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Full text of "Der Alte Orient"

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I 


©er 


<Efte  Öxuni 


ßtmt\nvtxfl&iibii<l^t  ^arßeffungen 


ittCMg^tqtitn  von  itx 

(neunter  ^a^v^an^ 

1.  (U  fm  <  r ,  Dr.  fcithtidi :  IgammuraSt,  Tcm  Baii»  und  f^tne  Jett.  QVlit  3  JR66tf^ttn0<fi. 

2.  (gfran^cnBur^,   Dr.  6tt4:  (p^r^ßten  und  feine  jtteffting  m  ftfetnaftaHfcfen 

1KttftttrftTet0.    Qritt  15  ÜBSifbungen. 

3/4.  ^üfin^,  Dr.  ^eotrg:    9er  ^agroe  und  ferne  (pdffter.     6tne  arc(aofo^fc(' 
eC^no^rapftfc^  ^üi^^t.    fUflii  3  ICareenfll^jen  und  35  iieStfbungen. 


3.  €•  1^tnri4«'r4e  QgFttcQSanbfutts 

teod 


f 


®er 


Jlf^e  Ötuni 


&€mcmvttfl&nbt%<l^c  ^atfttftrxn^tn 


(eratiegc^eBen  von  der 

(neunter  ^a^v^an^ 

t.  (U  f «I CT ,  Dr.  ftithxut :  IgammuTaSi,  fem  Ban^  und  fein«  fett.  QVltt  3  JRSStfbun^en. 

2.  OßranftenBur^,   Dr.  6tt4:  (p^ti^^ten  un5  fetne  j&felAcng  m  ftfe{nafi«ftf<(en 
Vufturftret«.    (|riit  15  JlSSirbun^en. 

3/4.  tpuHrngt  Dr.  6eov$:    Qev  fagroe  un5  feine  (^dfler.      £ine  attt&ofoc^if^* 
el^mogTAp^tf^e  j^ftt^je.    ([ni(  3  ICartenfKi^^en  unb  35  ilfiStlbungen. 


I 

I  JSeipjig 


t908 


d.  3a9«9«ti9                   Der  Jllte  Orient  $<ft  \ 

r»«i«  dies  3«lir*                                       ^'              ^             ^     '               ^  Clnzcfprcis  jtdcf 

««••<«    <4    Hellt)                                   bertutftcgcb«.  fon  der  ^„^ 

2  m..  0cb.  3  m.  Uordcrasiaüschen  0e$c1lsd)aft  (€.  U.)  6o  PfcnBi« 


Qammurabi 

fein  Canb  unb  feine  3eit 


Von 


Dr.  friebrid)  Ulmer 


mit  3  nbbilbungen 


£eipzig 
].  C.  I)inrid)s'|(l9e  BuchbanOlung 

1907 


Die  Uorderasiatiscbe  Gesellscbaft  (€.  U.) 

mit  dem  Sitz  fn  B«rlin 

bawcdct  die  Forderung  der  vorderasiatisd)en  Studien  auf  Grund  der  Denkmäler. 
Sie  gibt  wis$ensd)aft1id)e  lYrbeiten  ibrer  tllitglieder  in  zwanglosen  Retten  als 
.»IDitteilungen  der  Uorderasiatisd)en  0ese1lsd)aft"  und  gemeinver* 
st2ndlid)e  Darstellungen  vierteljäbrlid)  unter  dem  Citel  .»Der  ülte  Orient' 
beraus«  femer  will  die  Gesellsd)aft  die  Besd)aftung  neuen  IDaterials  anregen 
und  unterstützen.    Die  Gesellsd)dft  zHblt  gegenwärtig  445  IDitglieder. 

Der  jäbrlid)e  IDitgliedsbeitrag  beträgt  10  mark,  wofür  die  .»IDitteilungen" 
(sonst  15  ID.)  und  „Der  JTIte  Orient"  (sonst  2  ID.)  geliefert  werden.  —  JTuf- 
nabme  als  IDitglied  erfolgt  auf  einfad)e  Anmeldung  beim  Sd)riftfilbrer  durd> 
den  Uorstand;  —  Zablung  der  Beiträge  bat  im  Januar  an  (Uotf  Peiser  Uerlag, 
Berlin  S.  42,  Brandenburgstrasse  II,  zu  erfolgen. 

Der  Uorstand  bestebt  z.  Zt.  aus:  Geb. Reg.-Rat  Prof.  Dr.  R.  v.  Kaufmann, 
|.  Uorsitzender,  Berlin  Ol.  62,  Hlaassenstr.  5,  Prof.  Dr.  YD.  ßartmann, 
2.  Uorsitzender,  ßermsdorf  (YDark),  Dr.  C.  Ynessersd)midt,  Sd)riftfabrer, 
Berlin  D.  5$,  Sd)$nbauser  üllee  15$ c,  Prof.  Dr.  I).  Olindcler,  Olilmersdorf,  Prof.  Dr. 
Br.  YDeissner,  Breslau,  Cic.  Dr.  Jfifr.  Jeremias,  £eipzig,  Dr.  €.  f.  Peiser, 
Königsberg,  Dr.  f  reib,  von  Bissing,  inflnd)en.  —  Herausgeber  der  „TDitteilungen": 
Prof.  Dr.  f).  Olindcler,  Olilmersdorf  b.  Berlin,  Bingerstr.  $0,  des  „HIten  Orient": 
Derselbe  und  Cic.  Dr.  Jfifr.  Jeremias,  Ceipzig,  IJaüptmannstrasse  3. 

Inhalt  der  bitbcr  crtd)l(nencn  Qctic  des  „BIten  Orient"  (Preis  60  Pf.): 

Ägypter  als  Krieger  und  Gröberer  in  üsien.    1903.    Uon  (U.  TD.  IDflller.  (5,  i) 

lIltbaby1onisd)es  Red)t.  YDit  1  Abbildung.    1905..  Uon  B.  11) e issner.  (7,  i) 

Jfmarna-Zeit.    2.  Jlufl.  1903.                                  Uon  ^.  Dieb  üb r.  (1,  2) 

Jfrabien  vor  dem  Islam.    2.  JTufl.    1904.                  Uon  0.  Oleber.  (3,  1) 

JTramäer.    1902.                                                     Uon  Jf.  San  da.  (4,3) 

Atbiopien.    1904.                                             Uon  Ol.  YD.  mflller.  (6,2) 

Babylonisd)e  Hymnen  und  Gebete.    1905.              Uon  fj.  Zimmern.  (7,3) 

Dämonenbesd>w$rungbeid.Babyloniern u. JTssyrern.  1906.  UonO.OIeber.  (7,  4) 

Entzifferung  der  Keilsd)rift.    1903.                Uon  C  Tnessersd)midt.  (5,  2) 

Eupbratländer  und  das  TDittelmeer.    1905.              Uon  ß.  Olindcler.  (7,  2) 

^estungsbau  im JTIten Orient. mitl5Jfbb.2.JTufl.  1903.  UonJT.Billerbedc.  (I,  4) 

7orsd)ungsreisen i. Sfld-JTrabien.  mmurtcntk.  u.  übt.  1907.  UonO.OIeber.  ($,4) 

Gesd)id)te  der  Stadt  Babylon.    1904.                     Uon  6.  Ol  in  dt  1er.  (6,  i) 

Qammurabi.  Sein  Eand  und  seine  Zeit.  init3J!bb.  1907.  Uon  f.  Ulmer.  (9,  1) 

6ammurabis Gesetze.  IDitl  JTbb.  4. erweit.  Jlufl.  1906.  UonI).  Olindcler.  (4,  4) 

Bettiter.    mit  9  JTbb.  2.  erweit.  Jfufl.  1903.   Uon  C  messersd)midt.  (4,  1) 

f)immels- u.  Oleltenbild d. Babylonier.2.erweit.Jluf 1. 1903.  Uon fJ.Ol  i  n de I  e r.  (3.23) 

R$lle  u.  Paradies  bei  d.  Babyloniern.  2.  erweit.  JTufl.  1903.  Uon  JT. 3  e  r  e  m  i  a  s.  ( I.  3) 

Keilsd)riftmedizin  in  Parallelen.  2.  JTufl.  1904.  Uon  ^reiberr  v.  Oef  ele.  (4,  2) 

IDagie  und  Zauberei  im  alten  Ägypten.    1905.    Uon  JT.  Oliedemann.  (6,  4) 

ninives  Oliederentdedcung.    1903.                       Uon  R.  Zebnpfund.  (5,3) 

Pb$nizier.    2.  JTufl.    1903.                                Uon  Ol.  v.  Candau.  (2,  4) 

Pb$nizisd)e  ]nsd)riften.    1907.                            Uon  Ol.  v.  Candau.  ($,  3) 

Pbrygien.    IDit  15  JTbb.    1907.                       Uon  6.  Brandenburg.  (9,  2) 

Polit.€ntwidclungBabylon.uJTssyriens.2.erw.JTufl.l903.Uonl).OIindcler«  (2,  1) 

Sanberib,  Konig  von  JTssyrien.    1905.                        Uon  0.  Oleber.  (6,  3) 

Sd)riftu«Sprad>ed.  alten  Ägypter.  mit3JTbb«  1907.  UonOI.Spiegelberg.  ($,  2) 

Stadtbild  von  Babylon,  mit  I  JTbb.  u.  2  Plänen.  1904.  Uon  7.  U.Ol  ei  ssb  ad).  (5,  4) 

Cote u.  Coten-Reid)e  i.  Glaub.d.a.Agypter.2.JTufl.l902.Uon  JT.  Ol  i  e  d  e m  a n  n.  (2, 2) 

Unterbaltungsliteraturd.  alten  Ägypter.  2.  Aufl.  l903.UonJT.0liedemann.  (3,  4) 

argesd>id)te,  Biblisd)C  u.  babylon.  3.  veränd«  Aufl.  1903.  Uon  i).  Z  i  m  m  e  r  n.  (2, 3) 

USIker  Uorderasiens.    2.  Aufl.    1903.                     Uon  ß.  Olindcler.  (1,  1) 

Oleltsd)Spfung,  Babylonisd)e.    1906.                      Uon  B.  Olindcler.  (S,  1) 


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bcn  Zrömmer^fen  SBeftaftenS  abgerungen  tocirben  ftnb,  finbet  ftd^ 
eine  gan$e  8let^  bon  3nf(|Ttften  ani  ber  ßüt  ^mmurttbiiS,  beS 
(Scftnberd  beS  bab^Ionif^en  Seltreid^,  fomie  fetner  Sorgdnger 
nnb  Stac^folger.  ©eit  ber  SSenbe  bed  t>terten  unb  brüten  Sa^r« 
tanfenbd  wi  S^riftud  reben  Urlunben  SBob^tonien*  }u  nni.  Oerabe 
tn  bie  ^ammnrabiieit  a6er  erdffnen  und  jtouftontrafte,  jurtftifd^ 
Seite,  bann  bit^losiatif^  unb  benoaltungSre^tlid^e  ftorref))onbeni, 
inttefonbere  bed  ftdnigd  großes  bfirgerlid^ed  ®ef(e|6ud^,  Stnbltd  in 
getreuefier  JBSeifc  Sd  ifl  amtli^  f<|on  bantafö  red^  Diel  gefd^eben 
ttporben,  nic^t  nur  ^ute!  9Benn  und  bie  Originalfd^riftftfide  auS 
banaliger  ßeit  er^Iten  blieben,  fo  bauten  ttrir  ed  bem  Umftonb, 
boi  bad  $a^er  biefer  3^^  ®tein  ober  £on,  i^  gebec  aber  ber 
9Rei|d  nxtr,  mit  bem  bie  bon  ben  ^rieftem  auf  @tein  borgematten 
Figuren  unb  @cl^rift}fige  auSge^auen  kourben  ober,  mie  bei  bem 
ffir  geiDd^Iid^ .  angewanbten  SD>n,  bie  Schrift  gleich  unmittelbar 
aufgetragen  umrbe.  9Bar  a(fo  fd^on  bie  ^eriftetlung  eine  unglei^ 
maffibere  ald  ju  unferer  Qüt,  fo  ^t  fie  bie  @rbe  ja^rtaufeube 
lang  in  i^rem  83oben  forgfam  aufbenm^,  Ui&f)renb  ficb  oft  birett 
über  ben  Senhndtem  ftltefter  83ergangen§eit  nmA  Stfm  aufbaute, 
ben  attge^eiligten  Soben  ni^t  af^nenb,  ber  unter  i^m  lag. 

Sttge^igt  ifi  bie  f[a^  SfQubialebene,  bie  dupf^tai  unb  Sigrid 
in  i^rem  Unterlauf  umfc^ttegen,  unb  an  bie  fc^on  im  bierten  unb 
britten  3a|rtattfenb  bor  Sl^riftud  bed  öfteren  mdd^tige  äBeUen  einer 
geioalttgen  femitifd^n  SStterttKinberung  anliefen.  2>ort  f^ot  fid^  feit 
eben  jenen  Zagen  eine  und  immer  ftarer  erfennbare  bebeutenbe 
®ef(^^e  abgeflndt,  ^t  bamald  unb  frfi^er  f c^on  ber  ^efter  bon 
feinem  Semt>et  aud  ben  ^ng  ber  @onne  ober  bed  SD^nbed  unb 
ben  Sauf  ber  ©teme,  bie  bort  fo  ^Q  unb  f^rf  (endeten,  ind 
einidttfte  berfolgt  unb  a(d  Srftger  einer  ^od^^abenen  Steligion 
feinem  (Bottr  ben  er  ju  btefen  ^immeldtdrpem  in  engfter  SBe)ie^uttg 
tom^,  ^mtten  gefnngen. 


413696 


4:  iltefte  a)e{d)i(4te  Sab^Ionieni».  )S0.  IX,  1 

%n  ber  @^toeDe  Don  ber  Dorgef(!6td^tIt(^en  ju  ber  Qt^dßi)U 
lid^en  ßett  fielet  für  und  ber  inf(|rtftltd^e  Slad^koeid,  bog  auf 
bem  93oben  SBab^IomenS  ^unäc^ft  eine  ntd^tfemüif^e,  alfo  aud^  — 
nad^  unferem  ®pra%e6raud^  —  md^tbab^Iontf^e  JBeüöIferung 
^eimtf^  toar.  SBon  btefer  erften,  nni  nur  bem  9lamen  nad^  oli 
©unterer  belannten  —  toad  toir  fonft  nod^  toiffen,  ift  Vorläufig 
nod^  red^t  problematifc^er  9?Qtur  —  93et)öl(erung8fd^id^t  fiberfamen 
bie  erobernb  in  bie  ^tnifd^en  (Sup^rat  unb  %i%xii  (iegenbe  Sief* 
ebene  einbringenben  ©emiten  eine  ftauneni^merte  (Srbfd^oft  an  ftunft 
unb  Raltax,  in  bie  fie  aber  batb  l^ineinmud^fen,  eine  (Srfc^einung, 
bie  fic^  bei  SBöKern,  bie,  ber  fiultur  felbft  nod^  relativ  ober  aud^ 
ganj  fernfie^enb,  p(ö|}(id^  ein  fotd^eS  5ht(turerbe  antraten,  faft 
rege(m&§ig  toieber^olte. 

%n  einjelnen,  jnyeifelloS  Don  ber  SBorfd^id^t  fibernomntenen 
^iligtamem  midEelte  fu^  um  3000  D.  &fx.  ein  richtige«  ftlein« 
ftaati»(eben  ab.  Seber  ,,  Staat''  li^ab^fonienS  umfaßte  ni^t  Diel 
me^r  als  bie  Tempel«  unb  atefiben^ftabt  mit  bem  ftönigSpalaft 
unb  eDentueU  bem  fronprin^ßd^en  $a(aft  unb  baS  nötige  umlie« 
genbe  ^l\>.  S)ie  äJernyaltung  (ag  in  ben  ^dnben  Don  ^rieftet» 
ffintgen,  ^ateftd.  Ur  mit  feinem  bamald  fc^on  alten  2Btonbfftxi\%* 
tum,  Sred^  mit  feinem  9nu«  unb  Sfc^tartempel,  Sarfa  mit  bem 
@onnen^eißgtum,  (Sribu  mit  bem  (Sa*  unb  92ippur  mit  bem  @n«(iU 
tempel  n^aren  fold^e  @t&bte  unb  @taaten.  2)er  $ateft  Don  Sagafc^, 
ber  ©tabt  ber  (SSöttin  iTOa^tum^bug,  ®ubea  (ca.  2Q00  D.  (S^r.)  ift 
infolge  feined  toeitrei^ben  Sinfluffed  unb  feiner  audgebe^nten 
jpanbetSbeiie^ungen,  Don  benen  und  feine  Snfc^riften  berichten,  ^u 
einer  marfanten  (£rf^inung  jener  3^^  gen^oiben.  ^ai  futtureQe 
unb  politifi^e  Übergetoid^t  lag  in  ber  aOererften  S^it  unb  bann  mieber 
ju  ®ubea8  3^i^  ^^  ©fiben  $Bab^(onien8.  5E)iefe8  flbergenyid^t 
n)urbe  auf  einige  3^^  böDig  audgef^altet  burd^  einen  5(öntg  ber 
nörblid^  gelegenen  Sfc^tarftabt  tlgabe  ober  ültab.  2)ad  n^ar  ©d^r* 
gani4d^t^a(i,  ber  ,,  mächtige  Stönig",  un8  a(8  ©argon  befannt 
(um  2800  D.  (£§r.).  ©eine  smeifeKod  gefd^id^tttd^e  Oeftalt  begegnet 
uns  in  ber  9(u8f(^mäd(ung  ber  Segenbe.  ©o  »urbe  er,  mie  er 
felbft  erj&^It,  Don  einer  ®ott  gemeinten  jungfrflutic^en  SRutter  — 
ed  ift  bted  baS  in  Segenbe  unb  ®ef(|id^te  fi(|  bfterd  »ieber^ofenbe 
fogenannte  SrtöfermotiD,  baS  §ier  in  (Srf(^inung  tritt  —  geboren 
unb  in  einem  mit  (Srbpec^  Derfc^Ioffenen  ©c^itfro^rtfiftd^en  im 
i$(uffe  ausgefegt.  93on  einem  SBafferfc^flpfer  gefunben  unb  a(8 
©artner  Don  biefem  grog  gebogen,  gen^ann  i§n  Sfd^tar,  bie  (Göttin 


«O.  IX,  1  ^abtflon,  5 

Hon  Sgabe,  lieb  unb  mod^te  i^n  jum  ^nn  äSet  bie  @(l^n)ari<r 
Iö))figen,  baS  §eigt  aber  bie  äKenfc^ett.    (Sg(.  bie  SRofeegef^ic^te.) 

(Sef<!^tf^tli(^  StoeifeHod  aber  ift  ed  i^m  }um  erftenmal,  totnn 
auc^  ntc^t  ffir  lange  Saner,  gelungen,  SBob^Ionien  unter  feiner 
^errfc^ft  ^olittfd^  ju  einigen.  SBiS  an«  äRittelmeer  ^at  er  Sanb 
unb  £eute  feinem  poßtifc^en  unb  bamit  aud^  fultureQen  Sinflu^ 
unteitnorfen.  S)iefer  Uiurbe  fogar  t)on  feinem  ©o^ne  Sßaramfin/ 
bcm  erften  unb  au^  fc^on  bem  legten  Srben  biefer  Sorma^t,  auf 
Arabien  unb  nörblid^  über  ben  unteren  ZigriS  ^inaud  audgebel^nt. 
SBad  für  VudbHcfe  gekodl^rt  und  bie  feftgefteOte  Zatfac^e,  bag  koir 
in  ben  Zagen  eined  @argon  t)on  Slüab  (co.  2800  o.  G^r.)  ober 
eined  @ubea  t)on  Sagafc^  (ca.  2600  t>.  &§r.)  in  83ab^(onien  einen 
^ö^ef^unft  in  ^olitifc^  unb  fuItureSer  SBeiie^ung  finben,  toie  er 
ft)fiter  au(^  ju  ben  gläcf üd^ften  ßeiten  nid^t  mel^r  errei^t  Uiorben  ift. 

SBobi^Ion,  bie  Supl^ratftabt  im  Slorben  ber  bab^Ionif^en  (Sbene, 
k>o(Ket9mo(ogif(^  als  p,a3ab4(u  =  Xor,  Porte  ©otted"  erftört,  bie 
fp&ter  atd  Dielgolbene,  ^unberttorige,  ob  i^rer  ©d^ön^it,  i^rer 
@röH  i^red  Sleic^tumd  ^oc^berfi^mte  @tabt,  Derbanft  @argon  i^re 
Smeuerung  unb  Vergrößerung.  @ie  ift  in  biefer  3^^^  ^i^  ^^ 
fc^tnt,  nic^t  fe^r  hervorgetreten.  92ad§  9taram^@in,  beffen  Drtgi« 
na(bi(b  unS  ermatten  ift,  ift  ja  aud^  baS  ^olitifc^e  @(l^n>ergett)ic^t 
toieber  nad^  bem  @fiben  Dericgt  Sorben.  @tefö  neue,  offenbar  ).  %. 
ftarfe  SSellen  femitifd^r  Sinnrnnberung  fd^einen  mit  fc^ulb  baran 
getoefen  ju  fein,  baB  bie  SS'er^Itniffe  feinen  anzulangen  fidleren 
Seftanb  ^tten.  SDiejenigen  Stönige,  bie  gerabe  oben  n^aren,  (egten 
liemlid^ed  ®ttx>\d)t  barauf,  bag  biefe  i^re  ©teOung  in  ifren 
Ziteln  entfpred^enb  jum  9(u8bruct  gebracht  n>erbe. 

3u  SBebeutung  fam  Cab^Ion  unb  mit  i^m  bann  au(4  n^ieber 
ber  9}orben  Sab^TonienS  unter  ben  Stdntgen,  bie  man  aU  erfte 
S)9naftie  t)on  iBab^Ion  bejeic^net.  @ie  n>aren  nic^t  ein^eimifd^en 
Urf)>rungS,  fonbem,  toie  i^re  9lamen  ju  er!ennen  geben,  auS  ber 
ipeimat  ber  femitifc^en  JBftIfer,  Arabien,  eingetoanbert.  3n  biefer 
^D^naftie  ^at  fic^  baS  eingemanberte  @(ement  feiner  @tärfe  unb 
Sebeutung  nad^  als  t^ronffi^ig  ertt)iefen.  !S)ag  fie  aber  nid^t  ganj 
o^ne  SBiberfprut!^  ben  I^ron  beftieg,  bett>cift  bie  «uffteDung  eine« 
®egen!önigS,  ber  foioo^I  ©umu^abi,  bem  erften,  toie  aud^  @umu« 
la«i(u,  bem  jmeiten  fiönig  unb  tDof)l  eigentlid^en  genealogifc^en 
(Sröffner  ber  auS  inSgcfamt  11  §errfc^ern  beftcl^cnben  SJ^naftie^  — 

1]  3)ie  ^ammurabib^naftie  beftanb  m§  folgenben  11  ^errfd^ern:  @umu« 


6  ^ammurabib^naftie.  9ÜD.  IX,  1 

le^terem  fe^S  S^^re  lang  —  ju  fd^ffnt  mad^te.  2)ie  3^*  ^i^f^ 
6ebeitteitbeit  ^ctrfd^b^naftie,  fflr  bie  eine  negtetungi^seit  bon  un« 
geffi^r  300  Sauren  um  2000  t>.  ^t.  anjnfe^  ift  unb  bie  ftd^ 
offenbar  balb  böDig  bab^Ionifterte,  bebeutet  ein  goIbeneS  SRitteU 
alter  bab^tonifd^  SHtertumd.  ^mmurabi,  „@inmnbaQitS  @o^n, 
@ttmtt4a^(u8  Slüc^fotger",  tarn  als  6.  unb  att  ber  meitauS  beben« 
tenbfte  ftftnig  feiner  S)9naftie  auf  ben  Z^ron  um  1945  unb  re» 
gierte  55  3a^,  nac^  ber  So^reSlifte  B  nur  43  Safere.  aSenn 
»ir  auf^  ben  3^fammen^&ngen  ttxdft  nifftc  nac^ge^n  ffinnen,  fo 
moQen  mir  vmi  htkS)  baran  erinnern,  bag  n>ir  und  je^  in  ber  3cit 
STbral^md  befinben  unb  in  ^ntmurabi  jenen  ^mxap^t  in  l.SRof.  14 
nneberfinben  \ 

Son  allen  Jtbnigen  SBab^IonienS  geniest  ipammurabi  gegen« 
to&rtig  ben  größten  SRu^m,  2u  bem  i§m  namentttd^  fein  erft  bor 
5  9a^ren  koieber  aufgefunbener  (Sefe^eSlobe;  berl^Ifen  ^t.  Son 
feiner  Sugenb  unb  feinem  ^ritxitleben  toiffen  mir  nid^tS,  nic^t  ein« 
mal  bie  Segenbe  meijs  befonbereS,  auc^  ni<l^t  aber  feine  Sugenb« 
gefd^c^te,  ju  beriefen.  S)affir  ^ben  mir  aber  bon  feinem  au&> 
gebe^nten  ftffentK^  SBirten  bie  berUffigften  3^i<St^^ff€-  ^mmu« 
rabi«  3eitalter  galt  ber  Seit  eine«  ißebufabneaar  U.  (604—562), 
beS  3€^tdrer8  ber  @elbftftnbigfeit  SubaS,  ber  nad^  mec^felooQen 
©c^icffalen  unb  3a^r|ttnberte  langer  @dflD&(Sft  SBab^ton  nod^matS 
an  bie  Spi^e  SBorberafiend  bra^e,  atö  Inbegriff  aOed  @(anaed, 
aQer  ^errfc^ft,  oHet  9iüdi.  @o  moDte  man  ed  benn  aud^,  mit 
Slr^ifterungen  ).  89.  ber  @^rift  biiS  inS  einjelnfie  ge^b,  bama(S 
eine  ffiAte  9toiaiffance  erkben  (äffen. 

S)ie  Ser^ftltniffe,  bie  jene  erfte  Z)9naftie  bon  Sa6l)(on^  lurj^ 
meg  ^mmurabib^naftie  genannt,  antraf,  toaren  ni^t  ungfinftige. 
Ägypten,  jener  groge  ftuUurfonfurrent  Oab^IonienS,  toar  teils 
burd^  ftriege  mit  anberen  83ö(ferfd^aften,  tei(8  burd^  tief  greif enbe 
9leformen  im  Snnem  bed  Sanbed  offenbar  fo  bef(|&ftigt,  bog 
eine  ^mmung  bon  biefer  ©eite  ni^t  ju  edoarten  mar.  äRit 
Xffl^rien,  xt^p.  ben  mefo)>otamifd§en  ©taaten,  bem  fb&teten,  gef&bt« 
(id^ften  f$einb,  mar  bamaU  im  @mfte  nod^  ni^t  ju  red^nen, 
äbrigend  mirb   bie  @tabt  Slffur^  im  ^ammurabifobe;  ate  im 

abi,  ©umu'Ia^ilu,  3<^^ium,  $(bi«®in,  @in-tnubaüit,  ^ammurabi,  8amfu»i(una, 
Vibi-efd^ua,  9[mnii«bitana,  Slmmi-jabuga,  ®antfu«bitana. 

1)  9}S^ered  bei  ^.  ^eremiai»,  ^d  9Ue  ^eftament  im  Sichte  bed  mttn 
Orient«.    2.  «ufl.    1906.    6.  345  ff. 

2)  8u  »iniM^  fic^e  q.  o.  D.  6.  271  f. 


«O.  IX,  1  SHe  pom\dit  Sage.  7 

SRQ<^t6cfet<^  ^ammurabiS  gdcgen  eno&^nt.  Wxhtci  ftatib  ei 
mit  bem  mäci^tigen  uitb  ftetigen  (Begncr  SBab^IonA,  mit  bcm 
noTbSftli^  Don  il^  getegenen  (Sfam.  Slamitifc^  SRad^  |at 
ftdl  f(i|im  in  oHevftü^ec  Qüt  in  ben  (Su^^iatl&nbcnt  r^ 
unliebfam  bemettbat  gemalt.  Sm  damitifd^em  (Etnf(ug  lotig 
m^  bte  ^mmnrabiieit  xtä^t  genau  ju  d^ft^Ien«  9tid^  nur, 
ba|  bcr  @flben  Ottb^tonienS,  bec  jn  Anfang  berfclben  unter 
ber  S)))nafKe  wn  Sotfa  baS  ^litifc^  Übergetmd^t  ^atte,  in  W>^ 
^ftngigfett  Don  (Sfam  ftmtb,  au<f^  9lorb6a6^onien  mu|te  jloeifelloi 
fein  3o^  tragen.  93ar  bo^  9Km^@in,  ber  ^lerrfd^er  tmi  Sarfa, 
fclbft  (Hanrit  nnb  ^mmnrabt  fein  üktfall.  S)aS  ftCeinfhtattoef^ 
mit  00  feiner  (Siferffh^elei  »ar  immer  nod^  in  Slfite,  bei  beni  fii| 
eben  in  oft  tofc^  loe^felnbem  Oef^d  bie  @4»id^n  fiett  eine 
9rt  Obcri^^  ber  jetoeitö  @t&rteren  gefallen  loffen  nutzten. 
2)iefe  na^  frei(i(!^  nid^t  feiten,  namentlid^  in  gffiHen,  too  eS  gei* 
fS^n^  tomr,  ben  Untergebenen  ju  reijen,  bie  ben!bar  milbefte  fjform 
an.  (Sine  fo(d|e  grorm  mirb  bai  $o^it80er^A(tni8  beS  KinuSin 
Sber  ^mmurabi  ge^t  ^ben.  ^nn  au9  bem  Umftanb,  bag 
8ab^fa>n8  b^naftifd^  Sl^ronologie  mit  ben  ftAnigen  ber  ^mmnrabi» 
bt^naftie  fiber^u^t  beginnt,  bfirfte  kool^I  baranf  gefd^offen  »erben 
tbnnen,  bog  bie  @tabt  f^on  unter  ben  Slnf&ngem  ber  2)^naftie 
SU  einer  gennffen  Oebeutnng  nnb  ©elb^Anbigfeit  getommen  ift 

9linur@in,  ber  Abnig  bon  Sarfa,  trug  ben  XiteC  eine< 
^errfd^ert  im  9tei^  Don  @umer  unb  9({fab.  S)iefer,  bie  Stomen 
ber  beiben  fitteften  ffib«  unb  norbbab^fonif^n  @taatdgebi(be  ent» 
^tenbe  Zite(,  n>ar  Don  je^  ber  Snbegriff  fpffn  fnaift  aU 
i^ammurabi  um  1945  atö  ftbnig  ,,Don  (botteS  Knaben''  auf 
hm  Z^ron  SJab^Ion»  fam,  burfte  er  ed  »agen,  baS  3oi^ 
biefer  It^ttn  fübbab^Ionif^en  2)^nafüe  abjufc^fittetn.  (Sr  er«* 
oberte  Sarfa,  fe^te  8Km*@in,  ben  Slamiten^  ob  unb  99ab^(on,  bie 
Siegerin,  Ungft  t)or  @argon  gegrfinbet,  Don  ©unnHibi  jum  @i^e 
fehtei  ©tabittnigtumS  gemad^t,  toar  unbeftrittene  f^au^tftabt  ni^t 
nur  Storbbab^bmiend,  in  beffen  Sheid  fie  (ag,  fonbem  (Sefamt« 
teb^loniend.  @ie  blieb  Don  nun  an  ja^r^unbertelang  ber  SNKttel« 
pnnft  ber  Oef^ic^e  beS  Don  ^ommurabi  unter  feinem  ^epter 
geeinten  Steid^.  O^ne  koeiteted  trat  er  in  bie  9ted^te  unb  Xitel 
beS  9efiegten  ein  —  5t5nig  Don  SBab^ton  aber  ga(t  fortan  att  ber 
ftof^efh  Zitet  „^mmurabi,  ber  mdc^tige  ftbnig,  ber  5t5nig  Don 
Sab^ton,  ber  ftdnig  ber  Dter  Sßeltgegenben,  ber  JBegrunber  beS 
SdnbeS  bin  ii^''.    S)er  „ftftnig  bed  SanbeS  @umer  unb  SRtab'', 


8  S)ie  6))ta(^nftage.  HO.  IX,  1 

ja  ,,bie  ©ontte  üon  SBob^Ion''  nannte  et  fid^  ®t  ^otte  aber  auc^ 
ein  ftolsed  9ied^t  ju  ftoljen  Sitein. 

9Ud  ein  ftarf  nationaler  ßug  erfd^eint  in  unferent  Urteil  feine 
Sk^nblnng  ber  ©firac^nfrage.  ^ii\)tt  toax  nur  im  SRorben  Sab^« 
Iimiend,  ber  eigentlichen  S)omdne  ^mmmurabiS,  bad  ©emitifc^ 
iBab^lonifc^e  bie  offizielle  ©c^riftfprad^,  im  (Sfiben  »ar  man  über 
bad  ©nmerifd^e  in  ber  (S^riftfpta^e  noä)  nid|t  ^inaui^getommen. 
S>ad  @umerif(^e  nrnr  bie  ©prad^e  ber  Dorfemitif^n  Seüölterungdi* 
fd^t,  n^or  aber  f(^on  in  ffir  nnd  tor^iftorifd^  Qtit  im  aus^ 
fterbenben,  ja  fogor  too^I  fd^on  audgeftorbenen  @pra(^e  geniorben. 
@te  tourbe  aber  nmfome^r  ate  S)enfmate*  unb  indbefonbere  ^eilige 
Shtttf^rad^  —  bem  Sateinifdien  nnfered  SDättelalterd  gleid^  —  ja^r« 
tanfenbelang  gemiffen^aft  gepflegt,  a(8  bie  femitifd^n  SBab^Ionier 
in  ber  fd^ftfic^en  SSBiebergabe  i^rer  @pra(^  gan}  unb  gar  üon 
ben  ©umerem  abhängig  nmren.  @ie  Ratten  ben  ganzen  fom^li« 
gierten  ©d^rifta^parat,  nrie  er  fi^  aud  einer  urfprungUc^n  83i(ber« 
fc^rift,  bie  fic6  im  Saufe  ber  3^^^  i^  ^^^^^  ibeogra^^ifc^en  unb 
@ilbenf(^rift  enttoidelt  ^tte,  ergab,  ^rfibergenommen,  fo  menig  er 
ft(^  auc^  baju  eignen  mo^te.  S)er  Sab^lonier  fc^rieb  nie  anberd 
ald  fumerifd^  ©d^rift,  ja  bie  ®ef(^id^te  ooQte  ed,  baB  biefe  ©c^rift 
in  ber'  XeD«>eI«%marna^it  (1400  o.  (S^r.)  ben  ganjen  Dorberen 
Orient,  JKleinafien  unb  llg^pten  für  ben  bi^lomatifc^en  SBerfe^r 
be^fd^te.  Um  biefe  ©c^rift  fd^reiben  ju  ffinnen,  mujste  einem 
bie  Stenntnid  oon  ungef&^r  400  3cidben  jugemutet  merben,  bie  nun 
i^rerfettS  lieber  re(^t  t>ielbeutig  fein  fonnten.  3e  I&nger  nun  bie 
tote  fumeriff^  ©prad^e  im  Qkbxaudi  blieb  neben  ber  femitifc^« 
bab^Ionifd^en  Umgangdfprad^e,  befto  ftarrer  unb  oerfnöc^erter  »urbe 
fie.  ^mmurabi  oerbr&ngte  jmar  bad  ©umerifc^e  ald  offizielle 
©d^ftfprad^e  nid^t  ooQftänbig  au8  bem  ©üben,  aber  er  t)erf(^ffte 
bem  SJab^lonifc^en  atö  offizieller  ©f^rac^e  auc^  bort  (Eingang  ba^ 
burd^»  bag  er  atö  ber  erfte  ztDetf))rac^ige  Sufc^riften  —  alfo  in 
fumerifc^er  unb  bab^lonifc^er  ©pra^e  jugleic^  —  für  bort  obfagte. 

S>er  bab^lonifdjen  Xrobition^  bie  fid^  ^ier  im  SinKange  mit 
ber  dg^ptifc^en,  aber  im  ftarfen  @egenfag  ju  ber  fpateren  aff^« 
rifd^  befanb,  folgenb,  jeigte  er  menig  ißeigung,  ftc^  etn^a  oor 
aQem  fitiegdru^m  ju  txxotibtn.  Kriege  fd[)eint  er  mit  Sludna^me 
etma  ber  SlnfangSjeit  feiner  Stegierung  nur  ba  geführt  }u  ^aben, 
»0  fie  nötig  n)oi'en.  3)ann  fonnte  ^pammurabi  auc^  ber  .»getoaltige 
ftrieger'',  „melc^er  befdmpfte  bie  oier  SBeltgegenben",  mie  er  felbft 
fagte,  fein,  er  lieg  aber  gleich  burc^blidCen,   ba|  ed  bed  ftrieged 


«O.  TL,  1  5Wcg  unb  ^ecr.  9 

3Mcf  taiar,  bte  dhäft  totebct  ^etjufieQen,  bamit  bte  Untertanen  in 
fernem  Sd^n^  in  ^eben  audrul^n  fonnten. 

SB&^renb  bod  fleine  fte^enbe  ^r  für  bie  ^riebendjett  nur 
au9  9eruf9foIbatett,  bie  ftd^  in  ber  Umgebung  bed  Könige  befanben, 
beftanb,  erfolgte  ffir  ftriege  ein  ^^oRikiufgebot,  bem  ber  toe^r^afte 
Shriegerftonb  fofort  ju  folgen  ^atte.  Siefe  aufgebotene,  auf  ben 
Sinf  bed  ftönigd  fofort  ju  ben  SBaffen  eilenbe  SRannfc^ft  bUbete 
bann  mit  bem  fte^nben  $eer  sufammen  bie  ©treitmad^t.  SBer 
fi^  hn  f^Qe  bei»  ftrieged  ber  ^ereSpflic^t  tntfiOQ,  fei  ed  auci^ 
bun^  (SteOnng  eined  Srfa^manned,  ^tte  XobeSftrafe  ju  getofir« 
tigen,  ebenfo  toie  ber  ^Beamte  ober  ißorgefe^te,  ber  bo)u  be^ilflid^ 
toar.  SieHei^t  beftanb  ber  eigene  ^egerftanb  and  Seuten  an^ 
ber  ^mat  ber  S^^naftie,  bie  ba^er  auc^  jebenfaHS  t)eriaffig  maren 
nnb  fi^  ber  befonberen  fjffirforge  beS  $ofei»  erfreuten,  ^er 
Shrieger  mar  n&mßd^  ni^t  aü  SBefi^er  bed  Don  i^m  bemirtfd^f« 
teten  (Shmnbed  unb  9oben8  gebadet,  fonbern  aß  erbßd^  3n^aber 
eined  fdniglid^en  Seiend  mit  befonberd  auSgebe^ntem  SKegungd« 
re(!^t  2>er  ^of  gab  bem  ftrieger  nid^t  nur  bad  (ebenbe  gnDentar 
ffir  ben  @tall  unb  unter  UmftSnben  ido^I  aud^  ein  Keined  99e« 
triebi^faliital,  er  lieg  fi^  au^  feine  mirtfd^aftlid^e  Unab^fingigleit 
angelegen  fein.  @o  burften  {Beamte  ober  SBorgefe^te  ben  Shrieger 
ni(!^t  jur  fio^norbeit  t)ermieten  ober  fc^&bigen.  Sa,  er  mürbe 
fogar,  faOd  eigene  3Ritte[  unb  femer  @emeinbemittet  nid^t  Dor» 
^nben  loaren,  aud  ber  ©taatS«  ober  ^oftaffe  auS  ber  ftriegd« 
gefangenft^aft  foiSgefauft.  SEBar  i^m  bie  S^erfiugerung  feined  Seiend« 
beftfed  fe(bftt)erft&nbn^  ftrengftend  unterfagt,  f  o  mar  i^m  anbererfeitS 
bad  9Ied^t  bed  (SttottfA  t>on  $rioatbefi^  audbrfidElidb  eingeräumt. 
9n  maffiDen  SBaffen  fährte  bad  ^eer  Sßaffen  aud  ^olj  unb 
Sronje,  Jteule,  Sjrt,  Solc^  unb  ©d^mert  atö  iRa^maffen  unb  äSurf« 
^olg,  SBurfranje  unb  ^eile,  Dom  SSogen  gef^offen,  al8  gemmaffen, 
neben  melden  ©teine  unb  ^uerbr&nbe^  atö  SBurfgegenftänbe  in 
(Sebrau^  maren.  2)te  (ei^tere  iBemaffnung  mar  bie  ©(^[euber. 
&  ift  fibrigend  nid^t  unbebeutfam,  bag  fogar  bie  ben  jtriegerftanb 
betreffenben  ®efe^e  fic^  me^r  auf  beffen  Siechte  in  ber  ^imat  ald 
ouf  bie  Jtriegdt>flic^ten  bejogen. 

^mmurabi  mar  ein  ÄufturfBnig.  S)abei  ift  eÄ  [elbfttjer* 
ftänbüt^,  bag  er,  fo  fe^r  er  fidö  aU  ben  (Sröffner  einer  neuen 
3eit  ^infteOte,  md)t  aUent^alben  iReued  gefc^affen,  bad  mefentlid^fte 

, * 

1)  «gl.  «0.  I,  4  *  ©.  4. 


10  Jtultur.    9lamengebung.  VC  IX,  1 

iDtrb  et  tndme^t  fertig  ober  in  9(iif&$en  Dorgefunbcn,  bann  aber 
aderbingd  genial  aui^gebant  ^aben.  3n  bieten  ^Oingen,  fo  t>or 
allem  auf  bem  (Bebiete  ber  ftunft  nnb  Siteratur,  Ifi^t  fic^  t>on 
einer  tM^^P^fi  ^"f  irgenb  eine  Qvi  nid^t  f))re(|en.  &ie  nyaren 
eben  ba,  fo  lange  man  »ujste,  unb  erbten  fi^  meift  g(ei(^,  ^iet 
nnb  bort  ein  menig  berftnbert,  fort.  SRan  ift  baran,  fic^  nic^t 
baifiber  ju  oenounbem,  kood  im  Saufe  ber  Sa^rtaufenbe  ge» 
morben  ift,  fonbem  Dielme^r  barfiber,  tnai  am  Knfang  unfered 
^iftorifd^en  993iffeni8  aOeS  f(^n  iDar.  &  Ifigt  fid^  atfo  in  n>efent< 
lid^en  fünften  bie  3^^^  ^mmura6td  nic^t  in  ein,  auäf  nid^t  in 
smei  Sa^r^nnberte  t>reffen.  2)a9  gUt  au^  oon  ber  SteHgion  im 
allgemeinen,  obtt^ol^I  gerabe  auf  bem  Gebiete  ber  Z^eologie  mit  ber 
^mmurobi^eit  eine  neue  Ära  beginnt. 

@oU)eit  mir  auf  bod  ftulturleben  Sab^IonienS  jurfidblidcn 
lönnen,  ift  e8  jur  Stetigion  in  enge  SBejie^ung  gefegt  bom  Seben 
U&  Keinen  SRanneS  an  HS  jnm  ganzen  )BoIl8leben.  3)a«  ift  in 
einem  Sanbe,  in  bem  bie  9teligion  auSgefprod^  aftralen  (S^rofter 
trägt,  gar  nid^t  anberd  )u  ermarten. 

@(^on  bie  9lamen,  bie  bei  ben  Oab^toniem  ben  Stinbern  bei 
ber  ®eburt  beigelegt  mürben,  tragen  au8ge)n:dgt  religibfen  (S^* 
rafter.  @ie  fteOen  fic^  in  ber  Sieget  atd  ein  lur^er  @a^  bar,  in 
bem  meift  in  jmei,  manchmal  au(^  in  brei  Sorten  ein  Sobt>reii^, 
eine  0itte  ober  eine  S^age  an  einen  @(ott  ober  eine  furje  fiu^ 
fage  ffl^er  il^n  entölten  ift,  %.  SB.  @in«bani  =  ®in  erfd^^t,  ober 
Sfd^mi^Sagan  =  eS  erhörte  3)agan.  2>a8  ftinb  mar  bamit  offen« 
bar  unter  ben  befonberen  ©d^u^  etneS  beftimmten  ®otte8,  nic^t 
fetten  beS  ®otte8,  ber  fc^on  bem  SBater  nnb  bem  0ro|tMtter  8e« 
fi^fi^er  mar,  gefteUt.  SBeitauS  am  öftefien  fommt  in  attbab^loi* 
nifc^  9lamen  ber  äRonbgott  @in  nnb  ber  ©onnengott  ©amafd^ 
Dor.  SRerhoärbig  ift,  bag  mir  aud^  bem  Stamen  ^mmurabiS 
im  )ufammengefe$ten  ^erfonennamen,  mie  ^mmura6i*bani  dfterS 
begegnen.  SBa^rf^eintid^  tiegt  ^ier  eine  birefte  2)eifi)ierung  Dor, 
met^e  Stnna^me  aud^  aui^  anberen  (S^rfinben  nic^t  bon  ber  ^nb 
iu  n>eifen  ift. 

Sin  9lame  mie  @amaf(^nafir«a))Ii  =  „@amaf^  ift  ber  9t^ 
fd^ä^  bed  ©o^neS"  t&gt  einen  8tict  tun  in  bie  ^ol^  JBebeutung, 
bie  ben  9lamen  urfprfingtic^  beigemeffen  morben  ift.  2)er  SBab^ 
tonier  f^i^te  eben  ald  @emite  SHnber  unb  inSbefonbere  @&^ne. 
S)ad  SBor^anbenfein  t)on  @ö^nen  unb  bie  SBfirbe  eined  pater 
amilias  mad^te  erft  ben  @emiten  jum  geachteten  9Rann.     3Me 


«O.  IX,  1  9$eTldbni«,  (E^e,  ©tellung  bet  Sftau.  1 1 

graniltenüer^Itttiffe  maten  bed^alb  fc^oB  in  altbab^Iomfc^r  Qtxt 
ein  tt>i^tige8  (Sebiet  gefe^eberif^et  Zfitigfeit  geioefen. 

3)et  (E|ef(^(n6  toat  an  eine  Steige  Don  SJebingnngen  gehtflpft. 
Ottmmig  »Kit,  ba^  bet  SBtantfud^be  nid^t  etUKi  ber  f^eiratd« 
tonbibat,  fonbern  ber  Sater  beCfelben  nmt.  S)ie  SBeja^Iung  beS 
ftauf^iretfeS,  „be«  SRa^(f<i^^8"  an  bie  SBranteltem  bebeutete  bie 
@(!^ie^g  b^  SerUbniffed,  }u  beffen  34tQnbe(ommen  bie  WtiU 
gtft  ber  Sraut  bereite  feftgefe^t  fein  mu^te,  bie  aber  ber  ÜBraut 
xt\p.  ^u  offenbor  für  alle  f$&Oe  audgentad^t  blieb,  ^uxd)  bo8 
8er(öbiii9  nrnrbe  bie  $rau  (Stgentum  bed  aj^anneS,  blieb  aber  nod^ 
im  (Btem^ttfe.  Sßa^  einigen  gefe^ü^en  S^eftimmungen  fd^nt 
ed  fd^  })oif(^n  ftinbem  ju  iBerlobungen  gefommen  ju  fein, 
Siegel  iDor  ed  inbeS  nid^t  Sin  ß^rfidEtreten  t>om  SSerlöbniS  n>ar 
nnter  entfpred^enber  (Sntfc^Sbigung  jeberseit  möglid^.  !E>ie  (Sfftß 
f(^Ke|ung,  bei  ber  bie  SBraut  k)om  Spanne  ein  (Befd^ent  ald  SRorgen« 
gäbe  er^elt,  gef(^^  burd^  einen  förmH^en,  genauen  (E^Dertrag. 
Ol^ne  foI(|en  gab  ed,  bad  ift  im  ^ammurabifobe;  anSbrfidlic^ 
attdgef))ro<!^,  feine  (S^e.  SRit  ber  S^ef(^(ie§ung  jog  bie  ^xan 
geioB^Iic^  in  baiS  ^ud  beS  9Dlanne8.  @S  ift  t)oratt8gefe|t,  ha% 
eine  ^^ntUie  ein  eigene^  |mud  bemol^nte,  beffen  unbenu^te  ißeben« 
rannte  fie  oermieten  fonnte.  X)ie  Qt\)t  ift  monogantifd^.  (£8  gab 
nur  eine  gftau.  Die  befonberS  tfofft  SBertung  beS  ftinberfegenS 
UKir  aber  ffir  befonbere  SKobififattonen  nta^gebenb.  Vbgefe^en  k)on 
beut  aud^  im  ^ammurabifobej:  red^Iid^  Dorgefe^enem  ^11  t)on 
1.  9Rof.  16  1  f.,  tt)onad^  bei  ftinberlofigteit  ber  C^^efrau  biefe 
i^rer  SRogb  ein  genriffed  S^erec^t  einräumte,  fonnte  auc^  im  gleichen 
^aUt,  jeboc^  nur,  nyenn  le^tered  nid^t  gefd^^»  bem  Seemann  eine 
9{ebenfrau  geftattet  merben,  bie  ober  au8brfid(id|  ber  S^efrau  ni^ 
gtei^ftonb.  9u(^  bei  @^(ie^ung  einer  9lebene^e  n^ar  SBertrag 
ndtig.  ^e  ^mmurabiseit  rfiumte  ber  ^rau  gegen  frühere  3cit 
immer^n  einige  Steckte  ein.  @ie  tonnte  eine  felbftfinbige  ober  mit 
bem  SRanne  gemeinfame  @c|u(bt>ert>fli(^tung  ^aben  ober  fonnte 
t)ertrog8m&gig  bon  ber  @d^ulbt)erpflid^tung  M  (Seemannes  aus- 
genommen nierben.  SBet  äRifc^e^en  jiotfc^en  üerfc^iebenen  ©t&nben 
Mieb  ber  %tau  bie  3nge^örigfett  ju  i^rem  eDentueD  ^S^eren  @tanbe 
r>oxMf(dttn  unb  genoffen  bie  Stinber  bie  Ked^te  beiSfelben.  Sud^ 
bad  Kec^t  ber  (S^fc^eibung  ftanb  bem  äRanne  ntc^t  einfeitig  ju, 
fonbern  au<^  ber  gh^au.  3)ie  ^ormalitfit  bei  ber  (S^efc^eibung  mar 
im  aDgemeinen  red^t  einfach,  loenn  auc^  nament(ic^  bie  t)on  ber 
^QU  oorgebrad^ten  (Shrunbe  oor  @erid^t  genau  gu  prfifen  toaren. 


12  (gW*«i^«ng,  gamilie.  «O.  IX,  1 

Sttdbrfidti^  feftgdegt  tourbe  im  ^Qmmurabt{obe&  bag  fttan(§eit 
bei  t^tQU  foiDcnig  loie  ftrteg^gefangenfc^ft  bed  SKontted  einen 
®runb  }ur  (£§ef (Reibung  6i(be;  im  (enteren  ^Qe  fa^  bad  ®efe^ 
bei  9la^rungdfoTgen  fflt  bie  grau  bod  9te^t  bed  Singe^eniS  einer 
3^ifd^ene^e  üor,  bte  mit  bem  %aq  ber  fH&dUffx  beS  (Satten  iu* 
gunften  ber  erften  Qt^t  ber  ^au  enbete.  SBenn  bie  S^e  nic^t 
gerabe  n^egen  lieberlid^en  fiebendtoanbete  ber  grau  gefc^ieben  toorben 
toar,  ftonben  ber  gef^iebenen  grau  unb  indbefonbere  i^ren  ftinbern, 
beren  Sr^ie^ung  i|r  jufiel  ^  unb  beren  Siechte  baS  ®eri(i^t  ali  Sor« 
munbfc^ft^be^örbe  genaueftend  toa^rjune^men  ^atte,  nic^t  unbe« 
beutenbe  t)erm6gendre(i^tti(^  ^orberungen  ju,  auc^  bann,  toenn  fie 
bur(^  Sßiebert>er^eiratung  in  einen  anberen  ^milienDerbanb  trat. 
2)ie  SrtDdgung  fof^er  pehtniärer  Verpflichtungen  toirb  bem  Über« 
^anbne^men  t)on  (E^efc^eibungen,  bie  fonft  für  ben  äRann  feine 
befonberen  ©c^nyierigleiten  bebeuteten,  »irffam  k)orgebeugt  ^ben. 
3)er  leitenbe  @(ebanfe  für  bie  bie  Sted^e  ber  ^tau  »a^renben  ^ara« 
grapsen  nyar  ber,  bag  fie  bie  SDIutter  ber  ^nber,  indbefonbere  ber 
@ö^ne  ift. 

S^ebruc^  unb  fonftige  bie  (£f)e  gef&^rbenbe  SBerge^en  mürben 
üom  ®efe$  mit  ben  fc^toerften  ©trafen  gea^nbet,  in  ber  9iege( 
mit  Xobedftrafe.  jlinber  fpietten  im  S^e«  unb  ^amiUenrec^t  eine 
ganj  ^erüorragenbe  SRoKe.  SBeDorjugung  eined  @o^ned  bejfigUc^ 
bed  Smmobiliaroermbgend  burc^  ben  SSater^  im  Xeftament  mar 
))orgefe§en;  bad  fonftige  Däterlic^e  Vermögen  erbten  bie  @0^ne  ju 
g(ei(i^en  Zeilen.  Unmfinbige  @ö^ne  erhielten  i^r  ^nbedteil  famt 
bem  aita^If(^^  fic^ergefteHt.  Jtinber  Derfc^iebener  äßütter  erbten 
nur  bad  t)&ter(id^e  Srbteil  gemeinfam,  ßinber  einer  ^rau  auS  ner^ 
f^iebenen  (S^en  erbten  bie  mfitterßc^e  SDtitgift  ju  gleid^n  Zeilen, 
im  übrigen  Ratten  fie  i^re  Srbrec^tSanfprüc^e  an  bie  (eiblid^e  äRutter 
refp.  ben  Iei6(i(|en  Sater.  ®a8  @rbrec^t  ber  Z&c^ter  mar  be^ 
f^ränft.  @ie  erhielten  SRitgift  ober  im  ^Oe  bed  £obe«  bed 
ä^aterd  in  ber  SRegel  ein  5Knbedtei[  ^ur  iRugnieBung.  SBar  bie 
Zoc^ter  eine  (Semei^te  ober  Su^Ibirne,  meiere  nic^t  ^eirai^fü^ig 
maren,  fo  erhielt  fie  in  ber  9iege(  nur  bie  9^u^nie6ung  i^red  SRit« 
giftoermdgen^.  Die  @ö^ne  einer  ä^agb  troten  bem  SBater  gegen« 
über  im  ^Qe  ber  Sboption  in  ooQe  jtinbedrec^tdanfprüc^e,  mürben 

1)  Übrigeni^  toerben  Keine  ftinbcr  ^äufig  burc^  frembe  Timmen  auf« 
gejoflen.  -—  3ni  Satte  einer  SBiebcröcrfteiratung  einer  fBitwe  teilt  biefe  bie 
^rjie^unö^pfiidjt  mit  bem  ^weiten  Planne. 

2)  ^u6^  bie  Vlutter  tonnte  im  ^eftament  einen  iöieblingdfo^n  beDor^ugen. 


90.  IX,  1  8et)0aetun0dflaffen  unb  @t&nbe.  13 

fte  ntc^t  abortiert,  fo  gingen  fte  beim  SrSe  leer  au8,  toerben  aber 
in  ber  Siegel  i^re  ($ret^eit  Betommen  ^oben.  3;6d^ter  nmtben, 
tme  eS  fci^nt,  ni^t  aboptiert.  S)aS  drgfte,  )oad  einem  ungeratenen 
@o^e  nnberfa^ren  fonnte,  nnir  bie  Serfto^ung  aud  bem  &tttn^ 
^avA.  ^e  Okfinbe  jum  SSoü^uge  biefer  SSerftogung  beburften 
genauefter  ric^terlid^er  ^fung.  3>ie  Sufna^me  t)on  3^^^  ^^^ 
ftoftfinbem  in  bad  ^aud  ^at  nnter  Umft&nben  Dennögendre(^tli(!^ 
Qetpflt^tung  gegen  biefelben  jur  Srolge. 

Senn  aud^  bie  9te<^t8befttmniung  Aber  9Rifd^e^en  baS  fßot* 
fommen  tion  Serbinbungen  stnifd^en  ttngel^örigen  jtoeier  Derfd^ie« 
bener  @t&nbe  erfennen  I&|t,  fo  nyurbe  an  ben  Unterfd^ieben  gn^if^en 
ben  @tAnben  ioiff  genau  feftge^alten. 

9(9  reine  @a^e,  ald  @tä(t  n^urbe  ber  @IIat)e  beS  SBfirger» 
ixdfm  ongefe^n.  ißt^t  ber  ©Haue  toar,  faDd  er  t)erle^t  mürbe, 
Smpfingtr  einer  SSergfitung,  fonbem  felbfttierftänblt^  ber  ^err. 
2)er  &tLatK  toat  gemarft;  bod^  f^int  biefe  äRartung  niti^t  am 
ftdrper  fetbft  vorgenommen  toorben  ju  fein,  fonbem  etma  burd^ 
Um^ngnng  eineiS  ZonftegelS  ober  berglei^en  ftattgefunben  ju 
^ben.  (Eine  gettriffe  ©onberfteHung  unb  SSeüor^ugung  fd^eint  ber 
@taatd»  ober  ^offfJ[at)e  eingenommen  )u  l^aben,  bie  fid^  auc^  auf 
bie  @tla\>m  ber  ^reigetaffenen,  n^o^I  toegen  ber  SJesie^ungen  biefer 
jum  ^ofe,  fibertragen  ^tte. 

^a^  ben  93eftimmungen  beiS  ©trafred^tS  famen  nad^  ben 
&latKfx  bie  gfteigelaffenen  an  Sßertfd^^ung.  ©onyeit  fle  auS 
grcigelaffenen  Ui  $ofe8  beftanben  —  unb  um  fold^e  toirb  ed  fid^ 
in  ber  9Re^^(  ge^anbelt  ^aben  —  fd^einen  fte  aud^  fid^  nyeiter^in 
bem  $ofe  ali  SBeamte  unb  ^offtaot  jur  IBerfflgung  gefteflt  ju^aben. 
Skiraui»  ergab  fic^  bann,  bag  ber  greigelaffene  gefeCfd^ftlid^  unb 
bei  ^ofe  totfd^Iid^  ein  ^ö^d  9(nfe^en  ^atte,  ate  ber  ^igeborene, 
ber  bem  <Befe^  nac^  eine  ^öl^tt  Wangtlaffe  bebeutete.  S)aS  koar 
ber  felbftfinbige  äRann  beS  foliben  bfirgerlid^  9Ritte(ftanbeS.  (£S 
»irb  t^orjfiglid^  ber  @tanb  beS  jAnftigen  ^anbn^erts  unb  ber 
fionbioirtfc^ft  gen^efen  fein.  Sine  befonberS  ^o^e  fo^iale  @teU 
(ung  ^ten  bie  ^efter,  bie  eine  Jtafte  ffir  fid^  bilbeten,  unb 
natfirlk^  ber  $of  inne.  @ie  nniren  aud^  mit  reid^Itd^n  $rit)i« 
(egtcn  mSgeftattet.  Sn  ber  &p\1jt  bei»  gefamten  (SkmeinniefenS 
ftanb  ber  abfo(utiftifc§  regierenbe  ftönig,  jebenfaHS  ber  grSgte 
•nmbbcfiter  beS  ganjen  Sanbel».  I£r  ^atte,  n^ie  au^  bie  %mpA, 
befonbere  Seft^tel;  Serle^nng  i^re8  SSefi^eS  lourbe  in  befonberer 
SBetfe  geo^bet.    (Er  nmr  ftönig  bon  ber  (SBtter  ober  aud^  bon 


14  ttirtfc^aftlit^  Ser^eUtntffe.  9UD.  IX,  1 

(Bottedgnaben.  Slod^  ber  jekoeiM  iDtd^ttgftett  Zat  itmct^Ib  etneS 
Saures  fritter  Stegimtng  würben  bte  einjtbien  ^afftt  genatittt. 
SBte  ber  ftdntg  bte  oberfte  Snftang  bei  allen  Stetl^ttoitgetegen^eitert 
UKir,  fo  kOQt  ber  ftrone  aitd|  bai^  S^gnabigungiSrei^t  eingecfiutnt. 
fiber  alle  emftereit  Gegebensten  mußten  i^m  bie  Seamten  fd^ft» 
li^  ober  mfittbtid^,  in  bringenben  gAOen  bnrcl^  (Eilboten  IBortrag 
erfitttten. 

2)te  A)trtfd^aftli^en  Serl^ftniffe  beS  Sanbed,  ffir  beren  ^bung 
namentli^  ^mmurabi  nnermublii!^  arbeitete,  marcn  ab^ngig  üon 
einer  möglic^ft  fiarfen  Sudnu^ung  bed  Sobend  unb,  na^bem 
btefe  burc^  fortm&^renbe  SSerbefferung  nnb  Snoeitemng  ber  ju 
burd^greifenber  99en)&fferung  nnbebingt  ndtigen  jtanatifteruug  bed 
SonbeS  gut  ermöglicht  nnir,  günftige.  ®runb  unb  Aapital  mar 
im  aQgemeinen  in  ben  ^nben  ber  ®ro|gmnbbefi^  unb  ®ro{t« 
l^nbler.  S)er  fi(einbeft|er  ^piAtt  eine  befd^ibene  Slolle.  S)er 
Oro^gmubbeft^er  fiberlieg  feine  SBefi^ungen  —  ©fiter,  Sie^,  (Mrten, 
}u  oerfc^iebenen  2ei(en  ^ftc^tem,  bie  n^a^rfd^einlid^  il^rerfeitd 
mieber  loeiter  Derpac^ten  fonnten,  ber  @ro^aufmann  Mrtrante  fein 
®ef(^&ft  nnb  Stapital  einer  Kei^  Don  Staufleuten  an.  9Kit  foU^n 
Unternehmern,  benen  eine  iiemtid^  gro^  Semegungdfrei^t  ein« 
ger&nmt  n>ar,  (am  bann  erft  ber  Heine  SRann  gum  Rubeln. 
3ur  Sudf  fl^rung  ber  Arbeit  bebiente  fid^  ber  pachtende  Sauer  — 
bie  t^öQig  felbft&nbigen  niaren  nioi|(  in  ber  SRinberl^eit  —  bed 
^IbarbeiterS,  @(^n)ei|er8  unb  (Sirtnerfi,  ber  ^erbenunteme^mer 
bed  $trten(ne(^iS.  «n  SBie^  (am  in  »etco^t  8linb,  <Efe(  unb 
@d^f,  bae  $ferb  nmr  noc^  unbe(annt.  (Skbaut  niurbe  l^npt« 
fid^Iid^  (Betreibe,  beffen  «uSbrefc^  bie  ^nfe  bed  SlinbeS  ober 
(Sfete  beforgen  muj^ten,  ober  £)(  liefember  @efam.  ^ierffir  toie 
ffir  bie  ^eimifd^en  3)atte(n  aus  ben  (S&rten  nyar  @d|^anne  unb 
9Rar(t  }u  Sab^Ion,  ffir  toetd^  im  ungemeinen  (dniglic^e  Zarife 
bie  (9runb(age  bilbeten.  Ausbreitung  beS  Stferbaned,  (Erbauung 
t)on  ftom^ttfent;  Serbefferung  ber  S93eibet)er^5(tniff e  behielt  ^mmu* 
rabi  ftetS  im  Sage.  Die  $robu(te  ^mifc^en  ^eiged,  iSoOe  unb 
Seppid^e,  aber  auc^  in  siemlic^m  Umfange  bie  SlrabienS,  (£(am9, 
@9rien8  ober  $a(Sftina9,  tooren  infolge  bed  ftar(  audgebilbeten 
^nblettumS,  bad  offenbar  nic^t  aüiulange  nad^  ^arnmurobi  flutf« 
^ttfer  allergrößten  @ti(«  fc^uf,  )u  (Babylon  marftfS^ig,  bie  ©d^iff^ 
fa^rt  ftanb  im  S>ienfte  bei»  ^anbeU.  S>er  f^dnbler  bebnrfte  in 
gemiffen  ^Qen  eined  (Anigtic^en  ^ffeS  att  Segttimation. 

^flr  ein  ^nbeltoefen  oon  fo  großem  Umfange  nmr  bad 


«O.  IX,  1  9htb,  ^0%  ^nbmerl.  15 

IBor^nbetifem  einfaßt  Souf^mUtel  eine  9b)ttDenbig(ett  @o 
^ien  loic  neben  Qafjliunq,tn  an  $robuften,  indbefonbere  an  9t' 
treibe  ani^  fold^  an  QMh.  S)a6et  ift  aßerbingS  noc^  nid^  an 
eigciitfü^  ge)>i&fiteiS  (8eß)  m  benfeit,  fonbern  an  ©tfide  ))on 
ebelmetaH,  bie  tum  2:eU  einen  SSertftempel  trugen  unb  auf« 
geiDogen  »tti:ben.  2>ad  ®e(bmetall  \dilM)t\)\n  t9ax  bad  @tI6er. 
S>ag  man  mit  (8eQ)  ted^t  tool^t  umjuge^n  »ugte,  erfe^en  toic 
bamud,  ba^  Qviabttt^nunQpx  eine  grojse  SRoQe  bei  ben  5ta)»itatd« 
enttetl^ni  ffnelten.  S>a9  (Setbmefen  beruhte  n^ie  ba»  SRag«  unb 
Oeimfi^tSlDefen  auf  bem  @e;ageftma(f9ftem.  3^^  Siegelung  beS 
SBricf«  unb  $oftt>erfe§tS,  beffen  ein  ®ef(^&ftt<  unb  SBeamtenftaat 
au^  in  ^mmurabid  j^6t  nid^t  entraien  Eonnte,  biente  ein  auS*' 
gebtlbcte»  ^oftbotenkoefen  für  ben  ^tn«  unb  9laf)k)erfe^r,  ffir  be<i 
fonbctd  niid^tige  SBefotgungen  gab  eS  (SUboten.  3n  fpdterer  3^it 
benu^te  man  fogar  ju  äRitteUungen  rein  ))riiKiter,  ganj  aUtAg« 
ti(^  9latur  bie  $ofi  3n  nic^t  feltenen  ^Qen  befam  ber  tönerne 
Brief  au(^  fein  ttnemeS  ftuDert,  bad  mit  ber  Xnfc^rift  bed 
(&Q^>f&ngerd  Mcfe^en  toar  unb  Don  biefem  serbrcN^en  loerben  mugte. 

Alle  Ser^dltniffe  meifen  barauf  ^in,  ba§  ficj^  bad  ^uptleben 
in  ber  0tabt  ab^pidu,  uyofelbft  aDc  S&ben  jufammen  Hefen,  ^ier 
nxir  ott^  ber  9i&§rboben  beS  jfinftigen  ^nbn^erfö.  ^n  fotd^n 
ftibftänbtgen  künftigen  ^anbuierlem  finb  u.  a.  genannt  ^öt^fer, 
@^eiber,  Qimmttmann,  ©eiler,  9Raurer.  S)ie  ®))innerei  )oar 
t>on  ffrauen  betrieben  »orben.  S)ie  toerfd^iebenen  Qfknftt  ober 
Innungen  ^ten  fic^  befonbere  ®5tter  aU  ©d^u^atrone  geto&^tt, 
ein  Sraud^,  ben  n>ir  §eute  no^  in  {atf^oHfc^en  ®egenben  in  ber 
SBo^I  tMm  befonberen  ©d^u^^eiligen  toieberfinben.  Sieben  ben 
ZApfereien,  ßiegeteien  unb  SBebereien  finben  toir  a(8  me^  fünft« 
geoerbtertige  Setriebe  SRetaQ«  unb  Sbelfteinarbeitereten,  ba  für  bie 
9Bei^inf(^riften  nid^t  nur  9alfftein,  fonbern  auc^  ZärfiS,  9(^at, 
Sopiata^i  jur  Seru^enbung  tarn,  femer  @iegelfted^reien  —  ^atte 
bod^  fc^on  ©argott  fein  aQer^Sd^fteS  Snfiegd,  baiS  er  feinen  @r« 
laffen  aufbr&dte.  99iron)e^nb)oerl8^uge  unb  f^uerftein  fpielten 
in  ben  ^oitbuiertlid^  Setrieben  i^re  gro§e  SRoDe. 

9tt  Qtaverbetreibenber  fam  ber  9rat  in  Setrad^t,  beffen  ftunft 
oli  eine  ruäft  l^bnmfim&gige  eingefc^&tft  u^urbe.  Operationen 
nolym  er  mit  bem  O^rationdmeffer  au8  Sronje  wx,  ^ßt  baS 
SH^Ingen  einer  Opcpation  mürbe  er  in  fe^r  loeitge^enber  SBeife 
^ftbar  gemad^t:  et  n>urben  i^m  unter  Umftdnben  bie  ^nbe  ab« 
geilten.    Sieben  bem  Krjt  teuren  (^teerbetreibenbe  ber  Zierarjt, 


16  ©ewctbe.  5UD.  IX,  1 

ber  \i6)  fd^on  bamafö  an  o)>eratit)e  Singriffe  |erann)a(tte ,  bec 
©i^erer  ober  89atbter  unb  bte  in  einem  tDefentficl^  l^öl^eren  Snfe^n 
ftel^enben  Oaumeifter  unb  ©d^iffdbaumeifter.  Se^tere  erhalten  fuc 
i^te  getriftete  Srbrit  nid^t  eigentltd^  einen  So^n,  fonbern  Honorar, 
^aju  gab  e^  aQent^alben  ^gelö^net.  S)iefe  werben  »o^(  jum 
%t\l  nt(^t  in  rigenen  f^Aufern  geroo^nt  ^aben,  fonbern  bei  anberen 
in  3Riete.  93on  friten  bed  SBermieterd  tonnte  ein  SD^etSbertrag  jeber» 
irit  o^ne  nyeitered  gegen  9tü(ferfa|  beS  nic^t  abgewöhnten  SKiet}infe8 
gettft  merben,  bie  SDheter  roerben  a(fo  in  feinem  befonberen  Sn« 
fe^n  geftanben  ^aben.  fnimmurabi  ^at  übrigen^  fär  ben  Slage« 
(b^ner  toxt  für  ben  ^nbmerfer  gefe^lic^e  So^ntarife  aufgefteüt 

!£)ie  ^au  n>ar  bie  naturgemäße  Setoirtfc^afterin  bed  fKiufei^, 
bie  ®attin  unb  SRutter.  @ott)eit  fie  ntc^t  @Kamn  ober  SRagb 
tt)ar,  genofa  fie  rine  nic^t  eben  ungeo^tete  Stellung  im  t^amilien« 
oerbanbe  fomo^I  »ie  Dor  @(eri^t.  3ebe  f^au,  bie  nic^t  gum  $ri« 
raten  fam,  fc^eint  einen  9eruf  ergriffen  ju  ^aben,  fri  ed  im  2)ienfte 
bei»  X^mpt^&,  fri  ed  al»  bffentüc^  Su^ime,  bie  —  fe^r  im 
®egenfa$  }tt  unferer  S[nf(^auung  —  bamald  burt^ui»  nid^t  aQge« 
meiner  SSerad^tung  ))rridgegeben  n^ar.  iBieUric^t  ^at  fid^  bied 
Sffentlid^e  SBul^Ibimengemerbe,  boi»  im  (Sefeg  gan}  ru^ig  neben  ben 
anberen  genannt  mirb,  Don  bem  Siempelbimenn^efen  bifferenjiert, 
fobaß  baraud  bie  immerhin  ad^tbare  ©teQung  bedfelben  ertt&rlic^ 
»firbe.  (Sin  Seruf  j»ttfe(^after  ®fite,  ber  bamatö  ben  t^rauen 
eingeräumt  mar,  mar  bie  ^emirtfc^ftung  ber  ©c^ntmirtfd^aften. 
^iefe  fd^nen  eine  %rt  SBorbeQe  gemefen  ju  fein,  in  benen  ftc^ 
afiertei  @efinbe(,  aud^  |)0litif(^e  SBerbrec^er,  herumtrieb,  fobag  bie 
^olijei  rin  fc^rfed  Xuge  auf  biefe  ©c^antmirtft^ften  ^aben  mußte. 
!S>er  ftdnig  fduberte  benn  auc^  bad  Sanb,  fo  gut  afö  mbglic^,  t>on 
Sanbiten  unb  SBegelagerem.  Qubtm  trieb  er  ftaatlic^e  Strmen« 
pflege  unb  ^ie(t  eS  fflr  mid^tig  genug,  gefe$m&{$ig  p  beftimmen, 
baß  befangene  menfc^tid^  ju  be^anbeln  feien,  menn  aud^  bie  SRotioe 
^ierju  ma^rfd^inlid^  nu^t  aQju  l^od^  ju  merten  finb. 

(Eigentlich  bemußte  ftunft  gab  ti  in  Sabplonien  nic^t.  Qti 
gab  koo^I,  mie  mir  etma  brim  S3aumrifter  ober  ©c^ffftbaumrifter 
gefe^en  ^ben,  eine  ^ft^erfd^fi^ung  gemiffer  {Berufe,  aber  fo  menig 
ed  rine  ©renje  gab  itoifd^n  (Skmerbe  unb  Shtnftgemerbe,  fo  menig 
gab  ed  eine  jmifc^en  ^anbmerf  unb  ftunft  in  unferem  @inne. 
Sud^  bie  praftif^  angemanbte  9Biffenf(^aft  in  iBau  unb  Jlonftrulp 
tion  mürbe  nid^t  atö  fold^e  in  befonberer  XBrife  gemfirbigt. 

(Bauten  großen  @ti(e,  etma  ^aläfte  ober  Zempet,  mürben  ftetd 


«C.  IX,  1  ÖQUWcfen,  Äunft.  17 

omamental  auSgef^mödt.  3^re  Sorbtiber  looren  in  ber  9tegel 
ein  ^immßfc^er  9au,  ber  im  Xraum  ober  in  ber  Sifton  gefd^aut 
unb  bann  nac^gebttbet  ninrbe.  „©runbrt^c^nungen''  ju  fold^en 
9anten  ^6en  toir  auiS  ber  dtteften  Qtit  äBafferleitnngen,  ju 
beren  Sau  9t6^ren,  Sbxitß  unb  ,,3:"ftfi(fe  au8  Xerralotta  t)em)enbet 
lotttben,  lourben  Idngd  eineii  unterirbtfc^en  eigend  ba)u  gegrabenen 
®Qiiged  gelegt,  fobag  namentßd^  9le))araturen  fid^  einfacher  geftal« 
teten  aU  bied  bei  man^er  äßafferleitungdantoge  J^eut^utage  ber  ^Q 
ift.  Htm  ftanalbau  loar  unaudgefe^t,  \ok  loir  fd^on  bemerlt  ^aben, 
bod  Sfugenmerf  ber  ^errfd^er  iugemenbet;  ba  ja  :  ausgiebige  S9e<* 
mdfferung  fflr  bie  Sanbioirtfd^aft  eine  fiebenSfrage  toar.  ^ammu« 
robi  regiftriert  benn  auc^  unter  feinen  Xaten  ben  89au  eineS  Stanald, 
bed  ,^mmurabifana(8''^.  3)ie  89aumeifter  jener  3^^  mujsten 
t&äfti%t  Srd^itelten,  Stonftrufteure  unb  Ingenieure  geioefen  fein. 
Übrigend  ge^t  auiS  d&tm  ^tt>ox,  bag  ju  jenen  QÄttn,  gerabe  au(^ 
jur  3^t  ipammurabii$,  eine  fo  rege  SBautfitigfeit  ge^errfd^t  f)at, 
bag  ed  an  entfpre(^enben  Aufträgen  nic^t  gefehlt  ^at.  (£r  reno« 
merte,  Mrgrß^erte,  tierfd^Onerte  Zempel  unb  @tdbte  feined  ®ebieted, 
baute  }um  S^eil  ober  ganj  r)om  f$einbe  bertoäftete,  barunter  Sffur, 
midier  auf,  i^nen  mit  ber  Stopie  i^reS  geraubten  ©tabtgottbilbeS 
i^r  @tabtrt(^t  tt)iebergebenb,  er  befeftigte  @tAbte. 

Xud^  an  \fiid^  Sluftr&gen,  beren  Su8fä§rung  toxi  f^ntt  unter 
bem  Seftd^punft  ber  jhtnft  ȟrbigen,  fehlte  ed  in  Kltbab^Ionien 
ni<^  (Skrabe  auf  biefem  Gebiete  ift  ein  golbened  3^^^<^t^^  I&ngft 
üor  ^mmurabi  )U  Snbe  gegangen,  eine  $6l^e,  bie  in  fpdteren 
3a^|nnberten  niemals  me^,  auc^  jur  ^ammurabi^eit  nid^t,  er« 
reicht  n)orben  ift.  (Sd  ift  bad  3^^!*^  ^^^  ^neS  ®ubea  (ca. 
2600  t>.  (S^r.),  bon  bem  aud^  i^mmurabi  jel^rt.  Sber  ftunft  l^aben  Uiir 
I&ngft  fc^on  iubor.  9u8  bem  liierten  3a^rtaufenb  ober  no^  ftfi^, 
alfo  aus  fnmertfc^  Qdt,  ift  unS  ein  SOtarmorlopf  eineS  ©umererS 
erhalten,  ber  bei  ben  Ausgrabungen  in  9l\ppnx  gefunben  Uiurbe 
unb  ber  unS  in  feiner  SuSffi^rung  ein  berebteS  3^fi>t^  Altefter 
^0^  Jhtnft  ablegt,  ^ar  unb  Sart  ift,  nad^  ber  ©itte  biefeS 
SotleS,  raftert,  Sugen^aare  unb  Sugenliber  finb  burd^  eingelegtes 
@ilber,  bie  ^ßupiOe  burd^  braunen  ®tein,  baS  SBeige  beS  SugeS 
bun^  iDtn\6ftl  loiebergegeben  *.  Sin  Uieiterer  l^erborragenber  Shtuft« 
jeuge  jener  alten  Zage  ift  ein  Sron^elopf  einer  3tege  mit  gett)un< 

1)  @o  in  ber  fog.  Sout^te-^nft^rift  I,  Dgl.  femer  bie  ^atenliße. 

2)  €ie^:  ^.  S.  ^ilineitt,  bie  Vudgrabungen  im  SBeltem^I  §u  9H|)t)ur. 
1908.    @.  «6  f. 

«UCT  OliCBt.    IX,  1.  2 


18  Sciie^ungen  au  ¥a))^(Q8onien.  9l£.  IX,  2 

93e)onbe(d  bei  jtoei  ^ffaben,  bem  fogenannten  ©otbioSgrabe 
unb  bei  ber  ^affabe  {[Tejaftid,  ifi  bie  ©iebelfonfttuhioa  üoQtommen 
naturaliftifc^  bargefteHt,  mit  Sufen,  an  benen  noc^  bie  9iiegel  beut« 
(id^  erfennbar  finb.  93om  in  ber  ^^ffabe  befinbet  fid^  meiftend 
eine  ©d^eintür,  hinter  if)r  ift  aber  leine  ®rabtammer  fic^tbar; 
bieder  Umftanb  f^at  3^^M  eaegt,  ob  n)ir  ed  t)ier  au(^  tatfäc^^ 
lic^  mit  ®räbem  }u  tun  ^aben  unb  nic^t  nur  mit  Stennota))t)ien 
ober  mit  Sfultft&tten.  iRad^  ber  $)efd^reibung  ber  einzelnen  ^ffaben 
»erben  mir  auf  biefe  t^rage  etmad  nS^er  eingeben  unb  bann  finben, 
bag  ed  fic^  ^ier  tatfSc^ttd^  um  ®räber  ^anbett,  oor  benen  aQer*^ 
bingä  aud^  Shtft^anblungen  ))orgenommen  morben  finb.  ^od§  toai 
bied  nur  eine  fe!unb&re  Srfd^einung. 

Um  bad  Suftauc^en  biefer  neuen  f^orm  ju  t)erftef|en,  muffen 
tDxx  einen  Keinen  Sbfte^er  nad^  ^^a))f)(agonien  machen  unb  bie 
bortigen  ^affaben  in  Srmägung  sieben,  bie  einen  großen  @inf(ug 
auf  bie  p^r^gifc^en  ausgeübt  ^aben,  mad  aud^  mit  ber  rein  ^ifto^ 
rifd^en  ^^rabition,  bie  mir  t)on  biefen  Sölfem  fjaben,  nid^t  im  993iber^ 
fpruc^  fte^t. 

3n  $ap^(agonien  ftnben  ftc^  nämlic^  Gräber,  bie  an^  einer 
ober  mefjreren  Kammern  beftefjen,  meldte  in  btn  ^^elfen  gemeißelt 
finb.  9n  biefen  finb  ebenfalls  nod^  in  ben  lebenben  §eld  einge^ 
meißelt,  SBor^aHen^  angebracht,  bie  nac^  au^en  t)in  burd^  @äulen 
geftfi^t  merben.  Über  biefen  ©äulen  ift  bann  meiftenS  an  ber 
öugeren  ^etöoberflftc^e  atö  arc^iteftonifd^er  @d^muct  ein  @iebe[  an^ 
gebracht  \  3n  biefen  ®iebe[  finb  bann  iur  SSergierung  noc^  Xier« 
figuren  eingemeigelt.  ®iefe  ®rabfaffaben  mit  ba{)inter  Kegenber 
©rabtammer  finb  naturlid^  auc^  Imitationen  ber  SBo^nungen  be^ 
Sebenben  unb  ^aben,  »ie  ber  ©iebel  bemeift,  SBejie^ungen  jur  ^olj^ 
art^iteftur.  9t^n(i^ed  ftnbet  fic^  auc^  auf  einem  affprifc^en  Relief 
an^  Armenien,  ha^  bie  (Srfturmung  eined  ^empetö  barfteQt.  ®enn 
biefe  ©raber,  bie  )iä)  über  biefe  ganje  ®egenb  gerftreut  Dorfinben, 
mie  auc^  in  ben  Stac^bargebieten  unb  beren  meftlic^fted  im  $urfaT^ 
tale,  nur  menige  äReter  oon  ber  bftKd^ften  p^r^gif^en  S^ff^^^^  ^^^ 
mit  Duabratmuftem  oerjiert  ift,  liegt,  finb,  ba  bie  ehemaligen  SJe«* 
mo^ner  ja  ^ettiter  maren,  o^ne  S'^oge  unter  beren  futtureUem  ©n*» 
fluffe  entftanben. 


1)  91.  Seon^arb,  papl^Iagonifdge  ^entmftrer,  ^d^Ul  ®ef.  f.  üaterl.  ftultur 
80.  3a^red6eTt(^t  1903. 


t£.  IX,  2  ^e  Saffaben  mit  aRdanbertnufter.  19 

9Bir  kDtffen  nun  ni^t,  xotl^t  S35l!erftrAmungen  ober  tueld^e 
polttifij^n  (Sinflujfe,  meld^  SRoben,  !ann  man  t)iellei(i§t  jagen,  biefe 
Sit  ber  gaffaben  in  ha^  pfitt^qi^d^t  3^"^^  gebracht  ^aben.  ^a, 
nrie  eben  enoS^nt,  jn^et  biefer  üerfd^iebenen  ^[faben  btreft  neben«« 
rinanber  liegen,  fo  ifi  eine  genaue  ®ren}e  lüeber  jeitlic^  noc^  Srtlid^ 
3tt  siff)en.  (£d  ift  DieQet^t  nid^t  unmögli^,  ba|  bie  äJorljerrfc^aft 
üon  S^atti  über  bie  f)ettitifc||en  (Staaten  jeitn^eilig  auf  bie  äSöIfer^ 
fc^ften  übergegangen  ift,  beren  politif^ed  3^n^in  iugtei^  bad 
bor  bUblic^en  g^ffaben  n)ar  unb  ba'i  man  infolgebeffen  bann  bie 
politifc^en  SJorg&nger  imitierte.  @ei  bem  n)ie  ed  fei,  mir  finben 
plöglic^  in  ^^r^gien  Imitationen  Don  großen  $oI}bauten  atö  ®rab^ 
faffaben  oern^enbet.  Sd  finb  bie^  fünf  ^ffaben,  bie  gleich  ber 
9Iei()e  nac^  befproc^en  werben  foQen. 

^em  %(ter  nac^  ift  »a^rfc^einlic^  Strdlanfaja  bie  äüefte,  bann 
SRaltafc^,  femer  bad  SJ^ibadgrab,  bie  ^^affabe  Strejodtid  unb  enblic^, 
bic^t  beim  SOtiba^grab  am  i^orbab^ange  ber  SRibadftabt  ba^  foge« 
nannte  @orbiodgrab,  bad  unDoQenbet  geblieben  ift.  3)ie  3)enennungen 
tommen  ^er:  Xrdlanfaja,  auf  beutfd^  SbmenfelS,  ift  koegen  ber 
fiBn^enbarfteQungen  oon  ben  Spürten  fo  genannt  )oorben;  3Ralta\if, 
toörtlic^  äberfe^t  ber  ©d^a^ftein,  n^eit  ber  ba^interttegenbe  @c^ad^t 
n»o^l  iu  @(^a^gräbereien  ^eranlaffung  gegeben  {)at.  ^ad  SOtibad** 
grab  nnb  ^rejadtid  ^at  man  in  ber  5tunftgefd^i^te  fo  genannt, 
n^I  beibe  9tamen  in  ben  an  biefen  faffaben  angebra^ten  3n« 
fc^riften  oorfommen.  ^ie  Säejeic^nung  ®orbiodgrab  ift  eigentlid) 
eine  ganj  toiQfurli^e,  geioifferma^en  a(S  ^enbant  }um  SRibadgrab, 
n^il  ber  @age  nad^  bie  pl)r^gifc^en  Stönige  abloec^felnb  2Slibai 
nnb  ®orbiod  f)iegen.  3rgenbeine  faftifc^e  ^egrünbung  bafur  liegt 
ttici^t  oor. 

beginnen  tt)ir  jegt  mit  ber  ^etailbefc^reibung  ber  einjelnen 
i^ff aben :  Xr^Ianf aja  ift  ein  frei  ftel^enber  ^eld,  ber  fic^  f c^roff  an^ 
ber  dbent  ergebt  unb  fd^on  oon  meitem  I)er  fic^tbar  ift  (Slbb.  7).  ^ie 
Sorbjcrfront  ift  mit  einem  SKäanbermufter  oerjiert,  beffen  Softem 
loegen  ber  großen  SSermitterung  leiber  ni^t  me^r  genau  feftfteQbar 
ift  SfitUc^  ift  biefe§  äßaanbermufter  t)on  2  Säubern  ^od^fant  ge^ 
f^Qter  Cuabrate  eingefaßt,  bie  bie  ©iebelpfoften  barfteQen  foQen. 
Gräber  befinbet  ftc^  ein  ®iebel  mit  toeit  audtabenbem  I)omförmig 
gebogenem  2lfroter,  naturaliftifd^  bargefteUter  @iebe(ftü^e  unb  ju 
beiben  Seiten  berfelben  2  (Springen,  genau  in  berfelben  9lrt,  n)ie 
fie  in  ^ap^Iagonien  an  einem  ®iebe(  oorfommen.  S)ie  Zur  ift 
ber  bed  ^olil)a\x\t^  nac^gebilbet,  [)inter  bem  Süna^men  fefjen  loir 


20  ^ammutabilobec.  9C  IX,  1 

beS  ftönigiS  ber  @ere^ttgfett  oufgefteat."  Unb  ttneber  ,,ber  93e« 
brädte  foS  Dor  mein  SBtlbniS  . . .  fommen,  meine  loftBaren  SBorte 
))erne^men,  ...  fein  ffi^t  foQ  et  finben,  fein  ^erj  fro^  mac^n 
(fo  bag  er  fagt):  ^mmutabi  ift  ein  $err,  ber  tote  ein  SBater  für 
bie  Untertanen  ift . . .  unb  9Bo^Uefinben  ben  Untertanen  fär  immer« 
bar  gefc^ffen  unb  bai^  Sanb  ^ot  er  in  Drbnung  Derfe^t."  3n  ber 
2:at  eb(e  Stegierungdgrunbfä^e  eineS  $errf ^erd  k)or  4000  Sa^rqt. 

9Rit  feinen  foftbaren  SBorten  meinte  ber  Jtönig  aber  fein  ©e« 
fe|6ttd^,  bad  und  unter  bcm  fc^neD  geldufig  geworbenen  Stamen 
f^ammurabitobe;  befannt  gen)orben  ift  \  9Ran  ]^at  fiti^  unter  biefer 
CS^efe^edfammlung  nic^t  ettna  ein  DoQftdnbiged  Driginalmerf  t^orju« 
fteÖen,  fie  l^ot  t)idmel^r  ben  Slbfc^Iug  einer  längeren  Sted^ti^entn^id* 
lung  bebeutet  aud  ber  tt^ir  in  ben  aud  ber  3^^  ^ox  ^mmurabi 
ftammenben,  brdfonifd^eren  fogenannten  fumerifc^en  ^miliengefe^n 
ein  ®Iieb  beft^en.  Snbererfeitd  ift  aber  au^  nid^t  anjunel^men, 
ba§  ein  ^ammurabi  t)orgefunbene  ®efe^  einfa^  reprobujiert  ^&tte. 
Sr  loirb  ^n^eifeflod  bem  Sßerfe  ben  ®ttmptl  feined  ®eifted,  ent« 
fprec^enb  feinem  perfönlic^en  fR^tiqit\&%  aufgebrfidt  l^aben.  Sd^on 
mit  ber  blogen  ftobifijierung  l^&tte  er  fic^  aber  ben  S)ant  ber 
Stad^mett  Derbient.  S)enn  nid^tS  gen^ä^rt  und  einen  tieferen  unb 
unmittelbareren  6inb(id  in  bie  bebeutenbe  ftultur  unb  in  bie  Qk^ 
famtt)er^ä(tniffe  93ab^(oniend  k)or  beinahe  4000  Sauren  aÜ  ein« 
mal  bie  Xatfac^e  einer  berartig  genauen  9te(^tdfobifi}ierung  felbft 
unb  bann  bie  ^enntnid  ber  in  ben  einjelnen  ©efegedparagrap^en 
fid^  tt)teberfpiegelnben  3uftänbe.  @o  ift  ber  ^ammurabüobe;  eine 
ber  bebeutenbften  Urfunben  Sttbab^Ionieni^;  bamit  aber,  ald  filtefted 
®efe^bu(^,  ber  ganjen  äRenfc^l^eit  gemorben. 

Die  @öule,  bie  benfelben  entl^&(t,  mürbe  bei  ben  fran^öfifc^en 
9Iudgrabungen  in  brei  @tflden  1901  unb  1902  in  @ufa  gefunben, 
mo^in  fie  burd^  ben  iiönig  Don  Slam,  @c^utruf«92a^unte  (um 
1100  r>.  &l^r.)  nad^  einem  Sroberungd}ug  nac^  Sab^tonien  gebracht 
morben  mar.  3^r  urfprfingüd^er  ©tanbort  mar  ber  uralte  @onnen« 
ttxttpd  Sbabbara  ju  @ippar,  in  meld^er  @tabt  nac^  9Rittei(ung 
bed  bob^Ionifc^en  ^riefterd  unb  ©efc^i^tJfc^reiberS  SÖerofuS 
(300  t).  S^r.),  bem  mir  eine  Stenge  }ut)erläffiger  Stad^rid^ten  auiS 
ber  ®ef(^id^te  Sab^IonienS  Derbanlen,  bie  gdttlid^en  Offenbarungen 

1)  f)iefed  (!^fe|6u(!6  ift  u.  o:  in  nudgejeid^netet  Überfe^ung  gugfinglii!^  ge« 
mac^t  in:  ^ie  (S^efe^^e  l^atnmnrabid  in  Umf(^nft  unb  Überfe^ung,  ^etoudgegeben 
oon  $ugo  93indler,  1904,  fiel^e  au4  ton  bentfelben:  2)ie  (Sefe^e  ^ommurobi«, 
^dnt0«  x>on  fßahtfUn.    4.  9(ufl.    1906. 


«D.  H,  1  $flmBtura6tlobej.  21 

Aber  Vnfang,  äRttte  unb  <£nbe  ber  Singe  Dor  bn  Sintflut  it* 
gtaben  unb  baruad)  miebergefnnben  nurben.  @ie  mtgt  2,25  m 
in  tWT  ^6%t,  oon  bcnen  Ö5  cm  auf  bie  SatfteQung  (ommen,  mie 
|Mniinuia6t  Dom  Sonnengott  bie  iSefefie  erhält,  60  cm  in  bn 
Srcite,  1,65  m  oben,  1,50  m  untnt  im  Umfang.  Sie  @d|rift 
Ibift,  au(^  UiÜQlxäi  ber  Slu^tung  bei  @c^riftjeic^,  Von  oben 
nac^  unten,  RPie  auc^  bei  ben  in  XeffoE)  gtfnnbenen  ©tatuen.  SSA^ 
icnb  auf  Xontafeln  genb^nlic^  unb  in  fpfiterer  ^tit  ant^  auf 


Vlltnlt  OannMiattl. 

€tein  allgemein  bon  iinH  nad)  reditd  gcft^ticben  ttuibr,  ift  auf 
oltbab^Iouifdien  @iegeI}Q(tnbeni  unb  @tatuen  bie  €^rift  Oon  o(en 
nad)  unten  neben  ber  anberen  angtWenbct  Uoibcn.  <S8  ift  anju* 
ne^cn,  bag  bet  ftobe;  —  unb  juai  ^c^fttDo^rfc^eintic^  in  duplo  — 
im  ttmpti  ald  offiiteQeS  Sohiment  bei  ®ef(^ge6ung  SCufftcUung 
gefnnbtn  ^tte,  loä^tenb  bie  $ubItfation  bcd  3fleit^gefet(e8  auf 
Xontafriu  an  bie  iStamten«  rcfp.  ^liefteifc^ft  gefc^^  ^c  bie 
3nt  bei  ®eltung  bti  flobe;  finb  beiaitige  SeroielfAItigungen 
nixEi  nic^t  gefunben  »oiben.    SBenn  fit^  abci  au^  ftiätcrei  Qät, 


22  ^ammurabifobes;  Vertrag.  HO.  IX,  1 

in  btr  ber  fiobe;  fd^on  auger  @dtung  ioar\  fol^c  Kbf elften, 
fo  in  ber  SiUiot^ef  9i^wAanipali\  Dorgefunben  l^aben^  fo  ergibt 
fid^  boraitS,  todS^  ^o^e  ret^tSgefc^id^ttid^  Sebeutung  i^  ju« 
erfannt  kourbe.  @ogar  eine  aff^rifd^  XuSgabe  bed  aUbabtflos 
nifci^n  8leid^i}gefe$6tt(4e8  ift  und  aud  fpdteter  3^^^  ^^^  ^^^ 
genannte  SBibliot^f  betannt  geioorben..  Zro|  aH  ber  reid^» 
lid^  t^^d^f  bie  ^mmurobi  nad^  allgemeiner  Gepflogenheit  in 
anSne^enber  Sreite  am  @d^(ttffe  feines  Gefe^ed  bem  jumenbete, 
ber  fid^  an  bem  @tein  unb  an  ben  ®efe|en  irgenbiute  t>erginge, 
ttmi  hai  S)enfma(  Snberte  ober  bed  5!önigd  Stamen  auS« 
meißelte  unb  baffir  feinen  9lamen  eintrüge,  ift  ber  €tein  bem 
©d^idEfale  fo  t)ie(er  nid^t  entgangen,  ha%  nämlid^  ber  (Eroberer,  l^ier 
ber  obengenannte  ©d^utrub^a^unte,  einige  QÄltn  auSmeigeln  lieg, 
um  an  biefer  @teDe  einen  (EroberungSoermerf  ober  S^nßd^  an« 
jttbringen.  @oId^e  palimpfeftartige  SBe^anbtung  erfd^n^ert  in  x>itUn 
S^Qen  ba8  SBerftftnbniS  einer  gnfc^rift.  Stuf  bem  ^ammurabi« 
fobes  ift  bie  au8gemeige(te  @telle  —  n^o^I  )uf&Dig  —  ganj  frei 
geblieben. 

SSenn  man  ffir  biefe  SfidCe  34  $aragrap^n  rechnet,  fo  ergibt 
eine  (Einteilung  beS  (Sefe^  im  ganjen  282  Paragraphen,  benen 
eine  aufffi^rlid^e  (Einleitung  unb  ein  ebenfold^er  @d^(ug  beigefügt 
ifi  (Einer  ftraffen  ßufammenfaffung  unb  Orbnung  nad^  beftimmten 
(Skfld^tSpuntten  entbehrt  eS,  ja,  in  ber  Snf&^rung  ein^etner  ©traf« 
beftimmungen  tt^eift  eS  fogar  eine  gett^iffe  Unbe^fen^eit  ober  Um« 
ftdnblid^feit  auf,  bie  man  bei  ^ammurabi  ni(^t  üermutet,  unb  bie 
ben  bon  3.  SeremiaS'  au8gefpro(^enen  ®ebanfen,  bag  ti  fic^  bei 
biefer  (Sefe^eSfammlung  tt)eniger  um  abftrafte  ®efe^,  ate  um 
»irfiid^e,  t^pifc^  ^e  auS  ber  Sted^tSprasiS  ^anble,  na^  legt 

gür  jebe  ^anblung,  bie  au^  nur  ben  fleinften  9ied|ti^anfpru(^ 
begrfinbet,  ffir  Stauf  unb  Serfauf  gUt  Certragdfc^Iug  unb  (^egen« 
toart  t)on  3^ugen  ali  unerl&glic^.  Staufbertrfige  unb  juriftifc^e 
(Erienntniffe^  loie  fo(d^  auS  ber  l^ammurabi^eit  in  gro§en  SRengen 
gefunben  n^orben  finb,  kourben  ftetS  in  duplo  ausgefertigt.  2)ie 
oom  @(^retber  gefc^bene  Urtunbe  kourbe  bom  9lotar  beglaubigt 

Kttd^  9c3(^Ittngen  ^en  gegen  DuittungteuSfertigung  oor 
3€ugen  pi  gefc^fel^en.    ©dbftoerft&nblid^  nnir  bei  Sufna^me  einer 

1)  ^9  Ugt  rt4  gegentpArtig  anerbing«  erft  für  txnt  \p&tt  3dt  —  ettoa 
na^  1000  0.  (El^r.  —  ita^toetfen.  2)  ®ie^e  6.  85. 

8)  Vlo\H  nnb  ^ammurabi  t>on  fix.  9o^nne8  Seremiaft,  £ei|»§ig  1908, 
6.  12  Vnm.  1. 


«0.  a,  1  mttt,  ^^i,  $roae6*  23 

@(^  bie  auSfteausig  eine«  ®^ulbf^ined  nnttl&^lxä).  D^nc 
Me  angegebenen  XuSmeife  umtben  bor  Oeric^t  anhängig  gemalte 
filagen  iDon  tiom^eient  abgetmef en.  ftam  ber  @(^ulbner  feinen  83er« 
fifltf^tnngen  ni^t  nad^,  fo  bro^te  i^  @(||ulb^aft  ober  ®dfalb* 
fDanerft,  bie  anf  bie  gan^e  SiEimilie  anSgebel^t  »erben  lonnte, 
aber  im  uicrten  9a^  erlofc^.  Ütxäf  ^^bnng  mar  geftattet 
bod^  )twt  fte  nantentlid^  ^inft^tli^  nnentbe^Iic^er  (anbtt^irtfc^fU 
lidfn  (Begenft&nbe  beft^rftnft.  pr  ben  gfaQ  einer  äRigemte  loar 
übrigen»  bem  @ii^btter  bie  di^^S^^^v^S  f^^  ^^  laufenbe  3a^ 
etlaffen. 

Dem  nnDerAugerii^en  Se^entgnt  \  beffen  %tt|nie^ng  auf 
einen  6o^  Dererbt  loerben  f  onnte,  ftanb  ber  (Eigenbefi^  gegenüber,  ben 
fi4  ber  ^mt,  aber  anc^  ber  ©taatftfllatie  eru^erben  lonnte.  2)em 
Selcnftmann  nnir  eS  mftglic^,  fid^  ju  feinem  Sel^  fmbateS  8er» 
mögen  sn  enoerben,  aber  baS  er  frei  berffigen  tonnte.  8ei  Sb* 
mefenl^it  im  Jlriege  ober  fonft  tt^ar  S)e))onierung  beS  SermAgenft 
bei  einem  anberen  unter  8ertrag<fd^(u|  borgefe^n.  9Riett)ertrag6* 
toer^ttniffe  tonnten  eingegangen  loerben  in  ber  fform  einer  Sad^ 
ober  SHenftmiete,  baneben  gab  ed  ein  ^d^toer^tniS,  bem  bad 
<Befe(  befonbere  Kufmertfamleit  loibmete.  ^tb  tonnte  gegen  feften 
^^ai^^tOtug  ober  gegen  (Ertragsanteil  ber)Mu^tet  loerben.  ^r 
Serben,  ber  bem  Oefiter  burc^  gaul^eit  ober  Kac^ldffigteit  be8 
^^fid^tetS  enoufl^,  mar  ber  ^^ter  ^ftbar,  ate  SRa^ftob  ber 
Sc^benbercc^ung  mürbe  ber  (Ertrag  beS  reguldr  angebauten  9la^ 
forgmnbftfiiled  angenommen.  9u9  ber  ttrbarmad^ng  eines  (SrunbeS 
erMi^  bem  ^ßUfltt  »orteiL 

^flr  ben  gfaU,  baft  fid^  einer  benachteiligt  gloubte,  fionb  i^m 
ber  ^ogegmeg  offen,  er  tonnte  feinen  Schaben  bor  (Kott  t)erf oCgen. 
Sias  Oerid^tdocrfa^ren  gef c^b  too^I  im  9bunen  beS  ftbnigS.  2)er 
(Berid^t<)^(a|,  auf  bem  bie  S^Uigten  )tt  erfc^en  Ratten,  mar 
ftets  in  ber  91%  beS  Xen^ietö,  metft  am  Zor  beSfelben,  mand^mat . 
im  %mpd  felbft  Kiffer  moscn  ^efter,  i^nen  ftanben  (Skripts« 
beamte,  »eift^  alt  Angen  «nr  Seite.  Suf  Unbeftec^Ii^Ieit  unb 
UntKirteilic^leit  ber  Sctd^ter  unb  ftrenge  S)urd^fä^rung  ber  ^o^e^ 
ortanng  feiten«  berfetben  mürbe  auSbrüdlic^ft  unter  Snfe$ung  ^ol^er 
6tmfen  gefe^  (Et  mürben  fomol^I  OetaftungS^  als  (EntlaftungS« 
lengm,  }n  bereu  Beibringung  ein  Xermin  bis  ju  fed^  SRonaten 

1)  IBnrbe  ein  fol^ei  Se^eniBgut  beratocb  »ibene^tltc^  buic^  einen  fton« 
traft  iKxät^int,  fo  tmtxbe  bie  Utfunbe  „aetbioc^en'',  alfo  t)eTnt(i)tet  unb  bamit 
fit  migtltig  tdi&xt 


24  6trafre(^t.  SO.  IX,  1 

%ttDSfytt  toerben  lonnte,  ge^ftrt  unb  }um  ©d^touc  Qtbtaifft.  Stl&ffx 
loie  $Be{(agter  fonnten  jitm  (Sibe,  ber  in  einet  fut^en  gönnet  6e«> 
ftanb  unb  Don  unbebingter  93e»etdtraft  ttmr,  gugetoffen  I9crben. 
SRit  ber  SSQung  ber  Sntfd^etbung  unb  ber  f^riftli^en  äbiSferttgung 
beS  Urteils  koar  ber  ^rojeg  ju  (Snbe,  ed  nntr  jebo^  ben  Parteien 
bie  Stnfed^tung  beS  Urteitö  üorbel^alten.  (Sefd^l^  bie  9[nfed^tungd* 
Hage  grunblod,  fo  t)erfiel  ber  bad  Urteil  Snfec^tenbe  einer  ILn^ 
fe^ungSftrafe.  3n  befonberen  ^Ilen  l^e  man  jum  Ctbale  ge» 
gr^en.  Se^e  Snfton}  in  Stec^tdfa^en  toar  ber  Adnig.  ©eine 
unmittelbare  Slnrufung  ober  auc^  bie  Sinreic^ung  eined  89e« 
gnabigungSgefuc^ed  an  i^n  nxir  möglic^. 

.  ^on  befonberem  Sntereffe  ift  baS  @trafred^t  bei  ^ammurabi, 
ba  koir  i^m  eine  9iei^  nrid^tiger  etl^ifd^  ®runbfd^e  ber  bamaligen 
3ett  am  beften  entnehmen  ttnnen.  5Da  tritt  uni^  benn  ^undc^ft 
ratgegen,  ba^  bie  ©träfe  rein  menfd^lid^  burci^  hai  SSerge^en  am 
Stebenmenfci^n  begrünbet  unb  in  aSen  ^$&aen  ais  eine  mit  ber 
audgef^irod^enen  Keii^tdftrafe  fid^  erfc^Apfenbe  gebadet  ift  & 
!ommt  alfo  tt)eber  ber  @tebanle,  bag  eine  äRiffetat  au^  ein  Unrecht 
gegen  bie  (Bdtter  inüotoiere,  noii^  ber,  \>a%  auc^  beren  ©trafen  }u 
ben  geric^tlid^en  f&men,  ^um  Sudbrud.  S>ad  ®efe^  ^ammurabid 
ift  im .  @egenf a|  jur  Zl^ora  ^  auf  rein  menfc^lid^  (Sranbffi^  auf« 
gebaut  (Kne  religiAfe  drunblage  fe^lt;  benn  fein  jEantt)f  gegen 
bie  im  83olfe  ^eimifc^e  j^anhttn  ift  fidler  nic^t  au8  religiftfen 
SRotiben,  fonbern  auS  Kufft&rungStenbensen*  Zuleiten.  Se«' 
ftimmenb  toar  für  bie  (Sefe^ebung  ber  angerid^tete  ©d^abe.  ©o 
koenig  nad^  bem  SSor^anbenfein  eines  fubjeftiben  ©c^ulbgefä^td 
gefragt  n^urbe,  fo  n^enig  tourbe  ber  böfen  Suft  ober  Slbfid^t 
(t)gt.  0.  u.  10.  ®ebot)  irgenb  Ked^nung  getragen.  Sefi^  »ar 
eine  rein  red^tlic^  ®rS|e;  fo  ^atte  man  bem  SBefift  beS  9Ul<^ften 
tote  il^m  felbft  gegenüber  nur  ret^tlid^  feftftellbare,  nid^t  aber 
moralifc^  ^flid^ten;  Stft^ftenliebe  ift  bem  ®efe<)e  fremb,  felbft 
bie  aus  bemfelben  fi^rec^enbe  Humanität,  bie  fl(^  etma  in  ber  %üt* 

brge  für  befangene  offenbart,  ge^t  auf  ben  (Skfi<^tSt)ttn!t  beS  SBe* 

t^eS  ^inauS. 

Q^gentumSDerge^en  —  )oo)u  aud^  bie  ^e^erci  gered^net  nmrbe 
—  tmtrben  benn  au^  üer^&ltniSm&jsig  am  fd^ioerften,  nimtid^  in 
ber  Negel  mit  bem  Xobe  beS  S)iebeS  beftraft    Übrigens  ift  bei 

1)  (Sin  genauerer  SergleU^  §tDif(^en  beiben  bei  3o^.  ^ertmiad,  a.  a.  C. 
®.  80  ff. 

2)  3o]^.  3eremiad,  a.  a,  O.  ®.  40. 


B(D.  a,  1  (i^runbf%  bed  ©ttoftec^ted.  25 

oDctt  Strafen  bie  Snna^me  itid^t  t)on  bec  ipanb  ju  koeifen,  bag 
irid^t  in  allen  f$&Qen  mit  ber  ganjen  Strenge  beS  ®efe^  \>ou 
gegangen  tt)ttrbe,  fo  l^aben  mir  ein  Seifpiel,  bag  gegen  einen  2)ieb 
ni^t  anf  Zirt>edftrafe  erbinnt  würbe,  o6nio§I  bad  ®efeg  biefe(6e 
borf^^eb. 

3m  allgemeinen  ift  Beim  @trafre^t  aÜ  koefentlid^r  Sor}ug 
ansuerlennen,  ba^  bie  9iaift  ond  bemfelben  fo  gut  tt)ie  t)erbannt 
tonrbe.  2)ad  ift  aHerbingd  in  einem  Sted^tSfiaat  gar  nidit  anberS 
)u  erttHirten.  S)er  @trafboS}ug  tt)ar  an  baS  Sorl^ge^n  eined 
orbentlid^en  @)eri(^t8t>erfa^renS  unbebingt  gebunben.  9lur  in  )tt)ei 
gftHen,  totan  n&m(i(^  jemanb  M  einem  Staub  ober  beim  ^iebfta^t 
toi^renb  eined  Sranbed  auf  frifd^er  Zat  erto))))t  tt)urbe,  burfte 
S^nc^iufti^  gefibt  merben. 

@runbfa|  im  ©trafred^t  n>ar  bie  ^(ion,  bie  9Siebert)erge{tung 
unb  }War  in  ber  noäf  bem  Sergel^en  genaueft  bemeffenen  ^rm. 
S>od  bib(if(^  ©d^be  um  @d^abe,  %uge  um  Suge,  j^af^n  um  3a^n 
(3.  SRof.  24.  20.)  finben  tt)ir  inS  eingeinfte  fpesiattfiert  Sn  ein«* 
lebten  ($AQen  fonnte  jeboc^  ber  ©runbfa^  unbebingter  Xalion 
eine  9Riß)emng  in  ^rm  ber  SBeja^tung  ein^d  99ugge&ed  erfahren. 

füi  ftrafbare  ^anblungen  tt)urben  neben  bem  SBergel^  an 
frembem  (Eigentum  angefe^n  9leIigion8üerge§en  (güuberei  unb 
Xempelbiebfta^,  ^iet&tS^rletfung  gegen  bie  Sttem,  Slutfc^nbe, 
8er6red^  gegen  hai  £eben,  bie  <iefunb^eit  unb  bie  @^re  (8$er^ 
(eumbung  unb  8eUibigung  nmrbe  gau}  befonberd  ^art  beftraft) 
bed  9läd^ften,  augerbem  bie  fc^n  genannten  ^rojegüerge^n  (83e« 
fte(^(i(^feit  ober  Stec^tdbeugung).  Xobedftrafe  kourbe  fe^  ^ufig 
—  34  mal  —  tiorgefe^en.  ®ie  tt^urbe  gett)0^n(id^  ia>of)t  burd^ 
ftö|)fung,  in  befonberen  ^Qen  aber  baburc^  boEjogen,  bag  ber 
S>elinquent  ind  f^er  ober  ind  SBaffer  geuiorfen  mürbe.  Oefonberd 
ente^renb  mar  bie  ^d^tung^  mo^I  auc^  bie  Serfd^arrung  eines 
^gerichteten  SKiffetfiterd  am  Tatorte.  Sei  ftör))erftrafen  galt  aii 
(intnbfa^  bie  83emi(^tung  beS  oerbred^erifd^n  (BliebeiS.  @o  mürben 
bie  QimQt  ober  hai  8uge  audgeriffen,  bad  Ol^r  abgcfc^nitten,  bie 
$&nbe  abgehauen,  einer  berbred^erifd^n  Smme  bie  Prüfte  ab« 
gefd^itten.  @timmarfung  (burd§  Sinfd^itte)  unb  öffentliche 
^^rfigelftrafe  galten  atö  entei^renb,  in  ben  Alteren  fumerifd^en 
gamittengefe^n  ift  hai  öffentlich  herumfahren  eineS  megen  ^e« 
tfitlofigleit  gegen  bie  SRutter  (Semartten  a(d  S^renftrafe  angeführt. 
S>ie  SRutter  ftonb  äbrtgend  in  ber  SBertfc^&^ung  bem  Sater  nid^t 
glcii^  obmo^  baS  <8efe|  ^mmurabid  einen  f^ortfd^ritt  bebeutete. 


26  ^aftpfiid^t    dbtening  bed  tobe;.  fLO,  IX,  1 

SBerge^it  gegen  bk  gfarnttte  ober  gegen  bie  ^milienfttte  ^tten 
unter  Umftfinben  iBerfio^ung  oud  ber  ($anttfte,  unb  in  fc^n^ereren 
SffiQen  an«  bem  SBurgfrieben  ber  @tabt  ^ur  {^otge.  Xud^  bie  Ser«- 
ftogung  ani  ber  (Skmeinbe  {onnte  erfolgen.  SB&l^renb  berjenige, 
ber  Quf  Sffentlit^en  Sufruf  ^tn  einen  entlaufenen  @flaben,  ben  er 
in  fein  ^uS  aufgenommen  §at;  nic^t  §eraud  gab,  bei  Sntbedung 
fein  fieben  bertoirfte,  befam  ber,  toeld^  einen  entronnenen  @{Iaben 
c^fS^fff  ^ne  $r&mie  bon  2  ©efel  @i(6er. 

Sinem  fe^r  mobemen  feinen  8tecl^em)>ftnben  tnt^pttiftit  bie 
Seftimmungen  aber  ^ft)>fii(^t  gür  ben  burd^  birefte  SSerfd^nU 
bung  ober  burd^  S<^r(&ffigfeit  ^eroorgerufenen  @(!^aben  mürbe  ber 
Urf&c^er  }um  @c6abenerfa|  ^ngejogen.  @o  ermud^fen  begrän«> 
bete  $aftpflid^tanfprfi(6e  bei  berfc^ulbeten  S)amm«  unb  SBoffer^ 
f^ben,  bei  ficb  au8  Shu^t&ffigfeit  bed  ^(^terS  ergebenbcn  fonftigen 
@c^Aben  im  (anbmirtf(^ftltd^en  Setri^,  bei  6(^minbe(bauten  unb 
Untergang  eine«  @d^i|fed  burc^  Serfd^ulben  be«  @d^iff8fa^rer<, 
bei  S^na^ftffigung  unb  fa^rUffiger  ober  berfd^ulbeter  Zttung 
eines  gemieteten  XiereS,  enbtid^  bei  bem  @d^ben,  ber  auS  bem 
Su^eroc^ffen  ber  nbtigen  S3orfid^tSmagrege(n  bei  ftfigigen  Oc^en 
ermuc^.  Serleffungen  am  betonierten  ober  debitierten  Jta)iita( 
fielen  unter  fe|r  anilgebe^nte  ^aftf^flid^tbeftimmungeii.  Siilge^ 
nommen  bon  ber  j^aft)>fii^t  mar  ber  ^irte,  refp.  f)erbenunteme§mer, 
fafl<  ein  ig^erbentier  oen  einem  milben  Xier  —  man  mugte  mit 
bem  <Einbrud^  etloa  bon  Stoen  red^nen  —  jerriffen  mürbe  ober 
auf  notfirlid^  SEBeife  }n  <Brunbe  ging,  ber  ^onblnngtreifenbe  im 
gfaide  einer  Beraubung,  koie  ja  auc^  ber  $&(^ter  nad^  ft^nlic^m 
9runbfa$  im  ^üt  einer  SRiBemte  ffir  bai  betreffenbe  Sa^r  }ind« 
frei  mar. 

^mmurabi  mar  fid^  mo^l  bemugt,  mit  ber  Cbierung  biefeS 
<Skfe$ei  eine  bebeutenbe  Zat  geton  ^u  I)oben.  (Er  l^atte  feine 
SBorte  ,,mo^  überkgt''.  ,,^mmurabi,  ber  fi&nig  ber  (Ekred^tigfett, 
bem  @(i)amaf(^  ba»  tte^t  gefd^enft  ^t,  bin  ic^.''  ,,aKeine  SBortc 
finb  mo^  fiberlegt,  meine  SBei«^  ^  ni(^t  ihresgleichen.''  „^kn 
^0^  iVi  emiebrigen,  ben  @toIjen  ju  bemfitigen,  ben  ^o^mut 
auSjutreiben,  .  .  .  baS  Siedet  beS  SanbeS  ju  fpred^n,  bie  @treit« 
frogen  su  entfd^iben,  bie  @d^&ben  p  ffriitn''  ift  baS  (Befe^  er» 
(äffen.  @o  galt  t»  mie  oOe  feine  Zaten  ber  SBo^tfa^  feine« 
SonbeS,  unb  meS  er  in  feinem  Snnerfien  babou  fibei^ngt  lote, 
fo  fo&te  es  bemt  aw^  fOx  oSe  dtitnt  fctat  fBkm  er  fit^  baS 
€tefcff  xübSMUüS^  t>Qn  Sd^omafd^,  bem  €onnengott,  bem  großen 


90.  IX,  1  Sanbtftiemaltung.     @4ule.  27 


uoit  ^mmel  unb  @ri>e,  getoi  lieg,  fo  folgte  er  bamit 
offenbar  einem  orientalifd^n  (Bcbxaväi,  üieSeid^t  um  bem  ®efe|e 
lÄ^er  (Eingang  ju  üerfd^a^en.  2>enn  ber  gufoinmen^ang  }»if<i^n 
bem  (Sötte  unb  bem  ®efe$e  felbft  toar  ein  red^t  fiugerlid^er, 
ber  ftSnig  lve%  ft^  üon  rein  juriftifd^  (Befi^tS^unften  leiten  unb 
betro^ete  bad  (Befe^  aU  fein  eigenfteS  fBkd. 

5Die  (Bettung  biefed  ®efe^8  erfttedte  fi^  auf  baS  gan)e 
Sanb.  S)od  Imntt  er  bun^fe^en,  ba  er  eine  muftei^fte  Sanbee* 
Mnoaltung  eingeführt  ^attc.  9}it  feiner  ganjen  SBeomtenfc^aft  im 
Sanbe  ^in  unb  ber  tierbanb  i^n  eine  eifrige  Storref^onbenj,  aud^ 
mit  feinen  SafaÜen,  fobag  er  aQejeit  t>on  ben  SSorfommniffen  im 
Sanbe  genaueftenS  nnUvAäfttt  toax.  gur  äbenoad^g  ber  d^n« 
Haltung  ber  S^ed^te  unb  $f[i(^ten  ber  (Einzelnen  an  bie  ®efamt* 
^eit,  toobei  neben  bem  f^milientierbanb  ber  ©tobt»  unb  (Bemeinbe^ 
ober  9esirtet)erbanb  in  8etra(^  fam,  loar  ein  SSejirfSamtmann 
beftettt.  S>ie  (Bemeinbe  ^atte  bie  ^flid^t,  i§re  %ngel^örigen  {u  er« 
^Iten  unb  ebentueff  ffir  fie  einjutreten.  iReben  biefem  SBejirli^ 
amtnumn  gab  eS  ben  t)om  ftönig  ernannten  Sejirfitteamten  ober 
^feften,  beffen  Zdtigfeit  auf  bem  politifc^en  «kbiete  (ag.  910« 
gemeine  83efanntma^ungen  fd^einen  bur^  bffentlic^eiS  SluSrufen 
erfolgt  ju  fein. 

(B  ift  ni(!^t  unintereffant,  bag  und  bie  fog.  fumerif^  ^mi* 
liengefe^  nii^  in  ber  ^rm  einer  ®efe^durfunbe,  fonbem  auf 
einer  wnng8tafe(  fftr  ben  ®d^u(unterri(^  2ur  (Erlernung  ber  fume« 
rifd^  @tmi(^,  unb  gtoar  fpetieO  ber  fum.  gformeln  unb  3^tate 
in  ben  Stonttafttafeln  ^  erl^alten  finb.    X)tefer  Umftanb  bemeift  mi 

neben  anberen  B^fl^iff^''/ 1^^  ^i^  <^^  ^  3^^^  (ftngft  t>or  ^ammu« 
rabi,  bo|  man  in  Sab^Ionien  feit  ben  SnfAngen  einen  ganj  oor« 
ifig(k^  enttoidetten  @d^u(betrieb  l^tte  unb  bog  man  in  biefer 
6^le  auf  baS  @tubium  be«  9lt^M  groge«  (Bekoid^t  legte. 

