^eute gro^e ©^n^ierigfeiten
bereiten, unb einige fabäifd^e Originale, u^ie bie berül^mte |)abaqan^3n^
ft^rift, bie jegt im berliner SKufeum Derma^rt »erben. 3)ie meiften
12 3)rittc »eife. «0. X,2
Xejrte btefer 9letfe finb 6erettö üeröffentlid^t. %n arabifd^en ^anb«
fc^nften brad^te ®la\tx biedmal 250 mit, bie fid^ je^t im SBefi^e ber
Stgl. Sibliot^el gu Serltn befinben. S)Qneben loaren i^m loieberum
rei^e Srganjungen feinet . Startenmateriate, meteorologifd^e, tlima»
tologtf^e, fommerjieÖe unb linguiftifc^e Sluf}eid^nungen wn bebeu^
tenbem Sßert unb Sntereffe gelungen, gür ®Iafer {|atte biefe Steife
infofeni einen bebeutenben materieQen Srfotg, ald il^m ber SSerfauf
ber mitgebradgten SUtertümer unb ^anbfd^riften anfe^nlid^e ©ummen
jubrac^te, fo ba^ er fc^on au^ biefer CueQe einen bebeutenben ^^onb
für feine britte Steife befa|.
S)U btittt (Sitift.
Dftober 1887 bl« September 1888.
^ie Soften biejer Steife, bie fic^ auf indgefamt 25000 SKart
beliefen, beftritt ©lafer jum aQergrö^ten ^eil aud eigener Xa^d^t,
unb 5mar aud bem SrtftS feiner Sammlungen; nur 1800 ""Maxt,
ein Seitrog ber ^eugif^en ^fabemie ber SEBiffenfc^often, maren ifyax
QUd öffentlid^en ®elbem betoiUigt tt)orben.
diesmal ging ©(afer nic^t ti)ie bie beiben erftenmole t)on
^obeiba, fonbem t)on Slben an^ ine innere. 9uf einer 44tägigen
Sanbreife burc^forfc^te er bie @egenb oon 9(ben bid San'a unb
in)Qr bie^mal Donpiegenb bie meftlid^en Partien big and äReer ^inab
nämlid^ bie ®egenb öon SaHaj (f. «D. VIII, 4 «bb. 4), bie SBar«*^ unb
Staffeelanbfc^aft üon 3bb unb Ubein, f oioie bie ganje ^ifjama Don 3^Bib
über Seit et f^K^ bid ^objeila^, Don teo aud er nat^ @an'a }og. Sltö
Hauptaufgabe aber fd^n^ebte i^m biedmal bie enblid^e 3(uSfü^rung
feines f o lange gehegten ^laneS, ber Säefuc^ ber alten Sabäermetropole
SDtarib, 5 Xagereifen öftlic^ Don San'a gelegen, bor. SSor if|m
loaren S(maub unb ^alet)^ bort gemejen, aber i^re 9tudbeute an
3nfd^riften toav nur gering unb ftanb j[ebenfaES in feinem ä^erfi&Itnid
}u bem tt)aS Don bort ^u Idolen \x>ax. 3n ber %at ift ed ©lafer
geglücft, in SDZarib aHein faft 400 3nfc^riften ju fopieren, mö^renb
feine SSor^änger [nur 44 unb jumeift Keine 93rud)ftüde mitgebrad^t
Ratten. Über biefe bentmürbige Xour, bie nur oom 17. äRfirj bis
jum 24. 9prU 1888 toä^rte, f)at ®lafer ein brucffertigeS, umfang*^
reiches Sßerf l^interlaffen, baS ()offentIic^ baib ber Cffentlic^feit
übergeben U)irb. 93orIäufig finb tt)ir auf einen furjen Driginalberic^t
angen)iefen, ben Qilafer Don @an'a aud, unmittelbar na^ 9(bfaffung
beS großen Steifen^erted am 27. Suni 1888 nad^ 2)eutfd^Ianb gefanbt
«C. X, 2 3)Titte Steife. 13
^ttt ättd btcfcm Driginaffiertc^t fei fotgcnbc^ im SDäorttaut mit«
geteilt :
,,S8äl^renb meiner Stttoefen^eit öom Semen (©übarabien) ^atte
ein anbcrer, franjöfifc^er Sleifenber nad^ ber SWettjobe beS ungtücf-
Itc^cn ©icgfr. ßanger (ermorbet Suni 1882) ©übarabien bereifen
iDoIIen unb ^otte ed gtäcfUd^ juti^ege gebracht, ftd^ berart mit aÖen
Seomten unb türlifc^en 5Bct|5rbcn ju jenoerfen, ba^ baS S^crrain
abermafe, »ie nac^ Songer, grünbltc^ öcrborben ttjar. Snbefe gelang
cS mir rofci^, bie in golge fold^er Sorfällc leiber gered^tfertigte SSör«
eingenommenfieit bed fonft eblen unb ^oc^finnigen ©enerdlgouDer^
neurS fL^x^ ^afd^a }u befeitigen unb mic^ feiner Unterftü^ung ju
üerftd^em.
^©ofort fc^tug id^ @r. ejjeHenj Dor, be^uf« Jpebung be« An*
fe^d ber türfifc^en 9iegierung ben in ber ganjen idlamifd^en äBelt
beräumten ^mm bon Wanb nneber ^erjufteQen unb mic^ befjuf^
ber n&tigen Vorarbeiten unb Xufna^men nad^ SRarib ju entfenben.
®er SBali (®out)emeur), ein im S)ienftc ergrauter ©taatömonn,
burd^blidEte fofort meine »a^re Slbfic^t unb meinte in banfenSttjertem
SBo^tooßen, ble f (^6ne Sbee fei jtoar unauäfü^rbar, aber geeignet, meine
Steife nad^ bem unabl^Sngigen 3Ranh ju ermöglid^en, ia ein folc^er
^totd ben Sinmo^nem nur u^iÜIommen fein Ibnnte. 3)er @mir ober
g&rfl jene« ®ebieteS, ©d^erif |)uffein ben'SIbberrahmän, ben id^ fd^on
jnrjeit meined erften Aufenthalts im Renten, aüerbingS in etn^aS
geimiltfamer SBeife, mit ber tärfif^en Stegierung in iBerü^rung
brockte, toor bolb jur §anb, unb nad^ öielen ftonferenjen, bei benen
i^ bie gonje ©egenb be« SRafd^rik (b. i. Dften«, öftltd^en Semen«,
eben ber (9egenb bon äßarib) nad^ topogra))f)ifd^en unb ard^äolo^
gifd^tt ®eftc^t«punften, aQc« im |)inblid auf bie SBieberl)erfteIIung
be« ©amnte«, erfunbete, »urbe ber JReifcpIan öercinbart.
^3m günftigften ?lugenblidf fanb nun leiber ein ©ouberneurS-
lofd^fel ftatt, ber öierte tt)ät)renb meiner fed^gjä^rigen Sefanntfd^aft
mit bem Semen, ©em neuen SBali, 9D?arfd^aD DSman ?ßaf^a, ber
in ben Salären 1884 unb 1885 im ^ibfc^äj mit jtoei Europäern,
einem 3fleifenben unb einem «rabiften (Sparte« ^uber unb Dr. ©noudt
^urgronje), in fet)r untiebfame SSerütirung fam, ba er bcibe au«»ie«,
ging ber 9luf eine« frommen STOufcIman« unb ®egner« aDe« grcmben
t)oran«. 3c§ fonnte jebod^ im Saufe meine« SSerle^r« mit xf)m nur
tonftatieren, ba% i^n fein in ber Sat ®ott ergebenes ®emfit ni^t
im geringften gel)inbert l^at, gteid^ feinem ?lmt«oorgänger ©trafen
jtt banen — in ber lürfei leine aHju tjäufige Srfc^einung — ba^
14 3)tittc «cifc. 910. X, 2
Silajet nac^ Gräften }U ^eben unb meine toiffenfd^aftH^en päne
in tatfräftiger, moI)tooEenber unb inteüigenter SBeife ju förbern.
3a, er \)at Med leitete mit fo üiel gutem SBillen unb fo fjerjli^er
93eTeitU)iIIigfeit getan, t>a^ e^ i^m unb feinem Sanbe aUe @^re
mac^t ^ein europäifi^er l^ol^er 93eamter ober SRinifter E)at mir ober
einem anbern 9leifenben iematö mit )o Diel äSo^ln^oÜen unter bie
Srme gegriffen. @e. (Sj^jeQenj jögerte ni^t einen ^ugenbHd, meine
Sbmad^ungen mit bem ©d^edf oon äJ^arib aniuerfennen, unb gab gern
feine @inti)illigung, a(d ic^ i^n mit ätüdfic^t auf meine arabifc^e
Serfleibung bat, baS SBäb el^Semen (b. i. ba^ 3emen«Zor in @an'a)
in ber 9Rittemaci^tdftunbe bed 17. 3)loxi für ben 'Si^erif unb beffen
^Begleitung' öffnen ju (äffen.
r«®o }og ic^ benn ald ^eti^, b. i @(eift(id^er, ®e(e^rter ober
^abl)i ^ufein ben SlbbaQa^ e(«93iräfi (b. i. ber $rager) mit bem
faum brei^igjä^rigen (Smir ^ufein, bem @ej|iib äRu^ammab ben W>*
baÜaf) eU'^tttosL% bem ©c^eiK| (^ier Slbtömmling eines äBeÜ ober
^eiligen) @älim 93ä ^Slbbäb aud ^ab^ramaut unb unfern 2)ienem
in bunfler ißad^t jur @tabt ^inauS, ber @efaf|ren und tool^I bemugt,
aber im 93ertrauen auf ®ott unb bie gute @ad^e, für bie ic^ fd^on
oft mein Seben eingefe^t ^atte. Sn @an'a niugte niemanb ettt^aü^
t)on meinem SSor^aben, man munlelte nur, bag ed fid^ um ben ge«*
fürchteten äJ^afdgrik ^anble. @elbft meinen Wienern teilte id} erft
brei ober oier ÜTOeilen fjinter @an'a mit, u^o^in bie 9ieife ge^t.
@Iei(^n)o^[ Ratten Seute, bie i^ in bie @ad^e eintoei^en mugte,
tagS iut)or nac^ $£^aulan bie ^Ja^ric^t gelangen laffen, bag ein
^fir (Ungläubiger) mit bem @d^enf oon äRarib reife, unb f)atUn
felbft bem @c^er!f S3ranbbriefe inS ^aud geworfen, in benen fie mid^
als Stäfir Verrieten unb bem frommen @prog beg ^op^eten^aufed
bie ^öQe ^eig machten, faDd er feinen $Ian, mic^ nad^ ÜD^arib }u
bringen, au8fü[)re. 3)er ©c^erif blieb inbeffen feft bei ber Über«»
jeugung, ba^ id^ ein 3)?ufelman unb bag aQed anbere ^erleumbung
fei. @f)&ter er!annte er freiließ feinen ^nrtum. ^a ^atte er fic^
aber fc^on ju fe()r tompromittiert, al8 ba^ er mid^ tjötte faDen laffen
fönnen.
„9Bir ritten bie ganje ißad^t unb btn näc^ften Sag, bid tote
um 4 U^r nad^mittagS ganj erfd^fipft in bem fc^on an ber ®renje
bed gef&^rlid^en ft^aulan gelegenen ^orf el^^inbijla anlamen, nic^t
o^ne untenoegd S(uftritte gehabt ju l^aben, in benen bie Straber
ben ^efif) ^ufein als -'^Surfen' agnof gierten. Smmer traten ber
Smir unb ber gelehrte @ej|ib äRo^ammab bajtoif^en unb beteuerten
«C. X.2 «on ®on*o nad) 3Ratib. 15
ebenfo tote i^ unter Sibedfd^tDuren, bag id^ fein '^rfe' fei, fonbern
ein ^ormlofer @tUfycttt, ber ju biefem ober jenem berühmten ©c^efff)
ober *aitm (^ofeffor, ©elel^rter) nad) ^ahi)xamaut »anbere, um
bott feinen SSiffendbrang ju befriebigen. Unter unfägttc^en ©tra«
pajen xmb aufregenben 3^i)^^nfaQen bur(^5ogen n)ir bie näd^ften
jiwi Sage bad Gebiet ber öerrufenen S^jabjan^öebuinen unb mußten,
ha vm ba^ 3Babi !Denne tt)egen eingetretenen mäd^tigen @eild (@t^
birgdftromeg) unt)affierbar fanben, bei Ütad^t unb 9^ebet mit SBer^^
meibung aller SBege burc^ bai bem Smir feinblic^e Sanb ber 3(1
^io^m reiten, bie nnd erbarmungdlod niebergeme^elt {)ätten, totnn
fte und tttappt ^aben tt)ürben. @$ U)ar ein benhDürbiger 9^aci§t«
ritt, ber felbft ben 2)|a^m^%ebuinen, atö fie einige Sage ^p&ttx t)on
bon üertoegenen @tüd ftenntnid erlangten, imponierte. fDlitttoottj
ben 21. äRSrj morgend erreid^ten tt^ir bie Stuinen bed berühmten
2)ammed, bei bereu Slnblid id^ ^on unbefd^reiblic^er (Genugtuung
erfttOt mürbe. Sofort topiextt iä) einige @tunben ^inburc^ 3n^
fc^riften, borunler eine, n^el^e und in titoa 35 grojjen ßeilen eine
ganje @efc^(^te ber S)ammbauten (ieferte. Ertapp nad^ 3Jlxüa%
ritten loir in äKarib ein, oon ber 9et)ölferung, bie im erften Slugen^
blid einen rftuberbanbenartigen (SinbrudE mad^te, auf bad e^rer^
btetigfte begrubt
„9S3e(c^e @ee(enpein unb toeld^e aufregenben ©jenen id^ burc^«
itmaditn ^atte, um ni(^t aud meiner Stolle ju faQen, bad l^abe id^
betailliert in meinem äSud^e „®Qba" gefc^ilberi^
„@(^on am näc^ften ^ge begann id^ meine S(rbeiten. Seber
Xndfbtg mar mit Sebendgefa^r oerbunben, unb nur mit großer be«
UKiffneter Sdforte fonnte id^ ed tt^agen, bie oft mel^rere Kilometer
entfernten Shtinen ju befud^en. (£d ^atte fid^ nämli^ tt^ie auf
fSinbedflugeln unter ben ummo^nenben ©tömmen ber ^ja^m, Slbiba,
!Dun>a)j|, 9Kuräb, jhäb, @ai*ar, bem Sjauf (bie Xalfenfung oon
IRarib), ^arib unb Sai^an bie unerhörte 9lad^rid§t verbreitet, ber
Sntir üon äRarib f)abe einen fremben ^efil) mitgebracht, ber im
2anbe Snfc^riften fo^iere, @^S^e fu^e unb nod^ anberen @pu!
treibe, ^ebm %a% n)urbe i^, oft oon toeitl^er, burd^ 93efud^e be«
^eQigt, meiere gelommen maren, um fid^ t)on ber äSunbermär mit
eigenen Sbtgen ^u überzeugen, unb nic^t ti)enig gaben mir bie ffoü
^daf)ä (^(ural oon ^^efi^) ber @(egenb ju fc^a^en, faft nod^ me^r
ald meine SBiberfac^er unter ben europäifc^en (^ele^rten. 93alb
1) b. i. bad noc^ ungebrudte dieiietpexL
16 3)dttc »cife. «O. X. 2
benunjierten fte mic^ qU Xürfen, balb q[$ (S()rtftm ober Suben,
unb t(^ ^Qtte immer bte miberltd^ften @jeneti^ um ber SBeDSlferung
}U betoeifen, boft t(§ ein gotteSfürt^tlger SWonn fei. S)aju famett
forttoäEirenb neue ^enunjtationen aud @an^a. Sine fo geioagte
ÄoIIe, bte id^ übrigen^ tro^ aller ©d^tolerigfeiten mit ©rfolg fpielte,
tft nur tief im Snnem be8 ßonbeS mit Seic^tigfelt burc^jufüfiren,
tt)0 man ^enunjiationen feiten^ S3efannter nid^t audgefe^t ift.
^Unter biefen UmftSnben nal^m id^ bie S^opograp^ie bed fianbed
auf, mit einer (9enauig!eit unb einem ^^tail, xotlä^t mir geftatteten,
meinem Suc^e *®aba' eine Äarte im SRafeftab üon 1 : 250,000
beizugeben für bie ®egenb t)on 92ebiran bis 18ai^än, unb Don biefer
Oftgrenje an allen @teQen bis gum ftamm beS ®ebirgeS, ein @r«
gebniS, auf ba^ id^ mit einem geteiffen ©tolj blidte, ^gSn^te bed
ferneren biefe Starte felbft bis in bie entlegenften ®egenben wie
SRal^ra unb Semäma bur^ ja^Kofe @rfunbigungen bei SBebuinen,
machte meteorologifd^e unb linguiftifd^e 99eobad^tungen, beS weiteren
fold^e über bie nod^ fo menig gefannten unb bod^ iugerft n^ic^tigen
©tammeSgebräud^e unb ®efe$e, unb burc^forfd^te bie ®egenb bom
arc^SoIogifc^en ®efid^tS^unfte, mie nie ein Sieifenber in Arabien
t)or mir eS getan. ^iefeS le^tere rechne id^ mir ju größerem Ser«
bienfte an als meine fonftigen 9[rbeiten, ha gerabe bie alten ^nf«
mfiler mel)r als aQeS anbere ber 3^t5rung burd^ 9)}enf d^en^anb untere
liegen unb baE|er fo rafd^ als mög(id^ ftubiert merben mäffen, u^enn
tt^ir ni^t auf bie Kenntnis ber ®efd^d^te vergangener Sa^rtaufenbe
berjic^ten n^oQen.
„äßeine ^orfd^ungen in ber ®egenb t)on SRarib n)aren alfo
topograp^ifd^e, linguiftifd^e, etfinograpl^ifc^e unb ganj befonberS
ard^äologifd^e.
,,SBon befonberer Sßid^tigleit ift bie 9luSbeute an Snfc^riften
am X)amm, am fogenannten ^aram SilGS, auf ben 9tuinen Don
9ßarib, SRirmat^, ®an7tt)ana unb 3:ialma, bie einzeln ju befpred^en
I|ier nid^t geboten fd^eint. Sc^ f)abe betaiQierte 9I2itteitungen barfiber
in meinem SBud^e gemacht
,,9tad^bem meine SRittel mir nic^t mef|r geftatteten, auc^ noc^
ben unbergleic^tid^ infd^riftenreid^en ^jauf — ^aleb^ {|at au^ bort
nur einen ®riff inS tßoQe getan — beffen ^fiupttinge mi^ abju^olen
bereits nac^ äRarib gefommen n^aren, }U befud^en, entf^Io^ ic^ mic^
5ur Süücfreife nad^ @an'a, bie, toit id^ übrigens borauSgefe^en ^atte,
einer ber gefa^rboQften SRärfc^e n^erben foQte, bie je gemacht njurben.
^er Sfüdhoeg über i^ab^ramaut ^ätte n^eit weniger ®efa^ren geboten ;
«C. X. 2 Son SRari6 nac^ San'a. 17
allem boju fe^Ititt mir bie äRitteL Sbenfo koie bei unferet %6reije Dan
@an'a ritten mir auc^ donüßarib imS)unfe( ber Stockt ab in berStod^t
tN)m S^eitag 20. 9^, nad^bem mir ber S3etofilferung btn (Stauben
bngthxadft Ratten, ed ^anble fid^ um einen breitfigigen {(u^flug nad^
ber in ganj anberer Süc^tung gelegenen 9htine eU9Refäbj[ib. 3)a mir
bie fHadfti^t Ratten, bo^ fämtlic^e ©t&mme im ^albfreiS um äRarib
\»n 9K^m an hü über 9tebä' ^inauS unb befonberii bie Vi 2>ia^m
bie abfu^t ^ten, btn »Xürten'' (id^ mar ber erfte S^ic^toraber,
ber feit bem lOefie^en ber X&rfen^errfd^ft in @an'Q na^ bem
SRaf d^rik ging) nic^t nad^ @an'a ^urädEiuIaffen, unb ba| bie S)ia^m
auf allen SBegen SBebuinentru)^)? |)oftiert Ratten, und aufjulauetn,
fo umgingen mir ouf unfäglic^en äßegen gegen 9big^m&n baS )u^
ndc^ft gefd^rlid^e ©ebiet tmh glaubten unS im Oben unb faft nie
tum SRenf^n burd^^ogenen SBabi S)^a ober ^^ufd^ma fieser.
2)a ))10^i(^ biaHte ca. 1 ©tunbe k>or ©onnenuntergang @(^u{i auf
Sc^ufa auiS bem na^n Xamariffengebftfc^. SDteine Begleiter, faft
oQe )u ^erb ober ^bfc^in {dUnniamA), fonjentrierten fic^ eiligft
na^ rudmSrtd. 3c^ moQte badfelbe tun, allein mein SRaultier,
mnbe unb erfc^p^, blieb mie feftgebannt unb mor laum jum Um^
k^rai ffi bemegen. 9laf^ f))rang id^ auS bem ©attel, marf mid^
jn Soben unb ber^inberte burd^ SReDoloerfeuer (auS einem großen
fogcn. äRontenegriner^SReoolim) baS ^ertiorbred^en ber S3anbiten
oud bem Suf^e» bie mid^ o^ne Qnd^tl arg ungerichtet ptten. Sn
biefer tiergmeifelten £qge ermedten ®c|ftffe oon rfidCm&rtd mieber
Öffnung. Dod maren meine f^eunbe, bie alfo nid^t geflol^n
maren. Sluf ben 3uruf ber iReinen: Fekih, uhrub! gfefi^,
fääj^ ! ft^ang i^ auf unb rannte im rafenbfien Xentpo, mitten in
beiberfeitigem Offner, jur ^ofition meiner ®enoffen, mo mir baS (Se*
fec^ no(^ eine SSeUe fortfe^ten. Unfere Angreifer maren etma
30 9Kamt ftorf, f&^lten aber balb ^aud; ba^ fie mi nid^t ge^
twu^fftt feien. UnS mar lein $aar geträmmt, mä^renb bie iBebuinen,
foirid U^ tonftatieren bunte, menigften» ^ Sermunbete ^tten. &
mürbe ^tkbe gemacht unb mir fe^en unfern SBeg fort, ^e ganje
Sai^t ^bnrc^ mürbe geritten, unb am 9Korgen bed @amStag ge=^
taugten mir in ben oberen 2>il bed fe^ ortf^ftenreid^n Sßabt
fkirib, bai t>on ben SI Storämifd^, einer Unterabteilung ber beut
Sfebr unb einem SBruberftamm ber Kl S)|a^m, bemo^nt mirb. 3n
biefem ret^enben Xale geba($tea mir audsuru^. Ilber melc^
ZAuf c^ung !
„ftaum Ratten mir bie erfte ^Aufergrup^ )?Qffitrt, atd andf
«UfftOtifRt. X,S. 2
18 Dritte «ctfc. «O. X,2
f^on bie (SmlDO^ner, unb borunter fetbft bte SBetber, auf und ju«
ettteu; mir baiS Xud^ t)om Sto))f6 riffen, um fic^ ju flberjeugen, ob
id^ ber „3ÄrIc" fct. Shtn gab e« ein 3"^^«?^« ^^ Araber öon
l^aud ju ^aM, tooit SBeiler ju 9Bet(er; Xrommetoirbet ertSnte üon
allen (Seiten, unb afö ^Stten unftd^tbare ®eifter Segionen aud ber
@rbe geftam^ft, eilten bon beiben Ufern ^unberte bon Strabem,
aOe mit hinten ben>affnet, l^erbei, unb nac^ tt^enigen Stugenbliden
»ar unfre Heine @d^ar mitten in einem SRenfc^enfnfiuel, beffen
9But feine ©renken lannte. 9Bir tourben alle bon ben @&tteln
^eruntergejerrt, unfere 9{eittiere roatm flugd in ben ^nben ber
SBanbiten, unb mit un« felbft öerfutjr man in einer SBetfe, bie jeber
93ef^reibung f))ottet. ^od^ IDO bie 9tot am größten, ift ®otte«
$Ufe am näd^ften. £a loir gegen teurem ®elb einen ^jaf|m««9e«
buinen (9RubäraI ibn 9)?udftr ^ieg ber SBadere) atd ©eijir (SBe«
gteiter, ber ben @(^ug feinet Stammet auf ben @^ü|ting über«
trftgt) engagiert fiatten, erftärten ft^ alle antoefenben 2))ai^m«0e«
buinen and) trog i^rer fonftigen Xobfeinbfc^aft, bie fie gegen ben
®m!r Ratten, für i^ren ©tammedgenoffen SRubäraT, ber in ritter«
lieber SBeife ben %oi> feinen Kugenblid fd^eute, um ber @^anbe
jtt entgegen, ein $Berr&ter feiner ®airat (®^ugbefoi^Ienett) genannt
}U tt^erben. SSer aber für 9)>htbäraf tt^ar, toar für und. 9htn ent«
ftanb ein unbefc^reibK(^ed S^aoS. @o oft ein ftarmuf(l|i auf mtd^
ober auf ben @d|erif fd^iegen ober mit bem ®ürte(meffer einbringen
n^oQte, bitbeten S)ia^m'8ebuitten eine fefte ^^alan; um und unb
entriffen unfern ®egnem bie SBaffen ober balgten fic^ mit i^ncn
^rum. @ogar bie SBeiber, n^a^re gurien, mifd^ten fidg in bie
9lauferei unb riefen ben äR&nnern: „fc^Iac^tet bod^ ben Xürfen ab!"
Snblid^ fam ein @^ciff|, namend 'Omar ibn 'Smir. Xber auc^
biefer brad^te und feine 9lettung; benn er t)erlangte im 9lamen
feiner ®enoffen meine Sudlieferung, gegen toetd^ SBebingung bie
onberen freigelaffen koürben. SQein ba legten bie bier ®d^er!fe
oon 9Rarib, bie mit mir n^aren, einen 9tttt unb eine aR&nnti(^teit
an ben %aQ, bie mir unbergeglid^ bleiben loerben. O^ne einen
Sugenblid ju }bgern, erflörten fie ed loie SRubäraf für eine eined
Aabiten (SBebuinen) unmürbige unb fd^mac^tioQe Infamie, ju ber«
langen, bal man feinen f^reunb im @tic^e laffe, unb riefen ber
tobenben SJtenge ju: ,,3^r merbet biefen SRann nur mit und tiHen
ober niemanb töten!" ^a fam ein anberer @c^eifl^ (oon ben bani
@afrän) herbeigeeilt, ein n^ürbiger ®reid, o^ne ftopfbebedung, ol^ne
XSaffe. SSie ein ^triard§ f))rac^ er }u feinen @tammedgenoffen :
tCO. X,2 8on 9RQn6 nac^ @an*a. 19
«Sd fei ferne t)on mir, eS fei ferne \)on euc^, ba| wir biefen Seuten
etoad ju £eibe tun. Sd^* erüöre fie indgefamt in meinem unb in
bem @t^u^ fSmtlic^er benl S^meb fte^enb.'' 91qc^ biefen eblen
Sorten jog fic^ ber litte juröd unb einen llugenblid ^errfd^te 93e«
ftnr)ung unter ber SKenge. S)iefen Sugenblid benügten mir, um
und rafc^, aber nic^t fluchtartig iurüdjujie^en ; benn eine SRinute
ipiitt w&it auc^ ber ISinbrucf ber ))atriard^alifc^en SBorte üer^
fc^uttben %trot]tn unb fein SUtter me^r tt)&re erfd^ienen. SBir aber
mitfamt ben S)ial^miten n^aren gegen bie ^unberte Don ftarämifc^
me( }u fc^toad^, unb in jebem ^aOe tofire ic^ unb ber (^ir er«
morbet n)orben.
„2)a n)ir burc^ yi^m nid^t jie^en fonnten — man Dertoeigerte
und bie ©c^u^geleitfc^aft, loelc^e roxi fofort oer(angt Ratten — fo
blieb nichts anbered übrig, als in bad feinblic^e (Gebiet ber S)ia^m
ju ge^, in welchem noc^ immer bie 93ebuinen)}atrouiQen nad^ und
fpä^ten. SUIein bie mit und befinblid^en Sja^miten erflfirten ed
einftimmig für einen point d'honneur, nad^ ber SBerle^ung i^rer
@tammede^re, meiere fic^ bie ftarämifc^ ju fc^ulben fommen liegen,
bie ^nbfeligfeiten gegen ben @d^enf ju oergeffen unb i^n unb
feine ©efeÜfc^aft ald @&fte im ^ja^m<«Sanbe )u betraci^ten. @o
^en n7ir benn unangefochten bid in bie 9iä^e oon ®inoäc^ jucüd
unb fc^lugen ein Stac^tlager auf. SBä^renb ber 9lad^t entfanbten
nrir einen Soten na^ $a}m 911 S>ammäbi, um bei bem @dgeif^
SO ibn SRafc^ib (Häuptling ber %U@a ib^Sebuinen) fid^ered Geleite
bnrc^ fein ®dbiet gu erbitten, ^efer fagte ed gu unb na^m und
am (Sonntag in ber freunblic^ften äBeife auf. äRontag, am 23. ttpril
ftiegen loir im äBabi ^abäb f)inauf, um burc^ bad Gebiet oon
Xnlfc^, Sa^män, ©c^abbäb gegen @an a ju marf edieren. S)a aQe
biefe Gebiete — unb biefe ißac^ric^t ^aben mir fogar fc^on in
SRarib erholten — oon benfelben Sbfic^ten befeett maren mie bie
'91 ftorämifc^, unb und fc^on gar fein anberer Sßeg met>r geblieben
o&re ald ^ab^ramaut, fo befc^loffen mir, Sift anjumenben unb bie
geffi^rlic^n Gebiete im (Silmarf^ bei 3lad)t ju burc^ jief)en. . 3c^
bat ben ißafib '9li ibn 9tafcl)ib, ben ja niemanb in irgenb. einem
tkrbac^t ^ben fonnte, im eigenen Ißamen ben ^ertiorragenbften
3latib x>on 'Strüfc^ um ®eleite in ber Stacht {u bitten unb if|m für
ben 9benb ein ätenbegooud an ber ©renge ju geben. @d mar bied
gerobe jener 9bifib, ber am meiften bemüf)t mar, meiner ^abl)aft ju
4oerben. ^Skt ^lan gelang. Stad^bem ed bereitd bunfel gemorben
3oar, bim ber (Seleitdmann (®o^n bed 9lafib). 3c^ i^ielt mijd^ m-
2*
20 Stritte «cifc. «D. X, 2
ftedt. %te er M ©d^ifd Don SRottb anft(!^ttg lourbe, füeg im
©cjiir fofort ber SSerba^t auf, e8 fSnnle ber ^eifecrfc^ntc „Xfirfc'*
in feiner (SefeÜfd^aft fein. Kitin ed tmirbe i^m 6emerft, biefer fei
f(^on t)orgeftem burc^ bai ®ebiet ber Starämifd^ gebogen unb ent«
meber fd^on in Sana angelangt ober am SBege erf^Iagen n)orben.
SBS^renb nun ber (Smir unb ber ©ejp 9?ol^ommab ben ©ejjiir
(@eleitömann) im ®efprfi(^e hielten, mifc^te id^ mic^ fd^toeigenb in
bie Storatoane, unb erft um 9Rittemac^t fiel bem @eiiir ber ge-
fieimnidDoQe, fc^toeigfame unb üefoermummte 9teiter auf. fiber
au(^ jle^t tt)urbe i^m bebeutet, baS fei ein ®elel^rter au8 ^ab^romaut,
ben ber ©ejiib 9)}o{|ammab nac^ ber 2:i^äma (bem Stfiftenlanbe)
mitnehme, tt)o er S^rabitiondtoiffenfd^aft ftdbieren unb bann nac^
9Reffa ge^n n^eri^e.
„@e(bft n>enn ber gute ©etjir genau gen)u^t ^fitte, n^er ic^ bin,
fo ^8tte i^m bod mitten im Sanbe nid^td me^r genäht. Serraten
burfte er mid^ nid^t me^r, ba man i^n felbft für einen fianbeS«
t)errftter gehalten ^Stte, unb niemanb ^ätte i^m geglaubt, ba% er
felbft l)intergangen n^orben fei. Sin ber ©renje loar baS freilic!^
anberS gemefen; bort aber {|atte er ni^tS bemerlt. 3n ber %üi
toar biefe 9?ad^treife eine ber aufregenbften; benn bei jebem S)orfe
tourben tt^ir toon ben SBac^en angerufen, allein fie begn>en fic^
ftet«, als i^nen bie tool^Ibefannte Stimme be8 ©ejjir» jurief, e«
feien blofe Kameltreiber ber AI ©aib. »ei Xoge toäre ba8 un«
audfäfirbar getoefen. @o gelangten Unr nac^ unffigttc^ ftrapa^iöfem
Stitte Dienstag um 3 U^r 15 äRinuten morgen» im 9Eßabi 9Ra8ioar
(ft^au(än) an unb ritten nad^ faum jmetftflnbiger Staft gegen
@ana, in baS n)ir um 4 U^r nachmittag» n)0^1be^alten unb im
förmli^en Xriump^)uge einmarf edierten."
3^^ (£rgSn}ung biefe» 99eri(^te» mögen noc^ einige ©teDen au»
aSriefen ®Iafer», bon Xrobien au» an ^ofeffor ^ommel in 9Kfln«
^eh gerid^tet, folgen.
Son SRarib au» fc^reibt ®lafer am 26. 9R8ri: @eit 21. b. 9R.
gtadlic^ in SRarib unb bi» f|eute fc^on über ^unbert t)0llig neue
^nfd^riften, bie meber Hrnaub nod^^aleo^ gefe^en ^aben! 3(^
f j>iele ^ier bie etum» gefährliche unb bebenftid^e SloQe eine» mo^am«
^mebanif^n 9le(^t»gele^rten, allein bi»^er mit beftem Erfolge. Sk^
mürbe fogor fd^on am erften S^tag jur Xb^altung ber ^ebigt in
ber SRofd^ee @ttlatm&n eingelaben: .... Son ^ier au» gebenfe
i(^ eine ganje Steige Don ^tifen ^u machen, menn — ic^ unterftfi^t
xottit. Selber ^a6e ic^ feine i^offnung bieSbejfiglic^. tut bie
10. X, 2 Crgebmlfc. 21
fitn)))fiifd)e @f(e^rten)DeIt ba^ irrige, fo lote i^ bann erobere id^
ganj ^ob^romaut unb iKä^arä im ^uge für bie äBiffenfd^aft. 3^
lenne Sanb unb Seute fo genau, bol ic^ bie Überzeugung ^oben
lann, an iebent Orte ©ubarabtend Dom Semen (bem meftßc^en Zeil)
bid 'Oman unb (nörbttd^ t)on ba) bid 93agra mit DoUfter ^rei^eit
unb mit na(^ menfd^ßc^em Srmeffen gefiedertem (Erfolge arbeiten
iu fönnen. 9Bad ba» in bem fanatifc^en Arabien bebeutet,
©iffen Sie.*
Sine 92a(^fd^rift oom 30. fOlaxi fonnte ftatt ber juerft ge«*
sonnten 100 Snfc^riften bereite 240 fonftatieren.
3n einem ^Briefe aud %ben, batiert 3. September 1888,
fc^reibt er: „Vi» da fe^r toefentUc^ed Srgebnid betrachte ic^ aud^
meine ©tubien über bie 9Beif)rattd^^ 3R^n^en« unb ^ummi^'gfrage.
Um bie groge einer gebei^Iid^en Söfung }Uittfu^ren, f)otte id^ Soften
unb äRit^en nic^t gefc^eut, eine ganje Sammlung (ebenber ^an^en
(bnr^tt^eg Gummibäume, 3Bei^rauc|« unb SD^^n^enbfiume unb bie
StsdUffiany) an bie ftüfte ju fd^affen. Sttoa 4 ober 5 %rten, ba^
runter befonberd ber S3ar8««@trau^, ^aben bereits in erfreulicher
93eife äBurjel gef dalagen. 2)a id^ no(| ttwa 14 Xage in %Un
bleibe, tt)o bie ^flan^en obfolute 9iu^e unb aufmerffame Pflege
finben, fo ^be ic^ begrünbete Hoffnung, bog düt S^remplare fic^
er^oloi unb gebei^en tt)erben. ^ag id^ aud^ aQe oor^anbenen
J^OT}« unb (Summiforten mitbringe, üerfte^t fid^ oon felbft.
„Son befonberer äBic^tigfeit bürften meine {artogra))^if(^en
arbeiten fein. @ie ttierben jum erftenmale eine üerl&^ttd^ ftorte
oon gon) @ubarabien, bie Sßfiftenbiftrifte mit eingered^net, liefern.
Iba^ tc^ bobet aud^ ber ^iejirat afSrab bed ^ambäni (ber ht"
rühmten t>on 2)aoib $. TtnUtx ^erau^egebenen Geographie Arabiens
in&ttftDe Subarabiend, ber |>eimat bed ^erfafferd) unb bem 3Ki(
bedfelben Sutord gebü^renbe Slufmerffamfeit fd^enlte, bebarf feiner
fpegieDen (Sno&^nung.
,,(£benfo toertüoQ bürften meine fprac^Iic^en Aufzeichnungen
fein, bie eine lomptette S^arfteOung bjt» fübarabifd^en ^ialefteS, ober
ric^er ber fübarabif^en Sialefte geftatten unb jum SBerftänbnid
ber alten Snfc^riften brauchbare ^Beiträge liefern. Unter i^nen
finbet au^ bie ©prad^e bed ojeanifc^en Xjaf är, aDerbingS nur nac^
einem ®e»2^r8mann auS jener ®egenb, Serüdfic^tigung.
,,9Reine aftronomifc^en unb meteorotogifc^en, fotoie fuItureOen
unb et^nograp^ifc^en ^Beobachtungen getjören jum großen XeU fc^on
ber erften 9Ietfe an unb ftnb nid^t unerl^eblid^ erweitert loorben.''
22 drflcbniflc bcr britfcn »eiff. «O. X, 2
9m @nbe feiner bntten 9ietfe ^atte ®Ia[er 632 neue fabfitfr^e
imb mtnStfc^ S^qrte gett)onnen, feine ©ommlung belief fi^ nun auf
1032 9?ummem; 346 arabifd^e ^anbfd^rtften, je^t im JBritifd^en
SRufeum, l^atte er ertoorben. ©ne ttjunbertjoße ©ommlung füb*
arabifc^er Driginalfteinbenimfiter gelangte in bie berliner äRufeen.
JBon ben Snfc^riften ^erbienen befonbere §ert)or]^ebung bie gewaltige
©ir»ac^*3nfd^rift, mel)r ate 1000 SBorte ent^altenb, auf 28 je
6 STOeter langen 3^^^^" eingemeißelt. Sie ift ha^ toic^tigfte ge*
fc^id^tlic^e ^en!ma(, bai^ ®Iafer aud Arabien mitgebracht ^at unb
befinbet fic^ in f aft böaig tabeHofem 3uftanb \ SRur toenige« fe^It
^ie SSerbffentli^ung ift Don ®Iafer felbft außerorbentlid^ meit ge«
förbert morben, leibet toav ed if)m nid^t befd^ieben, fie }u Snbe ju
fähren, gemer feien nod^ genannt bie riefigen Snfc^riften, bie üon
bem S3ruc^ bed berüfimten ^ammed Don äßarib Stunbe geben^
2 Dolttommen erhaltene Sejte Don 100 unb 136 fteineren Qvltn.
9Bie bei aOen feinen Steifen mußte @ilafer aud^ bie^mal in
bem %ugenblidt abbre^en, n^o er mit ber fic^erften 9[uSfic^t auf btn
größten @rfoIg ^Stte tt)eiterarbeiten fönnen, toenn i^n nic^t bie
DöQige Entblößung Don ®elbmitteln }ur ^eimfe^r ge3n)ungen ^ätte.
$8ie günftig war bie ®elegent)eit, Don Sßarib aud bid ind ^erj
be« alten STOinäerreic^Ä Dotjubringen. 3)te ^äupter ber bortigen
Stämme »aren in SRarib erfc^ienen. i^n in ifyce ®egenben ju ge*
leiten, niemals Dörfer unb niemals nac^^er bot fic^ eine ä^nlic^e
®etegent)eit. Unb loenn einmal in femer 3wfwnft ber ^ranfe bem
l^orfd^er fid^ereS @eteit auc^ in bem ^eute DöQig unjugftngli^en
minfiifd^en ^jof ersti)ungen ^aben D^irb, n^ie Diel n)irb ba too^I
nod^ übrig, fein Don ben S)enlmälem ber SBergangen^eit, toie Diel
mirb bii^ bal^in untoieberbringlii^ Derloren fein, n^ad ®lafer bamatö
noc^ faft mü^e^ unb gefahrlos ber äßiffenfd^aft ^ätte retten fönnen^
menn er energifd^er unb ausgiebiger unterftä^t toorben n^äre. SBo^I
foQte feine Dierte Steife einigen ®rfa^ für bie bamate Derfftumte
Gelegenheit bringen, aber boc^ nur ^infii^tlid^ ber Snfc^riften. (St
felbft ift ni^t inS Sanb gefommen, er ijat feineS ber alten ^eilig*
tümer gefe^en, Don benen und ^aleD^ Stunbe gebrad^t ^at er [)at
feinerlei aufnahmen an Ort unb @tette machen fönnen.
1) 9luf ber Dterten Steife ^ot er auc^ einen t)onpfinbigen tlbdotfc^ biefe^
9ttefente|teiB etl^oTten.
«C. X, 2 Sierte 9leife. 23
QOittU (geife.
Einfang 1892 btö Srü^ja^r 1894.
(Srft noc^ Dter Sauren ^at &la\tt eine neue Strife nad^ Strabien
nntemommen. Unterftä^t wax er biedmal t)on ber ^ager (StefeU^
f(^ft jnr gdrbening beutfc^r SSiffenfc^aft, ßunft unb Siteratitr
in Sö^men mit einer @ubt)ention Don 8000 f[. SHe gro^e Un«
fic^^, bie im ganjen Sanbe noc^ infolge eined allgemeinen Sbtf^
ftanbed gegen bie tärfifd^e D6er^errf(|aft (1891) beftonb, mochte e^
(Blafer biedmol ganj vambQlid), grb^ere Steifen ind Snnere ju unter*«
nehmen. @o nutzte er fic^ barauf bef^r&nfen, oon %ben aud
nadf 7aHü, oon ba inS ^eboniterlanb unb enblic^ nac^ ©on^a }u
letfcn unb bann in @an'a yx bleiben.
®leic^n)o^I ^at ber @rfoIg biefer Steife ben aUer früheren n>eit
nbertroffen, ttor aSem ^infid^tlid^ ber ®en)innung neuer Snfd^riften.
<B(afer fetter fc^eb barüber tton @an'a aud an ^ofeffor kommet
am 25. ^bruar 1893:
„^e 9leife nac^ aRa'in (bem 3)iauf) ^abe ic^ mir feit meiner
Xntnnft ^ier oorgenommen. £eiber ift ber ^jauf augenblidlic^ ber
dentral^erb aSer aufft&nbigen Elemente. Sine Steife bort^in in ber
je^gen 3^ mürbe jeben fomo^I ben türfifd^en 93e^brben ald aud^
ben 3>jattf«9rabem als ©fnon erfi^einen laffen unb fein ©d^idfal
m&re befiegelt, noc^ beDor er in bie Sage fftme, aud^ nur eine 3n^
fc^ft ju fo))ieren. tlber man mu^ fic^ }u Reifen miffen. 3(^ fyibt
mir einfach einige SBebuinen abgerichtet, Snfc^riften abjuHatfc^en unb
)u fo^ieren. SHed ^itte id§ in früheren Sauren nic^t guftanbe ge*
bracht 3e$t ^abe ic^ ein ganjed ßor|)d üon fold^en ®eneralft&b(ern,
bie mit einer »led^buc^je, ^apitv, SBIeiftift unb »ärfte »erfe^en,
^tnait8§ie^n nac^ allen Stid^tungen ber äBinbrofe unb in ben ent«
legenften SSBinfeln ben Snfd^riften nac^f^üren, in ®egenben, bie nie
eines Surof^äerd ^^ betreten mirb. @ie merben ftaunen, fobalb @ie
bie ^errlic^en %bt(atf(^e fe^en merben, meiere biefe bebuinifd^en ^mq'^
^nnbe f(^on bid^er gebracht I|aben, barunter auc^ fc^on einige ber
fyd&D\f')f^ 3)iaufinfd^ften (im weiteren S3er(auf f^at er t)on faft
oQen biefen Xejrten jukierläffige SlbUatfd^e erhalten). ®o umgebe id^
aOe <9cfa^r unb fann in ®egenben recherchieren, bie felber ju be«>
\uäfm mir abfolut unmöglich toäre, felbft in frieblic^en 3^^^-
Cbenbrein »irb bie Srforfc^ung ber äbtinen unb ber üerfcl^(e))))ten:
^^aämäiex eine nac^ SRbgti^ftit t)oQft&nbige, )umal ic^ aUe ^aupU
inmtte, bie noc^ fehlen, felber befud^en n^erbe (mie $arib SBai^än,
24 9kxit »eife. «iD. X, 2
luo ataibän liegt, SRarJ^'a, ^^ramaut, Xjafär uf».)- ^^ Sefuc^
be9 2)jauf ti)irb ^offentli^ überflüfftg kverben. 9ugen6licIIt(^ \>et^
tianble id§ toegen einer anbeten ®egenb, bie td^ ju befud^en gebenfe.
S)en 2)i(mf, Ü^ebjrän, bie 3)t>ifd|engegenb attrifd^en beiben, femer ^h^m,
SRuräb, Xjabiän ^abe ii^ einftkoeiten meinen ®eneratftäb(em fibet«
tmcfen. @oQte ei^ tro|bem notmenbtg merben, fo u^erbe ic^ aud^
felber no(^ ba^in ober bort^in reifen, ^muptfod^ ift, bie Snf^ften
3U famntebt, unb fftoax in braud^baren StbHotfd^en. 50iefed gro|e
3iel ^Ite i(^ mir ftetS tot ftugen, nic^t ))erfön(id^e SBraiiourftädE(|€n,
bercn id^ o^nebied genug oud^nffi^ren l^atte unb nod^ oud^uffi^ren
l^be, 9Bä|te ic^ getoig, bajs id^ SRet^ufalemd 9(ter erreichte, bamt
toilccbt iä) feben t)erfc^Ie^pten Snfd^riftenftein perfönlid^ auffuc^en,
Quc^ trog ber unenblic^en ^Atoetln^it , bie mit ben SBer^anblungen
mit ben majsgebenben (Eingeborenen Derfnüpft finb.''
.... @ie glauben gar nid^t, loieüiel id^ biedmal ft^on bid^r
tieraui^gabt l^abe. S)ie gan^ ©ubDention Don 8000 Önlben unb
ein gut Xei( meinei^ übrigen @elbed finb ba^in unb »enn eS nod^
einige äRonate fo fortgebt, bann befi|e id^ nic^t einmal bie Steife^
fpejen jur SHädffe^r. Unb ed mug fo for^earbeitet tt)erben! 3)enn
bie Umftdnbe finb jegt, koie t^ fd^eint, befinitto gfinftig ffir mid§,
unb jeber 3::ag biedmal für bie SHffenf^aft n^ertooQer ald 3 ober
4 ^ge meiner früheren Steifen, ba id^ jegt ganj t>or)ügti(| orien^
tiert bin unb nac^ feiner 9tid^tung blinb ^erumtap))e. äRit fieserem
®riff ^ole id^ jegt aOed tDiffenfd^aftlid^ äSertOoüe ein, unb ic^ tonn
getroft fagen, ba| fd^on jegt meine Stefuttate minbeftenS benen jeber
meiner frfil^eren brei Steifen gleid^fommen "
Kte ein befonberer @rfoIg biefer Steife ift ed ^u betrad^ten,
bog ed ®(afer gelang, gegen 100 latabanifd^e Snfc^riften in 96^
flatfd^en ju gen?innen. 89id ba^in toar überhaupt noc^ leine einzige
fatabanifc^e Snfd^rift befannt gemefen, j[a niemanb tougte, tt)0 bad
t)on ben !(affifc^en Tutoren neben SRa'in, @a6a unb ^ab^ramaut atd
einei^ ber großen fübarabifd^n Sleid^e genannte ftataban ju fuc^en
fei. 8u9 ben besten ®(aferd lernen )oir ein gut 2:ei( ber ®ef(^ic^te
biefed SanbeiS fennen unb oiele feiner ftftnigSnamen. äBir gewinnen
einen (Sinbttd in bie gan) eigenartigen religififen &r^ft(tniffe be^
Solfed, unb jjegt f(i§on, oo nur menige t)on ben %tjcten oerBffent^
lid^t finb, ^at fic^ gezeigt, mieoiel Sid^t auS i^nen auf bie ganje
femiHfd^e 8lte(igionl^efd^d^te fftOt.
SB&^renb bie früheren Snfc^riftenfunbe fic^ auf ein üer^aitaiS'-
mdgig menig umfangreiche^ ®ebiet bef^rfinten, entftammen bie Sn^
VC. X,2 (irgetoiffe. 25
fc^riflni btefer vierten Steife einem totxt größerem geogrop^ifd^
4Bf biet, bod mit fludfd^Iug ber in SSejug auf bad Sltertum belang«
bfen Xi^omagegenben faft gon} @ubloeftara6ien umfaßt.
SDen er^mungenen Slufent{^It in @an'a f)at @Iafer aber aud^
Ue^mal fnt^fbringenb genügt bur^ umfaffenbe Srfunbunjjen unb
anfjrid^ntmgen geogra)>^if(^er unb tinguiftifd^er S(rt. Über bie
rrfteren fagt er':
„^^ bin in ber Sage, eine gtemlic^ betaiQierte, für man^e
Ofbiete fogar erf^0^fenb betaiQierte Starte ju entU)erfen für ba%
Stfamte Sanb t)on |>ab^amaut bis in bie fUS^t Don fDMta. ®an2
befonbered Sngenmerl richtete id^ felbftDerft&nblid^ auf bie Uiffet
fo gut toit gan} unbelannten ®ebtete am Dftab^ang beS ©erat
(fo ^t ber gemaltige ®ebirgS)ug, ber bit ftüfte be2 S^ten äReered
tum ber ©ubioeftff^i^ ber ^albinfel bid nad^ äReRa begleitet) unb
om 9tanht ber SBüfte, meil bie n^id^tigften 3^ntren ber alten S^eid^e,
oiic^ bed fatabanifd^en, bort lagen.''
(Sine meitere, nic^t l^od^ genug 5U toertenbe ^ax^t biejer Steife finb
bie geograp^ifd^en Srfunbigungen ju ^ambani, bem berühmten in
@äbarabten ^eimifd^en ©eograp^en, ber ettoa um 900 n. @^r. eine
fe^ genaue, aber fc^toer berftdublic^e, tt^i( faft nur Stamen o^ne
genügenbe Ortdangaben bietenbe ®eograp{)ie Srabiend unb fpeiieD
€uborabiend gef^rieben ^at. 3)arüber fd^rieb ®(afer im gleichen
Srief an ^ommel: ,,|^ambanid 3)iejirat fjahe ic^ bereits, mad ben
Semen betrifft, DoHftänbig redimiert, aQe Ortsnamen lofalifiert;
baS tft eine Arbeit, auf bie id^ ftolj bin, unb bie fo fd^neS fein
anberer ausgeführt ^ätte. ^ieS fyxi aber ®elb gefoftet ; benn leben
Zag ^tte i^ aus ben berfd^iebenften ®egenben Eingeborene bei mir.
Sttformanten unb ßutr&ger aber moQen Uiafß fein, fonft ift an
bie Durc^^ng einer berartigen potittfd^ gefd^rlid^en Slrbett gar
nif^t jn benfen, gefäf)rli(^ für mic^ unb für bie fonft 93eteiligten.
(Et'Sibft'd (Sefc^^te Semen'S überfe^e id^ inS ^eutfc^, ein gut
Xeil fd^on fertig, furj, bie @rgebniffe finb ganj au^erorbenttid^ —
^onbfc^riften, tt^ie fte fein Sterblicher jemals auS bem Orient mit^
brockte ufm. 9(QeS fommt barauf an, ba^ je^t meine f^reunbe
eingreifen! £S ift bie le^te arabif(^e Steife bie id^ mac^ "
Sbtc^ biefe vierte Steife mar einge()enben linguiftifc^en @tubien
getvtbmet. 91uf ii^ f|at ®Iafer befonberS bie 3)ia(efte beS füblid^en
ftnftengebieteS k9om StaS StuS bis noc^ @e |)ub, baS fogenannte
9R^ri im äSeften unb baS t)on i^m @^e§rat genannte @d^^auri
im Often oufgenommen, @(^mefterbialefte ber auf ber Snfel @oqotra
26 »iertc ««ife. «D. X, 2
gefpcoc^eneit Spxad^. S)ie SBid^tigfeit biefer eigenartigen ®ptaäfen»
gebi(be für bie Singuifttt ubttf)aupt, n^ie befonberS für bie @t!ennt«-
nid ber fübarabifc^en ^nfc^riftenfprac^e {)at fc^on gretoet i 3. 1840
betont, t). SRal^a^n f)at i^nen feine S(ufmer!)Qm!eit gen)ibmet, unb
if)T ©tubium mav eine ber ^Hauptaufgaben ber SStener fübarabtfc^ett
Sjrpebition D. 3. 1898. ßeute befi^en U)ir bani ber unermubli^en
SCätigfcit 3). ^. aKuBcr « eine ptte öon ÜÄateriat biefer me^r unb
met)r bem unauf^altfam Dorbringenben 9lrabifc^en tt)eic^enben S)iale!te.
3n ®Iaferd 9«a^Iag fanb fic^ ein ^eft oon 186 blättern mit ^oben
ber 9)tet)ri^, @oqotri<> unb @(^^auri«@prac^e, aud ben jerftreuten
9{otijen feiner Xagebüd^er nac^ ®laferS 2)iftat üon ^of. kommet
umgefc^rieben unb georbnet.
Snblid^ ift noc^ ber ^anbfc^riften unb Driginalbenfmäler, bie
®(afer üon biefer vierten 9te4fe heimgebracht t)at, )U gebenfen.
^iedmol n^aren t'^ 251 arabifc^e äßonuf friste/ bie je^t ju ben
perlen ber SBiener $ofbibliot[)ef gehören. ®(afer f^at ed befonber^
biedmal Derftanben, bie beften unb älteften S^emplare oid^tiger äBerfe
2u enterben. 9}ic^t n)eniger atö 20 baDon finb auS ber 3^ ^om
4.-6. 3a^rf). b. glud^t (= 10, ~12.3at(r^. n.(S^rO juoerlöffig batiert
3)ie prac^tooUe Sammlung Don Driginal-3nfc^riftenfteinen unb
?«tertümcrn befinbet fic^ jeftt gleic^faü« in SBien.'^ ©ic umfaßt 39 3n*
fc^riftenfteine, ja^treici^e @!utt)turen, fleine Altertümer unb SDäinjen.
^e bringenbe S3itte um meitere ausgiebige Unterftfl^ung fan&
feine ©r^örung. Olafer »ar im 5^11^ ja^r 1894 burc^ feine TOittet
lofigfeit 3ur ^eimte^r gejmungen unb foQte nieme^r ben SBoben
Slrabiend betreten bürfen. @r blieb in ^eutfc^Ianb, meift in Tiänd^m,
baS if|m jur jn)eiten ^dmat gen^orben mar, fic^ auf^altenb, mit ber
©i^tung unb teitmeifen äSearbeitung feined 3Rateriatö befc^&ftigt^
immer in ber Hoffnung, burc^ einen günftigen SBerfauf feiner i^m
noc^ Derbßebenen Sammlungen fid^ einen forgenfreien SebenSabenb
3u fiebern. 2)iefe |>offnung ift i^m ni^t in @rfftllung gegangen.
9?oc^ etma 1 3a^r t)or feinem Xobe gemann ein ^lan feftere ^^orm,
nac^ bem er feinen S(ufent^a(t n)ieber in @an'a nehmen unb bort
fi^nlic^ rote auf feiner 4. 9leife bnxö) (Srfunbigungen unb @amm«
lung oon Snfd^riftenabftatfd^en ber äBiffenfc^aft neued Waterial
bef^affen foQte, aber nic^t n)ie früher auf eigene älec^nung unb
®efa^r, fonbern in einem feflen SSertragSderpitniS. SBelc^er (Seroinn
1) $01. bie 9ei(^rei6unfl Ttai (S^rünertd in ben (S^enfer Songre|atten 1894.
2) »gl. bie ^blifation r>on 3). ^. WtüUtx „3)ic fübarobtf^en «Itettümer
bed St. ft. ^ofmufeumi» %»ten''.
fÜD. X,2 Olaferd Sebeutung aU Sforf^ungdretfenber. 27
I^tte ber SBiffenfc^aft oud ber SSertDirflid^ung biefed $(Qne^ ertooc^fen
mäffni! 9ber ed foUte baju nic^t lommen. ®eit @e;rtember 1907
litt @Iafer fc^ioer an ben t$o(gen einer Shterienberfaltung, bie rapibe
^rtfc^ritte mad^te, unb am 7. äRai ift er einem aft^matifc^en S(iu
faü erlegen.
^e SBebeutung ton ®la\ex^ ^orfd^ungdreifen Hegt eigentli^
nic^t in ber perfönlic^en Bereifung neuer bid^er t)on feinem Suro*
päer betretenen ®ebiete. 3n bicfem ©tücf ^at er mannen feiner
Sorgänger, n^ie Stmaub unb ^oleo^, ni^t erreid^t. 9luf böDig neue
SBege führte i^n eigentlich nur feine SReife burc^ Slrc^ab unb ^afd^ib.
3>aS ®ebiet, ba^ er mit eigenen äugen gefe^en l^ot, ift berl)ältni8-
mö^ig eng begrenzt. äSaS feine SReifen gegenüber aOen früfjeren
d^nltc^en Untemef)mungen fo äberaud erfolgreich toerben Heg, tQor
ber Umftanb, bofe er me^r olS aUe feine SSorgfinger im Sanbe
iDirflic^ ^eimifc^ gen^orben ift, ba^ er ftc^ im ^bc^ften 3Ra^t baS^
SSertrauen ber mafegebenben ftreife unb 5ßerf5nlicl§feiten, ber Surfen
ni^t weniger toie ber ein^eimifc^en Häuptlinge, ju erwerben t)er*
ftanben fyA. (Sine }toeite SSoraus^fegung feinet (SrfoIgeiS mar feine
Sorbilbung, unb auc^ nad^ biefer @eite ^in t)atte er t)iel üoraui^
Dor allen feinen Vorgängern. @r mar ein burd^aud gefd^ulter
@eograp^ unb Sftronom, innig üertraut mit ®efcl^i^te, @itten unb
9tbtiud)en bei Sanbed, in bem er reifte, unb t)or aKem ^at er
bie Sprache ber Eingeborenen üoQtommen be^errfc^t unb befa^
inbem linguiftifc^e ^^igteiten genug, frembe Sbiome abgu^ören unb
)u fixeren. 92ur einem berortig audgernfteten tSot]i^tt mar t^
mdglic^, bad üon ®(afer befolgte @t)ftem fo burc^gufu^ren, ba% ^
TanMi^ juDerläffige Srgebniffe gemä^rleiften fonnte. 9Sad er nici^t
mit eigenen 9ugen fe^en fonnte, f)at er üon Eingeborenen erfragt
unb biefe Srfunbigungen aufS gemiffen^aftefte an immer neuen
Informanten geprüft, ^ie Stuinen, bie er nid^t felbft befud^en
tonnte, fyxt er burd^ feine üente naäf Snfc^riften burc^forfd^en
laffen, unb buxä) biefe trefflid^ gefd^utten l^ilfdfräfte eine unDer^
9&ngHd^ güOe aut^entifc^en Snfc^riftenmateriafö befd^afft. ®o i)at
n andf ber funftigen Srforfc^ung ©ubarabiend ben 3Beg gemiefen
unb geebnet. @eine Untermeifung ber Eingeborenen ift auc^ anberen
fc^on }ttgute gefommen. 9ßa8 in ben legten Salären an SbKatfc^en
nac^ Europa fam, ftammt moI)I alle^ t)on ben burd^ @Iafer ge^
fc^ulten Seuten. £8 märe nur gu münfc^en, bog ed gelänge, biefe
&ute unter ber gu^rung eined (anbed« unb foc^btttbtgoi gorfc^erd
ttod^ t)iel Qttdgiebiger ber SBiffenfd^aft bienftbor )u machen, bid
«ttintal gtttcHu^ere SBer^Itntffe lieber eine gefa^rlofe Sereifnng
imb @rforf(§ttng bed Sanbed ermöglichen.
@elten too^I ^at ein t]rorf(^er ber SBiffenf^ft ein reid^ered
<Srbe ^interlaffen ali Sbuarb @Iafer. 2>er @ebanfe I> fid^ gor
tiid^t Qudben!en, ba% mit i^m quc^ fein Seben^ioerf in 9lid^td jer«
faSen, untoiberbringlid^ Derloren fein fönnte. 3)ie SBiffenfc^aft f)at
baS grölte Sntereffe baron, ftc^ feineS ÜVod^Iaffei^ }u t)erfi(^ern, il)n
bauemb )u txf^alttn unb ju erfd^Iiegen. %ud ber oben gegebenen
©d^ilberung feiner Steifen unb i^rer (Srgebniffe (S|t fic^ fd^on
ein allgemeined'99ilb gen)innen üon ben @d^5gen, bie je^i noc^ ber
;^ebung I)arren.
^rofeffor |)ommeI ()at eine SnDentarifation bed Stod^taffed
t)orgenommen unb im Anfang ju ©[aferd Sltiemenifd^en Sßoc^ri^ten
Deröffentlic^t, babei befonberS f&mtlic^e Snfc^riften t)on ber 2. Steife
cn, bie SRummem 277 — 1811, furj befc^rieben. ^ier fei folgenbeS
baraud ^er))orge{)oben:
SHe Kopien ber Snfd^riften füllen im bunten 993ed^fe( mit
fpra(^Kd^en, et§noIogif(^en unb geogrop^fc^en Snottjen 15 Xage^
tät^er, 8 ftiften «bftatfd^e geben für bie n)ic^ttgeren Xe^e ber
3. «eife (406—1032) unb für faft aDe ber 4. JReife (1033
6i9 1003) bie ben Originalen für bie äBiffenfc^ft gleic^«*
.n>ertigen autentifd^en Unterlagen. ZHe Xe^e 1664—1780 finb
•gteic^faQd in 9[bE(atf^en borl^anben, fte mürben ®Iafer nad^ feiner
9lüdle^r nad^ SRün^en an^ Arabien jugefanbL ^ie Stummem
1781 — 1811 enthalten mit toenig «udna^men (1787:5 Seilen,
1 788 : 3 S^tn) nur einjelne SSorte (9tamen), meifi t>on ©c^mucf««
<)egenftSnben in ^riootbeft^ ober im ^anbtl abgefd^rieben.
@d (endetet ein, bag bie Srfc^Hegung biefeS getoaltigen SKate^
tiate, bad bie 3^^^ ^^^^ ^^te bie toir bid je|t l^aben, fi^er
mtf)t ate Derboppelt, unb jubem in ben meiften ^SDen in outi^en^
tifc^er ^orm vorliegt, bad ganje @tubium ber fubarabifd^en ^nV
mäler unb bamit ber ®eograpt)ie unb ®ef(^ic^te bed alten Srabiend
auf t)öQig neue ®runb(agen fteUen m\x% Unb me^r a(d baS. Sd
^at ft(^ bid^er UKi^rKd^ )ur Genüge gejeigt, bo| bad f&barabifd^e
"Rittertum fein toeitabliegenber Zummelplag eng begrenzten @|)e}ia«
{iftentumS ift, ba| t)ielme^r feine flufiteDung auc^ ber (Srfenntnid
cnberer bur^ bie ®unfi ber Ser^SItniffe einem größeren Streife
tnterfffant unb toU^q getoorbenen StoAqt ber orientalifc^en SBiffen«
fc^ft in fe^r kDeftntlic^ €t&(ien )ugitte fommt
9[uf 9(Qferd SRotijen ju ^ambani ift fd^on ^htgwiefen toorben.
3n fernem Sßoc^Ia^ fanben fi(| 2 mit geogrofo^if c^en @tettogra))^iei^
92ott)en üoQgef d^riebene @jremp(are Don S). $. aRfiOerS Xe^tattSgabe.
3m lelften ^afitt feined Sebend ^at er äberbieS einen 2:eit biefer
9}oti)eii in nnmittelbar Denoenbbore ^orm umgefd^rieben.
Selber ^t un^ ©lofer niemals bai gegeben, n^o^n feine ^f)XQ*
fetten nnb feine unffenfc^aftlid^ SuSrnftnng i§n Dor allem anbent
unb Mr allen anbem in @tanb gefegt ^tte, eine groge ftorte ))on:
@ftbarabien. SSie oft ift er baran gegangen, biefed üon i^m felbft
ftflS Qld feine befonbere «ufgabe betrac^e äBerl in Angriff ^n
nehmen. B^r Sudfä^ng ifi er nie gefommen. 3m 2)ru(f liegea
nnr pjon anSbrfldtü^ als ^Dortftufig'' bezeichnete ftartenffiijen wx^
bie 5» feiner SSefc^bnng ber Sieife in 9(rc^ab nnb $af(^b nnb 31t
ber atimte $obeiba«@an'a in Leiermanns äRttteUungen »b. 32
nnb bie snr |Kibaqan'«3nf^rift (®I 302) in feinen ^aRitteilungen*'.
Sei feiner (Skniiffen^ftigfeit, bie nirgenbS bentlid^er ^erDortrittt, al»
in feinen geogra))^fd^en ©tubien, l^&tten u^ir üon i^m itoeifeHoS-
eine gon} Dortrefftici^e ftarte erhalten. SQe Vorarbeiten haifl fyibtn
fi<^ in feinem S^ad^Ia^ gefunben, ein ^ft im aDergr5|ten f^ormate
mit 74 Seiten ooQer ftartenffi^jen mit einge^enben geograp^ifc^
Stotiien, bo jn no(^ eine SKenge lofer Slätter mit Z)etailffi)}en nnb
eilte 8toSe Mrfd^ebener ftartenffijjen gr0|ten f^ormatS.
f^irioa^r, eS ift ein nbeneic^eS Srbe, baS ®Iafer ^interlaffeit
^i S)ie SSiffenfc^oft unrb lange baran ju jel^ren ^aben. @S ift
nur jn tt^nnfc^, ha% fic^ 9Kittel nnb äßege ftnben, eS balb nnb-
in mfirbiger SBeife ber Allgemeinheit sng&nglic^ ju mad^en.
Sbnarb ®(afer fyxt ber 9Biffenf($aft nid^t nur anf gefat|rt>oDeR
S^n neneS SXaterial erorbert, er fyit and§ felber unb in gifidt»
Si^fter SBeife fi(^ an ber Bearbeitung unb Verarbeitung biefeS^
SRoterialS beteiligt, er ift nic^t nur ein gforfc^ungSreifenber f onbent
ein Sforf^ gemefen. greilic^ Ifi^t ft(| ni^t leugnen, ha% feine
gelehrten Arbeiten^ mitunter rec^t anfechtbar finb. @lafer toat
^) SHe.nrf^ttgftoi finb: Slitteilmigcn über einige ava metner @amnttung.
«Asnooibe foUiMe Snf^riften 4<» 102 + VII 8. 1886. — &^t ber Qk^
rti4<e nnb (8eofirat»^ie ffrabiend. I. 8anb (Olef^id^te). 1. ^ft 102 S. 1880-
(si4t im em^^anbel). U. Sb. (Qko%tapiiit) 575 ®. 1890. -- SHe Slbefrmier
in ntMat nnb Hfrifa. 211 S. 1895. — gmei ^nf^riften fiber ben 5bamm-
bnttl Ml IRorib. 129 6. 1897. — !ßnnt nnb bie ffibarabifc^ea 9lei(^.
72 6. 1899. — «Itjemenifd^e 9{a(^nc^tcn. Sb. I 1906.
30 ®tofer aU %ox\ditx. «€). X, 2
Vtttobtbaft^ mar ftolj barauf, aber er ^at bie Stiippen, bte bent an
feiner fiesem Xrabition orientierten ftnrd brof)en, nic^t immer ju
meiben t^erftonben. @o ^ä^ltpptn manche feiner arbeiten einen
«ner^drten 93aQaft uon @rto&gungen unb äRftgßc^feiten mit fic^, bie
<6en feine aRftglic^feiten finb. 3n bem ©treben, erfc^bpfenb }u
fein, ^at er aQju leicht bie @(rengen äberfe^en, bie bie feften ®efe(e ber
Singuiftif umf (^rieben ^aben. Sin 9eift)iel! 99ei ber Srbrtentng
bed aSorted agü fagt er (0S3 9. 244 f.), t» fbnnte t^eoretifc^
cuf 108 iBSur}eIn auradgeffifirt »erben, unb er ^abe bie 3Rüf)t
aid^t gefeint, nac^ ben mat^emotifd^en Stegein ber ^ermntation unb
Kombination aQe biefe 108 SBurjeln gufammengufteOen unb fo
loeit fie e^iftieren in ben (arab., ^br. unb ftt^iop., eine Hnja^I
<iu(^ nod^ in anbem) SBfirterbäc^m nac^jufd^Iagen , t^eoretifd^
olfo 3 X 108 = 324 + c. 100 toeitere, alfo c 420 Shw^WIagungen".
@o fonnte er auc^ ganj ernft^aft fagen, er ^abe für eine unb bie«
fetbe 3nfc§rift menigftend 3 t>bUxQ einn^anbfreie Überfegungen o^ne
iKiran ju benfen, ba^ baoon boc^ j[ebenfaDd 2 fi(i|er falfc^ fein
mflffen. SSad mir bei biefer fionftatierung am ^erjen liegt, ift
ober in erfter Sinie iai, ju jeigen, n>ie forgfättig ®Iafer feine Wc^
Mten bur(^gefü^rt ^at, mit totlä) beif))ieUofer ®emiffen^aftigteit er
aDe äRbgUd^teiten burc^gebac^t unb geprüft f^at, mie eifern ftreng er
^egen ftd^ f eiber mar in ber ^orberung ber n^iffenfc^aftlic^en ^rünb**
Itd^feit. Unb ba er ein burc^auS genial oeranUigter €kift mar,
ftnb au^ it)m, bem tlutobibaften, fieiftungen gelungen, bie bie l^öc^fte
)Betonnberang er^eifd^en. <£r ^at Diele @(^mierigfetten in feinen
Snfd^iften mie fpielenb gelöft unb mo im (Sinjelnen bie Späteren
^u forrigieren §aben, ift toon i^m boc^ oft ber @inn, ber ^uf^ni«
men^ang mit fieserem Snftinft f(ar erfannt morben, auc^ ba, mo
er aQen feinen SBorgängern oerborgen geblieben ift
©eine mic^tigfte Sntbedung ift ^meifeltod bie bed ^b^eren
fUterd bed min&if^en {Reic^ed gegenüber bem fabSifc^en. ^reilic^
ber augenfäQige Semeid für biefe %uffoffung ift bid ^eute ni(^t er«
brad^t morben. 2)ie 3nfd^riften, t)on benen au8 ®(afer felbft ju
i^r gefommen ift, finb noc^ unoerb ffentlic^t. (£8 ift nic^t ju oer«
munbem, menn fie nod^ oiel äRigtrauen begegnet. S(ber aud§ gefegt
htn ^D, ba| fic^ in ber Formulierung ber 2:^efe einmal noc^ bai
«ine ober anbere t^erfd^ieben foQte, fo mirb boc^ f)eute fc^on nie«
ntanb leugnen fönnen, ha% bie ^^efe an ftd^ eine unoergleic^tic^
belebenbe SEBirfung auf ben gangen ®ang ber fübarabiftifc^en ©tubien
gehabt ^at, mit bem Srgebnid, ba^ nunmeljr erft eine einigermagen
«C. X,2 (»(afer ald Sorf^er. 31
etn(ettd|tenbe ^orfteQung üom ®ang bet ®ef^td^te im üoridlamifd^n
Arabien geiDonnen toorben ifi
3n (Slaferd ^tadfla^ befinbet [id^ audf ein ju gerabe^ f oloffalen
^Dimenftonen angetoacl^fened a){anujfript eined Snfc^tiftenloerfed, in
bem eine äRenge alter unb neuer Xe^te einge^enbft be^onbelt finb.
@o vielerlei @preu fi^ barin aud^ finben mag, fid^erttc^ toirb ed
eine tomn }u erf(^öpfenbe gunbgrube fein für aSe ^d^geno[fen
ttnb Dor aUem ben 93ear6eitem bed Snfd^riftenmateriatö unf^&^bare
!3)ienfte leiften. SDUd^te bieg SSer!, bem ®(afer fid^ in ben legten
5 3Itbeitd)a§ren feinet Seöend faft au^fc^liegttd^ unb 6id jur äuger*'
ften ßrfc^öpfung gekDibmet ^at, einen nid^t nur fad^Iunbigen, fonbern
auc^ piä&tooUen Herausgeber finben.
[^eUid§ ber ftärtfte «ntrieb bei fol^er ®ekDaltIeiftung toar für
^lafer bie ^olemiL »uc^ baju ein furjed äBort. ®laferd ©d^riften
Fmb {um größten 3:ei( rec^t unerquidHic^ 5U lefen unb finb eS je langer
\t mfft gen)orben. (St ^at in i^nen ber $oIemif einen toeit über
5a§ SRog ^inauSge^nben 9iaum geaa^rt unb jnyor einer $oIemit,
Me nur ju oft ben Soben ber fac^Iid^n (Erörterung toerlägt unb
perjönlic^ mirb. Sänge Seiten in feinen 93üc6ern ^fitten nie ge«*
iäfciAtn ober gar gebrudt merben foQen. ®Iafer f)oi fid^ ^on
ieinem erften uriffenfd^ofttic^en Auftreten on jurüdgefejt, verfolgt
öerflrinert, unterbrüdt gefüllt. 9Ran lann t>a^ öerfte^en, wenn
man toeig, Wie Wenig man i^n in feiner mit fo t)iel Segeifterung
unb Ot^ferwifligteit unternommenen ^orfc^ertotigfeit unterftugt fyit
ffift lann ed i^m ni^t nac^fü^Ien, bafe »itterleit unb SBerbitterung
fi(^ immer tiefer in i^m feftfegen mufeten, wenn er immer wieber
bonn fein Ärbeitdfelb im ©tid^ laffen mußte, wenn er na^ Über*«
timümng aller ©c^wierigfeiten bed fieberen Srfolged fro^ ju werben
hoffte, wenn er fid^ fagen mufete, i>a% lebigßd^ ber SWangel an tat-
bäftiger Unterftfigung it)n jwong, bie Arbeit einjufteDen, für bie
« ®ttt unb SBIut bran ju geben nie 8eben!en getragen ^at Slber
»w er fid^ im Sauf ber 3at)re in immer größere SSerbitterung
^eingelebt fyit, Wie er fic^ ein ganjed ©^ftem erbad^t ^at, nac|
bem feine „geinbe" il)n Verfolgen, Wie er fc^Iiefelic^ foweit gefommen
^*r 9fxt )u glauben, ber ßwecf einer großen wiffenfc^aftUd^en Dr*
gott^ation fei im legten Snbe nur gegen if)n gerichtet, ia^ lann
man ni^t mel)r nac^fü^fen unb öerfte^en, ba^ !ann man nur aU
nn tragifcfte« Ber^ängni« innig unb mit tiefem SKitgefüt)! bebauem.
3n {einen Werfen finben fic^ auf ©^ritt unb 3;ritt bie ©puren
biefer «orfteßungen. SRöcöten biefe ©teCen, bie f 0 öiel mit f c^ulbig
32 S(^(ui «D. 1, ^
fitib ati ber it9ief))SIttgett Seurteilung oud^ feinet rein nriffenfc^ft«
lid^en Seiftungen, äberfe^en »erben ober koenigfienS Derftanben iDerben
ate hai mai fte finb, ald ^ugentng einer mi tranf^fte t)erierrteti
^Verbitterung.
%bet bie polemifc^e Steigung (SUaferS f^at nic^t nur fo be«-
bauerKd^e (Erfc^einungen gejeitigt, fie fyxt fi^ mon^mot au(^ in
einer fd^tt^aften, unb bei aller Sronie foft anmutig ^umort^oüett
XBeife gefingert. ®r ^t gelegentH^ mo^re Aabinetftäcfe ^umor«
DoQer Sronifierung gegeben, bie niemanb, DieUeic^t ni(|t einmol bie
^Betroffenen, miffen mfic|ten.
Unb am ©d^tuffe feines Sebend ^at er felber bafflr geforgt,
ba| er nid^t nur al8 ein ftarfer l^affer, atö ein unerbittlich unb
unoerfb^nlic^er SEBiebert)ergeIter im ®ebSd^tni8 ber Stad^melt toeiter
lebe, er (}at mit ben am grimmigften üon i^m JBefe^beten feinen
^vieocn gemocht*
^ie ^eute ^ugfinglid^en ^aui^tqueüen für (Blaferd 9ietfen ftnb:
(9Iaf er, SReine Süeife burc^ Sn^ab unb {>af(^ib. (^etermann« 9Htt. 80. 93b.
1894, ®. 170—188, 204—218). [1. Steife],
«(afer, IBon ^obeiba nac^ @an*a nom 24. fipvl bi« 1. 9Rai 1885 (9etarm.
aRitt. 82. »b. 1886. @. 1—10, 38—48). mt ftarte. [2. 9ieife].
(0(afer, Über meine Steifen in 9(rabien. Vortrag in ber M. (Seogr. (S^ef.
in »ien am 26. X. 1886, «bgebr. 9Ktt. biefer «ef. 1887, ®. 18—28,
77—86 [be^nbett bie beiben er^en Reifen],
dbuarb O^Iaferd Reife nacj^ aXarib. SR&ra— «^ 1888. SonSrit^mme!
(«eiL s- SXflnc^ner «flg. ^tg. 9h. 298 u. 294, 1888). Sterin «lafert
Ctiginalberitl^t [8. 9fleife].
SRitteilung 9h:. 1 ber Ü^ef. §• Sörberung beutf(^er ®if[enf(^aft, Jhinft unb
Literatur in Oö^men: Oeric^t (9Iafer« über feine 4. Steife b. b. «ben
28. II. 1894.
Serid^t über einen IBortrag oon d. ®Iafer über feine 4. Steife nac^ «cobien
(Seil. a. SRün^ner «Hg. gtg. 20 97, 1894).
Sereinjelte Rad^ri^ten finben fi(^ befonberi» no(^ in (S^IaferiS „VtiU
teiiungen über einige aud meiner Sammlung pommenbe fobüiff^e 3n«
f^riften" 1886, mit einer i^arte ber <9egenb t>tm ^abaqan, unb in ben
„6übarabif4en Streitfragoi'' 1887.
Sfür bie Orientierung fei auf bie ftartenffi^jen in AOVIII,« unb auf
<9Ioferi( oorifiufige ftartenffi^^en in ben obengenannten fBerfen oenoiefen.
10. jAfr^Aiid Der Jllie Orleiit ^^ft 3
UH » <4 9«ftc) *tfi»»g€frteii vtn der ^^^^
: B.. ffk. 3 m. ilerdcra$iat1id)en Sctcllsdiaft (€. U.) #o Mcaxtf
Die
Deutung ber 3ukunft
bei ben
Babyloniern unb Tlffyrern
üon
Dr. Tlrtt)ur Ungnab
Ceipzig
). C. Qinridjs'fdie BucbbanMung
1909
Die Uorderasiatistbe 8eseU$d)aff (€. U.)
mil dem SIU \m icrlia
be^tDcdt bte gfdrberung ber Dorberaftatifd^en ©tubien auf (8runb ber ^en!m&(ec.
@te gibt tDtffenfc^aftltd^ ^vbeiteit i^xitt S^itgUebet in ^anglofen ^ften ald
,,9RitteiIungen ber Sorbetafiatifd^en (Sefellfd^aft" unb gemeinbCT"
^anblt(^e ^arfieaungen bierteliä^H^ unter bem Xitel „^er Siltt Orienf'
^ttaui. gremer min bie ®efel[f(i^aft bie 9efd^affung neuen SRateriott anregen
unb unterPlen. ^te (9efettf(^aft ^fflt gegenmfirttg 486 9Htg(ieber.
^er ja^rU(^e9RitgHebdbeitrag betr>l09Rarf, wofürbie,,9Kttettungen"
(Jonft 15 SR.) unb „3>er «Ue Drient" (fonft 2 9».) geliefert »erben, —auf-
nähme aldSRitglieb erfolgt bur(^ ben 9^orflanb auf einfädle Snmelbung beim
®(^riftfü^rer. — ga^Iung ber ^Beiträge l^at im Januar an fBoIf Reifer Serfog
IQerlin S. 42, IBranbenburgfhage 11, §u erfolgen.
^er l^orftanb befielt ^. 3t. aud: $rof. Dr. S. i^on 8uf<^n, 1. 9orft^nber,
Srtiebenau b. Berlin, Segadfh. 9; $rof. Dr. SR. jpartmann, 2. IBorft^enber,
^enn^borf (SRart); Dr. 2. SRefferfd^mibt, e^riftfü^rer, Berlin N. 58, @(^ön-
Käufer Stlee 158 c; $rof. Dr. ^. SBindter, SBilmerdborf ; $rof. Dr. Br. SReifiner,
BreiSfau; :8ic. Dr. «tlfr. ^eremiaiS, Seio^ig; $rof. Dr. gf-<E. Reifer, ftönig«berg;
Dr. grtei^. t>on Biffing, SRünc^en. — Herausgeber ber „SRitteilungen": $rof.
Dr. $. »indler, ©itmerÄborf b. »crlin, »ingcrftr. 80, be8 „Alten Orient":
^erfelbe unb £ic. Dr. 9[lfr. ^eremiad, Seip^ig, :£)au|)tmannfh:a^e 3.
Inhalt der bitbcr crid>icncncn Dttic dci „ülten Orient" (Pr<is 60 Pf.):
i^t^pin atöl^riegerunbO^robererin
«fien. TÄbb. ©. SR. SRüller. 5i
«[Itbab^lonifc^eS 9led^t. SRit 1 9lbb.
Bon B. SReigner. 7i
9lmarna-3cit. Bon (Si. Stiebul^r. U
ftrabien oor b. ^dlam. O.äBeber. 3i
ftramäer. Bon 9t. @anba. 4»
£t^io|>ien. 1 9tbb. %B. iR. SR ü 1 1 e r . 6»
Bab^lonifc^e ^^mnen unb (Sebete.
Bon H. 3intmern. 7$
^fimonenbef(!^w5rung bei b. Babi)-
loniem u. 9(ff^rem. D. SBeber. 74
Deutung ber 3ufunft bei ben BabQ'
loniem u. Slff Qrem. ^.Ungnab.lOs
(Entzifferung ber Steitfc^rif t. 8 «Ibb.
Bon S. SRefferfc^mibt. 59
(Su|>^ratlänber unb bad SRittelmeer.
SRit 3 «bb. Bon ^.SSinctter. 7s
^eftungSbau im 9llten Orient. SRit
15$lbb. Bon ». Billerbecf. U
tJrorf(^ungdrei[en in ®üb«)(rabten.
3 iSlortenfl. u.4«bb. O. $Beber. 84
@ef(^id^te ber @tabt Babylon.
Bon $1. aSinctler. 6i
®laferd gorfcbungdreifen in Süh*
arabten. SRit 1 Bilb (9Iaferd.
Bon Dr. Otto8Beber. 10a
^ammurabi. €ein Sanb unb feine
3eit.SRit3«[bb. Bon^.lUmer. 9i
^ammurabid Q^efe^e. SRit 1 STbb.
Bon H. SBindler. 44
fettiter.9trbb.ESRefferf4mtbt. 4i
^immeld* u. ^(tenbilb ber Bab^*
lonier. 2 ^bf>, ^. SBincfler. 3a|8
^ölle unb $arabied bei ben Bab^-
loniem. Bon 9. Seremiad. Is
jteilfd^riftmebi^in in parallelen.
1 @d|riftt. Srei^. o. Oefele. 4t
SRagie unb 3^uberet im alten
i^tipttn. Bon ^. Siebemann. 64
S^inioeiS Sieberentbedung.
Bon di, 3e^npfunb. 5s
$^dniater. Bon 9B. o. £anbau. 24
$^öni}. Snf^rift. S. b. fianbau. 88
^^r^gten. SRit 15 »bbilbungen.
Bon (£. Branbenburg. 9»
$olitif4e (Sntmicf lung Bab^loniend
u. 9lff9rien!». Bon -H. 9Btn(f 1er. 2i
@an^erib. ftdnig bon fiffprien.
Bon O. SBeber. 63
©(^riftu. ©pra^e b. alten Sgi^pter.
SRitS^bb. 9g.@piegetberg. 82
StabtbilbbonBabt^lon. SRit IHbb.
u. 2 Blfinen. f}. |). 393 e i 6 b a c^. 54
^eH ipalaf . SRit 1 tartenf f . u. 15%bb.
Bon SR. D. Op|)en^eim. lOi
^oteu-^oten-Sleidbe im (Glauben b.
alten äfg^pter.a.SSiebemann. 22
Unterl^altungdliteratur ber alten
f:g^pter. Bon 91. 9Biebemann. 34
Urgefd^ic^te, Biblif^e u. babl^ton.
Bon ^. 3intmern. 2s
B5llerBorberariend. ^.SBindler. li
^Itf(4dpfung,Bab);Ionif(^e. 1 Mb.
Bon i^. SBindler. 8i
^er 3agrod u. {eine Böller. SRit 3
ftartenff.u.85S(bb. (S.igfifing. 98;4
Dad SJerlangen, ben ®c^(eier bet B^^unft ju lüften unb
fünftige^ ©efd^e^en unb Srge^en Doraudjuje^en, ^ot bog menjc^
lic^ ^rj öon je^cr bctocgt Sit^t nur bic Sicugicrbc, fonbcrn
tnSbefonbere bet äBunfd^, ^anbeln unb Xun fo einjurid^ten, bag fie
bie benfbar beften ^xüä)tt tragen, ^aben jened 93erlangen entfacht.
9BoQte man bem erfe^nten QitU nä^er fommen, fo %alt e^ Dor
allem, (Sinblicfe in ben ^aufafne^uS ber ^inge }u gen^innen unb
für bie Sin^Ierfc^einungen grogjügige ©efe^e aufjufteÜen. 3)ad
Altertum \)ai biefe fc^n^ere Aufgabe me^rfac^ ju löfen t^erfud^t unb
ift in feiner SEBeife ju öiel befriebigenberen SRefultaten getaugt aU
bie mobeme SBiffenfd^aft.
Um ein @Qftem ober auc^ nur Slnfäge ^u einem fold^en ju
geminnen, tonnte bad Altertum bie Smf^irie ebenfotoenig entbehren
ttrie bie Steu^eit; ed unterfd^eibet fid^ üon biefer nur bur^ bie %xt,
»ie eö fein SKateriat fammelt. ®^ öerfä^rt hierbei ebenfo fritiKoÄ
lüie bad ^nb, inbem ed t)on jeitlid^er $oIge ben na^eliegenben
Schlug auf eine urfdc^Iid^e ma^t, ol^ne bie ^^rage na^ ber 9){ög«
Hc^feti eined inneren ^ufantmen^angeS ju prüfen. @id^ mit
folc^n 5^agen überhaupt ju befaffen, toax für ba^ Stttertum unb
fo auc^ für ben alten Orient etloa^ Überflüffiged; mo ber 3Jltn\ä)
einen ^^fammen^ang nid^t ju ertennen Dermod^te, glaubte er t)or«
audfe^en 5U fönnen, ba| ^efen im Spiele maren, bie er mit
feinen ©innen nid^t begreifen fonnte: ®eifter unb ®ötter. S)a6
aber auc^ biefe nic^t nad^ SSiUfür fc^alten unb loalten fonnten,
mu^ fc^on bie Xatfa^e betoeifen, ba^ getoiffe Srfd^einungen, bie
bem äRenfc^en i^rem inneren SBefen nac^ unbegreiflid^ toaren, ftc^
mit unloanbelbarer 9{egelmäigig{eit n^ieber^olten. @omit toaren
au(^ ^ier bie 93orbebingungen gegeben, tt)enn auc^ nid^t ba^ SBefen,
fo bod^ bie jeitlic^e Sufeinanberfolge beftimmter SBorgdnge —
namentlich ^immlifd^er — im ooraud ju beftimmen.
3)ie .©rtenntni^, . bafe überall in ber 3BeIt Saufaljafammen*
4 SeüUc^e unb faufole ^ol^t. «£. X, 8
^änge efiftiercn, bcrcn flcgcnfcitiflc Sejic^ungcn ber SRcnfc^ nid^t
immer ju crforfc^cn öcrmafl, t>crlettctc bcn alten Orientalen ju
bem üer^&Itnidm&^ig na^eliegenben ©d^Iuffe, bag man auc^ bann,
menn ein ßufammen^ang ffmtt jeitli(^ aufeinanberfolgenber iii"
fc^einungen nid^t erfennbar mar, bennoc^ einen folc^en — ober
bod^ bie SRögljic^feit eine« fold^en — öorauöjufe^en ^abe, \a, bafe
im großen unb ganjen aOe 2)inge in einem urfdc^Iid^en 3^'
fammen^ange ftfinben, ber tt^enigftend teitoeife emt)irif4 feftgefteDt
tt)erben fönne.
"Uli ein tt^eitered ÜRoment fommt noc^ ber ®(aube ^in^u,
bo^ düt^ ®efd^e^en fid^ nad^ beftimmten ^njipien toieber^ole.
1tag unb 9^aci^t mit i^rem regelmäßigen Sßed^fel bon Sic^t unb
ginftemid, baS Sa^r mit bem ebenfo regelmfi^igen Sed^fel ber
Sa^redjeiten unb ä^nlid()e in fefter ^olge toieberfe^renbe (Srfc^ei*
nungen ^aben )do^I bie $$orfteUung toad^gerufen, baß auc^ auf
Gebieten, ipo ed weniger augenfäQig toax, ein regelmäßiger ^eid«
lauf ber ^inge anjune^men fei, baß bad, toa^ ^eute gefc^ie^t,
f(^on oft in ganj d^nlic^er Sßeife gefc^e^en fei unb nod^ oft ge»
fc^e^en n>erbe. 2)er SBillfür ift ba^er nur n^enig ©pielraum ge*
(äffen, benn ed gibt leinen Qn^aU, fonbem nur IBeftimmung. 3)ie
©c^idfatötafeln fd^reiben ber SBelt i^ren ®ang in aUen SinjeU
Reiten bor, unb aud^ bie ®ötter muffen ftd^ i^nen fügen. Son
einem fold^en ®efid^tdpun!te auS betrad^tet, geioinnt aud^ bad
fd^inbar Untoic^tige unb B^f^^S^ ^^ äBert; ed ift ein @Iieb in
ber großen ^ttt bed (Sef^e^end, bad für ben ^ufammen^ang bed
@)anjen, menn ed auc^ Hein ift, bennoc^ feine ^ebeutung ^at, bai^
man alfo nic^t o^ne ®efa^r ignorieren barf. Sine geioiffe 3n*
lonfequenj jeigt fid^ inbed, koad gleid^ bemerft fein mag, barin,
baß man ni^t ben freien SBiQen bed SRenfd^en }u leugnen ipagte:
ober richtiger too^I, man bemerfte gamid^t, baß bie SBoraudfe^ung
einer fold^en SBiQendfrei^eit gegen bad „ Softem " berftieß. 2>er
9Renf4 fann alfo fein ipanbeln na^ Derfc^iebenen @eiten ^in ent«
falten ; ba er j;ebod^ t)on Dom^ein nod^ ni^t toeiß, tDe((^e bie für
i^n gfinftigere ift, fo muß er üerfuc^en, einen Sinblic! in ben 3^«
fammen^ang ber ^inge }u geipinnen, um bon ben t)erf(^iebenen
SRöglic^feiten bie befte to&^Ien ju fönnen.
(£in folc^er Sinb(i(f kourbe, toie fc^on bemerft, junfic^ft auf
em))irif^em SBege gewonnen. Sei irgenb einem Ungtficf erinnerte
man fic^, baß juDor ein auff&Qiged ©efc^e^niS beobachtet lourbe;
beS^alb glaubte man fid^ ju ber Slnna^me berechtigt, baß ein
Ci(. X, 3 ,,$anDba4et'' bei SBal^rfogefunft. 5
gleic^ ©efd^^ntö auc^ eia anbred 3RaI ber SSorbote eined Un»
glucfd fein merbe. Wit retner Sm^irie fonnte man inbeä bei ber
^ü(Ie bed ®efd^e^enben ni^t audfommen; man mu^te ber jucken,
geuriffe ©runbibeen ju erfennen, um in fallen, too bie @rfa^rung
Derfagte, rein t^eoretifc^e ^onftruftionen üorjune^men. ^ier gilt Dor
aQcm bad ,r@^f^& ber gegenseitigen Sntfprec^ungen''. (Sin a(d
Cmen betrad^teted ^efd^e^niS galt 3. S. im allgemeinen al^ ein
günftiged 3^^^^"' ^^^^ ^ f^^^f^ ^^^^^ günftigen SSerlauf na^m,
al^ ungünftig bagegen, menn e^^ felbft ungünftig ober unnormal
tierlief. (Sine anbre ©runbanfd^auung mar bie, bafe beftimmtc
diic^tungen gläd<> ober unglücfbringenb maren.
So mar e$ ben SBa^rfageprieftern Der^oltni^mögig leicht tein
aus ber X^eorie fd^öpfenb, ^om^nbien anzulegen, bie auf alle er^
benfltc^n ^^e 9{ücffic^t nahmen unb gelegentlid^ fogar fold^e @t*
fc^e^niffe aU möglich anfe^ten, bon benen man fd^on frü^ er!ennen
mu^te, bafe fie niemals eintreten fonnten.
S9ei ber äbfaffung biefer ,^anbbüc^er ber 3Sa^rfagefunft"
mar noc^ ein anbre^ 3Roment maggebenb: man fud^te i^nen ben
Snftric^ einer e^rmürbigen Sltertümlid^Ceit ju geben, inbem man
fie in ISngft vergangene 3^^ten gurücfprojijierte ; baburc^ erzeugten
fte ben Snfc^ein einer burd^ bie 3a^r^unberte erprobten @(ebiegen«
^t unb 3ut)ertäffigfeit. @o ift eine Sammlung Don Omen aud
ber iJcberfc^au (f. u.) in bie 3^it be8 alten ^elbenfönigä ©argon
oon 9tffab (um 2600 D. &)x) Verlegt morben. @ie gibt bei |ebem
Cmen an, toa^ bem Könige auf &x\xnb bed gleid^en Dmend ju«
geftoBen fei, unb miQ fomit einen ^anon für {flnftige ^rrfd^r
bilben, bie bem 9{u^me jener ipelbengeftalt nacheifern moQen. ^er«
artige Dmen, bie auf l^iftorifd^e ©reigniffe jurüdge^en, finb für
bie ©efc^ic^tdforfd^ung von unVergleid^lid^em SBerte, ba eS ftc^
jeigt, ba§ bie bab^lonif^en ?ßriefter bei ber Slu^rbeitung biefer
Sammtungen ni^t miQfürlic^ Vorgingen, fonbern getoiffen^aft alte
C^Tonifen benu^ten, um fic^ bad gemünf^te ^iftorifc^e SKaterial
ju Derfci^ffen. ^^ür bie 3^it Sargon^ mar big Vor menigen
Sauren bad ermahnte Omenmerf bie einjige, natürli^ von vielen
Seiten ftarf angejmetfelte <S(efc^ic^tdquelle. 92a^bem nunmehr aber
hnxd) OueEen aud ber Qtit SargonS felbft nac^gemiefen merben
fann, bag eine ganjje ^nja^l ber ^iftorif^en Saaten be^ Omen^
merfed ouf guter Überlieferung berufen, mirb man nid^t um«'
^in tonnen, auc^ bie noc^ nid^ burd^ alte B^Ugniffe gefi^erten
ate juverlfiffig anjufe^en. SBeitere gefd)id^tli^ mertVoQe Jtotijeii,.
bic toir Dmcntucrfcn öcrbanfen, finb j. SB. bie über bad ®nbc ber
Ur-®^naftie (ettpa 2475 - 2360), beren le^ter Sflnig 3bi-©in t)on
ben (Slamitern in bi^ ©efangenfd^aft geführt mürbe, ober über ben
•Job be^ befannten Äönig^ Urumufc^ t)on fiifc^, ber einer ?ßalaft*
retjofution jum Dj)fer fiel.
Snimer^in finb l^iftorifc^e Semerfungen in Dmenmerfen red)t
feiten. 3m aQgemeinen genügte ed, menn man bod betreffende
Äompenbium in bog SRtlieu ber alten 3^^^ t^erfefete, inbem man
tttoa bie mobernen Sänber« unb SBöIternamen mit atten ungebräuc^«
lic^n t^ertaufd^te. ®ied tut t)or aQem ein groged aftrologift^e^
Dmentoerf, ba« au^ ungefähr 70 lafeln ju je runb 100 Dmen be«
ftonb unb noc^ in ja^Ireicf)en SBruc^ftücfen au« ber SBibliot^cf
?lfur6anipalg (668-626 ö. S^r.) erhalten ift. SBenn e« aud) ben
9?amen @argond nic^t ermähnt, fo mü e$ bennod^ ben %nfd)ein
crtt)crfen, au^ jener grauen SBorjeit ju ftammen; benn e8 teilt bie
SBelt noc^ in berfelben Sßeife ein, mie man fie bamal^^ nac^ poiu
tif^en ®efici^t^punften einteilte, nämtic^ in ?tRab (b. i. eigentlid)
9?orbbab^Ionien, fd^Iiefet l^ier aber mo^I auc^ Sumer, ©übbab^Ionien,
mit ein), 6[am, Ämurru unb ©ubartu. 3)iefe« maren bie üier
®ro6ftaaten ber 3^^* ©argon^ t)on 2tffab, bie bie t)ier ©iertel
(kibrat irbitti) ber „jit)ilifierten SBelt" au^mac^ten ; jur 3^^^ Äfur*
banipald unb fd^on lange }ut)or maren bie poßtifd^en ^er^dltniffe
ganj anbere. 9Bo^( Ratten ftd^ Slam unb 9(ffab«$ab^(onien burc^
bie Sa^rtaufenbe l^inburc^ erhalten, aber ein ^önigreic^ %murru
gab ed ebenfon^enig me^r mie bad einft Don ^etl^iüfc^er 9{affe be^
üötferte ©ubartu. 5)er ®a^rfagepriefter ber Spfitjeit, ber für einen
beftimmten ^aQ feine 93oraulfage geben mu^te, mar ba^er genötigt,
für bie alten ©ejeic^nungen bie ju feiner Q6t gebräuchlichen mieber
einjufe^en; er mu^te bann 9murru burc^ bie Sßeftlänber unb
©ubartu burc^ ?lff^rien erfe^en, bad jur 3^^^ ^^^ ^^^^^ ©argon
noc^ garniert e^ftierte ^ 3n einem aftrologifd^en 9lapport an ben
,^önig ^[furbanipal mirb biefe notmenbige ^ertaufc^ung ber alten
burc^ jüngere poütifd^c Segriffe au^brüdti^ bejeugt. ^er ^of«»
aftrofog ejjerpiert ^ier eine ©teQe au§ bem grofeen Dmenmerf,
t
1) ^ie Stabt SLffuT »utbe üon Uf^^ia unb ihtia gegrünbet, bie [\di bitrd^
i^Te Spanten ald Vnge^örige bed ^et^itif(^n (genauer mitannifc^en) 8o(fei
emeifen. Xiefe (S^rflnbund mug üor ber f)ammttrapt«^9naftie flattgefunben
^abfn, ba ed in biefer 3eit bereite ein aff^rifc^eil Sldmgretc^ unter femittf4en
f^firflen gab.
tC. X, 3 fiebnfc^Qu. 7
bie eine ^orauefage fär @ubartu enthält, unb fügt bann ^inju:
„Subartu finb mir", b. f). bie Slff^rer.
Unter ber großen ^äQe t)on Dmen laffen fid^ beutlid^ jtsei
Gruppen unterfc^eiben, nämlic^ foId)e, bie- ber äjlenfd^ tDiUfürlid^
^eibomifen tann, unb folc^e, beren 3ufianbe{ommen o^ne menfd^«
lic^ed ßutun gef(i^ie§t. Qu ber erften klaffe gehört, bor aUent bie
^eberfc^au, jur legten bie Slftrologie unb bie 9)tenge ber fic^ „iu^
fdOig" btetenben (Srfcl^einungen auf ^ben. 9)!an tann fic^ fd^lDer
üorfteDen, baß bie crftgenanntc Oituppt bie urflJrüngHd^ere ift;
benn ber primitit)e ÜÄenfd^ mufete erft einmal berfuc^en, bie Qu^^
fammen^ange ber grojsen SSeltenmafd^ine ju berfte^en lernen ober
fic^ loenigftend nac^ feinem SorfteQungdbermOgen in beuten, e^e
er e^ n^agen fonnte, felbfttätig in bad betriebe ber Letten unb
9{&ber einzugreifen.
3)enno^ finb gerabe bie ,,toiIIfürIi(^en" Omina juerft bejeugt,
ttxid inbed ein bloßer Qn^aü fein mag. 2)ie erfte Srtpä^nung ber
Ceberfc^au fd^int fic^ bereite bei @ubea, bem betannten S^igetönig
öon Sagafc^ ju Seginn ber Ur*3)5naftie (um 2450), ^ii finben.
3n ber 3eit ber ^ammurapi-S)Qnaftie {titoa 2230—1930 ü. E^r.)
ttNir bie fieberfc^au bereite ju einem boQen ®^ftem aufgearbeitet.
IHefe^ toirb einerfeit^ burd^ bad STOobett einer 3;onIeber erliefen,
bie fic^ im Sritifc^en 3)?ufeum befinbet unb ganj unb gar mit
Cmenbeutungen in aftbab^Ionifd^er Slirfit)fc^rift befd^rieben ift,
anbrerfeitd burc^ eine änja^t Heiner Xontafeln, auf benen bie bei
einer Opferf^au getoonnenen ^Beobachtungen tierjeid^net unb bie
}um %tH fogar auf Xag, 9Ronat unb 3af)r batiert finb. ®ie
bieten in i^rer Terminologie ein fo regelmäßige^ ®d^ema, baß
man ein fefteö ©Aftern ber Seberfc^au bereits für biefe 3^^^ ^n*
nehmen muß.
Der ®runb, baß man gerabe bie Seber afö baS günftigftc
Cbjeft ber 3Ba^rfagcfunft anfa^, tüav junad^ft ber, baß biefeg
Crgan ben SHten aU Si§ beS fiebenS galt, ^n biefer Sßorftellung
führte §ö(^ft Joa^rf^einlicl bie ftetS toed^felnbe ®eftaft ber fieber,
bie man bei gefc^lad^tcten 5;ieren fc^on frü^ bemerfen mußte: bie
Snorbnung ber einjelnen ^^eile, fo ber ©aÖenblafe unb ber t)er*
fc^iebenen ©aUengänge, bie merftoürbigen, größtenteils burc^ ttbern
unb ©c^nen ^erüorgenifenen STOarfierungen unb anbre auffällige
ßrfc^inungen, bie bei anberen Organen biet toentger ^erbortreten,
ertmcften ben ®ebanfen, baß bie Seber ber fic^tbare @i§ ber
feelifi^n iSotgänge fei, beren ^om))Ii}iert()eit auf biefe 993eife eine
8 £eberf(^u. «D. X, 3
geiotffe Srfidrung fanb. S3ad ffir einen 9tu^n tonnte ed bem
äßenfd^en tnbed bieten, bei ber D^ferfc^u getmffermagen einen
SBltd in ba» Seelenteben eined gefii^Iad^teten Xtered ju werfen?
S)te einzige (SrKdrung, bie man ^ierffir finben tann, liegt toofft
in ber SBorfteUung bed alten Oriente, ba| ber SRifrofodmod nur
ein Sbbilb bed SRafrotodmod ift ba| beibe in einer genau ge«
regelten ^rmonie fte^en, ba^ man alfo bad, nxtd t)on bem einen
gilt, auf ben anbem übertragen fann. Sine fold^ SorfteQung
lonnte fid^ entioicfeln, fobalb man bemerfte, ba^ aud^ bad orgamfc^
Seben Äteidlaufe beft^reibe, bie^ ju ben ^reidt&ufen ber Statur
eine getoiffe parallele bieten, d^ntic^e @)runbanf(l^auungen fd^nt
aud^ bie etruSfifc^ fieberfd^aufunbe }u ^aben, bie über^upt t)ie(e
9)erü^ngdpunfte mit ber bab^Ionifd^n jeigt.
JDie bob^Ionifd^en ^ßriefter ^aben für jebc Keine bcmcrfbare
(Srfc^einung auf ber Seberfläd^e beftimmte 'Sermini ge))r8gt beren
Deutung naturgem&g bie größten @d^toierigteiten bereitet unb tro^
ber eingel^enbften Jorfd^ungen erfl bann eine cnbgültig befriebigenbe
fein toirb, totnn SebermobeOe befannt gett)orben finb, bie bie bab^*
lonifc^cn Kamen ber cinjelncn SBeftanbteile angeben. 9lur bei
toenigen Sudbrücfen liegt bie Deutung ganj tlax auf ber ^nb,
fo bei martu ,/S>a^ ®ittere", »omit nur bie ®allenbtafe, unb bei
ubanu „Singer'', »omit nur ber fingerartige ÄuÄlou^ö ber Seber
(Processus pyramidalis) gemeint fein fann.
5Dic Terminologie ber Scbcrf^aupricfter möge ein Seric^t
über ben SBerlauf einer Opferfc^au Deranfd^aulic^en, bie t)or bem
9)ilbniffe bed aU &ott üere^rten 5l9nigd ^ammurapi Vorgenommen
tDVLxht, unb jkoar am 21. ^bbar bed 10. Stegierungdja^red feined
Ururenfete Ämmi^abuga (um 1975 0. S^r.). Diefer Xejt ift ber
ältefte batierbare Seberfd^auteft, ber bid^er befannt gemorben ift.
&: ent^&It nur bie ^Beobachtungen felbft, ol^ne bie Deutungen bei»
jufügen. 2ßan ^at ba^er anjune^men, bajj er bie Jlufjei^nungen
be« ober eined bti ber betreffenben Dpferft^au tätigen ^ßrieftcr^
bietet, bie erft fpdter mit §Ufe öon fie^rbüd^ern genauer
untetfud^t unb mit ^Deutung t)erfe^en mürben. 6^ §ei|t ^icr
(3. 13 ff.):
nefultat ber 0|»ferf4att: i)er Stonbort tmir lang. Vuf ber regten
6ette bc» 6taaibost(# Mret^ atoei Serttefwtgtn (?) gelegen. (Einen 9fab ffatit
fte (bie £eber). Sic linle 6eite be« 9fabe« war gefpalten. (Sin ... »ot auf
ber linfen 6eite beft 9fabe» gelegen. Die 9erpfirhmg toar fodgeriffen. ^n
ber Vdttt bed falafltore« war ein 9K6 (?), unb biefer ttiar aerfafert (?). dtne
%D. X, 8 SetoMau. 9
8tefc (?) ^otte fie (bie Seber). 3it . . . befanb {t(^ eine Oaffe' unb biefe
Maute nod^ bent ^upte bet 0alle. ^te (Saue toar auf ber linfen 6ette
]iii4 unten ^in etn>eüert (?). Huf ber tinlen Seite bec (SIaQe umt ein gug
inmitten eineS (anbern) Sfu^ed. S)ie Un!e Seite ber ^alle »ar in ^mei Xeile
geftwlten. Huf ber Iin!en Seite ber ®alle »ar ein gfug. Kuf ber Unten
Seite bed S^igerd ^atte fic^ eine SBoffe üon red^tiS naäi lintt l^in eti^oben.
Huf ber 9Iü(tfeitc bed %m^tx9 xoax in ber Glitte eine Stoffe gelegen unb biefe
flaute nmj^ unten. 2)ie to|)fbinbe ber £eber nwr gefpalten. 5S)ie Seber . . .
reibtd. i)ad ^aupt ber Seber mar auf ber Unten Seite gef^alten.
3Ran fic^t, bafe ber 5ßric|ter nid^t unter SKangd an Sc*
obac^tungematertal 5U leiben ^atte! SBet ber überreichen ^üQe
beffen, loaä man auf einer ©d^afdleber bemerfte ober toenigftenö
ju bemerfen glaubte, mu§ t& feine geringe Slrbeit erforbert ^aben,
bie Deutung jebed einzelnen OntenS auS ben Sompenbien ^erau^«
jufuc^n. ^nn baS mu^te ber SBa^rfager erft tun, um hai ®e«
fomtrefultat ber betreffenben Dpferfd^au feftjufteHen.
35iefe Äompenbien, t)on benen fid^ eine er^eblic^c änja^I
großer unb Heiner @tüdte auS ber Sibliot^ef 3(furbani)}a(f^ erhalten
^t, lourben, um bem forfd^nben ^riefter bie Arbeit ju erlei^tern,
im allgemeinen nad| ben oerfd^iebenen Seftanbtetlen ber Seber ge«
orbnet @o gab ed gan^e Steigen, bie ftd^ nur mit bem „@tanb^
ort** befaßten. S)er ^riefter, ber bie oben angeführte D|)ferfd^au
ju bearbeiten {)atte, mu§te alfo in ber Xontafetbibliot^et feinet
Xempeld ftc^ junäc^ft bie Serie ^.Stanbort" ^eraudfuc^en unb bann
^erin nad^lefen, bid er bie Seobod^tung fanb: „^\t ber ©tanbort
kng". f)ier mar bann ald Deutung ettna angegeben: „fo merben
bie Xagc beg gürften lang fein''. Daö Dmen toar alfo günftig.
(^nfo mu^te er bei aQen anbern ber aufgewallten Beobachtungen
tierfa^ren. &:ft bann fonnte er bad ©efamtrefultat jie^en unb
bem 9latfuc^nben mitteilen, ob bie £)pferfd|au i^m &lvid ober
Unglücf funbe.
Um einen (£inb(id in bie !äeberfd^autej,1e ju bieten, feien
junäc^ft bie Dmina ber @amm(ung mitgeteilt, bie aud ber 3^^^
bed ßönigd @argon ju ftammen oorgibt unb auf bie oben (@. ö)
bereite ^ingemiefen ift. 9Qe biefe Dmina be^anbeln einen 3:ei(
ber Seber, ber Esch gefc^rieben loirb, beffen Sebeutung ieboc^ un^
befannt ift. &d ^ei^t ^ier:
0cfe|t bod Each ift gan§ unb gar bon ber dkülenblofe umfci^Iofien, fo
i^ bieil ein Sot^eic^n Sargoni», ber auf biefeft Orofel ^in no^ bem Sanbe
^) HbbUber gdttUd^er Waffen glaubte man in einzelnen SKarlierungen
auf ber fiebcrfUld^ ertennen ^u Idnnen.
10 i?cberfc^Qw. «O. X, 3
(E(am loQ, bie (E(amiter aCdbann nieberivari fie um^tngeUe unb i^nen bte
3ufu^r obf^nitt.
S)cr rein t^eoretifd)c S^araftcr bicfer SJoraugfagc ift Mar;
er beruht toicbcrum auf bcm ®cfefee bcr ©ntfprcd^ungcn: tpic bic
©allcnblafc bcn betreffcnbcn fieberteil umfd^Ioö, fo unijingelte
<Sargon feine (^inbe. !Dad jlpeite Omen lautet:
®efe(t, bQ9 Esch ift gan^ unb gar t>on bcr ü^aQenblafe umf(^(o{fen,
bad [. . .] fällt barüber ^inweg, m&^renb bie d^affenMafe nac^ hinten ^u
föQt unb bab(i fefl ft^t, fo ift bied ein $ßox^t\d)tn @aigond, ber auf biefed
OroM ^in nac^ ^Intutru 50g, Vmurru fobann niebemarf unb auf bieje föeife
bie ^errfc^aft über bie t)ier SBeltteile^ gemann.
^ier beutet ber Umftanb, bafe ein 93eftanbtei( über ben anbcrn
tlintoegfäHt, bie Unterttjerfung be§ geinbe^ an. SBeiter Reifet e^:
(S^efe^t, ber ^au bed Esch ifl reAtd unb (infö (befonberd) bicf,
tDä^renb ber Singer (b. i. ber processus pyramidalis) barauf ru^t, fo ift
bied ein Sor^eic^en Sorgond, ber auf biefed Orafet ^in bie IT^a^tfteffung
Sab^Iond befeitigte, (Erbe t^om ... bed ®inna«&red fortna^m, al^bann
[ ] unb bei ber 6tabt 9[ffab eine (neue) @tabt grünbete, i^ren 9{anien
[ . . . ] nannte unb [....] barinnen anftebeUe.
SBieHeid^t galt bic ungenjö^nlid^e 5)icfe be§ fieberteilö afö ein
ig)intt)ei^ auf Jlu^be^nung ber ^^errfd^aft. ^ie nfid^ften brei ?[b*
fc^nitte finb faft tJöDig jerftört. Sie bejiefien fic^ teifö auf ben
gelbjug nac^ ämurru, teifö auf ben gnabigen Seiftanb, ben bie
®öttin Sfd^tar bem fiönig getpo^rte. ®er Xejt fä^rt bann fort:
[^efe^t, bad Euch ifl mie ber Stop^] etned fiOmen geftaltet, fo ift bied
ein Sor§ei(^en ©argond, ber auf biefeil Orafel ^in, [mit 3fditard ^rrfd^er«
ring befc^enltj tmpoxtam, feinen Sßiber^ort ober (S^egner ^atte, feinen Sc^recfen
über bie Sfinber ou^gog, bad Weltmeer überf^ritt, im britten 3a^re im
SBeften [alle Sänber] eroberte, fte unter einheitliche Sertoaltung bradite, feine
Silbffiulen im SBeften [aufflellte] unb i^re 9eute im SReertanbe überfette.
$)icr ift bie lötüenfopfä^nlid^e ®eftaltung eine ^inbeutung
auf bie unöergleid^Iic^e SWae^t ©argond. SBeiter lefen tüir:
l&t\ti^t, bod Esch] ifi weit wie ein Xedel (?), o^ne bag ein f^inger
tiOT^anben ifl, unb ber ©tanbort ifl lang unb umfc^Iiegt baft Esoh, fo ifl bie9
ein Sorjeic^en Sargond, ber auf biefei» Orafel ^in feinen falaflbejirf auf
5 VIeilen an Umfang (?) erweiterte, worauf bie ^orne^men ^u i^m Eintraten
unb ^u i^m fagten: „Äo^in foQen wir ge^en?"
Srut^ ^ier ift bie ©ejic^ung jtoifc^en ber SBeite beS fieberteil^
unb ber Su^be^nung be$ ^alaftbejtrfö augenfällig, ^ad nSc^fte
Omen lautet:
Q^efef^t, bad Esch ift weit wie ein ^del (?), o^ne ha% ein gfinger üor«
fianben ift, wfi^renb rec^t« t>on ber (Saüenblafe eine %&affe liegt (?>, bie na4
') ^iefe finb fllfab, dlam, Subartu unb 9munu. ©argoni 3ug noc^
9(murru fanb bemnac^ erft nad^ (Eroberung (B\am% unb @ubartud ftatt.
«O. X,3 fieberft^ou. 11
IwU fd^aut, unb x>oi i^r bie linfe <Sette ber ®aIIenMafe gef|Mi(tett ifl, fo i{(
bied ein ^r^ctc^en €argond, ber auf biefed Drafel ^in infolge einer (iml^örmtg
bed fta^btla Oon ftafatUt nac^ bem £anbe ftafaHa 50g, i^nen eine 9lieberlage
BcibtQ4te, fte übenDfiltigte, i^r grogeS ^eer niebemarf, ftafaffa in Stoub unb
9hiinen t>enoanbe(te unb fo oemi(!^tete, ba| fein $$oget eine 9ht^eftätte bort
finben tonnte.
S)ic SBaffc weift auf Sompf, ba fic aber recf)t§ Hegt, auf
einen günftig Derlaufenben; bie Spaltung ber ©aUenblafe iff ein
3€i(^n bro^enber Smpdrung; ba^ bie (infe Seite gejpalten ift^
t>erfänbet bem Smpörer einen un^eiboQen ^udgang feinet Unter«
nehmend an. Sßeiter ^eißt ed:
(iefe^t, bad Esch ift mett mie ein ^ecfel (?}, o^ne bog ein Ringer oor«
^nben ift, mft^renb re^td bon ber (S^aHenblafe eine ^affe liegt (?), bie nac^
linfS \d^ant, unb bor i^r 7 ©palten finb, fo ifi bied ein SSor^eid^en ©orgond,
gegen ben auf biefed Orofel ^in bie Ateflen bed ganzen Sanbed ret)oltierten^
i^ in ber @tabt ^ffab belagerten, »orauf 6argon aussog, i^nen eine 9Heber«
löge beibrachte, fie übertoälttgte, i^r groged ^er niebermarf, i^re ^abt auf
fie banb unb bie Stätte ber 3fd)tar anrieft
3^ic 3Baffc unb bie Spalten bebeuten Äampf unb (Smpötung^
ein guted @nbe ift baburc^ gefiebert, baß bie SBaffc auf ber rechten
©eite liegt, 3)aS legte auf ©argon bcjüglid^c Dmen (au tet:
(^fegt, bad Esch ^at 5»ei ^'m^tx, eine $3affe ergebt Jtd^ lin!i» unb
reci^ti, eine 18erft5rfung unb eine 99lofe (?) liegen auf ber linfen ©eite, bie
eine SBajfe ift niebergebrüdt unb bie (anbre,) linfe ^affe umfdt^lielt bie
(MIenblafe, ber $fab ^uc ißinfen ber (S^allenblafe ift boppelt, unb $erbi(fungen (?)
{inb oor^anben, fo ifl bie9 ein Sorjeid^en Sargond, gegen ben fic^ auf biefed
Cxafel ^in Subartu in feiner SD^afrtgfeit er^ob, pd^ (feiner) Sßaffe jeboc^
unterwarf, morauf 8argon i^re So^nft^e (neu) benebelte, il^nen eine 9lieber«
luge beibrachte, fte fibertofiltigte unb i^r groged f)eer nieberwarf *. ^n^ Der«
fammelte (?) er feine @treithäfte unb braci^te fie nai^ ber @tabt %ltah hinein.
(Einige n^eitere Sbfd^nitte 6efcf)äfttgen fic^ mit ben Säten be^
So^ned unb S^ac^folgerd Satgond, be^ i^önigd 9latam«Sin. %on
Sebeutung für bie Slit ber ^ompofttion biefer Omenfammlung ift
ed, bag fic^ \>ox hirjem eine rein ^iftorifd^e @efid^tdpunfte t^er«
fofgenbe S^ronit gefunben {|at^ bie au^ berfelben Quelle fc^öpft.
SSoQte man bie Sammlung in einem beftimmten ^Q benugen^
fo tDüx man genötigt, ben SRar^fag bed betreffenben Dmend erft
ju t>era((gemeinem. 2)ie meiften ^ompenbien ber fieberfd^aulunbe
tun bieö bereite ; i^re 92ac^fä^e enthalten ^emerfungen, bie für bie
Allgemeinheit Don SBic^tigfeit finb: friegerifc^e Operationen, ba^
1) Xer le^te 6a( ifi unberfldnbli(( unb iebenfaüd oerbetbt tlberliefert.
2) ^iefe legten brei Kudfagen bflrften tierfe^rntlic^ oud einem ber
ftfitoen ffbfcbnitte an biefe ©teile geraten fein.
12 Se6etf4äu* 9tO. X, S
SBo^I unb SBe^ bed 5tömgd ober ber fdmglic^en ^milte, (Srnte
unb SRarftpreife uftD.; nur ganj feiten bef äffen fie fic^ mit ber
$erfon beS (Sinjelnen. (Sin paar 93eif)ne{e mögen bied geigen:
(B^t^t, ber ginget xft tpie ha» Df^x eineft Sömen, tud^cenb bec (infe
Ztxl ber SUldfeüe fe^lt, fo totrb ba« ^eer bei» gflrfien ntc^t fetneftglei^en ^aben.
QMlt$t, ber gringer tfl tpie bie B^^nge eined 9itnbed, fo »erben bie (9ene«
xAIe bed Sftrilen fic^ gegen i^n empören.
(0efe(t, ber Ringer iß »te ber ftopf etned ©c^afeS, fo mirb ber gürß
^u üoflfler Vta^t gelangen.
^iefe SBeif))ieIe finb ber Steige nac^ einem ^om))enbium ent«
nommen, baS fid^ mit ber ®t^talt bed fieberftngerd, b. i. bed
Processus pyramidalis, befd^äftigte unb eine ganje Stnja^I Don
Xontafeln umfaßte. Umfangreid^e Serien ^erjuftellen fonnte nic^t
fc^toer faQen, toenn man, toie unfer Xe^t ed tut, Sergleic^e mit
oQen möglichen ^r|>erteilen t)on gieren üomimmt; man mug fic^
nur lounbem, toic ein ^efter fic^ in biefem S^ao* jurec^tfinbcn
fonnte. 9loc^ umfangreid^er finb bie ^Beobachtungen, bie aud ber
S5efd^offcn^eit be^ „5ßfabcd" abgeleitet »erben, toie bie folgenben:
®efe|t, ber $ra^ ifi hopptlt, m&^renb bie Saftd eine einheitliche ift, fo
»trb ber ftSnig einen Sdmen tdten ober ber Mnig »irb feinen SVibalen töten.
(S^efe|t, ber $fab iß bo))t)eIt, unb in bem oberen fliegen bunUe ober
l^eHe XBaffer, fo mtrb mein ^eer auf bem Suge, ben ti unternimmt, oon 5^urfl
befallen »erben, ungefunbeil SBaffer trinfen unb baran jugrunbe ge^en.
(^efet^t, ber Vfab iß hopptit, unb ber obere f4lie|t ben unteren ein, fo
»irß ^u bie @tabt bei» geinbed einfd^Iiegen unb erobern.
<9efe(t, ber $fab iß boppelt, unb ber untere fc^Ueftt ben oberen ein, fo
»irb ber gfeinb ^eine ®tabt etnfd^lie^ unb erobern.
Obmo^I bie foeben angeführten Omina famtlic^ ber gteic^n*
Serie angehören, tragen fie fein ein^eitlid^ Gepräge, mie fc^on
ber ©ed^fel jmifd^en erfler, jtoeiter unb britter ^erfon in ben
iRo^fd^en jeigt: fie bofumentieren fic^ baburd^ ald Sneinanber«
fc^d^tlungen älterer Sßerfe, bie man inbed nic^t einmal umju«
arbeiten ober einheitlich }u geftalten für nötig befunben f^at; mx
bemerten ^ier eine bead^tendmerte $araQeIe gu ber Slrbeitdmeife
ht^ Stebattord beS ^entateuc^d, ber ja ebenfaQd barauf t)er}ic^tete,
Unftimmigfeiten ber DueQen aud}ug(eic^en.
3n ben bid^er betrad^teten Omen ber Seberfc^au tuurben aud«
fc^ßeglic^ ©taatdaftionen be^anbelt, unb bied ift, mie bereite g^fogt
bie Siegel; nur gang feiten merben ^ribatangelegen^eiten berfld«
fic^tigt; man oerg(eid^e:
(Befe^t, }»if(^ bem „Stanbort" unb bem »9f<^be'' iß eine Sei^«
Mig* iBPelmal gead^nei, fo »itb bte (f^frau be0 Oetreffniben i^ten Vtom
umMa%aL laffen.
fkfc^t, ber Ibpf bcd „etonbortei" (at ^ut Seite einer auf bem ^6tanb»
oTf* befhibli^en Sei^mvitg eine Bertiefung, . . . . fo nirb bet dtbfo^n be#
9eticffenben gerben.
äRotid^ lejtc galten fid^ ganj allgemein, j. 8.:
Okfet^t, bet ITopf be« ^.etanborted" xft gefpalten, fo ift ba« betteffenbe
Omen ni^t gftn^g.
9efe|t. auf ber Itnten 6eite ber ®allenblafe nnb ber reAten 6eite ber
•oOenblafe ifi eine Sertiefung, fo ift bad betreffenbe Omen nti^t gün^g.
•efc^t. bie (BaHenMafe iß flbemotmal grog, fo ift t» ni^t giknfHg, bei
einer ungfinßigen Sac^ ift t^ günftig.
2)ad leitete barf man loo^I folgenberma^en erft&ren: lounfd^t
brr Oratelfuc^be XuSfunft über eine fär i^n ungfinftige ©ad^e
— €ttoa Aber bcn SJerlauf einer gegen i^n gerid^teten SlctJoItc — ,
fo ift bad betreffenbe Omen glüdtoer^ei^enb für baS gegen ben
Sctrcffenben jielenbe Unternehmen; b. ^. bie fUttyoltt, ober »ad ed
üui^ fein mag, koirb Srfolg ^ben.
Sd loürbe ju loeit flirren, n^oQten loir auf bie (Sinjel^eiten
ber Scbtcf(^ii nod^ meiter eingeben, jumal bie gegebenen 93eifpie(e
tasüldf bie ®ninbf&^r nad^ benen biefe „SSiffenfd^ft" berfu^r,
fifeimen laffen. @d ift noä) notn^enbig, einen furjen fßHd auf
bie $ra^d }u tocrfcn.
9}aiJ^bem unter 3u^ilfena^me eined ^öc^ft umftfinbßd^en unb
in ben (Shijel^ten ftreng geregelten jeremonieOen Spparated bie
Vorbereitungen }um Opfer getroffen toaren, l^atte berißetent feine
^agrn unb Sßunfc^e in ^otm eined ®ebeted jum Xui^brucf }u
bringen. Qxm ganje 9{ei]^ berartiger an @(!^amafd^, ben ©onnen»
gott, gerid^teter anfragen, bie bem 7. kiorc^riftlic^en 3a^r^unbert
angehören unb meift bie tt^i^tigften politifd^en Sfttonen jum
Qkgenftonb ^ben, finb und erhalten, ^er ^ei^t ed jum SBeifpiel:
64amaf<i^, großer ^tr, toa^ üi £t4 frage, beantworte mir mit feflet
dsfo^t! Sirb Mm bicfem Zöge an, b. i bem briüen Xage biefeS Slonati,
bei VlmtM dior, bi« §ttm 11. Sage be« SRonat« «b biefeS SMitH, a(fo
inncc^Ib biefer 100 Xoge unb 100 9t&d^tt, ber ffir bie »a^rfagung feßge«
fc|ten 3eit, entmeber ftaf((tariti nebß feinen Shiegem ober bie ftrieger ber
ttmerier ober bie Krieger ber SReber ober bie Sfrieger ber SRannfier ober
tifnib ein beliebiger ^einb feine ^ne auiSf filmten? tterben fie bur4 Vn«
fmrm {?) ober burdb üemalttot ober burc^ Oaffengevatt, f aoU»f unb 64Ia4t,
ober bvri^ 9ref4< ober bun( 3<rtl5rung ber 9Rauem, bux«^ Oelogerun^
1) (B ^anbelt ft^ miebemm um eine „SBaffe" ober fi^nfic^e 9Rarfierung.
tin|dne Seberfd^oute^e fügen aur (Erifiuterung Vbbilbungen folc^er Vtax*
ficrsagen bei, bie man frfi^ irrtfimlic^ oU gtometrifc^e SKguren angefe^en ^t.
14 ficberf^au. «ß. x, 3
loerf^euge aller %xi^ ober bun^ ^ungerdnot ober bur^ namentliche 8e|Hmmung
eined ®otted ober einer Göttin, ober bur^ frennblic^e 9lebe unb freunMiC^ed
fibereinfommen, ober burc^ irgenbmel^e Stxittfli% bie ^ur (Scnna^me einer
6tabt bieut, bie @tabt iHf^affn einnehmen? Sßerben fte in jene Stabt
JHfd)affu ^inein^elangen? SBerben i^re ^finbe jene @tabt iHfcJ^ffu erobern?
SBirb fte i^ren.^&nben ^uteit merben? 5&eine groge (^otifftxt meig til
. 3fl bie (Einnal^me jener ®tabt Jtifd^affu burc^ bie $anb irgenbrneld^r
Ufeinbe Dom heutigen Xage an bid ju bem Don mir angegebenen Sermin auf
(i^e^ei^ unb SBefe^I Deiner großen ^ott^eit, o 64amaf4, groger ^er, be«
fohlen unb fe{lge|e|t? SBirb man ed fe^en, wirb man ed ^öcen?
3lad) einem Qkhtt, in bem her ®ott üor ollem aufgeforbert
toirb, ettoaige 93erfe^en ritueQer %rt gnäbigft ju Derjei^en, totrb
i>xt ^[nfrage nod^mold htrj toteber^oU:
Slä^ frage Di(^, @<!^amaf(^, groger $en, ob Don biefem Xage an, b. i.
bem brüten Xage biefed ^onaii, M "SRonatd 3iar, bid )um 11. Xage be«
Monats %b biefed 3a^red, i(af4|tariti nebfl feinen ftriegern ober bie ftrieger
ber ^merier ober bie ftrieger ber iRannäer ober bie ftrieger ber S^eber ober
irgenb ein beliebiger gfeinb jene @tabt ftifc^aff u einnehmen unb in jene Stabt
jhj^affu (ineingelangen merben, oh i^re ^nbe jene @tabt Aifd)affu erobern
loetben, unb oh fte i^ren |»&nben juteil merben mirb.
9{ac^.bem aldbann bad für bie ^eilige ^anblung beftimmte
.@c^af gefc^Iad^tet n^orben toai, kourbe t)on einem ^rieftet, ber tooffi
jpejieH für folc^e Qtotdt au^gebitbet toax, bie ßeber bed Xiere«
einge^enb unterfud^t unb bie SBeoba^tungen fofort notiert Siefe
Slottjen tourben ber Slnfrage beigefügt unb bad ©anje bem StoVit*
gium ber äBa^rfagepriefter jur weiteren Bearbeitung übergeben.
SBd^renb bad 9iefultat ber Dpferfc^au am @c^Iu^ ber ein^Inen
anfragen ftet^ angegeben n^irb, toirb bie 9ntn)ort felbft ni(^t auf
bemfelben ))riefterlic^en „%ftenftü(f'' Dermerft. 993ir ^ben anju»
nehmen, bafe 5ßriefter, bie in ben ÄonH)enbien befonberd betoanbert
^aren, fofort nad^ (Eingang ber SSeobad^tung alle irgenbmie in«
betraft fommenben Omina nebft i^ren ^nttuorten ^eraudfuc^ten.
jDiefe mußten bann nod^ toeiterl^in )u einem einheitlichen ®efamt«
refuttat Dereinigt unb in eine gefäüige f^orm gebrad^t merben.
9ntn)orten auf bie befproc^enen anfragen an ben Sonnengott
finb leiber nic^t auf und ge!ommen, n)o^( aber folc^e anberer
Götter, Don benen toir gemig anjune^men ^aben, bajj aud^ fie eine
Slnfrage auf @)runb einer Opferfd^au ober anbrer ä^or^ic^en Dor«
audfe^en. @o lautet eine an £önig Vfar^abbon (680—668) ge-
richtete OraMantmort ber ®öttin Sfc^tar Don 9(rbe(a:
34 bin 3f(^tar oon firbela. O 9(far^abbon, IE0ntg Don Uff^rien! 3n
^) Die 9{amen merben angeführt.
«C. X, 3 ßo^oro W. 1 5
tffuT, 9}tnioe, Staiadi unb tCrbela tuerbe ic^ 9[)ar^abbon, meinem ftdnifie,
lange Sage unb bouernbe ^a^te geben . . . Surfte ^i4 ntd)t, o ^önig,
i4 tebe ^u ^ir; benn id) ^abe Did) nt^t t^ermorfeit.
©ä^renb bicfc Stntoort in ganj allgemeiner gorm eine 3""
fid)erung be6 SBeiftanbeS ber ®öttin enthalt unb ein glücflid^eS
(Sciingcn ber ?[bfic^ten be^ Äönigö üer^eiftt, geben anbre beftimmtere
eingaben über ben Serlauf politifd^er Sreigniffe, fo bie fotgenbe,
bem @ottc Äfd^nr in ben 9Runb gelegte:
Die iHmmerier merbe i^ in feine (bei$ S^dnigd) ^anb geben, geuer
iDCTbe i(^ in SOipi an§ünben.
S)ie ?lnfragen an ben Sonnengott fül)ren un^ bereite in ba^
7. 3a^r^unbert, aber aud^ nod^ fpäter finben tpir bie fieberfd^au
ale ba^ ^auptfdd^Hc^fte SRittel, fid^ «uölünfte öon ben ©Ottern ju
Dcrfd^affen. 9?oci^ in ben Snfd^riften SWabunaibö, be^ legten S^al*
bderfdnigö (555—539 t>. (£^r.), tüirb bie Seberfd^au öietfad^ er*
»ä^nt, ja einigemale »erben fogar Omina nebft i^ren S)eutungen
angeführt. SBir bürfen aud^ tüo^I annel^m^n, bafe bie ©roberung
SBab^Ionö burd^ bie ^erfcr (539), bie ja im ®runbe genommen
junäc^ft nur einen 3)^naftietoed^feI bebeutet, leine^ttjeg^ bad (£nbe
beö toid^tigftcn B^^ge« ber SBa^rfagefunft barf teilt; er »irb mit
feinem feierlichen B^^n^onicü nod^ toeiter^in geblüht ^aben, toenn
auc^ bie GueUen nid^t<^ baräber Derlauten laffen.
SSödig fd^toeigen bie bab^Ionifd)^aff^rifd^en Duellen über eine
Slrt ber SBa^rfagung, bie ftc^ burd^ i^re ©infac^^eit ftarf )?on ber
£eberf(^au unterf(^eibet unb über bie ganje SBelt Verbreitet ift,
ba^ fioöorafel. SÄan öenocnbete hierfür ©tdbd^en, Pfeile ober
fi^nüc^c 3)inge, bie mit berf^iebenen JDrafelanttoorten — oft nur
mit ^3a" ober „5Rein", „©lud" ober ,,UngIüd" — befd^rieben
UHiren. 3Bürbe eine Äu^Junft öon ben ®öttem getoünfd^t, fo
tourben bie ©tabc^en gemifc^t unb bann einer aufö @eratett)O^I
gejogen ober burd^ ©d^ätteln auS bem gemeinfamen 93e^alter ent«
femt unb oon i^m bie Stnttoort abgelefen. ^ag biefe Slrt bed
Cmenioeftnd bei ben SBab^Ioniem belannt »ar, jeigt eine ©teile
be«^ ^op^ctcn |>efefiel (Aap. 21, SB. 26): „2)er Sßnig bon Sabel
^at ftc^ an ben ©c^eibemeg gefteüt, an ben Anfang jtoeier äBege,
um ein Orafel ju erlangen; er \)at mit ben Pfeilen gefd^üttelt,
bei ben Seraphim angefragt, auf bie Seber gefc^aut''.
©effcr ift un^ ein anbere^ SBerfa^ren ber ©ab^Ionier bie
3u?unft ju ergrünben bcfannt, bie SBed^ertoa^rfagung, bie aud^
in ber Sofep^dgefd^id^te beö alten Seftament^ begegnet. ®ie
16 Oec^emial^agung. %€). X, 3
bob^Ionifd^ lOed^ettoa^rfagung !ennen tutr aud jipei „^nb«
büd^ern", bic nad^ ©d^rift unb ©pradic in ber Qtit ber
^mmura|)i*I)Dnaftic (um 2230—1930) abgefaßt frin muffen unb
»0^1 Überarbeitungen eine« nod) älteren SBerle« finb. S)iefe Xejte
bel^anbeln jtoei üerfd^iebene ?(rten ber Sed^ertoo^rfagung: bie eine
befielt barin, baft man DI in SBaffer giefet, bie anbere umgefc^rt,
ba& man SBaffer in DI ^ineinfd^üttet 3)cr 5ßriefter mufe aud ben
SBetüegungen ber glüffigfeiten, au8 ber ?lrt, wie fie fid^ gcgenfeitig
mifd^en ober abftofeen, toie fid^ bie eingelnen Xropfen teilen unb
üereinigen ufto., bie 3"^"f^ beuten. 3)iefe Dmina bürften aud^
im getoö^nlid^en Seben eine grofee SioIIe gefpielt l^aben, ba i^re
^Deutungen fid^ oft genug mit bem SSo^I unb 9ße§e geU)ö^nIid)er
@terblid^er befd^dftigen; baneben finben fid^ auc^ Deutungen, bie
milit&rifd^e Dperationen betreffen. SRanc^mal finb für beibe Jälle
äBa^rfagungen gegeben. Sinige ^eifpiele merben bie« am beften
beranfd^aulic^en.
SOß ft(^ baS (in ben Setter gesoffene) £)l auf unb füllt ben Qe<(er an,
fo toirb ber Ihanfe fierben. ijüx einen sfelb§ug (bebeutet eA): man tötet
baft ^eer.
9Iud^ ^ier liegt mie bei ben meiften !i2eberfc^uora{e(n bie
t^eoretifd^ Statur Rar jutage. 2)ad Sluflöfen bed Öltropfend bt»
beutet einerfeitd bie KuftOfung bed franfen Aörperd, anbrerfeitd
bie Sluflßfung be« ^ere«. 3Ran bead^te übrigen«, bag garnid^t
gefagt kotrb, meld^ ^r getötet nierben mirb, bad feinblid^ ober
ba« eigene. S)a« Drafel {ann fic^ bemnad^ in feiner 3^^ii>€utig{ett
fe^ mol^I mit bem an ^5fu« ergangenen belp^ifd^en meffen. 3Ran
t^ergleic^e toeiter^in bie folgenben Dmino:
Berretgt bie 6lblafe na4 Oßen au, fo fiitbt ber ftranfe.
J^onraien aui bem ^au{>ttroi»fen üiek Qlafen ^erbor, fo toirb bod 9ktb
bciS Oetreffenben lieberli^; ba« ^au« M Oetieffenben lö^ [lä^ auf.
3ß bad Ct bunletrot, fo gibt t» 9iegen.
flkrft baS Öt na4 ber regten Seite ^in eine 01afe, »otauf fie am
»anbe bed 6(e« fUf^ bleibt, fo ift e« ein „mfa^bott".
fBttft ba0 £)I no(4 ber linftn ®eite ^n eine Olafe, tootauf fte am 9ianbe
hH ÖM fttf^ bleibt, fo ift e» ein ^.UngiadSbote".
fieud^tet (ber 9tanb M Cle«) naö^ recbtd ^tn, fo i^ ed ein „^Ifldftbote".
Stütztet er na4 lin!« ^in, fo ift H ein „UnglfidSbote*.
9hmmt ba9 Öl ber redeten 6eite ba« ber linfen fort, fo »irb bal ^r
auf bem Sclb^ug (Betoinn ^aben.
Stimmt ba* £)I ber Unten Seite bai» ber regten fort, f o »irb ber SMnb
eine Beute babonffi^ren.
dk^t bad 6l nad^ re^tiB unb lin!« fort, fo iß ed ber Stonbort be« 5in
(Vtonbgottei) unb beS Sd^amafc^ (€onnengottel).
%JD. X, S Sed^ma^tfagung. 17
^d le^te Omen mac^t gan) ben (Sinbrudf, ald ob e^ oftrofi
nomifc^ Sorgfinge auf bad SSer^atten bed Öled übertrage, ^ie^
koäre an fi^ nid^t üem^unberlid^, ba ja auc^ beim Ölorafel bie
i^orfteQung t>on ber Sntfprec^ung bed aßafrofodmud unb 9J{ifro*.
Eo^tmi^ eine 9loUe f^ielen mujs, ä^nlid^ ttrie bieS bei ber
Ueberfc^au üorau^gefe^t vmbvx barf. ^eac^tendloert finb unter
biefem ®^id)i^pvintt Omina U)ie bie folgenben:
(ie^t bod £)1 nac^ O^n fort unb lomtnen bann ^toei 9tinge na^ red^tö
unb |tDd nac!^ tinfd ^erau9, fo i{t biei) bie Stellung bet gdttlici^en 3>^i^inge.
9e^t bad Cl bei feinem gfoitjiel^en »ie ein Stern auSeinanbet (?), fo;
\ft bied bie Stellung bet fftad^t unb ber iRinboranna^.
SBirft bad £)1 na(^ meinem . . . ^in eine Wa\t, fo ift bied ber Stanbort
U§ (Bottei bed »etreffenben.
Sirft ed ffinf Slafen: bie Stellung bed ^otengeifteiS.
SBirft ed fteben IBIofen: bie SteQung bed Seroterd.
(£d mögen noc^ einige Omina angefahrt merben, bie burc^
Aufgießen öon 3Baffer auf DI hervorgerufen werben:
fidfi fid^ hta S)l, toenn S)u Sßaffer barauf gie^t, auf, toirb hai ^ma
bc« Setreffenben ft^ aufidfen.
Sri^t bad £)i, rotnn Xu SBaffer barauf gte|t, burt^ unb (e^rt jurflcf,
fo »hb ber ihanle, mag er au4 S^mer^en ^aben unb ßO^nen, bennoc^ gefunb.
<Be^t bad &l, menn 5{)u Sßaffer barauf giefit, unter unb ergreift fobann
ben (9oben bed) Oec^erd, fo ftirbt ber ftranle.
@d fäQt nid^t ^äftott, ben rein t^eoretifd^en (S^aratter bie«
fcr SorauSfagen ju burc^fd^auen. iSBei ber erften finb fogar bie
'ftu^brude in ^orber« unb 92ac^fa^ ibentifd^.
3um ©d^Iufe fei nod^ ein Omen angefüt)rt, ba^ feinet Qtotdt^
toegen ein befonbere^ Sntereffe üerbient: eS ift bod erfte ipeiratd*
orafel unb lautet:
Stetig Ibvi aweds betrat ba9 öloralel an unb toirb ein Sropfen für
ben 9Rann unb einer für bie gfrau baneben ^ingegoffen, oeretnigen fi(!^ ald-
bamt (biefe 2:ropfen), fo ift ed SefHmmung, bag [xt fic^ heiraten.
'S)a^ bie ^ed^ertoa^rfagung nic^t nur in ber $ammura|)ijeit^
oud ber \a bie 5£ejrte ftammen, gebr&uc^Iidi n^ar, lehren bie aui
%furbani)}a(d SBibliot^et ^errü^renben SRituafoorf^riften ffir ben
Sa^ager: in biefen toirb afö eine feiner Stuf gaben au^ bie
Sc^enoa^rfägung unter ßu^ilfena^me t)on Öl bofumentiert 3Jtan
yidft baraud, wie mangelfjaft unfere CueQen finb, unb mie toenig
93€rec^tigung bed^alb SBetoeife ex sUentio ^aben. @d ift fe^r loo^I
mdgltc^, bag man auc^ noc^ anbere äl^nlid^e Slrten ber 2Ba^»
fagung betrieben ^at, inbem man etwa ^oljftücfc^en ober anbere
1) 3f4tar Ol« StemgAttin.
VUCT Drtciit. X. 8. 2
18 Sfeuerorafet. ^TD. X,8
2)tnge^ tnd SBaffer marf unb beobachtete. @o {önnte aud^ ein
nod^ heutigen Xage^ üblic^ed SSerfa^ren bereite ben liBab^Ioniem
ber ßufunft 9tdtfel gelöft ^aben: bad 93Ietgiegen. £lueQenmd§tg
3u belegen ift ed ntd)t, aber ber @)etft biefed ©plDeftergebrau^ed
mutet ganj an tote ein burd^ bie Sal^r^unberte ^inburd^geretteted
©tücf bab^Ionifd^en tlltertunt^.
9Bie bad SBaffer tarn a\i6) bad geuer 3RttteI bed Wa^x-
fagend tperben. SD^an bergleic^e bie folgenben Omina:
Offt bie gflamme etned Stci^ted buntef, fo tpitb inner§atB breiet Xagen
ber Stxanh [|hrben].
3ft bie glamme eines Zid^M grünlich, fo mtrb ber ^aud^err unb bie
^audfrau in Unglüd [geraten].
3{i eine gflamme, bie auf einer gfacfel getragen tvirb, gCän^enb, fo mtrb
bad Betreffenbe ^auiS [gebei^en].
Sfigt ein Sic^t, bad in iemanbed ^ani^ befefligt ift, ®eräuf4 t)erne^men,
fo ttirb ft^ Streit im ^aufe bed lOetteffenben ergeben.
Xeilt ft4 ein ebenfolc^ed Si^t bon felbft in oier Xeik, fo n>irb bad be«
ireffenbe ^ava ^erftdrt »erben.
Seitt fn^ ein ebenfoIc^eiS Sic^t bon felbfl in fünf Seile, fo »erben fic^
bie ftinber bei Seb^etten i^red IBaterd trennen.
9ei ben jule^tgenannten 93orjeic^en fann man fc^on jnieifeln,
ob fie t)Ott einem Drafelfu^enben abfid^tlid^ ^ertjorgerufen tourben,
ober ob if)r jufälligeö Eintreten Slnlafe ju einer ^ßrop^egeiung
gab. @ie führen int* fomit ju ber jtneiten großen ®ruppe ber
Dmina l^inüber, ^n benen, bie ber SWenfd^ nid^t jeberjeit nac^
eignem belieben l^erüorrufen lann, unb bie too^I bie ältere ®xuppt
barfteßen, obtoo^I SBeifpiele erft in fpSterer 3^** quellenmäßig ju
belegen finb. SBie aber bereits bemerft toorben ift, fann bei bem
Der^ältnidmSgig großen SDtangel an SDZaterial, ber fid^ gerabe für
bie filteren ^ßerioben ber bab^Ionifd^en SBa^rfagefunft befonberö
empfinblid^ mac^t, ber ^n^aU fein ©piel treiben.
Unter ben Omen, bie fic^ bem aRenfd^en t)on felbft barbieten,
nel^men bie aftrologifc^en bie erfte (SteQe ein; ber geftirnte ^immel
galt bem ÜBab^Ionier als bie reinfte QueQe, ben g5ttlid^en SBillen
)u erfennen, toofern ber SRenfd^ eS nur öerftanb, in biefem bem
Unfunbigen mit fteben Siegeln oerfd^Ioffenen 93ud^e ju lefen, in
bem bie ©terne bie ©d^rift barf teilen. Um bied ju lernen, mußte
man fleißig bie ^immelsfd^rift ftubieren unb beftimmte ®efe^e }u
ermitteln trad^ten. ^ie Seobad^tung bed ^immete f^at alfo für
1) 3n einem noc^ nic^t boüftfinbig ebiertem Xt^tt ift, mie ed f^eint
bon ben Ser&nberungen bie 9tebe, bie in SBaffer gemorfened Vttffi erletbet.
1ÜD. X, 3 9(ftronomte unb ^ßrotogie. 19
ben SBab^Ionicr feinen n)iffen[c^aftUc^en 3^^^ i" unferem Sinne,
fonbem einen rein praftifc^en, ber inbeö öon i^m ate ein wiffen*
f(fyiftlic§er enH)funben tDutbe: benn toit bem SKittelalter, fo galt
auc^ bem alten Orient bie Srforfd^ung ber ®ottl^eit ote cigent»
lic^r @nbjn)ed aQed @tubierend. äßan fann bed^alb auc^ nid^t
baiwn reben, bo§ bie SBab^Ionier eine aftronomifc^e SBiffenfc^aft
gefannt ^aben, fofern man Slftronomie im mobernen ©inne fafet,
b. if. o^ne Kücffid^t auf praftifd^e Sertoertung ber ©rgebniffe.
3nbeÄ finb auc^ ^ier bie ®renjen fc^on ettoa« öertoifc^t
SBenn fid^ beifpiefötoeife unfere mobeme SKeteoroIogie bemüht, bie,
<SinfIuffe ber ©onnenflerfen auf bie SBitterungöüer^ältniffe feftju*
fteQen, fo finb bie^ Unterfuc^ungen, »ie fie aud^ ben Sab^Ioniem
nic^t fern lagen; toieber^olt bieten bie Dmina Äuöfagen über S5e*
jie^ungen ber @)eftime jum S^ertauf ber 98itterung, ^u^fagen,
t)on bcnen man getoife annehmen barf, ba^ fie — atterbing^ mit
un^ureic^enben SRitteln gewonnen — auf empirifc^em 3Bege ju*
ftanbe famen. ^[ftronomie um il^rer felbft neiden gibt e^ im alten
Orient alfo nic^t; fie ift ftetd nur bad SÄittel jum Qtvtd. gafet
man aber ben begriff ^(ftronomie ganj mörtUd) unb Derfte^t bar*'
unter nur bie fie^re t)on ben Setoegungen ber @eftime o^ne 9ifid<«
fic^t barauf, ob fie ©elbftjlpecf ift ober nid^t, fo mufe man fagen,
ba| bie Sftronomie auftritt, fobatb ber SOtenfd) feinen fdiid bem
^immel jutoenbet; bemnad) getoinnt ber 9Renfc^ aftronomifc^e
£enntniffe, fobalb er ein benfenbe« SBefen, b. 1^. ein SRenfd^, ge*
iDorben ift; nur quantitativ ift baä SBiffen ju berfc^iebenen 3^iten
unb in oerfd^iebenen Säubern üerfd^ieben. SBenn ber primitive
äRenfc^ rein empirifc^ erfennt, bag ber ä^onb eine ganj beftimmte
3eit braud^t, um ftet^ toieber bie gteid^en SBerfinberungen burd^-
^umac^n, fo f)at er ein aftronomifd)ed ®efe^ getoonnen. @ud^t
er nun roeiterl^in 9)e3ie^ungen jmifc^en biefen S^eränberungen unb
feinem eignen Seben ober bem ©ebei^en feiner gön^iKc ober SBolfö*
gemeinfc^aft ju ermitteln, fo beginnt für i^n bad ©tabium ber
Sftrologie. 35iefe alfo fe^t bie S(ftronomie öoraud, bilbet i^rerfeitd
ober au^ burd^ bie fortgefe^te Sefc^äftigung mit ben ^immlifc^n
Sorgängen mieberum bie ^^orbebingung für eine aUmä^Uc^e @r«
ttKtterung bed aftronomifi^en @efid^td!reifed.
2)ie ^age nac^ bem %Iter ber bab^Ionifd^en Sftronomie ift
dfo eine t^age, beren 93eantn)ortung lebiglid^ ba))on abfangt, )oie
man ben SBegriff SCftronomie erüärt; nimmt man i^n im mobernen
@tnne, fo mu^ man jugeben, ba^ ber alte Orient niemals unb
20 «Cfholofitfc^e Omina. HO. X, 3
iiirgcnb^ eine Jlftrononüe gefannt ^abe; nimmt man if)n aber in
etipa^ ipeiterem ©inne, fo toirb bie gragc gcgenftanb^Io^, ba c^ Mar
ift, bafe bcr SRenfd) fid^ mit „äftronomic" befaßte, fobalb er überhaupt
anfing, über SJorgänge am ^immel nad^jubenfen. Aufgabe ber ®e-
fc^id^te ber 3(ftronomic ift e^ bemnad^ ein jig unb allein feftjuftcUen, ju
meld^er ßeit biefe^ ober j|ene§ oftronomifd^e ®efc§ erfannt tourbe,
bejie^unggtpeife mld)t Srrtümer ber SWangel genügenber Unter*
fud^ungömittet hervorgerufen ^at.
Stoff für biefe Jorfd^ungen bietet bie aftrologifc^e fiiteratur
ber Söabijlonier, b. l). bie aftrologifd^en Omina, in jiemlid^er JüUe.
Seiber ftammt baö gefamte SRaterial faft au^fd^Iiefetid) am ein unb
berfelben 3^t: eö finb öor allem ba§ bereitem genannte grofee Dmen*
loerf, bag toir ?lfurbanipalö ©ammelflei^e oerbanfen, unb aftrolo«
gifc^e ^Rapporte auö bem fiebenten 3al)r^unbert. 5)a^ Dmentocrf
ift ätoeifelfod bebeutenb älter afe Slfurbanipal (668—626), ber ba^
SDkterial nur neu fammeln Hefe, um ed feiner SBibliot^ef cinju-
ocrieiben. S)a^ SBert beabfid^tigt, toie fd^on bcmerft n^urbe, ben
Slnfd^ein ju ermedCen, bafe ed etma jur Qtxt ©argon«^ üon Ättab
(um 2600) oerf afet fei; bie^ ioirb ein frommer Setrug fein. 3Rög»
lid) ift e^ inbe^, bafe einjelne 2;eile annä^ernb in biefe ^txt hinauf»
reichen, unb bafe man fpäter alle neu l^injufommenben Omina bem
©tile ber filteren anpaßte, fd^on um ber ©ammlung i^r attc^r*
Jourbiged ?lu«;fel^en ju belaffen. ?Utbab^tonifc^e aftrologifc^e Xtjrtt
finb bi^l^er nid^t gefunben morben, obmo^l eö fold^e geioife gegebeit
l^at; nic^t nur bie Seberfd^au, fonbcrn aud^ bie oben (@. 16 f.) bc-
fprod^enen augenfd^eintid^ ber Slftrologie entlel^nten ^lu^brüde bcr
äec^crtoa^rfagung toeifen auf ba^ SBor^anbenfein einer aftrolo»
gifd^en ßiteratur t)in.
55ie ^uptrolle in ben aftrologifc^en Omen fpielt ber 3Ronb.
Der ®runb l^ierfür bürfte ber fein, bafe ber SBirfungdfrei^ biefes^
^immeteförperg oiel geheimnisvoller erfd^ien, ate ber ber ©onne^
ben man t)er^ältnigma6ig leidet erfennen fonnte. 2)ieö toar beim
STOonbe nid^t ber ^aU; ate ämeitgröfeteS ©efKrn fonnte er aber,
toie man annehmen mufete, ni^t o^ne ^erOorragenben Sinflufe auf
baS Seben ber @rbe fein. SKan fd^rteb i^m beS^alb gern SBir-
fungen ju, beren Urfad^en bunfet unb geJ^eimniSOotl »aren. S)ag*
felbe gilt bann aud^ oon ben ?ßlaneten, bie jebod^ erft in einem
umfangreid^eren aftrologifc^en ©t)ftem bebeutungSboll »urben. ©ei
i^rem ber^fittniMöfeig ungcorbneten SBanbel fonnte man i^nen
ebenfalls allerlei unerforfd^lit^e SBirfungen juft^reiben, ebenfo toxt
*D. X, 3 • Stfltoloflifij^e JDminö. 21
\>^n nur gelegentlich auftretenben ^tmmetöerfd^einungen, ben
SKeteoren unb £tometen. !Dte leiteten fptelen ja nod^ ^eutjutage
eine gro§e 9h)üe im ^erglauben, ba man fid^ xi)x Srfd^einen
nic^t ju beuten tt)eig; fie gelten als )iBorboten allerlei fd^redlid^er
(^eigniffe. Sie gijrfterne enblid^ ^aben Derl^ältnidmä^ig geringe
99ebeutung unb finb in ber Stegel nur bann tpid^tiger, toenn fie
ju ben »anbelnben (äeftirnen in nähere SBejie^ung treten.
3Bir lernen bie aftrologifc^en Dmina am beften auS ber ^rajiS
fennen, in bie unS bie SBerid^te beS fiebenten 3a^r^unbertÄ einen
Ifinblirf gettjo^ren. Über ganj Slfftjrien unb SBabtjIonien toaren
Seobac^tungSftaäonen Verteilt, an benen föniglid^e ^ftrologen,
b. f). SBa^rfagepriefter, aQe ®rfcl^einungen beS ^immefö ju bc*
eboc^ten Ratten. 5)iefe fanbten fie an ben §of, tt)0 bie einlaufen*
ben Slapporte n^ieberum unterfud^t tpurben, um Deutungen für
beftimmte gäHe ju erfal^ren. ^ie SBorarbeiten hierfür Ratten bie
Statton^ftrologen bereits fefbft }u leiften. SBä^renb bei ber
Seberfd^au ber beobac^tenbe 5ßrieftcr fid^ bamit begnügte, baS, njaS
er fa^, ju notieren, o^ne fid^ Dorl&ufig um bie Deutungen ber
Cmina ju Kimmem, »aren bie ^Tftrologen öerpflid^tet, gleid^jeitig
mit i^rem Serid^te bie inbetrad^t fommenben ©teQen beS großen
Cinenn)er{ed ^erauSjufuc^en unb beizufügen. @e^r oft fparten fie
fic^ bie 9Rü^, bie tatfä^Iid^e SBeoba^tung überhaupt anjufü^ren,
fonbern gaben nur bie nottoenbige ©teile beS ÄompenbiumS an. 2)er
©ofaftrolog, ber bie »eitere ^Bearbeitung ju leiften ^atte, toufete
bann, bag bie SBeobad^tung, auf bie fid^ bie exzerpierte @teQe be»
sog, tatfdd^Iid^ gemad^t toorben toar.
9SBie bereits bemerft, toar ber 9Ronb baS ^auptbeobad^tungS«
objeft. Sie SBab^Ionier Ratten befannt(id^, toie nod^ ^eutigentagS
bie 3uben, fein ©onnen*, fonbern ein SRonbia^r, baS auS jtoölf
rcguldren äRonbmonaten beftanb, ju benen t)on 3^^* i^ 3^^^ i^
nad^ SebärfniS, ein breije^nter SD^onat hinzugefügt tt)urbe, um
einen XuSgleic^ mit bem ©onnenja^re ju fd^affen. %uf jeben
äRonbmonat fant bemnad^ ein iDJonbumlauf, b. f). etloa 29 V« ^ag.
9Ran mar folglich genötigt, äßonate Don 29 unb 30 Xagen mit«
einanber atoed^feln ju laffen. Ser äßonatSanfang n^urbe burc^
ßrfc^nen beS neuen äKonbeS, b. ^. ber june^menben SDJonbfic^el,
beftimmt, aber nur in ber X^eorie; benn tatfäd^Iid^ mortete man
nic^t, btd man nad^ Unfid^tbaüoerben beS 9RonbeS bie neue Sic^t«
geftalt in ber Äbenbbdmmerung toieber entbedtte, fonbern fe^te ben
Snfang beS neuen SRonatS im üorauS feft, toaS unter anberem
22 «Iholoflii^ Dmina. * «0. X, 9
fd^on im Sntcreffc bc8 ®ef(f|äft8t)crfc^r8 nottpcnbtg toar. auf
bicfe SEBcifc lonnte eS leidet flefd^e^cn, ba^ bcr fcftflcfc^tc SRonatö*
anfong nid^t mit bcm toirflic^cn übcreinftimmte, bafe alfo ber neue
SKonb cnttoebcr bereit« am @nbe be« alten 2Ronat« ttneber erfd^ien
ober fid^ aud^ ein loenig üerfpätete. @a]^ man ben a)2onb jum
crften SRale am erften läge be« neuen TOonatd wieber, fo galt
biefer normale JBcrIauf ate ein SBorjeid^en normaler Ser^ältniffe
»ft^renb be« fommenben SRonat«. ©n SBeric^t, ber hierauf Sejug
nimmt, lautet j. 93.:
SBirb ber SRonb am erfien Xaq/t gefe^en, fo tuirb 9ht^e unb Srtieben
im £anbe l^enfd^ett. ^ta ^er^ bed Sanbed toivh fro^ fein, ^at ber %a^ feine
rid^tige Sänge, fo totrb bie 9ie0terun0d^eit M fjfirflen lang fein, ißon Oullutu.
^ie tatfäd^Iid^e Seobad^tung tt)irb ^ier t)on bem 9ftroIogen
SBuQutu garnid^t angegeben, fonbern nur ber bctreffenbe ?ßaffu^
be« Dmenwerfcö; ber ^ofaftrolog, ber an ber Qtntxal\t^Ut bie
diapporte entgegennahm, ton^tt inbe« fogleid^, bag SuQutu ben
Sßonb am erften 2;age gefe^en ^atte, unb [parte aufeerbem bie
SRü^e, felbft erft ba« Dmentoerf ^eranjujie^en.
SBar bir fiuft fo f(ar, bag man über ber iDtonbfic^el bie
Hülle ©eftaft bc« STOonbe«, feine liara, no(^ bunfel erfennen
fonnte, eine SBeobad^tung, bie man fogar in unferen ©egenbcn ^in
unb n^ieber mad^en fann, fo toai bie« ein ^inn)ei« auf groge
ST^a^tentfaltujtg bed Sidnigd; fo lautet ein SBerid^t:
SBitb ber SJlonb am erfien %a^t gefe^en, fo tt>irb ffivif^ unb grneben
im Sanbe ^errf(^en. ^at ber ^ag feine richtige S&nge, fo totrb bie Sie»
gietungdaeit be9 grütften lang fein. 3ft ber Vtonh bei feinem @t(!^tbarmerben
mit einer 3:iara belteibet, fo »irb ber ftönig su ^0<!^fter SRad^t gelangen.
SSon 3f4^<>r«f4um«erefd^.
äBurbe ber neue 9Ronb bereit« am legten (30. ober 29.) ^ge
be« alten iTOonat« fid^tbar, fo galt bie« auf jeben %aH für ein
böfe« Omen, inbe« nid^t immer für 9lf {abo93abQlonien ober ©ubartu»
Äff^rien, fonbern aud^ für Slam ober Smurru* hierbei würben
bie einzelnen iDtonate in beftimmte SBejie^ung ju ben einzelnen
SBettteilen gefegt. 9Ran k)ergleid^e bie folgenben JBerid^te:
SBirb ber SDlonb am 30. Sit>an gefeiten, fo merben ben 9tet<l^tum Hmurntf
bie Itc^Iamfier tble nomabifterenben fBüftenbetoo^ner) Der^t^ren. 2)er SRonat
Sitian ifl bau flanb Vmurm. Söfed ffir Vmurru!
Sßirb ber SRonb am 80. 92ifan gefe^en, fo toirb ba« £anb Subartu bie
Itc^lamAer Der^e^en. (Eine frembe Sunge toirb 9(murru in i^re dktoatt be«
ommen. @ubartu Rnb toir>. SBirb ber SRonb am 30. Zage gefe^en, fo
mirb ftfiUe im Sanbe ^errfc^en.
1) Sgl. oben @. 7.
«C. X, 8 9C^o(o0i^e Cmina. 23
gfir Wc SBcurtcilung bct aftronomifd^cn Äenntniffc ber Q6t
ift folgenber SBcric^t intcrcffont:
9^tb ber Wonb am 30. Sage gefe^en, fo Bebeutet e9 Mite, ober Sfimt
be« geinbed mirb eintreten. SBitb ber SKonb am 80. €<i^ebat gefe^en, fo
mvth eine Serfinflerung ber fifinber eintreten. IBom Oberfc^reiber.
3)Qd le^te Orafel jeigt, ba§ man übet bie ^etioben unb
Sntfte^ung ber JJinftcmiffc no^ nid^t ©cf^eib tou^t, fonft ^dttc
man itid^t jtpei @reigitiffe, bie in feinem faufalen 3ufcimmen^ang
fte^n, in biefer ffieife miteinanber öerbinben fönnen. 9Ran barf
au^ nic^t etntt)enben, bafe jcneg Cmcn ju ben diteften SBeftanb*
teilen bed großen aftrologtfd^en Dmenmerfe^ gel^örte; benn totnn
man einmal bie betreff enben @(efe$e burc^fc^aut ^ätte, lofire ed
notloenbig getoefen, ba^ man 9}oraudfagen, bie ald finnloS erfannt
loaren, nic^t me^r ))raltifd^ t)em)ertete, toa^ bod^ ^ter gefd^e^en ift.
©ne ^totale ginftemiS ift oben fic^erlid^ fgemeint; eS fragt fid^
nur, ob eine totale SDtonb« ober ®onnenfinfterntö. 3)a^ te^tere
erfc^eint plaufibler; aber auc^ baö anbere tt)äre benfbar. SDie SSer»
finfterung ber „Sänber" todre in biefem galle eine SSerfinfterung
ber äKonbldnber. ^enn bie 9)?onbf(dd^e n)urbe ganj nad^ bem
SRufter ber irbifc^en SBelt ber ©argonjeit in Dier leile geteilt,.
bie je für einen „SBelttetI" i^re befonbere Sebeutung Ratten, ©n
Xejt jeigt biefe äJorftettung, bafe ^immlifc^cä unb Srbifd^e^ fic^
gegenfeitig entfprec^en, fo Har, loie man e^ fic^ nur tt)ünfd^en f ann :
S)ie rechte @eite be» lOtonM ifi tRfab.
^ie linle @eite bed Wonbed ift (Slam.
^r obere Seit bed 9Ronbed i^ ^murru.
^r untere Ztxl bei» iRonbed ift 6ubortu.
%UerIei ^Deutungen bot ein ipof um ben 3Ronb. (Sin aus^«
fü^tlic^ ^erid^t lautet:
SKefe 92a(^t loar ber SRonb bon einem $ofe umgeben; @agmegar unb
ber 6lor|non ßanben barin. 3ft ber SRonb bon einem ^ofe umgeben unb
ile^t €agmegar barin, fo mirb ber ftönig bon flftah eingefc^Ioffen merben.
^ ber 9Ronb oon einem ^ofe umgeben unb {le^t 92ibiru barin, fo bebeutet
H Sterben unter bem I6ie^ unb ben gelbtieren. ^er Stent bed SRarbuf^
ift bei feinem Kufgange Umun-poS; ift er 2 ^o^^pelftunben ^od^, fo ift
er Sagmegar; ße^t er mitten am ^immeP, fo ift er 9hbiru*. 3ft ber
SRonb t^on einem ^ofe umgeben, unb fielet ber Slorpion barin, fo »erben bie
Se^alinnen ftc^ S^finnem nähern (?); ober fibmen »erben morben, unb ber
Serfe^ im £anbe mirb gel^emmt merben. ^ieS ftammt aud einer (anberen)
1) i). i. Sufiiter. 2) f). {. im Weribian.
8) ^Der gan^e @a( foQ atö 9te(^tfertigung baffir bienen, hai ber Vftrofog
ein auf ben 9libiru be}figIi(^eiS Omen ffir ben Sagmegar bermenbet: beibei»
fhib nur tmrf^iebene ftamtn ffir benfelben Stern, ben 3u))iter.
24 9tflTOlofiif4e Omna, 9(0. X, 3
®etie^: 3jt bei Sftonb 9oi\ einem ^ofe umgeben, unb fielet Umun»4ia€ barin,
fo toirb ber Honig ton ^murru mfid^tig werben unb eine Sheberlage feinet
Seinbedlanbed bemirfen. ^iefeft t{l ungünftig. 9on 9{a6u«mufAeai.
Sßon ben ^a^Iretd^en übrigen Soraudfagen, bie fid^ nud ber
Stellung unb bem Sauf bed SKonbed ergaben, feien nur nodf
einige angeführt, bie bad grofee Dmentoerf aul^ SBcrfinfterungen
bed SD^onbed ableiten:
Xtitt im Wonat 92ifan in bet erften 9ia6^tXDad^t eine 9erftnfierung ein,
fo mtrb S3enoü|hing (errfd^en; ein 9ruber wirb ben anbent töten.
i:ritt im Vtonat S^ifan in bec mittleren 92ad)tma(^ eine Serfinftening
ein, fo wirb bie (ixxiit btü 2anh€» nid^i gebei^en.
(S^efd^iel^t ed im SRonat 3iar, fo wirb bie dxntt bed fianbeft nid^t ge«
beiden, unb bie Shirfe werben fallen.
Stritt im 9Ronat 92tfau in ber britten Sloc^twad^e eine Ißerfinftening
ein, fo wirb ein ftdnig bem anbem Stiebendgrug entbieten.
(S^ejc^ie^t e$ im SD^onat Hbar: ©tur^ &aml^.
©e^r bemcrfendtoert ift cä, bafe ba^ Cmcntoerf STOonbfinfter*
niffe an aßen ^agen bed 3){onat^ fär mögtid^ ^alt, tDä^renb bod)
in einem SRonbmonat eine folc^e nur um ben 14. ^erum eintreten
{ann. ^ag man an meteorologifd^e SBerfinfterungen ju beuten
l^abe, ift nid^t red^t tua^rfd^etnlic^. 9Btr bürfen e^er annehmen,
bag man biefe^ ßompenbium für aQe (Sbentualitöten gerüftet fein
laffen tuoOte. ^atte man aud^ noc^ niemals eine äKonbfinfternt!^
etttia am 3. ober 21. 3Ronat^tage beobachtet, fo ^ielt man ed boc^
mangels einer Haren SBorftellung öom SBcfen ber ginftemiffc nidjt
für auSgefd^Ioffen, bag ein fplc^ed Ereignis einmal eintreten tonnte.
6ine »eit geringere SBebeutung ^ben bie ©onnenorafel in
ber ?ßrajiS bcS fiebenten 3ö^tl^unbert§: unter ber ^üUe ber SKonb*
orafel berfd^toinben fie faft ganj. SKan üergteic^e bad folgenbe,
bad eine ganj rid^tige meteorologifd^e Beobachtung enthalten mirb :
3ft bte €onne l^on einem ^of umgeben, fo gibt e« 9legen unb Snberung
bed aSetterd. l6on 9laf(^i«ilu.
3m aftrologifd^en Dmenwerf toirb bie ^atbe ber aufge^enben
@onne me^rfa^ als bebeutfam betrautet:
3fl bie Sonne am 1. 9{ifan bei i^rem 9(ufgang rot wie eine ^adel unb
trglftnit w.ei6eil'(0eMIt t>or i^r, tritt biefed fobann an i^re 6eite ober ^ie^t
nod) Ofien, fo wirb im flRonat 9H{an am [ .... ] 28., 29. unb 30. eine
Sonnenfinftemid eintreten .... Ku4 toirb in bem betreffenben SDSonat ber
(ober M^in") ftönig fterben unb fein So^n ben i:4ron ergreifen.
3ft bie Sonne am 1. Zammu) bei i^rem 9(ufgang bunfel unb oon
einem $of umgeben, fo wirb baft Sanb Ru^e ftnben.
1) (JHn Omen wirb noc^ angeführt, in bem fttr 3u^itcr ber 9tamt
Umun«^a^ gebrannt ift.
HC. X, 3 %ftto\o%\\ä^ Omina. 25
Xttd^ ^ier ftnb ^iufig Serftnfterungen für Xage Doraudgefe^t,
an benen fk unmflglid^ finb ^ Wtan t)ergletd^e bie folgenben Omina:
Xritt am 9. 3iar eine 6onnettfinfleniid ein, fo ivirb Verheerung im
fianbe eintreten.
OefAie^t ed am 15., fo mirb ber Siönig Don dlam flerben.
@d mug inbed ^ert)orge^oben toerben, bag ed ntd^t audge«
fc^Iofftn ift, bog tpir einj^Ine termini ber Slftiologie nod^ nid^t
rid^tig Derfte^en. ^Cer folgenbe SRo^ort bietet ein guted SBeifpte(
bafür, »ie fic^ eine und unmöglid^ erfd^einenbe Kombination unter
ttmftdnben erßären fann. Sä ^eißt:
Ste^t bie @onne im ^ofe M SO^onbed, fo roirb Qa^r^eit im Sanbe
terrf4en: ber @o^n toirb mit feinem IBater bie fBa^r^eit reben. ^rieblic!^
Bitf^önbe in ber gan^n Seit! Qft ber 9lonb t^on einem ßofe umgeben, unb
|e^t Wnib barin, fo mirb mein ^eer ba^ gfeinbedlanb untermerfen. fßon
2)iefe foeben angeführten Cmina finb (eine t^eoretifd^en, bie
in ber ^rojid nic^t begegnen fonnten; benn fie ftammen ja aud
ber ^a^d, ndmlic^ oud einem aftrologifd^en ^erid^t! iDtan ^atte
alfo totffic^Ii^ beobachtet, ba^ bie ®onne, bejlD. ber planet bed
Sottet 92inib, im jpofe bed 3Ronbed ftanb. ^a ber 3Ronb natur«
gemfig nur bed SRad^td einen $of ^aben fann, fo fann too^I ber
planet Slinib im §ofe bed äRonbed fte^en, nid^t aber bie ©onne.
Sir loiren mo^( in ISerlegenl^eit, eine fidlere Srflärung }u finben,
menn mir nid^t aud einem anberen Seri^te erführen, mad übrigen^
auc^ bie ®ried^en tougten, ba^ bie SBab^Ionier ben @atum bidtoeilen
ald @onne bejeid^neten, toa^rfd^einlid^ bed^alb, loeil ber ®ott, bem
ber planet juerteilt koar, eine fotare ®ott^eit toar: ed ift ber @lott
9Knib. Xuf biefe SBeife finbet aud^ ber )n)eite Xeil bed obigen
Sbipported feine SrHSrung: er ift ein anbered 3^^^^ ^^ Omen«
merfed für badfelbe ^^änomen, n&mlid^ ben Eintritt bed @aturn
in ben $of beö STOonbeS. ®enau in berfelben SBeife f^attt ja, toie
»ir oben (©. 23 f.) fa^en, ein Äftrolog nic^t weniger afö brei
Omina für biefelbe Srfd^einung angeführt, inbem er brei t)er^
fc^ebene 9tümm bed 5ßlaneten 3u<)iter tmtotvtdt. 3)er Sejt, ber
bie ®Uid)nnQ „©onne = ©aturn" betoeift, lautet:
Ste^t bie Sonne amStanbort bed Stonbed, fo mirb ber ft5nig be9
Sanbe« fefl auf feinem ^xont bleiben« .... S)iefe 9lot^t ^ot fi(^ ber
1) 3m Stonbmonat fann eine 6onnenftnflemi« nur am (Enbe ober
afleBfaSi am Vnfang beft SRonatft eintreten.
2) ©oweit rei^t bai 3itat be9 OmenmerM. (E0 folgen oor btr tat-
fS^It^en Oeobad^tung noc^ einige onbere Oemerfungen, bie ffir unfere 3toc<fe
Irine Oebeutnng ^aben.
26 9iimo\pifixVd^t JDmina. flO. X, 3
„^tftfttfftnhO $lanet^ htm Vtonht gen&^t. S)eT „gfeftfie^enbe
planet" ift ber @tetn ber @onne. ^meittf|>re<j^enb i^ bie 3)eutung
bed Dmeni»: (Buted für ben Mnig bebeutet ed; bie @onne ift ber @tern
bei» ftönigd.
9Rit biefem ^mä)i, ber mieber einen guten Sinblid in bie
^^eotien ber äSa^rfagepriefter geioä^rt, looQen n^ir bie Sonnen^
ora{e( t>erlaffen, um nodf an einigen SBeifpielen ju jeigen, ime bie
^(aneten afö S)otmetfc^er bed ©efd^ided galten:
93trb ber ®tem beft (Sottet SRarbuI* am Jahresanfang gefe^, fo toirb
in best betreffenben Ja^re ber Vflan^ntDU^i» gebei^en.
fBirb ber ^2:obftrQtenbe' planet" im (SM gefe^en, fo wirb bie (Srnte
gebei^en.
^tjrfterne finb an fid^ nur fetten t)orbebeutenb, ba fie t>\ü
}u loenig augenf&0ige SSer&nberungen jetgen; ein Seifpiel möge
genügen :
3fi ber gro|e ^unb^ bunlel, fo toirb bo0 ^er^ beS Sanbeft nic^t fro^
fein. 3ft ber S^önigSflem« bunfet, fo toirb bet $aIaßbirettor flerben. 16on
9{abU'muf(!^5i.
(Sinen befonberen äBert getuinnen bie aftrologifd^en 9{a^porte
unb Dmina noc^ baburc^, ba^ fie eine ^auptquede für bie ^ft«
fteUung ber bob^tonifd^en ©ternnamen bilben unb and) fonft üiel
jur SRefonftruftion be§ Silben beitrogen, bad fic^ jene 3^^^ ^^
^UtertumS i?om geftimten ^tmmel gemad^t f)at
(Sin ©c^ritt n)eiter fü^rt und ju ben atmofp^Srifd^en Omen,
bie bie SBob^Ionier unb Sff^rer eng mit ben aftrologifc^en Der«
banben; benn nic^t nur nimmt bad groge Omentoer! fie ebenfaOd
auf, fonbem loir treffen aud^ bie äftrologen ber fönigli^en SBe-
obac^tungdftationen aU SBetterprop^eten an. ß^^^^f^ f^^^" ^^"^8^
Sßeric^te gegeben:
IBric^t im Vtonai fihax ein 6turm M, fo nirb ba« ißanb in« 16er«
berben geraten. Sin Regenbogen nOlbte ft4 tiom ^ori^onte bxB }ur ^0^
bed ^immeU, o^ne bag ber SBettergott eine ftberfd^memmung eintreten Heg.
^ö(bt fid^ ein Siegenbogen Aber einer Stabt, fo toirb bie €tabt, ber itdnig
unb feine ®ro^en too^Ibe^alten fein, fßon 9[d^ef(^a au9 Untl.
3eigt fid) rötlid^eft üemöR am ^immel, fo »irb [vi^ SBinb erleben,
Son 9}abu«a(!be«riba.
1) i)iefed ift ber Sotum, bem feine fc^einbar langfame ^Bewegung lenen
9lamen oerf^affte.
2) 3u|)tter.
8) "jßiaH, ber planet be0 9lergal. fßon ben übrigen ben 8abt^Ioniem
belannten Planeten ge^drt SRertur bem 9labu, Senu« ber 3f(^tar, Jupiter
bem SRorbuI unb Saturn bem 9Hmb.
4) iCeo. 5) Siegulud.
HC. X, 8 9Ctmof^^ftrif4e Omina. 27
3)od le^te Dmen fte^t ebenfo tote bad auf ®. 24 mitgeteilte,
infofem auf einer ^ö^eren ®tufe atö bie anbeten, aU ed fi4 mit
feinen ^^^olgerungen auf ben ^eii^ ber atmofpprif^en (Srfc^einungen
befc^finh; n)ir ^aben alfo l^ier bie älteften äBetter))tognofen.
(Sine gro^e 9ioDe fpielen ®m\tttt, bie befonberd l^äufig atö
ä^otboten guter ober fd^Ied^ter fömten gelten; biefe Dmina jeigen
oft eine frappante |[^nlici^feit mit unferen Säauemregeln. SKan
tierglei^e bie folgenben Stapporte:
fififtt ber SBettetgott im Tlonat %x\dixi feine Stimme erfdiallen, tytu
nn^trt ft^ bei %a%, lädt Siegen, »dibt [li^ ein 9iegenbogen, unb §u(ft ein
fOlH, fo meiben bie (&6tttx bem £anbe ^nabe erweifen. 8om Oberft^reiber.
fififit ber SBettergott am 9{eumonbdtage feine @timme erfc^aHen, fo mirb
bie (Ernte gebei^en; bie dürfe n>erben feft fein. 92egnet ti am 92eumonbd«
tage, fo mirb bie (Srnte ^o(^fomtrien, unb bie ITurfe »erben fe|l fein. 1)er
^>err ber Könige m5ge lange leben! $on ^Tfc^aribu.
3)ie 3a|l ber S)onnerfc^Idge tourbe gleid^faHd forgfam beaditet,
ebenfo i^r ^ang, tt)obei fid^ bie fonberbarften S^ergleid^e mit ben
Stimmen Don ^unben, Sfcin, ©c^afcn, ^ü^nern, (Snten, ©forpionen,
Sc^angen uf». finben. Äuc^ ber ©lig ^tte feine bcftimmte ®e«-
beutung. ®o lefcn ttjir in bem Dmentoerf:
9Ii^t ein 9Ii^ im D|ten auf, fo mirb ber SSettergott (£(am fiberfc^memmen.
9Iitt ein 10Ii| im SSeflen auf, fo »irb ber äSettergott «murru Aber-
f^ttemmen.
!8Iitt ein 16Uj^ t)on ©üb gen Dft, fo gibt e9 Stegen unb ftberfc^memmung.
(Snblic^ red^net bad bab^Ionifd^e 2l(tertum aud^ fold^e SBorau^
fagen, bie anberen elementaren (Sreigniffen, toie (Srbbeben, Orfanen,
Stegengäffen uflo. entnommen finb, ju ben aftrologifd^en. 3)ie
folgenben SBeifpiele mögen genügen:
9ebt bie d^be ben ganzen 2:ag, fo bebeutet ei$ 9[uf(dfung bed fianbei».
Oebt bie (Erbe im Sd^bat, fo »irb fi(^ ein anbrer Sfflrfi im 9ola|l
nieberlaffen.
IBtrfinftert ftd^ ber ^ag unb ffi^rt ein 0{i»inb ba^er, fo »irb bie SBofte
Qhitiumd ba9 Sanb nieber»erfen.
Kegnet ed im 92ifan od^t 2:age, fo bebeutet ed 9letd^tum beS IBoIfeft.
9tegnet ed im @it)an ac^t S^age, fo »irb ber Jtönig fterben.
SM^renb bie aftrologifd^en Dmina nebft benen, bie bie Sab^-
lonier baju rechneten, i^rer 92atur entfpred^enb fi^ au^fd^Iie^Iic^
mit bem 9Bo^( unb SSel^e ber SUIgemein^eit befaffen, gibt ed ganje
älei^ üon SBorjeid^en, bie in erfter Sinie bad einjelne Snbiöibuum
ober feinen SBirfung^frei* betreffen, ipier^er gehören äunftd^ft bie
Xraumoratel.
"Skt Sraum ift auc^ im Seben ber dürften fein unn)i(i^tiger
gaftor: er bient ben ®öttem ate SRittel, i^ren SBiaen ju offen*
28 XxaumoxaUl 00. X, 3
boren. @o erjAl^ft fd^on ®ubeQ, ber f^ürft ton 2agaf(^ (um 2450),
tag i^m ein riefen^after 3Jlann, fein @ott SKngirfU) crfd^icnen
fei, auf einem 3^^^^ t^ronenb, Dom gdttlid^en @turmt)ogeI unb
^iDei SötDen begleitet, unb i^m befohlen ^abe, fein ^aud ju bauen.
SBieber^oIt tt>erben 3;roumgefid^te in ber fpäteren 3«it berid^tet
@o((^e Xrfiume finb inbed ftreng genommen feine Dratel: fie
finb ®öttert)iftonen. 2)em gen)ö^nlid^en ©terblici^en erfd^einen bie
Götter nid^t perfönlid^; i^m koerben nur {(nbeutungen juteil, bie
<r meift felbft nid^t öerfte^en lann, unb ju beren @rH4rung er
ber ^ilfe be^ SBa^rfagepriefterä bebarf. ©nige ©eifpiele mögen
folgen:
Xrdgt iemanb (im Xraum) einen SBagen, fo mirb er feine .^t^en«»
softnfd^e erteilen.
St^t er einen $feil auf ben Oogen, fo bebeutet ed ^ro^el.
Belommt er Sauget unb fliegt babon, fo wirb feine ©runbtoge nid)t
feft fein.
Steigt er }ut Unterme(t l^inab, fo wirb er flerben unb nid^t in ber (Srbe
befiattet werben.
£rfigt er einen IBerg auf feinem Stopft, fo wirb er Slei^tum belommen.
2:r5gt er 6a(), fo werben i^n feine Sieben }U 64aben bringen.
3:rägt er ouf ber Strafe Sfleifc^, fo wirb er !ein ^So^Ibefinben ^aben.
Xrfigt er guten Branntwein, fo wirb er S^eube ^aben.
[Repariert er eine SSaffe, fo wirb er lange leben.
9lei>artert er einen ©tü^baüen, fo wirb er feine SBünfc^e erreit^en.
Vlad^t er einen ©tu^I, fo bebeutet e9 Ungtütf.
Stacht er ein Bett, fo bebeutet H Ungiad .
Stacht er einen Xif^, fo bebeutet t» Ung(fl<f.
^ie folgenben fd^einen ^ürftentrftume }u fein:
^at er eine dtegenbogentiara auf, fo wirb iReiAtum im ßanbe fein.
^at er eine golbene 2^iara auf, fo wirb feine @tabt fRetc^tum ernten.
9uc^ %x&umt, in benen man irgenbkoo^in reift ober ge^t,
^oben i^re ^ebeutung:
9tetfl er naö^ $erften, fo wirb er bur(^ gdttlic^e Berührung fallen.
91ei|l er nac^ bpii^, fo wirb fein ®e^0ft ^erflört werben.
d^e^t er ^um gelbbeftellen, fo wirb er ber S^ot entgegen.
(Btf^i er )ur ®(!^af^ürbe, fo wirb er )u l^o^er Stellung gelangen.
@benfo mid^tig ift ed, n)Qd man im Xraume i^t:
36t er SBeintrauben, fo bebeutet eS ^reube.
36t er fi^fydt, fo bebeutet e« Ungifld.
36t er einen Bod^ein, fo wirb fein ^er^ fro^ fein.
9uger bem Traume gibt ed nod^ eine Unja^l üon üorbebeut«
famen @(ef^e^niffen. ^a jebe (Sinjelerfd^einung ein @Iieb in ber
^ogen ßette bed ©ef^e^end bilbet, fo ^at fie i^ren beftimmten
@inn; bie ganje 92atur, ob belebt ober unbelebt, {ann ba^er bem
ilO. X, 8 JDmma aud IBemegungen Don 2:ieren. 29^
^nbigen einen ©d^Iüffel für bie SJeutung ber 3"^"f* geben.
®roge SBic^tigfeit n)urbe ben SBett)egungen unb ^nblungen bet
lierc beigemeffen.
fBknn ein &oxp\on unter iemanbed reci^tent gfu^e (^eroorlommt}^, fp^
iPttb e# i^ brei 3a^re lang gnt ge^en.
%äUt eine ©Klange rec^td t>ox einem SRenfd^en nteber, fo bebeuiet ed^
5tur§ feines (8egnerd.
S^nt eine €<l)(ange Itnfd toor einem S^lenfc^en nieber, fo trifft tl^
ein gluc^.
(0e^en Kmeifen in iemanbed ^aufe gefc^fiftig ^in unb ^er, fo »irb ber
^ttd^err gerben unb hcA betreffenbe ^auS einftfir^en.
fftifttn Vmeifen in ben ^auiSgetfiten einei^ Wanned, fo Bebeutet ed (Sin»
fhtr^ be9 ^aufed.
Serben fAnar^ ^Tmeifen mit Slügeln in jemanbed ^aufe gefe^en, fo
virb bat betreffenbe ^aud einflfltjen unb ein JNnb bed ^aut^enn töten.
^efonberd forgf&Itig werben bie jpau^tiere beobad^tet:
^ftHen ©c^afe in i^er ^ürbe I(figli(^, fo wirb bie betreffenbe ^ürbe
^r^drt »erben.
Steffen ®(^ofe gegenfeitig i^r Ungeziefer, fo mirb eine ^ungertnot boiS-
8te^ treffen.
€tellt fiä^ ein ^unb dor jemanbem ^in, f o mirb fic^ i^m ein ^inbemiil
in ben Seg ftellen.
26\^ ein ^nb in iemcmbed ^aufe ein angejünbeted %tutt ata, fo »irb
ein Sefe^I an bod ^au& erge^.
Qetritt ein ttiei|er ^unb einen Tempel, fo nirb ieneiS Ztmptl^ gfunba«
matt fe^ fein.
Setritt rin fd^mar^er ^unb dnen ^m|>el, fo mirb jenes ^^empeld-
^imbament ni^t feft fein.
Saufen Sd^meine erfc^rectt ^in unb ^er, fo bebeutet ed 3^tfl0rung [bet
^firbe].
Sa| bem Sab^Ionier aud) ber 93ogeIf(ug bebeutung^DoQ nnir^
feigen u. a. bie folgenben Omina:
Dl^aiibt icmanb eine Keife unb fliegt babei in ber 9}ic^tung, loo^in er
fein 9[ntli| menbet, eine ^o^(e (?) üon ber regten @eite beS S3etreffenben
no^ feiner £infen vorüber, fo »irb ber betreffenbe iD^ann ba, too er ^inge^t,
9kmmn %ahcn.
^fliegt fie im gleichen gofle über bem 9Ranne auf unb aie^t bor i^nt
ein^, fo airb biefer feine ^r§endtt)finf(^e erreichen.
iSitf^t dn %alU auf ^agb auS unb fliegt babei Don ber reellen @eite
bed Mnigf naC^ feiner Unfen ^ Dorbei, fo »irb ber ftbnig, mol^in er jie^t^
Xrinmpl) erlangen.
Öetritt jemanb boS ^auS eines Itranfen, unb ßicgt babei ein %alh na(fy
fdner regten @eite ^in oorüber, [fo »irb ber ^anle gefunb]^.
Son Sntereffc ift oud^ ein ©rief be^ Äftrologen Satafi an
1) Unfic^er, »as ^u ergfingen ift.
30 Vtifi^tbuiitn. HO. X, 8
bcn fiönig «far^abbon (680— 668 to. S^r.), ber jcigt, bafe btc
Äftrologcn nic^t nur über btc ©terne JBcfd^ctb miffcn mufetcn:
„^n ben ft'dnig, meinen ^errn, ^etn Wiener Salap. ^etl fei bem
l^dnig, meinem ^etrnl ^ie ®dtter 9laBu unb Warbu! mögen meinen ^emt
fernen! — SBod ben 9laben anbetrifft, bedmegen mein ^err an mi^ gefd^rieben
^at, fo (wiffe): %x&Qt ein fRabt irgenb etmod in baS ^ani eined SDlenft^en
hinein, fo mirb ber betreffenbe Wenfd^ etroai» i^m nic^t @)e^örenbed befommen.
03irft ein fiaflt ober fRaht ttxoai, hai er trägt, in ba9 ^au9 eined ^enfc^en
ober t)or einen SRenfd^en, fo f^ai baiS betreffenbe $aud (Slfld. S^rfigt ein
9$ogeI Srleifd^ ober einen anbern IBogel ober fonft etmad unb toirft ed fobonn
in baS ^avL^ eined Vttn]d^tn, fo mirb baS betreffenbe £aud einen großen
Anteil befommen."
ßafjlteic^e ^op^ejeiungen koerben aud äRi^geburten abgeleitet ;
ed gab ein groged ^omt)enbium, ba^ mel^r aU ein ^u^enb Xafeln
umfaßte, für biefed ®))ejtalgebiet ber SBo^rfagefunft. @ine groge
Slnja^I ber Omina bärfte toieberum rein t^eoretifd^ fonftruiert fein,
ba biefe Xejrte Don ^efd^reibungen ber fonberbarften iRaturtDunber
gerabeju n)immeln. 3Ran t)ergleici^e bie folgenben Omina:
SBirft ein @4af einen Sömen, ber ein menfc^Iid^ed 9[ntU( l^at, fo wirb
bie ^ac^t bed ßdnigd beiS betreffenben Sanbed gewattig fein.
93irft ein @(^af einen Sdmen, ber bad 9[uge eined (EfelS fyit, fo wirb
^ungerinot im Sanbe l^errfd^en.
IBirft ein @(!^af ein ffit^, fo wirb ber ftOnigdfo^n ben X^ron feinet
JBaterd ergreifen, unb ©ubartu wirb fid^ ergeben.
®irft ein 8(^af ein Siinb, bad ^wei Sä^toSai^t ^at, fo ift bied ein Omen
bed 3fci)bi'Urra S ber nic^t feinedgleic^en ^atte.
@oId^e SD^iggeburten n>urben bann tpo^l aud^ aufbetpa^rt, um
ber ftaunenben äBelt gezeigt ju n)erben, n^ie koir aui^ fotgenbem,
bem 7. Sa^r^unbert entftammenben ©eri^t erfe^en:
^at eine 9)^i6geburt ad^t Srüge unb )vei Sd^wdn^e, fo wirb ber fjüift
b€§ ftönigreu^ed 9Ra4t erlangen', ^er hd^läduttx Ubbanu fagt folgenbed:
Vte eine @au warf, ^atte bad 3unge ac^t %üfit unb §wei 6^Wdtt^. Sfd)
^abe ed in @ala gelegt unb gu ^aufe aufgefleOt. 8on 92erga(«etir.
^a% man aud^ menfd^(id|e 9J^i^geburten für toorbebeutenb
^ielt, ift felbftberftftnbli^.
@^ebtert ein SBeib gwiHinge, bie mit i^rem Slüdgrat ^ufammeng^wac^fen
finb, fo wirb bad betreffenbe Sanb Don feinen (Söttem toerlaffen toerben.
(S^ebiert ein SBeib ein ftinb mit einem Sdwenlopf, fo wirb ein mfi(^ttger
ftdnig im Sanbe fein.
dkbiert ein %Beib eiii ftinb mit einem 9oge(fo|)f, f o wirb bad betreffenbe
Sanb jerftört werben.
d^ebiert ein SBeib ein IKnb o^ne O^ren, fo wirb 3)rangfal im Sanbe
^errfd^en, unb ba9 Sanb wirb oerHeinert werben.
1) i)er erfle ftönig beft SHei^e« bon ^[xn (um 2350 ü. d^.).
2) 9)ied i^ ein Vuft^ug aud einem Omenwerf.
HD* X, 3 2)ie ^Pait^enioeCl uitb bie unorganifd^ 92atur. 31
9uci^ bie ^anjentoelt bot bem @e^er äKaterioI:
Sirb in einet @tabt Wtin^t gefunben, \o mirb bie betreffenbe @tabt
uermfiftet »erben.
ginbet ft(^ in jemanbed ^au{e an ber ndrblid^en ä^auerfette ©c^immel,
fo »itb beT ^aud^err fterben unb fein S^au.^ ftc^ Quflöfen.
ginbet fid^ in iemanbed ^auje an ber öftlid^en 9Rauer{eite ©(^intmel,
fo »iib bie ^au^frau flerben nnb bad $au8 ft4 auflöfen.
Sfinbet fic^ in iemanbed ^aufe an ber meftlic^en 3Rauerfeite @(^tmmel,
fo mirb ein ^inb bed 93etreffenben fterben unb bad $aud ftc!^ auflöfen.
5Bon ben Omen, bie ber unorganifd^en SRatur entnommen
finö, ^aben toir bie toic^tigften bereite fenncn gelernt, bie aftrolo«»
gifc^ unb bie mcteorologijd^en. 3)iefe ge^en auf ^immlifc^c 9?or*
gange jurücf; eö tourben aber aud^ rein irbifd^e forgfältig be*
obac^tet:
^Ue^en bie fSaffer eined 6tromed grünlich ba^in, mfi^renb »ei|e SBaffer-
maffen oben f^niimnten, fo »erben Sptlt (?) unb ade Srten ^irfe (?) nicbt
gebei^.
Stritt im SRonot 9ti\an eine ^od^flut ein, toobei fi(6 ber @trom mie
9(ut färbt, fo mirb ein Sterben im £anbe oor [id^ ge^en.
@o galt alfo bem Sab^Ionier bie ganje 92atur, üon ber
ilmeife ober bem ©d^immel|)i(} an bid ju ben er^abenften ^^Sno«
menen bc^ geftimten ipimmete afö ein großem 58ud^, beffen ge»
^cimnidooHe ©^rift bem Äunbigen ba« Dunfel ber 3^^"^^?* ^"t*
^üQte; felbft bie unbebeutenbften S^orgänge, toit bad Slöfen ber
3<!^fe ober ber ^(ug eined ^ogelS, Ratten i^ren ganj beftimmten
SBert atö SJorboten göoiffer ©reigniffe. ^an foDte meinen, bafe
unter bem S)rucl einc^ berartig üppig enttoicfelten „?lbcrglaubcn^"
aQed erlahmen mugte, bag ein freted, frtfd^ed (^tfalten ber ^äfte
bed Solfed DöQig baburd^ unterbunben toorben toaxt, SBenn ti^ir
in ber gefd^id^tli^en Sntn^idKung 93abl)toniend unb Slfftjriend nur
tier^tnidm&^ig unbebeutenbe ©puren Don einem fold^en toerberb«
Kc^ ©nflufe finben, fo erflärt fid^ bieg jtoeifellog baburd^, bafe
und im grogen unb ganjen nur bie t^eoretifc^e ©eite ber SBa^r*
fagefunft befannt ift, bie ben SBirfungöfrciö biefcr „SBiffcnf^aft"
öiel gröjser erf^nen lägt, afe er in ber S^at getocfen fein bürfte.
S5on ber ^ajiS beS tdglid^cn fiebenS tt)iffcn »ir fo gut njie
gami(!§td.
Vlan barf au^ nid^t gtauben, bag bie ^orfteQungen, bie bie
Cmenliteratur refleftiert, ®emeingut be^ SBoIfed toarcn; fie toarcn
tnelme^r forgfam gehütetes ®e^eimniö einer ?ßrieftcr!aftc ', ber nur
bie Seften ber Station angehören burftcn, unb bie i^ren Urfprung
1) «uf bab^tonif«^ l^igt ber SSa^rfagepriefter barä.
32 S)ie »h^ftfrien bet tBal|rfager. «O. X, 3
auf ©nmcbutanfi, einen bet je^n Utfönigc, jurü(tfü§rte. ®on i^m
etjfil^Ite man fid^, ba§ bie großen ®ötter ?lnu, 3IIiI unb @a, i^n
liebgen^annen unb bie @d^u^götter bet Sßa^rfagehinft, ben Sonnen«
gott ©d^amafd^ unb ben Sßettergott 9iamman^^abab, t)eran(agten,
i^n in i§re SOt^fterien einjuloei^en. SSon @o^n auf @o^n t^at
fic^ bie Äunft bann t^ererbt. „Der funbigc 9Keifter, ber ba be*
toa^xt ba« aW^fterium ber großen Oötter, foD feinen Srbfo^n, ben
er lieb \)at, öor ©d^amafd^ unb ^abab auf Xafel unb ©c^reibgriffet
fd^loören unb foH i^n bann ba^ £e^rbud§ beS SBa^rfager^ lernen
laffen. ©in fcllunbiger ^ auö bem bauemben ®efc|Ied^t be^ (Snme*
buranfi^ bed ^önigd t)on @i))))ar, ber bie äBa^rfagefd^ale ^infteQt
unb ben 3^^^^"f*öb trögt, ein priefterlic^er ©prö^Iing reiner
Slbftammung, ber felbft an SSud^d unb SDtag t)olI!ommen ift, barf üor
©d^amafc^ unb ^abab ber ©tätte ber Dpferf^au unb be^ Drafel«
na^en. Sin Slnge^öriger ber 3Ba^rfagerfafte öon unreiner ab*
ftammung, ber fetbft an SBuc^ unb STOafe nic^t öolltommen ift, ber
fd^ielt ober ßo^nlüden ^at, .... barf fid^ bem Drafel ni(^t na^en.**
Und liegen bie SW^fterien ber S33a]^rfage))riefter offen öor
Äugen: eS finb bie Se^rbüd^er, in bie loir l^ier mand^en Slirf ge-
toorfen ^aben; bem bab^Ionifd^en Solte aber loaren fie öerfc^loffen;
ed a^nte tootjl taum, n^ie alled auf Srben unb am ^immel feinen
beftimmten ©inn ^abe unb in engfter SSerbinbung fte^e mit bem
Seben unb ®ebei^en ber SÄeufd^fieit. 2)er gen^ö^nlic^e 3)?ann
ging bed^alb gett)i| nur bei ganj befonberen Slnläffen jum SBa^r»
fagepriefter, toenn er einen toic^tigen ©d^ritt im Seben ju tun
gebaute, tt)enn er j. SB. ein §aug bauen, fid^ Verheiraten ober eine
gefä^rlid^e SReife unternehmen ttjollte. Dann fragte i^n ber ^^riefter
too^I na^ allerlei bebeutfamen Vorgängen an^, bie bem JRat^
fuc^enben in le^ter ^tit aufgefallen toaren, ober er gab il^m auf,
tt)ä|renb einer beftimmten grift fein ?lugenmerf auf fold^e ©or*
gdnge ju rid^ten. Sr erhielt bann feine Slntmort, o^nc inbed felbft
öon ben aR^ftericn ettoad ju erfal^ren, unb o^ne ju a^nen, in
meld^er SBeife biefe Änttoort juftanbe gefommen loar.
©ine« großen jeremoniellen Apparate^ beburfte e« in ber»
artigen ^Qen too^l faum; überhaupt tuirb ein fol^er nur bann
üblid^ getoefen fein, toenn man bie ®ötter um eine äuähinft
bitten tooUte, nid^t aber, koenn biefe ungebeten i^re Omiita fanbten.
3m erfteren gaDe, alfo öor aDem bei ber ßeberfd^au, toaren um*
1) 8gL oben @. 17.
fangreic^e ^rbereitungen nötig, bie aufd jotgf&Itigfte au^efä^rt
loerben my^n, betor man an bie Opferung bed Xiere^ unb bie
Unterfud^ung bcr Sebcr geffen fonntc. ®o Reifet e8 in ben 9?ituat
öorfc^riftcn für ben 3S3a^rfagepricfter:
9(n einem gün^igen £age follft ^u 2)i(^ ^eiligen, . . . ein teined ftletb
}oüft S)u on^ie^en. IBor Sonnenuntergang . . . foUft i)u eine D))fet§urüjhing
für bie Göttin ^ula bereiten: reined SEßaffer, . . . füge IBrote au» Sptlt (?),
unb ^xoax breimal ^todlf, alfo 86
ftadfi^m bie ^immlifc^en @teme eben fic^tbor (?) geworben finb, foUp
i)it für 9(nu, Stm unb (Sa brei ^if d^e auffteUen unb auf jeben Sif^ 24 fft|e
9rote aud 6^lt (?), alfo breimal 24 lOrote legen . . . .^ »ier ftrfige mit
SMn i>on ie 1 9)^a| Sn^alt foHfl ^u ^infteUen . . . 3e^n reine £5mmer
foH^ 3)u Wamtn (?); bad ^letfc^ bed regten ®(^en(etö (?), bie teulen (?),
gebratene^ %ltx]d^ unb . . . «S^eifd} follfl in auftragen laffen. ^ei 9i5u(^er«
altfire f oQft ^u mit B^t'veffen, 3^bem unb fl^einmel^I beftreuen, 93etn aud«
giejsen, bi^ niebermerfen unb bann bie jD|)fer)urüfiung entfernen.
Senn [bie ®terne] ^eS leuchten (?), . . . fottfl ^u reined Gaffer fprengen,
einen 9ldu(^raltar gen Ofien bor SRarbuI auffielen, einen 9läu^eraltar gen
Often i>or bem (0ott bed Öetreffenben auffieHen, einen Siftud^eraltar gen Often
vor bie (Bdttin bed ^etreffenben auffteHen. (Einen %x\d^ foIIft 2)u hinter bem
oor ^arbuf ^e^nben difiwj^eraltar auffteOen. ^er Itrüge mit f&txn follß 9u
^in^Sen, breimal gmölf Qrote an» ^ptii (?) follft %)n barauf legen . . .' ^en
Dorbexen oor SRarbuI fte^enben Stäucberaltar foll^ 2)u beftreuen, bie ^anb ber
opfemben ^erfon ergreifen unb alfo f^rec^en: „^tin Stntd^i mdc^te in ber
Stngen^unbe ein Opfer barbringen, ben gebernftab erl^eben unb bor 6<^amaf(l^
treten. ^Deiner gro^ (0ott^t möge ed re(^t fein'' ^
@obaIb ber ^ori^ont xötlid^ toixh, foflfi S)u brei 2:if(^e ^erbeifc^affen
laffen, fie rei^Iic^ befe|en gleid^ benen für SInu, 311il unb (Ea: ben mittleren
Xifc^ ffir Sc^amafc^ unb ^abab, bie gdttli(!^en Ferren ber 0)>ferf(!^au, ben
linldi %\\d^ ffir SÜia, feine "* geliebte (S^atHn, ben rechten ^ifc^ filr Ounene,
ben Sedier bed ©(bamafd) unb ber ^ia. $ier reine Sommer, ^toei für Sä^a*
maf(^ unb ^abab, je eind für ^ja unb 8unene (follft bu barbringen).
& folgt barauf eine 93orunterfud§ung ber Seber eines ber
l'ämmer, bie auf bem mittleren Xifd^ für ©c^amafc^ unb ^obab
bargebra^t finb. ^iefe n)irb n^o^I nur borgenommen, um ju er»
grünben, ob ben göttlichen ^errcn bcr 3Ba^rfagefunft bcr fommenbe
lag für ein Drofcl genel^m ift; benn bie eigcntlid^c D|)fcrfcl^au
finbet erft in ber SWorgenftunbc ftatt. SBcitcr l^eifet eS:
[ftur) oor Sonnenaufgang follft Xu für] @c^amaf4 eine Opfer^urüftung
bereiten. (Einen 9l&tt(^eraUar foKfi bu oor ©c^amafc^ fteQen . . .* (Einen
1) (Eine gro§e Hn^^l meiterer (Einzelheiten übergeben mir.
2) (Ed folgen »eitere geremonien für ben (^ott unb bie (0dttin bed 9dt*
treffenben. Aue brei (Bdtter erhalten bann thtn^dd» eine Opferma^l^eit.
3) Xed 84amaf(^.
4) (Ebenfo für ^abab, iRarbuf, ^\a, iBunene, ffir bie Begleiter be«
Sonnengottes, SHttu unb ^fc^aru, fomie ffir ben ^ott be9 Orafelfuc^enben.
nun Ortest. X. S. 3
3i %a^mSlfitnl WD. X, S
fBein foHfl S)u ^infUSen unb bceimal a>Bl^U ®i^ote aui 6pdt (?) ^(egoi
. . .' ^en 9t5u4eta(tar toor Sc^amafd) foDfi 5Du beftreiten, bie ^nb ber
o^^femben ^erfon ergreifen unb alfo fprec^en: „$>dti Ihte^t mOt^te in ber
SRorgenftunbe ein Opfer barbringen, ben Sebemflab erleben unb bor 5Mne
gtole ttott^eit treten, f^etner großen %otttftit mdge H rcd^t fein"
9leuc Dl)fer für ®6fama^^ unb bie anbeten Mottet folgen;
unter Gebeten n^erben bann bie ^ifc^e unb SRäuc^eralt&re nnebtr
entfernt. Unterbeffcn »irb bie ©onnc am ^orijont empor*
gcf liegen fein; )e|t erft fann bie eigentlid^e Opferf^u na^ Dor«
^ge^cnben ©ebeten, toic toix fie oben (@. 13 f.) fennen gelernt
l^oben, t)or ftd^ ge^en.
Seid^t ^atte ed ein SBa^rfagepriefter, n^ie man fielet, gemig
nid^t; bie feierlichen ^nblungen, bie bie ganje 3lai)i in Snfprud^
nahmen, fteSten groge 9(nforberungen an bie ®efunbl^eit unb
ttrpcrlid^e Bä^^S'^^ ^^ SRanne«. ?fber feine Ju^ftionen toaren
bamit nod^ nid^t erfd^öpft 9Bie n)ir oben fa^en, foUten fd^on bie
Vorbereitungen ber Opferfc^au an einem gänftigen Zage ftatt«
finben, bie ^i(ige ^aupt^anblung naturUd^ erft rec^t. t^ftiu*»
ftetten, ob ber Zag ^eifbringenb toor ober nid^t, gehörte ebenfaDd
ju ben Aufgaben bc^ SBa^rfagerö; fd^on frü^ tourben bcd^alb
Salenber angelegt, in bencn nad^ 8trt ber ägt)ptifd^cn' bie nötigen
SBemerfungen ben etnjelnen Xagen beigefügt n^urben. Sefannt
finb bie für ben 7., 14., 19., 21. unb 28. 2Rwtatötag gegebenen
93orf duften, bie man meift a(d @abbatgefe|e bejeid^net:
(Sin böfer Za^. 3)er ^irt ber großen Söller foH 9Ieifd^, ba« auf Sfo^le
gelobt ifl unb ettoa9 mit Bali (?) gubereiteted nic^t effen. 2)aiS ^entb feinet
Seibet fott er ni4t »eC^feln. Steine (ftteiber) foll er nid^t an^ie^en. (ün
Opfer foH er nic^t barbringen, ^er 5(önig foC nic^t ^u SBagen fahren.
Zt^rannifd^ (?) foC er nie^t reben. 9(n geheimer @tfitte foH bec Oa^rfagei
eine KuSfage ni^t ma&^. ^ttt 9r§t foH feine ^anb ni(6t an einen hänfen
legen. (Sin Sor^ben autauffl^ren, ift (ber Sag) ni^t geeignet S^ad^tt foO
ber Mnig feine (0obe ben großen (Söttem bringen, ein Opfer foQ er opfern:
fein ^ebet ift bann bei ®ott angenehm.
1)agegen toirb eine Srt bed CraEels^ nic^t ju ben ^unftiouen
bed äßa^rfagepriefter^ gehört l^aben, bad ®otte^urteit. ^a hierbei
bie 2)eutung feine ©c^loierigfeiten bereiten fonnte, inbem ne ja
nur auf eine Sntfc^ibung jtoifc^en „Bc^ulbig'' unb „Sti^tfc^ulbig"
^inaui^Iief, burfte man fie getroft ben rid^terlid^en 9)eamten übertaten.
- ^
1) i)ie gleichen 3^^>nonien unb (Äthttt oieber^olen fi(^ üor \ben
flbcigen inbetrad^t fommenben Mttem. (
2) «O. VI, 4 ®. 9f. '
«O. T.% %9§ Ccbal. 35
Selber ftnb unfere ^todftiöfttti fikr ba^ Orbal bei ben
Sab^loiiiem intb Afferent ^öc^ft unt)oDfttnbig. 3e na^bem eft
\iäf um ©traf« ober QiMpxo^^lo^afiittn ^anbelte, mu^ bad
Orbal t^erfd^ieben t^erltmfen. XBS^renb man im erfteren f^aOe eine
Jorm midien tonnte, bie bem beteiligten fc^tveren ©droben an Sdb
unb hieben jugufügen geeignet ttKir, ba ed ftd^ fietd um Glitte
^nbelte, auf bie fötpeclic^ ©träfe ober Xob ftanb, mu^te im
3if ilproje^ ein ^armloferer ^braud^ pla|greifen. @in ftrafpro«
ieffualifd^ed Drbal n)irb im @lefe^ JgKtmmurapid an jmei @ldlen
erto&^nt, o^ne bag ed inbed möglid^ tt^re, ben genaueren 93er(auf
gu ermitteln. @d finbet junAd^ft bei 3oubereik)erbad^ ftott:
•efe|t, iemanb ^t einen anbem in ben Serba^t ber 3aubeiei gebnu^t,
iebod^ eft nid)t bewtefen, f o toirb bei, auf htm oer Setbac^t ber 3aubecei liegt,
Ittm 6tTomgott ge^n unb roirb in ben 6tromgott eintou^cn; bann mirb,
gefegt, bei Sfromgott ^t i^n etteit^t, berjenige, ber i^n begtd^igt ffat, fein
^jim^ belomnten; gefej^t, bei @tromgott ^t ben Setreffenben ffir unfi^utbig
etfOtct, mib cf iü ba^t unt)eTfe^rt geblieben, fo »irb bei, ber i^ in ben
8eitai6t bei 3<^u^rei gebradit ^t, getdtet; ber, ber in ben Gtromgott einge«
tan^t ift, »irb bai fym^ beffen, ber i(n be^iifetigt ^t, befomnten.
i)em gleichen Orbal ^at fid^ bie S^efrau ju unterbieten, bie
in ben l^erbac^t ber Untreue geraten ift:
9efc|t, auf jemanbeft (Safran if! toegen eincd anberen SRanned mit bem
Singer gemiefen morben, offnt bog fte babei crta)))>t toorben ift, »ie fte bei
einem anbem fllanne ru^e, fo foQ fie ffir i^n i&^mann in ben 6tromgott
einlouifictt.
9Wan beachte, boB in beiben gäUen nid^t einfa^ öom „Strome'',
fonbem oom „©tromgott" bie Siebe ift.
"Born Drbal be^ ß^^ilp^^ä^ff^^ toiffen »ir noc^ weniger, ba
man fi^ in jn^eifel^aften ^Qen meift bamit begnügte, ber einen
Partei ben Sib aufzulegen, ber ftetd ald entfd^eibenb angefe^en
nrirb. 9lur an menigen ©teilen mirb auf ein Orbal angefpielt,
baB barin beftanben ju ^aben fd^eint, ba^ ber 8e!(agte bad mit
@oIb unb Sbelfteinen gefd^müdhe unb bad @^mboI tragenbe panier
bee @otted, bad mo^I einer ©tanbarte ähnelte unb im (Srbboben
befeftigt mar, ^eraudjureigen ^atte. SSermod^te er bie^ ju tun, fo
galt er atö unfc^ulbig.
Ta^ Drbal fftOt infofern auiJ bem Stammen ber SBa^rfage^«
fünft ^aud, ald e^ ebenfo mie bie ^raumoifion a(d eine Srt
biTelter göttlid^ Offenbarung angefeben mürbe, tt)&^renb bad
Omenmefen im ®runbe genommen auf einer irrtümlid^en Äaufali^*
titdDorfteUung beruht, ju ber uod^ Xl^eorien über gegenfeitige
(hitfpr«bungen in SJafrofodmu^ unb 9)}ih:ofof^mud ^injutommen.
36 edfiui. »D. X, 8
93on unferem ©tanbpunh aud betrad^tet, erfc^eint und bad ^ier
befproc^ene ^pitel beg bab^tonifc^^aff^rifd^eit Sltertumd atö eind,
bad bed fraffeften %berglaubend üoQ ift. ^tngegenfiber mug man
inbed ^erüor^eben, ba^ bie ttiten in i^ren 3Ritte(n, ben tatf&d^
liefen 3ufammen§ang t)ieler ^inge ju erforfd^en, bod^ ftufterft be«
fc^änh n>Qren; bie j^^pot^efe mu^te i^nen @rfa^ fär monc^
Srfc^einung bieten, beren ßuftanbefommen und DöQig Ilar ift.
^ierju !ommt noc^ eind. 9[Q bie 9[nf(^auungen , bie bad
Qkbkt ber Sßcl^rfagefunft batbieten, beh)egen fid^ in einem $or^
fteQungdfreife, ber fid^ bürdend mit ben religiöfen %nf testen ber
Sab^Ionier bedt: fie miberfprec^en i^nen nid^t, fonbern fte^en unb
— fo foHte man annehmen — fallen foglei^ mit i^nen. Snbed,
fie finb nur teiltoeife gefaUen. 3)ie bab^Ionifc^c Sleligion ift ju*
grunbe gegangen, aber bie bab^Ionifc^e Sßa^rfagelunft ^at fic^,
t)ielfad^ too^I mit anberen Elementen Dermifd^t, bid auf ben heutigen
Xag namentlich in Slftrologie unb Xraumbeutung erhalten, nun«
mel^r ein DoÖfommener ?lbergtaube, beffen ©jiftenj nur für unfere
aufgefiftrte ^^it eine »a^re ©c^mac^ ift, nid^t aber für bie Alten,
mit beren religiöfem unb natum)iffenfd§aftlid(cm 3!)enfen er in
befter «Harmonie ftanb.
iiittatvLt. (3n fiu^m^U)
Sfr. Senormant, ^ie SRagie unb SBa^tfagefunfi ber(JE^albaer. ^a 1878.
— &, (£. Siatolinfon, Cuneiform Inscriptions of Western Asia. Vol. lY
(2. in\L.l PI. 61. Sonbon 1891. (Drafelanttoorten aud 9rbe(a.) — $. 91.
llnubtson, ^Iff^tifd^e lebete an ben @onnenaott. Seip^iß 1898. — «.
Soiffier, Documenta ABsyiiena relatifs auz PrlsagoB. ^nd 1894 — 1899.
— 3. 9[. (£raig, Astrological-Astronomical Texti. Seip^ig 1899. —
M. S. ^l^omf^fon, The Reports of the Ma^cians and Astrologers of
Niniveh and Babylon in the British Musenm. Sonbon 1900. — ^.
3immeTn, Seiträge ^ur itenntnid ber 9ab^Ioni|(^en Steligion. ^te Oe«
{d^mörungdferie €urpu. 9htuaUafeIn für ben SSa^rfager, m\dirobxtx unb
©finget, fieipjig 1901. — 3. junger, ^ed^ermabrfagung bei ben Oabp-
loniem. Seip^jig 1903. — Cuneiform Tezts from Babylonian Tablets in
the British Museum. Yol. VI. fionbon 1898. (5E)a« oltbabt^Ionifc^e fieber-
mobeH.) Vol. XX. iBonbon 1904. (Seberfc^aute^te.) — %. Qoiffier, Ghoix
de Textes relatifs k la Divination Assyro-Babylonienne. ^b. I, ^ri#
1905; Ob. 11,1, $an9 1906. — iOl, Saftrom, ^ie »eligion Qab^Ionienft
unb artend. 8b. 11, d^ie^en 1905 ff. {$tap. XIX. ^a« Orafelmefen;
Stap. XX, Sor^eic^en unb ^eutungdle^re.) — S^. StroUeoub, L*Astro)ogie
Chald^enne. ^arid 1905ff. (9lo(^ nt4|t ab^efc^Ioffen.) — £. fB. ^tng,
Chronicles conceming early Babylonian Kings. Vol. II. fionbon 1907.
(5®. 129 ff., letzte (Ebition ber (5argon«0mina.) — 91. Ungnab, (Ein
SebeTf(^attte(t aui ber 3eit Vmmifabuga«. Oab^toniaca II (1908), 6. 257 |f .
— 9R. ^aflroh), Hepatoscopy and Astrolofnr in Babylonia and Assyria.
Proceed. of the Amer. Philos. Soc. Vol. XLVII (1908), ®. 646 ff.
lo. 3A«rgaii3 Der Jllte Orient ^tft 4
9«9ts (4 Qefic) berausaegcben von der ,5,,,,,'
2 ID.. scb. 3 in. Uordera$iati$d)en 0e$ell$d)aft (€. U.) 60 Piennis
Das Vorgebirge am
naIir«el=Kell7
unb
feine Denkmäler
Pon
Qugo IDinckler
IHit t Kart«n|Mz2« unt 4 Rbbiltungen
Ceipzig
I. C. QinridisTdie Budjbanblung
1909
Die Uorderasiati$d)e 0e$eli$d)aft (€. U.)
mit dem Sitz in Berlin
htftotdt bte gr^tberung ber boiberaftoKfd^en <&tubten auf ®runb ber ^enfmfiler.
@te gibt miffenf4aft(i(!^e arbeiten i^rer IJ^itglieber in ^manglofen ßeften atö
,,2Rittet(ungen ber ^orberafiatifdien ^efellfc^aft" unb gemetnDet«
ftfinbli^ic 3)arftctluitgcn öicttcliäftrUd) unter bem %ittl „ier Alte Orient"
^eraud. t^rner mia bie ©efeUf^aft bie ^ef^affung neuen S^ateriold anregen
unb unterftü^en. ^ie (^efeUfc^aft aä^(t gegenwärtig 496 STlttglieber.
^er jfi^rlic^eSKitglicblbcitrag betrögt lOaßar!, wofür bie„aRitteiIungen"
(fonft 15 2Jl.) unb „3)er mt Orient" (fonft 2 SR.) geliefert werben. — «fuf-
nannte aU 3Jlitgtieb erfolgt burc^ ben l^orftanb auf einfädle ^(nmelbung beim
©d^riftfü^rer. — Ballung ber Beiträge ^at int Sanuar an SBoIf Reifer Äetlag
Berlin S. 42, ^ranbenburgftraBe 11, ^u erfolgen.
3)erSorftonb befielt §. 3t. au8: $rof. Dr. g. oon Sufci^an, 1. «orfijenber,
griebenau b. ©crlin, ©egaiSftr. 9; ?prof. Dr. SR. ©ortmonn, 2. SSorfifenber,
^ermÄborf (3Äarf); Dr. £. SRcffcrfti^mibt, ®{^riftfu|rer, ©erlin N. 58, ©^ön*
Käufer «ttee 158c; «ßrof. Dr. ©. SBindler, SBilmer^borf; ?prof. Dr. ör. SWeifiner,
«rc8(au; ßic. Dr. «Ifr. SeremiaS, ßei^jig; *rof. Dr. g.(g. Reifer, fiönig«berg;
Dr. grei^. öon ©iffing, SKün(^en. — Herausgeber ber „«ilitteilungen": $rof.
Dr. |. SBindler, SDBilmerdborf b. ©erlin, ©ingcrftr. 80, beS „«(ten Orient":
^erfelbe unb 2ic. Dr. 9Ifr. ^eremiad, fieip^ig, ^auptmannftroge 3.
Inbalt der bitbcr ert(l)lenencn Defte des „JTIten Orient" (Preis 60 Pf.):
iat^pitx atdS^rieger unb (Eroberer in
flften. 7«bb. m Sßt. aRüUer. 5i
«Itbab^Ionii(^ed Wd^t SRit 1 ttbb.
Son ©. SReigner. 7i
9marna«3cit. ©on (£. 9Mebu^r. U
9lrabien bor b. SMant. O.SBeber. 3i
^ram&er. ©on 9(. @anba. 4s
dt^iopien 1 %hh. SB. ^2. ^ ü Ile r. 6i
©ab^tonifc^e ^ijtnnen unb (S^ebete.
©on H. 3iinmern. 7s
DämonenbefdbR'drung bei b. ©ab^«
loniem u. Äff^rern. OSBeber. 74
Deutung ber Sutunft bei ben S3ab^«
loniem u. STff^rern. 9. U n g n a b. lös
ISntaifferung ber ieeUf(!^rift. 3 ^bh.
8on E9Refferf(!^niibt. 5«
(Sup^ratTänber unb hai SRittetmeer.
aRit 3 t(bb. ©on H. SBindler. 79
geftungdbau im mttn Orient. 9Rit
15«lbb. »on «(.©iUerbed. U
gorfc^ungdreifen in ©üb'^rabien.
3 tartenft u.4 »bb. O. SBeber. 84
^efc^i^te ber Stabt ©ab^ton.
©on $1. SBindler. 6t
Q^{a\M gfor((i)ungdreifen in @&b«
orobien. SRit 1 ©i(b Q^laferS.
©on Dr. Otto 9Beber. 10a
^ammurabi. 6ein Sanb unb feine
3eit.9Rit89[bb. ©ong.UImer. 9t
^ammurabid ®efe(e. 9iit 1 W>h.
S8on $. 9Binc!Ier. 44
Hettiter.99[bb.S.^efferf4mibt. 4t
^immeliS« u. 3BeItenbi(b ber ^abt^^
(oniet. 2 «bb. H. aSindler. Ssis
^dSe unb ^arabied bei ben ^abt^*
loniem. ©on 9(. Metern iad. Is
5ret(f(^riftmebi^in in parallelen.
1 ©c^riftt. Srei^. t). Oefele. 4t
9Ragie unb 3ouberei im alten
*ä[gi)pten. ©on^.SBiebemann. 64
9UniDed SEBieberentbedung.
©on 91. 3e^npfunb. 58
^^öni^ier. ©on $B. t). ;8an bau. 24
$^önia. 3nf(6rift. SB. b. Öanbo u. 8e
^^r^gien. 1!Rit 15 Slbbilbungen.
fßm (£. ©ranbenburg. 9s
$otittf (^e (Sntwidlung ©ab^Ionieni»
u. 9lff9riend. ^onS^. SBindler. 2i
©an^erib. ftönig bon Slff^rien.
8on0. SBeber. 6s
©4riftu. ^pxaäit b. alten fligbpter.
^itS^bb. SB.S|)iegeIbetg. 8s
@tabtbiIbbon8abQlon. 9Rit l«b6.
u. 2 $(&nen. g. $. äBeigba^ 54
%tVi ^alaf . SRit ll^artenff. u.l59(bb.
©on SR. b. Oppenheim. lOi
Soteu.3:oten«92eid)e im stauben b.
alten tg^pter. 91. aSiebemann. 2s
Unter^altungSUteratur ber alten
^gQpter. ©on9[. SBiebemann. 34
Urgef^ic^te, ©iblifc^e u. bab^Ion.
8on $. 3inimern. 2s
SöTIerSorberafiend. ^ SBindler. li
i)ad Vorgebirge am 9{a^r-el«ftelb
u. feine 3)enfmäler. 1 Slartenff.
u. 4^bb. ©on ^. Sßindler. 104
3BeItf4öpfung,©ab9(onif((e. 1 2Lbb.
©on H- SBindler. 8i
^er 3agro9 u. feine ©öller. HRit 3
ftar tenft.u. 35 %bb. (9. ^flfing. 9si4
3!)eT SBoben bed alten ^fjönigtend tft arm an ^enfm&tern ber
Sergangen^ett fetbftänbig p^önijtfc^en ViolUinrnt^, unb bem heutigen
Sletfenben bieten ftd§ unter ben erhaltenen Steften bed ^Itertumed
faft nur d^^S^^ ^i^^^ 1^^^ ^^"^^9 ^^^ griec^ifc^em ®etfte burd^«*
tronften ftu(ture^od§e ^. Sßer, toxt e^ gen^ölinli^ ber ^aD tft, auil
%gt)^ten fommenb, in @t)rien ard^fiotogtfc^en Erinnerungen nac^^
gef|t, mu^ be^^alb ben 9(bftanb t)on ben bortigen ^entmölern
emt)ftnben, bie gleid^ S^rfurd^t erregenb burc^ 9[(ter n)ie burd^
®en)attigTeit bed Sinbrud^ finb. Unb bod^ nriffen n)ir auS ben
Urfunben, baj^ $^öniiien unb ^aläftina abmec^felnb unter ber
l^enfc^oft ber großen ftutturftaaten bed @upf|rat' unb be$ 9}i(ta(d
geftanben ^aben, unb ha% beren Kulturen bort il)re tiefeingreifenbe
Strfung ausgeübt ^aben. 3)abt)Ionifd^ed @(^riftn?efen f)at im
filteften ^^önijien bem ^txttffx im fianbe n^ie mit bem Slu^Ianbe
gebleut, unb äg^ptifc^e 99au!unft l^at i^ren ^nfluB bid in bie
3eiten grie^ift^en (Sinfluffe^ bema^rt unb burd^ bie 93ern)enbung
aud äg^pten besogener ®ranitfäulen jum Su^brudC gebracht, beren
^betfc^affung unb Strandport auf bie Serge bed Sibanon mit
ungeheuren SDtu^en t)er!näpft gen^efen fein mu^. ä^ergeblid^ aber
u^ärbe man nad^ @puren gleichzeitiger S)en!mäler aud ben 3^^^^"
eined ^iram unb @alomo, ober ber mit ber ^amilie Omrid
fo na^e üerbunbenen Könige Don 2^t)rud unb @ibon fuc^en. Sd
ift au(^ faum gu erhoffen, ba% nod§ einmal nennendioerte Überrefte
baoon miebergefunben merben.
Um fo met)r öerbient eine ©teile bie äufmerifamfeit jebed 3Je-
)näfn^ bed f^tifc^en SBobend, an ber bie ^enfmöler äg^ptifc^er
unb aff^rifd^'bab^tonilc^er Könige i^m ald filtefte unb faft einjige
3ettgniffe ber großen @roberungdjüge erl)alten finb, oon benen i^re
Xnnafen ergö^len. @ine Stelle, bie fic^ n)ie eine 9tei^e in ben ^eld
gegrabener IBlätter ber (d^efc^id^te bed fianbed aufnimmt, unb meldte
1) «gl. %D. VIII, 3: ». D. £anbau, ^te ^^öni^tf^en Snfdjriften @. 4.
4 Obere 5Sorgebirfle unb 5IC X, 4
an gcfc^ic^tlic^ein Sntereffc i^rcS gleichen auf bcm SBobcn bicfeö
Sanbe^ nid^t ^at.
@ttpa jiDei @tunben nörblic^ Don Beirut, bem ^afen, xoo je^t
gewöfinlic^ ber Sieifenbe ben j^rifc^en ©oben betritt, münbet einer
ber für ben fitbonon fennjet^nenben t^tüffe, n^elc^e aUt oon ben
^öf)en be^ fteil fic^ er^ebenben ©ebirged in fur^em Saufe ba^ 3Rttv
erreid)en. @d tft ber 9lQ^r*e(«^eIb ober ^unb^flu^, ber oben aud
ben beiben CueBen ^ain^^eHeben unb ain^et-afal (SRilc^^^ unb
^onigqueQe) entfpringt, um nac^ fteUenmeijem 93erfc^n)inben in
@(ebirgdgrotten in einem engen burc^ fc^i^off cinfteigenbe ^Ifen ge^
bilbeten %aU lieber jutage ju treten unb oon btefen ^efömänben
begleitet xni ^ttx ju faQen. 3(n ber SRünbung treten bie ^^Ifen
namentlich auf bem linfen, fübüc^en Ufer bid unmittelbar an ba^
SReer fjeran, mo fie a(fo eine %ü SSorgebtrge bilben, bad aud bem
fonftigen fd^malen ^üftenftreife heraustritt, ^efer Mftenftreif bilbet
eine natürßd^e Serfe^rdftrage für ba^ p^önijifc^e ®ebiet, unb bie
Sanbftrage ift il)m ju aQen 3^^^^ ^^^ ißorben bis jum @üben ge«
folgt. Sin ber äRünbung beS i^unbsfluffed mugte fie ben glug
überfc^reiten unb bann an ber 9lu^enfeite beS SSorgebirgeS entlang
biefeS felbft übenoinben. 3" ^^^ 3^^^^ if^ fie ^^^ 9torben
!ommenb ftetS erft auf bem rechten, ndrblic^en Ufer im ^lugtale
auftt)ärtS gegangen, um an einer fc^maleren @teUe ba^ SBaffer ju
überf freiten ^ unb bann mieber an ber fteilen getöwanb entlang
im ^ale bid jur 9Rünbung ju ge^en, mo fie am SJorgebirge
empor über biefeS ^inmegfülirte. liefen 9Beg ^aben 3al)rtaufenbe
innegelialten, erft bie ißeujeit ^at in ben 80 er 3al)ren beS oorigen
3a^rf)unbertS einen ^a^rmeg in ben (Reifen gefprengt unb burc^
einen mobemen ©rücfenbau unmeit ber 3Rünbung über ben ^ier
etmaS breiteren ^lugtauf gefü()rt. 93iS baf)in n?ar ber 33erle^r auf
Saumtieren ber alten Strafe gefolgt, welche bie antife Kultur ge«
brocken f)attt. iReuerbingS ift bie ©rüde ber an ber ^üfte Don
Beirut norbmärtS füljrenben Sifenba^n noc^ ber ^a^rftragenbrficfe
vorgelagert n^orben.
!£)ie alte ©trage, berer man fic^ bis bal)in bebient ^otte,
mie eS bai SLltertum getan Ijatte, führte alfo oberhalb ber heutigen
um ben ^^Ifen ^erum. @ie er^ob fi(^ an ber @teUe, mo bie
moberne Shüde über baS SBaffer fü^rt auS bem Xale (in bem
1) 'Sflan tDtrb annehmen bürfen, bog baiS ftetd an ber SieHe gefd^a^,
roo no(^ ie(t bie fMdt erhalten ift, meiere aud ber 3eit bed Sultand @elim I
um 1517 ftatnmt uttb bid )uin 89qu ber mobemen bem Serfe^ie biente.
«D. X. 4
bie ©trafte.
i)
fie fdfon Don ber älteren, »eiter oberhalb gelegenen llbetgangdfteQe
fam), um bad Vorgebirge ju überftetgen. SRon ^at fid^ tooI)l üor«
aufteilen, bal fte ju aUen 3^^^^^ ^^^ ©aum^fob geu^efen i]t, ber
^ad Vorgebirge am 92a^r«eNftetb.
□ Äfl^ptift^e Sunbfteaen. — Q ^^ff^nf*« Sunbftcttcn.
I II III Plattformen.
6 9atc* iinb «ömcrfttoöe. «D. X, 4
notärltc^e ä^orteile bed ^^elfenS benugte, bem gunftigften ^oUd
burc^ 9Renfd^en^anb na^ge^olfen toax. ^är Saumtiere tft ein
n)enig mef)r Steigung nic^t fo bebeutfam roit für ben SBagen«
öerfel^r, beö^alb ftieg bie ©trafee and) jiemltc^ fteil tmpox, im
93ogen um bod SSorgebtrge ^erumfuf)renb. 2Benn fie DteQei^t auc^
jeittt)etlig in ©tanb gefegt njorben ift, in ben etwa 14 3a^r*
^unberten, in meieren fie noc^ bem $erfef)re biente, nad^bem bie
erften ber ju befpre^enben S)enfmäler an i^rer Seite angebrad^t
mürben, fo mirb fie boc^ in ber SRegel feinen anberen Snblid
geboten ^aben ald aü bie Saumpfabe beS fiibanon ju aUen
3eiten unb bi^ auf ben fjeutigen ^ag. ^ad orientalifc^e $ferb,
i>a^ SRauItier unb ber (^fel ge^en auf if)nen mit Si^er^eit,
ber europäifc^e ^ufigfinger tut manchmal beffer baran, auf bem
^ferbe ju bleiben, ftatt fi(^ auf feine eigenen SIetterfunfte ju oer-
laffen.
3)te SSid^tigleit ber großen Uferftrafee für ben SJerfe^r mar
bann mo^I bie %eranlaffung, bag bie römifd^e SSegebaufunft, aU
mic^tiged Unterftügung^mittel römifc^er Stegierung^Iunft aud^ ^ier
fid^ betätigte. @$ mürbe eine römif^e ^eerftrage mefentlic^ tiefer
um ben J^Ifen ^erumgefül)rt. Sie jmeigte an ber Stelle ab, mo
bie alte au^ bem ^ale emporjufteigen begann unb mar in ben
Reifen genauen, ben fie fo mit bebeutenb geringerer Steigung über*
»anb. 3)iefe Strafte ^at, mie fo mand^e aifimerftrafee, bem SBerfe^r
gebient, bi^ bie ermäl)nte neue Sanbftrafee in ben 80 er 3a^ren beö
oorigen 3a^rl)unbertd gebaut morben ift, 16 3a^rf)unberte ^aben
fic^ alfo an i^r genügen laffen unb nic^t§ i)ett>ox gebracht, toai fie
^ätte übertreffen !önnen. @ine ^nfd^rift nennt atö @rbauer ben
^aifer 9tntoninud ^iud unb bie Xitel, metc^e er fic^ beilegt, meifen
auf feine legten 3a^re 179 ober 180 n. @^r.:
„^tx S^aifer maxtvA ^ureliuft ^tntoninud $iud, geli; ^uguftud, ber
^efteger ber ^art^er, ^Britanner unb Germanen, ^ontife; ^o^imui», ^at bie
ben S^cui^SIul über^fingenben Serge bearbeiten unb einen breiten föeg ^er«
jteOen laffen burd^ feine ^ntoninifc^e fiegion^
1) IMP. CAES. M. AVRELIVS
ANTONINVS PIVS FELIX AVGVSTVS
PART. MAX. BRIT. MAX GERM. MAXIMVS
PONTIPEX MAXIMVS
MONTIBVS IMMINENTIBVS
LICO FLVMINI CAESIS VIAM DE(!)LATAVIT
PER ///// lim iiin
ANTONINIANAM SVAM.
^nc jmtite 3n)d)rift bejagt ba^fclbe. l£in geittaum Don utt^r
ali 700 Sagten trennt bai ^enEmal TÖint)(^er &x&%e DOit bem
Ic^ttn ber (Supfirattultut, wtiöiti, rate n)tc je^en werben, MnxQ
Slebufabnejar am «$lu|fe S^cuä" ' an^ebiadfi ^atte.
Unfei äSorgebtige tnlbet eine natürliche Conbmarfe unb td
w&xt auffallenb, wenn eä nt(^t ali jolc^e eine iSebeutung i^efyibt
nnb bann bem Sl^arafter bei 0Ttenta[ijt|en äteligion entjpret^enb
ols -Sip eineö religtöien Suite«, eine« @Dtte« ober genius loci
gegolten i)&tte. tia^ t% einen befonberen Stamen gejül]rt f)aben mu&
toa« fdjliefelic^ baSfelbe bebewtet, wie ©ig einer ©ott^eit jein —
tft babei ielbitDerftfinblti^. Str merben fetten, bo^ mir biefen
flbb. 1 : Snfii^t btS SorecbirgtS am ^aifx-tUSttb
(naiSt einer 3ei<i|n><ng)
Stamm Dielleic^l noc^ feftfteUen fSnnen (S. 16). 'HU äanbe«marle
aber Mibe! bte äRünbung bti |)unb$f(uffeg mo^l bie natürliche
Smije imtfdien bem ©ebtete ber betben alten $^DnJjier'@täbte
&obal (Sqbiog) unb iSeerot (Beirut]. Solange testete unter
eigenem i^ärften ftanb me jur Xel>älmarna'3'i^ ^ mü^te ^ier moffi
bie @ren^ betber Stabtgebiete gelegen ^aben. ^ann aber ift ju
1) SQlod uai at|o bei STtt^iti^t 9!ame, moDiin 9ia^t'ü-Stt\b „^utibfr-
Hui' bie aiabifi^t äbeife^ung i^ „fflolf" unb „^unb" pflegen in {old|fn
nicbtigubcn mit cinanbti ju roei^fcln, man miib ongune^mtn ^aben, ba|
bn ging ))f)enijif4 flaltb ^icg.
2) «0. 1,2: «. «iebu^, ■Zit «motno-Seil S. 27; ao. U,4 ©. 12.
Vermuten, i>Q% btefed Vorgebirge and) eine tDeiterget)enbe ^ebeutung
fjaüt, infofern man eine natürliche ®c^eibung in)if4en bem QiebitU
ber eigentlichen mef)r fübUd^en ^^t)önigier, ber SibonierS unb ber
9{orbp()önijier mit ben äJ^ittetpunften ®obal unb 3(rDab, fic^ Eaum
an einer anberen ©teile ber Süfte benten fann. ©ine folc^e üanb«
marfe müfete aber eine gewiffe Verehrung genoffen I)aben. 3)er
9tame bed S^^ff^^ ^^^ gemig bamit in Verbinbung geftanben, ba
er ebenfo n^ie ia^ biblifc^e ^aleb aU @tammname ju bem ^eftanbe
ber göttlid^en unb mt^t^ifc^en SBelt be^ alten Oriente gel)örte.
3)iefe ©ebeutung unferer ©teile wirb bie SBeranlaffung geroefen
fein, tparum fie mit ben ^enfmälern gejiert mürbe, meiere il)r noc^
^eute unter allen l)iftorifc^en ^lä^en ber SBeltgefc^ic^te eine fftt*
oorragenbe ^ebeutung fid^ern. Stmacf ä^nli(^ed mirb fic^ faum
an einem anbem fünfte ber SBett aufmeifen laffen. Sßol)l ^at
mand^ l)eroorragenbed ^enfmal eines großen f^errfc^erS bie Seran«
laffung gegeben, baB fidö ein anberer baneben oeremigte, aber bie
©ifulpturen unb 3nfc^riften, meiere nad^ SRamfeS t)ier bie Äff^rer^
fönige unb bann Stebufabnejar l)aben anbringen laffen, finb met^r
ate bloße 9}ac^a^mungen beS einen oom anberen gemefen, fie muffen,
njenigftenS bie erften oon itinen, ©renjmarfen ber betreffenben ®e*
biete gemefen fein.
^ie (Sirensmarfo mürbe natürlich auS bem SBefi^ftanbe ober
btn ^egdjügen bed erften ber ^ier t^eremigten ^errfc^er ju erfc^lie^en
fein, ^ad ift 9{amfed IL 93on ben im ganjen ac^t ®ebenfnifc^en,
loelc^e an ber alten ©traße angebracht maren, gehörten i^m brei.
(SS finb bie erfte, unterfte, bie fec^fte unb bie ad^te (oorle^te). ^lad)
ßepfiud, ber fie im Sa^re 1845 unterfuc^t l)at'-, toaren fie ber
9iei^e nac^ ben &bttexn $tat), fUt' unb Slmmon gemibmet. Um
ba§ feftjufteHen, muffen fie in noc^ befferem 3ttftönbe gewefen fein
als je^t, mo man fd^merlic^ noc^ irgenb ettoa^ über itjvtn Sn^alt
mürbe beftimmen fönnen. ®ie unterfte ift jubem oöÜig jerftört
toorben, ba fie oon mobernen Sroberern ufurpiert morben ift. ÄU
im 3at)re 1860/61 5Rapoleon III. infolge besf «ufftanbe« ber
Brufen gegen bie 3)?aroniten bed Libanon franjöfifc^e Stru))pen in
©Qrien Ianbete\ ifat ber !ommanbierenbe General bie alte ägi)p^
tif^e 3nfc^riftentafel erobert unb fic^ mit feinen Gruppen barauf
1) ÄO. 11,4: m 0. ßanbou, 5)ie ^^öniaicr ©. 10.
2) Briefe aud ^jgppten 3. 402.
3) 8gt. über bie gletd^a^itige rotffenfc^aft(i(d^e ^ur(!^forMung ^^öni^iend
«0. VIII, 3: SB. ö. Sanbou, 5)ic p^önijif^cn gnfd^riften ®. 7.
«O. X, 4 3nWriften. 9
Dereioigen taffen. 9RQn fönnte üteQeid^t feinem Anbeuten einen
^enft er»eifen, toenn man ben ©tucf, ber auf bem 5^lfen aufge«*
tragen ift, mieber abfragte, aber bafe barunter üiel öon ber Snfd^rift
erf)alten ift, bürfte boc^ nac^ bem 3uftanbe ber äbrigen ju urteilen,
lainn ju ^offen fetn^.
S38tr »iffen au§ SRamfe^' Snfc^riften, baft er in feinen Kriegen
mit ben @f|atti noc^ ndrblic^er ald bid in biefe @egenben gelommen
tft, nnb ba% er fc^tiefelid^ einen greunbfc^aftöüertrag mit bem ftönige
^attufit (früher S^etafar gelefen) gefc^toffen ^at, beffen leyt in
flamaf er[)a(ten ift^ unb auf toeld^en bielfad^ in bem 93riefmec^fel
jnrifd^n beiben Königen bejug genommen mirb, beffen 9{efte aud
bem Än^ioe ber 6f)atti{)au|)tftabt in Älein^Äfien je^t roieber ju^
gänglic^ gemorben finb. Serü^mt, tfeil burc^ f)oetif(^e ©c^ilberungen
imb tünftlerifc^e ^arfteüungen Der^errlic^t, finb auc^ 9{amfe«f' frag^
ȟrbige ^elbentaten auf feinem 3^9^ 8^3^^ ^i^ S^atti in feinem
fünften 9tegierungd)a^re. 3)ie glorreid^e ©c^Ia^t bei Slabefc^ am
Oronted ben^eift auf jeben gaO, t>a^ baS ä^^ptifc^e ^eer noc^ xoAttt
ndrblic^ gelommen ift, um bit %nfprü(^e ^[g^ptend, n>e(c^e feit ben
3«ten ber (Eroberer ber 18. ^^naftte auc^ 9?orbp^önijien unb @^rien
umfaßten, gegen bie S^atti ju oerteibigen unb ^ertorened jurfid
jtt erobern, ^ie militärifc^e SRad^t bei ber Staaten ftanb bama(§
fc^on nic^t me{)r auf ber ^ö^e mie ein unb jmei 9Renfcl§enaIter
fru^, unb fo Dertrug man fic^ unb fd^Iol einen fo iier^Iic^en
^reunbfd^aftdbunb, bag felbft bie ftbniginnen fid§ gegenfeitig baju
®(ä(f n^unfd^ten^.
Sabei mug natärlic^ auc^ eine ^bgrenjung bed beiberfeitigen
äntereffengebieted ftattgefunben t)aben. SBenn man bie natürliche
Sebftttung bed 3ia^X'tU^elb unb feinet SSorgebirged alcf Sanbed^
morte in Setrac^t iiel)t, unb baju nimmt, toie bie 9(fft)rerfönige
mit einer beutlic^en Stbfic^tlic^feit gemiffermajjen i^re Slnfpräc^e ^ier
ben fig^ptifc^en entgegengeftellt f)Qbtn, fo möd^te man fc^Iiegen, ba^
bamate bie ^hrenje jmif^en bem äg^ptifc^en unb d^attifd^en Snter^
effengebtete ^ier{)er üerlegt n)orben toSre. ^ann to&re 9iorbp^5nijien
1) ^an ift alfo tote ^erüorge^oben merben mug, ffir bie SefHmtnung
ber brei äg^ptifd^en 3nf(6riften ganj auf Sepftud angetoiefen unb mirb fount
eine ftritil baran flben (önnen. ^ebenfen erregt ed immerhin, ba^ 9ioinfe^
brei Dexf^ieDene ^enfmfiler anbringen lieg. Rubere agt^ptifd^e ftdnige tdnnten
ebenfalls in Setrad^t fommen.
2) «C. IV, 1 : SReffcrft^mibt, 2)ic ©ettiter ©. 6.
3) S)arauf be^üglid^e Örtefe ber ®attin 9iam\ti' an ^attufil, fotvie an
beffen (Battin ^ubud^ipa finb in Sog^ajföi gefunben morben.
10 ^am]t^ unb S^atti. 910. X, 4
ben @I)attt, @äbpf)()nijien ben %t)|)tern uberlaffen morben. ^^üt^er
I)atten beibe abmec^felnb Stg^ten aud) ben 9?orben, unb bie
Sf^atti auc^ ben @äben befeffen, fobag olfo beibe fic^ gätlic^ Qt*
einigt unb ficl§ gegenfeitig eüoad noc^geloffen ^aben ipärben. |)ieriu
toürbe bad, »od n)ir über bad äSer^oIten Xtglat^$i(e)ard I unb
äg^ptend noc^ feftfteQen fönnen, ebenfalls jef)r gut paffen.
Suf jeben ^Q vottbtn toir anjunefjmen ^aben, bag Shimfei^
feine 9}elieftafe(n otö eine (Srenjmarle anbringen lieg, gleic^oiel,
ob er bie bamit Dertretenen Slnfpruc^e fpäter bef)auptete ober baoon
abiiel, unb bog er fic^ mit einer noc^ meiter füblic^ gelegenen ®ren}e
begnügte. Und) bie (Srric^tung eined 2)enfmald im Dftjorbanlanbe
(bed fogenannten ^iobfteind) mirb ä^nlic^en Qmdtn gebient ^aben,
ba aud^ ^ter bie äg^ptifd^e ®xtn^t füblic^ Dom Gebiete Don
^amadfud gelaufen fein bürfte.
Bo fte^en ^ier bie brei äg^ptifd^en ^enfmäler aU 3^"9^>t
ber ^errfc^aft Sg^pten^ über ^^önijien unb rufen einbringlic^ ben
(Anflug ind ©ebäd^tnid, meli^en ba^ 3lxltal ein paar Sa^r^unberte
über biefed Sanb ausgeübt f)at (£$ ift ba^ le^te äßal gett>efen,
bag ^gtipten für lange Qtit ^inaud oerfuc^t f)at, biefe Slnfprüc^e
ju oerteibigen, tatföd^lid^ t)at ed fein ^ntereff engebiet jet)r balb
fic^ felbft uberlaffen muffen, fobag unfere ^enlmöler jugleic^ d^^S'
niffe eined oerlorenen ^oftend bilben. @pöter ^aben im 10. "^afyc*
l)unbert @c^ojci^en{ unb 608/6 92e(^o Derfuc^t, bie alten Slnfprnc^e
noc^ einmal aufjuneljmen, aber bad finb ^orftbge o^ne bauemben
^olg gen)efen. Stamfed' ^enfmäler unb bie baneben gefegten
afft)ri{(^en finb aber fpred^enbe S^^S^n ^^^ 3^9^ ^^^ ©efc^id^te,
melc^er ba^ f^rifc^e ^üftenlanb ^u allen 3^^^" h^ datm Srober«
ungdgegenfianb für bie benachbarten ®ro6mäc^te gemad^tj^at —
Don ben älteften 3^ten bid in^ 19. 3a^rt)unbert n. dfyc., too ^g^pten
feine ©renken bid nac^ ^leinafien oorjufc^ieben fuc^te. Unb }u
allen 3^^^" ^<^^ ^^^ $Berfet)r unb ber Sludtaufc^ ber fiultur bem
entjproc^en^ bie friegerifc^en (Sreigniffe xottbtn oöQig oon biefen
$erf|ältniffen getragen unb mit Staturnotioenbigfeit ^erbetgeful^rt.
3)er Siertrag snjifc^en JHamfeö unb |)attufil ift et»a um 1300
anjufe^en. £)ie ag^ptif^e mie c^attifc^e ^errlic^feit, meiere fic^ fc^on
bamatö me^r auf bie Diplomatie aU auf bie SBaffen ftügte, ^at
bie 9iegierung ber beiben ^ertragfc^liegenben auger^alb ber engen
^enjen i^rer Sänber faum überbauert. ^g^pten felbft toax bnxd)
feine Sage gefc^ü^t, aber in Elften erftanb ben S^atti ein bebrot^^*
lieber ®egner.
«e. X, 4 9(uf treten ^Lff^riend im Seften. 1 1
^^ war ba^ fiönigretc^ affinen, t>a^ ]xd) ctroa jeit 1500 be*
ftänbig audbe^nte unb ben btötjtrigen |)erren SSorberaftend immer
me^t ®e6iet abgewann. @eine beiben näc^ften ©egner, benen biefed
Gebiet abgenommen merben mu^te, voaxtn bie ^ab^Ionter unb bte
Sfyitti, unb oon Erfolgen gegen biefe berid^ten ba^er bte Snfd^rtften
bed 14. unb 13. 3af)r^unbertd. SKefopotamien unb ba^ nörblid^e
Serien, bte bi^^er 3}a)aQenIänber ber (S^attt gemefen maren, ge«
rieten unter afft)rtf(^e Dber^ot|ett unb bereite ju ben Qtittn ^attuftl^
unb feinet äJerbünbeten 9iamfed mar ber @tnflug ber S^attt in
biegen Gebieten ftarf }urü(fgegangen.
(Sin pU|It(^er Sufammenbrud^ ber aff^rtfd^en Wiadji furg uor
1250 t)atte bereu Vorbringen ein @nbe gefegt unb ben S^atti
eine grift gewährt. 35ann aber begann etxoa fett 1150 Äff^rien
neu }u erftorfen, unb um 1100 unter Xtg(at-$t(efar I. ftanb ed
Dteber ebenfo mächtig ia xolt t)or bem 3ufammenbruc^. Xtglat^
^lefar roax mteber bid ind meftltc^e 5i(etnaften oorgebrungen unb
ijatte Gebiete, bte fc^on an bad ^erj bed @)t)attireic^d grenzten, ht*
fe^. Sin furje^ ä9ru(^ftucf fetner 2^nfc^riften berid^tet benn aud^,
boB er einen ©tretet gegen bie (S^atti füf)rte, ber btefed ätetc^ offen«
bar aud ber nur no(^ mü()fam bet)aupteten Stellung eined an^
erfannten @iro^ftaated ftürjte. ^er S^attttönig . . . ^S^efc^ub —
e« ift nur ber jmeite SeftanbteÜ feinet Slamene ert)alten — rourbe
gef (plagen unb 5£ig(at:=$tlefar mar ber^^en oon 9{orbft)rien unb
bamit aDer ber mot)I auc^ löngft nur noc^ bem 9?amen nac§ be^
baupteten Seftgungen ber @f)attt in Storbp^önijien. ^orttjin jog
Jiglot'^Iefar ebenfalls unb magte ft(^ — bie äff^rerfönige betrachten
bad augenfd^einlic^ ftetd a(d ein gema(tiged äBagntd — in ber norb»
pf)6ni}ifc^en f^afen« unb ^önigdftabt %tt)ab auf ba^ 9ßeer ^inaud
— mo^(t)erftanben jebenfall^ nur, um nac^ bem auf einer fleinen
3nfel gelegenen 9x\>at> ^inäberjufegen. 3n ber ^nfc^rift, meiere ba^
tpDätßitf berichtet er aud§, ba^ er ©efc^enfe oom „Könige oon
fig^pten" erhalten ^abe, unter anberen ein Strofobil unb ^ffen.
2)ad mar fein bloßer $öfli^feitgaudtaufd§, fonbem bie 99efiegelung
eines biplomatifc^en SlfteS : Sg^pten, ber ehemalige @d^ugoerbunbete
ber Sf^tti, erfannte bamit an, ba^ 9lfft)rien burc^ Eroberung (unb
^ebendt>ertTag mit ben S^atti) ber rechtmäßige 92ac^folger in ben
Xnfprüd^en ber btd^erigen Se^nS^errn Syriens unb 9^orbp^önijien8
gemorben mar. Sin @teQe eineS c^attifc^en ftieß nun ein aff^rifc^eS
Sntereffengebiet an baS äg^ptifc^e.
2)ie ^fifteUung biefer 93erf)ältniffe ift Don großer )3ebeutung
12 3)ic e^atti. — f)ic 3)ciiltnätcr. «O. X,4
für bic biblifc^c ©cfd^id^tc, loa« freilieft in bicfcm 3"ionimcn^angc
ni^t ücrfolgt werben fann. 9)?an wirb fic^ erinnern, »ie bie 95ibel
betont, ba% 2(braf)am Don ben „^etftitern" ein (Erbbegräbnis erwarb,
alfo öon ben ooroff^rifc^en Sanbei^^erren. 2)ie biblifc^en ®efc^ic^t«*
quellen, welche 5ur Slöntgdjeit abgefaßt würben, bejwedten, bem
aff^rifd^en Sanbe^^errn nac^juweifen, t>a^ Sfraet alte wohlerworbene
Siedete auf feinen ®runb unb Söoben f)ätte. Unb atö 9lec^tSnod^*
folger ber 6t)atti mußten bie ^Iff^rerfönige biefe anerfennen unb
fc^ü^en.
©0 fäüt ein Streiflicht öon ben S)enfmälem be& öunb^fluffed
felbft auf bie biblifc^e ©efc^ic^te, benn f)ier finb bie »über ber
neuen SanbeS()erren benen Don 9{amfe$ gegenübergefteUt worben.
greifte^ ift eö wenig wa^rf d^einlid^ , bafe fc^on 5:ig(at*¥ilefar
fid^ ^ier üerewigen lie^. Xro^bem ()aben feine 92ac^fo(ger bad
getan atö Srben ber S^atti^^nfprüc^e, unb bie ganje aff^rifc^e
^olitif gegenüber ^^önijien unb bem nörblic^en ^^alSfttna beruht
auf bem bamat« erworbenen Snfprucfte. 93ei ber a((mät)Iicl^en ^n«
jiel^ung ber SBafaBenftaaten im 8. 5a^r^unbert unb il)rer SJerwanb*
lung in aff^rifc^e ^^ooinjen ift beutlid^ ju erfennen, baft bie alten
©renjen ber 6()attimac^t innegehalten worben finb. 3)ad äg^ptifc^e
Sntereff engebiet würbe geachtet: ^ier würbe feine aff^rifc^e ?ßro»
Dinj errichtet; ef)e nid^t Ägypten felbft unterworfen war.
@l)e wir feft}ufteQen fuc^en, welchen Königen bie fünf a\\t)^
rifd^en Slönigdbilber jui^ufc^reiben finb, ift eine furje 99efc^retbung
i^rer 93efc^affen^eit unb Sage jueinanber nötig, ^ie äg^ptif^en
Snfc^riftennifd^en unterfc^eiben fic^ oon ben aff^rifc^en fc^on äuier^
tt(i§ leicht: fie finb Dieredig, wäl)renb biefe oben gewSlbt finb. S)ie
ätei^enfolge ift oon unten nac^ oben:
1. figtiptifd^; baneben
2. unb S. aff9nf4; etmad ^d^et
4. affQnj(4; ein 6etrö(!^tli(!^ed ®tücf ^ö^er
5. affQrtf(!^ unb 6. äg^pttfd^; ^ö^er
7. aff^riW; ^d^er
8. äfl^ptifc^ unb 9. aff^rifdi (^ffat^abbon).
SJon biefen finb mit iludna^me ber legten am ^öc^ften ge«
legenen alte fo verwittert, bag eS nic^t möglich ift, eine Snfd^rift
JU erfennen unb baraud auf ben Urheber ju fc^liegen. S)ie le^te
(9) wirb burd| bie Snfc^rift ald oon äffar^abbon ^errü^renb ge-
fennjeic^net, bie übrigen ftammen alfo oon SSorgängern oon i^m.
9C-X. 4 ^e offotiic^ ^enlmälet. 13
Xqju itimmt otfnt votitatä iti Sf)a^
rotter ber ©fulutmen felbfl, beren Um^
nffe im allgemeinen noc^ ju etfennen
fitü>. aiu^ otjne birfen äln^alt mürbe
firfl Don felbjl ergeden, bafe bie ältefte
Don il]ntn bie unterfte ift. 3ebe ift .
aufeerbem oljne ^nieifel Don einem onbern
^wirfdifr angebracht roorben, hoppelte
Sereroigung roie in ben ägl)ptif(fien Sie- s
(iefS [|at nit^t itattgefunben. 1
Sei ben SRummmi 5/6; 7 unb 8;» |
(inb SSerbreiterungen bcd 3Begeä ju eis
lennen, \o ba% alfo ein Heiner freier -^ o
^lo? mar. ©ei ber enge ber Straße §3
toar bied eine 9!ottDenbigfeit , nienn bie £'§
^ynfmälei übeifiaupt betrad|tet werben *■§
ioflten. ©in grflfeeie« 3)en!mal braucht * |
immer einen $Iag gu (einer 9ufftel< |^
lung, toenn eS eine ^trfung ausüben 1 ^
ioQ. 9)ei bei einioei^ung fanb t)ier ^5
noturgemäl bie betreffenbe 3"^'i'i"*i^ i^
ftort, bie ielbftwrftänblicJi in ber §aupt= .s»-
fadie QUä einem Opfer beftanb. SSii Ig
^ben eine SarfteQung baoon in ben g.^
ÄeliefS be« „ötoncetoteÄ Don Salaroat" ^J
son @almanaffar II. 3Ste mef}reie feine og
«oigänger (liglat-S^tefoi I., lufulti» »i^
Sfinib, affumafirpül) tjatte biefer ein äf)n= g §
lid^ä Selief am oberen XigriSloufe, bem *S
Snbnat anbringen laffen, an ber Stelle, '<s
»0 biefer burc^ eine ©rotte fließt. 2)ie *
Z]arfteQiing ber Seremonie bient j«r J
©eleui^tnng ber babei üblit^en ®ebräu(^e. "
aus ben 3nf(^riften ber Slffgrer-
fSnige fönnen mir feftfteQen, toelt^e 5tönige
nbei^upt in iBetiac^t fommen nnb weiäft
(Gelegenheiten ben Slnlafi ju bei Sn-
bringung ber Xenhnäler geboten ^oben
tonnen. Wart lann tro^bem bei einigen
jioeifeln unb DöQigc Sicfierljeit ift ntc^t
14 «Rurnaftrpal. WD. X, 4
möglid^, menngleid^ bei ben meiften große SBa^rfc^einH^fett an«
genommen merben fann.
3)er erfte Slff^rerfönig, an ben man benfen fönnte, n^äre Xiglat«
$t(efar I. SUIetn, ed ift }unac^ft jioetfel^aft, ob er fo n^eit jubttc^
gefommen ift — er n^ürbe fonft bod^ mo^I nid^t nur Don bem bc^
tr&c^tli^ nörblid)er gelegenen Wct)ab fprec^en — unb t)or .aQem
toiberfpric^t ia^ 9lu$)e^en ber unterften unb älteften aff^rtfc^en
^önigdfigur [^Ix. 2) ber 3(nnaf|me, bag fte \)on i^m t)errüf|ren
!önnte. 9Btr ^aben ein ä^nlic^ed ^enfmal Siglat^^kford am
oberften Cuellauf beS Sigrid, bem @ebene«@u, unb bied jeigt einen
anbem X^ud. @d bleibt ba^er nichts übrig, ate für ia^ attefte
aff^rifc^e n^eiter ^erabjuge^en unb bann fommt erft toieber %ffur«
nafirpal (886—861) in ^etrad^t, für ben nic^t nur bad Sudfe^n
biefer S^afel, fonbem auc^ bad ber nebenfte^enben fpric^t, n^etd^e
bann frinem @o^ne unb 9ta(^foIger gef)ören mürbe.
Äffumafirpal mar, nac^bem Äff^rien lange ßrit nic^t imftanbe
gemefen mar, feine ^nfprüc^e auf ben 9Beften ju behaupten, ma^r«
fc^einlic^ im 3at)re 8t)8 burc^ ®^rien nad^ ber p^öni^ifc^en Mfte
gebogen unb erjä^It, bag er ben Tribut ber pt)6nijifc^en Staaten
ffibtid^ bid St)rud erl)a(ten f)aU. ®^ mar feit Siglat^$i(efar jum
crften 9WaIe, ba'^ ein aff^rifd^ed §eer ^ier erfd^ien, um bie nun über
200 Sa^re alten Slnfprüd^e auf bad ehemalige S^attigebiet ju er«
neuern. 2)er 3ug mu| am 9ta^r«eU^eIb oorbrigefü^rt ^aben, bo
füblic^ noc^ @ibon unb S^rud ermähnt merben. %Ifo mar ha^
eine paffenbe ©etegen^eit, um bie erfte Urfunbe afftjrifd^er Ober*
^of)eit in bie ^eldmanb ju meifeln.
^er Oerit^t Der Vnnalen 9({funiartt|)al er^d^lt junfid^ft ben Warf(^ burd)
SRefo^otamien, tuo bie gfirfien ber burd)50flenen i^anbf^aften ^ulbigten. 9lQ(b
Uberf(!^reittinQ bei» (tip^xai ging ber SRarfc^ fflbto&rtd nac^ ^ord^emiM, wo
ber j^önig @angat ebenfan«^ feine Sotmagigfett befugte unb bie übrigen
Srürften bon 9lorbft)rien ^ur ^ulbigung eintrafen. & ift be^etd^nenb, bofe ber
i^önig bon ftarcterntjc!^ babei ben ftffi^rem ftetd ald „ftdnig bon Q^^atti" gilt.
<£r fon bamit offenbar ald Präger ber %nfprfl(^e ber alten (£^ttildnige ^tn-
gefteUt merben. 2)ur(^ t^n ald SafaUen ^errfdbt bann ber Rff^rer ^ugleic^
über aVit9, toai einft (S^attifc^ gemefen mar (bgl. @. 12). 9on ^ier aud »enbet
ftd^ Vffumaftrpal bann totfilidi unb burA^ie^t ^attn, bad (Bebtet am Kfrin,
beffen ftönig Subama bamals eine SJormad^tftenung im mittleren @i)nen
einnahm. (&t mürbe §ur Untermerfung ge^mmtgen unb Rffumaftr^al manbte
ftdb nun fübmörtd. (Er burc^^og bad ^interlanb-bed nOrbtt(^en ^^öni^iend,
hai je^t fogenannte Slofairiergrbirge, unb untermarf baS Sanb. ^ter mürbe
eine affQrif(!^e j^ofonie begrünbet. ^ann ^eigt ed meiter: „bamald ^og tcb
längd bed Sibanon ^in unb ftteg jum großen Speere \>on Kmurri hinauf
(! „hinauf" mirb oon mefilidier 9H4tung bei» SRarf^ed getagt. S)ad Vlittel-
%C. X, 4 @almanaffar IL 15
länbifc!^ SReer ift bai „obere äJteer" im &t%tn\a^ jum „unteren", bem ^er-
ftfc^en, §tt bem man „^tnabfieigt"). 3m großen 9)leere reinigte idi meine
SBaffen, opferte id^ ben ®öttern. ^en 3:ribut ber ftdntge ber SHifte
be^ ^eereft: ber S^rer, @tbonier, 9^blier, t>on Wa^alla, SRaiga, Sta\%a (Heinere
norbp^öni§ifd)e ©tftbte), 9(muui (bad ^tnterlanb Don 92orb)i^dnijien. bie bib'
Ufd^en Smoritet), %Tt)ab, ber ^nfel bed ^tttt^ in Silber, ®olb, 3inn, ftu|)fer
ujw., einen großen unb Keinen Iu-9(ffen {t>%t. ®. 11) ufü« unb urfarinu«^öljer,
3ä^ne bed f&alt^ (Srifd|bein), bed ^ef^dpfed bed Sleered, a(S i^ren Xribut
enipftng ic!^, fte ergriffen meine Sfü6^.
@e^r paffenb ret^t fic^ bann unmittelbar baneben ba^ 9)t(b
bee @o^ned unb S^ac^folgerd 9tff umafirpate , ©almanaffarS II.
(865 — 825). Stefer ^at öerfuc^t, btc oon feinem SSatcr begonnene
^olitif im SSeften ernft^aft burc^3ufü()ren. 6r fjatte ed babei mit
einem ftarfen ®egner ju tun; bem in ben üoroufge^enben Sa^r^
^unberten entfianbenen ^iaatt Don ^amaSht^, meieret bamatö bie
SBormac^t S^ricn«^ bilbcte. 6^ ift bcjeid^ncnb, t>a% Slffurnafirpal
noc^ beutlic^ mit Slbfid^t üermieben I)atte, mit biefem anjubinben,
ote er jum erften SKale toiebcr an ber ftüftc he^ 3D?cere§ feften 5u&
ju faffen fud^te; fein @o()n mugte Dor allem biefen ftärfften (Segner
nieberju&erfen fud^en, u^enn ni^t feine (betreuen an ber "iD^eere^tüfte
in fteter SBebro[)ung burd^ ben ^erm be^ |)inter(anbe$ fc^tpeben
foQten. S[uf mehreren ^(bjägen ^at @almanaffar üergeblid^ üer^
fuc^t, 2>ama9fuS ju untermerfen. Stuf brei 3^9^" mürbe er fogar
offenbar oon S3en^abab, mie ber bamalige fiönig bon ^ama^fud
in ber Sibel genannt mirb, beutlic^ fd^on in 9torbf^rien jurädt«
getoiefen. 6r liefe bann ein paar 3al)re 9iu^e, um erft feinen 3Ser-
fuc^ }u erneuern, atö in ^ama^fu^ ein X^ronn^ec^fel ftattgefunben
^tte, n^elc^er ^ojael, einen Ufurf>ator, auf ben Xf)ron brad^te.
^iblifd^e iRac^rid^ten bringen biefed Sreignid in beutlic^en ßufammen«
[)ang mit poUtifc^en Semegungen, toetd^e auc^ in 3)rael fpietten:
bem ^op^eten @Iifa mirb eine mafegebenbe ÜHoüe bei ber @r^ebung
bed neuen ßbnigd jugefc^rieben (2. ^5n. 8). Unb aud^ in Sfraet
n^urbe gleid^jeitig ba^ alte ftönigd^aud DmriS g^ftürjt, benn gleid^^
jeitig mit |>ajael in ^ama^fud erfd^eint in Sfrael Se{)u auf bem
Xtjrone, unb 3et)u erfennt fofort bie aff^rifd^e Ober^o^eit an.
@d fann faum ju)eifelf)aft fein, ba'^ bei biefen Umtt)äljungen
Sff^rien bie j^anb im @ptele gehabt f)at, um S^amadfu^ feine
Sofaüenftaaten abfpenftig }u machen unb e$ fo aQein leidster ju
untermerfen. %(d ba^er @almanaffar mieber in @^rien erfd^ien,
mar ^ojael auf feine eigenen Gräfte angemiefen unb oermoc^te im
Offenen ^Ibe nic^t SBiberftanb ju leiften. %ber bie fefte ^aupt^
1 6 ©almanoff ar II. 91D. X, 4
ftabt fonnte ©almanaffar nic^t erobern unb er mugte fic^ begnügen,
bie fruchtbare Sanbfc^aft Don ^amo^fud audjuplünbern. 2Bir f)aben
einen )ef)r anfc^aulic^en SSeric^t über ien ^uq, unb biefer Seriell
befigt ^ier für unS ein befonbere^ Sntereffe, meil er beutlic^ angibt,
t>a^ eined ber 3)entmä(er am ^unbdfluffe bei biefer Gelegenheit
angebra^t n}orben ift unb tueil mir t)ierbei ben 9?amen bed 93or«
gebirgeÄ (ögl. ©. 7) erfahren:
„^n meinem 18. Sicgierungdio^re (b. i. 842 o. (£^r.) übetfd^ritt i(^ jum
16. 9)floIe ben Su^^rat. ba^ati oon ^amadtuS üerlieg ft4 auf bie gro|e ßatil
feiner ^nU)|)en unb bot feine Xru{)^en in Stenge auf. 9)en @aniru, einen
^ergfegel, bem Libanon üorgelagert, mad^te er ^u feinet Sr^fhing. ^[(^ lSimp\tt
mit i^m unb befiegte t^n. 6000 feiner ^eger erfdilug it^ mit ben SSaffen,
1121 feiner ©treittvogen, 470 feiner @treitroffe fomie fein Sager na^m i4
i^m tvt%. (Sr entflog, um fein £eben ju retten. 34 oerfolgte i^n unb \äflßfi
i^n in Xamadtu^, feiner ^au|)tftabt, ein. ^[(^ ^oljte feine (Sparten ob unb §og
bid §u ben bergen bed ^auran. Ortfc^aften o^ne ga^l ^erjlörte, t^enoüilete,
verbrannte i4 unb fül^rte ^o^IIofe (gefangene meg. SBid ^um 9erge 8a*Ii*ra%
einem Vorgebirge am iReere, jog id^ unb ßeHte mein j^dnigdbilb bort auf.
^amold empfing id^ ben Tribut ber X^rer, @ibonier unb S^ua'^ oon SBft«
Omri (3e^u oon SfroeD".
^ie (£rjäf)lung lägt bie (Sachlage fef)r anf(^auHc^ ertennen.
S)a§ am ©c^Iuffe berid^tete »irb teitoeife mit bem übrigen ^etb*
juge jufammengef allen fein, ba n^af)rfc^einli(^ Salmanaffar an ber
Äüfte oon 9?orben ^er fübwärtö bii jum SBorgebirge am 9ia^r»el*
Ste(b jog unb bann ben Sibanon überfcf)ritt, um oftmfirtd gegen
^ama^fu^ ju gießen, ^er 9ßeg fü^rt babei bur(^ ba^ %ai be$
SBaraba jttjifc^en äntilibanud unb ^ermon unb ^icr bürfir? eS ge«^
»efen fein, mo ^ajael SBiberfianb ju leiften üerfuc^te. ©amru ift
ein anberer 9?ame beö ^ermon (Senir 5. 9Äofe 3, 9), unb 'tiefer
getoaltige ©ebirgöftod ift btm äntilibanu^ — ber öom Sibiwon
bei ben 2lfft)rern nic^t unterfc^ieben »irb — fübtoärt« oorgelo^rt.
I)aö enge Sarabatal jmifc^en änttlibanu^ unb ^ermon fann Icil^t
oerteibigt merben. Stad^bem ^a^ael l)xex gef dalagen mar, lag btt
9Beg na^ I)amaSlu8 frei, an beffen SRauem magte fic^ ©almai
naffar aber nic^t, er begnügte fic^, nur bie ®ärten ring« um bie
©tabt abjut)oljen. S)amate alfo, mie in ber Sölütejeit be« 3dlam
unb bid auf ben heutigen %qq, mar Damadfu^ oon einem breiten
^anj oon ®ärten umgeben, meldte ed bem Orientalen ald ein
)ßarabied erfd^einen laffen, menn fie auc^ bem 8uge bed (Suropöerd
nic^t alljufe^r imponieren. 9[ud^ atö bie jtreujfal)rer oergebUd^
oerfuc^ten, 3)amadifud ju erobern, fpielten biefe ©arten eine dioUt
babei unb bilbeten mit xtycen 9Rauern ein ^inberni^. %on ^amag»
I
«0. X, 4 abab-nitati. 17
fnd attd jog er fäbto&rtd jum ^auran unb t)ern)üftete bie retd^e,
noc^ ie^t eine fiornfammer bilbenbe @bene btö bort^üi. ^ad
^nfmal am Sorgebitge toax ein 3^^^"^ ^^^ ^^^ ^f^^ toieber
afftyrifc^e Oberl^tieit onerfonnt ^otte, aber 2)QmQdfud blieb noc^ un«
abhängig unb and) ein bret Satire {pöter (839) mieber^otter 3^9
trotte feinen onbem Erfolg.
Sine SBe^auptung be<^ SSeftend tDox nur möglich, tt)enn Somod«^
tnd bejn^ungen mürbe, ©almanaffar, ber nod^ aber 20 Sa^re
regierte unb fein ©of)n @antft«9bab ^aben biefed ßi^I nic^t erreid^t.
Z)ad gefc^a^ erft unter Slbab^nirori; bem ed gelang, äRart, ben ba«
maligen ftdnig Don ^amadfud, ju unterwerfen unb ^amadfud bamit
tributpflichtig gu machen. @r jfi^lt in ber Snfc^rift, welche bai^
beriefet, bann aUe SSnber bed SBeftend atö gleic^faOd tributpflid^tig
auf, bid an bie ©äbgrenge ^aläftinad ^in, aljo mit (Sinfc^lug bed
äg^lrtifc^en Sntereffengebteted. ^g^pten fpielte bamald politifd^ gar
feine 9iofU me^r unb jc^ien ganj auf feine SfioQe ald (Sro^toot
nerjic^tet ju ^aben. (Srft unter frembem Sinfluffe — bem ber
„ät^opifc^en" 5f önige unb fp&ter mit |)ilfe grie^ifd^er ©bibner t)at
eö nneber eine mac^tüoüe Stellung eingenommen.
9Ran nrirb beiS^alb bie britte, für fid^ allein fte^enbe aff^rifc^e
Iktthiifc^e am beften für Slbab^nirari in S(nfpru^ nehmen unb fie
ate @iegei^jeid^en feiner nac^ 800 b. @^r. burc^gefu^rten Untere
ne^mungen im Sßeften angufe^en f)aben. ©eine 9Borte barüber
lauten:
„ . . . t>om Ufer bed (Sup^at an unterwatf i4 bad (S^^attilanb (ettoa
Ott ®i^en gefa|t), Smurru in feinem gan^ Umfange (92orb|)^önt9ien mit
^terianb, beutli^ tlrbab unb (Sobal einfc^Iiegenb!), X^rud unb @tbon,
Omrilaiib (3frael, mit i^m ^uba, baft Sfrael le^ndpflicl^tig mar), (Sbom, $alafht
(bie S^Ui^er) bi£ }um Ufer bed großen SReeted bed ©onnenunterganged meinen
gftften, legte i^nen Xribut unb Abgabe auf. (Begen ^amadfud jog i(^, ^JRari,
ben ftfinig tton Damadfud, in ^amadlud, feiner ^auptftabt \6fioi iä^ ein; bie
Svn^t oor ber ^errlic^teit ttffuri», meined ^errn, marf il|n nieber; er umfaßte
meine ^fl&e unb untenoarf Tt^i; 2300 Talente 8ilber, 20 Talente ®olb,
9000 latente Stupftt, 5000 Xolente (Eifen, bunte (Stoffe, Seinen, ein 6ofa aud
(Hfenbein, einen @effel aud (Elfenbein mit eingelegter S^ffung, fein ^ah unb
9nt in unge^Iter SRenge, na^m id) in feinem $alafie entgegen.
& ftnb gen>altige 9teici^tümer, meiere im SJKttelpunfte @^riend
bem ©ieger in bie ^finbe fielen unb e^ mar einer ber grb|ten (£r«
folge Sff^riend, ber iebenfaU^ aud^ bamald an unferem 93orgebirge
i>erenrigt nmrbe. 2)er 3Beften unb ber 993eg gum äRittelmeere maren
unter aff^fd^em (£influffe, %ff^en mar bie erfte äßad^t bed Orientd,
ber bamaü tuültfierten 9Beb.
auct Onciit. X. 4 2
18 2ifllat.$ilefat. «D. X, 4
@$ folgte ieboc^ auf %bab«nirQn eine 3^^^ ^^^ @(i^U)&c^e
aff^rien§, roätirenb ber e§ ben SBeften fic^ felbft überlaffen mufete.
©rft ber fraftwHe Siglat-^ilefar III. (IV.) ftat öon 745—728
bann bte aff^rijd^e Stellung im äSeften fo befeftigt, toit fie ed bi^
ium ©turje bed 9fleid§d (606) geblieben ift 3m 3af)re 738 erfc^ien
er jum ernen 3Rait lieber in ^liönijien unb orbnete bie mittlermeile
ftart in SBettpirrung geratenen 8Serf)ältniffe. @^ ift bie Qdi ber
inneren Söirren unb legten ftämpfe im ©taate 3frael unb in biefe
griff er bamaU unb in ben folgenben Satiren (/34, 733) »ieber*
^olt ein. 9lbn)eic^enb Don bem bisher befolgten ©runbfa^e auger^
^alb bed ®ebiete^ ber @up^rat«Xigrii^«£önber im allgemeinen bie
SJöIfer unter einl)eimifci^en ^errfc^em ju laffen unb biefe nur ald
tributpflid^tige SJafallen beizubehalten, ^at er ben @runbfa( bur^«
geführt, bie mit ben 3öaffen eroberten ©ebiete, »enn fie SBiberftanb
geleiftet unb il)re gürften fid^ „empört", bie „SSerträge gebrochen"
l)atten, in aff^rifd^e ^ooinjen unter aff^rifd^en Statthaltern um^
jun^anbeln. ^iefesf Sod traf fc^on 738 ben nörbtic^en Steil be^
®ebieted Sfraeld, ba^ mit bem norbp^önigifd^en ipinterlanbe }u-
fammen 5U einer neu errid^teten ^rooinj @imirra bereinigt n^urbe.
®er @ol)n be^ fiönigS unb fpätere 3]l)ronfolger, ©almanaffar,
mürbe ber @tattl)alter biefer ^ooinj.
S)iefe Sreigniffe finb gemife bie paffenbfte ®elegent)eit , bei
meld^er man bie Einbringung eine^ neuen S^enfmald vermuten barf.
3Ran mirb bedf)alb Xiglat«$ilefar als ben ^tönig bed oierten aff^*
rifd^en, unmittelbar neben bem jmeiten äg^ptifd^en befinblic^en, an«
fel)en IBnnen. Äud^ ba^ 3a^r 738 ift mof)l ben fpäteren oorju*
jie^en, wo er bei feinem erneuten Srfd^einen im SBeften ?ßt)iliftöa
unterwarf unb fc^lie^Iid^ l^amadfus^ jur ^ooinj machte, hierbei
oerlor Sfrael noc^ mtt)x oon feinem ©ebtet, fo bag nur nod^ bit
Sanbfd^aft @amaria übrig blieb, bie bann nod^ elf 3al)re lang unter
bem ftönig ^ofea il)r S)afein als fiönigreid^ friftete, um im Sa^re
722 ebenfalls als ^roüinj eingesogen ju werben.
@S ift wa^rid^einlic^er, für biefeS 9{elief an Xiglat«^^ilefar als
an @argon ju benfen, ben einzigen, ber fonft noc^ in 9)etrac^t
tommen fönnte. SllS (Eroberer oon @amaria ^at er faum not§
SSeranlaffung gehabt, fic^ t)ier ju oer^errlid^en unb feine übrigen
Unternehmungen im SBeften betreffen gerabe biefe ©egenben weniger —
wenn man üon ber fd^nellen 9!ieberwerfung eines SufftanbeS ber
neuen ^rooinjen ^amaSfuS, Simirra, ©amaria, Slrpab abfielt —
unb waren im ^ergleid^ 5u ben fonftigen beS ftönigS weniger beben--
«C. X, 4 Sanfiehb. 19
tftib. 1)et SBeften war, foiorit er einft ^atti|t^ gfioefen mar, fi^on
Don Xtglat>^lefar ffir ^ff^rien gefiebert ivorben.
3u einem gröSerett Sßerfutfte, b« affqrifdie §errf(^aft obju-
fdintteln, fam t9 im 3ii)(iniinrnt)ange mit ben fofort bei ber ^Eiron*
befttigung be# @o^ned Satgonfi, @an^erib, loSbre^ettben Unrutien
in Sab^lonien '. damals hoffte man atid) im SBeften baS affqriftfie
3o{^ abft^ätttln jn tOnnen unb eä entftanben unter güfining bon @ibon>
Xftni^ einerfeitd unb 3uba anbererfeitS Unnit)en gegen ©an^erib.
flbb. 3: flliQnfdK unb agQ)>ti[d|e 9li[ite.
(9Iad) Veiolb, Siinit» unb BabolDit.)
IHc Anlegung ^at aud| in bet biblifi^en Überliefecung i^re (Spuren
^terlaffen. ©ie fiel in bie ^nt ber ffiirlfamteit be« ^rop^eten
Seiaja nnb biefer t|at fi(^ mefir als einmal über ben DermuKic^en
Sanf bec Untenie()mungen auSgefproc^en. 9Bir Ijaben @anl)eiib«
eigenen 33rri(^t über feine 3na^na^men gur Unterbrüdung beS 9uf<
ftanbeS unb biefer ift ftetä in {einer 9Bic^tigIeit für bie (Srfi&rung
nnb Sigfinjung ber betrefjenben ^Sf^nitte ber Stbel ^erangejogen
1) «bI- WO- '1,3: D. »ebtr, ©an^wib ©. 8—12.
20 ©oitl^b. «ß. X, 4
iDotben. Sßon 9torben itod^ ©üben, an ber p^önistfd^en Mfte ent«
long jiefienb, fic^ertf @an^enb fic^ aQe pE|öm}tfd^ett ©t&bte, nur
%tpxi auf feiner Snfel blieb i^m unjugänglic^. 2)er aufftinbifd^e
ftfinig iBuii f(o^ ober nad^ S^ern, mo er ftorb unb ©an^erib
lonnte bie p^öni}ifd^en S^er^filtniffe ali geftd^ect anfel)en. S)ann
fc^ritt er gur 9Kebern)erfung üon ^aläftina. S)ie feften ^la^e tion
3ubQ fielen einer nad) bem anbern in feine ^finbe — bie ^Belage«
rung ryon SatiS, bie aud^ in ber SBibel erm&^nt wirb, ift burd^ ein
Äelief mit 3nfd^rift bejeugt — nur boÄ fefte unb faft uneinne^m«
bare 3erufalem (eiftete bauemben äSiberftanb. 3n ber @tabt regten
ftd^ natürlich aud^ ©timmen, bie jur Unterwerfung mahnten, unb
ber ftfinig ^ii^fia ftanb mit 93eforgniffen über ben 9[udgang ber
2)inge jtoifc^en ben Parteien. SBieber^oIt befragte er Sefajja um
9tat unb bieferriet j|e$t jum Slud^arren — @anl)erib merbe burc^
,,eine Stad^rid^t'' jum X6}uge genötigt toerben. ^efe 9tadgri(^t traf
ein — in Sab^Ion »ar ber t)erabrebete Xufftanb ebenfalls aud»
gebrochen unb ©an^erib mu^te bie Belagerung üon Serufalem auf«
{|eben, um fid^ bem mid^tigeren SBab^Ion }U}utt>enben. (£r hinter«»
lieg ja tro^bem ben SBeften gefid^ert, ba bie Stacht ber Sufftän*
bijc^en gebrod^en toar. ^ür ^iSfia ffatit ber S(b)ug aber tDenigftend
ben JBorteil, bog er feine ©elbftänbigtett rettete unb bie äRßglic^Ieit
erhielt, burc^ fc^Ieunige Untertt)erfung unb reid^e ^elbga^Iungen fic^
®traf(ofigteit gu erfaufen.
3)iefe Sreigniffe, namentli^ bie ©id^erung bed gangen p^öni«
gifc^en Stuften« unb ^interlanbed, bieten bie paffenbe Gelegenheit,
bei ber ©an^erib auc^ fein 2)enfmal — nunmehr bo8 fünfte —
neben bie feiner SBorgSnger fe^en lonnte. Sirogbem auc^ ^ier bie
Snfd^rift nid^t me^r ju erfennen ift, fo lann feine Ur^eberfc^aft
bod^ aU fidler gelten. 9Re{)r ate irgenb eines erinnert biefed S)enl«
mal aber burc^ bai^ |)ineinfpielen biblifd^er 92ac^ri(^ten an aQgemein
belannte Sreigniffe, unb ed geigt anbrerfeitd ^ier am 3Ritte(meere
bie bamalige SSeltmac^tfteQung Sff^rienS an, bad Don Sab^tonien
unb bem ^erfifd^en ®oIfe an^ bie ^auptftraBe ber SBeltfuItur gum
9)?ittelmeere beljerrfc^te. ©an^eribd j&enimal an biefer @telle ift
mirllic^ ein fold^ed ber bamattgen ftulturmelt.
3lod) mtf)x erinnert bie le^te, am ^öd^ften befinblic^e iKif^e
mtt bem Silbe unb einer 3nfc^rift Sffar^abbond (681—668) an
bie Seftrebungen aff^rifc^er äBeItt)otttif. Xffar^abbon ^atte gleic^
bei feinem Stegierungdantritt audgefproc^en bie Überlieferungen ur«
alter bab^lonifc^er SBelt^errfc^aft aufgenommen, fein Seftreben
«0. X, 4 91ffar^abbon. 2 1
ging augenfc^etnli^ t>af)xn, ben ^äftonpunh bed ätetci^ed üon Sff^nen
nac^ SBab^Ion }u verlegen unb bte Slnfprüc^e bed angebti^en 3Ktttel«
punfted ber Sßelt aud^ praftifd^ burc^jufe^en. Unter fetner SRegie^
ntng ^at bie aff^rifd^e SRad^t bte grögte Sudbe^nung erfahren, unb
n>enn man baju bte SBebeutung SSob^Iond nimmt, fo ^aben bobet
}ioetfeUod Sntereffen bed 9Be(tt>erfe^rd, bei^ l^anbefö, mttgemtrft.
Serabe nac^ ben S&nbem, tuelc^e für ben ^anbel mit ben (Setourjen
unb ©pejereien ma^gebenb maren, ^at er eine Snja^I Unternehmungen
gerichtet unb ift toeittt in bad innere pon Arabien üorgebrungen
atö irgenb ein anberer %ff^rerfönig. ^u^erli^ ben größten Srfolg
]dßtn aber — bie n^o^I gleiti^faüd mit folc^en ®ebanfen jufammen^
^Sngenbe — Unterwerfung Stg^ptend barjufteQen. ^eitid^ ein ®t»
ivtQ, ben bie weitere Sntwicflung ber ^inge nid^t beft&tigt f)at
t^t^itn mar (t)gl. @. 10) längft potitifd^ nbOig o^nmftc^tig
unb fpielte unter ber ^errf^aft feiner ein^eimifd^en ®aufürften feine
äloQe Don SBebeutung me^r. ®egen Snbe bei^ 8. ^a^r^unbertd
Ratten bie fibnige Don 3lapata bie Dberf)0^eit aber bie @(Qufürften
an ft^ 9^f^ unb bereu britter, %ai)aiAa, natjm alte (Sroberungd^
äbertteferungen auf unb fud^te feinen (Sinflu^ über bie (Srenjen
ig^ptend ^inaud geltenb ju ma^en. S)ad mujste ju Steibereien
mit Hff^rien führen, beffen Stnflu^ in Arabien unb bid an bie
Sübgrenje ^alAftinad ^errfc^te, unb fo fam ed, nad^bem Xa^arfa
me^rfa^ feine f>anb bei SufftSnben in ^pnijien im @piete gehabt
^tte, JU mefireren ßi^fl^^ aff^rifc^er |>eere nac^ ^gl^ten. 9la^
einem erften, mie ed fd^eint wenig glüdlid^em Unternehmen würbe
3:a^rta aud bem Sanbe gefd^Iagen unb flg^pten unter aff^rifd^e
@(^u$^o^eit gefteQt @d behielt feine ein^eimifd^en ®aufürften, bie
unter bem @c^u^e unb ber ftontroQe aff^rifd^er Sefa^ungen unb
^itamiin ftanben. ^er entfc^eibenbe @c^(ag gegen Zaf)Qxtia würbe
im Sa^re 670 — alfo fc^on gegen (inbt t>on Sffar^abbond 9tegie«
ntng geführt — unb über biefen ^^elbjug berichtet bie 3nfd§rift am
9ta^^etfie(b.
Srgenb welche 93e}ie^ung auf (Sretgniffe in ^^önisien ober gar
in ber 9lA^e bed Orted ^at bie Snfc^rift alfo nid^t. Sudb bie otet
na^ gelegenen Unternehmungen gegen @ibon unb eine — bamate
wo^rfd^etnlic^ nod^ im @(ange befinblid^e — gegen Ztpni^ werben
mc^t erwi^nt 9lur ber 3ug nad^ ^g^pten, auf weld^em nac^ brei«
maltgem @iege in offener ©d^Iac^t ^^arfa aud llg^ten vertrieben
unb 9Remp^id befe^t wurbe^ war ei^&^k ffud^ bie Gefangennahme
eined @o^ned 3:a^artaS, Ufana^or mit üf^amen, würbe ertoA^nt.
22 Hffat^abbon. 9(D. X, 4
2)te Snfc^rift felbft ift ftarf k^erftämmelt, ivir fönnen ben Zejrt aber
ergangen aud bet jegt im berliner SRufeum befinblic^en großen
@iege^ftele 9l[farbobbonS, meiere in @am'Q('@enb)(^trli oufgefteDt
mürbe, unb beren Snfc^rift bid auf geringe Slbmeic^ungen benfelben
3BortlQut trug. SRan ijat ftd) alfo mo^t ))oriufteQen, ba^ bad
Sreignid ber SBefe^ung ^Ig^ptend burd^ @rri(^tung einer {(nga^I
Don ^enfmälem überaU im Sanbe Der^errlic^t morben ift. Seben*
faUd maren ed bort n>of)I bie Statthalter unb nic^t ber Jtönig
jelbfi, totld^t bie Sudfä^rung übernahmen unb bie Soften trugen,
äte lejt ber 3nf(^rift tourbe bann ber bom ^ofc oerfanbte ©ieged-
beric^t gemä{)lt. äRan mu^ fi^ natürlich beulen, t>a^ biefer auc^
fonft mit ein nfliegenbed SBIatf" verbreitet mürbe unb burc^ @änger
ober Srgä^Ier auc^ jur JtenntniS bed SSolfed fam, fo baj^ bie großen
@reignif{e in ber ^arfteQung bed @iegerd in j[ebermannd SRunbe
waren — fo wie fie ber 9iac^»elt bie fteineme Snfc^rift am Sor*
gebirge erjät)It.
SDJit bem hinübergreifen nac^ ^g^pten ()atte Slff^rien feine
Shäfte überfpannt. 3m 92i(ta(e ()atte ftc^ ein ®o(fötum entmidett
unb ^ier mirften bie Sotföfräfte einer SBelt, meiere fid^ bauemb
ber |)enfc^aft bom Often f)er nic^t beugten. @8 !am fc^on im
jmeiten 3al)re gu einem erneuten Ißorftoge ^a^arfad. Snjmifd^en
mar in 9tffl)rien ^ffar^abbon burd^ einen Sufftanb feinet SbeU
gejmungen morben, auf feine babt^Ionifd^en ^Ifine }u oerjic^ten unb
feinen @oI)n 3(ffurbanipa( jum XI)ronfo(ger gu ernennen, ^er
^önig felbft na^m im Sa^re 668 an bem erneuten ^uqt gegen
'^Ig^pten teil, ftarb aber untermeg«. 3)ad aff^rifc^e |)eer - nun*
mtt)x unter ber älegierung Sffurbanipatö — bertrieb jmar Xat^aüa
aufd neue unb fteQte bie früher getroffenen 3Ra§regeIn mieber ^er,
aber biefer Btanh ber ^inge behauptete fi(^ nur tiroa ein 3a^r^
jel^nt. ^ann ma^te fic^ unter ^fammetic^ I. ^^ten mit Unter«
ftü^ung bon Sqbien unabhängig. 9(u^ im 9KltaIe oerftanb man
e$ je^t, fi(^ ein leiftungdfä^igeS |>eer ju berfc^affen, bad 9Renfc!^en«
material bagu lieferten bie äRittelmeerlfinber, bad fr&ftig aufftrebenbe
(Griechentum bor allen ftellt bon nun an bie beften ©blbner, meldte
bie ®d)ladfUn orientalifc^er Könige fd^Iagen.
@o mar ^g^ten tatfäc^Iic^ unabl)fingig mi^renb ber langen
9tegierung 9(ffurbanipate unb feiner beiben 9lac^o(ger bid jum
^ne 92inibed im Sa^re 606. (£d mar aber ein ttbfaU unb fein
bon Xfftyrien anerfannter 3nftanb. ^g^pten mar rec^tmöfsig unter*
morfen, feine (dürften l^atten. bie aff^rifc^e CberI)o^t anerfonnt
HC. X, 4 9{e6u!obnejat. 23
ttnb fomit tonnten ftetS bie 3(n)prüc^e roieber geltenb gemad^t U)erben.
^e ,,(£tbe unb ^ettx&Qt" xvaxtn t>on ^g^pten gebrod^en n^orben,
aber nic^t aufgehoben.
^iefe "ilnfc^auung, bie bie be§ afi^rifc^en ^ofed fein mugte,
auc^ roenn man Dorloufig nic^t boron backte, fie ju betonen, ruhten
in ben Slrc^ioen. ^er Partei, welche unter ^ffurbanipol ^errfd^te,
n>Qien fie DieQei^t nic^t einmal genehm, n^eil fie mit ber bab^Io*
nifc^en SBeltpoIitif 3lffarf)abbon^ in ß^l^^^^^^^i^S g^ftonben
^ttf n. 2)edt)al6 oerjid^tete man barauf, fie ju verfolgen unb über*'
lieB ^tg^pten fid^ felbft. 9(d bann aber nac^ bem ©turje 9{inioed
Sab^lonien unter 92ebufabneiar bie @rbfc^aft Slff^riend antrat unb
Sab^lon nod) einmal bie ^auptftabt bed oorberen Orients gen^orben
mar, mürben fie bort mieber ^eroorgefuc^t.
Sortier ^atte freiließ 92ec^o, ber 92ac^foIger ^fammetic^d um<»
geteert oequc^t ben 93orteiI oon ber burc^ SDtebien bebro{)ten Sage
StinioeS ju gießen, unb burdC) rafc^e Sefe^ung ^aläftina^ unb
SQriene bie alten älnfprüc^e '^Ig^ptenS auf biefe Sänber mieber
^jufteUen. ®S ift befannt, bafe Äbnig 3ofua üon 3uba — oiel»
leiit im ®efoIge eines affljrifc^cn ^eerbanneS — feinen %oi> fanb,
als er als getreuer affl)rifc^er 93afaU diec^o entgegentrat unb bag
bann 9ltä)0 am (Sup^rat im Sa^re 605 auf baS ^eer ber 9)ab^^
lonier ftie^, melcf)eS unter 92ebufabnejar, bamalS noc^ ßronprinj,
^ranjog, um bie nac^ bem ©turje 92inioeS an Sab^lon gefallenen
^rooinjen ju befe^en.
Sin 93abqlon mar alfo bie aff^rifc^e ^enfc^aft auf .jec^tlid^em''
3^ege, burc§ Eroberung unb SSertrag ber @ieger gefommen, unb
bamit mar eS auc^ @rbe ber %nfpräd^e auf älg^pten gemorben, genau
10 mie feiner jeit äff ^rien bieStnfprüc^eberSfiatti enoorben ]^atte(©.ll).
X^aS mirb in ber bab^lonifd^en Überlieferung beutlic^ jum SluSbrud
gebracht. Unfere iRac^ric^ten über biefe (Sreigniffe ge^en auf t>tn
griec^fc^ fc^reibenben SBeroffoS juräd, ber eine @efc^ic^te Sab^«
lonienS für bie erften Seleufiben fc^rieb. SBir ()aben beutlid^e
Semeife, baß er babei bie inf^riftli^en, oifijieQen Cuellen mbrtlic^
anführte. Son 9te(^o fprid^t er als bem »über äg^pten, Serien
nnb ^^bnijien gefegten Statthalter'', ber fid^ empört l)abe. @S
mar alfo oom @tanbpuntte Sab^lonienS auS nur bie 93efegung ber i^m
gehörigen @ebiete unb Drbnung ber SSer^ältniffe, menn 3ltd)o im
rafc^en @iegcS(aufe bei ^ard^emifd^ am (£up()rat (605) oon Stebufab^
nejor gefc^lagen unb gejmungen mürbe, bie befegten ©ebiete ju räumen.
Diefe Sreigniffe finb befannt,. meil fie auc^ in ber S3ibel
24 ^tebufabnejar. %D, X, 4
etrid^tet werben, tueld^e neben 93eroffod faft unfere etnjige Quelle
baruber bilbet. Ked^o widf nac^ llg^pten jurücf unb mad^te feinen
93orfto| nac^ ^aläftina me^r. S^m metter ju folgen rourbe ißebu«
{abnejQt burc^ ben %o\> feinet ^ater^ ge^inbert. 3"^ ©ic^erung
beS ^iil^roned mugte er fd^neQ nad^ 93a6^[on }urüc!fef)ren.
2>ie Unruhen in $a(äftina luaren nur oberfläd^Iid^ unterbrucft
iDorben, unb felbftoerft&nbßd^ tat 9{ec^o ba$ feinige, um fie ju
fc^uren. 2)ed^aI6 mu^te Stebutabnejar in ben folgenben Sauren
noäfmaU in ^^önijien erfd^einen, um bie S^er^ättniffe ^ter enb«
gültig JU orbnen. (£r fc^tug bei ffÜbla, im ißorben ber ^da%
ber $)oc^ebene jioifd^en Sibanon unb ^ntilibonud, fein bauernbed
Sager auf, unb brad^te üon t)ier aud ganj ^^^önisien unb $a(&ftina
}ur 9tu{)e. 9uc^ in 3erufalem mürbe bie bab^Ionifd^e Ober^o^eit
enbgultig anertannt, unb ber neue ftönig'3^betia empfing im ^ttt*
lager Don Stibta feine Sele^nung.
^ie ja^treic^en Snfd^riften d'lebulabnejard ermahnen faft nic^td
üon feinen gelbjügen. 3m ®egenfa§e ju ben aff^rif^en Äönigd*
infc^riften oermeiben bie ber bab^Ionifc^en Stbnige bie Srjä^Iung
oon Striegdtaten. Umfome^r berid^tete Slebufabnejar t)on btn ^o^U
reid^en 83auten, mit benen er feine jpauptftabt SBab^Ion gänjlid^ um^
geftaltete ^ unb faft aQe bebeutenben @täbte ^ab^lontend Derfa^. 3^
biefen ^Bauten mürbe \>a^ Sau^olj je^t aud bem Sibanon geholt bie
3ebern bed Sibanon mußten bem ^oljarmen 9ab^(onien bie ^rage«
batlen für bie ^ac^fonftruftionen feiner Xempet unb ^at&fte liefern,
mie früher bie Sff^rerfönige fie ffir bie i()rigen aud bem Smanud
geholt Ratten, ^e augergemö^nlid^e Sautötig!eit Ütebufabnejard
^atte natürlich au(^ einen augergemö^nlic^en 93ebarf an folc^em
SBau^oIje, unb ber ^n^aU l)at und bie 3^U9niff^ ^^ ^^^ ^^^
bafür getroffenen Vta^xtqtln erhalten. 3m nbrbKc^en fiibanon,
meftlid^ oon bem in ber SBefa'a gelegenen Sorfe el l^firmil, öffnet
fid^ ein Zal, bad \)om Sibanon ^erablommenb nac^ Dften t&uft
e« Reifet jeßt SBabi »riffa. §ier l)at ber franjöfifd^e ÄonfuI unb
®ete^rte |). ^ognon jmei umfangreiche Snfc^riften Stebufabnesard
mit einer ^arfteQung, mie ber König einen Sömen erlegt, gefunben,
unb bie Snfc^riften finb neuerbingd nac^ nochmaligem forgf&Itigen
@tubium oon ^. ^. SBeigbac^ be^anbelt morben. ^ud^ fie fprec^en
in ber ^auptfac^e nur oon ben Sauten bed Könige in ®ab^(on
unb ermähnen nid^td oon feiner potittfc^en ^ätigfett in biefen
1) 9%U 90. V, 4: %. $. tBeigbadi, l^a^ Stabtbilb oon Sab^lon @. 15 ff.
«C. X, 4 »abi »rifio. 25
@egenben. 9hir bie Seranlaffung jur anbringung bcr Snfc^riftcn
iptrb angebentet, inbem Don ber 9lnlegu)tg etned SBegd jum Xran^*^
port ber Qtbtm geffnro^en mirb.
9Ran ipirb anjune^men f)aben, unb anbete 9(nbeutungen be^^
ftatigen bo^, bag btefe 997QgnQ{)men bereite bei ber Sntoefen^eit
bed ftfinigd in JRibIa angeorbnet n^urben. ®emx^ roxtb aber ber
anbauembe Sebarf an 3^^^^ ^^^ biete Sa^re tjinburd^ ein reged
Seben n^ac^ gehalten ^aben. Z)ad ttirb bagu beigetragen ^aben,
ba| tttOQ 15 Sa^re )p&ter, atö SZebufabnejar abermals in @^rien
erfc^ien, um aufgebrochene Unruhen ju unterbräcfen, er n)ieber fein
Heerlager bei 3iibla bejog. (S^ ttirb fic^ alfo nm eine bauembe
(Einrichtung ge^anbelt l^aben, benn oon SRibla bid nac^ ^alaftina,
mo bamate nneber Semfalem im Slufftanbe n^ar unb (586) feinem
Sc^idfale erlag, ift ein meiter SSeg. @d lagen alfo gute ©rünbe
üor, bad Hauptquartier auc^ bamald fo loeit nad^ iÜorben ju (egen.
9Id Snbenfen an folcfie @efd^e^niffe finb bie beiben SBabi«
9Mffa«3nf(^riften angebracht ttorben, bie alfo mittelbar ebenfalls
an nichtige Gegebenheiten ber bibtifd^en ®efd^ici^te erinnern. Unb
boc!^ tDo\)l gleid^jeittg bamit »urbe ber SBortlaut biefer Snfd^riften
Quc^ am 92al^r'el<ftelb eingemeifelt, fo ba% biefe Stu^medftötte fig^p*'
äf^er unb aff^rifc^er ©rö^e aud^ ein ^enlmal bed neuen Sanbed[)erm
erhielt. 8ber bie ©teile, uio er ba^ anbringen lieg, ift faft mie
im ®egenfa$e }u ben frül)eren 3)enfm&Iem gen^ötilt. SSö^renb
biefe am Sorgebirge felbft unb auf bem fübli^en ^tu|ufer ange^
btadit finb, ift bie Snfc^rift StebufabuejarS auf ber ^eldmanb beS
Korbuferd, faft gegenüber oon ben unterften fig^ptifd^en unb aff^«
rifc^en eingemeifelt toorben. SBenn man bon S3eirut fommenb bie
Srüde ber mobemen ^f)rftra|e überfd^reitet, fo l^at man ju red^ter
fyinb, jnnfc^en gluglauf unb ^eldmanb einen ©arten. 9n ber
^teioanb laufen oben bie Sogen einer SEBafferleitung entlang, unb
unta biefer, oon burc^fidembem äBaffer beriefelt unb bon ©c^ling«
pflanjen äbenoud^ert, befinbet fic^ bie Snfd^rift. SBegen if)rer oer«
ftedEten Sage ift fie lange unbefannt geblieben, unb erft im ^^ja^r
1878 erfuhr ber bamalige ftauiler am beutfc^en ^onfulat ju 93eirut
Dr. SRortin ^artmann aU erfter Europäer oon i^rem S3ort)anben^
fein. X)fr b&nifc^e SonfuI 3uliu§ So^toeb na()m fi^ bie fOlnl^t,
forgfdiüge XbHotfc^e unb ^I|otograp{|ien ber erhaltenen Xeile
^eonfteUeit, allein ed t)at 25 3a^re gebauert, bid mit bereu jpilfe
unter Sergleid^nng ber neu unterfuc^ten 9Sabi^SBriffa^3nfd^riften bie
@Iet^^ett bed Sn^alted oon ^. |). äBeigba^ feftgefteUt n)urbe.
9(0. X, 4 @»ef(^i4tli(^e unb lanbic^aftlic^e Sdebeutunc). 27
©0 ift bie Snfd^rift fein unmittelbare^ 3^W9«i^ f^^ Slebufab*
nejar^ laten im SBeften, wo er ja oft gewefen ift unb ©clcgentieit
gehabt i^&üe, feine laten oerjeic^nen ju laffen. äußer ben fc^on
ermähnten Utttentet)mungen f)aben if)n eine llSjätirige SJetagerung
oon %tfxu^ unb SBerfud^e ^(gtipten toieber ju unterwerfen, n)ieber[)o(t
^ier^er gefül)rt. 3;roftbem nimmt fid^ baö blofee SBor^anbenfein ber
^nfc^rift neben ben übrigen au§ wie ein Sälott in einer großen @e^
fd^id^te, ha^ nic^t fel)(en bärfte. @oweit wir bie aff^rifc^e unb neu^
bab^lonifc^e @efc^id^te einigermaßen (üdenlo^ oerfolgen unb bie %e«
jie{)ungen jum äBeften feftfteHen !önnen, ift ungefähr jebe maß*
gebenbe SDäenbung Durc^ ein S)enfmal oertreten, unb bie Srinne^
rangen, weld^e i^r Slnblief wedt, bered^tigen ba^er unfere ©teile unter
bie benfwürbigften Orte weltgefc^id^tlic^er ^ebeutung ju jä^Ien.
@d ift eine ©tätte, wie wenige geeignet jum 92ad^benfen aber bie
SSergangenl)eit unb bie SSerfettung oon 3D?enfc^en)c^idfaIen. 3)ic oon
ber ©onnenglut brennenben ^etöwänbe, ba^ ^eraufbringenbe äiaufc^en
bed Sluffeä, ber ?lu^blid auf ba^ btoue SDieer machen fie lanb«
fc^aftlic^ reijOoQ, unb fie ^at ftetd bei ben @inwot)nern ä3etrutd
einen JRuf in biefer ^nnfid^t genoffen. 3)er greunö orientalifc^er
@efc^ic^te wirb biefe @d^önf)eiten in ber abgefd^iebenen Sinfamfeit,
in bie er fid^ ()ier oben leicht unb ungeftbrt 3uräd2iel)en lann,
gern benu^en, um bie ©reigniffe, beren Erinnerung hiermit oerfnüpft
ift, an fid^ üorüberjie^en ju taffen. Unb wenn er bie ®ef(^id)te
weiter oerfolgt, fo wirb er nac^ ben äg^ptifd^en unb aff^rifc^en
^eeren, nad^ ben ©ölbnem Stebufabne^ar^, ju benen fc^on bie
©riechen unb oorberen ftleinafiaten i^ren Xeit fteDtcn, Sllejanberö
unb ber ®iabod^en ^eere bie alte SBegenge burc^äiel^en fel)en. S)ie rö^
mifc^e ^errfc^aft baute bann bie neue ©trafee, weld^e nod^ Sljjanlinern
unb Strabem biente. 3(uf i()r jogen auc^ bie gepanzerten ©d^aren
ber ftreujfol)rer um ba^ SSorgebirge, um baö „f)eitige Sanb" ju be*
freien unb ©c^age ju gewinnen. 3)ie 3)eric^te über ben erften
^reujjug erwä()nen bie ©teile au^brüdlic^ unb betonen, ba^
man fie unbefe^t gefunben I)abe, aU man oon 9^orben (äntiod^ia)
^er oorrüdenb nac^ Serufalem jog. Unb fo muß jebe^ ^eei unb
faft jebef 9teifenbe, ber bie bequeme ftüftenftrafee jog, an ben alten
^enfmälern oorübergefommen fein unb mand^e^ Singe mag mit
^erwunberung auf ben unoerftänblic^en ^en^en einet oergeffenen
SBergangenl)eit geweilt l)aben, bi§ bie Oom SBetter jerftörten Siefte
ber 3ladfroelt i^re @efc^id^te wieber ju enthüllen begannen.
^T ^unMflub unb bad eorgeblrge ®. 3^6. ^te tCIte:: unb bie aUhner«
ftrabe 6. 6—8. S)ie btei S)enhnälet Stamfe«' II. ®. 8—10. Xiglat^^ilefar I.
®. 11/12. SHe aff^rifc^en ^ittmAIev: 9ffuma{tT))aI 6. 14. ©almanaffar II.
(S. 15/16. «bab-nirari @. 17. Xiglat-^ilefar m. @. 18. ©an^rib 6. 18/20.
«ffar^bbon ®. 21/22. 92ebtttabnesat @. 28-27.
©er
Jlf^e Ötüni
&tmtinvttfl&nbti(lit ^atfttttwM^tn
tttAUM^t^tttn von Ht
Cftfitt ^Ciit^Mi
1. 0<ft<3r4. ^rof. Dr. Jriebrtcf : jRfurSantf^af und Me afTl^nfc^e IBCufiut
r<tn<r 'itit driti 17 JR66tfbttn$en.
2. Kfu^e, Dr. S9<o&or: ^te jS^fiter. 39re <B<rc9tc9te unb ißre 3nfcSriften
({Vltt 5 ilBBtfbungen und Hdttditn der ^i^ndcrte.
3/4. Jeßnpfund, Dr. ({ludoff: (9a6^fonun in feinen voititi^fttn Q^utnen«
ftSiUn. (jflit 16 (pfinen der (^utnenfefder und 3 JlBBtfdungen.
1910
f<
\
vJt
n. 34»ts««9. Der Jlltc OricNtilAAY 3 i^^^ftpi
«ascn (4 ««HO »«Mu«j«»«b«n wr 4«t j^„
X B., («k. 3 m. Uerd(ratiatitd)cn 6(tell$d)afi (€. U.) to Pfimi«
nfurbanipal
unb bie
affyrifd)e Kultur feiner 3eit
Pon
friebrid) Delitjfd)
mit 17 nbbilbungen
Eeipzig
V ). C. f)inrid)s'fd)e Budjijanblung
1909
Die Uordera$iati$d)e 0e$ellsd)aH (€. U.)
mit dem Itiz in Berlin
btftotdi bie Sdrberung ber toorberaftatifc^en 6tubten auf ®runb ber ^eittmSIer.
@te gibt »tffenfd^oftnc^e arbeiten i^rer SIRttgUeber in gtoanglofen heften ald
,,9RitteiIungen ber ^ocberofiatifc^en (Sefetlf^aff' unb gemeinber-
ftänblic^e ^arfieHungen üiertelifibrlt^ unter bem 3:itel „^er %tte Orient"
^erouJ. Sfemer toxH bie ©cfcttWaft bie ©efd{)affung neuen SRaterioÖ anregen
unb unterflüteii. ^ie ®e|e1!f(^aft ^ä^U gegentoärtig 497 Slitgliebcr.
^eriä^rli(^eajlitg(ieb»beitragbetr>lO902art,n)offlrbie,,Wittettunaen"
({onft Ibm.) unb „^er «Ite Orient" (fonft 2 2».) geliefert »erben. —Auf-
nahme aUSRitglieb erfolgt burc!^ ben ^orftanb auf einfache 9(nmelbung beim
Schriftführer. — S^^^^ng ber Beiträge l^ot im 3anuor an ®otf Reifer »erlag
Berlin S. 42, ^ranbenburgftrage 11, ^u erfolgen.
^er »orflanb beilegt j. 3t. au«: $rof! Dr. g. oon Sufd^an, 1. SJorft^enber,
griebenau b. ©erlin, ©ega«flr. 9; $rof. Dr. SR. ipartmann, 2. »orftlenber,
^erm«borf (^arf): Dr. ß. fRcfferfc^mibt, ©(^riftfü^rer, ©erlin W. 15., ^fal^bur-
gerftrafte 5; «Prof. Dr. §. SBincfter, SBitmerdborf; $rof. Dr. ör. 9Rei|ner,
»reÄlau; Sic Dr. «Ifr. 3cremiaö, fieipaig; $rof. Dr.gf.(g.«|Jeifer,ftömg«berg;
Dr. gfrci^. t)on ©iffing, SRünd^en. — Herausgeber ber „IRitteilungen": ?rof.
Dr. ^. gßinrflcr, ©ilmeriborf b. ©erlin, ©ingerftr. 80, be« „«Iten Orient":
3)crfe(bc unb Sic. Dr. Älfr. Scrcmia«, ßei<)iig, $au|)tmannftra|e 3.
Inbalt der bitDer ersd)ienenen l$elle des „Jfiten Orient" (Preis 60 PI.):
Ägypter ald Krieger unb Eroberer in
«ricn. Täbh. 9B. ^. aRüUcr. 5i
^UbabQlonijc^ei» iRec^t. SJlit 1 $lbb.
©on ©. aRcißncr. 7i
«marha-3eit. ©on ©.«Ricbu^r. 1«
Arabien öor b. 3«Iam. O.SBeber. 3i
?lromaer. ©on ?l. @anba. 4s
9Ifurbantpal u. b.affijr.lhiltur feiner
3cit. 17 Abb. ©on 5.^ elitf 4 lli
dtlitopienUlbb.^.i^e. Rätter. 6a
©abQlonif(i^e ßt^mnen unb ®ebete.
©on ^. Qimmern. 7s
5S>ämonenbef(^ioörung bei b. ^aht)*
• lonicrn u. ^ff^rcrn. O.SBeber. 74
Deutung berQufunft bei bcn ©obp-
Ioniernu.?lff9rern.Ä Ungnob.lOe
Cntaifferung ber fteitfd^rift. 3 ^bh.
©on ß. aWefferft^mibt. 5s
Cgu|)^ratlänber unb ba^ ^tttelmeer.
gjlit3?lbb. ©on H. SBincIlcr. 7a
gfeftungSbau im ^Cften Orient, ä^it
15 9(bb. ©on $(. ©illerbed. U
gorfd^ungftreifen in 6üb*Ärabien.
3 ^ortenfl. u.4«lbb. O. fBeber. 8«
®efd)id)te ber 6tabt ©ab^Ion.
©on 4>. SEBindler. 6i
®Iaferd gforfcbungSreifen in @üb«
arabien mt 1 ©i(b ®laferd.
©on Dr. Otto f&tbtt. lös
f^ammurabi. 8ein ßanb unb feine
3eit.aRit3«bb.©ongr.UImer. 9i
^ammurabiiS ®efe(e. a^Ht 1 "Sibb.
©on Sq. SBindler. 44
^ettiter.9«[bb.a9J(efferf4mibt. 4i
^immeld- u. SSeltenbilb ber ©ab^«
(onier. 2 Zbb. $. 3BincI(er. 3a|8
^öUe unb ^arabied bei ben ©ab^«
loniern. ©on %. Seremiad. Is
Kei(f(!briftmebiain in $araDeIen.
ISd^riftt. Sfrei^. b. Oefele. 4s
9)lagie unb 3<^uberei im alten
£^))pten. ©on%. 93iebemann. 64
9Hniöe« SBiebcrentbechtng.
©on fd, 3e^npfunb. 5s
$^öniater. ©on m b. San bau. 24
$böni}. 3nfd^rift. S3. b. ßanbau. 8s
$^gten. 'SRxt 15 ^bbilbungen.
©on €. ©ranbenburg. 9i
^olitifd^e (^tmidhmg ©ab^Ionien«
u. ^tff^riend. ©on H- 5BindIer. 2i
San^erib. S^önig Don ^fftjrien.
©on O. 3Beber. 6s
©4rtftu. @prad^e b. alten Sg^pter.
^it3S(bb. $ß. Spiegelberg. 8a
8tabtbi(boon©ab^lon. 9JHt 19(bb.
u. 2 $(öneu. %. S^. Sßeigbac^. 54
^eflf^alaf. SRit Iftartenff. u.l5«bb.
©on 9R. 0. Oppenheim. 10t
Xoteu.^oten«92ei(be im (Glauben b.
alten dg^pter . 9[.%Biebemann. 2s
Unter^altungdliteratur ber alten
ägi)bter . ©on ^.^iebemann. 34
Urgefd^ic^te, ©iblifd^e u. bab^lon.
©on ^. 3iinmern. 2s
©d(f er ©orber afiend. &.Sßin(!ler. li
Da8 ©orgebirgc am 9{a^r«eUfte(b
u. feine Denfmfiler. 1 ftartenfL
u. 4%bb. ^on $. SSindler. IO4
9BeItf4epfung,©ab^Ionifdie. 1 fibb,
©on £>. SSincfler. 81
^er 3agro9 u. feine ©difer. 9lit 8
J^artenfl.u.SSmb.O^.^üfing. 9s|4
92i^t auf bie 9)ä^ne, bte bie SBelt nur bebeutet, möchte biefeS
$>eft fähren, fonbem auf bie ISäl^ne bed 9ße(tt§eateri^ fetbft, toie
fie fi(^ jc|t unfcrm SKcfe barftettt, nac^bem bcr fte jioei 3a^t*
taufenbe l^inburc^ t)erfc^Ieternbe Sor^ang burc^ bie t)ereinten ^e^
mu^ungen bet bret großen euro)}äifc^en ftultumationen gehoben
motben ift.
^efe äßeltbü^ne t)erfe^t uni^ in eine befonbeid groge unb
felbft für bie Segtjeit nod^ benhuärbige ^eriobe ber t)orberafiatif(^en
®efc^id^te: in bie 3^^^ ©arbanapaU, bie 3«it ber aff^rifc^en
@argoniben.
S)ie aff^rifcl^e S^^aflie der iS^ar^oniöen*
722 Saimkfn 705
Sargon II
705 Sinaher!ba 681
Scmherib
kfmnMMmm Asor-ila-muballitia 680 AsanUddina 669
^"^^ (auch AfiHr-eHl-UAni-
■mkia-apln genannt)
668 AjBlirbftll(i)aplll 626 Samafi-Sum-nkfB Ajur-mukxn-palSa
A»au,ppar. Sardanapal (König von Babylon «69-«48) und
Asur-etil-samd-
irfitim-uballitflu
626 Asur-etU-ilftiii-akiiiiii Sin-sar-iskun 606
|(Tf{5tuu^ ({Im<i9e0 606
4 ^e SatQimibeit. 910. XI, 1
@tn unb ein ^albeS Sai^rtaufenb ^atte ber aff^rifd^e ©taat
beftanben, t>iele Sa^t^unberte l^inburd^ unter einem einzigen, bie
^)errfcl^Qft ununtetbro^en t)om Spater auf ben @o^n üererbenben
^rrfd^ergefc^Ied^t ^ — ba gefd^a^ ed tut j Dor ber (Eroberung @Qma<^
rien^, ba^ boS Königtum ©almanoffard IV im Sa^re 722 t). S^r.
einem Ufurpator anheimfiel, ber feinen ©tammboum ebenfalls auf
ein uralte^ ©errfd^ergefci^Ied^t ber ©tabt STffur jurücffü^rte * unb
aU ©argon II ben Xl^ron beftieg*^. ^iefe ©argoniben: ©argon,
fein ©ol^n ©an^erib, fein Snbl Slfar^abbon unb Urenlel
Slfurbanipal, ber griec^ifd^e ©arbana^al — alle Dier auc^ im
SQten ^eftamente eüoä^nt — fährten bad afft^rifd^e Steid^ feinem
planDoD unb jä§ erftrebten !^\tU eined üorberafiatifd^en SBdtreid^
nö^er unb n&^er. ®on einem biinjig Keinen ©tammlanbe aud
jbiangen biefe mirflic^en „Übermenfc^en" allen t)orberafiatif^ii
9$ßUem t>on jtleinafien unb (£Q|)em bid nac^ ben Snfeln bed ^er«
fifd^en ®oIf^ unb üon ben fd^neebebecften lOergtetten Itrmenien«^
big ^inab an bie fonnigen Ufer bed 9}il i^ren eifemen SBiDen auf.
©ie üer|)flan5ten bie Sßölfer, tool^in immer ed i^nen gefiel, um
ieber nationalen @r^ebung nad^ äRöglic^feit t)orjubeugen unb einen
mirQid^en (Sin^eit^ftaat ju fc^affen. ©o ivurben auc^ bie je^n
©tSmme 3fraete fernlveg üon i^rer ^imat jerftreut: an bad Ufer
be^ (S^^abor, nac^ S^alad^ in ber Stiftung bed 9San«©ee^ unb in
bie ©tdbte äRebien^, m&^renb an i^rer ©tatt in ©amaria toit
Galiläa SelDO^ner mefi)|)otamifc^«f^rifd^er ©tSbte, oome^mlid^ aber
Sab^Ionier aud Stutl^a, ^abel unb @xtd) angefiebelt tourben. (Skinje
Stationen muj^ten ^ronbienfte leiften fär i^re äbergeioaltigen
^Bauten unb abenteuerlid^en $Iäne. .tein ^inbemi^ fc^redEte fie
1) 6te^e bie ^errfcberlifte (Beigabe IV). fbtmtdtxatottt x\t, »a« S)tobor
11,21 fagt: „'i>tm 9HnQa8 gU^en bie folgenben SN^nige m&^renb einer Steige
üon 30 ailenf^enaltem, xoo immer ber Sol^n bom Sater bie ^errf c^of t
erbte.''
2) @argon unb feine 9}od^tommen be^eid^nen fi^ al^ ,,aItIdnigU4en Qk»
blütd", inbem fte i^ren Stammbaum auf einen ^rUralten" ^it&ni^ t)on Affur"^
namens OeUbani, @o^n bed fLbai, jurflcffa^ren, ber fogar aU «Oegrflnber
befi off^rifd^en Mnigtumd'' angef^roc^en toirb.