2>ie  alte  @d^u(e  ftanb  in  enger  SBejiel^ung  jum  Xtmptt 
fSatm  JDL  \>o6)  bie  Zrfiger  unb  Öberlieferer  aQ  beffen,  koaS  SBiffen« 
f^ft  IfWg,  ofieni  bie  ^riefter,  augerbem  maren  bie  6d^u(en  aU 
^^:ieftfrf<^n(en  tKQU  beftimmt,  ffir  ben  5Dienft  im  Xtmptl  unb  an 
ber  SBiffenfi^ft  neue  ftrifte  ^oniubilben.  S)ie  @^rei6Iunft  lag 
gonj  in  ben  $Anben  ber  ^riefter,  bad  SHt^tufornt  mar  bem  ^efier 
fibeltragen,  ober  ben  @(^a^  mat^ematifi^,  afhnommiifj^  unb 
oftrologtfc^er  flenntnifft  t)erffigte  er  aQein.    Unb  bie  ^riefter  Rotten 

1)  6te^  ^ommel,  %tWä^it  fßahtflomtn»  unb  ICff^rien«  @.  886  f. 


28  »iffenfc^aften,  fBeltbilb.  90.  IX,  1 

tS  namentlich  auf  bem  @>e6tete  ber  Vftronomie  ju  beiDunbernSioerten 
fienntniffen  fd^on  in  ältefter  Qtxt  gebracht.  Sine  ganje  Steige 
t)on  Übungstafeln,  auf  benen  beffer  unb  ^dfto&äftx  begabte  @(^fi(er 
ftd^  im  ©einreiben,  3^^^"^"  ^^^  9lec^nen  in  ben  oerf^iebenen 
@))eiied  üerfuc^ten,  gemftl^rt  und  einen  oft  ergö^ßc^en  (Sinblid 
in  ben  Slementarunterri^t  ber  alten  $riefterf(^ute.  2)ie  ^ö^eten 
SSiffenfc^ften  maren  neben  ber  0le(^tdfunbe  Slat^ematif,  Oeome» 
trie,  ftodmologie,  9(ftronomie  unb  Sftrologie,  enblic^  bie  ffir  ben 
eigentlichen  ^rtefterberuf  unerläßlichen,  t)ielfeitigen  fienntniffe  in  ber 
9Biffenf(|af t  ber  Steligion,  ber  ^ö^eren  9leIigton  fon^o^t  toit  ber  fßoll^ 
religion.  9teligion  reff).  Zoologie  aar  ja  bod^  fd^Iie^lid^  bie  eCemen« 
tarfte  SBiffenfc^oft«  3n  aCen  anberen  SBiffenfc^ftdgebieten,  indbe» 
fonbere  in  tlftronomie  unb  Xftrologie,  fanben  fid^  lebhafte  Sejie^* 
ungen  jur  9le(igion.  SBab^IonienS  {Religion,  bie  in  i^rer  l^bl^eren, 
reinen  S^ici^t  I^Sd^ft  n^a^rfc^tnlic^  femitifc^^c^lbfiifc^n  Ut« 
fprungd  ift,  trug  burc^auS  aftrafen  S^arafter.  9Kc^t  ali  ob 
@onne  ober  äRonb  ober  bie  ®eftirne  felbft  bie  (Bbtter  geniefen 
ko&ren,  ber  alte  SBab^Ionier  fa^  in  i^nen  nur  bie  äu|ere  Srfc^i' 
nungdform  bed  perföntic^  gebauten  ®otte8.  S)abei  ift  ber  fiberaQ 
burc^fd^einenbe  ®runbgeban{e  bei  allen  Sorg&ngen  am  ^immel 
unb  im  993e(tenraume  ber  ber  (Sntfpred^ung  aQer  Srfd^einungen.  @o 
entfpric^t  fic^  ber  5treid(auf  ber  (Seftirne,  ber  ftreiSlauf  ber  Sonne 
bem  bed  9RonbeiS,  bie  ®rbe  unb  t§r  (Skfc^e^en  ber  ^immlifc^n  ^it 
unb  i^rem  ®efc^e§en.  2)ad  ^immtifc^e  91(1  ift  nac^  äBindler  ein« 
geteilt  in  ben  ^immeteojean,  baS  ^immlifc!^  (Erbreic^  (Zierfreid) 
unb  ben  Slorbl^immef^  ba«  irbifcl^e  VBi  in  ben  Ojean,  bie  Srbe 
unb  ben  Suft^immeL  Sei  bem  irbif^en  Vi  ^anbelt  ed  fic^  um 
eine  SBeltemanation  aud  ber  Urflut,  ber  fd^on  in  früherer  3^^^ 
SSeltemanationen  oor^gegangen  finb.  S)er  n)efent(ic^fte  Zeil  bei^ 
^immltfc^  ^tki  ift  ber  Zierfreid,  ber  ben  großen  (Skftimen,  ben 
S)oImetf^em  ber  ®5tter,  aü  9Beg  bient  3§re  gOtttic^e  Sebeu« 
tung  (ommt  ben  ©temen  nid^t  an  fic^,  fonbem  in  i§rer  j|ett)ei(igen 
©tellung  im  ZierCreife  ju  \  fUni  fo  erfi&rt  fic^  j.  9.  bie  befon* 
bere  ffiirffamfeit  ber  @onne  bejfigßci^  ber  3a^red*  unb  Xogeflseiten. 
9lac^bem  bie  »efentUc^ften  SBer&nberungderfc^einungen  aU  mit 
@onne  unb  9Ronb  in  3ttf<^>i^incn^<^ng  fte^enb  beobachtet  mürben, 
ging  bie  ®eftimbeobac^tung  t>on  biefen  beiben  a\a  unb  brachte 
ed  bejüglic^  aQer  einfc^Ifigigen  ^Berechnungen  ju  ^dc^ft  bemerfenS« 


1)  Sic^e  «D.  VIII,  1  ®.  5ff. 


ac.  IX,  1  geitQltct,  Äolenbcr.  29 

tofrteit  (Srienntniffen.  @o  Uteb  begretfßc^ertDeife  ber  Umfianb, 
bog  bie  ^ru^Iingdfonne  nod^  3000  t).  S^r.  aud  betn  3^i<l^n  ber 
3nrillmge  in  bad  beS  ©tiered  trat,  ben  Sftronotnen  SlttbaB^Ioniend 
nt^t  Derborgen.  2)Qd  ©tierjeitalter  ipor  bad  3^^^^^^/  ^^  ^^^ 
Sab^toitieitd  S3(äte  unter  ber  ^ammurabtb^naftte  fiel. 

X)iefer  Umftanb  kuar,  nati^bem  bie  SR^t^oIogie  im  engften 
3ufaminenl^ange  mit  ben  Vorgängen  am  |)immel  ftcnb,  t>tm  tmU 
tragenbfter  Sebentung  für  bie  äß^tl^ologie.  S)q  biefe  aber  natur«* 
gemfig  langfamer  ben  Ser&nberungen  am  ^immel  folgte,  (dgt  fid^ 
bie  Umbilbung  ber  t^eologifc^en  S(nfd)auung  nid^t  für  bie  3^^  bed 
Stntrittd  beg  ©tierjeitalterg.  fonbern  erft  ffir  bie  Qdi  ber  ^mmu* 
rabib^naftie  feftftellen. 

tiefer  Übergang  bebeutete  auc^,  um  barauf  juDor  ^injutt^eifen, 
ber  ^räjeffion  entfpred^nb,  gegen  bad  fru^e  Qtitalttx  bie  SBer« 
legung  bed  Sal^re^anfangd  um  einen  SRonat  nac^  rfidtoörti^  unb 
über^ttfit  eine  Aalenberreform.  S)ie  ^ftfteQung  bed  ^alenbetiS 
umr  eine  toic^tige  ftaatlid^e  Angelegenheit.  3"^  B^^^^H  ^^^  3^^' 
abf(!^mtte  niurben  Xonlegel  in  ber  f^orm  eined  SRageld  in  bie 
Zem)>eln)anb  geftecft.  S)er  SBob^Ionier  red^nete  nac^  9D?onbja^ren 
mit  6  SDo^pelmonaten  refp.  12  äRonaten  ju  80  Zagen.  3"^ 
Sudgleid^  mit  bem  jioeifeUod  befannten  ©onnenjal^r  tnurben  Don 
3eit  )u  3^*  @d^aItmonate  eingefügt.  Sal^redbeginn  tt^ar  baS 
(^ru^jo^rdfeft.  ^Der  Sag  h)urbe  in  12  S)o^peIftunben  ^  eingeteilt 
mit  je  60  56op)>eIminuten.  5  Zage  gaben  eine  9Bo(^e,  72  gänfer« 
rDDäftn  alfo  ein  SRonbjal^r.  Sieben  ber  burd^roüenben  ^finfer^ 
mo^  toax  anäf  bie  @iebenertt)0(i^e  nid^t  unbefonnt.  Z)ie  Sderec^^ 
nung  bed  fialenberd  lag  naturlid^  ben  ^rieftem  ob.  3n  ben  Stauf« 
fontraften  aui^  ber  ^mmurabijeit  finben  mir,  bag  bie  Sle^nung 
na^  bem  ftolenber  )u  ben  @elbftt)erft&nbli(^!etten  ge^firte.  ®Ieid^<r 
jeitig  mit  ben  äRonatdnamen  lourben  bie  Saläre  nad^  einem  be» 
fonberen  3a§redereignid  in  ber  Sfiegterung  beS  ftfinigS  ange« 
geben,    (f.  @.  14.) 

SHe  mit  bem  toerfinberten  ^immeldbilb  in  3uf^>i^^^^<^n9 
fte^be  Umgeftaltung  ber  altbab^Ionif^en  Z^eologie  gab  fid^  f unb  in 
bem  ftatfen  hervortreten  ä)?arbufö  jur  j^vt  ^ammurabi^.  Urfprfing« 
li^  gab  ti  @tabt!u(te,  beren  Sftefte  nad^toeii^bare  in  ben  einzelnen 
etfibten  ben  9tegenten  bed  Xierlreifed:  ©in  (SRonbgott),  ©c^a« 


1)  fßindltt  oeift  9(0.  Hl,  2/8  8.  16  barauf  l^in,  bag  fi(6  bie  f>opptU 
Nibe  in  ber  dHnteilung  ber  3iffcrblftittr  unfeter  U^cn  erhalten  ^at 


30  3:^eoIogie  unb  Sleligion.  t(D.  IX,  1 

maf^  (@onnengott)  unb  Sfc^at  (®öttut  beS  SenuSftemS,  bte 
$tmmetöfiöntghi,  bte  gdttßd^e  Simgf rau,  bte  äRuttergöttm)  galten. 
3^en  traten  na^  bem  eben  etiDfil^ten  ®efe$  ber  Sntfpred^ung  ali 
oberfte  ®0tterttta8;  ber  oUerbingd  fd^on  eine  dttere  Zriad  Doraufge« 
gangen  loar,  Knu,  ber  @ott  bed  ^tmmeldojeanS,  ber  Sater  ber 
(Spötter,  Sei,  ber  $err  beS  fiuftretc^  unb  ber  alte  Ütattonafgott 
S9ab^(ottten8,  ®a,  ber  $err  ber  Srbe  unb  ber  auS  ber  Sßaffertiefe 
fomntenben  Ouetten  lote  au^  beS  OjeanS  an  bte  @eite.  Sieben 
ben  brei  fc^on  genannten  ^(aneten  famen  bte  Planeten  Suptter, 
SRerfur,  Wtaxi,  @atum  aü  S)o(metfd^er  unb  Srfd^nungen  ber 
@>0tt^ten  SDtdrbuf,  9le6o,  9ltntb  unb  9{erga[  in  Setrac^t.  9lei(^ 
Itd^  S)iffereniterungen  ber  ®ott^etten,  fo  ettoa  bed  Sonnengottes 
in  einen  (Sott  ber  tjfrfi^tingd«  unb  äßorgenfonne,  ber  ^rbft«* 
fonne,  ber  @ontmer«  unb  ber  ^interfonne,  lie^n  ft<^  bte  2:^eo(ogen, 
üieUeic^  ni^t  ganj  o^ne  (Einfluß  ber  unter  ber  ^ammurabib^naftie 
neu  etnftrömenben  Sfilfern^elle,  angelegen  feitt  S^aburc^  kourbe  bad 
altbab^tonif^e  ^ant^eon  in  einer  fo  reic^liil^en  äBeife  bebölfert;  ba§ 
ed  o^ne  ftenntnid  bed  aftralen  @(^(üffete  einer  Srttfirung  f)>ottete. 
t$ür  bie  @9fteniatifierung  ber  (Siftttertt^ett  lam  aU  förberlic^  in 
ißetrod^t  bai^  Übern^iegen  einei^  @tabtf5nigtumS  über  bie  anberen 
unb  bamit  auc^  baS  Übertoiegen  bed  betreffenben  ©tabtgotted. 
S)iefem  Umftanb  au^  in  ber  ®&ttergeneo(ogie  9ie(|nung  ju  tragen, 
beeilte  ftc^  bie  offiiieQe  $oft^eo(ogie  natürlich  fteti^.  @o  fann  ed 
nic^t  n)unber  ne^en,  loenn  n)ir  einerfeitS  Derfd^tebenen  ®ötter» 
geneatogien  begegnen,  anbererfettd  aud^  toieber  3bentifierungett  bed 
©tabtgotteS  mit  bem  j|en)ei(d  bominierenben  (Sott,  ober  boc^  Über» 
tragungen  koefenttic^er  Sigenf(^aften  bon  bem  einen  auf  ben  an» 
beren.  @o  tft  9D?arbu{  jur  ^ammurobijett  )um  pr&oalierenben 
®ott  gekoorben.  (Sierabe  bei  i^m,  ber  urfprfinglid^  ber  einfach 
Sofalgott  oon  Sab^ton  n)ar,  fe^en  tt^ir  beutüd^,  tt)ie  er,  ber 
umd^fenben  SBebeutung  ber  9ieftbeni  entf^ired^enb^  me^r  unb 
mel^r  bie  gtAni^enben  (Sigenfc^aften  ber  anberen  (Sötter  Don  ber 
^riefterfd^ft^  ^obeld  übertragen  betam.  3n  ber  (SBttergenea» 
(ogie  burc^  Übertragung  bom  SJtarbut  Sribud  atd  @o^n  b^  (Sa 
angefül^rt,  mit  bem  t^n  bte  X^eotogie  in  engem  ibealem  @ol^ned» 
Der^ttnid  k)erbunben  fein  lieg,  überfam  er  bte  ©teUung  be8 
StttnigS  ber  (SMUter  txon  ^u,  bte  be«  $errn  ber  S&nber  oon  SBel, 
bie  bed  SEBeifen  unter  ben  (Bbttern  Don  @a,  er  mtrb  jum  ©c^Apfer 
ber  äSelt  unb  ber  äKenf^en.  Sc^Iteglic^  eignen  äXarbuf,  bem  ftSnig 
ipimmetd  unb  ber  (Srbe,  mefentlid^e  (SrlAferetgenfc^ften,  er  liebt  ed, 


^-  IX,  1  ^t^ntnen,  d^ebete,  Halmen.  31 

ber  Sarm^ige,  üon  ben  Xoten  )u  ertoed en  unb  €kbete  ju  etl^Sren. 
3^  gilt  ein  ^mmtd,  bem  folgenbe  @£^  entnommen  feien  ^: 

tkin  fitamt  ift  fiberoQ  im  SRunbe  ber  9ßenf(^en  gifidbringenb. 

SRorbttf,  gtoget  ^err,  auf  bein  erhobenes  ®ebot 

SRöge  i^  gefunb  unb  ^eil  fein  unb  fo  beine  @ott^ett  Derel^ren; 

SBie  xdf  eiS  mfinfci^,  mSge  i^  eS  erlangen. 

Sege  SBa^r^eit  in  meinen  SRunb, 

Sag  gute  ®ebanfen  in  meinem  ^erjen  fein 

9etoäffzt  bo(^  SCnrufen,  Sn^Sren  unb  Srl^ören; 

2)ad  93ort,  tt)omit  x6)  anrufe,  tt)erbe,  fotote  i^  anrufe,  erl^ört! 

SRarbuI,  grofeer  ^err,  fd^enfe  mir  fieben; 

Seien  meiner  @ee(e  befiehl ! 

SoT  bir  fcfS^ixd^  ^u  tt)anbeln,  baran  möge  x6)  mid^  faltigen! . . . 

Sit  fold^  ®6tter^^mnen  unb  Gebeten,  in  benen  uniS  biefe 
erhobene  ^efterreligion  a(d  ))on  ben  ^rieftem  )>raftifc^  ütpfitQt 
entgegentritt,  ^aben  loir  eine  reid^^altige  Siteratur*  @ie  finb  jum 
Xä(e  uralt  unb  ^ben  fid^  in  ben  meiften  ^Sütn  jum  minbeften 
i^rem  &mppt  nad^  tt)&l^renb  ber  ganzen  3^^^  bab^Ionifd^er  9ie(t« 
gion  unDer&nbert  in  ©ebraud^  erl^alten,  bei  ben  ®ottedbienften  refp. 
9dtterfeften  mürben  fte  tH)m  $riefter  rejitiert.  Uta  befannteften 
ift  ber  getragene,  f(^5ne  $^mnud  an  ben  iD^onbgott  @in  im  Ur 
(%D.  yn,  3  @.  11  f.)  geworben.  3n  mand^en  biefer  ^^mnen  tritt 
eine  ftarf  ^not^iftif(|e  9(nfd^uung  ju  Xage,  t)on  bireftem  SRono« 
t^mu#  }u  reben  gibt  und  jebo(^  feine  $l^afe  bab^Ionifd^r  9ieli« 
gion  bad  Siedet 

Ziefered  Serft&nbniS  fc^nt  bai»  Sott  biefer  Keligion  ber 
®ele^en  nur  ba  cntgegengebrod^t  gu  ^aben,  tt)o  ed  fi(^  um  ben 
fiultnd  ber  (Bötter  ber  beibeit  ^au^tgeftime  Jubelte.  83on  ber 
Sonne  l^ing  ber  aderbautreibenbe  Sab^Ionier  ab,  ber  9)fonb  n^ar 
ber  ^ort  bed  nomabifieienben  unb  t)ie|)fic^tenben  Xeild  ber  SBe« 
MMIennig.  S)a6ei  trug  erftere  mit  i^rem  SudlOfc^en  be«  Siebtes 
ber  onbcrcti  ®efüme  Untermdtd^  ber  Vtonb  Obernieltdc^tofter. 
S)Qd  mefentlic^  aOer  äbrigen  t^eologifc^en  (Srienntniffe  ift  bem 
So(f  in  SR^fterien  unb  an  @innenf&IIigei)  antnft^enben  t^ften 
iKirgcbotm  morben.  9«  0))fer,  bad  in  ber  Sieligion  eine  groge 
StoDc  ffitcttt,  yi^Ite  ba<  SBoK  biefer  X^eologenreßgion  gerne  Zribnt. 
fnäf  m  ben  IHage«  unb  8u|fpalmen,  bereu  etlit^e  lebhaft  an  bie 

1)  evdft  %0.  TU,  8.  16,  unb  99eber,  3)te  Sitetatut  ber  Qabplonttr  mib 
l|f^,  SetMig  1«07,  ®.  182. 


32  Sieligion  unb  ftultu».  «ID.  IX,  1 

attteftamentli^eii  ^alnten  erinneni,  feiner  aber  i^nen  an  reUgififer 
Xiefe  gleid^fommt,  ^aben  &>ir  noc^  3^U0><iff^  ^^^  ^^  SluSiDirtitiig 
bief er  Sieligion  im  93olf .  SBu^t^f^^^^^  f^"^  ^^^  in  SD^onotog«  unb 
2>iQlogform  (S^iatog  sn^ifci^en  ^efter  unb  Sü^enben)  erl^atten« 
SB&^renb  in  ber  ®efe^e6ung  beS  ^mmurabi  ein  fubjeftiDed 
@d^ulbgeffi^(  unb  ber  ®ebanfe  einer  9}er(e|ung  ®otted  ganj  fe^It, 
fe^en  toir  au8  biefen  SBugfpalmen,  bag  bem  Sab^Ionier  beibeS 
nid^t  fremb  nnir. 

^0^  ben^eift  ber  iBugfpiegel/  ben  toxi  in  S3ef(|tDdrung8te£ten 
^obeUr  bie  }.  %.  avS  &(tefter  Qtxt  ftammen,  bag  bie  fitttic^e  Sr^ 
!enntnid  me^r  in  bie  Sreite  als  in  bie  Xief e  gegangen  tt^ar.  Sin 
)u  ffi^nenbed  Unred^t,  @finbe  toaren  ein  ritueOed  93erge^en,  n)ie 
mit  ungett)Qf^en  ^&nben  bei  (Sott  fd^mSren  ober  bie  93enuJ|ung 
t)on  ®ebrQu4i}gegenftfinben  eineS  Gebannten,  ein  fittlic^ed  fßtu 
ge^en,  eine  ^et&tSDerle^ung  gegen  Sftem  unb  filtere  ®ef(^tt)ifter, 
@&en  t)on  3^i^<^<|t  jmifc^en  Sertoanbten  unb  0reunben,  toiber« 
red^tUd^eS  gfeft^alten  Don  befangenen,  Sfige,  SBetrug,  ^uc^Iei, 
©d^&bigung  bon  £eib,  dffxt,  ®ut  be«  9t&i)^ttn,  ©d^&bigung  Un^ 
f^ulbiger,  Verbreitung  Don  Unlauterem,  @^bigung  beS  9lufei$ 
ber  ^matftabt,  3^^^^^^^^^  ^neS  gelobten  SBei^egefd^enfeiS. 

Dpfergaben  tourben  in  i^rer  ^bt^  Dom  %önig,  fo  aud^  Don 
^mmurabi,  für  bie  einjetnen  ®0tter  feftgefe^t.  Z)a^  $ammurabi 
felbft  bie  9tetigion  nid^  als  ettoaS  Snnerli^eiS,  fonbem  —  menigftenft 
offt^ietl  —  ate  eine  }u  erfflOenbe  ^flid^t  xtä^t  fingerlic^  aufgefaßt 
^t,  baDon  gibt  unS  fein  ®efege8fobe£  SCuffd^Iug.  @r  ^tte  in 
bemfelben  ffir  jeben  tttoai  übrig;  äRarbuf,  fein  ^rr,  gab  i^m  bie 
aUegierung,  Sei  bie  äRenfd^en,  @^maf(^  baS  Ked^t,  iBeltiS  Der» 
fc^ffte  feinen  äßfinfc^n  gfitiged  (8el|0r,  3<i^^nit  voax  feine  ^errin, 
^Dagon  fein  (Erzeuger,  aber  oud^  }u  Sbab  betete  er  mit  (Erfolg, 
ja  er  e^rte  fd^Iec^t^in  aOe  mtUt.  »ettgtfifi  ju  uferten  ift  feine 
^rforge  für  ben  %mpü,  er  meiste  neue  unb  nneber^ergefteOte 
ein,  f(^ä|te  unb  m^rte  bie  ^m^^etfc^^e.  Snner^lb  feiner  9tß 
fe^esixiragrap^  ift  nur  eine  einzige  re(tgtflfe  Xngdegen^t,  aber, 
nne  fd^on  eru&^nt,  nic^t  um  ber  Religion  uriUen,  be^anbelt  2>o* 
ift  bie  Don  i^m  burc^  (Befe^  beUmtifte  QavibvcÄ. 

^Dad  fonnte  ober  nid^tS  onbereS  bd)euten,  als  „ftnlturlam)>f ', 
ber  smar  fd^on  Don  einem  (Bubea  offenbar  o^e  nennentoertcn 
(Erfolg  gefügt  toorben  ift.  S)enn  fo  erhoben  unb  troft  ber  fd^nbar 
Dertotrrenben  SRenge  ber  ^ant^eonSbetoo^ner  finnretc^  bie  Sleligion 
8[(tbabi)Ionien«  nmr,  fo  bebenfli^  fa^  eS  um  bie  Solttreligion 


«C.  IX,  1  «oltereliflion,  ^Tiefkct;  Xob.  38 

—  ein  t)on  ben  SBab^Iomern  angetretenes  fumettfd^eiS  @r6e  — 
and.  5t)ad  IBoIf  te6te  unter  bem  ^onne  ber  Dämonen.  2)Q  toar 
ber  böfe  fUn  unb  ber  böfe  ®aQu  ober  gar  ber  Inbegriff  aHeS 
SBöfen,  ,^te  böfen  @teben".  3^re  ©d^reden  bringt  folgenbe  ©d^ilbe« 
Tung  jum  »etoufttfein  (21D.  VII,  4  @.  15): 

,,®ieben  ftnb  fie,  pebcn  ftnb  fiel  3n  ber  Stcfc  be8  DjeanS, 
fteben  ftnb  fie!  Sagemb  im  ^immel,  fteben  ftnb  fie!  3n  ber 
Xiefe  bed  Ojeand,  in  einer  Sefaufung  muffen  fie  ^eran.  9tid^ 
mdnnßd^  finb  fie,  nid^t  toeiUi^  finb  fie.  @ie,  bernid^tenbe  äßirbeU 
»inbe  ftnb  fie.  Sin  SBeib  ^aben  fie  nid^t  genommen,  Jtinber  ^aben 
fie  ntd^t  gejeugt.  ©c^onung  unb  SKitteib  !ennen  fie  ni^t,  &tbtt 
unb  Sieben  ^ören  fie  nid^t^  Stoffe,  bie  im  @ebirge  aufgeloai^fen 
finb,  finb  fte.  @ie  finb  bie  femb(i(!^en  ®ett)alten  bed  @a,  bie 
Z^ronträgcr  ber  ®ötter  finb  fie.  3)en  Steig  ju  jerftören,  treten 
fie  Quf  bie  Strafe.  5Böfc  finb  fie,  böfe  finb  fie!  (Sieben  finb 
fte,  fieben  finb  fie,  jtoeimal  fiebcn  finb  fie!" 

Sebenten  loir,  bag  auc^  i(ranl§eiten,  fo  bie  ^opftranf^eit, 
Sieber  unb  $eft  burc^  2)amonen  erregt  n)crben,  unb  ba^  ber  bdfe 
Sticf  ber  ^ejre  ober  3^^berin  tiefet  Unl^eit  l^ert)orbringen  lann, 
fo  »erben  loir  bte  t^ur^t  beS  SBotfeS,  bie  ein  ni^t  ju  unterfd^fi^enber 
Zeit  feiner  9{eIigion  loar,  rec^t  toofjll  Derfte^en.  ^iefe  ju  be« 
ru^gen  unb  ben  Qanhtt  ober  bie  äSirfung  beS  2)ämond  unfc^fib^ 
ivä)  ju  ma^n,  ba)u  voax  ber  S3ef^tt)6rungdpriefter  ba,  ber  nod^ 
langem,  auSffil^rlid^en  Sdef^n^örungSrituaf,  in  bem  auc^  bie  oben 
angefahrte  Slufi&^Iung  ber  @änbenmög(i^feiteu  jebedmal  i^re 
9ioQe  ^tte,  bie  (Sntjauberung  oorjune^men  l^atte.  Sieben  bem 
Sqc^ttiörer  mar  ber  äßa^rfagepriefter  t)on  großer  SBebeutung.  S)ie 
^riefterf^aft  mar  ja  überhaupt  in  eine  nic^t  ganj  fteine  ^n^a^t 
oon  ft(affen  eingeteilt,  beren  ©lieber  aQe  mitetnanber  jmeifello^ 
bie  gleid^  Oualififation  gum  ^riefterftanb  nad^meifen  mußten. 
Siefe  erftrecfte  fid^  auf  ^erfunft  auS  priefterlid^er  f^milie  unb 
Serien  eine8  lörperlid^n  ®ebred^end.  3^re  fi(eibung  mar  allgemein 
geregelt  ®ie  SSa^rfagung  burc^  ben  äßa^rfagepricfter  gefd^al^ 
oud  bem  Sauf  ber  ®eftime,  auS  ben  @ingemeiben  ber  Opfertiere, 
inSbefonbere  ben  Sebem  ber  Dpferfc^afe,  auS  SBogelflug  unb 
Traumen,  au^  Öl,  baS  in  eine  mit  Sßaffer  gefüQte  ®6)aU  gegoffen 
ttmrbe.  5Die  Ominaliteratur,  meldte  t)on  fold^en  93eoba^tungcn  unb 
Deutungen  ^anbelt,  ift  überaus  }fl\)lxzi6).  Unter  Umft&nben  tonnte 
fogar  ber  (Seift  eineiS  Zoten  befragt  merben;  ein  eigener  Zoten* 
befc^toSrungdpriefter  mar  baju  befteUt. 

axter  Orient.    IX,  l.  3 


34  3cnfcitd,  ßiteratur.  «O.  IX,  1 

2)er  Xob  felbft  fpielte  in  bem  reKgiöfen  Seben  feine  toefent« 
lid^e  9ioIIe.  9B5l^renb  bie  ©umerer  i^re  Xoten  t)er6tQnnten,  »irrben 
fie  bei  ben  Sob^toniem  in  Xonffirgen  in  Siei^engrdbem  beerbigt. 
Sntbe^rte  ein  SBerftorbener  ber  SBeerbigung,  fo  n^ar  feinem  Xoten« 
geift  bie  9tul^  im  Sotenreic^  t)erfQgt,  er  mugte  unftät  umherirren. 
SBaren  bie  Hinterbliebenen  nic^t  eifrig  in  ber  Serforgung  bed 
S^oten  mit  @^eife  unb  Zrant,  fo  mugte  ber  Xotengeift  in  ber 
Untennelt  barben.  ^iefed  Sieid^  ber  Zoten  n)ar  in  ber  @rbe  mit 
bem  (Eingang  im  S3eften .  berf elben  gebac^t.  @d  n^ar  ein  finfterer 
Ort  DoQ  SrbftQub,  ber  bie  9{al§rung  ber  Xoten  n^ar.  @in  SSorjug 
ber  in  ber  ©d^Ia^t  Gefallenen  mar  ber  Genug  {(oren  äBafferd  im 
Xotenreic^.  ^errfc^erin  in  bemfelben  n)ar  Srifd^figat,  il^r  Gemalt 
92ergQ[.  9(uc^  bie  @6tter  mugten  seitn^eife  fterben  unb  ind  S^oten« 
reic^  fteigcn.  ^ammurobi  lieg  bai  Grob  ber  ©onnengöttin  %i 
^u  ©ippar  mit  ®rün/  ber  ^rbe  ber  Sluferfte^ung,  onftreid^en. 
Suferftel^ung  gab  ed  in  89ab^Ionien  nur  fär  Götter,  fär  bie 
SD^enfd^en  (&gt  fid^  ein  S(uferftel§ung8g(aube  nid^t  feftfteKen.  SBe« 
merfenSiDert  ift,  bag  in  altbab^Ionifc^er  Qtxt  —  für  f|)&ter  (ägt 
fid^  bad  nic^t  met)r  nac^loeifen  —  bie  ftAnige  bcreiti^  bei  i^ren 
Sebieilen,  befonberi^  aber  nac^  i^rem  Xobe,  atö  Götter  betrautet, 
baS  l^eigt  in  ber  SBeife  ber  Götter  Uere^rt  n)urben,  i^ren  @tatuen 
tt)urbe  geopfert  (f.  ®.  10). 

@o  n)enig  n^ie  bie  ftunft  unb  Steligion  ift  in  Sab^Ionien  bie 
Siteratur^  in  i^ren  einzelnen  @r)eugniffen  jeitlic^  feftjulegen. 
^aju  fei)It  i^r  eine  Grunbbebingung,  ber  perf online  Q^^arafter. 
S)er  Slutor  eined  SEBerfed  tritt  üoQftönbig  jurfid,  t)on  bem  9ugen« 
blid  feined  S)afeiniS  an  ift  ed  Gemeingut.  3m  n^efentlid^en  barf 
bei  ber  f$rage  na^  ben  literarifd^en  Srjeugniffen  auf  bie  uor* 
fte^enben  Sudfu^rungen  jurudgen^iefen  »werben,  fie  finb  nic^td 
anberem  atö  ber  gleichzeitigen  ober  früheren  unb  fpäteren  Siteratur 
entnommen.  Site  gleichzeitige  Siteraturerjeugniffe  eineS  Stegenten 
^aben  in  ber  ^auptfa^e  beffen  ^iftorifd^e  unb  t)em)altungdreci^t' 
li^e  Snfc^riften,  ^auffontratte,  93riefe,  SBei^infc^riften  ^u  gelten. 
S)ie  l^rifc^e,  epifc^e  unb  fonftige  religiöfe  Literatur  ift  im  mefent» 
liefen  in  einer  3^^^  ^^^  ^ammurabi  gefc^affen  n^orben  unb  ju 
beffen  Qtit  fc^on  trabitioneQed  Gut  geioorben.  ^at  fid^  ein  ißabo« 
naffar  t>on  Sab^onien  (747  —  734  o.  (S^^r.),  ju  beffen  Qtii  un» 

1)  über  bie  Literatur  99a6Qloniend  orientiert  üor^üglic^  bie  tftt^Ufe 
erfc^ienene  Sd^rift  Otto  ^eberd,  „^ie  Literatur  ber  Sab^Ionier  unb  flüx^tex** 
(fieipiig  1907,  VIII  ii.  312  ©.). 


%£.  IX,  1  ßiterotur.  35 

gefaxt  ein  neued  aftronomtfc^ed  Qtitaittt  (bad  bed  SBibbetS)  begann 
unb  bei  Q(d  bemühter  Vnffinger  einer  neuen  3^^  ^n^  abennaUge 
Aafenberreform  bur^ffi^rte,  geringen  S)Qnf  ber  9taäfiDtlt  baburd^ 
iierbtent,  ba|  er,  um  ben  ^Beginn  ber  neuen  ^tra  nad^brfidüc^ft  gu 
bofumentieren,  bie  ^iftorifc^en  Urfunben,  bie  feine  SBorg&nget  6e» 
trafen,  jerbret^en  laffen  tt^oÜte  unb  j.  %.  }erbrad^,  fo  tt)iffen  n)ir 
einem  %ffurbanipa(,  einem  ber  testen  aff^rifd^en  ^errfc^er  (6'i8 
—626  \>.  6^r.),  befto  größeren  3)anf  (f.  betr.  JBerofu«  @.  21).  Da« 
toic^tigfte  aud  bem  @^a$e  bab^tonifd^er  Siteratur  —  au^  lit^ 
rarifd^ed  SSaterial  au«  ber  fnimmurabijeit  —  ^at  er  in  fönig* 
lid^m  eblem  @amme(eifer  im  Original  ober  in  Sbf^rift  in  einer 
SBibliot^ef  in  feinem  ^alafte  ju  9lintt)e,  unn^eit  bed  heutigen  ^^ 
junbfc^it  ber  S^ad^n^elt  auf6en)a^rt.  Sl^r  Seftanb,  ber  anfangt  ber 
fünfziger  Sa^re  bed  vorigen  Sa^rl^unbertd  aufgefunben  n^urbe,  er* 
^^(t  und  mit  bem  ^ammurabifobejr  unb  ben  f^unben  in  ben 
3:empe(bi6(iot^efen  üon  Säab^IonieniS  altem  ©lanje,  altem  ®(auben, 
alter  Sßeid^eit. 


BiUtatuv. 

fting,  £.  %B.,  The  letters  and  inecriptions  of  Hammurabi  King  of 
Babylon,  3  vo\s.    fionbon  1900.    (Vol.  111:  English  Translations  etc.) 

tRorgon,  3.  be,  Delegation  en  Perse,  M^moires,  tomelV:  Textes 
filamites-Semitiqnes,  2.  serie  par  IB.  ©c^eil,  ^arid  1902,  barin  p.  11—162 
<unb  pl.  4—15),  bie  l^eute  noc^  grunblegenbe  Editio  princeps  des  „Code  des 
lois  (droit  prive)  de  Hammurabi.'* 

IJo^nd,  (£.  ^.  SB.,  A  marriage  contract  from  the  Chaboar:  Proc. 
Bibl.  Arch.  Soc.  XXIX  (1907),  p.  177—184.  3)ott  Rev.  30  bie  ältefte 
gronn  bed  92amend  bed  ^ammutabi,  nämlit^  Ha-am-mfi-ra-bi-i\i  b.  i.  'Ammu- 
rabih  „ber  O^im  ( —  abne^menbe  SDlonh)  ift  totxV  (bgl.  arabif(^  rabigh, 
räfi^^  rftfigh). 

fting,  £.  %B.,  Studies  in  Eastem  history  IL  III  .=  Cbronicles  con- 
oeming  earlj  Babylonian  Kings  I.  IL  fionbon  (fiu^c)  1907  (ausgegeben 
(Snbt  3uli  1907),  barin  ber  beftntttDe  ^ftad^rotii,  boB  auf  bie  ^^n.  A  bon 
16abel  mtmittelbar  bie  ftaffitenb^n.  (3)9n.  C)  folgte  (bereits  bon  %x.  .^ontmel 
in  tierf4iebenen  ^rfen  ^oftuliert),  alfo  ^ammurabii^  c.  1945—1900! 

(^ie  übrige  Siteratur  würbe  fc^on  in  ben  9[nmerhingen  notiert.) 


^n^dft 


Urfunben  ©.  3.  —  ©unterer  6.  4.  —  ®efd|id)tc  big  ju  ^ommurobi 
(©tabtfönigtum,  ©orgon,  ®ubea)  ©.  4.  —  I.  3)i)noftie  t>on  ©ob^Ion  @.  5.  — 
^ammurabi  ©.  6.  —  ^olitiWe  «er^ältniffe  6.  7.  —  ^RaHonale«  SSirfen 
(@|)ra4e)  ©.  8.  —  Ärieß  unb  miit&x  6.  9.  —  3)ic  2ramilic  (92amcn,  gromiHcn. 
unb  (grbred^t)  6. 10.  —  ©tdnbe  ©.  13.  —  Äönig  ©.  14.  —  SBirtfd^oftncfte  «er- 
l^ältniffe  (^anbel  unb  Q^trottht,  Saumefen,  änn\t)  @.  14.  r—  ^ammurobid 
9legicrunfl80runbffi|e  ©.  19.  —  SRcd^tgpflefle  ©.  20.  —  ^ammurobifobef  («er- 
trag, SRiete,  $a(^t,  ^rojeg,  ©träfe,  ©aftpflicftt)  ©.  20.  —  SonbeSöcrwoItung 
©.  27.  —  ©(^ulc  unb  3Btf|enf(^aft  ©.  27.  —  aßeltbilb  ©.  28.  —  Äolcnber 
©.  29.  —  aieligion  ©.  29.  —  ^^mnen  unb  «ßfalmen  ©.  31.  —  ^Itu«  ©.  82.  — 
»oltereligion  ©.  33.  —  ^riefter  ©.  33.  —  Xob  ©.  33.  —  3enfcit«öorftcIIungen 
©.  34.  —  ßiterotur  ©.  34. 


^  3^s^^  Der  Ulfe  Orient  ^tft  2 

I  HL«  fO.  3  ID.  Uordtristatiuhen  0€fell$d)aft  (€.  U.)  «0  Mnmit 


Pbrygien 

unb  feine  Stellung 

im  kleinafiatifdien  Kulturkreis 


Von 


Dr.  €rid)  Branbenburg 

mft15T1btHlbungen 


Ceipzig 
I.  C.  Qinrki)s'R^e  Budilianblung 

1907 


6  1)ie  ftaramanenfhrale.    ^cftlid)CT  %c\l    ^iftun.      «£.  IX,3,/4 

®runb[age  für  bie  ^eiljc^riftforfc^ung  überf|QUpt  gemorben  ift.  ^a$ 
Stetief  jeigt  linfö  Dom  Könige  jn>ei  f)o^e  ©taatdbeamte,  ©obartoa 
mit  ber  Sanje,  Stdpatfd^inä  mit  ä3ogen  unb  Stocher,  ^areio^  tritt 
auf  ben  Seib  bed  toten  ®omata,  bed  falfc^en  93arbiJQ,  beffen 
^axipt  iu  ben  ^ügen  bed  erften  fte^enben  &n))0rer^,  beS  ^fina, 
liegt.  SDiefer,  fomic  unter  ben  ©te^enben  ber  SBierte  ( ÜRartija)  unb 
t>tt  ©ed^fte  (SBa^i^bata)  tragen  perfifc^e  ^rac^t,  fie  empörten  ftd^ 
in  ^erften.  ^r  %c^te  (^raba  in  SRargiana  unb  S3ac^trif(^)  fc^eint 
ft^nlid^  geUeibet  ju  fein,  boc^  fief)t  man,  ba^  bie  perfifc^e  ^rac^t 
ni^t  au^  SD^ebien  ftammt,  Die(mef)r  oermutlic^  'auo  @[am,  ber 
©ufiana.    S)er  SKeber  ganoartifc^   ift  ber  ©ritte,   unb   aud^   ber 


2:  ^ad  groge  dielief  t)on  ^tftun. 

fünfte  (Xfd^itrantac^ma)  gab  fid^  für  einen  9{a(^fommen  ber  S)ieber^ 
Iftttige  aui^.  3)er  QtoAit  (SKbitbera)  unb  Siebente  (^rac^a)  em« 
Porten  fid§  in  S9abe(.  ©er  92eunte  enblic^  ift  ein  @afe,  @funfa 
mit  Sßamen,  oon  bem  mx  au$  ben  Xe^ten  nic^td  n)eiter  erfahren; 
fein  Slufftanb  erfolgte  fpäter,  unb  er  ma^te  auf  bem  9le(ief  bie 
,,alle  iReune"  ooÜ.  ©er  ftfinig  fte^t  ba  mit  abme^renber  ^anb^ 
Haltung:  für  bie  ^.Sügner"  gibt  e^  feine  @)nabe.  Über  bem  ©anjen 
)äfiDtht  St^ura^SD^a^ba,  mit  noc^  ftarf  aff^rifc^en  Snflängen.  —  9Sir 
muffen  offenbar  annehmen,  ba%  ba^  93iQ)n)erf  efiebem  in  leuc^tenben 
^ben  erftra{|Ite,  bie  ber  SRegen  im  Saufe  oon  2  7«  Sa^rtaufenben 
befeitigt  ^at  Seiber  ift  e&  bidf)er  no(^  nic^t  gelungen,  eine  brauch« 
bare  p^otograp^ifc^e  Sufna^me  ^u  gen)innen.    Unfer  Silb  ift  nad^ 


jiDh  filteim  ätbgeic^Rungtn  unter  %ric^tigung  buid)  ))^otograf()tfc^ 
ttufno^m«!  Don  ^of.  Dr.  @arre  unb  fpätet  Don  Sing  unb  Xi^omip' 
ion  gcjridintt  unb  barf  xoöi}i  ali  jiemli^  jutreffenbe  SBtebetgabt  gelten. 
—  Unterhalb  biefeS  gtofeen  SIeliefS  tft  noc^  ein  Ileinereä  in  benfrifeen 
^Ijen  gemeißelt  @S  jdgt  jmet  dteitev  mit  einer  grie^ifc^en  92i{e 
übet  bem  einen,  ber  noct)  ber  Snjc^rift  (in  gtiec^ifc^er  Sprache)  be( 
■^JarttierMmg  ©otarjeä  1  ift;  et  befiegte  in  biefet  ®egenb  (49  n. 
&it.)  feinen  Siubet  3Ri^Tbat,  bei  il)m   mit  cbmtt<^er  ^iilfe  aiS 


3:  aitliti  bti  »oiaviti. 
^enffintg  gegenütiec  trat.  %on  einem  beuten  äteiter,  SfJi[)ibat, 
ftnb  nur  no(^  ©puren  erfcnnbai.  'Smi  SJelief  mar  iiiiitx  baS  einjige, 
bai  iii^tt  bet  f)eäentfierenben  $ait^erlunft  juge)c^rie6en  »erben  fiinn ', 
nnb  tft  bemerfenSmert  bunli  feine  Sieiterfiguren  unb  bie  ©eftolt  ber 
Siegesgöttin,  benen  beiben  mir  balb  mieber  (in  XQq'i<9)oftan)  bc 
gegnen  nwrben  aU  von  ben  Soffaniben  übernommen.  —  ^or  etma 
100  3af|ren  erbaute  @[^eid|  Mli-S^an  ju  Siftun  ein  flararaon-Serai, 
beftimmte  ju  beffen  9tufre(^terf)altung  bie  Sinfünfte  jnieiet  Dörfer, 
mtifeette  ben  mittleren  leil  unfereS  SReliefä  ab  in  ©eftolt  einer  9trt 
(£feIärü(fen'9Hfi$e  unb  tpereioigte  in  biefer  feine  frieblti^e  Sutturtat, 
iubem  er  aud  bem  tBui^e  ber  ftriegSgefc^ic^te  3ran$  ein  9^1att  Ijerauä 

1)  (Ein  anqfbli^  purt^ifditö  9(efief  bei  €äi-i'tiu(  bedt  \\ä)  ma^if^einlit^ 
mit  btm  ffe(-i*^tb;  neunbiiiQS  ^at  man  in  btn  Kiiiiien  noii  üflui  «nvtCiif^c 
Stelen  grfunben. 


8  Dtt  ftataitianenftrofie.    SBtfHi^t  Seil,    »ifhin.     KD.  IX,3/4 

ri6.  -  etwa  100  9Ketft  rot^Üiä)  be«  grofeen  Äerief«,  beff«  gtäc^e 
[idi  mä)  Oft«!  BKiibet,  ift  in  ber  glrit^en  SBrife  bet  gelfen  für  rine 


4 :  SionDlit^  Bon  »ifiuii. 

tNitfeninfdiritt  obet  eine   Mtblit^t  Xarfteüung  abgeplattet  liiorbett, 

fo*!ba&  eine  t^Ific^e   t>on  ettoa  2500  Cuabiattnetem  entftanb,   eine 

@ef(l)i(!^tSquelIe  Don  ungefieurec  S^beutung,  bie  teiber  ungefdiriebcn 

geblieben  ift.  —  3n  bn  entgegen' 

I  gefegten   Stii^tnng,  naii^  red^tS  um 

'  einen  t^elfcnooifprung  Fenint,  «itbedte 

neuerbing«   9S.   Sodfon   auf  einem 

etliia    2'/,  ni    ^»^   @tmbIodc    3 

leben^to^e  giguren  in  t^d^retief, 

auf  biet  ©fiten  be«  f^tfeaS  oetteilt. 

^t    erfte    Sntbeder    nur    Soiffon 

aber    boc^    nil^t,   benn    er  gelangte 

am   lij.  ^rit  1903  na(^  Oogiftan, 

am  4.  3uni  beSfelben  Sa^rtd  erf^icn 

aber  bereits  ein  Suffaf^  tion  Ödlar 

SRann  im  .©lobue"  mit  einem  ißilbc 

5:  Säuienimriten  »on  «ipun.     beä  SWonoltt^.  Seine  (Sntbedung  fiel 


«ß.  lX,3/4       5)ie  tatawancn^aSc.    »c|tli(^et  ^cil.    »iftun.  9 

in  ben  ©ommer  1902.  SBir  fügen  nac^  Sarffon  ju,  bafe  bie  gigur 
auf  ber  (infen  @ette  (bie  auf  bem  Silbe  nid^t  fid^tbar  ift)  ebenfo 
einen  93art  ju  f|Qben  jd^eint  toie  bie  auf  ber  SSorberfeite;  bie  @e« 
ftolt  auf  ber  rechten  @eite  ift  unbärtig  unb  nad^  äRann  n)o^I  ein 
fc^mebenber  (Senium. 

%on  biefem  Silbmerfe  aud  jeigte  man  bem  amerifanij^en 
äleifenben  —  in  ber  SRid^tung  auf  ba^  S)orf  SStftun  ju  —  eine 
Zrnmmtrftätte,  bie  unter  bem  %amen  ®ä]^'i^^ai«@^ofru  ($aUd 
bed  ftei  (S^ofrau))  befannt  ift. 

^SBiftun"  ift  bie  fjeutige  gorm  be§  alten  ^tarnend  93agiftan, 
ber  ben  ,,9EBo^nfi$  ber  ®Atter"  bejeic^net.  $&tten  loir  bad  erfte  a 
bed  9{amend  ald  lang  anjune^men,  bann  toärbe  ber  9^ame  bad 
«Oartenlanb"  bebeuten.  ^ie  größere  SBaf)rfd^ein(i(^!eit  fpric^t  u^o^I 
^r  bie  Sebeutung  „®btterort\  ®ag  ba^  Gebirge  bad  „)Bagifta« 
mfc^"  genannt  Sorben  fei,  berid^ten  bie  ©riechen,  mie  aud^,  bag 
ber  Serg  bem  „3^"^"  ^^^9  getoefen,  toaS  l^ier  tool^t  nur  ben 
^öc^ften  ®ott,  b.  ^.  in  ber  ^erferjeit  ben  $(^ura  bebeutet.  ß^Sl^cl^ 
ober  finrec^en  fie  üon  einem  <$arfe  (Don  12  @tabien  Umfang)  in  ber 
gut  ben)&fferten  (Sbene.  SBetter  aber  fpric^t  berfelbe  ©c^riftfteller 
(IHoborod)  an  anberer  @teQe  t)on  ber  „einer  ®bttern}of)nung  gleid^en 
Soiibfc^aft  Sagiftana''.  2)ad  lä^t  alfo  fd^Kegen,  ba%  feine  legte 
Cvelle  biefe  Sebeutung  bed  92amend  gefannt  I)at.  (SrftredEte  biefer 
fic^  aber  eine  ganje  Sanbfd^aft,  bann  fann  biefelbe  nur  meftlid^  ber 
^Ifen  Don  SBagiftan  gefuc^t  toerben.  Sad  ift  bann  bie  noc^  |eute 
frud^tbare  unb  (au$  bem  „\dfmavitn  ^(uffe",  bem  j%ara^@fu)  reid| 
bemäfferte  Sbene  bon  ^rmanfd^al^an,  beren  ^errlid^ed  Klima  (über 
1400  3Reter  i^öf|e)  noc^  fitrxit  ge)n:iefen  toirb. 

3ie^en  »ir  t)on  SBiftun  meftwärtS  »eiter,  bann  erreid^en  ioir 
nac^  einer  @tunbe  9btinen,  bermutUd^  bie  ber  @tabt  93agiftun,  unb 
na4  etn>a  20  km  äBegeiS  ben  fübtoärtd  ftrbmenben  $tara«@fu,  unb 
etn>a  10  km  an  biefem  aufniartd  liegt,  auf  feinem  linfen  Ufer,  an 
fteilem  ^Ifenab^ange  toieber  eine  @tStte  mit  9teliefbilbem,  bie^mal 
au$  ber  ©affanibenjeit.  Sie  fü^rt  ben  9?amen  Xaq^i^Softan,  ber 
^te  ali  ,^ogen  bed  ©artend"  gebeutet  tpirb,  üermutlid^  aber  in 
anberer,  meUeic^t  abftc^tßc^  ber&nberter,  ®eftalt  nur  ben  9?amen 
bei  (Sauti  f|negelt,  nac^  bem  auc^  Siftun  feinen  Flamen  f^at  2)ie 
fKiuptfel^endiDürbigleit  ift  ein  grogeS  runbbogigei^  f^Ifengemdlbe 
mit  @fitIptitTen,  unb  oftn)ärt8  liegt  unmittelbar  neben  bem  großen 
„Xaq"  no(^  ein  Keinerer,  n^enige  @d^ritte  tueiter  ein  breifigurtge^ 
keiief,  frei  auf  einem  geglfitteten  Seile  bei  ^ier  enbigenben  ^Ifend. 


10  Xit  SaraiDonenftTaBf.  SBtftli^er  Xdl.  Xaq-i-Vo^an.      SIC.  IX,3/4 

^uf  bie  Slettefbaiitellunaen  ge^tn  mir  nii^t  n&tta  ein,  ba  fie 
nid^t  me^i  in  unfcr  eigentlidieS  SUettum  ge()öini.  S)er  gcofie  iSaq 
ift  ober  otwn  mit  3innen  flbgejditofifn  naä)  alt«  ®eife,  nrie  fie  bie 
^ffqm  fc^on  fannttn,  unb  nie  fie  in  Sufa  unb  $ertet)Dliä  itblii^ 
niflten.  !Eer  eigentltdie  ©Oflentril  her  ^intetroanb  ätigt  'S  Jiflnwn, 
einen  ©offaniben  —  man  meint  (if)ufram  II  —  ber  unter  bem 
Seiftonbe  einer  (meiblit^n?)  ®ottf)eit  burc^  eine  anbere  mit  bem 
äünge  ber  ^errfi^aft  tiele^nt  nitrb.  3m  unteren  ^Ibc  ber  Röntg  f^oät  ju 
Stoffe  ali  ferner  ge^janjertec  ÜKitter,  eine  ü&erauS  imponterenbe  &t^ 


6:  3:a(i-i-$oflan.    ShfamianriAt. 

ftalt.  ^er  {(eine  Bogen  jeigt  im  S^ogenfelbe  jwei  fteljenbe  mann* 
tüit  (Jiguren  ber  gleichen  QtH\  unb  biefer  geljört  auc^  öq*  frei» 
fte^enbe  Slelief  an,  baä  eine  ä^nlidie  @jene  tniebergibt,  mie  tiai  im 
großen  93ogen.  Sinen  jüngeren  @ttt  fc^einen  bie  ^agbfjenen  ju 
oenaten,  bie  rechts  unb  linfi  oon  ber  Slitterfigur  bie  ©eitenmanbe 
bti  unteren  Xeileä  oetäieren.  2;ie  beiben  Sogen  Ijaben  eljemoIS 
Seftanbteile  an  bie  ^^Üroanb  angelet)nter  @ei)äubt  gebilbet,  n>ie 
aus  Spuren  nod)  erfennbar  ift.  SäulenfapiteQe  gan^  äC)nlii^r  31rt 
iDte   bai  <B.  8  miebergegebene,  bai  O&tai  Sßann  bei  Siftun  fanb, 

I)  @(^a6Dut|TlIu.III,  fitibcbuiAtiiit^l)lanii<-3n(i!hnflimS(>gcnaenannL 


Htgnt  ^ute  auf  einer  9Raucr,  bie  ben  Ztittf  uiiifäumt.  3"'<f(^"t 
it)nen  ftet^t  eine  DeTftümmelte  ipetblic^e  Statue.  Sm  äfnfange  beü 
19.  Sa^riiunbertd  waren  am  Ufer  beäXeid^e^  no^  eine  Steige  über 
bem  flnödiel  abgebrot^ener  ^üfie  ju  )e^en;  ti  i|t  alfo  fein  3iveifel, 
bafe  roenigften^  bie  Saffambenjeit  frei  fte^enbe  ©totuen'  fannte.  5!)ie 
Äefte  biefer  bann  fo  ^ij(^  ini^tiflen  Stguten  itierben  iiemü^  fit^er 
noc^  ^te  im  Soben  beS  ^eic^e^  ausgegraben  nierben  fönnen. 
—  Audi  biefer  Ort  bürfte  fd|on  in  früherer  3"*  f*i"<  Sloüe 
i;rfpie(t  t)aben:  ec  wirb  gelegent(i(^  au(^  Oa^i^i^S^irin  genannt, 
„ätfltoft  btx  ©d)irin".  ber  ®attin  6()Mftaro§  II,  bocft  ernw^nen 


7:  Saq-i-Soflun.    £aS  fiei  litgtnbe  Slilief. 

mir  bai  ifia  nur,  um  Senoetfifelungen  ju  Dermetben:  mir  werben 
iulb  an  ben  Ort  fommtn,  bem  biefer  9tanu  mit  me(|r  iRet^t 
jutemmt  Stn>a  10  km  ffibUdi  unb  ettoaS  Deftlid^er  liegt  bte 
fpötere  ^auptftabt  bed  @aued,  Kirmanfc^ä^än.    'SÄt  @tabt,  (leute 

I)  3n  cinn  0Tottt  bei  €d|af>uT  (noTbiDtftlttl)  Don  Sajrun),  iiidit  iceii 
Don  ben  bttannttn  3)dtffe,  bit  ben  Sieg  übn  SSoIttianuS  Ott^eitlii^en,  (onb 
JSoTtn  eine  Statue  btd  6(^<i^pu^r  am  IBtibtn  licgenb,  bJe  nai^  [einer  flneabe 
ttan  S  SXetn  I)od|  mfiir.  (Eine  gmeite  foO  gu  9li\^aput  gtftonben  (laben,  bod) 
|uib  Itine  @fuim  bcuon  betannt. 


12  ^ie  ftaramanenfiraBe.  3Beftli(!^er  Seil.  Slitmanfc^a^.      90.  IX,3/4 

Qtto'd^nlxi)  ^xman]ä)af^,  wn  ben  Srabcni  früher  auc^  Oarmifin 
genannt,  fyxt  ttma  bte  Sintool^netja^I  Don  ©aljburg,  ift  aber  bie 
beDbIfertfte  ber  gleid^namigen  perfifc^en  $rooinj^.  ftirmanfd^a^ 
ift  t)on  ®ärten  umgeben,  f)at  groge  93tel^u^t  unb  eine  burc^  ben 
^aramanennjeg  befonberd  günftige  Soge.  2)ie  @tabt  foQ  t>on  bem 
@Qffamben!önige  Can^ab  (um  500  nad^  @^r.)  gegrünbet  fein,  bem^ 
felben,  ber  bie  großen  Sefeftigungdn)erte  im  ftaufafoi^  (bei  S)ärbänb) 
begann,  im  3^^^'^^^  ^^^  religiöfen  Sden^ung  bed  SRajbat.  @<^ 
liegt  aber  fein  ®runb  t)or,  bie  @tabt  nic^t  für  uralt  ju  polten, 
benn  berartige  „©ränbungen"  bebeuten  für  geu)fi^ntt(^,  ba|  man 
ou^  ben  3i^9^t"  ^i"^f  üerfaDcnben  ©tabt  banebtn  eine  neue  ouf* 
baut  unb  neue  SBeDöIferung  ju  ber  alten  anfegt.  ®ie  ^(ünberung 
be^  noc^  Dem)enbbaren  93aumateria(ed  ber  ^rämmerftStte  DertUgt 
bann  bte  ©puren  ber  alten  @tabt  fc^neQer  unb  grünblid^er  atö  eine 
3erft5rung  bur^  ^nbe  eS  leiften  tann.  SebenfaQd  l^at  ba$3^^^ 
alter  bed  2)areiod  an  bem  Orte  Don  ftirmanf^a^an  eine  ©tabt 
gefe^en,  bie  u^o^I  auc^  eine  92eugritnbung  gettefen  fein  mirb,  eine  ha- 
nifc^e  ©tabt,  tt>enn  f  olc^e  nid^t  bereite  unter  ben  äßeberlönigen  entftanb -. 
SBir  ennö^nten  oben  bereite  Qaxna.  SBei  biefer  ©tabt  liegen 
bie  9fiuinen^  Don  Slriabfd^an,  einer  nod^  im  SRitteialter  bläl^enben 
©tabt.  eg  ift  nun  merhoürbig,  bafe  Siglatpilefar  HI  in  riner 
Slufiä^Iung,  bie  bemeift,  ha%  er  bid  burc^  bie  „mebifd^en  Zore" 
I)inburcl^  in  bie  Sanbfdgaft  9l\\a  getommen  ift;  eine  ©tabt  aufführt, 
bie  man  gar  mof)I  afö  „Uritt>bf(i^an''  tt>irb  (efen  burfen  in  9nbe 
trac^t  ber  ©(^n)ierigfeit,  folc^em  "Slamtn  mit  aff^rif^n  S^d^^n 
tjolbtotQ^  gerecht  ju  merben.  3^9^^^  ^^^  ^^^  ^"^  ©tobt 
3agruti  ermäl^nt,  bie  n)of|I  auc^  nic^t  loeit  oon  ben  „^^oren  bed 
3agrod"  gelegen  ^at.  Seiber  ift  ia^  ^rinjip,  na^  bem  bie  Sßamen 
georbnet  finb,  ni^t  burc^fic^tig  genug,  um  fiebere  ©d^lfiffe  ju  geftatten. 

1)  40000.  ^er  9^ame  rü^rt  ^er  k)on  Sa^ram  IV,  ber  ben  Xitel  ^d^afi 
oon  J^ennan  führte. 

2)  @amiKn  ff)ri4t  babon.  bag  er  im  ^a^re  713  bie  6tabt  (Srtftana 
famt  ben  Crtfdyaften  in  i^rer  Umgegenb  belagerte  unb  eroberte,  unb  bte  Sanb-* 
fd^ft  nennt  er  ^ait*3(i.  9ie  le(tere  Kamen^form  Hingt  aramfiifd^  unb  fod 
wo^I  bebeuten  „äBo^nrift  (i^otteS''.  SDie  £anbf4aft  ift  aber  rnebifc^  unb  loirb 
ba^er,  »ie  i^re  ^u{>t|tabt,  au6^  einen  iranifc^  siamen  gehabt  ^aben.  (Ed 
liegt  nal^e  an§une^inen,  ba^  bie  Wtthtt  aud  „SU"  ein  „(Sri"  ma<!^ten,  ba  fte 
I  burdy  r  erfe^ten,  unb  fo  ein  (Sn«ftana  atö  Überlegung  twn  Oait-Sli  f^ufen. 
^'\t  )Oanb{(!^aft  aber  lag  im  &tbittt  üon  (tUip,  ma0  au  unferer  Vermutung 
burc^aug  {itmmt.  3)iefe  bereite  mit  IBagißan  oerglid^ene  Sanbf(!^ft  lönnte 
aud)  für  Airmanfdda^an  in  ^ttaä^i  !ommen. 

3)  Sie  finb  teitö  faffanibif^,  tetld  ftammen  fie  aud  filtefter  3eit. 


10.  IX,8/4     3)ie  Ihiramanenftragc.    SStfllt^tT  Xtit.    Sttnnb.  13 

Sir  em>ä^nten  (@.  4)  bot  £atalDanenn>eg  in  {einem  ^bfi^nitte 
Don  Shrmanfi^a^  übet  fleiinb  unt>  ben  ^q'i'@tnia  aaü)  Sßefttn. 
9ua  ttrirb  int  9^m'3afc^t  (19)  beä  Vuiefta  bai  „unjugfingli^" 
Kutinta  gmonnt  aU  ein  @it)  beS  mit  Sft^igaS  gu)animengef(offenen 
Sitf(^'X)at|a[a.  Üi  mag  alfo  toot)t  eine  ^elbenfoge  gegeben  ^aben, 
Me  bdd  Don  ?tran  nie  non  ber  tpeftltc^n  Sitefebene  in  bei  "Xat 
fdiBwi  eneit^boTc  Jterinb  aU  eine  ftbnig^buig  bei  3Rebeif6nige  ei' 
vi^nte.  Sin  neittlamifi^ei  Sadftein  beS  @c§utiut=9?a[)^unte,  @o^ncd 
btö  ^ubanimotQ,,  ennfifint  eine  'Biaist  Sarintafc^,  son  rao  ei 
ein  @btteibilb  beä  Snfuj^naf  nai^  @ufa  gebiac^t  ju  ^aben  f^eint. 


8:  Jaq-i-fflttro. 

I>ie  @tatit,  bte  ntu^  bem  gleid|namic|en  Jhtjfi<@i)Rtc|e  benannt  ift, 
Ueibt  i^n  Sage  nadi  bnid|au8  unbeftimmt,  unb  jum  mtnbeften 
bnrfte  i^i  3tame  an(^  bie  Uifotnt  Don  „ffierinb"  fein.  Qai  ®iiec^= 
jnt  fu^t  man  bin  Oit  in  bei  ^aiananenftatton  Marina,  maS  iso^I 
ftimmen  mag,  ba  bie|et  Slame  fe^r  gnt  auS  Haiinb  Deifc^rieben 
ober  Deilefen  fein  (ann,  benn  giiecf|ifc()eS  a  unb  b  tcerben  {ci)i  oft 
wnuetfifelt.  3)q8  fientige  3)Drf  Äerinb  „liegt  Don  ()0^en  getfen 
(ingeft^Ioften  fefii  lomontift^  an  einem  Reifen  terraflenföimig  an» 
gebaut",  unb  ^xoax  auf  bei  ^öi|e  btS  ^ffeg,  )u  bei  ein  ft!|i  befd|n>ei= 
li(^  S3eg  fjinauf  fä()rt 


14  3:w  RatflwanenfhalE.   ffleftlic^er  Seil,   ©fir-i-tnil.     SIC.  IX,3,4 

%xo^  ber  Ijeraortagenben  ÜBebeutung  biefer  SQrQii)anm'„©ttaBe", 
bte  mir  nunmf()r  abtcäitg  Derfolgen  »oQen,  botf  man  ftdl  Fnne 
fibertriebene  IßorfteCung  Bon  itjter  ©it^er^eit  unb  @einä(%lic^lrit 
Qudi  auf  anbeten  ©treden  machen,  unb  bte  SJebeutung  ber  großen 
Sunftfirafeen  mit  i^ren  riefigen  aJriidenbauten  erf^eint  in  anbetem 
Siii^te,  loenn  man  bte  oft  unge^euien  Sc^niterigtetten  in  iBetrat^t 
jict)t,  UHlc^e  bte  fdiroffen,  unnernritlerten  ®e6iig$maffen  ^ano  in 
ben  SBeg  fegen. 


9:  Stuftaifi-SiDub. 

Sm  SBintec  matten  Sc^neemaffen  bie  ^abe  ungangbar,  unb  ba# 
gilt  befonbeiä  and|  Dom  „^aq>t "Vieira" ',  XDa&  eigentti^  ben  ffieft  eined 
SIeböubed  mit  einem  giogen  @emi)U)ebogtn  meint;  fein  @tt[  beutet  auf 
bie  i&affantbenjeit*,  unb  t&  votxi)  für  ein  ßol^'t^^ube  gehalten.  Son 
ffitr  aus  fommen  nni  in  aftbab^lonift^eS  Jhittutlonb,  bem  ber 
3D)'t.äln)änb  jueilt.  Sut^  ^ier  haftet  bet  tranif(^  9iame  Älmänb, 
Slnonb,  aitn  Slnoanb,  ber  au(^  bei  .^amaban  tDieberfe^rt  atö  !Berg> 

1}  3)ancben  ttiti  ber  Hamt  Xonfl-i-Ottna  auf;  3ana  märt  =  Sngpafi, 
%ttn  —  „Vpsen";  Zaif-i-Qkna  f<^int  bei  filtnt  9tame  gu  fein. 
2)  Sud)  (£.  ^rjfelb  flatnmt  tt  fogiit  aus  ber  %ait^trj«it. 


m 


«C.  IX,3/4        Sie  iriiTaTiHtncnf)Ta6c.    ^ftlic^i  Zeil,   mi-i-pul  13 

namt.  Xcr  nädfUt  Oit  ^%t  «Sacput  obn  ®äi4:'$ul>i^3i>')<it), 
b.  (]■  ,>{Dpf  i)et  SBiäde  Don  S'^fiab".  Unb  I)ier  liei^en  bit  Xiämmer 
bft  utoltot  @tabt  $oIman,.tn  aff^ic^tn  3nf(^rifttn  aU  S^lmanu 
mo^belannt;  iaä  ift  aber  jugleic^  bfc  9!aine  be$  £anbe8  unb  bantit 
bed  @ebtrge^,  Dmnutlidi  auc^  beä  ^tujifS,  bn  erft  )pätfr  iranitc^ 
nmgebtntet  morb.  !S)ie  ^ffqin  t)aben  mit  iEjien 
Sdutm  unb  3^(^ctt  DffenbQc  bem  9?amen  nii^t 
m^t  beigetonnt.  @ie  fi^mbtn  b«t  9!amcn 
trils  mit  bem  odi^ßaut,  tril«  mit  j,  teil«  mit 

tPOfa(i)(^an    Slnlaute    ot)ne    Sejeit^nung    be«  

ff^ttifrigen  flonjonanten,  ber  unferem  ic^'Soute  "~ 

7:ni  bis  Dier  Momctet  )äbmeftlid|  itS 
ÄttranRU!=©ftat«  ©är-i-pul  füfjrt  bi(  ©träfet  an  einer  [teilen,  jum 
^eile  geglätteten  t^lSwanb  tpoitiet,  an   ber  bie  „Kammer  ^nnbä" 
(^uRän^t  <{)aiib)  gu  fe^n  ift.    3n  £)d^e  Don  6  m  läuft  ein  »bfn^ 
Don  übei  l  m  Sieite 
bie  Sanb  entlang,  unb 
4  m  ffdifti  ein  jneitei 
Don    gleidier    ©reite. 
^Vj»)  barüber  ift  ein 
Steretf  non  etioa  2  m 
»reite,    1'.,  m  §ö^, 
beffen    bcibe    $ätft«t 
na(4    hinten    in    fe^i 
ftatmpfem    Sinfel   an 
einanber  ftogen.    3uf 
bem  linlrn  Slec^ted  ift 
eine  ^ur  eingemeißelt, 
beten  ixüäft  man  in 

bie3nt  ber^atobara«  -^ .  11 :  ftd-i-Haub. 

oon  i$ard  (Anfang  bft 

€elenfibenjeit)  fe^t,  bie  aber  nennutlic^  {pätelamifc^  ift.  !Die  ^^m  miib 
itrutt  fiel<i^3)aub^  genannt  12  m  f|b^er  ift  bie  ^(Stammer,  beten 
Sorbetteil  eine  Don  jioei  ©äuten  getragene  UJor^alle  borfteDte;  bie 
©öulen  fetbft  ftnb  onfc^tounben,  nur  bie  @odel  unb  bie  JtapiteQ> 
platten  bcatot  i^itn  ©tanbott  an.  S>cm  @tile  nac^  tonnte  bie 
flammet  bei  ^dt  bei  V(^manibenfönige  oon  Stntfc^n  angeboren, 

1)  „ShliefHlb  bti  Samib". 


16  t>it  SatatDanm^ngt.   "Ot^l^x  ZciL   @at-i-pul.     'HO.  1X,3.4 

ba  fte  m^  ®nmin^  unb  duftig  toie  ein  ÜQottättftt  ber  fpätnen 
(8ntii(ainmmt  Don  äiaqic^'t-^Shtftam  trfdinni  2)aju  mnibe  bann 
aa(|  baft  übti  ble  Xnidit  bti  ^gur  ^mnEte  ftiimnen,  benn  biefe 
erinnert  ftarf  an  bte  jpfittr  ju  nR>ä[)n«tbrn  Slelief«  bon  Snal'^nttr 


12:  9te(Uf  bei  9nnubanini. 

aus  f)>ate[ami|c^i  3«t-    ^o«  ^nft^riften  tft  bisset  nii^tg  befannt 
getootben. 

3n  bei  ®egenb  Don  ^tolman  fanb  $enrq  dtarclinfon  an  einer 
gelStoanb  ein  gladiielief,  Don  bem  Ictbei  bisl^ei  leine  Stbgeidinung 
befannt  ift,  ta&  aber  nac^  ber  Sejc^ceibung  |et)r  an  bie  gleich  ju 
emä^nenben  SReliefS  Don  3äi4'pul  erinnert    9Bie  auf  biefen  trägt 


aD.IX,3/4     S)i(  fiarnniartnflia6t.     äBeflli^CT  Seil-    Sär-i-put.  17 

b«  fiegrridie  ftßnig  ein  tur^e«  ©eroonb  unb  eine  runbe  Wä^. 
(eljt  btn  linlen  ^ufe  auf  einen  nm  Soben  Hegenöen  geinb,  jott 
aber  in  bet  fitnfen  einen  ©t^ilb  tragen  unb  mit  beu  Siechten  fi(^ 
auf  einen  bis  gut  Srbe  reicfienben  (Mtflenftanb  ftügen.  SBor  i^m 
ft(f)t  mit  auf  ben  Müden  gefiunbenen  ^önben  fein  ©egner  in  gleicher 
©töfee,  im  iiintergninbe  Diet  natfte  öeftalten,  (nienb  unb  fteinet 
bargefteQt,  bie  um  @nabe  bitten.  5)ie  ©tufe,  anf  bet  biefe  ©jene 
ft^  ergebt,  nitb  Don  einet  9tetf)e  Diel  (leineter  giguten  getragen, 
bie  mit  erhobenen  ^änben  unb  ben  Rupfen  fie  ftiigen.  ®«  bütfte 
bie  ©iegeSftele  eineei  Sönig«  Don  Slam  jein.  ^wd)  ifiec  ift  bi«^er 
Don  einet  3nfc^rift  nit^tS  etroäljnt,  fie  loirb  aber  fc^roetüi^  fehlen. 

Uttna  25  km  meftlic^  Hegt  ein 
iDeitetet  Xtümmeif)aufe,  t)eute  als 
Ek|r>t<@d|inn  (@d^lofi  bet  Sc^irin, 
bet  ©Qttin  S^nftQlDd  II)  bejeid^net, 
ingltic^  bie  [egte  petfifc^e  Station 
bed  JtataroanenmegcS.  ^et  Beiname 
Don  @at'i-pul  bejie(|t  fi^  auf  bie 
13  km  nbtblitf)  gelegene  Stabt3o^ab 
in  ungefunber  (^egenb.  Bei  btefet  @tabt 
(jitiif(^n  ^ofanabab  unb  ®Si>i=puI  in 
ben  Reifen)  finb  4  ©telen  gefunben 
»orben,  beten  3  f  ef)  t  flatf  Detwittert  finb. 

3)ie4.  obet,  initö[)eDon30maneinem  iS:  Sdief  bes  ©(t)il.E.buii(?)-m. 
)en!ted|tcn  ^tlita,  geigt  ein  ^(ac^telief 

mit  einer  3nfct|rift  beS  Sullu^gütften  Stnnubänini.  Sit  finb  alfo 
in  fiuQu'Sonb,  unb  bet  fc^einbar  babt)lomjc|  Elingenbe  ütamt  beS 
Surften  get)ött  fitzet  Her  ©prac^e  feine«  SJoIfeS  an ;  er  ift  eine  Surj- 
fotm  einr§  mit  bem  9iamen  beä  @ottee  ^anuboni  (^anban,  ^umban) 
beginnenben  SSoHnamenä.  S)er  left  ift  bab^Ionifc^,  bet  ffiame  babQ« 
tonifd)  umgebeutet.  I£ine  gmeite  Qeinete  @tele,  mie  bie  etfte  aui  Stall- 
ftein,  mit  gladitelief  unb  ^^ejt,  fanb  fic^  108  km  Don  i^tr  erften  ent- 
fernt bei  bem  2)otfe  ®c^ei(^an,  nötblic^  dor  ^oi)ab.  Set  9Iame 
bc«  t^ärften  begann  mit  ,@c^il",  ift  aber  jum  %til  jetftbtt. 

tm  3ufaQ  fdieint  unS  gttabe  bie  tsiditigfte  biefet  ©telen  am 
beften  et^alten  ju  ^aben.  §^t  Bilb  ftcQt  bat,  mie  bie  ®bttin 
Shnnl  bem  Vnnubanini  einen  ^ufl  befangener  Dotfü^rt.  lEta  ©iegei 
nennt  fic^  ben  „mächtigen  Abnig,  ben  jt&ntg  Don  SnQu'Sanb",  iaS 
QkUnbe,  auf  bem  et  bie  ©tele  errichtete,  baS  Batitgebitge. 
Über   feine  ÄritgStaten   erfafiren   mit  nichts,  mbgli(^erteetfe  finb 

XUrctOilti«-    IZ.  S|*.  2 


18  «[nnubanini.  «O.IX,3/4 

anbete  @telen,  bie  me^c  Verraten,  noc^  ®u]a  üerfc^Ieppt  toorben 
unb  fommen  no(|  )um  93orfd^etne.  Sie  Sd^riftform  ift  fe^r  atter^ 
tümltd^  unb  }eigt  n^enigfienS  fo  üiel  mit  ®xifevi)txt,  ba%  ber  Jtöntg 
er^ebltd§  t)or  ig^ammurobt  fSDt.  3)a  Stnnubanint  fid^  ftfinig  t)on 
SuDu-Sanb  nennt,  fo  toerben  n^tr  feine  Eroberungen  in  ber  fruc^t« 
6aren  (Sbene,  um  ^ag^bab  f^txum,  ju  t)ermuten  t)Qben.  SBirllic^ 
fd^eint  ber  Äönig  S3ejief)ungen  }ur  @tabt  Stnix  ju  tioben,  xoo  ba^ 
berühmte  (S«@d(|tblam  bed  (Sottet  S^erigal  ftanb.  Sine  bab^Ionif^ 
Segenbe  enoä^nt  nämlid^  in  Sßerbinbung  mit  Suti  einen  „ftönig" 
9Inbanini,  in  bem  niir  offenbar  itn  ®t>it  jpanban  (^umban, 
Umman)  n^ieberftnben.  ^ier  fd^eint  alfo,  roxt  fo  oft,  ber  äR^t^od 
t)om  ®otte  auf  ben  ßönig  übertragen  }U  fein.  993id^tig  ift  aber, 
ia^  man  ben  S^amen  bed  ßSnigd  (Slnnubanini")  mit  bem  bei^  ®otted 
{tttoa  ,;Slnbani'' )  jufammen  brachte.  2)enn  nun  erflärt  fid^  ber  3lamt 
einer  @tabt  (unb  fianbfc^aft,  n)0^(  auc^  ber  S)^naftie)  Sit^^l^anban. 
S)ie  fpäteren  dürften  biefer  ®^naftte  füf(rten  ben  Xitel  ,,3anju", 
ber  aud^  »eiter  nfirblic^  in  @^ubu8fia  »ieberle^rt.  3m  Sa^re  844 
trat  @utmanafar  II  bem  bamaligen  Sanju  oon  ^anban  ba^  ftönig^ 
tum  t)on  9lamar  ab,  oermutüc^  f)alb  ge^niungen,  benn  8  Saläre 
fpäter  greift  er  Sßamar  an,  unb  ber  Sanju  flief|t,  toirb  aber 
gefangen  unb>  nac^  ^ff^rien  gebracht,  famt  feinen  ®öttem  unb  feiner 
l^abe.  SBon  biefen  ®öttern,  bie  e^ebem  im  3^9^i>^  ^^^^  iunS^ft  in 
SuQu^Sanb  geboten,  fennen  n^ir  bereite  ben  ^amban  (ben  9Ronb^ 
gott),  bie  IRinni,  unb  n^eiter  afö  ®ötter  t)on  &$amban  einen 
@ir,  einen  @ubu  (ober  @d^ubu,  ben  „®o^n  bed  Xempell»  üon 
2)er'0  tDüf)l  aud^  @umu  unb  t)ermutti(^  t)ern>anbt  mit  ©c^umaUa, 
ber  ^rrin  ber  glönjenben  99erge. 

@o  finb  toir  auf  unferem  3^9^  ^<^^  9ßeften  unbermerft  ind 
SHtertum  hinein  gefommen,  in  ®ebanfen  über  ben  fic^tbar  gebliebenen 
großen  QtnQtn  einer  totit  über  4000  3a^re  entlegenen  3^^/  ^^^ 
bie  @iege8fSu(e  ^nnubaninid.  9Kd^t  aber  )Don  bem  tieutigen  ^a%tt>^ 
unb  feinen  99ett)0^nem  moQten  n)ir  eigentlich  reben,  f onbem  gerabe  Don 
jenem  alten.  Unb  jegt  finb  toxx  nic^t  nur  auf  leeren  ®^ü  t)on 
geograp^ifc^en  iRamen  geflogen,  fonbern  auf  einen  SSoIlSftamm,  bie 
SttUu  unb  i^ren  großen  t$fi^ften,  ben  ®ränber  üon  (So'j^mban, 
unb  beren  %ad^foIger,  ben  Sanju  unb  feine  ®&tter. 

SBir  »oQen  nun  biefei»  %olf  unb  bie  Überbleibfel  feiner  ®pra(^e, 
bie  und  in  ben  Stamen  erhalten  geblieben  finb,  bagu  benugen, 
einen  feften  @tfi^pun(t  )u  gen)innen,  bon  bem  aud  »ir  in  bie  Un« 
berftSnbttc^feit  ber  fremb  Ilingenben  9lamen  im  3^9^^^  fiberfiaupt 


fIC.  IX,3/4  Sölfer,  9fainen  unb  ^pxaäftn.    SuKu'fianb.  19 

SBrefc^e  legen  fönnen,  fobag  bie  toten  Flamen  }um  ^ebcn  gejioungen 
aerbftt  mte  anbemärtd  in  befannteren  fi&nbem.  Qun&if\t  muffen 
nrir  olfo  lotffen,  ju  »eichet  SBblTerfamitie  unfere  SuQu  gehören, 
xotld^t  @pracl§e  fie  fpred^en.  Unb  ba  fei  wxaui  bemerft,  ed  ift  bie 
@pxad^e,  bie  mir  aud)  in  Slam,  im  f üblichen  3^ei(e  bed  3<>9^^^ 
nriebfrftnben,  unb  jn^or  natürlich  in  einer  munbartlic^  üerfc^iebenen 
^orm,  ja  offenbar  in  einem  munbarttid^en  ^urt^einanber,  ober  otet^ 
me^r  SZebeneinanber,  roie  bie  3latnx  be^  fianbe^  ed  bebingt. 

9Bie  mir  nun  mit  einem  ©c^Iage  ein  anbetet  Serftfinbnid  ber 
geogrop^ifc^en  93enennungen  }.  SB.  Stauend  unS  erfc^Iiegen,  menn 
mir  miffen,  mad  lago,  monte,  campo,  isola,  eiita  unb  ä^nlic^e 
bebeuten,  unb  mie  rüAx  an  if|nen  ein  SBa^rjeic^en  itattenifd^^roma^ 
ntf<!^  3kt)ö((erung  ^aben,  fo  muffen  mir  und  auc^  fär  jene  alte 
3eit  unb  ben  entlegenen  3^0^^^  ^^^  ungefS^re  93efanntf(j^aft  mit 
ben  (£(ementen  ju  t)erf (Raffen  fuc^en,  bie  ben  obigen  in  Statten  etma 
entf^nred^en.  @ie  ftnb  anberer  Srt,  ed  ftnb  ®uffi;e,  bie  \^txa  SRamen 
onge^ngt  merben,  unb  ä^nttc^ed. 

Std^er  ^aben  mir  uon  ffSuUu'^Sanb''  unb  ben  „SuQu"  ge«' 
fproc^en;  le^tered  märe  A\ßa  baS  ®Ieic^e,  mie  menn  mir  fagten 
,We  SJeutfc^"  ftatt  „bie  3)eutfc^en".  2)ie  SRe^rjafil  lautet  Sullu-bi, 
bei  ben  9ff^rem  auc^  SuHu^mi,  morin  man  bad  m  \)(xi  a(d  m 
auffoffen  mollen.  2)er  @nbt)ofa(  mirb  in  unferen  (femitifd^en)  üueQen 
fe^r  Ofrf^ieben  angegeben,  ald  i,  e,  u  unb  auc^'  a,  o^ne  ba^  mir 
bii^er  biefe  SBerfd^ieben^eiten  erflären  fönnten.  ^ad  ,,Sanb  ber 
£tinu«bi"  ^eigtSuKu^ba^ti,  {önnte  aber  au(^  atö  fiuKu^^bi^^ta 
ober  fi^nltc^  üorfommem  ,;8uOu^Sanb"  mürbe  SuIIu^ti  ^ei^en,  b.  ff. 
menn  ber  ftudbrud  nid^t  oon  ber  ^orm  bed  iBblfernamend  gebUbet 
mirb.  %ut^  „£u(u''  mirb  gefc^rieben,  unb.  ed  ift  mof|(  beac^tendmert, 
\>a%  ein  Sanb  fiuluta  fe^r  oiel  meiter  nac^  ißorbtoeften  oor!ommt, 
offenbar  no(^  meftttc^r  al8  S^ubudfia,  mo  mir  ben  Sanju^XiteJl 
mieberftnben.  ®enn  auc^  off^nfc^e  Angaben  legen  eS  na^e,  ba^ 
noc^  ein  3af|rtaufenb  nac^  9(nnubanini  SuQubi  meiter  norbmeftUc^  ^ 
gefeffen  ^ben,  unb  bag  bad  iBolf  oon  ba  aud,  immer  am  ^ag^xo^ 
entlang,  erft  bid  in  bad  Sanb  fid^  oorfc^ob,  t>ai  bei  ben  ©emiten 
immer  nur  a(d  ,,fianb  ber  SuUubi''  be^eid^net  mirb,  bad  aber  atö 
„8anb"  oielme^r  gojnua*  gelieifeen  ^at  (ogl.  „(5ng[eI]*Ianb"  unb 

1)  9Zo4  ben  iSriec^en  toar  eine  Sanbfc^aft  Solomene  befannt,  bei 
Strabon  Mrfd^rieben  in  5DoIomene  unb  bereits  ^um  eigentlichen  tftff^rien  gerecibnet. 

2)  ^^er  ift  nur  92ame  M  Sanbed,  be^eic^net  fein  tSoIf!  Übrigen^ 
taan  aud)  Xfc^amua  gelefen  werben. 


20  Qdlfer,  yiamtji  unb  ^pxad^tn.    SuHu-fianb.  9(£).  IX,3  4 

,,^tanmen'0.  ®in  ^lug  in  ßontua  loirb  fiollu  genannt,  unb  bo, 
nne  xoiv  nod^  fet)en  werben,  gen)if{e  SRunbarten  gerobe  um  unfere 
Sanbfc^aft  ^erum,  ein  u  ber  ©tammfilbe  burc^  a  erfeffenS  fo  er* 
fennen  ttrtr  in  biefem  9{amen  leicht  unfer  fiuQu  loieber. 

S[bet  Quc^  ba$  oudlautenbe  lange  u  fd^eint  nur  bie  aff^rifd^e 
Snbung  gu  fein,  bie  unserem  „tfd^"  entfprid^t,  fo  bafe  ber  9lame 
ben  glufe  al«  ben  ,,lallifd^en"  bejeit^net;  er  würbe  in  jagrif^er 
©prac^form  alfo  Salla^r*  ^eifeen  muffen,  mit  einem  r*©uffije,  beffen 
\oxc  nod^  weiter  gebenfen  moUen.  2)ie  am  SaQar  SBo^nenben  würben 
bann  wieber  Salla^rt^bl  feigen  muffen  unb  wirllid^  berichtet 
Äönig  Septt«$umban*3nfuf(^naf  ^  öon  Slam,  bafe  er  bie  „Saüarippe" 
(in  e(amtf(^et  ©d^reibung  bejw.  Sefung)  nieber  geworfen  ^abe.  @d 
ift  aber  ungewiß,  ob  biefe  nad^  bem  ^luffe  unb  nic^t  Dtelme^r 
nad^  einem  gleichnamigen  ®ebirge  if)ren  9?amen  {)aben.  äBirer^ 
fennen  nftmlic^  je^t  auc^,  t>a%  ein  Gebirge  biefed  Stamend,  ba^  ein 
Stff^rerfönig  erwähnt,  unb  t>a^  an  fid^  auc^  im  SBeften  t)on  Sff^rien 
t)&tte  liegen  fönnen,  in  SBa^r^eit  im  Often  lag.  Sönig  ©ulma^ 
nafar  II  berichtet  nämlic^,  bafe  er  (®nbe  be«  3a^re^  859)  ouf 
ba^  fiaUargebirge  l^inauf  30g  unb  bort  ein  ^enfmal  feiner  ^errfd^ft 
errichtete. 

5)a  nac^  ber  ?lngabe  Sifferbedf«  (S)a3  ©anbfc^at  ©uleimania, 
fieipjig  1898,  eine  S(rbeit,  bie  oom  miUtftrifc^en  ©tanbpunfte  aud  einen 
wefentlic^en  S^eil  bed  3^9^<>^  i"  erforf^en  fuc^t)  ber  bebeutenbfte 
StebenfluB  ber  T)iala,  Der  ßtntfan-Stub,  nod^  ^eute  fiüla  ober 
iinla  t)eifet,  be^gleic^en  aber  auc^  ber  3;fc^am''i*2et)ele,  fo  mag 
ber  9{ame  wo^l  bid  {)eute  er{)alten  fein.  SHeDeid^t  l^ieg  ber  (entere 
aud)  ber  „blaue  SaQu'',  fobag  bie  für  717  (Don  ©arrutin)  erw&^nte 
©tabt  fiallu^UgnuDom  glügc^en  ben  9?amen  f)&tu,  benn  vgnu  be« 
beutet  „blau''  unb  begegnet  noc^  öfter  ^.  %uc^  bad  fü^rt  aber  barauf, 
ba6  wir  bie  weitere  $(udbef)nung  ber  fiullubi  in  nbrblic^er  9}i(^« 
tung  (Don  Qo^ai  ani)  }u  fu^en  t)aben.  äBenn  bie  Don  ben  Sffprern 

1)  Sgl.  autt^  ^umbon  unb  ^omban. 

2)  Sir  begreifen  alfo  auc^,  bafi  bad  irnllar-i^ebirge,  ba9  ber  gleidK 
ftdntg  ^toti  3a^re  fpötet  auf  einer  Unternehmung  gegen  Storb'Bantua  bur^« 
^ie^t,  auf  einen  SSBortfiamm  ^ulla  fdiüegen  lägt,  toit  ti  in  ber  gleiten  ^genb 
au(^  ein  2:fila'r''®ebirge  gab.  (Sin  lOati^ro^ebirge  l^aben  mir  bereits  er- 
roöljnt,  einen  9erg  ^^igi-^r  werben  wir  no(^  fennen  lernen.  Vtan  oergteidK 
weiter  baii^  d^ebirge  9^  i  b  u « r ,  ben  glug  (S  b  i « r  unb'.bal  f c^on  berührte  8  u  n  g  u  r- 
dkbirge,  beffen  92ame  t^ermutlic^  au9  alter  3eit  ftammt. 

3)  Xe«Umman  ber  ^ff^rer. 

4)  dbenfo  gibt  e«  ein  ^a())t  unb  ein  ^alpugnu. 


'iü£.IX,;i,4  Völler,  ^JJomeu  unb  ^prac^en.    üaUit-ßanb.  21 

Qönj  fpejicU  ote  „©ur-SuBumai"  (b.  t).  „Suflubi^öurg";  bcjeic^* 
nete  ©tobt  ber  ^auptoit  bed  SBolfed  war,  bann  mag  er  etn>a  in 
bie  @egenb  bed  heutigen  ©uleimania  felbft  fallen;  unb  uon  ^ier 
aud  nörblic^  tft  ber  3)erg  ißigir  ju  fni^en,  an  bem  bie  Sirene  be«f 
bab^loniic^en  glutberi^te^^  nieber  fam.  tiefer  SBerg  l)ieB  in 
in  ber  @prac^e  ber  Suttubi  ßini^ba;  alfo  jU)ei  92amen  aud  oer^ 
fc^iebenen  ©prac^en  finb  im  @ebrauc^e,  Don  benen  ,,9h^ir"  au^ 
fpiter  anjufüf|renben  @rünben  ber  altere  ju  fein  fc^eint  @o  ^ieg 
er  bereite,  ald  —  Dieaeic^t  um  2600  —  bie  £ullubi  Don  9lotV^ 
veften  ^r  in  t>a^  fruchtbare  ©c^ä^rijor  ^  einbrangen.  2)iefe  ^opptU 
benennung  ift  nic^t  bie  einjige,  benn  Slffumagirpal,  ber  fie  ermähnt, 
berichtet  auc^  ben  Sßamen,  ben  bie  ®iabt  ,,%ufulti«91ffur«aBbat''  in 
ber  SuIlu^Sprac^e  führte;  biefer  fflamt  lautet  Slrrafbi,  n)obei  ba^ 
äi  eine  SSariante  bed  balb  noc^  weiter  ju  ern)äl)nenben  Sänbemamen^ 
©nffij^ed  ti  ju  fein  fc^eint. 

Die  elamifc^e  ©prac^e  ift  überreich  an  berartigen  Elementen, 
snb  eine  al)nlid^e  ^ebeutung  ^at  auc^  l>a^  jufammengefegte  @utft£ 
Hte-Tia,  fc^eint  aber  mel)r  bie  |)erfunft  ju  betonen;  ed  finbet  fid) 
in  @ipirmena,  bem  ißamen  einer  fianbfc^aft,  oon  ber  SlffumaBirpul 
Iribut  nac^  Xf  c^amri  empfängt,  Don  mo  aud  er  nac^  Slrrafbi  Qt^ 
langte.  3)er  SSerfaffer  bed  SBeric^ted,  ber  etmad  t)on  ber  £uttu^ 
€prac^  uerfte^t  betlagt  fic^  über  bie  fc^lec^te  Sludfprac^e  ber 
©ipirmener:  ber  2iirguman  —  oieUeic^t  er  f eiber  —  fi^eint  glän^ 
jenb  f^iadto  gemacht  }u  ^aben  gegenüber  bem  (Sejif^el  ber  ©d^o^« 
gefanbten.  Der  ^of^iftoriograpl)  mac^t  einen  SEBortmi|,  inbem  er  bau 
SBort  Sipir  et^mologifc^  in  SSerbinbung  bringt  mit  einem  aff^rifc^en 
Sttdbrude,  ber  etma  ein  gejierted  Sifpeln  au^jubriiden  fc^eint  ,,mie'« 
bie  SBeiber  machen".  äBir  f)abtn  bereite  bei  bem  fHamtn  S^almon^ 
Salmon  angebeutet,  mie  ber  r^Sprad^fe^ler''  feine  (Srflärung  finben 
Durfte:  bie  @emiten  mie  auc^  bie  9erg«Sullubi  fprac^en  ben  ach^ 
Haut,  bie  ©ipinnener  ben  icA^Saut,  ber  junäc^ft  für  jeben  unnad^^ 
a^mlid^  ift  ber  an  feiner  @teQe  ben  ach^Sant  bUbet.  Unfere 
Seftfalen,  jumal  aber  bie  Slamannen  geraten  in  &l|nli(^e  SSerlegen^ 
\f6t,  menn  fie  ben  ich»Siaut  leiften  foUen.  Die  6ad^e  n)irb  nie 
vieber  ermäl)nt,  bie  Sff^rer^O^ren  ftumpften  fi^  ab  bagegen,  unb 
ein  befonberer  Slnlag,  loie  ^ier  ber  SSortmi^,  lag  nic^t  me^r  vor. 
Die  @teQe  ift  alfo  nic^t  bat)in  ju  beuten,  ald  ob  man  nur  gerabe 
in  @ipirmena  fo  audgefpro^en  f)&ttt:  ^ier  fiel  ed  ben  ttff^rern  nur 
jnm  erften  9Kale  befonberd  auf, 

li  ^ieiye  unten. 


22  ^öiftx,  9tamtn  unb  Spta^en.    iBuHnoi^anb.         !jlD.  1X^8:4 

9{o(^  eines  bereitö  em&^nten  @ufft£eS  aber  ()aben  mir  ^ier 
}u  gebenfen,  bad  ettoa  bie  Sebeutung  unferer  Snbung  tfc^  (}.  S). 
in  ;,beutfd^'0  i)at  ©ein  d^orafteriftifd^er  ftonfonant,  unb  nur  kou'^ 
fonanten  ^^egen  bie  (Semiten  in  ber  SBiebergobe  frember  92amen 
ju  betonen,  ift  bai  r,  "^o^  bei  ben  äffljrern  ein  W,  ?a,  rw,  ein  ar,  ir, 
ur  ergeben  fann.  @d  burfte  bereite  in  bem  fd^on  enoä^nten  Sßamen 
SRoma^r  (bei  ben  Äff^rern  fj)äter  Siam^ri)  öor liegen,  ebenfo  in 
Xf d^amri,  mit  bem  ber  9tame  ber  ()eutigen  @^t)Qmrin^fiette  ^ujammen 
()Qngen  fönnte,  unb  xoof)i  quc^  in  @ipi^r**me^na. 

@togen  tpir  nun  auf  einen  ©tabtnamen  Sarbufa,  fo  liegt 
bie  Vermutung  no^e,  ba^  er  in  fiar^bu^'f  a  ju  jerlegen  fein  werbe, 
fo  ba^  f  a  gleid^faQd  ein  @ufft;  fein  würbe.  9Kd^t  weit  ianon  (iegt 
eine  @tabt  SBuna^fi  (ober  Suni-^fi),  wie  aud^  eine  ®iabi  93uri«fa 
Dorjufommen  fc^eint.  IBergteic^en  wir  weiter  bie  Sonbfd^aftdnamen 
^orma^'fQ,  ©ime-fi,  (üerfc^ieben  batoon  ein  ©ime^^ro),  ÄQ|>*'fi, 
@iiinfi^fi,  Uoi^fi  (Stobt),  fo  wirb  obige  SSermutung  wo^I 
WQ^rfd^einlid^.  ^flr  unfere  SSenntnid  ber  üerwanbtfc^aftßclen  S3e^ 
jief)ungen  ber  Qaqxo^\>bltei  unter  einanber  wäre  ed  Don  großem 
SSerte,  ju  wiffen,  ob  biefed  si  eine  munbartlid^e  92ebenform  beS  H 
wfire.  3n  ber  ftafft^Sprac^e  fd^cint  ber  ©nbung  ir  ein  jasch  gu 
entfpred^en,  wie  in  ben  9{amen  karbuniofd^,  ^)}aKQ((^,  Sfragiafd^, 
unb  aud^  bie  Sprache  ber  Stoiber  bilbet  bie  formen  ^arfua^fd^ 
unb  äRanno^fd^. 

^öufig  genug  ift  ba^  Sonbernamen  bilbenbe  @uffij:  ti,  bad 
wir  fd^on  in  SuIIu^bo^ti  fennen  lernten.  3n  gleicher  3Betfe  an 
eine  ^lurotform  angehängt  tritt  eiSauf  in  Ailam^bo^ti,  Stor-fi« 
bu-ti,  @angi*bu*ti  (©ungi^bu^tij;  fonft  in  Su*ti,  ®u«ti, 
unb  &f)nUd^en;  biefeS  @uffi£  I&gt  fic^  am  ^aufafoS  entlang  bi« 
nac^  ftteinafien  l^erfolgen.    (SBgl.  Smere^ti,  @wane«ti  ujw.) 

^amit  woSen  wir  unferen  fprad^Iid^en  S^TurS  Dorerft  abjc^liegen, 
er  wirb  wo^[  im  StUgemeinen  ben  @inbrud  erwecft  f)aben,  ba^  eine 
eint)eitlid^e  dtamenbUbung  vorliegt,  bie  weiter  auf  eine  fprac^Kc^ 
einf|eit(ic^e  »eübderung  fc^Iie^en  (ägt. 

9?ur  in  einer  SRic^tung  woQen  wir  an  ba^  tbtn  ^e^anbelte 
anfnupfen:  bie  befprod^nen  fprad^Iid^en  Srfc^einungen  weifen  barauf 
^in,  bag  bie  unbefannte  3a9^o^fP^<^c^^  ^n  engften  SSejie^ungen  ju 
ber  ber  SSönigdinfc^riften  t)on  Slam  fte^t;  ja  überhaupt  ^öc^ftenS 
ali  munbartlid^  t)on  biefer  t^erfd^ieben  aufgefaßt  werben  fanu. 

Slam  ift  in  ben  ^ei^en  ßüftenftric^en,  alfo  im  @üben  unb  in 
ber  (Sbene,  noc^  f)eute  Don  einer  bunfel^Sutigen  93et)0lferung  be« 


«C.  IX,S/4         Sölfer,  9}ainen  nnh  ©prac^eu.    1)ie  $a0a|>i.  23 

iDO^nt  unb  toax  ed  e6enfo  ün  SItertum,  }ur  3^^  ber  „^itf^ioptn'' 
bcd  ftftnigS  SKemnon  Don  ©ufo  ^ie  }ur  ^erferjeit,  ber  bie  fd^morje 
^(aftgorbe  (neben  ber  meigen)  auf  htm  bunten  ^^nefe  üon  @ufa 
enlftommt.  ^ie  SiniDO^ner  bed  eigentlid^en  Slam  feigen  o^ne 
9tn(fft(^t  auf  ben  SRaffenunterfc^ieb  $anat)irtippe,  b.  ^.  Setoo^ner 
bed  Sanbed  |^ana^))i«r«tt,  au^  ^aUpixti,  ^a«^irti  gefd/rieben 
unb  fc^on  fra|  „"ü^vcti"  g^fpwc^en.  (ögl.  OLZ  1904  ©)).  87  ff.) 
2)iefed  Sanb  wirb  alfo  ald  bad  ^^^aUa^^^i^ifc^e"  bejeici^net  unb 
t)at  feinen  92amen  Don  ben  i^alla«|)t  ober  $a((a«bt.  3n 
einer  @egenb  (in  ber  9{ä^e  ber  jagrifc^en  S^ore),  in  ber 
fin  92ame  Stroniiafd^  in  Srinjiefcl^  Deränbert  lourbe,  mod^te 
man  aui  $a0a<bi  ein  i^ellii^bi,  benn  fo  i|aben  n^ir  nun 
ben  3lamtn  aufjufaffen,  ben  bie  Stff^rer  —  in  Ermangelung  eineS 
3ei4end  für  ^  —  ,,SQi6i"  fc^reiben.  (£tn)a  in  biefer  ®egenb  ift  auc^ 
ber  im  9(udgange  beS  8.  3af|r^unbertd  auftaud)enbe  @taat  Sar* 
^allo  5U  fuc^en,  ben  ©arruftn  neben  ,,Sllip''  unb  „!(lla))ri"  al^ 
,^ar:=9[Qa''  erioä^nt,  mir  fügen  ben  oorigen  S9elegen  bta  9}amen 
£)alla«p^ri  an  nxtb  nähern  und  bamit  fc^on  bem  Urmiafee.  SBir 
finben  alfo  fo  jiemlic^  burd^  ben  3^9^^^  ^inburd^  biefen  9tamen 
^alla  mieber,  ber  im  @üben  offenbar  ber  c^arafterifierenbe  Stu^^ 
bnid  für  bie  SßorbbeDölferung  ift.  3n  Ermangelung  einer  treffenberen 
Se^ei^nung  brauchen  n^ir  alfo  ben  9}amen  ,,l)allabifc^'',  mofür  n)ir 
bann  aber  in  9(nlet|nung  an  befannter  flingenbe  formen  „elamifc^" 
fagen  n^oUen,  für  bie  eng  oenoanbten  ©prägen  bed  3^9^^^  "^^ 
Slamd,  inbem  u^ir  bie  SSejeic^nung  „}agrif(i^''  (entfprec^enb,  „altaifd^'', 
,,tan!afifc^")  ald  ®efamtbenennung  aQer  @prad^en  biefed  (Stammest, 
b.  1).  auc^  etn)aiger  entfernter  Dern^anbter,  in  SReferDe  fteHen.  S)ag 
audf  bie  afftjrif^e  ääejeid^nung  Slamtu  (Dgl.  bie  Sl^maioi  ber 
<8rie(^)  oon  unferem  9tamen  ^alla  Ijergenommen  ift,  bleibt  nod^ 
immer  bai^  äSafirfd^einlic^fte.  9{atürli(^  f)&ttt  man  bann  ben  tarnen 
auf  aff^rifc^  fic^  uerftänblic^  ju  madgen  gefuc^t. 

Einen  elamifd^en  (Stamm  mit  befonberem  9?amen,  bie  Sullubi^ 
^oben  mir  bereitl^  befproc^en.  Ein  anberer  aber,  ben  mir  menigftenS 
mit  bem  meiften  9le^te  als  folc^en  anjprec^en,  l)at  eine  meltgefc^id^t« 
lic^  9loIle  gefpielt  berart,  ba^  und  feine  klänge  an  ben  üerf^ie^ 
benften  Orten  entgegen  }U  I)allen  fd^einen.  Ed  ift  bad  ä^olf,  beffen 
Samen  ben  ©tamm  „ftaffi"  aufttjeift.  SBir  miffen,  ba^  biefe 
„Staßpi''  bie  ;,britte"  S)^naftie  Don  Säbel  geftellt  l)aben,  bie  grofeen 
SMqt  oon  „^arbunjaf^",  bie  jur  Slmama}eit  mit  ben  ^errfc^ern 
!^g^tfnd    in    biplomatifd^em   $Berfel)re  fianben.    9ßir  toiffen  aber 


24  Wlitx,  9tomen  unb  ^pxa6^ttt.    ^ie  2a\fipl        %£).  IX,3/4 

ouc^,  bafe  bic  „ftaffi"  ber  «ff^rcr  btc  ,,Äoffater"  bcr  ©riet^en  ^  ftnb, 
unb  iDenn  fie  wn  btefen  gelegentltd^  nod§  in  Serbtnbung  mit  ben 
ftafpcircn  unb  Äafpicm  gcbrad^t  toerbcn,  fo  jeigt  unS  je^t  bic  ®r- 
fd^Iiefeung  bcr  ©prac^formcn,  bafe  ja  Äaffi^pi  nur  bic  ^lural^ 
form  bcd  9lamcnd  ift 

9uc^  baS  r»®uffi£  f)Q6cn  »ir  bereite  nac^  bcm  bcd  ^lurote 
gcfunbcn  unb  Wnncn  und  ba^cr  bic  gricd^ifc^c  Slamcnf orm  ,4laf*P'*rir" 
crftörcn.  @o  lo^t  bcnn  aud^  bcr  ©cogrop^  @trabon  bic  jtoffoicr 
6id  }U  bcn  pjafpifd^cn  Zorcn"  n^ol^ncn,  in  bcrcn  ®cgcnb  bic  gütige 
@tabt  ftafüin  (ÄaSbin)  nod^  bcn  iRamcn  erhalten  f^at,  unb  toic  ^icr 
©trabon  bic  ^offaicr  mit  bcn  ftafpicm  sufammcnbringt,  fo  \)et» 
binbct  fic  bcr  ©id^tcr  2)ion^fioÄ  mit  bcn  Äafpcircn.  S)cr  Slamc 
rcid^t  no^  tocitcr  nac^  ^oxhtn,  xoo  i^n  bcr  SlQ[f)i^@cc  ^cutc  noc^ 
n^icbcrfpicgclt,  unb  jic^t  \\ä)  hinüber  nac^  Dftcn  burd^  ^tjrlonicn 
bii^  3U  bcn  Snbcm,  bcncn  bic  Stofiopa  too^I  bcfannt  finb.  Unb  in 
bcr  ^crfcudfogc,  bcrcn  ©c^oupta^  ba^  92orbufcr  bcd  pcrfifc^cn 
®oIfcd  ift,  ^cigt  Saffiopc  bic  aihtttcr  bcr  3(nbromcba,  unb  i^r 
iRamc  fcnnjcid^nct  fic  ate  bic  Vertreterin  bc8  JBoIfc«  bcr  Hftaffiopcn^ 
n)ic  i^r  ®cmQ^I  Stapfend  bcr  SScrtrctcr  bcr  ftap^cncn  ift,  unb  ein 
$f)oini£,  Strabod  unb  Slig^ptoi^  in  bcr  SBcnoanbtfd^Qft  auftreten,  ja 
fogar  ?ßerfeuS  ate  ©tammöatcr  ber  5ßcrfer  bejeic^net  toirb.  S)cr 
Dratcigott  in  bicfer  @agc  ift  Smmon  (getcgentßd^  in  „^(pollon*' 
beriefen),  unb  bicfer  ift  nid^t  ber  äg^ptifc^c  ®ott,  fonbem  ber  ein^ 
^eimif(i^c  Amman  Äafipar*,  beffen  ©tatue  bcr  Äff^rcrlönig  Slffur^ 
banipal  ju  @ufa  Dorfanb.  &  fpric^t  üieied  bafür,  bag  bicfer 
ftafipar,  ben  bic  93ab))(onicr  „Jtaffu''  (b.  ^.  gleichfalls,  in  babk)^ 
lonifd^cr  ^orm,  bcn  ftoffaier)  nennen,  auf  Umtocgen  bad  Urbitb 
ttttfere»  „ftafpcric*'  ift. 

3Bir  fe^en  bcn  S^amen  bed  SBoIfcd  alfo  burd§  bad  nörblic^e 
unb  tt)cftH^c  Sran  {)inbur(^  verbreitet,  unb  aud^  ber  alte  9}amc 
beS  3^""^^  i^öÄ  bic  Snber  ktistira,  bic  ®ric(^cn  kassiteros  nennen, 
geftattet  feine  cinleud^tenbcrc  (Srllärung  ate  bic  auiS  einem  clamifc^cn 
SSorte  kassi-ti-ra,  baS  jttar  nid^t  bcicgbar  ift,  aber  n)örtlic^  bebeuten 
loärbc  „bad  Iaffi«ISnb«ifd^c".  Unb  fo  liegt  mo^I  ber  ®eban!e  na^c,  ba| 
ou^  bcr  bab^tonifc^c  Sudbrucf  kaspu  fär  @ilbcr  mit  bcm  ißamen 


1)  Hud^  bie  fttffier  führen  ben  gleichen  Stametr:  aud  ber  {übelamifci^en 
Sform  „ftufft"  (ogl.  bad  u  in  ^umban  unb  fiullu)  mürbe  lautgefej^Ii^  „SHfft*'- 

2)  (h  lommt  aucj^  in  ber  @(!^reibunQ  Qa-§i-par  t)or,  tote  flatt  Si-Si-par 
ju  lefen  t|l. 


^C.IX,8/4    Völler,  92Qmen  unb  Bpxad^zn,  ^ie  Üaifipi.  ^omaban.  26 

ber  ka)\i   ober   üießcic^t  mit  bcm  t^rcd  ®otte§  jufanimcn  t(ängc, 
bf nn  tf)in  ate  bem  SWonbgotte  ift  offenbar  ba8  ©Über  fjeittg  getoefen. 

9ber  auc^  im  eigentlichen  QaQXO^'®ei\eit,  füblic^  bon  ^amaban, 
t)aftet  ber  SRome  Äfifp  an  ben  2;rümmem  einer  im  Anfange  bed 
19.  Sa^r^unbertg  erft  jerftörten  »ejirte^auptftabt,  bcren  SRofc^ee 
im  Xobedja^re  SBaQenftein^  erbaut  xoaxb. 

3lad)  biefem  borläufigen  Uberblide  aber  bie  alte  Sebölterung 
ber  äöfl^'^*  fahren  »ir  nun  fort  in  ber  Orientierung  über  bad 
ȟb  ber  fianbft^aft. 

fLU  neuen  SludgangSpunft  netimen  toir  ben  (Snbort  bed  bor^er 
lfi)}ierten  Aaran^anenteegeS,  ^amaban,  bie  heutige  92ad)foIgerin  ber 
ütten  ^auptftabt  bed  3Reberreici)ed,  urfpränglid^  too\)l  auf  fafpifc^em 
Soben  gelegen.  S)ie  ©tabt  fott  urfprünglid^  „Äfeffaia"*  geheißen 
fyxhtn,  n^orin  ^bc^ft  toa^rfd^eintid^  ber  92ame  ber  Aoffaier  ftecft,  lo^nn 
and)  in  DerDerbter,  gräjifierter  ®eftalt.  @d  fd^eint  berfelbe  Ort  ju 
ffttt,  ber  feit  ©arruKn  eine  Siolle  für  bie  äff^rer  fpielte  unter 
bem  dtamen  Star«fta)fi  ober  fiar^Stafia,  unb  ber  ,/5iai)]vila*\  b.  t). 
fttDü  @augraf  biefer  @tabt  mürbe  bann  }U  ©arrufind  ^tit,  atfo 
um  710,  ^ier  eine  S9urg  unb  einen  STJittelpunft  für  bad  ^eered 
aufgebot  ber  Sanbfc^aft  gejd^affen  f|aben.  Der  iranifc^e  SRame  ber 
©tabt  n^ar  ja  jpagmatäna,  unb  bad  beDeutet  ben  ßufammentunftdort^ 
fS  aar  ber  ©i(  bed  2)a^j|u{a  unb  teirb  ba^er  folgerid^tig  oon  ben 
Vff^rern  ald  ,,Sit«2)ajum''  bejeic^net  Der  »irflid^e  92ame  biefed 
^uf ürften  f d^eint  ^^^niac^fc^atar''  getoefen  ju  fein,  n^ie  nod^  ein  fpöterer 
92eberfönig  ^ieg,  ben  bie  @riec^en  ,,ft^a;ared''  nennen.  @o  ungeföf|r 
fte^t  f^ute  nac^  ben  fteiljc^riftquellen  bie  ®runblage  beffen  au8, 
wai  ^erobotod  üon  feinem  DeiofeS  unb  ber  ©rünbung  feiner^aupt«« 
ftabt  ^agbatana  erjä^lt  --  ,,@fbatana'^  bad  bann  n^ombglic^  noc^ 
mit  furjem  a  in  oorte^ter  ©ilbe  gefprod^en  toirb,  ift  fpätere  grie- 
Atfd^e  93erf|un)ung,  unb  noc^  l)eute  lautet  ber  9?ame  ^amaban. 

Unb  bad  93i(b  oon  ^eute?  2  km  fübdftlic^  bon  ^amaban 
liegen  ein  paar  getoaltige  ©teintrommeln,  bie  ber  ^rc^iteltur  ber 
©iuIen^Ue  um  ba^  berühmte  jt^rodgrab  entfpred^en.  @ine  anbere 
5;rummerftotte  jeigt  ©äulenrefte  au«  ber  ßeit  be«  jtoeiten  Ärtaseffe« 
mit  einer  SJeitinfc^rift  auf  einer  Safe:  Da«  ^runfftücf  ber  »tter^ 
lümer  oon  ^amaban  aber  ift  ein  arg  berftümmelter  gewaltiger 
ftetnemer   Söme.    9So  ftanb   ber  Aönigdpalaft   ber   Tempel   ber 

1)  Ober  „fyith\\aia**,  Stax\^ax  mec^felt  mit  ^atf^ax,  Stamhan  mit  ^amban; 
gerobe  im  Kafft^biete  fcj^eint  f  für  fj  gu  gelten. 


^  ^mabait.  HD.  IX.M 

Snn^ita,  bai  ©^a^^uS,  bai  fftädfiaitifix)?  So  liegen  bit  tiefte 
bei  7  äRfluent  in  7  DeTic^iebenen  ^tben?  !föD  liegen  bie  fteil' 
((^rijttejte  ber  SWeberfönige,  bie  ©«geäftelen  ber  31ffi)rerlönifle  aui 
bem  3°9^i'^'  ^'^  norbelaintf^en  Setlinfc^riften  bec  ISaffifürften? 
91oi^  nitmalä  ^oben  an  biefet  fo  ^oc^n>i(^tigen  Stelle  rotrfltc^e 
SuSgiabungen  ftattgefunben !  Siegeljqlinber,  gefdinitttne  Steine 
unb  iKünjen  befonberä  auä  ißdit^er'^  unb  Saffantben^it,  loerben 
gelegentlich  gefunben  unb  von  ^ett'enben  überall  f|in  uerftieut.  9tat^ 
Often  roirb  bie  <Stabt  Don  bem  äRufaUalj^^ügel  begtenjt,  bec  offenbar 
bie  Surg  getragen  l)at  —  ^S  [)euttge  @täbtd|en  ^lainaban  ift 
nur  ^alb  fo  giog  nie  JHtma)tfi^t)an  unb  etgcnttii^  nur  ttelannt 


U:  ^attbt  Bon  ^amoban. 

bui(^  Xeppit^roebeiei  unb  baS  ®mb  beS  berühmten  ^rjtee,  3Nat^e= 
mutiterä,  älftionomen  unb  ^()UoJDfit}en  3bn><Stna  (Sloicenna)  ber 
\)in  1037  feinen  %ob  fanb. 

2lni  ©üben  fe^en  ivic  eine  fa^le  @ebirg<}inaf|e,  auf  beren  ^uiSläufer 
bie  ©tabt  ficf)  I)inan  jie^t.  f&ü  ift  ber  @tod  beS  ^Imänb,  ber  über 
ert)ebltd)e  SBaffermengen  oerfügt  unb  feine  S^ac^barfc^aft  fru(^tbar  nia(^t 
unb  ^amnban  mit  gutem  3^tiraffer  Derforgt,  jugtei^  auc^  mit  @i3, 
unb  fretlicti  auc^  mit  lange  baucrnbem  SBinter;  man  glaubte  frül)er, 
bag  ber  fteineme  Söttie  bafür  forge,  bog  bei  SBintei  nidit  ju  arg 
nwrb*.  — Sei  einet  ®anbf(^'9famal)  (Sc^ag^auä)  genannten  ©teUe 
finben  fii^  jmei  fladie  Sftifc^en  mit  ben  belannten  ^Iirfinb^Äeitfc^rift' 
testen  beä  großen  ^areios  unb  bt%  Xer^e^.    G^  ift  fraglti^,  loo^er  ber 


«O.IX^  ©omabfln.  27 

f)nttü|c  9}ame  ^aitbjc^  ftammt,  unb  mir  loerben  balb  @e[«g«i^t 
^b«n,  bflrouf  äurücfjutommen.  g^nfit^f  ""^  «niflfS  über  tun 
äliDfinb,  bn  hpoE)!  früf^r  nit^t  fo  baumlos  griocfen  fein  mag,  Diel' 
mc^i  hai  IBau^olj  für  bie  ^£)tdba[lRt  bei  ^aläftc  unb  |>&ufer  bti 
SReber^uptftabt  fjergab.  ©eine  §Ö^  wirb  neuerbingS  o«f  3400  m 
Bbei  ^maban  angegeben,  toobei  aber  gu  becüdftc^ttgen  ift,  ba^  ei 
brrettd  einem  giemlic^  ^o^en  Hochplateau  auffiel.  Obgleidi  et  alfo 
mit  annfi^ecnb  5270  m  über  bem  äReeregfpiegef  noc^  immer  ^intei 
bem  auf  faft  45  SReiten  fii^tbacen  3>emaiDänb  mit  feinen  6080  m 
iotüd  bleibt,  be^eirfi^t  er  bod)  feine  bfttic^e  9tacl^baif<^aft  jur  (Senfige, 


15:  $aniaban  unb  bn  filnänb. 
um  bcn  Stof  eineS  „@(5tterbetge8"  ju  rechtfertigen,  ©ein  ^amc  ift 
motjl  urfprünglic^  out^  nur  b(r  SSeiname  einer  ©ott^eit,  unb  jroar  einer 
ffln^gott^,  ipit  mir  it|n  ja  bereits  a(S  i^lu^namen  fennen  gelernt 
Ifaben.  9?a(^  SBeften  (jur  Xijala),  nad^  @üben  (jum  @ama8'ab) 
unb  nai^  Often  in  bie  o^ne  i^n  troftlofe  SBüfte,  ber  er  einen  jmetten 
Stara^@fu'  jufenbtt,  gibt  er  {eine  aSaffervorräte  ob.  3)ie  @ott^t 
be«  älrofinb  ift  Stpam  ■  5ßapal,  urfprfinglic^  eine  aR^ttjetigeftoIt  ali 
„(htlel  bei  @etD&ffe[".  ftütei  unter  Umbeutung  bti  IStamtaä  ein  fflultgott 
aU  „91abel  bec  (^emäfftr".  9Bir  muffen  idd^I  annehmen,  ba%  eine  ent^ 

1)  @o  btx  tfiTft|6f  9lamt,  nani\i)  f)it6  er  flmanl,  ^utt  Waiioaiib. 


28  ^ie  Starotvanenfirage.    £)ftlt(^er  %tii.    Stn^atoäx.     HO.  ]X,3/4 

ipxtditnbt  ®ottf|ett  fc^on  t>on  ben  Vorgängern  cer  SOteber,  a(|o  .5u^ 
no(^ft  bcn  ftafpiem,  ^icr  öerc^rt  loorbcn  ift*.  S)fr  9?ome  Älwänb, 
in  ftlterer  (Seftatt  Stroont,  ift  iraniid^  unb  t)on  Un  ©riechen  old 
,,Oronted''  äberltefert  Stuf  bem  ^(mänb  tuäc^ft  ober  auc^  fene 
oud  1001  Stacht  befannte  SBunberpftonje,  bte  man  jur  ^erfteQung 
bcö  „Steine«  ber  SBeifen"  benötigt,  mit  beffen  |>ülfe  man  befannt* 
K(^  ®oIb  mad^en  fann.  @d  ift  faum  jiseifelfiaft,  ba^  bamit  bie 
^eilige  ^oma^^flange  gemeint  ift,  unb  ber  ®ott  ^oma  ift  im  @tunbe 
genommen  bie  gleiche  @efta(t  toxt  ftpam  ißapat.  SBeibe  finb 
9tei(^tum  unb  gruc^tbarleit  fpenbenbe  äRonbgott{|eiten  unb  Rotten 
i^ren  (ofolen  SSorgänger  koo^I  in  bem  jagrifc^en  ^onubani.  2)ie 
meftHc^  anftoßenbe  Sanbfc^aft  ^eigt  ^eute  Xfi^amobaban,  jur  %c^q^ 
manibengeit  in  ber  bortigen  99htnbart  Jtampanta^  ober  ironifiert 
^ambabon,  unb  in  aff^rifd^^bab^Ionifd^er  $orm  |)ambanbi,  b.  I). 
^onuban^fianb. 

3n  engen  8e)ief)ungen  ju  %pQm  yiapat  ftanb  natärlid^  bie 
fööttin  berSSaffer,  %rbmi@ura  Knä^ita,  noc^  in  jpäter  3eit  eine 
^Quptgöttin  be«  perftfc^  geworbenen  Slam«,  ber  $rot)tnj  @ufiana, 
)ug(ei(^  aber  ber  ^ö^er  gelegenen  Qaqxo^'Qitbiett,  aud  benen  bie 
@tröme  ber  Sufiana  t)er  floffen ;  auc^  bei  i^r,  ober  Dielmefir  gerabe 
bei  %na^ita,  fönnen  mir  jiemlic^  beftimmt  annehmen,  ba%  fie  ba« 
Üanb  bereit«  betierrf^te,  e^e  bie  @tSmme  ber  Sranier  einmanberten. 

Ob  ipir  Don  ^amaban  au«  ben  Slttofinb  öftlic^  ober  meft(i(^ 
umfreifen,  beibe  äBege  mänben  Dor  JtengäU)&r^  in  einanber,  um  oon 
t}ier  meftU)ärt«  unfere  fc^on  befannte  ftaramanenftrage  )U  bilben. 
^ier  ftanb  ein  Xempel  ber  Slna^ita  jur  ^art^erjeit,  oon  bem  noc^ 
bie  krümmer  ju  fetien  finb,  eine  9tampe  mit  8  @äu(en  in  toefent^ 
lic^  griec^ifc^em  ®iiU,  mie  er  gur  ^artf|er}eit  ablief  mar.  ^ie 
@affaniben}eit  fa^  ^ier  einen  beräumten  ^alaft  bc«  S^ufram  II. 
Sie  ©riechen  nennen  ben  Ort  „ftonfobar'S  unb  bie  Sranier  Ratten 
offenbar  xi)xt  eigene  (Srfidrung  be«  Flamen«,  inbem  fi^  fid^  ben  jmeiten 
Säeftanbteil  al«  i^r  ^SBara''  (=  ©arten,  ®e^ege)  gurec^t  fegten, 
i^ur  ben  erften  Seit  ^at  man  an  eine  im  SIgmeba  genannte  ®öttin 


1)  aRan  er§ä^Ite  oon  „^emttamid",  [\t  f^abt,  um  bie  ©tabt  mit  ^ajfec 
}u  oerforgen,  einen  ftanal  Hon  15  gfu^  93reite  unb  40  J^ug  ^ö^  burc^  ben 
fifm&nb  gebrochen,  um  bad  SBaffer  oon  bef[en  anbetet  8eite  ^et  nad^  $ama« 
bon  ^u  leiten.  —  ^ie  9[ff^ter  etwfi^nen  me^tfac!^  einen  obeten  unb  einen 
unteten  itanol  in  bet  fionbfc^aft  Slta^iafd»,  bie  in  bie  ^{ac^barfd^aft  bon 
.t>Qmaban  faUen  mug. 

2)  %ud)  ftinliwat  genannt;  ein  anberet  Ort  biefed  9?amend  (ag  in  9od)t&n. 


.•  *• 


eC.lS,3/4     Sic  aaiananenftia^.    Cftli^ei  Seil.    Sttn^amät.  29 

i^an^u  gctia(^t,  DteQtii^t  biirfte  fogar  auc%  an  bie  i)eiUge  Sanga 
ninttern.  9}ocE)  nä[)tr  liegt  tS,  bad  im  ^meftQ  nlDä^nte  Rang^a= 
btja  tjftanjUjie^en,  bo  de-;«  (lui«  im  SGBorte  ^ara»tit8)  etoo  bie 
gleic^  Skbeututig  i)at  roit  äQaia,  unb  bte  ^rabied'Sanbjc^aft 
AQng''btj  in  baS  @tbitt  Don  $icman[c^a{)on  ticr{e|t  nirb.  %ba 
in  Ifinem  güUe  ergäbt  fit^  eine  iranifc^e  ©t^mologte  beS  erften 
39f)tanbtn(e$,  unb  )<>  lommt  je^c  in  iSetiac^t,  bag  mit  in  alt«tt° 
lKintii(^en,  elamif(^en  ^tarnen  non  @täbt«i  unb  Sanbfdiafltn  im 
3agio^  ein  aDerbtngS  au(^  no(^  uneifldrteS  SSort  „flangi"  (%ngi, 
(9ingi)   nnben,   unb  unter  anberen  einen  QktU'Slamen  „Singibii", 


-<«»*■'■<  ■ 


16:  Muinen  Don  ^lanAc 

bejjen  gürft  Xütüi  um  820  bem  aff^teifönig  @anift>abab  Tribut 
fenbet,  noc^bem  bie  SKeber  unb  bie  fiiinbii^aft  ärosiofc^  unterworfen 
Daren.  3)Iit  bem  emät)nten  ,^angi"  fönnte  auc^  bie  urfpninglid^ 
Sonn  Don  (^anbfi^=91ama^  jujammen^angen,  bem  Drte  bei  ^liufinb* 
fteUintd)nften.  SebenfallS  ^aben  mii  in  Aengamäi  einen  alten  Sultur» 
unb  Aultfiß  ju  ie^en,  unb  Dermutlit^  t)anbeU  ti  ficti  um  bie  SSn- 
e^ng  ein«  nDrbe[Qmi{cf|'(a(pifc^en  SQiafjeigöttin. 

^ei  ^cafangen  b^tüä)  Don  ^enganiäc  ftanb  in  ber  $art^e^tit 
rtn  ^Üi^aui  (Säabfi^igrabatia);  bei  Öit  ift  unbefannt  unb  Xiummei 
i«b  biat)«  nUift  gefunben.  Der  ametitaner  Sarffon  futfjt  Me 
@t&ttc  im  heutigen  ^Babäbäb,  einem  ftänbigen  fiaiaUanen^Uvrte 


30  35ic  ftorowoncnftro^e.    CftUdjct  letl.    Äcuftowär.     S(D.  IX,3;4 

Quf  bem  aScgc  m\tlii)  um  ben  ÄIwÄnb;  er  fönntc  cbenfo  gut  auf  bcm 
Oftoege  gelegen  ^aben,  ttma  beim  heutigen  Orteten  Socbfd^.  93eibe 
Orte  Hegen  in  Sälern,  bie  üon  Sftuinen  »immefn.  SBei  ©orbfc^ 
liegen  bie  JRefte  einer  alten  Stabt  unb  SBurg,  tie  nac^  tem  3>örf* 
(^en  2)ilätt)är  benannt  werben.  SBom  ß^Q^c^uf^  famman  auf  bem 
Sßege  na^  i^amaban  über  bai  @(^log  ^brapana;  auc^  üon  biefem 
finb  feine  krümmer  bii^^er  befannt.  SSieDeic^t  ^aben  toir  fie  in 
3)itakoär  ju  üermuten.  Qtttoa  in  ber  SRitte  jtoifd^en  ^ilatoär  unb 
l^engatt)ör  liegt  bie  part^ifc^e  Xrümmerftatt  t)on  9S3äIä3ger^,  unb 
in  beffen  füblid^er  9{a^barf^aft  tt)Sre,  nad^  ^e  äKorgand  Sarte  ju 
f^lie^en,  eigentlid^  bie  n^a^rfd^einlic^fte  Sage  für  baS  ßoQ^au^,  bad 
bann  bie  SBege  über  Slgababäb  unb  Sorbfd^  jugleid^  bef)errfd^t 
^ötte. 

SSeftlid^  t)on  Rengan)är,  bei@al^na,  bereite  im  2;alebed  Qlama^^ 
Hb  unb  ettoa  auf  falbem  SBege  nad^  ^iftun,  ^at  man  ein  ^^elfengrab  ge^ 
funben.  @d  liegt  ungef&^r  30  m  über  bem  heutigen  Srbboben  in  einer 

fetemanb  unb  toax  nur  t)on  oben  ^er  an  einem  ©eile  ju  erreid^en. 

[^nli(^  ben  jtdnigdgräbern  ber  Sd^amaniben,  nod^  &{)nU^er  aber 
ber  fc^on  tmaf^nttn  ^elSfammer  üon  ®&vA''pnUuQo\)ab,  bilbet  ed 
eine  Keine  93or{)aIIe,  bie  t)on  {loei  @äulen  getragen  u^ar.  3)ie 
@fiulen  finb  au^  ^ier  üerfc^munben,  unb  nur  jtt^ei  red§tedfige  SBafen 
bejeid^nen  i^re  Stelle;  in  ber  Städtoanb  finb  über  einanber  jtt^ei 
®rfifte.  @d  ift  {loeifel^aft;  aud  welcher  Qnt  ba^  ®rabmal  fiammt; 
t)ieQeid§t  barf  man  an  bie  SReberjeit  benfen,  ba  ber  @til  üorac&a^ 
manibifd^  fd^eint. 

SBon  @af)na  aud  fü^rt  bit  ©trage  am  regten  Ufer  bed  ®a^ 
mad^Slb  n^eiter,  bid  fie  turj  bor  SBifiun  ben  %b4''2>tnatoftr  aber« 
fd^reitet.  ^aS  Za\,  bad  ber  Unterlauf  biefed  tSl^]\t^  unb  ber 
®ama^^W)  bilben,  ift  t)on  9tuinen  überfät.  (Sine  befonberd  groge 
®ru)>t)e  bilbet  aber  bie  Xrümmerftfttte  ber  t)on  ber  ^art^erjeit  bid  in 
bie  arabifd^e  bluf)enben  ©tabt  Sinäioär  am  Oberläufe  bed  nac^ 
i^r  benannten  t^Iuffed;  auc§  ^ier  finbet  man  in  großer  3Renge 
Heinere  Slltertümer,  ä^nlid^  ben  bon  ^amaban.  SBie  alt  bie  @tabt 
war,  fönnen  nur  Ausgrabungen  ergeben;  fie  liegt  in  einem  fruc^t« 
baren  Xale,  ba^  offenbar  in  ber  Sorjeit  einen  @ee  bilbete,  bid  bad 
Steigen  beS  ©d^wemmlanbed  bem  SBaffer  einen  ^urc^bruc^  nac^ 
@äben  ermßgli^te.  (Sine  jmeite  grßgere  ®TVippe  ift  bie  fc^on  et* 
to&f)ntt  t)on  2;a(^t«io@d^irin  am  Itnfen  Ufer  bed  (Samad^Sb. 
9ud^  ^ter  fann  nur  ber  Spaten  lehren,  aud  toelc^er  3^t  bie  ältefte 
Stabtanlage  fiammt.    ^ie  fleineren  Xrämmer^aufen  liegen  am  bid^^^ 


sc.  IX.3/4  $tt  ftaronontn^age.    Dfüidja  %til.  31 

ttfteii   um   bcn  ISinftu^  tieS  %&'ü;£)tnniDäi  in   ben  @aiiind'9Ib,  in 
Ra<^fln  9Ui^e  uon  9i)tun. 

3Son  5!ad|t=t'©i^mn  nad|  ©üben  fommen  mir  jmn  5)orfe 
Särmäbft^,  baS  gaitj  auf  ben  Siüniment  »nei  faffanibifc^  fd|et' 
nrabfti  lEBauanlage  fnt(^tet  tft.  3uf  itm  äluinen^ügcl  {iegtn  onia= 
mcntiecte  (Steine,  bie  einen  fettfamen,  an  amerifantft^e  Ornamente 
frinnemben  ©tit  auflDeifen.  SDie  betjauenen  Steine  ber  alten  ^afäfte 
bitRCR  ^ier  wie  mandiec  Orten  ben  Se^m^ütten  ber  Würben  alä 
3d)n<tQen  unb  ^unbamente.    9^acb  OSO.  ftnb  bie  Siefte  bet  alten 


Stabtmauer  noc^  ^eute  etlna  ti  m  [)0(^;  fie  beftanb  auS  unbe()auenen 
eftt^itn  Steinen,  bie  mit  ®ip3  oerbunben  finb. 

Sübli^  von  <Särmäbf(^,  dei  ®urcf|äbd,  am  linfen  Ufer  beä 
®flma«=9t6,  ^at  Dslar  SWann  ein  gelägnib  entbeift,  bn*  im  Donjen 
ben  g(et(^en  @til  aufneift  mie  bM  i^iuffanM^'^aiib  unb  baä  bei 
Sat)na,  aber  deiner  unb  oEjne  ©äuten. 

'Süb&ftlic^  baoon  liegt  baä  iDorf  ^ärfin,  in  üppiger  ©kirten^ 
tultitr,  mit  ©dttten,  flapiteQen,  Den  9teften  eine^  ^(fuSbuIteS  au« 
großen  beraumen  Duabern.  9In  ber  OueQe,  bie  bte  3Ba)ferIeituny 
it«ifte,   befinbet    fidi   »ieber  eine  geglättete  geföroanb',  St)iili(^  ber 

I)  (Eine  britte  bitf»)lirt  fanbC.  WanninbeiSlai^baTlc^aflVoiiOlännttHn. 


^it  ffatatDantnfhrale-    f  filit^tr  Zeif. 


tlj:  ^KigTätKr  bei  2|(t)ftniäii'i'3«inatl. 


90.  IX,3,'4     tsit  XaxamaMtt^fiit.    Cftli^ei  2(il.    Kt^amfinb.  33. 

Don  9iftiin.  Sie  Shiitifn  ä^netn  bcnen  Don  ^äimäbj^,  tveü^n 
ober  bfibe  boit  titn  befannten  faffantbij^en  ftatl  ab.  @tnb  fie  in 
int  {päleie  @ajfanibnijrit  gu  necfe^en  obti  ge^Cnit  fie  etioa  beK 
'i^atifjgttt  an?  SSir  buchen  alle  btefe  XrttmnteiftStten,  toeil  o^nt 
grönblit^t  Sfiatenorbett  niemanb  beftimmen  fann,  feit  lole  alter  ßeit 
Iftn  ftultucfi^e  befttinben,  bte  ja  an  bte  S^iftens  Don  Cueden  in 
eiftrr  Steige  gebunben  ftnb. 

93on  $&ifin  aber  eine  QaQTo&ietie  nacl^  Stften  gelangen  mit 
in  ein  %al,  beffen  SBaffei  bem  @nma8'9Ib  juflteften.  |iier  entbcdte 


19:  »cItEf  übn  bem  flcintn  gtlisiabe  Don  Sfttfimän-i-Sdinatl. 

be  SVprgan  brei gelfengräbei  bei  3;ft§äm3n'i-3Smail  Don  gteid^r 
9rt  nrie  ba%  bei  @uti^äbfi.  %u(^  08far  Ißlaaa  ^at  fie  pI)otogra> 
piltert  unb  oermutet,  bafe  in  biefer  ©egenb  no{^  weitere  ju  entbeifen 
fein  oierben.  3nfd|nften  finb  an  feinem  bec  @TSber  gefunben;  um 
fo  inteteffontei  ift  baä  SRelief  über  bem  Heineren  ber  3  ®räber. 

@o  ^ben  mir  benn  jegt  bie  ^atonianenflTafie  Don  ber  ^erfifdi« 
tntfifc^  Srrnje  bid  jur  alten  ä)feber<|)auptftabt  titl)iinbelt. 

3Kad|en  mir  nod)  einen  ^bftec^er  in  bie  9?ai^barfd^aft.  Subli^ 
Dom  aimänb,  in  einem  nai)  ber  3og<^DS'31(gel  tion  9}orbnieft  na^ 
Snboft  gefalteten  ^ale  liegt  bie  @tabt  Stetiamänb,  bret  Sage- 
reifen  »on  ^amaban.    ^ier  fiel,   e8  foll  642  geroefen  fein  —  bie 

flllR  Crtnil.    IX,  K«.  3 


34  ^er  nörblic^e  Sagrod.  «O.  IX,8/4 

Überlieferung  f^toonft  in  ber  QafjUanQabt  —  bie  (e^te  &itfd^eiOung 
gn)if(^en  bem  Sdlam  unb  ben  ©affaniben,  unb  feitbem  je^rt  ber 
,,Drienf '  Don  ben  Überbleibfeln  ber  ^(tur  ber  Üteuperfer,  unfö^ig 
Steuer  ju  fd^affen;  obgleich  bie  ^erfer  bad  einzige  Stulturbolf  be^ 
SdlomS  in  Slfien  geblieben  finb,  bie  Xräger  ber  SJIäteaeit  bed 
6t)alifatö  »ie  ber  SRongoIen,  bie  einjige  überl^au^t  {u(turf&t)ige 
Station  bed  I)eutigen  SSorberafiensf,  fioben  Quci§  i^re  eigenen  notio» 
nolen  Anläufe  nie  n^ieber  errei^t,  xoa^  bie  ©affoniben  errungen 
l^atten,  unb  toa^  bie  fp&tere  Qnt  noc^  fc^uf,  bad  xoavtn  Siad^al^mungen 
einer  befferen.  SJon  ben  ,,%rabed!en''  an  bid  jur  iRofc^ee  Don 
SorbobQ,  bon  ber  „orabifc^en''  ®eograp{)ie  an  bid  ju  ben  üerfd^ie^ 
benen  formen  ber  S)icl^tung,  olled,  n)ai^  ber  idlamift^e  Orient  in 
ftunft  unb  äBiffenfd^aft,  in  2;ecl^nif  unb  Organifatton  befeffen  f)at 
unb  befi^t,  ift  perfifc^eS  Kulturgut,  jum  legten  äRale  t)on  ^erjern 
geprSgt,  aud^  n^enn  ed  aud  altersgrauer  ^dt  l^erüber  genommen  toax. 
@o  bebeutet  ber  92ame  9{e^att)änb  für  bie  ©efd^ic^te  beS  Orients 
ben  Seginn  beS  abfteigenben  ÄfteS.  —  3)ie  öielbefproi^ene  ftara» 
n)anenftra|e  ^atte  bie  Slraber  nad^  Sran  gefä(]rt,  unb  hai  le^te 
naml^aftere  perfifc^e  ^eer  unter  ^^ru^an  unterlag  bem  unauf^alt^ 
famen  Slnfturme  beS  iSlamif^en  ^natiSmuS,  ja,  92ooman,  ber 
5elbl)err  DmarS,  foD  fogar  bie  SKinberjal)!  gehabt  t)aben;  er  fiel 
felbft  in  ber  S^lad^t  bie  ixoti  bis  brei  Siage  gebauert  ()aben  foQ. 
Qtod  Sa^re  fp&ter  fielen  auc^  ipamaban,  Sfpa^an,  ^afc^an  unb 
Stum  in  bie  ®en)alt  beS  SSlamS,  unb  651  fanb  ber  flüd^tige  le^te 
©affanibe  Sejbegerb  III,  ben  %ob. 

3lt^atDanb  ift  nic^t  o^ne  „SluSgrabungen"'  geblieben.  @^al^ 
9!a&r*eb«bin  l^at  fie  Deranftaltet.  (£r  fud^te  ®oIb.  äRan  fanb  ein 
®rabmal  mit  einem  ©arfopl^age  unb  alte  SBaffen,  bie^  nic^t  me()r 
braud^bar  fd^ienen,  unb  n)arf  fie  loeg.  3ladf  arabif^er  Überlieferung 
foQen  in  9}e^an)finb  @tatuen  eines  ©tiereS  unb  eineS  t^f(^eS  Dor- 
^anben  getoefen  fein;  DieQeic^t  ftimmt  baju  bie  t)on  3bn  ^auqal  er^ 
\D&\)nU  Sage,  bag  bie  @tabt  Don  Stoa^  gegrunbet  mxbtn  fei;  aud^ 
berichtet  berfelbe  t)on  einer  SBunberqueUe  in  biefer  Stabt,  bie  t5g^ 
lid^  einmal  SBaffer  ffirubelte  unb  eS  bann  loieber  üerfc^Iudte.  — 
3Rel^rere  Käufer  ber  @tabt  foQen  auf  fel^r  alten  Xrummem  erbaut 
fein;  fc^on  ju  ^olemaioS'  3^^^"  f^^irte  fie  ben  92amen  9Kfatt)anba. 


Unfere  ftaran^anenftrage  burd^  bie  jagrifc^en  ^re  f^eibet  bie 
®efamtmaffe  ber  9ianbgebirgSfetten  in  einen  nörblic^en  unb  einen 
fublic^en  2eiL    %on  i^rer  9»tte  auS  ftrömt  ber  »ärd|a  nac^  @uben 


HC.  IX,8/4  ^f r  nörblit^e  Bogro«.  35 

ab,  unb  im  SBeften  begleitet  fie  btn  ^otoon^^lug  jur  Siato, 
bereu  Oberlauf  aU  ®abe^9hib  aud  ber  äKc^tung  t)on  i^amaban  fommt 
imb  bad  ©ungurgebirge  im  92orben  umfliegt.  Überf(|retten  koir 
t^on  3o^<^^  ^^^  no^  S^orben  biefen  glug  unb  jugleid^  bie  ))erfifc^ 
®ren}e,  fo  fommen  ti)tr  in  eine  gefegnete  ßanbfc^a^,  bad  ©^ä^r* 
i^jor,  in  beffen  92orben  ober  rid^tiger  Sfiorbtoeften,  benn  bie  ®e* 
btrge  ^aben  mieber  i^re  befannte  SRi^tung,  bie  @tabt  ©uleimanio 
fiegt,  bie  ^auptftobt  eineS  gonjen,  nod^  i^r  benannten  türfifc^en 
©anbjc^al,  bad  }um  Sitajet  9RoguI  gehört  S>ie  alte  |)auptftabt^ 
fon  9Rtm;  2)i)ban  ober  Stimra  ge^eigen  ^aben;  ber  le^tere  ^amt 
erinnert  unnnQfürlid^  an  bie  Sanbf^aft  „Slamri''  ber  Stff^rer.  ^ie 
gef c^u^te  Sage,  ber  frud^tbare  9oben  unb  ba^  tiare  SBaffer  begrunben 
jur  ®enuge  bie  ^(nloartfc^aft  bed@c^&^rijord,  in  früheren ß^ten  ^öt)erer 
Shtitur  einmal  eine  fe^r  üefentli^e  9ioUt  gefpielt  gu  l^aben.  9Bie  bie 
üor^r  besprochene  fianbf d^af t  oon  ^rmanf d^a^an  p^t^fifalifc^^^iftorifd^ 
einen  iranifd^en  %u9läufer  in  ben  3^9^^^  hinein  barfteQt,  fo  bilbet 
ha^  ©{^^rijor  mit  ben  im  9Iorben  fid^  anfc^Uegenben  ®antn  politifd^ 
eine  turfifc^e  ^albinfel  im  Stanifd^en,  beffen  norböftli^e  @pi^ 
ben  ßn^^i^tf  (!^if)iUtfcf)äfd^mä^  (rr^erg  ber  40CueIlen'')  erreicht. 
2)tefem  entfpringt  aud^  ber  @d^irtoan^9{ub  unb  ein  jkoeiter,  füb« 
lici^erer  ^u^,  bie  ba(b  gemeinfam  bem  Xfc^amM^SHftlbfd^if  jueilen. 
35«:  leftere  ift  ein  linfer  Siebenftufe  bed  unteren  (ober  „Keinen") 
3ab,  beffen  bie  3^9^i>^I^i^^n  bur^fägenben  Sauf  n^ir  fpäter  üer^ 
folgen  merben.  ®erabe  ba^  ©c^al^rijor  ift  gegen  ^erfien  audnal^m^« 
xoeife  burd^  einen  ®ebirg9«CIuerriegeI  abgefc^Ioffen,  an  ben  fi^  bann 
in  U)ieber  regelred^ter  9^d§tung  ber  9ltt)roman^2)ag^  anfc^Iie^t,  beffen 
ftamme  ^ier  jugleic^  eine  natürliche  tt)ie  aud^  bie  heutige  politifc^e 
@renie  bilben. 

Serfolgen  mir  ben  Sauf  ber  3)iala  aufmärtd,  alfo  öftlic^  bed 
flnnroman«2)ag^,  im  perfifc^en  ®ebiete,  nac^  9torben,  fo  oerfd^minbd 
}unic^ft  ber  fHamt  bed  S^^ff^f  ^i^  in  bH)en  ®egenben  überl^oupt 
ungemein  ^Sufig  ber  Oberlauf  einen  anberen  yiamtn  füt)rt  afö  ber 
SKttetlauf  mb  oft  auc^  ber  Unterlauf  -.  Der  ging  entfpringt  mo^l 
and  einem  @ee,  ber  früber  einmal  erf)eblic^  mafferreic^er  gemefen  jt 

1)  Sit  mirb  beim  heutigen  9tbet,  fflbtic^  r>on  6uleimania  gefugt,  too 
ein  %u%tt  @4tttt^ügel  unb  reid^Iid^  gefunbene  Rittertümer  bie  Sage  einer  e^e» 
vdi  blü^nben  8tabt  anzeigen. 

2)  ^e  $iala  felbft  foll  im  aRtttellaufe  f^tnit  eigentttc]^  ^6'i-@c^irtoan 
gnuumt  »erben  unb  i^ren  belannteren  ^auptnamen  nur  bon  ftiftt-Siobat  tat 
aMMi  ffi^en,  bad  ^^t  2—3  SReilen  (ang,  benn  nac^bem  fte  bei  aXanfturie^ 
bie  (Ebamrin«ftette  burc^brod^en  tyit,  Idft  [it  ftc^  in  oerfc^iebene  Sfiufe  auf. 

3* 


36 


X^et  nötblid^e  3<t0vo^- 


«O.  IX,3/4 


fein  fd^etnt,  bem  Sä^^^^^*"®^^'  ^^^  ^^f^  Oberlauf  nimmt  bann 
nad)  einem  @tibt(6en  ben  Siamen,  ^t^u^  tion  ^erub"  an  unb  nnrb 
ali  foli^er  Don  linfS  (Often)  ^er  burd^  ben  ®abe^9lub  tfrftftrft. 
9u(^  bt^eS  t^u^tal,  t)om  ßAribat^^ee  bid  jum  (Babe«9iub  f)ot  ben 


\   .,   %.  M     .1  *  »  .  1  I  -tJ 


«        » ■      i        ll 


20:  Xer  nörbtid^e  3agroi$. 

Sfnfprud^,  auf  ©runb  feiner  natürlid^en  SSorjüge,  bie  benen  bed 
@c^äl^rijor  ähneln,  im  ^ttertume  fc^on  eine  9toQe  gefpielt  ju  f|aben. 
^en  nun  n^eiter  folgenben  nörbttc^en  S^eil  be^  3^9^^^  fftnnen 
mir  am  e^eften  und  baburd^  etmad  einzuprägen  fu^en,  ia%  n)ir 
ben  einjelnen  ©tromläufen  folgen/  beren  9Baffermaffen  fämtUc^  bem 
Xigrid  jueilen  unb  bie  oon  97orboft  nad^  @übn>eft  eine[9lei^e  oon 
ßagrodfetten  burd^bred^en. 


9£.  IX,S/4  'Ztt  njttblii^e  äa%io6.  37 

2)03  @tn(f  jtirifi^ii  brr  2)iala  unb  bem  Ilrinm,  obtt  wu  bie 
Sif^er  jagten,  unterm  Qab  Id|t  fic^  stemlirf)  f(^mattf(^  unb  hotSf 
Itiblidi  jutrcffenb,  but^  eine  ^arten|{i)je  Deninfdiauli^ni- 

^on  bei  Xigriä-Sbene  an  folgen  etnanber  tmmn  ÜBcrgtDaU 
unb  Xal,  aDe  Don  NW.  nadt  SO.  wrianftnb  unb  im  aUgnneiBen 
imnuc  ^b^  anfteigtnb,  unb  eboa  fenfin^t  ju  bieget  9H<f|tung 
bm^  naäf  SW.  ^  bie  glfiffe  bun^,  bie  ber  Sigrid  aufnimmt. 
Scifolgen  iDir  Don  ber  3>iala  an  bie  9ti(^tung  bei  jtDeiten  !Beigmt)e 
jnnjt^    ber    S^amriit''flrtte   unb   bem  Jtara>2)ag^,  fo   fü^rt  ber 


21:  lal  bee  fdinen  3ab. 

SScQ  twn  SifiI*91obat  über  ßongäbäb,  bann  ben  Xfi^ämän<@)u  nat^ 
Rtfii,  190  ein  jtDtilo:  t^ufi  t)ur(^bri(|t.  ©übivffttii^  t>ei  Sffi'fttfri, 
liegen  Shiinen.  SBeüere  finben  fi(^  bei  flifil-f^oräbfifi.  @A  folgt  ber 
XjdKtmoi'iefib  (Sf-Sfu)  mit  bet  ©tobt  Xuj'S^urmatlt,  bei  ber 
fic^  9!a))^tt)aqnelten  finben.  ÜBon  ^ier  foQ  ein  Sladftein  ftannnen 
mit  ber  Vuffd^rtft:  „^alaft  bcd  $ud|ia,  So^neS  bed  Sfitu,  ftSnig« 
be«  Sanbeä  g^tfi^iti".  ^aft  Wnnte  man  ftd^  »erfut^t  füllen, 
für  bad  ^tit^ta  scki  biefeS  9!ameng  einen  anbcren  Sautuert,  etma 
ein  mach  jn  Dermuten,  fo  bog  ber  alte  9}ame  not^  ^tute  erhalten 
nüre;  man  f^rttbt  ben  E)eutigen  Slamen  aud|  „Xug  (Stjurmati",  unb 
bnä  tl  fc^etnt  ein  mobifiiierteS  t  ju  fein. 


38  5)cr  nörblid^c  gaßto«.  ^O.  IX,3/4 

SBon  2;Qfif  an  mef)ren  ftc^  bie  ^nxäfbtnäft  ber  ©ewäffer  btö 
naä)  jtertuf^  ^tn,  too  ber  gJ^offa^Xtd^at  burc^bric^t,  ber  fie  auf« 
nimmt  SJtefer  bfirfte  ber  SRobanu  ber  Äff^rer  fein,  ber  Sifc^am^i^^^fefib 
tnt^pt&^t  htm  Xumob.  Ungejä^Ite  äXale  mäffen  aff^rifd^e  Speere 
biefe  ©trofee  gejogcn  fein.  @ie  fü^rt  toeiter  na^  %itun»Stb\>tu^, 
100  ber  untere  3^  bur^brid^t  unb  bie  SBege  nac^  Slrbela  unb  — 
Aber  ben  großen  3^^  —  ^^^  Siinua  fi^  fc^eiben. 

|)ier  laffen  n^ir  ein  ^ifiorifd^  ^öd^ft  bebeutfamed  @tädt  Sanb 
tt)5rt(id^  genommen  „littt^  liegen".  ®ie  Stamen  Ca[a«@(^erqät, 
SKmrüb,  9Dfögu(,  @^orfäbab,  SBamian  unb  ©ougomela  auf  bem 
*  ftärtd^en  mögen  baran  erinnern,  tt)ie  na^e  ber  3^9^^^  ^^  ^^^ 
Xoren  ber  afft|rifc^en  ^auptftäbte  oorbei  ftreid|t.  9u(^  bie  Werfer« 
geit  begann  ^ier  mit  bem  S3aue  eineS  ^önigdfd^Ioffed  @abrafa 
(bei  ^olemaioS  oerf daneben  in  „Salaba"),  ber  jujette  SlrtaEeffe«^ 
fugte  feinen  %tmptl  ber  Slnafjita  ju,  unb  n)0  ber  erfte  ^areiod 
feinem  treuen  Stamele  a($  getreuer  ^ajbaj[adna  fein  «r^aud"  gebaut 
^oben  foD,  bort  oerlor  ber  britte  ^areiod  SSorberafieu.  9Bo  bie 
aff^rifc^e  ^erferrefibenj  gelegen  tjabt,  ift  noc^  unbefannt;  oon 
X)brfern  ber  Königin  ^^ßar^fätid  am  Keinen  3<^^  berichtet  Xenop(|on. 

Srft  ben  gro|en  3^^  Verfölgen  toir  nun  aufmSrtd.  %on  ^erfuf 
füt)rt  bie  ©trafee  nac^  Ärbil,  bem  alttn  ärbanli,  ber  „SBiergötter* 
ftabt",  menn  biefer  9^ame  nid^t  tttoa  eine  afftjrif^e  SSolfdet^moIogie 
mar.  SBon  f)ier  fü^rt  ein  Sßeg  nai^  Dften,  auf  bem  man  über  ben 
3agrod  gelangen  fann,  unb  gmar  ge^t  er  über  ben  $ag  üon  ®o« 
medban  nad^  (£^oi^@anbfd^af  unb  meiter  über  ben  ^urtaf^^ag  nad^ 
©autf^-SuIaq.  ©er  leftte  türKfc^e  Ort  ift  «Ifc^i  2)er  SBeg  fü^rt 
neiter  über  ©ärbftfd^t  unb  an  ben  9luinen  oon  ©iama  oorbei  nac^ 
SBane,  ober  nbrblid^  über  ben  3)olimarfaS<»$aB  unb  ben  5ieltt)i,  ber  atö 
Obertauf  bed  Keinen  3^^  9^^^  unb  tt^eiter  über  ben  ^rtat^^a^ 
nad§  ©autjd^bulaf.  %ud^  biefer  SBeg  mag  oft  genug  aff^rifc^e 
|)eere  gefeiten  f)aben,  n)irb  fogar  neuerbing^  atö  ber  einjige  be» 
jeic^net,  ber  für  ^eere  überl^aupt  gangbar  gemejen  fei.  ©ie  ()eutige 
$au))tftabt  bed  &ebitti^  füblid^  t)om  Urmiafee  ift  ©autfc^bulaq. 
^a^  Altertum  fc^eint  ben  ^auptort  ber  frud^tbaren  Sanbfc^aft  etma 
eine  SReile  n^eiter  ndrblic^  gefe^en  ju  ^aben,  too  jegt  bie  ätuinen 


1)  Xie  ältere  Slamenform  ift  ^axd^,  beato.  Slöc^,  ber  (»an  ^teg  ^et^ 
O^armd  na6i  ben  (^aramöern  ober  (S^urumöem. 

2)  ^er  heutige  Sporne  ,,®oIbene  93rü(fe"  ftammt  t^on  ben  Krümmern 
einer  Saffonibenbrüde;  fie  foH  e^ematt  29  Sogen  gehabt  ^aben.  ^er  ^lug 
t^eigt  and)  9(Itun«®fu;  bie  grie^ifcl^en  ®eograp^en  nennen  i^n  ita|)roi». 


HC.  11,3/4  Xti  narbli^e  ^«coi.  39 

Don  Sd)a^r^t<Sicän  Itcgen.  3n  bcn  ^Ifen  6)t[i(^  biefet  @tötte, 
in  @nbir'Staf4  nttbtdte  ^atolinfDn  ein  t$eUgrat>,  boin  niebn  mit 
jnxt  ©äolen,  aber  noc^  mit  jioet  weiteten  im  Snnent.  SBiebet 
feilten  Slclief  uttb  Snfci^nften,  a6et  fpätere  SSejiu^  ()aben  in  ata= 
mSifdien  unb  ^^laloijdc^eR  fic^  ^ier  Deremtgt. 

3>ei  bdanntert  SSeg  abet  fü^it  nCrblii^  über  @^rii  im  '^ab' 
Gebiete,  biegt  bann  batb  oftuArtS  ab  unb  erreicht  einen  bei  betben 
ÜucIIfEttffe   beS  Qab,  bec  gleic^faQs  im  Obeilaufe  jeinen  9}amen 


22:  ^el^TQb  Don  l£nbtiln((f|. 

finb&6t  2>er  ^^u^,  in  beffen  91i(^tung  bei  9Bfg  nun  aufmäits 
gettt,  Reifet  ber  fflowonbui'glufe,  naif  einem  njeitei  aufroärtS  gelegenen 
Stäbti^R  (and}  Stotoanbij  genannt).  ISiefei  3Seg  niib  befonberS 
ioi)(^  bei  Stelle,  an  ber  er  ben  glufe  erreicht,  unb  fflowanbuä 
ali  überaus  bef(^ii)erlti$  geft^ilbect.  $i>n  einem  engen  ßanon  aud 
f)at  man  junäc^ft  700  m  ^ofn,  faft  fenltedite  tJeldmdnbe  ju  ei° 
Oimmcn,  bann  ge^t  ti  etraa  400  m  abufirt^,  jwai:  ni(^t  befonberd  (teil, 
aber  bauemb  über  glatte  ^Ifen,  bann  roiebei  aufmfiitä,  unb  enbli^ 
nrieber   200  m  ^nob   nac^   ber  ©tobt,   bie  roieber  am  J^wff*  ^'^S'- 


40  3!n  titablu^  Saetoi.  KC.  IX,3/4 

@tn  DneU^ug  TvmDtt  Don  NO.  ()ec,  unb  an  it)m  entlang  ge^t  ee 
mritn  ÜbtiStbtfan  unbXDpiQui  nad|  bei  tärtifc^^pnflf^en  @mije 
unb  Wetter  nai^  brt  iwrftft^n  ®tabt  Uji^nuji. 

Stbtfan  [)at  nod|  ben  alten  91ainen  ber  von  ^liniuS  enod^nten 
Sidicae  beu)af)rt.  ®iibAft[i(^  ber  iDTtf(^aft  liegen  Stutnen,  in  benen 
man  bie  Don  @arruftn  genannte  @tabt  äRufiagir  uennutet. 


28:  lie  ©ItU  Dom  SeC-i-itdin-^oRe. 
3Jer  ^afe  an  ber  ©renje  Ijeifet  ber  ffiet't=id|in'^afe  not^  (iner 
@tele,  bie  als  i^el'i'f^in,  b.  ^.  atö  blongtäite  @te{«,  bejetc^et 
iDtrb.  3)er  @tein  ift  nur  etma  manniS^oc^,  einen  $"%  ^^^  »»b  jroei 
gufe  breit,  unb  fte^t  einfam  unb  allen  Unbilben  ber  aBitterung 
auSgefet^t  auf  einem  mit  ©trinen  bebedten  t^lbc.  £r  trflgt  eine 
urart^ifti^  (c^tbif(^e,  btalni^e)  Snfc^nft  bed  3«t)uinie,  fiBniflS  t>on 
SSiaina  (äBon),  unb  eine  affqrifc^  Übecte^nng  bccfclben.  (£d  ift 
uermutlii^  eine  ©iegedftcle,  bie  bie  iBeute  aufführt,  bie  ber  ftOnig 
ßemoc^t  fyit.  ®er  ^fe  felbft  ft^eint  ali  bie  „lote  ber  (®atte6) 
StjalbiS"  bejeitfinet  ju  nwrben.    %uä)  bei  lopjouä  ift  eine  bopp'l' 


aC.  IX,3/4  3)cr  füblid^c  8aflro«.  41 

f^c^tge  Steteninfd^rift  entbedt  iporben,  fie  rül^rt  t)on  SlufaS  I 
^er  mb  bdegt  lu)^  tt»eiter,  bag  mir  ^ter  im  äRa^tgebiete  Don 
Urart^U'SBioina  ftnb.  92od)  Don  toeiteren  @telen  btefrt  Slrt  nnrb 
gef^oc^tn,  boc^  nrirb  man  ©enanered  abjukoarten  ^aben.  SebenfaOd 
fyit  ber  SeM^fd^n«^^  eine  er^eblic^e  9ioQe  gefpielt,  forool^I  bei 
bfn  ^elbjngen  ber  S^alber^^önige  loie  ber  Sintoanberung  irantfd^er 
@tamme  noc^  ©fiboften. 

@d  ift  fd^toer  ju  jagen,  wie  toeit  ber  S9egrif[  beS  3^9^^^  ^^^ 
^orbmeften  audjubel^nen  fei,  benn  au6)  aber  ben  Oberlauf  bed  großen 
3ab  ^inaud  fotgen  noc^  ä^nlid§e  Letten,  unb  biefed  ®elänbe  ift 
überhaupt  nod^  n^enig  be!annt.  ^on  ben  Slff^rem  ift  ed  oft  burt^« 
jogen  n>orben,  unb  Sa^arb  glaubt  ben  an  Dielen  ©teQen  in  ben 
Seifen  gef)auenen  9Beg  nac^  ^f^ulämerif  (norbnorbfiftIid§  Don 
Smabije)  noc^  ben  Slfftirem  jufd^reiben  ju  foQen. 

3)ie  rocftUc^  anfri^aefeenbe  Sanbfc^aft  Sot)tän  ift  Don  SWartin 
^rtmann  in  einer  „tot)ogra))l^if^'^iftorifd^en  ©tubie"  (SWitteiIgn.  b. 
«orberaf.  ©cfeüfc^aft  1S96/7)  bet)anbclt  »orben. 

SBir  Ratten  juerft  ba^  @ebiet  ber  Siarakoanenftrage  be^anbelt, 
bann  und  nad^  92orben  gen^anbt,  unb  l^aben  nunmel^r  ben  füblid^en 
Zeil  beS  3^9^^^  nad^ju^olen. 

©er  aud  bem  @amaS*8b  unb  Äara^Sfu  entftel)enbe  ©trom  fü^rt 
erft  im  SRittel*  unb  Unterlaufe  ben  Flamen  Äftrd^a*.  ®ein©trom*= 
fqftem  oerbinbet  ben  Slltoänb  (bei^amaban)  fomie  ^e^atv&nb,  SBagiftan, 
fiirmanfc^al^an  mit  @uja,  an  beffen  93urgf)ügel  er  im  SBeften  Dorüber 
ftromt  Sei  ®ärrabän  tritt  ber  glufe  in  ein  impofantc«  Äafion- 
®ebiet,  fließt  balb  toeftmärtS,  kette  auf  ßette  burd^fd^neibenb,  bis 
fi^  auf  bem  redeten  Ufer  bei  ^uleilan  ein  mit  9luinen  befated  Zal 
auftut,  burc^  ba^  eine  ©trage  naä)  ^rmanfd^a^an  fü^rt.  S(ud^ 
auf  bem  linfen  Ufer  unb  t)inter  ber  nfid^ften  ^ette  fe^en  fi$  bie 
!£rämmerftätten  fort,  unb  bei  3^^)^  fd^eint  eine  größere  @tabt  ge^ 
legen  ^u  ^aben.  Stber  aud^  bie  im  Xale  bed  9lb^i'fierinb  auftt)ärtS 
ftt^renbe  ©trage  !ommt  balb  an  ben  Sluinen  einer  alten  ©tabt 
Dorüber,  unb  nac^  Storben  folgen  meitere  bid  jur  ^aran^anenftrage, 
befonberd  umfangreich  ttrieber  bei  ^arunabab. 

2)er  ftärc^a  ober  ©eimere  biegt  balb  nac^  Slufnaljme  be§ 
9lb4=fterinb  nad^  ©üben  ob  unb  erreid^t  nac^  furjem  Saufe  ein 


1)  SHad^  neueren  i^orft^em  Dtelmel^r  Seimere,  unb  erft  t)on  ^ut^-^äng 
an  Siäx^a. 


42 


^er  füblt(!^e  B^d^o^- 


«C.  IX,3/4 


neued  %al  ^itx  tritt  ber  @trom  in  bie  in  ber  ß^^fl^o^^^tic^tung 
fi(^  entlang  erftredenbe  Sanbfd^Qft  SRafababan  ein.  ®te  Sonbf^ft 
^ieg  im  SUtertume  äRafabatifa,  n^ad  auf  einen  elamif^en  9lamtn 
aRofa^ba^'ti  [d^IieBen  Wfet  (üflL  @.  22),  unb  »irb  öon  einer  @tra§e 
burd^jogen,  bie  non  ben  9htinen  Don  Slrin^bfci^ an  (bei  3^^^^ 
t)gL  @.  4)  ^er  bent  Xa(e  beS  @eimere  juftrebt  bad  fte  bei  ben 
9htinen  t)on  @^iru)an  erreid^t^  Z)iefe  ^e^bren  I|auptfäd^(i(^  ber 
©affonibenieit  an  unb  finb  für  biejelbe  baugefc^ic^Iic^  Don  großer 
Sebentnng,  ja  man  fielet  in  ifinen  bie  ä^orbitber  jener  %rt  bed  Käufer« 


24:  Xer  jübHc^e  ^od^c^* 

baue§,  ber  burd§  bie  Araber  überall  t)in  oerfd^Icppt  »orben  ift.  lAt 
Käufer  finb  au^^  ©leinmauern  errietet  mit  reid^Iid^en  9{unbbogen^ 
geiDÖlben  unb  reid^  ornamentierten  SBänben.  ®ne  größere  9?uine  toirb 
a\ä  ^alaft  be$  Stjufran)  9nof(^irtt)an  bejeid^net.  Unter  ber  (Srbe 
werben  Sadffteine  mit  elamifc^en  Snfc^riften  liegen. 

Unerforfd^t  finb  nod^  bie  Sluinen  Don  Siuar^i^^fiialar,  wo 
auf  bem   Don  ben  S'üffen  umftrömten  ®äbabf)ange  be§  ®cbirgeiS 

1)  ^u4  bec  t)on  Sdiirtuan  oud  nac^  bem  itigrid  ^u  burd^  bad  %ftab«Xal 
fül|renbe  SBeg  ift  mit  fe^r  alten  Xrümmerftätten  ht^id^ntt,  tvie  (S^ufamon« 
Xtpt,  S^h^X'^^P^t  unb  anbere.  leitet  nad^  NW.,  fc^on  ffibli(^  t>on^oU 
man,  liegen  bie  groj^en  9luinen  üon  ®tlan. 


ttt  (übli^t  308^0*- 


^5:  Staäen  bti  Stimtn. 


44 


^et  fübU(!^e  3agroi». 


«C.  IX,8/4 


eine  alte  t^ftung  gelegen  ^at.  @ie  mug  i^re  93ebeutttng  gel^abt 
f)ahtn,  nur  l^aben  fjter  noc^  !etner(et  llu^grabungen  ftattgefunben, 
bie  un^  üermutttd^  gar  balb  ben  alten  9lamen  ber  @tabt  unb  bte 
ber  ^Snige  bon  Slam  verraten  ȟrben,  bie  ^ier  gebaut  ^aben.  2)er 
heutige  9lame  ber  S^rümmerftabt  fttngt  perfifd^^  unb  l^at  bteDei^t 
jc^on  ber  fpfiteren  @tabt  angehört,  bie  in  ber  ^erferjett  l^ier  ge^* 
flanben  ^aben  nnrb.  Sn  bem  Xale  unb  in  ben  93ergen  auf  bem 
redeten  Ufer  beS  ®eimere  folgen  nun  9httnenftätten  in  groger 
3a^I,  metft  (Bi&bte,  bie  in  ber  ©affaniben^eit  in  ^ol^er  SBIute  ftanben, 
aber  jum  großen  Xeite  to)oI)I  in  altelamifd^er  3^  \^on  üor^anben 


26:  $lan  ber  9luinen  t)on  '^axta^u^äiät^x. 

tOQxen.  %m  engften  liegen  fie  jufammen  bet2!äng«i^@ifan  unb 
»eiter  bergauf  bei  3)ärrä*i*©c^ä^r*.  an  biefer  ©teile  jiet)en  fid^ 
aud^  auf  bem  Hnlen  Ufer  bie  SRuinen  biS  in  bie  Serge  hinein,  ja 
über  bie  erfte  ftette  bid  in  ba^  bal}inter  liegenbe  Xal.  2)ie  @tra|e 
äberfegt  bann  toditc  fäblid^  bei  ^(4«®amafd^än  ben  ©eimere;  ^ier 
nimmt  er  htn  J{afc^agän«9}ub  al8  Unlen  92ebenf(ug  auf. 

S)er  ^afc^agän^Stub  entft>ringt  in  ber  fübSftli^en  ^ortfe^ung  ber 
©irän^fiette,  bem  @efib^ftu{).    äBanbern  n^ir  t)on  92ef)att)änb  in  ber 


1)  ®te  wirb  au(4,  tote  ber  i^u,  in  bem  fte  liegt,  old  9{ub«bar  (Siujs« 
tal)  be^ic^net;  bie  Ungaben  fiber  i^te  fiage  ft^toanlen  teiber,  unb  ti  f (feinen 
Sermet^felungen  (in  %o\%t  ^ieberfe^rend  bed  92amend  dhtbbor)  im  @^iele. 
Sublid)  bon  ^ittoan  fennt  5S)e  tRotgan  ein  „%än^*\*&a\ax", 

2)  ^ud)  ^ät^xA^^vataxo  ober  @etmere  genannt. 


ftO.  IX,3/4  Z«!  (flbtii^  aogiD«.  45 

bnn^  baS  @lebiTge  gegebenen  ffibfiftlii^en  iHic^tunct  auftDärtS,  )o 
fmniDfii  ttnx  nait  93uiubf^t£b,  einer  jttmli^  bebeutenben  Stabt; 
Don  tnefec  and  fn^  übtt  ben  ©e^b'SCu^  ein  SSeg  nad|  S^Durfim^ 
äftäb  im  Stromgebiete  beS  oberen  @afc^agan>9hib.  ^ier  lag  eine  alte 
@tabt  auf  bem  linfen  ^gufec;  ein  18  m  ^o^  Zunn  unb  ber* 
ft^iebene  anbcre  ätoiuen  finb  nodi  erfiaiten;  Don  einer  SSrüde  über 
ben  glufi  ftanben  Dor  30  Sauren  no(^  10  iSBgtn.  —  1(uf  iMm 
boiai^artnt  ^^'i>3äftä^  foU  ein  „berftrinerter  dleitec"  fein.  3nnf(^n 
l^^orrfiinabab  unb  ^M<@amaf(^n  liegt  auf  bem  reiften  Ufer  be% 


27 :  ünfii^t  Don  Sabui'ftu^. 

tEaj^gan'SlBb  bie  XTÜmmerftfitte  $fiTfi>$arij.  $on  ifia  ge^t 
bte  Steoge  über  im  Jlafi^agan^9{ub  auf  einer  von  ®i^a^fiul)r  I 
gebauten  Sr&de  Don  ^c^aibär,  bie  in  einem  einzigen  ItBogen  ben 
3Ib§  übetfpannt,  unb  bann  fübroiSrte  jum  ©eimere. 

^e  ijo^e  ©ebirgfette,  bie  bisher  ben  ©ctmere  im  ©üben  be= 
gleitet,  ift  ber  SEabut=Äu(),  bte  gortfe^ung  jener  Sette,  an  beren 
Snbob^ange  entlang  mir  Dorfier  bie  ©trafee  Hon  ÄtfiI=9töbot  bis 
SUtun  Rdprü  tierfolgt  I)aben.  ©fiblidi  ber  grofien  Sluinen  Don  Särrä^ 
i^SAd^T  treten  bie  99eige  fo  eng  jufammen,  ba.%  icieber  eine  lange 
JIanoB»©trerfe '    entftelit,  burt^   bie  fit^  ber  glufe  in  Dielen  SSin* 

1)  läna-i-SäjebÖiib. 


46  %tt  (flbtif^  ä'^xei.  «D.  IX,3/4 

bungen  burd^tdeitet,  fo  ba§  auä)  bei  Unterlauf  uom  3Kttf([Iaufe 
gffc^ieben  nitib.  Wian  begreift  ba^er  leicht  bie  brei  Stamen  ®anta$> 
S6,  ©eimere  ttnb  fi&r^  Svr  ^abur=flu^  mirb  enbltc^  niebrtgtr, 
unb  ber  Sätc^a  tann  fi*^  nadi  @üb«t  nienben. 

%n  ber  ^Biegung  liegt  auf  feinem  linten  Ufer  bie  93urg  Qaian' 
9iigfl.  SBetter  fübtic^  folgen  bie  Stuinen  bon  OaIa'i'>ftafiin,  bann 
bie  Don  $ü''i=t)ul  unb  bie  Don  Hitoan^i-Käcd^a,  cnbli^  ber 
93urgt)iigel  Von  @ufa,  alle  in  etn>a  gleichem  Sbftanbe  boneinanber. 
ffitroa  20  aSftlen  fübtpeftlit^  folgt  bann  no^  bie  Shtinenftätte  Don 


28;  Brüdt  Don  Xijful. 

3n>if(^en  ^u{(^t4=Su^ '  unb  ber  no^  {üblidE|eren  @^amnn<Kette 
breitet  fic^  eine  nat^  MW.  ftc^  Derengenbe  Sbene  au3  mit  ben 
Xrümnur^ügeln  Don  ^olf üjät)  unb  Relätä^,  beibe  im  SJorbioeften, 
roeiter  Don  SJoiät  (am  3:ib'3Iuffe),  Xepe  ©diotal'efpi,  Ztpt 
Wtimm  unb  %tpt  91amäE)-&orbä^.  Sie  bebeutenbften  finb 
SBajät  unb  SRijia».  Segtere  ©tätte  jeigt  einen  Heineren  füblii^en 
unb  einen  grfigeren  nfirbli:^,  uon  einer  rec^te(ftgen  @tabtmauer 
umfi^ioffenen  Trümmerhaufen.     Sie  Sbene  ^etfat   2>äfc^t'i'9Ic^bar 

1)  $uf(4t-i-ffuE)  fteigl  bie  äugcre  »anbttttt  iti  •SebiigtS,  btifcn  innere 
(noibeftlidic)  bei  itabur-Jhi^  (aud|  flour-lhi^  gettiTM^en)  ifl:  jugleiii  wiib  iai 
Skfamlgebttge  9itfil^t>-i>Jhi^  genannt. 


«0.1X,8:4  S»  läMi^c  3asT0i.    9tal-!(injr.  47 

mtb  tit  iftutt  nur  Don  9Iomab«i  (9em°fiäin  unb  Sfigmänbä)  tie^^ 
upo^t.  Soi  i^i  in  bei  fSbtnt  Don  Xiijful  litgt  $ataf  mit  alt« 
etamifi^R  kümmern,  nnb  Dermuttic^  finb  auc^  bie  birr  borgenannten 
Sfarinen  bei  gleic^nt  3"^  iujnronfen,  mfi^nnb  bie  im  iBereic^e  bed 
JtAntn  liegenben  jumeifi  faffanibif(i^  ftnb,  Uennglei^  auc^  fie  bie 
Sage  altelamtfc^er  ©tfibte  bejeii^ncn  mögen,  ütnan  ift  buii^  bie 
Xiüimnn  etneS  gioften  Wogend  (^aq-i^Kiman)  belannt,  ben  91eft 
eine«  SaffanibenpatafteS. 


29;  9tiiintn  Don  3aq -9iR>(tii-i'Räi4«* 

I;i)tul,  bie  tjeutige  ;^u|)tftabt  beS  alten  (Slam,  liegt  am  %b'U 
'ini.  bei  aus  bcm  Xatc  Don  39iinibii^tb  i)tiab  lotnmt  X)ie  @tia|e 
get|t  jüböHIii^  toettet  nad|  @(^uf(^tei  am  Stuian,  unb  befjen  Saufe 
»oQen  Stil  nod|  ein  @tüd  anfloSitg  folgen  auf  einet  Don  Dielen 
XafteOai  gefc^ü|ttn  @trofie,  bie  nai^  3dfo[)an  füfitt  unb  ben  ^^tu^ 
anf  feinem  nt^ten  Ufei  in  bei  $ö^e  begleitet  Som  fiafteQ  »on 
Säjuft  füt)tl  ein  SSeg  hinunter  an  ben  Suian,  unb  ^icr  liegt  auf 
feinem  rechten  Ufer  bie  ShtinenftSttt  @ufan  unb  auf  bem  linfen 
^intei  einem  Sergab^ange,  bte  burc^  i^re  Sleliefä  berühmte  Sbcne 
&0B  2Ral>9mii  mit  ben  91uinen  Don  OaIa'i*®tlgiib'. 

I)  ^m  9lltertume  (ililigttba,  bai  „€d)la6  btx  Sngclitn^eit"  tm  @affa- 
aiten,  ipdtn  3bebf(4. 


48  aRaU^mir.  «D.  IX,3/4 

^e  @&ene  oon  aKaUSmir  entölt  in  ber  äRttte  iioei  SRuinett« 
ft&tten  unb  an  btefen  in  ben  einfc^liegenben  ^eteab^&ngen  jmet 
enge  ©d^lud^ten,  genanntSnUi^^fträunb  @^ifQftä^^i*>@aIman. 
3n  ben  Ruinen  ^at  man  iuriftijd^e  Urfunben  in  babt)Iontfd^ 
©prad^e  gefunben,  in  beiben  ©c^lud^ten  ^tSreliefd  unb  nenelamifc^e 
JMIin^riften  bed  ^anne,  @a^ned  bed  ^t)i^i.  S^er  prft  nennt 
ftc^  rfaj[apirti(^n  ihttir",  nnb  ber  %t}ct  erinnert  in  manchem  an  bie 
ftc^amanibent^e.  993ir  muffen  barauf  üersid^ten,  bie  Silbnerfe 
I)ier  DoQft&nbig  toieberjugeben,  unb  ma$  mir  baDon  ^eraud  greifen, 
fott  nur  bem  SBergleic^e  mit  bem  Sel^i^Sfiüb  bienen  unb  ben  (Sin* 
bntd  Derfiftrfen,  mie  bie  Slc^amanibenfönige  in  i^ren  9teliefbarftel« 
Inngen  altem  elamifd^em  SSorbilbe  gefolgt  finb. 

fiuUi^gärri  entfjält  nic^t  nur  bie  größere  Qafjl  ber  SBilbmerfe, 
fonbem  auc^  ben  befter()altenen  %t^  bt^  ipanne.  @r  beginnt  mit 
einer  Anrufung  be^  ®otteg  Ih-ru-ür,  ber  fonft  nirgenbö  ermat)nt 
mirb,  I)ier  aber  an  I)erüorragenber  @teQe  ftef|t  unb  unter  anberem 
ate  ber  ©tammüater  ber  Könige  bejeic^net  mirb.  ^ie  Serfuc^ung 
liegt  alfo  na^e,  ben  3lamtn  anberd  ^u  lefen;  bie  SKöglid^feit 
„Xifd^uptir''  ju  lejen  tritt  i)tnit  jurucf  gegenüber  ber  naf)eUegenben 
®lei^fe$ung  bed  ®otte^  mit  Snjufc^naf,  ber  fonft  ald  ©tammoater 
ber  Stönige  bejeic^net  toirb,  unb  t)on  bem  „ätu^urater''  nur  eine 
befonbere  ^orm  ober  ein  Seiname  ift.  ^ad  ^Aä)tn  U  fönnte  gar 
mo^I  einen  SBert  gehabt  I)aben,  ber  und  geftattete,  ungeföf)r  Rnh- 
ru-tir  )U  (efen.  Slu^erbem  mirb  eine  ®ottf)eit  Napir  sipak-vra 
genannt,  rine  Sejric^nung  na^  einer  beftimmten  X&tigfeit  ( @c^me(jenV), 
bie  avii  ber  @))ra^e  nod^  nic^t  feftfteQbar  ift.  9Rit  it)m  jufammen 
ttjerben  Schimut  (ober  Man),  ber  göttliche  „perir'*  unb  HubaN- 
Rischar  aufgeführt,  unb  itoar  finbet  fi(^  biefe  ßufammenfteUung, 
bie  alfo  t^pifd^  ju  fein  fc^eint,  brrimal  in  biefem  tiefte,  ^er 
mefentlic^e  Sn^alt  ift  bie  Einbringung  bed  Steliefd  unb  ber  Seriell, 
bafe  $anne  in  %\Q}fxx  (b.  ^.  in  SRaUSlmir)  einen  %tmpt{  ber  Nar- 
siita,  bei  ^errin  oon  Si^in,  gebaut  l^abe.  Sntereffant  ift,  bag  ber 
Sutir  ((Statthalter)  t)on  Sjapir  gemiffe  ®egenftänbe  bei»  ftönigd 
®ci^utur«92af)f|unte,  bed  ©o^ned  bedSnbaba,  enofifint,  ber  fonft 
nic^t  befannt  ift  Sd  ^at  fid^  aber  in  ®ufa  eine  @tete  gefunben, 
bie  nac^  ©prac^e  unb  @^rift  ber  gleichen  3^^^  angehört  unb  oiel< 
Iric^t  oon  eben  biefem  ^Anige  f)errü^rt;  in  biefer  Snfc^rift  mirb 
öfter  eines  f)o^enpriefterd  @c^utruru  gebac^t  unb  auf  bem  dlelief 
öon  Sul'i*5ärä  ift  ein  ©d^utruru  (linlä  unten  I)tnter  bem  Statt- 
halter) ber  ©njige,  ber  in  ber  gleiten  §oltung  mie  §anne  felbft 


«0.  IX,3/4  aRal.^iniT.  49 

dargefteÜt  ift.    @ä  to&tt  Ietd|t  nißgltc^,  iia%  btefer  äRann  nai^maU 
burt^  (eine  Serbienfte  eine  £)ö^ere  Stetliing  erlangt  t)ätte. 

Siecht«  oben  finben  mir  btei  9Rufifei  batgeftellt;  bie  JlDpfe 
ftnb  tterftümmed,  aber  man  [ann  noc^  ertennen,  bag  fie  bartloi 
waiea.  ^t  am  nriteften  reditä  —  l'ein  9fame  begann  mit  „Sun^ 
H>"  —  ^Qt  eine  breierfige  (Ujaitige  |>arfe),  roie  fie  für  ffitom  t^pifd) 
ju  fein  ft^eint.  ^er  mittlere,  @c^uniumu,  fpielt  eint  ^rt  S^ra, 
unb  Der  britte  fdietnl  ein  SSIafeinftrument  ju  t)aben.  darunter  ift 
offenbar  ein  Opfer  bargefteOt;    brei  ^iere    liegen  gefdifaditet   ia. 


30:  ®iogt«  euienielief  bon  fluI-i-gSiä. 

rtt^td  baoon  bie  Mp\t,  unb  über  biefen  ift  ^epti<|)uban  mit  einem 
Sjoffe  bargefteUt.  '^it  @efta(t  bantnter  fi^eint  einen  ^ueraltar  ju 
bebtenen';  ber  9Iame  ift  f|a(b  oerftümmelt,  aber  ber  !£itel  sehnten 

{=  ^riefter)  ift  noc^  beutlic^  ju  Ie)en.  3lui^  bie  beiben  legten  ®t' 
ftülten  finb  roof)!  mit  einem  Opfertiere  bejc^äftigt.  —  3m  lejte 
finb  aUe  biefe  ßeute  ni(^t  genannt,  tragen  aber  bafür  jelbft  %\x\' 
fc^riften,  nnb  mit  bem  gortft^reiten  ber  ©ntäifferung  wirb  offenbar 
bie  SBebeutung  beS  SHeliei*  noc^  roadtifen.    Sie  Satflellung  ift  eine 

1)  <ti  märe  ober  cbenfo  gm  maflli^,  bofe  ber  IdinnbaK  Sllor  Bidintl)t 
bie  Sigut  eintö  SfinbeS  barfleHte! 

Kiirc  Ciitni.   IX, 8*.  4 


fiO  Wal-Sdnir.  SD.  tX,3.'4 

fe[)r  ))luinf»;  mit  ^ben  tS  gmar  mit  offjjielln  ftunft  ju  tun,  aber 
mit  ptoDinjiefler,  ^anbrotrfämäfetgfr;  beat^tenäfflfrt  ift,  öofe  bie  orno- 
mentalen  äRotioe  bn  Slojette  jlnif^en  je  jlon  Stäbchen  unb  ber 
eigentüntlid)«!  {^canfenbilbung  auf  bcm  bnü!|inten  älelief  ber  Spin« 
nrrin  au^  @ufa  niiebette^ren,  alfo  als  tijpifc^  elamtfi^  gelten  bfirfen. 
Sine  @ntfi)}e  luetterei  SBilbionfe  finbet  fidi  an  bem  gegenüber 
Kegenben  93ergabl)ange  beS  gleit^en  Sngtaleg  bor;  ba&  tft  bie  Set« 
terfeite,  unb  bte  SBilber  finb  ba^er  ftärter  jetmürbt,  Sni'c^riften,  wenn 


81;  «riief  au|  bem  öftlit^m  EJcttblodt  Don  Shil-Ugdtä. 

meiere  notljanben  loaren,  nerji^nmRben.  ®egenüber  bem  notbe- 
f))io^«un  SItlief  liegt  jenfeitS  eineS  SBac^eä  ein  großer  t^ljen  frei 
im  Zalt.  ®r  enthält  ein  SBilbmert,  baä  n>ir  D[)ne  »fitere  83f= 
fpiediung  ^ier  (9bb.  31)  roiebergeben'. 

9htr  nenige  @(^ritte  entfernt  liegt  ein  jMeitei^  ^lod,  ber  auf 
tter  Seiten  mit  bilblii^en  "SorfteDungen  wrje^en  tft.  SJer  Stein  ift 
im  ®anjen  ftari  terroittert;  ieine  9lorb»eftfeite  ent^filt  ein  Äelief. 

1)  es  ift  <tn  btr  ^Itiuaiiti  nod)  einmal  mitbaffoU  nwiben. 


«C.lX,3/4  fflial-Stmit.  M 

auf  bein  ein  nai^  rH^tS  getet)rtec  äRann  ^UT^  feine  @rft^e  als  ber 
^ürft  geEtnn5et(^net  tft.  SBen  btefeS  unb  hai  DoTenDä[)nte  iBilb 
barfteUen,  oertät  feine  Snf^rift.  :l)ie  ©eraanbung  ift  6(i  beiben 
er^eblit^  anberS  als  bei  ^anne,  unb  obgleich  mir  biefen  balb  ni»^ 
tn  anbeter  SJarfteHung  werben  lennen  (ernen,  bie  Don  bei  oorge 
nannten  3.  7.  nod|  ndtei  abmeidit,  Derbürgt  unS  boc^  niemanb,  ob 
alle  ©lulpturen  Don  SRqU^mir  in  bie  ^^t  $anne§  fatttn.  ©0511 
fommt,  baß  mir  unS  mit  3IuSnal]me  beS  erftgenannten  äleltefs  nur 
an  Stbjeit^niingen  be  älJoiganS  ifaütn  fCnnen.  @§  bleibt  al\o 
immer  mögli^,  bog  bie  iBilbmerle  auf  ben  freiftefienben  Steinblöden 


32:  SItlitf  auf  bem  jiDctUn  ^läblode  Don  ,ttul-i-(|Fäti't. 

aus  anberei  ßcit  flammten,  unb  bann  rät  man  Ivo^I  für  ben  jueift 
genannten  (öftlid^enj  auf  eine  ftüt)ere  3"'-  "'"t  eS  Io^l)i^i,  ber 
^ter  ^anneS,  ber  bie  erfte  ©fulptur  t)ier  anbringen  lie^?  ^ie 
Silber  beS  jntetten  93IodS  fc^einen  e^er  einer  jüngeren  3^^  Qn^»' 
^e^Ören.  Ser  Aufbau  erfd)eint  faft  at^amanibifdi,  jo  3.  33.  bie 
Bier  9Ieif)en  Bun  SKÖnneni  über  einanber  f)inter  bem  dürften.  3)ie 
Dier  fnieenben  ©eftaften  fünnten  Dielleit^t  grauen  fein. 

!£ie  rei^tS  anfto^enbe  Seite  gibt  eine  (^ortfe^ung  ber  sier 
9{ei[)en  HR&nner  mit  49  {^iguren.  ^it  folgenbe  enttjält  noc^  eine 
Steige  von  fec^S  unb  barunter  eine  Don  brei  (Figuren;  bann  lommt 
eine  unbearbeitete  @te(Ie  unb  ipeiter  re(^tS  ein  Wann, in  natüilii^er 
©röfee,  nad)  linfS  geroonbt,  bie  §änbe  roieber  Dom  über  einanber 


33:  ■•Mit]  am  Sftil«  in  ^il-T-;irär 


aD.IX,3/4  ^  aRaI-«mir.  53 

gelegt.  Sl^m  folgen  loteber  in  brei  9iiet()en  43  Keine  ^^guren.  'iSie 
t)terte  @eite  ift  t)iel  fc^moler,  enthält  unten  brei  noc^  linf^  ge« 
loenbete  SRönner,  barüber  brei  gro^e  Süffel,  nac^  red^td  gen^anbt 
«nb  barüber  wieber  5Wö[f  9ieif)en  öon  je  brei  Sergjiegen  in  ber 
gleichen  Stic^tung. 

9Beiter  )oeftIi^,  an  ber  ^föiDonb,  folgen  toieber  ®ht())turen, 
junäd§ft  eine  ©nippe  Don  Dier  Heineren,  bie  nur  bie  fd^on  ertoä^nten 
äRotioe  nrteber^oten,  bann  totiitxe  an  brei  SBänben  eined  aud  einer 
äuö^ö^lung  pfeilerartig  öorfpringenben  g^tfen^,  öon  benen  wir  auf 
einem  93i(be  jtoei  Seiten  wiebergeben;  bie  britte  jeigt  noc^  9  fleine 
giguren  ber  t^pifd^en  Art.  SBir  fügen  ^ier  bie  SBemerfung  ein,  bafe 
in  SluI4*5arä  ettoa  340  giguren  eingemeifeelt  finb.  5J)ie  erfte  (öft^ 
Ü6)t)  ©eite  beS  5ßfeiler§  interejfiert  oor  aßem  burd§  feine  oberfte 
Steige.  |)ier  finben  wir  bad  ^orbilb  beS  fi^fenben  ^erferfönigi^ 
tion  $frfepolid,  hinter  ü)m  brei  fc^tanfe  SSafen,  wie  wir  fie  aud 
dg^pten^  fennen  unb  faft  an  eine  ^ierogl^p^e  erinnemb;  t)or  bem 
Surften  ftel)t  woI)I  eine  Slrt  Xif^.  Sebenf all«  f)aütn  bie  ^Wei  SOtänner 
ouf  ber  anberen  @eite  gerabe  Vortrag  über  irgenb  einen  $Ian  unb 
eine  fnieenbe  ®eftoIt  ^ält  Setege  in  Sereitfd^aft.  S)iefc  3)arfteIIung 
tft  oieIIei(^t  bie  intereffantefte  üon  aQen  in  TlaU^mix,  unb  ed  ift  um 
fo  bebauerlid^er,  ba&  fie  burd^  feinen  2;ejt  erflärt  wirb. 

Unmittelbar  ben  5ßfeilerrelicfö  folgenb  ift  jene  fd^on  erwähnte 
SBieber^oIung,  unb  etwa  300  SReter  entfernt  befinbet  fid^  an  einem 
britten  frei  ftel^enben  ^eldblodfe  eine  weitere  2)arfteQung,  bie  aber 
ouc^  nur  bereite  befannte  9J6)tit)e  (j.  S.  bie  oier  fnieenben  ©eftalten) 
Wieberf)olt. 

9ßfi]^renb  bie  ©c^luc^t  oon  fiuM^^ära  in  bem  ftu^^®ef(^met 
genannten  Sergjuge  liegt,  ber  9J?ar*?lmir  Dom  Äuran  trennt,  Hegt 
©^ifaftö^-issSalmän  (bie  „SBilbergrotte")  gegenüber  in  ber 
weftßc^en  SSergwanb;  ber  SBeg  fül)rt  (infö  bon  ben  erwähnten 
9tmnengruppen  oorbei.  9Bir  t)eriic^ten  auf  eine  näf)ere  S3efd^reibung 
ber  £)ttli(^feiten  unb  gel)en  g(ei(^  ju  ben  Si(bwerfen  über.  @d 
finb  im  ganjen  nur  oier,  jwei  in  einer  ©rotte,  jwei  baneben  an 
ber  ^tewanb.  S)ad  erfte  ber  (enteren  ift  in  ber  ipö^e  oon  10 
äReter  angebracht  unb  fc^wer  jugönglid^.  (£d  geigt  jWei  9Rftnner, 
eine  ^au,  einen  ftnaben  unb  ein  äRäbc^en. 

2)ie  i^iguren  i>tt  @rwac§fenen  finb  etwad  über  lebendgrog; 
Wen  fie  barfteUen,  iai  würbe  bie  über  bie  ^l&ä^t  unb  5.  %.  auc^ 

1)  Vlan  ^at  in  Suia  (^efäne  biefer  Srt  in  $9§f  bis  a»  ^Vt  Steter  ge- 
funben. 


54  WoI-«mh.  ac.  IX,3/4 

Über  bie  t^gurtn  (oufenbe  3nf(^nft  bejagen,  bie  aber  fc^lec^t  erhalten 
unb  noi^  nt^t  in  gtnügenber  äSietft  Deiöfientltt^t  ift.  9}ui  {o  tpiet 
ergibt  baS  @tü(f  Xe^t  auf  bem  Slodc  brä  STIanne«  tinf«,  ba%  er 
ein  @o^n  beä  3:a^I)tI)i  ift,  ob  aber  ^antte  felbft,  ober  ob  btefer 
oielme^r  in  bcr  jioeiten  t^igur  bargefteQt  ift,  fdjcint  noc^  unftc^er. 
3n  engem  3iiiatnmen^ange  mit  biejem  fünffigurigen  SSilbiDerfe 
fte^t  ein  breifigurigeS,  jnpifi^en  bem  elfteren  unb  ber  ®rolte.  Iiiefe« 
Slelief  mirb   aU   baä  beftertjaüene    oon  SRal^Stmir  gefc^ilbert,   ift 


34:  Relief  uoii  ed)itaftä^'i-Salman. 

über  leiber  ntc^t  p^otograpljift^  aufgenommen  luorben,  foba^  ivit 
mi  mttbeT  mit  ber  ßetcfinuns  be  SRorganiS  be{)eEftn  muffen  {t)gL 
bie  Sdilufebemertungen).  Über  bie  Jiguren  taufen  hirje  Snft^riflen, 
Quä  benen  ftdi  ergibt,  ia%  bie  meibli^e  @ieftaU  — .  offenbar  bie 
gleitlie  roie  bie  be3  Hörigen  Silbirierfe«  —  Smmatena  Reifet,  oet» 
mutlidi  bie  ©t^meftec  ^KinneS,  ba  feine  @atttn  in  einem  gteh^  ju 
erniA^nenben  ite^e  „^utiin"  genannt  fc^eint.  ^er  @o^n  ber 
©(^hjefter  ift  in  ffilom  ber  i^ronfolget,  unb  btefer  ift  »o^l  ber 
jinift^en  ^cnne  unb  fimmatena  borgefteUte  SCnabe,  beffen  ?Iamc 
nii^t  mit  @tc^er^eit  ju  lefen  ift. 


aC.  IX,3/4  ^ot.^mir.  55 

3n  ber  ©rotte  felbft,  nac^  ber  btc  Örtlid^fcit  bcn  Sßamcn  trägt, 
finb  no^  jtoei  9icHcf«.  SJor  einer  Snf^rift  üon  36  3ri[en,  bie 
bid  auf  Stnfong,  @d^Iu§  unb  ß^U^nenben  rec^t  gut  erfjolten  x%  ift 
^anne  bargefteUt  entfprec^enb  ber  gigur  mit  erf)obenen  ^änben  auf 
bem  funffigurigen  SRelief.  Der  Stein  ift  ober  fc^lec^t  unb  bie  gigur 
etroa«  ro^  gemeifeelt.  —  S)ie  Snf^rift,  bie  u.  a.  |)u^in  als  ®attin 
^anned  nennt,  ift  »ic^tig  burc^  @m>äl)nung  bed  alten  9?ameni^  ber 
örtttd^feit;  tt)enn  n^ir  i^n  richtig  erf(ären,  fo  bebeutet  er  ,,bie  gro^e 
@tra|e''  ober  ben  „großen  SRarftpIag'',  boc^  bleibt  bie  ^uSfpra^e 
bed  erften  3^^^^^^  ungen^ig;  möglid^enoeife  ift  ba^  fjeutige  „WläV 
in  „SKäl^STmir"  ein  äblömmling  be8  olten  SBorte«.  Xie  ©öttin, 
bie  ^ier  mo^nt,  ift  bie  auc^  in  anberen  %e^en  genannte  ^arti, 
bie  „göttliche  Stammmutter",  beren  9tame  noc^  in  btm  einer  @tabt 
$ortippa  norböftlid^  t)on  ^erfepolid,  unb  t^ieQeid^t  fogar  in  bem 
biefer  fpöteren  ^erferftabt  felbft  nad^flingt.  9Iuc^  in  @ufa  mar  fie 
oere^rt,  unb  Sffurbanipal  entführte  üon  bort  unter  anberen  auc^  i^r 
©tanbbilb.  Sn  unferem  Sej^e  U)irb  auc^  @d^utruru  n)ieber  ermähnt 
atö  „^fepal**  |>anned,  mad  OieEeid^t  nid^t  einen  Sitel,  fonbern 
einen  Serttanbtfc^aft^grab  audbrüdEt.  Der  Xejrt  mac^t  nod^  große 
S(^n)ierigfeit,  jumal  n^egen  ber  Unftd^erf)eit  am  @nbe  ber  jiemlid^ 
furjen  Sexltn.  —  Stu^  ba^  jtoette  SRelief  in  ber  ©rotte  ift  in 
f^tec^tem  ßuftanDe,  unb  oieQeid^t  f)at  man  eben  megen  ber  un* 
geeigneten  ©truftur  ber  ©teine  unterlaffen,  auf  ber  f^on  faft  ge-» 
ebneten  gtäd^e  hinter  ber  ^Sw^  bed  ^anne  einen  Ztp,  ober  fleinere 
^guren  anzubringen. 

Stuf  einem  Seljenmege,  ber  ba^  %ai  Don  9J2aU9lmir  na^  ^ü^ 
ben  burd^fe^t,  ift  ein  fleined  ro()ed  Sielief  eingemeißelt,  ba^  linfd 
eine  fi^enbe,  nac^  rechts  bliäenbe  ©eftalt  jeigt,  oor  ber  eine  anbere 
mit  erhobenen  |)änben  ftet|t;  hinter  biefer  nod^  oier  anbere,  bie 
9rme  oom  gefreujt  Darunter  ift  mieber  eine  ^l^läd^e  geebnet,  oer« 
mutlic^  für  eine  Snfc^rift.  Der  Ort  fül)rt  ben  9iamen  ©c^al)« 
©amar. 

3m  NO.  bed  ^led  ift  eine  ©d^luc^t,  bie  ^ong  genannt  n^irb. 
I^ier  trägt  ein  groger  ^^elfen  auf  ber  ber  Säergmanb  iugefel)rten  ©eite 
ein  Stetief,  bad  mo^l  in  ben  Slnfang  ber  ©affanibenseit  fällt. 

92i^t  n^eit  ba'oon  finb  bie9luinen  einer  S3urg,  bie  I)eute  Oala^ 
©äfd^bum^  feigen,  unb  ebenjo  finben  ftc^  am  anberen  @nbe  be^ 
%aU^  bie  Stuinen  einer  Surg,  f)eviit  ^u^^SSa  genannt. 


1)  XaS  ^igt  „^toxpxontnbux^*'  —  ed  toimmelt  bort  oon  ©torpionen. 


Uberbliden  wie  bie  ll)en(iiifilec  ber  $i[bt)aueiEunft  im  Qag,zos' 
gebiete,  fo  tritt  unS  ein  enger  3tt)Qinmen{)ang,  ein  ein^itlii^eT  @ttl 
entgegen,  ber  fi:^  roeitei  entmidett  Don  ben  älteften  ^nf&ngen  biä 
ju  ber  S(d)amantbenjeit  unb  übet  biefe  {)inaud  bt§  in  bie  3cit  ber 
©affaniben.  ®ä  finb  biefelben  SKotioe,  ber  Sieger  in  grofeer  Jigm, 
ber  bem  SSefiegtcn  ben  giife  auf  ben  Seib  fegt,  bie  SReitjen  »on 
gifluren  Untermorfener  ober  uon  ©efolgen  ber  dürften,  bei  toiebet 
anäi  in  anbetenber  SteOung  auftritt;  bie  Stnorbnung  ber  {^ureni^ 
teilen  unter  einanber,  bie  uerfdiiebenen  (ScÖfientnagftfibe  je  na(^  ber 
fojialen  Stellung  ufiu.  Die  ©ntmirfelung  fc^reitet  ft^neßer  fort 
mit  ben  auftreten  ber  tränier,  aber  big  ju  biefer  Qtit  bt9  imien 


35:  mtVit\  »011  ^ong  [in  aSal-amit). 

ÜbrrblitfeS  über  bie  92ai^bar(ulturen  Fann  man  Don  einem  ein^t^ 
Üi^m  3(igtoSftile  fpredien,  ju  bem  oudi  bie  Stete  97aram-®tnS 
gel)ört,  unb  ber  auä  ber  fumerif(§en  3"'  """^  l"  niontfte*  beibe- 
halten ^at.  ®r  ift  roeber  bobqtonifdö  not^  offflrift^  unb  Don  SBeften 
^er  nii^t  »eiter  mef)r  beeinflußt  roorben. 

Orofee  ®ebiete  beä  S^fli^o*  fi"^  nod)  DöUig  unbun^etfdit, 
unb  mir  f&nnen  »o^t  im  norbtoeftUctien  mie  im  fübbftlitl^en  3:eile 
noc^  auf  manche  Überrafi^ungen  rechnen. 

'üuä)  gelfengrSber  bürften  noc^  in  größerer  Qa^l  beTannt 
nerben.  Sie  lueifen  I)inüber  na^  Stleinafien,  unb  man  mürbe  bie 
Übertragung  iiirer  gönn  f^ttier  öerfte^en,  wenn  ni(^t  bie  SSölter  ge« 
manbcit  mären,  bie  fie  anzulegen  (iflegtcn.  ^nberä  ftc^t  eä  u>o^l  mit 
bem  legten  Ableger  biejed  Stilen  in  Snbien;  ^ier  (}at  bai  9teid| 
ber  9[d|amaniben   ben  ißermittler   gemalt,   unb   mir   ftnben   na^ 


«0.  IX,34  3)kl*«mtr.    3)er  füblic^c  ^QfltoS.  57 

bcffcn  Untergange  eine  Siac^blüte  bcr  iranifc^en  fiunft  auf  tnbtfd^em 
^oben,  bie  XDof)i  buxd)  engere  93ejte^ungen  bed  nod^  ganj  unburc^^ 
törichten  Dftiran^  mit  ben  fiftnbem  am  3nbu§  berpflanjt  toorben 
ift.  auf  bie  fragen  ber  et^nifc^en  ßufammen^nge  fommen  n?ir 
noc^  ^uräd 

i£a|  bie  (Sbene  Don  3JtaU%mxv  and)  in  ber  @affanibenjeit 
i^re  SIoQe  gefpielt  ^at,  üerraten  au^er  bem  oben  n^iebergegebenen 
ätelief  üon  ^ong  @iegel  unb  äRünjen,  bie  jafjlreid^  gefunben  toou 
ben  finb.  iflod)  in  arabifd^er  Qtit  erlebte  Sbebfd^  eine  92ac^b(äte 
unter  aRnjaffer-eb-bin  «frafiab  (1339—1392);  fc^on  beffen  ®ro6- 
öater  foll  in  3bebfc^  44  SDiofd^een  erbaut  t)aben.  aber  bereit«  bie 
SKutter  be«  erften  ©affaniben  Ärbaf^ir  foII  bort  einen  gepflafterten 
Seg,  eine  9(rt  Srüde  t)on  einem  93erge  jum  anbern  angelegt  f)aben, 
tiporin  fic^  boc^  bieÜeic^t  eine  Erinnerung  an  einen  berü{)mten 
StraBenbau  oerbergen  fönnte. 

^ad)  ©üben  gelangt  man  burd^  einen  engen  $ag  in  eine 
benad^borte  ISbene,  in  ber  ^eute  baS  ^örfd^en  ^äläigän  an  bie 
8Iüte  ber  früheren  ©tabt  |)aIäfi^Hn  faum  meljr  erinnert.  SBir 
erroö^nen  ben  iRamen,  n)ei(  fic^  in  i^m  ber  alte  SSoISname  Hallapi 
oerbergen  fönnte,  wie  ein  %al  bei  5ßerfepoIi«  noc^  Hafrek  f)eiJ5t 
unb  ber  Jlnfename  liandAmir  fid^  üorfinbet,  unb  ein  gelfen  an 
einer  Cuelle  öftlic^  üon  ©d^ufc^ter  ben  9?amen  Bard-i- Amir  fü^rt. 

QXaya  35  km  füböftßc^  oon  ^ätaigan  ftogen  wir  auf  bie  un* 
bur^forfc^ten  dtuinen  oon  Slrgawän  unb  äRanbfd^anif,  bann 
folgen  auf  bem  ^ö^enjuge,  ber  ben  SEBeg  linfd  begleitet,  bie  9iuinen 
t)on  Cala^i^SDJangafc^t  unb  ^äjäng  unb  fpäter  an  ber  ©trage 
felbft  bie  oon  Dala^i'Siaujör  —  anberer  weiter  ab  im  ®ebirge 
gelegener  ju  gefc^weigen. 

99ei  JQola^i^SRaujär  aber  muffen  wir  |)alt  machen  für  einen 
Sbftec^er  in«  Gebirge  nad^  NO.  .^ier  liegt  ba«  3^al  t)on  ^äng^^i^ 
©auI5(\  mit  Sieben  unb  (£^f»reffen  beftanben.  9Sir  ftnben  einen 
mächtigen  frei  liegenben  ©teinblod  bon  etwa  10  m  i^öf)e,  ber  auf 
}wei  ©eiten  mit  9{eltef«  unb  $af|lawi«3;e;ten  t)erfet)en  ift.  S)er  ©tein 
wirb  x^on  93aron  be  93obe,  ber  1840  biefe«  ©tüd  bon  Suriftan  be^ 
reifte,  al«  fc^warj  mit  gelben  ©treifen  gejd^ilbert  unb  trägt  auf 
einer  Srettfeite  bad  ^ier  nad§  feiner  3rt^nung  wiebergegebene  9ielief. 
3)argettel[t  ift  ein  ^riefter  neben  einem  Slltare,  unter  beffen  ©odtel 
fic^  5  2^Un  Snfc^rift  ^injie^en;  weitere  5  ß^tten  finb  am  redeten 


1)  25a«  ^ciBt  „a^preffenfd^Iuc^t". 


58  ^"  Iflblidit  Boflioi.  HC.  lX,3y4 

ätanbe  fti^tgar,  hinter  einer  Steige  tion  9  ^uren,  beien  erfte  fi^nb 
baigefttUt  ift  ^ti  ber  SRitte  bantntei  finb  nn^  4  @efta(ten  er- 
ftnntiac  unb  Dieünc^t  2  ^nberfiguien.  iRet^tS  in  ber  fSdt  eine 
Sagbfjene,  ein  äfeiter,  ber  einen  Sber  tbtet. 

(£ine  fdimalere  Seite  beä  iBIixfeS  jeigt  eine  eigentümlidie  2)ar- 
fteUung-  QHne  (Seftalt  auf  einem  äht^ebettc,  Don  jttKi  fi^enben 
teuren  mit  Spielen  benxid^t,  beren  eine  um  ba§  ^upt  einen 
®traf)[entron3  jeigt,  äf|n(ti^  tenrr  @eftalt  tion  Xaq<i''3oftan.    9(m 


36:  »iomilitfi  oon  Jäna-i-Saiilät,  »reitftile. 

Uopfesibe  fte^l  nodi  eine  @eftalt,  unb  unter  ber  @jene  finb  jivei 
weitere  ertennbar;  linf^  am  Slanbe  fte(|en  mieber  &  ^tilm  Xe^t. 

3)te)em  eiften  äRonoIit^en  bena^bart  ift  ein  iweitec  mit  einem 
älelief,  bai  einen  Gleiter  mit  ber  Sanje  barfteKt,  unb  über  i()m  jwet 
fleinere,  tootfl  f^mebenbe  @eftalten.  X)aS  (fan^e  erinnert  an  ba$ 
©otaräeä'Stelief  Don  SBiftun. 

SBon  Qala'i'Siaujär  fü^rt  bie  Strafe  an  ben  9iuinen  uon 
läft^ün  (Iin!S)  unb  fiai  =  fiaiiä  (rec^tä)  «orüber  na(^  ber  3tabt 
'■Bfi^bc^än,   in  beren  92ac^barfc^aft   fi^  bie  Stuinen  wxtbex  l)äui(n. 

SBir  uerjiditen  barauf,  neitere  Slamen  anjufüt)ien,  ba  aße 
biefe  2:rümmerftätten  unerforftfit  finb.  Sie  bemeifen  aber  burc^ 
i()re  S^iftenj   bai  <Sxnt,    bog   tS  im  %{tertume  im  S'^S'o^   fO" 


«O.  IX,8/4  5ie  «ölfct  beS  3aftro«.  59 

3täbten  unb  Burgen  geipimmelt  f)at  3Bie  begreifen,  tme  bie  Slff^^ 
Tft  Diele  ^unberte  bon  ©tabten  in  (Slam  in  ben  ^önigSinfd^riften 
atö  erobert  onffu^ren  {onnten,  obgleich  fie  boc^  niemals  in  bie  fift* 
lic^  Gebiete  gebrungen  finb.  @i(^er  finb  ed  nid^t  immer  größere 
StAbte  geiDefen,  aber  bod)  loo^l  bur^gängig  loirftid^e  @täbte,  mit 
minbeftenS  einem  Stempel  unb  minbeftend  einer  @tabtmauer. 
^ute  liegen  fte  unter  Srb^ugeln  begraben,  unb  manbernbe  ^irten^ 
ftamme  fc^Iagen  gelegentlich  bort  i^re  Qtlit  auf  unb  entbeden  babei 
Wunjen,  @(^mu(ffadfen  unb  S^u^^^i^S^/  ^^^  ®eiftem  gehörig, 
bie  @a(omond  ©iegelring  unter  bit  @rbe  gebannt  ^filt.  ^a^er  ift 
e^  @unbe  in  ber  &be  ju  graben,  unb  ift  gefä^rUd^,  n^ie  bie  ®e^ 
fc^te  Dom  ^fc^er  unb  bem  @eifte  unb  Diele  anbere  in  1001 
Stacht  jeigen.  3)ie  Snfc^riften  aber  oerraten,  mo  bie  ©d^ä^e  liegen, 
unb  barum  barf  man  bie  Europäer  fie  nid§t  abfc^reiben  taffen, 
benn  fonft  fangen  fie  an  ju  graben  unb  fte^len  bie  @d^ä^e,  bie 
^üüf)  bem  3Jto^Um  befiimmt  f)at,  ber  fie  gerabe  finbet. 

Sü^r^unberte  n)ürben  tt)ir  }U  graben  {)aben,  um  aQ  bie  ©c^ö^e 
ju  ^eben,  bie  mirtlic^  bort  liegen,  unb  3af)rtaufenbe  ber  C^efc^id^te 
biefer  Sänber  tt)urben  bie  §unbe  erfd^Ue^en.  93id  je^t  ift  auf  biefem 
9oben  nod§  nid^t  tine  @tabt  n)irfli(|  ausgegraben  toorben,  unb 
Diele  Sa^rje^nte  mürben  nod^  oerge^en,  bis  man  n^enigftenS  in  @ufa 
fertig  ttiSre,  mo  je^t  bie  Slrbeiten  noc^  am  meiteften  geförbert  finb. 

Serfuc^en  mir  nun,  und  9iec^enfc^aft  abzulegen  aber  bie  SSfilfer 
bie  mir  in  alter  unb  heutiger  3^^  ^^  QaQxo^^Qkbxett  antreffen. 

Sud  Dereinjelten  Slnbeutungen  gried^ifd^er  ©d^riftfteUer,  fom>« 
biniert  mit  Seric^ten  ber  Steifenben  bed  Dorigen  3a^r^unbertd,  fann 
man  ju  bem  ©c^tuffe  tommen,  t>a%  urfprüngtic^  Dom  S^marjen 
unb  ftaf^fd^en  SReere  an  bid  jum  ^fergolfe  eine  bunfell)öutige 
Seoftlterung  gefeffen  ^aben  merbe,  bie  bann  mo^l  aud^  \t)xen  Stnteil 
an  bem  3^^oii^^fo<n^^n  ^^^^  „fumerifd^en^'  SBolfed  gefiabt  ^aben 
burfte.  Unter  ben  „^rben''  finb  nod^  f)mie  eine  bunfle  Hautfarbe 
unb  c^arafteriftifc^e  SlaubDogelgeftd^ter  Derbreitet  unb  biefe  le^teren 
finben  mir  auf  -  fumerifc^en  äielief barfteltungen  f o  ^artnödig  mieber« 
fe^renb,  bc^  ed  fid^  boc^  um  etload  me^r  I)anbeln  mug,  ald  um 
eine  juf&Uige  (Gepflogenheit  ber  ©teinme^en.  ^a^n  fommt,  bag 
Me  off^rifc^n  2)arftellungen  Don  Zt^ptn  ber  elamifc^en  SeDölferung 
(^Ic^ter  miebergeben,  bie  man  fi(^  beim  9Sergteid§e  mit  I)eute 
lebenbcn  SSölfem  fc^mer  anberd  ald  mit  bunlelfter  |)autfarbe  Dor« 
jteDen  fann;  eine  folc^e  SBeDölferung  belool^nt  benn  auc^  nod^  ^eute 


60  ^ie  »oder  bed  dafltod.  %0.  IX,3  4 

baS  füblic^e  (Slam,  t>a^  fär  fjeQmrbtge  älaffen  ä6er{)aupt  unben^ofin«^ 
bor  ift.  äßan  f)at  biefe  ©d^tsarjen  ald  ,,9tegntod''  bejeid^net  unb 
tt)irb  fie  fd^tuerli^  old  bte  92ac^fommen  tmportieTter  9lfger  anfe^en 
bürfen,  loenn  man  mvaQt,  ba%  in  biefen  @egenben  fc^on  bie  ©riechen 
xi)xt  ,,$tt^iopen''  fannten.  SEBtr  werben  und  jtear  Dor  ber  ^nna^me 
^üten  muffen,  bag  biefe  bunlel^äutigen  93e)}&(ferungen  eine  gefd^toffene 
dtaffe  gebitbet  ^fitten,  aber  t>a^  fie  unter  einanber,  bid  nac^  Snbien 
^in,  in  abgeftuften  S3e}ie^ungen  ftanben  unb  für  bie  ^eOfarbigen 
fpöteren  Sinu^anberer  einfach  atö  ,,®diXDaxit*'  galten,  tft  minbeften«^ 
na^eliegenb. 

9Bie  bie  fc^n^arjen  @tfimme  Snbiend  burd^  bie  ^ran)iba  t>tv» 
bröngt  mürben,  fo  ergog  fic^  über  ben  S^S^^d  eine  hellfarbige 
äJöIIertDeUe  üon  NW.  ^er  in  jenen  ©tämmen,  bie  toir  oben  aU 
$al(a  bejeid^net  ^aben.  @ie  fteQen  in  gefc^ic^tlid^  beglaubigter 
3eit  bie  ^enenbeüölferung  im  3^grod  roit  im  eigentlid^en  @(am 
bar;  fie  geben  9lame  unb  Sprache,  SK^t^en  unb  5Sulte  unb  pfropfen 
i^re  Eigenart  in  paraDeler  Sßeife  auf  bie  fumerifd^  Tultioierte  SBor^ 
beüölferung,  tDie  iffxt  femitifd^en  9?a^barn  im  äßeften.  Sie  @prad^- 
forjc^ung  ^at  enuiefen,  ba^  biefe  SöÜer  ber  großen  (äruppe  ber 
^laufafodüblter,  ber  faufafifd^en  SRaffe  im  genügen  @inne,  juju« 
}ö()[en  finb.  S^re  @intoanberung  mag  um  bie  äßitte  bed  britten 
3a^rtaufenb!$  erfolgt  fein,  boc^  fo,  bag  oon  NW.  [)er  ein  ftänbiger 
iRa^f^ub  erfolgte,  ber  auc^  bie  Aufrichtung  bed  neuelamifc^en 
JReic^eS  (etma  900  t).  (£()r.)  ermöglid^te.  Slld  iioei  ^auptgruppen 
ber  Sinttanberer  ^aben  mir  biefiudubi  im  äßeften  unbftafjapa 
im  Dften  fennen  gelernt 

^er  2Beg  ber  SuQubi  fc^eint  am  Siglat  abmärtd  aber  bad 
fpätere  Slff^rien  geführt  )u  ^aben,  t)on  ba  aud  nac^  Often  unb 
meiter  nad^  Süben,  am  3^9^^^  entlang  unb  jugleidl  in  beffen 
%aUxn  nad)  ©nboften.  SebenfaUd  ^ie^t  fid^  ber  9lamt  bed  ^olU^ 
im  SBeften  oon  ber  ^bi)t  hti  Urmiafeed  bis  an  ba^  eigentliche 
Slam  ^eran.  ^SieOeic^t  ift  für  biefe  Gruppe  ber  prftentitel  „Sanju^' 
c^aratteriftifc^. 

Sad  ®ebiet  ber  jtafiopa  fd^eint  etma  bad  fpätere  St^firbeibfc^an 
geioefen  }u  fein;  bie  Sinmanberung  märe  alfo  nBrbtic^  um  ben 
Urmiafee  ^erum  erfo(gt.  Son  l^ier  aud  blieben  bann  gmei  SBege 
frei:  nacfi  Often  unb  nad^  @üben,  bajmifd^en  (ag  bie  äBüfte.  8eibe 
SSege  fc^einen  bie  SEBanberung  metter  geleitet  gu  ^aben,  unb  oon 
ber  9{ac^barfc^aft  bed  fpäteren  l^amaban  fährte  bie  „Staramanen« 
ftra^e"   mieber  nac^  SBeften,  nad^  SBab^Ionien  ()in,  unb  gugleic^ 


9[C.]X,3/4  3)ie  »dlter  bed  8agio0.  61 

ftanben  bomit  SBege  nac^  (Siam  offen.  2)ie  Slmarnaieit  be^etc^net 
root)I  ungefäf)r  ben  |)ö^cpunlt  bc«  Übcrgctoid^teg  bcr  „Äofft"  in  bicfcm 
Gebiete.  X)QmaId  {)errfci^te  iDofjI  ®ott  ^onubani  t)om  tadpifd^en 
Weere  btd  jnm  perftfd^en  @oIfe,  unb  bie  (Sötter  am  9K(e  nahmen 
fienntntö  Don  bem  SJor^anbenfein  etnej^  SBoIted,  baiS  un$  erft  fett 
bem  oorigen  Sa^r^unbert  ald  folc^ed  loieber  befannt  toitrbe^ 

äSielleic^t  ^aben  koir  ben  SuQubi  unb  Safiopa  nod^  bie  |)anQpt 
im  engeren  @inne  ^injujufügen,  atö  Inbegriff  j[ener  @tämme,  bie 
ba^  eigentliche  (£(am  befiebelten  unb  mit  i^m  bann  aucl§  bie  fpätere 
perfid  unb  ben  »eftlid^en  ©übranb  3rand  it)rer  |>errf^aft  unb 
Ättltur  untern)arfen. 

3)aB  biefe  .^ergDöIfer"'  nid^t  berartig  fulturtod  getoefen  finb, 
mie  man  eS  fid^  unn^iQTürlid^  gern  DorgefteUt  t)ai,  ift  fd^on  t)on 
Siflerbed  gezeigt  n^orben;  in  ßleibung  unb  S^emaffnung  fd^einen  fie 
fogar  für  bie  Äff^rer  3.  %.  öorbilblic^  getoefen  ju  fein.  3Bir  bürfcn 
aber  t>itflAd)t  ^injufügen,  ba^  fie  i^ren  erf|ebli^en  Stnteil  an  bem 
Sntfte^n  eined  affk)rif^en  liBoIfed  unb  beffen  Sigenart  ge{)abt  I^aben 
werben.  2)edgteid^en  fd^einen  fie  in  ber  ^Bearbeitung  ber  äRetaUe 
auf  ^§fr  ©tufe  geftanben  ju  ^aben.  @c^mer  gu  fagen  ift,  ob  tt)ir 
berechtigt  fein  merben,  if)nen  ha^  .^äJJutterre^t"  mit  feinen  ^olge« 
erfc^etmtngen  ^ujumeifen  unb  fo  eine  Srüde  üon  ben  fleinafiatifd^en 
S^fiem  bid  nac^  Slam  }u  f dalagen;  Sinri^tungen  biefer  Wct  fönnen 
auc^  bie  Ureinn)0^ner  @Iamd  befeffen  {)aben.  ^^nlid^  oerfjölt  eS 
ftc^  mit  einer  eigentümlichen  fprad^Iic^en  Srfc^einung,  ber  fc^arfen 
Sd^eibung  jaifc^en  perfönlic^en  SEBefen  unb  unperfbntid^en  fingen. 
Obgleich  bie  ftaufafudfprac^en  eine  au^gefproc^ene  Steigung  gu  ber^ 
artigen  Unterfc^eibungen  befunben,  fte^t  bad  @Iamifc^e  barin  gerabe 
ben  bramibifd^en  ©prac^en  fe^r  na^e,  beren  (Sinflug  fic^  moI)[  un^ 
gmeifel^aft  auc^  bid  @Iam  {)in  erftredt  f)at  Z)od^  fei  betont,  baß 
fonft  oon  äJedoanbtfd^aft  itoifc^en  bem  Slamifc^en  unb  2)ran)ibifd^en 
feine  SÜebe  fein  !ann.    ^iefe  ©Reibung  gmifc^en  ^erfonen  unb 


1)  Schmer  ^u  entfc^eiben  ift  ed,  oh  ber  öfter  genannte  @tamm  ber 
3afubi  ben  fiullubt  ober  ben  f^afia^a  pjumfi^Ien  fei.  Q^erabe  in  ber  ®egenb 
ttst  ^oixoan  in  meiterent  ^eife  l^oben  n)ir  ein  (S^ebiet  ju  fe^en,  beffen  ^eft^ 
bttrc^  feine  natüxWdit  £age,  an  ber  dinmflnbung  ber  ITaran^ane^ftrage  in  bie 
ftbtnt,  äütn  Stämmen  unb  Staaten  bege^rendmert  erfc^ien,  bie  ein  ^ntereffe 
an  ber  ©tröge  Rotten.  Sie  in  alter  Qtit  ^nnubonini  bad  @ebiet  für  bie 
^uQubi  befe^te,  fo  »irb  ed  feit  Um  Säeginne  be§  2.  ^a^rtaufenbd  ein  ^aupt* 
itö^ntt  bcr  ^r^offi"  geworben  fein.  3ntcreffant  ift,  bafe  bem  Flamen  bcr 
3afnM  audf  ein  gaddn  ober  galla  angehängt  toirb,  ba  biefed  gor  ttio^I  bad 
Urbitb  ber  ^tigen  $(uralenbung  gal  ober  gäl  fein  fönnte. 


62  2)t(  SOItei  bti  3agitil.  HO.  1X,3,'4 

<£ad|en  ^t  fic^  ubrigtnS  aütt)  im  SJeuperfif^n  in  tet  $Iuial< 
bilbung  biiTC^geje$t. 

iBäfwa  ift  tS,  aus  ben  btd^er  gugängfic^eii  ^SaifttUungm  ttnen 
Huren  l£inbti(f  in  bie  ^aä)i,  bejm.  in  bie  Dnfc^iebenni  otten  Xrac^ten 
bfr  3ofl">3wfiIf«  ju  nrlongen.  SBtr  fleben  einige  %r)pen  Don  Ärieflern 
auä  bem  ^ttzt  ^epti^^umbanS  roieber,  bie  bereits  Don  ISiQerbect 
M}QnbeIt  morbtn  ftnb.  Unfeie  3"(|>"»i8  ift  init  Sbfid|t  neu  an- 
gefertigt morben,  ni(t|t  roeil  öiQerbedä  Bitb  jt^tet^t  mdre,  fonbem 
nur  um  buic^  ben  Seigleid)  txiS  in  jebei  3^d|nung  enthaltene 
@nbjeltit)e  maglidift  ^erauS  ju  fteHen.  SiQerbed  ^ält  bie  brci 
giguren  lin(S  ^r  3Sranter,  bie  niette  ntöre  ein  „JmDaf',  bie  fünfte 


37:  SeifcTfQtxn. 

ein  Wegrito.  ?(n  ber  iKit^tigfeit  ber  ffleftimmung,  i«mal  be8  brüten, 
iviib  man  jmeifetn  bürfen:  er  geI)ÖTt  mot|I  e^er  mit  bem  Dierten 
jujammen. 

3n  feinem  ^efte  über  ben  ^tungSbau  f)at  itBiUerbed  gejeigt, 
auf  meldien  unDeranberitc^en  pl)^fitalifd|en  @ninbf3fjen  fic^  baS 
©qftem  aufbaute.  Auf  Seite  -'8  (ber  2.  Äufl.)  gab  er  eine  3"t^' 
nung  ber  ßflfltoSfeftung  litjort^rir  unter  aSeglaffung  ber  ben  Sin^ 
brud  ftöienben  rieftgen  Slff^rergeftalten  beS  OriginateS.  äRit  SRet^t 
betont  SiUerbed  babti,  boß  in  allen  affqrtfc^  ß't'^nungen  „bie 
^ft^abmeffungen  in  naiuer  ^eife  genialtig  übertrieben"  ftnb.  %Bir 
l)aben  oerfiittit,  au«  SottaS  3"'^'""'9  {^Jieulafül),  L'acropole  de 
Suse  @.  iiiO^  boe  ungefä()re  au8fet)en  biefer  geftung  unä  ju  Der= 
gegenmärtigen.  ^er  ^üift  beS  @)ebieteS  gur  Qtit  SaitufinS  führte 
ben  efamifi^en  9tamen  Hibaba;  nat^  ber  ^oberung  ber  Stobt,  bie 


«C.  IS,3/4  Tit  Böltft  bc«  Sopoi.  63 

nun  ben  SRamen  Äar^Sarmlin  tt^ieit,  ftebelte  ber  Äffljtft  Slrieg«= 
gtfangene  an,  führte  ben  SJienft  Äffurä  (in  unt  )(^uf  eint  neue 
^looinjial^auptftabt,  tnbem  er  wettere  Gebiete  biefem  SemaftungS- 
bejtrte  jufcf|Iug.  lAt  Sage  b«  @tabt  ift  leibte  noc^  nicf|t  mit 
€irf|etl)eit  annäfitrnb  6eftimmbar  unb  roit  Berji(I(ten  ^ier  ouf  mei' 
ttre  SSennutungen. 

^c  3^'  @aiTufin$  bebtuttt  aber  quc^  einen  Untfi^wung  btt 
SfDöHeningSBertiaitnifie  für  ben  S^S^"**  ®<it  <*""'  ä"""  3n^r= 
fmnberten  daben  in  beffen  nbrblit^tn  teilen  bie  intnifc^n  SJöIEtr 
ber  ■^*atfuo  unb  9Rob,o  %ü%  gefaßt.     Samilinä  SJorftofe   gegen 


38:  ^tttoRftTitltJDii  ber  ^!)ung  Qt|aTd)ar. 

Often  bewirft  ben  3«f'>""n(nf^Iufe  ber  HHobn  ju  Äßnigtümern, 
beren  ci  E)auptjä(^lic^  jwei  gegeben  ju  I)aben  fi^eint,  bie  „Sfrbafian" 
nb  bie  „3)a^juEian",  Ittttere  um  ^agmatäna.  ^it  jnit[d|en  ben 
IHaba  unb  ben  Äff^rtm  fitjenben  ^rfua  rautben  unter  bem  Srude 
ber  afi^ft^en  ^errfdiaft  ttitä  nac^  9!orben,  teils  nacf)  Sübnieften 
abgebrängt  unb  gaben  nun  aud)  bem  jübli^en  3i39^o^>  b"  lißtrfis 
nb  ben  ®rtnjen  btS  eigentUdien  Slam«  eine  iranifdie  StnöHeruwgfi 
fi^i^t,  bie  bun^  bie  SntnPtdelung  eineS  ®tofifbnigtumtS  btr  9Raba 
unb  ben  Untergang  be«  fflti^eS  Don  ?(nf^an-©(§uf(^un  bie  über= 
loitgtnbe  SBebeulung  er[a»gtt.  ^f(!|if(^))i[c^,  ber  Serjog  ber  füb^^ 
Ii(f|en  ^atfutt,  eroberte  um  630  bie  ^erfig  unb  ba*  ber  Soge  na^ 
tuK^  unbefHmmbare  ünlft^an  unb  beqrünbttt  ein  nat^  bem  (enteren 


64  ^te  9}ölfet  bed  Bagro^.  «(C.  IX,3/4 

benanntet  $Söntgreici^,  ben  alten  3(c^amanibenftaat  ber  ^erfer,  ber 
na^  bem  @iege  ber  jloetten  ^urufd^  über  bie  äRobo  aud^  bie  ^erfi^ 
mit  umfaßte. 

9latürlic^  blieb  bie  ein^eimifd^e  ^eüöKerung  immer  noc^  im 
SSefi^e  einer  gemiffen  9Kac^t  unb  Öebeutung,  «nb  bie  im  ©üben  ent» 
»irfelte  ©c^riftfprac^e  erfd^eint  ate  bie  jmeite  offijieHe  ©prac^e  be^ 
5ßerferreic^eö,  neben  i^r  f^jäter  atö  britte  bie  bab^lonif^e.  3)0^  ber 
3agrod  Don  nun  an  immer  lueiter  iranifiert  tDurbe,  ift  be!annt;  um« 
gefetjrt  aber  finb  fieser  auc^  bie  Sranier  famt  i^rer  ©prac^e  ftarf 
unter  ben  @influg  beS  @Iamifc^en  gelommen.  ^l)xt  fleftierenbe 
©prad^e  öerfällt  im  ©üben  mit  erftaunli^er  ©c^neüigfeit  unb  öer* 
liert  i^r  arifc^eg  ®epräge.  desgleichen  jerfe^t  fid^  ba^  Slamifd^e, 
ba^  offenbar  fc^on  feit  Sa^r^unberten  nur  notbürftig  mit  feiner 
©d^reibung  in  @in!Iang  ju  bringen  n^ar.  ®aS  ac^amanibifc()e 
@Iamifc^  oerröt  ben  SSerfaQ  noc^  beutlic^er,  unb  baS  noc^  um  1000 
n.  @^r.  beftefjenbe  „(S^uji"  mirb  bem  Slrabifd^en  unb  92euperfifc^en 
feinen  ftarfen  S33iberftanb  me^r  geleiftet  I)aben. 

^eute  gilt  im  nörblid^en  3^9^^^  ^^^  ßurbifd^e,  im  ©üben 
baS  Suri,  o\)nt  ba^  fefte  ©renken  beftimmbar  n^ären,  ba  bie 
SRomabenftämme  i^re  SBinter^^  unb  ©ommermof)nftge  \iabtn.  @S 
barf  aU  stoeifeQoS  gelten,  ba^  aQe  I)eutigen  ©prad^en  im  ßagroS 
einen  ftarfen  elamifd^en  (Sinfd^Iag  aufmeifen  unb  oon  ber  Ibrperlic^en 
unb  geiftigen  ^efc^affenl^eit  mie  oon  t)olfötümlic^en  Überlieferungen 
bürfte  baS  e^er  nocft  in  ^ öderem  ®rabc  gelten.  2)er  „SWclef  SaüS'' 
ber  iSurben  j.  S3.  toirb  laum  etmaS  anbereS  fein,  als  ber  ißac^flang 
beS  alten  ß^S^^^S^^^^^  beS  ^anubani. 

OSfar  9)7ann  f)at  neuerbingS  feftgefteQt,  ba^  bie  ©tämme  ber 
5t(ein^Suren  (im  ®ebiete  beS  ^uf^ti^^u^)  {eine  atte  SRunbart  be« 
[igen,  ©ie  fprec^en  ein  üerberbteS  SReuperfifd^.  „©ottte  man  öer- 
muten  ober  auS  ben  fprad^ßd^en  ®rünben  fd^liegen  bürfen,  \>a^  bie 
3)en)o^ner  beS  alten  @(am,  beffen  ®ebiet  ja  fo  jiemUc^  mit  bem 
Don  Suriftan  fid^  bedtt,  i^re  ©prac^e  gänsHc^  ju  gunften  beS  92eu« 
perfifc^en  aufgegeben  t)ättm?  S)ag  jioar  ha^  SSoIf  fid^  er[)alten 
I)ötte,  aber  bie  ©pra^e  auSgeftorben  fei?  —  äRöglic^,  boß  bie  noc^ 
oorjunetimenDe  Unterfud^ung  beS  SSortfc^a^eS  ber  geili  (jiileinluren) 
manches  Unerwartete  an  ben  ^g  bringt/' 

(Sin  großes  ausgebreitetes  SSoU  ge^t  nic^t  fo  lei^t  uoQftänbig 
unter.  @S  flingt  nac^  im  (£()ara{ter  ber  9kd^fo(ger  nac^  3a()rtau» 
fenbeU;  ift  DieQeic^t  überhaupt  unjerftbrbar.  äBie  mir  bie  ()eutigen 
3Sert)äItniffe  im  B^groS  nid^t  wirflid^  oerftetjen  fönnen  o^ne  Äennt- 


90.  IX,3/4  65 

ntö  ber  SSor^ett,  f o  loirb  and)  in  btefe  ftetö  neued  Si^t  fallen,  xotnn 
bet  3<i9^o^  ^on  ^l^ttte  einmal  in  Suropa  befannt  »erben  ttirb.  3n 
biefer  älid^tung  fmb  mir  in  ben  legten  Sauren  manc^n  Schritt 
twnDortd  gefommen  unb  neue  ^ufnärungen  fann  jebeS  Sa^t  bringen. 
So  oiel  aber  fetten  mir  fc^on  t)tvAt,  ha^  ber  3ofl^i>^  ^^^  minber 
ald  ber  ftaufafod  feine  @)e^eimniffe  birgt,  barunter  mand^en  @(^(äffel 
jum  «erftfinbniffe  ber  ©efd^ic^te  ber  a»enfc^f)eit. 


3(^  benähe  ba^  legte  (&di)tn  9laum,  ben  Ferren  SHegierungd« 
rat  a.  S).  ^reufee,  Dberft  a.  S).  »itlerberf,  ^:ßrof.  S)r.  D.  SWann, 
Dr.  e.  ^erjfelb,  »«blauer  ^r.  Ifc^ötfc^el  unb  ^^otograp^en 
3.  f^orefc^Q  für  i^re  freunblic^e  SBeipife  meinen  beften  3>anf 
au^jufprec^n. 


(^ittfidit  u6er  bte  ftterarirc9en  Qiuffen. 

%apptx,  ^fdjreibung  üon  ?(fia  (iRefopotamien  ufm.)  SUImberg  1681. 

grafer,  ^orftellung  Don  $erften,  2t\pi\^  18B6. 

»itter,  Crbfunbc,  IX.Xeil,  3.©u4  öcrlin  1840. 

Dubeax,  La  Ferse,  Paris  1841. 

de  Bode,  (Suriftan)  in  JRGS  Vol.  XIII,  London  1843. 

de  Bode,  Travels  in  Lnrietan  and  Arabistan,  London  1845,  2  We. 

Lajard  ((S^uaiftan)  in  JROS  Vol.  XVI,  London  1846. 

3ufli,  (Bef(^i4te  bed  alten  ^rfienS,  Berlin  1879. 

^otttum-Sd^inblet,  Steifen  im  fübtoefiliil^en,  ffiblic^en  unb  norbneftliii^en 

^ferften,  8tf*t.  für  (grbfunbe  1879,  81,  88. 
Dienlafoy,  L'Art  antiqne  de  la  Perse,  Paris  1884  ff. 
Perrot  et  Ghipiez,  Histoire  de  l'Art,  LivreXe. 
Dienlafoj,  L*Acropole  de  Suse,  Paris  1893. 
Billerbeck,  Susa,  Leipzig  1898. 
de  Morgan,  Etudes  G^ographiques. 
de  Morgan,  Recherches  Arch^ologiques,  Paris  1899/97. 
SiUeibed,  ^ad  ©anbfc^af  Suleintania,  Sei^^aig  1B98. 
de  Morgan,   Compte   rendn   sommaire   des   Travanz   Arch^ologiques, 

Paria  1898. 
J^qnier,  Deeeription  du  Site  de  Mal-Amir  in  Scheil,  Textes  Elamites- 

Anianitet,  Tome  III,  Paris  1901. 
SKarquatt,  (Sxan\d^ifc,  83erlin  1901. 
SRann,  )lt4ftoIogtf<6ed  au«  ^^n^tn,  (9(obu«  1908  9h.  21. 
9tid,  bie  Mtf^in^etefe,  «natole  ^ft  1,  1904. 
IRann,  ihsrae  @<iaae  bet  Sutbialefte  in  ©ifungi^beriii^ten  ber  ff0nigli(| 

9tat|ifd^n  Kfabtmie  ber  fBiffenfc^ften,  Serlin  1904. 

mta  Oflnu  ix^if«  5 


66  «O.  IX,3/4 

Sawyer,  The  Bakhtiari  Mountains  and  Upper  Elana  in  the  Geograpical 

Journal,  December  1904. 
Feuvrier,  Trois  Ans  ^  la  Cour  de  Perse,  Paris  1906. 
Jackson,  Persia  Past  and  Prosen t,  New- York  1906. 
King  and  Thompson,  The  Sculptures  and  Inscription  of  Darius  the 

Great,  London  1907. 


Qßtfberver^et^nte  mit  QueffenangaBen. 

1.  ^ie  ^aratvanenprage  (j^ärtdien). 

2.  ^Qd  groge  9ielief  t)on  Qiftun  (92ad)  ßer  Rottet,  ©arte,  ^ing^X^onifon). 

3.  9ftelief  be^  ©otorjed  (^ieulafot^,  be  aRorgan,  Sadfon,  ^ing-^om)>fon). 

4.  ^DtonoUt^  bei  »tftun  (äRann,  &loh\x^  1903  92r.  21). 

5.  ©öulenfopiten  t>on  »tftun  (gfebeijeic^ng.  nac^  Wann,  ®(o6ud  1903  9lr.  21). 

6.  Xaq-i^SoftQn,  ®efamtanftc^t  (@arre,  be  ^ox^an). 

7.  XQq'i-S3oftan,  bad  frcilieflcnbc  Slelief  (3)icuIafo^,  be  SWorgan,  Sorffon). 

8.  2:aq-i-®crta,  (3ufti,  be  SRorftQU.  —  Zu^d^htid^tmnQ  öon  ^fc^ßtfc^cl). 

9.  ^uffon-i-^aub  (glanbin  et  (Softe,  be  SWorgan). 

10.  ^uffan«t«^aub,  (Brunbrig  (Sflanbin  et  (Softe). 

11.  ÄeU-3)oub,  (gionbin  et  (Softe,  beWotflon.  —  Xufci^aeid^nuiigen  be^  Scrf.). 

12.  dfielief  bed  ^nnubanini  (be  SIRorgan). 

13.  aUelief  bed  @(^il«;«bunni  (be  SRorgan). 

14.  ^unbe  t)on  ^amaban  (be  9Rotgan). 

15.  ^atnaban  unb  bei  ^Itoänb  (be  S^organ). 

16.  9httnen  üon  Xilamär  (be  SRorgon). 

17.  Ornament  oon  @ärmobfd)  (3Ronn,  (SHobuÄ  1903  ^x.  21). 

18.  t^elfengröber  bei  Xfc^äman<i-3dmail  (be  SRorgan). 

19.  Sfteltef  übet  bem  H.  grefögrabc  D.  3:fd^-i''3-  iM(tnn). 

20.  ^er  nötblid^e  3agrod  (^artc^en). 

21.  3:al  bed  Seinen  3ab  (be  SRorgan). 

22.  gfelfengrab  Don  (Snbtrfafc^  (be  SOtorgan). 

23.  @tele  öon  Äel-i-@(^in-^ajfe.  (be  SWotgan). 

24.  ^er  fübUcfte  8ogro«  (Äärtt^en). 

25.  Sl^afion  bed  ©eimere  (be  Wargan). 

26.  SRuinen  oon  ^ärrä-i-@(^äf|r  (be  Worgan). 

27.  ^nfic^t  t)om  Stabur^itu^  (be  Worgait). 

28.  »rflde  öon  ^i/jful  (3)ieuIafo^). 

29.  SRuinen  oon  %aq»'äixoa\u\'Stäxöiia  (^teu(afo^). 

30.  @(to6e^  Stelenrelief  oon  J^ul^-Sära  (be  Worgan). 

31.  SRelief  auf  bem  öftl.  ^eldblode  oon  Slul^i-^ära  (be  Worgan). 

32.  Sielief  auf  bem  ^meiten  gfeldblode  oon  S^ulM-^^äca  (be  Worgan.) 

33.  Relief  am  Pfeiler  in  fiu(«i-Sara  (be  Worgau). 

34.  92e(ief  bon  @c^ilafta^«i-@alman  (be  Worgan). 

35.  9ieHef  oon  ^ong  (in  Wal-^imir)  (be  Worgan). 

36.  Wonolit^  oon  ^öng^i^Saulaf,  Sreitfeite  (be  »obe).  —  Xuf(^a.  b.  $erf.)- 
87.  IBölfert^pen  (^ieulafop.  —  greber^eid^nung  oon  2:fd)ötf(^el). 