3) i)er SHa^tteid eined ber aiteften 3eit ange^örigen aff^rif^en ^^errfcl^eri
nameni» @argon (©(^arruKn) — f. bie ^rrfd^erlifte (IBeigabe IV) — erfl&rt
bie Se^ei^nung Sargonf ald ®argon II (64atruKn arlu, III R 2) in einfacherer
unb natfirli^erer Seife ali bie frfl^ere 9lnna^me, bag mit Sargon I ber alt«
bab^Ionifd^e Mnig ®<l^argani«f4arn gemeint fet,beften 9lamt aOerbingS ebenfoHS
in <54arrufin umgemanbelt tvorben toax (in ben Omentafeln }. 0., in ber
9u#fe^ung«Iegenbe, ber S^ronif unb anberoörtil).
W). XI, I OTofataUn bn Satgontbcn. 5
jutüff, üUübeiaH fanb i^r SBiKe ben Säeg, roie übttlwupt bie ®«»
f^ic^te affqiten^ bejeid)net toeriien barf al^ ein ctnjigetf, in 91iefen>
tttttrn eingeflrabeneö „SBo ein 9BiQe, ift aui^ ein SBeg". SB
Sait^b j. 93. bfn $ian fagte, ber nod) feinem .<^nig doi i^m
in b«i Sinn gefornmen wot, bie ISIamiten Bon bet »Seefeite ier
«bb. 1 : $^Ontjifd)t @4iffe. (ffitlitf au< bcm Vala^ San^nib«.)
anjugietfen, liefe et in Stineroe am Xigri« unb in 2)irebf(^il am
Si^ftrint burdi p^önijifc^e @(^iffbauer 3)^eerfd|iffe bauen, mit
tqrift^, fibonifc^n, ionifc^n ä^atiofen tiemannen unb bann beibe
^ttUlen jum ^[tabe bee $erfi[c^en 3Reece<ä bringen: bie Don
Siicbfi^f auf bem ISup^iat, bie Don 9iineloe auf bem Xigrid biä
ifinab }ui Stobt Dpiä, ivo fie bann and Sanb gebradit unb auf
6 9(futbaiii^fö «iigexc ^fofge. HO. XI, 1
SBaljen b\^ pm Sional Krod^tu gefd^Ie)))>t koerben muJBten, um auf
biefem nod^ ^ob^Ion unb weiter in ben @ut>l^rat ju gelangen. äBenn
t^ \\d) betoA^tt, bag biefe k^on @an^erib bargefteUten @c^iffe (f. %Vb. 1)
f^^ftntjifd^e SKeerfc^iffe finb, auf benen bte SBeioo^ner einer p^ftni«
}if(^en ^ftenftabt in ba^^ SReer (bead^te bie ja^Iteic^en ©eefteme)
flüchten, fo »Qrbe uns^ bieS einen »iQtommenen Stn^alt gemäl^ren
für bad Slui^fe^en icner aff^rifd^en Äriegöfc^iffe. Sei einer ber
beiben ©d^ipgattungen f&Öt befonberi^ auf ber fc^arfe ©c^iff^«
fc^nabel nad^ Slrt einer ^flugfd^ar, fotoie ber 9Kaftbaum mit ben
SRal^en; bie ©egel finb aufgetud^t. ©pejieQ in militdrifc^er §in*
fid^t gab ed für bie Sargoniben fein ^alt! S^ac^bem ®argon bie
legten ^ttiterftaaten t)on ^arfemifd^ unb ^amat^ niebergefdmpft
unb aud^ bie iKad^t ber ^^ilifterft&bte gebrod^en l^atte (in unferer
©ejeid^nung jener toeiten fiänberftrerfen aU „ Serien " lebt ja ber
9{ame SffQrien bid ^eute fort)^ ma^te ^farl^abbond Sinna^me üon
3Rtmp^^ }eitn)eife fogar bai^ ^l^araonenreid^ ju einem SJeftanbteil
bc« afftjrifc^en 9teid)ei^. 9Sor allem aber toar e^ Jlfurbanipal,
ber tro^ öiclfac^er äBiberloärtigfeiten unb jum Xcil gefal^röottfter
ipemmniffe bie aff^rifd^e STOa^t auf ben ^öd^ften erreid^baren ®ipfcl
fül^rte. ®Ieic^ ber SSlnfang feiner Regierung toar infolge öon
©ruber jtoiftigfeiten, wie t^ fc^cint, öon fc^toeren, büftcren SBoIfen
öerfinftert — ber ftolje fiönig »eint in jerriffcnem @(etoanbe an
ber ®rabftatte feiner SBSter ob aü bed ©c^toeren, ba«^ er ju er*
leiben ^be, „aU märe er einer, ber bie ®ötter nid^t fürchtete"*. Unb
in ber 9Ritte feiner ^Regierung vereinte fein treulofer 3i^iHing^brubcr
®c^amafc^*fc^um«ufin, ben er felbft erft jum Äönig über SBabtjIon
eingefefet ^atte, eine SSöIferliga gegen ?(fft|rien, bie ben aff^rifc^en
©taat in aßen feinen 3"9^" erbeben ma^te. aber SfurbanipaU
nie t^erjagenbem Tint unb unbeugfamer Xatfraft gelang ed trot3
allebem, nid^t allein feiner geinbe in^efamt ^err ju merben, fon^
bem obenbrein im ©übmeften biö X^eben fiegreic^ öorjubringen,
bie aWat^t bcö ät^iopifc^en Stönigö jcrbred^enb, im 9?orboften aber
@ufa, bie nie bejtoungene ^uptftabt ht^ mächtigen (£Iamitenreid^e^,
ju erobern unb öon ®runb auö ju jerftören.
1) 3üt @9ret üH IMüraung Don HfT^Tet i»gt. }. 9. etrobo 524:
M<lito^9Rebien (mit ^au|)tftabt (Efbatana) be^ertf(!^te in alter geit gana Vften,
noc^bem ed bad Siei^ ber S^rer Demt<!^tet l^atte".
2) „^ fcufae: C (3ott\ t>tm 9Hd|tfflr^tenben gib e«, Ia| mt(^ fe^
bein St^t! 9t« mte lange toirft bn biefe« mit antun? mte einem, ber ^tt
unb «öttin ni^t fürchtet, gef^ie^t mir" (E. 891 ®4hi|).
IG. XI, 1 Xie Sogen Don ©atbonapal. 7
Z)ie Xuffinbung bei out^entifd^en ©d^tift« unb j^nftbenfm&ler
S(furboitit^Q(«@QtbanapaId ^at in banfen^bierter SBeife für alle 3^1
jenen ©agen unb Srbid^tungen ein @nbe bereitet^ bie fid^ im
Saufe ber Sol^t^unberte an ben 92amen biefed berühmten ^ff^ter«»
{önigs^ gelüftet
(£d ift @age, ttienn J^efia^S)iobor @atbana|ml mit feinen
^Quen unb @(^^n fid^ felbft Derbtennen l&%t, um nid^t in bie
f^nbe ber 3Kebet ju faßen^ — e^ tat bied fein ©o^n ©in*
fc^t^fc^fun, gtied^ifd^ ©arafo^, 20 ^a^re nad^ ©arbanopald %ob\
3>ie ©oge l^ai bie 3^at bed legten n)irKic^en aff^rifd^en ^dnig^ auf
beffen Später, ben legten großen aff))rifd^en ßönig, übertragen, ganj
ö^nlic^ to^ie in ber jübifd^en ©age ^elfajar, ber ©o^n bed legten
toenig bebeutenben (S^albäerfönigS 9{abunaib, aU ©o^n be^ größten
S^albderfönigS 9tebufabnejar erfd^eint SHe fleineren ©terne Der»
bleich im %ebel ber ©age.
9IS ©age, ber eine anbere ißamen^^ unb ^erfonenDertoec^e*
(ung, ndmiidi ©arbanapafö unb ©an^eribS, anhaftet, mag ed aud^
gelten, toenn griec^ifd^ ©d^riftfteUer ein ©teinmonument untoeit
ber tleinaftatifd^en ^afenftabt äRerfina gemäJB feiner DieQei^t Don
niemanbem jemals gelefenen unb Derftanbenen Snfd^rift aU bad
„(Srabmal ©arbanopate** an^px^tn\
Sticht ©age aber, fonbem bie Untoiffen^eit öerfd^Ieiernbe ©ic^*
tung, au!^ ben ^ngem gefogene orientalifd^e ©efd^ic^tf^fälfd^ung
ift ed, toa^ ^efia^, ber griec^ifd^e Srjt am ^ofe bed ^erferfönigd
XrtajerjreS 9Rnemon — gett)i^ im beften ®lauben, aber total irre*
gefu^ burc^ feine pcrfifd^en Dermeintlid^en DueQenfc^riften —
über bie ®cfc^ic^te äff^ricn^, über SRino^ unb ©emirami^, beren
1) 6ie^ 99eiga(e I, a.
2) (B liegt nic^t ber minbefte (^xnvh üot, an bet butd^ fCb^benud
({ic^ ^9eigabe I,c) bezeugten Selb^üerbrennung bei» Ie|ten tljf^retfdnigS iu
pmifda. )ftud) tlfnibanipatö 8ruber ®c^amaf^f(i^ttm*ufin „ffcflr^te fx6^ in bad
geucr'', um ber furd^tbaten ffiaä^t M ajf^rif^en ftöntgd ^u entgegen. @tatt
bei ftrimilligen §Iammentobed fHirjte man ft4 t^o^I au4 in bad eigene
Sd^toett (»ie bied aud^ ftönig ®aul tat, f. 1. 6am. 31, 4), um nid^t bem
gthtb kbenb in bie $&nbe jn faQen. 9Ud 9labu^bamiq, einer ber elamttifc^en
dfoo^ Xenmmand, fa^, mie man bai» abgef(!^lagene ^aupt fetneft ^ttm naä^
9Kne»c t^erbrad^te, bnt^bo^tte er fid) mit feinem eifemen diüstelboU^ (fCfutb.
BttL 135,56). Unb aU ^furbanipal üom Slamitenfönig Ummanalbad bie
8»lliefenmg bei d^albfiif<!^en ^rin^en 9labu«bel«f4umate, hH dnfeliS aReroba^«
btlobani, forbeite, butc^bo^tten biefex unb (ein 9iiappt fl^ gegenfeitig
(V R 7. 28 ff.).
3) @te^ Beigabe n. .
g ^ec 6atbana|)al bed Sltefla#. 910. XI, 1
@o^n lRtn))a^ unb ü6er „®Qrbana^a(, ben legten einer großen
Steige uitbebeutenber ^errfc^er'', ju erjo^Ien tm% unb toad bann
toetter butd^ 3)iobor — getoife ebenfalls im beften ®Iauben — und
überliefert toorben ift. SBenn fc^on ^erobot, aU er ettoa 100 Sa^re
nac^ Sab^Iond Eroberung bur^ @)^ru£^ in SBob^Ion tt>eilte, nic^t
einmal mel^r ben Slamcn SRebufabnejarsi erfuhr, fo Id§t fic^ ben!en,
bafe bie öcrmeintlic^en pcrfifd^en Urfunben, benen Jttefiae feine
SRitteilungen entnommen ^aben toxü, über bad noc^ früher jugrunbe
gegangene aff^rifd^e SReic^ gar nid^td me^r loufeten, mie fic ja fo*
gar über bad öon ben 5ßerfem felbft beenbete mebifc^c 9ieic^ famt
beffen S^ronologic öollftänbige Unfenntniö jeigen. SHIe @)ef^i(^td«
forfd^er — ed genügt ben Siamen "ä. u. ®utfc^mib ju nennen —
ftnb je^t barin einig, ba^ ,,bie Unglaubmürbigfeit ber burc^
3!)iobor fiberlieferten Söerid^te beö Ätefia^ aU gefid^erter ®eftft ber
®efc^i(^tdtt)iffenfc^aft angefe^en »erben barf'', ober, tote toir anber«
todrtd lefen, ba% „h\^ in ^lu^jügen burc^ ^iobor erhalten geblie«
bene aff^rifd^^mebifc^e ®efc^id^te be^ StteftaS in ber ^u^tfac^e
nid^t^ anbere^ ift ald ein ^iftorifc^er Stoma n, au«^ umlaufenben
falfd^en Überlieferungen unb eigenen fecfen (Srfinbungen fomponiert.
^efia^ toeid^t überaQ, mo er fontroQiert toerben tann, t>on ber
^iftorifd^en Sßa^r^eit ab. Unb ooQenbd feine Angaben über bie
aff^rifd^e ®efd^i(^te, bie lange genug gläubig nac^erjä^It mürben
unb arge Sertoirrung angericf)tet ^aben, ftnb burc^ bie neuerbingd
erfc^Ioffenen aut^entifd^en CueHen Sügen geftraft toorben***.
„@d liebt bie SBelt baö Stra^Ienbe ju fc^märjen". SBtr
fuc^en oergeblid^ nac^ ber Icifeften ©pur eined ®runbed für bie
auöfc^toeifenbc, pert)erfe 5ß^antafie ber perfifd^en @kmd^rdmdnner
bed Ätefiad, benen jufolge ©arbanapal „fic^ aufeer bem $alafte
tion niemanb fe^en lieg, auc^ ganj mie ein 93eib gelebf" ^abe.
„Unter ben Äebsmeibem" — fo Reifet ed — „feine ^6t ^in*
bringenb, fpann er 5ßurpur unb bie feinfte JBSolIe. 6r trug ein
^rauenfleib, unb fein ®efid^t unb ben ganjen Jlörper ^atte er
burd^ ©d^minfe unb burc^ anbere 3RitteI ber ^^lerinnen fo ent«
mdnnlic^t, ba§ fein moUüftigeis äBeib metblic^er audfe^en tonnte.
9uc^ eine tt^eiblic^e ©timme ^atte er ftc^ angemö^nf. Gegenüber
biefen ^ntaftereien genügt ^, auf bie Sagbbilber aud bem SStoen»
jimmer bed ^alafted ©arbanapald ^injumeifen, bie ben Stdnig %fur«
banipül geigen, mie er etma bem an feinem ^ferbe ftd^ feftfraOenben
1) fix. Sübfer« 9leal(esifoit be« Kaff. %UtxU, 7. «ufl., «rt IHtM.
flC. XI, 1 Hfuirbonipai als 3igcr. 9
ydioen bie Üanje in ben ffladien itöfet, oöer in fiffa^rDoUem 5taötanH)f
bem Äönig her SBüfte ju Seib ge^t (f. Abb. 2). liaä ?llt( Xeftament
allein f)at Mw^t, wenn «s, entgegen ben Sntftellungen b«r ©riechen
unb Sömet, ÄJenappar, b. i. "Mfurbanipal, bie Spitfteta gibt (gfra
4, 10): „bev ®rofee, bet feertlit^e". Sarbünapal root in ber %at
ais Säger fomo^I mie ali Jlttieger ein ^Ib Dom ®<^eite[ bid jur
Soble. Sein 9tame mirb in aUe 3«t''"f' '''f llöt^(te SKatötfülIe
11bb.2-. WuibanUial im ftampf mit btm SBmtn. (Slelitf bcd^kclinnWufcumt.)
unb ben @$tpfel bet triegetifc^n Srfulge beä affqiift^en 'iOfilitäc-
itaoW bejeit^nen.
■Die ^ra^e liegt notje, roie e« benn !am, bafe Slff^rien ju
btefem etften aJtilitdrftaat bei alten SBelt toutbe unb fidf ali ]oUliit
bun^ alle Satir^unberte ^inburc^ unb biä furj Dor feinem Unter>^
gang iut)nU)oU behauptete, trog man(^er IJIieberlagen, Don benen
aud) baä off^rift^e ^r nii^t Vt^äfont blieb, liaii ©e^eimnid ber
aff9nf(^n @ieg(|aftigfett ift nit^t fc^raer ju ergrünben.
10 «ff^rien bet txfit SRilitärftoat bc« alten »elt. 9(0. Hl, 1
3ut)0rberft »aren bie SBeluo^ner bed off^tifc^en ©tammlonbeiS,
bie ben ^em ber ^Irmee bilbeteit, ©olbotennaturen alleterften
Stanged. 93on ^ud aud SSab^loniet, I^Qtten fi^ bie Sff^ter, iirie
jte fid^ naä) i^rer neuen ^imat nannten, auf bem neuen ®runb
unb %oben in total anbetet SSeife enttoidelt atö bie iSBemo^net bed
äJ^uttetlanbe^. j&enn iD&^tenb bie tegenlofe SlQuDialgegenb SBab^
lonienS bie gan^e jlftoft unb Qüt bet männlichen SBeDöIfetung
tagein, tagaus füt bie ^en^äffetung beS [^^tbobend in Stnfptuc^
na^nt, loat in Slff^tien, ba$ tt)&l^tenb bet 3Ronate 92o^mbet bid
2Rät5 mit teid^Iic^n 9legengüffen gefegnet ift, bet Sttm bet 93e*
I90^net butd^ ben Sldetbau nic^t la^m gelegt, fonbetn blieb ftei
fät 3agb unb füt Sttieg. S^et au^etotbentlid^e SReid^tum bet aff^«
tifd^n Sbene mie bet benac^batten ©ebitge unb @teppen an SEBilb
aQet 3(tt: an ^afen, Stehen, ^itfd^en, ©ajeQen, 3Bi(befeIn, ®tein«
böden, an gtimmigen SBilbod^fen unb (Siefanten, beten S^otfommen
in aff^tif d^et ßcit ffit 5Rotbf t)tien unb 9D?efo<)Otamien gefid^ett * unb
fät noc^ ältete 3^it je^t aud^ füt SBab^Ionien iDa^tfc^einlid^ gemacht
ift, Iie§ bie Uff^tet ju einem toitf lid^en Slimtob^öotte (ögL äJJic^a 5, 5)
^etanteifen. ißox aUem n)at e^ bie Sötuenjagb, bie füt bie aff^tifc^en
Itönige unb äRannen butd^ aQe 3al^t^unbette ^inbutd^ eine unfibet«^
tteff(id^e@d)ule bedSBagemutd unb unfe^Ibat fid^eten9ßaffengebtaud|d
bilbete. SBit !önnen und faum mel^t eine SJotfteQung machen,
totidft futd^tbate Sanbplage bet äbtot tD&^tenb bet ganjen ^uet
bed aff^tifdjen Steid^ed toat unb tto^ unauf^ötlid^et Sagben blieb,
liglatl^pilefet I (um 1110 o. S^t.) tötete binnen 5 Sagten
920 i^ömen, abet nod^ ju Stfutbanipald ^^t toax in ben infolge
t)on äiegengäffen unb Übetfc^loemmungen üppig gemad^fenen SBalbetn
unb J^od) aufgef^offenen dio^tbidtic^ten bie !^ö!oenbtut betmagen
gebiel^en, ba^ bie Ritten n^einten unb ttauetten ob i^ted jettiffenen
SBiel^ed, loä^tenb bie l^ötoen immet toütenbet ben jpetben }ufe^ten.
SDen namenlofcn ©ttapajen, »eld^e bie affijtifd^e ShHegfü^tung be*
bingte beim (^tlettetn in bie 993o({en tagenbet ^^Ifenbutgen unb
beim ^utd^queten toaffetlofet 3Büfteneien üoQ ©totpionen unb
@d)Iangen, fonnten nut abge^ättetfte Stieget begegnen — biefe ge«
toanbten, toettetfeften, unetfc^toctenen Säget umten allen Slnfotbe«
tungen bed Sitieged geumd^fen, baju tobedmutig, toie ja bet Segtiff
1) ^ad (Elfenbein ber in SRefopotamien fic^ tummeinben (Elefanten^erben
Iie| au4 ben fig^ptifc^en Königen bet älteren Qtxt einen Sufl nad^ htm „Sanb
amifd^ ben Strömen" wert erfd^inen. ^er aff^ft^e Spante bed defanten
mar piru, aber au(^ pilu, wie ein in 9(ffur gefunbeneft IBotabuIar le^rt.
aO. XI, 1 X)ie 9ffqm all Qt-in unb ®olbalen. 11
bn Xobcdfutt^t jentn aSöItem ganj ftemb ift. aSä^renb SBa6q>
lonien (oiitn Diel me^r benn eine Sltlij ^atte, bntn älnmeibung
oft fd|)Der genug fiel, tpai bai affqnj<f)e SJoIt ein Solf in Soffen
unb bauember ^ect^twieitfc^aft.
'Eaju [am jmeitenS bie tieffUcfie £(^utung unb ^u^Tung.
Xafl bie aff^rifc^en JCriegei, mo immer ^e in gröfieien Slbteilungen
eift^rinen, auf ben Sleliefä in gleichem Schritt unb ^titt abgebilbet
»erben, nimmt nit^t rounber: o^e foldien „^orabefdttitt", ber
12 S^uluns unb ^^ng Ui ^iti. %C- II. 1
({egebenenfaQS „bis Gr&e erbtö^nen" moc^t, ift ja ein geoibnetcd,
tafdied SSoranlommen Don Ziupptn (aum benfiiflt. ?lbet toenn mit
JReliefä faetrot^ten roie bie (£tftürmung einer ^fte be« ÜRillantM«
buT(^ bie Slfffltet (f. ?Ibb. 3), unb fetien, roie bie ©olftoten, Öanje
If
%i
il
ff
otKt ^ogeii in bei ^«^Itti, ben ®d)i(b iit ber Linien, bie fteilen
Sturmleitern empurftettem, D^ne bie £tänbe ju gebrauchen, ober
roenn auf Sarbanopal« arabift^em f'^etbjuge ((. ?lbb. i) bie berittenen
^^ogenfdfü^n uom galotipierenben ^rbe ben ^^ogen abit^ie^en.
. XI, 1 9(u<rflfhmg itnb 93emoffnung. 13
o^ne bie S^Qtl feft^u^alten, bai^ mutige iRog alfo nur mit ben
©(^leln regterenb, fo lä|t bied auf einen au|erorbentIid^ ^o^en,
audf g^mnaftifd^en 2)riQ bet einzelnen SEBoffengattungen fd^Iie^en.
2)o| mit ben 3Rarftä0en Steit^ unb ^^rf^ulen üerbunben toQXtn,
mitb audbrüdlic^ bezeugt \ — Qux ©d^ulung bed Sjrerjierpla^ed
trot abfi bie auf t>ielen ^Ibjugen erprobte, bie ©olbaten mit
@iegedjut)erfic^t erfäQenbe ^^üffrung aus^gejei^neter ^ner&Ie, k)on
benen mir oud ®arbana|Kild 3^it brei mit 9}amen fennen: ^labfi^
f(^r«u}ur, Sel<^ibni, ^burru. ^flr bie aff^rifc^e @trategie \itift
jiDeierlei feft: junäd^ft burc^ nic^t^ ju beirrenbe Dffenfibe, fc^nei«
bigfte^ ^auflod unter ollen Umftänben — ber „Anprall ber
^djUadfi", ttrie man fagte, heftete burd^ alle 3a^r^unberte ben @ieg
an bie aff^rifc^en ^Ibjeid^en. ^e erfte unb einjige ^efenfit)e,
in iDclc^ ^nig unb ^er gebr&ngt ttKiren, enbete mit bem Unter«
gang 92inetD€^. Unb fobann: Umzingelung, ©inhreifung bed ^nbed,
toa^ fär biefe Säger bie gegebene Xa!tif toar^ ^[ngriff ,,auf ^ont
unb ^ante", mie ©an^erib einmal fagt. @o erKdrt fic^, ba| bei
aDen fiegreic^ ©(^lad^ten jumeift aud^ bie feinbtic^en ^ü^rer, oft
fogar ber feinblic^ j£önig in ®efangenfc^aft geraten; ba^ in ber
@djHadft bei Skimadhid, beren ^erl^ltd^ung bad 9telief %bb. 4
bient i>ie ganzen 9lraberfc^ren mit i^rem ja^llofen 93efi^ an ^ben,
oor aDem fi'amelen, in bie ^önbe ber afft)rifd^en ^rup|>en fielen.
fönen britten großen ^orjug ber aff^rifd^en Slrmee bilbete
i^e oortrefflid^ ^u^rüftung unb 93emaffnung in Xru|« toie
in ©d^^UKiffen. „©ie^e! eilenb unb fd^nell fommen fie bal^er,
unb ift feiner unter i^nen mübe ober f^n>ad^, feiner fd^lummert
mx^ f^löft ^nem ge^t ber @ärtet auf Don feinen fienben ober
reifet ber Stiemen feiner @d^u^e. 3l^re Pfeile finb gefd^drft unb
aUe i^e i93ogen gefpannt .... @ie brüllen mie ein Sön^e unb
er^f(^ ben Staub, baß niemanb erretten fann.'' @o bef treibt
dienfo bcrebt toie jutreffenb ber ^ropl^et Sefaia (5, 26 ff.) bie
Srmee ber ©argoniben. ^ie mächtigen ©e^fd^ilbe, bie ed ben
9ogenfd^ä^ ermöglichten, ben geinb gebedtt au^ näd^fter 9?d^e
ju bef (fielen; bie rafüod fortgefe^te ^erbefferung ber jur f8z^
rennung ber feinblic^en ^ften bienenben £riegdmaf deinen; bie 9lud<»
rüftung ber ^eger mit ipelmen unb ^an^em, ja berjenigen ^eger,
bie beim @turm mittel«^ Seitem ober ^uerbränben ober SBrefd^e«^
1) @ic^ bod ean^^erib-^ridma Stol VI 58 f.
2) ^e Oegtiffe bed Sagend unb Umstngelnft maten f(!^on ben fumerifc^en
6i^fterfmbexn ein«: ^ ^ ] beb. „ringS lunfAIielJen" unb „iagen".
14 Sit SSnigc alS STica«^(b<n. «O. XI, 1
leflung bem ^gel ber feinblidien SSutfgefd^offe am meiften ani-
gefegt loaren, mit Doüec, ben gonjen SRann betfenber ^Janjetung —
all bie« trug geimfe loefenttic^ baju bei,
bafe (ein feinbtid|e8 ^r, feine feinb«
* lidie (Jeftung auf bit ©auer ben ?(ff^
^ lern ftanbju^alten Detmod^te. Unb ba
" in ntK^ nie betretene SBilbniffe, j. ®.
S" ber armenifc^n SBergfetten, ^ege erft
s. gebatint unb über jo^Ireic^e Slüffe mit«
% ttU ^ontonS ^Brüden gefd^Iagen UKrben
J mußten, »ie j. SB. eine in Äupfer ge-
s. jammerte ©jene Don bem jhipferbcjug
E ber ^ore Don iBaloniat }ur ISarfteOung
M bringt (f. 9Ibb. 5), fo begreift fid| leitet,
% bo6 ba* ^pionietwefen nii^t minbeu
g tt>o£|Ibebfld|te gürforge fanb. ffienn mir
^' enblic^ etTDögen, Vitläf geluaftigen Xro^
• eine fot^e ?Irmee, beren ffiombattanten-
-^ jo^I in i^rem 3Ra^malbeftanb etnxi fünf
I unfeter «rmeeforp« (150000 Ätieget)
f entfprac^S bemolnienbigle bun^ 9Ia(^'
^ fü^ng uon ^eg^erät, ^ooiant,
° 9Baffec ufm., fo lägt bieä auf eine
e- tabeKofe Oiganifatton au(^ btS ZratniS
' fcftliefeen».
» ^et nocfi ein SSierte* trug gewig
I befonbetä mächtig jum fSlaa ber affq-
Z rifdien ®o(baten bei, bag ndmlii^ bie
a ffißnige felbft ÄtiegS^elben loaren
" unb perfönlidi, nit^t feiten in Begleitung
£ beS Stronprinjen, an ben meiften JJelb-
i Jügen mit i^ren ©tiapajen unb @efa^ren
1, teilnahmen. SJie Röntge nwren mit
a i^rem ^ere unb ebenbamit mit i^iem
s ißolfe ju untrennbarer @in^eit &«•
^ fdimoEgen. @an^erib erjd^It, mie er auf
feinem gelbjug gegen bie g(eid) Äblcr-
1) Set ftfinig €almana[{ai II gibt ba« „Itufflcbot \tinti gonjen Sanbci"
mit 102 000 Solbattn an (Solm. €>i. 91).
2) £ic im gtus^ou* San^niM untcigcbia^tcn. erikkS (San^. TI56}
tC. XI, 1 ^ie Huttut aur Seit htt ©acdoniben. 15
^orften auf bet BpH^t btd ®tbvt%t^ ^ipux gelegenen Reifen«
nefter fid^ an bie @)>i|e feinet erlefenen ®atbefugtru))pen unb
feiner feinen ^arbon gebenben Meger gefteOt, mie et jioat bie
^djUnäfttn, @iegb&cl^e, fteilen ^ten)dnbe, auf ttagbatem X^tone
ft^b, nrie ed bie $5nigi&ioürbe et^ifd^t, Sd^titt fflt ©d^titt ^intet
ftd^ gelaffen f^abt, bann abet, too bie (Siebitg^kDelt für ben ©effel
unpaffietbot mutbe, ju $u^ empotgeflettett fei, auf f^^Ifen fic^
audtu^b, tt)enn bie ^ie etmatteten, unb gteid^ feinen ©olbaten
mit einem Xtunt äSBaffet aud bem @d^Iaud^e fid^ ftärfenb. @oId^e
ed^te @o{batennatuten nad^ ipannibald $tt »aten bie meiften aff^»
rifd^ Jlönige, bie @atgoniben obenan. %uf einem t^elbjug tuatb
@atgon üon ^nbed^anb, mie ed fd^int, meudblingi^ etmotbet,
Sfat^bbon ftatb untettoegd auf bem 3ug nad| ng^pten.
Unb fd^tieglic^ ff)ielte mftglid^etmeife neben bet Hoffnung auf
bie ^egi^eute, bie gtö^tenteiliS untet bie ©olbaten bejtt). bie SBe«
mo^ner ^ff^tien^ Detteilt tt>utbe, nod^ eine anbete ibealete $off«
nung teligiöfen Sn^altö eine 9ioIIe. SBie bet tüttifd^e ©olbat
bet Übetjeugung lebt, bag bet Xob auf bem @(^ta(^tfe(b f üt iiüafi
unb feinen ^op^eten il^m ben Eingang in bie ^atabiefei^fteuben
etöffnet, fo ift but(^ bad ®iIgame(c^^@po^ afö eine utalte bab^«
tonifc^e SSoIfdtootfteUung bezeugt, bag bet auf bem $e(be bet S^te
(Gefallene in bet Untettoelt befonbetd au^gejeid^net n^etbe: et liegt
auf be^glic^m Saget, n^itb gelabt mit Ilaten äBaffetn unb ift
jubem umgeben t)on bet Siebe bet ©einen: ^ Sätet unb SRuttet
^Iten fein ^upt, too^tenb fein 9Beib äbet i^n gebeugt ift''. —
SCber bet %ame ©atbanapal bejeid^net nid^t aQein ben ^öc^ften
(Gipfel bet aff^tifd^en 9Rad^t unb Megffi^tung, fonbetn jugleic^
ben bet äff ^tifd^n guttut. (Ed mag feltfam etf deinen, ben aftV
ttf(^en SRitttarftaat, bet fo Diele ^(tuten jetttat, atö Jhtitutttftget
in türmen. Sbet abgefe^en baDon, bajs bie t)on ben ^Xff^tetn
). X. üetnic^teten ^Ituten aud^ nid^t entfetnt einen SSetgleid^ aud«
^ten ettoa mit ben t)on SUe^anbet bem ®to^en fo ganj o^ne
®tunb nerbtannten unb jetftötten jiunft« unb j^ultutbenfm&letn
bet Xc^menibenfönige, fo bleibt ein mad^t^ unb glanjDoUed Jtönig^
tum, bad jugleic^ beben tenben 9}o{fdioo^Iftanb ^etbeifü^tt, eine
^emottagenb hiltutfötbetnbe aWac^t, inbem e^ jut SBetfeinetung
iparen ,;8afit9agett", genau fo tote bie ^umb&ti, unb and^ bie ebenba (3- 55)
enod^nten gf^^tren (? agalß) unb ^romebare (ibilS) bienten glet^ ben SJlaultieren
int 9efdtberung bed SeUIageti» unb M fottftiden (^tp&d9.
16 ^ie ^erraf{enbauten Saigons itnb San^riM. KC XI, 1
be$ fiebend unb bamit jur ^bung t»on jhinft unb Jlunftgekoerbe
nac^btfidlid^ bettrfigt. @o mar and) ber ^of ber ©argoniben, mar
ber ^of ©orbanapatö eine ^egeftfitte ber ^nft in umfaffenbfter
SBeife.
^ie ®ebanfen ber 93abQlQnier«%ff^rer tonjentrierten fic^ auf
ba«^ 3>ic8feitö: ftatt ber ^t^ramiben erregen bei i^nen unfere 5Be»
lounberung bie ^immelanftrebenben Xempettärme, bie nac^ 9[rt ber
(£am))anile gemöl^nlici^ nal^e bem Xem^el aufgefül^rt toaren unb
)>or aQem ber ^immeldbeobac^tung bienten, fomie bie gemaltigen
Xerraf f enbauten, beftimmt, ben Sißnigdpalaft mo^I aud^ einen unb
ben anbem lempel ju tragen. 3)en S)ünften ber fum^figen 5^u§*
nieberung unb ben SRüdenfd^mftrmen entrücft, erfreute fic^ bie
SBo^nung bed j^önigd bort broben bed ®enuffe^ frifc^erer, tfl^Ierer
Uuft unb meiten ^^emblidd unb f^attt bie SBo^nungen bed SBoIfed
JU i^ren ^üj^en. Über bie f)erfteQung unb lOebauung ber Xerraffe
be^ ©argondpalafted, bie einft unter bem Xrämmer^ugel @^^orfabab
begraben lag, burc^ bie franjöftf^e ®rabung aber feit 1843 bem
@(^utte entriffen tourbe, toiffen mir genauen ©efc^eib. ®ie Xer*
raffe mar 14 m ^od^ (alfo aber 3 m ^ö^er ate ber Unterbau ber
9iationaI*@aIerie) unb trug auf i^rer ca. 10 ^ttar meffenben
^Ific^e ben aud @erail unb ffiirtfd^aft^r&umen befte^enben ^alaft
fomie 3 Z^mpd nebft Xempelturm. S)ie Xerraffe mar auÄ
großen, annä^emb quabratifd^en unb 5 cii>^(fen 3;on<)Iattcn auf*
geführt, auÄ reinftem, burc^gefnetetem lonvin melc^em fein
©teinc^en ober ©anbfömc^en ju pnben. ÄB^I^näle unb Ab*
jugdrö^ren maren öon änfang an mol^Iüberlegt anS^tac^t. 9Son
au|en aber mar bie Xerraffe mit einer SRauer öoK ftarten be-
^auenen Duabern auö feften Äatffteinen befleibet, ^V melc^m
3me(fe taufenbe fold^er ©teinblöde big ju 460 3tr. ©JÜP«^^^ 8^
brocken, behauen, au« bem ®ebirge ^erbeigefd^afft unb au%^^^"^
merben mußten. \
®in ungleich gcmaltigereö SBaumerf mar aber bie Xei^^^^'
bie ©argonö ©o^n ©an^erib ftd^ in Siineme für feinen ftö*^^
paia^t erbaute unb bie bann äfurbanipal noc^ teilmeife erl^?'*^'
jene ^ßalaftterraffc, bie jeßt burc^ ben nörblid^en Xrümmer^L^
9Knemed namen« Jhijunbfc^il (gegenüber oon STOofuI) bejcid^'*
mirb. aud^ biefe üe^mjiegelterraffe mar jur ©id^erung ringgir*
mit grofeen ©d^mellen öon Srui^fteinquabern öerfleibet. 2)ie qT
fangenen öieler JBölfer: (J^albäer, »ramäer, ©ilirier, ^^iliftr
Xtjrer mußten unter ÜRufifbegleitung S^tqtl ftreic^en. 3)ie Xerraf
I
«C. XI, 1
Der ^aia^ü^ti ftttiunbf(^tt.
17
jeigt fic^ je^t gegen 80 m ^od) \ alfo noc^ über ein ^olb 3Ral ^ö^et
benn ein funfftöcfiged ^QU^r unb fo umfangreid^, ba^, noc^ ben Ser«
(inet StoumDer^Itniffen, bad S^aifer (^riebric^*3ßufeum, bie Stational»
Valerie, SUte^ unb 9^eueg äßufeum, Som, £[önig(ic^e^ @c^Io^ unb
Suftgotten bequem borouf $Iq$ finben tDürben. Oben auf biefer
luftigen ^ö^e erhoben fic^ bann (f. ?[bb. 6) ©an^eribd fogen. @üb»eft-
palaft ber „^alaft o^ne ®leici^en", unb ?lfurbani|)afe 9iorb<)aIaft-
mit i^ren Sabt^rintl^en t)on großen unb fleinen Qkmi(f)tm, ^öfen,
ftorriboten ufio., baju bie ent^ucEenbften ^arfanlagen üoQ axo«
matifc^er ^fiuter, Dbftb&umen, ben ^almen @^a(bäa^ mie ber
^UiiiiUhi^Mi«^^^«*^"^^^
.^P^Nord- Palast ^
Südwest.
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i^loro ber Hochgebirge ^ 393ie mir unsf biefe @ärten angelegt unb
bemdffert üorjufteUen ^aben, ift burrf) bie ®rabungen ber 3)eiitf(^en
1) ^e %tnaf\t ttf^oh fic^ §iemU(^ an ber 6tätte bed alten tteinen
kmi^palaftt^, ber oon uraUer ß^it ^er in 9Hne»e beftanben ^atte, t>on @an«
^eiib aber oöQtg niebergeriffen mürbe. X^aft neue ^autenain mürbe gemonnen,
iBbem ber @tromIauf bed Zebilni eine anbere 8fH(^tung erhielt unb fein
frü^rei Oett mit 9to^r, mä(!^tigent Serggeftein unb (Srbpec^ bis jur ^d^e beiB
trvdencn Sanbed au&gefüQt mürbe. %it ^erraffe, bie @an^erib auf ber alfo
(cigrfleQteit Süufia^e aufffl^rte, berechnet er felbft i^rer |)0^e nac^ auf
180 iipki, b. i „giegeUagen, giegelrei^en'' (1 Siegel ^atte 12 cm ^ö^e).
2) ms^nt» über Slfurbani^atö 9{orb|)alafi fte^e in IBeigabe III.
3) ^crobot (II, 150) er^äl^It bei ®ef|)re(^ung bed 9Röridfee9 unb feiner
. lltfT Ortest. XI. 1. 2
18 ^it ®arten« lotb 93runnenanlageii auf ben Xectanen. %D, XI, 1
Drient»®cfcJIfc^aft in Äffur unjerm SJcrftdnbnid bcbcutcnb na^cr
gebracht morben. 2)enn obfd^on bie bortfelbft aufgebecften ^^axU
anlagen unb Dbftgottcn bcä aff^rifd^cn 9?euja^rd»5cft§aufcd —
bicfet ntd^t minbcr ftauncnötocrtcn ®c^ö^)fung ©an^cribö — in
ber @bene lagen, fo mußten bie ©traueret bennod^, fi^nlidi n^ie
auf ber ^erraffe t)on jhzjunbfd^if, jumeift in ^arted @e[tein, ^ier
^Idgeftein, eingelaffen n^erben. @d tourben ju biefem 3^^^ ^"
ben nadten ^töboben meift frei^runbe unb nac^ unten fpi^ ju«
laufenbe ^ßflanjgruben öon 1 — !*/.> m 3;iefe unb mit äbftanb
t)on ca. 2 m gefd^ad^tet unb bann mit $umu§ gefüQt jur %uf«
na^me ber SSurjeln.* SBie aber ^od^ broben auf ber 5|JaIaftterraffe
bie Slan&le, bie bid }u jebem einje(nen 9aum unb @traud^ gefä^rt
»erben mußten; toie bie 2;eic^e, auf beren in ber STOitte belegenen
Snfcin „©ilbertJögel'', b. i. bod^ »o^I @c^tt)äne, unb anbere Xiere
i^r SReft Ratten, mit 3Baffer gefpeift würben, ift je^t ebenfalls
leidster öorftellbar, feitbem in Kffur jlüei jum größeren ieil in
ben Sanbfelfen geteufte SBrunnen t)on ber unget)euren liefe öon
me^r afe 30 m gefunben tuorben finb.
3Jtxt biefen Xerraffenbauten unb ber Beibehaltung bed Se^md
ali ^auptbaumateriald jeigt fid^ bie aff^rifd^e Strd^iteftur in t)oDer
?lb^ängigfeit Don i^rer üe^rmeifterin, ber bab^Ionifc^en ®aufunft.
t)er ©nflufe ber »eftlfinbifc^en ober ^ettitifd^en ftultur tritt, üon
ben 3;empelbauten mit beren öangraum^KeHa ^ier abjufe^en,^ in
(Entfie^ung, bag, tote er f^abt tx^äffltn ^0ren, in bec aff^rifi^en Stabt 9Knttd
^iebe ben $(an gefaxt Ratten, bie <54ä|e bed ®arbana|>allud, bed ftdnig« oon
9Hnud, bie in unterirbifc^en @c^a|Iammem beuo^rt »urben, wegzubringen.
@ie ^fitten bal^r einen (SIraben angefangen, ben fte oon i^ret eigenen SBo^*
nung unter ber (Erbe btd ^ur fönigli(!^n Sleftben^, ba, wo fte btefelbe Der«
muteten, fortlegen; bie (Srbe aber, bie aia bem Kraben fam, ffitUn fte, fo»te
ed ^ad^t geworben, in ben gflug Sigrid, ber an ber Stabt 9Knu« borbeipiegt,
getragen, bi9 fie auf biefe 93eife ba9, wad fie beabfi^tigt, aulgeffi^rt ^tten.
SRan fie^t, wie frfi^^itig bie (Erinnerung an bie aff^rifclen ^alafiteoraffenbautcn
erlofd^en war. 9u4 „unterirbifd^e" 6(!6a(Iammem gab ei in Vfftjrien nic^t,
fo wenig wie ftenerrftume in ber bab^Iontfc^-affl^rifc^en i^aufunfi im allgemeinen
(benn beachte ben (9ebraucib bei XBortei kftlakkn) befannt waren.
1) @te^e Dr. »alter 9lnbraed »eridftt in ben „SRitteitungen ber
Xeutff^en Orient-O^efeafd^aft" 9h. 38 (3uni 1907) 6. 80 ff.
2) Die Unterfd^ieben^eiten im (Krunbri^ ber ba6t^(onif(|en unb aff^rifilbcn
Ztmpü finb burd^ bie fludgrabungen ber Deutfd^en Orient-Okfeafd^aft mit
großer f)eut(id^Iett Qargelegt worben. ^nibefonbere ffir ben iBangraum bei
aum Wler^eiligfien ffl^renben .,^eiligen'' ober ^al bei aff^rifc^n £em|Kli
fie^e ». «nbraei meifier^afte Arbeit „Der Knu'Vbab'XemiMl in «ffur"
(10. »if[enfd^ft(.8er5ffentU4ung ber <E)D(B.)r Sei^aiflldOO, inibefonbere 6. 80 ff.
«O. XI, 1 3>te ^otofttore. 19
bcn feit ©argon in ?[ufita^mc gctommcncn bauten au^ maffiücm
®cftcin fogen. ^cttitifc^cn ©tite foloic in ben Säulenhallen öor
ben ^oläften jutage.
JBefonber^ reic^ ttjoren bie ^^alafttote geji^mücft: fotoo^I ntit
ben niemals fel^Ienben geffügetten ©tter« unb Söwenfoloffen, be^^
fttmmt junt %x\i^ tüiber unbefugte ober gar feinblid^e Setteter,
jum ®c^u| bagegen ber ^alaftbett)0^ner, afö auti^ mit gefd^mact^
öoüen Crnamenten in Si^flrffl^^fu^/ ^i^ ^^ SRofettenbogen über
bcm Jore ber ©argon^ftabt S)er öon jtt)ei 3;ürmen flanfierte
3;oreingang junt ^alofte Sargon^, toie i^n ber franjöfifc^e Src^i*
teft ^^lace refonftruiert f|at\ läfet al^nen, tt)eld&e ?ßrad^t an beit
^u^)ttoren ber ^aläfte ©an^eribö unb ©arbanapalö Derfc^toenbet
gettjefen fein mag. S)ie SBeförberung ber gemaltigen ©tiertoloffe,
beren Äo^f j. %. me^r aU SRenfc^engröfee mifet, erfd^ien bem Äönig
©anl^erib bcbeutfam genug, um biefe SKefenleiftung mef)rfac^ burd^
bic ftunft öerenjigen ju laffen. Durd^ ein ftarfe^ ^oljgerüft tt)0^l*
öerttja^rt, ttjirb ber ©tierfoIo§ fte^enb auf einem ^o^en ©d^Iitten
)9on ^unberten unb aber ^unberten Don @(efangenen aber
))orgeIegte Sßaljen t)on ber ©teile ben^egt, n^&^renb ein hinten
eingefe|ter mäd^tiger |)ebel ebenfotüo^I jur Unterftüftung ber ^ot^^
lüärtöbetoegung ttjie }ur ©teuerung bient. 2lnbertpärt^ fe^en toxi
ben SoIo§ auf ben ©erlitten gelegt: ein ©prad^to^r bient bem
auf bem Iran^jjort ftefjenben mittleren SKanne, um feine Sefe^le
weithin Derne^mbar ju machen; oben tinfö befid^tigt ber Äönig,
auf feinem ®alan)agen fte^enb, ben gortgang ber Slrbeiten, toä^^
renb ein bie ©aufteile ringd umfc^liefeenber Äorbon öon SBetoaff'»
neten jeben etnyaigen ^lud^toerfud^ t)on (befangenen jur Unmög«
lic^f eit mac^t \
3)ie jebernen Türflügel »aren, mie bei ben berütimten ©alamat*
2^oren ©almanaffard II, mit fupfernen ®anbern ober ©treifen
ubcrjogen, bie in getriebener 9trbeit bie mannigfac^ften Silber aud
bem £eben, in^befonbere bem Strieg^leben, entrollten.
2)ie aud ßiegelfteinen aufgeführten ^alaftmänbe jeigten
natürlti^ nirgenbö ben ro^en üe^m. SJielme^r tt^aren fie nac^ aufeen
^in forgfältig üerpufet unb trugen üielfac^ farbenprächtigen ©c^murf
mittete emaillierter Silber ober Ornamente, toit ttxoa jened oon
©argon jum ©d^muct ber g^ffabe be§ äfurtempete geftiftetcn ajur^-
1) (Sic^ bie «raWIbung in ,,«abcl unb «Ibcl" I, 5. «u«gobe, 9lx. 34,
2) @ie^ bie «bbilbung in „©abel unb ©ibc!" I 9iT. 83.
2*
20 l'it ^olaflniänbt. HC. XI, 1
blau giunbitrten @trtifenä oeI6blätleriger ^tofetten*. 'H.uä) im <S>ax'
(|oni>f>al(ifl mar ber ^Ktu^it^Df, nac^ ben cit^ltenen Übeneften bec
i^n umf^liegenben M&nit ju uiteilen, mit tätt afiatift^m iiupiS
geft^müdt: mit emaillierten XarfteDungen Don Xteien unb mqtf|0'
logift^eit Svenen, unb ivii fönnen leicht ben @tnbtud folc^i Don
ber ©onne beÄ Oriente gefteigerten ^arbenptadjt ermeffen, menn
mit ber zauberhaften SBirfung ber bie Shtppeln unb HRinarele ber
ÜKoft^een, etnia uon <£amarra ober JDerbela, fc^müdenben ^qencen
gebenlen.
1)er JSei^tum be« üanbesi on Sllabüftet führte — im Untere
ff^ieb uon bei bab^lonifc^en 31rc^iteftut — gut Setfleibung bei
3nnenn»änbe oor allem bct ^runf^ unb ©taategemäc^er mit relie«
fierten 9Ilabofterplatlen. S*^t 3^** *>" ©OTfloniben ftatte bie
Shtnfl ber ^eliefbarfteUung in 'Jllabafter au^erorbentlic^e gortfc^ritte
gejeitiftt. Stlabafterplotten, roo^l brei übeteinonber, unb auf jeber
(£injeliplalte bis ju brei ^Heitgen 'jlbbilbnni^en tragenb, beKeibeten
9lbb. 7: nflUiiM« Vliliiranitnjiie.
bie Siänbc. ffiir i!ntn:fri)eibfii im 'iJalaft äürbanotwl? ein aro'
biffftes, ein fufianifdieö ßimmer iifn)., jcbeemQl gefdimütft niitflriegs-
nnb ©icgeebaritcUungen oue bcn beticffenben Jclbjügeu. 5)ein fufia=
nifc^en Zimmer gehört n. a. jenes ^eüef an, itiel^f^ bie bat^ fiegreid)c
•fieer einbdenbe affqrifd)c '^Jalaftmufif ^eigt (ngl. 3lbb. 7)*: .^uerft
1) Cinc niditfaibige Kepiobuftion l 1)1119116, „aRc^i ^W" Kr. 81.
2} S. Don Satoloxoltit, DU Vtufif btt QTieAil^en aittituml unb
btS Oritnl», i^ipjia 1S8T (Cr^n Sanb Don «. SB. «mbioe' (Btt4id|tc ixx
Wu|tt] S. 3S8, bcmcilt gu bic(rin 9tclicf KfuibaniDali : „Winntt, Stqucr unb
Kinber, bie in ftitrli^ct $iojtffiDn btin Sit^tx mit äRufil entstgcntommtn.
Soian 5 3)tiSttnn, brei mit ^atfcn, tinci mit ttner Zioppelflfile, einer mit
t'ma flu $>adbrctt obn Sqmbal, btf|tn ®ait(R mit einem $Uctium gefdilagcn
ncibtn. Qnt\ bon ben {laifncm unb ber (£qniba1f(t)I<Saci tanjen, ben Tttl^X"
3u6 nie ^flpltnb gtf|otifn. Sann folgen 6 SBfiber, oiet mit ^rftn, eine mit
einet DovptlflBte, eine mit einer Reinen gqllnbiifi^en Ziommel, bie fie auf'
retbi am ^Oilel befeftiQl ^at unb mit bcn Ringern beibei ^flnbc f4Ug[. Suib
bie ^rftn nieibcn mit beibtn^ünbtn gcipieli; ftc unteif^eibcn [tut bun^uB
son ben agoplift^en, fmt' ItiAt tragbai, brtiedig (o^ne Vprbcc^lj) mit einem
«C. XI, 1 «labopctreltcfd unb -tütfd^wcaen. 2 1
fünf 9Wänncr mit Warfen, einer Doppelflöte unb einem ß^mbat,
iDciter fet^ö grauen mit ebenfolc^en Snftrumenten, enbtic^ grauen
unb ftinber, bie jum Xeil mit Sflatfc^en ber |>änbe bcn %att ber
aRufif begleiten. 1)ie betaittierte 3)arftenung ber einjetnen 9Rufif-
inftrumente ermöglicht unfc^ioer i^re aicfonftruftion. ®efonbere
^Berfi^mt^eit t^at baö fogen. üött^enjimmer erlangt burc^ feine rea^
Itftifc^n, leben^bollen S)arftellungen Derrounbeter unb ftcrbenber
Jörnen unb Löwinnen, obenan ber ben beften SBerfen griec^ifc^er
Äunft ebenbürtigen fterbenben Sömin öon SJineme*. S)urc^ ben
Stüden me^rfac^ tötlid) benounbet, nimmt ha^ Xier mit ^etoifc^em
SRutc feine legten Strafte jufammen, um fic^ noc^ einmal auf bie
*orbcrbeinc auf jurid^ten unb in einem legten äuffc^rei ju oer^
enben. 5)iefe ?[labafterplattcn öertraten alfo nic^t nur unfere
^Sanbtapeten unb ^oljgetäfel, f onbcrn aud) jugleic^ unfern 3Banb*
büberfc^mucf, biee umfome^r, afe nod^ erhaltene Jörbenfpitren ba*
rauf ^infü^ren, baß biefe Sleliefö jur (Sr^ö^ung i^rer Üebenbigleit
einft foloriert n^aren. 'Der ^Iborant ^ier (f. 3lbb. 8) mit bent ®em^-
bödc^en auf bem linfen 3lrm unb einer Sotoöblume in ber Siechten
biene als 33eifptel für folc^e einftige Äolorierung unb jugleic^ al^
Überleitung ju bem Silbe ^'Jlt. 9, melc^e«^ le^rt, ba§ ber leidet ju
bearbeitenbe ?(labafter auc^ ju reic^ ornamentierten lürfc^to eilen
Denuenbet würbe: ber mittlere Xeil ber großen rec^terfigen ^^latte ift
gebilbet burc^ ein Sec^dblatt^Drnament unb umrahmt oon einem
fetalen Siofettenbanb, meiter einem breiteren ©anb üon ^^almetteu,
burd) fc^ön gefc^n)ungene Sogen oerbunben, bann mieber einem
fd^malen Stofettenbanb, unb enblic^ am 9ianbe ber platte einem
nocj^ breiteren Streifen Don üoto^tnofpen unb =^bläten, ebenfalls
burc^ Sogen untereinanber berbunben. Dac^ SJ^ufter würbe fic^
meine« (£rac^ten«^ auc^ oortrcfftic^ ju einem leppid^muftex: eignen,
\itiä%, Dom Spvdtt aufmärts laufenben bieredigen ©c^alllaflen, unb einem
\dß9ad^ ^oriiontal gefteHten @aiten^alter. ^tefe Warfen (inb mit 16 unb
ne^r Saiten befpannt; SBirbel ^um ©timmen ftnb ni6^t ^u bemerfen, mo^l
abn an ©«l^oflfaßen eine ällei^e ftnöpfe ober @tifte, meldte biefleic^t juc 9e«
feligttiig ber €aiten bienten. f)ie ^oppelflöten gleiten ganj ben auf etrurifd^en
u. s. WHonvmenttn bargefiellten. liefen Snftrumentaliften folgen 6 Sängerinnen
mh 9 gfei^faSd fingenbe ftinbet Don 6—12 3a^cen. (Sie tlatf(^en mit ben
^dnbcn bat K^ti^mud, bie eine %tau aber legt bie ^anb an ben ^aU, um
jcnrn ber ortentalifil^en Singwetfe eigenen j^tiHen, oib^^erenben 3;on ^roor«
liibrin^oi''- 9fil- ®- ^^' n^^^ ^^^ tieiner bteiediger ;parfe, o^ne IBotbet'
ffoi^, bie ber Spieler »agerec^t bot ft4 trägt unb mit einem St&b^en ober
fHfdrom loie ein ^adbtett fpielt, ifl ber affQtifdien aRupt eigentilmU^".
1) eie^ bie :HbbiCbung in ,,9abel unb »ibel'' I ftt. 36.
22 Z^t 3immtibtdcn bti ^aliifft. SC. XI, 1
mie ja faum ju bfjTOeifeln ift, bofe bet leppit^ au(^ in äffijrieti
reitftlitfte ^fmoenbunfl gefunbeii unb bei bct fto^n SBlüte ber Sebe-
funft ebeiifoUa aUmäljIitt) 311 einem Äuiiftloerf fleftaltct »orben ift,
(ei es in aBebe« übet in Hniipfatbeit ober in Iwiben.
labli. 6: Vboiant mit Solrtblunu in bei Hcdiien.
(»citcf flu* minmt.)
(i*erabe4u üer)(l)nH'nbetiici)e ^^tad)t ^eißten bic 3>nimetberfeii:
bie nadi innen )id)tbaieii t^läctfen ber mäd)tigen ^ebernbalftn nxiren
mit ©olb= unb silberplatten bcicflt nnb ebenjo wie bic JöUniiflcii
AiDi((öen ben ©alten mit teilten ^ntarfien aui iiapi« laäuli unb
rotem £(^melj, am l£lfenbein unb (Molb ornamentiert
$tei biefem gemaltigen Sebarf ber 8argDnibenjeit an Jinnft'
ÜO- XI, 1 tit ao^niuiscn bcB %olh«. 23
roerfen Derft^icbenftet ^Tt ift ee nut iiatÜTlid), t>a% {d)on 9tinelK
eine Sltt Slfobemie bet flünfte befoR.
%Bafi bie So^nungen t>e« ^-Bolfee betrifft, fo finb utvi
biefe fletabc für bte ^eit un» Sorbanapul burc^ bie ©tatiungeii bet
tieutft^en Drient'Wefellft^aft in 'Jtffur beFannt geroorben. SSiä^nnb
■man iiod) üor tuenigcn Sagten über bie affljrift^en ^riuat^äufet
-gai nickte mußte, ge^en mir je^t in ^ffiir btirc^ loeite Quartiere
Bert ^DatiBo^imnfleii mit i^ren fdjmflteten (Waffen unb breiteten
Straßen (ugl. bte i^lbbilbuiigen 10 unb 11) fmuie ben anliegenben
^bb. 9: Sugbobtiqjlallc in 'Jifaba^ti aiiS Slincmc.
©runbriffen her eiiiftigen löerfaufßläben unb 35Di)nt)äufer '. ^ie
„oft bedngftigenbe Jlünntjeit bet 3Bänbe" ^at bie Dief »entiliette
jtafle nac^ ber Snjo^l ber ©tocfroerte ba^in entft^ieben, bafe bie
affi)rifd|en $riDatt|äufer nur ein l£rbgef{^o§ tiatten, unb jloar
gruppierten fid) bie ^auptrdume in Srtitlage um einen ober
mefirete ^öf«. !Cer Singanfl oon ber ©tta&e in ben $of geft^o^
1) Xcn (Btunbrifi tinti giogcn affQtifd)tn Siinat^aufel ntb^ genauft
SScfc^mbung Mtbanhn mii 9i. Knbiae. Sit^t „Vlilttilungtn bn1E)tutfc^m
£}ntm.«eitaf4<ift" 9ti. 31 @. 43 ff.
24 ^<c ^uAgcrdle. «O. XI, 1
buic^ fleine Veftibüle, unb jinar fo, bati ieb«r l£tnblid Don au^ti
tiet in bie 3Bo^nunfl oetmetiit mar. ^üi a^pffaltiatt ^abecäumc
unb flanalifattan mar auSreic^nb @orge getrogen: ein jtanal führte
bie nbtDfiffer ber einjelnen |)&ufer nat^ bcr @tiage, unb bei <)eniein°
fame Stragentanaf münbete in eincR gco^n <SideTfd|ad)t ^e
^d^ ivaien, nie 3. 8. nix^ ^eute in SÖtoful. )ur ^b^altung
beS Stegen^ mit @ibe t^ebedt. Wörfeu jum Stampfen bed ®t'
tccibeä, ^oligefteQe mit ^offetfrügen jut kufbeim^rung unb jtü^>
lung beä Safferd, (£%<> unb Trintfc^alen, tönerne SämpctKn, baju
8bb. 10: (Halft in llffut (ntuf) tinci ^^ologtapb» S. finbtae«).
@lü^le, 6c^inel unb SettfteQen bilbeten bie ^auptfäditic^flcn :paud-
geifite. @etne ^ettfteUe motzte bec Offijter \tlbit im i^lbe nic^t
miffen. ^üä) Xifc^e »aren nio^lbetannt, boi^ bienten fie menigec
juin 9(uffe^en ber Speifen, aU jum ablegen tion ^^löt. 3"i"
Sffen felbft legte man fidi in ben 4'äi'fern ber Siome^men no^l
auf 1)tn>an*, roöfirenb mon fit^ fonft, auf bem JuBboben ^odenb
ober auf St^meln fißtnb, um eine gtoge, auf «ine Watte gefeßte,
gemeinfame <Sd)üffe( gruppierte unb in biefe mit ber regten ^nb
tauchte, nad^bem man ftd^ »oi^i gemafc^en unb ben ^rmel nrnt
jurüdgeftreift ^otte.
BD. XI, I StanbbilbtT unb SugHbcnbnäln. 'i^
'Zie ffio^nungöiHrttäitniffe bti 't^ollei btibeten einen O^gen*
ftanb befontMTet ^tfoifle bei jtönige, obenan bet Satqoniben.
So ((^uf Sort^b in Äinette breite, für Suft unb üit^t jugäng'
Itc^ Straßen, barunter einen prachtvollen Stragenjug, bie fogen.
Aönigdftcaße, bte fii^ in bei breite oon 31 m b\i gum „ätabttor
ber Sdrten" erftrerfte, rec^ti unb linfä Don Stetnbenhnfitern befl
flönigä eingefaßt, bereu ^nfc^riften am @(E|Iuffe befehlen, ba^ jeber,
bet bei einem iReubou bie ^[ut^tlinie ber ©trofee ju überf^reiten
fic^ unterfange, auf beut ^at^e feinet £)aufed aufgefnQpft HKibe.
Vbb, II: Stiafit in affui (naÜ) einer $^tO0i:ap^tc ffi. Stabiae*).
iLuäf Stanbbilber i^ter ä)fajeftdt erri(4teteit bie Könige in
i^n Stefibcnjftäbtcn, jumeift iDof|[ innertialb beS ^laupttoreä. Unb
tDcnn aud) bie befaniue oenbft^irlt'Stele ^fat^bbonä nic^t in
Äineloe felbft, fonbern in Siorbf^rieu aufgefteUt mar, fo bleibt fie
bod) beö^Ib inlereffont, UKil fie auf i^cen beiben Seiten (j. '^bb. 12),
erinnemb an bie ©etliner SiegeÄatlee, je juwi ^erfönlic^fciten
jeigt, bie ft<^ um ben Stönig befonbere ^terbienfte errcorben ^aben
bürften. JMeg^S'^ unb 3iet;ei}benfniälei, bon benen toir juioeilen
Icfen unb bie in ber ^ügelglei^en ^tuf^äufung »on St^utt 3er->
ftirter feinWit^er Stdbte not bem $:ore ber offqtifc^n Äönig^ftabt
26 (Sinrtci^hingcn jut Hebung ber 9Mt0tDo^Ifa^rt. 90. XI/1
obcic eine« Xempcte bef jtanben \ öcrbicncn t^rcr Originalität tuegcn
(Stttxi^nung. ®d)on uon ©djargani^fc^arri Icfen nrirbicfen ^rauc^.
■' gut immer rü^men^iuert bleibt, mie fic^ bie Stönige bie Sßo^I«
fo^rt ibreS S^olfe^ angelegen fein ließen. Sie fc^ufen $ar{d mit
fremblänbifc^en 93&umen unb liefen nic^t nur bon fic^ aud bie
Äanalufer mit Dbftbäumen bepflanjen, fonbem San^erib i^erteilte
auc^ ein grofeei^ Slreal jum g^ecfe bed Dbftboueö unter bie 8c«^
t90^ner t)on ^Hntm, inbem er gleichzeitig, um bie ^flon jungen
mit Tcic^Hc^em SBoffer ju öcrfe^en, »eitler einen Ä'anol graben
liefe, obfc^on ju biefcm 3^^^^ Serge unb ^figel mit eifernen
föacfen bur^ftod^en »erben mußten. 2luc^ fd^öne unb breite SB rüden
tt)urben angelegt unb mit Äatffteinplatten gepftaftert*. 9Bad aber
ibefonber^ bemerfcn^mert erfc^eint unb fo red^t bie ßiebe biefe^ Säger*
Dolfe^ jur 2:iermelt jeigt, ift, bafe bie aff^rifc^en ftönige fc^on üon
.frül)cr ^t\t t)tx 93oten in ferne Sfinber audfanbten, um fremb*
Jänbifd^e Xiere nac^ i^rer ^auptftabt ju bringen, mit bem auö
gefprodienen 3tt>ede, fie i^ren Untertanen }u jeigen-. So bilbete
We 3iif"§^ eineSftxofobife ober aber eined fremblänbifc^en @Iefanten
iiebft ?iffd^en ftetsJ eine befonbcre 5^eube für Sung unb für ält
Unjtoeifel^aft ftanb Sarbanapal in allen fold^en Seftrebungen
^ur ^ebung ber Soltemo^lfa^rt hinter feinem feiner 9?orgänget
jurüd, mie ja ber S^olfömo^lftanb gerabe unter SarbanapalS Siegie»'
rung infolge ungen)ö^nlid^ reid)er Renten fotoie ber unermeßlichen^
nac^ 9lff^rien öerbrad^ten SBeute eine nie bagemefene ^ö^e erreicht
t)atte. Sderbau unb $}ie^juc^t ftanben in ^öc^fter 99Iäte. SBenn
)pir bebenfen, bafe Sanf)erib bei öielegen^eit eine^ einjigen JJelb*
1) Salmanaffor I etobette unb jerliörte bie ent^öreiifdK Betgoefte ftxina,
{ammelte i^ten Stoub unb „jc^flttete i^n am ©tabttor feinet ®taDt %f|ur füx
bie 3ufunft auf (91{fnT ^x. 859); San^erib na^m, „um bal ^et^ VfTurd au
beruhigen, bag ber (5r6aben^eit feiner @törfe bie SDilenfd^en ge^or^ten, ium
^nfc^auen ber ^ufünftigen ^emo^ner", (Erbmaffen ou9 IBab^lon mit unb fc^fittete
am Xor feined 92euia^rdfeft^aufe§ Sonnen oon S^utt auf. Sluc^ ®atbana|»al
fammelte (e-si-pa) Staub oon ®ufa unb onberen elamitifc^en 6tfibten unb
na^m i^n mit nad) ^ff^rien (V R 6, 96 ff.) (ES pagt ^ier^u fc^dn, ma« ^io«
bor II, 28 era&^It: 9{a^ 9^inenieiB SfaQ „oerft^erte Belef^«, in ber 3eit ber
(S^efo^r i^bt er bem 9clud ein (Belflbbe getan, wenn Sotbanapal befiegt unb
boS föniglic^ ©t^Ioft t^erbrannt würbe, fo woQte er ben ®4|utt oon ber Oranb«
ftfitte noc^ ^abt^Ion fü^en unb baraud neben bem Heiligtum bed (Bottti
einen ^figel bilben, bag jeber, ber ben Sup^rat ^erabfc^iffte, ba§ unoergänglic^e
^entmal oon ber Berftdrung beft aff^rifc^en SHeic^ed oor ft4 fe^e. 5htn bat
er, bag i^m bied geftattet mflrbe".
2) Son „Srdcfenfc^nmd" mit »ilbniffen fagt ba# IBrief^en VAT 7 ni^tS.
«C. XI, 1 ' tm «pHSno^Ifttmb. 27
jugeg ben aramditd^n dlomabei^tflmmen 7200 ^fetbe unb fSHanU
tim. 11 073 ISfel, 5230 Samele, 80 100 iffinber unb 800600 ©tuet
ftteinoie^ abnatim unb nad) SMitnoe wegfü^tte, ober bafi nn(^
©ocbanapaU arobift^m fljelbjuge baä ganje iianb mit Sfamelen,
<£d)aftn, (£{e[n unb ^inbein avi "Utabitn angeffiOt unb im Snuftot
Hbb. 12: ^nxi offgrifdie «Sioftc (auf bttbcn St^malftiten Don
afai^bbon« 6tcacSptt( au« Scnbfi^iili).
Don 9iinm« ein Homel für einen Silberfelel, b. i. etwa 27s 3Mart,
^u ^afeen mar, fo begreift fic^ leicht bet SReit^tum beß affprift^
SJolteti unb bie 99ejeii^nung SlincnKiS burd) ben '>^io))^eten 3^^o*
nia (2,15) atäi einet „frÖljHc^en Stobt".
l)\t\t 3Bo^l^(iben^eit beS ^oltti mußte in ^erbinbung mit
einem pradillitbenben ^of ben Uucuei förbem unb Hunftgenetbe
28 Xa« Run^enitibc. «D. XI, 1
ipie |>anbe[ mächtig anfpotntn. Sie Xöpferfunft ft^uf cet(^ otna-
menttette Xonflefäfee' unb, mit ber ©mailmaletei fic^ DerbinlMnb,
buri^ aWufter roie J^rbengebung entjüdenbe ®«fdf|e unb i^guten
aQet nui ecbcnflic^en ^otm; bte Sattler Idfleten .tKrUorragenbed
in @attet> unb &e\d)\rc^u%; unb ben aut^ Don beii SHännent
getragenen Ofttringen, $>aUfetten, Arm- unb ^nbfpflngen, be«=
gleici^ ben Griffen unb Scheiben ber ^iirtetbolcbe rougten bie
Sumetiere gef^acfooDfte 9lu^eftaltung ju geben. ®n SuSfiäbta
Ubi. 18: (Ein DiBan Hfuibani^l«
(nad) ticm IKcIuf bti „(Dailtnljent" rtlonflruicrl van fiugtn Ouagliii'Snlin).
itä „3unie[iece ber Aänigin" benieift, in lueli^e alte 3cit bae 3ii°
ftttut bei ftofltefetcnten jurüdget|t '. I£« Id^t fic^ benfen, ^^
1) Sitttt i. 9. in „füttiv Si4l" bic Hbbilbung 9tt. 25.
2) 34 ntint ben ^lieF bc« 9Iabu-fagib (t»c))tT 9It. 847), btc fii^ alt
„Volbf^niicb bcti ^aufcA bn $a(aßbamc" bcjti^nel. 3Knn baft untec bet
„$alBAb(imf" bie fpS^We^nbt I8«ma^lin beS icQincnbtn KBnig< (^itT ^M)fi
loalgifdieinlic^ flfuibanipalt), bit „SBnigin" ju Dci^c^cn ifl, k^it jcgl btfon-
bcid flai 9ff. 157 12, m> Sammu-xamat (StmiTomil) „^alofibame' 6<^mfif|i-
«baM V unb Wutiti «babnitari« IV tituliert ii). ^ic ^itnnil I R 35
9It, 2,9 ju ominbaicn ifi, bleibe tfin unuiitctfui^L
«C. XI. I
!Diebcl> unb XtEtilinbuBiif.
29
obenan bie am [önigli(t|cn ^of Dennentieten <i4ebTau(^gge<)enFtänke:
bit ^effiBE. du^ benen man ag, tranf, ftct) mit SSaffei übeigofe
unb fid) fafbte, bie £tfl^[e nebft gu^fdiemeln, auf bie man fid)
itßte, bie ^iioan«, auf bie man [ifif auifttecfte, bie Xift^e uf».,
ebenjo bie Baffen bti $[Önig^, j. EB. ber JÜßi^r, in [unftDoQflec 91u«>
ftattung mit ©olb unb Silbtr, gefc^Iiffenen ©anj- unb jpalbebel'
fteinen, l£Ifenbein unb toftbaien, too^lriet^enben £i6Ijein ^igefteKt
n»mi. ^Eklä)e ^üüt Don l£)etai(S enthüllt allein jt^on jened befannte
9)elief, ba^ Stfinig unb
jtdnigin in IDeinumianf-
ter ^ube be^aglit^ bei^
fammen jcigt, menn man
jeben einzelnen boic)efteQ=
ten Skgenftonb mit bet
ijupe betcai^tet ober gar
nadfbilbet unb bamit
3Ruftn Don S^ilvane ober
eines $ninFftut|l^ unb
XifdK^ geiotnnt, bie fi(^
bcn erlcfenften (£r}eug>
niffen unfeter mobetnen
3Rdbelinbu)ttie loür»
big jut ©eite fteUen (f. bie
«bbilbungen 13 — 15).
ttx ju ben löniglit^en
!i^nfignien jäi)lenbe @alQ>
wagen, ein jum ^itf)en
buit^SRenfc^en Dotgeritb'
telet 'I^tcmfeffel WiE er ^bfi. u : «in ©ffftl Ui ©rmoijlin afi.rtanij.al»
auf einem SReliefSargone („i, gh. 13).
bcfonberd fein auege-
fütirt ift, tiat fdfon »oi ^a^ien einen iranj5fifd)en .ttiinflfer jui
«ai^bilbung begeiftert (f. Mbb. 16). Unb reelle ^flfie ber ent>
nrirfelung ^atte ecfl gar bie lejtiünbufttie im ijaufe ber 3Q&r=
tiunbeite erreicht! ®unte .ftleiber au& {purpurrot, Diolett, aud)
gelb gefärbter ^oUe ober sgeibe mit auSgefuditen 3ätb' ober
Stirfmuftem, reic^ befept mit Jlftanien unb mit toftbaren Steinen
grft^mürft, baju prunlDolIe, ebelfteinbeffftte ®üitel unb golbffiben=
bur^ioirfte otiarold unb Movfbinben bilbeten bie bege^rteften Üupiä^
orlifel. tSine grofie 3Jei^ Don Rlodö- unb 9^oUfhiIpturen untere
30 «ufft «D. XI, 1
ritztet un» übet Schnitt unb Snufterung bet Detit^iebtnaEligtR
^mänitt. j. 8. IXÄ Höniflä uitb feinet ^flg«". ""*" i"*"" "ut^
bie bte ©tofje unb beren ^cben betreffenbtn ^n^altäpunEte oor^
ctft nur ueieinjelt ftnb, fo finb mir bD(^, ). ^. auc^ burc^ all<
teftomenttic^e SRotijen, genügenb inforntiert, um Äoftümierungen,
toie ctiva beS ,Hönigä in feinem Oniat mit ber prac^ttionen
©ticfetei auf bet ©ruft, ard|äo(oflif(^ getreu nat^btCben ^u tonnen.
@e^t anmutig xoat bie Xrac^t ber afft)iifd|en ^agen, bie in^
befonbere mit iE|rer über Strümpfen
getragenen reijenben S^nürftiefel«
befleibung ber ^ü^t ungemein
maleiifc^ toirlt. 9Iatäi[it^ fuc^n
toir auf einem affqrifdien SRarft
auc^ biefeä unb jeneS Dergtblit^,
j. S. iSonnenfc^irme, beren 6ie»
brauch au^ft^ltegtit^e^ S^orrec^t bn
.Hönige mar.
@n Stunftjtueig, ber ^ottf ivie
9iiebrig, fiönig roie Soll biente, fei
nienigfteuS turj ernannt — bie
SRufif. ;^er(i(^e SRufif begleitete
bie Opfer; mit aSufit routbe, roie
mit fa^en, boä fiegtei<^e ^teer ein^
ge^oIt;taufc^enbe£$arfenfpie[, roo^l
autii Ouartette', roürjten bie 3«f'=
gelage am föniglit^en ^o^, aber
aud) baS Solf fpielte unb tankte
unter ©efang unb iWufit. ©dbft
Hb6.I5:«Knttf<(ion8bnnBalQfl b« "u^en ©ofbaten Dergnügten
tlfuibani)»» (ivit 9ti. IB). fic^ nac^ ber blutigen Arbeit bed
'Xaged mit frötilit^em Spiel unter
ben fttängett ber Saute. Unb wenn aud) SRineroeä ^wrfen für
eroig tierElungen finb, fo tonnen mit uni boc^ au(^ ^ute nod)
®efonfl unb Xanj b« bamaligen 3eit lebenbig üergegenntärtigen.
(Srinncrt unä bod& gerabe ber Orient immer Oon neuem an ba«
SSJort: »Xaufenb 3a^re finb Dor SJir roie ber Xag, ber geftetn
tetgangen" \ ®ie ftrieg3gefänge ber Araber, bie roir ^eute brüten
1) SiOtt btt «bbilbuns in „«abtl unb »tbcf IH 9h. 11.
2) ^T [DlAe ftil al(babi)ti>nj(4n 3rtt bM ^tulc n^altnt itWitbtnt
SiAu4e unb Soiflcaunacn flc^ „^m Üanbt bee ctnftigcn ^aiabitlet" @. 25—28.
ac. XI, 1 .^aitWl. 31
i)dttn. befte^n noc^ immer auä ebenfolc^en, ^unbm unb abtt
^unbert "Stal untbn^olten turjen Sentenjen, ioi< fie ung etna in
^f. 118,10—12 au« ber Slfaftabäeijeit ooiUegen. @6enbed^alb
bürfte audf bet Straftet bet SKufif unb ber iotijt, wie wir Iwibe
ftmtiutaQ,t etfoa in ^anta^fuS obei Jtaiio beobachten, Don ber äRufil
jur 3^t ©arbanapold geioig nui menig »erfi^ieben geroefen jein.
Sex ^anbel fonjentrierte ftd) natuigemfi^ in ben großen
«tobten. Xad $KiupttOT biente als ^öcfe, in i^m muTbe ber ^ert
bei fiebendmittel feftgefegt, unb nxlc^e Sebeutung fc^on bamal«i
bent Sörfenjettd beigelegt mürbe, le^t eine in Sffur gefunbene
Vbb. IS: Xn Walanagtn BOnis €
(»ftonfttumon tinti finngBrildKn JWnfthrt).
fldnigdinfdirift etUKi auä bem 19. Sa^rEiunbert, bie neben ben fönig^
licffen 9tul|medtaten bec 9tai^me(t bie JCunbe überliefert, bog jut
3tit bet ^bauung beii Seldtem^KlS in ber Stabt üffui ber SRactt'
preis für 2 ftut Rom, für 15 9Winen Soße fomie für fo unb
fo md 2|ett je 1 <£iltietfefe( betrug. (3n ber ^ammurabijeit
tofteten 6 SNinen SBoKe 1 ^ilberfetel.) Xie aRarttpoligei ^ielt
mit -strenge auf richtige« Wta% unb @emi(t|t SBagen finben fic^
6t9 je|l nur jroeimal auf aff^riidten Stelieffi batgefteUt. %U ®i'
roit^te bienten jumeift Steine, üor allem, niie in öab^Ionien, in
32 S>ad Mntgtum. flD. XI, 1
(^orm t)oii Sitten, boc^ finben fid^ ouc^ funftDoII ouc^gefü^tte VltiaSi*
gekDic^te in Sfimenform. ^e SBa^r^eit erforbcrt nid^t ju t)er«
fc^kDetgen, ha% )ur 3^^^ ^ @Qtgoniben ein menig rä^mlic^er
mnbetejtoeig in gonj befonberer 9Iüte ftanb: bie aud Suba,
[g^ten, (Siam, Arabien unb fonft oDüberall ^ moffen^oft toeg»
geführten Semo^ner, männlich unb meiblic^, Dein unb %xo%\ Ratten
ben @f(QDen^Qnbel ju einem ungemein fd^tDung^aften Sm^erbd^
jtt>eig gemacht.
2)ie SSetmaltung bed meiten SReic^ed tt)at ftraff militärifd^ or«
ganifiert: bie ©tatt^olter loaren ^o^e Offiziere unb Ratten ftetö
genügenbe ®amifondtruppen jur ^nb, um noc^ Qu%en unb innen
bie Orbnung innerhalb i^rer ^roDinjen ju kva^ren. &ax manc^
@(rQufamfeiten merben butc^ bie ©taatöroifon geboten gen^efen fein.
3m übrigen maren au^ bie eigenen off^rifd^en fianbe^efe^e fteQen*
toeife üon brafonifc^er ©trenge — ^figelftrafe unb Äbfc^neiben
t)on O^ren unb 9?afen bebro^ten nic^t luenige SSerbrec^en, mie man
ja noc^ ^eutjutage in ^erfien SRenfd^en begegnet mit obgefc^nittenen
O^ren unb iRafen.
Obtoo^I abfolutiftifc^, ein DoQfommenee (S^otte^^gnobentum, iDot
bac^ aff))rifd^e Stönigtum, ouc^ ba^ ber ©argoniben, bem Solle
gegenübet gebunben an bad ®efe^. %U @argon ben ^^lan fajjte,
an ber ©teile be«( ^örfc^end äßagganubba, 4 ©tunben nörblic^ Don
Stineme, feine eigene SCönigdftabt ju bauen unb infelgebeffen jur
(Sjpropriierung ber bort ?tngefeffenen fc^reiten mufete, erhielt jeber
berfe(ben an anberer ©teile ein bem feinigen glei(^tt)ertiged ®runb«
ftüdt, ober, loenn er bie^ t>or)og, bared ®elb in ®emäg^eit ber
^Xajrationdtafeln''. 3)er affqrifc^e Stönig betrachtete e^ ah feine
^öc^fte W^^U Stecht unb ©erei^tigfeit ju üben; „^önig ber ®t*
rec^tigfeif galt i^m ah ber Siu^medtitel ^öc^fter. ^ie gro^e
Slec^tdnorm ^ammurabie, ©orge ju tragen, ,,ba6 ber ©tarfe
nidjt ben ©d^mad^en fc^äbige'', lieg fic^ auc^ ^(furbanipal bie
Slid^tfc^nur feiner ,f>anblungdmeifen fein, j. ^. bei ber (£men«
nung feine« ^^^^I^^fl^^^uberd jum Üönig üon ^ab^lon. SBad
aber ba^ affljrifc^e Jtönigtum befonberd fpm^at^ifc^ erf^einen tagt,
ift ber patriarc^atifc^e ß^arafter, ber fid^ mit bem ^bfolutidmu«^
terbanb unb ah mit biefem loo^loereinbar bemd^rte. Sinem ®otte
t)ergleic^bar einerfeitd, blieb ber aff^rifc^ ©rogffinig anbererfeitd
1) 9ui» ben eroberten iubäifc^en Ortf({)aften f flutte San^rib }. 9. laut
feiner $ridma-3nf(t)nft (DI 17) 200150 d^inmo^ner fort, „Hein unb gtoi
mfinnlid^ unb meibli^".
WD. XI, 1 ^e^ ftöntg« ^er^filtnid ^u ^en Urttettoneii. 38
feinem £>eere toit feinem $oIfe allejeit noi^e. ^J(furbanipQ( nennt
fic^ fdbft „fc^on im SWutterIcibc üon äfur unb Sin, bem ^rrn
ber Shrone, jur ^irtenfcl^aft über ?(ffur gefc^affcn". Sr toax unb
füllte ftc^ aU ber Statthalter bed @}otted $e( unb mürbe Don ben
Untertonen betrachtet aU ba^ „(Sbenbilb 93efe''. 3lber tro^ biefer
äRac^tfüIIe o^ne ©leieren ift er bon bem ßauber be^ Patriarchen
umtooben. 3eber 'Mfftjrer, glei^üiel »eichen Stanbe^, burfte brief*
lic^ bem Slönige na^en unb gelpijs fein, bag be^ iSl^önig^ O^r für i^n
offen ftanb. 5)a^er finben fic^ im ?(rcf|it) ©arbanapalsf aufeer ben 9Rel*
bungen ber lorwac^en betreffe neuer SlnlömmUnge, ber ©einreiben
Di>n ^ofaftrologen unb ^magiern über £)immelderfc^einungen unb
oUertei fonftige $or)eic^en, t)on (Generälen, ^ftung^fommanbanten
ufw. eine SKenge öon 99riefen öon ^^riöatperfonen: ®Iüctounftf|* unb
Danffc^reiben, @>efuc^e ettDa um ^lufno^me bed 3o^nei^ in ba^
^agenforpd, 99ittfcj^riften Don @(efangenen, bie bem Sl^önige bartun,
baB unb marum fie unfc^ulbig Verurteilt tvorben feien, unb bgl.
me^r. 3a fogar ein STOa^nbricf an bcö Äönigö 3D?aieftät um Snt*
»ort finbet fic^, toobei fic^ ber Schreiber ben üblicfien ?lnfang ber
föniglii^n ^anbfc^reiben: „3ßein ^Sefinben ift gut, möge auc^ bein
^j frö^Iic^ fein!" in gefdjicfter SBeife ju nugen mact)t:
„%n ben ftönig, meinen .'|)errn, bein Änect)t Slffullänu.
^il bem Äönig, meinem ^errn! SKögen 9?ebo unb SWarbuf
ben Äönig, meinen £>errn, fegnen! l)a^ SBo^Ibefinben bei^
Äönig^, meinet ^errn, bie Ji^ö^Kd^feit feinet ^erjenö unb
bie (Sefunb^eit feine« Üeibe^ möge in einer Slntmort auf
meinen ©rief ber Äönig, mein .N^err, feinem Äned^te fc^reibcn".
üud) oon feinem ©egnabigung^rec^t, fogar folc^en gegenüber, bie
}um %obe Derurteilt roaren, macf|te Jlfurbanipal, mie mir erfahren,
@ebrau(^.
Die altteftamentHc^e Stnfc^auung (j. SB. 1.9)iü. 10,11), baB^ffi)-
rien eine Slrt Kolonie 95abt)Ionien2^ gemefen, ift burct) bie ©rabungen
DoUouf beftättgt morben. Dbmo^I bie aff^rifc^e Kultur nic^t ftag^
nierenb an bem überfommenen fulturellen ©efi^e bed äßutterlanbed
fefi^ielt, i^n oielme^r felbftänbig ba unb bort erweiterte, auc^ ben
ginfluffen ber meftlic^en üänber ficf) nict)t entjog unb in ber ®efe^«
gebinig melfac^ eigene SS^ge eiitfc^Iug, fo blieb boc^ im großen unb
ganyn, t>om ^eertoefen abgefe^en, bie afft)rifcf)e ftliltur abhängig
öon ber babtjlonif ^en , i^ Schrift, unb Sieligion, in ftunft unb
SBiffenfc^ft 3n ber SBiffenfdjaft gani befonbere. 3)ie ?lftro*
«Ifi Ottcnt. XI. 1. 3
34 Die »ibltotftef Sarbanal^ald. 90. XT, 1
nomic blieb bcn "ülfftircrn eine SBiffcnfd^aft bcr babplontfc^cn Wolter
Siebo unb 3)?arbuC, unb and) in ben ?Iftenütffenfc^aften ber ?lftto*
logie unb Wagie waren bic 'Jlff^rer nur aHju treue ©c^üIer ber
SBab^Ionier. Xk Sffiebijin, öor allem bie innere, lag im ?lr9en,
bort tt)ie ^ier: felbft ber afftjrifc^e ftönig muft fic^ mieberljolt bc*
Hagen, bafe fein Öeibarjt falfd^e 3)ia(jnofe gefteßt i^abt. Unb gegen
bie erfd^rcdenb grofee ftinberfterblid|feit tuufete man nid^t^ anberc^
ate ein o^nmäd^tiged "jlmulet bem Itinbe an ben ^fö ju bangen,
um e^ t)or ben ©inflüffen ber furchtbaren 3)ämonin ßabartu ju
fd^ä^en. 3n allem, wad 3Biffenf(^aft unb Literatur ^eigt, blieb
99abt)Ionicn für bie Stff^rer ber Kaffifc^e ©oben, unb wer bie
SSerte ber SÜlaffifer eignen »oute, mufete fic^ nac^ SBab^tonicn
wenben. Unb bie^ fü^rt mid^ }um Sd^Iuffe ju ber ^öc^ften unb
unüergänglic^ften Slüte ber afft)rifc^en Ähiltur jur 3^^ 3arbana*
patd, burc^ bie fid^ biefer toa^r^aft „gro^e unb ^errlid^e" .IStönig
in einjigartiger SBeife ben 3)anf ber Wac^welt, audft ben unfrigen,
gefiebert ^at.
@ein $ater ^far^abbon mar ed, uon bem ^Ifurbani^al rü^mt,
ba^ er it)n aU ftronprinj nic^t blog im ^^ren unb Sogenfc^ie^en,
fonbem jugleic^ in ber Xafeffd^reibelunft unb aller SBeid^it 9{ebod
^abe untcrmeifen laffen. 3)enn bie SJegeifterung, bie au^egeic^nete
^rinjenerjie^er in bem jungen Äronprinjen für bie fiiteratur gc*
mecft Ratten, blieb in Sarbana|)a[ (ebenbig, aud^ aU er an bie
©pi^e bed großen SRilitärftaat^ getreten war. Sieben aßen Äriegd»
jügen unb Äriegdforgen, aUen Sauten unb 3agben behielt er ^<^\t,
feine ^ugenbneigung ju pflegen, unb fanbte Soten aud, um in ben
öffentlid^en unb prit)aten Xontafe(famm(ungen aQe beften ©c^rtft«
werfe audjuwä^Ien, iufammenjubringen unb in forgfamen %b*
fc^riften ju einer großen Eöniglic^en XontafetbibHot^ef, ber bt*
rühmten ®ibliot^ef ®arbanapaU,}u oereincn.* SmSa^re 1854
tyon bem ^gtanber 9taffam unter bem (Schutte beü^ Sdwenjimmerd
im 5ßalafte t)on 5Rinewe entbcrft, umfafet fie jur ^6t 22 000 lon-
tafeln unb Xafetfragmente, unb wenn auc^ t)ie(ed für aQe 3^ten
unWiberbringtic^ oerloren gegangen fein mag, fo barf hod) wo^l
juoerftd^tli^ angenommen werben, t>a^ itod) gar mancher ®(^|
1) (H ift neueTbingd in ^mei (i}^tmplaxtn ein ^nbf((retBcn gefimben
toorben, in mtld^tm ein ftdnig (bo<j^ »o^l Wutbanipal) bie Xitel aQer ber
fBkrlt angibt, na^ benen in |)tibaten ^üd^etfammlungen mie in ber %tmptU
btbliot^el Don (Ejiba gefud^t »erben foll, um fte bem ftOntg nebfl anbern
totd^tig erfd^etnenben Xafeln $u flberfenben.
«O. XI, 1 3tT>e(f unb 3n^att bct Sc^tiftenforamlunfl. 35
an Crt unft @teQc gehoben unb geborcjen mcrbcu tann. 5)ie
'JKbKot^ef bcfafe an<S) Äataloge unb tuar überhaupt forgfältig ge*
orbnct Siatürlic^ ift c« unmögüd^, 3n^alt unb ©cbcutung bicfcr
einjigartigcn 3?ü^crci in Äürje a\i6) nur oberflächlich ju ffijäicreu.
X)o(^ »irb cinc^ fcftju^alten fein. ®Icic^ bcn 95abt)Ionicrn luareii
bic Äff^rer ein uncnblid^ abcrgläubifc^eS i^olf, ber Äönig 3lfur*
banipal obenan. 9Bie Sfor^abbon befragte auc^ er t)or jeber Unter*
ne^mung, groß ober Hein, ben Drafclfpruc^ ber ©ötter unb glaubte
feft an aüe bie öermeintlicf|en göttlichen 9?orjeic^en (Offenbarungen)
im ^immel unb auf ber (Srbe. @r füllte fic^ lange 3^it fjinburc^
üon einem abgefct|iebenen ®eift, einem Wefpenft, üerfotgt unb
nwr übcrjeugt Don bem nur bur^ bie (Mötter ju töfenben Spuf ber
bdfen ©cifter. @« fann barum nic^t jtoeifel^aft fein, bafe aud^
rein praftifc^e ®efid)tdpunfte ben ffönig bei ber ^^fö^nmen^
fteQung feiner ®ibliotl)ef leiteten, toie bie in i^r jufammen*
gebrachten großen Sammlungen t)on Dmente^en aller ?lrt lehren.
SBcr ber übrige 3n^ölt ber SBibliot^ef betoeift nic^t minber,
bal jene Slficffici^ten nic^t bie allein mafsgebenben maren. 9tur
erinnert fei an bie aftronomifd^*aftrologtfc^cn Xafelferien, bereu SBe*
beutung für bie ©efc^ic^te ber ^immctefunbe erft in ßw^unft Doli*
auf getoürbigt toerben toirb; an bie augerorbentlic^ ja^lreictjen
lejifafifc^^grammatifc^en 5;eyte, bie aucf| und für bie ©iebcr*
geminnung bed altl^eiligen fumerifc^en 3biomd fotoie ber femitifd^en
babt|Ionifci^*aff^rtfc^en ©prac^e unb bamit jugleic^ bed i^r fo na^e
oenoanbten .^brätfc^ anbauernb unfcl^d|bare ^ienfte leiften; ober
enblic^ an ben unerfc^öpflid^ reichen religiond* unb literatur*
gefc^c^ic^ ^Bd^ai^, ben bie ^unberte t)on ^falmen unb jpt)mnen,
üon (Sp^n, Üegenben unb Xicrfabeln bcjeic^nen. (Sinjelnc biefcr
Serfe, wie bae @ilgamefc]^*(£poS mit feiner elften, bcn bab^lo*
ntfc^ Sint^utberic^t ent^altenben "Safel merben ja in i^rer epoc^e*
mac^ben SBebeutung aud^ nod^ für unfere eigenen ®laubem^an*
fc^ungen nac^gerabe allgemein anerfannt. (Sine Sämerei Don
jerbrec^Iic^n unb in ber %at tnelfad^ jerbroc^nen Xontafeln unb
bennoc^ ein ^nfmal, unvergänglicher benn Srj. @in englifd^er
SeiftKc^ ffüt einmal geäußert, jebe gro§e 9)ibliot^e{ muffe eine
3tatue biefed um bie Sr^altung uralter Siteratur fo ^od^ Der*
bienten 9Ronarc^en auffteüen. @d todre nic^t fc^n^er, biefen (^bauten
jux SCus^fu^rung ju bringen, benn ©arbanapal felbft f)at und bad
SorftUb etne^ folc^n 2)enfmald ^interlaffen. ^tö tdniglic^n 9au*
^erni ftcitt er fid^ ^ier (f. «bb. 17) bar: er trägt nac^ uralter Sitte
3*
36 Wuituntpa» ntfftnf^aftlii^t« SnbicnP. 9IC. XI, 1
(luf feinem .tiauptt in einem Sorbe 3i*9*l "bet Üeömerbe, um ben
^cunbftein jum 'Tempel ^Itboi, be^ @olte« bee Schrifttümer, beS
„Üicfeleö ber ffiatnöeit" i« legen. "Die Üontafeln, beren Samm-
litnt) feinem feo^ ^fte, feinem nwiten $lide entftammt, nnb
$lhb. 17: UfuTbanipal, ben (Dninbfttin jum ^tbo-Xtmptl in
Sorfitilia lesfnb.
beren on^olt no^ auf unabfe^bare ^atirje^nte bie Derft^iebenflen
l^iffenfc^fte^meige anjnregen unb ju förbern berufen ift, finb
ebenföUe unb in ntxfe ungleid) ^ft^em ©inne Souftcine fleroorben
ju bem bem „i'id)te ber S^b^lt^''' ()enKi^ten Tempel ber Riffen»
(i^flft.
9C. XI, 1 ' ftintmi S^Iugfatafhop^e. 37
Se ruar eine furchtbare Äataftrop^e, bie unter ?tfurbanipatd
oo^n Sarafo«^ im Sa^re (50(5 t>, l£l)r. über baö afft)rifc^c flteid^
^cretnbradj. 3"^ör ^atte Sarafod ©abt)Ionien ucrforen unb fa^
fic^ o^ne Sunbe^genoffen ben ungezählten, mit ben SJ^ebern uerbün«
beten, inbogermanifcben $)orben gegenüber, ober noc^ mar ?lff^rien
felbft, mie menige Sa^rje^nte puor, „in blü^enbem ^^uftanb", unb e^
bleibt rätfel^aft, ba bodf noc^ anbere fefte Stäbte Dorf)anben marcn,
wie 9?inetoe$ (Sinna^me unb ä^^f^örung unmittelbar bad. ©djicffal
be« ganjen afjprifc^en !Keicl^e^ befiegelte. Jnbeffen t^ mar fo.
Xaö affprifc^e Äönigtum üon ftoljefter .^ö^e jä^ling* tierfunfen
in ba* ^iid^t«^: ÜRinemee melterfüUenber (MIanj mie burd) einen
©inbftofe erlofc^n; bie ganje gemaltige afiVifc^ ftuUin*,. mie fie
oorfte^enb ftij^iert morben, über ÜRac^t unter Sd^utt unb ^Ifc^e
begraben — eine ftataftrop^, eingig bafie^enb in ber SBett«
gcfc^c^te. (Sin ganjed $>eer fallenb für feinen Äönig, unb biefer,
ein J>elb gleich feinen i^orfatiren unb ju ftolj, lebcnb, Dermunbet
ober tot in bie ^nbe ber ^inbe ju fallen, fic^ mit l^rauen unb
3<^9en bem ^uetgott überliefemb — ein od^aufpiel, er^ebenb
unb erfc^fittemb jugleic^. War monc^ed fann ber 3iame Sarbana^al
le^en, ber einem ^^önij gleic^ ben Sd^eiter^aufcn bc<J afft)rifd)en
Siltreit^e^ umfc^mebt. Und bcftdtigc er uidjt etma bie triüiale
»o^r^tt t>on ber SSergänglic^feit aller irbifc^en ^^Jrac^t unb ^rji;*
lidftdt, melme^r beträftige er Don neuem bie ^4EBa^rt)eit, baB alle
Xxiumpffc bc^ Striegel meit überragt unb meit überbauert merben
Don btn SBerfen be« Siebend, obenan üon ben SSBerfen im 3)ienfte
Öer Stffenfc^aft — fie ftiften 5egcn aut^ noc^ ben fernften Wcne^
rationen.
Q^eigaBen.
I.
Um odeS "Stateitol bei(ommen ^u ^aben, bürfte t& geiec^tfeitigt fein, ^iex
^ufammen^uflellen, »oft ftteflaft«i)toboT, ^erobot unb ^tb^benuft flbfr ben S^ll
92inetDe# ju berid^teii miffen.
a) 3)» Bericht Dio bor d (11,24—28) (outet, bo unb bort etiuo« aetfir^t,
folgenöermo^n: ,,9[rboceS, ein geborener 9Reber, bei [lä^ burc^^apfertettiiiib
(ikiftedüor^flge oud^eic^nete, war 9(nffi^rer ber mebi{d)en %t]ipptn, bie auf ein
3o^r na4 9hnuft gefc^ictt luurben. ^m £ager würbe er mit bem ^eerffi^rer
ber S^ob^Ionier belannt. tiefer forberte i^n auf, ber off^rif^en Dber^errfcl^aft
ein (Snbe ^^u machen. (Sr ^ie^ 8e(efQft unb mar einer ber angefe^^en
unter ben ^rieftem, bie man in Sob^lonien (S^albfier nennt. 9Did ein fe^
eifa^ner ©tembeuter unb äBo^rfoger oerfünbigte er l^&ufig julflnftige 2)inge
mit ©ic^er^eit tioraud unb erlangte baburc^ groftcd flnfe^en. ®o fogte er benn
ouc^ bem mebifc^en ^eerfü^rer, feinem ^^eunbe, looxf^tx, bojs er ^um Ifönig
über ba& gan§e <^biet, boft ©arbonopol be^errfc^e, §ut>er(äfrig befHmmt fei.
Vtboceft lieg fi(^ ben ISorfd^log beft IBUmnH gefoQen unb oerfpradb i^nt bie
@tatt^alterf4aft oon Sab^lonien fflr ben ^oK, bog boft Unternehmen geUnge;
unb wie bur4 eine (i^otteftflimme ju Hoffnungen begeiftert, oerbanb er fi4 fchon
mit ben ^erfii^rern auft anberen Söüern unb fud^te fie burc^ (S^aftma^le unb
öffentliche 3ufammenfünfte, bie er t>eranftaltete, ju gewinnen unb ftc^ ber
(^reunbfc^aft iebeft einzelnen ju oerft^em. <Sr wünfd^te fe^r, ben Jtönig t)on
Sngeftcbt $u fe^eu unb feine gon^e Sebendweife §u beobachten. (Sin 18er-
fc^nittener, bem er eine gotbene @4a(e fc^enfte, fft^rte i^n §u @arbana;ml
hinein, ^a fiber^eugte er fic^ beutli^, bog ber weic^Uc^e 9/2ann blog um weib«
Ii(t)e (i^fc^äfte fid) betflmmerte; unb nun ^ielt er, ben nic^tdwflrbigen Mnig
oerac^tenb, bie Hoffnungen, bie i^m ber Q^^albäer gemoctit ^otte, nur um fo
fefter. (Snbltc^ traf er mit 9ßtit\tß bie ^erobrebung, er fetbft woUe bie S^eber
unb $erfer aufwiegeln, unb iener foUe bie ^^obplonier ^ur Xeilna^me an ber
Empörung bewegen unb ^u ber ganzen Unternehmung auct) feinen gh^eunb, ben
(Statthalter Don Strobien, bet^ie^en. 9lfö bad ^ienftjia^r oorüber war, würben
bie Xxnpptn im Sager burc^ ein anbereft ^ttx obgeldft unb, nac^ ber einge-
ffl^rten Orbnung, in i^re Heini<>t entloffen. ^e^t ermunterte ^rboceft bie
SKeber, fie foHten fict) bie Oberf^errfc^oft ertämpfen; bie $erfer ober forberte
er auf, bie grei^eit ^u erringen, um bann oud^ an ber ^öc^ften &txoa\t teil«
§une^nten. (Ebenf o erregte IBelef^ft bei ben idobploniern baft Streben noc^ grei«
t)eit, unb nact) 9lrabien reifte er felbfi, um, feinem auftrage gentfig, ben bortigen
Statthalter, feinen Sefannten unb (Softfreunb, für ben $Ian §u gewinnen.
«O. XI, 1 «cigübfh. 39
92ai4bein »iebet etnSa^r t>erflof[en moT, fomen ftc aUt mit einer ^xoienSc^V
don .©olbaten t)or flinuA ^ufammen, bcm ®4eine nac^, um bie Xxüpptn, tott
ed IBiau^l »ar, ab^ulöfen, in ber Xot aber, um ber Ober^errfd^aft ber ttfl^rer
ein Snbe §u mad^en. Wft bie üier obengenannten 90Her auf einem ^la^e
ft4 oerfammelt Ratten, betrug i^ ganzes ^er gegen 400,000 9Rann. @ie
»aren in (Sinem £ager vereinigt unb berieten ft4 gemeinf^afttici^, vdo^ }u tun
»öre. ®obaIb @arbana|)el erfuhr, ba^ üe ft4 em|iOrten, lieg er bie Xrup^
ber anberen 80Ifer gegen fte au^rflcten. 3ttetft nmrbe in ber dbene ein treffen
geliefert, in mel(^m bie IRufrül^rer gefc^Iagen unb mit gro^m Serluft auf
ein Ö^ebirge ^urfldgetrieben »urben, bai^ bon 3tinni 70 ®tabien entfernt ift.
92a4^ famen fte mieber in bie (Sbene f^ah unb rüfteten ft(!^ )ur ^lad^i.
®arbana^I freute fein ^eer il^nen gegenüber. 3ubor aber lieg er im feinb«
liefen :8ager befannt machen: mer ben ^eber tlrbaced töte, ber befomme Don
8arbana|)al 200 ^olbtalente, unb mer il^n lebenbig auiSUefete, no4 einmal
fooiel unb ba^u bie ®tott!^aIterf4aft oon SKebien. ^[e^niidde Belohnungen oer«
ft»ra(^ er bem, ber ben Selefl^d erf^lüge ober gefangen nd^me. fLii aber
niemanb auf biefe 9erf^ed^ungen artete, lieferte er eine ©c^lat^t, in ber titele
Smi^örer nmfamen unb baft übrige ^eer bid in bad Säger auf ben Gebirgen
verfolgt tourbe. Strbaced lieg feine gteunbe, bie entmutigt waren, ^ufammen«
fommen unb ft(^ beraten, »ad nun ^u tun wäre. 2)ie meinen waren ber
SReinung, ed foOe ieber in feine ^eimat aie^en unb fefte Va^e in 8eft| nehmen,
an&^ ft(4 mit ftriegdbebfirfniffen fo reiüblid^ atö mftgli^ oerfe^en. Belef^d
aber, ber (Sl^albfter, behauptete: nac^ ben ^nbeutungen ber ®0tter mügten f^e
mit ^fi^e unb ^nftrengung bad 3^^^ ^^^^ 9Bflnf(ide erreichen, unb bewog fie
}u bem dhitfc^luffe, allen (gefahren ftc^ ^u unterbieten. (H tarn wieberum ^ur
Sdfiaö^t, unb ber ildnig ftegte abermaU; er eroberte bad JÜager ber i&mpöxtx
unb verfolgte bie Überwunbenen b\i an bie Ü^ren^en Babploniend. SlrboceiS
felbft war oerwunbet; er l^atte ru^mooH gef&mpft unb oiele ^(ff^rer erlegt.
9{ad) fo ff^weren, wieber^olten Unf&llen gaben bie Xnffi^er ber fibtrflnnigen
bie Hoffnung bed ©ieged auf unb matten ^nftalt, jeber in feine ^mat
^utüd^ultffttn. "Mtin Selef^, ber eine gan^e 92ad^t unter freiem ^immel
mit IBeobac^tung ber ®eftime §ugebra<j^t, erflörte ben Wutlofen: wenn fte nur
no4 5 Sage warten wollten, fo würbe oon felbffc ^ilfe erfi^einen unb burd)
einen mat^tigen Umfd^wung ber ^inge bad QMüd fxä^ wenben; er fe^e bad
aud Sorbebeutungen, bie er mittele feiner ©temlunbe Don ben (Göttern erhalte,
unb bitte fte ba^er, nur fo lange no4 aui»)u^arren, bamit fie fi4 oon feiner
ihtnft unb ber (ihiabe ber (Spötter burd) (Erfahrung überzeugten. $d würben
nun alle wieber ^urüdgerufen, unb man wartete nod) bie beftimmte Qtit ^a
tam bie Slac^ric^t, ed n&^ere ftc^ ein ^eered^ug aud Sattrien, ber bem ßönig
^u ^ilfe eile, ^[ept entfc^log fid) Slrbaced mit feinen greunben, ben Heerführern
auf bem fürjeften fBege entgegenzugehen unb zn>a^ ^^^ ben tapferften unb
rfl^gfien <Solbaten, bamit man bie Saftrier, wenn fie ft^ nic^t bereben liegen,
ben flbtrünnigen fid) an§uf(^liegen, mit ben SBaffen z>Diiiflcn fbnne, an ben
eigenen ipi&nen teilzunehmen. (&ttn folgten bem 9lufe zur Sfrei^eit zuerfl bie
)tnfü^rer, bann bad ganze $eer, unb nun bezogen alle ein gemeinfcl^aftli^ei
£ager. ^er Mnig oon Sff^rien^ ber oon bem 9lbfall ber Baftrier nic^td
Wttgte, gab ftd^ im er^ebenben ^efü^le feined bid^erigen ®lfldei$ inzwifc^en
bcm IBergnügen ^in unb teilte unter feine (Solbaten (bc^lat^toie^ aui unb 9Bein
in SRenge unb anbere 9ebflrfntf(e, bamit aud^ fte fid) gütlid» tun fonnten.
40 fki^aben. tlO. XI, 1
ttfilt^<<^ ^<i^ ^^^^ ^^ \^vuaifU, erfuhr Vrbaced bunt UebetCdufn, baft
man ft^ im feinMü^en Sager ber gfrO^Itdil^it unb Xtunfen^t flbetliel, unb
griff mit feinen Seuten bei 9lo4t unoerfe^en« an. S)a fielen georbnete
@4aten Aber ^ftreute, gerüftete Aber unborbereitete f^tt; fte eroberten baa
Sager, töteten biete gfeinbe unb verfolgten bie fibrigen bid in bie (Stobt, hierauf
ernannte ber Mnig ben (5aldmened, ben trüber feiner <iema^Un, gum
gelb^rm, er felbft ftbcma^m bie 9ertetbigung ber ®tabt. i)ie igmp^ttt
lieferten in ber (Ebene iior ber Stabt no(4 |mei @4Ia4ten, in welchen fte bie
KfF^rer beilegten. (5aI6mene# fam um unb mit i^m beinahe alle feine Solbalen;
fle mürben jum ^eil auf ber %lu^t niebergemad^t, ^um XtiX üon ber 6tabt
abgefd^nitten unb in ben (tup^at getrieben. 9119 ie|t ber ftOnig eingefdiloffen
unb belagert mürbe, gingen notb oiele SOtferfc^aften auf bie 6eite ber Üb*
trfinnigen Aber, aQe in ber Hoffnung auf ^tei^it. i)a @arbana|»al bad 9iei4
in ber bro^bften 0efa^r fa^, \ät\dtt er feine 3 @5^ne unb 2 3:ö4ter mit
bielen @(j^|en nad^ ^^^(agonien ^u bem Statthalter ftottad, bem treueflen
feiner Untertanen. d>tglei4 fanbte er 9oten aud an ade feine Diener, um
3^rtt|>|ien aufzubieten unb fi4 auf bie Belagerung ^u berfe^. Cin Mttcr-
ftirut^, ber fd^on feit ber 8&ter3^t befannt war, fagte ibm: bie @tabt 9Hnui
mfirbe niemanb mit ®turm erobern, biA ber S^lu^ i^t ^nb »ftrbe. Da«
leftere aber, meinte er, mfirbe nie gefd^e^; alfo ^ielt er fefl an feinen
Hoffnungen, entf^Ioffen, bie Belagerung audfu^alten unb bie ^UfitrupiKn
au ermarten. Die (Em^rer, burd^ i^ tBaffengIftd ermutigt, betrieben bie Qe«
lagerung mit Qmft, fonnteit iebodb» bei ber ^fHgfeit ber 9Rauem, ber ®tabt
nic^t« anl^aben, jumal ba bie ®tabt reic^ mit Borrdten oerfe^n mar. 3i^i
gan^ 3a^re mürben immer mieber^olte Angriffe auf bie SRauer gemalt unb
ber Bertebr ^mifdien ®tabt unb ttmgegenb gefperjct. gm britten dfa^ aber
gefd^^ t», ba6 burd^ anl^ltenbe ^ftige S^engfiffe ber du^^rat fo flarf an«
fd^moO, ba^ ein Xeil ber @tabt fiberfd^memmt mürbe unb bie SRoiter auf eine
Stretfe oon 20 Stabien einftfimte. ^ef^t, glaubte ber Mnig, fei ber Mtter-
fprud) erfüllt, ba offenbar ber Slu| ein geinb ber ®tabt gemorben fei, unb
Der^meifelte an ber Äettung. Um aber nicftt in bie ^dnbe ber ^nbe |u faQen,
lieS er im $alafi einen ungeheuren ©dbeiter^ufen errid^ten. Oben auf i^n
marf er alle« üolb unb Silber unb ben gan^n Jlönigifdbmucf; feine iM«meiber
unb dunu^en fd^lofi er in ein (Btmad^ ein, ba« im Innern be« Si^ter^ufen«
gebaut mar. ®o i^rbrannte er mit allem §ufammen fi(^ felbft unb ben ^lafl.
HI« bie dmp&xtx oon ®arbana^al« dnbe ^örten, brangen fie fiber bie einge*
follene SRauer ^in unb eroberten bie Stabt. Den ftrbace« bedeibeten fte
mit bem fdniglid^en 0emanb, riefen i^n jum ftdnig au^ unb flbertrugen i^m
bie unumfd^rfinfte demalt. Der neue ftOnig bejubelte bie Bemo^ner ber
®tabt mit Schonung; er berteilte fit auf DOrfer unb erflattete iebem feine
dfiter; bie ®tabt aber ma^te er bem drbboben gleid). %a^ Silber unb dolb,
ba« auf ber Sranbftfitte no^ fibrig mar, lieg er nad^ dfbatana in SRebien
bringen. Huf biefe Hrt mürbe ba« affi^rifd^e 9ieid) oon ben 9Rebem jerfidrt,
nad^bem e«, »on 9Hnu« an, 80 9Renf<^enalter ^tnburd^, Aber 1800 ^a^re ge«
bauert ^atte. (Bgl. Stap, 21: „nad^bem e« Aber 1860 3a^ beftanben ^tte,
mie i^tefta« bon ihiibo« im §meiten Bud^e fagt")."
flu« biefer ganzen, breit au«geffi4rten dr^^lung, bie neben mam^
f ad^lid) anff^red^enben (Einjel^tten bod^ aud^ ber Unrid^tigfeiten, ia ttnmögttd^
feiten eine ntdit geringe 3^4^ ^ititt, bfirfte al« probe^ltiger l^ern nur fot»iel
HO. XI, 1 «etgaben. 41
fi(b etiDcifen, ba| 9Kttewe« SfaQ burcft bie Hiebet unter ü^ttmttfung etneil
(J^albAif^eii 0to|en erfolgte unb etfl nad) Idngerer Belagerung, ber aud^
no4 Siege bef aff^rift^en Mnx^ ootaufgingen, infolge eine« buc4 ben Xigri«
angerichteten Hn^il« glfidte. Q^kid^ ben 9lomen mebif^er ifflntge, bte fttefta«
feinen eigenen Angaben aufolge ben |)erfif(!ben dkfd^ic^tAbfle^em entnommen,
finb geoifi au4 bie 9Iamen Qelef^0, ®aMmeneiS ufm. aU unbiftorifcb auf§u«
geben, »enigflenS im dufammen^g mit bem Untergang 9?inemed. f)enn ba|
bie Atomen a(d fold»e nitbt auf freier (Erftnbung beru^, ^igte ©Araber in
«teilinf^riften unb ^efdii^ttforf^ung" ®. 514 ff. <Dem Kamen 9lrbace<
(Ap^rfi) begegnen »ir amfe bei Strabo (737): ,,9Hnu# unb ©emiramift binter«
(ie^ bie ^errfi^aft i^ren 9la(^fommen btd auf @arbona|Hil unb Orbaced
(*C)p^obu>u) ^erab, flidter ieboc^ ging fle auf bte 9Reber über".
b)*Qkmft| ^erobot mar e4 ber 9Reber ft^a^areiB, ber bem afft^ifc^en
9lei4) ein (Snbe machte. Oir lefen 1, 106 : „3)ie aRel^rja^t ber (in Hfien ein*
gebrod^en) Sc^t^ erfd^lug« na^bem ^xt 28 ^al^re lang über Elften ge^errfcbt
^tten, Jh^a^ared mit feinen 9lebem, unb fo gemannen bie 9Reber mieber bie
^ertfd^aft unb be^au|)teten fie über bie n&mtt^en SöOer, bie i^nen aud^ oor^r
■ntertan oaren. Vucb eroberten fte 9Knud (^obot4 )Berfpre<J^n, bad 90ie
ber droberung an einem anbem Orte ^u er^fi^Ien, ifl, fomeit »ir urteilen
tihmen, unerfflflt geblieben) unb untermarfen ftc^ bie Vff^rier, mit Vudna^me
bei babt^Ionif<^ VnteiU. S)arauf flarb ff^ai^ored na4 einer 99egierung Don
»ier§tg Qa^ren, eingerechnet bie Sa^re ber ^errfc^aft ber ©c^t^en." ^e
mitigfeit ber Saufen ^robotd oorau«gefe|t, bürften für Sh^a^areft' 40j&l^ge
9Icgiemng etma bie Sa^re 642—002, für bie 28 jü^rige 9legierung ber ©c^t^en
etma bie 9fa^re 687«->610 anjune^men fein.
c) Vb^benud er^&^tt — ^öcbft ma^rfd^einli^ im 91nf<j^(ufs an 9eroffo«,
nnfem i>erlAfftgfien (iemd^rtoann in bab^IonifcMff^tifd^en fingen —, ha%
ber aff^fd^ Mnig 6arafod auf bie 92a(l^ri^t tton einem Dom fkttt ^er gteid^
^euf4reden ^an^ie^nben f>eere feinen ^elbl^erm 9ufaIofforo« (9labo|>oTaffar)
eiknbd na4 fkib^lon gefanbt ^be. 9(ber biefer ^be bat» Vertrauen feined
^erm getauf^t unb Unter^nblungen mit bem SReberfürften %(flt^ged an«
gc!nü|ift, ber fogar feine Xod^ter bem filtefien Sol^ne 9{abopoIaffard, 9lebufab«
ne§ar, Mrmfi^lte. S^nmebr fei Slabopolaffar ^um Vngriff gegen 92ineme ge«
fd^ritten, morauf ber ftbnig Saralo« ft(^ mitfamt feinem $alafte üerbrannt
tobe. iHefer Bericht be« «bi^benu«, ber in din^l^eiten ^u Oebenten ftniaft
geben mag, oerbient infofem emfie Beachtung, aU er un# bie burc^ bie Heil«
fc^ftbcnfmfiler feitbem ald richtig beft&tigten 9lamen jmeier ^au|>t^onen
bei ber affi^rifdien Sd^Iufttatafhop^e nennt: bie Kamen be9 aff^rifc^en ftönigd
8arafd# unt> ben feined (neben bem 9Reber) ^meiten ^auptgegnerd, Kabopolaffar.
IL
fknn nadi grie^ifc^er „Überlieferung", nie fotd^e ©trabo, ^Irrian unb
onbere ttwätfntn, bie @tabt Xarfud fomte bad fübmefhoftrtd babon an ber
6übttfle Itfetnofiend belegene Vnd^iale (Hnc^iaM) ald eine d^rünbung
SorbottOfMiIi gelten, fo Hegt ^ier, »ie bereit« btmtttt, aOer SSBa^(^ein(i4«
bit Kocfe eine Senved^felung oon ©arbana|Hil mit feinem (iro^oater
©on^ertb 9or. ®d^on ^ierburd^ wirb, ma« im t[nfd^(u| an biefe 9lamen9»er«*
42 »cigflbcn. «0. XI, 1
tt>e4lfelung t>on einem bei tlnc^iole beftnblic^en Steinbilbe oto einem üenneint«
liefen (Stabmal 8arbaRa|»atö tx^^ii »irb, atö eitel ^ofelei ermiefen. Strabo
(672) ermähnt biefe^ «nc^iale atö „eine (Srünbung bed Sorbano^^al, mie
ftrifiobulod fagt. 9(ud) fei bafelbft ba» (Biabmal <8aTbana|»aId unb fein ftei-
nemei^ 9ilb, bad bie Ringer ber redeten ^nb {o ^ufammenbtücfe, att ob ex
ein ©(^ni^^en fc^lage, unb baran finbe fic^ folgenbe ^nfcbrift mit aff^rif«^
9u4fiaben: ,@arbanapa(, ber 6o^n bei^ 9[nal^nbacere§, baute tlnd^iale unb
%ax\u& in $inem ^age. 3%, trin! unb f^er^e; bad übrige ift nic^t fo »iel
mert', n&mlid) etned (Bd^nippäitni" . ©trabo felbft bemerft »eiter, bag aud)
(£(örilud biefc Sad^t erm&^ne; befonber« feien folgenbe $erfe überall im
Umlauf:
„^enei^ nur, mad i4 beim fktäii unb beim 9kin unb in Siebe genoffen,
^b* i4 aniett; bo<^ ^urütf blieb ieglidfe gfüDe beS 'Sttid^tami'* .
Hrrian aber (gelbjüge Hlecanberd II 5) fdireibt, ba^ oben auf bem dkabmal
bed Sorbano^al, na^e ber ®tabt Vnc^ialuö, bie ber Sage na^ t^on bem Uffi^rer
©arbona^l erbaut fein foü, biefer felbft geftanben ^abe, bie ^nbe gegen ein«
anber fd^lagenb, »ie bie« befonberd beim ftlatfd^en gef<^^, unb bad ^nfmal
^abt eine dfnf^rift mit aff^rtfcJben lOuc^ftaben enthalten, bie nac^ iluftfage ber
Vff^rer in poetifii^er gfc^m folgenben Äebanfen audgebrüdt l^abe: ^Sarbana«
palu«, 91nac^nba£arei»' @obn, ^at an (Sinem ^ge tlnc^ialu« unb StarfuiS ge«
grflnbet. 2)u aber, Sf^embUng, x% unb trint unb f^er^, benn bai» übrige,
mad a^enfc^n ^aben, ift nid)t fo oiel oert'', auf ben ®4oll anf|>ielenb, ber
beim 3ufammenf(61agen ber ^&nbe entße^t. <3)ai» „f^erje'' ^abe in bem af{^
rifc^en ®ort ber 3nf4rift leichtfertiger gelautet. Unb ^i obo r fagt am 641u^e
feine« ^Rör^en« oon ©arbanapal: „@o meit trieb et ed in ber @4»elgerei unb
in ber fc^&nblicbften 9(udf(^meifung unb Unm&fsigteit, bog er auf ft^ Stlbft foU
genbe (S^rabfc^rift maä^tt, bie, feinem IBerlangen gemä|, ber 9la(^foIger nadi
feinem 2obe auf fein Q^rabmal fe(en foüte, unb bie au« ber Sanbe«f)>ra(^e,
in roelcber fte gef (^rieben, fpüter oon einem Oriec^en überfe^t morben ifi:
6terbli4 bift bu; gebenfe baran unb, be« Seben« bid^ freuenb,
Stille be« ^erjen« (Selüft; fein 9Bo^lfein blühet bem Xoten.
@taub nun bin i4, obmo^l einft ftdnig ber ^enltd^en 9hnu«.
92ur, ma« ber (Daumen, mutmilliger ®(!^er) unb bie Sieb' an (ienüffen
Vlix gettd^rten, ift mein; fonft jeglic!^ (Sflter oerlie^ i4.
d^in SKann t)on folc^er (Binnedart mufite ni^t nur felbfi ein fd)m&^li(^e«
i&nbt nehmen, fobem er ffll^rte au^ bie oöOige 3^i^ning be« aff^rifd^en
9Iei4e$ ^etbei''.
111.
Über ^{utbanipal« $alaft auf bet ^ettaffc oon i(uiunbfd)if (fogen.
92otb^alaft) etfa^ten mit oon i^m felbft nod) Stakete«. Xie Statte, an melier
Slfurbanipal im £aufe feiner diegierung biefen feinen 92orb|)alaft aufführte,
mar für i^n mit ben f(^0nfien (Erinnerungen t)ertnü|)ft. ^er 8au mar urfprüng«-
li(^ ein Seßanbteil be« ftbnig«|)alafte« San^erib« — e« mar ba« fogen. BU
riduti, bo« neben bem ^arem a^gleic^ bie fönigltd^en ^ioat« unb ^runfge-
mMer enthielt unb eben^iermit ben HPönigen jur SBo^nung fomo^l mie ^um
(Smpfang, ber (Skfonbtfc^aften unb ^u geffclicttetten biente. ^ort ^atte fcfton
«0. XI, 1
beigaben.
43
San^erib otö ftdnig lefibiett; bort mar ^Ifai^obbon geboten unb aufgeroa(^fen,
^ttc er bie ^errfc^aft Aber ^({{^rieit ausgeübt unb jugleic^ bie f^amilie et«
iDeüett unb Setmanbtf^aft gefammelt; bott mat et felbft, 9futbQni|)aI, geboten
unb aufgen>o(!^ten, ^atte et untet beut fteuuMic^en, ^eilbtingenben ©diu^e bet
Mttet in glüctlutet Sugenb feine ^tin^enja^te detlebt unb bann olft ftönig
gciDo^nt, bott ent|)ftng et — ebenfo mie in bem 9}eubau — feit feinet 3:^ton-
be^eigung fottm&^tenb grteubenbotf haften üon @iegen übet feine fjfeinbe, „ift
ei auf bem 9ht^elaget jut 92a4t^it oon ftcunblicben 2:täumen umfangen unb
enoac^t et am SRotgen mit ^iteten (Sebanfen". Übet biefet „feinen Se*
»o^etn SSo^Ietge^en fpenbenbe, bon ben (Söttetn begnabete^ 93au mat ,,untet
Subel unb gto^loden", mo^u gemi^ obenan taufdienbe ^filic^feiten ge^Otten,
bauf&nig gctootben, med^alb i^n Wutbani|>a( etma im 24. ^af^t feinet 9f{egietung
(ca. 644) oöflig niebettig unb einen meit umfangteidieten unb no(^ |>ta(!^tigeten
fteubau auffü^te. Die ald „Qauft&tte'' befkiihmte 3:ettaffe mutbe avA 3ic0clit
50 3iegellagen f^od^ aufgefü^tt, „nid^t ^u f^od^** mit 9iü(fft(^t auf bie Xenu>e(
bet gtofien Q^dttet, feinet fetten, benen et in S^tf utc^t etgeben mat. (Ibit $ala^«
terraffe mug biefet Angabe ^ufolge aud^ me^tete Xtnüptl gettagen ^aben, mie
Dicd bei bet ^ettaffe Don (C^otfabab bet %aU iß.) 2)ie SBadfteine mutben
auf etbeuteten elamitifc^en hatten bon ben ^anbedbemo^netn ^etgugebta^t,
^ufammen mit i^nen, ben llntettanen bed ftdnigS, mußten bie gefangenen
Srdnige ütabiend gto^nbienft (elften. Wufüfpiel begleitete bad 3iegelfhrei(i^en
unb bie übtige Sttbeit. üuf biefet et^ö^ten Xettaffe mutbe bann baS gfunba«
ment bed 92eubaud gelegt unb meitet bet gi^ft^^u felbft aufgefü^t. ^ol^e
3ebenibalfen oom ®itat unb Libanon mutben übet ben ^43au lang l^ingelegt
unb Xütflügel aud mo^lbuftenbe;n S^^^^ff^^^o^f ^^^ Itupfetfiteifen übet^ogen,
in feinen Blüten befefligt. Det gan$e ^alaft mutbe mit &etf(!6menbetifd)et
^ac^t angefüllt.
IV.
JELffprifeSe l^errfcQerfiße«
(ttn St »mm a ^ntcr bem 9)oincn d^aioltrciftcit ben bett. .^erfd^rr olfi infc^riftlt^ bcicugtcn
9attt be? n6(f)ftfo(0enbeii.)
SloBicn
Qeincilungen
SSotncTi SRcnifitiingcit
Aaspia, U§pia
(libauet b. ^fut" Ikunum,
Ztmptl^ i iJarru-ki'in I
Kikia
(itbauet bet
@tabtmauet o. ?Sam8i-Adad I
«ffut
Kate-Aßir,
, >Sarra-k§n-ka-te-Adir
Salim-a^om,
1
Ilmiüma,
äeitgenoffc
ISme-Dagan 1.
®umu«abu'i» t). Asir-nirari I,
^abt^lon
Ki9ru(?)-Ha-ASir
IriloB,
1593abte(foSaI<
manaffaTl)b§m.
w
Asir-rabi I,
126 ga^re (fo 1 Adir-nirari II,
)ttfat^abbon)üot ' ASir-rSm-niö^gu
6amfi«llbab,
So^nb.Srl^tabi I Bel-ka-bi,
44
^igaben.
«D. XI, l
RamcB
Samsi-^dad II
Demctfioiflcn i 9tamcK
5803a^te(fo@al' | Asur-bdl-kaia und
inanaffarI)6)io. sein Brudei
QCWCttVKgCK
Isme-Dagan II,
SamM-Adad III
434 3Q^rc (fo
9far^abbou)oor
Satmanaffar I
641 S^ifxt oor
%fur-ban I
? Asor-nädin-a^i f
Puwir-A§ir»*
£Uel-n&9ir,
AHur-rabif II.
Asir-nirari* III,
A«ir-b61-niä^Hu*,
Krfba-Adad,
ASur-nballit I
AHar-n&din-a>}§,
AHur-uballit II.
Bdl-nirari,
Arik-dSn-ilu,
4>dad-nirari I.
8almftn(a)-aiared I,
Tukulti-Ninib I
V Asnr-nararaIV und
Nabü-dan
Takalti-A§ar
Bdl-kudur-u^ur
NiniU-apilri^ara.
Asor-dan I,
Bett^enojfetline»
nopW in
Beitgenoffe "Arne*
nop^U* IV
(Salmanaffar I)
^ttoeilig ftönig
D. ^ab^Ionien,
600 3a^re öor
San^erib
60 3a^re D. ^ia«
latl)|)Uefetd I
X^ronbefteigg.
Mutakkil-Nusku,
A^r-rös-iSi I,
Tukulti-apil-^sara I, (^igtat^ptlefet 1)
ca. 1107
Samdi-Adad IV
Adad-nirari II,
Tukulti-apil-ddara II
ASur-rabi Ilf,
Adar-r6§-i§i II,
Taknlti-apil-^sarain
Asnr-dan II,
Adad-nirari III,
911—890
Tukulti-Ninib II,
889-884
Asur-nä^ir-aplu,
884—859
8ulm&nu-a6ared II,
,858—824
Samdi-Adad V,
823-811
Adad-nirari IV
810—782
Salm&nu-asared III
781—772
ASur-dan IH
771-754
Asur-nirari V
753—746
Tukulti-aptl-eäaraIV
745—727
i!^ulm&nu-asared IV
727—722. — _
8arru-k!n II.
722—705
Sin-ahe-erba,
705-681
Aöar-a^-iddina.
680—668
A§ar-bän(i)-aplu,
668-626
A§ur-6til-ilftni(ukin-
ni); sein Bruder
Sin-sar-iskun ?— 606
30 3a^re toor
ilfumo^itpal
beginn hH (Epo>
nt|menfanon4
btAti&^ntt ftc^ a\i
Zerstörung Ninewes.
t) 9lamendfonn, mte fie bei ANur-uballit [ lautet. — M^ered ^u obiger
^rf(j^er(t^e bringt bie in Vorbereitung beftnbltcbe ^ubltlation ber in Vffur
gefunbenen 6(^riftben!m&Ier.
*) fo — mit bem ®ottednamen in ber f^orm Asir — nennen ft4 bie
betreffenben (»errfc^er felbfl, h^ä^renb Adur-uballit I unb Adad-nirari I bad
Asir in biefen Don i^nen zitierten 9lamen burc^ Asur erfe|^en.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Hilfsbucher zur Kunde des Alten Orients:
Wiackler, Hugo: Keilinschiiftliches Textbuch zum Alten Testa-
meat. Dritte, neubearbeitete Auflage. Mit einer Einführung.
(XX, ii8 S.) 1909. Ji 3 — ; in Leinen geb. Ji 3.50
Wlflckler, Hugo: Auszug aus der vorderasiatischen Geschichte.
(IV, 86 S.) 1905. ^3 — ; in Leinen geb. Ji 3.50
MeiSner, Bruno: Kurzgef afite assyrische Grammatik. Mit Para-
digmentafeln und einem Verzeichnis der in diesen vorkommenden
Wörter. (V, 80 S.) 1907. ^ 3 — ; in Leinen geb. Jt 3.50
Weitere Studienbücher:
DalmaUt Gustaf: Grammatik des jüdisch - palästinischen Ara-
mäisch. Nach den Idiomen des palästinischen Talmud, des
Onkelostargum und Prophetentargum und der jerusalemischen
Targume. Zweite Auflage, vermehrt und vielfach umgearbeitet.
(XVI, 419 S.) 1905. Ji 12 — ; in Leinen geb. .M 13 —
Jeremias, Alfred: Das Alte Testament im Lichte des Alten
Orients. Handbuch zur biblisch -orientalischen Altertumskunde.
Zweite, völlig neu bearb. und vielfach erweit. Auflage. Mit 2 16 Abb.
und 2 Karten. (XVI, 624 S.) 1906. Ji 10 — ; in Leinen geb. jM 11 —
König, Eduard: Hebräische Grammatik ffir den Unterricht, mit
Übungsstücken und Wörterverzeichnissen, methodisch dargestellt.
<Vin, III u. 88 S.) 1908. v4 3 — ; in Leinen geb. Jt 3.60
Strack, Hennann L.: Grammatik des Biblisch -Aramäischen. Mit
den nach Handschriften berichtigten Texten und einem Wörter-
buch. Vierte, sorgfältig verbesserte Auflage. (40 u. 60 S.) 1905.
Ji 2 — ; in Leinen geb. J$ 2.50
— Einleitung in den Talmud* Vierte, neu bearb. und sehr erweiterte
Auflage. (VIII, 182 S.) 1908. Ji 3.20 ; in Leinen geb. ^ 4 —
Stumme, Hans: Arabisch, Persisch, TOrkisch in den Grund-
zügen der Laut- und Formenlehre, für das Privatstudium sowohl
als für akademische Vorlesungen, in denen Wörter und Namen
aus dem Kulturkreise der islamischen Welt zu erklären sind, ohne
Anwendung der arabischen Schrift dargestellt. (63 S.)
1902. in Leinen geb. .^3 —
Weber, Otto: Die Literatur der Babylonier und Assyrer. Ein
Überblick. (XVI, 312 S.) Mit einer Schrifttafel und 2 Abbildungen.
1907. .4 4.20; in Leinen geb. J^ S —
Seit TQOf erscheint in mifangloser Folge:
Vorderasiatische Bibliothek. Hrsg.: A. Jeremias u. H. Winckler.
Die Sammlung bietet in der Bearbeitung durch erste Fachgelehrte die
wichtigsten Keilsclmfturkunden in Umschrift und Obersetzung, mit sachlicher
Einf&hrung. Eigennamen- und Wörterverzeichnissen sowie Erläuterungen zum
Inhalt durch ideographische, geschichtliche oder sonstige fBr das Verständnis
bedeutsame Sachbemerkungen.
Prospekt kostenfrei durch den Verlag.
Verlag der J. C. Hinrichs 'sehen Buchhandlung in Leipzig.
Vorderasiatische Bibliothek.
(Redaktion: Alfred Jeremias und Hugo Winckler.)
Die nach einem einheitlichen Arbeitsplan angelegte Sammlung stellt sich
die Aufgabe, die für die Kunde des Alten Orients irgend massgebenden Urkunden
in möglichster VollstILndigkeit in Umschrift und Übersetzung zusammenzustellen
und allgemein zugänglich zu machen. Die Bearbeitung der einzelnen Stücke
liegt ausschliesslich in den Händen von Fachgftlehrten, und jede Arbeit wird den
Charakter einer selbständigen wissenschaftlichen Leistung tragen, die in Behandlung
von Text und Sprache wie in der Übersetzung dem Stande der Wissenschaft Ent-
sprechendes zu bieten sucht. Jedem Stück werden ausser einer sachlichen Ein-
führung ein Eigennamen- und Wörterverzeichnis sowie Erläuterungen zum Inhalt
— durch geographische, geschichtliche oder sonstige für das Verständnis bedeut-
same Sachbemerkungen — beigegeben. Auf diese legt das Unternehmen
besonderen Wert. Möglichst schnelle und bequeme Benutzbarkeit ist durch
praktische äussere Einrichtung gesichert.
Als Ehröffnung dieser Serie erschienen im Mai 1907 :
Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften, in
Umschrift und Übersetzung herausgegeben und bearbeitet von
F. Thureau-Dangin. Mit Verzeichnis der Eigennamen und
wichtigsten Kultgegenstände von Prof. Dr. Stephen Langdon.
(XX, 275 S.) 8*^. 1907. M, 9 — ; geb. M. lO-
Prof. Dr. C. Bezold,Heidelberg,in der Deutschen Lit.-Zeitung (1908, Nr. 41):
„Th.-D. hat sich seit mehr denn 10 Jahren wie kein anderer lebender
Assyriologe in die Schwierigkeiten der rein sumerisch geschriebenen Inschriften
▼ertieft, eine Spezialisierung, die vom schönsten Erfolge gekrönt wurde Als ein
Hauptresnltat dieser Studien legt der verdiente Gelehrte den Fachgenoasen nun
eine möglichst vollständige Sammlung der Königsinschriften vor. . . Die deutsche
Ausgabe unterscheidet sich von der französischen besonders durch eine äusserst
willkommene Zugabe: in knappen Anmerkungen versucht der Verfasser jeweils
die Zeit der Heirscher zu bestimmen, deren Texte erklärt werden. . . Gegen 30 im
Original noch unveröffenüichte Stflcke (aus den reichen Schätzen des Ix>uvre) ge-
langen zum ersten Male zu unserer Kenntnis. . . Das von Langdon angefertigte
Glossar und Eigennamenverzeichnis wird treflfliche Dienste leisten und hat bei
Stichproben nur ganz selten versagt.**
Seit Juli 1907 erscheinen in Liefermigen :
Die El-Amama-Tafeln, in Umschrift und Übersetzung herausge-
geben und bearbeitet von Professor Dr. }. A.Knudtzon, Christiania.
Lieferung i bis 10 (TV u. S. x ~ 960). 8*^. je M. 3 —
Lieferung 1 1. Schluss der Texte und Übersetzung, Liste der Originale,
der undeutlichen und fraglichen Zeichen etc.
Dazu: Sachliche Anmerkungen und Register, bearbeitet von
Dr. Otto Weber. Erscheint im Herbst 1909.
Einer Einleitung, die ttber Fundorte, Geschichte, Inhalt, Zeit der Tafeln
und im Zusammenhang damit über die Eroberungen der Ägjrpter in Vorderasien
und das Eindringen fremder Völker in diese sachkundig orientiert, schlieast sich
die Umschrift von 358 Tafeln mit möglichst wortgetreuer Übersetzung und text-
kritischen Noten an. Unsichere oder fragliche Zeichen sind auf 4 autographischen
Tafein in 184 Nummern zusammengestellt Eine nach den Besitzern geordnete
„Liste der Originale" nennt deren gegenwärtigen Aufbewahrungsort und die
Stelle des Buches, an der sie behandelt sind.
hn Druck befinden sieh:
Die Inschriften Asurbanipals und seiner Nachfolger. Von
Prof. Dr. M. Streck.
2!kinäehst werden dann folgen:
Die Achämeniden-Inschriften. Von Prof. Dr.F. H. Weiss bach.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlnng in Leipzig.
Drucksachen der
Deutschen Orient- Gesellschaft.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen.
fn Kürze erseheint:
12: Das Hohe Tor von Medinet Habu. Eine baugeschichtliche
Untersuchung. Von Uvo Hölscher. Mit etwa 60 Abb. im Text
und Tafeln. Etwa M. 35 — ; geb. in Leinw. 39 —
Das Bauwerk ist ein in den Formen des alt-orientalischen Festungsbaues
errichtetes Tor. Seine oberen Räume dienten zum gelegentlichen Aufenthalt des
Königs und seines Harems und waren über die hohe Umfassungsmauer hin vom
Pdast aus zugängig. Die vorliegende Arbeit gibt eine genaue Untersuchung, Auf»
nähme und Rekonstruktion des Torbaues und beschäftigt sich dann mit seiner
Beziehung zum Palast und mit der allgemeingültigen Verbindung von Tempel und
Königspalast in Medinet-Habu und ähnlichen Anlagen.
Soeben ersehieneti:
»
11: Das Qrabdenkmal des Königs Neffer-ir-ke>-re. Von
Prof. Dr. Ludwig Borchardt. Direktor des Kaiserl. Deutschen
Archäologischen Instituts in Kairo. Mit 96 Abbildungen im Text,
7 einfarbigen und 3 mehrfarbigen Blättern. [Abusir V] 1909.
M. 30 — ; in Leinen geb. M. 34 — . Für Mitglieder M. 24 — ; geb. M, 28 —
Unter den Einzelfunden sind besonders die prächtigen Scheingefasse, die
Gold mit Malachit- und Lapislazuli- Einlagen nachahmen, ausführlich beschrieben
and mdbrere von ihnen (darunter zweifarbig) rekonstruiert.
10: Der Anu-Adad-Tempel« Von Walter Andrae. Mit 94 Ab-
bildungen im Text und 34 Tafeln. [Assur A i] 1909.
M. 40 — ; in Leinen geb. M. 44 — . Für Mitglieder M. 32 — ; geb M. 36 —
Früher erschienen:
A: tlatra. Nach Aufnahmen von Mitgliedern der Assur-Expedition der
Deutschen Orient -Gesellschaft. 1. Teil. Allgemeine Beschreibung
der Ruinen. Von Walter Andrae. Mit 46 ^ Abbildungen im
Text und 15 Tafeln. 1908. M. 16 — \ in Leinen geb. M. 19 —
Für Mitglieder der D.O.-G. M. 13—; in Leinen geb. M. 16 —
8: Priestergraber und andere Grabfunde vom Ende des
Alten Reiches bis zur griechischen Zeit vom Totentempel
des Ne-user-re*. Von Prof. Dr. Heinrich Schäfer, Direktor
b. d. Kgl. Museen in Berlin. Mit 255 Abb. im Text, i farbigen und
1 1 Lichtdruckt. [Abusir Xl] 1908. M. 54 — ; in Leinen geb. M. 58 —
Für Mitglieder der D.O -G. M. 44 — ; in Leinen geb. M. 48 —
7: Das Qrabdenkmal des Königs Ne-user-re von Ludwig
Borchardt Mit 143 Abbildungen im Text, 24 schwarzen und 4 far-
bigen Blättern. [Abusir I] 1907. M. 60 — ; in Leinen geb. M. 64 —
Für Mitglieder der D.O.-G. M. 48—; in leinen geb. M. 52 —
6: Griechische Holzsarkophag^e aus der Zeit Alexanders
d. Or. Von Carl Watzinger. Mit 3 Chromotafeln, i farbigen
Plan und 135 Abbildungen im Text [Abusir III] 1905.
M. 35 — ; in Leinen geb. M. 37.50. Für Mitglieder 30 M ; geb. 32.50 M.
Siehe auch nächste Seite:
Verlag der J. C. Hinrichs^schen Buchhandlung in Leipzig.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen der D.O.-G.
3: Der Timotheos-Papyrus, gefunden bei Abusir am i. Februar
1902. Mit einer Einfuhrung von U. v. Wilamowitz-Möllendorff
7 Faksimile-Tafeln in Lichtdruck. [Abusir IV] 1903. M. 12 —
Für Mitglieder der D.O.-G. M. 9 — . In vornehmer Leinenmappe 3 M. mehr.
5: Die Inschriften Nebukadnezars II. im Wädi Brisi und
am Nähr el-Kelb. Herausgegeben, umschrieben, übersetzt und
erklärt von F. H. Weissbach. Mit 6 Lichtdrucken, 5 Textabbil-
dungen und 40 autographischen Tafeln. 1906.
M. 20 — ; in Leinen geb. M. 22.50. Für Mitglieder 15 M.; geb. 17.50 M.
4: Babylonische Miscellen. Herausgegeben von F. H. Weissbach.
Mit I Lichtdruck, drei Figuren im Text und 15 autographischen
Tafeln. 1 903. M. i 2 —
Für Mitglieder der D.O.-G. 9 M. Mit 1 u. 2 in einem Leinenband 2.50 M. mehr.
2: Die Pflastersteine von Aiburschabu in Babylon. Von
Dr. Rob. Koldewey. Mit i Xarte und 4 Doppeltafeln in Photo-
lithographie. 1901. M. 4 —
Für Mitglieder der D.O.-G. 3 M. Mit i u. 4 in einem Leinenband 2.50 M. mehr.
1 : Die Hettitische Inschrift gefunden in der Königsburg von Ba-
bylon am 22. August 1899 von Dr. Rob. Koldewey. Faksimile
der Inschrift, Vorder-, Rück- und Seitenansicht der Stele in Licht-
druck, Bemerkungen des Finders und Vorwort von Prof. Dr. Frdr.
Delitzsch. 1900. M. 4 —
Für Mitglieder der D.O.-G. 3 M. Mit 2 u. 4 in einem Leinenband 2.5c M. mehr.
Sendschriften.
Meyer, Professor Dr. Eduard, Direktor des Instituts für Altertums-
kunde in Berlin: Aegypten zur Zeit der Pyramidenerbauer.
Mit 16 Abbildungen im Text und 17 Tafeln. (43 S.) 1908.
[Nr. 5] M. 1.50; kart. M. 2 —
Puchstein, Professor Dr. Otto, Generalsekretär des Kaiserlich
Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin: Die ionische SSule
als klassisches Baugflied orientalischer Herkunft. Mit
59 Abbildungen. (55 S.) 1907. [Nr. 4] M. 1.50
Delitzsch, Dr. Friedrich, Professor an der Universität imd Direktor
des Vorderasiat. Museums in Berlin: Im Lande des einstigen
Paradieses. 1903. [Nr. 3) M. 2 — ; kart. M. 2.50
(Erschien bei der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart.)
— Babylon. Zweiter Abdruck mit Nachwort. Mit 3 Plänen
(25 S.) 1901. [Nr. i] M. I —
Meissner, Dr. Bruno, Professor an der Universität Breslau: Von
Babylon nach den Ruinen von Hira und Huamaq.
(22 S.) 1901. [Nr. 2] M. — 60
Die in zwanglosen Heften erscheinenden Mitteilungen der D.O.-G. nnd
nur für Mitglieder bestimmt, also käuflich nicht su haben.
Druck von Hartaann li Wolf, Loipiig.
n. 3a#rA4ii5- Der Jllte Oflem f<f* 2
6<m«tn9(rrtdn5ftcSe ^arfiteffutiaen _ . . . ,
^eis des Jihr* . ^ ^ ' €inzclprcit fcdci
4U«cs <4 U«lte) b«fau.«eflfbcii «on der ^,„„
2 m.. «c». 3 m. UoTderasiafischcn Gesellschaft (€. U.) 6o Pfennig
Die Eykier
1t)re 6efct)icl)te unb ibre Infcbrirten
mu 5 nbbilbungen unb Kärtd)en ber Fiinborte
ÜDn
Dr. phil. Tbeobor Kluge
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Ecfazig
|. C. f]inrid)sTd)X BudibanMung
191
Die Uordera$iati$(be 0e$ell$(baft (€. U.)
mit dem Sitz in Berlin
•
be^mectt bie gförberung ber oorberafiatifd^en Stubten auf Q^runb ber ^eulmölei.
@ic gibt toijfcnjc^Qftlic^c ^(rbeitcn i^ret aJiitgliebcr in atoangtofcn heften ald
„Wxtttiiunqtn ber Sotberafiotifcöcn ©cfcllfd^aft" unb öcmcüititr-
ftäiiblici^c 5)Qrftcnun0cn öicrtcljöftrlid) unter bcm %\tt\ ,,5)cr Ätte Orient"
^eraud. (ferner »i(l bie Q^efettfci^oft bie 93ef(^affung neuen SJ^ateriald anregen
unb unterftu^en. ^ie (Stejedfc^aft ^a^It gegenwärtig 503 ^JlttgUeber.
^erja^rlit^eSKitgliebSbeitrag betrogt lO^Rorf, wofür bic„SKitteiIungen"
(fonft 15 «KR.) unb „3)er ?ltte Orient" (fonjt 2 9»,) geliefert »erben. — «uf-
na^me otd S^ttgtieb erfolgt burc^ ben ^orftanb auf einfädle "Snmelbung beim
ed)riftfül^rer. — S^^^^nfl ^cr 3)citräge f^at im 3onuar an 3Bolf Reifer JBerlofl
53er(in S. 42, 33ronbenburgftto6e 11, ^u erfolgen.
5)er»orftanb beftc^t j. 3t. ou«: $rof. Dr. g. oon Öiift^an, 1. SorRleubcr,
©übcnbe, Berlin; ißrof. Dr. ^t. ^ortmann, 2. 35orfifcenber, $erm«borf («torf);
Dr. 2. SWcfierfd^mibt, Sc^riftffi^rer, »crlin W. 15., ^foljburgerftraSe 5; $rof.
Dr. §. SBincfler, Söilmer^borf; «Prof. Dr. ^^r. a}^ci6ner, «reSIau; Sic. Dr.
«Ifr. 3ercmia«, 2t\pif\^; ^rof. Dr. 5. (g. Reifer, ftönigdberg: Dr. ffrci^. bon
«iffing, Wünd^en. — Herausgeber ber „SRittcilungcn": $rof. Dr. §. SBinrfler,
3Bilmer8borf b. SBcrlin, «ingerftr. 80, bcS „«tten Orient": 5)crfelbc unb
Sic. Dr. ?(lfr. 3eremio8, Seipjig, ^ouptmannftrojc 3.
1n1)«1t der bisher crsd)icnenen f)efte des „Jlltcn Orient** (Freit 60 PI.):
iSgQpter aU Krieger unb Eroberer in
«fien. 7TOb. SB. W. ^Jiütler. 5i
^lltbab^lonilc^eö «Retftt. Wxt 1 §lbb.
»on ©. SRciöncr. 7i
8lmorna*3cit. ^^on ©. 9iicbu^r. la
Arabien t)or b. 3^lam. O. SSeber. 3i
?lrainacr. Son VI. ©anba. 43
5lf urbanipal u. b.off t)r.5?ultur feiner
3eit.l75lbb.«on5.5)eIiljfc^. lli
«tt)iopicu 1 ?lbb. ip}. iV. ^n ü 11 e r. 62
©obtjlonifc^e §^nincn nnb ®cbctc.
^on ip. 3i"i'"crn. 78
3)ämonenbef(i)roörung bei b. ©abij-
louieru u. 9lffi}rcrn. 0 SBeber. 74
Deutung ber3u^""ft bei bcn '^abt)-
loniernu. Äffprern. 91 U n g n a b. 10s
gntjiffcrung ber Äeilicftrift. 3 9lbb.
»on £. gRefferfd)mibt. 52
(Sup^ratlönbcr unb baS "^ittetmeer.
3Rit39lbb. «on .§. SBincfler. 7«
geftungSbau im Sllten Orient. Wxt
15 «bb. «on 91. 58iHerbecf. U
gorfrf)ung«reifen in @üb-9lrabif n.
3.(iQrtenff u.49Ibb 0.3Beber. 8*
&tW\ä)it ber etabt ^abplon.
Son $. SBindter. 61
©laferS gorfcbung^rcifen in ©üb-
arabien. 9»it 1 SBitb ®Iafer#.
^on Dr. Otto SBeber. 10a
^ammurabi. Sein Sonb unb feine
3eit.9Äit39lbb. »ong.Ulmer. 9i
^ammurabiS @efe(e. ^it 1 ^bh.
SBon ^. Sincfter. 44
tettiter.9S{bb.S.^efferf4mibt. 4i
immeU« u. ^ettenbilb ber ^abt^-
tonier. 2 9(bb. <p. ©incfter. 3a;s
^öQe unb $arabied bei ben ^ob^«
loniern. SBon 91. S^temia«. Is
Jleilfd^riftmebi^in in parallelen.
1 @*riftt. Srei^. ö. Oefelc. 4i
Spüer . 59bb u. 1 ^ar te. £1^. 1 1 u g e. 1 1 3
^ggie unb 3^*1^^^^^ ^^ Q^^cn
ä[gQpten. $on 91. ^iebemann. 64
üiiniöeS SEBieberentbedung.
«on SR. Se^npfunb. 53
$^dniaier. I&on '^. 0. San bau. 24
$^öniji. 3nf(^rift. S5. ü. Sanba u. 8.1
^t)r^gien. «Ht 15«bbilbungen.
Son (S. ^ranbenburg. 9^
$olitifdbe ^ntmi(f hing $abt)loniend
u. Vlfftjrien«. »on-f). ©incf ler. 2i
©an^erib. «ou O. SBeber. 6s
©diriftu. ©prad^e b. alten %^pter.
9Kit3 9lbb. SB. ©piegelberg. 8a
©tabtbilbbon^ab^lon. ^it 19(bb.
u.2$tanen. g.^.SBeigbact). 54
Xcfl^alaf.SRit lÄartenff.u.l59(bb.
Sß\)T\ 9R. 0. Oppenheim. lOi
^oteu.^Ioten-S'^eidie im Glauben b.
alten Ägypter. Ä.SBicbemann. 2a
Unter^altungdliteratur ber alten
^gt^pter. ^on 91. SBiebemann. 3«
I1rgefd)ic^te, ^iblifcbe u. bab^lon.
^on ip. 3iwniern. 2»
S^ölfcrS^orberapen«. 6 SBintfler. li
^aS S^orgebirgc om 9?a4r-el*ftelb
u. feine ^enfmaier. 1 ftartenff.
u. 4 9tbb. SSon f». SBindler. 104
SBeltf(f)öpfung,9ab^lonif((e. 1 9lbb.
9on ^. Sindler. 81
^er 3agro8 u. feine »ölfcr. SKit 3
irartenff.u.859(bb. (0.$üftng. 99i4
Unter t)etn ^tarnen iltfütn Derftanben bie @inec^u ben füb-
löcftlic^cn "Seil Äleinafiene, bcr jiüifdbcn bcm ®oIf Don SKatri
(ilelmeffod) unb bem Don ^balio (^ttoleia; ober auä) Dltfmpo^)
liegt ^e Sanb bagärifd^en btibet eine etn)Q 1000 m l^ol^e $oc^^
fla(^, bie im Altertum ben 9tamen 9J2iIt)Q<^ führte, unb bie [teil
no(^ ben Stuften i^u abfaßt. ®egen ba^ 3nnere Äleinaficn^ »irb
biefe ^oc^fläci^e burd^ ^ol^e ©ebirg^jüge faft abgefd^Ioffen, bie bi$^
3000 ifi anfteigen. ®ie^t man üon ben an ber ^üfte gelegenen
Orten unb ©täbten ab, fo liegen bie bebeutenbften l^Kfd^en
42ieber(affungen faft alle an ben brei größeren ^lu^Iäufen, bie
^^tien in me^r ober weniger getounbenem Sauf burd^jie^en. &
finb biee bcr Xont^oö im SBeften, ber 9Kt)ro^ im ©üben unb ber
^im^o^ im Dften. gaft nur oon ber SKünbung biefer Äüften*
flüffe au^ nmr bad Sanbe^innere jugangKd^. S(ber aud^ ber @ee»
Derber ift nie t)on groger 9{udbel^nung getoefen unb l^at fid^ im
gro^ unb ganzen eigentlid^ nur mit ät^oboe, bad fd^on jiemlic!^
frü^ bie %ntifHf^o^ vorgelagerte Snfet 9)legifte folonifiert tjatte,
unb f^Miter mit 'SLQt^ttw enttoidEelt.
9Ule biefe geogra|)^ifc^en (Sigenfc^aften bed Sanbee ^aben be«
mirft, bag loir Don ben Softem erft in jiemlic^ fl^äter Qtxt ttxoai^
4 (itiinoQXQp^\)ä^t Steflung unb Sorgefd^id^te. H£. XI, 2
erfahren, aber and) eine 3Äcnfle altcrtümüci)c Snftitutioncn unb
fonftige ©flcntümKd^fcitcn erhalten finben.
Über bte ct^nograp^ifd^c Stellung bcr Sl)fier ift jurjcit nid^te
mit Std^erl^cit ju ermittetn; fie finb — foöiel fte^t feft — mebev
Snbogermanen noc^ Semiten. 3)ie Serfud^e, bie SijKcr mit Den
^l^r^giern in nähere Q^ejie^ung ju bringen unb fie mit biefen aue
il^raKen einwanbern ^^u laffen, ift afe ein Serf ud^ an jufe^en, ber
DöQig gefd^eitert ift, unb ber fic^ überhaupt nic^t aufgebrdngt ^tte,
rocnn man bie ©prad^en beiber Sölferfd^aften miteinanber uer-
glid^en ^ätte. äud^ bad 3Ser^äItniiJ ber Sfarer ju bcn iJ^Kern
Id^t fid^ nid^t genauer beftimmen, benn erftenö ift unfetc Slenntnie
ber Überlieferung ju lüdten^aft, unb jtpeiten^ ift bie ^nntnid ber
farifd^en Snfc^riften, bie jum großen Xeil auig ?lgt)pten ftammcn
— SBanbfri^eleien ber ©ölbner bed 5ßfammetic^ — nodb jurjeit
fo mangell^aft, bag fie ju weiterreid^enben Folgerungen abfolut
unbertoertbar finb. Slud^ anbere JBerfu^e, bie filjlier allein auf
(Srunb ber antifen unb fonftigen 3;rabition ju irgenb einem
<inberen Solfe Äleinafien^ in SBejie^ung ju fegen, feien e^ Xroer,
Ö^bier ober Staunier, ^aben faum ein greifbare^ @rgebni«< gehabt.
iS^er tonnen bie SSerfuc^c ?[uÄfic^t auf Srfolg l^aben, bie bie
ü^fier in ®ejie^ung fegen ju ben meit im tteinafiatifd^en hinter*
lanb in ber ®egenb be^ SBan-See« »o^ncnben Urartdem. @inb
au^ bie Srgebniffe, bie bie bergleic^enbe ©prac^forfc^ung bi^^cr
mit biefen ®erfud^en erreidjt ^at, nid)t allju fidler unb bebürfcn
fie t)or aQen fingen einec^ meiteren Sludbaued, fo merben fie bod)
anbererfeit^ beftdtigt burc^ eine JRei^e ard^dologifd^er J""^^» ^^^
^um minbeften ben SRad^meig erbringen, bafe biefe beiben Sötfcr
in ber erften ^dlfte bed erften Sal^rtaufenb^ eine faft gleid^artige
Äultur gehabt ^oben. ?(ud) ber anbere Serfuc^, ben ^auli unter-
nommen ^at, bie Sl)tier mit ben Stru^fem in Serbinbung ju
fegen, auf ®runb fprad^Iid)er ©gentümlid^feiten unb mit ^ilfe bcr
antifen Xrabition, ift taum atö gefd^eitert anjufe^en; ma« oor
aßen Dingen allen biefen SBerfuc^en ein faum übcrtDinbbarcö
.^inberni^ entgegenftellt, ift bie fiücfen^aftigfeit bec^ SWaterial'j, an
bem noc^ jeber Serfud^ gefc^citert ift.
Die eigentümlid^e Xatfad^e, bag bie X!i)fier faft au^^fc^lieglic^
in ben brei großen gtufetätem figen, leitet hinüber ju ber [^roge,
toie fie ba^in gelangt finb. ©iei^t man oon ber 9)?öglid^feit ab,
bafe bie S^fier autod^ton finb, f o fönnen fie nur jur ©ce l^crcin-
gefommen fein. Wun erjdMt ^erobot (1, 1781 bie befannte ©efd^ic^te,
aCW.'i (JkfÄidite in bcr «erferjjeit 5
Dag bie fiqher unter ,^ä^rung be^ Sarpebon au» Mreta eingenrnnbert
feien, unb bag fie fic^ urfprunglic^ Xermtlen ober XremUen nannten
(toa^ bie 3nf(^riften beft&tigen). 9}o(^ ju fiebjeiten bee <Sar))ebon
fei U^foö, ber So^n be$ ^^anbion, aue 9(t^en ((efommen, unb
banac^ ffil)rten bie Xermilen ben 92amen l^Qfier.
Äue ber Wefc^id^te iJt^fienö felbft bic^ in bie perfifdje ^eit
niiffen wir fogut wie nid^t«^. »a^ SBcbeutung ^ätte. Die girün-
Dung r^obifd^er .Kolonien an ben Mfien bermoc^ten bie St)tier ni^t
^u Der^inbem, bagegen Rieben fie fic^ frei i3on ber lt)bif^en
Ober^errfc^aft. ^R^obifd^e ©rünbungen finben mir uor aQem auf
JKegifte, bae nod» jur .ftaiferjeit im r^obifd^en Sefiti luar, femer
tshigai, ftor^balla unb St^obiopolie. (^t nad) bem 3turje beö
Ut)berreid^ unter Shöfu«^ burd^ bie $erfer (545 u. (£^r.) fam
aud) i^ @e(bftanbigfeit in& 9Ban!en. Unter ber ^^ü^rung be<2^
.t)arpago9 brong ein perfifd^esJ ^er — mal^rfd)einK(^ öon Xel==
meffoe aue — in ba«^ obere Sant^odtal ein unb rüdtte auf £ant^o^
loe. Dic^t bor ber @tabt, oieQeic^t bei ber nod) ^eute ba& Xol
ipetrenben 9Rauer, tarn e« jur ®diiad)t, bie ben (Sinmo^nern unb
ibren ^Ufdodßern berloren ging unb weiterhin ber otabt unb
aud) bem Staat* bie (^ftenj foftete.. Die perftfdjc 3nbafion
fd^nt nic^t oon langer Dauer gewefen ju fein, benn bie Stabt
blühte fc^neQ wieber auf. Dann erfahren wir erft wieber ju ber
3eit etwa«^, atö Dariud (516/515) eine 9!eueinteilung beö äteid^e«!^
Domimmt. Sei biefer werben ^ampl^^lier, Jlarer, Sonier, ÜTJagneten
unb 9ioIier ,^u einer ^robin;^ oereinigt bie jä^rlic^ 400 Talente
9ilber ju entrii^ten ^at. 3n ben ^Ibjügen be« Dariue werben
bie Spfier mertwürbigerweife nid^t erwähnt, Wo^{ aber finb fie an
bem 3^^ ^ 3Eerjeö gegen ©riec^enlanb ($>erobot VII, 92) mit
r>(» Sc^ffen unter 9(nffi^rung beS Stt^bernis^Ios^, bec^ oo^ned bee
Sitod, beteiligt. 9(u$ ber ^Inja^l ift ju fc^liegen, ba^ i^rc @ee^
mac^t im ä^er^ältni« p ber ber anberen SSöKer feine geringe ge«
wefen fein fann. 3n ben balb barauf einfe^enben ^greffibfriegeu
ber @rie(^n gegen bie ^^erfer fe^en wir bie St)fier auf feiten ber
erfteren. 3a, nad^ ber Sd^lad^t am Surtjmebon (46(> o. (£^r.j
traten fie fogor in ein Sänbnic^oer^ältnid ^u 9It^en; bod) ^anbelt
ed ft(^ in biefem ^^Ue nur um Xant^o^ felbft fowie beffen
«Sd^u^berwanbte'', bie anberen ftommunen behalten i^re oöQige
3etbftanbigfeit, fo j. 9. ^^^feli«, t>a^ faft mit äBaffengewalt jum
1) Staat in bem ®inne, atö 3£antfto# einf 9(Tt t^oroTt einer 9tet^f oon
'^aä^bajftähttn war.
6 ^f^ief^un^en ^u (Shec^nlonb 90. XI, 2
Slnfd^lug an bie griec^ifc^e Soc^e gejiouiigen merben muB« ^ie
lange t>a^ üBunbedDet^filtntö ju St^en gebauert ffot, ift ntc^t mit
@i(^er^tt feftjufteUen, ju Anfang be$ petoponnefifc^n Sbriege^ mar
cö nid)t mc^r in Ätaft (431 t). a\)xX SBcnig fpätcr fogar
(429 D. (£^r.) wirb ein at^cnif^er Stratege 3RcIcfanbro«^, bcr an
ber Iqfifd^cn ftüfte jum Sc^uljc ber Äauffa^rer freujte unb eine
(£j|)ebition in ba^ Snnere ju biefem 3^^^ unternimmt, mit feiner
ganjen 9Rannf(^aft öernic^tet. Die politifc^c Stellung ber ll)fif(^en
©ororte mup roä^renb ber ganzen ^cit too^I eine jipeibeutige genannt
werben, benn nad^ bem 9iiebergange 5(t^end fuc^ten fie fofort
nrieber 'änfc^Iufi an bie perfif(^e äXad^t, mit ber fie mo^l nie
eigentlirt) reci)t gebrod^en Ratten, unb ha^ mag t)auptfäc^Iicf| in
bem 3?eftreben ber Dt^naften feinen ®runb gehabt ^aben, nadi
SJföglic^feit freie /oanb ju behalten unb bie eigentlichen .v>crren
im eigenen \ianbe ^u bleiben. 2o fe^en mir fie benn fofort
mieber an bem großen ©atrapenaufftanb beteiligt (ca. HH2 ö. S^r.).
3n biefe 3^^^ fällt auc^ eine (Sjpebition bei^ ^ant^ifcften Dt^naften
^^ericle^ gegen lelmeffo^, über bie un«; ein /"Fragment be* IIjcü-
pomp orientiert; fie cnbete mit ber Unterwerfung oon Xelmeffoc-
unb bem 2Jerluft ber Selbftänbigleit ber 2tabt (über bie lireig
niffc finb mir aud^ axiity ben onfc^riften einigermaßen oricntiei-t).
Der 3i^9 9^9^"^ lelmeffoß {c^eint nur ein Jeil eine* größeren
^^laned be^ ^ißericle? gemefen ^u fein, bie perfifc^ Cber^o^eit ab*
^ufd^ätteln, unb ba;^ii bot ber Satrapenaufftanb bie beftc @^legen^
^eit. Offenbar mußte aber :D?aufoloÄ oon ftarien oon bem ganjen
^lan Ä'enntni^ befommeu i^b^n; er trat auf bie Seite be^ (äroß-
fönig^, befam fo Stiften gegenüber freie §anb, unb \>a^ gön^c
Jant^oÄtat fam eine 3citlang unter bie .!perrf(ftaft ber farifc^n
Dtjnaften, nat^bem ^^ericlei^ — bie näheren UmftÄnbe finb ööUig
unbelannt — um feine .^rfc^aft gefommen mar. Sauge bauertc
bie farifc^e Ober^o^eit nic^t, jebenfalld taum über bad 3a^r 34(i
t). S^r. Die 3uftä"^^ ^^^ Gegebenheiten biefer ^tit fc^ilbert aud)
mo^l — fieser ift ba* abfolut nidjt — bie große 3nfc^rift bcr
l'ant^o^ftele. Sie feiert in i^rem größeren "ileilc bie 3xiten eine*
So^nes^ be*? Jbarpago«^. Slber nid^t einmal bcn Siomcn biefce
So^ned fennen mir mit Sic^er^eit. ^n bem So^n be«^ ^rpagoe
ben j$dnig ^ericle^ ju fe^en, ift ebenfall«^ (ein (9runb. ^uc^ i^re
jeitlic^e Äbfaffung fteöt nic^t feft: @nbe be« fünften, Anfang bc*
oierten 3a^r^unbert£$. i^mmer^in ift fieser ba«^ Sorfommen ber
9?amen bee Dariuß JL (424—405) unb ?(rta^er;i:e«. II. (405— .{69)
HC. XJ, 2 QitW^tt im 8ntalter ber Diabocbrn. 7
feftguftetlen (an Datiuc^ I. unb ^IrtQjre^ee J. tft faum ^n benfen).
3u biefer 3^^ erfolgte ouc^ bie admä^Iid^e ^u^be^nunc^ ber
IqtifdKn ,t>^rrf(^Qft auf ba« gefomte, Don ben 6}riec^en mit S^Ken
bejeic^nete ^nb, ber 9]^It)Q<& fotoie be^ an ben 5iäften Iteßenben
(Skbietee. @egün)tt()t tDurbe biefe ^u^be^nung butd) eine ^Hei^
Don fleineren unb grögeren ^^naften, bie in ben alten @m^orien
i^ren Bit^ Ratten. 2)a^ mic^tigfte Siecht, boe fie too^i befagen,
nMr bae SKflnjrec^t. ^erfifc^e (Sourantmfinjen mürben, um in
i^Qfien <Aur9 ju ^aben, mit bem I^fifc^en 9Rünjftempel oerfe^en.
Dce !6er^&(tni«^ jum perfifd^n 9teic^ blieb b\^ jum fttiege
mit ^Iej:anber bem (9ro|en. ^Öon feiten ber ^^erfcr mar eine
f'^otte an ben Äüften tätig, bie aber Älejanber an einem ®or*
nirfen in bie 9ßili)aö nic^t ^inbem fonnte. ^ie meiften Stäbte
c^inc^en ju Sle^anber über, bie eine 3^^^^"S ^^'^ mafebonifc^n
^mifonen Übermacht mürben, ^a^ mi^tigfte, moburd) fie eigent«'
Hd) ii)re Unab^ängigfeit t)erIoren, mar bie (^ntjie^ung bee SRän)^
red)tei&, menigftene finb aud biefer 3^^^ ^^i^^ autonomen SD^ünjen
Dor^nben. 3um Satrapen Uqfien^ unb ber angrenjenben Gebiete
WiJ jum tauros mürbe yttaxd) ernannt. l)er 3iac^folger ^Jieard^^'
mar ?lntigonos^, ber nac^ ÄIe;ranberfi; Jobe Si)fien bei ber Teilung
be« Miei(f)e$ erhielt.
Die 3^^^ ^ Diaboc^en ^at Xii)fien feinen Segen gebracht;
wie fid) bie inneren Ser^ältniffe geftaltet ^aben, barfiber erfahren
mir nic^ö. ii« öat oft ben ^errn gemed)felt, oljne baoon irgenb
meldjen 9fufeen auf bie Dauer ju haben. Die Mampfe be^
(£umenee gegen ^Intigonoe jogen aud) )^t)!ien in ÜKitleibenfd^aft,
mo fi(4 (Sumened fc^on teilmeife feftgefegt hatte. 315 u. i£hr. ge«
lang e^ ^Intigono«^, (£umene«^ ju befeitigen unb Seleufo« ju 0er«
brängen, aber baburc^ mürbe er mieber ben übrigen Diaboc^en ju
mäc^g. Diefe fc^loffen ein $finbni<^ unb Oerlangten oon "ilntu
goiio^ bie ^rau«^abe U^^^^^- 3^^^ ^a^re fpäter gelang ee aud)
anttgono«, ben Satrapen oon Marien ju bemältigen (313 o. i^h^.),
ber injnrifc^en Sofien in feine (bemalt gebracht h^tte, unb na^m
Ooc^ ^nb mieberum in Sefi^. ^m Satire 311 machten bie
ftreitenben ^if^arteien ^rieben, unb ^^(ntigono^ erhielt ganj ^(fien in
unumfc^ranften !!Befi| unb bamit auch ben oon ^ä^fien. ^eilich
war ber Jriebe nic^t oon langer Dauer, benn fc^on jtoei 3ahre
fpater (309 o. &)x.) eroberte ^tolemaioe oon ^IgQpten "tl^hofelie
unb na^m .¥antho«^ ein. Dad 3ahr 302 brachte eine neue Koalition
gegen 9lntigonoe, bie oon iit)fimad)oe ausging unb bie ^ur i^olge
8 «ert^attnid ^'u ^gqpteii itnb mot>o^ '^O. XI. 2
fyätt, t>a% im näc^ften 3a^re (301 d. S^r.) ^Hntigonoe in bei
Scfflac^t bei Spfud Sleic^ unb Seben oerlor. Sofien tarn an
y^fimod^OÄ. Äu^ üt)ftnia(i^o^> erfreute fid) nic^t lange be« '^e
n|cö. @r fonnte ftc^ nur in forttoä^rcnben ÄänH)fen mit beni
Seltne bed ^ntigonod, ^emetriod ^otiorfeted, behaupten : unb al6
biefcr cnbßd^ ftarb, tarn ed wenige 3al^re fpdter jum Shiege
mit ©eleufojJ (281 ü. Sl^r.). Über ©njelbeiten in biefet 3^*^
finb wir, wa* fi^Ken anbelangt, fo gut »ie gar nidjt orientiert,
abgefe^en Don einigen 92ebenfad^en.
92ac^ ber @^(ac^t bei .Quropebion tarn l^nfien unter bte
.t)errf(i^aft ber Seleuciben. 3m übrigen würbe t>a^ Manb au^e«
pumpt unb mugte an @elb unb fieuten ^ergeben, wa^ ^ oer
mod^te. %u(ti bie ^errfc^aft ber @eleudben bauerte nic^t lange.
SieUeid^t fc^on 277 u. 6^r. fam ba$ Sanb an ^tolemaio«« II.
^)}^iIobeIp^od, unter bem e^ bi$ etwa jum 3ai)re 197 o. S^r. blieb
ig* fam für SljKen eine oer^ältni^mäftig ruhige ^i, in ber
freiließ bie ^Uenifierung be^ Sanbe«^ J^ortfd^ritte mad&te, $^anbel
unb SBanbel jeboc^ blühten unb bie fojialen unb nationalen
^nftitutionen fic^ fröftigten unb befeftigten. (Srft ba^ 3a^r 204
D. (Sfyc. brad^te neue Unruhen. %ntiod^o$^ III. unb ^)$bUippoe V.
benu^ten bie Unmünbigfeit $ßtoIemaiod V. baju, um ben %i)ptern
aQe afiatifd^en ^^efi^ungen ju entreißen. @^ gelang t>ai^ wiber
(Erwarten, unb nun ging ^^ilippo^ baran, ICIeinaften in feinen
'JSefi^ ju bringen. @inen @infprud) feiten« ber 9{^obier beadjtete
er nic^t weiter, 196 o. &fx. befe^te er ^^Jatara, baö er bebeutenb
befeftigte, ba bem Äriege mit JR^obo«^ ebenfowenig wie bem mit
)Rom au^^juweid^en war. (£ine 190 unternommene @;rpebition ber
Siömer, fic^ mit fyil^t ber JR^obier ber ©tabt ^atara ^u bemäd»*
tigen, mi^ang, ebenfo ^atte eine jweite uon (Sp^efud unternommene
i^^pebition feinen Srfolg. Die (^tf^eibungdfd^Iac^t am @i)>^t|loe,
bie bie iperrfd^aft beö ?[ntioc^oe vernichtete, fd^uf für bie ö^fier
eine oöUig ))eränberte ©ac^Iage. (£* ^anbelte fid) je$t nur nod)
um bie SBa^I jwifc^en ber Dber^o^eit Don >Hom ober ^^obo«.
iixnt nad) 9iom entfanbte (9efanbtfc^aft fonnte nic^t^ mebr an
ben SSer^ältniffen, bie fd^on beftimmt waren, änbern.
189 0. @t)r. würbe uon Stom eine 3^^^^^^"^^^o^i^Mfi<>^
uadj ?lfien gefd^irft, bie eine ÜReuregehing ber SScr^Itniffe oor*
nel^men foUte, in ber ffieife, bafe .ttarien bi«^ jum SKaeanber unb
i^^fien mit 9(udna^me uon £e(meffoi», ba« an (Sumenee fam, au
>Hbobo« fiel. (Sine lt)fifd>e (%fanbtfdiaft, bie na* 9{bobo« gefanbt
«C. XI, 2 Ätiege mit «tjobo^. 9
morben mar, um uun Den !K^obtent flünfttge ^ebtnc(uni)en ju
erreic^n, mar crfolglocv unb fo tarn ed für; hinter ^er ^^u einem
5friege gegen Sil^obos^. 3m ganjen ftnb mir auif über biefe
Venoben ber Itjfifd^en ®ef(^icl^te fc^lec^t unterrid^tet. 5)Tci Äriege
[yat ät^obo^ mol^I gegen !ät)fien geführt, beren erfter 187 u. S^t.
begann. 3n biefem unterftü^te @umened bie 9{l^obter, ber für
feinen telmeffifc^en 58efi$ für^tcte. SBeld^ Siefultate auf ber einen
ober anbeten Seite erjielt tuurben, ift nid^t feftsufteflen. Der
^oeite Strieg begann eüoa 181 t). &ft. 3n bie lQfifd)e ^erteibigung
!am nunmehr Softem, eine $Rei^e üon !99ergfeftungen fc^eint aucb
im crftcn Sttiege ä6er^au:pt nid^t im Sefi^ ber 9i^obier gelpefen
*^u fein, äßittelpunft ber Sr^ebung mar Jb'ant^os^; ee gelang
nw^d^nlic^ auc^, eine 9{eil^e Don r^obifc^en Sefa^ungen aufju^
beben, jeboc^ mar ber anfängliche (£rfoIg nid^t Don langer Dauer,
benn bereite im Sa^re 177 o. ßtjr. mar ber ?tufftanb fo jiemlid^
niebergemorfen. Die Selbftänbigfeit ber S^fier fd^ien in bol^em
(Strabe gefö^rbet unb bie gan,^e ^Semegung erfolglos, menn nid^t
in biefer 3^^^ ^"^ Slnberung ber SteBung ber römifdöen Sftepubtif
rllbobo^ gegenüber eingetreten märe.
Ob ba^ nun auf bie ^nmefenbeit ber Ipfifd^eu (^liefanbtfdjaft
in :Rom jurücfäufü^ren mar, bie ju ber ^^it bort meilte, ober, ma$
roa^tfc^nlirfjer, baB bie JRömer ben JR^obiern nic^t me^r red)t
trauten, genug, man inter^)retierte bie ?(norbnungen ber 3^^n-
mannertommiffion ba^in, \>a% fie fo auf jufaffen feien, ba^ 9l^obo^
nicftt freie 3Serfügung über ß^üen Ijabe, fonbern, bafe bie Stifter
^Bunbe^enoffen — nac^ römifdjcr ?tuffaffung — ber Si^obicr
feien. (Sine r^obifc^e ©efanbtfcftaft fanb in JRom taube D^ren,
unb bie Ö^fier bereiteten einen neuen ?tufftanb üor, ber, bie^mal
uon teumene« unterftü^t, etma 174 o. 6^r. au^bradj, unb beffeu
;iiel bie I^fifc^ Autonomie mar. Der Ärieg, ber anf ang«J mit einigem
(9(ü(f gefäf)rt mürbe, ^ätte im meiteren Verlauf jur bddigen Unter^
merfung bc0 üanbes^ geführt, menn nic^t ba^ 3[<er^ältniö SJomö
',u ai^oboe fic^ bauemb berfc^led^tert ^ätte. Die ^RoUe, bie bie
Ül^bier im Äriege ber Siömer gegen ^^Jerfeu* uon 3Rajebonien
fpielten, ueranlafete iRom, bie ^ilbred^nung mit biefen .iStaufleuten
langjam ■ Dorjubereiten. 3""*^ft mürbe fc^on lt>8 o. S^r. in
geheimer Sifeung beö Senate ber ®efd^Iufe gefaxt, Ü^fien unb
.Honen für frei ju erfiftren unb beibe SSöIfer hierüber offijiell ju
informieren. 3m folgenben 3a^te erhielt St^oboe ben auftrug,
feine Öefö^^ngen aue Ü^Ken unb Äarien abjie^en ^u laffen. Über
10 ^nntxc Otflüiii?otton. "JlC. XI, 2
bie ftQQteted)tIicf)6 ^Stellung, in Die jomo^I äqfien ah and) Starten
in ber r$olge/(eit ju Stom traten, ift mit ©ic^^it nid^tc^ ju er«
mittein. 9?a^ SRommfen erhielten bie 2^ticr erft im 3a^re sl
t). @^r. burc^ Sulla ba«^ »iec^t einer «Jibera dvitas'*, boc^ ift e«
nic^t fidler, ob ba$^ nic^t fc^on feit 167 ü. &)x. ber ^D »ar.
SKit ber Sefreiunc) ber l^Iifc^en Slommunen ging bie ©n«^
rid^tung ber innern Drganifation einen gro^n ©d^ritt Domwrt^.
aber ber Untcrfcftieb jwifc^n ber Organifation in ^Ueniftifd^r
3eit unb ber in ber römifc^en ^Ißeriobe ift ein jiemlid)
tiefgreifenber. SBqhrenb in ijellejiiftifd^ 3^it ba^ 3l)ftem
ber 4^ürorte — menn mon uber^au^Jt biefe ißcjcit^nuncj
anmenben barf — fid) barin äuftcrte, t>a\^ ber große Stabt*
©taat bie ;pegemonic über eine Steige me^r ober menigev
benadjbarter unb fleinerer Stäbtc t)Otte, fommt je^t ba^ >lJrinjip
ber (<9(eid^berec^ttgung aller fiommunen jum "Durd^bnid) : b. ^. alle
©täbtc werben einrangiert in Wröfeenflaffen, oon benen bie crfte
je brei, bie folgenbe ;(mei, unb bie britte eine Stimme ^atte: mit
anberen ^SJorten: aue bem Staatenbunb ber l^elteniftifd^en :^M
murbc ein Siunbeöftaat. !tRac^ Ärtmibor gehörten jur erften Älaffe:
.l'ant^oe, ^^atara, ^^inara, Dl^mpo«, ^}R\fxa unb Zlo^. iSbenfo
maren Steuern unb haften abgeftuft. Leiber ift ber öeric^t Straboc^
(XVJ,3, 3 p. 664), bem mir bie 3Ritteilungen über bie innere Organi»
fation Derbanfen, jiemlidiöermorren. ^tn bie 3pi$e bee Serbonbeo
trat ein S^nebrion, ba«^ in ber jebe^maligen^oauptftabt fic^ t)erfammelte
unb bie SBa^I ber ©etjörben, oor allem bie ber ÜpKarc^en unb ber
anberen Iterroaltungdbeliörben , Dorna^m. 3BeId)er ?lrt biefee
@t)nebrion mar unb morau«^ ee fid) jufammenfetite, ftel)t böUig
babin. Ob bie oon Strabo mitgeteilte 3^''^ ^^^ ^^ ftimmbe»
red^tigten Stäbten uon bauernber (Mtung mar, ift ebenfomenig
auÄ/jumac^en, ma^rfdjeinlidö ift, bafe fie im iJaufe ber ^^it fidj
mannigfad^ geonbert ^aben mirb; Don einer folc^n ^Inberung
miffen mir fogar Seftimmtee: 81 o. C£ljr. mürbe bie Slib^rati«^ auf-
gelöft unb brei neue Stäbte, Salbura, $)ubon unb oieUeid^t aud)
Dinoanba bem Itjfifc^en Sunbeeftaat jugemiefen, anbererfeit« mufj
fid) bie 9lnja^( um ein<^ oerminbert ^aben burd) bie 3^^^<^i^inA
oon Ol^mpo«. ISbenfo finb mir barüber im unflaren,<'mie fic^
ber flUeft oon 1 7 Stimmen auf Stäbte mit jmei unb einer Stimme
oerteilt. X)a ti^ nun anbererfeitfi^ meit me^r atö 23 l^fifc^e ftom*
munen gab, fo ift aud) bie ^^rage noc^ }u beanttoorten, ob nid)t
mebrere Kommunen j^u einer S^mpolitie oereinigt maren: beftimmt
mtfjen iDir, ha% ju ^I^rloi nod^ Simena, ^oUonia unb Sfinba
ge^ihcten. S^eac^tendioert ift immerhin, baB bod Sanb auc^ nod)
in römtfc^r 3^^ autonome SRünjen prägte, unb ^toar in Silber
unb Stupfer.
^ud) über bie ^unftionen ber einzelnen ^unbe^^be^örbeu
fönnen mir un« au«!> ben fummorifci^en 9(n()aben nic^t mit ®ic^er^
^t orientieren. ?ln ber ©pi^c bed ©Qnebrion ftanb ber ß^Kard^,
ber offenbor nur auf befdjränfte ^dt flemä^It murbc unb ber bie
Sfoine nad) au^en oertrat.
Die Striege beö ^Iriftonifo«^ um ba^ i£rbe ber Ättalibcn
(131 — 129 i). S^r.X fott)ie bie Stricge bee ?{ntoniusJ in ^teinaficn
fernen ßqfien menig ober gar nid^t berül^rt ^u ^aben. Dagegen
na&m ber erfte SRit^ribatifc^e Ärieg (88—84 o. 6^.) SöKen
i^iemlid) mit. Die (^nje(^eiten bed Stampfet entjie^en ftd^, ma^
iiißtti anbetrifft, unferer Stenntniö. 9iac^ ber ^Aufgabe ber ©e«»
lagerung oon SR^obo^ manbte fic^ ^Dtitl^ribated junäc^ft gegen
^ütaro, beffen Sinfc^IieBung ^^^elopibaö fortfeßte.
"Sladi bem J^rieben oon Darbono«^ (S4 u. ß^r.), ber ben
ifqtiem bie Befreiung oon ben .ttriegönöten be« STOit^ribated brachte,
fdiröpfte ber berüchtigte 3^erre«^ ba« Üanb nad) allen Siegeln ber
jhinft, obmo^I Sofien gar nic^t ber SUepublit gehörte. 78 — 84
fom ed infolge be^ ©eeräuberfriegeö jur S^elagerung unb ^crftörung
oon Olqmpod unb ^^.^^afelid: aud^ ju bem oon ^^^ompeiud geführten
@eeräuberfrieg mufiten bie ßtjfier Beiträge leiften.
ftaum maren bie folgen biefer (Sreigniffe überftanbeu, al^ bie
römifc^en öurgerfriege in Sofien fühlbar mürben. Die Sl)fier unter*
ftu^ten anfang!^ ^^ßompeius^ mit &db unb Schiffen, gingen aber nad)
bet €<^Iac^t bei ^^arfalo^ ju (£aefar über, ber nun feinerfeit^ bie
^iIf«^queQen be« Sanbe^ für feine Sac^e üertt)ertete. Dadfelbe
]dfitn fic^ ju mieber^olen in ben kämpfen (£affiu^' mit Dolabella.
Diesmal oermeigerten fott)o^I Si^obo^ aU and) Sofien ben S3eiftanb
unb traten fomit inbireft auf bie ©eite ber Gegenpartei über. Die
unmittelbare $olge mar, baß iSaffiuS unb 93rutu^ junäc^ft, um
im Slficfen gefiebert ju fein — mcil fonft ein Übergang nad^
(Sutopa unmöglich mar — bie Untertoerfung üi^fieni^ unb St^obo«^
bef(^offen. (iaffiud begann bie Operationen gegen )Kl^obod, Srutu^
fiel mit einem ^r in S^tien ein. (Sin entgegentretenbeö Sunbe^^
ffen mürbe gefc^lagen, einige Stäbte ergaben fid^ unb es^ tarn jur
Belagerung oon Xanttjoe. Die Belagerung, bie *?(ppian fc^ilbert,
nmtbe mit med^felnbem Srfolg betrieben. @^ gelang ben A'ant^iern,
12 Unter römifcber ipcrtfAaft. «€. XI, 2
bie römifd^en ^dagerungdmaic^inen ju jerftören, bei bem dtüdjuge
brongen jebod) 2000 Solbaten in bie @tabt mit hinein, bae übrige
.t)eer gelangte burd) ben Verrat ber (Sintoo^ner oon Dinoonba,
bie auf feiten bw^ 93rutus^ fochten, in bie Stabt, bie fofott in
'^anb geftedt niurbe. 3lad) ^ppiane !9eric^t töteten bie @inn)0^ner
fid^ Sum gröfetcn Ztxi fctbft unb nur cttoa 150 Sfann öon ben
,'^reien gerieten in bie ®ewalt oon SBrutue.
^yiadi ber (Eroberung uon Xant^o« tuanbte fid) ^rutud gegen
i^atara, bae er o^ne Sc^tecrtftreit^ einnahm. Untcrbce operierte
äentutu^ gegen ta^ (^porion oon ^Rx^xa ^Xnbriafe, eroberte bie
Stabt unb toanbte fid^ gegen 3Jl\fta, ba« fid) o^ne ©(^mertftreid)
ergab. 1)amit mar bie Untertoerfung be^ Sanbec^ im großen
uoQenbet unb ba$^ (iififd^e S^nebrion erf(drte fid) jur Abgabe oon
:iRannfd^ften, (^elb unb Schiffen bereit, ^te nad) ber ®d)lac^t
bei ^^ilippi ?lntoniuö nac^ 9tfien fam (41 o. 61^.), blieben bie
Ut){ier bon neuen Stontributionen oerfd^ont, mußten aber, aU e^^
;(um (Sntf^eibungdfampf bei !2(ctium fam, auf« neue /Kontributionen
leiften. @rft mit ber Suprematie bee Octaoian famen rubige
Reiten für Stjfien.
@ntfc^eibenb für i^qfien mar t>a^> ^t^x 48 t). Ütß., al0
(älaubiu^ ba« !&inb feiner Unab^ängigfeit beraubte unb mit
^amp^^lien ju einer faifer(ic^n ^robin^ machte. 2)ie $)egrünbung
für biefe tief einfc^neibenbe SWaßregel — ausJ einem unabhängigen
Staat tourbe ein abl^ängiger — mirb bei «Sueton (Slaubius^ ftop. 25)
unb (Saffiu^ ^io (60,17) gegeben: ha^ in S^Eien fc^loere SBirren
oorgefommen unb aud) 9{5mer babei getötet feien. 3)oc^ mu| man
biUig jugeben, bag bas faum ber (SJrunb gemefen fein fann, nxx^r^
fd)ein(ic^ mürben bie Girren al0 bequemer 1Lnla% benu^t, um ber
Selbftänbigfeit be«^ !^anbe6 ein (änbe ju machen. Damit fdilieftt
bie (^efd)ic^te !Ut)fien0 ale felbftänbiger Staat.
Der g&njlic^e IDtangel an geograp^ifd^er ^^utralifatioii be«
!^nbe0, tHX^ feit ben älteften 3^^^^^ ^^ Sofien ein^eimifd^e Softem
ber ^ubalftaaterei unb ba« (Seltenbmad^en unb äSoranfielien ber
Sonberintereffen, oieUeic^t auc^ bie geringe äRenge ber über ein
fo gro^e^ Gebiet uerftreuten Seoölferung mad^te ba^ i'anb bauemb
,^um SpielbaU frember 3ntereffen.
^JSorfibergebenb erhielten fie nod) einmal bie ^'^eiiieit toieber.
ma^rfc^ein(id) unter ^J^ero, boc^ fc^on 74 n. &fx. mar l>aii Üianb
unter SJedpafian mieber römifc^e ^^robin,v Diefe {am junad^ft unter
faiferlic^e SBermaltung. Die uon (ilaubiu^j (43 n, i£ftr.) geplante *er*
«C XI, 2 1>ie 3nf*nfteii. 13
eintgunq mit ^^antp^^Iien iDar aber 50 nod) nic^t ooQjogen. (£ine
ä^nUc^e SBerfd^Ieppung erfuhr bte üon $)abriQn 1 35 geplante Um>'
iminblung in eine fenatorif^c ^oüinj, auc^ biefc war 178 n. (£^r.
nodj nid^t erfolgt, ob e^ bereite unter ©ommobu^ ber gaü toar,
ift ebenfalle nicj^t mit ®it^erl^eit au^jumac^en. :äl|fien erhielt,
tro^bem e^ römifc^e ^^?rot)inj mar, feine römifd^e Sefa^ung; unter
SRarc Äurcl finben toir in flanj ßtjfien eine Äo^orte uon 500 9Rann,
bie fi^ fpäter unter .^abrian auö fianbe«jKnbern refrutiertc.
3)ie ruliige 3^* ^ beiben erften 3a^r^unberte ber römifd^en
Äaiferjett ^attc im britten ein ®nbe erreid^t. 2)a<J ^ing mit ber
im 9icid^ felbft um fic^ greifenben größeren Unfid^er^eit jufammen.
au(^ für bie fpäteren Sa^r^unberte fe^lt t^ an audreic^enbem
aWüterial für bie ©efc^id^te S^fienö. SBei ber SReid^^teilung fam
esf 3u Dft'SRom unb bilbete noc^ im 3a^re 1000 mit ffiarien unb
^amp^^Ken jufammen bai^ Thema Cibyrrhaeotarum. ^i^ in biefc
3«t hielten fid^ in einjelnen abgelegenen Tälern l^fifc^c ©itten
unb ©prac^c, unb es ift ®runb oor^anben, ju oermuten, bafe
Wcfe lefete erft böUig burc^ ben 3^läm oernidötet morben ift (ogl.
ben auffaft .f)offö im ^ermed 1907).
3)a!g gefamte Snfd^riftenmatcrial, has^ auf bie ®efd^ic^te
^fiene ®ejug f)at, Idfet fid^, menn man öon einer !arifc^en 3n
fcl^rift abfielt, in bie ©ruppen einteilen: 1. in I^fifd^e Snfc^riften,
b. ^. in 3nfd^riften, bie in ber alten Sanbe^fprad^e abgefaßt finb,
2. in griec^ifd^e unb :i in lateinifd^e. Die jtoeite unb britte
0nippe finb in bem oben abgefc^loffenen Jeil biefer SJarfteflung
oerarbeitet, unb menn mir ba^ mit ber erften (Gruppe nid^t getan
^ben, fo liegt bad baran, ba§ bie ^nfd^riften ber fianbedfprad^e
meift feinen ^iftorifd)en 3n^alt ^aben unb bie menigen mit
^ftorifc^em 3n^alt jum aüergröfeten 3:eil fic^ unferer ©nfid^t
inSt^ entjie^en, meil mir bie ©prac^e nur mangelhaft oerfte^en.
3)iefe I^fif^en Snf^riften, 150 an ber Qa^l, bilben bie ein-
ijigen auf une gefommenen Überrefte ber alten Sanbeöfprad^e;
bann finb nod^ einige ®Ioffcn ju ermähnen, bie fic^ bei ©tep^anue
Don S^janj unb anbers^mo finben, unfere ÄenntniS aber nid&t
oUjufe^r bereid^n. 9te in ®ried^en(anb bie 9iea{tion auf bie
^erferfriege eintritt unb bie (äriec^en i^re (Sjpanfiomgpolitif im
Often aufnehmen, fommt baö SJanb — menn nid^t fd^on Diel
früher — audf mit ber gried^ifc^en Äultur in Serü^rung, bie jur
^tge ^at, bag bie alten ©itten unb ®emo^n^eiten balb böQig
oerbrfingt merbcn unb gricdjifd^em ^efen unb ©prad^e ^lat^ machen.
14 «rten, 3ii^oU unb «naa!jl. «£. XI, 2
'Jluc^ jcitüc^ finb bic 3nfc^riftcn nic^t fe^r oon cinanbcr ju
trennen. Um bie SBenbe be<^ fünften 3a^r^unbertd ift UKi^rfc^einltc^
bie Xant^odftele entftanben unb n^eber in bod fec^fte unb noc^ in
baö britte reid^t eine ber anbeten 3nfcfttiften Ijinein. Undi biefc*
fpotobifd^ Jluftreten läftt fid) nidjt ertlären, roenigften^ nic^t
einwanbfrei.
^ie h)fifc^en ^nfc^riften jerfallcu in jwei Cfco^t ^rup|>en,
t)on benen bie eine 148 ^nfc^riften unb bie .¥ant^odfteIe bi^ jum
griec^ifd^en Spigramm, roofirenb bie anbete nut bcn 9left ber
.¥ant^odfte(e (t)om gtiec^ifd^en Spigtamm ab) unb eine 3nfd)tift
tjon ?lntip^eIIo^ umfaßt. 3)ie jtt)eite («tuppe ift in einem be^
befonbeten Dialeft, wenn man nid^t fagen foD ©pta^e abgefafet,
bie ®ugge mil^ifd^ nennt fie t|at aÖen gtöfeeten Sefung^Der«
jucken bidt)et unäbettuinblic^e @c^n)ietigfeiten gemacht. 2)ad liegt
tjauptfäd^Hd^ am äRatetiat, benn mä^tenb mit bei bet etften (Gruppe
eine SRenge ^^atianten unb fonfttge fnlffi^mittel jur ^nb ^aben,
fehlen biefe t)ier üoQftänbig, fo bafe mir bei ber ^nfd^rift üon
?lntip^eUo^ faft üöUig im 1)unfeln tappen, üon bet 3Eant^odfte{e
ben Sn^alt nur üetmuten fönnen. ®ie enthält aQet SBa^t^
fc^eintid^Ieit nad) jactale ^otfc^tiftett, bie butd^ ^iftotifdje %et«
^ättniffe begtünbet metben. ©emetfem^mett ift inbeffen, bafe bcibe
Xe;cte poetifd^e finb. 3)a^ ge^t bataufi^ betüot, bag, menn man
bie iiin^eit eine« Söottee jugtunbe legt, bas ©(^lufejeidtjen „y
tegelmäfeig an ben Stellen, mo bet Ie;i:t nidjt üetftümmelt ift,
uad^ 16 bie 20 3Sotten einttitt. 3ft ^ Hat, baß c^ feine ^a-
metet obet jonft bctgleic^eu finb, fo fann ee ftd^ um eine ^oefie
nut im ®inne ber altteftamentüc^n obet um eine gan^ neue
(Gattung ^anbeln, mie fie jmeifelloe aud^ in ben ettu^fifc^n
Teilen ber ?lgramer 3Wumienbinben unb ber Xafel oon Capaa
vetere oorliegt. 3dt) l)abe geglaubt, angeregt butc^ ben "Xuffa^
oon Qkvftx (9)?emnon 1909), itgenb etma^ ju etteid^en, oot(aufig
fd^eint mir aber auf biefem (Gebiete nod^ jebc 9[rbeit oergeben^.
^a^ bie ganje Stele fc^on ^u ben oerfd^iebenften URaten fiberfe^t
ift, önbett an bet Xatfoc^e nic^td, bajs i^t 3n^alt nad) mie üot
jum gtögten Xeil jmeifet^aft ift. 3m übrigen finb in ben einzelnen
3nfc^tiften bialeftifd^e Untetfd^iebe ju bemetfen, bie abet ju »eitct-
ge^enben Sc^Iüffen nic^t au^teic^en unb übet bie jpetfunft bet
lä^fiet unb übet einen 9{ad^meifi^ bet Sc^ic^tung beö $ol!ed nic^t
baö geringfte etgeben. ^e 3nfc^riften oetteilen ftc^ ungleic^mA^
übet ein ganj bebeutenbe^ ®ebiet, ndmlic^: Xelmeffod 5 — Sarmii«
«C. XI, 2 Sunbortc, ®cf4i*te bcr entbcrfung. 15
Icffo* '5 — ®u(mc 1 — ^^^nata 32 — Ifo^ 9 — SabDanba 4 —
Üfümlü 1 — .l'ont^oö 16 — Sibcl*3atla 1 — Scjret 1 — Xfc^u^^
furbefl I — «ntitJ^cüo«^ 6 — ^^cUoe (<ßort @et)cbo) 1 —
3ftnba 4 — lünufia 2 — Simcni* I — ©t)ana 5 — öoitan 1
— I^berifos^ 2 — Ijcftinbam 1 — l^ffa 2 — Äafd^ 1 — Äan*
Di)ba 2 — «rnea 1 — Sura 1 — 9!Rt)ra V\ — Simt^ra oO —
3)ie (^fc^ic^te bcr ©ntberfuug, (Sntjifferung unb ßefuncj bcr
iQfifc^n Snfd^ftcn lafet fic^ in brci ^^?eriobcn einteilen:
jDcr erfte, ber IljKfcJ^e 3nfd)riftcn nad) (Snropa brachte, ujar
bcr Cftcrrcid^cr 3. x>. ipammer\ bem mir jtoei Snfc^riftcn t)on
Xelmcffoo (1. 2.) öcrbanfen (1811). Donn folgte (Sftarle* ©ocfercQ*
(1812). I)ie 3nfd^tftcn [tammten auö W\)xa unb ^^elmeffoe. " @ö
nrarcn auf lange 3^^* ^^^ einzigen ^nfd^riftcn, bie in (Surupa
befannt rourben. 1)ann bcfc^äftigte fic^ Saint^Wartin mit ben
i&ntbcrfungen (Socfcrcüe. 3n einem ber Royal Asititic Society^
Dorgelegtcn ?luffa^ )pvaä) Örotefenb 1885 bie 3(nfid)t au^, baft
bie ®pxad)t inbogermanifd^ fei.
?>er SBorrat an Snfd^riften würbe erft 1841 üerme^rt burc^
Ü^arlcd g^Höto^ unb 3)anieU 3^arpe\ ber bie Xant^odftele ent*
bctfte. Xiefc ©tele ift ba^ ^auptbenfmal, baö mir t)on ber It)fif(^en
Sprache bcfi^cn, unb feine öefung mad)t toeniger baburdj
Sc^toierigfcitcn, bafe mir i^ren Jn^alt nic^t tennen, als? baburc^,
ba§ bcr %t]ct am ?lnfang unb am 6nbe einer jeben 3cite ju fetjr
ücrftümmctt ift. 3n ber ^otgejcit fümmerten ftd) ^^itologen unb
.t>iftimfcr ^auptfä^lic^ um biefed S)cnfmal.
3Ron fann biefe "ißeriobe ber ©ntjifferung al<? bie inbü*
germanifc^ bcäcic^nen, fie t)at bie auf l^eute ^eruorragenbc 9?er^
tretcr gcfunben, tocnnglcid) feiner mit feiner 3tnftd^t 3lnl)änger ge*
monticn ^at. ®rotefenbc- ?fnficftten Ratten balb in ben Arbeiten
1) 3- ^- ^ammtx, Xopoqxapi^iidit ^nfic^ten, gefammelt auf einer dleife
in bex Scüante. 1811.
2) Letter from M. Cockerell relating to the inscriptions engmved
in the annexed plate. ^n travels in yariouH countries of the East . . .
ed. by Robert Walpole, London 1820.
3) 1835. S. 317 — 331: Kemarks onsome inecriptioifs tbund in Lycia
aad Phrygia: read 19th. march 1831.
4) Charles Fellows: An Accoant of discoveries in Lycia being a
.loamal hept daring a second excorsion in Asia Minor I; London 1841;
l|knii Daniell Sharpe: A communication to the Author. on the Lycian
inscriptions London. 24th. Febr. 1841.
1 6 (Srfte ^ttobe. fiC, XI, 2
Btfatpt» xfyctn Stoc^folger. S^orpe«^ ^uptDerbienft tft, bag er
bie Xe^e ^IIon)d in Orbnung braute, bte erften äRfinjtataloge
auffteUte unb auf biefe SBeife bie Sbentifttation t)on Sigennamen
in ben Snfd^riftcn felbft crmöciK^te, ferner beftintmte er ben Sinn
mehrerer SBörtcr.
@eine Slrbeit mürbe oon gmtx onberen fortgefe^t, bie um bie
oammlung ber Snfc^riften ftd^ groge 93erbtenfie ertoorben ^aben:
©pratt unb gorbe^\ Sie fopierten 81 neue Snfc^riften, barunter
bie Sfilinguen t)on Seioiffi unb %lo^, au^erbem bie Snf^riften
uon ®ura unb St^obiopolis^. Damit erret^ten borl&ufig bie
iSjpebitionen ein @nbe unb e» begann mieberum eine ^<At ber
'^Verarbeitung bed SKateriate. Der erfte, ber fid^ mit bem neuen
Ätoff in feiner SBeife befc^äftigte, war S^objfo, ber bie Snfc^riften
uom flamifc^en ®tanbpunfte au^ bearbeitete, um bann jur Ston^
ftruftion be^ „lyco-slave" überzugeben. (Srft ^ier fa^ er ein, bafe
er nid^t meiter tant Dann folgte S^riftian liiaffen mit einem
^iluffa^, ber, toie nic^t anbers^ ju erkuarten mar, ganj auf bad 3nbo-
germanifc^e ausging, hierauf 93Iau, ber bau SHbanefifd^e }ur @r«
H&rung ber Denfmäler ^eranjiel^en ju mäffen ^iaubtt, ein äSerfuc^,
ber ebenfalls fd^eiterte. (Snbtic^ nod^ ^riebrid) StuQer, ber fid)
mieberum ©rotefenbd Slnfid^t anfd^Io^.
Damit ift bie erfte ^criobe ber @ntjifferung beenbct; fie ift
getenn^ic^net burd^ bie ^)luffud^ung ber ^nfd^riften. Die <&nu
^ifferungen unb Sefungen fte^en in feinem ä^er^ältnid baju unb finb
Strbeiten, bie menig pofitiüe 9iefuttate brachten unb tro$ bec^ auf-
gemenbeten @d^arffinnd ^eute faft DöQig unbrau^bar finb, meil fic
feine ®runblage Ratten. Diefe mürben erft burd^ bie Semü^ungen
Don SRorit; ©d^mibt öerbeffert, mit bem bie jmeite ?ßeriobe ber
(Entzifferung unb Sefung anhebt, bie bid jur ©d^affung bed SSiener
i&oxpviii, ober beffer gefagt, ben „Steifen in Sofien" (18ö4), benn
biefe bilben bie @(runblage, bauert, unb bie au^erbem i^re ©ignatur
burd) bie JIrbeiten öon 3mbert, Sij unb Slrfmrig^t erhalten ^at.
"iKori^ ©c^mibt ^atte fi^ fc^on auf einem ä^nlid^en ®ebiet
mit grofeem ©rfolg üerfuc^t (burc^ feine Sefd^aftigung mit ber
cijprifc^en ©ilbenfd^rift), afe er fid^ mit ben Il)fif(^en Snfc^riftcn
befaßte. (£r nnterna^m junäc^ft bie uon feinen fämtlic^en $or»
gängern a(d nebenfäd^Iic^ angefebene JBeftimmung bee i^autmertee
1} Proceedings of the Philologicai Society I. 1848. — Spratt and
Forbes: Travels in Lycia, Milyas and the Cibyratia in Company with
tbf» late Rev. E. T. Daniell, Undon 1847. (2 9be.).
«0. XI, 2 8»«tc ^criobe. 17
ber cinjcincn 3^^^^"^ ""^ ^^ fl^^Q^fl i^"^ ^i^^ ä^^i^ crftcnmalc,
'J)auer^aftc^ ju fc^affcn ^. gcmcr begann er auti) fd^on bie Süden
in einzelnen 3nf Triften au^jufüQen, fteilid) and) tjeute nod^ eine
unbanfbarc Slrbeit, bcren ^raftifd^e SRefuItate beinahe gleid^ 9luII
finb; unb wenn ein großer Zzxl feiner Strbeiten anä) ^eute toegen
mangelhafter SlbKatfd^e unb ä^nlic^er TOife^eQigfeiten leiber t)er*
ahet unb unbrauchbar finb, fo bleibt i^m bod) neben anberen baS
große SSerbienft, baß er jum erftenmale äRet^obe ^ineinbrad^te,
roenigften^ — folange er baran arbeitete. (£r njar ber erfte, bem
e^ gelang, eine einigermaßen braud^bare Snfd^riftenfammlung - ju*
fammenjufteHen, bie i^m bie Steifen be^ 3)eutfc^en 3luguft ©c^ön*
born lieferten, ber fid) in Sfleinafien 1841 unb 1842 unb jum
jttjeitenmale 1851 auffielt. !3n einer Steige fleinerer weiterer ?lrbeiten
fud^te er in ba^ SBerftänbniö ber Snf^riften weiter einjubringen.
Der näe^fte, ber fid) mit ben 3nfd^riften befd^aftigte, war
Saöetdbcrg. Seine Slrbeiten, bie fi^ faft nur mit ben 3nfc^riften
felbft befd^äftigten, förberten eine gange 9Kenge öon aud^ ^eute nod^
brauchbaren Dingen jutage. (£r unterfud^te t)or aQem bie 93ilinguen
Dom Sim^ra^fietoifü, ^ntip^eUo^, 'i£(od unb baS ^i^obarod^Defret oon
.lant^od unb ftellte baö SBer^ältni^ jum griec^ifdfien Jejrte feft, foloie
eine Wei^e anberer Srgebniffe*. 3n einer ^weiten ?lrbeit bc=*
fc^oftigtc er fid^ öorjug^toeife mit ber 9(uffteHung einer ®rammatif
unb bem, loa^ baju gehört. 3m übrigen ujor er ber ?rnfid|t,
ebenfaUö burd^ falfd^e Sefungen öerfü^rt, baß ba« StjKfd^e ju ben
iranifc^en @prad^en gehöre.
^icran fd^ließen fic^ einige Heinere »eitere 3lrbeiten öon
Saoel^berg unb Tlorx^ ©c^mibt.
Sllle biefe arbeiten Ratten jebodE) auö ben oben genannten
(SJrünbcn ben Sia^teil, baß fie faft k fond perdu geleiftet waren.
2)ad dnberte fic^ erft in ben näd^ften 3ci^ten, afe eine öfter*
reic^ifc^ ©y^jebition St)fien bereifte unter ber Seitung öon SBenn*
borf unb Sßiemann 1884 unb 5ßeterfen unb ö. ßufc^an 1889*.
1) Sorftubten ^ur (Entzifferung ber Ii^tifd^en Sprod^benhnale. (£u^n
unb 84teid)er 5. 1868).
2) 5&a man in ®eutf(!6Ianb ^u ber 3^it menig Sntcreffe für bie Sachen
6atte, fo mugte @(^mibt auf SBunfc^ feine« IBerlegerd bad äBert mit englifd^em
Xüel unb ^e^t üerfe^en: The Lycian inscriptions after the accurate
copie« of the late Augustus Schoenborn. Jena 1868.
3) Saoeldberg: Beiträge jur dhttjifferung ber l9!if(()en SpraCtfbentmfiler.
(hper Xcil: 3)ic I^fif^-griedjifcj^en 3nfc^riften. «onn 1874.
4) Steifen im fubtoeftlid^en llleinoften. 1. ^ennborf unb 92temann:
«Itct Orienl. XI, 2 2
18 3>ee(fe, 3mbert, ®ij. «0. XI, 2
9hin betam bad ganje @(ebiet erft einen feften Soben, unb ber
@rfoIg jeigte fid^ and) balb; üor altem fie^t man bad in ben 9Irbeiten
bon ©tj, 3mbert unb Slrfrorig^t. ©d^on wd^renb ber Hein»
oftatifd^en ®Epebition begann ©ij feine grunblegenben Arbeiten
über bie It)tifd^en äRün^en ju Deröffentlid^en, inbem er fo für eine
Steige t)on Il)fifd^en 3^^^^ ^" Sautn^ert beftimmte. (£d ift bad
eine ber »id^tigften 2lrbeiten auf bem ®ebiete. Snjtoifc^en ^atte
aud^ S)eerfe* angefangen, fid^ mit ben I^Kfc^en Snfd^riften ju be*
faffen, bie er jebod^ lebiglic^ t)om inbogermaniftifc^en ©tanbpunfte
aud be^anbelte unb, n)eU er auf bie ^ftfteDung ber Saute nur
geringen 3Bert legte, öon bom^erein ju falfe^en SRefuItaten ge«
langen mugte. "Sro^bem mug man aud^ ^eute nod) feine arbeiten
in ^etrad^t jie^en, kueil fie eine 9iei^e guter Seobad^tungen ent«
l^alten. 2lm einge^enbften l^at fic^ 3mbert, ©ürgermeifter in 2iUe,
mit ben Snfd^riftcn befafet. Sr toax ber erfte, ber feine arbeiten
jum großen Xeil ben ©rgebniffen ber öfterreid^ifd^en ©jj)ebition
jugrunbe legen fonnte. 9{ac^bem er fid^ in einer SRei^e t)on Suf^
fd^en mit ben ^(rbeiten feiner S^orgänger au^einanbergefe^t l^tte,
begann er 1888 in bem neugegrünbeten «^Babylonian and Oriental
Kecord" (1887) eine 9iei^e öon felbftänbigen Unterfud^ungen öon
bteibenbem SBert über bie Sauttt)erte ber einjelnen 3^id^en, geftü^t
auf bie Slrbeiten öon ©ij. ^ieran fd)Io6 fic^ eine Siei^e öon
weiteren Sluffä^en, bie bie ätealien be^anbe(ten, @ffa)jd ^iftorifc^en
3n^alt^ ufro. Qu ber gleichen 3^^^ öeröffcntlid^te ©onber ein
paar Sluffä^e, in bencn er ben SRac^tocid führte, bajj ba^ fil)fifc^
unb Urartäifd)c inbogermanifd|e ©prac^cn feien. SBaö i^m barin
unbeabfid^tigtertüeife gelang , tt)ar ber Siac^toei^, baft er tt^ebcr öon
bem einen noc^ öon bem anberen tttoa^ öerftanb unb öom 3nbo«
germanifd^en erft rec^t nid^tö. hieran fc^Ioffen fic^ bie gebiegenen
Unterfud^ungen öon Slrfmrig^t über ba^ It)fifc^e ?llp^abct.
SBfi^renb ba^ §auptöerbienft Smbert^ in einer ftjftematifc^en
Snterprctation ber Heineren unb Hirjcren Snfc^riften liegt unb in
bem SScrgleic^ mit ben gfeidjjeitigen gricc^ifc^cn Snfc^riften, liegt
bad 5Berbienft öon @ij unb 2tr!tt)rig{|t ^auptfäd^Iic^ auf bem @t^
biete ber (Spigrap^it Gö gelang ©if* burc^ eine genaue Unter*
9tfifen in Soften unb Marien 1884. 2. $eterfen unb d. ^ufcban: Steifen in
Sofien, m\)9ai unb Stiht^xatii.
1) ». 3)ee(fc: ß^ltfdje ©tubicn 1—4 in: ^Beiträge jur ffunbe tnbo-
flcrmanifAcr Sprachen 1887—1889.
2) J. B. Six: Monnaies lyciennos 1887 (Eztrait de la revue nuoiiii-
matique 1886/1887).
«C. XI, 2 3)Tittc $criobc, »uftge, Xorp. 19
fuci^ung ber Iqfifc^en 9)?änjen, t)or ollen 2)ingen bie ^ftfteUung
üon einer großen Steige ))on Sauten, beten SBert bisher ftrittig
toax. Sßä^tenb ^(rtmrig^t fpäter badfelbe erftrebte bur^ eine
Unterführung ber im fitjKfd^en t)orfommenben griec^if^en ^tarnen
unb umgefe^rt ber I^Üfd^en 9}amen int ©ried^ifd^en. (Sine er^b^
(i^e Sefferung unb ©ic^erfteUung ber Sefungen trat nunmehr ein,
unb oenn ouc^ l^eute nod) mond^ed unflar ift unb ftrittig, fo ift
bod^ ber 3iiftönb gegen früher ein er^eblid^ gebefferter. S)ann be*
reiften noc^ einmal ^eberbe^ unb ^alinfa \>a^ Qkbkt ber ^nfc^rifteu
unb fanben einige neue ba^u. Sitblid^ erfd^ien 1901 bie neue
(Sammlung Don Snfd^tiften^ in enbgültiger SRebaftion ate erfter
93anb eines gto^en, ganj Sirleinafien umfaffenben Snfd^riftentt^rfed.
"Damit ift ber ©c^Iu^ ber jtoeiten ?ßeriobe ber fiefung unb ®nU
jifferung erreicht.
Aber f^on in ben ^tittn ber Vorbereitung ber SBiener @amm*
lung tt^urbe bie @rforfc^ung ber Snfd^riften in neue SBa^nen
geleitet @S {|atte fic^ aQmä^Iid^ g^i^igt, bag man meber mit
Unterfuc^ungen in inbogermaniftifc^er 9iicf)tung, nod^ in femi*
tiftifd^er befonbered ®lnd gehabt ^atte unb einen (Srfolg eigentlich
nur biejenigen gehabt Ratten, bie fic^ auSfdilieglid^ mit ben 3n^
fc^riften befaßt Ratten, o^ne ettt^aS anbered erreid^en ju tDoQen, ate
ba§ 9Jerftanbniö berfelben auS fic^ felbft. ©iefen SBeg ^at Sorp
eingef^Iagen unb ber Erfolg toax ber, bag er tDeiter fam ate eine
gan^ SRei^e feiner S^orgänger, unb menn aud^ t)ie(ed Don bem,
Toa^ er gefd^affen ^at, in toenigen Sauren überholt fein n)irb, fo
bleibt i^m bo^ bad Verbienft, für baS fi^fifc^e bie üor ber ^nb
etnjig mdglid^e 3ßetI|obe auSgebitbet unb in ^(nloenbung gebraut
ju ^aben. Seiber nid|t überaQ mit ber nötigen Jionfequenj. ^n<^
felben SBeg fc^(ug ber ^nbogermanift X^omfen ein in einer fe^r
fd^rffinnigen unb met^obifd^en Unterfuc^ung, ^auptfäc^Uc^ aber
bie in ben ©ngangdp^rafen ber Snfd^riften auftretenben ?ßartifeln :
einen anberen ber 3nbogermanift ©op^uS öugge, inbem er in
einigen arbeiten ben 9?atf|toeiS eineS fprad^Iid^cn 3ufönimen^angeS
beö S^Kft^en mit bem ^Irmenifd^en ju erbringen fud(te unb mit
Öilfe biefer ©pracf)c auf bem 3Bege ber ©t^mologie eine SRei^e
öon I^Kf^en SBörtern erflärte. 3lber Weber ba§ eine noc^ baö
anbere ift i^m red^t gelungen. 9Wan fann biefc ßeit nad^ bem
<£rf(^einen ber Snfd^riftenfammtung ate britte ^^eriobe bejeic^nen.
1) Tituli Afliae minoris I: Tituli Lyciao. Vindobonae 1901.
2*
20 ^Q^ WW %U)^abet. «O. XI, 2
S)aB bic ®eid)ränfunfl auf bie ^nfc^riftcn fclbft bcm tpcitcren
^erftönbnid ber ^Snfd^riften nur jum S^orteil btenen tann, bod
i^at beutlid^ eine Slrbeit Don jltetfci^mer beioiefen. 9uf @hiinb
einer fprad^tDtffenfd^aftlic^en Unterfuc^ung über bie üetnafiatifd^en
!3ötter tarn er ju bem 9{e(u(tQt, ba^ bie meiften tUinaftatifc^en
SJölfer einer SRaffe fein, bejie^ungdnjeife mit i^rer Sprad^e )u
einem ©prad^ftamm 8ui generis gehörten, unb baf^ auc^ ba^
)ät)fif(i^e baju ju rechnen fei.
^Qg ^Ipl^abet ber (^üfd^en !3nfd)riften befte^t au«^ folgenben
29 «ud^ftaben (9Ibb. 1):
SBon biefen finb 16 ober 17 bem griec^ifd^en älp^abet cnt^»
nommen, ber 9left ift oller SSo^rfc^einlid^feit na^ laum t)on ben
S^Kem felbft erfunben. Daju fommt nun nod) ber meitere Um*
2 Tfrr *y r r T i)
a i(rYv).c 1^.* O.k y(v>y/Y r),a*
w J J J J %
^ l3lt+3CJ'F.« x.z r,^ J L A.r P
9166. 1 : ®ad l^fif^e %I))^Q6et.
ftanb, ba^ aud| bie übernommenen 3^^^^^^ ^^^^ urfprünglic^e 9e»
beutung nic^t überall beibehalten ^aben. SEro^bem nun burc^ bie
arbeiten üon 3mbert, ?lr hörigst unb anberen eine grofee 6in-
^eOigfeit erjielt n^orben ift, fo bleiben bod§ noc^ eine äRenge
^^nfte übrig, bie bringenb ber koeiteren 9(uf{Iärung bebürfen, unb
auf bie man erft bann aufmerffam loirb, menn man fid) fe(k«
ftänbig mit ben 3nfd^riften befaßt. SRan fie^t erft bann, auf »ie
fd^n^ac^en ^ü^en bad ganje @iebaube fte^t unb bie eigentlichen
®c^kDierig!eiten beginnen ba, n)o e^ fid^ um bie Seftimmung ber
!i!autn)erte ^anbelt, bie bem St)fifd^en eigentümlich finb. "ilber jur«
jeit ift mit bem oor^anbenen 9J2ateria( nid^t me^r }u erreic^tt
unb bie SKeinung^üerfc^ieben^eiten berufen jum großen %vi auf
bem geringen äRaterial, bad nic^t einmal audreid^t, um fic^ felbft
ein fefte 3lnficf)t ju bilbcn.
SBac^ nun bie 3nfc^riften felbft anbelangt, unb i^en 3n^alt,.
«C. XI, 2 3)tc iQKWcn Ohrabbauten. 21
fo läfet fic^ barübcr noc^ folgcnbcö jagen. ,"^|t alle 3nfc^riftcn
finb ©acral*3nfc^riften, ha^ f)cifet Snfc^riften, bie fi^ an ®rdbern
unb ®rabbautcn finbcn unb nur einige loenige, toie bie Xant^o^-
(tele, bog ?ßijobaro^*3>efret seigen biegen ß^arafter nic^t.
^ic ?lrt ber I^fifd^en ®rdber, bie bcm ganjen ßanbe bcn
Stempel aufbrüdft unb me^r afe alle 3;rabition unb fd^rifttid^en
3cugmffe unö ben Stanb ber I^fifd^en Slultur bor ?[ugen fü^rt,
bos finb bie ®rabbauten. SBenn man nun aud) nid^t behaupten
tonn, bafe alle gormen in Sofien felb[t erfunben finb, fonbern im
©egenteil ba^ meifte erborgt \]i, fo treten biefe ®rabbauten in
ifljKen in folc^er STOaffen^aftigfeit auf mie nirgend tt)o roieber in
ber ganjcn antifen 3BeIt — ?(gt)pten aufgenommen; ed fd^eint
eine ^uptforge ber S^fier getoefen ju fein, nod^ bei Sebjeiten für
eine ber gamilie toürbige JRul^eftätte ju forgen, ju toeld^em 3toedtc
feine Soften gefc^eut toerben. ®anje Jetemänbe toerben abgearbeitet,
gan,^e äBälber oon freifte^euben Sarfop^agen erbaut, neben ben
SBo^nungen ber fiebenbigen bie ber 3;oten. 3)ic Snfd^rift befinbet
fid^ bei ben Jefegräbern an einem ber ©Icnbpfeiler, oft oben am
SoUen entlang, ^in unb lieber über ber Xotenbanf im Snnem.
?fuöbrürflid) nennen fie ©rbauer, Gigentümer, mer ju begraben
ift, unb tt)er fonft nod^ feine ^Hu^eftätte in ber ®rab^öf|Ie finben
foü. ©neu breiten Kaum nehmen bie ©trafbeftimmungen über
©rabocrle^ung, üeid^enraub, Söefeitigung ber Xoten ufuj. ein, ja
ed loerben fogar ^elol^nungen für ben ^enunjianten au^gefe^t.
%n toen in altl^Kfc^cr ßeit bie Summe ^^u jaulen mar, ift aiK^
biefen Snfd^riften nic^t mit @id)erl)cit feftjufteDen, meil unö ber
(E^aratter bcv SBet|örbc, bie ftänbig in einer SRei^e oon Snfd^riften
genannt toirb, üöllig unbefannt ift. 3n römifd|er 3^^* fi^ ^^^
Straffummc an ben gi^^"^-
Die ©ntmidlung ber einzelnen Wrabbauten nad) il^ren ein^
jelnen klaffen intereffiert tjier nid)t, eö ift 3(ufgabe ber oricntalif^en
Src^dotogic ba^ feft jufteKen ; in njie toeit gried)i)d^er ©inftuH i^^)
bei bcn Wrabbauten geltenb mac^t, ^ad)t ber flaffifd)en. XaU
fat^ ift, bafe bie älteräunterfc^iebe ber Denfmdler aller 9lrt, toair-
bie iQfifc^e Sprache unb Gpigrap^if anbelangt, au^erorbentlid) gering
finb, unb für bie ®efd^ic^te ber Sprache »enig ober nid^tsi ergeben.
Die ilt)fien urfprünglid)c JJ^rm ber ©räber )d)eint bie ?trt
ber 2?arfteQung ber Jetegräbcr gemefen ju fein; biefe tonrben im all»-
gemeinen' fo Ijergeftellt, ha\^ eine J^eldtoanb fenfrcc^t abgearbeitet
»urbe, falle eine fold^e nid)t fd^on t)on 5Watnr beftanb. 2)ann
22 gfllfltfibet, Saitop^gt, HD. XI, 2
nntibe ein furjei Stollen Dorgetrieben, an ben fid) bie ei()entlt(^
@rab^ö^Ie, oft nui Don ben S^imenftonen bes @tDlIen^, aft auA)
Don bettäf^ttiti^et ©röfee mit Sotenbänfen an ben äBönben, an-
f^Io^t, oft aut^ tourben bie Seilten auf ben $uben gelegt (ID0>
fern t& feine Solabänfe gab). 3e nad) ben aRitteln ber ©tab-
in^aber loutbc bie Srabfaffabe in ^orm eineö .^laufe« auggeflaltet
in ber bet StoQeneingang alä Xüie bientc, ju bem tfxn unb niiebet
übb. 2: ^cMgrab bd XJmiufa.
Stufen ^inouffü^rten. "^äa bie üeit^eii uic^t einbalfamiert «jurben,
mu| man annehmen, ba^ bie je^t offenen £0(^ei burd) Xüien
Detft^Ioffen lüutben. 3)ie Jotm ber auf ben ©rabfoffoben boi-
geftellten ^ufer finbel fic^ noc^ ^eute in n)enig tieränbertet if/k'
ftalt in Sofien unb im Saufafuü C^bb. 2 nnb 3).
$)ie jroeite ^otm bet ti)fiid)en ©räber bilben bie iSorio-
p^nge. Xiiefe finb über baä gange Sanb uerftreut, j. I. finben
fie fid) fogat im 3tabtinnecn. Oil)ie 3o|)l ^^^^ <!)■( ^tiva jniei-
«O. XI. 2 ¥ftiT«etflfrct. 23
taufenb geidiögt. 3m aßflemeinen tieftest bas Sutto^i^aggroti au«
fotgenben Seilen: ju untetft befinbet fid) ein ©tufenfwu, bann
folgt ein niebrigefi öJemad) — ein fog. |H)tiDfi)rioti, bas ouf itgcnb
einet ©eile eine tteine Öffnung Ijat jum ©tnbringen bcr Seiten,
batauf fte^t ber ©argfaften mit feinem enotm fto^en Riedel, bei
[eine fpejififdje ?(uÄ(iilbung etft in Sofien erfahren ^at. 3>ie
älteften biefet 2ütIöpI)Qge äcigen Dötlig baö Seftreben, bie ^aw
iDerfe bei bieten benen ber ßebenben na(^j«Q^men. Srft in
i5mifct)et Qeit treten ©arfoli^age mit breierfigem ©iebelbad) unb
?thoterien auf. ©ei biefen Souten ^at fid] offenbar ber gefamte
fünftletifdje "JDvenöortat Don SJorberofien unb Wtiedjenlanb ein
W>b. 3: SdeQTob bei OoUan.
3teUbid)ei[i gegeben, luufüt büi ^eifpiel beä ^^tajanaiarfop^Qgeä
ein befonberS oui^geptdgteÄ ift. Sie finb oon fflebeutung in
aid)äoIogifd)ei $ejiet|ung, in [ünftlerifd)er ©ejie^iing meitloS.
"Audi onbere 9RipiIbungen tommen oor, rote j. S8. ba» ®tab
uon Ifc^inbom, roo auf einem otä J'^eifltQt' aufgebauten t^tifdien
£mu9 oben auf bem llac^ noc^ ein großer ©arfop^agbedel thront
(«bb. 4).
Xie britle ^orm bet Wrobbenfmäler finb bie ^ßfeiftrgrfiber ;
fie finben fid) nur nod) in geringer 91nja^( — 15 — in ^^(ien.
UaS hinftlerifc^ bebeutenbfte JJentmal biefer ?Irt iwar bas ^arjj^ien-
monument in Xantfioä. Sein bilbnerifffter gdjmud ift jeft in
Vonbon. 3^re ^orbilber ft^einen uon '■^eifien 511 ftammen. Sie
24 Gttabftelen, «robniii^itii. «0. XI, 2
beftefien au» *Konolit^en unb enthalten nur eine loten tammet.
SBegen bet bebeutenben Sloften ber ^etfteÖung unb 3lufrid)tunci
fönnen bie efiemoligen ©efiber nur gang betmögenbe ober mäi^tigc
2eute geirefen fein.
Sie^t man uon Wrnb|le(en ober Wrflbnijc^en a\}, \i> finbet
fit^ in Sofien nod) eine uierte 9(rt Don (Srabbauteit, beten ^Ijabeu
bie 9}Q(ftbilbunfl gitediifc^er Zeinpef barftellen, iDd^renb ba* (MebÖiibt'
uoUfoinmen lijFifc^e "Xiipen aufnieift unb bem |>oljbauftil angebört.
^0* dltefte Wrab betört ift ba^ 9lmiintü«=®rabDon Xelmeffoe.
^Is fünfte Joint fünnte man ^ierjw bie Xurmjarloptiaflc
C^lbb. 5) ftellen, baä ftnb meift .^auäbauten nac^i^ea^mte (Satfo^
))l)ag'93aun)etfe mit i^nci unb brei (Stochuerfen; ^in unb tutebcr
oben flai^, oft aud) nod) ganj oben mit einem ®arfot)^gbedel uer^
fetten, in bem in feinet £(^matfeite eine Öffnung füt eine brittc
©tflblammet berflctid)tet ift. ©ie bie ytifiet bott^in i^te Xotfn
9.Z. \l, 2 ^tuimjiiTtop^et. 35
brQ(^ten in ni(t)t flar, leitet irov bie Söi^e jebenfallfi nit^t un6
tDobl [aum pietätDoU mDglicI). %btx bie ^uSftt^t, beii Seidjnam
bort moitl^eboTf^tn ju Itiiffen, mag f(^lie^Ii(^ bie 9t6net()un(i (^egen
eine fo((fic '-yeflattiinggireife überiounbeu ftoben (^Ibb. 5).
SIb6. 5: 3unn-6aifop^a(i.
SJüss nun bell 3n^alt ber einzelnen 3nf(^rifteit jelbft aiibe*
langt, \o ift, mit iä) fi^on gejagt ^be, i^i Sntialt nic^t Don bem
Wrabe bet (^leiiauiglcit luie ber anbeiXT, ctioa ))t)&nilijtf|er obet
griet^ijt^t. öbenfo inic^tig fiiib fic, nieil loir übet bie ®vtQct)f
beä ^Boltee etnae eria^ren, al« auäf baburdi, ba^ )ie un? beffer
26 Sn^olt bcr Snfdiriften. 5(r. XI, 2
aU alle flafftfd)c Überlieferung aufflären über bie fojiaten 3uftdnbe,
bie jur ^txt ber Slbfaffung ber 3nfc^riften ^errfc^tcn. So be«
leud^ten bie 3nfcl^tiften in großartiger SBeife bie 5hittur, unb bie
f)abtn bie 2t)fier jtpeifeUoÄ gehabt, eine^ unterge^enben 5ioIfciS,
ba^ t)on ber gried^ifc^en Siultur erbrüdt tourbc. 3!)enn cö ift fein
3tt)eifel, baö ge^t au8 ben gried^ifc^en, in ß^fien gefunbenen 3n*
f^riften ^cröor, baß burd^ ba^ gönse SJoIf infolge be«^ griec^ifd^cn
©nfluffe^ ein tiefge^enber SRiß ging, ber baö ganje SSolt in jtoei
4)älften fpaltete: bie Stjfier, bie wirflid^ nod) i}t)fier »aren unb
bie S^fier, bie bie griedjifd^e Zpxa(i)t bereits^ fprac^en^. 'Serfcfbe
3n)iefpalt jielit fid^ au^ burd^ bie !3nfd^riften fetbft, benn bie
J?otaIe geben Saute loieber, toie fie einft gefprod)en n)urbcn unb
bie I)etIination ber ©gennameu ift altertümlicher, aU n^ie ber
übrigen Stomina. ®§ ift ttar, t>a^ \\d) bie ?(nlage ber ©raber,
foiüic bie Slbfaffung bcr ®rabfc^riften nad) bem Wefbbeutel bcr
(Eigentümer richtete unb baß bie präi^tigen unb großen ©rab^^
bauten nur reiben fieuten gehört [)aben. 38ir fönnen — aller*
bings^ nur öermuten — aM einigen tuenigen Wrabfd)riften, tocil
mir bie Sebcn^fteQung ber Stifter auö anberen Cueüen fcnncn,
baß c«5 fid) ^auptfäd^lid^ um (Gräber be«i ?lbetc% bejm. bon ?lbcfe*
öerbänben ^anbelte unb öon öeuten, bie ofjne Don ^Ibel ju fein,
auf Wrunb it)rer Jä^igteiten ju tjerüorragenben Stellungen ge*
langt finb. SBo ober ber JReft beö SJolfe^ feine Wräber gehabt
t|at, ift nid^t feftftcllbar. %n^ ben angegebenen Wrünben be»
fc^ränften fic^ ba^er eine große SReilie oon 3nfd)riften auf bie
atternotmenbigften Stngabcn. mie 3. 95.:
„2)iefe^ ©rab l)abe id^ gebaut: Äubali bee 3"^^^ Soljn be«
Äcärime ^au^genoffe". (Xelmeffoö 1.)
Xiefe Snfc^rift gibt unö glcic^ einen ISinblirf in bae gan^e
Softem bcö ©räbcrtocfcnö. 3m allgemeinen ift Stifter unb @r*
bauer baöfelbe, aber ni^t immer. SBir mcrbcn nod) auf folc^
Scifpiele fommen; fo 5. 95. in Sim^ra, mo eine ä^ntic^e 3nfd^rift
folgenben SBortlaut i^at: „3)iefe^ ©rab ^abe ic^ gebaut: ©rmmcneni
unb J^rau für un^ fclbft unb unfere ^au^enoffen." (2imt)ra. 121.)
1) iBei (Siaffmd ^to ift und noc^ ein bra^ifd^ed Seugnid für ben (&t*
brauch bet I^üf^en Bpiad^t in ber Slaifer^it fibetliefert. 9et ber oben
gef^ilbetten iinberleibung fi^fiend in bad römifci^e 9iet4 (43 n. d^x.) toax
aud) eine I^üfdje (i(efanbtf(!^aft in 9}om. Sßtx einer Serl^anblung rid^tete
^laubiud an einen ber Itjfifcben (0efaubten, ber römifci^er SBürger toqx, eine
((rage in Iateintf(!^er @prad^e, ber Derftanb fie nicl^t unb ber ftaifer erfifirte
i^n beS IBürgerre^td fflr Derlufttg n^egen fetner Unfenntnid bed Satein tft^en.
«C. XI, 2 «cifpicle aug Xcimcffo«. . 27
Sine anberc 3nfrf|rift, bie nur nadE) bcr äbfd^rift üou J^eUotü^
öor^anbcn ift, ba^ Driflinal f)at man nic^t toiebcr gcfunben, ^at
folgcnben SBortlaut: „5)iefe^ Qixab ^abc id^ gebaut: letoinesei be^
3t>pntaäa Stieffo^n (?) für grau unb Äinber. S)er SKinbiö — «ba/
35iefc auöbrücHic^e Seftimmung „für grau unb ftinber" ift
in faft atten 3nfc^riften öorl^anben unb c^ mu§ einiget JBefremben
erregen, ba§ niemate in folc^en gälten berSKann in bcmWrabcbei'»
gefegt ift, mit Sluöna^me eingetner gäöe. S)a§ ftärt fid^ aber
fe^T leidEjt auf: 3)ie ^l^rafe „für grau unb Äinbcr'' bcftimmt näm-
lid^, wo bie fommenbe Generation nad^ i^rem Xobe bleiben foU:
fo merben bie Äinbcr in bem ©rabe ber SRutter beigcfe^t, mä^renb
ber (Srbauer be^ ©rabeö ebenfalls nic^t bei feiner grau, fonbern
in bem ©rabc feiner SKutter bcigefe^t tt)irb. ^JJun gibt c^^ eine
befannte .^erobotfteHe, bie infjalttid^ bon 9iicoIauö ^amafcenuö
bcftätigt wirb (grg. 129), bie öon bem Watriard^at ber Sl)fier nid)t
mit ben SBorten, aber in einem ßi^f^^^^^^^önge, auö bem man
tKi^ fc^Iie|en muß, ^anbett. H'ic gried^ifc^en Snf^riften au^ ül)fien
ermäi^nen aii^ ben oben angegebenen ©rünben nid)tc> batoon, tüae
roieberum ^iftorifer unb ^^^ifologen öeranlaßte, bie ®Iaub«
würbigfeit bc^ ^robot in ß^if^t h^ jie^en. 3Bir fel)en inbeffen,
bafe feine SRitteilung üöUig ju SRed^t bcfte^t, er ^at eben auf feiner
SReifc feinen ®ried^en, fonbern offenbar einen ütjfier ausgefragt.
Ündf bie am Sd^Iuffe zugefügte ©eftimmung eineö ^reifes gibt
nod^ ju einer meiteren Semerfung ?(nla§,'über bie tuir aucf)
leibet nic^t rec^t inS flare fommen fönnen. (giS fann fic^, mic
fpdter nod^ flCjeigt werben tt)irb, um jwei Sachen ^anbetn. —
3und(^ft wiffen wir nämlic^ auc^ md)t genau, wa§ für eine 3n*
ftitution bie ÜD?inbi§ mar. Db fie ein SSerbanb war, ber nur an-$
ebenbürtigen gamilien beftanb, ober ob e^ eine ^Bereinigung war,
bie nur ÜÄonner Don einem beftimmten Stiter unb unter be*
itimmten SBorauöfe^ungen aufnahm, ober ob es eine ftäbtifdje Sic*
Ijorbe wor ober fc^lic^Iic^ eine fafrale Crganifation. 3[üe<5 \>q^
ift nic^t mit Sic^er^eit auöjumadjen. — (Sntweber alfo ftellte
biefe Se^örbe bie für bie Slrbeit nötigen .^anbwerfer unb 3Berf*
jeuge gegen entfprec^enbe SBeja^Iung unb f teilte bafür ben ©rabbau
t|er ober aber, woöon wir aud^ nod) SBeifpiele {)aben werben, ba^ö
(4rab getjörte ber SRinbiS ein für aDemal unb burd) ^^ejatjUmg
einer beftimmten Summe erwarb ber betreffenbe für fid) unb
feine gamilie bas 9ied)t ber Seftattung, ober enblid) ift aud^ nod)
ein "ßritteö möglid), ber Srbaucr erwarb baö 93enu|5ungSrec^t nur
28 ^eifptele au» aarm^Ieffod. 9(C. XI, 2
auf bcftimmte 3^'^ — aud) bafür gibt cd iöeifpiele, — in luetc^m
J^alle jebcö neu tjinjufomnicnbe Jamilienfllieb bie Summe aufö
neue bejal^Ien mu^tc, ba fonft bie Seftimmung beö Srbauer^ ein
Unfinji flcroefcn märe. Über alle biefe STOöflUd^feiten ift nic^t mit
Sid^er^eit ind Rare ju fonimen unb bie äRenge ber gricd^ijci^en
unb .aud) lateinifd^en Snfc^riftcn, bie bem ü^fifc^cn äugefe^t finb,
beweifen, bafe bie ©räber ^intereinonber öon ganj öerfd^iebencn
iJeuten in öebrauc^ genommen toorben finb, wobei man on eine
burc^flängigc Söcnu^ung per iiefas bod) nid^t ju glauben braucht.
(£ine anbere Snfc^rift am lelmeffo«^ \)at folgenben 3SortIaut:
„Xicfeö öJebäube ^abe id) gebaut Selefuji für grau unb Äinb,
(unb Joenn einer ^ier brinnen im ®rabraum beftattct, fo foU
an bie SKinbiö bc^a^It Ujerben?) III «ba." (2;eImeffo^ 4.)
.^ier fommt nun nod) ^inju, bafe ber Sc^Iufe ber Snfdjrift
JU ben umftrittenbften gehört, maö e§ in ben ganjen Xejten gibt,
feine fiöfung bat bid^cr befriebigt, tro^bem ber ®d)tu^ nur ^luci
ober ein unbefannted SBort enthalt. 3n ber SBeife, toie es Ijicr
überjetjt ift, finb feine Sd^roierigfeiten me^r ba. 3)ie $>auptfragc
ift nur bie, luer l)ier bejalilt nad^ bem Jobe beö Stifter^, bie grau
bcjtt). ber 3o^n ober rid)tet fid) bie ^öeftimmung gegen irgenb
einen dritten, beun ber Stifter ift ^ier bod) unbeteiligt.
"jlud) bie Snfc^rift oon (£armt)Ieffod ()at p Unterfuc^ungen
31nlafe gegeben, benn biefe fdjeiterten lange 3^i^ baran, bafe man
ben gried|ifd)en iejt ftetö mit bem Itjfifc^en in ©nHang bringen
looUtc, biö lorp jeigte, baß bie fflilinguen allcö anbere aU ben
ÜRamen uerbienen unb man meiter (ommt, )oenn man fein aUju
grofteö öJemid)t barauf legt. Xti grie^ifd)e leyt gibt nur ben
3nl)alt miebcr, er ift feine Überfegung bes^ Spfifd^cn.
„2)iefeö (%ab (eigentlid) Snnenraum) ^aben gebaut ^^^ulenjba
bcö SKuUijefe (3ot|n) unb 2)apara bee ^ulcnjba (So^n) bc^
^^uril)imetc ^auegenoffen für grauen unb ^nber, unb toenti
einer irgenbmelc^e anbere in ben Snnenraum ^ier hineinlegt, fo
foU er büfeen ben Wrabfreoel, inbem er — 91 ba beja^It" (Garmtj*
leffod (5.)
£)ier Ijabcn toii* alfo ben gall, baf^ jtoei ^audgenoffen ein
gemeinfamed (VJrab für ifjre gamitien entrichten unb Strafe an-
brot)en bem, ber ettua baoon in unbefugter SBcifc ©ebrauc^
mad)en foUte.
(Sine anbere 5nfd)rift entliält eine auöbrüdlidie Seftimmung,
loer ber 3n^aber bc& Wrabe* fein foH, ba?? offenbar oon einer
9C. XI, 2 «cifpicic au8 (Stjano, <ßinara unb XIo«. 29
'Beja^Iiing frei ift. 9(uc^ bereu §öf)e fenneii mir nic^t, ba ufcr
bie 3o^fenäeic^en nic^t^ genaue^ ju ermitteln ift.
„Diefcö ®rab ^abe ic^ gebaut Irijete^i unb beftimmc c<^ für
(5rau unb Äinber." (Sannt)Ieffoö 7.)
©ne anbere i3nfc^rift geftattet aucf) bie ißeifefeung üon 5^er*
tuanbten.
„^^cf^o ©rob ^abe id) gebout: Xrijeteji unb bcftimmc ec- für
Sc^toeftern unb Sudeten." (Sarm^Ieffoö 8.)
TOanc^e enthalten nur ben bloßen 9?amen, anbere fcfeen
^inju, »effen ©ol^n fie finb, toieber anbere geben aud^ bie ^er^^
fünft an. „3>eö ^la (®rab)." (Simtjra. 129.) — „^^^ttlesei beö
Sbicaja ©o^n." . (?ßinara 10.) — „3)eö 3prefiba, be^ 9trni^a
So^ne an^ Xubure (?).'' (6yana 69.)
@tne ganje 3lnja^I öon ®rdbern finb errid^tet für Unter*
befc^te^aber beö befannten Sölbncrfü^rerä 5ßerifleg unb anberer
ficincrcr 2)t)naften, j. SB.: „©iefeö ®rab f^abt iä) errid^tet 9huriga
b€ß %\fai <Bo^n für grau unb £inber; id) »ar beä ?lr^)^)afu »^ecr^
fü^rer." (Ifd^inbam 77.)
i£^ ift »a^rfd^einlic^ berfelbe ^arpago^, ber auf ber ianttjoe*
ftcle genannt ift. Stußcrbem finben fidf) nod^ einige anbere, bereu
92amen unö auÄ anberen Duellen befannt finb, barunter ber be*
fanntc 9iamc be^ 5ßcrifleg u. a., aud^ perfifc^e fonimen Dor.
3n einer anberen Snfc^rift ift ber Qtotd, ju loelc^em eine
Summe audbrüdlic^ beftimmt ift, genannt; ber Sc^Iufe lautet „unb
beja^fte jum ®d|u6e(?) II — 2lba." (^ßinara 16.)
?lud^ SEBürben unb Jitel entl^alten eine Steige öon Snfc^riften.
3. ®. foft mobern: „^rifttibili Familienoberhaupt unb J^^^au."
(lloö 22.)
Hu^ 3Bei^ungen bon Statuen ober bereu ?luffteUung merben
mit einer entfprerf)enben Snfd^rift oerfe^en; barunter bie ttjic^tige
Öilinguc üon Xlog, bie ung bie SBörter für ,,9?cffe'' unb „'iRid^tc"
liefert. „3)iefe ©tatue ^be id^ aufgeftcHt: Äffbeje be^ ©rupffe
So^n unb beä 5ßuri^imete 9ieffe auö 3;loö für mid) felbft unb
5rau liceucepTC au^ ^inara be^ Urtaqija Xod^ter unb SRid^te be^
^:ßriicnube." (XIo<ä 25.)
(£ine SRei^e öon Snfd^riften beftimmt bie ©rabanlage auc-^
brücttic^ ben Srbauer auc^ afe S3efi^er. 3n anberen finb toiebcr
finjelne gamilicnglieber auäbrüdlid) genannt, fo in ber folgenbcn:
„gWcfiftte fteUte ^inju (bie (öebenftafel) für fic^ fetbft, be§
30 Seif^iele aud £ant^od. 9[£. XI, 2
©ffulija ©o^n, unb grau 9)icnmaloa be« ^ctcncuc 5:o(^tcr unb
Äinb ©ffuaje". (Siütocr 27.)
©ine anbcrc 3nfd;rift, beren Qkab offenbar auf einen reichen
SBau^errn jurüclge^t, enthält befonbere Verfügungen über cinjelne
Teile beä ®rabe^. „3)tefe^ @rab ^abe id^ gebaut: ?l^qabbi bc^
^^ijibibe Sot)n unb bed ^mprama 9Jeffe, unb toer ^icr brinnen
beftattet, beja^It an bie SJKnbi^ O— ?lba unb für bie untere ®rab*
tammer III — äba unb beftimme ben oberen Snnenraum für bie
grau unb ben ©ruber SRnneteibe) unb beftimme ben unteren
Snnenraum bem(?) ^au^genoffen felbft." (Xantl^oö 36.)
2)ie intereffanteften Snfd^riften finb bie beö befannten ^ajawa*
farfop^ageg (Xant^o^ 40). Seiber fennen toix anä) ^ier tt)ieber
nid)t bie SBebeutung beö üorfommenben litelö, fo baß nic^t Diel
5u erreid)en ift. 3n ätoeimaliger Slu^fü^rung entfiält er bie
©igcnturngbeseid^nung „^ßajattja, fianjier (nad) Smbert) baute
bicfee ®ebäube" (eigentlii^ ®rab). ®ann jd^It eine britte 3n*
fd^rift auf, ttjeffen So^n er loar, unb bann folgt ein Xitel, fotoie
eine weitere 3RttteiIung über ben ©arfopfjag. Seiber finb bie
3eilenenben fo üerftümmelt, bafe fid^ nid^tö ®enaue^ ermitteln Id^t.
?(uc^ mit ber vierten lafet fid^ nid^tö SRed^teö anfangen, fie ent{)ält
roa^rfd^einlirf) bie Seftimmung eine^ perfifc^en (Satrapen, bafe ber
Sarfop^ag Eigentum beö ^ßajattja fein foQ.
2)ag n)id^tigfte ber ©prad^benfmaler ift, tt)ie id^ fd^on ettoä^nt
^abc, bie Xant^oöftele (Xant^oö 44). ©g Derlo^nt ftd^ nic^t
hierüber eine längere ?tu^einanberfej5ung ju geben, jumat ba fi^
Sid^ereö nid)t ermitteln lä^t.
3)a^ anbere ®en!mal t)on ^iftorifd^em Sntjatt ift Derftanblid^,
leiber aber blofe in ben erften brei ß^ifcn erl^alten. 3)er griec^ifc^e
Xeft ift in einer d^nlid^en jämmerlid^en SBerfaffung: „3)ie§ ^^^ife-
bere bcö ©catamla ©o^n(?) ?lrnna (Xant^o^) unb Ifoö unb
^inara unb Sab^anba ..."
3n einer anberen ®ruppc Don Snf^riftcn bejeidjnen fic^
bie 2t)fier nid^t afe ©rbauer, fonbern ate Snl^aber ober SBefi^er.
„9?on biefer Ä:line(?) bin id^ 95efi^er ^^^abrmma . . . (SBeruf?) unb e«J
ift greDel(?) irgenb einen anberen nod^ baju ju legen."" (Sant^oä 49.)
3luöna{)mött)eife an ber 3Banb über ber Xotenbanf befinblid^.
Slnbere 3nfd)riften enthalten nid^t ben gewöhnlichen Stuöbrud
für bauen, fonbern mad^en: „S)iefe ®rab^ö^Ie machte id^ Ere^enube
unb beftimmte fie bem SBajije ate ©cfife unb beftimmte für bie
TOinbiö ben Snnenraum (?)."* (Sibef-Saita 52.)
«£. XI,2 Sdt\\pxtit au» ^nixpi^tUoi, Zt^^a, ^t)xa. 31
Sobalb man ba^ ©cbiet bcr Snfd^riften Don 3lnti^^cDoö
betritt, änbcrt fic^ i^r (S^araftcr auffaüenbcrtDcifc. ^u^crKd^
toerben fie bebeutenb länger unb umfangretd^er, inJ^alttidi n)erben
fie augfü^Hc^er unb geben mcl^r 2)etaite, fe^en aber natürlich ben
ficfung^Derfuc^en größere ©d^toicrigfettcn entgegen, njenn e^ auc^
ttwqHxd) getoefen ift, im ßaufe ber 3^^ loeitcr unb njetter ein*
jubringen. Stnbererfeit^ folgt Ijterau^ tt>o^I, bafe bie ^auptmac^t
ber S^Ker in bicfem öftlid^en Jeile be§ SanbcS gcfeffen ^at.
„3>iefeg ®rab ^abe \d) gebaut ^ttta beS §Ia ©o^n für grau
unb fiinber, unb tncnn einer l^ier ©d^aben anrid^tet, fo foU er eö
büBen öorbem Oberhaupt beö da unb ber ©tabt 5lnti|)^eUoö.*'
(«ntip^eUo^ 66.)
SBir fe^en ^ierauö, bafe bie ©ruber unter Stuffid^t ftanben
unb jtoar einer boppetten, fottjo^l unter ber beö Oberhauptes einer
Organifation — ttjeld^er Slrt bie toar, »iffen toir aud^ nic^t — ,
unb auc^ ber ©tabt Slntip^eUoS. 3)er gricd^ifc^e Scyt biefer
bilingifc^en Snfc^rift gibt bie ^auptfad^en beS S^fifd^en nic^t toieber.
©ne anbere Snfc^rift enthält Seftimmungen über bie Seifefeung
Don SBcrtuanbten : „2)iefeS ®rab \)abt iä) gebaut: Suprija unb be=
ftimmc baju (ben 3nnenraum) bem ©ruber beS äRafa unb ald
95cfi|er 5ßuri^imeiqa beö Umatife ©c^ttjefter unb beftimme (?) ba ju
bem ©ruber beö SKafa unb ebenfalls ift l^ier ju beftatten Sbafre
beö 3Rafa ©d^toager ber fttlifier." (J^ffa 18.)
©ine auö 2K^ra ftammenbe 3nfd)rift ift bemerfenSttjert burd)
einen onbercn SluSbrucf für ©eftattcn, bcr aud^ bereits in ber
Dorigen toorfommt: „5)iefcS @xab l^abc id^ gebaut Slpnnatama für
Jyrau unb Siinber unb {)ier brinnen foH man aud^ beife^en bie
©djtöägerin beS SBasjije loc^ter."
©e^r intereffant unb aud^ üerftänblid^ ift bie folgenbe: „S)iefeS
@rab f}abt iä) gebaut 5)baqafa beS ©ttule Sofin für grau unb
Äinber unb toenn SJbaqafa tot ift, fo foQ man in bem Snnen*
räum beife^en i^n unb bie grau; einen anberen foQ man ^ier
©cber beife^en noc^ t)ier eine Jotenbanf(?) aufftellen; wenn ^ier
einer eine loten banf(?) auffteDt ober Ijier brinnen begrabt, fo
foü er bae büfeen bem giSfuS ber U)fifd)en Station unb ben ®öttern
unb bem ftäbtifc^en ©enat." (m\)xa 88.)
(Sine anbere entl^ält bie Verfügungen beS ©rbauerS in
encrgifc^er gaffung.
3lfe ein ©eifpiel ber inbogermanifc^en SBortfteÜung fann
man bie folgenbe anführen, bie nad^ bem oon J^omfen fälfc^Iid)
32 «eifptele au^ Simtiro, 84Iub. t(C. XI. 2
fo bcjcic^ncten ^)?rinjip bcr 3nDcrfion gebaut ift: „^^isji ^ot baö
flebaut bc^ ©bcpnnctoe So^n für grau unb Äinbcr." (fiimtira 98.)
(Sine anbcrc 3nfd)rift enthält für ®rabt)crlc^ungcn GJcIbftrafcn.
üeibcr finb ttrir über bie Qa\)itobTttx gar nic^t orientiert, fo boft
mir bie §ö^e nic^t fennen. „®ieö ®rab ^abe id) gebaut, Sffut*
raji, unb ^ier foH man beife^en Sffutraji unb 5^au unb .Vtinber,
ipcnn brinnen einer einen herausnimmt, ober einer einen brinnen
llinjulegt, fo foU er bejahten aU 95ufee? . . .? ÜDKnen? . . .?
bem Cber^aupt bcS Cla . . .? ober büßen . . .V" (Öimtjra 102.)
Die einjige SBilingue, in ber fid^ bie Ie;rte genau entfprec^n,
ift bie bcrüf)mtc ©ibarioS«»3nfd^rift: Diefeö ®ebäube ^abe ic^ ge«
baut: ©ibarija beS ^armena So^n für mid^ felbft unb J^rau unb
So^n «ßubiele." (ßimljra 117.)
SBeitere Snfd^riften ju geben (ol^nt fid) uic^t, aud bem
Wrunbe, »eil fie fic^ für bie 3Biebcrgabc o^ne längere ?(u^in«
anberfe^ungen über bad 3Bie unb ilöarum nic^t eignen.
3c| g(aube, bag foüiel babei ^eraudgefommen ift, bag man
einen Sinblicf in bad äJtaterial befommen ^aben mirb. 3inb bie
^ortfc^ritte (angfam, fo fann man bod) fagen, ba% fie ftetig finb,
unb Derglid^en mit bem, n)aS t)or einem f)a(ben 3a^r^unbert ge^
mcfen ift, toiffen mir boc^ ^eute beben tenb me^r unb eö fte^t ju
hoffen, ba% loir auc^ noc^, nad^ unb na^, ba^ f(ar ertennen
werben, »ad bis jeftt bunfel ift. SDtan barf eben bie Hoffnung nic^t
fmlcn laffen, bad liegt in ber 9?otur ber Sad^e, unb mer fid)
mit i^r befc^äftigt, ber mu^ Don Dorn^erein bamit rechnen unb
fid^ über eine Steige t)on ^^(fc^Iägen nic^t munbern. 3n bem
©inne ift bie öorliegenbe Arbeit gef c^rieben : um bie 95ef c^äf tigung
mit einem ®egenftanbe t)on neuem anjuregen, mit bem fic^ ju
befaffen unfere beften ®ele^rten ntd)t für überflüffig unb jmecflo«
gehalten ^aben.
Q^enu^te BiUtatvLt.
Sa^ofen: äftutterrec^t. 1861.
— : t}a^ )et)Kf(^c «oll. 1862.
^oug^red: De Ijoicrom commuDi.
3mbert: im Musion. 1889 u. 1890.
Tituli AsiaeMinOriBl. TitLyc. 1901.
$reuber:®ff(4t(^te bcr Softer. 1887.
IDtutf Mn ^rtinann & Solf, fict))|to.
11. 3aJtgAng. DCf JlltC OrICIlt 5«P 3/4
•«fftt (4 Hefte) bcrausgegcben von der ,^1,^
2 ID., tek. 5 m. Uordcrasiatischen Gesellschaft (€. U.) so Pienaift
Babylonien
in feinen
ipict)tiqften Huinenftatten
Don
Dr. Kuboif 3el}npfunb
niit 16 Plänen Der Ruinenfetber unb brei übbilbungen
Ceipzig
). C. f)inridis'rche Buditjanblung
1910
Die Uordera$tatisd)e 0e$eli$d)aft (€. U.)
mit dem Sftz {II BcrNn
be^toedt bte gförberun^ ber borbetartatiicl^en 3'tubten auf (S^ninb bet 3)e]i!iitäler.
Sie fiibt mt^enfd^aftlic^e arbeiten i^rer Sütglieber in ^manglofen fcfttn ald
,,9Rittei(ungen ber $oTbeta{iotifd)en ^efellf^aft" unb gemetinpei«
^äitbU^e ^aiftellungeu bierteljäbtlid) unter bem ^ite( „^er ^(te Orient''
^eroud. (ferner will bte @(e|efif(!^Qft bie Sefdjaffung neuen SRateriald anregen
unb unterftü^en. ^ie (SefeOfc^aft ^äi^it gegenmärtig 501 SRitglieber.
^er ja^rlic^e ^itgliebdbeitrag beträgt 10 ^arl, »ofür bie ^.aRitteilungen"
(fonft 15 "SJt.) unb „$)er tKlte Orient" (fonft 2 ^.) geliefert »erben. — auf-
nähme ald SRitglieb erfolgt burt^ ben tBorftanb ouf einfache 9(nmelbung beim
Schriftführer. — Sa^lun% ber IBeitrögc l^at im Januar an ^inri^d'
IBerlag, Öci^)äig, 33lumcngaffc 2, au erfolgen.
^er IBorftanb befte^t 5. 3^- <^ud- $^cf- ^^' Sr- ^^n Sujci^an, 1. $orri|enber«
Sübenbe, ©erlin; ^rof. Dr. 9». ^artmonn, 2. «orfi^enber, ^ennÄborf (aRarf):
Dr. S. tWcfferfdjmibt, S^riftfü^rcr, «erlin W. 15., ^folaburgerflra6e 5; $rof.
Dr. ^. ©indler, SBiImcrdborf; «ßrof. Dr. «r. SReiftner, «reÄlou; Sic. Dr.
«Ifr. 3ercmia«, fieMJjig; $rof. Dr. g. ®. Reifer, ftönigfiberg; Dr. ffrei^. oon
öiffing, 3Rün(l|en. — Herausgeber ber „Mitteilungen": $rof. Dr. ^. SBindler,
SBitmerSborf b, ©erlin, «iugcrftr. 80. be« ,,«(ten Orient": 3)erfeTbe unb
Sic. Dr. 9l!fr. ^eremio«, Seip^ig, ^auptmannftrafec 3.
Inbali der bisher crtd)icnenen f)elie dct „JTIten Orient" (Preis 60 PI.):
^gQ|)ter aldShieger unb (Eroberer in
«Pen. 7«bb. 3B. 9R. aRüUer. 5i
a(tbabl)Ionii(^e8 Sie^t. BJlit 1 ^bb.
»on «. 3JleiBner. 7i
amomo*3cit. 5Son S. 91 i e b u I) r. 1«
Arabien bor b. 3«Iom. O.SBeber. 3i
$lramaer. Sou 91. Sanba. 48
?(furbaniDaI u. b.aflDr.ÄuUur feiner
3cit.l7abb.S8ong.S)eIiJf(ii. lli
S&t^io|)ieu. l»bb.:{B.:!)i\ Müder. 69
«abt)tonieu in {einen rot^tigftcn
aiuinenftättcn. 16 i^fönc, 3 ^bb.
ISon ffi. ^e^npfunb. 1184
$abi)Ioni|c^e ^^mneu unb Q^ebete.
®on §. 3inJ"»c'''"- 73
2)ämonenbeicbn)Örung bei b. «abk)-
loniern u. Äff^rcrn. 0.20c ber. 74
SJeutung bcr3u!unft bei ben 5^abD-
tomcrnu.3lff^rern.9l.Unguab.lO»
«ntaifferung ber Seeilft^rif t. 3 «Ibb.
«on ü. 9Reffcr|d)mibt. 5«
Qgu|)4rat(anber unb haii Mittelmeer.
Mit3 9lbb. SJon :p. ©indler. 7«
^ftungdbau im eilten Orient. Mit
15 9ibb. Son a. SBillerbed. U
t$orfc^ungöreifen in Süb-9(rabien.
3.ftartenf!. U.4 «bb. 0.335 e ber. 8*
^efdii^te ber Stabt «ab^lon.
$on $. SBincfler. 61
®laferd (}or|d)ungdreifen in Süb-
orabien. Mit 1 $)itb O^laferS.
Son Dr. Otto SBeber. IO2
^ammurabi. Sein Sanb unb feine
Seit. Mit 3 ^bbilbungen.
«on 5. Ulmer. 9i
^ammurabiiS Q)efe|e. Mit 1 W)h.
$on $). Sindler. 44
4^ttiter.9?lbb.fi.Mefferf*mibt. 4i
^immeld« u. SBeltenbilb ber '^abt^*
lonier. 2 9lbb. ^. 9Bin(!ler. Sis
$)dOe unb ^arabieS bei ben 9abQ-
loniern. ^on §1. SeremiaS. Is
St^eilff^riftmebi^in in parallelen.
1 Sd)riftt. jVrei^. 0. Oefele. 4«
iOt)tier.5«bb.u.lßarte.2:^.$luge.ll2
Magie unb Säuberet im alten
£gl9pten. 1Bon9t. Sßiebemann. 64
9{iniücd SBieberentbectung.
Son SR. S^^npfunb. 5s
$^öni5ier. $on ^. 0. 2an bau. 24
$^dni^. 3nf(i^rift. %B. b. Sanbau. 8s
$^r^gien. Mit 15 »bbilbungen.
$on @. «ranbenburg. 9<
$olitifc6e Sntmicf lung «ab^loniend
u. flfftjrien«. »on $. SBind ler. 2i
San^erib. Sßon 0. äSeber. Bs
Srfjrtftu. Sprad)e b. alten Ägypter.
Mit 3 «bb. Si. Spiegeiberg. 82
Stabtbilboon$3abk)lon. Mit Ittbb.
u. 2$länen. g.$».9Bei6bad). 54
2:ett.?»alaf.MitlÄartenf!.u.l59lbb.
$on M. D. Oppenheim. 10t
2:oteu.Xoten*9leidjc im (Glauben b.
alten ^g^pter . $1. 93 1 e b e m a n n. 2^
Unter^altungdliteratur ber ölten
lKgk)pter . $on $1. ^ i e b e m a n n. 34
Urgefd^ic^te, SBtblifdie u. bab^lon.
^on ,^. 3inimern. 2»
9ölfer^torberafien». ^.^indler. li
^äd Vorgebirge om 9^a^r«el-ftelb
u. feine ^enfmäler. 1 S^artenff.
u. 4%bb. IBon ^. »incfler. IO4
$Seltf(6öpfung, Skb^tonif Ae. 1 «bb.
8on ^. SBindler. 81
Xer 3agrod u. feine Sdlfer. Mit 3
ITartenfr.u.dömb. &. ^üfing. 9st4
iSit einzigartigen O^unbe, meldte feit 1843 einem Sotta unb
fia^tb in ben Kuinen Don S^orfabab unb 9{imrub befc^ieben
moren, Ratten bad Staunen unb bie Semunberung ber gangen
gebilbeten SBelt n^ac^gentfen. Salb magte man fid^ auc^ an bie
9hiinenftätten Sab^toniend ^eran. Sie ©efc^ic^te ber Sudgrabung
SBab^Iond ffat in biefen f^ften ^rofeffor $. $. SBeigbac^ bereite ge^
fci^rieben (3at)rgang V. ^r. 4 : ^ad @tabtbilb bon SBabtjton). W>tx
nic^t IBab^lon aQein foQte aud feinem langen Schlafe ermedt
loerben. 392an ertannte, bag bie Dielen Xelld bed gangen 3^^^'
ftromlanbed nic^td anbered maren afö bie ®rab^ügel, unter benen
bie ffio^n^ unb ^Iturftätten «(tbabt)[oniend f(^(iefen. SQerlei
$Idne tauchten auf, »ie man bie $err(td^feit äJab^Ioniend h)ieber
jum Seben enoeden fönnte, aber fie fc^eiterten an ber Untenntnid
ber realen SBer^&Itniffe. @rft mit ben arbeiten ber türtifc^^perfifc^en
(Shrenjfommiffion üon 1849 bid 1852 beginnt bie ^Ira ber toixU
iic^n Srforf^ung ber babi)(onif^en SÜuinenftatten.
Suf ben fotgenben blättern moQen wir in geogra^^ifc^er %n-
orbnung, aud ber Umgebung SSab^Iond nad^ ®üben »anbernb, bie
uric^tigften babt^Ionifd^en Stuinenftätten befprec^en unb babei in
gro^ Umriffen angeben, ju welchen Erfolgen bie i^nen gemibmeten
9}a(^forf(^ttngen gefä^rt ^aben.
nbfi Ijabba, Stppar (^nau @. 65).
3)od alte ®}ppax, gefc^rieben ÜDKIBNUNKI, fc^on er--
nö^t oon @argani«fc^ar«ri, bem 93ater bed d2aram«@in, DieUeic^t
fc^on frü^r Don £ugalgaggifi genannt, ber ben dupf^xat ate ^lug
wn DD-EIBNUN-El fennt, mar urfprünglic^ eine S^oppelftabt,
vkldfi hutdf ben (Supf^xat in bad eigentliche <B\ppax, bie Sonnen«
ftttb^ unb bad <Bippax ber %nunit (Sgabe) gefc^ieben mürbe. SBie
ah ber berühmte @onnenten^>eI eigentlich ift, fönnen mir nic^t
tagen, ftc^ tft nur, bag er fc^on oor 92aram-@in efiftierte. 3n
ber ^olge mar ©ippar ber erfte @i^ ber i^ammurabib^naftie, ben
1*
4 Hbü ^ahha, &\ppax. Vufftnbung t>on Sippax. 9IC. XT, 8/4
fic anfd^cincnb unter 9lur«3mmcru an Sarfa, bic onbcrc groBe
®onnen!u(tft&tte, toithtt abtreten mugte. 9ud einer 3^^A^nc|
(burc^ bie (Slamiter?), meiere ben ©onnentem^el Sbabbara unb
ba^ .^Uigtum (be^ $)el?) @btfubfalama betraf, ging bie 3tabt in
neuem ®Ianje ^ert)or. 9id in f^äte 3^^^^^ ^^^ ^^^ >Btufenturm
(£»i«btb«an«a}aggo bie Xem))e(ftabt be^errfc^t, in meld^er neben
^c^amofd^ befonberd feine göttlid^e @kma^Itn 9i (gef (^rieben A- A)
Dere^rt mürbe. Sänge ^tit maren bie ^orfc^ungen nad^ ben 9htinen
biefer altberä^mten @tabt bergeblic^ getoefen, ba man fid^ burd^
SlnHänge il^red 9tamend an bad biblifd^e ©ep^arüajim, bad in
©Qrien lag, unb an bie Shiinen oon ©ifeira l^atte irreführen laffen.
(Sin ^intoeid bed großen ^orfc^erd @korge ®mit^ auf bie ätuinen«
ftätte %bü ^abba (ju beutfd^: $ater bed Aorni^) mar ben meiften
unbetannt geblieben. 9uc^ jpormujb Slaffam ^atte Don @mit^'$
gelegentlicher 92otii in ben Becords of the past (1876) feine ^nbe
unb barf barum ben 9hif|nt ber nochmaligen Sntbecfung ber alten
©onnenftabt in Stnfprud^ nehmen. 3n feinem großen Sßerfe Asshur
and the Land of Nimrod befd^reibt er feine nieten fruc^tlofen
SSanberungen, meldte er im 3Q^re 1880 in ber Umgegenb üon
äRa^mubije unternahm. (§x a^nte nid^t, bag ber SBeg oon Sagbab
nac^ ^iQa i^n mehrere 3RaIe bid^t an ben 2:rümmer^ügeln Sippart^
t)orbeigefü^rt ^atte. Süblic^ Don bem alten Slönigdlanal, bem
i)eutigen Suffufije, jtoifc^en bem Sup^rat unb ber @tra|e oon
^illa nac^ ^agbab, liegt eine ®xuppt oon $ügeln, toelc^e burc^
bad @ktoirr Oon ^oc^ragenben alten ftanalb&mmen beinahe oer«»
becft, ber %ufmerffamfeit ber meiften äleifenben fic^ bid ba^in
entjogen ^atte. @ned Xaged erlieft 9flaffam burc^ ben ^uber
feinet Ouartiermirtd in äRa^mubije bad ^uc^ftüdt einer befc^e«
bcnen ^ontafel, bad bem $äge( eb^^eir entftammen follte. Suf
großen Ummegen, ba bie alten Kanäle teitoeife SBaffer fä^rten^
fuc^te ätaffam biefen ^figel ju erreid^en. @r !am aber nur bii^
}u bem nä^er gelegenen S(bfi l^abba, in toelc^em er fofort eine
alte ©tabtanlage erfannte. ^\t oon 9)affam gegebenen ä)ta|e über
ben Umfang ber Xrümmerftätte finb faifd^. ®d^eU unb ^ilprec^t
geben ubereinftimmenb bie &ib%z bed alten Stabtoiertetd auf
HOO m ©reite unb 1300 m Sänge an; ber Icmpelbejirf allein
bebeche ein Ouabrat oon 400 m (Seitenlange, ^e @h:abung be«
gann im 3anuar 1881 unb lieferte fofort SBrud^ftucfe oon ^U
fd^rifttafeln. 3n furjer 3^it toaren mehrere 3intmer eined großen
Souloerfö aufgebedtt. X)iefelben zeigten abmeic^nb Oon ben affti«
«C. Xr,3/4 ®\ppax, ^e ftuItuMafel. i)er 9la6onib«4linber. 5
rifc^n bauten einen J^uftboben auö ?lfp^alt. Unter bcr ^flafte*
rang eine^ biefcr ^^nier fanb Siofforn eine Stifte oud gebranntem
Ion, in toeldier eine grofee ?ttabaftertafet mit Snfd^rift unb Sielief-
barfteUungen t>em^a^rt . log. @^ roax bie nac^mal^ berühmt ge«
toorbene jiultudtafel Don Sippar, auf n^elc^er ber Sonnengott
Bcbama^df a(d iperr be^ grof^en 3onnentem^e($ &)Qbb(ixa oon
Sippar bargcftetlt ift. 3)ad oon Slaffam gefunbene ®iem|)tar cr^
meift fid^ burd^ bie furjen feilfc^riftlid^en ^ntoeifungen neben ben
ein^Inen SBübern old ein SO^obeU für ben j^ünftler, ber etma tänftig
nodb einmal bad maffib golbene ^oaupte^emplar ^erjufteUen ^atte,
bai^ ooni ftonig Stabu^apal^ibbina oor furjem erft neu geftiftet toar.
3)a biefer .^crrfc^er *f ür bie fultgere^tc .^erftellung biefeS 5ßrad)t*
ftüd^ felbft nur auf ein altt^, fd^Iec^tee Xonrelief jurücfgreifen
fonnte, lie^ er bai^ äßobell ber golbenen jlultudtafel für ettoaige
funftige Smeuerungen berfelben forgfam aufbewahren, ^er 3n*
^(t ber Snfc^rift ergab, baß i^re ^unbfteQe ein leil bed fomit
loieberentbecften @onnentempeId (Sbabbara oon ®i|)par mar. 9Rit^
^in mar %bü ^abba aU bad alte ®\ppax ermiefen, bad oon Siaffam
freilicj^ noc^ mit bem biblifd^en ©ep^aroafim gleid^gefe^t mürbe.
Xa bie ^ilfd^riften oon jmei oerft^iebenen @ippar, bem bed
Sonnengottes unb bem ber %(nunit reben, fo fud^te er (e^tereS in
bem etma 1 3tunbe entfernten ig)üge( eb»2)eir, eine $}ermutung,
bie fic^ nic^t bewahrheitet ^at. 9{eben bem ®emac^, melc^e^l^ bie
£abe mit ber Slli(tudtafe( barg, {amen jmei Xonj^linber beS ^önigd
92abonib jutage, meld^ fic^ aU ^iftorifd^ Urfunben erften SKangeS
audmeifen foQten. iRabonib ^at ja biet beigetragen jur (Erneuerung
boufaOiger Tempel unb alter ®ötterlu(te, toie er benn überhaupt
me^r in ber Vergangenheit ftatt in ber gefafirooQeren @(egenmart
ju leben fc^ien. So lieg er aud^ ben Sonnentempel Sbabbara er«
neuem, unb^ jmar in fo grünblid^er SSeife, bag bie Arbeiter ftellen^
toeife bic^ auf bie Slteften ^^unbamente ^erabge^en mußten. 2)abei
brockten fie bie alte Sauurfunbe bed 9kram«Sin and fiic^t, „meiere
feit 3200 Sauren 'fein Slönig ju @kfic^te betommen ^atte''. 9luS
biefer Oßt^l ffat man für 9laram-Sind ^Regierung bie 3^^* um 3750
0. i&ffx. erf d^Ioffen, eine S(ngabe, meldte immer no^ ^eig umftritten tuirb.
2)aö Sefanntmerben biefer gunbe fd^uf i^rem (Sntberfer bie
gemeinten Sc^mierigfeiten feiten^ ber ein^eimifc^en Seoölferung,
aber Staffam Heg fid^ burc^ nichts irre machen. 1V.> 3at)re (ang
mürben bie 9(ui$grabungen eifrig burc^gefü^rt. ^njmifc^en aber
fteöte fic^ ein neuest ipinberni«^ in ben SBeg, baS aud) ein iHaffam
6 Sippax. Xie A H-t:afeln. «C. XT,3/4
nic^t übemrinben foUte. 2)er türfifd^e Staat toar ju ber ^UnnU
nid getommen, ba^ ein ^irman mit ben faft unbefc^ränften %fug»
niffen, toie 9Iaffom fic gen offen f^attt, in Sw'*'"^ "^^ »ieber
erteilt »erben bürfe. 35a ber bid^crige ^i^^^n im Sluguft 1882
ablief, »urbe bie legten SKonate öor biefem 3^it))untt in faft fieber*
^after Sßeife in %bü ^abba gearbeitet, um nod^ mitzunehmen, toas^
irgenb erreid^bar tvar. SBon ben ettua 300 9taumen, me((^ ber
9luinen^ügel enthalten mod^te, ^at Staffam 130 ausgraben, l^iefe
®emä(^er fc^ienen teild bem eigentlid^en @onnentempeI felbft an«
juge^dren, teils mochten fie 93em>aItungS« unb 9Birtfc^aftdr&ume
barftellen. 9}abonib luar burc^aud nid)t überaQ bid auf bie ux*
fprünglic^en ^unbamente hinabgegangen, fonbern f^attt uietfac^ auf
bem ©(ftutt ber alten ©ebäube feine SReubauten errid^tet. Äaffam*
Dorne^mfte Ausbeute toarcn faft 60000 befd^iebene iontafeln, »etd^e
ben üerfc^iebenen teilen bed XempeliS^ entnommen merben tonnten.
Stiele baüon maren nid^t gebrannt unb mären gönjltd^ für bie
Siffenfc^aft oerloren getoefen, märe nic^t 9taffam auf ben genialen
Muömeg oerfaHen, fie nac^ ber Sluffinbung ju brennen. (Sleic^«
mo^I finb einige i^aufenb gunbftücfe an Ort unb ©teüe jerbrödelt.
Diefe 3:afeln finb jum gr0|ten 2;eil Sd^riftftfide ber Iem|)eIoer*
maltung, gehören a(fo jener !^iteraturgattung an, bie man mit bem
ÜRamen „ kontra ttliteratur" bejeic^net ^at. 933er fid^ über ben
3fn^a(t biefer Jejte orientieren »ill, ber fei auf SBeber« 2iteratur
§64,65 oermiefen. Die AH'^i^afeln gemä^rcn einen gerabeju
überrafc^enben ISinblid, nic^t nur in ba^ ©etfiebe einer großen babp*
(onifi^en Xempeloermaltung, fonbern in bae 93oIb(eben bed neubabQ«
(onifc^en Sleid^ed über^aut)t. ^a bie 3^^(ung ber Staat«^^ unb
Xem^elobgaben mo^I allermeift in SRaturalien ju erfolgen pflegte,
fo mar bie Anlage gemaltiger Speicher am Staube bee ^uffei^
unb ber Kanäle eine 92otn)enbig{eit, ja ein ftänbiged 9Rarfttreiben
mu| fid) um biefe ®ebäube abgefpielt ^aben, mei( bie [ei(^t oer«
berblit^en ^robufte fc^Ieunigften SBiebcröerfauf er^eifd^ten. Die
grammatif c^en , le^ifalifc^en, aftronomifd^en unb religiöfen ie^e
unter ben Don Siaffam gefunbenen lafeln fc^einen barauf ^inju*
beuten, ba^ tro^j ber fpäteren Grabungen, aud^ je^t noc^ XontafeU
fc^ä^ i^ree (fntbederd tfarren. ^gl. aud^ äBarb bei $eter6,
9}ippur I 3. 358. ^retUc^ ift ju bebenfen, ba^ fc^koere ^riegd»
ftärme me^r a(e einmal über Sippare Xempel unb @(^a|^äufer
ba^ingebrauft finb, unb ba^ fo gut mie gar feine Hoffnung be*
fte^t, t)on ben eigentlichen, unermeßlichen Xempelfc^S^en^ Don
fUD. XT, 84 Sxppax. (htbe bei «ibcit 9iaf|am«. 92euere CE^tabungen. '7
(£babbara auc^ nur mcntgei^ tDiebetjufinben. 2)ie einzelnen
SBruc^ftäde jerfc^Iagenet ^adftoa^zn aii^ ältefter 3^^^ ttlxd^
^rcngftcine mit feinen SReHefborfteUungen unb eine gid^ete Slnjo^I
Xonj^inber am Derfd^iebenen C^od^n, unb last not least bie
yiüöjnätttn ber fftniglic^en ^fc^riften (äffen a^nen, meiere un*
))CTgIei(^li(^n @{^^e biefe alt^ige Qtnttak bed @onnentuItui^
etnft in ftd^ borg, ^g fd^on ju Xeno|>^ond Qüt @if))>ar nic^t
me^ cciftiert ^abe, ift eine unbemeidbare äSermutung MaffamlS,
benn n>enn auc^ ber @kie(^ bie @tabt nid^t nennt, fo l^at bod^
SSaffom felbft und iiiele Xafeln in bie ^nbe geliefert, ttield^ be-
ttietfen, bajs @i)>)Kir unb fein Xempel nod) lange nai^ ber (£r»
oberung bed neubobt^lonifd^n Sleic^S burc^ bie ^erferfftnige loeiter«
bläßten. 3nt Suguft 1882 mu^te ber Htl^ne englifc^e Sc^^röber
bte ®titte feiner *£riunip{)e kierloffen. 3a feine (e|ten (Grabungen
^ben fic^ gefaOen (äffen mfiffen, a(d unberechtigte bejeic^net )u
loerben. Sogar bie fe(bftänbige Sntberfung ber @tätte bed 4i(ten
&i)>|Kir ^t man Siaff am abgef))ri>(^en ; nid^t er f onbern ber Sag^
bobfu^rer 9Ri(^( ^abe biefen 9tu^m ju beanfpruc^en. 9)ebri $et)
^be bort graben tooütn, aber älaffam fei i^m juDorgefommen.
SBir (äffen biefe ^rioritätdftreitigfeiten auf fi^ berufen unb bauten
bem t^orfc^er, ber und fo(d^e @d^&|e jugäng(id^ gemad^t fiat
Der Fortgang ber Studgrabungen ^at (ange auf fic^ tuarten
(offen, ^on ben nad^ (Srtoerbung ber Stuinen burd^ bad 3^^^"
f abinett bed @u(tand (1889) angefte((ten Grabungen finb erft xottt^
ooUcre 9tefu(tate )u Derjeid^nen, nac^bem $ebri $)e^ 1893 ben
fran^fifc^n !Sff9rio(ogen $ater $. ®d^ei( ^injugejogen. Unter
ber SdEorte Don 18 So(baten brac^ man im Skjember 1893 t)on
9ogbob nad) ber Stuinenftätte auf. ®er ^oben bed ganjen Uni^
grabungdgebieted mar bic^t mit §Brunnen(fi(^m burd^fe^t, Don ioi^U
(ofen Sttvn* unb Cuergräben jerfurc^t unb bid in bie Xiefe hinein
burc^ ®to((en untermä^(t — ©puren ber 9(rbeiten 9iaffamd, bed
3üri(tabinettd unb ber ein^imifc^en 9(ntiquitätenräuber.
Die S^rfc^r maren burc^ biefen 93efunb tief entmutigt, ent«
f(^(offen fif^ aber bennoc^ ju einem S^erfuc^. $(ber mo man auc^
boi @poten anfe^te, ob an ber @te((e bed a(ten ©tufenturmd, ob
anbermartd, äbera(( jeigte fic^ berfe(be troft(ofe Sefunb: jerfaQene
^iifer in grölen (Skuppen unb ©tragenjügen, a((ed tota( aud*
geplunbert. ißur bie Srd^ioe bed Xempe(d (ieferten Snfd^riften unb
entfc^bigten in etmad bie 3)lnfft ber Arbeit.
Über bie @kfamtan(age oon Sippar fonnte feftgefte((t merben,
8 ^'tppai. att^tbni^t. «C XI, 3/4
bog bei Ort tion einer einfad^en SKauer umgeben mar. 9Kerf«
märbigertoetfe aber trafen bie 3^0^ ^^^f^^ 3Kauer an ber SSeft*
®iÜ>4Bk^U(&dt mä)t jufammen. ©en^altige Xore mit urfprüng'
Hc^ 30 m Öffnung (fpäter ^öd^ftend 1 5—20 m) ffi^rten auf aDen
Seiten in« 3f^eie. 3m 9B®a93. aufeer^alb ber SRauer flofe ber
@ip)>ar{anal, beffen l^o^e Ufertoanbe fic^ noc^ »eit oerfolgen (äffen.
2)ie @tabt l^at mo^I niematö mel^r ate 15000 (Knmo^ner gelabt.
®ie „toax ein Xem|>e(, ben man auffud^te, um an ben ^o^en ^ften
bie @ötter ju e^ren; mar ein jpanbetöbureau, bad man in %n«
fpruc^ na^m, um SSertrdge )u fd^Iiegen; mar ein ^an, in bem
man in 3«iten ber ®efa^r feine B^fl"^^ f^^^** (Sc^eü). 3)ie
meiften Semo^ner ^aben mof^l unter ^dttn au^er^alb ber äRauem
ein ^irten« unb SBauemleben geführt. 3n aUerdltefter 3^t fc^inen
bie erften feften ip&ufer birett auf ber @bene geftanben ju ^ben,
fpäter }ur 3^^^ ^^ tx^ttn bab^Ionifc^n ^^naftie mürbe eine
6 — 10 m ^o^e Xerraffe auf gef chattet, auf ber fid^ bie @tabt mit
t^ren Tempeln er^ob. 3n einem ber ^ügel j. $. lagen bie äBo^n»
räume 10 m tief unter ber ^üge(oberf(&d^e, Sie gefunbenen Xafeln
miefen in bie 3^it ber 2. ^^naftie Don Ur. ^er Xempelbejirf
mar Don ber eigentlichen @tabt burc^ einen breiten SBeg gefc^ie«
ben. !i,ton ben 9{eften bet^ Xempetö mar ber @tagenturm noc^ am
beften fenntlic^; beutHd^ mar aud^ nod^ ju fe^en, ba^ ba« SBeamten»
triertel in ber 9{a^e bed Ztmpth unb ber groBen Speicher einft
ein fe^r freunblic^er @tabtteil gemefen fein mu^, mit einem $la|
in ber 9)Htte unb auf benfelben münbenben größeren Strafen.
3u 9tebu(abrejard unb 9{abonibd 3^^^^" entftanb am S^anal
^allufattu (grie^ifc^ lloXXax^a^, nic^t üaXXaxdna; ju lefen!)
eine 9teuftabt, meldte auc^ mo^I felbft ^altufattu genannt morben
ift. (I^ommel unb 9){ei^ner fuc^en bie ®tabt ^allufattu in bem
SSuinen^ügel bei bem meit nörblid^er auf ber ^5^e t)on Sagbab
am Sup^rat gelegenen ftal^at ^lübja.) 3n ben ftontratttafeln
au£^ SbQ^^abba ^eigtfie bie „@(^amafd|ftabt am ^^allufat'' ober ein»
fac^ „Stabt ^aUufat^ ed finbet fid^ auc^ ber ^^aaufatfanal in
ber Sc^amafc^ftabt'', ferner mirb ein „@tabttor am ^allufatfanal''
angeführt. 3Bir merben mit @d^eil biefen Ort ate Xeil oon ©ippar
anjufe^en haben. Ob bie in alter ^'At, ju Smmijabuga*^ Xogen
genannten Ortlidjfeiten Sippar^iad^ruru, ®ippar«%mnanim, Sippar«
rabü unb ein vierter unledbarer 9}ame StabtDiertel Don %(tftppar
bejeic^net ^aben, ift aUerbingd fe^r fraglich; ec( fc^eint fid^ um
öftUc^ Dom Xigri« gelegene Ortfc^ften }u ^anbeln. ^on ber
«C. XI, 3/4 <9(qarquf. ältere Berichte über *«qarguf. 9
alten ^^Ui^S^f^^^^^ ^ Bvppax fc^a Sc^amfd^i, beut Sippar 9nu«
nit, tft no(^ feine @pur gefunben. ®rabungen in bem 1 ©tunbe
nörblic^ t>on %b(i ffabha gelegenen i^ügel eb^^eir finb erfolglos
geblieben, ^ommel bürfte Siedet behalten, n)enn er bte S^mefter«
ftabt nur burc^ ben einft me( toeiier öftlid^ bid|t an Sippax'
Qbü*^abbo t)orbeif(ieBenben Sup^rat Dom Sonnenfippar getrennt
fein I&^t.
3u bem bi^^rigen au6 bem 'Xu^grabungdbefunb ju erfc^Iiegen«
ben 93ilbe ber alten Stabt treten nod) eine ^nja^l S^ad^rid^ten
aud ben in i^r gefunbenen ^ontrafttafeln. 9lnx ein einjiged 3Ral
jebix^ ^abe id) bort bad ^ud ber ^nunit non @ippar^lKnunit
gefunben. Über biefe @c^n^efterftabt ben^a^ren aud^ bte Stontrofte
an^ ®tppar Stillfd^meigen.
'nqarquf, Diir Kurigalzu.
Sinige ©tunben nörblid^ t)on ©ippar, ^albniegis^ jmifc^en ^«
lubfc^o unb Sagbab, liegt bie Xrummerftätte '%qarquf. ältere
9teifenbe, meiere t^on 9Beften ^er ftd^ Sagbab nftl^erten, hielten bie
Dielen Slefte Don alten ^analb&mmen für bie Xrümmer ber alten
Stabt Sob^lon felbft. 3n biefer ^nfic^t beftärfte fie befonber^^
ber Slnblirf eined äRauertoertd, bad einft 'ä^nlic^feit mit einem
Xurm ^atte unb baS man beS^alb für ben Xurm ju $abel
ober ben ^anieldturm ^ielt. So fd^ilbert (Slbreb um bad ^fpc
1583 ben impof unten @inbrucf, ben biefe Shiine aud ber Jerne
^emorruft, ein (Sinbrud, ber aber bei größerer Slnnä^erung all«
mo^Iic^ ganj Derfc^n^inbet. @r ^ot bie Xrümmerftätte Derfc^ie-
bene ^ale befic^tigt unb befc^reibt mit befonberer Sorgfalt bie
3iegelfteine unb bie aud älo^rgefled^t unb Slfp^alt ^ergeftellten
3>oifd^nf(^ic^ten jmifc^en ben Steinlagen, ^ie jpö^e ber turm^
artigen 9}uine beträgt je^t noc^ 31 m. @c^on ^auernier fprad^
1681 fic^ ba^in aud, bag biefer Dermeintlid^e Xurm ju ^abel bei
^gbab oon ben Arabern mit größerem SRed^te ^garcouf genannt
loerbe. Singe^enbere Sc^ilberungen bed ^^auioerfö Derbanten nrir
in fpäterer ^txt ben beiben 5*>^'^^" SRiebu^r unb DliDier. 3)tc
erfte toiffenfc^ftKc^ xotttooüt ^arftellung gab un« ^^uding^am,
loelc^er 1816 in ®emeinfd|aft mit 3Jellino ^Äqarquf crforfd^te.
6r ftellte juerft feft, baf; ber fog. 9Kmrobdturm ein Xeil einer
Stabt toax, bvixd) meiere einft ein groger jltanal feinen äßeg na^m.
3)iefe 33eoba(^tung rfidte bad Älter Don *?lqarquf beträc^tlid^ loeiter
10 Xür ihtrigol^u. (S^araftet bet Shiinen. «CXI, 3/4
hinauf, Q(d 9{tebu^r ed angefe^t fyittt. 9l\dft bie tiefte einer
gtofeen Xerroffe aud ber 3«t l>«t Äalifen ober ber \plLttttn ^erfer*
fönige ^Qtte man Dor fic^, fonbern bie Stuinen einer bab^tonifc^n
@tQbt. ^uding^am erfannte nömlic^ in bem ^oc^rogenben SBact«
fteinmaffit) eine ftarf uerfaUene ^^ramibe, beren Sttxn aud Suft»
jiegeln, beren Oberfläche aber au^ gebrannten Sacfftetnen beftanb.
!Da mon ju 9)u(fing^am'd 3^^^ ^^^ ^ Sebeutung bab^Ionifc^
(Stagentärme noc^ nid^tö tou^te, riet man auf ein alted ^önigd«
grab nac^ 3lna(ogie ber äg^ptifd^en ^^ramiben. (£rft atö bie
Jieilfc^rift lesbar mürbe, betpiefen bie Don SRamlinfon gefunbenen
befd^riebenen Bi^fl^^^ ^^^ ^^^ ^^ '%qarquf Derfc^fittete @tabt Dur«
Shirigalju (b. i. Surg bed Jiiirigalju) ff\t% unb bajs ber XeD 9l\m»
rüb ber (Stagenturm @girinna bed ^upttempete ber ®tabt loar.
%ber aud) fc^on Dor ber (Sntjifferung ber ^nfc^tiften ^atte ber
geniale Äcr ?porter, bem mir bie erften borjügüd^en 3^^nungen
bicfer JRuinc Derbanfen, bcn 3^^^ ^^^ Äimrob^turmd erfannt.
^ fa^ in i^m ben 9teft eined tieferen @to(hoerfö einei^ ald Xempe(
unb Dbferuatorium benu^ten ^o^en SBaumerf^, bad tool^I bc^
.^auptgebaube ber ganjen Stabt gemefen fei.
SBon neueren SRcifcnben ift bie Xrümmerftättc oft befuc^t.
JRamlinfon t^at wichtige SxtQtl mit 3nfd^riften bort gefunben.
^(anmdgige ?(u^grabungen finb bid^er ni^t unternommen morben.
9}euere ©efc^reibungen liefern SSSarb bei ^eter^ 9?ippur 1,354
unb ^eter^ fclbft ib. 184 ff., mo and) ein gute« ®ilb ber 9{uine
geboten mirb. ^eter« beftrcitet, bafe bie lÄuine ber iReft einer
3iggurrat fei unb ff< fie für einen alten Xurm ober ein gort
jum ®(^u^e bed großen ßonalne^e«, in beffen 99fitte bad ^Baumert
lag. ®^e nid^t ?lu«grabungcn bort gefdje^en, mufe biefe Slnfic^t
als SWöglic^Ieit oerjeid)net »erben.
^Dur^'furigaliu (auc^ Durtirigaliu unb X)urgalii gefc^rieben)
mar eine ©rünbung ber jtaffitenjeit, üieQeic^t an @teQe eine«
älteren DrteS @attifi, mie bie ibeograp^ifc^e Schreibung be« 9?amend
Dermuten läßt. 3"^ ftaffitenjeit mar bie 3tabt jeitmeilig Don 9)e»
beutung, fie rangiert bor Slippur unb ben anbern bab^Ionifc^en
@töbten Ur, Sarfa unb (£rec^. 3n ben i^nfc^riften finb bie 9{amen
oon etma Vt 3)u|enb Xempeln ber Stabt enthalten, bie aUe oieU
(eic^t nur Xeilbauten bed großen Qzntralttmptl^ maren. 3n ben
oon ^la\) oeröffentlic^ten Slontrafttafeln aue ber Staffitenjeit mirb
X)ur''furigaliu öfter erm&^nt
«C. XI, 3/4 %tU Sbra^im. 9iQffom'« «rbeitm. (»t\ä^\ditl flbet ihitl^o. 1 1
Teil 1bral)iin.
Sei %bu ^abba^Sippar führte ein Kanol üorüber, meldtet bie
€tabt mit bem 50 ^ometer fäböfttid^ baoon entfernten Drte ))er^
banb, ber unter bem XeQ Sbra^im üerfc^fittet liegt Sie Araber
nennen biefe @tätte ^bl^Sbra^im. ^r ^anai ift meQeic^t
ibentifc^ mit bem in ber Slbbofiben^eit ermähnten yiaf^x Buti^a, ber
in ben bab^Ionifc^en Snfd^riften när ®ü«bü«a«fi ^ei^t. ^ormujb
Waffam na^m bie f^on üon Sflamlinfon ge&u^erte 93ermutung
nrieber auf, ba^ ber i£eQ Sbra^im bie 9{efte ber alten @tabt
Jhtt^ bebecte. Jriebric^ ^li^fd^, ttield^ bie Don 9iaffom bort
gefunbenen geftempelten ^^^S^^ perffinlid^ g^rfift ju ^oben fd^eint,
fpric^t mit großer ®e)oi^^t baoon, ba% ed fi^ um ^tfyi ^anbete.
W^ Staffam mä^renb feiner legten Kampagne ben Ztü
Sbra^m befud^te unb anfd^nitt, niar bie Sudbeute ber aufgeloanbten
3k&fft faum entf|)rec^nb )u nennen. Sie jiemlid^ au^gebe^nte
Muinenftätte liegt in einer DoUfommenen «Sanbtoufte. Sc^on 1879
nxir ed dtaffam nid^t ge{ungen, fieute ju einer fo bef(^n)er(ic^en
®rabung ju finben; 1881 lagen bie Sßer^&Itniffe etn^a^ gfinftiger.
Sr fommanbierte eine Stbteilung üon ben om ®ir^ (9orfi|)pa)
arbeitenben Arabern nad^ bem XeQ ^bra^im. Sa gerabe ber
Xigp^ austrat, füQte fic^ ber 9Ral^an)i(fana( mit SBaffer unb ein
alter Brunnen in ber ^J^ä^e ber 9ftuinen fpenbete mieber trinlbare^
Kai. Dbmo^I täglich furchtbare Sanbftürme bie {(rbeiter jmangen,
aud ben fiaufgräben )u ftüd^ten, iourbe bennod^ bie 9(rbeit Dier
SiN^n fottgefe^t 3n einem ber ^üge( ftieß man in etn»a 20 J^n^
Xiefe auf mo^Ier^altened äRauermerf, an anbern ©teilen lag ber
$u^oben ber @kmä^er bi^ 30 $ug tief. Sttoa 20 in bie 9iuinen*
maffe hineingetriebene ©toQen brauten 9laffam ju ber ?lnfic^t,
boB ber 2 (engl) 3){ei(en im Umfang meffenbe £^üge( in alter
3eit überhaupt nid^t beloo^nt getoefen fei, benn fein einziger
Stollen ^abe auf bab))(onifd^e ©puren geführt. Dbiuo^I QxtQtl
mit bem @tem|)el 9?ebufabrejard öorfamen, meinte er, ber Ort fei
auc^ 3U biefed Jlönigg 3^^^ bebeutungdloi^ gemefen. Sagegen ^abe
fpdter eine audgebe^nte SBefiebelung ftattgefunben, beren ©puren
tilometern^eit ben eigentlichen Seü umgaben. Sa XeH Sbra^im
nic^t nrieber oon neuem unterfuc^t loorben ift, fc^einen mir Mtaffamd
Snftc^ten auf ®runb ber neubabQlonifd^en jlontrafttafeln einer
Kac^priifung beburftig. 3(u(^ 9Sarb'd Sßotiaen bei ^eterg 1,352
fu^en JU berfelben Snfic^t.
12 St O^eimtc. tltete ^aö^iid^itn. HO. Xr,.3,4
StuÜ)a luirb fc^on aU ®ü>^bü«a«ft Quf beni Obeli$^fen be^
3}{antf(^tufu t)on ^fd^ unb aU $lu^ti4m«K üon Sargon eiiofi^nt.
^ie @tabt nrirb in ber ^olge berühmt burc^ ben Don Dungi tx-
bauten Xempel S^fc^iMam bed Stergot, ber ate Sc^u^ott Don
®ü«bü«a«K ben 9kmen ®(^it^Iam«ta*ub^bu^a führte, ^r Stufen«
turnt biefed £em))er«^ ijxt% ^it«9lannar, toax alfo bem S^iQ^ng^'^
bruber bed 9{ergal, bem SKonbgotte getoet^t. 3m übrigen tragt
hai jpeiligtunt Untem)ett<^c^araher; e^ ift be^^atb bie 9)emmtung
nid^t Don ber ^nb }u nieifen, ba§ Jtutba eine Xotenftabt mar
mit ©urgent (f. u.). 'Die«» bürfte jebod^ nur Don ber altbabi^«
lonifc^en 3^t gelten. 3n neubab^lonifd^er ^^eit erfc^eint ^ut^a,
koenn au^ nic^t aDju^ufig genannt, ale eine @tabt mie Diele
anbere; ed mirb Xi^gab^a^fi gefc^rieben. ^u Stebufabrejard 3^^^
merben aUtdgUc^e ©efc^ftfte bort abgefd^Ioffen; }u 9{abonibd 3^^
mirb ein SBo^n^aud in Shtt^a enod^nt: ebenfo ift ed in Jlamb^fcd'
^gen fi(^er bemo^nt gemefen. ^er in neubabljlonifc^n Xejrten
genannte Äana( Don «%ut^a mirb in ber ^erferjeit meift al« „alter
Äanal Don Äutlia" be^eicftnet.
ei Oljclmir mm s. 65).
13 .Kilometer dftlic^ Don ben dtuinen Sabijlon«», in ber ^{ad^«
barfc^aft be<^ alten ^anatbette bed 3c^att txu'^Jlxl, liegt bie ^Tiuinen>^
grup^ e( O^eimir, befte^enb au^ ben $äge(n e^iS^ajne unb
el^SBanbar unb einigen Heineren ^n^ö^en. Diefe $ügel liegen ,^iemlid)
xmt Don einanber entfernt am 92orbranbe einer mit alten @iebe(ungd*
fpuren bebectten (Sbene. %Ie Cppttt einft feine p^antaftifc^n Sor^
fteDungen Don ber ^(udbe^nung ^rog^^ab^Iond fartograp^ifc^
fixierte, bejog er bie 9iuinenftdtte afö Storboftecfe in ba^ unge^ure
©tabtDierecf mit ein.
Der erfte Sefud^er biefer ^ügel mar im Sa^re 1816 Sutfing^
^am, in beffen ^opf tt)o^l aud^ juerft bie 3bee entftanb, bag ber
@tabtbejir{ Sab^Iond fid^ bid ^ier^er erftrecfte. 9{ur jmei Sng»
Idnber maren Dor i^m bid in bie 9M^e Don el^O^eimir Dorge«
brungen. Suding^am tonnte nichts toeiter liefern atö eine aU^
gemeine ^efd^reibung ber Don i^m auf 60 — 70 ^ug ^bf^ ge«
festen Xelld. Unertrdglid^e «^i^e unb 3taubfturme trieben i^n
Don bannen. @r b^tte fein ^lugenmert befonber^ auf bie n>ei§en
^fc^fc^id^ten i^mifc^en ben 3^^8^''^fl^ii ^^ g^ö^ten ^uine ge^
richtet, in benen er ein $^eifpiel ber Don ip^robot befc^riebenen babt)^
lonifd^en Bauart mieberfinbeu moUte. 4<on Sucfing^am'^ ?(uf^
«C. XI,84 (gl C^miT. C^rt'» «titdgrabungen. (^fiebntffe. 13
fteUuttgen über bie 9Kefenaufi^be^nun() ^3Qbt)(ond überi^eugt, unter«
no^m im folgenben Sa^re ®ir Stöbert j$er Porter einen 9(udflug
na^ e( O^eimir. Do er mit günftigeren SBetterbebingungen
rennen burfte, fonnte er bie 9{uine meit genauer burc^forfc^en aU fein
Sorgdnger. (£in beschriebener S^^fl^'» ^^^ ^^ öeröffentlic^te, Der*
lihtbete, ha% bie «^u^ttuppe bie krümmer bed 3^>"<^^^^^^P^l^
S'^me-te^ur^fagga in fid^ barg, ^m Sler !tßorter£^ DarfteUung
ge^t ^eroor, ba| ber ^o^ 'Xrümmerfegel biefer ^auptfuppe mo^l
bie 3^06^^^^ ^ genannten Xempele^ mar. (£in 9llabafterftüd,
bae SBeKino, ber Begleiter Sler ^orter^, aufhob, bemied, ba^ fd^on
iu ^mmurabid 3^^^" fi^) ^^^ ^^^^ mid^tige ^Itftätte befanb.
^e @(^läffe, ju benen un«^ ^eute biefe ^nfc^riftenfunbe ermäd^tigen,
DermiK^ten freiließ bie Sntbeder bamate nod^ nic^t ju jie^en, mo^I
aber tarn fter Wörter oon Sucfing^am'e Knfid^ten über bie 3^6^^
^lyrigteit b^ O^eimir )um Stabtbejirf Don 9ab^Ion g&nglic^
iurficf unb ertlfirte bie dtuinen für tiefte einer felbftfinbigen DtU
lic^Ieit Spater mürben bie Xrümmer^ügel aud^ Don äRignan unb
^afer befid^tigt. Die erften unb bid^er einzigen Su^rabungen
in e( O^mir oeranftolteten 1852 JDppert unb Jrednel. @ie
fanbcn ein SBadfteinpfiafter 92ebufabrejard unb eine fleine alter«
tfimlid^ Safaltinfc^rift. Dbmo^I fd^on bamafö bie Don ^er ^orter
entbecften Snfd^riften über ben Xempel bed 3^^^^^f ^ ^upt«
gotted oon ^fc^, ledbar maren, fe^te Dppert eUO^eimir ber alten
@tabt £ut^a glei^, meld)e bereits aU jpauptftätte bed Ü^ergaHuItud
befannt mar. Xro^ Senfen'd Sinfprudi) ift benn auc^ baran feft«
ju^Iten, bag eUO^eimir mit feinen Derfd^iebenen j^ügelgruppen
bie Doppelftabt ^f(^«@^arfag{alamma barfteDt. ©d^on in ältefter
3eit mirb ein $atefi (^efterfönig) Don Sti^d) in S^erbinbung mit
bem @otte 3<^ii^^iii<i genannt. ^JJieUeic^t ift bamit fc^on bie ^ier
in 3^age fte^enbe ©tätte gemeint @s^ ift freiließ ju bebenfen,
bag €0 in ber 92a(^barfc^aft Don (Sxtä) ebenfalls ein .^ifc^^S^ar«
fügfalamma gab, bad anfd^einenb Diel älter mar atö biefe gleich«
namige Doppelftabt bei ^ab^Ion. (£in britted ^\d) mag bad Don
Senfen befprod^ene fein, bad bftlic^ Dom Xigrid ju fuc^en ift. 3n
beiben ^fd^, bem c^albaifc^en mie bem bab^Ionifc^en, ^ie^ ber
3amomatempeI (£«me«te«urofagga, mo^I auc^ in beiben ber @tagen«
türm (3ifi8U^^0 ft>bur«mac^. ^^ür bie Sjriftenj einer @tabt
ttifc^ bic^t bei ^ab^Ion fpred^en auc^ Di^Ie ©teDen ber Äontraft«
literatut, in benen j! SB. eine ©trage nac^ ^fc^ oft genannt mirb.
biefem ftifc^ eng Derbunben, ja Dielleid^t nur 9{ame bed
14 Kuffar. 2a^t üon 9luffar. Sotiarb'» fttbeiten. HC. XI, 3/4
Xempelüiertetö, n^ar Q^^arfQgfQlQinma. Jiontrafte aue ber 3^^^
bed 9ie6ufQbrejQr unb ^amb^fe^ bejeid^nen S^urfac^Ealamma, toit
man fpdter fc^ricb, afö firib ftis*fi, b. i. ^in" ftifd) gelegen.
92ic^t ganj Kar ift, ob bied bab^tonifc^e (S^urfagtalamma einen
eigenen Stagenturm &^fur«mac^ befag, ober ob bamit bie 3^8"^^^
bed älteren 6t)arfagfalantma bei (Sred) gemeint ift. 9)}5g(i(^ ift
bie (S^iftenj einer jtoeiten 3^99^^^^^ neben Sli^bur^mac^, bie bann
in einem ber Heineren ipügel üon el^D^eimir ju fuc^en wäre,
^ier fann nur bie (Grabung Qkn^iß^eit bringen.
nuffar (Pan e.6(>).
3B\i toenben un^ nun ju einer ber au^^gebe^nteften unb beft«
erforschten Stuinenftdttcn be« goujen alten OrientiJ. 3!uffar liegt
am norböftlid^en SRanbc ber *3tfebfrf|fämpfe, etma 12 9Rei(en füb-
lid) t)on ^illa^, unb ift feit 1889 bac^ 3^^^ mehrerer gro^rtiger
@jrpebitionen gemefen, n)el(^e bie norbamerifanifd^e Unioerfität ju
?p|ilabelp^ia (^ennf^loaniauniöerfität) entfanbt ^at. Diefe
^orf^ungen ()aben ein fo überreichest 3){aterial an Sltertflmem
unb Snfd^riften jutage geförbert, ha% eine auc^ nur einigermaßen
t)o0ftänbige S^ef^reibung ber ^^unbe unb ber bi^^er baraud ge«
»onnenen CSrfenntniffe ben Stammen biefeö §eftc« meit uberfc^reiten
tt^ürbe. S93er au^fä^r(ic^ere Untermeifung fuc^t, bem fte^en bie
beiben SBerte ^ilprec^t^ ^'iDie Stuegrabungen im 93eItem^I ju
9?i|)pur" (fieipjig 1903, ^ntic^if) unb ba« auöfü^rlic^ere ^I)ie
?[uögrabungen in ?(ff^rien unb ©ab^lonien", jur SBerfügung. (3)er
3)rucf besJ 2. Xeileö, ber Siippur mit be^anbelt, öerjögert fic^ leibcr
noc^ immer, fo bag tiorläufig hierfür nod) ba«^ engtifc^e 9uc^ be«
nu^t »erben muß.) SBeitere fiiteratur f. ®. 63.
9{uffar, ba($ alte 9}i))))ur, bai^ biblifc^e Stalne^, (ag am Ha»
barufanal, bem Seebär be^ ^ud^ei^ (i^iti, unb mar burc^ feinen
99eltemf)e( ba^ 3^^^^i^^ili9tum bei^ älteften Sab^loniend. ®(!^on
Dppert ^atte erfannt, baß in bem heutigen Ü){uffar ber alte 9}ame
9tippur fid^ erhalten ^be. 35er Änblicf ber SRuinen ift ein über*
mältigenber, einem (Skbirge d^ntic^ ragen fie in gefc^toffener SKaffe
bid )u 29 m ^5^e über bie Sbene empor, ^er 9hi^m, biefe
impofanten .&äge( aU erfter europdifc^er ^orfc^er unterfuc^t ju
^ben, gebührt ^enr^ Sa^arb, bem erfolgreichen Sntbecfer ber
SBibliot^f «ffurbanipaU.
9m 17. 3onuar 1851 fc^lug er fein Uager in «Suq eU
'^febfc^ unter bem @(^u^ ber @kiftfreunbfc^aft be^ 'Vfebfc^^
«£. XI,S/4 9tnffar. £at|arb'4 Urteil Aber 9luffar. 15
^auptling^ auf. Xd()li(^ muBte er, um }u ber ^Kuine ju ({daneben,
bie @ümpfe auf ben tangen fc^malen Xurräba^^, ben ^J3uoten ber
^ebuineii, burc^ueren, tooburcf) manche ipertt^oUe Stunbe verloren
ging, ^m Qktoirr ber Derfd^iebenartigften Sr^ebungen unb
Senhingen entftieg im 9}ürboften bed großen $>ügetgefilbe!s^ ber
29 m t)o^e Siegel ®int el^Ämir, tüie mir je^t miffen, ber Schutt»
^ufen bee alten ©tagenturmö 3m»d^ür»fag, be^ imponierenbften
Xeiied beö gtoftcn lempettomplejeö (£-fur. SJie bei Dielen bab^-
lonifc^n »hiinen mar auc^ ^ier bae ganje ^rümmerfelb mit
SRaffcn öon ^kc^übxodtn, Ion*, Stein* unb ®laöfc^crben unb
Sranbfc^lacfen bic^t beberft. 2ot)arb fonnte nur 14 Xage auf
biei^ außgebc^nte ÜRuinenfcIb üertoenben. 3Bir wiffen ^eute, meö*
^Ib feine arbeiten fo geringen Erfolg ^tten. (Einmal oergeubete
er Diel 3^*^ i^urc^ vgudjen nad) einem großen fc^warjcn vStein,
ber in ben p^antaftifc^en (^jäblungen ber *?[febfd) eine ^auptroUe
fpielte, bann aber waren feine 3ud)gräben Diel ju flad} angelegt.
9tur Dereinjelt ftiefe er auf ©puren ber altbab^Ionifc^en 3^^*.
Sinige ©d^riftsiegel Don llr-@ur unb maffiDe SRauerrcfte marcn
eigentlich aUeö, roa^ er an bab^Ionifdien ?ntertümern fanb. üx
burc^tDÜ^Ite in 3Ba^rt)eit nur bie Jotengefilbe unb öiräbertialbcn
eined ißolfe^, bad lange 3^^^ ^^^^ 9tippurd Untergang bie fanb«
unb fc^uttbebecften 9}uinen^ügel neu beftebelt ^atte. 3)iefe§ fpäten
SieblerDoHeö ®räber unb tönerne ^autoff elf arge mit i^ren toert*
lofen beigaben, unter benen einige gefc^nittenc ©teine ba^ SBert*
DoUfte waren, fielen bem balb entmutigten J^orfdjcr in bie .^änbe.
©er will ed i^m, bem (Sntberfer ber ^^ad)tbauten ?lffi)rienß, Der*
argen, wenn er in feinen £)offuungen getäufc^t unb o^ne SBe*
räcffic^tigung ber eigenartigen ^^auweife unb SobeuDerljältniffe
9a6l)Ionien$, fid^ ^öc^ft peffimiftif^ über bie ?ludfi(i^ten tünftiger
0)ra6ungen in 9lippurd 'Xrümmertjügeln au^fprac^? 3^m war auc^
oUe fiuft Dergangen, noc^ toeiter nac^ ©üben Dorjubringen unb
bie Irümmer Don ffiarfa ^u erforfdjen. l^om gieber gefd)üttelt
enteilte er bem unwirtlichen ©umpflanbe ber 'Äfebfd^. So fc^wer
^tte if)x\ biefer 3Ri^erfolg entmutigt, bag er Wunfc^te, niemaU
wieber mit ber 9ludgrabung babqlonifc^er 9iuinen betraut ju werben.
(grft be ©arjcc'^ großartige äui^rabungen in ^^ellö feit 1877
fodten ftlar^eit bringen über bie @>rünbe ber äa^arb'fc^en 9)äß«
erfolge. 9)ton lernte nun erft ben Unterfc^ieb fennen jwifc^en
aff^fc^en unb bab^Ionifc^en Xrümmerftätten; man ertannte, ba%
bie otiberdartige babljlonifc^e iSBau weife bie @ntfte^ung oft Dielet
16 9^uffQr. Vorbereitungen ber $ennfQlt>ania-(£;pebUion. VC. XI, 3/4
93efiebelung^f(^tc^ten übereinanber begünftigte unb bag altbabtf*
(onifc^e 93au^ unb JSuIturrefte oft Diele Steter tief unter ber
Oberfläche verborgen fein tonnen; ja man fam ju ber (Sinfic^t,
ba| eine fortbauemb nac^toetdbare Q3efiebe(ung einest ^la^e« bid
in fpdte 3^tten hinein bie benfbar fd^lec^teften Xudfid^ten fär ba$
Sorfommen bon 3((tertümem eröffnet.
Diesmal foUte ed bie neue SBelt fein, bie burc^ bie Sud«
grabung Don 9}i))pur fid^ in bie Steige ber Stationen einfügte,
benen mir bie Srforfc^ung bed alten Oriente Dornel^mlid^ ju
bunten ^aben. %m 6. September 1884 trat Dr. 993. $. äBarb auf
SCoften ber freigebigen Wlx% äBoIfe in ^Itto^^oü bie 9Ieife nac^ bem
Orient an. &xoa adft SBoc^en bauerte bie @£pebition, bie Don
^agbab aRitte Januar 1885 i^ren 9(nfang nal^m. @d mürben trigo«
nometrifd^e unb pl^otogra)>^if(^e Sufna^men gemacht, Srtunbigungen
^ngejogen unb ^unbftüde angetauft, aße^ im ®inne einer SSorarbeit
ffir tünftige genauere ^orfd^ungen. (Sinen Teil be«^ Xagebuc^ed oon
Dr. äBarb l^at ^eterd im Stn^ang feinet 1. ^anbed Don 92ippur Der>^
öffentlid^t. fieiber fc^ien bad 3ntereffe für bie fo begeiftert begonnenen
arbeiten nai^ ber 9tfldte^r ber ^orfc^er im Sbne^men begriffen ju
fein. &ü mar unbebingt nötig, erft mieber Don neuem ©timmung
für bie 8acl^e ju meden unb jmar nad^^altiger ate bidl^r. ?)ad
aßittel baju maren po|)u(äre SBortr&ge, mie fie namentlich ^ilpred^t
im Sinter 1886/87 in ^^^ilabelpbia Deranftaltete. Seinem be^
geifterten Sorte unb ber jA^en (Energie bed Dr. $etere gelang e^
enblic^, bem @(ebanten einer (Sjrpebition neue ^reunbe ju ermerben;
einer Steige Don angefe^enen bürgern ^^ilabelp^iad ^aben mir ed
ju bunten, menn bie faft eine l^albe !3Jtillion 2Slaxt betragenben
j^often fär bie Dier großen, bid je^t unternommenen (Sjrpebitionen
nad^ 9hiffar aufgebracht mürben, ^ünf ^erren, bie beiben SIettoren
ber ^ennf^lDania-UniDerfitöt Dr. SiÜiam ^cpper unb fein 9?ac^*
folger Dr. .^arrifon, bie ©antierd ©ebrübcr @b. S. unb Slar.
$). ©lart unb ber ©roBinbuftrielle S. S. ^rajier, merben und
Don ^etere unb ^pilprec^t aU bit SKäcene be^ großen Unter«
nehmend genannt. 3^nen jur Seite fte^t aU meiterer ®önner
^rr bettet) üo^ct jun., burc^ beffen grogartige ^reigebigteit ber
!2)ruct ber reid^^altigen ä^eröffentlid^ungen ber @;rpebitiondergebniffe
bot unternommen merben tonnen.
3n turjem möge nun ein Überblid über bie Strbeit ber Dier
(gjrpebitionen folgen, im mefentlic^en nac^ Säuberungen ^Iprec^td,
j. 1, auc^ Dr. ^eterd\ «m 17. aRärj 1888 mürbe bie Organifation
tO. Xl,8/4 »affat. 1. ffomlwflnt. «nfnnft u. erfti «i&titen. If
bct elften (£^bition OsUjogen. ^ei SJocfitJenbe beS äSab^loniaii
<£a)Iotation gunb loai ^*totPoTt ^eppet, ©i^atsmeifter mutbf
&). SB. (JlarE unb ©t^iftfü^rer iiilprec^t; an bet ©pi^e bet üuS-
jufenbenben ^oifd|ei ftanb ^eterä aU 'Siixettoi beu @^ebttiiin,
ifym jur ©fite als aff^ologe Dr. IR. ^r. §arper, bem ouf k=
tonbeten aSunfrf) Dr. ^epper'S ^ilprec^t beigefeDt würbe. Jielb
ali 9tid|iteh, ^t)ne^ aU $^otograp() unb 9}eifemacf(^aQ unb
Sioorian aU Iiolmetft^er unb IS^ef bet ^rbetterlolonnen bettioD-
ftänbigten ben €ta6 be^ großen Unteine^inenä. 3ni <Somniei 1888
brai^n bte aRitglieber auf tKtfc^iebenen Siegen nat^ bent Orient
auf, um fidi SInfang ^lejembet in aieppo ju treffen, ^eterif
^tte in Ißonftantinopcl bic größten ©(tintierigfeiten ^u übertuinberi,
t^ i^m bie gcmünfd^e Erlaubnis ber taiferlit^-türlifc^en 9(egieruiig
fQt bie Sudgrabungen juteil würbe, ^ler enblic^ mit oieleräßütie ber
Sfegierung abgebrungene gfirman entfptatft gerabe in ben tmupt-
fdd)(t(^ften fünften fe^r wenig ben burc^ ^erfpre<f)ungen ber E)o^en
türiifdten Säörbentrfiger in ben Ämerifanem gewerften Hoffnungen
Ste man in Sleppo jufammentraf, Ratten bie anbern 3D!itgliebet
bet (Sjpebttton bereit« wertüoDe Jorf&jnngen unternommen. §arpcr,
Jklb unb ^qne« Ratten bie ^eti|itif(^en Suinenftfitten befud^t,
^Uptet^t bie 3nf(I|riften beS SBobi Sriffa unb am Sia^r el Selb
einer neuen ^üfung unterjogen. ^eitä btrett, teil« auf bem Um»
weg über ^imani^ jog man bem Qitl entgegen. 'Sia^ Sanb um
SRuffat war in unruf|igem ßuftanb: SBIutfe^be sroeier 'Slfebft^-
KU« Ocloit. XI, »4. 2
18 9iiiffQT. 1. ftam^gne. 3)a Safcl^figel Xie Siggunot. «C. XI, 3/4
ftömme unb Streit ber ^Slfebfc^ mit ben ©c^ammar ^tten eine
un^eUfd)tDQngere ^tmofp^re erjeugt, ber Stnblicf ber im))ofanten
Sluincnmaffe öon 9fii^)|)ur aber liefe in ben '^ox\ä)tm neue 5Be*
geifterung tro^ aller fc^on erlebten unb noc^ beUorfte^nben
S^lDierigteiten emporffammen. ^ad) ntü^eüoDem 9ittt unb iWarfc^
über fumpfige^ unb üon ^analbetten burd^jogened ©elänbe fc^Iiig
man auf einem ^od^gelegenen $unft bad erfte Sager auf. ^er
^(rci^iteft ^ielb enttoarf no^ an bemfelben ^age einen jiemlic^
flüd^tigen ^^Jlan ber Siuine, öor beffen ©infenbung ber girman
md)t in Äraft treten follte.
5)ie erftcn ®rabungen, für toclc^e eine Sc^or geübter 2lrbcitcr
Don Sumjuma angetoorben xoax, toaxtn nic^td loetter aU taftenbe
SJerfuc^e, in ber au^gebc^nten ^ügelroirrniö einen ober ben anbern
feften äu^gangöpunft ju finben. 35er Stugenfd^in ^atte ^ilpredjt
bereite ju etlichen ©d^Iüffen über ben ß^arafter einjelner Steile
ber JRuinc geführt, loelc^e bie i^olgejeit alö ricl)tig beftdtigen foBte.
ßeiber njurbe oon bem iüeiter ber Sjpebition auf bie fac^männifd^cn
JeftftcIIungen ber bcgleitcnben @ele^rten ju »enig ®ett)ic^t gelegt,
fonft t)ätte e^ nic^t gefc^e^en tonnen, bafe er bie 3^99^^^^ f^^
ben Selötempel felbft ^ielt unb biefen, ber fic^ ofttoärtd ber ^^ra*
mibe anfd)lofe, teilmeifc jum äblagerungdpla^j ber auÄ ber 3^99"^^^
entnommenen Sc^uttmaffen machte. Xempelfd^ule, Sibliot^ef unb
5|Briefterquartier öermutete ^ilprec^t öon ?lnfang an in bem brci-
ecfigen ©üboft^ügel, ber fc^on in ber erften ^^älfte bcd gebruar
fic^ afö reiche gunbgrube befc^riebener lontafeln audmie^. SBenn
mon in 5ßeter^' erftem 93anb bie 95efd)reibung ber erften Kampagne
lieft, fo fann man fid^ bem Sinbrucf nic^t Derfd)liefeen, bafe in
red^t planlofer 993eife balb t|ier, balb bort gegraben mürbe; aud)
erfährt man me^r oon ber mebijinifc^en Betätigung beS S^pebi«
tion^leiter^ unter ben Eingeborenen, aU uon ben bringenb not«
menbigen Stufjeic^nungen über ben Befunb ber ausgegrabenen
Stätten unb Altertümer. Sei ber Slufflärung ber 3i99"^öt würbe
ber $lan ber ^c^leute einigermaßen inneget)alten. Leiber fa^
^eterS mit (Sd)recfcn, mie feine @elbmittel fic^ in fc^neHem Saufe
i^rem Snbe näherten, o^ne bafe Erfolge erhielt maren, n)eld}e
ameritanifc^en Slnfprüd^en genügen tonnten, ^em drängen
^ilpredjti^ nad^gebenb, mürbe ber breiedige 3üboft^ügel genauer
unterfuc^t. Sine großartige 9(u«^beute an Xontafeln aud altbabi)»
lonifc^er unb neubab^lonifc^er Qtxt lohnte biefen Berfud). Sc^on
je^t ft^loß ,^ilpred)t mit uoDem 9)ed)t aud bem jum größten 'Seil
«O. XI, 3/4 üSnffar. i)er @&u(en^of. ^0^9 (Snbe ber 1. Kampagne. ]9
nriffenf^ftlid^n 3nl^tt bcr ältercrr Stafcin, bofe bicfcr braccKgc
l^ugcl bic ©tfitte bcr alten XempcIMbliot^cf gctocfcn fei.
ficibet mar e« nid^t me^r möglich, ben ^Xafel^ügel", »ie er
genannt mürbe, bei biefcr erften Äampagne »eiter ju erforf^en,
fonft ^tte man fd^on bamatö auf jene großen Xontafelfd^d^e
ftofeen muffen, »elc^e 1900 nad^ ipil|)red^td 5ßtan jutage gcfftrbcrt
mürben. 9[n ber 3i99ii^öt ging bie 3lrbeit nur langfam üor*
m&rtd. 9hir aQmd^üd^ fc^a(te fic^ ba^ untere (Stodmerf bed
gigantifd^ iBaumerte au« ben Irümmem ^erau^. ©obei jeigten fid^
in ben ^ö^en ©d^ic^ten, meiere ben Äem be^ ©tufenturmö umgaben,
derartig üerrmdtelte 95aurefte, bafe e^ nötig gemefen märe, junäd^ft
bie gefamte Umgebung ber ßiggurrat, alfo ben eigentlichen Xempet
bau unb maS über i^m lag, aufjullären. ®ie gefunbenen %Iter»
tümer gingen bid in 9}aramfind ^tit jurutf, mfi^renb anbermärtd
Spuren ber Äoffitengeit erfennbar maren. 3m SBeften unb ©üben
ber Xrümmerftätte brad^ten bic auf 250 SWann öerme^rten Arbeiter
Diele SRefte ber d^albdifdt)en unb perfifc^en 3^^* S^tage, befonber^
antraf ttaf ein. @in Saujt^Iinbcr ©argond t)on ^ff^rien lieg auf
©puren eincS öffentlichen ©cbäubcö fc^Iiefeen. 3)ic mciften ®rdben
jeboc^ führten auf Sieftc ber früt|c^riftticf|en ©poc^c. 3)cr
intereffantefte gunb biefcr 3lrt mar bcr ©dulcn^of eincö ?ßart^er*
fc^Ioffed, bad fid^ na^c ber ©teQc cr^ob, auf bcr bad erfte Säger
ber ©jpebition gcftanben ^attc. 3)ie oberen ©d^ic^ten biefcr fpdtcn
SeficbclungjSubcrrcfte maren öon ^unbertcn öon ®rdbcm burd^fc^t,
in benen bie Xotcn in ^antoffclfdrgen ober bic 2tfd^ ber SBer*
ftorbenen in Urnen beftattet mar. Ungejdtiltc Ätcinfunbc au^ biefcr
^rt^erjeit fielen ben i^orf^crn in bie ^dnbc; baju tarn nod^
eine groj^c 3^^I t)on ß^^^^f^^^^^f bebedEt mit ^ebrdifd^en, man«
b&if<^en unb arabifc^en Segenben unb QtiäitmnQtn Don aÜcrtci
äbeln Dämonen, ©d^on im ?tpril foQte bic erfte Kampagne ber
amerifanif^en @{pebition ju einem jd^cn (£nbe fommen, obmo^I
man bei ber fteigenben (Melbnot auc| fo fc^on fd^merli^ Idnger
aU bid Anfang 9ßai pttc arbeiten tonnen, ^ie ^^c^be jmeier
^^[febfd^ftämme ^ttc einen jungen %urfct)cn ermutigt, eined 9lad)ta
ben 3förfd^m bic ?ßfcrbc ju fte^Icn. 6r mürbe in g^granti er*
fc^offen — bie Sjpcbition aber ftanb Don ©tunb an in ®Iutfcl^be
mit ben ©aHb, bem ©tammc bc^ ®ctöteten. 8tm 18. ?lpril mar
bie (^pebiüon bereite im ^ufbru^ begriffen, atö ber Derrdtcrifd^c
SRufota, ber ©o^n bc£^ ben Smcrifancrn frcunblic^ gefinnten
Dberfc^d^ bcr *9tfcbfc^, ©aüi 3:arfa, baS Sager in ®ranb ftedfen
2*
20 Shiffar. 2. ftampagiie. Sefuitb im 3caq. WD. XI, 8/4
Heg unb bamit bad @tgnQ(' ju aUgemeiner g^lunberung gab.
Sieled t)om ^ob unb @(ut ber gorfd^er, auc^ bared @k(b, ging
babei üerloren, bie gefunbenen SHtertämer aber fonnten fämtfic^
geborgen loerben. 3n SBagbab löfte ftd^ bie (S^^ebition auf.
9Rit bangen SJefärd^tungen lehrte Dr. ^eterd nad^ Xmerifa jurucL
Würben bie 83eranftalter ber @jr))ebttton mit ben (Erfolgen ju-
trieben fein? SBurbe eine ^ortfe^ung ber Arbeit münfc^ndtoert
erfd^einen? SBiber aUed @m)arten h>urbe bie SBeiterfü^rung ber
(^orfd^ungen befd^Ioffen. SBieber tuar ed bie nic^t leichte Aufgabe
bed abermate jum (Sjcpebitiondleiter ernannten Dr. ^eterd, bie
faiferlid^en Se^örben ju über jeugen, bag bie erfte ^mpagne burc^
ben ^ufftanb ber 9[raber unterbrod^en loar unb man unbebtngt
bie begonnene @)rabung ju Snbe führen muffe. 2)ie meifteu
©c^koierigfeiten bereitete ber SBali in SBagbab, bem bie SBerant«
mortung fär bie ©id^er^eit ber ^remben oblag. 2)ie Drganifation
ber jioeiten ^mpagne loar leiber eine n^enig gtficKid^e. &d fd^eint^
ate ob ^eterd bem Komitee in %merifa bie Überzeugung beiju«
bringen h>ugte, bag bie SKitniirfung üon ^c^Ieuten bei biefem bodl)
rein loiffenfc^aftUd^en Unternel^men ^inberlic^ fei. @o tourben
^ietb unb ^iipitd)t, bie mieberum fic^ jur Xeitna^me auf eigene
j^often bereit erfl&rt Ratten, abgekoiefen. ^eterd glaubte, aUein auf
Oirnnb bed mit ben ^^ac^teuten gemalten Stnfangi^ n)eiterarbetien
ju fönnen, unb na^m nur ^a^ned unb Stoorian mit. (£r ^tte
anfe^nlic^e (Srfotge ju tierjei^nen, aber biefelben Ratten jtoeifel«
lod ganj anbere, bebeutenbere fein fönnen, ^&tte er einen Vff^o«
logen unb ^(rc^iteften jur @eite gehabt. Anfang 1890 betrat bie
(Ss^ebition ben @(^au|)la^ i^rer vorjährigen ^fitigfeit. Siel ^tte
fic^ in ben Ser^dltniffen bed fianbed unb feiner Sett^o^ner ge&n»
bert 3n furchtbarer 9Beife ^atte iuiioifi^en bie Spolera im 3raq
gekauft. 9Ruf ota loar tot. Son Slutrac^egelfiften ber @a'ib toar
nid^td me^r }u fpuren, unb bie ganje Slutfc^ulbgefc^ic^te lourbe
balb mit einer ^anbooll ©olbftüde enbgfiltig beigelegt. jDie Smeri*
faner fonnten fic^ üor Slrbeiterjulauf faum retten, man ^ielt fie
für unermeßlich reid^, ja ffir Se^errfc^er ge||eimnidoo(Ier ß^uber«
fr&fte. 2)ie Erfolge ber erften Kampagne Ratten ju bem ©c^Iuffe
gefügt, bag 92ip))ur 9tefte aud bem oierten üorc^riftlid^en 3a^r«
toufenb barg unb bag Don ba an bid in bie ^bbaffiben^eit §erab
Xeile bed SRuinenfelbed befiebelt nxtren. Einige $au))tpunfte biefe^
f ünftaufenbjA^rigen ßcitraumed Ratten fid^ fi^rieren laffen, nun galt
ed bie Qa)x\(i)tnx&amt aufjufldren. fnlprec^td Vermutung, ba^
VC. XI, 3/4 9htffar. 2.Staxnpag;nt. ^etetft'SRet^be. S)ie3ul0cItenoeT!fiott. 21
ubft bem otten .Seltentpel eine ^art^erfefhtng gebaut fei, fanb
i^ SBeftätigung, obkDO^I ^eterd unb ^^ned bed ©loubeni^ nrnren,
ftatt einer ^ott^burg ben Xtmpü felbft aufjubeden. 2)urd^
biefen Irrtum mögen manche loic^tige ©puren unbead^tet geblieben
unb rKtmx^t fein. 9ßad fid^ nad^^er nod^ erfennen unb feftfteUen
lie^ f^at bann ^ilpred^t tu feinem empfe^Iendioerten ©d^riftd^en
„3>ie Sudgrabungen im ^eltttnpti ju iUxppm'* in aUgemeiuDer«
ft&nblid^ SEBeife gefd^t(bert. ^fir ein genouei^ @tubium aller
SBautoerfe fei auf S^f^^d ^^ @rfd^einen begriffene^ groged 98erf
t)ertDiefen. ^eterd' Srbeit beftanb in fentred^ter unb umgerec^ter
"i&urc^toä^Iung ber foloffalen ©c^utt^figel. 2)anf biefer SRet^obe
tfot er fid^ me^ ate einmal in ber Seftimmung ber gefunbenen
Routen geirrt. 2)er U)ertt)oIIfte Xeil feiner 9(rbeit loar bad @in<
bringen in bie filteren 99aufd^i^ten beS Stagenturmd, beren ge*^
ftempelte SBacffteine bie iKamen ber ^errf^er tierfänbeten, bie fic^
mit ber (Srl^altung unb ^nueiterung bed Xempete unb feiner 3^9^
gurrat befaßt ^tten. %n ber SBeftfeite ber le^teren fanb man
bie älteften planfonDejren S^t%tl unb eine Xontafel aud Dorfargo«
nifc^er 3^^- '^^ ^" ^ @äboftfeite bed ©tufenturmd brang
man burc^ bie S>d)\ä)ttn ber 3^^^ 3lffurbanipate ju ber ftarfen
9uff(^ättung Viu@nt'^ t)or, loeld^e ben geloaltigen 9iunbpfeUem
ber ^art^eftung ald ^unbament biente. 3n ber klafft biefer
Sdfld^t fanb ^eterd bie erften Särpfannen unb einen 3^^6€lftem*
pel ©argond I. Don 9[gabe, n^oburd^ biefer ^alb fagen^afte ^)err<>
fc^ ju einer ®efta(t ber Qk\d)\ä)it lourbe. 92un Iftmen 9llter«
tumer oon ^)errf(^em ju ^ge, beren 9{amen fd^on burd^ be
Sarjec'd |$unbe befannt toaren. fieiber blieb ed nur bei ber ^ft«
fteUung biefer alten i^errfd^emamen, benn bie SBaurefte an ben
jloet ©teilen, an benen ^eterd bie Dorfargonifc^e ©d^c^t ange«
f^nitten ju ^ben glaubte, tourben t)iel }u menig getourbigi ©tatt
biefen üer^gungdOoQen gunbfd^id^ten f^ftematifc^ nac^juge^,
fonbterte ^eteriS an anbem ©teQen n^eiter. Sm ©üboften ber
^^ramibe entberfte er einen ^omplq: l)on über 20 @emad^em unb
in einem berfelben eine a^enge S^otiDgegenftfinbe aud ber ^affiten«
jeit, toit \xä) entgegen feinen falf^en ©(^läffen ^eraudfteUte, eine
9{ieberlage eined fpfiteren Sbelfteinl^änbler«^, ber aud olten ^unb«
ftäden neuen ©(^muct ^teDte. ©old^e 3u)oeIienoer{ftatte ^at
auc^ fiolbetoe^ in SSab^lon gefunben unb jioar enthielt biefelbe
ebenfolc^ faffitifc^en ©tücfe, bie obenein aud 9{ippur flammten,
fia^rb unb ^eterd maren alfo nid^t bie erften, bie in 9tippur
22 9hi{fQT. 2. ftantlHigne. £afelfunbc. 8. ftaml^agne. 90. XI, 3/4
nadf ^Itertümetn gruben. (Sint iiemtic^ etnge^eitbe Grabung kier«
aitftaltete ^eterd in bem ^üget, ber bac; Saget ber erften Slam^
pogne getragen ^atte. .^ter mar ber @&uIen^of einer Keineren
^art^erburg nac^gen^iefen morben. Durd^ jübifc^ unb frü^ara«
bifc^ ©d^ic^en ^inburd^, benen eine groge 3Kenge intereffanter
@kgenftfinbe entnommen mürbe, brang man in bie Xiefe Dor.
Seiber aber lieg ^eter^ auc^ biefe Grabung mieber liegen, fobalb
er fa^, bag ber ^efunb üiet fomplijiertere @kbäubegrunbriffe bar«
bot, ali$ er Vermutet ^atte. iSx geriet immer me^r in ba^ ?^^t<»
maffer eined ätaffam, inbem er um jeben ^reii^ in bie ^ugen
faQenbe Slltertümer nad^ ^ämerifa mitbringen moQte. <S(^lieg^
(id^ fam Dr. ^eters^ mieber auf ben Qkbanttn, ben Xafel^ägel,
ber im ä^orja^re fo gute Uu^btutt an Snfc^riften geliefert, genauer
,^u burd^forfc^en. 2000 lafeln aßer 3lrt fielen in Eurjer ^tit in
feine ^änbe. @r ^ielt ben (^ügel für ben äßo^n^ta^ gutfituierter
Bürger unb lieg i^n im Stid^, ai^ bie Xafelaudbeute geringer
mürbe, (^n anberer $ügel begann nämlic^ befferen (Ertrag ju
liefern. Offenbar ^atte man ein ^rd^iü angefc^nitten, bad in
einigen 9Boc^en 5U0O Xafeln, faft aw^na^mdloö ^ontratte unb
äiftcn aui^ altbab^lonifc^er Qdt bi^ in bie faffitifd^c 3«^* hinein,
ergab, fieiber unterblieb abermals^ jebc Unterfuc^ung ber ^bäube,
meld^ biefe ^felfd^ä^e bargen. 9lm 3. SRai mürbe biefe jmeit«
Stam:pagne gefc^loffen. I^eterd mar ftolj auf feine reiche Snfd^riften«
beute. @eine äRet^obe ^atte groge fic^tbare (Erfolge aufjumeifen,
unb er empfahl bie Beibehaltung berfelben für eine {ünftige britte
(£;rpebition.
3)a ber ©ultan ber $ennfl)bania'llni))erfit&t eine groge jjßijH
ber ^unbftucfe fc^entte, mar bie Stimmung bed ^omiteed einer
britten fiam))agne günftig. !X)iedmal bemirfte $eterd, ba% ^^ned
allein nad| d^uffar ge^en follte, nur audgerüftet mit einer feil«
fc^riftlic^en 9{amen>* unb ©c^riftlifte, um banac^ jlönigdnamen unb
Slter ber ®(^riftbenfm&ler ungefähr ju beftimmen. 3m übrigen
foUte er bie 3ßet^obe beS Dr. ^eterd genau meiter einhalten. äRitte
aRärj 1893 mar ^^ne^ bereite im 3raq. 2)a für biefe britte
jübampagne ein fe^r langer ^ufent^alt in Sludfic^t ftanb, baute er
im ©üben ber 9{uinen ein fcfted meftül (fie^mEafteD). ^ie 9trbeit
bed neuen (SjppebitionSleiterd ift, mie anerf annt ' merben mug, unter
(Einfe^ng aller feiner ih:&fte getan morben. 3)a| biefe Jhr&fte
bec Stiefenaufgobe gegenüber fc^lieglid; üerfagten, ift nic^t ^))ncd'
Sd^ulb. ^ie Sinfamfeit einer trümmerbef&ten SBüftenei, mirUid^e
«C. XI, 3/4 9hiffttr. 3. STatntyagne. ^ctt^nt»' Ktbeit. 23
unb dngebilbete ®cfa^rcn unb ©d^wicrigfeitcn, bic (grfenntnid bcr
eigenen D^nmac^t gegenüber ber güQe neuer, ungeahnter ?ßrobteme,
ba« attcd fü^ fc^Hefelid^ ben nerböfen ßwfömmenbrud^ be« gor«»
ft^d unb bo§ (jnbe ber langen Sampogne ^erbei. @ine furjc
3eit ate ber junge amerifanifi^ Ärc^iteft SRe^er bei i^m »eilte,
freien ^a^ne* aufjuatmen. 9?ad^ ber ©rfiranfung be§ jungen ®e-
le^en aber brachen feine ftrafte üon neuem jufammen. S)ad
^bcuerßc^fte biefeö britten gorf^ungöjuge^ ift baö gel^len ein?
gelber SBerid^te über geleif tete Arbeit unb bie mangelhafte Sie*
giftrierung ber Dielen foftbaren gunbe nad) Ort, 3;iefe, ®d)ic^t
unb Umgebung. @d ift fd^n^er, über biefe $lam)>agne in n)enig
SSorten ju berid^ten. ^itprec^t, bcm alle gemachten Junbc nebft
ben Siotijen üorgelegen tjaben, teilt bie gcleiftcte 3tr6eit nac^ brei
(^i(^tdf>unften ein: ?ßrüfung ber jungem Sauten, Slufbeching beiJ
t)on Äffurbanipal reftaurierten ©tagcnturmö unb ?lu^grabungcn im
©of füböftlic^ üon bemfetbcn. ^a^ne^ toar in bcmfelben Srrtum
roie ^etcr^ befangen, al§ er am Xcmpelturm bie jüngeren 9tn*
bauten für bie Ic^te 5*^^" ^ Seltem^jefö felbft anfa^. 3^^"
®Iürf ift burd^ 5Kc^crö Eingreifen öon biefen ))art^if^en S3au*
werfen t)or i^rer teiltoeifen SBefeitigung ein genauer ^lan aufge=*
nommcn »orben. SBieber famen in biefen jungen ®d)id)tcn ja^t»
reic^ bab^Ionif^e Äleinfunbe an ben lag, au^ benen ^eter^ unb
^Hi^ne^ auf ben babtjlonifd^en Urfprung ber ©aumerle frfilicfeen
rooÜten. ©d^on be ©arjec'd arbeiten Ratten aber beriefen, ba§
biefe alteren ©egenftänbc ben fpateren Änfiebicrn bei ^ßlanierung
i^re^ Saugrunbe^ auS ben älteren Sd)idE)ten in bie §änbe gefaßen
fein mufeten. SSiele folc^er alten 3)inge bienten bann aU ©d^murf
aber 3xili5man ober ate SSotiögaben für bie ®ötter. Um bie
eigentliche bab^Ionifc^e ßiggutrat teiinjeife freijulegen, Ratten juerft
aber 100000 Stubiffuß ©rbe, SWauertoerf unb ©c^utt befeitigt
merben muffen; bamit todren bann auf einer ©eite bie gctoaltigen
anbauten fpäterer ^üt^n bewältigt toorben. ^a^ne^ befd^ränhe
ft(^ auf eine teilweife Abtragung beS füböftUd^en anband unb
fud^te burc^ enge fenfred^te ©d^ödjte bie eigentliche ^^^ramibe )u
erreid^n. ©obalb er auf biefelben gcftofeen, ^ätte er freiließ biefe
SRet^obe ber engen ©toUen unb ©^dc^te bei ©eite laffen foUen,
ba er burd^ btefelbe e^ unmöglich gemad|t ^at, ben ßufammen^ang ber
^ßqramibe mit bem Stempel feftjuftellen. SBatb gingen bie ©^d^te
bi$ auf bte ©d^id^t bed Jlabafd^manturgu, balb auf bie bed Urgur,
bnlb bi^ in bie borfargonifd^en Sagen hinunter. JSor ber in Hn*
24 S^uffat. 3. leom^agne. i)te filte|ien @d^iä^itn. «D. XI, 8,4
griff genommenen gront ber 3^08^^^^ tonnten in oerfc^ieben
ftarfen Sagen bie d^arafteriftifc^en ^afterfd^ic^ten ber einzelnen
Siieber^erfteQer unb 93au^errn bid auf ben natärlid^ IBaugrunb
^inab nac^gen^iefen tt^erben. .^a^ned fe(bft füllte flar, tt)ie menig
feine %rbeitömet^obe il^rem 3^^ entfprac^; koarum er fie bennoc^
beibel^It, bkibt ein Sfldtfel. 3n ben oberen ^agen ber 3iS8unQt
famen ©c^riftjiegel aud allen 3^^^^^ ^^^f ^^^ i^^^ \pQtttt ^u^
^err benu^te nod^ braud^bared altered ^atttial, ja ed mürbe
immer flarer, ba^ bie 3^90"^^^ "^ ^^^^^ Heineren urf)>rängli(^en
j$em ^erum im fiaufe ber ^^it nad) aUen Seiten ^in geloac^fen
nxir. 92ur an ber @üboftfaffabe fd^eint faft jn^eitaufenb Sa^re
^inburd^ nid^td t)eränbert tt)orben ju fein, mo^I n)eU ton biefer
@eite aud ber Slufftieg em^orfü^rte. 3n bie (Sinjel^eiten ber 9ud»
grabung, bie $[uffinbung t)on SBafferleitungen, S^unnenfd^c^ten,
toeld^e bie $art^er angelegt Ratten, bie Unterfd^iebe ber ^adfteine
aud ben,Derfc^iebenen Sauepod^en ufn^. ge^en toit ^ier nic^t ein,
um no^ $Ia^ ju gewinnen fär einige äBorte über bie Arbeit im
@uboft^of. ^on ben t)ielen ©c^ic^ten ift bie aber ber $flafte«
rung bed Urgur eine ber merhoürbigften; fie enthielt eine $üDe
Don SBrud^ftücien ber n)^rtt)oQften ißafen, !iBUbfäu(en, Xorpfannen ufm.
2>iefe (Skgenft&nbe felbft aber maren älter aU Urgurd 3^^ fanben ftd)
bod^ bie 9?amen @argon unb ißaramfin auf i^nen. 9Bie f^ilprec^t
loa^rfc^nlid^ gemad^t f)at, toax ^^ned auf bie ©puren ber großen
@Iamitenint>afion geftogen, ber au^ ber SBeltempel jum Opfer fiel,
^ie fe^r jerbro^enen (^unbftüde biefer @(^id^t ^aben bennod^ bie
n^erttioUften ^iftorifd^en S(uffd^(üffe über bie alten 2)^naftien Don
Ur, 9>2ifin unb fiarfa geliefert. Sluc^ bie ©c^a^fammer, bie einft
oOe bie loftbaren, Don ben (£(amiten jerfc^lagenen SSSei^gefd^enfe
barg, fanb ^^ned n)ieber. Salb ftieg er aud^ auf bie ^flafte^
rungen 9laramfini^ unb @argond unb brang bann in bie bid^er
unbefannten üorfargonifd^en @d^id^ten ein. @ianj eigenartige
äßauerrefte unb SBautoerfe tourben gefunben, beren @rfl&rung erft
bei ber 4. (S^pebition gelang. Xec^nifc^ Dortrefflid^e SBafferlei«
tungen aud Xonrö^ren mit Sxiit' unb T«@tü(ten gaben 5lunbe
oon einem ungeahnt l^o^en ,<lu(tur}uftanbe biefer faft prd^iftorifc^n
3eiten, benen erftaunlid^er Seife auc^ ber @pi^bogenge)o5(bebau
oertraut mar. ^ad ?luffaQenbfte t)on allem loaren bie üielen
93ranb« unb Slfc^efpuren, für bie f)a9ned au^ feine (Srfl&rung
fanb. 3^ ^^^ ^aupterfolgen ber 3. Kampagne gehört nod^ bie
Jontafctaudbeute t)on ca. 20000 Xafeln unb 95ruc^ftüdfen, beren
10. X],3/4 SSuffot. 4. ftampagne. 6tabtbüb Don 9i\ppux. 25
mrtuoUften ÜBeftonbteil bie 6(efc^öftöarci^i))e bei ^ixma aRurafd^ü
unb @d^ne bUbcten (730 lafcln). S)urd^ eine btcfcr Xa^tln fonnte
and) enblic^ ber S^ebarf(u^ aud Sjed^iel 1 ate ber ^abäru, einet
bcr großen Äanäle SRippurä, feftgelcgt tocrben, an beffen Ufer
^^ned Xeile einei^ ^rad^tüoUen äBafferf^eterd fanb. 92od^ t)iele
in teref fönte @inielrefiiltate biefer @£pebitton fönnten auf gejohlt
nietben, fie toärben aber fein flared ^ilb ber alten @tabt 9hp))ur
5U gelegnen erlauben, ^ad foQte erft möglid^ tuerben, nad^bem
bie 4. @s)>ebition i^r SSerf getan. Diefe erft griff ^au))tfäd^(ic^
auf ^tlpred^td unabläffige«^ drängen ^in bie tlrbeit in koiffen«
fc^ftlid^ !orre{ter SBeife an. ipilpred^t felbft koar ber oberfte Seiter
bed ganzen Untemel^mens^, ^at)ned fieiter ber Stu^rabungen,
augerbem nat|men jioei S(rc^iteften ®eere unb ^if^er an ber %r«
beit tcU. Tbit {aiferlid^^tärfifd^ (Erlaubnis; ipurbe burd^ ^ilpredjt,
ber ftc^ burc^ bie 92eueinricl^tung ber @amm(ungen bed ottoma^
nifd^en SKufeumd bie 2)anfbarfeit bed ^ultand ertporben ^atte,
leicht befc^fft. @nbe 1898 toaxtn bie ^orfd^er im Sraq. @tatt
nun im @inje(nen bie grojsartigen @rfo(ge biefer legten ^am))agne
aufju^o^Ien, fei ed geftattet, ba^ ^ilb bed alten ißi))))ur ju
jeic^nen, fokoeit ed auf @runb biefer Wcbtxttn mögli^ ift. ^er
oltefte ^ige Sejirt bebedte mit feinen niebrigen Umfaffungi^^
mauern einen toeit Heineren 9taum ald bad fpater fo berühmte
ipeiftgtum b^ 8el, baS t)on ftar!en Litauern eingelegt koar.
Gin tief in bie @rbe ^inabreid^enber uralter fumerifc^er (£tageii^
türm mar ber Sttn, um melden bie ftolje ß^Sflurrat ber babt^«
lonifc^ Qüt ^erumlouc^c^. @^on biefer alte ^urm mar meifter«
(^ft brainiert mit Xonrö^ren, bie in ^ogengekoölben lagen unb
iomit unterirbifd^ lontroQiert unb audgebeffert kuerben tonnten.
.Üfinftler im t>oUen @inne bed SBort^ kuaren jene alten ©umerer,
mie bie SRefte Don 93iIbkoerfen mit eingefe^ten %ugen unb bie
prfid^tigen ^ron^en an^ $ära bekoeifen. ^er Stagenturm felbft
nxir bie ^arfteUung bed @)ötterberge^: fein ^^unbament (ag im
Xotenreid^, um badfelbc ^erum lagen bie SBegrdbniffe ber alten
Sumerer, k)on benen k)iele merfmürbige @))uren fic^ fanben; ber
mittlere Zeil, ber oberirbifd^e Xurm, kuar bie ^uttftätte ber
^enfc^n; ganj oben koar bad Heiligtum bed Snlil, bed Götter»
kxkterd. 9(le bie Semiten famen, ^örten bie S3egräbniffe beim
Xempelturm auf. ^ie alten @)rabftätten koerben gefc^ont, koo aber
bie Xoten nunmehr beftattet kourben, koiffen koir nid^t. (Srft bie
^art^rjeit fjat bie oberen Sd^ic^ten ber Xrümmer^ügel ÜRippur^
26 9{uff ar. 4. ifam^agne. 8tabt6i(b Don "Slippux, HO. XI, 3/4
,^u einem großen ©räbergefilbe wmgetpanbeU. 3mmer prächtiger
warb bic g^ggu^^ot unb ber baran anfc^Iiefeenbe Xtmpü an^*
gcftctttct. Süböftlic^, jcnfeitö be^ groften Äanafö, entftanb ein
eigener Stabtteif, baö ^riefterüiertef, wefc^e^ fc^on in ältefter 3eit
eine ^^empelbibliot^ef barg, ©iefelbe njurbe bei ber 3^*ß^"W9
beö ^ciligtum^ burcf) bie ©lamiten uerfc^üttet. 3*^^^^"^^ Sa^re
bauerte e^, e^c ber groJ5C ^mmurabi ba« ^efterüiertet neu auf*
bauen tonnte. SRan furf)te auc^ nac^ ber olten $BibIiot^t, ober
man fanb fie nidjt. ©ine neue ^üc^erei entftanb, midfc bid in
bic neubabt)Ionifd)e ':^t\t in guter ^^^ffege blieb. 9?icl^t nur biefe
Heinere jüngere, fonbern axid) bie alte tief unter i^r Kegenbe
ältefte Sibtiot^ef i)at man gefunben. .^»ilprec^t ^at ^tm ?(nfang
an i^re ©tätte in bem breiecfigen Süboft^ügel ridjtig tjcnnutet
%nä) reid^Ii^e Spuren ber mit ber ©ibIiotf)ef Dcrbunbenen ^efter*
f^ule finb entbecft luorben. ^m Xempelbesirf gegenüber, t)on
i^m urib bem ^riefteröiertel burdj einen großen, f^iffbaren
Stanal getrennt, lagen nadj SBeften ju bie SSurgeroierter, bereu
mtl^ad) toec^felnbe S^irffale gerabe infolge ber fünf 3a^r*
taufenbe umfpannenben immer ttjieber erneuten SBefiebelung
nid^t me^r feftjuftellcn finb. Sine Söefiebelungöfi^id^t liegt bid)t
über ber anbcrn, bi^ äulebt in nad)(^riftHd)er Q^xt biefe öügel
oon jufammengefunfenen Xonbauten jum Hiul^epla^ ber Xotcn
mürben. 5)ennoc^ iuar e§ möglid), Spuren alter ®ebäube, ja
fogar ®efcl^äft^ard)ioe mit reichem Jontafelin^olt unb ©puren Don
Strafeenjügeu nad^jinoeifen. 9ioc^ einmal in fpäter 3^* erlebte
9?ippur eine 9?ad|blfite. Unter ben ^^Jart^erfönigen tourbe ber ge*
maltige ©tagenturm mit maffioen einbauten unb foloffalen ©trcbe*
Pfeilern ermeitert unb ju einer ftarfen 3it^^ۆe umgebaut, wfi^*
renb im ©üben be^ ©ürgeroiertel<:4 fid) ein fleinere« ^art^erfc^loR
mit einem prfidjtigen ©dulen^ofe erljob. ?lud) biefe ^Bauten laffen
öidfac^e SBanblungen erfennen, bie an if)nen im iiaufe t)on brei
biö öier Sa^r^unberten fic^ üoUjogen. ^ann umd britte nad^»
c^riftlic^e 3a^r^unbert ttjirb« ftill in Wippur, fein 9tu§m ift fc^lafen
gegangen, 3Büftenftfirme unb SBüftenfanb fdjütten i§m aOmd^lic^
feinen gigantifi^en ©rab^ügel, bi^ in unferen Tagen Spaten unb
fteil^aue bie fd^lummernbe ®efcl^id)te Dergangner ©röfee oon neuem
werfen burften. yio6) längft ift nic^t alle Arbeit in 9?tppur geton.
§offentIi(^ ge^t balb eine neue ?>. Gjpebition ber ^^ennf^löanta^
uniüerfität ^inau^, um bie lontafelfc^ä^e ber SiMiot^fen ju
^eben, e^e arabifc^e Utäuber fie in alle SBelt oerjetteln.
«D. XI, S/4 %kta u. Hbü fyitah. giära oon ^en S)eutf(^n aulgegraben. 27
fara unb Abu fjatab (pänc©.67).
Kaum l^ottc Sorb Softu^ bic Sfufmcrffamtcit auf bie f übbabj^^*
lonifc^n Äuinen gefenft, ai^ au^ bie gclbgicrigcn ?lra6cr ffeifeifli
am SBerfe iDatcn, auf eigene §anb nad^ Slltertümern ju graben,
beten ^^unbott nac^^r in ben wenigften göHen n>egen ber Sfigen*
^ftigfeit ber Jinber feftjuftcHen war. SBefonberö bie Siuinen gara
unb «bu ^tab, füböftlid) üon S)iwanitje, ttjurben afe ©d^a^
fammem ber Don ben ?[rabern in ben ipanbet gebrachten ®egcn*
ft&nbe genannt. ®a bie genaue Sage bicfer 3;rümmer^üget ■auf
feiner Äarte angegeben n?ar, aud) aufeer Üoftui^ fid) nicmanb SWfi^e
gegeben f)atit, biefe ßage ju crforfc^en; ba ferner neuere SReijenbe,
roie ffiarb, öon ilirem eiligen Söefud^e in gara genaueö nic^t öer*»
(auten liefeen, fo befd^Ioffen ^ilpre^t unb jwei anbere SCeilne^mcr
ber Dierten ^ennf^Iöaniaefpcbition, im 3lpril 1900 üon ^iuffar
aud ben beiben SRuinenftätten einen SSef ud^ ab juftatten. 35as; (£r^
gebnid beöfetben n?ar bie fefte Überjeugung, bafe bcibe §figelgruppen
ber genauen ©rforfd^ung wert feien. ?(bü »fuitab festen Slefte au«
ber aftbab^Ionifd^en, g^ra füld)e auö ber üorfargonifc^en 3^^* i«
bergen, unter anberem aud) bie bei folc^en üorfargonifc^en (Stätten
äu enoartenbe 5euernefro)>oIe. 3lu« gära erluarb §il^red^t aud^
bic beiben wunberöoQen au§ ftupfer getriebenen Äöpfe üon 9Äarf^ur^
*>iegen, mo^I bie fdjönftcn altbab^(onifd}en SJunftmerfc, bic bi^^er
gefunben finb. SBeitere ©njelfunbe öon ©egcnftönben, 2ontafeln,
^Jerlmutterplattd^en mit eingeritten 3^i^"""9^" beft&rtten bie
gunftigen Äudfic^ten einer fünftigen (Grabung.
3)er 3>eutf(§en Drient=^®efeUfd^aft war eö befc^ieben, Jara unb
Abu ^tab ju erforfd^en. 9lm 14. 3um 1902 brauen griebric^
Tkli^äf, ^olbetue^ unb Saumgorten üon $abt)(on nad^ ^ara auf
unb begannen am 21. 3uni i^re Slrbeiten. @in großer, Don 9?orben
na(^ ©üben burd^ bie ganje J^äragrup|)e gejogener (Kraben be«=
ftätigte bie t>on ^i(pred^t gemad)ten Beobachtungen, ^ie gefamte
^geloberfläc^ fanb ^olbeme^ bereite burd)n>u^It, aUerbingd nur
bis^ ju geringet 2^iefe; freitid) tok^ er barauf ^in, bafe auc^ biefe
Oberfläche felbft fc^on faft prä^iftorif(^en ß^arafter tragt, ein
^eic^n für bae fe^r ^o^e ?nter ber Stuinen. 3)ie gunbe ber
oberften ©c^ic^ten, ÜReffer, Sägen unb 93eilc au^ ©tein, bad fel=^
tene SSorfommen üon ^onjegegenftänben, bie altertüm(id^e @(eftalt
ber fc^ucEIofen S^dpfertoaren, bad aUe^ weift in eine fe^r weite
Setgangen^it jurüdE. 3n einer ftarfen Äfc^e* unb 99ranbf(^i(^t
28 3&ta. 2)ie «tbeitimet^obe. — «bü ^atab. 9(0. II, 3/i
)ourben einige ^unbert ®iegel)^ltnbet mit fe^r alten 2>arfteQungen,
meift bem 9RotiD be^ ©tiermanned im £am|>fe mit bem eine @(ajeDe
fd^tagenben Sölpen gefunben. ^iefel&e ©d^ic^t lieferte auc^ einige
Xontafeln mit fel^r alter ^eilfc^rift. ^ie SDtauerrefte jeigten bie
Altefte au^ yi\ppvix befannte ^ttung ^lantonüe^er 3^^^^ ^^^
^ngereinbrücfen; ba^ äßauerkoerf felbft toox abioed^felnb au«
.|)eringdgräten« unb 9ioQfci^i^ten ^ergefteDt. ^ie oberen Sagen
koiefen t)iele &xabtt auf, aber bie o^ne ®arg mit allerlei ©d^mutf»
beigaben erfolgte Seftattung ber @felette loar ungen>ö^nlit^. ^ie
ganje Stuine ift mit ben aui^ Zdlö (f. u.) befannten Xonro^r«
brunnen burd^fe^t. Um ben Sn^alt Don ^^ära möglic^ft genau ju
ergrünben, )og ^olbetoeQ fe^r Diele, bic^t neben einanber laufenbe
(Sud^gr&ben im rechten äBinfel ju ber Stic^tung bed langen Korb«
föbgrabend. 3>ie gunbe a\\^ biefen 18 Ouergrftben toaren im aQ^
gemeinen benen bed Sanggrabend entfpred^enb. (Srfreulid^enoeife
mehrte fidj bad ä3or!ommen toon Xontafeln, barunter ganj gro^e,
eng befc^riebene Xabletten, beren Steilfd^rift nod^ runblic^e, ge«
jogene fiinten aufkoied. S3o ein ^^unb gemad^t lourbe, tourben
}nn{d^en bad ©räbenne^ neue @)r&ben eingefc^oben. 2)adfelbe
Softem ber „äRafc^enoerengerung'', n^ie ed ßoIben)eQ nannte, mürbe
aud^ in %H ^tab angeteanbt, loo nad^ ber ^breife üon S)eli^d^
unb ber SUidEfe^r ^olbeme^d ju ben @irabungen in Q3ab^Ion Slnbrae
bie Grabung in Eingriff na^m. %m 20. ^bruar 1903 tarn in
^ära bei @klegen^eit reichlicher Xablettenfunbe ein Heiner rüben^
förmiger Xonjtjlinber j^utage, ber enblid^ geftattete, ben 9lamen ber
Derfc^ätteten Stobt feftjufteUen. a)?an grub bad alte @uhirru
ober @d^uruppat aud, bie aud bem Q(iIgamefd^epod too^Ibefanntc
@tabt, t)on koelc^er Utna))ifd^tim bem ®ilgamefd^ erjd^It aU bem
Orte, mo bie @^5tter ben $(an ber @int^ut faxten unb @a bem
fitrac^afid bie Sirene ju bauen befa^L 9lm 2. äRfir} 1903 mürben
bie arbeiten in $ära abgefc^Ioffen. ^ie SQgemeinaudbeute t)on
biefer ^unbftätte mar nic^t ganj fo bebeutenb, aU man gehofft;
ed ^anbette fid^ um eine in fel^r alter 3^^ böQig jerftörte unb
eingeäfc^erte Stabtanlage, oon ber nur menige jpäufer an^ bem
ftkrlauf i^rer (Srunbmauern noc^ nad^meidbar maren. 2)ie gunbe,
bie mau machte, maren, menn nid^t 93eigaben aud ©artop^ag* unb
SRattengräbern, meift bem Sranbfc^utt ber Käufer entnommen. —
9(bü ^tab mürbe am 24. ^ejember 1902 angefc^nitten.
%\\di ^ier fanb Stnbrae beutüc^e Spuren arabif^er Sltertumi^*
ranberei. (£in SWorbfubgraben burd) ben ^oben Cftranb ber fub*
MO. XI, S/4 «bü ^atab. — %tti 3b. 29
lic^n f)alfte ber ^üge(gTU))pe brockte t)te(e {(eine jpäufer mit
bannen läe^mjiegelmauern ^eraud, tueld^e in mehreren 93efiebehtngd«
festen überetnanber lagen, ^ie S^^qA felbft l^aben nid^t bie
alte planfonbeje ®eftalt fonbern finb ebenflöd^ig; aud^ quobra^
^f(^ S^^0^ ^^^ 30 unb 33 cm ©eitenlönge unb Qtexnpdn be^
^öur*©in t>on Ur fommen bor. 3)ie Shxnbbrunnen finb teitoeife
fc^n aud teilförmigen S^tQdn ^ergefteßt. SJon ben bieten ©rdbem
in ben f^ufem ober i^ren 9htinen n^ar bie 9Re^rja^( ^opptU
topfgraber, mie fie in öab^lon unb in 9Ruqaüar (f. u.) jc^on
frü^ gefunben maren. Seid^enbronb toax nirgenbd nad^eidbar.
Xontofeln mürben nur ^in unb toieber im @(eböubefc^utt gefunben,
^utoeilen in 92eftem; au(^ hibertierte Xafeln n^aren reid^Uc^ ber^
treten, ©on anbern 3nfc|riften finb noc^ einige runbe Sontafetn
unb üierfeitige ^dmen ju ertod^ncn. Äbü ipatab ift alfo eine
ilnftebelung auö ^iftorifd^er 3^^*- SSieHei^t ift ber Sßamc ber ber-
f(^ätteten bab^Ionifc^en @tabt na^ 9J2efferfd^mibt ^fd^urra ge-
n)efen; auc^ SRabäbi {önnte in ^^rage fommen.'
^time ift ber Sßame einer tieinen ^ägelgruppe meftlid^ \)on
5ara, beren beibe mittleren Äuppen (5ßlan ©. 72) fid^ nur ettoa
4 äReter fiber bie @bene ergeben. ®ie fübdftüd^e biefer beiben ßu|)))en
lieferte biele jiemlid^ groge quabratifd^e QitQtl aud älterer ^txt, toie
fie auc^ fonft nebft ©gerben bon ©rabtöpfen im ganjen @ebiet bon
^itme borfamen.
Teil Ib, JOd)a unb fjammdm (^(fine @. 67 u. 68).
5 — 6 AHtometer koeftlid^ bom ®d^att el ^ar ergebt fid^ ein toeit
ftc^tbarer ipügel %tÜ 3b (and) Seil bfc^ibc, beffer 5;eHib gefc^ricben),
ber aud ber S^me bad ^ilb einer großen Sluinenftätte bortfiufd^t
Sd^on fioftud koar bei ber Unterfud^ung beS fteilen, abfd^üffigen
©anb^ügeld entt&ufc^t. 3l\d)t anberd erging ed ^eterd im 3Rai
1890. fieine ©pur bon einem ©tufenturm, ben man anfangtid^
unter ber »i(b jerflüfteten ^ppt bermuten burfte, loar ju ent^
beden. 9m guj^e ber ^ügel glaubte $eterd 9iefte einer Keinen
altbab^Ionifc^en ©tabt Wlai gefunben ju ^aben, eine ^ladjxidft,,
nkU^ Snbrae, ber im 3)e^mber 1902 bie^^egenb jum erften Wlait
Eortograp^ifc^ ffijjierte, nid^t beftatigt, ja nic^t einmal erb^&^nt.
Sr befc^reibt bie 9hiine lebiglic^ ald eine jerf (üftete, . fe^r fteU ab^
faOenbe fiuppe aud ftein^artem ©anbe unb Se^mfd^id^ten. 9Lndf
nidft eine @pur bon SDSauertoerf ^at er na^meifen fönnen. ^ie
30 3ö*tt *^- ^r 3 4
mft(t(i^' am ^u^e ber ^uppt liegenben @d^utt^ügel lieferten eben*»
foQ^ ntd^tö, n)od auf bie Crtli^feit irgenblDte auf^eOenb tmrfen fonnte.
' ' 25 Kilometer entfernt Don 2:eQib liegt 3ö(^a, etma 8 5H(ometer
öftlic^ Dom ^d)att et ^ar. ^nd) biefe ®t&tte ift juerft 1854 t>o\\
Softuö ertofi^nt worben, toeld^er eine f teinc bort gefunbene 3)iorit-
ftatue ermarb. $eter^ befd^rieb bie i^m oieIt)erfpre({|enb fd^einenbe
'Zrummerftötte aU einen Sompiejr niebriger, n^eitaudgebe^nter ^figel
mit Dielen ©ererben auf ber Dberfld^e. @r vermutete niegen ber
9}ä§e be^ Sd^att en*9{il (el ^ar ift bie ^ortfcgung be^ 9l\t) ^ier
ein mic^tige^ ^erfe^r^jentrum. ^ae SKaterial ber Dielen fteinemen
Sruc^ftfide toeife auf Sejie^ungen jur Sinai^albinfel, bie etttm um
2000 D. üfft. beftanbcn ^aben bürften. 3)iefe 3?ermutungen eine«
9{id^taff^riologen finb mit ^^orfid^t aufzunehmen, ^ae 3)?ufeum
in: ^^ilabclp{)ia befi^t auö ^öd^a eine ?lnja^I arc^aiftifd^er 5^on»
tafeln unb einen lürangelftein Dom ffiönig ÖJimiUSin. 3ltö Änbrae
1902 bie 9tuinenftätte auffud^te unb ffijjierte, fanb er einen Xeit
ber "Srämmer^ügel Don ^anberbflnen Derme^t, unter benen noc^
beutlic^e jtulturfpuren au^ jüngfter 3^^^ erkennbar uiaren. £er
^upt^ägel ift etma 1 000 m long unb ergebt f ic^ ju 15 ni ^ö^c
aber ber @bene. 9ln ber 9lorbfeite be« Don äBeftfübnieft nac^ Dft^
norboft ftreic^enben äiücfen^ tritt ein niebrige^ ^lateau ^erDor, ba^
feinem Sefunbe nac^ DieUeid^t ber 9ieft eined Xempetbaud fein
fönnte. (Gebrannte Qi^Ci^i, auä) S^^^n^^tfteine unb ein 3)ioritbrud)»
ftud Don einem befd^riebenen Xürangelftein ftü^en biefe S^ermutung.
Sm äbrigen ähnelte bie Oberfläche Don 36d|a ber jenigen Don J^ara:
unglafierte Scherben, JJeuerfteingeräte, 3*^9^^f*^i"^ aüerältefter
5orm toiefen in eine fe^r entlegene 3^^^. 3)aneben aber famen
oud^ ^x^qA auö jüngeren ?perioben Dor. 9Ran nimmt jeftt }iem=
lid^ allgemein nac^ ^^^atcr <Zd)t\V^ 9Sorfd)Iag an, bafe Soc^a für
ba* alte öifc^^c^u ju galten ift, eine uralte Äönigöftabt, mit beren
Ädnigen unb ^ricfterfurften bie ^errfc^er Don Sagafd^ in ftetem
(Streite lebten, unb in beren SRauern ber ^It ber ®etreibegdttin
SWfaba gepflegt lourbc. 9iad^ §ommeI toar ©ifd^^^d^u eine ?lrt
^ufferftaat jmifd^en bcm Sieic^e Don Äifc^ (©red^) unb Sagafc^
(®irfu). Sicher ift, baft no^ Dor ber ^ammurabijeit bie SioUc
ber £tabt auögefpicit toar, falte fie nid&t ttma einen anbercn
9lamen befam, ben mir nod^ nid)t nriffen. $)ommcl meift hierfür
auf ben 9?amen TE • UNü • KI Dermutungömeife ^in. 5Rac^ 7{)ureau«
Dangin mar bie ÄuSfpradje für ®ifcf)«»d)u: Umma.
(Sttoa 12 ^lometcr meftfübmeftlid) Don 36d^a, ganj in ber
«C. X[,3/4 ^amtnilni 31
9fd^e Ikö £ift)atl ü Jlai, liegt ^mmutn, eine juerft bur^ 9Iiebu^
{«cjc^ticbene 9Juiiieni)ru()pe aa^ fi ((rügcien unb etlichen fleineieii
löügeln. Sßieber mar fi ber uerbieiiftUDlIe äoftue, bcr ^iet 1858
petfl genauere ^JIad)focfc^iinL)en iintenm^m. Qt i)efi^reibt befoiw
bet» ixit ipuiiberboreu (Sinbturf, twn ein 3Rouerniaf)iö ^erüortuft,
ba» Qud bem ÜDfittelpuiiFt ber fafi 1 (engl.) 3)ieile \\d) auiibe^nen^
ben @Vriip|)e wie ein großes $tijgelDäd)ä ^eruutragt. (ü beftanb
am ben fc^on befannten SDIaucrfdiiditen mit IRot)tjWif(t)enlagen.
%n ber 9Jorb)pcftccfc bei- '•SaiiQ ftinb man bie erftc o(tb{it)i)1onifr^c
flbb. 2: Xic Sluintii Don gumiiifim.
!£)iDritflatue, Iceldie nadj Snropo gebrad)! rourbe. Leiber mußten
]S54 bie ©rabiingen meflen ÜBaffermangelö eingefteUt tocrben. 1890
befuc^te *l?eter6 bie Stuine. 'Set 1902 nun 9lnbrae aufgenommene
©ninbrift Iftfet beut(ict) bie t^pifc^c Qltbabqloni((f|e, mit ben ©den
nad) bet fflinbroje orientierte ^iflflin'atanlage mit notbweftiid)
Dorgelagertem 3:empel eriennen. S!?on ber ätufenpQrnmibe fteften
nod) bie 4 gtfpfeiler, bie Seitenmitten fel|lcn flänjiid). SloS Bon
üioftu^ batgebotene ^ilb lä^t jebod) ertennen, baR vor 55 ^QCITen
nod) ©puren bauon uorfianben tuorcn. ?lrabifd)e 3'^fl'^''uber
bürflen ^ier ergiebige (£riitc ge^nlteii ^aben. ^a« Stabtgebiet,
32 »i^maja — S)f4ibr. «O. XI, 8/4
burc^ bic anbeten ^ügel repräsentiert, ift fe^r jerftfirfelt Sietc
blauglafierte ©d^erben laffen wenigftensj auf bad ?liter ber Ober*
fl&c^e einen ©d^Iug ju. Son rein bab^Ionifc^en SKerfmalen ift
nur bie Anlage bed ^au))t^ügeld }u Derjeid^nen. 9(uf nad^d^rift«
lic^e (Sntfte^ung berfelben ju fd^Iie^en, U}ie ^eter^ tut, liegt fein
Sntag t)or. 3^ bead^ten aber ift ba^ Don ^eterd gebotene SBilb
ber 9tuine nac^ einer 9(ufna^me ber 9EBoIfe«(S^ebitton. SSBetc^e
Crtlid^feit ^ammäm toar, ift nod^ nic^t fieser; 9}ifin ift ed )oo^( nic^t
3>er fteine, öon Änbrae noc^ befuc^te unb teitn>eife ffiäjierte
Xrummer^ügel ^rkoe fei ^ier n)enigftend bem 9?amen nac^ ertoo^nt.
Bismaja (Pan @. 72) unb Dfdjibr (pan @. 66).
3)idmaja liegt am 9?orbranb bed jpor e( SBarfe unb fteDt eine
nid^t umfangrei^e, aber ^o^e, ftarf jerfurc^te ^uppe bar, beren
Oberflfid^e ber Don ^^ra unb 3ö^a ä^nli^ ift. Sin S^ontafel«
fragntent, bad ein Araber bort gefunben ^aben toiü, jeigt nac^
9nbrae bie ©d^riftart ber ^ratabletten, aber in fc^on etkoad ge«
fc^icfterer Xudfü^rung. @eit einigen Sauren graben in Sidmaja
bie Smerifaner unter @. 3. 93anfS. Über biefe Grabungen fte^en
nur leiber bi^^er nur bie furjen Slotijen im American Journul
of Archaeology jur 93erfugung. S)anad^ lieferte bie Dberft&c^
Riegel aud ber 3^^ "^ ^'^^^ ^- ^^^-r unmittelbar unter i^r
fanb fic^ eine 9lar am*fin*infc^rift, 1 V^ ™ tiefer famen QitQzl öon
4500 t>. @^r.(?) iutage unb unter biefen eine no^ ältere ©ererben«
fc^id^t Scremiaä gibt in ai«D.« ©. 488 ba« ©ilb einer in
18idma|a gefunbenen JÜönigdftatue, koelc^ed infolge falfc^er üiefung
ber 3nf(^rift (DA-ÜDU ftatt DA-LÜ = dannu) unter ber ©pi^j*
marte eineg ,,fumerifd^en Äönigö ®obib''(!) oon ben 9(merifanern
in bie SBelt gefc^idt toarb. Ser altbab^Ionifd^e Ort, ben ba^i
gütige SBidmaja barfteDt, n)urbe UD-NUN-KI gefc^rieben. ^ie
Äui^fprac^e biefer Qtxi)tnscnppt ift noc^ unfid^er (äbab?).
S>f(^ibr fc^eint bie äiuine einer audgebe^nteren Anlage ju
fein. j)ie ©fibecfe bed annä^ernb Dierecfigen Äompiejred mirb Don
jtoei burgartigen SBäQen gebilbet, über bie fic^ o^ne ®rabung
nid^tö fagen lägt; bie ^ügeloberfläc^e jeigt blaugtafierte unb un«
gtafterte ©d^erben, ^it^d^d^ladtn unb 3^^^^ ^^^ grogem ^rmat.
SieEeid^t ge|t bie iBefiebelung Don ^fd^ibr in bab^Iontfc^e 3^^
jurflc!.
93on einer 9tei^e Reinerer, ber faffanibifc^en 3^t ange^dtigen
«C. XT.3/4 ^iiM;i — SeHd. fiafle uttb erfter »efu(i^. 33
fnisel, toelc^e (Skunbmauern Heiner Ue^mj^iegel^ufer, (^loe* unb
glafterte Xopffc^ben, ^Ttop^gtrihnmet u. bgt. aufmeifen, fei
ipicT noc^ bod füblic^ bon ^ra gelegene Dubai (^lon 3. 72)
qenonnt.
Tcllö (^lan 8. 69).
£)C^n in bcr SKitte ber 70er ^af)xt nnir burd) {(raber bie
flufmerfomteit auf Xello gerichtet luorben; ee foQte uqc^ i^rer
Angabe ber Junbort fein für Diele befc^riebene 34linber, Xonfeget
unb ben prac^tuoOen Xorfo einer @ubeaftQtue. $lu(^ ba« !iionboner
3nfc^riften)oer{ ^tte f^on eine 3nf(^rift am XeUo t>eröffentli(^t,
unb Cppert in bem erften Xeile feinest äBerfe^ über bie (i^pebition
noc^ SRefppotamien einige allgemeine ^^emerfungen über biefe
3[unbftötte audgefproc^n. (£d mar ein @((ä(teumftanb, baB 1877
bie Sugen bed franjöfifc^n ^ijefonful^ (£meft be Sarjec in Sadra
auf bie 9{uinen Don Xello ^ingelenft mürben, ^reuubfcl^aftlid^e
9ejie^ungeu ju bent Ober^aupte ber SRuntefibfc^, 9}afir ^afd^,
fic^rten be Sarjec bie Ohrei^eit, nac^ ^Belieben feine Stoc^forfc^ungen
iu betreiben. 13 3a^ lang \fat ber Dom @lnd fe^r begünftigte
J^rfd^ unermublid^ feine Slrbeiten fortfe^n bürfen; ber miffen«
fdKiftlic^e Interpret feiner ^unbe mar Seon f^uje^.
XcUo liegt etma«^ über 2 ©tunben norböftlid^ Don oc^tra
an einem ehemaligen ^rm bt^ Sd^tt el ^i, beffen heutiger Sauf
beinah 2 Stunben meftlic^ Dom ^Huinenfelbe Doräberfü^rt. 3)ad
Qkfilbe felbft meift Diele ^ö^ere unb flackere ^ägel auf, beren
«tKiuptrid^tung Don 9}orbmeften nac^ @üboften Derläuft. 9lm 9}orb>
meftranbe er^bt fic^ eine fteilere ^uppe etma 50 ^u^ über bie
(£bene (int folgenben nac^ ^ilpred^t mit A bejeic^net), unb meitere
650 $uB baDon entfernt nac^ @äboften ju eine jmeite noc^ etmae
^ö^e (Sr^bung (B). ^ft famtlic^e f)ügel enthalten ^i^S^U^uten
auf fünftlic^ er^ö^ten Plattformen aud ungebrannten 3^^^It^-
SSüftenftürme ^aben bie auf biefen ^erraffen in Xrfimmer ge«
funfenen @ebäube unter Sanbmaffen begraben unb ein formlofec^
&tai>& eräugt. 3c^on ber erfte 9iitt über biefe @)efilbe ließ ben
{$otf(^ a^nen, iDa«^ er ^ier finben mürbe, benn überall lagen be«
fc^riebene ß^egelftürfe, ^(^lagene Stulpturteile unb Xonfc^rben
auf ber Cberfläd^ um^er. &kiii) bei biefem erften ißefud^ fanb
er ein gro^ee Sc^ulterftüd einer fc^önen X)oleritbilbfdule unb }mar
am Juge bee ^ügele A — 9nla| genug, ^er mit ber (Drabung
)u beginnen. 9alb fam benn and) bae ^b&ube jutage, ba^ bter
«Ucr Crtent. XI, 8i4 8
34 ^tiö. Sunbe. KO. XI, 3/4
t^erfd^üttet lag. ' iStner @c^lu(^t be^ ^ägetö f otgenb, traf et auf
bic ^orboftmaucr bciJ auf einer ^ßlattforjn ftc^enbcn 5Bau^. ^Seim
Äufft&ren einer jurücftretcnbcn 9Wfc^e tarn eine pracfttDoUe gro&e
3)oIeritftatue, welche bic^t mit Äeilfd^rift beberft war, ^erau«^, —
biefetbe ©tatuc, beren abgcfc^laflene Schulter er am erften ^agc
am Jufec be^ Öfig^^ gefunben. 9tac^ ^Infertigung einec^ Ab*
fiatfc^e^ ber 3nfd)rift liefi er ba« ganje Silbttjer! forgfam niieber
jubeden. 1879 will .^ormujb Siaffam fie wieber öu^gegraben
laben, jeboc^ ift bie I3bentitat nid^t e^er ak ertoiefen anjufe^en,
aU nxdjt bie Sbentität ber 3nfc^rift auf >Haffam^ gunb mit be
©arjec'd ^^apierabflatfd) feftgcftellt ift. ^JJac^ üorläufiger Sielogno«^-
jierung beö §ügete A uerftrcute ber ßntbeder feine 9J?annfc^aft
über bad ganje SRuiuenfelb unb erreichte gerabc ^ierburd) fd^öne
©rfolge. 3)enn in ieUo lagen bie alten 9lefte faft bic^t unter
ber Cberfläd^e, o^ne burc^ jüngere 'Siebelungdfd^ic^ten uberbedt
ober gar Dernid)tet ju fein. 3l^o folc^e ®^ic^ten uor^anben finb,
^anbelt ed ftd^, mie ba^^ Söeifpiel oon 9?uffar jeigt, barum, bicfe
©d^id^ten einjeln abjufc^älen. 3n S^eUö tagen bie ^er^ältniffe fe^r
etnfac^. ©rofee ©efäfee mit 3nfc^riften unb bilblic^cn XarfteOungen,
3;ürangelfteine mit roid^tigen ^iftorifc^en Snfdjriften, .ftettfdirift*
tafeln, üereinjeltc ^onjeftüde, Säulen auö 3i<^9^l^^rf 9**^ ^^
Subeajeit, %ottt)tafeln unb ^ftatuetten, üor aQem aber bie berühmte
@(eierfte(e be«^ Slönigd (Sannatuma unb bie beiben großen S^ubea-
j^Iinber (ju benen 1899 bie Araber ben britten ^injufanben)
bilbeten bie Ausbeute biefer erften @(rabungen. Die ^unbe mürben
im SouDre beponiert ju ebentuellem fpäteren 9lnfauf, inbe^ fic^ in
Seon ^uje^ ber miffenfc^aftlid^e Dolmetfd^ ber auffe^enerregenben
Sntbedungen fanb. Dem glädlic^en @tttbeder gelang ed, bei feiner
Städße^r nac^ bem Orient in ^onftantinopet in aller @tiUe !9ftrg«
fd^ften ju erlangen, loeld^e i^n t>or weiteren Störungen unb
Singriffen bed bamal^ noc^ mit unbefd^ränften ^t)ilegien audge»
ftatteten SRaffam in ^ufunft uöUig fic^erfteQten. 1880 mar er
mieber auf ber ^unbftdtte unb mibmete nun feine ganje Arbeit
bem ®ebaube beS ipügeli^ A. (£r fanb neun groge Doleritftatuen,
eine Slnja^l Keiner Statuetten, ja^treid^e Sleliefd, eine munberooUe
On9{t)afe i>t^ k&nxQ^ Sßaramftn unb fe^r biete ^nfd^riften unb
ftleinigfeiten. !^eiber fehlten allen großen Statuen bie &&p^, aber
etnjeln gefunbene ipdupter, bie Don anbern gteic^ großen Wtb^
werfen abgefc^tagen waren, geigten, wie wir und ben Z^ud biefer
alten ^^ürften ju beuten ^aben. Diefe ^^unbe erregten in ber
sc. XI, 3.4 £taa. gunbe. ^egtlA. 35
gonjen gebilfteteii SBelt grofeeö 3luffe^eii; befonbers als OplKct
auf bem Orientaüftenfongrefe in Setlin 1881 in begeiftertcm Sot-
trage be ©Qtjfc'o ^luSgrabuitgen benen in 9?iniDe unb.Sbottflbob
gleic^fteÖte, roui^« bic Spannung, btefe 15entmä[et dlteften fiunft'
ic^ffene ju fe^n. ^e ^uSfteUung bei ^unbftüde )e[bft übettiof
gletct)tDO^I nod) bie (ü^nften ©rtDüttungen. ^erfönlic^ Sprüngen
beö glürflit^ (Jntbeder«, oot allem übet bic ^tauäflobc ber 2fn=
((^riften buri^ Seon ^eui^eti in einem auf Staat^Coften eifi^tnenben,
nodi fteute nic^t abgeJifttDiieneii ^roditlDcrf roaten bie erfteniidKn
,>>Iflen biefer ^tiiefteflung.
"Eer im Öügel A entöetfte öou mar ein 'ij^alaft, öeffen /fittU
xndfe Släume fic^ um 8 offene ^Öfe grufjpierten. 91Ie ^unbainent
biente eine maffil» übet 40 Jug ^otie Zenaffe, lueldje allmä^lit^
aui Derid(iebenen Öaufd^ic^ten ju biefet ^ö^e enHJOtgeiuac^fen nwi.
Son bei äu^eien att^iteftonijc^n @eftallung be« ^akfleö roat
iDenig me^r ju fe^en; nui giuei Seiten liegen not^ eitenneii, bog
bie einfai^ ^uäfc^müdung beifelben ^tt mat, mie bei ben Don
äoftud in Watta (f. u.) gefunbenen ^^auten: fc^lii^te f[a(^ :palb'
pfeUet mit tieppenfötmigem ^ofil roei^felten mit ben ettoo« jutfid*
ttetcnben SBanb^äc^en. ^e mit 9(fpt|altmöitel oeibunbenen Q\t%tl
tragen oielfat^ ben 92amen ©ubea'ä, obwohl et nii^t bei Sau^ti
biefer ''Suz^ tnax. iSkan tfatK nur feine Dor 2 oa^ttaufenben ge>^
36 ^eOd. So« alle So^afc^. «O. XI, 3/4
brannten, unt)erniäftli(^en ©tcine nod) ein jn^eite«» SKol uemcnbet. 2)€r
fo and altem SRatenat ^gefteDte $^au nmr, toxt ou^ bieten ?(njei(^n,
Snfi^tiften, SRünjen uftt). beutlid^ ^rüorging, erft jtDtfc^n 300
unb 250 b. S^r. entftonben. Dabei toaren einige alte Anlagen
butd^ bie f|)fiteren feleuribift^en ober part^ifd^n Sau^erren mieber
t^ermenbet morben. 3Jtan ^atte j. ^. ein prad^tDoUed SBaffer«
referboir am j^altftein mit einem Deritabeln d^atbftifd^en Kajaben^^
frie* für bie fpdtere part^ifc^ ©amifon ber ©urg niiebcr
in @kbrauc^ genommen; auc^ mit alten (^ebäubeteilen toar man
ä^nlic^ oerfa^ren. @rft bie ©rabung in ber ^&fft jmeier offenbar
alter feftgemaucrter 3i^fl^tt^^öffen führte be ©arjec auf ben alten
6)nbeabau felbft. Öeiber jeboc^ mufete er infolge beö SWuntefibfc^*
aufftanbeS 1881 feine 3?aci^forf(^ungen unterbred^en, aber i^re
fpätere SSieberaufna^me jeigte, bag er ein alted ^ftung^merf ge*»
funben ^atte, beffen ®eftimmung toar, ein in ber 9?ä^e bedfelben
befinblic^ ©tabttor ju fc^u^en. ^tud ben 3^^8^t^^f^^f^'^ ^"^
ben SBibmungen ber ^oleritftatuen unb Sotibgefc^nfe ergab ftd),
bafe unter ber ©eleucibenburg nid^t^ ®eringere^ tag, afö ber be»
rut^mte Xtmpü &tinnü be«^ d^in^'^irfu oon Sagafc^. Xeü6 mar
a(fo ber ätuinen^figel ber altberä^mten Stabt Sagafd). ®omeit
i(^ fel^, ift au^er Senfen auc^ ^ommel ber abtoeid^enben "äKeinung,
XeDö fei nic^t Sagafd^, fonbern bad alte ®irfu; bie dürften t)on
Xiagafd) ^dtten eben nur i^re S^otioftatuen unb (S(ef(^enfe nadi
(4irfu gefanbt unb bort bie Xempet gebaut. (Se ge^e auc^ nic^t
an, (^irfu etma fär ein iStabtbiertel oon Sagafc^ ju ^Iten;
yagafd|*@irguüa (wie Bommel u. a. ftatt Sir^jurla fdjreiben) fei
enttoeber ein alter SRame für 5Bab^lon gemefcn, ober fiagafd^u fei
eine untoeit bcsJ jaban ober Dijala gelegene ©tabt. ÖJubea fei
aud) fein S)uobeäfürft uon Jeöo allein, fonbern ein mächtiger
^atefi gemefen, beffen JReid^ bon C^irfu bi« ©irguUa fic^ erftrcrfte.
©arum fönnc ®irfu unb ßagafd) nic^t ba^felbe fein; (^irfu fei
JeUö, fiagafc^ eine anbere ©tabt. 3)iefe Änfid^t ift nic^t ol>nc
»eitere« abjumeifen, i^re (Srörterung aber mürbe ,^u weit
fn^reit. SBir möd[)ten borläufig babei bleiben, in lello bennoc^
bo« alte üagafd^ ju fe^en, meil biefer Wame unenblid) oft in ben
9luinen fid) mieberfinbet unb meil biefe JRuinen felbft burc^ i^
bebeutenbe Qkb%t auf eine einft grofee unb bebeutenbe ®tabl
f(^lie|en laffen. — @(^on in ben QtxUn bee (£ntemena unb
Urulagina begegnet und ber Xem^l @ninnü. @ine 3ladft\6)t h^
Ur^bau, monad^ er ben Xempel an einer ganj anberen @teQe ol^
tC. XI,34 ^eOö. Srgebntffe. H7
frä^T (alfo bort, too i^n be Sarjec fanb) neu ((ebaRt ^be, toürbe
QÜer bab^lonifc^en @^iflo()en^eit jutotberlaufen. Der @(rabun()d>
befunb lä^t aUerbin^d auf ungemb^nt^e Vorgänge fd^lie^en.
^ilfirec^t meint, ba^ Ur^bau einen cfco^en Xeil ber alten ^m^el«
refte, ju benen wo^l auc^ ein (£taflcnturm (E-Pa?? bgl. 5:ürftein
be« Urnina 3- -3) gehörte, abfic^tlic^ befeitigt tiabt — mögltc^r«
meife fönne biee aber aud^ erft burcb bie ^ort^er erfolgt fein, aU
fie aiiis altem SRaterial i^r Jiaftell aber ber Xem^elanlage be<^
ttr^bau erbauten. 3)aß le^tere bürfte bae Äid^tige fein, benn wenn
ic^ bie Ur^bau^fteUe rec^t oerfte^e, fo fyat ber Sfönig bie ^^unba^
mente bee alten (Sninnfi mie foftbare^ Sbelgeftein aufgehoben, bie
Srbe getlärt unb baraue bad ^unbament be«^ neuen (Sninnü t^er«
gefteOt. I^ae babt)IonifdK^ ^injip ber »|»eUtg^aItung be<f urfprüngi^
Hd^n I33augrunbef5 ift alfo ni^t burd^brod^en, fonbern aufö
ffrupulofefte gema^rt: man na^m jur @lrunblage bed 9teubau«(
nic^t blo^ bie alten ^unbamente, fonbern fogar ben äRutterboben,
auf bein fie lagen. @9 mußten freiließ befonberd bebeutfame, und
nict)t betannte Umftänbe uorgelegen ffaben, biefen ?lu«^toeg ju fuc^en,
um ba« alt^eilige ^njip ju loa^ren.
^n baulic^r f)infi(^t n^aren be Sar^ec'd @irabungen nic^t
fei^ ergiebig, umfome^r aber für bie JSenntniö aUbabt)lonif(i;er
jhinft unb @$efc^td|te. Sefonberd bie ja^lreic^en ilürangelfteine
oon @)ubea unb Ur^bau, melc^ oon ben ^art^ern n^ieber benu^t
maten, bie ^JSafeninfc^iften, bie ©iegel^^linber, Steliefbrud^ftucfe,
Silbfdulen unb SBerfe ber ^leinCunft boten mertooUed 9Raterial
jum flufbau einer altbabQlonifc^en ^Iturgefc^id)te bar. ipeu^ei)
^ben ttiir e^ )u banten, ba| biefe Altertümer )u une ju reben
begannen üon ben :^Un ber Könige bon ©irpurla, 3^^^>^ "^
oor ber i&pod^t ber mäd^tigen ^atefi, in benen eine bobenftftnbtge,
^oc^nturictelte Jhinft in einer nieit bor SVaramfin anjufe^enben
^Seriobe emporblfi^te. Dp))ert unb ?(miaub beft&tigten burc^ bie
unenblic^ mfi^fame ^tjifferung ber Snfc^riften bie @d^Iäffe bed
genialen @kle^rten. Da^ A<^nje fumerif^e 911tertum mit feinen
9lu^me«taten, feiner hochwertigen fiuttur unb jlunft trat jum
erftenmole ber ungläubig ftaunenben @kIe^rteniDelt unferer Xage
bor Sugen. %ie(e moQten ee burc^auc^ nid^t glauben, baß bie
Wubeaftatuen ntd^t griec^ifc^e, fonbern altbab^lonifc^, um Ski^r«
toufenbe Altere ^unftmerfe feien. 3n dtubea ftanb ein alter
f^elbenfürft aud bem @trabe ber Sergeffen^eit urieber auf, ber wert
war, unter bie größten ^>errfd^er aller 3^iten gered)net ju werben.
38 Xeflö. i)ie Hefftcn S^i^ten. HC. 11, 3^
ein ^erfdnig, ,,beffen fiegteic^e ^rft^aren gen Cften bid iSlam,
gen ^ften bx^ jum Wittelmeer oorbrongen, ber uom üiibanon
bie 3^^tba(fen ju feinen bauten unb aud Oftarobien ben 3)oIerit
ju feinen Statuen ^olte; beffen j^aramanen Shipfer aud bem
92ebfc^b unb beffen ^iffe (Solb Don ben ®eftaben ber Sinai«
^albinfel ^rbeibrac^ten''.
"Jladf einer längeren ^^aufe fe^rte ber in)k0ifd)en jum ftonful
in ^j^agbab ernannte be Sarjec 1888 ju ben Statten feiner
Xriump^e jurud. Sd^on feit einiger 3^i^ ^^^ ^^^ i^ ^ "^^^
mutung gefommen, ba^ bie ^ügel Don ^ellö noc^ altere Äultur«»
refte a(^ bie 99Ubföulen eined Ur^bau unb ®ubea in fic^ fc^Iieften
bürften. SBereitd 1878 Ratten bie l^aufgräben an bem £)ägel B
ba«^ SSor^anbenfein fe^r alten äRauertoerff» gefiebert. D^ne ben
.f)ügel A ju Derna^Iäffigen, manbte man nun B grdgere 9(uf«
merffamfeit ju. (^n an feiner urfprünglic^en Stelle Uegenber
Xürangelftein jeigte, ba% in B bereite bie oberfte Xrummerfc^i(^t
auf (%ibea jurücfging; ein anberer ^unb trug ben Flamen bee
Dungi oon Ur, miei» alfo in biefelbe 3^^^- ^^^f^ Dberfc^ic^t
lieferte femer noc^ jmei munberDoQe Sd^alen au«^ gedbertem Dn^^
unb burd^fc^nenbem SJtormor, auf benen tarnen bid^er unbe*'
fannter ^^atefi Don Uagafd^ eingrauiert xoaxtn. Sc^on in geringer
Xiefe ftie^ man auf SOtauertoerf aud fe^r alten planfonDe^en
Riegeln mit ^ingereinbrücfen auf ber runben Seite, (^nige jeigten
ben Flamen Ur^SJina. äRtt größter Sorgfalt ^at be Sarjec Diele
^50^re ^inburc^ biefe ttiilturfc^ic^t bed Ur«92inä burd^forfc^t unb
eine loertDoüe Sammlung Don fteinernen Snfc^rifttafeln, ÜürangeU
fteinen, Waffen, Sl^eulentnäufen, Sfupferfigürd^en unb anbern %lter^
tfimern jufammengebrac^t. Der foftbarfte ^unb mar bie ^errlid^e
SilberDafe be«^ (Sntemena Don Sagafc^ mit bem lötoenfdpfigen
9(bler, ber über jtoei fiömen fc^mebt. ^iefe ä^afe entftammt bent
in bem 92iDeau ber Ur^^Jtinä'bauten liegenben ^^lateau am ber
3eit bc^ (Sntemena. ^o^l^^i^)« 88otiDgefd)enfc ber Don ben 9Rad)t«
^abern Don Sagafc^ befiegten furftlic^en 3^i^fl^<^off^>i fi^^^^ ^"^
^orfc^er au« berfelben Sc^ic^t in bie $)anbe.
91 ber au(^ biefe Xrümmerfc^id^t be^ (Sntemena unb Umina
mar nod) nic^t bie ältefte. ^n unb unter ber i^r ange^örenben
Plattform {amen SKauerjüge Don noc^ ^ö^erem "Hlter jum Sor*-
fc^ein. Die baju Dertoenbeten Q\z%tl maren ebenfalls planfonDe^
aber fleiner afe bie b^ \lx*9lxnk unb o^ne bie übliche Daumen«
morfe. Über 16 J^uft unter ber Xerraffenfl&(t)e ber Ur^iRtna«
«O. XI. 3/4 ^eQ6. @<)ei4er bei» Ui*9hnft. 39
bauten log boe @)tp«(pflaftet, auf bem btefe uralten Saumerfe fid^
etnft erhoben, — erhoben im nm^ten ®inne bed SSorted, benn i^re
gunbomente lagen über 26 ^ü§ ^ö^er al0 bie fie umgebenbe fianb«^
fc^aft Sei ber 93au^rt biejer meit entlegenen ^eriobe mar, aw^
ber fonft nur jpärlid^e SRefte, einige $hi|)ferbilbttierfe älteften @tite,
fonberbor geformte SSotibfteine unb Sruc^ftücfe mit Sfulpturen
an ben %qq tamen, ift nid^t me^r ju beftimmen, ebenfomenig haii
Älter ber ^nfiebelung. ^ilprec^t ücrmutet bie 3^^^ fl^fl^" ^^
be^ 5. Sa^rtaufenbd t). iifyc.
!föieber jmangen- bie Umftanbe, bie&mal eigene^ förperlid^e«^
Seiben, ben erfolgreichen Sc^a^gräber ju einer längeren Unter*
brcc^ung feiner Slrbeit. (^ft 1894 fonnte er eine neue Kampagne
beginnen, in welcher er junäc^ft ben ^ügel B burc^ einen tiefen
^aben bid auf ben gemac^fenen Soben ^inab burdif^nitt. Ueiber
ergab biefer Schnitt nic^t bie erhofften älefultate. ^effere (Erfolge
zeitigten bie 9Iac^forfc^ungen am ^Beftab^ang bon B. 3^^
!9runnen unb eine SBafferleitung bed (Sannatuma mürben auf«
gefunben, femer äJ^ufd^elf egalen mit eingeritten 3^i^nu^S^n ^^^
btrfelben 3^^- 3^ fäböftlic^r unb norböftlid|er Stici^tung bon
ben beiben SBrunnen famen älefte eines mafftben bierecfigen SRauer^
merfe unb ©puren eine« Xored jutage, meldte nac^ bem 3^ugniS
einiger Slabafterinfc^riften baS SBerf eine« @ntemana maren.
^euje^ gelang e«, mit ^ilfe ber 3nfc^rifteu bie 9iamen einiger
Iriefer alten Einlagen ju beftimmen. Über bie Sebeutung bed
gro^n ®ebäubefompIe£ed beS Ur«92ina ^at ^ujek) (bgl. Une villa
royale Cbald^nne @. 10 ff.) beac^ten^merte, mo^ ba« SHic^tige
treffenbe ^Vermutungen geäußert, ^ad gefunbene (Sebäube mar
mo^l ein ^^uc^t* ober Jlornfpeic^er bed Ur^9{ina mit boppelten
SNauem, melc^ eine ftarfe ifolierenbe liiuftfc^ic^t jmifci^en ftd) liefen
unb bem Ungejiefer ben 3u8^i^9 h^ ^^^ aufgefpeid^erten Vorräten
faft unmöglidi machten. Slußerbem aber bienten biefe 2^/, $ug
breiten Äorribore, meiere {einerlei feitlic^en (Zugang befafeen, felbft
jur Äufbema^ung oon 5h:figen, SSaffen, Qkx&Un unb anberen
@egenftanben. ®eitenmanbe unb j^u^boben ber S^orribore unb
SleferDoire maren mit (£rbpec^ überjogen. 2)as^ burc^ ^öljerne
Xreppen bon au^en zugängliche Baumert ift offenbar burc^ geuer
jerftört morben, benn bie SRäume maren mit 93ranbfc^utt angefüllt
fiber bem fo jerftörten @ebäube ^atte ein fpäterer 9}au^err ein«
fa(^ burc^ eine Plattform bon 3^^9^^^ ""^ ^^"^ 9lfp^altfd^icf|t eine
neue SBauflfic^e gefc^affen. 3^^^ lürpfannen nannten Ur*9finA
40 3:effö. Dad Xem^elar^to. «C. XI. 3/4
ah (£rl>au6r biefe^^ eigenartigen S))ei(^eTÄ. ^c^t 3^9^Utein))ofta«
mente, melc^ in gleiten %bft&nben um hen $Bou uerteih loaren,
beiuiefen ferner, bag eine breitaudlabenbe ^Ijoeranba einft über
biefcm fteinernen 9iefert)otr errichtet toax. Unter berfelben mögen
@krdte ober meniger faltbare iRaturerjeugniffe i^ren ©tapelpla^*
gehabt ^aben. S^or ber Sübecfe bec^ ®t)eici^r^aufe^ befanb fid) et^
fleined ^jjaffin, bae Don ber f)olj))eranba nod^ mitgef(^ä|t mürbe,
ä^ielleic^t biente e<^ hiltifd)en 3^f^^i^ ^^^^ ber @ieminnung be^
SJattelmeine; ei5 mirb öon Ur*9?inä öfter ate „ba^ Heine Saffin''
ermähnt, mä^renb bad »rB^oge SSaffin'' ber- Snfc^riften 8 m wn
ber Dftccfc entfernt nac^jumeifen mar. 3n feiner 9Jfi^c fanb ft<^
noc^ ein britte^ Saffin. Stle ein mirfUc^e^ @^a^^ud foUte bie4
a(te Sorratdgebäube be« Ur«9linä ftd^ ermeifen. ^ier fanb
be Sarjec bie berühmten burc^bo^rten 9{elief))Iatten be^ Ur^SKn^t;
^ier eine ganje Slnjo^I merfmürbiger fteinemer Sömenfö^fe, beren
^eftimmung uöQig buntel ift; ^ier bad 9^c^ftucf ber f(^önen
On^irfc^ale, bie ein Dorn Jlönige geftiftetes^ SBei^efd^enf aud feiner
Shriegdbeute mar; ^ier üor aUent bie meiteren ^ile ber beräumten
@kierftcle be« 5hinigd (Sannatuma, tion ber fc^on früher am $u^
biefe«^ .t)üge(d Stoic^ftücfe gefunben maren. SBunberbarer 9}atut
unb nic^t befinierbar maren ber atö SBei^gabe anjufprec^enbe
gro^e lömengefd^muche @teinfnauf bec^ äRefiüm unb ein über ^ m
langec^ SKetaDgerät, ma^rfc^einlic^ ein in^ riefige uergrö^erted
@i(ötteremb(em (urinnu?). 93on großem ^ntereffe mar bie ünt*
beching 5 fleiner Jhi|)ferfiguren, melc^ in 93erbinbung mit einer
(afd^enartigen burc^bo^rten Xragplatte ald Xrfiger ber (S^rünbung^-
urhinben ber einzelnen ©ebaubeteile bienten.
^x^ 3a^re 1894 unb 1895 foUten be Sar^ec nod^ einen be^
fonberd mertt)o(Ien ^unb in @kfta(t eine^ S^empelan^iUd auf l^wi^
tafeln in bie ^dnbe f)iie(en. Ungef&^r 650 ^^ tiom ^uget B
entfernt ftiegen bie Arbeiter auf jmei rec^tecfige Valerien auö un«
gebrannten ßi^^Uteinen, auf benen bie Xafeln biefe«^ ^rd)iM in
5 — 6 S(^i(^ten aufgefdjic^tet lagen. Seiber gerieten nadj ber ©nt«
becfung bie Xraber über biefen 4infcl^ä^baren Samme^la^ )>oti
Xem)>elgef(i^&ftdurtunben unb fta^len fo Diele itafein, ba^ jef^t
faft alle großen Wufeen ber alten unb neuen !£Selt @tü(fe aud
biefer oc^a^fammer befif^n. ^uc^ bae fönigl. äKufeum in ^Berlin
ermarb f(|öne ^feln au« biefem Xeiupelart^iu uon 3:ell(\ meldte
&. ätei^ner ^au^gegeben ^at. iUeiber ^atte be ®arjec burc^ feine
Sorglofigteit biefen ^iebfta^l felbft begünftigt, benn meber m&^renb
«C. XI, 3/4 ^ettö. DebentuKg fftt Me Jhi^rocf^t^te. 41
ber jahrelangen Untetbre^unci ber (Grabungen nodi loä^renb bet
Arbeit fclbft ^iett er eine ^mad^ung ber JRuinen für nottoenbig.
9?o^ ^eute befinbet fic^ eine grofte 3ö^1 wn ben über 30 000 tafeln
be«^ 5eK6*ar(^it)^ in ben .^nben ber arabifc^en Jabletten^änbler.
Der Sn^alt biefer Urtunbeu ift berfelben Art roie berjenigen be^
^empetarc^iDe uon @ippar»%bü ^abba, t>on melc^eni oben bie 9{ebe
mar, bietet alfo auf ben erften ©lief ^erjlie^ trocfen erfc^inenbe
Q^efc^iftdberic^te; für ben ttultur^iftorifer aber finb biefe Jafeln
lautrebenbe 3^wfl"iff^ ^^^^ $>anbel unb 3Banbel in längft ucr==
qangenen Sagen, in benen 9^orbbabt)tonien ein gro^ee @;porttanb
für Äorn unb 3nbuftrietoaren bilbete, ba^ feine Srjeugniffe mit
bem Süben gegen ©(^lad^tbiet) unb lanbnrirtf(^aftlid)e ^obufte
audtaufc^te. ®iö ^n ben ß^iten bee llrufagina, bie nod) nic^t
nac^ Sct^rcn beftimmbor finb, reidjen biefe ©efd^äft^urfunben
hinauf, bie ^uptmaffe aber entftamntt ber JRegierung^jeit ber
legten Dt)naftie \>on Ur.
•Äucft fonft burfte be ©arjec wod) reid^e 3nfd)riftenfc^ä^e ein*
^intfen, burd) tuelc^e bie @iefd^id^te ber fiönige üon iiagafd^ Uic^t
empfing: er fanb femer »ertöoUe Slelief« mit groben ber frü^ften
bisher im 3^M^<>in(<in^^ befannt getoorbenen Jliinft, ber ^nft
jener ß^^t »eld^e bie älteften Sauten be« «t^ügefo B erfteben lieft.
Äu« ber etma« jüngeren ®po(^ be^ Ur*9?inä ftommen jmei in
Slu)>fer getriebene ©tierföpfe unb eine ebenfolc^ IangW)nfiblige
*afe; biefen gunbftürfen finb bis^^r nur bie Don ^ilpred^t ausj
Jara ertoorbenen SRarf^urjiegenföpfe an bie Seite ju ftellen. ÄUe
biefe i^tbecfungen eröffnen uns^ @inb(ide in eine ^^rtaufenbe \)ox
ber unfern (iegenbe ftulturepoc^e, üon beren ^o^em ^(bungdftanbe
oor^r niemanb fic^ ettoad ^tte tr&umen laffen. @ine fid^ immer
ooUtommener geftaltenbc ^xt^zltt6)n\t , bie Äenntni^ be0 (Metuöfbe^
bau^, bie anläge öon SBaff erteitungen ; eine anfe^nlic^e ^fertigfeit
in ber J^amit, eine an ag^ptifc^ ^^unbe erinnernbe SKeifterfc^ft
ber Steinbearbeitung, bie @iefd)icflicl^feit in ber SKetallöcüpertung,
befonberd in ber Senu^ung oon 3i(ber unb Jlupfet; eine muc^tig
unb berb realiftif(^ auftretenbe ©ilb^auerhmft, meldjc uor bem
^rteften SKaterial nic^t jurücffd|recfte unb burd) ^Hirbenauftrag
unb (unftlid^ eingefe^te ^ugen ben Statuen !Ueben einju^aud^en
üerftanb — alle biefe (Jrfd^einungen traten ah neue, unDermutete
latfac^n ben ^iftorifern \>üv klugen unb jniangen fie, ba^ be«
queme aber unmiffenfc^afttid^e (£ntmidtungdfc^ema, unter bae man
bie loenigen bid^er befannten latbeftftnbe öorberafiatifc^er Äultur=»
42 . . @urg6ul unb (£( ^ibba. «C. Xl,B/4
Sefc^id^te gejioungen ^tte, auf feine ^{ic^tigEeit ^in gtünblid) jii
ret)tbieren. Äu^ einer Qtxt, in toelc^er mon fonft bie aQerro^ften
Sfulturanfange be^ 9)7enf(l^engefc^(e(^tö unterjubringen pflegte, ftieg
ptöglic^ eine ^iltur üon fold^er 93oUenbung empor, bag man ge^
nötigt mar, eine nic^t ^Q^rl^unberte, fonbem ^a^rtaufenbe um«
faffenbe Snttoicflungdperiobe fär fold^n tlufftieg Doraudjufe^en.
3n ben legten Sauren ^t befonberd bie 3cit be^ ^mmurabi
(\)qI 3ia^rgang IX, ^ft 1 be^ Alten Orient: ^ammurabi unb feine
3cit öon g. Ulmer) bie ^öemunberung ber @kbilbeten unferer Xagc
nnic^erufen. ^ie Dielleid^t noc^ 2 Sa^rtaufenbe meiter jurüd»
liegenbe ß^^ ^^ Ur^92ina Don Sagafc^ burfte i^r nic^t mel nad)«
fielen, ^aufunft, iSilb^auerfunft, jifanalifation be^ fionbed, !^anb«
nHrtfd^aft, ^aratoaneniKrfe^r unb nic^t jute^t bie perfönlic^
$ürf orge ber ^errfd^er in £h:ieg unb ^rieben, befonberd bai^ SBirfen
eined Sannatuma jeigen, bag biefer ^ergleic^ mit ber ^mmurabt^
jeit berechtigt ift; reid^te bod^, mie bie Snfc^riftenfunbe ber legten
@hrabungen be @arjec'd /(eigen, ba^ äieic^ be^ 9laramfin oon (Slam
b\^ nad^ llgQpten.
^r le^te groge i^folg be Sarjec'sf mar bie ftuffinbung oon
4O00 Xontafeln, bie neued i^ic^t auf bie bunfle Q^xt jmifc^en
9}aramfin unb Urgur oon Ur merfen merben. )sBiel ju frü^ für
bie ^iffenfc^aft mürbe ber glüdlic^e (Sntbeder ber altbab^lonifc^n
Jhiltur unb 5funft am 30. aRai 1901 im %lter üon 64 Sauren
in feinem SJaterlanbe bie ©eute eine«^ im Orient ermorbenen ßeber«
leiben^. Sein 9}ame mirb nie tiergeffen merben, benn aQed mae
mir ton altbab^lonifd^er Qk^äftäftt unb Sebend^ltung miffen, oer«
banfen mir i^m. Spätere ^orfc^er ^aben nur beftätigen unb er«
gänjen fönnen, \m^ er un^ juerft gezeigt ^at.
Surgl)ul unb Cl Qibba.
•De >Sarjec'Ä 3luffe^n erregeube Jii"*^ i" 3;eU6 bemogeu bie
^ireftion ber fönigl. preu^ifc^en äJtufeen in Berlin, ,,banf ber
großartigen Liberalität bec^ ^rrn ^ommerjienrat S. Simon'', im
September 1886 eine (^^pebition nac^ Subbab^lonien audjuräften.
^er Sc^aupla^ ber oon $. SRori^, Dr. 9lob. ftolbeioe^ unb
!^. 9Ret)er geleiteten Ausgrabungen maren bie |>ügel Surg^ul unb
& ^bba. Surg^ul, etma 7 Stunben norbftftlic^ oon Sc^tra,
bie f üblichere ber beiben Xrümmerftötten, ^gte fid^ aU ein 15 m
^o(^ ben ebenen SBuftenboben fiberragenben Stuinen^ügel unb mar
on Audbe^nung eine fe^r umfangreiche (60 ^ftar), an Silter an«
«C. XI, 3 4 SuTfl^tti II. (Il^^ibba. ^emefropolen. 43
jlc^inent) bic oltcftc bcr öielcn ©tottcn in bcm großen S)rcierf
jmifc^en i&npffxat, Xigrid unb @c^Qtt el ^\. 3m Januar unb
^frruat 1887 lourbe in Surg^ul, im Wpftil unb 3)toi in bem
flocken, aber mo^I achtmal größeren i&l ^xbba gearbeitet.
Surg^ul iäjst fid^ in brei ^auptgTU|)^en teilen: bie eigent«
lic^ Ituppe mit i^ren niebrigeten Studidufen unb ^atQÜeljugen,
bot>on ffibtDeftlic^ eine ä^nlid^e, aber Diel flache ®ru))pe, %b(a
genannt unb im Äorbnxften ein Äomplej unregelmäßiger, jiem*
lic^ niebriger ^Bobener^bungen. 3)a bie große Sludbe^nung bec^
ätuinenfelbed bei ber Sefci^änfung an 3^^ ^^^ ®^^^ ^ine gränb^
Ii(^ i£rforfc^ung üon üom^erein audfc^Ioß, fuc^ten bie ^orfc^er
nur ben 3n^It ber ^uptffÜQti burc^ lange Saufgräben feftjU'^
fteUen. Stieß man babei auf äRauern, fo n^urben biefe(ben frei«'
gelegt unb bie tion i^nen umfc^Ioffenen Qkmäd^er erforfc^t Die
oberirbifc^ Xeile ber Se^mmauern finb ju formlofem @ct|utt jer«
faQen, bie unteren Xeile bagegen ru^en mo^Ier^alten in ber @rbe
unb erfc^inen nac^ einem ätegentage ober einer feud^ten yiaö^t in
bunflem @runbriß auf bem SBoben. l>a^ 10 JlHIometer ndrbK(^
Don Surg^u( gelegene & ^ibba bebecft mit feinen oon ©übmeft
nac^ ^J^orboft ftreid^enben Xrümmermaffen eine ^löd^e Don faft
480 ^f tar. SCud^ ^ier überragt ein großer |)üge( inmitten bed
äluinenfelbed bie anberen i£eUe unb bilbet mit einem meiter norb«
dftlic^ gelegenen ^jweiten'' ^üget eine jentrale Gruppe, an melc^
ft(^ nac^ Säben unb ^J^orben ^ügeßetten anfd^Iießen, (entere mit
einem größeren „9iorb^ügeI'' enbigenb. @anje ©traßenjüge Don
4 SHIometer £ange (äffen fic^ in biefen ^ügelgruppen unterf^eiben.
SSä^enb Surg^ul nur fie^mjiegelbauten befi|t, finben fid^ in
& jpibba @kbäube au^ gebrannten 3^^9^^^-
Seibe Stätten maren einft nic^t ^Boi^nungen (ebenber SRenfc^en,
fonbem Xotenftäbte, gemeinfame 9tu^ep(ä^e für bie Überrefte me^r
ober minber ooQftänbig eingedfc^erter !äeid^en. ßo(betoet) f)at fär
fie ben paffenben ÜRamen ^uernefropolen borgefc^Iagen. i)it
Seic^nDerbrennung mar bei ben primitiben 9)?itteln ber alten
Sumerer, benn um fo(c^e ^anbelt e^ fi^ offenbar, ba iDir Don ber
Seftattung^toeife ber femitifd^en Sab^Ionier gar nic^t^ miffen (f. o.
@. 25), naturlidi nur eine teiltoeife, alfo me^r eine ^erfo^Iung
atö Sindfd^erung. Unter ben Sranbreften finben fid) ^o^Ienftüde
Don ^alm^olj unb anberem ^olj, haii jpauptbrennmateriat ^at
aber nic^t au£^ biefen feltenen unb nä^Iic^n ^dljent, fonbem aud
®(^(f unb @rb))ect| beftanben, mie au& einzelnen ^fc^leilen no^
44 @itrg^I u. (K ^\bba. ^räbitUorten. «O. XJ. 3.4
beutlic^ ju erfennen toax. 9)ebeden fic^ bod) l^eiite nix^ nQ(^>^^
ginn ber Überfd^memmnng loeite i$t&d)en biefer SBüfteneien mit
unburd^bringltc^n @c^ilfbi(fict)ten, in benen nod; imniCT ber Sdioc
^auft. @nttoebeT auf einem geebnetem ^laf} ober in einer ^Tt
fe^r primitiven Dfenö, einem .ttaften au« ßiegclfteinen, ging bie
iSinäfd^rung bee in Statten gefüllten ^oten bor fic^. Spater
^t man bie flamme gar nic^t aufbrennen laffen, fonbem fie am
^be ber ^Verbrennung gelöfd^t; bie oberfl&d^lid^ ^ferfo^lung \ö^nX
nur noc^ eine %rt @^mboI getuefen ju fein, ^en Xoten iDurben
^genftänbe am i^rem Seben beigegeben, grauen i^r S^mucf,
3Ränneru i^re 338affen ober Weräte, Äinbern i^r Spielzeug. Äur
menige fold^ @)egenftänbe finb er^Iten, unter i^nen ein paar
maffib golbene Ohrringe, ju jilumpen gefc^moljene S^ronjeftfide
unb burc^bo^rtc SRufc^In unb tönerne @pinn)otrtel. $on SBaffen
finb ermä^nendtoert @teinä;rte unb ^ilfpi^n au^ ^uerftein, anc^
bie gefunbenen SBronjenägel unb SReij^el finb Xotenbeigaben. 4uf
eine unenbüd) ferne ^orjeit beuten auc^ bie ^nbma^I« unb äüeibe^
fteine. SBon ben ®iegeljl)linbeni ber ioten finb leiber nur loenige
S^mplare er^lten. $^on ben Opfern in SSerbtnbung mit bem
Sferbrennungtkift finben fid^ beutlid^e @puren, Dattelterne, @tier^
unb ©c^affnod^n, $ögel< unb gifd^gerippe; auc^ tönerne SKAuc^*«
töpfd^en fommen bor. iSerfc^ieben oon all btefen Seigaben, melc^
mit bem Xoten oerbrannt tourben, finb bie nad^ ber ^rbrennung
i^m geuiei^ten an ober in bem @rabe niebergetegten (äegenftfinbe.
!j$on bem %udfaU ber Verbrennung ^tng e«^ ab, ob man bie
tiefte am Crte berfelben Hegen tie^ (!i2eic^engräber) ober ob man
bie %f(^e in befonbere @(efajse fammelte unb barin betfe^te (9fc^n>
gröber), {i:^ fommen aber in Hl !ptbba auc^ ^älle t»or, in benen
bie ooUfommen berbrannten Überrefte nic^t gefammelt, fonbern un^
berä^rt am ^anborte liegen gelaffen mürben. $ier erfennt man
beutlic^, mie ber fieic^nam mit einer oben bannen, unten ftarfeit
Xonfc^ic^t eingebaut mürbe, in melc^ bie Seiche nöUig uerbronnte,
bie obere bünne ^ecfe ift bann eingefturjt unb bebecfte mit t^ren
Scherben bie "^Ifc^, ein deichen, baft man bad ®anje nac^ ber
^Verbrennung nid^t mieber angerührt ^at. 3n anbem ^Uen
mürben bie iieic^engräber nad) gefc^e^nem Sranb mit frifc^en
Xonjiegeln äberbedt ober mit einem länglid^en XongefS^ über«
ftälpt — eine ^albberfo^Ite Seid)e ^at man nid^t mieber angerührt.
!S3ar bagegen ber Zott jum Xeil berbrannt ober ganj ^u ^fd^e
gemorben, fo fc^eint man ot^ne Sc^eu bie Siefte gefammelt gu ^aben.
If€. XI. 3 4 SuTg^ul u. (B ^ibbo. iMciibet(|Qben. Siunnen. 45
^efe ^fd)engräbet bilben an beiben Orten bie gtojse 9Ke^rja^(.
^e ^fäge für bie Uberbleibfel finb ineift mel jit flein; ^olbetoet)
meint bie ^rbrennung fei bie .tmuptfoc^e, bie oomntlunc) bet
H^ nur ein nebenffi^lic^er Uli ber ^ietAt gemefen. X)a^ mag
jtttreffen. Hn<i) biefed «Sammeln ber 9lfc^e gefd^^ auf üerfc^iebene
Seife. 9{eben einfafl^m ßubeden eined %f(^n^aufc^end mit einem
Zontopf, ftnbet fid^ bie Bergung in einem baudjigen @)efAbr ^^
mit ber oerfc^Ioffenen Öffnung nac^ unten eingegraben luurbe ober
bie ^ufbema^rung in einem Xopf, in ben ein jmeiter mit ben
INeften ber Ot>fertiere gefegt nmrbe. 'Xud^ ^Mc^h oon länglid)
eiförmiger 9kftalt bienten a(d Urnen. Dem Xoten mürben nad)
ber Verbrennung ober bei ber SBeife^ung feiner ^Ifc^e mieberum
^gaben oon @(^mu(t ^>eife unb Xronf mitgegeben. ^nfe(tö)>fe
mit merhourbig abgefc^rägtem $oben, meift mit Datteln ober Storn
gefuDt unb Xonflafcfycn mit Öl ober SBein maren bie gemft^nlic^en
0oben. 3ebem Zoten aber mürbe ein ^c^r mitgegeben unb ein
Brunnen gegraben, fomeit biei^ möglich mar. @o(d)e Brunnen finb
in unge^urer ^at^i in beiben Stdtten gefunben morben. Sie be«
fte^n aud 1 7e — 2 ^n^ im Durc^meff er ftarfen Xontrommeln, bie
aufeinanbergefe^t in ben ^unnenfci^ac^t ^inabgelaffen mürben.
i&ntn biefer Srunnen ^t ^olbeme^ ganj au^egraben, er ift 4 m
tief unb au« 13 Xrommeln jufammengefe^t. 3n ben Zoten^äujern,
oon benen aldbalb ju reben fein mirb, fte^en oft bie 4 an ber
3q^( in bemfelben @emac^ unb bid ju 9 in bemfelben ^ufe.
9u^ ber aud (auter ^fc^ngr&bern befte^enbe Surg^ul^ügel ift
oöOtg oon Hunnen burc^fe^t 3^ ermähnen finb noc^ bie merf«
mfirbigen tönernen ^^alten unb befd^riebenen 92age(il)linber, meiere
nebft einigen anbem bilbartigen Q3eigaben in ben @(räbern ge»
fnnben mürben. Die bie(erlei Qk^&%t unb @kräte au«^ Xon ge«
mft^Tten einen ganj neuen Sinblicf in ben ®tanb ber teramifc^n
Xec^nif jener alten Setoo^ner Sübbab^Ioniend. Jtolbetoei) fonfta«
tiert ben Qkbrauc^ ber Dre^fc^eibe unter iRac^^ilfe mit ber freien
^nb. Hn (formen finben fic^ Sltffel, Schalen, ft'elc^, ®ec^er,
^afc^ unb Sannen. Dad SRaterial ift fe^r fein gefc^tämmter,
fc^mod^ gebrannter Xon oon meiftlid^er ober rötlicher ^rbe.
@c^(en unb fugelfdrmige ^lafc^en aud Stein (Stlabofter, Serpentin)
finb fetten, ebenfo (S^efäge mit Snfdjriften. ^uf bie CrnamentiE
tonnen nrir ^ier nic^t eingeben; eine gemiffe (Sntmicflung ju
fd^ftnetcn r^ormen oon Surg^ul bid ju ben oberften Sc^ic^ten oon
iSl 6Xbha möge jeboc^ erio&^nt merben« —
46 3ut(}^ul u. i&i ^ibba. ttttafitahauttn. HC. XI, S/4
^ie !9eife|ungdftätten bei ^f^nrefte toaren für bie meiften
^otcn bie gemcinfamen Sfci^en^ägel bcr Xotenftabt, für Sorne^«
mere aber fd^eint man befonbere Saukverfe, bie itoten^&ufer unb
Xerraffenbauten angelegt jn ^aben. ^te ^erraffen Ratten nac^
^(ben)e^ urf^üngHcl^ nur ben 3^^' txntm gemeinfamen ^ugel
gelegentlid^ einer befonbere feiertid^n 9!^erbrennung toieber eine
regelmäßige f^orm ju geben. @o ift ber @urg^u(^ügel in be«'
ftimmter $)öl^e mit einer Xonplattform planiert, in beren 9)htte
fic^ ein befonbere ftattlic^ed äfd^engrab befinbet. ©ei bem „jlociten"
«f)ägel (f. 0.) üon @( ^ibba ^atte jebe neue Q^rdberfd^id^t bie tiefer«
liegenben jum ^ufammenbrud^ gebracht, fo baß fd^Iießlic^ ein loüfter,
unregelmSßiger ©d^erben^ unb Sfd^e^ugel entftanb. liefen ^at
man, aud^ kiieDeic^t bei einer befonberd feier(id^n ISerbrennung,
mit 95fd^ungdmauern umgeben unb ju einer oieredKgen Plattform
umgenrnnbelt. '3)iefe 9)2auem befte^en au^ Suftjiegeln unb finb
nac^ @äben mit einer gebrannten 3^^^^^^^^^ oerblenbet. ^ne
Xreppe in ber VKtte ber 34 m langen ^^ront führte ju bem
^lateau empor, auf bem irgenb ein ®eb&ube geftanben ju ^ben
fd^eint. Sieberum aber n^urben bon ben erneuten ©eife^ungen
auf ber Xerraffe bie S5öfd^ung«mauern üerfc^üttet 3n bie ^erab*
gleitenben Sd^ic^ten mürben neue ®r&ber eingebettet, fo baß bie
ganje Xerraffe in ©efal^r ftanb, nrieber ju oerf^toinben. 9ber«
mald ^at man bann im Often baf^ $(ateau burc^ neue Söfc^ungen
erweitert. X)ad Xoten^aud mit mehreren @emad^ern, bae auf biefer
Plattform errichtet nmrbe, ift ettt>a^ beffer erhalten, atö bod eben
erto&^nte. 9lud^ an anbern ©teilen finb in (£( ,f)ibba fotc^
Söfd^ungdmauem fidjtbar. @ie ade finb fefunb&re Einlagen, 9tot«
bauten, um neuen 9laum ju geminnen. Xnberd bie Xerraffe be^
^großen'' i^figetö Don (&l ^ibba. ^efe ift eine urfprünglic^, auf
bem SBoben auffte^enbe Sniage. %ud^ auf biefer großen Xerraffe
ftanb ein ^an^, oon bem faum noc^ ettoa« er^Iten ift. ^^
^anje muß ein impofanter Kunbbau gemefen fein, ber mit Ser«
blenbfteinen unb JSBafferrö^ren mo^I gefd^ü^t koor. Ob e« bai
®xab eines 93ome^men toar, nne ßoIben)e^ meint, ober ein i8au^
merf üon hiltifc^er 93ebeutung, ä^nlid^ einer 3^8urrat, (aßt ft(^
nid^t mel^r feftfteSen. fie^tered fönnte man beinahe barauiS
fd^Iießen, baß ^ier mie im Umfreid ber atteften 3i80i^^<^t ^^
9{ippur, bie Sfc^engrftber an ben SBöfc^ungen fi(^ auftürmten.
@(^on me^reremale mar im vorigen t)on Xoten^dufern bie
ätebe, bid^r jeboc^ nur t)on fotc^n, melc^ auf ben gemeinfamen
HC. XI, 3/4 @UTg^uC u. e\ ^ihha. X^ten^äufer. 47
^^egrobniffen errichtet »arcn. IJic eigentlichen ioten^äufer icboc^
^ben cinft ganjc ©trafeenjüge gebitbet. 3^rc öirunbmauern ^aben
fi(^ in ben tiefer gelegenen teilen ber beiben Xotenftdbte tt)o^l
erhalten. (Sd finb ®cbäube ber öerfc^iebenften ®rö§e gefunben
worben, eineö baöon entl^ielt 14 üeinere unb größere ©emdd^er,
in aQen begegneten bie c^aralteriftifc^en ^unnenfd^äc^te, üon benen
oben fc^on bie SRebe mar. 3n einem ^aufe lag ber eine Srunnen
unmittelbar Dor einer ifir, ein ^tiäf^n, baft biefe §äufer niemals
ben fiebenben al^ Se^aufung gebient ^aben. ^ie |)äuferquartiere
fernen fe^r alte ?Inlagen ju fein, benn in einem gaüe ge^en bie
SRauern einer fpäteren ?lnlage quer über alte ®runbmauern t|in*
»eg. "Die Straßen jttjifc^en ben Käufern finb feiten breiter aU
1 m, ein weiterer ©etoeiö, ba§ eö fid^ um eine nid^t für Sebenbe
bered^nete Anlage ^anbelt. 1)er @inbrud biefer großen 9?e{ropolen
mufe aud) jur ^ext i^re^ Sefte^end ein fe^r ernfter, ja trauriger
gemefen fein. $on ^Iberfd^murf ^aben fid^ nur an ben beiben
großen ^ügeln Don @l ^ibba fpärlid^e 9iefte gefunben. j^olbetoe^
ift ber SReinung, bafe bie ^ier ausgegrabenen ©tatucnfragmente
Überrefte Don koeggefd^leppten Statuen fein bürften. @S ^at t)iel
Jöefted^enbee, »enn er bie t)on ©trabo berichtete ^^lünberung ber
alten Ädnigd* unb gürftengräber in ben ©ümpfen, bie auf ©e^eife
Älejanber^ beß ©rofeen erfolgte, ^ier jur @r!lärung ^eran^ic^t.
Dad »ürbe bann, mie Äolbemel) felbft betont, bie 2»öglid^feit ein*
f(^lie|en, baB bie oon be ©arjec in £ellö gefunbenen Statuen auS
&, ^ibba geraubt maren; fie ftammen ja aud einem ®ebäube,
beffen 9iuinen grie^ifc^en Urfprungö finb. 3)ie ©puren alter
^lunberungen finb in ber JRehropole beutlid^ ju er!ennen. "i&ann
biefe fonberbaren Xotenftäbte i^ren Untergang fanben, ift nid^t
feftiuftellen. ^aren e« fumerifd^e Einlagen, fo ^at bad Einbringen
ber ©emiten i^rer SBenu^ung ein @nbe bereitet. ^eDeic^t gel^örten
beibe 9ieh:epolen ju ber nid^t allju meit oon i^nen entfernten
alten ipaupftabt, beren Stuinen be ©ar^c in ^ello ausgegraben
ffat, mag biefe nun Sagafd^ ober @(irfu ge^eigen ^aben. Seben^
falls tourben bie Xoten auS meitem UmfreiS jufammengebrac^t
unb ^ier eingeäfd^ert. 9luS ben ä^nlic^en äSerbrennungSfitten in
%ippur barf k)ieneic^t gefd^loffen merben, ba^ auc^ in Sl [^ibba
ober ©urg^ul irgenb ein ^iligtum e;nftierte, um meld^eS fic^ bie
Araber anotbneten.
Seiber ift fiber biefe )oi(^tigen beutfc^en Ausgrabungen beS
Saures 1 886 loeiter nid^ts erfc^ienen als ein f ummarifc^er Seriell
48 ^atfft. fi0fM' «tbtiten. «C XI, 3 4
Äolbeme^'i^ in bet ^eitf c^r. für Xff^riologie ®b. 1 1, bcffen ^upt«
Inhalt mir im oben gefügten in ^ürje nriebet^ugeben gejipungen
moren, o^ne felbft&nbig auf ^SerdffentUc^ungen ber Snfc^riftrefte
ober !HbbiIbungen nod) ben aufgenommenen ^otogrop^ieu ein»
gelKn ju fdnnen.
WarM man e. 70).
2)er erfte, beut e^ Mrgdnnt toat, bie ^uinengefilbe Skirfa'e,
bee biblifc^n iSx^ (ifkn. X, 10), bad attbabt^lonifc^ Uruf ju
betteten, mor ^oxb Softuc^ im 3a^Te 1850. SBeber bie \iiipfycaU
eipebition, nod) 9to^ unb ^rofer UKiren bid }u ben äluinen felbft
uotgebtungen. ^oftui^ ^at bretmol in SBortä gemeilt, am längften
im 3a^re 1854, mo er bret SRonote lang unter großen SKü^n,
^eimgef uc^t bon Sanbftürmen unb SEktffermanget, feinen ^orfc^ungen
fic^ nribmete. SSBorta fc^int Don fdmtßd^en bob^Ionifc^n Xrummer^
ftätten, abgefe^en oon dl l^bba, bie gröjste, aber auc^ bie ein«
famfte unb troftlofefte }u fein. ®ie (iegt meilenmeit oon aDer
menfc^lic^n ftultur entfernt an einem eingetrotfneten ^u^auf,
oietteicl^t bem e^maligen 9elte bed (£u))^rati^ felbft, inmitten be«
Überf^toemmungdgebiete«. Snfolgebeffen ift bie niebrige Soben«
eri)ebung mit bem (Qetoirr bon langgefttedten 9iuinen^ugeln in
ben äRonaten oom äRfirg bid jum Stobember nur im ^oot
erreichbar. Stein gräner ^Im, fein Xier, teine @pur be<^ lieben«
ift in biefer furchtbaren SSüftenei ju entbeden. @s$ mar atfo feine
aUtäglic^ $>e(bentat bie Uoftu«^ ooDbtac^te, ato et fic^ brei ooDe
9Ronate ^ier nieberlie^. Unter ben gr5jsten Sefd^merben mu§te
ba«^ Xrintmaffer oon bem über jmei Stunben nac^ ^ften ent«
fernten (^|)^rat i)erbeige^o(t merben.
Die ^ö^fte iSr^ebung be«^ Xrämmerfetbes^ ift ber oon ben
^Irabem Sumoriqe genannte $üge(, ber auf einer über 40 $u6
^oIku (^bauffc^üttung bie ^efte bee (^agenturme (£«anna birgt.
9(uf berfelben Plattform liegen auc^ bie anbem .f)auptgebiube.
9ln ber SBeftede ^eben fic^ i^mei oierecfige maffibe ^i^fl^i^^i^^ff^"
beraub, im Süben baoon ift bie Plattform burc^ eine tiefe Siabine
;^riffen. 9(l£f ^^oftue 1850 ^um jmeitenmale SBarfa befud^te,
fonnte er nur brei SBoc^en lang bort arbeiten. Unenblic^ mü^«
felig mar allein fd^on ber jebedmalige SXarfd^ oom l^ager bid jur
Stbeit^ftätte. '^ei biefer erften größeren @kabung (ag ed bem
^orfd^r oor allem baran, einen ober einige ber bomol^ noc^ ganj
unbetonnten ^antoffelfärge au«( Xon, bie et f^on bei feinem
eicften ^^efud) in SSarfä in großer Sinja^I gefunben ^tte, unoer-
«€. XI. 3/4 9Bart&. (^togcntunn. 'Vott^nbuTg. 49
^iäftt nadf @nglonb ju fc^affen. (Snbltd) gelang t» i^m, butc^
Ubetjie^n be^ gongen @arged mit Reiftet unb ^o^ier ein SBer^
fönten ju finben, burd^ meld^cd er jkDat bai^ 3^^^^^^^" ber^ütete,
leibet ober bie ptad^tootlt blaue ^aiUe ber ^ugenfeite bei Ser«
nic^tung |nrei^ab. Sei feinem britten unb legten SBefuc^ ber
ähiinen 1854 unternahm er planmäßige Sludgrabungen einiger
^uptgebaube. 3m S^utoaril^e fanb er ben feiner ß^^ß^^^i^i^
beraubten jfem be^ (Itagenturmd (S^onna, ber auö ungebrannten
©feinen unb ©d^Ufmattenlagen beftanb. 9tur an ben Snttpäfferungd«^
anlagen, bie Softud für ^Ibpfeiler ober (Streben ^ielt, fanben
fid^ geftempelte ßiegel mit bem 92amen bed VLx^&nx (2700 b. &fi.y
Do^ untere @to(tmerf f^eint Softu^ gar nid^t unterfud^t }u ^aben.
Z)o er bie Don i^m t)ennuteten Xonj^Iinber in ben @dfen nic^t
fanb, ttxinbte er fid^ anbern SSautoerten ju. 300 m fübmeftlid^
Dom ^agenturm lag ein faft genau fo »ie biefer mit ben (SdEen
nac^ ber SBinbrofe orientierter Sau, SBudtoad genannt. S)er %ame
foD Don einem fd^marjen @d^a^gräber ^errü^ren, ber ^ier ®oIb
fanb unb auf Siimmemieberfe^en fi(^ empfahl. ^^ Derfd^ättete
(Sebiube nmr ein Siered Don 75x53 m Seitenlange, ^ie Dftecfo
na^m ein großer ^of ein, bie ©fibkueftecfe ein gro|ed (Siebdube
ouö 3^^^f^^^^^- ^uf ^^^^ ©eiten ftießen Xerraffen Don Der«
fc^iebener ^5^e an ben SBu^Dkii^, bie Dierte @eite ftür^te fd^roff
ab. fLn biefer Sübfaffabe, bie an einzelnen ©teilen nod^ über
8 m ^oc^ UKir, traten jum erftenmale bie nac^^er fo oft beob«
achteten formen ber bab^Ionif^en ^lad^enarc^itehur jutage in
(ikftalt jener treppenförmig profitierten ^Ibpfeiler, bie Don breiteren
^Ud^en abgetdft werben, ^ie ©fibmeftmauer befaß feinen Eingang
unb »urbe bed^alb mit einem ©toQen burc^brod^. 2)ie auf
biefe SBeife jugänglic^ gemorbene 3nnenfeite ttxir mit einer 9{ei^e
Heiner @lemä(^r befegt, bie ebenfaQ^ nieber Xür noc^ ^nfter
^tten. Diefe 9Iäume mit i^en außerorbentUc^ bicfen (10 bid
20 $uß!) SKauern ^ielt üo^m für ©€^ag!ammem. S)a bie
bieget biefer Sauten nac^ feiner Sefc^reibung auf ber Unterfeite
einen tief eingebräcEten breiecEigen ©tempel jeigten ober aud^ eine
13ieilige fe^r fleine j^infd^rift (bie leiber niemate oeröff entließt
nwrbe!), fo ift bie Sermutung Statolinfonc;, jumal im ^nblid auf
entfpred^enbe neuere gunbe in 92ippur, nid^t abjutoeifen, baß im
ffittdtoad bie oberen Xrümmerf(^id^ten Don einer ^art^burg ffn*'
r&^fttn. Ha fioftuc^ feine fo großartigen f^unbe loie feinen Sanbd^
lettlcn in ben äff ^rifd^ |)figeln befd^ben kooren, au(f| ber anbenM
«UfTOdml. XI. S/4. 4
artige (S^arafter altbab^Iontfcl^er 9iuinen nod^ nt(^t erfonnt tDar,
manbte er fid^ einem anbem $ügel fäbli^ bei^ SBuf^tua^ ju, ber
befonber^ anfe^nlic^e @eb&uberefte oermuten (ie^. ^q aber nur
Sadfteine berfelben 9rt n^ie im 9SBu^n)a$^ gefunben n^urben, gab
man aud^ biefe @rabung balb auf unb begann bie SäbecEe bed
^toari^e ju unterfuc^en. ^ier fanb fioftu«^ bie erfte bab^nifc^e
SRofaihnauer aud Reinen gebrannten Xontegeln, beren Derfc^ieben
gefärbte £6pfe ju gefoQigen 9)htftern gntpl^iert n^aren. Xaufenbe
fold^er fieget finb feit^r in faft allen bab^Ionifd^en 9iuinen ge«
funben n^orben. 3n einem anbem f)ügel in ber 9{ä^e bes; SBui^tDai^
entbedte man nod) eine anbere %xt ard^iteltonifd^er SJersierung,
eine äBanb, toeld^e aud n^ed^felnben^ Sagen Don Se^mfteinen unb
^albau^e^ö^tten, mit ber runben Öffnung nad^ au^en (iegenben
^nfegeln beftanb. Softud l^ielt biefe Sßanb für bad Überbleibfei
eined Surmed(?). ferner untcrfud^tc er nod^ bie S9{auern ber
@tabt, beren S^efte im 92orben am ^öd^ften haaren. @r moUte
audE| @puren t)on brei ober Dier Xoren erfennen. ®anj auger«
^alb ber 3)'2auem lag im 9?orben nod^ ein auffadenber ^ügel
9luffa^je. 3m Dftcn be» Sutoari^e famen Snfc^riftjiegel bon
ftamb^fed unb füböftlid^ bg^on 9Rengen üon ^art^ifd^en 9rc^ite{tur«
trämmern, ^a))iteQe, @imfe, @aulen u. bergt, jutage. iHDed in
oUem mug man fagen, bag Softud' ^orfc^ungen nur fe^r ober«
fl&^tid^ »aren, n)a^ i^m in ^inblidt auf bie ungeheure &xö%^
bed Xrümmerfelbed, bie unfagbaren ©d^mierigfeiten, bie er ju
übeüoinben ^atte, unb bie geringe @rfa^rung bejügH^ ber ®e«
fd^affen^eit altbab^Ionif^er 9htinen nid^t jum SBortourf angerechnet
loerben barf . 9$on 3nf(^riften, bie er mitbrad^te, finb em>&^neitd>
loert tixoa 100 ^ontrafttafeln, n^eld^e bie aQerfp&teften ^ilfc^rift«
bofumente repr&fentieren, bie n^ir {ennen; femer einige @^Uabare
unb pilzförmige Snfd^riftfegel, aud beren 83or!ommen oieQeic^t auf
bad SSor^anbenfein eined Srd^it)^ gefd^Ioffen toerben barf. 2oftu($
felbft loar befd^eiben genug, aü @rgebnid feiner Arbeit feftiufteQen,
bag äBarfä no^ aU unerforfc^t ju gelten ^abe. Ob fQnfttge
^orfd^ungen Diel Srfolge bringen toerben, tann niemanb ooraud«
fagen. ^ilpred^t toeift mit SRed^t barauf ^in, bag gerabe bie
@t&bte, loeld^ Sa^rtaufenbe ^inburd^ ununterbro^en befiebett
toaren, bie ungfinftigfte Sludfid^t auf bad SSorfommen groger unb gut
erhaltener gunbe getoft^ren. SBei 9EBar{a tommt nod^ bie fiberaud un«
gfinftige Sage, ber äXanget an Xrinhoaffer unb bie getooltige Sud«
be^nung ber 9luinen ali^ erfd^toerenb fihr grfinbKd^ ^rfc^ungen ^inju.
«C. 11,3/4 SatpH. «Cf4t4tli4e4. . 51
@c^on au6 ber fumerifd^n $ßeltfd^ö|>fungdlegenbe erfahren
mir, bag (£rec^ neben 9hp^ur, @ribu unb SJabel für eine ber
dlteften bab^Ionifd^en ©tobte gehalten tourbe. ®ie älteften und
befannten ^rrfc^r maren Snfd^gfuf^anna unb ^ibilbar. ©d^n
jur 3^tt beS fiugaljaggift fdjeint ber berühmte Sftartem^l (^^anna
Bor^anben getoefen ju fein, ^er Siönig S)ungi nennt beffen gro^
SRauer, bie fonft mit bem Spanten bed 9iationaIl^eIben @HIgamef^^
mauer ^iej^. ^ie Könige oon Ur fd^einen fic^ befonberd be^^ be^
räumten %^xnpd^ angenommen ju ^aben, j. ^. n^iffen n)ir, ba|
Surfin an i^m gebaut l^at. ^ann fd^eint @red^ ben Sl^önigen t»on
Stifin unterftanben ju ^ben, f^ater ift es^ n^ieber felbftänbig.
Singafc^ib erbaute ben Ztmpd SMai ($^an«fal), ber oieOeid^t in
ber 9!&^ feinet im äBudtoad berf^ütteten Stönigdpalafted ju fuc^n
ift. %n6) @«anna (Sumari^e) ^at er reftauriert. SieQeid^t aber
mar KI-KAL ebenfo tpie ber jur 3cit ©ingamite erbaute Siergal*
tempel nur eine ber fielen £a))ellen bed groj^en &anna. 3m ®xU
gamefc^epoe fü^rt @red^ ben Stamen Uruf^fu^uri „@re^ ber
f)ürbc", ein ^inmeis^ auf bie Uiomaben^orben, bie in feiner SRfi^e
ju jelten ))flegten, al^ beren ^errin bie 3ftar Don @red^ im be»
fonbem oere^rt tourbe. @ined ber fc^merften @efc^ide, bai^ &ttä)
betraf, mar feine 3^i^f^öi^ng burd^ ben (SlamitenÜnig ^ubuman«
dpinhi, ber bad berühmte ®öttcrbilb ber Sftar^SRanai nac^ @ufa
entführte; erft ^furbanipal fonnte 1635 3a^re fp&ter bied {oftbare
Seuteftüd mieber an feinen ^^la^ jurücffü^ren. (Srfc^ütternb ift
Die Slage ber ^emo^ner oon Urut über bie @xmd ber ^Jkx-
loüftung, metd^e bie Slamiten^orben in ^ab^lonien anrid^teten.
Spuren i^red ^anbalidmud geigten ja anä) bie ähtinen ber
Xempetbibliot^e! in 92ip))ur in beutlid^er SBeife. SSieUeic^t fc^on
unter ber elamitifd^en 3^ing^errf(^aft ^at ein anberec^ Unheil bie
@tabt betroffen, bie Verlegung bes^ Sup^ratbettei^. ^nn afo
^mmurabi ber (Slamiten^errfd^aft ein @nbe bereitet ^atte, lieg er
ben ßanal, ber (£red^ mit bem bab^Ionifd^en ©tromf^ftem üerbanb,
mieber ^erfteUen; a(fo (ag @red^ mo^I fd^on nic^t me^r am ^lu\\t
felbft. ^E)eT eigentlid^e SBieber^erfteQer ber @tabt mar ©amfuiluna,
bed großen i^ammurabi @o^n. ^on nun an ift @red^ 9lu^m aufd
neue begrünbet unb überbauert ben faft aller f übbab^Ionif c^en @tabte.
Stod^ ^Kniu0 meig etmad oon htm aftronomifc^en Dbferbatorium
ga Drd^oe. Unter ben eifrigen d^albäifd^en Xempelbauem 3ltbu^
fabrejar unb 9labunatb ift aitc^ ber Sftartempet (S^anna* nid^t
oergeffen warben. —
4»
52 SSBatffr. Seliger 3itf(aTib bct Shtinen. 9C. XI,3/4
(ä^anno, fernem 9tamen nad) aud) bem ^iiu, bctn Später ber
dftar, Qtamf)t, befo^ einen @tufenturm, (£«gig«bQt«imina „bo«
{Hiud bei 7 Sto^r^aine" genannt. Sieben ©tufen foU biefe
ßtgguTtat befeffen ^aben, mie ouc^ bie fodmofogifc^ bebeutfome
©iebenjo^I in ber fiebenfac^n Stobtinauer n^ieberfe^tt ^u4
<foed) toax eine grojse 92efro))oIe Sübbab^Ionieni^, ob aber jiir
©emitenaeit, ift mir fe^r zweifelhaft. S)a6 f|)fiter bie ^ort^ fie
^ il^rem Xotenader machten, miD für f emitif^e 3^iten nidft^ be«
jagen. 9[uf bie Dielen anbern 9iamen unb SBejeid^nungen biefer
uralten, wichtigen ®tabt fann ^ier nic^t weiter eingegangen
werben. Sotnel jebenfaQ« bfirfte f(or fein, ba^ bie ilu^rabung
biefer äluinenftätte fil^nKc^e (Erfolge wie in 9}ippur bringen würbe,
wenn nic^t ber tiöUige SBaffermangel ben Sufent^It bort Dor»
üttfig unmöglich mod^te. %m meiften reijt bie Xatfac^ jur
92ad^forf(^ung, bag in @recl^ eine berühmte Xem)ieIbib(iotl^t war,
an<^ welc^ ^[ffurbanipal bie JSopien bed @)ifganief(^etKK^ bejog.
«ieOeic^t liegen bie 9^er^ä(tniffe fo fi^nßd^ wie in 92iptmr.
5)er erfte feit Üoftu«^, ber bae alte Uruf wieber auffuc^te,
war, wenn wir oon S8arb'd flüchtigem Aufenthalt im Sa^re 1885
abfegen, im Sonuar 1898 ^of. ©oc^au. Un« intercffiert befonber«
feine öefc^reibung ber Dberfldc^enf^id^t. Sie beftc^ au^ ^jer-
riebenen ^i^Ö^l" ^" ßcinercn unb größeren ©tüden, ungebrannten
imb gebrannten, oon benen bie le^teren oiclfac^ eine grüne @Iafur*
fc^ic^t ^abcn, auö Scherben oon trügen unb Xöpfen aller Art,
bon benen einige grün unb blau glafiert, nur wenige mit einer
to^en öinien^Drnamentation oerfe^en finb, unb auö gelbfteinen;
mon finbet auc^ Stücfe ^((abafter, ®(a^, feiten üopx^ Uajuli,
foWte Safaltftude, barunter auc6 geglättete, welche beweifen, baft
in Sretft SBafalt oerarbcitct worben ift wie in leD^iW. (Übrigen^
berid^tet iJoftue oon einer Öafaltftatue.) 3)ie Söc^er ber Sc^dt^te,
bie einft fioftuci in ben 33uwartt)e hineintrieb, bienen i^Dänen jur
S^baufung.
3)er näc^ftc ©efudjer ber >Ruinen war im SBiai 1900 3. i^
^Jßeter0. (£r fonftatierte nur bie ^^nlic^feit bes^ (£tagenturmi2( mit
bem in "Slxppux, ferner ba(8( SJor^anbenfein faffanibifd^r Saurefte
unb brachte bie wenig angenehme ^nbe, bag arabifc^e SBeiber bie
Mtuinen eifrig burc^wü^Ien. Über ben Scfuc^ ben ^ebric^
^(i^fc^ ben 9{uinen oon Uruf abftattete, ift nic^t« oerd^entlic^t
worben.
MC. XI, 3/4 ©enfere^. SacM^fat. : : 53
Senlcerel).
92QC^bem Üo^Ux^ bie ^ru<J^tloftgfeit feiner arbeiten in SBarfä
erfannt begab er ftc^ na^ bem einige ©tunben öftlicl^ ha'oon cm
Säfatt et fiar gelegenen ©enEere^. ^iefe ^u^tlffcuppt mar 18S5
oon 9{o^ unb ^afer befuc^t morben. @ie fte^t ^otoofjil iffwc
@röge mie ber flnfe^nlic^feit ber iHuinen nad^ betra^tlid^ hinter
SorfH juräd. SBar %arfä bid in fpäte nac^d^riftlic^e Seiten be»
mo^nt fo jeigt ^nferel^ ben reinen Xt^M einer aItbabt|(onif(^n
^inenftätte. %uf einer langsam anfteigenben ^ißlattform t>on
eüva 7 Kilometer Umfang er^ben fic^ jttci größere ^ügel, bercn
^a^er f(^on üon SBarfä unb uom (£u))^rat aud fid^tbar ift. 3nt
Worbtueften biefer ^ügel be^nt fid^ ein gro|ed flad^ed Xrämmerfelb
aue; im 92orboften fäQt eine $u^pe aud rotem ^it^dtiKni xM
Suge, in ber nod^ beutlid^ bie SRauergrunbriffe erfennbar finb;
auc^ bie @übofte(fe befte^t aus^ einem großen 3^^9^^^^ff^b, M^
aber nur aud äuftjiegeln ^ergefteUt ift. ^ie Araber nennen e^
gemel (ftameO. 3n ben ^uptl^figetn ftecft ber (£tagenturm unb
ber Xentt)e(bau. Snfd^ften oon ^ammurabi unb Stabonib be«
nriefen, ba^ man eine a(te, lange in @^ren gehaltene Shittftatte
aufgebecft ^tte. ^paixxt Junbe ergaben aud^ ben 92amen: ed ttHxr
bie altbab^bnifc^e @tabt £arfa mit bem %Mpd bed @onnengotted,
bie in @enfere^ begraben lag. 9ei ber %ufRörung bed @ingangd
jum @tufenturm fanb üofiu^ jtoei Xonnenj^Iinber S^ebufabrejard,
ein britted ^mplat lata an anberer @teUe jum Sorfd^ein. S)iefe
S^inber enthielten ben 9}amen ber @tabt. fiarfa ift bad biblifd^
(£Uafar (@kn. XIV.l). 9(uc^ fanb man ben erften 3^^^^ ^^^
bem 92amen be;^ ^maburiafd^, eined ^önig« avoi ber bamald
nix^ unbefannten S^affitenb^naftie. 9i$ juräd auf Ux^^nx
(ettDa 2700 t). 6^r.) »iefen bie 3Jaufteine be^ Xempefe. ©n-
ge^nbere Qkabungen märben fieser in noc^ altere 3^^^^ fl^fü^tt
^ben. Softud ^ielt ©enfere^ infolge ber üieren ®räber für eine
bab^Ionifc^ Xotenftabt, eine Xnfic^t, ber man nic^t me^r bei»
lyfUt^en fann. 93ielmel^r fd^einen bie (Sr&ber erft nad^ Soxfa'd
Untergang angelegt ju fein, toobei bie alten Sdjic^ten bid in gro^e
liefen umgeteu^It mürben, fo baß i^r Sn^alt an i:ontafeIn unb
giegelj^Unbem an bie Oberfl&c^e gebrad^t tourbe. Il^nlic^e $^er«
^tniffe lagen ja auc^ in 9{ip))ur oor unb oerfü^rten bort bie
5Hc^lar(^oIogen baju, auf (Shiinb alter ^unbe in ben Dberfd^i(^ten
bie tiefccen @(^c^ten für nod^ dlter ju ^Iten, mi^renb^ e^ fic^
54 Senferc^. — ttH 6ifr. %iU ^tWm. «€. XI, 3,4
um fe^r (unge SLnlagen in amoemüiiltcn a(ten ©d^ic^ten ^anbelte
(f. 0. ©. 23).
Unter ben Xafelfunben t>on üax^ü toaxtn befonber«^ fd^ön er^
^altene fubertierte Xafeln mit ©tegelabbräcfen unb fo^enannte
Sttfetten, b. f). Xafetn mit fiöd^em, burc^ bie eine Sd^nur gejogen
mürbe, mittete ber man fte an Shüge, Sficte u. bgl. anbanb. Sud)
9Kp^ur lieferte folc^e @ti!etten (labete). J^emer mar baruntcr bie
erfte größere mat^ematif^e Xafel, eine 7abeDe ber Ouabratjablen
bic^ 60; bann aud^ mele (leine SReliefc^ au$^ gebranntem %on aue
fe^r alter ^tit, meiere allerlei religiöfe unb profane Vorgänge ab«
bilbeten. 3)a l^arfa ein o^ne ©c^tt^ierigfeit ju bearbeitenbec^
Üluinenfelb barfteQt, ift ed mit Jreube ju begrüben, bag feit einigen
Sauren amerifanifd^e ^orfc^er bort arbeiten — foDen. !^ber ^abe
xdf tro| aQer 93emä^ungen ®eri(^te über bie neueren amerifanifc^
^Arbeiten bid jur @tunbe nid^t erhalten tonnen, ^^rofeffor @ad^au
befuc^te 1898 bai^ Shiinenfelb unb fteOte feft baB t)ie(fa(^ bie alte
@tabtmauer unb über fie ^inaudge^enbe üorftabtartige Bebauung
beuttid^ ertennbar mar, ebenfo bag au^er Tempeln unb ^alöften
oiid^ bie 9ürgert)iertel unter bem Schutt erhalten feien.
I^arfa befag einft einen bem @onnengotte gemeinten Xempet
(£obabbara mit einem (Stagenturm (£«bur«an«ti. Sd^on auf ber
(^eierftele be«^ (Sannatumma mirb bie 3tabt mit i^em i£en^)el
enofi^nt. Site bie großen SBau^erren älterer unb längerer :^t\t
baben auc^ bem Sonnentempel oon Sarfa i^re ^ufmerffamteit ju»
gemonbt, ein @)ubea, Urgur, Sinibbinam, ^^afu, ipammurabi unb
$)umaburiafc^ fomo^l mie SVebufabrejar unb 9labunaib. ^teic^«
mo^I mirb in ben religiftfen ^;rten lUarfa nid^t allju oft genannt.
!9ßonn t^ üeröbet ift, miffen mir nic^t.
Teil Sifr unb Teil nieba'in.
Öftlid) Dom Sc^att e( Jlar unterfuc^te ^oftu0 ben ^ägel XeQ
ÜWebaHn, eigentlid) 'nac^ @ad^au'd Sefc^reibung ein ganjed Softem
tion ^ö^enjägen, unter bem fieser eine a(tc Stabt begraben Kegt
lUoftuc^ fanb nur einige ©räber unb etüc^ lontafeln; unter ben
9lntiquitaten^änblem j[ener ^genb ift aber gerabe biefe ^ügelgruppe
al^ eine ber ergiebigften ^unbftätten für ^ntafeln mo^I befonnt
i£inen fe^r fc^önen (Srfolg brachten i^oftud feine ß^rabungen
in Xell ©ifr ein. ?(u6er fe^r fc^önen lontafeln au« ber ^dt ber
erften bab^Ipnifd^en ^^naftie famen oorjüglic^ groben tunftDoQer
Töpferarbeiten, SUfetaQgeräte, $)anbmerfdjeug, Stoffen unb anbrre
9G. XI, 3/4 SRrtqanat. Sage unb Slu^be^ung. 55
0kgenftanb€ qu^ kup^tt bem ^orfc^er in bie ^änbe. ^^ meifte
boton bärfte ebenfaQs^ ber 3^^ ^o^ ^000 ü. (S^t. angehören, ^et
gütige Sporne Xell @ifr, b. i. Itupfet^ügel, (äjst batauf fd^Iie^en,
bog Softud bod alte 2)ut^gurgurri, b. i. ISurg ber 5£upferfc^miebe, bad
genau in biefer (SJegenb gelegen ^aben mu^, ti^tebergefunben t^at
Hluqajjar (Pan®. 7i).
2>ie etfte ftunbe Don biefer ätuinenftätte brachte ber berühmte
aUeifenbe ^ietro beUa fßaüt, toeld^er 1625 einige befc^riebene SBad*
fteine Don bort nac^ @urot>a mitnahm, aber aber 200 3a^re foUten
oerge^en, e^ an eine Srforfd^ung ber Xrmnmer ju ben!en toax.
©ir ^enr^ Slatolinfon, einer ber Säter ber äff^riologie, oeran*
la^U 1854 ben britifd^n '^ijefonful in 93adra, 3. (£. 3;a^lor,
entffired^enb ben ^orfd^ungen bei^ Sorb SoftuS in äBarfä aud^ in
bem koeiter füblic^ auf ber SBeftfeite bed @up^rat gelegenen 3Jlu^
qoijjar Ausgrabungen Dorjune^men. ^ie Sage ber @tötte befd^reibt
Xa^lor als 16 (engl.) äReilen norbnorbtoeftlic^ Don @uq efc^
®dfi\ud) unb 6 liD^eilen genau toeftlic^ Dom 92orbenbe beS l^orfeS
Ärjc auf bem rechten (Sup^ratufer. 6ttoa 10 Silometer norböft«»
li(^ Don SKuqajjar liegt auf bem anbem ^ufiufer 92aSrij[e. ^ ^ie
9{uinen fte^en auf einer flad^en Sobener^ebung, toelc^e jur Über«^
fc^loemmungSjeit als ^fel au^ ber fie umgebenben 9^ieberung
enqiorragt. 3m 993eften ergebt ftdi in einiger (Entfernung ber
flache ^ügelrüden ^ajem, jenfeits beffen bie Don 9)2uqajliar eben
no(^ fid^tbaren 9iuinen Don 9Ibu @d^a^rein (f. u.) liegen, ^ie
ganije ®egenb ift auc^ ^eute noc^ berartig unfid^er, bag feit Za\f^
lorS Qtit fein ^orfd^er biefe Stätten ^at einge^enb unterfuc^en
tdnnen. ?lBe SBefuc^er loarcn genötigt, nad) fürjefter 3^^^ bie
ungaftlid^en @(efilbe unb i^re übel beleumbeten SBetto^ner Dom
@tamme ber D^afir »ieber ju Derlaffen. AQeS toaS n^ir alfo über
Shtqajjar fagen fönnen, gel^t auf bie forgf<igen Seri^te Xa^lorS
iutärf, benn i^rafer, ber Dor i^m, unb fioftuS, ber furj nad^ i^m
bort Q>eUte, ^aben unfere $l!enntniffe nic^t ^u fdrbem Dermod^t,
fo menig mie nac^ i^nen äBarb unb ^eterS.
Das @kfamtgebiet Don äßuqaijar ftellt eine in einem DDal
angeorbnete @tuppt flad^er, jum ^eil felbft teieber oDal geftalteter
^figel bar. Die ^au|)truine befinbet fi(^ am 9^orbenbe. Die
ganje fie umgebenbe (äruf^pe mirb burc^ eine tiefe StaDine, bie
Don ffieft nad^ Oft läuft, Don ber ©üb^älfte getrennt. KingS um
bie ganje Xrfimmergru^^ ergeben fid^ ungejä^Ite ©c^oUen unb
66 9Rtu|<inaT. Dn (Stagentufw« VO. XI, 9/4
Raufen, xotld^ mit ^ruc^ftfiden alter C^rabanlagen unb Sdrge
bid^t bcbctft finb. 3m 9?orblDcftcn jie^t fi(^ in mäßiget @ntfemunc|
ba^ fc^tDer erfennbate 3)ett etned ehemaligen S^afferlaufed entlang,
^ie ^au^truine am 9{orbenbe lieg nod^ beutlid^ ein jn^eiftSctigei
JBau»erf erfennen. Die 58afi^ be«J jloeiten ©tocteö wic^ 18 ^ufe
jurüd hinter bie ^(ftc^e be^ ^auptgefd^offe^. 'Die SO^auern geigten
ben bclannten einfad^en ^feilerfd^mucf attbabtjlonifcfter Saunierte,
bie ©d^malfeite im Korben ^atte 4 fold^c Pfeiler unb 2 ödj)fei(er,
bie Sangfeite im ^JEBeften unb Dften je 7 unb 2 ^^feiler. Dad
untere ©todtoerf mar ein 9){affib aud Suftjiegeln, Don k)ie(en Suft«
fanAlen burd^jogen, beffen flugenmfinbe aud brei 9Reter bickn
SS&nben aud gebrannten B^^fl^^" l^ergefteOt hmren. @d mar offen«
bar ber alte ®tagentum ber ^ier öcrfc^ütteten ©tabt, beffen oberfted
©todCtoerf jufammengebrod^en mar unb mit bem jmeiten ©todmerf
jufammen eine mäfte ©d^uttmaffe bilbete. Der ?(ufgang befanb
fid^ an ber Cftfeite in ®eftalt einer jertrummerten breiten Xre)>tK
mit feittic^en Xreppenmangen. 3n bie Xrämmermaffe ^ineinge«
triebene ©toUen fteÖten auger ber gemaltigen (Stftrfe ber äußeren
3iegelmauer nod^ bad äSorl^nbenfein t>on ®d^ilfmatten(agen jmifc^n
ben QitQA^(Sii(i)ten feft; ferner famen blauglafierte Serben, hip^
ferne 9l&gel unb ein verbrochener Snfd^riftj^Iinber jum Sorft^in.
Za^Ior fc^nt au6), menn ic^ feine @(^ilberung rec^t Herfte^,
auf einen Sogengang geftogen ju fein, ä^nlic^ mie i^n ^ilfire^t
in 9}it>))ur bef^rieben |at. ^aä) ber ^uffinbung be^ einen 3^'
linberd begab er ftc^ auf bie @uc^e nad^ ben ju t^ermutenben
brei anbem @sem|)iaren, beren ^uffinbung i^m aud^ gludEte. 9Ue
Seute unter ben Eingeborenen erjäl^Iten bem ^rfd^er, bag auf
bem jmeiten ©todmerf noc^ eine 9lrt 3^^"^^^ geftanben ^abe, ba4
aber au(^ jufammengeftärjt fei. Einige Xonlampen unb fe^r
feine Xo))ffc§erben im @d^utt ber jmeiten (£tage motten mo^l oon
biefem einstigen ®5ttergemad^ ^errü^ren. Die gefunbenen Xon^
j^Iinber in ^^erbinbung mit jmei nod^ größeren, bic^t bei biefer
Kuine bejm. in i^r felbft ausgegrabenen 39tinbem ergaben jmeifel«
io^, metd^e @tabt man burd^forfd^te. Daju fam no^ bai» 3^ug«
nid ber 8adfteine mit i^ren oerfd^iebenen Segenben, fo bag ^ato-
Hnfon ber Seit oerfflnbigen burfte, bag man ben Xempel tM
SKonbgotted @tn unb mit i^m bie Statte bed bibtifd^n Ur, Hbta
^md ^imat, miebergefunben ^be. Die SBauurhtnben ftammten
oon ben tdnigen Ur-H^ur (etma 2700 u. (£^r.) unb Dungi —
bie 4 X5nnc^n}^(inber aber oon Sitobunatb, bem legten jpctrfc^r
10. XI, 3/4 IRuqaiiac. Socfatflontf«^ €4i(^ten. 57
bee neubab^lonifc^eit ^Keidjed, ber aU üie^fter biefen alt^eitiflen
Impü Tcftauriert Ijatte. «uf bicfcn 3t)linbcrn wirb aucft ber
ftroit)>rinj ©elfaruffiir, ber ©clfüjar bc« 35aniclbud^cs^, ettoä^nt,
auf bcn freiließ in ber jübifc^n "DarfteOung üide 3öfl^ '>^ Äöm-
b^fee übertragen loorben ftnb.
ein ^ügel an ber Süboftecfe ber Xempciruine enthielt auf
einer mit ^Sranbjiegetn gepflofterten ^erraffe auil^ Suftjiegeln bad
StouertoerE eine« au£^ großen $)a(ffteinen erbauten .^aufee. Die
.tteilfd^riftlegenbe biefer ^Steine toax in einen Öi^* ober SmaiUe=
überjug eingeftempelt. 3n ber 92orblDefte(te bed gepflafterten ^ofei^
fem ein Keiner beiberfeit« befd^riebener fd^toarjer Stein ju Xage,
ber auf tau %Utx be« 6kbäube« fc^ßegen lie^ Xatjlor lieg bann
bae nod) er^Itene ®emac^ au«(r&umen unb ben gan^n $au frei^
legen. SBeitere fc^marje «Steinftücfe mit 3nfc^rift mürben im
ilttgen^ofe gefunben. Der SBefd^reibung nad^ fd^einen ee jerfd^Ia^
gene Xürangelfteine gemefen ju fein. 3m ©c^utt bed ^ugen^ofei^
fanb man überall ätefte Don Xragbalfen au0 Dattel^olj, bie Spuren
einftiger 3^**™"ß ^^^ ?^n^ ernennen liegen. 9tur bad Dac^
be6 ®ebaubed mar jerftört, ber übrige 00m <Sd^utt befreite SBau
tonnte oon ben SJtonnfc^aften b^ ^^orfd^ercf afö «ftafeme benu^t
werben. Xa))(or oermutete unter bem $f(after bed ^ogen^f«
(Semdtbe unb trieb bed^alb einen ©d^ac^t in bie Xiefe; er ftieg
aber nur auf oerfd^ebene Plattformen unb ^flafterungen. Die
unterfte jeigte bie c^rafteriftifd^n altbab))lonifc^en $lan!oni)e^«
jiegel mit J^ngereinbrürfen. 91uf biefer @^id^t {amen (Spuren
oon ^u<^funbamenten l^au», bei benen bie erften gebrannten
Stogel^^linber mit 3nf(^riften gefunben mürben. *Had) ben ent^
fprec^nben Junben in 9h))it>ur ju urteilen ^atte Xaqlor bie uor^
fargomfc^ Sd^ic^t angefd^nitten.
@c^on in biefer alten 3^^^ iancfi oor ^bra^ams Xagen, ifi
Ur ein bebeutungdüoUer 9Kittel{)un{t fübbab^lonifc^en lUebene ge«
wefen. fieiber f^at Xat^lor t)on ben intereffanten ^^actfteinen mit
bem Silbe jkoeier JKonbfic^eln, oon benen er erjä^lt, feine (S^reni^
plare mit nac^ (^glanb gebracht. Die nac^ften Grabungen Ratten
bie (ür&bet^lben jum 3^^^* fi^ erbrad^ten ja^lreic^e @drge aud
Xon, meletlei Xöpfergef^irr, !iBafferleitung^ntagen unb fe^r oiele
ttleinfunbe, wie fie in aUen bab^lonifc^n ähiinen in ber $olge fo
oft ju Xage famen. kluger Dielen befd^riebenen Xontegeln fanb
er auc^ in einem nac^ SSeften liegenben $üget jtoei groge Xou'*
trüge noü Xontafeln, oon benen oiele in tönernen ftuoerte einge«
58 «btqanoT. 9)a« MUifc^c Ur. «€. XI, S/4
fd^Ioffeit nmren. 2>i€ Unterfud^ung ber fäbßc^n .^ügelgru^))e för«
berte toteber faft nur Araber unb ZonttQd ju ^ge, bemerlend^
mert tooren ^ter nur eine änja^I ©d^mucfftficlc an^ l^iq^fer unb
ein f^ön erhaltener, bid^t befc^riebener fc^toarjer Safaltftein. gerner
tönten üiele äRufc^elfc^alen jum 93orfd^ein. Xa^Ior getoann auger«
bem bie Überjeugung, ba^ bie S^rummer^ügel fd^on früher unter^
fitd^t n^orben fein muffen. ^leic^mo^I finb feine eigenen 3ladf^
forfd^ungen fo gränblid^e unb getoiffen^afte gett)efen, bag f|)dtere
9leifenbe, toüd)t an ben ^ägeln Don aRufajjar oberflSd^ßc^ Unter«^
fuc^ungen unb äKeffungen vorgenommen ^aben, feinen 8eric^ten
mefentlidi 92eued nid^t ^injufugen tonnten. 92ur eine ganj gränb«
lid^e fludgrabung mie in SRippur ober in 9[ffur tann ju neuen
mid^tigen (Srgebniffen fähren, ^ie Arbeiter üon ^ants, toeld^
Qud^ auf äRutQJjar fi^ erftrecten fottten, finb biie^^er, fon)eit mir
betannt, auf !iBidma^a (f. o.) befd^rfintt geblieben. @ine Wac^Iefe,
meldte Xa^lor felbft 1855 in Ur üeronftaltete, brad^te i^m jttH^i
weitere i^fige mit Xontofeln, befc^riebene ))^ali[u<^artige ^nfegel,
eine m&nnlid^ @tQtue au& bem Oft^ugel unb @täcte eined großen
ungebrannten Xons^IinberS aud bem S^orb^figel. 92ac^ einer 9lad)'
ric^t t)on 3. $. $eterd mirb Ur ^eute Don ben (Eingeborenen ate
3iege(fteinbrucJ^ ausgebeutet. @r nal^m Don feinem 93efu(& ber
IRuinen eine auf ber Dberflfid^e gefunbene Xorpfanne beS ^mil^
©in unb einige Äleinigteiten mit. @ir ^nr^ älamlinfon mar cß,
ber bie ©tabt Uri, »ic fie in ben Snfd^riften genannt mirb, juerft
mit bem Ur in S^albaea ber ^bra^amSgefc^id^te gleid^fe^te. Ur
mar bie @tabt beS ÜRonbtuIteS unb jmar befonberS beS Stulu&
bed 9{eunu)nbgotteS %annaru. ^ie älteften ^rrfc^er oon Ur, au^
beren Qzit mir 3nfd^riften befi^en, finb Sannabu, ^ugaljaggifi
unb Sugaltigubnibubu. yiod) nict)t DöQig burd^fic^tig finb bie $Ber«
^dttniffe, in benen biefe alten A^önige unb i^re 9tad^folger ju ben
jftönigen ber anberen fäbbab^lonifd^en ©täbtereic^e ftanben. Salb
nQff) ®ubea'S 3^^^ finbcn mir bie ^^naftie bc«^ Urgur mit ben
.Königen 3)ungi, Surfin, ©imilftn unb 3bifin ald mäd^tig an ün-
fe^en unb äKa^t 2)er @efi| ber ^errf^aft über Ur mirb ftete
aud^ bei fold^n jtönigen audbräcflid^ betont, bie urf|nrängli(b
.^errfc^er einer anberen ©tabt j. 85. 3fin ober Sarfa maren^
8)efonberen @d^u$ (ie^ bie ^mmurabib^naftie ber ©tabt unb
il^rem |)eUigtum angebei^en. ©umu^abu rfi^mt fid^, ba% er ben
er^benen %txx0fti bed 9{annaru gebaut unb i^n na(^^ mit einer
pt&dfti%cn QiebttnffDl^t&t gefc^mficft ^be. ipiommuTabi fefibft (ag
«C. XI, 3^ 9ht(Hmav. — %tl Saturn. 59
nodf gegen Ur ju ^Ibe, ba i^m bie Si^önige don ^Uarfo ben Sefi^
ftreitig machten. äJ'tit bet Untertoerfung ganj ©ubbab^Iomen^ aber
nwT er auä) unbeftrittener |)err über Ur, bcm er aföbalb burd^ 8u^
boggerung bed @ut>^rat ben @d^tff^t>er!e^r mit Sarfa emtbgli^te
(gemeint ift mo^I ein ^rm ober kanal bed Sup^rot); auc^ eine
^mifon erhielt bie @tabt, unb unter @amfu»iluna tt)urben t^re
SRauern neu gebaut 3n ber Äff^rerjeit ftanb Ur unter aff^rifd^en
©tattlioltern. ertod^nt toirb bie ©tabt big in bie ßeit be« S^rud
i|inein. 3)er grofte lempel f^aüt mehrere Jiamen; afe 6*gifc^*
fc^tr^gal bejeic^nete man i^n nad^ feinem ^Baumaterial „^au^ beö
Slabofters^"; badfelbe fd^eint aud) ber anberc SRame @*fif(^*nu''gal
ju bcbcuten; femer ^ei^t er @*SRannar unb (£*te«im*illa. S)er
9}ame feiner 3^89"^^^ ^or, toie Sttabunoib uns^ berid^tet ®4viQaU
galga^ft^bi ,,^au§ beg Slönigie^, ber ben äiatfd^Iu^ rec^t leitet"; aud^
6*f(^u*gan unb (£*(^ar*fag (^au^ besJ Sergej) fommt üor. ©üb«*
dftlic^ t)om ^empelturm lag ba^ Heiligtum ber 9{ingal S^nun^mac^
„fyim bed erhabenen Djeand" ober auc^ @«gal«mac^ genannt, nac^
9}obonib audbrurflid^ <tld jum Sejir! oon (S^gifd^^^nu^gal gehörig be«
j(eid^net. iBon ben ja^Ireic^en J^apeQen, n^eld^e biefe Xem))elbejirfe mit
umfaßten, toirb genannt bie ©d^amafc^fa)9eQe @«f(^ar«gub ,^an^ ber
ftro^ben güBe". «uf bie öfter aufgefteOte »e^au<)tung, ba« „Ur
in S^lbaea" ber @$enefig fei nid^t in @^a(bäa, fonbem in 9[rmenien
ju fu^en, too )\i) nod^ oiele ^bra^am^fagen Oorfinben, ober etn^a
in Srr^ac^iti^, fann ^ier ni^t eingegangen n^erben.
Teil £al)in unb nbfi Scl)al)rein (Pan©.7i).
(£^e Xa^Ior bad jtoeite Wal SDtuqajjar auffud^te, arbeitete er
nnrnige Xage an jtoei anbern n)id(|tigen 9}uinen. ^rei ©tunben
genau füblic^ oon ®x\q t)d) ©d^ijud^ Hegt ber Xtü el Sa^m, eine
ig)ügelgrupt>e mit }tt)ei größeren .^ppen, in beren Umgebung vielerlei
^figei unb längere Äämme in bie ?lugen faQen. Überaß ftieft er
in ber Xiefe auf 3icgclpff öfter; ®ebduberefte toaren bei ber furjen
Unterfud)ung nic^t nad^tt)eidbar. Seiber i)at Xat)(or !eine 3^^S^^
oon bort mitgebrad^t, ba i^m bie ^nfd^riften ju unleferlid^ er«
fc^enen. äujjer einer 5:ontafeI ^abcn toir nic^tö Oon biefer SRuinen«
ft&tte, beren alter 3lamt und bid^er unbefannt ift. ^ad auf«
faflenbfte in i^r maren bie ja^Ireid^en ©örge, meldte aud j)oei
mit ben Öffnungen aneinanbergetitteten großen ^ügen beftanben.
Xa^or fanb biefe fonberboren Sotenbe^älter in Steigen überein^
anhncliegenb, aber burd^ bidte Sagen oon Suftjiegeln getrennt
SBic^tiger nmt bie Qt&ttz Don 9bü Sc^reiti. Obioo^l
iatilox bie Sage biefer 9iutne fe^r forgföUig befd^eben f^ai, tft
burd^ einen rooffi Don ^Renont berfd^ulbeten unb Don allen Bp&Uxm
übernommenen Irrtum 9b(\ ©c^a^rein ftetö auf bem Unten Su»
p^tatufer angegeben morben, bi^ enblid^ ^ilpttdft ben ^^ler fanb
unb rid^tig fteUte. 3)ie äiuinen Don 9bfi ©d^a^retn liegen in
einet tiefen ©enfung unb fdnnen Don 3Ruqaj|)ar aud toegen be«
bajkoifdienliegenben ^ö^enjugee $)ajem nur fo eben nwH) ge^
feigen merben. 92ac^ i£a^tor liegen fie jttrifd^en jtoei paraU
lelen jpö^enjfigen, ^ajem unb Oaffaim ^afneb- ^iefe bilben
jtmifc^en t^ren einanber juftrebenben ©übenben eine tiefe 9Rulbe,
bie einft Don einem Sinnenfee aus^geffittt loar. inmitten btefe«(
e^maligen «S^bedenö auf einer Snfel, bie Dom ^od^koaffer nic^t
überflutet mirb, liegt 9bü Sd^^rein. 9u«^ fd^mad^en ©puren ift
ju fd^liegen, ba§ biefer ®ee einft irgenbmie Serbinbung mit bem
(Sup^rat ^tte. ^ür bie SBeftimmung be« 92amen$ ber in %bü
@d^^rein Derfc^ütteten @tabt ift aud^ ju beben!en, bog bie frühere
SKünbung bee ^up^ratd etUKi bei @uq efc^ ©d^ijud^ lag, bid too-
^in einft bad ^JKeer reid^te. @ott)o^l Sbü ©d^a^rein mie Ztl el
!&i^m lagen einft feine 10 JlHlometer Dom när marati entfernt
^er nörblic^e £eil ber fd^roff aufragenben 9{uinen, bie auf einer
Don 6 m ^o^er ©anbfteinböfd^ung umfd^loffenen Xerroffe fte^n,
gibt fi^ auf ben erften Slicf atö @tagenturm ju erfentten, Don
bem jn^ei ©toctmerfe unb eine breite S^reppe jur erften (Stage nodi
beutlid^ fic^tbar finb. 9luf ber jmeiten @tage mollte 'iCa^lor noc^
Äefte eine^ fleinen ®emac^e^ erfennen, ju bem Don ber erften
(£tage eine 9iampe emporfü^rte. "Die @tufen ber großen 'Zreppe
beftanben axi^ polierten SRamorplatten. %m ^u^e t>t$ jioeiten
@todtoerf£^ fanben fid^ fc^ön Derjierte Sld^atbrodten, "Slabafter« unb
Warmorftücfe, @)olbplattd^n unb fupfeme 9tägel mit golbenen
iS^öpfen. ^luffaQenb mar bie für ©fibbab^lonien einjig bafte^be
SSermenbung Don (Sanbftein, ®ranit unb 3Rarmor ab Saumate^
rial. 3m füböftlid^en Xeil ber >)iuine grub Xa^tor ein Reinem
Saumerf au0, beffen ^i^gelfteine, feiner SBefd^reibung nad^ Don un«^
^eute ber Dorfargonifc^en (Spoc^e jugeloiefen merben tonnen. S<^
mar ^ik^ftma^rfd^einlid^ eine ber Saftionen bec^ alten Xempeltot«^,
auf bie er geftogen mar. %n ^nfc^riftfunben unb fonftigen Hitm-
tümem ^aben i^m feine ^tac^forfc^ungen nur menig eingebracht.
Skl(^ Stabt mar nun einft %bik ©(^a^rein? Suf Qkiuib
j^ioeier 5fter bort Dorfommenben S^^S^^^^f^^f^^ ^^ ^^^ ^^^
tC. XI, s/4 Sft flht e^^cin (Eiibu? 61
vmUxt& auf (&tibu gefd^ioffen. Seibet ift bie eine biefer ^fc^ften,
unb jmar bie Idngete, genau gleid^Iautenb aud^ in SRufajjar ge«
fimbcn. (Slndjltt>offi ^ben Senotntant unb äRenant bie ®Ieid^ung
abü Sc^^ein = (&ribu aufgeftellt. ^ier 6at nun eine Unter*
fud^ung ^of. SSeigbac^'d eingefe|t, ber ben Tanten Sribu in bem
rid^tig 3tiboti« ftatt Xcrebon ju lefenbcn griet^fci^en Sßamen
nrieberfinbet. iJag in ber lat Sribu auc^ ben Äeiünfc^riften ju*
folge bireh am 9Reere, fo ^at SBei^bad^ steeifeUoü^ red^t, unb %b\\
@c^^ein lann bonn nic^t Sribu fein. Sorl&ufig aber fd^nt
mir, loie id^ an anberer ©teile audgefä^rt ^abe, ber Sekoeid, baj^
itcihn om när maräti felbft tag, au^ ben Snfd^riften nod^ nid^t
erbracht ju fein, Da« Sbeogramm für (Sribu ift NUN • Kl. 9hin
n)ted mic^ |)err !^rof. 9labau auf eine @teOe in fttng ;,ChronicW
^in, in toelc^ ein „NUN- KI, baö am ©eftabe be« SWecre« liegt\
enoa^nt nrirb. ^lUein ^ gab nadftiKxSlidf ein jtoeite^ NDN-KI,
bod, nrie mir ^^Jrof. ^mmel fd^reibt, an ber e^maligen ligri«*
mimbung, am äReere, gelegen ^aben bfirfte. Died jtueite NUN • KI
aber ift nac^ 3enfen niematö @ribu, fonbem %p^ audgeffirod^n
morben, moju f)ommeI (®runbrift S. 421, 5) bo^ ''A|i7ct] be^
^obot nergleif^t. Xa^ eigentliche alte NUN -KI = (Sribu lag
noc^ ben Snfc^riften nid^t am 9Keere, fonbem am apsü. IHefer
apsü aber ivar mo^l ein ^eiliger @ägttHxfferfee. Danad^ fSnnte t&
ailerbtng& für bieci (Sribu feine gänftigere ©teile geben atö ^bü
€<^^rein. 9Rit gutem @ett)iffen bürfen mir alfo bon 9bü
&dfa\ftmi, über bem in ber aff^iologifc^en l^iteratur ein eigen*^
ortiger Unftern gefc^mebt ^at, nur fagen: mit groB^ SBa^rfc^ein*
lii^ett ift ee bie ©t&tte be$ alt^eiligen (Sribu ; ben ftriften !99emei»
muffen neue Sui^grabungen erbringen. (£ribu toax eine ber alteften
fübbab^bnifc^en ©täbte; fd^on (Sntemena bon (Bixputia (Sagafd^)
rü^t fic^, bem Flotte @nfi, bem ^errn bon (Sx\i>u, ben apsü, bac^
Sbbilb bei^ ipimmeldojeand, ^ergefteÜt ju ^aben, ber burc^ einen
ttanal mit bem iSu^i^rat berbunben mar. ^ie alten Stönige bon
Sifin legen fic^ ftolj ben Jitel bei, ber i^ren Anteil an ber ffir«
^tung ber ^eiligen Orafel in @ribu jum Sludbrucf bringt. SU«
ma^i^ fd^efatt bie IBebeutung t>t^ alten ^ligtumd ba^in^
geff^Mtnben ^u fein, in neubab^lonifc^ 3^^^ H^ f^^^ @(lan} mie
ber beö XempeU bon 92it)))ur berblic^en.
(Sine ganje Snja^I anberer IfRuinen^ügel ^ättc noc^ in
biefem ^fte beffnroc^en merben {dnnen, aber eis^ fd^ien geboten, fic^
ouf biejenigen ju befdjränfen, meldte burdt) ben ©paten bei^
62 Sdfiuimit. 90D. XI, 3/4
^orfc^er^ ber toiffenfc^aftKd^en @rforf(^ng juganglic^ gemacht
toorben finb. %on manchem ber bieten ^figel beS 3raq bütfen
mir vermuten, bag biefe ober jene mit %amen befannte Drtfd^ft
unter i^m Derfd^üttet ift. @o miffen mir burd^ SSincHeris^ fd^arf»
finnige (Sd^Iflffe genau, an meld^er ©teile bad atte D))id gelegen
f^at, beffen 9?ame in ältefter ^tit öon einer Drtfd^aft bei 6re(^
(ober bon einem ©tobtteil ^ed^^ f^I^ft) ctuf bie am Xigrie in ber
@egenb üon ®eleucia gegrfinbete ©tabt übertragen toorben ift.
^mer ift ber Drt Samlun am Supl^rat nac^ ^ommel ale bie
@t&bte bed alten ^bambun anjufel^en, beffen 9hiinen in ben
^ügeln LamluD el-qedime ju fud^en finb. S9?an^e ^ägelgru^pe
märbe fid^ fo mo^I nod^ ibentifijieren (äffen.
Steige ^&^e mdgen nod^ unter ben ja^Uofen XelU
Sab^Ioniend (id^ benfe befonber^ an ben Xafel^ugel in 9Kppur,
an 9BarIa, @ribu u. a.) oerborgen fein, aber ed mürbe un«
erme^Hc^er @}etbmittel bebärfen, aUe biefe ipügel f^ftematifc^
auszugraben. Sorl&ufig bebarf t^ erft einer anberen Arbeit,
meldte jeber fold^en gränblid^en @rforfd^ung oorauf gelten mufi:
bad ift bie genaue topogra))^ifd^e 9lufna^me S^ab^tonienS. @rft
gang fd^üd^teme anfinge bon feiten ber äJJitglieber unferer beutfci^n
@;pebition finb l^ier ju oergeid^nen. 3m übrigen ift ber 9fteifenbe
immer nod^ auf bie 9lud!ünfte unmiffenber ober verlogener Araber
angemiefen, bie jebem ^ügel ben 92amen geben, ben ber ^rembe
gern ^ören möd^te. ^aju fommt, bag bie unSaren politifc^en
äSerl^altniffe im Steid^e ber Pforte, bie alle ^(ugenbUd mec^felnbe
©timmung ber ^o^en SBürbenträger gegenüber ben ^emben, bie
nie auf^örenben ©tammedfel^ben ber "^Iraberftamme untereinanber
unb nic^t jule^t bie Unmirtlid^teit bed 3raq ben ^ufent^alt bei ben
fübbab^Ionifd^en Shiinen^ügeln menig berlodenb er(c§einen laffen.
993o jebod^ aQei^ fid^ günftig fügt, mo grünblid^ üorgebilbete Slff^rio»
logen unb ?lr(^itetten jur SSerfügung fte^en; mo bie ®elbfummen
bereit liegen, meldte eine 9u«igrabungdejr))ebition berfd^Iingt; mo
jule|t bie $o^e Pforte bem Unternehmen günftig gegenüberfte^t
unb bie ^[raberftämme nid^t in offenem ^ege begriffen finb — ba
mag man eS getroft magen, neue Grabungen in ^ab^Ionien ju
unternehmen, ^o^e, ^errtid^e Erfolge merben nid^t ausbleiben.
Cfteraturausipal)L
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Srafex, Travels in Eoordiatan, Mesopotamia. Sonboit 1840. Sanb [I.
^tu^tti, D^coQTertes en Chald^e par E. de Sarzec. $and 1894 ff.
— , GaUJognie de la Scalptnre Ghald^enne au Mosee da Lonyre. ^at\B 1901.
— . üne fille royale Ghald^ene. $atiS 1900.
^ilptec^t^ Explorations in Bible Lands during the 19üi centuiy. ^^ilcu*
bdp^ia 1903.
— , ^ie 9[udgrabungen in Vfft^rien unb ^ab^Ionien. £ei^)tg. 1: 1904.
— , i)ie Hudgrabungett im SßtUttmptl ^u 9i\ppux. £etp}ig 1908.
^ommel, (l(runbn| ber ^eogrop^ie unb (Sefc^id^te bed 9Uten Onentö I.
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ftolbeine^, S)ie altbab^toniftben (S^rftber in ©urg^ul unb (51 ^ibba, Beitf^rtft f.
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—, iHe fron^öfiff^en 9[udgTabungen in kf^oSJbäa in: Vb^anbtungen bH
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fOu @d)a^Tein.)
SBarb, 2:agebtt4 fetner (Efpebition in ^eteri», Nippur I, Snl^ong F.
9t\ihad^, «ttifel Cu^^rated in Pauly-Wissowa VT ^p. 1204 f.
IBettere Biterotucongaben bei ^ilpreti^t, Explorations.
• Mbtibnitgen ebenbort unb in ^ommeP« ^fdbi^te 9abl)(oRten(» unb Vffip
rieni. 9ertin 1885 ff.
Ruinenltfltten.
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1 : M^moires publ. par les Membres de 1' InHitut Fran^ftii d' areheol<
Orientale da Caire, Tome I.
2: Dppttt, Expedition icientifique en M^sopoiamie; Atlae.
3: ^iltnrec^t, Ausgrabungen in tftff^rien unb SSab^Ionicn, 1. Zeil.
10: Foneey, Manuel d'Assyriologie.
11: Softud, Travels and Researches in Chaldaea and Soiiana
13: Journal of the Royal Asiatic Society, Vol. XV.
Xie übrigen 10 »erben bem dntgegenfommen ber Deutfc^en Orient-
<^efeOf(^oft oerbanft.
«C. XI, S/4
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1. Sippar.
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3. Suflat (Sipiiur).
I. dliBBnal Knk Ztattnüeti. Mtflhi Mt ¥od^l(|tuiig, 11. <NotM!RI. eioblnoun. III. SoiMIl.
IMrfatiDniM«*) eiabilDi. 17. X(ni(wltUII(it6tI. V. fliltl «anolbtll. Tl. «iitatavnlHtc lIiaR.
ktiattn unln W Sit («^ Silniiimanin mli tplinm tintlticn. TU. tlttat ^itlnfoit.
bacunur laftlillAt Sr^lM. Till, OklÄatHiaiit twi jülraii munMfl.
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<Q>emein9er|idndfic9e ^arßeffun^en
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(PotberaMtfcfen (BefeeeMaft
1. ^udemann, (prof. Dr. Htftt^: 9te JRmttf<m 6€r afitn Ü^spter.
2. BfauSer, Dr. £mri: ICetfrctnfKBncfe. Haat unb e€\€(tf<taft in 5er
ia^lf9nif<i*afffti\di€n (gtit^ttitatux, ipiit X M^ifbun^.
3. Kfn^e, Dr. t^^odor: 9er OVliitvaluft. jl^etne JRnfSn^e, Cntwtcftftin^««
9ef4t4(e wit ftint Oenftmdfer. QVltf 7 il66{fbttn$en.
4. ^ttn^er, Dr. ^oS^^nnes: Seetwefen unb Bm^füi^vttHg der üff^ver auf
5er ^6it i$rer (|rid4i. QVlit 9 HSSifbungett.
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^' MAY 3 1919
12. Jahrgang DCf HIK OrUMt ße't i
sang« (4 Beft.) b«ntt>«egeb«i. »on dtr p,^,,
2 la. 9tb. 3 ID. Dorderasiatisd)«! SesellsAaft (6. D.) «o ptennin
Die nmulette
ber alten Hegypter
Von
Dr. nifreb lOiebemann
ProfelTor an Der UnlverntSt Bonn
Ceipzig
1. C. f)fnrld]sTdje Buchbanblung
1910
Die Uorderasiatiscbe ßesellscbaft (6. U.)
mU dem Sitz in Berlin
bcjiuccft t)ic görbcrung ber uorbevaflatifdjfn @tubicu auf ©riinb bei* ^cuf*
malcv. Sic gibt mtffenfdjaftltt^e ftrbciteu t^rcv 2Äiti]Iicbfr in jiuaiigloicu
.^cftcu als „SRittcilungcn bcr Sorbcrajiatifdjcn @cfcllfd)aft"' iinö
gfmeini)ciftöubUd)c ^arflellungcii merleljö^rlid) unter bcm ^itel «y'Dcr ?l(ic
Criciit" ^erauö. genier itJifl bic ©cfcllf^aft bie t'eft^affuiig ncufii SRatcrialö
anregen unb untcrftö^en. ^ic <3Jcfcafd)aft ^fttjU gegeuroftrtig ö2i SÄitgliebcr.
^er iötrlic^e 2JiitgUeb§belirag bctrftgt 10 maxi wofür bic „9)Mt«'
teiluiigen" (fonft 15 3K) unb „£er ^Ite Crient" (fouft 2 SR.) geliefert luerbcn.
— ?lufnar)mc aU SKitglieb erfolgt burd) te» §5orflanb auf cinfad)e flu«
nielbung beim @d)riftfiU)rer. — ga Ölung bcr beitrage ijai im Sanuar
on §inri(^«' S^erlog, Seipjig, l^Iumengaffc 2, ^u erfolgen,
^er 25orftaub befielet 3. 3t au«: ^rof. Dr. g. oon fiufdian, K Sor-
fi^cnber, ©iibenbc, öerün; $rof. Dr. 9)?. ^artinann, 2. SJorfifeenbcr, ^evm^
borf iSÄarf;; Dr. 8 SWcffcrfdjmibt, ©djriftfuljrcr, (Kjarfoltenburg, ©iefe»
bred)tftr. 2; $rof. Dr. §. ffiincfler, ffitlmerSborf; frof. Dr. «r. 9Rci&ner,
©reSlau; Sic. Dr. ?llfr. ^crcmia«', Scipjig; $rof. Dr. g (i-. Reifer, Äöuig^berg;
$rof. Dr. greiO. oon ^iffing, 9Rimd)en. — Herausgeber ber „SRitteilungeu":
"^rof. Dl'. §. SBincffcr, ©ifmer^^borf b. ©crliu, «iUöCrflr. 70, bcd ^Ältcu
Orient": ^crfclbc unb i?ic. Dr. 9Ufr. 3cremiaS, fictpjig, §auplmanuflra6e o.
Sniyalt der bisl)er erld)lenenen ßefte des „ Jf Iten Orient" (Preis 60 Pf.) :
?( eg i)p te rals^riegeru. Eroberer
in ^pcn- 7 ?löb. fe Wt. aRuIIer. 5 1
'Schrift unb @prad)e ber alten
fleg^pter. Ttii S fibbilbung.
Son m. epiegelberg. 82
SRagte unb 3^^^^^^^^ ^^ ^^^^^
Seg^pten. ^ouH.SBiebemaun. 6«
%oU u. Soten»9iei(^e im Q^laulm
ber alten 9egi}pter. 3. 9ufl.
Son n. SBtebemann. 22
Amulette ber alten flieggpter.
IBon Sl. SStebemann. 12 1
Unterl^altungSliteratur ber alten
Sleg^pter. 2. Auflage.
®on ?(. SBiebemann. 34
$lmarna'3^^i- ^pgt)pten unb
S^orberafien um 1-400 o. (10^.
IB0U (5. Siiebu^r. 1 2
Arabien oorb.^dlam. 2. Slufl.
93on Ctto SBeber. 3i
Sorf(!^ungdrelfen in @itb»%ra*
bien. 3 l^artenff. u. 4 ?(bb.
S3on Ctto SBeber. 84
® laferSgorfdiungSteifenin ©üb«
?lrabieu. Ttii 1 SBilb O^laferd.
«on Dtto »eber. 10 2
SIramfter. %on tS. @onba. 4»
Hfurbanipal u. bie afft)rtf(^e
Äultur feiner 3clt it 3lbb.
%on g. ^eli(fd). 11 1
ä 1 0 i 0 p i e n. 1 nbb.%3.9)2.9Ruaer. H 2
2i
^olitifc^e (f ntroidlung SBab^lo»
niend unb Hff^riend.
5Bon $». SBincfler.
^immeld- u. SBeltenbilb b. $a-
b^lonier. 2 9lbb. 2. erroeiterte
Sluflage. iBon H. SBincfler. 32/3
S^eltfd^öpfung, «abQ(onifd)e.
l 9lbb. Bon ^. SSincfler
£ftmonenbefd)mörung bei ben
SSab^Iouieru unb %ffi)rern.
Son Otto SBeber
X)eutung ber 3u{unft bei ben
SBabtjloniem unb ylffqrem
^on 0. Ungnab. 10 s
81
14
(&ortfet^ung auf bet brtueti Umfctlogfeitr)
^n einem früheren ^efte bed aiten Drientö (VI, 4) mürbe
an ber ^anb ber Siebte bie SSebeutung gefd^ilbert, roeld^e bie
alten ^gppter ber 3Kagte jufi^rieben. S>en Sebenben Idnnte fte
@(^u^ oor ^l^rniffen aOer 0rt, Stettung vor reigenben unb
giftigen Vieren, Sinberung von ©d^mergen unb ©enefung von
Aranf^eiten bringen, bem 93erftorbenen öffnete fie bie 2:ore bei»
^enfeitd, geroäl^rte i^m @inlag ju ben ®dttem unb ju ben ®e^
filben ber Seligen, fid^erte il^m ba9 emige fieben. (Sine fold^e
@d^ilberung mar in gemiffem @inne einfeitig, fie ffob bie gute
Seite ber SJtagie ^eruor, ben 92u|en, ben fie bem Sebenben unb
bem Xoten gu bringen Dermod^te. S)em ftanb aber eine Sttf)v*
feite gegenüber. SDer ^anizxex mar in ber Sage anä) Schaben
anjurid^ten, er {onnte ben SD^enfd^en Unheil unb fieib, ben ©öttem
Serberben unb Untergang ;(ufugen. 2)ie. Eigenheiten biefer
fdt^marjen äJtagie vermag man im 9{iltale nid^t me^r im @in<'
jelnen gu nerfolgen. 3)ie äSer^&Itniffe liegen ^ier al^nlid^ mie
bei ben erhalten gebliebenen @d^ilberungen ber 2;otenreid^e.
S)er dgppter erörterte gern unb aui^fii^rlic^ bie guten Seiten
bed S^nfeitd, bie Sd^idCfale ber Zugenbl^aften, ben Sufentl^altdi'
ort ber (Sered^ten unb ß^uberlunbigen, ben Areid ber menfd^en«
freunblic^en (Sötter. S)ie ßulunft ber @unber, bie ^öQenftrafen
ber Serbammten, bie (äeftalt ber böfen S)ämonen mürbe nur
lutg geftreift. S)ad gefcfial^ mit äSorbebad^t S)ie SSelebungi^i*
fä^igfeit, meldte jebem S3Ube unb jebem SBorte jugefd^rieben
mürbe, erftretfte ficü aud^ auf bie SReliefd unb bie Snfd^riften
ber (Bräber. (Slüdtbringenbe (Seftalten lonnten i^r rul^ig unter«'
jogen merben, oon il^nen ermartete ber 2:ote nur ^ilfe unb
SBol^Itaten. 83ei gefal^rbrol^enben SBefen lag bie @ad^e anberd.
3^re ißennung unb Slbbilbung ^ätte möglid^ermeife bie Qaf)l
ber ®egner bed SSerftorbenen vermehrt, ben Sßäd^ten bei» 93öfen
bie ©rabfammer erfd^Ioffen, bie man fonft peinlid^ oon i^nen
frei ju erl^alten beftrebt mar. 93on gleid^er 93eforgnid geleitet
trug man bei ber äKagie Seiten, un^eilbringenbe ^^ormeln
1*
4 Slfreb SBiebemann, Die Amulette ber ^g^ptec. 9C. XII, 1
niebergufdgreiben unb ju Derbreiten. @ie lonnten in unrid^tige
^änbe faDen unb Don Unberufenen gegen ben 3^uberer felbft
unb feine (Senoffen benu^t n>erben. 3>a3U fom, ba%, mit in
(Sried^enlanb unb 9tonT, fo aud^ im ißiltale bie SSefciiäftigung
mit ber fcfimarjen äRagie unter anbro^ung fd^merer Strafen
nerboten mar. SDie t$urd[)t^ bem irbifc^en @erid^te gu DerfaQen,
mahnte bie 5tenner i^rer fiel^ren gur $orfid^t unb lieg fte i§re
Formeln lieber nur münbltd^er Überlieferung annertrauen. 60
ift benn non biefer @eite beS ftg^ptifc^en 3^ubenoefend mentg
erhalten geblieben unb fteQt {!({) in ben Dorliegenben S^e^ten bie
3aubertunft fo gut mie überaQ audfd^Iieglid^ in ben S>ienft bei»
®uten.
3m allgemeinen genügte ein Sfudfpred^en ber 3^uberf ormel
um bed gemünfc^ten (SrfoIgeS fidler gu fein. SRan l^atte nur
barauf gu ad^ten, bag bie 93efd^mörung mit bem rid^tigen ^on«
faDe oorgetragen unb Don ben rid^tigen 93emegungen bed @pred^en«
ben begleitet mürbe. 3)aneben ^at man aber bereite in früher
3eit angenommen, ed merbe bie 3^ubermirfung oerftärlen, menn
man ©egenftänbe in altl^ergebrad^ten f^ormen ^erfieOte, auf biefe
bie erforberlid&c (Jormel eingrub ober fie roä^renb ber ff^tigung
au8fprad[i unb menn fid^ bann ber 3Quberer bei feinem 38er(e
biefer @tüd(e bebiente. Sßeiterge^enb fc^rieb man ben gleichen
©tiidEen an^ eine felbflänbige äBirfung gu. D^ne ^erangiel^ung
einer ^ormel fonnten fie beftimmte Sinfläffe auf baS fiod bed
äJtenfcben audüben. S)iefe anfd[iauung gab bie SJeranlaffung gu
ber ^erfteQung ber Smulette, meldte ber Soben ^g^ptend in
ungemein groger 3^^'^ aufbemal^rt ^at unb meld^ie fe^t unfere
SKufeen fuDen. lieferten fel^Ien an feiner ©teile bed fianbe«,
bod^ bringen ed bie Ilimatifd^en Serl^ältniffe mit ftd^, bag fte
meit ga^Ireicfier in ben troden gelegenen ©rabgegenben erl^alten
blieben ald in ben Überreften ber @täbte, in benen bie ^eu4)tig<'
feit unb 3uf^^^^^f^6u^8 ^^^ SBobend oielfacfi biefen fleinen
2)enfmftlem ben Untergang bereiten mugte.
infolge biefer t^unbumftftnbe fennt man ben SSert ber
Amulette mefentlid^ in il^rer Segie^ung gum ®rabe unb gu ben
Xoten. 3n SBirfüd^feit mar i^re SSebeutung fär bie biedfeitige
SBelt unb bie fiebenben um SRid(itd geringen S)er 3"^^^^ ^^^
fie verfolgten, entfprad^ fid^ in beiben j^&Den. SBa^renb ftd()
biefe Südt in ber Überlieferung burd^ Hnalogiefd^Ififfe leicht er^
g&ngen I>, bereitet ein anberer Übelftanb grögere @(|imiertg«
HO. XII, 1 Xolenbeigaben. 5
leiten. S>ie ermähnten ^^unbumftänbe tnad^en ed in ga^Ireid^en
Sauen unmöglich ju entf (Reiben, ob ed \i6) bei ben eingelnen
@tücfen um ein Opfer, im engem @inne bed SBorted, für ben
Soten ^anbelt, alfo um einen ©ebraud^dgegenftanb für beffen
SBequemlid^feit im S^nfeitd, ober oielmel^r um ein mirflidi^ed
Amulett, um ein 3^^^^^^^^^^'^- SDiefer und grunblegenb eri'
fc^einenbe Unterfd[)ieb ^nt freilid^ im allgemeinen für bie alten
Ägypter nid^t beftanben. 3n ber langen Steige ber für ben
Soten nü^Ii(tien unb münfd^endmerten 2)inge; meldte man auf
®ra6mänben, $apt)rid unb @&rgen oerjeidtinete unb abbilbete,
folgen fid^ in buntem äBed^fel Sgmaren unb ©etr&nte, Aleibungd«
ftücfe unb Q^mnd, 3<2uberftäbe unb Kmulette. SBad man l^ier
fd^ilberte, legte man ^ftufig augerbem ober au4i für fi$ aUein in
Sirni4i!eit unb, menn bieS gu loftfpieüg ober fad^Iicl) unmöglidg
er|(()ien, in {(einer plaflifd^er Stad^bilbung ber ©egenftanbe ober
il^rer ^ierogl^pl^engeid^en in bad ®rab. @ine Sc^eibung erfd^ien
um fo meniger erforberli^l, ald ed bem 2:oten oermitteld feiner
3aubergemalt iebergeit möglid^ mar, bie il^m mitgegebenen pla^
ftifc^en Sdilbmerle ebenfogut mie il^re 3^i^^u^0cn ^^^^ ^^^
einfad^en 92amen in il^re natürlid^en SSorbilber umgumanbeln.
2)ad 93tlb bed Ddt)fenf4)enleld mürbe ein mirfli4)ed ^eulenftüdt,
bie tönerne @and eine mirtlid^e @and, ber gemalte @tul^I ein
echter @tu^I. 9Md^t anberd oer^ielt ed ftd() bei Stüdten, in benen
mir richtige Amulette fe^en mürben, ^a^ 3^'^^^ ^^^ £ebend
oenoanbelte fid^ in bad mirflid^e Seben, bad ber äRad^t in bie
tatfad[)Iid^e äJtad^t 93ei feiner Unfa^igleit, abftratt gu beulen,
l^at ber alte Ägypter biefe ^Begriffe für ftnnlid^ faßbare 2Befen^
Reiten angefe^en, benen er eine beftimmte ®eftalt unb @mpfin^
bungdf&^igfeit gufc^rieb, bie er effen unb trinfen ober fic^ fonft
nu^bar gu mad^en oermod^te.
2:ro^ ber großen fd^öpferifdE^en @emalt, .meldte fie oon ber
3auberformeI ermarteten, fd^einen bie ägppter, ä^nlid^ mie ga^U
reid^e anbere Sölfer, angenommen gu ^aben, bag für gemo^nlid^
aud bem 92id^td aud^ nid^td entfielen merbe. Sm SInfange ber
Singe ^atte bad SBort ber @ott^eit aOein ed oermod^t, ^immel
unb (Erbe, SRenfc^cn unb 2:iere, ^flangen unb unbelebte ®egen«
ftänbe ol^ne meitered in bad S)afein gu rufen, gu ber jtraft bed
Xoten liegte man ^aufig lein entfpred^enbed SSertrauen. fDlan
glaubte fieserer gu gelten, menn man il^m eine Unterlage an bie
^anb gab, bie er beleben unb babei gleid^geitig, menn bied
6 taifreb SBiebemann, ^ie Amulette bei Sg^pter. fOd, Xn, 1
notoenbig erfd^iett, oergrögern lonnte. @o oerful^r man bei ben
Uf(|iebti-@tatuetten, bie bid in bie fpftteften Seiten hinein ald
2)iener bem Zoten mitgegeben mürben, ^ief fie i^r Eigentümer
unter SSermertung ber rid^tigen ^otmel, fo erfcfiienen fte arbeitd«
fro^, um ba9 t^elb gu bebauen ober Aanalarbeit gu oerricdten.
Seber Statuette entfpra^l je ein :S)iener. SBoQte man ed ba^er
im S^nfeitd recfit bequem f)abtn, fo lieg man ftcfi mdglid^ft oiele
berartige Ufd[)ebti in bad ®rab legen unb forgte burd^ 9uf^
fd^riften bafur, baB fte für feinen anberen oermertbar maren unb
i^re $flidbt in rid^tiger SBeife ausübten. SRan ging gelegentlid^
fo meit, bag man auf ben ©tatuetteit ben Zag beS ^affxe^
oergeid^nete, an bem fte in Xfttigleit treten foDten. Ttan fertigte
bann bereu 365, bamit für jeben fialenbertag ein befonberer
S)iener oorl^anben fei; eine Stetige meiterer foQten augerbem für
bie oerfd^iebenen großem Slbfc^nitte bed Sal^red ald Vorarbeiter
bereit ftel^n.
Sud bem gleid^en ®runbe begnügte man fid^ oielfad^ nic^t
bamit, nur bie Flamen ber @peifen unb ©etr&nte in einer langen
fiifte im ®rabe gu oergeid^nen; man [teilte biefelben ober menig^
ftenS bie fie entl^altenben ®ef&§e baneben bilblid[i bar. 2)ann
loar t» bem gauberlunbigen 3;oten Iei4it gemad^t, mit $ilfe ber
beigefügten f^ormel bie i^m lemeild gufagenben ®erid^te au8 bem
Sdilbe in bie faßbare Srfd^einung treten gu laffen. S)ie bii^^er
entmidCelten ©ebanfengünge mug man bei einer 93el^anblung ber
ägi)ptifd^en Amulette im 8uge bel^alten. Sie erflftren eü^, marum
man bei einer fold^en Unterfu4)ung bered^tigt unb gegmungen
ift, an^ bilblidgen S)arfteQungen, aM Keinen plaftifd^en iTOobeDen
unb aus mirllid^ ooQftünbigen ©ebraud^dgegenftünben in gleid[)er
SBeife ©d^Iüffe gu gießen, um auf biefem SSege bie SSorfteOungen
gu unterfud^en, meldte fid^ einft an berartige ®eftaltungen fnüpften.
S)ie So^I l>er Amulette mar in Ägypten eine fe^r große.
3n ein unb bemfelben ®rabe finbet man ^üufig nid^t nur eine
reid^e SuSmal^I ber oerfd^iebenften flirten, fonbern aud^ mel^rere
(Sjemplare ber gleid&en gorm. S^r ^xotd mar, ben Sttfd^riften
unb $ap9rid gufolge, faft immer annäl^emb berfelbe. @ie
foQten SBo^Iergel^en in biefem unb in bem jenfeitigen fieben,
Sieg unb Sid^er^eit gegen fid^tbare unb uttfid^tbare t^einbe,
©peife unb Jranf gu ieber Seit, ein be^aglid&e» ungeftörte«
$eim unb ü^nlid^e ainne^mliddleiten oerfd^affen unb erl^alten.
SBid[itig maren fie oor aQem gegen 2)&monen, gegen aSe bie
«D. Xn, 1 Sirlfamlett ber «mulette. 7
Übel, fjf&^rlictileiten unb Sobedarten, mit benen btefe bie ©efunbi»
^eit unb baS fieben bed SRenfd^en im 2>iei^feitd unb im ^enfeitd
Bebro^ten. SSertraut man ben Eingaben ber S^e^te, \o foQte man
meinen, in ben meiften ^^äOen ^ätte ein ein3iged Slmulett gu
fold^em 3^^^^ genügt. Sllletn, mie aDe SSdIfer, meldte gu ber
SSirlung t)on Amuletten SSertrauen liegten, fo l^aben ed aud^ bie
Ägypter für geraten gel^alten, lieber eine grSgere ^oJfi berartiger
(Stücte bei fic^ gu tragen. ÜRan fonnte bann l^offen, ba^, menn
bad eine in feiner Straft nerfagte, ein anbered an feine Stelle
treten merbe. Sugerbem fud^te man mel^rere (Sjremplare ber
mid^tigeren formen gu bep^en. @ine berartige Häufung fid^erte
ben Sinflug auf bie bamonifd^en SRüd^te beffer mie nur ein
^lemplav, ebenfo mie man übergeugt mar, ba^ bie Erfüllung
eined @ebeted um fo gemiffer eintreten merbe, ie dfter man beffen
formelhaft Dorgefd^riebenen 2Borte felbft au8fprad[) ober non
anberen für fid^ audfpred^en lieg.
®alt bemnad^ bie Sßirifamleit jeber eingelnen Slmulettform
al9 fel^r meitgel^enb, fo entmidCelte fid^ bod^ baneben bie Sin«*
fd^auung, unbefc^abet biefer umfaffenben S9ebeutung merbe bo6)
jebed eingelne Don i^nen in ber $ra;id bed täglid^en £ebend gu
gang beftimmten ^xotden in erfter 9iei^e bienlidb fein. @o oeri*
fc^affte ia^ eine x>ox aQem äBol^Ifal^rt, ein gmeited £eben, ein
britted Orrifd^e. Son biefem @runbgebanfen audge§enb, ^at ftd^
im Saufe ber Sal^rtaufenbe für mand^e Amulette eine bii^ in bal^
Singeine gel^enbe Seigre entmidtelt, meldte balb bagu beftimmt ift,
i^re (fntftel^ung gu erllftren, balb i^re Sßirlung Ilar gu legen,
(^reilid^ ^at ber l^äufig betonte äRangel an f^ftematifd^em S)enlen
bei ben Sg^ptem ei$ nerl^inbert, bag fic^ biefe Smulettle^re ein«
^eitlidi) geftaltete. @d finben fic^ in i^r ga^Ireid^e SSerboppelungen
gleid^er »orfteDungen, Unllarl^eiten, fiüdten, SBiberfprüd&e, gmifc^en
benen man niemali» oerfud^t l^at, einen Hudgleid^ gu geminnen.
S)ie ©gftemlofigfeit mirb nod& uerftarft burd& bie fonfcroatioe
(Seftnnung, meldte bad ^gpptertum bel^errfd^t unb meldte ben
amuletten gegenüber . aud^ anbere 83ölfer bid in unfere Qtxt
l^inein an ben 7ag gu legen pflegen, ^atte ein Amulett gu
irgenbeiner 3^^* ^n irgenbeinem Drte aü mirffam gegolten,
fo marb an biefem Glauben feftgel^aften, unbelümmert um bie
aDmil^Iid^ neu auftretenben, mit ber urfprünglidgen SBorfteDung
logifd^ unoereinbaren Seigren.
2)ie Amulette fpielten oor allem in bem täglid^en £eben
8 tUfceb Biebemann, Sie Hmulette btt %%^p\tx. 9D. Xn, 1
unb in bem S>en(en unb ^^ül^Ien ber breiten SJ^affe bed &Qr)pt\ß
fd^en SSoIfed eine audfcfilaggebenbe dloüe. äBäl^renb bie Sor<
neunten unb ^rieftet auf bie $ilfe ber grogen ®dtter bauten,
benen fie ftcfi i^rem Stange unb il^rer Sbftammuns nadg nal^e«
ftel^enb erad^teten, l^at bad eigentlicfie SSoII gu biefen erhabenen
@eftalten n^eniger SSertrauen befeffen. @ie erfd^ienen fo ^o^*
gefteQt unb fo Diel befd^iaftigt, ba§ man nid^t gu l^offen magte
fte n)ürben fid^ mit größerem Stad^brud um bie fieiben unb
bie SBünfd[)e ber einfad^en 99ürger unb ber ürmen befitmmem.
@o menbeten ftd^^ biefe ftreife in i^rer "Slot an unbebeutenbere
@ötter, in ber Übergeugung, bag biefe fid^ el^er bereit finben
laffen n)ürben, i^nen entmeber felbft gu l^elfen ober i^re 83itten
an bie grogen ©ötter gu übermitteln. 9SöQig entfprec^enbe 9n«
fd^auungen ^errfd^ten in ber Sluffaffung bed ßaubermefend. 3)er
in ben 9}eIigiondIe§ren Sudgebilbete, ber jtönig, ber $riefter,
ber l^ö^ere 93eamte fonnte fid^ Sinfid^t in bie großen 3duber^
bud^er nerfd^affen unb einen reid^en @d^ag Ir&ftiger Formeln
mit fid^ in bad ®rab nehmen. S)em 3ßanne bed äSoIted mar
bied nid[)t möglid^, il^m fehlte bad nötige SBiffen, um Snfd^riften
gu lefen unb gu oerftel^en, gum Slnlauf oon ^apgrid, gur 9ud^
fd^müdtung feined @arged mit S^uhettejcttn gebrad^ ed il^m an
SKitteln. (£r mugte fid^ glüdlid^ fd^ä^en, menn er ilber^aupt in
ber Sage mar fi^l einbalfamieren gu laffen unb feiner SRumie
in einer ber Sßaffengrüfte ein befd^eibened $[ä^4ien gu ermerben,
bamit man feine fieid^e nid^it in ber SBüfte oerfd^arrte, fem oon
aQ bem @d[iu^e, ben S^otentempel unb Xotenpriefter ben gemein«
fam S3eftatteten gemftl^rten. Unb bod^ bebrol^ten i^n fo gut mie
ben 93omel^men bie ®efal^ren, mit benen bie 2)ämonen ben
@terblid^en nad^fteüten. S)er SBunfd^; biefen gu entgelten, mugte
bei i^m nid^t minber grog fein mie bei feinen l^o^en unb reid^ien
SSorgefe^ten. @o griff er benn gum Slmulette. Site, Diel mieber«
^olte Überlieferung lehrte i^n, bag ein berartiged @tucf, aud
glafiertem Steingut gefertigt, gur 9tot avL^ aM einem alten
Xontopfe ober einem @tudte $oIg audgefd^nitten, imftanbe mar,
Iraft feiner ©eftalt bad S3dfe gu oeriagen, (Sefunbl^eit unb Un«
fterblic^feit gu fidlem. Soften oerurfa^ite ber @rmerb ober bie
^erfteüung biefed ^ilfSmitteld faum, unb fo finbet man benn in
ben a^affengrüften ber 0rmen laum eine fieid^e ol^ne bad eine
ober anbere biefer @tüdte, o^ne einen @Iarab&ud, ein 9uge ber
SBol^Ifal^rt; eine Keine $flangenfäule. Sinnen vertraute ber
tiD. xn, 1 fimultitt bed armen SRanned. 9
@terbenbe fein @eelenl^eil an roie bereits ber fiebenbe mit S3er#
trauen auf fie geblicf t ^atte. 2>iefe Slatfad^e ecflärt o^ne loeitered
ben großen Umfang, ben bie ^erfteOung ber Smulette im fllter«
turne annehmen mugte. Sff^c Sludfü^rung erfolgte ie nacti ben
Hßitteln beS SBefteQerd in ber Derfcfiiebenften SSeife. (Sinjelne
@tü(Ie bilben ma^re SReiftermerfe ber itleinlunft, anbere finb
DöQig rol^e, barbarifd^e Slrbeiten, bie meiften finb fabritm&gige,
menig abmed^flungdreid^e Srjeugniffe.
3)ad aRaterial, meld^ed für bie Beurteilung unb @rfenntnid
bed 2Berted ber einjelnen 9(mulette vorliegt; ift ein fel^r ungleid^«
artiged. 99ei einigen vermag man i^ren Qwtd in aDen @injeU
l^eiten ju verfolgen, bei anberen begnügen fid^ bie S^ejcte mit
flächigen Sfnbeutungen, bei mieber anberen oerfagen bie ^n*
fc^riften ooDfommen. 89ei le^teren ift ed ^üufig möglid^, auf
@runb ber fonftigen Sebeutung ber betreffenben 3^^^^" unb
anbermeitig verbürgter Hnfd^auungen mal^rfd^einlid^ ju madgen,
meldE^e SSorfteQungen mit bem Qtndt verbunben maren, nur
ver^&Itnidmfigig feiten bleibt man ratlod. $Iber, bann lann
man fi4i mit ben alten Sggptem trdften. S(ud^ il^nen ift bid«
roeilen ber tiefere Sinn il^rer Amulette verloren gegangen, ©ic
fa^en bann in i^nen ©d^u^mittel gegen aüerl^anb 99öfed unb
Unangenel^med, o^ne ftd^ genauer um bad SBie unb äBarum ju
lümmem. (Sine 93etrad^tung ber n)id()tigften Smulettformen
mirb bie verfd^iebenen Slrten biefer ^^alidmane am beften flar
legen unb bamit in bad SSerftanbnid eined umfangreid()en 2:ei(ed
ber ag9ptif4ien ^leinhinft unb feiner religiondgefd^id^ttid^en Be«
beutung einführen.
(Sine gro^e 93ebeutung befugen gal^IIofe fleine, aM q^Iafierter
ftiefelerbe gefertigte, ^üufig jum anhängen mit einer Dfe ver«*
fe^ene ©tatuetten von @dttern unb l^eiligen 2;ieren. S)a finben
fi(^ menfd^engeftaltige ©ottl^eiten, mie ber @ott ber frifd^ er«
n)ad^enben Sßaturlraft SKin, ber ®ott von 2:^eben Hmon, ber
von 97{emp^id $tal^, ber Stoten^errfd^er Dfirid unb fein Stiele
^orud, 3fi3 unb ^tp\)tf)r)^, unb viele anbere. S)ann ber
^unbdlopfaffe, ber @tier, bad ®d^af, ber Sperber, ber 3bid,
bad ftrotobil. Or^mer SRifd^geftalten aller Srt, vor allem
SWenfd^enleiber mit Sierföpfen, meiere bie SBerWrperungen ber
®ott^eiten in Xierleibem anbeuteten, bie ©onnengötter mit i^ren
@perberföpfen, ber 2;otenfü^rer Snubid mit bem @d^aIaIfopfe,
ber (3)ott von (Slepl^antine S^nupl^id mit bem SBibbertopfe.
10 HIfreb ^tebemann^ X)ie Amulette ber Sg^pter. SIC. XII, 1
@tQtt bie ®dtter plaftifd^ ald SRunbfiQuren auiSjuarbeiten, (onnte
man il^re ®e\taü in 9ielief auf Keine platten aufgeidbnen, unb
ftatt 83ilbniffe ber gangen @ottl^eiten gu entmerfen, genügte e^
avi^, i^re ^öpfe in i^rer d^arafteriftifcfien ^orm barguftellen.
@nblid^ gel^ören fleine platten mit bem 92amen ber ®ötter ober
ber ald ®dtter oere^rten jtönige in bie gleid^e Stetige.
2>er grdgte Xeil biefer ^öl^eren SBefen lonnte ieberjeit
Stulpen bringen. S)ur($ jauberträftige SBorte lieg man aud ben
aSilbmerfen bie ®ötter felbft erftel^en, bie ftd^ nunmel^r beeilten,
gugunften i^red Sdeft^erS ben 5tampf gegen bie S)amonen gu
beginnen. @ingelne unter il^nen galten atö befonberd mertnoE,
menn man fie bei beftimmten (Selegenl^eiten gur ^tlfeleiftung
l^erangog. S)ad ftel^enbe, ftd^ J^äufig auf bad 3^i^^^ ^^^
göttlichen @d^u^ed ftü^enbe meiblic^e Slilpferb 'S l^atte einer
Segenbe gu ^olge ald ©öttin 2:i^ueri9 bie gange SBelt, nac^
einer anbern Überlieferung ald ©öttin Slpet ben ®ott Dfirid
geboren. @ie mar bementfpred^enb berufen, bei einer menfd^«
Ii(|ien ®eburt fid^ ^ilfreicfi gu ermeifen. 3)er frauenhafte ®ott
93ed £ ^atte bie ©onne in i^rer fräl^eften j^inb^eit burd^ feine
eigenartige ®eftalt unb feine fonberbaren Spränge gum Sadiien
gebrad^t unb biefed Sad^en l^atte bie ©elfter ber S:rauriglett in
bie ^lud^t gefd^Iagen. 2)ann l^atte er gu @d^ilb unb Sd^mert
gegriffen, um ba^ l^ilflofe 5tinb gegen alle Eingriffe unb ®e^
fahren gu oerteibigen. @o marb benn feine ®eftalt unb Dor
allem bai^ 93ilb feined oon einem ^ol^en ^eberpu^e gelrönten
^aupteS eined ber mirlungi^oollften übelabmel^renben ^ü^en.
8n Zempelpfeilern angebrad^t, fd^ü^te er bal^ l^eilige ^Baumert
gegen aQed einbringenbe Öbel, an ©egenftänben bed t&gli(f)en
fiebend, an Stopfen, ©d^ad^teln, fiöffeln bemal^rte er beren
Snl^alt oor einer SSergauberung unb Vergiftung, gl^m gur
@eite ftanb bie ^atl^ormadfe, bad fc^ematifd^e ®eftdgt einer f^rau
mit langen, fteif abftel^enben JFu^o^ren. ^n fp&terer 3^it mürbe
badfelbe mit ber ^atl^orfu^ in SSerbinbung gefteSt, n^elclie bem
SSerftorbenen ben S^d^^S i^ ^^^ 83ereid^e bed S^obed erfc^Iog
unb ald erfte i§n ^ier unter il^ren @d^u| nal^m. 3n älterer
3eit l^anbelte ed fid^ bei ber ijtattt nur um bie S)arfteDung
eined mit Römern oerfel^enen Stinbdfd^äbeld. 3^n ftecfte man
im 9{iltale fo gut mie nod^ im l^eutigen Slfrifa ald fd^ü^nbe0
HD. XII, 1 ®ötterbilber. H
3eid^en auf f)ol)t $f&^Ie ober pfeilerartige (Berufte, il^n brad^te
man ringd um bad fieid^enbette an, \f)n befefttgte man über
ben Öffnungen beS ^aufeS. Später geid^nete man gern gmifd^en
feine i)ömer eine Sonnenfd^eibe, meil biefe ber ^at^or gulam,
ober fe^te auf feine @tirn einen fd^margen ^led, um il^n bem
§o(^oere^rten Slpid^^Stiere angugleidf^en. @eine ftraft marb in
fo((iien ^&Qen burd^ bie SDtad^t ber i^m gleid^gefteQten ®ott^
^eit erl^d^t.
@in S^ier, meld^ed unter biefen Silbmerlen eine befonbere
Sno&^nung oerbient, ift ber t}tofd^ unb bie mit biefem gufammen«^
faHenbe Ärflte ^. S)ie ®flttin, mit ber man fie jufammenir
fteDte, mar bie in alter Q^xt oielfacli öerel^rtc §eft. ©pftter trat
biefe in bem Xempellulte in ben $intergrunb, i^r ^eiüged Xier
aber mürbe gu einem meit oerbreiteten Amulette. 9ta4l einer nod^
im flaffifd^en 8Itertume geglaubten naturn)iffenfd^aftli(^en Sl^eorie
beburften bie (fröft^e feiner ©Itern, fie entftanben oon fclbft au0
bem feucfiten, bei bem Sfüdttritte ber Überfd^memmung gurudt^
bleibenben 9lilfd^lamme. @o galt benn ber ^rofdg ald 93emei0
für bie ilRdglid^feit ber (Sntftel^ung eined fiebemefenS aud ber
toten SRaterie unb mürbe unter einer nal^e liegenben Uber^
tragung oon ben Sorgängen in ber Siermelt auf menfd^Iid^e
Ser^ältniffe gu einem SSorbilbe unb $anb in ^anb bamit gu
einer @ew&f)x fitr bie 2;atfäd^Ii(^feit ber Huferftel^ung bed
SRenfd^en. Um biefe gu fid^ern, mürbe baS Sierbilb bem Soten
in bad ®rab gelegt unb l^at in biefem €inne nod^ auf bie
@t|m6oIi( meit füngerer Qtittn eingemirft. @^riftlid[ie fiampen
mürben im 9hlta(e in ^rofd^geftalt geformt ober geigten auf
ber Oberfeite bad SBilb eined ^rofd^ed ald ^inmeid auf ein
jenfeitiged fieben. Um aber ben @inn ber S)arfteQung feinen
3meifel gu laffen, mürbe bem gelegentlid^ bie Snfd^rift: „3d^
bin bie Sluferftel^ung" beigefügt. SDie gleidge eine Erneuerung
oerburgenbe ftraft bed 2:iered legte ed ben alten ^pptem nai)t,
ed mit meitem guten SSünfd^en in Serbin bung gu bringen.
@o oergeid^nete man nid^t feiten auf ber Unterfeite Heiner S^rofd^«»
bilber SBorte mie: „2)en Snfangdtag eined fd^önen Sa^red gebe
bie ©öitin fflaft", alfo eine unferem ,,®IüdHid&eS SReueö gal^r''
entfprec^enbe ^fonnel.
2)ie ermähnten ®ottl^eiten bilbeten jebe für fid^ unb aQe
oereint eine ^immlifd^e fieibmad^e, meldte ben SRenfd^en umgab
unb gu oerteibigen fud^te. 8ber man begnügte fid^ nic^t mit
12 RKreb SBiebemann, Die Amulette ber ^g^pter. 9(0. XII, l
betn 93Ube ollem. Sud^ 2;eile ber ®dtter felbft ober genauer
ber Siere, in benen fte äSerförperung gefunben l^atten, 30g man
iux ^ilfe ^eran. ^n Keine Aaftd^en non SSronge legte man
einbalfamierte ©tude oon ©erlangen, Sibed^fen, Sperbern, bann
brad^te man an bem j{&ftd^en eine ober mel^rere Dfen an unb
banb {te an bie ®egenftanbe, für bie man ben ©d^u^ bed
^otted erfel^nte. äßan forgte fogar für bad 93e^agen ber aud
ben Keinen t^ißuren in bad £eben gu rufenben ©ottl^eiten. 3^
biefem ^xoeäe ftedte man [ie bar, mie fte in einem Keinen £empeld^en
fa§en ober unter einem oon @&ulen getragenen S)ad^e ftanben,
in ber Hoffnung, bad neu ermedte göttlid^e 28efen merbe bem
aRenfd^en, bem ed nid^t nur bad 3)afein, fonbem aud^ biete
93c^aufung gu oerbanlen l^atte, um fo freunblid^er gefinnt fein.
Unter ben Smulettformen im engem ©inne bed SBorted ift
eine ber belannteften ber @farabüud, ber im SlQgemeinen mit
^efd^Ioffenen ^ fpater aud^ mit audgefpannten ^^lügeln ^^ bar^
gefteUt mirb. SDad 2:ier, bem er entfprid^t, ift eine groge äRift^
laferart, Ateuchus sacer, meldte il^re (£ier in einen SRift^aben
legt. Sud biefem formt bad S8eibc^en eine $ugel, bie e^ in
eine oorl^er gegrabene Keine ®rube malgt unb bann mit (Srbe
bebedt ^n bem fic^ gerfe^enben iißifte finbet bie Srut @d^u^
unb i^re erfte Slal^rung. S)er äg^pter ^at bie ^anblungSmeife
bed 2:iered beobad^tet unb aud il^r ben fonberbaren ©d^Iug ge^
gogen, ed gäbe nur männliche ©tarabäen, unb biefe ergeugten
in bem felbftgefertigten @i bie il^nen mefendgleic^en jungen unb
bamit i^r eigene^ neues gufünftigeS ^d^* ®o marb il^nen bad
®efd^öpf gu einem @benbilbe bed ftc|i in ber Statur ftetig er«
neuemben Hebend, gunäd^ft ber tügli^ abenbd fterbenben unb
am nac^ften 3:age neu ermad^enben @onne unb meiterge^nb
bed aus ben Uml^üQungen ber äßumienbinben in neuer $raft
unb tro^bem in alter irbifd^er ©eftalt mieber erftel^enben 3Renf(§en.
S)er ®eban(e an eine fold^e SSed^felbegiel^ung gmifd^en bem
2:iere unb bem äJtenfc^en mürbe baburd^ ftänbig ma^i erhalten,
bag ber 92ame beS ft&fer^ cheper lautete unb ba^ man ein
2Bort cheper befafe, melc^cS „werben, befte^en, fein, fc^affen"
bebeutete, alfo unmittelbar auf bie Suferftel^ung ^ingumeifen
fd^ien. SBer bei Sebgeiten einen ©farabäuS bei {id^ trug, ftd^erte
fic^ bementfpred^enb fein O^ortbeftel^en, . bälget folgten oor allem
bie @oIbaten, bereu Seben befonberS oielen ^ül^rlid^Ieiten auS«
•gefegt fein mugte, biefer @itte. 2Ber ein foId^eS SBilbniS mit
HD. Xn, 1 eiarabAud. la
in bad ®xab nafjm, forgte bamit auf bad befte für feine 8(ufi»
erfte^ung unb fein en>iged fieben. Um bie ftraft bad Sntuletted
gu perftarlen; uerbanb man ed gern mit anberen ^eil Derl^eigenben
ßeid^en. S)ie Unterfeite bed 2:iere8 mürbe ald flad^e platte auS«'
gearbeitet, auf bie man bie $Bi(ber unb 9iamen non ®ott^eiten
unb ber oergdttlid^ten ^l^araonen eingrub, ^n anbem OfäQen
brad^te man fromme SBänfd^e ober @Iü(fdmorte l^ter an, mie
bie ^ieroglgpl^en für ^reube, fieben, ®eftanb, (Sd^onl^eit.
2)ie @farabaen, meldte bem genannten Qwtde gu bienen
berufen maren, finb meift Mein, etma 1—1 V2 3^"*'"^^*^'^ lanq.
3)aneben gibt ed anbere, gleid^faQd an ber Unterfeite abgeflachte,
burd^fd^nittlicfi fe(t)i^ 3^^^'^^^^^^ ^^"6^ @tä(fe. S>ie[e galten ald
@rfa^ für baS bei ber (Sinbalfamierung ber 3)tumie entnommene
$erg unb entfprac^en in biefer 93ebeutung ben bunfelbraunen
ober gelblid^en StoBfief ein , meiere man in ben ftiteften 3^^*^^
im 9HItaIe an bie @te(Ie bed ^ergeni» ber Seid^e legte. Später
mürbe ftatt bed jfiefete unb neben bem @Iarab&ud bad 3RobeQ
einer Heinen, meift nac^ unten fpi^ gulaufenben, gemöl^nlid^ mit
groei abfte^enben §enfeln oerfel^enen, unaudge^fll^lten Safe oer^
menbet, beren Silb O au4i bad Sd^riftgeic^en für ba^ SSort
„^erg" bilbete. Ate oorlftufige ^ergen mürben fie nid^t nur
ben SRenfd^en mitgegeben, fonbern aud^ ben ^eiligen 'klieren,
bie bei ber 93eftattung genau mie äRenfd^en bel^anbelt mürben.
Huf ber Unterfeite oergeidfinete man ^aufig ein ®ebet, burd^ bai^
ber Xote fein tpal^red $erg aufforberte, im Ig^nf^it^ nid^t gegen
i^n aufgutreten, i^m oielmel^r bei bem S^otengeric^te gur Seite
gu fte^en. S)ann merbe t}reube im ®erid^tdfaale Iierrfd^en unb
er merbe fein, alfo bie Sered^tigung geminnen, im 9teid^e ber
Seligen gu meilen. SBie aOe 2)inge biefer SBelt, fo l^aben bie
Sgt^pter aud^ ben SIarabau3 perfonifigiert; er erl^ält gelegentlid^
einen SD7enf(fienfopf, ben bal» fried^enbe 2;ier in bie $ö^e ^ebt.
SReift legte man ben ^ergendffarabftud in bie Seiche. S3i9'
meilen umfc^log mau il|n aber aud^ mit einer oieredigen,
fapeQenartigen Umraljmung unb befeftigte biefed ^eftoral auf
ber SBruft ber 3Jlnmk. ^eilige 3^i<ll^n oergierten babei oielfad^
bie t^Iugel bed Sfarab&ud unb bie Umral^mung. ^ier brad^te
man bie ^ierogl^ptien für SBo^Ifal^rt, Scfiönl^eit, ^eftanbigfeit
an, ober bie Silber oon @öttern aM bem Greife bed Dfirid
unb ber Sonne, nor aQem einen gmeiten Serbürger ber S(uf«
erfte^ung, ben l^eiligen 9Ieil^er oon ^eliopolis, ben bie ©ried^en
14 fllfteb fBiebetnatin, ^ie Amulette ber Ägypter. WD. XU, 1
nld ben $^dnt£ bejeidfinen. ^n anbem (^äOen fteDte man ben
@Iarab&ud felbft auf ein 99oot, bai» ber Sonnenbarte entfprec^n
foEte. SRan erinnerte fid^ babei baran, bag Sl^epera, ber @ott
ber äRorgenfonne, gletcl^falld eine auferfte^enbe @eftalt toav unb
bag, Toit bem SKenfcfien; fo aucfi i^m ber @(arabftui» biefed
SBieberaufleben erleid^terte unb in fidlere Sudfid^t fleOte.
Stielet feiten finben fid^ in ben Arabern aud glafierter JtiefeU
erbe ober auS ftarneol gefertigte Slac^bilbungen non einjelnen
^Anben, Seinen, feltener Clären. 2>ie |>anb ift balb flad^ aud»
geftrectt, balb mad^t fie eine ^auft mit audgeftredttem SDaumen,
balb ftecft fie ben 2>aumen jmifd^en bem jmeiten unb britten
l^inger ber gebauten grauft ^inbur(|. fie^tere Semegung gilt in
ga^Ireid[^en iTOittelmeerlänbern ald eined ber beften 3RitteI gegen
ben böfen fdlid, bad gleid^e mirb bie dg^ptifcf^e SBemegung be»
^medten. 2)er einfachen $anb unb bem ^eine barf man biefe
83ebeutung j[ebod[i im aEgemeinen nid[)t gufd^reiben, menn aud^
in einzelnen ^Een bie ^anb mit ber (^auft ju mec^feln ner^
mag. 93ei il^nen l^at man an Sotingaben gebucht unb babei an
bie nod^ l^eutgutage meit nerbreitete @itte erinnert, tti SttanU
Reiten ate 3^^^^" ^^^ ^^^^ ^^^^ ^^ fold^ed bed S)anfed nad^
«rfolgter ®enefung ein 99ilb bed erbanften ftörperteilei» in einer
StaptUt iu meinen, ^m 92UtaIe ^ahe man baö SSotinbilb einem
Zoten mitgegeben, ber bie SBitte ober ben 2)an! bem (Sötte
übermitteln foQte, ju bem er feinen SEBeg in baiS genfeiti» antrat.
S)iefer @rn&rung fte^t ber Sinmanb gegenüber, ba^ bisher im
alten Sgtypten für bie SBenoenbung irgenb meldi^er Sotioe ber
SBeleg fe^It. (Sine Steige von gorfd^em l^atte geglaubt, ben
<Sebraud^ aus Stelen erf daliegen gu !önnen, auf benen D^ren
eingegraben maren unb bie man ald SSotiogaben oon D^ren«
leibenben beutete. S)ie SluSgrabungen oon (^linberd $etrie ]u
aRemp^id ^aben biefe Snfid^t aU irrtümlid^ ermiefen. Sie tx^
gaben gal^Ireid^e berartige @telen, auf benen ni^lt ein ober gmei
D^en, bie auf ben SBei^enben bejogen merben tonnten, er^
fd^ienen, fonbem bereu S)u|enbe. S)ie SBegleitinfd^riften rid^teten
fid^ an $ta^, ben (Sr^drer ber 83itte, unb lehrten, bag man
nid^t bie Ol^ren beS SRenfc^en abbilben moDte, fonbem bie M
^otted. äBie in fiobgefüngen bem ftönige unenblid^ oiele D^ren
gugef^irieben merben, mit benen er, aud^ menn er im $alafte
rul^t, bie Sßorte aQer Sauber oernimmt, fo befi^t ber ®ebets^
«rl^drer ^taf) eine e^üHe oon O^ren, bamit er aOe bie Sitten
ao. xn, 1 Stfoftglteber. @ptege(. 15
iu ^oren Dermag, iDelct^e gleic^geitig von ben Derfd^iebenften
Seiten i^m vorgetragen xotxbtn. 9lld SSotioe fdnnen biefe
iBilber t)on ©liebmagen ba^er nid^t in Setradfit tommen, eine
anbere SDeutung liegt nd^er. S)er Ägypter xoav geroo^nt^ [id^
einen ober mehrere @rfa|förper in bad ®ra6 legen ober in ben
2:enipeln auffteHen gu laffen, bamit er, fafll» feine fOlumie ju«*
grunbe gelten foQte, einer nienf(^lic()en ^üQe nid[|t gu entbel^ren
braudE^te, n)enn i^n bie fiuft anfam, auf @rben umguge^en. 9{e6en
bem ^ilbniffe bed gangen SRenfd^en treten plaftifd^e S3ilber feinei^
ftopfeS auf. 3>ie bienten ald @rfa|fdpfe, faQd ber Xote bad
^aupt oerlor, xoa9 befonberd, n)enn an i^m bie £eid[)entöpfung
ooQgogen n)orben roar, leidet oorlommen fonnte. 92id^t anberi^
wie biefe Jtöpfe ftnb bie $änbe unb Seine gu beurteilen. Sie
maren @rf abteile , n)enn ber Sote burd^ irgenb einen S^^^^ ^^^
Betreffenben @Iiebma§en oerluftig ging.
8Iud ben gleid^en ©ebanlengangen erdärt fid^ baS 3^^^^^
ber beiben in bie ^ö^e gehobenen 9rme (_J ka/ n)eld^e9, pla«
ftifd^ ausgearbeitet ober auf eine flad^e platte aufgegeidfinet, feit
ben aiteften 3^^'^^ ^^^ Seigabe auftritt, ^n ben Silbreil^en
ber @ärge be9 mittlem dtti^t» um 2500 v. Sl^r. ftel^t eS auf
einem Stanbartenträger, ber bann erfd^eint, menn ed fid^ barum
^anbelt, einen lörperlid^ Keinen, in feiner Sebeutung aber tx*
labenen 93egriff bargufteaen. S)ad SBort Sta bilbet bie Se^
jeid^nung bed nergöttlid^ten S)oppeIg&ngerd bed üRenfd^en, bed
mid^tigften in ber langen SReil^e feiner materiell gebadeten unb
b&monifc^er 93ebro^ung ausgefegten @eelenteile. (£r fonnte
biefen feinblid()en aR&4lten erliegen unb ba^er mar eS eine na^e
liegenbe SRagregel ber SSorfid^t, menn man für einen (Srfa^^Aa
€orge trug.
Sieben ha(^ Silb beS jta fteSen bie @argbilber bie S>ar<'
fteQung eined Spiegeid unb Heine fteineme ißad^bilbungen
^g^ptif4ier Spiegel, flad^e runblid^e Sd^eiben auf einem nieberen
St&nber, treten aud^ in ben ®r&bem auf. 93ei il^nen ^anbelt
es ft4^ biSmeilen um eine ®runblage für bie ^erfteQung eines
@ebraud^SgegenftanbeS, baneben aber aud^ um eine Sid^erung
beS unfterblid^en 34}S beS äßenfc^en. ^af^lxei^c SSöUer ftnb
|td^ baruber einig, bag ber 3Renf4) in bem Spiegel, ber fein
SBilb aufgenommen l^at, einen S^eil feines 3d^S gurüctlägt. 9lic|)t
anberS ballten bie Sggpter, mie bieS aus il^rer ©emo^nl^eit
J^emorge^t, bie Spiegel mit übelabme^renben @eftalten gu oer«*
16 Slfreb SBiebemlann, Xte «mulette ber ^g^pter. WD. Xn, 1
gieren. 9}i(|)t ben toten Spiegel n)oIIte man baburd^ fc^ä^en^
ba% man an feinem ®riffe ^at^ormadfen, SSeStöpfe unb &l^n<r
lid^ed anbrad^te ober aud^ bem ganzen ®riffe bie f^orm einel^
ftnotenamuletted gab ober i^n in ber ®eftalt einer nad^en f^rau
aufarbeitete, beren 9}acttl^eit ^ier am 9Kle gerabe fo mie im
93en)ugtfein gal^Ireid^er anberer Stamme bie SD&monen vertreiben
foQte. S)er Sd^ug galt bem Silbe, bad in ben Spiegel fiel unb
in il^m oerblieb, auc^ menn ed fär fterblid^e Slugen unfidfitbar
gemorben mar. 8lld bie Xr&ger biefed ^^^Zeilt^ l^atten bem
entfpretfienb bie Grabbeigaben ju bienen.
Sa4)lic{) ^ängt mit biefen Slmuletten ein meitered gufammen,
roeld&eö bie {J'^rm ber ^ierogl^p^e cz> ren ^ber 9iame" ^at.
S)er ^ame galt ald ein l^öc^ft n)i(^tiger unfterblic^er Seelenteil,
er mürbe in ber ®eftalt feiner ^ieroglgp^e gum ©rfafee bei
einem etmaigen* äSerlufte unb SSergeffenmerben bed mirfüd^en
92amend bed Zoten gemeint, äli^eift ift babei bie Umral^mung
leer, ber in fbttta^t fommenbe ißame ift nic^t eingetragen
morben. SDiefer Umftanb ^ftngt mit einer fflefürd^tung gufam*
men, meldte in einer ägt)ptifd^en Segenbe ber Sonnengott mit
ben SBorten audfprid^t: ,,3Rein Stame marb burd^ meinen SSater
unb burd& meine SKutter auSgefprod^en unb bann marb er
burd& meinen ®rjeuger in mir perborgen, bamit fein S^w^^re^
entfte^e, ber mid^ (mit ^ilfe ber Äenntnid meine« gel^eimniS^»
üoden 5Ramenö) tjergaubem fönne.'' 9lur bei Ädnigen roagtc
man ed, ben ißamen in ben 9Iing eingufe^en, fo gut, mie er bei
ficbjeiten in ben S^fd^riften mit einem berartigen SRinge um*
geben mürbe. SDer 5ßl^arao mar ein ®ott, fein Sttame bemna^
^eilig unb fo mar er imftanbe, fid^ gegen etmaige ®efa]^ren
felbft gu fd^ii^en. ®emö§nli4ie Sterblid^e mußten ftngftlic^er
fein. S8enn fie i^ren iRamen bem ^imulette anuertrauten , fo^
fonnte er leidet Unbefugten belannt unb von biefen i^nen gum
Sd^aben benu^t merben. @d galt bal^er für norfid^tiger, unb
bo(^ für glei(| mirtungdooH, menn man ben 92amen nur in
ftjmbolifd^er SBeife in bad Amulett einfdfilog, etma inbem man
i^n gugleid^ mit einer magifd^en formet über bem 2:alidman
audfprad^ unb biefen gemiffermagen mit il^m burd^tr&ntte. 3)cr
2:ote oermod^te il^n fid^ im rid^tigen augenblide gum @rfa^e gu
Idolen, für einen anberen mar bad Stüd mit feinem ge^eimnid^
Don nerborgenen Sn^alte unnermenbbar.
3)ad l^&ufigfte unter aDen Xmuletten ift ba9 SBUb eine«
tlO. Xn, 1 (^{a|-9?ame. fiuqt ber XBol^Ifal^rt. 17
loeiteren Aörperteiled, ein fd^ematifcf^ gejeic^neted mit Scfuninli^
ftrid^en Derjierted Sluge famt feiner Umgebung '^g. S)icfed
3ei^en mürbe bei fiebgeiten Diel getragen, beni Xoten legte
man ed in ben Seib, banb ed an feinen ^aU ober an feine
^anbtno^tl, legte ed auf feine Sruft, jet^inete t» auf groge
Sad^dplatten unb bebectte mit biefen ben @d^nitt, ben ber &n^
balfamierer an bem Sau(|ie l^atte machen muffen um bie inneren
Zeile entfernen gu fdnnen. @ine lange Steige ber und befannten
Sölfer ^aben im Sltertume mie in ber 9leugeit in bem SBilbe
bed Suged ein nortrefflid^eS Sßittel gegen ben bdfen 83Iid unb
bai» von biefem gebrad^te Übel gefeiten. 3n dg^pten mar bied
ni(fit anberd unb ber @Iaube an bie ©id^erl^eit biefed flbwefiu
mitteld mürbe ^ier nodf^ baburd^ uerftärft, bag fein Partie ut'a
gleichzeitig ,,gefunb fein, in frifd^iem SBol^Ibefinben fein'' bebeutete.
®em brad^te man ed mit m^t^ologifd^en SorfteQungen in SSer^
binbung, bie beiben üugen 3r^ galten ald bie bed ^immeld-*
gotted, baj^ redete mar bie @onne/ bad linle ber SRonb. S(nbere
erfl&rten bad redbte 8uge für bal^ beS ®otteS ^orud unb uber^
trugen ben ißamen |)0rudauge auf aDer^anb erfreulid^e unb
gute S)inge, SBein, öl, @alben unb bergleid[)en mel^r, meldte
nac^ einer ber ägpptifc^en @d[)dpfungdfa^en aud ben ordnen ber
®ott]^eit entftanben maien unb bereu S)arbringung im ©ötter«
unb Xotenfulte eine mi(^tige 9toDe fpielte. ^ad Smulett ftd^erte
feinem S9efi^er aOe biefe ®üter unb augerbem bie SBo^Ifa^rt im
allgemeinen. 9}o(^ in anberer SBeife bemftl^rte bad Suge feine
ftraft. 2)ie aRtjtl^oIogie berid^tete, mie ber bafe ®ott @et bad
Sonnen^ unb bad SRonbauge oielfad^ bebrol^te. 3n ber Sonneni»
unb SRonbfinftemid tonnte ber äRenfd^ erlennen, mie ed bem
83dfen geitmeife gelang, bem 9uge @d^aben gugufügen. 9(ber
gulet^t enbete ber ftampf mit einem @iege bed Sluged. SBar
bie Ofiitftemid ooruber, fo erftral^Ite bad ®eftim in feiner alten,
unuerminberten ^eHe. S)ad mar ein glüdoerl^eifienbed Sorbilb
für ben im (SIenb ober in ben 93anben bed Xobed 93erftrid(ten.
Sie eö bem ©cftirne erging, fo I)offte er, merbe feine S^^'i^^f*
fi4^ geftalten. 92ad^ aQen ben Sc^reden ber gegenmärtigen
€tunbe ermartete i^n neuer ®Iang unb neued fieben, bei ieber
Sdebro^ung brandete er nur gu bem göttlid^ien Sluge gu greifen,
um oon neuem Sieger im jtampfe gu fein. 93idmeilen f)at
man ben SBerfud^ gemad^t, biefed 9uge gu oermenfd^Iid^en. SRan
oerliel^ i§m eine $anb, in ber ed bad 3^^^^^^ f^^ f^^" P't
«Iter Orient xn, l. 2
m aifreb Oiebemann, S^ie Kmulette bec Ägypter. ftO. xn, l
ober gab i^m Sfl&gel unb SBeine um i^tn felbftftnbige Seioegungd''
fa^igleit julotnmen gu (ajfen.
aber bad Sorbilb bed 3^'^^^^ U ^^^ ^f^ i'^^^ geftritten
toorben. 9)?an l^at ed für einen SItar mit pier Abteilungen,
einen 6t&nber, nier ^intereinanber fte^enbe @&u[en, einen ent:
laubten (Baumftamm, einen iRiI[4iIüffe[ ertlaren mollen o^ne
bamit feinem Ausfeilen unb feiner 93ebeutung gerecht gu merben.
SBie bie Ze^te lehren, ^anbelte eS fid^ bei i^m um eine Söftma^
tif4ie 2)arfteaung bed ^tüdgrabed unb ^alSanfa^eiS bed Ootted
OfiriS, mobei man ficb meift bamit begnügte, nier 3&\vhd an«
gubeuten. ®elegentlu^ gab man bem Silbmerle Seine unb
8rme, melcf^e bie ^errfc^ergeidiien bed @otted, ^irtenftab unb
®eifet galten, Singen mürben ^ineingefe^t, eine ftrone barüber
angebrad^L Ober man jeicfinete baS noDftänbige 99ilb bed
®otted in einem langen, meiten Oemanbe unb fteQte bad 3^i<f>^n
über bem ftopfe unter ber ftrone als eine Srt Symbol bar.
^a^ bem S^obe bed Dfirid l^atte ber SRörber @et ben fieid^nam
bed (Sotted gerfd^nitten unb bie einzelnen jtörperteile über
dgi)pten l^in Derftreut, 3fid ^atte fie ftdj) mul^fam gufammen«
gefud^t unb ben SBiebemufbau bed (Sotted bamit begonnen, ba§
fte bad 9Vü(tgrab auffteQte unb an biefem bie übrigen ®Iieb«
mögen befeftigte. S)iefem Sufrid^ten bed 5Deb ga(t ein groged
^nnerungdfeft, melc^ed gunäd^ift in SRempl^id, bann ober aixdf
in anberen ftg^ptifd^en Xempeln gegen (Snbe bed Sa^red gefeiert
mutbe. ®ine 2>arfteaung bedfelben oud ber 3^^^ ^^ ^^^
0. (£^r. geigt, bog fi4 fogar ber ftflnig unb feine ^amilie an
i^m beteiligten. (Sigenl^änbig rid^tete ber SRonard^, oon oier
$rieftem unterftüfrt, bad in aRenfcbengroge bargefteDte S)eb auf^
mäl^renb gleid^geitig ein fnienber $riefter bem ^eiligen 99ilbe ein
Dpfer barbrac^te.
SBon bem 2)eb ald bem 9lüd(grabe bed Ofirid ^anbelt
folgenber bereitd frül^e entftanbener Sbfd^nitt bed 2;otenbud[)ed:
„S)ad jfapitel oon einem oergolbeten Seb, bad ap ben ^ald bed
Sertlarten gelegt ift. 3>er Serftorbene fprid^t: 2)ein §lüdtgrab
ift 2)ein, 2)u beffen ^erg ru^t (ber oerftocbene Dfirid), 2>eine
Stüdenmirbel finb S>ein, S)u beffen ^erg ru^t, i)u bift an
Deinen (S)tr gebül^renben) $la^ gebrad()t morben. 34 fi^be
9)ir bie (gur {Betätigung bed {orperlic^en Sebend) erforberlic^
^lüffigfeit. 3(^ bringe SDir bad 3)eb, an bem 2)u Did^ erfreuft
WD. XII, 1 9i&(fgcab be« Ofirid. 19
-- fßtan \öO, biefed jtapitel f|>re(^en über einem pergolbeten
2)eb, bad gut gearbeitet toorben.ift auS @i)fomorentnarf, bad mit
^flanaenfaft beftri^ien toorben ift. Tlan foU ei» legen an ben
^ald bed aSerllärten. S)ann mirb er eingeben in bie S^ore ber
Untermelt. äRan foQ ed an feinen $Ia& legen am Zage bed
Sol^rei^anfanged ber (Sefolgdleute bed Dfirii». — 3Benn man
biefeS fto^itel fennt, bann ift man ein portrefflid^er S^rll&rter
in ber Untermelt, ni(|t mirb man an ben Xoren ber Unterme(t
jurudgeftoBen. SRan erl^ält SBrote, Andren, eine groge SD^enge
iilti\ö) auf ben SItären bei» @onnengotted 9iä; anberS gefagt:
bed ®otted Oftrid, bei» guten SEBefend. SDie SBorte, bie man
fprid^t, finb jauberlraftig gegen bie ^einbe in ber Untermelt in
ber rid^tigen SBeife.'' SJer ©inn biefcr ©ftfee, in benen Dfiri«
unb Sonnengott old glei4)bered)tigt bel^anbelt merben, ift I(ar,
menn man fid^ aud^ nidt^t immer an bie SSorfd^rift banb, bad
nmulett aM @i|Iomorenl^oIg ^erjuftellen, oielme^r baneben
anbered SKaterial, glafierte ftiefelerbe, alte 2:opffd^erben, @o[b,
ni(!^t oerfcfimä^te. @d foQte bem Zoten bad 9iüd(grab mieber
oerfd^affen unb il^m nebenbei ben Eingang in bie oerfc&iebenen
9taume ber Untermelt unb bie nötige 9la^rung im Igenfeitd
fnfiem. @ein 92ame ded „SSeftänbigteit" beftfttigte biefe Sei«
beutung.
Su^r ald Smulett oermenbete man bad 3^i<$cn aud^ bei
anberen (Selegenl^eiten att 83eftanb oerlei^enbed S^ubermittel.
SRan brachte ed auf Zragpfeilem an, um bie ©tanbfeftigleit beS
(Beb&ubed bttcd) feine ftraft ju erhalten. Stuf ©argen jeid^nete
man eS unterl^alb bed 9titctend bed 93erftorbenen auf, um ba^
burd^ beffen S^üdtgrab gu oerft&rlen unb j[ebe Serle^ung biefed
ftorperteiled, ber bem gangen iDtenfd^en $alt oerliel^, bmäf
3>amonen unmöglich ju mad^en. 2)aS 3^^^^^ med^felte an
biefer ©teDe mit bem Silbe ber Göttin bei^ SBeftend Slmenti
unb mit bem ber ®öttin bed ^immeld Sßut, ber SRutter unb
ba^er berufenen ©d^u^erin bed (Sotted Dfirid. (Erftere gel^drte
l^ier^er, benn unter il^rer Ob^ut ftanb bad Steid^, in bad ber
Serftorbene eingeben foQte. Zrofr biefer ©teDung erf^ieint fie,
abgefei^en oon biefen ©argbilbem, oerl^aünidm&gig feiten. Sd
ift i^r ergangen mie gal^Ireid^en ägpptifdtien ©onbergottl^eiten
oon örtlicher ober geitlid^er SBirtfamfeit, fie mürbe oon (Sottl^eiten
oon umfaffenberer Sebeutung oerbr&ngt. 83or aOem trat bie
bii^geftalüge ^immeldgöttin ^atl^or an i^re ©teDe. 3n iaf)U
2*
20 ^Ifteb SBtebeniann, Die Hmulette brr Sig^pter. HD. XII, 1
rdd^en SiorfieOungen aud ber SBIutegeit ^gtfptend pel^t man
biefe au9 bem Serge bei SBeflenS in unmittelbarer StAl^e bed
®rabed l^eraudtreten, um ben Xoten ju begrüben. @ine uon
StaDiQe gu D^r el bahari bei Z^eben tntbedte tunnelartige
J^apeQe, melcfie mo^I einen ber (Sing&nge in bie Unterioelt bar«
fteQen foDte, geigte ben fid^ l^ieran unmittelbar anf4iliegenben
Sorgang. 3)a ftel^t bie in fünftlerifd^er SBeife nortreffli^i bar«
gefteQte ^at^ortul^ aufredet ba, nor i^r fte^t ber jtonig Z^nU
mofid Uly auf bejfen $aupt fte fd^ü^enb il^ren jtopf ftä^t, unb
mirft einen legten SBIid auf fein biedfeitiged 9ieic^ unb feine
Untertanen, bie i^n eben gu ®rabe geleitet ^aben. SBeiter nac^
hinten erblidt man ben $^arao gum gmeiten Male, mit er an
ben @utern ber Stuf) fangt, um mit i^rer SD'Kld^ bie i^r inne«
mol^nenbe Unfterbli^feit in fid^ aufgunel^men unb bamit ein
DoÜbered^tigter Snfaffe bed Slotenreid^ed gu merben. Sl^nHclie
Sbbilbungen finben fi^ ^u^ f^^ft unb geigen bie ^ol^e SSe«»
beutung, bie man biefer Stn^ für ben Seremigten gufc^reiben
gu muffen glaubte. Unter ben Amuletten finbet fie fid^ tro^bem
ald @ingelgeftalt nerl^ftltnidm&gig feiten. SSenn ed gef4iie^t,
fo mirb fie auf Ifetnen nierectigen platten abgebilbet mit 93Iumen
am ^alfe unb bidmeilen mit einer 6onnenfc|ieibe gmifd^en ben
Römern, ^ftufiger mirb fie nereint mit anberen ®ott^t\ttn auf
bem befonberd im erften ^gal^rtaufenb v. S^r. beliebten ^^pocep^al
Dermertet, einer freidrunben @d^eibe aud mit &tud bebedter
unb bemalter fieinemanb ober 99ronge, bie man unter ben ftopf
ber fieid^e legte. 83on il^m behauptet ein von gel^eimnidPoDen
©ottednamen erfüDted jtapitel bed Xotenbuc^ed, bei feiner @in«
ful^rung fei bie Stnl) beteiligt gemefen. Sßan foQe ein aud gutem
®olbe gefertigte^ 99ilb bed Xierei^ an ben ^alS bed X^oten legen
unb ed augerbem auf ^apprud aufgegeid^net unter feinem ftopfe
anbringen, bann merbe reidplid^e SBftrme in bem Seremigten
fein, mie er fie einft im fieben befeffen l^abe. S^ementfpredfienb
geigen bie iTOalereien auf ben ^qpocep^alen ald ^auptbilb biefe
Unfi. 9teben il^r erfd^einen in mei^felnber ^d^l anbere ®ott«
l^eiten, meldte mit bem Sonnengotte in SSerbinbung fte^en, bie
^unbdtopfaffen, meldte bie im S)iedfeitd unb bie im Senfeitd auf«
gel^enbe @onne gu begrüben l^ätten, bie ®efolg0leute bed ®otted
auf feiner ^immeldfa^rt, bie Sdarte ber äRorgenfonne, ber aDeft
umfaffenbe unb be^errfd^enbe Sonnengott mit ben oier SBibber«
löpfen, tnblxi) bie oier Xotengenien, benen bie S9ema(|ung ber
ac. xn, 1 ^at^otful^. ^flansenrftule. 21
Singetoeibe bed toten @otted unb bamit beS il^m gleki^geftellten
Derftorbenen äRenfd^en anvertraut rourbe.
(Sinei» ber Derbreitetften Smulette toar bie meift aud grün^
liebem Sr^Ibfpat ober grün glaftertem Steingut ^ergefteUte
^flanjenfäule I. SBelcfied @maö)d babei ald 93orbiIb biente,
ob ed, TDxt bie %9pter fp&ter felbft behaupteten, ber $ap9ru8
war, bein bad @ebilbe freilid^ nur fe^r n^enig gleid^t, ober, toit
neuere t^oii^tt oorgefc^Iagen ^aben, ber fiotud ober eine
(Slodenblume, lägt [x^ nid^t entfdEieiben. Siudd roenn bie ®t*
ftaltung alü S^ttx ober als SAuIe SSerioertung finbet, ift eine
botanifd^e OrsftfteQung feined Urbilbed unmöglicft unb badete ber
Ägypter im aflgenteinen tooffl nur an ein grünenbed frifcf^ed
®twa^§, o^ne fic^i um eine miffenfd^aftlidde 83eftimmung 3u be<*
lummern. @eine SSermertung atö @äule ergab fi4) baraud, bajs
bem dgppter ber Stempel atö eine SBelt im Jtleinen galt. S)er
^ugboben mar bie @rbe, bie 2)ed(e ber f)immel, an bem @terne
fielen unb Söget flattern, bie Säulen maren bie ®em&d^fe, bie
Don ber ®rbe bem ^immel juftreben, bie $alme, ber £otud,
ber $ap9rud. 9Id ^^pUx tragen ®dttinnen unb Königinnen
bad 3^^^^^/ n^elcded uat' „grün fein, grünen" gu lefen ift^ um
fid^ ald emig frif^i unD iung gu begeid^nen unb fid^ bamit biefe
(Sigenfcfiaften bauemb gu fidlem, mie bied audb bad Slmulett
}u tun oerfprad^. ^f)m finb gmei .ftapitel be^ 2;otenbud^e0 ge«
mibmet. 3n bem einen mirb oon einer @öttin unb i^rer
3auberlraft gefprod^en unb bamit auf bie magifd^e jhraft ber
Stitcte ^ingemiefen. ^n bem gmeiten gibt fi4) ber %oU felbft
ffir bad Amulett aud, bad aud hartem Steine gearbeitet unb
ungerftörbar fei. (£d fei l^eil unb fo fei er ed aud^, ed lönne
nicf^t perlest merben unb fo lönne an^ er nid^t oerle^t merben^
ed tonne nic^t gerfd^lagen merben unb fo lönne au^ er nid^t
gerfc^Iagen merben. Seine ®Iiebmagen fönnten nid^t befd^äbigt
merben. ^ier ift in intereffanter 2Beife audgefprod^en, ba^ neben
ber @eftalt unb ^arbe bed Smuletted, melc^eS bie ^^rifd^e ber
grünenben $flange miebergab, aud^ bie t$eftigfeit bed üRaterialed,
aud bem ed gefertigt morben mar, für feinen 93efi^er nu^bringenb
fein foOte unb il^n oor bem SSerberben unb ber 3^>1^ö^u"S
fcbü^te.
(Sine meitere SReil^e oon Smuletten geprt gu ben oielfac^
auftretenben jtnotenamuletten, wd^e ber Slnfd^auung entfpringen,
22 HIfreb SBiedemann, 2)ie Kmulette ber Sgtjpter. 80. XU, 1
bai Se^ütgen eined jhiotend Don beftitnmter f^orm Dermöge gegen
fd^äbigenben ß^uber gu ftc^em ober aud^ bad Übel eiitjufcliUegen,
fo bag ed nur bei unooiftd^tiger Sdfung bed ftnotenft lieber
frei merben tdnne. 3)a^ befanntefte unter biefen Sfuden ift baft
Seid^en •?-. ^ru^er ^at man in i^m Dielfad^ ein jg)enfeltreuj
feigen »öden unb ed in ben ftreid ber Jtreug^S^mboIil l^inein«
gegogen old eine 9rt Soral^nung ber SBebeutung bed c^riftlid^en
ftreuged. 2>ann ^at man ti, ba ber Spiegel gelegentlich feine
®eftalt erpit, für einen fold^en erHärt. Xatfftd^Iid^ ift bad 9ku
l^ftltnid bad umgete^rte. äRan ift Don bem 3ci^en ausgegangen
unb ^at feine obere Stunbung baju benu^t, um ^ier ben Spiegel
einjufe^en. 2)ann fd^ü^te ber umfd^Iingenbe ftnoten biefen unb
bantit bad in il^n einfaDenbe S3ilb oor ber aSeeinfluffung burd^
bftmomfdi^eaRad^te. — ^n SBirüid^Ieit fteQt badßeid^en ein »anb
bar, mte ed um ben fieib gefd^Iungen mürbe, oom marb baSfelbe
gufammengetnotet unb lieB man bann bie burd^gegogenen (£nben
breit l^erab^ftngen. ^iefed Sanb f)\t^ änch unb ba jufäQig &nch
aud^ bad SBort für ,,Seben'' mar, fo mürbe bad gleiche ^tidftn
gur Schreibung biefed bilblidd nic^t barfteObaren Segriffed oer«
mertet. 3n biefem Sinne galten ed bie ®ott^eiten unb bie
Jtonige al8 bie Sefi^er be9 fiebend unb ald Ferren über Seben
unb Zob i^rer Untertanen in ber ^anb. Sie fönnen ed meiter
oerlei^en, inbem fie bie $ierogIt)pl^e bem SBegnabeten an bie Stafe
l^alten unb tl^n berart bad Seben einatmen laffen. Sereitd frül^e
^at baS fieben eine eigene ^erfdnlid^feit gemonnen; bann er«
fd[)eint ed als ein menfd^Iid^er Seih/ über beffen Stumpf bie obere
SRunbung beS 3^i4icnS ben ftopf bilbet. 9Rit feinen Seinen
oermag eS bal^ingufd^reiten unb in feinen ^ftnben ^< eS
anbere Symbole unb ^eilige Stanbarten. @S ift fogar gerabegu
gu einer felbftanbigen ®ottl^eit gemorben. ^n ein^r ®ötterlifte
aus ber ^tii beS um 2800 o. €^r. regierenben ftönigS $epi L
mirb es neben SBeft&nbigleit (beb), ^reube, Sag, l^al^r, Smigteit
unb ben großen ®ott^eiten beS ftg^ptifd^en $ant^eonS mit auf«
gegft^It. «
(Eine gmeite l^ier^er gehörige Serfnotung, bas 3^^^^^" v
foOte ben Xejrten gufolge aus Somalin gearbeitet merben, o§ne
bag man ftd^ in ber SSirHid^teit flreng an biefe Sorfd^rift ge«
lalten l^&tte. (£s enthielt, mie baS Xotenbud^ aus uns unbe«
lannten ®rünben behauptet, baS S9Iut ber ®0ttin 3fls, bem
aD. XII, 1 StnoUnamuUiit. ^errf^aft^ific^en. 23
man gerabefo mit ber @ötltn felbft eine befonberl^ groge Qanhtx^
Iraft 3uf(i^rie6. SBer bie i^m geiDibmeten g^ubern^orte lannte,
ber fanb in bem (befolge bed ®ottei» Dfirid Sufnal^me, bie
Zore ber Untern^elt öffneten fic^ iJ^ni; Stom n)urbe iJ^m in ben
®efilben ber Seligen gegeben, fein 9tame galt bem ber bort
roeilenben ®dtter g(etd^. 38ie mirifam ed fein lonnte, ba^ jeigt
eine Vbbilbung in bem gleic|fen SBerle. 3>a f)&li bad 3<^i^^^
mit feinen beiben Xrmen ben Xoten feft unb ner^inbert, bag er
in ber Untermelt nac^ Dften fortgefd^Ieppt mirb. Um biefem
bro^enben Unl^eil gu entgegen, griff ber SSerftorbene bei biefer
Gelegenheit gu bem äugerften Sßittet meld^ed i^m ben ©Ottern
gegenüber jur Verfügung ftanb, ju fd^meren ©ro^ungen, beren
^aralteriftifd^e ^auptfä^e folgenbe pnb: „SSenn id^ nad^ Dften
gefd^Ieppt merbe, menn aDe bofen unb fd(iled(|ten SDinge, xoelcl^t
gu einem g^pe ber geinbe (be« ®otteö) gel^ören, gegen mid^
angelten, bann foQ Derfcblungen merben bie äRannedtraft bed
@onnengotted unb bad ^aupt bed ®otted Dfirid. Unb foQte
id) geführt merben gu ben Of^Ibern, mo bie ®ötter ben Demici^ten,
ber i^nen antwortet, bann foQ SBIinb^eit entfte^en an bem Sluge
bed Sonnengottes 2:um (eine Sonnenfinftemid) unb aSerl^anb
anbere» Unheil foH fid^ ereignen". SRitfet feiten wirb baS 3^^^^"
an ber Snnenfeite ber Sarge in auffaOenber ®röge angemalt
Dann erl^&It ed bidmeilen auger ben beiben menfd()Iidi)en Firmen
aud^ no(^ ein ®efi(^t, meld^ed burd^ feine abfte^enben jtu^ol^ren
an bie ^atl^ormadfe erinnert, bie, mie bereits angufül^ren mar,
eine ftl^nlid^e, Unheil abme^renbe flbfid^t oerfolgte, mie l^ier bie
S(|)Ieife unb bad S9Iut ber' SfiS, bad fie bilbete.
@ine größere ®ruppe oon Simuletten mirb burc^ ^errfd^aftd«»
gei4)en gebilbet. 2)a finben fid^ meift in glafierter ftiefelcrbe
gearbeitet: bie Ärone üon Dberöggpten A, bie oon Unter*
ögqpten %/, bie bem $]^arao atö bem ^erm beS gangen fianbed
gulommenbc Serbinbung beiber )d, bann bie Uräuöfd^Iange j^^,
bie ber jtönig ate 3^^^^^ f^i^^^ SSärbe unb feiner 3Rad^t aber
Ceben unb Xob oom in ber äßitte ber Stirn trug, bie beiben
Straugenfebern m, meldte SSal^rl^eit unb ®ered^tigteit ft)mbolii>
fierten, bie beiben ^aupteigenfd^aften eined nad^al^menSmerten
SRonard^en, baS 3^pter 1 meld^eS bie $]^araonen unb bie ®ötter,
meldte über baS 9}iltal bie ^errfd^aft ausübten, als 3^^^^^
24 ^tfreb äBtebemann, ^te llmulette ber Üg^pter. 90. XII, I
foniglid^ec SKad^t führten, enblic^; freilid^ ipeit feltener, eine Steige
Don ®ötterfronen. Ign ben @argbilbern ift bie Stetige biefer
Snftgnien eine meit größere. SSor aDem treten ^ier ber ^irten«
ftab 7 unb bie ®eifel ^ auf, roeld^e bem Ofirid ali^ bem
^errfd^er bed Sotenreid^ed gebührten, bann eine groge 3^^^ ^^^
nerfd^iebenarligften ^tptex oon mannigfad^er, und freilid^ nur
teilmeife bekannter SBebeutung, ga^Ireid^e eigenartig geformte
@tftbe, jtapu^en in mannigfad^en @eftalten unb enblid^ bie
jteule L ein ^olgftab, an bem oben eine fd^mere 5tugel au^
Stein ober SRetaQ befeftigt mar unb beffen {td[) ber j^önig bei
bem rituellen aRenfd^enopfer naä) errungenem @iege bebiente.
@d finb bied im aQgemeinen ^nfignien, meld&e ben DfiriS ald
ben ^errf(^er ber Unter melt, unb bann in na^e liegenber Über«
tragung ben ftöni0 ald beffen irbifd[)en ©teQoertreter lenngeid^nen.
@ie merben ^ier ald beigaben bem Soten, aud^ menn er nidi^t
föniglid^en ©eblüteS unb t^ronbered^tigt mar, jur Verfügung
gefteüt. Urfprünglid^ ^atte man in ^gt^pten angenommen, bie
Unfterblic^teit bed 972enf(^en beftel^e barin, bag fid^ nad^ bem
2:obe fein irbifd^eS fieben in ber altgemol^nten äBeife fortfe^e
unb er bemjufolge für aDe Smigleit feine irbifc^e @teQung bei«
bel^alten merbe. ^n biefer ^tit fonnte ^öd^ftend ber oerftorbene
jtdnig auf eine bem Dftrid entfprec|ienbe Stellung Snfprud^ er«
^eben. Sllmäl^Iid^ oerfcfiob fid^ aber biefer ©laube. üRan ^offte,
ed merbe möglid^ fein, oermitteld magifc^er Formeln feine Stellung
im :3enfeitd gu oerbeffern, bort l^ö^ere SBürben gu gewinnen atö
man fie einft im 3)iedfeitd betreibet l^atte. Selbft bad ^errfd^er«
tum bed Dfirid blieb bann nidi^t unerreid^bar. 3^ f^i"^^ ®^^
ringung unb gu feiner angemeffenen Hudübung legte man bie
notmenbigcn Snfignien in ba^ ®rab Sfloä) gur 3^^* ^^^ ^ßgra*
mibenerbauer ^atte man geglaubt fie berfd^Iingen gu muffen, um
il^rer in ooQem Umfange $err gu merben, fp&ter genügte i^r
SBefi^, um gleid^en (Srfolg gu ergielen. "Siefe Erweiterung ber
Snöglid^feit, bie Stellung bed Ofirid gu gewinnen, fd^eint für baS
mobeme Smpfinben gu logifd^ unbenfbaren t^olgen gu führen,
gu einem fici^ bei jebem S^obedfaQe emeuemben Jtampfe gmifd^en
aOen ben Serftorbenen, bie nunmel^r bered^tigt unb bef&^igt
waren, auf bad gleid^e ^errfd^ertum Slnfpruc^ gu ergeben. 3)ie
dgt)pter ^at biefer Umftanb in i^rem ®Iauben unb ^offen eben«
«DO. xn, ] ^ercf(^aftdiei(^en. »äffen. 25
fomenig geftört tDie alle bie anbeten 6innn)ibrig!eiten^ gu benen
{ie ti^r f^ftemlofed religiöfed S)enlen geführt l^atte.
ißeben biefe Snftgnien [teilen bie ©argbilber ga^Iret(^e
SBaffen, $feile, S3ogen, Sd^ilbe. @ie mürben in il^rer tat\äd)^
Ii(|en @eftalt pielfac|i in ben ®räbem niebergelegt, unter ben
eigentlid^en Slmuletten fehlen fte im allgemeinen. Diejenigen
^g9pter, meldte gu SlaliSmanen Vertrauen Regten, oerliegen fid[)
lieber auf magifd^e @4)u^maffen gegen ben Snfturm ber SDämonen
aU bag fte gu mirüic^em jtampfgerat gegriffen l^atten. häufiger
finbet fi4) nur eine Ileine^ ^albrunbe ®^tiht, roeldde in ber
äRitte oben einen fiömenlopf trägt ^^. Z)ad ift nid^t etma
ein $erlenlragen, fonbern ein @d^ilb, bai ä^nlic^em ^toedt gu
bienen berufen ift mie bie dgid ber ®ried^en. S8ir feigen ed in
ber Unten ^anb ber la^ngeftaltigen @dttin SBaft, menn fie fid^
in aufred^ter j^altung, ein jtörbd^en am 8lrme unb mit ber
rechten ^anb ein ©iftrum fd^mingenb auf ben SSeg ma4it, um
i§r 9lei(| gu burd^ftreifen in äl^nlid^er ä8eife mie bie äg^ptifd^e
^xau aud bem ^olle gu einer ^ugwanberung fid^ anfd^idte.
SBar ber eigentlid^e ©d^u^fd^ilb aud^ nur Hein, fo mar bie
SSirhtng bed Sdmenfopfed um fo größer, benn er fteDte bie an«
Qriffdiuftige @ötttn @ed^et bar, bie aud^ an anberen ©teilen aU
Übel abmel^renbe (Seftalt Snoa^nung finbet. 8IId lömenldpfige
^rau mit ber ©onnenfd^eibe auf bem Raupte mürbe fie auf
flad^en platten aufgegeid^net, biefe mürben burdbbol^rt unb an
eine @d[)nur gebunben am $alfe getragen. Dabei tonnte bie
@öttin aDein fte^en, lieber fe^te man hinter i^r 93ilb bad Ut*a«
Sluge unb erinnerte fic^ babei baran, bag ber fiegenbe gufolge
einft Sec^et ald SSertörperung bed Sluged bz^ ©onnengotted
bie aufrü^rerifc^en 3Renfd[)en gu töten unternommen l^atte. Der
Sonnengott ^atte aber SRitleib mit ben ber SSernid^tung ®e^
meisten empfunben unb bad äSerf ber ß^^^^i^^ß gel^emmt. @o
fd^u|te benn bie @dttin auf bem Slmulette mit il^rer ftraft ben
Präger, anbererfeitd aber unterftü^te il^n bad Sluge gegen @ec^et
felbft, faQd biefe mieberum eine 8bfd[)Iad^tung bed äJ^eufd^enge«»
fd^Ie4ltd planen foDte.
8uf beftimmte $erioben, befonberd auf bad mittlere 9ieidti
um 2600 0. &ix., mar bie SBeigabe länglid^er, flad^er, gebogener
platten aM ißilpferbfnod^en ober feltener aud ^olj befd^r&nft;
auf bie man bie SSilber gal^Ireid^er Dämonen unb ^^abeltiere, oor
26 fil\ttt> SBtebemann, ^te Amulette 2)ei Ägtjpter. 00. XII, 1
QÜent aber bte (Seftalten bed S3eiS unb bed iDeiblic^en 9}tlpferbe9;
eingegraben l^atte. @ie befagen bie ^otm bti ägtiptifd^en JBurfi»
^olged unb maren bementfpred^enb berufen, in bem Stampf gegen
feinbli(|ie ^elfter aM Saffe gu bienen ober biefe roenigftend ju
erfc^reden unb von einem Angriffe gegen ben gn^aber abju^alten.
Sin bie ^errfd^erinfignien fd^lüegen ficb bie ga^Ireid^en ^aU^
banber an, n>tl6)t nad^ ägpptifc^er @itte fragenartig breit über
bie 83ruft herabfielen. @in bunnel» 99anb lief pon ii^ren beiben
@nben aM übet bie @cbultern ^f, in ber 3Rittt bed Sftücteni^
n^arb ed jufammengebunben. $ter befeftigte man eine fdfiioere
Duafte, meldte eine Slrt ©egengemid^t gegen bad ^aldbanb ju
bilben berufen mar unb e^ auf ber rid^tigen ^öl^e galten foQte.
3>iefe ^aldbänber galten nid^t nur ald S^^^^f fte maren, mie
ber @d^mud überhaupt bei ben meiften ißaturröUem, bagu be^
ftimmt, glei(|)jeitig ald Smulett gu bienen. ^n älterer ^^t er^
fd^einen fie in ben bilblid^en 2>arfteQungen ber ®räber in fe^r
uerfd^iebenen f^ormen. 9}?an fprid^t oon bem fperbergeftaltigen,
bem geiergeftaltigen, bem fiCbergolbenen, bem golbenen breiten
^attbanb, bem ^aldbanbe bed ^erm ber @migteit. 3n fpftterer
3eit fpielen im allgemeinen nur nod^ gmei eine 9toIIe, bad breite
^atebanb, meld^ed aucb ber fiebenbe bti feierlict^er ®elegeiif)eit
anlegte, unb bad geiergeftaltige, bei bem bad SBilb eineis ®cierd
mit meit ausgebreiteten [^lägeln bie 93ruft bebedKe. S^nen gelten
befonbere ftapitel bed 2otenbud[ied. S)ad bem erfteren ®ö)mnd*
ftüdte gemibmete legt bem bem ®otte Ofirid gleid^gefteQten Xoten
bie SBorte in ben 99^unb: „D mein Sater, o mein SBruber, o
meine SRutter, o 3|id! ^d) bin Don meinen Sinben befreit, i($
fe^e! 3d^ bin einer Don benen, bie non il^ren 99inben befreit
ftnb unb ben ®ott Steb {Beb, ben ®ott ber (Srbe unb Sater bei^
Dftrid) fe^en!" S)ad Amulett bemirfte ben ^ier aul^gefprod^enen
(Sebantengangen gufolge bad flbfaOen ber bie fieid^e umfd^nüren«
ben SBinben unb gab bem Seremigten, entfpretfienb feinem 9lamen
usech „meit fein" unb mit ben Seinen Derbunben «meit l^in«
fd^reiten", freie Semegung. Z)amit mar er fo gut mie bie frül^eren
Zoten, benen ein gleictier Sorgug guteil gemorben mar, imftanbe,
bie @ottl^eit gu erblidten unb lonnte bied nunmel^r ber gdttlictien
^amilie bed Ofirid, bie feine eigene gemorben mar, mitteilen.
Sei bem @eier^aldbanbe fpric^t bie guge^drige ^ormel oon
3ftd/ bie ^erbei fftme, bie burd^ bie S&nber flattere, bie bie oer»
borgenen Orte burd^fud^e bid ^orud aud ber Sumpfgegenb bed
ac. XJI, 1 ^afsbftnber. STopfpfite. 27
2)elta, in bei er aU ftinb Derborgen getoeilt fjatlt, J^erauSfornme.
31^01 befahl fte bie ^errfd^aft ber S&nber an, bie einft fein Sater
Ofirid inne gehabt ^atte; er erf&Ote bie fieute mit ®§rfur4it,
m&^renb feine SRutter Sfid i^m i^re maQx\d)e jtraft guteil werben
lieg. S)er jtem;>un!t bei biefem Xntulette ift bie (Seiergeftalt.
3nt Snfd^Iug an eine im gangen Slltertume verbreitete 9(nf$auung
^aben aucf^ bie ^g^pter in bem ®eier ein Xier gefe^en, meld^eS
gang befonberd aufopferungdfA^ig für feine jungen fid^ ermieis.
€o mürbe feine ®eftait biejenige, meldte bie ®dttinnen mit 9^ou
liebe annal^men, menn fie aU Schülerinnen aufgutreten gebadeten,
unb gab man bal^er ber Sc^u^gottl^eit oon Dberftgppten, ber
®öttin 9}ed^ebit, bie ©eiergeftalt. @4u^en foflte bemnad^ bad
(Seierl^atebanb, gleid^geitig aber auc^ bem Zoten, mie einft bie
geiergeftaltige Igfid bem ^ovn^, bie ^errfd^aft {id^em unb i^m
3auberma4it verleiben. 9{eben bem ^auptteile ber $al9b&nber,
meld^er bie SBruft bebedtte, biente au^ bie auf bem 9?udten be«
finblicbe Duafte ?^ unb bad fd^merf&IIiger gearbeitete mafftoe ®egen^
gemid^t \ / aU SEalidman.
3u anberdartigen ®ebanfeng&ngen atö fie bidl^er gu be^
fpred^en maren, fübrt bad Hmulett ber ftopfftü^e ^. @benfo
mie bie meiften Orientalen, fo pflegte aud) ber alte flg^pter flad^
mit nur menig er^o^tem 5topfe gu fd^Iafen. Sine fold^e Lagerung
1)atte ben Stadtteil, bog bei i^r bad ^auptl^aar gebrüd(t mürbe.
2)iefer Umfianb mar für ben nornel^men «gtipter unb befonberS
fär bie dg^pterin fe^r unermfinfd^t, menigftend in ben 3^^'^"^
in benen man ftd[i bie ^aare be9 ^opfed nid^t abrafierte unb
bann $eru(fen trug, fid^ oielmel^r mit eigenem ^aupt^aare geigte.
2)amaid mar ed nielfad^ Sitte äugerft umftftnblicbe, aM iaf)U
xtxi^m fleinen geflochtenen Strähnen unb fiodten gufammengei*
fe^te t^rifuren gu tragen, bereu ^erfteQung oiel Qtit erforberte
unb eine l^arte ®ebuIbdprobe bilben mugte. ^^r moQte man
fid^ nid^t aOgu oft untergie^en unb mft^Ite bal^er für bie 64lIafenlS«
geit eine ftopfunterlage, meldte bem Raupte gmar eine ^öl^enlage
oerfd^affte, bie f^rifur aber nid[|t in äl^itleibenfd^aft gog. Sie
fanb man in ber Jtopfftu^e, bie man berart unter ben 9tad(en
fd^ob, bag ber ftopf frei fiber bad Xragbrett l^inaudragte.
Statt bie mirlüd^e jtopfftu^e im ®rabe niebergulegen, be*
gnügte man fic^ l^&ufig bamit, fie auf ben ^olgfftrgen neben
ben jtapu^en, ftopfbinben unb anberen Seigaben abgumalen
28 fLifttb 9Btebemann, ^ie Amulette bec Ägypter. ' %0. XII, l
ober Keine, fo gut n>ie regelm&Bis aM ^ftmatit gefertigte, ettoa
2 — 3 ^tnümtiex lange Stad^bilbungen berfelben ju meinen, in ber
Überzeugung, ber Zote n>erbe fidfi aM i^nen bei eintretenbem
SBebarfe bie tatf&d^Iid^en Stitde l^eraudjaubem fönnen. 3>^"&4f^
[outen biefelben feinem praltifcfien @ebraud^e bienen, bann aber
gemannen fie loeit ^öl^ere SSebeutung, worauf bereite bie 93er^
roenbung bed ald ß^uberftein beliebten ^amatit für bie SRobeQe
^inbeutet. 2)ae „ftapitel oon ber jtopfftu^e'' im Zotenbucfie
fpielt 3unä4)ft barauf an, bag ber Zote aufermecft morben fei
unb fid^ fein $aupt jum ^orijonte ergebe. S)er @}ott $ta^
^abe feine ^^inbe niebergemorfen, ß^^'^^^^f^ f^i ^^^ gegeben
megen bem, mad i^m angetan morben fei. S)ann ^eigt ed:
„Z)u bift ^orud. Der @ol^n ber ^at^or, bie f^lamme, ber @o^n
ber flamme, bem fein ftopf miebergegeben ift, nad^bem er il^m
abgefdi^nitten morben mar. 92id^t mirb fiirber^in, mal^rlidE^, 2>ein
Aopf fortgeuommen, nid^t mirb 2)ein jtopf fortgenommen bid in
aOe Smigleit. dl^nlid^, nur flarer \püd)t fid^ ein anbered @täct
ber gleid[)en ©prud^fammlung aud, bad alte „jtapitel bamit ber
jtopf einer $erfon in ber Untermelt nic^t abgefdlinitten merbe",
bad ben Serftorbenen fagen l>: ^^^ bin einwarft, berSol^n
eined J}ürften, eine t$I<tmme, ber @ol^n einer flamme, bem fein
Aopf miebergegeben morben ift, na^btm er i^m abgefd^nitten
morben mar. 9tid^t mirb fortgenommen ber Aopf bed ®otteft
Djtrid, nid^t mirb mein jtopf fortgenommen. 34 bin auf^
gerichtet, id^ bin erneut, id^ bin oerlüngt, id^ bin ber ®ott
Ofiril».'' 2)iefe @ä^e mad^en bie ©emig^eit, im ;3en[eitd feinen
<ftopf mieber ju erlangen unb gu behalten, baoon abl^&ngig,
ba^ er junäcfift abgefd^nitten morben ift. SBie ed einft bem
@onnengotte ^oru0, bem Sol^ne ber ^immeldgöttin ^at^or,
unb bem ®otte Dfirid erging, fo foQte aud^ mit bem Ser^
ftorbenen oerfal^ren merben. ^er Körper biefer ©ötter mar jer«*
ftüdelt unb bann mieber ^ergeftellt morben, alfo mu§te bem
Zoten ein ©leic^eS gefd^e^en. ^n ältefter 3^ii mürbe biefe 3^^'
legung ber fieid^e tatfdd^lid[) ooQjogen. Später gab man ^it
itoav auf, bema^rte aber in tonferoatioem @inne bie auf fie
begüglidden Sprühe unb oermertete ein mit il^r im 3ufcimmeni'
l^ange fte^enbei» Hmulett. (Eine berartige formell^afte Serbinbung
ber ftopfftü^e mit ber fieid^enfOpfung lonnte bann nur ben @inn
^aben, bag bad Smulett bie Sßirlung ausübte, oon ber bod
ftapitel fprad[). Ser badfelbe befag, bem l^alf $ta^ gegen feine
«O. XII, 1 STopfftüt^e. 3:reppf. Stfirum. 29
t^tnbe, ü^m toarb ^aubtttta^t guteil, er mav im Senfeitö gegen
ben Serluft bed ^awpM unb bamit gegen einen gmeiten enb«
gültigen 3;ob gejtd^ert. 9)ad ^tii^tn foDte i^m nid^t nur gur
Sermertung gu Gebote [teilen, fonbern aud^ fär bie a)?dglidt)Ieit
feiner 93ermertbarfeU forgen unb bai^ lonnte nur gefd^el^n^ werm
ed bem Xoten ben ftopf erhielt, bamit er biefen auf bie €tü^e
aufgulegen oermoc^te.
(Srl^öl^en follte bemnac^i biefe Umbeutung bie 9{ü&Ii(^Feit
bed 9muletted, o^ne i^m barum feine pra!ti[c|ie ^ebraud^dfi^ig-^
{eit gu rauben. S9ei einem anbem gum 9fu]^ebette gehörigen
Oegenftanbe mürbe, fomeit mir bil^l^r miffen, eine ä^nlid^e
3aubermirlung nid^t angenommen. 3^ üntm bequemen fiager
im ißiltale geborte aud^ eine Heine ^Sreppe, oermittelS beren man
l^ineinfteigen lonnte, ol^ne gu einem Sprunge auf bie meift
ner^altnidmagig l^ol^e Sagerftatte gegmungen gu fein, ^n 9{eliefd
ber gmeiten ^älfte bed gmeiten Sal^rtaufenbd o. (Sf)v., in ben
(Si'äbem non SteQ el Slmarna unb im ®rabe bed Jtönigi^
Stamfed III. gu Sll^eben fie^t man bie treppe unter bem 93ette
fte§en, ein @arg bei^ mittleren 9iei4ied geigt biefelbe neben bem
S3ette. ^f)v entfpred^en bie {(einen, meift aa^ glafierter JtiefeU
erbe gefertigten Sreppd^en /], meldte fi(^ nid[|t fetten unter ben
Grabbeigaben gefunben ^aben unb bei benen einftmeilen lein
3uFammen§ang mit einer reltgiöfen ober mt)tl^ologifd^en Sori»
fteQung nac^meidbar ift.
3m meientlid^en aud glafierter ftiefelerbe gefertigte Stac^
bilbungen bed Sifirum S ftnb nor allem in ber Spatgeit ner«
breitet. 3)ad ä){uft(inftrument, meld^ed fie erfe^en foQten, ^atte
einen ®riff aud 93ronge ober ^olg, ben $at|or!&pfe fronten,
flud i^rem Jtopffd[)mude erhoben fid^ tcd^td unb linld breite
aKetaOb&nber, meldte non ie 3— 4 £ö4iem burd[)bo^rt mürben»
3n biefen ftedten loder befeftigte SRetaQftäbe, an benen lofe
aRetaOringe l^ingen. 9ta^m man biefei^ @iftrum in bie |)anb
unb fc^ütteUe ed, fo ergiette man einen burc^bringenben Sörm,.
ber nac^ ber 8nfid^t ber %gt)pter bie SDamonen oertrieb, ein
®Iauben, ber auf bie flaffifd^en SBöIIer übergegangen ift, aU
biefe bei ber äbemal^me bed 3fidfutted au^ ben @ebrau(^ bed^
©iftrumÄ bei feinen ^txemomtn nad^al^mtcn. S)em gleichen
3me(Ie foflten bie ©iftra in ben ®räbern Dienen, in benen bie
SBebrDl^ung burdfi bie im ©unfein ^aufenben ®ämonen befonberö-
30 tifreb SSHei^tmann, S)te Hmulette bei Ägypter. 910. XII, l
gro| ec^ien. @te Qerfd[^eu4te bec S&rm aud^ in ben ^Qen,
in benen bM 9uge bed Xoten bie ®efpenfter nic^t gu erblicfen
oermod^te, man i^re (Begenmart nur o^nen unb uermuten lonnte.
S>ie beiben auf ben erflen SBIicf fel^r oerfd^ieben aul^fei^enben
flmulette '^ itnb ^ gel^ören begriffttd^ jufammen. Srfterel»
fteDt ein geuerfteinroerfgeug mit jmei Spieen bar, meldte« bereiti»
in ber ^^ramibenjeit aud bem praltifd^en @ebraud^e üerfd^manb
nnb beffen Silber fp&ter non ben Ägtiptem bidmeilen mit bem
bereits erm&^nten Amulette ber beiben Strougenfebem oer^
mec^felt mürben. 5Der Stame bed alten SBerl^eugei» peseach-kef
meift burd^ feinen SSBortfinn barauf l^in, bag ed gum brennen
unb Sudeinanberteilen bienen foHte. d^'fl'^^i^ ^^^ ^^ jmeiten
^nftrumente fanb ed bei (Selegenl^eit ber 3^i^nionien, bie von
ber $t)ramibengeit an bid ju ber ber $toIemäer in glei^ortiger
^eife an ber ®rabedtür bei ber JBeife^ung DoDgogen nnitben,
Sermenbnng. Viit i^m mürben ben 7e;ten gufolge bie von»
einanber getrennten ftinnlaben bed Xoten mieber feftgefteDt, alfo
ber in ber Seic^nftone geöffnete SRunb bef&l^igt, fid^ gu fd^^liegen.
ißermittelS bel^ gmeiten @erftted mürbe burd^i bie ®ötter ^oxni
unb €et bem Serftorbenen ber Tivmh geöffnet. 2)abei Ratten
biefelben ein SSerfgeug aud @ifen oermenbet, unb biefem SRetaDe
ottfpridttf ber $&matit, auS bem bad Hmulett ^ergefteUt gu
merben i^^gte. 9)urd[| bie beiben genannten $anblungen foQte
bem SJeremtgten bie ^enu^ung feined SKunbed gum (Sffen unb
^rinfen ermöglid^t unb gugfeid^ für ben OfaQ gem&^rleiftet merben,
bag im jenfeitigen £eben pon neuem eine Stimmung feiner
SßuSfeln eintrat. SSeitere SBerfgeuge, mit benen bei (Selegenl^eit
biefer i^zxtmonitn bad Öffnen bed SKunbei} DoUgogen mürbe,
maren ein 6tab in Scblangengeftalt, bem ein in glafierter ftiefeU
erbe gefertigte^ Amulett entfprid^t, bad ben Sorberteil unb Stopf
bed SReptUd barfteOt <:b=3 unb bad plaftifcfie Silbnid gmeier
uebeneinanber gelegter O^ii^ger C7^.
jteinerlei unmittelbaren Sluffd^Iug gem&^ren bie Snfc^riften
über ben 3"'^^ ^^^^^ 9fei^e Don Amuletten, meldte mit bem
6onnengotte in Serbinbung ftel^en. ^ierl^in gehören: baS 83ilb
ber Sonnenbarle UlL mit meld^er bad ®eftirn bie l^immlifcben
(Bem&ffer burc^ifä^rt; bann eine S)arfteIIung ber beiben SSerge
am ^origonte gmifd[^en benen fid^ bie @onnenfd^eibe erl^ebt (O^
wobei bidmeilen bie ÜBerge burd^ bie Sorberleiber gmeier
füO. XII, 1 aftunböffnec. @onnenbt(bet 31
&öwtn S^:^, bie Serföcperunflen beft ^voiüini^dtttxpaau^
@6fu unb Stefnut, erfe^t toerben fönnen, sipifd^en benen bann bie
@onne in bie ^ö§e fteigt; femer bad 9tlb bed Dbelidfen L bie
meiftgenannte Srfcibeinungdfonn bed ©onnengotted in feiner
l^eiligen 6tabt ^eliopolii^; DermutUd^ enbli(| andf bie mit ber
gleid^en SSerlörperung in einem Stein in ^ufommen^ang fte^enbe
oben abgeftumpfte ^pramibe. liBei i^nen aUen l^anbelte ed ficb
um eine SSorffil^rung bed lid^tfpenbenben @eftimed unb bad
gibt einen gemiffen Hn^alt fär il^re 2)eutung an bie ^anb.
S)te alten Ägypter empfanben eine groge (^urc^t uor ber 3la^t
unb ber j^inftemii», bereu Sd^reden bie ©onnen^^t^mnen in
anfd^aulidi^fter äEBeife fd^ilbeni. SBenn bie @onne am f)oriionte
bed SSeftend untergel^t, bann Hegt bie @rbe in ^inftemid ba
mie ein SSerftorbener. SRit oer^üQtem Raupte ru^en bie iERenfd^en
in i^ren SBol^nungen, leiner von i^nen lann feinen ®enoffen
fe^en. 3Ran raubt il^nen i^r Eigentum unter i^ren Aopfen
fort, ol^ne bag f^e ed miffen. 9(Ie Sdmen fommen au9 i^ren
^ö^Ien, aQe Schlangen beigen. S)ie Slac^t ift bunlel, bie @rbe
fd^meigt. SQed biefed Ungemacl aber ^ört auf, fobalb bie
@0nne unb bad fiid[|t fidd mieber geigen. Um aud^ bem 93er«
ftorbenen biefe SBo^Itat gu oerfd^affen, mugte man beftrebt fein,
i^m in bad ®rab, in bem bad SDunlel noc^ brfidenber mar, mie
^ier auf biefer @rbe, eine Sid^tqueQe mitgugeben. ®elegentltd^
j^at man oermutet, ber S^ote merbe imftanbe fein, felbft fiid^t
audguftra^Ien unb fprad^ bementfpred^enb oon feiner @eeIenform
4SJ)u ,,ber Seud^tenbe" ober oergeid^nete ^anhetmoitt, bie i^n
l^eDglänjenb macfien foQten. ^n anberen g^&Qen na^m er ein
3ouberbud^ mit, oon bem ein fiid^tglang ausging, unb gleid[ieni
ßioedte merben bie ©onnenamulette gebient l^aben. ^n i^nen
foOte bie Sonne fid^ oerförpem, um in ber ©rabedna^t bem
Seremigten fiicfit unb 2B&rme gu fpenben, bamit er fic^ bort
tnögli4)ft bel^aglic^ ffi^Ie unb um fo meniger Steigung empfinbe,
^uf bie (Srbe, in ben SSereid^ unferer Sonne, gurüdFgufel^ren unb
bie Hinterbliebenen als @efpenft gu ängftigen unb gu bebrol^en.
9tur Vermutungen laffen fid^ aber einige Amulette auf«
fteQen, bereu, il^red l^&ufigen Sorlommend megen, menigftend
anl^angdmeife gebacfit merben mug. ^n bem 3^i4i^n bed fftidju
l^eibed n\ f)at man eine ünbeutung bei SD^agl^altend feigen
32 HIfreb »iebemann, IDie Rmulette ber älgtiptet. 90. xn, 1
*
tDoQeii, bad man bem 2:oten gu oerlei^en lounfd^ite. (S^er mirb
badfelBe ein SBaun^erl^eug barfteQen, beffen ftd^ ber SSerftorbene
bebienen lonnte, menn er fi^, n)ie bied bad Xotenbucfi fd^ilbert,
eine StaptÜt auf Srben errid^tete. 89ei bem SSilbe "V" ift e^
unllar^ roai ed eigentUd^ barfteSte, ob einen Stötftvteil, mofür
man an %)atm, fiunge unb fieber gebad[it f)at, ober ein SBafct^«
gerat, morauf eingelne Sbbtlbungen ^injumeifen fd^einen. ^n
festerem i^aUt fönnte man ed für eined ber SEBafd^gef&ge er«*
tlären, beren man im 3en[eitd beburfte, um bie bur4) bad
3eremonieQ für l^eilige ^anblungen oorgefd^riebenen SBafd^ungen
oorjunel^men. ißä^er liegt iebod^ bie SSermutung, fein tieferer
@inn liege in feinem Sautmerte sam ,,oeceinigen'' begrünbet,
ei$ meife auf eine Sereinigung mit ber @rbe beim SBegrabniffe
ober mit ben (Böttem im ^enfettd l^in. (Sin reiner ^ieroglpf^j^en«»
mert liegt anfd^einenb aud^ bei bem Slmulette T, bem 93ilbe einer
iiaute ober, nad^ anberen Srtlärem, bed bergend mit ber fiuft«
rö^re, oor. 3)iefed Sdi^riftgeiclien ift nefer «fd^ön'' ju lefen, e»
mirb bemnad^ bem Xoten törperlid^e Bifdnfjtit, eine ber mefenti^
lid^ften (Sigenfd^aften ber ®ott^eit, ^dbtn oerf^affen foQen.
t^nttf bot! VHof ^^mtx\oro, SNrf^^ain ^.'8.
12. Jfa^tgan^ Dtr JllU OfUllt f ef^ 2
8«R8fs (4 Bellt) beriiu«f«fbcn von dtr 5^,,,„'
2 m., geb. 3 m. UorderasiaH$(l)cn 0e$cllscl)aft (€. U.) 60 Pfennig
Keilfctiriftbriefe
Staat unt) defellfd^aft
in ber
babylonifct)»affyrifcben BriefHteratur
Don
Dr. ernft Klauber
mit einer Rbbilbung
Ceipzig
J; C. Qinrid)sTcl)c Budibanblung
1911
Die Uordera$f<rti$d)e ^$eltsd)aft (€. U.)
mit dem Stil in BcrJln
bejioecft bte gf^^tberung ber üorberailattf^en <3tubieu auf (S^ntnb ber Xeiifumler.
Sie gibt toi|lenf(^aftIi(^e 9(r6eiten i^tet 9}2itglteber in ^toanglofen ^eften aH
,,SDlittet(ungeu ber $otberQiioti{(f)en ®titU)d^a^V' itnb gemeinber-
ftonbUd^c a)orftelIunQeii üicrtcliöbrlic^ unter bem 5:itel „^er «Ite Orient"
^erau«. gcrner mH bie ©efcöj^aft bic S3ef(i)affung neuen SKaterialS anregen
unb unterftuj^n. ^ie (^efeafci^aft ^ai){t gegenroartig 504 SRitgliebeT.
^er iö^rlic^SDlitgUebi&beitrag betragt 10aRarI,n)ofütbie,,3Rtttei{ungen''
(fonft 15 3K.) unb „*Der ^(te üticnt' (fonj^ 2 3».) geliefert »erben. —Auf-
nahme ali^^itgHeb erfolgt burc^ ben Sorftanb auf einfädle $(nmelbung beim
Schriftführer. — S^^^w^fl ^cr Beiträge l^ot im 3flnuar an ^inrid^Ä'
«erlog, Ceipjig, ©lumengaffe 2, ju erfolgen.
X»cr SSorftanb bettelt 3. 3t. au§: ^rof. Dr. fj. öoh öufd^n, 1. »orfijenber,
Sftbcnbc, 93crlin; frof. Dr. Sßl ^artmann, 2. SJorfifenbcr, §erm«borf (3Jlarf);
Dr. S. 9Kcffcrj(^mibt, Schriftführer, S^arlottenburg IV, ®icfcbrcd^tftr.2; $rof.
Dr. ^. SBindlcr, SBilmerSborf; «Prof. Dr. ©r. aRcißner, ©re8Iau; ßtc. Dr.
?llfr. 3cremia«, fieipaig; <Brof. Dr. g. (£. <Pcifcr, Äönigäbcrg; Dr. grei^. bon
»iffing, SRüncften. — Herausgeber ber „SRittcilungcn": ^of. Dr. H. Sinrfler,
SBilmerSborf b. SBcrlin, »ingerftr. 79, bcg „«Itcn Orient": 2)erfelbc unb
ßic. Dr. 9llfr. Scrcmia«, ficip^ig, ipauptmonnftraftc 3.
Inhalt der bisher erschienenen i$eftc des „Jfiten Orient" (Preis 60 Pf.):
Ägi)pter als Krieger u. Eroberer
in«fien. 7?(bb. 'S&.VtMüiitx. 5i
S(brift unb Sprad^c ber alten
SgQpter. ^it 3 ^bbilbungen.
5Son SB. Spiegclberg. 82
3Ragic unb S^xihtxti im alten
Ägbpten. ©on «l. SBiebcmann. 64
2:ote u. 2:oten-9lcidje im ®laubcn
ber alten Ägypter. 3. «ufl.
aSon ^.^©iebcmann. 22
Slmulettc ber ölten Ägypter.
Son %. ^iebemonn. 12i
Unter^oltungSliterotur ber alten
Ägypter. 2. hinflöge.
$on ^. ^Biebemann. 34
^marna-3cit* ^gVpten unb
«orberofien um 1400 0. (S^r.
«on (£. «Riebu^r. U
tlrobieu bor b.:3Slam. 2. $(ufl.
$&o\\ Otto^eber. 3i
gforf^ungSreifen in Süb-^rabien.
3 Äortenff. unb 4 ?lbbilbungen.
'Sl^on Otto SBebcr. 84
®lafer« gorftbungSrcifen in Süb-
orobien. a)2it 1 SBilb ®laferS.
^ ^OM Otto SBeber. IO2
tlromaer. %on $(. Sonbo. 4s
9(furbantpal u. bie aff^riKfje
Äultur feiner 3eit. 17 fihb.
»on S.3)eli|f(^. Ui
Äthiopien. l?lbb.2B.iW. Füller. 63
$olitif(^e (Sntmitflung ©abkilo«
ntenS unb 9(ff^rienS.
^on $. ^in(f ler. 2i
^tmmeU- u. ^eltenbilb ber ^abt^*
lonier. 2 9lbb. 2. erweiterte
«uflage. SJon ^, 3Binc!lcr. 8a s
«eltf (böpfung, ©ab^lonif^e. 1 ^hb.
IBon $. %Btn(f ler. 81
^ämonenbef(^tt)dning bei ben
SBob^loniern unb $lf[t)rern.
^on Otto äBeber. 74
Xeutung ber 3u^unft bei ben
©abploniem unb Slff^rem.
$on 9. Ungnab. 10s
(^ortfc^uttg auf bei brUten Umf^tagftitc.)
2)er SBricfUtcratur pflegt man ^eutjutagc rege STufmertfamtcit
entgegenjubringen. äWan bemüht fid^ eifrig, SBriefe benftüürbiger
$erfonen aud alter unb neuer 3^^ h^ fantmein unb ^erau^j^u«
geben. 3)iefe greube an ber ®riefliteratur entfpringt nid^t nur
fac^lic^em Sntereffe, bem ©eftreben, eine ^erfönlid^feit unb i^ren
Jfreiö, i^re Qzit nafftt fennen ju lernen, fonbem aud^ bem fiftl^e-
tifc^en ®enuffe, ben bie fiehüre Don formöollenbeten SSfriefen geiftig
^oc^ftel^enber ^erfönlid^feiten bietet, ]a ben auc^ nur jener jpauc^
üon Unmittelbarfeit, t)on Ungefünfteltem ju gelpäl^ren vermag, ber
oft aud^ ber befd^eibenjten brieflichen SWitteilung au« längftöer«
gangenen 3^iten ben @inbrud Dotier fiebenbigteit unb @(egenkoärtig»
feit oerlei^t. (£^ mag ba^er nid^t unertDünfd^t fein, einmal einen
JRücfblicf auf bie ©ntftel^ung unb erfte ©nttoicflung ber SBrief*
literatur }u tun unb bie bi^ je^t älteften un$ befannten Briefe,
bie feilinfc^riftlid^en^ naiver fennen ju lernen, greilic^ IiterarifdE)e
Äunftprobuftc im Sinne lateinifd^er (Spifteln ober nac^ Strt ber
fiunftbriefe ber SRenaiffance bürfen toir nid^t erwarten; bie Seil*
fc^riftbriefc finb 5ßrobufte be^ ?lugenblidt^, auö rein praftifd^en
Seburfniffen, au^ ber 5Rottt)enbigfeit nad^ f^iftlid^er SRitteilung
entftanben, unb nicf)t für fpätere geniefeenbe Sefer beftimmt. 3)iu^
be^^alb aud^ ber literarifd^e ®efid^tdpunft gän}Ii(^ au^gefc^altet
»erben, fo lä^t bod) ba§ grofee fad^Iid^e 3ntereffe, ba^ biefe ©riefe
bieten, ba^ geilen einer ffiunftform gar nicl)t üermiffen. ^nnen
mir boc^ bur^ bie ©riefe toieber bem ^ufefd^Iag be^ bemegten
Sebenö im ß^^ift^^^tanbe laufd^en; mir üerne^men toieber bie
Stimme ber alten Äönige, bie 9luöfagen il^rer ©eamten, bie Älagen
unb Sitten ber Untertanen, lefen mieber bie gefe^dftlic^en SWittei*
lungen ber ^änbler unb ^anbmerfer, bie äbmad^ungen über Äauf
unb SBerfauf, bie SKa^nung an fäumige 3^^^^^ ^^^ ®itte um
Unterhalt, laufd^en mieber ben 3Borten> bie ber @atte an feine
$rau, bie SRutter an i^ren So^n rid|tet. 9Benn man einft baran
ge^en mirb, eine ^Iturgefd^id^te ©ab^Ionien^ ju fc^reiben, fo
merben in biefer SarfteOung bie ©riefe eine gro^e SRoQe fpielen.
1*
4 Q^ntft SiiavLbtt, fteilfc^tiftbriefe. 910. XII, 2
3)cnn roa^ für ein ®cmälbc bic garbcn, bad finb für eine ©d^ilbc*
rung bicfcr alten Äultur bie SBriefe; fie crmfifllid^en eö erft, ein
lebendöolle« 95ilb ber alten Qtxt iDieber^erjufteQen, laffen un^ bie
alte ftaatlid^e Drganifation Karer erfennen, gewähren ©nblicf ind
^Datleben; burc^ fie erft n>erben bie ftummen ®efta(ten auf ben
i)enfmälcrn »ieber ju SRenfc^en öon Jleifc^ unb ©tut, bie im
Kampfe umd ^afein in i^rer ganzen @c^n)ad^e unb @)röBe Dor
unferem geiftigen Äuge wieber erfte^en. —
©rötere ^ieffammlungen befi^en tt^ir 6i^ je^t aud 93ablj(onien
aud brei ^erioben, au^ alt'^, mittel« unb neubab^Ionifd^er 3^i^;
aud Äff^rien hingegen biö je|t nur auö ber neuaff^rif^en ^eriobe.
Die ber femitifc^en ^errf^aft üorau^gegangene fumerifd^e ^txi f)at
und bid je^t feinen fieser a(d ^ef aniufprec^enben Xe^t gefc^enft.
2)od| toerben aud^ ^ä^on bie ©umerer einanber fc^riftlic^e 3){ittei«
(ungen gemacht ^aben; bad ben^eift fd^on bie ^ö^e i^rer fonftigen
Kultur, bie n^ir aud anberen Dofumenten fennen lernen, nic^t }u«
legt aud^ ber t)oQ audgebilbete ©riefftU, fon^ie bad bereite feft«
geworbene SBrieffc^ema ber diteften femitifd^en ©riefe, baö eine
ja^r^unbertelange @ntwi(f(ung t)oraudfe^t unb bad bie @emiten
ba^er Don ben Sumerern übernommen ^aben burften. gür ©riefe
benu^te man bad in ©ab^(onien übliche @d^reibmaterial, ben Xon,
aud bem man Heine löfeld^en tjon ungefähr 7 — lO cm fiänge unb
5 — 7 cm ©reite anfertigte, bie man beiberfeitd mittelft eined
©riffete mit Äcilfd^riftjei^cn befc^rieb. ^ux ©erbeutlid^ung trennen
attbab^Ionifd^e 3;afelc^en bie einjelncn ©djriftjeilen burc^ Striche
ab. 3la(S) ber Wieberfd^rift toar aber ber ©rief noc^ nic^t jur
©crfenbung geeignet, ed mufete ©orforge getroffen werben, bafe bic
feinen fileilfc^riftäeid^en bei ber ©eförberung burc^ ben ©oten nic^t
befd^&bigt würben. SBie man l^eutjutage ben ©rief in ein ShtDert
ftedt, fo umgab man bamald bad getrocfnete ober gebrannte Xon*
täfeld^en mit einer bidEen ^^on^üHe, bie man mit ber Äbreffe oerfa^.
Oft rollte ber Äbfenbcr nod^ fein ©iegel auf ber ^üllc ab, bie
fc^matifc^ gejeic^net bann fo
audfn^. ©riefe in Um^üU
lungen finb nur wenige er*
galten, wie ed fid^ oon felbft
öerfte^t. 3)enn war ber ©rief
an feinen ©eftimmungöort ge- """"
langt, fo mu§te natürlid^ ber Smpfänger bie äugere %onf)äüt
jerbrec^en, um ben ©rief lefen )u fönnen.
«n
j ©iegel
abfenber . .
«£). XII 2 «ngemeine (S^araltenfH! ber »riefe. 5
Die altbab^Ionifc^en ©riefe ftammcn auö ber 3^^^ ^^^ fo*
genannten ^mmurapib^naftie, bie i^ren Siamen naä) bem bc*
rü^mtcftcn i^rer SKitglieber, bem grofecn Sönige unb ©efelgcbcr
i^ammura»)i (ca. 2130—2088 t>. S^r.) fü^rt. ©n glfidlid^er 3u*
faß f)at un^ SBricfc biefe^ Äönigg felbft erhalten, bie für bie ge*
naucrc ©rfenntniö be^ bamaligen Äulturjuftanbeö bon aßcrgröfeter
3Bic^tigfeit finb unb unö bcn ^errfc^er ate SSertoalter be§ fianbeö,
Serc^rer ber ©ötter, alö Ärieg^mann, ofö geredeten JRid^tcr unb
SBefd^ü^er ber Unterbrücften jeigen. Die ©riefe enthüllen unä
jugletd^ bie Organtfation be$ altbab^Ionifci^en 9{eici^ed, bad im
Äönigd^ofe feinen STOittelpunft ^atte. ®cric^tet finb fie an einen
gcipiffen @in»ibinnam (®in f)at mir gegeben), ber ate ©tatt^alter
^ammurapi'd in ber fübbab^Ionifd^en ©tabt Sarfa feinen @i$
gehabt ^aben bürfte unb über einen »weiten 9)tad^tbereic^ üerfägte.
3ebed biefer ©d&reiben beginnt mit ber allgemein üblid^en JBrief^
einleitung „3" • • • (Sporne beg ©mpfängerö) fprid), alfo (fagt) . . .
(Siame bt^ Äbfenberö)," Da« »fpric^" rietet fid^ an ben jenigen,
ber ben ©rief bem Empfänger üorlad. ^ür ben gemö^nlic^en
SWann beforgte bie§ irgenb ein berufsmäßiger ©d^reiber, ttne no^
^utjutage im Orient fid^ Analphabeten jur Srlebigung i^rer
ftorrefponbenj foId)er Seute bebienen; bei ©orne^men, j. ©. bei
©in*ibinnam, natürlid^ einer feiner ftanjliften. 2R6gK(^ertoeife ift
bie formet „ju X fprid^" auS bem münblid^en äuftrog an ben
©oten entftanben ju einer Qtit, aU fd^riftUc^e üRitteilungen no^
nid^t üblic^ n^aren, unb n^urbe fp&ter im ©riefftil beibel^alten.
Die ©riefe ^ammurapi'S laffen bie große Sorgfalt erfennen,
mit loel^er fid^ ber ßönig bie ©ertoaltung feinet 9teid^ed angelegen
fein ließ, ©ein iperrf^aftdgebiet umfaßte SJorb* unb ©übbab^*
lonien, frud^tbare üom ^up^rat unb Sigrid betoäfferte Ebenen, im
Cften bis an bie Gebirge reid^enb, im Sßeften oon ber breiten
arabifc^en SBfifte begrenjt. Der ©oben beS bab)^Ionif(^en ©ebieted
ift äußerft ertragrei^, toenn er genügenb gepflegt b. 1^. audreid^enb
betoaffert n^irb; 'fonft bringt bie arabifc^e äBüfte unauf^altfam inS
^Iturlanb t)or unb reid^e (S^efilbe merben }u dben ©teppen, mie
eS ^eutjutage ber ^aU ift. Damals ipar baS Sanb t)on ja^IIofen
Kanälen burd^jogen, blä^enb unb bic^t befiebelt ©ei ber SBid|tig«
feit, bie eine f^ftematif^e ©eriefelung ber (Sbenen für ben babtf'^
lonifd^en ®taat ^atte, ^ing bie Anlegung unb Snftanb^altung ber
Kanäle nic^t bom ©elieben einzelner ab, fonbem mürbe t)on ber
Regierung angeorbnet unb forgf&Itig fibermad^t. Die Sandte mußten
6 (Ernft Stlauhtt, ITeilfc^nftMefe. 9(0. XII, 2
Don 3rit ju 3^^* Dom ©c^lamm gereinigt unb für We SKafjer*
jufu^r fotoic bie ©d^iffa^rt ttjiebcr braud^bar gemacht toerbcn. 3"
folc^er STrbcit tourben bie Sefi^er ber an bcn Kanälen licgcnben
®runbftü(fe beorbert. ®o befiehlt ber Äönig bem ®in*ibinnant*:
„3^ Sin^binnam fpric^, alfo (fagt) ipammuropi ®ic fieutc,
toeld^ am Ufer beö Äanafö Damanum gelber beftften, biete auf,
ben 3)amanumfanal mögen fie (nad^)graben. 3nner^alb biefe^
Stohatd mögen fie mit bem Kraben bed "Damanumfanali^ ju
®nbe fommen."
3)er breite glufelauf bei^ ©up^rat^, ber in regenlofer 3rit nur
»enig SBaffcr fü^rt, öerfumpfte leidet, ©c^ilf touc^ö bann im glufe*
bette unb bel^inberte ben ©d^iff^üerfe^r. ^ gür bie (Entfernung biefed
läftigen ^flanjenn^ud^fed mugte bann bon ftaatdtoegen geforgt
werben, wie wir einem anbem Schreiben bei8 Äönig^S entnehmen*.
„ .... bie Arbeit am $anal, weld^er gegraben worben ift,
^aben fie nid^t befid^tigt. 3)a^ SBaffer ^aben fie nic^t in ba«
ganje SBcrf ^ineingefeitct. ©obalb bu ferner bie Arbeit am Äanal,
womit bu je^t befd^&ftigt bift, bur^ (Kraben t)onenbet ^aft, fo
reifee aud bem (Sup^rat öon Sarfa bid Ur fein Schilf a\x^, feine
SBinfen entferne, bring i^n in Drbnung."
I)er 58erfe^r unter ben einjelnen ©täbten öoUjog ftdj ^aupt«
fäd^üc^ auf ben SBafferftrafeen, ©täbte, bie nic^t an Äanälen lagen,
waren fo jiemlid^ toom SJerfe^re abgefc^Ioffen. 3Wan begreift ba^er,
bag ^ammurapi bie (Grabung eined ^anaU bid nac^ ber fübbabl)«
lonifd^en ©tabt @red^ anorbnete^
„Qu ©in*ibinnam fprid^, alfo (fagt) ^ammurapi. Der [Äanal
öon . . . .] ift gegraben, bi* jur Stabt @red^ ift er nid^t gegraben.
[3Baffer?] nac^ ber ©tabt gelangt nic^t. ?luc^ ift ber [3)amm?l
am Ufer be« Äanafe ber ©tabt 35uru .... eingeftürjt. 2)iefe
?trbeit ift nic^t juöiel für bie fieute, welche bir jur Verfügung
fte^en, fie innerhalb breier 3;age (au^jufül^ren). ©obalb bu biefe
lafel fie^ft, mit ber SRannfc^aft, weld^e bir 5ur Verfügung fte^t,
innerhalb breier Xage ben ^anat nad^ @rec^ hinein grabe. SBenn
bu biefen Äanal gegraben ^aft, fo tue bie Jlrbeit, bie id) bir ge»
fc^rieben ^abe.**
7)a^ gut bewäfferte Sanb brad^te reic()Iic^en (Srtrag. ^aupt»
probuftc waren ©etreibe, ©efam unb 15atteln; bie großen SBeiben*
^äc^en bienten ber $tel^ju^t. SBon ben ^robuften bed lobend
1) fting 9h:. 71. 2) Shtig 9tx. 4. 3) IHng fix. 5.
ilO. XII, 2 ^>rtefe ^ammurapt'd. tanalbau. 7
lebten bie '^etoo^ner, baDon mußten aber avui) bie ^Ibgaben an bie
f)erm it^ ^nbed, an bie Xtmpü unb an ben Stüniq entrid^tet
tuerben; benn ein fo gro^ed unb too^torganifiette^ 9tei(^ toie bad
|)antmurapi'^ beburfte jnt @r^altung feiner Beamten großer (Sin«
fünfte, bie burc^ (Srl^ebung oon 9(bgaben aufgebracht n^erben mußten.
S)ie ^[blieferung üon ©teuern fpielt bal^er in ben liefen bei^
^nig$$ feine geringe 9ioUe. ^ux &nt)fangnaf|me t)on Steuern
entfenbet ^ammurapi einen feiner fieute unb gibt i^m fo(genben
®eleiti$brief an feinen Statthalter mit\
,»3^ ©in-^ibinnam f^c^, alfo (fagt) ^ammura^i. 3e^t ^abe
ic^ Sc^unurKl^ali, um bie Ablieferung t)on 2)atteln unb Sefam
ju Deranlaffen, gefd^idt. 9Rit juDerläffigen fieuten fe^e bid) in^
SJeme^men. 3)ie Ablieferung Don @efani unb S)atteln mögen fie
beranlaffen .... (gro^e Sude). Sin Sd^unur^d^ali mögen fie
geben. 3)atteln unb Sefam mögen fie abliefern. S)atteln unb
Sefam, beren Ablieferung veranlagt ift, mögen fie auflaben unb
na^ $abel bringen."
^a^ (Sinjie^en ber Abgaben erfolgte burc^ eigene Steuer«
einne^mer, n^eld^e bie Steuern an ^of ober Xem^el abjufu^ren
Ratten. 3)ie Seutc fc^einen beö öftern ©ro^faufleute getoefen ju
fein. Sieben 9taturalien entl^ält bie Don il^nen abjuliefernbc Steuer
aud) einen (äelbbetrag. Sol^e Sinne^mer, bie ni^t red^tjeitig
mit i^rem (Ertrag bei ^ofe erfc^ienen, Idgt ^ommurapi burc^ Sin«
ibinnam fd^leunigft 3U fic^ berufen^.
r»3w Sin*ibinnam fprid}, alfo (fagt) :pammura<)i. SBegeu
3c^ep«Sin, bem Sefretär ber Sfaufleute, \)Qb^ id) bir gefdjrieben,
i^n mit 1800 ®ur^ Sefam unb 19 SWinen Silber, feiner Abgabe (?),
abjufenben unb (ebenfo) ben Sin^mufd^tal, ben Sefretär ber Ütauf«
Icute mit 1800 ®ur Sefam unb 7 9Rinen Silber, feiner Abgabe (?),
unb bie bed (£mpfange$^ unb .... abjufenben. ^u aber (er«
flärteft) bie Sefretäre ber Äaufleute fagten: »6ben jeftt ift (Srnte.
9laä) ber @mte, ba toollen toir gelten«. So fprac^en fie ju bir.
So f(aft bu gefc^rieben. Se^t ift bie 6mte vorbei. Sobalb bu
biefe lafel fiel^ft, toie id^ bir gefc^rieben, Sd^ep*3in, ben Sefretär
ber Äaufleute mit feinen 1800 ®ur unb 19 SRinen Silber, feiner
Abgabe (?), unb Sin^mufd^tal, ben Sefretär ber Äaufleute, mit feinen
1800 ®ur unb 7 Söhnen Silber, feiner Abgabe (V), nac^ 95abl)lon
fenbe unb mit if)nen einen üerläBlic^en [SBädjter] beftefle."
1) SHng 9h:. 22. 2) JHng IRr. 33. 3) 1 «ur ungefaßt 12G I.
8 Qttnft JHouBer, STeUf^riftBriefe. «£). XII, 2
^Ski^ biefe (Sinne^mer trid^ immer juüerldffig toattn, fc^nt
aud einer ßlage bed eben genannten @d^et)«@in ^ert)oriug^n, ber
fid^ befd^toert, bafe bei ber ©nfammlung öon Xem))elfteuem jioei
feiner ^oDegen (Mb für fid^ begatten Ratten, mSl^renb man t)on
i^m bic ganje feftgefe|te ©umme eingeforbert ^abe*.
„3" ©in^ibinnam fl)rid^, alfo (fagt) ^ammuropi. ©d^«»@in,
ber ©cfrctär ber Äaufleute ifat mir folgenbermafeen berid^tet @o
(fügte) er: »SBo« ba« ®elb bed XenMJete ber ®öttin ^ttum (9Ba^r*
l^eit), eingegangen au« S)ur-gurguri unb bem ligridufer betrifft,
fo f^at @te[bi«39{arbuf baüon für fid^ behalten, ba« gonje ®elb
nid^t gegeben, unb toai^ ba« ®elb bed Ztxtipü^ ber ®5ttin ^ttum,
eingegangen au« ber ©tabt Stad^abu unb i^rem @>ebiete anbetrifft,
fo ^at ®imiU9Rarbuf (bat)on) für ftc^ behalten, ba« ganje [®elb]
nid^t gegeben. 3)1x6^ t|at ba« ganje (Sielb ber $a(aft jaulen Iaffen<.
So ^at er mir berietet 3Barum **
Und) SBie^ mugte ald Abgabe ju ,|)ofe gefd^idt n>erben, toie
mir ben ^af^lunQSbt^tf^Un bed jkoeiten 92ad^foIger« £>ammura|)i%
be« Äönig« 8lbief(^uc^ entnel^men*.
(Sinjugc^en Ratten bie ©teuern ju beftimmten 3^^^""^^"'
(betreibe nac^ ber (Srntc, SBoUe nad) ber ©d^affd^ur u. d., in be-
ftimmten SRonaten bc« 3al&re«. 3)ie« ISftt ein intereffanter ©rief
^mmura|)i*d erfennen, ber beftimmt, ba^ tro^ ber ©nfügung eine«
©c^altmonat« bie ©teuer jur feftgefe|ten Qtxt, b. ff. nad^ ?lblauf
einer 9nja^I äRonate, in Sab^Ion einzutreffen l^abe. SBir fönnen
au« bem ©(^reiben* jugleid^ ©d^Iüffc auf ben bamaligen ©tanb,
ber Äolenberteiffenfc^aft jie^en.
„3u ©in»ibinnam fprid), alfo (fagt) .^ammurapi. Da ba«
3Mir eine Seere auftoeift, fo foH ber fommenbe SKonat al« ©d^alt*
ulul bejeid^net »erben, unb anftatt bafe man fagt, bie Abgabe treffe
am 26. Xif^rit in 95abt)Ion ein, treffe fte am 25. ©d^altulul in
JBab^ton ein.**
3a^Ireid^ erhaltene üRa^nbriefe wegen rüdftSnbiger ©teuer
toeifen bie gleiche fc^ematifc^e gorm ber 2(u«fertigung auf; man
toax tooffl in ben fönigli^en ftanjieien getoo^nt, berartige Urgenten
abjufd&iden. 3m folgenben ©(^reiben be« Stönig« Ämmibitana*
ift mit Äu«na^me be« Kamen« be« Äbreffaten unb ber Angabe
ber rüdftänbigen Steuer faft jebe SBenbung formelhaft.
1) ITtna 9h. 80. 2) JKng 9hr. 82, 90. 3) IKitg »r. 14.
4) Cnneif. Texts II, 38.
«O. Xn, 2 So^IungdBefe^le. @4tff»bou. 9
„3um ©c^rtftfüfircr bcr Äaufmannfd^aft öon @i^)pat*3ad^ru*
tum \px\a), alfo (fagt) ämmibitona, bcr Äönig. 3)cr Scamtc für
bte SEBoQabKeferung ^at mir folgenbed jur ^enntntö gebracht.
©0 (fcfltc) er: 3""^ @cl&riftfä^rer bcr Äaufmonnfti^oft öon ©ippar*
Sad^rurum ^abc id^ ßcfc^ttft, ba§ er feine Abgabe an SBoHe nac^
SBab^Ion bringen laffe. 3)ic SEBofle feiner Abgabe f)at er ni(^t
gcfd^idt<^. äBarum l^aft bu bie 2BoUe beincr Abgabe nad^ S3ab^lon
ni^t bringen laffen? Da bu fold^c^ ju tun bid^ nid^t gefd^eut
^aft, fo fi^idEe, toie bu biefe lafel fie^ft, bie SBoIIe beincr ?tbgabe
nad^ ©ob^(on."
3)er Äönig felbft war ®rofegrunbbefi^er unb bcfafe ja^Ireic^e
^rbcn. ^auptfod^Iid^ tourbc Äleinöie^ unb bcfonbcr^ @^afc ge«»
jucktet, beren SBoHe man auf bie mannigfac^fte %rt t)crtt>enbete.
95ei bcr jä^rlid^ ftattfinbcnben ©d^affd^ur würbe SBoUe für ben
$)of gefammelt ©ammurapi fümmerte fid^ felbft barum, ha% bie
?(rbcit orbnungdgemäfe bon ftattcn ging^
„3" ©in*ibinnam f))rtc^, alfo (fagt) ^ammurapi. SKcnbibum,
6nUIba»ti unb SWafc^parum ^aben fo gefd^rieben, folgcnbcrmafecn
(crf(ärten) fic: *@in*ibinnam ^at ung — Seutc jum ©d^affd^cren
gegeben, fieute, wcld^c un§ jum ©c^affd^eren beftimmt, finb für
ba^ — bc^ Sie^Ä ju wenig«, ©o fd^rieben fic. SluÄrcid^enbe
Seutc beftimme, fc^ncU möge baö S^affd^eren bon ftattcn gc^cn(?)."
3)er Iran^port t)on SBarcn gcfd^a^, wie bereite erwähnt, in
SBab^Ionien faft au^fd^Kc^id^ auf bem SBafferwege, auf ben ja^t^
reid^cn Äanälcn, bie bad fianb burc^jogen. 3" ©d^iff langte ba*
^cr aud^ bcr ^roöiant für bie SRcftbcn} unb bie für ben §of be*
ftimmten ®ütcr an. 3n einem ©riefe befiehlt ^ammurapi, ba§
eine änjabl ©d^iffe ju einem bcftimmtcn Xcrmin in Sabcl ein*
jutreffen babc. (Äing 9?r. 40.) Sin anberer orbnet bie fd^Icunige
%bfenbung üon Seuten jur @rbauung üon ^^rjeugen an. Der
JBrief - ftingt jicmlid^ • ungnfibig, anf ^cinenb war ein früherer Auf-
trag bcd Aönigd nid)t befolgt Worben.
^3" ©in*ibinnam fprid^, alfo (fagt) ^ammurapi. Saribatum
^at folgcnbcrmaßen gefpro^cn, fo (crflärtc) er: »Die ©d^iffsleutc,
weld^e mein ^err gef orbert (?), ^at man biö iefet(?) nii^t ge-
geben. Die ©c^iffe fonnte i^ nid^t mad^cn< fo fprad^ er ... .
SBcnn bie Sd^iffe bi« je^t nid^t öcrfcragt finb, wann werben fic
bcnn gemad^t werben? 9Im Xagc, wo bu biefe lafcl fic^ft, foUft
1) fting 9Jr. 25. 2) «ing Wr. 75.
10 C^nft mauhtx, ^itfc^riftbritfe. 9(D. XII, 2
bu bie Schiff bleute bed Xaribatum jurücterftotten, ba^ er feine
@(^iffe verfertige. SSenn bu bie Sc^iffdleute nid^t eilenbd jurficf*
erftatteft, fo »irb ber (^baraud entfte^enbe) (Schaben (?) bir jur fiaft
faBen, fieute, foöiel bu für bie Schiffe gegeben ^aft unb je^t
geben follft . . . ., befief)t unb laffe bringen."
9Wit berfelben Umfielt, mit ber ^mmurapi für bie Setoäffe*
rung beä fianbe^ unb ben ©niauf ber Steuern forgte, befümmerte
er \\d) aud^ um bie anberen 9{egierung^nge(egen^eiten. @r über«
toad^t bie öffentlichen Arbeiten unb beftimmt äuffe^er bafurK
„Qu Sin^ibinnam fpric^, alfo (fagt) .^ammurapi. ©ie^e id(
^abe ©imillum, ben [SKerffü^rer] öon 8arfa gefanbt, bie SBerfleute
öon 2arfa übergib i^m, mit bem SBerffü^rer, feinem ÄoHegen, möge
er arbeiten Inffen."
6inen breiten 9laum unter ben Kegierungggefc^äften ipam*
murapi'd nal^m feine richterliche Jätigfeit ein. ßu SInfang feiner
großen ®efe^e^fammlung rü^mt fic^ ber Sönig, baft — ^um Stecht
im ^iianbe aufgeben ju laffen, ben 99öfen unb ^eüler ju Der«*
nidt^ten, um ju üer^inbem, bafe ber Starfe bem ©^»ac^en fc^abe" —
bie ®ötter 9(num unb @Qi( i§n berufen Ratten. äRan fönnte
leicht geneigt fein, in biefen ©orten blofee 5pt)rafen ju fe^en.
2)a^ bicÄ nic^t ber 3all gemefen, bafe ber Äönig wirflid^ beftrebt
tt)ar, ein geredeter ^errfc^er ju fein, an ben feine Untertanen ficfi
oertrauendüoQ n^enben tonnten, bai^ jeigen beutlic^ feine ^Briefe.
Sie beloeifen, baß ee ben $)ab^(oniern freiftanb, faQd fie bei i^rem
^eimifc^en ®eric^te fein dted^t erlangen tonnten, fic^ bitett an ben
Jlönig JU n^enben. @o orbnet ipammurapi bie 93orIabung üon
3eugen ju $of an, um einen Stec^tdftreit, in bem ein SRann
namend Sin^rabi an ben jtönig appelliert l^atte, fetbft ju ent«
fc^eibcn-.
rrB" Sin-ibinnam fpric^, alfo (fagt) ^pammurapi. Söaö ben
(Sin^^rabi anbetrifft, ben bu mit 92ur->3fd^tar gefc^icft ^aft, fo ^at
man biefen ©in^^rabi üor mic^ erfc^einen taffen. Über Sbin-Sin
^at er mir berichtet. 3e^t fcf|icfe ic^ biefen @in«rabi ju bir.
3bin«®in unb bie ß^^^S^"' meiere er bir nennen mirb, foKft bu ju
mir ft^iden."
^er folgenbe Srief legt ß^ugnid uon bem @erecE|tigteitdgefü^(
be«^ jtönigd ab. Sr befiehlt ©in^^ibinnam einen ^ojejs unpar«
teiifct), ben Sa^ungen gemä^ ju Snbe ju führen ^
1) l^ing 9t. 7. 2) mng 9h. 2. 8) JHng 9h. 19 (Oflt. t(bb.).
tUD. XII, 2 9Ii(^l»lii^c anorbnungcii. 11
„3" ©in-ibinnam fprit^, aI|o (fagt) §ommurapi. I^er Dttö«
t>OTftet|er Don Snebem |at mir über ben iE|m jugefugten ®d)aben
berichtet. Segt f^icfe ic^ biefen Crt§Oor|"t(^et uon 3Rebem ju btr.
llntnfut^e feine Sac^e, fd)i(fe, ba§ man feinen Gegner bir fenbe.
Siecht gemäß ben @aßungen tafi fte emt)faiigen.''
3)ie monniflfaltigften iRedjtäftieitigfeiWn nserbeii in ben Briefen
ttti Mniqß berührt. @in iS^ieiben j. @. uerEiitft einem gläubiger
jur lang ermarleten Stüdja^lung einer (Ji^tieibefc^ulb '.
„3" Sin-ibinnom fpric^, alfo (fagt) ^mmurapi. 3luf(^u*
i6t, ber Kaufmann .... f^at mir fo berichtet, folgenbermagen
(faßte) er: »30 ®ut ö^be iäf bem
SBorfte^er (?) Sin-magir gegeben.
©eine ;(©d|ulb)tafel befifee it^. Seit
3 Sagten fteDe ii^ an i^n gorbecung,
ba^ ®etteibe gibt er nid|t ^et.< So
^at er mir berichtet. Seine lafel
tiabe iti^ gefetien, bai @etreibe unb
bie 3'"f*" "nöfl^ ©in'magir geben,
bem 3In|(^U'tbi gib fie."
^iebfta^I tion betreibe aai ben
Speichern roat in ^b^Ionien nid)t
feiten, ^ad @efe^bu(^ ^ammurapi'8
fie^t au^brflcflid) Strafen gegen berar<
tige ^erge^en Uor, menn betreibe in
einen fremben Speicher gut Stufbema^'
rung gegeben morben mar, unb ber
SSefißer be« Speit^rö firf| an bem
emben Wüte Detgriff. @o ft^eint e«
^ummumum (ber „Xaube") ergangen (aus bem Siitiii^cii aSufeum).
ju fein, fltä er fein ©etreibe fremben
^änben ant»ertraute unb f^lie||Ii(^, um fein 91e(^t ju erlangen,
ben fflönifl anrufen mufete'.
„3" Sin°ibinnam fprid), alfo (fagt) .^ammurapi. itummu*
mum ber 9Jippuräer ^at mir fo berichtet, folgenbetmafeen (fügte)
ei: i^n llnabum ^abe i(^ 70 @ur (Sktieibe in einem Spei(f)er
oufgefd^üttet. äuef-ili ^at ben Speicher geöffnet, (betreibe [boS it^
aufgefc^üttetVJ genommen.« So tfat er mir berichtet. 3egt fc^ide
irt) biefen itummumum ju bir. St^irfe, bafe man bir ^JlneMli
1) IKns 9lT. 24. 2) fting Hr- 12-
12 il^rnft StlavUbtv, fieilf4nft6riefe. $10. XII, 2
fcnbc. 35a^ ®ctrcibc, ba^ ÄöcUili genommen, erftattc bcm Xum*
mumum."
3Son ben üorftcl)enben offijicllen ©riefen, Urf unben ber ®taat^*
öertooltung, toenbcn ttJtr und nun ben altbab^tontfd^en ^rtt)at*
Briefen ju, jenen 3;ejten; bic aud ben Sürgerfreifen ftammenb, ge*
fd^äftKd^e ober familiäre Siad^rid^ten enthalten. 3i^r Sn^alt ift
nod^ mannigfaltiger afö ber ber Äönigdbriefe, tt^enn fie aud^ nid^t
ba§ gleiche Sntereffe toie jene beanfprudien bürfen, fo finb fie
bennod^ burd^aud nid^t o^ne Sßert für bie ^ulturgefd^id^te. ®ie
jeigen bad Seben unb treiben ber 9ett)0^ner SlUbab^Ioniend, il^re
©orgen unb SKü^en im tdgltd^en ßeben. 3)ie ^riöatbriefe unter*
fd^eiben fid^ fd^on in ber gorm öon ben föniglid^en. SBie ^eut*
jutage in ber änrebe unb am ©c^Iuffe öon ©riefen gettjiffe fte^enbe
^öfIid|feitdformeIn gebraud^t ioerben, fo ^aben aud^ bie altbabt)«
lonifd^cn ?ßriöatbriefe i^re formelhaften ©nfeitungen; am ©d^Iuffe
ber ©riefe fe^It hingegen meiftend jebe abf^Iiefeenbe Söenbung.
©ei ben Äönigdbriefen fann baS g^^ten berartiger gotmeln natür*
lid^ nid^t auffaQen, benn ber Sönig, ber ate ©elbft^errfc^er feinen
Untergebenen ©efe^Ie gibt, loürbe fid^ in feiner SBürbe Vergeben,
»enn ec längere ©egendtoünfd^e an biefe rid^ten mürbe. 3n ber
?lnrebe an ben Slbreffaten »irb für geioö^nlid^ nid^t beffen 9lame
genannt, er toirb blo^ aU „©ater", „©ruber" bed Slbfenberd be*
.jcic^net, toomit aber in ber Siegel fein toirflid^eö ©erloanbtfd^aftd*
üer^dltnig gemeint ift; mit „©ater" foH ber ©mpfönger nur aU
eine für ben ©rieffd^reiber öere^rungdtoürbigc 5ßerfon ^ingefteÜt
toerben, toä^renb ©ruber bie gebröuc^lid^e Stnrebe unter ©efannten
ift. 3)ie Slrt ber ©inleitungdformel fann aud folgenbem ©rief, in
bem ein jur Äanalarbeit beorberter SKann feinen „©ater" um
Überfenbung oon ßebenömitteln erfud^t, entnommen »erbend
„3u meinem ©ater f))ric^, alfo (fagt) ßiniri-erac^. ©d^amafc^
unb ÜKarbuf mögen auf bie 3)auer ber J^age bic^ am ßeben
erhalten, mögeft bu gefunb fein. , (Um mid^) nac^ beinem ©efinben
(ju erfunbigen) §abe id^ gefd^rieben, bein ©efinben fc^reibe. — 3ladf
Dur'^Sin jur ?(bbämmung bed nar bitim bin id^ bcorbert. Slm
Crte, an bem ic^ mic^ befinbe, ift g'feifd) jum (Sffen nid^t öor*
Rauben. Se^t ^abe id^ Vs ®^^^^^ ®elbed geftegelt unb bir
bringen laffen, für biefed ®e(b gute ^f^e, irgenb etn^ad jum
(äffen laffe bringen."
1) Rec. de trav. XVI, 189.
«C. XII, 2 ^t^atbtiefe. SeUige be« (S^efoitgenen. 13
©i^tueifen fc^It ?lnrcbc unb jeglid^c ©ru^formcl in bcn ©riefen,
bic Jlbreffc ftanb aber in biefen gdllen auf bcr ücrloren gegangenen
lon^üße. So beginnt eine Sitte, ein ©d^iff auf feine 5^randport-
fä^igfeit ju unterfud^en, furj f olgenbermafeen ^
„Üb (?) latum, ber Äoufmann, ®o^n t)on Cifd^-Slunu, f)at bad
©d^iff beä 3bbatum, beö ©d^iffer^, gemietet, um nod^ Söab^Ion
^inaufjufa^ren. Säie er ba« ©c^iff anlegte (fprac^ er): tSiö je^t
^at ed S^zQd getragen unb je^t ^aft bu ed jum ^ü^ren t)on
©aßen anvertraut. 95i« je^t f)at e^ ä^^Ö^^ getragen unb je|t
f^idft bu cd jum gurren öon ©aßen, ©ei meinem ^au|)te, ei^
^at ftc^ unüerfe^rt erhalten, c 3)en genannten 3bbatum fd^ide i^
ju bir, unterfud^e bad ©d^iff gefäßigft unb übergib ed i^m, nac^
©ippar nimm t^**
3>er Äbfenber ber nac^ftel^enben SRa^nung, einen öerfprod^enen
^Beitrag für Opfer ju fenben, ^at bieUeid^t nidf|t unabfid^tlid^ jegttd^c
(Sinleitung unterlaffen*.
^©nttoeber einen ßi^fl^t^od für bie Opfer ober ®elb fd^ide,
in Äifd^ fa^ ic^ bid^ ni^t. 5)en 8urfd|en fd^icfe nid^t leer »eg.
aßonat UIuI, 9, lag, 3a^r, ba fiönig ammijabuga bie STOauer
ämmigabuga. (©iegel bed 2lbfenber«) 3bni*aD?arbu!, ©d^reiber,
Diener SRabu'd."
Der 2e£t ift megen ber hinzugefügten Datierung äugerft be«
merfendttjert, ba fid^ eine foldfe in ^ßriöatbriefen fonft faft nie
finbet.
©inen nic^t unintereffanten ©eitrag jur attbab^Ionifd^en Stultur*
gefd^id)te liefert ber ©rief eined Oefangencn®, ber einem unbe«
tannten Sbreffaten fein fiod fingt ^anHieit unb junger Ratten
i^n ^eimgefudjt, i^Ieibung fe^Ie i^m, nid^t megen eined gemeinen
Serbrec^cnd, SRaub ober ©nbrud^, fei er eingefpcrrt, fonbern eined
unglüdfeligen ©orfalled koillen. Der ^breffat ^abe i^n aufd jen«
feitige (Sup^ratufer gefanbt unb ba feien ©ebuinen ber SBüfie i^m
entgegengetreten. SBad ber ©d^reiber mit le^terem Kudbrude an*
beutet, entgel^t und. ®anj unfc^ulbig fc^eint er nid^t getoefen ju
fein, toenn er and) bie toa^re Urfad^e ju Der^üQen trad^tet.
„3w meinem ^erm fprid^, alfo (fagt) SBel^^fd^unu, bein Äned^t.
©eitbem ic^ im ^aufe bed SBefirä eingefperrt bin, ^aft bu, mein
^rr, mid^ am Seben eri^alten. äBad ift benn ber @runb, ba^
feit 5 SDtonaten mein $err @(eid^gültigfeit gegen mic^ gefaxt ^at?
1) Caneif. Text« IV, 82b. 2) VS. VII, 9» (Ungnob @. 58).
3) Cnnaf. Textt IT,. 19.