38.  SHefonftruftion  ber  S«^ung  (S^arc^or  («runo  ^fcftötfc^cl). 


<Btv 


<Ef^e  Ötüni 

9<ratt09e9<6<n  von  der 

(SotUxa\ia(i\(itn  ßtfMfdcift 


t.   9.  Of  pcttletiN,  5^ct9«tr  Dr.  QIIax:  ®<y  ^eif  l^afaf  utiö  bit  vtt* 

2.  ^<6<r,  Dr.  Oflo:  €5ttar5  ^fafits  fbtr^ttng^Teifen  tn /lAbdraSten. 

3.  (Ungna^,  Q)tof.  Dr.  JRrt^ttt:   ®te  Oeutung  5er  ^ulunff  6ei  5en 

4.  (8^t«cftfer,  Q)ref.  Dr.  Igu^o:  9a0  (^orgeStT^e  am  ({lA(r<'(f«1l<f8 

•fib  feine  Cenftm^fer.    (piit  t  'Eattinßi^^t  un5  4  JRSStfbun^en. 


1900 


r    C 


MAY    3  im 


10.  3«9t9«»9  D(t  Jlite  Oricat  gtft  i 

i      Ha«  4tt  ]alt>  . '  /^  .  ^  Ciattlprtit  |«4i( 

r    •««»   (4   «tttt)  »«.««.«.».n  M«  <«  ^'^ 

2  m.,  «tk.  3  m.  Uordcraiiattsd)«!  Scttllwibaft  (E.  U.)  to  pitmit 


Der  Teil  Qalaf 


unb 


bic  Derfdileierte  66ttin 


Von 


Dr.  Ulax  freit)errn  oon  Oppentieim 

Kal|in1f(ti«fn  Cegationsrat 

Mit  fin«r  Kartonfkizzc  unb  15  Rbbilbungcn 


Cfipzig 
I.  C.  9iiifffcl)5'|%f  BiKlAanMung 

1908 


Die  Uorderasiati$d)e  Ge$ell$d)aft  (€.  U.) 

mtl  dtffl  Site  in  Berlin 

bMwedd  die  f  örderung  der  vordera$iati$d)en  Studien  auf  Grund  der  Denkmaler. 
Sie  gibt  wis$en$d)aft1id)e  ürbeiten  ibrer  Hlitglieder  in  zwanglosen  ütUtn  als 
,»fnTtteilungen  der  Uorderasiatisd)en  0esell$d)afr  und  gemeinver« 
ständlid)e  Darstellungen  vierteljäbrlid)  unter  dem  Citel  ..Der  ülte  Orient** 
beraus.  3=erner  will  die  8esells(baft  die  Bescbaffung  neuen  IDaterials  anregen 
und  unterstützen.    Die  0esellsd)aft  zäblt  gegenwärtig  4S0  IDitglieder. 

Der  jäbriid)e  IDitgliedsbeitrag  beträgt  10  IDark.  wofQr  die  MlDitteilungen" 
{sonst  15  m.)  und  „Der  Jfite  Orient"  (sonst  2  m.)  geliefert  werden.  —  Jluf- 
nabme  als  mitglied  erfolgt  auf  einfad)e  Anmeldung  beim  $d)riftfOi>rer  durd) 
den  Uorstand;  —  Zablung  der  Beiträge  bat  im  Januar  an  (Uolf  Peiscr  Uerlag 
Berlin  S.  42,  Brandenburgstrasse  IK  zu  erfolgen. 

DerUorstand  bestebt z.  Zt.  aus :  Prof. Dr. ?. von Cuscban, I. Uorsitzender. 
Triedenau  b.  Berlin,  Begasstr.  9,  Prof.  Dr.  11).  Uartmann,  2.  Uorsitzender, 
l)ermsdorf  (IDark),  Dr.  E.  TDessersdimidt,  $d)riftfubrer,  Berlin  D.  5$,  $d)$n- 
bauser  Jfllee  15$ c,  Prof.  Dr.  f).  Ofindcler.  (Uilmersdorf,  Prof.  Dr.  Br.  IDeissner, 
Breslau.  Cic.  Dr.  Jfifr.  Jeremias.  Eetpzig.  Dr.  €.  ¥.  Peiser,  Königsberg. 
Dr.  ¥reib.  von  3tsftng.  tnfind)eN.  —  f)erausgeberder  ..mitteilungen*':  Prof.  Dr. 
fü  Olinckfer,  (Uilmersdorf  b.  Rerlin,  Btngerstr.  $0,  des  ..Hiten  Orit nt":  Derselbe 
und  Cic.  Dr.  Hlfr.  Jeremias,  Ceipzig,  l)auptmannstra$se  3. 

Inhalt  der  bitbcr  crscbicnenen  l>cfk  de»  „ülten  Orienf"  (Preis  60  Pf.):  Hr. 

Jtgypter  als  Krieger  und  Eroberer  in  üsien.  (7  übb.)  1903.  Uon  Ol.  11).  11)  u  1 1  e  r.  5.  i 
Jlltbabyloniscbes  Red)t.  IDIt  I  Abbildung.  1905.  Uon  B.  IDeissner.  7.i 
Rmarna-Zeit.    2.  Jfufl.  1903.  Uon  ^.  Diebubr.  I.2 

Arabien  vor  dem  Islam.    2.  Hufl.    1904.  Uon  0.  Oleber.  3.i 

Jlramäer.    1902.  Uon  Jf.  Sanda.  4.3 

Atbiopien.    IDlt  1  JVbb.    1904.  Uon  Ol.  H).  11)  all  er.  6,2 

Babyl6nisdTe' ßVntnen  und  Gebete.    1905.  .  Uon  f).  Zimmern.  7,3 

Damonenbesd)wörung  bei  d.  Babyloniern  u.  üssyrern.  1906.  Uon  0.  (Ueber.  7.4 
Cntzifferung  der  Keilsd)rift.  TDit  3  übb.  1903.  Uon  C  IDesserscbmidt.  5.2 
Eupbratlander  und  das  ITlitteimeer.  mit  3  Jfbb.  1905.  Uon  f).  CUindder.  7.2 
Irestungsbau  im  Hlten  Orient,  mit  15  übb.  2.  Jlufl.  1903.  Uon  ü.  Bill erbedi.  I.4 
1^orsd)ungsretsen  i.  Süd-Jirabien.  mit 3 Kartenm. u.  4 übb.  1907.  Uon  0.  (Ueber.  $.4 
Gesd)id)t'e  der  Stadt  Babylon.    1904.  Uon  ß.  Olindcler.  6.1 

ßammurabi.  Sein  Cand  und  seine  Zeit,  mit  3  Rbb.  1907.  Uon?.  Ulmer.  9.t 
fiammurabis  Gesetze,  mit  i  übb.  4.  erweit.  Jlufl.  1906.  Uon  f).  (Uindder.  4.4 
f)ettiter.  mit  9  Jfbb.  2.  erweit.  Jfufl.  1903.  Uon  L  messersd)midt.  4.i 
f)immels-  u.CUeltenbild  d.Babyl.2.  erweit.JiMfl.  (2  Jlbb.)  1903. Uon  ß.OI  i  n  de  1  e r.  3.2/3 
f)()lle  u.  Paradies  bei  d.  Babyloniern.  2.  erwett.  Jlufl.  1903.  UonJT.Jeremias.  I.3 
Keilsd)riftmedizin  in  Parallelen. 2.  Jlufl.  (I  Sd)riftt.)  1904.  Uon  f  r  e  i  b.  v.  0  e  f  e  1  e.  4.2 
magie  und  Zauberei  im  alten  Ägypten.  1905.  Uon  B.  (Uiedemann.  0,4 
ninives  (Uiederentdedcung.    1903.  Uon  R.  Zebnpfund.  5.3 

Pbönizier.    2.  Jlufl.    1903.  Uon  Ol.  v.  Candau.  2.4 

Pb$mzisd)e  3nsd)riften.    1907.  Uon  Ol.  v.  Candau.  S.3 

Pbrygien.    mit  15  Jlbb.    1907.  Uon  €.  Brandenburg.  9.2 

Polit.€ntwid{lungBabylon.u.Jfssyriens.  2.erw.Jfufl.  1903.  Uonf).aJind(ler.  2.i 
Sanberib.  König  von  Jlssyrien.    1905.  Uon  0.  (Ueber.  6.3 

Sd)ri(t  u.  Sprad)e  d.  alten  Ägypter,  mit  3  übb.  1907.  Uon  Ol.  Spiegel berg.  3.2 
Stadtbild  von  Babylon,  mit  1  Jfbb.  u.  2  Plänen.  1904.  Uon  h  ß.  Oleissbad).  5.4 
Cell  fjalaf.  mit  I  Kartensk.  u.  15  Jfbb.*  190$.  Uon  m.  v.  Oppenbeim.  10,1 
€oteu.Coten-Hefd)ei.Glaub.d.a.Agypter.2.Jiufl.  1902. Uon Jl.CUiedemann.  2.2 
Unterbaltungsliteratur  d.  alten  Ägypter.  2.  Jiufl.  1903.  Uon  Jl.  (Uiedemann.  3.4 
Urgesd)id)te. Biblische u.  babylon.  3.  veränd. Jfufl.  1903.  Uon f). Zimmern.  2.3 
Ullker  Uorderasiens.    2.  JTufl.    1903.  Uon  F).  (Uindder.  l.i 

(Ueltsd>«pfung.  Babylonisd)e.  mit  1  Jlbb.  1906.  Uon  I).  (Uindder.  Sj 

Der  Zagros  u.  seine  Uölkti.  mit  3Kartensk.  u.  35  Jlbb.  190$.  Uon  G.  f)  fl  s  i  n  g.  9.3/4 


• 

-    8 


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^orberid^t. 


^txnz  t$OTf(^ungdreife  in  ber  afiatifdien  ^üT!ei  üom  ^a^xt  1899  {oute  eine 
(^gän^ung  meiner  früheren  Steifen  bilben,  beten  9lefu(tate  ic^  in  meinem  93erfe 
,,9om  äßittelmeer  jum  ^erfifc^en  ®oIf''  ^ufammengefagt  l^abt.  $or  ollem 
mollte  id^  geroiffe  nod^  unbefannte  (Bebiete  bed  nörbtid^en  @^Tiend  unb  meflHc^en 
SXefopotamiend  exforfc^en.  ^obei  ^atte  ic^  bad  ®liid,  eine  9tei^e  bemerfend« 
metter  gunbe  ju  mad^en.  ^aleiboflopartig  me^felte  hai  9ilb,  baS  bie  oer- 
fc^iebenartigen  alten  ^ilhtrftätten,  burc^  bie  ic^  ritt,  mir  boten,  ^er  arabifd^en 
(Sprache  mächtig,  mit  ber  9ieIigion,  ben  @itten  unb  (Sebröuc^en  ber  (Singe« 
borenen  genau  t)ertraut,  Dor  aUem  gemo^nt,  mit  ben  iBebuinen  gut  au^vL» 
fommen,  em|)fanb  ic^  bie  Steife  tro|  aOer  nic^t  unbebeutenber  ^[nftrengungen 
oom  erfien  bid  §um  legten  ^age  o(d  einen  @(enu6.  ^öl^renb  bie  ßameltara« 
mone  im  ©c^ritt  marfd^ierte,  mußten  »ir,  auf  $ferben  beritten,  jeben  Hugen« 
bixd  ^[bftef^er  im  Q^alopp  $ur  SRec^ten  unb  )ur  ^infen  ber  9loute  machen,  teild 
5ur  (Sriunbung  ber  @(egenb,  ^ur  8^e!ognod^ierung  alter  Stuinenorte  ufw.,  teitö 
megen  ber  ^nbedgefa^r.  ^ie  9Ibenbe  mürben  meift  in  bem  £ager  ber  löebu« 
inen  t^erbrac^t,  bei  benen  id)  gern  meine  eigenen  3^^^  auffd^Iug.  Oft  tieg  id^ 
mir  ^unäc^ft  ftunbenlang  bie  ^elbentaten  bed  Stammet,  9laub«  unb  3agb« 
gefd^ic^ten  er^&^Ien,  e^e  ic^  bie  SBegroute  na^  anbermeitig  mir  ftSnaUfierten 
Shtinenorten  erfragen  unb  neue  Sfinger^ige  mir  geben  laffen  fonnte. 

@o  bin  ic^  benn  im  S^^h<^^  ^urd^  (Gebiete  gebogen  —  namentlidi  in 
SBeftmefopotamien  —  bie  bidl^er  atö  fterile,  u^ibewol^nbare  SBüfte  betrad^tet 
morben  ^nb,  in  benen  id)  aber  ^a^lreid^e  alte  Totalitäten  feftfteüen  fonnte, 
bie  auf  eine  ehemalige  bid^te  ^eoölterung  fd^Iie^en  liegen. 

IReine  IBerufi^gefd^äfte  bei  ber  ^aiferlid^en  bi^Iomatifc^en  2(gentur  in 
(Sairo  ^aben  ed  mir  leiber  bid^er  unmöglid^  gemadbt,  bie  n)iffenfd^aft(i4en  ^« 
gebniffe  biefer  Steife  in  einem  umfaffenben  ^er!e  nieber^ulegen.  3>^  ^<t^c 
barüber  nur  einen  t)orIäufigen  ^erid^t  in  ber  3^itf(^rtft  ber  ®efeQfd(|aft  für 
(grbhinbe  ju  Berlin,  ©anb  XXXVI,  1901,  @.  69—99,  erftottct.  2)ie  t)oxi  mit 
mitgebrachten  ^nfd^riften  finb,  fotoeit  fie  ber  griec^ifc^en,  lateinifd^en  unb  alt« 
franjöflfc^en  @pra4e  angehören,  t>on  Dr.  £ucad  bearbeitet,  in  ber  ^9aantinif<4en 
3eitfd|rift,  Sa^rgang  1905,  @.  1—72,  publiziert  loorben.  ©in  ©onber^eft  ber 
^ttröge  ^ur  ^ff^riologie  unb  femitifd^en  ®|)rad(|miffenfd^aft  wirb  bemnäd^ft  bie 
Don  mir  gefunbenen  arabifd^en,  f^rif^en,  ^ebräifd^en,  armenifc^en  unb  feil« 
f(^riftli4en  Snfd^riften  bringen,  beren  Bearbeitung  fi4  bie  Ferren  9R.  oan 
©erdfern,  16.  SRori^,  3.  (jhtting,  %.  9t.  gfind  unb  g.  ^eli|f4  unteraogen  ^oben. 
3n  bemfelben  ^efte  n^erben  augerbem  bie  6teinbilber  Dom  Seil  $a(af,  auf 
benen  bie  Aeilinfd^riften  gefunben  n^urben,  bon  9(.  igeremiad  unb  £.  SReffer« 
fd^mibt  be^anbelt  werben.  ®leic^5eitig  werben  bie  geograp^ifdt|en  (Srgebniffe 
meiner  Steife  nebft  einer  betaitfierten  Stoutenfarte  in  ^etermannd  Stitteitungen 
erfc^inen. 


10.  X,  1  Sibanon  —  !Rofairicrs®cbirge.  5 

9(uf  bett  folgenben  ©eiten  mdd^te  iä^  fd^oit  je^t  meine  ^etHttf(6en  %nxi6t 
dorn  %tU  ^alaf  nfi^et  befc^reiben  unb  mi^  baruber  bortfiufig  äugem,  ju 
biffer  Arbeit  x>on  berufener  Seite  gebrängt,  im  ^inblicf  auf  bie  fo  erfolgreichen 
Hadgrobungen,  totlä^  $rofeffor  ^ugo  SBindter  foeben  in  SBog^ajfdi,  bem  ^etti« 
tif^cn  nörbüc^en  3^n^nir  in  bem  lo^pabo^ifc^en  ^leinafien,  au^gefü^rt  ^at. 


Uon  Beirut  zum  Cell  l)alaf. 

3m  Sunt  1899  \x>ax  xd)  in  93eirut  getanbet.  ^nnad^^t  ntad^te 
t^  SCudfläge  in  bad  rei^DoDe  Sibanon^^ebirge,  über  \Ddä)t^  an 
jerttfifteten,  fallen,  mit  jo^IIofen  2)6rfci^en  bebecften  Slbl^&ngen  t)ox^ 
bei  eine  ber  maletifc^ften  @ifenba^nen  ffi^rt,  bie  id^  fenne.  SSon 
j!)amQdfud  au^  jog  id^  ju  Ifingerem  %ufentl^a(te  bei  einem  ber 
grS§ten  Sebuinenftdmme,  ber  ffinala  (^tlneje),  in  bie  Sßäfte.  ^ann 
ging  ed  nad^  S3a'albel  luxüd,  tDO  im  3upiter«2:em^e(  bie  £afe( 
jum  (Bebac^tniS  bed  ^fuc^ed  bed  beutf^en  ^aifer))QQreS*  unl&ngft 
eingemauert  Sorben  n)ar.  X)ie  Erinnerung  an  ben  Slufentl^alt  bed 
jtatftrd  ivar  in  @^rien  fe^r  lebenbig  unb  trug  fid^erlici^  ju  bem 
befonberd  freunbli^en  Smj)fang  bii,  ben  i(^  überall  in  ber  aftatifd^en 
Zfiiffi  gefunben  ^be. 

Son  Sa'albef  führte  mein  SEBeg  norbtoärti^  burc^  bie  Xalfenfe 
bec  8efa'  über  uralte  Stulturftfitten,  ®rabtürme  nocfi  nic^t  aufge« 
Härter  ß^itferioben  (^amu'ot  et  f^ermel),  an  9Ke[enreften  alter  @täbte 
{%dl  Slebi  SKinbu)  borbei  nad§  §omi^.  —  ®ie  Sifenba^n  berbanb 
nod^  nid^t  mie  ^eute  93eirut  unb  Sa^albef  mit  |)omd,  $ama  unb 

Son  i^omd  manbte  i(^  mid^  n>eftn)ärtd  mieber  in  bad  ®ebirge, 
ben  nörblic^  Sibanon.  3)iefer  %t\l  bed  Sibanon  fü^rt  gegen«» 
v&rtig  ben  9lamen  iRofairier«®ebirge  nac^  einem  f (einen  SSölfc^en 
mit  einer  ber  merhoflrbigften  9}eIigionen:  alt^eibnifd^n  9teminii8i« 
jcnien  bed  angeftammten  Sanbed,  c^riftlid^en  Sbeen  u.  a.  Vermengt 
mit  bett  fielen  bed  3d(am.  f)ier  maren  ed  ^eujfa^rerburgen, 
bie  uns  entgegentraten.  S)er  l^lid^e  5hraf  beiS  S^ebalierd,  Sta(<at 
d  ^ofn  ober  $ufn  el  Sfrab  genannt,  ragt  f)tntt  noc^  faft  un« 
tmrfel^  n>te  i^n  bie  ^ofpitalritter  im  Sa^re  1271  ))erlie^en,  mit 
feinen  9Rauem  unb  Xfirmen  empor,  ^er  alte  gotl^ifc^e  (SonDentS^ 
9lemter  erinnerte  untoiOtärtid^  an  bie  ä^arienburg,  mit  ber  baS 
€(^6  auc^  fonft  mand^e  Analogien  befi^t  92eben  gen^altigen 
Siefteis   ^eibnifd^er  Zempel  ($ufn  ©uleiman)   befud^te  ic^  femer 


6  «ffQfrtnem©(^Iöffcr  —  OHe  f^rifd^e  ©üftc.  «D.  X,  l 

jlDet  99itrgen  ber  S[ff äff  inen,  ber  ®efo(giSteute  beS  ^%lttn  t)om 
Serge",  loel^e  in  ber  ftreujfo^rerjeit  fo  t)iel  ©d^reden  fi6er  bie 
S^riften^eit  in  ©Qrien  gebracht  Ratten,  bog  ber  ißame  i^rer  @e!te, 
pf^afc^afc^in",  a(d  ^.assassin''  in  ben  franjöftfc^en  @pra(j^f(^a| 
äberging.  2)ie  96ffimmKnge  ber  alten  Sffoffinen  nennen  ftc^ 
2[dmai(ier  unb  finb  jegt  frieblic^e  Säuern.  @ie  erfennen  aud) 
^eute  noc^  ben  Stac^tommen  bed  ,,%(ten  Dom  Serge",  ber  gegen<i 
n)ärtig  unter  bem  Flamen  9g^a  Sfyin  in  Somba^  reftbiert,  atö 
i^r  geiftiged  Oberhaupt  an,  benfetben  9tetigion8t)orfte^er,  beffen 
inbifc^e  Xn^finger,  bie  S^obja,  a(d  ftauf(eute  in  ß^njibar  unb 
S)eutfc^«Oftafri{a  eine  groge  9ioIIe  f))te(en. 

Z)ad  fc^önfte  %ffaffinen^®(i^(og,  faft  no(i6  in  bem  3itf^^ni>c 
erhalten  tote  jur  3cit  be8  9Ritte(a(terd,  ift  äRadjaf,  am  Dftab^ange 
beS  iRofairier*®ebirgeiS.  Son  ^ter  ani  toanbte  i(^  mid^  toieber 
Aftlic^  nad^  ber  aufblü^enben  @tabt  ^ama  unb  na^  ©alamija. 
3)ann  jog  ic^  norbioftrtd  nac^  lU^po  burd^  ein  ®ebiet,  loeit  im 
Often  bet  getoS^ntic^en  Don  ^ama  auSge^enben  ftaratt>anenftrage, 
bo8  in  fiberreid^er  SBeife  mit  ^unberten  Don  9tuinen  alter  @t5bte 
unb  SDßrfer,  c^riftlic^er  JKrd^en,  ©urgen  unb  Siürme  bebedt  »ar. 
S)er  Soben  ift  DuUanifc^.  @$  mu^  l^ter  früher  eine  auger« 
orbentlt^e  ^^ru^tbarleit  ge^errfd)t  unb  bie  ®egenb  eine  ja^Ireic^e 
SeDÖIferung  getragen  t)aben.  3e^t  ift  bad  Sanb  faft  menfc^enleer 
unb  unbebaut,  eine  ©tAbtettüfte  in  bed  SBorted  ma^rfter  Sebeutung. 
Sinjelne  SRuinenorte  finb  fo  grog,  bag  bie  S)urc^querung  bei^ 
Srfimmerfelbeg  faft  eine  ^albe  ©tunbe  erforberte.  3d^  fanb 
noc^  DoQftfinbig  erhaltene  jpfiufer:  aQeS  toar  aud  ©tein  gebaut,  bie 
^(afonbd,  S[(tane,  Sfinfe  unb  treppen.  @^  n^ar,  atö  n^firen  bie  ®e« 
^öfte  erft  Dor  äßonaten  Dertaffen  tt)orben.  Sn  anberer  ©teDe 
tagen  unentn^trrbore  ®emengfe[  Don  ©teinfdulen  unb  Ouabem 
jufammen,  beutlid^e  Sen^eife,  bag  bie  @rb6eben,  n)el^e  ©^rien  fo 
oft  l^eimgefud^t  ^aben,  bie  alten  Sauten  }ufammengefd|ütte(t  Ratten. 
SCugerbem  l^aben  ^ier  tt)ie  in  Dielen  anberen  @egenben  ber  afia« 
tifd^en  Ifirfei  bie  Jhiegi^jüge  ber  ©affaniben,  ber  mittelperfifd^en 
^^naftie,  bie  Sertt)flftung  beS  Sanbed  ^erDorgerufen.  @d  ift  falfd^, 
biefe  ©(^ulb  bem  Sinbrud^  bei^  3d(am  beijumeffen. 

2)ie  ganje  ©t&btetofifte  gel^ört  bem  c^rifttic^en  S((tertum  an. 
3^  brachte  Don  ^ier  eine  große  Änjal^t  griec^if^er  Snfcftriften  mit. 
S)ie  jfingfte  batierte  Dom  Sa^re  602  n.  S^r.  SefonberiS  fc^Sn 
erbatten  fanb  id^  mitten  in  ber  Sßüfte  baS  Suen  Stetiro  eined 
bkjjantinifc^en  ^Qrften  ober  ®ouDerneiird :  ftafr  ibn  SBarban.  &  be« 


fttfft  HUT  and  einem  @cbIo^,  einer  SafUifa  itnb  einer  %rt  ))on 
Jlttftell  ffir  ©olbaten  unb  i^6f(inge.  ^ie  einjelnen  Sauteile 
tprt^en  für  bie  einftige  ^oc^t  2>ie  SRauem  tuaren  aud  abtoec^« 
felnben  Sägern  Don  Duoberfteinen  unb  j^kitln  gefd^ic^tet. 

Son  9Litppo,  ber  grdgten  ©tabt  bed  nörblici^en  @^rieni8,  ging 
i(^  norboftoirtö  auf  gänjlid^  unbegangenen  ^aben  über  ben  ®upl^rat 
nadt  9Refo|>otamien  hinein.  Untoeit  ber  @teDe,  too  ic^  ben  ^^(ug 
nberfc^tt,  fanb  icb  einen  ^n%ti  am  Ufer:  ben  %tU  3)2af*ubije. 
S>te  Dom  SEBaffer  abgeriffenen  unteren  Xei(e  liegen  auf  äRauer« 
ftrufturen  fd^Iiegen,  bie  o^ne  t^^age  ber  Dorgriec^ifd^en  $eriobe  on« 
gehörten.  Oben  auf  bem  ^üget  lagen,  burd^  (Srbf^id^ten  getrennt, 
jttpei  9Kofaifb5ben  fibereinanber,  beren  oberfier  in  einem  fc^önen 
Stammen  auiS  ®uir(anben  unb  9{e(merf  einen  me^r  a(d  mannd« 
gro|ra  liegenben  ^lufsgott,  umgeben  Don  }tt^  toeiblid^en,  mit  äRauer« 
fronen  gefci^mudten  @eftalten,  geigte.  Snner^alb  bed  XableauS 
ftonben  in  griec^ifc^er  ©c^rift  unb  barunter  auf  f^rif^  bie  SBorte: 
SafUeud,  ^otamoS,  Sup^rated. 

Unoeit  baDon  (bei  @errin)  fanben  fic^  ^koei  ®rabtürme  au8 
aioei  @todtoer{en  errid^tet,  beren  oberfter  mit  @eitcnpi(aftem  unb 
fiöioenffi^en  gefc^mfid t  n>ar  unb  in  früherer  l^tit  jkoeif et(od  einen 
l^lyramibalen  Suffa^  getragen  ^at  9)er  nörblic^ere  biefer  3^firme 
barg  in  feinem  ^meiten  ©todmerf  einen  porp^^men  ©artop^ag. 
9n  ber  Sugenfeite  loar  eine  groge  f^rif^e  Snfc^rift,  74  n.  &)x. 
botiert,  eingemeißelt,  nac^  melc^er  fic^  ^ier  bad  ®rab  eined  85id^rigen 
SRann  befanb,  loa^rfc^einlid^  n^o^I  eine^  SSermanbten  jenes  t^fitften 
tH>n  Sbcffai'Urfa,  toelc^er  ber  ©age  na^  mit  SefuS  S^riftuS  in 
Sriefoe^fel  geftanben  ^aben  foQ.  @d  ift  bied  boS  ältefte  bid^er 
entbedte  i)enfmal  f^rifd^er  @d|rift  unb  ©prac^e. 

SBeiter  ging  ed  bann  an  ^a^Ireic^en  alten  ftulturftfitten  Dor« 
bei  bur^  bad  meftlic^e  SRefopotamien  na^  diai  e(  '3(in,  „DueU^aupt", 
einem  ber  OueQpunfte  bed  9e(i(^«t$(uffed.  ^ier  loerben  bie  ^^ifc^e 
^ig  gelten  unb  bfirfen  nic^t  gefangen  toerben,  atö  (Erinnerung 
an  bie  ©teile,  tt>o  ber  ©age  nac^  9{ebeffa  SBaffer  gefc^öpft  l^aben 
folL  9lodi  ^eute  gibt  ed  in  bem  S)örf(!^en  eine  übrigen^  mu^amme^ 
banifd^  ^milie,  beren  SRitgtieber  iRac^tommen  bed  Sr^txiterd 
flbro^om  ju  fein  behaupten.  5E)er  Ort  ift  Do0  alter  ateminidsensen. 
(B  ragen  befonberd  große  unb  audgebe^nte  ©^utt^ügeßomple^e 
wbA  ber  oüeften  ^eriobe  empor.  3n  einem  (Ste^dft  fanb  id^  ben 
Zorfo  einer  mänuHc^en  (Setoanbftatue  auf  einem  @tu^(  auiS  rofai» 
forbcnem  SRarmor,  mit  ^ump^ofen  unb  ©d^ioertgurt  angetan,  too^I 


8  Vt\i%t\mdt  im  SBelic^tol  —  3m  Xeftelgebirge.         %0.  X,  1 

QUd  paitfi^dftx  3^t.  Gin  gut  ttfyilttnt^,  f)tnU  lux^  eine  Anatme 
Duelle  untfc^lie^enbed  Sab  erinnert  an  bie  rflmifd^e  ^errf ^ft  im 
Sanbe.  ^äbfd^e  (Srabmaufoleen  f^red^en  fär  einen  genriffen  9Bo^(« 
ftanb  in  ntu^antmebanifd^er  3^i^- 

SBon  SRaS  el  '{(in  am  fßdid)  aui  tüoQte  i^  birelt  ofho&rtd 
nad^  bem  ))on  feinem  Qtnxop&tt  betretenen  SetteNiS^ebitge  unb  nac^ 
fftai  et  *8[in  am  S^abur  tuanbem.  9}on  ben  bortigen  9htinen 
Ratten  meine  bebuinifd^en  ^eunbe  mir  fd^on  feit  langem  erjfi^It. 
9)en  Sefuc^  üon  ipanan  unb  Urfa  tooQte  id^  mir  ffir  ben  9tfi(f« 
meg  aufbett^a^ren.    (&i  foKte  jebod^  anberd  !ommen. 

2)ie  Seute  bei^  93eIi(^Xa(ed  ftanben  in  SSIutfel^be  mit  ben 
tt^tlben  ^rben  Sbral^im  ^fc^ad,  bed  ^mibt|e*@^f8  ber  3flxflu 
futben,  bie  im  Often,  jenfeitd  bed  Xeftef,  Rauften  unb  ftreiften. 
!(niS  ^vitäit  Dor  ber  83(utrad^e  xooUu  ba^ec  fein  DrtSeingefeffener 
atö  ^ä^ier  bienen.  %ber  ber  SJtubir  bed  9)orfei^  preiste  o^ne  mein 
SBormiffen  brei  Seute,  bie  mid^  begleiten  foDten,  unb  lie^  fie  aber 
9lad^t  feft^aften.  S(m  folgenben  SRorgen  Agaren  jmei  entmic^en. 
SRit  bem  btitten  brad^en  tüir  auf.  9lad^  wenigen  ©tunben  jeboc^ 
fiel  ein  ^atftier  nad^  bem  anbern^  unb  ba(b  lagen  t)on  fteb^el^n 
oierje^n  tot  am  SBoben,  smeifellod  t)on  ben  SerUKxnbten  beS  ^üffxtt^ 
«vergiftet,  Die  i^m  bie  (Befa^r  erf{)aren  iDoDten,  ju  Sbra^im  ^aft^ 
)U  reiten.  9tur  mit  SRfil^  fonnte  ic^  mein  (Sepfidf  beifammen 
i^aften.  2^  f)attt  in  ber  Sta^barfd^aft  SBebuinenjelte  erfpS^t,  unb 
banf  meiner  fienntnid  bei^  ®aftre(^td  ber  Sßüfte  gelang  ed  mir, 
bie  SBett^o^ner  jur  $iffe(eiftung  ju  s^^ngen,  anftatt  bag  fie  meine 
S^abt  als  loillfommene  iBeute  betrad^ten  tonnten.  3d^  bef(!^(og  bann 
mit  bem  Umn^eg  na^  9lorben  über  ^rran  unb  Urfa  nad^  SBeran« 
f^e^er,  bem  eigentfic^n  @i$e  Sbra^im  $af(^ai^,  ju  marfd^ieren, 
um  t)on  biefem  eSfortiert  ben  Zeftet  unb  ben  (l^^bur  ju  befud^en. 

3n  ^arran,  bem  alten  Stuttfi^e  ber  äRonbgotttieit,  fanb  id^ 
einen  Sfttt^en  au8  @tein,  ber  an  bie  ^ettitifc^e  ftunft  oon  ®enb« 
fd^trfi  erinnerte.  %M  bem  SDiittefafter  finb  no(^  ^o^ufragenbe 
Stefte  einer  f(^önen  SRofc^ee  mit  ®iebe(bA^em  unb  einem  SRinaret 
fomie  83efeftigungdmerfe  aud  ber  3rtt  @a(abin^  erhalten.  3n  Urfa 
befttc^e  i^  eine  blü^enbe  beutfd^e  aRiffiond'@(^u(e,  bie  unter  ben 
armenifc^n  S^riften  fegendreic^  mirft 

SReine  t^unbe  im  Xette^®ebirge  bereiteten  mir  eine  Über« 
rafd^ung  nac^  ber  anbem:  Itaftede,  SBaffer^9tefert)oirA,  ®6^n« 
bilber,  eine  munberfd^öne  c^riftfic^e  Shtnbfirc^e,  ganje  @täbte 
mit  fänftlic^  aufgehauenen  Xroglob^ten^äBot^nungen,  ju  loef^en 


«ß.  X,  1  Am  e^obur:  9ia«  el  '«in.  9 

abfd^fiffige  äSßege  im  ^(fen  hinabführten  unb  6ei  benen  auf  ebener 
(hbe  attbere,  and  f^ioeren  Cuabem  gefügte  ^aufer  ä6ec  ber 
mtterii^if^en  äßo^nung  anfragten,  3itabeaen«$>ägel,  runbe  ®rab« 
tftrme,  fc^IiegKd^  alte  mu^ammebanifc^e  ^eb^Sfe  mit  tufifc^en 
Snfc^riftenftetnen  mec^feften  in  buntem  93ilbe  miteina^tber  ab.  flud^ 
btefe  iniiermefo))otamifc^e  ®egenb  ^at  fett  mehreren  Sa^r^unberten 
feine  feg^ften  S9ett)o^ner  mel^r  gel^abt.  Sid  jum  Einfall  ber 
SRongoIen  unter  Zimurienl  im  Sa^re  1400,  meldte  bie  ®egenb 
andgemorbet  ^aben,  mar  fte  ftd^erlid^  bemo^nt  unb  bebaut.  ®eit« 
bem  ift  fte  nur  me^r  ber  Summelf^Ia^  t)on  l^alb«  unb  ganj  nomabi^ 
{terenben  Sdßerf^aften,  bie  fi(^  gegenfeitig  befel^ben  unb  eine  fefte 
9Keber(affung  faft  unm6g(td^  gemacht  ^aben.  (Srft  mit  bem  Sludbau 
ber  SBagbabba^n  mirb  aud^  biefen  Gebieten  Stulpe  unb  neue  S3(fite 
befc^ieben  fein. 

2)er  8efuc^  bed  Xeftef^^ebirgei^  fottte  mir  ni^t  lei^t 
toerben.  (Ed  mar  biefed  ber  fc^mierigfte  %tH  meiner  Steife.  Un^ 
miterbro(!^n  begegneten  mir  SRaubjfigen.  3n  menigen  Zagen  mürbe 
ic^  ad^tmal  angegriffen.  %u^  mürbe  id^,  mie  ic^  äberjeugt  bin, 
abftc^titd^  t)on  ben  t^fll^rern,  bie  mir  fd^Iie^Ii^  Sbrol^im  ^af^a 
gefleOt  l^tte,  falfc^  geleitet  unb  Don  meiner  jtaramane  getrennt, 
fo  boB  luir  Steiter  faft  brei  Sage  gau)  o^ne  Sebendmittet  bleiben 
mn|ten. 


Die  Ausgrabung  auf  dem  Cell  ßalaf. 

@o  fam  ic^  am  13.  92ot)ember  na^  9laS  el  'Slin,  einem 
DueOtopfe  beö  Si^abur'^uffed,  bem  alten  9fteffaina  ber  9tömer. 
j^ier  befinben  fi^  mehrere  9tieber(affungen  t)on  tfd^etleffif^en 
^fit^tlingen  (äRu^abjir)  aus  bem  StauIafuS.  ©eit  äSod^en  mar 
ic^  auf  ben  äefu(^  bed  Drtei^  gefpannt.  Smmer  mieber  mar  mir 
eriftl^It  morben,  bag  bie  2:f(^erfeffen,  bie  in  ber  Stfi^e,  auf  einem 
^ügel  am  (Sl^abur,  einen  ^ten  begraben  moQten,  auf  @teine 
mit  Xierf brpern  unb  menfd^Iid^en  jföpfen  unb  bergtei^en  gefto^en 
feien.  SoD  abergt&ubifd^er  @(^eu  ^ätte  ber  ©o^n  feinem  SSater 
ein  aubered  @rab  fd^affen  moDen,  aber  erft,  nad^bem  abermals 
fo((^  ©teilte  mit  frembartigen  SarfteUungen  jutage  gefommen 
feien,  ^obe  ber  £ote  fd^Ueglic^  an  einer  entfernteren  ©teQe  bed 
^figett  feine  Siu^eftätte  gefunben. 


10  ^ct  %tü  «>aIof.  «D.  X,  1 

2)ie  ffienntntö  biefer  @}€f(^i($te  ermöglid^te  mir  meine  (Btc» 
bung.  ^ie  Xf^erfeffeti;  beten  ®aftfreunbf(^ft  id^  angerufen 
I^Qtte,  tt^oUten  t)on  bem  gunbe  nid^tö  miffen,  biiS  ic^  fd^Iieglt^  ben 
®eift  be^  Derftorbenen  ©d^ec^^  über  bie  ©tamme^glieber  l^erabrief, 
meiere  einem  (Safte  berartig  bie  Unma^r^eit  fagten  unb  i^m  eine 
Sitte  abfc^Ifigen.  2>arauf  Derfpraci^  man,  mir  bie  ge^eimni^tooQe 
@tAtte  ju  jeigen. 

3ufäQig  n>Qren  n>egen  ber  (£mte)eit  eine  größere  Sn^a^l  ^Ib 
fel^after  SSebuinen  ber  Stad^barfd^aft  anloefenb,  n^elc^e  für  bie 
Xfc^erfeffen  bie  ^Iber  beftedten.  3)iefe  matten  fid^  am  n&d^ften 
^age  frä^morgend  unter  ber  Sluffid^t  meiner  ®afifreunbe  an  bie 
Arbeit.  3n  n^enigen  ©tunben  ffirberten  [ie  bie  ®runbjfige  einer 
Xorfaffabe  sutage,  unb  nac^  stueit&giger  Arbeit  mar  fo  t)ie(  auf« 
gebedt,  bag  ein  einigermaßen  {(ared  Silb  über  bad  SBefen  ber 
^unbe  unb  ber  alten  Sofalitat  gewonnen  merben  fonnte. 

S)ie  gunbfteQe  (ag  auf  einem  ol^ne  f^rage  tünftlic^en  Stuinen^ 
^ügel  auf  ber  redeten  @eite  bed  ^jurbjub,  ber  üon  Sßorben 
fommenb  l^ier  einen  ftnid  nac^  Often  mad^t  unb  nac^  Sufna^me 
ber  SBäffer  t)on  9la8  el  '%xn  ben  9lamen  (Sl^abur  ffi^rt  2>er 
$figel  tüirb  XeIIf)a(af  genannt.  3^m  gegenüber,  auf  beranbern 
@eite  bed  t^luffeS  (iegt  in  einigen  9ßinuten  Sntfemung  bie  &(tefte 
92ieberlaffung  ber  Xfc^erfeffen  in  biefer  ®egenb,  mit  einer  äRof^ 
feftung^artig  im  SSieredE  mit  3Rauem  unb  einer  Xorburg  angelegt. 
$ier  mürben  t)or  mehreren  Sal^rjel^nten  bie  fläc^tigen  ftaufafiet 
t)on  ber  tärfifc^en  Stegierung  angefiebelt.  ©ie  Ratten  im  ^mpfe 
mit  bem  fiarfen  Sebuinenftamme  ber  ©c^ammar  unb  mit  Sbra^im 
^afd^a  t)ie(  ju  leiben ;  aber  bie  Xfc^erleffen  tuaren  fd^arfe  ©d^u^en 
unb  gute  Steiter,  unb  ed  tuurbe  fd^Iiegli^  ein  modus  vivendi  auf 
®runb  gegenfeitigen  9}efpefteiS  gef unben.  ^eute  ift  biefe  erfte  Stiebet^ 
(affung  faft  ganj  aufgegeben;  bie  Xfc^erf eff en  ^aben  fid^  an  einem 
etma  eine  ©tunbe  entfernten,  mel^r  norbmeftßc^  l^ö^er  unb  gefunber 
gelegenen  $(a^e,  9iai,  el  3Ra  (Aopf  bed  SBafferd),  neue  Käufer  ge» 
baut.  3^if^^^  ^^"  beiben  Xfd|erIeffen»Crten  liegt  bad  alte  Steffaino, 
^eute  no^  9iad  et  'Viin  genannt.  3n  ber  92fi^e  ift  eine  fd^tt)efe(^ 
faltige  BueDe. 

SBon  ben  ^ftungdmerfen  ber  alten  SRdmerftabt  finb  nod^  ä)?auer« 
refte  ermatten.  @ine  9n}a^l  t)on  ©ftulenteilen,  be^auenen  Ouabern 
unb  betgfeic^en  liegt  ^erum.  3m  92orben  ber  9Iuine  fanb  ic^  einoi 
alten  mu^ammebanifc^en  ^ieb^of,  unb  auf  biefem  einen  Sufc^rifteni* 
ftein  au8  bem  Sa^re  717  b.  ip.  =  1317  n.  (S^r.,  ein  »ewei«. 


tUD.  X,  1  ^ie  (^tfte^ng  ber  9hxinen(ügel.  1 1 

ha%  f^xtt  bomatö  no(^  eine  groge  mutjammebanifd^e  Slieberlaffung 
btfianbcn  ^ot. 

Sine  Sfteil^e  alter  fianaßfationSn^erfe  auf  beiben  @eiten  bed 
S^buT,  bie  3um  großen  %vlt  noc^  gut  erhalten  finb,  legt  QtnQ» 
nid  üon  ber  frä^eren  intenfiüen  Selpirtfc^aftung  bed  Sejirfed  ab. 
3n  ber  Umgegenb  ftnb  ja^Irei^e  {(eine  fonifd^e  (Srb^ägel,  fogenannte 
XeUd,  Hc^tbar. 

S)te  (Sntfte^ung  biefer  XeOd  ift  berart  ju  benfen.  bag  auf 
einer  mellei(^t  im  Stnfange  fd§on  !finft(ic^  ongelegten  Sr^ö^ung, 
bie  man  melfa^  an  ben  (Seiten  mit  ©teinplatten  bebedte,  ein 
Zempel  ober  eine  3iiQi>^IIc  erbaut  tuurbe  atö  SRittelpunlt  einer 
Stieberlaffung  ober  @tabt.  3m  Saufe  ber  3^^^^^  ber^elen  bann 
bie  Sauten.  3^r  unterer  Seil  ^atte  tt)0^(  aud  ftarlen  ©teiuü 
qnabem  befianben,  ber  obere  jeDod^  ftc^er  meift  aui  Stfyax  ober 
^ftii^eln.  9taci^  bem  ß^f^^^^^^^^^  ^^^  ®ebäubed  löften 
(entere  ftc^  bann  infolge  ber  3^i^  ^^^  ^^^  fRegend  auf  unb  be« 
beitten  bie  @teine,  tt^oburc^  bad  ©anje  me^r  unb  me^r  bad  9iu&^ 
)^fftn  einer  natärlic^en  Sr^ebung  onna^m.  S)ann  mürbe  oielleic^t 
eine  gmeite  ®urg  auf  bem  fo  entftanbenen  f)ugel  errichtet  unb  fo 
fort  SEBir  fennen  XeDd,  3.  99.  in  ^aläftina,  meiere  bie  äiuinen  oon 
fteben  oerfd^iebenen  3^^^^^^^"  ^^  \^^  bergen,  ^ie  ^fiufer  ber 
gemö^Iic^n  Sterblichen  bfirften  bamald  mie  l^eute  in  ber  (Sbene 
meift  Qud  Se^m  ^ergefteUt  morben  fein  unb  bem  umliegenben 
Xerratn  in  ber  ^o(ge  bad  gegenmfirtige  mellige  Sludfe^en  gegeben 
^aben.  @o  fie^t  aud^  bie  Umgegenb  bed  ZeQ  ^alaf  aud.  kleinere 
Xelld  in  feiner  9lac^barf^aft  bärften  bie  tiefte  anberer  groger 
®ebaube  ber  Stntüe  bebeden. 

Unfer  ^üge(  jeigte  oerfd^iebene  gefonberte  @rl^ebungen.  Sang« 
gebogen  erftrecft  er  fic^  oon  Sßeften  nac^  Dften,  im  SSeften  unb 
@fiben  fanft  anfteigenb.  ©eine  re(otioe  $ö^e  über  ber  Xatebene 
bed  S^bur  ift  nic^t  bebeutenb.  3(uf  bem  norböftlic^en  Seite  bed 
^fige(d  fteben  einige  Xfc^erleffen^öufer.  3Jlt^x  nad^  3Beften  ^in, 
bun!^  eine  Sinfenfung  getrennt,  befinben  fic^  bie  ^ö^ften  ©teUen 
bed  ^fige(d.  ^ier  am  ffibmeftlid^en  %üi  mürbe  oon  uniS  bie  ®xa^ 
bung  oorgenommen,  ba,  mo  einige  3Qf)te  früher  ber  Zfc^erfeffen« 
@(^  beigefe|t  merben  foDte. 

3m  @an5en  ^ben  mir,  obgefe^en  oon  einigen  bergebtid^en 
Serfuc^,  oier  erfolgreid^e  ©(^urf ungen  (A,  B,  C,  D)  angefe^t  ben 
Angaben  ber  Xfc^erfeffen  fo(genb,  bie  f.  3^*  ^^^  ^^^  Segrabnid 
jngegen    nmren    unb    mol^I  auc^   fpäter    nadj    ©c^S^en   gefuc^t 


12  ®4fitFM  A.  «C.  X,  1 

^a^  mSgen.  @fimtfi(^e  l^unbe  läge»  ^St^flenä  jlDei  äReter  unttt 
b«  ©rbbtde.  —  fitaä)  mir  finb  noc^  meutere  Suropäet  in  9Ia3  d 
'Sin  geuKfen.  Aeinem  »on  bitfen  ipurben  bte  benttDflTbigen  Stchf 
bilber  bt«  ^H  ^laf  gejetgt. 


Sie  eigitbigfte  ^unbiteDe  toar  baSnieftlic^fte  @^äifIod)A 
$ier  touiben  fei^d  Steinplatten  bloßgelegt,  bie  fenTrec^t  aufragten. 
(iDrtI|Dftaten)  unb  aQer  £Eßa^rfi^einIi^feit  no^  ben  Untecgtunb 
ieS  lDeft(t(t|en  Xeileä  einei  XoibuiQ  bilbeten.  gfinf  Don  i^nen 
maten  mit  bitblit^en  9)arfteQungen  in  SRe[ief  auf  einer  Seite  «er« 
fe^eu.  Sie  naren  treppen*  ober  jinnenförmig  gruppiert;  xtäftd 
—  öfttid^  —  baoon  lag  fiii^er  bie  Singangäftrafee  unb  jenfeits  ber« 
felben  eine  anologe  SSoutic^Eeit:  ber  ßftlit^e  Xeil  ber  Xor6utg_ 


W-j-0 

S 

Slbl).  2:  e^Qifloi!^  A.  KeEonftiurtion  bet  ^oifaffabe. 

^e  Strafe  mug  Don  Storben  aus  in  ba£  Oiebdube  gefällt  ^aben. 
S&ttqä  bicfcr  SingangSftrage  ftanb  ein  befonberß  groger  Stein  (I) 
mit  einem  Siierbilbe  auf  feiner  Oftfeite.  ®r  f^ob  fidi  ein  inenig 
Dor  bie  leditniinftig  ju  it|m  fte^enbe,  mit  t^rem  be^auenen  Xeife 


n;-X,l  34f|uift«4  A:  Stein  1.  13 

iud|  9Iotben  blidcnbe  ^auptfront  ber  Xoianlage  vor.  ^et  «fte,  Oft* 
Im^^  Ortl|oftat  bn  ^u^itfaffabe  Bxir  ein  Stein  (2)  mit  einem 
S&mnL  fH  folgte  ein  @tein  (3),  bie  X)atftel[ung  eines  (Botted 
troflenb,  ein  ©tein  (4),  eine  3afll>fs<«e  (feM"*!  ""t"  Säget)  ent^t- 
loib,  foioic  ein  fleineier,  leetei  @tfflein  (5).     SBicbei  cet^troinflig 


bqu  nwi  ein  €tein  (6),  beffen  9Iclitf&i(b  ein  gef{üge(ted  Xier 
nit  3Renf4enfopf  enthielt;  biefeS  xaax  auf  ber  öftlit^en  Seite 
ber  ^attc  angebrad|t  ^ie  fämltic^  Ort^oftaten  wie  aud)  bie 
nbrigen  bc^enen  Steine  btS  ZtU  ^laf  waren  aui  fi^ioaijem  99afa(t. 
3nt  einjelnen  feien  bie  ©teine  mie  folgt  bef(f|rie6en*: 
6tein  1.  €3  ift  biefeä  bie  Slbfc^lugplatte  bei  aufgebctften 
»cftlit^  ^Ifte  bet  dranläge  im  Often.  ÜJon  @fib  na^  9{ocb 
gerit^ct,  seigte  ber  Drt^oftot  auf  bet  aft[id)en  ©rite  bet  platte  in 
^utrdief  ein  naäi  JRorben  fc^reitenbed  großes  bterfäftige^  Xiet  auf 
einem  @otfe(.  @in  Xrit  bed  iRüdenä  fowie  SQaiS  unb  Stopl 
falten.  f8ä  bei  ®rabung  im  ©üben  be8  ©trincS  raurbe  no^ 
em  Xeil  cineS  ^interfieineS  bloßgelegt.  99i§  ba^in  mag  bei  ©tein 
2  m.    IHe  $fi^e  beS  XotfoS  betrag  1  m. 

'Ski  nSiblic^e,  im  Sjer^ältniä  jum  übrigen  ©tein  etwa  10 
biß  12  cm  bteiteie  Xrit  beS  Ott^oftaten  tagte  45  cm  über  bie 
^auptwonb  na^  9Iorben  ^tnaud.  $ier  irigten  fic^  bte  Soiber> 
beine  bed  Zieret  nad|  beiben  ©titen  I|in  aufgearbeitet,  mit  ro^ 
Zlat^cl[>ng  bet  SRuShilatui;  bie  Seine  waren  nac^  Slorben  bieiectig 

'}  Sie  9ef<nntQnri(^t  •ber  ntftlit^tn  ^iffa(fabc  (abb.  4|  ift  Don  Koib- 
I*«,  b«  Cr^ftattn  1—4  (Sbb.  6  unb  7)  pnb  Don  SBotbtn,  bti  Crl^oltal  6 
(au.  B)  ift  »Ott  D^eti  am«  v%oto^nlA)\m. 


14  @4ütfIo4  A:  etcin  1.  «C.  X,  1 

unb  bttttg,  glatt  abgeft^tten  (oergt.  Üb.  6.).  Sie  gflge  Ratten 
titei  B^^i  iii^  ODgelartigcR  ttcaQen.  SaS  Itnte  iOocbetiein  ntefl 
oimi  SeiftQmmetnngen  auf,  benen  tpiellnd)t  Sinf^riften  jum  Dtifo: 


mb.  4:  S^fiiflm^  A.  3)it  neftlic^t  ^oifafTobc. 

gefallen  ftnb.  %n  bec  SängSfrite  befanben  ftt^  untei  bem  S9aud|e 
bei  Xtergeftalt  ffoti  tueiteit  Heinere  ^inbilber,  nämlii^  ted|t^  ein  nad| 
@fibcn  ft^reitenbct  $irf(^,  gegen  ben  ImU  ein  ge^ügetter  Otci- 
beiniger  @ieif  anfpiang.  S)et  |)(rfd)  fiatte  eine  $ö^  Don  0,47  m 
luib  eine  Sänge  Don  0,45  m,  ber  (Sieif  eine  $A^  Von  0,45  unb 
eine  fiSnge  uon  0,40  m. 


Zoa 

WA.  5:  @c^TfIo<4  A.  ^pfU  bcf  iSlnnee  1  <IHniftntor[o). 


IC.  X.  I  ©«ürfM  A:  €te:ii  2.  15 

Huf  ben  erften  Q(td  geigte  eS  fit^i  ^%  ^"  Stein  1  ganj 
mbcid  geoTtct  tvar  als  bie  übrigen  Ortbuftaten  beS  @c^ärfIod^ee  A. 
$3k  äSagc  bcS  auf  if|m  borgefteOten  %itttd  niaien  ungleidi  größer 
als  auf  ben  anbeten  ©teinen.  SS  ^otte  eben  einen  iefonberen 
iftla^  an  bet  Gai&ung  bei  3^Tan(age;  jeber  auf  ber  Btca%e  l£in= 
tretenbc  nufate  an  i^m  botbeif^ceiten.  %ugenfd|etnltc^  ^tte  ed 
einen  ffi^iiisartigen  IS^arafter,  »enitgfeic^  ber  Stop^  beS  @ebt(bed, 
irie  i^  ans  \p&tec  gu  entaitteinben  ©rünben  anneE)me,  me^I  fein 
nenfc^idrei,  fonbem  ein  greifenartigei  geniefen  fein  mag.  ffiopf 
nnb  ^ai&  loaien  ftc^  nic^t  nte^r  febigtid)  im  |)od|re(ief  auf  ber 
$(atte,  fonbem,  ebenfo  tote  bte  ^unft  unb  ISorbeibeine,  naäi  äffen 
Seiten  ^n  aufgearbeitet  be^anbtlt,  über  bie  ^(atten  ber  ^upU 
faffabe  Dorftnringenb  unb  nid|t  jum  fragen  raeiteter  Sauteile  be^ 
^immt  Der  übrige  '£eil  beS  Saibung^Cit^oftaten  ^at  tca^ift^ein^ 
Sf^  mit  ben  ©teinptatten  2—6  bie  ®runbquabem  ber  Xorfeite 
gcbilbet,  auf  tnelc^c  bte  obere  9Banb,  aud  {eid|terem  Snatertal 
(Suftjicgeln)  ^ergefteCtt,  aufgefegt  mar. 

@tcin  2  ift  ber  erfte,  5ftlic^fte  Stein  ber  ^uptfaffabe  ber 
Zoranfag^  bie,  »ie  eitt>ä^nt,  reditiBinflig  ju  bem  Stein  1  berfief. 


flU.  6:  ®4&ifIo^  A  Stein  1  unb  2  (IS)irifentiiifo  unb  SdUK). 


16  ®4ÜTf(o4  A:  Stein  3.  %D.  X,  1 

^it  6e^Quenen  @teme  ber  S^ffobe  tragen  in  i^oc^retief  OiCber, 
bie  auf  einem  niebrigen,  in  ber  0efamt^ett  eilte  gerabe  Sinie  6iU 
benben  ©0(fe(  fte^n,  (di  ^Verlängerung  bed  @o(fete  bed  Ort^o» 
ftaten  1.  9(uf  bem  (Stein  2  ift  ein  nac^  Often  fc^auenber  unb 
fc^reitenber  auffaUenb  langgeftredter  Sfime  bargefteQt.  3n  bem 
freien  Staume  über  bem  S^ier,  tttoa  in  ber  äRitte  bed  SUtdend,  ift  auf 
einer  geglätteten  @teQe  in  einer  jlartufd^e  bie  ^tlinfc^rift  I  an« 
gebrad^t^  Sie  ^ö^e  bed  Sbtom  beträgt  Dom  @odet  bid  jum  Stficfen 
0,82  m,  bid  }um  JSopfe  1,15  m,  bie  Sänge  Dom  ftopf  biS  }um  ®d^tt)eif 
1,73  m.  S)ie  Sugenlöd^er  finb  n)ie  bei  ben  übrigen  menfc^Ud^n 
unb  ^ierbilbern  beS  ZeQ  ^alaf  t)er^ältnidmä|ig  gro§  unb  leer. 
(Stein  3.  S)er  jmeite  (Stein  ber  ^^ffabe  jeigt  eine  aufrecht 
fte^enbe  männ(i^  S^gur.  Ser  @tein  gc^t  nad^  unten  dxoai  fpi^, 
feUförmig  }u,  unb  bie  S[n|)affung  ber  beiben  9leben)>Iatten  an  biefe 
i^orm  fcfieitit  mir  ein  Semeid  bafär,  bag  bie  Steine  ^eute  noc^ 
genau  in  ber  SBeife  bafte^en,  mie  fie  Don  bem  89aumeifter  ange» 
orbnet  toorben  finb.  @omit  märe  ber  ^ier  abgebitbete  SKami  ober 
Oott  bie  Hauptfigur  ber  ^ffabe.  2)iefed  93i[b  mirft  fe^r  eigene 
artig,  ^tx  9ott  fte^t  en  face.  Sie  uubefc^u^ten  ^flge  finb  beibe 
gan;t  audmärtd  gefe^rt.  Sie  3^^cnbi[bung  ift  re^t  rot|  unb  un« 
perfpeftiDif^.  Sie  9(rme  finb  (eic^t  gebogen,  g{ei(^foDd  Donein« 
anber  geftredt.  3n  ber  rechten  ^uft  trägt  ber  ®ott  eine  aufrecht 
gerichtete,  nur  menig  naci^  bem  Jlopf  ju  geneigte  fteule.  Qber 
bie  ftuget  ragt  no^  ein  Keiner  Zei(  ber  Steulenftange  l^inaud.  3n 
ber  (infen  ^anb  trägt  bie  ®efta(t  einen  bumerangartigen,  einem 
menfd^üc^en  Seine  gleic^enben,  ebenfadd  aufredet  gerichteten  ®egeni>' 
ftanb.  ^nt  Ser^ättnid  ju  bem  {(einen  gebrungenen  ftArper  erfc^eint 
ber  ftopf  befonberd  träftig.  £d  ift  ein  mi[bed,  ro^eS  @efic^t,  mit 
ftarf  ausgeprägten  93adenfnoc6en  unb  grogen  O^ren.  Sie  an« 
fd^inenb  früher  fe^r  Dorfpringenbe  Stafe  ift  jum  Zei(  abgebrochen. 
Ser  Sart  ift  ^atblang  unD  gut  gepftegt;  bireft  unter  ben  Sippen 
erfc^eint  er  in  jmei  Steigen  befonberd  georbnet.  @e^r  merfmürbig 
ift  bie  Sodenbilbung.  Sad  ^aar  fäQt  red^td  unb  linfd  Don  ben 
D^ren  jur  €c^u(ter  ^erab,  um  bann  nac^  oben  etmad  fic^  aufmärtd  ju 
ringeln.  Oberhalb  ber  (Stirn  liegen  gmei  Dom  mit  ben  (Spieen  fic^ 
Dereinigenbe  ^örner.  Sie  5topfbebedung  ift  ein  feberartiger  j^Iinb«* 
rifd^  Suffag,  um  ben  ein  jmeifaAed  Sanb  in  ber  ^Sf^  ber  ^örner« 
fpi^en  läuft.  Unter  ben  Römern  ift  eine  Omamentierung  auf 
ber  @tim  Dor^anben,  bie  entn^eber  ben  Seginn  ber  ^berfrone  ober 

1)  )Betgl.  unten  6.  32. 


nO.  X,  1  6(4firfla4  A:  6Hin  3  unb  4.  17 

Ifctne  @tiinlöd($en  bacfteUen  foH  3)ie  (Stftatt  ift  mit  einem  HS 
ju  bftt  ftn&^fn  teic^enben  Qfetsanbf  6eIIeibet,  befftn  unttifttc  Xett 
untcr^tti  eines  iBi!nb<^nä  franfenartig  geaifititet  ift.  Über  ber 
^üftc  tuiib  ber  9}o<f  buidi  einen  breiten  ®ürtel  jufatnmenge^alten, 
an  ben  Cberormen  finbet  ei  bur^  fdimate  banbartige  @tretfen 
bi(^t  unter  ben  3((^fcIE)B^len  feinen  Slbfc^Iug.  3n  ber  @tgent>be4 
SdUf^  ift  in  einer  ftaitufi^e  bic  fteilinfd|nft  17,  mit  ber  Sn* 
ft^rift  auf  @tein  2  gleii^Iautenb,  eingemeifielt.  3)ie  gefamte  $ö^c 
ber   mdimnc^n  ^^gur  beträgt  1,27  m,   bie  Sänge  beS  (StenanbeS 


W>b.  7:  ®(^fliflo4  A.  ettin  3  (Sott). 

0,82  m,  bic  S9reite  ber  ^nfen  0,10  m,  biejenige  bei  ©firtel» 
0,075  m.  X)ie  Steute  ift  0,50  m  lang,  woOon  0,10  m  auf  bit 
Jteulcnlugel  entfallen.  ICer  über  bie  Äuget  ^inaudragenbe  Xeil 
ift  0,05  m  long.  ^Dei  @egenftanb  in  ber  liiifen  ^nb  l^at  eine 
Sdngc  t)on  0,46  m. 

Stein  4.  Kuf  bcm  brttlen  Steine  ber  t^ffabe  ift  eine  3agb- 
fjene  bargefteÜt  ©n  no^  Dften  ft^reitenber  ^irfii^  toon  je^n  ffinben, 
ber  ftt^  tti^  ^'f>  ^i^"^  umHe^t,  Wirb  von  einem  ^tnter  i^m 
gel^enbea  Sogenfdtügen  anDifiert.  X}er  Jtopf  bei  SägerS  ift  en 
pro&l,  nac^  Cften  fd)auenb,  gejetdinet,  ber  linfe  9(rm  unb  bad  red|te 

«Kl  cucnt.    X,  1.  2 


18  €<^if[«i^  A:  @ltln  4  unb  5.  9D.  X,  1 

8etn  bem  §ttf(^  jugefe^rt,  berart,  ba|i  bec  Stbtpti  unteiEnitB  t>eB 
©ortet«  in  Söorfaetanfi^t  unb  jwifi^n  ®firtel  unb  $at8  in  Surfen- 
anfi^t  baigeftellt  ift.  ^ar-  unb  ißaTttioi^t  fi^eint  biefcIBc  ju 
f«R  ttic  bei  ber  STOittetfiflut,  nur  fehlen  ber  fflopfput)  unb  bie 
^Bmrr,  an  beten  ©teile  ein  einfai%8  99anb  um  bai  ^upt^at 
gefc^fungen  tft.  9Iuc^  ^ier  ift  ber  ffopf  unb  tjor  allem  uriebet 
bie  9}afe  bon  ^emorragenber  @Tfige.  3)ie  £age  beS  red|ten  flrmeS 
tft  tuenig  fünftlerifd),  ba  bie  ^anb  foIc^eroTt  unm6g(i(^  an  ben 
^eil   gelangen  lann.    3)te  ®en>anbung  reicht  beim  reiften  99etne 


fibb.  8:  €4fi[fliK^  A.  ®ttin  4  ($ii(<t)  unb  Sfiatt). 

nur  bi»  oberhalb  bt»  ftnieS,  bei  bem  linfen  bagegen  bi«  jum 
ftnA(^c[  ^ab.  9u(^  ^er  bilbet  eine  Vuflfianfung  ben  unteren 
Hbfi^Iug  be4  Slotted,  ber  an  ben  Oberarmen  mit  einem  fBanbe 
enbigt.  ^ie  gügc  finb  unbef(^u^t.  ^ie  gefamte  $6I)e  ber  gigut 
betragt  1,3S  m.  ^Der  ®artel  ift  0,07  m  breit,  ber  $irf^  1,02  m  fang. 

3)er  legte  Stein  5  ber  $auptfaffabe  ift  Heiner  unb  niebriger 
an  bie  Übrigen  unb  trägt  feine  S)aiftellung. 

ixt  @tetn  6  fte^t  im  9Iorbcn  recE|tn>inIIig  ju  ber  Ooibe- 
fi^ebcnen  SBanb.  Jiai  auf  bei  Cfifeite  angebrachte  SiR)  ftcDt  em 
nadi  €üben  gcrii^tetefl,  mit  einem  menf^Ii^en  Aopfe  )xrfef)cnc«  gc 


aO.  X,l  €4üTfli)4  A:  Stein  6.  10 

ftOflelteS  titt  bat.  ^Dn  bdrtige  flopf  ift  en  face.  (£r  trftgt  luTje, 
ttäfttge,  audeinanbeiftttienbe  ©tict^finter.  ^n^  6ieite  Sänbei 
flbei  ber  ©ttrn  [t^nt  ein  mit  bflnnen,  potalleteit  Sänbdien  ummidri- 
tex  tonifdier  ffopfpu^  befeftigt,  auf  beffen  @pi^  ein  etroaS  breiteiet 
Xuffa(  ^ä)  befinbet.  (JDber  foQte  ti  fic^  fiier  um  einen  aufwärts 
geri^teteit  ^arfififc^r  ^anbeln?)  SSei  biefem  EBilbe  ift  bie  9tafe 
ioioie  ein  Xeil  bet  regten  ©eite  btS  ®efid|te«  abgefc^Iagen.  3)ie 
fyiaüoden  jctgen  eine  onbEte  Omamenttf  alS  auf  @tein  3.  3!)er 
Salt  ttdgt  d^irli(f|e  gomi  toie  bei  bcn  beieitd  befcf)rie&enen  menf^> 


Vbb.  9:  @<4ücf((H4  A.  €tein  6  (»cflflgelte«  Xin  mit  'Sttn\^tttU)pfi. 

r«^  ®cfta{ten.  ^ie  3ei(^nung  bei  fBniftbaare  beS  XiereS  5efte^t 
ohA  gioften  ©f^uptxn.  SJie  iSauc^«  unb  Slüifen^aaie  ftnb  ne^ttig 
baigefteQt,  bie  StifipeR  ftarE  afjentuiett.  ^ie  ^^^e  gleidien  e^et 
Sbuata^.  "Sie  aßuiäfuIatuE  ber  Seine  ift  ftaif  cnttoidett.  @ie 
»id>  ^ier  nrie  bei  ben  flbrigen  Xieren  burt^  lo^e  Sinien  Oeifrnn« 
fnüitidft,  toifyctnh  fie  bei  ben  menfd|(i(^en  giguren  gfinjKd)  fe^It. 
Sic  fifingc  beS  Zieret  betrug,  fotneit  toii  ed  abmeffen  fonnten,  ettoa 
1^5  m.  Hoä)  ift  ju  bemnien,  bo^  ber  @tein  6  Don  einem  anbeten 
nii^  ju  biefer  Stenb  ge(|Origen  ©teine  im  Sloiben  abgefdiloffen 
Miriw,  ber  iuf&Qts  an  bicfen  Ort  gefaOtn  mar,  foba^  bod  ^inteiteil 


20  ®4ürf(o(^  B:  @tein  1,  8  unb  9.  910.  X,  1 

be<  XiereS  auf  unferem  Dct^ofiaten  Derbedt  tuurbe.  S)te  |$(üget^6^ 
betrug  1,35  m.  <&er  «bfd^Iu^  beS  fto^^fe»  ift  in  gletd^et  ^sl^e,  ber 
ftopft)u^  0,16  m  ]^5l^r.    S>ie  $6mer  fte^eti  0,46  m  auSentanber. 

%\t  ©d^firfung  B  iDurbe  in  einiger  (Sntfetnung  ffiböfflit^ 
ber  erften  gunbfteße  angefe^t.  SBtr  fanben  eine  ganje  Snja^I 
be^auener  @teine,  bie  fraglod  infolge  eined  großen  gerftörenben 
Sreigniffed,  eineS  SBranbed  ober  eineS  SrbbebenS,  fibereinanber  ge* 
gefallen  ftnb.  Sinjelne  @teine  zeigten  abermals  S)arftenungen 
größerer  Xiergeftolten;  ed  ift  mir  loa^rfc^einlic^,  bag  brei  biefer 
Steinplatten  no^  an  i^rer  alten  frfi^eren  @teQe  »aren.  Z)ie 
iioei  grdgeren  bat)on  ftanben  aufredet,  paraDel  jueinanber,  \>on 
@äb  nad^  92orb,  mit  einem  3^if<^cnraum  t)on  einigen  ©d^ritten. 
%\t  @lulpturen  tt^aren  an  ben  einanber  gugele^rten  @eiten.  SBieU 
leidet  flanüerten  fie  bad  Snnere,  ben  S>urd^ang  eined  weiteren 
XoreS.  SBon  bem  mefttic^en  Drt^oftaten  ©tein  7  tt>ar  nur  noc^ 
ber  untere  S^eil  erhalten.  2)ie  in  Sielief  gearbeitete  ©eite  UKir  im 
Often.  ©ie  ftelltc  einen  na^  Slorben  fd^reitenben  SBierfü^er  bar, 
unter  beffen  93aud^e  fic^  jtt^ei  n)eitere  tieine  Ziergeftalten  gegenfiber 
ftanben;  bie  eine  fd^ien  ein  Reiner  Sött>e  {u  fein,  bie  anbere  ein  ®reif. 
@d  n)aren  nur  nod|  Steile  ber  l^interen  Partien  beS  größeren  Xier* 
bilbed  unb  bie  unteren  Zeile  ber  f  (eineren  Xiere  intalt. 

<E)ie  dftlic^e  ©teinptatte  8  trug  i^rSilb  auf  ber  SBeftfeite 
Ser  Dorbere  ^eit  ^atte  fe^r  groge  ^^nlic^feit  mit  bem  ©tein  1 
im  ©d^urf(o(6  A.  S)a8  ^iergebilbe  »ar  gleic^fadi^  na^  9torben 
gerietet  S)ie  ^äge  toaren  greifen-  bejtt).  Dogelartig.  Unter  bem 
Saud^e  fal^  ic^  n^ieberum  9nfä^e  üon  Keinen  Xiergeftalten^  tion 
benen  bie  eine,  fon^eit  ed  ftc^  erfennen  lieg,  afö  ein  SAtoe  }u  be« 
jeid^nen  mar.  Die  Sfinge  beS  großen  Xiered  einf(^lie|Ii^  bel^ 
erften  ^interbeined  betrug  1,60  m.  äBeiter  !onnte  bie  ©teinplatte 
megen  anberer  baran  liegenber  fd^merer  ©teine  nic^t  freigelegt 
loerben. 

9ted^tn)inl(ig  ju  biefem  Ort^oftaten  im  Often  befanb  ft^  ber 
glei^faüd  aufrecht  fte^enbe.  ©tein  9  mit  ftnlt)turener  99e^nblung 
auf  feiner  Storbfeite.  S)iefe  jeigte  einen  Zeit  eineiS  nac^  9Beften 
gerichteten  unb,  toie  eS  fd^ien,  geflügelten  Zieret.  9htr  bie  unteren 
Zeile  nebft  ^figelanffi^en  maren  erhalten.  @d  ift  nic^t  unmöglid^, 
bag  fic^  im  Often  an  ben  ©tein  9  Weitere  platten  mit  bilblic^en 
Z)arfteIIungen  angefc^toffen  ^ben,  analog  ber  Einlage  im  @(^firf^ 
lod^  A,  unb  ba§  eine  gleiche  Ouermanb  aud^  jenfeitiS  (im  SSßeften) 
bed  gegenfiber  liegenben  ©teined  7  im  ©c^utte  begraben  liegt. 


ID.  X,  1  @c«ÜTf[o4  C:  Stein  10.  21 

3iii@(^ütfIi)d|C,  itorbftftCti^  toon  ber  It^tBefdinebencn  guttb* 
fte&c,   jeigtcit  flc^  isicbentm  oerfc^iebenc,   buntbuic^etRflnbn  gc* 


%bb.  10:  ediüiflml^  B.  Stein  8  unb  9  (Slteitoifen]. 

noifcne  @(etne.   3n  eiftec  Stnie  fei  ©tein  10  genannt,  bet  größte 
Ort^ftat,  bcn  unr  flbcriianpt  im  XtU  $alaf  bloßlegen  fonnten. 


22  ®4ürfIo4  C:  6tetn  10,  11  unb  12.  «C.  X,  1 

&  toax  bied  bet  Zorfo  eined  rieftgett  £ter6tlbed,  bad  eftenfaüd 
mit  ©teilt  1  in  ©d^firflod^  A  geioiffe  ^^nlid^fett  seigte.  ^ie  @tein« 
platte  toax  nad)  2Hox\>vx  gerichtet,  bie  @fu(ptitr  auf  ber  loeftKc^en 
@eite.  SBir  lonnten  baS  Zierge6ilbe  nur  6id  jum  beginne  bed 
Hinteren  SBeined  freilegen.  fSii  ba^in  mal  ed  1;80  m  in  ber 
Sfinge.  93om  ©ocfel  6id  )um  f)interteil  bed  Stfidend  betrug 
bie  ^ö^e  1,50  m.  2)amit  koar  bie  ^öl^e  beS  XiereS  jebot!^  feines* 
n^egS  erreid^t.  Sndbefonbere  fd^ien  ber  Sftüden  nad^  t)ont  an« 
fteigenb  gen)efen  ju  fein.  83ei  biefem  Zier6i(be  toax  bie  Se^anb« 
(ung  eine  befonberd  auffaUenbe.  @tarl  mobeQierte  ^aarftr&^nen 
(iejsen  an  ber  Sruft  unb  ben  ))orberen  @eitentei(en  eine  3R&^ne 
vermuten,  bie  fi$  hinten  nad^  oben  ^in  Derjfingte  unb  bort  kool^I 
in  einen  t^Ifigel  audlief.  Die  $aare  auf  bem  ^auci^e  unb  Sflüden 
»aren  neuartig  ornantentiert,  biejenigen  bed  jpinterbeinei^  bufc^el« 
förmig«  parallel  bem  @teinfodeI  toax  burd^  jmei  SB&nbd^en  ein 
breiter  ©treifen  auf  bem  Xierleibe  abgefonbert,  beffen  99e^anb(ung 
ben  Stnf^ein  erregte,  atö  l^abe  ber  ^itbl^auer  ^ier  bie  einzelnen 
91i|)pen  erfennbar  ma^en  tooHen,  ä^nlit^  tt)ie  bei  bem  Drt^oftaten 
6  im  ©d^firflod^  A.  Z)ie  S9eine  jeigten  eine  Iräftige  SDhtSfuIatur, 
burd^  grobe  Sinien  oerfinnbilblic^t.  Unter  bem  Seibe  befanben 
fid^  tt)ieber  jmei  Reinere  Xiergeftalten,  ein  an  ben  ^figen  auf« 
ge^&ngter  ^irf^  unb  ein  mit  einem  langen  $a(fe  toerfe^eneS  Zier, 
beffen  Gattung  (üielteid^t  n)ar  eS  ein  ®reif),  nid^t  genau  ju  er« 
fennen  n^ar.    2)ie  ^bf)t  beS  ^irfc^ed  betrug  0,32  m. 

3n  bemf elben  @d^firf(o^e  fanben  n)ir  einen  gemaltigen  83oge{« 
fopf,  ©tein  11,  ber  augenfd^einlid^  ju  bem  Xorfo  be«  Sierloloffe« 
gehörte.  SDer  ©c^nabel  tt)ar  raub))ogeIartig  gelrümmt.  S)ie  Sugen 
tdaxtn  röl^renförmig,  nac^  Dome  ftarf  Dorfpringenb,  bargefteQt. 
Oben  auf  bem  ftopfe  niar  ein  t>on  einem  erhabenen  Staube  um- 
gebened  Sod^  angebra^t,  ba§  jur  Vufnal^me  irgenb  eineS  oieOeic^t 
einl^om«  ober  mä^nenartigen  (Segenftanbed  gebient  ^aben  mag. 
Huf  bem  SRuden  bed  5to)}f68  loaren  bie  $aare  mie  nad^  rec^td  unb 
linfS  audeinanbergefSmmt  georbnet.  Z)ie  ®efamt(finge  bed  ftopfed 
betrug  0,78  m,  bie  bed  ©d^nabeld  0,44  m. 

Sniem  Stnfd^ein  nad^  ^anbelt  ed  fic^  ^ier  um  einen  rieftgen 
gef{fige(ten  Dierfu^igen  ©reifen,  mie  toir  il^n  in  fleinerem  äßaagftabe 
toieber^olt  unter  ben  Xierletbem  auf  ben  Ort^oftaten  bargefteüt 
gefunben  Ratten. 

f^emer  fanb  fi^  in  bem  @^ürf(od^e  nod^  ber  Steft  eined 
n^eiteren  ZierbUbed,  ©tein  12,  \>on  bem  jebod§  nur  ein  Zeit  bed 


C:  ®ttln  10— IS.  23 

Soriiei6cttie  fonie  gtu«  ivcitere  Ileinere  SlatfteDungcn  untei  Um 
IBanc^  hd  Stoio\\ti  etf)altox  tDaten.    Unter  biefcn  toat  ein  mit 


9bb.li:  Sc^ÜTfliH^  C.  6ttin  lO-lS  ((Dnif  unb  fl(it>tt(II). 


ftaiUm,  ifldwATtd  gebogenen  Qk^bm  beife^cnei  ©teinbod  beutltc^ 
)n  afcnnra,  beffcn  ^^e  tii^  }um  <8^bm  clma  0,40  m  ^tnig. 


S4  6if)fliflMf|  D:  ®tdR  14,  TAt  Wif^hititc  «Sttin.       HO.  X,  1 

@(^Iie^tt(^  enthielt  boBftlbe  ®d|ürfIo(^  C  not^  ein  ©Aulnie 
lotiitea  (ober  iSfiuIenbaftd?),  Stein  13.  X)iefefi  geigte  a^t  tienintec- 
^finflenie,  ge&oflene,  ftumpfwintlifle  SWtter,  ringfflrmtg  gruptiiert, 
Aber  tvelc^e  oben  ein  gefianfteS  fSanb  gelegt  toai.  S>a!3  JtapiteQ 
!^tte  einen  ^uicfimeffer  iwn  0,68  m.  grüntet  taat  no(^  ein 
%t.il  bei  runben  S&ule  eifennbat. 


Die  ver[d)kjerte  Göttin. 

tioä  Iet)te  ©^fliffodi  D  logt  einige  ®<^itte  noibtoeftlic^  uon 
bem  DDT^rge^enben.  ^ier  ina^^ten  nie  ben  meifnüTbigftcn  unferet 


«bb.  12:  g^rflodö  D.  ©t«in  U  (»it  mWeittH  «BtHn). 

gunbe,  ©tcin  14.  ia  xoat  bei  'Sorfo  einer  menfc^Iid|cn  @cftalt, 
tun  bei  id|  auf  ben  erften  Otid  ben  Sinbrud  genann,  bag  ber 
Jtünftlet  bamit  ein  t)eifd|(etnte8  J^auenbitb,  eine  ®ötlin,  barfteUcn 
UoQte.  3)ci  Stop^  n>ud|8  unmittelbar  auS  einem  uieitdigrn  @tetn> 
ftfld  fftTüoi,  baä  nur  nenig  bieiter  toar  ali  ber  ^IS.  @c^uIteiR 
unb  Hirne  fehlten,  ißon  ber  93iuftgtgetib  an  abroäitS  tvai  ber  @tein 
na4  innen  ju  abgeflacht,  becart,  bafi  nur  an  ben  Slänbern  jnet 
breite,  erliabcne,  idige  @tteifen  fentredit  berliefen.  Suf  bem  linfen 
©tteifen  nraren  jwei  Qnlm  Reitft^rift  cingemeigett,  aber  benen  oben 


UD.  Z,  1  64IlhfM  D:  3>it  MTfi^IcKTlc  SBttin.  25 

eine  fleine  Cuttfdtrtft  angcbrat^t  wot.  Unten  »ar  bte  @teinfdufc 
fd|i&g  abgebro^en,  Ua«  leiber  and)  eine  Stiftflmmetung  ber  3n' 
fi^rift  jur  golge  ^atte'.  «n  ber  Seite  beä  Steine«  »wreit 
ff^utJtKnartige  9)totiD«  uoi^anben,  bie  bteQeidit  Snfd^e  Don  t]rffis<^n 
fein  foUten. 

^e  Säe^anbluug  be«  @efic^ted  tiatte  im  ©egenfa^  ju  ben 
groben   mSnnliditn  Qü^m   auf  ben   anbertn  Oit^oftaten    etnaS 
bnn^au«  nicidilid^ed  unb  Derf^uommened.   1)ai  Vnt(i^  »at  gang 
fla<^  bargeftedt,  bte  ^aitalaoüjtn   unb  bai  Ouaf  ber  SBangen 
nur  angebewtet.   5)ie  S\ppin  waren  fe!(T  fein  &e^anbe(t,  eine  ©gen« 
tfimlii^Ieit,  xotliit  übrigen«  biefeft  fSilb  mit  ben  anbeten  be«  XeQ 
^lof  teitle.    Kur  bie  SRafe,  »on  ber  nur  ein  2:eil  er^ften  mar, 
ragte  frAfliS  ^tnoz.    XlQd  Jtinn  mar  bartfoig  unb  glatt,  bte  ^n* 
tuten  taum  erfennbar.    X)a«  @efi(t|t  trat  nur  in  fe^r  geringem 
SRofie  au«  bcm  ^19  ^rtior,  bet 
emc  !aum  metfüt^e  üßeiengung 
batftcQte.     Sie  STugenp^ten 
»aten  ft^r  grofe.  Der  oben  ieit 
beä  Jtotife«  mat  gebotften,  unb 
[icim  <Btaben  fielen  bie  beiben 
Xeife  audeinanber.    S)er  Sttg 
ging  gentbc  aber  bie  Stugen. 
X)a«  eine  9Iugc  mar  unbetfe^rt 

Bor^nben:  ein  fc^inarjer  Hont  «bt.  is:  ed,mod,  D.  Da«  Huge  bet 
poliertet  eiförmiger  Stent  qu8  wtl^ltietttn  »dttin. 

Sofalt,  5  cm  lang,  3  cm  bteit  unb  3  cm  tfo6),  umgeben  t>on 
einer  »eifeen  gipaartigen  Sßaffe.  1)ie«  fteinerne  Äuge  fiel  jU  SSoben 
unb  uurbe  Don  mit  nai^^aufe  gebta(^t.  S)ie  anbete  ^ugent|5^[e 
ttmr  leer. 

Huf  bem  ^upte  befanb  fii!^  eine  ffifipd^enattige,  bei  ffiopf' 
form  fi^  anfc^miegenbe  Sebedung,  mcldie  Aber  ber  ©tirn  in  einem 
breiten  Sanbc  Qbf(f|Iog.  'Sia9  Aäppi^en  ^atte  flac^  ringelattige 
Serjietungen.  (SSieltei^t  raoHte  bet  JWnftlet  avii)  nur  ein  ©tirn« 
banb  auf  bem  Jtopfe  unb  bie  ^aan  in  ringelartiger  ftod)  auf- 
licgcnber  gönn  botfteQen.)  SBon  bem  ©timbanbe  fielen  vot  ben 
O^ten  6i«  ju  ben  St^ultem  jmei  Mftige  ©dnber  ^erob,  beten 
Snbcn  nad)  äugen  unb  aufwärt«  fc^nedenffirmig  geringelt  Waren. 
3wif(^  biefen,  unter()aK  be«  JHnneS,  fanb  ber  eigenartige  Stopf' 

1)  «gl.  unten  6.  S2. 


26  S<^tttfCo4  D:  S){e  t>etf(^Ietett<  Göttin.  9U0.  X,  1 

pu^  in  einet  iDQgeted^ten  Sinie  feinen  %6f(i§(ug,  toon  ber  mieberum 
Heinere  935nb(^en  bis  jur  Srnftgegenb  herabfielen.  9(ud^  biefe  enbigten 
meift  (t)on  breien  immer  je  stt^ei)  in  nad^  äugen  aufgebre^ten 
ftringeln.  96tDed^fetnb  mar  immer  ein  (fingered  unb  ein  tärjered 
geringelte^  unb  bann  ein  nod^  fflrjered  ungeringelted  89&nDc^en 
gru)}t)iert.  ipinter  ben  O^ren  !onnte  id^  t>itx  größere  unb  eben« 
foDiele  jlDifd^en  i§nen  liegenbe  Heinere  8änber,  bie  k)on  bem 
R&pp^n  ober  bem  ©timbanbe  ^erab^ingen,  s&I^Ien;  bo^  biefed 
ÜRufter  fc^ien,  nac^  ber  Sinologie  mit  einem  »weiteren  $unbe 
(©tein  15)  ju  f erliegen,  um  ben  ganzen  fio^f  gelaufen  ju  fein. 
3)iefe  93änb(^en  für  ^aare  ober  Soden  ju  l^alten,  erachte  xd^  aU 
audgefd^toffen ,  nieil  bie  ^aare  auf  ben  übrigen  @tein6ilbem  beS 
XeU  ^olaf  ganj  anberS  bargeftedt  finb,  unb  nieil  unm5gli(^  uom 
am  $a(fe  Soden  gejeid^net  tt)erben  tonnten.  93on  $)aaren  n^ar  auf 
bem  äSilbe  nichts  ju  fe^en  —  U)enn  man  bie  3)arftellung  eined 
ftftppd^end  annimmt  —  ed  fei  benn,  bag  bie  Keinen,  unmittelbar 
unter  bem  ftfipp^en  ober  bem  @timbanbe  liegenben  Drnamen« 
tierungen,  oom  auf  ber  @tirn,  als  Soden  aufjufaffen  finb. 

^ie  ganje  Slrt  biefed  5tot>fpugei^  fotoie  bai»  9)?Qftifd^e  in  bem 
@efid^tdaudbrud  lägt  ben  ®ebanfen  unabweisbar  erfc^einen,  bog 
tt)ir  tS  mit  einem  ^Jrauenfopf  ju  tun  l^aben,  unb  bag  ber  S9ilb« 
Iraner  bad  ®eft(^t  sloifd^en  ben  beiben  oon  ben  ©d^Idfen  ^erab« 
^fingenben  grogen  SSnbern  mit  einem  @dE)Ieier  bebedt  barfteQen 
kooQte,  oon  beffen  unterem  Zeile  bie  {(einen  SBänbc^en  am  $a(fe 
herabfielen.  @an}  d^nlid^e  @^(eier  loerben  ^eute  nod^  oon  ben 
arabifc^en  (grauen  beS  perfifdien  ®oIfed  unb  t)on  ben  grauen 
eg^ptifd^r  SBebuinen  in  ber  9}fi^e  bed  @ueifana(ed  getragen.  Z>er 
gett)ö^nlic^  Don  ben  Slrabern  fibernommene  eg^ptifc^e  grauen« 
fc^Ieier  koirb  genau  mie  bei  bem  grauenbilbnid  beiS  %tU  $a(af  an 
einem  breiten,  flauen,  um  bie  @tim  geniunbenen  SBanbe  getragen 
unb  bur^  jkoet  feitli^e,  an  ben  ©d^Ififen  ^erabl^dngenbe  8finbc^en 
gehalten.  Sei  ben  Ägypterinnen  ^ält  ben  @(^(eier  jubem  ein  in 
ber  9tafenk)er(fingerung  gmifc^en  ben  freißegenben  %ugen  oerlau« 
fenbeS  britted,  ))om  ©tirnbanbe  l^erabfallenbed  S&nbc^en. 

$oben  mir  ti  bei  ber  üerfc^Ieierten  ®5ttin  bed  ZeK  $alaf 
mit  einer  ^ermenartigen  Säfte  ju  tun,  ober  ift  bad  Don  mir  frei« 
gelegte  fäutenartige  @teinftfid  nur  ber  Zei(  einer  gewaltigen  @tein« 
platte  gewefen,  eined  Ort^oftaten  mit  bem  Seibe  einer  @p^in{? 
gfir  bie  erftere  Huffaffung  fprid^t  namentlich  bie  gerabe  Haltung 
beS  ftopfeS  unb  bte  Sel^anbtung  ber  Qruftgegenb.    S>agegen  legt 


8G.  X,  1  etttn  15.  27 

Ixi  Serianf  btr  Stnien  btö  ^intn^uptcS  nnb  be«  91ailenanfa^ 
auf  bem  ©teinftagment  15  Sit  fBnmutung  a&^tt,  bag  ber  Ao))f 
aiu^  unfcitr  OStttn  nnttrittetbar  in  ben  Slüden  etnn  oicrfügigen 
Zingeftalt  üBciging.  Vucfi  bte  @teinftirifcn  Dome  lOnnten  ju 
chttr  SifiUT  fil^nli^  tvie  auf  @tein  1  ge^6ieit.  @t>fltect  VuS« 
graSungcn  iverben  biefeS  Problem  löftn. 

X)cc  @t^trirr  mag  vom  €Htnbanb  obet  JtApp^en  btd  gutn 
9<ginn  bet  unteren  ^erabfaDenben  SBänbi^en  etma  45  cm,  in  bec 
Srctte  beim  ^Beginn  bei  ^eiabfaOenben  i@&nbc^n  etwa  35  cm;  bie 
Singe  beS  @efi(^t8  bom  @tim&anb  6tä  jum  ^nn  betrug  ungefähr 
35  cm,  bie  3nf(^ft  auf  bem  linfen  ^teinftieifen  tuar  32  cm  lang. 


Hbb.  U:  Stein  15,  'flu«  btm  SSalfcr  ac«'>fltnn  Vopf- 

2)er  me^ifadi  ertoä^nte  @tein  15,  anfdjtinenb  ein  Snalogon 
ju  ber  tteifc^Ieierten  @)ötttn,  unb  jnai  ein  Zeil  ber  linlen  @nte 
M  fto))fcfi,  bec  genau  biefelbe  {DmamentiE  unb  83e^(inb[ung  nie 
bit  gio^e  @tatue  jeigte,  war  im  ^ivi%  gefunben  toorben,  aii8  bem 
i<^  t^n  ^nau^ie()en  lieg.  SReine  tfd|erfeffifc^en  ®aftfieunbe  6e< 
^ttptctcB,  bafi  btefed  Aopfftfit!  ju  einer  tHrauenftalue  ge^Art  ^abe, 
anf  beren  99aud|gegenb  mit  i^rti  8efc(|teibung  J(ei[fd)riftjtid|en 
geftanben  ^tten.  Setber  mar  tS  mit  unmOglid),  ucitere  Xeile  bet 
@tatne  aufjufinben. 


28  kleinere  ^nbe.  WD.  X,  1 

Xn  3nf(^riften  lonnte  tc^  nur  nod^  jtoet  (leine  üftfifimmeltc 
5tet(f^ftteste  auf  oBgebtoc^eneit  ©teinftteifeu  feftftellen. 

Xu^erbem  tourben  ia^reid^e  grSgere  unb  Heinere  ©tüde  oud 
tpei^em  SKaboftet  fon)te  bon  gebrannten  3i^fl^^  ^^^  Zonfd^rben 
jutoge  gebraut,  boc^  nmr  eS  fd^loer,  bie  ^eriobe  i^red  Urf)}rungd 
nod^juioetfen.  SemetfendkDert  festen  mir  bie  groge  3^^^  ^^* 
(o^Iter  ®egenft&nbe  in  einzelnen  ©d^firftöd^ern.  ^err  ^eftor 
Sonuent)  t)om  SEBefipreugifc^en  $rot)injtaUaRufeum  in  S)Qn}ig 
I^Qtte  bie  ®ütc,  eine  äberfanbte  ^obe  ali  tierfo^Ite  ^oljrefte  fefU 
jufteOen,  beren  @truftur  unter  bem  SRifrodfop  nid^t  me^r  ju 
erlennen  mar.  S(n  Ort  unb  @teQe  fc^on  ^otte  fid^  mir  bie  Über» 
jeugung  aufgebrängt,  bag  bie  ®ebäube  bed  XeQ  $a[af  burc^  SBranb 
jerftört  tnorben  feien. 

^^er  fanb  iä)  einen  merfmfirbigen  hellgelben,  aud  gebranntem 
2:on  ^ergefteQten  39^i"^^  ^^^  ^^^^  '^  ^^^  Sänge  unb  1  cm 
3)urd^meffer,  ber  an  bem  einen  (Snbe  eine  Öfe  jum  Suf^ängen 
l^atte,  foknte  eine  alte  Zonfpinbel,  tt)ie  man  fie  in  groger  9(nja^l 
in  @enbfd)ir[i  gefeiten  ^at  9[ud  einer  f)}äteren  S(era  ift  eine  fe^r 
fc^öne  bronjene  $fei(f))i^e  ju  ertt)ä^nen,  äbn(i^  benen,  bie  auf 
bem  ©d^(ac^tfe(be  t)on  SÖ^arat^on  gefunben  koorben  ftnb.  %uc^ 
einige  fiameen  aud  feleucibif^er  3cit  kourben  mir  fibergeben.  @d^Iieg- 
lic^  fanben  fic^  eine  Steige  t)on  äRunjen  auS  ber  oftrAmifd^en 
ftaiferjeit,  fokoie  eine  ^n^fjH  mu^ammebanifd^er  äRünjen.  Äeine 
niar  jfinger  al8  bad  XIY.  Sa^rl^unbert  n.  S^r. 


JIrd)aeologiId)e$. 

3c^  barf  bie  Srgebniffe  meiner  ®rabungen  am  ZeQ  ^ataf 
folgenbermagen  jufammenfaffen,  koobei  ic^  t)on  ben  Reineren  5u(e|t 
ermähnten  gunben  abfeile.    @d  niurben  btoggelegt: 

1)  Jtteinere  Steinplatten,  auf  koet^en,  o§ne  fie  ganj  aud}u« 
ffillen,  in  ^o^relief  SRenfc^en«  unb  Ziergeftalten  eingemeißelt  niaren: 
©tein  Str.  2, 3, 4,  6  unb  9.   S)iefe  platten  niaren  etma  1,30  m  §od^. 

2)  ©röfeere  Sierbitber:  ©tein  Str.  1,  7,  8,  10  unb  12.  öei 
(einem  tt)ar  bie  ^öl^e  bis  }um  SRfiden  ermatten.  SS  ift  ba^er 
ni^t  feftjuftellen,  ob  ber  9}fldEen  burd^gebilbet  toax,  berart,  bag 
biefe  Ort^oftaten  als  felbftänbigeS  arc^iteftonifc^eS  89eikoer(  an  bie 
SRauer  angelehnt  erfc^ienen;  oielmel^r  ift  eS  nia^rfc^eintic^er,  ba| 
aud^  biefe  platten  koeitere  Sauteile  iu  tragen  beftimmt  gen^efen  koaren. 


tC.  X,  1  ergebntffe:  ^ttitifc^r  ^itud  bei  gfunbe.  29 

9tnx  \fyc  t)orbertr,  Seine,  Stuft  unb  Ao))f  batfteUenber  Xeil  tagte, 
na4  betbeit  @etten  ^in  (eatBettet,  sioeifeUod  ani  bem  SBqu  ftet  l^ot. 
S^  ^6e  fetned  biefet  gtögeten  @teittbtlbet  mit  Stop\  t)ot< 
gefunben,  jebod^  möfi^te  icb  annehmen,  baB  oHe  (Steifeniftpfe  tote 
@tetit  11  gettagen  ^aben.  S)ie  Sotbetfflge  biefet  Xiete  zeigten 
fimtli(^  auSgeptfigt  tiogeKtaQenattige  S^anblung.  ttittet  il^ren 
Seibem  loaten  tege(m&|ig  jkoei  fleinete  Sietgeftalten  abgebitbet 

3)  2)ie  üetfc^Ieiette  ^au:  @tein  14  (unb  15). 

4)  3)ad  StopittU  (©fiuIenbafidV)  mit  ^etab^angenben  SBIott» 
SRotiDen:  @tein  13. 

S)et  gefomte  ^bituS  meinet  ^unbe  )Deift  fie  bem  S3etet(^ 
ber  ^ettitet  ju,  beten  ®ef(i^i^te  noc^  fel^t  im  S>ttnfeln  liegt, 
beten  @d§ttft  unb  ©pta^e  tt)it  no^  faum  lennen,  unb  Don  benen 
nut  fe^t  koenige  bauli^e  Übettefte  bid^  aufgebedt  ivotben  finb. 
S>ie  to^  Se^anMung  bet  ®tnlptixxtn  t>on  Zell  $a(af  (Agt  ed  als 
audgefc^Ioffen  etfd^einen,  bajs  fie  einet  jfingeten,  bet  aff^tif^en  ftunft* 
tpndf^  angeboten.  Sinjelne  bet  ©teinbitbet  nieifen  eine  koeit« 
ge^enbe  ^nlid^feit  mit  ben  l^ettitif(^en  t^unben.  t)on  @enbfci^it(i 
anf^  S>ott  finb  biefetben  beiben  j[tten  oon  bel^auenen  platten 
notgelommen,  unb  bie  Se^anb(ung  bet  Ott^oftoten  ift,  toai 
9tA6ent)et^d(tniffe  unb  ^tfteUung  angebt,  nal^eju  übeteinftimmenb. 

%At  gto^en  Ott^oftaten  (©tein  1, 7, 8, 10  unb  12)  tonnen  fetnet 
mit  ben  gto^en  menfd^enfof^f'gefd^müdten  affptifc^en  ©tieten  ).  S. 
bei^  @atgon«$aIafted  üon  S^otfabab  t)etglid^en  tt)etben,  n)o  fie  an 
bet  fiaibung  bet  Zotbutgen  jut  ted^ten  unb  linten  bei  3u0^^9^ 
im  (Etngangdtote  innetfalb  bet  etgentlid^en  Xflt  ftel^en,  betattig, 
baB  bie  übet  bie  9(ugenmauetn  bet  Zotbutg  ^etauiStagenben 
mpfe  bem  (Einttetenben  entgegenfel^n.  3n  betfelben  SBeife  U)aten 
bie  gtogen  Ott^oftaten  in  ©enbf^itß  unb  aud^  in  Sog^ajUi  auf« 
gefteHt,  baS  gleid^e  gilt  »ol^I  ffit  ben  Zell  $alaf. 

^g  eS  fi(^  am  %tU  $a(af  bei  biefen  (Ed^Dtt^oftaten  mit 
gto|er  9Ba^tf(^einIi(^!eit  um  (Steifen  ^anbelte,  niutbe  betritt  l^et# 
Mtge^ben.  Sßie  ©enbfd^itti  im  Qtiditn  bed  Sömen,  fc^int  mit 
bet  ZeQ  ^(af  im  Qtitlftn  beS  Steifen  geftanben  ju  l^aben. 
9ani  neu  unb  o^ne  Sbialogie  finb  §ier  bie  beiben  f(eineten  Ziet» 
geftalten  untet  ben  gtAgeten  Zierleibetn.  Son  etfteten  fc^ien 
tegelmäjsig  ein  Ziet  ein  Dietfügiget,  geflägeltet  ®teif  ju  fein,  bet 

1)  Xie  Crt^opaten  ber  Sorburg  bon  ©fnbfd^irli  finb  ^ettitifc^,  gtole 
anbete  Bauteile  ht%  fHuintnoxM  aram&if(^. 


30  Greifen,  Staubtoogelfdpfe,  fiömen.  9(0.  X,  1 

metfi  dn  jagb&ored  anbered  Zkt,  einen  ipitfc^  ober  einen  ©teinbotf, 
angriff.  gebenfoDS  fehlte,  toenn  jtoei  f {eine  ^iergefialten  jufammen 
bargefteDt  loaren,  ber  ®reif  niemals.  8ei  einem  ber  großen 
Drt^oftaten  (@iein  10),  ju  bem  ol^ne  t$rage  ber  (iretfenlo^f  (@tein  11) 
gel^örte,  fanb  iä^  unitoeibeutige  %nf&^e  eined  g^^ugete. 

9tau6k)ogeRöpfe  auf  nic^t  Dogetartigen  ®efta(ten,  auf  einem 
Sierffigler  (®reif),  ober  auf  einem  menfd^tid^en  StSt^er,  ftnb  in 
)8orberafien  niieberi^olt  üorgefommen.  9(u8  l^ettitif^em  ®eUet, 
aud  {Bogl^a^Ifit,  lennen  toir  einen  im  ^Berliner  äRufeum  aufbe« 
UHX^rten  t^oüft&nbig  aufgehauenen  Keinen  SBogeßopf.  3m  UL  ^ft 
ber  SluiSgrabungen  in  ©enbfd^irli,  „Xtyc'&lnlptvLXtn"  ))on  ^of. 
Don  Sttfc^an,  ift  auf  Zafel  43  ein  üierfflgigeS,  geflägettdS,  greifen« 
artiges  SSefen  unb  auf  Xafel  42  ein  menfd^Itd^er  Stftrper  mit 
einem  SSogelfopf  abgebilbet  Sel^mann-^aupt,  äßateriatien  jut 
Alteren  (Sefd^id^te  Armeniens  unb  3Refopotamien8,  Berlin  1907, 
ftedt  in  gig.  66  einen  gefifigelten  ©reifen  bar,  beffen  ftopf  unb 
f4u^))enffirmige  ^aarbilbung  mit  meinen  f^unben  t)om  XeÜ  $a(af 
ff^nlid^feit  befl^t.  S)er  ffo|)f  ^at  einen  ro^rartigen  oben  offenen 
8luffa|.  $ier  ^anbelt  eS  fid^  um  einen  bronzenen  Stieinfunft« 
gegenftanb  Don  nur  28  cm  Sftnge  unb  21,7  cm  ^A^e.  @in  n^eiterer 
ber  JKeintunft  angel^ftriger  SSogeßopf  auS  Elfenbein  ift  in  9liniDe^ 
gefunben  tt)orben^.  93ei  biefem  treten  bie  Sugenl^ö^Ien  in  &§nlic^er 
SBeife  l^erDor  tt)ie  bei  bem  ©reifen  auf  meinem  ©tein  11.  —  ®ie 
gebadeten  Dorberaftatifd^en  ^rfteHungen  mit  einem  SSogelfopfe  finb 
DieHeic^t  eine  Ofofge  eg^t)tif(^en  SinfluffeS. 

S)er  langgeftredte  fc^reitenbe  S6n>e  auf  @tein  2  l^at  fe^r 
groBe  ^[^nlid^feit  mit  ben  Söwen  Don  ©enbfc^irli,  er  erinnerte  mi^ 
an  ben  Don  mir  gefunbenen  Sökoen  Don  ^arran^,  ber  aber  ge« 
brungener  tuar,  foU)ie  an  ein  KeinereS  Zierbitb,  auf  baS  ic^  im 
Zefte&®ebirge;  in  @ug]^  SRatar,  geflogen  bin. 

S>er  (Sott  auf  @tein  3  §at  manche  Analogien  mit  ber  l^etti« 
tifci^  S^arfteUung  beS  SBettergotteS  Xef(^u))^  tt)ie  er  und  in 
@enbf(^irli  ufko.  entgegentritt  Sud  bem  Jammer  ober  ber  Hst, 
ben  ber  Zefc^up,  n)ie  ber  altbeutfd^e  S)onnergott  %ox,  gef(^U)ungen 
^at,  ift  im  XeQ  $a(af  bie  runbe  (Srbpe^fteule  getoorben.  @oI(^ 
Jleulen  »erben  aud^  ^eute  noc^  in  ©^rien  unb  9)2efo|>otamien  ge» 

1)  «gl.  Sa^arb,  NiniTeh  and  Babylon,  @.  862. 

2)  »0L  oben  @.  8. 

8)  «gl.  a  «.  £.  aRefferfd^mibt,  i)te  ^etHter,  9(0.  IV,1  6. 25. 


«£.  X,  1  Regierungen  gu  eenbf^irlt.  31 

tcagen:  eine  9Mp^altfuge(  auf  eine  ^oljftange  aufgefegt,  bte  frei« 
fi^  nid^t,  mie  bei  bem  ®oit,  fiber  bie  ftugel  j^inondragt.  3iaä) 
ben  ^ftorifci^en  3^ugniffen  benagten  fci^on  jur  Qät  ber  fiämpfe 
9fa>md  mit  $aIm^TQ  bie  @^rier  5teu(en  mit  5tuge(n  au8  @rb|)ec^. 
5E)ie  bumerangartige  SSaffe  bed  linten  9lrmei^  finbet  fic^  kuieber^olt  in 
@enbr(^iT(i  (j.  ».  «u^grabungen  $eft  ni  @.  224/5)  uftt).  «uc^ 
bie  ftteibung  ift  ec^t  ^ettitifc^.  X)ie  üom  auf  ber  @tim  jafammen» 
ge^enben  ^5mer  unb  bie  ^berfrone  old  fto^fpu^  ^aben  Dielfoc^ 
0nalogien  in  ber  antuen  9ße(t  Sorberaftend,  iniSbefonbere  mit  ber 
belaimten  aff^rifc^en  J^Srnermfi^e.  @e^r  merftt)firbig  ift  jeboc^  bie 
obfolnte  en  fac^SteKung  bed  ®otted  einf^IieBIid^  ber  ^fi^e. 

3>er  ^irfc^  mit  bem  Sfiger  auf  @tein  4  fi^nelt  ben  2)ar« 
ftcUungen  in  ©enbfd^irli,  too  aQerbingi  ^irfc^  unb  3&ger  auf  be« 
fonberen  @teinen  aufgemeißelt  ftnb. 

(San)  eigenartig  »irft  ber  @tein  6.  Slud^  ^ier  fielet  ber  Stopf 
tDid)er  en  £ace.  S>er  aufragenbe  jtopfpu^  beiS  ^örnergefc^mudEten 
bdrtigen  ^caipit^  ift  ^titif^.  S)ie  ^aartrac^t  erinnert  an  bie 
Knftlit^en  Soden  bei  ben  f^rauen  im  mittleren  eg^ptifdien  Steic^; 
fte  ift  übrigens  auc^  nod^  anbertt)ettig  in  l^ettifd^em  ®ebiet  gefunben 
iDorben.  S)ie  ©tilifierung  ber  9Hp))en  unb  ber  Störprrl^aare  auf 
6tetn  6  unb  femer  auf  @tein  10  ift  in  mand^er  ^infic^t  ein  92oDum. 

2)ie  Snorbnung  ber  größeren  unb  Heineren  Ort^oftaten  in 
jinnen«  ober  treppenffirmiger  Srt  finbet  fic^  in  berfelben  9Beife 
bei  ben  Zorburgen  ))on  @enbf(^irli  unb  &§nli^  bei  ben  fp&teren 
off^rifd^  Sauten. 

5Dad  im  @(l^ärf(oc^  C  gefunbene  ©äulenfragment  (@lein  13), 
ift  gani  fi^ntic^  fotd^en  an^  ©enbfd^irli,  mit  bem  Unterfd^ieb  freiließ, 
boß  le^tere  meift  eine  boppelte  Steige  Don  93I&tter«5Deforationen 
beft^en,  bereu  ©pi^en  einanber  gegenuberfte^en  unb  jh^if^en  fic^ 
einen  ©teinnmlft  l^ben. 

3n  ber  n&c^ften  9li§e  be^  Zell  $a(af  foO  nac^  ben  mu 
tetlungen,  bie  id^  an  Ort  unb  ©teile  erhielt,  auf  einem  |)uge[ 
ein  fteinemed  Zierbilb  fte^en,  baiS  mir  atö  baS  eined  Sberi^ 
bcjeid^net  tt^urbe.  S)anad§  trage  ber  ^figel  fetbft  ben  9iamen 
Zell  S^an^ir  (©(^meinepgel).  9(Derbingd  l^ieg  ti,  bag  ber 
Sopf  feilte.  SieDeic^t  ^anbelt  ed  ftc^  l^ier  um  ben  Zorfo  eined 
gefifigelten  ©tiered,  beffen  ft(auen  ja  benen  eined  dbtt^  &^nli(^  ftnb. 

(Sittige  Xagereifen  ffiböftlic^  Dom  Zell  ^alaf  am  unteren 
C^bur  fbtb  in  'Srban  u.  a.  Dter  geflügelte  ©tiere  mit  9Renfc^en« 
ttpfen,  ein  fidmenort^oftat,  fotoie  ja^treid^e  eg^ptifc^e  ftleingegen- 


32  ^iftortfc^ed,  bie  gefunbenen  iTeUinf^riften.  «JD.  X,  1 

ft&nbe  aus  bei  18.  S)^nQftie  (15.  3a^r§unbett  D.  &fx.)  gc 
funben  iDorben.  2)ie  @tein6i(ber  fc^einen  mir  nac^  i^rer  ffinft^ 
Itrifc^en  Sel^anblung  eine  ajJittelfteUung  jiDifc^en  ben  Dttl^oftaien  üon 
%tü  ^a(af  unb  Don  ©enbfd^irli  einerfeitS  unb  ben  aff^rifc^en  onberer^ 
feitö  einzunehmen  ^  993tr  toiffen  loeiter  t>on  jioei  grogen  Sonden 
me^r  im  SBeften,  an&  fivSlan  Xafc^  bei  ^bjib  im  ©ernbj,  bie 
nocl  ber  Stbbilbung  bei  ^l^eiSne^  *  im  ©egenfa^  )u  ben  affpxifd^en 
no4  ganj  ard^difc^en  Straftet  feigen.  @ie  ftnb  in  SBafalt, 
12  Sug  lang,  über  7  gug  l^o^  unb  gleid^en  bem  Sötpen  Don 
'Vrban.  9(ud^  ftnb  neuerbtngd  im  ®erub|  Steinplatten  gefunben 
n>orben,  in  ftl^nlid^et  (Bröge  n>ie  bie  Heineren  Ortl^oftaten  twm 
XeH  ^alaf,  auf  benen  in  Stelief  ein  fte^enber  äRann  eine  platte 
mit  ©dualen,  DieQeic^t  Opfergaben,  mit  erhobenen  Slrmen  über  bem 
Stopfe  tr&gt^  @ie  entflammen  o^ne  ^rage  bemfelben  9ftuinenfeQ> 
bei  ^abjib. 

ßistorifcbes. 

34  l^abe  auf  ben  Steinen  be§  XeQ  |)a(af  an  brei  ©teilen 
Snfc^riften  fotoie  itoti  »weitere  Sufc^riften^^e^ragmente,  bie  Don 
anberen  @teinbilbern  ^errfi^rten,  gefunben.  %IIe  biefe  maren  mit 
ßeilfdiriftieid^en  gefd^rieben.  3^^^  ^^^  Snfc^riften,  beibe  g(ei(^« 
(autenb,  fanben  fid^  in  ftartufc^en^  über  bem  Sibtotn  (@tein  2) 
unb  auf  bem  ®oü  (Stein  3).  3taä)  ^rofeffor  S^eli^f^  nielc^er  bie 
Snfc^riften  gelefen  ^at,  unb,  tt)ie  bereite  em^&^nt,  bemnfid^ft  ein* 
gel^enber  bel^anbetn  totrb,  (auten  fte:  ,r$ci(aft  bed  ftapar,  bed  Sol^neö 
be^  ^anpan". 

3)ad  Derfc^Uierte  grauenbUb  trug  bie  britte  3nf(^rift  auf  bem 
linfen  ^erabfaDenben  Streifen.  93on  il^r  toar  nur  ein  SReft  tr» 
galten.  Z)arüber,  bireft  unter  bem  Sd^Ieier,  tt)aren  in  SpiegeU 
fc^rift  loeitere  5tei[)4nft}eic^en  angebracht  —  mo^l  aü  t^ortfe^ung 
ober  Sd^lug  ber  größeren  3nfc^rift  —  bie  ben  ®fitternamen 
Stfc^ur  enthielten. 


1)  W-  fia^arb  a.  a.  O.  6.  275—283.  (Siited  biefer  Xierbilber  fanb  tc^ 
in  '^Irban  nod^  an  Ort  unb  Stelle.  Sgl.  mein  ,,Qom  SRittelmeer  §um  )>erfif(^en 
«olf '  Ob.  II  @.  19. 

2)  Sgl.  (S^edite^,  Expedition  to  the  Euphrates  and  Tigris  Sb.  I  @.  114. 
8)  9[Id  i4  midi  1899  in  fiitppo  befanb,  tpurbe  ein  foI(i^et  Stein  gerabe 

auf  einem  Odifenlarren  angefahren,  um  na(^  bem  faiferlic^  ottomanifc^en  ^ufeum 
in  ftonftantinopel  gebracht  ^u  »erben.  ^iefeS  unter  ber  Dortrefflid^en  Seitung 
O.  ^ambi9  Se^S  unb  feined  Sruber«  {mlil  Se^ft  fte^enbe  Snftitut  birgt  eine 
{Rei^e  weiterer  ^ettitifil^er  Sunbe. 


fOD.  X,  1  ^utung  ber  ftetünftj^riften.  33 

Vuf  itoei  ©teinfragmenten  fanben  fi(^  bie  Snfd^riften  9{r.  4: 
«flopar,  ®ofjin  bed  ^npan",  unb  SRr.  ö:  „^olaft". 

9Rit  o6fo(tttet  Seftimmt^it  lönnen  loir  ^ieraud  fliegen, 
bag  auf  bem  ZeQ  ^alof  ein  ^alaft  geftanben  ^ot.  06  baS  Qitb 
Im  MrftJ^Ieieiten  ®5tttn  innerhalb  bed  ^alafted  ober  in  einem 
bcfonbciat  %tmp€l  ftc^  befunben  f^at,  ob  nur  bad  eine  toon  mir  aud« 
gegrabene  Silb  ober  mehrere  @tatuen  oon  il^r  ^ier  aufgeftettt 
loaren,  urirb  fic^  erft  fp&ter  feftfteQen  laffen.  i)er  Umftonb,  ba$ 
bad  9i(b  in  einem  @d)utftoc^  gefunben  mürbe,  nörblic^  ber  nad^ 
SSorbcn  fc^uenben  großen  Ort^oftaten,  meiere  augenfc^einlid^  bie 
Salbung  non  mehreren  unmeit  oon  einanber  gelegenen  Xoranfagen 
anteiac^ten,  lägt  aüerbingiS  barauf  fc^Iiegen,  bag  e^  in  einem  eigenen, 
aaivcftaib  bed  ^alafted  gelegenen  ^eiügtum  ftanb. 

6&nitKd)e  Steilinfc^riften  jetgen  benfelben  2)uftud.  ääir  miffen 
bog  bie  JKttiter  neben  ber  auf  ja^Ireid^en  Snfc^riftenfteinen  und 
er^ttenen  ^ierogl^p^enartigen  ©c^rift^  —  bie  megen  äßongetö 
einer  oudfü^rlic^n  SBißnguid  noc^  nic^t  entjiffert  ift  —  bie  fteit- 
fc^ft  bemtst  l^aben,  unb  jmar  in  einer  ^^orm,  bie  oon  ber  alt« 
babplonifc^  abmeiert  unb  ber  ^eute  allgemein  atö  aff^rifc^ 
bejeic^eten  n&^er  fte^t,  berart,  bag  man  anjune^men  pflegt,  ber 
fogenannte  aff^rifc^e  ^uftud  fei  gerabe  mä^renb  ber  ^ettitifd^en 
^ffdaft  in  SRefopotamien  entftanben^.  92ac^  bem  S^arafter 
ber  @c^ft  fftnnte  man  jn  ber  Vermutung  fommen,  bag  bie  Aei(« 
infc^riften  bed  ZeQ  $a(af  etma  um  bad  Sa^r  900  t.  (Sfyc.  an)ufe|en 
m&ren.  3nbe8  mar,  mie  bie  tUabafterpIatten  beS  ^ffumajirpal  in 
Stimmb  bemeifen,  bie  mefopotamifc^e  Kultur  um  biefe  3^  f^on  ju 
^oidftt  ^S^t  entmidelt,  bog  ed  ferner  bentbar  ift,  ein  mef opotamif c^er 
Stfinftler  ^tte  bamatd  nodi  fo  ro^e  ©^riftjeid^en  geliefert,  ^mer 
ober  mar  bamold  unb  fpdter  bie  9Rad§t  Slff^riend  eine  fo  ftarfe, 
bag  bie  @egenb  oom  %zU  $alaf  ben  aff^rifd^en  ftönigen  gmeifel« 
(o^  Untertan  ober  minbefiend  Iributpfli^tig  mar.  9tun  l^at  aber 
Stapax  ftc^  atö  Srbauer  bed  ^alafted  genannt,  o^ne  feinem  %amen 
einen  ^inmeid  anf  ben  aff^rifc^n  Oberberrn  l^injusuffigen.  S>iefe 
Unterlaffung  ^en  nid^t  einmal  bie  ^rren  Don  bem  Diel  ent« 
femteren  @enbf(^Ii  gemogt.  ©(^on  ^ierauS  möchte  ic^  ableiten, 
bag  bie  Snft^riften  oom  %tfl  ^ataf  ju  einer  Qt\t  entftanben  ftnb, 


1)  'Sbit  bi»^  aufgefunbenen  ^etHtifc^en  Sfnfc^riften  f^at  S.  SReffetf^mibt 
in  ben  Corpus  imcriptioiinm  hettiticaram  in  ben  SRitteilungen  ber  Sorbet« 
oftotifc^  ^efeHf^aft  §ufammengefie0t. 

2)  SgL  9Hebu^r,  S)ie  fimavna-Stit,  VC.  1, 2<  ®.  5. 

aUtr  Crtcnt.    X,  1.  3 


aii  jene  ®egent>en  toon  92tntt)e^  noc^  unabhängig  uaren,  olfo  tor 
900,  unb  itoai  in  ber  6tdf)er  noc^  fo  nenig  befannten  ßtt^tft^nsrit^ 
In  u)e(^er  bie  6ab^(onifc^e  SBelttiertfd^aft  gebrochen,  aber  tion  ber 
aff^rifc^en  nod^'  ni^t  befinitio  obgelöft  mar. 

3n  biefer  Qto^ä^zniüi,  im  jtoeiten  Sa^taufenb  t)or  ©^r.,  toor, 
ira$  ber  SBemic^iung  ber  politifc^en  9ßad^t  iBab^Iond,  babi^Ionifc^e 
ituhur  in  SRefopotamien  üor^enfc^enb.  l^amafd  tt)ar  ein  t>om 
ü'lorbtn  —  Wolter,  »ei  6  man  nic^t  genou  —  eingemanberted  Sotf, 
bk  ^ettiter,  in  E^eft^V^efopotamien  jur  äRac^t  gefangt.  S>ie  %on* 
iafeln  ton  XeQ  9(marna  berichten  nnd,  bag  um  bie  3^^  ^ 
eg^ptifci^en  Stonige  ^menopl^id  III  unb  lY  ber  18.  S)^nafiie, 
um  baS  3at|r  1450  ober  1400  ))or  S^r.,  ber  mfic^tigfte  ffibliii^fte 
^ci(  ber  l^ettiter  bad  93o(f  ber  S9!itani  xoax,  bad  eine  Qtit  (ang 
für  i^rbetafien  eine  ®roBma(j^t  gemefen  fein  mug.  3n  ben  ZeQ 
Emama«2afe(n  befinben  fi^  mefircre  ©(^reiben  bed  äRitani«ftöntgd 
S^nfc^ratta.  @ine  Xoc^ter  Xufc^rattad  mar  eine  ber  grauen  bed 
Jlmtnop^id  III  (Stimmuria).  kugenfc^einlic^  Ratten  f^on  feit 
l&ngetec  Qtit  Sejie^ungen  jmifcl^en  ben  beiben  9teid^n  beftanben, 
nac^bem  @gt)pten  in  ©Qrien  feften  gug  f äffen  fonnte. 

9lat^  ber  geograp^ifc^en  Sage  ließe  fic^  fe^r  mo^(  annehmen, 
bag  ber  $alaft  Dom  %t\L  $a(af  }ur  ^üt  ber  XeII'9marna«^riefe 
unb  fc^on  Dörfer  ein  3cntra(fi^  bed  9Ritani^^önigreic^ed  in  SBeft«* 
mefopotamien  gemefen  ifi,  ju  bem  @erubj,  ^airan,  bad  heftet« 
<S)ebirge  unb  *%rban  gehört  ^fitten;  Don  9{init)et)  kniffen  mir  aud 
ben  XeU « 9(mama » Briefen ,  bag  ed  Xufc^ratta  Untertan  mar. 
Sud^  jenfeitd  9Beftmefopptamiend  erftredte  fi(^  bad  SRitani« 
reic!^,  mie  ed  f^eint,  über  Stoibf^rien,  üieDeic^t  bid  ^amai^fu^  unb 
SBa'albet  hinunter,  unb  norbmärtd  nac^  bem  9(ntitaurud  unb 
bem  XauTud  ^in.  9Bie  bem  fei,  jebenfaQd  maren  bie  SBemo^ner 
bed  mefopotamifc^en  aRitani^Steic^ed  unb  bie  Seute  t)on  @enb« 
fc^irti  beibeS  d^^^S^  ^^^  $ettiter<9laffe,  me((^e  t)on  einem  anberen 
gmeige,  ben  S^eta  ober  (Sl^atti,  aud  einem  nod^  unbefannten  ®runbe 
i^ren  ®efamtnamen  erhalten  ^aben.  ®ie  dürften  biefer  ^ttiter 
reitbierten  }ur  SRitani«3^it  mebr  nörblic^  in  einec  Stabt  namend 
C^eta,  unmeit  keS  heutigen  S)orfed  SSog^a^föt^ 


1)  ßiec  ^at  ^.  9Bin(!(et  unlfingft  fe^r  bebeutfame  gfunbe  acmac^t,  ttbec 
bie  er  „äorlfiufli^e  ^ad^ix^^ttn'*  in  ben  9RittetIungen  ber  ^eutfc^en  jDrienU 
defenfc^aft  au  »erlin  (2)€aembet^eft  1907,  9^o.  85)  oerdffentlu^t  ^t. 