14 <£tnft fitauber, ShUfc^tiftbriefe. «O. Xn, 2
3)ad ^aud, in bcm ic^ eingcfpcrrt bin, ift ein ^ou^ ber 3iot
3e^t f)abt \d) ERar^abuQi einen 93rief ju btr, meinen ^erm, bringen
laffen. 3G8ie bu, mein iperr, mic^ am Seben er^Iten(?) ^aft, fo
fc^ide (auc^ jegt) unb baS ©efängniö, toill id^ bir jum
©eflen gereichen laffcn. 3luci^ bin id| fronf .... meinet ^errn
fei tjor^anben. (betreibe unb ®emüfe) \d)\dt, bafe ic^ nid^t fterbe.
©(^ide auc^ ein ®etoanb, ha^ id) meine ölöfee bebecfe unb —
tt)egen meinet ^errn toirb mir fein. V., ©d^efel Silber ober
2 9D?inen SBoUe f^icfe burd^ il^n, für meine ?[rbcit möge er e«
bringen. 3D?ar*abuUi werbe nic^t mit leeren Rauben meggejagt
SBenn er mit leeren öänben »eggejagt wirb, werben bie §unbe
mirf) freffen. S33ie bu mein $)err, fo wiffen bie Sewo^ner öon
©ippar unb Sab^Ion in^gefamt, bafe ic^ nidjt beim SRauben feft*
genommen, noc^ bei einem ©nbrud^ ergriffen würbe. 5)u, mein
^rr, lie^eft mirfj Öl nad^ bem jenfeitigen Ufer bringen, ba traten
mir bie ©utu entgegen unb ic^ würbe feftgenommen. 6in gün^
ftige« SBort üor (?) bem SBefir beö Äönigö f^ric^ .... auf bafe
id^ im ^aufe ber Slot nic^t fterbe. 1 da* Dl unb 4 Qa ®alj
fc^icfe, Wad bu fräl^er gefc^icft ^aft, ^at niemanb abgeliefert. 9Bad
immer bu fd^idft, fd^ide cilenb^ {?).**
9lu§ bem ®cfe^bud^e ^ammurapi'ö wiffen wir, bafe ba^ babtj*
lonifc^e SSolf fic^ in brei ©tänbe gliebertc, bie ©belleutc (?ßatri*
jier), SKinifterialen unb bie ©Haben, baneben ejiftiertcn jeben»
faQ^ freie ^anbwerfer in ben ©tabten. Sin auö ber Öegenb t)on
Mithat ftammenbeö ©d^reiben, baö an einen ©betmann gerid^tet
ift, beleuchtet biefe gefellfd^afttic^e Gruppierung. T)en SRinifterialen
würbe gegen firieg^bienftberpflic^tung Sanb jum Selben übergeben,
über biefen ^runbbefi^ Ratten fie fein freiem Serfügungörec^t, fie
burften i^n nid^t Derfaufen nod^ oljne ©rlaubniö oerpad^ten; ber*
nac^läffigten fie i^n, fo fonnte i^nen bag fielen entjogcn werben.
Der im erwähnten ©riefe* genannte ©in-ibinnam, oon bem ein
gelb aU 5ßac^t bem äbaram (berfelbe 9?ame wie ber beiJ ^triar*
c^en) üerfc^ricben wirb, ift ein fold^er SKinifteriale. Über 83er«
änberungen feineijJ Se^enöbcfige^ wirb ba^er nur im SBeifein eine^
militärifd^en gunftionorö entfc^ieben.
„3""^ Sbelmann fprid^, alfo (fagt) ®imil-90?arbuf. Sc^amajc^
unb ÜÄarbuf mögen bid^ am 2cben erhalten, mögeft bu wo^Ibc«
galten fein, mögeft bu leben. S)ein ©d^ufegott möge bein f^aupt
1) 1 Oa ungefaßt 0,4 1. 2) VS. VII, 198 (Unflnob 6. 59).
910. XII, 2 Serfaguna fiber ein £e^. 15
jum @uten ergeben. (Um mic^) nad^ beinern äBo^Ibefinben (ju
erlunbigen) l^abe id^ gefd^rieben. 2)ein äSo^Ibefinben möge t^or
©c^mafd^ unb iKarbu! bauernb fein. — SBegen ber 400 Sar gelb
bed Stn^ibinnam, bie bem 9(baram urfunblid^ ju üerfc^reiben, bu
Sotfd^ft gefanbt t^a^t, ftnb ber gfclbtoebel (?) unb ber ©(^reiber
erfc^ienen. Diefcn ©in^ibinnom berief id^. 400 ®ar gelb für
9(baram, mie bu 93otfd^ft gefanbt, Derfc^rieb ic^ urfunbK^.
@(egen beine ^otfd^aften Der^alte id^ mid^ nic^t ablel^nenb."
S^eüor mir biefe Heine Sludma^I attbab^Ionifc^er SBriefe
fc^Ite§en, fei no^ ein ©(^reiben ^ miebergegeben, bad megen feinet
freunbfc^aftlid^en, järtlid^en 3;onc^ faft old ber dltefte Sicbeöbrief
gelten lönnte. 3)er 3lbfenbcr flagt feiner bibe (ein fiofename für
bie QkLttin ober beliebte), ba^ er fie Vergebend in Sab^Ion ge«
fu^t unb bittet fie bringenb ju einer beftimmten 3«it bort^in ju
tommen, bog feine 93etrübnid meiere.
„3u meinem iperjc^en f<)rt^, fo (fagt) ©imil^üRarbuf. ®c^a*
mofc^ unb 3)tarbuf mögen bid^ um meinetmiUen am Seben erhalten.
(Um mid^) nac^ beinem SBefinben (}u erfunbigen) ^abe ic^ gefc^rieben.
Dein SScfinben fd^reibe. — 9iac^ Sab^Ion begab id^ mi^. Siid^t
fa^ id^ bid^, gar fel^r marb id^ betrübt. 9?ad^rid^t über bein
fiommen fenbe, ba§ idf) mid) freue. 3m STOonat 9lrac^famna
fomme. Um meinetmiUen mögeft bu auf bie 2)auer ber Xage
leben."
SRit bem (£nbe ber ^ammura))ib^naftie bricht über 93ab^(onien
eine 3^^^ ^«^ SBirren herein. 3)ie JSaffiten, ein SSoIf t)on noc^
unaufgeflärter, ni^t femitif^er ^erfunft, beren SSorbringen fid^
fc^on unter ^ammurapi'd 9lad^foIger fül^Ibar gemalt ^atte, nehmen
t)om Dften ^er SBabt)Ionien in $efig. Q^nen mefentlidfen (Sinf(u^
auf bie ^ulturentmidlung Sab^Ioniend ^aben jeboc^ biefe fremben
©roberer, beren iperrfc^aft ungefähr Don 1700—1170 b. 6^r.
baucrte, nic^t genommen, fi^ öielme^r ©prad^e unb Sultur ber
UntertDorfenen }u eigen gemad^t. SBir ^aben fd^on gefe^en, meiere
äioUe unter ^ammurapi bie großen SEempel afö 9}2ittel))un!t bed
^anbete unb $er!e^rd fpielten; bie ftaffitenjeit f)ai baxan mdft^
geänbert, bie äRad^t unb SBebeutung ber Tempel f^eint oielme^r
nod^ getoac^fen ju fein. 3(udgrabungen an ©teOe ber alten füt«
bab^Ionifd^en ©tabt 9tippur i^abtn bie 9Iefte bed ^aupttempeld,
ber bem ®otte (Sniil gemeint mar, gutoge geförbert. Unter ben
1) Rec. de trav. XVI, .189.
16 emfl Stlaubtx, ftcilfAriftbriefc. «O. XU, 2
5;rümmcrn fanben fic^ grofee SJicngen öon fteilfd)rifttäfclc^cn, reli*
giöfe unb lejifalifc^c lejtc, ©d^ülcrarbcitcn, ftonttahe, alle auiJ
bcr SBibliot^cf bcö Xcnipcfe ftammenb. ?lwd| Söriefe, jur 3;ein})et*
forrefponbcnä gehörig, finb unter biefen legten aufgetaucht. 3!)ie
meiftcn Sriefc fd^einen an ^M^ftionärc bed Xempefö in gefc^äft*
liefen ober abminiftratioen ?(ngelegent)eiten be^ ^eiligtumö ge*
ri(f|tet äu fein, bod^ befinbet fid^ unter ben bi« je^t befannt ge^
worbenen auc^ ein ©rief eine^ Äaffitenfönig^ an einen feiner
©eamten. ©inige ^oben »erben bie Wct biefer ©riefe, für toelc^c
bie (Sinleitunggformel: „3n bie Oegenloart meine« ©errn möge ic^
fommen" c^arafteriftifc^ ift, näl^ jcigcn.
3wnäc^ft fei ber mertoürbig überfd^mänglic^e Anfang eineö
©riefe« mitgeteilt, öon bem man ba^er aud^ öermutet ^at, bafe er
an ben Äönig gerichtet fei*.
„?tn meinen ^rrn, ^erüorragenb an Ätaft, ©t^rofe öom
^immel, ber ©träfe nic^t fenbet, ben ^Iben, ©tarfen, Umfic^tigen,
fiic^t feiner ©rüber, ber be« ©lanje« waltet, über SRfic^tige unb
ängefe^ene ^errf^t, ©))eife be« ©olfe«, ©d^fiffel ber. STOenge, ben
3D?ann^aften unter feinen fieuten, bem änu, ®nlil, @a unb bie
©elitnli ein ämt ooU ®üte unb ®erec^tig!eit öerlie^en l^aben, }u
meinem ^^erm fprid), fo (fagt) Salbu, ber ©taub unb Snec^t, bcr
bid^ liebt, (^olgt ein ©erid^t über Überfc^roemmungen in ber ©tabt
3Kannu*gir*»Slbab u. a.)."
©on ben ©riefen gefd^dftlid^en 3nl^alt« möge ein ©erid^t über
©au* unb SBeberarbeiten, ben ein gett)iffer [3mgu]rum abgefanbt,
ein ©üb geben®.
„3)ein Wiener [3mgu]rum, in ®egenn>art meine« $errn möge
ic^ fommen. ®em |)aufe meine« ^erm ift SBo^Iergei^en. 6000+
. . . ßiegel finb bi« jum 4. geftric^en morben. 3c^ ^abc 1000+
. . . Qi^Qtl jum ©ingang ber Orabung, an ber ic^ arbeite,
bringen laffen. 3m SWonat 3;ifd)rit »erbe id^ ba« gunbament
legen, bie rüdtofirt« befinblid^e SWauer f)ab^ iä) abgeriffen, 20 Siegel-
Raufen, bie übrig geblieben, »erbe ic^ nieberreifeen unb abtragen (?),
10 000 3iegel ^aben bie 3iegelarbciter (?) oerfertigt, feit bem 4.
tiaU x6) mit 3iegelftreid^en ein ®nbe gemacht (?) unb ^abe fie jum
rüdtoärtigen 5;eil be« ©dilac^t^aufe« bringen (äffen. SBegen ber
Shi^efammern (seil, für bie ®ötter), »elc^e inmitten ber ,
au« »eichen mein ^err au«juaie^en (seil, mit ben ®ötterbilbem)
1) Vtahau 9lx. 24. 2) dtabau 9h. 28
9(0. XH, 2 »riefe bet ftaffttenaeit. ^mamafunb. 17
geboten f^at, fo tft e^^, nad)bciti id) in bcn Xcjtcn (Jinfic^t ge*
itommcn, im 3Konat UIul günftige ^tit au^jujic^cn. SRcin ^rr
möge SBcfcf|t fenben, tpcnn c^ (3^i0 ä""^ Slu^jieticn, ipiE ic^ c«
tun ... . uftp."
S)cr folgenbe t)on einer grau abgefanbtc ©rief forbcrt Don
3nanni, einem ^o^en 3^empeIfunftionär, in energifd^cr SBcife bie
^Xuöjaf)Iungcn öcrfd^icbcncr iJö^nungcn\
„3u Snanni fpric^, fo (fagt) 3nbi-?liri. 3 ®ur ®crftc bcm
3bin*9icrgQt gib. SBöfe« foUft bu mir nic^t äufäS«"- 28a^ id) i^m
gejagt ^abe, möge er nehmen unb wegbringen. Unterhalt für bie
33äder bem ©in^ffa^ra gib. 4 ®ur (Serfte ber Dini, bcr %o6)Ux
be« Stbiie, gib."
SHein priüaten 3n^aItJJ ift ein ©einreiben, in bcm jemanb
bringcnb um Stu^funft über bcn ©crMctb öon (betreibe crfuc^t*.
wgolgenbcrma^en fpric^t bcin SBater. ©ei nic^t ^od|mütig
unb »enn bu barübcr unterrichtet bift, fd)idc SSerid^t für bcn 93e*
fi^cr be«J ©etreibeö. SSerid^t bcm Sefi^er beö ©ctrcibcö wiÜ ic^
geben." —
(Srtoäl^nt fei ^ier noc^ eine gro^c Sammlung üon Äeilf(^rift*
briefcn, bie nidjt eigentUd) bcr bab^Ionifc^^aff^rifd^cn 95ricftitcratur
im engeren ©inne jujujä^Icn finb, bie fogcnanntcn 9lmarnobricfc*.
S)ie Icjtc fiabcn xijxtn 9?amcn nad) bem Junborte Xell cl 9lmama
in ?i[g^pten, bercinft bie SRcfibcnj bc^ Äönig§ Slmcnopl^tö (@(^e*
naton) IV., au^ bcffen ?lrcftiö fic ftammcn. ®^ finb bicö SPriefc,
bie }mifd)en bcn ^errfc^ern ^tg^ptcnö unb üRcfopotamicnö, bcn
SDWtannifönigcn , gemcc^felt würben; öor allem aber ©c^reiben
fprifc^cr unb patäftinifdjer SSafallcnfürftcn an bcn äg^ptifdjcn ^of.
^cr Junb war nic^t nur öon eminenter Sebcutung für bie ftennt*
nid bcr politifc^cn ©cfc^ic^tc bcö 15. unb 14. öordjriftlic^en Sa^r*
^unbcrt«^, fonbcrn f|at aud( auf bie (Scfamtauffaffung ber ftultur*
cnttoidlung bcd norbcrcn Dricntö umwäljcnb gemirft. 3)cnn bcr
Umftanb, bafe felbft bie Äönigc tgtiptcnd unb bie dürften ^ßaläftinag
fic^ im biplomatifc^cn SScrfc^rc bcr Äeilfd)rift unb bcr bab^Ionifdjcn
Sprache bcbicntcn, jcigt in übcrrafc^cnbcr 3Bcifc bie 9?ad)^altigtett
be§ babplonifc^en ftuttureinfluffcö auf bcn gefamten Orient.
?lud bcn folgcnbcn 3a^rt|unbcrtcn finb feine 93ricftejtc jutage
gefommen; erft toieber an^ neuafft)rifd)cr Qzii beft^cn wir eine
99ricffammlung, bie an Umfang unb 2Bid)tigfeit bie bid^er bc^an»
1) «abau 9lr. 85. 2) fftahan ?Rr. 76.
3) %(. ffir Überfetungdproben 9}iebu^r, $l£). I, 2.
HUcr Crtrnt. XII, 2 2
18 (imfl »iaubtt, fteilf^riftbnefe. 90. XII, 2
belten übertrifft, nömli^ bie aui^ ber SBibliot^ef $()urbQnit)Qld
ftammenbe offizielle l^orrefponbenj. äBad biefe i^riefe einzig in
i^rer 9[rt mad^t, ift ber unoergleic^Iid^e (Sinblicf, ben fie in bod
Seben unb treiben jener Qcit gewähren, ja man fann füglid^ be*
Raupten, bofe wir burd^ fie über bie innere 3citgefd)i(^te be^ neu*
aff^rifd^en Steic^ed Dielfac^ genauer unterrid^tet finb, aU über
manche 5ßerioben mittelalterlid^er, ja felbft neuerer (8ef(f|i^te. Qext*
lic^ reichen bie Xe^te Dom 93eginn ber £)errfd^aft @argond bid
jum Untergang bed neuaff^rifd^en SReid^e^, ber grdgere Xeil rü^rt
au« ber 9iegierung«jeit «far^abbond (681—668 o. G^r.) unb
9Ifurbani<)afö (668—626 (?) ö. S^r.) ^er; örtlid^ flammen fie au«
einem @ebiet, toeld^e« öon ben ©renjen 9trmenicn« bi« jum ^er*
fifd^cn Wolf, öon (Slam bi« an bie äufeerften ©renjen SJiefo-
potamicn« reicht. S)ie ©riefe finb teil« Schreiben be« Äönig« unb
ber SWitglieber ber fönigtid^n gamilie, teil« SBerid^te ber §5flinge
unb Beamten an ben Äönig über bie mannigfad^ften (^egenft&nbe;
5Bertt)aItung«angelegen^eiten , potitifd)e CSreigniffc, fultifc^e 3^^^*
monien, ^)erfönHd|e Slnliegen. — ©in farbenprä^tige« SBilb alt*
orientalifd^en ^ofleben« entroUt fid) t>ox unferen ^ugen. äBir
fe^en ben Stönig inmitten be« föniglic^en ^ofe«, tefen bie ©rläffe
an feine Untertanen, bie balb im gnäbigen, balb im bro^enben
ober ^ö^nenben Jone get)alten finb, lefen bie ©riefe, bie er an
feine föniglid^en SBernianbten gefd^rieben, lernen bie ^ofintriguen
l^o^er ^Beamten unb Höflinge !ennen, bie fi^ eifrig bemühen, bie
®unft be« ^rrfc^er« ju erringen unb ju betoa^ren. SBir erfat)ren
oon ben Opfern, mit benen ber Stönig ba« fortgefallen ber @(ötter
5u erlangen fud)te, unb fe^en i^n ängftUc^ beforgt, günftige 83or«
jei(^en auö ben Sternen ju erhalten; n)ir geujinnen ©nblirf in
bie Sermaltung äff^rien«, in feine militärifc^e Crganifation, lernen
aber auc^ bie ©d^attenfeiten altorientalifd^en @taat«toefen« fennen ;
^ören oon Denunziation, Unterbrüdung, ^unger«not unb fd^Ied^ter
Sefolbung, fo ba§ mir au« ber ßkfamtfieit biefcr ©riefe ein leben«-
ooÖe« ©Üb ber bamaligen !^txt bor un« erfte^n fe^en, fie finb
ba^er aud) eine äugerft toid^tige ©rgänjung ju ben ^iftorifd^en
Xcjten, bie in i^rcr offiziellen (^örmtic^feit un« fol^e Äuffc^Iüffe ju
bieten nid)t imftanbe finb.
©ebor toir nun mieber groben au« ben einzelnen ©riefgruppen
bringen, feien no^ einige furze SBorte über ben @ti( ber neu*
affijrifd^en ©riefe üorau«gefc^idt. Die alte go^^mel: „3^ 9?. 9J.
fprid^, alfo (fagt) ....", mirb mie in ber oor^erge^enben faffitifc^en
«C. XII, 2 9}euaff^T. «tiefe, e^araltenflit ®til. 19
Spod|e nur ganj au^na^m^^meife Demenbet. ^afür ^eigt ed je^t
bei 55crid(tcn an bcn $of: „?tn ben fiönifl, meinen ^rrn, bein
Wiener 91. 91., (bie unb bie) Götter m5gen ben ß5nig, meinen
^crm, fegnen." %m ^dufigften »erben in ber Sinleitungdformel
9iabu unb SKorbut angerufen, boc^ finben fi(^ je nad) @tanb ober
Ort be^ %[bfenberd anbere ®ott^eiten genannt, ^r ^riefter bt*
Dorjugt bie ®5tter, in beren Sienft er fte^t, ber 9[r)t bie ^\U
götter SRinib unb ®ula, Stdbter if)re fpejieüen Sofalgott^eiten,
manche n)ieberum !önnen fid) in ben ©dtteranrufungen gar nic^t
genug tun unb flehen lange 9tei^en üon ®öttem um 'Säfui^ für
ben Sdnig an. 9la6) ber ©ötteranrufung folgen bann gen^ö^nlic^
einige weitere ©egen^loünfc^e für bie ©efunb^eit, langet Seben
unb glücflid^ Slegierung bed jitönig^, bie je nac^ bem @^reiber
balb fürjer, balb länger gehalten finb. äBä^renb manche IBriefe
oft nur au^ folc^en in^alt^Iofen Segendf^rfic^en befte^en, enthalten
anbere toieber nur einen ganj furjcn ®rufe, ja biötoeilen beginnt
ber ©Treiber fogleid) mit feinem ©eric^t, i^n mag bann too^I ©le
on n^eitläufigen ^geben^eit^oerfi^erungen ge^inbert ^aben. @tne
anbere, nid^t fo ^dufige ©nieitungöformel in biefen ^Briefen ift bie
fd^on au0 ber Äaffitenjcit i|er betannte: „3n bie Gegenwart bei^
JRönigd, meinet ^rrn, möge id) fommen.'' (Sinigemale finben fid|
auc^ Sinleitung^toorte, bie lebhaft an d^nli^e ^Beübungen ber
Äönigdbriefe aud bem ?lmarnafunb erinnern: „9)icinen SJoten fanbtc
id) 5ur ©egrü^ung bed 5lönig§, ber ©olbaten unb ber ^ßferbe".
SBie ^eutjutage ber öofftit im offijieUen fd^riftlic^en SBerfe^re
fürftlic^er ^erfönlid)feiten eine ?(nrebe „@uer Üicbben", „lieber
Ü^etter" ober d^nlid^e^ öorfdireibt, fo beginnt auc^ ber aff^rifd)e
ftönig feine ©riefe an anbere .^errfc^er mit einer ftreng formellen
©nieitung: „®rief Don (Äönigdname) an (Sßame)". Snt Segen*
fa^e ju ben !8ricfen ^ammurapi'^ folgt bann: „SKir ge^t eg gut,
möge c^ bir gut ge^en". Sei Untergebenen ftet)t bejeid^nenber*
»eife ftatt leßterer ^^rafe: „möge ed bir gut ge{|en", „möge bein
4>erä frö^Iid^ (barüber) fein". Gbenfo mirb bie jeremoniefle An*
rebe bei ©riefen an JBernwnbte eingehalten. @o lautet j. ©. ein
©rief Äfurbanipal^ an feine ÜHutter, bie an if|n eine ©itte ge*
rid)tet l^atte:
„(Sriafe be§ Äönigd an bie Stöniginmutter. 9Kir ge^t e^ gut.
Wut ge^e e« ber Königinmutter. 3Ba^ ben 2)iener beö "itmufc^e
anbetrifft, beffentttjegen bu gefc^rieben, fo t|abc ic^, fo njie bie
Königinmutter ed gefagt ^at, fofort ©efe(|I gegeben. ^ ift alled in
20 <Stnft ftlauber, ^eilfc^nftbriefe. «IC. XII, 2
fd^önftcr Drbnung, fo »ie bu gefagt ^aft. SBoju foD 4^anunai
tommcn?"
©afe auf bai^ (Sin^attcn bicfcr duneren gormcln ftreng fle*
fc^cn iDurbc, jcigt baö ©d^rcibcn einer loc^ter bed tjor legten
. afftjrerfönigd äfur^ctitilani an eine entfernte SBertoanbte. 3)icfe
^tte fi^ in einem Sriefe ate ^©c^toefter" ber ^njeffin fae*
jeic^net, ein 3;itet, ber i^r anfc^einenb nic^t jufam. ©ie erlieft
nun folgenbe SRüge*:
„Drbre ber Äönigötoc^ter an 3tfcl^fc^ur«f(^arrat. SBarum
ftilifierft bu beinen Srief nid^t rid)tig unb nennft beinen Xitel
nic^t? ©onft lüirb man ja fagen, bieg ift bie ©d^mefter ber
©d^arrua^eterat, ber großen Iorf|ter be^ ^oremg öon 21fur*eti(*
ilani^ufinni, beö großen ftönigö, be^ mäd^tigen Sönigö, beö Sfönigö
ber „3Belt\ be^ fiönigd t)on Sffur unb bu bift boc^ (nur) bie
loc^ter ber ©c^toiegertod^ter ber ®ema^lin ?(furbani))atö, beö
filteften Jlönigdfo^ned aud bem ^arem Sfar^abbon^/'
3Kand)erlei Stuffc^Iüffe gemä^ren bie ©riefe über bie 9[rt, njie
ber Äönig i^ollmac^ten erteilte, SBürbentröger ernannte ober fonft
in bie 9Sertt)aUung eingriff. Sine föniglic^e SoHmadit für bie
SBeripenbung beftimmter Seute fa^ fo au^^.
,,SrIa6 beö Äönig« an Jlfdjipa. SBad biefe 9?abati(eute anbetrifft,
berentttjegen bu gefc^rieben, fo fielen fie bir jur SBerfügung."
©in ©egleitfc^reiben für einen neuernannten SBürbentröger ift
ung in einem ©riefe 9Ifurbanipafö an bie ©eelänber (ben 8ett)o^nern
be^ JJorbranbeö bt^ ^^erfifc^en ®oIfeg) erhalten. 3)ad ßanb ipar öon
einem ?In^änger bed Slamiterfönigd 9)2enanu in ©efi^ genommen
n)orben. 9iac^ beffen Vertreibung fd^idte äfurbanipal einen i^m
ergebenen ÜRann unb erliefe jugleic^ bie folgenbe 5ßroHamation^.
,,©rlafe beö ilönigd an bie ©emo^ner be^ SWeerlanbe^, grofe
unb Hein, meine Äned^te. SJiir ge^t e^ gut, möge euer ^erj fröt)*
lic^ fein, ©e^t, wie »o^lmoltenb - meine 3lugen auf euc^ ru^en.
©on ber Sünbe bed 9?abu«»be^fc^umate, ber §ure be^ 9J?cnanu,
^abe id) euc^ befreit unb jefet ^abe id^ ©eUibni, meinen Äncdit
unb aSürbenträger jur SSorfte^erfc^aft über cud) gefc^idt. **
gür aReibungen an ben ^of blieb ber Danf bed ÄönigS nid)t
aug. ©0 betam ©eUibni, ber möglid)ertt)eife mit bem eben ge»
nannten Statthalter beö SReerlanbed ibentifc^ ift, ein ©elobigungj^*
fd)rciben, meil er ben Stönig über ba^ ©erhalten be«f in SKittel»
1) ^axptt III, 808. 2) ^axptt III, 305. 3) ^xptt III, 289.
?IC. XII,2 (grlaffc bed fiönifl«. 21
bab^Ionicn anfäffigen 9tramäcrftammc^ bcr ^uqubu unterrichtet
Iiatte».
„Srlaß beö Äönigö an 95el»ibni. üKir ge^t c^ gut, möge
bcin §erj frö^üc^ fein. 28egen ber 5ßuqubäcr am itanal, bercnt«
tocgen bu gefd^ricben: »Sin SKann, ber bem ^aufe feinet ^errn
an^Sngtid^ ift, Hart fofort über baö, toa^ er fie^t unb ^ört feinen
^errn auf.« <Bkf), gut ift e^, toa^ bu gefc^riebcn, bu ^aft mic^
barüber oufgeffärt."
SInbererfettö tourbe Seamten, bie fid^ baö SKifefallen beö Könige
jugejogen, fd^arfer 3;aber juteil. Cft »urben fic jur SRed^en«*
f^aftölegung in bifc SRefibenj berufen unb bann ttjaren bie ®e*
treffenben in ®efa^r, Stellung, ja felbft ba^ fieben ju üerfieren.
aJian begreift ba^er bie „SBeftürjung", mit ber infolge eine^ fönig*
liefen Sd^reibenö ein in 95abt)Ionien ftationierter geftungSfomman«
baut nac^ ?lffur eilt-.
,,3ln ben König, meinen ^rrn, bein 2)iener Sab*fiW£fci^arra.
^eil bem Könige, meinem ^errn! Slfur unb SRinlit mögen ben
König, meinen ^errn, fegnen. 5RabuI*beI*fcl^umate, ber Komman«
baut Don SBirat ift am 7. in Stffur eingetroffen. 3c^ befragte i^n:
9Sc5^aIb bift bu ^ier^er gefommen? ®r antwortete: »®in
föniglic^er ©riafe !am ju mir (be^ Sn^alt^): ,2tQe ©tabt*
fommanbanten finb gefommen, Dor mir ftanben fie, bu bift nicf)t
gefommen. Überbieö ^aben bie SSetoo^ner öon Dpid ©ippar ge*
^)tünbert, »arum bift bu mit beinen Äned^ten ausgesogen unb ^aft
toeggefü^rt?' 3tuf ®runb biefeS Sefd^eibeS toarb iä) beftürjt unb
bin gefommen*."
SBiSioeilen ent^üQen unS foIcf)e föniglic^e ©einreiben 6f)arofter*
jüge, bie bie ©eftalt beS ^errfd^erä auS bem SRebel offijietter ®e«
fc[)ic^töfc^reibung greifbarer ^ert)ortrcten laffen unb unS bie ?ßer*
fönlid^feit beS Könige menfd^Iic^ nä^er bringen. 5)urci^ bie ®ra*
bungen t)on Sa^arb unb 3iaffam* finb n)ir in ben SBefi^ ber grofe*
ortigen SBibliot^ef ?lfurbani^)ate gelangt, bie buri^ öiele 3xxufcnbe
t)on 2;ontafeIn baS babt)Ionif^»aff^rifd)e ?lftertum neu ^at er*
fte^en laffen. 2)ie Sammlung beS König« enthält nic^t nur biele
offiäieHe Urfunben feiner Üiegierungdjeit, fonbern auc^ äbfd^riften
uralter titerarifc^er Xejte, um beren ©ammtung ber König eifrig
bemül^t toor. ®o fönnen »ir nocf) je^t ou« einem ©einreiben beS
König« erfe^en, mit toelc^em ©ammeleifer er e« fic^ angelegen fein
1) ^oTper III, 288. 2) ^axpti i, 88.
3) »fl(. Sc^tipfunb, «C. V, 3 ®. 13.
22 (Srnft iHau&er, ffeitfc^iftbriefe. «O. XII, 2
Hee, toic^tigc alte 3;eyte in 3lbf(^rift für feine ©ibliot^t 3U er»
galten *.
„dtia^i bt^ $lönig^ an Sc^abunu. Wlit fle^t e^ gut. Sludge
bei« ^ctj jufrieben fein. Am Xagc, »0 bu bicfe 3;afel fie^ft,
ttimiii mit bir, ©d^uma, ben ®of|n bed ©d^um^ufin, ©e^etir, ben
iBtttber beS 9pla, ^(rifn bei^ Slrfot^tani unb Seute Don Sorfit^pap
bic bu !ennft, iafeln, foöiel il^rer in i^ren Käufern fic^ befinben,
unb bie Safein, bie im ( Jempel) @jiba hinterlegt finb, fie^ buri^
(folgen angaben üon Jcjten barunter). „®a unb SKarbuf mögen
bie SSei^^it DoQenben", alle ©d^Iad^tfefien, foüiel oor^anben finb,
unb i^re ja^lreic^en Tzictt, fooiel oor^nben fiAb: „3n ber ©d^Iad^t
fomme fein S>pttv an bic SRaucr ^eran.'' — (folgen »eitere
Serienangaben) unb alled, ttwd im 5^alaft« erroünfc^t, fooiel
)M)r^nben ift, unb toertooDe lafeln, beren Überfe^ungen* in Sff^rten
nid^t üor^anben, fuc^t unb bringt mir. S)em ©d^atam unb bem
&(fyxhi l^abe id^ gefd^rieben, in beinem 'Depot foQft bu fie hinter«
legen, niemanb foü bir lafeln twrent^alten. Unb jeglid^e Safel
unb Qanhctt^t, todd^n xi) mä) nid^t gefc^rieben, unb oon n^elc^em
bn fie^ft, bag er für ben ^alaft geeignet, fud^e unb fd^icfe."
SBäl^renb fo bie ©riefe unb Sriaffe be« ftönigd ein einiger»
mafeen lebendioa^red SBilb feiner ^ßerföntid^feit bieten, lieben anberer«
feit« bie Briefe ber Höflinge feine ^^erfon na^eju in^ Übcrmenfd^
iid^e. Sie greifen in überfc^nj&ngliic^er S38eifc bic Segnungen ber
fönigüc^cn S^egicrung unb bie SBo^Itatcn, bie i^nen ertoiefen n)urben.
(Sine fo(^ Sc^reibmeife erflfirt fid^ cbenfotoo^I aud bem Naturell
be^ Orientalen, ber ja in Jreube unb Sd^merj, in öafe unb fiiebe
ntc^t ba« Vla% norbifd^r ®öHcr ju galten pflegt, mie au« ber
überragenben SWodfttftcnung bed Sfönig«, ber art Sc(bft^errf(^ über
ba« aSo^I unb IBe^e feiner Untertanen nod^ @(utbfinfcn cntfd^eibcn
tonnte. Ate flaffifc^e« ®eifpiet folc^er fiönig«t)cre^rung fann ber
fiob^^mnud eine« unbefannteh ,^5f(ingd gelten, ber fein fc^tomtg«
tJoHe« Sd^eiben * felbft ald gortfe^ng ju einem frül^r abgefonbtcn
ctflärt
„^a^ ift ber Sd^Iufe ber 9tebe bc« früheren löriefcis. 1)ic
$errfd)aft bc§ Äänig«, meine« .f>errn, möge toxt ^ffer unb DI
ben Seuten aller Sftnber angenehm fein. S^re JRcgicrung möge
ber ftönig, mein ^rr, ausüben für immer unb ewig. ®n ^vmb
bin id^, ber für ben Jtönig, feinen ^erm, betet. S)iefc Segen«-
1) Cuneif. Texte XXII, 9lx. 1. 2) nad^ i- 9t<f. 8) ^ftv|»et IV, 435.
90. XII, 2 !8eT^ertti(^ung beS ^it\ä^tx^. 23
tüorte ^obe idj für beii Äönig, meinen $)errn, gebetet. 35ie ©ötter,
beten 5Ramen icf| angerufen, mögen fie annehmen unb ^öten, unb
bem Äönige, meinem ^errn, biefe ©egen^toünfd)e lOOOfac^ öer*
mehren, (i^re StfüHung) bem fiönige, meinem ^erm, getoä^ren.
3c^ bin ein Seter für ben Äönig, meinen iperrn, öor bem Äönige,
meinem ©errn, toill ic^ fte^en unb mit reinem |)erjen au^ öoUer
fiunge ^ere^tung bezeugen, unb menn meine fiunge fc^toad^ ge«
niorben, bann miQ ic^ mit bem S(ufgebote meiner ganjen ^aft
(ben fiobpreig) öoDenben. 3Ber f oüte einen guten ^errn nid^t lieben ?
@te^t benn nic^t im Siebe üon Äffab: *3Begen beineS gnäbigen
SÄunbeö, mein §irte, ^arrt alle SBelt auf bic^«?**
Äu^ bem üorfte^enben SBriefe ift ber ®runb, »arum ber ?lb*
fenber fo ^o^e Xöne anfc^tägt, nidit erfid^tlic^. ®anj uneigen«
nfi^ige ?lbfid^ten »erben i^n babei fc^toerlic^ geleitet l^aben. ®urc^*
fid^tiger finb bie SRotibe, bie ben 5ßricfter 2tbab*f(i^um*ufur jur
9}er^errlid^ung be^ ^önigd Deranla|t ^aben; er tooütt ben ^errfd^er
beftimmen, feinen ®of)n ärab'^öula bei §ofe anjuftellen. Um feine
Sitte mirffamer ju geftalten unb ben ^finig günftig }u ftimmen,
preift er bie gtücfbringenbe Stegietung bed ^önigd unb rüljmt bie
Segnungen feiner ^errfd^aft. ipierbei Hingen SRotibe an, mit
bcnen ber orientalifd^e Srlßferfönig au^geftattet jw U>erben J)flegt,
ber Äönig ift gleic^fam afe Srretter gebaut, mit beffen SRegierung
bie ^eiteseit begonnen ^at^.
„An ben Äönig, meinen §errn, bein Wiener Slbab^^fd^um^ufur.
§eil bem Äönige, meinem ,f)erm! 9?abu unb SKarbuf mögen ben
Stönig, meinen ^rm, gar fefjr, gar fe^r fegnen. (Der unb ber ®ott)
^Qt jur Äönigdfjerrfc^oft über Jlff^rien ben Kamen be^ Äönig«,
meines |yerrn, berufen, ©c^amafd^ unb äRarbu! ^aben mit gnfibigem
©liefe bem fiönige, meinem ig^errn, für bie ÄönigS^errfc^aft über
bie fiänber günftige Stegierungdjeit beftimmt, Xage beS Sted^ted,
^^re ber @ered^tigfeit reid^lic^e 9{egengüffe, mächtige (fluten,
günftigen Kaufpreis. Die ©ötter finb jufrieben, bie ®ottedfurd^t
ift grofe, bie jempel ftro^en, bie grofeen ®ötter beg ^immeld
unb ber (Srbe ^aben bieS aÖed jur Q^i beS ÄönigS, meineä ^erm,
^rbeigefü^rt. Die ®rcife Rupfen, bie Sünglinge jubeln, grauen
unb 3)l&hd)tn unterjietjen fi^ freubig ber 9Beibedpflicf)t, !ommen
nicber, ge^n @ö^nen unb Xöc^rn bad fieben, ber 3laä)tDud)§
gebeizt ton burd| [eine @ünben bem Xobe verfallen, ^at ber
1) ^TtKt I, 2.
24 ®nifl »lauber, Äcilf^rtflbriefe. «C XII, 2
Äönig, mein §err, bcgnabigt unb »er öicic So^rc gefangen )a^,
l^aft bu befreit. Sie hungrigen finb gefattigt, bie Xraurtgen gc*
tröftet toorben, bie 9?actten mit ©eluänbern beHeibet 3c^ aber
unb ?(rab*@ula in i^rer 5Kitte unfer ®aumen ift uerKirjt, unfer
®emüt betrübt. 3egt f)at ber Äönig, mein §err, ben Seuten (feine)
Siebe ju SRiniöe gejeigt, ju ben äbeligen gef proben: »SBringt euere
©ö^ne, in meine 5)ienfte mögen fie treten <. 9lrab«®ula, mein
Sol^n, möge mit i^nen im Dienfte beö ftönigö ftel^en. SBir moQen
mit allen ßeuten frö^lid) l^üpfen unb ben ftönig, meinen ^)errn,
fegnen. Die bei ^ofe fid^ befinben, fie alle ertoeifen mir feine
Siebe, einen g^eunb unter if)nen befi^e id^ nid^t, toem ic^ eine
&ait reiche, ber ift mir entgegen, ^"^fP^öc^e für mid^ einjulegen.
Der Äönig, mein §err, möge Srbarmen ju feinem ftned^te faffen.
Unter allen Seuten fei id^ nic^t fgebemütigt], meine SBiberfac^er
mögen nid)t i^re Suft an mir finben."
Die Silagen am Sd^luffe bed ©riefet gewähren mandjcrlei
©nblidc in baS betriebe be^ ^ofeö. Sie jeigen, baft bamaU,
genau fo toie im l^eutigen Orient, Saffd^ifc^ nottoenbig toar, menn
man etujaö erreid^cn toollte, ba ber ^riefter unverblümt jum Äpnig
öon ben „©aben*' fpric^t, bie er nu^lod öerfc^enft l^ab^. ®ie
laffen aber auc^ baö Sefte^en einer einflußreichen ^ofclique tu
fennen, loetd^e bie 'iBerufung 9lrab«»®ula^ ju öer^inbern tt)ufete.
Unb jundc^ft fd^eint 2lbab^fd)um^ufur mirllid^ nid^tö erreid(t }u
^aben, benn in einem anberen Sriefe^ Ilagt er.
„ 2Bag Slrab-Oula anbetrifft, ben Rned)t bcö Äönigö,
m^ine^ ^errn, fo ^at niemanb feiner ©rtoä^nung getan. 3tn ge*
broc^cnem ^erjen ftirbt er. Sein ©<^merj(?) rü^rt üom Äönige
^er. Sine S^preffe ift ber Jfönig, mein §crr, bie üiele Seute belebt."
SSielleic^t ^atte irgenb ein guter ^eunb 3lbab'fc^um*ufur bei
|)ofe benunjiert, fo ba^ ber Äönig feinen ©of|n nic^t berüdfic^tigte.
Daß bei (Ernennungen fold^e Seute nid^t fehlten, bie ald „lotjale"
Untergebene ben Äönig „aufjullären" fid) Verpflichtet füllten, jeigt
baö folgenbe c^arafteriftifc^e ®d^reiben-,
„?(n ben .ttönig, meinen $)erni, bein Diener 95el*iqifc^a.
Kabu unb 9J?arbuf mögen ben ftönig, meinen $)errn, fegnen. Die
Diener beö ^aufeö meinet ^rrn, bie ber ftönig, mein f)err, am
l^eutigen Xage audertt)äl)tt, Xabala, ©o^n be^ 95eH^arran*ac^=ufur,
ben jur ^auptmann^mürbe ber ftönig, mein &crr, beförbcrt, Slabu»
1) ^axptx VII, 657. 2) l^axptx I, 85,
HC. XII, 2 dine Denunziation, ^txi^it über Opfer. 25
fafip, bcn jum ftänbigcn äbjutantcn bcr Äönig, mein ,'perr, U-
förbert, emur-iluf^ii, ben jum Äämmcrer ber Äönig, mein iperr,
beförbcrt, biefc brei üeute finb Xrunicnbolbe. SBenn fie bctrunfen
finb, loenbet feiner ben S)oId^ üon feinem (Gegenüber ob. 3)ic
Sac^c, bie ic^ iüeife, ^abe id^ bem Sönige, meinem öerrn, gemelbet
Ter Äönig, mein ^err, tue, \vk e^ i^m beliebt.'' —
3a^Ireicl^e 93crid&tc an ben Jlönig finb erhalten, bie öon
fultifd^en ß^^^^^onien, üon Opfern, lempelfeften, ©ebeten Dor ben
®öttern erjä^Ien. Sic betueifen, tok fe^r bem ftönige, ber fic^ in
ben 3nfc^riften felbft qIä ?ßriefter bejei^net, bie JBereljrung ber
©Otter am feerjen lag unb toie fe^r bie ganje Denfmeife biefcr
3eit Don religiöfen Jlnfc^auungen be^errfc^t toar. @o öernel^men
tt)ir aug bem Sriefe^ bc^ ^ßriefterö 9Irab*9?abu üon einem gefte
be^i ®otte« 9?abu in Hafac^ (»ir« 9?imrub), ba^ im 3)lonQt «pril
ftattfanb. Die Jeier ftellt ft)mbolifci^ bie Sermä^Iung bee; ®otte^
mit ?;afcl^met bar.
„ — — 9lm 4. ?lijar finb 9tabu unb 3;af(^met ins ®ett*
flcmad) eingebogen .... Setreffö ber Opfer öon Stfurbanipal,
beö Sronprinjen Don ?(ffur, üon ©d^amafd^^fd^um^ufin, be^ fiton^'
priujen üon Sabtjlon, ber ©c^arrua^eterat, Don ?lfur«mufin-paleia,
öon @^ar*fd^ameni»irfitim«ubanitfu tfabe ic^ Sefe^I gegeben. Si^e
Cpfer bringt man je^t Dor ^lahn unb 3;afc^met im Settgemac^e
bar. 100 Saläre mögen fie jene am Seben ermatten. S^re Sinber
Unb fiinbe^finber werben alt iperben, ber Äönig mirb eö fe^en.**
Sntereffant ift, baß ^ier f amtliche Äinber Sfar^abbon^ aU
Cpfernbe genannt finb. S}er Slbfenber Derfic^ert, bafe 9tabu i^rer
Spenben toegen, i^nen feinen ©egen jufommen laffen »erbe. 3)ie
Itöniginmutter, bie an allen altorientalifd^en §öfen neben bem fiönige
eine bebeutenbe SRoHc fpielte, liefe fid) ebenfalls über ücrfd^iebene
Cpfer informieren*.
„3(n bie ÜDhitter be^ ftönigö, meineö $)errn, bein 3)iener
9?erga^fc^arrani. ^eil ber SRutter be« ftönig«, meinet ^erm!
jRabu unb SKarbuI mögen bie SRutter bcö Äönigg, meinet ^errn,
fegnen. 3n ^Betreff ber Cpfer, toorüber man mir gefd^rieben:
>53or tt)em Derric^tet man fie?« Slüe »erben Dor ^^afd^met Der*
richtet. Sin JRinb, 2 — — lämmer — , alleö biefe^ jufammen."
3um feften Seftanb ber religiöfen SBorfteHungen biefer ß^it
gehört ber ®Iaube an ben ©influfe ber ©teme auf baS 3Renfc^en«
1) ©orper I, 113. 2) ^orpet VI, 669.
26 @nirt maubtx, ftcilf^riftbtiefe. 9(0. XII, 2
Irtcn unb an ba^ SäJirfcn böfer 25dmonen, SBorftcUungen, bic
^eutjutage al^ aberglaubifc^ gelten, bte fi^ ober für bamate au^ bei
teligiöfen @(efamtQnfc^auung unmittelbar ergaben, ^ed^alb ivurbe
bte ^immelsJbeobad)tung eifrig betrieben, über ginfterniffc, Stern*
fonftellationen unb ben baraud ju ertpartenben (folgen, ^eric^t
erftattet. ®er fc^on genannte 3Ibab*fc^um*ufur melbet j. 5B.':
„?tn ben Äönig, meinen i^rrn, bein 3)iener ?lbab«fd^um»ufur.
^cil bem Könige, meinem iperrn! ?tfur, Sin, ©c^amaf^, Siabu,
Slergal mögen ben fiönig, meinen iperm, gar fe^r, gar fe^r fegnen.
S)ie Sonne tierurfad)t'» feine ginfternid, liefe fie öorubergel)en.
SBenuö »irb erreichen — , ba^ ©rfd^einen üon hierfür fte^t bebor,
ein [tarfer Siegen toirb fommen, Äbab »irb feinen S)onner er*
fd^aUen laffen. S)er Äönig, mein ^rr, miffe eiä.** —
Sbenfo liefe man fid) jur geftftellung be^ ftalenberj^ bie
^immetöbeobac^tung angelegen fein, ^ad SBic^tigfte n)ar hierbei
bie Seftimmung be^ SWonatdanfang^, ber üon ber erften SBieber*
beobac^tung ber 9)tonbfic^el am Sßeft^immel gerechnet n^urbe.
Solche 992e(bungen über bie ^^eobac^tung be$ 9}eulici^td liegen in
gtpfeer 3(1^1 ^0^« ^^^ Sd)ema lautet:
>,9lm 29. ^ben n^ir 99epbac^tungen angeftellt, ben 9)tonb
fa^en mir nid^t. 9^abu unb äRarbuf mögen ben Stönig, meinen
^errn, fegnen. SJon 9?abua aM ärbela.*-"
„^J3eobac^tung I)aben mir angeftellt. 9(m 28. ^aben mir ben
"SRoxit gefeiten. 9iabu unb äJ^arbuf mögen ben Äönig, meinen
iperrn, fegnen. iton Stabua aud Slrbela*.**
@ileic^ermeife mürbe bie Sfonjunftion üon Sonne unb 3J{onb
regiftriert*:
„?lm 12. ftellten mir $eobad)tungen an. $lm 13. mürben
Sonne unb 9Konb miteinanber gefe^en. 9{abu unb äRarbut
mögen ben Äönig, meinen ^errn, fegnen. 5Bon 9?übua auÄ Strbela.''
3)em treiben ber böfen ®eifter fuc^te man burd; fräftige
$Qffd)mörungen entgegenzutreten, anberfeitd uermeinte man fie
gegen ^inbe audfenben ju fönnen, inbem man einen mirffamen
^auberfprud) auf (Segenftänbe, bie ber Gegner in bie ^anb be*
fom, fd^rieb. (Knen berartigen JaU betrifft eine Anfrage bed
Sönig^, ber ]iij erlunbigte, ob auf einer 5afel ober einem Wegen*
ftonbe ein fotc^er Spruc^ berjeic^net ftanb^
^9(n ben Äönig, meinen ^errn, bein 3)iener 3ftar*fdjum*
^^1) ^orper VIT, 657. 2) ^orper VllI, 820.
3) 4»Qr|>erVIII, ai9. 4) ^orper VIII, 823. 5) f^fnpti I, 31.
90. XII, 2 9l{itonom. Sldbutigen. tronf^iMeridit. 27
erefc^ ^( bem Sfdnige, meinem ^vml ^kbu uitb WorbuC
mögen bcn ftönig, meinen ^xm, fegnen. 3n ©etrcff, bafe ber
Äönig gefc^rieben ffat: »3f* irgenb ein gluc^ barauf gefc^rieben?«
fo ^abe id) nac^gefe^en, ein ^(uc^ fte^t ni(^t barauf gefd^rieben. **
äRit Sefd^n^örungen trotzte man auc^ ben ^anf^eiten bei«*
jufommen, bie man burd^ bad äSirfen böfer (Steiftet entftanben
badete, ^boneben fe^It eä aber nid^t on einigen prattifc^n mebi»
jinifc^en fienntniffen, mie aud bem folgenben Siebte ^ ^erDorge^t.
„ 3n ©etreff be« Ärantcn, an^ beffen 9lafe »lut läuft,
^at ber 9tab«mag gefagt: »@kftem gegeit'Sbenb ift üie( 9Iut ge«
fommen.« liefen äkrbanb bringt man o^ne ®ac^fenntnil^ an. %uf
bie 9{afenf(üge( ift er aufgelegt. 2)ie Stofenflugel be^inbert er,
ba^ tritt bad SBIut aud. 3n bie 9{afen6^nung möge man i^
anbringen, bann niirb ber ^auc^ juräclge^alten, bad 9Iut ge«'
ftiOt .-
@d|on feit alter ^t\t gab ed berufdmäBige ^rjte, bie XDof)l ^auptf
fdd^Iic^ bem ?ßrieftcrftanbe angehörten. ?[ud^ bei ^ofe burften biffe
Junltiondre nic^t fehlen. 6o erbittet* ein getoiffer (Scl^amaf(^*mitu-
ubaOit bie ^Berufung eined ^ofarjted ju einer erfranften fniremdbame.
„^n ben Jlönig, meinen ^rm, bein Wiener ®c^amafd|>mitu<^
ubaflit $ei( bem Jlönige, meinem ^rrn! 9?abu unb SDIarbuf
mögen ben Jiönig, meinen ^errn, gar fe^r, gar fe^r fegnen. 3e|;t
ift bie 9Ragb bed ^önigd $au«gamilat gar fe^r tranf, {einen Riffen
nimmt fie ju fic^, fo möge ber ftönig IBefe^I geben, ba| ein 9(rjt
fomme unb fie fe^."
®e(bftt)erftänbli(^ mußten auc^ aud ben ^roDin^n aDe be»
beutenberen @reigniffe an ben $of berichtet merben. ^e @tabt«
^Iter {)atten über aUe SJorfommniffe unb Sern)a(tungdangelegen<^
^ten i^red ^^irfei^ einge^enb ju berichten. @in ^rid^t über
ein in 5)ur-f(^ar*utin ftattgefunbene^ Crbbcben lautet*:
„fln ben Äönig, meinen ^errn, bein Wiener Siftr*?lfd^ur.
^il bem j^önige, meinem ^erm ! 9}on Sfc^qia ging id^ nodi ^ur«
fd^or=^ufin; man fogte: »@in febbeben fanb am 9. ?(bbar in 5E)ur»
fd)ör*n?tn ftatt.« SBenn ber Äöntg, mdn ^)err, fragt: »3ft irgenb
ein 3d^aben(?) in Dur^f^ar^ufin gefdie^en?« (@o fage id^) ^ie
Xempel finb unt)erfcf)rt, bie Xem|)eltürme, ber ^alaft, bie Wauer,
aDe $)ft!!fcr ber ganje'n ©tabt. 5)a§ $)erj be« Äönig«, meine«
$)errn, möge jufrieben fein.*
1) ^axpa \. 108. 2) i^arptt IV, 341. 3) ^tpn II, 191.
28 (£mft »lauber, fteilftä^riftbrtefc. «C. XII, 2
Sei einem fo Derioidelten SSeriDaItun9^ap))arat, »k t^u bad
neuaffl)rifd|e SReic^ befafe, loar natürlich aud) SBorforge getroffen,
bafe öom ©i^e ber SRegierung, bem föniglid(en $)ofe, auö rafc^
Sefe^Ie in aÖe 2;eife beö SReid^e^ gelangen fonnten. ^ux Über^
mittelung ber föniglic^en Srläffe unb 3)epefcl^en loaren „Sfönigs^^
boten" beftimmt unb in ben ©täbten Söeamte befteüt, bie bie ein»
treffenben SBotf^aften ioeiter ju beförberh Ratten. ®uten Sinblicf
in bie Drganifation biefcr „^oft" getoä^rt eine ©efd^merbe^ auö
SRippur, ber alten Sultftabt be« ®otte§ ©nlU in »ab^Ionien.
„— — ein 5)iener unb SBäc^ter beö Sönigd, meine« ^errn,
bin id^. ©iele SRationalitäten finb in 9li^>pur unter bem ©c^utje
be« ftönig«, meine« ^errn. 35en 5)ienft be« ttönig« öerridjte id)
unb rebe mit if)nen. 2(fur*bel«taqqin; ber Seamte jur ©eförberung
ber ©rläffe unb SBoten be« Sönig«, meine« iperrn, ift in 9?i})pur
angefteQt. SBa« bie öriefe unb ftnedjte anbetrifft, bie angelangt
finb, fo fifet er 3, 4 läge (untätig) in Silippux unb beförbert fie
nid^t toeitcr ."
3lod) gar man^er afft)rifc^c örieflejt ücße fic^ au« bem bi«
je^t t)eröffentlid)ten äRateriale — e« finb über taufenb ©rief-
tdfelc^en — au«ttjä^len. ^ie gegebenen ®eifpiele werben aber ge-
nügen, um bie Sebeutung unb JRei^^altigleit biefer S)ofumente
barjutun, bie un« eine güUe Don ^iftorifd^ wichtigen unb fultur*
gef^ic^tlid^ intereffanten ©ingel^eiten ju bieten oermögen. —
üWit bem Untergcftige be« Sargonibenreidje« erlif^t auä) unfere
ftenntni« ber aff^rifdjen Sriefliteratur. Die näd^fte größere
©rieffammlung, bie erhalten ift, ^at Sab^Ionien jum Urfprungölanb.
®ie ©riefe fallen in ben 3^i^<iw^ ^^m 3lnfang ber 9iegierung
SRabunib« bi« jur ?ßerfer^errf(^aft unter S)ariu« unb ftammen
im Oegenfafee ju ben neuaff^rifd^en ©riefen au« einem Keinen
©ebiete SBab^lonien«. 55er größte 3;eil ber bi«l^er belannt getoor^
benen S^eyte bejie^t fid^ auf bie GJefd^dfte be« Sc^amafc^tempel«
in ©ippar, toelc^e bie ^riefter in SBerwaltung be« ^iligtunt«
burc^fül^rten. 35ie 3;empel toarcn nod^ immer, toie in ber ftaffiten^^
^it, nid^t nur bie religiöfen 3^^^^/ fonbern au^ 9Rittel))unfte
ie« ^anbel« unb ®efd^äft«üerfe^re«. SBie ber Sn^alt, fo ift aud^
ber ©til ber ©riefe naturgemäß ein anberer »ie jener ber neu*
aff^rifdien ^ofberid^te. 3)enn l^ier fd^reiben Icmpelfunltionäre
cinanber in Slmt«fa^en, ^äd^ter njenben fid^ in i^ren ?lngetegcn«
1) ^axptx in, 238.
9(C. XI1,2 92euba6i^I. »riefe. Scdeiterfheit 29
Reiten an bcn Xcmpcl, (Scfc^äft^frcunbe lorrcfponbicren mitcinanbcr,
^efatinte to uferen ©rüBe au^. ®ie geioö^nlt^e StnIeitungSformel
lautet: (»rieHtafcI bc« X an f), feinen „Sater", ^©rubcr" uf».
ipierouf folgt meiften^ noc^ bcr 3Bunf(^: „93cl unb 3iobu mögen
ba^ 3äJo^Ierge^en unb fieben meinet „Soterd" uf». au^fprec^en.**
(Sine weitere gormcl fc^Iiefet fi^ jebod^ in ber Siegel nid^t an,
Sinige 5ßroben mögen be^ Genaueren bie Art biefer ©riefe
jeigcn. 3)cr Xempel befafe ja^Ireic^e Jwnftionäre, bie nic^t nur
rein priefterlid^en, fonbern äugleid^ aud^ SBertoaltung^gefd^äften ob-
lagen. Siner Don ben ^ö^eren ^^empelbeamten fc^eint ber 3c^atam
gen)efen ju fein, ber iug(eid) baS 9iici^teramt ausüben fonntc. Sin
einen fold^en Sc^atam ift ber ©rief' eine^ gewiffen 9?obu*fiIim,
anfd^einenb eine^ 3lmtö!oIlegen, gerichtet, ber öon einem Arbeiter*
ftreif berichtet. 3)ie äu^ja^lung ber Sö^ne J)flegte unter orien*
talifd^em Sfegime, teie noc^ ^eutjutage, nic^t glatt üonftatten ju
ge^en; nur aüjuoft fud^ten bie 3trbeiter, »ie in unferem iJaUe,
burd) S)ro^ungen unb ärbeit^einfteQung bie ^erau^gabe i^red
üo^ned JU erjtoingen. 3)er £cf)reiber beruft fic^ auf eine an i^n
ergangene Verfügung bc^ fiönig^, toctc^e bie fd^Ieunige Aufliefe-
rung bcr ©d^ulbigen burd^ ben Sc^atam forbert.
„SBrief üon 9iabu*filim an ben ©t^atam, meinen ©ruber.
i)eit meinem ©ruber! 9labu unb SWarbu! mögen meinen ©ruber
fegnen. ®en 9?abu-fc^ar*ufur, ben ©o^n öon ©c^um-ufur ^at
ber Äönig über feine ficute gefegt, folgenbermafeen: »5)ic ßeute
»eigem fic^ unb Derric^ten bie Äönig^arbeit nidt|t.« 3)er Äönig
^at gefagt: »3^"^ ©dtiatam fc^icfe, er möge fie bir fcnben!« ©ie^e,
ie^t f^aht xi) ju meinem ^errn gefanbt. (Silenbd ©au^erefd^, ben
3o^n t)on @d^amafc^*ibbin, Sna-efc^iti^etir, ben @o^n bes^ SRimut,
Stimut, ben @o^n Don 3dt|a^pi-©el, 5Rabu-naib, ben ®o^n öon
Siabu'ibbin, möge mein ^err in geffeln fc^icfen. ©obalb ber
Äönig für bein Mid^ten bie ©eftätigung gegeben (?), toirb er bied-
bejüglid) befehlen (?). S)ie ©teinme^er alle fpre^en bro^enbc
Sorte: »2)en reftlid^en fiol)n t)om TOonate ©it)an unb ^uuj ^at
niemanb un^ gegeben.« SÄein ^rr möge ©efe^l geben, bafe man
i^nen auöja^le, benn gar fel)r ift i^r Slntliß böfe."
3n einem fo mid^tigen ^eitigtume, »ie bem ©c^amafrf)tempel,
mar natürlich ein bebeutenber Slufroanb für Opfer unb ben S^utt
im allgemeinen nottoenbig. ©o ^ören toir oon ber ©erfertigung
1) Cuneif. Texta XXII, fHx, 160.
30 <itttfl tfattber, ITeitfi^Tiftbriefc. «C. XII,
t>on ^unfgemänbem für @(^mQ((^ unb' bic &üttm Sunene unb
t)on «etofinbem für ben 3»onat ?lbbor unb SRifan (SRdrj)».
„93rief t)on ©tifSWarbuf an SRobu-fc^um-ufd^tefd^ir, IRobu*
jer-ufc^tefc^ir unb ftt*i-©el, meinen SBrubem. 9labu unb aJtarbu!
mögen meine ©ruber fegnen. ©d^piNjer, ber So^n bon ©d^amafc^
ad^^ibbin, ^at folgenbermafeen gefd)irft: »3)ie «rbeit an ben ®e*
tDdnbern üon @(^amafd) unb ©unene unb ben ftleibern für ben
3Ronat %bbar unb 9}i(an ift ^erangefommen. 9(aue 9BoUe fel^It
(laffe bringen).« S)ie Skn^anbung für ©c^amafd^ unb
^nene, bie ftletber für ben 9Ronat Vhhax unb Siifan möge er
mad^en. ©eine ?frbeit fei nid^t unterbrochen. SBIaue SßJoDc gib i^m."
Äuc^ ©riefe, beren 3^9«^*^9*^^ S"^ 3;enH)eIforrefponbenj
nicftt unmittelbar erfid^tlic^ ift, finben fid^. 35er folgenbe* forbert
bie fc^(eunige dtad^ja^Iung einer @(e(bfumme.
„©rief bed SRergaI*oc^*tbbitt an 3bbin-SRarbuf, feinen SBater.
©e( unb 92abu mögen SEBo^Ierge^en unb Seben metne<S ©aterd au^
fpred^en. 3Ba<S ba^ ®elb anbetrifft, toelc^e^ mein JBater gefc^icft,
fo ift bad Qitlh ju menig, n)eld^ed für 3)atteln gegeben n^orben ift
2 3D?inen (Silber möge mein ©ater eifenb^ bringen laffen. 3)enn
fonft »erben mir SBo^Itaten betnerfeit^ nic^t jutcil. ©ic^, Siabu*
mattua ^abe ic^ }u meinem ©ater gefanbt. 7!)er ©c^atam ift nac^
©ab^ton gegangen. ©et)or er jurüdfe^rt, möge i(^ 9ta^d^t Don
meinem ©ater ^ören. ®erfte ober masJ immer bir genehm ift,
)perbe ic^ meinem ©ater geben. 3>eine %bmad^ung mit mir änbere
nidjt."
3)ie Stellung ber Jtau mar in ©ab^Ionien eine 5iemlid^ freie,
toie bic Äontraftliteratur erfe^en läfet. Juanen tonnten ftd^ mie
bie SRänner am öffentlid}en Seben beteiligen, ®ef(^dfte abf^Iiefeen,
^cugenfdjaft in ^rojeffen ablegen, eigeneö ©ermögen befi^en.
©riefe t)on grauen taud)en ba^er aud^ unter ben neubabl)(onifc^n
^^rioaturfunben auf, toenn aud^ nic^t in groger "Knja^I. Sfted^t
temperamenttJoQ uertritt" eine 5)ame ®aga bie Sntercffen i^rer
^amilic, ber ein gemiffer ©etubaUit unter irgenb einem 9lec^t^*
anfpru(^e 3)atteln ttjeggenommen ^atte. ©ie bittet i^ren „©ater**
©d)a«pi«©e( i^r enblit^ ®e^ör }u f^enfen unb bei ©et-uballit }u
intervenieren.
„©rief ber ®aga on ©c^a'»pi-©el, i^ren ©ater. SBo^Ierge^en
1) Cuneif. Text«, XXII 9h. 18. 2) Caneif. TexU, XXH 9lr. 182.
3) Cuueit. TexU, XXII 9{t. 22d.
aO. Xll/2 Älagc einer gtou. (gin mobemet «rief. 31
meinem SJatcr! Sei urib 9iabu mögen baö äBo^Ibefinben meittc*
S^QterS audfpred^en. Sßarum foll id^ unb meine Xöd)ter t)or bir
in 35urft nad^ beinern ©riefe toadj^n? (Strenge bein §irn an,
bei ©c^amofci^, fief| boc^, »orum ^at SBel-ubaUit lior bir alle meine
2)atteln weggenomnten. %U x6) ju SScl^upa^d^ir fprad^, erfärte
er: >®ie^e, beine 2)attcln finb bei SBel^ubattit«. SBel^uballit ^at
bie Datteln in^gefamt nid^t l^ergegeben. 91^ id^ ju i^nen fprac^:
,5!)ic S)attcln gebt', fagten fie: f,&ti), erjä^le ba^ einem I)afuräer.'*
©n jtociteö ÜKat, afe id^ ju i^nen f))rQd^, (fügten) fic: rrShifc bie
©Otter an." Sluf meinen ^errn »arte id^, toa^ bie Sotfd^aft.
(Sin SBort meinet §errn möge ic^ üerne^mcn."
^anE ber SReic^^altigfeit beS fc^on Dor^anbenen 3Kateria(d
baö ftetig Qutoad)^ erfährt, finb toir in ber ßage, bie bab^Ionifd)c
Sörieflitcratur burc^ jtoei Sö^rtaufenbe ju überfd^uen. SBir feigen,
tt)ic fdt)on in ben frü|cftcn bcfannten legten ein fefted ©rieffd^ema
öor^anben ift, bas^ auf lang üorfjerge^cnbe Slu^übung fc^riftlid^er
Äorrefponbenj fd^Ueßcn läßt, unb mic innerhalb biefe^ ©d^cmaS je
nac^ 3^it, Ort, Stanb unb SBer^öltniffe be§ äbfenberd ber Sn^alt
in mannigfattigfter Söeife öariiert, toir gett)inncn burcf) bie ©riefe einen
tiefen ßinblicE in baö öffentlid|e 2ebtn unb ^^reibcn, ermeffen bie
^ö^e ber bamaligcn Äultur. 2lm ©d^luffe biefer Überfid)t fei nod^
ein moberncr 93rief an^ bem ß^c^f^i^on^IöJ^l^^ öorgefü^rt, ber
überrafc^enb jeigt, toic gleid^bleibenb baö 9iaturelt be^ Orientalen
ift. 3a^rtaufcnbe finb feit ber bab^lonifc^en ^errfc^aft Vergangen;
ateligion, ©prad)c unb ©olföftamm ^aben gett)e^felt, bie ®cifte^*
rid^tung aber unb bie ganje Slu^brudtgüjeifc ift biefctbe geblieben
®er ©olbat, ber feinen „©ruber" 3>ermifdE( »egcn eine^ ftu^^nbete
— fein ©ruber vSalman ^at eine i^m gehörige Stnif üerfauft — -
um ©eiftanb bittet, unterfdE)eibet fid) taum irgenbtoic im Stil feiner
Siebe Don feinen ©oröätern auö ber 5ßerferjeit. 9lud) er beginnt
mit einer langen ©egrügungepbrafe unb ^öflic^en (Srfunbigungen
nad) bem ©efinben, beüor er fein 3lnliegen »erbringt^:
„2ln ©eine ^od^tüol^lgeboren, ben ©ornet)mften unb ©belften,
ben ©ruber, ber mit einem 3d)ön^eit<omale aui^geftattet ift,, ben .'per»=
Dorragenben, ben ©ruber 5)eriüifd^, ben geelirten. Xic crfte 5^^^
gilt bem SBo^lbefinben (Suere^ 3^f^^^^€^ ""^ ^^^ ®lei(^genrid^te
(Suerer ^txttn, unb toa^ unö betrifft, fo finb ttjir ttjo^lbc^attcn, ab^
gefe^en baöon, bafe lüir ju benen gehören, bie fid) nac^ bem 9ln'*
1) mtxHhadi, 2t\pi. 8emtt. etih. IV,1 S. 163 ff. (flcfür^t).
32 entfl Stiaubtx, fteilf^riftbmfc. «D. XII,
biicfe ®uer ^oc^ipo^lgeboren fernen ju jeber 3^it unb grift unb
tüir bcHagcn nic^tö afö Sucre Sinfamfeit. — %üati mad^c un^ unb
euc^ nic^t einfam! 9?un \)ah^ xä) 2)a{|e, bcn Sfgelt, in SSagbab
getroffen unb er ^at mir betreffe ber Stui) erjäfilt, ba§ Salnian
fie an einen öon bcn ficuten in 3)fc^umbfc^ume öerfauft ^at . . . .
@d ift notoenbig, mein ©ruber ®ertt)ifd), baß bu ju bem getieft,
ber bie ftu^ gefouft f)at, i^n bor :^omab S^maet jitieren läfet
unb i^m SKittcilung mad^ft in 83etrcff ber Äü^ unb if>m fagft:
„S)er Eigentümer biefer kni) ift ©olbat. SBenn bu ba§ ®elb be«
ja^It ^aft, fo taufe nad^ beinem ®elbc! Diefen Srief f)at ber
.'perr ber ftu^ gefd^irft, bafe bu nidjt berechtigt bift, fie ju taufen."
SBenn er nun mit biefer Siebe nid^t einöerftanben ift, fo fie^ toa^
er bir fagt, lafe mid^'ö auc^ in einem ©riefe rec^t balb loiffen,
nimm bie Sut) unb übergebt fie bem ®fcftaf(^, mcil id^ it)n in ©aiv
bab getroffen, fie i^m abgetreten unb öerfauft unb fein ®elb er*
galten ^abe. S«i ift nottt)enbig, bafe bie ?(ntn)ort in betreff be«
SBo^Ibefinbene Euerer ®efunbt|eit rec^t balb eingebt unb bu toeigt,
boB ^bbaS fieute beauftragt ^atte, bie-.bet)oQmäc^tigt toaxtn, bem
Salman bie Äu^ ttjcgäunc^mcn, aber fie »aren im ©inberftänbniffe
mit bem ©erurfad)er meiner ©djdbigung. SBir grüben bcn ©ruber
E^alaf unb unferen 3Ritd^bruber(?) unb alle bie nad) un^ fragen.
fiebe mo^I! SKiä«."
JSiUratur.
©umcrifc^ct »nef(?): Rev. d'Ass. vol. VI, 139 ff. — «It6o6^(. Xcjtc:
Cuneiform tezts from Babylonian Tablets etc. in the British Museum,
pt. II, IV, VI. — fttng, The Letters and Inscriptions of Hammurabi vol.
I, II. — Uitgnab, IBorberaftatifc^e ©c^riftbenlmöler aitd ben fgl. SRufeen ^u
©crlin, f^cft VII. — 2:^utca«*iaiiötn, Lettres et contrats de Töpoque de
1a premi^re dynastie babylonienne. — Überfe^ungen: ^a%t\ in Qeitröge
Äur ?lj|^t. IV. — JHng, o. a. O. vol. III. — fianberdbotfer, Ältbab^IonifcJ^e
^rioatbriefe. — Ungnab, S^eitrfige jur 9(ff9T. VI, ^eft 5. — r 9labau, Letters
to Cassite Kings from the Temple Archives of Nippur (^e;te unb teil«
rocife Übcrfcljunfl). — ^ff^rifdic ^Cftc: ^arpcr, Assyrian and Babyionian
Letters. — Überfe^ungcn: ^Jeliffc^ in «citräge gur «ffijr. I, IL — ^o^nflon,
The fipistolary Literature of the Assyrians and Babylonians. — t). (laberen
in^ittfiflc jurÄff^r. IV. — ©e^ren«,affi)rif(^-bQb^l. »riefe fuUifc^cn 3n^al». —
9{eubabQL Ze^te: Guneif. tezts pt. XXII. — fibetfe(ungen: Z^ompfon, Late
Babyionian Letters.
Xrutf «on ^itmann A Qolf, ScM^ii j.
12. ^att^Mc^ Der nut Oriiftt l^tft s
Prcit dn 34hr- J w ^ €lnztlpr«i» icd«t
gangei (4 «ehe) ber.Bigegrttn ^on der ^^^'
2 m.. geb. 3 m. UorderastatUcbf n 6e$ellsd)afl (€. U.) 60 picmu«
Der niitbrakult
Seine Dnfdnge,
CntfPicktungsge|ct)id)te unb feine Denttmäier
Pon
Dr. TI)eoi)or Kluge
mit 7 nbbilbungen
Eeipzig
J. C. Qinrid]s'rd)c BudjIjanMung
1911
Die Uorderasiatisd)e 0e$ell$d)aft (€. U.)
mit dem Sitz in Berlin
be^ioecft bie t^örbecung bec üorbera{iattfd)en Slubien auf ®xm\b bec ^eitlmäler.
®te gibt tDtffeiift^oftlit^e fCrbeiten i^rer SD>2ttgUeber in ^toanglofen ^cften old
„WxtttWunqtn ber Sorbetofiattfd)en (KefeHfci^aft" uub gemeinoer-
flönbUc^e 2)arftellungen oiertelifi^tlic^ unter bem 3:ttel ,,^er Snte Orient"
^rau9. ferner mifl bie ^feüfc^äft bie ^ci^affung neuen Vltatniali anregen
unb unterflüb^n. ^te dfefeüfd^aft ^al^lt geoenn)firtig 504 äRitglieber.
^erifi^rlic^caJlitöUebSbcitrag.bcträgtlOaRQrf, wofür bie „SRitteiInngcn"
(fonft 15 3R.) unb „5)er «Ite Orient" (fonjt 2 SW,) geliefert werben. — «tuf*
nannte afö ^itglieb erfolgt burd^ ben Sorftanb auf einfa(!^e 9(nmelbung beim
6(^riftfül^rer. — 3^^^uiifl ^^^ IBetträge ^ot im 3<inuar an ^tnric^d'
löertog, 8ei:|)jig, ©lumcngaffe 2, ju erfolgen.
%tx SSorftanb befte^t^. 3t. aia: ^rof. Dr. 3. oon Sufc^an, 1. ^orfi^enber,
Oübenbe, ©erlin; ^rof. Dr. SR. iportmann, 2. Sorfi^enber, ^ermdborf (»tarf);
Dr. fi. aWefferfc^mibt, Schriftführer, ©^ortottenburg IV, (S>iefcbre(f)tjh.2; $rof.
Dr. ^. »indler, SBilmerSborf; ^rof. Dr. »r. SReijuer, ©re«Iou; Sic. Dr.
IHfr. geremia^, Seipaig; $rof. Dr. 3f. 6- Reifer, Äönig«berg; $rof. Dr. grbr.
kommet, 9Wund)en. — f^eraudgeber ber „?WitteiIungen": $rof. Dr. ^. ©indler,
»ilmer^borf b. »erlin, ©ingerftr. 79, beg „«Iten Orient": 3)erfelbe unb
Sic. Dr. IRlfr. Scremia«, Setjp^ig, ^^auptmaunflrafte 3. •
litbaii der bisher ertd)fenenen l)eltc des ,,Jll(en Orient" (Preis 60 Kl.):
Ilg^pter ald S^rieger u. Eroberer
inflßen. 7%bb. WM.'SRMUi. 5i
©Artft unb Sprad^e ber alten
^g^pter. ^it 3 9(bbitbungen.
$on %3. Spiegelberg. Si
^agie unb 3^^^^^^^^ i^ ^^^'^
^gi)pten. 93on 91. SBiebemann. 64
Xote u. S^oten-Sieidie im (Glauben
ber alten tg^pter. 3. 9lufl.
$on ^.^iebemann. 2a
flmulette ber alten ^Sg^pter.
9on ^{.^tebemann. 12 t
Unter^altungdliteratur ber alten
dgppter. 2. 9tuflage.
$on ^. äiebemann. 84
9lmarna«3^i^- ^g^pten unb
©orberafien um 1400 0. ^^r.
«on e. 9iiebn^r. U
Krabien bor b.^^lam. 2. Sufl.
IBon Otto^eber. 8t
gorfc^ungdreifen in ©üb^Olrabien.
3 S^artenff. unb 4 ^bbilbungeu.
Con Otto®eber. 84
(SJlaferd gorfcbungdreifen in ®üb-
arobien. 9»it 1 »itb ®laferd.
95on Otto ©eber. IO2
9(ramaer. )Bon V(. ©anba. 43
^Ifnrbanipal u. bie aff^rüc^c
ffultur feiner 3eit. 17 ^bh.
$on 9. ^eli^f4. lli
St^iopicn. Ulbb.SB.^e.WüHer. 63
$olitif(4e Sntwitflung »abt^lo«*
nien« unb 9lf|^riend.
«on ©. ©incficr. 2i
.^immeld« u. ^Beltenbilb ber 95aht)'
lonier. 2 Slbb. 2. erweiterte
Auflage. 5Jon iQ. SBincf ter. 82 »
Sc(tfct}dpfung, »ab9lonifd)e.l %bb.
Son ^. SBincfler. 81
3)5monenbef(^w0rung bei beit
»ab^loniem unb 9lfi))rern.
Son Otto $3eber. 7«
Deutung ber 3u^<"f^ ^^^ ^^^
^kbQloniem unb Slff^rern.
$on 9l.llngnab. lOa
(QoTtfctung auf ber brlttfii Itmf^toofclt«-
Bbb. i: Jtultbilb aus 9tom.
Unter ben groften Slelicjiontn, bie bie ftuUut beS OTtenteä
tKtBDtgebrai^t ^t unb bie für baS äbenblanb Don mefir ober
UKnigei Sebeutung gelnefen ober gemotben (tnb, ffat nädift bem
ßflTiftentutn bet äRitt|iaIuIt bie gidgte iSebeutung erlangt; in>
tmefein unb in bxlt^en 9ejie()ungen, foU auf ben noci^fte^nben
SStättern gegeigt werben.
SBiä DDT toenigen Sauren galt nod) ba^ Snefta aii bie älteftt
unb pgleid) umfangreidifte OueUe, bie une über baS 3Befen
bed Stotteä 3Iuftlfiiung gab. Unb nKnn fie bai in sielei S3e-
^ie^ung auä) (leute nodi ift, fo ift fie bo^, toaS baS %llter an-
belangt, übertiDlt. QS ift richtig, ba| bie leligiöfen SSorftellungen,
c^e fie ju bem ft^riftlii^ fi^erten 9}iebexfd|Iag, loie ec im Ütiefta
borliegt, geführt tiaben, einer fetit langen Qtit in bejug auf ffint-
midlung unb Slud&ilbung beburft ^aben, bie fid) DieQeic^t über
3a^^unberte erftrerft ^aben; ober baä mar lebiglit^ eine ffiermutung,
bie je^t in überroft^enber 3Seife burt^ bie 0unbe SSindlerä in
BogliaifBi i^re ®eftätigung erfjalten i)at Q:i muxbt bort bei ben
%ui8grabungen eine Xontafel gefunben, bie in fieiifi^rift bie biei
Slatnen SRit^o, 3nbra unb 9?aruna enttiielt. I)et Sdilufe, bog »ir
4 Xi»eobor ftluge: 3)er SRit^rafuIt. 9(0. Xll,3
^ier auf bic ®ötter cincd inbogermanifc^cn 85oßc§ fleftofecn pnb,
bcbatf inbcffcn no^ infofern einer ©infd^rdnfung, afö ber ©d^Iufe
t)on ber Meligion auf bie SRaffe crft nod^ beriefen werben mufe.
Xatfad^e ift jcbenfaUg, ba% »ir um bie SKitte ettoa be^ jtoeiten
3a^rtaufenb^ feinen Äult bereite in öoHer Slütc finben. 3)er
SEBid^tigfeit falber n^iQ ic^ ben 393ortIaut bed ^ofumentö ^ier^er^
fe^en.
(ilani) mi-it-ra-aä-si-il (ilani) u-ru-u-na-a§-§i-el
Variante: a-ru-na-a§-§i-il.
ilu in-dar (ilani) na-aS-a[t-ti-ia-a]n-Qa
93ariante: in-da-ra na-s[aj-at-ti-ia-an-na.
®^ ^anbelt fid^ ^ier um Urfunben üon ©ertragen, bie ber ipetiter*
fönig mit bem ^errfc^er öon SlRitanni ju Anfang be^ 14. Sa^r^*
^unbertä gefc^Ioffen f)at Äfö ©d^üfeer ber ©ertrage treten bic
einzelnen fianbeSgott^eiten auf unb unter biefen finben fid) aud)
bie oben genannten Wit^ra, Snbra, Sßaruna unb Sßafat^a (bie
,3»iainge-').
Urfprung unb ©ebeutung bed SRamenS 3Jt\tf)xa ftnb nac^ loie
Dor bun!el unb bie barüber aufgefteQten ^Qpot^efen ^aben ju feinem
einbeutigen unb einwanbfreien Siefultat geführt Über bie SSor*
fteQungen, bie man öon feinem SBefen ^atte, fönnen toix und au^
bem ÄDefta orientieren. @r ift ber ®eniu^ be^ ^immetelid|te^;
Dor Sonnenaufgang erfd^eint er auf ben ®ipfeln ber ©erge, am
Sage fä^rt fein Don oier toeigen Stoffen gezogener 9ßagen am
^immel. (£r ^at taufenb O^ren unb 9[ugen, er fie^t aQed, ^ört
aQeS unb öerfte^t alle«, er ift aDtoiffenb. @r ift ferner ber ®ott
ber SBa^r^eit unb Sled^tfd^affen^eit, ba^er bie Anrufung feinei^
9lamend beim @ib. Stuf ®runb feine« folaren S^arafter« unb
ate t^olge einer Hudtoirfung ber festeren, ift er ferner ber ®ott
ber gruc^tbarfeit unb bie Duelle ber Seben«fraft. @r ift femer
ber Sefc^ü^er ber ®efd§öpfe be« aRajba, er oerfolgt bad ©ftfe,
fte^t bem ®uten bei. Sr ift ferner, toa« in ber ^olgejeit für
feinen ßultu« bon ber toeittragenbften ©ebeutung n)urbe, ber @ott
ber Ärieger unb ©olbaten.
äRan fann ftd^ nun bem Sinbrud nid^t entjie^en, bag ber
folare S^arafter be« ®otteS, beffen fonftige Sigenfd^aften fid^ aQe
af« fefunbär ertoeifen, in bem ^ant^eon be« Sbefta fremb ift.
SSeld^e ^unftionen er in ber 3)l\ttt be« jn^eiten Sa^rtaufenb« ge«
^abt ^t, ift aud bem feUinfc^ftlidien Fragment leiber nid^t ju
etfel^en, aber ba« eine ift fidler: toenn man bie gangen fuItureQen
«C. XII, 3 ^Infänge bc« Äultc«. 5
«
(Sinflüffe, bte in ($rage fommen, in SBetroc^t jie^t, fo folgt barauS,
bag er urfprüngli^ feine ^eimat in SBab^Ionien ober, allgemein
gefagt, in äRefopotantien gehabt ^aben mug. ^nn man bad aud^
nid^t bettjeifen — bie antifen ©d^riftfteQer wie ^erobot, OuintuÄ
ISurtiu^, ja bad ?lt)efta felbft fc^einen bagegen ju fpred^en, »eil
fie SDfit^ra neben bie ©onne fteQen unb nic^t mit i^r ibenti=
fijieren — , f o f ommt einmal in Setrad^t, ba% eö fic^ um ©c^rift^
jeugniffe l^anbelt, beren Urheber 1000 3tt^te fpäter gelebt ^oben,
anbrerfeitg aber beftdtigcn ben bab^lonifd^en Urfprung in ni^t
mifejuüerfte^enber SBeife bie frcilid^ auS berfelben 3^it ftammcnben
5!)en!mäler, njie loir fpäter fe^en werben.
3n fpäterer ^tit tourbe SKit^ra öon bem joroaftrifc^en JReli»
giondf^ftem übernommen, aber er beft|t oi^t me^r bie SSid^tigteit
toie früher. ä^ura^SKajba ift ber erfte unb oberfte ®ott. 6r
üerfd^toinbet in bie Steige ber dii minorum gentium, ben yazatas,
bie oon äRajba gefd^affen finb. (£r ift nod^ ber ©Ott ber ^eger,
aber er f^at einen @efä^rten, SBeret^rag^na, ben „©ieg", erl^alten,
mit ©raof^a unb Staf^na befc^ä|t er bie.©eeten ber ®erec^ten
uor ben 3)ämonen unb geleitet bie jum ^arabieö. ®d finb biee
bie ?lnfänge ber in fpäterer ^tit im Äbenblanb jur großen 99e*
beutung gelangten Srlöfer^I^eorie.
%vi6) über feinen Äultuö erfahren wir auö biefer 3^^* einige
©injel^eitcn. 3Jlan opfert i^m grofee unb Heine liere, aud^ SSögel,
gleichseitig finben Sibationen ^ unb SRcjitationen bon ritueÖen Qk^
beten ftatt. SBetJor fid^ jebod) bie Dpfernben bem Altar nähern,
muffen bie ©laubigen fid^ reinigen.
3ft e§ flar, bafe bie Stellung 2Rit^rad im joroaftrifd^en
®t)ftem eine Weit beengtere unb einflu^lofere war, afe wir fie im
?lt)efta üorfinben, fo l^aben wir boc^ ju ber SBermutung Söered^ti*
gung, bafe bicfe offenbar willfürlid^e ©nfd^rdnfung feiner gun^
tionen fid^ nic^t überall burd^gefe^t l^at ober ba§ ba^ nur im
Saufe ber ßcit gefrfje^cn ift. ©o finben wir j. 95. in Anrufungen
neben ^l^ura aud^ Tl\if)xa: ^^uxa f)at bie SBelt erfc^affen, aber
er l^at STOit^ra ebenfo grofe gemacht wie fid^ felbft, unb mit feiner
©ilfe bel^errfcf)t er bie 3Belt. SBejeid^nenb für ba^ SSer^ältni^ ift
eine ©teile bei ?ßlutarc^, bie ben ©cgcnfa^ jwifd^en Sl^ura^STOajba
unb ?[^riman erörtert, ß^^f^^" beiben fte^t SKit^ra. ©eine alte
Stellung fdieint er erft wieber erlangt ju ^aben jur 3^* ^^^
perfif^en ©ro^fönige, ba^ gel^t ganj beutlid^ aug ben SnfdEiriften
bertjor. Über feine fteigenbe ©ebeutung orientieren und eine grofee
6 ^^eobot Sriuge: 2)er aRit^rafuIt. «O. XII, 3
äßenge ttieop^orer 9lamtn, bte tuir fd^on im 4. Sü^r^unbert btö
nac^ Sofien hinein nad^toeifen fönnen. ^amit fteigt natürßd^ feine
SBebcutung aud^ im Sultuö. 3m Äalenber ift il^m bcr fiebente 5Wouat
^eilig, im 3)7onat felbft ber 16. ^og, bod^ bad leitete ift nid^t gonj
fieser, ©ein geft »urbc öom ^ofc mit großem ^omp gefeiert,
burd^ Dpfer ufm. 2)iefe äRit^rofana n^urben berühmt burd^ ganj
Sotberafien unb ^aben fid^ bi§ in bie moberne 3^it in ^erfien
gehalten. Seiber wiffen toir nid)t genau, lüann baö J^ft gefeiert
»urbe, für ben Orient »a^rfd^einlic^ jum SBinteranfang (2. Cf tober),
für ben Dfjibent fommt ber 25. 3)ejember in SBetrad^t.
3m ttjetteren 93erlaufe ber ^iftorifc^en ©reigniffe, bie bie
5ßerf ertönige baju führten, baä @rbe bed bab^Ionifd^*affljrifc^en
SBeltreid^^ mit i^rer kyiltax anjutreten, tonnte eS natürlid^ nid^t
ausbleiben, bafe ber Äult öon »eiteren femitifd^en (Sinflüffen an*
gegriffen würbe, c§e er ben ©oben ber antifen Äulturtoelt betrat;
fo fanb ebenfo loie 3a^r^unberte fpäter eine Stus^gleid^ung jloifd^en
römifd^em unb gried^ifc^em ^ant^eon, je^t eine fold^e jn^ifd^en bem
arifc^en unb aff^rifd^^'bab^Ionifd^en ftatt: S^ura*9)?ajba«'85eI,3Kit^ra*
©d^amafc^, 9tna^ita«3fd)tar. ^a im ©runbe genommen SBefen unb
gunttion fo jiemlid^ biefelben toaren, fo tourbe nid^t öiel öeränbcrt,
nur Derfd^toanb aQmä^Iid^ <bei ben ^erfern baS ^emugtfein, bag
ed ftd^ bei i^rem &ott um nationale^ (Eigentum ^anbelte. ^er
Sl^ult ^atte fid) injtoifd^en faft über ganj 93orberafien Don 3nbien
bid äff^rien ausgebreitet unb fing nun an, fi^ auc^ »ieber ftlein-»
afienS ju bemächtigen. ^aS jeigen unS äJ^ünjen um bie SBenbe beS
1 . Salir^unbertö ber Könige ÄanerteS unb |)ooerteS üon ©acttrien :
©öttin mit KimbuS unb ©tra^Ientranj aufredtjt fte^enb, baneben
bie Snfc^rift MIOPO; intereffant, weif 9»itt)ro ^ier afö weibliche
©ott^eit bargeftellt ift in griec^ifc^er fileibung. 3luf einem anberen
äRünjbifbe trägt SOtit^ra ^unica unb Stürag, in ber (inten ipanb ein
3epter, in ber rechten eine Ärone, am ®ürtel ^ängt ein vSd}»ert.
3uerft erfd^ien er in Armenien unb SSappabotien. @d^on oor^r
f^eint er im ^ontoS, ©alatien unb ^^r^gien ^eimifc^ gewefen ju
fein. 3n Jla))pabotien {fielt er fid^ bis in baS 5. S^^t^unbert unb
überbauerte faft baS (S^riftentum, baS — abgefe^en Don Armenien,
noo man auS poUtifc^en @>rünben baran feft^ielt — in Kteinafien
niemals rec^t SBurjel gefaxt }u ^aben fd^eint. 9(uS ^rapejunt
^aben mir äßfinjen auS ber 3^it beS ^(e^anber @ei>eruS (218 n. i£^r.).
2)ie eigentlichen Xräger beS $tuIteS waren in ber ^erferjeit
natürlid^ bie SWagier, bie für bie SBeiteröerbreitung beSfelben forgtcn.
HC. XII, 3 eninidlung in ftlcinafitn. 7
@eine l^ebeuefä^igfttt aba beiuie« biete äjetigion in bei {^olgejeit
baliun^, ball i^t bie ^^ftdtuni} beä 9teic^ä burc^ $lle|anber ben
®io^n nic^t baä minbefte att[)aben Fonnle; im (Gegenteil, bet
eigentliche ^uff^tDung begonn nun Don neuem, unb na(^ bem ^obe
Mlejanbet« roaren e« bie Jjiaboc^en, bie bie 93erbteitung ber SReligion
förbciten, unb für einjelne Don i^nen mar aWit^ta weiter nichts
aii ber ^auägott. ^a| bad tatfäc^lic^ ber ^K mar, fe^en nii aud
bei gtofeen Snfc^rift SlntiodiD^ I. epipfianeÄ Don Sommogene
(69—34 D. g^t.) auf bem Jtem«
rub^Bag^. 3)ie Dflfeite bet
^erraffe, auf ber fic^ ein lern»
ptl er^ob, mar mit 8tul))=
turen (Mtib. 2) gef^müdt, unb
bie grofee Snfd^tift geftattet eS,
beren SBebeutung mit ©ii^et'
tieit ftftäufteUen. SJit^tig finb
bie Bier S8a3tetief8: 1. S)ie
(£ommagene,2.S(f)oUo,äRit^ia-
^TelioS, 3. ^iui Droraojbed,
4. attageneä ^etatleS'ateä;
5. fteKt bat bad ^oro^fop
beä fiönig«. 3)ie(e fünf iHe=
Hefa finb Don einem anbeten
ai| beiben Snben eingefaßt,
auf bem ein fiGme unb %bler
batgefteUt ift, baneben be>
finben ftt^ fünf ftoKoffaU
ftatuen fi^ber ®ütter, bie
dbniitbed baifteUen »ie bie
su.i:JI «bb. 2; apoHo unb SBil^ro-Sielio».
^^"^- aSoBHlief Boni »emnih-SJugfi.
Selber fmb nnr gerabe für
bie tuiditigfte Qät beS SWit^rai^muä — bie testen brei oorc^nft'
Ii(^en 3a^rt|unbette — fef|r fc^led|t orientiert, fo bog mir über
feine SSanblungen fo gut toie nichts miffen. Ü)aju trögt Dor aQem
ber ungeheuere fiolttift^ SSiirtDart, ber mit bem %obe Slejanber^
b. ®r. eintritt, bei, bet etft unter ber ^ertfdiaft Mom« ein ffinbc
nimmt, Bjenn aud) nur (e^i longfam, unb am (jnbe biefer *Jieriobe
fe^en mir, bog auS bem SultuS ettuad anbeieg gelDoiben ift, als
et bi^^er geuefen. ^ogmatiE unb Liturgie Ratten toäbrenb biefer
3eit i^re %u^bi(bung erfal)ren.
8 X^eobor ftlufle: ^er SKt^atuIt. «O. XII, 3
@d bleibt bed^alb nid^tö toetter übrig, old ju Derfuc^en, bte
SSanblungen, fotoett bte OueDen bad julaffen, nad^ ben einjelnen
Sanbfd^aften ju bef^retben. 3n Armenien l^atte ftd^ ber ^ttui^
mit bem eingeborenen Derfc^molien, augerbem maren aber aud^
noc^ f^rifd^e Sinflüffe geltenb. @r ift jtoar eine ber $aupt«®ott->
Reiten geblieben, aber gleid^jeitig ift er ber ®eniu§ bed ^uerd,
ober man ibentifijiert fie mit ber @onne. 2)aran fd^Iiegen fid^
Segenben: Sl^ura ^abe mit feiner SRutter üerte^rt, bie l^abe bann
ben 3Kit^ra geboren unb anbered me^r.
3m ^ontod fanb ein ßufammentoerfen Don iD2en unb 9Rit^ra
ftatt, in S^bien eine fold^e mit ©abajiod, anbrerfeitd [äffen fic^
bte $u(tt)ereinigungen ber 9)!agna 9Rater unb aihtl^ra, bie toir
fpdter im D!jibent finben, auc^ fd^on in Äleinafien nad^toeifen.
(Sigentümlid^ ift nun bad SSer^oItnii^ bed aRit^rafuIted jur
grted^if^en Kultur. äJ2it ben ^egdjügen ^le^anberd bed ®ro§en
trat befanntlid^ biejenige $^afe ber gried^ifd^en ftultur ein, bie
mir gemeinhin aU ^eUenidmud bejeid^nen unb bie il^ren (Siegeslauf
bis nad^ SBaftrien unb nod^ n)eiter fährte, unb bie fid^ gleid^ in
@egenfa^ jum SOtitl^rafuIt ober gum ^ajbeiSmuS fteQte. @S ift
gerabe^u erft'aunli^, toie bie Xrager beS 9J{it^rafuIteS, bie 9){agier,
aud^ biefer 93en)egung bie @pi^e abbrad^en, einfad^ baburc^, bag fie
^^ura«9)2ajba mit Qtn^ gleid^fe^ten, ferner Seret^rag^na mit ^erafled
ufro. unb fo baS ?ßant^eon beiber Sulturen mit einanber t)er-
fd^molsen. änal^ita tourbe jiir ÄrtemiS, SKit^ra felbft mit ^eüoÄ
ibentifijiert. Aber biefc 3bentififation, fo dufeerlid^ fie auf ben
erften SlidE f^eint, n^ar bod^ t)on meitge^enber innerer !SBebeutung:
benn äugerlid^ n^ar baS ^eQenentum Derfd^tounben, innerli^ jeboc^
»aren bicfe iranifc^en Oeftaltcn mit einemmal feftgefügte, begriff-
liche X5t)en unb 5ßerfonen getoorben, mit bem SbeenhreiS ber an*
tifen Sluffaffung, unb ed mar ein ßünftler ber pergamenifd^en
©d^ule, ber jum erften Wtalt ben 9Ritl^ra tauroftonoS barfteQte im
2. Sal^r^unbert. Damit mar gleid^jeitig ein neueS @influggebiet
bem fiult felbft eröffnet; nämlic| bie SBeft^ölfte ber anttfen
3Bclt. (Sine anberc golge beS ä^f^mmentreffenS mit ber grie*
d^ifc^cn Sulturmelt mar, bafe bie gried^ifd^e fß^ilofop^ie fic^ bamit
befd^äftigte.
3m cinjelnen freilid^ ift eS bemunbernämert, mit meld^er
3ä^igfeit fid^ in einjelnen Seilen ÄleinafienS bie Jiulte nod^ bid
in bie aUerfp&tefte 3^^^ gehalten ^aben, fo befonberd in Aoppa*
bofien, mo er nod^ im 4. jSa^r^unbcrt in ben ftrengen alten formen
«0. XII, 3 »eilett ffintwicHunfl bei Äultel. fl
ge^onb^bt rautbe, ja (ogar qu(^ in Stoltwi fetbft, unb nur langfam
ntad)te bie pnftfi^e Jlultf))iad|e bei grie(^if^en unb bie gTiei^ifc()e
bei lateini({^en ^la^.
3m aDgemeinen laffen fit^ in bei Sntioidlung bieder 9ieIigion
folgenbe 5ßeiioben aufjeigen: 1. eine ®iunb(c^i(iit mit ^öt^ftma^r-
jc&einli^ femitifd^en einflüffen, 2. eine iranif^e ©c^t^t, äuäbit-
bung bei Xqtien, 3. bie moäbeiftifi^e ®ci|i(^t, roieberum mit femi'
tifdien ©nflüffen, 4. enblitl^ bie borlfiufig Seenbigte entroidlung
buii^ aufnähme lofoter fleinaftati[d|ei unb ^elleniftif^ec Än-
fc^auungen. <Bo tiorbetettet tiat bie Sletigion in baS lömifc^e
aSeltieic^ ein. Sä ift eigentümfid), bofe bei ffuitu«, ber bie ganjc
9BeIt eifüHte, ba« eigentli^e ®riei^enlanb faft Detfc^ont ^at. ©n
Iienfmai auä bem $ii«
aeoS, ein anbereä au&
lleloS (2. 3a^t^.), finb
bie einjigen auf unS
getommenen SenfmSler.
Snbera ttiuibe ba«
freilit^ untei bem 3m=
perium. 1)0 verbreitet
fic^ ber ^ült über ben
gongen Dlaibent: äg^p'
ten, 9}orbafrifa, ©tJa-
nien, (SaQien, Jrünf'
rei43>eutfc^tonb,«(?an' «66. 8: Jhtlftilb uom »quitin.
nonten, Slocien, Sliöfien
^aben eine Unmenge Don ^ntmälern iKrtiorgebrac^t, mie mir
fie felbft in 3talien nic^t Wieber finben. Die älteften 3Infänge
ber orientalift^en ^ulte in Italien ge^en bis in baä 3«^r 204
0. S^r. jurüd. 3n biefem 3a(|re toirb ein Xempet bei SRagna
SWater errichtet unb bei Äult offtjiell eingeführt: anberc folgen,
aber t& baueit nod) eine geraume Qtit, e^e auä) bei 3I7itI)ia'fiult
in iHom ^eimifc^ Wiib. 3)a8 war abhängig von beu ^ortft^ritten
Mom« in Sleinafien. Srft 102 n. E^r. wirb Äilitien römifc^.
Stommagene unb Armenien erft unter S*e[pafien.
!Dann lamen bie (Sipebitionen unter Xrajan, SuciuS ^tuti
u. a., bie bad Stdmertum in immer innigere ÜBeiüfirung mit bem
Crient bradjten. 33ie Slnjänge jur 3lu*bieitung bei Äulte im
Ofjibent begannen unter b<n {Jilatiiem unb entwidelten fi(^ fteigenb
unter ben Hntoninen unb i^ren Stat^fotgem. %ai ältefte ftabt<
10 Z^eoboT aiuee: Str fRit^ioluU. HD. Xil, 3
römifdie ^Dolumetit, toai mir bt'
fiften, i[t bie SBibmung eine«
flatiifd)en J^ieigelaffenen an
SRitlirö, fleiiQu fte^t ber QeiU
punft nit^t feft; etloa ba$ Snbe
be8 1. 3af)rl)unbcit«. SCbet
fd)on unter Xtaiaii mehren jic^
bie IDenfntäfer, iinb gegen bie
Witte beS 2. Sa^t^unbert«
treffen mit 5)entmQlcr, bie jum
größten Xeil 9Kit^täen ent»
ftammen, in oDen Xeilen beä
ffleic^e«. 3Beifpiel«toeife: am a,^. . * „ . «
enbe beä 2. 3a^r^unbett3 gob
e| allein in Dftia ttienigflen« Di« ttmpd.
Jpier interejfieren junädift bie SJent-
mä(et aus 9{om felbft. ^aä als Stbb. 3
gegebene ftammt Dom SSquilin.
r^ner eins ber fc^önften !S)en[niQler
beä StulteS in guter ffuSfü^rung unb bamit
au8 einer älteren 3^it ftammenb, auä dtom,
jeQt in SBofton, etraa ''|^ m ^od| (^bb. 1).
$od|inteteffant ift eine %a(^v auä fia>
Bunium (äbb. 4) Don etwa 21 cm 3)utc^'
meffer aü& totem Xon. ^ad 3nnere ent»
^ait bret ^aifteßungen: SDtit^ra tautof>
tonoS; bann folgt ein fleinei Söloe, unb
bet erften ^Jatfteltung gegenüber eine ©jene
aus ber Segenbe: 2ßitf)ta jie^t ben ©tiet
in ben QtaÜ.
%ai (^[Drenj ftammt aud einem 9)Ht^'
räum bie ©tatue eined Ifiraenlöpfigen, ge*
flügetten ©otteS, um beffen Seib fit^
»(^langen loinben (Slbb. 5), in ber einen
§anb f)ätt er einen ©(^tüffel, in ber an-
beren ein 3*P'"^-
'Und bem unteren ^annonien ift au<^
bie Einlage eined 3)}itf|ratem)HU er(|a(ten.
fl6b. 5: aBBtnIöpPa" ^" nebenfte^enbe ©tunbrife {91bb. 6) fttUt
gcflügtltti ®i>lt. baS 3)?tt^Tdum in Slquincum bat, bog 1888
«O. XIT, 3
SRit^täum non 9[quincum«>
11
in SCtt^Dfen bei SBubo^eft aufgebedt n^urbe. 3)er ©runbrig, nur
biefer ift crl^altcn, jrigt bcn lerntet mit feinen Sßebcngelaffen. SKan
fanb in i^m einen %ltax, jeboc^ o^ne figärlid^en ©d^mud unb
o^ne Snfc^rift. 93on ber ^oQe A gelangt man in ben Sßxo^
naod C butd^ eine Xür b. 93on ^iet aud gelangt man mittetft
einer jtoeiftufigen Ireppe d in
bad ©peläum, bad in brei
5;eile geteilt wirb. E, E fteQen
je jtoei an ben Sangfeiten be«
finblid^e ^obien (ca. 1,70 m
br.) bar, bie etwa 60 cm über
bem gupoben t)on F erhoben
finb, auf fte gelangte man
burd^ }tt)ei fleine treppen gg.
9ln ber ipinterwanb befanb fic^
bag ßultbilb h, bat)or loar eine
SBema i, bie öon jwei ^Pfeilern
kk flanfiert würbe, o fteQen
Meine 5ßf eiler bar, bie 3n^
fd^riften enthielten. 5)er 9laum
A war ebenfaDd nur mittelft
einer {leinen Xreppe jug&ngli^.
SBei 1 fanb fic^ ein 5ßiebeftal,
bei m bie SRefte ber barauf be*
finbli^en (Statue, ^er Staum
N war o^ne 3"9ö"9 ""^ ^^^*
l^ielt möglic^erWeife ein Slefer*
Doir. ^ie ganje 9(ntage fanb
fid^ in einer ^iefe üon 2 m
unter ber @rboberf(äcl^e, mujs
atfo jur 3^^^ ^ Senu^ung
weniger tief gelegen ^aben.
ä^nlid^e S3er^altniffe jeigt
aud| bad aRit^raum ju ©aar«
bürg (9bb. 7). gd ift mit
Drientation gebaut, feine ^bmeffungen betragen 5,40x6,20 m.
^ ©peläum felbft bemerft man wieberum bie befannte Xreitei«
(ung bed SRaumeiS, bie Sfinle an ben ©eiten finb dxoa^ ^b^^,
0^90 — 0,80 m unb mit ©tü^mauern öerfel^en. 3m Snnem fanb
man bei ben (Grabungen ein gro^ed (eiber ftarf befd^dbigted 9Ie(ief
$lbb. 6: @(tunbri| bed anit^rfiitm in
Vquincum.
12
^eobor ftluge: ^er SRttl^raluU.
«D. XII, 8
fieiber befigen bte SbUIbungen größerer 9teltefd ade fold^en
Umfang, ia% i^ fie ^ter nid^t abjubilben üermag, toad i^ um
fo lieber getan l^dtte, loeil bad eine gute S^orfieQung gegeben ^&tte
öon ber plaftifd^en DarfteHung ber SBitberj^Hen, bie auf ^iloftem
unb 93ogen angebrad^t finb. @o mug ic^ mic^ befd^ränfen, jloei
größere ton i^nen ju befd^reiben unb to&fjlit bafär bte beiben
beften aud: üon OftetbudEen im Obenioalb unb üon ^ebbern^eim.
^ad 9Kitte(biIb bed erfteren enthält bie befannte SarfteUung
beö SRit^ra lauroltonod. 3)er Sogen ift in brei Seile eingeteilt:
3n bem mittelften gelb fie^t man bie SScrfammlung ber 3^ölf8öttcr,
in ber STOitte ^tn^, linfö bation S^jollo, 2(reÄ, ^erafle«, rcd^tö
bat>on ^era, 9t^ena, 9|)^robite. %Ut biefe nehmen ben erften SRang
ein, im jn^eiten befinben fid^ in
ber aRitte 9{ife, red^td baDon
5ßofeibon, ber SReft ift toenigcr
beutlic^ er!ennbar, ed finben
fic^ ba nod^ Srtemid, ^abed,
Sore unb l^ieUei^t auc^ ^^bele.
Sa^ linfe @dtfelb nimmt tt)ie
gelDö^nßc^ ^eliod ein, mit
feinem üon Stoffen gejogenen
Sßagen, oberhalb bed SEßagend
fliegt ein nacfted 5hnb ($^0$=^
p^orod) in beiben Rauben
^deln ^altenb, bad rechte @d«
felb ift mit ©elene befe^t, bie
auf einer Siga fte^t, bie üon
}h)ei Stieren gebogen mirb, ba^
hinter ein Stinb mit j»ei gefenften JödEcIn (^efperoS), bie äufeerften
@(fen finb mit ben ©eftalten ber SSinbe audgefüDt ^ie Silber
bed linfen ^itafterd Don unten: &nt Süfte, beren Sebeutung un«
ertt&rbar ift, im n&^ften ^Ib ®aia unb %tlai, ferner bie brei
SRoiren, 3^"^ ""^ fitono^, baö 5. ©ilb jeigt Qtni im Äanqjf mit
einem ®iganten, bad 6. ift nid^t rec^t beutbar.
Unter ber ^arfteQung ber ®e(ene nehmen auf bem rcd|ten
'ißilafter bie ^arfteüungen i^ren Einfang, bie fid^ auf bie ^ult«
legenben bejie^en, unb bie fd^on einzelne Abteilungen bed beto*
rierten Sogenfriefed auffüllen, tiefer entl^ä(t 12 Silber Don
geringer SBic^tigleit. ?tuf bem näc^ften ^ilaftcr fie^t man eine
befonbere ©jene aud ber ©tiertegenbe, bann folgt 3Ritl)ra unb öelio«,
9b6. 7: (S^runbrig bc« 9Rit^töum
in @aarburg.
ao. XII, 3 9telief t)on ^ebbern^etm. 13
bcncn bcr JRcft ber SDarfteQungcn gctoibmet ift. SKcrftDürbig ift eine
baruntet, bte üRtt^ra ju ^ferbe barfteUt im ßam^f mit einem
SAtoen, unb bad und an bie alten orientalifc^en 9KotiDe erinnert.
i>ai 9ielief t)on ^ebbem^eim ift ä^nlic^. 3m 3RitteIgrunb
äKit^ra ^uroftonod in Segleitung ber beiben ^abopl^oren. 3)er
S^ogenfried entl^olt bie jmölf Xierfreidjeid^en, barflber @jenen aud
bcr ©tierlegenbe, SWit^ra unb @oI, ©ol !nienb üor SRit^ra, neben
biefen bie S)arfteDungen ^eliod unb ©elene. S)ie ?ßilafter ent*
galten: 3n ben t)ier @den !D2ebaiQond, bie SSinbgStter, barflber
unb barunter toieber öier: bie Sa^redjeiten perfonifijiert. 3*^^
»eitere Silber in ber üRitte ber regten ?ßilafter ftetten bar jttei-
mal iKit^ra in t)erfcl^iebener ^udfü^rung, linfd 3^d im Kampfe
mit einem ®iganten(?) unb Dfeanod(?). 3)ad 2)enfmal ift infofern
intereffant, toeil au^ bie SRucffeite mit 91eliefd berfe^en ift: äRit^ra
unb @oI Dor einem ru^enben ©tier; bie ©teOe ber jDabot)^oren
nehmen jn^ei ^nber ein, bie einen ftorb mit ^rud^ten galten.
@d ift natürlid^ ^ier ni^t möglid^, aQe bie Orte aufzufahren,
tDo ftc^ iröit^räen gefunben l^aben, bad tt)ürbe t)iel ju »eit fuhren.
Segnugen n)ir und mit ber S^atfad^e, ba^ ed fo ift, fo ergebt fic^
bie ^rage, too^er bad fommt
^iefe Verbreitung f^at neben anberen Urfac^en ^aut)tfäc^lici^
barin feinen ®runb, bag neben ben ^eftern, old benen, bie bie
Sudübung bed ^ulted übem^ac^ten, bie ^auptträger bed ^Ited ber
©olbat ober mit anberen Sßorten bie Slrmee toar. !S)ie 3Rit^rad«
religion toar ©olbatenreligion geworben, bad ift mit ber ^aut)t:'
grunb, teed^alb n^ir fooiel Denhnäler gerabe an ben ©renjen
bed römifd^en 9{eid^ed finben, Dom Often bid jum 9ßeften, im ©üben
unb im 9{orben.
S)er SBößertoirrmarr, ber in ein jelnen @ren jproöinjen ^errfc^te,
i&%t fi(^ nur a^nen. ®enaued nnffen mir nur über Dacien, mo
und bie Set^öüerungdüer^&Itniffe einen (Sinblicf geben, mie über«
^aupt bie Verbreitung bed ^tted in fo ferne ®egenben möglid^
mar. 107 n. S^r. mürbe bur^ Srajan bem Steid^e Marien ein«
verleibt, bad burcf| langjft^rige ^iege t)önig entodifert mar; aujser
atten eingeborenen Volfdreften maren ba nic^t nur Silber unb
^annonier, fonbem @alater, ^arer, ütnU aud Sbeffa unb ^aU
m^ra unb anberd mo^er; aud bem ganjen Steid^e mürben $o(o«
niften bortl^in gefc^afft ^^nlic^e Vert|&(tniffe ^errfd^ten in bem
benad^barten ^annonien. ^ad intereffantefte in biefem ®ebiet ift,
ba^ man bad auftreten bed Q^tteS^ faft ja^Ienm&^ig — nad^ ber
14 X^eobor jllugc: Set 9){it^ra!u(t. %D. XII, 3
3eit bcö Auftretend in ben ctnjcincn ©egcnben — Megen fann,
fobalb ed fid^ ermöglicl^en Idgt, feftjufteUen, toeld^e Segtonen in
ben betreffenben Orten lagen unb tt)ann biefe bort^in gefommen
finb. ^Qd lägt fid^ jum ^eifpiel für Sarnutum in eigenartiger
^eife belegen baburci^, bag tt)ir bie Qtii feftftellen fönnen, mann
bie legio XV SlpoHinarid bort i^r ©tanbquartier ^atte unb l)on
tvol^er fie fam. ^ie nteiften ^ebifationen, momit ja bie fiultaud»
äbung belegt ift, ftammen t)on ®o(baten. (Später folgte ^ier bie
14. fiegion mit einem neuen Xem^I, fotoie bie 10. unb 13., fo
bals nac^ einanber nid^t toeniger ald brei äRit^räen entftanben,
beren einer gleid^jeitig fär ben S^ult bed Supiter ^oli^enud ))on
(Eommagene biente. %m jal^Irei^ften finb natürlid^ bie ÜIKt^räen
in ben beiben Germanien, bad gteid^jeitig bie fd^önften unb größten
^enfntäler geliefert ^at, oor aDem aud bem ^ecumatenlanb.
^ie bebeutenbften ^unborte toxSl iä) im folgenben aufjagten:
,^ebbern^im (nörbl. öon granffurt) mit brei STOit^racen, ^riebberg
in Reffen mit breien unb jtoei »eiteren in ber Umgebung, femer
am Si^ein entlang: Stugft, ©tragburg, Sßain}, 9teun)ieb, Sonn,
f^öln, Xanten ufm. @d toürbe oiel ju meit führen, moQte man aQe
bie Crte anfül^ren, mo fid^ ber Äult längere ober fürjere 3^*
eingebärgert ^at.
9lber nid^t allein ber Segiondfolbat lommt für bie ^txbx^u
tu ng bed ^ultei^ in SBetrad^t, in ben ©eeftäbten unb ^anbeld^äfen
bed 3nH)eriumd ift ber SBerbreiter bed ffiulte« oorjugdtoeife ber
Äaufmann. SSon SBi^tigfeit ift 35eIoö, ^uäjuoli*5ßuteoH, ber
italienifc^e "Jlnlauf^afen für ben ju ®d^iff nad^ bem Orient
reifenben, bann Oftium, 9lat)enna, ©alona in 3>almatien, Dorn
Snnenlanb fommen natürlid^ mieberum bie großen @tröme in 9e«
trac^t, Sttjone, 9i^ein unb ^onau, in einzelnen Orten, namentlich
mit f^rif^er SeDöIferung, bielt fid^ ber ^It bid ind tiefe äRittel^
alter (}. 93. @pitap^ aud Sarna 576 n. &)x.). S^om 9l^onetal
aud tierbreitete fid| ber ^ult bid in bie entlegenbften Slpentäler.
^r Statien mar ein 3cntrum ber ^Verbreitung namentlid^ ^quileja,
oon beut aui^ fid| ber Hinflug bis^ nad^ iRoricum unb an ben
<£omerfee erftredtte.
@ine anbere Kategorie oon ^ItOerbreitern maren bie orien«
talifd^en @tlaben, bie bei ben anbauernben £triegen ber l^iferjeit
in immer größeren SRaffen nac^ Italien unb in bie SBeft^dlfte
bed 9teid)ei^ ^inkoanberten.
Sei ber gro|en Verbreitung bed ftulted in aQen Seilen be^
«€. XII, 3 JhiU in ytom. 15
Steid^e^ mug t^ auffallen, bag ganje Gebiete $l(eina)ienS nic^t ein
einjtgeö ©cnfmal ober eine ©pur einc^ Äultes geliefert l^aben,
(Sebietöteile, bie nod^ baju bem Urfprung^lanb am aüernäd^ften
lagen, toad fann ba bie Urfac^e ge^efen fein?
SEBir ^aben bofür nur eine einzige aber auSrei^enbe @rf[ärung:
eö ttjar ber in biefen fiänbem üortoiegenbe gried)if^e lSinfIu§, ber
einen anbern nic^t auffommen liefe.
Stm ©d^Iuffe mag nod^ furj bai^ Jtuftreten beö Äulteö in
9lom befproc^en Serben. SBie aQe fremben @ötter, fo ^atte aud)
Sttitl^ra jebenfaQ^ feinen erften lempel aufeer^alb ber ®renjen beö
^omeriumä. (Srft 181 ö. (S§r. überfc^ritt er biefe. fieiber finb
bie SDofumente, bie uns^ bie ®efd^id^te beö gortfd^ritteö in ber
©tabt fclbft lehren !önnten, fo wenig ja^Ireid), bafe fid^ bamit
toenig anfangen läfet. 993ir l^aben etloa ein^unbert Snfd^riften,
etwa fed^jig biö fiebjig ^tagmente bon ©tatuen unb SReliefö, ferner
bie SRefte einer JRei^e öon ^^cmpeln in allen Seilen ber ©tabt.
^ie bcrütimtefte Äultftätte f^eint bie §ö^Ie am 3lb^ange be^ Äa-
pitolö gettjcfen ju fein, bie aud^ in ber 9tenaiffanceäeit noc^ ejiftierte.
Sin bort gefunbene^ 9telief ge^t ftiliftifd^ auf baS @nbe bed
2. Sa^rl^unbertS jurüd. @d ift flar, bafe er aud) in 9tom juerft
t)on ben untern S^olfdfc^id^ten, t)or aDem natürlid^ ©olbaten unb
ftaufmanndftanb, öere^rt würbe, baS ä^igen un^ wenigftenö bie
ilteften 3nfd)riften (bie @ntwid(ung läuft alfo analog wie bie etwa
gleichzeitige bed S^riftentumS). S(ber aUmä^Iid^ erfolgt fein %uf^
fteigen in bie ^ö^eren ^eife beS SSoIfed. ^ gewinnt aud^ ^ier
junäd^ft nur bad Sntereffe Don ^^ilofop^en unb ^(elel^rten, unb
über fein weitere^ Sorbringen finb wir aud^ wieber nid^t orientiert.
Sber einö wiffen wir: ber ftult gewann ba^ Sntereffe ber Ä'aifer,.
wol^I aud Stüdftc^t auf bad äRilitor, unb bamit ^atte er enblic^
ben öoDen ©rfolg. 3)er erfte römifd^e Äaifer, bon bem wir wiffen,
bag er an ben Stult^nblungen teilnahm, war (^ommobud.
9lac^bem wir fo bie Anfänge beis^ ^ulted unb ber dteligion
burd^gegangen finb, wirb ed aud^ Don Sntereffe fein, einmal ju
fe^en, wie ed um bie innere Drganifation unb bem Ser^ältnid
}um rftmifd^en Steid^e ftanb. ^a ift junäc^ft bad ^uffäOige, bag
ber Sult aOen JBerfoIgungen feiten^ ber ©taat^gewalt entgangen
ift, Wie ed jum SBeifpiel beim 3ftd«$tult ber ^aU war; jWar %ui^
Wetfungen einzelner ältagier famen bor, aber bai War nur oon
untergeorbneter ÜBebeutung. fieiber finb wir über bie red^tlid^e
©lettung ber fiultmttglieber gar nid^t orientiert, wir l^aben ni^t
16 3:^cobor Äluße: I>cr SKit^rohiU. «C. Xll, 3
einmal ju SJcrmutungcn ein SRcc^t. 3)ic ©ituation aber ift mit
einemmale beleuchtet burc^ ben Sintritt bce ßommobud unter bie
3a^I ber Äultglieber. SRan fann einigermaßen an mobemen Ser-
^dltniffen abfragen, »elc^c golgen ba« mittelbar unb unmittelbar
gel^abt ^aben muß. @eit bem Stnfong bed 3. Sa^r^unbertd gab
ed einen eigenen faiferlic^en ?ßriefter für bie neue SReligion, Äu**
relian richtete ben offiziellen fiult beö @ot inüictuö ein, ©iocietian,
®alcriud »aren gleid^fallg eifrige Anhänger, jtoei 3a^r^unberte
fpäter nod) 3ulian Sl^oftata. 5)ie SBere^rung ber ftaifer für ben
neuen Äult fann taum in perfönlid^em Sntereffe feinen ®runb
gehabt ^aben, e^ tiegt Diet e^er nfitjer, baran ju glauben, baß ^ier
bie ©taatdraifon im ®p\tU toax. 3)a«J liegt Mar auf ber ^anb,
anbererfeitd mürbe bad aud^ nod^ baburc^ begünftigt, baß bie
SKonard^ie fid^ me^r unb me^r in ein orientalifc^ed ®emanb
einüeibete. Unter 9{ero begann biefe SRid^tung ftc^ (angfam ju
entmicfeln unb ^at DieQeic^t unter 2)iocIetion feinen ^ö^unft
crreid^t.
9Ba^ bie innere Crganifation anbelangt, fo moUen koir ju«
näd^ft bie fie^re Don ben äK^fterien burc^ge^en. (£d muß bei
einer fo meit oerbreiteten 9}etigion, bie aud^ auf eine Steige üon
Sa^^unberten ber Sntmicflung jurücfbücfen fonnte, bie $rage
auftaud^en, ift bie ätfyct 5u einer unb berfelben 3^^^ überall bie-
felbe getoefen? 2)aß fie im Saufe ber 3a^r^unberte ganj beben«
tenbe SBanblungen burc^gemac^t ^atte, ^aben mir oben fc^on ge«
fe^en; unb ben anberen Xeil ber ^^rage fönnen toir aud äßangel
an 3^^9^^ff^i^ ^^^^ beantmorten. 993ir finb nur imftanbe ju
fagen, baß fic^ an ber 9leIigion feit i^rem heraustreten aui^ ber
afiatifc^en ^eimat im ®runbe nid^tS geänbert ^at. ^nbrerfeitS ift
aber auc^ )u beachten, baß mit ber neuen 9ieIigion aud^ beren
X^eologie manberte. 3m einjetnen ift biefe jiemlid^ fom|)Ii}iert unb
^at taum Sntereffe, ed finb bie a(ten aDeftifc^en SBorfteüungen, nur
aufgepu^t mit allerlei oerftanbenen unb mißt)erftanbenen 3utaten
bed flaffifc^en SlltertumS. Über aQeS bieS finb toir nur frag»-
mentarifd^ burd^ bie ^(affifer orientiert. !8on aQgemeinerer fdt*
beutung mar bad aftrologifc^e (£(ement, bad burc^ bie 3Ragier unb
burc^ bie Serü^rung mit bem ©emitifd^en in bie ganje Se^re
hineingetragen mürbe. 3>ie m&c^tigften ®ott^eiten maren bie Pla-
neten, benen man Xugenben unb ^(usmtrfungen beilegte, jebem
gehörte ein SSod^entag, iebem mar ein !99}etaD ^eilig, eine 3^^I,
bie jur fieben hinzugefügt eine befonbere religiöfe firaft ^atte.
9(0. XII, 3 Doi» elftem. 17
33ciin ^eruntcrfteigcn ju bcr @rbc erhalten bie ©ccicn üon bcn
!^(aneten i^te Stgenfc^aften unb ^a^igfeiten. Stu^ ^iet treujen
fic^ toieber femttifc^e unb itanif^e SSorfteOungen. @ie äußerten fic^
\)ox allem in bem bop))e(ten ^^arafter ber S^fteme, benn biefed
mar ber ^Sonne angepaßt, unter ber man einmal SRit^ra Derftonb,
unb bad anbere mal tttoa^ üon biefem DöQig (äetrennted. SBon biefen
^ißlanetengöttem mit i^rem bop))^Iten (S^arafter unterf^ieben fid^ bie
rein af trafen ober fiberalen — bie 3^^^^" ^^ lierfreifeä; jeber
l^atte feinen größten @inf[u^ in feinem 9Ronat 3)amit ttHir aber
bai^ @^ftem nod^ nid^t erfc^öpft, aud^ Xiere unb fogar ®egenft&nbe
jog man in ben ^eid ber SBetrad^tungen unb fe|te fie ju ©tern*»
bilbern in SBejie^ung, fo Söme unb $unb. 2)ie $emif|)^&ren
kourben perfonifijiert (^odfuren) uftt). 2)ad ift aQed, toit man
fofort fielet, nid^t me^r iranifd^en Urft)rungi», aber ber ipaupterfolg
biefed femitifc^en Sinfluffed auf bie Se|re ift bie ^tfac^e, bag
bamit eine ooQfommen fataliftifd^e X^orie in bad @^ftem ein»
gefägt mürbe, mit bem Don nun ab im u^efentlid^ften gearbeitet
tourbe, mit ber fie ben gröj^ten Erfolg errungen ^at, unb
mit ber fie bie ^n^önger aQer offultiftifd^en @^fteme ^eran«
sog, förberte unb gleic^fam red^tfertigte: alfo 92ecromantif unb
Oneiromantif, ber ®laubt an Xalidmane ufm.; aQe biefe (Srfd^ei««
nungen bed antifen ^eibentumd mürben in ein gro^ed Softem ein«
gefägt unb i^re Sln^änger, bie bid^er in einjetne ©eften verfielen,
erhielten nun ein SRücfgrat burd) ben 9Kit^raidmud, bcr mit feiner
Ütfyct t)on ben Dämonen alleS bad rechtfertigte, mad 9lufflärung
unb gefunber SKenfd^enoerftanb unter anberen Umftänben ate Un^
finn ermiefen ^dtte.
SBon ber alten ^oefie ift menig ober nid^td enthalten, ed fei benn
bad, mad fi^ ettoa auf ben ^enfmölern finbet, unb bad ift menig genug.
9D?itf)ra felbft wirb im ßaufe ber 3^it immer mel^r ber reli»
giöfe SKittetpunft ber SReligion. alle latcn, alle Segenben, bie in
ber f^rü^jeit aud^ üon anbern üoQbra^t morben finb, merben auf
i^n übertragen, aber ni^t nur baS. (kt mar für bie alten äRagier
ber ®ott bed ipimmeldlic^ted, unb ba bad fiic^t ber Xrdger ber
fiuft ift, fo mo^nt er jmifd^en (Srbe unb $ölle, man mei^t il^m ben
16. lag jebc^ SKonatd, benn ber ift bie SWitte begfelben. aber
biefe äßittlerrolle, bie aud| nac^ aff^rifc^^bab^tonifd^en SJorfteHungen
j. %. no(^ rein lofal gebadet ift, mirb meiter^in im übertragenen
©inn gebraucht. SWit^ra ift SBermittler (mie S^riftu«) jmifc^en
bem unfe^baren unb unfid^tbaren ®ott unb bem 9Renfc^engefc^lec^t
Der «Itc Orient. XII. S. 9
18 S^eobot ftluge: ^er mitiixatuU. «£. XII, 8
Unter bcn bifblid^cn S^arftcüungcn tritt bcfonb'erö bad folgcnbc
Xl^ema l^ertior: 9)?it^rQ jlDtfd^en jtoei ^nbern fte^enb, Don benen
bad eine bie ^del ergebt, bad anbete biefe fenft, betbe finb eine
Sntarnation feiner ?ßerfon. Seibe, bie ?)abop^oren unb Witffxa,
bilben eine Irinität, „ber breifad^e SRit^ra*'. (Sine anbere SBor*
fteüung ift bie, ber eine Änabe ift bie ?ßerfonififation bei^ Sebcn««
unb ber SBärme, ber anbete bie ber $dlte unb bed Xobed. Sud)
anbere fiegenben unb @rjä^Iungen, bie im 3uf<int^^^^^i^9^ ^^^
feinem ftult Derbreitet mürben, tocrben erjd^It, fo bie ©efc^id^tc
fetner ®eburt, bod^ ift ba^ Don geringerer SBid^tigfeit. Stnberc
feien ^icr nod^ mitgeteilt. S)er erfte Raxnpl ben SDiit^ra ju be-
fielen ^at, ift ber gegen bie @onne, aber aud^ biefe Spifobe fpielt
in bem ftuttud feine groge SRoQe, bagegen bie anbere mit bem
@tier, bie id^ ber SSic^tigfeit megen audfü^rlid^ mitteilen miO.
Soraudgefd^idt mag merben: Unter ben figürlichen ^arfteüungen
bed SOtit^raluIted fpielt bei einer großen Steige Don ^enfm&(eni
namentlich bei benen an ber Slorbgrenje be^ Sleid^d, fotgenbc Dar^
fteflung eine Hauptrolle. @g ift im 9lelief eine $ö^le bargefteHt,
bie an ber @eite ^lafter f^at, fomie oben einen ^ogen. Slled
ift fla^ abgearbeitet unb in fleine Äbfd^nitte jertegt, bie meift mit
{leinen 9teliefd gefc^müdt finb, bie fid^ fämtlic^ auf bie ©efd^id^te
bed ®otted ober feiner ^elbentaten bejie^en. 3n ber ^o^le ba«
gegen fielet man ben @iott auf einem jufammengebroc^enen ®tter
fi^enb ober reitenb, bem er ein ©d^mert ober einen 2)old^ in
ben $ald ober ^uft ftögt. Diefe 2)arfteIIung, bie an ftd^ nod^
unb baburd^ befrembenb mirb, koeil fie jum .^auptgegenftanb bed
^ünftlerd niirb, ^at folgenbeS legenbarifd^e jum ^intergrunb: 2)ad
erfte lebenbe SBefen, bad Supiter^Oroma^bed fc^uf, mar ein @tier.
tiefer @tier ging in bie ®ebirge auf bie äBeibe, unb einmal
traf er iufäQig auf 3Slxtfyca, ber Don irgenb einer ^elbentat jurüd«
teerte. S)er ergriff i^n bei ben «Römern unb fc^koang fid^ hinauf;
ber @tier ging im @)alopp baDon, aber balb erlahmte feine ftraft.
©ein Sdnbiger ergriff i^n an ben Hinterbeinen (bie Stnle^nung
on altbab^lonifc^e JBorbilber!) unb jog i^n rüdmärtd in einen
@tall, ber i^m ald SBo^nung bienen foQte. Slber ed gelang bem
@tier, au^jubrec^en unb er trieb fid^ mieber auf ben ^Ibem um«
^er. Dad fal^ bie @onne unb bie fd^icfte ben SRaben, i^ren SBoten,
ber an äRitl^ra ben SBefe^l überbringen foQte, ben @tier ju töten.
9Ritl^ra ift ber IBefel^l nic^t angenehm, er !ann aber bagegen nid)td
machen, meil ber iBefe^l Dom Hii>^^^I fommt, er Derfolgt mit
«O. Xir,3 Äultleflenbeit. 19
feinem §unb ben Stier, cntbedft i^n in einer ^öl^Ie unb, inbem
er i^n mit ber einen §anb an ber ©c^nauje ergreift, ftöfet er
i^m mit ber anbern fein Sagbmeffer in bie glanfe. 3)a gefd^ie^t
ein ganj merfmürbigeö SBunber: auö ber SBunbe be« Dpferd ent-
fproffen alle fträuter unb 5ßflanjen, bic bie @rbe mit i^rem ®rfin
bebeden, au« bem ©tut ber SBein bej. SBeinftod für bie üRljftericn
ufm. @o ift ber §ero« Xaurottono« burc^ bic Xötung be« ©tiere«
ber ©d^öpfer aKer Wohltätigen SBefen gen^orben unb ^at ein neue«
unb frud^tbare« Seben gefd^affen.
3nj»ifc^en ift ba« erfte SRenfd^enpaar fertig geworben unb
9)tit^ra ^at ben Auftrag, barüber ju wachen, ^ie SRäd^te ber
5$infterni« fönnen i^nen nic^tö angaben; aber Sl^riman gelingt e§.
®ine grofee Srocfen^eit wirb abgewenbet, aber ni^t bie grofee glut,
einem einzigen TOenfd^en, t>on ben ®öttern gewarnt, gelingt e«, fid^
in ein 93oot ju retten. S)ann öerwüftet ein geuerbranb bie Srbe.
■Damit finb bie Seiben be« jungen SKenfc^engefd^Ied^td erfd^ö|)ft
unb fie Derme^ren fic^ Don ba ab in fteigenbem TOafee.
Dann erreid^t baö ^eroifc^e ßcitalter feinen Slbfd^Iu^ unb bie
SWiffion SKit^raS auf ber @rbe ift beenbet. ©n SÄa^I wirb mit
ben übrigen ®öttcrn abgefjalten, bann fteigen fie in ben ^immel
l^inauf. Diefe ®efc^id^te, fo legenben^aft fie ift, lafet un« beffer
afö aUe infd^riftlid^en Denfmäler ben ungel^eueren fultureöen ®in*
flufe öerftefien, ben ber Äult in ber antiten SSäelt gehabt ^at.
iKit^ra ift l^ier weiter nidEjtö ate ber Demiurgod, ber ©d)ftt)fer
unb 3öc(torbner. 6r ift anberfeitö eine ©manation be« SEBelt*
f(^ö|)feri8 ?l^ura*2Kajba. Da« ift im ®runbe genommen ba« ®e*
^eimni« ber ganjen fie^re unb ber plaftifd^en Darfteilung im be»»
fonberen unb man wirb nunmehr üerftetjen, wed^alb gerabe fi^
biefe allgemeiner Beliebtheit erfreute.
5Run ergebt fid) anberfeit« bie grage, weld^e SSerpftic^tungen
bie Äultmitglieber Ratten. ?luf biefe grage gibt e« leiber feine
Antwort, toa^ ba« ^Defta t)orfc^reibt fann faum nod^ nad^ fo
langer Qtxt ®e(tung gehabt ^aben; boc^ fc^einen fie biefelben gewefen
in fein wie bei fo mannen anberen 9fleIigion«gefeUfc^aften, ba«
€^riftentum nid)t ausgenommen; al« (Snbjiel: ba« ber t)oII{ommenen
Steinzeit, Sampf gegen bie ©innlicf)feit, mögtic^fte 95ebürfni«Iofig'^
leit; man fielet, bie üblichen gorberungen.
3n biefe !o«mogonifc^en ^^abeln finb nun Dor aDen Dingen
^wei t^eologifd^e ©pe!u(ationen l^ineingewebt: bie Sbee ber (Srlöfung
unb ^Befreiung. 3Jlan glaubt an ein fortleben nac^ bem ^obe, an
o«
20 S^eobot Stint: ^et SRit^raluU. «D. XII, 3
bie Dualen unb ^reuben bed Senfeitö. ^ie (Seelen fteigen auf bte
@rbe nieber unb beleben bie Körper ber äRenfc^en, totnn bie ©eele
nad^ einer beftimmten 3^^ toieberum ben ffiörper berlö^t, bann
ftreiten fid^ bie äRöd^te ber ^inftemid unb bed fitc^ted um ben
Sefi^; ein Urteilf^rud^ entfd^eibet barüber, ob fie tourbig ift in ba^
^arabied jurücfjufe^ren.
3nt anberen ^aOe toirb fie in bie $ö((e gefc^Ieppt, too fie
taufenb 5;orturen unterworfen mirb. 3)ie ^immel finb in fieben
Sphären eingeteilt, jcbe für einen ^^laneten. 9Sor jeber %üx
fte^t ein ^unb beö Drmujb ate SBäd^ter, nur bie ©n9en)ci^ten
ocrmögen i^n ju bänbigen. 9Son einer ©p^äre ju anberen ent-
Reibet fid^ • bie ©eele ber fieibenfc^aften, fie überlädt ber ©enuö
i^re erotifc^en ®elüfte, üßard i^ren friegerifc^en 9Kut, ©aturn i^re
^ul^eit, um enbÜd^ in bie ad^tc einjutreten, ald erfjabenei^ SBcfen,
100 aud^ bie 6)ötter fid^ aufhalten. äRit^ra ^t ben 3^orfig über
ben ®eric^tÄ^of, er ift aui^ ber ©eelenleiter. 6^ ift Har, bafe bie
eben mitgeteilte 'SarfteQung fic^ nur für ®ebilbete im mobemen
@inne eignete, unb ba^ man für ba^ niebere ä^olf eine ^arftedung
crfinben mufete, bie greifbarer »ar. 5)ie (?Jefc^id^te fpielt fid^ j"
•Anfang faft genau ebenfo ab, ioie bie oorerjÄl^Ite üon bem
Stier. Äud^ bie ©eric^t^fäene ift nod^ fo jiemlic^ biefelbe, nun
aber tritt ein abgcfürjted SBerfa^ren ein. SRad^bem ®ute unb Söfe
oon einanber gefc^icben finb, läfet Crmujb auf Sitten ber ©laubigen
ein geuer üom ^immel faDen, baö nic^t nur aÜe ®öfen, fonbern
aud^ a^riman mit feinen S)ämonen oernid^tet. 2)arauf erfreut
fic^ ba^ ganje SBeltaU einer etoigen unb ooUfommenen 9iut|e.
3m ®runbe genommen: primitioe SSorfteQungen enttoirfelt burc^
tfieologifc^e ©pefutationen unb frembe ©inflüffe unb tro^bem
ein fo ungeheuerer ©rfolg. 3!)aö Oerbanft ter 5iult öor ädern
bem Umftahbe, bafe er eine fittlic^e ÜRad^t toax, bafe er ben Un*
fterblid^!eit§glauben prebigte unb ben ®Iauben an eine enbgültige
unb auägleic^enbe ®ered^tigfeit. 3)a« fteHt i^n t|oc^ über fo man^e^ •
anbere 9ieIigionöft)ftem feiner ß^itc"- *
3)em ©^arfftnne Sllbred^t I)ieteri(^^ ift eö oorbe^alten ge* ^
wefen, auö einem 5ßarifer 3öuberpap^ru8 eine aWit^raötiturgie
wenigsten« in ifjrem ^auptbeftanbteil, bem liturgifc^en lejt, »ieber
ju re!onftruieren. Diefer ift ettt>a im 4. Sa^r^unbert nac^ S^rifto
gefd^rieben. ST&er biefe toor un^ liegenbe Siieberfc^rift fe^t fic^ in
i^ren einjelnen Seftanbteilcn au« älteren ©tücfen äufammen, au^
einjelnen ©teBen be« 3;ejte« fann man fd^Iiefeen, bafe er bereits^
«C. XII, 3 2iturflic. 21
im jtoetten Sa^r^unbert bem ^ebraud^ bed 5£ultud gebient ^atte.
@£^ ergibt bie tpeitere Unter)ud^ung bie SQSa^rfd^einlic^teit , bag
jtDif^cn 100 unb 300 bie Siturgie in bcr g^rm entftanbcn tft,
loie toir fie ^eute in ber ^anbfc^rift befi^en.
3m folgcnben gebe id| eine Überfefeung be«^ griec^ifc^en
Jejteö na6) 5)ietericl|\
®nabe fei mit bir uon bir, SJorfe^ung unb Sc^irfjal, lüenn
id) fc^reibe biefe crften überlieferten 3Ji^fterien, aüein aber für mein
Äinb Unfterblic^feit, einen SÄ^ften, »ürbig biefer unferer Sfraft,
bie ber gro^e @iott ^eUo^ äJ^it^rad mir f)at geben (äffen Don
feinem (Srjengel, auf bafe ic^ aDein, ein Slbler, ben ^immel be*
f^reite unb erfd^aue aQed.
3)ieÄ ift beö ®ebeteö Anrufung:
„Srfter Urfprung meinet Urfprungi^, Urgrunb meinet Ur*
„grunb^, ®eift be^ ®eifteÄ, beg ®eifteö in mir ©rftling, geuer,
„baS ju meiner SDKfc^ung (ouö ben SKifd^ungen -in mir) öon ®ott
„gegeben ift, be§ g^uerö in mir ©rfiting, SBaffer beS SBaffer^,
„beö SBafferö in mir Srftling, (Srbftoff be^ ®rbftoffc§ in mir
„Srftling, mein gefamter fieib be^ 9J. Sß., ©o^neS be^ 31. SR. fertig ge*
„bilbet Don einem^e^renreid^enSlrme unb einer unüergänglid^en Siedeten
„in lic^tlofer unb burc^Ieuc^tcter SEBelt, in unbefeelter unb befeelter.
„3Benn e§ euc^ benn gefallen ^at, mid^ »ieberjugeben ber ®eburt ber
„Unfterblid^feit, mid^, ber id) gehalten Ujerbe burc^ meine gegebene
„^Jtatur, auf bafe id^ nad| ber gegenlpdrtigen unb midj arg be^
„brängcnben 9iot fd^auen möge ben unfterblic^en Urgrunb mit bem
„unfterblidtjen ®eiftc, mit bem unfterblid^en 3Baffer, mit bem geften
„unb ber 2uft, auf ba§ iä) bnid) ®eift »iebergeboren toerbe, bafe
„ic^ geweift ttjerbe unb in mir we^e ber ^eilige ®eift, auf bafe id^
„bertunbere baö ^eilige g^uer, auf bafe i^ fc^aue bie abgrunbtiefe,
„)d^auert)oQe JJ^ut beö Slufgangö, unb auf mic^ ^ört ber leben*
„jeugenbe unb ring^umn^adenbe $t^er; benn erfd^auen foU id^
„beute mit ben unfterblic^en Slugen, fterbfid^ gcjeugt au§ fterb*
„lidjem SRutterleibe, er^ö^t Don grofemäd^tiger Äraft unb unoer*
„gänglid^er SRedjten, mit unfterbli^em ®eifte ben unfterbtid^en äion
„unb iperrn ber J^uerfronen, burc^ ^eilige SBei^en gereinigt, ba
„unter mir fte^t auf ein Meinet rein bie menfd^Iid^e ©eelenfraft,
„bie id^ toiebererlangen »erbe nac^ ber gegenttjörtigen unb miri)
1) i)ie d^ebetdtoorte ftnb burdd „'' eingcfagt.
22 ^l^eobot Stln%t: ^er a»it^TafuIt. 9(0. XU, 3
„bcbrängcnbcn bittern SRot f^ulbcntrürft, ic^ bcr 9?. 9i., ©o^n ber
„9?. 9?., nad) ®ottcd unioanbclbarcm SRatfc^Iufe, bcnn c^ ift mir
„nid^t crrci^bar afö bcm ftcrblid^ geborenen mit bem golbencn
„glammenglanj ber unfterblic^en Scud^te in bic §ö^c ju ftetgcn.
„©tel^e ftifi, öergänglid^c SWenfci^ennatur, unb fogleid^ lafe mid^
„to§ nac^ ber unerbittlichen unb nieberbrüdenbcn SBebürftigfeit.
„I)enn id^ bin ber ©o^n (ic^ ^auc^e ... am STOorgen . . ?)"
^ole t)on ben ©trollen Sltem, breimal einjie^enb fo ftar! bu
fannft, unb bu tpirft bi^ fe^en aufgehoben unb ^inüberfd^reitenb
}ur ^ö^e, fo ba§ bu glaubft mitten in ber Suftregion ju fein.
Äeineö toirft bu ^ören, toeber üRenfd^ no^ Sier, aber auc^ fe^cn
Wirft bu nid^tö öon ben ©terblid^en auf ©rben in jener ©tunbe,
fonbern lauter Unfterblid^eö toirft bu fd^auen. S)enn bu nrirft
fd^auen jeneö laged unb jener ©tunbe bie göttIidE|e Drbnung, bie
tagbe^errfc^enben ®ötter ^inaufge^n jum ^immel unb bie anbern
^erabge^en; unb ber SBeg ber fid^tbaren ®ötter wirb burd^ bie
©onne erfd^einen, ben ®ott, meinen 95ater; d^nlic^er SBeife toirb
fid^tbar fein aud^ bie fogenannte SRö^re ber Urfprung be^ bienft-
tuenben SBinbeö. 2)enn bu toirft öon bcr ©onnenfc^eibe Ujie eine
^erab^ängenbe dtö^re feigen: unb jn^ar nac^ ben ®egenben gen
SBeften unenblic^ ate Dfttoinb; toenn bie SSeftimmung nad^ ben
®egenben beä Dften^ ber anbere ^at, fo toirft bu in ä^nlid^er
SBeife nac^ ben ®egenben jeneö bie Umbre^ung (Fortbewegung)
beö ©efidjt^ fe^en. ©e^en wirft bu aber, wie bie ®ötter bid^ ing
äuge faffen unb gegen bid^ l^eranrücfen. 2)u lege fogleid) ben
3eigefinger auf ben ÜWunb unb fprid^ „©d)Weigen! ©djweigen!
©c^weigen!", ba^ 3^^^^" ^^ lebenbigen unücrgänglid^en ®otted,
„©d^ü^e mi^, ©d)Weigen!". darauf pfeife lang, bann fc^naljc
unb fprid^ unb bonn wirft bu fe^en, wie bie ®ötter gnäbig auf
bi^ fe^cn unb nic^t me^r gegen bid^ ^eranrüdfen, fonbern an bie
©teile i^rer 3;ätigfeit ge^en.
SBenn bu nun bie obere SBelt rein fie^ft unb einfam unb
feinen ber ®ötter ober Sngel ^eranfommcn, erwarte ju ^ören ge»
waltigen 2)onnerd Ärad^en, fo bafe bu erfd)üttert wirft, ©prid^
bu aber wieberum ,,©d^weigen! ©c^weigen!". ®ebet: „3d^ bin
„ein ©tern, ber mit @ud^ feine 3BanbeIba^n gef)t unb aufleud^tet
,,auö ber Xiefe". SBenn bu baö gefagt f)aft, wirb fic^ fofort bie
©onnenfdjeibe entfalten.
SRad^bem bu aber bag jweite ®ebet gefagt ^aft, wo eö jwei»
mal ©d^weigen ^ei^t unb baö fotgenbe, pfeife jweimat unb fd^nalje
«D. XII, 3 ßitutgic. 23
jkpeimal, unb fogleic^ tDirft bu l)on ber ©onnenfd^eibe @teme
^eranfommen fe^en, fünfjaciig fe^r t)kle unb erfüllenb bie ganje
Suft. @prici^ bu iDieberum „@c^u>etgen! ©d^u^etgen!'' unb )oenn
fid^ bie ©onnenfc^eibe geöffnet ^Qt, änrft bu einen unerme^Iid^en
Sh:ei§ fe^en unb feurige %oxt, bie abgefd^Ioffen finb.
^u aber fagft fogleic^ bad ^ier folgenbe^ ®ebet ^er, beine
VHugen fd^üegenb. !£)ritted @ebet: „Sr^dre m\6), ^öre mid^, ben
„SR. 31., ben ©o^n ber 31. SR., ^err, ber bu üetfd^Ioffen f)a\t mit
„bem ®eift^auc^ bie feurigen ©c^Iöffer beß ^immete, 3^eileibiger,
„geuertooltenber, beiJ Sid^ted ©^öpfer (anbete: JBerf^lie^er),
„ijeuer^auc^enber, geuermutiger, ®eiftleud^tenber, geuerfrcubiger,
„©d^önleu^tenbcr, Sid^t^errfci^er, geuerleibiger, Sid^tfpenber, geucr*
„fdenbcr, gcuertofenber, Sid^tlebenbiger, geuertoirbeinber, Sic^t*
,,erreger, SSIifetofenber, be^ Sic^te^ Shi^m, fitd^tmel^rer, geuerlic^t*
,, galtet, ®eftiinbejtt)inger, öffne mir, toeil id^ anrufe um ber nieber*
.^brädenben unb bittem unb unerbittli^en SRot miQen bie SRamen,
„bie nod^ nie eingingen in fterblid^e SRatur, bie nod^ nie in beut»
,,Iid^er ©prac^e audgefprod^en n^urben Don einer menfd^Iid^en
»B^^i^ ober menf(^fid)em Saut ober menfc^Iid^er ©timme, bie
,,ett)ig lebenben unb ^o^gee^rten SRamen''. ^ad alled fage mit
^uer unb ®eift, erftmal^ ed ooQenbenb, bann ä^nlic^ jum jtoeiten
SRale beginnenb, btd bu ju @nbe gefagt ^aft bie fieben unfterblic^en
®ötter ber SBelt. 3Bcnn bu bag gefagt ^aft, toirft bu 55onner
^ören unb ein Ärac^en in ber Suft unb entfpred^enb »irft bu
bic^ felbft erfd^üttert füllen. S)u aber fprid^ toieber „©c^tocigen!"
®ebet. ©ann öffne bie ?lugen unb bu njirft bie Siüren geöffnet
fe^en unb bie SBelt ber ®ötter, bie innerfjalb ber 3;;üren ift, fo
bafe öon ber fiuft unb greube be^ Stnblicf^ bein ®eift mitgeriffen
loirb unb in bie ^öf|e fteigt.
Iritt nun ^in fogleidE) unb jie^e Don bem ®öttUd^en gcrabe
^inblicfenb in bid^ ben ®eift^auc^, unb menn beine ©eele loieber
jur SRu^e gcfommen ift, fprid^: „Äomm ^erju, o ^err!" SBenn
bu baS gefagt ^aft, toerben fi^ }u bir bie ©trauten menben unb
bu wirft mitten unter ifjnen fein. 3Benn bu nun baö getan ^aft,
toirft bu einen ®ott fe^en jugenblid^, f^ön, mit feurigen fiodfen in
»eißem ®ctoanbe unb in fc^arlad^rotem SKantel mit einem feurigen
Äranje. ©ogleid^ begrüfee i^n mit bem ^^uergrufee: „^err, fei
„gegrämt, grogmäd^tiger, ^o^genialtiger ^önig, ®rögter ber ®ötter,
„^lioö, ^err bed ^immelö unb ber @rbe, ®ott ber ® Otter,
„möd^tig ift bein ^aud^, mä^tig ift beine ^aft, $err, n^enn ed
24 X^eobor j^luge: S)er iRit^rafuIt 9rO. XU, 8
„bir gef&Ut, melbe mic^ bem ^öd^ften @ottt, ber bid) gezeugt ^at
„unb gemalt: ein SRcnfd^ td^ bcr SR. 9t., ®o^n bcr 91. SR., gc-
„tDorben aud fterblid^em aRutterleibe ber 9t. 9?. unb SebenSfoft
,,bed @amend, unb nac^bem btefer ^eute Don btr neugejeugt tft,
„ber auÄ fo öielen laufcnben jur Unfterblid^feit berufen ift in
„btefer @tunbe Aad) beni 9latfd^Iug bed überfd^n^engltc^ guten
„®otted, ftrebt unb Verlangt, bi^ anjubeten na^ menfc^Iid^em
„Vermögen". äSenn bu bad gefagt ^aft, loirb er }um ^o[ lommen
unb bu »irft i^n fe^en f^reitenb tt)ie auf einem SBege.
2)u aber bftde gu i^m auf unb ein langet ©ebruU luie mit
einem ^orn, beinen ganjen Atem brangebenb, beine ©eite preffenb,
gib Don bir unb {äffe bie Stmulette unb fpric^ juerft jur 9te^ten :
„&d)u^ mid^!''. Sßenn bu bad gefagt ^aft tt)irft bu Xore fid^
Offnen fe^en unb fommen aud ber Siefe fieben Jungfrauen in
iBQffodgeto&nbern mit ©d^Iangengefid^tern. @ie h)erben genannt
bed §immete ©djidffafögöttinnen, ^altenb golbene Qtpt^v. SBenn
bu bad fie^ft, begrübe fie fo: ,,©eib gegrufet, i^r fieben ©d^icffate-
„göttinnen bed ^immeld, i^r efjrtt^firbigen unb guten Jungfrauen,
„^eilig unb eineig Sebend mit, i^r ^eiligften SBäd^terinnen ber oier
»©äulen, fei gegrüßt bu erfte, fei gegrüßt bu jtoeite, fei gegrüßt
„bu britte, fei gegrüßt bu öiertc, fei gegrüßt bu fünfte, fei gegrüßt
„bu fec^^te, fei gegrüßt bu fiebente".
Unb e^ fommen §ert)or anbere fieben ©ötter mit ®efid|tem
fc^toarjer ©tiere, mit ßinnenfd^ürjen, mit fieben golbenen 35iabemen.
S)ag finb bie fogenannten Sßol^errfd^er be« §immete, bie bu in
d^nlid^er SBeife begrüßen mußt, jeben mit feinem eigenen 9iamen.
„©eib gegrüßt, i^r SBeltajentoäd^ter, i^r ^eiligen unb ftarlen
„Jünglinge, bie i^r umbre^t auf ein ^ommanbo bie bre^bare
„Äje bcd Äreifeig bed ^immefö unb 3)onner unb SBctterleud^ten
„unb ©rbbeben unb S)onnerfeiIe entfcnbet auf ber greöler ©c^aren,
„mir aber, ber id^ fromm bin unb gotteÄfürc^tig, ®efunb^eit unb
„bed Seibed Unüerfel^rtfieit, bed (^^öred unb @efid^ted ©tärfe,
„©eelenrul^e in ben gegen m&rtigen guten ©tunben bed heutigen
„Xaged, il^r ^erren über mid^ unb ^od^geloaltigen @)6tter: fei ge«
„grüßt bu erfter, fei gegrüßt bu jtt>eiter, fei gegrüßt bu britter,
„fei gegrüßt bu vierter, fei gegrüßt bu fünfter, fei gegrüßt bu
„fec^fter, fei gegrüßt bu fiebenter".
SBenn fie aber antreten ^ier unb bort nad^ ber Crbnung,
blide gerabeaud in bie ßuft unb bu toirft merten SBIi^e l^rab*
lommen unb öid&ter funfein unb bie ®rbe beben unb fjcrabfommen
t£. XII, 3 Stturgie. 25
@(ott übergüQoItig mit (eud^tcitbem %tüli|rr ptitg; mit golbitem
J^aupt^QQr, in loeijsem ©emanbe, mit golbnem jihranj, in lueiten
iBeinflcibcrn, ^altcnb in bcr redeten ^nb eincÄ Sßinbed golbnc
Schulter, bie ba ift bad ^ätengeftirn, bad beniegt unb jurfidtoenbt t
ben ^immel, ftunbentoeife hinauf unb ^inabmonbelnb, bann nntft
bu fe^en aud feinen 9ugen ^(i^e unb aud feinem Seibe @teme
fpringen. Unb bu ergebe fog(ei(^ ein (onged ^iebräll, )n;effenb
beinen fieib, bamit bu mit erregft bie fünf @inne, lang, bid bu
obfe^en mugt; {äffe mieberum bie 9(mulette unb fprid^: ,,($err)
„über mi^, ben SR. 91, bleibe bei mir in meiner Seele, öerla^
,,mic^ nic^t, meil e^ bir befiel^lt''. Unb fie^ bem @ott inS «nt^
(i$ lange brüDenb unb grüge i^n fo:
„^err fei gegrüßt, $>errfcl^er bcö Söafferd; fei gegrüßt, 5Be*
„grünber ber 6rbe: fei gegrüfet, ©etoalt^aber bed ©eifte«. ^rr,
,,mieber geboren, Derf^eibe id^, inbem id^ er^ö^et toerbe, unb ba
,Ad) er^ö^et bin, fterbe i^; bur(i^ bie ©eburt, bie bad Seben jeugt,
„geboren, merbe ic^ in ben Xob erlöft unb ge^e ben Sßeg, mie
„bu geftiftet ^aft, tuie bu jum @efe^e gemad^t ^aft unb gefd^affen
„^aft bad ©aframent".
^uf eine Interpretation ber Siturgie lann id^ mid^ nid^t ein«
laffen, n^eil fie ju meit in @iniel|eiten ^ineingel^en toärbe, unb
jule^t }u einer ^arfteUung ber antifen ^ulte im 3ufümmen^ang
— au^ bem fic^ biefer eine faum ^eraudne^men läfet — ffil^ren
»ürbe. 3d^ mu^ mid^ barauf befd^r&nfen, ^ier auf bie au^fu^r«
lic^e 3nter))retation Don ^ieterid^ felbft ju t)em)eifen.
S^on ber übrigen Siturgie bed ßuIteS n)iffen toir ebenfomenig
titoa^, mie oon bieten anberen ^Iten ber Slntile, nur einjelne
SBerfe unb anbere geringe Uberrefte ftnb und burc^ ^(uguftin unb
^ippol^t überliefert. 2Bir koiffen nur bad eine, bag bie ©ati^ad
in alejanbrinifcfter Qzit in baö ®rie^if^e überfe^t loorben finb,
unb buB bad 0!)rted)ifc^e Jtultfpra^e tt^ar. 9Bir miffen aud^ nur
burc^ eine Sd^rift bed ^eiligen ^ieron^mod, ba^ bie neuaufge«
nommenen ^ultmitglieber fieben ®rabe burd^jumac^en Ratten, eine
3)?itteilung, bie burd^ Snfd^riftenfunbe beft&tigt toirb, unb ba% bie
Singemei^ten nac^einanber f olgenbe SRamen annahmen : Stabe (corax)
. . . . i (cryphius), ©olbat (miles), ßötoc (leo), ?ßerfer (Perses),
JBotc ber ©onne (heliodromos) unb enblid^ SBater (pater). Sei
gekoiffen 3^^ntomen trugen bie einzelnen fieute eine il^rem jemei«
ligen (Slrabe entfprec^enbe fileibung, toxt mir a\i^ ben 3)enhnä(em
26 5:^eobor filuge: ^cr TOt^tofuIt. «O. Xll,8
fe§cn fönncn. äuc^ anbete licrnamcn würben in Derfc^iebcnen
Xeilen ber antifen 3BeIt, in Änfpidung auf bie ©übet be^ 3;icr*
fteifc^, oettoenbet. 3)ie weiteten Sinjel^eiten finb o^ne 3ntcteffe.
?rn bet ©piße bet SSötet ftanb bet pater patrura obct pater pa-
tratus, bem bie Leitung bed ^ulted oblag, unb bet fie 6id ju
feinem lobe behielt. 3n bejug auf bad 2Htet bet SReuaufju»
ne^menben gab eS feine SBefc^tdnfung, auc^ ^nbet wutben in bie
©emeinfd^aft aufgenommen. Die Sßoüijen toutben eibKd^ öet«»
pftid^tet, an ben fiepten unb Otiten nic^td )u änbetn, je nad^ bem
Sfuffteigen in bie ^ö^eten ®xabt oetpflic^tete man fie nod^ butd^
befonbete @ibe. 3ni befonbeten fc^eint man nod^ ^!ennung^?
jeid^en gehabt ju ^aben, mie au^ einet ©teQe bei 9?inuciud ^(i;
^etuotge^t.
Sei ben einjetnen ®ottedbienften toutbe ©tot unb £kin ge^
teic^t bad t)om ^tieftet oot^et gemeint kootben toax. Übet biefe
^anblung finb wit glädlid^etn^eife butd^ ein Stelief gut otiehtiett,
bad biefe batfteQt: %ot jwei ^etfonen, bie fic^ in ^alb fi^enbet
©teDung auf einet 99u^ehanf befinben, fte^t ein flein^t ©teifufe, auf
beffen 5ßlatte oiet Heine ©tote liegen, jebeö mit einem Äteuj Der*
fe^en, batum gtup))ieten fid^ ©laubige üetfc^iebenet ®xa6t, einet oon
biefen, ein ?ßetfet, teid)t i§nen ein Itinf^otn, wft^tenb ein jjoeite^
®efäg Don einem bet übtigen get)a(ten koitb. Sinjelne anbete
3fige üon 3c>^cmonien finb nut nod^ bei ben altc^tiftlic^en Äitdjen»
fc^tiftfteQetn übettiefett. 9iac^ meinet 3(nfid^t finb abet alle
3eugniffe üon biefet ©eite mit SBotfic^t aufjune^men, toeil man
t)on ootn^etein annet)men mug, bag fie jum ^xotdt bet ^topa-
ganba tenbenjiöc^ entfteÜt finb. @d oetfte^t fic^ auc^ ^iet oon
felbft, ba^ eine 9{ei^e Don ®ebtäud^en mit bet Qt\t \)\tx unb ba
audatteten, abet im einjelnen finb koit wiebetum fc^led^t untet«'
ticktet, unb nut Don ben SBetgDötfetn bed lautusJ »iffen toit,
bafe ^iet bie ß^^^^tonien jut (Stlangung bet einjclnen ®tabe be«
fonbetö blutig waten, äbet im einjelnen ift ^iet auc^ Diel vbtx*
trieben, befonbetd in ben fpfiteten QzxUn Don b^jantinifd^en unb
f^rifc^en ©d)riftftelletn.
Die meiften Äultftätten beftanben wo^l ba, wo man natüt-
lid)e ^ö^len in 5^lfen fanb obet untet übet^ängenbem ®eftein,
wo bad nid^t bet gaU wat, wie im glac^lanb, mufete man ju
fünftlic^en öauten feine 3"flw^^ nefjmen. Übet biefe finb wit
Dotne^mlid^ butc^ ?ßriDat^eiligtümet in tömifc^en SBiUen orientiert:
Wac^bcm man bie SSot^alle beö Xempelö butc^fdititten t^att^, ftieg
91C. XII, 8 JDblieflen^eiten !ber ^rieftet. 27
man eine Xreppe jur ^t)ptQ l^erunter, in bad @anftuartum, xoo
in einer 92ijc^e bie üblid^e ^arfteDung fid^ befanb, bie t)on Sampen
beleud^tet kourbe.
3)ad m^ftifc^e ^albbunfel, bie Si^embattigfeit bcr SJarfteHung
mugte notärlid^ auf ben ^ugenfte^enben großen Stnbrud machen.
Die Xrabition beö S^^^^^niell^ würbe öon ben 5ßrieftem be*
n^a^rt Sker ipir miffen jloeierlei ni^t, einmal, tuoraud erg&njte
fi(^ ber ^efterftanb, toai er erblid^, ober ging baö ämt burc^
9Bq^I Don bem einen jum anbern über, ober n^ar e^ an bie Qtxt
gebunben? Unb jmeitend, roie toar ba^ ä^er^ältnid ju ben
„SSätern", baö ift aQeö biö je^t noc^ toenig aufgeflärt, »ir toiffen
nur bo^ eine, ba§ bcr 5ßriefter, aber nid^t immer, ju ber Äafte
ber SBäter gehört. Slber anbererfeitö ift ebenfo ttja^rfc^etnlic^,
bag im getoiffen @inne eine ^ierarc^ie beftanb, an beren @pi$e
ber Dberpriefter ftanb, benn auÄ XertuQian »iffen toir, bafe ber
fic^ nur einmal verheiraten burfte. 3m übrigen lag ben $ßrieftern
bie äßa^rne^mung be^ religiösen Dienfte^ ob, baju ift ju rechnen,
bie 9[ufrec^tert)altung bed eloigen ^euer^ auf bem 9((tar, breimql
am Xage, morgend, mittag^ unb abenbd ein ®ebet jur @onne ju
fenben, ferner fpejielle Opfer für bie ®ötter ber Dber»* unb Unter»
toelt ufw. 2)er feierlid^e Slugenblid ber ©ntfd^Ieierung beS Äult*
bilbed h)urbe burc^ ©lodenläuten angefünbigt, üon benen einige
in bem SRit^raum oon ^ebbernl^eim gefunben n)urben. 9(u^er*
bem fpielten natürlich auc^ religiöfe ®efänge mit 3RufifbegIeitung
eine JRoIIe. 3)aju famen befonbere geiern an ben gefttagen, bem
lt>. jebed 3J{onatd, fomie am 25. Dezember, auf n^elc^en ^ag bad
^uptfeft fiel. Einführungen üon neuen üRitgliebern fanben meift
im SRärj ober Slpril ^tatt
3m jit)ilred)tlid)en ©inne waren bie Äultüereinigungen ©e*
fellfc^aften unb genoffen @igentumdreci|te. 9)?it ber SSa^rne^mung
biefer loaren befonbere 93eamte beauftragt, bie, unb baS ift ganj
eigentümlich, feine SDiitglieber .bed Äulted waren, unb bie üon ber
®emeinbe gewählt würben. ?tn ber ©pi^e ftanb fojufagen ber
@)emeinberat (decem primi), an beren ©pi^e ftanb ein jä^rlid^
gewählter üRagifter, aufeerbem wiffen wir öon „Kuratoren", „2)efen*
forcn" unb enbli^ „^otronen", meift iJeuten öon ©influfe unb SJ^ittelu.
S)ic Unloften mußten burc^ freiwillige ©penben aufgebracht
Werben, armen ®emeinben madjte natürlich bie SJefc^affung eined
^eiligtumd grofee ©d)Wierigfeiten, wie wir and ben erhaltenen 3n==
fdjriften erfe^en !önnen.
28 Zf^tohox ftlitge: ^er SHt^rafuIt. 9lO. XII, 3
(Sine anbete (^age, bie üon ebenfogro^em Sntereffe ift, ift
bie, n)te ftanb bie äRit^ra^9{eIigion ju ben anbeten Steligionen?
gür bie ©eantnjortung bieder grage ift nid^t bie g^ül^jeit bcd
^Ited Don SBid^tigfeit, benn ba koar er ja faft ber einjig l^err*
fc^enbe, fonbern bie Qtit, n)0 er aud ber afiatifc^en %(6gef(I^Ioffen«
^eit in bie JSuItur bed Ol^ibentö ^inübertrat. 2ßar er nod^, na*
mentlic^ in ber ^ßerferjeit unb ©offanibenjeit, fe^r intolerant, fo
anberte fid^ bad unter bem @inf(uffe ber l^eQenifd^'römifc^en 5lnUur
unb fc^Iug faft in bad (Gegenteil um, in bie Slnpaffung an anbere
5lii(te; fo ^aben tt^tr am 91§ein bie eigentümliche Xatfac^e ju ber»
jeic^nen, ba^ auc^ bie feltifc^en @(ötter in ben %tmptln bed äßit^ra
Dere^rt n)urben, anbrerfeitd ift bie Serquicfung bed ftutted mit
femitifd^en ju Derjeid^nen, fomie eine tiefe Stoerfion gegen bie aud
dgQpten eingeführten, befonber^ ben 3fidfuU. @ine neue S^elebung
erfuhr fogar ber ^ult ber 9J{agna äßater burd^ i^n. @ine (Sx'^
fc^einung, bie ja nal^e begrfinbet ift burd^ bie gleichen i^been, bie
beiben ftulten jugrunbe liegen ; biefe iBeloegung ging befonberd oon
Oftia aud.
3Ran fann t)om 9}{it§rafult nic^t fagen, bag er ©taatdreligion
mar, abgefe^en baüon, bag ba^ äBort in fic^ fc^on einen SBiber«
fpru^ trägt, aber er mar bie erfte ^Religion, bie 9teligion ber
^aifer, im @taate gemorben. (£d mar nur ber natürlid^e £auf
ber @lefd^id^te, bag ber jtult früher ober fpäter mit ber neuen
Religion, bie üorgab, beffer ju fein ald alle anberen, jufammen
ftogen mugte. ^Xud bem fernen %fien an frembe (Statten t>tx^
p^axiit, l^atte fic^ ber 9Ritl^ra-$lult aUm&^lid^ immer meiter ent^
midEelt, mar Don ben untersten ^oltefc^ic^ten in bie I^S^eren ^eife
eingebrungen unb mar 5ule|t ju einem ^ult ber Staifer gemorben,
er l^atte auf ber einen @eite ben ^öd^ften äußeren Erfolg, auf ber
anberen, burd^ bie Snpaffung unb 9tuffaugung anberer $£ulte, bie
alle }ule|t in i^m jufammenlicfen mit einzelnen menigen 91u£;«
nahmen, ben größten inneren. <£r mugte alfo auc^ mit bem
(S^riftentum, ober beffer gefugt mit ber d^riftlid^en äteligion, in
Serü^rung fommen unb fid^ mit i^r audeinanberfe(,ien. Hud^ fie
mar, mie fo Diele anbere, aud bem Orient gefommen, bie ^ef^ic^tc
i^re^ Stifters ^at fo Dielei^ gemeinfam nic^t nur mit bem 9Ritt|ra^
^ult allein, fonbern mit ber fo mand^er anberen )Keligiondgrünber
unb ^©tifter; bie @runblagen ber Se^ren maren, maö bad menfd^«
lic^e Seben anbetrifft, beinahe bie gleid^eit. (Glaube ftanb gegen
Otaube; meld)er Don beiben ber bcffere mar ober ber rid^tige, ift
«O. XII, 3 SRit^alttU unb C^^n^entum. 29
^ier eine übrige ^^rage, aber marum tvar ed auf bie ^auer nic^t
mdglic^, bag beibe Sleligionen mit einanber oudfornmen tonnten
unb iule^t ber Sntf^eibungdfam^f audgefoc^ten tperben mugte.
3^ glaube, ba% gerabe eben loegen biefer ^äde ber gleiten 3^9^
ein 9}ebeneinanberleben beiber Steligionen nic^t möglich nmr.
2)ie Urfac^en biefed ^amt>fed liegen jeitlic^ metter jurüd unb
muffen fic^ fdjon ju 3^iten abgefpielt ^aben, t)on benen n)ir meber
infd^riftli(^e 3^"9"iff^ "oc^ fonft äufjeic^nungen ber einen ober
anberen Partei ^aben. Unb bad ift aud^ ber ^au)>tgrunb, med«
t)a(b nnr auf bie ^rage feine redete ^ntU)ort ^aben, ed ift au^
ni(^t erft bie Überlegung ber mobernen 3^^^ koorin eigentlid^ ba^
Xrennenbe jn^ifcl^en 9Rit^rafuIt unb S^riftentum lag, baräber
jerbrac^ man fi^ bereite im Altertum ben ^opf, o^ne ju greif*
baren 9}efuttaten ju bmmen. S)abei brauet man nid^t einmol
auf bie rein bogmatifd^en unb t^eologifc^en @treitigfeiten einju»
ge^en, fonbern n)ofern man fic^ nur mit ^ugerli^feiten ber Kultur«
au^übung befaßt, muffen biefe fofort in bie Sugen faQen. Z)ie
^araltelfteden ber Soangelien unb ber SOtit^radlegenbe mußten
jum 9}ad^benfen unb jur ©pefulation reiben, aber fie tonnten ein
greifbare^ 9iefultat a priori nic^t ergeben, dagegen ift auf einem
(Skbiet bed S^riftentumd ber @inf[uB ber äJ'^it^ratuItur unfd^toer
nac^jumeifen : auf bem ber ^unft; ^ier mürbe eine ÜKenge über*»
nommen, ba^ ic^ im einzelnen nicf)t aufjfi^Ien möchte, meil ed }u
meit führen mürbe. (£^ !ommt ^ier barauf an, jmifd^en bem
ju trennen, maS ber 3ßit^ra^fult bem Sbriftentum geliefert ^at
unb mad bie Slntife im aUgemeinen; bie Ie|}tere ^at bei meitem
ben größten änteit. SCnbrerfeitS : fo tjieled ®emeinfame jmifc^en
beiben Sleligionen mar, fo Ratten fie bod| aud^ i^re @kgenfa^e.
@^ lä^t fi(| ja bad im einjelnen in biefem SRalimen nicl^t unter«
bringen unb eS bebarf jebeS SBort eigentlid) eined jfommentard
aber foDiel fann man boc^ fagen: ^er 9)2it^rafult ging mit bem
römifd^en @taat, bie ^rc^e ging mie bomatö unb gu aQen 3^^^^
gegen if|n, fie mar, bad lägt fid^ ju fielen 9RaIen belegen, im
®runbe ftaat^feinbtic^. @d ift auc^ ^ier nid^t ber Ort, bie tl^eo«
retifc^e ^rage abju^anbeln, ma$ aud bem römifc^en 9teid^ ge«
morben märe, menn ed o^ne bad S^riftentum f^&ttt meiterleben
muffen, ober bie anbere t^rage nac^ ben Urfac^en bed Untergänge^
bed SRömertumd ober ber antifen SSelt überhaupt, biefe ge^en und
^ier me^T ober meniger nic^td an. SRit bem (Eintreten biefer $^fe
in ber Sntmicflungdgefc^ic^te beö SRömerreid^ed mar aUerbingd ber
30 St^eobor Stinkt: ^er aRit^rafutt. «€).XII,3
Untergang bc^ 9?eid^rö fo gut tote gcfid^crt: tocnn man aud^ ba^
S^riftentum allein für bcn Untergang nic^t uerantttjorttid^ mad^en
fann, bie Urfac^en finb nod^ anbere unb red)t ja^Ireic^e gett)e)en;
aber ben ^auptanteil an btefem Ereignis f|at ed boc^ in>etfeI(od gehabt.
Die §aupturfadjen beö Untergänge« be« 5Kit^rai«mu« finb
jroei. Die eine äufeere: 275 n. S^r. ge^t Dacien bcm römifc^en
9{eic^e üerloren, toenig fpäter bad Decumatenlanb, ba« roax ber
^au^tfc^Iag gegen ben SRit^rafuIt; aDe befte^enben Xtmpti in
biefcm ®ebiet tourbcn jerftört. Die andere Urfac^e toar, bafe baS
^er^ättni« /jwifc^en ben beiben Religionen immer unleiblic^-
n)urbe. Die ©Triften befd^ulbigten nic^t ol^ne ®runb bie ?tn^änger
be^^ iTOitl^ra al« Urfjeber ber S^riftenüerfolgung unter ®aleriud.
?rber norf) immer Ratten bie aKit^ra^?ln^änger bad Übergetpic^t,
bi« mit cinemmal ber Übertritt Sonftantin« aQe J^offnungen öcr«»
nici^tete; bad gab ben 9tu«fc{)(ag in bem ja^r^unberttangen ^eim=^
(id)en £am))f, unb n^ie bie ^olge lehrte, enbete er jugunften bed
@t)riftentumd. SluS einem anerfannten ^u(t n^urbe nunmehr ein
gebuibeter. W)ex e« fam nodj fd)Iimmer: Die SRac^f olger Son*
ftantind Agaren bem 5{ult fogar feinblid^. Segenben, Shiltud uf)o.,
aQed fid bem ©pott be« S^riftentum« an^eim, unb unter (Sonftani?
^errfd^ten ßuftänbe, »ie fie unö ein JR^etor fc^ilbert: niemanb »agte
me^r, Slufgang unb Untergang ber @onne ju beobachten, unb
Säuern unb ©ecleute l^ieften fic^ bie ^Snbe öor bie äugen, um
bie ®eftime nic^t ju fe^en. Unter ber Regierung Sulianö fanb
nod| einmal ein unerttjarteter ?luffc^tt)ung ftatt. 6r erhielt felbft
bie SBei^en unb rid)tete bie ßu(te in ßonftantinopel unb ät^en
wieber ein. ÜberaÖ ftanb bie alte Religion loieber auf; in
^llejanbrien !am e« j" blutigen Äu^einanberfefeungen jmifc^en
beiben Parteien, ber ^ßatriard), ber eine Äird^c auf ben Ruinen
einer SRit^räum« bauen moDte, n)urbe in« ®ef&ngnid gen^orfen unb
bort ermorbet, bie Slnftifter gingen ftrafloö au« (361). Aber biefe«
SBieberaufleben toar nur üon furjer Dauer, Sulian fam in einem
^Ibjuge gegen 5ßerfien um unb nun toar bie Qtxt für eine grünb»
(id)e 9lbred^nung gefommen. ©c^on 371 tourben üiefe Anhänger
in ein angebliches Komplott t)em)idelt unb Eingerichtet, ©p&ter
famen eine ganje Rei^e bon ©bitten ber ffiaifer, bie fc^tDerlid^ aud
eigenem Antriebe entftanben finb, ^inju. 3n ben ^roüinjen unb
in Rom felbft n^urben bie Tempel jerftört, mand^e toeniger toa^r«
fc^einlic^ au« ®rünben beS @$laubend, fonbern meit man babei
perfönlic^ auf bie Äoften fommen fonnte.
«C. XII, 8 Untcrgong. 31
^ro^bem ^te(t ftd^ in 9fa)m, bo^ immer noc^ bad S^oIIkDett
bcö ^ibcntum« toar, bcr ®Iaube an ein SBiebcraufIcben, bcnn bic
römifd^e Sriftofratic toai jum gröfetcn %vl bcr Se^re treu flc»
blieben unb baö Sntereffe einiger fpdterer Äaifer mad^te bem Sleft ber
Xreugebliebenen toieber neue Hoffnung, unb bie ©reigniffe toie bic
^empelplunberung ^ratiand (382) Ratten jur t^olge, bog bie ))rit)aten
SBcil^ilfen fid^ nur noc^ öermc^rten, bid cnbjid^ (394) burc^ ben Sieg
be^ 3lI)eobofiod, bie le^te Hoffnung auf ©rfolg für immer fc^toanb.
3n einjclnen Älpentälern, aud^ in ben Sogefen ^ie(t fid& ber
^u(t nod^ big ind 5. ^a^r^unbert, aud^ in 9lom unb anberdlpo,
aber nur im Verborgenen; er öerlor fid^ nad^ unb nad^ in ben
Orient, mo er ^ergefommen koar, um auc^ ^ier (angfam ju erlöf^en.
S)ad, n)ad bauemb lueiterlebte unb burd) bie @^rift(ic^e ^rd^c
tDeiter Verbreitet lourbe, ba^ ttjaren feine Sbeen. Sufeerlidfi toax bie
üer^a^te ^Religion \)zxn\d)M, aber innerlid^ l^atte bad S^riftentum
nur einen teiltoeifen (Srfolg ju ))er}eic^nen. @d ^atte einen Xeil
feiner Sbeen in fic^ aufnehmen muffen: .bie STOotiüe ber Unter*
»elt, bie ©aframente, baö ®eric^t, ufto. ufto., femer eine Steige
Don SRiten in ber c^riftlic^en Äird^e, unb nic^t jule^t feine aftro*
(ogifd^en Srrungenfd^aften, unb ed ift merhoürbig, ba^ gerabe bie
Sbeen, bie bad @^riftentum fo Derabfc^euenSmürbig an bem ßultud
gefunben ^atte, bad ^uptmittel ber ^ropaganba n^urben: t)or aQem
ber aJi^ftijiömuö. Da« gilt für ben DCjibent.
3m Orient trat ber SWanic^äi^mud baö @rbe beö Äultd an;
gegrünbet auf 3. %. uralte bab^Ionifc^e 9ln[c^auungen , toax er
ber eigentliche Kulturträger im fpäten Altertum unb im frühen
SKittelalter, unb öermoc^te, burc^ eine teilttjeife Umformung ber
alten Sbeen unb %ngleid)ung an d^rift(id)e fie^ren, eine neue
SBirfung^fp^äre fid^ ju erfc^Iiefeen. Über biefe religiöfe SRid^tung,
toenn man fo fagen barf, über bie toir biö^er nur etttjag au^
OueQen jn^eiter ^anb tougten, finb n)ir je^t gtüdlic^ aud^ bur^
bie Xurfanfunbe in überrafc^enbfter unb in faum geahnter 2Beife
aufgeflärt, baburd^, benn ed ift und gelungen, einen nid)t f leinen
Seftonbteil feiner ße^ren in i^rer originalen ®eftalt toieber auf-
jufinben.
^tnufs^U Bitttat\ix.
((umont, Textes et monuments figur^s relatifs au calte de Mithra. 2 Bde.
Bruxelles 1896—1899.
«[t»efta (©piegel).
^Qtnat!, Stiffion unb fludbreitung bed S^riflentuntd in ben erfien brei ^a^t*
^unberten. 2. 9(ufl. Setp^ig 1906.
^utd^arbt, S)ie Seit Q^nftantinS bed ®to|en. SSofel 1853.
aibred^t 3)icteri(^, (Eine Sm^radliturgie. Sei|)aig 1908.
(^if 2. 9(uf(. lonnte id| leibet nic^t me§r benu^en.)
0. ^omaftaeweffi, ©ef^ic^te bet römtfc^en ftaifer. 2 9be. Set|)ai0 1^09.
^ie @))eaianiteratur iß am boHftftnbiglien hti dumont oeraeid^itet; eine
üerffiT§te beittfdie ^(udgobe. flberf. o. (^l^Ticbr erf(j|ien 1908.
i
12. 3[a9t3dn3 Der Jlltc Ol itm f (f< «
... , .^ 0em«tiio«t|tÄii&ft4< ©Atßtffungtn _ . . . ,
•«•8«. (4 Qtnc) lit«um«.b.n ««n der „„„
2 m., «cb. 3 m. Uord(ra(ialitd)en 8<selUd)aft (€.U.) «o h«mI|
fieera7efen
unb
Kriegfutirung Der nffyrer
auf bcr Höbe it)rer Uladit
Don
Dr. ]ot)anncs fjunger
mit 9 nbbilbungcn
Ceipzig
). C. Qinridis'fdie BudjIjanMung
1911
Die Uordera$iatj$d)e 6e$ell$d)aft (€. U.)
mit dem Sitz in Berlin
bt^totdi ble gförbevung bet oorberafiatifd^cn Stubten auf (S(ruub bei ^enfmaler.
Sie gibt miffcnfd^aftlit^c Arbeiten iljrcr 9}HtgtiebeT in ^toauglofen heften a\^
,,9litteilungen ber SSorberafiatifc^en ®efellf(i^af t" unb gemeint^er»
fl&nbli(i^e S^arftellungen bierteljäWic^ unter bem ütel „3) et «Itc Crient"
l^eraud. f^erner toiti bie Q^efeUfdiaft bte $e)(t|aftung neuen SO^aterialli anregen
unb unterfhlften.
5>et jä^rlic^e SRitglicbdbeitrag beträgt 10 SKorf , wofür bic „SRittcilungen"
(fonft 15 3».) unb „S)cr ?»te Orient" (fonft 2 SR.) geliefert werben. — «uf»
nannte ald SRitglieb erfolgt burcf) ben !Sorftanb auf einfädle ^nmetbnng beim
©d^tiftfü^rer. — 3o^^«"9 ^«^ Seiträge l^at im S^nnar an .^inric^«'
»erlag, iitipii^, ©lumengaffe 2, gu erfolgen.
Der ® orftanb befte^t 5. 3*- äU!?: $rof. Dr. g. oon fiufc^an, 1. SJorfi^enber,
(Sübenbe, Berlin; ^rof. Dr. "^t. .'partmann, 2. SJorfifeenber, iperm«borf (3)lar!);
$rof. Dr. 9W. <5obcm^eim, ftettocrtr. Sdiriftfül^rer, öcrlin-e^orlottenburg,
©teinplaft 2; Dr. ©. SBincflcr, 38iImer5borf : ^rof. Dr. Ör. SReifener, »re«lau;
Sic. Dr. «Ifr. ^eremia«, fieip^ig; $rof. Dr. g. (£. Reifer, Äönig3bcrg: $rof.
Dr. fjrbr. ^ommel, SRüncbcn. — .t)eroa»geber ber „SRitteifungen": $rof. Dr.
5). »inrfter, SBiImer«borf b. ^rlin, »ingerftr. 79, bed ,,«Iten Orient":
Xerfelbe nnb ßic. Dr. 9(lfr. Qeremio«, fieipjig, .^jau^jtmannftroftc 3.
Inhalt der bisher erschienenen f)cltc des „Jllten Orient^' (Preis 60 Pf.):
fig^pter ali S^rieger u. Eroberer
in«fien. 7«bb. «8.«l.»iüIIer. 5i
6(!brift unb ^pxaä^t ber alten
^g^pter. SKit 3 ^bbilbungen.
^oxi SB. Spiegelberg. 8«
SRagie unb 3^"^^^^^ ^i" ^'^^^^
ilg^pten. Son 91. SBiebemann. 64
Xote u. ^oten-SReidje im (Glauben
ber alten ^g^pter. 3. *9ufl.
^oii %. Siebemann. 2i
flmulette ber alten £gt)pter.
Son ^.fBiebemann. 12i
Unter^altungdliteratur ber alten
ilg^pter. 2. fluflage.
Son Ä. äiebemann. 34
llmarna-dcit- ^gtjpten unb
Sorberofien um 1400 0. (£^r.
»on (£. Kiebu^r. Is
Irabien bor b.^dlam. 2. 9lufl.
Son O.Seber. 3(
Srorfdbungdreijen in ®üb«)lrabien.
3 S^artenff. unb 4 ^bbilbungen.
«on O. SBeber. 84
®laferd Sforfd)nngdreifen in ©üb«
arobien. mt 1 9ilb O^laferd.
«on O. SBeber. 10«
9(ramärr. $on 91. iSanba. 4s
9lfurbanipol u. bie affl^rijcbe
Slnltnr feiner 3eit. 17 «bb.
^on Sf.Delt^fc^. XU
9it^iopicn. l?lbb.3ö.^.«Jüller. 6«
$olittfd^e ^ntmidtung SabDlo«
nien? unb 9lffQrienS.
»on ^. SBindler. 2i
^immeU« u. SBeltenbilb ber 9abn-
lonier. 2 ^bh. 2. erweiterte
9(uflage. Son ^. SSind ler. 3i n
:föeltf c^öpfung, Sab^lontfc^e. 1 «bb.
IBon ^. Sindler. 81
Dämonenbeft^wOrung bei ben
93abQloniem unb 9(ffpreni.
»on 0. SBeber. 74
Deutung ber 3ufunft bei ben
©abijlonient unb 9lfft)rem.
9on 91. Ungnab. lOs
Ooctfc^ung auf her hrUtcit UntfihlaQieitO
Dqö Qffl)rifc^e 9Se(treic^ ift ausgegangen Don einer ((einen
Tne{o|)otomifd^en fianbfc^aft, beten 9D?ittcIpunft bie ©tabt ?lffur
t9or unb bie ettoo bad Qkbkt }u beiben Seiten bed Xigtid wn
bcT SKiinbung be^ oberen bi^ jur STOünbung be^ unteren ^h
umfaßte. @d toar ein fruchtbarem ßanb mit einer bieten Säuern*
beüöUerung; ^eute finb bie itU^ bort fe^r ja^IreidE) unb bid^t beiein^
anber. ®obatb ^ier ein @taat entftanb, mu^te er n)e^r^aft fein , um bie
aix^ ben ®ebtrgdfc^(ud^ten oorbred^enben ®c^aren rauberifd^er 93erg<
öölfer unb bie ftreifenben Sorben beutegieriger @tep<)enberooftner
Dom SJulturlanbe abäutoe^ren. @d \)\t% toujours en vedette fein,
©treif* unb SRac^ejüge in^ ®ebirge unb in bie ©teppe folgten ben
<Sinfä[[en, bamit begann bie DffenfiDe. ©pöter führte man aud^ aud
anberen Urfac^en ^ieg, fo um neued fianb jur ^otonifation ju
geioinnen, ju ber bie beginnenbe ÜberDöIferung jlDang, ober aud^
au^ reiner firieg^* unb Sroberung^fuft. ©o lourben unb blieben
bie 9lfft)rcr ein hriegerifc^ed SBoH, unb fo entftanb fc^Iie^tic^ ein
aff^rifd^er ©rofeftaat, enblic^ ein aff^rifd^e^ ©eltreic^, ein imperium,
baS Dom ^erfifd^en ®o(f bid jum SD^ittellänbifd^en SOteer unb, loenn
aud^ nur fe^r Dorüberge^enb, Dom Stil biö jum SSan*' unb Urmia-
©ee reidjte. g^eitid} brac^ eS bann, aud inneren xoxt äußeren
®ränben, überrafc^enb fd^nell DoQftänbig jufammen. ^ie ^öt)e
i^rer 3Had)t ^aben bie Stff^rer im 8. unb 7. Sa^r^unbert D. 6^r.
erreid^t, im fog. neuaff^rifd^en SReid^, ettpa in ben Satiren 745 — 626,
ber 3^it ber großen Imperatoren Don Jiglatpitefer III. bim
?lffurbanipal, in ber §auptfac^e alfo unter ben Sargoniben (?tO.
XI, 1 ©. 31 Unter biefen ^errfd^ern jogen bie aff^rif^en ^eere
burd) faft ganj Sßorberaf ien ; fie brangen burd^ bie armenif^en
®cbirgc bim jum San* unb Urmia*©ee Dor, fie burd^jogen bie
bab^Ionifc^e @bene bim in bam ©umpflanb an ber äKünbung bem
Gup^rat unb Xigrim, fie erjtoangen ben Eintritt burc^ bie @(ebirgm^
päffe na^ SKebien unb (Slam, fie gettjannen in ©^rien Don 9h)rben
^er ^roDfnj auf ^roDinj, fie ftreiften tief hinein in bie norb*
1*
4 3- junget, jpeenoefen uitb ^egffl^rung bcr $(ff^rer. 9(C. XU, 4
orabifd^e Steppe, fie fipnben fc^Iiegltc^ an ben Ufern beis^ 9{ite
unb üor ben äßauem be^ ^unberttorigen X^ebend. SBie fo^n
biefe ipeerc au^? SBie führte mit i^nen ber ©rofefönig feine firicgc?
S3ie tDxt nun überhaupt über baS neuaff^rifd^e 9ieic^ gut
unterrichtet ftnb, n)a^renb unfere Kenntnis Dom Xnfong unb ber
®nttt)icflunfl beö aff^rifc^en Staate« fe^r gering ift, fo ift un«
auc^ bad ^eertoefen ber Slff^rer auf bem ^ö^epunft i^rer ÜD^ad^t
unb bamit auf bem ^ö^epunft i^rer miütftrifd^en Snttuicfhtng
jiemtid^ gut betannt ^ Darum foQ ^ier nur ba« ^eer be« neu«
afft)rifd^en Sleic^e« be^anbelt tuerben, loenn aud^ naturtic^ ge^
legentli^ auf ältere 3^^*^" jurücfgegriffen »erben mufe. Unfre
'Quellen finb bic ^ieg«» unb ©iege^infc^riften ber Äönige fotoie
bie SRelief^, mit benen fie bic SBänbe i^rer ^alSfte gefc^mücft ^aben.
^reilic^ erjagten und bie SnfdEjriften nidit alles ba^, toa^ n)ir gern
miffen möd)ten, 5. ®. nichts über bie Sdjlac^tentattU, unb muffen
auc^ fonft Dorfic^tig t)em)enbet merben; benn Don irgenb einem
SKifeerfoIg ift natürlid^ nie ettoaS ju lefen; bad ift aber in
offijieHen 3)arfteIIungen immer fo. 3)ie SRelief« aber ^aben,
abgefel^en oon einjcinen furjen Seifcf)riften , feinen Sfommentar,
unb fo finb auc^ ^ier nic^t aQe auftaud)enben fragen ju (Öfen.
ÜberbieS ift auc^ bie bilbli^e S)arftenung offijiell. Sie jeigt bie
aff^rifd^en Ätieger ftetö in fiegreic^em Vorbringen; oertounbete
ober gefaflene 9(fft)rer fie^t man nic^t; bie Jyeinbc aber finfcn, oon
Pfeilen unb Speeren burc^bo^rt, ju Soben, fliegen ober ergeben
fte^enb bic ^änbe gegen bie nad)brängenbcn Stfftjrer ober bebecfen
fterbenb, gefc^änbet unb Don ®eiern angefreffen, bie 3BaIftatt.
SBerfuc^en toir nun furj, bie (gntioicflung bed aff^rifc^en .f)eered
bi«^ jum neuaffi)rifc^en 9tei^ ju re!onftruieren. 3n ben afteften
3€iten mar bad i>eer bed Staates^ ?[ffur einfad) ber ^erbann,
b. f), alle 5^eien unb (SJrunbbefi^er, Xbel unb 95auernfd&aft, maren
jum SBaffenbienft oerpflid^tet, bemaffneten fid) auf eigne Äoften
unb famen, menn ber ftönig rief. 3nner^alb biefci^ 3?oIte^eered
na^m ber ?lbel maf)rfc^einlid^ balb eine bcDorjugte Stellung ein;
1) SDlanitiu«, Xae fte^nbe ^eer bcr '^tfftjrerfönige unb {eine Organi«
l'otion, XiffertQtion öon Harburg, 1910. — ^Joncritiu«, «ff^rifc^c Äricfl*
f Urning Don ^iglat^ilefer I. bis auf ©amftabob 111., ^iffertation Don Sl^önig^
berg, 1904. — 9iIIerbc(f*1)c(t(f(^, ^ie ^alafttorc Salmanoffard II. aud
»alowot, «eilt. ^. «jf^rioL VI, 1. — »iHeTbe(l'3crcmia«, *Der Unter-
gang 9}tnioc0 unb bie ^i4fagung9|(^rift be« 92at)um oon (£I(ofc^, $eitr. ^,
«ff^rioL TU, 1.
91C. XII, 4 ^itroicfUniQ be^ ^eered; Sl^öitiglicl^e 3(^ar. &
nac^bem man baS tßferb tennen unb Dertoenben gelernt l^atte, fyit
er, ma^rfd^einltc^ er aUein, ju Iföagen getäm^ft. ^9Bagen unb
2;ruppcn bot id^ auf", )o ^ei§t e^ ftänbig in ben älteren 3n*
fc^riften. 35ie fanqjfgetoo^nten Sauem, bie jubem tpol^l auc^
eifrige Säger getpefen finb, gaben offenbar ein guteö ^eer ab. 9Rit
bcm ©rftarfen beö afftjrifd^en Staate^ unb ber ©nttoicHung ber
afftjrifdien jfultur, mit bem ^Intoad^fen ber Stuebei^nung nad^ äugen
unb ber fo^ialen Unterf triebe im Snnem, mit bem @ntf teilen
feubaler ®ett)alten unb einer unfreien^ öom Slbel abhängigen 2anb*
beuölferung mu^te fid^ aQmäijIid^ aud^ ber S^arafter be^ alten
^.^olf^^eereö änbern. Gö mufete größer toerben, um bie erlueiterten
©renjen ju fcf(ü^en; man bot alfo aud^ bie Setoo^ner ber in*
jwifc^en mit bem eigentUd^en Stffur öerfc^moljenen Siac^bargebiete
auf. 9tac^bem ba^ erweiterte SReid^ in SBejirfe geteilt toar, fammelten
unb fommanbierten beren Statthalter baö Kontingent il^rer $ßro*
t)inä unter bem Dberfommanbo beä §errfc^erg. Später famen ju
ben Siontingenten ber eigentüd^ aff^rifd^en 5|3rot)injen bie auf*
geböte ber untertoorfenen SSafallenfürften. ®ie Äommanbogetoalt
be^ aff9rifd)en Sönig^ toax aber in biefem Äontingent^^eer weniger
unmittelbar, unb bai^ bebro^te fd^Iieglid^ feine SO^ac^tfieQung. ^Denn
ber Jreue feiner ©rofeen unb SSafaßen war ber ^errfd^er nid^t
überall unb immer fidjer; ?lbfaU unb ?lufftänbe brol^ten befonber^
an ben (Srenjen, üeranla^t ober gern unterftüfet öon auswärtigen
9Jcac^ten. 2)er Stönig mufete alfo barauf bebad^t fein, eine i^m
befonberö ergebene unb i^m ftet^ jur SSerfügung fte^enbe Streit*
mac^t ju ^aben ; ein ftefienbeS §eer neben bem ^eerbann würbe '
erforberlid^. 3n ganj Keinem SRafeftabe ^at ja ber Sönig eine
folc^e iOlai^t oon 9(nfang an gehabt, nämlic| feine fieibwac^e.
SBann fid^ baS fte^enbe $)eer ber 3lff^rerlönigc audgebilbet l^at, ift
nic^t ganj flar; wo^t mögliche ift, bog biefe SntwicKung fd^on im
9. 3a^r^unbert unter Slffumafirpal unb Salmanaffor II. eingefe^t
^at, oielleidit aber aud) erft mit bem neuaff^rif^en 9{eic^.
$)ier begegnet unö jebenfaHö auöbrücHid^ bie Söniglic^e ©d^ar,
ki^sir scharruti genannt, j)aS im befonberen Sinne föniglid^e,
fte^enbe ^eer. @S würbe natürlidi öom Könige felbft unter*
l^alten, verpflegt unb wo^I auc^ einheitlich bewaffnet unb geReibet
^ie Solbaten waren ^öc^ft wa^rfd^einlic^ Sölbner, b. f), i^re
^ienfie Würben t)om König aud^ im ^eben mit 92aturalien, im
Kriege mit %euteantei(en gelohnt; bad erfte gefd^a^ bei bem ^er«
bonn nid^t, baS jweite brandete wot|( nid)t ju gef^e^en. X)agegen
6 3. .?)ungcr, ^ecrtocfcn unb ÄTicgfü^ruitfl ber ^Äffijrcr. %€. XII, 4
enthielt bte Slönigltc^e ®d)ar luo^I feine im ^Cuelanbe geworbenen
2;ruppen, frenibe JReisJläufer, in Iom<)aften Slbteihmgen; ftic^^altige
Scroeife bofür fehlen toenigftenö big je^t burc^auö. 3)ie Snfc^iften
ber Äönige unb fonftige Urfunben fprec^en nie tjon fremben Steid*
läufem; aHe SBejeic^nungen f (^reiben fic^ ^er üon ber ^^ruppcn«»
gattung ober 9}e»affnung, nic^t öon einer fremben ^Rationalität,
»aö boc^ bei 2(uiSlänberfoq)SJ ju erwarten »äre. 9?ationa(»?lffi)rer
toaren bie fieute trogbem fieser nic^t alle. 3Bir fenncn nämlic^
eine eigenartige (Srgänjung ber Siöniglic^en @ci^ar: ed tourben au^
ben ^eeren befiegter götften ganje grofee ©c^aren jttwng^roeife einge*
rei^t. 3n ber ^auptf ac^e aber toirb fie fid^ ttJO^I burc^ 3Berbung ober
freinrillige 9)?e(bung aud Stfftjrien unb feinen alten ©tammprobinjen
au«^ friegdtuftigen £euten erg&njt ^aben, bie bann ale ^erufdfo(baten
bei ben fieggemo^nten J^Ibjeic^en be8 Äönig^ blieben ; ee finb Sanbß*
vjtned)te, vergleichbar ben römifd^en Segionaren ber fiaiferjeit. "i^kU
leicht gehört ed mit ju ben Urfac^en ber plö^lid^en Slataftrop^e
^Iff^rieng, bafe man je länger, je mef(r ba^ ^eer burc^ 3^'^9^*
einrei^ungen ergangen mufete; ber Xxtnt biefer (Slemente nwr man
aber offenbar nur folange fidler, ate Sieg, Siu^m unb Seute
n)inften. ^iefe fiöniglid)e @c^ar ift aUmä^lid^ ju einem großen
^re angen)a(i^fen, n)ie man f(!^on aud ben 3^^^^^ ^^ jmang^«
tt)cife ©ingerei^ten f erließen mufe; biefe merben ben alten SBeftanb
boc^ nie überfd^ritten ^aben, fonbern e^er beträd^tlid^ ba^inter
gurücfgeblieben fein, foQte bad fefte ®efüge ni(!^t gefprengt n^erben.
©ir fSnnen eine 3»ac^t t)on 50—100000 SKann, aüed in allem,
annehmen; fie tt)irb nic^t immer beifammen ge»cfen fein, fonbern
in oerfc^iebenen ®arnifonen unb geftungen gelegen unb auf Der*
fd)iebenen Ärieg^fc^auplä^en operiert ^aben. 3)ie unaufl)örli(^eu
Äämpfe brachten ftarfe ?lbgänge mit fid^, jubem fd^eint ber fiönig
auc^ an Statthalter neuer ^rouingen an ben @rengen Gruppen
abgegeben gu t)aben. ^ad 9{eic^dl)eer n^ar natürlich nod) ftärfer
al0 bie gefamte .%dniglid)e @d^ar; benn bei einem großen Jttiege
ftie^n gu bem Stern, ben bie gange Jlöniglic^e Sc^ar ober ein ^eil
bauon bilbete, nod^ bie Kontingente menigftenS einer 9(nga^l
?ßroüingialftattl)olter unb SSafaUenffirften, »o^l nur berjenigen,
beren C9ebiete nac^ bem feinblid^en Sanbe gu lagen; Kontingente t)om
entgegengefe^ten Gnbe be« Äeic^e« toirb man nid^t immer erft
l^oben abwarten fönneu unb aud^ aud (Srünben ber ©rengfid^er^
^eit nid^t immer ^aben abrufen moHen. SBenn nun 3)en^f(^
(?tD. XT, 1 €. 14) bie Stombattantengaf)l eine«^ fold^en affl)rif^en
HD. XII, 4 'Bageufämpfer. 7
^Neid^e^eerec^ im SKajimalbcftanb auf 150000 33lann fd^ä^t, fo ^
bfitfte bad faum -ju ^oc^ fein. Unb jebenfalld repräfentiert btefe
3a^I ntd^t bie (Skfamtjo^I aller %xixpp^n, bie ba$ ganje Steic^ ouf
bie Steine bringen fonnte.
Dad aff^rifd^e ^er umfofetc SBagenfämpfer, Steiterei, leidste V
unb fd^n^ere Infanterie, t)ielleic^t au^ fd^on eine 9(rt Sngenieur^
ober Pioniertruppen unb ben Xro^ ^n ber ßufoi'in^^nfelung
nad^ ^Truppengattung unb 9(rt ber Semaffnung »erben jloifd^n
.tt'Sniglic^er @(^r, ^oDinjfontingenten unb SBafaQen^eeren fd^mer«
li^ fe^r mefentlic^e Unterfd^iebe gemefen fein, ^od) fidler mirb
in ^maffnung unb 3(udbi(bung bie ^önigUc^e @c^or eine @Ute^
truppe gen^efen fein, reic^tic^ mit (Spejialmaffen oerfe^en, fomeit
fold^ überhaupt oor^anben maren. Wixx fdnnen und bed^alb bei
ber Se^nMung ber einjelnen Truppengattungen an bie .ftönigti^e
®(^ar galten, bie am ^äufigften ermahnt mirb unb am beften befannt
ift. ^eilid^ liegt bie aff^rifd^e %rd^äo(ogie noc^ fe^r im argen,
bie Monumente finb nod^ Diel ^u menig Verarbeitet. Suf ben
Mteliefs^ föniglic^e unb anbere Xruppen,' &axbt unb £inie, ^u
fc^ibeh ober bie ^rage jü beantworten, ob etioa nur bie ^önig«
lid^e @dbar bargeftellt ift, baran ift noc^ nid^t ju beuten.
StetiJ an erfter Stelle, toie fd^on im älteren SReid^e, erfc^einen
bie „SBagen'', offenbar bie oome^mftc Iruppc. 3)lan barf mo^l
fagen, ba^ urfprünglid^ nur ber 9bel in biefer %Beife fämpfte;
ein fleine«^ SBogenfämpferforpcf mirb ber erfte i(nfang bed fte^enben
$)eereg gemefen fein; benn fd^on Jiglatpilefer I. (ca. 1100) erj&|)It,
er ^abe mieberum Streitmagen, me^r mie früher, bauen (äffen ; ba
fteUt alfo mo^l fd^on ber S{önig bie SSagen. 9ln ßa^I maren bie
iSBogen ftetd geringer ab anbre Xruppenarten ; bo^ maren fic
immerhin ja^lreid^, menn ®argon aud Samarien unb SÜarc^mifc^
je 50, aud ^amat^ fogar 200 (eo. fogar 300) einreit)t unb menn
ber Statthalter oon ftummuc^ 160 befommt. (£^ maren mirflic^e
Streitmagen unb nic^t, mie bei ^omer, im mefentlid^en nur 3Rxtttl
^nx f^neQeren ^ortbemegung ber oorfämpfenben gelben, ^m
(^lopp fturmen fie in gefc^Ioffener Crbnung brö^nenb unb
raffelnb auf bie feinblid^e Sinie ein, Sd^recfen oor fid^ ^er oer^
breitenb (^ofua 17, 16); auc^ bei ber ^Jlterfolgung merben fie
befonberd ^eroorgetreten fein; gelegentlich beteiligen fid^ Sßagen^
fämpferabteilungen auc^ an ber ^efd^ie^ung einer S^tung. i^$
finb im neuaff^rifd^en Steic^e ^o^e, jmeirobrige SBagen (9(bb. 1),
oorn unb feitmärtc^ mit ()a(bmannd^o^en SBänben, t)inten offen,
9 3- 6><nn^i^' deerioeien imb Uciefliülirunit Der 'Hifoitr. JIC.Xll, 4
befpannt mit jiuei retdj gef(i)irtten ^engften mit ®Iö(f(^en am ^le
utib oufflebunbenein ©cftiuanse. ©efegt roaren fie mit bem SBogen-
(enEei, bei ^oplieijügel unb @kigei fütfit, unb bem eigentUt^n
Stampfer, beffen 9Baffe ber otogen ift. 5n bet 3«»' ^ffurbonipafe
HKnigftcnÄ fommen baju mx^ /jam firieget mit gtofeen Äunb*
fc^ilbeii, um Mämpfer unb genfer bamit Voi ieinbtif^n Q^eii^ofjen
«bb. 1 : affQTiiAc %oaentäin|iftT, iRtUn iiiib fiafltcfjenc ($lact 60, 1 ii. 2).
j^u beden. Hü« via tragen beii ei^t afjqrif^en fegeiförmigen
opiB^tm mit Cötenit^u^ unb einen mit üeberftürfen ober WetoU-
plättdien befe^ten ^^anjerEollei, bogegen anfc^einenb fein Sc^iuerl.
X)ie ^fetbe finb beberft mit einer grofeen, roa^rft^ntic^ bid roat'
tterten 3)ede, bie Siüden unb ©eiten fdiüBt; ob aut^ $m1« unb
Strnit einen äftiili^en 3(^u6 tragen, ift niifit reifet bentlii^; jebenfatlsi
«C. XII, 4 ^öoflcn bcr älteren ^cit: Stonborteu. 9
finb alfo bic ^^Jfcrbc quafi gepanjcrt. Üöoju bcr Strid bicnt, bcr
fc^inbar t>om &tbx% (ober 3oc^?) bcr ^^fcrbc na6) bcr SSorbertnanb
bce ^Sagend gc^t, ift unflar; t^idlcic^t ^iclt man fid^, lochn man bcrg«
auf fu^r, on i^m fcft. Cffcnbar tonnte man bei bcn ©töfecn bcö
SBagcn^ leidet ^erau^gefc^Icubcrt mcrbcn ; bce^alb jcigcn 3iclicf*5 au^
92imrub, mic bcr schalschu (f. u.) fic§ an Scblingcn fcft^alii^ bic am
^93agcnfaftcn angebracht finb (9bb. 2), ct)cntucU auc^ bcn *Slrm um bcn
Äönig legt unb i^n ^It. Sä^rcnb bei bcn !föagcn "^tffumafirpab
unb Salmanaffar^ IL au§cn am SSagenfaften jtoei ftd^ trcujcnbc,
reic^ gefc^müdte Aöc^cr Rängen, in benen ^fci(e, )c eine @trcita%%
auc^ mo^I ein diefcrDcbogen ober ein turjer 9ßurffpcer fteden, fictit
man bais im ncuafftjrifcl^cn SRcic^ niti^t me^r. Cffenbar Rängen jcfet
bic Äöd^er innen im SBagen; benn bcr Kämpfer trägt feinen. 2)a*
ift eine Jßcrbcffcrung in bcr SBcttmffnung; überhaupt laffcn fic^
eine ganje ^(nja^I Unterfd^iebc bei bcn 3Bagcn bcr 9{cliefd üon
9?imrub unb Salamat einer*, oon JSujunbfd^if anbrerfeit^ feftftcUcn
unb bamit ein Sind Qk^djxdftt bcr SBaffc. Q^ mag furj ^ier
barauf ^ingettnefen werben. Slffumafirpal fä^rt nod^ mit brci
^f erben; bae britte ift offenbar nur ein ^anb^ ober ©rfa^pferb,
toie baß Tzxpr^opoq genannte ©cipferb bcr griec^ifd)cn $>erocnjeit.
8?erf(^tt)unben ift im neuafftjrifc^en Sleicl^ bic ^^runfberfe, bic auf
92e(ief^ oon 9{imrub jn^ifc^cn 3oc^ unb 9Bagcn audgefpannt ift,
üerf(^tt)unben bcr mit Stacheln befefete, in ber 3)?itte mit einem
fioiDcnlopf gcjierte 5}?runffd^ilb, ber bei ?lffurnafirpal unb Salma» ;
naffar IL hinten am SSagen ^ängt ober im ftampf jur 3)ccfung
benufet njirb. SBcrfd^munben finb bie am SBagenfaften ber älteren .
3eit angebrachten SRaubtier^ ober SRcnfc^cnföpfc, oerfc^tounben bic
hinten fc^räg aufgeftecfte tdan^, bie beim König eine I^oppclquafte
trug. 93ei 9lffurnafirpal tragen ferner bie 3Bagcnfämpfcr aud^ im
Kampfe feine ^clmc, nur ber König feine Xiara; man ^at ba^cr
oermutet, bajj i^r reid^cd .^aar eine grofee ^erücfc fei, bic Kopf
unb yiadm fd^ü^t. ä^icllcid^t Rängen biefe Vereinfachungen j. 2,
bamit jufammen, ba^ nid)t mc^r oor^ugdtoeife bcr ^bel, fonbcrn
einfache Solbatcn bie 3Bagenbcfat5ung bilbcn. !l)ic 993agcn ber
älteren ^txt ^aben ferner roo^I nur Kämpfer unb ficnfcr gefül^rt;
nur auf bcn SSagen bed Könige, bed Ktonprinjcn unb oornc^mer
^rren, joic bcr ^rinjen unb ber ©tanbartcnoffijicrc, befanb fic^ nodj
ein ,, Dritter", schalschu, ein äbjutant ctttja (^^^^2^); bod) finbcn toir
bcn 92amcn auc^ noc^ in bcr Sargonibenjeit. Die ^agen ber älteren
3eit toaren aud^ beträd)tlid^ niebriger ald j. 5). bie ?lffurbanipald
10 % »ungcT, £icenpmn unb Sriteffl^ning btr Sfiqm. HC Xu, 4
mit i^ien f|0^n ^Köbetn ; offentwt ift aud| biei'e ^^ergtöfeerung eine
Ij^ecbeffming; brjonbei^ bei fDniglidfe SSagen jetgt faft mann^^
iHfibei, roie bei periift^ !Ü5nigdnxigen auf bcm pompeiantfi^n
Wofaif ber ?([eEaiibotf(^lo(^t. Sic^niagen !ennen bie aff^tet
übrigen^ no(^ nidlt. baä ifl mo^( eine ^rfinbung bei ^etfei.
Itiefem öorneömiien StotpA gehört aud| bei Sftnig on, ei
tämpft, außer bei ^ttogerungen, ftetä ju SBagen. (Sbenfo UKtben
bie ^eic^ftanbarten auf ben <Stieitnxigen geführt, 'flufieroibentlic^
^ufig fe^en wir bie jiDei StanbartenUKigen auf ben 9{eIiefS 9ffur>
na)irpa[^ unb ben Salamatftieifen SalmanaffaiS. ^efe jctgen,
offenbai nur anbeutung^meife bargefteQt, Stangen mit treiSrunben
Stäben, beren geriefter ÜNanb einen $lu(fet in bei 'JKittc um«
fd^lieRt. $ei jenen cHVb. 2) fte^t mon beutlii^ einen 3}ing in buidi*
4bb. 2: SUnbnmmiHineii atfurnafirpali a'oMib I,2-2i,
biodKner 'JIrbeit unb barin jroei ueift^iebene f^iguien, auf bein
elften Sagen ftetä einen bogenfc^iefienben Wott, iiäftt "JlffuT, über
einem Stier, auf bem jnviten 93agen unterhalb einer ^iijtnfpi^e
jtDei galoppiercube Stiere mit ber iKücffette gegeneinanber. Hui^
on ben Xortürmcn einer (affquifc^en) ^ftung finb biefe beiben Staii«
borten aufgepflanzt (H^. 1. 4^ 9lbb. 11). Xiaä neuaffqrifc^ ^«(^
fü^ eine ^eit^flanbarte, ben ®ott Jlffur übet jBiei fte^ben
Stieren CÜbb. 3). 6« fd^einen atfo bie jiuei Stonbarten ,^u einer
»erfdjmoläen ju fein, tier Schaft ber Stanbarte ift burt^ ein Sonb
mit einem fidjelfötmigen sifimurfftüct am 3oct| uetbunben, boö
eine tieifDpfige @ott^it jeigt unb Dielleic^t einen bem 9tei(^Dtt
affur bicnftbaren Xänton oorfteüen foC, ben ber Wott »or fit^ fier
in bie Slei^en ber ^nbe fenbet. 3ntereffant ift, bafe tiefen Ston=
borten offenbar religiöft iperetining juteil »urbe: fie fte^en auf
HC. XII, i «ntttei. 1 1
Weftellen Dor bem dteliefbilb bed ftönige, aber aiic^ im )>agec cor
einem 9(tai. 'Auc^ bie römifc^n Segion^Mer roeiben ja aii bae
Spmbol beä 3uppiter Cvtimiid SKa^muö alä iminen legionis in
einer bejonberen JlapeLle im Saget aufgestellt.
Cifenbar fpätet al« bie 'ffiagcnfämpfer ^al fic^ bie affpnfdK
91eiterei entniidelt. 'iWan bejeii^net fie hitj al« ,(9ieit')$ferbc" :
bit Jlffqrer brüdten ftc^ bamit ebenjo piägnanl aiid toie mir, HKnn
tDit Don founbfDDiel (>(enKf)iTn,
(Sk((^fi^, $ifcrbtn teben. Tiie
Srieger reiten große, wirf) ge-
jäumte ^ngfte {'H.bb. 1) mit großen,
bieten iSc^u&beif en ; barauf liegt
al<s Sattel anfc^uenb ein 3*Ö.
l-ie '^ferbefd)iwife [inb unterhalb
ber SRitte jitfammengebunben: am
^valfe ^nflt ein Wlödcften. Tiie
ÄJeiter führen feinen Sdjilb nie^r,
mie no<^ jut ^tit ^tffurnofirpal«,
mo ber runbe <S(^ilb an einem
^tüfltiemen über ber ©djultec
auf bem fRMtn ^ngt, jelbft auf
ber 3<igb. Sie bie SäagenlÖmpter
tragen fie alti «^u^nwffen ben
£pi$^lm mit D^renid)n^ unb ben
'^anjetloUcr; bie ©eine fterfen in
ben für bad neue iHeit^ d)arafte=
riftifc^n biden, bi« lurj übet!*
^nie reidKtiben Strümpfen. (£fi
ftnb feine ^ofen; einjelne 'itbbU'
bungen jeigen bentlic^ äroifdjenSod
unb Strumpf ein Stoff narftcn
8<intä; oui« Da« StnimpflKiii» ,„ 3^ 3„„^,„ (^„„ „ i„,
unter bem Slme belDetit genug, nn
ben J^öft«" fin^ f« ""'^ Stiefeln befteibet, bie hinten biiS an bie ftalbe
Sabe ^raufreid)en, »orn aber über einer breiten ScberlQfdje tKr=^
fc^nürt ftnb, n)äf)renb man in ber älteren ^tit barfuß ging ober
nur Sonbalen mit Jerfenfappe trug (fo felbft ber Slönig). Tie
ffleiter führen im breiten ®urt \>ai Sc^roert: i^re ^auptmaffe abev
ift iirieber ber ©ogen, mit bem fie im uollen Wolopp fd^iefeen, ipcö
eine ^drfiil bemertentStperte ^^ertigteit im Scfjießcn erforbert, roie
12 3- ''pwnflcr, ."pccrrocjcn unb ttxicflfütjruitfl bcr 3(fiDrer. ^C. XII, 4
fie \a and) t)on SReiterDöIfem tpie ben ^art^ern, <3fl)t^en u. a.
belannt ift. ^€r pfeilgefptcfte ^öd^er ^öngt auf bem äiäden; auf
bem äOtorfc^e, überhaupt IDO^I immer auger in ber Sc^lac^t, tuirb
auc^ bcr Sogen in ben Äöc^er geftecft, »ä^renb er in älterer :^^\t
über ber linfen @ci^u(ter getragen n)irb; bad 6kinje ftecft jutueiten
in einem großen Futteral, bad gelegentlich mit lang ^erab^dngenben
Cuaften gefc^mücft ift, anbermal bie $orm einer fteifen Xüte bat,
bie oben in einen ^a^nenfopf ausläuft; e«^ ^anbelt fic^ ba lool^l um
Dffijiere. ^o6) finben toir aud^ Sanjenreiter, bie eine lange ©to^*»
lanje führen. Ob befonbere Slbteilungen nur mit üanje, anbere
nur mit Q3ogen au^gerüftet maren, ift fraglich; jebenfall^3 ftel)t man
auc^ Mteiter mit Sanje unb Sogen nebft Stöd^er.
S)ie .öauptmaffe beö aff^rifd^cn ^ereö aber beftanb aM
Infanterie. SJoc^ bilbet biefe nic^t eine glei^artige SDkffe, fonbern
umfaßt t)erf(^iebene @kittungen, lei^tgeräftete Sogenfc^fi^en unb
fdjmerbetoaffnete ©^ilb* unb SaujentrSger. 3Beitau§ am ja^U
reic^ften finb bie ^»Sogenfrieger'* ober „Sogenträger" ; 240 ©c^ü^cn
tocrben gelegenttid^ 240 Sogen genannt, mie toir i?on einem
S)etac^ement Don 240 ®etoe^ren fpredjen mürben. Xer Sogen,
ax\ ben (Snben meift mit jierlid^ gefd^ni^jten Sogelföpfen öcrjiert,
ift überhaupt bie SWationaltoaffe ber ^Iffqrcr; mir fa^en ja fd)on,
ba% SBagenfämpfer unb SReiter i^n fübren unb baft aud) ber ftönig
ftctö mit il^m fämpft, nid^t mit Üanje ober Sc^toert. ^xid) menn ber
^crrfd^er ©efanbtfc^aften, Serid^t erftattenbe Cffiiiere unb Seamtc
empfängt obef, -^fangene fic^ öorfü^ren läßt, faft immer ^ält feine
iiinfe ben ftflntgöbogen, bie SRcc^te oielfad^ einen ober mehrere
Pfeile. . Semerfendmert ift, bafe ber neuaff^rifd^e ^rrfd^er qm
inneren linfen %an bid üor jum ^anbballen ober !£)aumen einen
mo^I lebemen ^rmfd^u^ trägt, bamit bie jurüdfd^nellenbe Se^ne
ben $(rm nic^t prellt. @(elegentlid} fie^t man im 9. Sa^r^unbert
einen fold^en 9lrmfd^u^ auc^ an getoö^nlid^en Atiegern; ob er
aber allgemein üblic^ mar, ift boc^ ftaglic^. Die ©d^ü^en führen
auger bem Sogen unb bem auf bem 9{üden ^ängenben jtöc^r
ein ©(^tpert im Wurt, bagegen nie ben Sd^ilb; fonft finb fie
Derfd^ieben gelleibet unb bemaffnet. Xeite tragen fie ben metallenen
©pi^^elm, teild eine lebeme Sappe (galea), teile mo^l nur eine ba<^
.f>aar ^^ufammen^altenbe ©c^nur. Sefleibet fe^en mir fie ent»
meber mit bem f^on ermähnten ^anjerfoQer ober mit einer
glatten itunifa ober, mie ed fc^eint, nur mit einem ^püftrod
mit jmei um ben Oberleib fidft freujenben breiten Säubern; ber
«C.XII,^ «0BeiiWü?(ii. 13
^ittträtt« um ;){otf fyjtabliängentie, beftanfte 3iVfsf ^aixt fit^ Dfr,
aber nit^t immer, ^ie Juäbefieibung bffte^t teifö in ben er=
mahnten .ftfllbftiefeln unb Strümpfen, teilö ge^en bie fieute bar*
fuß ober in ^albfonbülen. Sei bem fjot^ entniidetten ^cmefen ber
Äff^ier gehören offenbar ycute fo oerfc^iebener ^rat^t unb ißc=
maffnung nidit ju berfelben ^[bteiliing; mir muffen unS affo bie
einjefnen Sc^flBenregimenter in Xzaift unb ?lettiaffnung Berft^ieben
Borfteüen, je natßbem fie cttua jut ÄÖniglidien St^or gehörten
'Mb. 4: »fft^icgung cinei ncFhiiig <iariai1> ir,39).
(unb batin etma rcieber ju einer Seibabteiluiig) ober ju einem
^roDinjioKDntinflent, jur SKilij. So föniien über aüät bie auis
befieglen S^öUern eingereif|ten Sente ju gefc^Ioffenen .Qor()ä for»
miert morben fein unb Iwbci bie ©efonber^eiten i^rer ^eimift^en
Zrac^t unb 9^etiiaffnung beibehalten ^aben, fo bag aui (£lam
retrutiette Scl)üßen anberä au$faf)cn aU nationoUaffDrifcfte unb
babqlonifc^e. X)ie eigentlich afitjrifdie Uniform unb Seuinff=
nung ber £d)ii(jcn in ber Slöniglic^cn Scf)ar befte^t nio^f au*
Spißbelm, *l>onjertoUer, Äod mit ^ip^tl unb breitem <^iirt.
14 3- '^WHgcr, ^eermefen imb Ji^rteofüf)run(( bcr ^jfi)rcr. ?IC. XII,4
©ttüm|)fen unb ^Q(bftiefeln, Bdftoni, töd)er unb Sogen. Dbltio^t
nun bie @c^ü^en feinen @c^tlb trugen, iDoren fie im @kn)ü^( ber
©c^Iad^t ni^t ganj fd^u^Iod; fie fäm^ften nömlid^ jufammen mit
je einem mit ©d^ilb unb fianje betpaffneten Meger, ber aud^ fie
becfte. Unb bamit fie bei ber Sefd^iegung einer l^ftung bem ^age[
t)on Pfeilen, Steinen unb ©d^Ieuberfugeln, bie t)on ber 9)>?auer
auf fie ^erob^raffetten, nid^t fd^u^Iod aufgefegt iparen, trat jebem
@c^ä|en ein mit fianje ober 2)oId^ benmffneter ^eger jur Seite,
ber einen großen Se^fc^Ub an einem f)enfet ^iett hinter bem nun
beibe gebecft ftel^en ober fnien (Sbb. 4 u. 9). ^iefe übermannd^o^e,
feitHd^ geto5(bte Se^tartfd^e tt>ar toofjll aud SBinfen ober 9Rot|r
geflochten unb (ief oben in eine rächoartd gefrümmte @|)i^e au^,
fo bag fie aud^ uon oben einen geföiffen ©d^u^ gett^d^rte. ^\\%
unb @|)i$e mögen jubem burc^ einen ^Ueber« ober SKetattfiberjug
gefeftigt getoefen fein. Suf SReüefö älterer 3cit fielet man ä^n*
lic^ Se^tartfc^en, bod^ fd^eint e^ ba ein red^tedEiger Stammen
aus Sohlen ju fein, mit ^led^tloerf befpannt, oben im rechten
SSinfel nad^ rüdtoärtS getnidt; biefe tragbaren SBönbe mad^en
einen fd^h^erfSUigeren (SinbrudE atö bie juerft gefd^Uberten; man
f)at offenbar aud^ ^ier bie @ad^e im neuen 9ieid^ praftifd^er ein«
gerid^tet. SBelagerungSbarfteQungen beS 9. Sal^r^unbertd S^ig^n auc^
rec^tedEige ^(ed^tfc^ilbe, bie aber in ber S^U^ebe gehalten toerben,
offenbar aud^ eine Sorftufe ber geflodötenen ©efttartfc^e ber fpäteren
Die DedEungSmannfd^aften ber Sc^ügen gehören jur fc^meren
Infanterie, führen aber in ber ^(bf^Iac^t natürlich einen anberen
©c^ifb (?lbb. 5). 3)ie Sufc^riften nennen unS nun no(^ brei 9iamen,
junäd^ft Sanjentrdger. 3^rc SBaffe ift eine jiemlid^ lange ©tofe*
lanje, bie aber äße Äricger fül^ren, fomert fie nid^t ©d^ü^en finb.
SHIe biefe fähren aud^ einen ©d^ilb, unb oon bem finb bie jmei
anberen 9$ejei^nungen genommen, kababu-^räger unb aritu-$bieger.
kababu unb aritu fd^einen Derfd^iebcne ©c^ilbarten ,^u fein, ©enauer
laffen fic^ aber bie beibcn SBejeid^nungen noc^ nid^t bcftimmen; unb
jubem jeigen bie MeliefS minbeftenö brei Sc^ilbartcn, einen frei^-
runben, ebenen, bann einen runben, nac^ ber SO'iitte fpife julaufenben
unb enblid^ einen großen, gctoölbten, beffen unterer SRanb »agcrecftt,
beffen oberer ^albrunb t)erläuft (scutum). 3)iefelbe Sd^ilbart ift
aufeerbem auf ben SReliefS oerfc^ieben ge}eid)net, ber runbe, ebene
©(ftilb j. 93. teite mit, teite o^ne runbe ©d^eibe in ber 9»itte,
feine \^l&dit tcife gerablinig farriert, teils breiccfig gcmuftert: befte^t
HO. X[T,4 Sf^iDCTtKmaffntie: Sd)ltubn«. ll>
er auS ^feditroerf mit 9RetaUeinfaffung unb ^c^i[bbucfe[y ^ec
gioße, oiule St^ilb jeigt teil^ langftreiftsee 2Rufter, teil« üerab'
Unig larriertea, teils ift er aber aaä) ganj gfatt barflefteDt unb
jeigt au^er einer 9JanbIei(te nur einen freidf6mit(ten ^i^*^*^' <■' ^i^
SPÜtte. ^Der gemeitite 91unbf(f)i[b ifl oft mit be|onber0 rei^r
9i<inb= unb äRittenjiei iKtfetien. %u(i) ^wei Jpelmformen finben
wir 6ei bcn ©c^roerbemaffneten, neben bem Spift^elm einen anberu,
ber auf einem 39üget einen Stamm ober eine fflaupe träflt; biefeii
tragen auf ben Salaitiatftreifen bie Urarläer, unb uieKeidit i^abtn
i^n bie Slff^rer i^nen ent(et|nt. Sfrieger mit 9iau))en^(m tragen
nun teils ben ebenen, runben
©c^Ib, teils ben onaten.
Iludi bie fflefleibung ift wr=
fd)ieben, teils fie^t man ben
^njerfoUer, teils nur eine
runbe, »on Äreujbänbem
gehaltene äl^etallfti^eibe auf
ber ©ruft; aucft trogen bie
©djwerbenMffneten balb
@trumt)f unb ^Ibftiefel,
balb nur bie Sanbate mit
JJerfentoppe, bnib ge^en fie
barfufe. Surj, bie Sin,^eU
^iten finb ^ier nod) feijr
unflar; ic^ lKrjtd)te barauf,
aritu- unb kababu-^rieger
na(^ ben 3Ronumenten ju
befttmmen unb nermeife auf
bie Öemerfung oben 3. 4: «"9 '^"n"" ''™'-
bei manchen Seionber^eiteii tonnte e» fic^ ^ubem um Offizier»'
abjei^en Rubeln.
S(^lie^lid| gab es im affijrifc^en ^er auc^ no(^ Sdjleubcret,
SJir tennen fie aber nur won ben bitblic^en iarftellungen, n)d^=
renb fte in ben Onfc^riften nit^t OorEommen: nid)t einmal i^r
9}ame ift atfo befannt. ^atürlic^ geboren fie ^^ur lei(^ten ^n-
fanterie, alfo ,iu ben Sogenfdiüften; fit merbe« bier crft am (Snbe
ertnä^nt, toeil fte offenbar feine niic^tige ^RoQe fpielten unb wo^t
nur in geringer 91n,\af)l bortianben raaren: auc!^ auf ben 3)elief'3
(ommen fie burc^ouS nii^t ^äufig uor CJlbb. 9). Sie ^aben leinen
©(^ilb: ihre ffiaffe ift bie lange Sdjleuber aui ficbcr ober ®e=
16 3. junger, ^ccrwcfcn unb Äricgfü^ruiiQ bcr 3lff^xcr. «C.X1I,4
flcc^t, bie in ber 2»itte tafd^enartig tjerbrcttcrt ift. 3)ic ©d^tcu*
bcrcr ^abcn fidler aud^ einen SJorrat paffenber ®efd^offe mit*
geffi^tt; itoax fie^t man nic^t, ba| fie eine 2!afd^e trägen, aber
bie Sielicfg jeigen ftet« ju J^öfe^" ^*"^^ ©d^Ieubererd einen Raufen
Steine ober eine 5ß^ramibe glatter Äugeln; bad näd^fte ®efd^o6
ftaben fie fd^on in ber (infen :^anb. SReift tragen fie ©pi^^elm,
^anjerf oller, ©d^toert, ©trumpf unb Stiefel, aud^ ben SRorf mit
ßipfel; gelegen tlid^ fe^en tt)ir auc^ Seute mit (leberner ?) fiappe.
Die frühere Qtxt fcfteint folc^e ©d^leuberer nid^t ju fennen; ba^
foU natürlid) nic^t au^fd^liefeen, baß man aud^ früher fd^on ge*
legentlid^, j. 95. bei ber Sßerteibigung üon g^ftungen ober beim
'Eingriff auf fie, ©teine mit ber §anb gemorfen ^at. ?luf Sielief^
Jlffumafirpate fe^en Joir jmeimal (j. ©. 3lbb. 7) einen Jurm, auf
bem ein ©ogenfd^üge unb neben i^m ein ©olbat bargeftellt ift, ber in
ber hinten einen ©c^ilb, in ber Siechten einen eirunben ©d^leuber*
ftein ^ält; er ^olt eben au^, um i^n gegen bie SSerteibigcr ,^u
njerfen.
3)amit ^aben tt>ir bie .&aupttt)affengattungen be^s affljrifd^en
^elb^eereö fennen gelernt. Gelegentlich mögen aud^ Äeule unb
©treitajt im Äampfc oernjenbet morben fein, o^ne ba^ bie ^^ruppen
allgemein mit biejen SBaffen auggerüftet maren. Die Äelicf^
Slffurbanipal^, bie ben elamitifd^en Stieg barftellen, jeigen neben
Slfftjrern, bie Doppelbeile fc^toingen, einen anberen, ber einen
Slamiten burd^ einen Äeulenfc^lag auf ben ffiopf nieberftrecft. 9n
ben fifriegdttjagen ber älteren 3^^* ft^^t^ jo in ben Äöi^ern je eine
©treitaft; Ärieger, bie fie im Stampfe al§ SBaffe anttjenben, finb
meiner Srinnerung nac^ in biefer 3cit aber nic^t bargeftellt. Seute
mit einer Äeule, bie ja eine ber primititjften SBaffen ift, begegnen
un^ fomo^I in älterer alö in neuerer :^t\t] aber ed fragt fic^, ob
biefe Äeule nic^t »enigftenö im neuaffprifd^en 5Reid^ nur ein Dffi*
jieriSabjeid&en, eine 3lrt Äommanboftab getoefen ift; bai^ ift jiemlid^
fidler ber gall auf ben SReliefg ©anl^erib^, auf benen ber Äönig
öor fiac^ifd^ öon Seuten umgeben ift, bie ©täbe ober fteulen tragen,
offenbar boc^ oon Dffijieren. 9luc^ bei ben Transporten ber
großen ©tierfoloffe führen bie Sluffe^er teil« ©täbe, teil« Äeulen.
(gnblicf) ift nic^t ju oergeffen, bafe ja aud^ ber Äönig, mo er ald
^rrfc^er auftritt, eine ?trt Äeule trägt (ober oon einem ^Beamten
nachgetragen befommt), bie bie SRoUe unfereä ©cepterö fpielt. (Sx^
mä^nt merben mag e« auc^, bafe jmar bie aff^rifc^en Ätieger faft
burtftttjeg bo^^ ©c^ioert führen, . bafe aber bie Sielief« ed feiten in
'%£X, XII, 4 ^öcrbcfferung ber ^waffnung. 17
bcr ©d^Iac^t öcrtoenbct jctgcn. üRcifttoirb mitSanjc ober Sogen
gefamp^, bod ©d^lpert ftedt im @ntt dagegen bebto^en bie ®oI>^
baten mit bem ®(i^tpert bie abgeführten (befangenen ober fc^neiben
mit il^m auf bcr SBalftatt Äöpfe ab; gang feiten fie^t man ftür*
menbe ©d^tocrbeiDaffnete mit gejüdtem ©d^toert (äbb. 9), l^äufiger
noci^ ift ed in ber ig>anb ber Seute ju feigen, bie mit ©c^tartfd^en bie
3(i^ü|en becfen. @d fann fi^ aber in t)ie(en biefer ^^e Qud^ um
einen neben bem ©d^toert geführten 3)old) ^anbeln.
Stuf einige SJeränberungen unb Serbefferungen im ^ertoefen
^oben koir f d^on oben bei ben äBagen (@. 9) qufmerffam gemact)t
^agu gel^ört toeiter, bag aud^ ber neuaff^rif^e ®tnini|)f mit beut
eleganten ^albftiefel eine mef entlid^e SBerbefferung gegenübe? ber
älteren 3^^^ barftellt, too ber ^u^ unbefd^u^t ift ober burd^ bie
^albfanbale nur n>enig gefc^ü^t mirb. ^er SRau^n^elm fd^int
aud^ erft neuaff))rif^en (unb üielleid^t urartaifd^en) Urfprungd jn
fein, ©ie Weiter muffen noc^ unter Slffumafirpal unb ©almanaffat
eine ettoad merftoürbige SRoHe gefpielt ^aben ; fie treten meift paor»
»eife auf, ber eine fd^ie^t, ber anbere bedt i^n mit bem ©d^ilbe
ober lenlt mit ber rechten ^anb baö ^ferb be^ ©d^ü^en am ßn^d.
3)er ©d^ilb fe^It bei ben neuaff^rif^cn SReitern; er ift bur^ ben
^ßanserfoHer überflüffig getoorben. 2)enn obtoo^I bie ältere ^nt
auä) fd^on eine 3lrt ^anjerßeibung fennt (f. u. ®. 24), bie aber
fe^r fc^toerf&Uig mad|te, f)at bod^ erft bie neuaff^rifd^e 3^^^ ben
turjen, praftifd^en 5ßanjcrfoIler allgemein eingeführt 3ebenfaQg ift
flar, bafe tjiel im ^eertüefen öerbeffert »orbcn ift, unb öielleid^t
beruht ber Sluff^toung bed neuaff^rifd^en 9leid^e^ ju einem nic^t
geringen Xeil gerabe barauf. Xiglatpilefer 111. unb bie ©argo*
niben (ober i^re Jhieg^minifter) finb aud) afe Drganifatoren
bed äöaffenn>efend ju fc^ägen. 2)ie ©c^affung einer ^öniglid^en
©d^ar, eineö fte^enbcn ^eereö ift babei offenbar fe^r Jörber*
lid^ getoefen; benn biefe foUte natürlich eine 9Kuftertrut)|)e, eine
®arbe fein.
3u bem gelbtieer merben aber .üermutlid) nod^ ©peäialtru<)pen
gehört ^aben, bie unferen ^^ioniieren ober 3ngenieurtrup^)en unb
bem Xrain entfprad^en. ^enn Effurbanipal in (Slam neben
©ogenfd^ü^en unb ©(^ilbträgern auc^ ummani, oieHeic^t „SWeifter"
in$ kisir scharruti einreibt, fo {5nnte baS für militärifd^e ^anb»
toerf erabteilungen , entfpred^nb ben fabri ber 5Römer, fpred^en.
J^aQg e^ fein befonbere^ Siorp^ biefer ?(i?t gab, muffen bod^ bk
afftjrifdjen Snfanteriften ober ein leil baopn in fold^en arbeiten
2)er Sllte dient. XII. 4. 2
18 3- ©unfl«, JöeKioefm unb ftritafü^tunfl btr %^tiin. 90. XU, 4
foigfam auägebitbet geiDefen fein. @ar man^erlei mar \a ju tun, gan^
aiflefe^enbonSBelagetungsSarSeiten allet ?(rt(f.u. ®.25ff.); fo mufete
oft mit ^I^en ein 9Beg gebaE|nt tpetben, befonberd für bie ^agen<
Ifimpfer unb ben "Jrofe; man bebend, baft aff^rifr^ §etre trief in
©kWrgggegenben, fitfonberä in Ännenien, ju fäm^Jf(^ fetten.
€obann mugte baä .^et ^ufig pfiffe unb Ströme, befonberä ben
(Sup^rat unb ^igriö, übetfc^reiten, j. X. bei §o(^f(ut, mie bie Snfc^riften
^ertiDT^eben. Sei ben größeren Strömen minbeftenS erfotberte ba^,
toenn ti nit^t ju lange aufhalten foQte, tec^nifc^e Siorbilbung unb
®i^ulung. ^gen, ^Ticg^erät unb roo^t anäf biele 9JIannf(^aften
mufeten auf go^a^uae" übergefeljt hwrben, bie man fc^wetlic^
immer in genügenber 9n$at|[ in ber 9tä^e bed itbergangdocte^
requirieren tonnte, fonbem minbeften^ jum leil felbft rafd( ^•
Rbb. 6: ttx »Siiifl nitb Dbn riiitn Strom flbtrQtft^t (Üntiarb I, Idi.
fteöen mufitc. 9Man benufte außer fangen Staunen (Slbb. C)
jene djarafleriftijtben ninben, aus^ Stufen geflochtenen unb mit
afplialt überzogenen St^iffe. ftuffe ober ®offa genannt, bie nodi
Iieute bort übüc^ finb unb mehrere itNenfc^en unb ^ferbe aufnehmen
(önnen (u. ^loffmeifter, Haito, ©agbab, ftonftantinopel, tlbb. S. 156).
fiegtere freiließ muffen bei ben ?Iffflretn, wom SBoote auö an ©trideii
gehalten, ben gtrom burt^fc^roimmen. 5)ie äWenfc^n mntben aber
auc^ auf l^fögen auä Satten ober auf ben nod| tieule in 3)tefo>
potamien uerroenbefen Selef« übergefeßt, Jtöfeen übet einet ©c^idjt
luftgefüßtet Sc^Iäuc^e au« ^mmel^äuten. ^ie SReüef» jeigen
un^ gelegenstem ba« ^yetbeibtingen unb ^ufbtafen biefet ^Uuftfdde,
unb bie 3u|d)riften etroä^nen niieber^olt: „ben Supf|tot (ober:
Xigti«) überf^ritl ii^ auf ©(Riffen oon ^-wmmel^äuten". ^lut^
«O. Xn,4 OitöcnicurtwiJpcn. 19
einzelne Solhateit (3(66. 6) benu^ten oft fold^e Sd^(äu^e,.um bequem
ben @trom ju burd^f c^toimmen ; ben @c^t(b ^aben fie babet mand^»'
mal ouf bem SRürfen; noc^ ijmit Derfo^ren bie SeiDo^ner ^t)o^
potämieni^ fo; v>gl. bie %66. bei Se^mann^j^aupt ^iftor. ©emiromid,
@. 21. Über Heinere äBafferläufe, bie man aber boc^ nic^t burc^
maten unb burd^fa^ren !onnte, mugte man aber and) f(^on im
9. I^br^unbert ganj funftflered^t ^ontonbrürfen ju fc^Iagen. 2>ie
»atotoa^treifen (j. ». 3(D. XI, 1, 3lbb. 5) jeigen un« ben Über*
((ang ber Sagen über eine fold^e SBrüde, beren 4 bi«^ 5 bid^t an«
einanber Hegenbe $ontond toofjll in SBirflid^feit ttxoa^ meiter Don«
einonber entfernt ju benfen finb; über ben ftä^nen liegen halfen
unb SBretter; am Ufer finb fie mit ^ftpffbcfen funftgerec^t be*
f^ftigt. 3» äBaffer gefompft ^aben bie Slff^rer nur in ^ludnal^me'
f&Hen. So jeigen und einige SteKefd A^o^I Mmpfe im Sumpf«
kinbe @übbab^toniend, im „SKeerlanbe'' ; auf ben fd^malen banalen
unb ben fd^itf« unb ro^rbennid^fenen Snfeld^en fpüren bie Slff^cer
bie ^lüc^tiinge, 9Ränner unb SBeiber, auf, bred^en ben testen äBiber«
ftanb unb führen bie (befangenen ab. @ie benu^n ebenfol^
^^rjeuge, n>ie bie ^nbe, gau} Heine, aud Sinfen jufammen«
gefd^nfirte ^fi^ne, mie man fie ganj ä^nlic^ in Äg^en aud
$apt)rudftengeln fertigte unb )ur SSogeljagb auf ben Stilfumpfen
tienoenbete. @^on Salmanaffar 11. ^t im fianbe 3^^ua am
Urmia«^e feine @(egner, bie auf @(^i(ffä^nen auf ben @ee ^inaud
gef(o{|en maren, auf $(5Ben Don ^ammel^auten üerfolgt: „id^ fd^(ug
in ber äJi^itte bed @eed eine genmltige ®c^(ad|t, brachte i§nen eine
Ißieberlage bei, ben @ee färbte id^ mit i^rem ®(ute loie äBoQe",
f 0 berid^tet er ftolj. 3)lan mugte a(fo bei bergleid^en @ie(egen^eiten
%ttt)\^ eine ftattlid^e Xnja^I folc^er ^^rjeuge rafc^ ^erfteQen. Som
eigenttid^en ^iegdfc^iPau Derftanben bie 3(fft)rer na^ ber £age
i^red £anbeS natärlic^ nid^td; mirflid^e @eefriege fül^rten fie \a
nid^t 31uc^ ©an^erib^ grofee (Sjpebition gegen bad 9^orboftufer
bed «ßerfifc^en ®oIfed («C. VI, 3 ©. 15 f.) mar fein eigentlic^r
©eefrieg, fonbern ber Äönig fe^te nur feine Gruppen an bie ela«
mitifc^e Slüfte über. Daju aber (ie^ er t)on ^^önifern am @up^rat
tmb Xigrid @d^iffe bauen, bemannte fie mit p^önififd^en unb
ionifc^n SRatrofen, (ieB fie an bie SOtünbung ber Ströme fommen
unb fe^te fo fein ^eer über; er felbft f^eint üorfid^tigermeife nid^t
mitgefahren |u fein. Diefe pfeubo^aff^fc^e ^iegdflotte mag a(fo
ft^nlid^ audgefe^en ^aben mie bie auf bem befannten 9%e(ief aud
©an^erib«; ^alaft (91C. XI, 1, 3lb6. l). S)ie Sd^iffe ^aben ^mei
20 3- junger, ^ermefen unb ^tegffl^ning bet ^Iff^rer. HC XII. 4
Steigen 9htberer (gieren) unb j. %. einen langen, fd^arfen 9iamm«
fporn ; bte Jbrieger fd^einen il^re ©d^tlbe runb um bie ®orbloanb gelängt
}u ^aben. — ^o(^ abgef e^en Dom SBrüd enfd^Iagen unb Dom ^)erfteQeu
ber ^töge, Stelete ober SJinfenfa^rjeuge gab ed audf anbete te^nifc^e
Arbeiten für aff^rifd^e ©olbaten. 3)a^ §eer lannte befeftigte gelb-
loger, bie fd^on auf ben ^alanmtftreifen Ifäufig erfd^einen (9bb. 8). (£^
finb toofjil feine täglid^ errichteten 9Rarfd^Iager, mie fie bie rdmifc^en
Segionen aUabenblid) anlegten, fonbem @tanblager, Don benen
aitd ringd in baS feinblid^e @ebiet ©treif juge gemad^t loerben. Ob
bie UmnKiQung biefer oDalen ober auc^ rec^tedtigen Sager aud @rb«
lodllen ober ßi^S^^^^u^^ beftanb, ift fraglich; jebenfaQd fteQen
aber bie dtelief^ in regelmäßigen 3^if4<^nr&umen ja^treid^e rec^t^
erfige, turmartige Vorbauten mit ß^nnenbefrönung bar, bie au(^
fiberfragen unb bann aud^ ©enffd^arten gehabt ^aben n^erben. @ine
©trage burc^fd^neibet bad Sager unb fü^rt ju ben einanber gegen-
fiberliegenben ^oren, bie Don Xürmen flanfiert finb. ^nner^alb
ber Umtoaüung fe^en toir ^o^e, bequeme 3^(^^f ^^^^ ^"4 f^f^^ ®^'
b&ube, fe^r ^aufig auc^ ben ^aDiUon be^ Jtönigd, ben ein reic^
brapierte^ 3^^^^^^ ^^^ fc^(an{e Xfirfäulen mit Silien- ober $al-
mettenfapitellen unb anberem Qitxat fc^mürfen {%bh, 8). 3n ben
Sagern jeigen bie SReüef^ Wiener, bie ©peifen jubereiten ober
Stu^etager ^erric^ten, aber aud^ $ferbe, bie gefüttert ober gepult
merben, Saft- unb ©c^lac^tDie^, ebenfo fc^maufenbe ©olbaten.
Dem affi)rifc^en ^eere folgte offenbar ein großer Xroß
mit Dielen jfned^ten unb ©{(aDen, SBagen unb ©eräten. 1)ie Dor«
nehmen ^eger unb ^o^en Offiziere finb fieser nic^t o^ne afV unb
jebed ®tp&d audgejogen, am aOertoenigften ber ®ro|fönig; man
benfe an ben befonberen Äio^f im Sager. S)ie Sagerf§enen jeigen
in ben 3^^^^^ j^ ^^d^ Siu^ebetten, Xif d^e, ©tü^Ie ufm. ; $öc^e unb
fiammerbiener unb ä^nlid^e Seute ^aben fidler nid^t gefehlt. @d
fc^eint eDentueQ aud^ meiblic^e Sßejen im Sager gegeben ju ^oben;
n>enigften^ erfd^einen auf einem Stelief bartlofe (^ftalten in
longem @)eh)anbe; jeber Don Dier fc^maufenben ©olbaten ^at eine
)ur ©eite: bai^ fönnen fe^r h)O^I toeiblid^e SBefen fein; ob gerabe (£^-
frauen ber Sanb^fnec^te, ift fraglid^. 3)er %xo% mußte ferner jum
92ac^f(^ub Don ^roDiant unb IhHegdgerät aller 9lrt Dor^anben fein;
Qui) bie Seute mußte ja fortgefc^afft werben. 3^ allebem toaren
Saftfarren nötig, mit i^nen 3u9DC^f«n ober SWauItiere, ba ju Treiber
unb Sebecfung^mannfd^aft. SBir feigen auf ben Sleliefd (Abb. 1)
foI(^e niebrige (S^efö^rte mit jmei plumpen ^dbern, an beren (^ier
«O. XII, 4 ^ iroft; geftungdbou. 21
fc^räg gerichteter) 3)cic^fef beutlid) ba^ 3oc^ ertenubar ift; bcfabeu
finb fie mit großen ^acten unb trügen. 2)tejie ^^rofefarren tourben
neben öielen anberen 35ingen in ber SReic^Ä^auptftabt Siiniöe im
großen ^eug^au^ aufbetoa^rt. 6^ toax bad ein großer ^alaft/^
öon ©an^erib unb fpäter mteber t)on äffar^abbon erneuert unb er*
meitert, toeil erju eng unb baufällig getDorben toax. ^iefe gemaltige
JRüftfammer trug i^rc SBejei^nung „^aloft, ber aüc^ aufbetoa^rt" mit
ooltem SRec^te. @g ift intereffant ju lefen, ma^ fie enthielt; ba gab
eö SRemifen für Äarren unb äBagcn aKer Art, femer grofee ©tdlle für
^acf» unb ßufltiere, für Stoffe, SKauItiere, @fel, ©romebare, Dd^fen,
unb Siäume für bie nottoenbigen ©efd^irre. 35ann lag ba ouf*
gekauft ©c^Iac^tgerät aller Art, Äöd^er, ©ogen, ?ßfeile, Speere.
„yiad) bem Gebote %ffur^, bed ^önigd ber ®ötter, unb ber ®ötter
Äff^rien^ foUte ic^ . . . (olle« bie«) . . unb bie Söeute ber gcinbe
jälirlicft unb unauf^örlid^ barin aufbetoa^ren", fagt ?lffar^abbon.
SBir fe^en auc^ ^er, roie gut ba« aff^rifdfe SReid) auf ben Ärieg
vorbereitet mor unb mie planmäßig man alle« organifiert ^atte.
@anj befonber« aber erfennen mir bie ^oc^ entmirfelte Stieg«*
tec^nif ber Slfftjrer au« bem 3«ftung«frieg unb ber Belagerung«*
furtft, bie fc^on im 9. 3al^^. ju bemer!en«merter |)ö^e gelangt mar;
ogl. ^icrju 8)illerbecf, 5)er geftung«bau im alten Orient, SD. I, 4«.
Äff^rifd^e ©täbte unb ©urgen freilicj^ ä^igen un« bie SKonumente
nid^t (fie ftellen bie Äff^rer ja überhaupt niemal« in ber S)efenfit)e
bar!) ober ganj feiten (?10. I, 4*, äbb. 11 f.), wo^l aber ^aben
loir ja^lreic^e ^arfteUungen feinblid)er Surgen unb (Stdbte unb
fönnen un« barau« mo^l ein SBilb affprifd^er ®efeftigung«{unft
machen. Diefe jeigt biefelben ?ßrinjipien unb SRittel, mie bie 95e*
feftigung«funft ber &x\z6)tn unb 9%ömer unb aud^ mie bie unfere«
SRittelalter«, ba \a in ber ^auptfa^e aud^ bie %ngriff«tt)affen
bi« ba^in biefelben geblieben finb; erft bie (Srfinbung ber
^utoergefc^fl^ ^at eine SSanblung im ^ftung«bau t>erurfac^t.
SSir finben alfo aud^ bei ben aff^rifc^en ^ftungen ben ^aupt*
mall, aufgemorfen mittel« ber @rbe, bie burd) ba« 9(u«fd^ad^ten
be« ^ftung«graben« gemonnen ift, au^en aber mit gebrannten
Riegeln ober mit |)aufteinen lolx^e^t Derf leibet; ftatt eine« SrbmaQe«
finbet ftc^ mo^l auc^ eine maffi^e Se^mjiegel* ober Steinmauer.
^£)er SD^auerlauf niirb in 3^^f4^"^äumen oon etma 30 m (um
3iel* unb Xrefffic^erl)eit ju getoä^rleiften) unterbrod^en öon pfeiler*
artig, üorfpringenben unb bie 3Rauer überragenben Xürmen, beren
je jmei, oft befonber« ftart, bie ^^ore flanlieren- ®o fann man
22 3- .t^uiißcr, ^pccrrocfcn unb ftricöfti^Tung bcr ^fi)rer. ^0. XII, 4
bcn 5cinb, fallö er 6i^ an bcn äRauerfuB Vorbringt, uon bcibcit
glanlcn ^cr bcfd^icßcn. üRan öcrmcibct ba^cr auc^ einen rnnben
SKaucrjug unb löft bie fiinie ber 9Äouer in rcc^toinflig aufein«
anbcrfte^nbe Jeilftrecfen auf. JRunbe Umwallungen finben fi<j&
bei ben afftjrifc^en gelblagern unb bei Meinen SBurgcn. lalubierte,
b. ^. geneigte (STD. I, 4«, «66. 13) ober gchiirftc 3»auern, bie bad
Anlegen öon ©turmleitern erfci^toeren foUen, wie fie bie äg^ptifc^c
©renjfefte ©emne^ J^iflte, fd^einen gang fetten ju fein. T)k ^ö^
ber 9}{auem ift öerfc^ieben; ba (Sturmleitern, fotttcn fie tjanblic^
fein, nidfft ju grofe fein burften, genügten wo^I ca. 10 m ^ö^e für
bieSWauer ; bod^ fci^fifet man bie t>on 3)ur*©arrufin auf 14, bie Don®ufa
auf 18 m, 3)ie ^icfe mar betrdd^tlici^, ^l:^—% ^^ ^9^«! ^^
untere 3;eil ber äJ^auer mar maffiö, ol^ne ^o^traum, oft aber Dom
befonberd mit Duabem öerHeibet, um gegen bie ©tö^e beö358ibbcrö unb
bie Arbeit ber SKineure gefid^ert }u fein. @rft etma in 3 — 4 m ,t>ö^
legte man in ber SWauer ^afematten (gemauerte ^o^lräume mit
©c^ie^fd^arten) an. I)ie Xürme überragen meift bie Wawvc nid^t
fe^r, feiten um ein ganje^ ©tocfmer!, finb aber oben Dertifaf über
bie äRauer öorgebaut, fo bafe man burd^ ©enffd^arten bie J^^inbe am
aWauerfufe befc^iefeen ober i^nen ^uerbrdnbe, fiebenbeö 3Baffcr,
DI ober 5ßed^ auf bie Äöpfe merfen ober gießen fann. lürmc
unb bie jmifdien i^nen liegenben SÄauerftrccfen tragen oft ^i^ncn*
befrönung. 2)ann mürben aber in ber ^öc^ften 9tot noäk be*
fonbere ^öljerne, galerieartige aufbauten auf ben Xürmm
errichtet, nad| Dorn unb feitm&rtS audlabenb, unb ebenfoIci)t
j^angeln Dor ben ßinnen unb ben ^nftem ber .ftafematten, um .
in bringenber ®efa^r eine gang befonberiS groge %[nga^l oon ^j$er>»
teibigeni mit freiem ©d^ufefetb poftieren ju fönnen. SBenn ge»
legentlic^ im Innern uon ^ftungen befonberS ^o^e, turmartige bauten
empoaagen, fo fragt fic^'d, ob bad befonbere militärifc^e SBeobac^«
tung^türme maren ober öffentliche @(eb&ube, etma 3i'furat<^; auc^
biefe fönnen bei ^Belagerungen eine militärifc^e 9toUe al^ $eoba^*
tung^poften ober ald le^te B^f^^^^ S^fpi^^t ^aben. 4^or ber
Hauptmauer lag, aud ©tabilititdgrünben ettoad entfernt, ber
Kraben, entmeber in ben ^Ifen ge^uen ober, menn cl\x^ ^ixbt aus^ge^
^oben, oft Don fenfrec^ten ©tügmauent eingefaßt, bie nebenbei aucfi
ben SKineuren unangenehm fein mugten; er mar mo^l, menn irgenb
möglid^, mit SBoffer gefüllt; bei ^^ftungen auf Berggipfeln ^t
er mo^I immer gefehlt. äBar bie ^ftung befonberö ftarf, fo
mürbe auf bie Sdfarpenmauer, b. \). bie bem «Qauptmall gugefe^rte
«0. Xll, 4 «clageruiifi. 2S
ßJrabenfcite, no(^ eineSRaucr, ctocntucü auc^ jinncnbcftönt, aufge*
fe^t, bcr fofl. 9?tcbcrtpall (faussebraye), otö jtoettc 3?ertcibigunfl8*
linie. SBar enblid^ bcr Sanbftrcifcn jloifci^en Siicbet'» unb ^anpU
»all rec^t breit, fo errichtete man bort nod) eine brittc SDiauer.
Xoö) toxxb bie^ tüo^l nur bei goitj ftarfen gcftungen bcr gall gc*
rocfcn fein; nur folc^c tDcrbcn aud^ felbftänbige 'JtuBcntocrte, 3^^^*^
bcfeffen ^aben. 3Bar reid^Ud^ äBaffer in bcr 9iäf|e, fo gab cg^ uic^
leicht aud^ Stauwerfe unb 3(nIogcn jur Überflutung unb SSerfum))*
fung bed ä^orgelänbed, um bad ^ranfommen be$ ^cinbed ju er^
fc^njcren. ®o muffen auc^ affljrifd^c J^eftungen cingeridjtet ge-
rocfcn fein.
3(ber bie Slff^rer öerftanben fic^ aud) fet)r »o^I auf bie
"l&cftürmung folc^er geften; Jec^ni! unb laftif bed J^ftung«*
friege^ waren ^od) enttoidelt, befonber^ im neuen JReid^. ÜJian
begnügte fic^ nic^t, frieblic^c Surgen unb Stäbte nur einsufd^licfeen
unb bann auf TOangel, ftranl^eiten ober Syerrat afö ©unbe^*
genoffen ju »arten, »ie eö bad SBefen ber älteren gried&ifc^cn
Belagerung »ar. ®ett)i6 ^aben auc^ bie Slff^rer gelegentlich Um*
loallungglinien errid^tet; fo fagt ©an^erib, alö er 3erufalem bela*
gerte: „S^anjen »arf ic^ »iber i^n (^i^fia) auf", unb ebenfo ?lffur*
banipal bei ber Belagerung öon I^ruö, 31 ber öiel lieber unb
häufiger ging man möglid^ft balb jum förmlichen Eingriff, jum ©türm
über. G^ fam natürlid^ junäc^ft barauf an, möglid^ft an bie feinb*
lid^e aWauer ^eranjufommen, »oju man ben ®raben auöfüQen,
eoentuell ba^ 3Baffer ableiten mußte ; bann tonnte man entwebcr
gleich mit Leitern ftürmen ober erft Brefc^e legen. Beibed übten bie
•Jtff^rer; ©turmfolonnen oon ^auptfäd^Hc^ fd^»erer Snfanterie
»urben formiert unb JBelagerung^mafd^inen herangeführt. Aber bamit
biefe nid^t boö gefamte ^euer ber noc^ frifd^en Sefa^ung auf fid^
jogen unb baburd^ allju gro&e SSerlufte erlitten, muftte erft bad
feinblic^e geuer burc^ eifrige Sefc^ieftung gefc^toäd^t unb möglic^ft
oon ben ©turmfolonnen abgelentt »erben. So formierte man be*
fonbere Unterftü^ungStrupp^, ^auptfäc^lid^ au^ Bogenfd^ü^n unb
ä, I. au« ©d^leuberern beftetjenb (Slbb. 9). (Gelegentlich fc^einen aud^
!S3agenfämpfer ate folc^e Unterftü^ung^truppen an bem „Bombarbe«
ment" teilgenommen ju ^ben. 3tud^ ber ^önig ift l^aufig bargeftellt,
loie er, begleitet oon einem ©c^ilb^alter unb Röc^erträger ober oon
^ißagen, bie i^m bie 5ßfeile jureid^en, ju guß an ber SBef^ie^ung
teilnimmt. Damit bie unbefc^ilbeten Bogenfd^ü^en möglic^ft »enig
üiJerlufte erlitten, befam jeber einen 3}lann mit ©e^tartfd^e jugc*
24 3- $w"9cr, ^ecnoefcii unb Äricgfü^ruug ber 'Mfii)Tcr. ÄO. XII, 4
»tcfcn (ügl. ®. 14). Die ©c^artfc^n entfptec^en alfo ungefä^ bcn
äjiTceXoi bcr (Dried^en. (£d fd^int aber ntc^t, ba^ bie Äff^t bicfc @c^-
tartfd^en, ettua in 9?ett|cn nebcneinanbcr gefteöt, ju einet Art geberften
®anged naä) %xt ber 6L\LT^zkoy(eX(byai ober vineae DertDenbet Ratten
(ebensowenig tüie fte mit ben ©drüben eine testudo bilbeten). 9?ur
^clegentlid^ finbet fid^ etnja^ ^^nlic^e^; fo f^at nad) einer 5)ar«
fteöung auö ben ägtjptifd^en getbjügen «ffurbanipate (HC XI, 1,
Abb, 3) ein äRann feine ©e^tartfd^e umgefe^rt an bie J^ftung^^»
mauer gefteßt, fo bafe er toie unter einer ßaube fi^t unb gebectt
mit feiner Sred^ftange bie SÄauer in 9iu^e bearbeiten fann (nrie
unter einer xs^^^vt) Stopuxxt;). Die Sielief^ ?lffurnafirpafe unb
bie SBalawatftreifen Salmanaffarsi II. jeigen eine f})äter (offenbar
»egen i^rer Sc^mere) aufgegebene ?lrt be^ ©d^u^ei^ gegen ben ^*
fd^ofe^agel ber Serteibiger. 3Bir fe^en ba ftrieger, bie in einen
fc^toeren unb langen, bid auf bie ^üfee reic^enben ^ßangerrocf ge*
Reibet finb, ber offenbar biet wattiert unb gefteppt ift (äbb. 7 u. 8>,
et»a fo, wie i^n bie Sieiterei mancher Siegerfultane im ©uban noc^
§eute trägt. 3)aju tragen fte ben affijrifc^en Spi^l^efm, ber aber
ebenfalls mit bidEer, bi^ auf bie ©d^ultem ^erabfaüenber Siacfen*
unb fte^Iberge t)erfe^en ift, fo bafe nur ein Heiner Jeil bed ®e*
fid^teg frei bleibt, ©o gefd^ü^t, bef d^iefeen f ie bie Stabt ; gelegent*
lidj ift berftönig felbft berartgepanjert; auc^ Sturmfolonnen, bie bie
Seitern erfteigcn, tragen biefen ^anjer. J^reilid), beim Steigen
muB er bad^ fe^r ^inberli^ gemefen fein, obwohl er, ba uorn ge*
fc^Ii^t, ein ©d^reitcn ermöglid^te: fpäter ifat man i^n feiner ©d^mere
wegen jugunften ber ©e^fd^ilbe unb ber ^anjerfoUer aufgegeben.
ferner ift ^eröorju^eben, bafe bie Jlff^rer nod^ leine (Sefc^üfee
^tten, wie fte bie ^eUeniftifd^e unb römifd^e 3^it in ben xaxaicsXtai
(toimenta) befafe. aber bie aff^rifc^e ©elagerung^funft ift jeben*
fall^ eine ^öt^ft bead^tenötoerte i^orftufe ber in ^eQeniftifc^er 3«^
erreid^ten ^ö^e ber ^^oliorfetif, wie fte befonberd Demetrioö
^otiorfeted mit feinen Stiefenmafc^inen unb ber SJerbinbung t)on
8Banbelturm unb @kfc^ü^en erreid^t i^at
Unter bem ©c^u^e be^ @efc^o^^agele folctier Unterftä^ung«»
truppd gingen nun, wenn bie iTOauern nic^t ju t^od) unb bie
Serteibiger nic^t ju ftarf waren, Kolonnen feieret Infanterie
mit ©turmleitern oor unb fugten auf i^nen bie 3)fauerfrone jtt
gewinnen ; mit bem ©c^ilb in ber Sin!en fid) bedtenb, bie San je
in ber Siedeten, Vetterten fie gewanbt hinauf; ob fie babet, ol^ne
fid^ anju^alten, auf ben ©proffen im 6Metd)gewic^t baben Wetben
«C. XJl, 4 «liicniangnff: SKintn, 25
föniieit, ipie eS bie ?(66itbungen IwirfteUcii, ift mir boc^ ettuae frati='
Itt^. Sielleii^t ift e* Ungenauigleit bet ^JarfteQung: anberufaUs
feßte ti eine fa^enarti^e @en>anbt^eit ooraud. 9Ran benft an bie
©d^betung« 3oe(d »on bem unau^altfamen S^orbringen eine^
ffriegiS^eere« unter bem ©ilbe einee ^eufc^reffenft^ttmnnfrä ; ba ^f;t
e* 2, 7: roic gelben laufen fie, roie geübte Äticgct erfteigen fie bie
SWauetn; ugl. fetner 3i. 9 f. Söenn aber ber Eingriff mit ®turm=
(eitern nit^t jum ^'^te fütirte ober bie SRauern burd) i^te .^öfte
überhaupt fturmftei itKiten, bann mufete SBrefd)« gefegt roetbew.
3m einföc^ften roor cö, bie jEore anjubrcnnen; tterft^iebentli^
fe^en toit (menigftenö faffe irf| j. 95. bie I5arftefliing ?[C. XT, 1,
9(bb- 3 fo auf) Solbaten, bie, mit bem @c{)ilbe fitE) berfeub, mit (anger
iPranbfarfel fid) bis an bie ^orc DorgeWagt traben, um fie anju^
<abb. 7: lOelaflcrnne unCer «ifuTiialiTpiil Kanari I, 19 1.
äünben. Xie ^ore aber werben bagegen burcft (itjbefdifag ober
anbete SDiittef ju f({|ü^n geroefen fein. Stnbere Solbaten jer»
trümmem bie5Rauern mit einer Don beiben ^önbeii geführten Stange
mit .^mmerfopf (?lbb. 7). SBiebet aiibere bohren mit einem feiert»
ortigen Snfttumente, loof)! einer furjen Srecfiftange, ein Üoäf unb
aUmÖI)li[f) ein? große §Öhtinig in bie SDIauer, in ber fie geberft
iwiter jn arbeiten uennögen. S)ie .^öfitung roirb immer me^t
erroeitert unb junäd)ft butct) Ste^enlaffcn Don ^^üfeitern ober bur^
©tügbatten gegen Sinftut^ gefii^ett; ift fie grofe genug, fü
twrben bie Pfeiler abgebroctien ober bie 3tü^balfen angebrannt,
fo ha% bütdi ben Sinftutj ©tefdte entftetit. ?tbb. 7 jeigt jroei
Stff^tet, bie i)e\mloQ, alfo ganj ungef^^i, in einet foli^n §0^-
lung obet 2Rine arbeiten: bie Spiße übet it|ten .ttünben foK offenbar
26 ^- {»itiflcr, ^tftnKftii unb llTieg{üt|Tuue btx Jtif^f ' ^C XII, 4
einen Stü^feilei uorfteUcn. ^ie ^ortfe^ung beä Steliefe na(^
Itnfä jeigl, wie ein anbetet liegenb unb ttiet^nb fic^ in bie
'Wann ^ineingetoü^tt ^at; ha ift bet ^feilet beutltct)eT fii^tbat,
Diefe Hfineuie roetben atwt aud), roenn möfllic^, einen .©ong bunft
bie ganje ä){auer tiinburd^gegiaben ^a&en, )o ba^ eine Stolonne
buic!) if|n ^inburc^ in bie ^eftung gelangen fonnte. "Dhnengänge
maren nun fteitic^ unmöglidi bei ntaffinen 3){auetn anzulegen.
3n l'ott^en Jößen ((Rafften bie ©turmböde (xpii;, mies) Äflt-
Bdqon :?()fumü)itpal befafe fahrbare äüibber; fie befielen aus
fc^nKien galten, l)te an bet 3pi^e mit 2ltetaU[opf oetfe^en finb
unb an einem ^alfengerüft unter einem £d|u^ac^ (einer xs^w»i
xpto:p(>po^ einet !iBibberf^ilbft5te) an Xauin aufge^ngt finb. 'Jluf
ben iÖolamotftteifen freilidi (31bb. 8) (c^eint bei SSibber ein uorn
:Kt>b. 8: Vager iobtn'> uiib Velagtiung Junten; iiOalanat^ifoi D 3<.
ipi^ iinb vootfi in einen größten Xietfopf auelaufenbe« (^fä^rt ,^u
fein, bas gegen bie liDiauer geftoften loiib; roenn ni(^t bie Xatflel^
iung ungenau ift. ipat ba fein ftei^ngenbet ^lEen DOt^anben.
Iiae 3d)u^bac^ läßt j. X. bie INäbet fet)en, teilä btbedt ee fie mit;
c0 [5nnte fict) fieilid] in [e|terem j^Ue auc^ um ein fefl auf bem
■•»Ott]] rutfenbee (VtefteU o^ne 9iäber ^anbeln (S(bb. 7). Weift
abet fe^eu mir, bog ber SSibber auf jmei obet btei 'Jli^fcn mit
je jniei Rättern aufmontiett ift; bau Siorfc^ieben bet iKafdfine
unb bie Semegung bee iBalfene niutben oon Sotbaten uorn Innern
ber snaft^ine aui befotgt. Bfifon im 9. ^^r^unbett bat man bas
a^mrbetteil be« SBibbet« cct|ö[|t unö ein obet mehrere Stoditterte
aufgefegt, bie oben mit einem fuppelfötmigen S^c^e bebetft finb,
unter bem einige IJenfter fidjibat wctben. .^lier fie^t man ou4, baß
^p. XII, 4 ^lagerungdmafc^ttten. 27
\>ai^ Qud ^(ed^nDerf befte^enbe @(^u^ba(^ auf ber ^orberfeite bur(^
einen Seberäber jug gegen 93ranbpfeUe gefc^ä^t ift. SBenn auf %bb. 7
bie @c^Ub!röte mit einer 3)arfteQun8 beS lebhaft ,f(^rettenben,
bogenf^ie^enben @)Dtted 9(ffur üerfej^n ift, fo bient hau tootii
n)eniger jum ©d^mud, benn atö fc^u^nbed, fiegüerlei^nbed "{(mu«
lett ^ie äBibber ber Salaioatfd^ienen fe^en eigentlich unbott^
fommener an^ ate bie ^ffumafirpald; ed finb haften auf iner
%&bem, Dom jugefpi^t; anbererfeitd jeigen fie fd|on eine ^efa^ung
t)on @^ä$en (finb a(fo eine 9}orftufe ber iXeicöXei^, jebenfaU^
bienen fie jugteic^ jur Sefc^iegung unb 9){auer}erft0rung); in bem
fup^ielförmigen Aufbau fte^t (ober fniet?) tt)a^rfc^nlid) ber, ber*
bie Bewegung be^ SBibber^ leitet ?lug neuaff^rif^er 3^*^ ^aben
n>ir 9Bibberbilber Don @an^erib; feine ^arfteUung ber Belagerung
t)on Öac^ifc^ (öergl. einen 5^eil Abb. 9) jeigt fieben nebeneinanber
tätig, ^uc^ ^ier ^aben bie äBibber jn^ei Sd^fen unb Dorn einen
ftalbrunben Aufbau mit g^nft^^n; femer finb fie je^t ganj mit
iJeber ober Rauten bef leibet; man fie^t beutlic^ bie9iä^te, jufammen«
gehalten anfc^einenb burc^ Sincbel, bie burc^ eine 9(rt StnopfIöd)er
gefterft finb. SJiefelben SJeliefö jcigen und eine jmeitc "äxt ht^
©ibberö; ber ^ier ganj befonber^ lange Satfen trägt uorn feinen
ftumpfen 9)ietaUfopf, fonbern eine riefige Speerfpi^e. l£d tommen
au^ 9}{afcl^inen oor, in benen jmei foI(^e Speere aufgehängt finb.
9lffumafirpafe Sleliefö (^bb. 7) jeigen ^inter ben SBibbern, mo^l
unabhängig Don biefen, mit ^ü^en unb S^Ieuberern befet];^
fc^lante iürme (Trupyoc), tt)0^( ^oljgefteüe mit ^Itd^itottt Derfleibet,
eocntueH mit einem Seberbejug; J^nfter laffen auf eine ?(rt ftafe»
matte unter ber oberften ^^Jtattform fd^tiefeen. Cb fie fahrbar, alfo
SSanbeltürme finb, täfet fic^ ni^t erfennen, ba ber guft Derberft
ift S^benfaUd bienen fie nur baju, um Don einem bie gegnerifd^e
Wauer über^ö^enben ©tanbpunfte ein befonberiJ mirtfame«^ 3^uep
auf bie SBerteibiger ju eröffnen. SSenn fie auc^ meber ^Ubrücten
noc^ 6(ef(^ü$e enthalten unb auc^ noc^ nic^t bie fpätere c^araf^
teriftifc^ S^erjängung nad^ oben ju jeigen, fo finb fie boc^
i;nmer^in eine SBorftufe ju ben ^eßeniftifc^en iXtu6kti(;, Xa|
nun biefe 3)^afd^inen fertig mitgebracht n^urben, ift untt>a^rfd)ein«
Itc^; man baute fie mo^( an Ort unb @teQe ober, toa^ ba)5
Sa^rfc^einlic^fte ift, man fe^te bie j. X. fertig mitgebrad)ten
Stüde (j. S. ben ^Balfenfopf) an Ort unb ®telle jufamnien
(Dgl. Tiupyot rfofrfzoi ber ©riechen); jebenfaQd loar jur fac^gemäfteu
äJ^ontierung unb iBebienung eine gefc^utte unb mo^( eine^erjierte
28 3- feunfler, ^ttzmt^tn imb »ritflfiltinina ber «finKr, «C. XII, 4
■LWaiinfc^aft unetlöBlid^. J-iefe luat ja befoiiber« nötig feei bem
SßottDärtibmtQtn gegen bie SOiauerii, bcd gemife befcfilüerlid) War
un» tom ®egncr mit aßer^anb 9J(ttteIn geftört roarb. 3)a mufete
bet (Sirunb geebnet ober aufgefüllt Werben, es mußten ewntueü
feile Sonnen au8 ^offim ober Biegetn (Hbb. 9) erntetet roetbeti,
bamtt bie SMafdiinen nidjt einfanten unb umft^Iugen. 1)ie Ser=
teibiger nwren aber cud) nit^t mDfeig, loie bie Äelief« jeigen;
mir (iJnnen beutfid) baä .^in unb .fwt be« Sampfeö etfennen.
iHbb. 9: SStlaflcruiifi om Sa(bifd) unter San^rib (SaqaTb 11, 21, ?,. t.).
^unädift warf man, wenn üuc^ ber bic^tefte ^f^iU unb «st^feuber-
ftein^agel bae 9ta^en ber 3)Iafc^inen unb 3!ünne nic^t auf()ielt,
gru^e '^ranbfocteln unb 3*""^'^önbe, um ^otj» unb Jtw^tlDerf
in glömmen ju fejcn. dagegen fdiüflte man fidf bun^ SJerdeibung
mit Öeber, am beften frif(ften .^läuten, aufeerbem burct) I)äufigea 5*e=
giefeen bot HRaffftinenfront mit SBaffer. iEaS beforgen (3[bb. 9) bie
in bem ^lufbau poftierteu Seute mit bem langen löffelförmigen 3n»
ftrument. 'Unit auf 3Ibb. 7 fd)üttet einer ber ?*erteibiger bren-
?lß. XII, 4 ficibttu^pcn; :^ccrc«ölicbcrun0: 29
nenbe @tTQ^^ unb äBetgbänbel gegen Xurm unb @c^tlb!röte; Dom
Xurm oud ober fc^cint auö gmei SRoi^ten SBaffer ju ftrömcm
ferner laffen bie SJerteibiger eine ftarfe Äette ^inob, fangen bamtt
bcn ©tofeboßcn ab unb jie^en i^n ^oc^, um feine ©tö^e untoirffam
}u mad^en. Slber auc^ biefen Eingriff parieren bie äff^rer; mit
bereitge^altenen ^afcn greifen fte in bie ©lieber ber ^tte unb
jie^n fie l^crab, inbem fie fid^ mit aDer Shaft baronl^ängen; babutt^
wirb ber SBalfen miebcr frei, ©o ging ber Äampf ^in unb J^er;
big bie geftung erobert ioar; bann ttjarb fie gefc^Ieift unb aft^
gejünbet, faU^ fie bie äffljrec nid^t felbft ate ©tü|punft benu^ert
ttioQten; in biefem $alle n)urben i^re SEßerle miebrc^ergefteQt uttb
momöglic^ öerftdrft. S)er geftung^frieg mit feinen ®ef onberöeiten er*
forbcrte, ba feine ted^nifd^n 9»ittel bei ben ?Iffl)rern fo l^od^ enttuictelt
waren, offenbar befonbere Übung ber Gruppen fotoo^I in ber ^clr^
fteUung ber äRinen unb äRafd^inen atö aud^ in beren ^anb^abungi
fo bafe ed wo^I bag SBa^rfc^einlic^fte ift, bafe ed eine befonbere %xüppe
ber fabri gab, befonbere in ber wo^torganifierten Äönigfid^en @(^ar:
3lu* ber großen 9Kaffe ber oerfc^iebcnen Gruppen ^eben fid^
nun befonberd beDorjugte unb au^ejeid^nete Seibtruppen ^er«
oor. 98Benn wir bie ©tatt^altcrtruppen afe Sinienregimenter be*
jeic^nen, fo wäre bie fiöniglid^e @d^ar bag ®arbeforpö. 3Bie
nun ^eutjutage innerl^alb eineg folc^en gewiffe SJegimenter ober
Xctte oon i^nen in einem befonbere nal)en SScr^ältniö jum
SKonarc^en fte^en, fo gab e« wa^rfdieinlid^ aud^ aff^rifc^e Seib«
rcgimcnter im fte^enben c^ere. ©ie führen bcn ß^fo^ »»i>^T gü^c*'
(be« Äönig«), wo^I weil fie unmittelbar bem Äönige folgen ober
weil ber Sudbrucf, urfprängli^ nur oom !önig(id^en Seibwagett
gebrandet, bem ^SBagen ber 5^6« "^ aümä^Iic^ bie allgemeine 95e-
beutung «eigenft, perfönli^" befommen l^at, wie ja auc^ ber Slui^=?
brucf wfieib'' in unferer auöbnuföweife. Sieben biefen ßeibregt^ /^
meutern ^at aber nod^ eine anbere aff^rifc^e Seibtruppe ejiftiert,
bie rautir puti, Wörtlich „SBerwe^rer ber gront", alfo ßeibwäc^tet,
5;rabanten, bie ben 3"9ö"9 i^^ Äönig wel^ren unb öerteibigen,
eine STrt ®arbe*bu*corpg»9legiment, aber ju ^ufe. SBal^rfd^einlic^
ift bieg bie alte fieibwac^e, bie ber aff^rifd)e §errfc^er längft fd^on*
gehabt ^at, ale eö nod) fein fte^enbeg §eer gab; im neuaff^*
rifd^cn JReic^e gehört fie bann jur Äönigtid)en ®d)ar. ?lud^ ber
Ätonprinj unb bie Ä5nigin*2Wutter ^aben fold^e Seibwäd^ter. 55iefe
Trabanten finb, ba fie jum perfönlic^en ®(^u|e beg Äönigg
unb ^oorragenber ©lieber feine« .5>aufeg unb bamit jur JBe^^
30 3- ^^^n^^^p .t^ecrroefcn imb Äricgfü^tunß bcr 3(fftjrcr. 9(C. XII, 4
tDoc^ung bet ^^aläfte beftttnmt toaren, fieser audgefuc^t täc^ttge unb
)»erlägli(^e Seute getpefen, beren Sln^anglici^feit unb Xreue ber
^rrfd^ offenbar but(^ pruntooQe SBmoffnung, ^o^en @o{b unb
vtid)l\d)t $(u^jeic^nungen fic^ fi^erte. 9iun treffen mx freiltd^
lüutir puti oft als Seiter toon (^fongenentrandporten, Überbringer
fönigtid^er ^nbfd^reiben ober a(d Stönigdboten jur Unterfud^ung
t)orge{ommener Unregelmd^tgfeiten; ^ier ^anbelt ed ftd^ ütelUic^t
nic^t um einfädle @(arbiften. SSenn man babet nic^t an Trabanten«'
Offiziere benCen tt^iQ, mujs man annehmen, bag ber ftönig neben
ber fieibUKid^e nod^ ein „^folge", i'txXpot, beft^t, t)orne§me ^erren
im Dffijierdrang, bie aud^ mntir puti ^ei^en unb bie er gern ju
befonberen SSertrauendfenbungen benu|t.
9Bag nun bie taftifc^ ®Iieberung beö ^eeree anbetrifft, fo
mu^ bei ber ^o^en Sruppenja^I eine folc^e üor^anben gemefen
fein. Sebe SBaffengattung bilbete für fic^ eine Sin^eit; |ebe jerfiet
in Unterabteilungen berfelben SBaffe. S)ie 3nf duften unb Urfunben
geben un^ aud^ ^ier feine DoIIftdnbige Überfielt; boc^ ift fotnet
fior, ba§ bie ^auptein^eit bed aff^rifc^n ^eered ki^ru ober
@c^ar l^ieB, befehligt Don einem rab ki^ir, bem ®ro§en über eine
&d)ax, ttam ^uptmann. 2)a auc^ rab cfaansche, ber @h:oJBe über
50, üorfommt unb eine @in^eit t)on 50 @oIbaten oft tttoSifttt toirb
(beibe^ au^ in 3^rael unb 3uba, 2. tö. 1,9 ff. unb 3er. 3, 1 ff.),
fo ^at man gefd^Ioffen, baft ein ki^ru = 50 SÄann, ein rab chanscfae
aljo ein rab kisir fei. ®emig bilbete ein kisru bed fte^enben
^ereÄ bei ber eigentümüd^en Art feiner ©rgänjung burc^ @in*
rei^ung frember, befiegter Gruppen aud^ national eine @in^it:
fo formiert j. 9. 91ffurbanipal einen kinru au^ ben Überlebenben
oon Äßo, ferner elamitifd^e ©(^ü^en^kinru's. J^rner werben tier*
fc^iebene kigru's, natürlich ber gleichen SBaffe, ju gröjäeren Ser^»
bfinben unter ^b^eren (alfo ©tabd*) Offizieren bereinigt gemefen
fein, man oermutet nad^ %nbeutungen ber Snfc^riften unb nac^
Stnalogien fpe^ieU auc^ i^raelitifc^er ^eeredeinteilung ju 100 unb
1000 3Rann. (£s^ gab aber aud^ Unterabteilungen bed kinru oon je
l03Mann; benn e^ begegnet unö bcr rab escherte,ber @^roge über 10,
alfo ber aff^rifc^ Unteroffijier. Über bie ^»^eren Dffijiere im aff^^
rifc^en ^ecre finb mir faft gar nid^t unterrid^tet, menn toir aud^
eine Änja^I Xitel nennen fönnen, bie menigftend teitoeife mili*
tärifc^er Slrt finb. Dberftcr ^eerfü^rer mar natürli^ junSc^ft
ber ÄriegÄ^err felbft, ber Äönig, ber meift felbft ju gelbe jte^t
(f. 0. ©. 10). @d fann nid^t bezweifelt werben, bafe bie ^errfc^er
«C. XII, 4 ^er Äönig im grcibc. . 31
bt^ ncuaff^rifc^en 9teic^c^ grofec aRilitätd waren, bic öor feiner
©c^wierigfeit jurücffc^rerften unb oHer^anb Strapajcn mit i^ren
3:ruppen teilten. SBcnn nun aui) neuaff^rifc^e Kclicf« ben
Äönig nid^t im Äampfgetoü^I barfteÖen, fo ^cben bod) bie 3n-
fc^riften feine eifrige Beteiligung an ben getbjügen ^eröor. ®o
nennt fic^ vSargon ^ben mad^tDoUen gelben, mit Sc^reden ge*
toappnet, ber in fiampf unb ®d)fad&t einen Übertoinber nid^t fanb,
ber maffige ©ebirge mit fteilen 5ßäffen o^ne 3^^^ erf^lofe unb
i^re SBege flaute, auf unbetretenen unb fc^toer ju paffierenben
^faben ba^injog, beren fiage ©d^reden erregte, ber CueÜfd^tuc^ten
überfc^ritt" uf». @o erjft^lt (San^erib, bafe er inmitten ^o^er
©ebirge, fc^toierigen ®e(änbeö, ju 5Pferbe geritten fei unb feinen
Seibmagen auf ben 5Waden Don Dienern ^abe nad^tragen laffen.
35ad Seiten be^ .ftönigd lommt offenbar fonft faum öor; auf bem
SRarfd^ unb im fiampf fä^rt ber ftönig; nur auf ber 3agb feigen
toir «ffurbanipal reiten. AUS älterer ^tii erinnere ic^ mic^ nur
an eine 3!)arfteIIung ber Salatootftreifen, auf ber ber Äönig ju ^ferbe
ft^t, bort aber au^ nur, um einen ^lufe ju burc^reiten. ©an^erib
erjäl^It femer, ba^ er feinen 3Bagen öerlaffen unb fic^ in einer
©onfte ^abe tragen laffen, ja baft er toie ein ©teinborf geftiegen fei,
ermattet gleic^ feinen ©olbaten auf einem gels^blod geruht unb fid)
mit einem Xrun! füllen SBergtoaffer^ erfrifc^t ^abe. %n anberer
©teile ^ebt er l^ertjor, er l^abe cigen^änbig ben feinblidien ^eer*
ffitirer gefangen genommen. Db man freiließ aÜen ftoljen 3Borteu
in ben ©ng&ngen ber Äönig^infd^riften unb ©c^Iac^tberic^te gan^
trauen barf, ift ettt>ad fraglid^. ©an^erib j. 95. fc^itbert fein
?luftreten in ber ©c^Iac^t bei ß^alule, bie minbeftcnd unentfc^ieben
loar, mit folgenben SSorten: „95ie ein fiöme ergrimmte ic^ unb jog
ben ^anjer an, mit bem §elm, bem 3^^^^" ^^^ Slampfed, bebedte
id) ba« ^aupt, meinen mäd^tigen Ätieg^wagen, ber ba loegfegt bie
SJiberfpenftigen, beftieg ic^ im ®rimme meinet ^erjenö eiligft, ben
mäd|tigen 99ogen, ben ?(ffur mir oerlie^en, fafete i^ mit meiner
^nb, bie Sanje, bie lebenoernid^tenbe, ergrijj ic^, brüllte toie ber
©turmgott" ufm. ?tber tro^ gelegentlicher Übertreibung ift nid)t
baran ju jmeifeln, bafe bie 9lff9rerfönige tatfräftige Ärieger unb
gelb^crren toaren. ©ie »urben »o^I auc^ in i^rer Sugenb fc^on
auf i^ren Solbatenberuf vorbereitet; erjo^It boc^ loenigftenö 3lffur-
banipal, bafe er neben feinem miffenfc^aftlid)en Unterrid)t auc^
reiten, fc^toimmen unb mit bem Sogen fd^iefeen gelernt ^abc. 333ir
finben auc^ ?ßrinjen im J^elbjug unb Äriegöfager, alö bartlofe.
32 , 3- Öungcr, i)ccrwcfcn unb Äricflfä^tunö bcr ^ff^ter. ^C. XII^4
jugenblid^e $irteger bargefteÜt, ido^I immer ju äBagen btenenb unb
Qi^ Dffijiere. (£ö i)t freilidi nxö)t audgefc^Ioffen, bag ed fid^
bei biefen ^arftellungen gelegentlid^ um ^o^e ^ofbeamte (@unuc^en)
t)anbe(t, bie auc^ militatifd^e Munitionen übten, obtDO^I fie urfprüng«
lid^ 3^^^t^^^i^^^ tDQten. @in fold^er ^rinj f)at bann oud^ im Saget
fein befonbere^ ^üt; )o erHdrt fic^, baß auf ben SBalatoatftreifen
Sager mit ätoei Äio^ten bargefteÜt finb, einem großen unb einem
Heineren. Dem entfpred^en auc^ jn^ei Sagerpräfetten ober beffer bie
^ommanbeure be^ föniglic^en unb bed prinjlid^en Hauptquartier^.
Der oberfte Dffijier näd^ft bem Äönige, bie ^öd^fte ©^argc
beö aff^rifc^en ^ereS überhaupt, »ar ber 3^urtan, ber Äronfelb^rr
uon SLff^rien, ber ®eneraliffimuÄ beö SReic^^^eerej^; er ift üud^ gicid)
nac^ bem Könige limu ober (Spon^m. Statürlid^ treffen mir i^n
oft ate felbftänbigen ^eerfü^rer, aud^ aU Statthalter üon ^ro*
oinjen begegnet er un^. äuffaÜenbertoeife gab e^ ttjenigftens fpätcr
jmei aff^rifc^e Xurtan'd, scha imni unb scha schumeli genannt; mie
biefe Sejeic^nung fid^ erfidrt, ift unflar; oielleic^t: „ber jur SRed^ten"
unb „ber jur Sinfen beö fiönigö fte^t". Urfprünglid^ gab eö einen,
ber bei feierlicher ©clegen^eit ate 9lepräfentant beö ^cered jur
Uiec^ten bes ,^errf^erö ftanb; mit ber Sluöbreitung be« 9iei^
brauchte man me^r ^o^e Dffijiere unb ernannte bal^er einen stoeiten
turtanu, ber nun jur Sinfen beö ÄönigS trat, öielleic^t auc^ hinter
bem scha imni rangierte. Übrigen^ gab e^ anä) einen schanu be^
Xurtan^, ber aber nid^t^ n)eiter ge&)efen ju fein brandet ah$ ein
Slbiutant, üieüeid^t aber aud^ ber ©teUt)ertreter be^ 3;urtan geloefen ift.
©benfaü^ ein fe^r ^o^er Dffijier, ein ©eneral, toar ber rab-
8A6, ben man rab-schaqe gelefen unb al^ ©rofeen ber SÄG
=- ©litetruppen unb beö^alb ate Seibtoac^cnoberft erflärt ^at,
ber fpäter Äommonbeur beö ganjen kisir scharruti gett)orben fei;
baju mürbe allerbing^s^ gut paffen, bag oon i^m aQein berichtet loirb,
baB er ein (ober mehrere) ki§ru Don mutir puti ^at, alfo felbft
eine Seibioac^e. Daburc^ erfd^eint er faft ate jur föniglic^cn
J^amitie gered^net; bie (Statthalter merben freilief) aud^ Seibmac^en
gehabt ^aben; aber fie finb eben and) SBijefönige. 3tud) er ift oft
felbftänbiger ^cerfü^rer (ogl. 3ef. 36 u. 2. m. 18, 17, too ber ur*
fprünglic^e 2e;rt nur i^n nennt), erfd^eint aud^ einmal unter ben
iSpon^men, fc^eint aber nic^t Statt^alterpoften ertjalten ju ^aben.
?lber eö gab offenbar nid^t blofe einen, fonbern mehrere rab-SAG's,
beö Äönig^, aber aud) beö Äronprinjen, t)ieHeicf)t aud^ ber Königin*
Sliutter unb anbcrer; an 9iang unb ©influfe übertraf fie natürlich
ber rab-SAG, b. |. ber bed fifinigd. Stotfirlid^ ift ba^ eine be«
fonbere SBertrouen^ftelluns, ftommanbeur ber ikibxoadft ju fein,
unb ed lie^e fi^ üerfte^en, ba^ ein fold^er, bem Rbnxq perfSnlic^
na^fte^ber Dfjfijier aud^ anbete nrid^tige ^mmanbo^ betommt
unb ha% er, ati ein befonbered kisir scharruti entfielt, eine SeibttKi^
im großen, an beren @pi^ gefteUt rnarb. greilic^ »irb ber Warne
rab-SAG auc§ rab-schaqu gelefen unb (nac^ 3^^^^^^) ^fö «9Runb»
fd^enf erOfitt. ^ann mü^te bieget ^o^e ^ofbeamte aQm&^Ud^
auc^ militärifc^ ^unftionen übernommen ^ben.
®n anberer ^o^er Dffijier ift ber rab-mugi (ober rab-mugu),
3er, 39, 3, 13 io-:in; toir treffen einen fold^en ber SBagen unb
einen f olt^n ber SReiterei ; er ^at aud^ einen schanu, einen Äbiu»
tonten ober ©tettöertretet. |)ol^e Dffijiere finb fieser aud^ bie
Stanbartenoffijiere getoefen, femer üielleic^t ber Sager^irfifeft, ber
auf ben SagerbarfteQungen bei bem föniglic^en ^od! bargefteOt
ift; er trfigt ofö Äbjeid^en einen fc^malen, langen ®d^a( ober eine
©d^pe über ber linfen ©d^ulter, bagu einen Stab; ba er jttwr
mit einem Schwert betoaffnet, aber bartlos ift, fo ift er Oielleid^t
audj ttjeniger ©olbat ate |)ofbeamter, ber für baS fßniglid^e ^upU
quartier ju forgen l^at (f. oben @. 32). 3lnbere Dffiäiere ober
©eamte, bie auc^ militärifd^e Junftionen üben, finb ber sukkallu,
imgini, rab-BI-LüB, abarakku uflo.
©0 ffitttn »ir ein Silb öon ber ©inrid^tung beö ^eermefen*
im neuaff^rifd^en Weiche gewonnen; eö erübrigt nod^, einige ®e^
merfungen über bie Art ber Äriegfü^ng ju mad^cn. ^'^eilic^
ift ^ier üoh oornl^erein ju betonen, bafe über bie ©c^Iad^tentafti!
ber Äff^rer faft nic^t^ befannt ift. 9Bir wiffen nid^t, wie fie il^c
©d^Iad^torbnung auffteQten, n)ie bie einzelnen SBaffen barin verteilt
maren unb tme ber gfi^rer fie in ber ©^lac^t einfette, darüber fagen
bie Snf^riften nid^tS, unb bie 9Ronumente fteffen nur t^pifc^e
©jenen ober ganj einjelne SWomente einer ©d^Iai^t bar (befonber^
bei ?(ffurbani<)al); toor allem ift e« bem aff^rifc^en Äünftter ganj
unm&glic^, eine grö^re Xrufipenabteilung in 3]?affen barjufteQen,
gefd^toeige benn jtoei fämpfenbe $eere; er beutet bie t)erfd^iebenen
SBaffen nur burc^ einige giguren an. SRatürlid^ l^aben bie Äff^rcr
aud^ bie feineren 3^8^ ^^^ 3;altif ent»idEeIt; Änbeutungen, »ie
©an^eribö „Angriff auf gront unbglanfe", loffen barauf fc^Iie^en.
3>ie Snfanterie ffat toofjil nic^t ate gefd^loffene ^ß^alanj angegriffen
(örie eS un« bie aftbab^Ionift^e ®eierftele jeigt), fonbern aufgeftft
in ffeinere taftifd^e SBerMnbe, aber mit energifd^em SBorftofe (HD.
^tx fiitt Cricnt. XII. 4. 8
34 3- ^wngcr, ipcerwefcn unb tticgfüftnmfl ber ÄffDter. «0. XU, 4
XI, 1 @. 13). ®n ^Kiuptjufl aff^rifd^er ©tratcflic i)t aber loo^l
beutlic^ : man ^ulbigt bcr fog. Wiebcrtpcrfunfl^ftratcgie, b. ^. bic
jctineibige SBaffc, bic bad afj^rif^c §cer bot, iuurbc cnergifc^ gc*
fd^tounflen, Dffcnfiöc, rütfftc^tölofe* S)raufflc^cn, „immer x>ov*
märtö" »ar bcr ®runbjufl aff^rifd^er ^crfü^rung, fotocit toir fefjeii
tonnen. 3)er Seweii^ bafür liegt jc^On in ber ^o^ enttoideltcn SBe*
(agerungdtec^nif; nid^t SBIoctobc, fonbern @turm toax bic Sofung,
mit allen SKitteln luirb bem ®egner in ber S^ftung auf ben
äeib gerüdt. SBSenn man bemgegenttber bic gried^ifc^e ^egfü^rung
bi^ ettoa jum peloponnefifc^en ^eg betrad^tet, fäQt ber Unter»
fd^ieb auf; fo relatit) gemütlich, tt)ic bic älteren gried^ifc^cn Sürger^
^cere, führte ber aff^rifd^e ©rofefönig teinen firieg. Sflad) einem
Siege blieb er nid^t auf ber SBalftatt fte^en, tiefe ben geinb rul^ig
abjie^en unb jog bann fefbft befriebigt nac^ ^aufc, fonbern er
liefe ben flie^enbcn Jeinb energif^ Derfolgen, um il^n völlig ju
jerfprengen (f. o. ®. 19). ©orbebingung ju biefem energifc^n
Dffenfiöc^arattcr affprifd^er Äriegffl^rung ift gute äu^bilbung
unb SBcioaffnung bcr ©olbaten. An SSerftätfung unb 9Scr*
befferung ber SBaffen unb §cere^cinric^lungen ift offciibar in Slff^rien
eifrig gearbeitet »orben, unb ben Sjcrjicrplafe ^at maoi wo^l eifrig
benu^t. @o ift cd erfl&rli^, bafe \>a^ gut gef^ulte unb Xüo\)l bemaff*
nete Slff^rcr^cer ber ©c^reden unb ftc^er aud^ baS ??orbilb für
ganj SSorberafien »ar unb bafe i^m lange 3^^^ niemanbN^iber^
ftc^en tonnte. Sefaia^ (5, 26 ff.) fd^ilbcrt cd bciPunbcmb mits fol*
genben 3Borten: „©ie^c, cilenb unb fd^nett lommen fic ba^er, u^tb
ift feiner unter i^nen mübe unb fc^mad^, {einer fd^lummert now
f(^läft. Äeinem ge^t ber ®ürtel auf üon feinen Senben ober reifer
ber 9iiemen feiner ©d^u^e; i^re Pfeile ftnb gefc^ärft, alle i^rel
©ogen gef|)annt. 3)ie ^ufe il^rer Sioffe gleiten Äiefeln unb i^re \
" - ' " ~ ' \
JRäber bem üBJirbetoinb. 3^r ®ebrüa if{ wie ba« ber fiötoen, fie
brüllen n^ie Sunglcuen, fnurren unb pacfen ben 9laub unb bergen
i^n, niemanb öermag ju erretten!**
SBa^rfc^cinlic^ jog man nid^t in ben e$^lbjug ober in bie
Sc^lad^t, o^ne öor^er bie ®ötter um ©ieg unb um günftige Orafel
\
\
gebeten ju l)aben. SBcfonberö ?lffur, ber Siationatgott, toar cd, ber \
ben SlffQrerfönigcn ©ieg berlie^, aber aud^ bic 3^ar, bie „Göttin
bed tampfcfi^" unb „^errin bcr ©c^lad^t", bic bem Äffurbanipal in
Jlammcn gefteibet erfc^eint, rec^ts^ unb linfö je einen Rödler tragenb,
ben Sogen in ber §anb, ein fd^arfed ©d^toert jüdenb, unb bie, »ie
ein ^^mnud oon i^r fagt, „in ber ©^lac^t n^ie eine ©d^molbe
i
^£. XII, 4 $Iüitberi|ng unb ^e^anblung ber @)efaugenen. 35
ba^infüegt". 3)ö6 mn Dor ÄTicgdjfigcn um Drafcl flc^t, jeicjcn
biettnfragen an Sd^amafd^, ben @onnengott, bem ganj betaUUerte
gragcn vorgelegt »erben, ob ber unb ber ^eerfü^rer fiegen,
ob ber ^inb biefe ober jene ©tobt erobern toerbe ufto. S)od)
fd^eint biefe Ängftüd^feit in ber 3^^* äffar^abbon^ unb Stffur*
bonipald fd^on ein äRoment be^ 9?ieberganged off^rif^er iKo^t
unb ^rrlic^feit ju bejeid^nen. ^ag man oor ber @(J^(ac]^t and)
opferte, um au^ ber ©ngetoeibefd^au günftige ^lufpijien ju geminnen,
ift fe^r »al^rfd^einlid^; menn äffurnafirpal enod^nt, bafe uor bem
^eere feinblic^er Slram&erftfimme SBa^rfagepriefter eiulierjogen,
fo ift äu bermuten, bajs bic SIramäer biefe ©itte Don ben §lfft)rern
entlehnt ober fie toenigften^ mit i^nen geteilt ^aben.
©e^r au^fü^rlic^ fmb toir unterrid^tet über bie ?(rt, toie
man bie ©efiegten unb Untermorfenen bezauberte; man berfu^r
jebenfato oft mit großer ipärte unb entfefelic^er ®raufamfeit. 3)er
(^urft, ber fid^ bem ^eransie^enben Slff^rerlönig o^ne Söiberftanb
untermarf, „loer bie ^üjse be^ 5(önigd fuj^te unb bie @rbe mit
feinem ©arte ebnete", mufete fein Sanb oon i^m ju Selben nehmen
unb pänftlid^ ben i^m auferlegten Xribut }a^(en; er fam fo nod^
gut loeg. Ser aber ^artnädEig SEBiberftanb leiftete ober abfiel,
b. f). feinen ^^ribut nid^t ober nic^t red^tjeitig jaulte, ber tourbe
aU 9tebeU mit äujserfter ©trenge be^anbelt (menn nid^t gerabe
befonbere Umfiänbe bie Jlff^rcr einmal jur SRilbe jtoangen).
©r toarb abgefegt, fein Sonb toarb ^ot)inj unter einem ©tdtt*
l^alter. ^ie eroberten ©tabte unb ^ftungen tourben au^geplünbert
unb t)erbrannt, in ©d^utt^aufen unb Stuinen oermanbelt, oft lourben
aud^ 2)attel« unb ^almenl^ine ringsum abgehauen (t)gL bagegen
$)t. 20, 19 f.). Die aielief^ jeigcn un8, mic ba« 9Sicf| fort-
getrieben mirb, mic bie ©olbaten aÜer^anb (Geräte, Äeffel unb
ftrüge, Xifc^e, ©tü^le unb Shifiebetten baoonfd^leppen ober oon
Oefangenen fd^leppen laffen; @rf)mu(f unb Softbarfeiten »erben fie
erfi red^t nidi^t jurüdEgelaffen ^aben. Slud) bie Götter ber ©efiegten
mürben gefangen genommen, i^te ©totuen merben in ben Ampeln
afl^rieng ate SBei^egefd^enfc unb ©iegeStrop^oen aufgefteDt; fie
ftel^en nun bicnenb oor ben aff^rijc^en ®6ttern. gerner na^m man
aud^ bie Äönig^tatuen atö befonbere Irop^fien gern mit; fo ^at
«ffar^abbon au8 aRemp^id 55 Äönigöftatuen fortgefd)lcppt unb
^ffurbanipal 20 mtUx- unb 36 Stönig^ftatuen auS Sufa nac^
9lff^ien gebrad)t 3)en ©tatuen folgten natürlid^ auc^ alte Äoft^
bartciten unb SBei^gefc^nfe, bie man in ben ij)Jaläf teu unb
8*
36 3- 4)«.ttflw, ^etrmefcn unb Äriegfü^run^ ^w Allerer. tlC- XII; 4
%tnOftbx fanb; ed k9urbe gekpi| aQed retnlid^ audger&umt. S)te
no(^ (e6enben (Sintoo^ner mürben gefangen obgefä^rt unb natur«
It^ nid^t fonberlid^ jart be^anbelt; bte Spännet »urben ju jkoeien
mit einem arm aneinanber flefeffelt ober bic Arme il^nen auf ben
diüden gef^nürt. ®oIbaten mit gefd^koungenen @t5den treiben fic
uortDörtd unb bebro^n fie auc^ gelegentlid^ mit erhobenem @(^tt>ert.
^te 93aIakDatftreifen geigen ^dufig, toit mon i^nen auc^ noc^ bic
^alfe in lange unb offenbar fd^toere jpolggabeln ober «bretter ge^
fpannt ^at, j. Z. ju gtoeit! ^lud^ an ben "Sü^tn finb bte (^>
fangenen ^&ufig mit ©triefen ober Letten gefeffelt; unb ed mag
n)0^( aud^ Dorgefommen fein, bag man beborjugten befangenen
einen 9ting burd^ bie Unterlippe jog unb fie fo am @trid loic
einen ^unb uor ben @(rog{dnig führte. SBeiber unb ^inber lourben
glimpflid^er be^anbelt; fie mürben nic^t gefeffelt unb burften }. Z,
^rren benu^en; boc^ finbet fid^ auf ben SBalatoatftreifen aud)
öftere eine ente^renbe ®e§anbtung ber J^rauen ; fie milff en ben Shxf
t)orn in bie ^ö^e nehmen (üergl. 9?a^um 3, 5).
93ielfad^ tourben an bie ®tette ber jerftörten @täbte aff^rifc^e
92eugrflnbungen gefegt unb mit bem 92amen ber Sieger ober aff^
rifc^er ®ötter benannt (j. 8. ?lffar^abbon«^ Sargon«^ ?(ffur*,
^[ftarburg); man benfe'an bie iUe^anberftäbte unb an ben 9tamen,
ben Serufalem nad^ bem Sar*5lod^ba«%(ufftanb oon S(eliud fyxhxi*
anud erhielt: %elia Sapitolina. !Dabei ift natürlich t)or aOcm
aff^ifd^er Stutt eingeführt morben unb bie @tabt mit 9(ffi)rern
ober fieuten aud anberen ^rooinjen befiebelt tuorben. Die alte Se«
oölferung, fotoeit fie noc^ am Seben mar, marb meit meg ine
innere bed aff^rifc^en SReid^ed ober an bie entgegengefe^te (Srenje
oerfe^t, mie ba^ ja oon ber ^eüölferung Samariend aUbefannt
ift. Offenbar f)at man bielfad^ jiriegdgefangene aU ^onarbeiter
bei ben großen Xerrafftnanfc^ättungen, $a(aftbauten unb ben baju
gef|örigen Iran^^porten, j.®. t)on ©tierfoloffen, öermenbet; benn ^äufig
umgibt ein ßorbon oon ©otbaten bie ^onarbeiter. (^klegentlid^ mürbe
aber aud| aUeS maffafriert, bie üieid^en mürben oft ju ^^unberten auf
^^ffi^Ie gefpiegt (Abh. 8 unb 9) unb fo ringd um bte Stabt ^rum
aufgefteUt. Ober man fc^nitt allen bie Sldpfe ab unb ftapelte biefe
fd^ecfüd^n Xrop^öen oor bem Stabttor in großen ^^ramiben
auf; gelegentlich (teilte man auc^ ^fä^Ie auf, bie man t)on oben
bid unten mit ^pfen belangte. SBenn und bie Sn ga^I ber getä^
teten ^inbe in einer ftönigdinfc^rift ganj genau angegeben mirb,
fo Tonnen mir und auf biefe S^^ifkn oerlaffen. Denn bie DarfteU
«C. XII, 4 öraufümfcit ber «ff^rcr. 37
Iung<n jetgen oft, toxt naä) bem Kampfe Qff))rifd)e ©olbateit bett ®t*
faUenen bic Säp^z abfd^ncibcn (?lbb. 5) unb fie jauc^jcnb unb j. %.
bamit ^ngbaU f))ie(enb (9{bb. 2) jufQmmenfd^(eppen \)ox jlDci S3c«
amte, üon bcnen ber eine auf eine Xontafel mit bem ©riffel, ber anbcre
iuo^[ mit Jintc unb geber auf einem ^a|)^ru^ftreifcn bie ?(nja^l ber
Stbp\t notiert. 3)iefe ?luf jeid^nungen t)aben fidler ben ^of^iftorio*
grapsen bei 9(bfaffung ber ®iegedtnfci^riften fd^ä^en^nierted, aut^en»
tifd^e^ äWaterioI geboten "am fd^ßmmflcn unb graufamften fd^eint
noc^ feinen 3nfc^riften ^tffurnafirpat im 9. 3a^rl|unbert gemutet
}u ^aben. ©o erjäl^lt er »ieb erholt, bafe er bie (befangenen t)er^
brannt unb feinen einzigen aU (^ifel am lieben gelaffen tjabt,
befonber^ Änaben unb SRdbc^en läßt er meift in ber ©tut ber
angejünbeten @tabt berbrennen; einmal l^eißt e^: „t)ie(e (befangene
oerbrannte ic^, toiele na^m ic^ lebenbig gefangen; ben einen fd^nitt
id) ^finbe unb Slrme ab, anbcren Siofe unb D^ren, öielen
SNännern ftad^ ic^ ba^ "^(uge auS". äfjand^mal lieg er aud^, offen«»
bar jum ^o^n, bie abgefc^nittenen ${5pfe atö graufige ^^rud^t an bie
Seinftöde in ben betr. ©tabtgebieten binben. Sine anbere @trafe toax
baS@d^inben; man jogbem unglüdlid^en (befangenen bie $aut ab
unb {fing btefe Xropt|äe bann meift auf ber @tabtmauer auf. ^ie
älJonumente geigen bergleid^en 0))fer an Firmen unb Q3einen am
Soben ange))f(ödt, fo ba}i man nun ben ^e^rlofen ru^ig bie
|)aut abf dualen fann. ^od) bei ^ffurbanipal (efen mir, bag er
bie abgefaQenen ^ntoo^ner äg^t)tifd)er @täbte nteberf erlagen lägt,
grog unb Hein, unb ba% er i^e fieid^en auf @tangen ju Rängen unb
i^nen bie .^aut abjujie^en befiehlt, mit ber bann bie @tabtmauei^
bef (eibet metben. ^erfelbe Sönig lägt gefangenen ^inben bie Bu^S^^
ausreißen ober bie iiipptn abfc^neiben ; alS Xotenopfei^ für feinen
Q^o^ter ®an^erib ia^t er an ber ©teile, tuo biefer ermorbet
morben mar, @(efangene abfd^Iad)ten unb itjr' jerme^elted ^^leifc^
ben ^unben, Sd^meinen, (Meiern unb [?i)d^en jum Jrage geben,
^'onberd mußten natürlid^ bie jüünige unb dürften ber
Staaten, bie mit SSaffengemalt Ratten bejmungen merben muffen,
bie ©raufamfett ber äff^rer erfafiren. 35aB fie an ^änben unb
($ü|en gefeffelt, mit eifernen jletten belaben, famt ^au unb Slinbern
mit i^rem @kfolge nad^ Slff^rien manbern mußten, bod mar nod^
bad ^nigfte unb äRUbefte. 3^te grauen unb Xöc^ter famen
in ben ^rem bed Slff^rerfdnigcf, bie Sb^ne mürben a(d Qki^tln
am ^ofe erlogen, um ff)äter gelegentüd^ in ber ^olitif au^gefpieh
ju merben; Don einem folc^en c^albäifc^n ^^rinjen fagt 5. 9). ©an«
38 3- ^ung^r, ^ccrmcfcn unb Ärieflfü^rung bcr tlff^rer. «O. Xn^4
^erib einmal, baß er loic ein Üetncr ^unb in feinem ^alaft
grofe geworben fei. Die dürften felbft ipurbcn ^äufig in Ääfigc
gef^jerrt, oft fogar jufammen mit ^unben nnb ©d^weinen, olfo
üerad^teten Xieren, boju nod) mit einem ^unbej^oldbonb an«
flebunben ober mit einem Stricf, bcr burd^ bie SBacfc gejogcn mar,
unb in biefen j^öfigen jum (^aubium bed affl)rifd^en ^Obete an
ben 8tabttoren uon 9{init)e jur @c^au gcfteOt. 9(ffurbanipal
fpanntc einmal öier gefangene ftönige an feinen ^ßrunttoagen unb
tie^ fid) Don i^nen nad^ bem ^em))el ber 9)elit jie^en. SBie(fad)
tourben bie Jöi^ftc" ober aud^, nadfbem fie offenbar beim Iriump^*
einjug aufgeführt luorben »aren, getötet, enttoeber geföpft ober
gefd^nnben. ®o liefe ?Iffurbanij)aI einen gefangenen 5"^ft^" "^
9tinioe auf ein „©djinbebrett**, alfo auf bie ^ofterbanf legen unb
„iüie ein ©d^af* fd^Iadjten. ©elbft bie 3;oten tt)aren nic^t
fidler. S(Id Ummanalbad Don i£Iam bie in ©alj gelegte unb
fo fonfermerte Seid;e beö Nabu-bel-schumate, ber burd^ eigene ^anb
geftorben mar, an äffurbanipal gefd^irft ffatte, liefe fie biefer erft unbc*
erbigt liegen, bann aber no6) ben 5lopf abfc^lagen, ber einem feiner
(örofeen auf ben ^aätn gebunben mürbe, gerner liefe ?lffurbonipaI
bie elamitifc^en jü^önigdgräber jerftören unb bie ®ebeine nad^
^fft^rien fd^le))pen; bie (Gebeine eined aufrä^rerifd^eit ®ambu«
läerl)äuptlingd mürben ebenfalls nad^ 92inibe gebrad^t, feine ge«
fangenen ©ö^ne aber mufeten fie an bem ©tabttor jerfc^lagen.
3Ran mufe babei bebenden, bafe mit bem 3^fi^^^i^ ^^^ ®rabed
unb ber Seid^en 2:otenf|)enben am ®rabe unmöglid^ merben
unb baburd^ ber ®eift ber Soten ru^elod gemad(|t mirb. ^atte
man ia^ ©trafgerid^t aber üieHeid^t fd^on im ^Ibe felbft, öor
bem ©tabttor ber eroberten SRefibenj ber betrcffenbeii öoU»
jogen, fo brachte man bod^ bie Äöpfe nad^ SKniöc; fie mürben
gefangenen ßirofeen ber ^nige um ben fKxtö ge^&ngt ober üuf
ben 9ladEcn gebunben,. unb biefe • ®etreuen mufeten mit biefer
graufigen 93ürbe unter ®efang unb ©aitenfpiel unb bem Subel
be^ aff^rifd^en ÜBolfeö im iriump^e in 9?iniöe eingießen.
aäir braud^en biefe Silber ni^t meiter auÄjumalen; man t)cr-
fte^t, marum SRa^um .bie Soten, bie SRinioe* Untergang oertunben,
J^reubenboten nennt unb marum er jaudijt, bafe „bie ©tabt ber
^ilutfc^ulb" untergeben foll (2, 1 ; 3, 1). So mirb man geneigt fein,
in baö befannte Urteil ?l. t)on ©utf^mib« cinjuftimmen, ber bie
'?lfft)rer alö ein „unfäglid^ fd)eufeli^eig SJoK" bejcic^netc. @c*
mife, barbarifdj ift bai> *crfa^ren, ba§ bie Slff^rer anmanbten.
trO. Xn, 4 9»raetittWe ©roufnmfcit. 3?)
aber man mug bod), um gerecht ju jetn, bie v^itteu uub ftriegd«
gebrfiud^e bed alten Drientö überl^aupt berficffic^tigen; fo fe^t
ragen bann bie ^(ff^rer aber ben 'S)urc^fcl^nitt ntc^t ^inaud. M)
wiU f)ier nur auf bie Sibel unb bie ®ejci^ic^te 3§raete Dcrtpeifen.
Sei ber ©roberung Sanaan^ burc^ bie Sd^aren 3draefö njurben
bie (Jinn)0^ncr ber mit ©emalt begmungenen Drte alö onn bc*
trad^tet, b. f). al^ ä93ei^eo))fer an 3a^toe afö ^iegdgott; fie n)urben
lämtlid^ getötet, i^re ^aht ipurbe Derbrannt. 9{oc^ Samuel §aut eigen«
^änbig ben 9lmalefiterfönig 3lgag in ®itgal „öor Sa^ttje", b. f). am
^Itar, in ©tücfe. Unb nod^ bie retatit) fpäte Qnt be«J 2)eutero*
nomium^. ift nid^t üiel milber; ba« ®efefe Don 621 fd^reibt (3)t. 20,
lOf.) öor: tüenn eine ©tabt bie Stufforberung jur ffia^jitulation
abgelehnt l^at unb nun gen^altfam erftiirmt toorben ift, foüen alle
SRänner mit bem @d^n)ert getötet, SBeiber unb ftinber Der«
ftlaDt unb bie ^abt geraubt loerben. l)a§ SBud) Sofua erjd^It
ferner, bafe eine ganje ?tn}a^I ©täbte, j. SB. Serid^o, fo ^art
be^anbelt njurben, bafe aUeö in i^nen Üebenbe, fogar baö SBiel^,
getötet, bie i^abe aber Derbrannt morben fei, aud^ bafe Äönigc
Don befiegten Stäbten „auf ben ^fa^I gelängt mürben"; ebenfo tut
e§ nac^ ben SBorten feiner ©tele ftönig 9Kefa Don TOoab mit
aSraeKten „aU fiuft für fiamof^ unb für TOoab". ©elbft SDaDib tötet
afö p^iliftäifd^er SBafaüenfürft Don 3^9^09 ^^^ i" ^^^ ^^n i^m
Überfallenen fübli^en ®ebiete, SWann unb SBeib. "Und) 2. ©am.
12, 81 bei ber SSeftrafung ber «mmoniter, bie be« ftönig« ®e-
fanbte gefc^änbet Ratten, ift e« bo^ noc^ fraglid^, ob ^ier nid^t
ftatt an 3^ö"9^örbeit mit eifernen ^tjten unb ©ägen unb mit
ber 3i^9^^f*^i^ Dielmel^r an ein goltern mit fold^en ©eräten
unb mit ben ©fenjadfen ber ®refcf)fdf)Iitten ju benfen ift. 3e§u
Deronlaftt, bafe bie Seute Don ©amarien fiebjig Dmriben abfd^Ia^ten
unb i^m i^re ftöpfe in Sorben na^ Seöreel fc^idfen, too er fie in
itoei Raufen Dor bem ©tabttor auffd)i(^ten Idfet (2. So. 1 0). ©ine
©d^eufelic^feit aber, toie fie 2. So. 15, 16 Don SKena^em erjä^It
tt>irb, !ommt meine« SBiffen« bei ben 9lff ^rern nid^t Dor. SBir muffen
alfo aud^ bei bem Urteil über bie barbarifc^e 95el|anblung ber SBe-
fiegten burc^ bie ?lff^rer unö immer gegentoartig Ratten, ba§ man
übec^upt im alten Drient aufeerorbentlic^ graufam Derfuljr; loenn
toir bann an Solonialfriege, an ben Songoftaat ober j. ®. aud^ an
unferen ^Jreifeigjä^rigen Srieg unb an bie aibigenferfreuajüge
benfen, bann »erben toir bie Slff^rer »o^l noc^ graufam unb bar«
barif(^ nennen, aber bod^ ettoa« mitber urteilen ate Dorl^er.
40 Of- l^wMfl«, ,t>*«»ffen unb Ädcftfüfftimfl her ÄffDrer. WO. X!t, 4
^ebenfoUc^ aber tft feftju^Iten, bag bte Sff^ter ein ttiegs^«
(ufttgei^, friegdgetDol^nted unb friegdtäd^tigec^ $off toaxtn, beffen
^eer ber ©d^teden unb kDa^ifd^einlic^ auc^ bad 9){ufter unb Sor«
bi(b für SSiorberaften mar. Unb bte grof^en Könige bed neu^
aff^rifd^en SRei^c« »arcn n^ol^l 35cf<)oten, bie mit 5"^^ ""^
Sdireden ^errf^ten, aber bod^ aud} genniltige ^nip^tatoren, bie fid)
in i^rem ^cer eine fd)ncibige SBoffe frffufen unb fie fd^neibig ju
gebroud^en »u^en.
^artmonn ä ttolf, Set^alg.
®er
M(ü Öxüni
(«rauK^egcSen von 5«t
1. ^mmerii, (prof. Dr. 1§€inrt4: Qß^B^fonifcte l^i^mnin und €itMt. ^wetU
2. Qyictgiiet, (ptof. Dr. qßruno: JR^BTtfc^« 3^9^^* ^^f ^^^^ ^^^^^
qß<rt4i< und QaTficffungen gcfcStfbert. (pflti 21 JRSfitfbun^en.
3. (praScft, (prof. 3»^^^ (P-: 'BiltOB ^tt ^roge. ({Tlti 7 JRSBtfbtin^en.
4. von Bufd^an, ^rof. Dr. ftfiy. Bniftt^un^ und S^^^f^ ^^^ JonifcOen
f^&ttfc. QVltt 41 üeStfbun^eii.
1911/12
/^fJL-
My 3 1919
13.3a9t9«n3 Dct Jilte Ofleiit $«f(l
flansfs (4 «efte) l»trÄU««egcben ^on dtr ^^^„
2 m., 0c». 3 m. llordera$iaH$d)en fl[e$e1lsd)aft (€. U.) «o ptcnnift
Bal7ylonirdt)e
< *
fiumnen mt debetc
3(Peltc Tluscpat)!
Don
Dr. Qeinricb 3immern
ort. Profeffor an ttr UnfocrfltAt Tcipzig
Ceipzig
J. C. f)inricl)sTcl)e Budilianblung
1911
Die Uorderasiati$d)e 0esell$d)aft (E. U.)
mU 4ciii $IU in Berlin
be5toe(It bie fjrörberung ber Dorberaftatif(!^en ©tublen auf ®runb ber Xenfmfiler.
®ie gibt loifienfc^aftlic^e wirbelten i^rer SDHtglteber in jtoangtofen ^eften aU
„SilitteKungen ber ^orberaftatifdiett (Sefellf^aft" unb gemeinber-
^finbü(!^e ^DarfteHungen biettelifibrlid) unter bem Xitel ^.^er 9(Ite Orient"
^eraud. (ferner »iU. bie ^feUfc^aft bie S3ef(!^affung neuen äJ^atcrtalS anregen
unb unterflü^en.
^r ia4rlt(^e9)^ttg(i€bdbf itrag betragt 10 9R<trf,t09ffir bie ,,9litteilungen"
(fon^ 15 «R.) «nb „5)cr «tte Orient*' (fonjl 2 Wt.) geliefert werben. — «itf •
nannte aU ^itgtieb erfolgt burc!^ ben )8orftanb auf einfädle ^nmelbung beim
@(!^tiftffl^rer. •— S^^^^u^S ^^^ 93eiträge l^at im Januar an ^iuri^d'
Verlag, Seip^idr Slumengaffe 2, ^u erfolgen.
X^erlSorftanb befte^t a- 3^- au«: $rof. Dr. %. t)on Sufc^an, 1. Sorfiftenber,
©abenbe, «erlin; $rof. Dr. ^. ^artmann, 2. SBorrt^enber, ^rmdborf (Sltaxt);
$rof. Dt üft. 6obernt)etni, {teQoertr. Se^riftfü^rer, Skrlin-iStarTottenburg,
eteinpiaf 2; Dr. ^. ISBindler, fBilmerSborf; ^rof. Dr. 6r. SReibner, Sredtau;
Sic. Dr. «Ifr. 3eremia8, fieipaig; «rof. Dr. fj. «- Reifer, tönigSbcrg; $rof.
Dr. ^rbr. gommel, SRfincben. — Herausgeber ber ,,VMtteitungen": $rof. Dr.
H. «Binrfler, ©Umer«borf b. ©erlin, »iugerflr. 79, bed ,,«ltcn Orient":
^erfelbe unb Sic. Dr. %(fr. ^eremiad, 2t\p^\^ $auptniann|lraBe 3.
XnhäU der biiricr crtcbicncncn Dcfu dn „ülten Orient^' (Prtit eo i»1.):
^g^pter alS Itrieger u. (Sroberer
in «Ren. 7^bb. ^B.^K.SKüüer. 5i
^(bnft unb Soroc^e ber alten
Ägypter Wxt 3 «bbtlbungen.
©on ^. Spiegelberg. Ss
SRagie unb 3<^>i^^f^< i"* ^^^^
Agqpten. ©on ^. SSiebemann. 64
Sote u. Xoten«92eid3e im stauben
ber alten Ägypter. 3. «ufl.
^on «. Biebemann. 2fi
«mulette ber alten ä[at)ptcr.
9on «. SBiebemann. 12i
Unterbaltungdliteratur ber alten
Ägypter. 2. 9(uflagf
öon 31. ©iebcmann. 34
^marna-i^eit. ^g^pten unb
©orbenifien um 1400 o. d^br.
«on e. «iebu^r. Is
Arabien bor b.3«tam 2. «ufl.
9on O fBeber 3i
Sforfcbungdreifen in Süb-Vrabien.
3 S^artenff. unb 4 9lbbitbungen.
«on O. ^eber. 84
(Slaferd f^orfcbungdreifen in ©üb«
arabien. Wit 1 ©ilb (i^laferd.
»on O. »eber. 10a
«ramäer. ©on «. 6anba. 4s
«furbanipal u. bie aff^riuJbe
5luttur feiner Seit. 17 tlbb.
«on S. 3)elitf(^. lli
tt^iopien. 191bb.9B.iK.WülIer. 61
$olitif(^e dhttraitflung ©ab^lo'
nienS unb «ffl^riend.
©on H. »indler. 2t
$)inimefö« n. 3BeltenbiIb ber Sßabt^'
lonier. 2 fibb, 2 erioeitertc
Auflage. ©on ^. SBindler. 38;s
9Belt[(l)5pf ung, ©abplonif (be. 1 fibb.
9on ^.Sindler. 81
i)fimonenbef(btDdntng bei ben
©abi^loniern unb «ffurcrn.
9on 0. 3Beber. 74
Deutung ber 3"^<nf^ ^^^ ^^
IBab^Ioniern unb 9({f9rern.
8on «.Ungnab. 10a
(^rlfr^ung auf ber brUtfn Umfi^lagfctte}
^xt im folgenben gebotene neue ^udma^I Don Xegten a\i^
ber religiöfen ?ßoefie ber SBab^Ionier unb Slff^rer bilbet eine gort-
fe^ung unb Srganjung ju meinem ^efte „SBab^Ionifc^e ^^mnen
unb ®ebete in «(udma^I" (?IC. VII, 3). Die bort gegebenen ein*
leitenben SBemerfungen über bag Sllter, ben literarifd^en 6I|araher,
bie metrifd)e gorm ber babtjlonifd^en f>^mnen gelten barum in
entfpret^enber Sßeife aud^ für bie im oorliegenben ^fte mitgeteilten
^e{te. SBei biefer neuen ^udn)a{|I lieg id^ mic^ oon bem ®efic^td*
punft leiten, junac^ft überhaupt einige toeitere in bad fräl^ere ^ft
nod^ nid^t aufgenommene c^orafteriftifc^e unb möglid)ft t^oQftänbig
er^ottene .f)t)mnente£te oorjulegen, fobonn ober namentli^ aud^
einige ber Xe^te ou^ ber ottbab^Ionifc^en Qtxt ^injujufügen, bie
erft neuerbingd befannt geworben unb bem SSerftänbni^ einiger*
mögen erj(^Ioffen morben finb. SBerben bod^ indbefonberc au^ ber
alten Xempelbibliot^ef in Slippur, beren (S^ftenj man bis oor
furjem fogar i^rem miffenfc^aftKc^en (Sntbecfer, $i(prec^t, gegenüber
abjuftreiten gen)agt i)at, je^t erfreulic^ertoeife in immer fteigenbem
SRage ja^Ireic^e ^^mnente^te aud bem britten oorc^riftlid^en !3a^r«
taufenb un^ jugfinglic^ gemad^t, Xejrte, bie fid^ immer beutlid^er
atö bie bireften Originale unb SSorldgen ju ben ^^mnen aud
fpdterer Qzit tferauöfteHen, bie mir au^ ber SBibliot^ef 3lffurbanipal8
ober au« ber neubabt)Ioni}c^en 3^^* befiften. greilic^ \)aht xd)
fpejiell biefe 3;ejte auö ber altbob^Ionifc^en 3^* ""^ ^^t einem
getoiffen ^a%tn in biefe Sammlung eingereiht. 3)enn ba fie
burd^toeg nur in fumerifc^er ®prad§e unb no^ baju oielfad^ in
einer eigenartigen Sc^reibtoeife biefer Sprache überliefert finb, fo
tft bie @i(^^eit in ber Überfe^ung biefer Xejrte bei loeitem nic^t
Wefelbe, »ie bei benjenigen, bie in femitif(^*bab^Ionifd^em ©prac^*
getoanbe vorliegen. Äuc^ burc^ gragejeid^en, toie id^ folc^e bei
biefen Xe^ten in jiemßd^er Slnja^I ongebrad^t l^abe, lägt fic^ nic^t
tioÜftdnbig ber ®rab ber (Sid^er^eit ober Unfic^er^ett fenntli^
4 &. 3iinmern, Sab^lon. ^^mnen u. ^bete. 2. Hudtoa^I. ^O.XIII, 1
mad^n, ber unferer @rflärung biefer Siteraturgattung btö je^t noc^
anl^aftet. Snblid^ tooQte id^ nid^t oerfe^Ien, ben tn^altlic^ tec^t
ivtd^tigen großen ^^mnud an ben Sonnengott (Sd^amafd^ in, fomeit
möglich, DoQft&nbtger Überfe^ung ju bieten unb baju bann ald
3ln^ang ben fid^ eng bamit berü^renben intereffanten lejrt mit
SBeid^eitdfprüc^en üotjulegen, foloeit ed ouc^ ^ier bei bem leiber
immer nod^ red^t fragmentarifc^en 3i*f^önbe biefe^ tt)id^tigen Xeftes;
möglid^ ift.
@d mögen nun junöd^ft einige n)eitere an ben 3)2onbgott @in^
gerid^tete ^^mnen t|ier i^re ©teile finben, unb jnjar juerft ein
fold^er aud ber ^ibliotl^e! 9[ffurbani)7ald, ber 5ur Gattung ber
„Sefd^n^örung^If^mnen"^ gehört unb ber f)}ejieU baju beftimmt ift,
ben fd^Iimmen S^orjeid^en, bie eine SKonbfinftemi^ mit fid^ bringt,
ju begegnen*:
©in, 9ionnar*, leud^tcnb [am glonjcnbcn .^immel,]
@in, 9?eu*crfllänjcnber, (Stt^edeT [ber 5inftcrni8;J
ber ^ettigteit bringt ben [bidben] 9Renf(!^en,
bie fc^marjMpfigen SKenfd^en red^t fiii leiten li[egt in betner ^anb!J
^ell ift bein Sid^t am [gldn^enbenj ^pimmel, 5
ftra^lenb beine ^adel gleich bem (^uergott, [bem glü^enben.]
(H erfüllt bein ^lan^ bie @rbe, bie weite,
ed ftra^Ien bie SJi^enfc^en, erftarlen, ba fie bic^ fe^en.
O 9nu bcd ^immeld, beffen dtatft^lug niemfanb] erlernt,
riefig ift bein Sic^t, gleid^ Sdjontafc^, [beinem] ^figeborenen. 10
{&^ beugen fi(^ Dor bir bie großen Götter, bie (Sntfc^eibung ber S&nber
liegt öor bir.
^gen bed ^öfen einer ^onbfinfternid, bie in bem unb bem^ SRonat, an
bem unb bem^ S^age ftattgefunben.
bed $dfen an 3ci4en unb (i^efii^ten, fc^Iimmen, unguten, bie in meinem
$alafte unb meinem iBanbe maren,
befragen bic^ bie grojsen (Spötter, unb bu erteilft SRat,
ftften fie indgefamt ba, befprec^en fic!^ gu beinen f^gen; 15
Sin, leuc^tenber t)on (Stur*, fte befragen bid^, unb bu erteilft ba0 Orafel
ber ®dtter,
jur $erfc^roinbung«f jeit ', bem ^ag beinee Dratele, ber Sntfd^eibung ber
großen ®6tter,
bem breifeigften iage, beinem Sfefte, bem 5tcubentag beiner ®ott^eit.
^ Sgl. ben ^^mnud an @in in ber erften 9udtt>a^l €. 11 f.
* Sgl. ebenba @. 13 ff. * ting, ^ag. ftt. 1 ($erd) 9h. 2, (£ombe
9h. 2). « Seiname Sin« mit ber Sebeutung „Seu^ter". » ^tet
war im fonfreten gfolle ber Senu^ung be« ^^mnucf ber betreffenbe Si^onot
unb Xag einj(ufe]^en. * ißame hti SBeltberged unb bed barnac^ be«
nannten (Sail«Xem))efö in 9i\ppwc. ' ^ie 3eit ber Unrtd^tbarfeit beft
V^onbe« am V^onat^enbe.
fi€. XIII, 1 ^^mnen an @in. 5
€ 92amra*6it\ an Straft o^ne gleichen, beffen Süatfd^Iuft mc[manb] erlernt!
34 fluttete bir ^in eine reine @penbe ber ^adfi, ftojl bir aud bad befte
id) htn^t mid^, fte^e ba, {uc^e bi(^ auf, ja b[i(^;] [9ier, 20
^ebanfen beS ®uten unb fRzd^ttxi rid^te auf [mi^i]
^eiu'Q^ott unb (meine) (in$ttin, bie feit Dielen 3:a0en [mir] jürnten,
in ffitdit unb ^erec^tigfeit feien fie mir (»ieber), geneigt;
mein ^eg fei günftig, mein $fab fei.[gerabe!]
^oc^beni gefanbt ßaqax, ber (S^ott ber träume, 25
mdge inmitten ber 92a(^t t>t>n ber Söfung meiner @finben ic^ ^ören, meine
@(!^u(b mdgeft bu tier[geben;]
fo will id) für immer ergeben [bir] ^ulbigen!
Der fotflcnbc ©in^^^mnu^, cbenfaUö auö ber ©ibliot^d
?[ffurbonipate ftammcnb, gehört einer liturgifc^en ©ammlung öoit
®cbeten an, bie jur Segleitung t)on allerlei mit ber Orafelbefragung
Derfnüpftcn ftult^anblungen Dom ^efter ju f<)rec^en loaren-:
@in, I^eHer, glön^enber ®ott, 92annar [be^ ^immetö,]
eTbfoI)n eHiB, [leuc^tenber »on] ©[für!]
3m jlönigtum über ba^ ^ß be^errfd^ft bu bie Sänber,
fe[(eft ^in am glön^enben] ^imme( ben ^^ron;
ein t^e^rce Sinnen legft bu on, mit ber .t>errfd^ermüje [bcbedft bu bi(^,] 5
f^Trüteßenber, leuc^tcnber [®ott!]
^errfdjer, ©in! ©ein Sic^t, ben SKenfdftcii, [i^enj ge^t ed ooran,
fürftU^er, Ieud)tenber [OJott!]
Neffen «efeljl ni^t geänbcrt wirb, auc^ beffen a«atf<^Iu6 ein ®ott,
wer immer auc^, nic^t fennt. 10
C Sin, bei beinem (5rf(^einen ücrfammeln fic^ bie @ötter,
werfen bie Äönigc in^gefamt i^r ?IntIiJ nieber.
92onnar, ©in, . . f ], ©in bu ge^ft ^erau«
mit glön^enbem ^iotftein unb Safurftein;
beim aufleuchten ©insJ jout^^en bie ©te[rne,] 15
freut ftc^ bie S^at^t.
& wof^nt fürwo^r ©in inmitten bed glänjenben ^immeld,
©in ift ein gehegter (£rbe, ein geliebte^ ^inb [(Sllild.]
(£in Surft, ein «eroter ift ber (grbfo^n iSüiU, ein [gewaltiger «n]füt|rcr,
eine Öeu(i)te be« .^immcl^, ein §err ber Sauber beg {'UM?]. 20
3n ©ribu ift fein 3Bort genehm [ ]
bu ^aft gegrünbct Ur, im ©öttcrgemat^ [ J
©in, 9?onnar f ]
(3oTtfe|ung fe^lt.)
(£nb{i(^ \\o6) ein ^^mnu^ an @in, ber unter ber Sejeic^nung
„glötenftagc für ©in" bereite au8 altbab^Ionifd^er 3«t in fume*
tifc^er ©prad^e Vorliegt, ber aber, »ie fo manche anbere ©dtter**
^ Seiname ©ind mit ber Sebeutung „Don glän^enbem ftufgang".
« K. 8794 unb K. 2792 (^errtj 9hr. 5, üombt 9h. 9).
6 .p. Simmern, $>abi)lon. ,<p^mucii u. ®ebctc. 2. 5(iwwqI)(. «O.XUI, 1
l^^mnen\ noc^ bi^ in bie fpätefte 3^^* ^F ^W^fl^ babt)fonifc^er
Siteratur, j. %, mit aff^rifc^er 3nterIincar*Überfc^ung, in na^cju
gleid^em 3BortIaut toeitcr überliefert »urbe*:
3n ber glanj^enb^n ^arfe bcd |)immele .^oerrfc^er Don jelbft,
Satcr, 9^annar, ^crr öon Ur,
^attx, 3lannax, ^crr Don @fijti^f(^it:flal ^
^oter, 9iannar, öerr, Siamrcftit,
iperr, 9{annar, ^auptfo^n SUild! 5
&^enn bu bQt)infQ^r)t, menn bu ba^infäbrft,
Dor bcincm Soter, Dor (gflil, bu ipcrrjc^cr bift,
Später, 9?onnar, wenn bu ^^crrfd^cr btft, wenn bu ^2lnfüt)tcr (^Vj bift,
in bcT ©arfc, bic burtft bce ^immcle SRittc fäljrt, bu $)crrf(!^cr bift,
^Qter, Üßannar, ja bu, wenn bu bie olän^enbe ^etjaufung befteioft, 10
$oter, ißannar, menn wie ein 8d)iff burc^ bie ^lut bu bat)infä^rft,
wenn bu ba^infäf)rft, loenn bu bal)infä^rft, bu, menn bu boljinfä^rft,
loenn bu bo^inföl^rft, wenn bu leu^teftf?), bu, wenn bu bafjinfätjrft,
wenn leuc^tenb(?) ben SBegi?) bu Doüenbeft (?), bu, wenn bu bol^infaijrft,
*ater, ^ionnor, ^irte(?), wenn für bie $)erbe bu bcforgt bift, 15
fie^t bein SSoter mit frohem ©lief bic^ an, ift wol)I bcforgt für bidi —
$)eil ben ftönifleruljmeötaten, bo in Öid^tglonj i?) bu aufge^ft! —
l)Qt @ni( ein ä^pter auf ferne ^age für beine ^anb üottenbct.
^:i»cnn in Ur bie glönjenbc ©arfe hu befteigft,
Don(y) bem .f)crrn, S'hibimmub*, wot)l bejorgt bift, 20
wenn in Ur bie glänjenbe ©arte bu befteigft ^
$elb, ©ater SiJannar, wenn bu woljl beforgt bift,
golbl)eUeö ®öttergemac^, bas im ilonbc präd)tig ift,
filbert)ene§ QJöttergcmac^, ba«^ im Sanbe crljaben ift!
C .'perr! SBer ift wie buV 3Bcr tommt bir gleich) ? 25
(SJrofeer .^elb! 9Ber ift wie bu? 3öer fommt bir gleid)?
.t)err, 5Rannar! SSer ift wie bu? Sßer fommt bir gleid)?
3Benn bu beine 3(ugen erl)ebft, wer entranne ha'^
3Benn bu beine Schritte öffneft, wer enttarne ba?
^u, bein 3Sort, wenn cö an bae SRccr ergeljt, erfc^ricft jelbige« ÜJieer, 30
bu, bein ©ort, wenn e« an bie SJJarfd) erget|t, wefjflagt bie SDtorfd),
wenn es an ben @upt)rat(?) erget)t,
bie $)od)fIut tilgt ce.
C .öcrr, ^Januar,
35
mt Söaffer bic SWarfc^ burd) beine ©artet?), bic glänjcnbe, füüft bu.
3)a0 aWcer, beffen ÖJrunb 5if(^e, «ögel
4)cil ben 9*ui)mc«tatcn, foDiel it)rer befannt, öeil ben Äulimeetoten, foDicl
it)rcr befannt,
•iicrr, 9kmra-6it, ^eil ben JHu^meetaten, fooiel iljrer befannt 1
» ©gl. ba^u erftc «uewoljl 3. 4. « (£„„ r^^^^^ xV, 17 unb
iHeidner, ©ijmn. 9ir. 88 ($err^ 5hr. 3 u. 4, gombc 9h:. 3 u. 4, üangbon
9hr. 33). » icm^l ©in« in Ur. * ©eitwmc beij Ö^ottei^ da.
^ ^on l)ier ab nad) bem fpätbabt)lonifc^en (£:rcm))lar.
tlOiXill, 1 . jp^mnu^ QU 9bab. 7
@)ef&nge ber ^errfc^ennac^t, @(efangc ber iperTfc^ernmci^t, 40
(^efänge ber ^errfd^exmdc^t finge man!
Stra^Icnbe Äönig^müfe, in ber Stobt, bcrcn Sage gut ift . . . .
ber ein 3^*^^^ o^f f^^"^ ^öge aU [(S^ef^itf beftimmt.]
(^ie Sfortfe^nng fel^tt; oom @c^(u6 ift nur nod) ein unbebeutenbec dieft in
bem altbabtjlonifc^en ^emplar er^oUen.")
%n ben SBcttergottSlbab ift folgenber ^i)mnud au^ altbaht)*
lonifd^r Qtit gerid^tet, ber tuicberum nur in fumcrifd^cr ©prad^c
vorliegt unb ber in ber Unterfcfirtft afe „JfötenHage für 9lbab"
bcjctt^net ift^:
[„«bab,] Drät^tigcr" ift bcin ^iornc, [l)crra(t)cr] ®ott,
[„^err (V)), 31bab, groget Stier, prächtiger" ift bein ^iomc, [()errli(^crj ®ott.
„^ob, ftinb be§ §immel§(gottee), großer Stier, |>ra(!)tigcr" ift bein 92ame,
t)c[rrlic^er] ®ott,
„:!perr oon ^it^-forfar*, großer Stier, prächtiger" ift bein 9^ame, ^err*
[Iid)er] ejott.
„9lbab, ^err bee Überfluffee, großer Stier, prädjtiger" ift bein 9lome,
[t)errlic^cr] ®ott, 5
„3tt)ining bea; ^errn, be«; Öiottc« (Sa, großer Stier, prächtiger" [ift bein
9?omc, l)errlic^er ®ott.]
„ißoter ^Äbob, $)err, ber auf bem Setter cinl)erfäl)rt'' ift bein ^Jkme, t)err*
lidjcr ©Ott,
„3^ater 5(bab, ber auf bem großen 3Öetter ciul)crfälirt" ift bein 9?ame,
()errlid)er Q^oti.
„^ater "Hbab, ber auf bem großen ßörocuiVi cinljerfätirt" ift bein ^amt,
l)errlid)cr ®ott,
„9tbab, 2ö!oe(?i be« Wimmele, großer Stier, präcl)tigcr" ift bein 92ame,
2Jein 9?ame, ba« Sanb überwältigt (?) er, [l)errlid)cr ®ott. 10
bein i^tan^, baS Sanb toie ein C^emanb bebecft er ce.
^tuf bein Dröhnen, ber große 93erg, ber ^4Uater eUil, mirb erfd)üttert,
bein 33rünen, bie große SJJutter, bic ^Hnlil, läßt ee erftarren.
(SUil feinen So^n, ben 5lbab, beorbertc alfo: 15
„l)\i mein So^n, 3Better, SÖieiftcr, mit ringeblicfcnbcm ^^luge, 355etter, SReiftet,
mit crliobenem 5luge,,
„?(bab, Söetter, SUieifter, mit ringeblicfenbcm ^^lugc, ^Setter, 3Keifter, mit
crljobenem Sluge,
„iföctter, ber bu wie ba^ Siebengcftirn(?! öon Überfluß iVi crfüüt i ?j bift,
SBetter, 9J?cifter, mit erbobenem ?Iuge,
„3Öetter, möge beine Stimme il)ren Älang ertönen laffen, Setter, 9Keifter,
mit erhobenem ?luge!
„^er ^ti|, bein Sefir, möge öorau«Jj\iel)en ! Setter ufm. 20
„Du mein So^n, jiel) babin, ijieb bal)in, mer !ann mic bu angreifen?
„%ut basj 3r<^inbeölanb ^öfe« bem ^ioter, beinem (Sr.^euger, wer fann
— — loie bu angreifen?
^ dvm. Xejt« XV, 15 (Üangbon 5h. 29; Ungnab in Ö^reßmann, «It*
»ricntal. I^tt 1,83). «gl. bie 3rbabbt)mne in ber erften ?(u«n)abl S. 12
unten. ^ tu^tort beö ?lbab.
8 ^. Bimtnern, «ab^lon. ^mnen u. (»tbttt. 2. «(udioal^I. 9ÜD. XIII, i
„%it Heinen ©teine* meifterft bu trefflich (?), toet tonn wie bu anQieifen?
„^ie gto^ @teme^ mei|ltrfl bu trefflich (?), »er fann wie bu anoceifeii?
„I^eine üeinen Steine, beine gro^n Steine lag über jened lod! 25
„%a^ gfeinbedlanb, beine Steckte ^erftdre ed, bein weitreic^enber ttrni
werfe ed nieber!"
9tt)ab ben Porten bed SSatere, feinet d^^euger^, fc^enfte er ^el^dr,
Ißater W>äb, ba aud beut i^aufe er l^eraudging, wie braufenbed fetter wor er ;
ba oud bem ^aufe, au^ ber Stabt er l^eroudging, ein iu9enbIräftifleT
ßöwe(?) Wttr er,
ba aud ber Stabt er [(einen $Beg(?)] na^m, ein bur(^bringenbed(?)
^tter war er. SO
3ür ben ©ötter^errn eiUt jcftft beftimmtc ^^mnen bcfi^cii
mir (eid^t begteiflid^ertoeife eine ganje 9lnja^I unter ben fume«
rifc^en Sicbcm aud altbob^Ionifd^er ^üt golgenbc „^^ötenflofle"
für emi fei ate ein »eifpicl biefcr ®mU^i)mnen mitgeteilt^:
^err, ^ei^^eit be{( Sanbed, ^errfd^er oon felbft,
(Süll, ^err, Skidl^eit bed £anbed, ^errfd^er oon felbft!
IBater (Smi, ^err ber fiänber,
8ater (SUil, |»err bed feften ^ortee;
8ater dUii, ^irte ber Sd^war^föpfigen ^ 5
Sater (SUil, fc^arfblidenber üon felbft;
Sater WH, ^elb, ber bie ^Rannen bei Bo^Ifein erhalt (?i,
Sater dUil, ber bie SDtengen(?) wohnen la^t;
ßagernbcr fBilbodifc, Stier, ber /jerftört o^nc gleichen (?),
(SQil, Sefi^er ber weiten ®rbe! 10
^err, ber ba bcntft(?) feine SRannen, Obcrftcr ber @rbc,
^err, ber &l ffir bie SRannen, Wild) für bie :3ungen (?) reid^Iid^ mad^t;
^err, ber fßo^Ifein (?) wohnen lägt, bie Stabt befd^ü^t (?),
in feiner Kammer ift bad Orafel grog.
Son bem Serge be« Sonnenaufgänge bid 5um Serge bed Sonnenuntergang^ 15
im Serge ber ^err be* ßeben« (?) bift bu, ber ^err be« bift bu.
@ttil, in ben Sergen bie .^errin be« ßeben«^ (?), beine d^ema^Un, bie fjerrin
be* . . . .
(Gewaltiger, bie gurd^tbarfeit be€i t)o^en(?) ^immeld, bir lommt fie §u(?),
(Smi, ber Stab ber O^dtter, bir lommt er au(?)!
Sater (EKil, ber bad ^aut fpriegen lägt, bift bu, ber bad $orn fpriegen
(5gt, bift bu, 20
@ttil, bein (ä^Iang, in ber SReeredtiefe bie gifc^e erleud^tet er,
bie Söget bed |>immeld, bie Sifd)e ber Weere^ttefe, bu f&ttigft fie!
Sater (SÜW, mit erhabenem (S^efange (?) lommen wir (?), bad Sefte wirb im
Jl^orbe (?) bir atö O^efd^ent bargebrac^t.
^err bed 2anhti, Seigen an (beine) Statte fe^en wir ^in, einen ßorb(?)
Sater (SKtl, bie rid^tige d^abe, bie reid^Iid^e &aht, nimm fie an! 25
1 Darunter ift wo^( ber ^age( au oerfte^n. * Hun, %t^^
XV, 10 (Sangbon 9hr. 28). Sgl. bad ftlagelieb an (Ettil (Sei) in ber erfken
«u«wol)l S. 31. * Sejjeic^nung für „bie SWenfc^en".
9(£.X11I,1 ^iimnen an (Smi. 9
@ine anbete folc^e „$lötenf(age" fär Sflit (autet nac^ jlvei
altbab^Ionifc^en, fumetifd^en unb einem neuaff^rifc^en Xe^e mit
Snterlinearoerfion ^:
^ifer, Krater, toer oerftänbe beinen $lan?
TOt Äraft bcflabtcr, ^crr oon (g-fur«!
@(eboren im (Gebirge, ^err uon @«fd^ar^,
^aktter oon gemaltiger traft, $ater mUl
i^öttii^tx &pxoi, l^e^rer, bcc bu in bet @(^Ia(^t atö i^t^erfc^Iug (?) bafte^ft, 5
ber bu bad &iitb »ie KRe^I au^breiteft (?), wie (Betreibe abmfi^^ (?).
^n lodbred^enber (?) ($(ut{hirm, menn nac^ bem Seinbedlanb bu auiSjie^ft,
ein Änflreifer (?), »enn bae Qkhix^t bu oeri^eerft.
Xa6 Seinbeelanb toie mit einem Büttel (?) fci^l&gfi bu aufd ^axipt,
bic IQerge in^flefamt wirfft bu nieber. 10
„^r öerge flrojc flauer bin id^, itjr öerfd^luß bin id^"^,
bie Stollen fc^Iftgft bu nieber.
^e lilrflüget bed ^immel^^ rüctft bu beifeite,
bie 9}iegel bed ^^immetö^ fc^iebft bu weg;
ben $erfd)Iug bed ^immeld« Idfeft bu, 15
ba«( @^Io|} bed ^immeld^ fprengft bu.
5&ad unbotmö^ge Sanb breitest bu ^in wie
ba^ fetnblic^e, unbotm&gige Sanb oernic^teft bu.
C f)err, ber bu überaQ ^unger^not gefd^affen, wie lange nod^, bi^ nt(t)t
me^r oernic^tet wirb?
^ein joniigeiJ ^erj, wer fann eö bejänftigen? 20
Xer ^udfpTud^ beined äRunbe^ (bringt) 3cii^^ntng ol^ne ©leid^en,
gegen bic^, wer vermag fic^ aufjulel^nen?
€ .^err, ein Söwe(?) bed gldn^enben ^immeld bift bu, ein (Ikwaltiger im
fianbe bift bu!
„Die gifd|c be* SWeere« loffc ic^ gcbeil^en (?), bie «ögel be« [^immeld]
loffe ic^ fliegen'' (?)».
mn fianbmann, ber hai 3felb(?) bebaut, o (SUtl, bift bu; 25
ein erhabener ^err, ein ^elb ..... bift bu!
Äu« beiner dtec^ten entfommt fein ^xnb,
au^ beiner fiinfen entrinnt fein ©öfer.
(fe^It eine 3cile)
ouf bae «uftun beine« SRunbe^ jur ©teile nid^t [fe^rt jurficf]. 30
fiknn bu ba« gfeinbeslanb öerfluc^t l^aft, feiner fann bann [ ]
[Dic^ ju befänfjtigen (?), o eUil, [öermag 9liemanb(?)].
[feerr] Don e*fur, öon audgebcftnter Tta&jt [bift bu,]
[ ] ber ®ötter bift bu!
» Cuu. 3:eft0 XV, 11 f.; VAT 617, III, 28 ff. (8eitf(^r. f. «ff. XXV, 201);
SWacmillan 3h. 6 (fiangbon ^Jr. 18 unb 14; ogl. «Rabau, 9hnMb ©. 21 ff.).
• ©ejeic^nungen für ben foömifd^en SSeltberg, ber feine 9la(^bilbung in bem
(l^-fur«XenU)el unb ber (S^fc^ar^tapette in ^pux ^atte. ' (EOil felbft in
ben ajhinb gelegte «Sorte. * Cber auc^: „Die l^ol^en ^ürflüger ufw.,
wie bie afft)rif(^e Überfe^ung bietet.
10 .'p. Zimmern, ^^ab^lon. ;p)|nmcu u. lebete. 2. ^u«iual)l. IMC.XIII^
[ ] ber Sliuninafi bift bu, 35
[ ] 0 ©Dil, bift bu!
{ ] bcr ^nunnafi bift bu,
^crr bcr Ücicr(?) o mH, bift bu!
Unb XDxt an @UiI felbft, finbcn mir fpejieU fc^on luieber
unter jenen fumerifd^cn Siebern quo altbab^Ionifc^er ßeit oud^
eine ganje 9iei^e an feinen ®o^n 9iin*ib 9erid)tet. SDqö folftcnbc^
teorin 9iin«ib inöbefonbere ate mäditiger friegerifd^er ®ott gefeiert
mirb, möge afe eine ^^robe bienen ' :
SD^ein jlöuig, ber baö ^am bcd ^cinbedlaubed uicberfc^mcttert, ber
bu oom großen .<oerru @(Ii( mit Mroft begabt bift,
Öerr, 9Hn*ib, bcr bad ^am bcs^ gcinbeelanbce .... nicberfdjmcttcrt, ber
bu t)om grogcn .^crru ($Uil mit jitraft begabt bift!
Stein Äöuig, bic äuöcrungcnf?» bcincd 3nucrn finb wie Ijculcnbc Stürme«?),.
ivic eine Schlange jpri^eft bu toütenb beiu (^ift an^,
.^err, 9?iu*ib, bic feßeruugcu (?) bcincö Qnncrn finb mie l)eulcnbc 3ttirmci?),
luie eine Schlange fpri^eft bu ipüteub bcin (V^ift aud!
Sicin Äönig, bic SBortc bcine« 9Jiuubcö reißen bic böfc Stätte au&, fdjmcttcrit
ha^ (^ebält im .{>aufe bc9 ^cinbcelanbce nicbcr, 5
Öcrr, 9^iu-ib, bic Söortc bcinee 2)hinbee reißen bic böjc Stätte aue,
f(j^mcttern bae (^ebät! im ^au)c bce Scinbe^lanbc« nicbcr.
^Jcin Äöuig, bcin (öcri^t ift wie bos große (45erid)t oI)nc ^cgunftiguug,
beinc ©ntfcftcibung ift ol)ne ^^lnjcl)n bcr ^crjon,
^icrr, ^hn^ib, bcin Q^eric^t ift tute bae große (^erid)t ot)nc ^cgüuftigung,
beinc @ntj(^eibung ift oljne ^Jlnjcbn ber ^erfon.
^kin Äöuig, locnn gegen ben J^inb bu i^icljft, jcinc ^tnfc^lägei?.', wie
©raei?) moftft bu fie nicbcr (?^, wie 9iuineni?» j^erftörft«?» bu fie,
Öcrr, ^n*ib, tocnn gegen ben JJcinb bu iiiet)ft, {eine ^Äuf rfjlägc t ? ), wie
(IJraei?) matjft bu fie nicbcr (?i, wie JRuincni?) jerftörft bu fie. 10
gür ba^ 6au« bc« (VJegner» bift bu fünuatir ein SBibcrfac^er, für feine
Stabt bift bu fürioa!)r ein JVeinb,
.t)err, 9?in*ib, für hai^ ^a\i^ bee Ö^cgncrö bift bu fürmal)r ein 5!8ibcrjatl)cr,
für feine Stabt bift bu füriool)r ein 3ciub!
.V)err, für ben Unbotmäßigen bift bu fürmal)r ein Söiberfarfjcr, [für feine
Stabt] bift bu fünoatir ein ^inb,
.V)crr, ^Jiin-ib, für ben Unbotmäßigen [bift bu fünoaljr] ein ^UUbcrfac^cr,
für feine Stabt [bift bu fürmat)r] ein J^einb!
iDic gortfc^uug fcl)U.i
3n«befonbere aber finb mir burd) biefe neuerbingö juganglid^
gemorbenen altbabftlonifd^en fumerifc^en ^tjmnentefte in ben JBefi^
einer ganzen ?tnja^I öon Siebern auf ben (^ott lamuj gekommen,
biefe eigenartige ©eftalt eine^ SJepräfentanten ber auffpriejienben
unb im .^oc^fommer ba^inmeHenben i^egetation im babl)lünifd)en
1
>Kabau, 9?in-ib ÜlJr. 4.
9(0.XIII, 1 ^Qtnuu^ an 9l\\\*ih. Igieber auf Xomuj. 11
^ant^con, bic burd^ i^t J^or^tlebcn im Xamus^äboniö^^SuIt iBorbet*
aficit^ nod^ über bas^ bab^Ionifd^e Altertum ^inauö in me^rfac^er
|>infid^t unfcr befonbere^ 3ntcreffe bcanfprud^cn fann. @«^ fei
barum öon bicfen ßiebern auf Xamuj junäci^ft nod^ ein weitere^ ^
au^ bcr fpäteren afftjrifcl^*babl}lonifd^en Siteratur mitgctcift^:
(^Jdifong fet)It*.)
[3Boi^?)| fcft0c[^aUen ift bae ^öluttcrfc^af uub fein Üamm,]
wo{?) flcbunbcn ift bic ^icc^c uub [il)r äicffcin.]
Da^ BDlutterfd^af unb fein H^amm rauben fte,
bie Siege unb i^r 3irfJein roubcn fic.
I5a§ SRuttcrfc^af uub i'cin 2amm fätteu fie, 5
bic 3ieflc unb il)r ^i^tein fäUcii fic.
„3ili" Stampfe (?) 0et)c id), bcr 9J?annf)aftc, bcn 3!Bcc| odnc 9iflctfct|r" *.
f5c!)c, . .Öelb bc^ ^hnaju*,
loc^, mein 3Jiannf)ofter, mein 5)anut,
mc^e, [jitinb be& 9hnßifd)^ib]a, 10
locfte, [9iaflar, ,"pcrr bce ^J?c^c«l,
mc^c, ^^(nfüf)r[cr, .'ocrr'bc^''(5jiebct«],
mel)f, Äa^bi, Sgi-jc^uba',
me^c, [mein] '^ann bcr [.t>intmcI«iV!]4l(a(^c,
mc^e, Xa9a(ntf(l^umga[I^attna], 15
ttjcljc, trüber bcr SWuttcr ÖJcf(fttin-[anna] I
^r flcl)t, er entrinnt jur löruft bcr @rbc,
bic Sonne gcl)t it)nt unter, nad) bem 2anbc bcr ^otcn.
3öon 3Be^Hagc ift er crfülft, am läge, ba er in Ungemad) fic(,
im SWonat, bcr nid^t fecil bringt {einem 3at)r. 20
^od) bem S8egc, ber bcn 3)?cnfc^cn bcn OJarauö macftt,
^M ber Älagc um bcn /perrn,
bcr Waunl^aftc, j^nr fernen (Jrbc, bic unfidjtbor ift.
3Bie longc noc^ mit bem Spricf^cn, ba« fcftgcIiaUcn ift,
tpie lange noc^ mit bem (Grünen, ha^ gebunben ift; 25
mit bem St^irffad?^ bos uicbcrgcl}aUcn ift, fo ha^ bcr iiirtc in i^crnic^i'
tung bafi^t,
mit bcr 3a|ung bce !üanbc$, bic nicbcrgct)aUcn ift?
^^ud bem .^aufe bc^ $agc9 ging er l)crau0,
er, bcr SJJann^aftc, am bem «öage ging er Ijcrau^.
"Beljc, ."oclb bcö 'Jhna^u, 30
»pefte, mein ^annt)after, mein Xamu,
* 3ür ein anbcrcö ogl. crftc ^Äußiual)! 3. 10 f. "■ IV R 30
'Kr. 2 unb üiciencr, $^mn. 'Jir. 37 (^immern, Jamu^licbcr ^J?r. 1; iXangbon,
Xammuj 9ir. 2; Dgl. Ungnab in ©rcftmann a. a. D. 3. 94 f.). » (^ö war
J^arin ooraußfic^tUc^ bae ?(uft)örcn bcr Jruc^tbartcit im ^^Pftaui^cn* unb 2icr-
tei(6 gcfc^ilbcrt, mot)on I)ier noc^ bcr 3d)(uB crIjaUen ift. ^ Sä^al^r'*
fc^inlic^ iSSorte beiS 3:amu^ felbft. * Dicfc unb bic folgcnbeu !8c*
Zeichnungen biefer Sitanei bcjiet)en fid) alle auf lamu^^.
12 i>' 8intmern, !Babt)lon. ipt^mnen u. Qj^ebete. 2. «[ui^toa^l. 9(0.Xni, 1
met)€, Seinb be« 9Hngt{(6siba,
we^, 92agar, ^ert bed 9^e0,
»c^c, «nfü!|rcr, ^err-bcd*®cbet6,
we^c, Äo-bi, 3fli-f(^uba, 35
wc^e, mein Tlann bcr $immcl«(?)-Älaöc,
tt>e^, ^agal-ufc^umga^amia,
tot^, trüber ber SDhitter ®e{(^ttn<'anna!
3n feiner ^iigenb lag er in einem t)erftn(enben Schiffe,
alö (Irwacl^ener taucj^te er im betreibe nnter unb lag (barin i; 40
im Sfibfhirm, Unmetter lag er,
in 9lu^e legte er [lö^ nic^t.
(^ortfe^ung fet^It; nur menige S^il^nrefte oom Schlaffe finb nod| ert)aUen.)
3nt folgenben nun einige jener bereite aud altbab^tonifc^r
3eit ftammenben ilamuj^Sieber in fumerifc^er ©prod^e, bie, mie
man au«^ bem etften berfelben erfie^t, auc^ fdfon jene c^aratteriftifd^
Sitanei auf ^amuj, menn oud^ in einer noci^ etmad fürjeren $omv
aufnjeifen, bie unö im öor^erge^enben lamujliebc begegnet wor*:
[£ über ben $>errn, ber fd)mer)üoU bafi^t J o über ben $)errn [ber fc^mer^-
DoK bafi^tj
m[ein Xam]u, ber [ba]fi^t, o über ben Jperrn, ber f(4m[erst)ot( baft|^t,]
Xagal*ufd)umgaf»anna, bcr baft^t, o über ben ^errn, ber f(^merj[t>oU bafi^t]
^el)c, ^ann^after, [mein] ^amu,
n)et)c, ftinb bed 92ingifd^}t[ba], 5
welie, Äa'bi, 3fli''fc^[uba],
mel)c, !^agar, ^err be«^ 92[cte0],
webe, ^nfü^rer, $)err4be&'(S(ebetö],
met^c, mein SRann ber ^immetöfiP^ftlage!
(ün ra{cnber 8tnrm I)at il)n gebrod^en, 5um(?i $erge fyat er feinen l^g
genommen (?), 10
wie ein 9lot)r ifl er ^erbroc^en, am $)aupte ift er [ ]
5)er i)2ann^aftr, fein Jetb l)at er öerlaffen,
ber J)irtc, 7amu^, in ^ebrängni« ift er.
Seine SKutter, ^^flage um i^n möge fte aufteilen,
abnage, Seufzen um i^n möge fie anftellen. 15
Snbem fte gel)t, fdimer^lic^e SBel^flage ergebt fie,
inbem fie fi^t, ftredt fie bie ^anb itac^ bem .f^er^en.
S^ljÜage lögt fie erfc^aden, SBe^IIage, bie fc^merjli^ ift,
(Mefc^rei lögt fte erfc^allen, ($)ef(^rei, ba« fd^merjU^ ift.
8eine Sc^mefter, inbem fie aue ber ^öürbci?) beraudfommt, 20
(SJefd^tin-anna, (feine) leibliche (?) @(^»efter, inbem fie au* ber J&ürbc(?)
ber Sp&lyer, ber (9aUu«2)&mon tritt i^r entgegen, [I^erauefammt —
5u ber iKutter, ber (^efd|tin, fprid^t er alfo:
„3Barum(yi ju(?) beinern ©ruber, bem bemeinten, miflft bu eintreten (?),
„warum i?^ jiu(?i lomu^, bem beflagten, wiflft bu eintreten (?)?" 25
^ (£un. le]rt« XV, 20 f. (ß^nmern, lamu^lieber 9?r. 4; i*angbon, Xammu^
9fr. 3i.
«O.XIIl,! ßifbct auf Xamu^. 13
9ht(?) bem &a\lu*liamon Wa%t fte beit ^g ein,
ber Xotfd^IüßeiC'X&mon), auf ber Strafe begleitet (?) er fie;
bei Untcriod^eT(?)(*^ämon), ^u icnem ge^t er mit il^r,
ber 9(u«Xdmon, j^u jenem ge^t er mit ibr.
Sie jtücitc ^älftc bc« Sieben, bic ein SBcd^fefgefpräc^ Stpifc^cn
ber in bic Untemjelt gelangten ®efd^tin*annQ unb i^rcm ®rubet
Xamuj enthält, ba^ fid^ auf bie äiüclfe^r bed (enteren aud bem
2:otenreid^e bejie^t, ift ju lücfen^aft erhalten, um ^ter im 3Bort*
laute mitgeteilt toerben ju fönnen. Unterfc^rieben ift ba^ ÖJanje
mit „glötenflagelieb für Xamuj".
©ne »eitere fold^e oltbabtjlonifc^c, fumerifdje „giötentlage
für Xamu}^ bie tt)o^I ber ©öttin Sfci^ar, ber ®attin be^ 5;amuj,
in ben SKunb gelegt ift, lautet*:
[Xer J>crr bed O^efd^irfc^s (?) mo^nt nic^t (mcl)r)], ber ^err bcs (^ejt^ideö (?)
wo^nt ntd^t (me^r);
{ ] woi^nt nit^t (met^r), ber .^err be« ^fd>idc«(?) »o^nt
nic^t (me^r),
[. . .], ber ^iann ber Ä[loge(?)J woljnt nid^t (mc^r), ber i&err bc« ©e*
j^ictc«(?) tto^nt nid^t (me^r);
3(t>(?), [bie .'perrin{?)], mein öotte mo!)nt nidjt (me^r),
mein ^amu mo^nt nid^t (me^r); 5
.X)agaI'Uf(^umgaI«anna mo^nt nic^t (me^r),
ber ^err bed Xotenreid^d mo^nt nic^t (me^r);
ber ^err oon ^ur-gurguni- wo^nt nic^t (mel)r),
ber ^irte, ber ^err, 3^amu5, moljnt nic^t (me^r);
ber ^err ber ^irtenmo^nung tüof)ni iiic^t (mef)r), 10
; ber ®atte ber ^immeld^errin wo^nt nit^t (meljr);
ber ^txx bed ^iel^^ofed wo^nt md)t (mct)r^
ber $^ber ber 99httter d^efc^tin-anna iDot)nt nic^t (me^r);
[ber ba f(^afft(?)] bai ©Kriegen bed £anbe^ wobnt nic^t (me^r),
ber ^err ber Shaftfüttc(?) be« Sanbc«^ mol)nt nic^t (me^r). 15
®cnn er(?) baliegt, ru^en @c^af unb öamm au(l)(?),
wenn er(?) baliegt, ru^en giegc unb ^^t^^ein aud^(?).
3c^, Quf bie 3Bo]^nung(?) ber 3:iefe(?) will id) achten,
auf bie So^nung(?) befi( JihraftüoUen mill ic^ achten.
„'JUx [aRo]nn^[afte, mein ^err, wo ift er(?)" »^»U ^^ faflcn. 20
„[@^eife] effe i(^ nid^t'' will ic^ jagen,
„[SBaffer] trinfe ic^ nit^t" will i(^ fagcn.
^SJKvtnem guten [$Be]ibe will ic^ fagen,
meinem guten [Sl^anne] will \d) fagen:
„Dein [|>e]rr(?), ber haftboUe, ift nad^ bem IBerge gefahren, 2$
bein [. . . .], ber fraftboUe, ift no(ft bem ®erge gefahren."
* CSun. Xeft«^ XV, 18 (gimmern, iamujiieber ^h. 5; Sangbon, itammu^
,«r. 4; ogl. Ungnab in (»reftmonn a. o. D. @. 95 f.). • ftult^obt
be« 2omu3.
14 $. 3intnifni, »ob^Ion. ^^mnen u. e^cbctc. 2. ««dwo^I. HJD.HII,!
[Xft troftöo]ac, im »ergc ift er cin9cfc^Ioyfen(?),
[bcT traft^oUe, im ^r^^e ift er übertoöltigtC?).
Sßegen bei^ ^aftootten, bre i^errn, megen be^ ^enrn:
Steife ef|e id^ nic^t, wegen be«( ^txxn, 30
SBaffec trinfe \ä) nic^t, meqen bed $)errn.
SReinem guten Seibe, megen bes ^errn,
meinem guten SRonne, megen bed ^errn:
„^r SRann^ofte, euer $)err, ift ^ugrunbe gegangen,
(9ott 9b»u, bae ^nb, euer iperr, ift ^ugrunbe gegangen." S5
Sein gnöbiger !6Ii(f verleibt lein ^barmen (me^r),
fein gnöbiger 9luf(?) gemährt (?) feine fiöfung(?) (me^r).
^er an feinem 9i\if^p\ai^(?) wie(?) ein |>unb ruftt er,
beÄ(?) ^errn 5Jfi^rer(?) »ie(y) ein ^abt fift er ba.
%a^ tiagelieb über i^ ertönt im Sturme (?), 40
über ben ,f)errn ber (S^efang >rtönt im Unwetter (?).
$i)n biefen altbob^Ionifdien, fumerifd^en Xamujitebern finbeii
fi(^ mehrere aud) ju einem gdnjejt fiieberj^flu^ uercinigt, loobei
bann bie ©injellieber aU erftcr, jmeiter uftu. ?lbf(^nttt bcjeid^nct
»erben. (Siner biefer fiiebcrjt^Hen beginnt :
(Sin 2:og ber Rüüe wore, eine Wad|t ber Üppigfeit>v^
ein 3Äonat ber Sxenbc, ein 3al>r be« 3ubel* — ^^
An jenem Xage, um be« Wirten .^er^ f^xi erfreuen, \
in ben «ie^^of ju ge^en, feinen Sinn ^u erweitern,
bie glänjenbc i)ürbe(?) bem iog gleid) gu erleud^ten: ^^ 5
8um Wirten, 2:omu5, bem glänjenben Spro6(?) ^nn% ^ .
bie Herrin be« .t)immelg, bie ^errin be« ^immel« unb ber «rbe
fprid^t )u i^im, mit \\^{?) ^n 9late gel|enb,
an Xagal-ufd^umgol-onna rid|tet fie ba« »ort: \
»0(?) ©attc, on ben Ort ber 8e«9wng wiC i^ gelten, 10 \
,,für meinen weiten «ielj^of wifl \^ fein St^irffal befHmmen, *
„meiner glänjenben i)ürbe(?) ergeben wiß id| erfunben. \
„2>tm kleinen Speife ju effen wiU i(^ beft^affen,
„«affer ^u trinfen, füge«, für ferner wiH id) beorbern."
3^r (iJatte fprid^t ^xi i^r, 15
feinen 9lat an fie erteilt er,
feinet (fi^attin erwibert er:
„Olänjenbe, ^errin be« .t>imme!0, in (J-tur-falama «
„mögeft(y) bn eintreten, «BeMlage wirb fi(^ bann nieberlaffen;
„^ierobule, .t>errin bed -t^immete, S(^merj(?) wirb fidj bann feWe|en(?)." 20
eine 3n)if(^enäei(c bejeid^net ba^ uorfte^enbe Sieb atö erften
abjdinitt einer längeren SonH)ofirion, »orauf ber %t;ct mit
folgenbem, afö bem jtoeiten Jlbjd^nitte, unmittelbar fortführt:
«n jenem Xoge a« bem Wirten auf baci gelb ging fie ^inauS:
r>34 JU Xamuj nad^ bem »ie^^of wiO i(^ getjen" ;
* (£un. Xejt« XV, 28 (Simmern, 3:omuaIicber 9hr. 8; Sangbon, Zammu«
8"^. ö^- ' 9'^ome eine« 3WtarbeiIigtum« in (gred^.
«£).Xm,l fiicber auf %amu^. 15
feine Sd^mefler, bie ^errin ber ^afelfc^reibung,
im i^immel unb auf (Srben roanbert fte umijer.
Dit fllänjenbe $)ürbe(?), beu Ort , 5
für ben Wirten, feine ©c^mefter, feine @tfttte ju erf^ettenC?),
i^ ju beleben (?}, ben Ritten ju beleben (?),
feine @(!^mefter, bie aefangeid (?) funbige, ben ^afi|enben(?) ^u beleben (?),
ba6 ber ^et^^of mit Überzug erfüHt metbe(?),
bie $)firbe(?) mit Üpi^igfeit gefattigt toerbe, 10
5U effen, fterrlic^e ®)>eife ^u effen,
in ,mif(^n ^onig unb ^idmil^,
^u trinfen Sier unb SBein,
bag bem Samu^ feine ©c^wefter fein ^erj erfreue:
9{a(^ bem ^irten, ^amu^, bem glänjenben 6pro6(?) ^nu>, 15
fcftaut fic ou^(?), in ben ^iel)!|of tritt f« ein-
öle ^ortfegung enthält bann ein im einzelnen noc^ nic^t
ganj burd^fi^tiged äBec^felgefptäd^ jmifc^en Xamug unb feitier
@(i^n)€ft€r, n)orin, tuie e^ fd^int, biefe intern ^uber üon bem
Sa^inficd^cn ber licmelt, rc^)rci^enticrt burd^ STOutterfd^af, fiamni
unb ßic^t^ii^r berichtet unb i^n jur SBieberfe^r auf bie Dbertuelt
ermuntert, um ber Jrauer in ber SRatur burc^ fein SBieber*
«rfdieinen abju^elfen.
SBa^rfc^einlic^ einen Xeil bedfelben ü\t\>zxi\)tlu^, unb jmar
beffen fünften big neunten ?lbf^nitt, bilben bie fotgenben lamuj*
lieber^:
Um ben ^erfc^iounbenen ergebt fic^ JK^lage,
„£ mein jlinb!" um ben IBerfd^nmnbeneu ert)ebt fic^ ftlage.
^SRein ^amu!'' um ben Serfc^munbenen (ergebt fic^ ^lage,)
,,9Rein ^fc^wdrungdpriefter!" um ben Serfd^munbenen (ert)ebt fid^ S£:lagc.)
1Bei(?) ber gifinjenben deber, am Ort, xoo bie 9^tter i^n gebar, 5
in i&*anna\ oben unb unten, ergebt fid^ $lage.
f[Id A'tage, bie um bad ^aud bed ^erm fid^ ergebt, ergebt fic^ Stlage,
al0 JB^lage, bie um bie Stabt bed Jperrn fid^ ergebt, (erljebt ftc^ ^lagc.)
Xiefe Silage ift eine Jllage um bad ^raut, bad im ^eete(?) nic^t me^r Ȋc^ft,
btefe Silage ift eine $Iage um bad koxn, hai^ in ber ^I^re nic^t me^r
mdc^ft, 10
um bie %Bo^nftatt, ben »efi^ ift'i» eine, um bie «Bo^nftatt, ben IBeftl, bie
nid^t me^r maci^fen,
um bie fc^maci^en (Ratten, fc^roac^en ^nber ifte eine, bie in ^aft(?) nidjt
mel^r wad^fen.
IDiefe Silage ift eine um ben gro^n 9(u6, nioran SBeiben nid^t me^r mac^fen,
biefe ftlage ift eine um bad (felb morauf ftorn unb lh:aut nici^t
me^r mfic^ft.
' (Cun. £e;td XV, 26 f. unb 30 (3immern, Xomu§Iieber 9h. 7; Sangbon,
^mmu$ 9hr. 6). « Tempel ber Sfc^tar in (Ered^.
16 f). Simm^Hf ^o^^Ion. ^ijnmcn u. (»cbetc. 2. «u«»a^I. «O.XIU, 1
Dicfc^Iaflc ifl eine um ben Xeid^, worin ^Sifi^c Hi(^t me^r mac^fen, 15
bicfc tloflc ifl eine um ba§ »ö^rid)t, worin 'Äo^rc nidftt meljr
wad^fen.
Diefe Älaflc ift eine um bie SSBalber, worin 5:omari«fen ni(^t mcljr warfen,
bicfc Älaflc ift eine um bie @te^^e, worin *©oumc nic^t mc^r
wac^fen.
Diefe ^l«Qe ift eine um bie @(rünbe bee ^aunmartend, worin ^onig unb
%3ein nic^t me^c w&4ft,
biefc Älagc ift eine um bie SSiefen, worauf ....... ««^flan^ nic^t
me^r wac^fcp. 20
Dicfe^lage ift eine um ben $olaft, worin Sanglebigleit nid^t metir wctc^fL
3n bcm unmittelbar folgenbcn, bid jcgt aQcrbingö öiclfac^ für
ba^ Scrftänbniö nod^ rcd^t bunfcicn fcd^ftcn ?lbfc^nittc fcbcint immer
no^ bie ,Q(age um ben üerfc^n^unbenen ^amu} bad ^ouptmotiü
ju bilbcn. S)ann aber ge^t fo fc^eint e^, bie Äompofition mit
bem folgenben fiebenten ?tbfd^nitte in greubcn^^mnen — tt)ot)I auf
ben tt)ieber jur (Srbe jurücf gelehrten — über:
®ro6 ift er, flroj ift er, bcr ^err ift grofe;
ber ^err, ber ®th\tttx ift groß, bcr ^err ift ^xo%
Xamu, ber Gebieter, ift grog, ber ^err ift grog;
ber ^efd^wörungdpriefter, ber G^ebietcr, ift groJSr bcr .{>crr ift groB:
Äo-bi, ber ÖJebieter, ift groß, ber ^crr ift gro^!
©ein ^au^ ift ein groftcd $aud, ber ^err ift grog;
feine ©tobt ift eine groge ©tabt, ber ^err ift grog!
(£§ folgen in biefem unb ben beiben näc^ften fürjeren 'üb^
fd^nitten nod^ einige weitere, teilroeife Derftümmelte ^txUn ä^n*
lid^en lobpreifenben Snftaltö; barauf bricht ber erhaltene %tji ab.
9täc^ftöertoanbt mit biefen aItbabt)Ionifci^en 5;amujtieberjljHen
finb einige ßieberj^flen, ebenfalls aud altbab^Ionifc^er ^txt unb
in fumerifd^er ©prad^e, bie für ben gemeinfamen Sfd^tar^Iamuj«
fiult beftimmt maren unb in benen barum fpejiell ba^^ @atten»
uer^filtnig jmifdjen 3fc^tar unb ^^amuj me^rfac^ auöbrüdtlic^ ^erüor^
gehoben unb nä^er ausgemalt toirb. 3Son einem biefer Qnjitkn fei
^ier toenigften^ ein Slbfd^nitt, ber ftJejiell an 3fd^tar gerid^tet ift,
im SBortlaut mitgeteilt^:
Der $>ierobuIe* wiQ ic^ bie fßo^nftättc glänjcnb machen, ®cf finge i^r er-
fc^atten laffen,
mit Xidmilc^, Datteln, Ädfe(?), (»eröftetcm(?), fiebcn 3fifd^cn
ben ^if(^ „»erfünber beg Üanbe«" Witt ic^ it)r füaen,
bunleln ^ein wid ic^ i^r fpenben,
^eUen SBcin wiQ ic^ i^r fpenben, 5
bunfeln SBcin unb ^ier!
» >Habau, m^. Sumer Xejt« 9lr. 2. * 83caci(%nung für 3f(^tar.
«lO. XII], 1 ^Itlieber auf SWtar unb Xantu^. 17
SReincT gürftin «ier,
5:roiif, bct ba«,f)CTi fcjtiflt, 2:ran!, bcr , in UntcrwütfigfcitiV)
unb mit ®ebet(?) mtU i4 i^t batbringen.
@ie ju erfreuen (?), -t^oniq unb Dtcfmilc^ [will ic^ i^r f^enbenj
fte gnfibig ju ftimmen(?), [^onig] unb ^xdmildj [tviü id) t6r fpenben.] 10
i&th&d, ^onig, [^i(f]mil^ [toiH ict» i^r f^enbenj
funfelnben iSkin [mill ic^ i^r f|)cnben.]
^onig, funfelnben Xranf wiU ic^ [il^r f|)enb]en,
auf ba6 ber ©t^u^gott, mit effcnbf?), mit trinrenb(?), beftänbig bleibe (?)!
Der $)ieTobu(e miO id) [bie ^ol^nftätte] glän^enb mad^en, ®e[f&nge] i^r
erfc^aöcn laffen, 1»^
meiner «{ürftin broben unb brunten i^re (^üte(?) Witt ic^ üerfünben.
Der glän^enben Sfc^^^^^f ^^^ ^^^ toi^ ^^ rühmen (?):
gürftin, big jum ^immel ergaben (?), Sf^^ör, bu bift [flro]6!
^ib, 3[fc^tarJ bid^ toiU \^(?) üere^ren,
JWrftin, hxi jum ^immcl cr[ftaben(?)], (Göttin . . . . bu bifl [gro]6! 20
3n bcm unmittelbar folgcnben 'ütbfdintttc wirb nun in einem
weiteren an 3fd^tar gerichteten Siebe audbrücflic^ ©cjug genommen
ouf bie 3^^^ ^^^ SReuja^röfefted, ttjo fie mit i^rem ®atten %amui
im ©(^lafgemad^ be§ ^^em^ete in Siebe fid^ öereinigt.
3m 2ln)cl^Iu6 an biefe altbab^Ionifd^en 3:amuä*3fc^tar*Äult*
lieber möge ^ier femer ein für ben SBefd^toörungöpriefter beftimmteö
Suferitual auö ber Sibliot^el 31ffurbanipali^, cxgänjt burc^ ein
gragment au« fpdtbab^tonifd)cr Q^t, mitgeteilt loerben^ morin
©ebcte an 3fc^tar unb 2;amuj eingef^Ioffen finb^:
(Einfang oerftümmelt.)
ein Ääuc^crbctfcn mit ^^preffcn^olj fottft bu
^infe^en, Sprengungen fottft bu auiSfü^ren, SD^e^I^aufen [^infci^fitten,] (5)
[neben (?)j bad ©ett für ben 5^otengcift ber gamilic für bie Änun-
nafi' eine ©penbc fpcnben, unb S^er, gcröftetej; (betreibe fottjl bu
opfern, [Vhie für bie ^i]rten!naben bed Samuj ^infe^en, [^rotfpenben für
bie ^rieftcr, $ric]fterinnen, SBa^rfager unb SBa^rfagerinncn [barbringcn, (10)
barauf] fottft bu i^u 3f(^tar [i^n'] alfo fprec^en (äffen:
fO 3Wtfl^f bie ha oorjanfcftreitct oor bem Sietj [ ]
(ed fehlen oorauöfid)tli(ft nur wenige Heilen)
«öttin aeommitu [ J
ec^ilb(?), 3fd^tar, bie
®5ttin ®xL\ii)ta, bie ta oerlei^t %Bet)erufe (?) ;
l^o^eitdbotte, 3f(^tar, bie i^um Mampf gerüftct ift,
Herrin, bie mit ÖJlanj bebedt, mit ®ut bcfleibet ift! 5
1 K. 2001 unb K. 6475 ((£raig, «el. IcEt« I, 15 ff. unb a^mmeru in
aeitfd^r. f. 3lff. XXV, 1/2) nebfl ncubob. Duplifat ($ind|e« in «ßroc. Soc. 53ibl.
«rd^. XXXI, 62). 2 Die ©Ctter be# unteren «ereic^«.
^ 92&mli(^ ben «üfter.
$>tr «Itc Otiffit. Xin. 1. . 2
18 i>. ^immeni, ^abQioii. ^umnen u. O^ebete. 2. «udmat^l. ^C. X[[1, 1
d^tne tönenbe S15te, t)on {d)öiiem ftlatig,
eine SBUbhil^, bie in bie fßeltgegenben ^gt,
ein ^anbfd)eit, bie einen ßam^f !fim|)ft, ;g)immel iiub (^be bebTdnflt(?)!
.^o^e 3{(^tar, bie bie ^Beltgegenben bel^errfc^t,
gewaltige 3f4tar, bie bie SDlenfc^en erfc^afft; 10
bie ha eini^iel^t \>ox bem $ie^, bie ben ^irten liebt,
oon ollen Sönbern, bet (^efamt^eit bed M^ il^re jpirtin!
JOirtin bed $ie]^d, Dor bir fniet man, fuc^t bid^ auf,
ben SVhgl^anbeUen unb 3c^4lQgcnen mac^ft bu l^eil, oerfc^affft i^nen Sted^t.
Offne bic^ mirb ein grlng nic^t geöffnet, ein Stug nic^t Derfto|)ft, 15
ber ba £eben fü^rt; ot)ne bid^ wirb ein jlanol nid^t geöffnet,
ein j^anal nid^t t>etftopft, rooraui^ trinfen bie ausgebreiteten S^nfc^en.
D^ne bic^ mirb (Sinfommen, Anteil, Opfer, ^obfpcnbe nid^t gef^enh.
3fc^tar, barmherzige .f)errin, ic^ fc^aute bein 9[ntli|.
3(^ rüftete bir eine reine 3urüftung ^u oon 2Stil6^, dteinem, 2[f(^enfud)en. 20
^c^ ^eUte bir ein @|)enbegeföfi auf, erhöre mic^ unb n^illfa^re mir!
^d) id)(a(4tcte bir ein reinem Samm, ein mafellofe? oon bem Sie^ bee
;^Ib(gott)e6.
^d) brachte bar ^ue für bie jpirtenfnaben be« Xamu^,
fe^tc bin ^robfpenben für bie ^iefter, ^cfterinnen, föo^rfagcr unb
i^a^rfagerinnen.
C^d) fc^enftc bir eine ^^loa au« V^afurftein, gcfüttt(?) mit @olb, [ein ^u
belftör beiner (i^ottf)eit]. 25
Sott ^icr an fc^It, bid auf bie Ic^tc, roicbcr erhaltene ^61^,
bie Jottfc^uitfl bcÄ 6Jc6etc§ an Sfd^tat, baö iebcnfaU^ eine nfi^rc
©c^ilbcrung bcö Scibcnö, öicQcic^t Unfruc^tbarfcit, unb botauf bie
SBttte um Rettung enthält. 9ltebann fdl^rt bcr Xcjt, mit ber fcfetcn
^^cilc bc^ ©ebctwJ an 3f^tar micbcr cinfc^enb, fort:
am t^eutigeit ^[age] rei^ ibn' and meinem lieibe aue unb gem[äbrej
beinern zornigen ^ergen [©efönftigung!]
Die« foO er * oor ^fc^tar breimal mieber^oU b^tfagen unb barauf breimal alfo
l^erfagen:
Xu, 0 Sjc^tar, bereu ^uble Xamuj ift,
Xoc^ter @in'0, gemalttge, bie bad Sanb burc^^iebt,
bie ba liebt bie fjfluren, bie ba liebt alle 9Renfd)en, ja bu! 5
^di fc^enlte bir bein grof^ed Qk\d^tnt,
eine $uloa aue ^afurftein, gefüOt mit @)olb, ein ^ubc^ör beiuer (^ottl^r it.
^ei Xamu^, beinem !6ublen, leg ^^x\pxaii^t für mic^ ein:
Xamu/^, bein 9u^le, nebme meine SRü^fol t^inmeg!
Xiee foQ er oor 3fd)tar breimal berfagen unb barauf oor Xamuj alfo ^er^
fagen: 10
Xamu^, Jperr, ^irte ^nu'cf, ©ol^n Qa% hn;
!6ul|le ber 3fd)tar, ber Gattin, ^Anfübrer bee ^anbee!
1 >i
9MmUd) ben böfen Damou. - Der Lüfter.
"MC XIII, 1 SiruUlteber auf C^jdytar unb lamu^. 19
^tleibet mit ber ^inbe, ben (^irten)ftab tra^^enb,
ber ba fdKifft ben 92a(^nud^« ber Mt»e(?), ibeu ber ^ely^urbe,
ber ba t|t fRtint^, SCfc^enfud^en, 15
ber ba trinft lautered ©c^taud^toaffer !
3* 9m., @o^n befii ^R3l., beffen ®ott 9^., bcffen mtün mi., monbte
mid^ ^u bir, fuc^te bid) auf.
Den böfen ^uf^affer, ber mein ^au^jt bdfe padt,
ber an miii^ gefeffelt ift, mic^ böfe t^erfolgt,
ben böfen 9Iu^af|eT, ber mein ^vpt böfe pacft, ber an mic^ flefeffelt ift: 20
bem nen)alti()en Summa \ bem Dämon, ber feine IBer^ei'^ung gemfil^tt,
ubergib i^n;
von mir möge er losgetrennt werben unb jo fc^enfe mir mein Seben,
aui^ auS' meinem Seibe reig i^n aue unb fül^re i^n mit bir fort!
Jcb aber, bcin lhted)t, mößc leben unb beil fein [unb min rühmen beine
©ottbeit,]
,^um Staunen für |pä[terej Xagc [mill id) beineu ^reie preifen,] 25
[miU] beine ^obeit [oerffinben ben meitaudgebel^nten ^enfcben.]
jpier flafft loiebet eine Sücfe, in ber t)oraudfi(^tItc| junä^ft
5iuItQnloeifungen ftanben, toorauf fobann eine Dom SBefd^loötungd«^
pticfter ju fpred^enbe S3cfd^n)örungS^t)mne an lamu^ folflte, üon
ber ber ©c^Iufe toieber erhalten ift:
^Bann bu auf beinem ^ege qe^ft,
bezaubere (?) ben ^öfen, bag er oor bir oou banneu c^ebe;
mann bu ben (S^ubur^glu^ übetfc^reiteft,
befd^mörc i^n bei @a, ba^ er nic^t ^urücftebre:
)pann bu nad) ber (Steppe gebft, 5
befc^mdre i^n bei ber t^lur, ba^ er uic^t umfebre:
mann bu bad Sieb auffteben lägt,
fät)rc ba« $ieb ibn fort über bic $)an^e ^lur!
:Kette ben iflTanten, auf bag er beine (Dottbeit rü^me,
beinen $reid preife oor ben meitaudgebebnten S9lenfd)en! 10
'^'^acbbem bu folc^ee oor i^amu^ breimal re^^itiert liaft,
fo0 ber Sbrante in ben unteren $:eil bed Scblafraumeei eintreten, bie
Stirn (?) feine« ©efic^te« bebeden, fein (deficit auf ba« grufeenbe richten;
bann foQfl bu ibn mit einer >Hute mit fieben !^noten(?) fiebenmal fti^lagen;
mäbrenb bu i^n fc^Iä^ft, foll er oon felbft(?) nieberfaaen(?) (15) unb alfo
fprec^en: „C 3f<^tar, bein (beliebter, [$amuj], möfle bir jjur Seite flehen!"
l^ann foO er aue^ bem untern Xeil bed Sc^lafraumed mieber b^taui^ge^en,
haii ^ügergemanb an^ie^en, fic^ bie Seiten fd^Iagen, ficb fiebenmal nacb
[rec^td], fiebenmal nad) linf«^ menben, auf bem ^u6f(!bemel nieberboden unb
alfo fprecben:
C 3fc^tar, auf beinem ^ugfc^emel \nodt ic^ oor bir nieber. ' Da [hu]
bie iRenfd^en [(iebft(?)], (20) barum ben böfen ISufpaffer, ber mein .f^aupt
iSin Unterqott im 0^folqe (SUile.
20 i>' 3immern, !6Qbt)Ion. ^^mnen u. lebete. 2. «liidroatil. Vl€. 1111, 1
böfe padt, ber in meinem l^eibe, meinem S^eifc^e, meinen Q^liebern jtedt,
an mic^ flefeffelt ift unb mic^ bdfe betfolgt: am heutigen £age retg i^n au»
meinem Selbe aud unb gemfil^re beinem jornigen ^er^n [16e{anftigung !]
@irbenmol folf er ed f^re^en unb bann fein (Sefic^tötud^ unb [feine] ^leib
fc^nur [ 25
(Der Schlug fe^U.)
'Am bem dtabu (9?ebo)«5lu(te fei im folgenben ein interej^
fante^^ SBec^felgefpräd^ jtoifd^en bem S^önig ?Xffurbanipa( unb bem
@ottc 9labu im ffiortlaute mitgeteilt*:
[3(^ t>erfün]be beine (gr^benl^eit, o ^ahu, in ber ^engc ber großen ®dtter ;
[bei ber SDlenge(?)] meiner [{]^in]bc roerbe mein fieben nid^t er^afc^t!
[^m i:em^el(?) ber Königin (?) oon 9hni]t)e fle^e id| ju bir, bem gelben
unter ben ®0ttem, feinen trübem:
[bu bift bie ^i]Ife(?) ^ffurbanipald ffir immer unb e»ig!
(Dein Stntd^t{?) bin i](^, ic^ lege mic^ 92abu ju grüben; •>
[Derlag mid^ nic^t(?)], o 9^abu, bei ber ^enge meiner geinbc!
„^[d^ f(l^ü6c(?)] hxdi, Slffurbani^al, i^, 92abu, bid and (^be ber 3:age%
^beine §ü^e fo0en nid^t erlahmen, beine ^änbe nid^t erfd^Iaffen,
„biefe beine Sippen ba foUen nid^t ermatten, mic^ anjuflc^en,
^beine 3unge foQ nid^t gebunben fein tunerl^alb beiner Sippen: 10
„weil ia ic^ gütige 9{ebe an bic!^ rid^tc,
,,bein ^aupt ergebe, beine (Seftalt ein^er^iel^en laffe in (^»maf^'mafc^" '.
9{abu fprac^ alfo: Dein Vtunh fprac^ (S(utcd,
ba er flehte ju Urfittu*.
Um beine ©eftaU, bie icft gefeljaffen, fleljte fic midj on, ha^ fic ru^e(?) in
(£«maf4'ntafd). 15
Um beine Srorm, bie ic^ gefc^affeu, flehte fie mi^ an
alfo: 3Bo^lbeftelIt(?) bring fic(?) nac^ (S-gafd^an-falama M
Um beine Seele flehte fie mic^ an alfo: Verlängere bad fieben ^ffurbanipal« !
Webergefunfen auf feine Jhtie, Äffurbonipal flehte ^u ^abu, feinem S^xm:
3(^ bin bir ergeben (?), o ^ahn, oerla^ mic^ nic^t; 20
mein fieben ift oor bir gefc^ricben, meine Seele anbefohlen im 3(^o6 ber
9hnlU;
id) bin bir ergeben (?), o 92abu, (Aemaltiger, oerlag mic^ ntc^t inmitten
meiner fjeinbe!
6i; antwortete ein 3api^u(-^rieftcr) bon Seiten 9^abu*0, feinet iperrn:
(^r(^te bi(^ nic^t, ^ff urbanipal ! fiangeS fieben will i(^ bir geben,
guten Obem will ic^ ffir beine Seele beorbem; 25
mein 3Runb, ber ®uted fünbet, fcgnet bi(^ in ber Ulengc ber großen (SJötter.
> (Iraig, 'Sitl ^e^td 1, 5 f. (ogl. % Seremiad, 9lrt. 92ebo in diofc^er«
fiejiton; Sajhow, «elig. I, 442 ff. ; «ßindert, ißebo 9tt, 2). « 3n 3. 7—12
wirb wal^rfd^einlid^ oon Slffurbanipal ein frül^ered gn&bige«, i^m Don 9labu
/^uteil geworbene^ Drafel imitiert. * 2;empel ber Sfd^tar oon 9Hnioc.
♦ fVeinome ber ^fc^tar. ^ (£in ^amf bei* 3fd)tartempeld.
«C. XIII, 1 «ffurbaiu<)al unb '9lab\u Da«i " «ottc«. 21
& dffnete ^ffurbani^al feine $önbe, flehte ^u 92abu, jeinem .t)erni:
«er ^u bcn Srüftcn ber tönigin-oon*9Jiniöf ^laj f^cnomme^, ijt nic^t
Dera(^tet(?) in ber Stenge ber großen (Bbtttx;
roer an bcn @aum ber Urtittu flcbnnben ift, ift nid^t betastet (?) in ber
^enge {einer f?einbe.
^i ber ^enge meiner ^^einbe r)txla% mic^ nid^t, o ^ahu, 30
bei ber Stenge meiner SBiberfac^er berla^ nic^t meine Seele!
S^lein (marft) bu, $lf{urbanipal, ali^ id^ bid^ überlieg ber S^önigin«bon«92inibe;
fcbmac^ (marft) bu, 9(f{urbani|)al, atö bu fageft im Sd^oge ber Königin
Don^Slinibe,
von ben bier ^il^tn, bie in beinen ^unb gelegt waren, an ^nieien fogeft,
in gttei bein ©efic^t borgjl'.
Deine geinbe, o ^Iffurbanipal, foDen wie Äom(?) bor bem fBoffer fein,
wie ®xaüptin{?) im gfrül^ja^r foHen pe bo^infd^mel5en(?) bor beinen 3rü|en.
Xu aber fteltft ba, o tiffnrbani^al^ben großen Göttern gegenüber 9{abu er^ebenb.
@tne jiemlici^ gro^e 9ioIIe fpieleu in bei babt)lonifci^en ^t^mnen-
IttcratuT biejcntgcn ßicbcr, bic öom „SBortc" bes^ unb bcd ®otteö
unb feinet mad^tigen SSMrfung ^onbeln. Urfprunglid^ f^einen biefe
lieber, bie j. %. ebenfalls fd^on in bie altbab^Ionifc^e 3^1 jurücl=
ge^en, oor aQem auf bod 2Bort beS ©ötterl^errn SQil fid^ bejogen
p ^aben, fpäter finb bann au^ anbete ®öttet, wie indbefonbete
3Ratbut, an ©flite ©teile getteten, unb fo etfläten fid^ aud^ aQctlei
fpdtete (Sinfc^altungen in ben utfptüngtid^en Xejt biefet Siebet,
^fö eine d^ataftetiftifc^e 5ßtobe t)on biefen auf baö „SBSott** bet
(4ott^eit bezüglichen Siebetn möge bet folgenbe Xejct bienen, bet in
leinet je^igen Cieftalt etft au§ bet fpäteten 3^i^ ftammt^:
Da« n)ir ein Setter feft gegrünbet ift, beffen ^nnered nic^t ju burd^fc^auen ift,
fein "©ort. bae roic ein fBetter feftgegrünbet ift, beffen 3nnere3 nitit
ju burc^fd^auen ift.
Da0 $Bort be^ großen ^2lnu, t>a^ mie ein IBetter feftgegrünbet ift ufn).
üae Sort {&m% ba^ wie ein SBetter ufw.
Tia^ ©ort ©a*, bad wie ein SBetter ufm. 5
T>a^ f&oxt SRarbnfe, tia^ mie ein fßetter ufw.
Jiai SBort be«i ^biluht*, bad wie ein ^tter ufw.
Dai^ ©ort "iHahm, bad wie ein ©etter ufm.
Dad ©ort be^ Sc^itrufifc^arra ^ bod wie ein ©etter ufw.
Da£( ©ort beS <B(^amaf4r ba^ tvie ein ©etter ufw. 10
Ta^ ©ort, ba«^ brobcn ben ^immel erfc^üttert,
bad ©ort, bae brunten bie @rbe wanlen mac^t,
bae ©ort, bae ben 9(nunnafi ^erberben bringt.
^ :3f(i^tar ift ^ier al« Stu^ oorgefteUt. '' iKeii^uer, ^^mn. "Hx. 1 ff.
(3oftrow, »lelig. II, 26 ff.; Sangbon 9hr. 4). » @in «einame «Jarbuto.
* (5in ©einame 92abud.
22 ^- ^SiwtneTii, ^bQlon. ^Dmnen ii. ifkbet^. 2. ^U0mat)i. «C XIU, 1
@eitt Stott ^at feinen ^SSo^ifager, ^at feinen 3e^c;
fein fBort i(l eine fic^ er^benbe (Bturmflut, ber 9{iemanb wiberftebt. 16
Sein fSoTt erf^fittert ben ^immel, ntac^t bie (Srbe wanfen;
fein fSort mifd^t SRutter unb Xoä^ttr wie eine 9io^rmattc loec).
Xed ^emt «Bort fnidt hau mi^xiö^t in feinen ^almen(?),
ba0 fBort V^orbuffS ertiönft bie gelbfrud^t in i^rer ^eifc.
Uta ^erm «Bort ift eine fic^ er^ebenbe ^oc^flut, bie bai» flntli^ oerbfiftert, 20
bo« «Bort SO^arbuf«^ ift eine Überfc^wemmung, bie ben Damm einreibt,
©ein «Bort, grofee ^äumc fegt e« meg,
fein «Bort ift ein «Better, hai %ütn jur «emicitungi?) bringt.
Da« «Bort miU wfitet(?), ot)ne bag ein 9uge ed Tiefet.
«krg^o^ ift fein ^ort, bergl^oc^ ift fein ®ort; 25
berg^od) ift ba«( «Bort bcü @kmaltigen, berg^od» ift fein «Bort.
Xei^ großen ^nu, bergbod) ufm.
dUitö, berg^od) ufm.
(Sa6, bergl^od^ ufm.
Dtü gelben ^arbuf, berg^od) ufm. :^0
Ded ^errn Qhtbihilu, bee erflgebornen 3ot)nee> i&a^, bcrgbod) ufm.
Deö ^Iben 9}abu, berg^oc^ ufm.
[De«( ^errn @(i^itrufif4arra], beö So^ne« uon (£fagil\ bergl)od) ufm.
De« iperrn Sc^amafd), berg^oc^ ufm.
«8irb fein «Bort einem «Bat)rfager übcrbradjt, io mirb fclbigcr «Bü^rfagci
erfdifittert, 36
mirb fein tBort einem @c^er uberbrad)t, fo mirb felbiger Setter erf(^üttcrt:
mirb fein «Bort /^u einem meiibollen ^anne gefprodjen, fo me^flagt felbiger
iRanu,
mirb fein «Bort i^u einer mel)OoUen §rau gefproc^en, jo met)flagt felbige ^rau.
Sein «Bort ge^t ee flein einher, fo oernic^tet es ha» ^anh,
fein «Bort - ge^t cd groß einher, fo ^erftört e« bie ^fiufer. 4u
Sein «Bort ift ein i^ugebedter 9{if(^frug, mer fennt feinen ^nf)alt?
fein «Bort ift mie ein 92e^ oerbedt, morein er fangt.
Sein «Bort, fein innere« mirb uic^t erfaßt, fein ^ugeree tritt uiebcr,
fein «Bort, fein ^u^ered mirb nic^t erfaßt, fein innere« tritt niebcr.
Sein fBort mac^t bie 3)tenfd)en franf, f(!^mdd)t bie ^cnfd)en. 4'»
Sein «Bort, menn ee broben bal)inf&I)rt, ntac^t e» bae üanh franf,
fein «Bort, menn ed brunten bal^inge^t, oer^eert e^ ha» ^anh.
Sein SSort ift ein «Better, au» einem ^au» Don (^ünf treibt c» ^ünf t^crau«",
fein «Bort ift ein «Better, aud einem ^aue oon S^^n treibt c« S^tin berau«
Sein «Bort, eilt t» broben bat)in, fo mcrbe ic^ in Xrauer oerfe^t, 'tO
fein «Bort, mirb t» brunten oerfünbet, fo erf (füttert ee brunten.
Ded ^erm «Bort, megen feine« Unheil« fi^c ic^ ha unb me^flagr:
burd) fein «Bort mirb broben ber ^immcl oon fclbft crfc^fittert, bergt)od)
ift fein «Jort!
ferner fei ^ier bcr fltoBc ^tjmnuö an S (^ a m a f c^ - au««
ber ^J)ib(iot^ef 9(ffurbani|)oI$ feinem ganjen Sortlaute nad^, fomeit
^ Xer ^{arbiiftem^jel in ^obQton. - ^^n meiteren 3(^aniofd)
^lymnen f. erfte 9(udmot)l 8. 14 f.
9£). XllI, 1 ^t^mnud an @(bamafd). 28
fid) biefer bi«^ je^t ^erfteUen lä^t, mitgeteilt, morin ber Sonnen^
Oott ©d^amofd^ neben feinet 92Qturfeite wx allem auc^ al^ ber
e>ott ber ©ered^tigfeit gefeiert mirb, ber ha^ (^iite belol^nt unb
bo«f 93öfe beftraft*:
(^leud^ter [ber Smftemie, >Kic^tev(?)J be« ^pimmel«,
$erni(^ter [bei^ ^öfen] broben unb brunten;
Sc^amaft^, (Srlcuc^tcr [ber ginftetniö, 3ii(^teT(?)] be* Jpimmfle,
58cmt(^tCT bcd ^ö[fen] brobcn unb brunten!
\{&^ wirft] nicbcr wie ein fjangnc^ [ ] bein (AMoni^, 5
(jewaltigcn Gebirgen [ ] befii ^ieerc«.
flei beinern (Srfd^etnen freuen fidj [ ) . . . .
iouc^jcn bir jiu aUe [ ] ^gigi*
itxn beftänbiges^ @)e]^eimnii» ift t>a9 \itifxcn beine^ [ ]
im Stro^l beine« öirfjtee i!)r ©d»ritt [ | 10
Dein ©lanj fut^t auf [ J
bie Dier SSeltgcgcnben wie geuer | |
«ufflctan ift ba« %ox für aUe [ ]
Don allen 3gigi itjre (^abtn \ J
9d)aniaf(^, bei beinern Aufgang beugen ftci) bir ( ] 15
[ ] Sdiamafc^, . . . f 1
üxitud^ttx, Öffner ber ginfterni», • • l ]
(Sntflammer bc^ $agc«« ^n^flangen oon CHetreibc
Die gewaltigen Serge finb umgeben oon beiner d^Iorie,
oon beinern (^lan^c finb erfüllt bie platten £6nber. 'M)
"Du bift mod^tigC?) über bie ©ebirgc, jd^auft über bie Cfcrbe,
bie Söume ber £&nber i)ängft hu in be« ^immetö ^iinerent auf.
Die ^enfc^en ber Sänber, ftc alle beauffid)tigft bu,
wa0 (Sa'&önig, ber Berater, gefc^affen, aßbarüber füt)rft bu '^lufficbt.
Xie belebten ^efc^öpfe in^efamt weibeft bu, 2r>
ja bu bift ber ^irte aübeffen, bae broben unb brunten.
Du wanbelft beftänbig am ^immel,
;^ur ber ^be fommft hu tagtöglicb.
Über SWeere«tiefe, C^ebirgc, (&rbc, ^immel
wie beftänbig fommft bu tagtägli(^. 30
Da0 Untcrreid) [^]a», ^jagfube, ber ^nunnati beaufficbtigft bu,
ha» Cberretd) ber !$8o^nftötten in^gefamt regierft bu.
ipirt be«i Unteren, .^ütcr bc« Oberen,
Genfer be^ Siebte für bae ^11, o 3(l)amaj(t), ja bu!
Du überj(!breiteft bae ^^eer, bae breite, bas weite, H5
woDou bie 3gigi uicbt fenueu fein ticffte» innere«.
* !8rünnow, d^itfc^r. f. ^ff . IV, 7 fj. ; (iJrai), 3amae *Jir. 1 (ogl. OaftJ^ow.
^Kelig. I, 432 ff.; 3Beber, Üiter. S. 123 ff.; % ^cremia«, «rt. adftamofd^ in
SRofcberd ^tixton). Sei biejem De;rte ift bie $eriobeneintetIung aucb im Original
burc^ Linien nad) je jwei Werfen an bie jpanb gegeben; atterbing^ !ollibiert
biefe äußere (Zuteilung fteUenweife mit ber aue inneren (drünben ^u forbernbeu,
Ofll. h' '^' S' 112ff., S- 131 ff., i' 174ff.; bod) würbe fic bem Original ent^
fpred)enb beibehalten. - Die (öötter be« oberen Screidj«.
24 Cv ^Sintmem, $abt)lon. $)t)mnen tt. (lebete. 2. ^u^ma^l. HO. XIII, 1
|0 Sc^amafc^J beinc Strahlen bringen in bie äBaffertiefc tjinein,
[bie @rü]nbe(?) bed Speere« flauen bein 2i4t.
[€ (Sdjamajc^,] wie mit einer 3cönur binbcft bu, wie ein ©turmwinb
[. • . .]ft bn,
bcin [tüeijtcr ^djirm toirft bie iJanbcr nicber. 40
|'JH(t)t] bift bu betrübt togt&glid), nid^t ift büfler bein >ilntli|^,
bu lägt banern aUnö^tli^, lögt aufleuchten [Sfeuer(?)].
>iu unbefannten, fernen ©tridjcn, oon ungejöl^Iten leiten,
0 <B6)ama\6), eilft t)n, bt^ Za^i ba^inlaufenb unb bc0 "^ad^ti ba^in»
ftür[menb(?)].
itiö^t ift in ber C^efamt^eit ber Sgigi, ber fid^ abmül^t auger bir, 45
unter ben dlöttern bed gefamten Me, ber überragenb ifi tote bu!
$ei beinern Aufgang berfontmeln fid^ bie @)dtter be^ Sanbe^,
bein furchtbarer (^lan^ überwöltigt bad üanh.
f^on jämtlid^en Sänbern, fobiel jungen ertlingen:
bu fennft il^re $lane, i^re Schritte flberfd^auft bu. 50
[@d bli(len(?)] auf bic^ indgefamt bie ^enfd^^n,
[o <Bä^ama\d)], nad) beinern Sichte fe^nt fid) bie (S^efamt^eit.
I ] bie Sd)ale ber ^a^rfagung ^ur durflftung bon B^bernl^ol^,
[ber bu] beniel^men I> bie Selber bie Deutung ber ^rfiume.
] . 3ii^fiftwngcn beugen fic^ oor bir, 55
[t)o]r bir beugen fic^ ^5fe unb ©erec^te.
[%Ber ift, ber ^in]abfteigt in bie ^affertiefe aufter birV
[»ei ®u]ten (?) unb »öfen fertigft bu ibr Urteil.
Der 5ipu-3)ämon(?) ^ |
ergiegt ftc^ über i^n unb ©(^laf [ ] HO
Xu läffeft erbeben (?) ben Übeltäter, ber nid)t [ J
bu bringft herauf aud ber ^icfe(?) bie bai 9lecl^t beugten (?) ....
Durc^ had gerechte Urteil, o Sd^amaf^, baii bu f|>ric^fl [ |
ift l^errlic^ bein 9lame, mirb nic^t geänbert . . . . [ ]
Du fte^ft bei bem SBanberer, beffen ^e[g] befc^merlic!^, 65
bm 9Reerbefal^rer, ber bie glut fürchtet, berlei^fl bu (9llut(?)J.
«ege, bie nie erfpä^t, ben 3äger [fü^rft(?)] bu,
[auf ^ö^]en(?) jie^t er, gIeid)!ommenb bem [@on]nengott.
1 1 (S(e»i(^ti^ftein, aud ber ginfternid retteft bu,
1 1 ooll öon Dunfel^eit, oerleiftft bu Stügel. 70
' ] 6t&bte ^eigft bu,
[ ni]dit(?) fennen, j^cigft bu ^eute.
(2 ^t'xUn gan^ i^erftört)
Der burc^ «efit(?) ] 75
ben (Sefauften, ber in ... [ |
Der beffen @ott oon i^m [gemid)cn(y), |
burc^ Sel^n . . . . bu [ |
Du fle^ft bei bem . . [. . . .J-Wann, | |
bu unterfu(^ft [feine] «er(Wltniffc | so
Du bringft [ 1
im „ßanb o^ne »lüdfe^r" | 1
Die jümenbeu Göttinnen ;^ I
bift nicftt ergaben b[u? ]
41C. X(ll, 1 .t>t)mnu«$ an Sctjamafd). 25
C @(^amaf4, aue [beincmj 3anone{i | | H5
ouj^ beiner ©(^Unge nid)t fcntriniit'Vi ]
Der gegen ©ibfc^wur [
bcm, ber nic^t fürchtet . . . [ I
«udgebreitct ift bein wci[tc£i] siefi [ |
ber 5um Sßetbe feine« ^enoffen cr^e[bt jein 5luge(?).J 90
ün einem i^m nic^t borbeftimntten Xage iüm[mt ii)n ^iniocgiV) |
feflgefe^t(?) ift i^m »ronb, ber ©ame(?) . . [ |
(frreic^t i^n beine SBaffe, fo [gibt ed] feinen dletter,
bei feinem (S^eric^te tritt nici^t auf [fein] Sater.
^eim $[udf))ru(^ be« ^idjterei fielen nic^t ^ebe ftc, feine «rflber, 95
in eherner gfalle wirb er niebergefdjlagen, o^ne ed ^u toiffen.
Der 8d)Ied)tigfeit plant, beffen ^orn oemic^teft bu,
ber auf Unt(rbrüchtng(?) finnt, beffen 8tötte wirb oerfet^rt.
Den f^Iec^ten 'Six^ttx läffefl bu g^ffelung fetten,
ber ^eftedjung annimmt, nid^t red^tleitet, bem etlegft bu Strafe auf. 100
Der ni(^t 9efted)ung annimmt, ber e^rffirac^e einlegt für ben Scbwad^en:
mo^Igef&Üig ift bad 8(^amaf4, fdrbert ba« lieben,
^n gemiffenl^after 92i(^ter, ber gerechtes Urteil föüt,
fertigt (fic^?) einen $alaft, eine ffürftenwo^nung ift jeinc fBot)nftätte.
Der (Mb gibt auf ^uc^erainfen(?), wadförbert er? 105
er betrügt (?) fi^ um Gewinn, leert feinen ©eutel.
Der ®elb gibt auf mäßige Q\n\tn(?), einnimmt einen Scfcl für . . . |. . . ,|
wo^IgeffiUig ift ha^ Sc^amafd), förbert ba« Scben.
Der bie ©o[ge] ^filt [ ]
ber ba anbert bie (dewic^tdfteine, [. . . . erjniebrigt, 110
ber betrügt (?) fi(^ um (Gewinn, Iee[rt feinen Öeutel.]
Ded (S^rlic^cn, ber bie %age Wt, viel finb [ |
«Üe« mögliche biel | |
Der bad Vtai ^ält, ausübt . . . [ ]
', ] bei ber ^ibe, ber ^uoiel entrichten lögt, ILS
l I ber f?lu(^ ber iieute wirb i^n frt)afd)en.
(«Öer] feinen ( i t, 9lbgabf forbcrt,
[ I nic^t wirb befi^en fein dhrbe,
in hau l ] werben nic^t eintreten 'fte, feine ^über.
Der [ ], ber betreibe gibt für förbert ba* Wutc, 120
:wo^lgef5]nig ift bae ©c^amafd), fdrbert bae Ueben;
er erweitert bie Somilie, nimmt ^eicfttum in ^fi^,
gicid) ^Saffern ber Siefe, unberfieglic^en, wirb fein Same unuer[fieglicb frin.|
Der gute ©ilfe ju üben einen Unoerftönbigen be[auftragt(?),]
ber Untergebene (?) unteTbrü(ft(?), mit bem 8ci)reibgriffel wirb er auf-
gefi%eid)net(?):| 125
bie ha iBöfed tun, ibr @ame ^at nic^t [^ftanb,|
beren Vlunh boQ Seugnen, ba gilt t>ox bin
Du ocrbrennft i^ren «udfpru^, (öfeft il^n auf, io bu!
Du ^örft, ba über fie bu ^in^ie^ft, bie (iHnge^wängten, macbft auefinbig ibr ^ec^t,
ein ieber, jebweber ift beiner ^anb anoettraut. 190
Du regelft i^re Oratel, wad gebunben ift, (öfeft bu,
bu eri)drft, o 3d)amafd), ^ebet, Rieben unb ^ulbigen.
26 •t>. Zimmern, ^abqton. ^Dmnen u. (^fbetc. 2. ^uemabl. flC XII], 1
^Hebermerfuna, ftnieii, Slüftergebet unb JuBfall.
flu« ticfjlcr Äc^lc fc^reit bcr (Sienbe )u bir,
bfr ^inffiQiflc, Sdituac^e, (Geplagte, $[rme, 13r>
mit einem St(aQe(ieb(?), einem Sdiriftftüd beftänbi^ $iet)t er bidi oit.
Deffcn Soniilie fern, beffen Btaht meit meg,
mit bem Chrtrag beö If^Ibee ber ^irt ge^t bid) an.
Der [..].. .(?) im «ufjionb, bcr ©irt unter bem 3tinb,
\o 8(^a]mafd), ge^t bid) an, ba einen %6eQ er ^ie^t be» Sdiredene. 14()
Der reifenbe Äaufi^err, bcr ioäubler, ber ben Beutel träflt,
[ 1 flc^t bid^ an, ber gifc^er bcr üefc.
Der <^äfler, ber ^dfiaä^ttt, ber Sorter (?) be» JBie^»,
int be^ ^o^rgaune ber Vogelfänger get)t bid) an.
Der (^nbred)er, ber Dieb, ob auc^ Seinb be« 6d|amaf4, 14o
auf bem $fab ber 6tep|)c ber iianbftretc^er geü bid) an.
Der uml^erirrenbe ^ote, ber f(üd)tige 8d)atten,
0 Sc^amafd), gingen bid) an [ ]
9hd)t miefeft bu ab, bic fbic^] angingen, |
bem . . 1^ ] . . . , 0 Sc^amafd), [ ] loO
. . . [ 1 • . 0 Sc^amafcft, . . [ 1
bein I ] . . [ ]
lUm ^VL regeln (?)J it)re Cratel (?), auf bem ...[.].... ü^e[ft bu,|
nad^ ben oier $Binbrid)tungen entfd)eibeft bu i^re Ver^öltniffe.
Den beuten (?) ber platten fBo^nftätten if)re Ct)ren öffneft bu, 15r>
ba für bie $fanne [it)rer] 9ugenfd)au nid)t genügte ber ^immel,
für bic Schale ber Sat)rfagung nid)t genügten alle Söubcr.
3ur ;^eit bc« (^cbetf»(?) lau^S^ft bu ooQ 3ubcl unb greubc,
iffeft, trinfft il)ren lauteren S?ein, cblee öicr oon bcr lonne,
ba fie bir fpenben ^ier, bae cblc, nimmft bu (e<() an. IBu
Sic bic umringte [. .j . . . 'Slui, bie retteteft ja bu,
i^r reincd, lauterem ^äuc^cropfcr nimmft bu an,
trinfft if)re iRifc^ung uon !Bein,
bic fBünfc^c, bie fie t)egten, la^t crreid)en ja bu.
Die ha nieberfnien, benen fd)affft Idfenb bu it)rc Feinheit, 1%:*
bic t^a t)ulbigen, beren ^ulbigung nimmft bu an.
Sic aber fürchten bid) oere^en beincn 9}amen,
oor beiner (^rö^e beugt man ftd) für immer.
Die aber törid)t finb mit ber 3unge, C4ott[loic6] rcbcu,
bae wie bie 'IBolfen nic^t ^at Vorn unb r^inten], 17(i
bic ba t)injie^en über bic meite ^be,
bic ba betreten bic l)o^cn Vergc,
(Mott l'ac^mu [übermältigt fie(?)], ber uoll uon $urd)tbavfeit ift.
Der ^trag bee ^eeree, ma» au0 ber Diefe fommt,
bic ^cbü^r bc« 3Iuffe0, bic ba eingebt, o Sd)amaf(4, (ü^gl) oor bir! 175
i&M für Verge, bic nic^t betleibet radren mit bcinem C^Ian^c,
mae für (i^egenben, bie nid)t ermärmt mären oon bem Strabl beinee Üi6)\^\
Der bu bie JJinfternie cr^ettft,. bae Duntel crleud)teft,
bie Dunfel^eit öffneft, bie meite (£rbe crleuc^tcft!
Der bu ben Dag auft)ellft, herobfteigen lägt (4lut(?) auf bic i^bc bc£^
i)Httag€^, 180
r
«C. XIII, 1 »ei*I)citdf|)rü*c. 27
rrglü^en lö^t toic eine flamme bie weite i&thtl
Der bu bie ^age oerfür^ft, bie 9i&^tt oerlöngerft,
Ijerbeifü^rft] tälte, groji, Stauer, ©(^nee!
r^T bu ....].. . bell Stieget bed Wimmele, auftuft bie lür ber tkiu
] «anb, 8*lüffeM)Po(f, Xürfodel. 185
] unnac^ficl^tig, ber 2tbtn fc^enft,
] . . . . in bet IBermirnmg inmitten bcß $obe^.
[ ] 'Siat au pflegen, *tan ju faffen,
j . . . . SRorgenrötc ben meitauÄgel breiteten] ^enfd^en,
[ ] Itironl?) 39preffe [ J 190
(4 S^xUn toerftümmelt)
J glan^enb, bie ©oftnung beiner üuft, 195
[ ] • • • <^in 3Ra!^I ber ©eltgcgcnben,
1 • • • ^Jrieftertierr unb Surft,
[ ] il^ren Tribut mögen fic bir bringen,
] mit bem Opfer ber Sülle ber öönbcr,
[ ] bcin Heiligtum möge erneuert werben, 200
] beffen Äu^fprucft nit^t geänbert wirb.
f J im ^aufe bed od^tafgemac^ee
[ ] möge fiU bir fpredjcn!
Unb im 'Xnfc^IuB an bieje ©d^amafc^^^mne folge nun nod)
bei intcrcffantc, Iciber immer nod^ rec^t fragmcntarifd^c Icjt au0
bcT SStbliot^cf ?lffurbanipafö (ncbft einem ncubab^tonifc^en ®jem*
plat) mit ^eiö^eitSfprüc^en, ber fid^ auf£^ engfte mit ben ^^artien
be^ Dorfte^cnben öt)mnu6 berührt, bie t»on Scftamafd^ alö 9flicftter^
flütt ^anbeln^:
(Anfang oerftftmmelt)
^n einer ^erfammlung [^um] Slnfu^rer ergebe [bein ^uge|!
^Im Crtc be» Streite« oerme^re nidjr ben [Sä]rm(?)!
C^m Streite bein
aud) bu ffiun @)[uten(?)J rid)te empor bein [$lntjli^!
(Die H folgenben, ^. %. oerftümmelten ^ci^c^^ ^anbeln gleid^fall? a* ^- ^^^^"^
Dom riti^tigen ^erftaltcn bei Strcitigfeitcn)
^<on beincm ^iberfaci^er
bem, ber bir !6öfe£( tut, oergilt i^m mit [(^Jutem!
(folgen no(^ einige weitere feilen, bie oom Ser^alten gegenüber bem Sei übe,
!£Biberfa(^er unb 3d|abenfrot)en t)anbeln; barauf eine ^ücte)
*ertroue nic^t [ ;
Sd^au auf ben älteren trüber
fürchte
gewahre _if)m (4nabe!
^ 92a4 mehreren einanber gegenseitig ergän^enben Xe^ten bee ^rit. ^^uj.;
Dgl. aRacmillon, «el. lejt« 9h. 2 unb 8immem in 3tfc^r. f. «ff^r. XXIII,
367 f.; j. ouc^ ^ber, fiiter. S. 309 unb llngnab in (örefimonn a. o. C. S. 98 f.
28 *• rfimmern, «ab^lon. .t)pinnen u. (»ebete. 2. «udwaW. «O. XIII, 1
t^rc fiaffigfcit nic^t . . .!
^rtif(^ foüft bu fic nic^t unterbrüdcn!
tßegen fold^cnt jümt i^m (fein) ®ott,
nt(!^t wo^I()ef5Qio ^^ ^a^ Sd^amafd), er oerflilt ee it^m mit Sofern.
(Mib Spcife ;^u cffcn, ©ein ju trintcn,
mit richtigem SBo^lgerud^ (?) oerforge unb . . . .!
Regelt folgern freut ftd) übet ibn (fein) ®ott,
roo^Igefanig ift ba$ 6d)amafd), er oergilt ei» ibni mit (duftem].
($ie folgenbeii uerftümmelten 7 feilen ^anbeln u. a. oon ber ^tjanblung bei
^agb im ^aufe)
lieirate nid^t eine ^nxt, bie il^re $)UTerei ausübt (V).
<^ne ^ietobule, bie einem &oUt getoei^t ift,
eine 93u^Ibirne, beren Q^emoitf?) Tei(^Ii4 ift:
am beinern ©c^mer^ mirb fic bic^ ni^t emportjebeti,
in beinem @treit läftert fie gegen bid).
r.
(^brfuTC^t unb UntertDürfigfeit mol^nen nic^t bei i^r,
fürwahr, tommt fie ind ^aui, fo fü^re fie bacau^ lieraud.
C^ft ber ©pur eined Srremben it^r @inn ^ugemanbt,
[tt>o(?)l fie in ein ^au« eintritt, wirb e« i^erftört, nic^t bleibt ^eiU?},
roer [fie] betratet.
55em Äöjuig (uuterfte^t) fein (örofter, bcm (trogen bu felbfl, 10
[bew]al|rft bu fein Siegel, fo fei ei* angebunben(?).
[£)ff]neft bu feinen @(^a^, fo tritt Ijinein,
[wenn] ein frembeie^ ©iegel nid}t (baran) mar.
[|)Jabe o^ne ;3a^l wirft barinnen bu fd^auen,
(aber) auf irgenb etwad folc^ed richte bein ^uge nid)t. 15
^d^t fei bein ^erj angetrieben, ^eimlici^ed ju berüben,
binterbrein bod) wirb bie @a(^e funb(?) werben.
<^rug(V)] unb ^imlic^feit, bie bu oerübt, wirb offen[bar] werben,
t}5ren wirb babon ber (^roge unb wirb [bi(6 sur 81e(!^nf(^aft ^ie^enf?)]
(folgen nod) einige weitere berftfimmelte 3^il<^>t: borauf eine Sücte)
^Berl&umbc nic^t, fage 8c^bne0 aue,
^dfei^ fpric^ nic^t, rebc &uM\
tBer berleumbet, Söfetf audfagt,
snx )Sergeltung baffir wirb Sdiamafd) itym nad) bem Joau|ite trauten.
^ad) beinen ^unb nic^t grog, J)üte beine 2\ppt, 5
bie Regungen (?) beinee Innern fpric^ nic^t aUbalb(?) aud!
:»enu eilig bu rebeft, mufet bu'« fpäter bereuen (?),
aud) mugt bu burd) Schweigen beinem 6inn Wi\^ mad^en.
Xfigli4 ^ulbige beinem (^ottt
mit Opfer, (t^ebet, d^e^örigem an ^äuc^erwerf; 10
sc. XIU, 1 (»ebet an ©(^arnafc^ bei ^aufi^toei^. 29
}u beinern @otte mögeft bu iperjendtrieb ^aben,
foI(4e$ ift e^, road ber ®ott^eit pfommt.
^ten, gießen unb 9}ieberwerfen auf£( ^nttt(
foflft bu morgen« iljm barbringen, fo »irb beine Jhaftf?) flen)altig(V) fein,
Quci im ÜbermaSc wirft bu mit @ott Gelingen ^aben. 15
59ei beiner üc^re crfie^ aue ber ^ofel:
((£(otted)furc^t erzeugt @)uterge^en,
O^fer mac^t baS Sebcn reic^Iic^ fang,
auc^ (oft ®ebet bie 3ünbe(nfd)ulb).
Ser bie OJöttcr fürchtet, nidjt wirb bem entgegen [jetn iJol)n(y)j 20
9ßer bie ^nuunali fürd^tet, ber verlängert [feine Sage.]
SRit Srteunb unb @)enoffen rebe nic^t [<3(^Ied!|teS(?)1
(Gemeines; rebe nid^t, ^uted [fpnd^ nttt i4m(?)]!
SBenn bu ocrjproc^en ^a\t, fo gib ei> [ J,
wenn bu ermutigt ^aft, [fo gewähre $ilfe(?)]! 25
[$)aft bu] bem @enoffen [(etwad) Derfproc^en], fo gi[b es^ i^m],
[aud^] wenn bu ben f^reunb ermutigt ^aft, [fo gew&^re i^m beine $ilfe(?)|!
|!ßei] beiner fielire i erfiel) au« ber Xofel:]
(3)er Schlug feljlt.)
I)Q Anfang unb @nbc bicfcs^ Xcjteö nod^ fehlen, fo fann bi^
jc^t Icibcr and) noc^ nid^t fcftgcftcllt »erben, in »cld^cm ßufammcn*
tjang bicfe bab^Ionifd^cn „©tttcngcbotc" ober „SBciö^eit^fprüd^c"
auftreten, ob fie einfad^ als %tH einer größeren felbftänbtgen
SeiSl^eitSle^re ju gelten l^aben, ober ob fie ^tma, wa^ red^t n^ol^l
benfbar mdre, fpejtell afe Ermahnungen eines ®otteS ober eine»
frommen, ber ®ott^eit nal^cfte^enben STOenfd^en ber Urjeit in einen
mtjtl^if^en ober epifd^en ß^f^mnienl^ang eingereiht toaren.
@nb(icl^ fei ^ier noc^ auS ber ^ffurbanipaUStbliot^eE aM
einem SRituoI für eine .öauSnjeil^e ein @ebet an ©d^amafd^ mit*
geteilt, baS ber Sefd^ttJörungSpriefter nad^ allerlei bor^ergegangenen
3eremonien, fpejiell auc^ einer Dpferjurüftung für ©djamafd^, an
biefen fprcc^en foQ^:
@d)amafd), ^err ^immel« unb ber ^be, (Erbauer oon Stabt unb ^aue,
ia bu!
^ftimmungen ^u beftimmen, Sc^tcffale ju geftaUcn, liegt in beiner $anb!
(Sine ^efümmung be« Beben«, ia bu [beftimmft fie,]
ein S^idfal be« Seben«, ja bu [ge^alteft e«!]
^a« %Bort beine« S[Runbe« [wirb] ni[(^t geänbert,]
ber 9Iu«fprud) beine« ^0>hinbe« [wirb] nifd^t gewonbeU.|
' Bimmern in aeitfctir. f. «ff. XXIII, 369 ff.
30 $• x^intment, ^abt)lon. jp^mnen u. O^ebete. 2f ^udmot)!. il£. Xin, 1
€ Sc^amajd), am heutigen Xage ttm S^^9^^^^^^ [ 1
Dted $QU0, baS 31^., @o]^n bed 9^., pebouß t>ot, fegne!]
(£tnr gütige ^eftimmung beftimme i^m;
ein gütige^ Sc^icffal geftalte il^m!
IRdge bieS ein ß^t^^X fein, ber [^il] bringt {einem iivbantx,
auc^ bie^ ein t^ausf, bae ^eil brin[gt feinem Q^bauer !]
möge [cö] ein $on« be« ÖebeniJ nnb ber @rba[Itung] für HH , feinen
^UKt, fein!
€ ©c^amafd), 929t., ber bicfe« ^aui ge[baut bat,]
in ber f^eftigfeit beine§ $er5eniS [ ]
eine gütige ^eftimmung beft[imme it)mj
ein gütiges @d)i(ffal geftalte i^m!
^(n [feiner] Sülle möge er fic^ föttigen,
bad ^auS, hai er gebaut, werbe [alt,]
auf tange 3^^^ ^^^^^ ^^ leben!
[C Scöomnfd), bic§ .^an§] ^\i einem gütige» '^or^^cidjeu für [9i9i., feinen
©crrnj fe|e e«!
^n biefem |)aufe möge er [^er^enÄfreubc] betätigen, togtäglid) [fiA freuen ;]
foöiel er aud^ bege()rt, [möge er erlangen,]
ba§ ^^orbanbene [erneuert merben!]
*?(uf bicfeö ©ebct folgen in ber üiturgie tuieber aUerlci Sfhtual'
annjcifungen, bie fic^ auf bie SBel^anblung be«J ©ötterbilbcs^ beö
3iegeIgotte<S bcjie^en. S)ie)er njirb, mic qua bcni folgcnbcn \fttt>ox-
ge^t, nad^ ))oIIenbeteni «^aiidbau am ®c^luffe biefer ^us^i^ei^^
jcremonie in Oeflolt feinet SBtlbes in einem ©(i^iffd^en bcm 5^^ft
pTeiögegebcn unb, wie fonft ein böfer 3!)ämon, befd^tooren, fii^ jH
entfernen unb nid^t me^r jur (Stelle bei^ neuerbauten ^aufed jurüd-
jufe^ren. 95ei biefer Zeremonie am glufe ift öom Sefd^mörung«^*
priefter öor biefer ^öuberl^anblung mit bem Silbe bed QitQdQOttes^
^^unä^ft noc^ ein ^ebet an (Sa unb SRarbut ju richten, ba^ faft
mit ben gleid^en SBorten, tt)ie ba«J obige &thü an ©^amafc^, aud^
biefe beiben Wötter um i^ren Segen für baö neue ^au^ unb
feinen IBcfifeer angebt. ^l«f ber »eitgeftenben Übereinftimmung im t
SBortlaut bei biefcn beiben (Gebeten berul^en aud& bie (Ergänzungen 1
im Dorfte^enben Xejrt be^ ©d^amafd&gebetes^.
\
'iluc^ biefe jiDeite, t)ier gebotene ^uetoa^l uon bab^lonifc^en
.^^mnen unb Q^ebeten erfd^öpft leinedloeg^ aud^ nur annä^emb
ba« rei^^altige 9Katerial, ba^ bie fteilfc^riftfiteratur auf biefem
(•Gebiete aufloeift, mcnn aud^, im 3"föntmen^alt mit ber erften
?lu«Jtoa^l in ÄC VII, 3, bie tuic^tigften «rten biefer §^mncn-
unb ©ebet^literatur in c^aralteriftifc^en ^obcn vertreten fein
iJ
*?(£. XIII, 1 Sc^luftbcmerfuitfl. ;^ur ßitcratur. 31
bürften. 3Son bem ^xtl, bas» unö als crftrcbcnötDertc^ 3bcal üor^
fd^weben mufe, namlid^ bie bab^Ionifd^cn ^^mnen in if)rcr boQ*
ftänbigen 6*cftalt unb aud^ in il)rcr jeweiligen ßi^f^^^wicnfaffung
in Heineren ober gröjjeren ©amnilungen, fotpie in i^rer liturgifc^en
©inorbnung unb SBerwenbung fämtlid^ roieberjugeioinnen, finb toir
ofinebieö bei bem fe^r fragmentarifd^en 3"f*ö"^ gerabe biefeö
iJiteraturä»eige« nod^ rec^t toeit entfernt. 3nimerl^in bered^tigen
bie oben eingang«^ ertoä^nten neueren gunbe unb SSeröffentlid^ungen
oon .'pt^mnen ausJ ber altbabtjlonifd^en 3^it jw Irenen fid^ aller^
neueften^ aud^ folc^e aus^ XeQol^^^agafd^ gefeiten, ju ber Hoffnung,
t>a^ mir in ®älbe jenem ^kk um ein gute^ ©tuet näöer fommen
loerben.
?ur Bitttatut.
m.^aftxow, Die Religion «obt)lonicnfi unb «fl^rien«, 1905 ff., I, 398 ff.,
II, Iff. - C. «Beber, Die ßiteiQtur ber »abtjlonier imb «fftjrcr, 1907,
S. 114 ff. — %, Ungnab in (SJreftinann, 'Ältotientolifc^e Xcjte unb ^(ber,
1909, I, 80ff. - @t. Sangbon, Somerian and Babylonian Psalms, 1909.
iQ. 3 i m in c r n , »abtjlonif (^e öug^falmeu, 1885. — 3fl. (£. ^ r ü n n o w , Assy-
rian Hymns (in 3eitfd|r. f. «ff^riologic IV, 1889 unb V, 1890). — iJ. !©. Äin^,
Babylonian Magic and Sorcery being "The Prayers of the Lifüng of
the Hand'\ 1896. — ^. !0{artiu, Textes religieux assyriens et baby-
loniens, 1900 unb 1903. — 3- 4>ct)"^ ^^mnen unb ©ebete an ^arbuf (ä^citrofle
i^ur «ff^riologic V, 8, 1905). — St. D. »Jacmillan, Some Coneiform
Tablets bearing on the Religion of Babylonia and Assyria (ebenba Y, 5,
1906). — 3. "ööncnrüc^cr, ®ebete unb ^Dntncn an ^icrgol (fiei^jjiflcr
Semitiftifdie ©tubien 1, 6, 1904). — (£. 05. ^erri), 4)t)mucn unb ÖJcbctc an
Sin (ebenba 11,4, 1907). 3- ^^inttf^t, ^Dmucu unb (*Jcbcte an 9icbü
(cbcnba m, 4, al« Differtotion ^c'xpm 1^07). — ($. D. CM rat), The Sama«
Religions Texte, 1901. - XI). @. ^int^cg, The Hymns to Tammoz in
the Manchester Museum (Manchester Memoirs XLYIII, 25, 1904). —
^. 3. ^uffep, Some Sumerian-Babylonian Hymns of the Berlin Collec-
tion (in Americ. Jonm. of Semit. Lang^ages XXIII, 1907). — ^.(Bfi^oM-
mcDCT, Der 3fcl^tart)Dmnu8 K. 41 nebft feinen Du<)Ii!atcn (SDilittcil. ber 58orbcr
ofiat. ©efellfd). 1908, 4). — üi. Homht, Histoire du culte de Sin, 1908. —
iQ. Zimmern, Sumerifc^^babt^Ionifc^e Xamujiieber (^eric^te ber pl^iL^^^ift. $t(.
ber eac^f. (^ef. ber $Biff. LIX, 4, 1907). — ^. 0labau, Miscellaneous Snme-
rian Texts firom the Temple Library of Nippur (Hilprecht Anniversary
Volume, 1909, 8. 374 ff.). — $. yRabau, Sumerian Hymns and PrayerH
to God Nin-ib, 1911 (The Babyl. Expedition of the Univ. of Pennsyl-
vania, Series A, Vol. XXIX, 1).
(frftc Iflu^toa^I ($1£. VII, 3): mttx unb literarifc^ei ^axahtx 5er
bab^l. ^^innen (S. 3. — 55ic mctrifc^c gform bcr babt)I. ^^mnen @. 5. — Der
finfeitig fulttfc^e (S^aralter ber babl^I. S^ri! @. 6. — ^anf^t)innui$ nac^ einem
©lege S. 7. — ^^mncn mit greift beÄ Äönig» 8. 8. — Äönig^gebete. Jku
jal^rÄfcft^^mncn 3. 9. — XammuS^^^mnc @. 10. — ^^mnu« on ©in @. 11.
^^mnud an ^bob 8. 12. - @iebete bei Opfern. !6ef(^wörungd^Qmnen
8. 13. — ©cfci^tüönmgÄ^^mncn an 8c^amafctj 8. 14 — an SKarbut 8. 15
an 3frf)tar 8. 16. — ^i)mne an SKarbnf. Älageticber 8. 17. — ^efc^mörunge
gcbete an SKarbut, 9icrga( 8. 18 - an einen @ott, on 3fd^tar 8. 19. —
Älogelicb an Sfc^tar 8. 22. ~ Älagepfalm für jegac^cn ®ott 8. 23. — »läge
lieb an ©elit 8. 24. - Älagcpfalmen mit bialogifc^er gorm 8. 25. — Äloge-
Ueb eine« 3öeltwcifcn 8. 28. ~ 3)anflieb nacft Errettung au« ^JJot 8. 30. -
S^Iagelieb on ^el bei ^onbednot 8. 31. — 8(t|(u6bemerfnng. 3"^^ Siterotur
8. 32.
^racitc ^^luewot)!: (Einleitung 8. 3. ^^mnen on 8in 8. 4.
l&^mnu« an ^Äbob 8. 7. - ^ijmnen on Sflil 8. 8. - $^mnu« an 9lin4b
8. 10. lieber auf lamuj 8. 11. — Äultlicber ouf 3f(^tar unb ^muj^
8. 17. - «ffurbonipol unb ^JJabu 8. 20. — ^o« „Bort" ®otte« 8. 21. -
^^mnu« an 8d)amafd) S. 23. - fBei«^eit«fprü(^e 8. 27. - ®cbet an
8d»amafd) bei öouSmeibc 8. 29. 8rf)Iu6bemerfung. 3"^ fiiterotur 8. 31.
I^ottmann ä föolf. fid^itf.
13. ^aixs^nt^ Dff Jlite Oriftit ^tft 2
^ . ^ , ^ 6einei«vetßÄn5ftcJ« ^atfttttunatn ^ . . . ^
Preis dct 3iDr- fc.,.«««..!,« «i» d^r emxelpreu jedes
«MScs (4 «efie) *tfa«s«cgek« von der ^^„j,
2 m., geb. 3 m. UordCTa$iatisd)en 0esell$diaft (€. U.) ^o pietmi«
nffyrifdie ]agben
Tluf 6ninb alter Berid)te unb
Darftellungen gefdjilbert oxm
Bruno meißner
mit 21 nbbiibungen
Ceipzig
J. C. Qjnri(t)s'|(t)e Budibanblung
1911
Die üorderasiatistbe 6csell$d)dft (€. U.)
nli Atm Silt in Berlin
be^ocfft bte gfdtbening ber »orberaftatifdien Stubten auf (i^runb ber ^nfm&ier.
&t Qibt toiffenfd^aftli^e flxhtittn i^ter aRttgltebec in ^toanglofen ^eften aU
„Tlitttiiun^tn ber !6orberafiQtif(6en f^efetlf^aft" unb g^mettiner-
^Aiibfi«^ akUfteOimgen biertdifilfttlict nnter bem Xitel „titt Vite Ctient"
^etttul. d^rner miß bie ^eQ(!^aft ble Befd^ffimg neuen ttatertotf anre^n
unb untetjtü^en.
^eria^rU(^e9RttQltebdbeitragbcträgtlOBKarf,n)ofütbie,,9RitteiIungen"
(fenft 15 Vt.) unb „^tx tflte Orient" (fonft 2 9R.) geliefert »erben. — «uf-
nal^me aU WliiqUith erfotgt huxä^ ben Sorftanb auf einfa(^e 9[nme(bung beim
®<l^rtftfü]^rer. — gal^lung ber JBeitr&ge l^ot im ^onuar an ^inric^i»'
Serlag, Seip^ig, Slumengoffe 2, ju erfolgen.
^er Sorftanb befielt ^. St. avA: ^of. Dr. %. oon )Buf(J^an, 1. Sorftt^enber,
®fibenbe, Berlin; $rof. Dr. Vt. jpartmann, 2. IBorFtlenber, ^rmdborf (SRarK) ;
$rof. Dr. *SR. 6obern^im, 6(^riftffi^rer, Sertin-C^^arlottenburg, Stein*
pla| 2; Dr. ^. »inrfter, 3BiImcr«borf; ^rof. Dr. «r. SReilner, 1Bre«lau;
Sic Dr. «Ifr. geremia«, Scipiig; ?Jrof. Dr. g. d. Reifer, tönigSberg; ^rof.
Dr. grbr. ^ommel, 3Rün(^cn. — Herausgeber ber „SRitteilnngen": ^of. Dr.
$. »intfler, SBilmerÄborf b. ©erlin, »ingcrftr. 79, bed „«(ten Orient":
3)erfelbe unb Sic. Dr. 9ttfr. geremia«, Setpjig, ^au^jtmonnftraöe 3.
Inhalt der bitbcr crtcDIcntncn f>cll« dci „ülten Orient'* (Preis «0 PI.):
(i^Iaferd grorfdjungSreifeu in Süb*
arabien. mit 1 IBilb ®Iaferd.
Son O. %Beber. lOi
^g^pter atö i^tieger u. (Eroberer
tn«r«n- 7 3lbb. ®.»l.3Riiner. 5i
©tbrtft unb ©prad^e ber alten
Sg^pter. ^it 3 ^bbilbungen.
^on SB. Spiegelberg. 8a
^agie unb 3^"^^^^^ it" ^^^^
ä[g^pten. 93on %. Sßiebemann. 64
%ott n. ^oten-9tei(be im Glauben
ber alten Sg^pter. 3. 9ufl.
^on 9. jSSiebemann. 2i
9(mulette ber alten ^g^pter.
Soll «(. SBiebemanu. 12i
Unter^altungftliteratur ber atteu
Ägypter. 2. Sluffage.
^on 9(. SBiebemann. 34
fLmaxna'Qtxt flg^pten unb
8orberafien um 1400 to. (E^r.
»on (K. «Riebu^r. 1«
9(rabien üor b.^dlam. 2. 0ufl.
IBon O.S3eber. 3i
Sorf^ungdreifen in ®fib«91rabien.
3 Srartenff. unb 4 tlbbttbungen.
«on 0.?öebcr. 8*
^ramöer. Son 9(. @anba. 48
^(fnrbanipol u. bie aff^rij(!be
5tnltur feiner Bett. 17 «bb.
«on gr. a)elijf4. lli
^t^iopien. l${bb.SB.S}?.S9{fil(er. 62
^^litifc^e ^ttioidlung fdaht^lo*
niend unb ^ff^riend.
$on $. SBinctler. 2i
Himmels- u. ^eltenbtlb ber Sobp-
lonier. 2 ^bh. 2. erweiterte
Auflage. fSon H- ^indler. 3^3
akttf(b5pfung, »ab^Ionif^e.! «bb.
Son $. SBincfter. 81
3)ämonenbefcl^mdrung bei ben
Sab^Ioniern unb Slff^rem.
«on O. SBcber. 74
Deutung ber 3u^nft bei ben
tkbl^foniern unb tlff^rem.
93on 9.Ungnab. 10a
({^ortfe^ttttg auf bec brillen Umf^lagfeitr)
tiefer (92imrob) war ein gewaltiger Säger k)or
bem ^errn; ba^er |)f(egt man ^u fagen: ein
gewaltiger Söger k)or bem ^rrn wie 9hmrob..
3)cr Xicrrcici^tum 3DZcfo|)otamicnö ift fel^r grofe. ©er Sötoc,
bcr Sönifl bcr 3;iere, unb jioar bie pcrfifc^c Sfbart fonb fid^ biö
in bic ÜKitte beö öorigen Sal^t^unbertö im ganjcn Sroq rcd&t
i^äufig. fio^arb ^at loielfac^ tDeld^e beobachtet unb ernannt, bog
er bei feinen Stu^grabungen in 9luffar faft tdglid^ frifd^c ©puren
t)on i^ncn bcmerft l^abe^ am ligrid follcn Sötoen bamate bi^
in bic ®cgenb üon Carat ©d^crgat öorgctommen fein, am ©ufrat
gar big Sir. 3m ©inbfc^argcbirge unb an ben Ufern be^ E^abur
lourbcn fic öon ben Arabern ^äufig gefangen. 3n größerer 2ln-
jaf)I, in Stubeln öon brei big öicr ©tüdf, fanben fie fid^ in 6^u*
jiftan, tt)o fie öon ben Häuptlingen bcr nomabificrcnbcn STrabcr
gejagt tourbcn^ ÜKcrftpürbige SRad^ridEjtcn über ßötoenjagbcn ber
SKaiban==Slraber f)at ung Saljarb aufbcttjal^rt^: „SWa^bcm ber
Säger feinen redeten 9lrm mit S^icnen öon 3;amarigfen^oIj gc«»
panjcrt ^at, nimmt er ein ftarfcg, ungefähr ein gufe langet @tüd£
Don bemfelben ^otj, bag im Jener gehärtet unb an beibcn 6nben
gefpifet ift, in bie ^anb unb fuc^t bann fedE bad Xier in feinem
Sager auf. ©pringt nun badfelbe auf i^n ju, fo jtDängt er bag
^olj in ben geöffneten 5Rad[)en ber SBeftie, »etd^er baburd^ auf*
gefperrt erl^atten njirb, unb fann bann bequem baö Verblüffte Xicr
mit bem ^ftol, bog er in ber fiinfen l^ält, abtun." yioä) fonber*
barer unb märd^enl^after ift feine ©rjäl^Iung, bie er bem erften
SSeric^te anfd^liefet: „3)ie STraber erjagten ferner, ba^ ein fleineö
Sier, SRiö genannt, toeld^eö auf einem Saume bie ®elegen^ett baju
tbpafet, bem Sötoen auf ben SRücfen fpringe unb tro^ aller Sßerfudje
begfelben, eö abjufd^ütteln, it|m bag S9Iut auffange, big er tot fei. 3c^
fenne ben Urfprung biefeg SKärc^eng nid^t, — benn bafe eg ein fold^eg
fei, fte^t nid^t ju bejttjeifeln ; — bod^ i)aht id) oft Straber gef unben,
toeld^e öcrfid^crten, ben 9iig auf bem Söloen gefc^en ju ^aben."
1) @. Sa^arb, iRinioe^ iinb Sab^Ion @. 433.
2) €. Sa^arb, populärer ^erid^t über bie ^udgrabungeu j^u 9{inioe^
©.. 175. 3) S. ßa^arb, 9?iniöc^ unb ^obtjlon S. 433.
1*
4 »runo 3Äci|Ticr, ^Äfft)rif(^c gogbcn. «C. XIII, 2
Scgt liegen bie SBerl^ältniffe ganj anber^; bei bet ?(uÄbe§nung
bcr fiultur unb ben öerbefferten ©^iefelpaffcn ^at fid^ ber SBüftcn*
fönig immer me^r jurücfgejogen. 3m nötblid^en SKcfopotamicn
foü er fid^ faft gar nidftt me^r jeigen unb auä) nur feiten nod^
in ben 3)fc^ungeln be^ f üblichen Staqj^ öorfommen*; aber aud^
l^ier »irb er nad^ Slb^oljung be^ 2;amari^fengebüfd^e^ unb bei ju*
ne^menbem 5)ampfcrberfel^r immer feltener^
3i[^nlid( mie mit ben Sötoen ift eö aud^ mit bem übrigen
SBitbe gegangen. 2)ie gagböerJ^dltniffe finb nidf|t me^r fo gute tüie
früher, »enn aud^ ben Säger immerhin ®enüffe erioarten, bie er
in ©uropa nic^t fjaben fann. @ö finben fid^ in ben 2)icfic^ten
unb ©teppen be^ ß^eiftromlanbeS too^I immer nod^ (rt>enigftenö
um bie SKitte be§ vorigen Sal^r^unbert^^^ Seoparben, ?|?ant^cr
Üudife, SBiIbfa^en, SBöIfc, $^änen, ©d^a!ate, güdjfe, ©ta^etjc^toeine
SBitbf^ttjeine, ©ajellcn, 9lntilopen, ©teinböcfe, §irf^e, §afen,
iüanindien unb öiele anbere 3;iere *. Sfn jagbbaren SSögetn finb bc»
fonberd baö aSfiften^ul^n, bag JReb^u^n, bie granfoline unb bie
Xrappe ju ertoä^ncn*. ?(u6crbem finb bie Spieen ber ?)Ja(men
uon sa^Uofen Jauben beöölfert, bie ebenfalls einen fc^mac!t)aften
©raten abgeben. Sin ben Sümpfen gibt eö ^ßelifane, glamingoö,
iRei^er unb Äranic^e in 9roenge^ Db aber ber ©traufe, ben
Xcnop^on* beobad)tet ^aben miß, mirflic^ im 3^^iftT^>^"^fö"^^
üorfam, ift mir fraglid^.
„3)ie 3agb toirb meift in ber 38eife ausgeübt, t>a% man ben
2;ieren, inöbefonbere ben ©ajeHen, an ben ^lä^en, mo fie ju
trinfen pflegen, auflauert unb fie auö bem SBerftecf fd^iefet. Oft
merben ju biefem ^xotdt f(eine ©c^iefeftänbe au^ ©tein jur S?er*
becfung be^ Sägern errid^tet. S)ie 9Kuntefiq foflen grofee ©d^ifbe
in ©rbfarbe anftreid^en nnb biefelben t)orfid)tig üorfc^iebenb fid^
bem SBilbe näl^ern. §afen unb Äanind^en toerben meiftend mit
ben SBinb^unben ge^e^t ober auc^ mit 3Burfftödten erlegt. 9Rit
berfelben SBaffe üerftel^en aud^ fd)on bie Änaben SBögel, tt)ie bie
SBüften^ü^ner, SReb^ü^ner, fotoie bie granfoline, bie fid^ ^aupt-
fSc^lid^ am SBaffer t)orfinben, ju erlegen. Der Sebuine fc^ie|t
nie ben SBogel im ^(uge, n^as; i^m mit feinem primitit)en Qktozf^v
1) ®. 0. Dpptnf^tim, $om ^ttelmecr ^um $erftf(^en ®oIf II, 147.
2) @. 0. Gp^en^eim a. o. C 11,284.
8) @. fia^arb, 9}inibe^ unb Sab^Ion 6. 433; D. Oppenheim a. a. £.
II, 146. 4) @. x>. Oppenheim a. a. 0. II, 104. 5) @. Sa^au,
«m dup^rat unb Sigrid 8. 24; 65. 6) 8. ^nabaftd I ftap. 5.
90. XHI, 2 3a()bbare Xiere im t)cutigeii Stv^iftvomlanbe. 5
auc^ fd^locr möglich toSre. S)a? größere SSilb, ©ajeUcn unb
Stoppen, iDirb t>on ben (Sd^ammor aud^ mit abgerichteten fallen
gejagt. S)er galfe finbet fid^ meiften^ nur bei ben Sc^eic^^, ba
bie SBartung fe^r foftfpielig ift. 3m ^dtt fjat ha^ %itx feinen
Sßla^ auf einer Meinen Duerftange in ber ÜKännerabteilung. S)ie
Jalfenjagb tuirb nur am frühen üRorgen betrieben, »eil am läge
ba^ Xier infolge ber ©onnen^i^e balb ermübet unb baburc^ leidet
eine 83eute bon Äblem unb ®eiem n)irb. Sluc^ auf ©ajetlen Iä§t
man gaßen ftofeen, ba aber ber Sogel nid^t ftarf genug ift, bie
®a}eUe ju ©oben ju reißen, fo gehört ju biefer 3agb no^ ber
SBinb^unb" K ©ne anbere ?rrt ber gattenjagb auf SSögel ift mir
folgenbermaßen befd^rieben toorben-: „3luf einer ?ßalme tt)irb oben
ein 9te<j ausgebreitet. 5Wun loirb bem J^arten, ber früher öerfterft
gehalten loar, bie ^appt gelüftet; er tt)irb freigelaffen, fd^iefet nad^
oben in bie Ärone ber ^alme unb jagt bie SSögel in baö 9lefe,
baS famt feinem 3nf)a(te bann öon bem Säger heruntergeholt wirb."
^lufeer ben g^Ken foüen übrigen^ früher im 3raq, »ie and) je^t
nod^ in 3nbien gejä^mte ^ßant^er ju Sagbjtoecf en benu^t ttjorben fein *-
3m Jtitertum toar ber Xierreid^tum im ß^^ftromlanbc jttjcifel-
loS noc^ öicl größer, auc^ gab cö bamate nod^ eine JRei^e üon
milben, jagbbaren lieren, bie fpäter audgeftorben finb. Söwen
maren in SKaffen oor^anben. Sd^on baS Jperoenpaar ©itgamefd^
unb ©nfibu rühmen fid^, jufammen fiötoen getötet ju^aben*, unb
Äönig "Jiglatpilefer I. ^at beinahe taufenb StüdE erlegt. Sie
galten immer aU befonberi^ ebleg Sagbtier; barum tourben fie
^oufig in SRaffen gefangen unb in Säfigen für 3agb}toecfe beö
fiönigi^ aufbetoa^rt. 3n alten Omentejten n^irb mefirfad) basJ
Über^anbne^men ber fiömenplage a(d ^olgeerfc^einung eines be«
f onberS ungfinf tigen SSorjeid^enS getoeiSfagt ^ unb in ber Sintflut*
erjäl^Iung mad^t ber ®ott @a ben SBorfd^lag, anftatt burd^ eine
allgemeine ©intflut alfeS lebenbe SBefen ju berni^ten, bie grebter
burd^ eine !i!ön^np(age iKrtilgen ju (äffen":
3tatt bog bu eine Sintflut ntad^teft,
trotte ein 2&tot fi(^ etl^eben unb bie Wltn\d^tn verringern tdnnen.
1) 8. t>. Oppenheim a. a. £. II, 104. 9}ä^ere eingaben über Ralfen*
jagben, {. Sa^arb, 92inioe^ unb Oab^Ion 3. 226; 255.
2) ©. aReifiner, BA. IV, 422.
3) @. SKeißncr, SRitteil. be« ©emin. f. Orient, ©protzen ju ©erlin IV,
mt 2 €. 108; ipugfied. Biet, of Islam 3. 182.
4) ©. 3enfen, Äcilinfc^riftl. «ibi. VI, 224, V, 11.
5) 3. },, «. lll R. 60, 64 uftt). 6) 3. 3 enfen a. a. C. 3. 242, 187.
6 «runo »teijucr, «fftjrifc^e ^a^htn. «C. XllI, 2
3(uc^ aud bem ®efe^buc^ ^ammurapid erfe^en toir, bog fiö)0€n
nic^t fetten bae iBie^ täubten; j. SB. § 244:
^enn jetnonb ein 9{inb ober einen (Sfel mietet unb bann auf bem
Selbe ein fidwe (bae tlier) tötet, fo ift ba« Sad^e feinet (Stgentümerd.
ober § 266:
$Benn im ©taue eine ®eu<!^e(?) audbric^t ober ein Söme (ein £ier)
tatet, foCi ber ^irt oor ber (Sott^it ben dteinigungdeib leiflen, unb bann
{oQ ben Schaben i^m ber !6efi|er bei^ ©tallee abnehmen ^.
Sin ber eben erioä^nten @intf(utftel(e erfd^eint neben bem
Söroen ber barbani, ber ebenfalls bie JreDler bejimieren foU, uni>
aud^ in ben Cmente^ten n)irb er neben ben Sött^en oft old Sanb»
plage in 9(ui^fic^t geftellt^ ß^^^^^^i^ ^^^^ begnügt er fid^ oud^
mit einem fiämmd^en, bod fic^ oerirrt ^at^ ä^ieOeid^t borf man
ben barbaru mit bem ficoparben ibentifijieren *.
daneben aber n^urben mehrere iliere in biefer 3^it nod^ eifrig,
gejagt, bie jegt in bief en ©egenben ganj ober faft ganj au^geftorben finb.
l)a ift befonberd ju nennen ber SSilboc^^, iebenfaQd bem
9(ueroc^fen nai^t oermanbtl @r (ebte befonbers^ in unjugäng*
li^en ®ebirgcn, beren ^öc^ftc ©piften er erflettcrte*. 3n feiner
ungebänbigten itraft jerftampfte er aQed mit feinen ^ufen'. S)a»
rum galt er gerabeju afe 3^^^^" ^^^ fttaft, unb bie Sf önige lieBen
be^^alb häufig fteinerne ober eherne JlbbUber Don i^m an ben
Joren jum 3d^u^c i^rer ^aldfte auffteIIen^
Sobann muffen »enigftenS in früher ßeit in SRorbmefopo»
tamien auc^ noc^ Elefanten üorgefommen fein, beren ©to^d^ne
fotoie beren $aut fe^r gefd^ägt tourben. ?(Uerbing^ rühmen fid^ nur
liglatpilefer I. (c, 1050 ü. ß^r.) unb 3(furnafirpal (884 - 860 o. S^r.)
Elefanten er(egt ober gefangen ju ^aben, nac^ i^rer ^eit fc^einen
fie in biefen C^egenben balb au^geftorben ju fein. Übrigen^ ift
ed nid^t audjumad^en, n^elc^er 9[rt bie mefopotamifc^en (Siefanten
angehörten, ber fleino^rigen inbifc^eu ober ber afrifanifc^en. äBenn
man annehmen luoOte, bag ber Q^id^mx be«^ Siefanten auf bem
fc^toarjen Cbelidfen ©almanaffars^ (f. u. S. 19) bas^ Xier nac^
alten mefopotamif^en Ißorbilbern bargeftellt ffobt, mürbe man ben
ftjrifc^en (Elefanten als !?Ibart bee inbifdjen anfe^en muffen.
Ij 8. Code Hamm XXI, 4; XXII, 78. 2) S. j. ö. UI R. 58, 59b.
3) S. Sm. 954, 12 {^cli|fd), $lffDr. ücfcft. 3. «ufl. @. i34ff.).
4) ^iefe ^bentifilation ift aber rec^t unfic^er. iSnbere @k(e^rte ^aben
i^n al9 Sc^afal ober SSoIf erflfiren tuoUen. 5) S. (£. fteller, 92atur«
gefc^ic^tc ber ^au«tiere S. 111 ff. 6) 3. Sanberib Tayl. I, 69; Kuj. 1, 10.
7) S. Salman. Mon. Rs. 52. 8) S. j. 8. V R. 64, U, 14.
$lC.Xm,2 !a&mn, 2topaxhti\, SUboc^fen,, Elefanten, Stibefel. 7
^n anbetet intereffanted, jegt in btefen ©egenben IDO^I faft
gonj au^eftorbene^ Xiet toax ber SBilbefel, beffen ©d^neUigf eit \pxi(S)*
xobxüiä) tDar \ ®i muB mit ben ©ajellen jufammen ber ^auptfäd^^
(id^fte ^eiDo^ner ber ®teppe getoefen fein, ber befonberd 9hiinen aü
3Bo^np(a^ fc^ä^te ^ jun^eUen fid^ ober aud^ bid an bie @tabtmauern
fierontoogte ^ Sogben auf i^n tt>aren fel^r beliebt unb toerben nic^t
feiten auc^ bilblid^ borgefteÖt. 2)icfe ^ier abgebübeten 3;iere finb
in le^ter 3^^* ä^^r öon outoritotiöer ©eite* nid^t ate SBilbefel,
fonbcm alö 3BiIbpferbe erf (drt roorben, allein anbere Äenner * finb
lieber ju ber alten 9(uffaffung jurüdEgefe^rt 3ebenfate ift ju
bemcrfen, bafe bie Df)ren be^ 5;iereg jtoar furj finb, aber il^r
©c^ttjanj n)ic beim @fel nur in feinem unterften ©rittet mit langen
paaren bebecft ift, unb baß bie Stff^rer felbft augenfd^einlic^ eben
biefe^ lier @f et ber ©teppe, nic^t ^ferb ber ©teppe nennen, e«
alfo felbft für einen SBilbefel f)ielten ©obann ift nod^ ju ertoäl^nen,
bajs auc^ Xenopfion** im 3^^M^omIanbe toilbe Sfel angetroffen
tjat, unb ba§ fie um bie SDtitte be^ Vorigen 3a^t^unbert^ im ©inb*
fd^argebirge unb auc^ fonft öorgefommen fein foHen'.
3n einigen Sagbberi^ten fc^einen aud) Stffen, meQeid^t eine
beftimmte Strt baöon erttjäl^nt ju merben. 3m allgemeinen fc^einen
fie aber im ß^^ift^omlanbe feiten gett>efen ju fein.
2(u§er biefen je^t ganj ober faft ganj Derfd^munbenen lieren
^at SKefopotamien im Altertum üermutlid^ nod^ alle oben aufge-
führten, je^t bort öorfommenben Siergattungen in großen SKengen
beherbergt. (Sine ganje SRei^c aff^rifd^er 2;iernamen finb aber nod^
nid^t ibentifijiert, fo bafe man fid) nod^ feinen ganj genauen Über*
blidt über bie Jouna biefer fiänber im SHtertum öerf^affen fann.
StUeg biefe§ SSie^jeug fuc^te nun nad^ SRa^rung unb fügte
bcm angefiebelten 9Kenfd^en grojgen ©d^abcn ju. SRid^t nur, i>a%
große Siere n)ie ber fiöme in baö ^ferd^ einbrachen unb 9Sie^ unb
9D?cnfd^en töteten, au^ ba^ Heine 3Bi(b fd)äbigte bie ©aaten unb
Stnpflanjungen bebeutenb. 3)arum mirb fd^on in alten juriftifc^en
Urfunben bem 5ßäc^ter eineö gelbem aufgetragen, „bie ©ajcÖen
megjufangen unb bie SRaben ju öerfd^eu^en"**. Überbieö galt e§
1) ©. SaDberib Tayl. IV, 22; IV R. 56, 48 b.
2) @. V R. 6, 104. 3) S. 5. ö. UI R. 41, If, 18.
4) 8. fie ((er, ^ie ^Ibftammung ber Qitt\tm ^audtiere 8. 93.
5} @. ^il^^eimer, Xiie Landtiere in ^bftammuug u. (Snttoidlung 3. 41.
6) 8. ^mba[iü I Stap. 5.
7) ©. ßa^orb, ^opul. »er. S. 52; 140, 8) S. II R. 14, ], 13.
8 ^Tuno äRcigner, ^Ifjt^rifc^e ^agben. %£). Xin, 2
audö füi^ ungtürfbringenb, wenn ttjilbe 3;ierc in bic Stabt famen.
®ic mußten fofort getötet »erben. Sn mehreren ^obigienbuc^em
n^irb ed qI$ böfe^ Omen angefel^en, n)enn fidmen, ^ont^er, ^irfd^e
unb ä^nlid^e^ ®etier baö SBeid^bilb ber ©tabt bettaten*. SBenn
)o ein ^D ))Qffierte, ^ie(t man i^n jogar für nitcJ^tig genug, i^ii
bem ffönige mitjuteilen. ®o berichtet ber Schreiber Sfiabüa*:
^m 7. §H^\tt) ifl ein 3u(^ in bie ©tobt tlffur eingebrungen. ^m
(Sparten bed (Bottt^ 7L\\m ift er in einen Brunnen gefallen, ^a ^at mau
i^n f^eraui^e^oU unb getötet.
@o ergab fid^ benn fc^on aud biefen @eftc^tdpunften bie 3agb
gan} Don fetbft, ganj abgefe^en uon bem Vergnügen, bad ^d^ unb
niebrtg an bem teile gefdl^rlid^n, teil^ anregenben $tampf mit ber
5lreatur fanben. 9Uc^t nur 9hmrob mar ein gemaltiger Säger Dor
bem iperrn, jonbern aud) feine Sta^folger.
3n ber alten fumerifd^en @prad^e mirb ba£^ Sogen burd^ ha^
3eid^en 'TfT au^gebrüdt, bad ba^ Söilb einee umftf|loffenen
9iaumed aus^briidt unb urfprünglic^ ,,umgeben'' bebeutet. Sc^on
aud ber SSJa^l biefeö 3^^^^"^ erfennt man, ba^ bie 3agb ur*
fprünglid^ burc^ (^infangen mit 9{e^en ober @(ruben betrieben
mürbe. 3)iefe Slnfd^auung ift fo üerbreitet, ba^ in ber diteften
3eit bie Könige bie Gefangennahme uon geinben fo auSbrüdten,
bag fie über fie bad Sße$ eined ®otted gemorfen ptten. Über
einen midtärifd^en Srfolg gegenüber ben (Sinmo^nern ber <Stabt
Umma berid^tet (Sannatum^:
ilber bie Seute dou Umnm t)abc i4 (^annatum ba^ gro^e 92e( bed
(^otted (Snltl geworfen.
Stuf ber baju gehörigen bilblic^en Xarftellung (Stbb. 1) fie^t man ben
®ott 92ingirfu in ber liiinfen ein gemaltiged 97e^ ^altenb, in toelc^ev»
bic nadten ftörper ber erfd^Iagenen geinbe gemorfen finb. Aber
aud^ nod^ in fpäterer 3^^* merben ®ötter unb fiönige mit einem
9?e6 ber unbotmäßigen g^inbe oergIic^en^ unb mand^er ^&t]i
rü^mt fid^, ein feinblic^eö fianb mie mit einem SWefee übermSttigt
ju ^aben^ ©ejeic^nenbermeife trägt aud^ SWarbuf in bem Ur*
fampfe mit bem Ungeheuer Xiamat neben anbernSßaffen einSle^*:
(£r richtete ein 9^e^ ^er, um ^iamat bamit ^u umf^Iie^en,
lie| bie t>ier fBinbe (es) ergreifen, bamit nid^td Don i^r entfame.
1) @. CT. XXIX, 48, 11; Äing, Chronidos 11,74,6; 75, 9; 76, 12 ufw.
2) K. 551 (a)eHtf(^, «ff^r. Sefeft. 4. «ufl. S. 76).
3) ^tiureau-^angtn, ^orberaftat. IBibl. 1,15.
4) 3. i^. ». IV R. 17, 13 b; 27, 59 a; 1. TiglatpU. III, 83 ufto.
5) S. i. ö. II R. 67,13 uf». 6) 3. ^enfen a. a. C. 3. 28, 41 ff.
«C XIIT,2 3aab mit «teen imb gaUfltut«». 9
$011 SfliKii, Sioibeti, Cften, Se|tcti
bta<^K er an it)rc Seite bad Sleß ^etaii, bai <^e{(t)cnl fttites ^aterö ^nii.
'jtlä eä jum J^amfife fommt, fängt er juerft bai Ungetüm mit
bem 9iebe, ba^ eö if)m nitftt entrinnen (ann, unb gebraucht erft
bann bie anbern SSaffen, ben ^turmioinb nnb ben Speer, itni
feiner ^inbin Dollenb^ ben @tarang ju matten.
mb. 1.
J}o6 Quf biefe Süeife in alter '^tit aud) bie 3flgb meift bs-
trieben mürbe, jeigt und auci) baS ba&^tonifd^e Slationalepoö, bie
@tefd|i{^te beS @t(gaine|d). $ier beflagt fic^ ber 3äger, bag ber
fonbeibare ^iliße Sntibu, ber lierfrennb, ber mit ben ©aäellen
jufammen ^aut if(t, mit bem 3Bi[b jufammen an ber tränte fic^
fatt trtnit unb ft(^ mit bem ^ifi^eliiimniel uergiiügt, it)m immer
bie Sagb wrbirbt':
IjVotnfni 0. a C. 3. 125.36ff.
10 ^Tiiito ^mncx, «ff^rifdjc ^a^hcn. WD. XIII, 2
(Sx ^at bte Fallgruben gefüllt, bic ic^ [felbft] gegraben,
^at meine 92e(e audgeriffen, bic ic^ au^ebreitet,
iat aud meinen ^änben entfommen laffen bad SBilb*, bad (detmmmel ht^
geftattet mir nic^t bie $(u0ilbung ber [3agb]. [SfeU>ed],
ebenbort ttjirft ©ilgamefd^ ber ®öttin Sftar i^re öicicn Sieb*
fc^aften öor; aller i^rer Steb^aber fei fie balb übcrbrüffifl fletoorben
unb ^abc fie bann t)ernid)tet ^ :
%vLd^ ben fiöwen liebteft bu, DoOfommeu an jhaft;
aber (nac^l^er) grubft bu i^m fieben unb fieben ^^Ugruben.
2(Ifo Oruben unb Sie^je »aren cd, mittete bercn man bad
3BtIb in ältefter 3^^* fi"9- Übrigens blieb biefe ©itte feincdtoegö
auf bad ^o^e Stitertum befd^ränft, fonbern fie ^ielt fid^ bi« in
fpäte 3^it^"/ ^^^^ fi^ oud^ nic^t me^r bad ^auptmittel ber 3aflb
bilbete. Und finb nod^ eine ganje Steige Don Siamen für 5Re$e
erhalten, bie fpejieö für ©ajellen*, SBogel*» unb JJifc^fang gebraucht
mürben -. SBefonberd natürlidj, menn cd barauf anfam, Xiere lebenbig
ju fangen, mußte man fid| bed 9te^ed bebienen; alö Xiglatpilefcr L
fic^ einen jootogifd^en ©arten anlegen moHte, griff er aud^ ju
biefem 9J?itteI (f. u. S. 15). ©obann ^aben bie SBogelfängcr fic^
meift ber SRe^e bebient, menngleic^ SJögel auc^ gefd^offen mürben.
Sd^IicBtic^ gei^ört in biefe Sat^cgorie nod) bad Saffo, bad befonberd
bcnu^t mürbe, um bie ffüd^tigcn SBilbefel einjufangen (f. u. ®. 27).
5IRit ber fortfc&reitcnben Äultur üerbefferten fic^ aber aQ*
mä^Iid^ aud) bie SBaffen, bie bie Sagb mefentlid^ üereinfad^ten.
:öor aÖem maren $ßfeil unb Sogen toid^tige 3Jerbünbete bed ©d^ü|en,
ba man mit i^nen auf tocr^ältnidmäfeig meite ©ntfernungen bad
üer erreichen fonnte. gür bie Sögel mar ber ^feil jubem neben
ber Schlinge faft bie einjige SBaffe. 3)aneben fam bann für bie
3agb befonberd nod^ ber SBurffpiefe unb ein fdimercrer Speer jum
Stoßen in 95etrac^t 9Jur auf ben 9?a^fampf maren oerfd^iebene
Wirten oon Sd^mcrtcrn unb längeren unb fürjcrcn 3)oIc^en berec^*
net. Stber tro^ ber jmeifcltod gefä^rlid^en Situation fe^n mir
nic^t feiten ben König auf JRcIicfd bargeftellt, mie er ju guß furcht*
lod ben Sömen mit feinem Sd^merte angreift.
?(ußer biefen 9(ngriffdmaffen aud ©ronje ober (Sifen gibt cd
noc^ einige aud anbercm SRatcrial. 9Jor aÜem bie Acute, bie bld
auf ben heutigen Xag tm Sraq nod) ganj allgemein im @^raud^
1) S. 3enfen a. a. C ®. 171, 51 f.
2) (S. ü. «. II R. 22 9lx. 1; K. 4241 i- 4556 (SKeifener, 8up<)lem.
«utogr. S. 11); Seh. 31 (ZA. lX,220ff.) uftu.
«O. XIII, 2 fBaffen jur 3aQb. 1 1
ift. 3^r ^opf befielt ^eute getuö^nlic^ qu^ hartem Stfp^olt, toa^^
rcnb er im Jlttcrtuni, foiocit toir loiffcn, mctft an^ Stein fabrijicrt
lourbc. 3m Stiege fanb auc^ bie ©d^Icuber ausgiebige Sßertoen*
bung, oh aud) auf ber 3agb, lagt fid) nid^t fidler auSmad^en;
iDenigfteud ^aben fic^ bisher bieSbejägli^e 9(ngaben noc^ nic^t ge-*
funben. 3""^ ©d&Iufje ertDä^ne id; nod) eine mcrhufirbige 3Baffe,
bie nad) ben häufigen Slbbilbungen * ju fdEjIiegen, nid^tS anber^
atö ein jtoei^' ober breijüngiger Äatbatf^ ju fein fc^eint (f. u. ®. 23).
Sie man eS aber n^agen fonnte, mit fo(d)er SBaffe einem Sölpen
flegenüberjutreten, ift mir unerfinblic^, SSieQeic^t biente fie ben
Begleitern bes .Sönigsf nur baju, um bad ^ier aufjufc^euc^en unb
nrilb ju mad^en.
Slufeer burd) biefc SBaffen fud^te ber ÜRcnfd) fid^ bie Über*
legen^eit über baS Xier auc^ nod^ burc^ anbere SSerbünbete ju
Derfc^affen. ®o begab man fic^ ^fiufig in größerer ®efeQfc^aft
auf bie S^gb, ober man na^m toenigftenS einen Snap))en mit, ber
ben Sd^ü^en burd^ einen ®d^i(b bedte ober i^m bie Pfeile reichte.
!Dann aber 30g man fic^ au^ 93erbünbete auS ber Xiem)e(t ^eran.
Sin gramer gortfc^ritt in biefer SBejie^ung toar jtoeifelloö bie ©in*
fü^rung beS 5ßferbe3; benn naturgemäß fonnte man oon biefem
^o^beinigen iiere ^erab baS SBilb mit oiel größerer ©id^^eit er-
legen afö beim Stampfe ju ebener ®rbc. 9?od^ größere SJorteile
boten fic^ bem Säger, ttjenn er ben mit 5ßferben befpannte^SBagen be*
ftieg; nun befaß er bie @d^neQigfeit, bie ^ö^e bed ßampfpunfte^
unb jubem nod^ bie ©id^er^eit gegen Eingriffe oon unten ^r.
^^?ferbe gab eS übrigeng in 9Refopotamien oermutlid^ nic^t oon ber
Urjeit ^er, iebenfaHS loar baS gettjö^nlid^e Üaft»^ unb ÜReitticr ber
(Sfcl unb ift eS bis^ f)eute geblieben, baS 5ßferb n>ar immer ba^
lier beö oorne^men ÜRanneS. 2)?it ©i^er^eit fönnen toir ba^
^ferb bis in bie 3^^^ ^^^ ^i^f*^" babl)(onifc^en 3!)^naftie (ca. 2000
0. S^r.) jurüd oerfolgcn*-; neuerbingS oeröffentlic^te Urfunben
f (feinen 5ßferbe unb 5D?aultierc fogar fd)on einige So^r^unberte
früher ju er)oä^nen ^ Xro^bem jeigt aDein fd^on bie ibeograp^ifd^
Sejeit^nung beS ^^ßferbeö ate „Sfel beö öftlic^en Oebirgeö", baß
1) S. 5. ». «otta, Monument de Ninive 1,57; IF, 108; SRanfcH,
$^ot. be» »ritif^ 9»uf. 9ir. 474; 4S3; 493; 505.
2) 8. Ungnab in ber Ortental. fiiteraturaeituug 1907 6. 638 f.
3) 8. Xt)UTeau-^angin, Inventaire des tablettes de Tello 1,2,6.
1^1. aud^ SSarb tu Journ. of the archaeol. Instit. of America II, 159 ff.;
^^u^e^'^^ureaii'^angin, Restitution materielle de la stele des
yantours 3. 19 ff.
12 »"ino fUtiinn, Slfl^ri^t 3aflbfn. «C. XIII, 2
<d Don Cfteii t)er tiad) S^ab^Ionien impoctiert fei. llnfit^ ift
nur ber ^eitpunEt, roann baö gefdiati.
Sieben bem *Pferbe mar bejonbetÄ bet .^unb ber treue ©e-
gleite! beS ä^enfdien auf ber 3a{|b. 3Jon i^iii Famen jebenfaQ«
mehrere Siaffen uor. Slot^ ^etobot* ecjätitt unä, ba& ber per-
fifi^e (Satrap in ^aEil)(cnteii eine „folc^e 3)}enge inbitdter ^unbe
getialten tiabe, t>a% Dier %to%t £^5rfei in bei Sbene bajii beftimnit
iDoren, ben ^unben i()r gutter ju beiorgen". ?lu(ft bie affflciitlten
^ietliften jätifen met)rete ©orten Bon §unb<n auf* fpejieU elo-
initif(^e ^unbe fc^einen gefdjägt geroefen ju fein unb »erben nix^
von txn [laffifc^en Slutoien ermähnt ^ S;ie und erhaltenen ^1>^
bilbungen fc^einen aUerbingS faft o^iie 9Iu$na^me eine unb bie*
felbe fdjDjete, bid ca. 80 cm ^o^e Äaffe ju re()tä)entieren, bie ju
I) S. i, 192. 2) S. CT. XIV. 1, 16 i.
3) 8. $(inu;, Onomuticon V,g7 nac^ Delipjcb, ftilnr. ötiib. Z.Zi.
«D. XIII, 2 >Pfcrbe, $unbc, galten oI« gagbbcfllcitcr. 15
bem 5)o99en9efd)fcc^te ju rechnen ift^ (9(6b 2). auf bcn SRelief^ fc^cn
lüir (f. u. S. 27), tt)ic bie 30?cute tapfer auf Scucn toit SSilbcfd
gcl^t unb fic ju ©oben reiBt. 3)ie)e Sögb^unbc roarcn barum bon
ben SBeftfecrn fe^r gef^äfet; ber ^ßaria^unb bagegen war tote nod^
{)eute im Crient nid^t fe^r beliebt. (Sr trieb fic^ ^errenloö in ben
Straften ber Stäbte uml^er unb beforgte im 3?erein mit ben ®eicrn
unb 2d)tDeinen bie Säuberung berfelbcn üom Unrats
Schließlich fd^eint au^ ber JaKe, ber, n^ie tpir oben gefe^en
^aben, nocf) ^eute im Orient alö Sagböogel benu^t ttjirb, oud^
fc^on im aff^rifcften Rittertum ju biefem SBe^ufe abgerid^tet ttjorben
JU fein. SSenigftenö berid^tet fiatjarb^ er ^abe in Ä^orfabab ein
JRelief gefe^en, auf melc^em, n)ie e^ fd^ien, ein galfonier mit bcni
galfcu auf ber gauft abgebilbet war. Üeiber ift biefeö Söilbtoert
niemals reprobujiert Sorben, fo bafe eine ©ntfd^eibung nic^t ju
fallen ift. Und) burd) literarifd^e lejte ift biefe grage no^ ni^t
JU entfcf)eiben *. Sn ber Dmentiteratur werben nämlid^ ^äufig öon
jagenben galten ^i?orjeic^en abgeleitet; aber an biefen Stellen wirb
nid^t bircft bemerft, ob ber galfe auf eigene g^uft jagt ober afö
3agbt)ogeI eineö SDfenfc^en. 3)a aber ebenbort au^ kämpfe jwifd^en
Jalfen unb JRaben öor bem Sönige erwähnt toerben, ift bieSTOög*
lic^feit, baft eö fic^ babei wirflic^ um abgerichtete Sagbfalfen ^an*
belt, wenigftenö nid^t auögefc^Ioffen. 9D?it Sid^er^eit ift alfo oor*
läufig bie e^rage nod^ nidjt ju entfd|eiben, ob audE) bie 93abQlomer
bie ai-s venandi cum avibus fannten. (Sinige ber eben erwähnten
Dmina lauten **:
'SBknn .... ber Saite Sagb mac^t unb uon ber Siechten bei^ ^dnigi^
na6i ber Stufen bce Jl'önigö fliegt, mirb ber l^dnig, loofiin er gei)t, @ieg
geminnen.
Senn .... ber ehalte ^a%b mac^t, (einen fjfang aufnimmt unb üor
bem tönig Verfliegt, mirb ber tönig, mo^in er ge^t, feinen SBunfc^ er-
reichen.
^nn .... ber uralte :3agb mac^t, oor ben tönig l^infliegt unb ftd^
nieberl>, wirb be$ tönigd f^inb gu i^m ^eraudfommen unb Stieben machen.
1) S. 6. tellcr, 3)ie ^bftammung ber ältcftcn f»au«tiere ©. 36|f.;
berfelbe, 9iaturgef(i|i(^te ber ©anstiere S. 78 f.
2) 8. Asarbanipal Rusam-Zyl. IV, 74, 81. ^n tetuan in 'SRaxofh traf
i(^ auf ben ©tragen ber IBorftabt auci^ eine ^rbe ©(^roeine, bie bort t>on
Spaniern gehalten nierben. SO^ein an einen folgen unreinen $(nb(i(f ni(^t ge«
tob^nit^ SD^auItiet fdieute unb woKte mic^ abtoerfen.
3) 8. Sa^arb, 9{inibe^ u. S3ab^Ion 8. 369.
4) 8.3Rei6ner,BA.IV,418; junger, ©ab^Ionifc^ Sieromina 8. 26 ff.
5) 8. junger a. a. D. 8. 28ff.
14 «rimo SWeiftncT, «fferifc^c Saflbcn. «C. XIU, 2
fßknn . . . . ber ^Ife ^^gb mad^t, feinen gfang mit feinem ©d^nobel
^bri(]^t unb oor bem ftönig Verfliegt, »irb ber ßönig, too er ge^t, @ieg
mtb (8efangenf(!^aft über feinen gfeinb bringen.
SBenn .... ber 'Solh unb ber aHabe oor bem Könige einen Jlam|»f
Aup^ren, unb ber ^alfe ben 9iaben tdtet, nerben bie Waffen bed ftdnigd
gegen bie Waffen feined geinbe^ muten, er mirb bie §er{lörte 6tabt beö
gfeinbed einnel^men unb rul^ig (bort) mo^nen.
3)a, ftjxe man fielet, bie Sagblicb^abcrei aüerici ?lnforberungcn
ön bcn (Scibbcutcl bc« Sägern ftcQt, toirb fie, wie auä) ^cutc nod^, —
iratfirlic^ abgefe^en bon ben berufsmäßigen Sägern unb 93ogeI«
fteQern — jcbenfaDg im ttjcfcntlid^cn ein ^ritjilcg ber SRcic^n ge*
loefen fein, ^al^er fommt eS benn and), bog n^ir meift nur bon
Königen unb gö^^ften SBcrid^tc unb SBilbniffc Don 3agben ^aben,
unb unter bicfcn jeid^ncn fic^ wiebcr bie raupen, friegcrifc^n
^ff^rer bebeutenb Dor ifjren fublic^en iRoc^bam quS, bie mo^l
me^r Sntercffc für bie Sünftc beS gricbenS Ratten, cS jebcnfaHS
ni^t für ber 3J?ü^e tt^ert hielten, über i^rc Sagbfreubcn ju berid^ten.
iiglat^)i(cfcr I. (ca. 1050 t>. S^r.) ttjar augcnfc^einlic^ ein
großer 3äger öor bem §erm, ja man merft feinen Seric^ten nod^
fo red^t bie grcubigteit an, bie er bei feinen ©riebniffen empfanb.
Dag ?(nbenfcn baran ift aud^ fo ftari, ba% nod^ fpdterc 9?ac^'=
fommen öon i^m feine Xaten toeitercrjS^Ien ^ Über feine Sagb*
«rgebniffe erjä^It er unö folgenbe«-:
9{inib unb 92crgal liefen i^re mütenben SBaffen unb i^ren erhabenen
16ogen ber Unterftü^ung meiner ^errfc^aft. 9(uf Sefel^I 9iinibd, meinei^^
<80nner^, f^abt ic^ oier mft(^tigen, riefigen föilbftieren in ber S3üfte im
fianbe SD^itani unb in ber @tabt ^ra^iq, totld^t )9or bem ^et^iterlanbe liegt,
mit meinem mächtigen IBogen, bem eifernen Speer unb meinen fpi^en San^n
ben ®araud' gemacht. 3^re SfeQe, i^re ^ömer brachte ic^ noc^ meiner
^auptftabt ^ffur. 3^^" mö(i)tige Slefantenmfinnci^en tötete id^ in .^arran
unb an ben Ufern bed CT^abur. l^ier (Siefanten fing id^ lebenbig. 3^re
^&ute, i^re 3ä^ne famt ben (ebenben (Siefanten brati^te id^ nad^ meiner
^auptftabt $lffur. 9luf Sefe^l yixnxH, meinet (^önnerd, ^aht xd) 120 Sdmen
tapferen ^erjend in meinem ^etben^aften Kampfe f^u gfug getötet unb
^00 Sonden oon meinem ^iegd(?)tt)agen aud erlegt, tlllerlei SBilb bed
%ttbt9 unb befc^mingted ^eoögel bed ^immeU maci^te xd^ ^u meiner 3agb«
beute (?).
?lnbered SBilb ^at er in großen SKcngcn gefangen unb ed
bann in f)alber (S(efangenfc^aft gehalten, too ed fidE) regelred^t fort«
1) ^a6 biefer fpötere ^erici^terftatter nici^t $lfurnaffirpat, fonbern ein diel
älterer ^önig ift, »eifen ^ubge^^ing, Annals of the kings of Assyria
@. 140 nac^.
2) e. I. Tiglatpil. VI, 58 ff. 3)er entfprcd^cnbe fpätcrc ©erici^t ftnbet
fi* I R. 28, I, 6ff. = «ubge-Äing a. a. 0. @. 128ff.
«O.Xin,2 3Qflbberii6te 2iglalpil([«» I. 15
pflanjte. ißeimutlit^ toirb cS in großen ^axU gehalten fein, um
gelegentli^ meggefdioffcn werben ju tonnen. SIuö (pSteret 3^' 'f*
unä ein Melief crfiolten, roo eine Sogb auf §irf(f|c in einem ein>
gefriebigten Mourne bargefteUt ift {'Abb. 3). Über biefe lötigteit
erja^It bet fpätete ®erii^t':
3n ben Xagen bn Sälit, beä ^o^ti unb bcv Mrginidrauer, in bcii
Xa^txi bti Aufgange« bei 'Bitiuipy'Bttmti, btx nie SSionje glü^t, ^t n
. . . in ben &cbire<n Kon 3{fqTien, im (Stbir^t E^ana an b«i Seite bcä
Sanbe« finlumt unb in ben Zeigen Don Armenien []* wfiblif^ unb mflnn-
lii^ Slein&edt, [ ]' ntiblit^t unb mSnnlidie ^irfi^e in Stehen gefangen,
fie in ^inben gefammell unb fie gebiSren laffen. 3^ien SStfi^ nie ^fi^
on SleinDie^ tti^nett er. $antt|eT, midine*, asi*, XBtlbftl^njeine, Inmiii-
Sagel (SiantDlinen?) tötete er. fSilbefel, Q>ajeQen. ijeovarbenf?) unb Hirn-
kurri* erlegte er.
abb- 3.
füllen ganj ef0tifcl)en ©enuß ^atte bet Äönig, als et üon bet
norbp^önijifi^en ©tabt 3ItDab ouS ju Schiff in bad mittellänbifdie
aWect ^inouäful)t «nb bei biefet Gelegenheit einen nachiru erlegte.
S)a bet Stame ha% liet alö „Slafenloc^bläfer" bejeitfinet, unb
ferner non ii)m neben ber §aut befonberi bie Qäi)m, bie als ®r-
fa$ Don Elfenbein bienen, begehrt finb, öot man eS geroi| jutec^t
mit bem ^ottmal ibentifi jiert '. ©n fpätetet ftönig etjäblt un^*,
1) ©. 1 R. 28, I, 13 = »ubge.Äing a. a. C, S- 128ff.
2) Xie ga^leu finb Dom 6(breiber ouSgelaffeii.
3) 31er uü (fem. $[ur. aeäti), bn foTDO^I in ber mibnii gejagt, aU
aui) mit ^unbeu unb SAneinen in ber Stabt in Käfigen get|a(ten raurbe,
tSnnte DieQeic^l bie föilbFa^e bejeit^nen. Sei nji(n]dinD ntug ein gioEK^, bem
£5Rien fil)nlidifö Sicr fleiDefen fein. Bini(n)kurru ift bagegen noäf gang unflai.
4) S. ©aupl in Crienl. ßiteraturitg. 1907 £. 263.
5) e. I R. 28, II, 16.
1 6 «runo '»^eiHuer, ^Iff^rifc^c Soßbcu. «O. XIII, 2
ba§ er jtuci nacbiru auö Safalt an bcn lorcn feiner ^aujrtftabt
^Jlffur aufgcftcUt ^abc. SJrud^ftüde btefer ©tatuen finb bei ben
^luögrabungcn ber SJeutfd^en Dricnt*@cfenf^aft in Äffur jutage
gefommen \ bie nac^ i^rer ßwföntmenfegung öermutlid^ biefc 3^agc
iöfen bürften.
Diefe^ 3ntereffe an fremben lieren befeelte nic^t nur ben
Aönig, fonbern aud^ ba«^ gefamte "Sßolt; benn berartige ©enbungen
auÄ ber ^ne befriebigten einerfeitö bie 9ieugier, anbrcrfeitö aber
jeigten fie aiid) beutlid^ bie äßac^t bed eigenen dürften. @^jieU
baö alte 3BunberIanb ber ^tjramiben war mit bem 5Rim6u^ be«J
9(bfonberIic^en umgeben; beS^atb ift auc^ XiglatpUefer I. fo ftolj
auf eine foId)e Beübung au^ %Qpten^:
@incn großen äffen (?), ein Shotobil, einen „S^uJmQnu" (SR^ino^eroe?),
d^etier beS großen SDleered ^atte ber ^önig t>on ^gt)pten gefanbt, unb er
(Xiglotpilefer) geigte fie ben Seuten feinet Sanbed.
Da^ ed bei biefen Beübungen nic^t immer ganj e^rlic^ abging,
fonbern bafe man eö babei auf bie Jdufc^ung bed ^ublitumö ab*
fall, f^einen einige ®teDen ber 9tmarnaforrefponbenj ju betoeifen,
mo fic^ t)brberafiattfc^e Könige nic^t nur mit falfd^en ägl)ptifd^en
^^?rinjeffinnen, fonbern aud) mit au^geftopften lieren begnügen.
Sc^on ^abafc^man«(S^^arbe bittet ttmenop^id III. aQed @}etier ju
fiberfenben, »orum er i^n gebeten f)aht^. SBurraburiafd^ (co.
1400 i). ©^r.) gibt bann ?lmenop^ig IV. bireft an, toie bie fremben
3;iere hergerichtet werben foüen*:
(S^etier, fei ed bed ^anbed, fei ed be^ Sriuffee, möge man ber Qkfkait
' Don (ebenbigem gleich machen; bad ^efl möge gemöft bem Dom lebenbigen
gemacht merben. ^ein 9ote möge ed bringen. 93enn aber alte fertig Dor»
t^anben ftnb, mögen fBagen, fotote mein iBote @(^inbi'fd)ugab bei bir ein»
trifft, ... fie eilenbd aufnehmen nnb ju mir bringen.
92ac^ Xigtatpi(eferd I. Xobe ging ed mit ber aff^rifc^n SRad^t
abwärt«, erft luf ulti-Wnib (889-884 D. 6^r.) fanb wieber 2RuK
fic^ bem Sßaibwerf ju wibmen. Sefonberd feinen fed^ften ^^Ibsug
bef(^reibt er mit behaglicher breite, wie er oon 9(ffur au« in ber
Sßäfte läng« bem SBabi X^art^ar ffibwärt« bi« nac^ @ippar jog
unb bann läng« bem Sufrat über $it unb 9(na in nörb(i(|er
dlid^tung jurüdfe^rte. ^ag hierbei auc^ bie S^gb nid^t ju furj
fam, ift bei bem S^arafter ber Äff^rerfönige felbftüerftfinblid^. Hm
1) S. Witteif. b. Deutf(^en Crtent-®cfcnft^. 9?r. 26, 53.
2) ®. I R. 28, I, 29 ff.
3) @. jft'nubtaon, ^ie (SU^lmorna-^afeln @. 75, 35.
4) e. tnubtjon a. o. 0. 8. 93, 33ff.
«O. XIII, 2 3oflbbcri*te luhilti-Kmib» imb ^rfutnoffirpoKi. 17
993obt X^rt^or erlegt er neun 3BiIbftiere\ $(uf bem ätüctoege
l^at er lunnu-Sögel (^anfolinen?) erlegt unb 3unge gefangen/
ebenfo ^irfd^e, teite gef^offen, teife lebenb gefangen':
^i bell 3a(tben(?) in bcr Wi^t ^abe ic^ lurma-Sdfiel getötet unb
iunge 1urma-)S5geI gefangen genommen. Sei ben Sagben (?) on ben (SiiftaU
ufern l)abc ich $)irf4e getdtet unb junge ^irfdbe mit ber .f>anb gefongen ge<
nommen.
3n benfetben 9)a^nen mie feine ^iBorfa^ren tuanbelte aud^
Xufulti-!janib^ So^n unb 9?ac^folger «fumaffirpal (884—860
ö. S^r.). 3m Sanbe ßaqi, am redeten oberen ©ufratufer, pirfd^te
er auf SBUbftiere unb J^ranfoIinen(?)'*:
3n jenen 2agen ^abe td) am jenfettigen (Sufrotufer fünfzig fBilboc^fen
getötet unb ac^t SBilboc^fen gefongen genommen, jtoan^ig lurma-Sögel ^abe
i(4 getötet unb i^man^ig larmu-$öge( lebenbtg gefangen genommen.
Seine ganje S^idbbeute jä^It er bann an anberer Stelle auf ^:
Xreigig (Siefanten tötete ic!^ mit bem ^ogen. 3^^i^un^^^fi^^c><u^*
fttuf^ig gewaltige SBilbfHere erlegte id) oon meinem ftTtegä^?)toagen au§ in
meinem föniglic^en Ä:am|)fe, brei^unbertfiebjig gemaltige l^dtbeti tötete id) tote
Sffiflgoögel mit bem Speere (?).
*Kber anwerben! brad^te er eine reiche .lifoUeftion uon allerlei
(Sktier jufammen unb »erteilte fie in bie ^arf^ feiner uerfd^iebenen
^alfifte\
3n jenen Xageu f)abe id) gvoge unb fleine ftffen(?) mit i^rem Tribut
oon i^nen empfangen, ^c^ brachte fie natj^ meinem l^anbe ${ffur, lieg in
Slala4 t^Tc .^rbe ^a^lteic^ fid^ oetme^ten unb geigte fie allen meinen Unter«
tauen. I^urci^ hai SluiSftrecfen meiner .^^anb unb ben SUhit meined ^er^n«^
l^abe i(^ nlnfje^n ftarfe Sömen oud ben ^rgen unb ^&lbern gefangen ge«
nommen. Sf^nfftid Sömenjungc f)abe ic^ genommen unb fe^te fie in ftalac^
unb ben $aldflen meinet Sanbe« ttt llöfige. ^f^xt jungen lieg ic^ fid^
reic^Iic^ oerme^reu. Sebenbe mindinu * ergriff iö^ mit ben Rauben, ^erbeit
oon Silboci^fen, (i^Iefanteit, !^ömen, larmu-Sögeln (gfranfoltnen?), mfinnlid^en
unb meibltc^en tlffeit(?), ^ilbefeln, Ü^ajeaen, ^irfc^en, asäti^ ^arbem unb
Binkurii*, aQen möglid^cn Vieren bed %ttbt^ ttnb ®ebirged, brachte x6) in
metner Stabt Stalad^ jufammen unb geigte [it allen meinen Untertanen.
3Bir ^aben ^ier alfo einen ober mehrere regelrechte joolo*
gifc^e ©arten.
Seine ^elbentaten auf ber 3agb ^t Slönig Stfurnaffirpal auf
ben SBänben feine« ^alaftc?^ in Äalac^ auc^ bilblic^ barfteQen
1) e. Annales de Tukulti-Ninib II (ed. Sc^eil) Vs. 45 f.
2) @. ib. Vs. 80 ff. 3) 8. Asurnasairpal Ann. III, 48 f.
4) S. $?oi»arb, Ctineif. Inscr. 44, 28ff. «ubge Äing a. a. C
€. 201 ff.
5) @. Vanarb, Cuneif. Inscr. 43, 11 ff. - «ubge »ing a. a. C.
6. 201 ff. 6) 8. 8. 15 «nm. 3.
f>tx «Uc Orirnt. XllI, 8. 2
18 «f'i'io aKeifitiet, ftfiflriidi» ,"1036011. «C. Xll[,2
laffeii. 'Auf einem ;Kelief K^E" mir, wie ,^tt>ei Hiießer einen SBilbftiet
Derfoli^eii (?lbb. t), auf einem anbetn ift bet Sönig jelbft batgC'^
ftellt, niie eruoii feinem SJkitfcn^eiab einen Ct^fen betfimpft, Rki^ienb
-«> ^r
ein .^liKitec tut unter ben iiufen bet ^ferbe liegt, 3ln anberet
Stelle [ibiett ber .^önii^ unter IDfufitbegleituni^ über einem i^etOteteii
Stiere. Wanj analog finb be« flöui(iö i.'öroenjaflbeii barnefleßt.
^uf ber ecften 'i^lattt fetien loir einen toten äbtoen unter b«n
$ferbeit beä ^gen^ liegen, gegen ben .Wenig auf bem Siegen
ipringt eine jnxite ^Beftie. bie et mit ^.ßfeil unb ^ogen befäui^rft.
«D. XIII,2 Xic iierc auf Sem CNlieteii Solmoiioffiirä. 19
^Uf^ bie l^aTiteüuiict beS iXcauFopferd übex bem toten Söioen ift
gaiij Q&nlid) ber üter bem aöilbftiet (äbb. 5). ,
SKettroiitbigetroeijc polten eö bie flmteten ftönige fauin me^r!
fÜT iDid)ttg (|enitg, übet i^re ^ogbahetiteuei ju 6erid)leii, trottbem>
'im. 6.
fie, roic if)tc Sieliej« um jeigeti, biefer S*eibeii)ct)Qft ebciiio ergeben
ntaren luie ibre >Purfttl)i:eH.
■jyon Salnionaffnr (860— S24 u. (i^r.) litiben wir ciurii feine
eigeiitlid)en 3oflbberid)te, ober niif [einem ft^maif^en Cbeliöten bot er
une ben jODlogifd) fe^t itiit^tigen Iribui be* Süiibei* aHuffri bar
gefteÜt (?l6b. fi u. 7>- Xro^bem ber Sfefant nur tfeine, nic^t loie bet
i)fnfanifd)e gro^e Cbren ^Qt, unb e^ in ^(ftipten (eine jnwipderigen
20 »runo Wcifeitfr, «ffi)rift^c ^a^txn. «0. X11I,2
Dtomebore gegeben ^aben foU, tuirb 3){uffrt ^ier n)ie aud^ meift
fonft Ägypten bebeuten^. Sci^on ein Sergleid^ mit ber ©enbung
feltener liere au8 %9pten jur 3^^* S^iglatpilef crä I. (f. o. ©. 1 6)
mod^t bQd fe^r toa^rfc^einlic^; bann aber ^aben xoxx ja aud^ fc^on
ebenbort gcfe^en, n)ie fotd^c SKenagericn juftanbc tarnen. SSietfac^
toaren e^ nid^t einmal lebenbe liere, fonbern audgeftopfte, nur
fabrijiert, um bie 9?eugier ber SDtenf d^en ju befriebigen. @o er^
flärt e^ fid^ benn einerfeite, bag aud^ frembe, gar nic^t an beni
betreffenben Drte uortommenbe liere öorgefü^rt werben fonnten,
iinb anbrerfeitd, bag bie aff^rifc^en $hinft(er ba^er nic^t immer in
ber Sage maren^ eintoanbfreie ?lbbilbungen ju liefern. S)ie Sietiefj^
jeigen jtuei gn^et^ödterige Kamele; einen Stier mit einem jottigen
Sc^toanj, loa^rfd^einlid) ein ?(uerod)e; ein 3;ier mit einem ^orn
.jtoifc^en Siafe unb ©tirn, üieDeid^t bie mißlungene 2)arfteUung
einejS SR^inojeroS: eine fröftige Antilope, ma^rfd^einlid^ 9ubali^«
antitope; einen ©lefanten; jroei Riffen, bie öon jttjei Scannern ge*
fü^rt toerben, nebft einem Meinen, ber auf ber (Schulter be^ einen
SRanne^ ^ocft; unb jtwi größere äffen, bie jebenfallß Romane
barftellen follen. Die auf ben ^^ribut bejügli^c Unterfc^rift ift
noc^ nid^t fidler ju überfe^en; fie lautet'-:
^Id Xribut bee l^anbed ä^uffti t^abe id) jract^öderige Aaiiielc, ein 9iinb(?)
bee ^\u\\t9 8ofca(?) (9}^ino^erod?), eine ^ubolifiiantilopc (?}, wtibliä^c QU-
fönten, basid,ti-$(ffen (?) unb $aüiane(V) erf)alten.
Unter ben Sargoniben finb q^ befonbere ber vgtifter ber
D^naftie ©argon (722—705 u. (S^r.) unb ber berühmte ®arba=*
napal*8lfurbanipal (668—626 ü. ili}x.), benen ipir SRoc^rid^ten über
i^e :3agbabenteuer uerbanfen.
©argon ^at bie SBdnbe feince ^^^alafteö in Dur*©d)arru{in
ganj mit ber DarfteUung feiner Jäten aus^gefcftmücft. C£r be*
1) 8. ®d)raber, jiteilinjc^r. u. (i^ef^ic^tdforjc^. 3. 272 f.; $)omniel,
®efd). «ob. u. Slff^r. 8. 602 ff. grüt bie Sbentififatton bed £anbe« Shiffri
mit ^g^pten, bad frflf^er meift nad^ Dften Derlegt würbe, tritt SB. ^a^aRüner
in Oriental. iHterotur^tg. 1908 3. 218f. ein. ^romebore finb na(^ Heller^
3)ie Slbftammunß b. äUeft. ^auJtiere @. 211 ff., urfprfinglic^ faft auf iKf^en
befd^rfinlt; inbee tommen .Vt:QmeIe, mie mi(^ Dr. $ur(!^arbt belehrt, bon ben
aiteften 3^iten an in %Qpten Dor. ®ie goUen für t^p^onifd^ imb oerab«
fd^euenifmert, unb ba^er mag fid^ auc^ i^re feUene ^arfteflung unb bie iStx*
meibung bed SBortei» in ber Literatur erfiären. ^ueroc^fen gab ee, fotoett mir
mifjen, in ^g^pten nic^t; aber in bem fc^on 3. 16 ermahnten ^iefe fc^eint
Sunaburiafd) 9(menopt|ie IV. and) um ^ilbftierc gebeten i^u ()oben; oieüeidyt
mürben fie aui^ 6t|rien belogen.
2) e. i?auarb, Cuneif. IiiBcript. 98, III.
SIC. XIII, 2 lic ^dfllMii Sarfloii4 iinft SantKiibe. 21
ic^tänft fid) öabei iiit^t auf ök triegeriidieii l^reifliiiffc, jonlKni et
tjflt s- 4*- in einem 3it"'iiec nut 3oflben auf ©öflel obbiltien (offen,
öie in einem ÄonifetemoaHK: ftattfinben *. 'Sa reiten jmei SJeiter
im aSJaI^e, einer mit einem breijüngiflen ttotbotft^, ber onbtte mit
einer Uan^^e beiuaffnet. 3n ber Suft fliegen $öge[, uermutlii^
("^raiifofinen ober eine anbere ^üftnerart. it^ei 2>iener ju ^uft
iragen einen gejc^offenen ^ofen unb einen ißogel. tianeben
luirb biefelbe ^^iogetart uoii ^nten mit bem ^fetl unb ^ogeit
gejagt, (ftn ^Diener ^ält in ber rediten $iani) einen öajen ntib
eine 'i^eitjdfe, in ber Unten ein ^*ferb. Im neben ftef)t ein Sfiann mit
einer Heule (j. o. B. 10). l^tttmi nbfeite loirb jur Übung na(§
.^leei 5d)eiben gcfrf|ofien, «uf beren einer ein Ööwe, bercn anbetet
ein älern ober eine fternartige 'dlume gemalt ift Cälbb. 8|. ilim'
lidie -Svenen mieber^olen firfi in biefem 3i"""et immer loieber.
Sorgone 5oftn ©auöftib (705—081 o. G^r.) f^eint fit^ nac^
allem, wai mir toiffen, mel)r ben tUtacien ber Xec^niE unb ber i^unft
gewibmet ju ^aben. lir beft^reibt imö bie 3:ect)nif bee '5ronje=
gnffee, bie ?ln(age »on @(t)ßpfma((§inen, nnb erjä^lt uiie feine
99emä^ungen nm bie @infü^niug ber iBaummoQenb&ume unb Oietet
Spejereipflanjen. Db er baneben auä) 3*^'* f"^ '''^ S^fl'' gehabt
^t, ift nngemi^. 9?eben feinem ^^alafte in ^JHniUe legte er aber
au(^ einen fünftlic^en ^tHj an, ben er mit St^ilfgeftrti)))) ein'
fafete. 3n biefen ififiungeln fe^te er Scftwäne (V), Scfimeine nnb
1) 3. ^oila a. a. £. II, 108—113; Uaijatb, HonumenU of Nioi*«h
II, S2 flammt audi aus JtboTfabab unb (tt^Bit f|Uil;<ir.
22 *t""i> »f'iBiict. «iinnidic ^iaqfitn. flC. XIII, 2
^tfdjeC?) (Jlbli. 9i aus, iiiib es ift immcthiii iiiöjilitfi, boß et
btefc "XitK c^tii^tntiid] oiirti nbidioß.
;Vi fttoRem äiificvdi Wlan^ie Uur t<«m legten ^aüe qtlan^u
aff^rieii «od) unter Jier longeii Sieflieruug Sottionnpalä (66S— 626
». df)i.). ^ie fünfte uiiti Ü^tiffenfriiafteii blühte» iiiib murren
«irt]c ("^örbetiiitg, aber au(^ baö Sriefl^^ uiiD Oagb^nbmerl foiib
in bem temperaineiituoUeit fiöuig einen tiefleiftetteii 5*ctel)rer. littet«
l)aiiVt ld)eint ()etabc banml^s bte ^aafi tuiebet bejonberä eifrii) l)e>
ttifüen rcotbeii 311 fein, iinb boR bte ■gtJitißen mntii; btan gingen
niib iiittet Uinftänbeii lonav il)t Üeben titSFietten, beiueift uiiii bie
■Jlflditid)!, bnft öcr 2d)eid) bcr (»iniiibuläet, bot fid) gegen ffincn
Öe|)n«t)erten ^jiivbonilicil enitiutt Iiatie, auf bct Olagb biitd) i>fn
Wr eine* 'jyilbfdjiweiiieö feüi Üebeii eintiäßte'. Xer ciäenmjdK
Honig abct, bet alle feine .^nnbliingen a\i ■JluafluB bee. aSJillent*
bet Wöttet tiin,^ui"lellen liebt, btingt e^ jogar fertig, feinet '^a^l)''
leibenfd)flit ein telifliöfc« 'JJfäntc(d)cn nmjufiängcn. Üx fdjilbert in
mcflteteii fetner onirf)nftcn, wie unter feiner SJegietuiig butdj bic
®nabe bet WÖttcr ber ^'iatiirfeflen befonbers reidj ift. ?lii einer
Stelle ober ftelll er fid) loegen feiner yömennmilgung getabe,iu
1,1 3. 3rt)ra6ft, M.-iliniAr. «ibl. II, 24-!., M.
«C. XIII. 2 Tic ^affira fliiirboniuals. 23
al? 4Sol)liät(r Iwr SWenjchtKii hi", bei" augeiiirtKinlidi in tax ^^U
jeit ein« ä^nlit^ ^oUe Jviclt, mie bic (iioßen (Jiotter bri Uijeit,
bie burd) bie '^e,^Hiiniiun(i int Xiamnt iiiib b« „i.'öiijtn" Üabbii
fleotbnele ^ufiänb« auj ber ijrbe tKtgeficüt ftaben. irt berietet
über bk\t feine Xäiii^feit ' :
stitbttn idt mitb mii 0cii Ihivii D» Vaicrj, niciiir« SrjntflrK. fl'K^t
tMtle, lieg flbab iVinr :Hriif]i!)ü)fc loi, ypaHttt tia \k\nt ülurUrnl, iduAkii
bi( ^ibtr ßtiDallig, fdioüni bJe ^obtitauben in btn Sididitcii empoT. jo bafi
[nitmanb; binrinbiinnfn tonnte. Xarin ^cbitii bie Ijitiiiftibrut. niib ahne
3ol)l iMrmtbrlen iie ji(t)(y)|. Tiirdi brn ^an von ^inbein. NlniiDirb nnb
XRrnfÄen mürben fie (bie L'änien> ^i>rnin iinb eiiirinimteii [neroaltifl]. Von
iÖKm Qilebifia erbrflhnf" bie 'Örvflr, r« ciitieBie Ü* bas «9tlb bet Strppt
[fütdiietlitti). Xofl Sieh brä 5flbe« ftvecfcn fie befiönbifl itieber. Dcrsiieüeii
bai »lut bei fWenidKii [obtie ;^itl)l]. Wridi einer '»iebeeloäc burA bett
$ejltiott finb binflegpijeit bie Veidicn bet loten iHenidien, Slinbet: luiib be^
Ä(eintiieliB]. fSi meinen bie &irteii, bie Sliifielicr. baft bie l'&roen fallr« uct-
■älbb. 10.
ni(t)trnl. iis iraueni bie SJolinfintien Za^ iinb >Nad|t .... Tie Untatcii
felbifler !ii6mtn oetHinbete man mir , . . . 3"" *crln"t oiriiic« Juflei» in
(iöre Va%tt broiin tdi ein], .(eriprcnnie i^rc ■JNefler ... Iie yenie. bie bie
Slabl beiDal)"c<i, Ibrfreitc id) auf ber McfaDi).
ta\i afurbanivol in feinem langen Sieben üiettii Öbroeii bnü
Uebeni»ltcf)t au^s^eblaien t)at, ift fidiev. Cb i^ii aber babet unc
menjdienfreunblit^c 'Jlbjic^ten geleitet ^aben, ift baß ,vi l>c,^n)eifeln.
Sebenfall« mürbe mon, loenn man nnr biefe ^6)id|t Dorau«fept,
nit^t ret^t Derftet)cii fi^nucn, tiiarnni er fid) iiid)t mit beii 'JBüfteii>
I&toeri beftnügt, fonbern and) aitbeic einfanden läHt nnb fie in
fiflfigen (|ült, um fie boiin geleftentlicf) au5 if)ren (Vlefängniffcn
^eian&julaffen unb bonn auf fte ^agb ju madjen. Sobann aber
erjäi)It bcc Rönig auf einigen EBeifc^riften von ^Kcliefe ganj offene
^eijig, boB er bie 3ogben ju feinem 3.<crgnügen nnternomineii
1) £. =. iL «miti) , tif ,Meil((^tiflt. fljurbnnipal« II. '2. 24n. *(|l. sm
. iihetietnnfl ,'iimmetn, ijmn Streit um b. miiifluemi)tl)e S, 16 f.
^abt. f&im i'olt^ ^iijc^Tift auf einem Relief, ivo ber Honig p
^ug eilten Uötven am €i(f)lDai^e ;)a(ft, um i^ii mit bcm SxiyaKitti?)
ju burdiboören, niäfticnb ein anbetet Üßroe ficfr i\uiu Sprunge burft
gegen einen 9ieiter, bet einen Sarbatf^ tvdgt, ioutet' (üib. 10);
^d) bin 'flfiiT&aiiivaJ, ber WBnio ber WfU. iKr JlBntg uon 4f(qTicn.
,Su ttieintt fäTß(i(^en SelufliguuH ^abc id| einen SBfiflcniamtn am öAnautt
rrgtiffen unb i^m auf Skfe^I be« SJinib nnb SJeiflal, b« «ettn, iiietnn
.ÖeIfcT, mit bcm umeiti^neibigtu SAmertc jeiii ^im gtipoltcii.
^ite anbete -S^eite geigt ben Mßnig, iitie er einett Uitipeu bei
beit O^ren ergreift nnb ifttn mit einem Speere ben (Warau« tnad)t.
Iiic ?leif(^rift lautet-:
^tt) bin Jlfurbanittal, bn Hünii) in Skll, ber ttüiiifl oou flfjticien.
3ii mriiicm Vfrniinncn babe idt einen fliimtncn SBfiftrnlruen an {einen O^n
ctfliiffeii urib iitiier bem 4ki|laubr be^ (ttotlro 'äjfur unb bei jjtai, ber
jpenin 6ec ^c^lat^t, mit bcm Speetr meinri J^änbe (einen tieib buidibo^Tt.
-Scftliellidi libiert ber Äöiiig, uoii Wienern itnb ©egleiletn
umgeben, uot einem '^Itar unter Wufifbegleitiing über vier toten
yßtoen' (?(bb. 11):
34 bin ftfuTbanipal, bfc abniti bei Welt, bei ilöiiit) uon ajfqrien,
bcm llffiir unb ^elit nliabeiic .fträfte oerlie^ti ftaben. 9luf bie Uämcn, bie
id) flcldtei, babc iäi ben niinimiucn 'ttoflcn bei ^ftax, bet (enrin bei Sd)la4l,
(leftü^l, eine 3Denbr übet ibnrii boiorbroAt nnb !iBrin ilbrr tlinen aud-
fleflofjt".
'jluf anberit Relief« u^ne ^eifdjriften lyetben um alle Setnild
ber üeweiijagb im SBilbe uotgefü^vt. "Die Xieiier jie^en mit
1) 3. 1 R. 7 D. 2i 3. I R. 7 B. 3) 5. 1 R. 7 A.
«O. XIII, 2 Die ^lofltttn «fiivbaiiipal«. ^5
^ttgb^unbeii iiu«, aiilMtc ttüfleii Speere unb Sleße, nodj aiitiete
britif^en auffleroirfelte ©eile iinb Stricte, bie an einer Seite einen
Staflel, an ber anbern ©eite eine Dfe i^abn. ?IuS biefeti SRoteri«
allen lüerben ^c^cge fatiriäiert, bie ein (Sntlomnteii ber Xiere uer-
ttinberii ioUeii. Dann feljen mir eine jc^öne !föalb!anb)<^a(l, in ber
ein Uöttie unb eine Söroin logetii (^bb. 1'2), bie bann soni ftönifle
angegriffen inerben. 'auf anbern Öilbern ift bie 3agb auf UöTOen
bargefteUt, bie in ftäfigen geftatten mürben, nun aber freigelaffen
IDerben (^Ibfa. 13j. &n groBe« lerrain ift babei uon hmti flei^n
©olboteii nmftellt, Don benen bie erfte mit @(^i[ben unb ©peeien,
bie jloeite mit *ßfeil unb sBogen ieWaffnet ift. ^ier luurben nuu
bie armen gefingftigten 8eftien in SRaffen ^ingefc^lac^tet. X)aS
2(» *iiiiiu «nBiicr. fliiorijdK Ctnflbfu. «C. XIII. 2
flonje ("^IP ift üoU Doii uetmunbeteii iiiib loten Söroen: Hüiibers
naturaiiftijd) miebetgefletwii ift ein auj ben Xob getroffenev, lilwt'
fpeienber yöine (f. litelbilb) uiib eine meörfod) wmimbetc ÜöiDin,
bie uur ic^mcrjieii l'riUIciib nur iniit)jiiin it)r .viintertnl nad)
firfj sitbt i'Jlttb. 14).
itoybem ber Üöiuc ,\roeitL'lIüe bei* äieblinflssjaijbtier be» Mönt0
war, ücri"fl}mflt)te er nud) anbetcif Jt'ilb nirfit. ^ie Jreibjaflb nuf
.^Jitfcft« in einem einflcfriebigteii Sjaiime ift fdion oben 2. I'' ctraä^nt
looiben. 'Jlber auäi ^?lnttlD(ienberben maien Dot feinem (ikfd)o)fe
nid)! fidjer i^bb. 15). iBefonbere naturfletreu finb bie iliicijtenben
«C. Xiri.2 I-K ,^afl^cn ■Jlintboiiipal*. 27
aSilbefel im Öilöe roiebetiiefloben. 'Huä) liier loür ein Aropea ?itib.
auf beni ®i[l)e(el firfi aiiff|ielten. uon Treibern iimfteUt, bie bie
fliebeiibcn Itete .^iirMjagtcn. Sann roiirbeii fie entroebev uon
iHeitetn im ^i'erein mit .feunbcn fteheöt, bie t)aiS Jier ju iöobeti
riffeii, ober fie touvben Doii lieuten ju ^uß mit bein Caffo ge*
fälligen, beit, Wie ee ftt)eint, jn«i Snflfr flcmeinfüm bem Üev ntm
ben ,'twl? morfcn {'Mb. Ifi).
9?ari) ?lfur(i(iinpiil* Xube flini) es öonn mit ber affitriftSeit
Waä)l id}ueU berflflb, uiib fd)Bii im 5flt)re 60*j ü. iSifr. fan! 9Jiniü€
in Sdjiitt iinb ■Jlfdje, ohne fic^ luieber erlaufen jii fönncn. Slit
feine «teile trat ba-J iten(>a()i)luntfd)e 9ieid). i'tber bie ^nfctinfteii
biefer .öerrfdier iiiib für imferii '^wtti gan.i nnerftcbtid), ba fie
faft an!äfd)lteBlid) uon bauten iinb fiunimeii Stiftungen für bie
(Götter er^flöien. Cb 'üfebufobnejar (004—561 ü. lif|t-) "»b )tint
IJlQc^foIger große Sagblieb^ober geroefen finb, ift ba^cr nic^t ju
entfi^eiben. 3Bie bie beutfcffen 'Tfuägrabimgen in !Babl)lDn gezeigt
f)atwn, liefj ber große flönig bie SSanb feinet "^^rac^titraBe aud)
mit jdjön giofierten ^''fl^'" id)mijrfeii, bie abiued|felnb ÜÖioen,
SBilbftiere unb X(rad)en bnrfleUten, unb felbft nod) ber iintiiege-
tifdöe 'Jiabonib (505—539 v. (iftr.) ftellt uor bem Eingänge ju
ben ^emiielu uad) aller ^'QJanier &tilbDd)ien unb anbere Xiere
2% «(unu WciRiicr, 'MlfnnjdK ^a^htn. flO. X[[I,2
au« Stein otKX iBioi^e auf: atwi aui biefeii rein beEorattMn
Xierfiguren loicb man fi^merlii^ auf ein« ^letc^unt) jur ^gfi feiten«
bei ^auE)en^<>i fc^Üegen bürfen.
^nbetS loutbe es ivieber, ale bie bugenft^ieBenben ^^^erjei batf
neubab^Ionift^e Skid) über ben Raufen gerannt Ratten, ^ii ber
ixtfifcfeen Hunft fpielt ja befanntlit^ ber [fllBennjutgenbe Äönifl eine
fliofec iHoHe, unb ein ieforberÄ fein ausgeführte^ ©iegcl jeiflt
jroifr^en jioei ^Palmen ben Sünifl llorina., mie er Dom äSagen ^rob
Üöloen JQflt (Slbb. 17). Sion ben Soflben ber ^erfer ju Hnroö'
^>^it gibt Quc^ A'enoiJÖo" intereffante Siacöritftten -.
©e^r ^ftufig finb Sagbbarfteltnngen bann loieber in ber ^et^i-
tifi^en Uunft. Statt Dieter ermähne ic^ ftier nur einige loenige.
3m 3;efl öolaf fnnb greifterr u. Dpv^n^eim mehrere Or^oftoten,
bereu einer eine ftirfAiaiib barftellt. Sefir diorottcriftifdl ift eine
'CarfteUung aue lljüf, wo ein fnieenber Schütte clvu im iBe*
griffe fteftt, feinen ^feit auf ein anftürmenbe» 'fflilbfi^nKin obju-
fc^ieften (9lbb. 18). 1)ief( menigen Semerhingen mögen pm ©e=
ineifc boför genügen, bafe aut^ bie SfiotöbarußKer ber Slff^ter
ni^t nur eifrige Säger waren, fonbern biefe IJinge aud] mit 3^Dr-
liebe bilblic^ barfteQten.
on ben meiften femitifc^en Sprotten bebeutet bie ääurjel ssäd
nidtt nur „jagen", fonbern aud^ „fifi^en": jebenfaQe loieber ein
neuer SeWeiä für bie oben geäußerte Stnftc^t, bafe man Xiere TOie
Jift^e urfprünglid^ in Sieben fing. Tia beibc SSefi^üftigungen otä
ibentift^ angefe^en roiirben, muffen mir ^um St^luft roenigftens
einen flüchtigen 91td au^ auf ben (^if^fang merfen.
1} <3. i. e. 2<))xai>tr. tteitinj^iiftl. «ibl. III, 2, 101, II, U.
2| Xtnopbon, Cfpropaed. 1 c. 2.
90. X in. 2 ^fd^Tci im tKiitigrii 3niti|h:omlanbc. 29
(fufinl uiit) ~2igri^ finb fe^r reid] an |^f(^n, bie jum XetI
finc betid(^tli(^e @iö^ t|af>en. Sine 9rt ge^ött nai^ fiaQaib^
jum ®«f(^Iec^te ber Laiben, bie, ubtiiot)t baS t^ttfi^ nid)t jait unb
tooUer @räten ifl, bo^ nief gegeffen meiben. ^ ^igriä tugegen
ift eine Statfifenart ((^matf^after". $Ba^ 9tiefenfif(^e be^etbeigt
ber lAala, ber ettuaö (üblic^ oon SSagbab in ben Xigri« münbet.
SBenn man morgens in bie @egenb Don &tiava fommt, ttifft man
ganje Sfacatoanen von ^eln; jeber oon i^nen trdgt nui einen
Sifti^ «fuet über bem iHüifen, jebod) ift er meiften^ (o groft, bafe
JTopl roie Stfimanj bi« auf bie l£rbe rei(f|en. ^fangen werben
«bb. 18,
fie ^eute meiftenä in te(^t piimitioen ^3lt^n ober aut^ mit ber
flngel. ©ne anbete, inerhoütbige ?(tt be« Jange« fie^t man auc^
befonberä im ^rüttjatir, toenh baS Sanb meit unb breit übet'
fdimemmt ift. ^unn erfi^aut man nidit ganj feiten vom Sege
filometertoeit entfernt weit im SSiaffer regungSlofe , mit einem
Irreij^acf bemaffnete ÖJeftalten. ^ieje mobernen üJJeptnne finb
1) S. Saqarb, •ilinm^ u. !0atii}lon S. 483. @iir Mtx^e atabijt^cr
Somtn »an ^Mcn au« bem ItuoSfcat jStilt Sad)au, Um (fiip^rtil ii. Xiflii»
&. «1 auf.
2) €. I£. ff. L'tlimaiui, Die ^ifloi. Scmiianiii €. 20.
30 '^tuno aWeifjHcr, ^;«m)rif(^c ia^btn. «C. XIII, 2
(^tfci^er, bie auf ^eute tuarten unb beii a^nung^lofen ^fc^ mit
\\)itx 9Baffe auffpicBeii. 9?cbcn bicfen JJ^fc^^n wimmelte unb
n>immeft noc^ ^eute bae SJaffer Uon Fialen, mehreren Sorten
©(^ilbfröten, Ärebjen, sSc^ncrfen unb Jröfd^en (f. ?ID. XI, 1 @. 5),
fo bafe alfo bem Jyifc^er reid^er 2o^n minfte.
Unter biefen Umftänben ift e^ ganj felbftDerftanbUc^, bag ber
gifc^fong eine* ber älteftcn .öanbtocrfe ift. ©c^on ber alte ,t>ero*
"Sbo^Q, ber nac^ babt)Ii)nifc^er 'Jlnfd^anung ebenfo )pie Sbam bie
SRenfc^n um bie Unfterblid^Ieit gebrod^t t^at, begibt fi(4 bei ber
Stübt (Sribu auf bie See, um baä Heiligtum feine* ®otte* (Sa
mit J^ifd^en 5U öerforgen. Der böfe Sübtuinb aber, um i^u ju
ärgern, fängt plö^lic^ ;,u me^en an unb taudjt itju unb fein ©d^iff
in* Ü)^eer. ?lu* 5Rad}c jerbric^t Slbapa nun bem Sübminb bie
glüget, baß er nid^t me^r toel^en fann. 3)evmegen .^ur Serant^
»Ortung uor ben er^^ürntcn ö)öttert)ater "Unu gerufen, berichtet er
über feine Xätigfeit^:
"^U 9lba|>o {ic^ beut ftdiii^ ^nu näherte, ja!) ^itu i^u an unb rief:
„fioi^ian, ^ba))a, marum ^aft bu be« Sübkoinbd Sauget i^crbroc^en ?" Hhapa
antmortet bem ^(nu: ,,^ein ^err, für bad i^au^ meine« i^errn ftn(^ id^ m«
mitten bed SD^leered ^ifd^e. ffiä^renb nod^ bad S92eer einem Spiegel gßd^C?),
wehte ()>ld$(i(^) ber Sübwinb, tauchte mtd^ unter unb warf mic^C?) in baft
Jpoud ber Srif(^. ^m ^ovw meine» ^er^^en« [l)abe ic^ bann feine «(Ifigd
,^erbro(^en(?jJ.
So ift ev benn erflärlid), ba& fc^un ,^u Urufagina* ^txt unb
nod^ früher ^ritwtleute Xeid^e anlegten, um barin Jifc^e für i^ren
.t>au*^alt JU jie^cn -, unb ber berühmte ^^riefterfönig ÖJubea e* al*
eine feiner ö^uptaufgaben betrad^tet, „ftanäle mit fliej^enbem SBaffer
anzufüllen unb schuchur-J^ifd^e in ben Jeic^en fein ju laffen"*.
3)er 5ifdt)erftanb ^at barum auc^ ju allen 3^iten Diele 3Jertreter
ge^bt, bie ,v ®. als S^^fl^*^ "^ juriftifc^en Urfunben be* öfteren
fungieren, ©erabe in ben älteften 3^^^^" fdbeint man übrigen*
üerf^iebene Slrten Don gifd^ern unterfc^ieben ju ^aben; fo werben
j. 33. 'S^iäitx Don Sc^ilbfröten V ^\\6)cx mit heften* erwähnt,
mä^renb fpäter biefe feinen Unterfc^iebe nic^t me^r jutage treten,
©d^on biefe Spejiatifierung ber ^x\d)tv mit Sieben, bie übrigen*,
wie öfter* in 3?erglei^en betont wirb, fo fein gefnüpft finb, ba|
1) @. Ocnfen, ÄeUinft^riftl. «iW. VI, 1, 97, 10 ff.
2) <3. ^^ureau Dangtn, Sorberafiat. »iM. I, 55, Coalc $(. II, lOff.
3) S. Hureau-^onßin 0. a. D. <S. 155, 3pl. B, XIV, 25 ff.
4) @. '^^ureau-^angin, Inventaire de tablettes de Tello I, 16.
5) <B. (Srod, Noufelles fouiUes de Tello 6. 188 (X^ureau-Xangin).
•HC. XIII,2 irüi^ctn im ^lltrniiiii. a\
fein l^o'd) aui- it)rcii SUafdjeii entrinnen funn S .^^eiyt, ban ^^ auc^
nod) anbete ?[rten beö Sitt^e"* fl^tt- 1>ciö änfleln nmt, loie mit
Don ben ^elief^ luiffen, ebenfalle fc^on im 'Kttertuni ^eEaiint, ob
aber auä) hai 3tec^eii mit bem Diei^ad, ifl unftd^er, iDcnn auc^
nidjt unnwfivicöeinlic^; mcntctftenö tonimt ber ^wwiäörf ""b ÜJrei*
jQcl auf Sieselä^linbern ofö Wötteciuaffe uot. 3m allgemeinen
ic^tnt aber ber J^f(^fanfl uoii ben (>(toBen ber 6rbe iiicftt (o ale
3fiort betrieben ju fein mie bie 3«)gb: er luat eben iiiebr ein (4e-
iiwrbe lüie Diele onbete auc^.
Unter ben neunten ^unbeii auS Zeüo ift au(^ bie fe^i alte
iJütitellung eines Sif^r« aufgetaucht, ber mo^rfdieinlic^ irgenb
einen altbabqlonifc^n Jperoä tiortteüen foU. Sr trdgt feinen ^ng,
in ber einen iwnb brei, in ber anbem sroei gift^e an einem Singe (V)
ober einer 2d)nur(':') CJlbb. li*l. $<ermutli(^ in benfelben 3beenfteii
1) £. IV R. 26.25a ^ «ttsntt, ^m»- 106,73.
32 »ruiio SMriön«, Äiforifi^f ^afibin. «0. XIII, 2
gd)5tt »a(^ .txuje^' ein Siegeljqlinber, bet uieOeic^t ^t^i*
Hfdiett Urfptunfl» ift. .§iev fe^n mit eine nadte giflui, in bet
i^infen jlmi Sif'^^ Q" ^i""* klinge (?), in bei Stetsten einen ©tob
fiber bet ©diuftet t|oltenb, an lüett^em eine ©(^ilbfrött ober ein
©eefreb«; ^ngt.
Hudi onÄ offqriic^et 3"' l™b ä^nlic^ äjenen nic^I feiten,
^uf einem Steltef ;;. tB. bun^d)tDiinmt ein Wann, wie no(^ jegt
<)eni&^n(i(I), auf einem aufgeblafenen ^(fe reitenb einen |f(uft nnb
Hbb. 20.
angelt txibei j^ifd^. ^e<^t intereffant i)t auä) bie 'SarfteUnui] eine«
Iei(^, in roelcEiem ein SKann mit bet 'Jlngetfdjnut l^ftfte fönflt.
(«fib. 201.
.^ietten mit nnn bae ^jit, fo muffen loit jugejle^n, ba^ bie
alten ?lffQtet ollen ^iwigen be« ^agbtianbnjerfä ßtofee fflefleifterunfl
entgecienbrac^ten nnb bag fic luie faum jemanb anbei!^ ben ^et-^
%ltiä) mit i^tem gtofeen ?(^neii wittlic^ wrbienten; „ein flewottifler
^öger »or bem ,'öernt luie 'Jümtob."
1) S. ^[Uf, Nouvetlei louille« de Tello 6. H2ff.
13.>9rgan$ Dtf JiltC Oriftlt ^^ S
„ . ^ ^ ^ 6«mitno<tß^tt^ft€(« ®atßefftttta<n ^ . . , ^
Ptei» dct 3*fcf- V C^ M eihzclpTfii jede»
ganzes (4 Ueftc) heMuiftegcben «on der ,5,,,„
2 m., flcb. 3 IQ. Uordera$iatiid)cn gesellsd)aft (€. U.) 60 Picnni«
Kuros bcr öroße
Don
lustin ü. Präsck
mit 7 nbbilbungen im Text
Ceipzig
). C. f)inrid}sTdie Budibanblung
1912
l
Die Uorderasiati$d)e 0e$ell$d)af( (€. U.)
mit dem Sitz in Berlin
bt^rotdt bte grdrberung ber toorberafiattfd^en Stubien auf (Srunb bet i)enlm&(er.
Sie gibt miffenf(^aftlt(^e 9(rbeiteti i^rer SlilitgUeber in ^tvangtofen heften ald
«,9Ktttei(ungeii ber Sorberafiatifdieu (S^efeilf^aft" unb %tmt\nt>tt*
^finblic^e ^atftellungeu bierteliöttltcb unter bem Sitel „^er ftUe Orient"
^raud. Serner mid bie ^efellfd^aft bie IBef^affung neuen SRateriatö anregen
unb unterfiügen.
IDer iA^ic^e S02 i t g l i e b d b e i t r a g beträgt 10 99iatt, tt)offtr bie „Vltneitungen"
<fon|t 15»l.)'ttnb „^er «Ite Orient" (fonfl 2 3».) geliefert »erben. —Auf-
nahme atd SIRttglieb erfolgt burd) ben ^orftanb auf einfache )(nmelbung beim
@(^riftffi^rer. — 3<>^tung ber Beiträge f^at im Januar an ^inri^d'
«erlag, öei<)aig, ©lumengaff c 2, ju erfolgen.
DerSorftaub befielt ). gt. aud: $rof. Dr. g. von fiufc^an, 1. 9orft(enber,
®übenbe, ©erlin; $rof. Dr. 9R. ^artmann, 2. ©orfi^enber, ipermdborf (^arf);
$rof. Dr. ^. @obern§eim, @4riftfü§rer, ©er(tn*(£^arIottenburg, €tein-
plat 2; Dr. $. SSincfler, ^ilmerdborf; $rof. Dr. "^x. SReigner, ©rei^fau;
Sic. Dr. «Ifr. 3crcmio§, fieipjig; $rof. Dr. g. (£. Reifer, Äönig«bcrg: $rof.
Dr. gfrbr. 4)ommeI, SRüncften. — Herausgeber ber „DHttcilungen": ^rof. Dr.
H. «inrfter, SBilmcrdborf b. ©crlin, ©iugerftr. 79, be« ,,«rten Orient"
^erfelbe unb fite. Dr. ?fffr. 3^remia«, Seip^ig, ^auptmannftroge 3.
Inbaii der bisher md)irncncn Rctif d«t ..Jliten Orient" (Preis 60 PI.):
^gt)pter ald J^rieger u. (Eroberer
iuÄpcn. l^bh. ©.«Ä.^WüIler. 5i
@4rift unb ®pro(^e ber alten
jtg^pter. 9Ht 3 ^bbilbungen.
©on ^. Spiegelberg. 8a
SDlagie unb 3^"^^^^^ i"^ ^^^^"
Jig^pten. ©ou "^l. SBiebemann. 6«
^ote u. ^oten«9}eicbe im Ci^Iauben
ber alten Ägypter. 3. 9(ufl.
^on ^l.JSiebemann. 22
Amulette ber alten ^Igtjpter.
©on % ^iebemann. 12t
Unter^attungdliteratur ber alten
tg^pter. 2. 9(uflage.
©ou 91. fBiebemann. 34
^marna-^cit- ^IgQpten unb
©orberafteu um 1400 o. S^r.
©ou e. 9liebu^r. 1«
91rabien oor b.^dtam. 2. Slufl.
©on O.Seber. 3i
gforfc^ungdreifen in @äb-91rabien.
3 ifartenff. unb 4 9(bbtlbungen.
^on O.SBeber. 8*
®Iaferd f^orfcbungSreifen in @üb«
arabien. SJ^it 1 ©ilb ^laferd.
^on O. SBeber. 10a
üramäer. ©ou 91. 6anba. 4s
9lfurbanipal u. bie affpriidie
.«ultur feiner 3eit. 17 ^bb,
©ou f^. ^eli^fc^. lli
Äthiopien. 191bb.S.i)?.SWüIIer. 6a
$oIttifcbe (Sntmicflung ©abplo«
nieud unb VifjprieuS.
^o\\ H. SSincfler. 2i
^immeld' u. SBeltenbilb ber Sdabr^»
lonier. 2 91bb. 2. ermeiterte
«uflage. ©on Iq. ^inrfler. 3«!8
iJSeltictiöpf uug, ©abplouifdbe. 1 91bb.
^on $. $3incfler. 8i
^ämouenbefdjroörung bei ben
©abplonieru unb Äffprern.
^m 0. ©eber. 74
Deutung ber 3i''u>^f^ bt\ ben
©abploniern unb 9(ffprern.
©on «[. llngnab. 10s
(^ortic^ung auf ber brüten llmf^logictie)
Seit ber 9Witte be6 9. Sa^r^unbcrt^ t». (£(|r. bringen burc^
bie J{au!afo^<)forten neue Slnförnmünge nad) SSorberaficn, bte eine
öon ben ©cmiten untcrfd^iebüc^e ööifcrtoeüe repräfcntieten. 3^rc
SBicge ftanb auf ben fübruffifd^en ©teppen, »oraud bereite im
2. 3a^rtaufenb einjelne SSötterfc^oren nad) Äleinaften unb SRcfo«*
potomien öerf^Iagen tourben. 3)cr 5;QfeIfunb ^. SBindlcr^ 'oon
SBog^a^föj unb bie erften glüdli(^en Snläifferung^oerfud^e auf
bem fd^tuierigen ®cbiete ber SKitonnifprad^e legen boDon ßeugni^
ab. 3ene erften ofteuropäifc^en ©inbringfinge ^aben im ©türme
ber Sa^r^unberte SSorberafien »iebcr öerlaffen unb tauchen erft
im meitentfemten 3EnboÄtalc afö Snber »ieber ouf. SBeit beben«
tenber toar bie ©intpanberung arifd^er ©tämme, bie burd^ ba«
Urmiafeegebiet gegen ©üboften, na^ ben gebirgigen 5;eilen SBeft*
iranö, üorbrang unb burd^ änfunft tjcrttjanbter ©tämme au^ ben
©teppen 5;urfeftang, bie aQmä^Iic^ bie 3Ritte unb ben Dften
3ran^ eingenommen Iiatten, eine foldje @rftar!ung erfuhr, bafe fie
bem ganjen §od^Ianb jtoifc^en 3^9^^^ ""^ ^inbnfu^ i^ren bi^
^eute gebräud|{id)en 9{amen gab.
3)iefer Sinbrud^ ber ?trier in SBeftiran bebeutet im 7. t)or*
c^riftlid^cn Sa^r^. eine burd^greifenbe SBenbung in ber ®ef^id^te
bed alten Cricnt§. ^ffttt gü^tung Derbantten in erfter Sinie bie
ein^cimifd^cn 93ett)o^ner bes^ SKabailanbe^ bie politifd^e fionjentric*
rung unb eine 3)^naftie, bie jttjar manbäifd^en Urfprung^ tüar,
balb aber mit ben (^n^eimifd^en t>tttüuä)^ unb i^r 9{eic^ aud^
nad^ ben le^teren benannte. S)iefeÄ mebifd^e SReic^, 678 7 t). S^r.
gcgrünbet, n^ar berufen, in bie (Siefc^id|te SSorberafien« entfc^eibenb
einzugreifen. Unter ben n)ud^tigen ©dalägen bed 9Reberfönig^
Ä^ajare« fanf ba§ übermächtige off^rif^e SBeltreid^ in krümmer
unb ba^ begenerierte ©cmitentum am unteren ©up^rat, in SBabt)*
(on, lourbe nur für furje ©panne ^üt burc^ ^toti tüd^tige ^Bnige
d^albäifd^en Ur jprung^, ^{abopolaffar unb feinen ©o^n Stebufabnejar,
t)on bemfelbcn ©c^icffal gerettet. ?(bcr felbft 9?ebufabnejar »agte
1*
4 3. ®. ^T&öef, Stt^xo» ber (»xoit. WD. Xlll, 3
e^ nic^t, bic in SRcbien ftaatlid^ orflanificrtcn äricr anjugrctfcn,
load einer inbireften Slnerfennung i^rer Überlegenheit gleid^Iom,
unb ttjor beftrebt, bie Korboftfront feine« SReid^eg ben äRebem
gegenüber na^ Sunlid^feit ju befeftigen. SSielfagenb ift bie üon
i^m erri^tete fogenannte „mebifd^e" äRauer, beren SRame fc^on an
bie ^anb gibt, meffen fid^ Sfebufobnesar üorjufe^Ai bur^ i^re
J^rfteHung befliffen toar.
SD^ebien felbft jeigte fid^ allerbing«^ bem legten Überreft bed femi«
tifc^en ©taatenf^ftemS am Su^^rat unb Sigrid menig gefd^rlic^.
@^ fyxt fic^ too^I unter fi^a^ared rafd^ in ein üc^tung gebietenbed
9lei(j^ Denoanbett, aber bem @o^ne unb ißac^folger be« Eroberer«
oon 9tiniDe, 3fd^tumegu ober Slft^aged II., gebrad^ ed an nfitigen
Sigenfd^aften , um ben fiolojs im Innern ju befeftigen unb bie
einzelnen ^^eile bedfelben feft miteinanber )u oerbinben. dagegen
blühte im fernen elamitifd^en Dften ein anberer Ärierjtoeig auf,
bie 92ad^fommen einftiger, ben manbdifc^en SWebern eng kierloanbter
arifc^er Sen^o^ner bed atro^atenifc^en ^arfua, bie aud i^ren ©igen
Don @argon Vertrieben, nac^ einer Generation toieber an ber Oft'
grenje Don @(am aufgetaud^t unb unter bem neuen, i^ren einftigen
parfu&ifc^en ©igen entlehnten ober nad|gebi(beten 92amen ^arad,
?ßarfa, worauf bie gried^ifc^e gorm nf)paat, Uipaai, ju »elt-
gefc^id^tlid^er l^ebeutung gelangt maren.
Seiber ftnb fe^r {arg bie und überlieferten 3la(i)ix^ttn über
bie ©d^idfale bed SSoIfed, toelc^e« balb unter bem 9?amen ber
^erfer ben gefamten a(ten Orient poKtifc^ vereinigen foQte. SBir
»iffen nur foüiel, bafe biefe SSorfa^ren ber ^erfer unter bem SKamen
ber ^arfuaf^ ober ^arfuäer bei S^aluli an ber ©eite (£(amd gegen
©an^erib im Sa^re 690 t). &l^r. mitgefod^ten l^aben. 2Ber il^r ba«^
maliger Stnffi^rer ober Se^errfd^er toar, entjie()t fi^ aud 9)?angel
an gleid^jeitigen einfdjlägigen eingaben unferer j^enntni«^.
@rft etttja feit bem 3a^rc 630 ö. ®^r. ift und bie 9lei^e ber
©e^errfd^er biefcr ^ßarfuäer ober ^erfer befannt 3n feiner großen
^elfeninfd^rift oon Sifutun fü^rt ^areiod I. adE)t feiner SBorfa^ren
im allgemeinen aU ^errfc^er ber ^erfer an unb fagt audbrüc&ic^,
wie ed jegt nad^ ber SReöifion ber Snfd^rift feftfte^t, bafe biefelben
bie ^errfd^aft in ^mi Steigen ausgeübt ^aben. @r fetbft nennt
jtoar feinen Später 93idtafc^|)a«'^^ftadped, aber legt i^m ben fönig«
Kd^en Xitel nid^t bei, mad einer Sludfc^Uegung bedfelben aud ber
Steige ber perfifd^en Könige glei^fommen mu^. ^areiod ffi^rt
blofe biejenige 9?ei^c, ber er felbft entftammt »ar, auf einen 5£fd^ifd^.
fiO. Xm, 3 SRebien. $ie «^tneniben. 5
p\\d), @o^n be^ ^ac^amanifc^, jurücf. 3n bem 9lamen ^ad^amanifd)
wirb bte grted^ifc^e Umbitbung Sld^oimened toteber erlannt.
@g entftammtc ba^cr ©axeio« I. bcm jüngeren B^^ifle be^
Äc^ämenibengcfc^Ied^ted, ba er ätoar in feiner ermähnten 3nfci^rift
feinen SSater 8Jiötafc|<)a, feinen ©roftöater ärfd^ama unb Urgrofeöater
Ärijaramna na^ml^aft mad^t, aber nid^t in feinem Sater, fonbern
in Samb^fe«^ unb beffen SBater ^xo^ feine löniglid^en SBorgänger
anerfennt. ?lud feiner toeiteren Äugfage, fein ®cfd^Ieci^t toärc Don
alterd^er föniglici^, mirb öftere unb aud^ nod^ jungftend ber ©d^IuB
gejogen, ba§ ba^ ©efc^Ied^t ber Äd^ämeniben in jtoei nebeneinanber*
(aufenben 9teil^en, bie t)on jtoei @ö^nen bed Stei^pe^, ft^ro^ unb
Ärijaramna abftammten, bie ?ßerfer uor i^m be^errf^t l^at. 9hin
ift bie altere SReil^e, 3;eiöpeö*Ä^ro«*ftambubf(^iia ober Äamb^fc^*
^rod ber ©rofee^Äamb^fcö, aud^ inf^riftüd^ belegt, bagegen ift
bia jc^t für ben föniglic^en ß^arafter ber jüngeren fiinic öor Äam*
b^fed fein 9}ad^n>ei$ t)orl^anben, ja ber Umftanb, ba^ 2)areiod I.
nid^t blog feinem eigenen äSater, fonbern aud^ feinem ®rogt)ater
unb Urgrogoater bie fönigli^e S3ürbe abfprid^t unb fid^ aU
birefter gefe^Iid^er 92ac^fo(ger bed ^amb^fed anfielt, ntug ah ge«
toid^tigfter @runb gegen ben föniglid^en S^arafter ber jüngeren
%d^ömenibenlinie betrad^tet n^erben. Unfered ^afürl^attenS ift fo^»
nad^ bie bei §erobot VII, 11 crl^altene unb gettji^ au« guter per*
fifc^er CueQe ftammenbe (Genealogie, bie nad^ Sd^aimene« unb t^or
2)areiod I. eine ununterbrod^ene 9{eil^e Don ad^t %^nen anführt,
beren erfte oier auc^ ber älteren fiinie angehören, allen oor«
jugie^en. ^ir muffen alfo annel^men, ba bie ältere Sinie mit
Kudfd^lu^ be« a(« i)erod Spon^mod anjufe^enben %[d^aimene« —
ein ber mebifd^en ®efd^id^te analogifc^er ä^organg, mo auc^ ein
3)aiuffu«®eiofe« an bie @pi|e be« |)errfd^er^aufea gefteUt lourbe,
ob jtoar er ernnefenermagen um einige ^ejennien frül^er ber Qixnn^
bung bed Steic^e« unb ber ^^naftie anjufe^en ift — eben ac^t
SSorgänger bed ^areio« I. in auffteigenber Sinie auftoeift, ba^
biefe ad^t 93orgänger mit ben ac^t föniglid^en SSorfal^ren be« ^önig«
ibcntifd^ finb unb bie jüngere fiinie erft mit 3)areio« I. jur iperr*
fd^aft gelangt mar. ^eibe fiinien führten i^ren Urfpning auf
9((^aimene« jurüdE, bem ettoa bie SBebeutung beS S)eiofe« in ber
mebifc^en Snagrap^e jufommt. 9{ac^ bem vierten gef^ic^tHdb be«
glaubigten ^c^ämeniben^errfd^er, Xeidpe« IL, i^at fid^ bie jüngere
fiinie abgejtoeigt, bie, tt>ie bie perfönli^en Umftänbe be« ^^fta^pe«
befrftftigen, n^o^I aU nädiftenö bem löniglic^en ^aufe bertoanbt
6 3. «. *riScf, Ä9to* bcr (iJrofec. «C. XIII, 8
galt, aber erft nad) bem @rlöf(f)cn bcr älteren fönicjlic^eu i^inic
burd) JiambQfed t^ronbered^tigt tuurbe.
^iefe^ urfprünglid)e j^finigtum ber ^Id^ämeniben mar lange
3ett blo^ auf basJ ®ebiet be^ Stamme«^ ber ^ßafargaben befd^änft.
5)er 9?amc beö Stammet bcr ^afargaben, bem man aud^ in bem
5Ramen ber ©tabt 5ßafargabä mieberbegegnet, tro|t bislang jeb»
ipcber Srflörung, aber baö ©ebict bed Stammet, ettpa öon bem
jc^igen 93ad^teganfee biö jur ü)iccred!üfte, wirb fic^ mit bem ®e»
biete einer ®tabt %nfc^an gebedt ^abcn, nad^ meld^er aud) bic
Könige au^ bem .öaufe ber ?lc^ämeniben feit Sei^peö IL, ipic in*
fd^riftlic^ fcftfte^t, i^ren föniglid^en ^itel führten. 2)iefer ütel
^ängt mo^( mit ber (^tueiterung bed urfprünglid^en @tammgebiete^
ber ^afargaben burc^ (Sinbejie^ung be^ ^ebieted ber 3Rarap^ier
unb äRadpier, jn)ei lual^rfd^einli^ ben ^erfern na^eüertoanbter
Stämme, jufammen, bic feit^cr mit ben le^tcrcn ju einem ©angen
jufammengefc^moljen maren unb nad^ 5h)ro^ auc^ i^re 92amen
eingebüßt ^aben, fann aber nic^t bem Sanbe ^(nfd^on ober Jlnjan
bcr bab^Ionifd^en eingaben glcid^gcftcKt ttjcrbcn. S)er SRame An*
fd^an felbft ift uralt, aber c^ gelang nod^ nid^t| n)cbcr ben«
fe(bcn }u crtlärcn nod^ nac^gutDcifen, baß i^m mä^renb ber brei
3a^rtaufcnbe, in beren ii^erfauf er namhaft gemacht tuirb, bicfclbe
lofal begrenzte SBcbcutung gufam. !Dad ^Infd^an bcr ^d^ämenibcn
ift jcbcnfaQ^ Dom ^Infd^an bc^ ©ubca ober ber babk)(onif^cn geo«
grap^ifd^en Siften üerfc^iebcn unb n)ir tuerben nic^t fe^Ige^n,
menn tuir mit i^m ben gräcifierten ^(u^namen Stnbanid unb ben
lanbfc^aftlic^cn 5Ramcn Mffan arabifd^er ©cograp^cn in 3ufönimcn»
t)ang bringen, ^eidped II. ift !ei(infd^rift(id) aU ^önig üon Stnfc^an
belegt unb all feine 9?ac^folger big auf Jf^roö ben ©rofeen fül^ren
benfelben litel.
9lad) babQlonifd)cn eingaben folgten Xcifpci^ II. Jli)ro^ II.
unb Stamb^fcd II., beibe, unb f/a>ax afö SSater unb @o^n, aud)
^crobot, bcjiei|ungdn)eif e bem ^cfataiod unb ben perfifd^en ©enmbrS>
männern biefe« Ictjtcrcn, befannt. Äamb^fc« toar SBater ft^roe
bcÄ (Srofeen, ba biefer aber ein ß^itflc^offe bc^ ,fyt)ftafpe0 mar,
fo liegt ber Seeluft na^c, ba^ bic üKitglieber ber jüngeren Sinie,
3trijaramna unb ?irfame^, afö glcic^too^l üon leifped II. ab«
ftammcnb mit ftljrog II. unb Äamb^fc^ II. gleid)3eitig lebten.
«C. XIII, 3 ^0« ntxd) 5lnf(^an. 7
Äambijfe^ II. »at fein @o^n Stt)ro^, al^jerfifc^ ftitriifc^, Jturafc^
ber SBabl)Ionicr unb ©uficr, Äorefc^ ber Suben, nachgefolgt. SBann
er geboren mürbe, entjie^t fic^ unferer Äenntniö, e^ ift aber
jlDeifello^, bafe er bereits in öorgefc^rittenerem Jttter ben 2;t|ron
»on "Jtnfd^an beftiegen ffat äBenn fpätere yiaö)x\d)ttn befagen, bajj
Si^ro«^ afö fiebäigjä^riger Orei^ auö bem Seben fd^teb, fo toirb
man fd^werlic^ berechtigt fein, bie äJic^tigfeit biefer Eingabe ju be*
jroetfeln. SJagegen fte^t ha^ Saturn feiner I^ronbefteigung feft.
S)ie griec^if(^en ß^ronograp^en fe^en einftimmig biefeö ©reigntö
in ba^ mit bem 21. 3uli 560 ü. S^r. an^ebenbe 3fl^r an unb
fo^in ift ba« 3a^r 560/559 ö. 6^r., c^ronologifct) 559 ü. ®^r.,
afe ba^ Stntrittdja^r be^ fil)ro^ anjufel^n.
'^ .^ ^^Hii»
^ IMI < ^ -Tll ö<[
%hb. 1. ^:öadftcintnfc^rift au« Uruf.
Über bie Sugenb bc^ Söegrünber^ bes; ^^erferreic^ö mirb un^
fo gut mie nicfitö überliefert, abgefe^en oon ber nie ermübcnben
Sage, bie fid) feiner ^erfönlic^feit, infonberlieit aber feiner Sugenb*
jeit balb bemäd)tigte unb auf i^n bie befannten ä(ttribute be^
wunberbar erretteten unb fiegreic^en Sonnen^ero^ übertrug. 3n ber
mebifd^en ^arpagibentrabition, bie ber ^eroboteifcf)en ®rjä]§Iung
/jugrunbe liegt, tjei^t bie SKutter ht^ Ätjroe 3Ranbane, eine be*
reitö burc^ 9lnttang an befannte mebifd^e, mit STOanba jufammen*
gefe^jte Siamen SSerbadjt erregenbe Eingabe. SRanbane foll @rb^
toi^ter be^ SDieberfönig^ 3tftt)age^ II. getoefen fein, bie ber SBater
au^ ^urc^t bor Unruhen an einen angebHd^ ben ^^D^ebern untem)orfenen
„mittelmäßigen" ^^Jerfer Äamb^feö »erheiratet f)abm foU, unb afe fie
einen ®o^n gebar, benfelben burc^ feinen ^ofbeamten ^arpagojj
auÄfe^en liefe. 9luf tounberbare SSeife entging ber Änabe bem
Xobe. 3iac^ ber mebifc^en Sage beauftragte Slftljageö feinen an*
oertoanbten unb SSertrauenemann öarpago^ mit ber ?lufgabe, ben
8 3. «. ^xtött, M^ro« ber ®ro6e. %€. XIH, 8
^aben im Gebirge au^jufe^en. ^rpagoc^ betraute mit biefet
Reiften äRiffion feinen Ritten, bem eben baS SBeib einen toten
Änaben gebar, "©er ^irt fe|te im ©nDeme^men mit feiner grau
bad iott ^inb aud unb behielt ben ^^rod in feinem ,^aufe. ^ro$^
tourbe folglich afö §irt erjogen unb erft fpäter erful^r berÄönig,
ba^ feine Snorbnung nid^t befolgt mürbe. @r na^m lool^I feinen
®ntd in @(naben auf unb entlieg i^n ju beffen ®ltttn, aber
^arpagoi^ mürbe auf ed^t fultanifd^ %rt fär feinen Unge^orfam
kftraft. ®8 »aren nod^ mehrere SSerfionen ber ©age in Umlauf,
bie grögtenteite mebifd^en Urfprungd »aren unb ben 3^^ ^^'
folgten, ben ©iegcr über ben legten SReberfönig ate beffen Untertan
^injuftellen. 5)e^^alb »urbe Ä^rog für einen ©^möfeling armer
©Itern angefe^en.
9tun finb bie in ber @age enthaltenen Qü%t langft atö un«
gefd^id^tlic^ erloiefen. ^ie ^tit ^at erfannt, bag berfelben bie
S^enbenj jugrunbe liegt, eine^teild ^tjrod atö ben erbbered^tigten
S^ad^f olger bed (eltenSD^eberfönigg^inguftellen^anberenteild^rpagod'
an Stft^aged begangenen äJerrat gu rechtfertigen, ^ie ganje Qk*
fd^id^te betoeift jum Überflug, bag l^ier eine mebifd^e Srjä^Iung
üorliegt, toeit baöon entfernt, ben wirflid^en ©er^fittniffen ju
entfpred^en.
Aber auc^ bie anbere, r)on bem ju fttefia«' 3^^* ^^ perfifc^n *
^ofe Dor^errfd^enben ^oftratfd^ abhängige ©agengruppe, bie in
^rod ben ©o^n eined armen „marbifd^en'' b. f). elamitifc^n
^irten namend Slgrabated unb feiner ©ema^Iin Srgofte erfie^t,
t)erbient menig Vertrauen. Siegt ja allen brei SSerfionen ber ©age
bie SBorau^fe^ung ju grunbe, bag St)xo^ ein gottgetoä^Iter äRann
mar, ber burd^ bad ©d^icffal t)or bie 9[ufgabe gefteQt tourbe, bad
mebifc^e 9ieic^ ju erobern unb an feiner ©teile ein neued Unit)er«
falreid^ ju ftiften.
SBereitfi^ ^^rod' erfted auftreten fünbigt einen ©taatdmann,
ber mit ber bislang in SSorberaften übli^en $o(itif t)oDenbd bröc^
unb im griebeni^loege ben ®x\xnh ju feiner 9Rac^t legte. 3)ie ältefte
gleid^jeitige Stad^rid^t über i^n, bie mir bem großen 9tabonneb«^
j^Iinber aud %bu |)abba t)erbanfen, legt ^^rod noc^ im 3. 553
\>. ®^r. ben litel eine« ftönig« oon Änfd^an bei, brei Sa^re fpSter
Reifet er bereit« Äönig ber ?ßerfer. §ier mug fic^ injmifd^en
jebenfall« eine größere Gegebenheit ereignet ^oben. 3)ie fteil*
ICO. XIII, 3 Jlt)ro«. 9
infc^riftcn bieten jtoar btö je^t feine Sefeud^tung berfelben, ^erobot
aber i)at und eine »id^tige Änbeutung ^interlaffen, bie un« er*
möglic^t, aber bie in 9Iebe ftel^enbe Gegebenheit eine jiemlid^ be*
grünbete SBermutung au^juft^red^en. Sntnebmen tpir ja bem ^ater
ber ®efdbi(^te, ba& Ä^roö juDörbcrft über brei ©tdmme ber ?ßerfer
^errfd^te, aber in einer nid^t nd^cr ongegebenen 3^^* "^^
anbere mit feinem SBotfe Dereinigt ^atte. 3!)ie brei erften ©tämme
finb toofjil, toie bereit«^ gefagt für ben SBercid^ ber fianbfd^aft
Snf^an in ^nfprud^ ju nehmen, burd) bie Bereinigung t)on fieben
übrigen tt>ar aber nadö ^erabot ba^ ^erferbolf entftanben. 3)rei
öon il^nen maren Ärfcrbauer, bie ^ßant^ialäer, Derufifier unb ®er*
monier, öier, ein Xei( ber arif^en ©agartier in Dftmebien, ber
öon einem 3^^^9 ^^ mebifd^en 3)eiofiben bel^errfc^t »urbe, bie
protomebifd^en ober turfmdnifc^en ^aer ndrblid^ Don ben te|teren,
in ^art^ien unb ^Qrfanien, bie SOtarber im gebirgigen 9}orboft*
elam unb bie fonft unbekannten 3)ropifer. 3n ben ®ermaniern
finb Idngft bie ©etoo^ner be^ öfttid^en Seile« Don ?ßerfien, ber
feit ^areio« I. ben 9?amen ftarmania fü^rt, erfannt morben.
Die und ju Gebote fte^enben Duellen toiffen öon ber Art,
»ie bie Bereinigung breier ©tdmme ju bem SBoIfe ber 5jJerfer ju*
ftanbegebrad^t tourbe, bluttoenig ju berid^ten, ed ift aber feinedfall«
ju bejmeifeln, bag burd^ biefe Satfad^e ein neue« träftiged ©taat^«
mefen juftanbe gebracht n)urbe, ja ba^ erft ber ^eranjie^ung biefer
®ebiete an baö Sanb ^nfc^an baö ?ßerferreic^ feine ©ntfte^ung Der*
bantte. (£d (dge aud^ ber @(^Iug na^e, ba^ eine fold^e Bereinigung
fc^tDerlic^ o^ne Sntoenbung Don SD^a^tmitteln Dor fid| gegangen
teor. SRun finb aber Siotijen bei grie^ifc^en @d|riftfteBern er*
galten, bie f^Iiefeen laffen, bafe bie ©fiftenj bed fogenannten
©iebenfürftenfoUegium« bei ben ^erfern mit biefen Borgdngen
eng jufammen^ing. 3"^^f* taud^t bei bem Xragifer ^tfd^^Iod
bie Kad^rid^t auf, bafe ed in ^erfien fec^d erblid^e gürften gegeben
^abe, bie bem Könige felbft an SBürbe unb Bebeutung na^e ge^
fommen »dren. iperobot jd^It fie namentlich auf, fü^rt aber
i^e ^ßriDilegien auf i^r 3i*fo^"i^n8C^€n "^i* Dareiod I. gegen
ben falf^n Barbe« ^urürf, ungeachtet er an anberen ©teilen bei
einjelnen i^re priDilegierte ©teÖung bereit« unter Ä^ro« unb ftam*
b^fe« ^erDor^ebt. 3^re Borred^te ge^en alfo bi« auf S\)xoü unb
jmar auf beffen Snfdnge jurücf, toie bie Bermd^Iung be« j^ro«
mit ber Xoc^ter be« ©tammffirften ^^arnaf))e« ^affanbane unb
bie ^erDorragenbe ?RoUe bes^ ©tammfürften ®obr^a« bei ber 6r*
10 3«. *riUe!, fttjro« bcr ©roftc. «O. XIII, 3
oberung Don 95abl)lon bcftätigcn. "iiiid) ber Äönig loar einer bet
Stammfütften, bz)Q^ aber unter i^nen ben e^rcnpla|}, loäl^renb
bcn übrigen bebeutfame @^renrec^te, ja fogar ©ere^tigung jum
"Jragen föniglic^er Snfignien suftanben. SRan tüirb alfo geneigt an*
annehmen, bafe St^ro^ bie 9(nfü^rer einzelner Stämme mo^I untere
morfen ^atte, aber biefelben burd^ Serlei^ung erb(i^er S^renred^te
an fid) ju fetten befttebt toar. Stuf biefe SBeife entftanb in SBeft«
iran ein neuei^ 9leici^, meld^e«^ bie Serbinbung ber mcbifc^cn ?lrier
mit ben ftammöerwanbten SSötfern \>z^ Dftenö, infonber^eit mit
bem fulturell fe^r tüid^tigen SBoftrien, unterbrad^. ?(fö ^rrfc^cr
eined Don bem ^erfifc^en SKeerbufen bi^ jum Äafpifee ^cran*
reic^enben Oebiete^ fonnte fd^on Ä^rod bcn ?(ngriff auf SWebien
magen.
9Iftt)ageS' dieic^ umfaßte auger äRebien and) bad einftige
9}eid^ Urart^u unb bai öftlid^e fileinafien bid jum ^al^x^,
mo eö an Ü^bien grenjte. 3)ie ©renjöer^ältniffe jipifcfien SÄebien
unb Sab^Ion finb an ber $anb ber und ju Gebote fte^enben
"{(ngaben blog annä^ernb feftjufteUen. @d fte^t altenfaUS feft,
bag bad ehemalige ^Iff^rien ganj ju äRebien gehörte, bagegen \vax
SRefopotamien in feinem fübtoeftlid^en 3;eil im Sefi^ ber SBabi)*
lonier perblieben. Siad^bem Äproö bie im Cften öon SKebien
fiaufenben Stämme feiner ^rrfd^aft untertüorfen fiatte, mufete in
i^m ber ®ebanfe auf bie (Eroberung bed in ben Ärieg mit Sabt)*
(onien öertoirfelten SReid^ed beö 9lftl)aged üon felbft auftaud^en.
9?a(^ bem, »ad und über ben mebifc^^^perfifd^en Ärieg über*
liefert »irb, ift ber le^te SBortüanb ju bemfelben in ben mebifc^eu
X^ronftreitigfeiten ju fuc^en, bie S^rod tlug unb gefd^icft für
feine ©roberungdpläne audjunü^en üerftanb. ^erobot fotoie ^efiad
beftätigen, bafe ?Iftpaged feinen ©o^n, fonbern lebiglic^ eine ein*
jigc lod^ter ^atte, bie fonad) erbbere^tigt war. Sei ^erobot
Reifet fie TOanbane, bei Ätefiad ?Imt)tid. ?(ftt)aged befc^lofe bie
'ierfieiratung feiner 3^oe^ter, wad in ben ftreifen bed mebifc^en
Stbeld grofee ätiöalität ^erüorrief. ^lad) ber i^rem inneren üöert
nad^ Dorjujie^enben Eingabe bei Ätefiad fiegte ein ü)ieber, namcne
Spitamad, aber bie mebifd^en ©rofeen ioaren mit berartiger Söfung
bcr 3uf jcffiondfrage nid^t aufrieben unb einer ber einflufercid^ften,
ber SlTonfelbl^err ^arpagod, melc^er auc^ mit bem föniglid)cn
.*paufe na^e Denoanbt tuar, je^t aber abgeftogen tourbe, fann auf
ä^ac^e unb fuc^te $lnnä^erung an $tt)rod, ber eben bama(d bidparote
Womabenftämme ju einem an fic^ fdjon jicmlic^ mäd^tigen ©anjen
$(£.XIII,3 mttxtn unter «Ift^oged IL 11
uercinigt ^attc. S)ic mcbifd^c ^atpagibcntrabition öctfu^t e^,
^rpagod üoit bem 9Rafe( bed SanbedDetratö reinjutDofc^en, inbem
)k ^Ijto^ ah Deiftoj^enen erbbere^tigten @nfel t)on 3(ft^Qged unb
^arpQfloä ate beffcn Scbcn^rcttcr, bcr aber bafür öon Slft^age«^
graufom beftxaft lourbc unb in ber i^olqt au^ 9fiacf|fuci^t mit
Äijro§ fonfpiriertc, ^infteüt.
hiermit betreten toir crft ben gefd^ic^ttid^cn SJobcn. ^Kir*
pagoö' "ißcrfdnlid^Ieit unb feine lanbe^Derroterifd^c 95erbinbung mit
Stt)io^ finb gefc^ic^tlid^ beglaubigt; taud^t ja nod^l^er $ar))ago^
al§ Sertraucnemann öon fit)roö in Stjbien auf, fe^t bort bie
(Eroberungen beö ^erferfönigö fort, toirb in bem eroberten 2t|ficn
mit Sdnbereicn unb ©erec^tfamen bebad^t, wirb (Stifter eine« l^alb*
felbftänbigen gürften^aufeso, feine SRad^fommen tragen ben SRamen
4)arpagoö unb einer Don i^nen ift noc^ auf ber ©tele Don Xant^o«^
oeretoigt ©in SWcber unb foId)e ®nabenern)eifungcn Don ©eiten
beö Segrünbers be^ ^^erf erreid^j© unb feiner (Srben ! 5)ic§ löfet bod^
auf befonberö toic^tigc SSerbienftc be« .öar|)agos um ft^rod
fd^Iiefeen, bie bie bei |)erobot erhaltene §ar^)agibentrabition beö
Siö^eren ^erDorl^ebt.
SBir ^aben un«^ ben Hergang ber ©rcigniffe folglich ctnja in ber
SBeife ju bcnfen, ba§ ß^roö nac^ ^Bereinigung ja^treid^er Stämme
ju einem SßoK auf (Eroberungen fann, bie Slufmerffamfeit ber
llnjufricbenen in SWebien an fic^ jog, bafe fid) infonber^eit ber
in feinem ö^rgcij Derle^te Sronfelb^^err, ^rinj §arpagoö, mit
ifjm in Derräterifctjc^ ©inDerne^men fe^te unb infolgebeffen fic^
k\)XO^ mächtig genug füllen fonnte, eä in erfter fiinie mit bem
mäc^tigften unter ben bamaligen f)errfc^ern aufjunefimen.
^iebei ift bie fel^r oft aufgeworfene ^rage ber angeblichen Unter*
tänigfeit be^ Ä^roö unter 9(ft^agcö ju erlebigen, bie anfc^einenb
bur^ angaben babl)(onifc^er ßcitgenoffen geftü^t toirb. 3n ber 3n*
fdirift beö bereite eriüä^nten SRaffams^Iinber^ wirb nämlid^ Ätjro^
aU ardu, b. ^. „SHaDe" beö 5lfttjageö, bejeic^net unb hierin er*
fe^en Die(e namhafte ^orfd^er eine 93eftätigung ber burd^ ^erobot
erhaltenen ^arpagibcntrabition, bie ^erfien Dor Ät)roö aU ein Don
äRebien abhängiges Sanb betrachtet unb bem äSater beS ß^ro^
jtambt)feö ben tönigli^en Xitel Dorent^ält. ^iefelbe Xrabitiön
will wiffen, baß bereite bcr äWeberfönig ^^raortesf, nad^ ©eroffod
?lftt)agej^ I., bie 5ßerfer unterworfen ^abe. 35icfe 3(uffaffung ift
gcfd^ic^tlid^ fölfd). S)ie 9?abonneb-ft9rosi«(£t|ronif legt Dom An-
fang an Ätjrod ben litef eineö Stönigg Don ?(nfc^an bei, unb bie
12 3- S »tÄfttt, flflvo« bK »tofet. «C. XIII, 3
belannte Xafel Don ®en(ere ge^t not^ weiter, inbem fie feine jtDei
unntittelbacen Vorgänger, Spioä unb ^omb^feä, e6enfa Qd a(8 fie>
nige Don Mnft^n begeidinet. 3)ie (Sinteitung bet grofeen SJareioS»
inf(^rift Don Se^iftuit fc^Iie^t buic^ i^ie bestimmte t^ffunfl £<"'
folc^e flnfc^auung DoQenbS am, unb bte ftitifd^ Snal^fe bet
^rpogibentrabition fü^rt ju ber (ärfenntni«, bafe bie ongeHic^
Obec^etrf^ft bet SReber übet ^erfien nur ju bem 3"«* "=
funben loutbc, um bie jfi^ ^ereingebtoi^ene 9hebetlage bei äJItber
nid|t als Sieg ber perfiftften tüt^tiflteit, fonbem tebiglid) aU golge
beS 93eiiate# beä ^rfHigoS ju erflären. Sie politif^e Sage
toA^enb ber legten ^a^tt 'A\\uTbanipaU, bie ^ier c^ronologift^ in
©ettQd)t ju jie^en finb, beret^tigt ju betlei äuffaifung nit^t im
minbeften, ba bamatfi IKebien burd) KffQrien unb bae mfit^lige
@[^t^nrett^ no^ ftarf bebro^t toar. Unb nwnn bie Snfi^nft bett
Staffanijqtinberä ^Toe als ardu beö ^(ftqagee bejeic^net, fo ift
so. Xni, 8 Ungriff auf IRtbitn. 13
bomit no(i| niti)t flefaflt, bafe bem ©cfltiffe au(§ im gegebenen ^Ut
eine ftaatöret^ttit^ ÜJebeutung innemo^nt
2>er «nfang beä mebift^-perftfc^ Ärieße« mitfa buic^ bie
9iabonneb<^oS>St|iontf unb ben ^affamj^Iinber in baS 3a^i
5&3 0. iS^i., fein äluiigang in ba« ^^ 550 D. S^. gefegt
®t bouerte bemnoc^ Doße brei Satire, ttoburt^ bie SlntiQ^me be-
ftdtigt raitb, baft Sftqagcd tatfrdftig feine ^one Derteibigte.
flbb. 3. tiit 9tabonntb-£qTO»«^Tonil.
9ta(i) berfelben bab^tonifi^en OueQe muibe et bun^ ben ^n°
griff be« Jf^oö, ben ei unterft^dftte, wä^renb bet ©efagerung
bec babqtonifi^en ©tobt S^arran übnrafc^t (&r ^atte eben bai^
bab^Ionifc^ SRorbmefopotamien mit (einen ©tteitftflften über-
jogen unb bebro^te f(^on Babylon. 3!)et unnermutete (SinfaD
beä Sxfxoi in iein SReid) mufete fotglid) in bem unter fStabon"
nebs ^epter etfc^lafften Sab^Ion glötfnetfieifeenb Wirten unb
mürbe als ©träfe ber »SÖtter für bie SRerroüftunfl be« uralten
14 3.«. ^rasef, Ä^roi^ bct ©rogc. «C.XI1I,S
^eiligtumd be^ ®ottei^ @in in Starrem betrachtet. (Sinigerma^n
mu^ bie unüerl^offte Übertuntpelung 3Kebiend burc^ einen bi^er
fe^r toenig befannten.unb untcrfd^ä^ten gürften — ^ier Hegt bie
@TfIärung für bie ^ejeid^nung bed ^1^X0^ Q(d „Sfloüen'', b. %
Untertan be^ 9J?eberfönig^ — in SSabpfon . überraf c^t ^aben, aber
il^re Äonfequenj, bie Stft^age^ genötigt ^at, nad^ 9Kebien jnrücf*
^ute^ren, n)ar allenfaQS toiQfommen unb jeugt auc^ üon groger
Umfid^t bed Stjroö.
Seiber öermiffen »ir notiere Stngaben über ben JBerlauf bt'S^
Äriegeö. 3)ie bab^Ionifcf|e Sl^ronif l^ebt lebiglic^ ^erüor, bafe ^tjroe
mit einem öer^dftni^mäfiig Keinen ©eere ba^ „au^gebe^nte" SReid)
bed 9Ift^ageö öernid^tet, bafe biefer burd^ SReüotte feiner eigenen
3;ruppen bem 5ßerfer überliefert unb öon biefem in fein eigene^
Sanb gefcf|Ie))pt tourbe. I)ie mebifd^e SBoIföüberlieferung bei ^erobot
n)eig aud) nod^ ju erjä^len, bag ed ju^ifd^en £[^rod unb ben äJJebern
ju jtoei ©d^Iad^ten gefommen »ar. 3n ber erften ©c^lad^t ging
^ar<}agoö mit feinem ?ln^ang ju ben 5ßerfern über, tooburd^ ber
bereite gen^onnene ®ieg ben ^änben beö ?lft^ageö entttjunben warb.
3tber bem Serrat ju %xo^ tvaxtn bie 3Keber nod^ mächtig genug,
Ä^rod eine jtoeite ©c^Iad^t unter ber gü^rung üon 3(ft^age^ felbft
JU bieten. 358ir muffen annehmen, bafe, entfprec^enb ben d^rono*
logifc^en ?tngaben ber bab^Ionifd^en ©^ronif, jUjifd^en ben jtt)ei
©c^Iad^ten eine längere, beiberfeitö jum ?lnfammeln ber Äräfte
erforberlic^e Qtxt öerlief. 3n ber j^eiten ©d^Iac^t fiegte Äflroö
nac^ ^artnäcfigem 9Kngen bei ^afargabfi. 3n bem entfd^eibenben
?lugenblicf feuerten bie perfifd^en grauen i^re SJiänner an unb
trugen jum Siege bei, toofür fie unter allen Siad^folgern be^ Ä^ro^
getniffer S^renred^te teilhaftig »aren. ®egen ^Ift^ageö reöoltierten
je^t auc^ feine eigenen Xruppen unb lieferten i^n bem Sieger an^.
S)urc^ bie (Gefangennahme bcd fiönigö Ujar ber ftrieg entfc^ieben
unb in ben ?lugen ber SDZeber galt je^t Rtjxo^ ate gefe^Iid)er SRac^-
folger beö geftürjten ?(ft^ageö. ©ne folgenfd^toere SJenbung in
ber @(efd^ic^te äJorberaftend toar Dor ftd^ gegangen.
^er ©ieger eilte nad^ ^gbatana, too er t)on ben bort auf«
gel^äuften !öniglic^en ©c^ä^en Sefif; genommen unb fic^ ber
näc^ften %em)anbten bed 3(ft^aged oerfic^ert ^at. 3Benn £ttefia^
btf)aupM, bag ber ©d^miegerfo^n bed Slft^oged ©pitamad auf @k^
^ei^ bed 5{^roS l^ingeri^tet unb feine 9Bittt>e Km^tid jur @kma^(in
bed (Srfteren mürbe, fo mirb biefe Angabe ber äSSa^r^eit entfprod^
^aben; ttienigften^ mug man fie ganj natürlich finben. ^ie e^«*
«C. XIII, 8 SKcbien« gaü. 15
Ud)e $$etbtnbung mit 3(m^tid luirb ß^rod ben nötigen 9ied^t^titel
t)crltc]^cn ^abcn unb bicfcm felbft bct SSortoanb geboten ioorben fein,
a(Ä SRcd^t^erbe bon Äfttjageö aufjutreten. ?tuf biefe 3Beife licfee
fic^ bic bei ben ®riecl^en noc^ ju ^erobot^ Qtit allgemeine ®e^
n)0^n^eit, Stt^tod aU SJ^eber unb beffen 9}eid^ aU mebifd^ }u be«
jeic^nen, erUären. Smmer^in ift ed aber bemcriendtoert, bafi
fttefia«^, beffen eingaben boc^ auf fpejieUe perfifd^e Duellen jurücf«*
ge^en, üon biefer giftion nic^tg weife.
^(ft^ageg felbft, aÜen und überlieferten SRac^ric^ten jufotge,
n)urbe fd^onung0t)olle SBe^anblung unb eine feinem 9}ang ent^^
fprec^enbe SBerforgung feiten^ Stqroe juteil.
Wxt äOtebien ftnb aud^ feine 92ac^barlänber, bad etnftige
Urart^u in bem heutigen 9lrmenien unb bad 5ftlic^ t)om ipalt^d
fic^ audbel^nenbe ^lateaulanb, an Stgxo^ anheimgefallen. SBeibe
Sänber luurben n)&^renb ber mebifd^en ^ertobe t)on neuen arifdfen
Snfömmlingen, Slrmeniem unb Sappabofiern, in 93efi| genommen,
nac^ benen fie auc^ benannt tourben, unb ^aben feit^er ein aud«
gefprod^en arifc^ed Gepräge. Ob biefe %[rianifierung oon Slrmenien
unb jlappabofien mit ber Übertuältigung ber @f^t^en burd^ bie
SKeber im ßufammen^ang fte^t, mufe man ba^ingeftellt fein laffen.
'Jlud) bie ein^eimifdie "3)t|naftie t)on Slam, bie feit fit)ajare« poli*
tifd) oon äRebien abhängig loar, t)erfd^)oinbet für immer üon ber
Cberfläd^e. ^f)x le|ted STOitglieb, auf toelc^ed einer ber ela^^
mitifc^en ©egner unter 5)areiod feinen Urfprung ^urücffüfirte, tjiefe
^mmanifd^.
Xa^ entfd^eibenbc ©reignie be« SturjesJ bed TOeberreic^d lag
barin, bafe bad fiegreic^e ^erfien je^t unmittelbar an St)bien, Äi*
lifien unb ©ab^ton grenjte. Äud^ »irfte bie fiataftropl^e be«^ äö*
t^ge« auf bie §errfd^er SSorberafiend entmutigenb, »cdte aber
Hoffnungen unter ben unterjod^ten SSölfern, infonber^eit ben in
bab^lonifc^er ®efangenfd^aft betcnierten Suben.
@d toar {ein 3^^f^^ ^^^^' ^^& St^rod an bie 6(rünbung
eined gemaltigen SSeltreic^d benfe, unb feine finge ^a!ti{ gegen
©ab^lon, too er bie einflufereic^ften ^erfönlic^feiten unb ^etfe an
ft^ JU jie^en gemugt ^at, fonnten ald Seftätigung t)on bereite
überall gefiegten ^Befürchtungen angefe^en merben. (Sin neue«^, üon
16 3. S. ^äScf, fi^Tod bei (»to6e. «£}.XIII,3
ber Jtultut nod^ unberä^rted, aber tüc^tiged SSoIt mar unter feinem
tatfräftigen unb melttlugen ^errfd^er hervorgetreten unb ein großer,
feinem S^amen nad^ unbefannter jübifd^er ^op^et, ^euterojefaja
ber ©jegeten, tröftete bereite feine SSolfögenoffen in JBab^Ion mit
ber beftimmt jur ©d^au getragenen Hoffnung auf balbige ^Befreiung
aui^ ber Übermad^t Labels unb ouf SEBiebererrid^tung Don 3erufa(em
unb bem Xempel be^^ ^af)t>t
91m peinlic^ften »ar ber @inbrucf bed ©turjei^ Don äRebien
in ©arbed. f)ier l^errfd^te feit 561 d. iSfyc. fitotfod, @ol^n bed
Sl^atted unb Sruber ber STr^enid, bie anlfi^Iid^ bed am ^al^d
jn)ifc^en St^bien unb SWebien vereinbarten Sertragd mit Slft^aged
vermählt mürbe. S^bien ^at fi^ burc^ ^I^attecf' Serbienft ju
einer ®rogmad^t em})orgefd^n)ungen, bie aber bie gefamte SBeft*
^älfte ^(einafiend gebot unb burd^ ben ^ahß im Often begrenjt
mar. 9tad^bem aud^ j^appabofien Don ben $erfern befe^t morben
mar, (ag bie Oftgrenje SKebien^ bem perfifc^en ^(nprall offen
unb ^oifod ^ielt ed fär ratfam, ^rod juDorjufommen. Vin*
geachtet bajs ^oifod über eine anfe^nlic|e JhHegdmac^t, fpejieQ aber
über eine au^ejeic^nete SReiterei Derfflgte, täufd^te er fic^ bennoc^
nid^t bag er ber perfifd^en 9Rac^t nid^t gemad^fen fei, unb lie^
fid^ bed^alb in 93er^anb(ungen mit 9?abonneb Don ^ab^Ion unb
^Imafi^ Don ^g^pten ein, um einen mä^tigen $unb gegen bie
rafd^ aufftrebenbe 5ßerfermac^t juftqnbe ju bringen. 3^"^ erftenmal
foQten aud^ bie europ&ifd^en ©riechen in bie politifd^en SJertoidf«
lungen Sorberafien^ mit einbezogen merben, inbem ed Jhoifod
nic^t an SSerfudCien fehlen Iie&, für ben geplanten angriff auf
^erfien aud^ bie bamalige gried^ifcl;c SSormad^t ©porta ju gewinnen,
^ür bie fc^merfoQige ^olitit ber Sp^oren mar jebod^ ber ^eg
in bem ben ®ried^en bamal^ fo gut mie unbefannten Innern
Don ißorberafien eine ^u meit entlegene Unge^euerlic^feit, med^Ib
fic bai^ bircfte eingreifen in bie I^bifd^*perfifd^en SScr^ältniffe ab*
gelernt ^aben.
92un jeugt ber ®ebanfe einer SlUian) Dorberafiatifc^er
3Räc^te gegen ft^ro^ Don groger politifd^er Sinfid^t bed S^ber-
fönigS, aQen 8lne!boten jum %xo% bie i^n afö e^eijigen aber
aud^ unfähigen ^fiter feiner enormen ©d^ö^e ^inftellen möchten.
tD. X1U,8 Xcr tricfl mit firoifo«. 17
©ein ®cbanfc ipar gut,- et mujste aber einc^teilö an bcr fricgerifd^en
Untüc^tigfeit feiner beiben öunbeögenoffen, anbernteite an beh meiten
©ntfernungcn ätoifd^en SBabqlon, jtg^pten unb ß^bien fd(ettem..
S!roifog felbft beging aud^ einen fd^toeren gel&Ier, ba er aucf| ben
©qennefid öon Äilifien, in beffen §änben fid^ bie für bie 9?er*
binbung üon %^pten unb SBabt)Ion ^oc^mid^tigen ©d^lüffel ju ben
3;auroöpdffen befanben, für bie anti^erfif^e ?lttianj nid^t ju ge*
iDinnen öermodEite. dagegen muffen mir nac^ allebem, maö unö
über biefe ©reigniffe überliefert toxxt), annehmen, bafe fic^ Ä^roö
im SBor^inein ber 9?eutratität fiilificnö ju t)ergen)iffern toufete
unb auf biefe SBeife bem bab^tonifd^-äg^ptifc^^I^bift^en SBunb
jeglid^e Sebeutung entjog. So ttjirb jmif^en St)roö unb fiili*
fien ein SSertrag abgefc^Ioffen morben fein, ber noc^ unter
Xer^e^ ju Stecht beftanb. 55er ©^ennefi^ untermarf fic^ for«
mcU ber pcrfifc^en Cber^o^eit, fonft aber befjielt er feine innere
Selbftänbigfeit unb öerpflic^tete fid^ bloft ju einem mäßigen
Xribut. Sit)roö f)attt foId^ertDeife feinen 3^erf erreidjt: bie SBer*
binbung äwifi^en Ütjbien, iöab^Ion unb ^Ägl)pten mar üer^inbert
unb bie ^Öffnung beö Äxoifoö auf bie §ilfeleiftung beiber SWädjte
in bem Äampf gegen ^^erficn enttäufd)!.
2)ie l£f)rono[ogie bed Itjbifd^^perfifc^en ftriegeö mar lange
3eit eine offene Jrage, je^t aber, auf ®runb ber 3lngaben ber
9Jabonneb=Ät)roö S^ronif fte^t feft, ba^ ber Hrieg im grü^ja^re
Ö47 ü. af)x. aus^gebrodjen ifl. ÄToifo^ eröffnete ben Ärieg burc^
einen (Sinfall in baö perftfc^e Äappaboüen, bae er oermüftete unb
eine groj^e, jonft aber unbefannte Stabt, namens ^teria, berannte,
ftl)ro^ bagegen moüte juerft Söab^Ionö üorau^gefe^te SKit^ilfe
lahmlegen unb lonjentrierte beö^alb fein .S^eer in 2lffl)rien. 3m
SDionate SRifan, 9}?ärä=3IpriI, bot er feine Jruppen auf unb fe^te
unterhalb 3lrbela^ über ben ^igriö. Snjmifd^en mirb er fid^ mit
bem @i)ennefi<S in^ (Sinüerne^men gefegt ^aben unb nad^bem er
9?abonneb burd^ Slufftellung eineö Äorpö in Slam jur Untättgfeit
gejmungen fjattc, ^og er famt feinem §eere gegen Äroifo^ foö.
Sei ^teria ftießen beibe ^eere aneianber. 3)en erften 2^ag
foll nad) ^erobot bie Sdjlad^t unentfd^ieben geblieben fein, ben
jmeiten Xag gab aber Äroifoö ba^ g^Ib auf unb jog fid^ auf
feine ^auptftabt in ber Hoffnung jurüd, bafe bie ^erfer mä^renb
ber raupen 23Jinterjeit feinen Singriff magen mürben, moburc^ bie
Stg^pter unb öab^Ionier jum (Eingreifen bemogen merben fönnten.
?lber Ät)roö folgte ben 2t)bern auf ben g^rfen unb lieferte il^nen
Dtx mtt Orient. XIII. 8. 2
18 3». ^räscl Ä^rog bcr ®ro6c. «D. Xm, 8
in bcr ^aholodebcnc eine jtDcitc ©c^Iadit lüorin bic pcrfifc^c
Äamcitcitcrci bcn ?ludf^Ia9 gegeben ^aben foQ. iRun »urbe
ÄroifoÄ mit feinem ^crc in @arbe§ belagert. SSergebcn« forberte
er feine 9?erbünbetcn jur fc^Ieunigften ^ilfeleiftung auf. Sabtjlon
unb aig^pten hielten fid| au« gur^t öor Ät)rog ru^ig unb blofe
bie ©partiaten follen eine J^Iotte auögerüftet ^aben, eine 5Rac^rid^t,
bie aber bie Äritif ^erau^forbert, ba Sparta erft nac^ ber SBe*
fiegung Sitzend über eine anfe^nlid^ere eigene Jlotte berffigte.
?lber alle Hoffnungen bc^ firoifoö jerrannen, afö am fünf*
geinten 3;age ber Öefagerung, ettoa im 3anuar 546 ü. &ft,, bie
©tabt burd^ bie 5|Jerfcr erftürmt tourbe. Äroifod felbft fiel mit
feinen ©d^aften in ©efangcnfc^aft, aber auc^ er tourbe öon bem
©ieger fd)onungöt)oU beljanbelt, ja e^ l)at ben ?Infc^ein, bafe anä)
feiner gamilie baö ^Privateigentum ber 3)t)naftie belaffen »urbe.
S)ie ©riechen ^aben too^I erjol^It, bafe ber geftürjte filjber*Ä5nig
t)on Stt)xo^ jum Xobe auf bem Scheiterhaufen üerurteitt, auf bem
©Weiterlaufen ben 9Zamen beS at^enifd^en SBeifen ©olon ange*
rufen unb f)ierauf begnabigt würbe, aber biefe Srjä^lung entfprid^t
feinei^toeg^ ben Xatfac^en. 35aö SBorge^en be$ ^^rod bem be*
fiegten Stroifod gegenüber fam aUerbing« in ber bamaligen SBelt
itner{)ört, ja unglaublich Dor unb ber priefterlid^e S^ronift Don
©ab^lon ^at eine S^erfion berjeic^net, berjufolge ^oifo^ auf ®e*
^eife beö fit)ro6 getötet totxhtn foüte. @ö ift immerhin möglid^,
baß Sroifo^ felbft feinen f^aü nic^t überleben unb fid) afö ©fi^n*
Opfer ben Wöttern ein»eit)en laffen njoüte, »orauö bie ^obo^
teif(^e, bem tt)irtlid)en ©tanb ber S)inge »iberfpred^enbe Srjä^ung
über feine SJerurteilung jum lobe auf bem ©Weiterlaufen unb
über feine tounberbare Errettung i^ren Urfprung mag genommen
^aben. 3)ie ben ©reigniffen jeitlic^ na^e fte^enben ©ried^en
melben faft einftimmig, bafe Ä'^roe ben gcftüräten S^berfönig am
Seben lieft unb baft ber (entere nod^ unter Äambt)fe^ in ber aller*
bingö nidjt ju beneibenben SloHc eined .f>öflingö auftrat.
DaÄ gefamte üpberreic^ mürbe jefet jur perfifd^en ^roüinj
unb jum erftenmal in ber ©efc^id^te ftiefe ein oorberafiatifc^d
SReic^ unmittelbar an bie ©ifee ber Wried^en an, inf onber{)eit an i^ren
öftli^en, an ber ionifd^en Jlüfte angefiebelten Q^txQ. ^rod lieft
eö jmar üor bem 9lu^bruc^ be« ^iege^ mit Äroifo^ an lodenben
SSerfud^en nic^t festen, bie ©riedien burd) SSerfprec^ungen an feine
©eite ^erüberjujie^en, aber bie 3onier Ief)nten bie^mal fein Aner-
bieten ab. 3et;t, nac^ ber Gefangennahme be§ firoifod, waren
«O. XIII, 3 $eTfif4e »enoalttmg in Schien. 19
natürlich bic Orteten ob bcr rafc^ ^cranna^cnbcn ®cfa^r ht^
ftürjt unb bicd mag bie Sonier unb ftolcr öcranlafet ^abcn,
Soten an Ä^ro« ju fcnbcn unb bcmfdbcn bcn ®e^orf am unter
®cbinflunflcn, toxt fold^e mit ben StjberfÖnigcn früher t)ercinbart
tourbcn, anjubictcn. 2lbcr Ätjro^ »ied bic SBotcn hirä»eg ab;
blojä SWilct »urbc bic eigene SSemaltunfl unter bcr petfifd^cn
Obcr^errfd^aft bclaffen.
3nj»ifc^cn öerliefe Ä^ro«J fi^bicn, na^bcm er mit ber SBcr*
nniltung bed fianbcö einen ^erfer, namenö labalo«^, unb mit
ber Db^ut über bie ©c^ä^c bed Sbcoifo« einen fi^ber, Kamen«
^aft^a«, beauftragt ^atte. Ä^roö gab burc^ biefe SWaferegel !unb,
baJ5 er bic Unterwerfung t)on ß^bien ate tJoUenbet anfa^, er foUte
fic^ ober balb überjcugcn, bafe mit fitoifo^ »o^t ber Sönig, aber
nod) nid^t fein Solf befiegt »ar. 3)enn gleit^ nac^ feinem ab*
juge griffen bie Sljbcr ju ben SBaffen; ?ßaft^ad fetbft fteflte
fid) an bie ®pi^e bcr ^lufft&nbifc^en, benen fid^ auc^ bie Monier
angefc^Ioffen Ratten, unb belagerte ^abalo^ auf bcr Surg öon
©arbeö. ®a entfanbte Ät^röd bcn mebif^en ^cerfü^rer JWajare^
mit SBerftärfung nac^ St|bicn. 5ßa!ttjaiS flo^ oor ber Übermacht
JU bcn @ried)en, Xabalo^J ttjurbe befreit unb bie S^ber entwaffnet,
©eitler ücrtor baS I^bifc^c SBolf feine beräumte ^cgdtäd^tigfcit.
Stad^bem fi^bien entwaffnet würbe, griff STJasarcS auc^ bie uneinigen
®riec^en an. ®nige öon ben le^teren, bic bcn weifen SRat bc«
5ß^^fi{cr«^ if^alcd, einen SSerteibigung^bunb mit bem 9ÄitteIpunfte
gu %to^ JU fc^Iie^en, üerfc^mä^t ^aben, ergaben fic^ freitoidig ben
?ßerfern, anbere, griene t>oxan, Icifteten ücrcinjclt SEBiberftanb.
yiad) bem ^Iblcben bcd 9){ajarc«^ fe^te ^arpagod ben stampf fort,
bemächtigte fic^ nad^ tapferer 9(bwe^r ^^otäa'd, ^cod' unb anberer
©tdbtc ber Monier, beren SBcwo^ncr teitö nac^ bcn fernen 3Beftcn
au^wanbertcn, teil« jur Unterwerfung, 2!ribut unb üeiftung ber
^ccrcöfolge an bie ^erfer gcjWungen würben, ^adfelbc ©c^id*
fal traf auc^ bic ^nfclbcwo^ncr; blog (£^io« erfreute fic^ nadi^er
glimpflicherer ^cbingungen. 9(ud^ Slaricn unb Sofien waren gegen
bic ^erfer aufgcftanbcn. Äarien unterwarf fic^ ^arpagoö o^ne
Äampf, bie ©täbte ber 2t)Iier Icifteten aber SBiberftanb, in erfter
Sinie XantI)o« unb ftauno«. SKit ber erblichen i^erwaftung bcr
eroberten Sänber würbe »^arpago« betraut.
20 3. 83. ^xbM, t^tod ber ^xofit. «O. XlII, &
S)urc^ bic Eroberung ß^bicnö »urbe ©ab^Ion in feiner po*
litifc^cn @jriftenj aufg äu^erfte bebro^t. Äbgefe^en öon bcm cnt*
tarnten ^g^pten f)attt ed feinen |>inter^alt mc^r unb ber angriff
ber ^crfer toax jeben Slugenblicf }u ertoorten. ©nen SJorfiofe
unternahmen bie 5ßerfer bereite im Jrü^ja^r 546 ö. S^r. öon
^lam auö unb in gred^ würbe ein perfifd^er Statthalter ein-
gefeßt, aber öorber^anb rid^tete §tt)xo^ fein Jlugenmerf auf ba^
meiftenteil^ ftammöerwanbte Dftiran, (£^ fte^t je^t feft, baß
9Äebien j^ 9}?ac^t nie über bie grofee ®al jtoüfte ^inau^reic^te ; im
fernen DfOiSbeden blühte baö SReic^ SBaftrien auf, ba^ auc^ in ber
5)?argifd|en SKüfte gebot. Die (Spftenj biefe^ arifc^en, burc^ feine
Äultur ^eröorragenben SReic^eö ift fraglos, aber bic gefc^id^tlid)e
Überlieferung ift naimu gänjlic^ üerflungen. 9llö ein fianb bce
Dftenö tDirb jmar S9attrien in 9tt)efta öftere genannt unb in ben
?)afcl^t fommt and) ein Äönig üon Saftra, namens^ Siiftafc^pa, uor,
ber irrtümtid) bem glcidjnamigen Sld^ämeniben gteid^gefc^t loirb,
aber fonft toirb abfohit nic^tjo über 93aftrien berid)tet; lebiglid)
entnehmen mir ber großen Se^iftuninfdjrift be^ 2)areio^, baß
bei feiner 3;^ronbefteigung ©attrien mit 9)?argiana aU ein be=
fonbercö, oon einem Satrapen oerroaltete^ ©ebiet bem ^^3erfer«=
reid) einöerleibt tuarb, ein i^organg, ber ben ÜRürffd^Iufe geftattet,
baB 93aftrien unter Ät)ro^ al^ ein felbftänbig abgegrenjteö,
Don einem bcfonberen Öanbpfteger Dermaltete© Staatsgebiet er*
obert mürbe. 9?orböftüc^ öon Saftrien t)auften arifc^e Stämme
ber Sogbcr, in ber Umgegenb beö ^amunfeeö ber §araiüa*Slreier,
oranger, 9lrad|oten unb Säten. S)iefc Stämme maren oor
Äl)roß' 9Iuftreten felbftänbig, aber beim SRegierung^antritt bei^
2)arcio!ä ää^Iten fie bereite ju perfifd)en ^rooinjen. yiad) ^ero»
bot, ber ^ier einer guten perfifdjen Cuelle folgt, untermarf ft^rod
unmittelbar nad) bem lt)bifc^en Kriege bae „obere ?lfien", inbem
er ein 3?olt nac^ bem anbern übermültigte. 'Die 9?ieberlaffung
Ät)refc^ata am 3a<rarted beioeift burd| i^ren Siamen, bafe fie ent*
meber üon Ä^ro^ felbft ober atö Denfmal feiner (Eroberungen in
Sogbiana angelegt mürbe. (£d ^at fic^ aud^ eine (^innerung an
Den Äampf bes Äqroö mit ben Drangern ermatten. Daö einftige
iReid) ber 99aftrer erhielt je^t mit 9J?argiana einen königlichen
Statthalter. Drangiana, 3Irien, S^oraömien, Sogbiana, ?lrac^o*
fien, einzelne Stämme im ®ebietc bes $)amunfee^, mie bie Satta«
gi)ben, unb 3Wafa im fpäteren fogenannten ®ebrofien bilbeten
feitljer felbftänbige Satrapien. Der 93creic^ biefer (Eroberungen
tlO. XIII, 8 eiübcrung öon Dftiran. 21
TOiirbe burcft ben Jlufelauf bee Sajarte^ unb Snboß begrenjt, bie
Ät)ro0. wie toir aniiel^men bürfen, alö Suftcrftc ®rcnje feinet
?Rctd^e^ in ?luöficf)t na^iii.
SBic lange bie Äämpfe in Dftiran bauertcn, ift nid)t auö*
iumacf)en. 9?atürlirf)eni)eife na^m bie Sraberung unb Drganifa*
tion auögebel)nter , uon cinanber burd^ SBüften unb ©teppen
obgetrennter ®ebiete mehrere Saläre in Slnfpruc^. Unter foli^en
iser^ältniffen mag 9?af)onneb Don SJab^Ion bie öon Dften ^er
jeinem 9teid)e brol)enbe ®efa^r unterfd^ä^t l^aben. 3Enbem et
feine Ätaft in ©treitigfeiten mit ber mäcf)tigen ^riefterfc^aft t)cr*
geubete unb ben eingettjutjelten 9lberglauben feines SSoIteö burc^
bie Öeöorjugung ber alten ®ötter unb SSernad^Iäffigung be^ bab^*
lonifc^en ®ötterfreife<^ auf t)arte ^obe ftellte, ging Jlt)roö fe^r
be^utfam üor. Der oerläfeli^fte unter ben perfifd^en ©tammfürften
®obrt)aö mürbe an bie ©pi^e ber SSermaltung oon 3lff^rien ge*
fteUt, meldiegf bie Xigriöfurten be^errfc^te, unb mit ben unju»
friebenen ©lementen in S8abt)Ion tjatte man SBerbinbungen ange*
fnüpft. 3)ie in bab^Ionifc^er ®efangenf^aft lebenben 3uben
erfreuten fic^ jmar einee grofeen SSo^Iftanb^ unb betrieben mit
©ifer §anbel, aber bie .t)offnungen auf bie SßJieber^erftellung ber
Stabt 3erufalem unb be^ 2^empelö erhielten burd^ bie (£robe==
rungen bes Ät)ro0 unb burift feine ben SBabtjIoniern feinbfelige
Stimmung neue 9?a^rung. 3n ben ©euterojcfajanifd^en ifizbtn
mirb Äl)roig aU ber gottgefenbete Wann genannt, ber bie Suben
in i^r SJatertanb freilaffen mirb, mir muffen ba^er annehmen,
ha^ jmifcften i^m unb ben 3uben SBejie^ungen angefnüpft mürben.
l)ie bab^Ionifd^e ^riefterfd)aft in itjrem (Sifer ^atte es überfe^eit^
t>Q^ fie mit ber Stellung beö öer^afeten Äönigö auc^ bie ©elb==
ftänbigfeit be^ 2anbe^ preisgab, 9?abonneb bagegen mar um bie
©idjerung ber ©renken beforgt unb fein ©o^n Selfdjaruffur, ber
©elfd^ajar ber 99ibel, bejog mit bem babtjlonifd^en ^eere baö fiager
an ber SRorbgrenje, mo ber ^auptan griff ber ?ßerfer ertoartet
mürbe.
3nt 3al)re 539 ü. üifi, mürbe ber lange geplante Singriff
Dorgenommen. Ä^ro^ fe^te über ben J^lufe ©ijata, brang mit
feinen Xruppen in ba^ ®ebiet oon ©ippar ein unb lieferte 9?a-
bonneb bei Dpiö am Äanal 5Rifallat eine ©d^lad^t. Die ®abt)*
lonier mürben gefc^lagen, SWabonneb fuc^te fid) nad^ SBorfippa
.^u retten, ©ippar fiel o^ne ©c^mertftreid) in bie §änbe be«
©ieger^ unb in 9Iffab brae^ gegen 9labonneb ein äufftanb aud.
22 3 S- lirÄkf. ffqiM ber »to&c. flO. Xllt, 3
(SobrQas, ber tKtfift^e Stammfürft unb bamalä Statt^Itei oon
^ff^rien, eilte mit bem perfifdieii ^oitrab gegen ^ab^lon iinb bie
ungeheure S^ftiing ergab fi^ ben *IJet(eni. 5)iefe« Sreigniä fam
ben 3^'9«i°ff'i f^ unglaublich
Dor, bo6 SrjQ^tungeii in Umlauf
gefegt mürben, bie bie Sinna^me
bet ©tobt einet Überliftung buti^
bie Werfet ju((^rictien. 9uf biefe
333«ife mitb bie (Stjä^lung über
9(BIeitung beä ©up^Tatroaffetd
butd)fl^toö bei ^robot entftanben
fein. @d ift immerhin bie 3^ennu'
tung anfpiec^nb, baB Ü^obr^aS
bai EBaffin uon @ippar aufgelaffen
unb bun$ ^bfütiTung be$ i^u|-
Rxtffer^ in ))araUe[ laufenbe Sa=
näle bie ^ab^Ionier eingefc^üc^tert
^at, roorauf am 16. Xifti, etioa
SInfang Oftobet, bie <£tabt fapi>
tuliette. 9tur ba« ()arf befejtigte
fifinigäuiertel f)ielt no(^ unter
bem .ttönigäfo^n ^elfajat ftanb.
Slabonneb feßte Don Sotfippa au*
ben itampf fort, mürbe aber ge*
fangen genommen, ©ein roeite'
leS St^idfal ift unbefannt "ißt'
reit« am 3. SDiaidieft^uan ^ielt
Jtqroä, Don ben ^JJrieftern unb
bem Siolfe mit Subel begrübt, fei»
nen ©injug in ®abi)lon. %d}t läge nacfe^er na^m Wobnjaö bae
föniglit^e ^fiertel, raobei ^etfctiagar ben ©olbatentob gefunben f)at.
?(iif foldje Sieife mürbe in nidjt gonj sloanjig 3a^ren ba«
gefantte ^öorbetafien üon Hijro« unb beffen ^ßetfern erobert. Sbet
bet finge ^etfafürft uertiel bie SufeftQpfen feiner affijrifcften ®0f
flänger unb nwr eifrig beftrebt, feine ^etrfc^aft in ben ?tugen ber
iUßlter nicftt ül* Stoberung, fonbem lebiglic^ ali ^Eiinaftiemet^el
etft^einen ju laffen. Üliot^ mebr aU in 3Jiebicn gab fit^ filfrois in
iSab^lon für ben gefetilic^en 9Ia(^fD[ger beä 9Iabonneb and unb
ber blinbe Sifet bet SRarbufptiefter ^at i^m babei öortrefffit^
iEicnfte geleiftet. ©t liefe bafl 9Jeid( S^abylon forme0 befte^n.
aC. XII1,3 einnähme Don «obiibn.
9(iii. b. Xici 9)af1amjqlinbc[.
na^m bcn Sitel eineö Äönig^ üon ®abt)fon an, ber btc fctbftänbigc
bab^Ionifc^e @pont)mie jur 3?oraugfe^ung ^attc, fo ba§ er fi^
f eitler Äönig öon Sab^Ion, Sönig ber Sänber nannte unb biefe
litttlatur biö auf Xerjeö I. al^ rec^tmöfeig angefe^en tourbe. 2)er
3;itcl „Äönig ber Sänber" bejeid^netc bie .^errfd^aft über ganj
SBorberafien mit 3lu<gfcl^Iu6 öon ®ab^Ion unb bie (Sinna^me bicfcr
allgemein aU geiftlid^e^ 3^"*^""^ 9lfieng unb gef|eiligter (Sötterfi^
^od)ge{|aItenen ©tabt mar ju feiner ©infü^rung am beften geeignet.
?luf biefen Umftanb ()in mirb mol^l bie 'Jatfad^e jurücfäufü^rcn
fein, ba§ Ätjro^ unb feine SRac^foIger fogar ben Sitel eineg Äönig*
Don SBab^Ion jenem ber Sänber öoranfteüten. Sb)xo^ fafete fomit unter
ber ©ejeid^nung „Sänber" ben ganjen S^omplej feiner ^rrf^aft
auf, in meld^em aber 93abl)lon eine beüorjugte Stellung einnahm; er
mar auc^ beftrebt, jmifd^en ^erfien unb !8ab^Ion eine 9lrt ^erfonaU
Union befte^en ju laffen, bcren Slusbrudt in ber (Ernennung bci^
jur 9?ac^foIge berechtigten ©o^neö Jtambl)fe^ jum Äönige oon
SBab^Ion ju erfe^en ift.
St^roö mar nicf|t alö (Eroberer nadö öabtjlon eingebogen,
©ein erfteö 9Berf mar bie 9Sertünbung beö grieben^, ber ber gür*
forge beö jum Stattfialter t)on Sab^Ion befteßten (Sobrlja^ anoer«'
traut mürbe. Sine gemiffe UnMar^eit liegt aUerbingd in SSertjält*
niffen, bie Ä^ro^ in Sabljlon eingefüf)rt ^at: an einer Seite fte^t
fein So^n alß fiönig oon ©abt)Ion, an anberer fein l^ertrauend*
mann al^ Statthalter. 35ie ©rftärung bietet einigermaßen bie 3n=*
fc^rift be«^ 9iaffamjt)linber^, bie über bie S?orgänge mä^renb ber
erften iage ber perfifc^en §errfd)aft Sluffc^lufe gibt. 35emfelbett
jufolge teerten bie ®ötter oon 9itfab, meiere 9?abonneb nad) 95a*
b^lon ^erabgefü^rt tjatte, in i^re Stäbte jurüct, nac^ ber bamaligen
bab^lonifc^en ?luffaffung im S^^^^' ^^6 Mabonneb bie frcmben
©Otter eingeführt ^atte. SWarbuf ftanb an ber Seite be^ ft^ro^,
ber „feine §anb ergriffen ^at", er blicfte „auf bie ^^aten, bie
fegen^üoUen, unb auf feine (be<i Stt^xo^) geredjte $)anb . . . Seinen
(beö ft^roÄ) 3"9 "öd) . . . Sab^lon befahl er". 3Bir erfe^en
barauö, baß fid) ttl)rofi^ allen formellen ^4[^erpflici^tungen eine^ gcfe^
mäßigen ftönig^ oon 95abi)lon unterjogen ^at, bafe er bem alten
f)er!ommen gemäß bie ,^anb bed Sei ergriff unb baß er Don
ber ^JJriefterfc^aft unb bem SSolfe als König an SJabonneb^ Stelle
anerfannt mürbe. Siabonneb mürbe banac^ nid)t nur gefd^lagcn
unb gefangen genommen, fonbern oon ber 5)?riefterfc^aft megen an*
geblid)en J^reoel^ gegen 9)iarbuf unb fein babt)(onifd)e^ ©ötter*
$10. XIII, 3 Ih^tod in ^b^Ion. 25.
gcfolfle bc^ Z\)xom^ Dcriufttg erflart unb Jil)ro^ an feiner Stelle
unb im SRamen bed aRarbu!*93eI jum Äönige tjon ©ab^Ion auö*
gerufen. SRocJ^bem Ä'^ro^ bie §änbe be«J ©el ergriffen f^aitt, toat
er nac^ ber bab^Ionif^en SRed^töanfd^auung bered^tigt, feinen ©ol^n
jum Äönige öon SBab^Ion ju ernennen unb i^n in biefer ©igen*
fc^aft and) bie öorgefd^riebenen fiiiltöerpflid|tungen öerrid^ten jii
laffen. 38ir befinben un^ im glücflid^en öefi^e eine« Äontraft^
täfeld^enö (fitjroö 9ir. XVI bei ©trafemaier; ögl. meine ^or*
fd|ungen jur ®efci^icl^te beö Altertum« 1, 27 fgb.), bo« in biefer
grage bie entfd^eibung abfc^Iie^enb treffen läftt, benn in biefem
ftontrafttäfeldben loerben gleic^jeitig ba« crfte Sa^r öon Ä^ro«,
Äönig« ber fiänber, unb ffambijfe«, ftönig« öon Sabt)Ion er*
toä^nt. (Segen biefe gang beftimmte ?lnnal^me mufe jeber ß^^^f^
t)erftummen. SBa^rfd^einlid) tourbe ftambt)fcö mit bem Xitel eine«
itönig« öon 95abt)Ion ou«geftattet, um Ät)ro« al« Äönig bei ge*
n)iffen 3^i^^"^onien ju üertreten, ba biefe Xitulatur noc^ mä^renb
be« erften 3a^re« be« ÄQro« n^ieber erlofd^.
aWit 8abl)Ion würben and) bie bi«^erigcn babt)Ionifrf|en 3Beft*»
länber, SOiefopotamien unb ©tjrien, bem ^ßerferreid) einöerleibt.
3)ie ftönige unb Sßetoo^ner biefer Sänber brad^ten Xribut naä) 93a*
bXjlon unb ^ulbigten Äpro«. 6« finb barunter bie ftönige öon Tloab,
(rbom, ^litjilifteren unb ben ^^^önijierftäbten ju üerfte^en ; infonber*
^eit mürben in It)ro« Stönige unb SRic^ter öon ftt)ro« al« ftönig
Don 99abl)ton befteUt. 5)urd^ bie ?ßotitif mürben biefe ©emo^ner
'Stjrien« für 5ßerfien gemonnen, ein bei ber bamal« bereit« in 3tu«'=
fic^t genommenen Sjrpebition nad^ ^g^pten nic^t ju unterfd^ä^enber
Umftanb. Der Sd^Iufeftein biefer ^oKtif, gemifferma^en ber 3ln«»
fang be« ?lngriffe« auf §[gt)pten, ift in bem SBer^alten be« ftpro«
gegen bie in Sabt)(on gefangen gehaltenen 3uben ju erfe^en.
35ie Jpoffnungen ber in ©abtjlon lebenben 3uben, ebenfo mie
bie feinen 9Jamen üer^errlid^enben a33ei«fagungen maren Stjro«
TOO^l befannt, unb c« mar eine feiner erften ^errfd^er^anblungen
in ^ab^Ion, bag er jur Stüdfefir ber ^uben nac^ Serufalem unb
jur SBieber^erftellung be« Icmpel« feine (SinmiUigung erteilt l^at.
S)ic 3uben follten ben ^^^erfern untertänig bleiben, fic^ ober in natio*
naien unb fultifd^en ?lngelegen^eiten einer befd^ränften ©elbftüer*
maltung unter ber Dberauffid^t eine« bem perfifd^en Statthalter
unterfte^enben JBeamten erfreuen. Sereit« im Sü^re 538 t). 6^r.
erliefe 5l^t)ro« ben berühmten SSefe^l, ben lempel be« @otte« in
3erufalem in genau angegebenen 5)imenfionen auf feine ftoften
26 3- «. *rÄäef, Ä^co« bcr ©rofec. «£. XIH, 3
aufzubauen, unb bie einft t)on dtebufabnejar auS bem ©alomo-*
nifc^cn Xcmpcl locggefü^rtcn unb nac^ SBab^Ion gebrachten golbenen
unb filbernen Geräte jurücfjufteQen. ©(eic^fam n^urbe ben babt^
lonifd^en 3ubcn geftattet, nad| ber §cimat i^rer Säter jurürf jufe^ren
unb fid^ in bem tt)üft liegenben 3erufalem unb in ber Umgegenb
anjufiebeln. Unter ber ficttung öon jttjölf ^heften, an beren ©piftc
ber 3)aöibibc 3ctubbabel «nb ber 3obofibe 3ofua ftanben, jogen
im 3a^re 537 o. E^r. 42360 freie 3»dnner mit i^ren ^amilien
unb @f(ai?en nad^ 3erufa(em; mit ber ^ioUiie^ung be$ fönigßd^en
Srlaffe^ ttjurbe ein fdniglic^er ©eamter, namens ©c^efd^baffar, beauf«
tragt. 3)a nun bie 3uben bie SKad^fommen ber im Sanbe ücr»
bliebenen 3^raetiten uon ber 3;empelgemeinf(l^aft auÄjufc^lie6en be*
ftrebt njaren, bie äbgemiefenen aber ©efc^loerbe an ben Äönig
ergriffen, mar ber 2^empefbau inö ©tocten geraten, ©in betratet*
tid^er Steil ber Suben, meiftenteife ^anbeteleute, üerblieb in SBablj*
Ion unb größeren ©täbten be^ 9ieic^d. ^übifc^e Kolonien in ^abt)*
Ion, @ufa, SIgbatana, SR^agä fommen bereite unter Xerje^ I. oor.
9?aci^bem nun ba^^ gefamte äJorberafien untermorfen morben
mar, traf St\)io^ ^Vorbereitungen ju bem entfc^eibenben angriff
auf ?Ig^pten unb übergab beffen Seitung feinem tatfrdftigen ©o^n
Äambt)fc«J. S)ie Analogie mit ben gelbjügen gegen fi^bien unb
®ab^Ion läßt aud| ^ier ber begrünbeten i^ermutung JRaum, baß
Äi)ro^ erft nac^ grünblic^er ©rmägung ber einfc^Iögigen i^er^ält»
niffe unb naci^ aUfeitigen Vorbereitungen ben entfcf)eibenben ©d)Iag
gegen baö morfd) gemorbcne 5ßI|araonenreic^ ju führen entf^Ioffen
mar. 3)a er aber mit ber Untermerfung ber Steppenftämme im
9?orboften feinet Meic^e«^ ooUauf befd)dftigt mar, unb bie alö Vor*
auöfe^ung bed geplanten 3"9^^ "^^ ng^pten ju betrad)tenbe
Crbnung bcr 5)inge in bem ®renjlanbe ^Igtjptenö, in ^aläftina
unb ©tjrien — mie feit^er bie perfifd)e Satrapie „jenfeitö bei$
Stromes^" üulgär genannt mirb — , meiere Satire in Änfpruc^
nehmen mufete, beauftragte Äl}rod feinen @o^n Äamb^fed mit ben
nötigen Vorbereitungen, ja ju Snbe feiner ^errfc^aft, at«J er fid^
felbft an bie Spi^e be^ ^eereö fteUte, um bie unbänbigen 9loma«
ben bee Sajarteegebieteg ju paaren ju treiben, ernannte er
in Vefolgung eine« bei ben ^^erfern I)crfömmlic^en ©efejed,
meld^eö ben ftönig oerpflid^tete, oor einem gelbjuge, ben er felbft
JU führen bie ?lbfic^t ^atte, feinen 9?ac^foIger ju ernennen, i^n
HC. Xm, 3 Kdto«' %ob. 27
f,um ätet^äoeitoefer, bei fpejiell mit ben i^DitKteitungen ju
bem äg^tifc^en ^Ibjuge betraut toai. Sfqroä felbft jog nac^
bem äugeiften S^ocboften ber bamold befannten ^elt gegen
roenig betannte Siomabenftämme am red)ten Ufer beä 3osortefi.
(£ä ^anbelte fit^ ntdit um (Srobeiungen, fonbein ki^rod iDoUte
ben iSinfäHen ber 9iomaben in bü* i^m unterroorfene reiche
Stulturlonb am Ojo* ein S^tl Jeßen. Mu« ben fpärlit^en
iDueQen, bte und barüber überliefeit nioiben finb, er^eQt nur
io triet, büfe fi(% bie Don ben ^^'i*'^" toUeftiO al& <Batet
bejeii^neten Stomaben tapfer Derteibigten unb bag im Kampfe
mit i^nen im ^o(^fommer beö 3a^reä 530 u. 6^r. Storno
felbft feinen Untergang gefunben ^t. ^ie liRat^ric^ten über
feinen Xob getien toeit augeinanber; ali Xatfadje barf nur bc
Rauptet »erben, ba| er in ben nörbfic^ non 9EWargiana ge[egenen
Steppen, enttoeber bereite beim <£inbruc^ in baä <8teppenlanb,
ober bur(^ flarie (öegenioetir ber Slfomaben jum Äödjug gesroungen,
in einem Xreffen Dentjunbet nmrbe unb balb barauf geftorben ift.
5>er mächtige ©rofaerer erlag )onad) ben im Äampfe mit ben
9tomaben erhaltenen 33iunben unb »urbe in $afaigabä bei-^
gefegt, mo fein ®rabmal noc^ jur 3eit ber mafebonififttn Srobe*
rung unwrfe^rt baftanb. SRit bem in einiger Sntfetnung Don
'^66. 6. "XXii logenonnte <Srab bei H^id^.
■iWurg^b auf ben Xrümmern eine« antifen ^alafle« befinbUt^en
unb mit einer furjen, auf einen näf)er ni(t)t bejei^neten Stänig
flqrirö aM bem fiaufe bei ^cftämeniben bejug tjabenben Snfi^rift
Derfe^enen Äenotop^ mirb baß Don ben Segleitern beä 91Iejanbet
bef^riebene Wrabmal fcömerlii^ ibentifd) fein. G« mürbe mit
;Hec^t toon aBeifebad) tjertorgef)oben, ba^ ber ^ier genannte Aqro§
ben i£itel eineS fiöntgd ber Sänber titd|t fü^rt, bemnac^ meit e^et
für Sttfxo^ bcn Süngcrcn in Slnfpruc^ ju nehmen fei.
$t)ro$ l^at üon S^^offonbanen jtpei ©ö^ne, ^omb^fe^ unb
SJarbija, unb brei 2:öc^ter, 9Uoffa, eine }»eite, bic mutmafelid^
9lofQne ^icB, unb ?(rtt)ftonc, ^interlaffcn. 9iod^ toä^rcnb feiner
Seben^jeit ^atte fi^roö feinen alteren @oön ftamb^fe« jur 9^ad|foIc|e
beftimmt unb mit ben jmei. älteren 3;öcf|tem öermä^It. 3)er jüngere
©arbija »urbe alö Statthalter mit ber SSertt)aItung be^ einfügen
"Sütid)^ t)on Saftra betraut. Slaffanbane mar i^rem ®ema^I
im Xobe üorongegangen.
(£ine große gefc^id^tlidie (?*eftalt ^at burd^ Si^roÄ' Job
if(r ®nbe gefunben. ?llö ISroberer ^at er feine babtjlonifc^en,
aff^rifd)en unb äg^jptifc^en SBorgänger n)eit fibertroffen unb ein
ÜBeltreid) geftiftet, bafe fid) allen Unbilben ber 3^^^ h^^ 3;ro|,
burc^ jmei DoQe 3a^rt|unberte atö lebensfähig erinied, atö @taats^^
mann ftefjt er aber einjig ba. ©ein SReic^ bebeutet einen großen
5ortfd)ritt in ber ©efc^ic^te ber 9)?enfc^^eit unb infonber^it ber
juribifcf|*fojiaIen ?(nfd^auungen. Ä^roS ttjar ein gewaltiger, uon
(^lücf begünftigter Eroberer, ber toä^rcnb jmeier furjer SDejennien
baS gefamte, bamalö befannte' ^öorberafien unter feinem ©jepter
Dereinigt ^at, er h>ar aber dud) ein meitblictenber ©taatSmann,
ber mit ben ber Ü?ergangen^eit entnommenen 9J?uftern gebrochen
^t, feine (Eroberungen aud| noc^ mit bem ©d^ein ber Legitimität ju
ftüfeen beftrebt mar unb ben eroberten ©taaten ein getoiffeS SKafe
oon ©elbftänbigleit beliefe, inbem er überaß aU legitimer Stönig
auftrat unb lebiglic^ bie benfelben einverleibten fiänber als ^o*
uinjen feineS „SReic^eö ber fiänber" organifiert ^at. 6r »ar in allen,
feinen J^fern ein 5ßerfer. SBenn mä^renb ber fejjten 5)ejennien auf
ÖJrunb einiger. monumentaler eingaben, bie nic^t gut erHärt »urben,
bie perfifd^e ?lbftammung beS Ätjroö in 3^^if^^ fl^jogen unb er.
felbft für einen Glamiten ausgegeben mürbe, fo ift biefer ©rflärung
ber Umftanb entgegen ju^alten, bafe bie i^r als ®runblage bie*
nenbe SSorauSfeßung ber ^errfc^aft ber Ä^ämeniben in Slam öor
,Vlt)roS feineSfall«^ ben latfad^en entfprid^t ^ie SBorfa^ren beS Stt)xo^
^errfd^ten biofein ?lnfd)an, ber gröfeere Seit 6IamS mürbe bagegen
oon einem ^^errfd^er^auS Vermaltet, meld^eS unS ben 92af^meiS
feiner (Sjiftenj in ben Snfd^riften üon 3Ral ämir ^interlaffen ^at.
3)iefe J^ürften von ÜRal ?Imir nennen fid^ U^apixAia, bie einjige
un<5 erhaltene Angabe ber ?Uten über bie ?lbftammung bcS fitiroS,
bie beS Seroff oS bejeid)net ifju aber auSbrürflid) als „eingeborenen
«C. Xlll, 3 atfxoi ein «(tftT. 29
Werfet". 'flU «ßerfer ftiftete Äijroä ein groM Slfltionalreit^, inbem
et au« bet '^littt feinet S^öltsgenoffen gcöBtenteti« feine ^ft**^«"«
unb ©attQpeti jii rodljlen pflegte, bie ^etfet als ^ettfdjenbeö iÖolf
0011 allen Steuern unb
@aben befreite unb fie le-
bigtid^ jut öeerfolge Der»
pflidltete. «lö «etflütuns
für i£|te 3)ienite etljielten
bie *4^erfer üänbeKien in et^
oberten üönbetn, fpejteU in
ü^bien, mo eine ^ijtfanifdie
yfieberlaffung am *lJibofo6
iinb an einigen gufiüffen
bee öermoö erwähnt loirb.
formell netblieb 'üQ'
batana bet Sanfl einer
iKefibenjftabt, wo baö fö=
iiiftlic^e ^rcf)iD unbi£ct)QB-
^,auö uittetflebtatfit rout«
öen, ebenfo Sabijlon, aber
tatfüc^lid) lief betben pet=
jifdten «täbten bie neue,
nod) in Jtümmetn er^al=
tene, Htönunfl?» unb S^e»
iiräbniöftabt ^arfargabä
ben 'Vorrang ab, ju ber
jic^ aud) bfl« elantitiftftc «i)li,7- ■JctioflenQiinli-WtolifleinbrSÄiiios.
«uffl gefeUt öflt- 2)ie
iiülionalen Snftitutionen blieben beitet}en, ja fogat nationale ^t)'
iiflftien in meuteren Üänbetn, wenn fie auc^ bet Cb^ut perfifcfter
«totl^ltet untetftelll toutben.
t£a roaren gemit; tlug etfonnene tSinridttungen, bie ben untet^
rootfenen ^öltetn bie Derioten geflangene Selbftönbigteit roenifli'tenö
formell erfe^eu fußten. l5em äußeren ©epräge ber babDlonifcben
au« ber 3*1' bei fioro« flammenbeii ÄonttoEttäfelfften entnehmen
mir, ba§ ben Sabi|lontern biefe Jittion ber Selbftänbtgtett ge-
(cf)mei(t)elt ^t. aber Sgroe Cerfianb ee auc^ ben gegenfeitigen
.^üB unter einzelnen 3*bl{ern ootteil^aft auSjunü^en, infonber^eit
tüo 3iiteteffen ftammDetnianbter Stämme ober Stöbte Ijart önein=
anbet gerieten. Iiesöolb blieb bet Streit jntifi^en Juben unb
30 3- $• ¥taSet Je^to« ber &xoit. %0. XIII, 8
@QmQTitem unerlebigt unb ber Xempelbau t>on Serufalem mürbe
eingefteUt. Unter ben ))^öntjtf(^en ©tobten mürbe @ibon gegen
X^roMnter ben ionifi^en 9RtIetoS begünftigt. ^ie unruhige
Set>ßlferung biefer @täbte mürbe einei^teUS burd^ Q^eüorjugung
ein^Iner üorne^mer ®efc^te(f|ter, anbernteild burc^ t^orbe^altlofe
^egänftigung ber X^rannen im 3^"^ gel^alten.
9Iuc^ auf bem religiöfen (S)ebiete bebeutet ba^ 9leid^ be^
Sxjto^ einen großen ^ortf^ritt Könige üon 3(ffur fämpften unb
morbeten im S^omen i^red gleid^nomigen 9{ationalgotted, betrat^
teten i^re Gegner a(^ ^einbe be^felben unb folgen ben ^ampf mit
il^nen a(^ religiöfe ^erpflid^tung an. @(an} anberd mar ^rod
»erfahren. ®r mar ein ?lrier unb be^^alb merben mir nit^t fe^U
ge^en, menn mir in i^m einen i^ere^rer ber arifd^n Sic^tgötter
fe^en. 3)a^ bie Girier il)re eigene, menn aud^ fe^r einfache Statur«
reiigion nac^ 3ran mitgebracht ^aben, ift unbebingt anjune^men.
^e äSeieic^nung bed ^öd^ften ober grölten arifd^en @)otteS ald
^agmaf d^tu, arifc^ liBagamasba, ber bereite im ^afftt 714 t). (£^r.
in SWuffaffir einen Xtmptl befajs, ^aben und bie aff^rifc^en 3n*
fc^riften erhalten. S8ei ^erobot finben fic^ aber ?lnHänge an bie
urf)9ränglid|e mebifd^e Sieligion, bie fid^ Don ben arifd^en 9lnf(^au«
ungen grunbfätjlic^ unterfd^ieb, inbem fie bie in ber (Srbe gebun«
benen 9?aturfräfte göttlid) üere^rte. 3)a ber Dpferbienft unb bie
mit bemfelben Derbunbene 9ßa^rfagehinft unb Xräumebeutung bei
ben 3Webern in ber §anb eineö befonberen ©tanbed, ber SRager
ober SKagier, lag, fo bejeic^net man bie mebifd^e SReligion ald
SÄagigmud. ?tber jur 2>^xt bed 9tt)xo^ entftanb eine neue fie^re
bie auf @)runblage ber urarifd^en ^nfc^auungen aufgebaut, eine
et^ifd^e SBcrtiefung berfelben repräfentiert. ^fft ipauptgnmbfa^ ift
bie .^eiligfeit bed ^uerd, bie in bem befonberen haoma genannten
Dpfertranfe jum Jluebrudc fommt unb fic^ ate JReinlic^Ieit ber
©eele im menfd^Iid^en fieben mieberfpiegeln foU. SRad^ ber fpäteren
Segenbe mar ber fromme 5ßrop^et 3arat^ufd)tra Stifter biefer ftarf
poftttDiftifd^ ange^audt)ten Se^re; biefelbe fiegenbe Derfe^t merhofir«
bigermeife feine Stiege nac^ 9}orbmeftmebien, in baS heutige ^berbeib^*
fc^an, boig befanntermafeen ate 3)urc^jugÄpforte ber ärier galt
Die 5ßerfönlicf|leit bed ßo^^^^wf^^ö ^f^ ungefd^ic^tlid^, aber d^rono-
logifd^e eingaben über feine ßcit fomie bie ber Stiftung feiner fie^re
unb ber SRame feine«; mächtigen ©d^irm^errn, eined „ftönigd" SBiftaft^*
pa, finb oon großer SBebeutung. 3)ie Überlieferung ber ?ßerfer fe^t
ben eintritt feinet Se^ramtc« in baö erfte Sö^r bed Ä^roö unb bamit
9(0. XIII, 3 fit)xv^ unb bie neue i*e^re. 31
ftimmt auf« gcnoucftc bic %cq jener ^eiligen gW^^fK totl6)t an
bcT ©teile flepflanjt loorbcn fein foÜ, ttjo ßarot^ufd^tra ben Äönig
SBiftafdipa belehrt ^atte, unb bie auf ®e^ei% beö e^alifcn SRutalu-
xoatxl geföDt worben fein foU. 3ur 3eit bcö S^roö toar ber
«c^omenibe »iftafdipa, alfo ein SRann auö bem föniglic^en ©efc^Icc^te,
©tott^olter üon ^art^ien unb fein ©o^n 3)arcioö üerfie^ ber neuen
Se^re bie SBebeutung einer Religion beö fönigüc^en ^aufe^, cö
liegt bemnac^ na^e, ben ^Äönig** ^iftofd^pa ber ficgenbe bem gleid)*
jeitig lebcnben töniglid^en dürften be^felben 9?omcng gleicijäuftellen.
3)ie perfftntiij^e ©tellung be« S^o^ jur neuen Se^re ift nid^t be*
fannt, läfet fid^ aber boc^ einigermaßen erfenncn.
SBir ^aben jiDar feinen bireften 95eloeig, bafe fi^rod ein 9Iura»
mojbäer gewefen, aber e^ ftef|t feft, bafe ju feiner ß^it bie bem
3arat^ufc^tra jugefd^riebene fie^re unter ben 5ßerfern unb ben i^nen
ftammüerttjanbten ?lriern i^ren Urfprung genommen l^at unb bafe
baö bem ft^ro^ fe^r nal^efte^enbe Oberhaupt bcÄ jüngeren Äd^ä»*
menibenjttjeigeö, ber ©atrape üon ^art^ien §^ftaÄt)e«, i^r eifrigfter
SBefdjirmer toar. ®ö entftanben bereite ju Stt)ro^' 3^^* Xempel unb
Slltäre ber neuen Se^re, bie bie äJeaftion unter bem falfc^en SBar*
bija JU befeitigen beftrebt toar. 3Benn auc^ ber ©tanbpunft bee
ßtjro^ JU biefer Se^re unö unbefannt ift, Iä§t bo6) bie SBer»*
folgungönjut beö falfc^en SJarbija ber SBermutung SRaum, bafe fie
fic^ feinet ^^ni^t^ erfreut ^at. . Unb bennoc^ na^m fttjrod feinen
§lnftanb, in 53abt)Ion mit feinem ©ol^ne ben Warbuf nad^ ber
^erfftmmlic^en SBeife ju preifen, feine unb anberer ©ötter lempel
ttjiebcr^erjufteUen unb ju Derfc^önern unb in 3erufalem bie SBau*
foften für ben neuen 3a^t)etempel ju tragen.
3)er giftion eine^ ©unbeöftaated jum Zxoi^ fd^uf Ät)rod gc=*
famtftaatlic^e Snftitutionen, bie bie 9?erfd^mel}ung einftiger ©taaten
JU einem SBeltreid) anbabnen foUten. ^ier^er gehört in erfter
Steige ber föniglid^e oberftc @eric^t§^of, bem aujäer ber JRec^t*
fpred^ung aud^ bie (Srflärung ber 6Jefe^e oblag. Sr beftanb
aufi^ fieben für bie fiebenöjeit öom ftönige ernannten perfifdien
Sii^tern, bie für i^r ®eba^ren im Amte perfönlid^ öeranttoort*
lic^ toaren. 2luf fttjroß get|t auc^ bie Snftitution ber „'SSoifU
täter beS ^önigö" jurücf, ber Stamme, ©täbte unb ^erfonen, bie
fidf) ouf irgenb eine SBeife um ben Äönig öerbient gemad^t Ratten.
©onjcit fic^ bie unö }u ©ebote fte^enbeu Cuellen überblicfen
laffcn, loor R^ro^ J^reunb ber bab^Ionifd^en Sultur. @r ^at bie
babt)Ionifd^e 5)atierungömeife behalten unb feine Sanälei bebiente fic^
32 3- »• *t"<*, il^to« b« «tole. «D- •
bet bab^tontfdien, atamät^(^en unb Juo^t auc^ 8"eJt?(J^" -^"^
unb SpW ^n Hen SBett bet ^^^^^ ron^%2iTl£
f(^ä|en, ba fpStet bie «Rac^tic^t ^etumginfl, bafe t«?« ^"S^/X
irämt al. erfte grau unter ben ^«iern, «jj^'^*^ ^
»eber ein «aubenfmal nod) eine 3nf(^rtft befannt, bte auf »Dto-
* 4n 9?ad,fommen uerblieb Wo^ nod, in flutet ^^mm
3ur 3eit Jobot. .riefen -X i>ie;»^^^^^^^
®er mit ben perftfc^en »er^ältniffen fl^^^S"^^^ J'Hm ^oie
f c^ic^töfc^reiber Xenop^on , bem bie iWifemirtynK^ . L ^^ ^^^^^
2)areioö II. unb '?lrta;rer;re^ II. iüo^I be!annt nJorr^lL ^fA^i^en aur
9efc^icf)ttic^en Senbenjroman ,Äl)ros^, »enn aud) in (£i^^j^^^„ „nb
Äoften ber gefd)icfttlicf)cn Irene, alö 9J?ufter eine« reÄLcjjj^(j,tcj
meifen .^errfrf)er^ auf; an feiner ^luffaffung freiließ l)at bie 06
forfcfjunfl fet)r üiet au^jufe(5en.
Xrud von ^arimanu A Xdjlf, Scf^^^tg.
t3.3a;T9ans Dff JlUt OfUllt $<f^ ^
Preft 4ct Jahr- J . 7 . ' ^ €l«z«lpTcU jc4t«
2 ID., geb. 3 jn. Uordera$taHsd>cn 0f sellsd)aft (€. U.) «o Pfennig
V
Cntftetjung unb Qerkunft
tücr
]onifcben Säule
1*
\
i
Uon
Felix Don CufctTan
mit 41 nbbilbungen im Text
Ceipzig
). C. Ijinildis'rdie Budiljanblung
1912
Die Uorderasiatiscfoe 0esell$d)aft (€. U.)
mit dem Siiz in Berlin
be^ioecf t bie gr^cberung ber t)orberaftatt|c^en 6tubicn auf &vunt> ber 2)eiifmaier.
®te gibt n)inenf(^aftti(l^e tKrbetten i^rer ^itglieber in ^manglofen ^eften aU
,,^ttteilungen ber ^orberafiatii^en ©elellfd^aff' unb gemetitber*
ftänb(t(^e SJorftcHungcn öicrtdiS^rlit^ unter bcm %\itl „3)er «Itc Dricnt"
^eraud. ^rner xvxfi bie (^efen{d)Qft bie ^efd^affung neuen ^atertatö anregen
unb unterlaufen.
3)er ifi^rlit^e aRitglicbSbeitrog beträgt 1 0 äJiar f , wofür bie „»Mitteilungen''
(fonft IbWt.) unb „3)er ?«te Orient" (jonft 2m.) geliefert werben. —Auf-
nahme atö ^itglieb erfolgt burc^ ben SBorftanb ouf einfache 9(nmelbung
beim ©d^riftfü^rer. — ga^Iung ber 93eiträge l^at im 3owwot an bie
;"\. a. i&inrid)«'jd^c ^43u(^^anblung, «erlag, fieipaig, SÖIumengaffc 2,
ju erfolgen.
^erUorftanb beftc^t 5. 3t. au^: $rof. Dr. g, tjon ßufc^an, 1. «orfifecnber,
©fibenbe, 5öerlin; ^rof. Dr. m, .t)ortmonn, 2. «orfilenber, ^erm^borf (9»arf);
^rof. Dr. 3R. ©obcrn^eim, ©d^riftfü^rer, 53erlin*©^arlottenburg, Stein*
piai 2; Dr. $. SBintfler, SBilmerÄborf; «ßrof. Dr. ör. 2Rei6ner, »reölau;
ßic. Dr. aifr. 3eremio8, ßeip^ig; ^rof. Dr. g. (g. «ßeifcr, ÄönigSberg: ^rof.
Dr. grbr. ^ommel, 3Ründ)en. — ©erauJgeber ber „SJlitteilungen": $rof. Dr.
f). SBinrfler, SBilmerÄborf b. öertin, öingerftr. 79, beg „«Itcn Orient"
5)erfelbe unb Sic. Dr. ^Ifr. ^crcmia«, Seip^ig, ^auptmannftrage 3.
Inball der bitbcr «rtd)len«n«n Rctic des „fliten Orient*' (Preit 60 P«.):
^gt)pter atö Krieger u. Eroberer
in «Pen- 7Slbb. ©.aR.SWüHer. 5i
©c^rift unb ©prac^e ber alten
^g^pter. ^it 3 «bbilbungen.
^on 9B. ©piegelberg. 82
SKagie unb S^'uberei im alten
tg^pten. «on «. %8iebemann. 64
%ott u. ^oten^iReid^e im (S^lauben
ber alten Ägypter. 3. «ufl.
«on «.SBiebemann. 2s
«mulette ber alten ^g^pter.
^on «.SBiebemann.l2i
Unter^oltungdliteratur ber alten
^g^pter. 2. Auflage.
Son «. 3Biebemann. 34
flmarna-geit. ^g^pten unb
Sorberaften um 1400 0. S^r.
53on e. ißiebul^r. U
Vrabien oor b.^^lam. 2. «ufl.
«on O.^eber. 3i
gforfd)ung9reifen in ©üb^Vrabien.
3 Jfattenff. unb 4 «bbitbungen.
«on O.^eber. 84
®laferd ^orfd^ung^reifen in ©üb«
arabicn.- 2Rit 1 »ilb ®lafer«.
«on O. SBcber. 10«
«ramöer. SBon 91. ©anba. 4s
\Hfurbanipal u. bie aff^rijc^e
Jhiltur feiner Seit. 17 ^hb.
fßon %. ^eli^fcl^. 1 1 1
Äthiopien. l«bb.3B.i??.Wüner. 6a
^olitifc^e ©ntwicflung ^abl^lo«
niend unb 9lffQriend.
»on ^. ©ind ler. 2i
^immeU" u. ^eltenbilb ber ^abt^*
lonier. 2 «bb. 2. erweiterte
Auflage. «on ^. ^indler. Sa;«
9Beltf4dpfung,«ab^lomfd^e.l fibb,
^on $. SBindler. 81
^ämonenbefc^wörung bei ben
^abi^loniem unb «ff^rern.
Son O.SBeber 74
Deutung ber 3ufunft bei ben
^abi^loniern unb 9lf[^rem.
fßon «. Ungnob. 10t
(i^ortfc^ung auf bec brüten U«f4(ogf(t(e)
Dem Unbenken
Don
Otto Pudiftein
QQb. 6. lulf 1856
g«|l.9.mflrz1911
üoriDort
5)en Äopf einer orientalifc^cn ©c^ön^eit fann man öon toteren
®eftc^tdpunften aud betrachten. 9Kan fänn il^n einfad^ aU ^ianjed
benjunbcrn unb i^m gegenüber benfelben fift^etifd^en ®enu6 emp-
finben, ben und ein (Sonnenuntergang in ber SEBüfte gelodert ober
eine ÜÄonbnad^t auf ber 53urg üon Sitten ober ein SWorgen im
^od^gebirge. SIRan fann aber ebenfogut fid^ im einjelnen über bie
großen bunflen äugen ober über bie jart gebogene SRafe freuen
ober bie marmorg(eic^e ^aut ben^unbem unb man fann i^n aud^
ant^ropologifd^ jergliebern unb barüber nad^benfen, ob in tl^m
^et^itifd^e @(emente überwiegen ober femitifd^e.
®enau ebenfo werben toerfd^iebene 9)?enfd^en ftd^ au^ ber
ionifi^en ©äule gegenüber fe^r üerfd|ieben toer^alten. 33er Äft^e*
ttfer wirb fagen, ba§ fie ju ben fd^önften Dingen gel^ört, bie und
überhaupt aud bem Altertum überfommen finb, ber ^iftorifer wirb
il^re @ntwict(ung Verfolgen unb üieHeid^t i^re fd^önfte Slütejeit
auf ber 95urg üon Ätl^en unb i^ren ©erfaß unter ben römifd^en
fiaifern betrad^ten unb ber le^niler wirb und jeigen, wie i^r
@d^aft urfprünglid^ aud ^olj gewefen fein mug unb wie t^re S^or«
bilber nod^ ^eute überaD im Orient erl^alten finb: ^e halfen, bie
bad äSorbac^ tragen, ftedEt man felbftüerftänbli^ ni^t in bie feud^te
@rbc, fonbern man fteflt fie auf eine fteinerne 93afid unb ebenfo
üerfiel)t man fie oben mit einem ©attel^olj.
aber aud^ toom @tanbpunft bed (St^nogropl^en fann bie
ionifc^e ©äule ftubiert Werben, unb eine fold^e SBetrad^tung foKen
bie nadifolgenben 93Iötter enthalten. @ie werben fid^ nid^t mit
ber öft^etifd^en SBirfung unb nid^t mit lonftruftiöen ober metrifd^en
(Sinjet^eiten befd^äftigen, fonbern überwiegenb mit ber ornamen*
taten §ludgeftattung bed ÄapiteHd. ®iefe fann naturgemafe ber
©t^nograp^ beffer beurteilen, ald irgenb jemanb fonft, weil er bie
großartigen Dmamentferien ber „primitiüen" SBöIfer fennt, neben
6 Sor)0ort.
bcrcn SRcic^tum jebc anbcrc Drnamcntit an SKaffc unb an SBcbcu*
tung koeit jurücftritt.
S)ad ©rgcbnid meiner Unterfu^ung ^abe id^ im 17. Seile
ber „Ausgrabungen in ©enbld^irli" (SBerlin, ®eorg Stcimer, 1911)
für) angebeutet unb in ber @i^ung ber berliner Strc^äologifc^en
©efeüfdiaft öom 7. 9?oö. 1911 fott)ie in ber SJerfammlung ber
^orberaftatifd^en ©efeQfd^aft Dom 3. Januar 1912 etn^ad nd^er
ausgeführt. @S toirb l^ier jum erften SRale einem größeren Sreife
jug&nglid^ gemad^t
$)iefe ©lätter finb bem STnbenfen öon Dtto ^ud^ftein ge»
n)ibmet, mit bem mid^ eine faft breigigjä^rige, niemals getrübte
^reunbfd^aft Derbunben ffat unb ber nur burd^ feinen aQjufrü^en
%ob üer^inbert mar, feine grunblegenben ^orfd^ungen über bie
ionifc^e @aule ju bem %bfd^(uffe gu bringen, ju bem id^ fie nun
fül^ren ju fönnen glaube.
!Die Tltfyc^affl ber in biefem ^efte enthaltenen 3(bbi[bungen
finb ber in bemfelben ä^erlage erf^ienenen @d^rift ^uc^fteinS
entnommen, bie 1907 unter bem iitel „®ie ionifc^e ©äule'' er*
fd^ienen ift. Slu^erbem üertoeife id^ fc^on je^t auf baS 47. ^Berliner
SBindEeImann*5ßrogramm — Dtto ^ud^ft ein, 3)aS ionifd^e ftapiteö,
©erlin, ®eorg Weimer, 1887, unb auf baS bort gegebene fc^r öoH-
ftänbige fiiteratur«9}erjeid^niS. (Sbenfo mug ic^ fd^on ^ier ooQ
^anf barfeit ber fc^önen Unterfuc^ung oon @. 9. X^Ior gebenfen,
bie unter bem Sitel „The winged figures on Assyrian and other
ancient Monumente" 1890 in ben „Proc. See. Bibl. Arch." er*
fc^ienen ift. 2)iefer auSgejeid^nete %nt^rot)oIoge, ber fic^ noc^ je^t
als ber 9leftor unferer englifd^en ^ad^genoffen uneingefd^r&nfter
SBere^rung erfreut, ^at bamalS als ))oQftanbiger outsider ben
Orientaliften jum erften 3Jlak bie ma^re SBebeutung beS bis ba^in
unt)erftanbenen unb für m^ftifc^ gehaltenen „fiebenSbaumeS'' f(ar
gemad^t. ©eine fd^dne Unterfuc^ung ^at eine Anja^I Don 3"«
fammenl^ängen ergeben, bie in ber S^tttt ber ^ier Don mir anju*
fül^renben Xatfad^en Don mefent(i(^er Sebeutung finb.
SBerlin, ben 12. 3anuar 1912.
V. rufctjan.
tibi. 1. fiopittll Dom «t^ene-Ztintiel ju fittne.
(41a(^ ^iid^ßcin, Xtt ionifAt SBuIt.)
(Jür bie Jrofle imc^ bet Snlfte^wng unb ^tunft bet ionif^en
@äu(e fommt aUein nut baä ßapiteQ in SSetrac^t. ^te SBafiä ift
Oliv bem nn fic^ fe(fifttiei[tänblic^en Seftreben fieiboigegangen, ben
ucfptünglidi ^bljertien Schaft Don betn feuchten Sib&oben gu iso-
lieren unb bie ifolictenbe ©teinpfatte fünft(etifrf| ju geftalten;
natütli^ fann ber etnfa^e übet geriefelte fc^fanfe ®d|aft nut auf
eine ^Öljerne Säule jurüdgefüfirt werben, bie erft im Saufe einer
langen Snttuidlung burc^ @tein erfe^t mürbe. Um fo fc^raieriger
ift bisher baä ffierftanbni« beä Sapitellä geWefen. 3i^ felbfl »et-
mutete feit ^atirje^nten, bog bie ionifdie Säule auf eine Dattel-
\}a\mt juriidge^t unb bafe i^r ftoviteß einfod) bie firone ber $alme
ift, aber eine tücfcnlufe ®eroeiäfü^rung ift erft butc^ einen gunb
möglich gemorben, ber 1908 unlreit ton Senbfc^irli, in ©attft^e«
Wöjä, Bon 3o^n ©arftang gemacht rourbe. i^urdi biefen gfunb
toiib Dot allem ben unfiudjtbaren ^erfud^en, bie ionifd|e Säule
mit einer „Silie" ju tietgteit^n, für immer ber ©oben entjögen.