S>te  9a(!^t  ber  SRitani  fling  fel^r  Ibalb  nod^  bem<  Xobc 
Znfci^tattad  unter.  @ie  erlag  bem  SlnftUrm  beS  genannten  SBruber« 
ftaramed,  bec  &ftt(L 

Slat^m  barauf  bie  9ffQrer  eine  3^^^  fang  i^te  9Ra^t  niett 
nadf  SBeften  ^in  ^orfc^teben  fonnten,  erfotgte  etoa  um  1200  burc^ 
ted  (ginbringen  ber  9ramder  oon  ©üben  aud  ein  Stfidgang  bet 
o{f9nf(^n  ^)err{(^aft,  unb  ed  bilbeten  fic^  in  äBeftmefopotaniien 
eine  Steige  uon  Deinen  ©taoten.  Unter  Xiglat  ißitefar  I,  gegen 
1100  t>.  Q.tft.,  Bemächtigten  ftc^  bie  SffQrer  »ieber  für  eine  furje 
3eit  be«  n^eftftc^en  SRefopotamienS.  9(6er  erft  unter  %[ffumaiir)>a( 
pcrfiel  biefed  befinitiü  ber  auf fommenben  SKilitftrmac^t  bed  affl^rifc^en 
Sletd^;  im  3a^re  884  \>.  (S^r.  n^urbe  3et  ^abipu  (^atupi?)  am 
Sl)abur  untermorfen^    3ft  bad  unfer  Zell  ^a(af? 

2^e  (Ergebniffe  ber  bid^erigen  ^iftorifc^en  ^orfc^ung  befrdftigen 
bie  fc^on  auiS  funftgefd^ic^tlic^en  Srn)ägungen  nal^e  gelegte  83er>» 
mutung,  baJB  meine  ^unbe  am  XeQ  $a(af  §ettitifd^  finb,  unb 
H  crf^eint  bie  3(nna§me  iul&ffig,  bag  Sapar  entioeber  einer  ber 
^»trren  ber  äRitani  ober  ein  ^firft  aud  ber  folgenben  noc^ 
^ttitif^en  3^^  geniefen  ift,  bie  nad^  bem  ©turje  bed  aRitanii» 
reic^d,  eintrat.  (Ed  ift  aber  auc^  bie  ^nna^me  julfiffig,  bag  ber 
$alaft  in  ber  übrigen,  für  SSSeftmofepotamien  noc^  g&njlid^  uu' 
befannten  Doraff^rifc^en  ^eriobe  erbaut  tt)orben  ift.  SSieQeic^t  auc^ 
^t  Aaf>ar  biefer  le^teren,  aramSifc^en  3^^  angehört  unb  nur  feinen 
9{amen  auf  bie  aud  einer  filteren  ^eriobe  ftammenben  ©teinbilber 
aufmeißeln  laffen. 

S)ie  Regierungen  ^tt)if(%en  Sgljpten  unb  bem  aRitani^SReid^e 
moc!^  auc^  bie  eg^ptifterenben  Snfffinge  auf  @tein  6  bei^  Xdl 
^af  erflärlic^.  Hud  ben  Xen^%mama«9riefen  ge^t  ^erbor,  bag 
bem  ftdntge  Kmenop^i^  m.  t)or  feinem  2;obe  auf  feine  Sitte  bon 
2uf(^tatta  bad  ®6tter&i(b  ber  Sf^tar  t)on  SliniDe^  iugefd^idt 
»orben  ift,  bad  fc^on  einmal  üor^er  nad^  S^^eben  gebrad^t  n)orben 
»ar*.  Äucft  fei  baran  erinnert,  ba§  in  ben  3;cn*amama»©riefen 
»iebtr^olt  Xef^ttp  bon  Xuf^ratta  aU  Sefd^ü^er  feinet  Steid^ed 
genannt  mirb,  berfelbe  SSettergott,  nieteten  bie  SRittelfigur  ber  $aupt« 
faffabe  ber  oon  mir  aufgebedten  Xorburgfeite  barftedt  (©tein  3). 


1)  Sergl.  SBindler,  Studgug  oud  ber  Dorbetaftatifc^eit  (Skfc^i^ite  ®.  85, 
imk  fteüinff^riftlti^  »ibliot^f,  »b.  I,  @.  6d  u.  97. 

2)  Sgl.  SBindler,  2)te  2:^ontafeIn  bon  %tü-%maxna,  »rief  20  (IMB.  Sb.  V 
8.  49)  mb  9Hebu^r  a.  a.  O.  @.  10. 

8» 


86  ®ie  iSStterlTiaB  btr  9Rilanl.  90.  X,  1 

n)ythologiId)es. 
Sie  bie  bilbftf^e  SlaTneHung  beS  äBettergotteä  ^f^up,  fo 
fi^einen  mir  aui^  bte  anbem  @eftafttn  ber  Ott^oftaten  tiont 
ItU  |)alaf  mit  bem  Kotur-  unb  ?t[tra('ffult,  ber  jui  ^ettitcticit 
in  Snefopotamien  l)errf^te,  in  tBejie^ung  geftonben  gu  tiaben.  3n 
ben  XeH-Ämarna-aStiefen  loerben  Zeft^up,  ®d|ania(rf|  unb  Sfi^tot 


Vbb.  16;  6(^fiifloi6  D,  €tein  14  (3)tc  Ocrf^ttinte  «fittin). 

ssn  Xufi^Talta  al8  feine  befonbeien  ®ott^eiten  genannt.  (&&  mat 
baS  too^I  bie  ^auptgötteitriaS  ber  äRitani'.  Ic^ä^ülfl  (Slamman* 
9bab)  toiib  Don  ^ufi^ratta  me^rfac^  als  „bei  ^enr"  begeidinet. 
(Er  tft  ber  Setter-  unb  Steflengott:  in  lilBeftnie|Df)Dtainien  tifingt 
baS  Seben  unb  bet  So^Iftanb  bti  SanUS  in  erftet  Sinie  Oon  bet 


1)  ®(^amaf4  unb  ^\ä)tat  atmeinfam  bti  Sittdicr,  SSittf  19  (ftlQ.  V.  @.  47). 


«D.  X,  1  <S)er  ©(^Icler,  37 

natfirlid^en  9ett)&fferung,  bem  9tegen,  ob.  9ud  biefem  @runbe  ift 
aud^  loo^I  Zefc^up  bte  9KitteIfigur  in  ber  ^auptfaffabe  ber  üon 
und  aufgebedten  Xorfeite.  S)te  betben  i^n  umgebenben  X)ar- 
fteUungen»  ber  Sfime  unb  ber  pfeilfenbenbe  S&ger^  finb  üieQetc^t, 
h)te  au(^  onbermdrtd  in  ^Qorberaften,  @innbi(ber  fär  Derfc^iebene 
$^Qfen  ber  @onne.  S)er  geflügelte  äbxot  mit  äJ^enfc^enfopf,  auf 
<3tein  6,  gleicht  ber  Sefc^reibung,  bie  und  üon  Slergal,  bem  ®ott 
ber  SBinterfonne^  übertommen  ift^ 

$Bor  ödem  aber  toeift  bad  93i(b  ber  t)erf(j^leierten  f^rau 
auf  ben  bem  t)orberafiatif^en  SSöIferfreife  im  Altertum  eigenen 
m^ftifc^n  Rnlt  ber  @efiirne  ^in.  S)iefed  93i(b  ift  o§ne  jebe  "am* 
[ogie.  Sin  aber  bad  @efic^t  gejogener  @ci^Ieier  ift  btd^er  in 
ber  twrgriec^ifc^en  Slntife  nocfi  nirgenbmo  bargefteSt  gefunben 
»orben-  ?ÜIerbingd  fd^int  eine  SRei^e  gerabe  ^ettitifd^er  grauen== 
bilbmffe  einen  großen  Xuc^ftreifen  nad^  hinten  getnorfen  ju  tragen, 
ber  üieQeic^t  aU  ©c^leier  gebac^t  tverben  fönnte.  3[ber  im  %tU 
^a(af  ^aben  tpir  ed  mit  bem  älteften  t)erfd^Ieierten  93ilbe  }u  tun, 
auf  ipelc^em  meiner  Hnfic^t  nac^  bad  ©efid^t  tatfä^Iid^  burd^  ein 
®en)ebe  t)erbeclt  erfdjeint. 

Sud  alter  ^txt  »ar  bidljcr  t)on  einem  öerfd^Icierten  Silbwerfe 
nur  ton  ^lutarc^^  berichtet  n^orben,  ber  in  feinem  93ud^e  aber 
Sftd  unb  Ofirid  fd^reibt,  in  @atd  \)abt  bad  ©tanbbilb  ber  Vlt^ene, 
bie  man  aud^  für  bie  Sfi^  ^alte,  folgenbe  Snf^rift  gel^abt:  „3d^ 
bin  bad  %ü,  bad  ©ergangene,  ®egentofirtige  unb  3"'fi"ft^9^- 
Sßeitten  ©(^leier  f)at  no6)  fein  ©terbfi^er  gelüftet".  ?lber  bid  jefet 
ift  in  (Sg^pten  toeber  in  ^e^ten  no^  in  ffinftlerifc^en  Sarfteüungen 
irgenb  etmad  gefunden  morben,  n^ad  man  aU  reale  Unterlage  für 
bie  2[udfagen  $(utarc^d  anfe^en  lönnte.  Son  einem  ©c^Ieier  ift 
auf  ben  alteg^ptifc^en  ^enlmälern  nirgenbd  eine  ©pur  ju  fe^en. 
Snfolgebeffen  ^at  man  ben  SBerid^t  ^lutarc^d  in  ben  Sereic^  ber 
gabel  öenoiefen,  aU  eine  ©rfinbung  be«  toeitgereiften  ®rie(^en. 
(©c^ider  benu^te  befanntti^  bie  Segenbe  für  fein  (Sebid^t  „^ad 
t)erf^Ieierte  9ilb  t>on  ©aid''.) 

1)  „^om  eines  ©tiered,  ein  ^aarbüfc^el  ffillt  auf  feinen  8fiüc!en(?)  ^erab; 

SXenfd^antai  unb  leiu  eined ^lügel feine  Sorberfüfi^  unb 

einen  Sdtoenleib,  ber  auf  4  gfigen  (rul^t)."  (£.  X.  IX,  121.  «gl.  ^txtmua 
a.  a.  C.  €.  127.  —  Steigal  tmtb  in  ben  SeO^amania-Snefen  aU  ^ettiHf^e 
d^oti^eit  genannt  unb  ^roax  atö  gefürc^teter  $efigott:  ber  äßinter  bringt  böfe 
Itranf^tUen. 

2)  JBgL  bie  «udfü^ngen  bei  $art^9,  $Iutar4  über  Sftd  unb  Oftrid, 
6. 14  ff. 


38'  Hf*fras3fd)tar.  «C.  X,  1 

SBir  begegnen  jcbod^  bet  Serfd^feierung  wiebert)oIt  in  bct 
Dorberafiattfc^en  SD^^t^oIogie,  unb  bet  @d|[eiet  fpte(t  quc^  in  on« 
beten  @dgenfteifen  eine  9toUe.  9[uf  bet  Detfc^Ieietten  ®öttin  bed 
SeH  $alaf  ift  htt  Korne  Äfd^ut  cingemeifeelt.  ®omit  ift  ber  §in* 
meid  auf  bie  2>atfteIIung  bet  (^efamtgott^eit  gegeben,  beten  92ame 
in  bet  mfinnlid^en  ^^otm  Hfc^ut,  in  bet  n?eibUc^en  9(fc^etQ  lautet 
—  fei  ed,  bafe  bie  Heine  ©piegetfd^rift  oben  am  ©c^Ieiet  ber 
©tatue  mit  bem  SBotte  Sf^ut  bie  ^ottfegung  bed  äbtigen  \ku 
ftfimmelten  ^e^ted  bi(bet,  in  n^eld^em  bann  bet  92ame  bet  ®öttin 
felbet  geftanben  ^aben  mag,  fei  ed,  bajs  mit  ed  l^iet  mit  einem 
SSed^fel  bet  ©efd^Ied^tet  gu  tun  ^aben,  mie  et  bet  afiatifc^en  äJ^^t^o« 
logie  manchmal  eigentümlich  ift.  Slfc^eta  —  unb  biefe  toirb  o^nc  ä^^ei* 
fei  butc^  unfet  Sitb  batgefteDt  —  ift  biefe(be  ®ott^eit,  toelc^e  in 
anbetet  ^otm  an  anbeten  Otten  ald  Slfc^totet,  Sfc^tar  unb 
9(ftatte<$Benud  in  bie  Stfd^einung  ttitt,  unb  getabe  auf  biefe  (Bott« 
l^eit  meifen  eine  Steige  Don  ©d^Ieietm^t^en  ^in. 

®ie  «fd^eta-Sfc^tat  ift  bie  ®öttin  xax'  d^ox^v.  ©ie  ift  bie 
jfönigin  bed  ^immeliS  unb  im  guten  ©inne  bie  ®öttin  bet  Siebe 
unb  ^tud^tbatfeit  bie  ^elfetin  in  aQet  9{ot.  Sttö  lebenfpenbenbe 
Oöttin  »itb  fie  öetfd^Ieiett  batgefteöt'.  ©al^et  foüte  Sufc^tatta 
bem  totftanfen  Smenop^id  III  bie  Sfc^tat  oon  9{init)e^  fenben^ 
2Öet  bie  ®öttin  oljne  ©c^leiet  rtcl)t,  mufe  ftetben:  bie  (Sntfc^feietung 
bringt  ben  lob,  bebeutet  bcn  Job. 

3n  unöetfennbatet  ^Inalogie  ^ietmit  fle^t  bie  je^ntc  Söfet 
bed  ®i(gamef(^*@pod,  in  meldtet  atö  )3etf(^(eiette  unb  ba^et  auc^ 
,,]ungftäu(ic^"  ©ftttin  auf  bem  Xtone  beis  äReeted  ©ibuti«©abitu 
fi$t  unb  ©ilgamefd)  auf  feinen  Sttfa^ttcn  bie  SEBege  »eift*.  3)ie 
Ißet^fiQung  bejm.  SSetfd^Ieietung  ift  auc^  im  bab^lonifc^en  bad  3^^^^^ 
bet  99taut.  ^m  ßufammen^ange  bamit  fte^t  bet  befonbetd  fd^öne 
%autfc^(eiet  in  ben  fiönbetn  bed  S^Iam.    äRit  bet  Stiftung  ftitbt 


1)  W'  ^*  Setetniod,  Da^  9(Ite  ITeftament  im  2ü^te  bed  HIteit  Oriente, 
2.9ufl.  @.  107  ff.  3um  ©(^leier  unb  feinet  m^tl^ologif^en  93ebeutttng  @.381, 
842  9(nm.  5,  370,  440. 

2)  3)er  griec^ifc^e  ^eilgatt  ^eledp^orod  nirb  bet^llt  botgefteSt.  SecgI. 
(Bruppt,  d^ttec^.  ^if^oio^it  II,  1455 1.  "äud^  gibt  e«  oet^fiQte  ^I9gteia-93ilbet. 
^ie  Derfd^Ieiette  flt^ena  bet  SiSa  Sllboni  (9{etna4,  Repert.  de  la  Stataaire  I, 
226 1)  ift  tooffl  eine  fCt^eno  ^^gieio. 

8)  9}gl.  Sin^vnc^  ^i  ®4tabet,  Xie  fteiltufd^riflen  unb  baft  Wte 
Xe^ament,  @.  482;  ^enfen,  ba«  (9iIgamef4<4lpod  in  b.  9k(tütetatut, 
9b.  I  e.  28. 


bie  9R&b(^enf<i^Qft:  „9Rit  bem  ^urtef,  mit  bem  ©d^Ieier,  retgt  ber 
fc^öne  SBo^n  entjmei''. 

%on  bef onberem  Sntereffe  für  bad  Serftänbntö  bed  @^(eier^ 
ber  <Böttin  bed  %tü  ipalaf  ift  qu^  bad  ^errltd^e  ®ebi(^t  oon  Sfd^tard 
i|>6DetifQ^rt^.  Suf  ben  bid^er  gefunbenen  Sontofcln  ift  ed  und  noc^ 
nic^t  DoQftönbig  äberfommen.  3n  feiner  6id  je^t  ))or(ie8enben  ®C' 
ftolt  ift  ed  o^ne  Qtoti^tl  ein  gragment.  Sn  engen  SBejiel^ungen 
ju  i^m  fte^t  bie  $erfep]^one«@age.    @ein  @inn  ift  ber  folgenbe: 

Zammu},  ber  @ott  bed  $rfi^(ingd  unb  ber  @onne,  ber  Sieb* 
^bft  ber  Sfc^tar,  ftirbt  unb  mug  Do^er  in  bie  Untermelt,  bad 
Hanh,  aud  bem  ed  feine  IRüdfe^r  gibt.  3)ie  ®6ttin  folgt  i^m  in 
it)rer  Siebednot,  unb  noc^  ett?igen  ®efe^en  tverben  i^r  bort  i^rc 
jileibungdftfide  abgenommen:  an  bem  erftcn  lorc  bie  Äopf-Siara, 
an  bem  }n)eiten  bie  D^rge^finge,  bann  bie  ^aldfetten,  ber  S3ruft« 
fc^mucf»  ber  ^fiftengärtei,  %rm«  unb  ^^ugfpangen  unb  fc^(ie^(i{^ 
am  ftebenten  ^ore  i^r  Qabatix,  bad  ,,@^amtucf)" :  ber  @^(eier. 
SoDfionbig  entfleibet  h)irb  Sfc^tar  fobann  burc^  ben  Pförtner  ber 
^rin  ber  Untenoelt,  Srifc^^^ftigal,  übergeben.  3^^f^^"  ^^^  beiben 
(Göttinnen  entbrennt  fofort  ber  ffiampf.  Sfd^tar  wirb  gefcffett, 
mit  60  ftranfl^eiten  betegt  ufm.  Sarauf  aber  erfiirbt  baS  SiebeiS« 
leben  in  ber  Dbermelt,  unb  bie  ®ötter  bef^Uegen,  Sfc^tar  an^  ber 
Untenoelt  ju  befreien.  Sd  loirb  Sfufc^unamir  erfc^affen,  ber  i^re 
9tüdfe^r  ju  SEßege  bringt.  9Rit  if)r  le^rt  natürlich  Sammug.  ber 
fTTU^Iing,  jurucf,  ber  auf  ber  ^^töte  frö^Iic^e  SEBeifen  anftimmt. 
I)er  Steige  nad^,  fo  fagt  baS  @pod,  werben  ber  ®5ttin  bei  ben 
Heben  Xoren  i^re  (Sewanbftude  jurücfgegeben,  beim  erften  i^r 
Sd^mtuc^,  ber  €d|(eier,  beim  fiebenten  bie  ftopf^Xiara.  Sie 
iperanjie^ung  bed  ®ebanfend  eined  ^(ötenfpielerd  ift  einftmeilen 
noc^  nic^t  Kar.  ?flai)  anberer  Srftärung  wirb  ber  ©pielmann 
(Cri^^ud)  in  bie  Unterwelt  gefc^idt,  um  bie  Sfd^tar  (Suribice) 
jnm  Seben  )urfidjuffit|ren.  9luc^  wirb  ein  ^(agelieb  auf  Xammug 
am  @(^(uffe  unfered  Spod  gelefen.  SBie  fo  Dielfac^  im  antifen 
Segenben freife  finben  fic^  auc^  ^ier  a(fo  Umfe^rungen  ber  &tr 
fc^Iec^ter:  Sfc^tar  befreit  ben  toten  Sammuj,  bejw.  Drp^eud  bie 
iSuribice^ 

9uf  ber  einen  @eite  ^aben  wir  ed  nun  bei  ber  ^ddenfa^rt 
ber  Sf^tar  mit  einem  9Kt)t^ud  ju  tun,  ber  bad  Seben  ber  irbifc^en 

1)  Sgl.  Übetfetung  in  Sreilinf^tiftUc^e  »ibliotl^e!,  VI,  1,  @.  81  ff. 
2}  Sgl.  CBeber,  9)ie  Siteratur  ber  ^ab^Ionier  unb  Kff^ret,  ®.  101; 
«.  Srnmitf  «O.  1,  3*. 


40  XQmmua  —  Äboni«  —  ödbur.  «ID.  X.  1 

@efd^5))fe  unb  ber  9tatur  auf  bcr  Srbe  betrifft:  ben  firetötauf  t)on 
%ob  unb  Seben,  bte  ^o(ge  ber  Sa^redsetten,  bad  @rfter6en  ber 
9{Qtur  im  SBinter,  tuenn  Sfc^tar  fid^  entfc^Ieiern  mug,  unb  bad 
993ieberem)Qd^n  ber  Statur  unb  bed  Siebei^Iebend  im  Srfi^Ung  — 
im  ,,9BonnemonQt  5Kai"  für  bie  f&fterc  norbifd^c  SBelt  —  toenit 
Sammui  unb  Sfc^tar  qu$  ber  Untermelt  jurfidfe^ren. 

9?Q^e  toertpanbt  bamit  ift  bie  9lboni^©age.  ^eute  noc^  foQ 
fi^  ein  ^ad)  im  Sibanon  aUjäl^rn^  im  ^rä^ting  rot  färben  gur 
(Erinnerung  an  ben  frönen  Slbonid,  ben  93ul^(en  ber  Spfyrobite, 
ben  bie  ®ötter  aud  Siferfuc^t  burc^  einen  (£ber  boben  töten  laffen, 
bann  aber  mit  feiner  (geliebten  in  ben  ^immel  er^ben  mußten. 
SboniS  ift  Xammui^  SBir  n}iffen  t)on  ber  @tatue  einer  ben  $(bonid 
betrauernben  2lp^robite  in  öibanon,  bie  öerfc^Ieiert  inar.- 

9Rit  ber  S8ieber!e^r  ber  ^rät)Iing^fonne  fangen  aud^  bie 
greubenfefie  mit  i^ren  erotifc^en  äß^fterien  im  Orient  ufm.  ju« 
fammen,  bid  ju  unferem  auS  bem  SRorgentanbe  ftammenben  ^arneDaf. 

9[ber  aud^  ber  altbeutfc^e  ©agenfreid  fykt  ganj  t)ermanbte 
STnfl&nge:  Salbr  ift  Xammu);  @iegfrieb  (Xammu})  ^olt  bie  Xarn« 
fappe,  ben  €c^Ieier,  tyon  Sltberic^  oui^  ber  Untermelt.  3n  SBagnerS 
9i^eingo(b  n?irb  bie  ^olbe  ^reQa  Don  ben  9iiefen,  bem  SBinter, 
entfuhrt,  ^ie  @ötter  »erben  grau  unb  mürrifc^,  unb  für  i^re 
9iudfe^r  mug  bad  Sl^eingolb  geopfert  »werben,  bid  bie  ®öttin  gfinj« 
(id^  t)on  i^m  ber^üQt,  ücrfd^Ieiert  ift. 

Suf  ber  anbern  @eite  ift  in  Sfc^tar^  ^öQenfaljrt  aber  auc^ 
ein  tfiglic^  fid^  mteber^olenber  aftraler  SSorgang  ju  erfe^en.  S)ie 
alten  SRefopotamier  Ratten  n?ie  bie  l^eutigen  83ebuinen  ungemein 
fc^arfe  9(ugen.  Ser  bortige  ^immet  ift  ^eQ.  ^ie  @tern{unbe 
niar  für  fie  fiebendfrage,  fd^on  jur  SSeifung  bed  SBeged  in  ber 
SBüfte.  Wit  bem  Seben  ber  @terne  mürbe  bad  irbifc^e  Seben  in 
3ufammen^ang  gebracht.  @o  n^urben  ber  Sauf  unb  bie  Eigentum« 
lid^feiten  ber  ©teme  beobad^tet.  3Jtan  fa^  im  %benb«  unb  SD7orgen< 
fiem  ein  unb  badfelbe  @eftim,  in  bem  biefelbe  ®ott^it  gebad|t 
tt>urbe :  bie  Slfd^era^Sfc^tar.  %fö  ^(benbftern  ftürjt  fie  üom  ^imme( 
^rab  in  bie  Untermelt,  mie  bie  ©onne  (Xammuj)  im  SBinter.^ 


1)  B%1  Seremtad,  bad  mtt  Seftament  ufm.  @.  115. 

2)  Sergl.  bie  «efd^reibung  ber  $enu«  ^rc^itid  bei  SRacrob.  (Bat  l, 
21,  5.  9ei  ITuItftotuen  ber  ber  Sf^tar  na^e  fte^enben  $ttßtU  (SRutter  bed 
Slttid-^bonid)  unb  Demeter  lommen  Ser^fiHungen  tyox,  aUerbingft  befc^ränlt 
auf  ^interfo^f  unb  Sangen. 

3)  Sgl-  Seremtad  a.  a.  D.  8. 110. 


mO.  1, 1.  fitere  ©(^kterml^t^n.  41 

Sud  biefer  ^ot)p€(ft€lImtg  erKfttt  fid^  au^  bte  itoeifad^e 
Srfc^etirttng  ber  @0ttin,  dd  (iebe»  uttb  leBenfpenbetibe  unb  afö 
nifintiennoTbenbe.  S)Qmit  toii^  au^  bet  einmal  toeiblic^  unb 
borni  QU(!^  mfinnlid^e  S^arafter  ber  ®ott^t  in  iBerbtnbung  ju 
bringen  fein,    üld  nt&nnermorbenbe  ift  fie  ^rfep^one. 

9nf  ber  fec^dten  Zofel  bed  ®iIgamefd^<(£pod  Derltebt  fic^  Sfc^tat 
in  @i(gamef(!^,  mirb  üon  biefem  ober  oud  9Ingft  unb  unter  f^in^ 
UMrid  auf  bie  f^Ied^e  S^e^onblung  i^er  fräl^en  Sieb^abec  tier« 
^dfmSfft:  QÜen,  benen  fie  i{)re  Siebe  gefd^ft/  tt>arb  fie  gunt  Jßer^ 
berben.  2)QrQuf  Hagle  Sfc^tar  intern  IBater  Xnu  i^r  Seib; 
biefer  fc^f  ben  ^immeldftier,  ber  jebod^  üon  ®i[gamefc^  unb  feinem 
^reunbe  (Sabani  (ben  ^iodfuren)  nad^  furd^tbarem  $am:pfe  ge« 
tfitet  »irb.  ®{(gamefd^  jie^t  ati  Sieger  in  bie  @tabt  @re(^,  ben 
©ift  ber  ®6ttin,  ein. 

S)iefe  unfreunbli^e  ®öttin  ift  unüerfd^Ieiert. 

®ie  I)auptffid^Kc^ften  ßentralfi^c  für  ben  Äult  ber  3fc^tar. 
maren  Uruf^Sred^  unb  ^fab,  iRinioel^  unb  ^Irbefa.  9lt^  eine 
toettere  ftultftötte  glauh  ic^  ben  Seil  $a(af  feftgefteQt  ju  ^aben. 

(S^  ift  ^ier  nic^t  ber  Ort,  auf  anbete  @c^teier«9R^t6en  ein:^ 
juge^en.  (£d  fei  nur  noc^  auf  bie  inbifc^e  ^immeldtönigin  l^in« 
geimefen,  n^elc^e  Seremiad  a.  a.  D.  @.  108  abgebilbet  ^at^  <Sie 
ift,  mie  ed  fd^eint,  toit  eine  SRabonna  mit  bem  ftinbe  bargefteHt 
unb  jtDar  Derf^teiert^  mobemifiert,  aber  n}0^(  nac^  alten  SSorbilbem. 
SRofeS  (SRarbttitS^ammuj)  ift  terfd^leiert,  a(S  er  nad^  toietiigtägiger 
Stoefen^eit  t>om  ©inai  ^erabfteigf'  (Sjrob.  34,  33  unb  35),  unb 
3ofef«S(ttar  (bie  männliche  ®efta(t  ber  Sfd^tar)  —  Sammu}  n^irb 
bnrt^  bie  ^rau  $otip^rd  (bie  ^errin  ber  Unterwelt)  feiner  ®e- 
UNinbung  beraubt,  entfleibet^ 

3n  ber  t>orid(amif^en  unb  fpateren  arabifc^en  ©agentuelt 
ffrieü  ber  ©d^Ieter  eine  befonbere  $RoQe.  ^er  le^te  3mam,  ber 
SRa^bi,  verbirgt  fi(^  ))or  ber  9Be(t,  bid  er  fommen  n)irb,  eine  neue 
flra  einzuleiten.  S)er  ,,%[te  Dom  SBerge''  lebt  unfic^tbar  auf  feinem 
fagennmmobenen  ©c^Ioffe  !Uamut.  äRufanna,  ber  Derfd^(eierte  $ro« 
p^  wn  (S^oraffan,  unb  mand^e  anbere  mel^r  ober  Uieniger  fagen« 


1)  Slaäf  9htla§  müHti,  maubtn,  m^tti  unb  5hmfl  ber  ^tnbud,  %cib.  1,6. 

2)  8gL  mndltt,  «loHff^,  @emitif(^,  Orientaltfc^.  aRitt  b.  Sotberafiat. 
•cfelQiJ^.  1901,  VI,  2  6. 155  uitb  in  Ctiental.  Bit.-3eituiig  1901  @.  290,  bt^ro, 
»nm^  64nften  II  6.  70. 

3)  Sgl.  »indler,  9raMfd),  SemiHf«,  JDrientoIif^  ®.  154. 


^afte  ®efialten  bet  idiamtfdien  S3e(t  treten  Der^fiDt  in  bte  &u 
fd^einung.  SBenn  fie  Den  ©i^leier  Ififten,  bringen  fie  ben  Xpb. 

Sin  »etterer  2)oppel[tnn  in  ber  Dorberaftatifc^en  ®ötterlegenbe 
finbet  ft(^  in  bem  äBorte  Vfc^era  qU  ,,  ^eiliger  ^fa^C"  unb  atö 
9?ame  ber  ®0ttin  9f(^toret<3fd^tQr  ^  Diefer  »firbe,  mie  SS^indter 
annimmt  ^  burd^  bod  üerfc^Ieierte  99i(l)  ))om  XeD  ^(af  feine 
lEBeftfitigung  finben  —  tt?enn  mirfli^  ber  Stop\  ber  ®öttin  auf  eine 
©teinf&u(e,  einen  $fa^l,  aufgefegt  geroefen  ift.  2)ann  I)ätten  »ir 
in  ber  ®dttin  t)om  %tü  $alaf  bie  3>^fantmenfaffung  unb  SBer!ör« 
perung  ber  antifen  $fa^U  unb  ©d^teier-SDt^t^en.  ^ad  ©innbilb  ber 
3fd^tar«Zammuj  ift  ber  SBaum.  2)er  Saum  mit  feinen  93(5ttern 
ift  t)erf^Ieiert  unb  fteUt  bie  ®ott^eit  in  ber  Obermett  bar.  S)er 
entblätterte  Saum,  ber  $fa^(,  ift  ber  Xob,  bie  Untertt>eU. 

Sind  SBab^Ionien  lennen  mir  eine  Steige  t>on  2)arfte0ungen 
ber  ^fa^Igöttin,  aQerbingd  nur  in  ganj  Iteinem  iWagftabe  unb 
regelm&jsig  mit  ftopf  unb  einem  Seile  bed  Oberförperd,  einfd^tieg« 
lic^  ber  3(rme,  meldte  auf  einen  na^  unten  fpi(}  ^ulaufenben  ^ege(, 
ber  bie  ®efta(t  eined  ^fa^ted  ^at,  aufgefegt  erfd^einen^  (Sin  groged 
Silb,  bie  9fd^era«3fd^tar  aU  ^erme  barfteUenb,  ift  no^  ni(!^t  auf^ 
gcbedFt  morben. 

3u  meinem  großen  Sebauern  fonnte  ic^  an  eine  f^ftematifc^e 
9(u$grabung  bei  meinem  SBefu^e  bed  XeÜ  $alaf  ni^t  benfen. 
Z)aiu  fehlte  mir  bie  Sriaubntd  ber  turlifc^en  ^Regierung,  dbgefeben 
bat)on,  bag  i^  feine  SBertjeuge  ufm.  jur  SBerffigung  ^atte.  9(u6erbem 
mar  id^  gesmungen,  meiter  ju  jietfen,  um  jur  3a^redmenbe  Don  1900 
junSc^ft  mieber  nad^  ^eutfd^Ianb  unb  bann  in  meinen  3)ienft  jurfidgu« 
teuren.  @o  lieg  ic^  benn  bie  btoggelegten  @teinbi(ber  tt)ieber  mit 
@rbe  bebeden,  um  fie  Dor  ß^^f^i^^ung  ju  ben^a^ren.  S)ad  ^eran^* 
na^en  ber  Sagbabba^n  mirb  bie  befinittoe  ^bung  biefer  @(^&ge 
erleichtern.  3d^  bin  fiberjeugt,  bog  ber  XeQ  $alaf  für  unfere 
JfenntniiS  ber  mefopotamifc^en  ©efc^id^te  unb  indbefonbere  ber 
^ettiter  t)on  größter  Sebeutung  merben  mirb. 


1)  Sgl.  mndltx  bei  Sd^raber,  ^ic  l^eilinf^riften  unb  bad  2tttt  Xefla- 
mcnt,  8.  9ufl.  ®.  276  unb  fBindler,  fLxabi\di,  ©emitifc!^,  Orientaltf^  ®.  157. 
^eremiad  a.  a.  O.  @.  821. 

2)  Sgl.  »indler,  «robifc^.  ecmitif^,  OrientaUff^  €.  157. 

8)  Sgl.  bie  9[b6in)un8en  in  Sax^c,  D^converteB  en  Ghald6e,  .2:afel  I 
bU  fix,  8-7,  V  bis  «r.  1  b,  c,  XXVIII  91t.  1,  XXIV.  bid  «t.  1 »,  b.  Semet 
$enot  unb  d^^ipieft  II  @.  604,  580. 


«D.  X,  1  ^eimfc^r.  43 

Som  ^eU  ^a(af  Befugte  tc^  junac^ft  bad  noc^  nie  t)on  einem 
Suropaer  betretene  ^9[6b  ul  'SC^tj^^ebirge  im  ©fiben  bed  oberen  S^abur, 
in  VKldfcm  idf  eine  Steige  Don  9iuinen'Drten  feftfieQen  f onnte.  ^ann 
erreichte  i^  am  ßuf^^mmenflug  bed  S^abur  unb  3)jag^b]Qg^  beim  XeQ 
^cfefe  meine  alte  ^eiferoutet)om  Saläre  1893.  Sarauf  50g  ic^  nac^ 
SRorbin,  2>iarbe!r  unb  über  @un)ereE  iurüdE  nad^  Urfa.  9Befttt)drtd, 
ffibttc^  ber  geu)5^n(icl^en  ftaraloanenroute  marfc^ierenb,  lam  ic^ 
SQ(^  93irebji{  unb  über  Stijib,  'Slintab  unb  ben  Slnti^Xaurud  nac^ 
Sbana,  S^arfuiS  unb  SRerfina.  Sann  ging  ed  aber  ben  Naurus, 
bnrdi  bie  cilicifc^en  pfiffe,  nac^  jtonia,  t)on  n)o  aud  mi^  bie  ana« 
totifd^e  9a^n  nac^  ^^aibar  $afd^a«5tonftantinope(  brachte. 


3tt(af(: 

@ette 

SBon  iBetiut  jum  XeQ  $a(af       5 

S)te  KuSgTa6ung  auf  bem.!CeIt  ^(af 9 

X)te  oeifc^Ieieite  ®fitttn      24 

ätn^&obgifd^eS 28 

§iftonf(^      32 

9R9t^(o9if^ 86 


ASSif^unsen: 

Siotttenffiiae  be8  öerfaffet«  1:5000000 3 

9(66.    1:  anficht  be«  XeK  |Hi(af 12 

3166.    2:  @(^ficf(o(^  A.  9iefonftruftton  bei  Xorfaffabe    .    .  12 
966.    8:  @(^firf(od^  A.  ®runbrig  ber  audgegra6enen  toeft« 

liöjta  @ette  bec  Xorfaffabe 13 

9(66.    4:  @d)flrf(o(^  A.  S)te  toefKic^e  Xorfaffabe    ....  14 

S(6b.    ö:  ©c^ürftoc^  A.  ^oft(  bei  @teme»  I,  @reifentorfo  14 
9Qi6.    6:  @(^ürf(o(^  A.  ©teilt   1  unb  2  (Shceifentorfo  unb 

fiöroe) 15 

«66.    7:  ©c^firflo«  A.  ©tein  3  (®ott) 17 

«66.    8:  ©(^firf(o(^  A.  ©tein  4  (^irfd^  unb  3&ger)  ...  18 
9(66.    9:  ©(^ärf(oc^  A.   ©tein    6    (®c^fige(ted    Xier    mit 

aWenfc^enfopf) 19 

9(66.  10:  ®c^flrf(o(^  B.  ©tein  8  unb  9  (Xiertorfen)  ...  21 

9(66.  11:  ©<^ärf(o(!^  C  ©tein  10—13  (®reif  unb  JtapiteO)  23 

9(66.  12:  ©(^firf(o(^  D.  ©tein  14  (S)ie  Mrf(i(eierte  ®öttin)  24 

9(66.  13:  ©(^flrf(od^  D.  ^ad  9(uge  ber  t>erfi(eierten  ®öttin  25 

9(66.  14:  ©tein  15  (9(ud  bem  SBaffer  geaogener  ftot>f)    .    ■  27 

9(66.  15:  ®{^firf(orf|  D.  ©tein  14  (3)ie  »erf(^(eierte  ®dttin)  36 


*o- 3^»s^«Ä  Der  Ulte  OrUfii  ftp  2 

•«•et    (4   Qcftc)  l>CTtttf«cgebcn  von  der  ^^^^ 

2  B.,  tt».  5  ID.  UorderaiuHscbeti  6cf ellMl)aft  (€.  U.)  60  Pitmiis 


Cbuarb  dlafers 

f orsct)ungsmsen 


in 


Sübarabien 


Don 


Dr.  Otto  IDebcr 


nnt  einem  Bilb  6lasers 


Eeipzig 
J.  C.  Qinrid)sTd)e  Bud)l)anMung 

1909 


Die  Uordera$iatis(be  0e$ell$d)aft  (€.  U.) 

mit  dem  Sftx  In  Berlin 

be^mecft  bie  gförberung  bei  ))orberaftQtifd^en  @tubien  auf  Ü^runb  ber  ^nfmäler. 
8te  gibt  totffen((!^ft(t(^e  9[rbetten  i^rer  SJlitfiUeber  in  itoanglofen  ^eften  aU 
„^itttilutiQtn  ber  SorberafiatifcQen  Ü^efeUf^aft"  unb  gemetnber- 
fl&nblid^e  ^arfteOungen  bierteli&6r(i4  unter  bem  Xitel  ,,5Der  9[(te  Orient" 
^eraud.  ferner  wiOt  bie  (S^efeütd^aft  bie  iBefc^affung  neuen  99lateriald  anregen 
unb  unterfiü|en.    ®ie  ®e{eaf(^aft  ^^t  gegenmörtig  486  SJHtgUeber. 

^eri&^rU(^e9RitgHebdbeitrag  beträgt  109Rar!,»ofür  bie  ,,^ttet(ungen" 
(fonfl  15  SK.)  unb  ,,3)er  «tte  Orient"  (fonft  2  2R.)  geliefert  werben.  —Auf- 
nahme atö  äRitglieb  erfolgt  bur^  ben  ^orftanb  auf  einfatifie  9(nmelbung  beim 
@(^riftfü^rer.  --  S^^^^i^ng  ber  ^eitröge  ^at  im  Januar  an  SBotf  Reifer  Verlag 
IBertin  S.  42,  iOranbenburgftra^e  11,  ^u  erfolgen. 

5)er  Sorftanb  befte^t  j.  3t.  ava:  ^of.  Dr.  g.  öon  Sufd^an,  1.  «orfitenber, 
Sriebenau  b.  Berlin,  Begadftr.  9;  $rof.  Dr.  %k.  i^artmann,  2.  9orrt|enber, 
^ermSborf  (SKarl);  Dr.  fi.  SRefferft^mibt,  ecftriftfü^rer,  öerlinN.  58,  (S<^ön- 
^aufer  Ättee  158  c;  $rof.  Dr.  $.  SBincfler,  SBilmer^borf ;  ^rof.  Dr.  ör.  «»ei6ncr, 
leredfau;  Sic.  Dr.  ^(fr.  Sferemiad,  Setpi^ig;  $rof.  Dr.  ^.  (g. Reifer,  ftönigSberg; 
Dr.  grei^.  öon  Siffing,  SRünd^en.  —  Herausgeber  ber  „SWitteilungen":  ^of. 
Dr.  H.  aSBindler,  »ilmerSborf  6.  SBerlin;  ©ingerflr.  80,  be«  „«Iten  Orient": 
^erfelbe  unb  Sic.  Dr.  ^Ifr.  ^eremiad,  2t\p^iQ,  ^auptmannftra^e  3. 

Inbali  der  bftber  ersd)iencncn  Dettc  des  „Jflten  Orient**  (Preis  60  Pf.): 

^gppter  als  Krieger  unb  Eroberer 
in  «Pen.    SRit  7  ?lbb. 

Bon  9B.  91.  aRfitler.  5i 
»(tbabl)(oni{4e«  fUt^t  ä^it  l^bb. 

»on  ».  aRciftner.  7i 
9(mama«3eit.  Son  S.  9{iebu^r.  U 
Arabien  öor  b.  3*fam.  O.  SBeber.  8i 
Sramöer.  ^on  «.  @anba.  48 

«t^iopien.  l^bb.^.i^.äKüIler.  62 
IBab^lonifci^e  ^t^mnen  unb  ®ebete. 

wn  ^.  Simmern.  78 
^amonenbefc^mOrung  bei  b.  Bab^« 

loniem  u.  Äff^rern.  O.  SBcber.  7* 
(Sntaifferung  ber  ieeilf^rift.  3  «bb. 

!6on  fi.  SUlefferfd^mibt.  5« 
Sup^ratlänber  unb  badSJ^ittelmeer. 

ajlit  3  «bb.  «on  §.  SBincfler.  7« 
^ftungdbou  im  mttn  Orient.  9Rit 

15  9(bb.     Son  %.  Billerbed  U 
gforf(i^ungdrei|en  in  @üb««rabien. 

3 Äortcnff.  u. 4 «bb.  O.SBeber.  8i 
Q^ef(^i4te  ber  6tabt  Bab^ton. 

fßon  $.  SBincfler.  61 
®laferd  3orfd)ungdreifen  in  8üb- 
arabten.    Wt  1  Bilb  O^laferd. 
«on  Dr.  CttoSBcber.  IO2 
^ammurabi.  Sein  fianb  unb  feine 

3eit.^it3mb.  ^ongr.Ulmer.  9i 
^ommurabid  O^efe^e.  9Mit  1  ^hb. 

fßon  ^.  SBindler.  44 
Hcttiter.9Stbb.ß.9Jlcfierfd)mibt.  4i 
^immelS*  u.  äBeÜenbilb  ber  ^ab^* 
lonier.  2  §lbb.   ©.  Söindler.  3218; 


^ölle  unb  ^arabied  bei  ben  Bob^* 

lonicm.     SBon  9(.  ^eremiad.  l8 
^eilf(triftmebi^in  in  parallelen. 

1  ©d^riftt.    JJrei^.  0.  Oefele.  4« 
^agie   unb  S^^uberei  im    alten 

älgppten.  $on«.%ßiebemann.  64 
!Rinit>ed  SBieberentbedPung. 

%on  92.  gel^npfunb.  5s 
^(önijier.  ^on  IB.  0.  San  bau.  24 
$^öniA.  3nfc^rift.  SB.  b.  Sanba  u.  88 
^^r^gten.     ^it  15  iSbbilDungen. 

8on  @.  Branbenburg.  98 
$o(itif  d^e  (Sntwicftung  Bab^lonienS 

u.  9lff^riend.  l^on  ^.  ISSindler.  2i 
@an^erib.    Sfönig  öon  Slff^rien. 

Bon  O.  SBeber.  6s 
64tiftu.  Sprache  b.  alten  ^g^pter. 

^it3  9bb.  9B.  Spiegel  berg.  8s 
Stabtbilb  öon  Babylon.  SJZit  1  «bb. 

u.  2  $l&nen.    §.  ip.  Iffiei^ba^.  54 
3:ell$^alaf.  ^t  ll^artenf  f.  u.l59(bb. 

Bon  9R.Ö.  Oppenheim.  10t 
^oteu.^oten'SRetd)e  imd^lauben  b. 

alten  äfgi^pter.  9.  SB i e  b  e  m  a  nn.  28 
Unter^altungdliteratur  ber   alten 

ä:gt)pter.  Bon9[.SBiebemann.  34 
Urgefc^ic^te,  Biblifc^e  u.  bab^lon. 

Bon  ^.  Siwiniern.  2s 
BölferBorberafiend.  ^.SBindler.  li 
^ettfcf)öpfung,Bab^lonifc6e.l  fibb. 

Bon  ^.  SBincfler.  81 
^cr  Sogro«  u.  feine  Böl!er.  9Rit  3 

Kartenff.u.359bb.®.Hfifing.  98:4 


Ate  x6i  bei  meiner  S)arfteQ«n9  ber  gorfd^ung^reifen  in  Sftb* 
orabten  (310.  VIII,  4)  ba  abbrach;  n)o  mit  bem  auftreten  @buarb 
®laferd  bie  erfolgreid^fte  Spod^e  biefer  fil^nen  Untemel^mungen 
etQfe^,  mar  tc^  üon  ber  |)onnung  beftimmt,  ed  merbe  ftd^  bod^ 
no(j^  einmal  ®Iafcr  felbft  für  bie  ©c^tlberung  feiner  Steifen  im 
Stammen  ber  „gelben  |>efte"  gewinnen  loffen.  3njtoifd^en  ift  ®Iafer 
geftorben  unb  ic^  folge  ber  Slufforberung,  nun  aud^  bie  an  @S(afer'S 
Stamen  gefnupfte  @pod^e  in  ber  @rforfd^ung  ©übarabien^  ju  fKj« 
iieren.  9lad^  ber  Sage  ber  ^inge  fann  biefe  @Iij}e  nur  ein  üorläu« 
ügeS  ^üi  jeid^nen  unb  mu^  Iäcfenf)aft  bleiben,  ba  ba^  t^erfügbare 
SRoierial  ni^t  allju  ergiebig  unb  @((aferd  92ac^Ia^  ber  SBiffenfd^aft 
no<§  nid^t  jugänglic^  ift. 

2Bad  ®(afer  an  S^agebud^ern  unb  üerftreuten  Slotijen  über 
ieine  Steifen  ^intertaffen  ^at  ift  fo  öicl,  bafe  lange  3^^  öerge^en 
©irb,  big  e$  gefid^tet  unb  burd^  entfprec^enbe  Seröffentlid^ung  all* 
gemein  jug&nglid^  gemorben  fein  mirb.  @d  märe  ba^er  auc^  bann, 
loenn  mir  genaue  @inftc^t  ^ätte  gemährt  merben  fönnen,  unmöglid^ 
geiDefen,  ben  dtac^Ia^  in  größerem  Umfang  J^eranjujiefien.  9tor 
über  eine  SJrife,  bie  bentefirbigc  2;our  nad&  äRarib,  liegt  ein  ooll^ 
ftSnbig  aufgeführtes  unb  brudffertige«  SRanuffript  t)or.  aber  auc^ 
bieg  lann  ^ier  an^  bem  @))iele  bleiben,  t>a  mir  über  biefelbe  9ieife 
einen  }iemlic^  augfü^rlid^en  Originalberic^t  aud  ©laferS  geber 
^ben. 

So  befc^ränft  fid^  bie  folgenbe  ©fijje  auf  bag  bisher  fd^on 
gebrucfte  äKaterial  unb  l^at  in  i^m  aud^  üöQig  auSreid^enbe  Unter«» 
lagen,  um  i^ren  3^^^  b^  erfüQen,  bem  Sefer  in  großen  3^S^^ 
bie  Don  fo  großen  (Srfolgen. gefrönte  gorjd^ertätigfeit  @buarb  ©laferg 
oor  Sugen  ju  fteUen.  äRfic^te  fie  aud^  baju  beitragen,  bag  in 
Dielen  Streifen  red^t  gmief^^ältige  Urteil  über  ben  ^erftorbenen  ju 
flfiren  unb  ha^  93erftänbnig  feinet  SBerfeg  unb  feineg  SBefeng  ju 
fötbem. 


6  »io0rap^if(^ed.  «O.  X,  2 

(gbuarb  ®Iafer^  tourbe  am  15.  ^äxh  1855  in  bem  ^orfe  ^eutf(4«9tuft 
im  bö^mifd^en  Oejirf  ^oberfom  geboren.  3m  filttx  t>on  fec^d  Sagten  fiebelte 
er  mit  feinen  ^itttn  na6^  5S)orf  3:roni|  über,  befugte  bie  @(!^ulen  Don 
Siebefc^i^,  fiuben^  unb  fiitft^Iau,  m&l^renb  toelc^er  Qtit  er  and^  in  ber  Sanb' 
»irtfd^aft  feined  IBaterd  mitarbeiten  mugte.  3m  18.  fiebendia^re  migbe  er  in 
bie  UnterreatfAuIe  nac^  ftomotau  gebrad^t.  ^a  ed  bamald  in  S^omotau  feine 
jDberrealf^uIe  ^ah  unb  ba  aud^  (Stiaferd  Altern  berarmt  loaren,  fo  foQte 
(£.  (9(afer  in  bem  ftontor  eined  (S^efd^&ftiS^aufed  in  6aa^  ©teHung  nel^men. 
^ied  W^^  ^^  i>n  16.  fiebendjal^re  {lel^enbe  Süngling  runbioeg  ab,  ha  er 
mittlerweile  ben  Seruf  gum  @tubieren  in  ftd^  entbedt  gu  ^aben  glaubte,  unb 
ging  auf  eigene  ^auft  nac^  ^rag,  um  an  ber  Oberrealf^ule  feine  @tubien 
fortjufe^en. 

^amit  begann  filr  ®Iafer  eine  fc^toere  Seibendjeit.  9(ber  gerabe  biefe 
3eit,  bie  Iör))erli(^  fe^r  nad^teiKg  toirfte,  mar  ffir  feine  (Entmidflung  t^on  gro|er 
Sebeutung;  benn  au^er  feinen  @<!^ulfhtbien  betrieb  er  emftg  bid  jur  fc^meren 
©d^äbigung  feiner  d^efunb^eit  bcA  @tubium  ber  italienifd^en,  fpanifc!^  unb 
englifc^en  @prad|e.  @eine  ^auSfrau  aber  mad^te  in  ber  @orge  um  i^ren 
^egebefo^Ienen  bem  fttaffenle^rer  SDätteilung.  ^ux6)  baS  (Eingreifen  biefei^ 
DerftfinbnidboIIen  Slanned  berlor  freilid^  bie  gute  ^au  i^ren  9Heter,  ber  aber 
getoann  in  einer  ^audle^rerßeffe  bei  bem  ^elbmarf^aDIeutnant  ^rei^erm  Don 
i>octeur  gün^igere  Sebendbebingungen.  fLud^  bon  anberen  oome^men  gfamilien 
»urbe  iej^t  ®Iaferd  Unterricht  gefuc^t,  unb  er  erfreute  ftd^  haVb  oer^&Itnid* 
mfi^ig  gro|er  (Sinfanfte.  3n  einem  Haffee^aufe  fanb  er  bie  3^^<4^fi  n^^ 
SCudlanb"  unb  in  i^r  SSerid^te  über  SiüingftoneS  flieifen.  fortan  flanb  bei  i^m 
ber  (gntf^Iug  fefl,  ebenfalls  ^orfd^ungdreifenber  ^u  »erben,  unb  feine  (Sintfinfte, 
feine  ®tubien  »aren  i^m  Don  biefem  9(ugenb(ide  an  SHttel  §u  biefem  3t»^d. 
Wit  befonberem  (Eifer  fhibierte  (Slafer  bamaU  bie  arabif^e  ©inrad^e  unb 
quftlte  flc^,  freiließ  ol^ne  (Srfotg,  mit  afironomif^en  @tubien  ah.  2)ie  (Schule 
verlor  nad^  unb  nad^  für  i^n  jeben  9{ei);  ja  nad^  unliebfamen  S^\\d^tn\litltn 
üerlieg  er  fte  eigenmddi^tig  o^ne  8^0^^  unb  —  untemal^m  feine  erfie  Steife, 
inbem  er,  im  Sommer  1878,  fa^  burd^toegd  §u  gfufe  nad^  ^arid  manbertc. 
3m  Oltober  (e^rte  er  nad^  $rag  ^urüd,  machte  ben  9ieß  feiner  ^fungen  an 
ber  Oberrealf^ule  unb  trat  an  baft  ^ol^ted^nilum  über. 

^ort  betrieb  er  ^au))tffid^Ii(^  mat^ematifc^e,  ^il^^filalifd^e  unb  geobdtifi^e 
©tubien,  trieb  baneben  aber  aud^  fleißig  für  fld^  unb  an  ber  Untüerfitöt 
Krabifc^  meiter.  1875  ging  er,  abermaU  gan^  gu  %ni,  toieber  nad^  $ariS, 
um  bem  internationalen  <Seogra|>^nlongre|  bei^utoo^nen. 

"Stadi  9eenbigung  feine!  Xrienniumd  an  ber  pol^teci^nifd^en  ^oc^fc^ule  ab- 
folbierte  er  1876  fein  (Eini&^rigen«3a^r  unb  be^og  bamad^  Ottober  1877  bie 
UniDerfitAt  SBien.  SSa^rmunb  ift  ^ier  fein  £e^rer  im  Srabifc^en  gemefen,  unb 
i^m  ^at  er  ftetd  banibare  fln^finglic^feit  bema^rt.  (Ein  3a^r  f)»5ter  »urbe  er 
burd^  (Ebmunb  Sßei|  atö  (ifebe  an  bie  (Stemmarte  ige^ogen  unb  nic^t  biet 
fliftter  ^um  9[fftflenten  befftrbert. 


1)  %xt  folgenben  Sludfü^rungen  geben  ^infic^tlid^  ber  btogra|>^ifd^n  S>aten 
mit  geringfügigen  i&nberungen  ben  91rtilel  9(bo(f  9lied(erd  in  ber  ^(Seogra- 
^^ifc^en  Shtnbf^au"  SBien  1889  @.  186—140  »ieber,  ber,  Don  (Slafer  felBft 
burd^gefe^en,  ald  aut^entifd^  angefe^en  werben  barf. 


tC.  X,  2  dt^t  »eifc.  7 

Stoic^Iet  Hnerbietungen,  ftc^  an  »tjfenfi^aftlic^en  S;|)ebittonen  p  be« 
tdliden,  lehnte  d^Iafer  ab,  ba  fte  feinen  planen  unb  Steigungen  nic^t  entfprai^en, 
}o  bie  Huffotbening  bed  d{terteid)if4en  3ti>eigIomiteed  ber  bamaligen  Sffociation 
internationale  ^ur  Seilna^me  an  einer  internationalen  (S^pebition  nac^  bem 
Congo,  unb  ben  Vntrag^  mit  2)r.  ^olub  nad^  ©übafrila  ju  gelten.  @eine 
Sorfhtbint  unb  92eiQungen  brfingten  i^n  ^ur  Setfitigung  im  arabifc^en  &pxaä^' 
gebiet 

i)a  fügte  ed  ftc^,  bag  d^Iafer  im  3a^re  1880  mit  bem  bamaligen  ^rioat- 
booten  an  ber  fBiener  Unit)erflt5t  ^.  ^.  WiUtx  belannt  würbe,  bon  biefem 
bie  Hntegung  gur  (Srforfd^ung  Sübarabiend  erhielt  unb  au^  in  bad  Stubium 
ber  fübarabtfd^en  3n{d^riften  eingeführt  mürbe.  SRüHer  bemfll^te  fi4,  in  SBien 
bie  ffix  bie  Q^liebition  notmenbigen  @ummen  )u  befc^affen.  ®lafer  aber,  ber 
bie  9{ottDenbig!eit  erfannt  l^atte,  ftc^  §un5{l^|i  im  ^ibilifierten  Orient  mit  ben 
Sitten  unb  ber  @|n:a(^e  ber  Slraber  böllig  tiertraut  ^u  maci^en,  na^m  eine 
^udle^eiiiene  an  bei  bem  öfteneid)if(^en  (9eneraITonfuI  in  Sunid,  2)r. 
X^boroüii^,  unb  blieb  bort  bid  Anfang  1882,  mo  er  nad)  9[Ie;anbrien  ging. 
(Snbe  €etrtcmber  trat  er  Don  bort  Aber  2)iebba  bie  9leife  nad^  ^obeiba  an, 
mo  er  am  11.  Oftober  1882  lanbete. 


Oltober  1882  m  Wcci  1884. 

Sit  SBien  toar  ed  tro^  ber  a9emä{|ttngen  3).  $.  äRüKerd  nic^t 
geluitgen,  eine  audrei^enbe  ©elbfumme  ffir  ®{a^tt  iufammensu« 
bringeiu  9fatr  1250  f(.  fonnten  flüfftg  getnad^t  toerben.  S^ogegen 
^e  ^.  ^.  SRüIIer  ben  Stfolg,  bie  ^arifer  Snfc^riftenaf abernte, 
bie  ^crandgebenn  bed  Corpus  inscriptionam  semiticarani,  ffir  ba$ 
f(^on  3.  $aleb^  feine  gefa^rooUe  nnb  erfolgretd^e  Steife  unternommen 
^atte,  für  (StaferS  9tetfepläne  ju  tntereffteren.  %on  biefer  Sfabemie 
»nrben  @Iafer  6000  ^rcd.  jnr  SBerfügnng  gefteOt  unter  ber  3)e^ 
bingmtg,  \>a%  bie  niiffenfc^aftlid^en  @rgebniffe  ber  Steife  (Stgentuni 
ber  9[{abemie  toerben  foQten. 

Xtöbalb  noc^  feiner  %nfunft  in  ^obeiba  erfranfte  @(afer  nic^t 
imbebenHic^  am  f^eber.  S)ie  Sde^firben  iDoDten  feinen  Slnfent^alt 
in  ber  ©tobt  nic^t  bulben,  i>a  er  feinen  Srlaubni^fc^etn  (^^erman) 
bed  tnrtifd^en  ®rog^erm  anfn>eifen  tonnte,  ^od^  geftattete  ber 
in  @an'a  reftbierenbe  SSali  (®out)emeur)  ^^jet  ^afd^a,  bog  ©(ofer 
ate  ^^atmann,  b.  ^.  unter  3utü(!laffnng  feinet  ganjen  n>iffenf(^aft« 
(ii^en  atfiftjeugeS  in  ^obeiba,  nac^  @an'Q,  bem  älJittelpunft  bed  tür^ 
fif(^  fernen  (f.  «O.  VIII,  4  «bb.  2),  f omme.  3n  2)jjet  5ßaf(^a  fanb 
9Iafer  überJ^auf^t  einen  ttiQrm^erjigen  unb  t^erftänbnidooQen  ^rennb 
unb  (Sdnner;  freilid^,  bon  feinen  eigentlichen  Stufgaben  l^ielt  aud^  ber  i^n 
lange  3<tt  gen^altfam  jurfid ;  folange  ber  grog^errli^e  ^^erman  ni(^t 


8  mt  9leife.  «C.  X,  2 

eingetroffen  n>Qr,  geftottete  er  ^lafer  ni(^t,  bie  Stobt  ju  Derlaffen, 
mo^I  aber  Ke^  er  toemgftend  feine  roiffenfd^aftttci^en  Stpporate  aud 
^obeiba  ^erbeif (Raffen,  mit  beren  $i(fe  aud^  bie  lange  SBartejeit 
üon  ®(afer  ju  ergebnidreid^en  93eobac^tungen  auSgenu^t  n>erben 
fonnte.  2)iefen  erjmungenen,  faft  ein  ganjei^  3a^r,  bid  junt  ®tp* 
tember  1883,  toä^renben  Stufent^alt  in  ©an'a  benu^te  ®Iafer^  ^jur 
Snfteüung  t)on  regelred^ten  Beobachtungen  ffimtlic^er  meteorolo^ 
gifd^en  Stemente,  barunter  {eben  fünften  Sag  24ftünbige  Obferüa^ 
tionen,  femer  jur  Beobachtung  bed  in  jenen  ®egenben  beutlic^ 
fic^tbaren  3^^^^^^^^^^^^  ""^  i^^  genauen  (Ermittlung  ber  geo« 
grapliifd^en  Sage  San^a'd,  bie  if|m  ate  9[uiSgangi^))unft  ffir  weitere 
a[tronomifd§e  Ortdbeftimmungen  im  Snnern  bed  Sanbed  bienen  foQte. 
Über  bie  mittels  einer  genau  beoba^teten  SRonboKuItation  (ß  Cephei) 
audgefü{|rte  Sängenbeftimmung  f|at  er  an  bie  f.  f.  Sfabemie  ber 
äSiffenfc^aften  in  SSien  einen  betaiüierten  Bericht  erftattet  (abgebr. 
@i^ung8beric^te  1884).  Slugerbem  jog  er  bei  Habiten  unb  Bebuinen 
ber  Derfd^iebenften  ®egenben,  bie  er  unbemerft  in  fein  ^ani  fommen 
lieg,  aQe  nur  erbenflic^en  97ac^rid§ten  ein,  barunter  ganj  befonberd 
toertüolle  über  bie  öerfd^iebenen  SRunbarten  ber  ©tftmme." 

Snblic^,  im  Dftobcr  1883,  traf  bie  erlaubni«  für  Otafer,  inö 
innere  ju  gef|en,  auS  ftonftantinopel  in  @an'a  ein  unb  er  fc^Iog 
fi^  }un&d§ft  einer  türfifd^en  @£pebition  gegen  bie  fefte  ®tabt  @uba 
(NW  öon  ©an'a)  an 

auf  biefer  erften  Xour,  bie  öom  16.  Dftober  big  1 5.  Sioöember 
bauerte,  burd^forfc^te  er  ben  ^iebel  ^^in,  Slmran,  ben  ganzen  Bergjug 
ber  Sljal  Sejib  mit  ben  Stuinen  3)a'an,  Beit  @d^a^ir,  @c^af|ran  ufw., 
ftreifte  ba^  @ebiet  oon  ß^abur  unb  nal)m  biefe  ganje  (Segenb  farto*> 
grap^ifd^  unb  ard^äologifc^  auf. 

55ie  äweite  lour  führte  ®tafer  in  ber  3eit  öom  25.  9iot).  1883 
big  jum  Januar  1884  in  bie  ©egenben  aeftlic^  unb  norbmeftlid^ 
üon  @an'a,  bie  ^ambanitiS  mit  ben  f)auptplä|en  @d^ibam,  ^aufaban, 
Sita,  el  aKafana^a,  aWiSmer,  ^ahit,  3)^ofir,  Ä^ffar,  ffio^tan,  «mran, 
ben  gefamten  93aun  unb  ha^  ®ebiet  ber  Sl^al  @ored^  umfaßte.  Sieben 
fartogra))]^ifd^en  unb  et^nologifc^en  Stufna^men  u^aren  bie  meiften 
ber  erften  276  Snfc^riftennummern  baS  (SrgebniS  biefer  Xour. 

yiaä)  Dielen  @c^toierig{eiten  foQte  ed  ®lafer  enblic^  auc^  Qt^ 
(ingen,  bie  äieife  burd^  Slrc^ab  unb  ^af^ib  burd§}ufüf)ren.  Bon 
biefer,  ber  britten  lour  ber  erften  Keife,  befi^en  loir  einen  reic^- 


1)  )8gl.  amtteil.  b.  (Seogr.  (»ef.  SBien,  XXX  (1887)  3.  21. 


«C.   X,  2  (jhfke  dieife.  9 

faltigen,  nbtxani  onf^aulid^en  Seri^t  Don  &la\ex  felbft,  abgebrudt 
in  ^tcnnannd  äRtttfilungen  1884  (S9b.  30).  31m  31.  Januar  1884 
fnadi  er  wn  Ban'a  aud  auf,  jog  über  ätaub^a  nod^  el  ä)}a{arib 
(Seit  @uO,  bem  erften  2)orf  bed  9[rd^a6«®ebieted,  unb  t)on  t>a  ju 
ben  f|iniiarif(|en  Shtinen  ber  JC^ubba,  nad^  ^jir'Qn  (SBett  ©inon), 
unb  üon  ba  nacl§  ©irtoac^,  (nid^t  }tt  Denoec^feln  mit  ber  älteften 
Ikutptftabt  bed  @aböerreid^ed).  9htr  3  km  öftlid^  bat)on  liegen  bie  atten 
Ktttnenftatten  oon  (Stioa  unb  Stijam.  Sin  Sefuc^  biejer  @tätte  U^ar 
aber  infolge  ber  Sc^miecigfeit  ber  SSeböQerung  gan^  unmdgttd^  unb 
QHafer  n^anbte  fid^  nac^  2:afar  auf  bem  tlmti)eg  über  @^effarim 
unb  S>iirbet  SBeni  »li  bur^S  Sßabi  ^aü^al  über  bad  groge  3Babt 
Säfloahaf  auf  beffen  nörbtic^em  Ufer  auf  einem  Serge  S^afar  gelegen 
tft  3)en  Slüdttoeg  naf)m  er  burd^S  @ebiet  be^  93eni  ^jubar  füblid^ 
nac^  3ta'at  äJon  92a^at  aud  erfolgte  bie  Siüdfe^r  über  ^aifan  unb 
!D^arman  nad^  @an*a,   tDO  bie  Slnhtnft  am  13.  t$^bruar  erfolgte. 

2)er  überaus  anfc^aulic^e  unb  intereffante  S3eri(^t  @(aferd  bringt 
neben  bem  eigentlichen  SReifeberid^t,  beffen  @in}e(f)eiten  fic^  jutoeilen 
niie  eine  fpannenbe  9benteuergefd^id^te  lefen,  toertt)olle  äJKtteilungen 
ber  oerfc^iebenften  fltt,  fo  über  bie  @t&mme  oon  ^afc^ib  unb  ^dtil, 
fett  altera  unabhängig  unb  auf  i^re  Unab^ängigleit  ftolje  Sölfer^ 
ff^ften,  bie  mof)!  nad^  ber  Xrabition  SSruberftömme  finb,  in  ber 
%ai  aber  ju  @Iaferd  3^^  U^  ^n  U^ütenber  93lutfef)be  gegenfeitig 
jerfleifc^ten.  Sine  unmittelbare  ^olge  biefer  ^el^be  toaren  bie  großen 
(Sefa^ren,  bie  bem  tül)nen  SReifenben  im  ganjen  fianbe  feine  SLuf^ 
gäbe  fo  fef)r  erfc^mert  ^aben.  Sßeiter  erhalten  n)ir  auSfü^rlid^e 
Kac^t  über  ba^  Strc^ab^Slebiet,  feine  93et)öl{erung,  ®ebirge,  glüffe 
onb  ^obutte,  über  ®efege  unb  ®ebräu^e  ber  labilen,  über  bad 
^ootleben,  bie  Einrichtung  ber  Käufer,  ^^  unb  Xrinffitten  unb 
manc^lei  anbered,  n^ad  und  tiefe  (Sinblicfe  in  bad  fieben  ber  Sin« 
geborenen  unb  in  bie  %erf|ältniffe  bed  SanbeS  gemährt. 

Sc^on  bamald,  im  ^ebruar  1884,  ^atte  ®Iafer  bie  Slbfid^t, 
nac^  3Ravib,  ber  fpateren  ^auptftabt  bed  @abäerreic^ed  3u  ge^en, 
aber  er  mu^te  biefen  $Ian  fallen  (äffen  megen  bed  DbQigen  äJ2angete 
an  Unterftu^ung.  3a  fo  fe^r  mar  er  t)on  aQen  äRitteln  entblöBt, 
boB  er  gejtoungen  toar,  burc^  |)anbe[  fic^  ben  Unterl^alt  ju  Der« 
bienen,  unb  bag  er  ed  nur  ber  grog^erjigen  |)i(fe  bed  türfifc^en 
®eneraIgouoenteurd,  bed  fc^on  fifterd  genannten  ^^jjet  ^afc^a  ju 
bauten  tKitte,  loenn  er  überf)aupt  in  bie  Sage  {am,  mieber  na^ 
(Suropa  jttrü({}ttfel|ren. 

2)od  Srgebnid  biejer  Steife  n^ar  neben  fartograp^ifc^en,  et[|no^ 


10  3wcitc  9icife.  «D.  X,  2 

logtfc^en  unb  Unguifttfc^en  ^ufna^men  eine  Sammlung  t)on  276 
Shimmern  fabäifd^er  3nfd^riften  in  äbfc^rift  unb  etoa  20  arabifd^ 
SWanuffripte.  S)ie  3ttfc^riften  finb  famt  ben  aufflärenben  Slotijen 
in  t>tn  S5eft$  ber  franjöfifd^en  Snfc^riftenafabemie  übergegangen  unb 
öott  biefer  jum  größeren  icil  im  1.  btiS  3.  ipeft  beS  Corpus  in- 
scriptionum  semiticarum  ^t  lY  t)eröffenttt^t.  @te  finb  tote 
gefagt  fämtttd^  Don  (Slafer  an  Ort  unb  @teQe  oom  Original  ab^ 
geschrieben  toorben,  irgenbloelc^e  med^antfd^e  äteprobuftionen  ber 
Originale,  ^a^ierabflaifc^e  ober  ^^otograp^ien  finb  oon  i^m  mit 
ganj  toenigen  ^[udna^men  nid^t  beigebrad^t  toorben.  2)ad  Corpus 
fonnte  alf  o  feiner  SuSgabe  (ebiglic^  bie  ^anbfd^riftlic^en  SCopien  ®taferd 
pgrunbe  legen  unb  ^at  biefe  jur  Kontrolle  ber  ^d§genoffen  5umeift 
in  med^anifc^er  SReprobuftion  beigegeben.  $eute,  U)0  toir,  in  aQer« 
erfter  Sinie  bur(j§  ®Iafer  felbft,  gelernt  l^aben,  bie  93ebeutung  mec^a« 
nifd^er  Steprobuftionen  ate  ®runblagen  jeber  Snfd^riftenaui^gabe  ju 
tt)ürbigen,  fönnen  toir  nur  auf  baS  (eb^aftefie  bebauem,  ba^  ®la)tt 
nid^t  fc^on  auf  feiner  erften  Steife  in  ber  Sage  toar,  toenigftend  in 
allen  tt^i^tigen  ^Den  ^tbflatfdge  ju  nel)men.  9ud  ben  oeröffent« 
lid^ten  Urfc^riften  ®taferd  ge^t  überbied  ^eroor,  roa^  ja  freiließ  nur 
natürlid^  ift,  ba^  ed  ®IafcT  in  ber  erften  3^  bod^  ju  fe^r  no(^  an 
ber  nötigen  epigrap^ifd^en  Übung  gefehlt  ^at,  um  ni^t  bie  SRögftd^feit 
einer  Kontrolle  am  9bf(atfd^  fc^toer  oermiffen  }u  laffen. 

21.  «pril  1885  bid  9.  ^bruar  1886. 

8u^  für  bie  }toeite  9teife  n)ar  @.  ®Iafer  mit  nur  ganj  un^uläng» 
liefen  ÜRitteln  audgerüftet.  %n  fiffentli^en  (Selbem  ert|ielt  er  nur 
800  f[  oom  öfterreid^ifd^en  Unterrid^tdminifterium.  ^ie  ^upt* 
foften  ber  9leife  mugte  er  beftreiten  aui^  bem  @rlö§  für  feine  @amm« 
lungen  oon  ^anbfd^riften,  Antiquitäten,  et^nogrop^ifc^en  (Segen^ 
ftänben  unb  aud  ben  Unterftü^ungen,  bie  i^m  ®6nner  unb  ^^ 
toanbte  geköderten. 

SBar  auf  ber  erften  Steife  bie  @iegenb  nörblid^  unb  norbmeftlic^ 
oon  @an^a  oon  ©lafer  buri^forfc^l  toorben,  fo  ttiar  bieSmal  ber 
©üboften  unb  Often  oon  @an'a  bis  nac^  Aben  ^in  bad  toic^tigfte 
3iel  beS  9ieifenben.  SBieber  betrat  er  in  ^obeiba  ben  Soben  @üb^ 
arabienS,  um  fic^  oon  ba  nad§  @an'a  5U  begeben,  ^iefe  Zour 
(00m  24.  Slpril  bis  1.  3Rai  1885)  ^at  er  und  in  ^ermannS  9)}ittei« 
lungen  83b.  32   etngefienb  unter  ^Beifügung  einer  ftartenffijje  be** 


füD.  X,  2  3tt)citc  SRcifc.  1 1 

fd^rieben.  @r  naf)m  ben  SBeg  über  bte  Stationen  93abj[tl,  |)obietIa, 
über  ben  ©ebtrgdftod  üon  |)Qraj  in  ber  SRitte  jti)tf^en  ben  betben 
ffiobt  ©urbub  unb  ©a^am  naä)  SRcnaf ^a  ().  30.  VHI,  4  8lbb.  6), 
^bii,  äRef^aq,  ©uq  el  ftf|amtö  u6er  ben  Oam  el  SBal  naä) 
San'an,  über  ben  fubttc^en  keil  eines  f|of|en  SütdlaufeS  bed  ^ebel 
^b^ur  nad^  9Retne  unb  Don  l^ier  aud  in  ber  @bene  Oa^a  ©al^man 
nac^  9Rinb  in  bie  Sergfetten  tion  Stei'an,  bid  ein  fteil  abfaQenber 
S3eg  ben  Sleifenben  nad^  ©an'a  führte. 

3n  bem  ern^&^nten  SBerid^ie  ftnben  audfül^rlic^e  ^arfteQung 
befonberd  bie  ©tabte  SBabjil,  ber  9Rittelpunft  be§  OotiraftammeS, 
^objleila,  bann  bie  Xi^ama  äber^aupt,  i^re  geologifc^e  Sergangen^ 
^eit,  i^re  "ÜopOQxapfiie  unb,  unter  äRitteitung  üon  ©prad^proben, 
i^re  ®ptaä^;  femer  bie  auf  bem  SEBege  liegenben  ©ebirgSgüge  unb 
bie  bogtt  gel)örigen  ^u^ISufe  an  ber  ^anb  unb  unter  Sbentiftjierung 
ber  Angaben  ^ambaniS,  bie  ^affeepflanjungen  im  ^oraj,  ba^  SBabi 
©a^am  unb  beffen  @e{d^(^te  nac^  ben  eingaben  ber  Überlieferung, 
über  bie  SanbeSprobufte,  bie  9{eIigionen,  bie  93eti)affnung  ber  (Singe^ 
borenen  unb  t^ieleS  anbere. 

3la^  mehreren  ©treifgügen  in  bad  ®ebiet  norböftlid^  unb 
öftlic^  üon  ©an'a  n^anbte  fid^  ®Ia)er  nac^  ©üboften  unb  ©üben, 
burd^orfc^te  einen  S^eil  t)on  ftf|aulan,  einen  großen  Xeil  beS  9Rab« 
^bi«@ebieted  unb  unterfuc^te  einge^enb  fämtlic^e  9tuinen  bon  S^^av 
ffiblic^  ton  3erim  (f.  «D.  Vin,  4  «bb.  3)  unb  bie  ®egenb  biö 
9ben«  S}or  attem  toic^tig  getoorben  ift  bie  (Srforfc^ung  ber  9iuinen 
Don  3^f^r  ^^  ^^^^  ^auptftabt  bed  |)imj[aren=^9ieic^ed.  ©ie  f)at  gu« 
gleid^  ergeben,  ha^  eS  nid^t  tsAt  früher  immer  angenommen,  ibentifc^ 
mit  Slaiban,  bem  SDtittelpunft  beS  fpätem  Sönigreid^d  Don  (Baia 
unb  3>^u«9{aiban  ift,  ba^  biefer  Dietme^r  in  näd^fter  3l&f)t  Don 
©an'a  gu'  fud^en  ift. 

Seiber  befi^en  n^ir  über  biefe  gtoeite  SReife  an  ausführlicheren 
jRütetlungen  ®IaferS  lebiglid^  bie  ^arfteQung  ber  9loute  ^obeiba« 
©an'a.  Über  ben  toeiteren  Sl^erlauf  biefer  9teife  ^aben  n)ir  nur  ganj 
allgemein  gehaltene  9ta(^ri(^ten.  9?a^  biefen  mar  ®Iafer  auc^  über 
i^  Ergebnis  DoQauf  befriebigt,  unb  mit  DoQem  9ie^t.  ©ie  ergab 
etn)a  125  neue  Snfd^riftennummem,  barunter  Diele  Driginalfteine 
Don  aÜergrd^er  SSi^tigfeit,  fo  bie  je|t  in  fionbon  befinblid^e 
JtoUeftion  meift  minäifc^er  Driginalfteine  mit  heften  religiöfen  3n- 
ffalti,  bie  nur  teiber  bem  SSerftänbniS  bis  l^eute  gro^e  ©^n^ierigfeiten 
bereiten,  unb  einige  fabäifd^e  Originale,  u^ie  bie  berül^mte  |)abaqan^3n^ 
ft^rift,  bie  jegt  im  berliner  SKufeum  Derma^rt  »erben.    3)ie  meiften 


12  3)rittc  »eife.  «0.  X,2 

Xejrte  btefer  9letfe  finb  6erettö  üeröffentlid^t.  %n  arabifd^en  ^anb« 
fc^nften  brad^te  ®la\tx  biedmal  250  mit,  bie  fid^  je^t  im  SBefi^e  ber 
Stgl.  Sibliot^el  gu  Serltn  befinben.  S)Qneben  loaren  i^m  loieberum 
rei^e  Srganjungen  feinet .  Startenmateriate,  meteorologifd^e,  tlima» 
tologtf^e,  fommerjieÖe  unb  linguiftifc^e  Sluf}eid^nungen  wn  bebeu^ 
tenbem  Sßert  unb  Sntereffe  gelungen,  gür  ®Iafer  {|atte  biefe  Steife 
infofeni  einen  bebeutenben  materieQen  Srfotg,  ald  il^m  ber  SSerfauf 
ber  mitgebradgten  SUtertümer  unb  ^anbfd^riften  anfe^nlid^e  ©ummen 
jubrac^te,  fo  ba^  er  fc^on  au^  biefer  CueQe  einen  bebeutenben  ^^onb 
für  feine  britte  Steife  befa|. 

S)U  btittt  (Sitift. 

Dftober  1887  bl«  September  1888. 

^ie  Soften  biejer  Steife,  bie  fic^  auf  indgefamt  25000  SKart 
beliefen,  beftritt  ©lafer  jum  aQergrö^ten  ^eil  aud  eigener  Xa^d^t, 
unb  5mar  aud  bem  SrtftS  feiner  Sammlungen;  nur  1800  ""Maxt, 
ein  Seitrog  ber  ^eugif^en  ^fabemie  ber  SEBiffenfc^often,  maren  ifyax 
QUd  öffentlid^en  ®elbem  betoiUigt  tt)orben. 

diesmal  ging  ©(afer  nic^t  ti)ie  bie  beiben  erftenmole  t)on 
^obeiba,  fonbem  t)on  Slben  an^  ine  innere.  9uf  einer  44tägigen 
Sanbreife  burc^forfc^te  er  bie  @egenb  oon  9(ben  bid  San'a  unb 
in)Qr  bie^mal  Donpiegenb  bie  meftlid^en  Partien  big  and  äReer  ^inab 
nämlid^  bie  ®egenb  öon  SaHaj  (f.  «D.  VIII,  4  «bb.  4),  bie  SBar«*^  unb 
Staffeelanbfc^aft  üon  3bb  unb  Ubein,  f  oioie  bie  ganje  ^ifjama  Don  3^Bib 
über  Seit  et  f^K^  bid  ^objeila^,  Don  teo  aud  er  nat^  @an'a  }og.  Sltö 
Hauptaufgabe  aber  fd^n^ebte  i^m  biedmal  bie  enblid^e  3(uSfü^rung 
feines  f o  lange  gehegten  ^laneS,  ber  Säefuc^  ber  alten  Sabäermetropole 
SDtarib,  5  Xagereifen  öftlic^  Don  San'a  gelegen,  bor.  SSor  if|m 
loaren  S(maub  unb  ^alet)^  bort  gemejen,  aber  i^re  9tudbeute  an 
3nfd^riften  toav  nur  gering  unb  ftanb  j[ebenfaES  in  feinem  ä^erfi&Itnid 
}u  bem  tt)aS  Don  bort  ^u  Idolen  \x>ax.  3n  ber  %at  ift  ed  ©lafer 
geglücft,  in  SDZarib  aHein  faft  400  3nfc^riften  ju  fopieren,  mö^renb 
feine  SSor^änger  [nur  44  unb  jumeift  Keine  93rud)ftüde  mitgebrad^t 
Ratten.  Über  biefe  bentmürbige  Xour,  bie  nur  oom  17.  äRfirj  bis 
jum  24.  9prU  1888  toä^rte,  f)at  ®lafer  ein  brucffertigeS,  umfang*^ 
reiches  Sßerf  l^interlaffen,  baS  ()offentIic^  baib  ber  Cffentlic^feit 
übergeben  U)irb.  93orIäufig  finb  tt)ir  auf  einen  furjen  Driginalberic^t 
angen)iefen,  ben  Qilafer  Don  @an'a  aud,  unmittelbar  na^  9(bfaffung 
beS  großen  Steifen^erted  am  27.  Suni  1888  nad^  2)eutfd^Ianb  gefanbt 


«C.  X,  2  3)Titte  Steife.  13 

^ttt  ättd  btcfcm  Driginaffiertc^t  fei  fotgcnbc^  im  SDäorttaut  mit« 
geteilt : 

,,S8äl^renb  meiner  Stttoefen^eit  öom  Semen  (©übarabien)  ^atte 
ein  anbcrer,  franjöfifc^er  Sleifenber  nad^  ber  SWettjobe  beS  ungtücf- 
Itc^cn  ©icgfr.  ßanger  (ermorbet  Suni  1882)  ©übarabien  bereifen 
iDoIIen  unb  ^otte  ed  gtäcfUd^  juti^ege  gebracht,  ftd^  berart  mit  aÖen 
Seomten  unb  türlifc^en  5Bct|5rbcn  ju  jenoerfen,  ba^  baS  S^crrain 
abermafe,  »ie  nac^  Songer,  grünbltc^  öcrborben  ttjar.  Snbefe  gelang 
cS  mir  rofci^,  bie  in  golge  fold^er  Sorfällc  leiber  gered^tfertigte  SSör« 
eingenommenfieit  bed  fonft  eblen  unb  ^oc^finnigen  ©enerdlgouDer^ 
neurS  fL^x^  ^afd^a  }u  befeitigen  unb  mic^  feiner  Unterftü^ung  ju 
üerftd^em. 

^©ofort  fc^tug  id^  @r.  ejjeHenj  Dor,  be^uf«  Jpebung  be«  An* 
fe^d  ber  türfifc^en  9iegierung  ben  in  ber  ganjen  idlamifd^en  äBelt 
beräumten  ^mm  bon  Wanb  nneber  ^erjufteQen  unb  mic^  befjuf^ 
ber  n&tigen  Vorarbeiten  unb  Xufna^men  nad^  SRarib  ju  entfenben. 
®er  SBali  (®out)emeur),  ein  im  S)ienftc  ergrauter  ©taatömonn, 
burd^blidEte  fofort  meine  »a^re  Slbfic^t  unb  meinte  in  banfenSttjertem 
SBo^tooßen,  ble  f (^6ne  Sbee  fei  jtoar  unauäfü^rbar,  aber  geeignet,  meine 
Steife  nad^  bem  unabl^Sngigen  3Ranh  ju  ermöglid^en,  ia  ein  folc^er 
^totd  ben  Sinmo^nem  nur  u^iÜIommen  fein  Ibnnte.  3)er  @mir  ober 
g&rfl  jene«  ®ebieteS,  ©d^erif  |)uffein  ben'SIbberrahmän,  ben  id^  fd^on 
jnrjeit  meined  erften  Aufenthalts  im  Renten,  aüerbingS  in  etn^aS 
geimiltfamer  SBeife,  mit  ber  tärfif^en  Stegierung  in  iBerü^rung 
brockte,  toor  bolb  jur  §anb,  unb  nad^  öielen  ftonferenjen,  bei  benen 
i^  bie  gonje  ©egenb  be«  SRafd^rik  (b.  i.  Dften«,  öftltd^en  Semen«, 
eben  ber  (9egenb  bon  äßarib)  nad^  topogra))f)ifd^en  unb  ard^äolo^ 
gifd^tt  ®eftc^t«punften,  aQc«  im  |)inblid  auf  bie  SBieberl)erfteIIung 
be«  ©amnte«,  erfunbete,  »urbe  ber  JReifcpIan  öercinbart. 

^3m  günftigften  ?lugenblidf  fanb  nun  leiber  ein  ©ouberneurS- 
lofd^fel  ftatt,  ber  öierte  tt)ät)renb  meiner  fed^gjä^rigen  Sefanntfd^aft 
mit  bem  Semen,  ©em  neuen  SBali,  9D?arfd^aD  DSman  ?ßaf^a,  ber 
in  ben  Salären  1884  unb  1885  im  ^ibfc^äj  mit  jtoei  Europäern, 
einem  3fleifenben  unb  einem  «rabiften  (Sparte«  ^uber  unb  Dr.  ©noudt 
^urgronje),  in  fet)r  untiebfame  SSerütirung  fam,  ba  er  bcibe  au«»ie«, 
ging  ber  9luf  eine«  frommen  STOufcIman«  unb  ®egner«  aDe«  grcmben 
t)oran«.  3c§  fonnte  jebod^  im  Saufe  meine«  SSerle^r«  mit  xf)m  nur 
tonftatieren,  ba%  i^n  fein  in  ber  Sat  ®ott  ergebenes  ®emfit  ni^t 
im  geringften  gel)inbert  l^at,  gteid^  feinem  ?lmt«oorgänger  ©trafen 
jtt  banen  —  in  ber  lürfei  leine  aHju  tjäufige  Srfc^einung  —  ba^ 


14  3)tittc  «cifc.  910.  X,  2 

Silajet  nac^  Gräften  }U  ^eben  unb  meine  toiffenfd^aftH^en  päne 
in  tatfräftiger,  moI)tooEenber  unb  inteüigenter  SBeife  ju  förbern. 
3a,  er  \)at  Med  leitete  mit  fo  üiel  gutem  SBillen  unb  fo  fjerjli^er 
93eTeitU)iIIigfeit  getan,  t>a^  e^  i^m  unb  feinem  Sanbe  aUe  @^re 
mac^t  ^ein  europäifi^er  l^ol^er  93eamter  ober  SRinifter  E)at  mir  ober 
einem  anbern  9leifenben  iematö  mit  )o  Diel  äSo^ln^oÜen  unter  bie 
Srme  gegriffen.  @e.  (Sj^jeQenj  jögerte  ni^t  einen  ^ugenbHd,  meine 
Sbmad^ungen  mit  bem  ©d^edf  oon  äJ^arib  aniuerfennen,  unb  gab  gern 
feine  @inti)illigung,  a(d  ic^  i^n  mit  ätüdfic^t  auf  meine  arabifc^e 
Serfleibung  bat,  baS  SBäb  el^Semen  (b.  i.  ba^  3emen«Zor  in  @an'a) 
in  ber  9Rittemaci^tdftunbe  bed  17.  3)loxi  für  ben  'Si^erif  unb  beffen 
^Begleitung'  öffnen  ju  (äffen. 

r«®o  }og  ic^  benn  ald  ^eti^,  b.  i  @(eift(id^er,  ®e(e^rter  ober 
^abl)i  ^ufein  ben  SlbbaQa^  e(«93iräfi  (b.  i.  ber  $rager)  mit  bem 
faum  brei^igjä^rigen  (Smir  ^ufein,  bem  @ej|iib  äRu^ammab  ben  W>* 
baÜaf)  eU'^tttosL%  bem  ©c^eiK|  (^ier  Slbtömmling  eines  äBeÜ  ober 
^eiligen)  @älim  93ä  ^Slbbäb  aud  ^ab^ramaut  unb  unfern  2)ienem 
in  bunfler  ißad^t  jur  @tabt  ^inauS,  ber  @efaf|ren  und  tool^I  bemugt, 
aber  im  93ertrauen  auf  ®ott  unb  bie  gute  @ad^e,  für  bie  ic^  fd^on 
oft  mein  Seben  eingefe^t  ^atte.  Sn  @an'a  niugte  niemanb  ettt^aü^ 
t)on  meinem  SSor^aben,  man  munlelte  nur,  bag  ed  fid^  um  ben  ge«* 
fürchteten  äJ^afdgrik  ^anble.  @elbft  meinen  Wienern  teilte  id}  erft 
brei  ober  oier  ÜTOeilen  fjinter  @an'a  mit,  u^o^in  bie  9ieife  ge^t. 
@Iei(^n)o^[  Ratten  Seute,  bie  i^  in  bie  @ad^e  eintoei^en  mugte, 
tagS  iut)or  nac^  $£^aulan  bie  ^Ja^ric^t  gelangen  laffen,  bag  ein 
^fir  (Ungläubiger)  mit  bem  @d^enf  oon  äRarib  reife,  unb  f)atUn 
felbft  bem  @c^er!f  S3ranbbriefe  inS  ^aud  geworfen,  in  benen  fie  mid^ 
als  Stäfir  Verrieten  unb  bem  frommen  @prog  beg  ^op^eten^aufed 
bie  ^öQe  ^eig  machten,  faDd  er  feinen  $Ian,  mic^  nad^  ÜD^arib  }u 
bringen,  au8fü[)re.  3)er  ©c^erif  blieb  inbeffen  feft  bei  ber  Über«» 
jeugung,  ba^  id^  ein  3)?ufelman  unb  bag  aQed  anbere  ^erleumbung 
fei.  @f)&ter  er!annte  er  freiließ  feinen  ^nrtum.  ^a  ^atte  er  fic^ 
aber  fc^on  ju  fe()r  tompromittiert,  al8  ba^  er  mid^  tjötte  faDen  laffen 
fönnen. 

„9Bir  ritten  bie  ganje  ißad^t  unb  btn  näc^ften  Sag,  bid  tote 
um  4  U^r  nad^mittagS  ganj  erfd^fipft  in  bem  fc^on  an  ber  ®renje 
bed  gef&^rlid^en  ft^aulan  gelegenen  ^orf  el^^inbijla  anlamen,  nic^t 
o^ne  untenoegd  S(uftritte  gehabt  ju  l^aben,  in  benen  bie  Straber 
ben  ^efif)  ^ufein  als  -'^Surfen'  agnof gierten.  Smmer  traten  ber 
Smir  unb  ber  gelehrte  @ej|ib  äRo^ammab  bajtoif^en  unb  beteuerten 


«C.  X.2  «on  ®on*o  nad)  3Ratib.  15 

ebenfo  tote  i^  unter  Sibedfd^tDuren,  bag  id^  fein  '^rfe'  fei,  fonbern 
ein  ^ormlofer  @tUfycttt,  ber  ju  biefem  ober  jenem  berühmten  ©c^efff) 
ober  *aitm  (^ofeffor,  ©elel^rter)  nad)  ^ahi)xamaut  »anbere,  um 
bott  feinen  SSiffendbrang  ju  befriebigen.  Unter  unfägttc^en  ©tra« 
pajen  xmb  aufregenben  3^i)^^nfaQen  bur(^5ogen  n)ir  bie  näd^ften 
jiwi  Sage  bad  Gebiet  ber  öerrufenen  S^jabjan^öebuinen  unb  mußten, 
ha  vm  ba^  3Babi  !Denne  tt)egen  eingetretenen  mäd^tigen  @eild  (@t^ 
birgdftromeg)  unt)affierbar  fanben,  bei  Ütad^t  unb  9^ebet  mit  SBer^^ 
meibung  aller  SBege  burc^  bai  bem  Smir  feinblic^e  Sanb  ber  3(1 
^io^m  reiten,  bie  nnd  erbarmungdlod  niebergeme^elt  {)ätten,  totnn 
fte  und  tttappt  ^aben  tt)ürben.  @$  U)ar  ein  benhDürbiger  9^aci§t« 
ritt,  ber  felbft  ben  2)|a^m^%ebuinen,  atö  fie  einige  Sage  ^p&ttx  t)on 
bon  üertoegenen  @tüd  ftenntnid  erlangten,  imponierte.  fDlitttoottj 
ben  21.  äRSrj  morgend  erreid^ten  tt^ir  bie  Stuinen  bed  berühmten 
2)ammed,  bei  bereu  Slnblid  id^  ^on  unbefd^reiblic^er  (Genugtuung 
erfttOt  mürbe.  Sofort  topiextt  iä)  einige  @tunben  ^inburc^  3n^ 
fc^riften,  borunler  eine,  n^el^e  und  in  titoa  35  grojjen  ßeilen  eine 
ganje  @efc^(^te  ber  S)ammbauten  (ieferte.  Ertapp  nad^  3Jlxüa% 
ritten  loir  in  äKarib  ein,  oon  ber  9et)ölferung,  bie  im  erften  Slugen^ 
blid  einen  rftuberbanbenartigen  (SinbrudE  mad^te,  auf  bad  e^rer^ 
btetigfte  begrubt 

„9S3e(c^e  @ee(enpein  unb  toeld^e  aufregenben  ©jenen  id^  burc^« 
itmaditn  ^atte,  um  ni(^t  aud  meiner  Stolle  ju  faQen,  bad  l^abe  id^ 
betailliert  in  meinem  äSud^e  „®Qba"  gefc^ilberi^ 

„@(^on  am  näc^ften  ^ge  begann  id^  meine  S(rbeiten.  Seber 
Xndfbtg  mar  mit  Sebendgefa^r  oerbunben,  unb  nur  mit  großer  be« 
UKiffneter  Sdforte  fonnte  id^  ed  tt^agen,  bie  oft  mel^rere  Kilometer 
entfernten  Shtinen  ju  befud^en.  (£d  ^atte  fid^  nämli^  tt^ie  auf 
fSinbedflugeln  unter  ben  ummo^nenben  ©tömmen  ber  ^ja^m,  Slbiba, 
!Dun>a)j|,  9Kuräb,  jhäb,  @ai*ar,  bem  Sjauf  (bie  Xalfenfung  oon 
IRarib),  ^arib  unb  Sai^an  bie  unerhörte  9lad^rid§t  verbreitet,  ber 
Sntir  üon  äRarib  f)abe  einen  fremben  ^efil)  mitgebracht,  ber  im 
2anbe  Snfc^riften  fo^iere,  @^S^e  fu^e  unb  nod^  anberen  @pu! 
treibe,  ^ebm  %a%  n)urbe  i^,  oft  oon  toeitl^er,  burd^  93efud^e  be« 
^eQigt,  meiere  gelommen  maren,  um  fid^  t)on  ber  äSunbermär  mit 
eigenen  Sbtgen  ^u  überzeugen,  unb  nic^t  ti)enig  gaben  mir  bie  ffoü 
^daf)ä  (^(ural  oon  ^^efi^)  ber  @(egenb  ju  fc^a^en,  faft  nod^  me^r 
ald  meine  SBiberfac^er   unter   ben  europäifc^en  (^ele^rten.    93alb 


1)  b.  i.  bad  noc^  ungebrudte  dieiietpexL 


16  3)dttc  »cife.  «O.  X.  2 

benunjierten  fte  mic^  qU  Xürfen,  balb  q[$  (S()rtftm  ober  Suben, 
unb  t(^  ^Qtte  immer  bte  miberltd^ften  @jeneti^  um  ber  SBeDSlferung 
}U  betoeifen,  boft  t(§  ein  gotteSfürt^tlger  SWonn  fei.  S)aju  famett 
forttoäEirenb  neue  ^enunjtationen  aud  @an^a.  Sine  fo  geioagte 
ÄoIIe,  bte  id^  übrigen^  tro^  aller  ©d^tolerigfeiten  mit  ©rfolg  fpielte, 
tft  nur  tief  im  Snnem  be8  ßonbeS  mit  Seic^tigfelt  burc^jufüfiren, 
tt)0  man  ^enunjiationen  feiten^  S3efannter  nid^t  audgefe^t  ift. 

^Unter  biefen  UmftSnben  nal^m  id^  bie  S^opograp^ie  bed  fianbed 
auf,  mit  einer  (9enauig!eit  unb  einem  ^^tail,  xotlä^t  mir  geftatteten, 
meinem  Suc^e  *®aba'  eine  Äarte  im  SRafeftab  üon  1 :  250,000 
beizugeben  für  bie  ®egenb  t)on  92ebiran  bis  18ai^än,  unb  Don  biefer 
Oftgrenje  an  allen  @teQen  bis  gum  ftamm  beS  ®ebirgeS,  ein  @r« 
gebniS,  auf  ba^  id^  mit  einem  geteiffen  ©tolj  blidte,  ^gSn^te  bed 
ferneren  biefe  Starte  felbft  bis  in  bie  entlegenften  ®egenben  wie 
SRal^ra  unb  Semäma  bur^  ja^Kofe  @rfunbigungen  bei  SBebuinen, 
machte  meteorologifd^e  unb  linguiftifd^e  99eobad^tungen,  beS  weiteren 
fold^e  über  bie  nod^  fo  menig  gefannten  unb  bod^  iugerft  n^ic^tigen 
©tammeSgebräud^e  unb  ®efe$e,  unb  burc^forfd^te  bie  ®egenb  bom 
arc^SoIogifc^en  ®efid^tS^unfte,  mie  nie  ein  Sieifenber  in  Arabien 
t)or  mir  eS  getan.  ^iefeS  le^tere  rechne  id^  mir  ju  größerem  Ser« 
bienfte  an  als  meine  fonftigen  9[rbeiten,  ha  gerabe  bie  alten  ^nf« 
mfiler  mel)r  als  aQeS  anbere  ber  3^t5rung  burd^  9)}enf d^en^anb  untere 
liegen  unb  baE|er  fo  rafd^  als  mög(id^  ftubiert  merben  mäffen,  u^enn 
tt^ir  ni^t  auf  bie  Kenntnis  ber  ®efd^d^te  vergangener  Sa^rtaufenbe 
berjic^ten  n^oQen. 

„äßeine  ^orfd^ungen  in  ber  ®egenb  t)on  SRarib  n)aren  alfo 
topograp^ifd^e,  linguiftifd^e,  etfinograpl^ifc^e  unb  ganj  befonberS 
ard^äologifd^e. 

,,SBon  befonberer  Sßid^tigleit  ift  bie  9luSbeute  an  Snfc^riften 
am  X)amm,  am  fogenannten  ^aram  SilGS,  auf  ben  9tuinen  Don 
9ßarib,  SRirmat^,  ®an7tt)ana  unb  3:ialma,  bie  einzeln  ju  befpred^en 
I|ier  nid^t  geboten  fd^eint.  Sc^  f)abe  betaiQierte  9I2itteitungen  barfiber 
in  meinem  SBud^e  gemacht 

,,9tad^bem  meine  SRittel  mir  nic^t  mef|r  geftatteten,  auc^  noc^ 
ben  unbergleic^tid^  infd^riftenreid^en  ^jauf  —  ^aleb^  {|at  au^  bort 
nur  einen  ®riff  inS  tßoQe  getan  —  beffen  ^fiupttinge  mi^  abju^olen 
bereits  nac^  äRarib  gefommen  n^aren,  }U  befud^en,  entf^Io^  ic^  mic^ 
5ur  Süücfreife  nad^  @an'a,  bie,  toit  id^  übrigens  borauSgefe^en  ^atte, 
einer  ber  gefa^rboQften  SRärfc^e  n^erben  foQte,  bie  je  gemacht  njurben. 
^er  Sfüdhoeg  über  i^ab^ramaut  ^ätte  n^eit  weniger  ®efa^ren  geboten ; 


«C.  X.  2  Son  SRari6  nac^  San'a.  17 

allem  boju  fe^Ititt  mir  bie  äRitteL  Sbenfo  koie  bei  unferet  %6reije  Dan 
@an'a  ritten  mir  auc^  donüßarib  imS)unfe(  ber  Stockt  ab  in  berStod^t 
tN)m  S^eitag  20.  9^,  nad^bem  mir  ber  S3etofilferung  btn  (Stauben 
bngthxadft  Ratten,  ed  ^anble  fid^  um  einen  breitfigigen  {(u^flug  nad^ 
ber  in  ganj  anberer  Süc^tung  gelegenen  9htine  eU9Refäbj[ib.  3)a  mir 
bie  fHadfti^t  Ratten,  bo^  fämtlic^e  ©t&mme  im  ^albfreiS  um  äRarib 
\»n  9K^m  an  hü  über  9tebä'  ^inauS  unb  befonberii  bie  Vi  2>ia^m 
bie  abfu^t  ^ten,  btn  »Xürten''  (id^  mar  ber  erfte  S^ic^toraber, 
ber  feit  bem  lOefie^en  ber  X&rfen^errfd^ft  in  @an'Q  na^  bem 
SRaf d^rik  ging)  nic^t  nad^  @an'a  ^urädEiuIaffen,  unb  ba|  bie  S)ia^m 
auf  allen  SBegen  SBebuinentru)^)?  |)oftiert  Ratten,  und  aufjulauetn, 
fo  umgingen  mir  ouf  unfäglic^en  äßegen  gegen  9big^m&n  baS  )u^ 
ndc^ft  gefd^rlid^e  ©ebiet  tmh  glaubten  unS  im  Oben  unb  faft  nie 
tum  SRenf^n  burd^^ogenen  SBabi  S)^a  ober  ^^ufd^ma  fieser. 
2)a  ))10^i(^  biaHte  ca.  1  ©tunbe  k>or  ©onnenuntergang  @(^u{i  auf 
Sc^ufa  auiS  bem  na^n  Xamariffengebftfc^.  SDteine  Begleiter,  faft 
oQe  )u  ^erb  ober  ^bfc^in  {dUnniamA),  fonjentrierten  fic^  eiligft 
na^  rudmSrtd.  3c^  moQte  badfelbe  tun,  allein  mein  SRaultier, 
mnbe  unb  erfc^p^,  blieb  mie  feftgebannt  unb  mor  laum  jum  Um^ 
k^rai  ffi  bemegen.  9laf^  f))rang  id^  auS  bem  ©attel,  marf  mid^ 
jn  Soben  unb  ber^inberte  burd^  SReDoloerfeuer  (auS  einem  großen 
fogcn.  äRontenegriner^SReoolim)  baS  ^ertiorbred^en  ber  S3anbiten 
oud  bem  Suf^e»  bie  mid^  o^ne  Qnd^tl  arg  ungerichtet  ptten.  Sn 
biefer  tiergmeifelten  £qge  ermedten  ®c|ftffe  oon  rfidCm&rtd  mieber 
Öffnung.  Dod  maren  meine  f^eunbe,  bie  alfo  nid^t  geflol^n 
maren.  Sluf  ben  3uruf  ber  iReinen:  Fekih,  uhrub!  gfefi^, 
fääj^ !  ft^ang  i^  auf  unb  rannte  im  rafenbfien  Xentpo,  mitten  in 
beiberfeitigem  Offner,  jur  ^ofition  meiner  ®enoffen,  mo  mir  baS  (Se* 
fec^  no(^  eine  SSeUe  fortfe^ten.  Unfere  Angreifer  maren  etma 
30  9Kamt  ftorf,  f&^lten  aber  balb  ^aud;  ba^  fie  mi  nid^t  ge^ 
twu^fftt  feien.  UnS  mar  lein  $aar  geträmmt,  mä^renb  bie  iBebuinen, 
foirid  U^  tonftatieren  bunte,  menigften»  ^  Sermunbete  ^tten.  & 
mürbe  ^tkbe  gemacht  unb  mir  fe^en  unfern  SBeg  fort,  ^e  ganje 
Sai^t  ^bnrc^  mürbe  geritten,  unb  am  9Korgen  bed  @amStag  ge=^ 
taugten  mir  in  ben  oberen  2>il  bed  fe^  ortf^ftenreid^n  Sßabt 
fkirib,  bai  t>on  ben  SI  Storämifd^,  einer  Unterabteilung  ber  beut 
Sfebr  unb  einem  SBruberftamm  ber  Kl  S)|a^m,  bemo^nt  mirb.  3n 
biefem  ret^enben  Xale  geba($tea  mir  audsuru^.  Ilber  melc^ 
ZAuf c^ung ! 

„ftaum  Ratten  mir  bie  erfte  ^Aufergrup^  )?Qffitrt,   atd  andf 

«UfftOtifRt.    X,S.  2 


18  Dritte  «ctfc.  «O.  X,2 

f^on  bie  (SmlDO^ner,  unb  borunter  fetbft  bte  SBetber,  auf  und  ju« 
ettteu;  mir  baiS  Xud^  t)om  Sto))f6  riffen,  um  fic^  ju  flberjeugen,  ob 
id^  ber  „3ÄrIc"  fct.  Shtn  gab  e«  ein  3"^^«?^«  ^^  Araber  öon 
l^aud  ju  ^aM,  tooit  SBeiler  ju  9Bet(er;  Xrommetoirbet  ertSnte  üon 
allen  (Seiten,  unb  afö  ^Stten  unftd^tbare  ®eifter  Segionen  aud  ber 
@rbe  geftam^ft,  eilten  bon  beiben  Ufern  ^unberte  bon  Strabem, 
aOe  mit  hinten  ben>affnet,  l^erbei,  unb  nac^  tt^enigen  Stugenbliden 
»ar  unfre  Heine  @d^ar  mitten  in  einem  SRenfc^enfnfiuel,  beffen 
9But  feine  ©renken  lannte.  9Bir  tourben  alle  bon  ben  @&tteln 
^eruntergejerrt,  unfere  9{eittiere  roatm  flugd  in  ben  ^nben  ber 
SBanbiten,  unb  mit  un«  felbft  öerfutjr  man  in  einer  SBetfe,  bie  jeber 
93ef^reibung  f))ottet.  ^od^  IDO  bie  9tot  am  größten,  ift  ®otte« 
$Ufe  am  näd^ften.  £a  loir  gegen  teurem  ®elb  einen  ^jaf|m««9e« 
buinen  (9RubäraI  ibn  9)?udftr  ^ieg  ber  SBadere)  atd  ©eijir  (SBe« 
gteiter,  ber  ben  @(^ug  feinet  Stammet  auf  ben  @^ü|ting  über« 
trftgt)  engagiert  fiatten,  erftärten  ft^  alle  antoefenben  2))ai^m«0e« 
buinen  and)  trog  i^rer  fonftigen  Xobfeinbfc^aft,  bie  fie  gegen  ben 
®m!r  Ratten,  für  i^ren  ©tammedgenoffen  SRubäraT,  ber  in  ritter« 
lieber  SBeife  ben  %oi>  feinen  Kugenblid  fd^eute,  um  ber  @^anbe 
jtt  entgegen,  ein  $Berr&ter  feiner  ®airat  (®^ugbefoi^Ienett)  genannt 
}U  tt^erben.  SSer  aber  für  9)>htbäraf  tt^ar,  toar  für  und.  9htn  ent« 
ftanb  ein  unbefc^reibK(^ed  S^aoS.  @o  oft  ein  ftarmuf(l|i  auf  mtd^ 
ober  auf  ben  @d|erif  fd^iegen  ober  mit  bem  ®ürte(meffer  einbringen 
n^oQte,  bitbeten  S)ia^m'8ebuitten  eine  fefte  ^^alan;  um  und  unb 
entriffen  unfern  ®egnem  bie  SBaffen  ober  balgten  fic^  mit  i^ncn 
^rum.  @ogar  bie  SBeiber,  n^a^re  gurien,  mifd^ten  fidg  in  bie 
9lauferei  unb  riefen  ben  äR&nnern:  „fc^Iac^tet  bod^  ben  Xürfen  ab!" 
Snblid^  fam  ein  @^ciff|,  namend  'Omar  ibn  'Smir.  Xber  auc^ 
biefer  brad^te  und  feine  9lettung;  benn  er  t)erlangte  im  9lamen 
feiner  ®enoffen  meine  Sudlieferung,  gegen  toetd^  SBebingung  bie 
onberen  freigelaffen  koürben.  SQein  ba  legten  bie  bier  ®d^er!fe 
oon  9Rarib,  bie  mit  mir  n^aren,  einen  9tttt  unb  eine  aR&nnti(^teit 
an  ben  %aQ,  bie  mir  unbergeglid^  bleiben  loerben.  O^ne  einen 
Sugenblid  ju  }bgern,  erflörten  fie  ed  loie  SRubäraf  für  eine  eined 
Aabiten  (SBebuinen)  unmürbige  unb  fd^mac^tioQe  Infamie,  ju  ber« 
langen,  bal  man  feinen  f^reunb  im  @tic^e  laffe,  unb  riefen  ber 
tobenben  SJtenge  ju:  ,,3^r  merbet  biefen  SRann  nur  mit  und  tiHen 
ober  niemanb  töten!"  ^a  fam  ein  anberer  @c^eifl^  (oon  ben  bani 
@afrän)  herbeigeeilt,  ein  n^ürbiger  ®reid,  o^ne  ftopfbebedung,  ol^ne 
XSaffe.    SSie  ein  ^triard§  f))rac^  er  }u  feinen  @tammedgenoffen : 


tCO.  X,2  8on  9RQn6  nac^  @an*a.  19 

«Sd  fei  ferne  t)on  mir,  eS  fei  ferne  \)on  euc^,  ba|  wir  biefen  Seuten 
etoad  ju  £eibe  tun.  Sd^*  erüöre  fie  indgefamt  in  meinem  unb  in 
bem  @t^u^  fSmtlic^er  benl  S^meb  fte^enb.''  91qc^  biefen  eblen 
Sorten  jog  fic^  ber  litte  juröd  unb  einen  llugenblid  ^errfd^te  93e« 
ftnr)ung  unter  ber  SKenge.  S)iefen  Sugenblid  benügten  mir,  um 
und  rafc^,  aber  nic^t  fluchtartig  iurüdjujie^en ;  benn  eine  SRinute 
ipiitt  w&it  auc^  ber  ISinbrucf  ber  ))atriard^alifc^en  SBorte  üer^ 
fc^uttben  %trot]tn  unb  fein  SUtter  me^r  tt)&re  erfd^ienen.  SBir  aber 
mitfamt  ben  S)ial^miten  n^aren  gegen  bie  ^unberte  Don  ftarämifc^ 
me(  }u  fc^toad^,  unb  in  jebem  ^aOe  tofire  ic^  unb  ber  (^ir  er« 
morbet  n)orben. 

„2)a  n)ir  burc^  yi^m  nid^t  jie^en  fonnten  —  man  Dertoeigerte 
und  bie  ©c^u^geleitfc^aft,  loelc^e  roxi  fofort  oer(angt  Ratten  —  fo 
blieb  nichts  anbered  übrig,  als  in  bad  feinblic^e  (Gebiet  ber  S)ia^m 
ju  ge^,  in  welchem  noc^  immer  bie  93ebuinen)}atrouiQen  nad^  und 
fpä^ten.  SUIein  bie  mit  und  befinblid^en  Sja^miten  erflfirten  ed 
einftimmig  für  einen  point  d'honneur,  nad^  ber  SBerle^ung  i^rer 
@tammede^re,  meiere  fic^  bie  ftarämifc^  ju  fc^ulben  fommen  liegen, 
bie  ^nbfeligfeiten  gegen  ben  @d^enf  ju  oergeffen  unb  i^n  unb 
feine  ©efeÜfc^aft  ald  @&fte  im  ^ja^m<«Sanbe  )u  betraci^ten.  @o 
^en  n7ir  benn  unangefochten  bid  in  bie  9iä^e  oon  ®inoäc^  jucüd 
unb  fc^lugen  ein  Stac^tlager  auf.  SBä^renb  ber  9lad^t  entfanbten 
nrir  einen  Soten  na^  $a}m  911  S>ammäbi,  um  bei  bem  @dgeif^ 
SO  ibn  SRafc^ib  (Häuptling  ber  %U@a  ib^Sebuinen)  fid^ered  Geleite 
bnrc^  fein  ®dbiet  gu  erbitten,  ^efer  fagte  ed  gu  unb  na^m  und 
am  (Sonntag  in  ber  freunblic^ften  äBeife  auf.  äRontag,  am  23.  ttpril 
ftiegen  loir  im  äBabi  ^abäb  f)inauf,  um  burc^  bad  Gebiet  oon 
Xnlfc^,  Sa^män,  ©c^abbäb  gegen  @an  a  ju  marf edieren.  S)a  aQe 
biefe  Gebiete  —  unb  biefe  ißac^ric^t  ^aben  mir  fogar  fc^on  in 
SRarib  erholten  —  oon  benfelben  Sbfic^ten  befeett  maren  mie  bie 
'91  ftorämifc^,  unb  und  fc^on  gar  fein  anberer  Sßeg  met>r  geblieben 
o&re  ald  ^ab^ramaut,  fo  befc^loffen  mir,  Sift  anjumenben  unb  bie 
geffi^rlic^n  Gebiete  im  (Silmarf^  bei  3lad)t  ju  burc^ jief)en. .  3c^ 
bat  ben  ißafib  '9li  ibn  9tafcl)ib,  ben  ja  niemanb  in  irgenb.  einem 
tkrbac^t  ^ben  fonnte,  im  eigenen  Ißamen  ben  ^ertiorragenbften 
3latib  x>on  'Strüfc^  um  ®eleite  in  ber  Stacht  {u  bitten  unb  if|m  für 
ben  9benb  ein  ätenbegooud  an  ber  ©renge  ju  geben.  @d  mar  bied 
gerobe  jener  9bifib,  ber  am  meiften  bemüf)t  mar,  meiner  ^abl)aft  ju 
4oerben.  ^Skt  ^lan  gelang.  Stad^bem  ed  bereitd  bunfel  gemorben 
3oar,  bim  ber  (Seleitdmann  (®o^n  bed  9lafib).    3c^  i^ielt  mijd^  m- 

2* 


20  Stritte  «cifc.  «D.  X,  2 

ftedt.  %te  er  M  ©d^ifd  Don  SRottb  anft(!^ttg  lourbe,  füeg  im 
©cjiir  fofort  ber  SSerba^t  auf,  e8  fSnnle  ber  ^eifecrfc^ntc  „Xfirfc'* 
in  feiner  (SefeÜfd^aft  fein.  Kitin  ed  tmirbe  i^m  6emerft,  biefer  fei 
f(^on  t)orgeftem  burc^  bai  ®ebiet  ber  Starämifd^  gebogen  unb  ent« 
meber  fd^on  in  Sana  angelangt  ober  am  SBege  erf^Iagen  n)orben. 
SBS^renb  nun  ber  (Smir  unb  ber  ©ejp  9?ol^ommab  ben  ©ejjiir 
(@eleitömann)  im  ®efprfi(^e  hielten,  mifc^te  id^  mic^  fd^toeigenb  in 
bie  Storatoane,  unb  erft  um  9Rittemac^t  fiel  bem  @eiiir  ber  ge- 
fieimnidDoQe,  fc^toeigfame  unb  üefoermummte  9teiter  auf.  fiber 
au(^  jle^t  tt)urbe  i^m  bebeutet,  baS  fei  ein  ®elel^rter  au8  ^ab^romaut, 
ben  ber  ©ejiib  9)}o{|ammab  nac^  ber  2:i^äma  (bem  Stfiftenlanbe) 
mitnehme,  tt)o  er  S^rabitiondtoiffenfd^aft  ftdbieren  unb  bann  nac^ 
9Reffa  ge^n  n^eri^e. 

„@e(bft  n>enn  ber  gute  ©etjir  genau  gen)u^t  ^fitte,  n^er  ic^  bin, 
fo  ^8tte  i^m  bod  mitten  im  Sanbe  nid^td  me^r  genäht.  Serraten 
burfte  er  mid^  nid^t  me^r,  ba  man  i^n  felbft  für  einen  fianbeS« 
t)errftter  gehalten  ^Stte,  unb  niemanb  ^ätte  i^m  geglaubt,  ba%  er 
felbft  l)intergangen  n^orben  fei.  Sin  ber  ©renje  loar  baS  freilic!^ 
anberS  gemefen;  bort  aber  {|atte  er  ni^tS  bemerlt.  3n  ber  %üi 
toar  biefe  9?ad^treife  eine  ber  aufregenbften;  benn  bei  jebem  S)orfe 
tourben  tt^ir  toon  ben  SBac^en  angerufen,  allein  fie  begn&gten  fic^ 
ftet«,  als  i^nen  bie  tool^Ibefannte  Stimme  be8  ©ejjir»  jurief,  e« 
feien  blofe  Kameltreiber  ber  AI  ©aib.  »ei  Xoge  toäre  ba8  un« 
audfäfirbar  getoefen.  @o  gelangten  Unr  nac^  unffigttc^  ftrapa^iöfem 
Stitte  Dienstag  um  3  U^r  15  äRinuten  morgen»  im  9Eßabi  9Ra8ioar 
(ft^au(än)  an  unb  ritten  nad^  faum  jmetftflnbiger  Staft  gegen 
@ana,  in  baS  n)ir  um  4  U^r  nachmittag»  n)0^1be^alten  unb  im 
förmli^en  Xriump^)uge  einmarf edierten." 

3^^  (£rgSn}ung  biefe»  99eri(^te»  mögen  noc^  einige  ©teDen  au» 
aSriefen  ®Iafer»,  bon  Xrobien  au»  an  ^ofeffor  ^ommel  in  9Kfln« 
^eh  gerid^tet,  folgen. 

Son  SRarib  au»  fc^reibt  ®lafer  am  26.  9R8ri:  @eit  21.  b.  9R. 
gtadlic^  in  SRarib  unb  bi»  f|eute  fc^on  über  ^unbert  t)0llig  neue 
^nfd^riften,  bie  meber  Hrnaub  nod^^aleo^  gefe^en  ^aben!  3(^ 
f j>iele  ^ier  bie  etum»  gefährliche  unb  bebenftid^e  SloQe  eine»  mo^am« 
^mebanif^n  9le(^t»gele^rten,  allein  bi»^er  mit  beftem  Erfolge.  Sk^ 
mürbe  fogor  fd^on  am  erften  S^tag  jur  Xb^altung  ber  ^ebigt  in 
ber  SRofd^ee  @ttlatm&n  eingelaben:  ....  Son  ^ier  au»  gebenfe 
i(^  eine  ganje  Steige  Don  ^tifen  ^u  machen,  menn  —  ic^  unterftfi^t 
xottit.    Selber  ^a6e  ic^  feine  i^offnung   bieSbejfiglic^.    tut  bie 


10.  X,  2  Crgebmlfc.  21 

fitn)))fiifd)e  @f(e^rten)DeIt  ba^  irrige,  fo  lote  i^  bann  erobere  id^ 
ganj  ^ob^romaut  unb  iKä^arä  im  ^uge  für  bie  äBiffenfd^aft.  3^ 
lenne  Sanb  unb  Seute  fo  genau,  bol  ic^  bie  Überzeugung  ^oben 
lann,  an  iebent  Orte  ©ubarabtend  Dom  Semen  (bem  meftßc^en  Zeil) 
bid  'Oman  unb  (nörbttd^  t)on  ba)  bid  93agra  mit  DoUfter  ^rei^eit 
unb  mit  na(^  menfd^ßc^em  Srmeffen  gefiedertem  (Erfolge  arbeiten 
iu  fönnen.  9Bad  ba»  in  bem  fanatifc^en  Arabien  bebeutet, 
©iffen  Sie.* 

Sine  92a(^fd^rift  oom  30.  fOlaxi  fonnte  ftatt  ber  juerft  ge«* 
sonnten  100  Snfc^riften  bereite  240  fonftatieren. 