Senn id) nun botan ge^e, im einjelnen ju jeigen, roie fidi
auä bet naturaliftifi^en X>atftellung einer ißalme anma^lici^ bie
ionifct)e Säule enttoidelt fiat, Bersic^te ic^ Don oom^etein auf eine
genaue ^ef^teibung beS ^apitellg; eine fotc^e möge man bei
^u^ftein' nat^lefen, bet an bet ^flnb einet fc^5nen Seic^nunfl
uon SR. ftolbereeq au^ ben gtunbtegenben, aber ni^t ganj leicht
ju etfaffenben ^e^t beS tßitruD ffiiebergibt unb erläutert, ^benfo
^abe id^ ^ier nichts über ben ^bacuS, ben SanaliS unb ben %ftta-
goluS äu fagen, bie ict| als Det^ältniäm&feig fpäte ßutflten befrachte,
1} „3)ae ioniidjt (Eopiltll", Scriin 1887.
8 g. DPn Suiiftan S(C. XIIF, 4
unb e&enfo fpielen ^ulDinug unb Salteu^ bei meiner Unterfudiung
nur eine gatij unteigeoTbnete 9}oUe. @kini(^t lege ic^ aQein nur
auf bie 93otuten, auf baA ^mation mit bem „(Sieiftob" unb auf
bie Den SSitruD jroai nic^t ertvätinten, abei boc^ fe^c bebeutfamen
$a(metten in ben3D't{fe[n
jmifc^en ben Voluten unb
bem fit)mation. SJetflt.
?tt>b. 1 unb 2.
^nbem i<^ Dorauäfenbe,
roie fpötei ju geigen fein
roitb, baß biefe ß*'"'*«''
^almetten ben ^ruc^t-
ftänben bei *ßatme unb
«U. 2. Älticnilc^t« Sapittn oon btr «ttopoliä *'« *ßolwten >&«" ^^att«
JU at^n, naäi ^ui^pein, Sit ionift^t ©äult. mebetn entfpredien, roenbe
ii^ mid) fofocl ju einet
grttärunfl be« ©erftab-tt^niationä. ©i^on au8 bet 3Ibb. 2 er-
^ellt, bag biefed Ül)ma fi(^ nui auS einem ItBIätterfianje ent<
rtirfett ^oben ionn, unb ältere gotmen loffen biefe ?Inno^me ali
eine burtt^ud jlDtngenbe erft^einen. ^en bie beiben, f)iec ^ig. 2
unb 3 abgebilbeten ^avitelle tpon bec 33urg Don ^l^en no(^ nic^t
l|iertion übetjeugen, ben »erweife id| auf ba» ^iet {J^ig. 4) abgebil»
bete fiopitelt Don SWeanbrio mit feinen jroei ffllattfirfinjen, Don
benen bie 991ätteT beS einen nac^ unten ^^"9^1)' mä^renb bie be^^
jipeiten nad| oben geciditet unb mit i^ren ®pi^en burd) ein totu«°
artiges S9anb jufammengtffalten ftnb.
S)ie iDnif^c Gaule.
fi^matia folt^er ?(rt finb unä aug ?If)t)tteti lange belannt,
unb meine Sluägrafeungen in ©enbft^irti ^otien jhjei gtofee ©afen
ergeben, bie fi^er in biefen fitetä ge^ßren. 'Um Itatften finb bie
iBlattttänje bei einem SBronsemöbet beS SBritift^en JWufeum« ju
«bb. 4. Ut'ioiiifcl)eS („oeolilii)««") flapilelt auä Sleanbtia,
ffolbeneq. nad) $u^f(ein, ^k ionii^e Sfiulf.
etteimen, Bon bem it^ f|iec (Jig- 5) eine 9lbfitlbung reprobuiiete.
©ofdie ©(attfränje ft^eineu in ber ©ütgontbenjeit red^t fjäufig
geipeien ju fein; felbftDeiftänblic^ geböten aud) Sie Diet „fronen^
förmigen 3'"«'^" i^"* ^f'" ^- 53- $a(afte bon 5Rtmrub, bie
% §. Süparb ' tie((^reibt, ebenfo roie bie gicitfi jeitig gefunbenen
SBroen' unb ©tierfüfee, ju einem tolf^en SStonjemöbel. Sie ^aben
elnw 15 ein im Euid)meffer. Sin ät)ulic^eö, nur fe^r tiel mü(fi>
»ereg 3ßöbet, angeblich ein Xliton, Dieüeic^t ein JRuftelager, tft
aus äton befannt; ein einjelner gu| ift bei ^errot unb (St)ipiej,
1) Nineveh aod Babylon, p. 180 ber cnB(<f<f)en autgobc unb @. 136
ber 3"ilc^[4(n Üti«t(Sung.
10
%. Dpn Suf^aii
ac. Xlll, 4
II ®. 725, ci[)gebilbet; iwnn bie ä^'^n^^Ö juwetföffig ift, be-
finben ftc^ auf bem gegoffenen Stüde jloei iBIattEiänje übet*
einanbei, beibe mit ben @pigen nac^ unten unb tion cinanbei
burc^ ein futjeä jqIinbTifd)eS ©tücf unb burd) einen ftot^en Xonrö
getrennt.
Original im Siit. 3Ruftuin.
^ou einem weiteten, ganj befonbetä jierlidien unb tunitDoHen
SRöbel biefer ?Irt befinbet ficti ein einjelnet Jufe im Stitifc^en
ajlufeum. 9öie Slbb. 6 ieigt, tu^t ber eigentliche, mit einem Slatt-
(ranj gefc^müdte 3"6 beö SWöbelä auf bem ffopf eine« fp^tnj-
artigen J^belrcefenS, beffen Hopf utfpiünglit^ mo^l au& <£[fenbein
gemefen mar unb Derloren gegangen ift.
SÜD biefe ^erlvenbung Don iBIattdänjen für 3Röbe[ urfprüng-
lidl ju ^aufe ift, bebarf noc^ ber Unterfuc^ung; jebenfall* finben
fid| dtinlic^e Stflcfe, aber aa& Stein unb in fe^r gio^n ^inieu>
fionen a\i @äulenbafen Demianbt, in früher ^tit fc^on in 9torb>
ac. xni, 4 'Cic ionij^c @Jult. 11
©9tieii. ®ie ^ier (gig. 7 unb S) abgebilbeten ©tütfe ftammen
auä ©enbft^itli; baä et)tece, 0-9ö im ©urc^meffer ^altenb, ift in
bet 9iä^e be« afot^obbon.^atofteä flefunben, aber in fefunbärer
fiagerung; fein 91I(et ift bo^er nit^t mit @i(^ett|eit ju beftimmen.
9tib. 6. J^uB einci^ ajfqnlc^m äRSbeli. XSionj«, Oiiginal im DJrit. Slufeum'
hingegen flammt bae jroeite, noi^ fe^r Diel gtölere (1'54 3;urd)=
meffer), auS einem iBaumert, boö mit einiger ©ic^er^t in ba«
9. Dorc^riftl. Oo^i^^- i» uerlegen ift unb jebenfaDä fd^on um
720 D. S^r. burdi Sranb oernic^tet tourbe. Sa ' ftanben am Gnbe
1) «fli, „«uBaiobfl.i.®tnbi(^trIi", ^.IV,lBtiltiil911,<».!Htlmtr,3:afLUI.
12 3. oon Suj^an «CO. XIII, 4
einer mächtigen Freitreppe btci na^eju gfeidje Safen biejet Sit
in situ. 5" i^'^sm ä'erftänbnis mu^ auf bie einfa(^re (unb njoftl
filtere) gotm be* gig. 7 abgebilbeten Stüdeä jutüdgegriffen
BKrben. Wlan ertennt ba lofort bie beiben Slotttränje, Don benen
bet untere mit ben @pi^en feinet Slätter natf) oben gerietet ift,
ber obere na^ unten; an beiben Sränjcn finb bie ©pi^n roic
eingerollt ober eingebogen unb au|erbem noi^ gemetnfam burd)
einen groften mittleren 9Bu(ft jufammenge^atten.
©ei ben btei gröfieren SBofen, Bon benen eine ^ier (gig. 8)
abgebitbet ift, etfd^int ber untere ffltättetfranj bem ber Heineren
©afe bbUig glet^artig gebilbet; aRitteltippen unb ©latttänber finb
Kbb. 7. Vafit mi Scnbli^irli, '/■>« ^" loiillii^en &xäit.
tjier roie bort burc^ fta^e Munbftäbe §eruorget|o6en, unb ^ier loie
bort finb in ben 3n>if(^entäumen jtoifc^en ben fic^ Oeriüngenben
Slottenben ®ruben entftonben, bie befonberS bei ben brei gröfeereii,
wie id| annehme, jüngeren Sofen beutlic^e ©form jeigen. 'iiuit
ber bie beiben atattfrdnje aufammenlialtenbe mittlere ffiulft ift
beiben 93afen gemein; bafe er bei bem Heineren ©tütfe glatt unb
bei ben größeren mit einem ^^lec^tbanb unb mit SRofetten ge>
f^mfidt ift, entfpridit nur ber reidieren SIuSfQ^rung biefer ©tüäe.
■tiingegen ift bei ifinen ber obere ffllattfron^s uöHig fflbftfinbig
«G. }£I1I, 4 2>it i[>ni|(^ BiuU. ]3
löetferentroicfelt; jiDai fiiil> feine Umriffe nod) erhalten, aber bic
fonft burd) JHuiibftä6e t)etüi)rgef)obenen ©latträiibet finb set-
jt^lDuiiben unb bie 3BttteIrtppcn butc^ einen tauortig gemunbenen
aBulft erfe^t. 3ttiifc^en biefen aJiittelrippen finb fo 18 ober 19
Reibet entftanben, bie gleichmäßig je Don einer ein^eitfii^en unb
in fic^ fleidjloffenen Äompofttion aufgefüllt erfc^eitien, btren
Stinimettienjc in ber ©egenb ber olten ißlatttfinber liegt unb
^bb. 8. S9a|i8 aui Scnbfc^iili, um 850 D. S^., etwa ■/» ^" »itnii^n i»iiit.
bie im iDe)'entli(^en aa& brei ^olutenpaaren beftet)t. 9{uf biefe
letjteren merbe id| itiegen ber „tropfen" noc^ jurüdfommen; einft>
weiten muß ^ier fc^on feftgefteHt werben, wie bem ©c^öpfer bicfer
großen Safen ficf)tlid} baS SierftänbniS für bie nia^re Statur feiner
Sfattfränäe gefehlt tjat.
(£in folc^er <Sad|Dert|aIt rcirb jtoeifeKo^ manchem Oenounber'
(ic^, ja t)6Kig unglaubwürbig erfd]einen, ba man ja im allgemeinen
Bon bem Imnbroerttfmeifter unb Don beni Hünftler annimmt, baß
fie »erftel)en, niad fie arbeiten. 3iuc wir Stlinograplien wiffen baS
fceffer; wir lennen jat|(cei(^e (»erieii auä bem Dtnaraenlcnfc^at bet
IJtimitiDen SSötfer, bie einroanbftei äeigtn, toie leitet bem ^nftler
i
^bb. 9. €cTM Dou Scijinungen auf 'Spttmi Dun btii 6aUimo-3n{tln.
^I. u. 2uf<^an, ^itifigc jur VOlfcrfunbc bn Xmitf^tn @(^uga<'<>'"'
S3«Un, *. Meint« 1897.
übei bei allgemeinen (Ifomt bei urfprüngli(^e begriff uerlomi
j)el)eii fann. @(^fagenbe S8eifpie(e t|ierfüi tiabe ic^ 1897 in meinen
»O. XIII, 4 ^ie ionifc^e @aule. 15
„^Beiträgen ^ur SSöIfertunbc bcr S)eutfd^cn ©c^ufeflcbictc" Dcröffcnt*
iic^t. 3)a bcr Sanb jc^t Vergriffen ift, reprobujiere id^ l^ier
(?lbb. 9) eine ber Safein, bie ein regelmäßig auf bcn SBurffpeeren
einiger 3nfeln ber @aIomogru))pe toieberfe^renbe^ Ornament jeigt.
S)iefe ©peere finb bre^runb; ba^ Ornament befinbet fic^ an ber
ÜbergangöfteÜe jlDifd^en ©d^aft unb ©pi^e, toie auf einem ß^linber*
mantel unb ift l^ier bon breifeig, a\ii einer fe^r üiel größeren An*
ja^l Don ®|)eeren au^gema^Iten ©tüden abgerollt tt^iebergegeben«
3)aß ed fi^ urfprünglic^ um jmei nebeneinanber f|0(fenbe 9)?änncl^en
l^anbelt, ift o^ne tt)eitered einleud^tenb; man fielet aud^, n^ie biefe
immer nac^Iöffiger unb flü^tiger bargefteüt toerben, big fd^Iiefe*
lid^ — auf bem legten ©tüde ber t)orIefeten 9leil^e — nur mel^r
einige „SBeDenlinien" unb runbe ©c^eibd^en übrig geblieben finb.
©ajtoifc^en aber gibt e^ ©tücfe, bei benen ber ©c^ni^er öergeffen
ju ^aben fd^eint, toaS oben unb toad unten ift, ober bei benen er
ba, n^o eigentlich bie SBeine finb, ein ®efic^t ju feigen glaubt, n^ie
tttoa bei 9?r. 18, 15, 21 ober 23; bann fommt ein ©tabium, in
bem ber äßann e^ anfd^einenb ate unrecht em^finbet, baß auf ber
einen ^Ifte bed ^^Ibeö jtoei ®efid^ter fte^en unb auf ber anberen
nur eineg; er mad^t ben »^e^ler gut unb fd^ni^t nun aud^ auf ber
unteren ^ölfte jtoei ©efidjter, genau mie auf ber oberen, betoußt
unb mit öoKer Überlegung, benn auf Derfd^iebenen ©peeren finb
au^na^mdlod bie ®efi^ter beiber ^dlften untereinanber immer
ööHig gleid^artig ftilifiert, toie auS ben ©türfen ber unterften JReil^e
öon 2lbb. 9 l^eröorge^t. ©o fönnen au^ öier Seinen jtoei menfd^*
ß^e ®efid^ter tt)erben — genau fo, toie j. SB. ber l^eralbifc^e S)o|)pet-
abier fic^ nad^toeiöbar auö ber geflügelten ©onnenfd^eibe entmirfelt
l^at. ^en St^nogra^Ijen, toie gefagt, finb folc^e SEBanblungen be«
fannt unb geläufig, aber ed fd^ien mir nötig, fie l^ier aud^ Dor
einem größeren ober tt)enigfteng anberen Seferfreife ju ertoä^nen.
SRur öon einem fold^en Oefid^t^punfte auÄ finb bie brei großen
SBafen Don ©enbf^irli überl^aupt öerftdnbli^.
3n3n)ifd^en ge^t fc^on auS ber fleinen ^ier ^ig. 7 abgebilbeten
JBafid öon ©enbfd^irli ^ert)or, auf toie einfache ?lrt ein (Sierftab*
Ä^mation auö einem JBIätterfranje entftel^en fann. 3)ie gig. 2
unb 3 abgebilbeten alten ionifd)en fia|)itelle jeigen primitive 3Bciter*
bilbungen biefe« 3;^pug. S)erartige SBanblungen l^aben fid^ Der*
mutlid) an Derfd^iebenen Orten unb ju öerfd^iebenen Qtit^n mel^r*
fac^ unb Don einanber unabhängig DoQjogen; bod^ n^irb man big
auf ttjeitereg wo^l SRorb*©^rien unb bag 8. ober 9. öorc^riftl.
16
3f. t)on Sufc^an
«€. XIU,4
3a^r^unbcrt afö ipctmat unb ate entftc^ungdacit bcd ©crftab*
Ä^mationS betrachten bürfcn\
3n ganj Q^nlic^et «rt toerben loir aber auc§ für bte Soluten
beg iontf^en ÄapiteK^ toeftaftatifcften Urfprung annehmen muffen
unb babei öon bem ^ier gifl. 4 abgebilbeten ÄaptteH Don 9Jean-
brta augge^en fönncn. greifici^ muffen toir, um biefen tounber»
baren gunb fiolbetoeij« ganj ju öerfte^en, bie (anbidufige (gr*
Mdrung feiner ^orm aufgeben unb nad^ einer neuen fud^en. 9?od)
^ud^ftein meint, bie fiilie ^abe ^ier „nac^ f^tif^er Art if)ren
Äeld^ Derloren unb eine palmettenartige 3ööw"9 erholten, toä^renb
j: 1
Wih. 10. $(eoUf(^ed ^of^itell oon ber ^urg }u 9lt^en,
na4 $u4ftein, ^ie iomfd^e @äule.
bie beiben Blütenblätter ju foloffalen, fe^r wirlfamen ©c^neden
ober SBoIuten entnjidett »orben finb, fo bafe fid^ baö naturaliftifc^e
SSorbilb in eine ganj fiinftlerifc^e, nur noc^ burd^ fiinien unb
formen loirtenbe ©d^öpfung Dermanbelt ^^ai"*, SBelc^e Setoanbtnii^
eg ^ier mit ber „fiilie" unb i^ren „beiben SBIütenblättern'' ^at,
foU glei^ gcjeigt werben; öor^er aber möd)te i^ nod^ auf baö
^ier gig. 10 abgebilbete aeolifc^e ÄapiteQ ^in weifen. 6d fte^ fo
1) (Sugen$eterfen ^otte bie groBe Qb^it, mic^ auf bad ^ier^er gc^ö^rige
fc^öne ©tüd etrurifc^en gfunborted aufntertfam ju machen, bad \\6) im
Museo preistorico ethnogr. in 9{om befinbet. & ift bec berühmte lleffeU
Itfiger, ber oon ^elbig (Sülztet II* u. 1581) bef((rieben ift. Sgl. Mon. ine-
dit. d. Inst. XI. 2. 7. ^ %ai amei »lattfränae.
ao. xiii,4 ajit ioiiiii^ ©fluif. 17
lioHtommeit in bet Hütte j]mfd)eu bem fiapiteü »on 9(eaiibria unb
bem IQpifttien ioiiift^en Äapitell, bat; eiS a\6 e^te unb fitt)ere Üttet-
gang^form bejeic^net ttietben mu|. 9itemanb, iDenigftenS niemanb,
bet mit et^nogropfei^en Dtnamentrei^en Dettraut ift, roitb auti)
nur einen ^ugenbtid baran 5tveifeln Eönnen, baB rcttHit^ bie
fpäleren ionifd)en ^oviteQe ficf) aui t^otmen ent°
mittelt ^aden, bie bem ^apiteU Bon 9?eanbria
nemanbt mareii.
3Bie ift aber baS ^{it)itell bon SJeanbiia
enl[lanben! 3)o6 man eS immer unb immer roieber
auf eine Silie )urüdfii(|ren nioUte, i[t ein eigen-
artiger unb funft^iftorifcf) iicf)er fe^r intereffanter
iinb le^rrei^er 3rrtum. Sr fi^tieBt fid) an eine
fd)öne Unterfu(^ung Don 2, Sßordiatbtan.ber —
jiDcifeKoä mit iRecf)t — in ^ttwi <ßflanäen, bem
"iliap^ruä unb bem £otuS, alte Sßorbilber für
bie äg^ptifc^e Ctnamentif ertonnt Ijat. Sieben
biefen beiben betannten unb gerabe für %^ten
fo ganä befonbet* tmjifd^en ^flan^en etfc^eint
nun ttaäj ^uc^ftcin „eine neue, in bet Oefamt«
form ä^nlif^e ^flanje, beren 3JorbiIb in ber
Siatur not^ nicf)t roiebeterfonnt rootben ift. ©ie
iiat eine Sö(üte mit bteibtattrigem ^üüteld), jnwi
ncit^ außen überfaHenben ©lumenblättern unb
einem Äolben in bet SKitte unb batf fut^ ölö
.Üilie* bejeii^net werben". Sßuc^ftein fegt t)ier
baö SBort „Sitie" jroift^en „®QnfefüBcf)en" unb abb. 11. „liitfiditDtm
t)ot babei urfptiinglic^ cielleic^t gar ni(t)t an eine ^JQ^ni« «nb Silim",
roirfliAe Silie gebaut, mit bet bie gemeinte "om 3u6 einer ägW-
agflptifdie Ctnamentform audj aufeerlidi faum ig ^^p,,. ■Slaä^ ^uä^.
etnwö gemein fiat, (onbetn an bie (lerclbifc^e ftein, ^ie toni(*t
üilie, befonbetÄ an bie tlipifc^e Üilie ber 99outbon, Säult.
bie in bet ^at eine fe^t gto§e ?(|nli(I|feit mit jenen altägqptifdien
^vormen ^at.
Selber, nielleit^t mit burd) einen iingliid(id)cn S^^aü, finb
in ben fpäteren auäfüfttungen ^^ucIjfteiniÄ bei bem SEüorte ,Äitie"
bann bie „®änfefüBd|en" roeggebliefien, [0 baß et fpöter Bon wirf'
(it^en Silien fpric^ unb fc^IieBlitt) aud) an folc^e bentt. Um roaö
ed fic^ babei ^anbelt, ge^t auä ben SIbb. 11 unb 12 (leroot; roaS
ba al& ,;üilien" bejeic^net mitb, ift freifid) unteteinanbet ted)t Bet*
Sri »Ih Client. XHI. 4. 2
18 3- oonSui^nn «C. XIII, 4
fc^ieben. 3)w oben mieber^oltc iBejc^teitiuitg beclt )ic^ mit feinem
bet beiben obflebilbeten Xq^wn. Sei ben „Silien" ber 91b6. 12
»etmtffert wit ben breibtätttigen ^iiUteld), imb bie „fiilien" ber
^bb. 11 ^aben au|er btefem, ben jtoei (^rofien „Slumenblüttem"
unb bem jfolben, noc^ jmei iDcitere, fe^t eigenartige @ebi(be, bie
uie ^Sngenbe Xtopfen
ausfegen. SJiefen felben
„Xropfen" begegnen mit
nidjt feiten in bet äg^p'
tifc^en Ornamentif; fu
finben wir fie an ,^ilien"
felbft bann, roenn biefe
als ^töngefc^mud an*
aebtadit finb, loie j. ©.
auf bem ®ebätf eineö
©albfl(^infi(»gl.3lbb.l3).
9&&. 12. „SJlicn unb SotuB", Dom SSanb- ^ag bann bie „Xtopfen"
|u6 «ine» t^ebflnit^en ©tabeB ber 18. 3)qn. (e{l)(t na(^ aufnmctsj
»a4 fudjflein, ®ie icnifdje SHuU. y,„(^„_ (^„^f^t ni(^t8
weiter, aU bafe fie mit ben „Silien" felbft ju einem otganifctfen
®anjen getnorben finb, ju einem in fid) gcjcl)loficnen Ornament,
ba^ in beliebiger Orientierung iKnuenbet
Werben lann. Xötfäc^lit^ fe^en toir Diel- kVa'VVaVVaVWwB
fac§ in %pten unb au<i) in aff^rien |l|iß|yi|li| 1
(ogl. 3Ibb. 14) ä^nfic^e Ornamente aud) jJilllHiillllillll;
gegenftänbig angetrabt, unb 9tb6. ]5 ; '■
jeigt, ba§ berortige, einmal in eine fefte ; ;
(Iform geprägte Ornamente au(^, ab' \
raec^felnb nad) oben unb nac^ unten
orientiert, nebeneinanber Dorlommen ;
(Önnen.
34 meife nic6t, ob bie Uerfcbiebenen, „. . . „ .. - ,
a!« „Silien" bejeic^neten gönnen ber sp,<H„r<,'m«ebfiitri„rt»oi.
ägqptifc^en Drnamentif alle ouf ein unb iaiimi. 3tit «mcnop^i« ll.
baiSfelbe pflanjlic^e SBorbitb jutüdge^en i»aA*u<^firin,3)ieion.SauIe.
ober nic^t, aber id| ^alle eS für me^r
al« blofi ma^rfc^einlic^, bofe loenigftenö bie „ßilien" mit ben
(jängenben „Xropfen" urfprünglit!^ uon ber frut^ttragenben ^alme
itjren ?lu3gang genommen l)aben. 3Ran mufe in «gqiiten ober
fonft im Oriente bie ft^roet fjerabtiöngenbeii großen traubigen
910. XIII, 4 3)it ioiiijdit @SuIt. lg
JnKfttftäiibe ber 2>attelpalme felbft gefefjen fiaben iinb inon nmfe
i^re Riiitfd|aftli(^e Sebetitung fennen, um ju uerfte^eii, roie bie
«bb. 14. 9Iffqnf(fm 5rie« au| einem buni glafierHn Sitaü
am htm $ala[t «tfumaflittHie in nimrob. «ad) $uAflcin,
Sie ionif(^e Sdult.
flbb. 15. Ccnamente Don |)Tte4tf4en Isafen, natl) TionttWui, bei fui^fttin,
Sit ionifdie i33uU. natflili^ t|at bot in Cnglanb honej anekle genannte
Crnament nii^tB mit LoDicera ju tun; e*gt^t auf bie $almt jurüd: faintette!
^ttelpadne ba immer lutebec bon neuem ba€ ^iurbilb für ^iti-
formen aller 9lrt abgibt unb fc^on in feljr früher ^eit .ii'"' f^txaU
bifdien Symbol für Oberäg^ten ßirb.
20 S- vm Su^an «0. XHI, 4
3n feiner fonft fo flufeetorbentlid) WcrttioIIen Stubie übet bie
äg^ptift^e sßflanäenfäule ber Spätäeit (Recueil de Trav. rel. ä la
Phil, et h rArch. igypL et assyr., Vol. XXV) bejroeifett
?t. Äßfter freili^, bafe ber alten nber-
äg^tif(^en !Siat)))en))flanje, bie i^terieitä
miebei baS ißotbilb für bk äg^ptifc^en
I Öilienfäulen obgob, überl|(iupt eine be-
ftimmte^Pflanje jugtunbe liegt, unbmeini,
nir müfiten „Dielmetir annehmen, ba^
roir eä ^ier mit einet tein omamentalen
gorm ju tun ()aben". liefet 3){einung
beS gelehrten ^g^totogen fonn ii^ mic^
niefit anfcfiliefeen; jeber Stfinögtopfi
Weife, bafe felbft rein geometnfc^en 3'^^"
formen urfprüngtid) meift organift^e
Sorbilber jugtunbe liegen. Ilie fflot*
ftellung, bafi getabe eine fo tei^ ent«
mitfelte 3'™f'"™' i"'* ^*f ^eralbiftfie
„Silie" »on Dfierägt)pten , bie aU
SBappenpflanjc bie ganje üanbfcfiaft
diatatterifiert, auf freier Srfinbung be=
ni^en {oQe, mu^ bafier Don oorntiecein
alei ganj unmöglii^ abgelehnt toerben.
3)adfelbe gilt natüilicf) erft ret^t uon
ber9lnficfit9iie9l«(©tttfragen® 59 ff.),
ber nad) ®oobgeQiiä SSotgang bie „Silie"
fllö Sotoäblüte „in falber SSoUonfit^t"
ertlärt unb bie Sntftefiung ber tropfen-
förmigen Slnfiängfel auf beEoratiO fünft-
ieriftfie ©eficfitäpunfte jurüdfufitt. ^tm
gegenüber fiolte itfi mit aßet Snt[d|icben'
fielt baran feft, bog bie fieralbifi^e
Stile Don Dbetägiipten eine ftill«
fiette Iiattelpfllme ift unb bafe
ifite tropfenförmigen MnfiÖngfel
biefierabfiängenbeniCatteltrauben
:2(bb. 16.'ägi|t)tij4e$almiauli: [lebente n.
m iBeilin« äKuitum«, Wta .^^.^^„^^ ^^„^ „^^ ;„ „i^igj, 5;ji[p„
?rrC*uÄ5%Wten. bie Dattelpalme auj ba.
ionitf^ esule. einjige. üoetfiflupt für größere Sauten
ao.xni.4
uerroenbbare Sau^olj
liefert unt) wie ba ifire
fdjlanfen Stämme feit
je^ecunbnof^&i« auf bell
heutigen ^g alä 3;räger
unb ©tüöpfeilet »enDen«
bet nieeben, fo erft^eint e§
iiutferbfiBerftänWi^bafe
im alten Ägypten fc^oii
frü^ au(I| Qxo%e fteinetne
«äulen bie Jorm bon
^^atmbäumen annafimen.
9Sie QU« ben 9(bt). 16
iinbl? jufef)en, ^ot mon
fic^ ba nic^t mit bem
2c£)aft fldein begnügt,
l'onbern ben ganjen Saum
ntit feinen aSebeln jur
Säule gemotzt, inbem
man bie in bet Watut
breit ouSlabenben 28ebel
bncdj Umloidetn miteinem
Sanbe jufammenraffte
nnb fo eine einfottje, ted)-
%b&. 18. «gqplifi^ ^aliitcittn-Saurdi unb
i^ic ftbltitiingen, nai^ tlTtt)ui 3. SoanJ,
The M^cenaean Tree and Pillar Cult.
Sonbon 1901, 1—3 ÄflRpti^. 4—7 Si)(iri(*
unb aRqhnif^.
95b. IT. SapxKll einet agoplift^cn ^almfault
nat^ grifft I., pl.6],
bti ^nä)\ttm, 3!ie ionifdie Säuft.
niftf) unb äft^etifd) gteic^
befriebigenbe ©äule f(^uf.
©0 roenigftenö ift bie
S.K ägljptifc^e *ßfllmfäule
^^ richtig juetflären; anbete
> freili^ moKen hnffen, baß
fie ouö ber ©itte f)erDot=
gegangen fei, ba§ obere
Gnbe Bon glatten ©tein-
föulen bei fefttic^en ©e»
legentieiten mit ^alm«
mebeln ju fdjmütfen; ober
bie ^rt, nie auc^ glatte
unb gebünbette ^apqruS*
faulen oben mit Sönbern
äiifammengebunben finb.
22 5- «n Suf^ait aio. XIII, 4
lim bie fdjiDaiifeii uiib nii fid) mcf)t tragfä^tgcn ütnoipen unb Blüten
ttagfäfiig etid)eineii ju faffen, fr^eint mir flcnj einbeutig ju be-
metfeti, baß bei ben ägy^tiit^en ^utinfäuten luirflit^ her ganje
SBaiim jiir ®ä«Ie gemacht lourbe.
Sie aus 'Hbb. 18 fierDotgef)!, feiiiit auc^ bie ültftetifd)« unb
bie mijfenifdie Hiinft bie Sntfteliiinß uon Sauten unb d[|nlid|en
<Ö^MM
Vbb. 19. ^allcMialtni; auf einem äpptifdien 3<elief bcr 18. Xqn. Hn i^i
bit beiben JlTme einet €peife unb SianI [penbenbtn Settin.
Hbb. 20. Dattelpalme auf eintm of(Qn|c^n dtelicf („Vlffuibanipal in bcr
Stinlaubt")- 3Raii beai^lt bit natucalißif^n SBut^tlfi^SlIinße ; anberöno ftnb fit
tapiltUaitia pilifiert, dctqI. mb. 32 anf 8. 32. 'Haä) ^udiÄein, 'Xiie ionift^e Säule.
3ierformen anä SPänmen. J)ie (t^önfte unb teidjfte (£ntlui<flung
übet l}at bie ^iolnifäule auf »eftafiotif^em SSoben gefunben, unb
bo finb auä ifjr im Üaufe Don menigen ©enetationen bie iinmittel-
lioren 3*Dtläufet ber ionticf)en Säule eiitftanben. 5;ieä mürbe fc^on
^udiftein erfnnnt ^aben, roenn er nic^t biirc^ einen unglücflic^en
^{ufall bie f)erülbifcftc äilie ton Obetäg^pten für eine toirllic^
iülie gehalten ifättt. "Seu rid)tigen 3"fQ'nnienf)ang wirb man am
beften eitennen, luenn man Don ber !?etrail)tung einer mirflit^n,
ftud)ttrQgenben Dattelpalme and^e^t, beren Jotmen unä ja üDen,
«O. XIII, 4 -Die ioiiiid&e Sfiule. 23
(ei (ä aus luitüic^er ?[nfd)aiiung, fei eS auS $()otogra))^ien unb
Qnberen Sttibilbimgeii geläufig finb. 60 gitt übrigen« quo Sg^pten
unb ouÄ ?tiiflnen äat)[teic(je alte erftaunltcf) nalurgetoue SarfteU
lungen Don iattelpnlmen, oud benen ^'utl)ftein bie ^ier %bb. 19
unb 20 teprobujieiten gen)äE)it ^at, freilid) o^ne ben nun erft Don
fibti. 21. Stil ein« ffianbbclldbuiig anS bunt glafietltn 3<cfl'ln> O"" b"
^aWaht iti %tixon\aaUi Slcburabnejai^ in Slabqlon, naä) SB. Jlnbtac.
mit nac^juhjeifenben 3uiammenf)ang mit ber ionijdien ©öufe ju
tennen-
güt biefen 9iai^roeiä ift allerbingS nod) ein iRücIblid auf
SSab^lon nötig: ?tbb. 21 jeigt nadj einem \tt)x raeit Detbreitetcn
unb aOgemein beFannten in Suntbnid ausgegebenem Slotte bex
3)eutfd|en Drient^®efetI|d|oft einen Xeil ber qu8 bunt glüfietten
Riegeln EietgefteDten SSanbbetleibung von ber gaffabe beö I^ron»
faaleS Siebufabnejarö Dom ÄoBt in SBabqlon. SWac^ ber lanb-
24 (5. oon 2u|*an «0. XIII, 4
läufigen ©ttlätung enthält eS oben einen gries Don fäc^tföcmigen
@ebilben, bie butrfi Sögen miteinouber Derbunben finb, unb unten
eine Steige ton Stielen, bie sroei lilienartige, ineinoKber gefterfte
991üten tragen, beren glätter n>eit überfallen unb fit^ einrollen.
„%adi ^iet oetbinben S3ögen, mit einem einfacf)en Slütenfdiema
befe^t, bie großen boppelten Silien unb fteDen einen fortlaufenben
griefi (ler."
3n gleicfier SBeife fpric^t 5|3u[l^ftein bei ber ©ef(^reibung beö
l|ier gig. 22 abgebitbeten ©tonbartenenbeS oon Slffur uon einer
abb. 22. etaiibarUnenbe (?) aui ilffut, nai^ ^ui^pein, Sie ionilc^c @SuIr.
©d|eibe, bie auf jttpei Äefdien mit aufgerollten Slättem ru^t. ®en
Sctjtüffel jum 58et|tänbniö jener „boppelten Silien" unb biefet jWei
fletc^e bilbet bie l)iet ?lbb. 23 leprobuäierte Crt^oftatenrei^e oon
Saftf{^e»®öäü. ©8 lann feinem ßro^if«' unterliegen, bofe ber in
ber 3Ritte beg einen iBlodeä unter ber geflügelten <Sonnenf(^eibc
befinblic^e ®egenftanb mit ben „hoppelten Silien" Dom fto^r in
Söab^lon ibentifi^ ift unb ebenfo aud) mit ben awei fielen ber
Stanborte oon ^ffur. !Ciefer ©egenftanb ober ift o^ne jebe SWög-
lidlfeit eineö ^toeifet^ <i" ^almbaum; et nniB tro^l feiner bretfac^u
fitone ate foI(^er fc^on loegen ber ©ilbiiiig feineö Stamme* an>
«0. XIII, 4 ^it iDtiif^t @Auk. 25
gefproi^en loetben, obet fluc^ loegen ber itin iimgebenben 3)ämoiieii.
(Seroifi erf^iiit mandiem ber btettacfje SSipfel auffallenb, aber et
ift ni(f)t auffaüenbet als bie übereinünbergeje^ten Silien unb Äelc^e,
mit benen Wh it|n Deigleic^en inüffen; berarttge 3!eibopptungen
finb äioor unter ben 3'"for"'eii 1>ei ÄiiIturBÖlfet »et^ältniämäfeig
feiten, aber fie finben fi(^ bei nieten „ptimitiDen" SJÖIfetn fo ^Öufig,
bag fie bem l£t^nogra)7^en als eine ganj alltägliche Srfc^einung
beFannt finb.
hingegen bebütfen bie Dämonen auf ben beiben Ortlioftaten
l)on Saltft^e=®öäii ^ier noc^ einet (Srläutetung. 3)ie 3)atfteIIung
felbft ift aüetbingS nut eine ungef(t)irfte unb fünftletifc^ fe^r
Vbb. 23. Cri^oFlalcii Don 6att|(^{'®Bja nad) Olutflane, 3n>(i Xamontn
^Itcn bi( Sonnt übtx tintn eben befcut^teten Salmbaum fe|l.
(2)it 3inl<i&iina gibt biiii^ ein IBerfe^en iaS Spiegel bi Ib.)
minberioertige Sfieplif einet affljrifrfjen ©ruppe, abet fie ift in^alt^
tic^ Don nic^t geringer iöebeutung. Die Drientaliften tennen fdion
lange afft)rifrf)e 9{etief8 Don ber 3trt ber ^iet gig. 24 unb 20
abgebilbeten Söilbetwette. Sffan f)at fie in früherer 3"* Döllig
miBDetftanben unb üller|anb mi)fti|^eö3eiig in fie ^ineingeöeimnifet.
SBir tniffen tieule, feit ber eingangs erroä&nten Stubie @. ©. ^Ijlorö,
baß ber mi)fHfrf|e „CebenSbaum" ganj einfach eine Dattelpalme ift,
bie uon Dämonen beftud)tet mirb, genau fo, wie noc§ ^eute überall
in Ägypten unb im 3'''e'ftromtanb bie Dottetbäume fünftli^ oon
2Renf(^n befriiditet werben muffen, loenn fie efebate Jtüc^te liefern
b\ä e. ©. %1^lox i^n trfaitnte iinb Meut^tete. 3^m ift duc^ We
3ufQmmenfteIIun9 ju uetbanlen, bie titer J?ig. 26 reprobusictt ift
9Ib&. 27. flflQrift^e gruil^tbaifritg- Dämonen.
unb in it|ter ft^fagenben Überjeugung^Iroft roeitet leiner Srlaute-
timg bebatf. ZlfioT fteüte audf einige ber affflrift^eii SBeftud|tung*'
I)ämonen juiammen (Dgl. ?(bb. 27), et mieö baranf §in, bofe fie
aO. XIJI,4 5;it wniSäft SSule. 29
t>k Sorbilber i'eien, aui benen fid) in bet fpäteren, feefonbcrä in
bei äfniÜ\H)m Äunft bie engel enttoirfclt Ratten, unb jeigte au<^,
toeldie ^ebeutung babei ben ^almbäumeit unb ben (Stienibim in
her Siifton be§ ®äed)iel Dom Siempel Safomoniä jutommt. 9üe-
manb tann (leute boron jnieifeln, baß biefe aieutung buri^auä ju*
trifft. 31u(f} ba§ biefe defnic^tenben 5)ämonen immer geflügelt
bargeftetlt finb, aber niemolö flicgenb, fönnen mir unfdjWjer ber-
fte^en; bobutc^ unb buc{§ i^re majeftätifdie ^Itung fofl bie fafi
übernatürliche SRodjt jum Mugbruii gelangen, bie ber h)irtf(fyift=
lidien fflebeutung ber Xattefpalme entfpric^t; iniffen mir bodj, ttie
für Diele Sonbft^aften beö diente ein Sluöbteiben ber 3)atteternte
§unger«not, ßlcnb unb Serberben jiir golge f^at.
abb. 28. SruAtbarteitS-Dütiionen naüf $lüce, *I. 15 bei g. ». Sflior.
S^ret eigentUdjcn Junttion entfprecf)enb, "werben biefe ge«
flügelten Dämonen urfprünglic^ immer mit ber männlichen Halmen*
blüte in ber einen unb einem Aürbdien in ber anberen §anb bai-
geftelft, genou roie man nodf ^eute in ftgljpten Jtrbeiter fe^n
fann, bie, raenn [ie auf einen ^afmbaum flettern, um i^n ju
befcuditen, ein Sorbeten tragen, in bem fid) nod) roeitere männ-
liche ©(ütenftänbe befinben;|Mmberte ddu roeiblicl)en gtut^tftänben
lönnen mit bem ^poQenftaube einer einjigen männlicf)en iSfüte be-
fruchtet merben, aber njenn eine folc^e feinen ©taub me^r gibt,
wirb fie auÄ bem fiörbcfjen burcf) eine neue erfeßt. ©o werben
iiiefeS unb ber „fonifdie 3°Pf*"" ä" feftfte^enben 3[ttributen, aui
benen man auf bie Sebeutung einer SJarftellung feibft bann nod|
fcf)tiefien (ann, menn fie fonft an ficf) Döllig unDerftänbtit^ roöte.
80 9- von £iiidiait ilC. XIII, 4
©0 toirb j. S8. bad rein ornamentale ©itbnwrf Decftänfalicö,
bai unä bon bem bunt glafiecteit Xordogen bon fi^orfabab bc<
fannt tft. !Die Criginaljtegel finb ja unluieberbringlii^ iKrdiren,
aber wir miffeii, loie ba immer ein „JRab" mit einem unferer
tppif^en gru(^tbarIeit8'5)ämonen abluei^felte (bgl. Abb. 28) —
genau »ie in ber SBifion beö gjec^ieL Siir reiffen jeljt, bofe biefeä
„Mab" bie Stelle cineS 5ßalmbaumeö einnimmt, unb metben njo^l
annehmen bürfen, bafa t& tbicttidi au(^ einen ^almbaum bebeutet,
ber in bet Snfi^t bon oben bargeftellt ift.
9(66. 29. Icil ein« ffldiefö uon f crjtpolitJ.
@enau wie wir üon ben 9?atutb5ltetn au« fjuubettföltiger
@ifot|tung wiffen, bafe eine utiptünglic^ tein natutaliftif(^e 5)ot-
ftellung im Saufe ber '^tit me^r unb me^r ftilifiert Wirb, fo bafe
i^e uif)nitngli(^e SSebeutung aQmä^Uc^ gonj in SSergeffen^eit gerät
unb nur me^r bem (£t^nogra))t)en belannt ift, nit^t met|i bem
Singebornen felbft, ber fie fi^nif^t ober malt ober flitzt, fo fct|en
Wir aud) baä aff^rifc^^bab^Ionifc^e $efru(^tungämotio im Saufe
ber Sa^t^unberte immer unbeutlidfer bargefteDt werben. Skbe
@rinnening an Sn^att unb Sebeutung ge^t aQmfi^Iit^ verloren,
unb nur eine unbeftimmte Ä^nlicl|!eit ber %otm bleibt ert|otten.
Unbergfeidjlit^ fi^öne Seifpiete hierfür geben bie ^ier gifl. 29 unb
30 nadi^qlor reprobujierten ^aiftellungen au& ilierfe;>o(id unb
so. XTII, 4 2)if toniidic ©Sule. 31
Don bet 5ran(;i)iS'ii(uie, ^df ^offe, bafe fie auc^ für ein nie^t
et^no9rQp^i[(^ flef(§ul(e« Sluge überjeuaenb finb, ab« i(^ möchte,
um ganj btiitlic^ ju fein, ^iei noä) tinmal auf bie SI6b. 9 «B. 14
biefeö §efteö ömoeifen, auf bet un« bie roeil|felnb«n 3if)i(f)ale
einet ornamental geworbenen 'Darfteüung ganj befonber^- beutlit^
toerben.
9bb. 30. @tJlififrK XaifleQung oon $almbduincn uiib 'SAmontR auf ba
gtan¥oiS.So|e. 9ta(^ C. ». Iqlor.
SBenben mir uiiS nai^ biefem et^nograp^ift^en ISftutÄ roieber
^utürf ju ben Drt^oftalen Don @aftf(^'Qlöjü, fo roerben ntir nid)t
einen Sugenblid metiT baran jttpeifeln IBnnen, ba§ t|iet ein riet)»
tigei ^atmbaum bargefteQt ift, eine Sallelfialme; ein ^I^ämon, ber
Vbb. 31. Stlb'Salba^iit Ut «enigS afmna|fh))al (884— H59).
9ta<4 ^not, II. ^s- ^^ l>(i Viu^flein, 2:if icnj|4( Siule.
fie eben befrut^tet ^at, ift im Öegtiffe, fii^ j" enlfernen, jiiwi
anbere SJämonen ftetien neben i^r unb polten an Söänbern bie
'Sonne über i^r feft, um bai Steifen ber tOftlic^en ^immeUgabe
ju fit^em — genau wie auf bem affljtifc^en SHelief, baS ^iet
(^g. 25) S. 26 reptobujiert ift.
%on biefet TiarfteUung eineä fieberen unb an fid^ einrcanb^
freien 5ßalmbflume* andflel)enb, roirb man nun au[f| eine ganje
32 3- Bon SuWoii ÄD. XUI, 4
Steige Dennanbter unb äfinlicf)et |}oimen iid|ttg nerftetien unb nun
aiK^ aufliören, non „ßilien" ju reben, idd ganj jroeifello* 3>QtteI-
bäume iDenigftenS ber urfprünglidien !£iarfte[lung jugcunbe
liegen. Sie lange bie olte S^ertoet^Slung ber ^etalbifc^en ,^tlie"
tion Dberöflflpten mit einer H)tr!lirf)en ßilie fottgewirlt unb mit
^attnarfig [ie eine richtige Iieutung Dieter alter 3i"foEmen Der*
Vbb. 32. Saube it9 iBomtttQOtteS oon iBiwaia, babiilonift^, d.Sa^r^.D.Q^i.
^aä) $eiTol, II, ^g. 71, bei ^iii^rtttii, Sie ionif^c @äult.
^inbert ^ot, gef|t in feftr (efitteidier 2Beife auS ^ud^i'teinä ?(uf=
faffung ber ©tü^en ouf ben ^ier (Jig- 31 unb 32) abgebilbeten
Sautien ober 33albai^inen ^eruor. Sbrtüc^ fagt er Don biefen
©tüBen: „S^t ®^aft ift loie ein ?paImbflum(tomm geiitbct, mit
ber c^ara[terii"ti((f)en Sorfe auö 3*Iöttftümpfcn, aber ftatt ber ju
etlDortenben ©lotttrone finben mir überrajdjenberrceiie
ein SilientapitelC, unten roie bei einem fflufettfapiteU umf^nürt
iinb ber Selt^ obgefd&nitten ober werbedt — eben bie gorm ber
Silie, bie unö boö fc^öne ^i^flslornament auS bem ^alafte 9?ebu'
fabnejatS geboten ^otte. X)ieä rounberbarc Mompofit Don
1) fßoK mit fle(P"rt. D. fi.
%D, XIII, 4 2)ic ionif(^c 6äulc. 33
^almftamm unb Siltc^ f^at aud) ^vL^blätttx, ober md)t in bcr
Tcaliftifc^cn SBcifc bc^ Sg^ptifc^en ^ap^ruö, fonbcm cbcnfaüä
lilicnartig".
®o ift fclbft ein fo ungctoö^nlid^ fc^arffinniflcr unb fritifc^
veranlagter gorfc^er »ie ^uc^ftein burc^ ein äWifeöe^tänbni« feiner
SBorgänger in faft tragifc^ ju nennenber SBeife »ie burd^ ein
Srrlidjt auf einen Stbtoeg geleitet unb fo um bie i^m fonft fiebere
Srud^t einer ebenfo geiftreid^en alö mü^eöoUen ©tubie gebraut
JDorben.
3c^ felbft aber f)abe, bem ©c^Iuffe biefer furjen Slbl^anblung
jueilenb, ^ier nur noc^ bag »eitere ©c^icffal ber reifen S)attel*
trauben ju beleuchten, bie mir Slbb. 19 unb 20 in no^ ööQig
naturaliftifc^er S)arfteQung gefe^en ^aben. 3c^ fiabe bereit« gcjeigt,
wie fie bei ber SBappenlilie öon Oberägtipten fid^ ju ben ,,^erab*
faüenben tropfen" enttoidEelt ^aben, unb ic^ möd^te ^ier nod^ barauf
f)intt)eifen, ttjie fie fic^ aU fold^e burd^ länger al« ein Sa^rtaufenb
ge^alten% 2Kan fann i^re ©puren nod^ auf ben abenteuerlich
überlabenen sufammengefegten äg^ptifc^en Äapitellen beS SReuen
SReic^e« unb ebenfo auf benen öon ?ßerfepoIi« berfolgen, bie l^ier
(5ig. 33 unb 34) abgebilbet finb. 5)ag erftere geigt auf einem
Sünbelfd^aft aund^ft jtoei übereinanber fte^enbe fioto^-^apitellc,
bann ein t^pifd^e« ,,2iIien*fiapiteQ" unb über biefem nod^ einen
t)on jtoei Uräu^fc^Iangen geftü^ten Slattleld^. 5Bon ben Sßoluten
be« ,,£ifien*fiapiteng" aber Rängen jcberfeit« brei unöerJ^oItniömafeig
lange ^^Iropfen" hierunter, bie ööQig unöerftänbüd^ »ären, »firbe
man fie nid^t t)on ben lang ^erab^ängenben ^^rud^ttrauben ber
Dattelpalme ableiten fönnen.
9?oc^ intereffanter ift ba« jufammengefe^te ÄapiteH Don 5ßerfe*
poliö (Stbb. 34); ba fe^en »ir junäc^ft unten, bireft bem ©äulen*
fc^aft auffi^enb, einen nad^ abwärt« gettjanbten SBIattfeld^, d^nlid^
toie bei bem JlapiteQ öon SWeanbria ober toie bei ben brei l^ier
(gig. 1 bi« 3) abgebilbeten ÄapiteDen öon 5ßriene unb öon ber
93urg öon STt^en; bann folgt, auftoärtö gelehrt, ein nur toenig
ftilifierte« äg^ptifrf)eg 5ßaImfapiteII unb bann, jtt)ifcf)en biefem unb
ben mächtigen, ba§ ®ebalf tragenben ©tieren, ein ^ol^ed SBerbin-
bungdftücf mit einem Ornament, baö an 9D?uffen ober an Älammern
öon X^ronbeinen erinnert. Sei ndf|erer Setrad^tung ertoeift eg fid^
aber ate au« jtoei ?ßaaren öon tt)pifd|en SSoIuten beftelfenb, nur
1) Son mir gefperrt. t>. fi.
XcrKUcOttcnt. XII [, 4. 3
bafe beten SBertiinbungsftürf lottet^t otieiitictt ijt, fiott lüogtedjt,
iDie ba% bei uifpiüngUdfen (Snlniictlunci bieder ^i^^^fornt eitt)prec^eii
83. «e^plifi^ Säule mit
)U]amnitnge|e^lein SapitcH, aus
«bb. 34. $eTtif4ee ftoliitea nai^ Klandio einem®tabe betW.Iiqna^t.nad]
et CoBte. Toyage en Perie, II pl. 61 bei iBoti^aibl, bei $u(^(tein, Xie ion.
^ui^liein, Sie ionifi^t <3ivit. <BäuU.
ttfirbe. SBit feititen ja^Ireit^e affl)ri(c^e SDiöbel (ugt. j. 99. l)i«
bie 9lbti. 5 auf ®. 10), bei benen baä olte «ßatintapitea im §anb*
«C. Xni, 4 1k imii|d)e gäule. 35
wert jehinbäc unb in g(eic(|er SSeije mifeDetflanbeii jur SBetiuen*
bung gelangt. Sbenfo föiinen aut^ aWuffen, Älammern ober
anbete SBetbtnbungäftürfe gletc^ ber ^iet (gig. 35) abgebilbeteii
Älammet on affijtifdjen 3JiÜbe[n gleic^möfeig in aufred)ter unb in
liegenber, alfo eigentlid) unorganifc^ei Orientierung uortommen.
99ei jenen perfitcijen fiapitellen nun jeigt fi^ in ben Sinfeln bev
Voluten ein fleiner runblit^er Xropfen, in bem ic^ abermals einen
Sleft ber uijprün glichen ^I^atteltrauben erfennen ju {oQen glaube.
5)en gleichen Urfprung ft^reibe i(^ üuc^ ben S^ropfen in ben
ißoluten bet grofeen S8afen uon Senbfc^irli ju (»gl. 9lbb. 8 ©. 13),
wenngleich t|ier bie mangeinbe Symmetrie ber einjtlnen SBoliiten
bie 3i^et^eil ber Deutung etmaS beeintröd)tigt.
ißöUig anbetd ift bie SntroicMung, bie jene grut^tftönbe ber
Dattelpalme auf gned|i)c^em ^oben genommen ju ^aben fcl)etnen;
9t)b. 35. Klammer auS StoiijC ober £upf« jui Serbinbuiig praeter S^aft-
flflde; atii bem 9t. SS. $a[aFI in SlJmrub. iladf $enot II, gtfl. 388, bei
$u(4flein, Sic ionif^e Säule.
ic^ glaube roenigftenä mit einiger @ic!|ert|eit annehmen ju bürfen,
bag bie häufig an btn SSurjeln ber SSoluten angebra^ten 3n)i(iel'
.palmetten beS entniidelten ionifc^en ßapitellä (ugl. 3. 8. ^ier bie
i(bb. 1) and) auf jene gtut^tbüffl^el ber Dattelpalme äutiidge^en.
(£iner meiner filteften unb fd^aiffinnigften 5)^<"«be ^at [ic^ aQet*
bingä gefpTdcfiStDeife unb auc^ brieflich gegen biefe !t>eutung auS-
^efproc^en unb fic^ babei uoi allem auf SapiteQe, Wie baS ^ier
{'Abb. 2) auf ©. 8 abgebilbete, geftü^t 3n bet %at fdjeinen ^iet
nienigftenS bie obeten 3n'i^elpalmetten eine rein otnamentale EBe*
beutung ju ^aben, unb eS ift Von Dorn^rein flar, bag fie an
biefet (Stelle nit^tä mit Datteltrauben ju tun ^aben (önnen.
Stber au(^ bie 9(nfänge bet Voluten biefeiJ SapiteQä finb felbft
buri^ud untt)pift^, unb iä) loürbe nit^t jbgetn, baS ganje Kapitell
für miftnerftanben unb füt fptelerifc^ begeneriert ju galten, raenn
■€# nidU fo alt roäre. SJie bie Dinge liegen, wirb notürlic^ ju«
jugeben fein, bog feine obeten ^i^ii^elpalmetten nic^t unmittelbar
3ü 5. öon Sufd)on «D. XIII, 4
alö gruc^tftänbc einer 5ßalme angefprod^en »erben bürfen. S(^
möd^tc fie aber mit SRebupIifation^formen öerflleic^en, toie wir fold^c
au8 bem DrnamentenfdEia^ ber primitiven SBöUer jal^Ireic^ fenncn;
eine einmal irgenbttjo jur @ntmidtung gelangte 3^^^^^^ f^nn ba
beliebig oft loieber^olt unb aud) an ©teilen ongebradjt loerben^
benen fie urfprünglid^ ganj fern fein foQte.
9?atürlicl^ tüirb eö jebem freifte^en muffen, für bie ^toxdtU
palmetten be^ t^pifc^en ionif^en SapiteQS einen anberen Urfprung
anjunc^men, unb id( l^abc fie auc^ felbft lange Qtit auf blofeen
horror vacui jurücfgefü^rt, aber ic^ möd^te je^t unb bii^ auf n)et»
tere^ babei bleiben, bafe fie auf bie grud^tbüf^el ber Dattelpalme
jurüdgel^en. Jlatürlid) ift i^re äufeere gorm ftetS burd^ ben
jmifd^en Ät)mation unb Soluten toor^anbenen SRaum bceinflufit,
in ben fie gleic^fam ^ineinfomponiert ttjerbcn unb ben fie oft reftlo^
auffüllen; aber i^rem SBefen unb il^rem Urfprung nad) l^aben fie
fidjer eine ernfte SBebeutung unb muffen enttoidlungSgefdii^tlic^,
nid)t nur ate btofee SRaumfüIlungen betrachtet ttjerben.
S)ie^ ift ^ier loo^I auc^ ber Sßla^, einen anberen ©moanb
ju befprec^en, ben id^ fclbft mel^rfac^ gegen meine Ableitung ber
ionifd^en @äule aud ber Dattelpalme in Srtoägung gebogen ^abe.
Die ?ßalme, ioenn toir fie un^ au§ i^rer Jpirflid^cn unb natür»
lid^en gorm in ein fäulenartigeg ®ebilbe auö ©tein übergegangen
benfen, follte öon SRed^tjo toegen eine 2(rt SRotationöfigur bitben, toie
bie borifd^e ©äule ober wie etwa bie äg^ptifd^e 5ßalmfäule. ©tatt
beffen jeigt i^r Kapitell eine ganj l^eröorragenbe Differcnjicrung
feiner gtäd^en mit bem bcntbar größten Unterfd^iebc jwifc^cn
gjorber» unb ©eitenanfid^t. Diefer ®inwanb i)at mir nid^t wenig
^opfjerbred^en gemad^t unb mid^ immer wieber öon neuem ju
einer Überprüfung meiner STnfd^auung öon bem ß^^föntmen^ange
jwifdien Dattelpalme unb ionifd^er ©äute öeranla^t. S^ glaube
inbe^, ben fc^einbaren SBiberfprudj aud bem eigenartigen SBer*
^filtni^ jwifd^en SRelief unb SRunbftuIptur erflären ju foHen. ®e»
Wö^nlic^ nimmt man an, bag bie bilbenbe 5!unft öon ber Stunb«
ffulptur augge^t unb erft fpäter jur plaftifd^en äuggeftattung ber
gläc^e, jum JReüef, gelangt. Die§ fd^eint für ba^ öor^iftorifc^e
@uropQ Geltung }u ^aben unb gilt fii^er für bie groge äße^rja^I
ber primitiöen SBöIfer — aber eg gilt n i d| t für ben alten Crient.
Die aff^rift^en 2;ortoIoffe mit il^ren brei SSorberbeinen unb bie
©pj^injbafen öon ©enbfd^irli mit ben brei Hinterbeinen unb ben
jwci ©c^Weifen, reben ba eine fel^r berebte ©pradje. 3nt olten
ao. XIII, 4 Die ioniii^t ©fiule. 37
Dttent ift man, isetiitjftenS in einer gcroiffen 3^'*/ oud) 6et ber
SRunbifuIvtut won einer me^r ober raenigec teiii f Udjen^of ten
SBetracfttunfl — e% barf lPof|t gejagt mcrben, uom Melief — auä=
gegangen. 'Huä) rcenn man eine freifte^enbe Safiö etioo in ber
?(orni uon jwei netwneinanber fte^enben ®vt)injen ^erftellen raollte,
bilbete man junä(^ft bie jmei Seitenanfi(l)ten, bann, immer in
etoa^ (loserem 9Ie[ief, bie ^otbetonfic^t uiib id)lieBlid), meifl
Mb. 36. Xioppeli4)^inf-9afiä Doti 6eiib|<^iTli, um 730 u. S^t. Slad) ..'Hui'
gialiunetn in Senbfi^iTli", IV, lOeilin, ®. mnmtr 1911.
ttiiebetnm re^t f(acö, -bie ?ln|i(tit üon hinten. Saki tonnte es
lei^t ge|(^e£Kn, bofe jebe ©p^inj, roie bie 9(fib. 36 jeiflt, in ber
@eitenanfi(^t jloei unb in ber uon hinten ipiebentm gmei ^inter^
beine befam. 6tanj befonberä öilfloä mar man aber in bet Se-
banblung ber Jtügel; in ber @eitenanficf|t jroat gab eS roeitet
feine Sc^roierigCeit, ba fonnte man gleid)(am auS bem ^Sollen
fdiaffen; um fo fc^mieriger War baö 9JtübIem für bie Slnfii^t Don
hinten; ba roufete man (eine anbere ßöfung, aU bie au§ unferer
38 g. Pon Sui^mi SIC. XIU, 4
?[bbilbuiig eiftt^tlic^e, mit i^ren großen glatten t^ladien; man Dec*
jic^tete auf jebe fünftknfdie ^u§fcf)müctung unb begnügte fi(^
bamit, eine ebene Unterlage für bie Säule ju fdiaffen.
3n ä^nlt(^er ÜBeife, mö^te tc^ glauben, ift aud^ bie Iiiffeien-
jietung bcr Sßorber- unb ber Seitenanfit^t beim tonift^n ÄopitcD
JU erltären. Wan begnügte fi^ bamit, bie ^almiuebet nur für
bie 9!orberanftct]t te[iefartig, als S^otuten. ju bttben, unb f(^uf für
bie !g€itenQnficf)ten glatte, faft fdimudlole glädjen, bie — BieHeiti^t
nit^t ganj jufaQig — an bie 9tü(ffeite unjeier !S)op))etfp^in£ba{en
erinnern.
«bb. 37. Htbicuk Doii ^d^Ii'fiai» iia^ ^ttrot.
Jieine geringe Sdimierigteit für ben togifc^en 9(6(Q«f tiefer
Unterfut^ung bilbet fct)[iegli(^ bie ^et^ttifc^e ^ebicula bon iSogtiaS-
Höi unb 9afili=fifljfl. ©ie ift ^ier (3ig. 37} abgebilbet, nur ber
l^oUflänbigfeit miÜen, o^ne ba^ itf) tvagen möchte, t[)re beiben
Säulen mit <Std|ett|eit auf ben ^afmbaum ju bejie[)en. 3c^ tDüibe
ni(^t jögern, baä ju tun, unb mürbe i^re iSoIuten für fpäte unb
red)t begeneiterte ^almmebel erfldien, menn man nid|t bie EBilb»
merfe üon Sugtiaö-fiöi jeßt famtlic^ in eine fo fe^t ftü^e 3"'
jurüdnerfe^en mürbe, greilid) bürfen mir unS nic^t Der^^fen,
bofi bie <£^rono(ogie Don IBog^aä'^öi gtgenmdrtig not^ DdÖig in
bei Suft liegt. Xatierbar unb batiert finb bi^ je^t gonj aOein
^0 XIII, 4 Sie ionift^e €äu[€. 39
nur bie lontafefn, bie wir gerne mit §. SB i n d I e r unb änberen
in baS 13. »orc^tiftt. Sofir^. [e^n. Sfliec niemanb lnei§ ()eute, in
toelt^em geitlic^ SJer^öltniffe btefe ©c^tifltafeln ju ben 93au-
ttKifen unb ju ben Sleliefä bon iSog^aS^Söi flehen. 9hemanb ^t
bist)« feftjuftellen twrmoc^t, ob biefe Xa^eln mit ben gtogen ^au-
W)b. 38. Sionjcft^aU, angc6li<^ in Clqtnpia gcfunbtn, je^l im aRuftum Don
Stl^n, ttma '/t b. m. 9t. Kugtn am ERanbt mit tinn in baS 6. Dor^r.
Satfxfi. geft^tm aiamdifc^en ^nf^rift. ^aäf $tnat, III, p. 783.
toerfen, mit bei ^uptmaf[e ber SletiefS unb mit bei ^et^itifc^en
^(feninf(^rift tpon boit gleit^altiig finb ober ob fie nii^t etma als
'3(^utt längft tiergangenei 3a^t[|unberte bei irgenb meieren ^Ianie>
rungS« ober 3luff(^üttungSatbeiten an i^ren legten ^unbort ge-
langt finb. ®ie|e »oUftänbige Unfit^rfieit ift auä mefir benn
einem ®runbe felir beKagen^roett — fo emyfinbe iäf e« roie einen
jjerifinlidien St^merj, bafe nrit über boä roirflid)e Sttter beS Bon
^u^ftein an einsm ber ©utgtote non ©oglfctS-fiöi entberften
Sönig«, biefe« fc^Önften SBilbmerfeS beS gflnjen tiet^tti((^n Suttur-
(leifed, au<^ nid|t annä^emb untenti^tet finb — aber id) glaube.
Abb, 39, $almt iii)it(fien ®pl|injen auf einein mqfeiüjrficm Siefldrinfl.
'/, b. ID. ®c. nodi a. 3- eoonö.
bafe gerobe biefe lliifid)erf)eit in bet G^ronotogic öon Soji^QS-Söi uns
au[§ bet Sßetpflic^tung überl)ebt, un§ fd|on je^t nä^er mit jener ?(ebi= -
cu(a unb if)ren ©änlen ä" bef^jäftigen. SJofit ober mörijte iiJi ^iet
Hbb. 40. Vul|(^iiilt au« tintx Sdialc Don flmat^uS, gqpern.
HD(^ botan erinnern, bafi bie ?lebicula »on SDgl)QÖ*Söi in DöHig
gleidier "Hxt atidi in ber fiet^itifc^en Snfdjrift tion bort (^fili-
flajo) crfdieint unb bo& fie eine SieODOnbte oiif einer angebtid) iir
«D. XJfl, 4 3)tc ionifc^e ©äulc. 41
DIt)mpia gcfunbcncn Sronjcfc^alc \)at, öon bcr eine ?lbbttbung
^ier jig. 38, ©. 39, naä) 5|Jerrot reprobujiert ift unb bie nicf)t
leidet jemanb in eine fo frfi^e Qtxt toie baö 13. öord^riftt. 3a^r^.
äurüdjuüerfe^en geneigt fein bürfte. Sie trägt eine aramäifdie
3nfc^rift: 5)em SWagib, ©o^n be« SKep^a.
Sebenfallö möd^te id^ cö einfttüeilen nod^ baf)ingeftellt fein
laffen, ob bie SSoIuten ber ^et^itifd^en Hebicula Don SBog^ag^Äöi
mit frühen „ionifdien" SSoIuten, alfo mit einer 5ßaImfrone ju*
fammen^ängen ober ob fie tttoa auf anbere, öielleid)t agt)ptifcl^e
^ßflanjenformen jurüdge^en. Um l^ier filar^eit ju fd^affen, tt)ürbe
baö gange grofee ^ier^er gef)örige SKaterial au§ Supern unb auö
bem mt)fenifd^en ^utturfreife ^erangejogen werben muffen, moju
eö ^ier an SRaum gebri^t SBieüeic^t fann id^ bei einer fünftigen
®elegen{)eit auf biefe intereffanten formen jurüdfommen. ipier
möd^te id^ nur jtoei 5ßroben geben, bie eine (SIbb. 39) öon einem
Siegelring auö ÜÄt)fenä, bie anbere (?(bb. 40) üom SRanbe einer
©d)ale aug Slmat^uö auf St)pern. S)ie mt|fenifä)e ©arfteDung
toirb man mit einiger ©icf)er^eit auf einen 5ßatmbaum begießen
bürfen. 2)ie fd^eibenförmige Silbung ber gruc^tftänbe ift toof)!
tüie bie anfc^einenbe SRoIieit ber ganjen Slrbeit auf bie fpröbe
2^ed^nit unb auf bie Äleinl^eit ber öerfügbaren gläd^e jurüdju*
führen.
hingegen ift bie c^prifct)e S)arfteIIung tt)irflid^ ro^ unb jcigt
aufeerbem bie benfbar gröfete 3)egeneration eine^ un§ fd}on Don
früher ^er befannten STOotiöeö, baö in feiner urfprünglid^en gorm
etnja unferer ^hb. 25 auf ©. 26 entfpro^en ^aben mufe. 3Ran
crfennt eben nod^, ba^ e^ fid^ um einen 5J5aImbaum ^anbelt, ber
öon 35ämonen befrud^tet toirb, bie gleid£)äeitig bie ©onne über i^m
galten.
(Sine nod^ toeiter Dorgefc^rittene Degeneration fef)en toir auf
ber ©^ale DonÄurium, (£l)pern, bie id) ^ier (Abb. 41) nad^ ^errot
(III, ©. 789) reprobujiere. D^ne bie öorl^anbenen 3^^f^)^"*
formen »ürbe niemanb imftanbe fein, bie fd^alenförmigen ®ebilbe
itoifc^en ben Dämonen rid^tig gu beuten.
9?ad^ biefem ©jfurfe, bei bem eg mir nur barauf anfam, an*
jubeuten, loelc^e großen 3(rbeitSgebiete ^ier noc^ na^egu brac^
liegen unb toie lol^nenb eine rein et^nograpl^ifc^e SBetra^tung ber
42 S. öoii Öujc^Qu «D. XllI, 4
Zierformen bcö ml)tenifd)cn Slrcifcd unb i^rer SScrtüaubtcn fein
loürbe, faffe ic^ nunmehr bcn 3nf)alt bcr üorftc^enbcn ©lättcr in
bic folgcnben i^cfcn jufammen:
1. Sic „SBappcnlilic" öon Dbcrägtjpten ift eine
Dattelpalme.
2. 2)a^ Sier[tab*Ät)ma unb feine SJernjanbten finb
and SBIattfränjcn entftanben.
3. S)ie ionifc^en 9Soluten ^aben nic^tö mit irgenb
iüeld^en Silien ju tun, fie finb au^ 5ßa(mlüebeln
hervorgegangen.
4. 2)ie ionifc^c ©äule ge^t auf natura[iftifd)e 2)ar*
ftellungen ber S)attc(pa[me;äurüd, genau tuie baÄ
griedjif^e Jüp^abet auf baö „p^önijifc^e^
nadjfdirirr!
Äurj üor ber 3tuögabe biefeö ^efteö erf)alte id^ burc^ bic
befonbere @ütc bon ?ßrof. Sugen ^ßeterfen Senntniö einer 3Rit*
tcilung oon ®iot)anni ^inja im Annuario della Associa-
zione artistica fra i cultori di architettura, Rom 1912,
p. 74 — 79. S)tc 9KitteiIung ift betitelt: „Le origini della colonna
uegli ordini ionico o dorico^* unb ift jtocifcllo^ unabl^öngig
üon meinen eigenen ^ier ocröffentlid^ten Unterfuc^ungen, obtt)o^I
fie jeitlid^ fe^r nal^e mit i^nen jufammcnfällt. SRcinc erftc üor*
läufige $Kittei(ung (in „Ausgrabungen in ©cnbfc^irli", ^^cft IV,
p. 359 ff.) ift im ©ommer 1911 gcbrudt, mein ausführlicher SBortrafl
in ber SBerlincr ?lrd&aeoIogifc^en ©efcHfd^aft ift am 7. SRoücmber 1911
gehalten, 5ßinja'S Vortrag in SRom jttjci Xage fpdtcr am 9. SWoöembcr.
@r tommt ju bcm ©c^Iuffe, bafe bic ionif^e unb bic borifc^e Saufe
fid) auö bem ?ßatmbaume cnttpidelt f)ätten, bic eine unter materifc^en,
i)ie anbere unter plaftifc^en ®efic^tSpunftcn. SBaö 5ßinja für bcn
3ufammenf|ang bcr borif^cn ©äulc mit bcm ?ßalmbaum anführt,
erfd^cint mir nic^t 5tt)ingenb; umfome^r freue id) mic^ ber Über«»
einftimmung unferer Änfic^ten über bcn Urfprung ber ionifd^en ©fiulc.
'Jlbb. 41. 8ilbtTnt uiib Dergolbelc S<i|ale Don Cuiium, ISQptni, jepi i
SeiD-Doif, faft ',, b. m. &x. 9io(^ 90ettot, lU, p. 789.
©w
M(ü Ötünt
t. (ff>itb€mann, (Dtof. Dr. ilffrt5: Qet Sterftuft 5<r aft^n At^^pUt,
3. (P^incftfct, Siigo: ({la4 Q^o^Ja^idt! 6ttt nac^^efaffince J^a^mcn^
4. (prABeft, (prof. ^tifttn (p.: ^aretoe I.
3* ۥ '^inxii^B'fdt (gu^^anbfuns
I I
I
\^
WAY 3 1919
14. 3a9T3ttns D(t Hite Oritnt f «fi t
£tmttno*rRän6ft«B< f)arR«ffuna<n , ....
Pitii <M Jabi- J ^ A einulpnit icdtt
,.»8« (4 lirlt.) I..r«.«.4rt,« w» d« „",„„'
2 ID., ttb. 3 m. Uotderasiaiischen Stselitdiafl (€. U.) eo ntnuit
Der Tierkult
ber alten Hgypter
Don
Dr. nifreb IDiebemann
Pror«flfor an b«r Unioerlltät Bonn
Eeipzig
). C« f)inri(l)sTcl)<? Bud)l)anblung
1912
Die Uordera$iati$d)e 0€$ell$d)aft (€. U.)
mit dem Sitz in Berlin
bejroedt bie t^örberiiiig ber üocberafiatifc^en ©tubien auf ®runb ber ^citfmäler.
@ie gibt tDiffenf^aftlic^e arbeiten i^rer Vlitglteber in ^mangtofen heften ol^
,,9Ritteilungen ber Sorberafiatifc^eu defedfc^af t'' itnb gemcinDer-
ftänbli(^e ^arfteHungen bierteliä^rli^ unter bem Sitel ,,^er 9(te Orient"
^eraud. S^rner miß bie ®efeIIMaft bie 93ef(^affung neuen äJlateriatd anregen
unb untec|lü(en.
. 2)er ia^rlic^eaHitgliebdbeitrag betragt 10 anarf.tuofür bie ,,Vlitteitungen"
(lonft 15 g».) unb „5)er «Ite Orient" (fonft 2 3«.) geliefert werben, —ffuf-
na^me atö SRitglieb erfolgt burc^ ben Sorftanb auf einfädle t(nmelbung
beim ©d^riftfü^rer. — 3^^^><nfl ^^^ ^Beiträge l^at im gannar an bie
3. 6. ^inric^«'fd^e öuii^^onblung, »erlag, 8ei<)aig, Sfumengaffe 2,
ju erfolgen.
Der^orftanb befte^t a- 3t. au«: $rof. Dr. %, Don Sufc^an, 1. Sorftfeenber,
Sübenbe, iBerlin; $rof. Dr. m, ^artmann, 2. »orfij^enbtr, ^ermdborf {^axl);
$rof. Dr. 9R. 6obern^eim, ©(^riftffl^rer, $erIin«(S)^artottenburg, Stein*
plai^ 2; Dr. $. IBindler, 3Bi(meri»borf; $rof. Dr. »r. ^eigner, ®rei»(ou;
ßic. Dr. «Ifr. SeremiaS, fieipaig; ^rof. Dr. g. d. Reifer, ftönig«berg; ^rof.
Dr. grbr. kommet, SWünci^cn. — Herausgeber ber „SRitteilungen": $rof. Dr.
H. »indter, SBi(mer«borf b. ©erlin, ©ingerftr. 79, be« „«(ten Orient":
i)erfelbe unb Sic. Dr. ^Ifr. 3eremia«, Scipaig, ^lauptmannftraftc 3.
Inbali der bisber crtcbienentn Qeltc
ägQpter atö Ihieger u. (Eroberer
in «Pen. 7«bb. SB.aÄ.SWüIIer. 5i
Schrift unb ©prad^e ber alten
Sg^pter. 9Hit 3 9(bbilbungen.
»on 3B. Spiegclbcrg. 82
^ierfult ber alten £gt)pter.
$on 91. ^iebemann.Ui
äRagie unb 3<<u^erei im alten
^[g^pten. Son 91. SBiebemann. 64
Unter^altungdliteratur ber alten
Ägypter. 2. 9(uflage.
IBon 9[. SBiebemaun. 34
Sote u. ^oten«9iei(!te im ©tauben
ber alten ^g^pter. 3. 9[ufl.
»on 9(. ® iebemann. 2a
9(mulette ber alten älg^pter.
«on a. ©iebemann.l2i
)(marna«3eit. ^g^pten unb
Sorberofien um 1400 b. (£^r.
«on S. «Riebu^r. 1»
Arabien bor b.^dlam. 2. 9luf{.
9on O.^eber. 3i
dei „HIten Orienl** (Prei» 60 Pi.):
I Sorfc^ungdreifen in ®äb"9(rabien.
3 5f artenf!. unb 4 «bbilbungen.
ISon O. SBeber. 84
d^laferS ^orfc^ungSreifen in ®flb«
arobien. 9Rit 1 ©Üb O^lafer«.
$ou O. SBeber. IO2
Slramfier. Son 9(. Sanba. 48
9(furbanipal u. bie afft^rifd^e
Ihtitur feiner 3eit. 17 9lbb.
93on S. S)e(i|»f(^.lli
^[t^iopien. 19lbb.SB.iK.Wfl(Ier. 6t
$oIitiic^e dntmicflung 93ab))Io«
niend unb 9(ff^riend.
»on H. ®in(f 1er. 2i
()immeld- u. ^eltenbilb ber ^ahtf^
lonier. 2 91bb. 2. erweiterte
tluflage. fßon ^. SBincTler. Ss.s
tBeltf 4öpfung, «ab^Ionif 4e. 1 «Ibb.
Bon (). SBindler. 81
^fimonenbefc^wDrung bei ben
SSab^Ioniem unb flff^rern.
»on O. «Beber. 74
(9ortfc|ung out ber brUlm Umf^tagfritc)
3m äUcrtum Ijabcn im Ärctfc bcr morgcnlänbild^cn toic bcr
abcnblänbifd^cn SBößcr bic ^(g^ptcr ate bie locifcftcn aQcr SKcnfcl^cn
gegolten, ^erobot, ber erfte grted^ifd^e ©efud^er bed SRiltale«, beffen
©c^ilberung erhalten geblieben ift, ber um 450 ü. (S^r. baö ßanb
burd^forfd^te, toar üon einer gerabeju fanatifd^en ©c^märmerei für
ba§ SSott erfüllt. 3)ie ^iftorifer unb ©eogro^j^en ber fpäteren
Sa^r^unberte folgten feinen ©ebanfengängen. @d galt aU bt*
fonberer SRu^meStitel unb gelegentlich gerabcju aU ®rforberni^
für einen berfil^mten 9Rann, in Stg^pten getoefen ju fein, bort ben
Setiren ber 5j}riefter gelaufd^t }u ^aben, Don i^nen über bie »elt*
bettjegenben gragen unterrid^tet toorben ju fein. 93on großen
©taat^männern, tt)ie St)furg unb ©olon, tourben berartige ©tubien*
reifen ebenfo gut berid^tet toit üon ben bebeutenbften 3)id^tern, tt)ie
^omer, Drpl^eu^ unb ©uripibe^, Don SKat^ematifern, loie ®uboju^
unb Slrd^imebeö, üon ^^ilofop^en, tt)ie Xf^aU^ unb ^lato. SBenn
auc^ bie meiften, »enn nid^t aße biefe ©rjä^Iungen nic^t auf XaU
fachen, fonbern au^fd^Iie^K^ auf freier ©rfinbung berufen, fo
geigt bod^ gerabe ber Umftanb, ba§ man fold^e gabeln für er*
forberlid^ l^ielt, um fo beutlic^er, in toie ^o^em ®rabe man aU
befte DueUe ber öerfd^iebenartigften SBei^^eit baö Stiltal anjufe^en
fid^ getoö^nt ^atte.
S)ie d^riftlidfien ©d^riftftcUer blieben mit i^ren Sobfprüd^en
^inter ben Ijeibnifd^en nid^t jurud. ^ie ^oftelgefd^id^te l^ob aU
einen Shi^me^titel beö SKofeö i)ttt>ox, ba§ er in aller SBei^^eit ber
Äg^t)ter unterrid^tet getoefen fei. 3)ie Sird^enfd^riftfteHer fonnten
felbftücrftänbtid^ bie ?lbgötterei bcr Sg^^jter nid^t bißigen, aber fie
beurteilten bod^ biefe ^eibnifi^e 9{eIigion im SSergteid^e ju ben
©lauben^formen anberer SBöIfer auffaUenb mitb. SBenn fie bie
Acoren ber alten Ägypter tabelten unb öertoarfen, fo ^oben fie
baneben immer toieber bie fonftige betounbern^toerte ®infid^t unb
ÄenntniÄfüQe bc§ SBoIfed an ben Ufern be^ 9?ile^ mit befonberem
5Ra(^bruc!e ^erDor.
1*
4 ^- SBiebemann, ^er ^ierfult ber alten Sig^^ter. HO. XIV, 1
^iefe ^od^ac^tung f^at ben gaU ber aüag^pttfc^en ^(tur ju
überbauern üermo^t. äB&l^renb bed ganjen iDhttelalter^ unb bis
tief in bie d^eujeit hinein f)at fte fid^ ungefc^tDäc^t fortgeerbt.
®Utö t)on neuem n)ar Don äg^^tifd^en @(el)eimniffen bie Siebe,
ja^Ireid^e ®e^eim(el)rer unb i^re @)efo(g^leute, 9fiofenfreu}er«' unb
greimaurerfd^ufen behaupteten in i^rem SBefi^e ju fein. ?tllgemein
gel&ufig ift bie ©jene in ber Qanhtiflbtt öon ©c^ifaneber unb
3Rojort, in loelc^cr bie (Sintoei^ung in bie ticfften ©e^eimniffe
unter Slnrufung ber äg^ptifc^en ®ötter, 3fi^ unb Dfiri^, erfolgt
©elbft in ben ©ele^rtenfrcifen ^errfc^te ber ®(aube an baö gort*
(eben ber altüberlieferten, ög^tifd^en äßei^^eit 9(m $(nfange be^
19. 3a§r^unbert^ fpielten im SWItale f elbft bie ©ruber öon Sujor
ober toie fie fic^ unter SSertoertung einer falfc^en Stbleitung bed
iRameni^ oon Su^or üon bem (ateinifc^en lux ,,Sic^t'' aud^ nann^
ten, bie Pratres lucis „bie SBrüber öom fiic^t", eine gro^e Siotie.
©ie behaupteten, niemals bad 93en)ugtfein i^red ed^ten unb engen
3ufammen§ange^ mit ben uralten Sorfa^ren, ben Ägyptern, öer*
loren ju ^aben. S^ampoUion, ber 93egrünber ber 9(g^pto[ogie,
liefe fid^, ate er auf feiner dg^ptifd^en Steife nadi Äairo fam,
burd^ i^re Behauptungen bemegen, fid^ in ber großen ^^ramibe
in i^re ®e^eimniffe eintoei^en }u laffen. Sr ^offte auf biefem
SBege tatfdd^Iid^en Jluffc^Iufe über bag fianb feiner ©tubicn ge«-
»innen ju fönnen.
@igent(id^ toax eS erft bie burd^ (S^ampoQion'd t)on biefen
p^antaftifd^en fie^ren unbeirrten ©c^arffinn begrünbete ©ntsifferung
ber ^ieroglQp^en, bie (£rfd^Iiefeung bed Sn^alted ber äg^ptifc^n
Xejrte, koelc^e ben uralten 9tu§m beS $}o(fe^ jerftörte ober boc^
»efentlid^ einfd^ränfte. ©ie ^at gejeigt, bafe bie ©cbeutung Itg^p-
tenö auf feinen Seiftungen auf bem ®ebiete ber öerfeinerten Sebeni^*
fünft, be^ ^nbioerfeö, bc^ Äunftgett)erbes>, ber ftaattid^en Crgani*
fation, ber ©efe^gebung, be^ bi^ in baö einjetnfte bringenben
ttienn aud^ meift tt)cnig ftjftematifd^en, religiöfen unb m^ftifc^cn
3)enfeng unb Xräumcnö berul)tc. 3^9^^^^ o^^^ W ^^^ äBiffen*
fc^aft erliefen, bafe bie alten ^ig^pter gcrabe auf benjenigen ®e*
bieten feine SWeifter toaren, beren ®rforfc^ung i^nen bie ©(^rift*
fteDer bed Slltertum^ jum befonbern 9lu^me anzurechnen pflegen.
äBeber bie ejraften S3iffenfd|aften, toie ÜRat^ematif unb Stftronomie,
noä) bie abftrafte SBiffenfc^aft ber $^i(ofop§ie ^aben auf bem
©oben bed alten 9?i(ta(e^ eine tatfäd^Ii(|e ©lüte }u geioinnen t)er*
moc^t.
«0. XIV, 1 3)ic »ciiS^cii bcr Ägypter. 5
®icd aQc^ ift aber neuere ©rfenntnig, für bad gefamte Alter-
tum ftanb bie Jatfadje bcr ^oI)en SBeid^cit ber tg^pter feifcufeft.
3)icfe SBeid^eit überragte nad^ allgemeiner Überjeugung bad SBiffen
aller anbern SBöIfer in bem gleichen ®rabe, in bem bad älter ber
ag^ptifc^en gefd^ic^tlic^en Überlieferung bie 3^itbauer ber ®efc^id^te
ber übrigen Stämme übertraf. Äonnte man bod), toxt bied noc^
?ßlato burd^ einen 5ßriefter au^ ©aiö au^fpred^en lägt, im SSer-
gleid^e ju ben ^tg^ptern bie ©riechen nur afe ftinber bejeid^nen.
@o grofe aber biefe G^rfurc^t üor bem SBolfe, feinem lun unb
äSiffen aud^ fein mod^te, ed fonnte boc^ nic^t ausbleiben, bag ber
Sieifenbe, ber üon i§r erfüllt in baS Jiiltal fam, §ier manche« fanb
unb ^örte, roa^ feinen Gmpfinbungen »iberfprad^, fein Urteil um«
juftürjen bro^te. ^n einjetnen fällen l^anbelte eS ftc^ babei um
yiadix\d)ttn über ©ebräud^e ber SBorjeit. @o menn berichtet tonxbt,
mon §abe im fianbe einft SRenfc^enopfer bargebrac^t biefe feien
aber im fiaufe ber 3cit aUmä^lic^ aud bem &tbxau(i)t gefd^munben.
^ann tonnten bie 9lgQptenfd^märmer behaupten, ^ier l^anbele eS fi^
um böSmillige SSerleumbungen ober um unabfid^tlic^e Irrtümer
fc^le^t unterrid^teter ©eric^terftatter, eine berartige ^Barbarei fönne
bei ben SDMnnern an ben Ufern beS SRileS unmöglich üorgefommen
fein. ®anj anberd lag bie @ac^e, toenn (Sitten in SBetrad^t famen,
toeld^e noc^ fortbeftanben unb n^elc^e niemanb überfe^en fonnte,
ber aud^ nod^ fo flüchtig ben Soben ^g^ptenS betrat. Unter ber>«
artigen ©rfc^einungen mar für ©riechen unb SRömer, für Reiben
unb ©Triften am auffoüenbften unb am fc^toerften oerftänblic^ ber
S^ierfult, ber im gangen Sanbe unb in allen Reifen ber ©eoölfe*
rung ^errfc^te.
^ie @)riec^en Ratten bamald langft oergeffen, bag einft auc^
auf ^ellenifc^em ®oben ^iertult beftanben ^atte. Die legten
©puren einer berartigen SSerel^rungdform »aren nod^ oor^anben
in ber SBerbinbung beftimmter ®ott^eiten mit beftimmten iieren,
beS 3^"^ ""* ^^^ ?lbler, ber §era mit bem SRinbe ober ^fau,
ber 9lt^ena mit ber Qule, auf tueld)e Did^ter unb plaftifc^e ^enN
mäler anfpielten unb koelc^e bis in bie 9{ömerjeit hinein auf ben
im Sluftrage beS Staates unb ber ©emeinben geprägten SKünjen
feftge^alten tourben. ?lllein, biefe SBerfnüpfungen mit üeren
Ratten anbere Srflärungen unb Umbeutungen gefunben. Diefe
®efc^öpfe toaren ju Begleitern, Dienern, Symbolen, fünftlerifc^en
?luSbrudSmeifen ber ®ott^eiten ober i^rer ©genfd^aften, i^reö
9luSfet|enS, i^reS SlicfeS geworben. Der ®runbgebanfe, bie gött*
6 31. SBicbcmonn, 3)er 2:icrfuU bct alten *flt|ptcr. «C. XIV, 1
lid^c SRatur bci^ %mt^, toax bcn ©riechen bcr flaffifc^en Qtit
ööüifl cntfc^tDunbcn. ©ic ^ttcn fie üergcffcn cbcnfo tote ber Sauer,
bcr in ^cutfc^Ianb baä ©torc^neft auf feinem §aufe fd^ont unb
bic Sule über feinem ©d|eunentor annagelt, nid^t me^r an bie
götttid^e ober bämonifd^e Statur biefer ®ögel benft. Sr fd^rt nur
fort, eine Sitte ju beobad^ten, bie it)m öon feinen JBorfa^ren ald
rid^tig unb nu^bringenb überliefert »orben ift.
3n ^gtjpten liejj fid^ eine folc^e Äuffaffung ber Siere, mt
fie in i^rer locferer geworbenen SJerbinbung mit ben ©Ottern in
fyellad möglich toax, nid^t annehmen, ^ort niaren biefe 3Befen
riic^t ^Begleiter unb niebere 35iener, nid^t ber Slui^brucf beftimmter
(Sigenfc^aften ber ©ott^eit. ^a Raufte in pr&d^tigen Stempeln,
Rainen, ©een ba^ @ott*Iier, öon einer ja^Irei^en ©d^ar üon
^rieftern unb grommen gehegt unb gepflegt, genährt unb ange»
betet. 3n ben ^riüat^aufem ^ie(t man in fleinen fapeQenartigen
Släfigen auS ©tein, ^olj ober SSronje SBöge(, ©d^Iangen, Heine
S^ierfügler unb brachte i^nen ald ^au^gßttem ®ef diente unb Opfer
bar. Sluf ben gelbern t)or ben 2;oren unb in ben ©trafen ber
©tdbte »angelten ©perber, 3bife, Äa^en um^er, beren Dualen
unb Xöten ftreng, gegebenenfalls mit bem Xobe beftraft lourbe-
^rojeffionen tonnte man fe^en, bei benen ein %m, tüit ber
^pidftier t)on ^^mnenfingenben Jünglingen begleitet, ben SRittet«
punft ber $eret)rung ber gläubigen SOtenge bilbete. Sfoftfpielige
©egrobniffe jogen öorüber, bei benen baS öerftorbene ^eilige S^ier
)u feiner legten SRu^eftätte überführt tourbe. ®alt baS ^ier afö
befonberS e^m)ürbig, fo bilbete fein ®rab einen eigenen Q3au. ©o
erhoben fid^ um 1500 \), @^r. im SBerei^e ber ©räberftabt k)on
©aqqara auf erl)ö^ten 2;erraffen Heine ÄapeUen. ?tn jeber i^rer
t)ier ©den toax ein Pfeiler angebrad^t; an brei ©eiten berbanb
eine äBanb biefelben, mä^renb an ber vierten ©eite ber 9taum
offen toax unb ^ier eine 2;reppe ju ber fiapeQe hinaufführte, um
ben ?tnbäd|tigen einen bequemen 3"8ö"9 h^ gewähren. S)a8 2:ier
felbft, bem i^re SBerelirung galt, ru^te, umgeben üon feinen ©ei*
gaben, unter ber Äapelle in einer g^Ifengruft.
^dufiger als in foldien ©injelgrdbern beftattete man bie ®e-
fc^öpfe in grojsen 9(nlagen, in n^eldjen, toie in ber ?(piSgrabftStte
beS ©erapeumS ju äßemp^iS, jebeS einzelne in einer gefonberten
3eIIe feine Xotenfammer unb jug(eid| ein äBo^ngemac^ für feine
unfterblidje ©eele erhielt. 3n ber 9ld^e »ar ber gemeinfame Äult*
räum für aüe bie Snfaffen ber ©ruft ju fud)en. S)ie SWac^t ber
«D. XIV, 1 ®räbcr ^eiliger Zxtxt. 7
^icr rul)cnbcn 333cjcn tpurbc fc^r ^od^ öcranfc^lagt. SSorncI)mc
^erjönli(|fcitcn, »ic ein föniglid^cr ^inj, ein ©o^n SRamfe^ II.,
tieften fic^ in i§rer 9Kitte i^re legte SRu^eftdtte bereiten, um 8lnteil
an i^rcm göttlichen ©c^uge }u gewinnen. Siebet ate fol^e SReu-
anlogen ^etjufteUen, legte man in funftloferer unb weniger loft-
fpieliger SBeife umfangreidie SKaffengrüfte an. ipierju öemertete
man gern naturlid^e ^0^(en im @ebirge ober auc^ alte @räber,
bcren einftige menf^lid^e 3n^aber öon ®rabräubern i^rer Seigoben
beraubt toorben »aren unb beren Seid^name gleichfalls ber SSer»
nid^tung an^eim gefaDen toaren. 3n i^nen Raufte man bie %\txr
leieren ju ^unberten unb Xaufenben auf. äReift entl^ielt babei
jebe einzelne Einlage, je nad^ bem @)Iauben bed ®aud, in koeld^em
fie fic^ befanb, nur eine beftimmte 5;ierart, toie bie feit Sö^t^un«
berten ausgebeuteten 3bißgrfifte bei ©aqqara, bie SRiefengruft für
Shrofobile bei SKonfalut, eine Slffengruft ju X^eben. An anbern
@teQen brachte man aud ber Umgegenb ober auc^ t)on fern l^er
alle üerenbetcn ^eiligen Jiere jufammen unb bettete fie unbelfim*
mert um il^re öerfd^iebenen Slrten gemeinfam in bie gleid^e ®ruft
ober auf bem gleid^en @räberfelbe.
^e Sel^anblung ber Seid^en toax babei nic^t immer eine be*
fonberS forgfame, boc^ ftnb in einer SRei^e üon gäUen bie liere
fo gut erhalten, baft i^e joologifc^e 93eftimmung, bie Unterfud^ung
ber Sinjel^eiten i^reS 5tnocf|enbauS, i^rer SRuSleln unb @el)nen,
i^eS geüeS unb i^rer gebern bem 3;ier!unbigen möglid^ ift. 9iic^t
feiten l^at man bie Seid^name üergolbet in @ärge gebettet, mit
fieinen^anbbinben unb bem fogenannten SRumienfarton umgeben,
mit Sagen üon Seinetoanb unb $a))Qru§, meldte man Dermittelft
@ummi arabicum ju einer feften 9Kaffe jufammengeflebt ^atte. 3"
fold^em 3^^^^ benugte man au8 ©parfamfeitSgrünben meift ftatt
neuem $ap^ruS alte bereits befd^riebene, nunmehr aber nid^t me^r
gebrauchte glätter. üBei ber Stuflöfung fold^er Startonagen ^aben
bie mobemen ^orfc^er toerti^oHe Urfunben auS ber ^tolemäerjeit,
Jeile t)on ^anbfc^riften griec^ifd)er 5)id^ter unb ©c^riftfteHer, frei*
(ic^ Dielfad^ jerriffen unb befc^mugt, jutage ju förbem üermoc^t.
!£)ie 9Rü§e unb bie biSkoeilen er^eblid^en Soften, n^eld^e bei ber«
artigen Seftattungen ber ^eiligen Xiere aufgen^enbet toerben mußten,
jeigten bem frembcn JReifenben im Slltertum beutlid^, njie fe^r bie
Heutige 3u^^^i^i^9 ^^ ^efd^öpfe ffir baS SenfeitS bem alten
^lg9|)ter am ^erjen lag, toit menig man an ber im Sanbe totxU
verbreiteten ^od^acf)tung öor bem Xiere jioeifeln burfte.
8 «. «Biebcmonn, 3)€r Xicrfult bcr attcn Ägypter. «O. XIV, 1
Die 3;atfac^c loar ba. S)a^ 2;icr, toclc^e^ bcr ®ricc^c atö
tief unter fid^ ftcl)cnb an^af), toclc^c^ nur ju feinem 5)ienfte, feiner
S^Q^rung ober ju feinem 93ergnügen biente, badfelbe Xier Qolt
f)m bei ben ipeifeften aDer 9)2enfc^en aU Zeitig unb ate gSttüc^.
3)iefer ®ebante erfd^ien ben grie^ifc^en SBeobad^tern, ben JReifenbcn
toie ben ©c^riftftenern, fo eigenartig unb unfa|bar, ba% fie glaub*
ten, fic^ eifrigft bemühen ju muffen, um ©rflärungen für ben
äg^))tifd^en 2;ierfult ju finben, welche geeignet »aren, i^n mit ber
}um ^ogma getDorbenen ^öl^eren (Sinfid^t ber 9ti(taIbetD0^ner in
ffiinttang ju bringen. Sine lange SReil^e ^ierl^er gehöriger 5Bor-
fd^I&ge finb öon ben ©d^riftfteüern be^ Stltertume^ gemad^t tüorben.
93or aQem gefd^a^ bied burc^ einen Wlann, ber ju ben nid^t fe^r
ja^Iret^en SBertretern ber griec^ifc^en Siteratur gehört, beren SRame
ben ^eid ber ^ad^gele^rten ju äberfd^reiten t)ermoc^t ^at. @d
loar bied ^lutarc^ Don (S^aeronea, beffen fiebendbefc^reibungen be«
rü^mter SRänner bi^ in bad öorigc Sa^r^unbert hinein im ge*
famten SBereid^e ber europ&ifc^en Äutturtoelt eine loeitoerbreitete
unb beliebte Scftüre bilbeten. 3n einer befenberen Schrift, toelc^e
er in bem §o§en Sdter oon etn^a ad^jig Sauren um 120 n. &^r.
Oerfa^te, ^at er bie ©age oon 3fig unb Dfiri^ be^anbelt unb bei
biefer Gelegenheit aud^ aber bie fonftigen Setiren ber ftg^ptifc^en
SRetigion unb i^ren tieferen Sinn fi^ gedufeert. greilic^ ȟrbe
man irren, koenn man l^offte bei ^tutard^ mir{(id^ rein äg^tifc^e
fie^re ju finben. @^ ift fe^r n^a^rfd^einlic^, bag er ftg^pten felbft
ni^t fannte. 3ebenfaüd oerftanb er feine Sprache nic^t unb »ar
fiberaQ auf anbere @(eto&^ri}männer angen^iefen, beren Angaben er,
loie er bad Oon feinen 93iogra))^ien §er getoo^nt loar, in eifriger
©amme(t&tigteit jufammentrug. ®ie berart gewonnenen ^uffd^(uffe
gab er nid^t in i^rer urfprfingKd^en Raffung lieber; er brachte
fie in ein ©Qftem, bad oon grted^ifc^«p^i(ofopl^ifc^en SJorfteQungen
ausging. SBie feine ganje 3^^^ glaubte er, bafe bie (M6tter ber
SBöIfer eigentli^ äberaU bie gleichen feien unb §ielt fid^ ba^er für
bered^tigt, jur (Srflärung äg^ptifd^er Se^ren o^ne toeitered grie*
d^ifc^e ®ebanfengänge ju oertoerten. Snfolgebeffen er^filt man in
feinem SBerfe nid^t ed^t äg^ptifc^e Steligiondauffaffungen, fonbern
ein ®ilb oon bem, n)ad man im beginne bed jn^eiten Sa^r^unbertd
n. 6^r. in gebilbeten, gried^ifc^en Greifen über bie äg^ptifd^e 9leR-
gion badete. Sßon biefem ©tanbpunft aud erfolgte benn auc^
feine Seljanblung bed äg^ptifc^en Xierfulted, bei ber bie groge
3a^( ber Oorgebrad^ten ^efc^önigungdoerfuc^e Oon oorn^erein
1K0. XIV, 1 ^ntife (grflärungcn bcg ftulte«. 9
jcigt, bafe er felbft feinen einjtgen berfelbcn al^ tpitflic^ burd)*
fc^lagenb anfo^.
Unter ben SSorfd^lfigen ^lutard^d fpiett bie 9iü^(ic^feit^t^eoric
eine gro^e SRotte. SBegen i^re^ Sinkend unb i^rer SBraud^barfeit
l^abe man bad 9{inb, ba^ @c^af, bad Sd^neumon üere^rt. 2(ud
gleid^em ®runbe gelte ber 3bi^ ötö ^eilig, ber bem 9D?enf^en bie
antt)enbung beö Äl^ftierö gelehrt ^obe. |[g^ptifd) finb folc^e @e*
banfengänge ebenfo n^enig n)ie bie baneben t)on ^lutord^ ange^
führten, man ^abe eine Steige üon gieren ^od|ge^a(ten^ meil man
in i^ncn gewiffe unbeutUd^e Silber ber göttli^en SKad^t watjrju*
nehmen geglaubt l^abe, bie jum ®ottume fid^ etioa fo t)er^ie(ten,
tt)ie baö 95ilb ber Sonne in ben ^Regentropfen jur Sonne felbft.
©0 ffait man baö Ärofobif tjere^rt, »eil e^ feine 3""9^ ^^^^
unb au^ bad göttliche SGBort feiner Stimme bebürfe* Ober ba^
SBiefel, toeil ed mit bem D^r empfange unb mit bem 9)2unbe ge«
bare, alfo ein ?lbbilb ber Sntfte^ung ber SRebe fei. Ober bie
Sd^Iange, toei( fie nid^t altere unb oljne ^(lieber leidet ^inglei«
tenb fid^ fortbeioege unb bamit ben Sternen gleid^e. Unäg^ptifd^
ift ferner bie öon 5ßlutard^ öerjeid^nete gurd^ttl)eorie. 3ebe un*
üemünftige unb tierifd^e SRatur fei ein Seit be^ böfen ®eifte^,
bementfpred^enb fei aud^ bie Seele be^ un^eilbringenben ©otteS
5;^p^on in Xiere verteilt toorben. Um biefe böfe SRad^t ju be*
fänftigen unb ju begütigen, l)abe man ben Stieren mit Sere^rung
gebient. ^reilic^ l^abe man gelegentlid^ aud^ bie bem %\)pf)on ge«
toeiliten Siere getötet, um bem ®otte toe^e ju tun unb bie Qaf)l
feiner greunbe ju öerminbern, ober um i^n ju beftrafen, toenn er
eine Sanbplage über %^pten fc^icfte. (Sine anbere ®rftärung liefe
ben Sult auf eine ftaat^fluge SSorf^rift jurücfge^en. ©in liftiger
ftönig l)abe ben öerfd^iebenen Ägyptern befohlen, öerfd^iebene, öon
SRatur einanber feinbtid^ gefinnte Xiere ju öere^ren, um ^ierburd^
Uneinigfeit jtoifd^en bie SSere^rer üerfd^iebener Xiere ju bringen,
^ier ift Urfad^e unb SBirfung Dertoed^felt. Xatfäd^lid^ ^at ftc^
gelegentlid^ jloifc^en ben Sln^ängern öerfd^iebener 2;iergattungen
geinbfc^aft enttoidtelt. 5)iefe würbe burc^ bie SSerfd^ieben^eit ber
in ben einzelnen Orten öere^rten Siere öeronlafet, ber ®egcnfa^
ift aber nid^t ju i^rem 3^^^^ erfunben Sorben.
@in weiterer ®ebanfe, ben ?piutard^ nur anbeutet, SDiobor,
ber 57 D. 6^r. ^g^pten bereifte, bagegen breiter bel^anbelt, ^at bis
in unfere ß^it hinein ^n^änger )u finben t)ermod|t. ^anac^ ^ätte
ein Äönig ober ber ®ott DfiriS, um Unorbnung unter ben ein*
10 Sl. S»icbemonn, Der 2:icrfu(t bcc oltcn Ägtjptct. «D. XIV, 1
jcincn Slbtcifungcn fcinc!^ §ccrcä ju üermcibcn, bcn öcrfc^icbcncn
^Truppenteilen ©tanbarten üerlie^en, toelc^e bie 91nfü^rcr ju tragen
Ratten. Auf biefe ©tanbarten fe^te man bie SBilbcr t)on lieren.
3)anf ber l()ierburc^ erreid^ten Orbnung fiegten bie Äg^ter im
5hiege unb glaubten nun ben lieren i^r ^il ju öerbanfen. JBon
biefem 3)anfedempfinben befeelt, führten fie bie göttlid^e SSerel^rung
ber liere ein. — SKd^tig ift ^ier, ba§ bie ©Über ^eiliger Xicre
auf ©tanbarten getragen »urben, ä^nlic^ wie fic^ auc^ in ttff^rien
entfpred^enbe ©tanbarten finben. TOan f^at aber nid^t au8 3R\i*
Derftänbnid biefe 3^^^^" fpäter angebetet, fonbem man f^at afö
©tanbartenjeid^en für $rieftcr!oQegien, SBürgerabteilungen, ©oU
batenlorp« bie SBilber berjenigen 3;iere J)erttjertet, toeld^e fie Der»
ehrten, unb bie bal^er in ^eg unb f^rieben i^re ©d^u^bömonen
bilbeten. 92ic^t baS ©tanbartenbilb ift bad Urfpränglic^e, bad
Zeitige Xier ^at i^m (Sntfte^ung gegeben.
Slnbere 93orfd^I5ge, mld)t ^lutarc^ ern^ä^nt, fönnen über«
gangen »erben. 9?ur eine^, ben er felbft Dertoirft, mu§ no^ ge»
bad^t koerben, ba er in ber fonftigen antifen fiiteratur, befonberd
bei bem unter Sluguftud lebenben Q^rammatifer ^^gin unb auc^
bei mobemen ©ele^rten SBertretung gefunben f)at 3^m jufolge
Ratten fid^ bie ®dtter, um bem böfen ©et^X^pIion ju entgelten, in
iiere üertoanbelt. 3)ie ®efd^öpfe, beren ®eftalt fie bamafe ge*
rettet f)af>t, feien i^nen gen^ei^t geblieben unb Ratten SSerel^rung
gefunben. 3n ben äg^ptifc^en Xe^ten ift in ber Xat bat)on bie
Hiebe, ba§ gelegentlid^ ©ötter bie ©eftalt üon ^eiligen 3;ieren an*
nahmen, ©o »urbe berid)tet, bafe 3fid einft bie ®eftalt einer ^ei*
ligen ^^ tttoaf)ltt unb ^orud bie bed 9(pid, um unbe^eQigt Don
bem @otte ©et nac^ ber ©tabt ?(pid }u gelangen. SlQein, an
biefer unb ä^nlid|en ©teÜen f oU nid^t ber Xierlult erflärt »erben ;
er »irb Dielme^r Doraudgefe^t. 3BeiI bie Xiere ^eilig »aren,
barum füllten fic^ bie ®ötter in i^rer ®eftalt geborgen. (SS
Hegt genau ber gleiche ®ebanfengang Dor, toie toenn ber 3^ote er«
flärt, fein ®eftc^t fei toie baö be« 9lnubig«'©c^afald ober toenn ber
3auberer fid^ bei feinen ©efd^toörungen für einen ®ott au^iebt.
Die ^{ngleic^ung an eine oor^anbene, allgemein oere^rte ®efta(t
foU ^ö^ere ^ad)t, 9(nfe^en unb ©c^u^ gemä^rleiften.
So toar benn feiner ber Don ^(utarc^ unb ebenfo loenig ein
anberer Don ben ftlaffifcrn Dcrjeic^neter ®runb für bie 3;ierDer-
e^rung auf äg^ptifd^er Überlieferung begrünbet unb ebenfo loenig
tonnte einer Don i^nen aU bie tatfäc^Iic^e Jßeranlaffung biefer iSx*
«O. XIV, 1 SWobcmc (£r!Iärunfl«t)CTf ud)c. 1 1
fc^ctnung angefcl|cn »erben. Unter bcn ntobernen gorfd^crn befaßten
fic^ naturgemäß junacfift bte ^g^ptologen mit ber ^^Qge. 93on ben
ja^Ireic^en ä^orfd^ISgen, bte t)on biefen ausgingen, genügt ed eined
meiter üerbretteten ju gebenfen. 3^m jufolge n>äre ber S^ierfult
urf^)rfinglid^ gar nid^t emft gemeint. 3n ber ^ßoefie unb in
naiDer ^^antafie ^abe man tttoa ben 9J2onbgott einem 3bid, bie
®8ttin Saft einer Sa^e öerglic^n. ©old^e poetifc^e SJorfteHung^-
art fei au^ in ber bilbenben ^unft üblid^ geloorben unb ^abe
fc^tießlid^ für tatffic^Iid^ n^a^r gegolten. SBei anberen ^eiligen
Xieren Ratten too^I n>irf(ic^e @reigniffe ber SorfteQung jugrunbe
gelegen n^ie bei bem ^^önij:. Steiger §dtten DieQeid^t einft in bem
iempelbejirf öon ^eliopotiö gcniftet, toären längere 3^^^ aUjä^r*
lic^ toiebergefe^rt, bann aber fortgeblieben. jE)a ^abe ed atö äBunber
erfc^einen muffen, toenn fid^ an bcrfelben ©tette fpäter bod^ ein*
mal toieber ein Steiger einftellte.
!Diefer @rf(ärungdt)erfu^ beutet bie U)efent(ic^en 3^9^ ^^^
ägt)ptifd^en @rjä^(ung t)om ^^önij:, Don feinem ^obe, feiner @elbft«i
Verbrennung, ber Sntfte^ung bed neuen ^^öni{ aud ber 9lfd^e
nid^t Sie fönnte nur für bie Don flaffifd^en 9[utoren be^uptete,
in ben ägt)ptifc^en Xe;rten jebo^ nirgenbd ern^ä^nte Sßieberfe^r be^
$^öni£ nad^ Dielen Salären angeführt tt^erben. 9ber aud^ ab«
gefe^en §iert)on n^ürbe eine fold^e rationaliftifd^e 9(b(eitung uralter
religiöfer Sorfteöungen auö mifeöerftanbenen poetifc^en Silbern
unb Xatfad^en nic^t im Sintlange mit bem fielen, toad bie 9le(i«
giondforfc^ung über bie Silbung berartiger ®(aubendf&|e ge«
le^rt ^at.
SBor allem muJ5 eine fold^e (£rflärung^tt)eife fc^toeren 95e-
beulen unterliegen, toenn e^ fic^ um ein ®efd^öpf ^anbelt, bad,
tt)ie ber $^öni£, überhaupt nic^t Don biefer SBelt ift. ^er ög^p*«
tifc^e 5ߧönij befielt gleichzeitig nur einmal ate ein gabetoefen,
ald baö I)eilige 3;ier be« Sonnengottes, bie SJerförperung ber in
ber @Iut ber STOorgenröte neu entftel)enben, an bem §immel em«»
porfteigenben SRorgenfonne. ©eine ®eftalt mirb in ja^Ireic^en,
freiließ nid^t immer untereinanber übereinftimmenben, ögQptifd^en
'DarfteQungen im allgemeinen a(S bie eined 9iei^erS Dorgefü^rt.
©ein 9tame ift Sennu, kooraud bad griec^ifc^e $^dni£ entftanben
ift, unb biefeS 993ort bejeid^net ben götttic^en, nic^t ben irbifc^en
SRei^eroogel. 3n jüngerer 3rit, in ber flaffifd^en unb in ber ^rift-
liefen fiiteratur erfd^eint ber ^^öni; a(S buntfarbiger %b(er unb
nod^ fpäter fogar aU ^au.
12 «. SBicbcmann, 5)cr 2:ier!uU bet attcn «gti^tcr. «O. XIV, 1
3)te äuffaffung atö Stbicr finbct fic^ bereite bei ^erobot,
o^ne ba^ ju erfe^en tväre, loie biefer ju il)r getommen tft. 3n
ber btö^et befannten 9)^Qt§oIogie bed alten ^(g^pten^ fptelt ber
abicr feine Koüe. S)te angäbe gried^if^er ©d^riftftener, er fei in
3;§eben göttlid^ öere^rt toorben, läfet fid^ aud bcn Denhnälem
nic^t belegen, iDcnn fid^ aud^ äblermumien mel^rfad^ in Ober*
ög^pten gefunben l^aben. ^ad @d^riftseid^en für ben Suc^ftaben
a, in metd^em man einen 9(bler ffai feigen n^oUen, fteQt melme^r,
loie 'Don joologifd^er Seite gejeigt morben ift, ben äg^ptifd^en Ha^^
geier bar. 2)er SJogel, ber in ^Ig^pten aU löniglic^ed unb gött»
lid^e^ ®efc^öpf erfc^eint, ift ber Sperber, in beffen ®eftalt ber
Sonnengott auftritt, befonberö aud^ loenn er ben Äönig mit feinen
^(ügetn }u fd^ügen bebad^t ift. 3n feiner »Normung fliegt nac^
beifi Xobe bie Seele bed ^önigd ju bem SReid^e ber ®ötter hinauf.
ßrft in ^eQeniftifd^er 3^*^ ^^^^ i" ?ig^pten ber Äbler ber
fönigli^e SBogel. @r ift bad S^^^^^r ntit bem bie ptolemfiif^en
Äöniggmünjen gegiert finb. 3n römifd^er ^tit ift er bad ®efc^öpf,
totid)^ bie ®ötter trägt, koie bied befonberd jaljlreid^e ^arfteQungen
auf Xonlampen geigen. 93or altem bilbet er ben SSogel, melc^er
fic^ bei ber Äpot^eofe ber ftaifer über bem S^eiter^aufen ergebt.
SRüngen ber fonftantinifc^en Spod^e, koelc^e ber Sßieberfe^r glucf«
lid^er 3^^^^" gelten, geigen ben ^^5ni{, mie er auf bem ^olgftogt
fte^t. 3n !optifd^en 3eiten enbtid^ gilt ber $^öni£«?lbler al^
Sinnbilb ber Sfuferftel^ung unb ift in biefer SBebeutung ebenfo
loie ber ^fau in bie d^riftlic^e Silberfprad^e übergegangen, in
toelc^er er bann aU ber aud feiner Sfd^e gu neuem fieben er«
koad^enbe $^dni£ n^eiterlebte. ^ie ber 9lbler überhaupt gu einer
folc^en Stellung lommen fonnte, ift befonberd in jüngfter 3^it
me^rfad^ erörtert loorben. 3Jlan f^at feftgeftellt, ba% er in^befon«
bere in Serien n^enigftend feit bem 3. oord^rtftlic^en ^a^r^unbert
entfprec^enb aufgefaßt tourbe unb ^at angenommen, i^n atö ber«
artigen ®dttert)ogel in Stfien aud^ bid in ein nieit ^O^ered 3iÜtx*
tum hinauf t)erfolgen gu !önnen. 92ac^ einer bab^Ionifd^en fiegenbe
^ätte (Stana einen Äbler t)or einer Sd^lange gerettet, ber äbler
^abe i^n hierauf in ben ^immel getragen, mo er eine Steige ber
^errfc^erf^mbole bed ?lnu geraubt gu ^aben fc^eint, bann aber
toieber gur Grbe ^erabgeftürgt »urbe. §ier fommt in ber lat
ein ?lbler oor, allein feine Stellung ift eine tocfentlic^ anbere,
»ie bei ber ^^önis*Sagc unb bei ber Äaifer*?lpotl)eofe, fo bafe
gtoifc^en beibcn 3luffaffungen biö^er eine feftftellbareiSBerbinbung
to. XIV, 1 5)er ^^öitij. 13
fc^It SKöfllic^ »ärc cö ja, ba§ an btc griec^ifc^c ^I^SmjöorfteUung
anflingcnbc ©cbanlengänge bereit« in üot^eDeniftifc^er 3^^^ ^^
SBorbetaficn ^crrfd^ten unb üon ^ier au« ju iperobot« Qtxt nad^
Sg^pten öorgebtungen toären, betoeifen lä^t ftc^ bicfe ?lnna^me
aber bi«^er norfi nirf|t.
Der Hauptfehler in allen antifen unb in bem größten Xeile
ber mobernen (Erörterungen über ben lierfult beruht barauf, baji
fie ftc^ augfd^liefelid^ auf dgijptifd^e (Srfd^einungen ftü^en ju fönnen
glauben. S)ie göttliche SSere^rung aUer Siere ober beftimmter
Tierarten finbet fic^ aber auf ber @rbe bei ben öerfd^iebenften
SSöIfem fo toeit verbreitet, ba§ biefe ®ebanfengänge nic^t auf ort*
lid^en, eng umgrenjten SBorftellungen berul^en fönnen. SRögen bie
einfd^Iägigen Slnfc^auungen noc^ fo n^ed^felnbe unb mannigfache
9(u«geftaltung gefunben ^aben, fie entfpringen bod^ in i^rer erften
©runblage allgemein menfd|(id^en (Sebanfenhreifen ober üieQeicI^t
richtiger @ebanfen!reifen, toelc^e fic^ bei bem Sröenfd^en auf einer
beftimmten ^ulturentloicflungdftufe einjufteQen pflegen. @ie
ge^en auf eine 3^^^ jurücf, in loeld^er ber SRenfc^ ber i^n
umgebenben 5Ratur ^ilflo« gegenüberftanb , in toeld^er er in
aDem, befonber« in aUem il)m nid^t oI)ne »eitere« SBerftänblid^en
ba« Sßalten ge^eimni«DoQer Gräfte ju erfennen glaubte, ^a^
%m, ba« Don i^m äujserlic^ fo Oerfd^ieben toar unb i^m bod^
xoieber in oiefen feiner fieben«au§erungen glid^, loelc^e« folgerid^tig
^anbelte, oft beffer »ie er fetbft, mu^te i^m al« ber ®i$ fold^er
bämonifd^en SRad^t erfd^einen. @« fonnte il)m nügen, me^r aber
nod^ fd^aben; im SBad^en toie im 2^raume mufete i^n fein SBilb
unb fein (Sinflufe Verfolgen. Sine ®renje jtoifc^en feineögleid^en
unb bem Jiere jog ber ÜÄenfd^ am anfange feiner ©nttoicflung
ebenfo koenig, tt)ie e« nod^ je|t ba« ^nb tut. @o !am er balb
baju, biefe ^efd^öpfe ju oermenfc^Iid^en unb i^nen, um fie gut ju
ftimmen unb um ben ©d^aben abjutoel^ren, mit bem fie i^n unb
bie ©einigen bebro^en fonnten, SBere^rung ju toibmen. S)iefe
brauchte bann nid^t in einer »irflid^en Slnbetung ju befielen, fie
befdiränfte fic^ Vielmehr, auc^ in Ifg^pten, häufig auf ein ©d^onen
be« 2;iere« unb auf ein ©orgen für feine ©equemlid^feit, befonber«
für feine ©peife unb S^ranf.
33on re(igion«miffenfd^aftlic^er unb auc^ oon äg^ptologifd^er
©eite ^at man oielfac^ ben äg^ptifc^en Xierfult a(« Xotemi«mu«
bejeic^net. Urfprünglic^ ge^t biefer ©egriff befanntlid^ auf ben
®Iauben ber norbamerifanifc^en Snbianer jurüdt, bafe i^r ©tamm
14 ^- SSiebemann, ^er ^ierfult ber alten ^g^^tet. 910. XIY, 1
öon einem S^otcm, einem liere, bi^toeilen and) einer ^flanje, ab*
ftamme, beren 95ilb fic bann eintdtotoiert tragen. ®ad S^otem*
tier tturb balb gefürd^tet, balb öerel^rt, feine Sfitung meift ftrcng
beftraft SRit bem Xotemi^muö öcrbinben fid^ ^fiufig (S^efitten.
S)ie Anhänger bed Sotem bürfen nid^t untereinanber l^eiraten,
ober muffen im ®egcnteil mit i^ren ©tamme^genoffen jur G^e
fd^reiten.
3n $g^|>ten fel^tt jundc^ft le^terer ©ebraud^. ^er ^nge^örige
eined @(aud, in bem ein ^eiliged Xier Dere^rt n^irb, fann ebenfogut
einen @>augenoffen el^elid^en, ber bad gleid^e ^ier üere^rt, toie ben
^(ngel^Srigen eined anberen ®avi^, ber biefed S^ier nid^t achtet unb
t)erjel^rt. ©benfotoenig ift t)on einer ?tbftammung üon einem liere
für feine Anhänger bie SRebe. ©elbft ber Sönig, bem unmittel*
barer göttlid^er Urfprung jugefd^rieben n)irb unb ber t)on bem
meift aU ^Ife gebadeten ©onnengotte abftammt, mirb nid^t t>on
biefem Xiere erjeugt. ®er ®ott nimmt t)ielme§r na^ dg^ptifd^en
einge^enben SBerid^ten, um Später bed {finftigen ßönig^ ^u merben,
bie menfc^Iid^e ®eftalt b^ augenblidEIid^ auf bem 3;^rone fi|enben
^errfd^erö an.
SReift öerbinben fid^ mit bem Xotemi^muö ©t)eifet)erbote ober
®ebote, inbem ein SBerje^ren beÄ ©tammtater^ ate ftrafbare
©ünbe erfd^eint, ba eg benfelben öernid^tet, ober umgefe^rt afe
eine Stottoenbigfeit, um in t)öQige ®emeinfd^aft mit i^m ju treten.
3n ^g^pten beftanben ©peifet)orfc^riften fo gut n^ie überaD auf
ber @rbe. ©ie fpieten aber feine größere SioUe unb toerben nur
feiten ertod^nt. ©^ftematifd^ aufgeführt loerben fie erft in ben
®auliften ber ©pdtjeit, in toeld^en für jeben (Sau bie ritueUen
aSerbote angemerft »erben. Unter biefen erfc^einen aud^ ©peife«
Verbote, aUein biefe ^aben mit Xotemidmud nid^td ^u tun, benn
fie betreffen gelegentti^ überhaupt nid^t bie ^eiligen Xiere bed be»
treffenben ®aud, fonbem ganj anbere ©efd^öpfe. SBo^er biefelben
ftammen, entjie^t ftd^ unferer ftenntnid. 9Ran ^at Dielfac^ an
^^gienifd^e ®ebanfengdnge gebaut unb fc^eint bafür jund^ft bie
©itte ju f|)red^en, bafe bidloeilen bei ber ©c^Iad^tung ber SKnber
ein drjtlid^er SBeamter jugegen toax, um ba« lier unb fein ®Iut
ju prüfen, ob e^ rein unb bamit efebar fei. S^atfdd^tid^ barf man
aber ^ier nid^t bie mobeme gleifd^befc^au öergleid^en. 3)aÄ 3;ier,
n^eld^e^. 3^i^^n ^^^ ^ranf^eit, eigenartige^ Sene^men, iBerUKid^*
fungen, fonberbare gdrbungen jeigte, erwies fid^ bamit ate mit
einem S)ämon behaftet. SBer baoon afe, lief ®efa^r, ben S>dmon
KD. XIV, 1 ©^cifcocrbotc. 15
in fic^ aufjuncl^mcn, ju feiner SBo^nunfl ju iperben unb in feine
©emalt ju fommen. @o genügt eS in bem äJ^ard^en Don ben
bciben ©rübcm, ba§ bie grau einen ®paf)n be^ ®aumeö, in bem
ficti SatQu Derförpert f)at, üerfd^Iudt, bamit Satau nunmehr in
i^r loeilt. Sttö fic ein Äinb gebiert, tritt er ofe biefe^ toieber an
bad 3:age^Iid^t.
©ne längere {Rei^e ber SSerbote toar auf beftimmte Sage be*
fd^ränft. ®o foDte man am 22. bed ÜRonatd Xl^otl^ feine gifc^e
effen, »eil fid^ an biefem 3;agc bie ffiörpcr üon ®cgnem ber ®ott-
^eit in gifd^e öertoanbelt Ratten, ©benfoloenig burfte man bie
2;iere am 28. (S^oiaf ju fic^ nel^men, ba fic^ bamate ber Snfaffe
ber ©tabt SKenbe^ in einen gifd^ öertoanbelte. SBefonberö bei
flaffifd^en ©c^riftfteQern finb bcrartige SCngaben erhalten, bod^
mad^t bie SBerfnü^fung ber SBorfd^rift mit einem m^t^ologifd^en
Sreigniffe häufig einen fe^r gejtpungenen ©inbrudt. @ie ift aüem
2lnf(^eine nad^ erft entftanben, afö ber eigentlid^e ®runb beö @t^
braud^eS im Äreife be§ äg^ptifc^en SSoIfeg bereite üergeffcn toar.
3)ie einjige ©teile, an ber in einer l^iftorifd^en 3nfd^rift üon
ber Unreinheit bie SRebe ift, toeld^e ba^ (Sffcn eine^ beftimmten
Siere^ mit fid^ bringe, finbet fid^ in bem ©iege§beridt)te be^ ÄönigS
^ßianc^i t)on Äthiopien. ?(fe biefer um 730 ö. S^r. ganj Ägypten
big nad^ SKemp^iö ^in burd^jog, ba empfing er biejenigen gürften
nic^t in feinem ^alafte, toel^e gifd^e a^en, benn bag mad^e unrein,
^ier ift eg d^arafteriftifd^, bafe ber gif^ nic^t baö ^eilige 3:ier
ber St^iopen toar, fonbem ber SBibber bed ?tmon öon yiapata,
fo bafe alfo aud^ in biefem gaUe baö ©peifeüerbot auf (Srtoägungcn
jurüdgel^en mu^, bie oon bem eigentlid^en Xiertulte unabhängig
loaren. SebenfaQ^ mü^te man, um ben dgt)ptifc^en 3;ierfult in
ben Xotemi^mud einzufügen, biefen o^ne^in aHm&^Iid^ red^t unffar
geworbenen ^Begriff aller ber Sigen^eiten entfleiben, loeld^e i^m
urfprünglic^ jufamen, unb bad toirb fid^ feinedfaUS empfetjten
tonnen.
9D?eift ^aben bie SSöIfer ben ®Iauben an bie göttliche Siatur
ber Siere abgeftreift ober bod^ abgefc^loäc^t, loenn fie auf eine
^ö^ere ©tufe ber (SntloicHung gelangt toaren. 3n ^(g^pten blieben
bie glcid^en ©ebanfcngänge big in bie fpäteften Qtitm erhalten,
tro^ aDer ^odEjenttoidKung ber fonftigen materiellen unb geiftigen
Sultur. 3)cr ftreng fonferoatiüe ©inn beg ®oßeg, ber auf äffen
®ebieten, öor affem aber auf bem ber religiöfen SSorfteffunggloelt
ftetig ^errfd^enb blieb, ^at aud) biefen Überreften ber ©enfart einer
16 «. »icbemann, 3)« XierfuU bei oltcn Ägypter. «C. XIV, 1
uralten SBorjeit ^auer unb 93(üte tDö^renb langer 3a§rtaufenbe
ju erhalten t)ermod)t. ^legenttic^ f^ai man freiließ geglaubt, einen
umgefelirten (Sntn^icflungdgang im ütUtale annel^men ju foDen
unb f^at öermutet, ber ücrlult beruhe auf einer Steigerung bed
9(berg(aubend, auf einer Übem)uci^erung beS j^ulted ber großen
ibealen ®8tter burd^ biefe nieberen SBefen, ber 3?erfaII ttg^ptcn^
i^abt biefe @rfc^einung mit ftd^ gebrad^t. 9Ran tt?urbe ju einer
folc^en Jlnfid^t baburc^ geführt, bafe ber Xierfult in ber Spfitjeit
Sig^^jten^ eine fef)r grofee SioQe fpielte, tt)ie bie^ bie SBeric^te ber
filaffifer erroiefen unb ja^Ireic^e üer^SRefropoIen auS biefen
jüngeren 3^iten beftätigten. 3)agegen fd^ienen bie 3nfc^riften ber
älteren 3^^* ^^^ fitilteö nur feiten ju gebenfen. Jür einjelne
Xiere mujste man babei freilid^ gleid^ eine ^u^na^me machen.
2)ie groge Verbreitung bed j^ulted bed kpi^ftiered ging aud ja^I*
reid^cn ^^ejten öon 1500 ö. S^r. an ettoa abm&rtö {jerüor; anbere
angaben, barunter fold^e in ben ^^ramibeninfc^riften, ertoiefen
fein SSor^anbenfein bereite in ber ©lütejeit be« Alten 9iei(^ed.
3)er ®ebanfe miberfprad^ aurf) ber bei ben griec^ifc^en ©d^rift*
fteüern erhaltenen äg^ptift^en Überlieferung, roelrf)e bie ©nfü^rung
ber 9?ere^rung bed ?Ipi§, be^ 9RneDie*®tiere«, bed ©odEe^ ben
erften Königen bed fianbed jufc^rieb. ®o follte nad| bem im aD«
gemeinen gut unterrid^teten, in ber erften §älfte bed britten Sa^r*
^unbertd t). 6^r. tätigen äg^ptifd^en ©efc^id^tefc^reiber SIRanet^o
ffiaiec^o«, ber jtteite Äßnig ber jtteiten S)l)naftie, bie 9?ere^rung
einer SRei^e ^eiliger liere angeorbnet ^aben, Ȋ^renb fllian,
jebenfaü^ einer älteren Slngabe folgenb, bereite ben angeblich erften
^önig be^ fianbe^ 9Rened a(d S^eranlaffer be^ ^pidfulted nennt,
^enn auc^ eine fold^e auf föniglic^en ^efeljl erfolgte Einrichtung
ber SBerc^rung fagenf)after 9?atur ift, fo geigt bie ©rjä^Iung boc^,
baJ3 man am 92i(e ben Glauben an bie ®ttttlic^teit ber Xiere in
bie älteften ß^iten bci^ Jtg^ptcrtum« jurücffü^ren ju muffen glaubte.
Die SRic^tigfeit biefer 9(nfd)auung ^at bie (Sntbedtung ber
©rabfelber ber 9?agabajeit, ttielc^e ber ^^ramibenjeit in ^tg^pten
oorangegangen toar, ermiefen. 3n i^nen unb auf ben i^nen ent»
ftammenben 3)enfmälern fpielten bie ^eiligen Siere eine grofee
9JoUe. 9Sor ben Käufern würbe bad 99ilb bed Stieret ober feined
Stopfe«^ alÄ Übel abnje^rcnbeö 3^^^^^^ öufgc|>fIonjt, ber Stopf allein
über genftern unb Xüren angebradit; ä^nli^e SBilber grub man
JU gleid^em 3^^^^ owf 3^öpfen ein. 3Benn fid| ber Äönig feinem
3?oIfe in feierlid)er SBeife jeigte, bann tourben bie Silber ^eiliger
%0. XIV, 1 Seitliche «crbreituug bc« tuUcö. 17
3;ierc öor i^m ein^crgetragen. 2(uf bcn SBarfen pflauätc man ftc
auf 8tanbarten ouf, um in i^ncn ©d^u^gottlicitcn ju getoinnen.
ÄapeUcn tourbcn abgebilbet, in bcnen liere, n)ic bcr 3bi§, afö
®ott{)eitcn toeiltcn. 3n ^^ierform audgcfd^nittene, flad^e Stein*
platten tt>urben üorn auf ber SStuft getragen unb bem Soten in
baö ®rab gelegt. ?ruf funftgewerblid^en ©egenftänben, Äämmen,
SKcffergriffen ufto. tourben l^eilige 2!iere, in langen Steigen an-
georbnet, eingegraben.
SJon biefer 3«it an ift ber 3;ierfult im Sanbe ftets^ üorf)anben
geblieben, ^reilid^ ift e§ i^m ergangen mie ber SBere^rung ja^I*
reicher anberer äg^ptifd^er ®ott^eiten. 6r erfreute fid) nic^t immer
ber gleidjen Seliebtl^eit. Seine Verbreitung mar eine nwc^felnbe
unb meift ttiaren e^ nur wenige befonberg au^ermä^fte 3;iere,
mie ber Slpi^, baö Sud^og-'ftrofobil, ber ^oruö^gatte, meldte in
weiteren Greifen ja^Ireid^e 3ln^änger befafeen, toa^renb bie grofee
SD?affe ber f)eiligen liere fid^ mit wenigen Verehrern begnügen
mu^te. 9Ba^ bem Sierfulte jeitmeife fd^abete, mar eine Slrt ?(uf*
ffärung unb ^ö^erentmidEIung be§ 6Jotte^begriffe#. Die me^r
geiftig aufgefaßten ®ott^eiten traten in einjelnen ^erioben mel^r
in ben SSorbergrunb. Sie be^errfd^ten üon ^immlifd^en ®egenben
aud bie Sßelt unb mahlten menfd^lic^e ®eftalt, menn fie ftd^ i^ren
irbifc^en ?lnl)ängern jeigen moDten. 5)ie ^öf)er gebilbeten 5ßriefter
mußten, menn fie biefer erhabenen SBefen gebadeten, fc^meren 9[n»
ftofe an ber Sio^eit ber 3;iergottl^eiten nehmen. Iro^bem murbc
ber Äult ber liere auc^ in ben größeren Jempeln niemate mirf*
Ud^ aufgegeben. (Sinjelne öon i^nen blieben ftetig bie 3nfaffen ber
3;empelfanftuare, anbere lebten in i^rer 9?ä^e ate itjre ©enoffen,
greunbe unb SBermanbte, mie in äWemp^iö Stü^e für ben Äpid ober
in einem tl^ebanifd^en Xempel eine 9leil)e öon ^unb^fopfaffen.
9Beit umfaffenber afö in ben großen lempeln blieb mäl)rcnb
ber 3^i* ^^ ^intt llg^ptenS bie SBetonung beö 3;ierfulte^ im
ftreife ber breiten 2Raffe beg SBolfe«. SBon biefen SBoßdtulten
fpred^en bie Snfd^riften ber Siempel unb ®räb^ nur audna^md«
meife. Sie bef^&ftigt ber Glaube ber ^errfc^enben unb reichen
Steile ber Seüölferung, ben ?lnfd^auungen ber SWebriggefteUten
gegenüber t)er^alten fie fic^ möglid^ft able^nenb. 2Bo fie fid^ i^nen
nic^t t)büxQ Derfd^ließen fonnten, ba fuc^ten fie fie menigftend ben
Xempelle^ren einzufügen unb fie i^re urfprüngli^e Selbft&nbigfeit
ganj ober bod^ teilmeife einbüßen ju laffen. Sieber nod^ mied
man nur in unflaren Snbeutungen auf bie t)olt^tümlid^en SBor-^
S>€t «de Orient. X1V,1. 2
18 ^. SBicbemoiin, 5)fr 2:icrfutt ber otteii Jlßtjptcr. «0. XIV, 1
ftcUnngen ^in unb erflärtc fic für ein großem ®c^etmni^. So
flefc^af) bte§, njenn man ettua beö uralten ^Jolfeglaubenö gebadete,
baft fid^ bte 9(ufcrftcf)ung bc^ ®otteö Cfiriö auf t)egetattt)cm SBege
tJoUjogen f|abc. ?Iuö feinem ficid^name feien ^I^ren gefprofet unb
in biefen ^abc fid) ba§ neue Seben be« Dfiri« afö ber 0ott 9tepera,
ber öJott @aat!orn gejeigt.
9;^on bem tatfäci^lid)en öJfauben bee äg^ptifcl^en ßleinbürgerö unb
Sauern unb üor altem t)on bem für biefe äußerft mic^tigen 3;ierfulte
legen bie ©telen ärmerer ßeute 3cugni^ ab, ttjeld^e in fünftlerifdjer
Durd^fü^rung ^äufig uiel ju ttjünfc^en übrig laffen, religion^gefrf)id^t*
lic^ aber nidjt feiten um fo intereffanter finb. S^re 9Ingaben tverben
ergänjt burc^ iaf)(rcid)e lierftatuen, bi^njeilen in SebenÄgröfjc unb
J)rärf)tiger 9lu^füf)rung, tpie bie Stuf), ttjeld^e 9?at)iüe in einer
ÄapeQe ^u 2)er el bal)art entbedfte unb todd)t eine ber fc^önften
überhaupt öor^anbenen ^^ierftatuen bilbet. ^ierju treten ja^Uofc
?lmulette in 3liergeftalt in glafierter fiiefelerbe, in hartem Stein,
in S^ronje unb fogar in (Sbetmetall. gerner gelegentliche S)ar=
fteUungen ber SSere^rung üon 3;ieren, t)on ®ocf, SBibber, Ärofobil,
9lffe unb anberen in ben fonft biefem ©tauben gleid^gültiger gegen*
überftefienben Xotenpapl)riö unb JRelief^. (Snblic^ ift einer langen
gleite t)on forgfättig einbalfamierten, jumeiten in tiebebotler SBeifc
unb in faft ^umoriftifd) njirfenben, tebenötoa^ren ©teltungen jur
testen SHu^e gebetteter Jiermumien ju gcbenfen. (Sinjetne unter
i^nen finb genau fo be^anbelt tt)orben n)ie Dermögenbe, oerftorbcnc
SKenfd^en unb ^aben umfangreid)e, fc^ön gefc^mürfte Särge unb
^Beigaben, .f^ersenö^Sfarabaeen, 2)iener*Statuetten unb anberen mc^r
ermatten. 3m lüefentticficn aber bilbete in biefer 3^** ^ei^ ©tüte
bed Sanbe^, Don ben ^t)ramiben*(Srbauern an abmärtd biö ettoa
jum 3at|te lOuü o. (Sfjr. bie Xierüereljrung im loefenttic^en einen
SBoItefuIt, in ben ^ö^eren Streifen ttjurbe fie bamatö tauer betrieben.
3n biefe brang ber Wlaube erft im erftcn 3a^rtaufenb o. S^r.
mieber mit UoUer 9J?ad}t ein.
®iefe ®rfc^einung ^ing nic^t fo fe^r mit einem SBed^fel in
religiöfen ®runbanfd|auungen jufammen, ald mit politifc^en JBor»
gangen. 5)ie grofeen ®ötter be^ ßanbeö, 9tmon, ^ta^, 9Äont^
unb anbere waren c^ gemefcn, auf toctd^e in ber Ölütejeit be«
SReidf)ed bie ^^araonen, ber ,^of, bie Sornel^mcn unb 9leic^cn i^r
3utTauen festen, ©iefe Weftalten bewährten fid) je^t, in ben
kämpfen |[g^ptenö mit bem Jluiltanbc in ber erften §älftc be-sJ
erften 3at)rtaufenb^ D. E^r. nid|t. (So gelang i^ncn nit^t, bie
«0. XIV, 1 »olf«!ult u!tb groftc mtttt. 19
Siicbcrlagcu bcr ^Igtjptcr in bcn Äriegcn mit bcn ?(t^iopicrn, ?(ffi]*
rern, 93abt)(onicrn, 5ßerfcrn ju öcr^inbcrn, Slu^ im Innern er*
füUteu [ic bic bcrcd^tigtcn Sraartungen bc§ SBoIfcö nid^t. "iCer
Mücfgang bc§ 3?oItet)crmögcnö, bic 3crfaf|rcn^cit aQer S8cr^ä(tniffc,
bic 93crarmung bcr ®runbbcfi^cr, bic Unfic^cr^cit bcr ©trafen,
bic 95ürgcrfämpfc, bo^ aßcö jcigtc bcutlic^, bafe ;,bic alten ®öttcr
entmcbcr nic^t bic nötige 2Rad|t bcfafecn, um bic Stg^ptcr gegen
folc^c llnbiH ju fcl)ü^en, ober baft fic an i^rcn §In^ängern im 9?if==
tolc ha^ marmc, fd)u^bereitc 3ntcre[fc öerloren l^atten, meld^cö fic
if)ncn in bcr SBorjcit jnjutoenben gctoo^nt gcmcfen n^aren. Cb
aber ü)Jac^tIofigfcit ober Untreue bcr 0runb ju bcr mangelhaften
©öttcr^ilfc toar, icbcnfaDö ^attc unter folc^en Umftänben baö
ägl)ptifc[)c 33o(f aud^ in feinen ^ö^ern ftrcifen feinerlei 3ntercffe
mef|r baran, fid^ bem Äufte biefer ®öttcr ju tt)ibmen, if)rc Scmpct
ju be)d)cn!cn, in i^rem I)ienftc ju fro^nben.
So fam benn bcr fiutt bcr großen ©ötter in ?l6na^mc, i^rc
Sempet üeröbeten, i^rc Stn^änger njurben immer tDcnigcr an QqI)1
unb nad)Iäffiger in bcr SScre^rung. Slnbcrc ®öttcr traten an i^rc
©tcQc. 3u"äd)ft toar cö Dfiri^, bcr t»on bcr ueränberten ®c«»
finnung be§ ®oItcö Ku^en baüontrug. 35a§ 9(nfc^cn biefcö ^^oten-
^errfd^crö loud^ö je me^r man auS biefer ftetig unerfreulicher
>Dcrbenbcn 3Bclt feine SSlicfc auf baö Senfeit^ richtete, in bcr §off«»
nung, in biefem baä ®türf ju finben, loel^cö baö 35ic§fcitö bem
Sanbc üerfagte. S)ic ^rieftcrfoUcgicn bcr großen Xempel tjcr*
fud|tcn, n)ie fic^ bic^ inöbefonbere bei bem großen Ämon^Icmpct
JU J^cben nocf| öcrfolgen läfet, junäd^ft biefen an SRac^t unb Sin^
flufe load^fenbcn Dfirii^glaubcn in bcn SBcrci^ i^rc« 2cmpclfulte§
^ineinjuäic^en. ®ie errid)teten Dfiriö^ÄapcUcn unb formten bic
ölten TOpt^en jugunften i^rer Heiligtümer um. ®o njurbe im
®cgcnfai5e ju bcn altern Scrid^ten behauptet, Cfiri^ fei in 3;^cbcu
in ober bei bem 9lmon*»Xcmpel geboren tt)orben. 93ci bem ©^unfu^
Xempel ju ftarnaf entftanb alö ®eburt§raum be^ ®otteö bcr
2:cmpcl bcr Slpet, einer ®öttin, tücld^c in ®cftalt eincd 5Rilpferbcö
Cftriö baö ßcben gegeben fiabcn foDtc. 9?od) ^lutard^ mei§ t)on
bcr SSerbinbung bc^ Dfiriö mit lieben }u bcrid)ten. @r crjä^lt,
ein SRann, namenö ^am^lcö in Xlieben ^abc beim SBafferfd^öpfen
eine Stimme auö bem icmpel bc^ 3^"^» ^- ^* ^^^ Simon ücr*
nommen, locldic i^m befahl, bic ®eburt beg großen ß5nig^, bc^
wohltätigen Dfirid, ju DerÜinbigcn. @r fjabc bann aud^ ben ®ott
nufcrjogcn.
2*
20 «f. Sßiebcmonn, 3)er ^icrhilt bcr alten Ägypter. 310. XIV, 1
3)er SScrfud) ber t^cbanifc^cn 5ßric[tcrfd^aft mißlang. 3)er
©laube an bie alten Heiligtümer be^ Dfiriö, bcfonberg an ba^ ju
9(b^bog, war im SSoIfe ju feft eingetpurjclt, ate bafe [ie Ijfitten
uerbrängt tocrben fönncn. S)aiu mufete aber für baö ©mpfinben
beg SBoIfe^ bie (Srtuagung treten, bafe Cftriö jtoar für ba^ jen»
feitige 3)afein Don größter SBebeutung ioar, bafe man aber baneben
banad^ trad^ten muffe, für baö 3)ieöieit^ ®rfa| ju finben für bie
bi§I)erigen, al^ ungenügenb erfannten ®ötter. liefen Srfa^ Juckte
man in ben alten luä^renb Sa^rtaufenben öere^rten, aber nic^t
cntfpred^enb bead)teten Sßolfi^gott^eiten. @ie fiatten fid^ im SBcr*
taufe ber 3^^*^" f"^ ^^" einjelnen unb feine Jö^^ifi^ nü^lid) er*
miefen, fie Ratten bem Kleinbürger unb SBauern in Äranf^eit unb
9tot beigeftanben. 3e^t foUten fie aud^ für bie l^ö^ern ©tänbe in
njeiterem Umfange tätig fein. ®ie foUten ganj ?ig^pten, im 3nnern
unb bem Sluölanbe gegenüber, jur Seite fte^en.
Dag erftc ber f)eiligen Xiere, »elc^eö auf ®runb biefer poli«^
tifd) religion^gefd)id)tlid)en ®eban!engänge in ben 9?orbergrunb
trat, ipar bie fia^e, roeldje in i^rer ^eiligen ©tabt SBubaftiö im
S)elta bereite in ber Srü^jeit 9?ere^rung gefunben §atte. 3n einer
Safee pflegte fid) bie GJöttin biefeg ®au*, bie milbe, ©utcS fpen*
benbe ©öttin Saft ju t)erförpern. Sieben biefer götttid^en Saft-
Ka^e mürben ^ier aud) bie übrigen ^a^tn üere^rt. 3o^lteid^e
Sa^enmumien unb Sta^enftatuetten, tt)eldE)e man in gut naturati*
ftifdjer SBeife a\\^ ©ronje ju fertigen imifete, ^aben fi^ in ben
unmeit beö heutigen Crte^ S^flojig gelegenen 2!rümmer^ügeln ber
©tabt SBubaftiö gefunben. 5)ie tlaffifd)en ?lutoren fpredjen öon
ber ^ier ^errfc^enben fta^en^SBerefirung unb ja^lreic^e ©etpo^ner
ber ®egenb tragen SRamen, meldje mit bem SWamen ber Äafte ge»
bilbet Juaren, mie if|r ju ®^ren fogar ein Äönig ^gt)pteng ^imoi
„ber Äater** IE)ie&. 3^re gro&e, ganj ?tgt|pten umfpannenbe SKac^t
ertpieä bie Äa^e furje Qdt, nad)bem man begonnen ^atte, i^r
^ö^ere S?erel)rung ju mibmen. Sie Derfc^affte ifiren Anhängern,
einer in SBubaftid anfäffigen Dffiäier^familie, bie ?ß^araonentuürbe,
5)er JBcgrünber biefer Äönig§bt)naftie, ber um 950 t>. 6^r. auf ben
X^ron gefommene 3djefd)ünf I., ber Sifaf be§ ?llten 3;eftamente^,
jog gegen ?ßaläftina in baö gelb. So gelang if)m, Serufalem ju er*
obem, feinen Xempel au^juplünbern unb fo bie fiegreic^e, Seute
bringenbe Ittaft feiner @)ott^eit aud) im ?luglanbe ju erproben.
©einen ^uptauffdjtoung na^m bcr lierfult in ber fog. foiti»
fc^en Qtxt, Don etma 700 ü. Sl)r. an abmärl^. Damals gelang
«C. XIV, 1 »(Ute b€S licrfultc«^. 21
c^j ben Stuötäubcrn in ftctig »Qd^fciibcr !^ai)l in ba^ 3liltal tuu
jiibringcn, fi^ ^ier ^duölic^ nicberjutaffen unb gcfd^Ioffene Äolo*
nien ju grünbcn. ®icfcd Sorbringen bcr gremben rief im Steife
beS ^Cg^ptertunt!^ auf aQen Gebieten, indbefonbere q\i6) auf bem
^eö ®Iauben^, eine ftorle nationaliftifd^e Setoegung f|ert)or. ©ei
ben ®ried)en ^errjd)te in religiöfen S)ingen eine 9(rt internatio*
naier ?(uffaffung. @ic Dermeinten i^re ®ötter, n)ie bereite bemertt,
überall in ber grembe toieber ju finben. 3)er ägt)ptifc^e ?(mon ent-
^pxa6) i^nen bem 3^"^^ ^taf) t)on ÜRemp^id bem ^ep^acftoö, ber
Sonnengott ^oru^ bem StpoKo, ber Sonnengott 9ta bem ^eliod,
bie 93aft Don Subaftiö ber ^Irtemi^, bie SReitI) t)on ®a*iö ber
9tt^ena. Derartige ®Ieicl^fteUungen würben üon ben §errfcl^ern
be^ 9ti(ta(e^ begünftigt, beren ©emü^ungen barauf gerichtet [ein
mußten, ba^ Don i^nen be^errfc^te dg^ptifc^e SBoff i^ren au«*
länbifd^en Untertanen, ben ©Otbnern unb fiaufleuten, öon benen
bie ©teuerfraft unb ber ©d^ufe be« fianbeS fe^r loefentlid) abging,
anjugtcid^en. ®egen [old^e 58cftrebungcn bilbetc ber 3;ierfult bie
naturgemäße SReaftion. ®r toiberfprac^ bem ®efü^I ber Stein*
ofiaten, ber ^erfer, ber ^Qenen, ber S^raeliten in gleicher SBeije,
tx toiberftanb aDen Sbentififation^oerfu^en. ©o warb er jum
Äenuieic^en be« ed^ten ÜlQlptzx^, mit beffen innerften SBefen er
bermad^fen blieb, auc^ ali bad pfjilofop^ifd^er toerbenbe Renten i^n
cigentlid^ jum Äbfterben ^ätte bringen unb burd^ ^ö^er enttoirfette
®ott^eiten ^ätte erfe^en foQen.
©0 ift eö gefommen, ba§, aU bie alte äg^ptifc^e SReligion
jufammenbrad^, als ber alte ®(aube ^öf)ern 9te(igionen meieren
mußte, baß ba bie großen Götter bed SRiltale« t)er^ä(tni«maßig
fd^neQ üerfd^manben, bie Xierüere^rung aber blieb, ^ne ganje
SRei^e biefer einft göttlich öerel^rten ®efd^öpfe i^at x\o6) bei ben
je^igen 95ett)of(nern beö fianbe« i^r 9lnfe^en fid^ betoa^rt: bie
©d)Iange, an einsetnen Drten baö SRinb, üor alfem aber bie fia^e.
S^or legterer loar bie ©odfad^tung fo groß, baß ber 3ölam [ud^en
mußte, fid^ mit i^r abjufinben, für fie au« ber mul)amebanif^en
Überlieferung eine SBere^tigung abzuleiten. 9Kan bcl^auptete, ber
$rop^et SRu^ameb f|abe bie Sa^en fe^r geliebt unb in @rtnne*
rung hieran toerbienten biefe ®efd^ö))fe befonbere ?ßffege unb ©d^o*
nung 35er Umftanb, baß biefe SBe^auptung gerabe am 9?i(e auf*
tritt, ttjeift auf i^ren Urfprung ^in. @ö ^anbelt fid^ um eine (Sr*
finbung, meldjc ben ^totd verfolgte, ein uralte« SSoIteempfinben,
n)eld)e« man nid)t auszurotten bermoc^te, fo weit al« möglid) ju
22 ^. SBicbcmann, Xcr Jicrhilt ber ölten «g^ptcr. ^1£. XIV, 1
iölomifieren. 35er (Sfefont, ber in ber J^rü^jeit al^ ®ottt|eit galt,
ttjie flache 5ß(atten in feiner ®eftalt unb fein auf einem ?ßfa^Ie
aufgepffonjteö tBilb aU 95arfen=©tanbartc beiüeifen, ^at biö in
unfere ^6i hinein feine Übet abrte^renbe Sebeutung behalten.
93iö jum @nbe beg t)origen 3a^r^unbertö ^ing ju biefem 3^erfe
ein auggeftopfter Meiner (Sfefont über bem ©ngange in einen ara*
bifc^en .^of neben bem alten ^otel bu 9KI in Sairo. Sin anbereii
©teilen in äg^ptifd^en ©täbten bient ein audgeftopfteS Jlrofobil
ju ä^nlic^em ©cl)u^e unb fo laffen fid^ ja^lreic^e toeitere Seifpielc
für ein fortleben ber alten ®cbanfengänge aufführen.
35ie 3öf|I ber Jiere unb 3^iergat tu ngen, njeldie im Diiltalc
93ere^rung fanben, njar eine ungemein gro^e. Unter iljnen be*
gegnete man ?lffen, Sötoen, ffagen, SBölfen, ©d)afalen, ,^unben,
Sd^neumon, Statten, Siefanten, SRilpferben, Dfapi, Siinbern, 3i^9^"f
©^afen, firofobilen, ©d^ilbfröten, ^röfd^en, SRaubdögeln aller «rt,
(Sulen, Sbifen, 9Jeif)ern, ©d^toalben, ja^lrcid^en gifc^en, ©erlangen,
fiäfern, fliegen unb öielen anberen. ©ogar auö ÜKenfd^en* unb
Vierteilen jufammengefe^te g^betoefen finb ju nennen, meiere bie
alten Slg^pter freiließ für mirflic^ üor^anbene ©efc^öpfc hielten, benen
man gelegentlid) auf ber Sogb begegnen !onnte. 9Kan fann o^ne
Übertreibung fagen, bafe nad^ §luön)eiö ber ägiiptifc^en lejte, ber
flaffifd)en ©c^riftfteller unb ber 3;iermumien loeitau^ ber größte
5;eil ber ben |[g^ptern befannten ^^iern^elt jrtjar nic^t im ganjen
Sanbe, aber bod) über beffen &a\xt unb Drtfc^aften öertcilt, §o(^*
ac^tung unb Slnbetung gefunben ^at.
Um burd) ba^ ©etoirr biefer ®efc^öpfe einen Seitfaben ju
getoinnen, mu| man t7on einer bereite im Slltertum gemachten
93eobad^tung au^ge^en. 3)iefelbe rü^rt t)on ©trabo Don Slmafia
f|cr, ber um 25 t). Sf|r. Silg^pten bereifte unb unter ber 9tegierung
be^ ftaiferö Xiberiu^ ftarb. Seine ©d)ilberung bt^ 9?iltale#,
loelc^e ba^ 17. 93uc^ feiner ®eograp^ie bilbet, ift pebantifc^ unb
nid)t feiten rec^t langn^eilig gefc^rieben. Slnbrerfeit^ ift er aber
toeit tritifd)er alö ber anfprec^enber erjä^lenbe, naiüe unb über*
mägig leichtgläubige ^erobot unb bie meiften anbern flaffifc^en
©c^njärmer für %^pten unb tg^ptertum. ©trabo bemerft, in Wo*
memptii^ unloeit üon Stle^anbria toerbe eine ^u^ gehalten mie in
3)i?emp^i^ ber ?lpi^, in ^eliopoliö ber SWneüiö. 2)iefe hielten bie
^tg^pter für ®ötter. SBei anbern ^Igtjptem innerhalb unb aufecr*
f)alb bed Deltas gälten bie Slinber, ©tiere ober ^ü^e nic^t ald
Wötter, fonbern afö ^eilig. @r mad)t bemnac^ einen Unterfc^ieb
«O. XIV, 1 («ott-Jicre. 23
jmifc^cn Jierinbiöibuen; bic ©ötter luarcn, unb lierflattuugcu, bic
alö ^eilifl flattcn. Diefe 9?erfd)ieben^eit xoirb burd^ bic Denfmäler
in uotlem Umfange bcftätigt. Sluö biefen gc^t ^ert)or, bafe eö je»
tueifö auf (Srben nur einen 3lpiö geben fonnte, ber afö ®ütt JBer»
e^rung beanfvrud)te unb fanb ösJ gab nur eine ®üttin Statut in
Subaftiö, nur einen 3(mon*3Bibber im grofeen 2^empel ju Äarnat,
nur ein ®ud)od«ftTofobiI in bem ^aupttempel ju t£rocobilopoIisJ
im ga^fim. ^Dagegen fonnte man saf){lDfe I)eiligc 9iinber, Äa^en,
üföibber, Ärofobile im fianbe finben. 3n erfteren Wefdjöpfen t)atte
eine ®ott^cit if)re irbifc^e a?erförperung genommen. Sediere maren
beren ?(rtgenoffen unb tonnten afö fold^e möglid^fte S^onung unb
freunblic^e SBe^anblung, nid)t aber eine audgefproc^ene Anbetung
bea nfprudien.
5)ie ©ott^'Siiere waren bie 3n^aber einer SRei^e oon lempeln.
3)er 120 n. S^r. in ©amofata am ©up^rat geborene fiucian be*
mer!t: „S)ie agt)ptifc^en lempel n^aren gro§ unb f^ön, au^toert«»
üoUcn (Steinen erbaut unb mit ®oIb unb SKalerei gefd)mürft.
SBenn man aber nac^ bem ÜKamen be^ ®otteÄ frug, bem fie ge*
ioei^t waren, bann erfuf|r man, ba§ biefer ®ott ein 3tffe, ein 3biö,
ein 95od ober eine Äage war." Siemens üon SCIejanbrien, ber
um 150 n. S^r. alö §eibe geboren würbe, fpäter jum S^riften*
tume übertrat, bie Stellung eineö 5ßre^bt|tcr^ erlangte unb etwa
218 n. ilfyc, ftarb, bestätigt üucianö ?lngabe mit ben 3Borten:
„3Benn man in bagi ?tUerf|eiIigfte eine^ äg^ptifc^en Xempelö eintrat,
fo jeigten bie 5JJriefter eine Sa^e, ein Ärofobil, eine Schlange, bie
ben ®ott bed jempelä bilbete." S)iefe ©d^ilberungen treffen für
ja^Ireid)e äg^ptifc^e lempel ju. 2)er fog. 9?aod, ber in bem Sttler»
l)eiligften ftanb unb ber bie ®ott^eit fetbft umfc^Ioft, bilbete in
einer SRei^e öon Jällen einen Käfig, in bem baö ^eilige lier
Raufte. 3(n anberen Crten, an benen fic^ ba^ Xier in bem engen
Ääfig gar ju unbetjaglic^ befunben ^ätte, biente ju feinem ?luf*
ent^alt^orte eine befonbcre, mit bem Xempel in SBerbinbung fte^enbe
Einlage.
3n ajiemp^id würbe, wie ©trabo berichtet, ber Stpid in einem
tjeiligen SRaume göttlid) üere^rt. SBor biefem befanb fid) ein §of,
bei bem auc^ ein befonberer 9iaum für bie SDiutter beö ©tiere^
angelegt war. 3n biefen öof liefe man ju beflimmten ^^ten ben
©tier, befonberd um i^n Jr^mben ju jeigen. S)iefe fonnten \\)n
aber aud^ bur^ bie Xüre feinee ^eiligen ®emac^ed fe^en. ^j^enn
ber ?lpid furje 3^it i" ^^^ §ofe ^erumgefprungen wor, bann
24 Ä. »icbcmonn, ^cr 2:tcr!ult bcr alten Äfltjpter. 9IC. XIV, 1
ffil^rtc man i^n in feine Se^aufung jurüd. Xcrfclbc ©d^riftfteüer
befc^reibt anä) einen Scfud^ bei bem ^olobile im ga^üm: „©ei
bcr ©tabt Grocobilopoli« lebt in einem See ein ftrofobil, bod ben
^eftern gegenüber jaf)m ift. @d f)t\%t Suc^od unb mirb mit
©rot, Jleifc^ unb 9Bein gefüttert, toeld^ed bie gremben mit}«*
bringen pflegen, tüenn fie fommen, um boö 3;ier ju fe^en. SRein
®Qftfreunb, ein fe^r geachteter ÜRann, tt)el(^er und bort bie ^eiligen
^inge jeigte, ging mit und an ben @ee. @r ^atte oon ber 3SlafiU
jeit einen Keinen Äuc^en, gebratene^ S^fd^ unb ein gläfd^c^cn
^onigmet^ mitgebracht. SBir fanben bad iicr am Ufer liegenb.
Da gingen bie ?ßriefter ^in, einige öffneten if|m ben Stadien, einer
ftecfte ben Suchen l^inein, bann bad S'^ifc^ unb go§ ben üRetb
^inter^er. .^ierauf fprang bad ftrofobil in ben ®ee unb fc^toamm
an bad jenfeitige Ufer. Unterbeffen fam ein anberer grember, ber
eine gleid^e ®abe bei fid) ^atte. S)ie ^efter nal^men biefe in
©mpfang, gingen um ben ©ee ^erum unb, als fie ba§ fitofobil
gefunben Ratten, gaben fie i^m bad 9Kitgebrac^te auf bie gleiche
SBeife wie bie üorige ©abe.** ©n etwa 2800 Sa^re dftered Sielicf
aud bem ©onnen*^eiIigtum ju ?lbufir geigt, ba§ bad 3;ier am
Ufer bed ©cc^ eine 9(rt ipürbe befafe, weld^e teitoeife geberft ttmr
unb in bie ed fid^ jurüdfjiel)en fonnte.
Und^nlic^ biefen ®ott»3;ieren, toeld)e in me^r ober weniger
enger ®efangenfc^aft if|r fieben »erbrachten, lebten bie Eiligen
Siere in grei^eit. ©ie fd^üfete ber ®(aube ber äWenge. ?[uf i^rer
SBerle^ung ftanben fd^Were ©trafen, bisweilen fogar ber lob.
i3Ber, fagt S)iobor, eind ber ^eiligen Xiere borffi^Iid^ umbringt,
ft beS Xobed fd^ulbig. Sötet man aber eine Sa^e ober einen
3bid, fo mufe man auf jeben gatl fterben, mag man ba«^ Xier ab*
fic^tlic^ ober unabfic^tfid^ getötet ^aben. S)ie SWenge läuft ju*
fammen unb mift^anbelt ben Xäter auf bie graufamfte SBeife unb
bad gefc^iel^t bi^weifen o^ne jebeö ric^terlid^e Urteil. 3m Snfd^tuf^
hieran wirb ein c^aralteriftifd^er ©injelfall erjä^It, ber fid^ in ber
3eit nic^t lange Dor 59 t). S^r. jugetragen I)aben mufe. 3)amalö
tötete ein JRömer eine Äa^e. Da fammette fid^ bie SWenge bei
tem ,^aufe be« Idterd unb Weber bie gürbitte angefe^ener SRänner,
bie ber Aönig abgefanbt ^atte nod) bie aDgemeine ^uxtfft oor 9tom
waren imftanbe, bie 3;obedftrafe Don bem SRanne abjuwenben, ob-
wohl er bie Zat nic^t mit ?[bftc^t DoQbrad^t ^atte.
S)ai^ ©erfiältnid jWifd^en ben ©ott^Xieren unb ben ^eiligen
Vieren malte man ficf), foweit man bie« ju Verfolgen üermag, in ber
«D. XIV, 1 ^eilige ticrc. 25
?(rt einer SBtonarc^ie aue. S)q§ &oiU%\tx xoax ber Äönig feiner QiaU
tung, für bie eö f orgte, bie e^ f d^fifete unb f fir bie e^ im ©rmorbungö*
faQe bie 95tutrad^c ju übernehmen üerpffid^tet toax. S)iefe SBenbetta
ttjurbe entweber t)on i^m felbft in bie §anb genommen unb an
bem SKenfci^en öoUjogen, ober fie fiel feinen übrigen Untertanen,
ben ©efd^Ie^tdgen offen beö erfc^Iagenen Xiere^ ju. @ine Dermut*
lid^ in ber 9?ä§e Don STOempl^iÄ gefunbene ©tele be^ Söerliner ÜRu*
feumd, ioeld^e ju oberft bad SBilb einer mit jtoei Römern unb ber
©onnenfd^eibe gefrönten JBtilfenfd^Iange tragt unb toeld^e einer gc*
töteten ©erlange geloei^t ift, läfet biefe felbft (enteren ®eban!en in
gried^ifc^en SJerfen au^fpred^en: „SBIeibe gegenüber bem großen
©teinblode am Streujmege fte^n, o^ grembling, unb ®u toirft
finben, bafe er üon ©d^riftjei^cn bur^furd^t ift Saute Älage
laffe über mid^ ertönen, bie id^ burc^ fetnblid^ gefinnte ^änbc ju
ben Unterirbifdien gebrad)t tourbe, id^ bie ^eilige, langlebige
©erlange. 3Ba^ nü^t ed Dir, S)u gurc^tbarfter ber SRenfd^en,
bafe 3)u mic^ biefeö Seben^ beraubt l^aft? 3)enn Dir unb
mit Dir Deinen Äinbern, toirb meine Siad^fommenfd^aft jum
göttlichen Ser^ängniö werben, benn Du ^aft in mir fein SSäefen
getötet, ba§ aöein auf ©rben märe, ©onbern fo jaf)lreid^,
mie ber ©anb am ©tranbe be« SReere^, fo jal^Ireid) ift au^
bog auf ber Grbe meilenbe ®efd^Ied^t ber liere. gürma^r, ni^t
öte ©rften, fonbern afö Seiten merben fie Dic^ in ben §abe^
ftürjen, nad^bem Du mit Deinen eignen äugen ben lob Deiner
Äinber gefe^en ^aben mirft."
Die SBerle^ung be^ %kxt^ toar bemnad^ ein SBcrbrec^en gegen
fein ganje^ ®efd^Ied^t unb gegen feinen fiönig. (£g loar nic^t gc«
rabeju ein ©öttermorb, mie loenn man ben Slpiö tötete, ed loar
aber boc^ ein ©tngriff in ba« Meid) ber ©ott^eit. ©a^ man fic^
burc^ bie SBcr^ältniffe gejmungen, ein fold^e« ®efd)öpf ju töten,
fo fud^te man wenigften^ bie Sat toieber gut ju mad^en unb baS
lier JU üerfö^nen. 9Kan brachte i^m üor ber ©d^Iad^tung ein
D<)fer bar, mie bie« baö aSdrc^en oon ben bciben Srübern fd^if*
bcrt, ober forgte für ein e^renüofle« SSegräbnid nad^ bem lobe.
Unterliefe man eine folc^e TOaferegel ober wax ba^ lier attju ^eilig
unb feinem Jtönige gar ju fe^r an baö iperj geloac^fen, bann
mufetc feine ©rmorbung ben 3^^^^ ^^ ®otte8 gegen ben Xatcr
unb baö ®emeinn)efen, ba« i^n getoä^ren liefe, ^eroudforbern. ©o
griff man benn ju fd^toeren ©trafen, um bo« ®ott*lier ju t)er?
^inbern, Unglüd über baä fianb ju bringen, feine Drafel ju öer-
26 ^Ä. SBicbemoim, Xcr %mMi ber alten li^itx. «0. XIV, 1
njciflcrn, Unheil üorficrjufagcn unb ^erbcijui^ufcn , feine Art»
flenoffen flcgcn bic SKenfc^en auöäufenben. Der ©c^u^ ber fteU
(igen 2iere beruijte bemnac^ nic^t nur auf einer ^oc^ac^tung
öor ben ®efc^öpfen fetbft, fonbern x>ox allem auf ber 5«^^^ ^»r
bem Xierfönige, bem auc^ im 3!empelfulte eine ©teÖung ein*
geräumt n^ar.
3n ber ^iftorifc^en 3cit be^ Slg^ptertumö ^at ba«J @ott*^ier
im SRiltalc eine boppelte SBebeutung befeffen. @d mar junädjft,
mie eben audgefü^rt, ber Dberfte feiner ®attung. 3n biefem
Sinne fprec^en bereite bie ^^ramibenteyte öon bem Stier ber
Stiere, ©benfo gab e« ben SBibber ber SBibber, ber noc^ auf
einer öon 5ßtolemäuö 5ß^ilabelp^u^ errichteten Stele erfc^eint, ben
Sd^afal ber Sc^afale ufro. 3)er gleiche ®ebanfe mirb in ben
JReKefd aud) bilblic^ bargefteUt. So mirb auf einer Stele bic
©öttin beö 3Beftenö, bie Schlange 9}?erfeter, angerufen; baö 8e*
gleitbitb jeigt aber nid)t nur eine Schlange, fonbern beren imölf,
bie ®öttin ift üon einer Slei^e i^rer 3(rtgenoffen begleitet 3«
bemfelbem Sinne jeigen meitere Stelen lange SHei^en üon Schlangen,
aSibbern unb fonftigen lieren. Slußer afö Xierfönig gilt t>a^
öJott'^Iier aber aud) alö bie SJertörperung ber geiftiger aufgefafeten
®ott^eiten ber einzelnen ®aue bed 9hltaled. Der Stpid ift bad
mieber^olte neue Seben bed ^taf), bie äBieber^olung bed $ta^, ber
Erneuerer beö Sebens^ be^ ^ta^; ber SBibber in 3;^eben ift bie
Snforporation be^ bortigen ®otte«f Simon, ba^ Strofobil in ga^um
bie bed ®otteiJ Sebaf.
Wian ffat biefe 3?erförperungöformen ber ®ötter ald ein ®r*
gebnid ber materiellen Denfmeife ber alten äg^pter aufgefaßt
Diefe Ratten fic^ feinen ®ott benfen fönnen, ber boc^ oben uom
^immet ^er, aud mciter Jerne, feine 3)iad)t ausübte. Sie Ratten
\\)xt ® Otter perfön lic^ in t^rer 3)fitte ^aben mollen unb fie fi(4
auö biefem ®runbe in üeren uerförpert oorgeftellt, xoelc^e man
in Xempeln bttüaf)xtt unb oere^rte. Dabei ^abe man fic^ für bie
einzelnen Heiligtümer jemeiliS diejenigen Xiere audgemä^lt, melc^
befonber)^ ^eroorftec^enbe (£igenfc^aften befagen, bie man auc^ bem
betreffenben 3!empelgotte jufc^rieb. Diefe (irmägungen finb info-
fern richtig, al«^ fie bie materielle Denfroeife ber 'Jlg^pter ^eroor-
tftbtn unb i^ren SBunfc^, i^re ©ötter perfönlic^ bei fic^ ^ier auf
Srben ju ^aben. 3n i^rem jmeiten Xeile aber, in bem «f^inmeid
auf bie ®rünbe für bie iJlufi^ma^l ber einjelnen Xieroerffirperungeji
für beftimmte ®ottf)eiten, entfprec^en fie nic^t ben Xatfac^en.
«C. XIV, 1 iietöcrförijcrunflen bcr ©öttcr. 27
Scfaaf t)Qt in feinem göttlid^en fitrn nic^tö mit (Sigenfdiafteu
be^ ÄTofobifö ju tun, Cfiri^ ift fein ß^ugungögott, ber bem SEBibber
ähnelte, Saft gleid^t afö ©öttin nid)t ber Sa^e. Unb ba« gefit
nodj toeiter! Cbmot)! ba^ Sier alö SSerförperung beä ®otteg gilt^
iüirb cd tro^bcm im ®Iauben ganj anberö aufgefaßt mie biefer.
S)cr 8l))iö foQ 5ßtal) entfprec^en, aber er gilt nic^t aU ©d^öpfer
unb ^taf) gibt feinerfeitö feine Drafel, toie bicö ber lebenbe St^id
ju tun lpei|. 3m übrigen ttjirft 5|3taf) bei Sebjeiten afe ®ott, ber
?lpiö gelüinnt erft nad^ feinem jobe feine öolle göttlid^e firaft-
^an foUte femer ertoarten, bafe man fic^, wenn 3{))i§ ber 3:ier
geworbene Sßtaf) toax, über bie öertoanbtfd^aftlid^e SBejie^ung beiber
©eftalten einig geworben tuäre. S)aö tpar aber nid^t ber gall.
SBenn ouc^ eine lange Steige üon Jejten ben ?(pid afö ©o^n ober
afö (Srjeugniö bed 5ßta§ bejeid^net, fo toirb bod^ bie 3(rt feiner
©rjeugung burd^ ben ®olt nirgenbö gefcf)ilbert. Unb anbere ®e*
loä^rdmänner berichten, ber ?(piö fei burd^ einen äRonbftra^t er»
jeugt» ujorben, obn^o^I ber SKonb loeber mit ^ta^ noc^ mit einer
anbern ®eftalt feinet Äreifed in näherer S9ejief|ung fte^t. 9?ur
cinö bcr l^eiligen Xiere ift mit feinem ®otte toirflid^ Derfc^moljen,
Jöä^renb bie übrigen i^ren ®Bttern bauemb fremb blieben. @e
tuar bied ber ©perber ober J^Ife, bcr mit bem ©onnengotte eine
untrennbare Sin^eit bilbete.
®erabe biefe §(uönat)me gegenüber bem fonftigen ß^^^fP^^^^
jn)ifd)en ®ott unb SBerförperung läfet ba^ 33erftänbnig biefer eigen^
artigen ®cftaltung bed äg^ptifd^en licrfulted gewinnen. SRan ^at
in bcr (£rfd|cinung baö Srgcbniö eineö religiöfcn Sompromiffee
öor fid^. 3)ie älteftc Scöölferungdfc^id^t bed 9?i(ta(cö ^ulbigte bem
licrfulte. 3n fleinen SapeUen, in Drtfc^aften unb Käufern
tourben im Söcginne ber bereite ermähnten 9?agabajeit Sicre gehegt
unb angebetet. 3n bem ictoeifigen ^auptorte ber öerfd^iebenen
Älcinreid^e, in toelc^e bamafö nod^ baö Siittal jerfiet unb ml6)t
im großen unb ganjcn ben fpäteren ®aucn entfprac^en, Raufte im
%tmptl bad Dbertier bcr ®egenb; ein ©tier, ein Ärofobil, eine
Sta^c, ein ^^Ik unb berartige ®cf^öpfe mc^r. Sni SSerlaufe ber
genannten 5ßeriobe brang oon Dften l^er ein (Srobcrcrüolf in bad
JRiltal ein, toclcfieö i)'6\)tx entroidfelte unb geiftiger gebadete ®ötter
mit fic^ brachte. 2)iefe mcnfc[;enä^nlid^en ®eftalten, tocld^e mcift
in ben l^immlifc^cn |)ö^en tociltcn unb fid^ nur audnal)mdn)cife
auf 6rbcn im fixcife i^rcr 8(nf)ängcr pcrfönlid^ jcigtcn, fud^te man
mit ben alteingefeffencn Vergöttern ju öcrfc^mcljcn. 9Won crflörtc
28 «. »tcbemanit, ^cr %{txhi\t bet alten Ägypter. «D. XIV, 1
jemeite gonj [d^emotifd) bad C^autier fär bte 93er!örperung bed«
jcnigcn ®ottc^, toclc^cn bcr ©tamm bcr bcn einzelnen ®au bc*
{e^enben Stöberet am ^öc^ften Dete^rte, o^ne [id^ tDeitet um ®k\ä)'
^eit obet If^nlici^feit bed @tnntn^a(ted bet beiben göttHc^en
®eftQlten ju fümmctii. ©eibe ©cbanfcntei^cn toatcn anbretfcite
anä) 3u üetf^iebenattig unb im ^ugenblide i^tet ßufammen»
fd)toci§ung ju feft audgebilbet, afö bafe fie ol^ne loeitete^ im fioufc
bet Qt\t fic^ t)on felbft ausgeglichen Ratten. @o galten benn ^ier
unb ©Ott tfieotetifd) a(d g(eid^, entfptac^en [ic^ abet in äBa^t^eit
feinedtoegd. 9tut an einem fünfte gelang bie StuSgleid^ung. (£&
toax bieö in ^ictaconpolis, bet ©pctbetftabt, in meldet bie @r*
obetet am ftüt)eften unb am längsten i^ten @inf(ug ge(tenb machten.
§iet n)utben bet Sonnengott ^otuS unb bet i^alU n^itfli^ eind.
Sot allem ttug ju biefet 3Setfd|meIjung bei, bafe öon .^ietaconpolis
bad ägt)ptifc^e ^^ataonentum ausging, beffen leitenbe 6)ottf)eit
einetfeiti^ bet Sonnengott unb anbtetfeitS bet galfe toat. Snfolge*
beffen fanben junäc^ft ^iet unb bann aud^ im übtigen ^Ig^pten
^Ife unb Sonnengott im unb butd^ bad ^^ataonentum i^ten
inneten ß^fonimentjang unb i^te @in{|eit. ^iefelbe ift bemnad)
aud^ ^iet nid^t butd^ eine toitflic^e ®(eid^^eit üon ®ott unb Xiet
eingetteten, fonbetn auf inbiteftcm 9Bege butd^ i^te beibetfeitigc
Sejie^ung }um ^önigdtum be^ Sanbed.
^bet tein äugetlidje &om))tomig, bet, abgefe^en üon biefem
einen fünfte, jtoifdjen ben menfd^engeftaltigen (Möttetn bet dx-
obetet unb ben Xtetgott^eiten bet Singebotenen ftattfanb, (ögt fid)
aud^ in bet ägtiptifd^en ^unft üetfolgen. (£t §at feinen bilblic^en
?(ugbtud in ben SWifdigeftalten gcfunben, welche in gtofect 3^^!
auf ägt)ptif^en 2)cnfmäletn öotgefü^tt njetben unb biefe fo ftcmb*
attig toitfen taffen. ?(uf ben menfd)lic^en fieib, bet bcm einen
Xeile bet 3Rifd^gefta(t iutam, f^at man ben Sopf bedjenigen ^eiligen
lieteS geftiUpt, »elc^ed man i^m angliebetn »ollte. 9iut fe^t üct
einjelt ttitt baS umgefc^tte SBet^ältniS ein, toie bei bet ©^iny,
bie auf bem lietleib ben SRcnfd^enfopf ttägt. S)icfe gilt abet bcn
ftg^ptetn ald ein loitffic^ lebenbe« Xiet, in beffen ®eftalt fic^ bie
©öttet auf ©tben jeigten, n)cnn fie als SB&d^tet bcS Xotcn obet
befttmmtet ©egenben aufjutteten gebadeten. StiemalS fjat man ben
SSetfud^ gemacht, jtoifc^en ben beiben Seftanbtcilen bet ®ilbet eine
innete ^etbinbung }u gewinnen, n)te bieS in entfpte^enben ^Qen
bie Wtied^en mit intern feinet euttoidEetten 5tunftempfinben getan
^ben. ^nn biefe äJ^ifd^geftalten üotfü^ten n)oQten, n>ie etnm ben
«D. XIV, l aRifc^gcftoIten. 29
2)?inotaurug, ber in bcm fiab^nt^c auf Ärcta bcr ©agc rtod^
gekauft ^atte unb ber auf bem fietbe einedi SRcnfc^en ben ^opf
eineö ©ticrcö trug, fo gaben fie bei feiner S)arfteUung bcm ©tier*
fopfe etloa^ äRenfc^Iid^e«, bem SWenfd^enleibc ettt)a^ 9io^e^, 3;ierifc^eg,
um au^ beiben SSeftanbteilen eine Slrt ©in^eit ju formen. Slid^t
anber^ üerfu^ren, ^äufig freilid^ in finbUd^ naitoer 3Beife, bie
mittelaltertid^en Äünftler, toenn fie bei ber 8Sorfflf|rung ber ©üan*
geliften auf beren SWenfd^enförpern i^re f^mbolifc^en ^^ierföpfe
anbrad^ten, bei Su!ad bad ^au^t be^ ©tiere^ ober bei So^anned
ba^ be^ Äblerg. S)en Ägyptern lag ein fi^nlid^eS Seftreben fern.
§ier blieb ba^ Auffegen be^ Xierfopfeö fletö unorganifd^ unb öoH*
fommen öujserlid^.
2)ie Sßerbinbung erfd)eint in ben dg^pfif^en SReliefö mit i^rer
getooUten fc^ematifd^en Steifheit jur 9?ot ertröglid^. ®erabeju
farifaturen^aft aber loirft fie in ber ©Jjätjeit, toenn bie ®ötter
felbft in unäg^<)tifci^er (Setponbung unb in freierer Haltung er*
fd^einen. 9Benn bann ein ald ätdmer gefleibeter SRann mit bem
©perberfopfe ju 5ßferbe fifet, um al^ §oru^ baä Srofobit mit
feiner fianje ju erfted^en ober mit bem ©d^afalfopfe baftel^t, um
ate ber ©nfü^rer ber 2;oten ?lnubig aufjutreten, bann begreift
man ben ©pott, mit bem bie römifd^en ©att)rifer bie ägtjptifd^en
^ulte überhäuften. @d ift babei nid^t unintereffant, ju beobachten,
loie ^äufig mobeme Äarifaturenjeid^ner, menn fie tierföpfige ®e«*
ftalten aU ÜRenfd^en fid^ bewegen laffen, ju töUig gleid^er 3)ar*
ftedung^loeife gelangen toie bie gried^ifd^*agQ))tifc^en Sünftler, atö
fie, t)on emften ®runbgebanfen auöge^enb, i|ren Oöttern bie Älei*
bung ber bamaligen Ferren ber SSBelt, ber römifd^en Segionare,
öerliefien.
^ie altdg^ptifd^en ÜRifc^bilber finb bemnad^ nid|t, toie nid^t
feiten angenommen toorben ift, Jpierogl^pftenjcid^en, ttjeld^e bei bcr
mangelhaften ^udbrud^fä^igfeit bed fänftlerif(^en l^önneni» ber
alten ^(g^pter ben einjclncn ®ott burd^ ein befonbcri^ in bie ?lugcn
faDenbe^ SRcrfmal fennjei^nen foHten. @ö finb ööQig emft gc*
meinte 3)arftellungen, in benen bie beiben urfprünglid^ getrennten
^ö^ern 3Befen, mi^ in bem neuen STOif^gotte ber l^iftorifi^en
3cit mit einanber t^erbunbcn toorben toaren, in if)rer 2)oppeInatur
jur ^j(nfc^auung famen. ^Ifo tttoa %mon t)€rcint mit bem SBibber,
©ebaf mit bem Äro!obiI, I^ot^ mit bem 3biö, 5Baft mit ber Äa^c.
993äl)renb bed gefamten ß^i^raumed üon etma 1000 b. &ft.
an abtoärtd toar bad ?lnfe^en ber ^eiligen Xiere ein fel}r groged.
30 ^i- 'Biebcmonn, 3)ct ^licrfutt bcr atten «ßtjptcr. «C. XIV, l
a^ galt in ber Qtxt bcr 5ß)ammctid^ibcn unb nod^ jii bcr bcr
ißtolcmäer ate ein bcfonbcrcr SRu^mcätitel ber ^^araoncn, tocnn
fic für bicfe ®efc^öpfe, für i^re 3nt^ronifation unb für i^rc Sc*
ftattung gcforgt unb rcid)e ®e(bmittri jur Sßerfügung geftcUt Ratten.
9hir fdtcn cr^ob fid^ eine smeifelnbe Stimme, »ie xiad) bem 99e«
richte beö ^iftorifer^ 3)io ©affiuö bie beö Äaiferd ?ruguftu^, bcr
beu 9Ipid nic^t !ennen lernen ttjollte unb erf forte, er pflege nur
(Götter aniubcten, nid^t ©ticre. ©^mpat^ien tüirb er ftc^ mit bcr*
artigen aufflärerifd^cn ®ebanfcn bei bem tiergldubigen ^olfe nic^t
erworben ^aben. ©ein @n!el ®ermanifuö »or anberer Anficht.
99ei feinem Slufent^alte im Sliltole befud^te er ben Slpiö, ber i^m
freiließ baburd^, ba^ er nic^t auS feiner ^anb freffen ftjollte, bcn
lob öor^erfagte. äße^rere ber fpcitern Ä'aifer erfanntcn ben fiult
be^ ©tiered Don äJi^emp^id an. 9^oc^ Julian liejs, aU er ma^renb
feiner furjen ^Regierung öerfu^te, boö .^eibentum ju neuem Öeben
ju erttjcden, auf SKünjen baö ©ilb beö Slpi^ anbringen, ©r gab
i^m bie ®eifd^rift ,,2)ic ©id^er^eit bed ©taateö" unb badete babci
jtoeifelöot)ne an bie bebeutungöüolle göttliche firaft, toelc^c er bcr
2iergottf)eit jufd)reiben }u muffen glaubte.
SBei bem äg^ptifd^en 9?oKc felbft führte ber 3:ier!ult bid in
fpäte Seiten hinein me^rfad) ju fc^toeren ftonfliften. Unter ^abrian
brod) ein Slufftanb auö, al^ man nad) längerer Q^xt einen Äpi§
^efunben ^atte, ba man fic^ über beffen Sufent^altöort nic^t }u
einigen üermodjte. SBor allem aber brad^te bie S^atfac^c ©treitig*
feiten mit fid), ba^ bie ^eiligen 3;iere ber Derfd^iebenen ®aue t)cr*
fc^iebene xoaren unb blieben. 3n einer SJei^e öon \^aVitn ttjurbc
iaö ®efc^öpf, welc^cö ber eine ®au öerc^rte, oon ben SBctoo^ncrn
beö Stad^bargau^ üerfolgt unb gegeffen. Diefer ß^i^fpölt gab
4cfonber^ in gcftjciten ju ^rügelefen, ju üRorb unb lotfc^lag
3?eranlaffung. 3)ieö ging, toie Suücnal in einer feiner ©at^ren
beridjtet, noc^ in ber 3^^^ ""^ ^00 "• ^^^' fo ^^i^ ^^ We fana*
tifterte 9D?enge ber oberägt)ptifd)en ©tabt 3)enbera bei einem bcr*
artigen $anbgcmenge bie Seidie eineö im Kampfe gefallenen ©cgnerd
in ©türfe jerrift unb biefe menfdjtic^n Überreftc ucrfc^lang. ©n
äl)nlid|cr 93orfall fpielte fid^ nid^t lange banad) in a)?ittelägpptcit
ab. 3)ie ®ett)of)ner bcr ©tabt Dj^rl)^nc^od toarcn barüber erboft,
bafe bie ©intoo^ncr Don Stjnopoli^, ber .^unböftabt, il)ren l)ciligen
^ifd^, ben O;^r^l)nc^od, agen. ©ie fingen ba^er einige ber Don
bcn .9t)nopoUten ^o^ Dere^rten ^unbc, fc^lac^tctcn bicfelbcn unb
t)crje^rten fic al8 Opfcrmat)l. .^nerüber entbrannte ein förmlicher
«C. XTV, 1 Äämofc für bic ^ciliflcn 3:ietc. 31
Sürflerfrieg, ber foIcf)cn Umfang annafjm, bafe bic Kömer ein*
fd^reiten mußten, obtt)oi|I fie firf) fonft im oHgemeinen J)rinjipieQ
nic^t um bic religiöfcn 3^W9tcitcn i^rer Untertanen flimmerten.
@ie bracf|tcn bic ©trcitenben audcinanbcr unb beftroftcn bic @d)ul*
bigen, of)nc ^ierburc^ freiließ bem ®egcnfa^e i^rer ©laubcnö^
onfcI)auungen ein ©nbc bereiten ju fönnen.
2)ie ^(gl)pter fd^Iugen fic^ njcgcn beö ©c^onenß unb beö
9?icl)t=^3(^onen^ ber cinjelnen ^eiligen lierc bic fföpfe blutig,
^citte man fie aber gefragt, njorin bcnn eigentlid) ber Unterfcl)ieb
beftet)e jmifc^en ben ben l)erfd)iebcncn ^^ieren jugrunbc liegenbcn
tieferen Weban!cngängen, fo to&xtn fie um eine jutreffenbe 9(nt*
rooxt fet)r verlegen gemefen. ^^atfäc^Iic^ beftanb, fott)cit eingaben
au© bem ?ntertum öorücgcn, jtoifdien ber ©ebcutung, bie man
ben einjcinen Vieren jufd^rieb, fcinerlei Öcgcnfa^. ©in fold^cr
lüar I)ier ebcnfott)enig üor^anben tmc jtoif^en ben geiftig f)öf)er^
ftel^enbcn, mcnf^enä()n(id^en ®öttern bcö Sanbes^. SBenn man
auc^ biömeitcn bei bem einen feine ©c^öpfermac^t, bei bem an*
bern feine §errfd)ertätigfcit, bei bem 2)rittcn feine hricgcrifc^e
®cfinnung me^r betonte, fo lüollte man bamit ben übrigen
®ott^eiten bic gleichen ©igenfc^aften nic^t abfprcd)en. ©ic
fonnten biefelbcn Jätigfeiten im gegebenen 3Iügcnbliffc genau
cbenfo gut aushüben »ic ber in bem jettjeiligcn Xcytc beftimmt ge^
nannte unb angerufene ®ott. 3m ®runbc genommen entfprac^cn
fid) alle äg^ptifd|cn ©öttcr in i^rer 9?atur unb in ifjrcm SBir^
lung^freifc fo gut n)ie ooIKommen. ^ad gleicf)c ift bei ben f^tu
ligen 3;iercn ber gall 9?ur ber üöQigc SRangel an ftjftematifc^em
©inn, bie ®lei%ültigfeit gegen bic (Srgebniffc fogifd)en 5)enfen^
auf religiöfem ®ebictc, meldje bic ?igt)pter bauernb bef)errfd|tcn,
l)abcn cö ermöglicht, bafe alle bie öerfc^iebenen liere, n)e(d)en fie
glaubten i^rc SScre^rung joBcn ju muffen, tro^ if)rer gleichartigen
JCufgaben unb Seiftungen, burc^ bie 3ö{|rtaufcnbe f|inburct) neben*
einanber it)rc ®öttlic^feit fidf) betoafirten. ©icrburcf) finb fie ju
einer ber f)ert)orftec^enbften Sigent)eiten ber ägt)ptifd)cn SRcligion im
SSoItegfauben unb mclfac^ aucl| im Äutte ber ^ö^cm Äreife gc*
toorben unb bi^ in bic 3^^* be<^ Untergang^ beö 3lgl)ptertums^ ge*
blieben.
32 fiitctatur.
Biittatuv.
SBiebeinaiin, ^., Le Culte des Animaux cn K^ypte (Maseon. VIII 8. 211ff<,
309 ff.).
— Quelques Remarques sur le Culte des Animaux en Kgypte (Mus^on.
N.S. VI 6. 113 ff.).
— ^erobotd Btoeited »u^ @. 271 ff.
— l^u bem S^ierlult bei alten ^Sg^pter (Mölanges Charles de Harles
6. 372 ff.).
^a^ptxo, 0., Quelques Cultes et quelques Croyances populaites det
llgypUens (£tudes de Mythologie II @. 395 ff.),
gimmermann, %,, ^er figl^ptifc^e Sieifult noc^ ber ^Carfteflung ber kixä^tn*
fc^riftftetter unb bie dg^ptifc^en ^enlmfilet (8onnet ^Ciffertotion). SHt^^
^ain 9l.'2. 1912.
— ^ie $^9ni(fage (Ideologie unb (»iauht IV 8. 202 ff.).
IDtiitf 0011 ^actmaitii & Qolf. Sclp^tg.
i4.3aH««9 D«r Jltte Orient igcft 2
»»reif dtt Jibr. hlr.«.*.«,kT« «*« n« €tiiiclprei$ icd«
2 m.» geb. 3 m. Uordera$iatisd)en Gesellschaft (€. U.) 60 Pfennig
Kambufes
Pon
lustin ü. Prdsek
Ceipzig
I. C. QinridisTdie Budibanblung
1913
Die Uorderä$iati$d)e 0e$ell$d)aft (€. U.) '
mit dem S(u in BttWu
' f^totäi bie gfJ^Tberuttg ber üorberaftatt|(^en 6tubten auf ®runb htx ^enhnfiler.
@te gibt toiffenfd^afti^e 9[rbeiten t^rer SllitgUeber in ^mangtofen ^eften al«
„Vtxtttilunqtn ber Sotberaftatifc^en ®efetlf(^aft" unb gemeintiex-
{l&nbltd^e ^atpettungen biertetififtrltcl^ unter bem ^ttcl ,,^ er Kl te Orient
^erattS. grerner tvtd bie <SyefelIf(!^aft bie SSefd^affung neuen SRateriald onregen
unb unterflü|en.
i)ert&^rtic^e9litg(tebiSbettrQg betragt lOtRarf, wofür bie.^Syittteilungen''
(fottft 15 »t) unb .,3)er «Ite Orient" (fonft 2 3».) geliefert werben. — «uf-
nannte afö 9litg(ieb erfolgt burc^ ben Sorftanb auf einfache ^(nmelbuiig
beim ©d^riftfü^rer. — 3^^'^ii>t9 ^^^ iOeitrage ^at im Januar an bie
3. H. ^inrid^rfc^e ^ud^^anblung, Serlag, Seit^a^S^ !Blumenga{fe 2,
au erfolgen.
^er Sorfianb befielet a- Qt. aud: $rof. Dr. %. ryon fiufc^an, 1. I^orrtfrenber,
®übeKbe, Berlin; $rof. Dr. SR. igartmann, 2. ^orft^enber, ipermdborf (Sf^arf):
$rof. Dr. 9R. ©obern^etm, ©c^rtftfü^rer, Berlin -(ir^artottenBurg, Steiu^
plat 2; $rof. Dr. $. SBindler, SBttmerdborf; $rof. Dr. $3r. SReigner, Sredlaii;
8ic Dr. mit. aferemia», fieipaig; $rof. Dr. gf. (g. «ßeifcr, ftönig«berg; $rof.
Dr. grbr. kommet, SRünd^en. — Herausgeber ber „Mitteilungen": ^rof. Dr.
H. »indtler, SBitmerÄborf b. öerlin, öingcrftr. 79, beg „«(tcn Orient":
f)erferbe unb ßic. Dr. Süfr. ^eremia«, Ceipaig, i&au|)tmannftro6c 3.
Inhalt d<r bisher crtdiicncMcii IJcftc des ,,Jflten Orient" (Preis 60 Pf.):
Ägypter atö j^rieger u. (^oberer
in «Pen- T^hh, ^MMülitr. 5i
<3(!6r{ft unb Qptad^t ber atten
Ägypter. Mit 3 «bbitbungen.
^on S. Spiegetberg. 82
i:terfutt ber alten ^gt)pter.
^on "ä. SBiebemann.Ui
Magie unb 3°^^^^^^ ^^ ^^^^^
ägtlpten. ^on %. SBiebemann. 64
Unter^altungdliteratur ber alten
dg^pter. 2. Auflage.
%on «. SBtebemanu. 84
Xote u. ^oten«9{eid)e im i^laubtn
ber alten Ägypter. 3. «ufL
Sou «. Siebemonn. 2«
«mulette ber alten ^g^pter.
San «. ©iebemann.l2i
9lmarna-3cit. Ägtjpten unb
35orbcrarien um 1400 o. ©^r.
3. guflage. 58on e. <Rtebuf r. la
Arabien bor b.3[«rQm. 2. Sufl.
$on O.^eber. 3i
fJorfd^ungSreifeu in Süb-Krabien.
3 Äartenff. unb 4 «Ibbilbungen.
®on O. ©eber. 8*
®Iafcr8 eJorfdjungSteifen in 6üb-
arabien. Mit 1 $ilb ®lafer«.
«on O. SBcber. 10^
«ramäcr. SJon 91. Sanba. 4»
9l|urbanipal u. bie afjtjriidie
Äiiltur feiner 3eit. 17 W)b.
«on g. 3)clijjf(^.lli
at^iopictt. 19lbb.mdR.Müner. 6>
^olitifd^e (Sntwtdlung ^ob^lo-
niend unb ^fft^rienS.
$on H. ^indler. 2i
$)immetö- u. $Seltenbi(b ber ^bt^
lonier. 2 ^hb. 2. erweiterte
Auflage. $on ^. ^incfler. ^i »
SBeltf ct)öpfung, «abplonif (f»e. 1 flbb,
$on ^.^incfler. 8i
S)ömonenbef4wörung bei ben
IBab^loniem unb «ff^rem.
»on O. »eber. 74
(9or(fc|ung ouf ber brüten Umfi^Iaofdtc)
3m ^od^fommet bed ^a^red 530 t). &^r. ereitte SS^rod ben
<3)ro^en in ben @te))))€n Snnetirand unenoartet ber ^ob unb
nad^ bem SBiQen bed großen Xoten beftieg fein älterer @o^n ßam«
bubfd^ijia, in gr&jifierter «^orm Slamb^fed, ben X^ron bed „Stetd^ed
ber Sanber'', bad fein Sßater in uer^&(tni8mä|ig n^enigen Sauren
burc^ Umfid)t unb Energie auf ben Krümmern morfc^ geworbener
SSeItrei(^e S^orberafiend gefd^ffen ^atte.
Sm ©egenfa^ ju ^rod ift ed eine toeit fc^koierigere Stufgabe,
ein bem kpo^ren gefd^id^tlic^en ©ad^Der^alt entf^red^enbeS $BUb
t)on bed jtamb^fec^ Seben unb SBirfen gu enttoerfen. ^er jkoette
^erferldnig fe(bft i^at feine iRac^rid^ten ^interlaffen ; ed ift immerhin
möglich, ba^ bei ber in abf eßbarer 3^^^ h^ er^offenben f^fte^
matifc^en Srforfc^ung, fpe^ieQ bed Ilaffifd^en 99obend üon Stgbatano,
Originalbofumente aud feiner Qtxt auftauchen tt)erben. Sie %u^
grabungen in @ufa unb Sab^Ion ^aben jebo^ bi^^er nid^t^ ber«
gleichen an ben 3^ag gebracht. Sie au^ ber 3^it ^^^ ^amb^feS ^er«
rü^renben ^ontrafttäfelc^en aix^ ISab^lon finb nur uon äBert für
bie ^eftfteUung ber @^rono(ogie bed Eamb^fe^, bie je^t ald be«
finitiu feftfte^enb anjufe^n ift. gür bie ß^arafterifierung beö
Üamb^fed fte^en unS ba^er Iebigli(^ SBeric^te ju QkhoU, bie und
©riechen, in erfter Sinie ^erobot unb Stefiaä, ^interlaffen ^aben.
Ser ^erobotifd^e S9erid^t ift leiber ftarf beeinfluß üon ber Dorge«
falten 99eurteikng aQed ^erfifc^en, bie feit ben legten 3a^en bei$
Sareiod I. in ^g^pten t)or^errfd^enb UKir, unb g^t t)on ber irrigen
^nna^me aus^, S^amb^fed f^aht im Übermut unb 3&^iorn bie
fc^euglic^ften ^rebel begangen unb fei fd^(ie|Iic^ in ^a^nftnn
\)crfallen.
Sie noc^ }u erörternbe @ri&^Iung t)on bem angeblichen 9ipvi*
morb beft&tigt bieS ^ur @(enäge. 9ßir l^aben eg im gegebenen
^alle mit einer äg^tifd^en, gegen ^amb^fed grunbf&^Iid^ unfreunb^
liefen ©rjo^tung ju tun, bie fi^ auc^ iperobot feiner bcfannteii
4 3. «. *tä.^cf, Äamb^fc«. «C. X1V,2
^[uffaffung cntfpre^cnb jured^t gcmad^t ^ot. Sr jog fic einem
i{|m gleid^faU^ befannten, anbcr^ (autenben perfifd^en Serid^t
t)or, »eil fic feiner 9lnfc^auung Don ber burd^ bie ®ötter jur
Sü^nung feiner greöel über Sambt)fe§ üer^angten Strafe entfprac^.
& ift bejeidEinenb, bafe bie perfifrfjen, öon ^erobot l)ie unb ha
öertoerteten ?(ngaben nid^t^ üon ben angeblid^en ©reneltoten beö
Äamb^fe^ ju berichten njiffen. SBir Ijaben eö ^ier alfo mit einer
fpäteren äg^ptifd^*griec^ifd^en SKad^e, einem tenbenjiöfen 9toman
5U tun, ber bie 9lufftänbe ber Sig^pter gegen bie 5ßerfer xtä)U
fertigen »oüte unb ba^er mit größter SBorfic^t I)eranäujie^en ift.
Samb^fcö ftanb jur ßeit beö §inf d)eiben§ feinet SSaterS tDoi)l in
ber erften Slüte be^ 2Ranne§aIterö, njenn njir bie in bem ^aufe ber
9(d^ämeniben ftetö eingehaltene SRegel, berjufolge lebigli^ berjenige
So^n beö früheren ÄönigS, tpeld^er feinem SBater nad) bem öoU*
jogenen SJegierungöantrittc alö erfter geboren ttjurbe, afö X^ron*
erbe anjufe^en loar, bereite für bie ^nttn üor 5)areio§ I. gelten
laffen toollen. S)a Samb^fe^ nad) ^^erobotö ^ier geujife öerlä^lic^em
pcrfifd^en 93crid^t ber 6^e be§ Äi}ro^ mit ber loc^ter beö ?(d)ä*
meniben ^^arnaSpeö, fiaffanbane, entfproffen ttjarunbauö poUtifc^en
©rttJägungen ber jeitlic^e SXnfa^ biefer &)t üor bie X^ronbefteigung
bed Ät)roö in 2(nfd|an; bie im 3. 559 ö. S^r. ftattgefunben ^atte,
nid^t einzuräumen ift, fo fte^t ber ®ettenbmad^ung be^ ertoä^nten
I^ronbefteigungögeje^ie^ nic^tö im SBegc. SBo^I ttjurbe mebifc^cr*
feitS fiamb^feö für einen Sotjn ber ©rbtoc^ter beö üon fit)roö gc«
ftürjten Slft^ageö, Stm^ti^, ausgegeben, aber biefer burc^fid^tigen
Jittion lag lebiglid) bie Jenbenj jugrunbe, bie Stc^ämeniben aU
birefte unb erbbered^tigte SWad^folger beS legten 9D?eberfönigS ftin-
iufteQen.
Der @^e beS Äl)roö mit Safjanbane mar nod^ ein bem 5fam-
b^feS odterlid^er* toie mütterlid)erfeitö ebenbürtiger ®o^n namenö
iSarbija (babt)Ionif(^ Sarjia, gräjifiert ©merbiö) entfprungen.
^J?ac^ ÄtefiaS ^ie§ biefer jüngere @o^n beö Ät)ro§ Jan^oyarfeö,
nad) Xcnop^on Janaojarcö; eg ift immerhin möglid), t>a\i bieö
ber urfprünglic^e Siame ift, ber fpäter, aU ber ?ßrinj Ijeranmuc^v^,
bem 5Wamen SBarbija rteid^en mufete. SO?an toiU aber audj ben
^J^amen XanVio^arfe);? al§ tanwachsathraka, minore imperio fretus,
alfo als eine 9(rt Sitef auffaffen, toa^ für baS ®rftIingSrec^t bed
ÜWamenö Sarbijö jeugen mürbe. 9(Herbingö behielt ber le^tere 9?ame bie
iiefd)ic^tlid)c Sered)tigung. 9(ufter ben beiben Söhnen ^interliefe Sitfxo^
nöd) brei löd^ter. S)ic ältcftc ^teJ3 ?rtoffa, ein 9?ame, ber im?(t)efta in ber
>JIC. XIV, 2 ftamb^fed unb bie Samilie bed ft^ro«. 5
gorm ^utaofa loicberfommt 6^ ift jtoar ntrgcnbd überliefert, bafe
aud| fie j^affanbaneni^ ^oc^ter getuefen, ober bie ^o^en i^r Don beit
^erfern bezeugten Q^ren fotüie ber Umftanb, bo^ fie nad^etnanber ®e«
ma^Iin öon brei perfifc^en Königen geworben, fd^einen biefe SBermu-
tung jur %at\ad)t ju erljeben. 3)er 9?anie ber jioeiten 3;oc^ter, toeld^c
fiQmb^fe!5 aud^ ju feiner ©ema^lin erforen, ift jmar nic^t ange«
geben, ober aud bem ^efionifc^en 99eric^t ge^t f)tx\)ox, bag bie
Sdimefter unb &tmafßn bed ^omb^fed, bie fid^ ber ^öc^ften ®unft
bed Königs erfreute unb i^n aud^ nad^ ^g^pten begleitete, ben
9{amen Sto^ane trug, ^erobot fagt audbrüdtli^, i>a% biefe jkueite
^od^ter beS ^^rod aud^ mätterlid^erfeitd mit ^amb^feS unb SSorbija
üerfd^toiftert toax. Die britte unb jüngfte Softer, bie fpätere fiieblingö*
gema^Kn bed Dareiod L, ^ieg Strt^ftone.
k\)xo^ f^at Samb^feS fel^r frü| jur 92ad^foIge beftimmt unb
i^m unmittelbar nod^ ber @inna^me Don 93ab^Ion ben Xitel eined
Stönigd oon ^ab^Ion beigelegt. Sine geloiffe Unflar^eit ift in
biefer STOaferegel nid^t ju oerfennen (ÄD. XIII^ 3, 24), ba nad^ bcw
uns oorliegenben inf^riftlid^en CueUen biefeS bab^tonifc^e itönig«
tum bed Stamb^feS noc^ in feinem erften So^rc auS unS unbe*
fonnten ©rünben wieber aufgefjört ^ot ju ejiftieren unb nad^
fünf Salären £ambt)feg in einem jtontralttäf eichen einfad^ a(S rr®^^"
bei^ Königs" namhaft gemacht toirb, balb borauf jebod^ aU ber mit
großen S^ollmad^ten auSgeftattete Sleic^doem^alter unb äRit^errfc^er
feinet SBaterö im SBorbergrunb erfdE)eint, ate biefer fid| anfd^idtc,
feinen legten ^(bjug gegen bie (Steppennomaben bed Dftend ju
unterne^en, mit ber auSbrücfli^en Slufgabe, bie jum Eingriff auf
^g^pten nötigen SSorbereitungen ju treffen, ©(ei^jeitig foQ ^^roS
ben jüngeren @of|n Sarbija a($ Statthalter mit ber äSermaltung
be^ einftigen SReid^eS Don Saftra betraut ^aben, eine Angabe, bie
allerbingd Dom gefc^ic^tlid)en @tanbpunft auS einem berechtigten
3weifel begegnen mufe.
Über bie ^ugenbjeit beS Jlamb^feS liegen äugerft fpärlic^c
9Jac^ricf|ten üor. 3Bir wiffen lebiglid^, bafe er im 3. 539 in ®e*
gteitung feinet SSaterS an bem ^^Ibjuge gegen SBab^Ion teilnahm,
greilic^ ift babci ber Umftanb nic^t aufter ac^t ju laffen, ba| er
bamalS blutjung mar, ba er bei feiner X^ronbefteigung nod^ linber«
loS mar unb bie ®eburt feinet @rben erft erwartete.
9Rit Jtamb^feS übernahm ein tatfräftiger, feiner ^idt tootfU
bemühter ^errfc^er bie ä^ermaltung bed großen, oom $amir unb
ber Solimanfette bis jum e^luffe Don ^Ig^pten unb bem @(eftabe
6 3. ». ^rħc!, ffamb^fe^i. «€. XIV, 2
ber ^ropontiÄ [id^ au^bc^nenbcit SRctd^c^ bcr ^crfcr. 3^^^^^^^^
[oloeit c^ gcftattct ift, aug bcn fpärtid^ überlieferten Angaben ber
•Alten fid^ ein Urteit jnbilben, l^at ftambt)feö öorgefd^tDebt: bie innere
^luögeftaltung beÄ riefig ongenjod^fenen SSeltreic^g unb bie (Sv^
oberung be^ afrifanifd^en ftontinent^. 3""äd^f* ^^tte er natürlich
bie erfte ?lufgQbe ju löfen. ©ie un^ ju ©ebote fte^enben Duellen
bieten jrtar fe^r toenige 9(n^aItSJ)unfte jur ©eurteilung ber bon
Äamb^feS in ber SReic^^öertt^altung eingefd^Iagenen 9iid^tung, e«
Ififet fid^ aber bod^ auö ben ©rofamen bcr gefd^id^tlid^n Über-
lieferung ein beftimmter, ben befannten SKaferegeln be§ Ä^rod ent^
gegengefe^ter ßwg in ben ftaatömannifd^en ?lbfid^ten be^ fiamb^fed
ermitteln, fttjro^, h)ie auö beffen SBetJorjugung ber SWeber unb
ber gegen 95abt)Ion an ben Xag gelegten .^anblung^tüeife f^ttüox*
feud^tet, berficffid^tigte bis jur äufeerften ^rcnje ber S^töffifl^^^^
bie ©igentünilid^feiten ber eroberten 9teidf)e, fo baß baö ^erferreid^
JU feiner 3^^* ^i^t ^^^^ einem Konglomerat üon formell felbftän*
bigen, nur burd^ bie 5ßerf6nlic^feit beö §errfd)erg unb bur^ bie
^riDilegierte ©teQung ber ^erfer alö §errfdf|ert)oIf öerbunbenen
StaatSgebilben, bem fogenannten „9?eicf|e ber fianber", aU einem
feft jufammengefügten SReid^e ä^nlic^ toar. Äambt)feö jebod^, im
(Segenfa^ ju ber üon feinem ffiater eingeljaltenen 9hc^tfd)nur, fa^
ba§ ?Reid) alö einen blofe burd) feinen SBiHen öerrtalteten ©n«
t)eit^^ftaat an. 3^"*^^^^^^^^" ^^^ 8?ermaltung jum 3toe(fe meiterer
(Sroberungen unb felbftljerrlid^e JRegierung^form finb ^aupt-
merfmale ber .^tamb^feifc^en ?Reid)^politif, rteld^e in ber bei ben
^^erfern üblichen ^Beurteilung beö Stamb^feS afö unumfd^rfinlter
93e^errfd)er, oean&vri^, im ®egenfa§ jum „Sater" Sl)rog, i^ren tref*
fenben ÄuSbrud fanben.
9?ac^ ber unter ben ^^erfern t)orf)errfc^enbcn ®etoo^n^eit, bie
fpäter aud^ in ben aöeftifd^en ©afeungen a(^ religiöfed S?erbienft
angefefjen mürbe unb ^ie unb ba im Orient no^ ^eutjutage t)or«
tommt, heiratete Kambtjje^ juerft feine jttjei älteren S^toeftern,
9ltoffa unb eine jüngere, für bie nac^ ber unfere^ ©afür^altenö
begrünbeten Siermutung ber SRame SRojane in ?Infprud) ju nehmen
ift. ©päter führte er nod^ mehrere eble ?ßerferinnen ^eim, unter
benen namentlid) ^^aibt)me, bie %o6)tx bed ?((^ämeniben Dtane§,
ern7ä^nt toirb.
5Mefe S^eöerbinbungen fc^einen ju großer SRiDalität einjelner
fönigtid^er (grauen %nlaf geboten ju ^aben. (£in fe^r biestiger
Umftanb »urbe bon ber Jorfc^ung bi^fier nid)t nac^ ®ebfl^r bc-
«O. XIV, 2 3)ic inncte ^olitif M ftomb^fc*. 7
rürffi^Hgt, nämlic^ bte ©teQung ber «toffo ju ÄQmbt)jc«, infonbcr-
^cit im SBcrgleid^ mit i^rem fpätercn ®cr^ältniä ju 5)areio8. 3>ie
SRadjrid^teit über «toffa^ ©nflufe auf bic SRcgicrungS^anblungcn
bc^ $t)ftafpiben flicken h)o§I unöcr^ältniömäSig ja^Ircid^cr, aber
eind fteHt ftc^ au« aßen ^crau«: bie Xatfad^e, bafe ?ltoffa ate bic
diteftc %oä)ttt bc« Ät)TOg i^rer gtad^fommenfd^aft baö S^ronfolge-
rcd^t unter allen Umftänben ju magren öerftanb unb aud^ i^rem
©o^n Serjcö jur ^crrfd^aft ber^alf. SBic ftanbcn nun bie SJinge
unter Samb^fe«? 3"^^ SBeantttJortung biefer grage ift in crfter
Steige l^eröorju^eben, ba§ aßen Siac^ric^ten jufolgc ?Uoffa t^ren
©ruber unb Oema^I Samb^fe« nac^ Ägypten nid^t begleitete; ja
bie bon ^erobot bertoertete perfifc^e Überlieferung befagt auäbrüi*
lic^, bafe Äamb^fe« nid^t bon i^r, fonbern öon ber jtoeiten jüngeren
©d^tpefter unb ®ema^Iin, bie mit if|m ben ag^ptifd^en unb ät^io*
pifd^en gelbjug mitma^te, bie 9tac^fommenfc^aft erwartete. S)ie§
bercd^tigt jur Annahme, ba§ jWifd^en Äamb^fed unb ätoffa ein gc*
fpannte« SBerljältni« eingetreten toar, eine e^eli^e ©ntfrembung, bie
burd^ bie ipinneigung beö Äamb^fe« jur JRojane unb beren SJeüor*
jugung nod^ junel^men mu^tc. 9lad) §erobot na^m $feubo*©merbi«
ätoffa ate föniglid^e ®emat)lin in feinen |)arem auf, nirgenb« tovtb
aber erwätint, bafe Jttoffa in if)m ben Söetrüger, ber fi^ ben SRomen
unb bie Äed^te i^rcö leiblichen SJruberä SBarbija angemaßt ^at,
entbedt f)ätte.
3)a0 SBer^ältni^ beö Äambt)fed ju ?ttoffa tpar bemnod^ öou
?(nfang an fein freunblid^eö unb toirb fid^ im Verlauf ber 3^^^
nod) öerf (flimmert Ijaben. 9(ber aud^ ©arbija ttjirb über bie öon
Äamb^fe« in ber SReic^^üertooftung unb ttjo^t aud^ in bem fönig-
liefen ^aufe eingefc^lagene Mid^tung ungehalten getporben fein.
9JJögIid^ ift eö immerhin, ba^ bei bem gefpannten ©er^ältniö
jwifd^en fiamb^fe« einerfeit« unb SBarbija unb 2(toffa anbrcrfett«
nod) anbere Umftänbe mitgefpielt ^aben. Der unbefannte Serfaffer
be« (e§ten öuc^e« ber Xenop^ontifd^en Ä^ropäbie berietet über
Unruhen, bie im 5ßerferreidj nac^ bem Stbleben be« Sttftoi au«^
brad^en. ®« entftanb ein Äampf unter feinen beiben Söhnen, ber
einigen Oebieten ben rtißfommenen JBortoanb jum Äufrul^ bot.
2lud^ §erobot betont, ba§ einige SSöIferfc^aften oon ftamb^e«
„na^^er toieberum" unterworfen tourben, unb biefe ^aäftiäft ift
nur unter ber ?(nna^me, bafe einige bereit« oon fi^ro« unterrtor*
fene Sänbcr gegen Äamb^fe« ju ben SBaffen griffen unb »ieberum
gebänbigt ttjerben mußten, erflärfic^.
8 3. «. *taScf, Äamb^fc^. «O. XIV/2
2(n bicfen Unruhen »qj- crud^ Sarbija beteiligt. 3n feiner
monumentalen Snfd^rift auf Dem gelfen Don ^efjiftun fagt 2)aretoio
Ia|)ibarif(i^ iurj: „Sener fiamb^fe^ f^attt einen SBruber, namend
SBarbija, bon berfelben SKutter unb bemfelben SBatfcr tok Samb^fcö.
3)a tötete Sambt(feg jenen SBarbija." 9lun toirft- f:d) öon felbft bic
grage nad^ bem ®runbe -biefet gräfetid^en SKaferegel auf. 35ic
Haffifc^en Quellen »iffen öon einer ©d^ulb beö SBarbija gar nic^tö
ju berid^ten, fonbem befd^ulbigen eintjellig ben fiamb^feiS, bafe biefer,
burc^ unbegrunbeten SBerbad^t Derfü^rt, feinen einzigen, darüber um^
bringen liefe. 35er Umftanb, bafe ber an SBarbija beganjfne SKorb
ftrengftend üer^eimlic^t n^erben foQte, unb ber fna)^ie^erid|t beS
©areioÄ laffen oermuten, bafe ftambt)feÄ aflen Sfeithb^^atte, in
bcjug auf ben 3;ob feinet SBruber^ eöoas ju öerfB^toeigen ober
iu t^erbeden, unb bamit ftimmen bie griec^ifcfien "'^^rtftfteDei^
überein, tt)enn fie beftrebt finb, SBarbija afe Dpfer beö^i^b^fe«
^insufteÜen, »obei auc^ ein |)erf önjid^eä Tlotio, bie ©iferf ud^t auf gc»
toiffe in ?ßerferh:eifen gepriefene 93orjüge beö Sarbija :^U|c|pielt
. f ' ^aben f oQ. .^ierl^er gehören bie @r jol^Iungen Dotf bet. ^fpexlidftn
% @efc^ic!Iid^{eit bed ^arbija, bie <r cor ßan^^^eS b^üBlQil^J^unbct
•l)aben foU, bafe er aDein in bem ^efdmfcn^^etferfiecfi?^^ biefe
(^ja^Iung mürbe aderbingd twrau^fe^eu;. bafe' ^rbijja bAt agt)p«
* tifd^en ^^Ibiug bed ^ambtjfed mitma^tef ~ i^fiqjRbe nmac^ einen
t)on bem ^t^iopenlönig an ^amb^fed g€|anbteu ^gett^fu^fpannen.
3)iefe perfönlid^en Siorjüge be^ SBarbijq l|q!6ttt JDOI^I . is bem Don
Siatur ^errfd^füi^tigcn unb mifetrauifd^en ^^Jsjn^f^*' bej! ffierbad^t
erregt, bafe Sarbija nat^ ber |)errfd^aft fttefc; «^'l^kfer SSerbad^t
iDirb fein un0egrünbeter geioefen fein. @in ^r<jjrtn ober bie bem
öarbijü in einem 3^^ ä"*^^^ geworbene Sncrfennung einiger
^erfcr Önnen unmöglid^ allein afe-Urfad^e eirreö Srubermorbed
angefe^en n)erben. 3)ie 93eliebt^eit bed Sarbija bei ben ^erfern, ba<o
unfreiutblid^ SSer^ältnid ber Sltoffa ju ßamBl^fed unb bie {[ufftänbc
•einiger SSöHer ttjerben Äamb^fed toeit ei^er oeranlafet ^aben, ben ©ru*
ber ^eimlid^ umbringen ju laffen, um fid^ bei bem bcabfic^tigten
'. .^eeredjug nad^ ^^ten ben SiüdEen ju beden. Stgenb eine bem
5lamb^fe§ feinblid^e ^anblung be^ 8arbij|a mug alS unmittelbare
^ranlaffung }ur Studfü^rung ber n^ol^I überlegten a)?agregel an^
genommen tt^erben. Qi liegt ba^er bie begrünbete S^ermutung
na^, bafe SBarbija ju ben bei beginn ber ^errfc^aft bed ftamb^fe«
auSgebrod^enen Unruhen in getoiffer SSejie^ung Stellung genommen
I)at, unb auf biefe feine Stellungnahme n)irb bie un^eibofle ©nt-
•*'^...
IL*-
«D. XIV,2 ftamS^fcö unb ©orbiia. v 9
f (Reibung bc^ Jtamb^fe^, bcn ©ruber ^cimlid^ Bcfcittgen ju laffen,
jurücfjufü^ren fein. 3n bicfer SBejiel^ung ift bie Snf^rift öön
SBel^iftun aU ber t)9rld|ltd^fte unb ben Gegebenheiten jeittid^ näc^fte
3euge anjufe^en. 9lo^ berfetben liefe ^amb^feö feinen ©ruber in
ftrengfter ©erbiorgen^eit öor beut Slufbrud^e nod^ ^g^pten um-
bringen. ®er 3Korb. mürbe burc^ langer« 3^^ gelieim gehalten
unb blofe .einige ©ertrauen^änner bed Sambt^fe^ n>aren in ba^
@(e^eimnid eingemetl^t, tpelc^ed erft gegen @nbe ber Siegierung
beö Äamb^Je^ jur Äenntniö breiterer Greife ber ©etoößerung ge«
langte. SBenn ein äßagier ed magen burfte, öffentli^ aU SBorbija
auf jutreten, fo mufe kool^I bad ^kl^eimnid junäc^ft nur für einen fe^r
engen ÄreiS ber perfifd^n ^ofgefeHf^aft entfd^Ieiert gemefen
fein, yiaä) ^erobot toax ed ber an bem SÄorb be^ ©orbija
beteiligte unb megen feiner Xreue t»on fiamb^fed ^od^gefc^ä^te
^erfer ^ßrejagpeS felbft, nad^ Shefiaö ein SKagier unb einige ^of-
eunud^n, bie ba3 @el^mniS verrieten. Über bie 9rt bed SDtorbeS
marcn üetfd^icbene SSerfionen in Umgang, ^robot felbft ^at
beren ä^^^^C|M|n6t: nad^ einer berfelben foQ ©arbija t>on ^re^
ja^pe^'*Wf lüieSwgb getocjt unb bei biefer (Gelegenheit umgebrad^t
toorben fein, nad^ ber onbern tpurbe er im Sioten äRcere ertran!t.
SRac^ Ätefia« \jat e« ber ^au))tanftifter beg 9Äorbe0, ber SKagier
©pl^enbabated, burd^ feingefponnene Umtriebe betpirft, bafe SBarbija
^eimlid^ ©tierblut trinfen mufet^ toorauf ber bem l^ingerid^teten
Äönigdfol^ne perfönlic^ äljnlid^e^Sftörber an feiner ©tatt mit ber
©tatt^alterfc^aft t)on ©aftrien betraut toorben fein foQ. ^a^ le^tere
trifft aber nid^t ju, ba infd^rifttid^ ber ^erfer 3)abarfc^ifc^ afö
®att(xp t)on Söaltrien jur ^tit be^ Äamb^fe^ genannt »irb. @onft
mar bie Überzeugung aUgemein, bafe fi^ ©arbija noc| am £eben
befinbe, aber auf ®e^eife feinet fSniglid^en ©rubere megen ftaatd»
gefä^rlid^er Umtriebe in ©eüoal^rfäm gehalten merbe. Suc^ bie
Duette beö ^rogu^, ber ber rid^tige, jefet aud^ infd^riftlid^ bezeugte
9?ame beö fj)äteren ^feubo«@merbi^ befannt mar, nennt einen
SÄagier afe SJottftredEer beö ÜÄorbe^, ein Umftanb, ber bie fpatere
fcfbftbemufete ^anblung^meife be^ 5ßfeubo*©merbi^ begreifen läfet.
%{it bem ^obe bed ©arbija mar ba^ legte ^inb^rnid für ben
löngft geplanten äg^tifd^en tS^tbjuge befeitigt. @^ liegt atterbingS
na^e, bafe burc^ bie inneren 3Birren aud^ bie in ben legten 3W^ren
10 3- «• *taÄef, Äomb^fe*. «C. XIV, 2
bed ^rod bereits in Angriff genommenen SSorbereitungen menn
nid^t obgebrod^en, fo bod^ toenigftenS unterbrod^en loutben. ^ie
griec^ifc^en ©c^tiftfteüer, in erfter Steige §etobot, ber ^icr eine
gute petfifc^e QueQe ju 9tate gejogen ^at, erjagten einmutig, bo§
^mb^feS in großartigem SKage ^Vorbereitungen für ben get)lanten
äg^t^tifd^en ^elbjuge traf, aber fie ge{|en aUe t)on ber SBoraui^«
fe^ung aM, baß ^amb^feS bie t)ier \)on feiner Xfjronbefteigung bi<^
jum Aufbruch auS Serien öerfloffenen So^re auf biefe SSorbereitungen
oem^enbete. ^ieS erfd^eint bei einge^enber Skurteilung ber Sretgniffe
unm&glid^. Die inneren 9lnge(egen^eiten ^aben jtoeifeUod bie ^tit beS
StönigS länger in 9lnff)ru^ genommen, ald man vermutet. 2)ie
iBegeben^iten nad^ bem Xobe bed ^amb^fed mögen babet ald 9){aß«
ftab gelten. 3)areiod !onnte erft nac^ minbeftenö brei ober öier
Sauren bie einjelnen 9[ufftänbe betoättigen. SBenn toir auc^ jugeben,
baß bie Stellung beS .tamb^feS afö So^n unb red^ttid^ @rbe be^
Stt)roS günftiger mar ai^ jene be« 3)areio§, fo muffen toir bcnnoc^
eine Ifingere ©panne 3^it mof)I jmei ober brei 3a^re, üoraufe^en,
bie jur SBieber^erftellung ber inneren SSer^ältniffe erforberlic^
maren. %uc^ ber fßtx%k\ä) mit \>t\\ afft^rifd^en unb bab^Ioni^^
fc^en SSorgängern, beren Seifpiel Äamb^feö in mand^er ®e«
gie^ung nad^a^mte, läßt biee Dermuten. @an^erib, 3(ffar^abbon,
9(ffurbani))al, S^ebufabnejar fämpften auc^ mit ^(g^f)ten, 9tffar^abbon
unb ?lffurbani^)al bef)errfd^ten ba«J eroberte fianb burd^ mehrere
3fa^re, 91cbufabnejar burd^jog e^ fiegreid^ bis; nad^ S^ene — bieö
läßt auf umfaffenbe SBorbereitungen fd)(ießen, an bie man fic^ jur
3eit bed S:tf}co^ unb JSamb^fei^ mo^I noc^ teb^aft erinnerte. SBaren
bod) feit bem QuQt 9{ebufabnejarS bis jur ^^ronbefteigung bee
Stambt)fed erft 38 Sa^re berfloffen. ?lber nirgenbö erfahren mir,
baß bie SBorbereitungen mer ober no^ me^r Sa^re gebauert
Ratten, mie eS bei Äamb^feö ber gall gemefen fein foU.
9}un muffen auc^ bie bamaligen SBert)ä(tniffe in 9lgt)pten in rid)«
tige ©rmägung gejogen merben. ®eit 570 ^errfd^te am 9lii ein
@mporfömmIing, ^Imafti^, ber fid) jmar nad^ Jhäften hmüf^tt,
aiQ\)pttn^ Tlad)t unb befonberS feine 9Be^rfraft ju ^eben, aber
bamit nur geringen ©rfolg fiatte. ISineSteilö begegnete ber
bie gremben unb in erfter fiinie bie ®riec^en begünftigenbc Äönig
ber Unjufrieben^eit ber ^ö^eren, oon ber 5ßriefterfc^aft geführten
Alaffen, anberntei(0 mar bad äg^ptifc^e SoK (ängft p^t^ftf^ be«
generiert. ®ie ©ic^er^eit ber ®ren}en »ar feit ben Q^ittn ber
XXI. 35t)naftie ben fremben ©ölbnern anvertraut, bie aber größten«
910. XTV, 2 3)ie S^orbcrcitungcn gefleu äß^ptcn. 1 1
tcilö jur 3^i^ ^^^ erftcn ^ßfornmctic^ bcm fianbc bcn SRücfen
fc^ttcn. Ämofig tourbc jttjar butd) eine 3lrt nationaler Dp^)ofition
gegen bie fremben ®ölbner auf ben Jl^ron erhoben, aber bic 9Ser-
^filtniffe ertoiefen fic^ möcf)tiger atö baö toerle^te ©efu^I bei^ SSotfefii,
unb ber neue fiönig, tooDte er %t)pten toor ber ©roberungc-fuc^t
SBab^Iond retten, mugte fic^ nod| me^r aU feine S^orgdnger auf
bic ®rieci^en öerlaffen, ja fpäter fogar bie @in!ünfte ber ^^empet
für ben Unterhalt berfelben öertoenben. SWit |)ilfe ber @rterf|cn
fd^uf ?lntafid eine ftarfe glotte auf bem SRittelmeer unb fc^Iofe
mit bem ^^^rannen öon ©amoÄ, 5ßoI^frateö, ein @d^u^* unb S^ru^*
bünbni^. S)ad ^rtjortreten ber ?ßerfer unter S^ro^ öeranlafete
i^n, mit S^bien, ©abtjlon unb ©porta einen Defenfiüöertrag ein*
juge^cn, aber im entfd^eibenben Slugenblid, ol^ ber Ärieg mit
ftroifoS au^brac^, t)erfagte ber S^unb, S^bien unb balb nad^^er
au^ SBab^lon fielen in bie ^änbe ber ?ßerfer unb Ämafid tourbe
genötigt, feine ganje ?lufmer!famfeit bem Sd^ufe ber eignen ®rengen
ju ttnbmen, ba i^n bie ?poIitif be§ Ä^ro« in Serien über bie
Äbfid^ten ber ^ßerfcr auf ng^pten nid^t im un!(aren tiefe.
klfo erft nad^ SBetoältigung ber Slufftänbe unb nad^ JBefeiti*
gung beö unbequemen ©rubere »arÄamb^fe« imftanbc, ju bem lange
geplanten angriff auf ^tg^pten ju fc^reiten. Der Umftanb, bci\{
biefer Singriff bereite ju Sebjeiten be« Äl)rod eine befc^Ioffene
(Sac^e toax — toar bod) nadf| ber ©inna^me Don ÖJaja ber 3"*
gang ju ber SBüftenftrafee in perfifc^en ^änben — , gab fpäter
bie äJeranlaffung ju ©rjä^Iungen, burc^ tpelrf|e bie ^erfer toie bie
?i[g^pter ber perfifd^en (&coberung ben Schein ber Cegitimität öer*
fc^affen n)oQten. SBiemeit bie perfifc^en ^Vorbereitungen jum
Angriff auf %^pten jur 2eben^äeit bed Ä^ro« t)orgefd^ritten
waren, läfet fid^ nic^t me^r feftfteüen. (Sd ift anjuneljmen, bafe
ft'amb^fe^ einen neuen ^lan entrtarf, um %^pten gleic^jeitig bon
ber äanb== unb Seefeite anjugreifen. 5)ieö ert)eüt inöbefonbere
au<^ bem 5Bemüf|en feiner Diplomatie, bie Slraber unb bie ©ried^en
^gt)ptend ju gewinnen, ba ftc^ in ben ^änben ber erfteren ber
Sc^Iüffel beö Sanbwegeö befanb, bie Unteren bagegen burd) itire
glotte ben ©nfauf in bie 5RiImünbungen be^errfd^ten. Äambpfee
trat ba^er in 5ßert|anb(ungen mit ben ?(rabern ber ®inait)albinfel,
bie i^m ba§ jum Durd^jug ber SBufte erforberlic^e SBaffer be*
fcfiaffen foöten, fuc^te ©ejie^ungen ju ben QJricc^en anjufnüpfen
unb füt)rte gleic^jeitig geheime SPer^anblungen mit ber bem Ämafi^
feinblirf)en äg^ptifc^en ^riefterpartei.
12 3. «. ^:ßra8ef, Äombtjfc*. «O. XIV, 2
SIIc ^auptquellen bcftattgcn, bafe e^ bcn ^^crfcrn gelang, ein*
ffugreic^e äg^ptifc^e Sßürbenträger jum SSerrat ju ben)egen. 9lac^
^erobot tDQt ed ein engerer Sanbdmann bed ®efd)icl^tdfc^reiberS, ber
gried^tfc^e ©ölbnerfü^rer !iß^anedj aug ^alifarnaffo^, ber, angeblich
Don ^tmof id beleibigt, fic^ mit Äamb^fe^ in get)cime ücrräterifc^e SBer*
binbung fe^te, jeboc^, üor jeitig entlaröt, ju l^aftiger glud^t na^ Äili*
fien ücranlafet njurbe. @r felbft entfam glüdlic^, wenn and) mit fna)}pcr
9?ot, feinen SJerfoIgern, aber feine ^nber blieben in Ägypten. 3n
i^m gewann ^amb^fed einen genauen Kenner bed äg^ptifd^n ^eer<»
toefend; au^ toaun feine ^ienfte für ben SBüftenjug kuidjtig.
9taä) ÄteftaS öerriet ein einflufereid^er SJerfc^nittener be§ ^^arao,
namend ^ombap^eu^, bem ber ägtiptifc^e ©tatt^alterpoften aU
^eig be^ »errat« in «ugfid^t gefteüt »urbe, bie dg^tifc^en SBer*
teibigungämajäregeln, ©rüden unb 3Bege an bie 5ßerfer. 3)iefer
SBerfc^nittene fd^etnt mit bem Dberpriefter ber Sieit^ öon ©ai« unb
@(ro^abmirat Uja^orfutennet ibentifc^ ju fein, ber und ein ^oc^"
wichtige« ©otument feine« öerräterifc^en Iretbe« in ber Snfd^rift
feiner jefet im SBatifan aufbettja^rten ®rabflele ^interliefe. ©o^n
be« Dberöorfte^er« be« berühmten SWeit^^eiligtum« ju ©ai«, ^efa*
neit^, unb einer hochgeborenen SWutter, bie benfelben 9?amen Xu*
miriti« trug tvxt eine 2;oc^ter be« oon ?(mafi« geftürjten Üönig«
^2(prie«, mag Ujafiorfutennet oon ^au« au« bem $(mafi« feinblic^
gegenüber geftanben l^aben. yia6) ber bemotifc^en S^ronif ^at
3lmafi« ben ^riefterfc^aften öon SWcmp^i«, ^eliopoli« unb Su*
bafti« bie f^önften ®üter entjogen unb biefelben an bie griec^ifc^en
©ölbner üerteilt, tt)oburc^ er fic^ ben grimmigen ^aft be« ge-
famten ägtjptifd^en 5ßriefterftanbe« jujog. Uja^orfutennet berichtet
fetbft, bafe er auf ®ef|eife bc« ämafi«, infolge Don Umtrieben, bie
bie „gremben", »of)l ®ried)en, gegen i^n angejettclt Ratten, feine«
!i}.^often« a(« Dberpriefter oon ©ai« enthoben tourbe, n)orauf
er ba« ?tmt eine« Orofeabmiral« befleibete. tiefer priefterlic^e
SBürbentragcr tritt in feiner 3nfc^rift bermafeen für bie ^erfer
ein, baB ber ®ebanfe an ben oon i^m fe(bft bereit« üor bem Sin«
falle ber ^IJerfer begangenen SSerrat nid^t abjutoeifen ift.
Stuf 9(nraten be« ^^antö ober üietme^r bem ©eifpiele feiner
afft)rifci^en SSorgänger folgenb, liefe fid^ Äamb^fe« in SJer^nbtangcn
mit ben SEBüftenarabern ein.
(Sin für bie ?ßerfer ^oc^njid)tiger biplomatifc^er (Srfolg ttwr
ber SbfaQ be« burc^ bie Umtriebe famifd^er Flüchtlinge in ©parta
bcunrul^igten X^rannen öon ©amo«, ^oltjfrate«, oon 9lmafi«, ber
SSL€), XIV, 2 Xer $cerc«äug flfflcn Äflijptcn. 13
unücrjüglid^ 40 Äricgöfc^iffc au^rüftcte unb mit bcn i^m öcrbdd^-
tigcn ©amietn bemannte, tt)obet er bem ffamb^fe^ inSgcEieim an*
fann, »ebcr ©^iffe nod^ ^Bemannung je ^eimfc^ren ju laffcn.
Surd^ bcn ?lbfaH be^ ^ol^Irote^ unb ben 9?errat bcö Uja^orfu«
tennet, burd^ bcffcn Serfd^ulbung bie äg^ptifd^e glotte untätig
blieb, erlangte Äamb^fe^ baS Übergctoid^t über bie äg^ptifd^e ©cemad^t
unb bie ^erfer fonnten mit SRec^t be^au^jten, bafe er i^nen ba^
Wcer erobert l^abe.
S)er Ärieg njurbe 526 ö. S^r. eröffnet. 3m ^od^fommer
biefcd Sa^reS toaren bereits bie ^ßerfer in @t)rien fonjentriert unb
festen fic| gegen Sg^pten in Setoegung. 3^re auS p^önijifc^en,
ionifd^en unb Klififd^en ©d^iffen beftel^enbe ^iottt öerfammelte
fic^ bei 3He, bem je^igen ?Kfä. 35en Oberbefehl über bie gefamte
perfifd^e ©treitmad^t übernahm fiamb^feg felbft, begleitet öon feiner
jttjeiten ©d^Ujefter unb ©ema^Iin unb öon bem Sc^ämeniben 3)a-
teioS, beffen SBater ^^ftaöped bie SSerttjaltung üon ^art^ien unb
^t)rfanien übertragen »ar. ?ltoffa na^m an bem ^clbjuge nid^t
teil. Dagegen »erben ber einftige fi'önig öon S^bien, ftroifoS,
bamate fc^on ein gebred^Iic^er ®reiS, unb ber ©ruber beö 5ßoI^-
frateS tjon ©amoS, ©^lofon, ate Samb^feS' SSegteiter genannt.
3Benn 3lffä afö S?erfammIungSort ber perfifc^en glotte genannt
h)irb, fo liegt bie SJermutung na^e, ba§ fiamb^fcS mit feinem
.^eere bie SKd^tung ber uralten flönigöftrafec einfc^Iug unb baS
lanbeinnjörtÄ liegenbe 3erufalem mieb. 3n bem feften, ben 3^fl™9
öon ber äg^ptifd^en ©eite ju ber Äönigftrafee ^ütenben ®aja foH
ber Äönig feine ©c^ä^e beponiert l^aben. SBon ben ?lrabern rcic^*
(ic^ mit SBaffer öerfe^en, fonnte eS ÄambtifeS toagen, ben fürjercn,
ober ttjafferlofen 3Q3eg über Sen^foS, an bem Serge Äafioö öorbci,
,^u tt)äl)len, SBä^renb beg SKarfd^e«, Dhobcr— 9?oüember 526 ö.
(i^r., ftarb 3ImafiS unb ^interlie^ feinem ©o^ne 5ßfammetid^ III.,
bem 5ßfammenit beS ^erobot, bie SBerteibigung beö Sieid^eS, unter
Umftänbcn, bie ben oljnebieS gefunfenen 9Kut ber ^g^pter ju lieben
feineSfaH^^ geeignet toaxtn.
3tT)ei ttjic^tige ^Begebenheiten, ber SlbfaH beS ^ol^frateS unb
ein ^öd)ft felteneö SWaturereigniS, begleiteten bog 91bleben beS SlmafiS.
3)er bereits erttJä^nte SlbfaQ beö ^ßoI^frateS fiel in bie 3^^^
beS 3BüftcnjugeS unb jur felben 3^^* tuurbe auS S^^eben ein
3?egcnfan gemelbet, ber ba§ abergläubige SBolf ber %^pter in
bcn größten ©(^rcdcn öerfe^te. 3)tc 5ßcrfer burc^jogen unter*
beffen bie SBüfte unb näherten fid) ber ®renäfcftung unb bem bc*
14 3- S. $iääet, ftambpit«. «£).XIV,2
feftigten Sager t)on ^elufion, tDO bie &g^tif(§en ©treitfräfte,
ou^er ben eingeborenen Negern aud^ bie ionifd^'^farifc^n @&lbner,
9(uffteIIung genommen Ratten, ^r 9inU\d bed perfifc^n, oon
bem Verräter ^^oned geführten ^ered ^erfe^te bie "ä^t^ttt unb
&x\^tn in eine fotd^e SBut, bag fie feine ftinber fojufogen t)or
ben 9Cugen bed 93aterd abfc^loc^teten unb i^r 93lut mit 993ein
gcmifc^t tranlen..
fSox ^elufion !am ed balb na^^er ju einer gro^n ©d^Iac^t,
in ber bie ^erjer fiegten unb bie Ägypter in bie t^tud^t gefd^Iagen
luurben. ^od) nad^ me^r ote 70 Sauren fa^ ^robot auf bem
@(^lad^tfelbe bleid^enbe ^nod^n ber beiberfeit^ in ber ©c^ad^t ge«
faQenen Shneger, totld^ über bod @(^icffal bed tQufenbj[ä^en
ög^tifd^en 9leid^ed für immer entfd^ieb.
^fammetid^ n^arf fid^ mit bem gefc^lagenen ^re nad^
3){emp^id, ^mb^fe^f jeboc^ belagerte ^elufion, um fic^ burc^ bie
Ginna^me biefeS loid^tigen SoQmerfed ben ätüden ju beden,
bie SBerbinbung mit ^[ien ju fid^rn, oon ^ier aud bie Srobe«
Hing beS ^etta^ fortjufe^en unb 9D{em)>^id t>on ber glotte abju«
fc^neiben. Die perfifd^e glotte erhielt Sefe^l, in bie öftli(^en 9KU
mflnbungen einzulaufen. 2>iefe Aufgabe ftieg aOerbingd auf ^inber«
niffe, ba fid^ bie ^Bemannung ber famifd^n ©d^iffe bie ^mfe^r
erjkDang unb @amod felbft ju belagern anfing; aud^ bie Sefa^ung
t)on $e(ufion tt)iberftanb tapfer ben Werfern unb bie S^ftung
tourbe erft nac^ längerer ^Belagerung erobert. @rft je^t, M^I im
(£int>eme]^men mit Ujal^orfutennet, gelang ed ber perfifd^en trotte,
in bie 92i(mänbungen einzulaufen unb einige Deltaft&bte ju be«
fe^en. S)er SBeg nad^ 9Kempl^id ftanb frei unb ftamb^ed fa^e
ben (Sntf^Iu^, bie alte SRefibenjftabt ber ^^araonen ju belagern.
Stng^id^td ber ^atfoc^e, bag bie gefamte fig^tifc^e ©treit«
mac^t in äßemp^iS eingefd^Ioffen toar, tonnte man mit ©id^er^t
t)oraudfe^en, ba| ber SBiberftanb ))on furjer Stauer fein toerbe;
im gänftigften j^aD ^atte fid^ bie ©tabt^ttabeUe, bie berühmte
„njei|e üRauer", in ber fic^ ?Pfammetid^ mit feiner gamitie einge-
fd^Ioffen ^tte, längere ^<At Ratten fSnnen. ftamb^fed forberte ba^er
burd) einen m^tilenifd^n ^olb bie ©tabt jur Übergabe auf;
üU aber bad ^olbfd^ff t)or ben ©tabtmauern 9[nfer UHirf, lourbe
ed Don ber iBebdlterung genommen unb bie ^Bemannung nteber«
gemad^t; einzelne ^rperteile ber C^rmorbelen mürben fogar bem
^fammetic^ in bie 3it<ii>^'Q^ gebrad^t. 'iDer ®rimm bed ^krfer*
fönigd flammte ob biefer Serle^ung bed geheiligten Stec^ted m&c^ttg
_ _ *
9(D. XIV, 2 ($Toberuii0 t>on äg9))teii. 15
auf unb bie Belagerung ber SHefenftabt n)urbe energifd) in ^3tn->
griff genommen, yiadj geraumer 3^^^ tapitulierte 3Rtmp^\^ {amt
bem ftdnig auf ®nabe unb Ungnabe, jmif^en 28. ^kiai unb
2». 3)la\ 525 ü. (S^r.
3Rit bem gatl ber ^Kiuptftabt toax bad ©c^idfal bed
^fiaraonenreic^S befiegelt. £a^ ganje Sanb folgte bem ^eifpiele
t)on 9Kem))^id unb fügte fid) ber ^erfifd^n ^errfcf)aft. 3iux bie
f)eUige ^riefterftabt ^eliopDlid leiftete SBibcrftanb, mürbe aber mit
leichter äKü|e überwältigt unb erlitt babei äJenoüftungen, beren
(Spuren nod^ nad^ Sa^r^unberten fid^tbar maren.
$ambt)fe^ trat in "^(g^pten in bie gu§ftapfen feined SBaterS
unb gab ftd| mit bloßer 9(nglieberung bed eroberten SReic^ed an
fein „SReidi ber Sanber" aufrieben. S)ie ^erfömmlid^e SBerttJaltung
be!^ l^anbeS lieg er befte^en; blof^ in bie mic^tigften ^eftungen
unb @täbte legte er perfifd^e Bejahungen, ^e äg^ptifd^^natiO'
naieu *i£rabitionen unb infonber^eit ber nationale Sultu^ ber
6)ötter foUten aud^ unter ber perfifd^en f^errfc^aft fortleben, ßam«
htjl\t^ felbft befud^te balb nad^ bem ^Ik t>on ältemp^td bie Sf^m*
ftätte ber entthronten dg^tifc^en ^Qnaftie, @aid, too er t)on bem
in feine früheren äSürben toieber eingefe|teu Uja^orjutennet feier**
li^ empfangen unb in bie äß^fterieu ber Göttin 92eitl^ eingeloei^t
mürbe, ^ie ganje fd^offe Oppofition ber übermäd^tigen ^efter^^
fc^aft gegen SCmafid erflingt auS Uja^orfutennetd Porten auf ber
SSatifanifc^en @tele> iebod^ beleuchtet fie aud^ bie @teQung biefer
^efterfd^aft ju ber ^^rembl^errfd^aft: „92ad^bem ber @rog^err
aQer BSifer Sambat^t gefommen mar na^ ^g^ten — bamald
maren bie Bölfer aller Sänber bei i^m — , bel^errf(^e er aU
Stüm% biefed Sanb in feiner ganzen ^u^be^nung. . . . & übertrug
mir bod Jlmt eined Dberften ber ^rjte unb lieg mid^ bleiben an
feiner @eite ald t^eunb unb S^empelpriefter. @ein amtlid^ SRame
mürbe i^m ju Seil atö ftönig 9)ttafturia. 3d^ gab i^ AenntniS
Don ber @(rfige ber @tabt @aid, als ber @tätte ber 92eit^ ,
nac^ allen t^n @eiten ^in, bagu aud^ Don ber ^ol^en Bebeutung
ber Skm&d^ei ber 9}eit^ . . . baju auc^ Don ber ^^n Bebeutung
ber @äblammer, ber 9torbIammer, ber Sommer ber äRorgenfonne
9tia unb ber Sammer ber 91benbfonne Xum. S)ad finb bie ge-
^eimnidDoUen $1&^ aQer ®ötter. Unb vif beflagie mid^ beim
Sdnige ftambat^et megen alter ^^emben, meldte fid^ niebergelaffen
Ratten im (^ted^oufe ber 9ieit^, bag fie |inau^etrieben mürben,
bamit bad (Stotted^u^ ber %eit^ baftflnbe in feinem DoQett ®tan}e,
16 3». ^täücf, Äamb^fe«. «C. XIV.2
toic eg frül^cr bcr 5^0 tüöt. S)a gab bcr Sönig bcn i^efc^l,
^inauSjutretben alle ^remben, meldte ftd^ niebergelaffen Rotten in
bem Oottcö^aufc bcr S?cit^, unb ntcbctäurcifecn aUc i^rc ^ütten
unb aQc t^rc Oerätc in bicfem Oottcel^aufe, unb mufetc jener felber
fid^ I)inaugbegebcn ou^er^alb ber UmtoaUung biefeö ®ottc^I|aufce.
Der Äönig gab SBefe^I, }u reinigen bicfe§ ®etteg^auö ber 9?eitt)
unb i^tn jurücfjugeben aQe feine SBetDOl^ner unb ju ernennen bie
Seute ate Diener be^ ©ottcö^aufeö. Sr gab ben Söefe^I, jurücf*
jufteOen ba^ ^eilige SBermögen ber 9teit^, ber großen SRutter, unb
aQer ®fitter in ®aig, n)ie eS früher getDefen toax. @r gab ben
$efe^(, lieber aufjuri^ten bie Orbnung aQer i^rer ^efte unb aQer
i^rer Umjüge, njie eö frül^er ber g^Q h>ar. S)a^ aQe^ tat ber
^önig, bietoeil id^ i^m Senntnid gegeben ^abe Don ber ^o^en $e^
beutung Don @aiS . . . 9lad^bem ber Sönig ^ambat^et nad^ ®ai^
gefommen mar, begab er fid^ felber in bag ®otte^^auS ber Sieit^.
(£r bezeugte bie SSere^rung ber großen, erhabenen, ^eiUgen (Göttin
in jeber guten SBeife, ber 9leit^, ber grofeen SEftutter, unb ben
großen @öttern in ®ai^, mie ed getan l^atten aQe frommen jlö«
nige . . . (£d ermie;^ ber Jiönig aQei^ ®ute bem ®otted^aufe ber
9}eit^. @r lie^ reid^en bie Xrante^fpenben bem @migen im ^aufe
ber 9?eit^, toie e^ getan Ratten aQe ÄÖnige früherer 3^^*- ^
tat fol^ed, bien)eil ic^ i^m ^enntnid gegeben l^atte Don aQem &uttn
ju tun biefem ®otted^aufe. 3d^ fteQte feft ba^ SSermögcn ber
9?eit^, ber großen TOutter, toie foId)e§ ber Äönig befohlen ^atte,
für bie Dauer ber ©toigfeit. 3d^ liefe aufrid^ten bie Denfmfiler
ber ^zxtf), ber ^errin Don Saiö, in aQer guten SBcife, toie eö tun
foQ ein gefd|idEter Diener feinet §erm. 3d^ toar ein guter 9)2ann
Dor feinem 9(ngefid)te. 3d) fc^ü^te bie fieute bei bem fe^r fc^loeren
Unglüd, n^elc^eS fid) ereignete im ganjen Sanbe unb U)ie gleic^e«^
f id^ nic^t ereignet ^atte in biefem Sonbe. 3d^ fc^irmte ben ©djtoac^cn
gegen ben SRüc^tigen, id) fd)ü^te ben, luelc^er mic^ et)rte, unb e^
marb i^m fein befte« 3;eil."
Diefe 3^u9cnfd^aft eineö in t|0^er ©teQung lebenben 3^^*'
genoffen, abgefe^en Don bem unmäßigen Sob, ba^ er fidö felbft
joQt, unb Don ber abftofeenben Sd^toärmerei für bie gremb^err»
fc^aft, ftraft bie tenbenjiiJfen Slngaben beö Don ^erobot Derroerteten
griec^if(^«äg^tijd|en 9fiomanS fiügen. 3n fc^roffem ©egenfo^ ju
Dem f aitifd^en Dberpriefter berichtet ^erobot Don ber ©(^änbung be$
Üeic^nam^ bcö Slmafiö auf ®e^eife beö 5ßerferfönigö. Äambt)fe§ l^abc
ben SBefe^l gegeben, i^n auö feinem ®rabe I)erDorjujerren^ ihn ju
«C. XIV, 2 Xie öo9pttfd)e $olüif bed ftamb^fed. 17
geigein, i^m bie ipaare audiuretgen unb alte möglich @(^mad^ an«
jutun, unb, ba bct cinbalfamierte fieid)nam SBiberftaijb leiftete,
fc^Itefelie^ feine SBerbtcnnung angeorbnet. i^erobot bemerft felbft,
bafe bieg einen argen greücl gegen bie religiöfen ©a|ungen nicf)t nur
ber ?ßerfer, fonbern auc^ ber ^g^pter bebeutete, aber ber üRSr
fc^enft man ^eute noc^ @tauben, n)ietDO^( bie @te(e bed Uja^orfu«
tennet gerabe baS 6i(egenteil beridjtet.
3)icfe ^od)toic^tige DueQc geftattet ung einen wifffornmenen
Sinblicf in bie ?ßoIitif beö Äambt)fcg gegen Ägypten. 3Bir fe^en,
bag ein 3;eil ber äg^^jtifd^en ^ßriefterfc^aft ber perfifc^cn ^errfc^aft
nid^t feinblid^ gegenüberftanb unb ba§ Äamb^fe^ gegen bie religiöfen
(UetDO^n^eiten ber Sgt)pter fc^onenb vorging, ein SJerfa^ren;
baS feiner ^^Jolitif ein günftige^ B^^Ö^^^^ au^ftellt. ©n grofee^
Sntgegenfommen 5eigte er aud^ in ber SBe^anblung ber ©riechen
bie aud ben ög^ptifd^en ^Heiligtümern entfernt tpurben. (Sbenfo
tourben, toie bie jüngft entbecften aramoifc^en ^apt)ri lehren, bie
jubifd^en Äoloniften in ber Umgegenb öon ©tjene unb ©lep^an*
tine mit ä)?ilbe be^anbelt, tool^I be^|alb, n^eil fie bei bem beabftd^tigten
ipeereöjug nad^ ^t^io^)ien nic^t entbe^rlid^ »aren.
3n n^enigen äßonaten eroberte Jtamb^fed bad le^te äBeltreid^
be§ alten Oriente unb ber Sinbrurf biefer Stataftrop^e tt^ar ein fo
mächtiger, ba| fid) auc^ bie griec^ifd^en S^ac^barftaaten ßtjrene
unb 9arfa nebft einigen nomabifc^en Sib^erftammen, bie an ber
^üfte Don 9){armarifa i^r fieben fämmerKc^ frifteten, freiloiQig
bem $[ambQfed untertt)arfen. ^ie fc^onung^DoUe ^e^anblung ber
Ä^renäerin Sabife, ber üertoitioeten ®ema^Iin beö Stmafiö, bie 58am*
b^feS mit aUen @^ren in i^r äSaterlanb entlieg, mag baju in
^of)em SOtage beigetragen ^aben. ^er ^önig 9(rfefiIaod III. t)on
fit)rene fd^Iog mit bem 5ßerferfönig einen aSertrag unb öerpflic^*
tcte fidj jur jä^rlic^en 3;ributleiftung.
^em ^eifpiele feinet ä^aterd folgenb lieg ^amb^feg anfangt
bem entthronten ^ammetid^ rüdfid^tdDoQe Se^anblung juteil
toerben. ^r tenbenjidfe äg^tifd^<^gried^ifc§e Sioman bed Y. S^btd.
fabuliert aüerbingd Don ber .Einrichtung bed @o^ned bed ^am»
metic^ unb ber @ntmärbigung jeiner ^od^ter burc^ ßamb^fe^, aber
ber 3ufammen^ang ber (^jö^Iung fe^t auc^ bie @nttoürbigung ber
^öd^ter mehrerer äg^ptifd^er ®rogen Dorau^, folgtid^ eine aQge»
meine äSerfoIgung ber ^ß^eren ©c^ic^ten bed S^olfed, bie bie
gleidijeitigen ^eric^te aui^fc^Iiegen. 2)agegen t|at eS ben Snfd^ein,
3)ft nitc Orient, XIY, 2. 2
18 3. «. ¥r«cf, ftamb^fc«. WD. XIV, 2
i>a% ^ammctid^ mit feiner gamitie im Snnern t)on ^crften in*
temiert ttuirbe.
3n üer^öItniMa^ig fe^t turser 3^^^ kDurbe bad uralte
^^araonenreid^ untertDorfen unb ber tatfräftige ^erferfönig tonnte
je^t baran benfen, bie @roberung t7on ganj Slfrifa, foloeit e^ ba^
mal« bclannt »ar, in Singriff ju nehmen.
S)ic fienntniffe ber ?llten uon Stfrifa toarcn jur 3^^^ ^
ßamb^fed anwerft bürftig. 2)en |[g^ptem loaren lebiglic^ ber
mittlere Xeil bed ^tuggebiet« bed 3lxU, bie ^ufte be« Stoten SKeere«
unb einige Oafen ber lib^f^en 3Büfte befannt. 2!)ie ^renäer unb
SJarfaer unteri^ie(ten geluiffe S3e)ie^ungen ju ben SBeluo^nem be^
centralen ©uband unb t)ieQeid^t aud^ bed Stigergebietd, aber i^re
Informationen reid^ten nic^t fo loeit, um bie nötige ®runb(age fär
bie Untertoerfung beö innern äfrifa ju bieten; toar boeö bie SBüfte
©a^ara bi« in bie neuefte 3^it herein ein für größere militfi»
rifd^e Unternehmungen ein unübertoinbHd^e« ^inbernid, loie ber ita*
lienifd^e gelbjug in Xri^olid berebt bejeugt. SJabei ift noc^ ber
toid^tige Umftanb ju be^er jigen, bag bie SBejie^ungen ber ^renöer
§u 3«ntralafrifa nid^t unmittelbar, fonbem bloß burd^ Vermittlung
ber ©a^arobetoo^ner, namentlich ber SRafamonen, unterl^alten tourben.
5)ie befte Äenntni« be« bamaligen Stfrifa toar bei ben ^§ö»
nijiern t)oraudjufegen. 2>ie t^rifd^en unb in i^ren ^ugftapfen bie
fart^agif^en ©d^iffer Ratten bie SBeftfüfte Sfrifag bi« naA ©ene-
gambien ^in bereits entbecft unb üon Septid unb ben ^fen ber fleinen
©^rte avi^ betrieben bie Äart^ager einen lebhaften Sauf^^anbel
mit ben Dafiten ber mittleren ©a^ara unb mit ben Setoo^nern
be« Xfabfeebedteng. S)en ?ß^önijiern felbft gelang e« jtoifc^en
608 big 605 ö. 6^r., ganj «frifa in ber oft-loeftlid^en 9Kc^tung ju
umfd^iffen. ©inen praftifc^en Srfolg f)attt biefe f^toer ju bejtt)ei-
felnbe go^rt atterbingd nid^t, aber bie ^[nfd^auungen öon ben toirl-
lid^en 9{aumt)er^ältniffen Sfrifad ^aben baburc^ bod^ eine toxU*
fommene Äorreftur erfahren.
Äamb^fed tooDte ganj Äfrifa erobern, fotoeit e« bamal« be-
fannt toar, unb plante be^ufd SCui^fü^rung feine« ®ebanten« brei
©jpebitionen : gegen Äart^ago — biefe in Serbinbung mit ben
^^önijiern — , gegen bie STmmonfd^e Dafe unb gegen ben ftt^io*
pifc^en 5ßriefterftaat oon JRapata. 6« ift mit SRed^t anjune^men,
t(0. XIV, 2 ^ie innerafnfanifc^en (Svoberungen. 19
bafe bcr SJertoirflic^unfl bicfcr äbfi^tcn, toclc^c alle bi^^erigen
Unternehmungen aftatifd^er ©ro^reid^e gegen afrifa toettau^ in
©d^atten fteöten, bie üoHc Seru^tgung Äg^^ten« unb bie SBefefti*
gung ber perfifc^en ^errfd^aft in bcm untertoorfenen Sanbe üoran*
ge^cn mußten, ^erobot gibt felbft ju, bafe Äamb^fe^ ouc^ bei ben
JBotbereitungen ju biefen geplanten (Sjpebitionen mit großer Um*
fid^t t)orging unb infonber^eit über SRapata genaue Srfunbigungen
burc^ einl^eimifd^e föunbfd^after einjie^en lie^.
3uerft foHte Sart^ago burd^ ein p^öniäifc^e« ©d^iffdfieer an*
gegriffen »erben, aber biefer ?ßlan fd^eiterte an bem entfcl|iebenen
3Biberftanb ber 5ß^önijier, mit i^rer giotte i^re eignen Stammet*
genoffen ju befriegen, toobei fie fid^ auf einen mit Äamb^feö \>ox bem
äg^ptifd^en 5^1bjugc abgef^Ioffenen Sertrag beriefen. 3)a ftam*
b^fed über feine eigene glotte uerfügte, mu^te bcr ^lan ber @r*
oberung Aart^agod aufgegeben toerben.
ßambqfeS fagte alfo jegt eine @j:pebition gegen bie %mmond«
oafe unb eine anbere gegen 9lapata ind %uge. X^eben in Ober«
äg^pten lourbe atö 3(udgangdpunft beiber auderfe^en. ®egen bie
Dafe tourben leichtere, gegen bie Unbilben ber SBüfte lieber*
ftanbdfä^ige ^ugtruppen beftimmt. 3lad) einem fiebentägigen äßarfc^
foQen fie bie ©tabt Dafi^, ^eute el-ß^arbfd^e^, erreid)t ^aben,
nad^^er ging aber jebttjebe ©pur öon il^nen Derloren. ®er im
Altertum allgemein verbreiteten ÜÄeinung, baö perfifd^e §eer fei
burc^ giugfanb öerfd^üttet toorben, fteQen ftd^ bie Erfahrungen
neuerer Qtit entgegen, bie eine berartige fiataftrop^e ate unmögttd^
erf^einen laffen. SBir fe^en un^ ba^er genötigt, bie ©rörterung
be^ SRifeerfoIge« ber 5ßerfer ba^ingefteDt bleiben ju laffen. SBenn bie
Dafiten fpdter behaupteten, fie todren infolge beö perfifd^en 5Ki§-
erfolget unbehelligt geblieben, fo ift bagegen ^er))orju^eben, bag
fie bem SRac^folger beg Samb^fe^, 5)areio^ I., tributpflid^tig Ujaren,
tt)ie bie befannte Sempelinfc^rift t)on eWS^arbfd^e^ berichtet
2ln bie ©pi^e be^ 3^*9^ 9^8^" Siapata fteHte ftc^ Samb^fe^
felbft. 5)er ?lufbrud^ biefer ®£pebition ift in bie SBintermonate
524 bi^ 523 ö. ß^r. ju fe^en. 3)ie unö ^u ©ebote fte^cnben
®erid^te ftammen inggefamt oon ben ©ried^en, finb größtenteils
DertDorren unb ber rid^tige ®ang ber ©reigniffe ift nur auf bcm
SBege einer einge^enben ^üfung berfelben j" erfennen, ba fie
übermäßig ben fpäteren Änfd^auungen ber aufftänbifc^en Ägypter
JRec^nung tragen. S)ie J^erobotifd^e ©rjä^lung gc^t öon ber
SBoraudfeftung auS, baß bie ©ypebition planlos unternommen Ujurbe
20 3. ». *tdficf, »omb^fc«. «O. XIV, 2
unb infolge biefer ^(anlofigfett fc^eiterte, »obei fid^ entfe^Hc^
ipungerfienen ereignet l^aben foDen, bte JSamb^fed ju einem in
f)5cl^ft€nt ^a^t bef(^toerIid^en unb mit ungeheuren 33erluften üetbun*»
benen 9tü(f juge ))eranlQ^ten. 2)ie fpateren SBerid^te finb meiftenteitö
Don jperobot ab^&ngig. 9iun aber fpre^n gegen biefe ätid^ng ber
ölteren gried^ifc^en @efd^ic^tdfc^reibung bie ^tfad^en. Unter per«
fifd^en ©atrapien ^ur 3^^^ ^areiod' I. toerb^ aud^ abgabefteie
^t^iopier angeführt, ^mb^fed ffat fi(^ fomit einen betrac^tUc^n
%tU oon 92orbfttl^iopien untertoorfen. Z)ie ©puren Don Wtla%*
regeln ; bie ^amb^fed traf, beftfttigen, ba^ er ben f^toierigen
9Bäftenn)eg nac^ W)u ^ameb mieb unb ben altert ^^araonenloeg
aber ^oroi^fo Dorjog. Seine SSorrat^fammern in ber Umgegenb
bed britten 9{iIfaDed blieben nod^ nad^ brei Sal^r^unberten ald be«
ftimmte ©puren feiner (S^pebition eoibent. Sud beren Sage ju
fc^Iie^en brang alfo ^amb^fed toieiter gegen ©üben üor ate feine
aff^fd^en SBorgftnger, unb bad Qiü, koeld^ er erreid^te, toax bad
geheiligte SRapata am @0tterberge @arfal, bamatd ©i^ eined too^I
mfid^tigen, aber toa^rfd^einlid^ in getotffer politifc^r I93e}ie^ung
t)on dg^ten abhängigen »eid^d (8(.0. VI, 2, 24), burc^ beffen
(Eroberung ber ^erferfftnig bie größten ^errfd^ toon 9}ini)>e, 93a«
b^Ion unb ©aid in ©d^atten fteQen kooDte. SMed ift i^m, toenn
aud^ nur teilkoeife, gelungen. 2)ie Sti^iopen unter bem 9>2amen
j^ufd^ija erfd^einen feit^er in bem JBerjeid^nid ber ben ^erfem gur
jä^rli(|en Xributleiftung unb ^»eeredfolge oerpflid^teten Sftlfer«
fd^ften. X)ie ftarfe perfifd^e SBefa^ung Don (Slep^antine ^atte bie
Aufgabe, bie perfifd^ Ober^o^eit über llt^iopien ju fi^em. ^er
^atte Stimb^fed infolge einer ^Igeburt feine ©d^toefter unb @k«
mal^lin oerloren; biefed Ereignis fann atö Verbürgt betrachtet
n^erben, koenn au^ ber &g^tifd^«gried^ifd^e Stoman tenbenjidd be«
ftrebt ift, ^mb^fed felbft ald ben unmittelbaren Urheber bed %obe&
ber Königin ^injufteDen.
$^or ißapata fa^ fic^ tamb^fed ptö^Kc^ jur mdttffx gendtigt
9(ud %^pten famen ernfte iRad^rid^ten, bie i^m ben ä^erjid^ auf
tmtm ©roberungcn auferlegten. S)er 9Wcfjug gefc^a^ auf ffirjeftem
äBege burd^ bie fc^recfUd^e nubifd^e SBüfte, toobei ber Sldnig jtoi«
f^cn ^fcl^iö unb bem fpätercn 5ßremnisf einen großen 3;eil feinet
.^cre^g einbüßte. 9iod^ jur 3eit be« »uguftuö tourbcn ©anb^uget
«O. XIV, 2 mtVLn% in ^erficn. 21
an bcr StcÜc gcjeigt, loo bad jurücffc^renbe §ccr grftitenteite bcn
Unbilbcn bcö UBüftcnjuqe^ untertag.
3)ic ©rcigniffc in §gt)^)ten fd^cinen in na^cm 3ufQi«n^«"^anfl
mit ber gefä^tü^en Sekuegung geftanben ^aben, beten ©d^uplag
^erfien mit bcn SWad^barlänbetn eben bamalö bot. 3)ic lange Sb*
»cfen^eit bed Äönigö unb bc^ i^m treu ergebenen ^eere^ ^attc in
^erficn (Srfd^einungen l^eröorgerufen, bie auf eine allgemeine ®ärung
in breiten ©d^id^ten bed ^errfd^enben SSoKe^ fd^Iiefeen liefen unb bie
unDerjüglid^e SBieberfel^r beö fiamb^feö gebieterifc^ forberten. Sei«
ber finb »ir au^erftanbe, irgenb einen plaufiblen ®runb für
biefe Srfd^einungen anjufü^ren. SRur ba^ fte^t feft, bafe ber an
SBarbija begangene unb öor bem 5?oIte öer^eimlic^te äRorb bie
Gärung jur ^olge l^atte.
Sn feiner fnappen ?(rt berichtet ber 9?ad^foIger beö Äamb^feö
in ber berühmten Jelfeninf^rift üon 95e^iftun, bafe UKl^renb
feiner Slbtoefen^eit in Äg^^Jten unter ben ^erfern, bie ^Hanmäfeig''
lebten, ein Äufftanb audbrad^, ber fic^ gegen bie ^errfd^aft unb
bie ?ßerfon beö Jiamb^fe^ richtete. An bie ©pi^e ber Setoegung,
bie in ibren legten 3^^^^^^ ^^^ $<^u^ ber St^ämeniben überhaupt
bebro^te unb bie äBieber^erfteQung bed SReberreid^d Dorfa^, ftellte
fic^ in einem fonft unbefannten, too^I irgenbloo in Dfti)erfien 5U
fud^nben Drte ^ßifd^ijauöaba ein SÄagier, namens ©aumata. I)er
Umftanb, ha% ber Slufftanb unter bcr gü^rung eine^ 3Ragierd unb
^ö^fttoa^rfd^cinlid^ in Oftpcrfien, in bem ©tammgcbictc ber ?ld^ä*
meniben, feinen Urfprung na^m, ift beben tu ng^DoH, ba aud i^m ju
folgern ift, bafe bcr SRagier flugcrtoeife bie Unjufriebenl^cit ber
^erfer mit 5tamb^fed für fid^ unb kool^( auc^ für bie SRagier
au^jubeuten ftrebtc. S)en ©d^Iüffel ju ber Situation bietet aber
ber weitere S8erid)t bed ©areio«, n^cld^cr im ©nflang mit ben grie*
d^if^en ©d^riftfteaern be« V. unb IV. 3^tg. ü. e^r. beftätigt, baB
fid| ®aumata — ßomete^ ber DueDe beö 2;rogu^ 5ßompeiud — für
ben ermorbeten Sarbija ausgab.
^r 9(ufftanb na^m an einem 14. Slbar beS fed^ften ober
fiebenten Sa^rcd be^ Samb^fe^ — je nad^ bcr ©teUung, bie man
)u ber jur ©tunbe noc^ offenen $ragc bed alt))erfifd^en JSalcnbcrd
einnimmt — feinen Anfang, ©iö ju biefer ^t\t blieb bcr Xob
be^ SBarbija oer^eimlid^t, unb toenn cd ^aurnata toagen burfte,
fid^ für ben getöteten ^önigdfo^n audiugeben, fo mugte er in bad
©c^eimnid feinet Xobed eingetoei^t geioefen fein unb in näheren
93c}ie^ungcn ju bemfelben geftanben ^abcn. %n^ ben Angaben
22 3- ». *ta5c!, ftümb^fc«. «O. XIV, 2
be^ Jpcrobotifc^cn unb be^ Ätcfianifc^cn ©crid^tc^ ftcllt fic^ ^crauö,
bog ein 3)?Qgier an ber (Srmorbung bed SBarbija in ^rüorragen«
ber SBcife beteiligt toat, bafe er fid) fpäter für ben festeren ausgab
unb ba^ erft ttjfi^renb be^ afrifanifd^en Äricg^jugeö ber toa^re ©ad^*
ber^alt, nQtürIic]^ertt)eife juerft ben näd^ften SRitgliebern bed fdntg«^
lid^en jpaufe^, beton nt niurbe. 3)ie bro^enbe ©efa^r, bo^ ßam«
b))|e^ feinen männlid^en (Srben ^interlieg, mag bobei ntitgefpielt ^oben.
@d jeugt t)on groger ^(ug^eit beiS @aumata, bog er anfangt
nid^t atö mebifd^er äRogier, fonbern ol^ ^erfer, old ber näc^fte
S(nt)em)Qnbte bed ^önigd auftrat. 93racf| bod^ ber t)on i^m ge«
leitete Slufftanb in ?ßerfien auö unb fanb ?ln^ang juerft unter
einem ^eil ber ?ßerfer, bemjenigen, ttjelc^er ftc^ nac^ bem iJieb*
ling be« SBoIfeö SBarbija feinte unb an bem ®[auben feft^iett, \>a%
biefer noc^ am Seben fei.
Stafci^ verbreitete fid() ber 9Iufftanb nac^ ben d^ac^barlänbcrn,
in erfter 9lei^e nad^ SRebien. %px\UWla\ tourbe bereite nad^ bem
neuen $önig SBarjia aud^ in SBab^Ion batiert. @^ ift fe^r toalft*
fd^einlid^, bag babei ©erud^te über ben angeb(id) ungünftigen @tanb
beö afrifanifd^en gelbjuge« au^fd^Iaggebenb »aren.
9?un njar eö für ®aumata eine Seben^frage, aud) ben 3Bcften
bes; SReid^^ }u gewinnen, betjor Samb^fe« mit feiner ?(rmee au^
?fg^pten jurüdEfe^rte. @r fd^idte ba^er nad) feiner ihdnung Soten
in aQe S&nber bed SSSefiend unb auc^ nad^ $Igt)pten, um ben $5U
fem unb bem §eere ju öerfünbigen, bafe fie fortan an ©teile be^
Äamb^fe^ bem SBarbija ©el^orfam fd)ulbeten.
3u ®nbe bed So^re^ 523 ö. S^r. crfd^ien Äamb^fe^ mit
feinem tt)o^I burd^ ungeheure SSertufte gefc^wäc^ten, aber troftbcm
noc^ fd^lagfertigen §eere in Ägypten, ttjo bereite ©puren einer alle
©c^id^ten be^ SSoKeö burd^bringenben Unjufrieben^eit Uja^rjune^*
men waren. 3)ie Ummäljung in ?ßerfien ^atte bei ben Ägyptern
bie Hoffnung auf bie ?(bfc^ütt(ung ber bereite läftig gettiorbenen
3remb^errfd)aft toadigerufen. Snfolgebeffen fanb fi'amb^fe« eine
burc^auö üeränberte Sage öor: ben ?lufftanb in ben Äerngebieten
beö Steid^g, ber für ben goß; bag ber »al^re ©ac^oer^alt oon bem
©c^idfal bed Sarbija nod^ weiterhin geheim gehalten werben foQte,
ba§ ®efd)(ec^t ber Stc^ämeniben, bie ©teHung ber angeftammten
gürften^äufer unb be8 5ßerferüottcg auf« fdE|loerfte bebro^te, unb
bie Unjufrieben^cit eineg leifö ber Stg^ptcr mit feiner ^errfd^aft.
ftamb^fe^ mufete fid^ ba^er für bie SBefanntgebung beÄ an
Sarbija begangenen äRorbed aU bad einzige SRittel, ben ^Betrug
9(0. ZIV, 2 ^er 9Ragter (daumata greift nad) bet ^one. 23
bed äßagierd ju entrarüen, entfc^eiben. ^ierburc^ unb bur^ bie
nunmehr jur @eroig^eit getvorbene äJermutung, bag bai Hud«
fterben bed filteren 3^^^9^^ ^^ ^(cl^ämentben ^eranrüde, toerben
n^o^I bie Srfcl^einungen ber Unjufrieben^eit unb Unbotmäfsiglett im
?ßerfer^eere hervorgerufen toorben fein, bie fiamb^fe« energifd^
unterbräcfte. (£d fann bei bem @rn[t ber £age nic^tkounber nehmen,
menn er babei rüdftc^tdlod, ja nac^ unferen ober anä) na6) ba*
moligen griet^ifd^en gegriffen groufam öorging. SBir l^aben
und bei Beurteilung ber bem ^amb^fed jugefc^rtebenen ®reueU
taten immer ju Dergegentofirttgen, bag aQe 9?a(i^rtci^ten über fold^e
aud ber trüben OueDe bed bem jtamb^fed grunbf&^Iici^ feinbKd^
gefinnten ag^ptifdi^gried^ifd^en Stomand ftammen unb bedl^alb mit
größter SBorfid^t aufjune^men finb.
?lnberd ftanb ed mit ber JBetoegung unter ben Äg^tern. @8
mirb fpäter t)on argen SBertoüftungen berid^tet, bie ^amb^fed xo&f)*
renb feinet bem Stüdjuge aud ^t^iopten folgenben Sufent^alted
im fianbe angerid^tet ^aben foU. 3n ^eben n^urben nod^ jur ^txt
©trabond lempel gejeigt, beren ßcrftörung Äamb^fed jur Saft ge*
legt tt)urbe. @d liegt na^e anjune^men, bag ftd^ X^eben irgenb
eine SSerfd^uIbung gegen ben ^önig ^atte )u fd^ulben fommen (äffen,
bie eine ftrenge 3ßagrege(ung burd^ ßamb^fed unb infolge beffen
auc^ ben 92tebergang ber @tabt herbeiführte. äBirb bod^ ßamb^fed
aQgemein afö ^tt^ibxtx ber berühmten SImmonftabt betrautet, menn
fic^ aud^ nic^t in 2lbrebe fteHen lägt, bag beren SRiebergang be*
reit« feit ber ©inna^me unb 5ßtünberung burc^ bie Slff^rer ?tffur*
banipafö batierte. SebenfaQd mug bad 93erf^ulben X^ebend fe^r
\d)Xotx getoefenfein ober in einer fritifd^en, für bie?ßläne be^Äönigd
befonberd bebro^Itc^en 3^^^ ftattgefunben ^aben, tmt ber SSergleic^ mit
ber ^anblungdkoeife bed ^amb^fed gegen SD^emp^id (e^rt, beffen Se^
n^ol^ner fi^ bod^ arg an feinem ^erolb vergriffen Ratten unb tro^bem
oer^älnidmägig gltmpflid^ babonfamen; ed ift ba^er bie 93er mutung
berechtigt, ba§ im gegebenen galle bie Unterbrficf ung eine« gefä^rlid^en
äufftanbed ber X^ebäer in ^rage ftanb. 3n biefelbe ßeit ift aud^ ber
SSerfud^ bei^ entthronten ?ßfammeti^, bie Verlorene 3)oppeIfrone ju»
rüdjugetoinnen, ju verlegen, benn fonft to&xt eä fester unbenfbar, bafe
er noc^ angefid^tS ber gefamten perfifd^en ^eereämad^t, nac^ feiner
Slieberlage in ber entfc^eibenben ©d|Ia^t, nac^ bemgaHe feiner §aupt*
ftäbte unb nad^ feiner Gefangennahme folc^ einen SJerfuc^ getoagt
^aben foQte. S)te unbeftimmten 3la6)xxd)itn über ben von ungeheuren
93erluften begleiteten 9{ü(f jug ber $erf er aud ^t^iopien, bie tooijll bem
jurücffe^renben ^eere bed Stamb^fe^ Doraudgeeift toavtn, mögen ^am*
mtdä) 5u bem SSerfud^, fein 93o(f gegen ben |)etfifci^en Sroberer aufju«
tDtegeln, t)eranlQ^t ^aben. ^ambt^feS koar aber auf feiner ^ut ; bie
^(ane bed ^fammetid^ blieben i^m aid^t verborgen unb er traf
äRagregeln, um ben bro^enben %ufftanb im ßeime ju er**
ftiden. ^ammetid^ ald ^nftifter bed ^omplott^ bfigte fein fieben
ein. S)a^ feine ipinrid^tung eine in ben ?(ugen ber SRad^fommcn
fd^n^r n)iegenbe äJerfc^uIbung wax, beftätigt in feinen 99etrac^«
tungen inbireft ^robot felbft, n^enn er fagt, ^ammetid^ f)ättt
too^t ^g9))ten mieber belommen, affo ba| er fianbpfleger baruber
gen^orben märe, mei( bie ^erfer bie @ö^ne ber Könige in (S^ren ju
galten pflegten ; unb f elbft h)enn bie 9.täter fic^ empört Ratten, n)ar
ed bei ben ^erfern ^ett)o§n^eit, beren ^errfd^aft ben @ö^nen ju«
rüdjuerftatten. 97atürUd^ twrfielen mit bem entthronten ^önig
aud^ dorne^me ^gt)pter, bie fic^ mit i^m fompromittiert Ratten,
ben ftrafenben Knorbnungen bed Stambt)fed ; ba^ biefe ^rt, ja fo»
gar graufam »aren, I> fid) burd^ bie ©etvo^n^t ber ^exi unb
burd^ ben @rnft ber Sage erttären. '^er äg^ptifc^^griec^ifc^ 9{o«
man f^öpfte a\\^ ben 9Kagrege[n gegen Unbotmäßige ben toiO«^
fommenen ©toff jur Äonftruierung einer ttnrflic^en ©d^rerfend*
^errfd^aft, ber jubem burc^ S^orfäUe in ber nfi^ften Umgebung bed
^önig^ neue 92a^rung erhielt.
3n ber äRitte ber tenbenjiöd gegen ^amb^fed aufgebaufc^tcn
äg^ptifd^'grie^ifc^en @rjä^(ungen, bie fpätei in bem don ^obot
t)enoerteten Stoman SCufna^me gefunben ^aben, fte^t ber angebliche
Kpidmorb. „%tö JSamb^fed nac^ 3ßemp^i^ fam", berid^tet ber IBater
ber ^d^id^te, „n^ar ben ^[g^ptern ber 91pid erf^ienen, unb a(d
biefer erfc^ienen mar, legten bie ^g^pter fofort i^re fd^önften ftlei*^
ber an unb jubelten. ®a nun ftamb^fed fa^, mie bie dg^pter
alfo taten, ^atte er fie fd^on im SBerbad^t, baß fie fo freubig mären,
mei[ ed i^m in %[t^iopien unglfidtlid^ ergangen, unb ließ bie ä^or«
fte^er ber ©tabt )u fid^ entbieten. Unb a(d fie t)or i^n gefommen,
fragte er fie, marum bie %^ter nic^td bergleic^en getan, aU er
bad erftemal ju 97lemp^id gemefen, fonbern erft je^t, ba er fäme,
nad)bem er einen %t\i feinet f)eered verloren. 2)a fagten fie, ed
märe i^nen ein @iott erfd^ienen, ber fe^r feiten ju erfd^einen pflegte,
unb menn er erfc^iene, fo feierten alle %9pter ein i^reubenfeft.
9[U ßambpfed bied gehört, fügte er, fie belögen i^n, unb aU £üg«
ner beftrafte er fie mit bem Xobe. 9}ac^bem er nun biefe umge«
bracht, lies er bie ^riefter ju fic^ entbieten, unb ali bie
«D. XIV, 2 i)er angeblich 9[pt«motb. 25
5ßTtcftcr iftm bcnf dbcn öefd&cib gaben, fagtc er, er tooUtc batb er*
folgen, ob ein ja^mer @ott ju ben llg^ptern gefommen. Sttö er
bied gefprod^en, befal^l er ben ^riefiem, fte foQten ben Stpid ^er«
Idolen, unb fte gingen |in, i^n ju ^olen. Jlfö nun bie ^efter
ben ^id brachten, jog ^ambt^fed, gleich ttne ein 9%afenber, feinen
^o(d^ unb moQte i^n bem ^pid in ben Squ^ fto^en, traf aber ben
©^entel. Slldbann ladete er nod^ bie ^riefter ald Summföpfe
aix^, ha fie ©ötter eieren, bie t^Ieifd^ unb Stut ^ben unb @ijen
fügten. S^iti^t gebot er bie ^riefter ju geigein, bie ober oon ben
|[g^^)tern feiernb angetroffen würben, ju töten. S)er Äpid öer*
enbete nad^l^er infolge feiner Sertounbung unb bie ^riefter be«
gruben i^n, o^ne ba% ed ftamb^fed erfuhr."
®iefe Srjö^Iung fanb aDgemein QUauben unb nod^ in un»
ferer 3«i^ f*"^ namhafte gorfd^er beftrebt, i^re ®Iaubtoürbigfcit
ju retten, obgleid^ ber unbefangene Sefer berfelben ben @inbrud
getoinnt, ha% fie aU äSorau^fe^ung bed angeblic^n äBa^nfinnd
bed Samb^fed erfonnen ift. SBir ^aben genügenbe 99emeife üon
ber für bie bamalige 3^t ungeloö^ntid^en Unbefangenheit bed fi^rod
unb bed Stamb^feS in bejug auf bie religiöfen SSorfteQungen unb
©ebräuc^e untertoorfener SSöIfer. Sild junger äßann na^nt ^am^
htfit^ an bed 93aterd @tatt an ben Steuja^rdfeierlid^feiten in ^a*
b^Ion teil unb in @aid lieg er fic^ fogar in bie 9J?Qfterien ber
92eit^ einn^ei^en. ®runbfä^(ic^ erfannte er fonac^ bie ^Berechtigung
bed Shilted üon ^lU* unb lofalen (Sottifeiten an. ^otte er ber
@tabtgöttin t)pn ®aid bie i^r jugel^örige &ftt em^iefen, fo ift umfo«
me^r ooraudjufe^en, bag er aud^ bie ^Sd^fte ©ottl^eit bed fianbed, ben
im @tier Derlörperten ©penber ber 9KIfc^n)eIIe, in @^ren ^ielt. @d^on
ber Umftanb, bag ber ®ott ald @tier in ^g^pten Dere^rt mürbe,
mugte auf fein Qkmüt einkoirfen. 9[ud^ ben Vriem in Sran koar
bad 9linb koegen ber SBo^Itaten, bie ed bem äRenfc^n barbietet,
^eilig unb mit bem Urin ber ^u^ nimmt nod^ ^eutjutage ber perfif (^e
^riefter bie Dorgefc^riebene Steinigung üor. @d ift fomit audge«
fc^Ioffen, bag fid^ Samb^fed bei gefunbem SBerftanb ein berartiged,
bie ^efü^Ie aÜer flgl^ter in l^dd^ftem @(rabe t)er[e^enbed 9ene^«
men ^abe ju fd^ulben fommen laffen. ^erobot fe^t aud^ audbrüdtlid^
t)oraud, bag ftamb^fed bereitd nad^ feiner 9lü(ffe^r aud ^t^iopien
n^a^nfinnig gen^orben mar, aber gleid^^eitig lägt er i^n 99?agregeln
treffen, bie üon einem burc^aud gefunben äJerftanb 3^U9^^^ ablegen.
Uja^orfutennet (ebte nod^ ju 3^^^^^ ^^ ^areiod, aber bon einer
folc^en Greueltat, toxt ber bem ßamb^fed jugefd^riebeneStpidmorb, koeig
26 3. ». *tä&c!, Äomb^fc«. «O. XIV, 2
er nidCitö ju berichten. Stad^ ber SBefeitigung bed @)aumQtQ burd^
iDarciog erhoben fid^ bic meiflcn arifc^en ßfinbcr bcd Dftcnd mit
SBobqlon gegen bie ^d^ftmeniben, ober bod jule^t eroberte ^g^pten
blieb ru^ig. SSäre bied begretflid^, menn fid^ ftamb^fed totrHic^
fold^ eine S3erle|fung bed religiöfen @(efä^te bed Solfed ^fitte ju
fd^ulben fommen laffen?
9?un finb mir in ber Soge, monumentol ju ertoeifen, baft fi(^
in bem Stpidmorb bed ßornb^fed eine fpätere, ben Slnfic^ten bed
äSoIfed jur 3^^^ ^iii^^ Snarod ober Slm^rtaioiS entff^red^enbe @r«
bid^tung toieberfpiegelt. SDSoriette üerbonfen tt)ir bie Sntbedung
be^ ©erapeion t)on SD^emp^id. Unter ja^Ireid^en St))iSmumien, bie
bort öorgefunben tourben, gibt e« jWei Äpiäftclen au8 ber ßrit be8
Äamb^fe«. ©ner ber ©tiere ttjurbe ber Snfd^rift ber ©tele ge*
mag im 9?ooember 524 t>. @^r., alfo M^renb beS ät^iopifc^en
^Ibjuged, a(d ^amb^fed Don Stg^^ten abn)efenb n>ar, in ^ei^mm«
lid^er SBeife beigefe^t. ©ein unmittelbarer 9{ad^foIger k)erenbete im
3. 518 t). @^r., ed f)at fomit toä^renb ber .^errfd^aft bed ftam*
b^fed in ^tgtjpten lebigUc^ eine ein5ige 9lpidbeife^ung ftattgefunben
unb ftamb^fed koor überhaupt nid^t in ber fiage, bejüglid^ biefer
93eife^ung irgenb ittoa% anjuorbnen. ^ie ©teleninfd^rift bed in
SRebe fte^enben "Hpii beftätigt meiter, bog ber ^id bed Sa^reS 524
0. (£^r. in ber burc^ ^erfommen oorgefd^riebenen SBeife ju feinen
JBorgängern im ©erapeion öerfammelt tourbe. SBenn bie ©telcn*
infd^rift bie Eingabe, n^ann ber im 3* 518 t). (SX)x. Derenbete SpiS
inftaDiert mürbe, außer ad^t lägt, fo ift biefeS ©d^meigen ba^in
ju beuten, bag ber in $rage fte^enbe ©tier erft nac^ ber 9ei^
fe^ung feined SSorgängerd jum 93orfd^ein gefommen, bag fein oft
ermähnter SBorgänger auf natürliche SBeife üerenbet unb feine
äßumie mit ^Beibehaltung beS öorgefc^riebenen 3^cmonicD8 beige*
fe^t toorben ift. 3lad) ^. 93rugfd^ ift auf ber*©tele Äamb^feö fnieenb,
alfo ald SSere^rer beg Wpx^ abgebilbet. ^er @r)ä^(ung beS
ägt)ptif(^ • griec^if c^en {Romano ttjirb fomit burc^ biefe 3;atfad^en
t)onenbd ber ^oben entjogen.
9{un mug folgerid^tig bie t^rage aufgemorfen merben, koann
bie (Srjal^tung Don bem ^pidmorb entftanb unb ju toeld^em
3tt>cc!e fie crbid^tet mürbe. 9?on einem Jlugenjeugen ober 3^*'
genoffen fann fie unmöglid^ ^errü^ren. (£in $lpidmorb ^ätte bie
®efä^Ie ber tgt)pter o^ne Unterfd^ieb bed ©tanbed aufd tieffte Der«-
le^t unb fie mit unDerfö^nlid^em ^ag gegen ^amb^fed unb bie
^erfer erfüllt. 4^on einer folc^en ®efinnung finbet fic^ aber
SIO.XIV, 2 3)er Xob bed llamb^fed. 27
in *}(g^^ten feine ®p\xx, ja bie Xatfad^en beft&tigen e^er ba^
Gegenteil. (Sinem tim^nfinnigen äBäterid^, ber fic^ an intern SlQer«
^eiligften t^ergriffen, i^re ©ottl^eiten t>nla(S)t, gemorbet unb Der^
btonnt f^&ttt, toürbcn bie erft üor furjer 3^* untertoorfenen.
^I[gt)pter faum bie Xreue gegolten ^aben. Die Srjä^Iung fann
alfo erft nad) ^amb^fed' Xob entftanben fein unb ^erobot ^at
fie ficb feiner Sluffaffung gemag ^ure^tgemad^t, ha fic^ in i^r
feine ^nfc^auung t)on ber bur^ bie @)ötter afö @ü^nung feiner
(freuet über ^omb^fed t)er^ängten SBeftrafung kuiberfpiegelte.
Snbeffen fanbte @(aumata ^erolbe noc^ bem SBeften unb
nad) ^Igi^pten, bie bem ^eere Derfänbigen follten, bog fortan
iSarbija, @o^n bed ^xo^, aU £5nig an ©teile bed ^amb^fed
^^orfam beanfpruc^e. SßoIIte ßamb^fed feinen aufd ^öc^fte
gef&^rbeten X^ron retten, fo mugte er energifd^ unb jielbetougt
Dorge^en. @r entfd^(oj^ fic^ bal^er jur eiligen Slücife^r nad^ ^erfien,
betraute mit ber 93ertDa(tung %9ptend einen t)ome^men ^rfer,
namend ^r^anbe^, unb brac^ im ^rü^ja^r 522 t). S^r. untrer-
jfigli^ nac^ ®t)rien auf. Srgenbloo in äJ^ittelf Qrien , am
n)a^rfc^einlid^ften in ^amat, bad bie Segenbe fpäter in llgbatana
umtaufte, begegnete einer ber Soten bed ®aumata bem perfifc^en
i^eere, Seine SSerfid^erungen fanben bei ben ?ßerfern ®Iauben,
moburd) eine gefä^rtid^e Semegung inmitten j)erfe(ben entftanben
fein mu^.
^amb^fed erfannte bie @$efa^r in it)rem ganjen Umfange.
iSx lieB äberall befannt machen, ha% ein Seträger nad^ ber ^one
greife, unb tooQte in größter ®ile ^erfien erreichen. ?lber bei
^efteigung be^ ?ßferbeg öerlounbete er fic^ am ©d^enfel unb
ftarb nad^ iti^an^ig ^agen. Ob fid) ^amb^fe^ bie SSertuunbung
Dorfd^Iid^ juflcfügt ffai ober ob e^ ein bloßer S^faß getoefen ift, ift
aud ben und ju Gebote fte^enben 97a^ri^ten nid^t me^r ju ent«
fc^eiben. 98a^rfd)einlic^ ift aUerbing^, ba^ ^ier ein unglücfHd^er
3ufaD toaltete. ©terbenb foU fiambt)fed ben ^erfern ben toa^ren
©ad^Der^alt entbedt, fein ^orge^en gegen S^arbija bebauert unb
bie ^erfer jum Äampf gegen ben Setrüger ermuntert ^aben.
5)er 3;ob f^at Äamb^fed in einer für ^erfien ^ö^f* fl^fo^^'
üoUen Q^t ereilt. Äamb^je^ toar finberloö unb mit i^m ftarb bie
ältere Sinie ber Äc^ämeniben au^. S)ie jüngere öon Sei^pe^ II.
abftammcnbe fiinie, bcren fortf^reitenbe Slei^e Äriaramneö, ?lrfa»
me^ unb ^^ftadpeö bilbcten, tourbe jefet erbberechtigt. 3^re ©d^id*
fale bi^ gum Xobe beS ftambt)fe^ finb na^egu unbefannt. SBon
28 3. «. *täSef, ftamb^fe«. «O. XIV, 2
Äriaramne^ unb Ärfamc^ ift au^er bcn Kanten nic^tß fibcrticfert,
®areio§ nennt fie »o^I ate feine unmittelbaren SSorfa^ren, aber
in einer 2lrt unb SBeife, bie blofe auf i^ren S^arafter ate ^Dot»
männer fd^Iie^en I&|t. 6d ift immerhin möglidf, ba^ biefen ^injen
cid na^en ä^eriuanbten bed föniglid^en ^ufed ^o^ere $i[mter
anvertraut n^aren. ipQftad|)e^ koar ju ßamb^fed' unb tno^I aud^
f^on ju Äproö' 3«i^ ©atra)) von ^^artl^ien unb ^^rfanien, ber
ditefte feiner ©ö^nc, 3)arjat)of(^, gräsifiert 5)areio^, bei Ätjrod' lob
ungefähr jtoanjig Sa^re alt, t)erfa^ ald %rf(^tibara ober fion^n«
tröger eine ber ^öc^ften ^offteQen, in melc^er Sigenfd^aft er ben
ganzen afrifanifc^en ^Ibjug mitmachte. & (iegt auf ber ^anb,
ba| fid^ bei ber ^nber(ofig!eit bed ^amb^fe^ unb nac^bem bad
®e^eimnid beS ©d^icffatö bed 9)arbija ent^uUt n^orben xoax, bie
Sugen ber $erfer auf ben burd^ feine audgejei^neten (Sigenfc^aften
^ert)orragenben Z)areiod richteten. S^eQeic^t gel|t ber S9erid^t über
einen n^unberbaren Xraum, ber fi^rod bie jufänftige SBebeutung
bed SängUngS a^nen liefs, auf biefe Hoffnungen ber $erfer jurud.
S)a^ X^ronfolgered^t be« 3)areioö war jtoeifello^, tt?enn e«
gelang, bem äl^agier @(aumata ald ^Betrüger b(og)ufteUen ; ed n^ar
aber feine (eid^te SCufgabe, bad Verführte 93oIf in ben Oftprot)in)en
bed Steid^d t)on bem richtigen ©ad^üer^alt ju überzeugen. @(aumatad
(Borge^en n^ar fe^r Bug. Um jebem 3^eifel über feine 3bentität mit
bem jüngeren ^^rodfo^n ben ^oben ju entjiel^en, trat er anfangt
überall ald ^erfer auf unb na^m aud| ^toffa iu feinen ^rem
auf. ^ie^ mag am meiften ju feiner aDgemeinen ^nerfennung
ate ^önig beigetragen ^aben. 9(uj^er fi^bien unb ^g^ten ^aben
aSe fiänber bem ©aumata ge^ulbigt, ja ed ^at ben 9(nfc^in, bag
fic^ anfangt auc^ 2)areiod ber f^loierigen Situation anbequemen
mu^te, n^oQte er bie ^ü^rung über bie unter feinem Oberbefehl
aud llg^^ten jurüdfe^renbe 9(rmee in feiner ^anb behalten. S)ie
@attaptn DroiteS in S^bien unb ^r^anbed in $tg^)>ten blieben
neutral, aQerbingd in ber 9(bfid^t, im Grüben ju fifd^en unb au^
©atra^n felbftänbige ^errfc^er ju n^erben.
%Ue iRac^ri^ten beftatigen, baf; bie äg^tifd)e 9(rmee unter
SDareiod' gtt^rung nac^ Sran jurücfgefel^rt n^ar. Unterbeffen mar
(S)aumata eifrig beftrebt, feine jperrfd^aft aUfeitig ^u befeftigen unb
aud^ nad^ SBeftcn auszubreiten. 9Bie meit i^m bieS gelang, entjie^t
fic^ unferer ^enntnid; fot)iet fte^t aber feft, bag fein betrug au^
meiter^in unentbedtt blieb. Sie in baS @k^eimnid eingeweihten
^erfonen werben fid) Wo^I gehütet ^aben, ben richtigen @ac^t>er«
«0. XIV, 2 2)ie ^rrfi^aft ht^ (Skiumota. 29
^It }u betraten, ba @ktumata Dor ®raujamfetten nid^t jutärf^
fd^redte^ unb bie ^Beteuerungen bed fterbenben ^ombt^fed blieben
unbeaij^let.
3)areto^ feCbft gibt in feiner Snfc^rift an, bafe e§ niemanb
gegeben f)at, toeber einen ^erfer r\ü6) einen 9Keber nod^ irgenb
einen be« föniglic^en (Sefd^Iec^tdJ , ber bem ®aumata bie ^nv*^
fc^aft entriffen ^fttte. 2)Qg 9SoIf fürd^ete nad^ feinen SBorten,
(Saumoto fönnte Diele fieute töten, bie t)ormate ©orbija gefannt
Ratten, unb infolgebeffen tvagte niemanb eine ^u^erung gegen
i^n, bid 5)areio§ fant. Um bie SBeftlönber ju gewinnen, uet*
fügte @aumata bie ^Befreiung Dom ^egdbienfte unb t)on allen
Steuern auf brei Sa^re unb überl^ufte nac^ §erobot^ Serid^t
äße SBölfer mit großen SBo^ltaten, eine SWa^regel, bie i^re
SEBirfung, abgefe^en t)on Ägypten unb S^bien, nid^ tjerfe^It ^at.
2)agegen fteUte ®aumata SSerfuc^e an, ben ^erfern gegenüber
bie 3^8^^ ^^ Slegierung ftrammer anjujie^en. SBenn ^areio^
fpater berichtet, ba^ er %tmpd aufbaute, bie (^umata jerftört
^atte, unb bag er bem $oIfe baS äßeibelanb, bie SJie^^erben unb
bie S03of)nungen, unb ^mar in ben Käufern, bie i^nen ^umata
entriffen f^attt, miebergab, fo ift baraud ju folgern, ba| ©aumata
ber t)on ^^ftadped begünftigten neuen arifd^en Se^re feinblic^
gegenübertrat unb bajs er aud^ einen S^eil ber ^erfer feinblid^ Be«-
^anbelte. 2)a er nid^t in 5ßerfien, fonbern in SKebien feinen ©i^
aufgefd^Iagen l^atte, fo ift bie äSermutung begrünbet, ba^ ©aumata,
nadjbem er t)on ben meiften $rot)injen anerfannt toorben loar, bie
^erfer felbft feinblic^ ju be^anbeln anfing, inbem er bie neue
arifd^e Se^re öerfolgte unb ben ^errfc^enben perfifc^en ®efd|Ied^*
tem ober 5£Ianen i^r (Eigentum entjog.
^ie Sßirhtngen biefer äßa^egel (äffen ftd| nic^t beurteilen,
ba bie ^errfc^aft @(aumatad }u für} bemeffen »Kir. %m 9. @arma<^
paba ^tte er bie jperrfc^aft an fid^ geriffen unb am lO.lBagajabifd^
»urbe er erfc^Iagen, ed betrug alfo ber 3citabftanb jloifd^en feiner
X^ronbefteigung unb feinem $aQe fc^merlic^ me^r aU brei 3Jlo*
nate. SRadjbem injtoifd^en bie perfifc^e Armee unter 3)areioÄ' Ober-
befehl aud ^g^ten jurüdgefe^rt nmr, fe^te fid^ biefer indge^eim
ins einöerne^men mit ben ^)crfifd)en ©tammffirften, bie ftd^ eben*
faDS burc^ bie Ufurpation bed @(aum«ta in t^rer privilegierten
Stellung gefd^rbet füllten. ^Der allem ^nfd^ein nad^ nid^td a^nenbe
@(aumata mürbe im SifajautKitif^ überfaUen unb nad) tapferer
30 3. ». *tÄäef, llamfilife». «ß. XIV. 2
®eflcntpc^r am 10. öagajabifd^ ober Sifc^ri, (£nb€ ©eptemfc«» 522,
crfd^tagcn, »orauf SJarcio« bic QüQtl bct ^)crrfd^aft ergriff.
Äamb^fed gehört ju jenen großen ®eftalten be« Altertum^,
beren Sitb burd) bie fpätcre einfeitige ®ef(^id^töfci^retbung
gefalfd^t tourbe. SWit X^emiftoHe«, «Ifibiabe^ unb »bcriu^
teilt ber ©o^n beä Ä^ro« ba^felbe ©(i^idtfal. SßJic bie ^Beurteilung
beö 2;iberiu^ big in bie jüngfte Qtxt herein Don ber bur^ ben
©tanb|)unft ber ©enotorenoppofition beeinflußten ©c^ilberung bed
Xacitud abhängig loar, fo koar ed aud^ ^amb^fed befd^ieben, ber
dlad^ioelt im Sid^te bed fig^tif d^ i* grie^if^en ^omand aU gott«
i)ergeff ener, öon maniafalifd^cr Xobfuc^t befeffener SEBüterid^ ju er»
fd^einen. 6rft bie infd^riftlic^en gunbe unb bie toiffenfd^aftlic^e
Äritif unferer Qtxt ^aben auc^ in bie fiamb^fifd^e grage flaree
fiid^t gebrad^t 3" ^^^ falfc^en Slnfd^auung Don ber Sebeu»
tung bed $Qmb^[ed mag auc^ bie f urje ^auer feiner Stegieruug beige«
tragen ^aben; ebenfo wirb auf biefen Umftanb jurüdtjufü^ren
fein, baß fein ?lnbenfen in ber ^elbenfage feine« ©ottcd
fo gut toie erlofd^en ift. @rft fiirjlid^ ^ot ^üfing mit bem
i^m eigenen ©d^arfblid in bem ^urtoataSpa ber iranifc^en
^elbenfage ben ^interliftigen SReid^dDertocfer entberft, ben ber So*
nig, im ©egriff einen toeiten 3«Ibjug burÜ^ öbe SBüften ju unter-
nehmen, t)on bem er nic^t jurüdffe^ren foü, ate feinen Ser*
treter in ber SJertoaltung beö SReid^« einfe^t, biö biefer fid^ afe
«in ©laubengfeinb entpuppt. SJiefe Srja^Iung birgt in fi(^ eine
)oenn au^ fe^r ftarf verblaßte Erinnerung an ben äg^tifc^n
f^elbjug bed ßamb^fed unb an bie Derräterifc^e 9ioIIe bed 9Ragier^
^aumata, aber ber 9hme bed Jlamb^fe« lommt in i^r nic^t
mit t)or.
Sinjelne Xatfac^en aud ber ^Regierung bed Samb^fe« toaxm
cnd) ben Suben befannt, aber ber yiamt bed ^nigd felbft oerfiel
bei i^nen ber SSergeffen^eit. ®^ ^at (ebiglic^ ben %nf(^ein, baß
unter bem oielbefprodjenen 2>areiod bem 3Reber Samb^fed ge*
meint ift.
S^on großem Sntereffe n^dren DerlaßHc^e Angaben über bie
(Stellungnahme beS Samb^fed }u ber geiftigen Strömung, bie ba«
matö ben größeren Xeil ber $erfer unb tvo^l aud^ ber Srier bed
iranif^en Dften« ergriffen ^at. Seiber muffen loir in biefer JBe«
^ie^ung mit SJerinutungen vorliebnehmen, ba ed feinen ein«
^igen Serid^t gibt, ber unS tluffc^luß geben fönnte. 3)en
einzigen ^n^alt^punft bietet bie Snfd^rift oon SBe^iftun. SBenn
\
«D. Xiy,2 ^ie ^btutung ht9 tmnbt^fe«. 31
in bcrfclbcn öon bcn SWafena^mcn bc^ ®aumata gegen Xem^jel
berid^tet toirb, btc jDareto^ toiebcr^erftcücn liefe, jo fe^en btefe
3)i2afena^inen ben beftiinmten ©egenfo^ gu ^amb^fed doraud unb
loffen ben ©d^Iufe ju, bafe ^amb^fed ber bon ^^ftadped unb
f)>dter toon 3)Qretod begänftigten neuen arifd^en Se^re freunbltd^
gegenäberftanb.
1nl)aitsDerzeict)nis.
^ie Duetten 3
^amb^fed unb bie gfamilie bed Sl^rod 4
Xie innere $olitiI bed j^amb^fed 6
«orbiiaö Xob 8
^cr ^eercg^ug gegen Äg^^ten 11
Äamb^fe« unb Ägypten 15
Wit innerafrifanifc^en (Eroberungen 18
^ie Oörung in ^etfien 21
^aumata a(d ®egenldnig 23
IDie bem ^amb^fed §ur Soft gelegten Greueltaten in ^gt^pten unb ber an«
geblit^e fipi^moxb 24
^er Job be« Äamb^fe« 27
^ie 55ebeutung be8 Äamb^fc« 29-31
\
t4.3a9t$ans Der ÜIU Ofieitt ^tft 3
Pfeif dt« 3abr- ^' w ^ Cinzelprclt icdes
ftMacs (4 Uellt) ber«u»«€0€ben von der ß,,„,
2 m.. ftcb. 3 m. Uorderasiatischen Gesellschaft (€. U.) 60 Picnnie
TTad] Bogbasköi!
Cin nadigelaffenes Fragment
pon
Hugo IDInckler
Eeipztg
I. C f)mrict)sTct)e Budiljanblung
Die Uordera$iati$d)< 0esell$d)aft (€. U.)
mit dem Sfiz in Bertin
be^tpectt bie ^örberimg ber oorberafiatifd^en ^tubien auf d^runb ber Denfmaler.
@ie gibt n)iffenfc^aft(i(^e wirbelten i^rer ^itglieber in jtvongtofeu ^eften al^
,,9RitteiIungeu ber ®orbetaiiatifd)en (Bc]tU\ä^a\V' imb gemeinter«
ftanblic^c ^^arftcUuiiflcn öicrteliofttlid) unter bcm 3:itel „3)cr «Itc Orient"
^erauS. Serner min bie (S^efeüfd^aft bie ®e|c^affung neuen Sl^ateriald anregen
unb nnterflfigen.
^er iä^rlic^e ^itgliebdbeltrag betragt 10 ^^ar!, loof ür bie ,,^itteUungen"
(ionft 15 3».) unb ,,^er «Ite Orient" (fonft 2 9R.) geliefert »erben. — Auf-
nahme aU 2Slit%\\th erfolgt bur^ ben ^orftanb auf einfache 9(nnielbung
beim Schriftführer. — 3ö^I""Ö ^^^ S9eitr5ge l^at im Sanuar on bie
3. ®. $inridj«'fc^c 33uc^t)anblung , Scrlog, Öcipjig, S3Iumengaj|c 2,
5u erfotgen.
3)erSorftanb beftc^t j. 3t. auö: $rof. Dr. ^. oon Öujcfton, 1. aSorFifeent^^t,
©übcnbe, ©crlin; ^ßrof. Dr. m. ©artmann, 2. ^Jorfi^enber, ^erinSborf (9Äarf);
$ro|. Dr. SR. Soberii^cim, ©c^riftfü^rcr, Berlin *©^ar(ottenburg, 6tein-
ploft 2;^^rof. Dr. O. SSeber, 33crlin=5Ricberfd)ön^anfen; ^rof. Dr. «r. SKeiSnei,
»rcdlan; Sic. Dr. «Ifr. Scremiad, fieipjig; %xol Dr. J}. (5. Reifer, Äöuig«--
berg: $iof. Dr. ^rbr. f)ommeI, SUiündjcu. — Herausgeber ber „aWittcilungen
«Prof. Dr.O.^Beber, 55erlin=9Uebcrfd^ön^auien, fiinbcnftr. 35, be§ ,,tlften Orient
Xcrielbc unb Sic. Dr. ?(Ifr. 3ereinia§, Seipjig, St^reberftraSe 5.
,t*
n
1iib«li der bisher erfdiieneiieii Ifelie
^gtipter a(d l^rieger u. (Eroberer
inÄficn. 7$Ibb. 2B.«K.»lüUer. 5i
©d)rift unb ©pra(^c ber alten
$tg^pter. ^it 8 ^bbilbungen.
3Jon «B. Spiegelbcrg. Sa
Xicrfutt ber alten Ägdptcr.
$011 91. ^iebemann.Ui
3}2agie unb 3<^^<^<^^ci ^^^ °^ten
^gt)pten. "^ow 9t. SSiebcmann. 64
Unter^altungSliteratur ber attcn
ÄgDpter. 2. ^tuftagc.
$on %. ^iebemauH. 3
5^ote u. Xolcn*?Rcid)e im (iilauben
ber atten iSg^pter. 3. 9(ufl.
$on ^.^iebemann. 2^
$(mu1ette ber atten ä[gi)pter.
»on «. ®iebcmQmi.l2i
9marna«3cit. Ägypten unb
^l^orberafien um 1400 o. S^r.
3. Auflage. ?3ün 6. 9iiebuf)r. 1«
Arabien Dor b. 3^Iam. 2. «uf(.
5üton O.Scbcr. 3i
At% „JlUcn Orienr* (Frei» 6o pi.):
$ocf(^ungdrelfen in @üb«9(rabien.
3 iTortenff. unb 4 9(bbitbungen.
S3on O.SBcber. 84
Q)(aferd t!rorjd)ungdreifen in @fib-
arabien. "SStxi 1 $i(b ®(aierS.
»on O. SBeber. 10«
^ramöer. »on ^. @anba. 4s
9(fnrbanipal u. bie aff^riic^e
Atnitur feiner 3eit. 17 %h\i,
»on 3. ^elit^f^.Ui
Äthiopien 19(bb.9B.iW.'i»uller. 6i
^otitifc^e (Snt)ui(flung »abplo*
nienS unb Vlffi^riend.
»on $. ?Bin(f ler. 2i
Himmels« n. $BeItenbitb ber »abi?«
lonier. 2 W>\>. 2. ertt«iterte
9(uflage. »on H- ^incfter. B«|s
^eItf(t)öpfung,»ab^Ionif(!be.l9(bb.
»on H- 9Bin(f fer. 8i
^ämonenbefd^mörung bei ben
»abQloniern unb ^(fftjrern.
»on O. SBebcr. 74
(f^ortfet^nng ouf bei DrUtrn Uflif4)lQ0ieUr)
ettua feit Scginn bcr 80 er Saläre bed öorigen Sa^r^unbett^
^atte bic Srfenntniö fid| ©o^n gebrochen, bafe neben ober jtoif(^en
bcn beiben großen Kulturen ber ©up^rat * 2;igri^Iänber unb beg
SRiltale^ eine britte mit bem ©i^e in fileinafien unb Serien ju
unterfc^eiben toaxt, SBenngleic^ fie getoife jenen beiben nid^t an ©e*
beutung DöDig gleic^^ufteKen mar, fd)ien bod^ bie SntkDidlung eineS
eigenen ©d|riftf^ftemö i^r eine getoiffe ©elbftänbigfeit ju fiebern unb
nötigte ba^ SSotf, baö i^r Xrdger war, mit etnjag anberen äugen
anjufeöen, alö fo manrf)c anbre, bie wir nur auö ben Slngaben
ber Äeilinfc^riften ober ber äg^ptifcf)en SRac^ric^ten fennen. ®g
toaren juerft in ben 70 er Sauren burcf) 9?ei|enbe einige ber 3n-
fdjriften in einer big ba^in ööÜig unbefannten ^ierogl^p^enartigen
©d)rift befannt geworben, Weld)e juerft in Serien (§amatl^) unb
bann aud^ im S^auruögebiet aufgefunben worben. 3"^^* brad^te
333. 3Brig^t, ber feine ©rgebniffe in einem 53udE|e „The empire of
the Hittitea" jufammenfafete, biefe Snfd^riften mit bem namentfid^
burrf) feine Äämpfe mit ben äg^ptifc^en fi'önigen ber 18. unb
19. D^naftie au^ ben dg^ptifc^en Snfc^riften befannten 9?oIfe ber
.jCbeta" in 3"fömmen^ang unb eine Unterfuc^ung öon ©a^ce,
nebft einer Veröffentlichung aüer big ba^in befannten Snfd^riften
im 7. 39anbe ber Transactions of the Society o( Biblicai archaeo-
logy öer^alf biefer ©rfenntniö wo^I ju allgemeiner ®eltung.
Die erfte §älfte ber 80 er 3a^re bed öorigen Sa^r^unbertg
^at in 3)eutfc^lanb manrfien jungen 9Wann bem ©tubium ber alt*
orientalifc^en filulturen jugefü^rt, beffen Strbeiten feitbem ma§-
gebenb geworben finb für bie @ntwidlung jener big ba^in in
3)eutf^Ianb nur öereinjelt gepflegten 3Biffenfc|aft. S)iefe müßten
nid)t ben geuereifer ber Sugenb bcfeffen t)aben, wenn fie nic^t bag
neue ?ßrobIem angejogen ^ätte 3)cr ©d^rciber biefer 3^^^^^ ^^t
bamalg mit guten greunben auc^ feine nod) im S)riU befinblic^en
Gräfte an bem fcf)Wierigen ®egenftanbe üerfu^t — natürlid^ mit
bem Srfofge, ben bie 93emü^ungen öon 2l99®-©(^ü^en an einem
®egenftanb ^ö^fter firitif nur ^aben fönnen. Stber ang §erj
1*
4 $ugo mndltt, 'Sladi ä3og^adIöi! ZO. XIV,3
getoad^fcn ift btc „^ctljitifc^e" 3^agc ipol^l allen gcbticbcn uitb
mand^cr f)at fic^ fpätcr mit geübteren Gräften unb im JBoUbefi^
aller don ber SDSiffenfci^aft gelieferten Hilfsmittel noc^ einmal baran
öerfud^t. SBenn baS 9iätfel ber „l^et^itifd^en" ^ierogl^p^en no(^
immer nic^t aU gelöft gilt, fo l^at ed nid^t am SRangel Hon
©d^arffinn unb gleife gelegen. @S fehlen eben getoiffe ®orbc*
bingungen, toelc^e j. 93. für bie (Jntjifferung ber Äeilf^rift unb
ber Hieroglyphen geboten »aren.
3)ie 93ef(^äftigung mit bem ®egenftanbe {onnte aber nici^t
me^r unterbrochen toerben. SBenn aud^ bie neueren Snfc^riften
il^re — übrigens too^l faum fe^r in^altsooßen — 9?ad^ri^ten ni^t
^ergeben moQten, fo betrad^tete man bo6) bie Angaben ber übrigen
orientalifd^en Sßößer über bie „Cheta" mit anberen 3tugen unb
gelangte baju, fid^ eine einigermaßen rid^tige SSorfteltung oon i^rer
95ebeutung für ben ©nttoidlungSgang ber SSorberafiatifc^en (Sk*
fd^ic^te ju bilben. Die jufammenfaffenbe ©e^anblung in ^ßerrot-
ß^ipiej' Histoire de Tart dang Tantiquite ift afö erftcr SBerfuc^,
bie gefd^id&tlid^en SRad^rid^ten im 3iifQ"^n^^"^önge mit ben monu*
mentalen Überreften fleinafiatifd^er Saufunft ju be^anbeln, für i^rc
3eit tlaffif^ getoefen unb nod^ je^t toertüoQ.
S)ie Qaf)i ber Snfd^riften in ber ^mo%l\)p\)tn^(S)x\^ öermc^rtc
fid^ feitbem faft aHjd^rlic^ unb jebc neue gorfc^ungSreife bringt
je^t eine ober einige unbefannte anS Sid^t. ®S ^anbelt fic^ babci
auSfc^ließlid^ um öffentlid^ aufgefteßte ®enfmaler — alfo im
toefentlid^en ©telen ober gefeinfd^riften, SBei^inf^riften u. bgl. — ,
JU benen man noc^ eine Slnja^l oon Siegeln fügen fann. 3)aS
bis je^t befannte ift jufammengefafet in bem bis auf bie te^te
3eit fortgeführten „Corpus inschptionuni Hettiücanim^^ Don
2. SKefferfc^mibt (ÜRitteilungen ber »orberafiatifd^en ©efeOfd^aft
fieipjig. ^xnnd)^). S)ie ©ntjifferungSfragc ift burc^ biefeS An*
»ad^fen beS ©toffeS aber nid^t mefentlid^ geförbert toorben. 35ic
toid^tigften Angaben über bie „®^eta"»®efd^id^te in ben S)enf ma-
lern anberer SJölfer toaren jtoeifelloS bie ber ogt^ptifd^en Snfc^riften.
9tur burd^ fie unb bie beutlid^ erfennbare ^ebeutung ber S^eto
gur 3^^^ ^^^ ^^* ^^^ ^^- D^naftie f^attt man überhaupt ben
©d^lüffel für baS SSerftfinbniS ber ganjen S^eta-grage finbcn
fönnen. S)ie befannteften unb toid^tigften biefer Urfunben loaren
tool^l ber ©iegeSberid^t SRamfeS' II über feinen Ärieg gegen ben
e^eta-Äönig iWuttalu unb bie „©c^lad^t bei Äabefd^" (am DronteS)
fott)ie ber SBortlaut beS mit SRuttalu'S ©ruber unb SRad^folger
«ID. XIV, 8 grfl^ere iKa^ric^ten über bie ^et^iter. 5
gcfd^Ioffcncn grcunbfd^aft^bünbmffc^, bcr in fo mcrtoürbigcm
©cgenfa^c ju bcr 3(rt ftc^t, mit bcr bic „cicnbcn S^cta'* in bcn
©icgc^bcric^tcn bc^anbclt ju »erben pflegten. 3m biplomatifd^en
SSerfefjr bebiente man fic^ eben einer anberen Stu^brudöiüeife afe
in ben ©iegeöberid^ten.
SBenigcr fonnte man ben aff^rifd^en Slad^ric^ten entnehmen.
3ur 3^it ^^^ Sluöbe^nung ber S^eta njar 2lfft)rien felbft erft im
9Cufftreben begriffen unb in ber ^tit, »o eö SSorberafien be^errfd^t
i)ai, tvax bie fo erobernbe Äraft be^ IIeinafiatifd)en SReicf)eö längft
gebrochen unb fein ®ebiet Don neuen SBöIfern überfd^toemmt ttjorben.
(£^ fonnte alfo ju feinen ßufammenftöfeen jtoifcfien beiben SDfä^ten
mefir fommen unb barum fid^ in aff^rifc^en ©iege^berid^ten auc^
nid|t biel ©ebeutenbe^ über bie ®efdf)id)te ber iif)tta — ober toie
fie bort ^eifecn (S^atti — finben.
Sine fe^r beutlic^e ©pur ber erobernben ^^ätigteit ber ^f)tta
fanb fic^ aUerbingö auc^ in ben 3nfdjriften ber 2(ff^rer üom 11.
big 7. 3o^r^unbert. ©ie bejeic^nen aU 6^atti*fianb loeniger ba^
i^nen fern liegenbe flieinafien, fonbern öor aÖem ©^rien, »o^I
auc^ mit jiemlicf) totit nad) ©üben reic^enber Slu^be^nung big
jum nörbtic^en ^aläftina ^in. 33er ®runb hierfür tt)irb un8
fpäter ju befd^äftigen ^aben. 3m Anfang ^at biefe Xatfac^e
im 3wfönimen^ange mit bem Umftanbe, ba§ aud) bie Stgtjpter
oorwiegenb öon i^ren ßi^fommenftöfeen mit ben S^eta in biefen
®egenben fprec^en unb ba^ bie „^et^itifc^en" §ierogIt)p^eninfd^riften
ebenfaQö üornjiegenb in ©^rien unb bem ^^auruögebiete gefunben
mürben, baju geführt, bafe öielfac^ baran feftge^alten tourbe, auc^
in biefen ©egenben ben eigentlid^en ©i^ ber ß^attimad^t ju fud^en.
6ö toar inbeffen unmöglich, ^ier einen geeigneten ÜÄittelpunft unb
bor allem ein ®ebiet ju finben, ba^ einer auöbe^nung^fäftigen,
erobernben SBeüölferung als ^uSgangSpunft unb 9iüdE^alt ^&tte
bienen fonnen SSielme^r fonnte man nur im ^erjen öon ßlein*
afien, alfo in fiappabofien, nad^ einem folc^en fuc^en unb jugleid^
oon {|ier auö auc^ eine äuöbe^nung ber betreffenben Kultur nac^
bem toeftlid^en ftleinafien jugefte^en. Sappabofien »ar alfo baS ju*
näc^ft liegenbe Sanb, melrf)e§ ben für ben gefugten SRittelpunft ent»
fpred^enben JBebingungen genügen fonnte. 9?on ^ier auö öerftanb fid^
eine Ausbreitung berSeüölferungfotoo^l oftmärtö nac^ bem nörblid^en,
unb öon ^ier fortfc^reitenb über baS übrige ©^rien bis in ben XauruS
Ijinein. Unb nad^ ber anberen ©eite öerftanb eS fid), ttjenn ju
@nbe beS 8. Sa^r^unbertS, too Sappabofien ftarf unter aff^rifd^en
®inffu§ geraten toav, bie toeftUdic SRac^barlanbfcl^aft iß^r^gien ate
@ife einer fleinaftatifd^en ©rofemac^t erfc^eint, toelc^c baö 6rbc
bcr alten (S^atti anjutreten bemüht ift (f. unten über SKita oon
2Rugfi).
3i)te fonftigen S^aci^rid^ten geftatten faum, über baö ^tnaug-
ju!ommen, tt)aö bie Snfd^riften ber beiben großen Äulturreic^c
boten. Slud ber älteren 3^^* toaren nur bie Srtuö^nungen in
einem alten bab^Ionifc^en a[troIogifc^en SJSerfe öor^anben. 3)a ba§
aber nur in ?lbfci§rift auö bem 8. Sa^r^unbert erhalten ift unb
gelegentlich aud^ Sreigniffe au^ einer fpäteren Qtit afö ber feiner
Äbfaffung entl^ält, fo fonnte aud^ ni^t ätueifeUoS fein, ob bie 85e*
jugnafime auf baö 2anb Häti (fo oft ^ier gefd^rieben!) nic^t erft
auö einer üertiältnidmäfeig fpäteren 3^i^ l^errü^rte. äud^ ift bcr
3n^a(t biefer (Ermahnungen gefc^ic^tlic^ unb geograpl^ifd) bebeu«
tung^Iod.
?lud) bie gelegentlidje SWennung Don ß^atti in ben armenifc^en
Seilinfc^riften beg 8. 3a^r^unbertö getoä^rt nur belanglofe (SinjeU
Reiten über eine 3cit, beren SSer^ältniffc man auä ben afft)rif(fien
Siad^rid^ten beffer !annte. 6g l^anbelt fic^ nur um Segebeu^eiten,
ttjeld^e »eiter fein Sic^t über bie allgemeine Söebeutung ber 6^atti
ergaben unb fie finb eigentUd^ faum je beachtet tüorben.