3n  einem  ^Briefe  aud  %ben,  batiert  3.  September  1888, 
fc^reibt  er:  „Vi»  da  fe^r  toefentUc^ed  Srgebnid  betrachte  ic^  aud^ 
meine  ©tubien  über  bie  9Beif)rattd^^  3R^n^en«  unb  ^ummi^'gfrage. 
Um  bie  groge  einer  gebei^Iid^en  Söfung  }Uittfu^ren,  f)otte  id^  Soften 
unb  äRit^en  nic^t  gefc^eut,  eine  ganje  Sammlung  (ebenber  ^an^en 
(bnr^tt^eg  Gummibäume,  3Bei^rauc|«  unb  SD^^n^enbfiume  unb  bie 
StsdUffiany)  an  bie  ftüfte  ju  fd^affen.  Sttoa  4  ober  5  %rten,  ba^ 
runter  befonberd  ber  S3ar8««@trau^,  ^aben  bereits  in  erfreulicher 
93eife  äBurjel  gef dalagen.  2)a  id^  no(|  ttwa  14  Xage  in  %Un 
bleibe,  tt)o  bie  ^flan^en  obfolute  9iu^e  unb  aufmerffame  Pflege 
finben,  fo  ^be  ic^  begrünbete  Hoffnung,  bog  düt  S^remplare  fic^ 
er^oloi  unb  gebei^en  tt)erben.  ^ag  id^  aud^  aQe  oor^anbenen 
J^OT}«  unb  (Summiforten  mitbringe,  üerfte^t  fid^  oon  felbft. 

„Son  befonberer  äBic^tigfeit  bürften  meine  {artogra))^if(^en 
arbeiten  fein.  @ie  ttierben  jum  erftenmale  eine  üerl&^ttd^  ftorte 
oon  gon)  @ubarabien,  bie  Sßfiftenbiftrifte  mit  eingered^net,  liefern. 
Iba^  tc^  bobet  aud^  ber  ^iejirat  afSrab  bed  ^ambäni  (ber  ht" 
rühmten  t>on  2)aoib  $.  TtnUtx  ^erau^egebenen  Geographie  Arabiens 
in&ttftDe  Subarabiend,  ber  |>eimat  bed  ^erfafferd)  unb  bem  3Ki( 
bedfelben  Sutord  gebü^renbe  Slufmerffamfeit  fd^enlte,  bebarf  feiner 
fpegieDen  (Sno&^nung. 

,,(£benfo  toertüoQ  bürften  meine  fprac^Iic^en  Aufzeichnungen 
fein,  bie  eine  lomptette  S^arfteOung  bjt»  fübarabifd^en  ^ialefteS,  ober 
ric^er  ber  fübarabif^en  Sialefte  geftatten  unb  jum  SBerftänbnid 
ber  alten  Snfc^riften  brauchbare  ^Beiträge  liefern.  Unter  i^nen 
finbet  au^  bie  ©prad^e  bed  ojeanifc^en  Xjaf är,  aDerbingS  nur  nac^ 
einem  ®e»2^r8mann  auS  jener  ®egenb,  Serüdfic^tigung. 

,,9Reine  aftronomifc^en  unb  meteorotogifc^en,  fotoie  fuItureOen 
unb  et^nograp^ifc^en  ^Beobachtungen  getjören  jum  großen  XeU  fc^on 
ber  erften  9Ietfe  an  unb  ftnb  nid^t  unerl^eblid^  erweitert  loorben.'' 


22  drflcbniflc  bcr  britfcn  »eiff.  «O.  X,  2 

9m  @nbe  feiner  bntten  9ietfe  ^atte  ®Ia[er  632  neue  fabfitfr^e 
imb  mtnStfc^  S^qrte  gett)onnen,  feine  ©ommlung  belief  fi^  nun  auf 
1032  9?ummem;  346  arabifd^e  ^anbfd^rtften,  je^t  im  JBritifd^en 
SRufeum,  l^atte  er  ertoorben.  ©ne  ttjunbertjoße  ©ommlung  füb* 
arabifc^er  Driginalfteinbenimfiter  gelangte  in  bie  berliner  äRufeen. 
JBon  ben  Snfc^riften  ^erbienen  befonbere  §ert)or]^ebung  bie  gewaltige 
©ir»ac^*3nfd^rift,  mel)r  ate  1000  SBorte  ent^altenb,  auf  28  je 
6  STOeter  langen  3^^^^"  eingemeißelt.  Sie  ift  ha^  toic^tigfte  ge* 
fc^id^tlic^e  ^en!ma(,  bai^  ®Iafer  aud  Arabien  mitgebracht  ^at  unb 
befinbet  fic^  in  f aft  böaig  tabeHofem  3uftanb  \  SRur  toenige«  fe^It 
^ie  SSerbffentli^ung  ift  Don  ®Iafer  felbft  außerorbentlid^  meit  ge« 
förbert  morben,  leibet  toav  ed  if)m  nid^t  befd^ieben,  fie  }u  Snbe  ju 
fähren,  gemer  feien  nod^  genannt  bie  riefigen  Snfc^riften,  bie  üon 
bem  S3ruc^  bed  berüfimten  ^ammed  Don  äßarib  Stunbe  geben^ 
2  Dolttommen  erhaltene  Sejte  Don  100  unb  136  fteineren  Qvltn. 

9Bie  bei  aOen  feinen  Steifen  mußte  @ilafer  aud^  bie^mal  in 
bem  %ugenblidt  abbre^en,  n^o  er  mit  ber  fic^erften  9[uSfic^t  auf  btn 
größten  @rfoIg  ^Stte  tt)eiterarbeiten  fönnen,  toenn  i^n  nic^t  bie 
DöQige  Entblößung  Don  ®elbmitteln  }ur  ^eimfe^r  ge3n)ungen  ^ätte. 
$8ie  günftig  war  bie  ®elegent)eit,  Don  Sßarib  aud  bid  ind  ^erj 
be«  alten  STOinäerreic^Ä  Dotjubringen.  3)te  ^äupter  ber  bortigen 
Stämme  »aren  in  SRarib  erfc^ienen.  i^n  in  ifyce  ®egenben  ju  ge* 
leiten,  niemals  Dörfer  unb  niemals  nac^^er  bot  fic^  eine  ä^nlic^e 
®etegent)eit.  Unb  loenn  einmal  in  femer  3wfwnft  ber  ^ranfe  bem 
l^orfd^er  fid^ereS  @eteit  auc^  in  bem  ^eute  DöQig  unjugftngli^en 
minfiifd^en  ^jof  ersti)ungen  ^aben  D^irb,  n^ie  Diel  n)irb  ba  too^I 
nod^  übrig,  fein  Don  ben  S)enlmälem  ber  SBergangen^eit,  toie  Diel 
mirb  bii^  bal^in  untoieberbringlii^  Derloren  fein,  n^ad  ®lafer  bamatö 
noc^  faft  mü^e^  unb  gefahrlos  ber  äßiffenfd^aft  ^ätte  retten  fönnen^ 
menn  er  energifd^er  unb  ausgiebiger  unterftä^t  toorben  n^äre.  SBo^I 
foQte  feine  Dierte  Steife  einigen  ®rfa^  für  bie  bamate  Derfftumte 
Gelegenheit  bringen,  aber  boc^  nur  ^infii^tlid^  ber  Snfc^riften.  (St 
felbft  ift  ni^t  inS  Sanb  gefommen,  er  ijat  feineS  ber  alten  ^eilig* 
tümer  gefe^en,  Don  benen  und  ^aleD^  Stunbe  gebrad^t  ^at  er  [)at 
feinerlei  aufnahmen  an  Ort  unb  @tette  machen  fönnen. 


1)  9luf  ber  Dterten  Steife  ^ot  er  auc^  einen  t)onpfinbigen  tlbdotfc^  biefe^ 
9ttefente|teiB  etl^oTten. 


«C.  X,  2  Sierte  9leife.  23 

QOittU  (geife. 

Einfang  1892  btö  Srü^ja^r  1894. 

(Srft  noc^  Dter  Sauren  ^at  &la\tt  eine  neue  Strife  nad^  Strabien 
nntemommen.  Unterftä^t  wax  er  biedmal  t)on  ber  ^ager  (StefeU^ 
f(^ft  jnr  gdrbening  beutfc^r  SSiffenfc^aft,  ßunft  unb  Siteratitr 
in  Sö^men  mit  einer  @ubt)ention  Don  8000  f[.  SHe  gro^e  Un« 
fic^^,  bie  im  ganjen  Sanbe  noc^  infolge  eined  allgemeinen  Sbtf^ 
ftanbed  gegen  bie  tärfifd^e  D6er^errf(|aft  (1891)  beftonb,  mochte  e^ 
(Blafer  biedmol  ganj  vambQlid),  grb^ere  Steifen  ind  Snnere  ju  unter*« 
nehmen.  @o  nutzte  er  fic^  barauf  bef^r&nfen,  oon  %ben  aud 
nadf  7aHü,  oon  ba  inS  ^eboniterlanb  unb  enblic^  nac^  ©on^a  }u 
letfcn  unb  bann  in  @an'a  yx  bleiben. 

®leic^n)o^I  ^at  ber  @rfoIg  biefer  Steife  ben  aUer  früheren  n>eit 
nbertroffen,  ttor  aSem  ^infid^tlid^  ber  ®en)innung  neuer  Snfd^riften. 
<B(afer  fetter  fc^eb  barüber  tton  @an'a  aud  an  ^ofeffor  kommet 
am  25.  ^bruar  1893: 

„^e  9leife  nac^  aRa'in  (bem  3)iauf)  ^abe  ic^  mir  feit  meiner 
Xntnnft  ^ier  oorgenommen.  £eiber  ift  ber  ^jauf  augenblidlic^  ber 
dentral^erb  aSer  aufft&nbigen  Elemente.  Sine  Steife  bort^in  in  ber 
je^gen  3^  mürbe  jeben  fomo^I  ben  türfifd^en  93e^brben  ald  aud^ 
ben  3>jattf«9rabem  als  ©fnon  erfi^einen  laffen  unb  fein  ©d^idfal 
m&re  befiegelt,  noc^  beDor  er  in  bie  Sage  fftme,  aud^  nur  eine  3n^ 
fc^ft  ju  fo))ieren.  tlber  man  mu^  fic^  }u  Reifen  miffen.  3(^  fyibt 
mir  einfach  einige  SBebuinen  abgerichtet,  Snfc^riften  abjuHatfc^en  unb 
)u  fo^ieren.  SHed  ^itte  id§  in  früheren  Sauren  nic^t  guftanbe  ge* 
bracht  3e$t  ^abe  ic^  ein  ganjed  ßor|)d  üon  fold^en  ®eneralft&b(ern, 
bie  mit  einer  »led^buc^je,  ^apitv,  SBIeiftift  unb  »ärfte  »erfe^en, 
^tnait8§ie^n  nac^  allen  Stid^tungen  ber  äBinbrofe  unb  in  ben  ent« 
legenften  SSBinfeln  ben  Snfd^riften  nac^f^üren,  in  ®egenben,  bie  nie 
eines  Surof^äerd  ^^  betreten  mirb.  @ie  merben  ftaunen,  fobalb  @ie 
bie  ^errlic^en  %bt(atf(^e  fe^en  merben,  meiere  biefe  bebuinifd^en  ^mq'^ 
^nnbe  f(^on  bid^er  gebracht  I|aben,  barunter  auc^  fc^on  einige  ber 
fyd&D\f')f^  3)iaufinfd^ften  (im  weiteren  S3er(auf  f^at  er  t)on  faft 
oQen  biefen  Xejrten  jukierläffige  SlbUatfd^e  erhalten).  ®o  umgebe  id^ 
aOe  <9cfa^r  unb  fann  in  ®egenben  recherchieren,  bie  felber  ju  be«> 
\uäfm  mir  abfolut  unmöglich  toäre,  felbft  in  frieblic^en  3^^^- 
Cbenbrein  »irb  bie  Srforfc^ung  ber  äbtinen  unb  ber  üerfcl^(e))))ten: 
^^aämäiex  eine  nac^  SRbgti^ftit  t)oQft&nbige,  )umal  ic^  aUe  ^aupU 
inmtte,   bie  noc^  fehlen,   felber  befud^en  n^erbe  (mie  $arib  SBai^än, 


24  9kxit  »eife.  «iD.  X,  2 

luo  ataibän  liegt,  SRarJ^'a,  ^^ramaut,  Xjafär  uf».)-  ^^  Sefuc^ 
be9  2)jauf  ti)irb  ^offentli^  überflüfftg  kverben.  9ugen6licIIt(^  \>et^ 
tianble  id§  toegen  einer  anbeten  ®egenb,  bie  td^  ju  befud^en  gebenfe. 
S)en  2)i(mf,  Ü^ebjrän,  bie  3)t>ifd|engegenb  attrifd^en  beiben,  femer  ^h^m, 
SRuräb,  Xjabiän  ^abe  ii^  einftkoeiten  meinen  ®eneratftäb(em  fibet« 
tmcfen.  @oQte  ei^  tro|bem  notmenbtg  merben,  fo  u^erbe  ic^  aud^ 
felber  no(^  ba^in  ober  bort^in  reifen,  ^muptfod^  ift,  bie  Snf^ften 
3U  famntebt,  unb  fftoax  in  braud^baren  StbHotfd^en.  50iefed  gro|e 
3iel  ^Ite  i(^  mir  ftetS  tot  ftugen,  nic^t  ))erfön(id^e  SBraiiourftädE(|€n, 
bercn  id^  o^nebied  genug  oud^nffi^ren  l^atte  unb  nod^  oud^uffi^ren 
l^be,  9Bä|te  ic^  getoig,  bajs  id^  SRet^ufalemd  9(ter  erreichte,  bamt 
toilccbt  iä)  feben  t)erfc^Ie^pten  Snfd^riftenftein  perfönlid^  auffuc^en, 
Quc^  trog  ber  unenblic^en  ^Atoetln^it ,  bie  mit  ben  SBer^anblungen 
mit  ben  majsgebenben  (Eingeborenen  Derfnüpft  finb.'' 

....  @ie  glauben  gar  nid^t,  loieüiel  id^  biedmal  ft^on  bid^r 
tieraui^gabt  l^abe.  S)ie  gan^  ©ubDention  Don  8000  Önlben  unb 
ein  gut  Xei(  meinei^  übrigen  @elbed  finb  ba^in  unb  »enn  eS  nod^ 
einige  äRonate  fo  fortgebt,  bann  befi|e  id^  nic^t  einmal  bie  Steife^ 
fpejen  jur  SHädffe^r.  Unb  ed  mug  fo  for^earbeitet  tt)erben!  3)enn 
bie  Umftdnbe  finb  jegt,  koie  t^  fd^eint,  befinitto  gfinftig  ffir  mid§, 
unb  jeber  3::ag  biedmal  für  bie  SHffenf^aft  n^ertooQer  ald  3  ober 
4  ^ge  meiner  früheren  Steifen,  ba  id^  jegt  ganj  t>or)ügti(|  orien^ 
tiert  bin  unb  nac^  feiner  9tid^tung  blinb  ^erumtap))e.  äRit  fieserem 
®riff  ^ole  id^  jegt  aOed  tDiffenfd^aftlid^  äSertOoüe  ein,  unb  ic^  tonn 
getroft  fagen,  ba|  fd^on  jegt  meine  Stefuttate  minbeftenS  benen  jeber 
meiner  frfil^eren  brei  Steifen  gleid^fommen " 

Kte  ein  befonberer  @rfoIg  biefer  Steife  ift  ed  ^u  betrad^ten, 
bog  ed  ®(afer  gelang,  gegen  100  latabanifd^e  Snfc^riften  in  96^ 
flatfd^en  ju  gen?innen.  89id  ba^in  toar  überhaupt  noc^  leine  einzige 
fatabanifc^e  Snfd^rift  befannt  gemefen,  j[a  niemanb  tougte,  tt)0  bad 
t)on  ben  !(affifc^en  Tutoren  neben  SRa'in,  @a6a  unb  ^ab^ramaut  atd 
einei^  ber  großen  fübarabifd^n  Sleid^e  genannte  ftataban  ju  fuc^en 
fei.  8u9  ben  besten  ®(aferd  lernen  )oir  ein  gut  2:ei(  ber  ®ef(^ic^te 
biefed  SanbeiS  fennen  unb  oiele  feiner  ftftnigSnamen.  äBir  gewinnen 
einen  (Sinbttd  in  bie  gan)  eigenartigen  religififen  &r^ft(tniffe  be^ 
Solfed,  unb  jjegt  f(i§on,  oo  nur  menige  t)on  ben  %tjcten  oerBffent^ 
lid^t  finb,  ^at  fic^  gezeigt,  mieoiel  Sid^t  auS  i^nen  auf  bie  ganje 
femiHfd^e  8lte(igionl^efd^d^te  fftOt. 

SB&^renb  bie  früheren  Snfc^riftenfunbe  fic^  auf  ein  üer^aitaiS'- 
mdgig  menig  umfangreiche^  ®ebiet  bef^rfinten,  entftammen  bie  Sn^ 


VC.  X,2  (irgetoiffe.  25 

fc^riflni  btefer  vierten  Steife  einem  totxt  größerem  geogrop^ifd^ 
4Bf biet,  bod  mit  fludfd^Iug  ber  in  SSejug  auf  bad  Sltertum  belang« 
bfen  Xi^omagegenben  faft  gon}  @ubloeftara6ien  umfaßt. 

SDen  er^mungenen  Slufent{^It  in  @an'a  f)at  @Iafer  aber  aud^ 
Ue^mal  fnt^fbringenb  genügt  bur^  umfaffenbe  Srfunbunjjen  unb 
anfjrid^ntmgen  geogra)>^if(^er  unb  tinguiftifd^er  S(rt.  Über  bie 
rrfteren  fagt  er': 

„^^  bin  in  ber  Sage,  eine  gtemlic^  betaiQierte,  für  man^e 
Ofbiete  fogar  erf^0^fenb  betaiQierte  Starte  ju  entU)erfen  für  ba% 
Stfamte  Sanb  t)on  |>ab^amaut  bis  in  bie  fUS^t  Don  fDMta.  ®an2 
befonbered  Sngenmerl  richtete  id^  felbftDerft&nblid^  auf  bie  Uiffet 
fo  gut  toit  gan}  unbelannten  ®ebtete  am  Dftab^ang  beS  ©erat 
(fo  ^t  ber  gemaltige  ®ebirgS)ug,  ber  bit  ftüfte  be2  S^ten  äReered 
tum  ber  ©ubioeftff^i^  ber  ^albinfel  bid  nad^  äReRa  begleitet)  unb 
om  9tanht  ber  SBüfte,  meil  bie  n^id^tigften  3^ntren  ber  alten  S^eid^e, 
oiic^  bed  fatabanifd^en,  bort  lagen.'' 

(Sine  meitere,  nic^t  l^od^  genug  5U  toertenbe  ^ax^t  biejer  Steife  finb 
bie  geograp^ifd^en  Srfunbigungen  ju  ^ambani,  bem  berühmten  in 
@äbarabten  ^eimifd^en  ©eograp^en,  ber  ettoa  um  900  n.  @^r.  eine 
fe^  genaue,  aber  fc^toer  berftdublic^e,  tt^i(  faft  nur  Stamen  o^ne 
genügenbe  Ortdangaben  bietenbe  ®eograp{)ie  Srabiend  unb  fpeiieD 
€uborabiend  gef^rieben  ^at.  3)arüber  fd^rieb  ®(afer  im  gleichen 
Srief  an  ^ommel:  ,,|^ambanid  3)iejirat  fjahe  ic^  bereits,  mad  ben 
Semen  betrifft,  DoHftänbig  redimiert,  aQe  Ortsnamen  lofalifiert; 
baS  tft  eine  Arbeit,  auf  bie  id^  ftolj  bin,  unb  bie  fo  fd^neS  fein 
anberer  ausgeführt  ^ätte.  ^ieS  fyxi  aber  ®elb  gefoftet ;  benn  leben 
Zag  ^tte  i^  aus  ben  berfd^iebenften  ®egenben  Eingeborene  bei  mir. 
Sttformanten  unb  ßutr&ger  aber  moQen  Uiafß  fein,  fonft  ift  an 
bie  Durc^^ng  einer  berartigen  potittfd^  gefd^rlid^en  Slrbett  gar 
nif^t  jn  benfen,  gefäf)rli(^  für  mic^  unb  für  bie  fonft  93eteiligten. 
(Et'Sibft'd  (Sefc^^te  Semen'S  überfe^e  id^  inS  ^eutfc^,  ein  gut 
Xeil  fd^on  fertig,  furj,  bie  @rgebniffe  finb  ganj  au^erorbenttid^  — 
^onbfc^riften,  tt^ie  fte  fein  Sterblicher  jemals  auS  bem  Orient  mit^ 
brockte  ufm.  9(QeS  fommt  barauf  an,  ba^  je^t  meine  f^reunbe 
eingreifen!    £S  ift  bie  le^te  arabif(^e  Steife  bie  id^  mac^ " 

Sbtc^  biefe  vierte  Steife  mar  einge()enben  linguiftifc^en  @tubien 
getvtbmet.  91uf  ii^  f|at  ®Iafer  befonberS  bie  3)ia(efte  beS  füblid^en 
ftnftengebieteS  k9om  StaS  StuS  bis  noc^  @e  |)ub,  baS  fogenannte 
9R^ri  im  äSeften  unb  baS  t)on  i^m  @^e§rat  genannte  @d^^auri 
im  Often  oufgenommen,  @(^mefterbialefte  ber  auf  ber  Snfel  @oqotra 


26  »iertc  ««ife.  «D.  X,  2 

gefpcoc^eneit  Spxad^.  S)ie  SBid^tigfeit  biefer  eigenartigen  ®ptaäfen» 
gebi(be  für  bie  Singuifttt  ubttf)aupt,  n^ie  befonberS  für  bie  @t!ennt«- 
nid  ber  fübarabifc^en  ^nfc^riftenfprac^e  {)at  fc^on  gretoet  i  3.  1840 
betont,  t).  SRal^a^n  f)at  i^nen  feine  S(ufmer!)Qm!eit  gen)ibmet,  unb 
if)T  ©tubium  mav  eine  ber  ^Hauptaufgaben  ber  SStener  fübarabtfc^ett 
Sjrpebition  D.  3.  1898.  ßeute  befi^en  U)ir  bani  ber  unermubli^en 
SCätigfcit  3).  ^.  aKuBcr «  eine  ptte  öon  ÜÄateriat  biefer  me^r  unb 
met)r  bem  unauf^altfam  Dorbringenben  9lrabifc^en  tt)eic^enben  S)iale!te. 
3n  ®Iaferd  9«a^Iag  fanb  fic^  ein  ^eft  oon  186  blättern  mit  ^oben 
ber  9)tet)ri^,  @oqotri<>  unb  @(^^auri«@prac^e,  aud  ben  jerftreuten 
9{otijen  feiner  Xagebüd^er  nac^  ®laferS  2)iftat  üon  ^of.  kommet 
umgefc^rieben  unb  georbnet. 

Snblid^  ift  noc^  ber  ^anbfc^riften  unb  Driginalbenfmäler,  bie 
®(afer  üon  biefer  vierten  9te4fe  heimgebracht  t)at,  )U  gebenfen. 

^iedmol  n^aren  t'^  251  arabifc^e  äßonuf friste/  bie  je^t  ju  ben 
perlen  ber  SBiener  $ofbibliot[)ef  gehören.  ®(afer  f^at  ed  befonber^ 
biedmal  Derftanben,  bie  beften  unb  älteften  S^emplare  oid^tiger  äBerfe 
2u  enterben.  9}ic^t  n)eniger  atö  20  baDon  finb  auS  ber  3^  ^om 
4.-6. 3a^rf).  b.  glud^t  (=  10,  ~12.3at(r^.  n.(S^rO  juoerlöffig  batiert 

3)ie  prac^tooUe  Sammlung  Don  Driginal-3nfc^riftenfteinen  unb 
?«tertümcrn  befinbet  fic^  jeftt  gleic^faü«  in  SBien.'^  ©ic  umfaßt  39  3n* 
fc^riftenfteine,  ja^treici^e  @!utt)turen,  fleine  Altertümer  unb  SDäinjen. 

^e  bringenbe  S3itte  um  meitere  ausgiebige  Unterftfl^ung  fan& 
feine  ©r^örung.  Olafer  »ar  im  5^11^ ja^r  1894  burc^  feine  TOittet 
lofigfeit  3ur  ^eimte^r  gejmungen  unb  foQte  nieme^r  ben  SBoben 
Slrabiend  betreten  bürfen.  @r  blieb  in  ^eutfc^Ianb,  meift  in  Tiänd^m, 
baS  if|m  jur  jn)eiten  ^dmat  gen^orben  mar,  fic^  auf^altenb,  mit  ber 
©i^tung  unb  teitmeifen  äSearbeitung  feined  3Rateriatö  befc^&ftigt^ 
immer  in  ber  Hoffnung,  burc^  einen  günftigen  SBerfauf  feiner  i^m 
noc^  Derbßebenen  Sammlungen  fid^  einen  forgenfreien  SebenSabenb 
3u  fiebern.  2)iefe  |>offnung  ift  i^m  ni^t  in  @rfftllung  gegangen. 
9?oc^  etma  1  3a^r  t)or  feinem  Xobe  gemann  ein  ^lan  feftere  ^^orm, 
nac^  bem  er  feinen  S(ufent^a(t  n)ieber  in  @an'a  nehmen  unb  bort 
fi^nlic^  rote  auf  feiner  4.  9leife  bnxö)  (Srfunbigungen  unb  @amm« 
lung  oon  Snfd^riftenabftatfd^en  ber  äBiffenfc^aft  neued  Waterial 
bef^affen  foQte,  aber  nic^t  n)ie  früher  auf  eigene  älec^nung  unb 
®efa^r,  fonbern  in  einem  feflen  SSertragSderpitniS.  SBelc^er  (Seroinn 

1)  $01.  bie  9ei(^rei6unfl  Ttai  (S^rünertd  in  ben  (S^enfer  Songre|atten  1894. 

2)  »gl.  bie  ^blifation  r>on  3).  ^.  WtüUtx  „3)ic  fübarobtf^en  «Itettümer 
bed  St.  ft.  ^ofmufeumi»  %»ten''. 


fÜD.  X,2  Olaferd  Sebeutung  aU  Sforf^ungdretfenber.  27 

I^tte  ber  SBiffenfc^aft  oud  ber  SSertDirflid^ung  biefed  $(Qne^  ertooc^fen 
mäffni!  9ber  ed  foUte  baju  nic^t  lommen.  ®eit  @e;rtember  1907 
litt  @Iafer  fc^ioer  an  ben  t$o(gen  einer  Shterienberfaltung,  bie  rapibe 
^rtfc^ritte  mad^te,  unb  am  7.  äRai  ift  er  einem  aft^matifc^en  S(iu 
faü  erlegen. 


^e  SBebeutung  ton  ®la\ex^  ^orfd^ungdreifen  Hegt  eigentli^ 
nic^t  in  ber  perfönlic^en  Bereifung  neuer  bid^er  t)on  feinem  Suro* 
päer  betretenen  ®ebiete.  3n  bicfem  ©tücf  ^at  er  mannen  feiner 
Sorgänger,  n^ie  Stmaub  unb  ^oleo^,  ni^t  erreid^t.  9luf  böDig  neue 
SBege  führte  i^n  eigentlich  nur  feine  SReife  burc^  Slrc^ab  unb  ^afd^ib. 
3>aS  ®ebiet,  ba^  er  mit  eigenen  äugen  gefe^en  l^ot,  ift  berl)ältni8- 
mö^ig  eng  begrenzt.  äSaS  feine  SReifen  gegenüber  aOen  früfjeren 
d^nltc^en  Untemef)mungen  fo  äberaud  erfolgreich  toerben  Heg,  tQor 
ber  Umftanb,  bofe  er  me^r  olS  aUe  feine  SSorgfinger  im  Sanbe 
iDirflic^  ^eimifc^  gen^orben  ift,  ba^  er  ftc^  im  ^bc^ften  3Ra^t  baS^ 
SSertrauen  ber  mafegebenben  ftreife  unb  5ßerf5nlicl§feiten,  ber  Surfen 
ni^t  weniger  toie  ber  ein^eimifc^en  Häuptlinge,  ju  erwerben  t)er* 
ftanben  fyA.  (Sine  }toeite  SSoraus^fegung  feinet  (SrfoIgeiS  mar  feine 
Sorbilbung,  unb  auc^  nad^  biefer  @eite  ^in  t)atte  er  t)iel  üoraui^ 
Dor  allen  feinen  Vorgängern.  @r  mar  ein  burd^aud  gefd^ulter 
@eograp^  unb  Sftronom,  innig  üertraut  mit  ®efcl^i^te,  @itten  unb 
9tbtiud)en  bei  Sanbed,  in  bem  er  reifte,  unb  t)or  aKem  ^at  er 
bie  Sprache  ber  Eingeborenen  üoQtommen  be^errfc^t  unb  befa^ 
inbem  linguiftifc^e  ^^igteiten  genug,  frembe  Sbiome  abgu^ören  unb 
)u  fixeren.  92ur  einem  berortig  audgernfteten  tSot]i^tt  mar  t^ 
mdglic^,  bad  üon  ®(afer  befolgte  @t)ftem  fo  burc^gufu^ren,  ba%  ^ 
TanMi^  juDerläffige  Srgebniffe  gemä^rleiften  fonnte.  9Sad  er  nici^t 
mit  eigenen  9ugen  fe^en  fonnte,  f)at  er  üon  Eingeborenen  erfragt 
unb  biefe  Srfunbigungen  aufS  gemiffen^aftefte  an  immer  neuen 
Informanten  geprüft,  ^ie  Stuinen,  bie  er  nid^t  felbft  befud^en 
tonnte,  fyxt  er  burd^  feine  üente  naäf  Snfc^riften  burc^forfd^en 
laffen,  unb  buxä)  biefe  trefflid^  gefd^utten  l^ilfdfräfte  eine  unDer^ 
9&ngHd^  güOe  aut^entifc^en  Snfc^riftenmateriafö  befd^afft.  ®o  i)at 
n  andf  ber  funftigen  Srforfc^ung  ©ubarabiend  ben  3Beg  gemiefen 
unb  geebnet.  @eine  Untermeifung  ber  Eingeborenen  ift  auc^  anberen 
fc^on  }ttgute  gefommen.  9ßa8  in  ben  legten  Salären  an  SbKatfc^en 
nac^  Europa  fam,  ftammt  moI)I  alle^  t)on  ben  burd^  @Iafer  ge^ 
fc^ulten  Seuten.    £8  märe  nur  gu  münfc^en,  bog  ed  gelänge,  biefe 


&ute  unter  ber  gu^rung  eined  (anbed«  unb  foc^btttbtgoi  gorfc^erd 
ttod^  t)iel  Qttdgiebiger  ber  SBiffenfd^aft  bienftbor  )u  machen,  bid 
«ttintal  gtttcHu^ere  SBer^Itntffe  lieber  eine  gefa^rlofe  Sereifnng 
imb  @rforf(§ttng  bed  Sanbed  ermöglichen. 

@elten  too^I  ^at  ein  t]rorf(^er  ber  SBiffenf^ft  ein  reid^ered 
<Srbe  ^interlaffen  ali  Sbuarb  @Iafer.  2>er  @ebanfe  I&gt  fid^  gor 
tiid^t  Qudben!en,  ba%  mit  i^m  quc^  fein  Seben^ioerf  in  9lid^td  jer« 
faSen,  untoiberbringlid^  Derloren  fein  fönnte.  3)ie  SBiffenfc^aft  f)at 
baS  grölte  Sntereffe  baron,  ftc^  feineS  ÜVod^Iaffei^  }u  t)erfi(^ern,  il)n 
bauemb  )u  txf^alttn  unb  ju  erfd^Iiegen.  %ud  ber  oben  gegebenen 
©d^ilberung  feiner  Steifen  unb  i^rer  (Srgebniffe  (S|t  fic^  fd^on 
ein  allgemeined'99ilb  gen)innen  üon  ben  @d^5gen,  bie  je^i  noc^  ber 
;^ebung  I)arren. 

^rofeffor  |)ommeI  ()at  eine  SnDentarifation  bed  Stod^taffed 
t)orgenommen  unb  im  Anfang  ju  ©[aferd  Sltiemenifd^en  Sßoc^ri^ten 
Deröffentlic^t,  babei  befonberS  f&mtlic^e  Snfc^riften  t)on  ber  2.  Steife 
cn,  bie  SRummem  277 — 1811,  furj  befc^rieben.  ^ier  fei  folgenbeS 
baraud  ^er))orge{)oben: 

SHe  Kopien  ber  Snfd^riften  füllen  im  bunten  993ed^fe(  mit 
fpra(^Kd^en,  et§noIogif(^en  unb  geogrop^fc^en  Snottjen  15  Xage^ 
tät^er,  8  ftiften  «bftatfd^e  geben  für  bie  n)ic^ttgeren  Xe^e  ber 
3.  «eife  (406—1032)  unb  für  faft  aDe  ber  4.  JReife  (1033 
6i9  1003)  bie  ben  Originalen  für  bie  äBiffenfc^ft  gleic^«* 
.n>ertigen  autentifd^en  Unterlagen.  ZHe  Xe^e  1664—1780  finb 
•gteic^faQd  in  9[bE(atf^en  borl^anben,  fte  mürben  ®Iafer  nad^  feiner 
9lüdle^r  nad^  SRün^en  an^  Arabien  jugefanbL  ^ie  Stummem 
1781  —  1811  enthalten  mit  toenig  «udna^men  (1787:5  Seilen, 
1 788 : 3  S^tn)  nur  einjelne  SSorte  (9tamen),  meifi  t>on  ©c^mucf«« 
<)egenftSnben  in  ^riootbeft^  ober  im  ^anbtl  abgefd^rieben. 

@d  (endetet  ein,  bag  bie  Srfc^Hegung  biefeS  getoaltigen  SKate^ 
tiate,  bad  bie  3^^^  ^^^^  ^^te  bie  toir  bid  je|t  l^aben,  fi^er 
mtf)t  ate  Derboppelt,  unb  jubem  in  ben  meiften  ^SDen  in  outi^en^ 
tifc^er  ^orm  vorliegt,  bad  ganje  @tubium  ber  fubarabifd^en  ^nV 
mäler  unb  bamit  ber  ®eograpt)ie  unb  ®ef(^ic^te  bed  alten  Srabiend 
auf  t)öQig  neue  ®runb(agen  fteUen  m\x%  Unb  me^r  a(d  baS.  Sd 
^at  ft(^  bid^er  UKi^rKd^  )ur  Genüge  gejeigt,  bo|  bad  f&barabifd^e 
"Rittertum  fein  toeitabliegenber  Zummelplag  eng  begrenzten  @|)e}ia« 
{iftentumS  ift,  ba|  t)ielme^r  feine  flufiteDung  auc^  ber  (Srfenntnid 
cnberer  bur^  bie  ®unfi  ber  Ser^SItniffe  einem  größeren  Streife 


tnterfffant  unb  toU^q  getoorbenen  StoAqt  ber  orientalifc^en  SBiffen« 
fc^ft  in  fe^r  kDeftntlic^  €t&(ien  )ugitte  fommt 

9[uf  9(Qferd  SRotijen  ju  ^ambani  ift  fd^on  ^htgwiefen  toorben. 
3n  fernem  Sßoc^Ia^  fanben  fi(|  2  mit  geogrofo^if c^en  @tettogra))^iei^ 
92ott)en  üoQgef d^riebene  @jremp(are  Don  S).  $.  aRfiOerS  Xe^tattSgabe. 
3m  lelften  ^afitt  feined  Sebend  ^at  er  äberbieS  einen  2:eit  biefer 
9}oti)eii  in  nnmittelbar  Denoenbbore  ^orm  umgefd^rieben. 

Selber  ^t  un^  ©lofer  niemals  bai  gegeben,  n^o^n  feine  ^f)XQ* 
fetten  nnb  feine  unffenfc^aftlid^  SuSrnftnng  i§n  Dor  allem  anbent 
unb  Mr  allen  anbem  in  @tanb  gefegt  ^tte,  eine  groge  ftorte  ))on: 
@ftbarabien.  SSie  oft  ift  er  baran  gegangen,  biefed  üon  i^m  felbft 
ftflS  Qld  feine  befonbere  «ufgabe  betrac^e  äBerl  in  Angriff  ^n 
nehmen.  B^r  Sudfä^ng  ifi  er  nie  gefommen.  3m  2)ru(f  liegea 
nnr  pjon  anSbrfldtü^  als  ^Dortftufig''  bezeichnete  ftartenffiijen  wx^ 
bie  5»  feiner  SSefc^bnng  ber  Sieife  in  9(rc^ab  nnb  $af(^b  nnb  31t 
ber  atimte  $obeiba«@an'a  in  Leiermanns  äRttteUungen  »b.  32 
nnb  bie  snr  |Kibaqan'«3nf^rift  (®I  302)  in  feinen  ^aRitteilungen*'. 
Sei  feiner  (Skniiffen^ftigfeit,  bie  nirgenbS  bentlid^er  ^erDortrittt,  al» 
in  feinen  geogra))^fd^en  ©tubien,  l^&tten  u^ir  üon  i^m  itoeifeHoS- 
eine  gon}  Dortrefftici^e  ftarte  erhalten.  SQe  Vorarbeiten  haifl  fyibtn 
fi<^  in  feinem  S^ad^Ia^  gefunben,  ein  ^ft  im  aDergr5|ten  f^ormate 
mit  74  Seiten  ooQer  ftartenffi^jen  mit  einge^enben  geograp^ifc^ 
Stotiien,  bo jn  no(^  eine  SKenge  lofer  Slätter  mit  Z)etailffi)}en  nnb 
eilte  8toSe  Mrfd^ebener  ftartenffijjen  gr0|ten  f^ormatS. 

f^irioa^r,  eS  ift  ein  nbeneic^eS  Srbe,  baS  ®Iafer  ^interlaffeit 
^i  S)ie  SSiffenfc^oft  unrb  lange  baran  ju  jel^ren  ^aben.  @S  ift 
nur  jn  tt^nnfc^,  ha%  fic^  9Kittel  nnb  äßege  ftnben,  eS  balb  nnb- 
in  mfirbiger  SBeife  ber  Allgemeinheit  sng&nglic^  ju  mad^en. 

Sbnarb  ®(afer  fyxt  ber  9Biffenf($aft  nid^t  nur  anf  gefat|rt>oDeR 
S^n  neneS  SXaterial  erorbert,  er  fyit  and§  felber  unb  in  gifidt» 
Si^fter  SBeife  fi(^  an  ber  Bearbeitung  unb  Verarbeitung  biefeS^ 
SRoterialS  beteiligt,  er  ift  nic^t  nur  ein  gforfc^ungSreifenber  f onbent 
ein  Sforf^  gemefen.  greilic^  Ifi^t  ft(|  ni^t  leugnen,  ha%  feine 
gelehrten  Arbeiten^   mitunter  rec^t  anfechtbar  finb.     @lafer  toat 


^)  SHe.nrf^ttgftoi  finb:  Slitteilmigcn  über  einige  ava  metner  @amnttung. 
«Asnooibe  foUiMe  Snf^riften  4<»  102  +  VII  8.  1886.  —  &^t  ber  Qk^ 
rti4<e  nnb  (8eofirat»^ie  ffrabiend.  I.  8anb  (Olef^id^te).  1.  ^ft  102  S.  1880- 
(si4t  im  em^^anbel).  U.  Sb.  (Qko%tapiiit)  575  ®.  1890.  --  SHe  Slbefrmier 
in  ntMat  nnb  Hfrifa.  211  S.  1895.  —  gmei  ^nf^riften  fiber  ben  5bamm- 
bnttl  Ml  IRorib.  129  6.  1897.  —  !ßnnt  nnb  bie  ffibarabifc^ea  9lei(^. 
72  6.  1899.  —  «Itjemenifd^e  9{a(^nc^tcn.    Sb.  I  1906. 


30  ®tofer  aU  %ox\ditx.  «€).  X,  2 

Vtttobtbaft^  mar  ftolj  barauf,  aber  er  ^at  bie  Stiippen,  bte  bent  an 
feiner  fiesem  Xrabition  orientierten  ftnrd  brof)en,  nic^t  immer  ju 
meiben  t^erftonben.  @o  ^ä^ltpptn  manche  feiner  arbeiten  einen 
«ner^drten  93aQaft  uon  @rto&gungen  unb  äRftgßc^feiten  mit  fic^,  bie 
<6en  feine  aRftglic^feiten  finb.  3n  bem  ©treben,  erfc^bpfenb  }u 
fein,  ^at  er  aQju  leicht  bie  @(rengen  äberfe^en,  bie  bie  feften  ®efe(e  ber 
Singuiftif  umf (^rieben  ^aben.  Sin  9eift)iel!  99ei  ber  Srbrtentng 
bed  aSorted  agü  fagt  er  (0S3  9.  244  f.),  t»  fbnnte  t^eoretifc^ 
cuf  108  iBSur}eIn  auradgeffifirt  »erben,  unb  er  ^abe  bie  3Rüf)t 
aid^t  gefeint,  nac^  ben  mat^emotifd^en  Stegein  ber  ^ermntation  unb 
Kombination  aQe  biefe  108  SBurjeln  gufammengufteOen  unb  fo 
loeit  fie  e^iftieren  in  ben  (arab.,  ^br.  unb  ftt^iop.,  eine  Hnja^I 
<iu(^  nod^  in  anbem)  SBfirterbäc^m  nac^jufd^Iagen ,  t^eoretifd^ 
olfo  3  X  108  =  324  +  c.  100  toeitere,  alfo  c  420  Shw^WIagungen". 
@o  fonnte  er  auc^  ganj  ernft^aft  fagen,  er  ^abe  für  eine  unb  bie« 
fetbe  3nfc§rift  menigftend  3  t>bUxQ  einn^anbfreie  Überfegungen  o^ne 
iKiran  ju  benfen,  ba^  baoon  boc^  j[ebenfaDd  2  fi(i|er  falfc^  fein 
mflffen.  SSad  mir  bei  biefer  fionftatierung  am  ^erjen  liegt,  ift 
ober  in  erfter  Sinie  iai,  ju  jeigen,  n>ie  forgfättig  ®Iafer  feine  Wc^ 
Mten  bur(^gefü^rt  ^at,  mit  totlä)  beif))ieUofer  ®emiffen^aftigteit  er 
aDe  äRbgUd^teiten  burc^gebac^t  unb  geprüft  f^at,  mie  eifern  ftreng  er 
^egen  ftd^  f eiber  mar  in  ber  ^orberung  ber  n^iffenfc^aftlic^en  ^rünb** 
Itd^feit.  Unb  ba  er  ein  burc^auS  genial  oeranUigter  €kift  mar, 
ftnb  au^  it)m,  bem  tlutobibaften,  fieiftungen  gelungen,  bie  bie  l^öc^fte 
)Betonnberang  er^eifd^en.  <£r  ^at  Diele  @(^mierigfetten  in  feinen 
Snfd^iften  mie  fpielenb  gelöft  unb  mo  im  (Sinjelnen  bie  Späteren 
^u  forrigieren  §aben,  ift  toon  i^m  boc^  oft  ber  @inn,  ber  ^uf^ni« 
men^ang  mit  fieserem  Snftinft  f(ar  erfannt  morben,  auc^  ba,  mo 
er  aQen  feinen  SBorgängern  oerborgen  geblieben  ift 

©eine  mic^tigfte  Sntbedung  ift  ^meifeltod  bie  bed  ^b^eren 
fUterd  bed  min&if^en  {Reic^ed  gegenüber  bem  fabSifc^en.  ^reilic^ 
ber  augenfäQige  Semeid  für  biefe  %uffoffung  ift  bid  ^eute  ni(^t  er« 
brad^t  morben.  2)ie  3nfd^riften,  t)on  benen  au8  ®(afer  felbft  ju 
i^r  gefommen  ift,  finb  noc^  unoerb ffentlic^t.  (£8  ift  nic^t  ju  oer« 
munbem,  menn  fie  nod^  oiel  äRigtrauen  begegnet.  S(ber  aud§  gefegt 
htn  ^D,  ba|  fic^  in  ber  Formulierung  ber  2:^efe  einmal  noc^  bai 
«ine  ober  anbere  t^erfd^ieben  foQte,  fo  mirb  boc^  f)eute  fc^on  nie« 
ntanb  leugnen  fönnen,  ha%  bie  ^^efe  an  ftd^  eine  unoergleic^tic^ 
belebenbe  SEBirfung  auf  ben  gangen  ®ang  ber  fübarabiftifc^en  ©tubien 
gehabt  ^at,  mit  bem  Srgebnid,  ba^  nunmeljr  erft  eine  einigermagen 


«C.  X,2  (»(afer  ald  Sorf^er.  31 

etn(ettd|tenbe  ^orfteQung  üom  ®ang  bet  ®ef^td^te  im  üoridlamifd^n 
Arabien  geiDonnen  toorben  ifi 

3n  (Slaferd  ^tadfla^  befinbet  [id^  audf  ein  ju  gerabe^  f oloffalen 
^Dimenftonen  angetoacl^fened  a){anujfript  eined  Snfc^tiftenloerfed,  in 
bem  eine  äRenge  alter  unb  neuer  Xe^te  einge^enbft  be^onbelt  finb. 
@o  vielerlei  @preu  fi^  barin  aud^  finben  mag,  fid^erttc^  toirb  ed 
eine  tomn  }u  erf(^öpfenbe  gunbgrube  fein  für  aSe  ^d^geno[fen 
ttnb  Dor  aUem  ben  93ear6eitem  bed  Snfd^riftenmateriatö  unf^&^bare 
!3)ienfte  leiften.  SDUd^te  bieg  SSer!,  bem  ®(afer  fid^  in  ben  legten 
5  3Itbeitd)a§ren  feinet  Seöend  faft  au^fc^liegttd^  unb  6id  jur  äuger*' 
ften  ßrfc^öpfung  gekDibmet  ^at,  einen  nid^t  nur  fad^Iunbigen,  fonbern 
auc^  piä&tooUen  Herausgeber  finben. 

[^eUid§  ber  ftärtfte  «ntrieb  bei  fol^er  ®ekDaltIeiftung  toar  für 
^lafer  bie  ^olemiL  »uc^  baju  ein  furjed  äBort.  ®laferd  ©d^riften 
Fmb  {um  größten  3:ei(  rec^t  unerquidHic^  5U  lefen  unb  finb  eS  je  langer 
\t  mfft  gen)orben.  (St  ^at  in  i^nen  ber  $oIemif  einen  toeit  über 
5a§  SRog  ^inauSge^nben  9iaum  geaa^rt  unb  jnyor  einer  $oIemit, 
Me  nur  ju  oft  ben  Soben  ber  fac^Iid^n  (Erörterung  toerlägt  unb 
perjönlic^  mirb.  Sänge  Seiten  in  feinen  93üc6ern  ^fitten  nie  ge«* 
iäfciAtn  ober  gar  gebrudt  merben  foQen.  ®Iafer  f)oi  fid^  ^on 
ieinem  erften  uriffenfd^ofttic^en  Auftreten  on  jurüdgefejt,  verfolgt 
öerflrinert,  unterbrüdt  gefüllt.  9Ran  lann  t>a^  öerfte^en,  wenn 
man  toeig,  Wie  Wenig  man  i^n  in  feiner  mit  fo  t)iel  Segeifterung 
unb  Ot^ferwifligteit  unternommenen  ^orfc^ertotigfeit  unterftugt  fyit 
ffift  lann  ed  i^m  ni^t  nac^fü^Ien,  bafe  »itterleit  unb  SBerbitterung 
fi(^  immer  tiefer  in  i^m  feftfegen  mufeten,  wenn  er  immer  wieber 
bonn  fein  Ärbeitdfelb  im  ©tid^  laffen  mußte,  wenn  er  na^  Über*« 
timümng  aller  ©c^wierigfeiten  bed  fieberen  Srfolged  fro^  ju  werben 
hoffte,  wenn  er  fid^  fagen  mufete,  i>a%  lebigßd^  ber  SWangel  an  tat- 
bäftiger  Unterftfigung  it)n  jwong,  bie  Arbeit  einjufteDen,  für  bie 
«  ®ttt  unb  SBIut  bran  ju  geben  nie  8eben!en  getragen  ^at  Slber 
»w  er  fid^  im  Sauf  ber  3at)re  in  immer  größere  SSerbitterung 
^eingelebt  fyit,  Wie  er  fic^  ein  ganjed  ©^ftem  erbad^t  ^at,  nac| 
bem  feine  „geinbe"  il)n  Verfolgen,  Wie  er  fc^Iiefelic^  foweit  gefommen 
^*r  9fxt  )u  glauben,  ber  ßwecf  einer  großen  wiffenfc^aftUd^en  Dr* 
gott^ation  fei  im  legten  Snbe  nur  gegen  if)n  gerichtet,  ia^  lann 
man  ni^t  mel)r  nac^fü^fen  unb  öerfte^en,  ba^  !ann  man  nur  aU 
nn  tragifcfte«  Ber^ängni«  innig  unb  mit  tiefem  SKitgefüt)!  bebauem. 
3n  {einen  Werfen  finben  fic^  auf  ©^ritt  unb  3;ritt  bie  ©puren 
biefer  «orfteßungen.    SRöcöten  biefe  ©teCen,  bie  f 0  öiel  mit  f c^ulbig 


32  S(^(ui  «D.  1,  ^ 

fitib  ati  ber  it9ief))SIttgett  Seurteilung  oud^  feinet  rein  nriffenfc^ft« 
lid^en  Seiftungen,  äberfe^en  »erben  ober  koenigfienS  Derftanben  iDerben 
ate  hai  mai  fte  finb,  ald  ^ugentng  einer  mi  tranf^fte  t)erierrteti 
^Verbitterung. 

%bet  bie  polemifc^e  Steigung  (SUaferS  f^at  nic^t  nur  fo  be«- 
bauerKd^e  (Erfc^einungen  gejeitigt,  fie  fyxt  fi^  mon^mot  au(^  in 
einer  fd^tt^aften,  unb  bei  aller  Sronie  foft  anmutig  ^umort^oüett 
XBeife  gefingert.  ®r  ^t  gelegentH^  mo^re  Aabinetftäcfe  ^umor« 
DoQer  Sronifierung  gegeben,  bie  niemanb,  DieUeic^t  ni(|t  einmol  bie 
^Betroffenen,  miffen  mfic|ten. 

Unb  am  ©d^tuffe  feines  Sebend  ^at  er  felber  bafflr  geforgt, 
ba|  er  nid^t  nur  al8  ein  ftarfer  l^affer,  atö  ein  unerbittlich  unb 
unoerfb^nlic^er  SEBiebert)ergeIter  im  ®ebSd^tni8  ber  Stad^melt  toeiter 
lebe,  er  (}at  mit  ben  am  grimmigften  üon  i^m  JBefe^beten  feinen 
^vieocn  gemocht* 

^ie  ^eute  ^ugfinglid^en  ^aui^tqueüen  für  (Blaferd  9ietfen  ftnb: 
(9Iaf er,  SReine  Süeife  burc^  Sn^ab  unb  {>af(^ib.   (^etermann«  9Htt.  80.  93b. 

1894,  ®.  170—188,  204—218).    [1.  Steife], 
«(afer,  IBon  ^obeiba  nac^  @an*a  nom  24.  fipvl  bi«  1.  9Rai  1885  (9etarm. 

aRitt.  82.  »b.  1886.    @.  1—10,  38—48).    mt  ftarte.    [2.  9ieife]. 
(0(afer,  Über  meine  Steifen  in  9(rabien.    Vortrag  in  ber  M.  (Seogr.  (S^ef. 

in  »ien  am  26.  X.  1886,  «bgebr.  9Ktt.  biefer  «ef.  1887,  ®.  18—28, 

77—86  [be^nbett  bie  beiben  er^en  Reifen], 
dbuarb  O^Iaferd  Reife  nacj^  aXarib.  SR&ra— «^  1888.  SonSrit^mme! 

(«eiL  s-  SXflnc^ner  «flg.  ^tg.  9h.  298  u.  294,  1888).    Sterin  «lafert 

Ctiginalberitl^t  [8.  9fleife]. 
SRitteilung  9h:.  1  ber  Ü^ef.  §•  Sörberung  beutf(^er  ®if[enf(^aft,  Jhinft  unb 

Literatur  in  Oö^men:  Oeric^t  (9Iafer«  über  feine  4.  Steife  b.  b.  «ben 

28.  II.  1894. 
Serid^t  über  einen  IBortrag  oon  d.  ®Iafer  über  feine  4.  Steife  nac^  «cobien 

(Seil.  a.  SRün^ner  «Hg.  gtg.  20  97,  1894). 
Sereinjelte  Rad^ri^ten  finben  fi(^  befonberi»  no(^  in  (S^IaferiS   „VtiU 

teiiungen  über  einige  aud  meiner  Sammlung  pommenbe  fobüiff^e  3n« 

f^riften"  1886,  mit  einer  i^arte  ber  <9egenb  t>tm  ^abaqan,  unb  in  ben 

„6übarabif4en  Streitfragoi''  1887. 


Sfür  bie  Orientierung  fei  auf  bie  ftartenffi^jen  in  AOVIII,«   unb  auf 
<9Ioferi(  oorifiufige  ftartenffi^^en  in  ben  obengenannten  fBerfen  oenoiefen. 


10.  jAfr^Aiid  Der  Jllie  Orleiit  ^^ft  3 

UH »   <4  9«ftc)  *tfi»»g€frteii  vtn  der  ^^^^ 

:  B..  ffk.  3  m.  ilerdcra$iat1id)en  Sctcllsdiaft  (€.  U.)  #o  Mcaxtf 


Die 


Deutung  ber  3ukunft 


bei  ben 


Babyloniern  unb  Tlffyrern 


üon 


Dr.  Tlrtt)ur  Ungnab 


Ceipzig 
).  C.  Qinridjs'fdie  BucbbanMung 

1909 


Die  Uorderasiatistbe  8eseU$d)aff  (€.  U.) 

mil  dem  SIU  \m  icrlia 

be^tDcdt  bte  gfdrberung  ber  Dorberaftatifd^en  ©tubien  auf  (8runb  ber  ^en!m&(ec. 
@te  gibt  tDtffenfc^aftltd^  ^vbeiteit  i^xitt  S^itgUebet  in  ^anglofen  ^ften  ald 
,,9RitteiIungen  ber  Sorbetafiatifd^en  (Sefellfd^aft"  unb  gemeinbCT" 
^anblt(^e  ^arfieaungen  bierteliä^H^  unter  bem  Xitel  „^er  Siltt  Orienf' 
^ttaui.  gremer  min  bie  ®efel[f(i^aft  bie  9efd^affung  neuen  SRateriott  anregen 
unb  unterPlen.    ^te  (9efettf(^aft  ^fflt  gegenmfirttg  486  9Htg(ieber. 

^er  ja^rU(^e9RitgHebdbeitrag  betr&gtl09Rarf,  wofürbie,,9Kttettungen" 
(Jonft  15  SR.)  unb  „3>er  «Ue  Drient"  (fonft  2  9».)  geliefert  »erben,  —auf- 
nähme aldSRitglieb  erfolgt  bur(^  ben  9^orflanb  auf  einfädle  Snmelbung  beim 
®(^riftfü^rer.  —  ga^Iung  ber  ^Beiträge  l^at  im  Januar  an  fBoIf  Reifer  Serfog 
IQerlin  S.  42,  IBranbenburgfhage  11,  §u  erfolgen. 

^er  l^orftanb  befielt ^.  3t.  aud:  $rof.  Dr.  S.  i^on  8uf<^n,  1. 9orft^nber, 
Srtiebenau  b.  Berlin,  Segadfh.  9;  $rof.  Dr.  SR.  jpartmann,  2.  IBorft^enber, 
^enn^borf  (SRart);  Dr.  2.  SRefferfd^mibt,  e^riftfü^rer,  Berlin  N.  58,  @(^ön- 
Käufer  Stlee  158  c;  $rof.  Dr.  ^.  SBindter,  SBilmerdborf ;  $rof.  Dr.  Br.  SReifiner, 
BreiSfau;  :8ic.  Dr.  «tlfr.  ^eremiaiS,  Seio^ig;  $rof.  Dr.  gf-<E.  Reifer,  ftönig«berg; 
Dr.  grtei^.  t>on  Biffing,  SRünc^en.  —  Herausgeber  ber  „SRitteilungen":  $rof. 
Dr.  $.  »indler,  ©itmerÄborf  b.  »crlin,  »ingcrftr.  80,  be8  „Alten  Orient": 
^erfelbe  unb  £ic.  Dr.  9[lfr.  ^eremiad,  Seip^ig,  :£)au|)tmannfh:a^e  3. 

Inhalt  der  bitbcr  crid>icncncn  Dttic  dci  „ülten  Orient"  (Pr<is  60  Pf.): 

i^t^pin  atöl^riegerunbO^robererin 

«fien.  TÄbb.  ©.  SR.  SRüller.  5i 
«[Itbab^lonifc^eS  9led^t.  SRit  1 9lbb. 

Bon  B.  SReigner.  7i 
9lmarna-3cit.  Bon  (Si.  Stiebul^r.  U 
ftrabien oor b. ^dlam.  O.äBeber.  3i 
ftramäer.  Bon  9t.  @anba.  4» 

£t^io|>ien.  1 9tbb.  %B.  iR.  SR  ü  1 1 e  r .  6» 
Bab^lonifc^e  ^^mnen  unb  (Sebete. 

Bon  H.  3intmern.  7$ 
^fimonenbef(!^w5rung  bei  b.  Babi)- 

loniem  u.  9(ff^rem.  D.  SBeber.  74 
Deutung  ber  3ufunft  bei  ben  BabQ' 

loniem  u.  Slff  Qrem.  ^.Ungnab.lOs 
(Entzifferung  ber  Steitfc^rif t.  8  «Ibb. 

Bon  S.  SRefferfc^mibt.  59 
(Su|>^ratlänber  unb  bad  SRittelmeer. 

SRit  3 «bb.  Bon  ^.SSinctter.  7s 
^eftungSbau  im  9llten  Orient.  SRit 

15$lbb.    Bon  ».  Billerbecf.  U 
tJrorf(^ungdrei[en  in  ®üb«)(rabten. 

3  iSlortenfl.  u.4«bb.  O.  $Beber.  84 
@ef(^id^te  ber  @tabt  Babylon. 

Bon  $1.  aSinctler.  6i 
®laferd  gorfcbungdreifen  in  Süh* 

arabten.    SRit  1  Bilb  (9Iaferd. 
Bon  Dr.  Otto8Beber.  10a 
^ammurabi.  €ein  Sanb  unb  feine 

3eit.SRit3«[bb.  Bon^.lUmer.  9i 
^ammurabid  Q^efe^e.  SRit  1  STbb. 

Bon  H.  SBindler.  44 
fettiter.9trbb.ESRefferf4mtbt.  4i 
^immeld*  u.  ^(tenbilb  ber  Bab^* 

lonier.  2  ^bf>,  ^.  SBincfler.  3a|8 


^ölle  unb  $arabied  bei  ben  Bab^- 
loniem.     Bon  9.  Seremiad.  Is 

jteilfd^riftmebi^in  in  parallelen. 

1  @d|riftt.    Srei^.  o.  Oefele.  4t 
SRagie   unb  3^uberet  im    alten 

i^tipttn.  Bon ^. Siebemann.  64 
S^inioeiS  Sieberentbedung. 

Bon  di,  3e^npfunb.  5s 
$^dniater.    Bon  9B.  o.  £anbau.  24 

$^öni}.  Snf^rift.  S.  b.  fianbau.  88 
^^r^gten.     SRit  15  »bbilbungen. 

Bon  (£.  Branbenburg.  9» 
$olitif4e  (Sntmicf  lung  Bab^loniend 

u.  9lff9rien!».  Bon -H.  9Btn(f  1er.  2i 
@an^erib.    ftdnig  bon  fiffprien. 

Bon  O.  SBeber.         63 
©(^riftu.  ©pra^e  b.  alten  Sgi^pter. 
SRitS^bb.  9g.@piegetberg.  82 

StabtbilbbonBabt^lon.  SRit  IHbb. 

u.  2  Blfinen.    f}.  |).  393  e  i  6  b  a  c^.  54 
^eH  ipalaf .  SRit  1  tartenf  f .  u.  15%bb. 

Bon  SR.  D.  Op|)en^eim.  lOi 
^oteu-^oten-Sleidbe  im  (Glauben  b. 

alten äfg^pter.a.SSiebemann.  22 
Unterl^altungdliteratur  ber   alten 

f:g^pter.  Bon  91.  9Biebemann.  34 
Urgefd^ic^te,  Biblif^e  u.  babl^ton. 

Bon  ^.  3intmern.  2s 
B5llerBorberariend.  ^.SBindler.  li 
^Itf(4dpfung,Bab);Ionif(^e.  1  Mb. 

Bon  i^.  SBindler.  8i 
^er  3agrod  u.  {eine  Böller.  SRit  3 

ftartenff.u.85S(bb.  (S.igfifing.  98;4 


Dad  SJerlangen,  ben  ®c^(eier  bet  B^^unft  ju  lüften  unb 
fünftige^  ©efd^e^en  unb  Srge^en  Doraudjuje^en,  ^ot  bog  menjc^ 
lic^  ^rj  öon  je^cr  bctocgt  Sit^t  nur  bic  Sicugicrbc,  fonbcrn 
tnSbefonbere  bet  äBunfd^,  ^anbeln  unb  Xun  fo  einjurid^ten,  bag  fie 
bie  benfbar  beften  ^xüä)tt  tragen,  ^aben  jened  93erlangen  entfacht. 
9BoQte  man  bem  erfe^nten  QitU  nä^er  fommen,  fo  %alt  e^  Dor 
allem,  (Sinblicfe  in  ben  ^aufafne^uS  ber  ^inge  }u  gen^innen  unb 
für  bie  Sin^Ierfc^einungen  grogjügige  ©efe^e  aufjufteÜen.  3)ad 
Altertum  \)ai  biefe  fc^n^ere  Aufgabe  me^rfac^  ju  löfen  t^erfud^t  unb 
ift  in  feiner  SEBeife  ju  öiel  befriebigenberen  SRefultaten  getaugt  aU 
bie  mobeme  SBiffenfd^aft. 

Um  ein  @Qftem  ober  auc^  nur  Slnfäge  ^u  einem  fold^en  ju 
geminnen,  tonnte  bad  Altertum  bie  Smf^irie  ebenfotoenig  entbehren 
ttrie  bie  Steu^eit;  ed  unterfd^eibet  fid^  üon  biefer  nur  bur^  bie  %xt, 
»ie  eö  fein  SKateriat  fammelt.  ®^  öerfä^rt  hierbei  ebenfo  fritiKoÄ 
lüie  bad  ^nb,  inbem  ed  t)on  jeitlid^er  $oIge  ben  na^eliegenben 
Schlug  auf  eine  urfdc^Iid^e  ma^t,  ol^ne  bie  ^^rage  na^  ber  9){ög« 
Hc^feti  eined  inneren  ^ufantmen^angeS  ju  prüfen.  @id^  mit 
folc^n  5^agen  überhaupt  ju  befaffen,  toax  für  ba^  Stttertum  unb 
fo  auc^  für  ben  alten  Orient  etloa^  Überflüffiged;  mo  ber  3Jltn\ä) 
einen  ^^fammen^ang  nid^t  ju  ertennen  Dermod^te,  glaubte  er  t)or« 
audfe^en  5U  fönnen,  ba|  ^efen  im  Spiele  maren,  bie  er  mit 
feinen  ©innen  nid^t  begreifen  fonnte:  ®eifter  unb  ®ötter.  S)a6 
aber  auc^  biefe  nic^t  nad^  SSiUfür  fc^alten  unb  loalten  fonnten, 
mu^  fc^on  bie  Xatfa^e  betoeifen,  ba^  getoiffe  Srfd^einungen,  bie 
bem  äRenfc^en  i^rem  inneren  SBefen  nac^  unbegreiflid^  toaren,  ftc^ 
mit  unloanbelbarer  9{egelmäigig{eit  n^ieber^olten.  @omit  toaren 
au(^  ^ier  bie  93orbebingungen  gegeben,  tt)enn  auc^  nid^t  ba^  SBefen, 
fo  bod^  bie  jeitlic^e  Sufeinanberfolge  beftimmter  SBorgdnge  — 
namentlich  ^immlifd^er  —  im  ooraud  ju  beftimmen. 

3)ie  .©rtenntni^, .  bafe  überall  in  ber  3BeIt  Saufaljafammen* 


4  SeüUc^e  unb  faufole  ^ol^t.  «£.  X,  8 

^änge  efiftiercn,  bcrcn  flcgcnfcitiflc  Sejic^ungcn  ber  SRcnfc^  nid^t 
immer  ju  crforfc^cn  öcrmafl,  t>crlettctc  bcn  alten  Orientalen  ju 
bem  üer^&Itnidm&^ig  na^eliegenben  ©d^Iuffe,  bag  man  auc^  bann, 
menn  ein  ßufammen^ang  ffmtt  jeitli(^  aufeinanberfolgenber  iii" 
fc^einungen  nid^t  erfennbar  mar,  bennoc^  einen  folc^en  —  ober 
bod^  bie  SRögljic^feit  eine«  fold^en  —  öorauöjufe^en  ^abe,  \a,  bafe 
im  großen  unb  ganjen  aOe  2)inge  in  einem  urfdc^Iid^en  3^' 
fammen^ange  ftfinben,  ber  tt^enigftend  teitoeife  emt)irif4  feftgefteDt 
tt)erben  fönne. 

"Uli  ein  tt^eitered  ÜRoment  fommt  noc^  ber  ®(aube  ^in^u, 
bo^  düt^  ®efd^e^en  fid^  nad^  beftimmten  ^njipien  toieber^ole. 
1tag  unb  9^aci^t  mit  i^rem  regelmäßigen  Sßed^fel  bon  Sic^t  unb 
ginftemid,  baS  Sa^r  mit  bem  ebenfo  regelmfi^igen  Sed^fel  ber 
Sa^redjeiten  unb  ä^nlid()e  in  fefter  ^olge  toieberfe^renbe  (Srfc^ei* 
nungen  ^aben  )do^I  bie  $$orfteUung  toad^gerufen,  baß  auc^  auf 
Gebieten,  ipo  ed  weniger  augenfäQig  toax,  ein  regelmäßiger  ^eid« 
lauf  ber  ^inge  anjune^men  fei,  baß  bad,  toa^  ^eute  gefc^ie^t, 
f(^on  oft  in  ganj  d^nlic^er  Sßeife  gefc^e^en  fei  unb  nod^  oft  ge» 
fc^e^en  n>erbe.  2)er  SBillfür  ift  ba^er  nur  n^enig  ©pielraum  ge* 
(äffen,  benn  ed  gibt  leinen  Qn^aU,  fonbem  nur  IBeftimmung.  3)ie 
©c^idfatötafeln  fd^reiben  ber  SBelt  i^ren  ®ang  in  aUen  SinjeU 
Reiten  bor,  unb  aud^  bie  ®ötter  muffen  ftd^  i^nen  fügen.  Son 
einem  fold^en  ®efid^tdpun!te  auS  betrad^tet,  geioinnt  aud^  bad 
fd^inbar  Untoic^tige  unb  B^f^^S^  ^^  äBert;  ed  ift  ein  @Iieb  in 
ber  großen  ^ttt  bed  (Sef^e^end,  bad  für  ben  ^ufammen^ang  bed 
@)anjen,  menn  ed  auc^  Hein  ift,  bennoc^  feine  ^ebeutung  ^at,  bai^ 
man  alfo  nic^t  o^ne  ®efa^r  ignorieren  barf.  Sine  geioiffe  3n* 
lonfequenj  jeigt  fid^  inbed,  koad  gleid^  bemerft  fein  mag,  barin, 
baß  man  ni^t  ben  freien  SBiQen  bed  SRenfd^en  }u  leugnen  ipagte: 
ober  richtiger  too^I,  man  bemerfte  gamid^t,  baß  bie  SBoraudfe^ung 
einer  fold^en  SBiQendfrei^eit  gegen  bad  „  Softem "  berftieß.  2>er 
9Renf4  fann  alfo  fein  ipanbeln  na^  Derfc^iebenen  @eiten  ^in  ent« 
falten ;  ba  er  j;ebod^  t)on  Dom^ein  nod^  ni^t  toeiß,  tDe((^e  bie  für 
i^n  gfinftigere  ift,  fo  muß  er  üerfuc^en,  einen  Sinblic!  in  ben  3^« 
fammen^ang  ber  ^inge  }u  geipinnen,  um  bon  ben  t)erf(^iebenen 
SRöglic^feiten  bie  befte  to&^Ien  ju  fönnen. 

(£in  folc^er  Sinb(i(f  kourbe,  toie  fc^on  bemerft,  junfic^ft  auf 
em))irif^em  SBege  gewonnen.  Sei  irgenb  einem  Ungtficf  erinnerte 
man  fic^,  baß  juDor  ein  auff&Qiged  ©efc^e^niS  beobachtet  lourbe; 
beS^alb   glaubte   man  fid^  ju  ber  Slnna^me  berechtigt,  baß  ein 


Ci(.  X,  3  ,,$anDba4et''  bei  SBal^rfogefunft.  5 

gleic^  ©efd^^ntö  auc^  eia  anbred  3RaI  ber  SSorbote  eined  Un» 
glucfd  fein  merbe.  Wit  retner  Sm^irie  fonnte  man  inbeä  bei  ber 
^ü(Ie  bed  ®efd^e^enben  ni^t  audfommen;  man  mu^te  ber  jucken, 
geuriffe  ©runbibeen  ju  erfennen,  um  in  fallen,  too  bie  @rfa^rung 
Derfagte,  rein  t^eoretifc^e  ^onftruftionen  üorjune^men.  ^ier  gilt  Dor 
aQcm  bad  ,r@^f^&  ber  gegenseitigen  Sntfprec^ungen''.  (Sin  a(d 
Cmen  betrad^teted  ^efd^e^niS  galt  3.  S.  im  allgemeinen  al^  ein 
günftiged  3^^^^"'  ^^^^  ^  f^^^f^  ^^^^^  günftigen  SSerlauf  na^m, 
al^  ungünftig  bagegen,  menn  e^^  felbft  ungünftig  ober  unnormal 
tierlief.  (Sine  anbre  ©runbanfd^auung  mar  bie,  bafe  beftimmtc 
diic^tungen  gläd<>  ober  unglücfbringenb  maren. 

So  mar  e$  ben  SBa^rfageprieftern  Der^oltni^mögig  leicht  tein 
aus  ber  X^eorie  fd^öpfenb,  ^om^nbien  anzulegen,  bie  auf  alle  er^ 
benfltc^n  ^^e  9{ücffic^t  nahmen  unb  gelegentlid^  fogar  fold^e  @t* 
fc^e^niffe  aU  möglich  anfe^ten,  bon  benen  man  fd^on  frü^  er!ennen 
mu^te,  bafe  fie  niemals  eintreten  fonnten. 

S9ei  ber  äbfaffung  biefer  ,^anbbüc^er  ber  3Sa^rfagefunft" 
mar  noc^  ein  anbre^  3Roment  maggebenb:  man  fud^te  i^nen  ben 
Snftric^  einer  e^rmürbigen  Sltertümlid^Ceit  ju  geben,  inbem  man 
fie  in  ISngft  vergangene  3^^ten  gurücfprojijierte ;  baburc^  erzeugten 
fte  ben  Snfc^ein  einer  burd^  bie  3a^r^unberte  erprobten  @(ebiegen« 
^t  unb  3ut)ertäffigfeit.  @o  ift  eine  Sammlung  Don  Omen  aud 
ber  iJcberfc^au  (f.  u.)  in  bie  3^it  be8  alten  ^elbenfönigä  ©argon 
oon  9tffab  (um  2600  D.  &)x)  Verlegt  morben.  @ie  gibt  bei  |ebem 
Cmen  an,  toa^  bem  Könige  auf  &x\xnb  bed  gleid^en  Dmend  ju« 
geftoBen  fei,  unb  miQ  fomit  einen  ^anon  für  {flnftige  ^rrfd^r 
bilben,  bie  bem  9{u^me  jener  ipelbengeftalt  nacheifern  moQen.  ^er« 
artige  Dmen,  bie  auf  l^iftorifd^e  ©reigniffe  jurüdge^en,  finb  für 
bie  ©efc^ic^tdforfd^ung  von  unVergleid^lid^em  SBerte,  ba  eS  ftc^ 
jeigt,  ba§  bie  bab^lonif^en  ?ßriefter  bei  ber  Slu^rbeitung  biefer 
Sammtungen  ni^t  miQfürlic^  Vorgingen,  fonbern  getoiffen^aft  alte 
C^Tonifen  benu^ten,  um  fic^  bad  gemünf^te  ^iftorifc^e  SKaterial 
ju  Derfci^ffen.  ^^ür  bie  3^it  Sargon^  mar  big  Vor  menigen 
Sauren  bad  ermahnte  Omenmerf  bie  einjige,  natürli^  von  vielen 
Seiten  ftarf  angejmetfelte  <S(efc^ic^tdquelle.  92a^bem  nunmehr  aber 
hnxd)  OueEen  aud  ber  Qtit  SargonS  felbft  nac^gemiefen  merben 
fann,  bag  eine  ganjje  ^nja^l  ber  ^iftorif^en  Saaten  be^  Omen^ 
merfed  ouf  guter  Überlieferung  berufen,  mirb  man  nid^t  um«' 
^in  tonnen,  auc^  bie  noc^  nid^  burd^  alte  B^Ugniffe  gefi^erten 
ate  juverlfiffig  anjufe^en.    SBeitere  gefd)id^tli^  mertVoQe  Jtotijeii,. 


bic  toir  Dmcntucrfcn  öcrbanfen,  finb  j.  SB.  bie  über  bad  ®nbc  ber 
Ur-®^naftie  (ettpa  2475  -  2360),  beren  le^ter  Sflnig  3bi-©in  t)on 
ben  (Slamitern  in  bi^  ©efangenfd^aft  geführt  mürbe,  ober  über  ben 
•Job  be^  befannten  Äönig^  Urumufc^  t)on  fiifc^,  ber  einer  ?ßalaft* 
retjofution  jum  Dj)fer  fiel. 

Snimer^in  finb  l^iftorifc^e  Semerfungen  in  Dmenmerfen  red)t 
feiten.  3m  aQgemeinen  genügte  ed,  menn  man  bod  betreffende 
Äompenbium  in  bog  SRtlieu  ber  alten  3^^^  t^erfefete,  inbem  man 
tttoa  bie  mobernen  Sänber«  unb  SBöIternamen  mit  atten  ungebräuc^« 
lic^n  t^ertaufd^te.  ®ied  tut  t)or  aQem  ein  groged  aftrologift^e^ 
Dmentoerf,  ba«  au^  ungefähr  70  lafeln  ju  je  runb  100  Dmen  be« 
ftonb  unb  noc^  in  ja^Ireicf)en  SBruc^ftücfen  au«  ber  SBibliot^cf 
?lfur6anipalg  (668-626  ö.  S^r.)  erhalten  ift.  SBenn  e«  aud)  ben 
9?amen  @argond  nic^t  ermähnt,  fo  mü  e$  bennod^  ben  %nfd)ein 
crtt)crfen,  au^  jener  grauen  SBorjeit  ju  ftammen;  benn  e8  teilt  bie 
SBelt  noc^  in  berfelben  Sßeife  ein,  mie  man  fie  bamal^^  nac^  poiu 
tif^en  ®efici^t^punften  einteilte,  nämtic^  in  ?tRab  (b.  i.  eigentlid) 
9?orbbab^Ionien,  fd^Iiefet  l^ier  aber  mo^I  auc^  Sumer,  ©übbab^Ionien, 
mit  ein),  6[am,  Ämurru  unb  ©ubartu.  3)iefe«  maren  bie  üier 
®ro6ftaaten  ber  3^^*  ©argon^  t)on  2tffab,  bie  bie  t)ier  ©iertel 
(kibrat  irbitti)  ber  „jit)ilifierten  SBelt"  au^mac^ten ;  jur  3^^^  Äfur* 
banipald  unb  fd^on  lange  }ut)or  maren  bie  poßtifd^en  ^er^dltniffe 
ganj  anbere.  9Bo^(  Ratten  ftd^  Slam  unb  9(ffab«$ab^(onien  burc^ 
bie  Sa^rtaufenbe  l^inburc^  erhalten,  aber  ein  ^önigreic^  %murru 
gab  ed  ebenfon^enig  me^r  mie  bad  einft  Don  ^etl^iüfc^er  9{affe  be^ 
üötferte  ©ubartu.  5)er  ®a^rfagepriefter  ber  Spfitjeit,  ber  für  einen 
beftimmten  ^aQ  feine  93oraulfage  geben  mu^te,  mar  ba^er  genötigt, 
für  bie  alten  ©ejeic^nungen  bie  ju  feiner  Q6t  gebräuchlichen  mieber 
einjufe^en;  er  mu^te  bann  9murru  burc^  bie  Sßeftlänber  unb 
©ubartu  burc^  ?lff^rien  erfe^en,  bad  jur  3^^^  ^^^  ^^^^^  ©argon 
noc^  garniert  e^ftierte  ^  3n  einem  aftrologifd^en  9lapport  an  ben 
,^önig  ^[furbanipal  mirb  biefe  notmenbige  ^ertaufc^ung  ber  alten 
burc^  jüngere  poütifd^c  Segriffe  au^brüdti^  bejeugt.  ^er  ^of«» 
aftrofog  ejjerpiert  ^ier  eine  ©teQe  au§  bem  grofeen  Dmenmerf, 


t 


1)  ^ie  Stabt  SLffuT  »utbe  üon  Uf^^ia  unb  ihtia  gegrünbet,  bie  [\di  bitrd^ 
i^Te  Spanten  ald  Vnge^örige  bed  ^et^itif(^n  (genauer  mitannifc^en)  8o(fei 
emeifen.  Xiefe  (S^rflnbund  mug  üor  ber  f)ammttrapt«^9naftie  flattgefunben 
^abfn,  ba  ed  in  biefer  3eit  bereite  ein  aff^rifc^eil  Sldmgretc^  unter  femittf4en 
f^firflen  gab. 


tC.  X,  3  fiebnfc^Qu.  7 

bie  eine  ^orauefage  fär  @ubartu  enthält,  unb  fügt  bann  ^inju: 
„Subartu  finb  mir",  b.  f).  bie  Slff^rer. 

Unter  ber  großen  ^äQe  t)on  Dmen  laffen  fid^  beutlid^  jtsei 
Gruppen  unterfc^eiben,  nämlic^  foId)e,  bie-  ber  äjlenfd^  tDiUfürlid^ 
^eibomifen  tann,  unb  folc^e,  beren  3ufianbe{ommen  o^ne  menfd^« 
lic^ed  ßutun  gef(i^ie§t.  Qu  ber  erften  klaffe  gehört,  bor  aUent  bie 
^eberfc^au,  jur  legten  bie  Slftrologie  unb  bie  9)tenge  ber  fic^  „iu^ 
fdOig"  btetenben  (Srfcl^einungen  auf  ^ben.  9)!an  tann  fic^  fd^lDer 
üorfteDen,  baß  bie  crftgenanntc  Oituppt  bie  urflJrüngHd^ere  ift; 
benn  ber  primitit)e  ÜÄenfd^  mufete  erft  einmal  berfuc^en,  bie  Qu^^ 
fammen^ange  ber  grojsen  SSeltenmafd^ine  ju  berfte^en  lernen  ober 
fic^  loenigftend  nac^  feinem  SorfteQungdbermOgen  in  beuten,  e^e 
er  e^  n^agen  fonnte,  felbfttätig  in  bad  betriebe  ber  Letten  unb 
9{&ber  einzugreifen. 

3)enno^  finb  gerabe  bie  ,,toiIIfürIi(^en"  Omina  juerft  bejeugt, 
ttxid  inbed  ein  bloßer  Qn^aü  fein  mag.  2)ie  erfte  Srtpä^nung  ber 
Ceberfc^au  fd^int  fic^  bereite  bei  @ubea,  bem  betannten  S^igetönig 
öon  Sagafc^  ju  Seginn  ber  Ur*3)5naftie  (um  2450),  ^ii  finben. 
3n  ber  3eit  ber  ^ammurapi-S)Qnaftie  {titoa  2230—1930  ü.  E^r.) 
ttNir  bie  fieberfc^au  bereite  ju  einem  boQen  ®^ftem  aufgearbeitet. 
IHefe^  toirb  einerfeit^  burd^  bad  STOobett  einer  3;onIeber  erliefen, 
bie  fic^  im  Sritifc^en  3)?ufeum  befinbet  unb  ganj  unb  gar  mit 
Cmenbeutungen  in  aftbab^Ionifd^er  Slirfit)fc^rift  befd^rieben  ift, 
anbrerfeitd  burc^  eine  änja^t  Heiner  Xontafeln,  auf  benen  bie  bei 
einer  Opferf^au  getoonnenen  ^Beobachtungen  tierjeid^net  unb  bie 
}um  %tH  fogar  auf  Xag,  9Ronat  unb  3af)r  batiert  finb.  ®ie 
bieten  in  i^rer  Terminologie  ein  fo  regelmäßige^  ®d^ema,  baß 
man  ein  fefteö  ©Aftern  ber  Seberfc^au  bereits  für  biefe  3^^^  ^n* 
nehmen  muß. 

Der  ®runb,  baß  man  gerabe  bie  Seber  afö  baS  günftigftc 
Cbjeft  ber  3Ba^rfagcfunft  anfa^,  tüav  junad^ft  ber,  baß  biefeg 
Crgan  ben  SHten  aU  Si§  beS  fiebenS  galt,  ^n  biefer  Sßorftellung 
führte  §ö(^ft  Joa^rf^einlicl  bie  ftetS  toed^felnbe  ®eftaft  ber  fieber, 
bie  man  bei  gefc^lad^tcten  5;ieren  fc^on  frü^  bemerfen  mußte:  bie 
Snorbnung  ber  einjelnen  ^^eile,  fo  ber  ©aÖenblafe  unb  ber  t)er* 
fc^iebenen  ©aUengänge,  bie  merftoürbigen,  größtenteils  burc^  ttbern 
unb  ©c^nen  ^erüorgenifenen  STOarfierungen  unb  anbre  auffällige 
ßrfc^inungen,  bie  bei  anberen  Organen  biet  toentger  ^erbortreten, 
ertmcften  ben  ®ebanfen,  baß  bie  Seber  ber  fic^tbare  @i§  ber 
feelifi^n  iSotgänge  fei,  beren  ^om))Ii}iert()eit  auf  biefe  993eife  eine 


8  £eberf(^u.  «D.  X,  3 

geiotffe  Srfidrung  fanb.  S3ad  ffir  einen  9tu^n  tonnte  ed  bem 
äßenfd^en  tnbed  bieten,  bei  ber  D^ferfc^u  getmffermagen  einen 
SBltd  in  ba»  Seelenteben  eined  gefii^Iad^teten  Xtered  ju  werfen? 
S)te  einzige  (SrKdrung,  bie  man  ^ierffir  finben  tann,  liegt  toofft 
in  ber  SBorfteUung  bed  alten  Oriente,  ba|  ber  SRifrofodmod  nur 
ein  Sbbilb  bed  SRafrotodmod  ift  ba|  beibe  in  einer  genau  ge« 
regelten  ^rmonie  fte^en,  ba^  man  alfo  bad,  nxtd  t)on  bem  einen 
gilt,  auf  ben  anbem  übertragen  fann.  Sine  fold^  SorfteQung 
lonnte  fid^  entioicfeln,  fobalb  man  bemerfte,  ba^  aud^  bad  orgamfc^ 
Seben  Äteidlaufe  beft^reibe,  bie^  ju  ben  ^reidt&ufen  ber  Statur 
eine  getoiffe  parallele  bieten,  d^ntic^e  @)runbanf(l^auungen  fd^nt 
aud^  bie  etruSfifc^  fieberfd^aufunbe  }u  ^aben,  bie  über^upt  t)ie(e 
9)erü^ngdpunfte  mit  ber  bab^Ionifd^n  jeigt. 

JDie  bob^Ionifd^en  ^ßriefter  ^aben  für  jebc  Keine  bcmcrfbare 
(Srfc^einung  auf  ber  Seberfläd^e  beftimmte  'Sermini  ge))r8gt  beren 
Deutung  naturgem&g  bie  größten  @d^toierigteiten  bereitet  unb  tro^ 
ber  eingel^enbften  Jorfd^ungen  erfl  bann  eine  cnbgültig  befriebigenbe 
fein  toirb,  totnn  SebermobeOe  befannt  gett)orben  finb,  bie  bie  bab^* 
lonifc^cn  Kamen  ber  cinjelncn  SBeftanbteile  angeben.  9lur  bei 
toenigen  Sudbrücfen  liegt  bie  Deutung  ganj  tlax  auf  ber  ^nb, 
fo  bei  martu  ,/S>a^  ®ittere",  »omit  nur  bie  ®allenbtafe,  unb  bei 
ubanu  „Singer'',  »omit  nur  ber  fingerartige  ÄuÄlou^ö  ber  Seber 
(Processus  pyramidalis)  gemeint  fein  fann. 

5Dic  Terminologie  ber  Scbcrf^aupricfter  möge  ein  Seric^t 
über  ben  SBerlauf  einer  Opferfc^au  Deranfd^aulic^en,  bie  t)or  bem 
9)ilbniffe  bed  aU  &ott  üere^rten  5l9nigd  ^ammurapi  Vorgenommen 
tDVLxht,  unb  jkoar  am  21.  ^bbar  bed  10.  Stegierungdja^red  feined 
Ururenfete  Ämmi^abuga  (um  1975  0.  S^r.).  Diefer  Xejt  ift  ber 
ältefte  batierbare  Seberfd^auteft,  ber  bid^er  befannt  gemorben  ift. 
&:  ent^&It  nur  bie  ^Beobachtungen  felbft,  ol^ne  bie  Deutungen  bei» 
jufügen.  2ßan  ^at  ba^er  anjune^men,  bajj  er  bie  Jlufjei^nungen 
be«  ober  eined  bti  ber  betreffenben  Dpferft^au  tätigen  ^ßrieftcr^ 
bietet,  bie  erft  fpdter  mit  §Ufe  öon  fie^rbüd^ern  genauer 
untetfud^t  unb  mit  ^Deutung  t)erfe^en  mürben.     6^   §ei|t  ^icr 

(3. 13  ff.): 

nefultat  ber  0|»ferf4att:  i)er  Stonbort  tmir  lang.  Vuf  ber  regten 
6ette  bc»  6taaibost(#  Mret^  atoei  Serttefwtgtn  (?)  gelegen.  (Einen  9fab  ffatit 
fte  (bie  £eber).  Sic  linle  6eite  be«  9fabe«  war  gefpalten.  (Sin  ...  »ot  auf 
ber  linfen  6eite  beft  9fabe»  gelegen.  Die  9erpfirhmg  toar  fodgeriffen.  ^n 
ber  Vdttt  bed  falafltore«  war  ein  9K6  (?),  unb  biefer  ttiar  aerfafert  (?).  dtne 


%D.  X,  8  SetoMau.  9 

8tefc  (?)  ^otte  fie  (bie  Seber).  3it  .  .  .  befanb  {t(^  eine  Oaffe'  unb  biefe 
Maute  nod^  bent  ^upte  bet  0alle.  ^te  (Saue  toar  auf  ber  linfen  6ette 
]iii4  unten  ^in  etn>eüert  (?).  Huf  ber  tinlen  Seite  bec  (SIaQe  umt  ein  gug 
inmitten  eineS  (anbern)  Sfu^ed.  S)ie  Un!e  Seite  ber  ^alle  »ar  in  ^mei  Xeile 
geftwlten.  Huf  ber  Iin!en  Seite  ber  ®alle  »ar  ein  gfug.  Kuf  ber  Unten 
Seite  bed  S^igerd  ^atte  fic^  eine  SBoffe  üon  red^tiS  naäi  lintt  l^in  eti^oben. 
Huf  ber  9Iü(tfeitc  bed  %m^tx9  xoax  in  ber  Glitte  eine  Stoffe  gelegen  unb  biefe 
flaute  nmj^  unten.  2)ie  to|)fbinbe  ber  £eber  nwr  gefpalten.  5S)ie  Seber  . . . 
reibtd.    i)ad  ^aupt  ber  Seber  mar  auf  ber  Unten  Seite  gef^alten. 

3Ran  fic^t,  bafe  ber  5ßric|ter  nid^t  unter  SKangd  an  Sc* 
obac^tungematertal  5U  leiben  ^atte!  SBet  ber  überreichen  ^üQe 
beffen,  loaä  man  auf  einer  ©d^afdleber  bemerfte  ober  toenigftenö 
ju  bemerfen  glaubte,  mu§  t&  feine  geringe  Slrbeit  erforbert  ^aben, 
bie  Deutung  jebed  einzelnen  OntenS  auS  ben  Sompenbien  ^erau^« 
jufuc^n.  ^nn  baS  mu^te  ber  SBa^rfager  erft  tun,  um  hai  ®e« 
fomtrefultat  ber  betreffenben  Dpferfd^au  feftjufteHen. 

35iefe  Äompenbien,  t)on  benen  fid^  eine  er^eblic^c  änja^I 
großer  unb  Heiner  @tüdte  auS  ber  Sibliot^ef  3(furbani)}a(f^  erhalten 
^t,  lourben,  um  bem  forfd^nben  ^riefter  bie  Arbeit  ju  erlei^tern, 
im  allgemeinen  nad|  ben  oerfd^iebenen  Seftanbtetlen  ber  Seber  ge« 
orbnet  @o  gab  ed  gan^e  Steigen,  bie  ftd^  nur  mit  bem  „@tanb^ 
ort**  befaßten.  S)er  ^riefter,  ber  bie  oben  angeführte  D|)ferfd^au 
ju  bearbeiten  {)atte,  mu§te  alfo  in  ber  Xontafetbibliot^et  feinet 
Xempeld  ftc^  junäc^ft  bie  Serie  ^.Stanbort"  ^eraudfuc^en  unb  bann 
^erin  nad^lefen,  bid  er  bie  Seobod^tung  fanb:  „^\t  ber  ©tanbort 
kng".  f)ier  mar  bann  ald  Deutung  ettna  angegeben:  „fo  merben 
bie  Xagc  beg  gürften  lang  fein''.  Daö  Dmen  toar  alfo  günftig. 
(^nfo  mu^te  er  bei  aQen  anbern  ber  aufgewallten  Beobachtungen 
tierfa^ren.  &:ft  bann  fonnte  er  bad  ©efamtrefultat  jie^en  unb 
bem  9latfuc^nben  mitteilen,  ob  bie  £)pferfd|au  i^m  &lvid  ober 
Unglücf  funbe. 

Um  einen  (£inb(id  in   bie  !äeberfd^autej,1e  ju   bieten,   feien 

junäc^ft  bie  Dmina  ber  @amm(ung  mitgeteilt,  bie  aud  ber  3^^^ 

bed  ßönigd  @argon  ju  ftammen  oorgibt  unb  auf  bie  oben  (@.  ö) 

bereite  ^ingemiefen  ift.    9Qe  biefe  Dmina  be^anbeln  einen  3:ei( 

ber  Seber,  ber  Esch  gefc^rieben  loirb,  beffen  Sebeutung  ieboc^  un^ 

befannt  ift.    &d  ^ei^t  ^ier: 

0cfe|t  bod  Each  ift  gan§  unb  gar  bon  ber  dkülenblofe  umfci^Iofien,  fo 
i^  bieil  ein  Sot^eic^n  Sargoni»,  ber  auf  biefeft  Orofel  ^in  no^  bem  Sanbe 


^)  HbbUber  gdttUd^er  Waffen  glaubte  man  in  einzelnen  SKarlierungen 
auf  ber  fiebcrfUld^  ertennen  ^u  Idnnen. 


10  i?cberfc^Qw.  «O.  X,  3 

(E(am  loQ,  bie  (E(amiter  aCdbann  nieberivari  fie  um^tngeUe  unb  i^nen  bte 
3ufu^r  obf^nitt. 

S)cr  rein  t^eoretifd)c  S^araftcr  bicfer  SJoraugfagc  ift  Mar; 
er  beruht  toicbcrum  auf  bcm  ®cfefee  bcr  ©ntfprcd^ungcn:  tpic  bic 
©allcnblafc  bcn  betreffcnbcn  fieberteil  umfd^Ioö,  fo  unijingelte 
<Sargon  feine  (^inbe.    !Dad  jlpeite  Omen  lautet: 

®efe(t,  bQ9  Esch  ift  gan^  unb  gar  t>on  bcr  ü^aQenblafe  umf(^(o{fen, 
bad  [.  .  .]  fällt  barüber  ^inweg,  m&^renb  bie  d^affenMafe  nac^  hinten  ^u 
föQt  unb  bab(i  fefl  ft^t,  fo  ift  bied  ein  $ßox^t\d)tn  @aigond,  ber  auf  biefed 
OroM  ^in  nac^  ^Intutru  50g,  Vmurru  fobann  niebemarf  unb  auf  bieje  föeife 
bie  ^errfc^aft  über  bie  t)ier  SBeltteile^  gemann. 

^ier  beutet  ber  Umftanb,  bafe  ein  93eftanbtei(  über  ben  anbcrn 

tlintoegfäHt,  bie  Unterttjerfung  be§  geinbe^  an.    SBeiter  Reifet  e^: 

(S^efe^t,  ber  ^au  bed  Esch  ifl  reAtd  unb  (infö  (befonberd)  bicf, 

tDä^renb  ber  Singer  (b.  i.  ber  processus  pyramidalis)  barauf  ru^t,  fo  ift 
bied  ein  Sor^eic^en  Sorgond,  ber  auf  biefed  Orafet  ^in  bie  IT^a^tfteffung 
Sab^Iond  befeitigte,  (Erbe  t^om   ...   bed  ®inna«&red  fortna^m,  al^bann 

[ ]  unb  bei  ber  6tabt  9[ffab  eine  (neue)  @tabt  grünbete,  i^ren  9{anien 

[ .  .  .  ]  nannte  unb  [....]  barinnen  anftebeUe. 

SBieHeid^t  galt  bic  ungenjö^nlid^e  5)icfe  be§  fieberteilö  afö  ein 

ig)intt)ei^  auf  Jlu^be^nung  ber  ^^errfd^aft.    ^ie  nfid^ften  brei  ?[b* 

fc^nitte  finb  faft  tJöDig  jerftört.    Sie  bejiefien  fic^   teifö  auf  ben 

gelbjug  nac^  ämurru,  teifö  auf  ben  gnabigen  Seiftanb,  ben  bie 

®öttin  Sfd^tar  bem  fiönig  getpo^rte.  ®er  Xejt  fä^rt  bann  fort: 
[^efe^t,  bad  Euch  ifl  mie  ber  Stop^]  etned  fiOmen  geftaltet,  fo  ift  bied 
ein  Sor§ei(^en  ©argond,  ber  auf  biefeil  Orafel  ^in,  [mit  3fditard  ^rrfd^er« 
ring  befc^enltj  tmpoxtam,  feinen  Sßiber^ort  ober  (S^egner  ^atte,  feinen  Sc^recfen 
über  bie  Sfinber  ou^gog,  bad  Weltmeer  überf^ritt,  im  britten  3a^re  im 
SBeften  [alle  Sänber]  eroberte,  fte  unter  einheitliche  Sertoaltung  bradite,  feine 
Silbffiulen  im  SBeften  [aufflellte]  unb  i^re  9eute  im  SReertanbe  überfette. 

$)icr  ift  bie   lötüenfopfä^nlid^e   ®eftaltung   eine  ^inbeutung 

auf  bie  unöergleid^Iic^e  SWae^t  ©argond.    SBeiter  lefen  tüir: 

l&t\ti^t,  bod  Esch]  ifi  weit  wie  ein  Xedel  (?),  o^ne  bag  ein  f^inger 
tiOT^anben  ifl,  unb  ber  ©tanbort  ifl  lang  unb  umfc^Iiegt  baft  Esoh,  fo  ifl  bie9 
ein  Sorjeic^en  Sargond,  ber  auf  biefei»  Orafel  ^in  feinen  falaflbejirf  auf 
5  VIeilen  an  Umfang  (?)  erweiterte,  worauf  bie  ^orne^men  ^u  i^m  Eintraten 
unb  ^u  i^m  fagten:  „Äo^in  foQen  wir  ge^en?" 

Srut^  ^ier  ift  bie  ©ejic^ung  jtoifc^en  ber  SBeite  beS  fieberteil^ 
unb  ber  Su^be^nung  be$  ^alaftbejtrfö  augenfällig,  ^ad  nSc^fte 
Omen  lautet: 

Q^efef^t,  bad  Esch  ift  weit  wie  ein  ^del  (?),  o^ne  ha%  ein  gfinger  üor« 
fianben  ift,  wfi^renb  rec^t«  t>on  ber  (Saüenblafe  eine  %&affe  liegt  (?>,  bie  na4 


')  ^iefe  finb  fllfab,  dlam,  Subartu  unb  9munu.    ©argoni  3ug  noc^ 
9(murru  fanb  bemnac^  erft  nad^  (Eroberung  (B\am%  unb  @ubartud  ftatt. 


«O.  X,3  fieberft^ou.  11 

IwU  fd^aut,  unb  x>oi  i^r  bie  linfe  <Sette  ber  ®aIIenMafe  gef|Mi(tett  ifl,  fo  i{( 
bied  ein  ^r^ctc^en  €argond,  ber  auf  biefed  Drafel  ^in  infolge  einer  (iml^örmtg 
bed  fta^btla  Oon  ftafatUt  nac^  bem  £anbe  ftafaHa  50g,  i^nen  eine  9lieberlage 
BcibtQ4te,  fte  übenDfiltigte,  i^r  grogeS  ^eer  niebemarf,  ftafaffa  in  Stoub  unb 
9hiinen  t>enoanbe(te  unb  fo  oemi(!^tete,  ba|  fein  $$oget  eine  9ht^eftätte  bort 
finben  tonnte. 

S)ic  SBaffc  weift  auf  Sompf,  ba  fic  aber  recf)t§  Hegt,  auf 

einen  günftig  Derlaufenben;  bie  Spaltung  ber  ©aUenblafe  iff  ein 

3€i(^n  bro^enber  Smpdrung;   ba^  bie  (infe  Seite  gejpalten  ift^ 

t>erfänbet  bem  Smpörer  einen  un^eiboQen  ^udgang  feinet  Unter« 

nehmend  an.    Sßeiter  ^eißt  ed: 

(iefe^t,  bad  Esch  ift  mett  mie  ein  ^ecfel  (?},  o^ne  bog  ein  Ringer  oor« 
^nben  ift,  mft^renb  re^td  bon  ber  (S^aHenblafe  eine  ^affe  liegt  (?),  bie  nac^ 
linfS  \d^ant,  unb  bor  i^r  7  ©palten  finb,  fo  ifi  bied  ein  SSor^eid^en  ©orgond, 
gegen  ben  auf  biefed  Orofel  ^in  bie  Ateflen  bed  ganzen  Sanbed  ret)oltierten^ 
i^  in  ber  @tabt  ^ffab  belagerten,  »orauf  6argon  aussog,  i^nen  eine  9Heber« 
löge  beibrachte,  fie  übertoälttgte,  i^r  groged  ^er  niebermarf,  i^re  ^abt  auf 
fie  banb  unb  bie  Stätte  ber  3fd)tar  anrieft 

3^ic  3Baffc  unb  bie  Spalten  bebeuten  Äampf  unb  (Smpötung^ 

ein  guted  @nbe  ift  baburc^  gefiebert,  baß  bie  SBaffc  auf  ber  rechten 

©eite  liegt,    3)aS  legte  auf  ©argon  bcjüglid^c  Dmen  (au tet: 

(^fegt,  bad  Esch  ^at  5»ei  ^'m^tx,  eine  $3affe  ergebt  Jtd^  lin!i»  unb 
reci^ti,  eine  18erft5rfung  unb  eine  99lofe  (?)  liegen  auf  ber  linfen  ©eite,  bie 
eine  SBajfe  ift  niebergebrüdt  unb  bie  (anbre,)  linfe  ^affe  umfdt^lielt  bie 
(MIenblafe,  ber  $fab  ^uc  ißinfen  ber  (S^allenblafe  ift  boppelt,  unb  $erbi(fungen  (?) 
{inb  oor^anben,  fo  ifl  bie9  ein  Sorjeid^en  Sargond,  gegen  ben  fic^  auf  biefed 
Cxafel  ^in  Subartu  in  feiner  SD^afrtgfeit  er^ob,  pd^  (feiner)  Sßaffe  jeboc^ 
unterwarf,  morauf  8argon  i^re  So^nft^e  (neu)  benebelte,  il^nen  eine  9lieber« 
luge  beibrachte,  fte  fibertofiltigte  unb  i^r  groged  f)eer  nieberwarf  *.  ^n^  Der« 
fammelte  (?)  er  feine  @treithäfte  unb  braci^te  fie  nai^  ber  @tabt  %ltah  hinein. 

(Einige  n^eitere  Sbfd^nitte  6efcf)äfttgen  fic^  mit  ben  Säten  be^ 
So^ned  unb  S^ac^folgerd  Satgond,  be^  i^önigd  9latam«Sin.  %on 
Sebeutung  für  bie  Slit  ber  ^ompofttion  biefer  Omenfammlung  ift 
ed,  bag  fic^  \>ox  hirjem  eine  rein  ^iftorifd^e  @efid^tdpunfte  t^er« 
fofgenbe  S^ronit  gefunben  {|at^  bie  au^  berfelben  Quelle  fc^öpft. 

SSoQte  man  bie  Sammlung  in  einem  beftimmten  ^Q  benugen^ 
fo  tDüx  man  genötigt,  ben  SRar^fag  bed  betreffenben  Dmend  erft 
ju  t>era((gemeinem.  2)ie  meiften  ^ompenbien  ber  fieberfd^aulunbe 
tun  bieö  bereite ;  i^re  92ac^fä^e  enthalten  ^emerfungen,  bie  für  bie 
Allgemeinheit   Don  SBic^tigfeit  finb:   friegerifc^e  Operationen,  ba^ 


1)  Xer  le^te  6a(  ifi  unberfldnbli((  unb  iebenfaüd  oerbetbt  tlberliefert. 

2)  ^iefe  legten  brei  Kudfagen  bflrften   tierfe^rntlic^    oud    einem    ber 
ftfitoen  ffbfcbnitte  an  biefe  ©teile  geraten  fein. 


12  Se6etf4äu*  9tO.  X,  S 

SBo^I  unb  SBe^  bed  5tömgd  ober  ber  fdmglic^en  ^milte,  (Srnte 
unb  SRarftpreife  uftD.;  nur  ganj  feiten  bef äffen  fie  fic^  mit  ber 
$erfon  beS  (Sinjelnen.    (Sin  paar  93eif)ne{e  mögen  bied  geigen: 

(B^t^t,  ber  ginget  xft  tpie  ha»  Df^x  eineft  Sömen,  tud^cenb  bec  (infe 
Ztxl  ber  SUldfeüe  fe^lt,  fo  totrb  ba«  ^eer  bei»  gflrfien  ntc^t  fetneftglei^en  ^aben. 

QMlt$t,  ber  gringer  tfl  tpie  bie  B^^nge  eined  9itnbed,  fo  »erben  bie  (9ene« 
xAIe  bed  Sftrilen  fic^  gegen  i^n  empören. 

(0efe(t,  ber  Ringer  iß  »te  ber  ftopf  etned  ©c^afeS,  fo  mirb  ber  gürß 
^u  üoflfler  Vta^t  gelangen. 

^iefe  SBeif))ieIe  finb  ber  Steige  nac^  einem  ^om))enbium  ent« 
nommen,  baS  fid^  mit  ber  ®t^talt  bed  fieberftngerd,  b.  i.  bed 
Processus  pyramidalis,  befd^äftigte  unb  eine  ganje  Stnja^I  Don 
Xontafeln  umfaßte.  Umfangreid^e  Serien  ^erjuftellen  fonnte  nic^t 
fc^toer  faQen,  toenn  man,  toie  unfer  Xe^t  ed  tut,  Sergleic^e  mit 
oQen  möglichen  ^r|>erteilen  t)on  gieren  üomimmt;  man  mug  fic^ 
nur  lounbem,  toic  ein  ^efter  fic^  in  biefem  S^ao*  jurec^tfinbcn 
fonnte.  9loc^  umfangreid^er  finb  bie  ^Beobachtungen,  bie  aud  ber 
S5efd^offcn^eit  be^  „5ßfabcd"  abgeleitet  »erben,  toie  bie  folgenben: 

®efe|t,  ber  $ra^  ifi  hopptlt,  m&^renb  bie  Saftd  eine  einheitliche  ift,  fo 
»trb  ber  ftSnig  einen  Sdmen  tdten  ober  ber  Mnig  »irb  feinen  SVibalen  töten. 

(S^efe|t,  ber  $fab  iß  bo))t)eIt,  unb  in  bem  oberen  fliegen  bunUe  ober 
l^eHe  XBaffer,  fo  mtrb  mein  ^eer  auf  bem  Suge,  ben  ti  unternimmt,  oon  5^urfl 
befallen  »erben,  ungefunbeil  SBaffer  trinfen  unb  baran  jugrunbe  ge^en. 

(^efet^t,  ber  Vfab  iß  hopptit,  unb  ber  obere  f4lie|t  ben  unteren  ein,  fo 
»irß  ^u  bie  @tabt  bei»  geinbed  einfd^Iiegen  unb  erobern. 

<9efe(t,  ber  $fab  iß  boppelt,  unb  ber  untere  fc^Ueftt  ben  oberen  ein,  fo 
»irb  ber  gfeinb  ^eine  ®tabt  etnfd^lie^  unb  erobern. 

Obmo^I  bie  foeben  angeführten  Omina  famtlic^  ber  gteic^n* 
Serie  angehören,  tragen  fie  fein  ein^eitlid^  Gepräge,  mie  fc^on 
ber  ©ed^fel  jmifd^en  erfler,  jtoeiter  unb  britter  ^erfon  in  ben 
iRo^fd^en  jeigt:  fie  bofumentieren  fic^  baburd^  ald  Sneinanber« 
fc^d^tlungen  älterer  Sßerfe,  bie  man  inbed  nic^t  einmal  umju« 
arbeiten  ober  einheitlich  }u  geftalten  für  nötig  befunben  f^at;  mx 
bemerten  ^ier  eine  bead^tendmerte  $araQeIe  gu  ber  Slrbeitdmeife 
ht^  Stebattord  beS  ^entateuc^d,  ber  ja  ebenfaQd  barauf  t)er}ic^tete, 
Unftimmigfeiten  ber  DueQen  aud}ug(eic^en. 

3n  ben  bid^er  betrad^teten  Omen  ber  Seberfc^au  tuurben  aud« 
fc^ßeglic^  ©taatdaftionen  be^anbelt,  unb  bied  ift,  mie  bereite  g^fogt 
bie  Siegel;  nur  gang  feiten  merben  ^ribatangelegen^eiten  berfld« 
fic^tigt;  man  oerg(eid^e: 

(Befe^t,  }»if(^  bem  „Stanbort"  unb  bem  »9f<^be''   iß  eine  Sei^« 


Mig*  iBPelmal  gead^nei,  fo  »itb  bte  (f^frau  be0  Oetreffniben  i^ten  Vtom 
umMa%aL  laffen. 

fkfc^t,  ber  Ibpf  bcd  „etonbortei"  (at  ^ut  Seite  einer  auf  bem  ^6tanb» 
oTf*  befhibli^en  Sei^mvitg  eine  Bertiefung,  .  .  .  .  fo  nirb  bet  dtbfo^n  be# 
9eticffenben  gerben. 

äRotid^  lejtc  galten  fid^  ganj  allgemein,  j.  8.: 

Okfet^t,  bet  ITopf  be«  ^.etanborted"  xft  gefpalten,  fo  ift  ba«  betteffenbe 
Omen  ni^t  gftn^g. 

9efe|t.  auf  ber  Itnten  6eite  ber  ®allenblafe  nnb  ber  reAten  6eite  ber 
•oOenblafe  ifi  eine  Sertiefung,  fo  ift  bad  betreffenbe  Omen  nti^t  gün^g. 

•efc^t.  bie  (BaHenMafe  iß  flbemotmal  grog,  fo  ift  t»  ni^t  giknfHg,  bei 
einer  ungfinßigen  Sac^  ift  t^  günftig. 

2)ad  leitete  barf  man  loo^I  folgenberma^en  erft&ren:  lounfd^t 
brr  Oratelfuc^be  XuSfunft  über  eine  fär  i^n  ungfinftige  ©ad^e 
—  €ttoa  Aber  bcn  SJerlauf  einer  gegen  i^n  gerid^teten  SlctJoItc  — , 
fo  ift  bad  betreffenbe  Omen  glüdtoer^ei^enb  für  baS  gegen  ben 
Sctrcffenben  jielenbe  Unternehmen;  b.  ^.  bie  fUttyoltt,  ober  »ad  ed 
üui^  fein  mag,  koirb  Srfolg  ^ben. 

Sd  loürbe  ju  loeit  flirren,  n^oQten  loir  auf  bie  (Sinjel^eiten 
ber  Scbtcf(^ii  nod^  meiter  eingeben,  jumal  bie  gegebenen  93eifpie(e 
tasüldf  bie  ®ninbf&^r  nad^  benen  biefe  „SSiffenfd^ft"  berfu^r, 
fifeimen  laffen.  @d  ift  noä)  notn^enbig,  einen  furjen  fßHd  auf 
bie  $ra^d  }u  tocrfcn. 

9}aiJ^bem  unter  3u^ilfena^me  eined  ^öc^ft  umftfinbßd^en  unb 

in  ben  (Shijel^ten  ftreng  geregelten  jeremonieOen  Spparated  bie 

Vorbereitungen  }um  Opfer  getroffen  toaren,  l^atte  berißetent  feine 

^agrn   unb  Sßunfc^e  in  ^otm  eined  ®ebeted  jum  Xui^brucf  }u 

bringen.    Qxm  ganje  9{ei]^  berartiger  an  @(!^amafd^,  ben  ©onnen» 

gott,  gerid^teter  anfragen,  bie  bem  7.  kiorc^riftlic^en  3a^r^unbert 

angehören   unb    meift    bie  tt^i^tigften   politifd^en   Sfttonen   jum 

Qkgenftonb  ^ben,  finb  und  erhalten,   ^er  ^ei^t  ed  jum  SBeifpiel: 

64amaf<i^,  großer  ^tr,  toa^  üi  £t4  frage,  beantworte  mir  mit  feflet 
dsfo^t!  Sirb  Mm  bicfem  Zöge  an,  b.  i  bem  briüen  Xage  biefeS  Slonati, 
bei  VlmtM  dior,  bi«  §ttm  11.  Sage  be«  SRonat«  «b  biefeS  SMitH,  a(fo 
inncc^Ib  biefer  100  Xoge  unb  100  9t&d^tt,  ber  ffir  bie  »a^rfagung  feßge« 
fc|ten  3eit,  entmeber  ftaf((tariti  nebß  feinen  Shiegem  ober  bie  ftrieger  ber 
ttmerier  ober  bie  Krieger  ber  SReber  ober  bie  Sfrieger  ber  SRannfier  ober 
tifnib  ein  beliebiger  ^einb  feine  ^ne  auiSf filmten?  tterben  fie  bur4  Vn« 
fmrm  {?)  ober  burdb  üemalttot  ober  burc^  Oaffengevatt,  f aoU»f  unb  64Ia4t, 
ober  bvri^  9ref4<  ober  bun(  3<rtl5rung  ber  9Rauem,  bux«^  Oelogerun^ 


1)  (B  ^anbelt  ft^  miebemm  um  eine  „SBaffe"  ober  fi^nfic^e  9Rarfierung. 
tin|dne  Seberfd^oute^e  fügen  aur  (Erifiuterung  Vbbilbungen  folc^er  Vtax* 
ficrsagen  bei,  bie  man  frfi^  irrtfimlic^  oU  gtometrifc^e  SKguren  angefe^en  ^t. 


14  ficberf^au.  «ß.  x,  3 

loerf^euge  aller  %xi^  ober  bun^  ^ungerdnot  ober  bur^  namentliche  8e|Hmmung 
eined  ®otted  ober  einer  Göttin,  ober  bur^  frennblic^e  9lebe  unb  freunMiC^ed 
fibereinfommen,  ober  burc^  irgenbmel^e  Stxittfli%  bie  ^ur  (Scnna^me  einer 
6tabt  bieut,  bie  @tabt  iHf^affn  einnehmen?  Sßerben  fte  in  jene  Stabt 
JHfd)affu  ^inein^elangen?  SBerben  i^re  ^finbe  jene  @tabt  iHfcJ^ffu  erobern? 
SBirb  fte  i^ren.^&nben  ^uteit  merben?  5&eine  groge  (^otifftxt  meig  til 

.  3fl  bie  (Einnal^me  jener  ®tabt  Jtifd^affu  burc^  bie  $anb  irgenbrneld^r 
Ufeinbe  Dom  heutigen  Xage  an  bid  ju  bem  Don  mir  angegebenen  Sermin  auf 
(i^e^ei^  unb  SBefe^I  Deiner  großen  ^ott^eit,  o  64amaf4,  groger  ^er,  be« 
fohlen  unb  fe{lge|e|t?  SBirb  man  ed  fe^en,  wirb  man  ed  ^öcen? 

3lad)  einem  Qkhtt,  in  bem  her  ®ott  üor  ollem  aufgeforbert 

toirb,  ettoaige  93erfe^en  ritueQer  %rt  gnäbigft  ju  Derjei^en,  totrb 

i>xt  ^[nfrage  nod^mold  htrj  toteber^oU: 

Slä^  frage  Di(^,  @<!^amaf(^,  groger  $en,  ob  Don  biefem  Xage  an,  b.  i. 
bem  brüten  Xage  biefed  ^onaii,  M  "SRonatd  3iar,  bid  )um  11.  Xage  be« 
Monats  %b  biefed  3a^red,  i(af4|tariti  nebfl  feinen  ftriegern  ober  bie  ftrieger 
ber  ^merier  ober  bie  ftrieger  ber  iRannäer  ober  bie  ftrieger  ber  S^eber  ober 
irgenb  ein  beliebiger  gfeinb  jene  @tabt  ftifc^aff u  einnehmen  unb  in  jene  Stabt 
jhj^affu  (ineingelangen  merben,  oh  i^re  ^nbe  jene  @tabt  Aifd)affu  erobern 
loetben,  unb  oh  fte  i^ren  |»&nben  juteil  merben  mirb. 

9{ac^.bem  aldbann  bad  für  bie  ^eilige  ^anblung  beftimmte 
.@c^af  gefc^Iad^tet  n^orben  toai,  kourbe  t)on  einem  ^rieftet,  ber  tooffi 
jpejieH  für  folc^e  Qtotdt  au^gebitbet  toax,  bie  ßeber  bed  Xiere« 
einge^enb  unterfud^t  unb  bie  SBeoba^tungen  fofort  notiert  Siefe 
Slottjen  tourben  ber  Slnfrage  beigefügt  unb  bad  ©anje  bem  StoVit* 
gium  ber  äBa^rfagepriefter  jur  weiteren  Bearbeitung  übergeben. 
SBd^renb  bad  9iefultat  ber  Dpferfc^au  am  @c^Iu^  ber  ein^Inen 
anfragen  ftet^  angegeben  n^irb,  toirb  bie  9ntn)ort  felbft  ni(^t  auf 
bemfelben  ))riefterlic^en  „%ftenftü(f''  Dermerft.  993ir  ^ben  anju» 
nehmen,  bafe  5ßriefter,  bie  in  ben  ÄonH)enbien  befonberd  betoanbert 
^aren,  fofort  nad^  (Eingang  ber  SSeobad^tung  alle  irgenbmie  in« 
betraft  fommenben  Omina  nebft  i^ren  ^nttuorten  ^eraudfuc^ten. 
jDiefe  mußten  bann  nod^  toeiterl^in  )u  einem  einheitlichen  ®efamt« 
refuttat  Dereinigt  unb  in  eine  gefäüige  f^orm  gebrad^t  merben. 

9ntn)orten  auf  bie  befproc^enen  anfragen  an  ben  Sonnengott 
finb  leiber  nic^t  auf  und  ge!ommen,  n)o^(  aber  folc^e  anberer 
Götter,  Don  benen  toir  gemig  anjune^men  ^aben,  bajj  aud^  fie  eine 
Slnfrage  auf  @)runb  einer  Opferfd^au  ober  anbrer  ä^or^ic^en  Dor« 
audfe^en.  @o  lautet  eine  an  £önig  Vfar^abbon  (680—668)  ge- 
richtete OraMantmort  ber  ®öttin  Sfc^tar  Don  9(rbe(a: 

34  bin  3f(^tar  oon  firbela.    O  9(far^abbon,  IE0ntg  Don  Uff^rien!   3n 


^)  Die  9{amen  merben  angeführt. 


«C.  X,  3  ßo^oro W.  1 5 

tffuT,  9}tnioe,  Staiadi  unb  tCrbela  tuerbe  ic^  9[)ar^abbon,  meinem  ftdnifie, 
lange  Sage  unb  bouernbe  ^a^te  geben  .  .  .  Surfte  ^i4  ntd)t,  o  ^önig, 
i4  tebe  ^u  ^ir;  benn  id)  ^abe  Did)  nt^t  t^ermorfeit. 

©ä^renb  bicfc  Stntoort  in  ganj  allgemeiner  gorm  eine  3"" 

fid)erung  be6  SBeiftanbeS  ber  ®öttin   enthalt  unb  ein  glücflid^eS 

(Sciingcn  ber  ?[bfic^ten  be^  Äönigö  üer^eiftt,  geben  anbre  beftimmtere 

eingaben  über  ben  Serlauf  politifd^er  Sreigniffe,  fo  bie  fotgenbe, 

bem  @ottc  Äfd^nr  in  ben  9Runb  gelegte: 

Die  iHmmerier  merbe  i^  in  feine  (bei$  S^dnigd)  ^anb  geben,  geuer 
iDCTbe  i(^  in  SOipi  an§ünben. 

S)ie  ?lnfragen  an  ben  Sonnengott  fül)ren  un^  bereite  in  ba^ 
7.  3a^r^unbert,  aber  aud^  nod^  fpäter  finben  tpir  bie  fieberfd^au 
ale  ba^  ^auptfdd^Hc^fte  SRittel,  fid^  «uölünfte  öon  ben  ©Ottern  ju 
Dcrfd^affen.  9?oci^  in  ben  Snfd^riften  SWabunaibö,  be^  legten  S^al* 
bderfdnigö  (555—539  t>.  (£^r.),  tüirb  bie  Seberfd^au  öietfad^  er* 
»ä^nt,  ja  einigemale  »erben  fogar  Omina  nebft  i^ren  S)eutungen 
angeführt.  SBir  bürfen  aud^  tüo^I  annel^m^n,  bafe  bie  ©roberung 
SBab^Ionö  burd^  bie  ^erfcr  (539),  bie  ja  im  ®runbe  genommen 
junäc^ft  nur  einen  3)^naftietoed^feI  bebeutet,  leine^ttjeg^  bad  (£nbe 
beö  toid^tigftcn  B^^ge«  ber  SBa^rfagefunft  barf teilt;  er  »irb  mit 
feinem  feierlichen  B^^n^onicü  nod^  toeiter^in  geblüht  ^aben,  toenn 
auc^  bie  GueUen  nid^t<^  baräber  Derlauten  laffen. 

SSödig  fd^toeigen  bie  bab^Ionifd)^aff^rifd^en  Duellen  über  eine 
Slrt  ber  SBa^rfagung,  bie  ftc^  burd^  i^re  ©infac^^eit  ftarf  )?on  ber 
£eberf(^au  unterf(^eibet  unb  über  bie  ganje  SBelt  Verbreitet  ift, 
ba^  fioöorafel.  SÄan  öenocnbete  hierfür  ©tdbd^en,  Pfeile  ober 
fi^nüc^c  3)inge,  bie  mit  berf^iebenen  JDrafelanttoorten  —  oft  nur 
mit  ^3a"  ober  „5Rein",  „©lud"  ober  ,,UngIüd"  —  befd^rieben 
UHiren.  3Bürbe  eine  Äu^Junft  öon  ben  ®öttem  getoünfd^t,  fo 
tourben  bie  ©tabc^en  gemifc^t  unb  bann  einer  aufö  @eratett)O^I 
gejogen  ober  burd^  ©d^ätteln  auS  bem  gemeinfamen  93e^alter  ent« 
femt  unb  oon  i^m  bie  Stnttoort  abgelefen.  ^ag  biefe  Slrt  bed 
Cmenioeftnd  bei  ben  SBab^Ioniem  belannt  »ar,  jeigt  eine  ©teile 
be«^  ^op^ctcn  |>efefiel  (Aap.  21,  SB.  26):  „2)er  Sßnig  bon  Sabel 
^at  ftc^  an  ben  ©c^eibemeg  gefteüt,  an  ben  Anfang  jtoeier  äBege, 
um  ein  Orafel  ju  erlangen;  er  \)at  mit  ben  Pfeilen  gefd^üttelt, 
bei  ben  Seraphim  angefragt,  auf  bie  Seber  gefc^aut''. 