^aS (entere fann man aUerbingd nid^t fagen oon ben paar
®rtDä^nungen in ber Sibel. 3m (Gegenteil ^at man fofort erfannt,
bafe bie ^ier genannten G^ittim bie E^eta ober S^atti fein
müßten. 9D?an ^at baöon fogar ben SRamen ^ittiter ober ^et^iter
für baö IBoIf geprägt. 2fber eö l^anbelt fid^ babei nur um gc*
legentlid^e ©rttiä^nungen, toel^e junäc^ft i^rerfeitö erft einer toeiteren
äufflärung burd^ infd^riftlidfie 9Jad^rid|ten beburften, e^e fie manche
gein^eiten if)rer Slngaben ent^üöten. 3""ä^ft fonnte man im
S[nfd^(ug an bad, n)ad bie äg^ptifd^en i)?ad^rid^ten boten, nic^t oiel«
me^r entnehmen, atö bafe aud) bie biblifd|e Überlieferung in öor*
ifraelitifd^er 3^it ^i"^ ^errfd^aft ber S^ittim in 5ßaläftina an*
na^m unb nod^ in gefc^id^tlic^cr 3^^* Überrefte einer S^ittim-
95et)ölferung an ber SRorbgrenje beg Sanbeg Sfraet, am ^ermon,
fannte.
aSenn eine Äufftärung ber gef^idjtlid^en SBebeutung ber S^atti
nur t)on infd^riftUc^en Sßad^ric^ten erwartet »erben fonnte, fo toaren
in bem meiten (Sebiete, toeld^e^ bie ß^atti befeffen Ratten in jwifd^cn
eine beträd^tlid^e Angabt üon 3)enfmälern bcr barftcHcnbcn unb
ber SBaufunft befannt getoorben, toelc^e eine 8JorfteUung öon bem
«O. XIV, 3 gtfi^crc 3lad^xid)tm über bic ©ct^itcr. 7
SBcfcn unb bcr Sluöbreitung ber „^ct^ttifd^cn" Äultur gaben. SlQcd
»aä öon früher l^cr bcfannt toar, Ratten 5ßerrot»6^i^)teä jufammen«
gcfaJBt. S)tc t)on i^ncn auöfü^rlid§ gefd^ilbcrte Sftuinenftätte üon
^og^aSlöi mar barauf t)on ^umann nod) einmal bejud^t unb
ein ©tabtplan aufgenommen toorben. 9Son (Sinjctfunben abgcfe^en
toaren in 3erabi^, berStdtte bed alten Äard^emid, öon englifdier ©eitc
SBerfud^ögrabungen angefteHt toorben, beten (Srgebniffe [id) im
SBritifc^en SIRufeum befinben. 6ö finb ©fulpturen unb „^et^itifc^e"
§ierogIt)|>^eninfcl^riften, meldte offenbar einer ä^it nid^t öor 1000
U. &)X. angehören. 5ßcrrot*ß^i)}iej fonnten biefe nod^ in einem
Siad^trage ju i^rer „Histoire" fd^ilbern. %xoi} ber toielöer^eiJBenben
^Tnfänge finb biefe erften Unternehmungen ber neuen „^etlfiter"*
95egeifterung erft in ber atterjüngften 3cit, unb gtoar, foweit bis je^t
befannt ift, mit ganj augerorbentlid^em Srfolge fortgefe^t morben.
2Cuc^ in S)eutfd^Ianb xoai bad neue gorf^ungdgebiet ent*
fpredjenb ber nachhaltigen ^örberung ber SBiffenfc^aft t)om alten
Orient, bie gerabe bei unS in bie 80er Sa^re fäÖt, nid^t au^er
ad)t gelaffen Sorben unb baS jur $}eranfta(tung t)on Ausgrabungen
begrünbete „35eutfd[)e Drient*Somite" glaubte feine Sätigfeit am
öer^ei^ungStJoQften aud^ auf bem neuen ®ebiete beginnen ju fönnen.
3n ber ©bene nörblid^ öom @ee toon Äntiod^ia, bem foge*
nannten 2lm! (b. i. eine Sbene jmifd^en jttjei ®ebirgSjügen), toaren
öom Direftor beö Dttomanifd^en SKufeumS §ambi*be^ fotoie t)on
beutfd^en ©ele^rten beim S)orfe ©enbfc^irli in einem 9?uinenpgel
JU jage liegenbe ©fulpturen bemerft toorben, unb ba man fid^
^ier im eigentlid^ften S^atti*fianbe ju befinben glaubte, fo fonnte
man fiel) erfolgreid^e 3luSgrabungen unb eine Sluffldrung ber S^atti*
frage Don bort öerfpred^en. Unter ber Seitung üon g. ö. Sufd^an
ift feit 1888 öier mal bort gegraben unb ein großer SCeil ber
JRuinen bloßgelegt »orben. S)aS SrgebniS toar Don großer SBid^tig*
feit für bie ®efc^id)te ©^rienS unb feiner ßwftänbe im 2. 3a^r*
taufenb bis etma jum 8. 3a^r^unbert D. 6^r.; bie eigentlid^e S^atti«
frage ift aber gerabe burdE) bie ©rgebniffe an biefer ©teile ttjenig
aufgehellt toorben. ®S toar eben eine irrige Slnfd^auung, i>a^ bie
6l|atti i^re ^eimat, ben STOittelpunft iljrer STOad^t, im nörblid^en
Serien gehabt Ratten. ?lu^ ^icr beftätigte fid^ Dielme^r, baß ©t)rien
ein Don ben @^atti einft überfc^memmteS, aber fe^r balb aud^ an«
beren (Sinflüffen untertoorfeneS ®ebiet »ar, fo baß bie d^attifd^e Se*
Dölferung unb Äultur fe^r balb Don einer anberen SeDölferung
wenn nid^t Derbrängt, fo bod^ mit i^r Derquidft mürbe.
8 S^VLQo mnditx, 92q(^ »og^aMai! ^O. XIV, 3
Senbf^irÜ jlente ^4 ald bie @tfitte bed in ben ^eilinft^tiften be#
9.-7. ^al^r^unbertd I)äuftg ertoft^nten fleinen f^rifc^en „Stbm^xti^^" — mir
würben ettoa fagen @laued — 6am'al '^erauS. 3n feinen Xenfmfilem fonnte
man eine ältere, no(!^ t)or 1000 anjufetenbe ßunfi t)on ber bed 9. unb ber
folgenben ^a^r^unberte unterfc^etben. (Sine fü^renbe Stellung ^aben (Sau unb
@tabt nie gel^abt, man f^at ftc^ alfo Dor^uftellen, ba^ baS, »od ei$ ^ier gab,
au(!^ in ben t)ielen gleichartigen ,,^auptftabten" fil^nlic^er „ftdnigreic^e'' ©^riend
}H finben gewefen ift. 5E)ie reic^ften SJlittel unb bamit bie erften Jhöfte {lanben
ben grürften biefer „Staaten'' nic^t ^u Gebote unb bad ^ier ®eleiftete tann alfo
nur ben ^urc^fc^nitt einer „$rot)in}'''$unft gebilbet l^aben. ^ie ^enfmäler
finb 5ubem in einer ^tit entftanben, xoo Serien unb $aIfifHna in ber 3^'
f|)litterung il^rer fleinftaatlic^en Organifationen 9(nfä|e ju einem Don ^en
(Srogftaaten unab^öngigen 2thtn mad^ttn. ^ie (Srjeugniffe i^rer iBeftte»
bungen fteQen fic^ alfo bar ali bad SBerl einer aui$ früheren, t^attifc^en unb
bann namentlid^ aramäifc^en Seftanbteilen gemifd^ten ^eüöllerung, »elc^e in
einem gemiffen ®egenfa^e ju ben Ü^rogftaaten ftanb, o^ne bag [tt natürlich
imftanbe geroefen m&re, in i^rer B^^fP^i^terung eine eigene Kultur frei ^u
entwideln. ^ie 9(nle^nung an baiS frühere unb an bie Ttad^t mächtiger 9lad^*
barn — n^ie namentlich ^[ffQrien — mac^t fic^ fofort bemerllic^.
Snfc^iiften finb aud ber früheren 3^it nic^t gefunben »orben, alfo üor
affem feine in „I|et!^ittfc^en'' ^ierogl^pl^en. ?)agegen finb mehrere in ber Sucj^«
ftabenf(!^rift, ber fogenannten „pbönicifc^en'', ju Xage gefommen, meiere oon
d^aufdnigen üon Sam^al ^errfl^ren, bie jum ^eil au9 ben aff^rif c^en Snfc^rif ten
beiS 9. unb 8. ^a^r^unbertd befannt maren. @ie geigen im Einfang noc^ eine
fanaanfitfc^e ober amoritifd^e (^^önicifc^e) Sprache, um aQmfi^Iic^ immer
mel^r htn aram&ifc^en (Sinflug gu üerraten. ^ie legten fdnnen atö rein ara-
mfiifc!^ be^ei^net »werben (um 720). STlan fann l^ier alfo ben entfprecl^enben
Vorgang nie in ^ff^rien feftfteHen, too ungefähr in ber gleichen 3^i^ ^i^ <^^^
SanbeSf^rac^e ebenfalls aU UmgangiSfprad^e Dom ^ramfiifc^en oerbrfingt worben
ifl. @ine groge ©tele $lffar^abbond jeigt ©am'al bann ald affprift^e ^rotoin^«
l^au^tftabt, toa^ ed um 700 gen^orben fein bürfte
Unmittelbare Sluffc^Iflffe über bie C^^attifrage l^aben fic^ aud biefen
Srunben alfo nic^t ergeben, wir fetjen t)ielmel|r bie @(^i(ffale einer norbf^rifc^en
@tabt unter bem (Sinfluffe ber oerfcbiebenen (Sroberungen unb l^eoöüerung^
f(!^ic^ten, welche fi^ aQm&^Iic^ über fie ergoffen ^aben. 9on ben eigentlidi
c^attifc^en, Idnnen mir unmittelbare @f)uren nid^t noc^weifen, fonbern nur
im allgemeinen Sinne bereu (^nflüffe erfennen.
(Sold^e Sinftüffe muffen bann naturgem&g in ben ©futpturen
ber älteren 3^* gefunben »erben, für bie unS bie unmittelbaren
infd^riftlic^en 3^w9"iff^ ^^ ©enbf^irli felbft fehlen. 6^ ift felbft»
Derftänbli^, bog audE) bod (bebtet t7on Sam'al Don ber großen
(Stnmanberung betroffen n^orben ift, beren @tnn)trhingen n)ir je^t
bis naä) 8ab^Ionien ^in feftfteÖen tonnen. ^a§ gleich gilt
natürltd^ anä) bom übrigen @^rien unb n^ettere $unbe ^aben
bad beftätigt. @o f^at in ^a^*tUa\n, im DueDgebtet bed S^abär,
a(fo fd^on im Iinfdeu))^ratenfifcl^en @)ebtet, im eigentlichen 3)?efo^o«
«D. XIV, 3 ScnbWitli, Ztü :paIof, ©aftft^c^ööju. 9
tamien, ÜÄ. ö. Oppenheim 2)cnfmalcr öon ganj gleicher STrt — fo»»
lüof)! bcm ©cgcnftanb al^ her 3;cd^nif naä) — gcfunbcn, toic bie
äftcrcn t)on ©cnbfd^irli. Uitb ebcnfo Iiaben bic Stu^grobungcn bcr
Siücrpoomniöetfitti in ©aftfd^C'^göju erjcugniffc bcrfclbcn fiunft
ju S^agc gcförbcrt. SD?an fonn fic nic^t afö c^attifd) im engeren
Sinne bejeid)nen, wo^l aber finb fie auö einer Äultur ^erüorge«*
gangen unb jeigen bic ftarfen ©n»ir!ungen ober 9?ad|toirfungen
eben jener erften unö befannten d^attifc^en Setoölferunggfcl^id^t,
beren ©intoanberung toir im ^Beginne beg 2. 3at|rtaufenb feftfteQen
fönnen, unb bie einen nacf)^altigen Sinflufe auf bie ß^f^^nien*
fe^ung ber Dorberafiatifd^en Seöölferung gehabt i)at Snbererfeit^
aber muffen 'biefe 2)enfmälcr aud^ afö ©rjeugniffe ber lanbfd^aft*
lidjen SSerfd^iebenl^eit gelten. 3n all ben ®auen unb „Äönigrci^en"
®t)rienö finb auc^ bie übrigen SBeüöIferung^elemente an ber SJe«»
einffuffung ber 95eüölferung beteiligt. SDfan fann biefe Srjeugniffe
unb bie fiultur, toeld^e fie ^erüorgebrad^t f)at, n\6)t ate (^attifd^
im engeren Sinne bejeid^nen, njo^t aber in bem ©inne, ba§ eine
ftarfe, ja bie grunblegenbe ©eeinfluffung t)on ber erften S^atti*
fc^irflt ausgegangen ift. 3Bie baS im einjelnen fid^ barfteQt ober
in toie loeit mir über bie Vorgänge bereits tatfädf)Iicf|eS feftfteQen
fönnen, »irb unS noc^ }u befd^äftigen ^aben.
Sei ber ganzen Beurteilung btefer Srrogc mug man ftc^ t)on ber lange
3cit öongbor gc»efencn ©orfteflung frcimad^en, als ob man bei ber (grflärung
größerer ^ulturobf^nitte t>om ^efen einer Seüößerung ausgeben I5nnte, met<^e
und ald politifc^e QHnt)eit burc^ bie C^nl^eitlic^feit i^rer Sprache bezeugt ift.
j^ulturüölfer finb nie rafferein, fonbem ftetd bad (^jeugnid einer ganzen ^n«
ja^I üon Schichtungen me^r ober minber üerfcl)iebener SöIIermaffen. Sfnfofem
fttVL einer gcmiffen 3eit — bic aber in bcn altoricntalifc^cn Ser^filtniffcn nid^t
5u weit ju begrenzen ift — bie Seüdlferung eines ßuIturlanbeS gemiffe ein*
tieitlic^e SRerfmale entmidelt ^at, bie fie alS ein einl^eitlici^eS fßolt erfci^einen
laffen — mie bie heutigen ^ultumationen (Europas — lann man auc^ biefe
als Präger beS betreffenben ^uUurobfc^nitteS auffaffen. @ie ift bann aber lein
UröoK im Sinne ber ©pract)roiffcn|(^aft, fonbem baS Ergebnis einer S^ifc^ung
ber früheren unb bcr legten ©roberungSfdöic^ten. 3" l>er Siegel gibt bic Icjtc
bcr IBcodlfcrung bie Sprache unb bamit ein ^ennjci(!^cn, baS i^r für unS
leicht bcn Stempel aufaubrücten fc^cint. 3n 9Birf(ic^!ett braucht baS burd^auS
nidjt aujutrcffcn unb oor allem finb bic frül^ercn Sc^ic^tcn ebenfalls in Änfo^
ju bringen. So finb bic mobcmcn grranjofcn feine 9lomancn, fonbem loffcn
fcItifc^cS SBcfcn erfennen. 3)ic ^Rumänen finb nod| weniger 9iomanen, fonbem
jcigen öielmc^r flawifd^c SDlerfmalc. aSdre in granfreic^ bic leltifc^c Äultur
bcr crobemben römif^cn überlegen gcwefcn (b. ^. tofire bie römifc^c Über«
fd^wemmung ©aUicnS nict)t bic Äolonificrung bur^ ein Äulturüolf, fonbem
bie (ginwanberung eincS primitioen QoIfeS), fo wfiic bic Sprache btencidjt
fcltifc^ geblieben unb wir würben ^anfrcic^ unb feine Ühiltur alS (irjeugniS
10 ^«öo »indlcr, Kod^ ^Bog^odWi! "äD. XIV, 3
einer feltift^en 9eDö(!etung anfeilen — ebenfo falfc!^. ^iefed Set^filtnid befte^t
j. 16. in 9{orbitaIien mit feiner burc^ germani{d)e @inmanberung beeinflußten
Seöölferung, »elcfte fi(^ fo ftarf oom fübitalienif^en SBefen untcrfc^eibet.
(Sin SuIturDoH ift ba§ StäcugniS t)on öcrfc^icbenen uac^*
ctnanbcr im fianbe anfäffig geworbenen 95eööHerungöfcl^i(^ten,
toeld^e miteinanber üerid^moljen ftnb unb boburd^ neue ©igen*
fd)Qftcn cntttJtcfelt ^aben. 3cbe neu ^injufommcnbc ^at bem Sanbe
unb ben früheren ©c^id^tcn cttoo^ Sleucä gebracht unb ift t)om
Sanbe unb ben alteren 3nfaffen beeinflußt toorben — baö ift bc*
fonberg in ben unö ^ier befc^äftigenben 9SerI}aItniffen ber gaü.
3ur Sntlüicftung einer ßultur gehört alfo bie SBobenftänbigfeit
i^rer Iräger, unb ipenn toir beöl^alb einen beftimmten Äutturab*
fd^nitt jeitlicl^ mit bem 5Wamcn einer Station in SSerbinbung
bringen ipollen, fo ift baS ©rforberni^ bafür, bafe bie Diation,
bie unö in ber betreffenben ß^it afö etloaö ein^eitlic^ed erfc^eint,
fid^ auf bem ©oben beö in 93etrad)t fommenben Sanbeö in ber
gebadeten SBeife enttoidelt ^at, unb bafe bie fennjeid^nenben SKert^
male i^rer Äultur i^r SBert unb in biefer ßeit unb auf biefem
©oben enttoicfelt finb.
3n biefem ©inne aber fann man öon Serien unb gar ben
©up^ratlänbern nid^t afö §eimat einer ,,l^et^itifd)en" ©eöölferung
unb Äultur fpred^en. SBo^I fönnen loir immer flarer fe^cn, bafe
bie S5et)ölferung biefer Sänber et^noIogifdE) tt)ie fuItureH ftarf burc^
bie c^attifc^e Eroberung beeinflußt toorben ift. Sßo^I mag aud ben
unmittelbar ber ©roberungöjeit ange^örenben S)en!mdfern fic^
^erau^fteHen, baß fie aud^ bie Äultur biefer Sänber ftarf beeinflußt
^aben — namentlid} in SKefopotamien bid na^ 9lff^rien ^incin,
toirb fid^ öielleid^t nod^ üieleö in bem ©inne aufflären — aber ben
83oben biefer Sänber fann man ate ^eimat einer ^etl^itifd^cn ffiultur
nid^t anfe^en. S)er fann öietme^r nur baö Sanb gettjefen fein,
too bie E^atti, fo lange fie afö großem 9SoIf beftanben, i^ren eigent*
liefen ©i^ gehabt unb öon wo fie fid^ über bie anberen Sänber
erobernb ausgebreitet \)obtn. 3)aS ift aber ßfeinafiien mit bem
gentrum Sap|)abofien. §ier ^at fid^ bie c^attifd^e Station ent*
toidelt, Don ^ier auö ift fie borgebrungen unb ^ier ^at fie ba$
^erauägebilbet, waö im ftrengen ©inne aU i^reSuItur angefe^en
»erben muß.
$ie 8erf(^iebung hti geograp^ifc^en ^egriffe^ (S^atti bur(^ bie ^(ff^rer,
Don ber »ie noc^ ju fpre(^en ^aben, unb feine Übertragung auf Serien
fann bei Slac^ri^ten, welche Ouellen entflammen, bie ficft biefer ©eje^nung^-
weife bebienen, ju Smeifeln führen, ob man e« wirMic^ mit urfprüngli(^en
«O. XIV,3 a)cr gunb öon tU^maxna unb bic ^ct^itcr. H
„(^attifc^en'' &r{(^einungen ^u tun l^at, ober ob ed fi4 um bie Übertragung
^anbett, bie bann natürlich aud) gan^ anberd gearteted, al9 c^attifd^ be^eid^nen
lann. @o fproc^en bie 9()f^rer!dnige feit 3:igIat<'$Uefer IlL, t)on einer 9^eue«
rung in i^ren ^alaftbauten, bie fie ali „nad^ bem SRufter eineS 6)t)atti«
$oIafted" eingeführt ^erüor^oben. (Sin bSt^c^iläni, b. i. ein Sorgeb&ube mit
@&ulen, tt»ar h\^ ba^in in ^ff^rien fremb. ^ber mar ed d^ottifc^ ober ifi ^ier
üielme^r (£t}otti im aff^rifd^en 6inne ju f äffen, ber ©Qrien unb $^önicien
mit umfaßt? l)oc^ wo^I e^er bad Ie|tere utrb bann ^anbelt ed fic^ laum um
tiroai eigentlich „(S^attifc^ed", b. ^. um eine (£inrid)tung, totld)t i^ren Ur«
fprung in c^attifd^er ^aufunft unb (Srfinbungdgabe gel^abt I|at.
(Sine fe^r iDefcntlid^e ©rtuciterung unfcrcS (SinbUcfeö in bic
^ctl^itifd)e ®efd)tc^tc brachte bcr feit 1888 betonnt getporbcne 2!on*
tafelfunb üon üMmavna in Sig^pten. S)ie Sriefe ber ftönige
ber t)orberafiatifd)en (Staaten folPte ber ft|rifd)en unb paläftinen*
fifdien SafaHenfürften an ben 5ß^arao bradjten wieber 2luffd)Iüffe
über bie SBeDöIferungööer^äftniffe ber öerf^iebenen Sänber unb
ber größte ?(ntei[ biefer ?[uffc^Iüffe tarn ttjo^l ber §ett)iterfrage
jugute. aSerben bod), abgelesen öon ber Stuf^eKung ber politifc^en
SBejie^ungen ^(g^ptenö unb feiner 9?afanenftaaten ju ben S^atti
im 14. 3af)r^unbert jnjet Sprachen neu befannt (SKitani unb 9(r*
jatt)a f. unten ©. 14) unb jum erften Wlak baS Übergreifen
,,t|et^itifd)er" SJöHer nad^ SKefopotamien unb Jlff^rien bejeugt.
?lud| bie Srfenntniö t)om inneren SIeinafien alö eigentlidjen ©i^
ber ©^attimad|t mufete fi^ au8 biefen Sriefen ergeben, ttjenngleic^
öiele ber Sluffc^Iüffe erft fe^r allmä^Uci^ gemürbigt tüerben tonnten
ober erft gelegentlid) burd; ipinjufommen neuer Sinjel^eiten . in
i^rer Sebeutung erfannt tuerben.
^ie n^tc^tigfte unb öon öorn^erein in bie 9(ugeu fadenbe
Xat|ad)e, welche ber gunb lehrte, n?ar aber bie ber 9?erbreitung
unb Sebeutung babt)tonifc^en ©c^riftioefen^ im öorberen Orient.
S)ie 9toDe be^ SBab^Ionifdjen erfd^ien toie bie beö 2ateinifd)en im
3}?ittelalter, unb eö brängte fid) f^on bamafö bie grage auf, ob
nid^t auc^ ber berühmte 6^eta*93ertrag JRamfe^' IL urfprünglic^ in
Äeilfc^rift unb bab^lonifd^er Sprache abgefaßt getoefen tuäre, ba
ja ber 5ß^arao fid) be^felben SSerftänbigung^mittelö im 9Serfe^r
mit feinen eigenen SSafaUenfürften toie mit allen übrigen ftönigen
SBorberafienö bebiente \ 3Baö man bamate öoraudfe^en fonnte, fanb
^ 3<^ ^^^f ^i^ S^oge in meiner erften iJHtteilung über bie el«9(marna«
Briefe (@i(ungdberi(^te ber berliner ^fab. b. SBiffenfc^. 1888) auf unb fie »urbe
betagt unb in ber %o\qt weiter in ben og^ptifd^en Oueüen verfolgt oon
SS. W. STlüfler O/irten unb (Suropa u. Wl^^äi». 1912,3 8. 6). ^ad 3a^r 1907
12 ^ugo SBindter, ^aö^ 99og^adföt! «D. X[V,3
bann mandjcrlci Scftätigung in (gigcntümlic^fciten bcr äg^ptifd^cn
Snfc^riftcn bei 9?ac^ricf)tcn über bie öorberofiatifci^en ßdnbcr, um
fc^Iiefelic^ butd^ -bie neueren gunbe, bie un§ ^ier befonberd be»
fd^öftigen follen, in fcitener SBeife beftätigt ju toerben.
Der Qn^aü fügte e^, bafe ungefähr gleid^ieitig Urfunben bc«
fannt tourben, njeld^e ebenfaüö 3^"9"i^ ^^ ^i^ Verbreitung ber
Äeilfd^rift unb jttjar gerabe in Äleinafien ablegten, alfo auf bem
eigentlid^en ©oben ber ß^attimad^t. greitid^ tüar man [id^ ja über
biefe ©ebeutung fiappabofienä noc^ nid^t Mar unb bie neuen Ur-
funben mufeten junädift bie SReinung gerabe ju irre führen, ©ie
finb in einem entfteHten ©abt)IonifdE) abgefaßt, beffen 3Befen ju
erfennen erft ben Vereinten 95emüf)ungen fd^arffinniger gorfd^er
gelang. 9Som „I)et^itifd^en" SBefen laffen fie toenig ober nichts er-
fennen unb ber ^erüorfte^enbfte Sln^atepunft »ar too^I bie ^Sufige
SBertpenbung be^ Sanbeggotteö üon 2lf f^rien in ber Silbung ber
^erfonennamen, »elc^e aud^ fonft bab^tonif^en ober aff^rifc^en
S[)arafter tragen. SOian toar ba^er geneigt, biefe Urfunben in eine
3eit aff^rifd^en Sinf(uffe§ in jenen ®egenben ju fe^en unb ba
fie fc^on i^rer ©c^rift nac^ in möglid^ft frü^e 3cit ju fe^en loarcn,
fo bad)te man an bie erfte befannte STu^bel^nung Slff^rien^ gegen
Äleinafien ^in, unter ©almanaffar I. (um 1300).
SBir loerben fef)en, bafe biefe 9lnna^me jtoeifeHoö irrig loar
unb je^t too^{ aud^ o^ne heiteres aufgegeben toorben ift. 9Benn
eö biö^er ^atte fd)eincn fßnnen, al8 »enn biefe Urfunben faum me^r
alö eine frembe 9D?crfmürbigfeit in ber fleinafiatifc^en ®efd^id^te
barfteüten, fo tt)irb fid^ unö ergeben, bafe fie im ®egenteil je^t
fid) au§ ber regelmäßigen ®nttt)idtlung SIeinafienö öerfte^en unb
ein micf)tigeg 3^"9"i^ ^^^ „§ettnter"*®ef^i^te bilben.
3unäd^ft fanben fie »enig SBürbigung, ba fie eben afö eine
öereinjcite 9D?erfn)ürbigfeit erfd^ienen unb aud) ju gering an An«
ja^t ttjaren, als bafe fie öiele ?{uffd^Iüffe Ratten geben fönnen.
Jreitid^ ^ätte njo^I in ben me^r aU jioanäig Sauren feit i^rem erften
Sefanntioerben Diel mef)r für bie Sttoeiterung i^reg SSerftänbniffeö
gefc^efien fönnen. SBä^renb fie urfprüngli^ alö im ^anbel er*
lüorben nur aflgemein qU auS „Äappabofien" ftammenb befannt
getoorben »aren unb beS^alb aU „fappabofifd^e fieilfc^riftur*
funben" begeid^net tourben, gelang eö, ben Drt i^rer ^erfunft
htad^tt bann bie SS^eilfc^riftteste fo((^er Urfunben unb barunter aucJ^ bie Don
aiamfc« IL (unten ®. 27 f.).
«C. XIV, 3 l^eiltnf^rifteu aud ^et^itifc^em (Siebtet. 18
genau fcftjufteHcn. @d ift bcr Mumcn^ügcl Rül*tcpe beim S)orfe
fiara-Üjüt, cttoa brei ©tunbcn öftKc^ üon ftatfartje. Slußcr bcn
feinctäeit üon ®oIcnifd^cff öerfiffcntlid^ten finb nod^ öcreinjclte
tafeln feitbem Mannt gegeben toorben, aber aufeerbem ift eine
no^ größere 5!lnja^I, bie in Saifanje unb fionftantinopel ja^rc*
lang öerf auflief toaren, in ben §anbel gefommen. (Sine ©ammrung
bat)on befifet §. SB. ^\lpxt(i)t, fie finb inbeffen nod^ nid^t öeröffent-
li^t motben.
S)ag SBefannttocrben öon immer neuen Snfc^riften in ber
„l^et^itifd^en" §ierogI^p^enfd^rift belebte ba^ 3ntereffe an bem Hein*
afiatifd^en ^(turgebiet ftetd neu, tt^enn aud^ ber eigentlid^e @d^lüffel
jum SBerftdnbnig biefer Snfd^riften »ie ber 6^atti»®efd)i^te über«
^aupt nod) immer fehlte. 3n ben 90 er Sauren beö legten 3a^r»
^unbert^ führte S^antre jtoei ^orfd^ungdunterne^mungen au^, n>e(d^e
ber Unterfud^ung fleinafiatifd^er unb öorttjiegenb fap<)abofifd^cr
9{uinenft&tten gett^ibmet n^aren. ^ud) ^üUUpt unb bad altbe«
fannte fSogfyaitbi n^urben t)on i^m aufgefud^t unb SSerfuc^d«
grabungen angefteöt. ß^antre'g Äufmerffamfeit galt aber me^r \)ov^
gefc^ic^tlid^en ober arc^äologifd^en @(egenftänben unb fo n^ar fein
Srgebnid für bad SBefanntn^erben t)on gefd^riebenen Urfunben nur
gering — üjenigftenÄ toenn man eg an bem mifet, toa^ ba^ bon
i^m aufgefud^te Q3og^a^föi fpöter geliefert f)at
3mmer^in braute er Don bort ein paar ©tüde Don Slontafeln
mit Äeilfd^rift unb in einer unbefannten ©prad^e ^eim, bie bon
©d^eil in bem Söerid^te über bie ?tu8grabungen öerfiffentlid^ttourben^
%ud^ ber beutfc^e fieutnant ©c^afer ^atte ein gleichartige^ ©tüd
Don bort mitgebradE)t, unb ate bann SB. ^tld auf einer Umfd)au
nad^ Der^eigung^DoIIen ^[u^rabung^ftätten in ^(einafien 93og^ad«
föi befugte, fonnte au^ er biefen Satfad^en ©ntfpred^enbeg feft*
fteUen«.
3n 3)cutfc^Ianb toaren injüjifd^en bie Sluögrabungen ber neu
begrünbeten S)eutfd^en Drient»®efenfd^aft mit reid^en 5IÄitteIn in
Sab^Ion unb bann in Äffur in angriff genommen toorben. 3)ie
Änteilnal^me Weiterer fireife »ar baburd^ naturgemäß nad^ ben alten
maßgebcnben SRittelpunften be§ Alten Orients gelen!t unb für bie
SRebengebiete tonnten ^öc^ftenS bie befd|eibenen $roittel SJereinjelter
in Änfprud^ genommen toerben. Srogbem mußte ber ^öd^mann fid^
^ Ghantre, Mission en Cappadoce.
< bgl. ben 9eeifebert(^t ^m in ber 3eiti(!^r. für (St^nologie.
14 ^ugo Studier, ^ad) ^ogf^amU KD. Xiy,3
fagen, bajs bie toid^tigften f^unbe ouf unfetem ®tb\tt nid^t immer
bort gemadjt tDorben tuaren, )do man fte vermutet ^atte unb bag
baS Unverhoffte eine grofee MoUc in ber Slu^grdbcrtätigfcit fpielt.
SBoren boc^. bie fo aufeerorbentlid^ erfolgreid^cn franjöfift^en ^u^
grabungen in ®ufa abermofö ein ßeugnig biefer alten ©rfal^rung.
SBo^( Ratten aud^ fie n)id^tige unb ja^Irei^e Urfunben unb ^enf«
mäler ber elamifd^en Kultur unb ®efci^id^te geliefert, aber nic^t
weniger unb faft nod^ loid^tigere auS bort^in t)erfc^Ie|)pten ^enE«
malern ©abt)Ionien8.
Smmer^in mufete man fid^ jagen, bafe nad^ ben bcfannt ge*
U)orbenen Xatfad^en ber Soben Don SBog^adtöi me^r afö bie Don
ben Sefuc^ern aufgelefenen SBrudE)ftüdte an Urfunben bergen tourbc
unb ba^ man ba^er ^ier im ^erjen öon Äteinafien hoffen burftc,
Denfmäler ju finben, toeld^e unter ben befte^enben SBer^ättniffen
bie näd^fte üRöglid^feit bieten »firben, üerft&nblid^e ober bod^ bcm
SSerftänbniö erfd^liefebare 9?ad^rid^ten ju liefern. 3Ba8 man tociter
nodf) fdiliefeen fonnte »ar folgenbe^: eUSlmarna I)atte und ätoci
neue ©prad^en fennen geleiert, toeldfie bem „l^et^itifd^en" Seüölfc»
rungdgebiete angefjörten. S)ie Don SRitani unb bie, beren fid^ ber
Äönig Don Ägypten in einem ©d^reiben an ben Äönig Don. ?tr*
jaloa bebient. S)ie legtere finbet fid^ jugleic^ in einem loenig Der*
ftönblid^en ©riefe, ber bie „©öl^ne Sapaja" ertoä^nt, bie in 9?orb*
3frael fi|en, ettoa im ®ebiete beg fpdteren „ßp^raim". üRit ber
„SD?itanifprac^e" boten bie Xejte Don Sog^adföi feine ©erü^rung,
bad tonnte man fofort erfennen. 2)agegen n^aren Slnl^altdpunfte
Dor^anben, aQerbingö bei bem geringen Umfange ber Xejte
nid^t ftreng bctoeifenbe, todä)t auf eine na^e SBerü^rung ober gar
©leid^l^eit mit ber ©prad^e ber anberen beiben ©riefe beuteten.
Da ber einigermaßen Derftänblic^e ber beiben ©riefe an ben Äönig
Don Slrjatoa gerichtet mar, fo nannte man fie „©prad^e Don Ar*
jama", unb fud^te biefeS fianb junäd^ft im ^et^itifd^en SWac^t*
bereicfie, o^ne ba§ eine näf)ere Unterbringung glücfen tooQte. SBir
toerben fe^en, baß biefe aud^ je^t noc^ nid)t ganj fidler ift —
loenn nic^t bie Urfunben Don ©og^adföi nod^ toeitere Äuffc^lüffe
enthalten. SBenn fid^ bie ©ermutung über bie ©prac^e beftfitigte,
fo fonnte man junäd^ft Dermuten, in ©og^adföi bie jpauptftabt eben
Don %xiatoa ju finben. S)ag biefed fianb bann auc^ im S^atti*
bereic^e eine maßgebenbe JRoIIc gefpielt ^aben mußte, ^dtte fid^ o^ne
toeitered ergeben unb man fonnte auf jeben gaQ ^offen,auf biefe SBeifc
ber fiöfung ber ß^attifragc um ein guted ©tudt nä^er ju fommen.
ao. XIV, 3 Sorbcteitungcn jur erforfct|unfl öon ©ogl^oSfdi. 15
^ad mar bet 8tanb bet ^inge, ald i^ mi^ entf^Io^, ben SBerfuc]^ ju
ma(i)en, eine Unterfud^ung ber 9iutnenftötte Don ^og^adföi ind SBerl p fe^en.
^ag ein (^folg ^u erf|offen fei, lonnte man annehmen; bag bei »iffenf^aft«
liefen 9orf(!^ungen ber ^udgang oft ein anberer ift, aU man üor^er annimmt,
unb bag bad befonberd bon ^(u^grabungen gilt, war mir ein in ^(eifc^ unb
IBlut übergegangener (Sebanfe. ^ag ber (Srfolg bie STnnal^me übertreffen unb
bie aud ben wenigen miffenf(]^aftli4en ^nl^alt^punlten gewonnenen ^erec^«
nungen in ungeahnter SEBeife übertrumpfen würbe, war eine gern ertragene
@nttöuf(^ung. Xie ^nna^me, bog Sogl^adfdi bie ©täite üon ^erobotd $teria
fei — wie man meift annal^m — war bamit no(!^ üerträgli<]^. S)ie Unmög-
iid)feit ergab bie tluSgrabung.
IL
(Sin mittcltofer ®clef)rter t)Qttc für ©cfttcbungcn jut Durch-
führung t)on äuggrabungcn ju ber Qtii, too mir btcfc Sbcc tarn,
feinen leisten ©tanb. SBic bemerft, toaren feit einigen Sauren
bie äufmcrtfamfeit unb bie öffentlidien SRittel ju tlu^grobungen
burd^ bie Unternehmungen ber SJeutfc^en Drient»®efenfcl^aft feft*
gelegt, äuc^ toäre eg tDO^I nid^t leidet gett)efen, felbft beim 83or*
^anbenfein öon SKitteln auf bem getDö^nlid^en SBege burd^ SRegie-
rungSöermittlung einen german für Sluggrabungen t)on ber Sür*
fifc^en Regierung ju erhalten, ©erobe bie lefttere ©^toierigfeit
^at midi auf ben SBeg geführt, auf bem id^ meine Slbfid^t burc^*
juffi^ren t)ermod)te. SlQerbingS mu^ id^ babei bemerfen, bag ed
auc^ eine SBerfettung üon glüdltd^en Umftänben toar, toelc^e mic^
aud^ mit ben für bie 3)urd^fü^rung geeigneten $ßerfönlid^feiten ju*
fammenfü^rte unb bafe ic^ ba^ ®Ificf gehabt f)ait, bei btefen ar-
beiten greunbe unb SD?itftreiter ju finbcn, o^ne beren Setftanb
eö mir nic^t möglid^ gemefen toäxt, irgenb ettoaS ju erreichen.
3m Sa^re 1892 l^atte mein für bie ©rforfc^ung ^ß^öntjien^
intereffierter alter greunb unb ©c^üIer SBil^etm Don Sanbau auf
meinen SSorfd^Iag ^in bie 3bee aufgegriffen, ber bamate befannt
getDorbenen Muffinbung öon p^önijif d^en 3nfc^riften bei ©ibon nad^-
juge^en. (Sine Unterrebung mit bem 3)ireftor beg Dttomonifc^en
äKufeumÄ S)r. D. ^ambi^be^, ber felbft etnft berühmt geworbene
gunbe in ©ibon gemad^t ^atte (befonberö ben ©arg Xabnitö, be^
SSater^ Sfd^munajar^ unb ben fogenannten „8KeEanber-©ar!o-
p^ag") ergab, ba§ bie einfad^fte unb mit Dertiältni^möfeig befd^ei-
benen SRitteln burc^fü^rbare STOöglid^feit einer Sluögrabung todre,
fie im 9tamen unb unter fieitung eine§ Scamten be^ Dttomanifc^en
STOufeumö au^jufu^ren, hjobei öoHfommene Verfügung über bie 9Ser-
16 $U0O aßindlcr, ^ad^ «Oßl^agföi! , ^ü. XIV, 3
öffcnttid^ung bc^ (Sefunbcncn unb etttjoigc 5)oppcIftüc!c al^ ?lntcil
jugcftanben ttjurben.
Unter biefcn Scbingungcn tDurbcn bic äßittcl öon greifen:
öon Sanbau für 1903 jur SBcrfügung gcftcQt. S)ic gunbfteQc bcr
Snfd^riftcn toar beim Sefannttoerbcn bcg ^unbc« t)on 5:^coborc
2RQcrtbt-b€^, Äonfcrüator am Dttomamfdjcn ÜRufcum, aufgcfuc^t
unb crftmalig untcrfu^t toorbcn. Er toax ba^cr bcr gegebene Ser*
trauenSmann beö SKufeumS, ber bie Seitung ber Ausgrabungen
übernehmen foUte. 3cf| fiaht in ben Sauren 1903 unb 1904
ben betbemale mit ben öon SB. ö. Sanbau jur SSerfügung gefteUten
SKitteln burd^gefü^rten STuSgrabungen beigetDO^nt, »el^e ^aupt*
fäd^Ii^ ber gunbftätte jener Snf^riften galten, toeld^e fic^ als
^^ernpel beS (Sfd^mun (fc^ar fobefd^) l^erau^fteüte. Sei biefer ®e«
legen^eit Ijobt \6) in Sßacribt^be^ einen fürforglid^en unb auf ba^
fleinfte bebac^ten SKann fennen gelernt. Die gemeinfam öerbrac^tc
3eit bei ben bortigen STrbeiten ift für mid^ eine Se^rjeit getoefen,
welche Diele meiner l^ergebrad^ten europäifd^*„n)iffcnfd^aftIid^cn*'
Änfic^ten geänbert f)at
@^e man an eine SluSgrabung Don Sog^adföi ge^en fonnte,
war eS nötig, fid) an Ort unb ©teile Don ben Dermutlid^en äuö»
fid^ten ju überjcugen. Die SRittel ju einer foId)en ©rhinbigungSreife
fteöte grei^err SB. D. Sanbau jur SBerfügung, ber aud^ felbft bie ^tit
ber (SinleitungöDer^anblungen mit mir in Äonftantino<)eI Derbrac^te.
3ur Meife »ar ein grofel^errlid^eS 3rabe nötig, baS burd^ bereit^
toilligeS ©ntgegenfommen ber f.' Deutfc^en ©otfd^aft fe^r fc^neD
befci^afft tourbe. Die ßcit brängte, benn eS toar fc^on 6nbe ©ep*
tember 1905 unb im Dftober tt)irb boS 3Better in ben ^ö^er ge*
legenen leiten ffileinafien« mand^mal fd^on rec^t unbc^aglic^.
SBir foDten ^ßroben baDon benn aud^ fennen lernen.
Auf meine ©itte loar 3Racribi»bet) mir Don ber Serloaltung
beS Dttomanifd^en 9Rufeum8 alä Segleiter mitgegeben ttorben.
3n G«R*fd^e^ir, tt)o bie Slnatolifd^e ©ifenba^n i^re Qüqjt bie erfte
SZad^tru^e galten Ififet, trafen toir unS — er über ©mt)ma Don Ä^a«
folüf (©p^efuÄ) fommenb ~ unb legten am nä^ften SRorgen »eiter
mit ber ®efc^tDinbig!eit, meldte anatolifd^e ©ifenba^nen enttoirfefn,
bie öbe unb »enig befiebefte ©trede Don ®SK-fd^e^ir nad^ Jfngora
jurfid.
®on 9lngora finb eö fünf 3;agemärf(^e bi« ®ogI)aö!öi. ^Mcr
begann bie 3nlanbreife. 9?ad| breitägigem herumlaufen unb
1K£). XIV, 8 (Srfie (grlunbungdreife. 1905 17
^ilfd^en tDQt bad nötigfte beifamnten, ober beffer bad, toa^ %n*
gora Don biefem ju liefern Dermod^te, unb loir fonnten alfo atö
ftunbfd^after ind fianb ber i^et^iter (od^ie^en. Sd^ toflrbe niemanb
empfehlen, glei^falld o^ne Sleifeaudräftung nod^ S^ngora }u gelten.
Sn ber Site fonnten ü^tr nic^t einmal einigermaßen (eiblid^e ^ferbe
erl^Iten. 9U ©öttel bienten und bie orientalifc^en äRartertoerf«
jeuge, toel^e stoeifeUod in (Suropa einen $Ia^ in ber ^olterfammer
beanfpruc^en fonnten. ^ür bie furje Steife glaubten n)ir ed aber
aushalten ju fönnen, loeit U)ir eben mujsten, unb ed ift ja ou^
gegangen. Sber p^ilofopl^ifc^er Srgebung unb fpartanifd^er ^uU
bung Don ©Ueberfc^merjen ^at ed beburft.
%m 14. Cftober fonnten Xüh Don ^ngora aufbred^en. ^ad
toax fär bad anatolifc^e Stiima reic^Iic^ fp&t. Son Stngora bid
^og^adfdi liegen bie Ebenen bed großen fleinafiatifc^en ^oä)*
plateaud ^toifd^en 750 bid 1000 m über SDZeer unb man mu| fic^
ni^t bie Ißorftellungen Don orientalif^er ^i^e mad^en, ioenn man
fid^ für biefed Slima r&ftet. (Sd gibt einen rec^t füllen ^erbft
unb fraftigen äBinter. 3n S3og^adfÖi felbft, in einer $ö^e Don
ungef&^r 1000 m ^abe id^ Don ber ^i^e aud^ im ^od^fommer nic^t
ju leiben gehabt — abgefe^en titoa Dom ©onnenbranb — , tt)o^l
aber mir bie 9t&(^te ettoad n^ärmer gen^finfd^t. SSon ber $i^e tt^ar
alfo je^t nichts ju befürd^ten, im 92ad^tquartier tat ein ^uer im
offenen ^erbe fel^r too^l, unb toenn man bie äJ'^ittagdraft mai^te,
fo fud^te man nic^t ben ©chatten auf, fonbern blieb im @onnen<*
fd^ein figen — loenn bie @onne fd^ien. 3" befürchten toar nur
ber ^[udbrud^ an^altenber 9iegengüffe. ®ie äBege &)erben bann
fc^neQ unbenu^bar, benn loenn ni^t bie ganje @traße Derfumpft
ober n)eggefd^n)emmt toirb, fo bietet bie erfte ©teile, too ber 3Beg
einen SBafferlauf freujt, ^alt. Gö fd^eint gegen bie Statur bed
anatolifd^n 93auern ju fein, fein Seben einer Srfide anjuDer«
trauen. @r fä^rt ober reitet neben biefer burd^ bad SBaffer. Sßad
id^ an 93rüden (mit 9ludna§me ber großen ©teinbrüde über ben
^alt)i) gefe^en l^abe, beftanb aud^ nur aud ®erippen Don SSalfen«
lagen SBa^rfd^einlid^ ffattt man ben ^Bohlenbelag nü^lid^er Der>"
toenbet, ald i^n fo nu|lod auf bem SBege liegen ju laffen. ^enn«
^olj ift l^ier ein rarer ®egenftanb. S5a bie SBafferläufe in ben
4)od^ebenen oft toenig Gefälle ^aben, neigen fie jur Serfumpfung
unb bei ftarfem Stegen toirb bed^alb bad fianb neben ber ^räcfe
unter Sßaffer gefegt unb bamit ift jeber SJerfe^r unterbrochen.
(£d ging aQed ol^ne toeitere ©d^loierigfeiten ab, am fünften
Dct filtt Orient. XIV, 3. 2
Sag {onnten mir unfern (^n}ug in fBogf)a^tb\ galten. Suffe^en
erregte er weiter nidEit, man ift ^ier gewohnt, 9leifenbc ju fc^cn.
3lud^ ^t ber türlifd^e Sauer ju öiel ßeben^art in fi^, um eine
abtoeid^enbe ©rfci^einung mit unjiemlid)er SReugier ju begaffen.
Sad fommt ^öd^ftend einmal in einer @tabt feiten^ ber l^alb«*
mäc^figen Sugenb t)or, toirb aber aud^ ba ba(b Don ben Srmac^fenen
unterbrüdt toerben. 3n Serlin toürbe eine cntfpred|enb fremb*
artige ©rfc^einung einen Sluffauf jur golge l^aben, ber ein be*
träd^tlid^eg 5ßoIijeiaufgebot in Scmegung fegen toürbe. 3m Drien»
taten ftedt eben ate angeborene^ Srbe innerlid^ verarbeitete ®e«
fittung. Sn ben anatolifd^en Dörfern befielt eine »o^ltuenbe
Sinrid^tung. 3eber Ort \)at eine 2J?nfäfir«6ba, ein SReifenben*
Unterfommen. (gin befonbered ^auö ift beftimmt, bem gremben
atö Unterfommen ju bienen unb bie SBerpflegung nebft SSerforgung
t)on 9lad^t(ager ufU). toirb abn)ec^felnb Don ben Snfäffigen über»
nommcn. S)er ©inl^eimifd^e geniest baS Unterfommen umfonft,
bcnn er erttjibert eS an feinem Orte, ber grembe ja^It Sac^fd^ifd^.
Dem Unterfommen in S^ang ift baS meift borjujie^en, eö mufe
fc^on ein re^t armfeligeö Dorf fein, too man fo fd^Ied^t in ber
9Wufafir*oba untergebrad^t ift, toie in einem 3)urd^fc^nittc^an. 3^
^abe man^e re^t au^fömmlid^e 3){ufafir«oba gefunben. SIQerbing^
Ratten mx gelegentlidCi aud^ einmal aU Slßitbemo^ner ein paar
©tücf SRinbbie^, inbcffcn ift biefeg ®efc^Icc^t burc^aug bertrdglic^
unb ber menfc^Iid^en 9?atur entfc^ieben n)eniger jun^iber, ate bie
fonftigcn SRitbetoo^ner, bie bem SKenfc^en gegenüber öon fo auf*
bringlid^er 3"*"^^^^«^* fi^^ ^i^ i^ f^>"fi ^^^ ^^^ c^riftlic^cn
©^rer gefunben i)abt. SSor biefen muffen aber bie fteinen ©pring*
tiere, bie auc^ in ber aRufäfir^öba überaQ ja^Ireid^ toaxtn, fd^on
gar feine anbere 9{ettung me^r fe^en, toenn ic^ i^nen genießbar
erfd^einen foQ. Unfer 93crl)&Itni§ ift barum ein fü^Ie^ — unb ic^
\)aht nie ba^ SSerlangen nad) einer Snberung empfunben, n)enn
ic^ mit anfa^, toit anbere Europäer koeniger gleichgültig empfanben.
©c^Itmmer ift bad &t\ä)kä)t, bad i^ me^r in ben S^and unb
ben ftäbtifc^en „^otelö" (!) verbreitet gefunben ^abe unb bem ic^
ftetd bad 3^^^^ überlaffe: ber ^ürfe ald urfprünglid^er 9?omabe
^at ed nic^t gefannt, benn bad 3^1^^^^^*^ Vertragen nur glo^ unb
Sau8. ©r nennt cS ,,93ettlau8'' (tad^t-biti), ein ©etoci«, bafe er e«
erft mit bem üertt)ei^Iirf)enben ®influ§ ber Äultur fennen ge»
lernt ^at
Unfer 9Beg ging in ben fünf 2:oQen bid STdli-^oagab, Stt^xtfl, ftata^bctir.
aO. X1V,3 (gr^e (gtfunbunggreife. 1905. 19
©ongurlu. Son ^ier ift ed nur ettua fünf @tunben 6id ^og^adföi, »o tuir am
nftd^ften 3:nge nac^mittagiS eintrafen, nac^bem »ir nod^ ha^ tttoa eine ^albe €tunbe
bat)on gelegene 2)orf ^filbad na^ $lltertfimetn bur(^forf(!^t Italien. (£d fanben ftc^
nur einige Orabfteine aud fpätbijäontinif^er Seif, meift in Käufern üermouert.
50ie bur^^ogene Sanbfc^aft bietet »enig ^emerfenfmerted. tiefer gan^e
Xeif 9lnatoUen8 befielet aud iialebenen, bie ringsum üon 9lanbgebirgen
umgeben flnb, fo bog fie groge ^effel mit flachem ^oben barfteHen. ^ai man
bad 9ianbgebirge überfc^ritten, fo fteigt man in einen glei(]^artigen ^effel ^inab.
^ad Sanb tft bünn beüölfert, man mug oft einen falben ^ag unb me^r reiten,
of|ne eined ber an bie (greifen geflebten Dörfer ju ®t\\^t ju befommen.
^a^ £anb ift überaO ein mel^rere SJleter mächtiger fruditbarer (Srbboben.
9Iu(^ bie nieberen Serge finb Don einer ftarfen Srbfrufte bebedt unb muffen
einft fiarfe Seroalbung getragen ^aben. 2)ie Seoölferung ift fpärlic^, bie SBaffer»
löufe ftnb menig reic^t^altig. ^ie 9lanbgebirge unb bie ^od^ebenen finb ^u
niebrig um bauernbc Suflüffe ju f^jeifen.
Untern)egd fa^en mir eine ^^erfammlung oon äRtllionen oon @taren,
welche bereit maren, in w&imere ®egenben abzufliegen. Sie bebecften einen
ganzen Serg. @onft toaren SBafferodget in ben fumpfigen (Siegenben ^u be«
merten, ^a^Ireidje ©törd^e, barunter aud) fc^ioarje.
3n Sog^Qöföt beftelit feine 3Rufäfir*6ba, fonbern ^ier ift ei^
(£^ren^flicf)t be§ ©runbbefiger^ auö altem üorne^men ©cfd^ted^t,
3tci*be^, in einem ftattlic^en §Qufe, bog für ben Dtientalen ein
©^lofe barfteüt, bie SReifenben auf june^men. §ier ift jebcr befannt,
ber bie aUberü{)mte 9luinenftätte befud^t l^ot unb t)on jebem n^u^te
man ttxoa^ ju erjagten, ^ier Ratten toir aud) bad einjige nennend»-
toerte Slbenteuet unferer Keife. Stiö öome^meren gremben ^atte man
und f^öne fcibenc SBetten (SKatrafeen) gegeben unb id^ banfte bem
©d^öpfer, nad) ben ©ttapajen bed enblofen (Smpfangdma^Ied, mit
meinem ®efä^rten unb meinen 93erbauungdbefc^n)etben allein ju
fein, al« 2Racribi*be^ plö^Iic^ fe^r lebhaft tourbe. ©d fteDte ftd^
^eraud, ba^ fein fd^öned ©taatöbettjeug öon jenen lierd^en toim*
melte, bie o^ne SSorurteil ©eibe toie SBoHe unb S3aumtooDe ate
3Bol)nftatte toä^Ien, am liebften aber babei bem SKenfc^en überall-
hin fotgen. ®er anfäffige (Suropäer mad^t nicf)t oft im ßeben i^rc
Sefanntf^aft, man muß eben bei und ober im Orient nac^ alter
SEBeife reifen, toenn man aud| bad fennen lernen toiH. S)em
©(^aben »ar aud ben reid^en SSorräten bed ^aufed leidet öon ber
^armlod baju Iacf|cnben S)ienerf^aft abgeholfen unb toir lagen
mieber auf feibenem ^füf)Ie mit — jucfenbem ®efü^(. 3)er arme
SKacribi f^at fid^ gefragt, bid er »ieber in Sngora einen anberen
äßenf^en anjiel^en tonnte. (£r ^atte auc^ ^ier fid^ toieber al^
greunb unb in orientalifd^er ©aftfreunbfc^aft für mi^ in bie
©c^anje gefd^Iagen.
^
20 ^ugo aBincfler, ^ad^ »og^aMOt! 910. XIV, 3
3)ic nfic^ftcn brci %a%t (19.-21. Df tober) toarcn bcr Unter»
fud^ung ber 9luinen gett^tbmet unb unfere Sufmerffamfeit galt
natürüd^ t)or aQem ber ^ftfteQung bed ^unborted ber Xontafe(n.
@c^on am SSorabenb ^atte man und beft&tigt, ha% fold^e ))ielfa(^
gefunben unb üon Steifenben geEauft niorben n)dren. 9[Q}u groge
SBic^tigfett legten bte unüerborbenen (S(emäter btefen @d^d|en nid^t
bei. Srjä^It unb anfd^aultd^ gef^ilbert ipurbe aud^, ba^ Xontafeln
t)on einer ©röge barunter getoefen feien, u^ie fie mein ©tu^en er«
regen mugte, benn bergleid^en toar eigentlich nur in einem ^Qe
befannt: bie aJtitani^Xafeln üon eUSmarna. 9Ran üerfprac^ aud^
und groben Don Xafetn ju oerfd^affen, fo bag toir fd^on am
Kbenb und mit gefc^tt^eUtem ^erjen jur Sftu^e gelegt Ratten, bid bie
^oc^ftimmung bie gef^ilberte Stbfü^tung fanb.
Sie eigentHd^e ^unbfteQe toar balb feftgeftellt unb toir fonnten
teild felbft Reinere @täc!e aufgeben, teild fie t)on frein)itligen
©ud^em auf lieben fe^en, toeld^e auf bem 0bl^ange ber „gto^en
^ait**, bem be^errfd^enben ^auptberg bed ©tabtgebieted, jloifc^en
ben ^inabgeroQten ©teinen ber ISefeftigung lagen. S(u(^ ein oben
geöffneter @tabtn ergab einige ©täcfe, unb n>ir fonnten a(fo o^ne
koeitered feftfteDen, bag eine ^udgrabung an biefer ©teile einju*
fe^en ^aben n)firbe. Sa^ ein früherer {(udgräber bei biefer @ac^«
tage bie ^ale unberfi^rt gelaffen ^atte, üemiunberte und ettt>ad,
erregte aber unferen (S)roQ burc^aud ni^t
Auf biefe SBeife tourben toä^renb unferer Anmefen^eit im
ganjen 34 Heine 93rud^ftudEe gefunben ober, toie t)erf))rod^en, früher
gefunbene gebracht. @inige ba\)on beftätigten bie und gemachten
Angaben über frfil^er gefunbene Xafeln Don au|erge)DÖ^nIid^er
®rö^e. @d muffen alfo n^o^I red^t anfe^nlid^e @tüde Don SÜeifenben
ttmoxitn unb Derfd^iep))t toorben fein. Um bie gleiche Qüt toirb
ed too^I geloefen fein, bag unfer fpaterer IBanKer in bem fed^
©tunben entfernten 3o}gab, Xfd^aufd^og^lu, ein ©tfld einer ^afel
mittlerer ®r&^e nad^ SiDerpooI brad^te. @d ift Don $inc^ unb
©a^ce DerBffentlid^t &)orben.
S)ie Don und aufgelefenen ober em^orbenen ©tücfe koaren
loenig umfang« unb in^altreit^. @ie fprac^en me^r burd^ i^r 9}or-
^anbenfein unb i^r Äu^ered ald burd^ i^ren Sn^alt S)iefed ^ugere
erinnerte in ©d^rift unb 9e^anb(ung bed Xoned fokoie burc^ bie
au^ergen^ö^ntic^e &xb%t einiger baDon fofort an bie aRitani^Zafeln
bed gunbed Don eUÄmarna. SRur ^ier unb bann toieber in ber
neu^aff^rifc^en Qtit finbet fid^ biefe forgföltige ©e^anblung bed
«0. XIV, 3 ^ie crpcn Xoiitafelfunbc. 21
loncd unb Don einigen aufeeTgenjö^nlidien ©tüden berfelben SBiblio*
t^ef abgcfe^en, mußten bie großen ^^afeln aU eine Sigen^ett üon
aJHtani erfd^einen.
SBenn folc^e Sufeerlid^fciten irgenbtoie in ben burd^ ct-
Jlmorna üertretenen Äulturjufammen^ang toiefen, fo liefen aber
einige Heine ©tücfe mit ©id^er^eit erfennen, bafe man eS mit Ur-
funben auö ungefähr ber glcid^en 3^^* h^ *^" ^^^^- ^^^^^ ^^^
Stücfen in ber unbefannten, an bie t)on 2Irjatt)a erinnernben
Sprache, »aren brei batunter, welche babljlonifc^ abgefaßt toaren.
SJaüon toar ba« eine, toenngleid^ nur je »enig SBorte ou8 ber
3Ritte ber ^tikn erl^alten toaren, beutlic^ ber Anfang eined ©riefet
unb jtoar ganj in bem 3;onc ber fiönig^briefe öon el * Slmarna.
T^em äußeren Slu^fe^en nad^ n)ürbe jeber, menn baS ©tüdc^en nic^t
an Ort unb ©teile gefunben loorben, fonbern meHei^t im §anbcl
aufgetaud^t »fire, e§ of|ne 95ebenlen ate au« bem eI*Slmarnafunbe
^errü^renb angefel^en unb toerfud^t l^aben, ob eS nid^t an eine
ber befannten SWitanitafeln angefügt merben fönnte.
(Sd ift ein @tü(f bom Slnfange bed IBriefei», bet ben formelhaften ^n^ali
unb bementfpred^enb auf bei 9lüdfeite ben @d^(u6 bed IBriefeS enthalt. %uf
ber SSorberfeite ftnb je ein ober gwei SSBorte ber erfien 17 geilen, ouf ber
:Ru(tfeite bie legten 6 geilen, fßom 92amen bed Sm^föngeri» ober tibfenberd
ift in geile 1 nur ein gcid^en erhalten, eine SSermutung in biefcr ©inficftt »ar
banac^ ni^t mdgli(!^, bagegen geigten bie anberen gci^^n/ ^^6 ein „(Sro^iönig"
an feinen „trüber'', einen anberen ®ro|Iöntg gefc^rteben ^otte, unb bag don
bem Serfe^r bur^ „S9oten" bie 9iebe gemefen n)ar. Unter ^ergleic^ ber fpäter
belannt gemorbenen @tü(fe oon lOriefen »trb man mo^I annehmen fönnen, bag
ed fic^ um einen ber Briefe ^anbelt, meiere ^»ifc^en 9{amfed II. unb ^attufil
gemec^felt mürben, aH fte t^r grogeiS IBünbnid fd^loffen. Snbeffen bleibt babei
manc^ed bunfel. ^ad brau(t)t und in biefem graue nic^t aHjufe^r ju !rdnfen,
benn bie iBebeutung biefeil ©tücfed beruht nid^t in bem, »ad ed und mitteilt,
fonbern in ber 9{olIe, bie ed in ber ®efd^i(!^te unfered gfunbed fpielt. Xarin
mar ed ein SBegmeifer, ber nidt)t me^r trügen fonnte, unb mit i^m
l^ielt iä) bie ^emigl^eit in ber ^anb, bag in Sog^adföi 9{a(^rt(^ten aud ber
el«9(marna-geit gefunben toerben mügten.
^ad mürbe burc^ bie beiben anberen ©tüde beftätigt. & ift
tro|bem (e^rreic^, toie man bei anfc^einenb jmeifeltofen latfad^en
irre ge^en fann. 35enn wenngleid^ ^ier bie Folgerung „el-
3lmama*3cit" ebenfalls tid^tig toax, fo toeife id^ je^t nid^t, ob bad
bamalö aU jtoeifello^ Sngefe^ene in jeber ^infid)t richtig ift.
(Sd ^anbelt fid| mieber um ein fteined Srud^ftüd, bad nur ein paar
geilenanfänge enthält, ^em äujseren ^Infe^en — ^on unb @(^rift nad^ —
mügte man fofort annehmen, bog ed )u ber Gattung ber „IGafaHenbriefe'' ge«
^drt ^ätte, mie fie oon Serien unb ^alöftina an ben (Urogfönig nac^ ^g^pten,
^ier alfo nad^ S^attt, gefc^idt mürben, ^efe seigen befanntli^ eine eigene
rol^e @(^tift unb eine jteniUd^ na^Iaffige ^el^anblung bed %ont^, i)tefe ftnben
ftd^ auc^ ^tet unb gan^ tute beim meinen 6tü(!e mürbe fieser ieber^ bei bad
©tüdc^en im ^anbel gefunben ^fitte, ed auf feine 3uge^dng!ett jum el'
9[marna't!funbe unterfuc^t ^aben. ^ad ift fo auffällig, bag i(^ auc^ je^t bie
9[nna^me nici^t oon ber ^anb »eifen möd^te, bog ei$ ftc!^ um ein fo((^ed ©tüd
^anbelt. ^em »iberfprid^t nur, bag folc^e Oriefe Don SafaQen anberivritig
über^au^t ni(]^t gefunben morben finb. ^Herbingd bilben ja auc^ bie erhaltenen
@tü(fe bed 93rief»e(i^feld mit Königen nur einen t9erfd)minbenben 9[nteil bed
üom grogen ^önigdarci^itje gefunbenen.
dagegen fönnen mir bie ©etegeni^eit, meiere bad ©d^riftftücf betraf, je^t
fefiftellen. @d ^anbelt mirftic^ Don norbf^rifc^en Angelegenheiten unb ^mar
Don Abmachungen ^wifd^en bem Don @ubbi(uliuma jum Sfönig Don ^n6^\ä^t
ernannten ketti. SBir l^aben ben Vertrag, ber bad beiberfettige SJer^öUnid
regelt. Unfer ©tfid fönnte alfo Don einer ^meiten Abfc^rift l^errü^ren unb ju
einem in bem erl^altenen Seil bed 93ertra(\ed fe^Ienben Paragraphen gehören.
& fann aber au^ ein ©tüd eined 1Briefe§ fein, melc^er ^u ben Dornet*
gegangenen ^er^anblungen gehörte, mie mir fi^nlid^eS bei bem großen Ägypter*
Dertrage l^aben. ^em jüngeren bed Etüded nad^ ift bad Derftänblic^er, benn ed
fann fc^merlid^ Don einer grogen SBertragdtafel ^errül^ren.
^ie menigen erhaltenen SBorte lauten:
1. — 3Rine ©ilber in — — — __ _ —
2. ber Äönig Don (£^atti — — — . — —
3. aud§ie^t — — — _ — — —
i. 5:ette — — — — ——— - —
5. ©treitmagen — — — — — - —
6. inmitten — — — — — — — —
7. — — - «. — _ — _- — —
9)^erlmürbig ift bie (Sinrttdung Don 3ei(s 3 unb 5. ^ad menig erhaltene
I&§t bo(^ ben Schlug ju, bag ed fi^ um bie Abmachung ber SafaHenpflic^ten
Xetti'd l^anbelt (Tribut; ^eeredfolge).
3)ag btittc ©tücf in bab^Ionifd^cr Sprache gcliört einem SBc»
rid^t an, fär ben bid jegt noc^ fein genau entfpre^enbed ©etten»
ftücf vorliegt. @S ift tiax gef daneben unb ^at t)on Seute ge»
fpTOd^en. ^a eS bab^tonifd^ abgefaßt ift, fo mug ed ft^ um ein
mit einem anbeten ©taate getoed^felted ©c^riftftücf ge^anbelt ^aben,
man benft alfo junäc^ft ebenfaQd an einen SBertrag, toenngleid^
bie erhaltenen fo genaue (Sinjel^etten, tote fie ^ter gegeben geipefen
ju fein fc^etnen, nic^t enthalten. 9J2an märbe ft^ bann ju benfen
^aben, ba^ genaue Seftimmungen aber S3eute getroffen loaren:
1. _ ^ ___ — -.— — --
2. ©eute ((befangene) biefe — — — — —
3. biefe Don ben $ferben — — — — —
4. biefe Don ben Äinbern — — — — —
5. biefe Don ben ©trafen — — = — —
6. 3u fc^iden — — — — — — — —
7. ju?? — — — — — — — —
WD. XIV, 3 mdtt\\t. SUbfttditx nad^ S^efedföi. 23
SJon ben übrigen @tücfen in ber Sanbedfprad^e ift nid^t^
ttjcitcr mc^r ju berichten, fic l^abcn nad^ ben fpäter gcmad^tcn
gunben, ebenfo toie bie früher befannt geworbenen (®. 13), \)ou
Iduficj fein befonbere^ 3ntereffe. Unferc brei öerbienen aber, toenn
fie aud^ in^altlic^ jefet neben bem jpSter befannt getoorbenen öer«
fd^minben, eine ©eac|tung, infofern fie für bie ®ntttjirflung be«
Unternehmend eine Sebeutung getoonnen ^aben. 9J2it i^rer ^ilfe
toar ed ermöglid^t, jebem, ber fe^en tootlte, ben SBetoeid ju liefern,
ba§ ^ier ein gunb bem t)on el*2tmarna ä^nlid^ erhofft toerben
fonnte. Unb loenn man fic^ auc^ n)of|( begnügt ^dtte, eine tmtzxt
ausbeute an Urfunben in ber fremben ©prad^e ju finben, fo bot
bad SSorfommen Don bab^Ionifd^en ©d^riftftücfen bod^ ungleid^
auc^ bie Hoffnung, ba^ man baburd^ bie erften n)id^tigen ^n^alte
für eine @ntratfelung ber neuen ©prad^e erhalten fönnte.
^ad toaren meine Hoffnungen, toie id^ fie auf ®runb bed
99efunbed gefaxt ^atte unb auf bem nun angetretenen SRücfiuege
fonnten bereite bie 6nttt)ürfe für bie jur 5)urd^fü^rung nötigen
9)2a^na^men burd^gefprod^en toerben. Sie Dorgefd^rittene Sa^red«
5eit nötigte )ur &k, ed toar aber mit einem geringen Ummege
möglich, noc^ bad ettoa fünf @tunben Don ^og^adföi gelegene
9lefe$föi }u befugen, um aud^ Don biefem einen perfönlid^en @in<
brudE JU gen^innen. @d gilt befanntli^ aU ©tätte bed galatif^en
SaDium. @in ^elbn)ad^ter ^atte und ^ef^reibungen Don bort ge«
funbenen Steinen mit Äeilinfc^riften gemalt, tocld^e mit fo großer
ßuDerfi^tlid^feit gegeben tt^urben, bag bad arc^äologifc^e ®en)iffen
itoaxiQ, ben ^eg ju unternehmen, loenn aud^ ber Erfolg ber Orient«
rcifenben in fold^en gaUen too^Ibefannte fein würbe.
3)er SBeg nad^ SRefedföi ift ^eute nod^ in einem fo merhoürbig
guten ß^f^^^i^^^^ ^^B fi<^ f^^^ antifer Urfprung f^on baburd^
Derrät (Sttoa IV« ©tunben Don 93ogl^adföi jeigten ja^Ireid^e
©teine an einer Sudbud^tung bed äBeged, ba% l^ier einmal ein
®au geftanben ^aben mug. Sine Diertel ©tunbe weiter liegt ein
großer bearbeiteter ©tein, ber ald ©odel für ein gröfeered 3)enf-
mal gebient ^aben mufe. 3m 3a^re 1907 ^at ÜÄacribi»be^ i^n
bloßgelegt unb bie Umgebung na^ ©puren Don etwaigen Saulid)«
feiten unterfud^t, ed ^at fi^ aber nic^td weiter gefunben. @d fann
a(fo nur ein Dereinjelted ^enfmal ^ier geftanben l^aben. 3mmer^in
jeugt ed für ben S^arafter ber ©traße ald einer ^auptDerfe^rdaber
— bod^ wo^I römif^en Urfprungd, wennglei^ man für bad Doraud«
)ufe^enbe ^enfmal ein ^ö^ered Altertum annehmen möchte.
@d ^ätte boc^ )oo^( buTC^Qu^ nic^tö )ounbetttc|ed an ftc^, ba%
nac^ bet großen ^auptftobt ouc^ entfpred^enb ausgebaute ©tragen
geführt Ratten unb ba^ in einet Der^ältniMägig geringen @nt«
fernung S)en{niä(er geftanben Ratten, n^eld^e bie SRa^e ber großen
®tabt verrieten. ®o to&xt ed aud^ burd^auS n^a^rfc^einlid^, ba%
fc^on in Stefedföi mieber eine ©tabt üon ^ebeutung aud^ in filteret
3eit gelegen gewesen tofire. S)er Ort (20 km ssw, öon SSog^aSföi) liegt
in einem anbern ber befdbriebenen lalfeffel, alfo in einer S33elt für
firf). 3Bie abgefc^Ioffen biefe 3;ä(er fein !önncn, tarn mir rec^t an
ber ^errf c^enben Temperatur jumSBetou^tf ein. SKä^renb eS inSBog^a^
föi re^nerifc^ unb falt gen)efen xoax, unb toir noc^ am 9Korgen bis
jum Ubertoinben beS trennenben ©ebirgSjugeS bitterlid^ gefroren
Ratten — tDOI^I am meiften loo^renb ber ganzen Sieife — »urbc cS
beim Sbftieg in ben neuen jleffel mer!(id^ be^aglid^er. ^ ^atte un<»
tern)egd beobad}ten tonnen, toie bie @eite beS 93ergeS, auf ber loir
ritten, üon SBotten -bcfd)attet unb barum falt toar, »ä^renb »ir
ben ^(uSblicf auf fonnenbeftra^Ite ^ö^en Ratten. 3n ißefeSföi Ratten
wir ttjo^l aud) bie erfte nid^t falte SRad^t (22./28. Dftober) auf
ber ganjen Steife. ^aS bemerfte ic^ um fo angenehmer, als ic^
mitten in ber 9{ad^t an^ bem mit bem ®emeinbe«9tinbt)ie^ ge«
teilten DrtS^otcI ^erauStrat — ttjeniger um im Änblicf meines
geliebten orientalifc^en Sternhimmels )u f^lpelgen unb meinen
@(ebanfen nadjju^ängen, alS um ben ^ier aud^ für mein (Smpfinben
ju legionen^aft auftretenben fleineren (£inn)ol^nern ju entgegen, nielc^e
bie Gelegenheit benu^ten, um bie frembcn änfömmlinge mit ber
i^nen eigentümlichen Seb^aftigfeit unb @inbringlid^feit gu inter»
Dien)en. @o ftanb id^ geraume Qtit t)or ber Xür unb gab ben
@kbanfen nad^, für bie id| auf Steifen fonft feiten Stimmung unb
3eit gefunben ^abe. (£ine SCuSfic^t auf einen fc^önen &:foIg koar
baS Ergebnis ber legten Xage, h)ie mod^te bie fd^Ueglic^e Sdfung
fic^ geftalten?
^ber f^Iieglic^ trieb mic^ bie 9kc^tfä^Ie Don meinem Soften
an ber Xür hinter bie gaftlic^e Sc^ranfe jurüct. ^enn oom ^ufe
fic^ ju entfernen unb näd^tlid^e Spaziergänge ju unternehmen ift
ein unftatt^afteS äSergnügen. Sc^on bie ftarfen unb biffigen 3)orfo
t)unbe — - bie im SBinter als Sc^utJ gegen bie SBöIfe nötig finb —
mürben menig $}erftanbniS für dergleichen SSergnügen befunben,
unb moStimifc^e 9Inf(!^auung überhaupt ift ber iDteinung, bag bie
yiad)t jum Schlaf ba ift. ^eS 91ac^tS fann man barum nur auf
verbotenen $faben manbeln unb toer eS tut, toirb bementfprec^enb
«O. XIV, 3 «üdreife. 25
angefe^cn toerben. Sd^ fui^te ai\o ben @c^u^ bed gaftlid^en X)acl^ed
mieber auf. 3^ tounfc^te je^t meinen europfiifd^en Steigungen
nic^t einmal fo meit bie düfiel gelaffen ju ^aben, um auc^ nur
Dor ber $audtfir in reiner Suft, ©temengefunfet unb grauer 93er«
gangenl^eit gefd^toelgt ju l^aben. ^enn brinnen empfing mic^ bie
fraffc ®egenttjart mit ber Sluöbünftung öon 9Knbern, unferer
^ferbe unb ^Begleitung. Snbeffen ic^ badete an bie Xabaföatmo«
fp^äre, in Jber man in S)eutfd^en 95icrftuben fid^ be^oglid^ ju füllen
genötigt ift, unb — bie SBagfdjale fanf kuieber einmal jugunften
orientalifd^r innerer Äultur .... 3)te ©puren, bie in SRefe^Wi
feftfteübar finb, tueifen nic^t über bie gried^ifd^^römifd^e (galatifc^e)
3eit hinauf, iro^bem ift ed fd^Xüer öorfteUbar, ba§ nid^t fc^on
in älterer ^txt ^ier eine Änfieblung öon ©ebeutung getoefen »äre.
^ie c^attifd^en @t&bte muffen ba^ Sanb jiemlic^ bid^t bebedt
^aben unb jeber Xalfeffel ^at tool^I feine ^auptftabt gehabt, ^ie
Dielen 92amen, totldft bie neuen Urfunben bieten, laffen fic^ fonft
faum unterbringen. @d folgt aber baraud no^ nic^t, bag fold^e
Drte auc^ 9lefte ber alteren SSergangen^eit bttDafftt ^aben muffen.
2)ie 93erU)enbung bed ©teined ift bei ^et^itifd^en ^Bauten lool^I
ftetd fel^r fparfam getoefen unb man ftanb t^orkpiegenb unter bem
@inf(ug bab^Ionifc^er Überlieferung mit ber audfc^Iieglid^en 93er«
menbung bed Se^mjiegel^. @täbte, bie baraud gebaut toaren, jer«
fielen in formlofe Se^m^ügcl, beren Sn^alt nur folc^e ©tüde auf-
betoa^rt ^at, bie bei einer etn^aigen ^(ünberung unb S^^^^^^^S
nid|t fortgefc^Ieppt n)urben. SBon ben @(eb&uben fönnen ©puren
nur infofern erhalten fein, afe man fic^ bei i^nen be^ ©teined —
jum ©c^mucf ober jur 93efeftigung bebient ^atte. äBo bad nic^t
ber ^Q koar, ba ift ed aud| benfbar, ba^ {eine älteren ©puren
me^r }u finben finb. 2ßan n)irb fid^ au^ bie Dielen @(auftäbte
bed c^attifc^en fianbed ni^t aQe allju grogartig DorfteUen bfirfen.
^ie ^auptftabt bilbete in jeber 99e$ie^ung eine Sudna^me.
3(^ tonnte in 9{efedt5i eine fffLh\^ ^unt otogen eingerichtete unb mit
Öfen jum 2)ut(!^^ie^en ber ^iragef^nur iierfe^ene SBafferflafd^e an^ Xon mit
Semolung erwerben. @te befinbet fiA in ber Sammlung bed f ^- &• Sanbau.
®onft maren nur ffeine unbebeutenbe Q^egenfiftnbe, ®emmen u. bgl. o^ne 6e«
fonberen SBert in ben ^finben ber 8eb0Iferung.
93on 9?efedföi ging ber 9tüdtoeg über (Sregli unb Sdfi^^ojgab
nac^ Slngora, too toir am 26. Ottober n)ieber eintrafen unb bie
©puren ber anftrengenben Steife oor aQem — abtoufd^en.
S)ie itoeitägige Sifenba^nfa^rt führte und aud ber 3i^iIifotion
oon ^ngora nac^ ßonftantinopel, U)o bie nötigen 9)efprec^ungen
26 ^ugo mnditx, 9la4 »og^aMöi! WD. XIV, 3
mit ben Seitern beö Dttomanifc^en SRufeum^ erlebigt tt)urben, unb
bann fonnte id^ mit bem ®efü^Ie nad^ §aufc fal^ren, ben ^ian
gu einem erfolgreid^en S^Ibjuge in bcr %a\(S)t ju ^aben, toenn c^
gelänge, ba§ ju befd^affen, toa^ jum Ausgraben Xüie jum Ärieg«^
führen öon grunblegenbcr Sebcutung ift.
iir.
3)er ®rlebigung biefer Stufgabe tt>ar ber SBinter getoibmet.
6^ tDurbe jundd^ft ber aSerfud^ gemaci^t, bie für eine crfte Unter*
ne^mung in Snfd^Iag gebrachten üer^ältnidmägig fe^r befc^eibenen
SWittel üon einflußreicher ©teile ju erbitten, bei totlä^v eine rege
Anteilnahme für ba^ Unternehmen beftanb. Snbeffen toaren ju
SRate gejogene ©eurteiler anberer SKeinung über Sog^a^föi aU^
iä) unb fo mußte auf biefen SBeg toerjid^tet »erben. @g traf fic^
aber, baß bie SBorberafiatifd^e ©efeüfd^aft unb bag ©erliner Orient*
Komitee Heinere Summen verfügbar J^atten. 3)iefe tonnten für
unferen 3^^* ftöff^S gcmad^t toerben unb ba^ fe^Ienbe in ettoo
gleidf)er ipö^e f teilten meine greunbe ®r. ®eorg §a^n unb SRilitär«
Dberjjfarrer Otto ©trauß (©panbau) jur SBerffigung. @o Ratten
toir im ©ommer bie öon unS felbft öeranfd^Iagte Summe für
unfern vorläufigen 3*^^ htttit unb toaren in ©tanb gefegt, ju
ben)eifen, toer rid^tig über bie in 93og^ad!öi eröffneten Xu^fic^ten
geurteilt f^attt.
?lm 17. 3uli ritten toir frühmorgens toieber in 3itt*be^'d Äonaf
ein unb n)urben nun fc^on afö alte Sefannte (mit angenehmen SBac^
fd^ifd^erinnerungen) empfangen, ^er f8tt) genießt ald @rbe eines alten
gürftengefc^Ied^teS nod^ großes ^nfe^en unb man muß mit feinem
Einfluß red^nen, toenn man o^ne ©d^toierigteiten in ber @kgenb
arbeiten toill. 6inem unter bem Kamen ber Regierung felbft
ge^enben Unternehmen n)ürbe natürlid^ niemanb offene ©c^mierig*
leiten bereiten, allein eS gibt aud^ anbere, nid^t toeniger große.
Unb bei fold^en ift ber ©uropäer ftetS im Stadtteile, »eil er nid^t
über ben unerfd^öpflid^en JBorrat an 3^^* ö^tfügt, toie ber Drien*
tale. Unb ju biefer ?(rt Kriegführung gehört afe erfteS SRittel
eben ^t\t\ SBir l^aben gute greunbfd^aft mit bem 5Be^ gehalten —
er i)at üiele SInliegen gehabt, üon einer guten ^lafd^e Kognaf bis
jur SluS^ilfe auS augenblidflic^er SSerlegen^eit — er f^at unS bafur
aud^ in feiner SIrt Sienfte erliefen. (Sin ^rbeiterauSftanb kourbe
burd^ fein STOac^ttoort o^ne toeitereS beigelegt — fteine greunb*
fd^aftSbienfte lohnen fi(^ im Orient fc^on!
«O. XIV, 3 (Srftc ©ünnjagne 1907. 27
SBir rechneten auf etn)a a6)t äßod^en Strbett unb tDoQten biefe,
ha ed ja ipoc^fommer toai, unter ben Sitten ober fiaub^fitten üer*-
bringen. STOir fd^toebten babei ©rinncrungen an ©ommerfrcuben
im fiibanon öor! Obgleich man aber auc^ ^ier in ßleinafien im
.©ommer ^ö^er auf bie SBerge fteigt, um eine ©ommerfrifd^e unter
bem ^tltt ju ^erbringen — fo tat ed Qxa*ht)i)l — fo tourbe xd)
in meinem SBärmebebürfni^ bitter enttäufd^t. SBir tonnten unfer
3elt am gufee beö eigentlichen S3ergfegcte ber Säü^üMale aufftellen,
too eine genügenbe Duelle entfpringt. (5§ ift bie ©teHe, too im
ndd^ften 3a^te unfer §aud errid^tet »urbe. 5)a§ befc^eibene Qtlt,
bad un$ beiben genügen mugte, bot unter ber brennenben XageS«
fonne bie Sem<)eratur, tt)elc^e man im türfifd^en SBabe nic^t un«»
angenehm emf'finbet, bie aber für eine ÜJ^ittagdru^e ni^t gerabe
bad ift, toa^ erquicfenb n)irft. 8alb nad^ Sonnenuntergang mad^t
fid^ eine ftarfe 9lb{ü^(ung ber fiuft bemerflid^ unb barauf pfeift
t)on ben fallen SBergen ein ftarfer ?[benbtt)inb, ber ju einer Sfiad^t
überleitet, in ber fd^on fe^r ätoingenbe ®rünbe toirlen muffen, um
einen jum ä^erlaffen beS toärmenben Sägern ju überreben. @o
fa^en n)ir bed StbenbS im ^eutenben äBinb oor unferem 3^^^^/
um unfere 3ßa^(jeit ju üerje^ren, n>ä^renb ber äßantel fid^ bläßte,
^ann toar man in ber 9{egel abgefüllt genug, um ol^ne aUju aud«
gebefinte ^örmlid^teiten in bad 3^^^ i^ {ried|en, bai^ gerabe für
jmei SKann SRaum bot, bie unöerbroffen an i^rer ?lrbeit toaren,
unb jloifd^en benen bei biefem engen 3ufammenfein nie ein ge^
reijted SSort ober nur ein ungebulbiger @ebanfe ftd^ geregt l^at,
tro^bem beibe in biefer 3^^^ förperlic^ fd^mer ju (eiben gehabt
^ben.
Sine Saub^aQe bot ber ^üd^e Unterfommen, in ber ein ^oc^
bulgarifd^er ^Ibftammung ioeniger redjt aber re^t fc^Ied^t feinet
Slmte^ n)altete. äJ^einem erfahrenen ^reunbe ^atte er fid^ burd^
einige Äenntni'^ be^ 3)eutfd^en enHjfo^Ien, toomit mir ba^ 3)afein
tttoai erleid^tert n)€Tben foQte. 3)er 9J2ann ^atte feine fünfte
früher in einem beutfc^en ^ofpital an ben hänfen ankläffen
bürfen. 3d^ Iiabe feine ©treidle mit ®Ieic^mut l^ingenommen, benn
ic^ bin ftetd auf Steifen mit bem @ebanfen gegangen, bag bad
aSergnügcn nid^t aQjutoeit gefuc^t »erben foU. 9lber mein armer
9)?acribi ^at btn ärger für und bo))peIt unb breifac^ gefd^Iudt
unb er tonnte fic^ nid^t an Xontafeln fc^ablod galten! Sine
itoeite Saub^ütte mugte mir ben ©Ratten für meine S^ontafel«
ftubien geben unb fonnte balb in ausgiebige Senu^ung genommen
28 ^ugo Windlet, 92a(^ 93ug^adf0i! 9(0. XIV, 3
iverben. !Der ganje Sagerpla^ toar mit einem aud SaubtDerf ge«
ftodjtenen ^o^en Qann umgeben, bet jugleid^ ben nötigften SBinb«
fd^u^ abgab. (Sine Strerfe batoon, etoa^ tiefer toax eine größere
Saub^ütte eingerid^tet, totlä)t fünf äBefen befc^irmte, bie n)0^( nie
beffere Xage in i^rem S)afein gefe^en ^aben — unfere ^fcrbcl
Sie ^aben i^r SBrot faft auöft^Iiefelid^ mit Slid^t^tun twrbient,
mä^renb fonft alled reic^Iici^ ju tun ^atte. 3^re 92a(^barfc^aft
^atte natürlich einen gen^altigen $(iegenäberf(u^ jur ^^olge unb
für mid) ^atte bad bie ^nne^mli^feit, ha% id) mit bebecftem ^opf
unb S^acfen unb ^nbfc^ul^en an ben ^änben meine Xontafeln
abfc^retben mu^te, menn i^ nic^t bei jebem ^t\6)tn auff|ören moOte,
um bem übermäßigen Sntereffe ju tt)e^ren, wcl^e^ bie jutraulit^en
Xierc^en an meiner ?lrbeit nahmen. 9Ran ift ja in unfcrer
aSiffenf^aft melfac^ fo ängftlic^ beforgt um bie SBa^rung geiftiger
(Srftgeburtdrec^te.
93on ber Sagerftätte (tt)ie je^t öon ber 5?orberfeite beö 1907
erbauten $)aufeÄ) au« uberblidt man ben Xatteffel öon SBogl^adtöi
unb 3äfba§ (©. 19) big jur Sergfette, tt)el(^e i^n im SBeften abfc^Iie^
3m SRücfen Hegt bie §ö^e ber »ütjüt-fale, ipelrfje an bie Cft^ö^n
bee Sergfeffete anfc^Iießt
©0 Ratten tt)ir un« fd^nell eingerid^tet unb meine SIeiftifte
tDaren gejpi^t um bie erhofften llrtunbenfc^fi^e ju Rapiere ju
bringen.
SIRan erinnere fic^, tuaS auf ®runb ber bid ba^in befannten
latfad^en über bie ju ertüartenben ©rgebniffe geurteilt »erben
mufete: 3)ie Sprache be« Sanbe« bie üom Sanbe ärjatoa ber tU
3tmarna*SBriefe unb bie Urfunben ber et*?lmama*3cit ange^örig.
3)ie näc^fte Folgerung toäre alfo getoefen, Äuffd^tüffe über Ar*
jama ju erl^alten unb feinen 3ßitte(punft in SBogl^adföi ju finben.
9lber fd^on bie ®röge bed ©tabtgebieted lieg auf eine augergeniö^n*
lid^e ©ebeutung beö Drte« unb bamit beö fianbeg fc^Iiegen.
X)ie (Srinartung foQte nic^t aQju lange gefpannt bleiben.
9(m 21. 3uli fonnten bie ^Irbeiten an ber ^nt)\xUMt begonnen
tuerben unb öom erften Xage an !amen Urfunben ju Sage-
3unac^ft nur fleine Stücfe. 5)ie früher aufgelefenen loaren
auf bem ^b^ange bei^ Burgberg« in bem ^erabgeroQten @^utt
gefunben toorben, unb jtoar innerhalb eine« jiemlid^ fd^arf
umgrenjten Streifend. 6« ergab fid^ ba^er oon felbft bie Auf*
gäbe, Don bem fel^r audgebe^nten SBergab^ange junfic^ft biefen
JU unterfud^en unb jn)ar mußte bad gefd^e^en, inbem man ben
HD. XIV, 3 »ufflnbuno bei» ^xi^itn». 29
@^utt i)on unten nad) oben t)orrü(fenb n)egräumte. @d toax
eine S(rbeit üon nic^t ju unterfd^ä^enber ©efa^r f&r bie S(r^
beiter, ba ber unverhoffte Sinfturj über^&ngenber (Srb« unb @tein*
maffen jeittoeife nur mit größter Sufmerffamfeit tiermieben loerben
tonnte. 3e tmttt bie Arbeit bergan rücfte, um fo größer n)urben
bie gefunbenen @täcfe. 3)er ergiebige (Streifen verengte fid^ nac^
oben ^in ettoad, ber Erfolg jeigte, ba^ iKacribi oon Stnfang an
mit glücHic^em l^licfe bie eigentlid^e gfunbfteQe ri^tig umgrenjt
f)attt. Sßeber linfS nod^ red^td bon bem Streifen ^at fic^ ettoad
gefunben unb im n&c^ften Sa^re ergab fic^, bag am Staube bed
93erggi|)fefö bie eigentliche OueDe ber @(^a^e gelegen ^atte.
S)ie ST^e^rja^I ber jundd^ft gefunbenen ©tücfe jeigte ben be«^
reitd befannten (S^arafter in ber unbefannten ©prad^e. @ie toaxtn
Von Verfd^iebenartigftem Sn^alte, aQein Vorerft noc^ ju Hein, um
bie |$rage ^u beantworten, toelc^e bor aQem noc^ offen toax: an
todd^tx ©teQe ber alten SEBelt n^ir und befanben. 2)a^ ed ein
großer äJättelpunft gen)efen n>ar, n^ar je^t o^ne loeitered Kar, unb
ba§ ed nid^t bie 9tefte bed Slrd^ivd eined unbebeutenben ^önigd
unb ©taated gen)efen fein fonnten, bie und t&gli^ in ber 3^^(
Von 100—200 in bie |>anbe fielen, ftanb jefet aud^ feft. S)ie aud
ber ©prad^e erfc^Ioffene ^inbeutung auf "ilxffitoa mu^te fd^on nac^
ben erften S^agen aufgegeben n^erben.
Salb geloa^rten vereinzelte ©tfidEe in bab))(onif^er ©prad^e
ben 9uffc6Iug. Sd n^aren Vorerft fleine SBruc^ftüdEe Von 9)riefen,
ganj nac^ ber ertoarteten eI«Slmarna«%rt, 9tefte bed bi))Iomatifci^en
S3riefkDed^fete gloifd^en jtoei fiflnigen. Sd toaren bied ber Sönig Von
%^ten unb ber ^önig von (S^atti. @d koar alfo fc^on nac^
wenigen Xagen fein ß^^if^t nie^r, bag toir und auf bem Soben ber
^auptftabt bed S^attireid^ed befanben unb bag wir bad^önigd«
arc^iv ber S^atti^errfc^er aud ber 3^^ ^^n bereu SBejie^ungen ju
^g^pten gefunben Ratten, ^ai toax bie ß^it Von el'Smarna
unb bie unmittelbar barauf folgenbe, alfo bad 15.— 13. 3a^r»
^unbert Vor @^r. 5)ie erften ©tüde enthielten bie Kamen ber be*
treffenben Könige no^ nic^t. 9luc^ eine ^iemli^ VoQftanbig er«*
^altene S^afel, welche von einer Slbmad^ung jwifd^en Sg^l^ten unb
S^^atti \pxaä), nannte abwei^enb Vom fonftigen Sraud^ bie 9?amen
ber ver^anbelnben ^errfd^er nid^t, fo bag bie n&^ere Seftimmung
guerft noc^ nid^t möglid^ War; bajs man bei SBer^anblungen unb
SBerträgen ^wifd^en ^g^pten unb S^atti an ben großen SSertrag
jwifd^en 9tamfed II. unb „g^etafar", wie er bamald ^ieg, badete,
30 ^ugo »indler, 92a(^ »og^a«!Oi ! «0. XIV, S
toax fel6ftoerftänbltci^, zttoa^ hierauf unmittelbar bejägltd^ed ju
finbcn, ^ättc id^ aber boc^ nic^t erhofft — burd^brungen tjon bcm
peffimiftifc^en ^fa^rung^fa^e, bag bte SntlDicflung ber Xatfac^en
fic^ ja bo^ immer anberS boQjie^t aU man berechnet ^at.
!Die^maI [oQte aber bad nid^t ju ^offen ©eiuagte Xatfat^e
»erben. 9lm 20. Äuguft, nad^ ettoa 20tfigigem arbeiten toar bic
in baS @erö[I beS Sergab^anged gelegte 93refd)e bid ju einer erften
Slbteilunggmauer üorgerfidEt Unter biefer lourbc eine fc^ön erbaltene
Xafel gefunben, n^elc^e fdjon burd^ i^r ^u^ered einen ®uted Der«
^eifeenben ©nbrurf ertoerfte. ©n ®Iidt barauf unb — afle meine
Sebenöerfa^rungen üerfanfen in JRid^t^. ^ier ftanb e^, »ad
man jonft Dieüeidit im @d^er) aU frommen Sßunfc^ fic^ erfe^nt
^ätte: SRamfeä fd^rieb an ©^attufil — ci-devant ß^etafar — über
ben beiberfeitigen Vertrag. SBo^I ttjaren in ben legten lagen immer
me^r Keine SBruc^ftücfe gefunben ttjorben, in benen toon bem Ser-
trage 3»ifd^en ben beiben ©taaten bie SRebe »ar, aOein ^ier »ar
ed nun befiegelt, ha^ »irfü^ ber berühmte 93ertrag, ben man aud
ber I)ierogI^p^ifd)en Überlieferung auf ber ^em|)elmanb t)on ßamaf
fannte, aud) t)on ber anberen uertragfd^üegenben @eite aud feine
93elcud^tung erhalten foUte. {Ramfe^ mit feinen 3;iteln unb feiner
^[bftammung genau tuie im S^ejrte bed 93ertragd bejeid^net, fc^reibt
an S^attufil, ber ebenfo angeführt »irb, unb ber Sn^alt bed
@d^reibend bedt fic^ »örtlid^ mit Paragraphen bed SBertragd. @d
ift alfo nid^t ber eigentli^e enbgültige S-ejrt be8 ©ertragt felbft,
fonbern ein ©(^reiben, mie ed über biefen geloec^fett »orbcn ift,
DieQeic^t ber le^te t)on äg^ptifc^er ©eite äberfanbte @nt)Durf,
meld^er bem in S^atti feftgefteQten enbgü(tigen SBortlaute jugrunbe
gelegt »urbe. Übrigen^ »urbe aud^ ein fleined Sruc^ftud (Dom
3lnfang ber betreffenben lafel) einer gleiten Äbfc^rift biefeö
©(^reibend gefunben. SBie aud^ anbere toid^tige ^{tenftfide ift ed
alfo minbeftend boppelt im Strc^iD aufbeföa^rt toorben.
Sd »aren eigenartige ©efü^Ie, mit benen gerabe ic^ eine folc^
Urfunbe betrachten fonnte. Slc^tje^n Sa^re »aren ed ^er, bag ic^
im bamaligen 5IKufeum öon Sutaq ben Ar jattja -» SSrief Don el»
9lmarna unb in SBerlin bie 3Ritani»©prad^e fennen lernte. 2)amate
^atte ic^ in JBerfoIgung ber burc^ ben 5""^ ^^^ eI*Ämarna er-
f d)(offenen ^atfad)en bie 93ermutung geäußert (Dgl. @. 1 1 ), bag
aud| ber 9{amfed>93ertrag urfprängli^ in ^eilfc^rift abgefaßt ge-
»efen fein bürfte, unb je^t ^ielt ic^ eined ber barüber getoec^feltcn
Schreiben in i^änben — in fd^önftcr Äeilf^rift unb gutem JBab^
\
«G. XIV, 3 9lamfei»k)ettYag. ^ie ^auptftabt bed (S^attireic^eiS. 31
lonifd^! ®d »ar bod& ein fcitcncg ß^f^^J^^^^^ff^^ ^^^ einem
9Wen[rf)cnIcbcn, »ic bog beim erftcn ©ctreten orientalifd^en JBoben^
in %^|)ten einft ©rfc^Ioffenc jefet im J&erjcn fiIein*Slfiend feine
©eftätigung fanb. SBunberbar »ie ein 5Wdtc^enfd^icffQl ber 1001
Siä^te fonnte fold^ ein ß^tf^mmentreffen erfd^einen — unb boä)
foQte baö nddifte 3a^r no^ märd^en^aftererd bringen, ote bie Ur*
funben aDe gcfunben »urben, in benen bie ®eftalten toiebet auf*
tQud^ten, tDel^e in biefen ad^tje^n Sagten mi^ fo oft befd^äftigt
Rotten, afe ber fiönig öon SKitani, lufdjratta, in ^attifd^cr Se*
leud^tung crfd^ien unb afö gar ber gürft öon Slmuri, äjiru, ber
®egner 9lib*?(bbi*g öon S^blod unb ber ^ec^t im ^jl^önigifc^en
Äarpfenteid^e, in Urfunben auftoud^te, loeldfie Wie ein Sommentar
ju feinen ©riefen au^ el*?tmarna ttjirfen mußten! ®d toar bod^
eine feltene SSerfnüJjfung öon Umftänben in einem 5IKenf^en*
leben !
SKittlertoeile toax aud^ eine anbere JJi^age gelöft toorben, toeld^e
mid| täglid^ befd)äftigt l^attc, feitbem taglid^ immer neue Urfunben
bef tätigen, ba^ mir bie ^auptftabt ber S^atti ausgruben. 3n
ben biö^erigen 9tad^rid£)ten mar fie nid^t genannt — mar man fic^
ja boc^ fiber bie Sage be^ Sl^attiftaote« felbft öielfad^ im unHaren
gemcfen (©. 7). Snjmifd^en maren über 2000 ©tücfe burc^ meine
^anbe gegangen unb burc^gefel)en morben unb bie ^rage nad^ bem
SRamen ber ©tabt, auf beren ©oben mir un8 befanben, ^atte mi^
babci ftctö befd^äftigt. 3)abei fiel ein ftänbiger ©raud^ auf: bie
melen in ben öerfc^iebcnartigften Urfunben ermähnten Sdnber, fo*
mcit fie im S^attibercic^e lagen, merben ftet§ aU „Sanb ber
©tabt X" bejeid^net, b. ^. e§ mar bie ftrcnge äuffaffung burd^-
geführt, monac^ ein „Sanb" ober eine „ßanbfc^aft" ba^ ift, ma^
mir etma einen ®au benennen mürben, ein ©tüdf Sanb, bad nur
einen feften TOittelpunft ^at, feine ©tabt ober ipauptftabt, ben
©erteibigung^punft, mol^in man fid) in goflen ber ®efa^r jurüd*
jie^t, mä^renb bag offene fianb mit feinen Dörfern preisgegeben
mirb. SDie „©tabt" ift ber ©i§ bc« ®otteg ber Sanbfd^aft, beffen
®egenmart eben bie ©tärfe beS DrteS augmad^t, l^ier ift barum
auä) ber natürlid^e ©i^ beS iperrfc^erd, ber ja ber ©tatt^atter beS
®otteä ift. S)aÄ fü^rt auf bie ©ermutung, bafe ber S^ame ber
^auptftabt ber gleite mic ber beS SanbeS gemefen märe, alfo
(Sl^atti, unb in ber %at fanben fic^ bann aud^ Ermahnungen ber
„©tabt e^atti", fo bafe fein Smeifel an ber SRid^tigfeit be§ ©cöIuffeS
blieb. ®g ift freilid^ fein SRame mie ©abljlon, SRiniöe, ©ufa, 9)?em*
32 i>nQo äBiiKfter, ^a^ ^o^^aMil tUD. XIV, 3
pf^x^, bei nie in ber &t^d)\<S)tt ber lueftlic^en a(ten SBelt ganj t>er^
loten gegangen toäre. ®Qnj n^ie bie ©efd^ic^te bed SBoIfed felbft
t9ar er böHig Detgeffen toorben, bie ^Itur, loeld^e er üertrot, fann
anä) an Urfprüngli^feit nid^t mit bec t)erglid^en n^erben, loeld^e
jenen 9tamen i^ren ®(an} t^ertiel^en f^at, aber i^r SBoIf f^at tro^'
bem eine toid^tige SRoQe in ber @nttoitf(ung jener alten 93elt unb
n^enn fein 9^aine unb ber feiner SBo^nftätten lange ganj Derfc^oHen
tuaren, fo erhalten n^ir |e^t burc^ i^re SBieberentbedung um fo un«
gea^ntere neue Sluffd^Iüffe.
S)ie Sd^reibtoeife feI6|t gab fel^r mtttiDoUt tCuffd^Ififfe. gunfic^ft beioied
fte bie (gc^t^eit bet oft angesmeifelten fteilf^rift-Segenbe ber }toei|pra4igen
®ilberla|)fel bed gewö^nlid^ Tar-rik-tim-me getefenen ^önig^ bom m&t ala me-e
benn biefe (Sd^reibmetfe ^ötte früher nie geto&l^It luerben tonnen. SBeiter erflfirt
fte bie no4 in aff^rifd^en ftönigi^inf Triften ^fiufige Ungenautgtett im &t'
btaud^e ber ^beogramme für ,,Sanb'' unb ,@tabt''. 9Ran iß ft4 f on itfftt
barüber ftar geoefen, ba| biefe Stad^Iäffigleit fi^ au9 ber ald 9iegel angenom*
tnenen Übereinfümmung bed Spornend bon ^au|)tftabt unb fianb erll&rte unb
bann au(^ einmal „@tabt X" für „fianb X'' ober umgele^rt gefegt n^urbe, mo
biefe flbereinftintmung nic^t ^utraf.
^icr brid^t bie ^anbfc^rift SBincflerg ab. Sliebergefd^rieben
tourbe fie in ber ß^i* ^om 29. Sanuar bi§ jum 6. Äpril 1910.
Über ben ttjeiteren ©erlauf ber (Sjpebition öon 190(5 Dgl.
OLZ. 1906 @p. 621ff.
^artmann & SBoIf, Sei^Atg.
t4.3ft»t9««'9 Der mte Orieit Stp 4
Pfdf dct 3abf- ' ^ i7 ^ « a eitiel^ftl« Itin
fanget (4 Q(ftc) •mwiege^eii «m «er ^,H„
2 m., 9<b. 3 ID. Uorderasiati$d)cn 6eiellsd)aft (€. U.) §o Ffamit
Darciosi.
Pon
lustin ü. Präsck
Eeipzig
). C. Qinrid)s'r<fte Bud)banblung
1914
Die Uordera$tati$d)( 0esell$d)aft (€. U.)
mit dem Sitz In Berlin
be^mcdt bie gf^tberung ber Dorberafiatifd^en 8tubten auf d^runb ber Xcnfmäler.
Sie gibt tDtffenfti^aftlid^e flrbetten i^rer SO'litgli&ber in ^wanglofen ^eftrn aU
„3Sl\itt\lnnqtn ber Sorberafiatifdien (S^efetl)(!^aft" unb gemeint>er-
tlanbli(^e ^arfleHungen üierte()o6rIi(f| unter bem Xitel ,,^ er 9(1 te Orient"
^rau9. Semer XQxti bie (S^efeÜic^oft bie ^efd^affung neuen IRateriatd anregen
unb unterftü^en.
Der ia^rlic^e S9litgliebd6eitrag betragt 10 äRarf , mof ür bie ,,S92ittei(ungen"
(fonft 15 Vt.) unb „5)er «Ite Orient^' (fonft 2 »l.) geliefert »erben. — «uf-
na^nte ald SRttgtieb erfolgt bur^ bcn ^orftanb auf einfache Snmetbung
beim 64riftfül^rer. — 3<t^luit0 ^^^ Beiträge ^at im Januar an bie
3. ©. ^inritfti'fc^c Su^l^onblung , »erlag, Ceipjig, Slumengaffe 2.
^u erfolgen.
XcrSorftanb beftc^t j. 3t. aui: "^xol Dr. 5. »on iJufc^an, 1. Sorfiftcnber,
®übenbc, öcrlin; $rof. Dr. 3)^ ©artmann, 2. Söorfi^cnber, ©ermdborf (S^lorf);
^of. Dr. 91. Sobern^eim, ©d^riftfü^rer, ^Serlin^S^arlottenburg, Stein«
plat 2; ^^Jrof. Dr. O. IBcbcr, löerlin^SRiebcrfc^ön^aufcn; $rof. Dr. S3r. SWeiSner,
^redlau; D. Dr. «1fr. Scremiad, Seip^ig; $rof. Dr. $. (£. Reifer, i^önig««
bcrg; $rof. Dr. grbr. ©ommcl, SJ^flnd^en. — $erau§geber ber ,,^itteilungen
$rof. Dr.D.SSebcr, 93erlin»<Ricberfd)ön^aufcn, iJiubenflr. 35, bciS „«Itcn Orient
Dcrfclbe unb D. Dr. ?llfv. 3cremiog, ßcip^ig, Sct|rcberftro6c 5.
Inbali der bisher er[d)icttciien 1)etic des ,,Jilten Orient" (Preis 60 PI.):
^orfc^ungireifen in 8üb*«rabien.
3 Jfartenft. unb 4 «bbilbungen.
$on O.SBeber. 84
^laferS tJforfcbungdreifen in 8äb-
arabien. S^it 1 9ilb (SlaferS.
»on 0. «5eber. lOi
4*,
H
ägi^ptcr ald Strieger u. (Eroberer
inÄfien. 7«bb. 3B.SK.9iüIler. 5i
S<brift unb Sprache ber alten
iJtg^pter. ^it 3 «bbilbungeu.
^on «8. Spicgelbcrg. 8a
XicrtuU ber alten Ägtipter.
$on 91. ':EBtebemann.l4t
Vtagie unb 3^"^^^^^ ^i" ^^^^^^
tägt^pten. »on 91. Siebemann. 64
Unter^altungdliteratur ber alten
Ägypter. 2. 9luflage.
»on 91. ^iebemann. 34
Xote u. %oitn*^t\&^t im Glauben
ber alten äfg^pter. 3. «ufl.
^on Ä.jSiebemann. 22
tlmulette ber alten äg^pter.
»on «. 9Biebemann.l2i
91marna«3^it- ^g^pten unb
^orberafien um 1400 ü. d^v.
3. Auflage. iöon ij. 9«ebu^r. I2
Arabien öor b.^^Iam. 2. ?IufI.
*on Clt^cbcr. 3i
9lramäer. Son 91. Sanba. 4s
9tfurbanipal u. bie af{t)rijd)e
Äultur feiner 3cit. 17 «bb.
Son 9. i^eliftf(4.11r
Äthiopien. l?lbb.gB.iR.SWflller. 6i
$olitif(^e (Sntmidlung ^abi^Io«
nien^ unb 9(ffQriend.
$on $. SSindler. 2i
i^immeU' u. Seltenbilb ber Babij«
lonier. 2 9lbb. 2. erweiterte
9lttflage. Son ©. 9ßin(!let. Ss t
Seltfd)dpfung, Sab^lonif^e. 1 VtbB.
Son ©. Sintfler. 81
i)amonenbefi!^tDdrung bei ben
93abt)lonicrn unb SffQrern.
«on O. SBebcr. 74
((^ortiriung auf bct biUtcn llmf^laftfettt)
Unter ben beufbax ungünftigften ^eri^ältniffeu beftteg im
^erbft bed ^al^teS 522 t>. (£^x. ber @o]^n beiS 9[.d^meniben
|)^ftaft>e6, Xarjabaufd^ (!do^I 2)arian)of(^ avi^iu\pxzd)^n), t>on
ben ^ab^Ioniern iI)Qtian)ufd^, bon ben Qubtn ^ariah>ef(^^ bon
hcn ©ried^cn Sareios; genannt, ben toanicnben X^ion bed
^crferrcidöeö.
®d^on ber Umftanb, bag 2)areiod nid^t unmittelbar nad^
feinem ad^ämenibifd^n Vorgänger, fonbem erft nac^ ^efeitigung
eines fe^r gefäl^rlid^en UfurpatorS gur $errfd^aft gelangt toar,
mu^te ju SBebenlen Slnla^ geben. Set SBerfu^ beS iDtagierS
Qiaumata, bie C^errfc^aft über baS ^erferreid^ ben 3Rebern in bie
^änbe ju f))ielen, n)ar bodf ein %en)eid, ba^ man ber offiziellen
9^ad^rid^t über ben Xob bed ^arbija im äJoIfe feinen ©lauben
fc^enfte, unb @aumata {onnte mit Siedet heffanpten, aU angebe
lid^er Bol)n beS großen Sttfto^ ju ber ^errfd^aft, jumal nad^
bem jöl^en £obe bei^ Aamb^feS, allein bered^tigt gu fein.
yiun tDurben burc^ eine, n)enn aud^ nur furje 9legierung
olle ©runblagen ber ^olitifd^en @d^öpfung beS Stgxo^ im ®runb
erfd^üttert. Um bie ®unft ber Golfer bul^Ienb, erlieg Q^aumata
eine breijäl^rige Steuerbefreiung im ganzen Steid^e, berfolgte bie
neue im arifd^en ^ran entftanbene Seigre, ern)ieS ftd^ bort gnäbig,
h)o e^ fein Vorteil gebot, unb beließ aud^ bie t^äut)ter ber jünger
ren Sld^ämenibenlinie, ben Satrapen ^^ftafpeS in ^artbien
unb ^^rfanien unb feinen Sol^n !Dareiod, in il^ren SteQungen.
Selanntermagen fel^irte Xareioi^ an ber Spi^e ber perfifd^en
Hrmee aud ^g^pten }uräd, n)oraud ju fd^Iiegen ift, ba% il^m aud^
üon @aumata ber Cberbefel^I anvertraut n)urbe. (£S liegt auf
ber ^anb, bog ber Ufurpator burd^ beriet SRagnal^men ben
Glauben ber SeboIIerung an feinen angeblid^ ad^ämenibifd^en
Urfprung }u ftärlen utib ben l^ie unb ba ftd^ bemerfbar mad^en^
ben Strgkool^n @ingen)ei]^ter unfd^äblid^ ju mad^en bemül^t toar.
4 3. «. $r«cl, 5)aTeio« I. «£). XIV,4
XareioS mar fic^ mol^l feiner fd^küierigen äage bemußt unb
ttof beSl^alb foglei^ naä) feiner Sl^ronbefteigung iD^QBnal^men,
bic für bie 3w!unft jebem 3^^*!^^ ön feiner rechtmäßigen ^crt*
fd^aft ein ^kl fe^n foHten. Cr i^otte noä) ju 3^^^^ bes ^am^
b^fe^ eine Sod^ter beg einflugreid^en ©tammfürften ©obr^o^
i^eimgefül^rt, bie ii^m, nod^ bebor er ßönig tDurbe, brei @öl^ne,
Slrtobajane^, Slriabigne» unb einen bem ÜRamen naä) unbefann*
ten, fd^enfte. 2)iefe @öl^ne toaren nac^ ber bei ben ^erfern
üblid^en Sied^tdauffaffung nid^t tl^ronbered^tigt. 2)Qreiod ent»
fd^oß fi^ bedl^Qlb, nad^bem er jum ßönig aus^gerufen h>orben
mar, mel^rere i^rouen an^ bem $aufe ber Std^ämeniben in fei^
nen ^orem auf junel^men, in erfter 9ieil^e bie i:od^ter bei^ Sttfxo^
unb $ßitn)e beS Aamb^feS, Sltoffa, bie bolb entfd^eibenben Sin»
flug auf il^n gen)Qnn, bie jüngere Sod^ter beS Stt^xod, SCrt^ftone,
unb bie Sod^ter beö Sarbija, 5ßarmtjö. 3)urd^ biefe 5Jerbin=
bungen mürbe er 6rbe ber auggeftorbenen älteren Sinie feinei^
^Qufe§. Slber oud^ ber Xod^ter beS @tammfürften OtaneiS, ^ffaU
b^me, bie ftd^ rül^men burfte, ben ©aumata entlarbt ju l^aben^
unb bie gleid^faDd aU frül^ere ©emal^Iin bed Aomb^fe^ anju^
feigen ift, tDurbe bie &)xt }utei(, bes jtönigi^ ©emol^Iin ju toer^
ben. außer biefen bier finb noä) jtoei fjrauen bcg 2)Qreio§ be»
lannt, ^ßl^ratagune, Sod^ter feinet 33ruber8 Slrtaneg, unb eine
fed^fte, bie il^m ben Sol^n 2lrfameneö gebar.
®en ®ieg über ®aumata Derbanftc ©oreiog in erfter 8inie
ber treuen Slnbänglidjleit ber ©tammffirften, eS lag alfo nol^e,
3unäd)ft fie nod| näl^er burd^ Slu^seid^nungen, Privilegien unb
®fiterfd^enfungen an feine ?ßerfon ju fetten. SOSenn ein Qfol&r*
l^unbert f|)äter 5ßIaton fogt, baß 2)areiog fein SReid^ in ficben
leile, bor Qaf)l ber fieben ©tammfürften entft)red^enb, geteilt
f)abe, fo ift in biefer Stngabe aUerbingS ein ^robuft ber f})ätercn^
bon ben änfd^auungen beS auj^gel^enben 5. ^al^rl^unbertS b. &fx,
beeinflußten 2:rabition ju erbliden, ber njal^re Äern ift aber
tro^bem nid^t ju berlennen. ^n rid^tiger S3orauSfid^t ber ©d^toie*
rigfeiten, bie fid^ au§ ber unfid^eren Sage leidet enttüidteln lonn*
ten, mußte %axexo% barauf bebad^t fein, ber Streue ber ©tamm--
fürften aud^ in S^f^nft fidler ju fein; er l^at fte be^l^alb tual^rl^aft
foniglid^ belol^nt. Sie l^atten tool^I freili^ bie ©rtoeiterung il^rer
i)oIitifd^en !Red^te erniartet, aber ein fold^e« Stnfinnen toar mit
ben ftaatdmonntfd^en (Drunbfät^en bed .^önigiS nid^t Vereinbar.
3)e§]&alb jog er e§ bor, bie ©tammfürften mit äußeren (S^ren*
«O. X1Y,4 %xt ^^TonbefieiQung. 5
bejetci^nungeu uub großen ©üterfc^enlungen ju belohnen. Otane^
unb feinen 92Qt^fommen kunrbe bie 93efteiung üon iebtpeber
Untertanigfeit bem ftöntgc unb »ben übrigen ©tammfürften
gegenübet juteil unb noäf im 5. ;3>^'^^'^- ^- ^^^' toaxzn bie Ota-
niben, fofern fie ©efe^e befolgten, ba^ einjige Don aller Unter*
tonigleit befreite ©efd^Ied^t unter ben Sßerfern. Slufeer bev
erblichen SluSgeid^nung burd) bog mebifd^e (Sl^renfleib erl^ielt
Otanes nod) auegebel^nte Sänbereien in bem f^Iu^gebiete beSl
IaJ)|)aboIifd^eu ^xx^, ate beren .lpau^)tort ©ajiura galt. ®ieö
gab f|)äter ben Ia^))abofifd^en Slriaratl^iben Seranlaffung, i^ren
Stammbaum auf Otane^ jurüdjufül^ren. ^^barne^ n)urbe mit
ber erblidfien ©tabtl^alterfd^aft unb großen ®ütern in 2lrmenien
bebad^t, too. feine 92at^Iommen noc^ nad) 200 t>. (£f)x. ertDÖl^nt
toerbcn. (äobr^aö tüurbe aU Slnfü^rer ber fönigli^en S5ogen*
f^ü^en mit ber Obl^ut über bie ?ßerfon beö ÄönigS betraut.
(&9 ift aller &xnnh üor^anben, biefe ^uS^ei^nungen ber
©tammfürften als ben unmittelbaren Stnlafe ju ber nal^eju aü^
gemeinen @mt)örung gegen S)areiog anjufel^cn, bie glcid^ nad^
feiner Sl^ronbefteigung au§brad^. S)en Steigen eröffneten (Slam
unb S3abt)Ion. ^n bem fufifd^en Seil beö einftigen ßlam, ber
bei ben ^ßerfcrn nad^ bem Stamme ber Ujier Utüabfd^a ober
K^njabfd^a l^iefe, pflanzte aU erfter ein getüiffer Slfd^ina, ©ol^n
be§ nnjjabaranma, nod^ im 3Binter 522 — 521 ö. &)x. bie ^Jal^nc
ber 6m|)örung auf. ©iefer öereinjelte SSerfud^ tpurbe burd^ ein
föniglid^eS $eer rafd^ unterbrüdCt, Slfd^ina felbft gefangen genom=
men, bem 2)areio§ borgefül^rt unb auf beffen ©el^eife bem genfer
übergeben. SBeit gefäl^rlid^er Wax ber erfte Sufftanb in ©ab^Ion,
ber gleid^jeitig mit ber erften Siad^rid^t üon bem ©turje be§ ®au:=
mata auöbrad^. 3)iefe ben ftontralttäfeld^en entnommene An*
gäbe jeugt t>on ber grofeen Unjufriebenl^eit mit bem Sl^ron*
med^fel, bie in SSab^Ion 5pia^ gegriffen l^atte. 9ln bie ©^)i^e ber
3lufftänbifd^en fteHte fid^ ein SBab^Ionier namen§ 9iibintubel,
ber fid^ für einen ©ol^n be^ großen Siebulabnegar ausgab, beffen
Siamen annal^m unb auf bie l^erlömmlid^e SBeife jum Äönige
bon SBab^Ion aufgerufen tourbe. ^ier mar bie ©efal^r fo grofe,
ia^ ®areio§ fid^ entfd^Iofe, \>zx\bnlxä) eiujugreifen. Aber aud^
9iibintubcl toar ein umfid^tigcr Gegner, (gr l^ielt ben Sigrid
befe^t — 3)arcioö fe^te fid^ alfo mit feinem ©eere bon SKebien
6 9. 9. VtaSef, ^axdxa I. 9(£. XLV,4
ouö in 58ch)Cflung — unb mad^tc ben )ißerfern burd^ eine ^lotiUe
bcn Übergang über ben ©ttom ftrettig. 2)areiog fe^te fein ^cct
in «Schlauchbooten über, fd^Iug am 13. Xejember beS ^ai^reS
522 ö. ei^r. nod^ am ligris^ mit feiner teilmeife !amelbertttenen
Äeiterei ben bab\jIonifd)en öegen!önig unb fiegte fünf Sage
nai)i)tx über 9iibintubel bei ber ©tabt 3öJönnu am Supl^rat,
ioobei üielc äufftänbifd^e bon bem ®trom fortgeriffen tourben.
Xa^ offen ftel^enbe glac^lanb ergab \xä) bem ©icger, nur bie
auf bie $e)tig{eit il^rer äßauern |)ocf)enbe dliefenl^auptftabt trotte
t>en Werfern. 3)ie S)auer ber 93elagerung ift nid^t genau angegeben,
aber bie Datierung einf(J|Iägiger Äontrafttäfclc^en läfet ber SBer-
mutung 9laum, bag bie @labt etma ac^t !l)bnate nad^ ber @c^Ia(^t
bei 3öäannu gefallen ift. SHbintubel geriet in bie ^önbe be*
^-ßerferf önigs unb mufete für feine Äül^nl^eit mit bem geben bü^en.
S^areioö fö)Iwg je^t für längere ißexi in SBabljIon feinen ®tb
auf. aKililerloeile aber brad^ ein furdijtbarer Slufftanb aii^, ber
aufecr bem Stammlanbe bes Äönigö, 5ßerfien, jum jtoeiten 3KaIe
©ufiona, SOJebien mit Slffljrien unb ätrmenien, ^artl&ien, ©tjr*
fanien, 3)largiana unb bie inneriranifdjen ©tämme ber Safen
unb Sattag^bcn ergriff.. ®a fid) bie Satrapen bon Jtg^pten
unb a^bien, h)ie unten bargelegt hjerben h)irb, neutral ber^iel*
tcu, fo blieben Xareio§ aufeer bem eben unteriDorfenen $ab))Ion
blof? 33ahrien unb bie Sänber jenfeitS be§ (gupl^rat treu, ^n
afl ben genannten Sönbern bradfi ber äufftanb gleid^jeitig auÄ.
5ür S)arcioö unb fein 95oIf tüar ber Umftanb bon größter
Sßid^tigfeit, bafe bie Stufftänbifd^en jtüar gleidijjeitig ju ben
aSaffen griffen, e§ aber an einem planmäßigen gemeinfamcn
SBorgel^en fel^Ien ließen. 3)er gefäl^rlid^fte ^erb ber QSmpörung
toar 9Rebien; in Sßerfien fiel nur ein Seil ber S3ebölferung bon
bem Könige ab, lüol)! bie ben arifdfien Werfern ftammfremben etn-
l^eimifd^en ©tömme, aber über einen urfäd^Iid^en 3"fö"^^^'^*
l^ang jmifd^en biefem Slufftanb, ber fid^ bis; nad^ Ärad^ofien Der*
pflaujte, unb bem ber ÜWeber, finbet fid^ in bem infd^riftlic^n
99erid|t be§ ÄontgS feine ?lnbeutung. 1)ic SWarger, Sattag^bcn
unb ©afen Serben tvo^l aud^ unter bcn toiberfpcnftigen Sonb^
fd^aften unb SSoIfern genannt, aber il^ren ?lufftänben toar nod^
allem, toa^ barüber gemelbet toirb, feine 93ebeutung betjumeffen.
3)en (S^arafter eines nationalen ÄampfeS gegen bie perft^
fd^n Sel^errfd^er trug ber Hufftanb ber 3)teb€r, on beffen @pt^e
fid^ ein 9?ad^fomme beS erften Ä^ajcare§, namen« f^ratoartifd^,
gefteUt t)atte. ^^erftPÜtbigertDeiie gab ftd) biefer gtaiDortifd^
nic^t für ben iRac^fommen be^ festen 3)^eber{öing^ 3([t^aged axx^
unb nai^m andf beffen 92Qmen nic^t an, jonbern legte ftd^ aU
Aönig ben 9{ameu ^^fc^atl^rita bei. Oh üieUetd^t je ein uni»
foni't unbefannter ^JJtebextönig ben 9?amen ei^fc^at^tita trug, ift
mit unferen gcgenn^ättigen |)ilfömitteln nic^t feftjuftenen; fei«
nedfoUä ift ts^ aber angängig, bei €]^fd)att)rita an ben belannten
2lnfn^rer ber Simnterier, SJiannäer unb a)ieber Äafc^tarit jnr
3eit bcs 5Kff^rerfönigg ^ffari^obbon ju benfen. Slu^er SRebien
fci^Ioffen fic^ an iit)]fi)aii)xxta bie einft mebifc^en ^robinjen
Urarti^^Slrntenien, ^ff^rien unb mo^l anä) ^^xfanien an; bie
Sagartier bei Strbela, ein ben arifd^en iDiebern unb ^^erfern
ftommbern)anbted 93oIf, ^aben to6f)i ebenfaQS bie ^^oi^ne bei^
^ufrubri^ aufgepflanzt. 2)er fagartifd)e älufftanb berlief analog
jenem ber SWcber, aber feine SJebeutung erlitt Cinbu^e bur^
bie $IanIofig(eit, bie fid) in ber ^rollamierung beS angeblich
oud^ Don ji^a^ared abftammenben Sfd^itrantadima jum ^Qönige
offenbarte.
S)ie Überlieferung bejüglid) biefer ^ufftänbc befriebigt nnii
nur in geringem Tla^t, fo ba^ ton auf blo^e Sennutungen an^
gen>iefen finb. !Dareios$ felbft beurteilte rid^tig bie qu^ äßebien
brol^enbe Oefal^r, berfügte aber für ben Stugenblid nur über ein
berl^ältni^mä^ig Heiner ^eer, bas er überbied ju teilen ftd^ ge<
nötigt fal^. Cin Seil unter bem Cberbefebl beö Stammfurften
SJibama ober ^ijbarneiä mürbe gegen bie SKeber bcorbert. Un*
h)eit ber ®renje, bei bem Crte SDtarufd^, ftie§ SSibarna am 12.
(Januar 520 b. &fx. auf bie ^lufftänbifd^en, mu^te fid^ aber
mit feinen S^ruppen in bie iüeftmebifci^e Sanbfd^aft Äampoba
Snrädjiel^en unb bort bie Slnfunft bon SBerftärlungen abtoarten.
Um bie ®d^arte aui^utoti^n, tourbe einem Slrmenier namend
S)abarf(i)ifd) bie Slufgabe übertragen, bon SBeften aud 3)}ebien
anzugreifen. 6r jog bemgemöfe nad^ SCrmcnicn unb lieferte bei
3wja am 21. 9Kai 521 ben SDIebern eine ©c^Iac^t, ber bie Äömpfe
bei ber SSurg Itgra (31. 9Wai) unb bei ber SBurg U)ama (21,
Qfuni 520 b. &fx.) folgten. Slu^ btefe Äömpfe bebeuteten
feinen (Srfolg ber ^erfer, ba fic^ aud^ T^abarfd^ifd^ gejhoungen
fol^, bm jtönig um öilfe anjugel^n unb fid^ mit bem SReft
feiner Streitfröfte nad^ Armenien jurüdjujiei^en. Xareio^ fe|te
Xobarfd^tfc^ ob unb übergab ben Oberbefel^I einem eblen $er«
fer namend $aumifo. 2)tefer erhielte enblid^ am 31. 2)ejember
520 ö. dffx. bei ^jala in Affinen einen Meinen (grfolg über
bie iD^eber unb lata baburd^ in bie Soge, offenfib gegen bie 9uf^
ftänbifd^en Uorjugel^en. Sein am 12. ^uni 519 ü. 6J^r. bei Xu«
tijara errungener Sieg fid^erte ben 5ßerfern bie §errfd^aft über
Armenien, aber ben (Sl^fci^atl^rita in SRebien anzugreifen toagte
er felbft nid^t. ®a begab fid^ S)areiog |)erfönlid^ nad^ SRebien,
jog ^aumifa mit feinem ^eere l^eran unb lieferte bem (S^fd^a«
t^rita im ^erbft 519 b. (£f)x. bei ^nburuf^ an ber ©ren^e
bon 3ltro))atene eine entfd^eibenbe @(^Iad^t; ber mebifd(fe @e«
gen!önig tpurbe aufd ^aupt gefd^Iagen unb fud^te 3uflud^t in ben
öftlid^ften ©egenben feinet rafd^ jufammenftürjenben Sieic^e^.
3n 9iaga eingel^olt, n)urbe er nad^ ^gbatana gebrad^t, gräglic^
üerftümmelt unb f^lieglid^ anS ftreuj gefd^Iagen. ^ei^t ergab
fid^ 3Rebien bem Sieger; blofe bie 5ßartl^er unb ^ijrfanier ber«^
blieben nod^ unter ben SBaffen.
S)urd^ ben ^aU bed Cl^fd^atl^rita ipurbe ba^ Sd^itffol beö
^erferreid^j^ entfd^ieben. Sinige Sanbfd^aften trotten nod^ bem
fiegreid^en ^^ftafpiben, aber fie maren nid^t mel^r imftanbe,
bem ftönige baS ttbergemid^t ju entreißen. S)er ))affenbe 9u«
genblid, bie jerf^Iitterten jträfte gegen ben gemeinfamen f^inb
ju bereinigen, toai mit bem Sage ber @d^Iad^t bon ^nburufd^
für immer berfäumt.
(&^ ift anjunel^men, bag (S^fc^atl^rita nad^ feiner 9Heber^
läge bei ben ^artl^ern unb ^^rfaniern S^f^^^t fud^en n)oDte,
benn mit il^rer $ilfe iDäre ei^ möglid^ gen>efen, bie ^erbinbung
jmifd^en ben 3)iebem unb ben ?lufftänbifd^en in ^erfien l^erju«^
ftellen. Slber er tourbe l^art an ber ©renje bon 9Äebien gefangen
genommen unb ber $ater be8 AönigS, $9ftaf))e8, ber @tattl^alter
bon 5ßartbicn, n)urbe baburd^ in ben @tanb gefegt, jur Dffenftbc
überkugelten. Sr l^at iDol^I nad^ bem @iegeSbertd^te feines @o]^^
neS bei Sifpaujatifd^ an einem 5. fj^'&^ör — ba8 Qfal^r ftcl^t
nid^t feft — bie ?lufftänbifd^n gefd^Iagen, aber erft, nad^«
bem er SSerftärfungen au8 SRaga, to6f)l 3;nH)^)en, bie (S^fd^a-
tl^rita berfolgt l^atten, erl^alten, ergriff er bie Offenfibe unb
trug an einem 3. 2t|)ril bei 5ßatigrabona einen entfd&eibenben
@ieg babon, Vorauf ftd^ ^artl^ien unb ^ijrfanien unterwarfen.
50itttlern)eile jog ein au8 Sßerfern unb 2Rebem jufammen«
gefegtes ^eer unter ber f^ül^rung eines mebtfd^en ©enerold na*
mens 3:ad^maft)aba gegen bie @agartier unb lieferte il^nen eine
©d^Iad^t. ®ie ©agartier lüurben bcftegt, il^r Äonig Jfdfiitrau»
OD. X1V,4 3)Qmo»' (Sieg. 9
toc^ma gefangen genommen unh in ber bamaligen ^au^tftobt
Slffijrienß, ?(ibela, l^ingeric^tet.
SJon bem Slufftanbe ber aJiarger melbet bie ^nf^tift bon
8c(/iftun fel^r »enig; es^ tpirb nur überliefert, bafe il^r Anführer
nomeng groba üon bem ^atxoptn bon 33aftrien 2)abar[ci^ifd^ —
mol^I 5U unterfd^eiben tyon bem S)abar{d^if(i^, ber ben Eingriff
gegen S^fd^otl^rita in Slrmenien eröffnet l^atte — befiegt tvurbe.
9$on aQ ben Sänbern, bie fid) gegen 2)areiog erl^oben l^atten,
blieb blofe Dftperfien unter ben SBaffen; aud^ biefe ^etoegung
h)ärc S)areiog berl^ängnii^boll geworben, menn ii^re Seilne^mcr
bon Stnfang an Stnlel^nung an bie 3J{eber gefud^t bötten. 2>er
Stufftanb brad^ in ber in bem Gebiete ber Utier gelegenen ©tabt
Saraba au^. (£in geloiffer ^aJ^ja^bata trat auf, gab fid^ für ben
@ol^n be§ ^tfxo^, Sarbifa, au^ unb fanb bei einem Xeil bed
^erferboIfeS, mol^l bei bemjenigen, meld^er noc^ ein 9!omaben^
leben füi^rte, Glauben. 2)areiofi; fanbte gegen ^al^jajbata, ber
ben R'önigStitel angenommen l^atte, ben ^erfer Slrlabarbija an^,
ber juerft mit hen Stufftönbifd^en bei SRac^a jufammenftiefe —
bag Qal^r ftel^t nid^t feft, bie ^fnfd^rift gibt nur ben 25. 3}tai
an. ^al^iajbata n)urbe befiegt unb jur l^lud^t nad^ ^ifd^ifaubaba
genötigt. 3lm 6. ®arma)[)aba — aud^ l^ier fel^lt bie :^a]^redan«
gäbe — tourbe er auf einem $)erge 5|Jarga gefdölagcu unb gefan^
gen genommen, toorauf er in ber perfifd^en @tabt Ubabaitfd^aia
l^ingerid^tet iDurbe.
5ßerfien lourbe itoax burdb ben gatt beä äJal^jajbata jum
(Sel^orfam gebraut, aber eine ^eereSabteilung, bie er, n)obl noc^
bor ber Slnfunft be^ Strtabarbiia, gegen ben Satra|)en öon
Slrad^ofien, SSibana, beorbert l^atte, blieb nod^ unter ben 3Saffen.
93ibana griff fie nad^l^er jtoeimal, bei ftapifd^afanifd^ unb, ctloa
jtt)ei ajionate fj)äter, in ber Sanbfd^aft ©anbumaba, an. ^n ber
itotiUn ©d^lad^t tourben bie (Smi)örer nal^eju aufgerieben, ^fft
anfül^rer fud^te B^P^c^t in ber ^eftung Slrfd^aba, fiel aber balb
na^l^er in bie ^änbe bcö Siüana unb ftarb ben Job cincö be*
fiegtcn ^od^berrotcrö.
(grft je^t burfte fid^ S)areiog beö ®iege§ über bie Änpnger
beö ijmciten 5ßfeubübarbeg riil^men, ja bie Unterbrüdung ber
äufftänbe im ^xan l^attc aud^ getoid^tige (groberungen auf bem
©ebietc ber ^nbtx jur i$olge. Unter feinen Untertanen fül^rt
3)areto8 bie ^inbu ober Qfnber an, ol^ne jebod^ il^r (Sebtct näl&er
abjugrenjen. Wadb ben amtlid^en ©tcuerliftcn entrid^tctc bie in*
10 3. ». *t«cf, a)oreio« I. «O. XIV,4
bifd^e Satra^jte einen ungel^euren ^a^re^jini^ t)on 360 lalenteit
®oIbftaub, mag auf eine öerJ^ältni^mofeig grofec ^tu^bei^nung
fc^iefeen läfet. 2)iefc Satra))ie tft in bem unteren Äabultal unb
in ben anliegenben Xeilen be^ Stromgebiets beS ;SnboS ju fud^en.
Xa fie in ben an& ber unmittelbar bem Sf^t^enjuge borangel^n«
ben ^^it ftautmenbcn Steuerbejirföüerjeid^niflen angefül^rt
h)irb, fo mufe il^re Unterwerfung in bog crfte Xejennium ber
iRegicrung beä Xarciog fallen; fomtt liegt eg ual^e, biefe (£r*
obenmg mit ber Söemältigung beö 5Iufftanbeö in 31ra(^oficn in
ißerbinbung 5U bringen.
3)ic ^el^i|tun'=:3"W^ift gibt jtüar feinen 2lnl^altg))unft, ber
bie einjelnen $[ufftänbe d^ronoIogifdC^ genau einjuorbnen ge^
ftatten ipürbe, eö ftel^t aber feft, bafe im ;j"V. 518 b. Kljr. bie Äul^e
im ganjen 9teid^e n^ieberl^ergefteUt Würbe, ^areiog würbe in
aQen Seilen beS ungeheuren äieid^eg alg red^tmäßiger ^errfd^r
anerfannt unb eg fam ie^t bie Steige an bie SatraJ)en bon
äg^^)ten unb S^bien, bie im irüben ju fifdfjeu beftrebt Waren.
3uerft l^iefe eg unter bem frifd^en ©inbrucf beö Siegel mit Slrij-
anbeS abjured^nen. 3nit ber 9tegelung ber äg^^tifc^en %erWa{*
tung ftanb aber baö SSerl^alten bcS ftönigg gegenüber ben 3"i>«"
in engem 3wfQ^^^"^öng. J^nmitten ber faum fonfolibicrten
iübifd^en ©emeinbe waren Sifferenjen bon großer Xragweite
entftanben. (rine bon bem 5ßropl)eten ©aggai gefül^rte Partei,
bie Woi^I auf bie iranifd^en ?lufftänbe i^re Hoffnungen fe^te unb
meffianifd^e 5ßro))^ejeiungen berfünbete, fe^tc fic^ bie Sßieberl^er«
fteliung beS t)on 9iebufabnejar jerftörten 9leid^g ber ^abibiben
afg ))oIitifd^eg '^xd unb brängte junäd^ft auf bie l^ortfe^ung bed
auf Sttjto^ (Sel^eig eingefteüten 3:em)[)elbaueg. 3^^"^^^'^^'^ 9^9
auf biefed Snfinnen ein unb legte, ol^ne bie ^Bewilligung beg mit
ben SCuff täuben boU befd^äftigten jtönigg abjuWarten, am 24.
ßlul, 9Cnfang <SeJ)tember 520 b. (ifft., ben ®runbftein ju einem
neuen 2;em))el. ©aggai unb feine Partei forbcrten je^t 3^^^*
babel auf, \xd) jum ftönige bon :^uba proHamieren ju laffen,
aber bie einfid^tigeren Elemente unter ben ^uben, ber ^ro^l^et
©efarja an ber Spi^e, festen fein Vertrauen in bie bon 3)areioö
abgefallenen SBöIfer unb l&ielten 3^^'^6abel bon bem in bejug
auf etwaige fj^'^fl^" bebenflid^en SSorgel^en ah. S^^^^^^^^
entging tro^bem feineSWegö bem SlrgWol^n ber 5ßerfer. S>€r
©tattl^alter ber jWifd^en ®ui)]^rat unb bem iWtttelmeer liegen*
ben gatrapic, 5Bifd^tonna ober Ufd^tanni (Satenai beg ic^igen
aaXIV,4 3>ottio« unb bie Suben. H
tejta^Xcjtcö, ©ifinncö beö 3[ofc|)^us), liegte gcflen i^n 35crbac^t
unb begab fic^ mit einigen feiner Sieontten ^etfönlid) nai) ^crw*
falem, wo er 3c^ubbabcl unb bie ®emeinbeälte|ten tt)egen yixäfU
befolgung beö fönigüd^en ajcrbotsi beg 3:enH)elbaueö jur SSerant*
mortung 50g. 3erubbobeI berief fid^ auf bie 33en)iQigung bed
^0ro^, bie aud^ in bem @taatdarc^it) Don ^gbatana gefunben
n)urbe, toorouf 2)areiog feine (Sinmitligung jur S^ttfe^ung beä
2:em|)elbauefii erteilte, \a fogar einen größeren ^Beitrag au^ ben
(ginfünften ber t>on Sifd^tanna ^ermatteten ®atra|>ie ^jenfeiti^
bc§ Strome^" jwr görberung be^ SBoneö flüfeig machte. Xnid)
biefc großmütige gntfd^eibung be§ 3)areio^ mürben feine j[übi*
fd^n ®egncr entwaffnet unb ben SBeftrcbungcn bel^ 2)aüibiben,
beö 5ßroj)^eten «öaggai unb feiner Sni^änger mar für immer bcr
93oben entjogen, ja bie 35at)ibiben Verloren aud) ben jübif^cn
Statt^alterpoften. 2lm 3. Stbar (§ebruar*9Jiärj 515) mürbe ber
Üempelbau öoöenbet. Scitbem mar bie jübifd^e 5ßriefterfd^aft
eine ber mäc^tigftcn Stü^n ber SCci^ämenibenl^errfc^aft.
@rft je^t ftanb ber äBeg nac^ ^g^))ten bem Aönige offen.
(&^ mar bereits l^od^ an ber 3^^^/ ^^ SZillanbe bie löniglid^e
Slutorität mieber^erjuftelien. £er bon Aamb^feS eingefe^te
©tattl^alter 2trljanbe§ benaljm fid^ im Sanbe mie ein felbfton«'
biger Serrfc^er unb Sarcioö läßt in feiner ©el^iftun^i^nfd^rift
burd^bliden, baß i^m bon bem äg^ptifd^en Satrapen leine ^ilfe
gegen bie @mpörer gefanbt mürbe. Unter anberem ließ ^rt)anbeS
©ilbermünjen mit feinem -iJilb unb feiner 6|)on^mie prägen,
bie feiner maren aU bie be§ ÄönigS, unb in ber SSermaltung besJ
fianbeS bebrüdte er bie einl^eimifd^e SBeböIIerung aufd l^ärtefte
unb mar beftrebt, ben in bcr gried^ifd^eu ^flanjftabt ©arfe mü*
tcnben 33ürgerfrieg für feine perfönlid^en Seftrebungen ausJju«^
nü^en. Sr fanble nämlid^ ben SRarapl^ier Slmafig mit ber fjlotte
unb einer beträd^tlid^n Iruppcnmad^t gegen Sarle; aber erft
nad^ einer neunmonatli^en SBelagerung mürbe bie tapfer Dertei*
bigte ®tabt bejmungen. SSäl^renb ber 3indUf)x moÖte SlmafiS
bie @tabt Ätjrene überrumpeln, aber ber 58erfudt> fd^eiterte unb
bie jum eiligen SRüdtjug genötigten 5ßerfer mürben überbieS nod^
feiten^ ber fiibljer l^artnodfig berfolgt. ®ie in bie ®emalt ber
^crfer geratenen SBarfäer mürben fpäter t)on Sareioö in 93af*
trien angefiebelt.
5fir ben 9RißerfoIg biefer Srpebition moDte Slrpanbeg beren
J^ül^rer §ur SSerontmortung jieftcn, biefe aber nal^men ibre 3«*
12 3. «• $ra&et S>areio« L «O. X[V,4
flud^t ju beut jtöntge. iDareios lieg t^or^er hie ^emaltung bed
ar^anbcö — ipoi^l burd^ ben au§ bct 3«t bciJ Äamb^f c8 lool^Ibe*
lanntcn Cbctpricftcr Don ©aiö Ujal^orfutcnct — einer Unter*
fud^ung unterbieten unb fal^ fid^ burd^ ba^ ^efultat berfelben ber«
anlogt, energifd^ einjugreifen. @egen Snbe bed ^^al^red 518 ober
in ben erften Sagen beS nöd^ftf olgenben ;^a]^reS erfd^ien ber ^nig
felbft in Stg^^ten unb lieg ben n)iberf))enftigen @atra})en l^in«
rid^ten. 3=e^t erging fein Sluftrag an Ujal^oriutenet, bie nadi
Jtamb^feS ^bjug in Unorbnung geratenen ^erl^öltniffe n^ieber-
J^erjufteDen, eine äWagnal^me, bie il^ren eigentlid^n 3*^edf, bic
^erul^igung bed 93oHeg, nid^t üerfel^Ite.
^aß) nad^l^er, unmittefbar nad^ ber Beilegung ber iranifd^n
SEBirren, tourbe auc^ Croite^ in Sijbien bon feinem @d^ictfal er«
eilt, ^ud^ er manbelte in ben f^ugtapfen be^ ^r^anbe^, umgab
fid^ mit einer ^eibtoad^e bon 1000 au§erlefcnen ))erftfd^en San«
gentrögern unb befeitigte feine perfönlid^en ®egner, ben eblen
Werfer 3)titrobate$ unb beffen @o]^n Jtranafd^eS. 9iad^bem
2)arciog ber 2(ufftonbe .^err gehjorben, rief er Droiteg ab, biefcr
aber magte e§, ben Überbringer bed töniglid^en S)elreted auf
bem SlüdCtoege l^eimlid^ umbringen ju laffen. iüurd^ biefe ®e«
h)alttat tourbe 2)areiod genötigt, gegen OroiteS entfd^ieben auf«
jutreten. 2)a il^m biefer ju mäd^tig bünüe unb bie ^(usftd^t,
il^n mit offener ®ekoaIt ju fturjen, fel^r gering n^a^r, betraute
^areio§ ben 5ßerfer Sagaiog bamit, ibn l^eimlid^ ju befeitigen.
3)areio8 toar nid^t nur ein getoaltiger ftriegäl^err, fonbem
aurf) ein l^erborragenber Staatsmann, fa, feine (ärfolgc auf
ftaatiSmännifd^em Gebiete toaren nod^ bebeutenber ale feine Irte-
gerifd^en Üaten. 92ad^bem er bie Sufftonbe ju ^oben gekoor«-
fen, fagte er bie ftraffere SSerbinbung eiujelner Seile be« 9teid^ed
ins Äuge, unb ^toar in tvzxt grögerem 2Wagc aU cö Si\fxo^ beab^
fid^tigt l^atte. Um bie J)oIitifd^e ;3fIIufion be§ jb^rod toar e« gc«
fd^el^en, feitbem ber grögere Seil be« SReid^S mit ben SBoffen
jurüdferobert werben mugte. S)ag Sleid^ ber Sänber l^atte ftd)
nid^t betoäl^rt unb bad 93eift)icl eincS 5ßl^raorte8 ober ?lrtjanbcli
l^atte gejeigt, bag t^ unter einer fd^n)adben ^errfd^erl^anb auger«
ftanbe toar, bem erften mod^tigen 3[n<)raII ju n)iberfte]^n.
®areio8 errang ben ©ieg mit ©tife eine§ Seifö ber ^erfer unb
3ßeber, infonberl^cit burd^ bic treue ffirgebenl^eit ber Stamm«
fürften. ©iefe tourben bal&er jc^t jum öerrenbolfe im (Segen«
NJ
«[£).X1V,4 3>ie Stefoim ber Senooltuitg. 13
fa|e ju ben unterjochten Golfern. (Sii^elne t>on ü^nen kourben
mit ©runbbefi^ in ben ©otropien befd^enft, beffen Sxtrag il^nen
geftottete, [xä) bem lönigltd^en 2)tenft )u toibmen unb hn ®e«
folge beS ÄönigiS ober ber @atrQ))en ju leben.
CSd entftanben fomit itoei fd^arf bon einanber gefd^tebene
^ebölierungi^fd^id^ten; neben ben l^errfd^enben ^erfetn, mit
benen ein Xetl ber tool^I arifd^en iDJeber jufammengefc^molien
n^ar, bic breite äJiaffe ber 33el>errfd^ten. iDiit ftaatsmännifd^em
Slide fol^ S)Qreiod bie 92otn)enbigIeit einer gteid^mä^igen SBe«
^anblung oUer SBel^errfd^ten ein^ bic fie in il^rer (Eigenart
{(^ü^te unb ber SBol^Itat einer georbneten '^ertDoItung teill^af^
tig mad^te. 2)iei$ n)ar ber @runb ber großartigen $ertualtung§«
reform, bie erft burd^ bie römifd^e ^robinjbertoaltung in ^dfaU
ten gefteHt toerben foQte. ®ie foUte einesteils gum S(uSgang§^
);)unft einer neuen Ära für bie bel^errfd^ten 33ölfcr loerben, benen
man nad^ ben Iangn)ierigen SBirren ber Sürgerfriege ben er«
neuerten äBol^Iftanb aU ^oIqz einer ftreng tontroüierten ^uS«
fül^rung beS Ilar auSgefprod^enen föniglid^en SBiDenS unb einer
georbneten 9fied^tS^fIege in SluSfid^t fteUte, anbernteilS foDte fie
bie burd^ bie Jtataftro))]^e beS ftamb^feS unb beren unmittelbare
folgen erfd^ütterte ^errfd^erfteüung ber ätd^ämeniben unb beS
);)erfifd^*mebifd^cn ^errenboIfeS auf§ neue befeftigcn.
yiaä) ben Angaben ber ^uben lögt fid^ bie S^xt biefer 9le*
form annäl^emb beftimmen. Xa es im ^oifxe 516 b. (£i)x. leinen
perfifd^en ©tattl^alter in Ql^ba mc^r gab, Qferufalem bielmei^r
bem Satrapen „jenfeitS beS Stromes" SSifd^tanna unb bem bic*
fem untcrgeorbncten Untcrftattl^altcr in Samaricn unterftanb,
fo ergibt fid^ barauS, baß bie ^ern^altungSrcform bcS 2)areioS
t)or bem !y^df)xe 516, a(fo unmittelbar nad^ ber ^ctoältigung
ber Sufftänbe burd^gcfül^rt mürbe. 2)areioS teilte baS Sieid)
in jloanjig SSermaltungS* unb ©teuerbcjirfe, ®atra|)ien genannt.
®iefe 20 neuen ®atrai)ieu mürben auf ber (Srunblage eineS
gleid^mößigen @teuerauSmaßeS gebilbet, toobei aber bie Sinie
jtoifd^en jenem Seile bon ^ßerfien, ber bem ©areioS hjäl^renb
ber Slufftänbe treu geblieben toar, unb ben unterworfenen San*
bem fd^ärfer gejogen unb gefd^id^tlid^ gegebene SBerpItniffe nur
infomeit berüdtfid^tigt lourben, als jte mit bem (ärunbgebanlen
einer einl^eitlid^en 9teid^SteiIung in (Sinflang }u bringen toa^
ren. 2)ie fold^ertoeife einjufül^renbe einl^eitlid^e S8erh)aItungS*
reform foUte eine rafd^e SBerbinbung beS ÄönigS unb ber 3^""
14 3. S. ^ikM, ^mio9 I. ft£. XIV,4
txalfteUen mit ben entlegenen @atra))ten emtögltd^n. 3)te
(ärenjen eingelnet £änber tputben infolge biefet Stefotm einer
burd^greifenben 9iet)ifton unterzogen, bie (Eigenart, bie ®en>o^n^
l^eiten unb lultifd^n 93er]^öltniffe einjelner SBölfer mürben aber
tunlid^ft gefd^ont, toie fid^ bieS infonberl^eit in ber iOeibel^altung
einzelner SoIf^[|)rad^n im offiziellen ^erfel^r, ja fogar in ben
ben ftönig t)erl^errlid^nben Sßrunlinfd^riften an ben äßanben
feiner ^aläfte, an bem Reifen bon SBd^iftun, an bem ben Stil
mit bem 9toten ^eere betbinbenben Aanale, fon)ie in ber @elbft«
t)erh)altung ber ©riec^enftäbte JtleinafieniS, in ber ^elaffung
bed n^enn auc^ nur befd^ränften SJlünjrec^tes in ben ^änben ber
jin^^flid^tigen Sanbfd^aften unb @täbte unb in ber ^oc^l^altung
lofaier ^ulte lunbgibt. ^n bem 99ereid^ bed einftigen c^olbäi^
fd^en 9teid^ed be§ dlebulabnejar, bad eigenttid^e Sobtjlonien no<l^
aus^genommen, unb in HQtfpttn bebiente man fid^ feitl^er in bem
offiziellen Serlel^r ber bei ber 99eböl!erung beS äBeftend bereit«
borl^errfd^enben aramäifd^en @^ra(^e.
^n ber Sern)altung tourbe ba^ ^«Prinji^ ber ^olitifc^en Ober^
auffid^t cingefül^rt. !i){eben bem mit n>eitge]^enben ©ered^tfamea
au^geftatteten @atra^n n)urben in einzelnen @atra))ien bon il^
unabhängige äßitit&rbeamte, xdeptxvoi genannt, beftellt. 3n ein«
Zelnen Rollen, fo in SBeftfteinafien, fül^rte ber jlaranod ben
Oberbefei^I über bie ©treitfräfte mel^rerer @atra)}ien. Xk ©a=
iXQptn felbft ald l^öd^fte 3(bilbeamte n)urben ben ebelflen ^ami^
Ken ber ^erfer, ja fogar ber näd)ften Umgebung be^ Äönigd ent^
nommen; bie SefteKung bon Sinl^eimifd^n gehörte z" ^^
Hu^nal^men. 9lad^ au^en toar bie Stellung bed oatra|)en eine
glänzenbe, la fie glid^ z^^^^^^^i^ ^^Q^^ ^^^ ^^^ ftonigd feTbft.
Sie l^atten bie 2:ru))^en für ben Stönig au^z^^^^ ^^^ ^^^
Steuern in ber feftgefe^ten $ol^e an ben föniglid^n @d^a^ ah'
Zufül^ren, aber aud^ für bie Hebung bes^ ^Bol^Iftanbee ber ^e^
böllerung zu forgen; im übrigen l^atten fie in ben (Frenzen il^rer
^atxapk freie ©anb, aflcrbingd unter fteter Kontrolle ber fönig*
lid^en ©el^eimfd^reiberi» fotoie ber fUegenben tlnterfud^ungdfom«
miffion „ber 9tugen unb O^ren be§ ftönigd", bie, ben @enb^
grafen ^axU be§ ®ro^en äl^nlid^, baS Sieid^ forttool^renb zu 6e«
reifen, unerwartet in ber ^aitapk zu erfd^einen unb Sefd^toer«
ben ber 93ebö(ferung im 9}amen be^ ftönigS unmittelbar ent«
gegenjunel^men ))flegten. (i)en)ö]^nlid^ tt)urbe jiebe Satrapie Don
„ben äugen unb O^ren beS Äönigö" in gemiffen 3^if^u^öu*
«C. XIV,4 S)ie @ott(M)ien. 15
mcit bcfuc^t, im ^ebarffiifaUc pflegten fie ober aud^ unertoattet
ju crfd^einen. Qcber ijerfud^ ber Unbotmäfttöfeit feiten^ ein-
jelnet Satrapen h)urbe ftveng Vint> rücffid^ti^toö unterbtüdt.
Slu^er ber jtoecfmä^igen Übeüpad^ung ber Satrapen unO
bcv Jeilung ber SJertüaltungögeiüalt jmifd^en mel^reren fid^ tt)ec^*
felfeitig fontroUiercnben ^Beamten iDurben burc^ 35areiog S^n^
traleinrid^tungen jugunften rajd^er unb fidlerer Xurci^fül^rung
feiner Xefretc eingefül^rt, unter benen bie SReid^äftraßen unb bic
SReid^öpoft ben erften Sßla^ einnal^men.
2)areio§ erl^ob @ufa jum Stange ber ftänbigen löniglid^en
SRefibenj. 3^^^*^^^ ^^^^^ f^^^n Ä^ros; ju ®ufa refibiert, aber
feit 3)areio§ I. iDurbe biefe @tabt jur erften Stefibeng ber ^erfer«^
lönige. ®g erfd^ien begl^alb eine rafd^e SSerbinbung ber neuen
Slefibenj mit \>t\x entlegenen Sotrapicn nötig. 9tun ioaren
grofee ©trafeenjüge fd^on ber aff^rifd^en 5ßeriobe befannt. 3)ie^
feS bereits t)or^anbene Stra^enne^ l^at Sareiod in großartigem
aWaße ergänjt, inbem er ein aKe Seile beS Sieid^ö gleid^mäfeig
berüdtfid^tigcnbes ©^ftem \)on löniglid^en ©trafen iuS Seben
rief, fo bafe baburd^ aud^ bie entlegenften ®ebiete feinen Jrup*
pen unb feinen S3oten rafd^ jugänglic^ gemacht mürben. Auf
Orunb ber nM ju ®ebote ftei^enben OueHcnangaben laffen fid^
einige biefer ©trafeenjüge nod) l^eute Verfolgen. 2)ie alte ^ecr:==
unb ^anbelSftraße Don 92init)e ober 9lfd(iur burd^ bie (Sngpäffc
beö 3ögtoS nadf) Sgbatana würbe burd^ 2)areio§ tuieberl^erge*
ftellt, mit einer anberen toon ©arbeS über K^arran nad^ 3)tebien
fül^renben ©trafee berbunben unb bis^ nad^ ©ufa fortgefe^t. 3)iefe
le^tere, furjtoeg aU ^.ÄönigSftrafee" bejeid)nete, h>ar baju be^
ftimmt, bie Serbinbung jwifd^en ^onien unb Ä^bicn mit @ufa
ate Äönigöfi^ l^ersuftettcn. 2^er burd^ §eröbot überlieferten,
aber jloeifelloi^ einer amtlid^en perfifd^en OueHe entnommenen
83efd^reibung biefer Straße öerbanfen h)ir naivere Slngaben
über bic perftfd^en SReid^Sftraßen. ^l^r gegen SBeften am h)ci^
teften gelegener SusgangSpunft toar ©pl^efoö unb ber ganje 3Beg
fül^rte burd^ betooljnteö unb fid^ereö Sanb, im ganjen in einer
Sänge öon 450 5ßarafangcn (= 26&3 Äilom.) mit 111 Stationen,
überall an ber Straße würben foniglid^c 3laften unb fd^öne $er*
bergen eingerid^tct. S)ic Straße fül^rte burd^ S^bien, 5ßl^r^gien,
Äappabolien bi§ jur ©renjc bon ftilifien, burd^ Süb'^ärmenien,
3)iatiene, Äff^rien unb Äiffien nad^ Sufa. SBidbtige ^^lußüber*
gänge, wie ber über ben ©altjg an ber ®ren$fdöetbe jWifd&en
16 3. 9. ^Bitl ^aieioiB I. «D. XIV,4
^^r^gten unb Aap^abolten, ebenfo bte miUtättfd^ totd^ttgen
5ßäffe, h)ic bic Ätltltfd^cn unb S^rifd^cn Pforten, toarcn burd^
©rücfciitore unb SBaci^en gefd^ü^t, bic jcbcrmann pQfficrcn raupte,
ber h)citcr tctfcn moQte. Suf bcr gonjen ©ttedc üon @Qrbe^
nad^ @ufa gob e§ 111 JRaftcn auf 450 Sßatafangcn ober 13,500
gricd^ifd^c Stabien. ®tc JRcifc bon (£t)^cfod über @arbe§ nad^
©Ufa pflegte man in 93 Sagereifen jurüdjulegen. SBortreffli^
tvax ber Äurierbienft auf biefen ©trafen etngerid^tet. S)ie ^er^
fer crjöl^Itcn, fo biete Sagereifen ber gange 2ßeg betrage, fo öielc
5ßferbe unb Seute feien borl^anbcn unb 5ßferb unb SReitcr liefen
fid^ h)eber burd^ ©d^nee, nod^ burd^ Siegen, nod^ burd^ §i^c,
nod^ burd^ baS ^unlel ber yiai)t bon ber ©rfäHung il^rer $flid^t
abl^altcn. 3Jie rcitenbe 5ßoft Wax fo eingerid^tet, bafe ein 33otc
bem näd^ftfolgenben ben SSefel^l ober Srief übergab, unb nid^ts
toax bamaB gefd^toinber ate biefe SBoten, beren Seiftungen mit
bem fjluge ber Äranidfie berglid^en h)urben. SHIe <)ribaten SSrief*
fdiaften mürben bon eigene baju beftimmten Beamten gelefen,
aber bie burd) biefe Sßoft beförberten ©riefe unb ©efel^Ie beö
Äönigfif blieben bon jebtoeber Übertoad^ung frei unb toaren gu
biefcm 3^^*^ ^tt bem föniglid^en Siegel öerfel^en.
^n bie ©atrapieneinteiFung beg 3)areiog tourben alle Seile
be§ Keid^eg aufeer bem treu gebliebenen 9Beft<)erfien unb einigen
fcrnliegenben ©renggebieten einbegogen. ©erjenige Seil bon
^^eifien, toeld^er toöl^renb ber ?lufftänbe treu gu bem angeftamm*
t^n Äonige gel^alten l^atte, rourbe mit grofecn SJorredbten, infon*
berl^eit mit ber ©teuerfreil^eit auggeftattet. 3^ ^^ ®rcngge*
bieten, bie enttoeber au§ t)oIitifd^en SRüdtfid^ten ober infolge frei=
billiger Untcrtoerfung btofe gu Oefd^enlen berpflid^tet blieben,
gäl^rten bie Rold^er in bem Sal be§ 5ßl^afi8, bie atte fünf Qfabrc
je l^unbert Anaben unb l^unbert ÜRäbd^n abgufül^ren gel^alten
h)urben, bie Ät]^ioJ)en Siorbnubien«, ioeld^e nod^ in ber SRtttc
bc§ 5. Sal^r^. t). S^r. alle brei 3af)rc gttjci S^önij ungeläutcrten
(Solbeg, 5toetl^unbert ®ben]&oIgbäume, fünf ät^io^iifd^e jhtaben
unb gn)angig groge (£Ic)7]^antcngä]^ne aU ©efd^enfe gu entrtd^ten
l^atten, unb einige ©tämme in ©übarabien, benen e8 oblag, jä^r*
lid^ taufenb 5ßfunb SBeil^raud^ gu bringen.
3)ic eingelnen ©atra^)ien unterfdfiieben fid^ nad^ Umfang
unb ©teueraugmafi, ja e§ l^at ben ?lnfd^ein, ha\i in begug auf
bie Steuerbert)flid)tung bie 3)areio§ treu gebliebenen Sauber fd^o*
nungSboHer bel^anbelt tourbcn. SluffaHenb ift biefer Unterfd^ieb,
aD.XlV,4 a)ic »cftcuerung. 17
iDenn man bic Steueraus^mQ^e einzelner oatrapien in ä3er^
glcid) jtcl^t. Xaä treu gebliebene 2anh „jenfeit^ be^ ©tromcö",
nield^eS ba^ gefamte, )enfeit& be^ Sitpl^rat bi^ 5ur ©renje
Äg^ptenö gelegene ©ebtet unb bie gdec^ifd^^p^önijifc^c ^nfel
Ä^ptoö umfaßte, f)att^ tro^bem lebiglic^ ,350 Salcnte ©ilber ju
entrichten, SBaftrien unb 3)Jargiana 300 lal. Silber, ©ogbiana
mit ben ^art^ern, K^orafmiern un\> Stretern ebenfalls 300 Jal.
Silber. Unöer^ältnt^mäfeig ^oc^ lourben jene Satrapien
belaftet, bie fic^ gegen ben Äönig empört i^atten, Sufiana
mit 800 Zal Silber, SBab^Ion mit 1000 Zal Silber, abgefe^en
öon ber 9Ser^)fIi(i^tung, jäl^rlic^ an ben löniglic^en §of 500 ber*
fd^nittcne Änaben ju liefern, bie oft|)erfifd^e, feitl^er afö Äarma*
nien bcfannte, bnrc^ ©aumata^ unb ^abjajbataö ^ßronuncia-
mento fompromittierte Satrat)ie mit 600 Zal. Silber, obh>o]^I
fie gröfetenteilö nur SBüftenfläd^en auf jumeifen l^atte,
3)a^ uns burc^ ^erobot überlieferte Satrapienüerseic^niö
ijt ein mertboHe^ äflenftücf jur ^Beurteilung ber einfcf)Iägigen
SReform beö 3)areioö. SBßir entnel^men bemfelben, baß bei ber
geftfteHung beö Umfanget einzelner Satrapien J)oIitifd|e unb
praftifd^e ®efic^töpunlte in gleid^em SKafee mitgefpielt l^aben.
2)areioö fc^mebte babei ber ®ebanfe üor, ben einjelnen Sönbern
unb SBöIfern bie 5DiögKd)feit ju Slufftänben ju nei^men.
^m ganjen l^atten 19 SatraJ)ien 7740 %al. Silber, eine ein*'
jige 360 Salente ®oIb ju entrid^ten. SBenn man Don bem in
^erfien gefe^Iid) eingeführten 35Jertt)eri^äItnig jtoifc^en Silber
unb ®oIb, 1:13V3, au^gel^t unb bon ber ganzen Summe 140
lalente Silber für bic 93efa^ung in Äilifien abjiel^t, fo gelangt
man ju bem ©rgebniö, bafe alle Satrapicn jufammen 14 560
Hai. Silber jäl^rlic^ ju fteuern l^atten.
2lte Sd^Iufeftein ber neuen Satra^jicncinteilung ift bic 2ln*
läge einer neuen JRctd^öl^auptftabt nnjufe^cn. Scal^cju in ber
aWitte be§ t)erfifd^en StammlanbeS grünbctc 2)arcioS in ber 3^^
jh)ifd^en ber ^eh)ältigunfl ber iranifd^en Slufftänbe unb bem
Sf^tl^enjugc, ettüa 518 bi§ 513 ö. &)x., in 5ßortipora ober ^^arfa,
ber „^erferftabt", eine neue iHcid^^bQUptftabt unb föniglid^c
Sd^a^fammer, bie biShJcilcn aud^ ben fiönig unb beffen .^of be*
Verbergen foKte. SJatfädblid^ bcl)iclt Sufa ben 9?ang ber Siebling§*
refibeuj, aber bic ^rollamierung bon feierlid^en Staatgalten
blieb ber neuen ^auptftabt borbebalten. 3)arciod felbft unb
fpäter aud^ feine Wad^folgcr fd^müdftcn bic neue „^erfcrftobt".
2>ct mit Ciicttf. XIV.4. 2
18 3 »• *räSeI, IJorcio« I. «C. XIV,4
für tDcIc^c feit bcn lagen Slleyanbers^ b. ®r. ber 9lame 5ßerfct)oIi^
übltd^ hjurbe, mit t)räd^tigen ^oläftcn, unb in ber klafft, bei
yiaä)\ä)A^3iu\tzm, errichtete ber Äönig für fid^ unb feinen ©tamm
eine nod^ l^eutjutage in gutem 3#önbe erl^altene fjelfengtuft.
Sie 5ßalaftbauten t)on Sßerfet)oIiS gingen auf ©e^eife be§ mofe-
bonifd^en (gröberer^ im ^oifxe 330 b. (£f)x. in glammen auf,
aber bie im))ofanten ©äulenreil^en, bie fd^onen Xore, bie ptai^
tigen Zxep\>tn berleil^en ber n)üften ©egenb nod^ je^t ein eigene
tümlid^e^ Gepräge. (£g n^äre aber berfel^lt, in $erfe|)oIi§ ben
ftänbigen üDiittel^unft beö JRetdöeö ju feigen; e^ toax bielmel^r ein
gel&eiligter geftort, eine ?lrt ÄrönungSftabt, bem Äreml bon
SRo^Iau gleid^.
3Kit ber SertDaltung^reform unb ber Slnlage einer neuen
3iexd)SffavipU unb jhönung^ftabt l^ing aud^ bie Sinfül^rung eine^
ijrunlboHen $of jeremonieII§ jufammen. ^n feinen ©runbjügen
n)ar ba^felbe üon aff^rifd^cn nad^gebilbet. Der jtönig um^
gab fid^ mit einem glängcnben ©efolge, ba^ an^ mel^reren
Jaufenb ebelfter 5ßerfcr bcftanb. (&^ galt ate l^öd^fte 6^rc
unb iugleid^ aU Snabe, bem ^offtaat be^ .^önigS anjugel^oren.
®er 3itt^i*t jw bem Äönige tryax fel^r erfd^toert, unb nur Ipenigen
atugerlefenen hjurbe bie ®nabe juteil, jur Slubienj borgelaffen
ju njerben. 2Ber ol^ne (Srlaubni^ bor ben Äönig trat, berficl bem
lobe. Slu^genommen tuaren lebiglid^ bie ^jerfifd^en Stamm*
fürften, aber ber SKifebraud^ biefeS SSorred^tö burd^ Qntajjl^erncö
toax für 2)areiog ein erioünfd^ter SSormanb ju SBefeitigung bed*
felben. 3)em Äönige ftanben ftetS jal^Ireidje 95ertrauen8männer
JU (Sebote, bie, in berfd^iebene ®ru|)pen, je nad^ il^rer SBürbc
unb amtlid^en Stellung, geteilt, öftere ober feltcuer 3^*^^ §u
bem Äönige jU erl^alten <)flegten. 9Bar einmal einem ^erfcr
ber 3it^i^ttt }u bem $ofe be8 Äonigg bewilligt, fo toax ber auf
biefe SfBeife atu^gejeid^nete bcrpflid^tet, fortiüäl^renb in ber Stalle
be^ jtönigS ;u bertoeilen, unb jöl^Ite ju ben Sifd^genoffen be#
^errfd^erS. 9?ad& ben Sendeten ber ©ried^en toaren ber O^re,
mit bem Äönige ju f<)eifen, täglid^ 15 000 ?ßerfonen teiH^afttg,
iooju ein tägli^ier Sluftoanb bon 400 Talenten Silber erforber*
lid^ toar. Unter ben 9Hd^ti)erfem, bie in ben §offtaat be«
3)areiog aufgenommen iourben, lüerben namentlidö brei ®ried^n
genannt: ber einftige üljrann bon 3)HIet, .?>iftiaio§, ber taren*
tinifd^e Ärjt 5)emofebe8 unb ber bertrieBene Äonig bon @t)arta,
I^emaratoS.
2LD. XIV,4 ^et aweite Stufftanb t>on Oab^lon. 19
^tt ber dtetd^SeinteUung ^ing auc^ bie neue S(b|c^ä|ung bes^
gefamten $oben^ sufonimen, ber nai^ ^Qxafaugen benne{|en
iDurbe; t>anaä) n>urbe bie jeber ®atxa))ie auferlegte @teuerlei[tung
verteilt. 3(uf biefe %rt flogen bem löniglid^en Sd^a^e unge«
^eure Sinlünfte iu, ober bie regelmäßige ^efteuerung gab Sin«
lag iu niieberl^olten Unrui^en.
3Cn bie ®t>i^^ t)er un^ufriebenen Völler trat bieSmal Sa«
b^lon, unb jtDar tpöl^renb beS ^ufentl^alte^ be§ Aönig^ in ÜJlc^
bien unb ^erfien, ber ber 92euorbnung ber Serkpaltung gekpibmet
xoax. 5)ic 3^i* biefcß jiueiteu babylonifc^en Slufftanbe« ift
nid^t naiver angegeben, aber gemiffe Süden unb Unregelmäßig^
leiten in ber Datierung ber auS ben ;3a]^ren 515 unb 514
ü. C^r. ftammenben Aontralttäfeld^en laffen ber Vermutung
9{aum, baß bie bon ^erobot erkpäl^nte Belagerung \)on Sabl)«
Ion burd^ 2)areio^ mit biefem 3n)eiten Slufftanbe jufammenfäHt.
iIRerIn>ürbigertoeife n)ar ber f^ül^rer bed ^ufftanbed, ben bie
Bab^Ionier jum Könige aufgerufen Ratten, n)eber ein Bab^Io«
nier nod^ ein £^albäer. 3)er Aönig fagt in feiner SDlonumental*
infd^rift, baß Ärad^a, ber ©ol^n be§ ^albita, alfo ein 9Kann bon
(^albäifc^cr ober urartäifd^er Slbftammung, in ber 'S>iabt S)ubala
bie 93ab^Ionier aufgeloiegelt, ftd^ für einen So^n bes großen ?ic*
bufabnejar ausjgcgcben unb aud^ beffen üoHstümlidtien 5Ramen
angenommen l^abc. Xem fnapj) gel^altenen SBcrid^te bcö S)areio§
ift ju entnel^mcn, baß biefer äufftanb tüof)l Vorbereitet unb or*
ganifiert loar. Srad^a mar, n)ir frül^er 5RibintubcI, ein umfid^^
tiger Slnfül^rer, aber er l^at in 3)areio^ einen cbenfo umfid)tigen
unb entfd^foffenen ®cgner gefunben, ber ben Slammfürften 2Bin*
bafrana ober Qntapl^erneö mit ber Unterbrüdung be§ gefäl^r*
lid^en Slufftanbcg betraute. ;3"t^'^^^«^^ ]^^t ^^" 2lrad^a in
Babylon ein, aber bie ©tabtben)o]^ner leifteten l^inter il^rcn
aWauern einen äußcrft salben Sffiiberftanb unb mürben erft nad^
einer langbauemben Belagerung bejtDungen. 3wr S^it beö ©ero=
bot berfiel biefe§ (Sreigniö bereits ber gefd^äftigen ©agcnbtlbimg,
bie ha^ 3Scrbienft, 93abljIon auf eine l^interliftigc SBeifc ein^
genommen ju l^aben, bem S^tJ^toS, Sol^n bcS aßegabtjjoö, ju=
juerfenncn bcftrebt toar. Slrad^a mit feinen üornebmften Slnl^än*'
gern ftarb am Äreuj unb bie SRiefenmaucm ber Stabt mürben
an einigen loreingängen gefd^Ieift. ®er Äonig ful^rte jmar aud^
meiterl^in ben Sitel eines ftonigä bon SBabcI, aber tatfäc^Iid^ gab
eS feitl^cr ^mifdfjcn SBabljlon unb ben übrigen ®atrai)tcn feinen
20 3- «. *t4ficf, 3)«rcio« I. %D. XIV,4
Untcrfd)tcb mcl^r, ja bic auferlegte @teueiDer))fUd|tung l^ric^t
fogar für bte äJermutung, bog äSob^Ion berl^ältniSmägig l^ol^er
befteuert tpurbe. äud^ ©ufiana griff hjieberl^olt, unter gül^rung
eine^ getoiffen Sltamtta, ju ben SEBaffeu, aber (SobrijaS fteflte in
bem aufgewiegelten Sanbe rafd^ bie SRul^e mieber l^er.
^m .^a^re 512 b. &)x. hxaä) anäf in bem faiiSl^er
treuen öaftrien ein Slufftanb auö. Seiber toiffen mir nur,
bafe mel^rere ®(i^Iad)ten gefd^Iagen hjurbcn, lüorauö ju folgern
ift, bafe biefer äufftanb größere 2)imenfionen angenommen l^at.
35a unter ben gefd^Iagenen Slnfül^rern, bereu Siamen in bie Hei*
neu Qnfd^riften d^ronologifd^ cingereil^t finb, fein Saftrier nam^
l^aft gemad^t tüirb, fo ift biefer äufftanb, mit meld^em bie 5ßeriobe
ber inneren SBirren in 5ßerfien abfd^Iiefet, auf jeben gaU erft
nad^ bem ätoeiten Slufftanb Don Sabtjlon unb ©ufiana anjufe^en.
2tlö SBegrünber einei^ neuen 2)ijnaftiejn)eige^ mufete 3)areioi^
natürlid) auc^ auf Eroberungen bebarf)t fein, moUte er ben ^er*
fern im^)onieren unb bei ben untertoorfenen 33öIIern ©l^rfurd^t
ertoedten. Slber in 9SerfoIgung biefer ©roberungögelüfte ioar er
h)eit mel^r einem Sluguftuß aU feinen SSorgängern äl^nlici^, in*
bem er fic^ ein beftimmteö 3*^^ \^Wf ^^g ju errcid^en nid^t nur
fein Jjerfönlic^er ©l^rgeij, fonbern aud^ praltifd^e ©rtoägungen
geboten.
^m großen gaujen begnügte fi^ Sareioö mit ©roberungen,
bie feinem mül^fam jurüdferoberten Sfteid)e natürlid^e ®renjeu
bieten foDten. ^n Slfien finb e§ bie am Sübabl^ang be^ Äau=
fafuö gelegenen Eänber unb einige 3)iftrifte Oft* unb Süb-
arabienö, in ?lfrifa einige an 9(orbätl^io^)ien greujeube ©ebiete,
burd^ bereu SBefi^ bie SReid^^greuje einigermaßen abgerunbet
iourbc. Sie außer ben befannten ®atraj)ien in fpäteren ^n-
fd^riften be§ Äönigö naml^aft gemadjten Sauber ^utija, SWat*^
fd^ija unb Äutfd)ija ioerben tool^I auf bie ©ebietöertoeiterungen
in ?tfien unb 3(frifa jurüdjufül^rcn fein.
Sein öau)jtaugenmerf rid^tete aber Xareiog auf ben großen
norbweftIid)en Äontinent, hjeld^cr, loenn man bielleic^t bon bcu
Eroberungen ber ägt|ptijc^en ^()utmoftben im ®ebiet bed oft«
lic^n 9ÄitteImeere§ abfeilen toiH, big bal^in lein orientalifd^er
Srobercr betreten l^atte.
^0. XIV,4 (Sroberungfabft^ten gegen (Sutopa. 21
S)arciüö richtete ba^cr fein Sugcnnicrf juöötbcrft auf ben
öftltd^cn Seil ber Salfanl^albinfel unb beauftragte btn Satrapen
SlriaramneS mit ber ©rforfd^ung ber SBeft^ unb 9iorbfüfte be^
^onto^. ®iefe ßjpebition totrb Siad^ric^tcn über bie reid^en
Äornlänber ©übrufelanbs mitgebracht l^aben, bie für bie abfielet
beg 3)areioö, ©robcruugen in ben Säubern jenfeitö be§ 93alfan§
ju unternel^men, mafegebenb ioaren. S^^x\t mürben bie grie==
c^ifc^e g?flanäftabt »tjjanj unb ber at^enifc^c ^^t^ilaibc SRil-
tiabeö alß Sel^errfd^er ber d^erfonnefifdien S)üIonfer jur äner*
lennung ber ^)erfifd^en Oberl^ol^eit gegmungen. Q^fölgc ber SSe«^
fi^nal^me öon 93)}äanj unb Kl^erfonneS mürben bie 5ßerfer ju
»Ferren ber 9J{eerengen unb S)areio§ ftanb nunmel^r fein ^inber*
ni§ für ben gej}Iantcn (Sroberung^jug nad^ ®uro<)a im SBegc.
Seiber ift bie 2^xt biefes S^gc^ nid^t genau angegeben unb
blofe auf ®runb bon meitgel^enben (grörterungen ift berfelbe in
bie ^exi naä) ber SSoHenbung ber ^rad^tbauten bon ?ßerfe^)oIi^
unb einige ^al^re bor bem Slbleben be^ majebonifd^en ÄönigS
äm^ntaö I., etma 511 — 510 b. &)x,, an jufc^en.
3)ie aufeergriedf)ifdf|en Croberungen beö 2)areioö in ©uropa
merben al^ ber 3"9 9^9^^^ i>ic Sftjtl^en fd^IedE|tI)in aufgefaßt,
über ben Sf^tl^cnjug bc§ ©areios liegt jtoar bei |)erobot
ein umfangreid^er ©erid^t bor, ber aber ouö inneren ®rünben
fel^r borfid^tig J^eraniUjiel^en ift, ba f)erobot in feiner Erörterung
ber ®i^e unb ber ^)oIitifd^en SSerl^ältniffe ber Sf^tl^en fid^ bon
einem nad^lueiölid^ falfd^en ®tanbt)unfte leiten liefe.
3)ie 3!onier l^atten bereite über ben ^ftro§ eine SBrüdte gc*
fd^Iagen, bereu ©teile in einer (Entfernung bon jloei Sagereifen
bon ber (ginmünbung be§ ®trome§, l^öd^ftloal^rfc^einlidö jtüifd^u
9leni unb ^faftfd^i, ju fud)en ift. .^ier fül^rtc ber 5ßerferfonig
fein gemaltigeö $cer über ben mäd^tigen ®trom unb fal^ baö
für feine ßrieger ganj frembartige Sf^tl^enlanb bor fid).
©rft je^t begann alfo ber eigcntlidie Sftjtl^ensug be§
2)areioö, über beffen Seranlaffung unb ©imenfionen bie unö ju
Gebote ftel^enben 9?ad^rid^ten ber Alten fei^r tveit bon einanber
bifferieren. Sffienn $crobot benfelbcn ab Sergeltung für ben
fl^tl^ifd^en ©nfaH in SJorbcrafien jurjett be§ Ä^ajareS l^inftellen
tDill, fo ift barin lebiglid^ ein fd^üd^tcrner, burd^ bie geiftige
Strömung feiner S^xt unb Umgebung entfd^ulbbarer ?lnlauf jur
?ßragmatifierung bon jeitlid^ toeit bon einanber entfernten 6r*
cigntffen ^u crfel^en.
22 3' ». *tÄ6cf, 3)areio» I. «O. X1V,4
Xie 0eüflrap^ifd)cn ^inbcrniffc, bie ba§ Sf^tl^cnlonb
bot, marcu 3)arctos id^tüerlid^ bcfannt. Slad^bcm Xa^
rcio^ bic S3cmad^un9 ber ^ftroi^brucfc bcu ionifd^cu X^ran*
neu übcrlaffcn t)atU, ]oü er mit feinem großen ^ccrc im
SBcrIaufc bon ätoei SüiouQtcn bie Sf^tl^en biö an ben S)on ücr*
folgt l^aben, burd^ baö Sanb ber 33ubiner big ju ber ^albgrie^
ci^ifd)eu Stabt öclonog, bereit Stelle ^öd^fttüai^rfci^einKci^ baö
ic^jige Äiea> einnimmt, Dorgcbrungen fein unb na6) einem fieben*
tagigen iDiarfcö, nad^bem er an einem glufe Oaro« ac^t Surgen
angelegt fjatte, bie Sänber ber äWelan^Iainer, ?lnbrot)]^agen unb
9teurer burd^jogen l^atte unb bon ben @renjen bed l^anbe^
ber Slgat^^rfcn abgefd^Iagen ioorben toat, bon ben Sfptl^cn fo
lange in i^rem iJanbe aufgel^alten h)orben fein, biß er mit fei*
nem »'peerc in grofee Siot geriet.
SÖenn man bie bem Äönige zugemutete Stoute auf ®runb
ber je^t befannten SSerl^ältniffe genau J)rüft, fo ergibt fid^ bic
Unmöglidifeit ber ^erobotcifd^en 35erfion bon felbft. Ser ganje
®f^t()enjug beö Sareioö erftrecfte fid^ im günftigften gaUe über
bie Xauer eine£; ofteuroJ)äifd^en Sommert, ba bie fonft unent-
bel^rlidie übern)interung in ben SBerid^ten §erobotg nid^t über*
liefert unb anfonft außbrücHid> bic Stauer besJ 3wgeö bon bem
Übergang über ben ^\tto^ btö jur Stürflel^r ju ber ^^ftro^brüdc
blofe mit 60 Sagen befriftet ioirb. Slud^ bie grörterung ber
geograj)]^ifd^en Situation, mic fie bei §erobot borlicgt, geigt fid^
bei aUfeitiger 5ßrüfung ber 9?er]^ältniffc, infonberl^eit ber ^inber*
niffe, bie bie überfd^rcitung ber jal^Ircid^cn großen Ströme
einem großen §eerc ätoeifelloö bieten mufete, aU unmöglid^. 3)ie
9?od^rid^t bon ad^t Surgen, bie Sarcioi? am 5löenbe^)unft fcincö
3itgeg angelegt l^abcn foK, gel^t einfa^ auf bic !£atfad^e jurütf,
ba^ bie griecbifd^en Äaufleute in bem iJanbe ber Subiner ober
Weurer bic nod^ l^cutjutagc borl^anbcnen altflan^ifd^cn JBurg*
ftätten anjutreffcn pflegten. 3)cr gcfd^id)tlidöc Äcrn bcö ganjen
93crid^tcg liegt in ber 2lnnal^mc, bafe bie Sftjtl^en tatfäd^Iid^ in ba«
Qfnncre bc§ auägcbcl^nten unb untoirtlid^cn Sanbe«, aKeS l^intcr
ftd| bernid^tenb unb bcrtoüftcnb, 3urüdgckt)td^en maren, unb bog
fid^ S)areiog burd^ biefe bem Cl^araltcr bc8 Sanbcd entfpred^nbe
Saltif in bag i^nncre l^tncinlorfen liefe, inbem er rafd^cr, aK e8
fonft bie SScrl^ältniffc in biefem Sanbe geftatten, ben ^ttftfftn
nad^fe^te unb babet in eine bebenflid^c Sage geriet, bie il^n unter
preisgäbe eine« großen 2:eiIcS fetner Srup^n }um fd^Ieuntgen
3*ücfjug gcjiDungcn ffabzn. 2)ic öon ^crobot c^araftcrificrtc
loftif bcr Sf^tl^cn bcfinbet fic^ fotüo^I mit i^rcn nationalen
eigcnfc^aftcn aU and) mit bcr ))l^^fio9ra|)^ifc^cn Scfd^affcnl^cit
bcö Sanbcg in boUcm Cinflang, eine Jaftil, bic öftet^ in ruffi*
fdjcn ebenen gegen bic Jßoltn, Jataren, iürlen, gegen ftarl Xn.,
ja fogar gegen 9iapüIcon L, mit ©rfolg befolgt iourbc. ®em
Ätönige ®fo))afig mutbe bie Stufgabe juteil, bic üorftürmenben
^^5etfer in bie ©teppen am 3)on ju locfen, um fte bort in SSer«»
binbung mit bem Cberfönig ^banti^^rfoö — beibe Scamen f)a^
ben einen reci^t ffptl^ifd^en Slnflang unb bürfen ballet ate gc*«
fc^id^tlid^ angejel^en metben — unb mit ^ilfe beö 3Rangete an
Lebensmitteln ju öernid^ten. ®iefer fing angelegten gaUe ift
SaxeioS mit fna|)))er ^ot entgangen, nad^bem er nod^ red^tjeitig
— nad) ÄtefiaS nad^ fünfjel^n lagemärfc^en — bic ©rfolg^
lofigfeit beS n)eiteren ^^orflogeS eingefel^en i^atte. ^ür ben SRüd«
}ug toitb er fid^ am 2)n|eftr entfd^ieben l^aben, nad^bem er be^
reitS fül^Ibare ^erlufte ju t)er3ei^ncn l^atte, aber tro^bem noc^
imftanbe tvax, bag $eer im lam^ffäljigen ^wftanbe jum ;3ftro8
jurüdfjufül^ren. ^^ n)äre eine fül^ne 93ermutung, moQte man
annehmen, bafe er big jum 2)nie))r borgebrungcn loäre. ®ic
glül^enbe ©ommerl^i^e, bie bur^ ben erfd^öpfenben SJlarfd^ in
unbefannten unb größtenteils fd^mer jugöngüc^cn ©egenben
l^eraufbefd^loorenen ^inberniffe, bie burd^ bie ®f^tl^en angerid^^
Ute SSernjüftung, ber SRangel an fiebenSmitteln unb gutem
Irinftoaffer unb — last not least — bic rcifeenbcn gluten be§
3)nieftr n)erben iool^I in ben Steigen ber 5ßerfcr Äleinmut l^er^
öorgerufen l^aben. (£8 tourbe fd^on bemerft, bafe in bem unS
Dorliegenben Sendete beS §erobot einer ©tromüberfd^rcitung
burd^ SareioS feine ©cioäl^nung gcfd^icl^, unb ber über bie geo*
gra^)]^ifd^en SSerl^ältniffe 83effarabien§ unb SWeurufelanbS oorgüg**
Hd^ informierte ©trabon beftätigt auSbrüdlid^, baß ®areio8 in
ber fogcnannten SBüfte ber ®eten, äioifd^en ber ®onau unb bem
®nieftr, aU er ®e\af)x lief, infolge SBaffermangete mit fei»
nem ganjcn $eere ju öerburften, jur Umfel^r gcjtoungen tourbe.
2)ie SBerlufte ber 5ßerfer toäl^renb biefeS mifeglüdtten §eere§jugeg
muffen red^t groß getoefen fein. 3SBenn ber Äönig fpäter unter
feinen Untertanen aud^ bic ,,überfeetfdöcn'' ©alen ober ©ft)t^en
anfiil^rt, fo ift bie« lebiglid^ ate ^ßral^Ierei anjufel^en. ©efd^ei^
bener Hingt ber etnjtge monumentale SSerid^t über biefe (£j<)e*
bttton, ben ®aretoS in ber fünften Äolumne ber <)erftfd^n S5er*
24 3- ^- ?tä8cr, i>orcio« I. «O. XIV,4
fion bcr S3c^i)tuu*3ii|c^rtft Iiinterlicfe. 3)icfem öcrid^tc cntnclj-
nicn mir, bafe ©aretoi^ über ba« aJiccr gefegt, btclc ©f^tl^cn gc^
tötet unb bcn 9lcft mit einem ?tnfül^vcr namens Shutfa gc^
fangen genommen i)ai. 3)er tnapp^ Stil b^^ 95erid^te§ läfet
im Sergleic^ mit bev Slugfül^rlic^Ieit, beten fid^ ber Äönig fonft
bei auf jäl^Ien feiner Säten befleißigte, mit ^uq unb Sfted^t auf
^>^n gänjlid^en awifeerfolg beö Slptl^ensuge^ fd^Iießen.
Unter ben 9?amen Sfubra unb ^auna tafabara,
b. 1^. ber bie Jßetafoj^ tragenben Q^onier, lüurbe ausJ 2löra-
Ken unb ÜKafebonien eine neue Satrapic errid^tet unb bem
Satrapen aud^ bie Dberauffid^t über ben Äönig bon 9KaIebonien
übertragen, baö erfte befannte 33eif))iel in ber Söeltgefd^tc^te,
bafe ein ^Eeil beö europäifd^en Äontinent^ einem außereuro*
päifd)en ©taati^gebilbe untergeorbnet iuurbe. %nä) bie bie üJlün-
bung best .§eKef))ont bel^errfd^enben gelfeninfeln gemnoS unb
;;^mbrog mürben ))erfifd^, ein beutlid^er Singerjeig, morauf ber
tatlräftigc Äönig bereits fein Slugcnmer! gerid^tet l^at.
(£g mar ju ermarten, baft Sareioö nad) ber Stnnejion t)on
Ül^ralien unb 9)iafcbonien feine ©roberungen gegen Sßeften fort*
fe^en merbe, aber in 3tg^pten mar i^m ein grofecö ^inberniS
entftanben, baS aud^ nad) ^ab^Ion ^tnüberjugreifen brol^te.
äfö Sanb, baiJ mäl^renb ber iranifd)en SBirren treu ju 3)orcioS
geftanben, mürbe Ägypten öielfac^ berüdtfid^tigt unb nad^ bem
JaÜe beö el^rgcijigen Slr^anbc!^ fogar feine SJermaltung in bie
.§änbe eincS einljcimifd^en ®rofeen, beö Ujal^orfutennet, gelegt.
^n ber SSermenbung biefes Ijod^ftel^enben 3:g^<)tcrö an ber S})i^c
ber Sanbcööermaltung, bem nad^ bem Seridjte ber 55atifanif(^n
Stele aud^ ©eamte J)erfifd)cr 5ÄbIunft unterftanben, befunbcte
3)areiog feine l^ol^e ad)tung für baö 5SoIf. Äurj tjor «nfunft
beg S)areioö im Sanbe berenbete ber ^\>x^ unb mürbe unter
Seitung eines <)erfifd^en ©encrafö in ber l^erfömmlid^en SBcifc
beftattet. Ser Äönig berf<)rad) 100 Salente bcmjenigen, meiern*
einen neuen Wfx^ f inben mürbe. . 68 mar aud^ ein 95emei8 einer
feltenen Serüdfp^tigw^^g ^^^ religiofen ©mpfinbenö ber Äg^<)ter,
baß S)areioS, als er feine SBilbfäuIe bor bem ^tal^tempcl in
yjl^mpJfx^, unb jmar bor ber JftamfeS' II. aufftcHen moHte, bem
9Biberf|)rud^ ber 5ßriefter, meldte be]^auj)teten, bicS gcjiemc nur
einem bem großen SRamfeS an Säten ebenbürtigen ^crrfd^er, ftd^
«C. X1V,4 Ägypten. 25
fügte. Stg^ptifd^c «aumciftcr unb Ärjtc mürben an ben $of
beö Äönigä berufen unb ®aretoö fud^tc fic^ in Ägypten als föntg*
lid^cr öaul^crr ju berenjigen, ujobon infonber^eit ber berül^mte
Äanalbau unb ber 2:emi)el beö t^iebäifd^en Simon in ber Cafe el
gl^argcl^ ein berebteö 3^wgm0 ablegen. 9lber audj ba& (Semein*
tool^I beg Äanbei^ erfreute fid^ feiner eifrigen gürforge unb baö,
mag barüber berid^tet tpirb, läfet i^n aU Staatsmann in gün*
ftigftem Sichte erfc^einen. .t^terl^er gehört in erfter Sinie bie gort^
fe^ung beö feit 9icd)o IL t)ernad)Iäffigten SlanalbaueS bom 5RiI
jum SRoten 9Jieere, bie mol^I mit ber burd^ bie QcjJ)ebition besJ
Sftjlaj Don Äart^anba berfudjten ©rforfd^ung beö grt^tl^rätfc^en
2Reere§ unb mit bzn beabfid^tigten perfifdien Eroberungen in
©übarabien jufammenl^ängt. SS leuchtet ein, ba§ 3)areiog bie
Hbfid^t ^atte, auf ®runb ber bon Sf^Iaj gefammelten ©rfal^*
rungen bie SSerbinbung 2lcgijptcnö mit ^erfien auf bem ®ee*
toege burd^ ben befinitiben ^lusbau beö SHIfanalö jU förbern.
3)ic Slid^tung beö bon ®eti I. in Eingriff genommenen unb crft
bon ben ^tolemäern jum Slbfd^Iufe gebrad^ten ftanalS ift an
einjelnenSteHen noc^ Ijeute in einer iRei^e fünftlid) aufgeworfener
^ügel erfennbar, auf benen ;3iitfd^riftfteine mit gleid^Iautcnbem
Xejt in ber <)erfifd|en, fufifd^en, bab^Ionifd^en unb ägt)ptifd)en
®pxaä)z aufgerid^tet mürben. 6inige, anfd^einenb burd^ geuer
jerftörte iJragmentc finb in unferer 3^^* ä^m 33orfd)cin gelom^
men. ®ie bei bem 93au beS ©uejfanalö im Qaiftc 1866 ge*
funbcne bierfprad^igc ^nf^tift bon Sd)aluf ift gröfetenteilö mo^I*
bcl^alten auf un§ überlommen. 5)er Sluöbau beS Äanal§ fd^ei-
tcrte an ber bamals allgemein geljegten 85efürd^tung, bafe baö
angeblid) l^öl^er liegenbe SRote SReer mittele beS ÄanaK Stg^pten
überfluten mürbe; infolgebeffen foH 2)areio§ bie bereite jur
©älfte fertige Arbeit l^aben mieber 5ufd^ütten laffen.
yiaä) bem Slijtl^eujuge maren in 3lgt)<)ten gemiffe %n^
jcid^en bon Unjufriebenl^eit ma]^rjunel)men, bie mol^I tief im na-
tionalen El^arafter beg 3lg\)pter§ begrünbet mar, beren unmittel*
bare Urfad^ aber nidf|l mel^ir ju ermitteln ift. 3)areio8 fal^ bie
9iotmenbigfeit ein, eine über bie 9)cafecn ftar!e 93efa^ung bon
120 000 SDIann nad^ ttg^^)ten ju legen unb biefelben in ben be*
feftigten Sagern bon ©ab^^nä unb iDlarca an ber Stirnfeite gegen
Serien, in 6Ieit)]^antine gegen SJubien berfammelt ju Italien,
eine ftarfe SBefa^ung ftanb ftet« fd^Iagfertig in ber SBeifeen
2)iauer bon 2Remp]^i§ bem Satrapen ju ®ebote. ®te Saft ber
26 3. «- ?T4ief, ^tatcioö I. «C. XIV,4
SSct^jflcgunfl bicfer ungcl^curcn ^ccrc§mad^t fiel bem Sanbc ju
iiiib bieg mag bcr .t)am)tflrunb bcr aUc ©c^ic^tcn bc8 3SoHe§
burrfibrinflenbcn ßrbttterung gegen bic 5ßcrfer gehjefen fein.
®egcn ©nbc ber ^errfd^afl beö 3)areiog galante bereite jmifd^cn
ben 5ßexfcrn unb ben Ägyptern eine unüberbriidbare Äluft. Sa
bie 5ßctfer in Ermangelung il^rer eigenen glotte auf bie ^l^öni^
iier unb Ägypter angeh)iefen toaren, fo toax bie anti^jcrfifd^c
©timmung in 3tg^|)tcn feineSfallg für ben bcabfid^tigten Äampf
mit ben ®ried|en unbebcnflid^.
Slbgefe^cn bon ber Untcrbrüdung ber Äufftänbe im ijj^an
unb 93ab^Ion f)ai ]iä) SareioS aU ^iegSl^err unh Eroberer
n>enig betätigt. ®ie Eroberungen in Sübarabien U)aren im
großen ganzen belanglos, ber @I^tI;en$ug unb bie loieberl^olten
Eroberungöjüge gegen bie europäifd^en ©riechen toaren Iläglic^
gefd^eitert. Sagegen liegt bie n)eltgefci^id^tli^e ^ebeutung be^
Dareiog in feiner 5Rei^§organifation, in ber ^Jövberung ber
neuen nationalen SReligionälel^re, in feiner gürforge für bic
n)irtfd|aftlid^e Hebung beg großen 3teid)eö unb in ber fd^onung^*
öollen ärt, bie er ben Eigentümlici^fciten einjelner ^^olfer ge^
genüber anjutocnbcn für geeignet fanb, in fd^arfem (äegenfa^e
jU feinen friegerif^en unb rüdffid^tölofeu mefot)otamifci^en 33or*
gangem, ben großen SJebulabnejar nid^t aufgenommen, ^n
feinen ^^f^^^f*^^ betont er iool^I mit ®toIj feinen |)erftfd^n
Urfprung, er ioar aber bei jeber (Selegenl^eit beftrebt, ben Hgtfp*
ietn alä Äg^J)ter, \a fogar ben Hellenen al8 ^eHeue ju erfc^ei*
neu. @enaue Stad^rid^ten geben 3^ugniS bon feinem SBol^tooDen
gegen bie Qubäer unb Stg^^ter, ja fogar gegen ipolttifd^ fomt>ro*
mittierte (Sried^en. ©efd^id^tlid^ gebüljrt 2)areio8 1. baS 55crbienft,
bie ©reujen bcö |)erftfd^en Kationalreid^eö für nal&eju jtoct Qfo^r*
bunbcrte burd^ ben ®ebirg§Iamm bes Äaufafoö fohjie burd^
ben ©tromlauf be8 Qi^J^^*^^ ^^"^ ^^^ 3^^fiwff^ ^^^ 3»nboS
fcftgelegt ^u l^aben. SWur baS burd) bie SSßüfte gefd^ü<jte unb für
größere Streitlräfte unjugänglid^e Xlrabien bel^ielt, abgefel^n
t)on ber fübloeftlid^en SOBüfte, feine Unabl^ängigleit.
yjlxt ber gefd^id^tlid^n Sebeutung be§ SareioS beftnben ftd^
aud^ bie Angaben über feinen (B^araltcr unb fein ©trfen auf
bem ®ebiete be8 fJrtebenS in boDem Etnflang. ©te unS ju ®e*
böte ftel^enben 95ertd)te unb Urteile berfd^tebener tBoüer, bic ben
.HD. XIV.4 Xateio0 dd Staatsmann. 27
5ßerfcrn äu feiner ^^it Untertan iDarcn, rül^mcn in erfter Sinie
feine ®ered^tigfeit unb ©anfbarfcit. Sern ©atraj)en bon
S^bien, DroiteS, nal^m eö 2)areioiJ übel, bafe er beffen tuenn aud^
be« SSerratö übcrluiefenen SSerbünbeten ^JJolijfrateö bon ©arnoö
umbringen Heß, toeil fid^ biefer 33erbienfte um feine ^erfon er^
Sorben l^otte unb unter bie föniglid^en ©uergeten aufgenommen
mar. 2Ber immer fid^ um 3)areiog berbient gemad^t l^at, tourbc
in n)al^r]^aft löniglid^er SBeife belol^nt.
3Son ber ftaatSmönnifd^en SBegabung be8 ®areio§ jeugt
aud^ feine SSerorbnung, bie e8 auf bie SBefeitigung ber Sßribat^
rad^e abfol^ unb bie Verfolgung bon an einjelnen berübten SBer^
bred^en bem Äönige borbel^ielt. %uii) alö ®cfe^geber crn)arb er
fid^ einen großen ?iamen, [a bie Ägypter ^jflegten i^n neben il^re
beften einl^eimifd^en ©efe^geber ju fteQen.
SJidfitöbeftoioeniger tonxbe 2)areio§ bon ben 5ßerfern im ®e»*
genfa^ äu feinen beiben SSorgängern aU „Ärämer" beurteilt, h)ol^I
in 9lnbetrad^t feiner auf.praftifd^e 3ibedEe gerid^teten ©innegric^««
tung, bereu Üragtoeite bereit« ben 3^tt9^woffen flar toar. 3)ie
iJorfdfiung unferer Jage ftimmt in ber ffirfenntni« überein, bafe
®areio§ feinen ©l^rgeij aU ^errfd^er h)eit mel^r in energifd^
betätigter gürforgc für bie toirtfd^aftlid^e fjörbcrimg einjelncr
Sauber aU in Suffpeid^erung toter ©d^ä^e fud^te. 6« ift befon««
ber« l^erborjul^eben, bafe bie Äg^jjter, h)enn fie aud^ bon ^er*
fien fid^ lo^jurei^en beftrebt tDaren, Sareio« bennod) ju ben
größten ©efe^gebern il^reS SBaterlanbeg jäl^Iten. S)a§ bon bem
Äönig gegebene S5eifJ)ieI fanb eifrige JRad^al^mer. Äein SSoII
beg alten Orients barf fid^ rül^men, fo biel ?$ürforge für ba§ 2luf*
blül^en ber Selb*», (Sarten* unb ?BaIbh)irtfd^aft unb für bie SWe)^«^
rung ber SBeboIferung an ben Sag gelegt ju l^aben loie bie 5ßerfer
jurjeit be§ S)areio§. 2)er Äönig p^^c^^t felbft, befonber§ in fei*
nen jungen ^al^ren, einjelne ®atraj)ien ju bereifen, um il^ren
toirtfd^aftlid^en g^ortfd^ritt perfonlid^ in ?(ugenfd^ein ju nel^men;
ft)äter beauftragte er bamit feine Vertrauten. I)er gel^obene
SoIfStDol^Iftanb in einer ^attapk tüurbe bem betreffenben ©a*
traj)en alg SSerbienft angered^net unb aud^ belol^nt: S)ie ira*
nifd^e Wattonalgetool^nl^ett, fünftlid^e 5ßarfanlagen anjulegen,
fanb im ganjen SReid^e JRad^al^mung. yioä) in fj)äterer S^ü
rül^mte man bie Anlagen bei bem loniglid^en 5ßalafte in ©ibon.
^n bem berül^mten 2)efret an ben @atra|)en (SabataS bon TOag^»
nefia äußert ®areio8 feine S^f^^^^^^^t t>ö6 ®abata8 ^flan*
28 3. «. ¥t4Äef, «)areio« I. «D. X1V,4
jcn QUO SBab^Ionten in feinem Slmti^bejirf eingcfüi^rt i)at, unb
über bie ^Pflege beS eblen ®artenbaucö in ftleinafien »uffd^Iufe
gibt. 2luc^ bie gc^)riGfcnen ®ärten beig Äimon in Sttl&cn ftnb
imVl als %ad^bilbung J)erfifd|et Anlagen anjufel^cn. Suf btcfc
SBeife f)ob fid| bex 2öo]^I[tanb SSorberafien§ betart, bafe er erft
bon ber Ölütejett be§ 2lbbafibifd)en (£l^alifatö übertroffen marb.
ffiinjig fte^t bie großartige (£inh)irfung be§ ftönigö auf bie
gciftige ©ntloicHung ber 5ßerfer ba. ®r tvax ber ©rjiel^er feinet
SSoIIeS, ber Url^eber feiner Sd^rift unb feiner bebeutfamen in^
fd^riftlicfien fiiteratur, ber @ci^öi)fer feiner nationalen Ännft, ber
mäd^ttgc Sd^irml^err unb görberer ber neuen Sfteltgion, bie er
felbft ate arifd^ bejeid^nct unb jur nationalen Seigre crl^ob.
Ä1jro§ gebürt ba§ sRerbienft, ro^e |)irtenftäntme 3U einem 95oIf
ber gröberer gefammelt ju l^aben, Äambtjfe§ blieb bem rollen
El^arafter beö 5SoIfe§ treu, an 3)areioö foloie an ben ad^äme^
nibifc^en 5ßrinjen, ^Jelbl^erren unb Staatsmännern feiner 3^^^
h)trb man fd^on ben Ginflufe ber babijlonifdien ftultur auf bcn
berebclten arifd^en ©infd^Iag getoal^r. Sie beborjugtc Stellung
ber 35erier in §eer unb Slmt brad^te e§ mit, bafe bie männlid^e
Qfugenb fd^on Don Äinb an für il^ren fünftigen ^eruf im ÜRili
tär:* unb ^ibilbienft erjogen loerben mußte. 25ie 9?ac^rid^tcn ber
Otiten beftättgen, boft bie ©Bl^ne ber ^erfer in ber JReitfunft, in
MrtegSübungcn, SBal^rfteitSliebe unb alten Oeföngen, bie getDiß
aud^ religiofe Sa^ungcn entl^telten, unterrid^tet lourben. Sefon-
bere Sorgfalt iourbe ber (ärjiel^ung ber ^ßrinjen beS fontglic^n
$aufe§ juteil, bon bencn bie Äenntniffe religiöfer SBorfd^riften
unb bolffommene ©eVoanbl^eit in forperltd^en Übungen berlangt
njurbe; ja anä) bie geiftige Silbung lourbe geförbert unb ber
SdEiloefter unb ®emal^Iin be§ SareioS, 2(toffa, rül^mte man unter
ben ®ried[)en nad}, fie l^ätte afö erfte unter ben ^jerftfd^en f^rauen
©riefe gefd^rteben.
Sine ]^od^h)id)tige ginrid^tung, bereu Urfprung <tud^ auf
2)areio§ jurüdjufül^ren fein ioirb, ioar bie föniglid^e Äanjlei, ber
eß oblag, über alle 3^^ifl^ ^^^ Sfteid^gbertDaltung eine ftreuge
ttberftd)t bic^ in§ ®etatl jU fül^ren. ®8 iDurben ftreng offizielle
unb genaue Siften über bie einjelnen SatraJ)ien, bie Sleid^gctn*
fünfte, bie .t^eereSberteilung unb bie föniglid)en Straßen geführt
unb Slbfd^riften iion benfelben an l^ol^e ^Beamte unb militärifdbe
Steffen Verteilt. Sluf biefc 53?eife ftnb nn^ foftbare 3)ofumcittc
erl)alten, tote ba? Satra^ten»« unb @teuerfretfeberjeid&ttt§ be«
9(£. XIV,4 Xaretod aU götberer bei ftulturbeprebutigen. 29
2)arcio!^, bic mit dnem ntoberncn SRctfcfouricx tocrglei^barc ©c*
{d^reibung ber t)on ®Qrbeg, begiel^ungi^lDeife bon (Spl^efog nac^
®ufa fül^renben tVtöntggftrafee unb f<)ätcr aud^ ba^ ^ccxcg^jcrgcid^*:
ni^ bcjT* ^^ccrcf'. ®eit Ä^ro^ tourben Slbfd^rtftcn fömgltd^cr S)c*
freie in bem Stei^i^ard^ib bon Slgbotona aufbetoal^rt, toeld^c^
xooijl erft burd^ 2)areii)ö feine innere ©inrid^tung erl^ielt, infon*»
berf)cit bie in il^rer SBefc^affenl^eit ftarl an bic grofec 85el^iftun*
<3nfd|rift erinnernbe Slnorbnung, bafe toid^tige ©reigniffe unb ©e*'
gebenl^eiten aus ber älegierung^jeit eined jeben Aönigd, eine
Slrt SRetd^^d^ronil, bic ßaatXixal SttpS-epat bc^ Ätcfiag, auf ©d^af«»
Rauten für bie 9?ad^Iommcnfd^aft bericid^net kuerben foQten.
Sei ben jüngftcn Ausgrabungen ber beutfd^en Crientgefellfd^aft
in Sabtjlon ift ein in bab^Ionifc^er 8prad^c berfa^teS Fragment
einer Äo^jic ber großen 33el^iftun^3^nfd^rift jum SSorfc^ein gefom*
men, ein 33eh)eiö, bafe iDid^tigc ©reigniffe bc§ ©taatöIcbcnS aud^
in ben ^auptftäbten ein.^clner @atra))ien mittele ^^nfd^riftcn
jur Äcnntni§ ber Sebölferung gcbradfit h)urbcn, bamit bie (gr*
inncrung an fic für bic Siad^fommcnfc^aft erl^altcn bliebe. 2lud^
Scrjcid^niffe ber föniglid^cn SBol^Itötcr ober (£uergeten tüurben
amtlicl^ gcfül^rt unb aufbekDal^rt. Sie ätgenba ber löniglid^en
^anjlci ipar eine umfangreid^e, ba feit TareioS alle föniglid^cn
Sefcl^Ie auf fd^riftlid^em SEßegc ergingen.
Unter allen äd^ämeniben, ja allen ®cbietern beö alten Qfran^
f)ai ®areiü§ ber $tjftafj)ibe ant meiften um bie SScrclüigung feiner
latcn burc^ monumentale SBauten Sorge getragen. SBäl^renb
ber 3Sorbercitungcn jum Stuömarfd^ gegen bie Sfijtl^cn liefe er
an beibcn Ufern ber Stuömünbung beS SSoöporog aii^ htm ^ßon^
to3 jloci Säulen bon toeifeem Stein aufrid^ten unb — nad^
.'pcrobol — „SJamcn I)inein]^auen, aff^rifd^ auf ber einen, l^el*
leuifd) auf ber anberen Seite, bon allen SSöIfern, bie er mit firf^
fül&rte". ®§ liegt l^ier eine bem berül^mten 4)eere§berjeid^niS
be^ lerjcfi; onaloge (grfd^einung bor, bie ,,aff^rifd^", fomit in ber
Weilfd()rift, unb l^eüenifd^ auSgefül^rt njar. ©ine anbere ^n^
fd)riftfäule be§ Dareioö, beren ^nl^alt, natürlid^ in freier SBie*«
bergabe, unö ^erobot erl^altcn l^aben ioill, ipurbe an ben learoS*
quellen in Jl^rafien aufgefteHt. ®te in ber ^älfte beS borigen
;|^abr]^unbert8 burd^ ben engltfd^en ®eneral Q^od^muS an Ort
unb Stelle angeftettten ^iad^forfd^ungen blieben jtoar erfolglog,
aber bie OrtSnotabeln toufeten nodEi bon einer „im aitf^rifd^"
berfafeten ^nfd^rtft ju erjol^Icn.
30 3- «. *t«cf, a)arcioÄ I. «C. XIV,4
2)ie groBartigftc unter ben uni^ erl^altcucn ^ufd^riften bc»
!?arcü)g unb jugictd) bie bcbcutcnbftc ^cljeninfdirtft bcr SBcIt,
btc fogar baö berüljmtc Stnf^raner a)ionumcnt bc§ äuguftu^
in ©d^attcn [tcUt, ift bic in fd^totnbclnber ^öl^c am gelfcn toii
93c]^i8tun ober Sifutun in bcn brci bcbcutenbftcn Sprad^cn beö
Sieid^g, bcr allpcrfif^en, fufifd^en unb bab^Ionifd^en, forgfältifl
eingemeißelte -^nfc^rift, bie ®ir ©. (E. 9lah)Iinjon als junger,
ber englifd^en ®efanbtfd^aft in Sel^eran jugeteilter Cffijicr, im
«erlaufe ber Qal^re 1836 biö 1844, unter fteter Sebenggefaör
unb bloß mit 3w^ilfenal^me feine§ SinoIcB lopiert ^at. ©iefc
fogenannte große :3nfd^rift bon ©el^iftun, im SSergleic^ mit
ben Heineren, t^on fulturgefd^id^tlic^ fel^r mid^tigen S!ulpturen
begleiteten ;3fnfd^riften, erregte bereits im Slttertum bie Auf*
merffamleit ber geleierten Äreife unb tourbe bon bcm bon fttefia^
abl^ängigen ©d^riftftenerlreig famt ber gangen fjelfenanlage ber
©emiramiS ber ©age jugefd^rieben. ®er [teile, gegen Cften fw^
rid^tenbe SBergabI)ang, an beffen guß bie uralte »f^cerftraßo
bon Sab^Ion nad^ bem Qinnern bon 50iebten unb nad^ Xgbatano
öorbeifül^rte, h)urbe in einer §5^e bon mel^r aU 100 aWcter
fünftlid^ geglättet unb bie auf biefe ?Irt l^ergeftcHte, fenfred)t
l^erabfattenbe iJIäd^e l^orijontal in jipei Hälften geteilt, in bcrcn
oberer nod^ l^eutjutage bie in bem fjelfen eingegrabene loloffale
(Seftalt beS auf feinem Sl^rone fi^enben ÄönigS, n)elc^er feinen
^uß auf ben IgaU beS auf ber ^rbe liegenben ©aumata ober
^feubobarbeS fe^t, fid^tbar ift. 5Sor bem Könige fielet man neun
9lebeIIenfüI)rer in einer unb berfelbcn 5Rei^e, aUe an einen ein*
Sigcn Stridf gebunbcn, mit entblößtem Äopfe, jeber in feiner na*
tionalen Srad^t; bloß ber neunte unb le^te, ber ©ftjtl&c ©funfa,
trägt auf bem Äopfe eine l^ol^e fpi^c ©ebedCung. ®ie untere
$älfte entl^ält bie große ^nfc^rift in brei Sprad^en unb fteben
Abteilungen, iDorin 3)areio8 SRed^enfd^aft über feinen jtom^f
mit ben Slufftänbifd^en unb über ben Sf^tl^euäug ablegt. Un*
btiben bon nal^eju jtDei unb einem l^alben i^al^rtaufenb l^abeu
infonberl^eit bem babtjlonifd^en Jejt großen ©d^aben jugeffigt^
im aWittelalter nal^m fogar ein ©teßbad^ feine SRid^tung über
benfelben, toeSl^alb bie ?(nfang§}eid5en einjelner ^txUn Iciber
an ©teilen bertüifd^t finb, bie jur (SrHärung entfpred^enber ober
teilioeife unberftänblid^er Äquibalentc in ben beiben übrigen
©prad^en geeignet toären. 3)ie bon 5Rah)Itnfon felbft beforgte
Sejtauggabe biente bis in bie iüngfte Qdt aU ®runblage ber
«O. XIV,4 3)ic 3nf(örift t>on »c^Utun. 31
gorfc^img, aber bic nac^ unb nad^ gemouncne Übci5cugung,
bafe fid^ in btcfc unb in bic urfprünßlic^cn Stopkn, bcr ptxnlidf^
ftcn gürforgc bcö Äo<)iftcn jum Iro^, gcl^lcr unb Süden cingc^
fd^Iid^cn l^abcn mußten, mit bcr gcftftcllung gepaart, bafe bic
gcfölDanb ben äcrftörenbcn einftüffen bcr SBittcrung Iciber nidjt
gcnügcnb SBiberftanb leiftct, liefen Stimmen nac^ cinefr in
icbcm 35ctail genau unb mit ben teci^nif^cn TOittcIn bcr ;3c^t*
jcit burd^jufül^rcnben JRcöifion bcö Sejte« bcr ^nfd^rift laut mcr=»
ben. 9ia^ bem erften, üon fd^önem ©rfolgc gcfröntcn SBcrfud^
bc« amcrifanifd^en Dricntaliftcn ä. SS. SBiUiamö Qadtfon fallen
fid^ bic Üruftccg bcö a3ritifl^ aßufcum üeranlafet, im <3al^rc 1904
8. SB. Äing unb SR. (E. 2:]^om|)fon mit einer neuen ÄoIIation
ju beauftragen. 83cibc ©clcl^rtc liefen fid^ auf einem Sd^lücbc*
gerüft an^ 33rettern unb SÄauItiergurtcn mittefö eines ettüa
70 aWeter langen Seilet, ba^ über bcr ^nfd^riftennifd^c bcfeftigt
mar, l^crab unb brad^ten auf biefe SSJeife bic äufeerft fd^mierige
ÄoIIation binnen toeniger SBod^en jum Slbfd^Iufe. ®§ liegt nal^c
anäunel^men, bafe bcr Äönig nod) mcl&rerc ©cnfmälcr biefer
2lrt an tocrfd^icbenen Orten feinet SRcid^eö errid^ten liefe, in
benen er über fein SBirfen fotüo^I ben 3citgcnoffen alö aud^ bcr
9iad^h)clt 95crirf)t erftattete. 2)ic in Sabijlon jum SBorfd^ein
gcfommcnc Äopie bcr babljlonifd^en SSerfion bcr grofecn Qfn*
fd^rift \px\ä)i berebt für biefe Vermutung.
ßinc bcfonbcrc perfifd^e Schrift h)irb erft unter ©arcioö
crtüäl^nt unb auf biefe latfad&e fufet bic t)on g. .§. 35Beifebad^ ber^
trctcnc Slnfid^t, bafe 5)arcioö fie atö eine ^Screinfad^ung bcr neu*
fufifd^en Sd^rift cingcfül^rt l^at. Seit 3)arcioö I. fommt biefe
Sd^rift in jal^Ircid^cn Qnfd^riftcn bor, bcr bic meiften unb unter
biefcn iüicberum bic grofete, iuie luir gefeiten l^abcn, il^m gleidö*=
fatt§ il^rcn Urfprung berbanfen. SarcioS fagt fclbft, bafe er
^[nfd^riften „in anberer ©eife (?), nämlid^ auf arifd^, iüa§ öor*
maU nxift mar", l^at berfaffcn laffen. ^^m SScrglcid^ mit bcr neu*
bab^Ionifd^cn unb fufifd(|cn Äcilfd^rift hthentet bic altpcrfifd^
Schrift einen großen gottfd^ritt, ba fie ben lonfonanttfd^cn Cl^a*
rafter trägt unb bon :3fbeogrammcn nal^cju ganj abfielet; fie
fd^cint aber Icbiglid^ ju monumentalen 3^^*^^ bermenbet toor*
ben fein, ba im mcftlid^en Jcile bcö SRcid^S bic aramätfd^c
©prad^e unb ®d()rift nal^c allgemein jur SSermenbung !am.
2)arcto8 ift aud^ bcr Url^cbcr bcr erften, ben mirtfd^aftlid^en
SScrl^ältntffen ber 3^^* 5Rcd&nung tragenben ÜRünjlDäl^rung. @8
32 3. ». ?ra8ef, 3)oreio« L «D. XIV,4
fd^njcbtc t^nt babci ba^ ftaati^männifd^ l^oi^c 3^^^ ^^^f ^^ ^^^
neuen SKünjc einen allgemeinen, für ia^ ©efamtreid^ au^fd^lteg^
lid^ gültigen SBertmeffer einjufü^ren, bem gegenüber bie bii^
i^er int Umlauf befinblid^e äRünje einzelner Sieid^j^tcile jur ©c*
beutung einer 2ofaImünje l^erabgebrücft toerbcn folltc. 3" ^^^^
fem S^edt Hefe ®areio§ möglid^ft feine golbene SWünjen prägen
unb fc^Iofe fid^ im allgemeinen eng an ba^ I^bifd^e SRünjf^ftcm
be§ ilroifo^ an. Xer 333eitunterfd^ieb jtoifdöen ®oIb unb Sil=
ber würbe nad^ g. $. 3Beifebadb§ jüngften Grörterungen im
iBer^&ttnid üon n^U'A feftgelegt ^ad ^täft, ©olbmänsot
5U prägen, bcl^ielt \\ä) !3)areio8 al8 fein Jftegal bor; i>cn ©atra»
pen nnb ben lofalen ^errfd^ern iourbe ba§ befc^ränfte Stecht
ber ©ilberprägung überlaffcn. SBor 35areiod bcfafe 5ßerficn
feine eigenen SWünjen; biefcm llmftanbc unb bem SRamen
Sapstxö? entnimmt man mit i^ug unb SRed^t, bafe bie unter
biefem 9?amen furfierenbe SOJünje erft 25areiü§ prägen. unb in
Umlauf fe^en ließ. Qn enger Slnlel^nung an ba§ 3Äünjf^ftcm
be§ Äroifoö fül^rtc 3)areioö baö ^auptgolbftüdt im ®enjid)t eines
3)oppeItaIer8 unb neben il^m ben Silberfiglog aU SReid^Smün*
jen ein, fo bafe ein ® areif o^ 20 Silberfiglen gleid) mar; neben
bem Silberfigluö blieb bie lofale Sifbermünje beftel^en.
*
9iadf) 2)areioö' ftaatömännijdfier Qbee füllten fic^ bie 5ßerfer
üon ben öon i^nen bel^errfd^ten 5SöIIern aufeer burd^ il^rc l^err*
fd^enbe politifd^e Stellung unb burd) ben ftarf ausgeprägten na*
tionalen Sinn nod) burdf) ba§ 95elenntniö ju ber aU bie Sieligion
be§ löniglid^en §aufe§ unb bes perfifd^en 5SoIfe8 geltenben
Seigre untcrf treiben. 2)e§ 3)areio§ Sater ^ijftafpeS ift jener
SSiftafc^pa ber abeftifd^en I}ciligen Sage, unter beffen ^nii
bie Seigre aufgefommen mar; jc^t, nad^bem il^r 2)areioö ben
l^öfifd^en unb nationalen Gl^arafter berliel^en, werben lool^I ein*
jelne il^rer Sa^ungen in ein Sljftem gcbrad^t iDorben fein, beffen
©runbäügc in ben ^nfdjriften be^ Xareioö, fpejieü in bereu
ßingangöformeln, erbalten finb. 9?ad^ unb nad^ bal^nt fid^ bie
©rfenntniö ben SSeg, bafe fid^ aud) bie Seigre beö fogenannten
3arat]^ufd^tra an^ htn urfprünglid^cn cinfad^en Sa^ungen ber
9Irier gebilbet l^at unb bafe ii^re ©nttpidflung mel^rere Stufen auf*
weift. (Sine biefer ©ntwidtlungöftufen tüirb burd^ bie religioi^*
pontifd[)en SWafenal^men beg Sareio« I. djaraflerifiert, bte ficb
«D.XIV.4 i)ic ^arifc^c" «digion. 33
in üuftcrcn gornicn, infoubcrl^cit in bejug auf bie Jiöcgräbniflfart
pcrfifd^er Äönigc, üon bcn Sa^ungcn bcö Slbcfta uutcrfd^cibcn.
3)arciog felbft bcjcid^nct bic ücl^rc, toeld^c er öon {emcm
a3ater öeretbt i^at, afö ,,arifc^cd ©cfcfe". S)cr l^öd^flc ©Ott bic«:
fcö ,,®cfe^cö" l^cißt nid^t mcl^r SJaga inajba, fonbcrn Slurn*
majba, ,,bcr l^cl^re ©ott" bcr jüngeren iJinie ber 2ld^ämeniben,
burd^ bcf Jen ®nabe ®areiog bie ^errfc^aft jugcfaQen toar. Slurcu»
maäba l)ai S)areio2^ bie ^errfdjaft uerliei^en, in feinem SRamen
ühtz biefer fie axil^, ^\ki6) ^uramajbad ©nabe iDurbe ba^ £anb
üon 2)areio^ t^ermaltet, Sluramasba gen)äl)rtc bem 2)areios^
$ilfe, bamtt er bie ^errfc^oft erlangte, burd^ ^luramajbad @nabe
l^at Sareiog feine ©cgner jum SJoben geworfen — überl^auj)!
alles, \va^ !2)areiod ))o(lbrad^t l^atte, gefd^al^ burd^ Sluramajba^
®nabe. demjenigen, ber t>zn Qnl^alt ber großen 93el^iftun^:JJn^
fc^rift nidjt bem aSoIIe Verbergen, fonbern berlünben toerbe, möge
nad^ bem Sc^Iußgebet be^ Äönig« Sluroma^ba ein greunb fein;
bcn aber, ber bag ©cgcntcil tun ioirb, möge Sluramajba fd^la*
gen unb fein (äcfd)Icd|t ausrotten.
S)ieö finb Slttributc bcs „©otteö bcr Strier", bcn ®areiüö
in feinen ^nl^^^ft^^^ ^^^ ,,übrigen (Söttern" boranfteUt. 9}iit
3tcd)t fonnte S)areio8 feinen ®ott als „arifd^" bcäcid^ncn, ba bcr
Urfprung beS Sluramajbafultcö tief in bie arifd)e SSorgeit l^inab*
reid^t. Unter ber gorm Slffaramajafd) ioirb eine bcn Slff^renr
frembc ®ott]^eit bereite unter Slffurbani^^al crioäl^nt, bie toir
mit §ommeI bem Sluramajba glei^fctjeu bürfen. S)ic bon ^a^
reioö im arifd^en Seil beö grofeen SRcid^S mit allen il)m ju ®ebotc
ftel^cnbcn 9Jiad^tmitteIn gcförberte Seigre h)ar fonad^ in
il^rer ©runblagc eine ^jol^tl^ciftifd^e. ^Ifxe ^jolitifd^c öebeutung
lag in bem ®efe^e, ba§ 2)areio§ al§ Äid^tjd^nur für feine ^anb^
lungcn galt. ®ic ^Scl^iftun^'^nfd^rift bietet feinen i^nljalt: „5Rad^
bem ®efe^e, fagt ®areio8, l^errfd^te (?) id^, unb toeber . . .,
nod^ Unred^t .... einem ÜJiann, meld^er meinem
.^aufe gebleut l^at (?), bcn l^abe id^ fcl^r bel^ütct, unb luer fd^a*
bete (?), ben l^abc id^ fel^r gcfdjlagen. Unred()t ^abe id^ feinem
.... getan." 95ßenn aud^ biefe Stelle in bcjug auf ba8 rid^^^
tigc SBerftänbniS nod^ fel^r biel ju loünfdjen übrig läfet, fo tft
bod^ ber @d^Iu§ juläffig, bafe l^ier toeniger ftaatsbürgerlid^e oi^
religiöfe ober fultifd^e S8er<)flid^tungen gemeint finb. SIber
3)areio§ l^at aug bicfcn SBcrtJfliAtungen ben Ijolitifd^en SSorteil
•ßejogen, hibem er fie mit jenen gegen fein &au^ berbanb,
!Dct alte Orient. XIV,4 ^
U 3- 1$ $rÄSe!, i)amo« I. «O. XIV,4
fomtt 5u einet qQc ^etfer binbcnben dtegierung^form erl^ob
unb jebei^ ^ergel^en gegen biefelbe aU Staatdüerbreci^en, ol^
,,8ägc", betxQd^tete.
StUe aud :^i^f^^^ft^i^ ^^^ 2)Qreto0, an^ Stngaben ber (Srie^
c^en unb etnjelnen ausi ber älteren ^txt in ber StbeftaUteratur
geretteten ©a^ungen gen)onnenen religtöfen Satfad^en beftati'-
gen, bog baS bofe ^rtnjt)) ber ^cxt be^ Xaretod unb ber Don
btefem begünftigten orifd^en Se^re nod^ fremb toar. ^n bet
$au))tfQ(i^e tpor urf))rüngltd^ biefe ilef)xt ein etl^if^ burc^gebil«
beter @onnem unb 9RonbIuIt, mobei bem 3Jlonh in ber ©eftolt
bed ^albmonbd ober ber aRonbfd^eibe ha^ $QomQ«0))fer borgen
brad^t tourbe, baiS ^euer aber als 3(bbilb ber @onne bie göttlid^c,
bie gtnfterniS berfd^eud^enbe ©id^el bebeutet.
Zxoiii feinem Sifer für bie neue löniglid^e Steligion bejeugtc
'!S)areiod feinen ftaat^männifd^en SBIidE in ber ^el^anblung natio-
naler Äulte ber einjelnen SJöIfer, bie in il^rem religiöfem ümp'
finben unb allen äußeren Äultformen unbel^inbert blieben. Scn
{^nUn erteilte er feine (£intt)iÜigung jur SBieberl^erftcHung be^
in feinein 3lui(bau jurjeit bed ft^rod ind @toden geratenen !£em>
pefö Don ;3f^wfoIem, in ber Oafe (B^argel^ ftiftete er felbft ben
nod) beutjutagc erbaltenen Jempel bes; t]^ebäifcf)cn Sntou.
"änä) als SBau^err l^at X^areiouJ eine umfangreicfje lätig
feit enttüidelt unb 3öerle l^interlaffen, bie nod^ je^t in il^ren
Xrümmern bie gröftte S5eh)unberung erregen. Sereitö nad^ fei-
nem Siege über bie iranifdien ©nipörer berief er äg^t>tifc6c
?)aumeifter an feinen .§of unb beauftragte fte mit bem Sau
eine« neuen 5ßalafte§ in SßerfeJ)oIi§. 5)amit lüar eine rege ©ou*
tätig!eit, jumeift in 5ßerfe^)oIi§ unb ©ufa, ing geben gerufen
unb biefer Sauluft beS 3)areio8 berbanlen bie ^erfer il^ren alte-
ften nationalen ®til, ber stoar t)on fremben, bab^Ionifd^en, oQttP
tifd^en, gtied^ifd^en unb bieüeid^t auc^ pl^önisifd^en SRuftern ob
gängig loat, aber eö toorjüglid^ toerftanb, ben ^jl^^ftfd^n «erl^ält-
niffen ber ^)erfifd^en ftemlänber geredet ju toerben, unb ba^er
in unferen ?lugen tro^ merflid^er Cntlel^nungen, fotoeit bie auf
un« überfommenen überrefte einen ©d^Iuft julajfcn, oI« eine
felbftänbige iRunftrid^tung erfd^eint. ffi« gilt bal^er mit Siecht
3)areioö I. aK Sd^opfer ber perfifd&en Äunft.
«udb bie (»runblage ber großartigen »auten bed 3)areto^
«O. XIV,4 f)ie »auten bei Dardo^ S5
in ^crfc|)oIig ift bcx nad^ aff^rtfd^cm 9Ruftcr fci^r geräumige,
bte Umgebung überragenbe unb geebnete ^la^. ^n genüget
Entfernung. uon bem Sßeftranb liefe für fid^ ber Äöntg einen
^Qlaft erbauen, beffcn ©röfeenberl^ältniffe unb ©runbrife nod^
iefet gut ju erfennen finb. S)er $alaft toax gegen iSübcn
orientiert unb beftel^t an& einer in berfelben SRid^tung offen*
ftel^enben unb bon iWti ©äulenreil^cn getragenen ^oxffaüt, Die
Don jtoei quabratifci^en, blofe au8 ber Sßor^alle jugänglid;cn
d^iäumen mit boHen SKänben gefd^Ioffen h)irb, au« einem luei*
teren quabratifd^en i^nnenraum, beffen S5ecfe auf fed^gel^n in bier
Sleil^en georbneten Säulen rul^te unb beiberfeit^ bon mel^rereu
fleineren SRäumen umgeben n)ar. 3)er grofee quabratifd^e Kaum
toax ber n)id^tigfte 2;eil beS ^alafteS unb l^iefe nad^ einem 2:ei{
be£^ in ii^m einft aufgefteHt getoefencn Sl^roneg at)abana. ^m
^intergrunbe toax nod^ ein großer abgefd^Ioffener @aal mit SRe«
benräumen, ^lulptnxcn unb ^nfc^riften fd^müdten nod^ ietjt
bte SBänbe beS ^ala]ted; unter ben @IuI))turen finbet man öfteri^
bad im @tein gel^auene Silb beS S)areiod. Serül^mt ift ba^
55ilb beö mit bem Sötoen ringenbcn ftönigS.
(£th)a in ber äRitte ber geebneten f^Iäd^e ift ein mächtiger
5orbau, bon bem brei al8 Sorflügcl ju benfenbe 5ßfciler|)aarc
erbalten finb; er biente al^ (SingangSl^aDe ber berül^mten „$un^
bertfäulenl^alle", eine§ riefigen, bon l^unbert ©äulen getrageneu
geftfaaleS, ber an brei Seiten burd) eine maffibe, mit jloei Sür*
eingängen bcrfcl^cnen 5D?auer abgefd^Ioffen ift, fid| gegen Slorben
aber mit einer breiten SSorl^atte bon jmeimal ad^t ©äulen öffnet.
®er ganje ^an ift auö h)eifeem SKarmor au^gefül^rt unb, ein
SBunberh)erI erften 9iangc§, mit feiner breiten ^xtxixeppt unb
ber ^rad^t ber aufrec^tftel^enben ©äulen unb SBänbe nod^ l^eute
großartig; er trägt feit bem f^jäteren SRittelalter ben Kamen
Sfd^il^il SRenare (= bierjig ©äulen).
3)ie breite bon bem gluffe ^ßnlloar beloäffertc Salmulbe bon
^erfepoIi§ umral^men beiberfeitS mäd^tige SBerglel^nen, in benen
[xäf bic bon S)areio8 errid^teten fjelfengräber ber 2ld)ämeniben
befinben. S>er Slöntg errid^tete norbtoeftlid^ bon If^il^il 2)Jc*
nare für \iäf eine nad^ <)]^r^gifd^er Art in ben Reifen gel^aueuc
(Srabfammer, l^od^ über ber Crbe, bie, je^t 5Rad^fd^*i*3luftem
genannt, nod^ l^eute bag l^od^fte i^ntereffe be8 grembcn erregt.
©iS in fein ©reifenalter Hieb ®areio8 rüftig unb noc^
nad^ ber ©d^Iad^t bei SRaratl^on tooUte er in ?ßerfofi an ben gc-
planten SÜQtn gegen %tf)m unb %^pten teihte^men. Xics^ n>aT
^cranloffung, ba| er, bem bei ben Werfern l^ertömmüd^n @k»
fe^e gemä^, bie Siegelung ber Si^ronfolge Dornal^m. S)ie t)on
\i)m getroffene (Sntfd^eibung fiel jugunften be^ älteftcn ©ol^ne^
ber SCtofJQ, Xerseä, bed erften ®ol^neS, ber S)areiog ald Aönig
geboren kourbe. $alb barauf, 486 D. (£]^r., fegnete er nad^ fe(i^d>
unbbreigiglöl^riger ^errfd^aft bo^ 3^^^'^^^^-
(Sine ber größten ©eftalten in ber ©efd^id^te beä allcti
Orientier fd^ieb mit bem ®ol^ne be^ ^^ftafped and bem £eben.
jll)2t erfter unter ben (gröberem SJorberafien^ l^at ©areioö feine
'Waffen über bie 3}^eerengen nad^ bem europäifd^en SBeften ^in
übergetragen, aber feine @röge lag meit mei^r in ben 9Ber!cn
bcgi 5ri^^^"^- i^ ^^^ SBefeftigung feinet mül^eboH unb in Ijeifeen
Äämpfen loiebereroberten 9leid)e8, i>a& er an§^ einem lofen Staa^
tenüerbanb in ein feftgefügted @anje bern)anbeltc, unb in all-
feitiger ?förberung beö SBol^Iftonbej^ ber bon il^m be^crrfc^ten
SJöIfer. Seine |)errfd^aft toar eine ftramme, im (äanjen ttjar aber
SareioS n)o]^hDoIIenb, geredet, in jal^Ireid^en ^äHen aud^ groB«
mutig, ^^n aü feinem Senel^mcn ift ein grunbfätjlic^cr Unter-
fd^ieb gegen baö SBüten ber Slff^rer unb bie SRücffid^töIofigfeit ber
©ab^Ionier nid^t ju berfennen. <2cine (Erfolge loaren auc^ banacfa
bcfdjaffen; bie ^ilbung unb ®e[ittung ber 5ßerfer l^aben fid^ burd)
fein ^uinn merflic^ gel^oben, aber aöed, maö ber grofee ftönig
fd[)uf, befanb fidf) in boHem (ginHang mit ber nationalen (gigen-
ürt feineö SSoIfeö, baö er bem Slulturfreid ber gebilbeten ÜKittel*
mccrböifcr näl)er gcbrad^t l^at. Sein Slnbenlen lebt nid^t nur
in ber ®efd^id^te, fonbern, atten Stürmen ber S^xtm jum Sro^
aud; in ber fafanibifd^en unb mol^ammebanifd^en Srabition. ÄU
Xara ift ®areio8 ber einsige, ber Jrabition feinet Sßolfe« bc«
fanutc SRepräfentant ber einftigen ©rofec ber ?ld)ämeniben.
Dtutf »on ^Ttmonn ä. Oolf In Sci^ila.
Wissenschaftliche Nenigkeiten
ans dem Verlage der
J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung
in Leipzig
Nn 5 Januar 1909
Diui ViruUhnisii sitken tmbtrakmit mmä porUjrn t» Diemtm. — Amh nur Att^
MfAt Üman dii Werkt vm der Mekrtmkl der Bmkhtmdhmgem ^ergüegi werden^
Uü Bernd 21 kam soebm zum ÄttMuts:
Realencyklopädie
für protestantische Theologie und Kirche
Begründet von J. J. Herzog.
In dritter, verbesserter nnd vermehrter Auflage
unter Mitwirkung vieler Theologen u. anderer Gelehrten
herausgegeben von
Professor D. Albert Hauck.
31 Bände, gr. 8®. M. 210 — ; in Halbfranz geb. M. 253 —
So ist denn dieses Hauptwerk deutscher theologischer Forschung
— etwa 400 Gelehrte sind daran beteiligt — dieses 2^ugnis einmü-
tiger Zusammenarbeit verschiedenster Richtungen, glücklich voUendetl
— Das etwa eine halbe Bandstärke erreichende Register wird noch
gegen Ostern 1909 nachfolgen und den ganzen Reichtum des Ge-
botenen erst voU zur Geltung bringen; der Satz hat bereits begonnen.
Ein Orientierungsheft mit Probeseite des Registers und dem
genauen Inhaltsverzeichnis, geordnet nach den Herren Mitarbeitern,
wozu diese auch biographische Daten zu geben die Freundlichkeit
hatten, steht auf Wunsch kostenlos zur Verfügung.
Ober du Werk, das auf «her 17000 Seiten mehr als 4800 Artikel bietet, ftussert
sicli ein angesehener Theologe, den wir um sein Urteil baten, n. a.fo]gendermas8en:
„Was hier zustande gekommen ist, kann tatsächlich als ein getreues
Bild protestantischer wissenschaftlicher Theologie unserer Tage
gelten. Dies sn geben, ist des Werkes Zweck. Es wUl nicht so sehr ein be-
quem antwortendes Nacfaschlagebuck sein — auch nach dieser Seite wird es
durch das sorgfiUtig ausgearbeitete im Druck befindliche Register hervorragende
Dienste leisten — , es bietet vielmehr neben kurzen, registrierenden Artikeln
aber mehr nebensächliche Dinge eine Sammlung von zusammenfassenden Ab-
handlungen und Monographien. Diese Sonderart der Realencyklopädie untere
scheidet sie wesentlich von allen anderen Werken ähnlicher Art, wie dem Sammel-
werk katholischer Theologie von Wetzer und Weite, sowie dem als Nachschlage-
werk geplanten Unternehmen von M. Schiele oder den von engeren Gesichtspunkten
ans angelegten kleineren Werken von Zeller, Meusel, Zöpffel oder auch von den
nur begrenzte Gebiete umspannenden Realwörterbttchem und Encyklopädien . . .
Die Realencyklopädie ist also ein wissenschaftliches Sammelwerk, das
nicht nur fttr grosse Bibliotheken bestimmt ist, sondern sich so recht fttrdieHand-
bibliothek jedes Theologen eignet, der nicht gänzlich anf wiasenschaftliches
Axl>eiten verzichtet"
P. 3*9 I
Verlag der J. C. ffinricbs'sdien Bochhandhing in Leipzig.
Harnack, D. Dr. Adolf, Professor an der Univ. Berlin:
BeitrSge zur Einleittins In das Neue Testament, gr. 8*.
L Lukas, der Arct, der Verfasser des dritten Evangeliums und
der Apostelgeschichte. (YU, i6o S.) 1906. M.3.5o; geb. M. 4.30
Pkof. Lie. Dr. C. Giemen, Bonn, In der Theolog. Rnndsehan (1907, Nr. 4):
„Was H. aber die Anfscichnimg der evaog. Tnuttdon fiberiiaopl antfWuty
ist ymm sefaMT HanpttheM gaM «aaMitogig mid fehkeliUifai aiaileifiltfg. Mir
feiert seine bemmdeniswerte Kanst, gewiddltlldie Endiciaangea in Ihrer Eigca-
tamUdikett sa erfeaen and verwkkelte ZanmttcnhiDge mit genialem Scksrfbaik
aaftalfisen, wieder wahre THomphe. Wie xatreffend werden hier & eteadnea
Evangelien chazakterisieit, wie feia die Bedeatang, die das errte ipifcer gewann,
erkürt!"
IL Sprüche und Reden Jtsa. Die awtile Quelle des Matthäus
und Lukas. (TV, 220 S.) 1907. M. 5 — \ geb. M. 5.S0
Prof. D. R. Knopf, Wien, in der Christi. Welt (1907, Nr. 46):
„H. rekonstmiert nad aatemcht die Qnelle tob Reden und SpfttdMn
Jcsn, die im ersten nnd dritten Evangeliom Terarbeitet ist, mit einer bisher no^
nicht TerBnchtea Ganaal^dt: tfaie aanerordsntUch wertvolle Untsnnchnng, die
anmittelbare Bedentnng filr Kemfimgen der historischen Theolog^ der Pcssdnlkk-
kdt Jesa, hat"
nL Die Apostelgeschichte. (VI,225S.) 1908. M. 5 — ;geb.M.5.So
Prof. D. Dr. H. Holtsmann in der Deutschen Llteratarseitung (1908, Nr. 18):
„Ukiter allen Umständen ist durch die vorliegende Veröffentlichang dcB
schon im Urteil der alten Kirehe etwas so kars gekommeaea Bache vollste Wcstaaf
cuteil geworden . . . Dazu kommt im ganzen die richtig gegriffene FormaUcraag
und Durchführung des leitenden Gedankens, im einseinen eine Menge von aber-
raschenden, anregenden nnd belehrenden Behauptungen, die das Buch ohne Zwdlel
aa «laem Ausgaagspoakt fttr neu« FhigesleUaiq^ and UrteiUbÜduagen aaf Isage
hiaans amchsn werden."
Biagehcad hat sich a. a. aach ProC D. W. Boassat, Qötthigim, ia einam
30 Seiten um&sseadea Aufimts der Theol. Rnndschaa (1908, Heft 6) pliimiit
Die prinzipielle Bedeutung der Arbeit sieht er duin, daas H. „den skh
jagenden Versuchen, die Arbeit des Verfiusers der Apg. last filr jeden Vers asf
sdae Vorgänger aafzateOen aad iha nar ab mShsam arbefteadea Redaktor sa
verstehea, ein energisches Halt sagerafen, aad dam er In so efadriagUoher Weiss
den schrihstelleriBchen Charakter des Lukas in heUes Licht sa setsen vessucht hat'*
Dia drei Teile erschienen auch in einem Bande als:
Ufiterauchitiig:en zu den Schriften des Lukas.
M. 13*30; in Leinen geb. M. 15 —
Hamackt D. Dr. Adolf, Professor an der Unitr. BerUn:
Dan Weaeo des Chriateotums« Secheehn Vorlasnsgen, vor
Studierenden aUar Fakultttten im Wintersemester 1S99/1900 an
der Untversitftt Berlfai gehalten. 56.— 60. Tausend. Durch An-
merkungen vermehrt. Mit neuem Vorwort (XU. 189 S.)
gr. 8^ X908. IL a— ^; kart. ML 2.50; in Leinen geb^ hL 3 — ;
m Liebhaberband M. 5 — ;
Anmerkungen allein (XVI S.) M. — xo
— Irenlua* Schrift zum Erweise der apostoliscben Verkttndiginig
s. S. 21 nnd 23.
/■
WtnenschftftUche Neuigkeiten.
Die religiSse Erfahniog: in ilirer Mannigfaltigkeit« Mate-
rialien und Stadien m einer Psychologie und Pathologie des reli-
giösen Lebens. Von Pirofl Dr. William James. Ins Deutsche über-
tragen Ton Prof. D. Dr. Georg Wobbermin. (XXI, 479 S.) 8^
1907. Bit 6 — ; in Leinen geb. M. 7 —
Prof. Dr. R. GrfltiinacharyRoslocky in der Theologie d. Gegenwart (1908,9)
„Dm ist ein Werk, ftr das unser Weit intiiiisMt, vm seiner AbgesehUAn»
heit nnd hEnfigcn Verwendong wittsBy kaoni bim eicht» jedcTi der nv etwas Sinn
ftr Eigenartiges, Seltenes, ins Pathologische Streifendes hat, wird ynm Anfimg bis
ta Ende durch die Menge des ans lebendigen nnd geschichtlichen Beobachtungen
gesammelten Stoffes gespannt werden . . . Das Bndi stelil aber auch nach swei
Seiten Probleme: einmal regt es an sa einer Abgrensnng und Sicherstellung der
gesund religidsen Phlnomene gegenftber den pathologischen, dann aber auch sa
einer Feststellung des Verhältnisses von Religionspsychologfe su ReHgkmsmela-
physih und Dogmatflt. In dieser swelten Richtung laufen auch die Äusserungen
und Forderungen, die Wobbermin einleitend darbietift.**
Prof. D. Wilh. Schmidt, Breslau, urteilt auf S. 314 seines Buches ,J)ie ver-
schiedenen T]rpen religiöser Erfahrung und die Psychologie", in dem er sich
eingehend mit James auseinandersetzt, über diesen:
„Der von dem Terdienstvollen Forscher auf dem Gebiete der Psychologie,
William James, eingeschlagene Weg hat den Wert einer erstmaligen Rekognos-
sierung im grossen eines so gut wie noch unbeschrittenen Versuchsfeldes und irit
als solcher yon nicht su nnteischätsender pidagogischer Bedeutung. Dadurch,
dass er Ton den verschiedensten Daten aus den Zugang su dem Phinomen nicht
nur erwigt, sondern wirklich betritt. Schritt f&r Schritt verfolgt, tatsichlich er-
probt, wird sdn Unternehmen, snmid in dem Stadium von heute, wertvoll und
ItfHieidi.
Zeitschrift fftr Religlonspsyehologte (Band 11, Heft 6):
„Wir wissen dem Obersetser Dank, dass er bei der Obcisetsnng, dem QdÜbb
des Verfassers folgend, in Form und Inhalt in jeder Weise VoUendetes geboten
nad sweifellos damit der Religionspsychologie in Deutschland einen grossen Dienst
erwiesen hat."
Eingehende Besprechungen bmchlen femer u. a.: Pkof. D. S. Eck, Giessen,
im der TheoL Literatnrseitung (1907, Nr. 84); Piiv.-Doa. lic Dr. M. Scheibe,
Leipzig, in der Theot Rundschau (1908, Heft a); Dozent Lic. Th. Stein-
aana, Gaadenf^, in Religion andGeisteskultur (I. Band, Heft4).
Kleitiert, Professor D. Dr. Paul, Berlin:
Musik lind Religion, Gottesdienst und Volksfeier. Rück-
schau mid Ausblick. (VII, 106 S.) 8®. 1908. M. 1.60; geb. M.S.SO
Prof D. Otto Baum garten, Kid, in der Evang. Freiheit (1908, Heft 10):
„In entzfickender, selbst musikalischer Sprache und mit sdtner mudkslischer
FeinlUiligkeit vermag K. Musik und Religion, Gottesdienst und Volksfeier in ihrsr
notwendigen Verbundenheit darzutun. Eine Ffllle neuer Gesichtspunkte wird la
anmutigster Weise mit der Charakteristik der Ohrendcn Musiker verbunden —
eine wundervolle Einfahrung in die Geschichte der Kirchenmusik.*'
Theologisches Literatnrblatt (1908, Nr. 38):
„Die fOr jeden Gebildeten klar und anschanHch gnehiiebcne Schrift aa
lesen, muss sonderlich einem Theologen eine Erquickung und Freude sein, zumal
sie auch in hervorragender WeiM dazu helfen kann, dass der weitverbreiteten glnz-
Bcben Unkenntnis in der „altera theologia** weniger wflrde, wenn man sieh Kl.*s
Schrift namentlich in ihrem hochinteressanten historischen Teil sum Studium
dienen liesse. Dann würden auch seine vielen praktischen Anregungen lücht ver-
geblich gesciuieben sein.^
Verlag der J. C. Hinrichs'scheii Buchhandlung in Leipzig.
Kleinert, Professor D. Dr. Paul, Berlin: Homiletik. (VI, 240 S.)
gr. 8®. 1907. M. 3 — ; in Leinen geb. M. 3.80
Prof. D. Julius Smend, StraMborg, in der Dentschen Lit»Zeit«Bg(i9o8| Nr. 10):
„Was dies Buch so lesenswert macht, ist neben der aassefgewöhnlidien
Weite des Gesichtskreises die seltene fachliche nnd allgemeine Belesenheit, Über
die der Verf. verfUgt, der feine Geschmack, kraft dessen er die Ergebnisse seines
eindringenden Nachdenkens nnd Beobachtens in gewihltester Fcmn dambicteB
weiss, nnd die flberans geistreiche Diktion . • • Dasn kommt ein auf so engem
Sanm nnr selten anzatrdfender Reichtum lehrreicher Beispiele."
In welch glftcklicher Weise es dem Verf. gelangen ist, Theorie und Praxis
sn iSrdcm, erhellt ans den folgenden xwei Urteilen. In einem 20 Seiten nrnfirnrn
den Anftatx der Theolog. Rnndschan sagt
Prof. D. Heinrich Bassermann, Heidelberg (1908, Heft 3 n. 4):
„Man merkt es diesem geistTollen Bndie an, dass es ans einer grflndUchen
Beschlftignng mit den eigentlichen Problemen der Homiletik erwachsen ist; es
begnflgt sich nicht mit ehiem geistreichen Reden nm diese Probleme hemm nnd
verliert sich anch nicht in nnfmchtbare nnd kleinliche Erörterungen von nntcige-
ordneten Nebenpunkten, Über die die Theorie wenig sagen kann. Mit einem
Worte, diese Homiletik ist wirklich als Theorie d. h. systematisch gedacht** Und
Prot Lic. Fr. Niebergall schreibt in der Evang. Freiheit (1908, Heft 3):
„Mir will als umfassendes Kennaeichen dieser Homiletik das erscheinen:
sie ist wirklich ein gans praktisch es Buch. Denn sein Schwergewicht bcreht aaf
der StoiF- und vor allem auf der Formenlehre. Und darin steht so (Ibemns Tiei
Gutes und BewShrtcs, dass man auch als ilterer Prediger immer wieder auf neue
nnd wichtige Bemerkungen siossen wird.*'
Leipoldtf Lic. Dr. Jobannes, Priv.-Dos. an der Univ. Halle:
Geschichte des neutestamentlichen Kanons, gr.8^ 1907/0S.
L Die Entstehung. (Vm, a88 S.) M. 3.60; geb. M. 4.50
n. MittelalterundNeuzeit (IVyiSiS.) M. 3.40; geb. M. 3.30
Literarisches Zentralblatt (1908, Nr. 31):
„Diese Kanonsgeschichte hat unstreitig ihre besondere Bedeutung • . . Die
dnsdnen Gruppen neutestamentl. Bücher werden von vornherein getrennt behandelt,
und zwar in der Reihenfolge, wie sie beilige Schrillen geworden sind: Apokalypsen,
ETangrlien, Apostelbriefe und Apostelgeschichten. Diese Methode erscheint sehr
glttcklich. Sie trigt wesentlich zu der Khtfheit und Übersichtlichkeit bri« die
einem in dem gansen Werke in wohltuender Weise entgegentreten. Durch sie
werden die Motive der Kanonisierung in ein besonders helles Liebt gestellt. Sie
hat es ermöglicht, dass das Werk nicht nur den Theologen von Facb, sondern allen
denen sur ibrderlicben Lektüre empfohlen werden kann, die mit historischem In*
teresse an das N.T. herantreten . . . Der kleingedmckte Text enthält eine so
grosse Anzahl geschickt ausgewählter QucUenstellen und weist auf die vorhandenen
Probleme mit solcher Offenheit und Gründlichkeit hin, dass auch der eingeweihte
Theologe bei dem Studium auf seine Rechnung kommt . . . Die Geschichte des
Kanons in Mittelalter und Neuzeit ist in einer Ausführlichkeit dargestellt, die ihres-
gleichen noch nicht gehabt hat. — Zu der wissenschaftlichen Gründlich-
keit, Unbefangenheit und Vorsicht kommt ein feines Verständnis für die
Lebensinteressen der Kirche und des einzelnen Frommen an der Bibel und ihrer
Geschichte und für ihre modernen Nöte, so dass die Lckttlrc des Bndies für
uns von Anfang bis zu Ende ein ungetrübter Genuss war.'*
Soeben enekien:
Gregory, D. Dr. Caspar Ren^, Professor an der Univ. Leipsig:
EinleituoK ia das Neue Testament. (VI, 804 S.) gr. 8*.
1909. IL 10 — ; in Leinen geb. li. ii.so
Wissenschaftliche Neuigkeiten.
Heisenbergt Dr. Aagost, Honorarprofessor an der Univ. Würzburg:
Qrabeskirche und Apostelkirche. Zwei Basiliken Konstan-
tins. Untersuchungen zur Kunst und Literatur des ausgehenden
Altertums. 2 Bände. Lex.«8®. 1908. M. 40 — ; geb. M« 45 —
L: Die Grabesidrche in Jerusalem.
EL: Die Apostelkirche in KonstantinopeL
(Vm, 234 S., 14 Taf. u. 14 Fig.; VIII, 284 S., 10 Tat u. 3 Fig.)
Dr. H. Bergner in der Theolog. Literaturseitang (1909, Nr. i):
«,£§ gehört der ganie Mat, Spftrrion und kritiiche Scharfblick eines sogleich
Bflchtemen mid einbildongsrelchen Gelehrten dato, nm eine Anfgabe sa Utoen, an
der alle Vofglnaer gescheitert sud. H. erörtert sunlchst die schriftlichen QnellcB.
In einer mcisterhaiten Exegese bringt er den Bericht des Kosebins in Oidnnng,
der im sllgemeinen Aber die Lage nnd Bedentnng der koostantinischen Banten
orientiert ... (In Band II} gibt H. anf S. 17a — 268 eine nngemem sorgfältige
Ikonographie der Bilder . . . Hier bringt fsst jede Seite neae BriLenntnisse. Und
Tor allem gewinnt Bysans seinen historischen Ehrenplatz surflck. HaUe man es
bisher in dem Streit ,,Orient oder Rom*' noch in weitem Bogen nmgangen, so
erweist es sich nun fOr die justinianische Zeit als Mittdponkt der spätgiiediischen
Knltnr nnd als Qnellort nnsAhliger Konstvorstellangen , die dss ganze Abendland
anf Jahrhunderte hinaas befrachteten . . . Beide Binde sind in einer wirkli^
meisterhaften Prosa geschrieben, breit, behaglich, ruhig n. Yomehm aach irrenden
Vor- n. Mitarbeitern gegenftber. Anf gleicher Höhe stehen Drock n. Aasstattnng."
Kleinerty Professor D. Dr. Paul, Berlin:
Zur christlichen Kultus- und Kulturgeschichte. Neue,
wohlfeile Ausgabe. (Ol, 330 S.) 8^. M, 2.50; geb. M. 3.50
Inhalt: Ober die Anfinge der christL Beredssmkeit. — Das erste Werden
des deutschen Kirchenliedes. — Schweifende Kleriker im Mittelalter. — Luther
im Verhältnis sur Wissenschaft und ihrer Lehre. — Vom Anteil der UniTersitit
aa der Vorbildung ftUs öffentliche Leben. — Besiehungen Friedrichs des Grofc:£en
sur Stiftung der Universität Berlin. — GrundsKtse evangelischer Kirchenve.&ssung.
Ninck, Johannes: Jesus als Charalcter. Eine Untersuchung.
(Vm, 376 S.) 8®. 1906. ^M. 3.50; geb. M. 4.50
y^Ninck wiU durch sorgfUtige psychologische Analyse sn einer schirferen
Erftssung der PersönUchkcit Jesu beitragen. Dass er damit ein Thema trifft, das
durch die hochgespannten theologischen Debatten der Gegenwart in den Brennpunkt
des allgemeinen Interesses gerltekt ist, leuchtet sofort ein . . . Unbefiingen wird
er den Forschem von rechts und von links gerecht Um so dankbarer wird msa
die wertvoUe Gabe begrfissen, die Frucht einer gründlichen Gedankenarbeit, be-
wundernswerter Belesenheit, liebevoller Versenkung in den Gegenstand. Viele
Goldkömer finden sich in den einsrlnen Kapiteln, aber dss Wichtigste ist die
klärende Gesamtanschauung von der Person Jesu.'* Ludwig Schneller, Köln.
Becker» Lic Dr. Hans: Augustin. Studien zu seiner geistigen
Entwicklung. (IV, 156 S.) gr. 8®. 1908. M. 3 — ; geb. M 4—
„B.V Studie ist auch insofern wertvoll, als er nachweist, wie die „Be-
kehrung** Augustins keineswegs einen absoluten Bruch mit der Vergangenheit be-
deutet nnd nicht so plötslich vor sich ging, wie man gewöhnlich annimmt. Ge-
rade in der Entwicklung des inneren Lebens dieses „Titanen in der Geisteswelt**
liegt der Nerv dieser ftberaus fleissigen nnd durch sorgfUtige Quellensitate be-
reicherten Schrift, die einen Fortschritt in der Erfassung dieser epochemachenden
Penönlichkeit gegenaber den Vorsrbeitenmsrkiert." Reformation (1908, Nr. 10).
Verlag der }. C. Hioriclis'scheii BochhamMnng in
Havekoss» August: QawiMensfiriede. Em Wort mr kircklkh-
religii^sen Not der Gegenwart (m, xfoS.) 8^ 1997. M-a — *, geb.3 —
Du Boch iteht ftbor dem GtgeiUHiU der thfolc^giiirhta RiehtangcA: Die
«pilgern. ET.-lnth. Kirchenseitmig*' hat es in zwei 7 Spalten nmfiuwpdes
Aftikda eiogebend gewiirdigt, und Prof. Fr. Niebergall-Heidclbcrg hat et ■
einer llngercn Betprechong wiim empfoUcn. Er rihmt tn den i^ehr eindmckn-
vollen Bache*' unter anderem die „mit feinem nnd gerechtem Venttadalf^
gegebene psychologische Analyse der Rechtfertigmigslehre.
Hubert» Gerhard: Chrirtentum ynd Wissenschafti Sechs
Vortrage. (IH, 176 &) gr. 8^. 1908. M. 2—; geb. M. 3 —
Ans der Einfflhrnng „Wir behaupten: Christantam nnd Winenschaft
sind nicht widerdnander, sondern fiirelnanderl Den Benpcis Ar diese
in erbringen, wollen die folgenden sechs Vortrige vemehen. Es sott
ontefsacht werden, ob die modene Kosmologie, äologie nnd Fsfohologie mit
AiisÜicheB Gotteeglanben vereinbar sind; sodann sollen die widitigstcB Ai
der Christenheit aber Person, Werk nnd AnferstehuQg Jesn Chrisd in Kfirse
hhi gepttit werden, ob sie sidi winenscfcalllioh halten lassen.'*
Die JBinleiiung steht ais aehieeütger ProepM kogtenloe xu Diensiem.
„Die Lektüre dieses Boches ist unbedingt su empfehlen. Der
Aufbau bt einfach und klar, die Bewelsl^rang von wohltuendem Fortachritt, die
Art der Daistellung frisch nnd lebensvoll . . . Das Buch ist so voll von trdSen-
den Bemerkungen, kritisiert die materialistischen Behauptungen so auJ«eaeichne^
stellt die Unabhängigkeit unsrer geistigen Persönlichkeit auf to feste Fttsse und
ist In der christlichen Schlussverkflndigung so originell, dass die Lcktfiie eben so
fördernd als kurzweilig ist.** Evanf.*prota&tant« Kirch#pbUtt(i9p8, Nr.a4).
Ihmels, D. Ludwig, Professor an der Univ. Leipzig: Eios ist aot.
Predigten, gehalten in der Universitätakirche su Leipzig. Zweite
Auflage. (Vn, «39 S.) gr. 8*. 1907.
M. S.20; in Leinen geb. M. 3.10; mit Goldschnitt lil 3.60
Evangelische Kirchenseitnng (1907, Nr. 29):
„Tiefe Gedankenarbeit und enge Verkntlpfong des Textes mit dem pcrste-
liehen christlichen Leben xeichnen diese Predigten aus. Der Verf. ilihrt die Ge-
meinde in das Verständnis des göttlichen Worts hinein und baut die Predigt steito
auf eine genaue Erkllrung des Textes auf. Fein versteht er es auf die Bedenken
und Einwinde des MenidiAheRens einxngehen ... Er verteidigt dabei nicht
bloss die christliche Wahrheit, sondern er aeigt auch den Suchenden die Wege,
am sur Gemeinschaft mit Gott durch Christtts an gelangen."
Hannoversche Pastoral*Korrespondens (1907, Nr. 10):
„Was uns diese Predigten wert macht, ist die glflckllche Synthese swiachcn
Ventandesschirfe und HenenswSrme, zwischen „WlssenschalUlchkeit" und vollem
Verständnis fDr die Aufgaben der Zeit und die Notlage des modernen Menschen . . .
Wir begrüssen sie als ein Master, das uns die Richtung fllr eine gesunde Fort-
entwicklung der Fredigt zeigen kann.**
Schumann, Dr. Alexis, Pfarrer in Leipzig: Alexander Vinet.
Sein Leben, seine Gedankenwelt, seine Bedeutung. (VI, 21$ S.
mit I Abb.) 8*. 1907. M. 2 — ; in Leinen geb, M. 3 —
Die Studierstube (1908, Heft 4):
. . . . „Ein äusserst anregendes Buch . • Eine gute Analyse der Schriften VA
ist an den betreffenden Stellen seines Lebensganges eingewoben ; alsEInffihrnng
in V.*s Eigenart ist surselt kein besseres Buch anzugeben.*'
«Das lichtvoll geschriebene Buch ist sehr geeignet, auf diese wichtige
Fnge der Zukunft der evangelischen Kirche (FVeihelt der Kirche vom Staat) vor-
zubereiten.* Pastoralblltter (1908, Januar).
Wissenschaftliche NenigkeiteiL
MSIler» Professor Dr. Ernst tob, Berlin:
Dio ElendenbrüderKhafteo» Ein Beitrag zur Geschichte der
Fremdenfttrsorge im Mittelalter. (IV» 176 S.) gr, 8^ 1906.
IL 3.50} in Leinen geb. M. 4.50
„ven MöUtr hat eioe Meng« lokalgcschichtlicher Notizen ans der Zer-
ilrcQ«Bg fldasig »ntiininengelesen und omsichtig venurbeitet nnd ein ergebnisrdchei,
kkures vad iQteresnntcf Bnch geschrieben, über die Verbreitung der Elenden-
hrtdeiBchaften, ihre Zweck« und Ziele nnd ihren Ursprang hat er eist rechtes
licht Teibreitet/' Theologischer Jahresbericht (1906).
Preitsf, lic. Dr. Hans: Die VorateIluiig;eQ Yom Antiehrlst
im späteren Mittelalter, bei Luther und in der konfessionellen Pole«
nik. Ein Beitrag zur Theologie Luthers nnd sur Geschichte der
chrisIL Frömsiigkeit. (X, 995 & m. 5 Tafelbildem.) gr. 8^. 1906.
M. 8—; in leinen geb. M. 9 ^
Ftof.D. F. Kropatscheck» BresUo, im Theolog. Lit-Berickt (i907,Nr. 8):
fjütm Vefdieait ^on P. ist es, durch die wscMiingenen Wegs der sehr
baaten, iurbsnrsickeii litemtnr mit EinnThlnw der Maesten Z^ nnd der Seklea
skkws lUchtliDien gesogen «n haben ... In den Anmerkaogea» den BütteUaagen
ans Handscbiiften steckt eine Fttlle oensn Hateriala. Besonders die tum ersten
Ma^ umwerteten Handschii>t«A ans WicDi MSadien, JesH^ Gotha aeigsn, dass 4sr
Verf. mit einem ungewöhniioben Mass von Grfiadlichkeit an die Arbeit gegangen
ist» ebenso die Benntznng aahlreicher seltener Wiegcodmcke. Dabei ist der Stil
des Baches stets lebendig» mit vielen geschicht^kilosophischen Betrachtungen
darchsetst Das wertvolle Bach wird sich ohne Fmge in der fleissigen Benutzung
eist in seinem gansen Werte erKhliessen.*'
Wauer, Lic. Dr. Edmund:
EntgtebuDg nod Ausbreituag dos Klarisseocrdeos, be-
sonders in den deutschen Minoritenprovinzen. (IV, 179 S.) gr. 8^.
1906. M. 4.80; in Leinen geb. M. 5.80
Stadtarchivar Dr. K. von Kaaffnngen in der Zeitschrift ffir Kirchen-
geschichte (XXVm, i):
„Diese überans verdienstliche Schrift, die speäell im «weiten Teile
«SB« wettvoUe Sammlong des Materials anpreist, verschafit ans einen dankenswerten
Sinbtick in die Geschichte der Entstehung und Ausbreitung des Klarissenordens,
besonders in Hinsicht auf die deutschen Minoritenprovinsen. Durch die Unter-
SBchung, die wir mit lebhaftem Dank begrtlssen d&rfen, werden die Darstelinngco
von Ed. Lempp und von L. Lemmens fiber das gleiche Thema fiberholt'*
Wilhelm, Dr. Friedrich, Ptiv.-Doz. an der Univ. München:
Deutsche Legenden und Legendare. Texte und Unter-
suchungen zu ihrer Geschichte im Mittelalter. (XYl, 234 u. 57 S.)
gr. 8®. 1907. M. 8 — ; in Leinen geb. M. 9 —
P]roi:D.E.v.Dobschüts,Strsasbufg,in der Theolog. Lit.-Zeitung (1908, Nr. 18):
„Die Arbeit ist mit grossem Fleiss und gutem kritischen Urteil gemacht
Die Beschreibung der einzelnen Handschriften und die Untersuchung ihrer Ge-
schichte aeigt eine ungewöhnliche Sorgialt.'*
Literarisches Zentralblatt (1908, Nr. 14}:
„Ein Buch von erstaunlichem Fleiss und emsigster Gelehrsamkeit . . . eine
sehr beachtenswerte Leistung, wohl geeignet, auf dem behandelten Gebiete
eine fUuende Rolle zu tbernehmen und vorbildlich zu wirken."
Verlag der J. C Hinrichs'schen Bucfahandlung in Leipzig.
Dalman, Professor D. Dr. Gustaf, Vorsteher des Deutschen evangel
Instituts für Altertumswissenschaft des Heil. Landes in Jerusalem:
Petra und seine FelsheiligtOmer. (vm, 364 S.) Lex.«S*
Mit 347 Ansichten, Plänen, Grundrissen, Panoramen. 1908«
M. 28—; in Leinen geb. M. 30 —
Das nabatiische Petra im Sflden Pallstinas, die heilige Stadt und Metiopok
eines den Edomitem yerwandten Volkes, ist seit einigen Jahren in erhöhtem lüow
beachtet worden. Die auf Tiermaligem Aufenthalt in der Felsenstadt beruhende
Arbeit Dalmans widmet ihren meist eist neuerdings, zum Teil vom Autor sdbct
entdeckten gottesdienstlichen AltertSmem eine umfassende, vielleicht erschöpfende Be-
handlung. Es werden darin u. a. beschrieben gegen 60 sakrale Gruppen (HeUigtfimer),
180 Pfeileridole, 29 AIULre, 68 Opfermahlstfttten, 144 Lustrationsbecken und mehrere
hundert heilige Nischen. Der reiche Stoff wird anschaulich gemacht durch 75 Pline,
38 Durchschnitte, 154 Originalphotographien und 131 geseichnete Ansichten.
Auch ist die Geschichte der einxigartigen Stadt an der Grenze zweier Wflsten,
ihre Lage und ihre Religion durch eine Reihe von Abhandlungen beleuchtet.
Bd der Situation Petras in einem Grenzgebiet orientalischer und okziden>
taler Kultur und in unmittelbarer Nähe des Bodens der Geschichte Isneis ist zu
erwarten, dass die klassischen Archiologen ebenso wie die Orientalisten und Theo-
logen sich mit seinen in den Fels gegrabenen Altertflmem werden befassen mtasen.
Aber auch sonst werden sie jeden, der filr eine originelle Natur und Knnst
Sinn hat, mit Staunen erfüllen. Die Ausstattung des Werks wird als eine dcsi
Inhilt entsprechende reiche und gediegene bezeichnet werden dflrfen.
Prof. Dr. Hugo Gressmann, Berlin, würdigt in einer 3 Spalten um-
fassenden Besprechung der Deutschen Literaturzeitung (1908, Nr. 44) den
hohen wissenschaftlichen Wert des Werks besonders f&r AltertumswissenBcfaail,
Geographie und Religionsgeschichte und schildert nach eigener Anschauung ein-
drucksvoll die einzigartigen Naturschönheiten Petras und seiner Umgebung. Er sift:
„Man glaubt sich vcisetzt in ein verwunschene^ Tal voll feenhailer Pracht und
mirchenfaafter Schönheit" Sein Urteil über die Arbeit fasst er in folgende Sitae
zusammen: „Das Buch zeichnet sich aus durch eine scharfe Beobachtungsgabe und
eine nflchteme Darstellung der Fundgegenstfinde. Eine Ffllle von Abbüduagcn,
die fast simtlich zum erstenmal reproduziert sind, sind dem Verstfindnis des Be-
schriebenen sehr förderlich und liefern ein vortreffliches Anschauungsmaterial. . .
Das Werk ist deshalb fttr uns so wertvoll, weil es uns zum ersten-
mal ein lebendiges Bild von altsemitischen Heiligtümern Ter-
mittel t . . . Bei der grossen Ähnlichkeit, die man zwischen allen scmttiadicB
Volksreligionen konstatieren kann, dürfen wir von hier aus interessante Rflck-
schlösse auch auf die altisraeUtische Religion ziehen.*'
BeitrSg^e zur Wissenschaft vom Alten Testament. B*
Herausgegeben von Rudolf KitteL
Das neue Unternehmen ist gedacht als eine in selbständigen, zwanglosen
Heften erKheinende Sammlung grösserer und kleinerer Monographien zur alt-
testamentlichen Wissenschaft, den letzteren Begriff im weitesten Sione ge&ssi.
Was also irgend Aber die Litemtur, Geschichte, Geogmphie, Archiologie, Kultur,
Religion und Moral des Volkes Israel oder des vorchristlichen Judentums in
wissenschaftlicher Form Aufschlnss zu geben bestimmt ist, soll hier eine Stätte finden.
Bisher erschienen:
Kittel, D. Dr. Rudolf, Professor an der Univ. Leipzig:
Studien zur hebräischen ArchSolosfie und Religions-
beschichte. Vier Abhandlungen über: Der heilige Fels auf dem
Moria, seine Geschichte und seine Altäre; Der primitive Felsaltar
und seine Gottheit; Der Schlangenstein im Ridrontal bei Jerusalem;
8
Wissenschaftliche Keuigkeiten.
Die Kesselwagen des salomonischen Tempels. (XD, 34a S. mit
44 Abbildungen«) 1908. M. 6.50; geb. M. 7.50
Prof. D. J.W. Roth stein, Halle, in der DeatscheiiLit.-Zeitaii£(i9o8, Nr. 35):
,,Die drei ersten Abhandlungen haben das nicht geringe Verdienst, einen
s^r wichtigen Teil des durch die Ausgrabungen ans Licht geförderten Materials
in der Hauptsache zum ersten Blale in omfassender Weise unter religionsgeschicht-
Uchen Gesichtspunkten betrachtet und snr Aufhellung biblischer Erinnerungen
religiös-archiologischen Inhalts verwertet zu haben. . . Ein Studienaufenthalt im
hciägen Lande selbst hat des Verfassers Auge geschärft flir die Dinge und ihre
Beurteilung, auf die es ihm hier ankommt. . . Sehr interessant ist die letzte Ab-
handlung.**
Herrmanil, Lic. theol. Johannes, Priv.-Doz. in Wien:
Ezechielstudien« (IV, 148 S.) 1908. M. 4 — ^ geb. M. 5 —
Theologie der Gegenwart (i9o3, Heft 2):
„Eine eindringende und gründliche Untersuchung. . . ein dankenswerter
Beitrag zur Ezechielforschung; namentlich wird sich die wissenschaftliche Literar-
kiitik mit seinen Aufstellungen auseinanderzusetzen haben."
Prof. Dr. H. Gressmann, Berlin, in der Evangel. Freiheit (1908, Heft 11):
„Das Buch ist mit dem schweren Rüstzeug der Wissenschaft geschrieben
und will nicht gelesen, sondern studiert sein. Die mühselige Kleinarbeit, die uns
hier von dem Wiener Privatdozenten geboten wird, lässt den Fleiss und das Urteil
des Forschers in dem gflnstigaten Lichte erscheinen.**
Rothstein, D. Dr. J. W., Professor an der Univ. Halle:
Juden und Samaritanen Die grundlegende Scheidung von
Judentum und Heidentum. Eine kritische Studie zum Buche Haggai
und zur jüdischen Geschichte im ersten nachexil. Jahrhundert.
(11, 82 S.) 1908. M. 2—; geb. M. 3—
Die ftlr die alttestamentl. Exegese und Literarkritik wie für das geschieht*
liehe Verständnis des Judentums gleich bedeutsame Studie behandelt: L Die Zurück-
weisung des VIKil DV vom Tempelbau (Haggai 2, 10 — 14 und Esra 4, l — 5);
n. Serubbabeis Ermutigung durch ein Verheissungswort (Haggai 2, 20 — 23);
m. Jahwes Verheissung an die Gemeinde bei der Grundsteixilegung zum Tempel«
bau (Haggai 2, 15 — 19).
Lohr» D. Dr. Max, Professor an der Univ. Breslau:
Die Stellung^ des Weibes zu Jahwe-Relig^ion und -Kult.
(IV, 54 S.) 1908. M. 1.80; geb. M. 2.60
Prof. Dr. Fritz Wilke, Königsberg, im Theolog. Literaturblatt (1908, Nr. 49):
9,Schon die Darbietung und Verarbeitung eines so reichen Materials ver-
dient die lebhafteste Anerkennung. . . . L.'s. Arbeit ist durchaus geeignet» einer
zutreffenden Beantwortung der Frage nach dem persönlichen Leben im alten Israel
den Weg xu ebnen."
BiUia Hebraica. Adjuvantibus professoribus G. Beer, F. Buhl,
G. Dalman, S. R, Driver, M. Löhr, W. Nowack, J. W. Roth-
stein, V. Ryssel edidit R, Kittel, professor Lipsiensis. gr.8*. 1906.
In Halbleder geb. M. 10 — ,in 2 Leinenbdn. M. 10.40, geh. M. 8 —
Äuok in 15 Einxelheften xum iVeüe von M, 1-^ bis M. L30,
Die ausserordentlichen Vonige dieser neuen Biblia Hebraica haben ihr
sofort ungewöhnliche Verbreitung im In- und Auslande verschaflft. Der Text
ruht auf dem eigens Ittr dieses Bibelwerk mit peinlichster Genauigkeit verglichenen
maflsoretischen Mustercodex, der editio Bombergiana (1524/25). Die Anmer-
kungen geben in sorgHUtigster Auswahl die bedeutendsten abweichenden Ircs-
arten sowie die beachtenswertesten VerbessenmgsTorschllige der namhaftesten
niodemen Textkritiker; sie bieten in gedrängter Kürze einen sprachlichen
Kommentar von ausserordentlicher Reichhaltigkeit.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipxig.
Procksch, Dr. Otto, Professor an der Univ. Greifswald:
Das nordhebraische Sagenbuch: die Elohimquelle. Über-
setzt und untersucht (VI, 394 S.) 8**. 1906. M. 12 — ',geb. M. 13 —
Prof. D. W. Nowack, Strassburg, in der Theolog. Lit-Zeitnng (1907, Nr. 19):
,,In jedem Falle verdient das Bach von allen, die sich mit den Problemen
der ältesten Geschichte Israels beschäftigen, ernst gewürdigt sn werden: es teigt
so viel solide Arbeit, so viel Scharfsinn nnd Besonnenheit, gibt auch da, wo es
stun Widersprach reizt, so viel Anregung, dass dem Vcafaaser der aufrichtige
Dank seiner Leser sicher ist."
Theologie der Gegenwart (1907, Heft i):
„Schon die Übersetzung und Zusammenstellung der Quelle zeigt, dass der
Verf. die literarkritische Methode mit grosser Sicherheit huidhabt. Auch sonst
zeigt er sich überall als vorurteilsfreier und selbstfindiger Vertreter der wisMn-
schaftl. Betrachtungsweise des A. T. . . . Jedenfalls ist das Studium des
Werkes nachdrücklich zu empfehlen.**
Haupt, Dr. Paul, Professor an der Johns*Hopkins-Univ. in Baltimore:
Biblische Liebeslieden Das sogenannte Hohelied Salomos,
unter steter Berücksichtigung der Übersetzungen Goethes und Her-
ders im Versmasse der Urschrift verdeutscht und. erklärt.
(LVI, 135 S.) 8®. 1907. kart. M. 4.50; geb. M. 5.50
Theologischer Jahresbericht (1907):
„Die Anmerkungen enthalten &st eine die Jahrtausende überschauende En-
cyklopädie des Wissens, eine Fülle von Parallelen aus dem alten und heotiigen
Orient, aus deutschem und anderem Volksleben, einen staunenswerten Reichtom
archäologischen, geographischen, ethnographischen, botanischen, folkloristischen
usw. Materials. Sie durchzulesen ist ein grosser Genuss. So bedeutet dieser neue
Kommentar einen mächtigen Schritt vorwärts."
Haupt, Dr. Paul, Professor an der Johns-Hopkins-Univ. in Baltimore:
Purim. (Beiträge zur Assyriol. VI, 2.) (IV, 53 S.) Lex.-8®. 1906.
kart. M. 4 —
Lic. Dr. P. Volz in der Theolog. Literaturzeitung (1908, Nr. 2):
„Die kleine Schrift ist eine ganze Fundgrube von kult-, religions- und
sprachgeschichtlichem Material ; zugleich ein ausgezeichnetes Master ftir einen, der
sich in religionsgeschichtliche Untersuchung lernend vertiefen wiU.*'
Literarisches Zentralblatt (1908, Nr. Il):
„In gedrängter Darstellung und auf umfängliches wissenschaftliches Biaterial
gestützt, unternimmt H. eine neue Untersuchung der vielbehandelten Purlmfra^e,
in der er die richtigen Momente der bisher aufgestellten divergierenden An-
schauungen zu vereinigen sucht . . . Auf die vielen Einzelfragen, die hier auf
engem Raum berührt werden» kann nicht näher eingegangen werden. Jedcn&Us
ist H.'s Schrift ein wichtiger Beitrag zu einem der kompliziertesten Probleme der
orientalischen Religionsgeschichte.'*
Hölscher« Lic Dr. Gustav, Priv.-Doz. an der Univ. Halle:
Der Sadduzäismua. Eine kritische Untersuchung zur späteren
jüdischen Religionsgeschichte. (IV, 1x6 S.) gr. 8^ 1906. M. 2.80
Neue Philologische Rundschau (1907, Nr. 7):
„Der Verf. hat die Quellen (Joaephus, das Neue Testament und die tal*
mudischen Schriften) aufs neue geprüft und dabei namentlich ihre Wertunterschiede
betont Er ist dabei zu Ergebnissen gelangt, die von den henschenden Ansichten
nicht unwesentlich abweichen . . . Seine Untersuchung hat er mit Scharons und
eindringender Sachkenntnis geftlhrt, und seine Ergebnisse machen einen sehr Über-
zeugenden Bindruck."
10
Wissenschaftliche Neuigkeiten.
Vorderasiatische Bibliothek.
(Redaktion: Alfred Jeremias und Hugo Winckler.)
Die nach einem einheitlichen Arbeitsplan angelegte Sammlung stellt sich
die Aufgabe, die lUr die Kunde des Alten Orients irgend massgebenden Urkunden
in möglichster VoUstiüidigkeit in Umschrift und Übersetzung zusammensustellen
und allgemein zug&nglich zu machen. Die Bearbeitung der einzelnen Sttlcke
liegt ausschliesslich in den Händen von Fachgelehrten, und jede Arbeit wird den
Charakter einer selbständigen wissenschaftlichen Leistung tragen, die in Behandlung
von Text und Sprache wie in der Übersetzung dem Stande der Wissenschaft Ent-
sprechendes zu bieten sucht. Jedem Stück werden ausser einer sachlichen Ein-
führung ein Eigennamen- und Wörterverzeichnis sowie Erläuterungen zum Inhalt
— durch geographische, geschichtliche oder sonstige ftir das Verständnis bedeut-
same Sachbemerkungen — beigegeben. Auf diese legt das Unternehmen
besonderen Wert Möglicl^t schnelle und bequeme Benutzbarkeit ist durch
praktische äussere Einrichtung gesichert.
Ah Eröffming dieser Serie erschienen im Mai 1907 :
Die sumerischen und akkadischen Königsinschriften, in
Umschrift und Übersetzung herausgegeben und bearbeitet von
F. Thureau-Dangin. Mit Verzeichnis der Eigennamen und
wichtigsten Kultgegenstände von Prof. Dr. Stephen Langdon.
(XX, 275 S.) 8®. 1907. M. 9 — ; geb. M. 10 —
Prof.Dr.C.Bezold, Heidelberg, in der Deutschen Li t. -Zeitung (1908, Nr. 41)
„Th.-D. hat sich seit mehr denn 10 Jahren wie kein anderer lebender
Assyriologe in die Schwierigkeiten der rein sumerisch geschriebenen Inschriften
vertieft, eine Spezialisierung, die vom schönsten Erfolge gekrönt wurde. Als ein
Hauptresultat dieser Studien legt der verdiente Gelärte den Fachgenossen nun
eine möglichst vollständige Sammlung der Königsinschriften vor. . . Die deutsche
Ausgabe unterscheidet sich von der französischen besonders durch eine äusserst
willkommene Zugabe: in knappen Anmerkungen versucht der Verfasser jeweils
die Zeit der HerrKher zu bestimmen, deren Texte erklärt werden. . . Gegen 30 im
Original noch unveröfTenilichte Stttcke (ans den reichen Schätzen des Louvre) ge-
langen zum ersten Male zu unserer Kenntnis. . . Das von Langdon angefertigte
GlosHur und Eigennamenverzeichnis wird treffliche Dienste leisten und hat bei
Stichproben nur ganz selten versagt.'*
Seü JuU 1907 erscheinen in Liefctttngen:
Die El-Armana-Tafeln, in Umschrift und Übersetzung herausge-
geben und bearbeitet von Professor Dr. J. A.Knudtzon, Christiania.
Lieferung i bis 10 (IV u. S. 1 — 960). 8^ je M. 3 —
Einer Einleitung, die über Fundorte, Geschichte, Inhalt, Zeit der Tafeln
nnd im Znsammenhang damit tlber die Eroberungen der Ägypter in Vorderasien
und das Eindringen fremder Völker in diese sacUtundig orientiert, schliesst sich
die Umschrift von 358 Tafeln mit möglichst wortgetreuer Übersetzung und tezt-
kritischen Noten an. Unsichere oder fragliche Zeichen sind auf 4 autographischen
Tafeln in 184 Nummern zusammengesteUt. Eine nach den Besitzern geordnete
„Liste der Originale'^ nennt deren gegenwärtigen Aufbewahrungsort und die
Stelle des Buches, an der sie behandelt sind. Namen- und Wörterverzeichnis
werden nebst sachlichen Anmerkungen aus der Feder von Dr. Otto Weber
das Schiusaheft bilden.
hn Druck befinden sieh:
Die Inschriften Asurbanipals und seiner Nachfolger. Von
Prof. Ih, M. Streck.
Zimächst werden dann folgen:
Die Achämeniden-Inschriften. Von Prof. Dr.F.H. Weissbach.
II
Verlag der J. C. Hinrichs*schen Buchhandlung in Leipzig.
Meissner, Dr. Bruno, Professor an der Univ. Breslau:
Kurzgefasste assyrische Grammatik« Mit Paradigmen-
Tafeln und einem Verzeichnis der in diesen vorkommenden
Wörter. (V, 80 S.) gr. 8®. 1907. M. 3—-, geb. M. 3.50
(Hilfsbllcher zur Kunde des Alten Orients. 3. Band.)
Dr. Otto Weber im Literarischen Zentralblatt (1908, Nr. 35):
„Dass das Gebotene nach jeder Seite hin vortrefflich ist und alles Vertraacn
▼erdient, ist bei einem so vorzüglichen Ass3rriologen wie Meissner selbstverstfind-
lieh . . Die Grammatik wird sich sicherlich und mit vollem Recht viele Frennde ^•
winnen. Sie ist eben so trefflich zum Selbststudium wie zum Gebrauch in Vor-
lesungen geeignet. Besondere Hervorhebung verdient noch die fast durchweg
geschickte und übersichtliche Anordnung des Drucksatzes.''
C. Fossey in der Revue critique (1908, Nr. 29):
,,En quelques pages pr6cises et daires, M. M. a condens^ tont ce qni est tk&
cessaire ä un d6bntant pour abordeI^ l'^tude des textes assyro-babyloniens. Soo
livre est un ezcellent r6snm6, au counnt des demiers progres de la pbilologic.**
Meissner, Dr. Bruno, Professor an der Univ. Breslau:
Seltene assyrische Ideog^ramme. Lieferung i bis 6 (S. i — 480
u. la S. Zeichentibersicht). Lex.-8^ 1906 — 1908. je M. 10 —
(Assyriolog.Bibliothek,hrsg.vonFr. Delitzsch U.P. Haupt(XX, 2—6.)
Vollständig in 8 Liefenmgen.
Prof. Dr. F. H. Weissbach, Leipzig, in der Deutschen Literaturzeitung
(1906, No. 43) über die i. Lieferung:
„Fossey hat sich fast ausschliesslich mit dem rein mechanischen Sammeln
und Ordnen des offen zutage liegenden Gutes begnügt, während Meissner mehr
in die Tiefe dringt, mit einem Worte gründlicher ist. So kann kein Zweifel be-
stehen, dass Meissner's Arbeit die Palme zuzuerkennen ist.'*
Prof. Dr. St. Langdon, Oxford, in Babyloniaca (II, 3] über die i.bis4. Lfrg.:
„Not only has Meissner read and understood well known tcxts better than
maay who had spedalized upon them, but he has apparently exhausted all the
new and important material; his book therefore must be ramked with thoac of
Delitzsch and Brünnow as absolutely indispensable and a landmark in
the history of the subject.*'
Revue critique (1906, Nr. 37) über die i. Lieferung:
„Je ne ferai pas l'^loge de ce travail: il me suffira de dire qu'il r^pond
pleinement h, ce qu'on pouvait attendre d*nn assyriologue aussi autoris^ quc
Monsieur Meissner.**
Weber, Dr. Otto:
Die Literatur der Babylonier und Assyrer. Ein Über-
blick. (XVT, 3 1 2 S. mit I Schrifhafel und 2 Abbildungen), gr. 8^
1907. M. 4.20; in Leinen geb. M. 5 —
Prof. Dr. M. Streck, Wttrzburg, in der Deutschen Lit-Zeitung (1907, Nr. 31):
„Weber hat sich setner Aufgabe entschieden mit grossem Geschick est«
ledigt. Das weitschichtige Material erscheint nach Kräften geb&ndigt und vot'
trefflich disponiert. Auch hat es W., dem die Gabe einer glücklichen Fonngelnng
eigen ist, vermieden, in einen gelehrt schwülstigen Ton an verfallen, nnd auf diese
Weise hat er auch ein frisches, lesbares Buch geliefert — IE* steht zu erwarten,
dass W.^s Darstellung ihren Zweck, dem grossen Kreise der an dem Fortschritte
der orientalischen Altertumskunde Interessierten ein anschauliches Bild von dem
Wesen und den einzelnen Zweigen der babylon.-assyr. Keilschriftlitcratur zu ver-
mitteln, in der Hanptaache sicher enreichen wird.'*
/■
WiM^nscbaftUche Neuigkeiten.
1907 lu/^umen %iu ersohemen:
Vorderasiatische Schriftdenkmiler derKöDiglicheaMiiMeii
XU Berlin. Herausgegeben von der Vorderasiatischen Abteilung.
37x26 cm. Mit Vorwort von Friedrich Delitzsch.
Du neue Unternehmen hat den Zweck, das im Laufe der Zeit in den
Königlichen Museen su Berlin angesammelte Material an KeilschrÜliurknndcii in
authentischer Wiedergabe der Originale zu bieten. Die zuverllssige Bearbeitung
durch bewährte Fachgelehrte und die Bedeutung der in Frage kommenden Stücke
steUen das Werk den Cuneiform Texts des British Museum als deutsches Gegen-
stack würdig zur Seite.
Es liegen bisher vor:
Heft I: Sämtliche in sumerischer und semitischer (babylon.-assyr.)
Sprache verfassten historischen Urktmden des Berliner Museums
sowie die dort vorhandenen Kudurru-Inschriften und eine Auswahl
privatrechtlicher Dokumente; insgesamt 1x5 Texte, autographiert
und im Inhaltsverzeichnis mit erläuternden Bemerkungen versehen
von Dr. L. Messerschmidt und Dr. A. Ungnad. (XI, 96 S.)
1907. M. 12 — ; kart M. 12.50
Beiheft dazu: Die bildlichen Darstellungen auf vorderasiatischen
Denkmälern der Königlichen Museen zu Berlin. (11 S. und 8 Tafeln
in Photolithographie.) 1907. M. 8 — ; kart. M. 8.50
In mnstcrgilltiger Weise sind die fUr die RdigionswissensohaA und Ar-
chSolofie wichtigen BUdstiicke von dem Maler AUred BoUacher geseichaet woiden,
da eine entsprechende photographische oder sonst mechanische Wiedergabe nn^
aasAhrbar war.
Heft ni: 232 neubabylonische Kontrakte, vorwiegend Naturalien
betreffende Geschäftsurkunden aus der Zeit von Nabopolassar bis
Darius II.; kopiert und autographiert von Dr. A» Ungnad.
(IV, 68 S.) 1907. M. 8—; kart. M. 8.50
Heft IV: 212 neubabylonische Kontrakte, Geldgeschäfte verschiedener
Art betreffende Geschäftsurkunden aus der Zeit von §amaS§umuldn
bis Darius IL (eher aus der 2eit eines Königs HalluSu); kopiert
und autographiert von DnA. Ungnad. (JV, 64 S.) 1907.
M. 8—; kart M. 8.50
Heft V: 161 neubabylonische Kontrakte, Kauf, Pacht, Miete, Schenkung
und andere Rechtsverhältnisse behandelnd, aus der Zeit von Sanherib
bis Darius U.; kopiert und autographiert von Dr. A. Ungnad.
(IV, 68 S.) 1908. M. 8.50; kart. M. 9 —
Heft VI: 33 j neubabylonische Kontrakte und sonstige Urkunden,
kopiert und autographiert von Dr. A. Ungnad. Mit einer clusono-
logischen Übersicht aller neubabylon. Kontrakte des Berliner
Museums, einer Konkordanz zwischen den Museums- und Buch-
nummem der einzelnen Urkunden und einem kurzen Überblick
über die Herkunft der verschiedenen Sammlungen. (XII, 90 S.)
1908. M. 12 — ; kart. M. 12.50
Heft II (historische Urknndcn in elaaitischer und «harmtoiathcr 6|»ache
sowie eine Ansah! Texte vermischten Inhalts) folgt später.
»3
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Die Palasttore Salmanaasars IL von Balawat. Erklä-
rung ihrer Bilder und Inschriften von Oberst a. D. Adolf Biller-
beck und Prof. Dr. Friedrich Delitzsch. Nebst Salmanassars
Stierkoloss und Throninschrift von Fr. Delitzsch. (IV, 155 S.)
Mit 4 Lichtdrucktafeln. Lex.-8^. 1908. M. 15 — ; kart. M. 16.20
C. Fossey in der Reyne critiqne (1908, Nr. 29):
„M, Billerbeck a d^crit minitieusement les plaques de bronze provcnant de
Balawat; il a ^tadi^ k ce propos Tarmöe assyrienne k r^poque de SalmaDaaar II,
)a garde royale, les officiers, rinfiuiterie, les chars de combat, la cavalerie, )e
g^nie, etc.; le c^r^monial dans les sacrifices et les circonstances solennelles; le
type et les costames des adversaires de Salmanazar. M. Deiitssch a tianscrtt et
tiaduit avec sa maltzise ordinaire le texte assyrien qni accompagne les reliefe,
et les inscriptioDS des tanreauz et do tröne de Salmanazar.'*
Huber, Dr, P. Engelbert, O. F. M., München:
Die Personennamen in den Keilschrifturkunden aus der
Zeit der Könige von Ur und Nisin. (Vni, 208 S.) Lex.*8^. 1907.
(Assyriologische Bibliothek, Band XXL) M. 36 —
Dr. A. Ungnad in der Deutschen Literaturzeitung (1907, Nr. 46):
„Den babylon. Namenbfichem von Ranke ond Tallqvist tritt Habers Buch
würdig cur Seite. Die Schwierigkeiten, die sich dem Verf. bei seiner Arbeit ent-
gegenstellten, waren erheblich grösser als die, denen die Bearbeiter von NamcB-
listen sp&terer Epochen der babylon.-as8yr. Literatur aosgesetat waren, da einerseits
die Namen selbst viel weniger klar und verständlich sind, andrerseits anch das
Stndiam der sumerisch geschriebenen Texte, denen sie entnommen weiden mflssca,
oft noch in den ersten Anfingen steht . . . Demanfolge sind auch die Poskte,
in denen man verschiedener Meinung sein kann, ungleich sahirdcher als bei den
▼crhiltnisrnSssig leicht verstfindlichen Texten sp&terer Perioden. Daraus kann in-
des niemand dem Verf. einen Vorwurf machen; sein Fleiss und die UneigcnntUsig-
keit, mit der er der Namenforschung auf dem von ihm behandelten Gebiete eine
Grundlage dargeboten hat, verdienen bei der Unerquicklichkeit, die eine solche,
auf unsicherem Boden geleistete Arbeit mit sich bringen muss, nur erhöhtes Lob."
Leipziger semitistisclie Studien. Herausgegeb. von
Dr. Augast Fischer \md Dr. Heinrich Zimmern,
Professoren an der Universität Leipzig.
Vor kurzem tcurde vollständig:
Zweiter Band 1908. M. 16 — ; in Halbfranz geb. M. 1S.50
Inhalt:
Behrens, Dr. Emil: Assyrisch-babylonische Briefe kultischen
Inhalts aus der Sargonidenzeit. (in, 124 S.) gr. 8^ 1906. M. 4 —
Dr. A. Ungnad in der Deutschen Literaturseitung (1907, Nr. 3):
Ȇberall ist die sorgfUtige philologische Genauigkeit der Zimnieni'schen
Schale au ▼erspttren. IMe von B. behanddten Briefe beziehen sich siintttch auf
religiöse Angelegenheiten und geben manche wertvollen Aufschlttase über die ver*
schiedenen Zweige des Kultes. Auch die lexikalischen und granunatikalischea
IKgentfimlichkeiten der ilns in den Briefen entgegentretenden .Vulgirsprache" hat
B. «iBfekttd gfwttidigt und namentikh in lexikalischer Hinsicht manchen danken«-
wot« Beitiag gtUtfert*
/'
Wissenschaftliche Neui^eitea.
Frank» Dr. Karl:
Bilder und Symbole babylonisch-assyrischer Qotter.
Nebst einem Beitrag über die Göttersymbole des NazimaruttaS-
Kudurru von H. Zimmern. (IV, 44 S. mit 8 Abb.) 1906. M. 1.80,
C. Fossey in der Revae critique (1908, Nr. 29):
„Bien des d^taüs restent encore k ezpliqaer, mais il est certain que le
travail de M. F. ouvre une voie nou^elle k rinterpr^tation d*aDe s^rie d'int^ressants
monnments."
hehn» Dr. Johannes, Professor an der Univ. Würzburg:
Siebenzahl und Sabbat bei den Babyloniem mid im Alten
Testament Eine religionsgeschichtl. Studie. (IV, X32S.) 1907. M. 4 —
Prof. D. E. Schttrer, Göttingen, in der Theolog. Lit.-Zeitang (1907, Nr. 17):
„Die Hauptfrage, welche diese sorgfUtige, auf umfassendster Kenntnis des
assyriologischen Bfaterisls rahende Studie behandelt, ist die: ob die Geltung der
Sieben ids bedeutsame Zahl und damit auch der Sabbat auf die Siebensahl der
Planeten znrückzufUhren sei. Der Verf. verneint diese Frage — wie mir scheint,
mit Recht."
Perry, Prof. £. Guthrie: Hymnen und Qebete an Sin«
(VI, 50 S. mit 4 Tafeln in Autographie). 1907. M. 2 —
Revue critique (1907, Nr. 36): „Etüde trte consciendense et tres soign6e".
Ram» Dr. Hersch: Qissat Mftr Elliä (die Legende vom hl.
Elias). Als Beitrag zur Kenntnis der arab. Vulgär-Dialekte Meso-
potamiens nach Fol. i — i8a Kod. Sachau 15 Kgl. Bibliothek
Berlin herausgegeben, übersetzt und mit einer Schriftlehre versehen.
(Vn, 40 S.) 1907. M. a —
Roberts, Dr. Robt.:
Das Familien-, Sklaven- und Erbrecht im Oorän.
(IV, 56 S.) 1908. M. a.2o
Prof.Dr.J.Goldziher, Budapest, in der Deutschen Lit-Zeitung(i9o8,Nr.a5):
„Der Verf. hat eine ntltsliche Arbeit getan, indem er Ülr die im Titel ge-
nannten Verhältnisse die Gesetsgebung des Korans in sehr grtbidlicher und auch
formell ansprechender Weise herausgehoben und mit erschöpfenderer Vollständig-
keit dargestellt hat, als dies in frilheren Abhandlungen geschehen ist Er ver-
bindet damit die Betrachtung des VerhSltnisses der Reform Muhammeds an den
vorislamischen Rechtsgewohnheiten und gesellschaftlichen Zustanden der Araber
und weist die Punkte auf, in denen jene in ethischer und sozialer Beziehnng dnen
wirklichen Fortschritt zum Bessern bedeutet."
Zuletxt ersekienen:
Pranl^ Dr. Karl: Babylonische BeschwSrungsreliefs. £in
Beitrag zur Erklärung der sog« Hadesrelie^ (VI, 94 S. mit 5 Abb.
im Text und 4 Tafeb.) 1908. [UL Band, Heft 3.] M. 3.50
Schrank,Dr. Walther: Babylonische Sühnriten, besonders mit
Rücksicht auf Priester und Büsser imtersucht (XU, 112 S.) 1908,
pn. Band, Heft i.] M. 4 —
Dr. A. Ungnad in der Deutschen Literaturseitung (1908, Nr. 15):
„Die beiden hier genannten Arbeiten liefern tflchtige Beiträge cur Kennt-
nis des Beschwörungswesens, das in der babylon. Religion eine so grosse Rolle
spidt. Eine sorgftltige Bdiandlung hat Schrank dem babylon. Bttchwöruigs-
kulte angedeihen lassoi. Franks Arbeit beschäftigt sich mit der Erkllrung ge-
wiswr amnlettartiger ReUefii, auf denen man bisher in der Regel Ssenen aus der
Unterwelt dargestellt su sehen glaubte."
Verlag der J. C. Hinrichs^schen BuchhaadluDg in Leipzig.
Brody« Direktor Dr. H.» Prag, u. Prof. Dr. K. Albrecht, Oldenburg :
Die aeuhebrBische Dichterschule der spanisch -arabischen
Epoche. Ausgewählte Texte, mit Einleitung, Anmerkungen und Wörter-
verzeichnis herausgegeben. (XII, 219 S.) gr. 8^. 1905.
M. 5.80; in Leinen geb. M. 6.80
Li englischer Übersetzung (XII, 2x8 S.) 1906. M. 6.50; geb. 7.50
Prof. Dr. W. Bacher, Budapest, In der Deutschen Lit*Zeitung (1906, Nr. 2):
„Das Werk wird allen Freunden und Kennetn der neuhebrÜschen Poesie
ab erstes, allen Wflnschen entsprechendes Lesebach dieser Art wiUkommen sein. —
Die grfiaste Sorgfalt ist auf die Pnaktation der Texte verwendet, was nm so wich-
tiger ist, aJs die exakte Vokalisation die eiste Grundbedingung flir das rkhlig«
Verstindais der Vene nnd die Bestimmung ihres Metrums ist Und da auch die
Korrektur des Buches als eine sehr sorgfUtige beseichnet werden kann, wird «ch
der Studierende mit vollem Vertiaoen der Lektilre dieser Texte hingeben können."
Prof. A. Blarx, New-Yoik, in der Orientalist. Literaturseitung (1906, Nr 3]:
„Die Herausgeber haben ihren Zweck, ein gutes Hilfsmittel cur Einführung
m die neuhebrftische Poesie sn schaffen, in voUstem Masse erreicht; ihr Buch be-
deutet aber auch zugleich eine wirkliche Bereicherung unserer Kenntnisse. -* Die
Hauptbedeutung des Buches liegt in der musterhaft korrekten Herausgabe ond
Punktation der gut gew&hlten Gedichte, deren Verst&udnis durch Noten und
Wörterversdchnis wesentlich gefördert wird.'*
Prof. D. Dr. H.L. Strack, Berlin, im Nathanael (XXII, 4):
„Allen, die mit der jüdischen Literatur, speziell der neuhebräischen Poesie
in wissenschahlich begründeter Weise sich bekannt machen wollen, sei das Buch
warm empfohlen. . . . Die Ausstattung ist tadellos."
Strack, D. Dr. Herrn. L., Professor an der Univ. Berlin:
Einleitung in den Talmud. Vierte, neubearb. und sehr
erweit. Aufl. (Vin, 182 S.) 8^. 1908. M. 3.30^ geb. M. 4 —
Aus dem Vorwort: «Diese Neubearbeitung ist sehr eingehend geworden.
Die Anordnung des Stoffes ist ftbefsichtlicher gemacht. Und der Umfimg ist trots
knappem Ausdrack nnd Anwendung von Abkflrsungen um drei Bogen gewndMea;
des» ich habe nicht nur im einxelncn ergftnst und gebessert, sondern auch lingere
Abschnitte neu eingefügt und die Literatarangaben sehr erheblich ▼ermdiit, um
anch Gelehrten, chrMicken wie jlLdischen, ein wenigstens in den meislcn Villen
fifnkradks oder dodi anregcndas Nachschlagebach diuxubieteB.*
Prof. Heinrich Laible im Theolog. Literaturblatt (1908, Nr. 44):
n^it einsige bis jetzt existierende Einleitung in den Talmnd,
welche wissenschaftlichen Wert hat . . . Wer die nachteme Wahrheit erfidurcn,
w«r etwas Obj^tivcs lernen wfll ttber die Gesdiidite des Talmuds, über BJpHhng und
wtsentlichen Inhalt der Büschna, Ober die beiden Tafannde und die sussnrkanmil
sehen Tmktate, Aber die Gwrhtrhte des Talmadteztes, ttber die Tannaiitn und
Amorfter, über die Henneneutik des Talmuds, ttber die weitschichtige Literatur, der
kann sidi keinen besseren Ftthrer nehmen als Stracks Einleitung.*
Barth, Dr. Jakob, Professor an der Univ. Berlin:
Sprachwiuengchaftliche Untersuchungen zum Seml-
tkcheo. Emer TeiL (DI, 54 S.) Lex.«8^. 1907« M. 3 —
&eT«e s^nitique:
„Voflk un mteoire pldn de faits, et de faits qui resterout.'*
16
Wissenschaftliche Neuigkeiten.
1908 begatmen fou erwkemen:
Die altägyptischen Pyramidentexte. Nach den Papierabdrücken
und Photographien des Berliner Museums neu herausgegeben und
erläutert von Dr. Kurt Sethe, Professor an der Univ. (iöttingen.
Die unter dem Namen der .Pyramidentexte* bekannt gewordene llterte
religiöie Literatur der alten Ägypter, die in den Inschriften Ton ftlnf Pyramiden
der ftLnften und sechsten Djrnastie bei Sakkara nns erhalten ist, hat Professor
Dr. Kurt Sethe in Göttingen nach den vorsügtichen Papierabdrflcken nnd Pho*
tographien des Berliner Museums neu herauszugeben unternommen. Die neue Aus-
gabe gibt einen suverllssigen Text, in praktischer und übersichtlicher
Form, mit Trennung der Sitae und Oberdnanderstellung der Paralleltexte. In
der Wiedergabe der Schriftzeichen Ist es das Bestreben des Herausgebers gewesen,
Ton einigen allzu gewöhnlichen Zeichen abgesehen, die Formen der Originale bis
ins einzelne mit möglichster Treue zu faksimilieren, so dass die Ausgabe wohl
darauf rechnen darf, die fttr philologische Zwecke erforderliche paliographlsche
Genauigkeit zu besitzen. — Fttr die Benutzung des Textes wird dn kritischer
Apparat, der alle Bemerkungen zur Lesung entbilt, eine Konkordanz flir Mas«
pero*s Zeilen- nnd des Grafen Schack Kapitelzihlung, eine kurze Beschreibung
der Wfinde, die die Inschriften tragen, sowie genaue Skizzen, die die Grösse der
Lttcken erkennen lassen, beigegeben werden. — Die Erliuterang der Texte wird
in einem kurzen sprachlich-philologischen Kommentar und in einer fortlaufenden
Obersetzung mit kurzen sachlichen Bemerkungen gegeben werden. — Bin
Glossar, auf Grund der Vorarbeiten des verstorboien Grafen Schack*, soll den
Sprachschatz der Pyramidentexte kurz Terzeichnen. — In einem besonderen pal&o-
graphischen Teil wird endlich Professor Heinrich Schfifer die in den Pyra-
miden Torkommenden Zeichenformen ftlr archlologische und spezielle paliographi-
sehe Zwecke zusammenstellen. — Der Umfang des ganzen Werkes ist auf etwa
300 Bogen, 200 photoUthogimphische Tafeln nnd 5 Lichtdrucktafeln im Formate
der 2^itachrift flbr Xgyptiidie Sprache geschätzt — Die Ausgabe erfolgt In
Lieferungen zu je 15 Bogen oder je 15 palAographischen Tafeln, die in etwa
vicrteljShrlichen Abstanden erscheinen.
Bisher liegen vor:
Erste Lieferung: Die Texte der Sprüche i — 303 (Pjrr. i — 467).
240 S. in Autographie. Lex.*8®. hL 2 x —
Zweite Lieferung: Die Texte der Sprüche 303 — 468 (Pyr. 467 — 905).
XIII S. Einleitung und S. 241 — 508 in Autographie. M. 24.50
Erster Band (»=»Liefrg. i u. 2). XIII, 508 S. M. 45.50; geb. M. 47.50
Dritte Lieferung: Die Texte der Sprüche 469 bis 508 (Pyr. 906
bis II 10). 120 S. in Autographie. M. 10.50
Junker, Dr. Hermann: Qrammatik der Denderatexte.
(VIII S. u. 207 S. in Autographie.) Lex.«8^ 1906. M. 24 —
Prof. Dr. Wilh. Spiegelberg,Strassbttrg, in den Gdttgel. Ans. (1908, Nr. 2):
„Junker hat hier f&r die hieroglyphisch geschriebene Literatur drj: Ptole-
mleneit die entscheidende Arbeit geleistet . . . Schon der Titel des Buches
seigt, dass er seine Aufgabe richtig angefiust hat, denn darin spricht sich die
richtige Erkenntnis ans, dass die Texte der Ptolemfteraeit keine einheitliche Gram-
matik besitzen. Aus diesem Grunde wiU J. die einzelnen Inschriftgruppen ge-
sondert behandeln und gibt als eiste der drei Grammatiken, in welchen er die
Sprache der hieroglyphisch geschriebenen Ptolemiertezte darzustellen gedenkt, die
GJrsmmatik der Denderatexte."
lic. Dr. }oh. Leipoldt, Halle, im Literar. Zentralblatt (1907, Nr. 16):
„Der Torliegende Band ist mit peinUchster Sorgfiüt gearbeitet. Lantlehn,
Formenlehre und Syntax werden mit gleicher AusiUirUchkeit dargestellt Als
Quellen werden nicht nur gedruckte Publikationen benutzt, sondern vor aUem
Berliner und G^ittlnger AbUatKhe."
Verlag der J. C. Hinricbs'schen Borhhanrtlnng in
Mythologische Bibliothek
herausgegeben von der
OMelbchaft für ▼ergleicbeiide Mjrtheolonchwii^.
Qu Ustemchmen will eine Saamdftell« ida ftr Arbckei» «w dem G«bitte
4cr i«pfleicbciid«n Mythologie, mit der AMcbt» d«i Weie» des MjtliQf «i et-
griideo. Die VerfiffentlichnoffeB (jibrlicb etwa 90 Bogen gpr- S*) weiden dem Mi^
gUedcm der gemumtea GeKiUchaft gegen einen Jabrffheitag von icbn üvk
kojttnftel aqgotcttt NlÜbere AnitoUt erteilt der Verlag,
Erster Bund 1907/08, gn 8^ M.9 — ^ in Leinen geb. BL 10.50
Einbanddecke M. i*^
Inhalt:
BSkleiiy Dr. Ernst: Adam und Qaia ina lichte der vergtajcben-
doi Mjthenforachung. (IV, 148 S.) igof. [Heft a/3.] M.4-*
L^Mmano, Dr. Heinrich: Aufgaben und Ziele dcar yergleichen-
den MythenfoTBchung. (Vm, s^ S.) 1908. [Heft 4.] IL a —
Siecke, Professor Dr. Ernst: DrachenkSmpfe. Unteiauchungen
aar indi^erman. Sag^ikonde. (ü» 123 S.) 1907. [Heft ij M. 3 —
Fmme^ erwifciim soebtm:
Siecke, Professor Dr. Ernst: Hermes, der Mondgott Stadien
wu Aufhellung der Gestalt dieses Gottes^ (II» 98 S.) 1908.
[Band n, Heft i.] M. 3 —
Bischofff, Dr. Erich: Babylonisch-Astrales im Weltbilde des
Thalmud und Midrasch. (Vin, 172 S. mit 12 Abb.) 8^ 1907.
M. 4.50^ in Leinen geb. M. 5.40
Prof. Dr. W. Bacher, Bndapect, in der Deutschen LI t.*Zelt an g (1907, Nr. 30):
„Der Verf. hat ein ungemein reichei Material ans der jüdischen Tnufitionf-
liteiatnr snsammengetragen nnd dieses im Sinne seiner Gmndanffittsnng beleocIitcL . .
Wie immer man aber die Tendeas der Sehrift denhen möge, sicher Ist, data sie
als höchst bemerkenswerter nnd von grosser Vertranthdt mit den Quellen sengender
Beitrag cur Erkenntnis der rabbinisehen Gedankenwelt gelten darf.*'
Prot D. S. Oettli, Greilswald, im Theolog. Literatnrbericht (1908, Nr. i):
„Ein wcrtToller Beitng xn dem Problem, wie die altorientaÜscke Weltaa-
schaanag auf das jfldische Denken gewirkt hat*'
Holldack, Dr. jur. et phil. Felix:
Zwei Grundsteine zu einer grusinischen Staats- und
Rechtsgeschichte, (xn, 256 S.) 8^. 1907. U. 6.80; geb. M. 7.80
Zentralblatt fflr Rechtswissenschaft (1907, Jannar):
• . • „reichliche Belehrung auf einem so gut wie unbestellten Boden" . . .
Revne critiqne d'histoire et de litt^rature (1907, Nr. 33):
„Qnelque lointain qne nous pandsse le sujet an prcasicr aboid, l^aatear aaü
le rendre interessant par la profondear et Tacribie qu^il y met Le lectear qol
s'attache an pass^ da penple armWen, si malheareax Jusqa' i ea joar, tronvcra
k glancr dans ce volame. Les inflaeaccs perses, islarniqnet, toin asqfiio-babyl^
nisnnes sont aasri relerto avec soin. Brsf c*etl an tiaWu de ?alevr . . ."
i9
Wiseenschaftlicbe Neuigkeiteii«
QnBBf Mag. tfaeol. Karl Konrad» Friv.-Doa. an der Univ. Dorpat:
Die msmchen Sekten. Band I: Die Gottesleute oder
Chi Ästen, nebst Skakuneni Maljowanzü; Panijaachkowza n. a.
(X, 716 S.) Lex.^8^ 1907. M. 15 — ; geb. M. 16.50
Pkol D. F. Katttabttfch, Halle, in d«r Theolof, Lit^-Z^itapg (1908, Nr. 7):
»Jdiitohe Hiebt «D,ittcse«Wfrii Pili eiBi der ipteroMaattstep nad wert-
vollsten in der neneren Literatur, die aar Konfesfionskaode bei-
steuert, so beselchnen. Es ist gleich lehrreich itlr den ein&chen Historiker des
Giristcntiims der Rossen, als flbr den Religionspsychologen . . . Das Werk bietet ans •
gBicichaetes, reiches, ktiäichgesichtclMiliatBiial... Gmde dast G. kclnt «eitere Ab>
ikbt k$lt als die des historischen Forschen^ deap er dies« Absicht aber anch Un streng-
stsp, ernstesten Sinn hat und nicht nar als Absicht, sondern mit der vollen Fähig-
keit, sie nac^ der G^geaart selpes d^epstsiides an eriUlen, ipacht sein Bach sa
waitvoU. G. verflgt ttber die Sprach-, Laades- and Volkskepntnjs, die in aUer*
«Sfter linie in Betracht honunt; er hat grosse Reisen äwrck Snssland gemacht;
seihst Dentvchmeae, ist er dod> voller Interesse lür die Eigenait der Wutioaal'
nMnea; er hat die recht grosse rassische Literstpr Aber setaen Gegenstand, «owohl
die aktenmlisige als die lisonierende, in weitem Umfimge fc«enen gelernt; er
kennt die technischen Methoden der .Wertung von „Akten" usw. nach jeder
Richtung: so darf man sich sunichst einmal ruhig seiner Führung ttberlassep.*'
Die Christliche Welt (laaS, Nr. ai):
y,Es ist keiBe Frage, dass su einem lebenttoUen VerrtiadniSi zu einer wirk-
lich deutlichen YorrteUung der religiösen Stimmungen, der GkubenssBschennngen
und gottesdiensilichen Versammlungen in der Urchristenhcit das Grass'sche Werk
geradezu unschätzbare Handhaben bietet . . . Bfan lese das Buch und kehre
dann zum N. T. zuriek: wie gewinnt alles an Farbe und Qreifbarkeit ... Es
wire dringend zu wttnschen, dass die Erforscher des N.T. sich eifrig
an das Studium der „russischen Sekten'* von Qrass machten . . .
Bndlich aber sei der Wunsch ausgesprochen, dass noch zwei andere Fachgelehrte
sich mit G. auseinandersetzten und die von ihm gebotenen Anregungen auf ihrem
Gebiete verwerteten. Erstens ein Psychiater . . . Zweitens verdienten die von
G. mitgeteilten Chlilstenlicder die Aufmerksamkeit der Freunde des Volksliedes."
Prof. D. N. Bon wet seh, Gfittingen,in der Deutschen Li t-Z ei tun g (1906, Nr. 17):
„Immer wieder muss ftberraschen, wie lehrreich die Geschichte der russischen
Sekten für das Verständnis von Erscheinungen der alten Kirche ist. Schon dies
macht die Enchliessung jenes noch so wenig bekannten Gebietes durch das vor-
liegende Werk von Grass verdienstlich."
Rost» Dr. Paul, Priv.-Doz. an der Univ. Königsberg:
Die Sprachreste der DravSac^PoIabenim Hannoverschen,
gesammelt, herausgegeben und mit Wörterverzeichnis versehen.
(VII, 451 S.) gr. 8®. 1907. M. 16 — ; geb. M. 17.20
Mitteilungen derSchles. Gesellschaft für Volkskunde (i907,HeitXVIlI):
„Für die Volkskunde ist die Arbeit von grossem Werte, einmal, indem sie
uns über die tatsirMirbm Reste dieser vidumfabelten Sprache aafkl&rt und ein
reiches Material gibt; sodann ist sie besondera iür die Gebiete slavisch-deutscher
Mischung von grossem Interesse dadurch, dass sie die vielen slavischen Namen
sammelt und zum Teil erkUbt und damit viele Parallelen zu den Namen unserer
östlichen Provinzen bietet; endlich gibt R. auch wertvollen Stoff zur Kexmtnis
von Sitte und Brauch und Lied."
Prof.Dr.E.Mucke in den Mitteilgg.desHist. Vereins f;Niedersachs.(i9o8):
„Dieses langerwartete, in jeder Beziehung mustergültige, sehr
fein ausgestattete Buch, das in wissenschaftlicher Beziehung allen An^nrttchen
genügt, kium man nur warm empfehlen."
'9
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Bttchhandlnng in Leipzig.
In der Serie der Griechischen christlichen Schriftsteller
der ersten drei Jahrhunderte, herausg. von der Kirchenvflter-
Commission der KönigL Preuss. Akademie der Wissenschaften, er-
schienen zuletzt:
•
Clemens Alexandrinus. Zweiter Band: Stromata Buch I — ^VL
Herausgegeben von Dr. Otto Stählin, Ptofessor an der Univ.
Würzburg. (XIV, 519 S.) gr. 8« 1906.
M. 16.50; in Halbfranz geb. M. 19 —
Prof. D. H. Lietsmann, Jcds, in der Deutschen Lit-Zeitnng (1907, No. 13):
„Cber den BerUaer Kircbenyltermiisgahen waltet fai den letzten Jahren ein
gflnstiger Stern: jeder neu ertchicnene Band bat einen vollen Gewinn fttr die
Wiacnacbaft bedentet, sei es, dass er die etstmalige Zosunmenfiurang nnd Av»>
nntxang des vorbandenen Materials brachte, sei es, dass an die Ungst bekannte
Übcrlieferong hier snerst im grossen die bessernde Hand gelegt wvrde. Za
dieser sweiten Klasse gehört St 's «weiter Clemensband . . . Der ente Klassiker
der alezandriniscben Theologie hat in dieser Ausgabe eine seiner histotischea
Bedcntnng in vollem Umftinge gerecht werdende Bebandlnng crfiüurcn, nnd ava
kann der Kirchenvater- Commission ra dieser mnstergftltigen Leistung ■«
GlOck wflnschett.'*
Pro£ Dr. Panl Koetschan in der Tbeoiog. Literatnrseitnng (1907, Nr.si):
^St's Ausgabe ist eine Mnsterleistnng, die dem Henasgebcr wie der
dentschen Wissenschaft Ehre macht*'
Ein 3, Band mit Oesamtregiater wird diese demens-Äusgabe 1909 absekliumtL
Der erste Band: Protrqitilras nnd Ftadagogos (LXXXm, 352 S.) endiiea
190$. Preis M. 13.50; in Halbfians geb. M. 16 — ^.
Eusebius. Zweiter Band: Die Kirchengeschichte. Bearbeitet von
Dr. Eduard Schwartz, Professor an der Univ. Gdttingeo.
Die lateinische Übersetzting des Rufinus. Bearbeitet von Dr.
Theodor Mommsen, weil Prof. an der Univ. Berlin. Zwieiter
Teil: Buch VI bis X. Über die Märtyrer in Palästina. (Vn and
S. 509 — X040). gr.8^ 1908. M. 17 — ; in Halbfranz geb. M. 19.50
Pft>f. D. Ad. Jttlicher, BCarborg, in der Theolog. Lit-Zeitnng(i9o8,Nr.9o):
„Das Material rar Entscheidung der gansen verwickelten literarischen
Fkage wird aus den Handschriften in musterhafter Obersichtlidikeit Torgelegt, nnd
gelegentliche Notiscn unter dem Text helfen daxa, den Tatbestand in dieser
Richtung richtig su erfiusen . . . Bewundernswert erscheint mir Schwaits nach
wie vor in dem sichern Takt, mit dem er bei Varianten auswählt, wie In der
Zurfickhaltung, mit der er seine Konjekturen verwendet ... In dem Nachwda
der Autoren, die Ensebios benutzt oder die ihn ausgeschrieben haben, kann sich
Schwartz nicht genugtmi. Wer den Fortschritt der Wissentchaft beobachten will,
vergleiche bloss diese Vollständigkeit und Genauigkeit mit den bisherigen
Ausgaben f — Im Besitz der Prolegomena und Indices .... wird nur noch
klarer sein, dass wir das feste Fundament und alle Hilfimittel, um im Vcntandnli
von Eusebs KG wdterzokommen , dieser meisterhaften Ausgabe von Schwaxts
Die Prolegomena^ Übereiehten (Kaiserlitte^ BieekofBHaten^ Ökonomie der
KQ) und Register erecheinen als dritter TM 1909. Übersiekten und Rß-
gister sind im Druck bereits beendet.
Der erste Teil von Schwartz-ICommsens Kirchengeschichte des Bttsebins
(III, 507 S.) erschien 1903. Preis l€. x6— ; in Halbfnmz geb. M. 18.50
Ober die kleine Ausgabe (ohne Mommsens Rufintext) sidie S. 23.
so
Wissenschaftliche Neuigkeiten.
In der 1907 begonnenen Dritten Reihe der Texte und
Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Lite-
ratur, hrsg. Yon Adolf Harnack u. Carl Schmidt, erschienen:
Des heiligen Iren8u9 Schrift zum Erweise der apostolischen
Verkiindipios^ (EIc iic(8etSiv xoO dico9CoXtxoO XYipäYiMnof). In
armenischer Version entdeckt, herausgegeben und ins DeutscJie Uber-
setst von Lic. Dr. Karapet Ter-Mekerttschian und Lic Dr.
Erwand Ter-Minassiants. Mit einem Nachwort und Anmerkungen
▼on Adolf Harnack. (Vin, 69und 68S.) gr.8®. 1907. (31,1.) M. 6 —
Am d«n sahlreichen sDerkcnncndeii Urtcüen ftber die bedcntsune Pabli-
katioB sdcB des Raiunes wegen nur folgende hennegegriiTcn :
TnL Dr. 8. Weber« Freibug L B., in der Deutichea Literatnr-Zeitang
1907, Nr. 33 (5 Spalten):
,,Als apologedscber Traktat iit das Weik ein lehr intereanntet Dokament
aber die altchristliche Glanbensbegrflndinig, eine Probe der Schriftanslegiing jener
Zdty wie eine dankenswerte Erhirtnng and KUrang der Theologie and der
literarischen Arbeit des Bischoft von Lyon; and die Theologie darf den armen.
Heransgcbem mit dem Glflckwnnscbe svm Fonde ebenso den Dank ftr ihre anf*
■erfcaame and nicht selten schwere Obersetserarbeit aufrichtig aoaqirechen.*'
Theologischer Literatarbericht 1905, Nr. 3 (iVt Spalten):
y^e Schrift dient nicht bloss sar Ergftnxong und Erklirang unseres Us«
herigcn Wissens Aber Irenins, sondern sie lisst audb die Theologie, spesiell die
Tkinitits* und Erlösungslehre des Ircnlus und damit die kirchliche Lehre des
sweiten Jahrhunderts in ein helleres Licht treten; auch die geradem reforma-
toriachen Charakter tragenden Ansftthrungcn Über die Ethik sind von grossem Interesse."
Theologie der Gegenwart I, 3:
yyDie auisehcneir^endste Publikation des letaten Jahres auf kirchl. Gebiet."
Eingehende Besprechungen brachten femer u. a. Prof. D. N. Bonwetsch,
Gflttingen, in der Theolog. Literatur-Zeitung 1907, Nr. 6 (a Spalten); Prof. Dr.
J. E. Belser, Tflbiogen, in der Tfib. Theol. Qoaitalachrift 1907, IV (3 S.);
Prof. Dr. F. Diekamp, Münster, in der Theol. Revue 1907, Nr. 8 (3V« Sp.);
Prof. Dr. H. Koch, Braunsberg, in der wissenachafd. Beilage der Germania 1907,
Nr. 8 (3*/i S.); Prof. Dr. J. Kunse, Gr«i&wald, fan TheoL Literaturblatt 1907,
Kr. 3 (3 Sp.); Prof. D. Eb. Nestle, Maulbronn, in der Berliner philolog.
Wochenschrift 1907, Nr. 8 (aVt Sp.); Bulletin de Litt Eccl6siastique vom 3. IIL 07
(so S.); Reme critique 1907 Nr. 2 (iVt S.)* The Ezpositor Mftrz 1907 (la S.)
wmd Juli 1907 (10 S.); La CiWltk Gatt. Tom 7. DL 07 (9 S.); Riv. delle sdense
tooL 1907 (7 S.); Teolog. Tidsskrift 1907, VIII (11 S.).
Bonwetsch, D. G. Nathanael, Professor an der Univ. Götdngen:
Die unter Hippolyts Namen überlieferte Schrift „Über den Glauben.'*
Nach einer Übersetzung der georgischen Version herausgegeben. —
Kochy Dr. Hugo, Professor am Kgl. Lyc. Hosian. in Braunsberg:
Vincenz von Lerin und Gennadius. Ein Beitrag zur Literatur-
geschichte des Semipelagianismus. — Derselbe: Virgines Christi
Die Gelübde der gottgeweihten Jungfrauen in den ersten drei Jahr-
hunderten. (36 u. 23 u. 54 S.) 1907. (31, 3.) M. 3.50
Schennann, D. Theodor, Priv.-Doz. an der Univ. München:
Phropheten- und Apostellegenden nebst Jüngerkatalogen des Doro-
theus u. verwandter Texte. (VII, 368 S.) 1907. (31,3.) M. 11.50
Schalkhaussert Pfarrer Dr. Georg: Zu den Schriften des Maka-
rios von Magnesia. (V, 218 S.) 1907. (3i>4.) hL f —
Band 31 vollständig: M. 28 — ; in Halbfranz geb. M« 30.50
21
Verlag der J. C Hinridis'sdiea Bodilundhing in Leipzig.
Schmidt» Ftofessor D. Carl, an der UdIt. Beriln: Der eiste de-
mensbrief in altkopdscher. Oberlieferong, mtersnchl und heraus-
gegeben, (IV, i6o S. mit Lichtdruck -Paksünüe der Handschrift.)
1908. (3a»i.) IL 9 —
Dombart, Gjnnnasialrelttor Dr. Bernhard: Zur TixlgeaeUcfale der
Civitaa Dei Augmtint seit dem EntsIdieA der ersten Drucke.
(IV, 56 &) 1908, (js.sa.) M. t —
R«Tne critiqne (190S, Nr. 46):
JLa brochore est trb inf^wasintc el s me poitie gtetela. Elk sMt ca
pleinc lami^re, par l*6tude d'nn cas Hmit^, rhistoire ordinalre des textet depms Is
Renaissance . . . Elle eSt la melHeure prenve des Services qve If . D. a read«
an texte de saint AngnSÜn."
Bidez, Joseph, Professeur ä l'universittf de Gand: La traditioD
maauscrite de Sozomäie et la tripartite de Theodore le Lecteur.
(IV, 96 S.) 1908. (3S,3b.) M. 4 —
Di« Sehrift Ist dm Yorsrbsit fllr 4le «liatBStliaMiBlis Tcrtaiivhe &m
SeimiMios, mit der dk Kirdt«ni«SerKMaatlssioa der K^. ftiSMiMitKn ^fcsrtissh
ottr IMfiHeMchaAsB den VerfiMMr bssnnagt aal.
Weiss, D. Bernhard, Professor an der Unir. Beilhi: Die Quellen
der synoptischen Überlieferung. (IV, 256 S.) tQöS. (32,3.) 11 8.50
Prof. D. Adolf HVrnack In einer 7 Spalten nm&stenden Besprechnng der Theo-
logischen Llteratnrteltang (1908, Nr. 16):
„Ich habe so ansfilhrllch raferiert, wie es der Rahmen dieser Zelfsdrift
Irgend gestattet, well in diesen beiden Werken [das Referat besogsich sa-
gleich mit anf die „Quellen des Lnkasevangelioms"] die grflndllchste nad
geschlossenste Kritik der Synoptiker Torllegt, die wir flberhavpt
besItten, nnd weil hier derjenige Grad von Fleitt und ttnbcstodiencm EUcr,
von Energie der KleiaarDeit aad Energie, snm I<iolit vorsadringeB, cfagcsetst la^
den so viele andet« Arbeiten anf Aeaem Felde vcndsssn kssen.**
Lietzmann, D. Hans, Professor an der Univ. Jena: Das Leben des
heiligen Symeon Stylites. In Gemeinschaft mit den hCitgUedem
des Kirchenhistorischen Seminai]^ der Universität Jena bearbeitet
Mit einer deutschen Obcrsetsang der syrischen Lebensbeschreibung
und der Briefe von Prof. Dr. Heinrieh Hilgenfeld m Jena.
(Vni, as7 S.). 1908. (32,4.) M. 9 —
Es werden auf Grand neuen handscbriftUdien Materials gqgebca: die Vtta
des Sjmeon bei Theodoret, bist. rel. c 26, die von Antonios verfiuste WtMf
Steilen ans der Vibi Daniells Stylltae, die syrische Vita and die noch anedkattt
BiieiB ia dentseher Obersetsoag; daca aaf Grand dieses Matetfall eine DaisSsnaag
des L«beas des ersten Sinleaheiligen.
Band 33 vollständig: M. 33.50; geb. in Halbfrans M. 35 —
Index patristicus sive clavis patrum apostolicorum operum.
Ex ed. min. Gebhardt-Hamack-Zahn, lectionibns editionum minoram
Funk et Lightfoot admissis, compo^uit Edgar L Goodspeed.
(VIII, 363 S.) gr. 8«. M. 3.80; in Leinen geb. M 4.80
Prof. D. G. Krftger, Glessea, kn Literarischen Zentralblatt (1908, Nr. 3$):
„Diese Konkotdans sa den apostolischen VStera lEaan Referent anf Gruid
h&n6ger Benatsang nnr dringend empfehlen."
Priv.-Dos.Lic Dr. J. Leipoldt, Halle, im Theolog. Lit-Blatt (1907, Nr. $0);
„Goodspeeds Arbelt wird illr Foncher aller Art biaachlMr scia. lA
wflnsche ihm nnd seben Helfem, dass ihr Werk Sberall rs^t Msrig benatst
wird . . . Schon durch den niedrigen Preis ist glttckllcherwelse dafttr Sorge ge-
tragen, dass der Index patristicos la weiteste Krdse dringt.**
39
WiBsenschiiatclie Neulgkeiteou
Zum Gebrauche in VorleBungen und SemiAarttbnngen:
Antonius* Leben des heiligen Symeon Stylltes. Fttr Unter-
richtszwecke herausg. in Gemeinschaft mit den liKtgUedem des
Kirchenhistorischen Seminars der Universität Jena von Professor
D. Hans Lietsmann. (63 S.) gr. 8^ 1908. (Sonderdruck aus
der auf S. 2 a genannten grösseren Schrift.] M. — 60
Dm lUft wyi d«r aoatestaaMiitL Propidcatik dieara, weil «s ab ein Hailer-
b•^llel im WachHaia oad die teatgMchichd. Eatwicklang aolchcr religiöten Br-
lihlangMloflfe kkmiMlica kaan — eine Vondinle lltar das Stodinm der Tezt«
gcadüdite der Evangelien.
Biblia Hebraica ed. R« Kittel Band- und Heft^Ausgabe: & S. 9.
Clemens Alexandrinus: Quls dives salvetur? Text, Bemerkungen
und Register. Herausgegeben von Professor Dr. Otto Stählin.
(43 S.) gr. 8^ 1908. M. I —
Eusebins' Kirchens^eschichte. Kleine Ausgabe (Text mit kriti-
schem Apparat). Herausgegeben von Professor Dr. Eduard
Schwarte. (IV, 442 S.) gr. 8^ 1908« [Griech. Text aus der
auf S. so genannten grossen Ausgabe.] hL 4^*; geb. M. 4. 80
Vnf. D. A. Jalicher, yUxhvaeg, In der Theolog. Lit-Zeitang (190S, Nr. 20):
„Dieser Handauflgahe , die zu einem anflterordentlicb blUigen Preise wer
kanft wird, mnss jedermann die weiteste Yerbreitnng wfieschen. Die Hentettnag
eines so aiu^zddineten nnd sogleich aüitemein sagSngUchen Textes des wichtig-
sten kirchenhistorischen Werkes ans dem Altertum darf man als eine der erfren-
Uchsten Erscheinungen des Tahres 1908 besdchnen.*'
,J>ie Enaeb-Aosgabe der Znknnll'* (Dr. Joh. Leipoldt, Haue). — „on-
erhört biUig*' (Prot D. Eb. Nestle, BCanUmmn). — „Tbitretflidiy ausserordent-
lich preiswert nnd yortüglich ausgestattet*' ^Prot Dr. CGrfltsm acher, Heidelberg).
Das Freei>Lo]|^on. Herausgegeben von Professor D. Dr. C. R* |
Gregory. (Ol, 66 S. mit 7 Abb.) gr. 8^ 1908. hL z— \
Eine Beschreibung der vier tiim griechischen bibllichen Handschriften, die
von Charles Lang Freer aus Detroit 1907 in Ägypten erworl>en wurden, nebst
Besprechung eines bisher nur ans Hieronymus bekannten Einsthubs in den Schluss
des Marlraa-Evattg., audi ein aagebttohes Wort Christi nach Markus 16,14 berichtend.
FtUr Übu^sswecke an neutestattientl. oder IhnL UniversititssenifnafcB Werden j
Bartien, wenn durch den Herrn Leiter bestellt, su Mk. i fftr das Expl. abgegeben. |
Des heiligen IrenSus Schrift zum Erweise der apostolischeo
Verkiindigang. Zweite, verbesserte Auflage der deutschen Über-
setsung. Mit Nachwort, Anmerkungen und Quellenliste von Professor
D. Adolf Harnack. (n, 68S.) gr. 8^ 1908. [Deutscher Tert^
aus der auf S. a i genannt^i grossen Ausgabe.] M. 1.60; geb. M. 1.50
Poetische Texte des Alten Testaments in metrischer und
stroph. Gliederung. Fttr Vorlesungen, Seminarübungen u. Selbststudium.
I: Die Dichtungen Jesaias. Herausgegeben von Prof. Lic. Dr.
W. Staerk, Jena. (DC, 34 S.) 1907. M. i —
U: Arnos, Nahum, Habakuk. Von demselben. (IX, 958.) 08. ICi —
Kartellzeitung der akadeai.-tbeolog. Vereine (1907, Nr. 11):
„Bei akaifom. Vorlesungen wie bd Seminarftbungea, aber aneh beim Seibit-
studium ein fast unentbehrliches Hilfsmittel, fllr das dem ästhetisch so fela
aebUdeten Verfiuser, der sugleich ein grflndlicher Kenner des hebriischen Sprach-
idioms ist, Torxflalkher Dank gebfthrt/'
»3
Verlag der J. C Hinricbs'schen Bnchhandlnng in Leipzig.
KSnigy D. Dr. Eduard, Professor an der Univ. Bonn:
Hebrlische Grammatik für den Unterricht, mit Übungsstücken und
Wörterverzeichnissen, methodisch dargestellt (VIII, 1 1 1 u. 88 S.) 8^.08.
M.*3 — ; in dauerhaftem Leinenband M. 360
RofMOf Dr. Jot. C. Renner, Stift Tepl, schrieb dem Verlage q. a. folfendet:
„Die Grammatik beicicbnet, iowcit ich es bemteilen kann, einen riesen-
haften FortKhritt in der pftdagoglscben Methode. Jeder kann ana dem Werke aick
selbst nnterrichten ; wer tSit Übungen dvrcbnimmt, mnss eine hohe Fertigkeit
erlangen . . . Ich weiss, dass manche Hflrer nach einem Jahre nicht einmal Icica
konnten, geschweige schreiben. Meine Qeiki Hbersctaen die tlbongen nach dnem
Monat ganx ptlchUg/*
Christlich« Freiheit (1908, Nr. 46):
„Wissenschaftlicher nnd praktischer Chaiakter finden sich hier anfr glflck-
llchste vereinigt Es ist stamicnswert, was alles anf 200 Seiten geboten wird.
Yielfach die Formen des Altarabischen als Orlentierangsponkte ftb* die geschichtiiche
BctiBchtnng des Hebitischen heransiehend, hat der Verfasser alles Wesentliche
in seiner Grammatik dargelegt nnd es sogleich meisterhaft verstanden, der ganaen
Darstdlnng ein« Insserst iassliche, konkrete Form unter möglichster Vermeidnag
allen abstrakten Regelwesens sn geben, die geeignet erscheint, beim Anfingcr die
Freudigkeit sum Studium dieser Sprache su wecken. An den grammatischen Teil,
der anch die Syntax in ihren GmndsSgen behandelt, schliessen sich Materialien
sur Einflbung der Grammatik an, die auch sum Obersetscn aus dem Deutschen
ins Hcbrftische anleiten und ausser susammenhingendcn Lesestflckcn noch Ge-
legenheit sum Lesen unpunktierter Texte bieten. Dm Schluss bildet ein hebrÜsch-
deutsches und ein dentsch-hebrftisches Wörtcnreixeichnis mit steten Hinweisen auf
die Grammatik. — Danach kann diese neueste hebrlische Gramms-
tik nur aufs wirmste Lehrern und Lernenden empfohlen werden,
insbesondere auch den Pfarrern, die in Gefifthr stehen, bei der Ffille prak*
tiacher Berufsarbeit jegliche FOhlnng mit der Sprache des A.T., und dadurch
schliesslich mit der alttestamentlicben Wissenschaft flberhaupt, zu Tcrlieren. Gerade
Ar den Selbstunterricht dttrfte das Buch nicht ungeeignet sein."-
rar ucB oviDBtHiiicrricjii uunic oaa jdvco nicni ungceignei acm. ^
fibertleht n Hlnrlehs' ^WisseBsehafUieheB Sevlgkelten««, iaanar 19M.
{auch für BtsUlbmgen verwmdbar)
Seite I Seite Seite Seite
Albreckt: BeekTczte i6 Havpt: liebetlieder zo Tiwienr Ziele. . i8 flcwHirt. Stadien 14. li
AatoBiiia: Syaeon . 9$ Hanpt: Pttrim . . zo Lietawan: Symmon •■ Sethc: PynuBideB-
Seite
Albreckt: neekTczte 16
«3
Bttfth: UatenochgB. 16
Becker: Aogntin . 5
Behrens: Rnk Briefe Z4
Beiiiige I.A. Test. 8. 9
Biblin Hebndcn : . 9
Bides: Sosonenoe . es
BUlcrbcck: Balawst 14
Biscboff: Astrales . 18
B«UeB:Adaaia.Qaia 18
BoBwetsch : Hippolyt si
Brody: ncnh Texte . z6
Cloacns Alex. so. 33
Dalaan: Petra . . 8
Delitxsch : Balawat . 14
DetttsschiSciiriftdk. 13
Doaibart: Gv. Dei . as
KoBcbias : K G. so. 33
Fraak: Beschwftrg.. 15
Frank: Götterbilder 13
Goodspccd : ladex . . ss
Giass: Scktea . . 19
Gregoiy: EinlcStang 4
Grsforv : Frecr^l^Off . sj
Haraack: Christeat. a
Hanwck: Lukasschr. a
zo
6
XS
S
9
6
I Seite
Haapt: LiebesSeder zo
Hanpt: Pttrim
Havcko«. Friede .
Heba: Siebensabl ,
Heisenberg: Basilik.
Hemsann: Esechiel
Hubert: Ckristeatani
HUgenfeld: Symeon aa
HoUdack: Onintlst. x8
HdlschcrrSaddnsier 10
Hvber;PersoBCBaaai. 14
James: rel. Erfahrg. 3
Ihmcls: Plrediftea . 6
Iren.: Zum Erweis, sx.ss
Junker: Grammatik 17
Kittel : bebr Arch. . 8
Kletnert: Abhandig. 5
Kictnert: Homiletik 4
Kldnert : Mnsik . . 3
Knadtson: Amama. xx
Koch:Leria . . . ax
Koch: Virgines . . sx
König: Grammatik. 34
Kodnnraabbildgn. . 13
Langdon: Königsin-
sc* riften . . . xx
Lcipoldt; Kanon . 4
Löhr: Weih ... 9
lfeiBsaer:GramBUtik xa
Meissaer: Ideogram. xs
Messerichmidt ; Ur»
knaden .... 13
Möller: Etendeabr. . 7
Mytholoa. Bibl. . . x8
Ninck: Jesus. . . 5
Perry: Sin. . . .15
Preum: Antichrist . 7
Ph>cksch:SaganbQch xo
Ram: Eliaslegende . 15
Realencyklopädie . x
Roberts : Qoranrecht X5
Host: Sprachieste . 19
Rothsteia : Juden • 9
Schalkhauss«: Ma*
kariös • . . . at
dea ax
Sfhmidt: Clemens . aa
Schraak: Söhnrican xs
Schriftsteller . . « ae
Schumann: Vtnet . 6
Schwaitt:EHaab. ao.as
texte 17
Siecke: Drachen-
kämpfe . . . . x8
Siecke: HeruMS . . x8
Staerk: poec Texte as
Scählin: demens aew a3
Strack: Talmud . . xö
Streck: Asarbaaipal xx
Textea.UBters ax« se
Thurean<*D :KÖmga>
insdiriften • • . xx
T.-Mekerttschian: sx. 33
T.-Mtnaasiants : sx a3
Ungnad : Urkunden 13
Vordetasiat. BibL . xx
Vorderasiat. Schriftd. X3
Waoer: Klarissen . 7
Weber: Uteratnr . sa
Weim: Synoptiker . aa
Weissbach: Achimen, xx
Wilhelm: Legenden 7
Wobbermin: laUg.
Erfahrung ... 3
Zimmern: Qöttaisym-
t$
Wissenschaftliche Nenlgkeiten
und Berichte aus dem Verlage der
J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung
in Leipzig
Japuar 19x0 (Nr. 6)
Ditst Verteichnisse stehen unberechnet und pario/rei 9u Diensten, — Auch tur An-
sicht können die Werke von der Mehruthl der Bvchhandlungen vorgelegt werden.
LETZTE NEUIGKEITEN:
Biblia Hebraica. Adjuvantibus professohbus G. Beer, F. Buhl,
G. Dalman, S. R. Driver, M. Löhr, W. Nowack, J. W. Rothstem,
V, Ryssel edidit R. Kittel, professor Lipsiensis. Editio altera
emendatior stereotypica. (XVI, 1320 S.) gr. 8^. 1909.
In Halbleder geb. M. i o ~> ; in 2 Leinenbdn. M. 1 0.40 ; geh. M. 8 —
Auch in 15 Einzelheiten zum Preise von M. i — bis M. 1.30
Clemens Alexandrinus. Dritter Band: Stromata Buch VII u. VIU.
— Excerpta ex Theodoto. — Eclogae propheticae. — Quis dives
salveiur. — Fragmente. Herausgegeben von Dr. O. Stählin, Professor
an der Univ. Würzburg. Mit Einleitung und 3 Handschriftenproben
in Lichtdruck. (XC, 231 S.) gr. 8^ 1909. M.11 — ; geb. M. 13.50
Die grofie Clemens- Ausgabe der Berliner Akademie ist damit abgeschlooen
bis anf einen IV. Band, der Register, Nachträge und Berichtignngen enthalten
und 191 1 folgen toll. Die früheren Bfinde enthalten:
I. Band: Protrepticus und Pädagogns. 1905. M. 13.50; geb. M. 16 —
II. Band: Stromata Buch I — VI. 1Q06. M. 16.50; geb. M. 19 —
Feine, D. Dr. Paul, Professor an der Univ. Breslau:
Theologie des Neuen Testaments. (XII, 714 S.) gr. 8^
1910. M. 12.50; in Halbfranz geb. M. 14.50
Gregory^ D. Dr. Caspar Ren^, Professor an der Univ. Leipzig:
Textkritik des Neuen Testaments. Dritter (Schluß-)Band.
(S. 995 — 1486.) gr. 8®. 1909. M. 12 —
— Dasselbe, vollständig. M. 36 — ; in Halbsaffian geb. M. 40 —
Harnack, D. Dr. Adolf, Professor an der Univ. Berlin:
Entstehung und Entwickelung der Kirchenverfassung
und des Kirchenrechts in den zwei ersten Jahrhunderten.
Nebst einer Kritik der Abhandlung R. Sohm's: „Wesen und Ursprang
des Katholizismus'' und Untersuchungen über „Evangelium", „Wort
Gottes'' und das trinitarische Bekenntnis. (XII, 252 S.) 8^
1910. M. 6.60; in Leinen geb. M. 7.50
F. 367 '
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
HSlseher, Dr. Uvo: Das Hohe Tor von Medinet Habu. Eine
baugeschichtliche Untersuchung. Mit 65 Abbildungen im Text,
6 einfarbigen und 4 doppelfarbigen Tafeln. (IV, 68 S.)
35,5X25,5 cm. 1910. M. 25 — ; in Leinen geb. M- 29 —
fUr Mitglieder der D. O.-G. M. 20 — ; in Leinen geb. M. 24 —
(12. Wiss. Veröffentlichung der Deutschen Orient-Gesellschaft)
Meissner^ Dr. Bruno, Prpfessor an der Univ. Breslau:
Seltene assyrische Ideogramme. Vollständig, mit ausführ-
licher Zeichenübersicht (12 S.) sowie assyrischem und sumerischem
Wörterverzeichnis Ti 3 2 Spalten Buchdruck). Zumeist in Autographie.
(XX,72iS.)Lex.«8^i9io. M.90 — ; in feinem Halbsaf&anbd.M. 95.50
(Assyriologische Bibliothek. XX. Band.)
Möller^ Dr. Georg, Direktorialassistent am Ägypt Museum zu Berlin:
Hieratische PalMograpliie. Die ägyptische Buchschrift in ihrer
Entwicklung von der 5. Dynastie bis zur römischen Kaiserzeit.
L Band: Bis zum Beginn der 18. Dynastie. Mit 9 Tafeln Schnft-
proben, davon 7 in Lichtdruck. (VIII S., 20 S. Einleitung und
76 Blatt in Autographie.) 35,5x27 cm. 1909. geb. M. 30 —
n. Band: Von der Zeit Thutmosis* III. bis zum Ende der 21. Dynastie.
Mit 8 Tafeln Schriftproben in Lichtdruck. (IV S., 158. Einlettmig
und 74 Blatt in Autographie.) 1909. geb. M. 30 —
Realeocyklopidie für protestantische Tlieologie u. Kirche.
Begründet von J. J. Herzog. Unter Mitwirkung vieler Theologen
und anderer Gelehrten in dritter, verbesserter und vermehrter Auf-
lage herausgegeben von D. Albert Hauck. Lex.-8®.
XXIL Band: Register zum Oesamt- Werke. Unter Mitwir-
kung von A. Hauck bearbeitet von H. Caselmann. (TV S. u.
963 Spalten.) 1909. M. 6 — ; in Hall;)franz geb. M. 8 —
— Dasselbe, vollständig (22 Bände). M. 216 — ; geb. M. 260 —
Ein Ergänzungsband soll rg 12 folgen.
Sdifirer, D. Emil, Professor an der Univ. Göttingen:
Qeschiclite des jüdischen Vollces im Zeitalter Jesu Christi
Vierte Auflage. Dritter Band: Das Judentum in der Zerstreuung
und die jtldische Literatur.
(Vn, 719S.) gr. 8^. 1909. M. IS — ; in Halbfranz M. 17.2s
— Dasselbe, vollständig (3 Bände). 190X — 1909. M. 47 — \ geb. M, S3.7S
Soden, Lic. Dr. Hans Freiherr von:
Das lateinisclie Neue Testament in Afrika zur Zeit Cyprians.
Nach Bibelhandschriften und Väterzeugnissen, mit Unterstützung des
KgL preußischen historischen Instituts herausgegeben. Mit 3 Re-
gistern. (X, 663 S.) 8®. 1909. M. 21 — ; in Halbfranz M. 24 —
(Texte u. Untersuchungen z. Geschichte der altchristl, Literatur. 33.Bd)
Unraad, Dr. Arthur, Professor an der Univ. Jena:
Keilsclirifttexte der Gesetze Hammurapis. Autographie
der Stele sowie der altbabylonischen , assyrischen und neubaby-
lon. Fragmente. (V, 42 S.) 36,5x36 cm. 1909. kart. M.8 —
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 19x0).
Alt, Lic theoL Albrecht» Privatdozent an der Univ. Greifewald:
Israel und Äg^ypten. Die politischen Beziehungen der Könige
von Israel und Juda zu den Pharaonen. Nach den Quellen unter-
sucht. (104 S.) 8^ 1909. M. 3.40; in Leinen geb. M. 3.40
Unter gldchmifliger Verwertaiig des igyptischen, hebriischen und aisy-
riicheB Qaellenmaterials wird hier ein bisher nicht genfilgend gewürdigtes Pro-
blem untersucht. Die Mnsri- Frage rückt durch diese Arbeit in nene Belenchtang.
Prof. D. W. Nowack, Straflbnrg, in der Theolog. Lit.-Zeitang (1909, Nr. 34):
„So sahireich auch die Monographien Aber den Aufenthalt Israels in
Ägypten und seinen Aussug sind, so wenig hat man bisher daran gedacht, die
xsmelitiseh-ftgyptischen Besidiungen in der Zeit der beideneitigen Selbstindigkeii
der Völker, herausgelöst aus den gröfleren Zusammenhingen, in ihrem eigenen
Zuaammenbang darzustellen . . . Nach einer treffenden Cbarakteristik der Igyp-
tischen, israelitischen und assyrischen Quellen , die für diese Untersuchung in Be-
tracht kommen, beginnt A. mit der Erörterung der Besiehnngen zwischen Sche-
schonk und Salomo . . . Besonders wertvoll ist die von A. geführte Untersuchung
der Bedehungen Judas sn Assnr und Ägypten in der Zeit des Jesaia . . • Die
dritte Untersuchung beschlltigt sich mit Necho und Nebukadnesar . . . Die Arbeit
scichnet sich durch umfassende Kenntnis der gesamten hier in Betracht
kommenden Quellen und der sich mit ihnen bcschÜtigenden Literatur, durch
sclbstkndiges und ruhig abwägendes Urteil und Klarheit der Dar«
Stellung aus . . ."
Prof. Dr. A. Wiedemann, Bonn, in der Orientalist Ltt-Zeitung (i909,Nr. 1 1):
„Ober den jetzigen Zustand unsers Wissens orientiert das nutsbringende
und die Wissenschaft fördernde Werk hi «bersichüicher Weise.**
In der Sammlung der Beiträge zur Wissenschaft vom Alten
Testament, der die vorgenannte Arbeit angehört, erscheinen demnächst:
Procksch, Prof. D. Otto: Zur Geschichte der Septuaginta.
Puukko, Dr.A.F.: Das Deuteronomium. Eine literarkrit. Untersuchung.
Andrae, Dr. Walter: Der Anu-Adad-Tempel in Assur.
(Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft in Assur. A. Bau-
denkmäler aus assyrischer 2^it L) Mit 94 Abbildungen im Text
und 34 Tafeln. (Vn, 95 S.) 3S»5XaS*S c™- »909-
M. 40 — ; in Leinen geb. M. 44 —
für Mitglieder der D. O.-G. M. 33 — ; in Leinen geb. M. 36 —
(10. Wiss. Veröffentlichung der Deutschen Orient-Gesellschaft.)
Dieser Band bringt die erste gröflere Darstellung aus den Ergebnissen der
dentschcn Aosgrabnngen in Mesopotamien. Der Hauptwert dieser Pablikation
bemht auf der mit peinlichster Genanigkeit darchgeftlhrten Anfhahme des aus-
gegrabenen Gebäudes; dadurch tritt der Band in eine Reihe mit den berühmten
Werken von Layard, Botta und Place. Jede kflnftige Untersuchung Aber baby-
lonisch-assyrische Architektur- und Kulturgeschichte wird sich auf diese grund-
legende Darstellung des ersten bis in alle Einselheiten suverllssig
untersuchten altassyrischen Tempels stfitzen mfissen.
Prof. Dr. A. Ungnad, Jena, in der Orientalist Lit.-Zeitung (1909, Nr. 5):
„Der Anu-Adad-Tempel in Assur gehört zu den assyrischen Tempeln, die
sdt den frühesten Tagen der Assyriologie das besondere Interesse der Assyriologen
in Anspruch genommen haben; verdankt doch die 'Wissenschaft ihm die so hoch-
bedeutenden Prismen Tiglatpilesers I. Dieser Bau ist nunmehr mit einer Sorg-
falt von Andiae ausgegraben und untersucht worden, wie man sie sich nicht
größer wflnschen kann • . . Dem Werke sind 34 Tafeln beigegeben,
darunter einige Zeichnungen und Aufnahmen Andraes, die an peinlichster Ge-
nauigkeit schwerlich ttbertroffen werden können."
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Bauer, Leonhard, Oberlehrer am Syrischen Waisenhaus in Jerusaleo):
Das Palästinische Arabisch. Die Dialekte des Städters und
des Fellachen. Grammatik, Übungen und Chrestomathie. 2.» voll-
ständig umgearb. Aufl. (X, 256 S.) 8^ 19x0. M. 6 — ; geb. KL 7 —
Pro£ D. Dr. G. Dal man, Jerasalcm, schreibt in seinem Vorworte tu dem Buche:
„Das hier vorliegende Buch enthält einen Scbatc sorgsamer Beobachtungen
aus einer langen Reihe von Jahren. Ich wüfite nicht, dafl irgend ein
lebender arabischer Dialekt für die Einzelheiten seines Sprach-
gebrauchs eine zutreffendere und inhaltsreichere Beschreibung ge-
funden hStte. Eine reiche Sammlung von Lesestficfcen ermöglicht jedem Be-
nutzer ein Eindringen in das Leben der Sprache.'*
Bertlins, Professor Dr. Oskar: Was ist Wahrheit? Ein Won
zum Kampfe der Weltanschauungen. Zweite, zum großen Teil
umgearb. Auflage. (VIII ,247 S.) 8^ 1909. M. 3 — \ geb. M, 4 —
Aus dem Vorwort: „Das Suchen nach Wahrheit ist eines der erfreuUchstea
Zeichen der Gegenwart. Es lifit auch für die Zukunft eine ÜberwiDdunt; der
Irrtümer unserer Zeit erhoffen. Den Bedftrfhisien gebildeter NichttheologtB
sowie auch jüngerer, noch suchender Theologen zu begegnen, ist der Hanptzweck.'*
In 2 Teilen („Ist der Gottesglanbe vernünftig?** und „Ist der cbristlicbe
Glaube Temünftig?**) mit insgesamt 31 Abschnitten werden bebandelt: Zwei
Hauptirrtümer über Gott und Über die Welt — Der atheistische MoDiamus. —
Der Kantische Irrtum in betreff der Kausalität. — Die dreifiuüie Kausalttit. —
Das geistige Leben. — Unzureichende Gottesbeweise. •— Der kosmologische oder
Kausalit&tsbewcis. — Das Apostolikum. — Die biblische Schöpfungsgeschichte. —
Moderne Schöpfungs- und Entwicklungstheorien. — Die Menscheit. Beruf und
Ausrüstung. — Das Problem der Willensfreiheit. — Das Böse und die Erbsünde.
— Die Weltregierung Gottes. — Gebetserhörung — Das Wunder. — Entwick-
lung und Offenbarung. — Der Streit um „Bibel und Babel* ^ — Der Monothcis-
mus als ursprüngliches Geistesgut. — Die Geschichte der Offenbarung; besonder«
im Alten Testament. — Zuverlässigkeit der alttestamentlichen Geschichte. Abia-
ham. Moses. — Die Erlösung. — Die Evangelien als Geschichtsquellen. —^
Das Johannesevangelium. — Jesus Christus. Sehet, welch ein Mensch! — Die
Jrei Offenbarongen Gottes: Trinit&t. — Die Auferstehung Jesu Christi. — Der
erhöhte Christus. — Der heilige Geist -* Ewiges Leben. — Anhang: Ober
Autoritätsglauben. Spinoza, Schopenhauer, Ed. v. Hartmann, Haeckel, Nietsschc.
Böhl, Dr. Franz: Die Sprache derAmarnabriefe mit besonderer
Berücksichtigung der Kanaanismen. (IV, 96 S.) 8®. 1909. M. 3 —
(Leipziger semitistische Studien. V. Band, Heft 2.)
Prof. Dr. H. Grimme, Freiburg, inderOrientalist. Lit. -Zeitung (1909, Nr. 10 :
„6., ein Schüler von Zimmern und Delitzsch, schenkt uns in diesem Buche
die lange vermiete Einleitung in die Sprache der Armarnatextc.
Unter Voraussetzung einer allgemeinen Kenntnis des Babylonischen bei seinen
Lesern hebt er alles hervor, was dem Amarnadialekte — wenn man von eincin
solchen sprechen darf — seine eigentümliche Farbe verleiht, und gibt von dessen
auffälligsten Erscheinungen eine vollständige Liste der vorkommenden FiUe.
Weiter bemüht er sich, unter sorgfältiger Scheidung der Texte in lokale Gruppen,
die Faktoren zu bestimmen, die das Babylonische in Kanaan becinflofit habe» . . .
Den Ausnihrungen des Verfassers wird man zurzeit Wesentliches wohl kauiri
hinzuftlgen oder abstreichen können . . . Das Buch mnfl als eine gediegene
Leistung bewertet werden imd verdient seinen Platz in der Bibliothek
jedes Assyriologen und Hebraisten."
Prof. Dr. 6. Meifiner, Breslau, in der Deutschen Lit.-Zeitung (1909, Nr. 51):
„Da man an die Abfassung einer historischen Grammatik der babyloo.-
assyr. Sprache erst gehen kann, nachdem sämtliche Perioden nnd Liteintnr*
gattungen besonders behandelt sind, sind Untersuchungen wie die B^
äufierst wichtig, zumal wenn sie so umsichtig und in jeder Beclehnng
zuverlässig sind."
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
ßorchardtf Professor Dr. Ludwig, Direktor des Kaiserl. Deutschen
Archäolog. Instituts in Kairo: Das Grabdenkmal des Königs
Nefer-ir-ke-re. (Ausgrabungen d. D.O.-G. in Abusir 1902/08. V.)
Mit 96 Abb. im Text, 7 einfarb. und 3 mehrfarb. Blättern. (V, 91 S.)
35>5^25,5 cm. 1909. M. 30 — ; in Leinen geb. M. 34 —
für Mitglieder der D. O.-G. M. 24—; in Leinen geb. M. 28 —
(II. Wiss. Veröffentlichung der Deutschen Orient-Gesellschaft.)
Die verwickelte Baugeschichte des von Nefer-ir-ke-re begonnenen, aber
erst unter seinen Nachfolgern vollendeten Tempels wird eingehend darge-
stellt. Unter den Einzelfunden sind besonders die pr&chtigen Schein -
gef&fie, die Gold mit Malachit- und LapislazuU-Einlagen nachahmen, aus-
führlich beschrieben und mehrere von ihnen (darunter swei farbig)
rekonstruiert.
G. Maspcro in der Revue Critique (1909, Nr. 9):
„II ya Ik tonte une Serie de renseignements pr6cieui, et en grande
partie nouveaux, sur la disposition de la chapelle et sur Tagencemcnt des
commnns, tr^sors, magasins, celliers, babitations des pr£tres . . . Une quantit^
d'objets de differentes epoques ont ete d^ouvertes au cours des fonilles, des frag-
ments de sculpture qui decoraient la chapelle et qui sont d'un fort bon style,
de la vaisselle en terre, et les morceaux de plusieurs vases fictifs qui simulent
des va*es k libations. B. a r^ussi k reconstruire Tun denx: Vartiste ^yptien
avait plaqn6 sur une ftme en bois un merveilleux d4eot de verre 6maill6 multi-
Colons, avec la legende de Nuf^rkerte en bände horizontale sur le pourtour de la
pause, le tout se detachant en bleu sur fond jaone."
Burchardt, Dr. Max: Die altkanaanäischen Fremdworte
und Eljj^ennamen im Ägyptischen.
I. Teil. Die kritische Analyse der Schreibung. (VIII S. u. 60 S.
in Autographie.) 34X27 cm. 1909. M. 8.50
Aus dem Vorwort: „Seit Bondis fleifiige Sammlung der Fremd worte des
Ägyptischen erschienen ist, sind mehr als 20 Jahre verstrichen. In dieser 2^it
ist die Menge der ägyptischen Texte um ein gewaltiges gewachsen, und wir
haben überdies gelemt, die seltsame Schreibung der Fremdworte richtiger zu be-
urteilen. Es erschien mir daher von Bedeutung, diese wertvollen Reste ver-
schollener Sprachen zu sammeln, um so mehr, als ein sehr gtoBer Teil derselben
sicher der Sprache des alten Kamum angehört und somit fflr die alttestament-
liehen und semitistischen Studien von weitgehendster Wichtigkeit
ist. Ich habe diesen Fremdworten weiter die zahlreichen Namen von Orten und
Personen zugefügt, die die ägyptischen Texte uns ans Palästina und anderen
Ländern Vorderasiens erhalten haben . . . Der zweite (Schlufi-) Teil der Ge-
aamtarbeit soll die Liste des Materials und ein ausführliches Glossar erhalten.''
Catenenstudien. Herausgegeben von Prof. Hans Lietzmann» Jena.
I. Die Catene des Vaticanus Gr. 762 zum ersten Korintherbriefe,
analysiert von Lic. Otto Lang. (VII S. u. 48 S. in Autographie.)
26,5X34.5 cm- 1909. M. 7 —
Die Catenenforschung entbehrte brauchbarer Hilfsmittel bisher in so hohem
Grade, dafl sie bei der Bearbeitung altchristlicher Probleme nur in ganz be-
schranktem Maße herangezogen worden isL — Die mit dem vorliegenden Hefte
beginnende Reihe von Hilfsmitteln wird bei Studien zur altchristlichen
Kircheu- und Literaturgeschichte wie auch zur biblischen Textkritik
bisher kaum je berücksichtigtes Material zugänglich machen. Das l. Heft bringt
also Stoff zum i. Korintherbrief. — Durch uns ist auch erhSltlich die Vorarbeit:
Lang, Lic. theol. Otto: Die Catene zum ersten Korintherbrief,
kritisch untersucht. (Dissertation.) (38 S.) S®. 1908. M. i —
5
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipsig.
I, Arnold B.: Randglossen zur hebrSischen BibeL
Textkritisches, Sprachliches und Sachliches, gr. 8®.
I: Genesis und Exodus. (TV, 424 S.) 1908. K.9.50
II: Leviticus, Numeri, Deuteronomium. (355 S.) 1909. M. 8 —
Aus Besprechungen über den ersten Band:
Prot Dr. W. Bacher, Bndapest, in der Dentschen Lit-Zeitang (1909, Nr. 39):
„Die grofle Mehrzahl der Randglossen ist ein ttherraachender Beweis da-
fiir, daß trotz der ungeheuren Ffllle der exegetischen Literatur xum Pentatench,
durch welche die Möglichkeiten der Auslegungen für einzelne Verse oder Wörter
gleichsam erschöpft zu sein schieneUf tieferes ^dringen in die EigentünitichkcitcB
und Schwierigkeiten des Textes, bei dem ein lebendiges Sprachgefühl sich
mit Scharfsinn paart, noch immer neue Möglichkeiten su eröffiien und die
Bibelexegese in vielen Einzelheiten zu fördern vermag."
W. Frankenberg in der Theolog. Lit-Zeitung (1909, Nr. 14):
„Mag man auch dem Verfiuser in vielen Stflcken nicht zustimmen, immer
spftrt man es bei den sprachlichen Auseinandersetzungen, dafl hier ein Mann
redet, der die Sprache des A. T. wirklich beherrscht, und daa will
gewid viel heißen . . . wer aus dem Buche etwas Aber die Sprache des A. T.
lernen will, kann viel daraus lernen."
Piot Lic. Dr. P. Vols, Tübingen, im Theolog. Jahresbericht (1908, S. 116}:
,,E. nimmt Gen. und Ex. fast Vers fflr Ven durch, geht grUndlich u
Werk und UU8t nichts vorbei, was etwa moderne Exegeten blofl mehr emicsid
ohne Rücksicht auf die hebräische Grammatik oder Sprache behauptet haben.**
Theologische Quartalschrift (1910, Nr. i):
„Der Verfiuser ist wie wenige nicht blofl in der Sprache des A. T,, sonden
auch in der des spateren Judentums und in dessen Anschauungen bewandert. Er
vermag daher eine Ffille neuer sprachlicher und sachlicher Erklä-
rungen zu bieten .... Man darf mit Dank den kommenden Binden ent-
gegensehen, und man wird nicht fehlgehen, wenn man sagt, dafl nur zum
eigenen Schaden der Alttestamentier dieses Werk unbeachtet llflt."
In der Sammlung der „Griechischen christlichen Schriftsteller der ersten
drei Jahrhunderte" liegt abgesdilossen vor:
Ettsebtus. Die Kirchengeschichte mit der lateinischen Übersetzung
des Ruünus. Herausgegeben von Dr. Eduard Schwartz, Professor
an der Univ. Freiburg, und Dr. Theodor Mommsen, weil. Prof.
an der Univ. Berlin, gr.8^. M. 45 — ; in Halbfranz geb. M. 52.50
L Teil: Buch I— V. (in, 507 S.) 1903. M. 16— ; geb. M. 18.50
H Teil: Buch VI— X. Über die Märtyrer in Palästina. (VE u.
S. 509 — 1040.) 1908. M. 17 — ; in Halbfranz geb. M. 19.50
nL (Schluß-) Teil: Einleitungen (zum griech. Text von Ed. Schw artz,
zu Rufin von Th. Mommsen f), Übersichten (Kaiser- und Bischofs-
listen, Ökonomie der KG) und Register von Ed. Schwanz.
(CCLXXn, 216 S.) 1909. M. 12 — ; in Halbfranz geb. M. 14.50
Von dieser „Kirchengeschichte" erschien 1908 auch eine
Kleine Ausgabe (griech. Text mit kritischem Apparat)» herausge-
geben von Ed. Schwartz. (IV, 442 S.) gr. 8®. M. 4 — ; geb. M. 4,80
Der Text dieser kleinen Ausgabe ist ein getreuer Abdruck der gioftcu;
nur ist die Mommsen*sche Revision des Rufinteztes weggelassen. Die Zeilen- und
Seitenzahlen der groflen Ausgabe sind am Rande btteichnet, so dafl die Prole-
gomena n. Indices der groflen Ausgabe (Band IQ) auch ftr die kl. bimuchbar sind.
Wissenschaftlicbe Neuigkeiten Januar 1910).
Feine, D. Dr. Paul, Professor an der Univ. Breslau:
Theologie des Neuen Testamente. (XII, 714 S.) gr. 8^
1910. M. 12.50; in Hadbfranz geb. M. 14.50
Gliedernng des Inhaltes. L Teil: Die Lehre Jesu nach den
Synoptikern. (Jesn messian. Bewnfltsein. — Jesus n. das A. T. — Jera Be-
nrteünng des gegenwärtigen Zosiandes des Menschen. — Das Reich Gottes. —
Die Versfihniing. — Auferstehung, Wiederkunft, Gericht — Die Ethik Jesn. —
Die bleibende Bedeutung der Person Jesu.) — II. Teil: Die Lehre des Ur-
christentums. I. Die theologischen Gedanken der Urgemeinde, 2. Die
Theologie des Paulus. (Die allgemein. Sflndhaftigkeit und der Ursprung da
Sttnde. — Die Stdlung cum Gesets und cum Judentum. — Das Schriftprindp. —
Gott — Christus. — Die Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu. —
Die Rechtfertigung. — Der heUige Geist. — Die Eschatologie. — Die Ethik. -^
Kirche u. Sakimmente. — Die Theologie der Ptotoralbriefe.) — 3. Die theologischen
Anschauungen der nachpaulinischen Schriften. — m. Teil: Die Lehre der
Johanneischen Schriften. (Das johanneische und das sjrnoptiache Christus-
bild. — Johannes und Paulus. — Johannes und die griechisdie Bildung. —
Die Heilslehre des Johannes im einseinen.)
Aus dem Vorwort: „Die Bedürfnisse des akademischen Unter-
richts sind es in erster Linie gewesen, welche mich veranlaflt haben, eine
Theologie des Neuen Testaments xu schreiben . . . Die wichtigsten Probleme
freilich mUsscn die Studenten in vollem Umfange kennen lernen. Aber nament-
lich bei den theologisch weniger bedeutsamen Schriften des Neuen Testaments
habe ich mich bemttht, mich kurx sn fiusen. Auch war ich bestrebt, das schwere
wissenschaftliche Geachftta möglichst ra beschränken und in die Anmerkungen an
▼erweisen, um das Buch leichter lesbar au machen. Daher habe ich fiuit durch-
gSngig, selbst bei technischen Ausdrücken, die deutsche Obersetzung der Uitezte
in der Darstellung angewendet und den fremdsprachlichen Text in Klammem
dasugesetzt. Demi ohne dafi man den Originalausdruck kennt, ist oft ein
wissenschaftliches Urteil unmöglich. Immerhin aber kann dies Werk auch jeder
Gebildete lesen, der des Griechischen und Hebräischen nicht kundig ist. In
den Literaturangaben habe ich naturgemlfl eine Auswahl des Wichtigsten
treffen müssen. Ich hoffe aber, dem Vorwurf nicht su unterliegen, dafl ich mich
von theologischen oder persönlichen Sympathien und Antipathien habe leiten
lassen. Wenigstens bin ich mir bewuflt, immer auf diejenige Literatur verwiesen
SU haben, welche mir wichtig erschien. Vom wissenschaftlichen Gegner lernen
wir ja oft mehr als vom Freund. Und unsere Studenten müssen die Probleme
kennen lernen in der Beleuchtung, wie die theologische Rechte und wie die
theologische Linke sie sieht'*
Qardiner» Alan H., M. A«, Oxford:
The Admonitions of an Egyptian Sage. From a hieratic
papyrus in Leiden (Pap. Leiden 344 recto). With 18 plates in auto-
graphy and i in collotype. (116 S.) 34,5X27i5 cm. 1909. M. 30 —
Der Leidener Papyrus wird hier cum ersten Male ToUstSndig in Umschrift
und Obersetsung vorgelegt. Die eingehende Untersuchung bringt den Nachweis,
daü es sich nicht um Prophezeiungen handelt, sondern vielmehr um eine Mahn-
rede, in einer Zeit politischen Unglftcks an einen schwachen König gerichtet,
mit einem Rflckblick in ein goldenes Zeitalter, d. h. ägyptisch ausgedrückt, in
jene Urzeit, in der der Sonnengott Re noch als gerechter König auf Erden herrschte.
G. Maspero in der Revue Critique (1909, Nr. 38):
,Le livre aurait mMt6 un oompte rendu beauconp plus long: ce que j'en
ai dit montre quelle valeur il a pour les Egyptologues et m6me pour
les savants ^trangers k TEgyptologie. U ilhve M. Gardiner haut dans
ttotre science."
Prof. Dr. W. M. Müller in der Orientalist. Lit.-Zeitung (1909, Nr. 11):
nicht nur eine Fundgrube ffir die Philologie, sondern
auch inhaltlich interessant ... G. hat das Verständnis durch seinen
fleifligen und scharfsinnigen Kommentar weit gefördert.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
QrasSy Mag. theoL KarlKonrad» Professor an der Univ. Doipat:
Die russischen Sekten. IL Band. Die weifien Tauben oder
Skopzen, nebst geistlichen Skopzen, Neuskopzen u. a.
I. Hälfte: Geschichte der Sekte bis zum Tode des Stifters.
(448 S.) gr. S^ 1909. M. 8.50
Über Band i: Die Gottesleute oderChlüsten (X, 716S. gr 8*. 1907.
^ ^5 — i g®^' ^* 10.50) liegen u. a. folgende neuere Urteile vor:
Prof. D. C. Mir bt, Marbug, in der Historischen Zeitschrift:
iiWir sind durch dieses Bach erheblich weiter gekoeunen, denn es teilt so
viel Qmellen im Worthuit mit, dafi wir einen Einblick in das Geistesleben der
Chiasteo erhalten, nnd der Über grofle Kenntnisse Terftgende Antor
▼erfahrt besonnen «nd kritisch. Da die gemmte in Frage kommende Lite-
ratur in rossischer Sprache abgefait und sudem AU den AusUnder gar nicht
erreichbar ist, schulden wir dem Verfasser besonderen Dank fttr die ZugtegUch-
machung dieses wichtigen Gebietes.'*
Pro! D. Fr. Wiegand, Greiftwald, im Theolog. Lit.«Blatt (1909, Nr. 4a):
,,Die G.*8che Arbeit bedeutet geradesu die Erschlieflang eines
völlig neuen Gebietes für die kirchengeschichtliche Forschung, und
sie wM um so wichtiger, je mehr die geistigen Besiehungen sum europäschea
Osten bei uns wachsen. Dabei ist der Verfasser eu dieser Aufgabe im
besonderen Made befähigt und ausgerastet: ein Balte, der das RumiM^e
▼oUanf beherrscht, der nicht nur in den QueUen und in der Literatur su Hubk
ist, sondctn auch der Eigenart des mssiMhen Chcmkters und GemtttslebcBa ein
warmes Verständnis entgegenbringt; suglelch ein wissenschaftlich geschulter deut-
scher Gelehrter, der mit dcfaerer Hand die ungeordneten und wirren Urkunden
su sichten und zu beontzen versteht.*'
Sehr anerkennend iuSerten sich schon frflher u. a.: Prof. D. N. Bonwetsch
(Deutsche LitZdtung 1906, Nr. 17); Prof. D. F. Kattenbusch (Theolog. Lit-
Zeitung 1908, Nr. 7); Prof. D. F. Kr opat Scheck (Theolog. Lit-Bericht 1906.
Nr. II u. 1908, Nr. 14); Lic. Dr. P. Rohrbach (Preui. Jahrbacher, BOi« 1908»;
B. von Schrenck (ChristL Welt 1908, Nr. ai).
Qreg^ory, D. Dr. Caspar Renö, Professor an der Univ. Leipzig:
Einleitungr in du Neue Testament (VI, 804 &) gr. 8^
1909. M. 10 — ; in Leinen M. ix.ao; in Halbfranz M. 12 —
Prof. D. Job. Leipoldt, Kiel, im Theolog. Literaturblatt (1909, Nr. 9):
„Die Eigentflmlichkeit tou G.*S neuem Werke besteht darin, daO er
die Teile am ausfahrlichsten gestaltet, die in den alteren Werken ihnlicher Art
am kttrsesten auszufallen pflegten. Fast 400 Seiten widmet er der Geschichte
des nentestamentlich^n Kanons . . . Mit ehernem Fleiß hat er einreichet
liCaterial beigebracht Da« gilt namentlich far die Zeit, die Th. Zahn in setner
monumentalen Kanonsgeschichte noch nicht bebandelt hat: lUr die ZtiX nach
Origenes. Da bietet G. eine wahre Fundgrube von wertvollem Stoffe.
— Sehr ansfahrlich stellt G. die neutestamentl. Textkritik dar. Er redet
zuerst mit einer Anschaulichkeit, die nur einem Fachmann von Ruf
eigen sein kann, von der Entstehung und ersten Verbreitung der neutesta-
mentl. Bücher. Dann beschreibt er die wichtigsten Handschrülen des N. T. und
die sonstigen Hilfsmittel, die zur TexthersteUong verwandt wurden, weiter die
gedruckten Ausgaben und verschiedene Auflerlichkeiten ... G. ist gerade auf
diesem Gebiete völlig zu Hause. So ist es gerade hier eine Lust, seinen
A asfahrungen su folgen . . . Der dritte Teil iftUt bei G. am ktüxesten ans: er
bietet die eigentliche literarische Einführung in die einzelnen Schriften
des N. T. . . . Die Register [Sachen und Bibelstellen] smd vorstiglich.''
Pastoralblätter (Bacherbericht, September 1909):
„Die Einleitung G.*s darf nicht nur Gelehrten zur Lektüre empfohlen
Werden, sondern vor allem auch Geistlichen fUr ihre Vorbereitung auf Bibel-
stunden und Religionslehrern fttr den bibelkundlichen Unterricht.**
8
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 19x0).
Biblische Zeitschrift (1909, Nr. 2):
„Das Buch gehört zweifellos su den Werken, die man nicht blofl studiert,
sondern auch gern liest. .. klares historisches Denken und ein Wirklick -
keitssinn, der es verstdit, in die Zeiten des N. T. und seiner Göchicht^ Üdk*
xnrflekzuversetzen und in konkreten Einzelbildem auch dem Femerstehcodcn' die;
Probleme xa ▼eianachaulichen.** j^
Theologie der Gegenwart (1909» Heft 4}:
„Hervorragend nach Anfrifl, Inhalt und Form der Darstellung ist der ganse
zweite Hauptteü des Boches, die Kritik des Textes. Ein gewaltiges Materie^
wird uns hier in klarer, übersichtlicher Weise suglnglich gemacht^
und man merkt es den Ausführungen auf jeder Seite an, dafi der Verfasse^ hier
ans dem vollen schöpft Auch der Fachgelehrte nimmt aus diesem Ab-
schnitt eine Fttlle von Anregungen mit.'*
Bayerische Lehrerzeitung (1909, Nr. 34}:
„Die Gewissenhaftigkeit des historischen Forschers, von der jede Seite
Zeugnis ablegt, berührt den Leser aufs angenehmste. Weiter ist die einfsiche'
klare Darstellung zu rühmen, ein Vorzug, der das Buch ohae wekana auch
dem Laien brauchbar macht.
Revue Internationale.de Theologie, Bern (1909, Band II, S. 396 f.):
„Eine Arbeit, die die erstaunlichste Fülle von Material enlhlliaad
mit Gelehrsamkeit gesättigt ist . . . Die Darstellung wird auch in den schwierigstell
Partien mit grofler Kunst geradezu populir gehalten • . . Wir empfehlen das
bedeutende Werk nachdrücklich den wissenschaftlich interessie;$en Kreisea
der altkatholischen Kirchen."
Kirchliche Zeitschrift (1909, Heft 4):
„Die Entstehung und erste Verbreitung der neutestamentlichen Bücher wird
mit einer Anschaulichkeit beKhrieben, als wenn der Verfasse!^ in Jener
altersgrauen Zeit gelebt hätte und ein interessierter Zuschauer gewesen wfre.*'
Theologische Zeitblättcr (November 1909):
, jSin überaus reichhaltiges, interessantes und lehnckhes Bndi."
Mit Erseheinen du III. B^mdea wurde soeben voUständig:
Gregory, D. Dr. Caspar Ren^, Professor an der Unir. Letpsig:
Textkritik des Neuen Testamentes. Drei Bände, gr. 8^.
1900— 1909. M. 36 — ; in C Halbsaffian geb. M« 40 —
L Band: Griechische Handschriften. — Griechische liturgische Bücher.
(S. I — VI und I — 478.) 1900. M. la —
Inhalt: Die Urkundea: Paliogimphie. — Majuskel- und Ifianskcl-HaBd«
schriften der ETaagelien, Apostelgeschichte und katholischen Briefe, IkoliaiMhen
Briefe und der Apokalypse. Griechische Utuigische Bücher.
n. Band: Die Übersetztmgen. — Die Schriftsteller. — Geschichte der
Kritik. (S. VII — X u, 479 — 994.) 1902. M. 12 —
Inhalt: Einleitung. Die östlichen Ol>erBetzungen (syrische, figyptische, äthio-
pische, armenische, georgische, persische, arabische). — Die westlichen
Übersetzungen (altlateinische, Vulgata, gothische, slavische, sächsische, fiflnkische,
teutsche, böhmische). — Kirchliche Schriftsteller: ihr Zeugnis und ihre
Namen. Liste der Zeugen, nach Jahrhunderten geordnet. — Geschichte
der Kritik: iufiere Form des Textes (Reihenfolge der Bftcher, Kapitel, Verse,
Interpunktion, Rechtschreibung, Leseseichen, Trennung Ton Partikeln). Der
gaase Text (vom An&ng bis 1500; 1500 bis 1902).
HL Band: Die Klassen des Textes. — Nachträge. — Text oder
Kollationen einiger Bruchstücke und Handschriften. — Register.
(S. 995 — 1486.) 1909. M. 12 —
Inhalt: Einleitung: Klassen des Textes, Arbeitsweise. — Naditiag: Giie-
chische Handschriften. Obersetsungen. Schriftsteller. Kritik. — Nacbschlag*
listen: AbkUrxungen. Personen und Sachen. Sodens Nummern.
Handschriften.
9'
Verlag der J. C Hmrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Gregory*s „Textkritik" bringt, nach desselben Verfasseis Grie-
chischen Handschriften des Neuen Testaments (Leipzig 1908)
eine neue Umgestaltung und Vereinheitlichung der in seinen ^^role-
gomena" zu Tischendorfs großer Ausgabe des griechischen Neuen
Testaments gegebenen Handschriften-Liste; sie zählt 168 Grofischriften,
14 Papyri, 2318 Kleinschriften und 156z (1568) Lesebücher auf, also
etwra 58 Grofischriften, 157 Kleinschriften und 495 (502) Lesebücdier
mehr als die „Prolegomena". Im Vergleiche mit diesen letzteren sagt
Prof. D. Eberhard Nettle im Literarischen Zentralblatt (1900, Nr. 45):
„Fast ganz nea ist die 60 Seiten umfassende Einleitung in die griechi-
schen liturgischen Bttcher (gegen 8 Seiten der Prolegg.), die ein bisher bei vas
so gnt wie onbebantes Feld in AngrifT nimmt und namentlich auch den Litar-
gikern empfohlen sei."
The Nation, New York (25. Okt. 1900) schreibt:
„For liilness and accoracy of infbcmation respecting the sooroes of oor Grcek
New Testament the present n>lame [Bd. i], for the gxoand it Covers, abmds
mirivaUed.''
H. A. A. Kennedy in The Expository Times, Edinburgh (April 1901):
This [Bd. l] is the first part of a treatise on the teztoal critidsm of the
N. T. by the greatest living aathority in that department. . . . What mnst spe-
dally interest the stndent of textaal critidsm is to note the advance in the sdence
whidi this werk records as oompared with the Prolegomena and the Ibnith
edition of Scrivener. . . . It is boand to take its pUce as the indispensable aa-
thority in its own department."
Theodore E. Schmaak in The Lutheran Church Review (Jan. 1903):
„This second Tolnme . . . is a worthy saocessor of the magntfioent intro-
dnctory volome which appeared in 1900."
Beilage snr Allgemeinen Zeitung, Mfinchen (19. Bfai 1903) :
„Als ein Repertorinm aber flU- alle einschligigen Hiltenittä, als ein Sam-
melwerk für jede Notiz Aber Handschriften und Zeugnisse, die in den Dienst der
Textkritik gestellt werden können, ist das Handbuch gans etnxig in seiner ArL
Das reichhaltige Material ist nur hier mit solcher Vollstlndigkeit xusammengctrsgcn
mid das Werk darum unentbehrlich . ."
Frederic G. Kenyon of the British Museum betitelt seine Anseige von Bd. i
und 2 in The American Journal of Theology (1904, S. 364 — 37a):
„A great work in textual critidsm'*, und scUiefit sie: „stndents of New
Testament textual criticism owe him a debt which they can neither adequatdy
cxprcss nor repay."
W. Fritsemeier sdireibt vom ersten Band in der Deutsch-Amerikan. Zeit-
schrift fflr Theologie und Kirche (Bd. 23, Heft 2, Juli—Ang. 1902):
„Es ist eine einfach gewaltige Arbeit und die neutestamentliche
Wissenschaft, die auf mtthsamen Wegen versucht, den ursprfingUchen nenteatamcnt-
leben Text hersustellen, ist Gregory ftir sein grofl angelegtes und sicher daichge>
fthrtes Werk xu gröfitem Dank verpdichtet"
Prof. Kirsopp Lake, Leiden, in der Theolog. Tijdsehrift (Bd. 44, Hft. 1):
„The third volume of Dr. C. R. Gregory's Textkritik completcs thb
great work, which gives, so fitf as is humanly possible, all the known frcti
about the apparatus criticus of the New Testament . . . Whatever may be
the modifications introdnccd into Textual Criticism by von Soden, Gregory's work
will remain indispensable, for it contains innumerable items of Information whid
caanot be found elsewhere, and lie outside the soope of von Soden*s book . . .
Sr. Gregory 's individual labours in the cataloguing and danilying of Mss. tank
only second to those of Tischendorf, cven though the great resonrces of von Soden
have enabled him to do more oollation by means of a large staff of
10
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Hautsch, Dr. Ernst: Die Evangelienzitate des Origenes.
(IV, 169 S.) 8®. 1909. (Texten. Untersuchungen. 34, 2a.) M. 5.50
Im Verfolg der Arbeiten von Preoschen und Koetschan werden diejenigen
Evangelienzitate des Origenes besprochen, deren Text durch die Exegese gesichert
wild. Dabei muflte an^ die wechselnde Form der Zitate onteisacht werden. Das
Ergebnis ist im wesentlichen folgendes: i. Die Lemmata in den exegetischen
Schriften des Origenes bieten oft eine andere Textform, als die nachfolgende Exe-
gese voranssetzt. 2. Origenes erlaubt sich in allen FkUen, in denen es ihm nicht
anf genane Wiedergabe des biblischen Textes ankommt, Freiheiten im Zitieren,
verbindet und vermischt in Zitaten wiederholt parallele Stellen miteinander, führt
ilberhanpt sehr viel ans dem Gedächtnis an. 3 Es bleibt jedoch eine bestimmte
Reihe von Stellen, bei denen die Verschiedenheit derselben Zitate an verschiedenen
Orten durch die Erkllmng bestätigt wird, also anzaerkennen ist, dafl Origenes
nach verschiedenen Exemplaren zitiert hat.
Zeitschrift fflr wissenschaftliche Theologie (Band 53):
„Die gründliche nnd umsichtige Untersuchung H.s wird sowohl
den Herausgebern des Origenes wie den Textkritikem des N. T. von hohem
Nutzen sein.*'
Helimann» Dr. Siegmund, Professor an der Univ. München:
Pseudo-Cyprianus de XII abusivis saeculi. (11, 62 S.) 8^
1909. M. 3.50
Die Arbeit bildet, mit der auf S. 25 genannten von Sickenberger,
Heft 34,1 der ^Texte u. Untersuchungen zur Geschichte der altchristl. Literatur".
Theologische Revue (1909, Nr. 16):
„Über das Vorkommen der Abusiva in den Nationalliteraturen der Angel-
sachsen und Deutschen, in ober- und niederdeutscher Folklore hat der Verfiuiser
ein fiberreiches Material gesammelt."
Review of Theology and Philosophy (Juli 1909):
„For this work no one was better fitted than the aooomplished pupil of
Traube, already known favourably by his epoch-making work on Sedulius Scottns."
Theologie und Glaube (1909, Nr. 7):
„H. hat auf Grund eines viel reicheren handschriftlichen
Materials, als es Hartel zu Gebote stand, eine neue Ausgabe der Schrift besorgt
nnd zugleich eine eingehende Untersuchung fiber deren Alter, Ursprung
und Bedeutung für die mittelalterliche lateinische Literatur, sowie ftlr die National-
literatur, insbesondere die deutsche, angestellt, die diese Schrift in einem neuen
Lichte encheinen liflt."
Herrmanny IJc. Johannes, Privatdozent an der Univ. Königsberg:
Ezechielstttdien. (IV, 148 S.) 8®. 1908. M. 4 --; geb.M. 5 —
(Beiträge znr Wissenschaft vom Alten Testament. 2. Heft.)
Prof. D. C. Cornill, Breslau, in der Theolog. Rundschau (1909, Heft 4}:
„Alsdas Bedeutendste, wasseit lange Aber Esechiel geschrieben
worden ist, und einer der ragendsten Marksteine in der Esechiel- Forschung er-
scheinen mir H.'s Esechielstudien . . . Oberhaupt xeichnet sich H.'s Analyse durch
große Vorsicht und Besonnenheit aus . . . eine Ffille von fruchtbaren und an-
regenden Gedanken.*'
Prof. D. A. Bertholet, Basel, in der Deutschen Lit.-Zeitung (1909, Nr. 46):
„ . . . Überhaupt bedeuten H.'s Studien einen wertvollen Beitrag sn
einem richtigen Verständnis der Person und des Buches Hesekiels.
Wenngleich ich nicht so weit wie H. zu gehen vermag, so halte ich doch seinen
Nachweis, dafl Hesekiels Buch die Schicksale allmählicher Ausarbeitung und re-
daktioneller Weiterbildung in weit höherem Mafle erftihr, als man bisher meist
Wort haben wollte, ftlr aUer Beachtung wert."
Prof. Dr. H. Gressmann, Berlin, in der Evangel. Freiheit (1908, Heft 11):
„Das Buch ist mit dem schweren Rüstzeug der Wissenschaft geschrieben
und will nicht gelesen, sondern studiert sein. Die mUhseUge Kleinarbeit, die uns
hier geboten wird, liflt den Fleifl und das Urteil des Forschers in dem
günstigsten Lichte erscheinen."
II
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in JLeipzig.
Hilberth Gerhard, Pastor an der Lutherkirche zu Leipzig:
Chrutentum und Wissenschaft. Sechs Vortrftge. Zweite,
vielfach verb. Auflage. (UI, 176 S.) 8®. 1909. M. 2 — ; geb.M. 3 —
Der Verfiuser prüft in den drei errten Vortrigen die gesicherten Ei^biiiiie
der modernen Kosmologie, BiOiOgie und Psychologie und vergleicht sie mit dem
etnschlSgigen hihalt des chrbüichen Gottesglaubens. In den drei weiteren ent-
wirft er ein Charakterbild Jesu und spricht aber Jesu Leben, Sterben und Auf-
entehea. Die Untersuchungen führen ihn su dem Satze: Christentum und Wissen-
schaft sind, im Grunde erfafit, nicht widereinander, sondern füreinander.
Theolog. Lit -Bericht (1999, Nr. i):
„Allen, welche mit apologetischen Fragen und dem Verhältnis von Matnr*
Wissenschaft und Christentum sich beschäftigen, allen auch, welche im dgencn
CSanbensleben mit Zweifeln sich quälen, die von der modernen Natnrwinenschaft
wachgerufen sind, sei die Schrift wärmstens empfohlen.**
Evang.-protestant Kirchenblatt (Lit.-Beilage 1908, Nr.. 24):
„Das Buch ist so voll von treffenden Bemerkungen, kritisiert die
materialistischen Behauptungen so ausgezeichnet, stellt die Unabhängigkeit nnssicr
Persönlichkeit auf so feste FUfie und ist in der christlichen Schlufiverkflndiguag
so originell, dafi die LektOre eben so fördernd als kurzweilig ist**
Sachs. Kirchen- und Schnlblatt (1909, Nr. 5):
„Alles beherrscht dn hoher, sittlicher Ernst, der sich nicht vergebens sn
Hörer und Leser ak sittliche Persönlichkeiten wendet und üt einladet, an prfifca
und sieh nicht von dem trtigerisehea, oberflichlichen Urtol der Tagesmeinmg
blenden sn lassen. Die drei letzten Vorträge sind wahre Kabinett-
stflcke.**
Die Reformation (1908, Nr. 12):
„Es bt von auflerordentlichem Interesse, den Ansfllhningca H.'s,
die bis tief in die schwierigsten Probleme der natarwissenschafttidien Fofschug
hittcinfUiicn, sn folgen. Bfitten durch die Menge der Hypothesen, die sich der
aber die letzten Dinge grübelnde Menschengeist geschaffen, filhrt nna der Vcr-
Ihssrr an der Hand scharfsinniger Beweise sn der These: die Erkenntnisse der
Wissenschaft widersprechen nicht der christlichen Weltanschauung . . .**
Dealsch-amerikanische Zeitschrift fftr Theologie n. Kirche (1908, 3/4) :
„Jeder Vortrag ist von zwei Momenten getragen: weitgehende Oricnlicrang
auf wissenschaftlicbem Gebiete und freie Anerkeannng der konstaliettcn Tntnchcn
auf demselben einerseits, andererseits gebtthrende Würdigung der Tat«chcn des
inneren Lebens und freimfltige Verteidigung der GrundposMoufn des Christen-
tnms. Das Werk verdient die weiteste Verbreitung.*'
Hofffmannt D. Georg, Privatdozent ao der Univ. Breslau:
Die Lehre von der fides implicita. 3. (Schlufi-) Band
Vom Ende des Reformationsseitalters bis zur Gegenwart
(Vn, 536 S.) 8®. 1909. M. IG — ; in Leinen geb. M. 11 —
Von dem jetzt vollständig vorliegenden Werke umfaßt:
Band I: Die Lehre von der fides implicita innerhalb der kathol
Kirche. (IV, 408 S.) 8®. 1903. M. 8 — ; in Leinen geb. M. 9 —
Band II: Die Lehre von der fides implicita und die Reformatoren.
(VIII, 331 S.) 8^. 1906. M. 4*50; in Leinen geb. M. 5.50
Aus Besprechungen über Band I u. II:
Prof. D. O. Ritschi, Bonn, in der Theolog. Lit-Zeitung (1907, Nr. 5):
„Band 11 seichnct sich ebenso wie Band I durch Gründlichkeit und
Sorgfalt aus.**
Tnt D. R. Seeberg, Berlin, in der Deutschen Lit-Zeitung (1907, Nr. 45):
„Der Verfiuser bespricht mit derselben Sorgfiüt wie in ämd I den Glaa*
bcBsbegriir der vier Reformatoren, sieht bei jedem die Anschauung von der Kirche
hinsn und seigt dabei gewine Oberreste der fides implicita auf . . .'*
12
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Janaar 1910).
Prof. D. G. Wobbermia, Breslau, in der ChriitL Welt (1908, Nr. 2^:
„BCit erstaBnUchein Fleüe ist ia Band I die einaokUgige katboUsche
Literatur dorchfoncht and die in Betzacht konunenden Aiufilhningen bzitiach
bearbeitet Eine eben 10 bimachbare Sammliing and soi^gftltige Besprechung des
Materials Air die Refonnatoren bietet der 2. Band . . . Jedenfidls gebflhrt H.
das grofle Verdienst, Ar alles weitere Studiam dieser rdigionsfMjchologischen
Fragen eine solide histoiische Basis beschafft an haben."
Evang. Kirchenblatt fttr Schlesien (1907, Nr. 29):
„Die Fartsetaung des gnmdgekhiten Werkes reiht sich dem enten Band
würdig an. Der Fkage, wie rieh Luther, Zwingli, Melanchthan und Calvin sa der
Titelfrage gestellt haben, wird aus ihren Schriften mit gründlichster Sofgfrdt and
scharfiniuiiger Erwägung bis in die letsten Versweigangen des Problems nach-
gegangen and das Material n>Ustindig aufgerollt."
Schlesisches Pastoralblatt [kathol.] (1909, Nr. i):
„Die Arbeit bieCet eine sehr fleiflige DarsteUang der Lehre der U. Sduift,
der Kirchenväter and Theologen der kathol. Kirche aber die fides impHdta. Dar
Verf. hat mit anaaerkenaender Objektivit&t dne lange Reihe von Aassprilchen vor-
geltthrt and sam Teil nach dem dogmenhislorisehen Fortschritt antersucht"
Deatscher Merkar [altkatholisch] (1904, Nr. 2):
„Kein Theologe wird an H.'s Werk vorbeigehen können, da jeder sich
mit einem Gegenstande, der wie der Begriff des Glaubens so tief in alle Lebens-
fragen der Theologie eingreift, auseinanderaetaen mufi.*'
JeremiaSf Lic Dr. Alfred, Pfarrer u. Privatdozent a. d. Univ.Leipsig:
Das Alter der babylonischen Astronomie. Zweite, erweit
Auflage mit 1 5 Abbildgn« u. astronom. 2^ichniuigen. Unter Berück-
sichtigung der Erwiderung von P. F. X, Kugler, S. J. (92 S.) 8^.
1909. (Im Kampfe um den Alten Orient. 3. Heft) M. 1.60
Inhalt: Sporen der altbabylon. Kultur. — Waren die alten Babylonielr
Astronomen? — Alter und Einteilung dca Tierkreises. ^ Daa lanisohure Jahr
und die Schaltperioden. — PrIsessioB und Weltseitalter. — Umlauf und An*-
Ordnung der Planeten.
Aus dem Vorwort: ^^Meine Streitschrift soll nicht ein Lehrbuch ttber
Astronomie sein. Ich habe einige bekannte astronomische Erschönungen in Er-
innerung gebiacht, kein Lehrbudi geschrieben, und habe geacigt, dafl de im allen
Babylonien bekannt waren und dafi sie auf andere Gebiete dea Geisteslebens
angewendet worden sind . . . Auf das Wesen der astralen Weltanschauung
kommt es bei dem sogen. Panbabylonismus an , nicht auf die astronomische
Exaktheit im Sinne heutiger Wissenschaft**
JIg, B., u. Professor Dr. Hans Stumme: Maltesische Volkslieder,
im Urtext mit deatscher Übersetzung herausg. (77 S.) 8^. 09. M. 2.50
(Leipziger semitistische Studien. IIL Band, Heft 6.)
Prof. Dr. H. Grimme, Fvelburg, in der OrientaliBt.Lit.-Zeitung (1909, Nr. lo):
„Vierseiler, wie sie das sangeslustige Völkchen der Malteser gern im-
provisierty hietet das Torliegende Bndi in reicher und bunter Auswahl . . 1
Einige Dntxend solcher halte schon Mher H. Stumme in seinen „Maltesischen
Studien** mitgeteilt, doch wird ihre reiche Mannigialtigkeit erst aus der vor-
liegenden Sammlung klar, die B. Hg in La Notabile und La Valletta nach dem
Vortrsge einfiicher Leute aus dem Volke aufgeschrieben, H. Stumme aber durch-
gesehen und mit einer gut orientierenden Einleitung und wertvollen WorterkUbrungen
versehen hat. Dadurch ist ein Büchlein entstanden, an dem Philologen
und Literarhistoriker Ihre helle Freude haben müssen.**
Eine treflTliche Ergänzung bieten Prof. Stummes Bücher:
Maltesische Mftrchen, Gedichte u. Rätsel in deutscher Übersetzung.
(XVI, 102 S.) 8®. M. 3.50 — Maltesische Studien. Eine Samm-
lang prosaischer u. poetischer Texte in maltes. Sprache, mit Er-,
länterungen. (TV, J24 S.) 8® M. 4 — ►
»3
Verlag der J. C. Hinrichs'scheii Buchhandltmg in Leipzig.
Kittel, D. Dr. Rudolf, Professor an der Univ. Leipzig:
Studien zur hebriisehenArchlolo^ie und Religionsgescfaichte.
(Xn, 243 S. mit 44 Abbildgn.) 8®. 1908. M. 6.50; geb. M. 7.50
(Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament i. Heft.)
Theologie der Gegenwart (UL Jahrgang, Heft a):
„Einen wertvollen Beitrag an dieiem FoffBchnngqgebiete (bihliache AxdüKo-
logie) hat K. in seinen Stadien geliefcit. Diese enthalten 4 Untersachvngcn :
L Der heilige Fels auf dem Moria nnd seine Altire; IL Der primitive Fdsahar
and seine Gottheit; m. Der Sdilangenstein im Kidrontal bei Jerasaiem; IV. Der
Kesselwagen des salomonischen Tempels. Eigene Beobachtung, nrnfnasende
Verwendung allen dnrch die Aasgrabnngen flüssig gemachten Ma-
terials nnd hervorragende philologisch-historische Schalung, die
sich bei dem Ver&sser verbinden, wirken dahin sosammen, dafl die simtlkhcn
behandelten archäologischen Probleme am ein Bedeatcndea gefördert wcfdcB.**
Pftof. D. W. Nowack in der Theolog. Rnndschan (1909, Heft 7):
„K.'s Arbeit (das Referat beiog sich auf die zweite Stndie) ist das Master
einer methodisch angelegten and alle in Betracht kommenden Tnitanim sotgssm
abwigenden Untersachong."
Biblische Zeitschrift (1908, Nr. 3):
„Die nflchtemen, scharfrinnigen Stadien verdienen hohe Beachtung.^'
König» D. Dr. Eduard, Professor an der Univ. Bonn:
HebrSisclie Grammatik für den Unterricht, mit Übungsstücken nnd
Wörterverzeichnissen, methodisch dargestellt (Vm, xir u. 88 S.) 8*.
1908. M. 3 — ; in dauerhaftem Leinenband M. 3.60
Prof. Lic. Dr. P. Volz, Tttbingen, im Theolog. Jahresbericht (1908, S. 98):
„Ein Master von Gediegenheit, Grftndlichkeit, Wissenschaft-
lichkeit, das Hebriische in den weiten Rahmen der orientalischen Spiachcn
eingestellt, auf knappem Raum viel and vielerlei Wissenswertes swsammfugediingt."
Prof. Dr. Haffner, LnDsbiack, im Allgem. Lit.- Blatt (XVm, Nr. 10):
„Wenn auch das Bach in erster Linie fflr den Gebranch an deutschen
Gymnasien eingerichtet eischeint, so ist es doch ebenso ein iuflerst brauch-
bares Hilfsmittel fflr den ersten Unterricht im Hebräischen an den
Universitäten, und wir mflssen ihm fllr beide Zwecke eine gans hervor-
ragende Stelle einriumen.^*
Prof. Dr. F. Wilke, Wien, im Theolog. Lit.-Bericht (1909, Nr. zo):
„Wenn ein Gelehrter die Qualifikation zur Abfiusung einer hebriiadien
Gtammatik besitzt, so ist dies sweifellos der Verfitfser des ,,historisch-kritischcn
Lehrgebäudes der hebräischen Sprache", und die eigenartige Methode,
welcher K. bei seiner neuen, dankenswerten Arbeit gefolgt ist, sichert ihr
auch die gebotene Beachtung in der FfiUe der Übungabflcher, die wir
bereits bedtsen."
Die Studierstube (1909, Nr. 2):
„Eine fiberaus verdienstliche hebr. Grammatik ... In der Tat hat
hier der Verf. den Unterricht im Hebriischen wunderbar erleichtert
und echt methodisch gestaltet . . . Durchweg erkennt man das Bemflhen,
die spiachlichen Erscheinungen dem inneren Verständnis nahesubringen.'*
Aus Urteilen von Fachlebrern des Hebräischen.
Obeilehrer E. GL am Gymnasium in H.:
, Jch habe das Buch mit groflem Interesse durchgeschaut und koaslatlert,
däM an Reichhaltigkeit und doch weiser Beschränkung in der Auswahl des SIoIEbb
der Meister zu erkennen irt. K. ist sicher in besug auf grammatisch-methodische
Darbietung eines der allerbesten Gy mnasiallehrbflcher.'^
Rabbiner Dr. M. G. am Gymnasium in G.:
„Besonders kann die Grammatik fflr die oberen Klassen der Gym>
nasien und fflr den hebr. Fortbildungsunterricht mit gutem Gewimen
empfohlen weiden."
14
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Oberlehrer Lic W. K. am Gymoasinin in M.:
„Nachdem ich das Lehrbach geprflft habe, nehme ich keinen Anstuid in
erkliicn, dafi ich es für die hebräische Grammatik der Zuknnft halte;
der Lehrer des HebriUschen wird um so mehr, wenn er unter den sich anbieten-
den Büchern su wählen hat, den „kleinen König** herausgreifen, weil er in dem
vgroflen König" das ausgeseichnetste Hilftmittel, das es geben kann, besitzt, am
des spmchwisMnschaftlichen Stoffes des Hebräischen völlig Herr zn werden.**
Professor Dr. J. K. in T.:
„Die Grammatik bezeichnet, soweit ich es beurteilen kann, einen riesen-
haften Fortschritt in der pädagogischen Methode. Jeder kann aas
dem Werke sich selbst unterrichten.**
Interessenten steht, solange Abzflge vorhanden sind, Prof. Königs Ab-
handlung „Zur Methodik des hebr. Unterrichts** (Sonderdruck aus der
„Monatschrift Uüi höhere Schulen*') auf Wunsch kostenfrei zur VeriUgung.
Kiissnert Dr. Gustav, Pastor zu Mölln in Lauenburg:
Was ist Christentum? Ein Mahnruf und Programm für alle,
denen die religiöse Not unseres Volkes zu Herzen geht. (IV, S92 S.)
gr. 8*^. 1909. M. 6 — •, in Leinen geb. M. 7 —
Aus dem Inhalt: Schule, Elirche, Staat und Christentum. — Kultur,
Kirche und Christentum. — Politik, Kirche und Christentum. — Interkonfessionelle
Beziehungen. — Internationale Probleme. — Der Zweck des Menschen. — Die
Idee der Erlösung. — Das Wesen des Christentums. — Aufgaben ftlr die Kirche
(Dogmadk; Sittenlehre; Predigt; Jugend-Unterweisung; Seelsorge; Erziehung zur
Arbdt). — Aufgaben des Staates bezw. der Gesellschaft (Schule; Kirche; Presse;
Volkserziehung; Frauenfrage > Bevölkerungs-Politik ; Kolonial-Politik; Bdission;
Welt-Politik).
Prof. D.O. Baumgartens Evang. Freiheit (1909, Heft 7) urteilte:
„Das Buch ist eine durchaus eigenartige Apologie des Christen-
tums. Jede theologisiersnde Beurteilung wird fernzuhalten gesucht. Die ge-
fundene Formel f^ das Wesen des Christentums wird glänzend entwickelt und
durfte in der Tat viele und ▼erschiedensie vereinigen können. Blit Kfihnheit wird
der Zweck der Menschheit in diese Welt verlegt, in die allseitige ideal-reale
Kultur dieser Erde. Das Ziel „ewiges Leben" wird in zweite Linie gestellt. Von
diesem Standpunkte aus werden mit erstaunlicher Kombinationsgabe und oft
groflem Scharftinn alle Beziehungen und Fragen des irdischen Lebens herein-
gesogen und geltet . . . Die Weltaufgabe des Christentums ist selten so um-
fassend und weltoffen dargelegt."
D. E.Snlze in den Protestant Monatsheften (1909, Heft 5):
„. . . ein ganz vorzfigliches Werk . . . Reiche »Lebenserfahrung,
vortreffliche Beobachtungsgabe . . . kein Parteünieressq . . . Ich wünsche dem
Buche recht viele Leser. Jeder wird es mit Dank aus der Hand legen.*'
Theolog. Lit.-Bericht (1909, Nr. 9):
„Ein inhaltieiches, warmherziges Buch, dessen umfassende Schilderungei^
besonnene Kritiken, tie^eifende Ratschlige allenthalben Beachtung und meist
auch Zustimmung ver^enenl Als Leser sind nicht nur Theologen, son-
dern religiös Gesinnte aus allen Konfessionen und aus den ver-
schiedenen kirchlichen Parteilagern gedacht , . .**
Zeitschrift ftlr Missionskunde (1909, Heft 10):
„Ich stehe nicht an, Tendenz und Durchführung des Buches hoch an-
zuerkennen und dem Werke allseitige Beachtung zu wünschen.' '
Sachs. Kirchen- und Schuiblatt (9. IX. 1909):
„K. hat einen offenen Blick und ein klares Urteil. Wenn er zu-
letzt die Aufgabe der Gegenwart als Volkskultursrbeit bezeichnet, so stimmt das
mit der Idee vom Reiche Gottes auf Erden, das durchaus internationaler Art
sein mufi. So ist das Programm wohl begrftndet, ansftthrbar und vielversprechend."
Die Innere Mission (1909, Heft 12):
„Es ist zn wUnsdien, dafl das Buch einen grofien Leserkreis finden möge,
da die AusfUhrungen des VetfiMsers mit einer staunenswerten Aufwendung
von Fleiß und Gründlichkeit durchgefllhrt sind."
15
Verlag der J. C. Hinrichs'schen BachhancUuiig in Leipzig.
Lehr» D. Dr. Max, Professor an der Univ. Königsbeig:
Die Stellung des Weibes zu Jahwe-Religioo und -Kult
(IV, 54 S.) 8^ 1908. M. 1.80; in Leinen geb. M. 2.60
(Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament. 4. Heft.)
Prof. D. £. Sellin, Rostock, in der Theologie der Gegenwart (DI, 2):
„Eine gründliche Untersuchung Über die Stellung des Weibes
%,u Jahwe-Religion u. -Kult L. will die These von Smend, Stade u. a.
prfifcai, der Jahwismus sei wesentlich eine Religion der Mfinner gewesen, habe
die Frauen Wel weniger angegangen. Nach einer Liste aller weiblichen E^ges-
i^unen im A. T., die schon an sich dankenswert ist, prttit er die sosiale Steliong
^iiw Weihes, die Gelübde von Frauen, das Weib als Jahweprophetin und ihre Be-
teiligung am Kulte sowie ihre sonstigen kultischen Dienste. Nach allem kommt
er SU dem gewifi richtigen Resultate, dafi jenes Urteil wohl auf die sp&tere jüdische
Zelt zutreffe, auf die israelitische hingegen nicht.'*
Prof.I>r.F.Wilke, Wien, im Theolog. Lit.-Bertcht (1908, Nr. 12):
„Die Untersuchung ist eindringend und auf Grund einer umfassenden Kennt-
nis des alttestamentlichen Bfaterials und der einschlägigen Litemtur geführt . . ."
Medliltha« Ein tannaitischer Midrasch zu Exodus. Erstmalig ins
* Deutsche übersetzt und erläutert (mit Einleitung über Entstehung,
Charakter und Abfassungszeit der Mechiltfaa) von Rabbiner Dr. J.
Winter und Prof. D. Dr. A. Wünsche. Mit Beiträgen von ProC
Drw U Blau. (XXIV, 391 S.) gr. 8^^. 1909. M. 10 — ; geb. M. ii.ao
Dieser älteste Exodus-Kommentar, nSchst der Bfischna das fiteste
rabbinische Schriftwerk, konnte bisher infolge der teUweise ungewöhnlichen sprach-
lichen Schwierigkeiten des Textes nur in beschrioktem UmCuge wimwischsflltrli
verwertet werden. Die hier cum ersten Male gebotene deutsche Ober-
set an ng macht den darin enthaltenen fitesten jüdischen TimditioiiSBloff allgoacia
«nginglkh. Die biblische Altertumswissenschaft kann hier die fitssten
Ansichten und Auffassungen einer Reihe iür sie wichtiger Dinge kennen Icfiien.
Dem Alttestamentier wird die eingehende Schilderung der Pesach^Fcier, des
Anssngs aas Ägypten, des Zusammentreffens Moses mit Jethio u. a. von bejoodcwm
latesesse sein. Für die Daistellnng der nentestamentlichen Zeitgeschichte
dürfte es bedeutsam sein, dafi sich aus dem Weriie ein tiemlich sicheras Bild von
dem Stande der Bibelanslegnng und Bibelbetrachtung im Zeitalter Jesu gewinnen
liflt. Der Kenntnis des Judentums wird das Stadium des aus der ersten
HUIte des aweiten nachchristlichen Jahrhunderts stammenden Schilftwcria man^
neuen Zug hinsuftgen können. — Zur Brieichterang der Anschaffung auch in
5 Lieferungen (von je 5^6 Bogen) zum Preise von je M. 2.
Theologischer Jahresbericht (1908, S. 168):
„Ein sehr verdienstliches Werk . . . Die Ausgabe ist auier-
ordentlich fleiSig, mit allerlei wertvollen Zugaben (Einleitung, ]^
gfater der in Meeh. enthaltenen Gldchnime, der stmtllchcn in Mech. aiticrtea
Bibelstellen, der angeAhrten Tannaun, kurser Abrifl cur Termindlogie der Medt)"
IVof. Dr. W. Bacher, Budapest, in der Theolog. Lit-Zeitung (1909, Nr. 16):
„Die ntttzlichen Beigaben vervoHstindigen den Wert des Werkes, das man
als bedeutsame und verdienstvolle Leistung beseichnen kann . . . Gans
besonderes Lob verdient die vornehme ftufiere Ansstattung des Boches.'*
Monatschrift f)ir Geschichte und Wissenschaft des Judentums (1909, S. 486 — 497):
„Die Obersetzung sucht das Original so wortgetreu als möglich wieder-
sngeben, bleibt aber trotsdem verständlich, und durch die jedesmalige Hervor-
hebung des Stichworts, auf welches sich die Aaslegnng besieht, wird dem Ver-
itindlds nachgeholfen und der innere Sinn der Sduiftdentung dem Letsr ent-
hallt . . . Das Buch ist unstreitig geeignet, den Zweck su erffilen, den sieh die
Verfasser gesetzt haben, denen den Weg zu ebnen und den Zugang sn der
Midrasoh-Ltteratur zu erleichtem, die sich ohne Ffiirer nidit sureclt finden, und
denen die Originalwerke allzu grofle Schwleri^eiten bieten . . . Wir können
es den Fachkreisen bestens empfehlen.**
16
- "*
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Möller, Dr. George Direktorialassistent am Ägypt Museum zu BerUn:
Hieratische Lesestiicke» für den akademischen Gebrauch her-
ausgegeben. 36,5x26 cm. (In 3 Heften.)
1. Heft: Alt- und mittelhieratische Texte. (IV S. u. 25 Blatt in
Autographie). 1909. kart M. 4 —
2. Heft: Literarische Texte des Neuen Reiches. (IV S. u. 42 Blatt
in Autographie.) 1910. kart M. 5.50
Zweck dieser Leflestftdce kt, dem «kademischen Unterricht Meteivd aas schwer
oder gar nicht znginglichen Handschriften an angemeaenem Preise an liefen.
Das erste Heft entUUt literarische nad geschSftUche Texte des Mittleren Reiche«;
das sweile Heft bringt nur literarische Texte des Neuen Reiches ; hier sind fiut
alle Literatvmttnngen vertreten, so dafl die Hefte ebenaognt rein philo-
logischen Übungen wie einer Vorlesung Aber Sgyptische Literatur
angmnde gelegt werden könnten. Heft 3 winl juristische Teste, Original* und
Mnsterbriefe, sowie Proben aus Rechnungen des Neuen Reiches enthalten.
G. Maspero in der Revue Critique (1909, Nr. 39) über Heft i:
„Ce livre r^pond k nn besoin de nos ^coles. Ncms n'avous enjos-
qu'ä prtent, ponr cnseigner le d^chiffirement de Thi^ratique, que des lecaefls foit
ooÜteuz ... Le choiz des morceaux est fort bon, et ils sont suffisanusent
loogs ponr que l'dire alt le temps de s'habituer Tocil k chaqne tjrpe . . . L*ex^*
eutioa est remarquable . . . chaque morceau est nn fiic-siniil6 fidtie du mann-
scrit auqud U a ^6 emprant^. Le Itrre sera donc tr^s utile aux d^butants,
et j*ai bon espofar qu'avant peu il seim adopt^ dans tous Ics oours d'Egyptologie/*
Prof. D. J. Leipoldt, Kiel, im Lit. Zentralblatt (1909, Nr. 31):
„Wer einmal Studenten in das hieratische Schrifttum eingeftlhrt hat, weif
wie schwer es hSlt, die nötige Zahl von Nachbildungen hieratischer Handschriften
susammenzubekommen. llft.*8 Lesestficke schaffen hier Wandel und bilden so
eine wertvolle Erg&nsung zu Steindorffs Urkunden des ägyptischen
Altertums . . . Das Buch ist auch zum Selbststudium geeignet"
Dr. H. Ranke in der Orientalist. Lit.« Zeitung (1909, Nr. 7):
„Jeder, der den bisherigen Bilangel an hieratischen Chrestomathien kennt,
wird hierfilr dem Verfiuser ganz besonderen Dank wissen. Ein pallographiseh
SU verlassiges Buch dieser Art gehörte auch zu den dringendsten Desideraten
der Ägyptologie."
Möller, Dr. Georg, Direktorialassistent am Ägypt Museum zu Berlin:
Hieratische Paläographie. Die ägyptische Buchschrift in
ihrer Entwicklung von der 5. Dynastie bis zur römischen ELaiser-
zeit 35,5X27 cm,
L Band: Bis zum Beginn der 18. Dynastie. Mit 9 Tafeln Schriftt
proben, davon 7 in Lichtdruck. (Vin S., 20 S. Einleitung und
76 Blatt in Autographie.) 1909. In Leinen geb. M. 30 —
IL Band: Von der Zeit Thutmosis' IIL bis zum Ende der 21. Dynastie.
Mit 8 Tafehi Schriftproben in Lichtdruck, (IV S., 1 5 S. Einleitung
und 74 Blatt in Autographie.) 1909. In Leinen geb. M. 30 —
Zwei weitere Bämde soüen in etwa haXbfährigen Abständen folgen.
Prof. D. J. Leipoldt, Kiel, im Lit. Zentralblatt (1909, Nr. 29) ttber Band I :
,,Der Wert der von M. geschaffenen Litten kann nicht leicht flbcrachatzt
werden. Bei schwierigen Stellen wird man nun viel leichter sa sicheren Lesungen
kommen als frflher . . . Lehrreich sind anch die Beziehungen swiscfaen der Ge-
•chlehte der ägyptischen Kunst und der hieratischen Schrift . . . Wir freuen uns
auf die Vollendung des Werlces, das allen Agyptologen ein notwendiges
Arbeitsgerät sein wird.*"
«7
Verlag der J. C. Hiniichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Weitere Urteile über Möller, Hieratische Paläographie, Band I:
G. Iftaspero in der Reyoe Critiqae (1909, Nr. 39):
„L'ouvrage est tr^s bon, et U rendra des senrioes non seulemeat «ox
d^botaotSy mais aux ^yptolc^ues d6jk experts qai, embamsi^s par an signe ob
par nn grcmpe dans nn mannscrit de bonne allnre, seront bien aiaes d^aToir aoos
U main les flteents qnl leor pennettront de se d^dder, et, an beaoin, de rectifier
leor lectnre ... Le dessin des hi^roglyphes est d*nne pnrt6 rare, K
oelni des graphies hi^xatiques qni en d^iTent est d'nne nettei^ qni ne laiase ricn
ä düstrer . . . Mr. Möller nons a donn6 un Instrument de travail qniser-
▼ira k denx on trois g^nörations an moins, et qoeTon oompletera a oonp
str, mats qne nnl ne songera k refiüre d*ici k qnelqne temps/'
Dr. Herrn. Ranke in der Orientalist Lit*Zeitnng (1908, Nr. 7):
„Es ist nicht suviel gesagt, wenn wir bebanpten, dafl der Vcifaiscr mit
seiner Arbeit eine der schmerslic^ empfundenen Lflcken in der igyptologisdicn
lüeiatnr ausftUt . . . Eine kune, aber inhaltreiche Einleitung befaanddt die
Entstehung der hieratischen Schrift und ihre Entwicklung von etwa a6oo — 1600
T. Chr., femer die fiuflere Anlage der Handschriften, die Binfittsse van Schreib-
material und Schreibcichtung auf die Entwicklung der Schrift und endlich die
Qoellhattdschriften, elf an der Zahl, denen die auf den folgenden TabeUen ge-
gebenen Schriftproben entnommen sind ... So ist eine Fülle von teilweise
neuem Material angesammelt, und auf den 76 Tabellen ziehen etwa 600 ägyp-
tische Schriftzeichen, in ihrer Entwicklung während eines vollen
Jahrtausends, an unserem Auge vorüber. Die Anordnung ist praktisch und
ftbersichtlich. Von jedem Zeichen ist sunächst die älteste monumental bdcgte
Fonn gelben, übrigens in geradezu unübertrefflicher Ausführung. Dana
schlieflen sich in chronologischer Reihenfolge ihre „hieratischen" Äquivalente ans
den elf Quellhandschriften . . . Den Band beschliefien 9 Tafeln mit Schrift-
proben — ihre Ausführung kann vorzüglicher nicht gedacht werden. So bildet
dieser Band ein unentbehrliches Hilfsmitel für alle, die sich mit alt-
mad mittelhieratischen Texten zu beschäftigen haben.'*
Mythologische Bibliothek» herausgegeben von der Gesellschaft
für vergleichende Mythenforschung, gr. 8®.
Von dieser Sammlung liegen neu vor :
Hüsing, Dr. Georg: Die iranische Überlief eruog und
das arische System. (XVI, 248 S.) 1909. [Band II, Heft 2.] M. 8 —
Schultz» Dr. Wolfgang: RBtsel aus dem hellenischen
Kulturkreise, gesammelt und bearbeitet. I. Teil: Die Rätseltiber-
lieferung. (XX, 159 S.) 1909. [Band HI, Heft i.] M. 6 —
Siecke, Professor Dr. £rnst: Hermes der Mondgott
Studien zur Aufhellung der Gestalt dieses Gottes. Mit Nachträgen.
(H, 118 S.) 1908. [Band U, Heft i.] M. 4 —
Früher sind eraehienen:
BSklen» Dr. Ernst: Adam imd Qain im Lichte der ver-
gleichenden Mythenforschung. (IV, 148 S.) 1907. [I, 2/3.] M. 4 —
Lessmann, Dr. Heinrich: Aufgaben und Ziele der verglei-
chenden Mythenforschung. (VIII, 52 S.) 1908. [I, 4.] M. 2 —
Siecke, Professor Dr. £rnst: Drachenkämpfe. Untersuchungen
2ur indogerman. Sagenkunde. (IE, 123 S.) 1907. [I, i.] M. 3 —
Erster Band. 1907/08. M. 9 — ; geb. M. 10.50; Decke M. t —
Zweiter Band. 1908/09. M. 12 — ; geb. M. 13.50; DedkeM. i —
Die VeröffentlichangcD der Gesellschaft ftlr veiglelcheiide Mjthenlbisdnmg
(jährlich etwa 20 Bogen gr. 8®) werden den Mitglielera gegen einen Jahres«
beitrag von zehn Merk kostenfrei sngestellt Nähere Anskuaft erteilt der Veiing.
18
Wisseoschaitliche Neuigkeiten (Januar 19x0).
In der von A. Jeremias und H. Winckler redigierten Sammlung
Der Alte Orient. Gemeinverständliche Darstellungen,
jährlich 4 Hefte zu je 60 Pf.; Jahrgang M. 2 — ; in Leinen geb. M. 3 —
sind zuletzt erschienen:
Delitzsch, Fr.: Asurbanipal u. die assyr. Kultur seiner Zeit (17 Abb.)
Ungnade A.: Die Deutung der Zukunft bei Babyloniem u. Assyrem.
Weber y O.: Glasers Forschungsreisen in Südarabien. (Mit Gl.s Bild.)
Winckler, H.: Das Vorgebirge a.Nahr-el-Kelbu.seineDenkmäler.(4Abb.)
Inhalt der übrigen Hefte:
Ägypter als Krieger und Eroberer in Asien. Von W. M. Müller. 5,1
Altbabylonisches Recht (i Abb.) Von B. Meißner. 7,1
Amama-Zeit Agfyptenu. Vorderasien um i400v.Chr.: CNiebuhr. 1,2
Arabien vor dem Islam. 2. Aufl. Von O. Weber. 3,1
Aramäer. Von A. Sanda. 4,3
Äthiopien, (i Abb.) Von W. M. Müller. 6,2
Babylonische Hynmen und Gebete. Von H. Zimmern. 7,3
Dämonenbeschwörung b. Babyloniem u. Assyrem. Von O. W e b e r. 7,4
Entzifferung der Keilschrift (3 Abb.) Von L. Messerschmidt 5,2
Euphratländer u. das Mittelmeer. (3 Abb.) Von H, Winckler. 7,2
Festungsbau i. alt Orient (15 Abb.) 2. Aufl. Von A. Billerbeck. 1,4
Forschungsreisen in Süd-Arabien. (3 Karten, 4 Abb.): O.Weber. 8,4
Geschichte der Stadt Babylon. Von H. Winckler. 6,1
Hammurabi, sein Land u. seine 2^it (3 Abb.) VonFrdr.Ulmer. 9,1
Hammurabis Gesetze. (i Abb.) 4. erweit Aufl. Von H. Wi nckler. 4,4
Hettiter. (9 Abb.) 2. erweit Aufl. Von L. Messerschmidt. 4,1
Himmels- und Weltenbild der Babylonier. (2 Abbildungen.)
2. erweiterte Auflage. Von H. Winckler. 3,2/3
Hölle und Paradies bei den Babyloniem. 2. Aufl.: A. Jeremias. 1,3
Keilschriftmedizin in Parallelen. ( i Schriftt) 2 . Aufl. : F. v. O e f e 1 e. 4,2
Lykier. Geschichte u. Inschriften. (5 Abb., i Kärtchen.) Th. Kluge. 11,2
Magie u. Zauberei im alten Ägypten. Von A. Wiedemann. 6,4
Ninives Wiederentdeckung. Von R. Zehnpfund. 5,3
Phönizier. 2. Auflage. Von W. v. Landau. 2,4
Phönizische Inschriften. Von W. v. Landau. 8,3
Phrygien. (15 Abbildungen.) Von E. Brandenburg. 9,2
Polit Entwickelung Babylon, u. Assyriens. Von H. Winckler. 2,1
Sanherib, König von Assyrien. Von O. Weber. 6,3
Schrift u. Sprache d. alt Ägypter. (3 Abb.): W. Spiegelberg. 8,2
Stadtbild v. Babylon, (z Abb., 2 Pläne.) Von F. H. Weißbach. 5,4
Teil Halaf u. die verschleierte Göttin, (i Kartensk. u. 15 Abb.)
Von M. V. Oppenheim. io,x
Tote u. Totenreiche d. alt Ä^^ter. 2. Aufl. Von A. Wiedemann. 2,2
Unterhaltungsliteratur d. altÄgypter. 2. Aufl. Von A. Wie d emann. 3,4
Urgeschichte^ biblisch-babylonische. 3. Aufl. Von H. Zimmern. 2,3
Völker Vorderasiens. 2. Aufl. Von H. Winckler. x,i
Weltschöpfung, babylonische, (i Abb.) Von H. Winckler. 8,x
Der Zagros u. seine Völker. (3 Kart, 35 Abb.) Von G. Hüs i ng. 9,3/4
19
Verlag der J. C. Htnrichs'schen BuchhandluDg in Leipzig.
Papyrus, Hieratiscbe, aus den KgL Museen zu Berlin.43,5X33,5ciiL
IV. Band Die Klagen de9 Bauern. Bearbeitet vom Fr. Vogelsang
und Alan H. Gardiner. 24 Lichtdruck-Tafeln, Umschreibung und
Übersetzung. (15 S. Text und 24 Tafeln in Autographie.) 1908.
M. 1 7 — ; in Leinen geb. M. 2 1 —
V. Band. Die Erzählung des Sinuhe und die Hirtengeschichte.
Bearbeitet von Alan H. Gardiner. 18 Lichtdrtxrk-Tafeln, Um-
sdireibung und Übersetzung. (15 S. Text und 18 Tafeln in Auto-
graphie.) 1909. M. 16 — ; in Leinen geb. M. 20 —
(= Band I u. n der von Adolf Erman herausgegebenen Litera-
rischen Texte des Mittleren Reiches.)
Diese ftr die. Ägyptologie wie für die allgemcine Litctmliu m Imwi ■ictwft
gani hcnronagend wichtigen Schriltdenkmfiler ans dem B^nae des swelten Jahr-
tausends ▼. Chr. werden hier sum erstenmale in photogiaphischem Faksimile mit
hieroglyphischer Umschrift und Obersetsong dargeboten.* Die Erzahloag des
Sinuhe ist auch Air den Pallstinaforscher und ftr den Alttestamentier voa
hohem latcrMse.
Die früheren Bände der Hieratieehen Papyrus enthaUen:
L Band: Rituale ftir den Kultus des Amon und für den Kultns
der Mut. 67 Tafeln. 1901. IL 21 —
n. Band: Hymnen an verschiedene Götter. Zusatzks^itel zum
Totenbuch. Verschiedenes. 1905. 53 Tafeln. M. 18 —
lELBd: Schriftstücke der VI. Dynastie aus Elephantine. asTaf. 8 —
Die Fortsetzung von Band III, welche in Vorbereitung ist, wird eis
Faksimile des nnteir dem Namen „Zaubersprtlche für Mutter und Kind*^ bekannten
Pftpyms sowie eine Auswidil der wichtigsten Ostiaka des Berliner Museums gcl>eD.
Rdchardt, Dr. Walther: Die Briefe des Sextus JuIIiis
Af ricanus an Aristides und Origenes, herausgegeben. (IV, 84 S.)
8*. X909. (Texte u. Untersuchungen. 34,3.) M. 3 —
Diese Ton Heinrich Gelser s. Z. angeregte Bearbeitung der Afriamusbrlefe,
die auf erneuten Kollationen der Handschriften beruht, solha msprllnglich einen
TeU der filr die Beriiner Kirchenviter^Ausgabe geplsiiten Ssmmhuig der Wcrice
des Africanus bilden, die jedoch durch Gdlsers Tod sich noch auf Jahre Unaus
Tersögem dürfte. Daher wird diese auch von A. Hamack geforderte Ausgabe sa
den beteiligten Kreisen gewifl Interesse finden.
Ritschi, D. Dr. Otto, Professor an der Univ. Bonn:
Dogmengeschichte des Protestantismus. Grundlagen und
Grundzüge der theologischen Gedanken- und Lehrbildung in den
protestantischen Kirchen.
LBand: Prolegomena. Biblicismus und Traditionalismus in der alt-
Protestant. Theologie. (X, 410 S.) 3^. 1908. M. 9.50; geb. 10.50
Prof. D. F. Kattenbnsch, HsIIe, in der Theolog. Lit.-Zeitttng(i9io, Nr. i):
„Gans besonders gern bringe ich dieses Werk hier zur Anseige, denn et
ist eine tüchtige Leistung, in eindringendem, selbstfindigem Quallen-
Studium gegründet und ansgeseichnet durch frische Behandlung und eiwogenet
Urteil .... ein bedeutendes, ein eben so fleifliges wie gedanken-
reiches (Werk).*'
D. Dr. E. Sulse in den Protestant. Monatsheften (1909, Heft r):
,,R.'s Schrift beruht auf den umfassendsten und aingekendsten
Studien. Die Darstellung ist energisch und fesselnd. Indem er jfthrdastgus
bewundernswürdigen Fletfl seiner Aufgabe widmete, bat er der Theologie und der
Kirche ein grofies Opfer gebracht und einen gröflen Dienst beiden gdeistct . . .
Er ist frei von jeder Tendens, Ton aller Polemik. Er ist rein Historiker.**
ao
WissenschafUiche Neuigkeiten (Januar 1910).
Theologie der Gegenwart (HL Jahrgvig, Heft 3):
„Den Weitaus bedeutendsten Beitrag sur Erforschung der ge-
schichtlichen Entwicklung des alten Protestantismus nnd sdner Be-
ziehungen zur Refennation hat O. Ritschi in dem ersten Bande seiner Dogmen-
gesdikhte des Pratesduitismns geliefert. Der giofisflgige Plan, den sich der Ver*
iasser vorgenommen hat, besteht in einer umfassenden und grondsitzUchen
Untersuchung der fUr die gesamte altprotestantische Theologie- und Lehrentwicklnag
maflgebend gewordenen Grundprinzipien oder konstitutiven Gedanken. Er macht
den Versuch, nicht etwa nur deskriptiv die Entwicklung der allprotestaatischen
Dogmatik im einzelnen vorzuführen, sondern ihre tatsächliche Entwicklung aoa
dem Ringen verschiedener, dem Protestantismus bereits von seinen Anfängen her
immanenter, aber zugleich auch heterogener Grundprinzipien untereinander in
Wechselwirkung mit notwendigen polemischen und praktischen Angaben ver-
ständlich zu machen/* (Es fol^ ein eingehender Beridit) „Unsere Kritik kann
sich naturgemäfl nur auf prinzipielle nnd methodische Fragen errtrecken. Und
da suU zunächst unumwunden anerkannt werden, dafl hier sin energischer Ver*
such vorliegt, die protestantische Lehrentwicklung aus ihren innersten Motiven
zu verstehen und zu erklären . . . Mit einem hervorragenden Geschichts-
werk haben wir es zu tun. Dabei zeigt sich auf Schritt und Tritt ohne jede
Aufdringlichkeit ein umfitfsendes Quellen- und Lileratuntudium. Was aber dann
zweitens rtthmend hervorgehoben werden mufl, ist die Objektivität und der
historische Sinn, womit der Verfasser der reformator. Gedankenarbeit gqgenflbertrüt.*'
Theolog. Literaturblatt (1909, Nr. 15):
„^n gewaltiger Stoff ist mit aufierordentlicher GrUndlichkeit tniammen"
getragen und mit Umsicht in einer lichtvoUen und klaren Dantellnng verarbeitet.
Es ist dem Rezensenten eine angenehme Pflicht, seiner höchsten Anerkennnng
ttber die formal wissenschaftliche Höhe des Werkes Ausdruck an geben»
Die Schilderung des späteren Mdanchthon ist ein Kabinettstfick ?on Charakteristik . . .
In einer fast zur Monographie ausgewachsenen Untersuchung ttl^er den Witten-
berger theologischen Doktoreid nnd die Bekenntmsverpflichtung in den Statiien
der Wittenberger theologischen Fakultät erweist sich R. als ein Meister der
historischen Methode ... Die wissenschaftiiche Tüchtigkeit vonR^'s Buch
ist unbestreitbar."
Zeitschrift ffir wissenschaftliche Theologie (Bd. 53, S. 82):
„Endlich eine Untersuchung tlber den Gegenstand in groflem StSU"
RothstetOt !>• Dr. J. W., Professor an der Univ. Halle:
Juden uod Samaritaner. (II, 82 S.) 8®. 1908. 2 ~; geb. 3 —
(Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament. 3. Heft).
Die Studie behandelt: I. Die Zurückweisung des yiHT] UV vom Tempel-
bau (Haggai 2, 10 — 14 und Esia 4, i — 5); II. Serubbabels Ermutigung durch
ein VerheiSuogswort (Haggsi 2, 20 — 23); III. Jahwes Verheifiung an die Ge*
meinde bei der Grundsteinlegung sum Tempelbau (Haggai 2, 15 — 19).
Prof. D. E. Sellin, Rostock, in der Theologie der Gegenwart (SO, 2):
„.. .Hat R. richtig gesehen, so stehe ich nicht an, seiner kleinen Schrift
eine geradesn epochemachende Bedeutung fflr die Geschichte des
Judentums zususchreiben . . . Ich habe es mir angelegen sein lassen, R.'s
Schrift aufs grilndlichste nacbsuprflfen, und kann nicht leugnen, dafi es mir mfiglich
scheint, er habe uns mit genialem Blick ein ganz neues Fundament fflr
die Geschichte der Entstehung des Judentums gewonnen/*
Prof.D. W.Nowack, Straflburg, in der Theolog. Rundschau (1909, Heft 11):
„R.'s Arbeit ist wesentlich exegetisch-historischer Art,, sie hat aber auch
für die Religionsgeschichte nicht unerhebliche Bedeutung, weil wir durch R..'*
Auffassung einen neuen Blick in die nachexUische Entwicklung des Jndentnott
tnn, wie uns das mit dieser Klarheit bisher nicht möglich war ... Es ist ein be*
schwerlicher, mflhsamer Weg, den R. seine Leser ftthrt, und mir fraglich, ob es not-
wendig war, in diesem Um^ng sie alle Gedankengange nachmachen su lassen, auf
denen er su seinem Resultat gekommen. Aber in der Hauptsache wird R«
ohne Zweifel recht behalten, ich bin von seiner Auflassung von Haggai 2,
10 — 19, von wenigem abgesehen, überseugt'*
21
Verlag der J. C. Hinrichs'sdieii Bachhandlang in Leipzig.
Rothstein, D. Dr. Joh. Wilhelm, Professor an der Univ. HaDe:
Qnmdzfis^e des hebi^ischen Rhythmus and seiner Formen-
bSdung, nebst lyrischen Texten mit kritischem KLonmientar.
(Vm, 398 S.) gr. 8®. 1909. M. 12.40; in Leinen geb. M. 13.50
Dts Werk erhebt den Ansprach^ das verwickelte Problem ia den widit«sstieo
Frigen 111 emem befriedii^deii Abschlnfl, mindestens einem adicken sehr nahe
gebmckt an baben. Mit Beachrinkung aaf die wiikUche Lyrik ha^t der Veffiuaer
eine strenge, methodisch ernst erwogene Kritik der Texte mit seinen theoretischcfli
Untersnchnngen verbonden. Ein ansfllhrllcher Kommentar liefert an der Ex^gcae,
aamal der Psalmen, aelbat&ndige Beltrige nnd stellt die Plsalmenezegese wie die
Plalmcnkritik auf eine feste Grundlage. Die Bearbeitung des Hohen Liedes be-
raht auf emer besonderen Auffassung, die es In allen TeQen sachtirh yentind*
lieh macht.
ProtDr. H. Gressmann, Berlin, in der Deutschen Lit -Zeitung (1909, Nr.47):
„Das vorliegende Werk besteht aus drei Teilen, von denen der cnte
prinzipielle Ausfthrungcn Aber den hebrUschen Rhythmus enthllt nnd derawcile
die gewonnenen Ergebnisse an einzelnen Texten praktisch illustriert, wihrcnd der
dritte in einem Kommentar die kritische Begründung liefert . . . Am weit-
vollsten sind die Beobachtungen des Ver&ssers Aber die Strophenbildung. Als
die Grundform aller strophischen Gliederung wird mit Recht der Zweiaetler, d. h.
die aus zwei Zeilen gebildete rhythmische Periode, hingestellt . . . Der Korn*
mentar, der im wesentlichen metrisch und textkritisch ist, wenngleich eriinteinde
Bemerkungen allgemeiner An nicht ganz fehlen, hat zum Teil selbstlndigen Wert,
soweit er von der Metrik unabhängig ist R. hat teils die Lesarten der alten
Obersetzungen herangezogen, teils eine Fülle eigener Konjekturen geliefert
Lic. Dr. W. Casparl, Erlangen, im Theolog. Lit -Blatt (1909, Nr. 29):
„Ober den trefflichen Kommentar Allgemeines zu sagen, hat keinen Weit,
er sei hiermit den Psalmenfreunden zur Benutzung empfohlen . . . Unterbaut
ist R.'s stattliche Publikation mit allgemeinen Ausfilhmngen Über den hebrfiiachcn
Rhythmus, welche viel&ch auf einer idealistischen Psychologie (nicht im Fldite-
schen Sinne) beruhen. Hier findet man auch das Nötige über die Methode, über
Textgeschichte, über hSufig wiederkehrende FUle usw.**
Literarisches Zentralblatt (1909, Nr. 50):
„Möchte es dem verdienten Ver&sser vergönnt sein, dafi seine Gmndsitse
allenthalben vorurteilsfird, d. h. unbeeinflufit durch abweichendes Urteil über seine
textliche Behandlung und metrische Benrteilnng der forgelegten Proben, gcprtft
werden, damit alles Wertvolle und Probehaltige, Natürliche nad Ge-
sunde seiner rhythmischen Grundsätze zu kräftiger Förderung der schwie-
rigen Probleme voU zur Geltung komme.'*
Daraus als Sonderdruck zu Unterrichtzwecken:
Psalmentexte und der Text des Hohen Liedes, rhythmisch und
kritisdi bearbeitet (32 S.) gr. 8^. 1909. M. i *-
Schermanny D. Theodor, Privatdozent an der Univ. München:
Qriechische Zauberpapyri und das Gemeinde- und Dank-
gebet im ersten Klemensbriefe. (VI, 64 S.) 8^ 1909. lüL a —
(Texte u. Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. 34, a b.)
Theologisches Literatnrblatt (1909, Nr. 44):
„Eine nette kleine Schrift aus der sorgsamen, genauen und zu sichten ver-
stehenden Hand eines jttngeren Milnchener Forschers, der seinen Fleifl den ent-
legenen Gebieten der altehristUchen Literatur zuwendet .... Den reichsten Ge-
winn wird die Lexikographie des N. T. davontragen . . . Eins wird auch noch
durch diese Vergleichung der Gebetsworte und Formeln dieser Zauberpapyri recht
erkennbar: der dem Christentum vorangegangene Synkretismus von Jftdischem nnd
AltSgyptischem mit einer Vermischung von Jahveh, Thor und Hermes.**
Revue critique (1909, Nr. 49):
»,D*excd]ents index rendent fiidle Tusage de ce travail patient qui n*cst
gucre lui-mtee qu'nn index.'*
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Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Schneider» Dr. phiL et med. Hermann, Dozent an der Univ.
Kultur und Denken der alten Ägypter. (Entwickhmgs-
geschichte der Menschheit, i« Band) Mit 9 Abbildungen und einer
Kartenskizze. 2. [Titel-]Ausgabe. (XXXVI, 565 S.) gr. 8^ 1909.
M. 13.50; in Leinen geb. M 14 —
Der Inhalt gliedert sich in: I. Geographischer und politischer
Überblick. IL Verfassung und Ständegliederung. IIL Kunst und
Schrift IV. Dichtung und Geschichtschreibung. V. Die Wissenschaft.
VI. Die Religion.
Aus Besprechungen der ersten Ausgabe:
Pkof.Dr.W.Spicgelberg, Strafihiirg,ia der Hiitor. Zeitschrift (ioo.Bd.,S. 130):
„Unter den Tielen DarBteUangen Sgyptischer Kulturgeschichte wird dieses
Buch stets eine besondere — und ich lüge gleich hinsn — auch eine hervor-
ragende Stellung einnehmen.'^ Die allmähliche Entwicklung ist „selten mit so
feinem Vcrstindnis Ar die Psyche der alten Ägypter, noch nie anf so breiter
Grundlage dargestellt worden . . Besonders gelungen ist das Kapitel tlbcr die
Medizm der alten Ägypter; es ist wohl das beste, was bisher darüber gesagt
worden ist . . Auch in dem Abschnitt ttber Religion steckt eine Fülle neuer
nnd fruchtbarer Gedanken . . Manche mehr divinatorisch hingeworfene Be*
merkung wird noch ihre nachträgliche Bestätigung finden. Das gilt namentlich
von dem Schlufikapitel : Die ägyptische Religion und das Christentum.**
Prof. D. J. Leipoldt, Kiel, in der Zeitschrift des D. Palästinavereins:
„Nur ein Werk deutscher Zunge kann Schneiders Arbeit zur Seite gesteUt
werden: Ermans Ägypten.*'
Jahresberichte über das höhere Schulwesen (1908):
„Die verschiedenen Gebiete staatlich -völkischen Lebens werden nach-
einander geschildert Das gibt die Möglichkeit, den Gang ihrer Entwicklung voll
snr Anschauung zu bringen. Und man mufl sagen, dafl dies dem Ver&iser in
einer wahrhaft künstlerisch abgerundeten und durchgearbeiteten,
vorzüglich geschriebenen Darstellung glänzend gelungen ist . . . Aller-
dings mu0 das Buch studiert werden, aber es ist ein Buch, das studiert zu
werden verdient.
Günstig beurteilten das Werk femer u. a.: Prof. Dr. F. W. v. Bissing
(Berliner philol. Wochenschr. 1908, 14): Prof. Dr. H.Gressmann (Theol. Jahies-
beridit XXVIl); Prot Dr. F. Schwally (Frankfurter Zeitung 15. xn. 1907); Prof.
Dr. A. Wiedemann (Globus 1907, 23).
Von demselben Verfasser erschien in den „Leipziger Semitistischen
Studien" (als erstes Heft des fünften Bandes):
Zwei AufgStze zur Relisionsgeschichte Vorderasiens:
Die Entwicklung der Jahureligion und der Mosesagen in Israel und
Juda. — Die Entwicklung des Gilgameschepos. Mit 2 Abbildungen.
(m, 84 S.) 8®. 1909. M. 1.80
In dem ersten Aufsatz versucht Seh. kun und gemeinfiifilich einen Ober-
blick der Rcligionsentwicklung in Israel und Juda auf Grund der neuesten Eigebnisse
historischer, philologischer und namentlich religionsphilosophischer Forschung an
bieten, — In der zweiten Arbeit wird cum erstenmale das bedeutendste epische Ge-
dicht der TorderasiatiBchen Literatur auf seine stoffliche und formale Entwicklung
untersucht; es ist dazu besonden geeignet, da wir Denkmiler dazu von der Zeit
des alten Saigon bis herunter auf die Tage des neuassyrischen Reiches besitzen.
Dabei ergibt sich, dafl die Entwicklung derjenigen der grofien hellenischen und
germanischen Epen durchaus entspricht; nur gestattet uns die babylonische
Dichtung einen Blick in Vorstufen, die bei den anderen grofien Epen zwar ver-
mutet sind, aber nicht greifbar vorliegen.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
SdhrifidenkinSlery Vorderasiatische, der KönigL Mnaeen
zu Berlin. Heransg^eben von der Vorderasiatischen Abtaüimg.
37X26 cm. Mit Vorwort von Professor Dr. Friedrich Delitzsch.
Zuläxi sind erMkienen:
Heft VH: Kontrakte, Listen und Privatbriefe aus der Zeit von Sumu-
lael bis Ammisaduga, kopiert und autographiert von Professor Dr.
Arthur Ungnad. (IV, 82 S.) 1909. M^ zo— ; kart M. 10.50
Heft Vm: Urkunden aus der Zeit von Sumu-abum bis ins 16. Re-
gierungsjahr Hanimurabis, kopiert und autographiert von Professor
Dr. Arthur Ungfnad. QY, 64 S.) 1909. M. 8 — ; kart M. 8.50
Eteft DC: Urkunden aus der Zeit Hammurabis, nach seinem 16. Regie-
rungsjahr; kopiert und autographiert von Professor Dr. Arthur
Ungnad. (IV, 74 S.) 1909. M- 9 — ; kart M. 9.50
Heft II ist noch nicht enchiencn ; in Ansncht genommen ifaid diflr:
Hittariiche Urkunden in elandtischer Sprache sowie eine Ansahl Texte Tcr-
miiriitfn Inhalts.
Setiie» Dr. Kurt, Professor an der Univ. Göttingen:
Die altSgyptischen Pyramidentexte. Nach den Papierab-
drücken und Photographien des Berliner Museums neu herausge-
geben und erläutert, Lex.-8®.
Erster Band (=Lfg. i u. 2). XIII, 508 S. M, 45.50; geb. M. 47.50
3* bis 5. Lieferung: Die Texte der Sprüche 469 — 59a (Pyramide
906 — i6a6). 360 S. in Autographie. je M. 10.50
Die sechste Liefenmg wird den Schluß der „Texte** enthalten nnd im FYÜliishr
19x0 eiseheinen; die Autographie ist bereits beendet
Ober den enton Band (Sprach i — 468 -=■ Pyramide i — 905) urtcfltas
Prof.Dr. A.Ernian, Berlin, in derInternationslenWochenschrift(l909,Nr.i8)
„Die Pyramidentezte hsben fitr nns eine Wichtigkeit wie kmam etwmi
aaderas in dem Sdurilltam der Ägypter. Wir bücken durch sie in dea Glmben
des ältesten Ägypten hinein, und wir lernen in ihnen seine Sprache in nralter
Gestslt und in treuer Oberlieferung kennen; sie sind fllr uns, amtatis mutandis,
was die Veden fllr die indische Pliilologie sind, die Grandlage fftr Grammatik
und Lexikon . . . Wieviel Untenuchungen und Vorarbeiten geleistet werden
mußten, bis diese dunkeln Texte so reinlich in Sats und Worttrennung
hergestellt werden konnteui kann nur der ahnen, der selbst auf diasem Gebiete
gearbeitet hat**
Dr. G. Roeder im Lit Zentralblatt (1908, Nr. 51/52):
y^the, dessen Kopien auch sonst als ansgesddinet bekannl sind, hat nach
Papierabdrticken und Photographien die Inschriften genau gelesen und mehrfach
nacbgeprflft, so dafi fiJsehe LcSrangen oder Veraehen eigentlich nicht mehr sldkcn
geblieben sein können. Er gibt die Texte nunmehr nach Sprachen gegliedert und
hat die Fassungen, in denen sie in den ftnf Pjrramiden Torliegen, untereinander
gesetit, so dafl man mit einem Blick die Varianten flbenieht; alles in Sitae ab-
geteilt, um der richtigen AufTassung in jeder Weise den Weg sn ebnen. S. hat
die Inschriften selbst autographiert, Stellung und Fom der Zeichen sind aoi^-
fUtig nachgeahmt.**
Rd. Naville in der Sphinx (XU, 4) am Schlufi einer I7aeitigen Besprechung:
„Nous remerdons k nouTean M. S. de ce qu'll nous fournit une 61ltiaii de
oes importants textes congue sur un plan qui cn facQite gruidement Ptede.**
24
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Sickenberger, D. Joseph, Professor an der Univ. Breslau:
Prasrmente der Homilien des Cyrill von Alexandrien
zum Lukasevangelium. (46 S.) 8^ 1909. M. 3.50
Die Arbeit bildet mit der auf S. II genannten von Hellmann Heft 34, X
der ,,Texte und Untenuchnngen cur Geschichte der altchristlichen Liteimtnr**.
Theologische Revue (1909, Nr. 16):
„S., bekannt durch seine sorgttltigen Arbeiten auf dem Gebiete der Katenen^
Uteratur in diesen TU., bietet uns hier das dritte Opus altkirchUcher Lukashonne-
neutik. Unter gewissenhafter BerÜeksichtignng seiner Vorg&nger beabsichtigt S.«
mit seiner Edition nach eigenem Gettlndais ,möglichBt reine Arbeit an machen',
also in einem kritisch gereinigten Texte alle griechisch erhaltenen Fragmente der
Lnkashomilien des h. Cyrillus von Alexandrien in handlichem Format nnd su
fauligem Preise vonnlegen ; näherhin die Lflcken der Ausgabe Mais nach dem Wort-
kat von Anf Codices der Niketaskatene in Rom und Florenz, Paris und Manchen
«asnAUen .... S. kann «tob daimuf aein, dafl er die mühevolle Arbeit so
glftcklich und so erfolgreich snm Abschloß bmchte.'*
Review of Theology and Philosophy (Juli 1909):
,,S., one of the greatest living authorities on catenaci givet a fretk editioit
of the fragments of Cyril of Alexandria on Luke .... It is superflnous to
praise L.*s work. In addition to doing all that is expected of an editor, he
has paid special attention to the text of biblical qnotations, and
thns provided fresh evidenoe ibr vaxions kitensting readiag«.**
Soden, Lic. Dr. Hans Freiherr von:
Das lateinische Neue Testament in Afrika zur Zeit Cyprians.
Nach Bibelhandschriften und Väterzeugnissen, mit Unterstützung des
Kgl. preußischen historischen Instituts herausgegeben. Mit 3 Re-
gistern (X, 663 S.) 8^ 1909. M. 21 — ; in Halbfranz M. 24 —
(Texte u. Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. 33. Band.)
Das Werk will den einen der beiden Haapttypen der iltesten latoinwnhan
ObefMtsnag des N. T., den sog. afrikanischen, in seinem gansen Umiang nnd im
Detail seines Textes, wie er um die Mitte* des 3. Jahrhunderts bestand, heraus-
arbeiten. Dies ermöglicht die in den ersten Abschnitten gegebene Neurezension
des wichtigsten Vertreters desselben, der Zitate Cyprians. Mit ihnen werden dann
die textverwandten Bibelhandschriften k, e nnd h sowie andere patristische Zeug-
nisse des gleichen Zeitraums kombiniert. Die Untersuchung strebt hanptsieh-
lich, dnrch systematische Vergleichung der Obersetsungssprache an der Haad der
Wortkonkordanz die Eigenart und die fiheste Gestalt des afrikanischen Textes au
fixieren nnd den Charakter seiner Entwicklung zu bestimmen. Vokabeltabellen
veranschaulichen die wesentlichen Ergebnisse. In einem flbersichtlich eingerichteten
Drude mit auf die Untersuchungen fortlaufend verweisendem Apparat wird das
ganze N. T., soweit es sich in afrikanischem Text rekonstruieren lUt, zusammen-
gestellt (S. 364 — 610). Register der N. T. -Zitate, der besprochenen griechischen
nnd lateinischen Wörter und ein Sachregister gestatten bequemes Nachschlagen.
Strack, D. Dr. Hermann L., Professor an der Univ. Berlin:
Aboda Zara. Der Mischnatraktat ^Götzendienst", herausgegeben.
2., neubearb. Auflage. Mit deutscher Übersetzung. (20 u.
31 S.) 8^. 1909. (Schriften des Inst Judaicum. Nr. 5.) M. i.xo
Literarisches Zentralblatt (1909, Nr. 36):
„Die Neubearbeitung des Textes erstreckt sich nidit nur auf Revision,
sondern auch auf Vermehrung der Anmerkungen. Fflr die Peststellung des Textes
sind neun verschiedene Hilftmittel benutzt. Der Textdruck ist ausgezeichnet.
Das zwischen Text und Obersetzung gestellte VokabuUurium orientiert Ober die
einzelnen Wortbedeutungen.'*
«5
Verlag der }. C Hinrichs'schen Bnchhandlimg in
Weitere Urteile über Stracki Aboda Zara:
Bibliiche Zeitschrift (1909, Nr. 3/4):
„Die aachlichen Eriftutcnuigeo, die der dentichcB Obcnetzmig bcifcAft
sind, bieten einen fottlanfenden Kommentar und f&hrcn in die etwas fiemde Ge-
dankenwelt des Talmnd ein. Das Schriftchen dient bestens der Ein-
ffthrang in das nachbiblische Judentum.
The Jewish Missionary Intelligence (1909, Oktober):
„We are heartily grateful to Dr. St for snpplying all theae iHio woald
leam at first band the character of Talmndic Judaiam with the meaas whcrebf
to obtain their information . . .*'
Orientalistische Lit-Zeitung (1909, Nr. la):
„Sowohl die Akribie in der Fcststdlung des Textes wie die SorgfiOt in der
Ausarbeitung des Kommentars und der Obersetsung verdienen volles Lob.**
The Record (1909, August):
„This is exactly what is wanted . . . a piain and pointed tot of
the original, with a translation, a Yocabulary and simple notes — what more can
man want for leaming the true meaning of the sources of Judaism? . . . Sindents
of Judaism, if the know Gcnnan . . . cannot do better than buy this editk».'*
RcTue de l'histoire des religions (1909, Juli-August):
„La traduction de M. Strack est la meilleure qui existe et la
scule qui alt ^te pt€c6d6t de Pteblissement critique du texte. De tr^ utiles notes
orientent le lectenr.'*
Von Prof. Strack wurden außerdem noch folgende Misch-
natraktate bearbeitet: Joma (Versöhnungstag), 2. Aofl« (40 S.)
80 Pf.; Pirq6 Aboth (Sprüche der Väter), 3. Aufl. (58 S.) ML 1.20;
Scbabbath (Sabbath), (78 S.) M. 1.50; Sanhedrin-Makkoth (Straf-
recht imd Gerichtsvolhug) [im Druck].
Van demselben Verfasser erscheint demnächst:
Jesus, die Häretiker und die Christen nach den ältesten jiuüsdien
Angaben« Texte, Übersetzung u. Erläuterungen. (Im Druck).
Torg^et lic Dr. Paul, Pfarrer an der Melancbtbonkirche zu Berlin:
Seelenglaube und Unsterblichkeitshoffiiung im Alten
Testament. (Vm, 256 S.) 8^. 1909. M. 5— ; geb. M. 6 —
Inhalt: Der Geist und die Geister, Geist und Seele. — Die Sede und der
Tod des Menschen. — Die Scheol als Aufenthaltsort der Sede. — Das Giab und
die Toten. — Die Traueigebr&uche. — Jahve und die Totengeister. — Die Un-
sterblichkettshoffDung in Lnael. — Personen- u. Sadienregister; SteUenregister.
Prof. D. Dr. Ed. König, Bonn, im Theolog. Lit.-Blatt (2909, Nr. 35):
„Der Veriasser hat mit weitem BlidL eine rddie Saxomlung der auf den
zu behandehiden Gegenstand bcsttglidien komparatiTen Matexialicn vcn dem Leser
ansgebrdtet, und da er audi vide an sein Thema nur anstreifende Grcnafragcn
berflhrt und die angenehme Methode befolgt, die Literatur nidit nur sn silieren,
sondern auch die an den sitierten Stellen stehenden SStse meistens ihrem Wort-
laut nach zu geben, so bildet sdn Buch eine willkommene Fundgrube von
Kenntnissen Aber den behandelten Gegenstand.
Lic. J. Herrmann, Königsberg, im Lit. Zentralblatt (1909« Nr. 43):
„Das recht anziehend gochriebene, inhdtrdche Buch zeugt von Behenacho^
des um&ngreichen Stoffes; es ist dem Verfasser gelungen, ihn zu einem lebens-
vollen Bilde SU gestalten, indem er Jahwistisches und Nidit-Jahwistisches, Höheres
und Niederes, Volksreligion und Religion der Führenden zu schdden Tenucbt und
im'^nne der neuen FragesteHungcn selbstlndig Entwicklungslinien sieht.'*
H. G. in der Evangelischen Freiheit (1909, Heft 9):
„Die Darstellung ist klar, besonnen, ftuflerst inhaltreich und an*
regend, auch da, wo man nicht zustimmen kann. Sie sd jedem aufs beste
empfohlen, der sich lAer diese Probleme orientieren, die bisherige Forschung
kenmen lernen und ein Urteil bilden wiU."
a6
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 19x0).
Uognad» Dr. Arthur, Professor an der Univ. Jena:
Keilschrifttexte der Gesetze Hammurapis. Autographie
der Stele sowie der altbabylonischen, assyrischen und neubaby-
lonischen Fragmente. (V, 42 S.) 36,5 ><26 cm. 1909. kart. M. 8 —
Eine wohlfeile und dabei TollstSndige Autgabe der Gesetse
Hammurapis war bisher ein dringendes Bedtlrfnis. Das vorliegende Buch sucht
diesem Mangel abzuhelfen. Es bringt nicht nur den Text der berühmten Stele
selbst, sondern auch die unterdessen neu gefundenen altbabylonischen Duplikate
sowie die verschiedenen assyrischen und neubabylonischen Fragmente des Kodex,
die letzteren sum ersten Male in Autographie. Eini{;e Vorbemerkungen
orientieren Aber die Stellung, die die einzelnen Teztstttcke im Ganzen der Gesetz*
Sammlung einnehmen, und bieten ein Verzeichnis simtlicher vorkommenden
Fehler und Irrtfimer der Keilschriftoriginale, die im Text selbst zu ver-
bessern, nicht für wünschenswert gehalten wurde.
Eine Umschrift und Übersetzung des berühmten Kodex gibt:
Winckler, Prof. Dr. Hugo» Die Gesetze Hammurabis, in Umschrift
und Übersetzung herausgegeben. Dazu Einleitung, Wörter- und
Eigennamen -Verzeichnis, die sog. sumerischen Familiengesetze und
die Gesetztafel Brit. Mus. 8 27 -14,988. (XXXÜ, 116 S.) 8^
1904. M. 5.60; in Leinen geb. hC. 6.20
Einer Einleitung, die dem Denkmal seine Stellung in der babylonischen Geschichte
anweist, folgt eine fibersichtliche GegenflbersteUnng des Urtextes in lateinischen
Buchstaben (links) und einer deutschen Übersetzung (rechts), mit kurzen, teils
teztkritischen, teils erl&utemdcn Anmerkungen. £^ Anhang gibt in fthnlichcc
Behandlung die sog. sumerischen Familiengesetze und eine habylon. Gcsetstafd
jüngeren Ursprungs. Den Schlufi bildet ein Verseichais babylonischer Wörter
und Eigennamen.
University of California Publications. Egyptian Archaeology.
Bisher liegen folgende TeHe vor:
VoL I: The Hearst Medical Papyrus. Hieratischer Text mit Ein-
leitung u. Vokabular. Von Dr. George A. Reisner. (Vm, 48 S. u.
17 Lichtdrucktafeln.) 34X127,5 cm. 1905. in Leinen M. 25 —
Vol. II: The Early Dynastie Cemeteries of Naga-ed-D6r. I. Von
Dr. George A. Reisner. (XII, 160 S. u. 80 Tafeln, davon 75 in
Lichtdruck.) 1908. in Leinen M. 75 —
VoL m: The Early Dynastie Cemeteries of Naga*ed-D6r. IL Von
Arthur A. Mace. (XI, 88 S. mit 123 Figuren im Text, und 60
Tafeln, davon 57 in Lichtdruck.) 1909. in Leinen M. 50 —
Prof. Dr. J. Pagel, Berlin, im Lit. Zentralblatt (1906, Nr. 4) ftber Vol. I:
„Vorliegende Publikation ist für die Literaturgeschichte der
alt&gyptischen Medizin hochbedentsam. Seit der Entdeckung resp. der
Herausgabe des berühmten Papyrus Ebers haben wir bisher eine Veröffentlichung
von ähnlichem Range noch nicht erhalten. Rcisners kostbare Ausgabe steUt sich
ihr würdig zur Seite.**
Prof. Dr. W. M.Mttller in der Orient. Lit. -Zeitung (1909, Nr.9) Aber VoLO:
„Die Beschreibung mehrerer alter Friedhöfe ist mit unfibert reff lieh er
Geduld und Grflndlichkeit ausgefilhrt. So war es R. möglich, ans Material,
das dem gewöhnlichen Ausgraber kaum lohnend genug erschienen wire, sehr
wichtige Resultate zu gewinnen . . . Die vergleichenden Tabellen des
Buches ftr diese Beobachtungen werden auf lange Zeit ein unentbehrliches
Hilfsmittel der ägyptischen Archäologie bilden.'*
27
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Untersuchungen zur Qeschichte und Altertumskunde
Ägyptens. Herausgegeben von Professor Dr. Kurt Selbe.
Die Mit 1896 encheineDde Sammlung bringt tystcmmtische historiiche
Arbeiten im weiteren Sinne ans dem Gebiete der ügyptoiogischen WJSKnaduift
die für die vorhandenen Zeitschriften zu umfiuigreich sind oder eine scbleonige
Bekanntmachang erfordern. Die Herausgabe erfolgt je nach dem Eingang ge-
eigneter Beiträge in Bänden von etwa 130 Quartseiten. Kleinere dringliche
Arbeiten erscheinen in Heften, von denen dann mehrere su einem Bande vereinigt
werden. Jedes Heft wie jeder Band ist einsein käuflich.
ZukUt ersehün:
Die Einsetzung des Veziers unter der x8. Dynastie. Inschrift
auf dem Grabe des Rerh-mi-re zu Schech-Abd el Guma, neu heraus-
gegeben und erklärt von Professor Dr. Kurt Sethe. Mit einer
photollth. Tafel. 1909. [V, 2.J In der Serie M. 12 - ; einzeln M. 15 —
Der von Newberry vor etwa 12 Jahren entdeckte, von Gardiner »leist
behandelte Text, der sich in dem Grabe des kech-mi-re zu Theben erhalten hat,
stellt ein ganz eigenartiges Dokument aus dem ägyptischen Altertum dar. Er
enthält die Rede, die die Könige der 18. Dynastie bei der Einsetsong des Veziers
an den neaernannten Hinister zu richten pflegten und in der sie ihm allgemeine
Anweisungen fUr seine Amtsftihmng erteilten. Der Text, dessen ungewöhnliches
Interesse in philologischer, historischer und kulturhistorischer Be-
siehnng in die Angen spmng, der aber bisher dem Verständnis noch die gröftcs
Schwierigkeiten bot, wird hier in eingehender Weise neu erklärt . . . Esseigt
sich dabei, dafi sich ein klarer Gedankengang durch das Ganze hindnrchsieht und
daS der Text nicht nur eine Fülle von Anblicken in die Denkweise nnd in die
etbiaehen Vonlellnngen der alten Ägypter gewährt, sondern auch eine Reihe
merkwttrdiger, tatsädilicher Angaben Über bisher unbekannte Einrichtungen und
Bräuche des öffentlichen Lebens birgt
Vorher sind erschienen:
Zur Baugeschichte des Amontempels von Karnak. Von Professor
Dr. Ludwig Borchardt. 1905. [V, i.] M. 12 — \ einzeln M. 15 —
The Inscription of Mes. Von Alan H, Gardiner. 1905. [IV, j.J
M. 8 — ; einzeln M. 9.60
Die Mysterien des Osiris in Abydus unter König Sesostris IB.
Von Prof. Dr. H. Schäfer. 1904. [IV, 2.] M. 8 — ^ einzeln M. 9.60
Die altägyptischen Pnmkgefäße mit aufgesetzten Rand Verzierungen.
Ein Beitrag zur Geschichte der Goldschmiedekunst. Von Prof. Dr.
H. Schäfer. Mit 117 Abb. 1903. [IV, i.] NL 7.60; einzeln M. 9 —
Beiträge zur ältesten Geschichte Ägyptens. Von Professor Dr.
Kurt Sethe, mit einem Beitrag von Professor Dr. Eduard Meyer.
Z905. [IIL Band.] M. 24; einzeln M. 29 —
Imhotep, der Asklepios der Ägypter. Von Professor Dr. K. Sethe.
1902. [II, 4.] M. 7.60; einzeln Bl, 9 —
Dodekaschoinos, das Zwölfmeilenland an der Grenze von Ägypten
und Nubien. Von Prof. Dr. K. Sethe 1901. [II, 3.] 6 — ; einzeln 7.50
A new chapter in the life of Thutmose iU. Von Professor Dr.
James H. Breasted. 2900. [II, 2.] M. 5.40; einzeln M. 6.50
Sesostris. Von K. Sethe. 1900. [II, i.] M, 4 — ; einzeln M. 5 —
Die Thronwirren unter den Nachfolgern König Thutmosis I. —
Die Prinzenliste von Medinet Habu und die Reihenfolge der eisten
Könige der 20. Dynastie. Von Prof. Dr. K.Sethe. i896.[L Bd.]M. 34 —
28
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Weiss, D. Dr. Bemhardi Professor an der Univ. Berlin:
Das Neue Testameot in Luthers Übersetzung, nach dem Grund-
texte berichtigt und verbessert. Taschenausgabe, mit Parallel-
und Belegstellen. (IV, 383 S.) 8^ 1909.
M. 1.50; in grau Leinen geb. M. 2 — ; schwarz mit Golddruck M. 2.40
Die Eigenart dieser neuen Oherseuung liegt darin, dafi sie dem
heutigen Stande der Bibelwissenachail in vollem Umüsnge gerecht wird, ohn« doch
den koatharen Schatz der Sprache der Lutherbibcl preiszugeben.
Um den Text des N. T. ganz unmittelbar auf den Leser wirken zu lassen,
sind sachliche Anmerkungen gmndsfttzlich ferngehalten worden. Dagegtm sind
am Fufi der Seiten Parallel- und sonstige alt- und nentestamentliche
Belegstellen in soigftltiger Auswahl angemerkt. Zur Erleichterung des Ver*
stindnisses ist der Text in Sinnabachnitte zerlegt, w&hrend Kapitel« und Vers-
teÜUDg durch Randsiffem angedeutet sind. Stellen, die sich im filtesten Text
nachweislich nicht finden, sind in eckige, erl&ntemde Zuf&tse Luthers oder des
Herausgebers in runde Klammem gesetzt.
Lic. Dr. H. Windisch, Leipzig, in der Evang. Freiheit (1909, Heft 6):
„Ich möchte behaupten, d»A das Luthersche N. T. damit endlich
wieder in eine brauchbare Form gebracht worden ist, und wünschen,
dafi diese Ausgabe alle revidierten und nicht revidierten Ausgaben in Schule und
Haus baldigst verdrfinge.*'
Theolog. Lit.-Bericht (1909):
„Ihr Vorzug vor den mir sonst bekannten, auch vor der Weizsäcker-
schen, ist, bei sorglEltigster Berücksichtigung des Grundtextes, die möglichst
gröfite Beibehaltung des altrertmuten Luthertextes.**
Pastor G. Hilbert, Leipzig (Verf. von „Christentum u. Wissenschalt**):
„Das ist das, was wir brauchen! Eine Verbindung von Luther
und Weizsäcker.**
Pfarrer D. Dr. A. Schumann, Leipzig:
„Das ist in der Tat die Form eines deutschen Neuen Testa-
mentes, die wir brauchten.*'
Christliche Welt (1909, Nr. 21):
„Eine vortreffliche Ausgabe eines wirklich revidierten Luthertextes.''
Die Reformation (Lit. Beilage 1909, Nr. i):
„Gegenüber den verschiedenen neuen Obersetzungen, die auf den Luther-
text keine Rücksicht nehmen und die Bibelleser diesem entfremden, verdient dieses
pietätvolle Werk den Vorzug.**
^>eminardirektor Dr. G. Witzmann am Herzog-Ernst- Seminar in Gotha:
„Das Ideal (für den Religionsunterricht) mu£ darin gesucht werden, die
Lutherische BibelübNcrsetzung, die nun einmal unanslöstich in unser Volksbc-
wufitsein übergegangen ist, zwar in ihrer Eigenart beizubehalten, sie aber so
weiterzubilden, dafi sie allen wissenschaftlichen Anforderungen genflgt. Hier
haben wir eine wahrhaft wissenschaftliche Obersetzung, die uns doch
vom Geist der Lutherbibel nicht wegführt. Ich halte das Buch zum
Unterricht in Lehrerbildungsanstalten fQr sehr geeignet**
Professor Dr. P orger am Kgl. Lehrerinnenscminar in Berlin:
„Pietätvolle Schonung des uns vertrauten Luthertextes und die wissen-
schaftliche Akribie eines Forschers wie B. Weifi haben hier ein Unterrichtsmittel
entstehen lassen, das für die Vorbereitung des Schülers auf den Unter-
richt und für die Unterrichtsarbeit selbst sich hervorragend eignet.**
Preufiische Lehrerzeitung (Beilage 1909, Nr. 8):
„Eine herrliche Obersetzung des Neuen Testaments, welche in erster
Linie uns Religionslehrern überaus wertvoll ist.**
Die Grenzboten (1909, 8.454):
„Es war wohl kaum ein anderer zu solchem Unternehmen so berufen wie
Bernhard Weifi, der ehrwürdige, gelehrte und feinsinnige Kenner des Neuen Tesu-
ments, und sein Werk darfallen denen, die eine solche Ausgabe bisher
vermifit haben, warm empfohlen werden.**
29
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Weissbach, Dr. F. H., Professor an der Univ. Leipzig:
BeitrSge zur Kunde des Irak-Arabischeo. Ente Hifte:
Prosa-Texte. (208 S.) 8®. 1908. M. 9 —
(Leipziger semitistische Studien. Band IV, Heft i.)
Das vorliegende Werk nm&flt die erste Hilfte (Froaa«Texte: Erx&hliiaceii,
Sprichwörter and Gespr&che) des reichen, auf den arabischen Dialekt des Irak
beztiglichen Materials, das Professor Weiflbach in den }ahren 1901 — 1903 als
Mitglied der babylonischen Expedition der Deutschen Orient-Gesellschaft gcsaamclt
hat Der genannte wichtige Dialekt war bis vor wenigen Jahren &st unbekannt
und ist erst durch Professor B. Meiflners Arbeiten enchlossen worden, nnter
denen an erster Stelle su nennen ist: Nenarabische Geschichten ans dem
Iraq, gesammelt, flbersetst und herausgegeben, mit grammatischem Abriß imd
Gloaar (1903 in nnserem Verlag erschienen; LVIII, 14S S. gr. 8S ^ 10 — )-
Professor Weiflbachs oben genanntes Werk stellt eine Fortsetsung und Eigiimaf
der Meiflncr'schen Arbeiten dar. Seine sweite Hilfte wird in etwa 13 Bogen
folgende Teile nm&ssen: poetiKhe Texte, darunter etwa 60 Reiter- and 200 Kri^^
lieder, mit mehreren Melodien, ein reichhaltiges Glossar sowie eine aosftduliche
Einleitnng su dem ganzen Bande and eine Ansahl von Bemerkungen su beiden
Heften aus der Feder des Leipziger Arabisten Professor A. Fischer.
Winckler, Dr. Hugo, Professor an der Univ. Berlin:
Keilinschriftliches Textbuch zum Alten Testament Dritte,
neubearbeitete Auflage. Mit einer Einführung. (XX, 118 S.)
gr. 8^ 1909. M. 3 — ; in Leinen geb. KL 3.so
Aus Urteilen Aber die zweite Auflage:
Prof. D. J. Meinhold, Bonn, in der Theolog. Rundschau (1905, Nr. i):
„& ist zu hoffen, dafl viele Theologen, und nicht blofi Fachminacr, si^
dies billige und gute Buch anschaffen und studieren.*'
Prof. D. S. Oettli, Greiftwald, im Theolog. Lit.-Bericht (1904. Nr. a):
„Ein Tortreffliches Hilfsmittel ... In gut lesbarer Obcisetiung,
mit Transkription des Textes und einigen erkUrenden Fuflnoten ist hier eine
geschickte Auswahl yon Urkunden dargeboten — man kann wohl sagen:
das Wichtigste, was die Keilschriftforschung der neueren Zeit als Vergleichungs-
nnd Erginzungsmaterial der alttestamentlichen Wissenschaft geliefert hat ... Eb
ist eine sehr verdienstliche Arbeit . . .*'
H. G. in der Monatsschrift ftir die kircU. Praxis (1903, la):
„Dies billige Bflehlein ist lange nicht genug bekannt und sei dem Theologen
warm empfohlen.*'
Biblische Zeitschrift (1903, Nr. i):
„. . . ein höchst willkommenes Hilfsmittel sum alttestamentlichen
Studium.*'
Dr. O Weber, Orientalist. Lit.-Zeitung (1909, Nr. 12) über die 3. AnfL:
„Den wichtigsten Vorzug der neuen Ausgabe bildet die , Ein f Ah rang*.
In dem knappen Rahmen eines Druckbogens gibt W. hier ein klares and
anschauliches Bild der geschichtlichen Entwicklung der Keilschrift
ach reibenden Völker, mit besonderer Rücksichtnahme auf ihre Besiehangcn
au dem Westland Oberhaupt und zu Kanaan im besonderen.**
Weitere ,,Hilfsbücher zur Kunde des Alten Orients" sind:
Meißnert Prof« Dr. Bruno: Kurzgefaßte assyrische Grammatik.
(V, 80 S.) gr. 8^ 1907. M. 3 — ; geb. M. 3.50
Winckler» Prof. Dr. Hugo: Auszug aus der vorderasiatischen Ge-
schichte. (IV, 86 S.) gr. 8®. 1905. M. 3 — ; geb. iL 3.50
30
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1910).
Windisch, lic. Dr. Hans, Privatdozent an der Univ. Leipzig:
Die Frömmigkeit Pliilos und ihre Bedeutung für das Christen-
tuoL (TV, 14öS.) 8^ 1909. M. 2.50; geb. M. 3.50
Lic. P. Krflger im Lit. Zeniralblatt (1909, Nr. 13):
„Es ist dem Verfasser trefflich gelangen, die Frömmigkeit des
Mannes sn charakterisieren, der gerade nach dieser Seite hin gewftrdigt
•ein will. Dafi er Philo selbst möglichst viel su Worte kommen Ufit, ist sehr
dankenswert Die Abhandlmig zeichnet sich durch Klarheit und schöne Dar-
stel längs form ans. Der kurse Hinweis auf die f&r die dogmatischen Kontro-
versen der Gegenwart ans der Abhandlung sich ergebenden Konsequenzen ist
geeignet, im Kampfe um die religionsgeschichtliche Methode klirend zu wirken.*'
E.P. in der Evangelischen Freiheit (1909, Heft 6):
„Eine wertvolle religionsgeschichtliche Studie. . . Wer sich ein-
mal mit den Schriflen Philos beschlfUgt hat, wird die vorliegende Arbeit dankbar
sn wflrdigen wissen, welche die unter dem Wust der aUegoriachen Auslegung so
oft verb(»rgenen religiösen Werte zutage gefordert hat."
Die Reformation (1909, Kr. 4):
„Der Verfasser hebt die Verwandtschaft Philos mit dem N. T. liebevoll
hervor, weist aber auch die Unterschiede auf. Im einzelnen würden unsere UrteQe
darttbor abweichen . . . Das hindert aber nicht, die Schrift der Beachtung
der Neutestamentier und Religionshistoriker zu empfehlen.'*
Zeitschrift ffir wissenschaftliche Theologie (Band sO'-
„Die kleine Monographie kann sich mit Eluen neben Boussets Darstelinng
des religiösen Lebens Philos und Br^hiers grofler zusammenfassender Arbeit sehen
lassen. Verfasser zeigt sich darin als tüchtiger Philokenner.*'
Wreszinsld, Dr. Walter, Privatdozent an der Univ. Königsberg:
Der grosse medizinische Papyrus des Berliner Museums
(Pap. BerL 3038), in Faksimile und Umschrift mit Übersetzung,
Konmientar und Glossar herausgegeben. (XXI, 142 S., davon xii
In Autographie.) Iblit 24 Lichtdruck-Tafeln. Lex.-8®. 1909. M.4o—
Der vorliegende Band ist als der erste von zweien gedacht, in denen die
medizinischen Urkunden in hieratischer und koptischer Schrift sn-
nmmengeiaflt werden sollen, soweit sie nicht schon in einer zureichenden Pnbli»
katioD veröffentlicht smd. Einen Teil des II. Bandes soll die Transkription des
von Reisner veröffentlichten Pap. Heaxit bilden; außerdem wird in Band II ein neu
gefundener Papyrus (aus der Berliner ägyptischen Abteilung) und eine Anzahl
kleinerer hieratischer und koptischer StQcke aus andern Sammlungen veröffent-
licht werden. Die medizinischen Fragmente von Gardiner aus dem m. R. werden
sn den Kommentaren herangezogen werden. Als Abschlufl-Band ist geplant: ein
Wörterbuch zur gesamten medizinischen Literatur und eine zusammenhingendc
Darstelinng der Igyptisch-koptischen Medizin.
Prof. Dr. K. Sudhoff, Leipzig, i. d. Mitteilungen z. Gesch. d. Medizin (1909» 3S):
yyWir erhalten hier den Papyrus Hrugsch major, zun&chst in musterhafter
moderner Lichtdruckwiedergabe, dUe das Original fast völlig ersetzt und
der firflheren Reproduktion in jeder Beziehung unendlich überlegen ist . . •
Unter allen Umständen bedeutet die vorliegende Arbeit eine respektable Et;
Weiterung unserer Kenntnis der Medizin der alten Ägypter.'*
Dr. G.Möller, Berlin, in der Deutschen Lit.-Zeitung (1909, Nr. 48):
tfiit Einleitung enthllt kurze Angaben Aber den Papyrus, seine Entrtehung,
die Orthographie, die Sprache, sein Verhältnis zu den übrigen Urkunden und die
Disposition. Es folgt sodann die Transkription der hieratischen Texte in Hiero-
glyphen mit Obersetzung und Kommentar. Ein Überaus sorgfältig aus-
gearbeitetes Glossar und ein Faksimile der Handschrift in 24 vorzüglichen
Lichtdrncktafeln bilden den Schlufl.*'
Prof. Dr. J. Pagel, Berlin, in der Berliner klin. Wochenschrift (1909, Nr. 43):
„äne kostbare Bereicherung unserer ägyptisch -medizinischen Ge-
srhirJitsliteratur. **
31
Vertag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Zickendraht, Lic. Karl, Pfarrer in Veitheim (Schweiz):
Der Streit zwischen Erasmus und Luther über die
Willensfreiheit. (XII, 205 S.) 8®. 1909. M. 4.50^ geb. M 5.50
Die Monographie stellt sich die Aufgabe, die AoseinasdenetcuDg swisdicm
E. und L. vom ProUem der Willensfreiheit aus zu verstehen. In ihrem historischen
Teil geht sie den Entwicklungen nach, die zum Erscheinen der verschiedenen
Streitschriften fUhren, und berücksichtigt besonders die Mitwirkung zeitgenössischer
Briefe und Schriften. Dem Zusammenhange der entwickelten Lehren mit der
Überlieferung der kirchlichen Vergangenheit wird vor allem in den Anmerkungen
Beachtung geschenkt; das Hauptgewicht ist aber daratif gelegt, jene Lehren ans
Tatsachen innerer Erfahrung zu begreifen. Dem entsprechend ist der dogmatischen
Besprechung der StreitBchriften der breiteste Raum gewährt.
Orientalistische Literaturzeitung. Monatsschrift für die Wissen-
schaft vom vorderen Orient und seine Beziehungen zum Kultur-
kreise des Mittelmeers. Herausgeber: Professor Dr. F. E. Peiscr,
Königsberg. Preis des Jahrgangs (= 1 2 Nummern) M. 1 2 —
Umfang des Jahrgangs 1909: IV S. u. 568 Spalten Lex«-8^
Jede Nummer dieser einzigen orientalistischen Monatsschrift
bietet zunächst einige wissenschaftliche Abhandlungen; darauf folgen:
Besprechungen einschlägiger Literatur, Altertumsberichte von Museen und
Grabnngsplätzen, Mitteilungen über gelelirte Gesellschaften und Kongresse,
Personalien, Sprechsaal, eine Obersicht literarischer Neuigkeiten und
eine sehr reichhaltige Zeitschriftenschau.
Theologische Literaturzeitung. Herausgegeben von Professor
D. Dr. Adolf Harnack, Berlin, und Professor D. Dr. Emil
Schürer, Göttingen. Jahrgang (= 26 Nummern) M. 18 —
Umfang des Jahrgangs 1909: VTII S. u. 728 Spalten gr. 4®.
Der letzte Jahrgang brachte aus der Feder von etwa loo Mitarbeitern
eingehende Besprechungen Über mehr als 6oo Werke aus allen Gebieten der
Theologie und ibrer Grenzwissenschaften. Jede Nummer bietet anfierdcm eine
sehr reichhaltige Bibliographie, Übersichtlich geordnet nach den Rubriken:
Deutsche Literatur, Literatur des Auslandes, Aus Zeitschriften, Rezensionen.
Prohenummtm beider Zntsehrifiin auf Wmuch kosUnfreu
Ülienieht sti Hinriehs' „Wissensckafüieiieii Neatgkeiteu^S Jaanar 1910
{flMh für Bestelltmgen tertoendbar)
Seite
3
Hellmann :
Cyprian . . . , ii
Hcmnann: Exechiel xx
Hilbeit : Christentum 1 2
Hoffmann: Fides impl. 12
Hölscher: Medinet>
Habu , . . . a
Hücing; iJberliefening x 8
Jeremias : Astronomie 13
Jlg: Volkslieder. . X3
Kittel: Archäologie . 14
CleaxeiM Alex. . . x j König : Grammatik . X4
Delitzsch : Schriftdk. 34 ' Küssner: Christentum 15
Ehrlich : Randglossen 6 Lang: Catene in I. Kor. 5
Eixsebins: KG . . 6 Lessmann: Ziele. . xft
Feise: Theologie . 7 Löhr: Weib . . . x6
Gardiner : Admonitioas 7 Mechiltha . . . . x6
Grass: Sekten . . 8 Meissner: Grammatik 30
Gregory: Einleitung 8 ! Meissner : Ideogran. a
AU: Israel. . . .
Andrae : Ann Adad .
Baaer; AralMsch. .
Bertling: WahrheU.
Biblia Hebraica . .
Bohl : Amamabriefe
BÖklea: Adamn.QainxB
Borchardt : Nefeiirkere 5
Burchardt: Fremd-
v/orte 5
Catenenstudien . . 5
Seite
Pseudo-
Gregory: Textkritik 9
Hamack : Kirchen-
verfassang . . . x
HaatM:h: £v.-Zitate ax
Möller: Lesestücke, x;
Möller: PftlAographie xj
Mytholog. BibKothek xB
Orient, der Alte . • 19
Seite
Orient. Lit.> Zeitung 33
Pspjfms ..... so
Rcalencyklopädie . 3
Reichardt: Africanus so
Ritschi : Dogmea-
geschichte ... so
Rochsteixi: Joden . 2X
Rothstein: Psalmen aa
Rothstein: Rhythmus aa
Sthermaxm: Silber-
pspyri , , . . 99
Schneider : 2 Auiaatse 33
Schneider: Kultur . 33
Schriftdenkmäler. . 34
Schulu: Räuel . . x8
Schürer: Geschichte 2
Schwaru: Eusebhu 6
Sethe : Pyramiden*
texte 34
Sethe: Verier. . • 38
Sickenherger : Cyrill 25
Stecke : Drachen-
kämpfe . . . . x8
SeUe
Siecke: Hermes . . x8
Soden: Latein. N.T. ac:
Stfthlin: Clemens . i
Strack : Aboda Zara 25
Strack : Mischnatrakti 36
Stumme: Mlrchca . 13
Stumme: äcudacn . 13
Stumme: Volkslieder 13
Theolog. Lit.-Zeitang 33
Torge : Seelenglaabc ^
Ungnad : Hammerapi ^
Ungnad: Schriftdk. 14
Univ. of Calif.Publ. 27
Untersttchnngrn . . at
Weiss: Neues Testam. a9
Weissbach: Irak*Arab.3o
Wtndiler: Amsng . 30
Winddcn HammitfaUe?
Wtnckler: TcBtbuch 39
WindUch: Philo. . 31
Winter: Mechlhha . x(
Wressinski: Fspysns 31
Wünsche: Mtdiilrttt x6
Zickendraht: Luther und Erasmus 22
32
Dmck rou Hartmaon & Wolf, Leipsig.
Wissenschaftliche NenigMten
und Berichte aus dem Verlage der
J. C Hinrichs'schen Buchhandlung
in Leipzig
Januar 191 1 (Nr. 7)
Diae VtrttUhmsu stehm undgrecMmt und portofrei tu Diensten. — Auch wur Am^
siehi kStmen die Werki von der Mekrtahl der Buehhandlungen vorgelegt werdem.
LETZTE NEUIGKEITEN UND IN KÜRZE ERSCHEINENDE WERKE,
Bauer, Rnratus Dr. Hans, Bamberg: Die Tempora im Semi-
tischen, ihre Entstehung und ihre Ausgestaltung in den Einxel-
sprachen. (53 S.) gr. 8**. 1910. M. 3.50; kart M. 4,25
(Beitr. zur Assyriologie u. semit Sprachwissensch. Band Vm, Heft i.)
Ebeling^, Dr. phil. Erich, Berlin:
Das Verbum der El-Amama-Briefe. (41 S.) gr. 8^ 1910.
(Zusammen mit Steinmetzer, Schenkungsurkunde in Beiträge
zur Assyriologie. Band VIU, Heft 2.) M. 5 — ; geb. M. 5.75
Erbt, Oberlehrer Lic. Dr. W., Posen: Das Markusevangelinm.
Eine Untersuchung über die Form der Petruserinnerungen und die
Geschichte der Urgemeinde. (ca. 64 S.) gr. 8^. 191 1.
(Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 16. Jahrg. H. i.)
Qemoll, Martin, München: Qnindsteine zur Qeschichte Israels.
AlttestamentL Studien. Mit 2 Karten, ca. 30 Bogen, gr. 8^. 191 1.
HamacICt D. Dr. Adolf , Professor an der Univ. Berlin:
Neue Untersuchungen zur Apostelgescliichte und zur Ab*
fassungszeit der synopt Evangelien, (etwa 7 Bogen.) 8^ 191 1.
Holt, D. Karl, Professor an der Universität Berlin:
Die handschriftliche Überlieferung des Epiphanius (Anco-
ratus u. Panarion). (IV, 98 S.) 8®. 1910. M. 3 —
(Texte und Untersuchungen zur altchristl. Literatur. Bd. 36, Heft a.)
Klauber, Dr. Ernst» London: Assyrisches Beamtentum nach
Briefen aus der Sargonidenzeit (VI, 128 S.) gr. 8^. 19x0. M. 4.20
(Leipziger Semitistische Studien. Band V, Heft 3.)
l^exa, Dr. Franz, Prag: Das demotische Totenbuch der Pariaer
Nationalbibliothek (Papyrus des Pamonthes). Unter Mitwirkung von
W. Spiegelberg herausgegeben. (XV, 57 S. in Autogr. m. 6 Tafeln)
33X25,5 cm. 1910. M. 20 —
Lieblein, Dr. J. D. C, Professor a. d. Univ. Christiania:
Recherches sur rhistoire et la civilisation de Tancienne
Egypte. I. fasc. (in., 192 S.) gr. 8^ 1910. M 6 —
P.MO. I 1
Vermag der J. C. yinrichs'schea ^pgjihanjiang in Ldprig.
Meißner, Dr. Bruno ^ Professor an der Uniy. Breslau:
AssyrMogiscbe Stu4ien. Heft V. (48 S.) gr. 8<». IL 5 —
(Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 15. Jahrg. H. i.
MSUer, Dr. Georg, Direktorialassistent am Agypt Museum zu Berlin:
Hieratische Lesestücke, fiir den akademischen Gebrauch heraus-
gegeben. 36,5 x26 cm. (In 3 Heften.)
3. Heft: Musterbriefe und geschäftliche Texte des neuen Reiches.
(4 S. u. 34 61) 1910. kart. M. 5.50
SachaQi Dr. Eduard, Professor an der Univ. Berlin:
Die aramäischen Papyrus, gefunden in Elephantine. (ca. 7 $ licht-
drucktafeln und 30 Bogen Text) 36x25 cm. 191 1.
Schiffer, Dr. Sina, Paris: Die Aramäer. Historische und geo-
graphische Untersuchungen, (ca. 176 S.) 8®. 1911.
SMmlz, Lic Heinrich, Brivatdozent an der Univ. B^erlio:
iälaiabe und .Uogliuibe in dar W^t^efchichte. Gja Jj^m-
peaftar zu Augustins ,,De CiviU^ dei*'. Mit einem Exkurs: Fnsitio
dei, ein Beitrag zur Geschiebte der Theologie und der k^ftik.
(Xn, 244 S.) gr. 8*. 1911.
Sethe, Dr. Kurt, Professor an der Umversität Göttingen:
Die altHgyptlachen Pyramidentexte, nach den Papierab-
drücken und Photographien des Berliner MDuseums neu henmsge-
glsbfQ und erläutert Lex. 8^. 19 10.
5. u. 6. Lieferung (Rest des zweiten Textbanck».) K. 37.50
Der Text vollständig, 2 Bände M. 94 — \ geb. 9S —
Steinmetzer, Prof. Dr. Franz, Prag: Eine Schenkttn^sarkunde
^ des Königs Mliisichu. (38 S.)
(Zusammen mit Ebeling, Verbumder EUAmama-Briefe in: Beiträge
zur Assyriolggie. {Band VIII, Heft 3.) M. S — ; geb. IL 5^5
Yhieodoret^s Kirchengescliichte. Herausgegeben im 'Auftrage
der Kirchenväter-Kommission der KönigU preufiischen Akademie
l^der Wissenschaften von Dr. Ldon Parmentiex, Professor aa der
Univenttät Lütüdh. (CX, 4^7 S.) gr. 8^ 19 11.
Pia griechisch-christlicben Schriftsteller. 19. Band,
Tbomsen, Gymnasialoberlehrer Dr. Peter, Dresden:
Die PalSstinaliteratur. Sine internationale Bibliographie in
systematische: Ordnung, mit Autoren- und Sachregister. Zwettier Band.
Die Literatur der Jahre 1905 — 1909. (ca. 20 Bogen.) 8*. 191 1.
Weifibach, Dr. F. H., Professor an der Univ. Leipzig:
Die Keilinschriften der Achlmeniden. (LX^gCIV S., davon
8 S. Autographie und 160 S.) 8* 1911. M. 7,50; geb. 8.50
(Vorderasiatische Bibliothek. 3. Stück.)
1
Wissenschaftliche Nettigkeiten (Januar 19x1).
Abe^ Dr. Hans , Assist a. Kais, deutsch. Inst f. ägypt Altertumsk., Kairo :
Zur Tooyergchmel?wig im AltSgyptischea. (94 autogr. S.,
mit IV S. Text) Lex.-8^ 1910. M. la—
G. Maspero in der Revae Critique (1910, Nr. 43): „Sa dteoüftsflyoii,
qni est fort m^thodiqne, compreod halt chapitres . . . Aatant qu'il m'ett pernüs
d'ea juger par met propres rechercbcs, M. Abel a raison dans la plupart
des cai. Je ferai des rterves poar un ccrtain nombre des ezemples dt^ dans son
chapitre VIU, oa la longueur de la phrase me paralt exiger la pr^sence de deiix
acoenlB prindpanx: partoot aillenrs j'accepterai volontiers Tensemble de
ses conclttsions."
Baiier^ Leonhard, Oberlehrer am S3a'ischenWaisex^aus in Jerusalen;!:
Das PaIXstioische Arabisch. Die Dialekte des Städteis u|id
des Fellachen. Grammatik, Übungen u. Chrestomathie. 2., vollständig
umgearb. Aufl. (X, 256 S.) 8*^. 1910. M. 6 — ; geb. M. 7 —
Prof.Dr.Friedr.Schwally,Gieflen,mTheol.Lit-Zeitung(i9lo,Nr.i5):
,^e Abfiusang einer KonTersationsgrammatik setft eine praktisdie Beherrschui^
der Sprache voraus, wie de nur durdi langjährige Obnng erworben werden
kann. Auf Leonhard Baaer trifft diese Voraussetzung zu, wie schon seine
im Jahr 1903 erschienene, ganz ausgezdchnete .Volkskunde im Lande der Bibfl*
▼ermnten licS. Br bat nch jetzt durch die vorliegende Arbdt als den besten
Kenner des palästinischen Arabisch erwiesen. Ja man kann noch weit^
gehen nnd behaupten, dafl wir m. W. f&r keinen anderen lebenden arabischen
Dialekt eine so zuverlässige, vielseitige und inhaltsreiche Konvex-
sationsgrammatik bentzen . . . Wer sich mit den im heutigen Palästina ge-
qnrochcnen arabischen Dialekten bekannt machen will, kann nichts besseres tup,
ida zu dem Boche Leonhard Bauers zu greifen.*'
ProfessorDr. B.Vandenhorr, Mansteri.W.,inTheol.Revue(i9io,Nr.i8):
„Dieses Buch wird gewifi für jeden, der das h. Land besuchen und mit seinen
Bewohnern in Verkehr treten will, von groflem Nutzen sein. Enthält es
doch dne ansfflhrliche Grammatik der beiden vulgärarabischen Mundarten,
wdche die Bevölkerung des Landes, die städtische und die ländliche sprechen.
Dazu kommen Übungen zur Satz- und Formenlehre (127 — 159) und dne
Chrestomathie von zu^mmenhängenden Lesestflcken in beiden Mundarten
{161 — 208). Ayflerdcm noch dnjge $täcke in der Mundart der Beduinen
(208 ff.) nebst iliedern aus den vffschiedenen Gegenden des L^dcs (}i4ff.),
Rätseln (22off.), Gesprächen (2390'.), Sprichwörtern (252 ff.).** Pas Buch
bedarf keiner besonderen Empfehlung.
P. Franz Dunkel, Jerusalem, in Das heilige Land (1910, Heft 2):
„Der grammatische Teil bietet eine ungeahnte Menge von zutreffenden,
gut gewählten Formen und Wörtern, ihm folgt eine reiche Samm-
lung von LesestOcken, die jedem Studierenden das Eindringen in das lebend«
Arabisch ermöglichen und bedeutend •rleicbtem. Die zusammenhängenden Texte,
Lieder, Rätsel, Grflfle nnd WOnsche usw. erachlieäen ein gutes Stfick Volks-
weisheit und Landessitte . . . Auch der PaUstinaforsoher kann sich nidit
länger der «ch ihm auf Schritt nnd Tritt gdtend mschenden Bauernsprache
des Landes entdehen, da gerade die Kenntnis dieser Sprache, die in Aussprache
nnd Form vieles Altertümliche bewahrt hat, ihm vom gröflten Nutzen ist.*'
Böklen, Dr. Ernst, Stadtpfarrer in Grofibottwar:
Saeewittchenstudiea. Erster Teil: Funfundsiebzig Varianten
im* engeren Sinn, gesammelt und unter sich selbst verglichen.
(VI, 182 S.) gr. 8«. 1910. M. 10 —
(Mythologische Bibliothek IIL Band, Heft 2.)
Aus d^m Vorwprt: „Es wu mir um dne Probe zu tun, die mir nnd andern
«eigen sollte, welchpn Ertrag die Kenntms zunächst aodi nur dnes dnsdnea
wichtigeren Märchens in dien sdnen flberiieferten Formen fitr die mythologische
Forschung abwerfen möchte.'*
Verlag der J. C. Hinrichs*schen Buchhandlung in Leipzig.
Borchardty Professor Dr. Ludwig, Kairo:
Das Qrabdenkmal des Königs Sa*hu>Re. Bandl: Der Bau.
(V, 162 S. m. X97 Abbildgn. im Text, 12 einfarbigen und 4 mehr-
farbigen Blättern.) SSiSX^SiS coi. 1910. M. 54 — ;geb. M. 57 —
Für Mitglieder der Deutsch. OrientgeseUsch. M. 45 — ; geb. M. 48 —
(14. Wissenschaftliche Veröffentlichung d. Deutschen OrientgeseUschaft :
Ausgrabungen in Abusir VL)
Mit den Grabungen am Grabe des Königs Sahn-Re sind die Arbdten der
Deatschen Orientgesellschaft in Abosir abgeschlossen. Es ist das Grabmal des
ersten der Könige, die sich bei Abusir ihre Ruhestätte gesucht haben. Die An-
lage konnte also unbeirrt durch vorhandene Bauten sich entfalten. So kommt c%
diä das „Grabdenkmal des Königs Sahure" heute das erwflnschte Musterbeispiel
fttr diese Bauten aus der ftinften Dynastie ist und fttr Lehrswecke wohl auch fib-
immer das beste Demonstrationsobjekt bleiben wird. Die beiden anderen, dem
Neuserre und dem Neferirkere gehörigen, werden Ar Detailfiragen der Bau- uid
Kunstgeschichte daneben nach wie vor wichtig bleiben.
Aufierdem ist die Anlage aber die best erhaltene von allen. Nicht nur
standen die W&nde zum Teil in betrftchtlicher Höhe; die Sinlen und Architiave
lagen fiist vollständig vor, soda£ man die Möglichkeit hat, eine Seite des piick-
tigen Sialenhofes mit seinen Palmensäulen im Berliner Museum wieder aufsabanen.
Auch der Reliefschmuck ist in ganz ungewöhnlich grofien Resten erhalten. So
konnte der Bau fast bis in alle Einzelheiten rekonstruiert und ein grofies plastisches
Modell von ihm hergestellt werden.
Der Portalbau im Tal, der Aufgang sur Höhe, auf der die Pjrrsmide des
Königs und die der Königin liegen, der Totentempel sdbst in seinem exoteriKhcn
und esoterischen Teil, der prächtige Säulenhof und all die Nebcnxtnme, wie die
Schatzkammern, erstehen bis ins Einzelne vor unseren Augen.
Die Veröffentlichungen, in denen Borchardt die Bauten von Abusir bis jetzt
vorgelegt hat, sind die ersten in der ägyptischen Archäologie, in denen Gebinde
wirklich für baugeschichtUche Zwecke befriedigend dargestellt sind.
Ein zweiter Band wird die Reliefs enthalten.
Burchardty Dr. Max, Berlin: Die altkanaanSischen Fremd«
Worte und Eigeonamen im Ägyptischen.
L Teü. Die kritische Analyse der Schreibung. (VIII S. il 60 S.
in Autographie.) 34X27 cm. 1909. M. 8.50
n, (Schluß-)Teil. Listen der syllabisch geschriebenen Worte, sowie
der altkanaanäischen Fremdworte u. Eigennamen. (IV S. u. 87 S.
in Autographie.) 34X27 cm. 19 10. M. 11.50
Revue S6mitique: „Ce travail comble une lacune sentie depuit
longtemps pour oe qui conoeme la nature ezacte de la transcription demots steitiqacs
dans les textes hi^roglyphiqnes, surtout dans ceuz de la 18^ etdela 19* dynastic,
oii ils figurent en grand nombie. Les essais laits dans cette Yoie par Bondi et Max
Mflller sont, suivant M. Burchardt, aujourd*hui quelque peu airi^r^, Tun pir
rinsuffisance des matdriaux, Tautre par le poids acoordd aus vues geographiqies
au ddtriment des vues linguistiques. C*est dans cette unique direction que M. Bar-
chardt dinge tous ses efforts pour atteindre le bnt d6sir6.
Pftr bonhenr, tont steitisant de bonne volonte, sans £tre dgyptologoe de
mutier, peut se rendre compte de la nouveUe voie qul vient d*tee fnj€t par le
savant auteur.*'
G. F. in Rivista delle Scienze Teologiche (Mai 1910):
,^'importanza di questo studio per la Ihigua dell'antica Pldestina e per
regittok>gia, non sfiigge ad alcnno. II lavoro h condotto, lo ripetiamo, bene: il
materiale abbondante . . . pubblicazione, utilissima non solo agli egitto-
logi, ma a quanti s'interessano di filologia semitica."
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 191 1).
Catenenstudien. Herausgegeben von Prof. Hans Lietzmann, Jena:
I. Die Catene des Vaticanus Gr. 762 zum ersten Korintherbriefe,
analysiert von Lic. Otto Lang. (Vn S. u. 48 S. in Autographie.)
2Ö»5X34.S cna. 1909. M.7 —
Durch uns ist auch erhältlich die Vorarbeit:
Lang, Lic. theol., Otto: Die Catene zum ersten Korintherbrief,
kritisch untersucht. (Dissertation.) (38 S.) 8^. 1908. M. z —
Prof. D. G. Heinrici in Theolog. Lit.-Zeitang (1910, Nr. la): „In
die CatenenforscboDg ist lebhaftere Bewegung gekommen, seitdem die Berliner
Akademie der Wissenschaften dafür eingetreten ist und Hans Lietzmann die
Leitung anvertrant bat Sein Vorgehen ist sachgemifl. Schritt vor Schritt er-
öffnet er die Bahn, die daza fahren soll, die Wertstücke der patristischen Literatur,
die in den Cätenen erhalten sind, kritisch su sichten und nach ihrer Bedeutung
in volles Licht su stellen . . . Die beiden Arbeiten Längs sind die ersten
Frflchte der also in Angriff genommenen Catenenforschung . . . Lang kommt
wider seine ursprüngliche Erwartung zu einem sehr günstigen Urteile Über die
Znverlissigkeit und Selbständigkeit der Cramercatene.**
Ehrlich^ Arnold B., New York: Randglossen zur hebrSischen
Bibel, Textkritisches, Sprachliches und Sachliches, gr. 8®.
I: Genesis und Exodus. (TV, 424 S.) 1908. M. 9.50
n: Leviticus, Numeri, Deuteronomium. (355 S.) 1909. M. 8 —
m: Josua, Richter, L u. ü. Samuelis. (346 S.) 19 10. M. 8 —
Piof.DJ.W.Rothstein,Breslau,inderTheolog.Rundschau(XIII,H.8):
yyWenn man E.*s Arbeit mit voller, unToreingenommener Hingebung folgt, ist
es von erheblichem Wert, dafl er uns zeigt, an wie vielen Stellen
des hebräischen Textes fflr das exegetische Verständnis und auch
für die Kritik noch ein Fortschritt möglich ist, und zwar lediglich
aus dem (Iblichen Wortlaut heraus. Man gewinnt auch bei sorgfiltiger
nachprftfender Lektfire seiner Arbeit den Eindrock, dafl er, der jfldischen Ge-
bltttes von Jugend auf hebräischen Studien ergeben gewesen ist (vgl. was er I
S. 53 erzählt), in der Sprache der alttestamentlichen Schrift und in der der nach-
kanonischen jüdischen Literatur, zumal der Mischna, wirklich lebt, also auch
manches im alttestamentlichen Texte in seiner Eigenart, je und dann auch in
seiner Unart aus lebendigem Sprachgefähl hemus besser beurteilen kann
als die, welche sich sonst mit der Auslegung und Kritik des hebräischen Textes
befassen . . . Das Mafi des Beachtenswerten und Lehrreichen ist in allen Be-
ziehungen so grofl, dafl man fiber das minder gute Material gerne hinweggehen
mag; um so leichter kann man dies, als man auch in jenem immer in der einen
oder anderen Richtung förderliche Anregung findet Eins freilich darf hier
nicht ungerägt bleiben, und das ist die gelegentlieh mit flberstarken Ausdrucken
herrorbrechende Beurteilung der bisherigen Arbeit am Alten Testament und ihrer
Vertreter . . . Mich kann freilich all das nicht hindern, das Werk allen, die es
angeht, Lexikographen und Grammatikern, Exegeten und Erforschern
der alttestamentlichen Religionsgeschichte angelegentlichst su
empfehlen. Sein« sorgfältige, natürlich kritische Verwertung bringt unzweifel-
haft Gewinn."
Prof. Dr. W. Bacher, Budapest, in der Deutschen Lit.-Zeitung (1909, Nr. 39):
„Die grofle Mehrzahl der Randglossen ist ein flbemschender Beweis daf&r,
dafl trotz der ungeheuren FUlle der exegetischen Literatur zum Pentateuch, dnrch
welche die Möglichkeiten der Auslegungen für einzelne Verse oder Wörter gleich-
sam erschöpft zu sein scheinen, tieferes Eindringen in die Eigentflmlichkciten und
Schwierigkeiten des Textes, bei dem ein lebendiges Sprachgefühl sich
mit Scharfsinn paart, noch immer neue Möglichkeiten zu eröffnen und die
;ese in vielen Einzelheiten zu fordern vermag.**
Verlag der J. C. Hfarichs'schen Bttchhandlungt in Leipgig.
Ehrenreich, Privatdozent Dr. Panl, Berlin:
Die allgemeine Mythologie nnd ihre ethnologischeii Ginod-
lagen. (Vm, 288 S.) 8*. 1910. M. 10 —
Die Arbeü bildet das 1. Heft des IV. Sandee der „MyU'Oic^uekm
Biblwthek^\ die von der GeeelUekaft ßr vergL MythmforeehutM (sfegr. Bertit^
1906) herausgegeben wird, Sie will in der .^tkologfseken BtbUoikA^ eim
SoMmelstätte bieten für Arbeiten aus dem Gebiete der vergL Mythologie. Zu
diesem Zwecke läßt sie^ im Umfmg von fährlieh etwa 20 Bl^ gr. OKm,
JMandluugen aus dem Gebiete der vergleiehendm Sogenhmde au^ehen^ fiir
Mitglieder kostenlos gegen den Jakresbettrag von M. 10 —
Profcnor L. tos Sdiröder in Mitt d. ABthr. Gesdlscb. m ¥^fD (1910, S. 243ff)e
. ,J>SM vorliegende Buch ist m rechter Zeit enchienen und wird g»>
1^ nicht anwesentlich sur Klärung der einigermaßen verworrenen SitnAtioa
beitragen, in welcher die vergleidiend-m3rthologischen Studien steh noch
fBgenwärtig befinden. Ein jeder, dem es ernstlich um das Gedeihen dieMT
Studien xu tun ist, muß es, wie ich meine, freudigst begrüßen, daß hier aim
hervorragender Ethnolog sich darum bemftht, mit Hilfe dar
allgemeinen Völkerkunde Licht in diese Verworrenheit hineinzubringen« Die
umfassende Sachkenntnis, über welche Ehrenreich verfügt, die Ruha
imd Objektlvit&t sMfies TJrtMles kann nicht anders ab wohlt&tfj^ flMUtad
wirken.
„Der Band bildet die erste H&lfte des vierten Bandes der „Mythologiichsn
Kbliothek", die seit 1907 die Gesellschaft für vergleichende MyäienfofBchuag
in Berlin herausgiebt. Ehrenreich steht wesentlich auf dem Boden
der tfondmythologie, doch nicht im extremen Sinne. Er ist nicht dnrch
S i e c k e., beeinflußt", wie er auf Seite V des Vorwortes hervortiebt, soodeca
h^{ auf Grund selbständiger Studien die Ansichten von Siecke und
Andrew Lang im wesentlichen für richtig erkannt. Das Studium der
Idfythologien der primitiven Völker hat ihn geldbrt, daß die großen Hünmels-
Ucbier, und vor allem der Mond, in denselben die überragend wichtigste RoUe
spielen. Das mußte ihm S i e c k e s Anschauungen von vornherein plausibel
erB<5hein^n lassen und war sehr geeignet, dieselben kräftig su stütsen.
„Indessen verwirft Ehrenreich mit Recht die doktrinären Ober-
treibung^n, er sieht in dem Drama der Mondentwicklung einen unerschöpflich
reichen Born mythologischer Bildungen. Doch auch die Sonne konunt daneben
stark in Betracht, femer gewisse Sterne, Sternbilder, Auroren, Himmel und
£r<de; in schwächerem Grade auch meteorologische &scheinungen, Gewitter,
Winde, Wolkengebilde, Regenbogen, Nebel u. dgl.; ebenso Tiere und Pflanaen.
Aber det Mond bildet den weitaus wichtigsten Mythenstoff.
„Sehr wohltuend wirkt bei Ehrenreich der stets ruhip und
sadUlche Ton der Untex^uchung, das entschiedene Bestreben, auch den Gegnern
gerecht zu werden und von ihnen ru lernen. Sehr deutlich erkennt und seigt
er den relativen Wert ganz verschiedener mythologischer Ansichten und
Deutungen, von denen manche sich direkt zu widersprechen scheinen, während
sie in gewisser Weise doch beide recht haben. Viel kommt darauf an. welchen
^itpunkt man bei der Beurteilung einer Göttergestalt ins Auge faßt oder
dodi in den Vordergrund schiebt Denn gerade die wichtigsten Göttergestalten
haben eine lange, oft über Jahrtausende hin sich erstreckende Geschichte, in
welcher sich viel zu wandeln, sehr Disparates zusammenzuwachsen vermag.
Eine Göttergestalt kann sehr alte lunare Züge an sich tragen, kann dteselboi
mit solaren und meteorologischen Zügen verbinden, kann Veg(etationigott
und Seelengott sein. Kein Grieche hat den Dionysos jemals für eiiMn Voodfott
angesehen. Er war ein großer Vegetationsgott und Seelenführer. Dem wider*
spridit aber nicht, wenn die Forschung in ihm deutliche Züge eines alten
Mondgottes erkennt. Man mag ihn nun so oder so benennen, ea ist beides
riehtig. Und selbst wer ihn nach der jüngsten Entwicklung als Weingott
betrachtet, hat durchaus nicht unrecht. Die großen GötCergsitaltStt, anck
aumche geringere, sind höchst komplizierte Gebilde, deren Wesen sick nIcM
mit einer Formel auflösen läßt.
WiMenschaftKche Neuigkeiten (Januar 1911).
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t
,,U«d wir stehen erst am Anfange einer veiglei&beoil-nlytMopfellCll
\» Wiaseoachaft. Da mp0 jeder kenntnisreiche und ernst strebende Mitarbeiter
willkonunen sein. Nicht die Promulgiemng von Dogmen, seien sie nun
Innar, solar, meteorologisch oder sonstwie geartet, kaum lüis Heil f»Hngen»
II'' sondern einzig nnd allein grofie, gemeintome Arbeit. Bbrenreichs
/' Buch ist tnits seines ausgesprochen lunaren Standpunktes doch gana dara
i" angetan, Tennittelnd und versöhnend an wirken, eine Verständigung anao-
t bahnen. Als Todfeinde sind nur die au betrachten, welche der vergleichenden
I M3fthok)gie fiberbaupt das Bzlstenzrecht absprechen wollen.
,J>ie DUmdmythologiache Richtung, die vor einigen Jahren mit so groiac
Vebemena einsetate, hat sich schon jetst unzweifelhaft große Verdienste er-
worben. Eines der größten besteht meines Erachtens darin, daß sie ganz
weaentlich dazu beigetragen hat, den Bann zu brechen, der so lange anf allen
vergleichend-mythologischen Studien lastete. Es herrscht wieder einmal
% Leben und rege Arbeit «uf diesem so lange verpönten Gebiete — freudige,
I eifrige, überzeugungsvolle Arbeit, der gegenüber die lange, so erfolgreiche
B Taktik der Gegner — Spott, Ignorierung, Veridlktlichtun — sich als ganz
unwirksam erweist. Wer gegenüber dieeer ehrlichen Arbeit aufkommen wül»
WIM selbst arbeiten müssen — und dann soll er uns willkommen sein. Bs
muß aber auch betont werden, daß die positiven Resultate der mondmytho-
j; logischen Schule trotz vieler Extravaganzen schon jetzt als bedeutend be-
z^idmet werden dürfen. Daß der Mond im M3rthus der Arier wie unzähliger
anderer Völker eine ganz hervonrageude Rolle spielt, ist nietat mehr abcu-
leugnen. Dies im einzsinen featzustellen und abzugrenzen, wird eine Haupt-
au^be der weiteren Arbeit sein, bei welcher der allgemeinen VöUDerkmule
eine gewichtige Stimme zufällt.
,. Charakteristisch für die neue Richtung, und auch für das Buch Ehren*
r e i c b i , ist der Umstand , daß das Märdien mit besonderer Vorliebe berücksich-
tigt wird — last mehr als der eigentliche Göttermytiius. Auch das soll nicht
getadelt werden. Im Gegenteil. Die mythologische Bedeutung des Märchens
war schon ft«t vergessen, in Spott und Hohn begraben. Jetzt ist sie wieder
zu Ehren gebracht. Und auch das ist ein Verdienst der neuen Schule. Und
wird nur eist wieder tüchtig gearbeitst, so wird auch der eigenüich rellgiOee
Mythus wieder zu seinem R^te gelangen.
„Im einzelnen könnte ich natürlich mauclien Widerspruch gegenüber
Bbrenreichs Ausführungen erheben; z. B. wenn er von dem bei so vielen
Völkem auch niederer Kulturstufen sicher nachgewiesenen obersten H&mmels-
weeen Seite 78 sagt, daß es, „weil keiner Verehrung teilhaftig, noch nicht als
Gott zu bezeichnen ist". Es handelt sich hier vielmehr um 6hi aUerwichtigste
und lebenskräftigste Wurzel des Gottglaubens, die wichtigste Wurzel der
Religiott, den Oteuben an ein höchstes gutes WeseU, bei dem freilich die
Mytholo^e eine verschwindend geringe Rolle spi^t. Der mangelnde Kult
ist kein Beweis dagegen (vgl. meinen Aufsatz über „Wesen und Ursprung
der Religion" in den „Beitragen zur Weiterentwicklung der christlichen
Religion", Mflntiieu, J. F. Lehmanns Verlag, 1905). Doch ich will auf diese
und andere Differenzen nicht näher eingehen. Es kommt mir an diesem Orte
nur darauf an, kräftig hervorzuheben, daß hier ein ausgezeichnetes
Buch erschienen ist, welches allen Mitforschern wie
auch einem weiteren Publikum aufs wärmste em»
pfohlen werden kann."
Früher erschienen in der gleichen Sanamlung:
BSklen: Adam tmd Qam. 1907 [121^] iL 4-^
ffüaing: Die iranüehe Überlteferung. 2909 [IT, 2] M. 8-^
Le89fnann: Aufgaben und Zide der Afythenforeekung, 1908 [I,4J M, 2 —
Sehultx: Rätsel aus dem hellen. Kuiturkreise. 1909 [m, I\ M. 6 —
Sieehe: Draekenkämpfe. 1907 [1,4] JC 5 —
— Eermee der MwidgotU 1909 [H 1] M, 4-^
Prospekt rait ausltlliTHchen Titelzngaben steht gern sia Diensten.
Vertag der J. C HinrichB'schen Buchhandliing in Leipzig.
aemens Alexandriniu. Dritter Band: Stromata, Buch Vn u. vni:
Excerpta ex Theodoto. — Edogae propheticae. — Quis dives
salvetur. — Fragmente. Herausgegeben von Dr. O. Stählin, ft-o-
fessor an der Univ. Würzburg. Mit EinL und drei Handschrifteopr.
in Lichtdr. (XC, 231 S.) gr. 8^. 1909* M. 11 — ; geb. M. 13.50
(Die griechisch-christlichen Schriftsteller. 17. Band.)
Die große Clemens-Ausgabe der Berliner Akademie ist damit
abgeschlossen bis auf einen IV. Band, der Register, Nachträge und
Berichtigungen enthalten und in diesem Jahre folgen solL
Dte früheren Bände enthaUen:
L Band: Protrepticus und Pädagogus. 1905. M. 13.50; geb. M. 16 —
n. Band: Stromata. Buch I — VI. 1906. M. 16.50; geb. M. 19 —
G. Kr. inLiterariiches Zentralblatt (19 10, Nr. 31): ,,Über die entcn
beideD Btnde dieser schönen Ausgabe ist frflher in dinem Blatte berichtet worden.
Der dritte Band bringt cnnicbst den Schlufi der Stromata, daxu in der Rwil^ifwg
den im ersten Band versprochenen Oberblick über die Orthographie |des Cod.
Lanr. V. 3. Es folgen die Excerpta ex Theodoto, die Edogae propheticae ond
Qois dives salvetur. . . . Während des. Druckes ging St. die KoUatioo einer von
Mercati neuentdeckten Adumbntionenhandschrift su, über die er S. XLHI noch
Bericht erstatten konnte. Sie bietet seiner Meinung nach an mehreren Stelkn
das Richtige; auch mehrere ihm bei dieser Geleguiheit mitgeteilte Konjectnicn
llercatis empfiehlt St zur Aufoahme in den Text. Beigegeben sind 3 Reproduk-
tionen aos dem Parisius, dem Laurentianus und dem Soorialensis.
Paul Koetschau, Weimar, in Theolog. Lit-Zeitung (1910, Nr. 18):
„. . . Alles was über Band I und II an Lob und Anerkennung gesagt vordn
ist, gilt in besonderem Mafie auch von diesem Band. Die teilweise recht
schwierigen und fehlerhaft Überlieferten Texte sind mit solcher
Genauigkeit, Sorgfalt und Sachkenntnis behandelt, dafl der Leser
und Benutzer sich ftberall vertrauensvoll der Ftthrung des bewfihrten
Herausgebers überlassen kann und nur sehr selten Anlail zu Widersprach
findet . . . Sehr sorgfUtig und eingehend sind die Bemerkungen su den Frsg-
menten. Die verdienstlichen Vorarbeiten Zahns in seinem Supplementum Clemea-
tinum und sonst werden gebührend anerkannt, aber erst Stählins Arbeit kann
auch hier als vorl&ufig abschliefiend bezeichnet werden ... Der Druck dieses
dritten Bandes darf als musterhaft gelten."
Prof. D. J. Leipoldt, Kiel, in Theolog. Literaturblatt (i9io,Nr. 11):
St 's grofie Clemensausgabe ist nun fiist vollendet Die Clemenstexte sind sSmt-
lich gedruckt Der noch ausstehende rierte Band, der bereits im Werden ist,
bringt nur die Register, dazu Nachträge und Berichtigungen. Wir sind sehr dank-
bar dafttr, dai die Berliner Ciemensausgabe so rasch gefördert wurde ... In der
Einleitung zum dritten Bande handelt Stfthlin zunichst von der RechtschreibttBg
der Handschrift Laur. V. 3. Die ausführiichen Angaben werden Sprach forschern
willkommen sein. Wesentliche Verdienste erwarb sich St. um die
Clemensbruchstllcke. Die Bruchstttcke wurden zuerst von Theodor Zahn mit
grfindUcher Kritik behandelt. NLan hätte kaum glauben sollen, dafi ein spaterer
Heransgeber noch etwas Arbeit vorfände. Aber St gelang es in gewifi eat-
sagungsreicher Kleinarbeit, auch hier Neues zu bringen . . . Dankenswert sind
die Znsammenstellungen der unechten Bruchstttcke und der Seiten von Heinsios.''
Th.Preger,Manchen,inBlättf.Efayer.Gymnasialschulw.(i9iO)H.s/$):
„Von St. 's Ausgabe des Clemens Alexandrinus haben die ersten zwei Bände von
dUen Seiten eine so gflnstige Aufnahme gefunden, dafi es völlig gentigen wflrde,
vom dritten Band zu sagen, er schliefit sich den vorhergehenden würdig
an . . . Ein rierter Band wird die ausführlichen Register enthalten. Wir staunen,
wenn wir hören, dafi fflr das Wort- und Sachregister das Material auf
mehr als 50000 Zetteln bereits gesammelt ist. Möge die gewaltige
Arbeitskraft dem Herausgeber erhalten bleiben.'*
8
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 191 1).
Esra» Apokalypse, die. (IV. Esra.) I. Teil: Die Überlieferung.
Hrsg. im Auftrage der Kirchenväter-Kommission der königl. preuß.
Akademie der Wissenschaften v. Pfr. Lic. Dr. Bruno Violet. (LXIV,
446 S.) 8®. 1910. M. 17.50; geb. in Halbfrz. M. 20 —
(Die griechisch-christlichen Schriftsteller. 18. Band.)
In sechaspaltiger (stellenweise siebenspaltiger) Übersicht ist hier der lateinische
Text (nach 7 HSS) mit des Herausgebers deutschen Übersetzungen des Syrers, des
Aethiopen, der beiden Araber, und mit Petermanns lateinischer Übersetzung des
Armeniers, endlich mit dem neu gefundenen saidischen Fragmente zusammen-
gestellt. Die Einleitung enthält eine genaue Darstellung der Überlieferung und
der Benutzung des IV. Esra.
Der zweite (Schlufl-)Teil wird erheblich weniger umfangreich werden und
enthalten : Eine einheitliche Teztbearbeitung, die Register und anhangsweite; Die
Bamchapokalypse.
Eusebius. Die Kirchengeschichte mit der lateinischen Über-
setzung des Rufinus. Herausgegeben von Dr. Eduard Schwarte,
Prof. a. d. Univ. Freiburg, und Dr. Theodor Mommsen, weiL
Prof. a. d. Univ. Berlin, gr. 8 ^. M. 45 — ; in Halbfranz geb. M. 5 a.50
L Teil: Buch I— V. (HI, 507 S.) 1903. M. 16— ; geb.M. 18.50
n. Teil: Buch VI— X. Über die Märtyrer in Palästina. (VU u.
S. 509 — 1040.) 1908. M. 17 — ; in Halbfranz geb. M. 19.50
IIL (Schluß-)Teil: Einleitungen (zum griech. Text von Ed. Seh wart z,
zu Rufin von Th. Mommsen f), Übersichten (Kaiser- und Bischofs-
listen» Ökonomie der KG) und Register von Ed. Seh war tz. (CCLXXII,
216 S.) 1909. M. 12 — ; in Halbfranz geb. M. 14.50
(Die griechisch-christlichen Schriftsteller, 9. Band: Eusebius Werke. U.)
O.Stfthlin,Würzbg.,inBl&tt.f.6ayer.Gyninasialschalw.fi9io»H«7/8):
„Der erste Abschnitt der EiDleituDg handelt von den Handschriften, ÜberseUnngen
and modernen Aasgaben des griechischen Textes. Dieser Teil ist nicht nor fftr
den Text der Kirchengeschichte grandlegend, sondern geradem das
beste Schnlbetspiel textkritischer Methode, das ich überhaupt kenne.
Schwartz hat hier ganze Arbeit getan ofld ein Ziel erreicht, ttber das man
wohl fiberhanpt nicht mehr hinaaskommen kann . . . Mit Recht wendet
sich Schwartz mehrfach gegen die Methode SCammbftnme der HSS anfzostellen.
Sie versagt in der Tat last in allen Fftllen, wo eine reiche and alte Oberlieferang
vorhanden ist . . . Sehr lehneich sind auch die Untersachoogcn Aber die Excerpte
Easebfi aas Jastin ond Josephas . . . Speziell fUr das Verständnis der Kirchen*
gesehichte sind die Abschnitte ttber Chronologie, die Kaiser- und Bischoislisten,
vor allem aber die „Ökonomie der Kirchengeschichte*' wichtig. Jede literarische
Betrachtung des Werkes wird von diesem letzten Abschnitte aasgehen müssen . . .
Die Register sind fünffach: Biblischer Index, Literarischer Index, Penonen-
namen, Orts- und Völkemamen, Wortregister ... So scheiden wir mit Dank nnd
Bewunderung von dieser Ausgabe, in der eines der wichtigsten Werke der alt-
christlichen Literatur eine seiner Bedeutung entsprechende Bearbeitung gefunden hat*'
Gerhard Rauschen, Bpnn» io der Theolog. Revue (1910, Nr. xa):
,,Die Einleitung zur Kirchengesehidile Rufins wurde noch von Mommsen fertig-
gestellt Er zShlt 92 Hss. dieses Werkes auf, hat aber nur die vier ältesten be-
nutzt und auch von diesen den vollständigen Apparat nur bei den beiden letzten
Büchern, die von Rufin selbst herrühren, mitget^t Bei der Güte der Hss. waren
Konjekturen nur an wenigen Stellen angebracht Die Berliner neue Ausgabe der
Kirchengeschichte des Eusebius ist eine gewaltige Leistung. a8 Jahre, von
seiner Jugend bis ins reife Mannenlter, hat Ed. Schwartz danu gearbeitet, und
man begreift es, daS er in der Vorrede ,, nicht ohne Bewegung** von seinem Werke
Abschied nimmt. Wir sind ihm zum gröflten Danke verpflichtet.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Urteile über Eueebiuat KirehengeeekiekU:
Prof. Dr. Erich Klos t ermann, Kid, in Theolog. Run d8chau(i9io,H. 8):
„. . . Erweckt dieser Schluflteil auft Neue die Bewunderung fUr die von SchwaiU
in langen Jahren geleistete Arbeit, so ermöglicht er andererseits erst den Tollen
Gebrauch des früher erschienenen Textes. Es sei ausdrflcklich darauf hin-
gewiesen, dafl diese Einleitung und die Indices ebensogut auch zu
der in gleichem Verlag erschienenen kleinen Ausgabe benutzt
werden können.** Ober diese
Kleine Ausgabe (griech. Text mit kritischem Apparat), herausgegeben
von EA Schwartz. (IV, 442 S.) gr. 8®. 1908. M. 4 — ; geb. M. 4.80
urteilt Prof.D. A. Jülicher, Marburg, in derTheolog. Lit-Zeitg. (1908, Nr. 20):
„Dieser Handausgabe, die zu einem auflerordentlich billigen Preise verkauft wird,
mufl jedermann die weiteste Verbreitung wünschen. Die Herstellung eines so
ausgezeichneten und zugleich allgemein zugänglichen Textes des wichtigsten
kirchenhistorischen Werkes aus dem Altertum darf man als eine der erfreu-
lichsten Erscheinungen des Jahres bezeichnen."
„Die Euseb« Ausgabe der Zukunft (Prof. Dr. Joh. Leipoldt,Kiel). — „un-
erhört billig" (Prof. D. £b. Nestle, Maulbronn). — «.vortrefflich, außerordentlich
preiswert und vorzüglich ausgestattet** (Prof. Dr. G. Grützmacher, Heidelberg).
Feine» D. Dr. Paul, Professor an der Universität Halle:
Theologie des Neuen Testaments. Mit Stellen- u. Sachregister.
(Xn, 721 S.) gr. 8^. 1910. M. 12.50; Halbfranz geb. M. 14.50
Prof. D. Kirn, Leipzig, im Theolog. Literaturblatt (1910, Nr. 17):
„. . . Die deutsche Theologie hat Grund, fttr diese Gabe dankbar
zu sein . . . Feines Buch zeichnet sich von vornherein dadurch ans, dafl es
die intensive exegetische, kritische und religionshistorische Arbeit, die Ar unser
heutiges Urteil über die Probleme des Neuen Testaments in Frage kommt, anft
gewissenhafteste verzeichnet und in eingehender Auseinandersetzung mit ihr die
eigene Anschauung begründet. Und so wenig sich darum die theologiKhs Indivi-
dualitit des Verfassers verbirgt, so ist der Leser doch in den Stand gesetzt, denen
Urteil jederzeit mit den heute bekannten Forschungsergebnissen und den Ansichten
andrer Bearbeiter zusammenzuhalten. Darin liegt aber nicht nur eine dankens-
werte Orientierung Aber den augenblicklichen Stand der Fragen,
sondern auch die wirksamste Anregung, in die Überlegung des Sach-
verhalts mit einzutreten. Wenn man von einem Studentenbuche erwartet,
dafl es nicht sowohl zum Nachsprechen als zum Nachdenken Anlafl gibt^ so darf
man Feines Buch ein solches nennen . . . Schon der Aufrifl des Stoffes llflt
erkennen, wie sorgsam Feine begrtlndeten Erwägungen der historischen Kritik
Rechnung tritgt. Das Studium s^er Darstellung selbst vertieft diesen Eindruck
und er^zt ihn zugleich in wertvoller Weise. Oberall tritt dem Leser das
Bestreben entgegen, der Geschichte ihr Recht werden zu lassen,
aber auch dem Glauben zu geben, was des Glaubens ist . . . Die
Unbefangenheit in geschichtlichen Fragen hindert den Verf. aber nicht,
zugleich ein sehr lebendiges Verständnis fttr die religiösen Werte der
neutestamentlichen Gedankenwelt zu bewähren . . . Bei Paulus erhalten wir etoe
treffliche Charakteristik des Menschen und des Theologen, und als entscheidender
Mittelpunkt seiner religiösen Gedankenwelt wird seine religiöse Er&hrung, die
Erfahrung gegenwärtiger Erlösung, geltend gemacht. So kommt bei aller kri-
tischer Freiheit doch der geschichtliche Grund und der religiöse Gehalt des Evaa-
geliums zu einer kraftvollen Aussage. Der Verlag hat durch die nachträgliche
Ausgabe eines Stellen- und Sachregisters (S. 715 — 721) icrehse dm
Wunsche vieler Benutzer entsprochen."
P. Lobstein in Le Protestant (1910, Nr. 41): „Par lesoin avec lequel
M. Feine a d^pouilU et mis k profit la plus rfonte „litt^ture** de son sojet, par
l'exactitude qu*il a apport^e k la txmctation des problteaes discut6s en cemomcat,
par rimpartialit^ dont il a fidt prenve en rendant compt« des questions k Pordre
da jour, Q a rendu k ses lectenrs le Service pr^cieuz d*ane orientation
g^ndralc et d*une mise k point de la science biblique du Nouvcau Tertammt*'
IG
Wissenschaftiithe Neuigkeiten (Jabuär tgil).
iSiin weüerea Urteil über F^ine^ Theologie des Neuen Testgmenis :
Prof. Erich Haupt, Prof. Feines VorgSnger auf dem Halleschen Lehr-
stuhl, Sufierte sich kurz vor seinem Tode in einem ausführlichen Briefe:
„. . . Die ganze Art, die Probleme anxu&ssen, ist bei Feine und mir wesentlich
dieselbe. Wir vertreten beide eine absolut positive Richtung und suchen dabei uns
volle Unbefangeaheit gegenüber den Wegen und Resultaten sehr andrer Richtung
zu bewahren. Es ist wenigstens unser Wunsch, dafi unsre Arbeit den . Charakter
vorsichtiger Besonnenheit nie verliert,' dafi aber auch dadurch die Scheuklappen,
welche so viele ernste und positive Leute an sich tragen, durch unseren Dienst
etwas weniger grofi werden. Aber auch abgesehen von dieser aUgemeinen Rich-
tung unserer Arbeit ist mir geradezu wunderbar gewesen, wie oft unsere Auf-
fassungen ganz parallel sind. So z. B. in dem Protest dagegen, dafi Paulus Syste-
matiker sei, in der Betonung des Damaskuserlebnisses als der Wurzel seiner ganzen
Theologie und ebenso in der Betonung des Gedankens, dafi seine Theologie sich nur
aus der Kenntnis seiner individuellen Persönlichkeit verstehen lädt. Vor allem ist
mir die saubere exegetische Grundlage des Werkes sehr sympathisch. liier
ist wirklich Ernst damit gemacht, die Gedanken der biblischen Schriftsteller so dar-
zustellen, wie diese sie gedacht haben ... Es ist mir eine grofle Freude,
daß wir nun endlich ein Werk haben, das wir unsern Studenten
empfehlen können; eine nüchterne, klare, nicht blofi in Behaup-
tungen sich ergehende, sondern begründete Darstellung des Lehr-
inhalts des N. T.'*
Für Inhalt und Vorwort siehe unsere „Wissenschaftlichen Neuigkeiten" Nr. 6.
(, Gymnasialoberlehrer Dr. Carl, Berlin:
Studien zur Odyssee« I. Band: Das Zagmukfest auf Scheria
(X, 340 S.) gr. 8^ 1910- M. 9 —
(Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft. 1 5. Jahrg., H. 2 — 4.)
Inhalt: Pompe — Herakliskos — Plynteria — Mimesis — "Aorptiiv Xoporfoc
— Ballspiel — Agon — Das Lachen — 'AnoXo^ot — Tragödie — Ergebnis —
Namen- und Sachverzeichnis.
Aus dem Vorwort: „Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe,
das PbaiakcDaben teuer der Odyssee einschlieftlich der ccTCoXoyoi als ein in sich
geschlossenes Ganze darzustellen. Es soll gezeigt werden, dafi die ganze Episode
nicht auf freier Erfindung beruht, sondern dafi ein wirklicher Vorgang zugrunde
liegt, und zwar nicht ein einmaliges Ereignis, sondern ein, besonders im alten
Orient, alljährlich sich wiederholender Akt des Kultlebens, der für das gesamte
Denken und Empfinden jener Völker von gröfiter Bedeutung war, da das Schicksal
jedes einzelnen dann fHr ein ganzes Jahr bestimmt wurde und aufierdem das
iuflerliche Schaugeprfinge der Phantasie reiche Nahrung gab. Aber noch ein
anderes war daran geknüpft, die ersten Regungen dramatischer Spiele sind mit
dem Zagmuk verbunden, und auch in unserem Abschnitt der Odyssee werden erste
Spuren der Tragödie hervortreten. Die Arbeit möchte also zur Kommentierung
der Phaiakenepisode und zur Vorgeschichte der attischen Tragödie ein Scherflein
beitragen . . . Der zweite Teil dieser Odysseestudien wird sich mit Odysieus*
Aufenthalt auf Ithaka beschäftigen."
Haase, Dr. Felix, Breslau:
Zur bardesanischen Gnosis. Literarische und dogmenge-
schichtliche Untersuchungen. (IE, 98 S.) 8®. 1910. M. 3 —
(Texte und Untersuchungen Band 34, Heft 4.)
Das literarische VerhUtnis des berflhmten Bardesanesdialoges „Ober das
Schicksal" zu Eusebius und den ps.-clem. Recognitionen wird auf Grundlage einer
Qaellcnsynopse mit einem von der bisherigen Forschung abweichenden Resultat
unteisneht. Die Lieder der Thomasakten, besonders das sog. Lied der Seele^
und die pB.-melitonische Apologie werden in literarischer und reUgionsgeschicht-
lieber .Hinsicht geprflft Die dogmatische Stellung des B. wird auf Grund der QueUcn
gezeigt, und die Bedeutung des syrischen Astrologen, Philosophen und Gnosttkeia
ftr die Kirchen- und Dogmengeschichte, Religions- und Kulturgeschichte beleuchtet.
II 2^
Verlag der J. C. Hinrichs^gchen Budihandkmg in Leipzig,
Harnack^ D. Dr. Adolf, Professor an der Universität Berlin:
Bin Jfidisch-Christliches Paalmbuch aus dem ersten
Jahrhundert [The Ödes . . . of Solomon, now first published
from the syriac version by J. Rendel Harris, 1909]. Aus dem
Syrischen übersetzt von Johannes Flemming. (Vn, 134 ti. III S.)
8^. 19 10. M. 4.50 in Leinen geb. M. 5.50
(Texte und Untersuchungen Band 35, Heft 4.)
Inhalt:
I. Einleitong: Die Handschrift. — Beweis, dafl das von Harris entdeckte Psalm-
buch die alten „Oden Salomos'* sind. Die Oberliefemng — Voriäufiges Aber
das Alter, die Ursprache und die Einheit der Oden. — Ober das VeihUtnis
des syrischen sum koptischen Texte.
II. Die Oden Salomos in deutscher Obersetzung nebst Kommentar.
III. Geschichtliche Untersuchungen: Kritik der Oden (Scheidung des Jfldiadien
und Christlichen). — Kritik der Oden, Fortsetsnng (Das religiöae Selbst-
bewufitsein des jüdischen Singers). — Die Frömmigkeit und Theologie des
jüdischen Singers. — Die Zeitspuren. Der Ort. Die Unpimche. D^ Ver-
fasser und sein Kreis. — Der christliche Interpolator, sein Werk, sein Stand-
punkt, Zeit und Ort. — Zur ästhetischen Würdigung der Oden. — Was
lernen wir aus den Oden fUr die Geschichte der Entstdiung. — Initia (Deutsdi).
— Initia (Rflckabersetzung). — Sach- und Wortregister.
Aus der Vorrede: „Die Feststellung der Tatsache, dafi wir in den Oden
ein jüdisches Psalmbuch etwa aus dem Anfang unserer Zeitrechnung
und in nicht viel späterer christlicher Bearbeitung erhalten haben,
genügt, um die aufierordentliche Bedeutung des neuen Fundes ans Licht sa stellen.
Seit der Entdeckung der »Apostellebre« vor bald dreiflig Jahren haben wir
nichts gleich Wertvolles erhalten — die Bedeutung des Fundes der Fragmente
des Petrui-Evangeliums und der Petrus-Apokalypse mufi hier aurttcktreten — , und
in mancher Beziehung ist der neue Fund sogar noch wichtiger als jener urdirist-
liche Katechismus; denn wie er in neuer Weise die Originalität und Einzigartig-
keit der Verkündigung Jesu sichert, so ist er für die höhere Kritik des Johannes-
evangeliums epochemachend, weil diese jüdischen Oden (nicht erst die christliche
Bearbeitung) bereits alle wesentlichen Stücke der jobanneischen Theologie samt
ihrer religiösen Klangfiurbe enthalten. Die Tat des «Johannes«, sie mit Jesus
Christus su verknüpfen und sie au noch gröficrer Erhabenheit und Werbekraft sa
bringen, bleibt gewaltig genug; aber ue erschöpft sich auch gans wesentlich hierin."
Prof. D. Riggenbach, Basel, in Theolog. Lit-Bericht (1910, Heft 10):
„. . . Eine sorgfältige Einseiuntersuchung der Oden wird erforderlich sein, was
aber immer das Ergebnis der weiteren Forschung sein mag, es bleibt das Ver-
dienst Harnacks, durch seine Ausgabe den deutschen Theologen die
Möglichkeit und Anregung hierzu gegeben zu haben."
Prof.D.Wellhausen,Göttingen, inGöttGelehrte Anzeigen (1909, H.9):
„. . . Harnack hebt die bezeichnenden Züge der Oden mit Glück
hervor. Er hält dieselben für älter als das vierte Evangelium. Für ihre Da-
tierung benutzt er ebenso wie Harris die Vergleichung des Tempels mit kon-
kurrierenden Orten in Nr. 4. »Gewifi bat Harris Recht, dafl es sich nm den
jemsalemischen Tempel handelt und wahrscheinlich ist, dafl an den Tempel von
Leontopolis (auch Gatizim?) als Rivalen gedacht ist, bzw. auch an andere jtUlische
Opferstätten, die es, wie wir jetzt wissen, in der Diaspora gab. Aber dann f<Jgt
auch, dafi beide Tempel noch stehn, gegen Harris. Unsere Ode Ist mitfain vor
70 A.D. gedichtet. Der Verf. verwirft den Tempel von Leobtopolts nicht, be-
hauptet alter seine Inferiorität gegenüber dem von Jerusalem.« Demgeg«nSber
bleibe ich bei meiner Mrlnung. Im ersten christlichen Jahrhundert gab es keine
jüdischen Opferstätten mdir auflerhalb Jerusalems, abgesehen vom Oniastenpd,
und dieser selbst war damals eine Antiquität geworden und bedeutete gegenüber
dem von Jemsalem keine Gefahr; auflcidem steht das Interesse für die eiasig
wahre Kultnsstätte diesen Oden, die weit eher auf dem Standpunkte von Jon. 4,
ai~«4 stehn, gar nicht zu Gesichte.**
12
Wissenschaftliche Neuigkeitea (Januar 1911).
Harnacki D. Dr. Adolf, Professor an der Universität Berlin:
Entstehung und Entwicklung der Kirchenverfassung
und des Kirchenrechts in den zwei ersten Jahrhunderten
^ Nebst einer Kritik der Abhandlung R. Sohm's: ,, Wesen und Ur-
sprung des Katholizismus" und Untersuchungen über ,,Evangelium'S
,,Wort Gottes*' und das trinitarische Bekenntnis. (XU, 352 S.) 8^
19 10. M. 6.60; in Leinen geb. M. 7.50
▼. KirchenheiinmZeit8chr.f.Recht8wi88ensch.(a.Reihe,Bd.IV,H.8):
„In 26 Abschnitten schildert 11. das Werden der Verfassung in den Juden- and
in den heidenchristUchen Gemeinden. Er zeigt, wie das kirchliche Recht ent-
stand, nicht grundsfitaUch, sondern von FaU zu FaU, aber aus der Notwendigkeit,
wie in der Verfassung der sittUch-rechtlichen öffentlichen Ordnungen die Kirche
dem Staat Yoranschreitet, wie sie die Formen der Organisation, im Staate ne-
gierend, für sich nachahmt und so von der Bildung kleiner Gesinnungsgenossen-
Schäften Über freies Vereinswesen und städtische Verfiusung aar Prorinzial- und
Reichsverfassung gelangt.**
Prof. Paul Drews in Zeitschr. f. Kirchengeschichte (Bd. XXXI, H.3)-
„ . . . Zunächst gibt H. 9 die Theorie Sohms« wieder; sodann lifit er die Kritik,
folgen, indem er das »Wesen der Kirche und das Wesen des Kirchenrechts«,
»die Kirche und ihre uraprflngliche Organisation« und endlich das »Wesen und
und den Ursprung des Katholizismus« ins Auge fafit. Diese Ausführungen
sind besonders fein und scharfsinnig und scheinen mir in der Tat Ent-
scheidendes gegen Sohm ins Feld zu führen. Vor allem mache ich auf die treffenden
Bemerkungen Über Recht und Religion aufmerksam . . . Als Zusätze, die mit dem
Hauptthema des Buches in einem, wenn auch nicht gerade engen Zusammenhang
stehen, erscheinen die Untersuchungen Über »das Grundbekennntnis der Kirche« [»Ur-
sprung der trinitarischen Formel«] (S 187—198), Über das »Evangelium« [»Ge.
schichte des Begriffes in der ältesten Kirche«] (S. 199 — 239) und über »Wort«
»Wort Gottes« und »Wort (Worte) Christi im Neuen Testament« (S. 240—252).*«
Hilprechty Dr.Hermann V.,Prof. a. d.Pennsylvania*Univ. Philadelphia:
Der neue Fund zur Sintflutgeschichte aus der Tempel-
bibliothek y. Nippun (Nach dem engl. Original ,,The earliest
Version of the Babylonian deluge story etc." übers, v. Dr. Rud.
Zehnpfund. (64 S. m. 6 Abbildgn.) gr. 8^. 1910. M. 2 —
Prof. D.R. Kittel, Leipzig, in Theolog. Literaturblatt (1910, Nr. 11):
„Das Ton H. gefundene Objekt wird zunächst n&her beschrieben. Es ist eine
Tontafel von 6,9 cm Breite, 6 cm Länge und 2,a cm Dicke, ursprünglich auf zwei
Seiten beschrieben. Sie ist mehrfach beschädigt und jedenfalb nur ein Bmch-
stftck einer ehedem größeren Tafel. Ein Datum trägt die Tafel nicht .... H.
glaubt die Tafel zwUchea 2137 und 2005, also um 2100 ansetzen zu soUen . . .
H. glaubt nachweisen zu können, dafl nicht aUein die biblische Veraion an
Alter der (neu gefundenen) ältesten bekannten babylonischen nahestehe, sondern
dafl im besonderen die Schrift P des Hexateuch die älteste, nicht die jüngste
Schicht der Genesiserzählung darstelle."
[Prof. Kittel sucht die Folgerungen H.'s als zu weit gehend zu modifizieren und
äußert sich dann am Schlüsse seiner Besprechung]: „AUe diese Bedenken können aber
die Tatsache nicht in Frage steUen, didB wir es hier mit einem Funde höchster
Bedeutung zu tun haben, für den H. wärmster Dank gebtthrt Wieseine
Altersbestimmung und Deutung im einzelnen sich schliessbch darstellen möge:
seine Bedeutung bleibt darin bestehen, dafl er uns zeigt, dafl immer
noch neue Versionen der Flntgeschichte aus uralter Zeit zu er-
warten sind. Das zeigt das Fimgment klar: wir haben eine sehr alte i»nd
eine sehr eigenartige Fiatgeschichte vor uns."
T. G. Pinchcs in Joum. of Roy. As. Soc. (1910,4): There is no doubt
that we hare here an ezceedingly intetesting and important addition to our know-
ledge of the Babylonian deluge-legend.
13
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandliing in Leipzig.
Irenaeus* Werk gegen die Häretiker. Bücher 4 und 5, in
armenischer Version entdeckt von Lic. Dr. Karapet Ter Mekert-
t s c h i an , z. Zt. Bischof in Tauris (Persien). Herausgegeben von Lic Dr.
Erwand Ter Minassiantz. (VIU, 264 S.) 8°. 1910. M. 10 —
(Texte und Untersuchungen Band 35, Heft 2).
Prof.Dr.H.Jordan,£rlangen,inTheolog.Literatarbericht(i9io,Nr.8):
,,Die Bedeutung dieser neu entdeckten armenischen Version wichst natfixtich,
wenn es richtig ist, was der Herausgeber freilich mit aller Reserve ausspricht,
dafi es sich dabei nicht um eine Tochterübersetzung aas dem Syrischen, son-
dern um eine direkte Uebertragung aus dem griechischen Urtexte handelt, die
in einer Epoche besonderen griechischen Einflusses in Armenien rund um das
Jahr 700 gefertigt sein mag. Bisher können wir nicht sagen, ob mehr als Buch
IV und V in das Armenische flbersetst worden ist . . . Dem Entdecker und
dem Heransgeber ist unser Dank ffir die schöne Gabe und diemfthc-
▼olle Arbeit sicher. Möchten die armenischen Klosterbibliotheken uns noch
den einen oder den anderen solcher Sch&tze liefern, die sich wtirdig den bis-
herigen Entdeckungen der armenischen Theologen an die Seite stellen."
Prof. Erich Klostermann, Kiel, in Theolog. Rundschau (1910, Heft 8J:
„ ... Es wird Sache der in Arbeit befindlichen Berliner IrenSns-Ansgabe sein,
den Wert des neuen Fundes für die Teztkonstitution abzuschfttxen und ihn nadi
Gebtthr auszuntltzen."
Kluge^ Dr phil. Theodor, Berlin:
Studien zur vergleichenden Sprachwissenschaft der kau-
kasischen Sprachen II: Die lykischen Inschriften, gr. 8^. (II, 135 S.)
1910. M. 5 —
(Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft, 1 5. Jahrgang, Heft i.)
J.Imbert in Bulletin de la Soci6t£ de Linguistique de Paris(Nr.58;:
„ ... Au reste, ce travail de longue haieine montre que ranCeur n'a rien ignori
de ce que les savants scandinaves Bogge, Torp, Thomsen (Pedersen a 6ti onbli^)
ont 6crit de plus p£a6trant sur les inscriptions lyciennes; il a, autant qu*U I'a po,
adopt6 leurs legons, mais il 6tait bantö par l'id^e de rapprocher le lycien du gioope
les langues caucasiques. Son memoire se termine par un petit abr^6 de gram-
maire et un lexique des mots les plus fr^uents, acquisitions plus ou moins pr^
caires dues h. la dirination des interprHes. Klage a enrichi ce tr^sor de quelques
trouTaUles heureuses.**
Kocii, Prof. Dr. Hugo, München. Cyprian und der römische
Primat« Eine kirchen- und dogmengeschichtliche Studie. (IV,
174 S.) 8®. 19 10. M. S.50
(Texte und Untersuchungen Band 35, Heft i).
Aus dem Vorwort: Diese Studie ist sum Bekenntnis geworden. Der
Gedanke, dafi ich damit manchen Enttäuschung und Schmerz bereiteB werde,
durfte mich von der Veröffentlichung nicht abhalten. Die, deren Wohlwolkn
und Freundschaft ich erfahren habe und denen ich zu Dank Terpflicfatet hin,
dürfen mir glauben, dafl ihr Schmers nicht gröfier sein kann als der meine es
ist, wenn ich von ihnen nicht mehr verstanden werde. „Melius est, nt scandalom
oiiatur, quam ut veritas relinquatur**, hat der hl. Bernhard und vor ihm Gregor I.
gesagt. Wer das offen ausspricht, was er im ernsten Antlitz der Vergangenheit
geschaut, was sich ihm in stillen Stunden der Arbeit als Uebcrseugnng aufge-
drungen hat, entgeht dem furchtbarsten Anathem, das es gibt, — dem Anathcn
der beleidigten Wahrheit und des gequälten Gewissens."
Prof. N. Bonwetsch in Theolog. Literaturblatt (1910, Nr. 14):
„. . . Kochs Untersuchung der Anschauungen Cyprian's vom römischen Primat
ist hier und da etwas breit, aber mit klarem Urteil und in grandlicher
Weise geftUirt Ihr Ergebnis ist mir Oberseugend. Dafi es Ittr seine Lebens-
stellung verhängnisvoll werden mußte, hat Koch voll erkannt, aber doch den Mut
bekundet, es unverschleiert vorsulegen."
14
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1911).
Pirof.D.G. Krftger, Gicflen, in Theolog. Lit.-Zeitilng (1910, Nr. 16):
„. , . [Kodis Arbeit ist] eine ausgezeichnete KlarlcguDg eines an sich
gar nicht besonders verwickelten, aber durch die Forschung oft genug verwirrten
Sachverhaltes . . . Referent, den Koch mit Recht su der Gruppe derer zShlt, die
Cyprian »als Vertreter einer reinen Episkopalverfassung, allenfalls mit Anerkennung
einer symbolischen Bedeutung des römischen Bischof llir die Einheit der Kirche,
jedenfalls mit Ausschluß eines realen und aktiven Primates irgendwelcher Art
beseichnenc, glaubt, dafl Kochs überzeugende Darlegungen dieser Auf-
fiusung nun zum endgültigen Sieg verholfen haben werden."
Prof.D.KarlHoll,Berlin,inderDeutsch.Literatur-Zeitg.(i9io,Nr.i9):
,, . . . Man begrOflt es mit besonderer Freude, dafl gerade Hugo Koch sich
dieser Frage angenommen hat. Von seiner Gründlichkeit, seinem Scharf-
blick und seinem unbestechlichen Wahrheitssinn liefi sich von vornherein
das Beste erwarten . . . Der Wissenschaft aUein hat K. dienen wollen, und
er hat ihr einen groflen Dienst geleistet, indem er die Dinge wieder richtig stellte.
Sein Buch gehört nicht nur zum Besten, was über Cyprian ge-
schrieben worden ist; es ist eine der schönsten patristtschen Unter-
suchungen, die in den letzten Jahren erschienen sind."
C. A. Kneller, S. J., in Stimmen ans Maria Laach (1910, Heft 6):
„In wissenschaftlicher Beziehung fSllt an Kochs Schrift vor allem ihr Blangel an
Originalitftt auf ... Es sind im Wesentlichen nur überall wieder die alten
Sachen, die man schon aus den Pamphleten der Altkatholiken kennt ... Zu
einem geordneten Beweis kommt es im ganzen Abschnitt nicht. Stattdessen aber
wiederholt er immer wieder, Öfters auch in Sperrdruck, autoritativ seine Ansicht
und schlägt sich mit seinen Gegnern herum. Erschöpft wird der Gegenstand
nach keiner Richtung. Was gegen die Vertreter anderer Ansichten vorgebracht
wird, sind zudem viellsch kleinliche Nörgeleien."
C. W. in Historisches Jahrbuch (1910, Heft 3): „Scheidet B. als
Interpolation aus der Diskussion aus und bew&hrt sich die von Koch vorgetragene
Interpretation der einzelnen Cyprianstellen von A — Z, nun, so streichen wir
Cyprian aus der Reihe der Primatszeugen und halten trotz Koch an dem Satze
fest, dafl weder Cyprian noch irgendein anderer Kirchenvater, mag seine Be-
deutung und sein Einflufl noch so hoch einzuschätzen sein, der » Kirche t gleich-
gesetzt werden darf."
Kohl, Regieningsbaumeister Dr. Heinrich, Posen:
Kasr Firaun in Petra. (IV, 43 S. m. 39 Abbildgn.u. 1 3 Tafeln.)
3SiSX»5»5cm. .1910. M. 16 — ;geb.M. 19 —
für MitgL der deutsch, Orientgesellschaft M. 13 — ; geb. M. 16 —
(i 3. WissenschaftL Veröffentlichung der deutschen Oriehtgesellschaft)
E. Herzfeldy Berlin, in der Orientalist. Lit-Zeitung (191Ö, Heft 9):
„Die Arbeit besteht aus einer sehr sorgfältigen Aufnahme und Beschrei-
bung der Ruine, einer umfassenden Rekonstruktion und einigen Unter-
suchungen über ihren eigenartigen Gmndrifl, ihre wichtigen Stuckdekorationen
und die Systeme der petrSischen Felsfassaden. Die Datierungsfrage bleibt bei
diesen Untersuchungen offen.'*
Revue Biblique (19 10, Oktober): ^,La. ddconverte de M. K. — car c*en
est une — est d*avoir ressaisi, grice k des vestiges encore en place et au r^eau
des trous de scellement, tonte la d^coration stuqu^ sous laquelle disparaissait
jadis cette massive construction appareill^ .... Non seulement dans les com-
positions soi-disant »baroques«, le Khazneh, ed-Deir, etc., mais jnsqu* en ces
fagades 4*abord Stranges, le Tonrkmanlyeh par ezemple, ou des rang^s de pilastres
nains apparaissent au-dessus d'un premicr entablement M. K. fait voir la tentativc
d'nn scuiptenr de projeter sor une paroi de roc la perspective architectnrale peinte
par le d6corateur pomp^en. Photographiet et detrins ne laisient gn^ de donte
sur Pexactttude de cette Interpretation dont on pressent aussitöt la port6e poar
l'histoirc de Tart nabat^en.**
15
Verlag der J. C. Hinricbs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Liebleifi, Dr. J., Professor der Ägyptologie an der Univ. Chrktiania:
Recherches sur rhistoire et la clvilisation de Tancienne
Ej^pte. I. Fasdcule: Rdgne thinite, R^gne collat^raux d'H^a-
kldopolis, le Premier empire thöbain, Temps des Hyksos, Tempire
national restitu^. (III, 192 S.) gr. 8^. 1910. M. 6 —
Prof. Ä. Wiedemann, Poim, in Sphinx (vol. XIV, 2): „In der vor-
liegenden Schrift wendet sich Lieblein wieder in gröflerem Umfange chrono-
logischen Fragen zu. Dabei hilt er in allem wesentlichen an seinen fHlhefcn
Ansichten fest nnd sucht dieselben durch die in den leisten Jahren gewonnenen
Ergebnisse der neuen Ausgrabungen nnd Forschungen zu ergänzen und zu
statzen . . . Hoffentlich Ufit der Verfasser diesem interessanten und lehrreichen
Hefte bald die Fortsetzung folgen, welche die ägyptische Geschichte in ihrer
jüngeren Entwicklung vorzuiftlhren haben wird."
Meissner, Dr. Bruno, Professor an der Universität Breslau:
Seltene assyrische Ideojifrainnie. Vollständig, mit aus-
führlicher Zeichenübersicht (i 3 S.) sowie assyrischem und sumerischem
Wörterverzeichnis (132 Spalten Buchdruck). Zumeist in Autographie
(XX. 7 2 1 S.) Lex. 8®. 1 9 1 o. M. go — ; in fein. Halbsaffianbd. M. 9S.S0
(Assyriologische Bibliothek. XX. Band.)
Otto Weber im Literarischen Zentralblatt (1910, Nr. 42): ,,R.Briln-
nows »A dassififd list« ist 1889 erschienen. Sie enthilt eine erschöpfende Saoim-
lung aller ein&chen und zusammengesetzten Ideogfamme, die in den bis dahin
veröffentlichten Keilschrifttezten vorkamen. Dieses Werk ist all die Zeit hindnrdi
das unentbehrlichste Nachschlaeebnch der Asqrrlologen gewesen. In dea mehr
als 20 Jahren, die seitdem verflossen sind, ist nun eine kaum mehr fibersehbare
Ffille neuer Keilschrifttexte veröffentlicht worden und es gab wohl kaum ein
größeres Desideratum innerhalb der assyriologischen Literatur, alt eine Er-
gänzung des Brünnowschen Werkes durch eine Sammlung der Ideogramme in den
neuen Te;iLten. Diese ist nun in Meitsners Werk geboten und zwar, wie das bei
M. gar nicht anders erwartet werden konnte, in der denkbar zuverlässigsten
und praktischsten Form. Bei Brfbmow waren rund 15000 Ideogramme ver-
zeichnet, M. bringt 11 $21 Nummern . . . Selbstverständlich hat M. auch allent-
halben die im Lauf der Zeit natürlich hier und da als notwendig erwicteBcn
Verbesserungen zu Brünnow mitgeteilt. Die kritische Sichtung des
Materials ist Überhaupt der grafle Vorzug der M.schen Sammlung. M. hat sich
nirgends mit mechanischer Aneinanderreihung der Belegstellen bcgnttgt, sondern
auf Schritt und Tritt auch kritische Beobachtungen, Teztverbessernngen,
Ergänzungen und Literaturnachweisungen in die Sammlung verarbeitet...
So hat nun die Aviyriologie in den BrUnnow-Melflnerschen Listen da nnvcr-
gleichlichts, kaum jemals versagendes Hilfsmittel, das den kttnftigcn
JOngem unserer Wissenschaft den dornenvollen Weg nach Möglichkeit ebnet und
zugleich der immer genaueren Erschlieflaog der sumerischen Sprache, f^ ds« in
den Veröffentlichungen aus der Tempelbibliothek von Nippur sich ungeahnt reich-
haltige Quellen zu erschlieflen scheinen, in glttcklichster Weise veiarbcitet . . .
Die Ausstattung ist des monumentalen Werkes durchaus würdig.'*
Ninck, Johannes: Jeras als Charakter. Eine Untersachung.
Zweite, teilweise geänderte Ausgabe mit Registern der Namen, Sachen
u. Bibelstellen. (VIU, 396 S.) 8®. 1910. M. 4— ; geb. M. 5 —
Änderungen und Regisirr der zweiten Ausgabe allein 50 Pf.
Aus dem Vorwort: ,»Daa vorliegend« Budi möchte durch sorgfältige
psychologische Analyse zu einer schärferen Erfassung der Persön-
lichkeit Jesu ein wenig beitragen. Abseits von den theologiachcB Schulen
stehend, war der Verfasser bestrebt, sich von Parteiinteressen freisnhaltoi, amli
die entgegengesetzten Ansichten zu verstehen und unbefangen zu lernen, wo immer
wissenschaftliche Forschung sich ihm bot."
16
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1911).
Über die erste Ausgabe urteiUe Ludwig SchneUer, Köln:
„Ninck will durch soigfUtige psychologische Analyse cn einer schlrfenn
Erfiming der Persönlichkeit Jesu beitragen. Dafl er damit ein Thema trifit, das
durch die hochgespannten theologischen Debatten der Gegenwart in den Brennpnnkt
des allgemfeinen btercsses gerflckt ist, leuchtet sofort ein . • . Unbefimgcn wM
er den ForKhem von rechts und von links gerecht Um so dankbarer wird man
die wertvolle Gabe bcgrttflen, die Fmcht einer gründlichen Gedankenarbeit, be-
wundernswerter Belesenheit, liebevoller Versenkung in den Gegenstand. Viele
Goldkömer finden sich in den einzelnen Kapiteln, aber das Wichtigste ist die
U&rende Gesamtanschauung von der Person Jesu.'*
Pfarrer Dr. Richard Weitbrecht in der Deutschen Welt (1907, Nr. 27):
„Es ist schwer, aus der Fülle all des Anregenden und Geistvollen einzelnes heraus-
zuheben; man kann jedes Kapitel ftr sich lesen und wird fitft in jedem etwas
Neues und, was mehr ist, etwas Wahres finden . . . Wer die Schwie igkeit, ein
richtiges Charakterbild Jesu zu entwerfen, auch nur einigermafien erwigt, der
wird dieses Buch zum Ausgezeichnetsten rechnen, was über Jesus
seit langem geschrieben ist*'
Der alte Glaube (Lit Beilage 1907, Nr. 5): „Man liest das schöne Buch
ohne Ermüdung mit wachsendem Interesse, schliefllich mit fortgerissen von einer
im Preise Jesu sich steigernden edeln Beredsamkeit Wir verkennen keineswegs
die fühlbaren Schranken des Werkes. Indem der Verfasser die späteren christo-
logisch dogmatischen Ausdrücke mit aller Absicht meidet, greift er zu der nach
unserer Oberzeugung unzulässigen Analogie des religiösen Genies, kommt andi
nicht ohne Ifinweis auf Okkultismus aus. Doch bleibt auch nach Abzug dieser
Mingd noch eine Fülle groAer Erkenntnisse und feiner Auslegung
übrig, so daü das Buch Predigern wie nachdenklichen Bibellesem eine Fund-
grube guter Gedanken sein kann.'*
Prockschy D. Otto, Professor an der Universität Greifswald:
Studien zur Geschichte der Septuaginta. Die Propheten.
(136 S.) 8®. 1910. M. 4 — ; geb. in Leinw. M. 5 —
(Beitr. zur Wissenschaft vom alten Testament Hrsg. v. R. Kittel (H. 7).
ReTue biblique (1910, Juli): „Le but de ses recherches est de r^trouf er,
piarmi les minuscules, les diffifirentes famUles avsquelles appartiennent les manu-
scrits et d'en tirer des condusions concemant Fhistoire de la rersion greoque
avant Orig^e. Les minuscules sont s^partis en trob groupes: le groupe hezm«
plaire, le groupe pr6-hezaplaire, le groupe de la recension de Luden. Toutes
£bs variantes sont soigneusement nüses en regard, puis un chapitre est destin^ k
montrer les rapports de ces manuserits entre eux et leur relation avec les graads
ondaux . . . L*^tude de M. Procksch, conduite avec beaucoup d*acribie et
de patience, figure dignement k c6t6 de Celles de Lagarde et de son
<l^ve Rahlfs sur le mime sujet*'
PuukkOb Mag. Dr. A. F., Helsingfors: Das Deuteronomium. Eine
literarkritische Untersuchung (Vm, 303 S.) 8^ 19 10.
M. 6 — ; geb. in Leinw. M. 7 —
(Beitr. zur Wissenschaft vom Alten Testament hrsg. v.R.KitteL Heft $.)
Prof.D.O.Procksch,GreiftwaldinTheoLLiteraturblatt(i9lo,Nr.ia):
„In dieser Studie sind die Arbeiten, die Staerk und besonders Steuemagel sur
Entstehungsgeschichte des Deuteronomiums gdeistet haben, wieder aufgenommen
und mit umfassender Rücksicht auf die Literatur behandelt. Der erste Teil be*
schiftigt sich mit dem Verhältnis des unter Josua gefundenen Gesetzbuches snm
Deuteronomium, mit dessen Grundgestalt es identisch ist (S. i — 92); der sweüe
mit der Zusammensetzung des Deuteronomiums (S. 93 — 269). Dabei wird nadi
einem allgemeinen Ueberblicke zuerst der geschiditliche Rahmen in seinen Be-
standteilen untersucht, dann die par&netische Eingangs- und Schlufirede, endlich
die Gesetzessammlung selbst Ein Anhang bietet die vermutliche Urgestalt des
Deuteronomiums in deutscher Uebersetzung.'*
Priv.Doz.Dr.G.Hölscher,Hallea.S.inTheoLRnndschau(i9io,Heft9)i
i^Die Arbeit bedeutet eine entschiedene Förderung des Problems."
»7
Verlag der J. C Hmrichs'achen Buchhandlung in Leipzig.
Rothstein, D. J. W., Professor an der Universität Breslau:
Die Nachtgesichte des Sachäfjä. Studien zur Sadiaija-
prophetie und zur jüdischen Geschichte im i. nachexilischen Jahr-
tandert. (IV, 219 S.) 8®. 1910. M.6 — ; geb. in Leinw. li. 7 —
(Beiti^. zur Wissenschaft vom Alten Testament hrs^. v. R. Kittel. Heft 8)
Lic. A. Alt, GreifsDhLld, in Theolog. Literatttrblatt (1910, Mr. 19):
„D^ heriöamlichen Exegese gegentlber gewinnt Rothsteins Anf&fonng des Boches
Saiharja sogleich dadurch ihre Eigenart, dad er alle Reden nnd Redeleile, die
nicht unmittelbar au der Schilderung der sieben Nachtgesichte gehören, als s^ua-
dft^ auiscfaeidef, ohne ihre Herkunft von Sacbaija au bestreiten. Das urspritaig-
lidie Buch' der Visionen findet er in 1, 7 — 15; 3, i — 4, 5 — 9; 3, i — 7; 4, x —
6a a, lo'äß—i^; 5, x— 11; 6, 1—8, 15a; ihm alldn gilt die gante TJater-
sn'dhnng . . . D4fl itt. mit dieser Auffassung gnmds&tzlich im Rechte ill, kana
man schon heute' sagtn; mindestens an emem Punkte freilich (su' 6, 15a)
wird sbxüe Abgrensung des Visionsberichtes verftndert werden mOssen . . . Die
Exegese des Buches Sacharja hat in dem ▼orliegenden Buche eine bedeatende
Förderung, die Entstehungsgeschichte des Judentums eine in manchem
Punkte ungewöhnliche Beleuchtung gefunden; es bleibt nur au wfbiiChen,
dai der Verf. uns bald die Versprochene Fortsetzung und Vollendung seiner
Sachaijastudien ichenken möge.**
Sänhedrin-Makkoth^ die Misnatraktate über Straffrecht und
Qerichtsverfahren. Nach Handschriften und alten ]>acke&
hra^., übers, u. erläutert v. Prof. D. Dr. Herrn. L. Strack. (56 u. 60 S.)
^, i®. 1910. ht 2.40
(Schriften des Institutum Judaicum in Berlin, Nr. 38.)
Biblische Zeitschrift (1910, Nr. 3): „Sachlich imd andi xuCfi dncr
Obertieferung gehören die b«Men Traktate zusämmto. ä, hat die A'id^UM so
eingeHchtet, daft sie sum Selbststudium, als Grundlage fllr Vorlesungen oad eibt
inh^tliehen Verwertung dienlich ist. Dem vollständig vokalisierten, kritisch ge-
sicheren Text (olgt eine Vokabular, als Ergänzung zu den biblischen LezUm
gedacht Die .Obosetzung ist zugleich eine Erläuterung, die noch durch sachliche
und exegetische Anmerkungen' gefördert wird. Für die biblische Archäo-
logie des A. und des N. T. ist mit der Ausgabe ein neuer, dankens-
werter Behelf geboten."
W. Bacher in Deutsche Literaturzeitung (1910, Nr. 50): ...Strack
bietet den Traktat Sanhedrin in seiner ursprfinglichea Ausdehnung, indem er ihm
den inhaltlich zu jenem gehörigen Traktat Makkoth beigibt. Dabei gestattet er
sich die Neuerung, die drei Kapitel von Makkoth, als 12., 13. u. 14. Kapitel von
Sanhedrin zu bezeichnen. Da auch die besondere Fühlung angegeben ist, wird
die Kongruenz .mit den bisherigen Ausgaben nicht gestört. . . . Besondere An-
erkennung verdient bei dieser In erster Reihe füi Ldbrzwecke bestimmtdft' Xäij^sbe
die musterhafte Korrektheit im Abdrucke des Mischnateztes und die Akribie
in dessen Punktation, sowie in der Hinzufflgung von Lesezeichen.
Schermann^ D. Theodor, Professor an der Universität München:
Der litnrgische Papyrus von Der-Balyzefa. Eine Abend-
^alhlsKturgie des Ostermorgens (VI, 45 S.) 8^. 1910. M. x.50
(iTexte u. Untersuchungen Band 36, Heft i b).
Dex Papyrus, um den es sich hier handelt, besteht aus drei Blättern, be-
findet sich jetzt in Oxford und dflrfte aus einem Apollokloster in Obcxigypten
stammen. Die bisherigen Ausgaben, welche F. de Puniet und Ed. Freih. v. d. Goltz
veranstalteten, schienen gewissen paläographischen Kriterien und Anhaltspunkten,
welche aus der ägyptischen Kirchenordnung zu gewinnen waren, nicht an eat-
sprccheo, weshalb der Ver&sser eine Neuordnung der Blätter und eine Bcstim«
mnng des Charakters der zugrunde liegenden Lithurgie versuchte. Auf Gnmdf
sprachlicher und inhaltlicher Parallelen mit Stellen der frtthägyptischea Schrift-
steiler mag das Alter der Liturgie, welche der im VI. bis VIL Jahrhnndcft ge-
schriebene Papyrus enthält, an den Anfang des III. Jahrhunderts gcaetst werden.
Wissenschaftiiche Neuigkeiten (Januar _ 191 1).
Schneider, Dr. m ed. u. Dr. phil Hermann, Doz. an d. Univ. 'Leip^g:
Kultur und Denken der tUÄ^ftölütt drrd Jutfed. (xm,
665 S.) 8^ 1910. M. 13.50; in Leinen geb. M. 15 —
(Schneider, Entwicklungsgeschichte der Menschheit, Zweiter Band.)
Inhalt: Einleitung. I. Geographie, Politische Geschichte, Verfassung
und Ständebildung. IL Die Religion, m. Kunst und Schrift,
Wissenschaft, Literatur.
Prof. D. H. Zimmern in Literarisches Zentralblatt (1910, Kr. 43):
tfD«fl Sehn., seinem Fache nach nicht sünftiger Orientalist oder alter Historä^er,
sondern Philosoph, und swar ans der Mediain herTorgegangener Philosoph, in
einem solchen znnichst wohl etwas sehr kfihn erscheinenden Unternehmen in der
Tat den vollen Bemf besitzt, zeigt dieser zweite Band womöglich noch in höherem
Mafle, als et schon bei dem ersten der Fall gewesen war . . . Wenn vor kurzem
ein bekannter alttestamentUcher Theologe (1) bereits Ton den knappen, vorUnfigcn
ÄnSemngcn Schn.s hierflber in seiner Schrift »Zwei An&fttze zi^r Religionsgeschichte
Vordcrasiens« in einer Besprechung sagen mufite, dafl es »zu dem Besten ge-
höre, was er aus neuerer Zeit darttbcr gelesen habe«, so dürfte solches Urteil
noch fai erhöhtem Mafle von der weit anafilhrlicheren Behandlang des gleidien
Gegenstandes in dem vorliegenden Boche gelten. Auch die DarsteBong der
bal^lonisch-assyrischen Geschichte, Kultur, Religion, die der »Laiec Sehn, hier
bietet, gehört in ihrer Art zum Besten, was es darüber überhaupt gibt ... In
d^ Einleitung stöflt Sehn, den alttestamedtlichen Theologen, uiid zwar aüdi denen
lib^alster Färbung; unnötigerweise etwa« gar unsanft yo^ d^n Kopf. Jf!denfi3Is
wird diese Brüskierung der doch so wünschenswerten Wirkung Seififtt Bucüetf'
sp^ell auch auf diese KreiM nicht gerade förderlich sein. In der Sscbe fi-eUich'
hat dabei Sehn, ih weitem Umfange nur ivL sehr recht*'
Von demsdben Ver^ser erschien ftUher:
Kultur und Denken der alten Ägypten (Entwicklungsgeschichte
der Menschheit, Band I.) Mit 9 Abb. u. e. KLartenskizze. a. Aus*
Eabc. (XXXVI, 565 S.) gr. 8®. 1909. M. 12.50; geb. M. 14 —
ihalt: L Geographischer und politischer Überblick. IL Verfassung
und StändegUederung. III. Kunst und Schrift IV. Dichtung und
Geschichtsschreibung. V. Die Wissenschaft. VI. Die Religion.
Professor W. Baudissin in Theolog. Lit.-Ztg. (1910 Nr. 21):
Bei weitem der umfiingreichste Teil des Bandes ist der tlber die Religion (S. 1 29—485).
Eine fortlaufende geschichtliche Entwicklung der babylonischen Religion kann
ans dem uns zurzeit bekannten Material direkt noch nicht ersehen werden. DaA
der Verfasser sich entschlossen hat, was nicht jeder ihm nachtuxi möchte, miV
einer aus dem Gegebenen herMs weiterspinnenden Phantasie^ die Lttcken unserei'
Urkunden zn erg&zen, ist nicht ohne Nutzen. Der eine Wird dies, der tndere
jenes wülkUrlich fidden, und ktlnftige Entdeckungen und Forschungen werden ge-
wifl manche Partien als verfehlt herausstellen. Aber mehr als von den Durch-
schnitten durch das geschichtliche Material, die wir schon besadeiii, kamt von
diesem Versuch einer geschichtlichen Konstruktion weitere Untersuchung ^nk
Nachdenken angeregt werden über den geschichtlichen Platz, der den eintemei^
religiSsen Erscheinungen zuzuweisen ist. Der Verf. geht mit Kflhnheit und iSnt-
schiedenheit durch das Gewirr astrahnythologlsche Anschauungen und dn* ^tt'
schiedenen Konstruktionen des babylonischen Weltbildes (vgl. auch S. S^Stfl) . . .
Ich will zunSchst, zustimmend Im allgemeinen, nicht im einzelden, nb-
tieren, dafl nach dem Verfiuser die uns als alttestamentliche Religion bis über
das Exil hinaus niemals die des Volkes In seiner Gesamtheit gewesen ist. . .
Der schon über das Gewöhnliche in Anspruch genommene Raum gestattet mit
nicht, wtiter auf die Behandlung des Alten Testaments einzugehen. Es kam mit'
darauf an, das am meisten Eigenartige an diesem jedenfalls gedankenreichen Buich^
hervorzuheben, die gegen die Rassentheorie gerichtete Streichung des Semitismus
ans der Kulturgeschichte der Menschheit.
«9
Verlag der }. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
Schürer^ D. Emil, weiland Professor an der Universität Göttingen:
Qeschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi
4. Auflage.
Dritter Band: Das Judentum in der Zerstreuung und die jüdische
Literatur. (¥£[,7198.) gr.8^ 1909. M,i5 — , in Halbfranz M. 17, 2 5.
Register zu Band I — III (Anfang 19x1) M. 3 — ; geb. M.4 —
Die früheren Bände enthielten:
Erster Band: Politische Geschichte Palästinas von der
Makkabäerzeit bis zur Umwandlung Jerusalems in eine römische
Kolonie (175 v.Chr. bis 135 n.Chr.) (IX, 780 S.) 1901. gr. 8*
M. i8 — \ geb. M. 2o.a5
Zweiter Band: Die inneren Zustände (Allgemeine Kulturver-
hältmsse, Verfassung, Synedrium, Hohepriester, Priesterschaft und
Tempelkultus, Schriftgelehrsamkeit, Pharisäer und Saduzäer, Schule
und Synagoge, das Leben imter dem Gesetz, die messian. Hoff-
nung, die Essener) (Vn,68oS.) gr.8®. 1907. M.14 — ;geb.M.i6.25
Vollständig in drei Bände gebunden M. 56.75
(Das Register einzeln in Leinen gebunden) M* 57.75
Schul, in Literarisches Zentrslblatt Ar Deutichlaiid (19 10, Nr. i):
„Mit dem Torliegenden Bande ist die Fandgrabe anseres Wissens Aber Ge>
schichte, ZasÜLnde and Literatur des jfldischen Volkes vor and za Jesu Zeit, die
Schfirers Buch nan schon seit 35 Jahren hUdet, wieder einmal vollstindig. Die
Forschnngcn der 1 1 Jahre, die seit der vorletstcn Aaflage Terstrichen sind, haben
allem diesem Bande eine Vermehrnng nm fast 160 Seiten gebracht. Aof
weldie interessanten and wichtigen Pankte sie sich hauptsächlich erstreckt, ist in
dankenswerter Weise im Vorwort angegeben. Die Aosnutsong der Inschriftca
nnd Fapyii hat an ihr einen ebenso grofien Anteil wie die Llteiatkritik and die
Gescfaichtsibrschang im weitesten Umfiinge."
C. W. in Historisches Jahrbuch (1910, Heft 2): „Die zahlreichen E»^
weiterangen, welche die nach il Jahren (vgl. Hist. Jahrb. XX, 120) nötig ge>
wordene vierte Auflage dieses Bandes aufweist, »sind fiut durchweg durch neue
Funde nnd neue ForKhungen notwendig geworden.« In § 31 (das Judentum in
der Zerstreuung; die Proselyten) waren es hauptsichlich die neu gefundenen
Papyri aus Elephantine, die eingehende Berflcksichtigung erheischten. »Was bis-
her niemand ahnen konnte, steht jetxt fest; dafi es schon im 6. Jahrhundert ▼.
Qir. im äuflersten Sflden Ägyptens eine jüdische Gemeinde gegeben hat, die seh
als solche mindestens ein Jahrhundert lang, wahrscheinlich aber viel länger er-
halten hat und den Grundstock der jüdischen Diaspora in Ägypten gebildet hat«
. . . Gelobt und empfohlen au werden braucht das Buch wahrlich nicht mehr,
CS hat sich ja längst einen Plats unter denjenigen wissenschaftlichen Werken er-
obert, die ein gutes Recht auf den Titel »Standard workc haben 1**
Prof.Or. Hoberg, Freiburg i.Br. in Lit Rundschau f.d. kath.Deutschland
(1910, Nr. 8): „ . . . Dieser Band ist besonders wichtig, weil die sahlrcichen
Apokryphen des Alten Testamentes dargestellt werden und die Literatur hicrfiber
in der letzten Zeit sehr reichhaltig geworden ist . . . Für den Historiker und
Bzegeten ist Schfirers Geschichte ein unentbehrliches Buch, sumal da der
Verf. mit gröfitem Fleifl und lobenswerter Sorgfalt die Literatur in ihren mannigftdien
Venweigungen über die behandelten Gegenstände gesammelt und verseichnet hat.**
Prof.D.C)8karHoltzmann,Giefien,inDeutscheLit-Zeitg.(i9lo,Nr.2o):
„Die schlichte Klarheit der Darstellung und die sichere, flbcrsicht-
liehe Ordnung des inmier reicher suströmenden Stoffes sind Vonflge, die man
längst an Schttrer au schätzen weifl . . . Gerade der Vergleich der einzelnen
Auflagen seines großen Werkes zeigt, was die Wissenschaft an diesem mit streng-
ster Konzentration rastlos immer weiterarbeitenden Manne verloren hat. Wir
werden noch lange an seinem Reichtum zu zehren haben.'*
ao
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Jannar 191 1).
Prof. D. BoQtset, Göttingen in TheoL Rundschaa (19TO, Heft 10):
„ . . . Seltenr ist es einem Gelehrten vergönnt gewesen, ans ▼erhSltnismlfiig be-
scheidenen Anfängen sein Lebenswerk in immer wiederholter neuer Auflage sa
so stolzer Höhe emporsaftthren und ihm eine so eistannliche und universale Weite
SU geben. Selten ist es einem Forscher so gelungen, auch das aller-
entfernteste und entlegenste Material zur Beleuchtung und geisti-
gen Durchdringung eines einzigen Gegenstandes heranzuziehen
und ein so ungeheures Wissen um einen Mittelpunkt einheitlich
und klar zu konzentrieren. Es ist eine freundliche Fügung des Geschickes
gewesen, dafi Seh. kurz vor seinem Abscheiden noch einmal gerade wieder das
ganze Werk in einer neuen Auflage hat vollenden und es wie aus einem Gufl
der Ofifentlichkeit hat vorlegen können. Wenn man die neue Auflage durchbllttert,
•o staunt man immer von neuem Aber den Fleifl und die Umsicht, mit dem hier
alles, aber auch alles, was auf dem ganzen Gebiet in dem letzten Jahrzehnt ge-
arbeitet worden ist, zusammengetragen, gesichtet und mit sicherem Blick beurtdlt
Ist . . . So erhalten wir in der jetzigen Auflage des Schflrer'schen Werkes von
neuem einen meisterhaften Einblick in den gegenwSrtigen Stand der
Arbeit auf dem ganzen weiten Gebiet. Nun ist dem Meister die Feder aus der
Hand gesunken. Es wird Aufgabe einer jüngeren Generation sein, sein Werk
fortzusetzen."
Spiegelberg, Dr. Wilhelm, Professor an der Universität Straßburg:
Der Sagenkreis des Königs Petubastis. Nach dem Straß-
burger demotischen Papyrus sowie den Wiener und Pariser Bruch-
stücken hrsg. (80 S. u. 102 autogr. S. m. 22 Tafeln.) SSX'S^S <^°^*
1910. M. 45 —
(Demotische Studien, herausgegeben von W. Spiegelberg, Heft 3.)
„Auf 22 Lichtdrucktafeln wird dieser neue Papyrus zugleich mit den der-
selben Handschrift angehörigen, von Herrn Seymour de Ried erworbenen Bruch-
scficken veröffentlicht. Die Bearbeitung enthSlt aufler der Umschrift und Obersetsung
in Buchdruck ein erschöpfendes lexikalisches und grammatisches Glossar, sowie
ein palaeographisches Kapitel in Antographie. Da der neue, aus dem Anfang der
römischen Kaiwrseit stammende, sehr gut geschriebene Text viel&ch erst das Ver-
stindnis der spaten und schlechten Wiener Handschrift ermöglicht, so ist yon
dieser eine neue Übersetzung mit Umschrift beigeittgt worden, so dafl dieses Heft
alle bisher bekannt gewordenen Stftcke der Petubastisnige vereinigt. Ein allge-
meiner Teil setzt sich mit der geschichtlichen und literarhistorischen Bedeutung
des gansen Sagenkreises auseinander, der namentlich durch das hier zum ersten
Male bekannt gegebene Stück ttber den Kampf des Königs Petubastis mit den
„13 Asiaten der Gegend des Schilisees" auch ittr den Alttestamentier von großem
biteresse ist*'.
Strack, D. Or. Herrn. L., Professor in Berlin:
Jesus, die Häretiker und die Christen nach den ältesten
jüdischen Angaben. Texte, Übersetzungen und Erläuterungen.
(88 u. 40 S,) gr. 8**. 1910. M. 3 —
(Schriften des Institutum Judaicum in Berlin, Nr. 37.)
Samuel Kraufl, in Zeitscbr. f. hebr. Bibliographie (1910, Nr. 3):
„Prof. Strack ist bekannt dnrch die Knnst, anf kleinem Ranm eine Fülle
wohldurchdachten and wohlgeordneten Stoffes meisterhaft sa geben.
Aach in diesem Bache wird ein von reichem Stoffe gefüllter, geschlossener Teil
in erstaunlich knapper Form vorgelegt; 40 Seiten enthalten die hebriischcn Texte
ans der Zeit der Tannaiten und der Amorler, deren Obersetsang nnd Erllatemng
anf Seite 18 — 90 gegeben wird, wihrend die ersten 18 Seiten ein Vorwort, An-
gabe der Hilfsmittel zor FestBtellosg des Textes, Literatur und den wichtigen
Abschnitt »Jüdische Angaben ttber Jesam in der Gr. Kirche« nnd detto »In der
lat. Kirche« umfassen.*'
G. He. im Literarischen Zentralblatt (1910, Nr. 35): Jeder, der
ttber das Judenchiistentam arbeitet, muß zu diesem Buche greifen."
Verlag der J. C. Hinric)i3';sch^ BachhancjluDg in Leipzig.
jüonad, Dr. Arthur, Professor an der Universität Jena:
Keilschrifttexte der Gesetze Hammurapis Autographk
^er Stele sowie der altbabylonischen, assyrischen und neubabylon.
Fragmente. (V, 42 S.) 36,5x26 cxp. 1909. kart M. 8 —
Ö.tfo Weber in' Li/tejfrisches Zentralblatt (i9to, Nr. 13/14): n^t
4ieaer Te^a«gabe dpi berüb^tfp Codex IjLammunkbi und ^ex »gehörige Texte
I19I Ucgi^afl ei|i,e längst schjQaersli^ch emp^^undene Lücke anfi gltck-
li/a.ha,le ausgefüllt . . . Sije gibt in wandervoll klaoen, d^ ^hmk^eriitel^ea
.Duct^9 glflQlüicb treffenden An^qgraphien den gapi^en Text der Stele, der alt«
babylonischen in jSosa nachtiSglich gefundenen va^^ 4er in Abschriften lAr Asnr-
))anji{p^ Bibliothek erhalteQ;e|i F^c^goe^te. ^ynrei .neubabylonische Frag^neote am
dem .Pi^l^er V^uveum werden zpm ersten Male im Origin^fltcxt publ^eit.
pie Vprl^i^^rkuagen weisen di« Konkordans^ der einzelnem Stflcke mit 4^
^tele naq^ .ypd g^b^ in überaus d^kenswerter Weise eine Zus^ntif^f^^stellung
fllex in;^en Texten sich findenden Fehl^er . . . Mit djle^ JTextansgabe
jbat sich dfi* V^iljis^er alle Mitfprscher, ui^d najio^ntlicb Lehrer und Lernende tm
4en Uni^^ersüätcp, su neuem Dank ;rerpflichtet. Die VerlagsbuchhaQdlnpg hat
4iinsh Festsetzung «ines nväfiigi^n Preiaes die allgemeine Einführung it* Aif»-
gabe für den Unterricht ennögUcht."
C. fqn^.nj in Journale Asiatique (1909, Nov/I^ez): ,JL Uf^gmd a
eu lWll<^te id^ de riunir ces importants «f t^riaux <^ns un^^
a consulter, d*un prix tr^s modert, et poortant elegante, oon antographic
est ezcellente. La compualion des diflMrevtcs recensions Ini a pannii de
ideTor np anes giand aoinbre de fautes de (9pie ou de gravure ; <|qalre mgts
pour la ^t/dt seule.*'
V92e(9, p. Heinr. Jos., |lelig|,9ns- nnd Oberlehrer in Düsseldorf:
Die Haraiaoistik im Evangelientext des Codex Canta-
brigiensis. Ein Beitrag sur neutestamentlichen Textkritik. (IV»
119 S.) 8^ 1910. M. 4 —
(Te^e upd Untersuchungen. Band 36, Heft la).
PrKif.D.Eb.I4esM«>Maulbr9nn,}nTheolog.Lit^ratnrblatt(l9io»Kr.i.9):
„ . . . Die erne^M Unters.uchang der Frage ist Terdienstlich. Sie
vciUUifl i^ drrei Absetzten: § i. ilarfnoojstik in sachlichen Diferensen, S. 8 — 12
(15 Bei«p^ele); § 2. Harmonis^pc fn Obergingen (bis S. aa); § 3. PAralUIe
Variante (15a Beispiele) bis S. 44» Das ^^rg^bnis S. 4S : Die pvangclientannonie,
welche dan Codex D in so aosgadehntem Blafle beeixifluflte, war ein Dtat/esmion,
and zwar 4as des Tatian, das also uinprüi^Uch griechisch war, aber — und nun
kommt das neue, was S. 46 — 63 bewiesen werden soll — eine lateinische Be-
arbeitung neben oder vielmehr über sich hatte; das lateinische sei interlinear Über
das griechische geschrieben gewesen. Die zweite HÜf^e d^ Heftes fÜUt § 4 die
•Liste der harmonistischen Lesarten« (S. 6a — 107) i^id das Regtstp" der zitiertea
SchriftsteUen (S. 108^119).**
Völker, Dr. phil. Karl: Der Protestantismus in Polen auf
Grund der einheimischen Geschichtsschreibung dargestellt
(VII, 240 S.) gr. 8^ 1910. M. 6 — ; geb. in Leinw. M. 7 —
Prof.D.PaulTschackert,Göttingfn,inTh,eol.Lit.-Zeitnng{i9io, 2|^r.i3):
„. . . Als .Wegweiser in die polnische Hlst9jiograph|e des polnischen
Protestantismus wird das Buch gute Dienste leisten und als Nach-
schlagewerk geradezu unentbehrlich sein . . . WShrend wir dentschcn
Kiirchenbistoriher meist nur einige l^tei^isch geschriebene Qnellenwake snr Ge-
«ol^icme des polnischen Protestantismus kenaan und benntacn, wird ans hier |dne
ffffit Fülle lateinischer und polniKher Literatur diiDÜber vorgeführt, nnd swpr se
sachgemäfi i^id übersichtlich orientierend, daS man sich aaf dl<t9|^m,
meist unbekannten Felde leicht zurechtfindet . . . Das Werk soÜte aaf keiner
gidüeren Bibliothek fehlen und der Kirchenhistoriker der Nenseit wird m gen
dem »Handwerkaenge« seiner Handbibliothek einreihen."
Wissenschaftliche Neuigkeiten (Januar 1911).
^c.DrTh.Yrotfchkei$uiV)9iujhfl,iiiPo8encürHi&tortscheZeit8ckrtft:
„Dtr Wert der Arbeit ist um so grSfler/als'der Verfasser mit seiner eingehendem
Kenntnis der einschlägigen Geschichtswerke ein sicheres, wissen-
schaftlich geschultes Urteil verbindet und mit sicherer Hand durch die
weitschichtige Literatur hindnrchfllhrt. Für jeden Anf&o^er, der anf dem Gebiete
der polnischen Reiormations- vad Kii«h^9g^Khichte «js^poschs^UiA arbeilon wUl,
ist die Arbeit von höchstem Werte, kein anderes Bach orientiert ihn
ttber die einschlägigen Vorarbeiten nnd Qnellenveröffentlichungen
so gnt nnd sicher; aber auch dem Kenner wird es noch manche Handreichung
tun können.'*
Weiß, D. Bernhard, Exz., Professor an der Universität Berlin:
Der HebrSerbrlef io zeitgeschichtlicher Beleuchtung.
(iioS.) -8^ 1910. M. 3.50
(Texte und Untersuchungen, Band 35, Heft 3.)
Prof. D. Riggenbach, Basel, in Theolog. Lit-^latt (1910, Nr. 20):
i,Bine Spezialstadie des nm die neatestamentliche Wissenschaft so Terdienten
Berliner Exegeten wird man stets mit lebhaftem Interesse zor Hand nehmen, nnd
anch dann, wenn sie wie die vorliegende, nicht beabsichtigt, neue Bahnen zu
weisen, sondern die anderwirts bereits dargelegten Anschanangen des Verfassers
Ben sn begrflnden nnd aosznfllhren, nicht ohne Gewinn nnd viellache Belehmng
studieren. Die Untersuchnng will darton, daB der Hebräerbrief wirklich ein Brief
ist, dazn bestimmt, die pallstinensischen jndenchristen nm die Mitte der 6jer Jahre
vor dem Rdckfall in gesetzUches Jodentam zu warnen . . • Die exegetische Be-
grfindnog ist mit jugendlicher Frische und gewohntem Scharfsinn
gegeben.*'
Literarisches Zentral blatt (19 10, Nr. 3a): „Seine Ansicht ttber die
Abfassuttgsverhiltnisse des HebrSerbriefes hat Weifl oft genug zum Ausdruck ge-
bracht Es ist ihm diesmal darum zu tun, durch eine genaue Analyse jedes
einseinen Abschnittes die von Vers zu Vers vorschreitende Detailezegcse der Kom-
mentararbeit zu ergänzen. Das geschieht in fortlaufender Auseinandetsetznng mit
V. Soden, dessen Auflassung des Briefes zu der von Weifl in diametralem Gegen-
satz steht.**
Zickendraht, Lic. Karl^ Pfarrer in Veitheim (Schweiz):
Der Streit zwischen Erasmus und Luther über die
Willensfreiheit. (Xn, 205S.) 8^ 1909. M. 4.50; geb. M. 5.50
J. N. in Literarisches Zentralblatt (19KO, Nr. 38): ,jSoignUtig legt
er den Gedankengang der Eiozelschriften dar, g^t den Zusammenhängen mit der
Gesamtanschauung der beiden Geisteshelden nach und den Einflössen, die von
anderwärts her anf sie eingewirkt haben . . . Zickendrahts Buch wird dem
Forscher besonders auch wegen der ausführlichen Inhaltsübersicht, des
genauen Namensregisters und der Anmerkungen willkommen sein.
He. in Zeitschrift fftr wissenschaftl. Theologie (1901, Nr. 4):
f,Eine sehr sorgfSltige Neuuntersuchung Aber das vielbehandelte Th^ma.
Interessant ist namentlidi der Nachweis, dafl der entscheidende Antrieb zur Ab-
ikssang der Diatribe des Erasmus von England ausgegangen ist, und dafl ein Teil
dieser Schrift, die Widerlegung von Luthers Assertio, von einer Schrift John
Fishers, des Bischofs von Rochester, abhängig ist. Sehr inhaltreiche An-
merkungen am Schlufl versuchen u. a.'die Beziehungen von Luther und Ensnns
sn Lanrentius Valla und Augustin anfzuhellen.**
Prof.D.PaulWcrnle,Basel,inKirchenbl.f.d.reform.Schweis(i9lO,Nr.a5):
„ . . . Der Verfasser hat sich bemüht, den beiden Männern seines Themas gerecht
sn werden, so gnt das ein ernster Mensch fertig bringt. Er bringt jedenfalls auch
lür Cnumns eine Kenntnis als Vorbedingung des Verständnisses herbei, um die
ich ihn beneide, er konnte eine ganze Reihe unbekannter Beziehungen des ErmsBStts
zu Vorgängern in der Behandlung seines Themas aufdecken und vor allem, er
gehört zu den ganz wenigen Menschen, die den dickleibigen Hyperaspistes des
Erasmus, die Antwort anf Luthers Schrift de servo arbitrio durchgelesen haben
nnd uns anf wenig Seiten sagen können, was darin steht
23
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
DaB letzte Werk Ton Professor Dr. Carl Hilty:
Bestimmungsgemäss nach Prof. H/s Tode erschien im Herist i^tos
Das Evangelium Christi. MH einigen erlänt Amneikgii.
Taschenformat M. 3 — ; in Leinen M. 4 — ; in Leder M. 5.50
Die«cs nachgelassene Werk, von Hilty fttr den dgencn Gebnnch nieder^
geschrieben in den wohl schwersten Jahren, als er anch mit dem Lebca bald ab-
achlicfien sn müssen glaubte, ist mdir noch als seine andern Schriften dasn be-
stimmt, jedem noch nicht ganx dem Materialismus Verfiülenen die Vcnatwoitnng
für sicÄi und andere auf die Seele zu legen und den unvergleichlichen Gesund*
brunnen des reinen, klaren Evangeliums Christi in seiner erquickenden Frisdic
möglichst echt von neuem zu crschlicfien. Einige Testproben mögen das darin
Gebotene veranscuaulichen :
Zu Mtth. 10, $: „Die Lehre Christi ist die einzige mögliche IdealitlL
Mit ihm kann man in dieser Welt, die „im Bösen liegt*% ideell leben und ohne
Schaden durchkommen; ohne ihn soll es nur niemand probieren; er kann es
nicht durchführen, die Sache wird ihm zu achwer, und er wird, wenn et alcht
zurückgeht, so wie ein sehr drastisches Bild des Evan^Iiums es beschreib^ m-
fehlbar zum Einsiedler oder Menschenhasser."
Zu Mtth. 14, 30: „Mut gehört vor allem zum Christentum, wie in allem
Groflen; das Gebet aber war du richtige. Auf dasselbe hin streckt der Hnr
noch heute in allen unseren dunkeln Stunden die Hand nach uns aus. Es ict
das Gebet, das wir am meisten gebrauchen, nicht das Vaterunser, das für aebr
viele Christen zu hoch und vielfach zu einer blofien Formel geworden ist, die
auch gedankenlos hergesagt werden kann. Das Wort: „Herr, hilf mir^, ans
voller Seele gesprochen, hilft stets.**
Zu Job. 4, 14: „Das ist noch heute der st&rkste Beweis f&r die Wahrheit
des Christentums. Es gibt keine Philosophie, welche den Durst des Menschen
nach Aufklärung Über den Zweck seines Lebens und nach Befriedigung dmck
dasselbe vollkommen und dauernd stillt, so dafl er niemals wiederkehrt. Das
Christentum allein vermag das. Aber das Christentum Christi, wohlTcrstandcn,
keine blofle Kircbensugehörigkeit"
I
Übersieht lu HinrieliB' y^WiasenscliaftliebeB Nenlgrkelten^S
((Hich für Bestellungen vencendbar)
1911
S«ite
Abel: Toovcncbmel-
nmg 3
Baner, H.: Tempora i
Bauer. L.: Ftüäsdn.-
Aiahisch ... 3
Böklen : Sneewitt-
cheniMdieD . . 3
BorchardtcOnbdkm. 4
Bvrcbardt: Aegypt.
Fircmdworte . . 4
Catenenstudien . . s
Kb«1iBg: Vobum .
Khrearcich: Mytho-
logie
Ehilich:1Uiidg)oaten
Elbe: MvknMrang.
Bva-Apokalyiwe .
BoMbiiu: Kvcben-
setdi. ....
Foiie: Theologie .
9
xo
Seite
Fries : Odysacestu-
dien I . . . , zt
Gemoll : Grundsteine z
Haaae, Gnods . . xi
Hamack, Zur Apo-
stelgesch. . * . z
Hamack : Kxrcben-
Terfawnng ... 13
Hamack :I^al]nbuch za
Hauck: Kirchen-
getchichte V . . z
HUprecbt: Sintünt*
gescbicbte . . '. Z3
Hiltv: EvangeUom . 34
Holt: Epipbanius-
übcri. I
Irenaeus : Haex^ker 14
Rlauba^Bcamtentum z
Rluge:Kattkaa.Spr.U 14
Koch: Cyprian . . 14
Kohl: Kaar Firana Z5
Lexa: Totenbttcb . z
Seite
Lieblein: Recberchec 16
Meissner: Studien V 9
Meissner : Ideogram. z6
MöUenLeMttuckelll a
Ninck : Jesus . . . x6
Prockscn: Studien . xj
Pttukko : Deoterono»
miuin X7
Rotbston: Nacbtge-
sichte x8
Sacbau, Aram. Fap. s
Sanbedxin-Makkoth z8
Schermann: Laturg.
Psp x8
Schiffer: Ammiber . a
Schneider: Ägypter Z9
Schneider: Babylo*
nier 19
Schobt: Glaube . . 3
Schärer: Geschichte ao
Schwarte: Kirchen-
gesch. Eusebiui . 9
Sethe : PyramideBt . a
Spiegelb«»g: Sagcnr
kreis sx
Stählin :Claa. Ales. 8
Steinmetxert Schflidi
ungsnrk. . . . a
Strack: Jesus ...»
Strack: Sanhe^nm . x8
Tbeodorct: KirAcB
gesch
lit. n
Ungnad:
teitte .
Violet:
Vogels:
Völker,
mus
aa
9
«3
as
«3
s
»I
Druck von Hartmann & Wolf in Lctpsig.
Verlag der J. C. HinricLs'schen Buchhandlung in Leipzig
DIE
• I
PALÄSTINA-LITERATUR
EINE INTERNATIONALE
BIBLIOGRAPHIE IN SYSTEMATISCHER ORDNUNG
MIT AUTOREN- UND SACHREGISTER
UNTER MITWIRKUNG VON
HERM. V. CRIEGERN, RICK. HARTMANN, SAM. RAPP A PORT
CHR. 0. THOMSEN, WILL. ZEITLIN
UND MIT UNTERSTÜTZUNG
DES DEUTSCHEN VEREINS ZUR ERFORSCHUNG PALÄSTINAS
DES PALESTINE EXPLORATION FUND
DER ZIONISTISCHEN KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG PALÄSTINAS
DER GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER WISSENSCHAFT DES
JUDENTUMS
BEARBEITET UND HERAUSGEGEBEN
VON
PETER THOMSEN
DR. PHIL., GYMNASIALOBERLEHRER IN DRESDEN
Zweiter Band
DIE LITERATUR DER JAHRE 1905—1909
XX j 316 Seiten; Preis ^fi. 8 — , in Leinw. geh. ^^. 9 —
Ans dem Vorwort.
In Band I konnte ich für 10 Jahre 2918 Nummern geben, jetzt
für die Hälfte der Jahre und für Nachträge zum ersten Bande 3755
Nummern. Mehrere Einzelabteilungen sind neu eingefügt, einige er-
heblich erweitert worden. Der Umfang der Abteilungen II: Geschichte
und VI: Das heutige Palästina ist ganz bedeutend gewachsen. (Vergl.
z. B. den Abschnitt „Zionismus".)
Die äußere Anordnung der Titel ist auf Wunsch des neuen Ver-
legers anders geworden. Das Register ist auch erheblich ausgestaltet,
indem es diesmal außer den Verfassemamen auch Personen, Sachen
und Orte aufführt. Es empfiehlt sich, dasselbe zu allererst nach dem
gewünschten Verfasser oder Stichwort zu befragen; es wird m. E. eine
Auskunft kaum versagen.
i'. 4o;
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig
III. Historische Geographie'und Topographie 88
A. Allgemeines. Schulbücher 88.
B. 1: Das Land, seine Teile und Ortschaften 90 (a. Außerbiblisches 90.
6. Znm Alten Testament 91. c. Znm Neuen Testament 94. d. Nach-
biblisches 96). 2 : Jerusalem 98 (Allgemeines 98. Mauern u. Tore 100.
Teiche, Quellen 100. Davidßtadt, Zion 101. Tempel 101. Akra 102.
Haus des Kaiphas, Prätorium, Via dolorosa 102. Qolgotha 104.
Sonstiges 105).
C. Itinerarien 106 (Allgemeines 106. Sammlungen 107. Einzelne Itine-
rarien 108. Zur Kartographie 117).
IV. Archäologie 117
A. 1: Zusammenfassende Darstellungen 117. 2: Ausgrabungen 119 (All-
gemeines 119. Baalbekl21. Teil ta*annak 121. Teil el-mutesellim 122.
Jericho 122. Sinaihalbinsel 1^. Gezer 123. Sonstiges 125).
B. 1: Jerusalem 126. 2: Andere Orte 128 (Größere Gebiete 128. Einzelne
Orte 130). 3: Zur Chronologie 133. 4: Zur Religionsgeschichte 133.
C. 1: Neue archäologische Funde im allgemeinen 136. 2: Mosaiken 138.
3: Siegel. Maße, Gewichte. Lampen 139. 4: Münzen 141. 5: In-
schriften 142 (o. Mehrsprachige 142. b. Ägyptische u. babylonische 142.
c. Semitische, a) Allgemeines 143. ß) Phönizische 145. y) Hebräische
145. 6) Aramäische 147. e) Samaritanische 149. ?) Arabische 149.
d. Griech. u. lateinische im allgemeinen 150. Griechische 151. Latei-
nische 155).
V. Geographie 156
A. 1: Allgemeine Darstellungen 156. 2: Reisebticher, Führer 159.
3: Reisen 160.
B. 1: Jerusalem und Judäa 163. 2: Samaria und Galiläa 165. 3: Das
Tote Meer 167. 4: Damaskus und der Libanon 168. 5: Der Haurän 169.
6: Ostjordanland 169. 7: Die südlichen Teile des Landes (Arabia
Petraea) 170. 8: Die Sinaibalbinsel 171.
C. Geologie 171.
D. Klimatologie und Meteorologie 172. Allgemeines 172. Die einzelnen
Stationen 174. Erdbeben 176.
E. Fauna 176. Flora 177. Sammlungen 178.
F. Karten 178. Bilder, Lichtbilder 182.
G. Populäre und erbauliche Reisebeschreibungen 184.
VL Das heutige Palästina 190
A. Allgemeines 190.
B. 1: Verfassung, Verwaltung, Gesetzgebung 192. 2: Bevölkerung 194
(Allgemeines 194. Juden 194). 3: Die fremden Mächte, Protektorat 198.
4: Verkehr und Handel 200 (Allgemeines 200. Eisenbahnen 200.
Hedschäzbahn 201. Schiffsverkehr 202 Handel. Konsularberichte 203.
Banken 204. Technische Unternehmungen 205). 5: Unterricht, Schulen,
c. - - „ _ , -,
deutsche Kolonisation 219 (Allgeraeines 219. Die Kolonien 220.
Schulen 221). 3: Zionismus, jüdische Kolonisation 221 (a. Zeitschriften
u. Zeitungen 221. b. Theoretisches u. Allgemeines 224. Geschichte
des Zionismus 224. Zionismus u. Territorialismus 226. Das Palästina-
prograram 227. c. Kongresse 229. d. Organisation. Die Landes-
vereine 231. e. Gemeinnützige u. geschäftliche Unternehmungen 233.
f. Kolonisation in Palästina 236. Allgemeines 2.%. Berichte über die
Kolonien 236. Technik u. Industrie 240. Soziales 241. Unterricht,
Schulen 242. Sprachenfrage 243. g. Nichtzionistische Unterneh-
mungen 243).
Verlag der J. C. Hinrichs'Bchen Buchhandlung in Leipzig
D. 1: Der Mam 245 (a. Reli^ösea, Aberglaube 245.. 6. Sekten 2«)-
2: Die christiichen Konfesaionen 247 («• ^UgeE^J^es 247. ö. we
griechUch- orthodoxe Kirche im allgemeinen 250. .^^^itnrgut «J;
Organisation 253. Schulen 253. Die russischen Anstalten 254. wau
fa&ten 255. Einzelne Ereignisse 255. Union mit der anglitan»^^
Kirche 256. Die Krisis im Patriarchat 257. c. Die 'S.«» ««^/'»tj«^^
Kirche im allgemeinen 257. Litnrgik 258. MiwionstäUgkeit, 0««««» r?^;
Kirchen, HosW 261. Schulen 261. Wallfahrten 262. d.pieevw
geliBchei Koniessionen im allgemeinen 264. I>enH<*-«.'f"S."^d
iXit 265. Judenmission 267 Zeltmission 267. Amerikaner und
Engl&nder 268. Schwedische Mission 269). . „ cy,« r Infek-
E. Nosologie 270 («. Allgemeines 270. b. Geschieht iches 270. c Ist«
tionskilnkheiten 270. d. Malaria 271. «. Psychiatrie 272. /• *««
u. Ärzteschnlen 272. g. Sanitäres, Krankenpflege 273. A. Kraniteii
anstalten 274). ^o
Register der Verfasser, Personen, Sachen u. Orte
TJussisch S. 313; Hebräisch S. 314.
"'***T!S&*T*.^cle8 Werkes, die Literatur der Jahre 1895 bis 190*
Preis TrriMTB*?.^?Sb^_^^ ist in unseren Verlag dber-
gegangen.
Ans den Besprechungen:
G. Hölscher in Theologisches Literatur -Blatt 14. Vlli^l^^.^^
Das Werk ist mit der bekannten Sorgfalt des Verfassers gear
und seine bibliographischen Kenntnisse dürften ihm eine nahezu v
ständige Zusammenstellung aller größeren, kleineren und klein steri
Arbeiten des genannten Jahrzehntes ermöglicht haben. Jeder in der
Palästinawissenschaft Arbeitende wird fortan die Bibliographie benutzen
müssen.
A. Sand 1er in Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch. d. Judentums Jhrg. 53:
Ganz besonders angenehm wird die systematische Ordnung und das
alphabetische Register empfunden werden. Die Ordnung des Materials
ist vorzüglich. Alle, die die Palästina -Literatur verfolgen, besonders
aber die, welche sich für ein Specialgebiet interessieren (denn diese
bedürfen einer besonders sorgfältig ausgearbeiteten Bibliographie) werden
das Werk mit Freuden begrüßen und Th. zu Dank verpflichtet sein.
E. Schürer in Theologische Literatur -Zeitung 1908, 21:
Mit lebhaftem Dank zu begrüßen — hochwillkommen — ungeheure
Stoffmasse.
G. Wildeboer in Deutsche Literaturzeitung 1909, 10:
Was jeder alttestamentliche Theologe und Archäologe doch nicht ent-
behren kann, das wird ihm hier in der bequemsten Weise dargeboten.
Denn nicht nur systematisch geordnet wird ihm die komplette Listö
der Errungenschaften der Forschungen und Studien dargeboten, sonderii
ein alphabetisches Register der Verfasser resp. Stichwörter ist noch, *
um den Gebrauch des Buches zu erleichtern, hinzugefügt. l
k
V
\
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig.
>
\
\
Soeben erschien:
GRUNDSTEINE ZUR
GESCHICHTE ISRAELS
Alttestamentliche Studien
VON
Martin Gemoll
MIT ZWEI KARTEN
VIII. 480 Seiten. M. 12—; in Leinwand geb. M. 13—
Aus dem Vorwort.
^.^rl^. Die auf alttestaiuentlichem Gebiete vorliegenden Probleme wurden bis-
ezn TG. her und werden auch heute noch zumeist mit Hilfe der Quellenkritik, also auf
kleinstei philologischem Wege, zu lösen versucht. Die dabei befolgte Methode führt im
pr in der wesenthchen dazu, daß man in jeder Sage oder jedem Teil der Überlieferung,
benutzen den man unter Zugrundelegung der traditionellen Voraussetzungen nicht
als sinnvolles und widerspruchsloses Granzes begreifen kann, nach ver-
j, ^3. schiedenen Quellen zu suchen beginnt, aus denen der uns überkommene
^\ ^ Text zusammengearbeitet worden sein könnte. Mir lag es näher, mein
"° . j^ Heil auf anderem Wege zu versuchen, zumal es sich für mich als in erster
f i Linie notwendig herausstellte, die geographische Lage des ältesten Sitzes
^^ ä'ese Jahwes zu bestimmen. Dieses Ziel immer vor Augen behaltend, gelangte
erden ^^^ jedoch sehr bald zu dem Ergebnis, daß es unbedingt erforderlich ist,
. ggjß ler geographischen Terminologie des A. T. im ganzen mehr Aufmerksamkeit
zuzuwenden, als bisher geschehen ist. Die meisten Arbeiter auf diesem
Gebiete ahnen gar nicht, wie problematisch die von ihnen auf Treu und
reheore Glauben übernommenen geographischen Begriffe sind, denn man hat sich
eben in der Regel damit begnügt, aDe scheinbaren Widersprüche quellen-
scheidend und weiterhin mit ausgiebiger Heranziehung von Redaktoren,
I ^ ^nt- •Interpolatoren, Glossatoren usw. zu beseitigen. Im Gegensatze dazu habe
ehot^ **'^ d*'^ Versuch gemacht, die Überlieferung in der uns überkommenen
^ List^ «estalt, d. h. tunlichst als Ganzes, zu verstehen, und das führt unweiger-
onderi ch zu fundamentalen Abweichungen von den herkömmlichen Anschau-
l Qocb. äugen über die alttestamentliche geographische Terminologie. Es blieb
mir daher nichts anderes übrig, als an eine mühevolle Untersuchung der
Aus dem Vorwort zu Gemoll,
wichtigsteu geographischen Begriffe, soweit deren Behandlung für die mir
gestellte Aufgabe unerläßlich war, heranzutreten.
Das Eesultat dieser fast vierjährigen Arbeit ist das vorUegende Buch.
Die darin enthaltenen Einzelstudien habe ich im wesentUchen in der Reihen-
folge aneinandergereiht, in der ich sie ausgearbeitet habe, wobei ich be-
müht gewesen bin, jede Untersuchung möghchst als ein für sich stehendes
Ganzes zu behandeln, um meine Forschungen nicht durch einmal gefaßte
Ansichten beeinflussen zu lassen. Wenn ich trotzdem, von welcher Seite
ich die mir gestellten Fragen auch zu beleuchten versuchte, immer wieder
zu den gleichen Resultaten gedrängt worden bin, so glaube ich daraus
entnehmen zu können, daß ich nicht allzusehr vom rechten Wege abge-
kommen sein kann. Ebenso wenig, freiheh gebe ich mich dem Wahne hin,
über die betreffenden Fragen das letzte Wort gesprochen zu haben, und
werde die im folgenden niedergelegten Ansichten korrigieren, sobald man
mich von ihrer Unhaltbarkeit überzeugt. Es ist ja heute sowieso eine
ziemUch undankbare Sache, sich mit derartigen Problemen zu beschäftigen,
da man immer darauf gefaßt sein muß, daß irgendein glücklicher Aus-
grabungsfund die schönsten Ei^ebnisse rettungslos über den Haufen wirft.
Nach meiner Ansicht kommt es aber auch sehr wenig darauf an, ob wir
unsere Anschauungen in Einzelheiten über kurz oder lang zu modifizieren
genötigt werden sollten; wichtig ist nur, die allgemeinen geographischen
Voraussetzungen unserer alttestamentUchen Überheferung möglichst klar
herauszuarbeiten, damit wir allmählich dem Ziele der Aufhellung dei Ge-
schichte Israels näher kommen. Als eine diesem Zwecke gewidmete Vor-
arbeit möchte ich daher auch mein Werk betrachtet sehen.
Es ist wohl heute nicht mehr nötig zu versichern, daß ich mich bemüht
habe, so viel als nur irgend angängig von andern zu lernen; ich glaube es
hinreichend deutHch gemacht zu haben, wo immer ich mir die Ergebnisse
meiner Vorgänger zunutze gemacht habe; wo das nicht geschehen ist,
fühle ich mich von anderen unabhängig. Trotzdem möchte ich aber nicht
verfehlen, auch an dieser Stelle noch derjenigen Erwähnung zu tun, in
denen ich in allererster Linie meine Meister verehre. Nicht ohne Absicht
habe ich das erste Kapitel meines Buches dem Begriffe Mi^ndm-Mu^ri
gewidmet, denn die geniale Behandlung des Musri-Problems durch
H. Winckler ist für meine eigenen Untersuchungen von grundlegender
Bedeutung geworden. Aber auch sonst habe ich aus H. Winclders Schriften
überall entscheidende Anregungen empfangen. Des weiteren nenne ich
die Arbeiten T. K. Cheynes in der Encyclopaedia Bibüca, in denen ich stet«
ebenso gründliche yfie geistvolle Belehrung gefunden habe. Wenn ich
dennoch schließlich zu Ansichten gekommen bin, die von denen Chejmes
in äußerhch auffallendem Maße abweichen, so möchte ich betonen, daß
die prinzipielle Übereinstimmung unserer beiderseitigen Ergebniste trotz-
dem sehr weitgehend ist. Letzteres gilt in gleicher Weise von dem Verhältr
nis meiner Arbeit zu denen E. Meyers, insbesondere dessen „Israeliten
und ihre Nachbarstämme", und in vieler Hinsicht auch von den Arbeiten
F. Hommels, dem insbesondere die Klärung der Bedeutung der Begriffe
§ur-Ge§ur ASur zu verdanken ist. Alle diese Gelehrten glauben noch immer
Grundsteine znr Geschichte Israels.
an der traditionellen Lokalisierung der ganzen Urgeschichte Israels im
Südlande Palästinas, d. h. in der Wiiste, festhalten zu müssen, während
ich im folgenden den Nachweis erbracht zu haben glaube, daß diese Auf-
fassung unbedingt aufzugeben ist. Ich kann mir aber auch aus allgemeinen
Erwägungen überhaupt nicht vorstellen, daß die wilden „Südstämme''
die einzigen gewesen sein sollten, die uns von ihrer Existenz in dem ur-
alten Kulturlande Palästina Kunde hinterlassen haben sollten, daß sich
gerade ihre Traditionen erhalten haben sollten, während sich die Bewohner
Kanaans völlig in historischer Finsternis verflüchtigt hätten. Die Ent-
stehung unserer alttestamentUchen Überlieferung scheint mir unter solchen
Voraussetzungen geradezu unmöglich. Ich gebe mich daher der Hoffnung
hin, daß schon allein aus diesen Gründen meine Verlegung des Schau-
platzes der Urgeschichte Israels naidi Kanaan selbst Beifall finden wird,
und ich denke eine Verständigung über diese Fragen wird um so eher mög-
lich sein, als auch ich der Ansicht bin, daß die Tendenz der israelitischen
„Geschichtschreibung*^ im Laufe der Zeit zu immer weitergehender Ver-
schiebung der geographischen Begriffe geführt hat.
Sonst wüßte ich nur noch die immer anregenden Arbeiten von C. Nie-
buhr und C. Steuemagels kleine Schrift: „Die Einwanderung der israeli-
tischen Stämme in Eomaan" als für die Entwicklung meiner Anschauungen
von wesentlicher Bedeutung zu nennen. Leider zu spät erst lernte ich
H. Brunnho&TB fichtvolles Werk „Arische Urzeit" kennen, so daß ich ihm
nur noch auf den letzten Bogen meines Buches Rechnung tragen konnte.
Es ist sehr zu bedauern, daß es diesem geistvollen Forscher, der seit langen
Jahren die Ansicht vertritt, daß die arischen Stämme vor der Abwanderung
der nachmafigen Sanskrit- Arier nach Indien in der Gegend des Kaspischen
Meeres gesessen und sich bis nach dem westfichen Kleinasien ausgedehnt
haben, bisher nicht gelungen ist, die breitere OffentUchkeit für sich zu ge-
winnen. Anderseits scheint auch ihm noch 1910 unbekannt gewesen zu
sein, daß seine Ansichten seit 1907 durch die Ausgrabungen H. Wincklers
in Boghazkiöi glänzend bestätigt worden sind.
Ich selbst möchte daran anknüpfend bemerken, daß es fürderhin auch
nicht dem geringsten Zweifel mehr unterfiegen kann, daß die Arier auch
in Kanaan einst eine führende Rolle gespielt haben und daß sie es gewesen
sind, von denen die Israeliten ihre ReUgion übernommen haben. Über
diesen Sachverhalt war ich mir längst im Klaren; erst kurz vor Beendigung
des Druckes aber fiel mir durch Zufall der Nachweis in die Hand, daß es
speziell nachmafige Zarathustrier gewesen sein müssen, die Jerusalem gebaut
und die wichtigsten Heiligtümer des Landes in Pflege gehabt haben. Die
Stätte des Paradieses selbst, dessen Namen man schon seit langem aus dem
Iranischen erklärt hat, ist nunmehr endgültig wiedergefunden und damit
ist gegeben, daß Jahwe, der Gott Israels, mit fast absoluter Sicherheit ein
arischer Gott gewesen ist, den die Israefiten bei ihrer Einwanderung in
Kanaan vorgefunden haben. Wäre mir diese Erkenntnis früher gekommen,
so hätte ich mir beträchtfiche Umwege ersparen können; vielleicht ist es
aber gerade der Sache förderficher, wenn sich jeder Leser selbst überzeugen
kann, auf welchem Wege ich zu meinen Resultaten gekommen bin. Jeden-
QemoU, Grundsteine zur (^leschichte Israels.
falls bitte ich nunmehr einzelne Unebenheiten meines Buches, die dadurch
entstanden sind, daß ich nur mehr die letzten Druckbogen der veränderten
Sachlage entsprechend umgestalten konnte, entschuldigen zu wollen.
Dem Entgegenkommen des Verlages ist es zu verdanken, daß ich dein
Werke die im Maßst^abe der Karte des Palestine Exploration Fund ge-
haltene Karte desjenigen Gebietes, auf dem sich nach meiner Ansicht die
.Q;anze ältere Geschichte Israels abgespielt hat, beigeben konnte. Ich selbst
bin auf Grund des Studiums eben dieser Karte zu meinen Ergebnissen
gelangt, und ich hoffe, sie wird auch anderen gute Dienste leisten. In
Zukunft wird also auch demjenigen, der nicht in der Lage ist, sich Einsicht
in das große, nur auf reichen öffentlichen Bibliotheken erhälthche Werk
des P. £. F. zu verschaffen, €relegenheit geboten sein, sich über die geo-
graphischen Möglichkeiten der Uigeschichte Israels zu orientieren.
M. G.
Inhaltsübersicht.
I. Mißraim - Mu^ri. .
1. Maori in Kleinasien .
2. Mn^ri in Arabien und
Südpalastina ....
S, Arabisohes KuS . . .
4. Die „Ägypter" im A, T
5. Das Land GoSen
II. Sur - Gesur - ASur.
1. Hagar und Ismael
2. Das Land Snr .
8. GeSur und Asur
4. Maacha ....
5. Das Land 'Eber
III. Gilead.
1. Die Jephthasage
2. Die Gideonsage
3. Die Genealogie Gilead»
4. Die Einwandenmgsaage
5. Gad und Gilead . . .
IV. Die Midianiter.
1. Die Exodussage ....
2. Der Seher Bileam . .
3. Die fünf Gewaltigen
Sihons von Hedbon . .
4. Die Kozbi-Episode . .
r>. Zur Genealogie Midians
V. Daniten oder Keniter?
1. Die Probleme der Ge-
schichte Dans
Seite
5
17
27
35
37
40
47
Ö3
60
72
88
107
116
122
136
143
153
165
175
182
2. Silo 187
3. Das Heiligtum Dan . . 199
4. Die Keniter 213
5. Bahab 223
6. Von Dan bis Beerseba 228
VI. Der Jordan und Jerusalem.
1. Der Jordan 234
2. Der Jordankreis . . . 244
3. Das Land *Eber ha-
Jarddn 253
4. Jebus - JabeS .... 263
5. Sichern oder die §e-
ohemiterstadt 273
6. Salem -Jerusalem . . . 296
VII. Die BeTÖlkenmg Palästinas.
1. Kanaaniter u. Amoriter 311
2. Die Hittiter 327
3. Die floriter 349
4. Die Keniter -Kanaaniter 364
5. Die Lewiten 382
VIII. Der Gottesberg.
1. Jahwe und Kanaan . . 401
2. Der Horeb • Sinai und
der Berg Hör 408
3. Der Auszug 423
4. Der Beig Jahwes . . . 436
Register.
1. Namen und Saehen . . 459
2. Bibelstellen u. Apokry-
phen, Pseudepigraphen
usw 470—480
Karten.
1. Allgemeine Übersichtskarte (mit besonderer Berüoksiohtiguog d^ arisohon
Expansion in Vorderasien und der Verbreitung des Namens Mu^ri-Mi^raim).
2. Gelände zwischen Jerusalem und Ludd, auf dem sich die ganze Altere Ge-
schichte Israels abgespielt haben dürfte. (Auf Grundlage der Karte dos
Palestine Exploration Fnnd gezeichnet).
fiammurabi
fein Canb unb feine 3eit
Von
Dr. f rlebrjd) Ulmer
mit 3 nbbilbungen
Ceipzig
I. C. Ijinrid)s'((t)e BucDbanblung
1907
9er SLtit Otitnt
€emeinver$tändlid)e Darstellungen
hcramgcgcbcn von der
(PorteraftA(tfc9en titftll(<9aft
9. ^a^tt^ant^, %tfi 1.
XBenen ber »ielfa^ eroeiterten Keubrutfe tmp^djUt H fi4, ^eti na4
Sarong, ^, fLufia^t unb 6etten^l^t ^u attieren, a(fo §. 0.: HO. lY, 8* 6. 15.
Pbrygjen
unb feine Stellung
im kieinafiatifctjen Kulturkreis
Von
Dr Crld) Branbenburg
mit 1 5 nbbilbungen
Ceipzig
I. C. Qinrid)sTd)e Budilianblung
1907
®er Situ Orient
6tmemver$tXndlid)€ Darstellungen
bCTAttt(Cgtbf1l ?•!! in
9. 34«s««s. S^ft 2.
aiBegen bet k^ielfac!^ ettDeitcrtm Steubrude em^fie^U eS ft^, jlett luu^
3o^fian0, ^t, Auflage imb 6eiten^I )u aitieien, alfo §. 8.: 90. IV, 2* 6. 15.
<S)er
5agro0 ttttb feine ©öffter
atdäoto^fduihostapiiifdit ^8153^
©on
Dr. <Beor0 T^üfjini
QnU 3 KArUnflijjen un) 35 JSSBifbungen
1908
®er 3ELtU Orient
Semeinverstandlicbe Darstellungen
bcraMtcgcbcn «•« der
9. 3a$tgang. %tfi 3/4.
SBegeit ber ütelfad^ ertoeiterten 9leubiude empfiehlt H [id^, ftet0 iia((
Sal^Tgang, ^eft, ^tuflage unb ©etten^^I ju sttieren, a(fo |. 9.: HO. IV, 2* @. 15.
Der Teil (lalaf
unb
bie Dcrfctileierte Göttin
Von
Dr. max freit)crrn oon Oppenheim
Kairerlid)em Csgationsrat
mit einer Kartenfkizze unb 15 Hbbilbungen
Ceipzig
J. C. IjinridisTdje Budilianblung
1902
<S>tt 3ELttt Ortend
0emeinver$tSndlid)e Darstellungen
bcrautflcgcbcn von der
(Porbera|taftr4en £iefefffc9aft.
SGBegen ber ütelfa4 emeiterten ißeubrude empfie^U H ftc^, fleti nadi
3a^Tgan0, ^ft Kuflage unb @eitenaa^( ^u )tttcren, alfo j. 8.: 9(0. IV, 2* 6. 15.
Cbuarb 6lafers
forscbungsreisen
in
Subarabien
Pon
Dr. Otto IPeber
mit einem Bilb 6lasers
Ceipzig
I. C. Qinrid)s'rd)e Budjijanblung
1909
<Sftt SiUt Orient
6ememver$tSndlid)e Darstellungen
bcfMfgfStbttt VMi der
(Por^eraftaftf^en ^efefffc^af^.
Segen bec ttielfad^ emetterten 92eubtu(fe em()fle^It ed fi4, fleti tudl
Sü^tdang, ^, Kuflage unb €eUen}a(I au jttteren, alfo a- 9.: «O. lY, 2« S. 15.
Die
Deutung bcr 3ukunft
bei hm
Babyloniern unt) Tlffyrem
Don
Dr. nrtbur Ungnab
Ccipzig
J. C. Qinrid^'fdic Buditianblung
1909
®er SLtU ÖtUnt
Semeinverständlicbe Darstellungen
htrautflcgcbcn ton der
(pprieraftafifc^en ßtftttfdiaft.
tO. Jd^rgang. %tft 3.
tBegen ber I»ielfa4 enoetterten Steubrude imp^tfiU ei [vS^, ftM noet
Sa^tflonfi, .^eft, Vufloge unb Seitenaa^I §u gitteren, alfo ^. 9.: KO. IV, 2* 6. 15.
Das Dorgebirge am
nal)r«el«Kelb
unb
feine Denkmäler
Don
f)ugo IPinckler
mit 1 Kartenflcizze unb 4 nbbilbungen
Ceipzig
J. C. f)inrict)sTct)e Budjljanblung
1909
®er SLitt Orient.
8enieinverständlid)e Darstellungen
Kerauigcscbcn von der
IBegfn ber Otelfad) ermetterten 92eubruc!e em|)fte^It t^ fid), fleti nodi
Sa^tgang, ^eft, tluftage unb ©etten^a^I ^u aideren, alfo ). 9.: tlO. IT, 2* ®. 15.
nfurbanipat
unb bie
affyrifcl)e Kultur feiner 3eit
Pon
f riebrid) Delilfrd)
mit 17 nbbilbungen
Ceipzig
I. C. Qiniid^s'fdje Budibanblung
1909
ffemeinver$tSndlid)e Darstellungen
hcrittt0egcbcn vtii der
SBegen ber üielfac^ emetterten 9teubrude em|»fie^It ed ftd^, fttü nadi
Sfo^rgang, $eft, Ituflage unb 6ettensa^I }u gitteren, alfo }. 9.: tO. lY, 2* €. 15.
Die Eykier
It)re 6efdiici)te unD ibre Infcbriften
TRH 5 nbbilbungen unb Karteljen ber funborte
don
Dr. phii It)eobor Kluge
£eipzig
K C. Qiniicbs'rcbe Budibanblung
1910
®er JEitit ÖtittU.
StmeinverstSndlicbe Darstellungen
bcMni^cgckcR f M der
(Oorberaftattf^en 6ef^(9Aft.
Die ftbbilbttitgen 2—5 ftnb oon ))ft Shttfett. VlatKmic bet IBtffenfd^ften
in Sien gttttQfl ftBetfaffen warben.
Babulonien
in feinen
iDid]tigften Huinenftatten
Pon
Dr. Rubolf 3et)npfunb
mit 16 Planen ber Ruinenfelber unb brei nbbilbungen
Ceipzig
). C. f)inrid)s'fd)e Budiljanblung
1910
®et SLtU Otitnt
6emeinver$tSndlid)e Darstellungen
bcrattigcflebcN ««n der
^or^erafta^tfc^en ßtfttlfd^aft
lt. Ja^t^an^, %tfi 3 «nb 4.
fk%tn bec otelfad) er»eiterten Sieubrude empfiehlt ed ft4, fleti luidl
da^rgang, ^ft, «ufloge unb (Sftten^a^l jü ^ttieten, alfo a- 9.: «O. IT, t*6. 15.
Die Hmulette
ber alten Hegypter
Don
Dr. TUfreb IPiebemann
ProfcITor an ber Unlpsrptät Bonn
Teipzig
1. C. (jlnrldjs'ftbe Budjijanblung
1910
Der fflte Orient
6emeinoerständlid)e Darstellungen
bcrausgegcbcn von der
Oorderasiatisd)en 6e$e1Isd)aft
12. Jahrgang, ßeft i.
Segen ber oielfaci) erweiterten 92eubru(fe empfiehlt ed fld^, fletd nod^
Sa^rgang, $eft, 9[uf (age unb Seiten^a^l gu gitteren, alfo }. 99. : 80. IV, 2* @. 16.
Keilfcbriftbrjefe
Staat unD defellfcbart
in ber
babylonifct)«affyrifcl)cn Brieflitcratur
Von
Dr. Crnft Klauber
mit «invr RbMIbung
Ceipzig
I, C. f)inrf<l|sT(tl€ Budilianblung
1911
®er Situ Ötxent
6einemver$tandlid)e Darstellungen
bcuttsflcgcbcn von der
r
12. ^A^T^ang. I^tfi 2-
SBegen ber Dklfad^ ettpcttetten Steubnide empfie^U ei ftd^, |let0 noA
^a^gang, ^eft, ^luflage unb @€tieit^||I |u aittereti, aI(o §. Q.: 90. rv, 2* 6. 15.
Der mitbrakult
Seine Tlnfänge,
Cntipi(klungsger(l)id)te unb feine Dent^mäler
Don
Itjeobor Kluge
Mit 7 nbbiibungen
£eipzig
J. C. QinridjsTdje Budjlianblung
1911
/"
9er 3klU Orient
flenieinverstandlid)e Darstellungen
hcrtusgcgcbcn von 4cr
(PorberaftAttfc^en C^er^fffc^Aft.
12. ^A^r^an^, Igeft 3.
fdegen ber tiülfa^ ermeiterten Sleubtucfe em))fie^It el fL4, (kdi nod»
3a^0ang^ ^, VufUtQe unb €etten^t |u §ttteten, alfo ). 8.: KD. IV»2* 6. 15.
f)eenpefen
unb
Kriegfut)rung ber Kffyrer
auf ber Höbe il)rer lllacl)!
Pon
Dr. Jobannes Qunger
mit 9 nbbilbungen
Ceipzig
). C. l)inrid)sTd)e Budjbanblung
1911
®<r Situ Orient
Semeinverständlicbe Darstellungen
Itcraiitgcttbcii ton 4cr
(Porberaftatifc^en Cefefffc^afiL
12. ^ü$x^Mi^, %tft 4.
^Sdegen bet vielfach eroetterten ^tubxudt tmpfitifit ei {14, itett na^
^a^rgang, $eft, ^uftage unb ©eiten^^I au attteren, alfo ). 9.t€. 17,2*6. 15.
Babylonircbs
üumncn un» 6ebetc
3ipeite nustpabl
Don
Dr. Qeinrid) 3iiiimern
ort. Pro|«iror an 6«r UnlptriH« Ctipzta
Eeipzig
J. C. I)inri(tis'|(l)e Budibanblung
191t
Ott Mit Ctitnt.
€emeinverst2nd1id)e Darstellungen
bcraiisf ff eben vm der
^orberaftaftfcfen ^efeSf^Aft.
13. JtL^t^an^. %tfi \.
fk%tn bet »ietfa4 emeüertm Keubnufe empfie^ ei M, fte» na^
St^gang, <>eft, «iiflage uitb 6ettetiaa4( ju §itieten, alfo §. 8.: «O. IV,2* 8. 15.
nffyrifcbe ]agben
nuf Orunb alter Berldite unb Darftellungen
St|ct)llb«r1 von
Bruno meißner
mit 21 nbbllbungsil
Celpzlg
). C. QinMsTdie Bud)l)anMung
t9ll
ffemeinver$tändlid)e Darstellungen
bcraut^cgcben vor 4cr
13. ]iä$t^an^, %tft 2.
Segen bet bielfad^ ertoeiterten 9^eubnt(te empfiel^lt H [läf, ftetd na^
gal^gang, ©eft, «uflage unb Seitengal)! ^u jitiercn, dfo j. ». «D. IV,2* S. 15,
Kuros ber öroße
Von
)ustin ü. Präsek
mit 7 nbbfibungcn im Text
Ceipzig
). C. QinridjsTdie Budi^anblung
1912
®er SLtU Orient
6enieinver$t4ndlid)e Darstellungen
bcrautgcgcbcn von 4cr
13. 2^it^an^, %tfi 3.
SBegen ber üielfad^ ettoeiterteit 9ieubrude em|)fte^U cd fid^, (itetd tiact
ga^rßang, fieft, «uflagc unb ©citcnjo^I ju jiticren, alfo j. ©. «O. IV,2«®. 15.
Cntftebung unt) fierkunft
ber
Tonifcben Säule
Pon
Felix Pon Cufcban
mit 41 nbbilbungen im Text
£eipzig
). C. QinridisTcbe Buditjanblung
1912
9tt ^ttt Orient.
0emeinver$tändlid)e Darstellungen
(PorbevaftA(tf(9en ßiftflfdiaft
13. SafrgAti^. l$<fif 4.
9Begen ber Dielfdc^ enoetterten iReubrude em{)fie4tt eS ft4, fleU luuli
3a^TQaii9, $eft, fluflage unb @eitenaa^I ju §ttieren, a(fo a- 1). 9(0. I V,2- 8 . 15
DerTicrkult
ber alten Ägypter
üon
Dr. nifreb lOiebemann
ProfcfTor an b«r Unipcrpiat Bonn
Ceipzig
). C. QinridisTdje Bud)t)anblung
1912
®er 3BiiU Ötitnt
GemeinverstSndliAe Darstellungen
bcriHigegfben von der
^gen ber toietfac!^ eTtoeiterten i^eubrude em|)fie^(t cd ft(^, ftetd nac^
Sa^rgang, $eft, liluflage unb ©eiten^^I au kitteten, alfo }. IB. tUO. IV,2* @.. 15
Kambyfes
Don
Justin V. Vrä'sQk
Ceipzig
]. C. fiinrid)s'r<l)e Budjbanblung
1913
®er MUc Orient
0emeinver$tändlid)e Darstellungen
ktTAutgcgcbcn ««n de?
(Por^etAfiA(trc9tn CefeST^Aft.
iJBegen bet totelfad^ ettoeitetten SIeubtucte em|>fie^(t e« \\di, ftet^ nad»
Sa^rgang, $eft, tfuftage nnb ©eitenjal^I }u aitteren, o(fo a* 9. W. IV,2* 6. 15.
Tlad] Bogbasköil
ein nacl)gela|[enes Fragment
Don
Hugo IPinckler
Ceipzig
). C. fiinrid)s'i(t)e Bud)l)anbiung
1913
®er JEiiU Orient
0enieinver$tindHd)e Darstellungen
bcrauigcgcbcn von der
Q^or^eraftaftfc^en ßiftttf^aft
14. 2^9^%^^^* S<f^ 3-
SBegen ber bielfac!^ ettoetterten 92eubru(fe empfiehlt e§ fic^, fletö noi^
So^rgang, $eft, Stuflage unb @etten§Q^I gu gitteren, olfo 5. IB. 9(0. IV,2* S. 15.
Dareios i.
Pon
lustin ü. Präsck
Ceipzig
). C. I)inrid)s'rd)e Buditianblung
1914
9er SLttt CtUnt
6emeinver(tindiid)e Darltcllungcn
bcravtsfgcbcn ^^n der
Xkgen bev nitl^ad^ ertoeiterten ^^eubrude em|)fie^(t e9 [xd^, ^M ttodi
Sa^rgang, $eft, ^TufTage unb Seiten^al^I ^u gitteren, a(fo §. ». 90. IV,2* @. 15.
Inhili der bUber erl*ieiienen JJeÜe des „flittn Orient" (Preii *0P1.)
(^ortK^unff wn Itt iivelttn llrnft^loftlrtte) :
•^euku^ft bet gufunft bei ben
Sab^loniern nnb Slff^retn.
«Oll a. Ungnab.lO»
fteewelen unb ^Cöfü^runß bet
«Iff^rer. «on 3- junger. 124
^öOc ünb $Qrabic* bei ben 53abt)'
tomcm. 2. Sluflofle.
«on 3t. Seremia«. l»
53Qbi)Ionifd^c ^^miicn unb ®ebcte.
— 2. 'äu«»a^l. Son bcmfelben.lSi
•«ffUtifc^e 3agben. %vi] örunb
alter ^eri(^tc unbXarftcnungcn
gejc^ilbcrt. ^it 21 W>h.
gjou 93runo aJleiftncr.lS«
Äciti(!^riftbtictc. ©toat unb ©cjeÜ-
f(ftQU in bcr bab^Ionij^'oni?-
Tifd)cn«riefIiterotut. ajhtl^bb.
Son @.i^Iouber.l22
iKItbobijlonif c^c« SRed^t. 2Rit 1 «bb.
5Bon 33. gJleijBner. 7i
^obtilonicn in leinen luic^tigften
JRuinenftätten. 16<p(änc,3^lbb.
^on 5R. 3eftnpfnnb.ll84
etablbilböonöab^lon. 9Wit l«bb.
unb 2 qjlQncn,
SBon 8-. §. SBciöbad). 54
^cicbt^tc bcr ©tabt ^^obljlon.
«on $. SBincffer. 6i
IRod) «^Sog^aSlöi! (Sin Srrdg*
mcnt. «on §. SBinrfler.Us
I^Qrcioö I. »on 3- ö. $ra5ef.l44
(luDl)ratIänbcr unb bag 9)littel-
niccr. SIKit 3 ^bbilbungen.
^on $. SBincIIer. 7a
gcftungSbou im 9(1 teu Orient.
mt 15 9(bb. 2.«nflQqe.
«on 91. SSillcrbecf. U
^ammurabi. ©ein ßanb unb
>einc 3eit. ^it 3 «bb.
Son g. Ulmer. 9i
^ammuTabi»Q(eie|e.Wttl^b6.
4. erweiterte ^uftage.
«on ©. fBindler. 4*
ßettitcr. 9Hbb. 2. erweiterte
«ufl. «on S. «Kefferfcbmibt. 4i
entfte^ung unb ©erfunf t ber 3 o,n i -
jc^en @$ttte. Sßtii 41 9[bb.
^on S- Don Sui(t)an.l34
Jl aurb Q I e g. «on 3- «. *raäef .14«
(gntjifferung ber SeeUJc^rift.
3?lbb. «ou S. 3)le(ferl(^mibt. 5«
Reil|d)riftmebiain in«PoratIe^
len. ISd^riftt. &rei^. ü. Oefcle. 4*
fttiroS ber (Sirofte. »iit7«b' •
bilbungen. «on 3- «• ?räSef.l3s
fintier. ®efc^i(^te u. 3nfd)riften.
öabb.u.lÄarte.Soni^.Äliige.llt
%tx 3Äit^ro!ult. ©eine 2ln-
f änge,®ntn)idlungdge?4i Ate unb-
feine ^enfmdler. »Ut 7 «bb.
äSon X^. ft(uge.l23
35ad Sßorgebirge oni 9ia^r*el-
J^clb unb feine 5)en!mäler.
1 ftortenff. unb 4 ^b,
Sßon $. $ßtitdler.l04
9Hnit9e^ ^ieberentbedung.
Son 91. Sc^npfunb. 5t
«ß^önijicr. 2. Auflage.
«on ^. 0. £anbau. 24
$^öni5iicl)e Snfc^riften.
SJon ®. 0. Öonbau. 83
! <|5^rQö^cn. >J}tit 15 5lbb.
I 33on @. 58ranbenburg. 9«
©an^erib, Äönig t)on «Ifrjrien.
«on O. SBeber. 6«
XeU ^ataf unb bie öcrfc^leierte
©ötlin. 9Rit 1 jeartenff. unb
15§lbb. SJon 8R.ö.Dppen^eim.lOi
Urgeid)i(^te, ^iblif^-bob^lon.
3. ^7(ufl. «on |>. 3immern. 2$
«ölfer 3Jorbcrafiend. 2. Slufl.
5Jon ^. aSincfler. li
3)cr 3agro5 u. jcinc SSiJÜer. SWit
3 Äortenff. unb 35 9(bb.
S5on ®. Süftng.9814
Verlag der J> C-Hinrichs'schen Bachhandlung in Leipzig
Studienbücher
Blblia Hebraica« Adjnvantibns profeMonbos G. Beer, F. Bohl, G. Dalman^
S. R. Driver, M. Löhr, W. Nowack, L W. Rothstein, V. Ryssel ed. R. KitteL
Editio altera emendatior stereotypica, iternm recognita. I^IS-
In Halbleder geb. M. xo — ; in 2 Leinenbdn. M. I0u4o; geh. M. 8 —
Daraus in Einzelheften: i. Genetist M. I— ; 2. Exodus et LeTi«
ticus: M. 1.30; 3. Numeri et Deuteronominm: M. 1.30; 4. Libri Jotnae et
Jttdicum: M. i ~; 5. Liber Samuelii: M. I — ; 6. Liber Regum: M. i — ;.
7. Liber Jesaiae: M. i — ; 8. Liber Jeremiae: M. 1.30; 9. Liber Ezechiel:
M. I — ; 10. Xn prophetae: M. I — ; II. Liber Psalmomm: M. 1.30;
lai Proverbia et Job: M. 1.20 ; 13. Qninque Volumina: M. i — ; 14. Daniel»
Esra, Nehemia: M. i — ; 15. Chronica: M. 1.3a
Dalman, 0. : Qrammatik des jfldiscb-pallstiiiisdien AramUsch. Nach,
den Idiomen des palästinischen Talmud, des Ookelostargum und Pro-
phet entargum und der jerusalemischen Targume. Zweite, Tennehrte md.
vielfach umgearbeitete Auflage. (XVI, 419 S.) 190S. M. 12 —; geb. M. 13 —
Delitzsch, Frdr. : Assyrische LeseStfidce mit den Elementen der Grammatik
und To'lständigem Glossar. Einfiihrung in die assyrische und semitisch-
babylonische Keilschriftliteratur. Für lücademischen Gebrauch und Selbst-
unterricht. Fünfte, neu bearbeitete Auflage. (Xil, I83 S., daTOn 147 in
Ahtographie.) 1912. M. 18 —
— flrnndzflge der sumerischen Grammatik, (xxv, 158 s.) 1914-
M. 16.75; in Leinen geb. M. 17.50
— Kleine sumerische Sprachlehre f&r Nichtassynologen. Giammatlk,
Vokabular, Textproben. (VIII, 142 S.) 1914. M. 7.50; geb. M. 8.50»
— Sumerisches Glossar. (xxvii,296s.) 1914- m. 30— ; geb.M.31 —
Berrmann, J. : Unpunktierte Texte ans dem Alten Testament F&r
akademische Übungen und zum Selbstunterricht (33 S.) 1913. M. i —
Jeremias, A.: Handbuch der altorientalischen Geistesknltnr. Mit
215 Bildern nach den Monumenten und zwei Sternkarten. (XVI, 366 S.)
1913. M. 10 — ; in Leinen geb. M. ii.ao-
KOnig, F. L: Hebräische Grammatik fflr den Unterricht mit Obnngs-
stttcken und NVörterrerzeichnis, methodisch dargestellt (VIII, lii und
88 S.) 1908. M. 3 — ; in Leinen geb. M. 3.60*
Meißner, B.: Kurzgefafite assyrische Grammatik. Mit Paradigmenufein
und Wolter Verzeichnis. (V, 80 S.) I907. M. 3— ; geb. M. 3.5a
Poetische Texte des Alten Testaments in metrischer und strophischer
Gliederung. Für Voriesungen, Seminarübungen und Selbststudium.
I: Die Dichtungen Jesaias. Herausgegeben von W. Staerk.
(IX, 34 S.) 1907, M. I —
II: Amos,Nahum,Habakuk. Von demselben. (IX, 2 5 S.) 1908. M. I —
Robertson, A. T.: Kurzgefafite Grammatik des ueutestamentHcheB
Griechisch. Mit Berücksichtigung der Ergebnisse der Tcrgleichenden-
Sprachwissenschaft und der xotvi^ -Forschung. Deutsche Ausgabe von
H. Stocks. (XVI, 312 S.) 1911. M. 5—; in Leinen geh M. 6 —
Strack, H. L: Mischnatraktate: 'Aboda zara („cötiendienst««); 2 auil
1909; M. i.io. — Joma (»pVersöhnungstag**); i. Aufl. 1912; M. 1.20. —
Pesahim („Passahfest"); 191I; M. 1.80. — Pirqe Aboth („Spruche der
Väter**); 3. Aufl. 1901 ; M. 1.20. — Sabbat h („Sabbat'O; l^90; M. 1.5a
- Sanhedrin-Makkoth („Gerichtshof, Geißelstrafe*'); 1910; M. 2.4a
(Außer Pirq6 Aboth u. Sabbath sämtlich mit deutscher Obersetsung.)
Winckler, H.: Keilinschriftliches Textbuch zum Alten Testament
Dritte, neubearbeitete Auflage. Mit einer Einführung. (XX, I18S,)
1909. M. 3 — ; in leinen geb. M. 3.5O'
Haitmuia A Wolf, Ldpz%.