©effcr  ift  un^  ein  anbere^  SBerfa^ren  ber  ©ab^Ionier  bie 
3u?unft  ju  ergrünben  bcfannt,  bie  SBed^ertoa^rfagung,  bie  aud^ 
in   ber    Sofep^dgefd^id^te    beö   alten    Seftament^    begegnet.     ®ie 


16  Oec^emial^agung.  %€).  X,  3 

bob^Ionifd^    lOed^ettoa^rfagung    !ennen    tutr    aud    jipei    „^nb« 

büd^ern",    bic    nad^    ©d^rift    unb    ©pradic    in    ber    Qtit    ber 

^mmura|)i*I)Dnaftic  (um  2230—1930)  abgefaßt  frin  muffen  unb 

»0^1  Überarbeitungen  eine«  nod)  älteren  SBerle«  finb.    S)iefe  Xejte 

bel^anbeln  jtoei  üerfd^iebene  ?(rten  ber  Sed^ertoo^rfagung:  bie  eine 

befielt  barin,  baft  man  DI  in  SBaffer  giefet,  bie  anbere  umgefc^rt, 

ba&  man  SBaffer  in  DI  ^ineinfd^üttet    3)cr  5ßriefter  mufe  aud  ben 

SBetüegungen  ber  glüffigfeiten,  au8  ber  ?lrt,  wie  fie  fid^  gcgenfeitig 

mifd^en  ober  abftofeen,  toie  fid^  bie  eingelnen  Xropfen  teilen  unb 

üereinigen  ufto.,  bie  3"^"f^  beuten.    3)iefe  Dmina  bürften  aud^ 

im  getoö^nlid^en  Seben  eine  grofee  SioIIe  gefpielt  l^aben,  ba  i^re 

^Deutungen  fid^  oft  genug  mit  bem  SSo^I  unb  9ße§e  geU)ö^nIid)er 

@terblid^er  befd^dftigen;  baneben  finben  fid^  auc^  Deutungen,  bie 

milit&rifd^e  Dperationen  betreffen.    SRanc^mal  finb  für  beibe  Jälle 

äBa^rfagungen   gegeben.    Sinige  ^eifpiele  merben  bie«  am  beften 

beranfd^aulic^en. 

SOß  ft(^  baS  (in  ben  Setter  gesoffene)  £)l  auf  unb  füllt  ben  Qe<(er  an, 
fo  toirb  ber  Ihanfe  fierben.  ijüx  einen  sfelb§ug  (bebeutet  eA):  man  tötet 
baft  ^eer. 

9Iud^  ^ier  liegt  mie  bei  ben  meiften  !i2eberfc^uora{e(n   bie 

t^eoretifd^  Statur  Rar  jutage.    2)ad  Sluflöfen  bed  Öltropfend  bt» 

beutet  einerfeitd  bie  KuftOfung  bed  franfen  Aörperd,  anbrerfeitd 

bie  Sluflßfung  be«  ^ere«.    3Ran  bead^te  übrigen«,  bag  garnid^t 

gefagt  kotrb,  meld^  ^r  getötet  nierben  mirb,  bad  feinblid^  ober 

ba«  eigene.   S)a«  Drafel  {ann  fic^  bemnad^  in  feiner  3^^ii>€utig{ett 

fe^  mol^I  mit  bem  an  ^5fu«  ergangenen  belp^ifd^en  meffen.  3Ran 

t^ergleic^e  toeiter^in  bie  folgenben  Dmino: 

Berretgt  bie  6lblafe  na4  Oßen  au,  fo  fiitbt  ber  ftranfe. 

J^onraien  aui  bem  ^au{>ttroi»fen  üiek  Qlafen  ^erbor,  fo  toirb  bod  9ktb 
bciS  Oetreffenben  lieberli^;  ba«  ^au«  M  Oetieffenben  lö^  [lä^  auf. 

3ß  bad  Ct  bunletrot,  fo  gibt  t»  9iegen. 

flkrft  baS  Öt  na4  ber  regten  Seite  ^in  eine  01afe,  »otauf  fie  am 
»anbe  bed  6(e«  fUf^  bleibt,  fo  ift  e«  ein  „mfa^bott". 

fBttft  ba0  £)I  no(4  ber  linftn  ®eite  ^n  eine  Olafe,  tootauf  fte  am  9ianbe 
hH  ÖM  fttf^  bleibt,  fo  ift  e»  ein  ^.UngiadSbote". 

fieud^tet  (ber  9tanb  M  Cle«)  naö^  recbtd  ^tn,  fo  i^  ed  ein  „^Ifldftbote". 

Stütztet  er  na4  lin!«  ^in,  fo  ift  H  ein  „UnglfidSbote*. 

9hmmt  ba9  Öl  ber  redeten  6eite  ba«  ber  linfen  fort,  fo  »irb  bal  ^r 
auf  bem  Sclb^ug  (Betoinn  ^aben. 

Stimmt  ba*  £)I  ber  Unten  Seite  bai»  ber  regten  fort,  f o  »irb  ber  SMnb 
eine  Beute  babonffi^ren. 

dk^t  bad  6l  nad^  re^tiB  unb  lin!«  fort,  fo  iß  ed  ber  Stonbort  be«  5in 
(Vtonbgottei)  unb  beS  Sd^amafc^  (€onnengottel). 


%JD.  X,  S  Sed^ma^tfagung.  17 

^d  le^te  Omen  mac^t  gan)  ben  (Sinbrudf,  ald  ob  e^  oftrofi 
nomifc^  Sorgfinge  auf  bad  SSer^atten  bed  Öled  übertrage,  ^ie^ 
koäre  an  fi^  nid^t  üem^unberlid^,  ba  ja  auc^  beim  Ölorafel  bie 
i^orfteQung  t>on  ber  Sntfprec^ung  bed  aßafrofodmud  unb  9J{ifro*. 
Eo^tmi^  eine  9loUe  f^ielen  mujs,  ä^nlid^  ttrie  bieS  bei  ber 
Ueberfc^au  üorau^gefe^t  vmbvx  barf.  ^eac^tendloert  finb  unter 
biefem  ®^id)i^pvintt  Omina  U)ie  bie  folgenben: 

(ie^t  bod  £)1  nac^  O^n  fort  unb  lomtnen  bann  ^toei  9tinge  na^  red^tö 
unb  |tDd  nac!^  tinfd  ^erau9,  fo  i{t  biei)  bie  Stellung  bet  gdttlici^en  3>^i^inge. 

9e^t  bad  Cl  bei  feinem  gfoitjiel^en  »ie  ein  Stern  auSeinanbet  (?),  fo; 
\ft  bied  bie  Stellung  bet  fftad^t  unb  ber  iRinboranna^. 

SBirft  bad  £)1  na(^  meinem  . . .  ^in  eine  Wa\t,  fo  ift  bied  ber  Stanbort 
U§  (Bottei  bed  »etreffenben. 

Sirft  ed  ffinf  Slafen:  bie  Stellung  bed  ^otengeifteiS. 

SBirft  ed  fteben  IBIofen:  bie  SteQung  bed  Seroterd. 

(£d  mögen  noc^  einige  Omina  angefahrt  merben,  bie  burc^ 
Aufgießen  öon  3Baffer  auf  DI  hervorgerufen  werben: 

fidfi  fid^  hta  S)l,  toenn  S)u  Sßaffer  barauf  gie^t,  auf,  toirb  hai  ^ma 
bc«  Setreffenben  ft^  aufidfen. 

Sri^t  bad  £)i,  rotnn  Xu  SBaffer  barauf  gte|t,  burt^  unb  (e^rt  jurflcf, 
fo  »hb  ber  ihanle,  mag  er  au4  S^mer^en  ^aben  unb  ßO^nen,  bennoc^  gefunb. 

<Be^t  bad  &l,  menn  5{)u  Sßaffer  barauf  giefit,  unter  unb  ergreift  fobann 
ben  (9oben  bed)  Oec^erd,  fo  ftirbt  ber  ftranle. 

@d  fäQt  nid^t  ^äftott,  ben  rein  t^eoretifd^en  (S^aratter  bie« 
fcr  SorauSfagen  ju  burc^fd^auen.  iSBei  ber  erften  finb  fogar  bie 
'ftu^brude  in  ^orber«  unb  92ac^fa^  ibentifd^. 

3um  ©d^Iufe  fei  nod^  ein  Omen  angefüt)rt,  ba^  feinet  Qtotdt^ 

toegen  ein  befonbere^  Sntereffe  üerbient:  eS  ift  bod  erfte  ipeiratd* 

orafel  unb  lautet: 

Stetig  Ibvi  aweds  betrat  ba9  öloralel  an  unb  toirb  ein  Sropfen  für 
ben  9Rann  unb  einer  für  bie  gfrau  baneben  ^ingegoffen,  oeretnigen  fi(!^  ald- 
bamt  (biefe  2:ropfen),  fo  ift  ed  SefHmmung,  bag  [xt  fic^  heiraten. 

'S)a^  bie  ^ed^ertoa^rfagung  nic^t  nur  in  ber  $ammura|)ijeit^ 

oud  ber  \a  bie  5£ejrte  ftammen,  gebr&uc^Iidi  n^ar,  lehren  bie  aui 

%furbani)}a(d  SBibliot^et  ^errü^renben  SRituafoorf^riften  ffir  ben 

Sa^ager:  in   biefen  toirb   afö  eine  feiner  Stuf  gaben   au^  bie 

Sc^enoa^rfägung  unter  ßu^ilfena^me  t)on  Öl  bofumentiert   3Jtan 

yidft  baraud,  wie  mangelfjaft  unfere  CueQen  finb,  unb  mie  toenig 

93€rec^tigung  bed^alb  SBetoeife  ex  sUentio  ^aben.    @d  ift  fe^r  loo^I 

mdgltc^,  bag  man  auc^  noc^  anbere  äl^nlid^e  Slrten  ber  2Ba^» 

fagung  betrieben  ^at,  inbem  man  etwa  ^oljftücfc^en  ober  anbere 

1)  3f4tar  Ol«  StemgAttin. 

VUCT  Drtciit.    X.  8.  2 


18  Sfeuerorafet.  ^TD.  X,8 

2)tnge^  tnd  SBaffer  marf  unb  beobachtete.  @o  {önnte  aud^  ein 
nod^  heutigen  Xage^  üblic^ed  SSerfa^ren  bereite  ben  liBab^Ioniem 
ber  ßufunft  9tdtfel  gelöft  ^aben:  bad  93Ietgiegen.  £lueQenmd§tg 
3u  belegen  ift  ed  ntd)t,  aber  ber  @)etft  biefed  ©plDeftergebrau^ed 
mutet  ganj  an  tote  ein  burd^  bie  Sal^r^unberte  ^inburd^geretteted 
©tücf  bab^Ionifd^en  tlltertunt^. 

9Bie  bad  SBaffer  tarn  a\i6)  bad  geuer  3RttteI  bed  Wa^x- 
fagend  tperben.    SD^an  bergleic^e  bie  folgenben  Omina: 

Offt  bie  gflamme  etned  Stci^ted  buntef,  fo  tpitb  inner§atB  breiet  Xagen 
ber  Stxanh  [|hrben]. 

3ft  bie  glamme  eines  Zid^M  grünlich,  fo  mtrb  ber  ^aud^err  unb  bie 
^audfrau  in  Unglüd  [geraten]. 

3{i  eine  gflamme,  bie  auf  einer  gfacfel  getragen  tvirb,  gCän^enb,  fo  mtrb 
bad  Betreffenbe  ^auiS  [gebei^en]. 

Sfigt  ein  Sic^t,  bad  in  iemanbed  ^ani^  befefligt  ift,  ®eräuf4  t)erne^men, 
fo  ttirb  ft^  Streit  im  ^aufe  bed  lOetteffenben  ergeben. 

Xeilt  ft4  ein  ebenfolc^ed  Si^t  bon  felbft  in  oier  Xeik,  fo  n>irb  bad  be« 
ireffenbe  ^ava  ^erftdrt  »erben. 

Seitt  fn^  ein  ebenfoIc^eiS  Sic^t  bon  felbfl  in  fünf  Seile,  fo  »erben  fic^ 
bie  ftinber  bei  Seb^etten  i^red  IBaterd  trennen. 

9ei  ben  jule^tgenannten  93orjeic^en  fann  man  fc^on  jnieifeln, 
ob  fie  t)Ott  einem  Drafelfu^enben  abfid^tlid^  ^ertjorgerufen  tourben, 
ober  ob  if)r  jufälligeö  Eintreten  Slnlafe  ju  einer  ^ßrop^egeiung 
gab.  @ie  führen  int*  fomit  ju  ber  jtneiten  großen  ®ruppe  ber 
Dmina  l^inüber,  ^n  benen,  bie  ber  SWenfd^  nid^t  jeberjeit  nac^ 
eignem  belieben  l^erüorrufen  lann,  unb  bie  too^I  bie  ältere  ®xuppt 
barfteßen,  obtoo^I  SBeifpiele  erft  in  fpSterer  3^**  quellenmäßig  ju 
belegen  finb.  SBie  aber  bereits  bemerft  toorben  ift,  fann  bei  bem 
Der^ältnidmSgig  großen  SDtangel  an  SDZaterial,  ber  fid^  gerabe  für 
bie  filteren  ^ßerioben  ber  bab^Ionifd^en  SBa^rfagefunft  befonberö 
empfinblid^  mac^t,  ber  ^n^aU  fein  ©piel  treiben. 

Unter  ben  Omen,  bie  fic^  bem  aRenfd^en  t)on  felbft  barbieten, 
nel^men  bie  aftrologifc^en  bie  erfte  (SteQe  ein;  ber  geftirnte  ^immel 
galt  bem  ÜBab^Ionier  als  bie  reinfte  QueQe,  ben  g5ttlid^en  SBillen 
)u  erfennen,  toofern  ber  SRenfd^  eS  nur  öerftanb,  in  biefem  bem 
Unfunbigen  mit  fteben  Siegeln  oerfd^Ioffenen  93ud^e  ju  lefen,  in 
bem  bie  ©terne  bie  ©d^rift  barf teilen.  Um  bied  ju  lernen,  mußte 
man  fleißig  bie  ^immelsfd^rift  ftubieren  unb  beftimmte  ®efe^e  }u 
ermitteln  trad^ten.     ^ie  Seobad^tung  bed  ^immete  f^at  alfo  für 


1)  3n  einem  noc^  nic^t  boüftfinbig  ebiertem  Xt^tt  ift,  mie  ed  f^eint 
bon  ben  Ser&nberungen  bie  9tebe,  bie  in  SBaffer  gemorfened  Vttffi  erletbet. 


1ÜD.  X,  3  9(ftronomte  unb  ^ßrotogie.  19 

ben  SBab^Ionicr  feinen  n)iffen[c^aftUc^en  3^^^  i"  unferem  Sinne, 
fonbem  einen  rein  praftifc^en,  ber  inbeö  öon  i^m  ate  ein  wiffen* 
f(fyiftlic§er  enH)funben  tDutbe:  benn  toit  bem  SKittelalter,  fo  galt 
auc^  bem  alten  Orient  bie  Srforfd^ung  ber  ®ottl^eit  ote  cigent» 
lic^r  @nbjn)ed  aQed  @tubierend.  äßan  fann  bed^alb  auc^  nid^t 
baiwn  reben,  bo§  bie  SBab^Ionier  eine  aftronomifc^e  SBiffenfc^aft 
gefannt  ^aben,  fofern  man  Slftronomie  im  mobernen  ©inne  fafet, 
b.  if.  o^ne  Kücffid^t  auf  praftifd^e  Sertoertung  ber  ©rgebniffe. 

3nbeÄ  finb  auc^  ^ier  bie  ®renjen  fc^on  ettoa«  öertoifc^t 
SBenn  fid^  beifpiefötoeife  unfere  mobeme  SKeteoroIogie  bemüht,  bie, 
<SinfIuffe  ber  ©onnenflerfen  auf  bie  SBitterungöüer^ältniffe  feftju* 
fteQen,  fo  finb  bie^  Unterfuc^ungen,  »ie  fie  aud^  ben  Sab^Ioniem 
nic^t  fern  lagen;  toieber^olt  bieten  bie  Dmina  Äuöfagen  über  S5e* 
jie^ungen  ber  @)eftime  jum  S^ertauf  ber  98itterung,  ^u^fagen, 
t)on  bcnen  man  getoife  annehmen  barf,  ba^  fie  —  atterbing^  mit 
un^ureic^enben  SRitteln  gewonnen  —  auf  empirifc^em  3Bege  ju* 
ftanbe  famen.  ^[ftronomie  um  il^rer  felbft  neiden  gibt  e^  im  alten 
Orient  alfo  nic^t;  fie  ift  ftetd  nur  bad  SÄittel  jum  Qtvtd.  gafet 
man  aber  ben  begriff  ^(ftronomie  ganj  mörtUd)  unb  Derfte^t  bar*' 
unter  nur  bie  fie^re  t)on  ben  Setoegungen  ber  @eftime  o^ne  9ifid<« 
fic^t  barauf,  ob  fie  ©elbftjlpecf  ift  ober  nid^t,  fo  mufe  man  fagen, 
ba|  bie  Sftronomie  auftritt,  fobatb  ber  SOtenfd)  feinen  fdiid  bem 
^immel  jutoenbet;  bemnad)  getoinnt  ber  9Renfc^  aftronomifc^e 
£enntniffe,  fobalb  er  ein  benfenbe«  SBefen,  b.  1^.  ein  SRenfd^,  ge* 
iDorben  ift;  nur  quantitativ  ift  baä  SBiffen  ju  berfc^iebenen  3^iten 
unb  in  oerfd^iebenen  Säubern  üerfd^ieben.  SBenn  ber  primitive 
äRenfc^  rein  empirifc^  erfennt,  bag  ber  ä^onb  eine  ganj  beftimmte 
3eit  braud^t,  um  ftet^  toieber  bie  gteid^en  SBerfinberungen  burd^- 
^umac^n,  fo  f)at  er  ein  aftronomifd)ed  ®efe^  getoonnen.  @ud^t 
er  nun  roeiterl^in  9)e3ie^ungen  jmifc^en  biefen  S^eränberungen  unb 
feinem  eignen  Seben  ober  bem  ©ebei^en  feiner  gön^iKc  ober  SBolfö* 
gemeinfc^aft  ju  ermitteln,  fo  beginnt  für  i^n  bad  ©tabium  ber 
Sftrologie.  35iefe  alfo  fe^t  bie  S(ftronomie  öoraud,  bilbet  i^rerfeitd 
ober  au^  burd^  bie  fortgefe^te  Sefc^äftigung  mit  ben  ^immlifc^n 
Sorgängen  mieberum  bie  ^^orbebingung  für  eine  aUmä^Uc^e  @r« 
ttKtterung  bed  aftronomifi^en  @efid^td!reifed. 

2)ie  ^age  nac^  bem  %Iter  ber  bab^Ionifd^en  Sftronomie  ift 
dfo  eine  t^age,  beren  93eantn)ortung  lebiglid^  ba))on  abfangt,  )oie 
man  ben  SBegriff  SCftronomie  erüärt;  nimmt  man  i^n  im  mobernen 
@tnne,  fo  mu^  man  jugeben,  ba^  ber  alte  Orient  niemals  unb 


20  «Cfholofitfc^e  Omina.  HO.  X,  3 

iiirgcnb^  eine  Jlftrononüe  gefannt  ^abe;  nimmt  man  if)n  aber  in 
etipa^  ipeiterem  ©inne,  fo  toirb  bie  gragc  gcgenftanb^Io^,  ba  c^  Mar 
ift,  bafe  bcr  SRenfd)  fid^  mit  „äftronomic"  befaßte,  fobalb  er  überhaupt 
anfing,  über  SJorgänge  am  ^immel  nad^jubenfen.  Aufgabe  ber  ®e- 
fc^id^te  ber  3(ftronomic  ift  e^  bemnad^  ein jig  unb  allein  feftjuftcUen,  ju 
meld^er  ßeit  biefe^  ober  j|ene§  oftronomifd^e  ®efc§  erfannt  tourbe, 
bejie^unggtpeife  mld)t  Srrtümer  ber  SWangel  genügenber  Unter* 
fud^ungömittet  hervorgerufen  ^at. 

Stoff  für  biefe  Jorfd^ungen  bietet  bie  aftrologifc^e  fiiteratur 
ber  Söabijlonier,  b.  l).  bie  aftrologifd^en  Omina,  in  jiemlid^er  JüUe. 
Seiber  ftammt  baö  gefamte  SRaterial  faft  au^fd^Iiefetid)  am  ein  unb 
berfelben  3^t:  eö  finb  öor  allem  ba§  bereitem  genannte  grofee  Dmen* 
loerf,  bag  toir  ?lfurbanipalö  ©ammelflei^e  oerbanfen,  unb  aftrolo« 
gifc^e  ^Rapporte  auö  bem  fiebenten  3al)r^unbert.  5)a^  Dmentocrf 
ift  ätoeifelfod  bebeutenb  älter  afe  Slfurbanipal  (668—626),  ber  ba^ 
SDkterial  nur  neu  fammeln  Hefe,  um  ed  feiner  SBibliot^ef  cinju- 
ocrieiben.  S)a^  SBert  beabfid^tigt,  toie  fd^on  bcmerft  n^urbe,  ben 
Slnfd^ein  ju  ermedCen,  bafe  ed  etma  jur  Qtxt  ©argon«^  üon  Ättab 
(um  2600)  oerf afet  fei;  bie^  ioirb  ein  frommer  Setrug  fein.  3Rög» 
lid)  ift  e^  inbe^,  bafe  einjelne  2;eile  annä^ernb  in  biefe  ^txt  hinauf» 
reichen,  unb  bafe  man  fpäter  alle  neu  l^injufommenben  Omina  bem 
©tile  ber  filteren  anpaßte,  fd^on  um  ber  ©ammlung  i^r  attc^r* 
Jourbiged  ?lu«;fel^en  ju  belaffen.  ?Utbab^tonifc^e  aftrologifc^e  Xtjrtt 
finb  bi^l^er  nid^t  gefunben  morben,  obmo^l  eö  fold^e  geioife  gegebeit 
l^at;  nic^t  nur  bie  Seberfd^au,  fonbcrn  aud^  bie  oben  (@.  16  f.)  bc- 
fprod^enen  augenfd^eintid^  ber  Slftrologie  entlel^nten  ^lu^brüde  bcr 
äec^crtoa^rfagung  toeifen  auf  ba^  SBor^anbenfein  einer  aftrolo» 
gifd^en  ßiteratur  t)in. 

55ie  ^uptrolle  in  ben  aftrologifc^en  Omen  fpielt  ber  3Ronb. 
Der  ®runb  l^ierfür  bürfte  ber  fein,  bafe  ber  SBirfungdfrei^  biefes^ 
^immeteförperg  oiel  geheimnisvoller  erfd^ien,  ate  ber  ber  ©onne^ 
ben  man  t)er^ältnigma6ig  leidet  erfennen  fonnte.  2)ieö  toar  beim 
STOonbe  nid^t  ber  ^aU;  ate  ämeitgröfeteS  ©efKrn  fonnte  er  aber, 
toie  man  annehmen  mufete,  ni^t  o^ne  ^erOorragenben  Sinflufe  auf 
baS  Seben  ber  @rbe  fein.  SKan  fd^rteb  i^m  beS^alb  gern  SBir- 
fungen  ju,  beren  Urfad^en  bunfet  unb  geJ^eimniSOotl  »aren.  S)ag* 
felbe  gilt  bann  aud^  oon  ben  ?ßlaneten,  bie  jebod^  erft  in  einem 
umfangreid^eren  aftrologifc^en  ©t)ftem  bebeutungSboll  »urben.  ©ei 
i^rem  ber^fittniMöfeig  ungcorbneten  SBanbel  fonnte  man  i^nen 
ebenfalls  allerlei  unerforfd^lit^e  SBirfungen  juft^reiben,  ebenfo  toxt 


*D.  X,  3  •  Stfltoloflifij^e  JDminö.  21 

\>^n  nur  gelegentlich  auftretenben  ^tmmetöerfd^einungen,  ben 
SKeteoren  unb  £tometen.  !Dte  leiteten  fptelen  ja  nod^  ^eutjutage 
eine  gro§e  9h)üe  im  ^erglauben,  ba  man  fid^  xi)x  Srfd^einen 
nic^t  ju  beuten  tt)eig;  fie  gelten  als  )iBorboten  allerlei  fd^redlid^er 
(^eigniffe.  Sie  gijrfterne  enblid^  ^aben  Derl^ältnidmä^ig  geringe 
99ebeutung  unb  finb  in  ber  Stegel  nur  bann  tpid^tiger,  toenn  fie 
ju  ben  »anbelnben  (äeftirnen  in  nähere  SBejie^ung  treten. 

3Bir  lernen  bie  aftrologifc^en  Dmina  am  beften  auS  ber  ^rajiS 
fennen,  in  bie  unS  bie  SBerid^te  beS  fiebenten  3a^r^unbertÄ  einen 
Ifinblirf  gettjo^ren.  Über  ganj  Slfftjrien  unb  SBabtjIonien  toaren 
Seobac^tungSftaäonen  Verteilt,  an  benen  föniglid^e  ^ftrologen, 
b.  f).  SBa^rfagepriefter,  aQe  ®rfcl^einungen  beS  ^immefö  ju  bc* 
eboc^ten  Ratten.  5)iefe  fanbten  fie  an  ben  §of,  tt)0  bie  einlaufen* 
ben  Slapporte  n^ieberum  unterfud^t  tpurben,  um  Deutungen  für 
beftimmte  gäHe  ju  erfal^ren.  ^ie  SBorarbeiten  hierfür  Ratten  bie 
Statton^ftrologen  bereits  fefbft  }u  leiften.  SBä^renb  bei  ber 
Seberfd^au  ber  beobac^tenbe  5ßrieftcr  fid^  bamit  begnügte,  baS,  njaS 
er  fa^,  ju  notieren,  o^ne  fid^  Dorl&ufig  um  bie  Deutungen  ber 
Cmina  ju  Kimmem,  »aren  bie  ^Tftrologen  öerpflid^tet,  gleid^jeitig 
mit  i^rem  Serid^te  bie  inbetrad^t  fommenben  ©teQen  beS  großen 
Cinenn)er{ed  ^erauSjufuc^en  unb  beizufügen.  @e^r  oft  fparten  fie 
fic^  bie  9Rü^,  bie  tatfä^Iid^e  SBeoba^tung  überhaupt  anjufü^ren, 
fonbern  gaben  nur  bie  nottoenbige  ©teile  beS  ÄompenbiumS  an.  2)er 
©ofaftrolog,  ber  bie  »eitere  ^Bearbeitung  ju  leiften  ^atte,  toufete 
bann,  bag  bie  SBeobad^tung,  auf  bie  fid^  bie  exzerpierte  @teQe  be» 
sog,  tatfdd^Iid^  gemad^t  toorben  toar. 

9SBie  bereits  bemerft,  toar  ber  9Ronb  baS  ^auptbeobad^tungS« 
objeft.  Sie  SBab^Ionier  Ratten  befannt(id^,  toie  nod^  ^eutigentagS 
bie  3uben,  fein  ©onnen*,  fonbern  ein  SRonbia^r,  baS  auS  jtoölf 
rcguldren  äRonbmonaten  beftanb,  ju  benen  t)on  3^^*  i^  3^^^  i^ 
nad^  SebärfniS,  ein  breije^nter  SD^onat  hinzugefügt  tt)urbe,  um 
einen  XuSgleic^  mit  bem  ©onnenja^re  ju  fd^affen.  %uf  jeben 
äRonbmonat  fant  bemnad^  ein  iDJonbumlauf,  b.  f).  etloa  29  V«  ^ag. 
9Ran  mar  folglich  genötigt,  äßonate  Don  29  unb  30  Xagen  mit« 
einanber  atoed^feln  ju  laffen.  Ser  äßonatSanfang  n^urbe  burc^ 
ßrfc^nen  beS  neuen  äKonbeS,  b.  ^.  ber  june^menben  SDJonbfic^el, 
beftimmt,  aber  nur  in  ber  X^eorie;  benn  tatfäd^Iid^  mortete  man 
nic^t,  btd  man  nad^  Unfid^tbaüoerben  beS  9RonbeS  bie  neue  Sic^t« 
geftalt  in  ber  Äbenbbdmmerung  toieber  entbedtte,  fonbern  fe^te  ben 
Snfang  beS   neuen  SRonatS  im  üorauS  feft,  toaS  unter  anberem 


22  «Iholoflii^  Dmina.  *  «0.  X,  9 

fd^on   im   Sntcreffc  bc8  ®ef(f|äft8t)crfc^r8  nottpcnbtg  toar.     auf 

bicfe  SEBcifc  lonnte  eS  leidet  flefd^e^cn,  ba^  bcr  fcftflcfc^tc  SRonatö* 

anfong  nid^t  mit  bcm  toirflic^cn  übcreinftimmte,  bafe  alfo  ber  neue 

SKonb  cnttoebcr  bereit«  am  @nbe  be«  alten  2Ronat«  ttneber  erfd^ien 

ober  fid^   aud^  ein  loenig  üerfpätete.    @a]^  man  ben  a)2onb  jum 

crften  SRale  am  erften  läge  be«  neuen  TOonatd  wieber,  fo  galt 

biefer  normale  JBcrIauf  ate  ein  SBorjeid^en  normaler  Ser^ältniffe 

»ft^renb  be«  fommenben  SRonat«.    ©n  SBeric^t,  ber  hierauf  Sejug 

nimmt,  lautet  j.  93.: 

SBirb  ber  SRonb  am  erfien  Xaq/t  gefe^en,  fo  tuirb  9ht^e  unb  Srtieben 
im  £anbe  l^enfd^ett.  ^ta  ^er^  bed  Sanbed  toivh  fro^  fein,  ^at  ber  %a^  feine 
rid^tige  Sänge,  fo  totrb  bie  9ie0terun0d^eit  M  fjfirflen  lang  fein,  ißon  Oullutu. 

^ie  tatfäd^Iid^e  Seobad^tung  tt)irb  ^ier  t)on  bem  9ftroIogen 
SBuQutu  garnid^t  angegeben,  fonbern  nur  ber  bctreffenbe  ?ßaffu^ 
be«  Dmenwerfcö;  ber  ^ofaftrolog,  ber  an  ber  Qtntxal\t^Ut  bie 
diapporte  entgegennahm,  ton^tt  inbe«  fogleid^,  bag  SuQutu  ben 
Sßonb  am  erften  2;age  gefe^en  ^atte,  unb  [parte  aufeerbem  bie 
SRü^e,  felbft  erft  ba«  Dmentoerf  ^eranjujie^en. 

SBar  bir  fiuft  fo  f(ar,  bag  man  über  ber  iDtonbfic^el  bie 

Hülle  ©eftaft  bc«  STOonbe«,   feine  liara,    no(^  bunfel  erfennen 

fonnte,  eine  SBeobad^tung,  bie  man  fogar  in  unferen  ©egenbcn  ^in 

unb  n^ieber  mad^en  fann,  fo  toai  bie«  ein  ^inn)ei«  auf  groge 

ST^a^tentfaltujtg  bed  Sidnigd;  fo  lautet  ein  SBerid^t: 

SBitb  ber  SJlonb  am  erfien  %a^t  gefe^en,  fo  tt>irb  ffivif^  unb  grneben 
im  Sanbe  ^errf(^en.  ^at  ber  ^ag  feine  richtige  S&nge,  fo  totrb  bie  Sie» 
gietungdaeit  be9  grütften  lang  fein.  3ft  ber  Vtonh  bei  feinem  @t(!^tbarmerben 
mit  einer  3:iara  belteibet,  fo  »irb  ber  ftönig  su  ^0<!^fter  SRad^t  gelangen. 
SSon  3f4^<>r«f4um«erefd^. 

äBurbe  ber  neue  9Ronb  bereit«  am  legten  (30.  ober  29.)  ^ge 

be«  alten  iTOonat«  fid^tbar,  fo  galt  bie«  auf  jeben  %aH  für  ein 

böfe«  Omen,  inbe«  nid^t  immer  für  9lf {abo93abQlonien  ober  ©ubartu» 

Äff^rien,  fonbern  aud^  für  Slam  ober  Smurru*    hierbei  würben 

bie  einzelnen  iDtonate  in   beftimmte  SBejie^ung  ju  ben  einzelnen 

SBettteilen  gefegt.    9Ran  k)ergleid^e  bie  folgenben  JBerid^te: 

SBirb  ber  SDlonb  am  30.  Sit>an  gefeiten,  fo  merben  ben  9tet<l^tum  Hmurntf 

bie  Itc^Iamfier  tble  nomabifterenben  fBüftenbetoo^ner)  Der^t^ren.    2)er  SRonat 

Sitian  ifl  bau  flanb  Vmurm.    Söfed  ffir  Vmurru! 

Sßirb  ber  SRonb  am  80.  92ifan  gefe^en,  fo  toirb  ba«  £anb  Subartu  bie 

Itc^lamAer  Der^e^en.    (Eine  frembe  Sunge  toirb  9(murru  in  i^re  dktoatt  be« 

ommen.    @ubartu  Rnb  toir>.    SBirb  ber  SRonb  am  30.   Zage  gefe^en,  fo 

mirb  ftfiUe  im  Sanbe  ^errfc^en. 


1)  Sgl.  oben  @.  7. 


«C.  X,  8  9C^o(o0i^e  Cmina.  23 

gfir  Wc  SBcurtcilung  bct  aftronomifd^cn  Äenntniffc  ber  Q6t 

ift  folgenber  SBcric^t  intcrcffont: 

9^tb  ber  Wonb  am  30.  Sage  gefe^en,  fo  Bebeutet  e9  Mite,  ober  Sfimt 
be«  geinbed  mirb  eintreten.  SBitb  ber  SKonb  am  80.  €<i^ebat  gefe^en,  fo 
mvth  eine  Serfinflerung  ber  fifinber  eintreten.    IBom  Oberfc^reiber. 

3)Qd  le^te  Orafel  jeigt,  ba§  man  übet  bie  ^etioben  unb 

Sntfte^ung  ber  JJinftcmiffc  no^  nid^t  ©cf^eib  tou^t,  fonft  ^dttc 

man  itid^t  jtpei  @reigitiffe,  bie  in  feinem  faufalen  3ufcimmen^ang 

fte^n,  in  biefer  ffieife  miteinanber  öerbinben  fönnen.    9Ran  barf 

au^  nic^t  etntt)enben,  bafe  jcneg  Cmcn  ju  ben  diteften  SBeftanb* 

teilen   bed  großen  aftrologtfd^en  Dmenmerfe^  gel^örte;  benn  totnn 

man  einmal  bie  betreff enben  @(efe$e  burc^fc^aut  ^ätte,  lofire  ed 

notloenbig  getoefen,  ba^  man  9}oraudfagen,  bie  ald  finnloS  erfannt 

loaren,  nic^t  me^r  ))raltifd^  t)em)ertete,  toa^  bod^  ^ter  gefd^e^en  ift. 

©ne  ^totale  ginftemiS  ift  oben  fic^erlid^  fgemeint;  eS  fragt  fid^ 

nur,  ob  eine  totale  SDtonb«  ober  ®onnenfinfterntö.    3)a^  te^tere 

erfc^eint  plaufibler;  aber  auc^  baö  anbere  tt)äre  benfbar.   SDie  SSer» 

finfterung  ber  „Sänber"  todre  in  biefem  galle  eine  SSerfinfterung 

ber  äKonbldnber.    ^enn  bie  9)?onbf(dd^e  n)urbe  ganj  nad^  bem 

SRufter  ber  irbifc^en  SBelt  ber  ©argonjeit  in  Dier  leile  geteilt,. 

bie  je  für  einen  „SBelttetI"  i^re  befonbere  Sebeutung  Ratten,   ©n 

Xejt  jeigt  biefe  äJorftettung,  bafe  ^immlifc^cä  unb  Srbifd^e^  fic^ 

gegenfeitig  entfprec^en,  fo  Har,  loie  man  e^  fic^  nur  tt)ünfd^en  f ann : 
S)ie  rechte  @eite  be»  lOtonM  ifi  tRfab. 
^ie  linle  @eite  bed  Wonbed  ift  (Slam. 
^r  obere  Seit  bed  9Ronbed  i^  ^murru. 
^r  untere  Ztxl  bei»  iRonbed  ift  6ubortu. 

%UerIei  ^Deutungen  bot  ein  ipof  um  ben  3Ronb.  (Sin  aus^« 
fü^tlic^  ^erid^t  lautet: 

SKefe  92a(^t  loar  ber  SRonb  bon  einem  $ofe  umgeben;  @agmegar  unb 
ber  6lor|non  ßanben  barin.  3ft  ber  SRonb  bon  einem  ^ofe  umgeben  unb 
ile^t  €agmegar  barin,  fo  mirb  ber  ftönig  bon  flftah  eingefc^Ioffen  merben. 
^  ber  9Ronb  oon  einem  ^ofe  umgeben  unb  {le^t  92ibiru  barin,  fo  bebeutet 
H  Sterben  unter  bem  I6ie^  unb  ben  gelbtieren.  ^er  Stent  bed  SRarbuf^ 
ift  bei  feinem  Kufgange  Umun-poS;  ift  er  2  ^o^^pelftunben  ^od^,  fo  ift 
er  Sagmegar;  ße^t  er  mitten  am  ^immeP,  fo  ift  er  9hbiru*.  3ft  ber 
SRonb  t^on  einem  ^ofe  umgeben,  unb  fielet  ber  Slorpion  barin,  fo  »erben  bie 
Se^alinnen  ftc^  S^finnem  nähern  (?);  ober  fibmen  »erben  morben,  unb  ber 
Serfe^  im  £anbe  mirb  gel^emmt  merben.    ^ieS  ftammt  aud  einer  (anberen) 

1)  i).  i.  Sufiiter.    2)  f).  {.  im  Weribian. 

8)  ^Der  gan^e  @a(  foQ  atö  9te(^tfertigung  baffir  bienen,  hai  ber  Vftrofog 
ein  auf  ben  9libiru  be}figIi(^eiS  Omen  ffir  ben  Sagmegar  bermenbet:  beibei» 
fhib  nur  tmrf^iebene  ftamtn  ffir  benfelben  Stern,  ben  3u))iter. 


24  9tflTOlofiif4e  Omna,  9(0.  X,  3 

®etie^:  3jt  bei  Sftonb  9oi\  einem  ^ofe  umgeben,  unb  fielet  Umun»4ia€  barin, 
fo  toirb  ber  Honig  ton  ^murru  mfid^tig  werben  unb  eine  Sheberlage  feinet 
Seinbedlanbed  bemirfen.    ^iefeft  t{l  ungünftig.    9on  9{a6u«mufAeai. 

Sßon  ben  ^a^Iretd^en  übrigen  Soraudfagen,  bie  fid^  nud  ber 
Stellung  unb  bem  Sauf  bed  SKonbed  ergaben,  feien  nur  nodf 
einige  angeführt,  bie  bad  grofee  Dmentoerf  aul^  SBcrfinfterungen 
bed  SD^onbed  ableiten: 

Xtitt  im  Wonat  92ifan  in  bet  erften  9ia6^tXDad^t  eine  9erftnfierung  ein, 
fo  mtrb  S3enoü|hing  (errfd^en;  ein  9ruber  wirb  ben  anbent  töten. 

i:ritt  im  Vtonat  S^ifan  in  bec  mittleren  92ad)tma(^  eine  Serfinftening 
ein,  fo  wirb  bie  (ixxiit  btü  2anh€»  nid^i  gebei^en. 

(S^efd^iel^t  ed  im  SRonat  3iar,  fo  wirb  bie  dxntt  bed  fianbeft  nid^t  ge« 
beiden,  unb  bie  Shirfe  werben  fallen. 

Stritt  im  9Ronat  92tfau  in  ber  britten  Sloc^twad^e  eine  Ißerfinftening 
ein,  fo  wirb  ein  ftdnig  bem  anbem  Stiebendgrug  entbieten. 

(S^ejc^ie^t  e$  im  SD^onat  Hbar:  ©tur^  &aml^. 

©e^r  bemcrfendtoert  ift  cä,  bafe  ba^  Cmcntoerf  STOonbfinfter* 
niffe  an  aßen  ^agen  bed  3){onat^  fär  mögtid^  ^alt,  tDä^renb  bod) 
in  einem  SRonbmonat  eine  folc^e  nur  um  ben  14.  ^erum  eintreten 
{ann.  ^ag  man  an  meteorologifd^e  SBerfinfterungen  ju  beuten 
l^abe,  ift  nid^t  red^t  tua^rfd^etnlic^.  9Btr  bürfen  e^er  annehmen, 
bag  man  biefe^  ßompenbium  für  aQe  (Sbentualitöten  gerüftet  fein 
laffen  tuoOte.  ^atte  man  aud^  noc^  niemals  eine  äKonbfinfternt!^ 
etttia  am  3.  ober  21.  3Ronat^tage  beobachtet,  fo  ^ielt  man  ed  boc^ 
mangels  einer  Haren  SBorftellung  öom  SBcfen  ber  ginftemiffc  nidjt 
für  auSgefd^Ioffen,  bag  ein  fplc^ed  Ereignis  einmal  eintreten  tonnte. 

6ine  »eit  geringere  SBebeutung  ^ben  bie  ©onnenorafel  in 
ber  ?ßrajiS  bcS  fiebenten  3ö^tl^unbert§:  unter  ber  ^üUe  ber  SKonb* 
orafel  berfd^toinben  fie  faft  ganj.    SKan  üergteic^e  bad  folgenbe, 

bad  eine  ganj  rid^tige  meteorologifd^e  Beobachtung  enthalten  mirb : 
3ft  bte  €onne  l^on  einem  ^of  umgeben,  fo  gibt  e«  9legen  unb  Snberung 

bed  aSetterd.    l6on  9laf(^i«ilu. 

3m  aftrologifd^en  Dmenwerf  toirb  bie  ^atbe  ber  aufge^enben 

@onne  me^rfa^  als  bebeutfam  betrautet: 

3fl  bie  Sonne  am  1.  9{ifan  bei  i^rem  9(ufgang  rot  wie  eine  ^adel  unb 
trglftnit  w.ei6eil'(0eMIt  t>or  i^r,  tritt  biefed  fobann  an  i^re  6eite  ober  ^ie^t 
nod)  Ofien,  fo  wirb  im  flRonat  9H{an  am  [ ....  ]  28.,  29.  unb  30.  eine 
Sonnenfinftemid  eintreten  ....  Ku4  toirb  in  bem  betreffenben  SDSonat  ber 
(ober  M^in")  ftönig  fterben  unb  fein  So^n  ben  i:4ron  ergreifen. 

3ft  bie  Sonne  am  1.  Zammu)  bei  i^rem  9(ufgang  bunfel  unb  oon 
einem  $of  umgeben,  fo  wirb  baft  Sanb  Ru^e  ftnben. 


1)  (JHn  Omen  wirb  noc^  angeführt,  in  bem   fttr  3u^itcr  ber  9tamt 
Umun«^a^  gebrannt  ift. 


HC.  X,  3  %ftto\o%\\ä^  Omina.  25 

Xttd^  ^ier  ftnb  ^iufig  Serftnfterungen  für  Xage  Doraudgefe^t, 
an  benen  fk  unmflglid^  finb  ^    Wtan  t)ergletd^e  bie  folgenben  Omina: 

Xritt  am  9.  3iar  eine  6onnettfinfleniid  ein,  fo  ivirb  Verheerung  im 
fianbe  eintreten. 

OefAie^t  ed  am  15.,  fo  mirb  ber  Siönig  Don  dlam  flerben. 

@d  mug  inbed  ^ert)orge^oben  toerben,  bag  ed  ntd^t  audge« 

fc^Iofftn  ift,  bog  tpir  einj^Ine  termini  ber  Slftiologie  nod^  nid^t 

rid^tig  Derfte^en.    ^Cer  folgenbe  SRo^ort  bietet  ein  guted  SBeifpte( 

bafür,  »ie  fic^  eine  und  unmöglid^  erfd^einenbe  Kombination  unter 

ttmftdnben  erßären  fann.    Sä  ^eißt: 

Ste^t  bie  @onne  im  ^ofe  M  SO^onbed,  fo  roirb  Qa^r^eit  im  Sanbe 
terrf4en:  ber  @o^n  toirb  mit  feinem  IBater  bie  fBa^r^eit  reben.  ^rieblic!^ 
Bitf^önbe  in  ber  gan^n  Seit!  Qft  ber  9lonb  t^on  einem  ßofe  umgeben,  unb 
|e^t  Wnib  barin,  fo  mirb  mein  ^eer  ba^  gfeinbedlanb  untermerfen.    fßon 

2)iefe  foeben  angeführten  Cmina  finb  (eine  t^eoretifd^en,  bie 
in  ber  ^rojid  nic^t  begegnen  fonnten;  benn  fie  ftammen  ja  aud 
ber  ^a^d,  ndmlic^  oud  einem  aftrologifd^en  ^erid^t!  iDtan  ^atte 
alfo  totffic^Ii^  beobachtet,  ba^  bie  ®onne,  bejlD.  ber  planet  bed 
Sottet  92inib,  im  jpofe  bed  3Ronbed  ftanb.  ^a  ber  3Ronb  natur« 
gemfig  nur  bed  SRad^td  einen  $of  ^aben  fann,  fo  fann  too^I  ber 
planet  Slinib  im  §ofe  bed  äRonbed  fte^en,  nid^t  aber  bie  ©onne. 
Sir  loiren  mo^(  in  ISerlegenl^eit,  eine  fidlere  Srflärung  }u  finben, 
menn  mir  nid^t  aud  einem  anberen  Seri^te  erführen,  mad  übrigen^ 
auc^  bie  ®ried^en  tougten,  ba^  bie  SBab^Ionier  ben  @atum  bidtoeilen 
ald  @onne  bejeid^neten,  toa^rfd^einlid^  bed^alb,  loeil  ber  ®ott,  bem 
ber  planet  juerteilt  koar,  eine  fotare  ®ott^eit  toar:  ed  ift  ber  @lott 
9Knib.  Xuf  biefe  SBeife  finbet  aud^  ber  )n)eite  Xeil  bed  obigen 
Sbipported  feine  SrHSrung:  er  ift  ein  anbered  3^^^^  ^^  Omen« 
merfed  für  badfelbe  ^^änomen,  n&mlid^  ben  Eintritt  bed  @aturn 
in  ben  $of  beö  STOonbeS.  ®enau  in  berfelben  SBeife  f^attt  ja,  toie 
»ir  oben  (©.  23  f.)  fa^en,  ein  Äftrolog  nic^t  weniger  afö  brei 
Omina  für  biefelbe  Srfd^einung  angeführt,  inbem  er  brei  t)er^ 
fc^ebene  9tümm  bed  5ßlaneten  3u<)iter  tmtotvtdt.  3)er  Sejt,  ber 
bie  ®Uid)nnQ  „©onne  =  ©aturn"  betoeift,  lautet: 

Ste^t  bie  Sonne  amStanbort  bed  Stonbed,  fo  mirb  ber  ft5nig  be9 
Sanbe«  fefl  auf  feinem  ^xont  bleiben«  ....    S)iefe  9lot^t  ^ot  fi(^  ber 

1)  3m  Stonbmonat  fann  eine  6onnenftnflemi«  nur  am  (Enbe  ober 
afleBfaSi  am  Vnfang  beft  SRonatft  eintreten. 

2)  ©oweit  rei^t  bai  3itat  be9  OmenmerM.  (E0  folgen  oor  btr  tat- 
fS^It^en  Oeobad^tung  noc^  einige  onbere  Oemerfungen,  bie  ffir  unfere  3toc<fe 
Irine  Oebeutnng  ^aben. 


26  9iimo\pifixVd^t  JDmina.  flO.  X,  3 

„^tftfttfftnhO  $lanet^  htm  Vtonht  gen&^t.  S)eT  „gfeftfie^enbe 
planet"  ift  ber  @tetn  ber  @onne.  ^meittf|>re<j^enb  i^  bie  3)eutung 
bed  Dmeni»:  (Buted  für  ben  Mnig  bebeutet  ed;  bie  @onne  ift  ber  @tern 
bei»  ftönigd. 

9Rit  biefem  ^mä)i,  ber  mieber  einen  guten  Sinblid  in  bie 
^^eotien  ber  äSa^rfagepriefter  geioä^rt,  looQen  n^ir  bie  Sonnen^ 
ora{e(  t>erlaffen,  um  nodf  an  einigen  SBeifpielen  ju  jeigen,  ime  bie 
^(aneten  afö  S)otmetfc^er  bed  ©efd^ided  galten: 

93trb  ber  ®tem  beft  (Sottet  SRarbuI*  am  Jahresanfang  gefe^,  fo  toirb 
in  best  betreffenben  Ja^re  ber  Vflan^ntDU^i»  gebei^en. 

fBirb  ber  ^2:obftrQtenbe'  planet"  im  (SM  gefe^en,  fo  wirb  bie  (Srnte 
gebei^en. 

^tjrfterne  finb   an  fid^  nur  fetten  t)orbebeutenb,  ba  fie  t>\ü 

}u  loenig  augenf&0ige  SSer&nberungen  jetgen;  ein  Seifpiel  möge 

genügen : 

3fi  ber  gro|e  ^unb^  bunlel,  fo  toirb  bo0  ^er^  beS  Sanbeft  nic^t  fro^ 
fein.  3ft  ber  S^önigSflem«  bunfet,  fo  toirb  bet  $aIaßbirettor  flerben.  16on 
9{abU'muf(!^5i. 

(Sinen  befonberen  äBert  getuinnen  bie  aftrologifd^en  9{a^porte 
unb  Dmina  noc^  baburc^,  ba^  fie  eine  ^auptquede  für  bie  ^ft« 
fteUung  ber  bob^tonifd^en  ©ternnamen  bilben  unb  and)  fonft  üiel 
jur  SRefonftruftion  be§  Silben  beitrogen,  bad  fic^  jene  3^^^  ^^ 
^UtertumS  i?om  geftimten  ^tmmel  gemad^t  f)at 

(Sin  ©c^ritt  n)eiter  fü^rt  und  ju  ben  atmofp^Srifd^en  Omen, 
bie  bie  SBob^Ionier  unb  Sff^rer  eng  mit  ben  aftrologifc^en  Der« 
banben;  benn  nic^t  nur  nimmt  bad  groge  Omentoer!  fie  ebenfaOd 
auf,  fonbem  loir  treffen  aud^  bie  äftrologen  ber  fönigli^en  SBe- 
obac^tungdftationen  aU  SBetterprop^eten  an.  ß^^^^f^  f^^^"  ^^"^8^ 
Sßeric^te  gegeben: 

IBric^t  im  Vtonai  fihax  ein  6turm  M,  fo  nirb  ba«  ißanb  in«  16er« 
berben  geraten.  Sin  Regenbogen  nOlbte  ft4  tiom  ^ori^onte  bxB  }ur  ^0^ 
bed  ^immeU,  o^ne  bag  ber  SBettergott  eine  ftberfd^memmung  eintreten  Heg. 
^ö(bt  fid^  ein  Siegenbogen  Aber  einer  Stabt,  fo  toirb  bie  €tabt,  ber  itdnig 
unb  feine  ®ro^en  too^Ibe^alten  fein,    fßon  9[d^ef(^a  au9  Untl. 

3eigt  fid)  rötlid^eft  üemöR  am  ^immel,  fo  »irb  [vi^  SBinb  erleben, 
Son  9}abu«a(!be«riba. 


1)  i)iefed  ift  ber  Sotum,  bem  feine  fc^einbar  langfame  ^Bewegung  lenen 
9lamen  oerf^affte. 

2)  3u|)tter. 

8)  "jßiaH,  ber  planet  be0  9lergal.  fßon  ben  übrigen  ben  8abt^Ioniem 
belannten  Planeten  ge^drt  SRertur  bem  9labu,  Senu«  ber  3f(^tar,  Jupiter 
bem  SRorbuI  unb  Saturn  bem  9Hmb. 

4)  iCeo.    5)  Siegulud. 


HC.  X,  8  9Ctmof^^ftrif4e  Omina.  27 

3)od  le^te  Dmen  fte^t  ebenfo  tote  bad  auf  ®.  24  mitgeteilte, 
infofem  auf  einer  ^ö^eren  ®tufe  atö  bie  anbeten,  aU  ed  fi4  mit 
feinen  ^^^olgerungen  auf  ben  ^eii^  ber  atmofpprif^en  (Srfc^einungen 
befc^finh;  n)ir  ^aben  alfo  l^ier  bie  älteften  äBetter))tognofen. 

(Sine  gro^e  9ioDe  fpielen  ®m\tttt,  bie  befonberd  l^äufig  atö 
ä^otboten  guter  ober  fd^Ied^ter  fömten  gelten;  biefe  Dmina  jeigen 
oft  eine  frappante  |[^nlici^feit  mit  unferen  Säauemregeln.  SKan 
tierglei^e  bie  folgenben  Stapporte: 

fififtt  ber  SBettetgott  im  Tlonat  %x\dixi  feine  Stimme  erfdiallen,  tytu 
nn^trt  ft^  bei  %a%,  lädt  Siegen,  »dibt  [li^  ein  9iegenbogen,  unb  §u(ft  ein 
fOlH,  fo  meiben  bie  (&6tttx  bem  £anbe  ^nabe  erweifen.    8om  Oberft^reiber. 

fififit  ber  SBettergott  am  9{eumonbdtage  feine  @timme  erfc^aHen,  fo  mirb 
bie  (Ernte  gebei^en;  bie  dürfe  n>erben  feft  fein.  92egnet  ti  am  92eumonbd« 
tage,  fo  mirb  bie  (Srnte  ^o(^fomtrien,  unb  bie  ITurfe  »erben  fe|l  fein.  1)er 
^>err  ber  Könige  m5ge  lange  leben!  $on  ^Tfc^aribu. 

3)ie  3a|l  ber  S)onnerfc^Idge  tourbe  gleid^faHd  forgfam  beaditet, 

ebenfo  i^r  ^ang,  tt)obei  fid^  bie  fonberbarften  S^ergleid^e  mit  ben 

Stimmen  Don  ^unben,  Sfcin,  ©c^afcn,  ^ü^nern,  (Snten,  ©forpionen, 

Sc^angen  uf».  finben.    Äuc^  ber  ©lig  ^tte  feine  bcftimmte  ®e«- 

beutung.    ®o  lefcn  ttjir  in  bem  Dmentoerf: 

9Ii^t  ein  9Ii^  im  D|ten  auf,  fo  mirb  ber  SSettergott  (£(am  fiberfc^memmen. 
9Iitt  ein  10Ii|  im  SSeflen  auf,  fo  »irb  ber  äSettergott  «murru  Aber- 
f^ttemmen. 

!8Iitt  ein  16Uj^  t)on  ©üb  gen  Dft,  fo  gibt  e9  Stegen  unb  ftberfc^memmung. 

(Snblic^  red^net  bad  bab^Ionifd^e  2l(tertum  aud^  fold^e  SBorau^ 
fagen,  bie  anberen  elementaren  (Sreigniffen,  toie  (Srbbeben,  Orfanen, 
Stegengäffen  uflo.  entnommen  finb,  ju  ben  aftrologifd^en.  3)ie 
folgenben  SBeifpiele  mögen  genügen: 

9ebt  bie  d^be  ben  ganzen  2:ag,  fo  bebeutet  ei$  9[uf(dfung  bed  fianbei». 

Oebt  bie  (Erbe  im  Sd^bat,  fo  »irb  fi(^  ein  anbrer  Sfflrfi  im  9ola|l 
nieberlaffen. 

IBtrfinftert  ftd^  ber  ^ag  unb  ffi^rt  ein  0{i»inb  ba^er,  fo  »irb  bie  SBofte 
Qhitiumd  ba9  Sanb  nieber»erfen. 

Kegnet  ed  im  92ifan  od^t  2:age,  fo  bebeutet  ed  9letd^tum  beS  IBoIfeft. 

9tegnet  ed  im  @it)an  ac^t  S^age,  fo  »irb  ber  Jtönig  fterben. 

SM^renb  bie  aftrologifd^en  Dmina  nebft  benen,  bie  bie  Sab^- 
lonier  baju  rechneten,  i^rer  92atur  entfpred^enb  fi^  au^fd^Iie^Iic^ 
mit  bem  9Bo^(  unb  SSel^e  ber  SUIgemein^eit  befaffen,  gibt  ed  ganje 
älei^  üon  SBorjeid^en,  bie  in  erfter  Sinie  bad  einjelne  Snbiöibuum 
ober  feinen  SBirfung^frei*  betreffen,  ipier^er  gehören  äunftd^ft  bie 
Xraumoratel. 

"Skt  Sraum  ift  auc^  im  Seben  ber  dürften  fein  unn)i(i^tiger 
gaftor:  er  bient  ben  ®öttem  ate  SRittel,  i^ren  SBiaen  ju  offen* 


28  XxaumoxaUl  00.  X,  3 

boren.  @o  erjAl^ft  fd^on  ®ubeQ,  ber  f^ürft  ton  2agaf(^  (um  2450), 
tag  i^m  ein  riefen^after  3Jlann,  fein  @ott  SKngirfU)  crfd^icnen 
fei,  auf  einem  3^^^^  t^ronenb,  Dom  gdttlid^en  @turmt)ogeI  unb 
^iDei  SötDen  begleitet,  unb  i^m  befohlen  ^abe,  fein  ^aud  ju  bauen. 
SBieber^oIt  tt>erben  3;roumgefid^te  in  ber  fpäteren  3«it  berid^tet 
@o((^e  Xrfiume  finb  inbed  ftreng  genommen  feine  Dratel:  fie 
finb  ®öttert)iftonen.  2)em  gen)ö^nlid^en  ©terblici^en  erfd^einen  bie 
Götter  nid^t  perfönlid^;  i^m  koerben  nur  {(nbeutungen  juteil,  bie 
<r  meift  felbft  nid^t  öerfte^en  lann,  unb  ju  beren  @rH4rung  er 
ber  ^ilfe  be^  SBa^rfagepriefterä  bebarf.  ©nige  ©eifpiele  mögen 
folgen: 

Xrdgt  iemanb  (im  Xraum)  einen  SBagen,  fo  mirb  er  feine  .^t^en«» 
softnfd^e  erteilen. 

St^t  er  einen  $feil  auf  ben  Oogen,  fo  bebeutet  ed  ^ro^el. 

Belommt  er  Sauget  unb  fliegt  babon,  fo  wirb  feine  ©runbtoge  nid)t 
feft  fein. 

Steigt  er  }ut  Unterme(t  l^inab,  fo  wirb  er  flerben  unb  nid^t  in  ber  (Srbe 
befiattet  werben. 

£rfigt  er  einen  IBerg  auf  feinem  Stopft,  fo  wirb  er  Slei^tum  belommen. 

2:r5gt  er  6a(),  fo  werben  i^n  feine  Sieben  }U  64aben  bringen. 

3:rägt  er  ouf  ber  Strafe  Sfleifc^,  fo  wirb  er  !ein  ^So^Ibefinben  ^aben. 

Xrfigt  er  guten  Branntwein,  fo  wirb  er  S^eube  ^aben. 

[Repariert  er  eine  SSaffe,  fo  wirb  er  lange  leben. 

9lei>artert  er  einen  ©tü^baüen,  fo  wirb  er  feine  SBünfc^e  erreit^en. 

Vlad^t  er  einen  ©tu^I,  fo  bebeutet  e9  Ungtütf. 

Stacht  er  ein  Bett,  fo  bebeutet  H  Ungiad . 

Stacht  er  einen  Xif^,  fo  bebeutet  t»  Ung(fl<f. 

^ie  folgenben  fd^einen  ^ürftentrftume  }u  fein: 

^at  er  eine  dtegenbogentiara  auf,  fo  wirb  iReiAtum  im  ßanbe  fein. 

^at  er  eine  golbene  2^iara  auf,  fo  wirb  feine  @tabt  fRetc^tum  ernten. 

9uc^  %x&umt,  in  benen  man  irgenbkoo^in  reift  ober  ge^t, 

^oben  i^re  ^ebeutung: 

9tetfl  er  naö^  $erften,  fo  wirb  er  bur(^  gdttlic^e  Berührung  fallen. 

91ei|l  er  nac^  bpii^,  fo  wirb  fein  ®e^0ft  ^erflört  werben. 

d^e^t  er  ^um  gelbbeftellen,  fo  wirb  er  ber  S^ot  entgegen. 

(Btf^i  er  )ur  ®(!^af^ürbe,  fo  wirb  er  )u  l^o^er  Stellung  gelangen. 

@benfo  mid^tig  ift  ed,  n)Qd  man  im  Xraume  i^t: 

36t  er  SBeintrauben,  fo  bebeutet  eS  ^reube. 

36t  er  fi^fydt,  fo  bebeutet  e«  Ungifld. 

36t  er  einen  Bod^ein,  fo  wirb  fein  ^er^  fro^  fein. 

9uger  bem  Traume  gibt  ed  nod^  eine  Unja^l  üon  üorbebeut« 

famen  @(ef^e^niffen.    ^a  jebe  (Sinjelerfd^einung  ein  @Iieb  in  ber 

^ogen  ßette  bed  ©ef^e^end  bilbet,  fo  ^at  fie  i^ren  beftimmten 

@inn;  bie  ganje  92atur,  ob  belebt  ober  unbelebt,  {ann  ba^er  bem 


ilO.  X,  8  JDmma  aud  IBemegungen  Don  2:ieren.  29^ 

^nbigen  einen  ©d^Iüffel  für  bie  SJeutung  ber  3"^"f*  geben. 
®roge  SBic^tigfeit  n)urbe  ben  SBett)egungen  unb  ^nblungen  bet 
lierc  beigemeffen. 

fBknn  ein  &oxp\on  unter  iemanbed  reci^tent  gfu^e  (^eroorlommt}^,  fp^ 
iPttb  e#  i^  brei  3a^re  lang  gnt  ge^en. 

%äUt  eine  ©Klange  rec^td  t>ox  einem  SRenfd^en  nteber,  fo  bebeuiet  ed^ 
5tur§  feines  (8egnerd. 

S^nt  eine  €<l)(ange  Itnfd  toor  einem  S^lenfc^en  nieber,  fo  trifft  tl^ 
ein  gluc^. 

(0e^en  Kmeifen  in  iemanbed  ^aufe  gefc^fiftig  ^in  unb  ^er,  fo  »irb  ber 
^ttd^err  gerben  unb  hcA  betreffenbe  ^auS  einftfir^en. 

fftifttn  Vmeifen  in  ben  ^auiSgetfiten  einei^  Wanned,  fo  Bebeutet  ed  (Sin» 
fhtr^  be9  ^aufed. 

Serben  fAnar^  ^Tmeifen  mit  Slügeln  in  jemanbed  ^aufe  gefe^en,  fo 
virb  bat  betreffenbe  ^aud  einflfltjen  unb  ein  JNnb  bed  ^aut^enn  töten. 

^efonberd  forgf&Itig  werben  bie  jpau^tiere  beobad^tet: 

^ftHen  ©c^afe  in  i^er  ^ürbe  I(figli(^,  fo  wirb  bie  betreffenbe  ^ürbe 
^r^drt  »erben. 

Steffen  ®(^ofe  gegenfeitig  i^r  Ungeziefer,  fo  mirb  eine  ^ungertnot  boiS- 
8te^  treffen. 

€tellt  fiä^  ein  ^unb  dor  jemanbem  ^in,  f o  mirb  fic^  i^m  ein  ^inbemiil 
in  ben  Seg  ftellen. 

26\^  ein  ^nb  in  iemcmbed  ^aufe  ein  angejünbeted  %tutt  ata,  fo  »irb 
ein  Sefe^I  an  bod  ^au&  erge^. 

Qetritt  ein  ttiei|er  ^unb  einen  Tempel,  fo  nirb  ieneiS  Ztmptl^  gfunba« 
matt  fe^  fein. 

Setritt  rin  fd^mar^er  ^unb  dnen  ^m|>el,  fo  mirb  jenes  ^^empeld- 
^imbament  ni^t  feft  fein. 

Saufen  Sd^meine  erfc^rectt  ^in  unb  ^er,  fo  bebeutet  ed  3^tfl0rung  [bet 
^firbe]. 

Sa|  bem  Sab^Ionier  aud)  ber  93ogeIf(ug  bebeutung^DoQ  nnir^ 
feigen  u.  a.  bie  folgenben  Omina: 

Dl^aiibt  icmanb  eine  Keife  unb  fliegt  babei  in  ber  9}ic^tung,  loo^in  er 
fein  9[ntli|  menbet,  eine  ^o^(e  (?)  üon  ber  regten  @eite  beS  S3etreffenben 
no^  feiner  £infen  vorüber,  fo  »irb  ber  betreffenbe  iD^ann  ba,  too  er  ^inge^t, 
9kmmn  %ahcn. 

^fliegt  fie  im  gleichen  gofle  über  bem  9Ranne  auf  unb  aie^t  bor  i^nt 
ein^,  fo  airb  biefer  feine  ^r§endtt)finf(^e  erreichen. 

iSitf^t  dn  %alU  auf  ^agb  auS  unb  fliegt  babei  Don  ber  reellen  @eite 
bed  Mnigf  naC^  feiner  Unfen  ^  Dorbei,  fo  »irb  ber  ftbnig,  mol^in  er  jie^t^ 
Xrinmpl)  erlangen. 

Öetritt  jemanb  boS  ^auS  eines  Itranfen,  unb  ßicgt  babei  ein  %alh  na(fy 
fdner  regten  @eite  ^in  oorüber,  [fo  »irb  ber  ^anle  gefunb]^. 

Son  Sntereffc  ift  oud^  ein  ©rief  be^  Äftrologen  Satafi  an 
1)  Unfic^er,  »as  ^u  ergfingen  ift. 


30  Vtifi^tbuiitn.  HO.  X,  8 

bcn  fiönig  «far^abbon  (680— 668  to.  S^r.),  ber  jcigt,  bafe  btc 
Äftrologcn  nic^t  nur  über  btc  ©terne  JBcfd^ctb  miffcn  mufetcn: 

„^n  ben  ft'dnig,  meinen  ^errn,  ^etn  Wiener  Salap.  ^etl  fei  bem 
l^dnig,  meinem  ^etrnl  ^ie  ®dtter  9laBu  unb  Warbu!  mögen  meinen  ^emt 
fernen!  —  SBod  ben  9laben  anbetrifft,  bedmegen  mein  ^err  an  mi^  gefd^rieben 
^at,  fo  (wiffe):  %x&Qt  ein  fRabt  irgenb  etmod  in  baS  ^ani  eined  SDlenft^en 
hinein,  fo  mirb  ber  betreffenbe  Wenfd^  etroai»  i^m  nic^t  @)e^örenbed  befommen. 
03irft  ein  fiaflt  ober  fRaht  ttxoai,  hai  er  trägt,  in  ba9  ^au9  eined  ^enfc^en 
ober  t)or  einen  SRenfd^en,  fo  f^ai  baiS  betreffenbe  $aud  (Slfld.  S^rfigt  ein 
9$ogeI  Srleifd^  ober  einen  anbern  IBogel  ober  fonft  etmad  unb  toirft  ed  fobonn 
in  baS  ^avL^  eined  Vttn]d^tn,  fo  mirb  baS  betreffenbe  £aud  einen  großen 
Anteil  befommen." 

ßafjlteic^e  ^op^ejeiungen  koerben  aud  äRi^geburten  abgeleitet ; 

ed  gab  ein  groged  ^omt)enbium,  ba^  mel^r  aU  ein  ^u^enb  Xafeln 

umfaßte,  für  biefed  ®))ejtalgebiet  ber  SBo^rfagefunft.    @ine  groge 

Slnja^I  ber  Omina  bärfte  toieberum  rein  t^eoretifd^  fonftruiert  fein, 

ba  biefe  Xejrte  Don  ^efd^reibungen  ber  fonberbarften  iRaturtDunber 

gerabeju  n)immeln.    3Ran  t)ergleici^e  bie  folgenben  Omina: 

SBirft  ein  @4af  einen  Sömen,  ber  ein  menfc^Iid^ed  9[ntU(  l^at,  fo  wirb 
bie  ^ac^t  bed  ßdnigd  beiS  betreffenben  Sanbed  gewattig  fein. 

93irft  ein  @(^af  einen  Sdmen,  ber  bad  9[uge  eined  (EfelS  fyit,  fo  wirb 
^ungerinot  im  Sanbe  l^errfd^en. 

IBirft  ein  @(!^af  ein  ffit^,  fo  wirb  ber  ftOnigdfo^n  ben  X^ron  feinet 
JBaterd  ergreifen,  unb  ©ubartu  wirb  fid^  ergeben. 

®irft  ein  8(^af  ein  Siinb,  bad  ^wei  Sä^toSai^t  ^at,  fo  ift  bied  ein  Omen 
bed  3fci)bi'Urra  S  ber  nic^t  feinedgleic^en  ^atte. 

@oId^e  SD^iggeburten  n>urben  bann  tpo^l  aud^  aufbetpa^rt,  um 

ber  ftaunenben  äBelt  gezeigt  ju  n)erben,  n^ie  koir  aui^  fotgenbem, 

bem  7.  Sa^r^unbert  entftammenben  ©eri^t  erfe^en: 

^at  eine  9)^i6geburt  ad^t  Srüge  unb  )vei  Sd^wdn^e,  fo  wirb  ber  fjüift 
b€§  ftönigreu^ed  9Ra4t  erlangen',  ^er  hd^läduttx  Ubbanu  fagt  folgenbed: 
Vte  eine  @au  warf,  ^atte  bad  3unge  ac^t  %üfit  unb  §wei  6^Wdtt^.  Sfd) 
^abe  ed  in  @ala  gelegt  unb  gu  ^aufe  aufgefleOt.    8on  92erga(«etir. 

^a%  man  aud^  menfd^(id|e  9J^i^geburten  für  toorbebeutenb 
^ielt,  ift  felbftberftftnbli^. 

@^ebtert  ein  SBeib  gwiHinge,  bie  mit  i^rem  Slüdgrat  ^ufammeng^wac^fen 
finb,  fo  wirb  bad  betreffenbe  Sanb  Don  feinen  (Söttem  toerlaffen  toerben. 

(S^ebiert  ein  SBeib  ein  ftinb  mit  einem  Sdwenlopf,  fo  wirb  ein  mfi(^ttger 
ftdnig  im  Sanbe  fein. 

dkbiert  ein  %Beib  eiii  ftinb  mit  einem  9oge(fo|)f,  f o  wirb  bad  betreffenbe 
Sanb  jerftört  werben. 

d^ebiert  ein  SBeib  ein  IKnb  o^ne  O^ren,  fo  wirb  3)rangfal  im  Sanbe 
^errfd^en,  unb  ba9  Sanb  wirb  oerHeinert  werben. 

1)  i)er  erfle  ftönig  beft  SHei^e«  bon  ^[xn  (um  2350  ü.  d^.). 

2)  9)ied  i^  ein  Vuft^ug  aud  einem  Omenwerf. 


HD*  X,  3         2)ie  ^Pait^enioeCl  uitb  bie  unorganifd^  92atur.  31 

9uci^  bie  ^anjentoelt  bot  bem  @e^er  äKaterioI: 

Sirb  in  einet  @tabt  Wtin^t  gefunben,  \o  mirb  bie  betreffenbe  @tabt 
uermfiftet  »erben. 

ginbet  ft(^  in  jemanbed  ^au{e  an  ber  ndrblid^en  ä^auerfette  ©c^immel, 
fo  »itb  beT  ^aud^err  fterben  unb  fein  S^au.^  ftc^  Quflöfen. 

ginbet  fid^  in  iemanbed  ^auje  an  ber  öftlid^en  9Rauer{eite  ©(^intmel, 
fo  »iib  bie  ^au^frau  flerben  nnb  bad  $au8  ft4  auflöfen. 

Sfinbet  fic^  in  iemanbed  ^aufe  an  ber  meftlic^en  3Rauerfeite  @(^tmmel, 
fo  mirb  ein  ^inb  bed  93etreffenben  fterben  unb  bad  $aud  ftc!^  auflöfen. 

5Bon  ben  Omen,  bie  ber  unorganifd^en  SRatur  entnommen 
finö,  ^aben  toir  bie  toic^tigften  bereite  fenncn  gelernt,  bie  aftrolo«» 
gifc^  unb  bie  mcteorologijd^en.  3)iefe  ge^en  auf  ^immlifc^c  9?or* 
gange  jurücf;  eö  tourben  aber  aud^  rein  irbifd^e  forgfältig  be* 
obac^tet: 

^Ue^en  bie  fSaffer  eined  6tromed  grünlich  ba^in,  mfi^renb  »ei|e  SBaffer- 
maffen  oben  f^niimnten,  fo  »erben  Sptlt  (?)  unb  ade  Srten  ^irfe  (?)  nicbt 
gebei^. 

Stritt  im  SRonot  9ti\an  eine  ^od^flut  ein,  toobei  fi(6  ber  @trom  mie 
9(ut  färbt,  fo  mirb  ein  Sterben  im  £anbe  oor  [id^  ge^en. 

@o  galt  alfo  bem  Sab^Ionier  bie  ganje  92atur,  üon  ber 
ilmeife  ober  bem  ©d^immel|)i(}  an  bid  ju  ben  er^abenften  ^^Sno« 
menen  bc^  geftimten  ipimmete  afö  ein  großem  58ud^,  beffen  ge» 
^cimnidooHe  ©^rift  bem  Äunbigen  ba«  Dunfel  ber  3^^"^^?*  ^"t* 
^üQte;  felbft  bie  unbebeutenbften  S^orgänge,  toit  bad  Slöfen  ber 
3<!^fe  ober  ber  ^(ug  eined  ^ogelS,  Ratten  i^ren  ganj  beftimmten 
SBert  atö  SJorboten  göoiffer  ©reigniffe.  ^an  foDte  meinen,  bafe 
unter  bem  S)rucl  einc^  berartig  üppig  enttoicfelten  „?lbcrglaubcn^" 
aQed  erlahmen  mugte,  bag  ein  freted,  frtfd^ed  (^tfalten  ber  ^äfte 
bed  Solfed  DöQig  baburd^  unterbunben  toorben  toaxt,  SBenn  ti^ir 
in  ber  gefd^id^tli^en  Sntn^idKung  93abl)toniend  unb  Slfftjriend  nur 
tier^tnidm&^ig  unbebeutenbe  ©puren  Don  einem  fold^en  toerberb« 
Kc^  ©nflufe  finben,  fo  erflärt  fid^  bieg  jtoeifellog  baburd^,  bafe 
und  im  grogen  unb  ganjen  nur  bie  t^eoretifc^e  ©eite  ber  SBa^r* 
fagefunft  befannt  ift,  bie  ben  SBirfungöfrciö  biefcr  „SBiffcnf^aft" 
öiel  gröjser  erf^nen  lägt,  afe  er  in  ber  S^at  getocfen  fein  bürfte. 
S5on  ber  ^ajiS  beS  tdglid^cn  fiebenS  tt)iffcn  »ir  fo  gut  njie 
gami(!§td. 

Vlan  barf  au^  nid^t  gtauben,  bag  bie  ^orfteQungen,  bie  bie 
Cmenliteratur  refleftiert,  ®emeingut  be^  SBoIfed  toarcn;  fie  toarcn 
tnelme^r  forgfam  gehütetes  ®e^eimniö  einer  ?ßrieftcr!aftc ',  ber  nur 
bie  Seften  ber  Station  angehören  burftcn,  unb  bie  i^ren  Urfprung 

1)  «uf  bab^tonif«^  l^igt  ber  SSa^rfagepriefter  barä. 


32  S)ie  »h^ftfrien  bet  tBal|rfager.  «O.  X,  3 

auf  ©nmcbutanfi,  einen  bet  je^n  Utfönigc,  jurü(tfü§rte.  ®on  i^m 
etjfil^Ite  man  fid^,  ba§  bie  großen  ®ötter  ?lnu,  3IIiI  unb  @a,  i^n 
liebgen^annen  unb  bie  @d^u^götter  bet  Sßa^rfagehinft,  ben  Sonnen« 
gott  ©d^amafd^  unb  ben  Sßettergott  9iamman^^abab,  t)eran(agten, 
i^n  in  i§re  SOt^fterien  einjuloei^en.  SSon  @o^n  auf  @o^n  t^at 
fic^  bie  Äunft  bann  t^ererbt.  „Der  funbigc  9Keifter,  ber  ba  be* 
toa^xt  ba«  aW^fterium  ber  großen  Oötter,  foD  feinen  Srbfo^n,  ben 
er  lieb  \)at,  öor  ©d^amafd^  unb  ^abab  auf  Xafel  unb  ©c^reibgriffet 
fd^loören  unb  foH  i^n  bann  ba^  £e^rbud§  beS  SBa^rfager^  lernen 
laffen.  ©in  fcllunbiger  ^  auö  bem  bauemben  ®efc|Ied^t  be^  (Snme* 
buranfi^  bed  ^önigd  t)on  @i))))ar,  ber  bie  äBa^rfagefd^ale  ^infteQt 

unb  ben  3^^^^"f*öb  trögt, ein  priefterlic^er  ©prö^Iing  reiner 

Slbftammung,  ber  felbft  an  SSud^d  unb  SDtag  t)olI!ommen  ift,  barf  üor 
©d^amafc^  unb  ^abab  ber  ©tätte  ber  Dpferf^au  unb  be^  Drafel« 
na^en.  Sin  Slnge^öriger  ber  3Ba^rfagerfafte  öon  unreiner  ab* 
ftammung,  ber  fetbft  an  SBuc^  unb  STOafe  nic^t  öolltommen  ift,  ber 
fd^ielt  ober  ßo^nlüden  ^at, ....  barf  fid^  bem  Drafel  ni(^t  na^en.** 

Und  liegen  bie  SW^fterien  ber  S33a]^rfage))riefter  offen  öor 
Äugen:  eS  finb  bie  Se^rbüd^er,  in  bie  loir  l^ier  mand^en  Slirf  ge- 
toorfen  ^aben;  bem  bab^Ionifd^en  Solte  aber  loaren  fie  öerfc^loffen; 
ed  a^nte  tootjl  taum,  n^ie  alled  auf  Srben  unb  am  ^immel  feinen 
beftimmten  ©inn  ^abe  unb  in  engfter  SSerbinbung  fte^e  mit  bem 
Seben  unb  ®ebei^en  ber  SÄeufd^fieit.  2)er  gen^ö^nlic^e  3)?ann 
ging  bed^alb  gett)i|  nur  bei  ganj  befonberen  Slnläffen  jum  SBa^r» 
fagepriefter,  toenn  er  einen  toic^tigen  ©d^ritt  im  Seben  ju  tun 
gebaute,  tt)enn  er  j.  SB.  ein  §aug  bauen,  fid^  Verheiraten  ober  eine 
gefä^rlid^e  SReife  unternehmen  ttjollte.  Dann  fragte  i^n  ber  ^^riefter 
too^I  na^  allerlei  bebeutfamen  Vorgängen  an^,  bie  bem  JRat^ 
fuc^enben  in  le^ter  ^tit  aufgefallen  toaren,  ober  er  gab  il^m  auf, 
tt)ä|renb  einer  beftimmten  grift  fein  ?lugenmerf  auf  fold^e  ©or* 
gdnge  ju  rid^ten.  Sr  erhielt  bann  feine  Slntmort,  o^nc  inbed  felbft 
öon  ben  aR^ftericn  ettoad  ju  erfal^ren,  unb  o^ne  ju  a^nen,  in 
meld^er  SBeife  biefe  Änttoort  juftanbe  gefommen  loar. 

©ine«  großen  jeremoniellen  Apparate^  beburfte  e«  in  ber» 
artigen  ^Qen  too^l  faum;  überhaupt  tuirb  ein  fol^er  nur  bann 
üblid^  getoefen  fein,  toenn  man  bie  ®ötter  um  eine  äuähinft 
bitten  tooUte,  nid^t  aber,  koenn  biefe  ungebeten  i^re  Omiita  fanbten. 
3m  erfteren  gaDe,  alfo  öor  aDem  bei  ber  ßeberfd^au,  toaren  um* 


1)  8gL  oben  @.  17. 


fangreic^e  ^rbereitungen  nötig,  bie  aufd  jotgf&Itigfte  au^efä^rt 
loerben  my^n,  betor  man  an  bie  Opferung  bed  Xiere^  unb  bie 
Unterfud^ung  bcr  Sebcr  geffen  fonntc.  ®o  Reifet  e8  in  ben  9?ituat 
öorfc^riftcn  für  ben  3S3a^rfagepricfter: 

9(n  einem  gün^igen  £age  follft  ^u  2)i(^  ^eiligen,  .  .  .  ein  teined  ftletb 
}oüft  S)u  on^ie^en.  IBor  Sonnenuntergang  .  .  .  foUft  i)u  eine  D))fet§urüjhing 
für  bie  Göttin  ^ula  bereiten:  reined  SEßaffer,  .  .  .  füge  IBrote  au»  Sptlt  (?), 

unb  ^xoax  breimal  ^todlf,  alfo  86 

ftadfi^m  bie  ^immlifc^en  @teme  eben  fic^tbor  (?)  geworben  finb,  foUp 
i)it  für  9(nu,  Stm  unb  (Sa  brei  ^if d^e  auffteUen  unb  auf  jeben  Sif^  24  fft|e 
9rote  aud  6^lt  (?),  alfo  breimal  24  lOrote  legen  .  .  .  .^  »ier  ftrfige  mit 
SMn  i>on  ie  1  9)^a|  Sn^alt  foHfl  ^u  ^infteUen  .  .  .  3e^n  reine  £5mmer 
foH^  3)u  Wamtn  (?);  bad  ^letfc^  bed  regten  ®(^en(etö  (?),  bie  teulen  (?), 
gebratene^  %ltx]d^  unb  .  .  .  «S^eifd}  follfl  in  auftragen  laffen.  ^ei  9i5u(^er« 
altfire  f oQft  ^u  mit  B^t'veffen,  3^bem  unb  fl^einmel^I  beftreuen,  93etn  aud« 
giejsen,  bi^  niebermerfen  unb  bann  bie  jD|)fer)urüfiung  entfernen. 

Senn  [bie  ®terne]  ^eS  leuchten  (?), . . .  fottfl  ^u  reined  Gaffer  fprengen, 
einen  9ldu(^raltar  gen  Ofien  bor  SRarbuI  auffielen,  einen  9läu^eraltar  gen 
Often  i>or  bem  (0ott  bed  Öetreffenben  auffieHen,  einen  Siftud^eraltar  gen  Often 
vor  bie  (Bdttin  bed  ^etreffenben  auffteHen.  (Einen  %x\d^  foIIft  2)u  hinter  bem 
oor  ^arbuf  ^e^nben  difiwj^eraltar  auffteOen.  ^er  Itrüge  mit  f&txn  follß  9u 
^in^Sen,  breimal  gmölf  Qrote  an»  ^ptii  (?)  follft  %)n  barauf  legen  . . .'  ^en 
Dorbexen  oor  SRarbuI  fte^enben  Stäucberaltar  foll^  2)u  beftreuen,  bie  ^anb  ber 
opfemben  ^erfon  ergreifen  unb  alfo  f^rec^en:  „^tin  Stntd^i  mdc^te  in  ber 
Stngen^unbe  ein  Opfer  barbringen,  ben  gebernftab  erl^eben  unb  bor  6<^amaf(l^ 

treten.    ^Deiner  gro^  (0ott^t  möge  ed  re(^t  fein'' ^ 

@obaIb  ber  ^ori^ont  xötlid^  toixh,  foflfi  S)u  brei  2:if(^e  ^erbeifc^affen 
laffen,  fie  rei^Iic^  befe|en  gleid^  benen  für  SInu,  311il  unb  (Ea:  ben  mittleren 
Xifc^  ffir  Sc^amafc^  unb  ^abab,  bie  gdttli(!^en  Ferren  ber  0)>ferf(!^au,  ben 
linldi  %\\d^  ffir  SÜia,  feine  "*  geliebte  (S^atHn,  ben  rechten  ^ifc^  filr  Ounene, 
ben  Sedier  bed  ©(bamafd)  unb  ber  ^ia.  $ier  reine  Sommer,  ^toei  für  Sä^a* 
maf(^  unb  ^abab,  je  eind  für  ^ja  unb  8unene  (follft  bu  barbringen). 

&  folgt  barauf  eine  93orunterfud§ung   ber  Seber  eines  ber 

l'ämmer,  bie  auf  bem  mittleren  Xifd^  für  ©c^amafc^  unb  ^obab 

bargebra^t  finb.    ^iefe  n)irb  n^o^I  nur  borgenommen,  um  ju  er» 

grünben,  ob  ben  göttlichen  ^errcn  bcr  3Ba^rfagefunft  bcr  fommenbe 

lag  für  ein  Drofcl  genel^m  ift;   benn  bie  eigcntlid^c  D|)fcrfcl^au 

finbet  erft  in  ber  SWorgenftunbc  ftatt.    SBcitcr  l^eifet  eS: 

[ftur)  oor  Sonnenaufgang  follft  Xu  für]  @c^amaf4  eine  Opfer^urüftung 
bereiten.    (Einen  9l&tt(^eraUar  foKfi  bu  oor  ©c^amafc^  fteQen  .  .  .*    (Einen 

1)  (Eine  gro§e  Hn^^l  meiterer  (Einzelheiten  übergeben  mir. 

2)  (Ed  folgen  »eitere  geremonien  für  ben  (^ott  unb  bie  (0dttin  bed  9dt* 
treffenben.    Aue  brei  (Bdtter  erhalten  bann  thtn^dd»  eine  Opferma^l^eit. 

3)  Xed  84amaf(^. 

4)  (Ebenfo  für  ^abab,  iRarbuf,  ^\a,  iBunene,  ffir  bie  Begleiter  be« 
Sonnengottes,  SHttu  unb  ^fc^aru,  fomie  ffir  ben  ^ott  be9  Orafelfuc^enben. 

nun  Ortest.    X.  S.  3 


3i  %a^mSlfitnl  WD.  X,  S 

fBein  foHfl  S)u  ^infUSen  unb  bceimal  a>Bl^U  ®i^ote  aui  6pdt  (?)  ^(egoi 
.  .  .'  ^en  9t5u4eta(tar  toor  Sc^amafd)  foDfi  5Du  beftreiten,  bie  ^nb  ber 
o^^femben  ^erfon  ergreifen  unb  alfo  fprec^en:  „$>dti  Ihte^t  mOt^te  in  ber 
SRorgenftunbe  ein  Opfer  barbringen,  ben  Sebemflab  erleben  unb  bor  5Mne 
gtole  ttott^eit  treten,    f^etner  großen  %otttftit  mdge  H  rcd^t  fein" 

9leuc  Dl)fer  für  ®6fama^^  unb  bie  anbeten  Mottet  folgen; 
unter  Gebeten  n^erben  bann  bie  ^ifc^e  unb  SRäuc^eralt&re  nnebtr 
entfernt.  Unterbeffcn  »irb  bie  ©onnc  am  ^orijont  empor* 
gcf liegen  fein;  )e|t  erft  fann  bie  eigentlid^e  Opferf^u  na^  Dor« 
^ge^cnben  ©ebeten,  toic  toix  fie  oben  (@.  13  f.)  fennen  gelernt 
l^oben,  t)or  ftd^  ge^en. 

Seid^t  ^atte  ed  ein  SBa^rfagepriefter,  n^ie  man  fielet,  gemig 

nid^t;  bie  feierlichen  ^nblungen,  bie  bie  ganje  3lai)i  in  Snfprud^ 

nahmen,   fteSten   groge  9(nforberungen   an  bie  ®efunbl^eit  unb 

ttrpcrlid^e  Bä^^S'^^  ^^  SRanne«.    ?fber  feine  Ju^ftionen  toaren 

bamit  nod^  nid^t  erfd^öpft    9Bie  n)ir  oben  fa^en,  foUten  fd^on  bie 

Vorbereitungen  ber  Opferfc^au  an  einem   gänftigen  Zage  ftatt« 

finben,  bie  ^i(ige  ^aupt^anblung  naturUd^  erft  rec^t.     t^ftiu*» 

ftetten,  ob  ber  Zag  ^eifbringenb  toor  ober  nid^t,  gehörte  ebenfaDd 

ju  ben   Aufgaben  bc^  SBa^rfagerö;  fd^on  frü^  tourben  bcd^alb 

Salenber  angelegt,  in  bencn  nad^  8trt  ber  ägt)ptifd^cn'  bie  nötigen 

SBemerfungen  ben  etnjelnen   Xagen   beigefügt  n^urben.     Sefannt 

finb  bie  für  ben  7.,  14.,  19.,  21.  unb  28.  2Rwtatötag  gegebenen 

93orf duften,  bie  man  meift  a(d  @abbatgefe|e  bejeid^net: 

(Sin  böfer  Za^.  3)er  ^irt  ber  großen  Söller  foH  9Ieifd^,  ba«  auf  Sfo^le 
gelobt  ifl  unb  ettoa9  mit  Bali  (?)  gubereiteted  nic^t  effen.  2)aiS  ^entb  feinet 
Seibet  fott  er  ni4t  »eC^feln.  Steine  (ftteiber)  foll  er  nid^t  an^ie^en.  (ün 
Opfer  foH  er  nic^t  barbringen,  ^er  5(önig  foC  nic^t  ^u  SBagen  fahren. 
Zt^rannifd^  (?)  foC  er  nie^t  reben.  9(n  geheimer  @tfitte  foH  bec  Oa^rfagei 
eine  KuSfage  ni^t  ma&^.  ^ttt  9r§t  foH  feine  ^anb  ni(6t  an  einen  hänfen 
legen.  (Sin  Sor^ben  autauffl^ren,  ift  (ber  Sag)  ni^t  geeignet  S^ad^tt  foO 
ber  Mnig  feine  (0obe  ben  großen  (Söttem  bringen,  ein  Opfer  foQ  er  opfern: 
fein  ^ebet  ift  bann  bei  ®ott  angenehm. 

1)agegen  toirb  eine  Srt  bed  CraEels^  nic^t  ju  ben  ^unftiouen 

bed  äßa^rfagepriefter^  gehört  l^aben,  bad  ®otte^urteit.    ^a  hierbei 

bie  2)eutung  feine  ©c^loierigfeiten   bereiten   fonnte,  inbem   ne  ja 

nur  auf  eine  Sntfc^ibung  jtoifc^en  „Bc^ulbig''  unb  „Sti^tfc^ulbig" 

^inaui^Iief,  burfte  man  fie  getroft  ben  rid^terlid^en  9)eamten  übertaten. 

-        ^ 

1)  i)ie    gleichen   3^^>nonien    unb    (Äthttt  oieber^olen  fi(^  üor  \ben 
flbcigen  inbetrad^t  fommenben  Mttem.  ( 

2)  «O.  VI,  4  ®.  9f.  ' 


«O.  T.%  %9§  Ccbal.  35 

Selber    ftnb    unfere  ^todftiöfttti    fikr   ba^  Orbal  bei   ben 

Sab^loiiiem   intb  Afferent  ^öc^ft  unt)oDfttnbig.    3e  na^bem  eft 

\iäf  um  ©traf«  ober  QiMpxo^^lo^afiittn  ^anbelte,  mu^  bad 

Orbal  t^erfd^ieben  t^erltmfen.    XBS^renb  man  im  erfteren  f^aOe  eine 

Jorm  midien  tonnte,  bie  bem  beteiligten  fc^tveren  ©droben  an  Sdb 

unb  hieben   jugufügen   geeignet  ttKir,  ba  ed  ftd^  fietd  um  Glitte 

^nbelte,   auf  bie   fötpeclic^  ©träfe  ober  Xob  ftanb,  mu^te  im 

3if ilproje^  ein  ^armloferer  ^braud^  pla|greifen.    @in  ftrafpro« 

ieffualifd^ed  Drbal  n)irb  im  @lefe^  JgKtmmurapid  an  jmei  @ldlen 

erto&^nt,  o^ne  bag  ed  inbed  möglid^  tt^re,  ben  genaueren  93er(auf 

gu  ermitteln.    @d  finbet  junAd^ft  bei  3oubereik)erbad^  ftott: 

•efe|t,  iemanb  ^t  einen  anbem  in  ben  Serba^t  ber  3aubeiei  gebnu^t, 
iebod^  eft  nid)t  bewtefen,  f o  toirb  bei,  auf  htm  oer  Setbac^t  ber  3aubecei  liegt, 
Ittm  6tTomgott  ge^n  unb  roirb  in  ben  6tromgott  eintou^cn;  bann  mirb, 
gefegt,  bei  Sfromgott  ^t  i^n  etteit^t,  berjenige,  ber  i^n  begtd^igt  ffat,  fein 
^jim^  belomnten;  gefej^t,  bei  @tromgott  ^t  ben  Setreffenben  ffir  unfi^utbig 
etfOtct,  mib  cf  iü  ba^t  unt)eTfe^rt  geblieben,  fo  »irb  bei,  ber  i^  in  ben 
8eitai6t  bei  3<^u^rei  gebradit  ^t,  getdtet;  ber,  ber  in  ben  Gtromgott  einge« 
tan^t  ift,  »irb  bai  fym^  beffen,  ber  i(n  be^iifetigt  ^t,  befomnten. 

i)em  gleichen  Orbal  ^at  fid^  bie  S^efrau  ju  unterbieten,  bie 

in  ben  l^erbac^t  ber  Untreue  geraten  ift: 

9efc|t,  auf  jemanbeft  (Safran  if!  toegen  eincd  anberen  SRanned  mit  bem 
Singer  gemiefen  morben,  offnt  bog  fte  babei  crta)))>t  toorben  ift,  »ie  fte  bei 
einem  anbem  fllanne  ru^e,  fo  foQ  fie  ffir  i^n  i&^mann  in  ben  6tromgott 
einlouifictt. 

9Wan  beachte,  boB  in  beiben  gäUen  nid^t  einfa^  öom  „Strome'', 
fonbem  oom  „©tromgott"  bie  Siebe  ift. 

"Born  Drbal  be^  ß^^ilp^^ä^ff^^  toiffen  »ir  noc^  weniger,  ba 
man  fi^  in  jn^eifel^aften  ^Qen  meift  bamit  begnügte,  ber  einen 
Partei  ben  Sib  aufzulegen,  ber  ftetd  ald  entfd^eibenb  angefe^en 
nrirb.  9lur  an  menigen  ©teilen  mirb  auf  ein  Orbal  angefpielt, 
baB  barin  beftanben  ju  ^aben  fd^eint,  ba^  ber  8e!(agte  bad  mit 
@oIb  unb  Sbelfteinen  gefd^müdhe  unb  bad  @^mboI  tragenbe  panier 
bee  @otted,  bad  mo^I  einer  ©tanbarte  ähnelte  unb  im  (Srbboben 
befeftigt  mar,  ^eraudjureigen  ^atte.  SSermod^te  er  bie^  ju  tun,  fo 
galt  er  atö  unfc^ulbig. 

Ta^  Drbal  fftOt  infofern  auiJ  bem  Stammen  ber  SBa^rfage^« 
fünft  ^aud,  ald  e^  ebenfo  mie  bie  ^raumoifion  a(d  eine  Srt 
biTelter  göttlid^  Offenbarung  angefeben  mürbe,  tt)&^renb  bad 
Omenmefen  im  ®runbe  genommen  auf  einer  irrtümlid^en  Äaufali^* 
titdDorfteUung  beruht,  ju  ber  uod^  Xl^eorien  über  gegenfeitige 
(hitfpr«bungen  in  SJafrofodmu^  unb  9)}ih:ofof^mud  ^injutommen. 


36  edfiui.  »D.  X,  8 

93on  unferem  ©tanbpunh  aud  betrad^tet,  erfc^eint  und  bad  ^ier 
befproc^ene  ^pitel  beg  bab^tonifc^^aff^rifd^eit  Sltertumd  atö  eind, 
bad  bed  fraffeften  %berglaubend  üoQ  ift.  ^tngegenfiber  mug  man 
inbed  ^erüor^eben,  ba^  bie  ttiten  in  i^ren  3Ritte(n,  ben  tatf&d^ 
liefen  3ufammen§ang  t)ieler  ^inge  ju  erforfd^en,  bod^  ftufterft  be« 
fc^änh  n>Qren;  bie  j^^pot^efe  mu^te  i^nen  @rfa^  fär  monc^ 
Srfc^einung  bieten,  beren  ßuftanbefommen  und  DöQig  Ilar  ift. 

^ierju  !ommt  noc^  eind.  9[Q  bie  9[nf(^auungen ,  bie  bad 
Qkbkt  ber  Sßcl^rfagefunft  batbieten,  beh)egen  fid^  in  einem  $or^ 
fteQungdfreife,  ber  fid^  bürdend  mit  ben  religiöfen  %nf testen  ber 
Sab^Ionier  bedt:  fie  miberfprec^en  i^nen  nid^t,  fonbern  fte^en  unb 
—  fo  foHte  man  annehmen  —  fallen  foglei^  mit  i^nen.  Snbed, 
fie  finb  nur  teiltoeife  gefaUen.  3)ie  bab^Ionifc^c  Sleligion  ift  ju* 
grunbe  gegangen,  aber  bie  bab^Ionifc^e  Sßa^rfagelunft  ^at  fic^, 
t)ielfad^  too^I  mit  anberen  Elementen  Dermifd^t,  bid  auf  ben  heutigen 
Xag  namentlich  in  Slftrologie  unb  Xraumbeutung  erhalten,  nun« 
mel^r  ein  DoÖfommener  ?lbergtaube,  beffen  ©jiftenj  nur  für  unfere 
aufgefiftrte  ^^it  eine  »a^re  ©c^mac^  ift,  nid^t  aber  für  bie  Alten, 
mit  beren  religiöfem  unb  natum)iffenfd§aftlid(cm  3!)enfen  er  in 
befter  «Harmonie  ftanb. 

iiittatvLt.   (3n  fiu^m^U) 

Sfr.  Senormant,  ^ie  SRagie  unb  SBa^tfagefunfi  ber(JE^albaer.  ^a  1878. 

—  &,  (£.  Siatolinfon,  Cuneiform  Inscriptions  of  Western  Asia.  Vol.  lY 
(2.  in\L.l  PI.  61.  Sonbon  1891.  (Drafelanttoorten  aud  9rbe(a.)  —  $.  91. 
llnubtson,  ^Iff^tifd^e  lebete  an  ben  @onnenaott.  Seip^iß  1898.  —  «. 
Soiffier,  Documenta  ABsyiiena  relatifs  auz  PrlsagoB.   ^nd  1894 — 1899. 

—  3.  9[.  (£raig,  Astrological-Astronomical  Texti.  Seip^ig  1899.  — 
M.  S.  ^l^omf^fon,  The  Reports  of  the  Ma^cians  and  Astrologers  of 
Niniveh  and  Babylon  in  the  British  Musenm.  Sonbon  1900.  —  ^. 
3immeTn,  Seiträge  ^ur  itenntnid  ber  9ab^Ioni|(^en  Steligion.  ^te  Oe« 
{d^mörungdferie  €urpu.  9htuaUafeIn  für  ben  SSa^rfager,  m\dirobxtx  unb 
©finget,  fieipjig  1901.  —  3.  junger,  ^ed^ermabrfagung  bei  ben  Oabp- 
loniem.  Seip^jig  1903.  —  Cuneiform  Tezts  from  Babylonian  Tablets  in 
the  British  Museum.  Yol.  VI.  fionbon  1898.  (5E)a«  oltbabt^Ionifc^e  fieber- 
mobeH.)  Vol.  XX.  iBonbon  1904.  (Seberfc^aute^te.)  —  %.  Qoiffier,  Ghoix 
de  Textes  relatifs  k  la  Divination  Assyro-Babylonienne.  ^b.  I,  ^ri# 
1905;  Ob.  11,1,  $an9  1906.  —  iOl,  Saftrom,  ^ie  »eligion  Qab^Ionienft 
unb  artend.  8b.  11,  d^ie^en  1905  ff.  {$tap.  XIX.  ^a«  Orafelmefen; 
Stap.  XX,  Sor^eic^en  unb  ^eutungdle^re.)  —  S^.  StroUeoub,  L*Astro)ogie 
Chald^enne.  ^arid  1905ff.  (9lo(^  nt4|t  ab^efc^Ioffen.)  —  £.  fB.  ^tng, 
Chronicles  conceming  early  Babylonian  Kings.  Vol.  II.  fionbon  1907. 
(5®.  129  ff.,  letzte  (Ebition  ber  (5argon«0mina.)  —  91.  Ungnab,  (Ein 
SebeTf(^attte(t  aui  ber  3eit  Vmmifabuga«.   Oab^toniaca  II  (1908),  6.  257  |f . 

—  9R.  ^aflroh),  Hepatoscopy  and  Astrolofnr  in  Babylonia  and  Assyria. 
Proceed.  of  the  Amer.  Philos.  Soc.    Vol.  XLVII  (1908),  ®.  646  ff. 


lo.  3A«rgaii3  Der  Jllte  Orient  ^tft  4 

9«9ts    (4    Qefic)  berausaegcben  von  der  ,5,,,,,' 

2  ID..  scb.  3  in.  Uordera$iati$d)en  0e$ell$d)aft  (€.  U.)  60  Piennis 


Das  Vorgebirge  am 
naIir«el=Kell7 


unb 


feine  Denkmäler 


Pon 


Qugo  IDinckler 


IHit  t  Kart«n|Mz2«  unt  4  Rbbiltungen 


Ceipzig 
I.  C.  QinridisTdie  Budjbanblung 

1909 


Die  Uorderasiati$d)e  0e$eli$d)aft  (€.  U.) 

mit  dem  Sitz  in  Berlin 

htftotdt  bte  gr^tberung  ber  boiberaftoKfd^en  <&tubten  auf  ®runb  ber  ^enfmfiler. 
@te  gibt  miffenf4aft(i(!^e  arbeiten  i^rer  IJ^itglieber  in  ^manglofen  ßeften  atö 
,,2Rittet(ungen  ber  ^orberafiatifdien  ^efellfc^aft"  unb  gemetnDet« 
ftfinbli^ic  3)arftctluitgcn  öicttcliäftrUd)  unter  bem  %ittl  „ier  Alte  Orient" 
^eraud.  t^rner  mia  bie  ©efeUf^aft  bie  ^ef^affung  neuen  S^ateriold  anregen 
unb  unterftü^en.    ^ie  (^efeUfc^aft  aä^(t  gegenwärtig  496  STlttglieber. 

^er  jfi^rlic^eSKitglicblbcitrag  betrögt  lOaßar!,  wofür  bie„aRitteiIungen" 
(fonft  15  2Jl.)  unb  „3)er  mt  Orient"  (fonft  2  SR.)  geliefert  werben.  —  «fuf- 
nannte  aU  3Jlitgtieb  erfolgt  burc^  ben  l^orftanb  auf  einfädle  ^(nmelbung  beim 
©d^riftfü^rer.  —  Ballung  ber  Beiträge  ^at  int  Sanuar  an  SBoIf  Reifer  Äetlag 
Berlin  S.  42,  ^ranbenburgftraBe  11,  ^u  erfolgen. 

3)erSorftonb  befielt  §.  3t.  au8:  $rof.  Dr.  g.  oon  Sufci^an,  1.  «orfijenber, 
griebenau  b.  ©crlin,  ©egaiSftr.  9;  ?prof.  Dr.  SR.  ©ortmonn,  2.  SSorfifenber, 
^ermÄborf  (3Äarf);  Dr.  £.  SRcffcrfti^mibt,  ®{^riftfu|rer,  ©erlin  N.  58,  ©^ön* 
Käufer  «ttee  158c;  «ßrof.  Dr.  ©.  SBindler,  SBilmer^borf;  ?prof.  Dr.  ör.  SWeifiner, 
«rc8(au;  ßic.  Dr.  «Ifr.  SeremiaS,  ßei^jig;  *rof.  Dr.  g.(g.  Reifer,  fiönig«berg; 
Dr.  grei^.  öon  ©iffing,  SKün(^en.  —  Herausgeber  ber  „«ilitteilungen":  $rof. 
Dr.  |.  SBindler,  SDBilmerdborf  b.  ©erlin,  ©ingcrftr.  80,  beS  „«(ten  Orient": 
^erfelbe  unb  2ic.  Dr.  9Ifr.  ^eremiad,  fieip^ig,  ^auptmannftroge  3. 

Inbalt  der  bitbcr  ert(l)lenencn  Defte  des  „JTIten  Orient"  (Preis  60  Pf.): 


iat^pitx  atdS^rieger  unb  (Eroberer  in 

flften.  7«bb.  m  Sßt.  aRüUer.  5i 
«Itbab^Ionii(^ed  Wd^t  SRit  1  ttbb. 

Son  ©.  SReigner.  7i 
9marna«3cit.  ©on  (£.  9Mebu^r.  U 
9lrabien bor b. SMant.  O.SBeber.  3i 
^ram&er.  ©on  9(.  @anba.  4s 

dt^iopien  1  %hh.  SB. ^2.  ^ ü Ile r.  6i 
©ab^tonifc^e  ^ijtnnen  unb  (S^ebete. 

©on  H.  3iinmern.  7s 
DämonenbefdbR'drung  bei  b.  ©ab^« 

loniem u. Äff^rern.  OSBeber.  74 
Deutung  ber  Sutunft  bei  ben  S3ab^« 

loniem  u.  STff^rern.  9.  U  n  g  n  a  b.  lös 
ISntaifferung  ber  ieeUf(!^rift.  3  ^bh. 

8on  E9Refferf(!^niibt.  5« 
(Sup^ratTänber  unb  hai  SRittetmeer. 

aRit  3  t(bb.  ©on  H.  SBindler.  79 
geftungdbau  im  mttn  Orient.  9Rit 

15«lbb.    »on  «(.©iUerbed.  U 
gorfc^ungdreifen  in  ©üb'^rabien. 

3  tartenft  u.4 »bb.  O.  SBeber.  84 
^efc^i^te  ber  Stabt  ©ab^ton. 

©on  $1.  SBindler.  6t 
Q^{a\M  gfor((i)ungdreifen  in  @&b« 

orobien.    SRit  1  ©i(b  Q^laferS. 
©on  Dr.  Otto  9Beber.  10a 
^ammurabi.  6ein  Sanb  unb  feine 

3eit.9Rit89[bb.  ©ong.UImer.  9t 
^ammurabid  ®efe(e.  9iit  1  W>h. 

S8on  $.  9Binc!Ier.  44 
Hettiter.99[bb.S.^efferf4mibt.  4t 
^immeliS«  u.  3BeItenbi(b  ber  ^abt^^ 

(oniet.  2  «bb.  H.  aSindler.  Ssis 
^dSe  unb  ^arabied  bei  ben  ^abt^* 

loniem.     ©on  9(.  Metern iad.  Is 


5ret(f(^riftmebi^in  in  parallelen. 

1  ©c^riftt.    Srei^.  t).  Oefele.  4t 
9Ragie   unb  3ouberei   im    alten 
*ä[gi)pten.  ©on^.SBiebemann.  64 
9UniDed  SEBieberentbedung. 

©on  91.  3e^npfunb.  58 
^^öni^ier.  ©on  $B.  t).  ;8an  bau.  24 
$^önia. 3nf(6rift.  SB.  b.  Öanbo u.  8e 
^^r^gien.     1!Rit  15  Slbbilbungen. 

fßm  (£.  ©ranbenburg.  9s 
$otittf  (^e  (Sntwidlung  ©ab^Ionieni» 

u.  9lff9riend.  ^onS^.  SBindler.  2i 
©an^erib.    ftönig  bon  Slff^rien. 

8on0.  SBeber.  6s 
©4riftu.  ^pxaäit  b.  alten  fligbpter. 

^itS^bb.  SB.S|)iegeIbetg.  8s 
@tabtbiIbbon8abQlon.  9Rit  l«b6. 

u.  2  $(&nen.   g.  $.  äBeigba^  54 
%tVi  ^alaf .  SRit  ll^artenff.  u.l59(bb. 

©on  SR.  b.  Oppenheim.  lOi 
Soteu.3:oten«92eid)e  im  stauben  b. 

alten tg^pter.  91. aSiebemann.  2s 
Unter^altungSUteratur  ber   alten 

^gQpter.  ©on9[.  SBiebemann.  34 
Urgef^ic^te,  ©iblifc^e  u.  bab^Ion. 

8on  $.  3inimern.  2s 
SöTIerSorberafiend.  ^  SBindler.  li 
i)ad  Vorgebirge  am  9{a^r-el«ftelb 

u.  feine  3)enfmäler.  1  Slartenff. 

u.  4^bb.   ©on  ^.  Sßindler.  104 
3BeItf4öpfung,©ab9(onif((e.  1 2Lbb. 

©on  H-  SBindler.  8i 

^er  3agro9  u.  feine  ©öller.  HRit  3 
ftar tenft.u.  35  %bb.  (9.  ^flfing.  9si4 


3!)eT  SBoben  bed  alten  ^fjönigtend  tft  arm  an  ^enfm&tern  ber 
Sergangen^ett  fetbftänbig  p^önijtfc^en  ViolUinrnt^,  unb  bem  heutigen 
Sletfenben  bieten  ftd§  unter  ben  erhaltenen  Steften  bed  ^Itertumed 
faft  nur  d^^S^^  ^i^^^  1^^^  ^^"^^9  ^^^  griec^ifc^em  ®etfte  burd^«* 
tronften  ftu(ture^od§e  ^.  Sßer,  toxt  e^  gen^ölinli^  ber  ^aD  tft,  auil 
%gt)^ten  fommenb,  in  @t)rien  ard^fiotogtfc^en  Erinnerungen  nac^^ 
gef|t,  mu^  be^^alb  ben  9(bftanb  t)on  ben  bortigen  ^entmölern 
emt)ftnben,  bie  gleid^  S^rfurd^t  erregenb  burc^  9[(ter  n)ie  burd^ 
®en)attigTeit  bed  Sinbrud^  finb.  Unb  bod^  nriffen  n)ir  auS  ben 
Urfunben,  baj^  $^öniiien  unb  ^aläftina  abmec^felnb  unter  ber 
l^enfc^oft  ber  großen  ftutturftaaten  bed  @upf|rat'  unb  be$  9}i(ta(d 
geftanben  ^aben,  unb  ha%  beren  Kulturen  bort  il)re  tiefeingreifenbe 
Strfung  ausgeübt  ^aben.  3)abt)Ionifd^ed  @(^riftn?efen  f)at  im 
filteften  ^^önijien  bem  ^txttffx  im  fianbe  n^ie  mit  bem  Slu^Ianbe 
gebleut,  unb  äg^ptifc^e  99au!unft  l^at  i^ren  ^nfluB  bid  in  bie 
3eiten  grie^ift^en  (Sinfluffe^  bema^rt  unb  burd^  bie  93ern)enbung 
aud  äg^pten  besogener  ®ranitfäulen  jum  Su^brudC  gebracht,  beren 
^betfc^affung  unb  Strandport  auf  bie  Serge  bed  Sibanon  mit 
ungeheuren  SDtu^en  t)er!näpft  gen^efen  fein  mu^.  ä^ergeblid^  aber 
u^ärbe  man  nad^  @puren  gleichzeitiger  S)en!mäler  aud  ben  3^^^^" 
eined  ^iram  unb  @alomo,  ober  ber  mit  ber  ^amilie  Omrid 
fo  na^e  üerbunbenen  Könige  Don  2^t)rud  unb  @ibon  fuc^en.  Sd 
ift  au(^  faum  gu  erhoffen,  ba%  nod§  einmal  nennendioerte  Überrefte 
baoon  miebergefunben  merben. 

Um  fo  met)r  öerbient  eine  ©teile  bie  äufmerifamfeit  jebed  3Je- 
)näfn^  bed  f^tifc^en  SBobend,  an  ber  bie  ^enfmöler  äg^ptifc^er 
unb  aff^rifd^'bab^tonilc^er  Könige  i^m  ald  filtefte  unb  faft  einjige 
3ettgniffe  ber  großen  @roberungdjüge  erl)alten  finb,  oon  benen  i^re 
Xnnafen  ergö^len.  @ine  Stelle,  bie  fic^  n)ie  eine  9tei^e  in  ben  ^eld 
gegrabener  IBlätter  ber  (d^efc^id^te  bed  fianbed  aufnimmt,  unb  meldte 

1)  «gl.  %D.  VIII,  3:  ».  D.  £anbau,  ^te  ^^öni^tf^en  Snfdjriften  @.  4. 


4  Obere  5Sorgebirfle  unb  5IC  X,  4 

an  gcfc^ic^tlic^ein  Sntereffc  i^rcS  gleichen  auf  bcm  SBobcn  bicfeö 
Sanbe^  nid^t  ^at. 

@ttpa  jiDei  @tunben  nörblic^  Don  Beirut,  bem  ^afen,  xoo  je^t 
gewöfinlic^  ber  Sieifenbe  ben  j^rifc^en  ©oben  betritt,  münbet  einer 
ber  für  ben  fitbonon  fennjet^nenben  t^tüffe,  n^elc^e  aUt  oon  ben 
^öf)en  be^  fteil  fic^  er^ebenben  ©ebirged  in  fur^em  Saufe  ba^  3Rttv 
erreid)en.  @d  tft  ber  9lQ^r*e(«^eIb  ober  ^unb^flu^,  ber  oben  aud 
ben  beiben  CueBen  ^ain^^eHeben  unb  ain^et-afal  (SRilc^^^  unb 
^onigqueQe)  entfpringt,  um  nac^  fteUenmeijem  93erfc^n)inben  in 
@(ebirgdgrotten  in  einem  engen  burc^  fc^i^off  cinfteigenbe  ^Ifen  ge^ 
bilbeten  %aU  lieber  jutage  ju  treten  unb  oon  btefen  ^efömänben 
begleitet  xni  ^ttx  ju  faQen.  3(n  ber  SRünbung  treten  bie  ^^Ifen 
namentlich  auf  bem  linfen,  fübüc^en  Ufer  bid  unmittelbar  an  ba^ 
SReer  fjeran,  mo  fie  a(fo  eine  %ü  SSorgebtrge  bilben,  bad  aud  bem 
fonftigen  fd^malen  ^üftenftreife  heraustritt,  ^efer  Mftenftreif  bilbet 
eine  natürßd^e  Serfe^rdftrage  für  ba^  p^önijifc^e  ®ebiet,  unb  bie 
Sanbftrage  ift  il)m  ju  aQen  3^^^^  ^^^  ißorben  bis  jum  @üben  ge« 
folgt.  Sin  ber  äRünbung  beS  i^unbsfluffed  mugte  fie  ben  glug 
überfc^reiten  unb  bann  an  ber  9lu^enfeite  beS  SSorgebirgeS  entlang 
biefeS  felbft  übenoinben.  3"  ^^^  3^^^^  if^  fie  ^^^  9torben 
!ommenb  ftetS  erft  auf  bem  rechten,  ndrblic^en  Ufer  im  ^lugtale 
auftt)ärtS  gegangen,  um  an  einer  fc^maleren  @teUe  ba^  SBaffer  ju 
überf freiten  ^  unb  bann  mieber  an  ber  fteilen  getöwanb  entlang 
im  ^ale  bid  jur  9Rünbung  ju  ge^en,  mo  fie  am  SJorgebirge 
empor  über  biefeS  ^inmegfülirte.  liefen  9Beg  ^aben  3al)rtaufenbe 
innegelialten,  erft  bie  ißeujeit  ^at  in  ben  80  er  3al)ren  beS  oorigen 
3a^rf)unbertS  einen  ^a^rmeg  in  ben  (Reifen  gefprengt  unb  burc^ 
einen  mobemen  ©rücfenbau  unmeit  ber  3Rünbung  über  ben  ^ier 
etmaS  breiteren  ^lugtauf  gefü()rt.  93iS  baf)in  n?ar  ber  33erle^r  auf 
Saumtieren  ber  alten  Strafe  gefolgt,  welche  bie  antife  Kultur  ge« 
brocken  f)attt.  iReuerbingS  ift  bie  ©rüde  ber  an  ber  ^üfte  Don 
Beirut  norbmärtS  füljrenben  Sifenba^n  noc^  ber  ^a^rftragenbrficfe 
vorgelagert  n^orben. 

!£)ie  alte  ©trage,  berer  man  fic^  bis  bal)in  bebient  ^otte, 
mie  eS  bai  SLltertum  getan  Ijatte,  führte  alfo  oberhalb  ber  heutigen 
um  ben  ^^Ifen  ^erum.  @ie  er^ob  fi(^  an  ber  @teUe,  mo  bie 
moberne  Shüde  über  baS  SBaffer  fü^rt  auS  bem  Xale  (in  bem 

1)  'Sflan  tDtrb  annehmen  bürfen,  bog  baiS  ftetd  an  ber  SieHe  gefd^a^, 
roo  no(^  ie(t  bie  fMdt  erhalten  ift,  meiere  aud  ber  3eit  bed  Sultand  @elim  I 
um  1517  ftatnmt  uttb  bid  )uin  89qu  ber  mobemen  bem  Serfe^ie  biente. 


«D.  X.  4 


bie  ©trafte. 


i) 


fie  fdfon  Don  ber  älteren,  »eiter  oberhalb  gelegenen  llbetgangdfteQe 
fam),  um  bad  Vorgebirge  ju  überftetgen.  SRon  ^at  fid^  tooI)l  üor« 
aufteilen,  bal  fte  ju  aUen  3^^^^^  ^^^  ©aum^fob  geu^efen  i]t,  ber 


^ad  Vorgebirge  am  92a^r«eNftetb. 

□  Äfl^ptift^e  Sunbfteaen.    —    Q  ^^ff^nf*«  Sunbftcttcn. 

I  II  III  Plattformen. 


6  9atc*  iinb  «ömcrfttoöe.  «D.  X,  4 

notärltc^e  ä^orteile  bed  ^^elfenS  benugte,  bem  gunftigften  ^oUd 
burc^  9Renfd^en^anb  na^ge^olfen  toax.  ^är  Saumtiere  tft  ein 
n)enig  mef)r  Steigung  nic^t  fo  bebeutfam  roit  für  ben  SBagen« 
öerfel^r,  beö^alb  ftieg  bie  ©trafee  and)  jiemltc^  fteil  tmpox,  im 
93ogen  um  bod  SSorgebtrge  ^erumfuf)renb.  2Benn  fie  DteQei^t  auc^ 
jeittt)etlig  in  ©tanb  gefegt  njorben  ift,  in  ben  etwa  14  3a^r* 
^unberten,  in  meieren  fie  noc^  bem  $erfef)re  biente,  nad^bem  bie 
erften  ber  ju  befpre^enben  S)enfmäler  an  i^rer  Seite  angebrad^t 
mürben,  fo  mirb  fie  boc^  in  ber  SRegel  feinen  anberen  Snblid 
geboten  ^aben  ald  aü  bie  Saumpfabe  beS  fiibanon  ju  aUen 
3eiten  unb  bi^  auf  ben  fjeutigen  ^ag.  ^ad  orientalifc^e  $ferb, 
i>a^  SRauItier  unb  ber  (^fel  ge^en  auf  if)nen  mit  Si^er^eit, 
ber  europäifc^e  ^ufigfinger  tut  manchmal  beffer  baran,  auf  bem 
^ferbe  ju  bleiben,  ftatt  fi(^  auf  feine  eigenen  SIetterfunfte  ju  oer- 
laffen. 

3)te  SSid^tigleit  ber  großen  Uferftrafee  für  ben  SJerfe^r  mar 
bann  mo^I  bie  %eranlaffung,  bag  bie  römifd^e  SSegebaufunft,  aU 
mic^tiged  Unterftügung^mittel  römifc^er  Stegierung^Iunft  aud^  ^ier 
fid^  betätigte.  @$  mürbe  eine  römif^e  ^eerftrage  mefentlic^  tiefer 
um  ben  J^Ifen  ^erumgefül)rt.  Sie  jmeigte  an  ber  Stelle  ab,  mo 
bie  alte  au^  bem  ^ale  emporjufteigen  begann  unb  mar  in  ben 
Reifen  genauen,  ben  fie  fo  mit  bebeutenb  geringerer  Steigung  über* 
»anb.  3)iefe  Strafte  ^at,  mie  fo  mand^e  aifimerftrafee,  bem  SBerfe^r 
gebient,  bi^  bie  ermäl)nte  neue  Sanbftrafee  in  ben  80  er  3a^ren  beö 
oorigen  3a^rl)unbertd  gebaut  morben  ift,  16  3a^rf)unberte  ^aben 
fic^  alfo  an  i^r  genügen  laffen  unb  nic^t§  i)ett>ox  gebracht,  toai  fie 
^ätte  übertreffen  !önnen.  @ine  ^nfd^rift  nennt  atö  @rbauer  ben 
^aifer  9tntoninud  ^iud  unb  bie  Xitel,  metc^e  er  fic^  beilegt,  meifen 
auf  feine  legten  3a^re  179  ober  180  n.  @^r.: 

„^tx  S^aifer  maxtvA  ^ureliuft  ^tntoninud  $iud,  geli;  ^uguftud,  ber 
^efteger  ber  ^art^er,  ^Britanner  unb  Germanen,  ^ontife;  ^o^imui»,  ^at  bie 
ben  S^cui^SIul  über^fingenben  Serge  bearbeiten  unb  einen  breiten  föeg  ^er« 
jteOen  laffen  burd^  feine  ^ntoninifc^e  fiegion^ 

1)  IMP.  CAES.  M.  AVRELIVS 

ANTONINVS  PIVS  FELIX  AVGVSTVS 

PART.  MAX.  BRIT.  MAX  GERM.  MAXIMVS 

PONTIPEX  MAXIMVS 

MONTIBVS  IMMINENTIBVS 

LICO  FLVMINI  CAESIS  VIAM  DE(!)LATAVIT 

PER  /////  lim  iiin 

ANTONINIANAM  SVAM. 


^nc  jmtite  3n)d)rift  bejagt  ba^fclbe.  l£in  geittaum  Don  utt^r 
ali  700  Sagten  trennt  bai  ^enEmal  TÖint)(^er  &x&%e  DOit  bem 
Ic^ttn  ber  (Supfirattultut,  wtiöiti,  rate  n)tc  je^en  werben,  MnxQ 
Slebufabnejar  am  «$lu|fe  S^cuä" '  an^ebiadfi  ^atte. 

Unfei  äSorgebtige  tnlbet  eine  natürliche  Conbmarfe  unb  td 
w&xt  auffallenb,  wenn  eä  nt(^t  ali  jolc^e  eine  iSebeutung  i^efyibt 
nnb  bann  bem  Sl^arafter  bei  0Ttenta[ijt|en  äteligion  entjpret^enb 
ols  -Sip  eineö  religtöien  Suite«,  eine«  @Dtte«  ober  genius  loci 
gegolten  i)&tte.  tia^  t%  einen  befonberen  Stamen  gejül]rt  f)aben  mu& 
toa«  fdjliefelic^  baSfelbe  bebewtet,  wie  ©ig  einer  ©ott^eit  jein  — 
tft  babei    ielbitDerftfinblti^.     Str   merben   fetten,    bo^  mir   biefen 


flbb.  1 :  Snfii^t  btS  SorecbirgtS  am  ^aifx-tUSttb 
(naiSt  einer  3ei<i|n><ng) 

Stamm  Dielleic^l  noc^  feftfteUen  fSnnen  (S.  16).  'HU  äanbe«marle 
aber  Mibe!  bte  äRünbung  bti  |)unb$f(uffeg  mo^l  bie  natürliche 
Smije  imtfdien  bem  ©ebtete  ber  betben  alten  $^DnJjier'@täbte 
&obal  (Sqbiog)  unb  iSeerot  (Beirut].  Solange  testete  unter 
eigenem  i^ärften  ftanb  me  jur  Xel>älmarna'3'i^  ^  mü^te  ^ier  moffi 
bie  @ren^  betber  Stabtgebiete  gelegen  ^aben.    ^ann  aber  ift  ju 


1)  SQlod  uai  at|o  bei  STtt^iti^t  9!ame,  moDiin  9ia^t'ü-Stt\b  „^utibfr- 
Hui'  bie  aiabifi^t  äbeife^ung  i^  „fflolf"  unb  „^unb"  pflegen  in  {old|fn 
nicbtigubcn  mit  cinanbti  ju  roei^fcln,  man  miib  ongune^mtn  ^aben,  ba| 
bn  ging  ))f)enijif4  flaltb  ^icg. 

2)  «0.  1,2:  «.  «iebu^,  ■Zit  «motno-Seil  S.  27;  ao.  U,4  ©.  12. 


Vermuten,  i>Q%  btefed  Vorgebirge  and)  eine  tDeiterget)enbe  ^ebeutung 
fjaüt,  infofern  man  eine  natürliche  ®c^eibung  in)if4en  bem  QiebitU 
ber  eigentlichen  mef)r  fübUd^en  ^^t)önigier,  ber  SibonierS  unb  ber 
9{orbp()önijier  mit  ben  äJ^ittetpunften  ®obal  unb  3(rDab,  fic^  Eaum 
an  einer  anberen  ©teile  ber  Süfte  benten  fann.  ©ine  folc^e  üanb« 
marfe  müfete  aber  eine  gewiffe  Verehrung  genoffen  I)aben.  3)er 
9tame  bed  S^^ff^^  ^^^  gemig  bamit  in  Verbinbung  geftanben,  ba 
er  ebenfo  n^ie  ia^  biblifc^e  ^aleb  aU  @tammname  ju  bem  ^eftanbe 
ber  göttlid^en  unb  mt^t^ifc^en  SBelt  be^  alten  Oriente  gel)örte. 

3)iefe  ©ebeutung  unferer  ©teile  wirb  bie  SBeranlaffung  geroefen 
fein,  tparum  fie  mit  ben  ^enfmälern  gejiert  mürbe,  meiere  il)r  noc^ 
^eute  unter  allen  l)iftorifc^en  ^lä^en  ber  SBeltgefc^ic^te  eine  fftt* 
oorragenbe  ^ebeutung  fid^ern.  Stmacf  ä^nli(^ed  mirb  fic^  faum 
an  einem  anbem  fünfte  ber  SBett  aufmeifen  laffen.  Sßol)l  ^at 
mand^  l)eroorragenbed  ^enfmal  eines  großen  f^errfc^erS  bie  Seran« 
laffung  gegeben,  baB  fidö  ein  anberer  baneben  oeremigte,  aber  bie 
©ifulpturen  unb  3nfc^riften,  meiere  nad^  SRamfeS  t)ier  bie  Äff^rer^ 
fönige  unb  bann  Stebufabnejar  l)aben  anbringen  laffen,  finb  met^r 
ate  bloße  9}ac^a^mungen  beS  einen  oom  anberen  gemefen,  fie  muffen, 
njenigftenS  bie  erften  oon  itinen,  ©renjmarfen  ber  betreffenben  ®e* 
biete  gemefen  fein. 

^ie  (Sirensmarfo  mürbe  natürlich  auS  bem  SBefi^ftanbe  ober 
btn  ^egdjügen  bed  erften  ber  ^ier  t^eremigten  ^errfc^er  ju  erfc^lie^en 
fein,  ^ad  ift  9{amfed  IL  93on  ben  im  ganjen  ac^t  ®ebenfnifc^en, 
loelc^e  an  ber  alten  ©traße  angebracht  maren,  gehörten  i^m  brei. 
(SS  finb  bie  erfte,  unterfte,  bie  fec^fte  unb  bie  ad^te  (oorle^te).  ^lad) 
ßepfiud,  ber  fie  im  Sa^re  1845  unterfuc^t  l)at'-,  toaren  fie  ber 
9iei^e  nac^  ben  &bttexn  $tat),  fUt'  unb  Slmmon  gemibmet.  Um 
ba§  feftjufteHen,  muffen  fie  in  noc^  befferem  3ttftönbe  gewefen  fein 
als  je^t,  mo  man  fd^merlic^  noc^  irgenb  ettoa^  über  itjvtn  Sn^alt 
mürbe  beftimmen  fönnen.  ®ie  unterfte  ift  jubem  oöÜig  jerftört 
toorben,  ba  fie  oon  mobernen  Sroberern  ufurpiert  morben  ift.  ÄU 
im  3at)re  1860/61  5Rapoleon  III.  infolge  besf  «ufftanbe«  ber 
Brufen  gegen  bie  3)?aroniten  bed  Libanon  franjöfifc^e  Stru))pen  in 
©Qrien  Ianbete\  ifat  ber  !ommanbierenbe  General  bie  alte  ägi)p^ 
tif^e  3nfc^riftentafel  erobert  unb   fic^   mit  feinen  Gruppen  barauf 

1)  ÄO.  11,4:  m  0.  ßanbou,  5)ie  ^^öniaicr  ©.  10. 

2)  Briefe  aud  ^jgppten  3.  402. 

3)  8gt.  über  bie  gletd^a^itige  rotffenfc^aft(i(d^e  ^ur(!^forMung  ^^öni^iend 
«0.  VIII,  3:  SB.  ö.  Sanbou,  5)ic  p^önijif^cn  gnfd^riften  ®.  7. 


«O.  X,  4  3nWriften.  9 

Dereioigen  taffen.  9RQn  fönnte  üteQeid^t  feinem  Anbeuten  einen 
^enft  er»eifen,  toenn  man  ben  ©tucf,  ber  auf  bem  5^lfen  aufge«* 
tragen  ift,  mieber  abfragte,  aber  bafe  barunter  üiel  öon  ber  Snfd^rift 
erf)alten  ift,  bürfte  boc^  nac^  bem  3uftanbe  ber  äbrigen  ju  urteilen, 
lainn  ju  ^offen  fetn^. 

S38tr  »iffen  au§  SRamfe^'  Snfc^riften,  baft  er  in  feinen  Kriegen 
mit  ben  @f|atti  noc^  ndrblic^er  ald  bid  in  biefe  @egenben  gelommen 
tft,  nnb  ba%  er  fc^tiefelid^  einen  greunbfc^aftöüertrag  mit  bem  ftönige 
^attufit  (früher  S^etafar  gelefen)  gefc^toffen  ^at,  beffen  leyt  in 
flamaf  er[)a(ten  ift^  unb  auf  toeld^en  bielfad^  in  bem  93riefmec^fel 
jnrifd^n  beiben  Königen  bejug  genommen  mirb,  beffen  9{efte  aud 
bem  Än^ioe  ber  6f)atti{)au|)tftabt  in  Älein^Äfien  je^t  roieber  ju^ 
gänglic^  gemorben  finb.  Serü^mt,  tfeil  burc^  f)oetif(^e  ©c^ilberungen 
imb  tünftlerifc^e  ^arfteüungen  Der^errlic^t,  finb  auc^  9{amfe«f'  frag^ 
ȟrbige  ^elbentaten  auf  feinem  3^9^  8^3^^  ^i^  S^atti  in  feinem 
fünften  9tegierungd)a^re.  3)ie  glorreid^e  ©c^Ia^t  bei  Slabefc^  am 
Oronted  ben^eift  auf  jeben  gaO,  t>a^  baS  ä^^ptifc^e  ^eer  noc^  xoAttt 
ndrblic^  gelommen  ift,  um  bit  %nfprü(^e  ^[g^ptend,  n>e(c^e  feit  ben 
3«ten  ber  (Eroberer  ber  18.  ^^naftte  auc^  9?orbp^önijien  unb  @^rien 
umfaßten,  gegen  bie  S^atti  ju  oerteibigen  unb  ^ertorened  jurfid 
jtt  erobern,  ^ie  militärifc^e  SRad^t  bei  ber  Staaten  ftanb  bama(§ 
fc^on  nic^t  me{)r  auf  ber  ^ö^e  mie  ein  unb  jmei  9Renfcl§enaIter 
fru^,  unb  fo  Dertrug  man  fic^  unb  fd^Iol  einen  fo  iier^Iic^en 
^reunbfd^aftdbunb,  bag  felbft  bie  ftbniginnen  fid§  gegenfeitig  baju 
®(ä(f  n^unfd^ten^. 

Sabei  mug  natärlic^  auc^  eine  ^bgrenjung  bed  beiberfeitigen 
äntereffengebieted  ftattgefunben  t)aben.  SBenn  man  bie  natürliche 
Sebftttung  bed  3ia^X'tU^elb  unb  feinet  SSorgebirged  alcf  Sanbed^ 
morte  in  Setrac^t  iiel)t,  unb  baju  nimmt,  toie  bie  9(fft)rerfönige 
mit  einer  beutlic^en  Stbfic^tlic^feit  gemiffermajjen  i^re  Slnfpräc^e  ^ier 
ben  fig^ptifc^en  entgegengeftellt  f)Qbtn,  fo  möd^te  man  fc^Iiegen,  ba^ 
bamate  bie  ^hrenje  jmif^en  bem  äg^ptifc^en  unb  d^attifd^en  Snter^ 
effengebtete  ^ier{)er  üerlegt  n)orben  toSre.   ^ann  to&re  9iorbp^5nijien 

1)  ^an  ift  alfo  tote  ^erüorge^oben  merben  mug,  ffir  bie  SefHmtnung 
ber  brei  äg^ptifd^en  3nf(6riften  ganj  auf  Sepftud  angetoiefen  unb  mirb  fount 
eine  ftritil  baran  flben  (önnen.  ^ebenfen  erregt  ed  immerhin,  ba^  9ioinfe^ 
brei  Dexf^ieDene  ^enfmfiler  anbringen  lieg.  Rubere  agt^ptifd^e  ftdnige  tdnnten 
ebenfalls  in  Setrad^t  fommen. 

2)  «C.  IV,  1 :  SReffcrft^mibt,  2)ic  ©ettiter  ©.  6. 

3)  S)arauf  be^üglid^e  Örtefe  ber  ®attin  9iam\ti'  an  ^attufil,  fotvie  an 
beffen  (Battin  ^ubud^ipa  finb  in  Sog^ajföi  gefunben  morben. 


10  ^am]t^  unb  S^atti.  910.  X,  4 

ben  @I)attt,  @äbpf)()nijien  ben  %t)|)tern  uberlaffen  morben.  ^^üt^er 
I)atten  beibe  abmec^felnb  Stg^ten  aud)  ben  9?orben,  unb  bie 
Sf^atti  auc^  ben  @äben  befeffen,  fobag  olfo  beibe  fic^  gätlic^  Qt* 
einigt  unb  ficl§  gegenfeitig  eüoad  noc^geloffen  ^aben  ipärben.  |)ieriu 
toürbe  bad,  »od  n)ir  über  bad  äSer^oIten  Xtglat^$i(e)ard  I  unb 
äg^ptend  noc^  feftfteQen  fönnen,  ebenfalls  jef)r  gut  paffen. 

Suf  jeben  ^Q  vottbtn  toir  anjunefjmen  ^aben,  bag  Shimfei^ 
feine  9}elieftafe(n  otö  eine  (Srenjmarle  anbringen  lieg,  gleic^oiel, 
ob  er  bie  bamit  Dertretenen  Slnfpruc^e  fpäter  bef)auptete  ober  baoon 
abiiel,  unb  bog  er  fic^  mit  einer  noc^  meiter  füblic^  gelegenen  ®ren}e 
begnügte.  Und)  bie  (Srric^tung  eined  2)enfmald  im  Dftjorbanlanbe 
(bed  fogenannten  ^iobfteind)  mirb  ä^nlic^en  Qmdtn  gebient  ^aben, 
ba  aud^  ^ter  bie  äg^ptifd^e  ®xtn^t  füblic^  Dom  Gebiete  Don 
^amadfud  gelaufen  fein  bürfte. 

Bo  fte^en  ^ier  bie  brei  äg^ptifd^en  ^enfmäler  aU  3^"9^>t 
ber  ^errfc^aft  Sg^pten^  über  ^^önijien  unb  rufen  einbringlic^  ben 
(Anflug  ind  ©ebäd^tnid,  meli^en  ba^  3lxltal  ein  paar  Sa^r^unberte 
über  biefed  Sanb  ausgeübt  f)at  (£$  ift  ba^  le^te  äßal  gett>efen, 
bag  ^gtipten  für  lange  Qtit  ^inaud  oerfuc^t  f)at,  biefe  Slnfprüc^e 
ju  oerteibigen,  tatföd^lid^  t)at  ed  fein  ^ntereff engebiet  jet)r  balb 
fic^  felbft  uberlaffen  muffen,  fobag  unfere  ^enlmöler  jugleic^  d^^S' 
niffe  eined  oerlorenen  ^oftend  bilben.  @pöter  ^aben  im  10.  "^afyc* 
l)unbert  @c^ojci^en{  unb  608/6  92e(^o  Derfuc^t,  bie  alten  Slnfprnc^e 
noc^  einmal  aufjuneljmen,  aber  bad  finb  ^orftbge  o^ne  bauemben 
^olg  gen)efen.  Stamfed'  ^enfmäler  unb  bie  baneben  gefegten 
afft)ri{(^en  finb  aber  fpred^enbe  S^^S^n  ^^^  3^9^  ^^^  ©efc^id^te, 
melc^er  ba^  f^rifc^e  ^üftenlanb  ^u  allen  3^^^"  h^  datm  Srober« 
ungdgegenfianb  für  bie  benachbarten  ®ro6mäc^te  gemad^tj^at  — 
Don  ben  älteften  3^ten  bid  in^  19.  3a^rt)unbert  n.  dfyc.,  too  ^g^pten 
feine  ©renken  bid  nac^  ^leinafien  oorjufc^ieben  fuc^te.  Unb  }u 
allen  3^^^"  ^<^^  ^^^  $Berfet)r  unb  ber  Sludtaufc^  ber  fiultur  bem 
entjproc^en^  bie  friegerifc^en  (Sreigniffe  xottbtn  oöQig  oon  biefen 
$erf|ältniffen   getragen  unb  mit  Staturnotioenbigfeit  ^erbetgeful^rt. 

3)er  Siertrag  snjifc^en  JHamfeö  unb  |)attufil  ift  et»a  um  1300 
anjufe^en.  £)ie  ag^ptif^e  mie  c^attifc^e  ^errlic^feit,  meiere  fic^  fc^on 
bamatö  me^r  auf  bie  Diplomatie  aU  auf  bie  SBaffen  ftügte,  ^at 
bie  9iegierung  ber  beiben  ^ertragfc^liegenben  auger^alb  ber  engen 
^enjen  i^rer  Sänber  faum  überbauert.  ^g^pten  felbft  toax  bnxd) 
feine  Sage  gefc^ü^t,  aber  in  Elften  erftanb  ben  S^atti  ein  bebrot^^* 
lieber  ®egner. 


«e.  X,  4  9(uf treten  ^Lff^riend  im  Seften.  1 1 

^^  war  ba^  fiönigretc^  affinen,  t>a^  ]xd)  ctroa  jeit  1500  be* 
ftänbig  audbe^nte  unb  ben  btötjtrigen  |)erren  SSorberaftend  immer 
me^t  ®e6iet  abgewann.  @eine  beiben  näc^ften  ©egner,  benen  biefed 
Gebiet  abgenommen  merben  mu^te,  voaxtn  bie  ^ab^Ionter  unb  bte 
Sfyitti,  unb  oon  Erfolgen  gegen  biefe  berid^ten  ba^er  bte  Snfd^rtften 
bed  14.  unb  13.  3af)r^unbertd.  SKefopotamien  unb  ba^  nörblid^e 
Serien,  bte  bi^^er  3}a)aQenIänber  ber  (S^attt  gemefen  maren,  ge« 
rieten  unter  afft)rtf(^e  Dber^ot|ett  unb  bereite  ju  ben  Qtittn  ^attuftl^ 
unb  feinet  äJerbünbeten  9iamfed  mar  ber  @tnflug  ber  S^attt  in 
biegen  Gebieten  ftarf  }urü(fgegangen. 

(Sin  pU|It(^er  Sufammenbrud^  ber  aff^rtfd^en  Wiadji  furg  uor 
1250  t)atte  bereu  Vorbringen  ein  @nbe  gefegt  unb  ben  S^atti 
eine  grift  gewährt.  35ann  aber  begann  etxoa  fett  1150  Äff^rien 
neu  }u  erftorfen,  unb  um  1100  unter  Xtg(at-$t(efar  I.  ftanb  ed 
Dteber  ebenfo  mächtig  ia  xolt  t)or  bem  3ufammenbruc^.  Xtglat^ 
^lefar  roax  mteber  bid  ind  meftltc^e  5i(etnaften  oorgebrungen  unb 
ijatte  Gebiete,  bte  fc^on  an  bad  ^erj  bed  @)t)attireic^d  grenzten,  ht* 
fe^.  Sin  furje^  ä9ru(^ftucf  fetner  2^nfc^riften  berid^tet  benn  aud^, 
boB  er  einen  ©tretet  gegen  bie  (S^atti  füf)rte,  ber  btefed  ätetc^  offen« 
bar  aud  ber  nur  no(^  mü()fam  bet)aupteten  Stellung  eined  an^ 
erfannten  @iro^ftaated  ftürjte.  ^er  S^attttönig  .  .  .  ^S^efc^ub  — 
e«  ift  nur  ber  jmeite  SeftanbteÜ  feinet  Slamene  ert)alten  —  rourbe 
gef (plagen  unb  5£ig(at:=$tlefar  mar  ber^^en  oon  9{orbft)rien  unb 
bamit  aDer  ber  mot)I  auc^  löngft  nur  noc^  bem  9?amen  nac§  be^ 
baupteten  Seftgungen  ber  @f)attt  in  Storbp^önijien.  ^orttjin  jog 
Jiglot'^Iefar  ebenfalls  unb  magte  ft(^  —  bie  äff^rerfönige  betrachten 
bad  augenfd^einlic^  ftetd  a(d  ein  gema(tiged  äBagntd  —  in  ber  norb» 
pf)6ni}ifc^en  f^afen«  unb  ^önigdftabt  %tt)ab  auf  ba^  9ßeer  ^inaud 
—  mo^(t)erftanben  jebenfall^  nur,  um  nac^  bem  auf  einer  fleinen 
3nfel  gelegenen  9x\>at>  ^inäberjufegen.  3n  ber  ^nfc^rift,  meiere  ba^ 
tpDätßitf  berichtet  er  aud§,  ba^  er  ©efc^enfe  oom  „Könige  oon 
fig^pten"  erhalten  ^abe,  unter  anberen  ein  Strofobil  unb  ^ffen. 
2)ad  mar  fein  bloßer  $öfli^feitgaudtaufd§,  fonbem  bie  99efiegelung 
eines  biplomatifc^en  SlfteS :  Sg^pten,  ber  ehemalige  @d^ugoerbunbete 
ber  Sf^tti,  erfannte  bamit  an,  ba^  9lfft)rien  burc^  Eroberung  (unb 
^ebendt>ertTag  mit  ben  S^atti)  ber  rechtmäßige  92ac^folger  in  ben 
Xnfprüd^en  ber  btd^erigen  Se^nS^errn  Syriens  unb  9^orbp^önijien8 
gemorben  mar.  Sin  @teQe  eineS  c^attifc^en  ftieß  nun  ein  aff^rifc^eS 
Sntereffengebiet  an  baS  äg^ptifc^e. 

2)ie  ^fifteUung  biefer  93erf)ältniffe  ift  Don  großer  )3ebeutung 


12  3)ic  e^atti.  —  f)ic  3)ciiltnätcr.  «O.  X,4 

für  bic  biblifc^c  ©cfd^id^tc,  loa«  freilieft  in  bicfcm  3"ionimcn^angc 
ni^t  ücrfolgt  werben  fann.  9)?an  wirb  fic^  erinnern,  »ie  bie  95ibel 
betont,  ba%  2(braf)am  Don  ben  „^etftitern"  ein  (Erbbegräbnis  erwarb, 
alfo  öon  ben  ooroff^rifc^en  Sanbei^^erren.  2)ie  biblifc^en  ®efc^ic^t«* 
quellen,  welche  5ur  Slöntgdjeit  abgefaßt  würben,  bejwedten,  bem 
aff^rifd^en  Sanbe^^errn  nac^juweifen,  t>a^  Sfraet  alte  wohlerworbene 
Siedete  auf  feinen  ®runb  unb  Söoben  f)ätte.  Unb  atö  9lec^tSnod^* 
folger  ber  6t)atti  mußten  bie  ^Iff^rerfönige  biefe  anerfennen  unb 
fc^ü^en. 

©0  fäüt  ein  Streiflicht  öon  ben  S)enfmälem  be&  öunb^fluffed 
felbft  auf  bie  biblifc^e  ©efc^ic^te,  benn  f)ier  finb  bie  »über  ber 
neuen  SanbeS()erren  benen  Don  9{amfe$   gegenübergefteUt  worben. 

greifte^  ift  eö  wenig  wa^rf d^einlid^ ,  bafe  fc^on  5:ig(at*¥ilefar 
fid^  ^ier  üerewigen  lie^.  Xro^bem  ()aben  feine  92ac^fo(ger  bad 
getan  atö  Srben  ber  S^atti^^nfprüc^e,  unb  bie  ganje  aff^rifc^e 
^olitif  gegenüber  ^^önijien  unb  bem  nörblic^en  ^^alSfttna  beruht 
auf  bem  bamat«  erworbenen  Snfprucfte.  93ei  ber  a((mät)Iicl^en  ^n« 
jiel^ung  ber  SBafaBenftaaten  im  8.  5a^r^unbert  unb  il)rer  SJerwanb* 
lung  in  aff^rifc^e  ^^ooinjen  ift  beutlid^  ju  erfennen,  baft  bie  alten 
©renjen  ber  6()attimac^t  innegehalten  worben  finb.  3)ad  äg^ptifc^e 
Sntereff engebiet  würbe  geachtet:  ^ier  würbe  feine  aff^rifc^e  ?ßro» 
Dinj  errichtet;  ef)e  nid^t  Ägypten  felbft  unterworfen  war. 


@l)e  wir  feft}ufteQen  fuc^en,  welchen  Königen  bie  fünf  a\\t)^ 
rifd^en  Slönigdbilber  jui^ufc^reiben  finb,  ift  eine  furje  99efc^retbung 
i^rer  93efc^affen^eit  unb  Sage  jueinanber  nötig,  ^ie  äg^ptif^en 
Snfc^riftennifd^en  unterfc^eiben  fic^  oon  ben  aff^rifc^en  fc^on  äuier^ 
tt(i§  leicht:  fie  finb  Dieredig,  wäl)renb  biefe  oben  gewSlbt  finb.  S)ie 
ätei^enfolge  ift  oon  unten  nac^  oben: 

1.  figtiptifd^;  baneben 

2.  unb  S.  aff9nf4;  etmad  ^d^et 

4.  affQnj(4;  ein  6etrö(!^tli(!^ed  ®tücf  ^ö^er 

5.  affQrtf(!^  unb  6.  äg^pttfd^;  ^ö^er 

7.  aff^riW;  ^d^er 

8.  äfl^ptifc^  unb  9.  aff^rifdi  (^ffat^abbon). 

SJon  biefen  finb  mit  iludna^me  ber  legten  am  ^öc^ften  ge« 
legenen  alte  fo  verwittert,  bag  eS  nic^t  möglich  ift,  eine  Snfd^rift 
JU  erfennen  unb  baraud  auf  ben  Urheber  ju  fc^liegen.  S)ie  le^te 
(9)  wirb  burd|  bie  Snfc^rift  ald  oon  äffar^abbon  ^errü^renb  ge- 
fennjeic^net,  bie  übrigen  ftammen  alfo  oon  SSorgängern  oon  i^m. 


9C-X.  4  ^e  offotiic^  ^enlmälet.  13 

Xqju   itimmt   otfnt  votitatä  iti  Sf)a^ 

rotter  ber  ©fulutmen  felbfl,  beren  Um^ 

nffe   im   allgemeinen   noc^  ju  etfennen 

fitü>.     aiu^  otjne  birfen  äln^alt  mürbe 

firfl  Don  felbjl  ergeden,   bafe  bie  ältefte 

Don    il]ntn   bie    unterfte  ift.     3ebe   ift  . 

aufeerbem  oljne  ^nieifel  Don  einem  onbern 

^wirfdifr   angebracht   roorben,    hoppelte 

Sereroigung  roie  in  ben  ägl)ptif(fien  Sie-  s 

(iefS  [|at  nit^t  itattgefunben.  1 

Sei  ben  SRummmi  5/6;  7  unb  8;»  | 

(inb  SSerbreiterungen  bcd  3Begeä  ju  eis 

lennen,    \o  ba%   alfo    ein   Heiner   freier  -^  o 

^lo?   mar.    ©ei  ber  enge  ber  Straße  §3 

toar  bied  eine  9!ottDenbigfeit ,  nienn  bie  £'§ 

^ynfmälei  übeifiaupt   betrad|tet  werben  *■§ 

ioflten.     ©in  grflfeeie«  3)en!mal  braucht  *  | 

immer  einen    $Iag   gu   (einer   9ufftel<  |^ 

lung,    toenn   eS  eine  ^trfung  ausüben  1  ^ 

ioQ.      9)ei   bei   einioei^ung  fanb    t)ier  ^5 

noturgemäl    bie    betreffenbe   3"^'i'i"*i^  i^ 

ftort,  bie  ielbftwrftänblicJi  in  ber  §aupt=  .s»- 

fadie  QUä   einem  Opfer   beftanb.     SSii  Ig 

^ben    eine  SarfteQung   baoon   in   ben  g.^ 

ÄeliefS  be«  „ötoncetoteÄ  Don  Salaroat"  ^J 

son  @almanaffar  II.    3Ste  mef}reie  feine  og 

«oigänger   (liglat-S^tefoi  I.,   lufulti»  »i^ 

Sfinib,  affumafirpül)  tjatte  biefer  ein  äf)n=  g  § 

lid^ä  Selief  am  oberen  XigriSloufe,  bem  *S 

Snbnat  anbringen  laffen,  an  ber  Stelle,  '<s 

»0  biefer  burc^  eine  ©rotte  fließt.    2)ie  * 

Z]arfteQiing    ber    Seremonie    bient   j«r  J 

©eleui^tnng  ber  babei  üblit^en  ®ebräu(^e.  " 

aus  ben  3nf(^riften  ber  Slffgrer- 
fSnige  fönnen  mir  feftfteQen,  toelt^e  5tönige 
nbei^upt  in  iBetiac^t  fommen  nnb  weiäft 
(Gelegenheiten  ben  Slnlafi  ju  bei  Sn- 
bringung  ber  Xenhnäler  geboten  ^oben 
tonnen.  Wart  lann  tro^bem  bei  einigen 
jioeifeln  unb  DöQigc  Sicfierljeit  ift  ntc^t 


14  «Rurnaftrpal.  WD.  X,  4 

möglid^,  menngleid^  bei  ben  meiften  große  SBa^rfc^einH^fett  an« 
genommen  merben  fann. 

3)er  erfte  Slff^rerfönig,  an  ben  man  benfen  fönnte,  n^äre  Xiglat« 
$t(efar  I.  SUIetn,  ed  ift  }unac^ft  jioetfel^aft,  ob  er  fo  n^eit  jubttc^ 
gefommen  ift  —  er  n^ürbe  fonft  bod^  mo^I  nid^t  nur  Don  bem  bc^ 
tr&c^tli^  nörblid)er  gelegenen  Wct)ab  fprec^en  —  unb  t)or  .aQem 
toiberfpric^t  ia^  9lu$)e^en  ber  unterften  unb  älteften  aff^rtfc^en 
^önigdfigur  [^Ix.  2)  ber  3(nnaf|me,  bag  fte  \)on  i^m  t)errüf|ren 
!önnte.  9Btr  ^aben  ein  ä^nlic^ed  ^enfmal  Siglat^^kford  am 
oberften  Cuellauf  beS  Sigrid,  bem  @ebene«@u,  unb  bied  jeigt  einen 
anbem  X^ud.  @d  bleibt  ba^er  nichts  übrig,  ate  für  ia^  attefte 
aff^rifc^e  n^eiter  ^erabjuge^en  unb  bann  fommt  erft  toieber  %ffur« 
nafirpal  (886—861)  in  ^etrad^t,  für  ben  nic^t  nur  bad  Sudfe^n 
biefer  S^afel,  fonbem  auc^  bad  ber  nebenfte^enben  fpric^t,  n^etd^e 
bann  frinem  @o^ne  unb  9ta(^foIger  gef)ören  mürbe. 

Äffumafirpal  mar,  nac^bem  Äff^rien  lange  ßrit  nic^t  imftanbe 

gemefen  mar,  feine  ^nfprüc^e  auf  ben  9Beften  ju  behaupten,  ma^r« 

fc^einlic^  im  3at)re  8t)8  burc^  ®^rien  nad^  ber  p^öni^ifc^en  Mfte 

gebogen  unb  erjä^It,  bag  er  ben  Tribut  ber  pt)6nijifc^en  Staaten 

ffibtid^  bid  St)rud  erl)a(ten  f)aU.    ®^  mar  feit  Siglat^$i(efar  jum 

crften  9WaIe,  ba'^  ein  aff^rifd^ed  §eer  ^ier  erfd^ien,  um  bie  nun  über 

200  Sa^re  alten  Slnfprüd^e  auf  bad  ehemalige  S^attigebiet  ju  er« 

neuern.    2)er  3ug  mu|  am  9ta^r«eU^eIb  oorbrigefü^rt  ^aben,   bo 

füblic^  noc^  @ibon  unb  S^rud  ermähnt  merben.    %Ifo  mar  ha^ 

eine  paffenbe  ©etegen^eit,  um  bie  erfte  Urfunbe  afftjrifd^er  Ober* 

^of)eit  in  bie  ^eldmanb  ju  meifeln. 

^er  Oerit^t  Der  Vnnalen  9({funiartt|)al  er^d^lt  junfid^ft  ben  Warf(^  burd) 
SRefo^otamien,  tuo  bie  gfirfien  ber  burd)50flenen  i^anbf^aften  ^ulbigten.  9lQ(b 
Uberf(!^reittinQ  bei»  (tip^xai  ging  ber  SRarfc^  fflbto&rtd  nac^  ^ord^emiM,  wo 
ber  j^önig  @angat  ebenfan«^  feine  Sotmagigfett  befugte  unb  bie  übrigen 
Srürften  bon  9lorbft)rien  ^ur  ^ulbigung  eintrafen.  &  ift  be^etd^nenb,  bofe  ber 
i^önig  bon  ftarcterntjc!^  babei  ben  ftffi^rem  ftetd  ald  „ftdnig  bon  Q^^atti"  gilt. 
<£r  fon  bamit  offenbar  ald  Präger  ber  %nfprfl(^e  ber  alten  (£^ttildnige  ^tn- 
gefteUt  merben.  2)ur(^  t^n  ald  SafaUen  ^errfdbt  bann  ber  Rff^rer  ^ugleic^ 
über  aVit9,  toai  einft  (S^attifc^  gemefen  mar  (bgl.  @.  12).  9on  ^ier  aud  »enbet 
ftd^  Vffumaftrpal  bann  totfilidi  unb  burA^ie^t  ^attn,  bad  (Bebtet  am  Kfrin, 
beffen  ftönig  Subama  bamals  eine  SJormad^tftenung  im  mittleren  @i)nen 
einnahm.  (&t  mürbe  §ur  Untermerfung  ge^mmtgen  unb  Rffumaftr^al  manbte 
ftdb  nun  fübmörtd.  (Er  burc^^og  bad  ^interlanb-bed  nOrbtt(^en  ^^öni^iend, 
hai  je^t  fogenannte  Slofairiergrbirge,  unb  untermarf  baS  Sanb.  ^ter  mürbe 
eine  affQrif(!^e  j^ofonie  begrünbet.  ^ann  ^eigt  ed  meiter:  „bamald  ^og  tcb 
längd  bed  Sibanon  ^in  unb  ftteg  jum  großen  Speere  \>on  Kmurri  hinauf 
(!  „hinauf"  mirb  oon  mefilidier  9H4tung  bei»  SRarf^ed  getagt.    S)ad  Vlittel- 


%C.  X,  4  @almanaffar  IL  15 

länbifc!^  SReer  ift  bai  „obere  äJteer"  im  &t%tn\a^  jum  „unteren",  bem  ^er- 
ftfc^en,  §tt  bem  man  „^tnabfieigt").  3m  großen  9)leere  reinigte  idi  meine 
SBaffen,  opferte  id^  ben  ®öttern.  ^en  3:ribut  ber  ftdntge  ber  SHifte 
be^  ^eereft:  ber  S^rer,  @tbonier,  9^blier,  t>on  Wa^alla,  SRaiga,  Sta\%a  (Heinere 
norbp^öni§ifd)e  ©tftbte),  9(muui  (bad  ^tnterlanb  Don  92orb)i^dnijien.  bie  bib' 
Ufd^en  Smoritet),  %Tt)ab,  ber  ^nfel  bed  ^tttt^  in  Silber,  ®olb,  3inn,  ftu|)fer 
ujw.,  einen  großen  unb  Keinen  Iu-9(ffen  {t>%t.  ®.  11)  ufü«  unb  urfarinu«^öljer, 
3ä^ne  bed  f&alt^  (Srifd|bein),  bed  ^ef^dpfed  bed  Sleered,  a(S  i^ren  Xribut 
enipftng  ic!^,  fte  ergriffen  meine  Sfü6^. 

@e^r  paffenb  ret^t  fic^  bann  unmittelbar  baneben  ba^  9)t(b 
bee  @o^ned  unb  S^ac^folgerd  9tff umafirpate ,  ©almanaffarS  II. 
(865 — 825).  Stefer  ^at  öerfuc^t,  btc  oon  feinem  SSatcr  begonnene 
^olitif  im  SSeften  ernft^aft  burc^3ufü()ren.  6r  fjatte  ed  babei  mit 
einem  ftarfen  ®egner  ju  tun;  bem  in  ben  üoroufge^enben  Sa^r^ 
^unberten  entfianbenen  ^iaatt  Don  ^amaSht^,  meieret  bamatö  bie 
SBormac^t  S^ricn«^  bilbcte.  6^  ift  bcjeid^ncnb,  t>a%  Slffurnafirpal 
noc^  beutlic^  mit  Slbfid^t  üermieben  I)atte,  mit  biefem  anjubinben, 
ote  er  jum  erften  SKale  toiebcr  an  ber  ftüftc  he^  3D?cere§  feften  5u& 
ju  faffen  fud^te;  fein  @o()n  mugte  Dor  allem  biefen  ftärfften  (Segner 
nieberju&erfen  fud^en,  u^enn  ni^t  feine  (betreuen  an  ber  "iD^eere^tüfte 
in  fteter  SBebro[)ung  burd^  ben  ^erm  be^  |)inter(anbe$  fc^tpeben 
foQten.  S[uf  mehreren  ^(bjägen  ^at  @almanaffar  üergeblid^  üer^ 
fuc^t,  2>ama9fuS  ju  untermerfen.  Stuf  brei  3^9^"  mürbe  er  fogar 
offenbar  oon  S3en^abab,  mie  ber  bamalige  fiönig  bon  ^ama^fud 
in  ber  Sibel  genannt  mirb,  beutlic^  fd^on  in  9torbf^rien  jurädt« 
getoiefen.  6r  liefe  bann  ein  paar  3al)re  9iu^e,  um  erft  feinen  3Ser- 
fuc^  }u  erneuern,  atö  in  ^ama^fu^  ein  X^ronn^ec^fel  ftattgefunben 
^tte,  n^elc^er  ^ojael,  einen  Ufurf>ator,  auf  ben  Xf)ron  brad^te. 
^iblifd^e  iRac^rid^ten  bringen  biefed  Sreignid  in  beutlic^en  ßufammen« 
[)ang  mit  poUtifc^en  Semegungen,  toetd^e  auc^  in  3)rael  fpietten: 
bem  ^op^eten  @Iifa  mirb  eine  mafegebenbe  ÜHoüe  bei  ber  @r^ebung 
bed  neuen  ßbnigd  jugefc^rieben  (2.  ^5n.  8).  Unb  aud^  in  Sfraet 
n^urbe  gleid^jeitig  ba^  alte  ftönigd^aud  DmriS  g^ftürjt,  benn  gleid^^ 
jeitig  mit  |>ajael  in  ^ama^fud  erfd^eint  in  Sfrael  Se{)u  auf  bem 
Xtjrone,  unb  3et)u  erfennt  fofort  bie  aff^rifd^e  Ober^o^eit  an. 

@d  fann  faum  ju)eifelf)aft  fein,  ba'^  bei  biefen  Umtt)äljungen 
Sff^rien  bie  j^anb  im  @ptele  gehabt  f)at,  um  S^amadfu^  feine 
Sofaüenftaaten  abfpenftig  }u  machen  unb  e$  fo  aQein  leidster  ju 
untermerfen.  %(d  ba^er  @almanaffar  mieber  in  @^rien  erfd^ien, 
mar  ^ojael  auf  feine  eigenen  Gräfte  angemiefen  unb  oermoc^te  im 
Offenen  ^Ibe  nic^t  SBiberftanb  ju  leiften.     %ber  bie  fefte  ^aupt^ 


1 6  ©almanoff ar  II.  91D.  X,  4 

ftabt  fonnte  ©almanaffar  nic^t  erobern  unb  er  mugte  fic^  begnügen, 

bie  fruchtbare  Sanbfc^aft  Don  ^amo^fud  audjuplünbern.    2Bir  f)aben 

einen  )ef)r  anfc^aulic^en  SSeric^t  über  ien  ^uq,  unb  biefer  Seriell 

befigt  ^ier  für  unS  ein  befonbere^  Sntereffe,  meil  er  beutlic^  angibt, 

t>a^  eined  ber  3)entmä(er   am  ^unbdfluffe  bei  biefer  Gelegenheit 

angebra^t  n}orben  ift  unb  tueil  mir  t)ierbei  ben  9?amen  bed  93or« 

gebirgeÄ  (ögl.  ©.  7)  erfahren: 

„^n  meinem  18.  Sicgierungdio^re  (b.  i.  842  o.  (£^r.)  übetfd^ritt  i(^  jum 
16.  9)floIe  ben  Su^^rat.  ba^ati  oon  ^amadtuS  üerlieg  ft4  auf  bie  gro|e  ßatil 
feiner  ^nU)|)en  unb  bot  feine  Xru{)^en  in  Stenge  auf.  9)en  @aniru,  einen 
^ergfegel,  bem  Libanon  üorgelagert,  mad^te  er  ^u  feinet  Sr^fhing.  ^[(^  lSimp\tt 
mit  i^m  unb  befiegte  t^n.  6000  feiner  ^eger  erfdilug  it^  mit  ben  SSaffen, 
1121  feiner  ©treittvogen,  470  feiner  @treitroffe  fomie  fein  Sager  na^m  i4 
i^m  tvt%.  (Sr  entflog,  um  fein  £eben  ju  retten.  34  oerfolgte  i^n  unb  \äflßfi 
i^n  in  Xamadtu^,  feiner  ^au|)tftabt,  ein.  ^[(^  ^oljte  feine  (Sparten  ob  unb  §og 
bid  §u  ben  bergen  bed  ^auran.  Ortfc^aften  o^ne  ga^l  ^erjlörte,  t^enoüilete, 
verbrannte  i4  unb  fül^rte  ^o^IIofe  (gefangene  meg.  SBid  ^um  9erge  8a*Ii*ra% 
einem  Vorgebirge  am  iReere,  jog  id^  unb  ßeHte  mein  j^dnigdbilb  bort  auf. 
^amold  empfing  id^  ben  Tribut  ber  X^rer,  @ibonier  unb  S^ua'^  oon  SBft« 
Omri  (3e^u  oon  SfroeD". 

^ie  (£rjäf)lung   lägt  bie  (Sachlage  fef)r  anf(^auHc^   ertennen. 
S)a§  am  ©c^Iuffe  berid^tete  »irb  teitoeife  mit  bem  übrigen  ^etb* 
juge  jufammengef allen  fein,  ba  n^af)rfc^einli(^  Salmanaffar  an  ber 
Äüfte  oon  9?orben  ^er  fübwärtö  bii  jum  SBorgebirge  am  9ia^r»el* 
Ste(b   jog  unb  bann   ben  Sibanon  überfcf)ritt,   um  oftmfirtd  gegen 
^ama^fu^  ju  gießen,    ^er  9ßeg   fü^rt  babei  bur(^  ba^  %ai  be$ 
SBaraba  jttjifc^en  äntilibanud  unb  ^ermon  unb  ^icr  bürfir?  eS  ge«^ 
»efen  fein,  mo  ^ajael  SBiberfianb  ju  leiften  üerfuc^te.    ©amru  ift 
ein  anberer  9?ame  beö  ^ermon  (Senir  5.  9Äofe  3,  9),  unb  'tiefer 
getoaltige  ©ebirgöftod  ift  btm  äntilibanu^  —  ber  öom  Sibiwon 
bei  ben  2lfft)rern  nic^t  unterfc^ieben  »irb  —  fübtoärt«  oorgelo^rt. 
I)aö  enge  Sarabatal  jmifc^en  änttlibanu^  unb  ^ermon  fann  Icil^t 
oerteibigt  merben.    Stad^bem  ^a^ael  l)xex  gef dalagen  mar,  lag  btt 
9Beg  na^  I)amaSlu8  frei,    an  beffen  SRauem  magte  fic^  ©almai 
naffar  aber  nic^t,   er  begnügte  fic^,   nur  bie  ®ärten  ring«  um  bie 
©tabt  abjut)oljen.    S)amate  alfo,  mie  in  ber  Sölütejeit  be«  3dlam 
unb  bid  auf  ben  heutigen  %qq,  mar  Damadfu^  oon  einem  breiten 
^anj  oon  ®ärten  umgeben,  meldte  ed  bem  Orientalen  ald   ein 
)ßarabied  erfd^einen  laffen,  menn  fie  auc^  bem  8uge  bed  (Suropöerd 
nic^t  alljufe^r  imponieren.     9[ud^   atö   bie  jtreujfal)rer  oergebUd^ 
oerfuc^ten,  3)amadifud  ju  erobern,  fpielten  biefe  ©arten  eine  dioUt 
babei  unb  bilbeten  mit  xtycen  9Rauern  ein  ^inberni^.   %on  ^amag» 


I 


«0.  X,  4  abab-nitati.  17 

fnd  attd  jog  er  fäbto&rtd  jum  ^auran  unb  t)ern)üftete  bie  retd^e, 
noc^  ie^t  eine  fiornfammer  bilbenbe  @bene  btö  bort^üi.  ^ad 
^nfmal  am  Sorgebitge  toax  ein  3^^^"^  ^^^  ^^^  ^f^^  toieber 
afftyrifc^e  Oberl^tieit  onerfonnt  ^otte,  aber  2)QmQdfud  blieb  noc^  un« 
abhängig  unb  and)  ein  bret  Satire  {pöter  (839)  mieber^otter  3^9 
trotte  feinen  onbem  Erfolg. 

Sine  SBe^auptung  be<^  SSeftend  tDox  nur  möglich,  tt)enn  Somod«^ 
tnd  bejn^ungen  mürbe,  ©almanaffar,  ber  nod^  aber  20  Sa^re 
regierte  unb  fein  ©of)n  @antft«9bab  ^aben  biefed  ßi^I  nic^t  erreid^t. 
Z)ad  gefc^a^  erft  unter  Slbab^nirori;  bem  ed  gelang,  äRart,  ben  ba« 
maligen  ftdnig  Don  ^amadfud,  ju  unterwerfen  unb  ^amadfud  bamit 
tributpflichtig  gu  machen.  @r  jfi^lt  in  ber  Snfc^rift,  welche  bai^ 
beriefet,  bann  aUe  SSnber  bed  SBeftend  atö  gleic^faOd  tributpflid^tig 
auf,  bid  an  bie  ©äbgrenge  ^aläftinad  ^in,  aljo  mit  (Sinfc^lug  bed 
äg^lrtifc^en  Sntereffengebteted.  ^g^pten  fpielte  bamald  politifd^  gar 
feine  9iofU  me^r  unb  jc^ien  ganj  auf  feine  SfioQe  ald  (Sro^toot 
nerjic^tet  ju  ^aben.  (Srft  unter  frembem  Sinfluffe  —  bem  ber 
„ät^opifc^en"  5f önige  unb  fp&ter  mit  |)ilfe  grie^ifd^er  ©bibner  t)at 
eö  nneber  eine  mac^tüoüe  Stellung  eingenommen. 

9Ran  nrirb  beiS^alb  bie  britte,  für  fid^  allein  fte^enbe  aff^rifc^e 
Iktthiifc^e  am  beften  für  Slbab^nirari  in  S(nfpru^  nehmen  unb  fie 
ate  @iegei^jeid^en  feiner  nac^  800  b.  @^r.  burc^gefu^rten  Untere 
ne^mungen  im  Sßeften  angufe^en  f)aben.  ©eine  9Borte  barüber 
lauten: 

„  .  .  .  t>om  Ufer  bed  (Sup^at  an  unterwatf  i4  bad  (S^^attilanb  (ettoa 
Ott  ®i^en  gefa|t),  Smurru  in  feinem  gan^  Umfange  (92orb|)^önt9ien  mit 
^terianb,  beutli^  tlrbab  unb  (Sobal  einfc^Iiegenb!),  X^rud  unb  @tbon, 
Omrilaiib  (3frael,  mit  i^m  ^uba,  baft  Sfrael  le^ndpflicl^tig  mar),  (Sbom,  $alafht 
(bie  S^Ui^er)  bi£  }um  Ufer  bed  großen  SReeted  bed  ©onnenunterganged  meinen 
gftften,  legte  i^nen  Xribut  unb  Abgabe  auf.  (Begen  ^amadfud  jog  i(^,  ^JRari, 
ben  ftfinig  tton  Damadfud,  in  ^amadlud,  feiner  ^auptftabt  \6fioi  iä^  ein;  bie 
Svn^t  oor  ber  ^errlic^teit  ttffuri»,  meined  ^errn,  marf  il|n  nieber;  er  umfaßte 
meine  ^fl&e  unb  untenoarf  Tt^i;  2300  Talente  8ilber,  20  Talente  ®olb, 
9000  latente  Stupftt,  5000  Xolente  (Eifen,  bunte  (Stoffe,  Seinen,  ein  6ofa  aud 
(Hfenbein,  einen  @effel  aud  (Elfenbein  mit  eingelegter  S^ffung,  fein  ^ah  unb 
9nt  in  unge^Iter  SRenge,  na^m  id)  in  feinem  $alafie  entgegen. 

&  ftnb  gen>altige  9teici^tümer,  meiere  im  SJKttelpunfte  @^riend 
bem  ©ieger  in  bie  ^finbe  fielen  unb  e^  mar  einer  ber  grb|ten  (£r« 
folge  Sff^riend,  ber  iebenfaU^  aud^  bamald  an  unferem  93orgebirge 
i>erenrigt  nmrbe.  2)er  3Beften  unb  ber  993eg  gum  äRittelmeere  maren 
unter  aff^fd^em  (£influffe,  %ff^en  mar  bie  erfte  äßad^t  bed  Orientd, 
ber  bamaü  tuültfierten  9Beb. 

auct  Onciit.    X.  4  2 


18  2ifllat.$ilefat.  «D.  X,  4 

@$  folgte  ieboc^  auf  %bab«nirQn  eine  3^^^  ^^^  @(i^U)&c^e 
aff^rien§,  roätirenb  ber  e§  ben  SBeften  fic^  felbft  überlaffen  mufete. 
©rft  ber  fraftwHe  Siglat-^ilefar  III.  (IV.)  ftat  öon  745—728 
bann  bte  aff^rijd^e  Stellung  im  äSeften  fo  befeftigt,  toit  fie  ed  bi^ 
ium  ©turje  bed  9fleid§d  (606)  geblieben  ift  3m  3af)re  738  erfc^ien 
er  jum  ernen  3Rait  lieber  in  ^liönijien  unb  orbnete  bie  mittlermeile 
ftart  in  SBettpirrung  geratenen  8Serf)ältniffe.  @^  ift  bie  Qdi  ber 
inneren  Söirren  unb  legten  ftämpfe  im  ©taate  3frael  unb  in  biefe 
griff  er  bamaU  unb  in  ben  folgenben  Satiren  (/34,  733)  »ieber* 
^olt  ein.  9lbn)eic^enb  Don  bem  bisher  befolgten  ©runbfa^e  auger^ 
^alb  bed  ®ebiete^  ber  @up^rat«Xigrii^«£önber  im  allgemeinen  bie 
SJöIfer  unter  einl)eimifci^en  ^errfc^em  ju  laffen  unb  biefe  nur  ald 
tributpflid^tige  SJafallen  beizubehalten,  ^at  er  ben  @runbfa(  bur^« 
geführt,  bie  mit  ben  3öaffen  eroberten  ©ebiete,  »enn  fie  SBiberftanb 
geleiftet  unb  il)re  gürften  fid^  „empört",  bie  „SSerträge  gebrochen" 
l)atten,  in  aff^rifd^e  ^ooinjen  unter  aff^rifd^en  Statthaltern  um^ 
jun^anbeln.  ^iefesf  Sod  traf  fc^on  738  ben  nörbtic^en  Steil  be^ 
®ebieted  Sfraeld,  ba^  mit  bem  norbp^önigifd^en  ipinterlanbe  }u- 
fammen  5U  einer  neu  errid^teten  ^rooinj  @imirra  bereinigt  n^urbe. 
®er  @ol)n  be^  fiönigS  unb  fpätere  3]l)ronfolger,  ©almanaffar, 
mürbe  ber  @tattl)alter  biefer  ^ooinj. 

S)iefe  Sreigniffe  finb  gemife  bie  paffenbfte  ®elegent)eit ,  bei 
meld^er  man  bie  Einbringung  eine^  neuen  S^enfmald  vermuten  barf. 
3Ran  mirb  bedf)alb  Xiglat«$ilefar  als  ben  ^tönig  bed  oierten  aff^* 
rifd^en,  unmittelbar  neben  bem  jmeiten  äg^ptifd^en  befinblic^en,  an« 
fel)en  IBnnen.  Äud^  ba^  3a^r  738  ift  mof)l  ben  fpäteren  oorju* 
jie^en,  wo  er  bei  feinem  erneuten  Srfd^einen  im  SBeften  ?ßt)iliftöa 
unterwarf  unb  fc^lie^Iid^  l^amadfus^  jur  ^ooinj  machte,  hierbei 
oerlor  Sfrael  noc^  mtt)x  oon  feinem  ©ebtet,  fo  bag  nur  nod^  bit 
Sanbfd^aft  @amaria  übrig  blieb,  bie  bann  nod^  elf  3al)re  lang  unter 
bem  ftönig  ^ofea  il)r  S)afein  als  fiönigreid^  friftete,  um  im  Sa^re 
722  ebenfalls  als  ^roüinj  eingesogen  ju  werben. 

@S  ift  wa^rid^einlic^er,  für  biefeS  9{elief  an  Xiglat«^^ilefar  als 
an  @argon  ju  benfen,  ben  einzigen,  ber  fonft  noc^  in  9)etrac^t 
tommen  fönnte.  SllS  (Eroberer  oon  @amaria  ^at  er  faum  not§ 
SSeranlaffung  gehabt,  fic^  t)ier  ju  oer^errlid^en  unb  feine  übrigen 
Unternehmungen  im  SBeften  betreffen  gerabe  biefe  ©egenben  weniger  — 
wenn  man  üon  ber  fd^nellen  9!ieberwerfung  eines  SufftanbeS  ber 
neuen  ^rooinjen  ^amaSfuS,  Simirra,  ©amaria,  Slrpab  abfielt  — 
unb  waren  im  ^ergleid^  5u  ben  fonftigen  beS  ftönigS  weniger  beben-- 


«C.  X,  4  Sanfiehb.  19 

tftib.    1)et  SBeften  war,  foiorit  er  einft  ^atti|t^  gfioefen  mar,  fi^on 
Don  Xtglat>^lefar  ffir  ^ff^rien  gefiebert  ivorben. 

3u  einem  gröSerett  Sßerfutfte,  b«  affqrifdie  §errf(^aft  obju- 
fdintteln,  fam  t9  im  3ii)(iniinrnt)ange  mit  ben  fofort  bei  ber  ^Eiron* 
befttigung  be#  @o^ned  Satgonfi,  @an^erib,  loSbre^ettben  Unrutien 
in  Sab^lonien '.  damals  hoffte  man  atid)  im  SBeften  baS  affqriftfie 
3o{^  abft^ätttln  jn  tOnnen  unb  eä  entftanben  unter  güfining  bon  @ibon> 
Xftni^  einerfeitd  unb  3uba  anbererfeitS  Unnit)en  gegen  ©an^erib. 


flbb.  3:  flliQnfdK  unb  agQ)>ti[d|e  9li[ite. 
(9Iad)  Veiolb,  Siinit»  unb  BabolDit.) 

IHc  Anlegung  ^at  aud|  in  bet  biblifi^en  Überliefecung  i^re  (Spuren 
^terlaffen.  ©ie  fiel  in  bie  ^nt  ber  ffiirlfamteit  be«  ^rop^eten 
Seiaja  nnb  biefer  t|at  fi(^  mefir  als  einmal  über  ben  DermuKic^en 
Sanf  bec  Untenie()mungen  auSgefproc^en.  9Bir  Ijaben  @anl)eiib« 
eigenen  33rri(^t  über  feine  3na^na^men  gur  Unterbrüdung  beS  9uf< 
ftanbeS  unb  biefer  ift  ftetä  in  {einer  9Bic^tigIeit  für  bie  (Srfi&rung 
nnb  Sigfinjung  ber  betrefjenben  ^Sf^nitte  ber  Stbel  ^erangejogen 

1)  «bI-  WO-  '1,3:  D.  »ebtr,  ©an^wib  ©.  8—12. 


20  ©oitl^b.  «ß.  X,  4 

iDotben.  Sßon  9torben  itod^  ©üben,  an  ber  p^önistfd^en  Mfte  ent« 
long  jiefienb,  fic^ertf  @an^enb  fic^  aQe  pE|öm}tfd^ett  ©t&bte,  nur 
%tpxi  auf  feiner  Snfel  blieb  i^m  unjugänglic^.  2)er  aufftinbifd^e 
ftfinig  iBuii  f(o^  ober  nad^  S^ern,  mo  er  ftorb  unb  ©an^erib 
lonnte  bie  p^öni}ifd^en  S^er^filtniffe  ali  geftd^ect  anfel)en.  S)ann 
fc^ritt  er  gur  9Kebern)erfung  üon  ^aläftina.  S)ie  feften  ^la^e  tion 
3ubQ  fielen  einer  nad)  bem  anbern  in  feine  ^finbe  —  bie  ^Belage« 
rung  ryon  SatiS,  bie  aud^  in  ber  SBibel  erm&^nt  wirb,  ift  burd^  ein 
Äelief  mit  3nfd^rift  bejeugt  —  nur  boÄ  fefte  unb  faft  uneinne^m« 
bare  3erufalem  (eiftete  bauemben  äSiberftanb.  3n  ber  @tabt  regten 
ftd^  natürlich  aud^  ©timmen,  bie  jur  Unterwerfung  mahnten,  unb 
ber  ftfinig  ^ii^fia  ftanb  mit  93eforgniffen  über  ben  9[udgang  ber 
2)inge  jtoifc^en  ben  Parteien.  SBieber^oIt  befragte  er  Sefajja  um 
9tat  unb  bieferriet  j|e$t  jum  Slud^arren  —  @anl)erib  merbe  burc^ 
,,eine  Stad^rid^t''  jum  X6}uge  genötigt  toerben.  ^efe  9tadgri(^t  traf 
ein  —  in  Sab^Ion  »ar  ber  t)erabrebete  Xufftanb  ebenfalls  aud» 
gebrochen  unb  ©an^erib  mu^te  bie  Belagerung  üon  Serufalem  auf« 
{|eben,  um  fid^  bem  mid^tigeren  SBab^Ion  }U}utt>enben.  (£r  hinter«» 
lieg  ja  tro^bem  ben  SBeften  gefid^ert,  ba  bie  Stacht  ber  Sufftän* 
bijc^en  gebrod^en  toar.  ^ür  ^iSfia  ffatit  ber  S(b)ug  aber  tDenigftend 
ben  JBorteil,  bog  er  feine  ©elbftänbigtett  rettete  unb  bie  äRßglic^Ieit 
erhielt,  burc^  fc^Ieunige  Untertt)erfung  unb  reid^e  ^elbga^Iungen  fic^ 
®traf(ofigteit  gu  erfaufen. 

3)iefe  Sreigniffe,  namentli^  bie  ©id^erung  bed  gangen  p^öni« 
gifc^en  Stuften«  unb  ^interlanbed,  bieten  bie  paffenbe  Gelegenheit, 
bei  ber  ©an^erib  auc^  fein  2)enfmal  —  nunmehr  bo8  fünfte  — 
neben  bie  feiner  SBorgSnger  fe^en  lonnte.  Sirogbem  auc^  ^ier  bie 
Snfd^rift  nid^t  me^r  ju  erfennen  ift,  fo  lann  feine  Ur^eberfc^aft 
bod^  aU  fidler  gelten.  9Re{)r  ate  irgenb  eines  erinnert  biefed  S)enl« 
mal  aber  burc^  bai^  |)ineinfpielen  biblifd^er  92ac^ri(^ten  an  aQgemein 
belannte  Sreigniffe,  unb  ed  geigt  anbrerfeitd  ^ier  am  3Ritte(meere 
bie  bamalige  SSeltmac^tfteQung  Sff^rienS  an,  bad  Don  Sab^tonien 
unb  bem  ^erfifd^en  ®oIfe  an^  bie  ^auptftraBe  ber  SBeltfuItur  gum 
9)?ittelmeere  beljerrfc^te.  ©an^eribd  j&enimal  an  biefer  @telle  ift 
mirllic^  ein  fold^ed  ber  bamattgen  ftulturmelt. 

3lod)  mtf)x  erinnert  bie  le^te,  am  ^öd^ften  befinblic^e  iKif^e 
mtt  bem  Silbe  unb  einer  3nfc^rift  Sffar^abbond  (681—668)  an 
bie  Seftrebungen  aff^rifc^er  äBeItt)otttif.  Xffar^abbon  ^atte  gleic^ 
bei  feinem  Stegierungdantritt  audgefproc^en  bie  Überlieferungen  ur« 
alter   bab^lonifc^er  SBelt^errfc^aft  aufgenommen,  fein  Seftreben 


«0.  X,  4  91ffar^abbon.  2 1 

ging  augenfc^etnli^  t>af)xn,  ben  ^äftonpunh  bed  ätetci^ed  üon  Sff^nen 
nac^  SBab^Ion  }u  verlegen  unb  bte  Slnfprüc^e  bed  angebti^en  3Ktttel« 
punfted  ber  Sßelt  aud^  praftifd^  burc^jufe^en.  Unter  fetner  SRegie^ 
ntng  ^at  bie  aff^rifd^e  SRad^t  bte  grögte  Sudbe^nung  erfahren,  unb 
n>enn  man  baju  bte  SBebeutung  SSob^Iond  nimmt,  fo  ^aben  bobet 
}ioetfeUod  Sntereffen  bed  9Be(tt>erfe^rd,  bei^  l^anbefö,  mttgemtrft. 
Serabe  nac^  ben  S&nbem,  tuelc^e  für  ben  ^anbel  mit  ben  (Setourjen 
unb  ©pejereien  ma^gebenb  maren,  ^at  er  eine  Snja^I  Unternehmungen 
gerichtet  unb  ift  toeittt  in  bad  innere  pon  Arabien  üorgebrungen 
atö  irgenb  ein  anberer  %ff^rerfönig.  ^u^erli^  ben  größten  Srfolg 
]dßtn  aber  —  bie  n^o^I  gleiti^faüd  mit  folc^en  ®ebanfen  jufammen^ 
^Sngenbe  —  Unterwerfung  Stg^ptend  barjufteQen.  ^eitid^  ein  ®t» 
ivtQ,  ben  bie  weitere  Sntwicflung  ber  ^inge  nid^t  beft&tigt  f)at 

t^t^itn  mar  (t)gl.  @.  10)  längft  potitifd^  nbOig  o^nmftc^tig 
unb  fpielte  unter  ber  ^errf^aft  feiner  ein^eimifd^en  ®aufürften  feine 
äloQe  Don  SBebeutung  me^r.  ®egen  Snbe  bei^  8.  ^a^r^unbertd 
Ratten  bie  fibnige  Don  3lapata  bie  Dberf)0^eit  aber  bie  @(Qufürften 
an  ft^  9^f^  unb  bereu  britter,  %ai)aiAa,  natjm  alte  (Sroberungd^ 
äbertteferungen  auf  unb  fud^te  feinen  (Sinflu^  über  bie  (Srenjen 
ig^ptend  ^inaud  geltenb  ju  ma^en.  S)ad  mujste  ju  Steibereien 
mit  Hff^rien  führen,  beffen  Stnflu^  in  Arabien  unb  bid  an  bie 
Sübgrenje  ^alAftinad  ^errfc^te,  unb  fo  fam  ed,  nad^bem  Xa^arfa 
me^rfa^  feine  f>anb  bei  SufftSnben  in  ^pnijien  im  @piete  gehabt 
^tte,  JU  mefireren  ßi^fl^^  aff^rifc^er  |>eere  nac^  ^gl^ten.  9la^ 
einem  erften,  mie  ed  fd^eint  wenig  glüdlid^em  Unternehmen  würbe 
3:a^rta  aud  bem  Sanbe  gefd^Iagen  unb  flg^pten  unter  aff^rifd^e 
@(^u$^o^eit  gefteQt  @d  behielt  feine  ein^eimifd^en  ®aufürften,  bie 
unter  bem  @c^u^e  unb  ber  ftontroQe  aff^rifd^er  Sefa^ungen  unb 
^itamiin  ftanben.  ^er  entfc^eibenbe  @c^(ag  gegen  Zaf)Qxtia  würbe 
im  Sa^re  670  —  alfo  fc^on  gegen  (inbt  t>on  Sffar^abbond  9tegie« 
ntng  geführt  —  unb  über  biefen  ^^elbjug  berichtet  bie  3nfd§rift  am 
9ta^^etfie(b. 

Srgenb  welche  93e}ie^ung  auf  (Sretgniffe  in  ^^önisien  ober  gar 
in  ber  9lA^e  bed  Orted  ^at  bie  Snfc^rift  alfo  nid^t.  Sudb  bie  otet 
na^  gelegenen  Unternehmungen  gegen  @ibon  unb  eine  —  bamate 
wo^rfd^etnlic^  nod^  im  @(ange  befinblid^e  —  gegen  Ztpni^  werben 
mc^t  erwi^nt  9lur  ber  3ug  nad^  ^g^pten,  auf  weld^em  nac^  brei« 
maltgem  @iege  in  offener  ©d^Iac^t  ^^arfa  aud  llg^ten  vertrieben 
unb  9Remp^id  befe^t  wurbe^  war  ei^&^k  ffud^  bie  Gefangennahme 
eined  @o^ned  3:a^artaS,   Ufana^or  mit  üf^amen,  würbe  ertoA^nt. 


22  Hffat^abbon.  9(D.  X,  4 

2)te  Snfc^rift  felbft  ift  ftarf  k^erftämmelt,  ivir  fönnen  ben  Zejrt  aber 
ergangen  aud  bet  jegt  im  berliner  SRufeum  befinblic^en  großen 
@iege^ftele  9l[farbobbonS,  meiere  in  @am'Q('@enb)(^trli  oufgefteDt 
mürbe,  unb  beren  Snfc^rift  bid  auf  geringe  Slbmeic^ungen  benfelben 
3BortlQut  trug.  SRan  ijat  ftd)  alfo  mo^t  ))oriufteQen,  ba^  bad 
Sreignid  ber  SBefe^ung  ^Ig^ptend  burd^  @rri(^tung  einer  {(nga^I 
Don  ^enfmälem  überaU  im  Sanbe  Der^errlic^t  morben  ift.  Seben* 
faUd  maren  ed  bort  n>of)I  bie  Statthalter  unb  nic^t  ber  Jtönig 
jelbfi,  totld^t  bie  Sudfä^rung  übernahmen  unb  bie  Soften  trugen, 
äte  lejt  ber  3nf(^rift  tourbe  bann  ber  bom  ^ofc  oerfanbte  ©ieged- 
beric^t  gemä{)lt.  äRan  mu^  fi^  natürlich  beulen,  t>a^  biefer  auc^ 
fonft  mit  ein  nfliegenbed  SBIatf"  verbreitet  mürbe  unb  burc^  @änger 
ober  Srgä^Ier  auc^  jur  JtenntniS  bed  SSolfed  fam,  fo  baj^  bie  großen 
@reignif{e  in  ber  ^arfteQung  bed  @iegerd  in  j[ebermannd  SRunbe 
waren  —  fo  wie  fie  ber  9iac^»elt  bie  fteineme  Snfc^rift  am  Sor* 
gebirge  erjät)It. 

SDJit  bem  hinübergreifen  nac^  ^g^pten  ()atte  Slff^rien  feine 
Shäfte  überfpannt.  3m  92i(ta(e  ()atte  ftc^  ein  ®o(fötum  entmidett 
unb  ^ier  mirften  bie  Sotföfräfte  einer  SBelt,  meiere  fid^  bauemb 
ber  |)enfc^aft  bom  Often  f)er  nic^t  beugten.  @8  !am  fc^on  im 
jmeiten  3al)re  gu  einem  erneuten  Ißorftoge  ^a^arfad.  Snjmifd^en 
mar  in  9tffl)rien  ^ffar^abbon  burd^  einen  Sufftanb  feinet  SbeU 
gejmungen  morben,  auf  feine  babt^Ionifd^en  ^Ifine  }u  oerjic^ten  unb 
feinen  @oI)n  3(ffurbanipa(  jum  XI)ronfo(ger  gu  ernennen,  ^er 
^önig  felbft  na^m  im  Sa^re  668  an  bem  erneuten  ^uqt  gegen 
'^Ig^pten  teil,  ftarb  aber  untermeg«.  3)ad  aff^rifc^e  |)eer  -  nun* 
mtt)x  unter  ber  älegierung  Sffurbanipatö  —  bertrieb  jmar  Xat^aüa 
aufd  neue  unb  fteQte  bie  früher  getroffenen  3Ra§regeIn  mieber  ^er, 
aber  biefer  Btanh  ber  ^inge  behauptete  fi(^  nur  tiroa  ein  3a^r^ 
jel^nt.  ^ann  ma^te  fic^  unter  ^fammetic^  I.  ^^ten  mit  Unter« 
ftü^ung  bon  Sqbien  unabhängig.  9(u^  im  9KltaIe  oerftanb  man 
e$  je^t,  fi(^  ein  leiftungdfä^igeS  |>eer  ju  berfc^affen,  bad  9Renfc!^en« 
material  bagu  lieferten  bie  äRittelmeerlfinber,  bad  fr&ftig  aufftrebenbe 
(Griechentum  bor  allen  ftellt  bon  nun  an  bie  beften  ©blbner,  meldte 
bie  ®d)ladfUn  orientalifc^er  Könige  fd^Iagen. 

@o  mar  ^g^ten  tatfäc^Iic^  unabl)fingig  mi^renb  ber  langen 
9tegierung  9(ffurbanipate  unb  feiner  beiben  9lac^o(ger  bid  jum 
^ne  92inibed  im  Sa^re  606.  (£d  mar  aber  ein  ttbfaU  unb  fein 
bon  Xfftyrien  anerfannter  3nftanb.  ^g^pten  mar  rec^tmöfsig  unter* 
morfen,  feine  (dürften  l^atten.  bie  aff^rifc^e  CberI)o^t  anerfonnt 


HC.  X,  4  9{e6u!obnejat.  23 

ttnb  fomit  tonnten  ftetS  bie  3(n)prüc^e  roieber  geltenb  gemad^t  U)erben. 
^e  ,,(£tbe  unb  ^ettx&Qt"  xvaxtn  t>on  ^g^pten  gebrod^en  n^orben, 
aber  nic^t  aufgehoben. 

^iefe  "ilnfc^auung,  bie  bie  be§  afi^rifc^en  ^ofed  fein  mugte, 
auc^  roenn  man  Dorloufig  nic^t  boron  backte,  fie  ju  betonen,  ruhten 
in  ben  Slrc^ioen.  ^er  Partei,  welche  unter  ^ffurbanipol  ^errfd^te, 
n>Qien  fie  DieQei^t  nic^t  einmal  genehm,  n^eil  fie  mit  ber  bab^Io* 
nifc^en  SBeltpoIitif  3lffarf)abbon^  in  ß^l^^^^^^^i^S  g^ftonben 
^ttf n.  2)edt)al6  oerjid^tete  man  barauf,  fie  ju  verfolgen  unb  über*' 
lieB  ^tg^pten  fid^  felbft.  9(d  bann  aber  nac^  bem  ©turje  9{inioed 
Sab^lonien  unter  92ebufabneiar  bie  @rbfc^aft  Slff^riend  antrat  unb 
Sab^lon  nod)  einmal  bie  ^auptftabt  bed  oorberen  Orients  gen^orben 
mar,  mürben  fie  bort  mieber  ^eroorgefuc^t. 

Sortier  ^atte  freiließ  92ec^o,  ber  92ac^foIger  ^fammetic^d  um<» 
geteert  oequc^t  ben  93orteiI  oon  ber  burc^  SDtebien  bebro{)ten  Sage 
StinioeS  ju  gießen,  unb  burdC)  rafc^e  Sefe^ung  ^aläftina^  unb 
SQriene  bie  alten  älnfprüc^e  '^Ig^ptenS  auf  biefe  Sänber  mieber 
^jufteUen.  ®S  ift  befannt,  bafe  Äbnig  3ofua  üon  3uba  —  oiel» 
leiit  im  ®efoIge  eines  affljrifc^cn  ^eerbanneS  —  feinen  %oi>  fanb, 
als  er  als  getreuer  affl)rifc^er  93afaU  diec^o  entgegentrat  unb  bag 
bann  9ltä)0  am  (Sup^rat  im  Sa^re  605  auf  baS  ^eer  ber  9)ab^^ 
lonier  ftie^,  melcf)eS  unter  92ebufabnejar,  bamalS  noc^  ßronprinj, 
^ranjog,  um  bie  nac^  bem  ©turje  92inioeS  an  Sab^lon  gefallenen 
^rooinjen  ju  befe^en. 

Sin  93abqlon  mar  alfo  bie  aff^rifc^e  ^enfc^aft  auf  .jec^tlid^em'' 
3^ege,  burc§  Eroberung  unb  SSertrag  ber  @ieger  gefommen,  unb 
bamit  mar  eS  auc^  @rbe  ber  %nfpräd^e  auf  älg^pten  gemorben,  genau 
10  mie  feiner jeit  äff  ^rien  bieStnfprüc^eberSfiatti  enoorben  ]^atte(©.ll). 
X^aS  mirb  in  ber  bab^lonifd^en  Überlieferung  beutlic^  jum  SluSbrud 
gebracht.  Unfere  iRac^ric^ten  über  biefe  (Sreigniffe  ge^en  auf  t>tn 
griec^fc^  fc^reibenben  SBeroffoS  juräd,  ber  eine  @efc^ic^te  Sab^« 
lonienS  für  bie  erften  Seleufiben  fc^rieb.  SBir  ()aben  beutlid^e 
Semeife,  baß  er  babei  bie  inf^riftli^en,  oifijieQen  Cuellen  mbrtlic^ 
anführte.  Son  9te(^o  fprid^t  er  als  bem  »über  äg^pten,  Serien 
nnb  ^^bnijien  gefegten  Statthalter'',  ber  fid^  empört  l)abe.  @S 
mar  alfo  oom  @tanbpuntte  Sab^lonienS  auS  nur  bie  93efegung  ber  i^m 
gehörigen  @ebiete  unb  Drbnung  ber  SSer^ältniffe,  menn  3ltd)o  im 
rafc^en  @iegcS(aufe  bei  ^ard^emifd^  am  (£up()rat  (605)  oon  Stebufab^ 
nejor  gefc^lagen  unb  gejmungen  mürbe,  bie  befegten  ©ebiete  ju  räumen. 

Diefe   Sreigniffe  finb   befannt,.  meil  fie  auc^  in  ber  S3ibel 


24  ^tebufabnejar.  %D,  X,  4 

etrid^tet  werben,  tueld^e  neben  93eroffod  faft  unfere  etnjige  Quelle 
baruber  bilbet.  Ked^o  widf  nac^  llg^pten  jurücf  unb  mad^te  feinen 
93orfto|  nac^  ^aläftina  me^r.  S^m  metter  ju  folgen  rourbe  ißebu« 
{abnejQt  burc^  ben  %o\>  feinet  ^ater^  ge^inbert.  3"^  ©ic^erung 
beS  ^iil^roned  mugte  er  fd^neQ  nad^  93a6^[on  }urüc!fef)ren. 

2>ie  Unruhen  in  $a(äftina  luaren  nur  oberfläd^Iid^  unterbrucft 
iDorben,  unb  felbftoerft&nbßd^  tat  9{ec^o  ba$  feinige,  um  fie  ju 
fc^uren.  2)ed^aI6  mu^te  Stebutabnejar  in  ben  folgenben  Sauren 
noäfmaU  in  ^^önijien  erfd^einen,  um  bie  S^er^ättniffe  ^ter  enb« 
gültig  JU  orbnen.  (£r  fc^tug  bei  ffÜbla,  im  ißorben  ber  ^da% 
ber  $)oc^ebene  jioifd^en  Sibanon  unb  ^ntilibonud,  fein  bauernbed 
Sager  auf,  unb  brad^te  üon  t)ier  aud  ganj  ^^^önisien  unb  $a(&ftina 
}ur  9tu{)e.  9uc^  in  3erufalem  mürbe  bie  bab^Ionifd^e  Ober^o^eit 
enbgultig  anertannt,  unb  ber  neue  ftönig'3^betia  empfing  im  ^ttt* 
lager  Don  Stibta  feine  Sele^nung. 

^ie  ja^treic^en  Snfd^riften  d'lebulabnejard  ermahnen  faft  nic^td 
üon  feinen  gelbjügen.  3m  ®egenfa§e  ju  ben  aff^rif^en  Äönigd* 
infc^riften  oermeiben  bie  ber  bab^Ionifc^en  Stbnige  bie  Srjä^Iung 
oon  Striegdtaten.  Umfome^r  berid^tete  Slebufabnejar  t)on  btn  ^o^U 
reid^en  83auten,  mit  benen  er  feine  jpauptftabt  SBab^Ion  gänjlid^  um^ 
geftaltete  ^  unb  faft  aQe  bebeutenben  @täbte  ^ab^lontend  Derfa^.  3^ 
biefen  ^Bauten  mürbe  \>a^  Sau^olj  je^t  aud  bem  Sibanon  geholt  bie 
3ebern  bed  Sibanon  mußten  bem  ^oljarmen  9ab^(onien  bie  ^rage« 
batlen  für  bie  ^ac^fonftruftionen  feiner  Xempet  unb  ^at&fte  liefern, 
mie  früher  bie  Sff^rerfönige  fie  ffir  bie  i()rigen  aud  bem  Smanud 
geholt  Ratten,  ^e  augergemö^nlid^e  Sautötig!eit  Ütebufabnejard 
^atte  natürlich  au(^  einen  augergemö^nlic^en  93ebarf  an  folc^em 
SBau^oIje,  unb  ber  ^n^aU  l)at  und  bie  3^U9niff^  ^^  ^^^  ^^^ 
bafür  getroffenen  Vta^xtqtln  erhalten.  3m  nbrbKc^en  fiibanon, 
meftlid^  oon  bem  in  ber  SBefa'a  gelegenen  Sorfe  el  l^firmil,  öffnet 
fid^  ein  Zal,  bad  \)om  Sibanon  ^erablommenb  nac^  Dften  t&uft 
e«  Reifet  jeßt  SBabi  »riffa.  §ier  l)at  ber  franjöfifd^e  ÄonfuI  unb 
®ete^rte  |).  ^ognon  jmei  umfangreiche  Snfc^riften  Stebufabnesard 
mit  einer  ^arfteQung,  mie  ber  König  einen  Sömen  erlegt,  gefunben, 
unb  bie  Snfc^riften  finb  neuerbingd  nac^  nochmaligem  forgf&Itigen 
@tubium  oon  ^.  ^.  SBeigbac^  be^anbelt  morben.  ^ud^  fie  fprec^en 
in  ber  ^auptfac^e  nur  oon  ben  Sauten  bed  Könige  in  ®ab^(on 
unb   ermähnen   nid^td   oon   feiner   potittfc^en   ^ätigfett   in   biefen 

1)  9%U  90.  V,  4:  %.  $.  tBeigbadi,  l^a^  Stabtbilb  oon  Sab^lon  @.  15  ff. 


«C.  X,  4  »abi  »rifio.  25 

@egenben.  9hir  bie  Seranlaffung  jur  anbringung  bcr  Snfc^riftcn 
iptrb  angebentet,  inbem  Don  ber  9lnlegu)tg  etned  SBegd  jum  Xran^*^ 
port  ber  Qtbtm  geffnro^en  mirb. 

9Ran  ipirb  anjune^men  f)aben,  unb  anbete  9(nbeutungen  be^^ 
ftatigen  bo^,  bag  btefe  997QgnQ{)men  bereite  bei  ber  Sntoefen^eit 
bed  ftfinigd  in  JRibIa  angeorbnet  n^urben.  ®emx^  roxtb  aber  ber 
anbauembe  Sebarf  an  3^^^^  ^^^  biete  Sa^re  tjinburd^  ein  reged 
Seben  n^ac^  gehalten  ^aben.  Z)ad  ttirb  bagu  beigetragen  ^aben, 
ba|  tttOQ  15  Sa^re  )p&ter,  atö  SZebufabnejar  abermals  in  @^rien 
erfc^ien,  um  aufgebrochene  Unruhen  ju  unterbräcfen,  er  n)ieber  fein 
Heerlager  bei  3iibla  bejog.  (S^  ttirb  fic^  alfo  nm  eine  bauembe 
(Einrichtung  ge^anbelt  l^aben,  benn  oon  SRibla  bid  nac^  ^alaftina, 
mo  bamate  nneber  Semfalem  im  Slufftanbe  n^ar  unb  (586)  feinem 
Sc^idfale  erlag,  ift  ein  meiter  SSeg.  @d  lagen  alfo  gute  ©rünbe 
üor,  bad  Hauptquartier  auc^  bamald  fo  loeit  nad^  iÜorben  ju  (egen. 

9Id  Snbenfen  an  folcfie  @efd^e^niffe  finb  bie  beiben  SBabi« 
9Mffa«3nf(^riften  angebracht  ttorben,  bie  alfo  mittelbar  ebenfalls 
an  nichtige  Gegebenheiten  ber  bibtifd^en  ®efd^ici^te  erinnern.  Unb 
boc!^  tDo\)l  gleid^jeittg  bamit  »urbe  ber  SBortlaut  biefer  Snfd^riften 
Quc^  am  92al^r'el<ftelb  eingemeifelt,  fo  ba%  biefe  Stu^medftötte  fig^p*' 
äf^er  unb  aff^rifc^er  ©rö^e  aud^  ein  ^enlmal  bed  neuen  Sanbed[)erm 
erhielt.  8ber  bie  ©teile,  uio  er  ba^  anbringen  lieg,  ift  faft  mie 
im  ®egenfa$e  }u  ben  frül)eren  3)enfm&Iem  gen^ötilt.  SSö^renb 
biefe  am  Sorgebirge  felbft  unb  auf  bem  fübli^en  ^tu|ufer  ange^ 
btadit  finb,  ift  bie  Snfc^rift  StebufabuejarS  auf  ber  ^eldmanb  beS 
Korbuferd,  faft  gegenüber  oon  ben  unterften  fig^ptifd^en  unb  aff^« 
rifc^en  eingemeifelt  toorben.  SBenn  man  bon  S3eirut  fommenb  bie 
Srüde  ber  mobemen  ^f)rftra|e  überfd^reitet,  fo  l^at  man  ju  red^ter 
fyinb,  jnnfc^en  gluglauf  unb  ^eldmanb  einen  ©arten.  9n  ber 
^teioanb  laufen  oben  bie  Sogen  einer  SEBafferleitung  entlang,  unb 
unta  biefer,  oon  burc^fidembem  äBaffer  beriefelt  unb  bon  ©c^ling« 
pflanjen  äbenoud^ert,  befinbet  fic^  bie  Snfd^rift.  SBegen  if)rer  oer« 
ftedEten  Sage  ift  fie  lange  unbefannt  geblieben,  unb  erft  im  ^^ja^r 
1878  erfuhr  ber  bamalige  ftauiler  am  beutfc^en  ^onfulat  ju  93eirut 
Dr.  SRortin  ^artmann  aU  erfter  Europäer  oon  i^rem  S3ort)anben^ 
fein.  X)fr  b&nifc^e  SonfuI  3uliu§  So^toeb  na()m  fi^  bie  fOlnl^t, 
forgfdiüge  XbHotfc^e  unb  ^I|otograp{|ien  ber  erhaltenen  Xeile 
^eonfteUeit,  allein  ed  t)at  25  3a^re  gebauert,  bid  mit  bereu  jpilfe 
unter  Sergleid^nng  ber  neu  unterfuc^ten  9Sabi^SBriffa^3nfd^riften  bie 
@Iet^^ett  bed  Sn^alted  oon  ^.  |).  äBeigba^  feftgefteUt  n)urbe. 


9(0.  X,  4  @»ef(^i4tli(^e  unb  lanbic^aftlic^e  Sdebeutunc).  27 

©0  ift  bie  Snfd^rift  fein  unmittelbare^  3^W9«i^  f^^  Slebufab* 
nejar^  laten  im  SBeften,  wo  er  ja  oft  gewefen  ift  unb  ©clcgentieit 
gehabt  i^&üe,  feine  laten  oerjeic^nen  ju  laffen.  äußer  ben  fc^on 
ermähnten  Utttentet)mungen  f)aben  if)n  eine  llSjätirige  SJetagerung 
oon  %tfxu^  unb  SBerfud^e  ^(gtipten  toieber  ju  unterwerfen,  n)ieber[)o(t 
^ier^er  gefül)rt.  3;roftbem  nimmt  fid^  baö  blofee  SBor^anbenfein  ber 
^nfc^rift  neben  ben  übrigen  au§  wie  ein  Sälott  in  einer  großen  @e^ 
fd^id^te,  ha^  nic^t  fel)(en  bärfte.  @oweit  wir  bie  aff^rifc^e  unb  neu^ 
bab^lonifc^e  @efc^id^te  einigermaßen  (üdenlo^  oerfolgen  unb  bie  %e« 
jie{)ungen  jum  äBeften  feftfteHen  !önnen,  ift  ungefähr  jebe  maß* 
gebenbe  SDäenbung  Durc^  ein  S)enfmal  oertreten,  unb  bie  Srinne^ 
rangen,  weld^e  i^r  Slnblief  wedt,  bered^tigen  ba^er  unfere  ©teile  unter 
bie  benfwürbigften  Orte  weltgefc^id^tlic^er  ^ebeutung  ju  jä^Ien. 
@d  ift  eine  ©tätte,  wie  wenige  geeignet  jum  92ad^benfen  aber  bie 
SSergangenl)eit  unb  bie  SSerfettung  oon  3D?enfc^en)c^idfaIen.  3)ic  oon 
ber  ©onnenglut  brennenben  ^etöwänbe,  ba^  ^eraufbringenbe  äiaufc^en 
bed  Sluffeä,  ber  ?lu^blid  auf  ba^  btoue  SDieer  machen  fie  lanb« 
fc^aftlic^  reijOoQ,  unb  fie  ^at  ftetd  bei  ben  @inwot)nern  ä3etrutd 
einen  JRuf  in  biefer  ^nnfid^t  genoffen.  3)er  greunö  orientalifc^er 
@efc^ic^te  wirb  biefe  @d^önf)eiten  in  ber  abgefd^iebenen  Sinfamfeit, 
in  bie  er  fid^  ()ier  oben  leicht  unb  ungeftbrt  3uräd2iel)en  lann, 
gern  benu^en,  um  bie  ©reigniffe,  beren  Erinnerung  hiermit  oerfnüpft 
ift,  an  fid^  üorüberjie^en  ju  taffen.  Unb  wenn  er  bie  ®ef(^id)te 
weiter  oerfolgt,  fo  wirb  er  nac^  ben  äg^ptifd^en  unb  aff^rifc^en 
^eeren,  nad^  ben  ©ölbnem  Stebufabne^ar^,  ju  benen  fc^on  bie 
©riechen  unb  oorberen  ftleinafiaten  i^ren  Xeit  fteDtcn,  Sllejanberö 
unb  ber  ®iabod^en  ^eere  bie  alte  SBegenge  burc^äiel^en  fel)en.  S)ie  rö^ 
mifc^e  ^errfc^aft  baute  bann  bie  neue  ©trafee,  weld^e  nod^  Sljjanlinern 
unb  Strabem  biente.  3(uf  i()r  jogen  auc^  bie  gepanzerten  ©d^aren 
ber  ftreujfol)rer  um  ba^  SSorgebirge,  um  baö  „f)eitige  Sanb"  ju  be* 
freien  unb  ©c^age  ju  gewinnen.  3)ie  3)eric^te  über  ben  erften 
^reujjug  erwä()nen  bie  ©teile  au^brüdlic^  unb  betonen,  ba^ 
man  fie  unbefe^t  gefunben  I)abe,  aU  man  oon  9^orben  (äntiod^ia) 
^er  oorrüdenb  nac^  Serufalem  jog.  Unb  fo  muß  jebe^  ^eei  unb 
faft  jebef  9teifenbe,  ber  bie  bequeme  ftüftenftrafee  jog,  an  ben  alten 
^enfmälern  oorübergefommen  fein  unb  mand^e^  Singe  mag  mit 
^erwunberung  auf  ben  unoerftänblic^en  ^en^en  einet  oergeffenen 
SBergangenl)eit  geweilt  l)aben,  bi§  bie  Oom  SBetter  jerftörten  Siefte 
ber  3ladfroelt  i^re  @efc^id^te  wieber  ju  enthüllen  begannen. 


^T  ^unMflub  unb  bad  eorgeblrge  ®.  3^6.  ^te  tCIte::  unb  bie  aUhner« 
ftrabe  6.  6—8.  S)ie  btei  S)enhnälet  Stamfe«'  II.  ®.  8—10.  Xiglat^^ilefar  I. 
®.  11/12.  SHe  aff^rifc^en  ^ittmAIev:  9ffuma{tT))aI  6. 14.  ©almanaffar  II. 
(S.  15/16.  «bab-nirari  @.  17.  Xiglat-^ilefar  m.  @.  18.  ©an^rib  6. 18/20. 
«ffar^bbon  ®.  21/22.    92ebtttabnesat  @.  28-27. 


©er 


Jlf^e  Ötüni 

&tmtinvttfl&nbti(lit  ^atfttttwM^tn 

tttAUM^t^tttn  von  Ht 
Cftfitt  ^Ciit^Mi 


1.  0<ft<3r4.  ^rof.  Dr.  Jriebrtcf :  jRfurSantf^af  und  Me  afTl^nfc^e  IBCufiut 

r<tn<r  'itit    driti  17  JR66tfbttn$en. 

2.  Kfu^e,  Dr.  S9<o&or:  ^te  jS^fiter.    39re  <B<rc9tc9te  unb  ißre  3nfcSriften 

({Vltt  5  ilBBtfbungen  und  Hdttditn  der  ^i^ndcrte. 

3/4.  Jeßnpfund,  Dr.  ({ludoff:    (9a6^fonun  in  feinen  voititi^fttn  Q^utnen« 
ftSiUn.    (jflit  16  (pfinen  der  (^utnenfefder  und  3  JlBBtfdungen. 


1910 


f< 


\ 


vJt 


n.  34»ts««9.  Der  Jlltc  OricNtilAAY     3  i^^^ftpi 

«ascn  (4  ««HO  »«Mu«j«»«b«n  wr  4«t  j^„ 

X  B.,  («k.  3  m.  Uerd(ratiatitd)cn  6(tell$d)afi  (€.  U.)  to  Pfimi« 


nfurbanipal 


unb  bie 


affyrifd)e  Kultur  feiner  3eit 


Pon 


friebrid)  Delitjfd) 


mit  17  nbbilbungen 


Eeipzig 
V  ).  C.  f)inrid)s'fd)e  Budjijanblung 

1909 


Die  Uordera$iati$d)e  0e$ellsd)aH  (€.  U.) 

mit  dem  Itiz  in  Berlin 

btftotdi  bie  Sdrberung  ber  toorberaftatifc^en  6tubten  auf  ®runb  ber  ^eittmSIer. 
@te  gibt  »tffenfd^oftnc^e  arbeiten  i^rer  SIRttgUeber  in  gtoanglofen  heften  ald 
,,9RitteiIungen  ber  ^ocberofiatifc^en  (Sefetlf^aff'  unb  gemeinber- 
ftänblic^e  ^arfieHungen  üiertelifibrlt^  unter  bem  3:itel  „^er  %tte  Orient" 
^erouJ.  Sfemer  toxH  bie  ©cfcttWaft  bie  ©efd{)affung  neuen  SRaterioÖ  anregen 
unb  unterflüteii.    ^ie  ®e|e1!f(^aft  ^ä^U  gegentoärtig  497  Slitgliebcr. 

^eriä^rli(^eajlitg(ieb»beitragbetr&gtlO902art,n)offlrbie,,Wittettunaen" 
({onft  Ibm.)  unb  „^er  «Ite  Orient"  (fonft  2  2».)  geliefert  »erben.  —Auf- 
nahme aUSRitglieb  erfolgt  burc!^  ben  ^orftanb  auf  einfache  9(nmelbung  beim 
Schriftführer.  —  S^^^^ng  ber  Beiträge  l^ot  im  3anuor  an  ®otf  Reifer  »erlag 
Berlin  S.  42,  ^ranbenburgftrage  11,  ^u  erfolgen. 

^er  »orflanb  beilegt  j.  3t.  au«:  $rof!  Dr.  g.  oon Sufd^an,  1.  SJorft^enber, 
griebenau  b.  ©erlin,  ©ega«flr.  9;  $rof.  Dr.  SR.  ipartmann,  2.  »orftlenber, 
^erm«borf  (^arf):  Dr.  ß.  fRcfferfc^mibt,  ©(^riftfü^rer,  ©erlin  W.  15.,  ^fal^bur- 
gerftrafte  5;  «Prof.  Dr.  §.  SBincfter,  SBitmerdborf;  $rof.  Dr.  ör.  9Rei|ner, 
»reÄlau;  Sic  Dr.  «Ifr.  3cremiaö,  fieipaig;  $rof.  Dr.gf.(g.«|Jeifer,ftömg«berg; 
Dr.  gfrci^.  t)on  ©iffing,  SRünd^en.  —  Herausgeber  ber  „IRitteilungen":  ?rof. 
Dr.  ^.  gßinrflcr,  ©ilmeriborf  b.  ©erlin,  ©ingerftr.  80,  be«  „«Iten  Orient": 
3)crfe(bc  unb  Sic.  Dr.  Älfr.  Scrcmia«,  ßei<)iig,  $au|)tmannftra|e  3. 

Inbalt  der  bitDer  ersd)ienenen  l$elle  des  „Jfiten  Orient"  (Preis  60  PI.): 


Ägypter  ald  Krieger  unb  Eroberer  in 

«ricn.  Täbh.  9B.  ^.  aRüUcr.  5i 
^UbabQlonijc^ei»  iRec^t.  SJlit  1  $lbb. 

©on  ©.  aRcißncr.  7i 
«marha-3eit.  ©on  ©.«Ricbu^r.  1« 
Arabien  öor  b.  3«Iam.  O.SBeber.  3i 
?lromaer.  ©on  ?l.  @anba.  4s 

9Ifurbantpal  u.  b.affijr.lhiltur  feiner 

3cit.  17 Abb.  ©on 5.^ elitf 4  lli 
dtlitopienUlbb.^.i^e. Rätter.  6a 
©abQlonif(i^e  ßt^mnen  unb  ®ebete. 

©on  ^.  Qimmern.  7s 
5S>ämonenbef(^ioörung  bei  b.  ^aht)* 
•    lonicrn  u.  ^ff^rcrn.  O.SBeber.  74 
Deutung  berQufunft  bei  bcn  ©obp- 

Ioniernu.?lff9rern.Ä  Ungnob.lOe 
Cntaifferung  ber  fteitfd^rift.  3  ^bh. 

©on  ß.  aWefferft^mibt.  5s 
Cgu|)^ratlänber  unb  ba^  ^tttelmeer. 

gjlit3?lbb.  ©on  H.  SBincIlcr.  7a 
gfeftungSbau  im  ^Cften  Orient,  ä^it 

15  9(bb.  ©on  $(.  ©illerbed.  U 
gorfd^ungftreifen  in  6üb*Ärabien. 

3  ^ortenfl.  u.4«lbb.  O.  fBeber.  8« 
®efd)id)te  ber  6tabt  ©ab^Ion. 

©on  4>.  SEBindler.  6i 
®Iaferd  gforfcbungSreifen  in  @üb« 

arabien     mt  1  ©i(b  ®laferd. 
©on  Dr.  Otto  f&tbtt.  lös 
f^ammurabi.  8ein  ßanb  unb  feine 

3eit.aRit3«bb.©ongr.UImer.  9i 
^ammurabiiS  ®efe(e.  a^Ht  1  "Sibb. 

©on  Sq.  SBindler.  44 
^ettiter.9«[bb.a9J(efferf4mibt.  4i 
^immeld-  u.  SSeltenbilb  ber  ©ab^« 

(onier.  2  Zbb.   $.  3BincI(er.  3a|8 


^öUe  unb  ^arabied  bei  ben  ©ab^« 

loniern.     ©on  %.  Seremiad.  Is 
Kei(f(!briftmebiain  in  $araDeIen. 

ISd^riftt.    Sfrei^.  b.  Oefele.  4s 
9)lagie   unb  3<^uberei  im   alten 

£^))pten.  ©on%.  93iebemann.  64 
9Hniöe«  SBiebcrentbechtng. 

©on  fd,  3e^npfunb.  5s 
$^öniater.  ©on  m  b.  San  bau.  24 
$böni}.  3nfd^rift.  S3.  b.  ßanbau.  8s 
$^gten.     'SRxt  15  ^bbilbungen. 

©on  €.  ©ranbenburg.  9i 
^olitifd^e  (^tmidhmg  ©ab^Ionien« 

u.  ^tff^riend.  ©on  H-  5BindIer.  2i 
San^erib.    S^önig  Don  ^fftjrien. 

©on  O.  3Beber.  6s 
©4rtftu.  @prad^e  b.  alten  Sg^pter. 

^it3S(bb.  $ß.  Spiegelberg.  8a 
8tabtbi(boon©ab^lon.  9JHt  19(bb. 

u.  2  $(öneu.   %.  S^.  Sßeigbac^.  54 
^eflf^alaf.  SRit  Iftartenff.  u.l5«bb. 

©on  9R.  0.  Oppenheim.  10t 
Xoteu.^oten«92ei(be  im  (Glauben  b. 

alten dg^pter . 9[.%Biebemann.  2s 
Unter^altungdliteratur  ber   alten 

ägi)bter .  ©on ^.^iebemann.  34 
Urgefd^ic^te,  ©iblifd^e  u.  bab^lon. 

©on  ^.  3iinmern.  2s 
©d(f  er  ©orber  afiend.  &.Sßin(!ler.  li 
Da8  ©orgebirgc  am  9{a^r«eUfte(b 

u.  feine  Denfmfiler.  1  ftartenfL 

u.  4%bb.   ^on  $.  SSindler.  IO4 
9BeItf4epfung,©ab^Ionifdie.  1  fibb, 

©on  £>.  SSincfler.  81 
^er  3agro9  u.  feine  ©difer.  9lit  8 

J^artenfl.u.SSmb.O^.^üfing.  9s|4 


92i^t  auf  bie  9)ä^ne,  bte  bie  SBelt  nur  bebeutet,  möchte  biefeS 
$>eft  fähren,  fonbem  auf  bie  ISäl^ne  bed  9ße(tt§eateri^  fetbft,  toie 
fie  fi(^  jc|t  unfcrm  SKcfe  barftettt,  nac^bem  bcr  fte  jioei  3a^t* 
taufenbe  l^inburc^  t)erfc^Ieternbe  Sor^ang  burc^  bie  t)ereinten  ^e^ 
mu^ungen  bet  bret  großen  euro)}äifc^en  ftultumationen  gehoben 
motben  ift. 

^efe  äßeltbü^ne  t)erfe^t  uni^  in  eine  befonbeid  groge  unb 
felbft  für  bie  Segtjeit  nod^  benhuärbige  ^eriobe  ber  t)orberafiatif(^en 
®efc^id^te:  in  bie  3^^^  ©arbanapaU,  bie  3«it  ber  aff^rifc^en 
@argoniben. 


S)ie  aff^rifcl^e  S^^aflie  der  iS^ar^oniöen* 

722  Saimkfn  705 

Sargon  II 


705  Sinaher!ba  681 

Scmherib 


kfmnMMmm         Asor-ila-muballitia       680  AsanUddina  669 
^"^^  (auch  AfiHr-eHl-UAni- 


■mkia-apln  genannt) 


668  AjBlirbftll(i)aplll  626        Samafi-Sum-nkfB         Ajur-mukxn-palSa 
A»au,ppar.  Sardanapal      (König  von  Babylon  «69-«48)  und 

Asur-etil-samd- 


irfitim-uballitflu 


626  Asur-etU-ilftiii-akiiiiii        Sin-sar-iskun  606 


|(Tf{5tuu^  ({Im<i9e0  606 


4  ^e  SatQimibeit.  910.  XI,  1 

@tn  unb  ein  ^albeS  Sai^rtaufenb  ^atte  ber  aff^rifd^e  ©taat 
beftanben,  t>iele  Sa^t^unberte  l^inburd^  unter  einem  einzigen,  bie 
^)errfcl^Qft  ununtetbro^en  t)om  Spater  auf  ben  @o^n  üererbenben 
^rrfd^ergefc^Ied^t  ^  —  ba  gefd^a^  ed  tut j  Dor  ber  (Eroberung  @Qma<^ 
rien^,  ba^  boS  Königtum  ©almanoffard  IV  im  Sa^re  722  t).  S^r. 
einem  Ufurpator  anheimfiel,  ber  feinen  ©tammboum  ebenfalls  auf 
ein  uralte^  ©errfd^ergefci^Ied^t  ber  ©tabt  STffur  jurücffü^rte  *  unb 
aU  ©argon  II  ben  Xl^ron  beftieg*^.  ^iefe  ©argoniben:  ©argon, 
fein  ©ol^n  ©an^erib,  fein  Snbl  Slfar^abbon  unb  Urenlel 
Slfurbanipal,  ber  griec^ifd^e  ©arbana^al  —  alle  Dier  auc^  im 
SQten  ^eftamente  eüoä^nt  —  fährten  bad  afft^rifd^e  Steid^  feinem 
planDoD  unb  jä§  erftrebten  !^\tU  eined  üorberafiatifd^en  SBdtreid^ 
nö^er  unb  n&^er.  ®on  einem  biinjig  Keinen  ©tammlanbe  aud 
jbiangen  biefe  mirflic^en  „Übermenfc^en"  allen  t)orberafiatif^ii 
9$ßUem  t>on  jtleinafien  unb  (£Q|)em  bid  nac^  ben  Snfeln  bed  ^er« 
fifd^en  ®oIf^  unb  üon  ben  fd^neebebecften  lOergtetten  Itrmenien«^ 
big  ^inab  an  bie  fonnigen  Ufer  bed  9}il  i^ren  eifemen  SBiDen  auf. 
©ie  üer|)flan5ten  bie  Sßölfer,  tool^in  immer  ed  i^nen  gefiel,  um 
ieber  nationalen  @r^ebung  nad^  äRöglic^feit  t)orjubeugen  unb  einen 
mirQid^en  (Sin^eit^ftaat  ju  fc^affen.  ©o  ivurben  auc^  bie  je^n 
©tSmme  3fraete  fernlveg  üon  i^rer  ^imat  jerftreut:  an  bad  Ufer 
be^  (S^^abor,  nac^  S^alad^  in  ber  Stiftung  bed  9San«©ee^  unb  in 
bie  ©tdbte  äRebien^,  m&^renb  an  i^rer  ©tatt  in  ©amaria  toit 
Galiläa  SelDO^ner  mefi)|)otamifc^«f^rifd^er  ©tSbte,  oome^mlid^  aber 
Sab^Ionier  aud  Stutl^a,  ^abel  unb  @xtd)  angefiebelt  tourben.  (Skinje 
Stationen  muj^ten  ^ronbienfte  leiften  fär  i^re  äbergeioaltigen 
^Bauten   unb  abenteuerlid^en  $Iäne.    .tein  ^inbemi^  fc^redEte  fie 

1)  6te^e  bie  ^errfcberlifte  (Beigabe  IV).  fbtmtdtxatottt  x\t,  »a«  S)tobor 
11,21  fagt:  „'i>tm  9HnQa8  gU^en  bie  folgenben  SN^nige  m&^renb  einer  Steige 
üon  30  ailenf^enaltem,  xoo  immer  ber  Sol^n  bom  Sater  bie  ^errf c^of  t 
erbte.'' 

2)  @argon  unb  feine  9}od^tommen  be^eid^nen  fi^  al^  ,,aItIdnigU4en  Qk» 
blütd",  inbem  fte  i^ren  Stammbaum  auf  einen  ^rUralten"  ^it&ni^  t)on  Affur"^ 
namens  OeUbani,  @o^n  bed  fLbai,  jurflcffa^ren,  ber  fogar  aU  «Oegrflnber 
befi  off^rifd^en  Mnigtumd''  angef^roc^en  toirb. 

3)  i)er  SHa^tteid  eined  ber  aiteften  3eit  ange^örigen  aff^rif^en  ^^errfcl^eri 
nameni»  @argon  (©(^arruKn)  —  f.  bie  ^rrfd^erlifte  (IBeigabe  IV)  —  erfl&rt 
bie  Se^ei^nung  Sargonf  ald  ®argon  II  (64atruKn  arlu,  III R  2)  in  einfacherer 
unb  natfirli^erer  Seife  ali  bie  frfl^ere  9lnna^me,  bag  mit  Sargon  I  ber  alt« 
bab^Ionifd^e  Mnig  ®<l^argani«f4arn  gemeint  fet,beften  9lamt  aOerbingS  ebenfoHS 
in  <54arrufin  umgemanbelt  tvorben  toax  (in  ben  Omentafeln  }.  0.,  in  ber 
9u#fe^ung«Iegenbe,  ber  S^ronif  unb  anberoörtil). 


W).  XI,  I  OTofataUn  bn  Satgontbcn.  5 

jutüff,  üUübeiaH  fanb  i^r  SBiKe  ben  Säeg,  roie  übttlwupt  bie  ®«» 
f^ic^te  affqiten^  bejeid)net  toeriien  barf  al^  ein  ctnjigetf,  in  91iefen> 
tttttrn  eingeflrabeneö  „SBo  ein  9BiQe,  ift  aui^  ein  SBeg".  SB 
Sait^b  j.  93.  bfn  $ian  fagte,  ber  nod)  feinem  .<^nig  doi  i^m 
in  b«i  Sinn  gefornmen  wot,  bie  ISIamiten  Bon  bet  »Seefeite  ier 


«bb.  1 :  $^Ontjifd)t  @4iffe.    (ffitlitf  au<  bcm  Vala^  San^nib«.) 

anjugietfen,  liefe  et  in  Stineroe  am  Xigri«  unb  in  2)irebf(^il  am 
Si^ftrint  burdi  p^önijifc^e  @(^iffbauer  3)^eerfd|iffe  bauen,  mit 
tqrift^,  fibonifc^n,  ionifc^n  ä^atiofen  tiemannen  unb  bann  beibe 
^ttUlen  jum  ^[tabe  bee  $erfi[c^en  3Reece<ä  bringen:  bie  Don 
Siicbfi^f  auf  bem  ISup^iat,  bie  Don  9iineloe  auf  bem  Xigrid  biä 
ifinab  }ui  Stobt  Dpiä,  ivo  fie  bann  and  Sanb  gebradit  unb  auf 


6  9(futbaiii^fö  «iigexc  ^fofge.  HO.  XI,  1 

SBaljen  b\^  pm  Sional  Krod^tu  gefd^Ie)))>t  koerben  muJBten,  um  auf 
biefem  nod^  ^ob^Ion  unb  weiter  in  ben  @ut>l^rat  ju  gelangen.  äBenn 
t^  \\d)  betoA^tt,  bag  biefe  k^on  @an^erib  bargefteUten  @c^iffe  (f.  %Vb.  1) 
f^^ftntjifd^e  SKeerfc^iffe  finb,  auf  benen  bte  SBeioo^ner  einer  p^ftni« 
}if(^en  ^ftenftabt  in  ba^^  SReer  (bead^te  bie  ja^Iteic^en  ©eefteme) 
flüchten,  fo  »Qrbe  uns^  bieS  einen  »iQtommenen  Stn^alt  gemäl^ren 
für  bad  Slui^fe^en  icner  aff^rifd^en  Äriegöfc^iffe.  Sei  einer  ber 
beiben  ©d^ipgattungen  f&Öt  befonberi^  auf  ber  fc^arfe  ©c^iff^« 
fc^nabel  nad^  Slrt  einer  ^flugfd^ar,  fotoie  ber  9Kaftbaum  mit  ben 
SRal^en;  bie  ©egel  finb  aufgetud^t.  ©pejieQ  in  militdrifc^er  §in* 
fid^t  gab  ed  für  bie  Sargoniben  fein  ^alt!  S^ac^bem  ®argon  bie 
legten  ^ttiterftaaten  t)on  ^arfemifd^  unb  ^amat^  niebergefdmpft 
unb  aud^  bie  iKad^t  ber  ^^ilifterft&bte  gebrod^en  l^atte  (in  unferer 
©ejeid^nung  jener  toeiten  fiänberftrerfen  aU  „  Serien "  lebt  ja  ber 
9{ame  SffQrien  bid  ^eute  fort)^  ma^te  ^farl^abbond  Sinna^me  üon 
3Rtmp^^  }eitn)eife  fogar  bai^  ^l^araonenreid^  ju  einem  SJeftanbteil 
bc«  afftjrifc^en  9teid)ei^.  9Sor  allem  aber  toar  e^  Jlfurbanipal, 
ber  tro^  öiclfac^er  äBiberloärtigfeiten  unb  jum  Xcil  gefal^röottfter 
ipemmniffe  bie  aff^rifd^e  STOa^t  auf  ben  ^öd^ften  erreid^baren  ®ipfcl 
fül^rte.  ®Ieic^  ber  SSlnfang  feiner  Regierung  toar  infolge  öon 
©ruber jtoiftigfeiten,  wie  t^  fc^cint,  öon  fc^toeren,  büftcren  SBoIfen 
öerfinftert  —  ber  ftolje  fiönig  »eint  in  jerriffcnem  @(etoanbe  an 
ber  ®rabftatte  feiner  SBSter  ob  aü  bed  ©c^toeren,  ba«^  er  ju  er* 
leiben  ^be,  „aU  märe  er  einer,  ber  bie  ®ötter  nid^t  fürchtete"*.  Unb 
in  ber  9Ritte  feiner  ^Regierung  vereinte  fein  treulofer  3i^iHing^brubcr 
®c^amafc^*fc^um«ufin,  ben  er  felbft  erft  jum  Äönig  über  SBabtjIon 
eingefefet  ^atte,  eine  SSöIferliga  gegen  ?(fft|rien,  bie  ben  aff^rifc^en 
©taat  in  aßen  feinen  3"9^"  erbeben  ma^te.  aber  SfurbanipaU 
nie  t^erjagenbem  Tint  unb  unbeugfamer  Xatfraft  gelang  ed  trot3 
allebem,  nid^t  allein  feiner  geinbe  in^efamt  ^err  ju  merben,  fon^ 
bem  obenbrein  im  ©übmeften  biö  X^eben  fiegreic^  öorjubringen, 
bie  aWat^t  bcö  ät^iopifc^en  Stönigö  jcrbred^enb,  im  9?orboften  aber 
@ufa,  bie  nie  bejtoungene  ^uptftabt  ht^  mächtigen  (£Iamitenreid^e^, 
ju  erobern  unb  öon  ®runb  auö  ju  jerftören. 


1)  3üt  @9ret  üH  IMüraung  Don  HfT^Tet  i»gt.  }.  9.  etrobo  524: 
M<lito^9Rebien  (mit  ^au|)tftabt  (Efbatana)  be^ertf(!^te  in  alter  geit  gana  Vften, 
noc^bem  ed  bad  Siei^  ber  S^rer  Demt<!^tet  l^atte". 

2)  „^  fcufae:  C  (3ott\  t>tm  9Hd|tfflr^tenben  gib  e«,  Ia|  mt(^  fe^ 
bein  St^t!  9t«  mte  lange  toirft  bn  biefe«  mit  antun?  mte  einem,  ber  ^tt 
unb  «öttin  ni^t  fürchtet,  gef^ie^t  mir"  (E.  891  ®4hi|). 


IG.  XI,  1  Xie  Sogen  Don  ©atbonapal.  7 

Z)ie  Xuffinbung  bei  out^entifd^en  ©d^tift«  unb  j^nftbenfm&ler 
S(furboitit^Q(«@QtbanapaId  ^at  in  banfen^bierter  SBeife  für  alle  3^1 
jenen  ©agen  unb  Srbid^tungen  ein  @nbe  bereitet^  bie  fid^  im 
Saufe  ber  Sol^t^unberte  an  ben  92amen  biefed  berühmten  ^ff^ter«» 
{önigs^  gelüftet 

(£d  ift  @age,  ttienn  J^efia^S)iobor  @atbana|ml  mit  feinen 
^Quen  unb  @(^^n  fid^  felbft  Derbtennen  l&%t,  um  nid^t  in  bie 
f^nbe  ber  3Kebet  ju  faßen^  —  e^  tat  bied  fein  ©o^n  ©in* 
fc^t^fc^fun,  gtied^ifd^  ©arafo^,  20  ^a^re  nad^  ©arbanopald  %ob\ 
3>ie  ©oge  l^ai  bie  3^at  bed  legten  n)irKic^en  aff^rifd^en  ^dnig^  auf 
beffen  Später,  ben  legten  großen  aff))rifd^en  ßönig,  übertragen,  ganj 
ö^nlic^  to^ie  in  ber  jübifd^en  ©age  ^elfajar,  ber  ©o^n  bed  legten 
toenig  bebeutenben  (S^albäerfönigS  9{abunaib,  aU  ©o^n  be^  größten 
S^albderfönigS  9tebufabnejar  erfd^eint  SHe  fleineren  ©terne  Der» 
bleich  im  %ebel  ber  ©age. 

9IS  ©age,  ber  eine  anbere  ißamen^^  unb  ^erfonenDertoec^e* 
(ung,  ndmiidi  ©arbanapafö  unb  ©an^eribS,  anhaftet,  mag  ed  aud^ 
gelten,  toenn  griec^ifd^  ©d^riftfteUer  ein  ©teinmonument  untoeit 
ber  tleinaftatifd^en  ^afenftabt  äRerfina  gemäJB  feiner  DieQei^t  Don 
niemanbem  jemals  gelefenen  unb  Derftanbenen  Snfd^rift  aU  bad 
„(Srabmal  ©arbanopate**  an^px^tn\ 

Sticht  ©age  aber,  fonbem  bie  Untoiffen^eit  öerfd^Ieiernbe  ©ic^* 
tung,  au!^  ben  ^ngem  gefogene  orientalifd^e  ©efd^ic^tf^fälfd^ung 
ift  ed,  toa^  ^efia^,  ber  griec^ifd^e  Srjt  am  ^ofe  bed  ^erferfönigd 
XrtajerjreS  9Rnemon  —  gett)i^  im  beften  ®lauben,  aber  total  irre* 
gefu^  burc^  feine  pcrfifd^en  Dermeintlid^en  DueQenfc^riften  — 
über  bie  ®cfc^ic^te  äff^ricn^,  über  SRino^  unb  ©emirami^,  beren 

1)  6ie^  99eiga(e  I,  a. 

2)  (B  liegt  nic^t  ber  minbefte  (^xnvh  üot,  an  bet  butd^  fCb^benud 
({ic^  ^9eigabe  I,c)  bezeugten  Selb^üerbrennung  bei»  Ie|ten  tljf^retfdnigS  iu 
pmifda.  )ftud)  tlfnibanipatö  8ruber  ®c^amaf^f(i^ttm*ufin  „ffcflr^te  fx6^  in  bad 
geucr'',  um  ber  furd^tbaten  ffiaä^t  M  ajf^rif^en  ftöntgd  ^u  entgegen.  @tatt 
bei  ftrimilligen  §Iammentobed  fHirjte  man  ft4  t^o^I  au4  in  bad  eigene 
Sd^toett  (»ie  bied  aud^  ftönig  ®aul  tat,  f.  1.  6am.  31, 4),  um  nid^t  bem 
gthtb  kbenb  in  bie  $&nbe  jn  faQen.  9Ud  9labu^bamiq,  einer  ber  elamttifc^en 
dfoo^  Xenmmand,  fa^,  mie  man  bai»  abgef(!^lagene  ^aupt  fetneft  ^ttm  naä^ 
9Kne»c  t^erbrad^te,  bnt^bo^tte  er  fid)  mit  feinem  eifemen  diüstelboU^  (fCfutb. 
BttL  135,56).  Unb  aU  ^furbanipal  üom  Slamitenfönig  Ummanalbad  bie 
8»lliefenmg  bei  d^albfiif<!^en  ^rin^en  9labu«bel«f4umate,  hH  dnfeliS  aReroba^« 
btlobani,  forbeite,  butc^bo^tten  biefex  unb  (ein  9iiappt  fl^  gegenfeitig 
(V  R  7. 28  ff.). 

3)  @te^  Beigabe  n.  . 


g  ^ec  6atbana|)al  bed  Sltefla#.  910.  XI,  1 

@o^n  lRtn))a^  unb  ü6er  „®Qrbana^a(,  ben  legten  einer  großen 
Steige  uitbebeutenber  ^errfc^er'',  ju  erjo^Ien  tm%  unb  toad  bann 
toetter  butd^  3)iobor  —  getoife  ebenfalls  im  beften  ®Iauben  —  und 
überliefert  toorben  ift.  SBenn  fc^on  ^erobot,  aU  er  ettoa  100  Sa^re 
nac^  Sab^Iond  Eroberung  bur^  @)^ru£^  in  SBob^Ion  tt>eilte,  nic^t 
einmal  mel^r  ben  Slamcn  SRebufabnejarsi  erfuhr,  fo  Id§t  fic^  ben!en, 
bafe  bie  öcrmeintlic^en  pcrfifd^en  Urfunben,  benen  Jttefiae  feine 
SRitteilungen  entnommen  ^aben  toxü,  über  bad  noc^  früher  jugrunbe 
gegangene  aff^rifd^e  SReic^  gar  nid^td  me^r  loufeten,  mie  fic  ja  fo* 
gar  über  bad  öon  ben  5ßerfem  felbft  beenbete  mebifc^c  9ieic^  famt 
beffen  S^ronologic  öollftänbige  Unfenntniö  jeigen.  SHIe  @)ef^i(^td« 
forfd^er  —  ed  genügt  ben  Siamen  "ä.  u.  ®utfc^mib  ju  nennen  — 
ftnb  je^t  barin  einig,  ba^  ,,bie  Unglaubmürbigfeit  ber  burc^ 
3!)iobor  fiberlieferten  Söerid^te  beö  Ätefia^  aU  gefid^erter  ®eftft  ber 
®efc^i(^tdtt)iffenfc^aft  angefe^en  »erben  barf'',  ober,  tote  toir  anber« 
todrtd  lefen,  ba%  „h\^  in  ^lu^jügen  burc^  ^iobor  erhalten  geblie« 
bene  aff^rifd^^mebifc^e  ®efc^id^te  be^  StteftaS  in  ber  ^u^tfac^e 
nid^t^  anbere^  ift  ald  ein  ^iftorifc^er  Stoma n,  au«^  umlaufenben 
falfd^en  Überlieferungen  unb  eigenen  fecfen  (Srfinbungen  fomponiert. 
^efia^  toeid^t  überaQ,  mo  er  fontroQiert  toerben  tann,  t>on  ber 
^iftorifd^en  Sßa^r^eit  ab.  Unb  ooQenbd  feine  Angaben  über  bie 
aff^rifd^e  ®efd^i(^te,  bie  lange  genug  gläubig  nac^erjä^It  mürben 
unb  arge  Sertoirrung  angericf)tet  ^aben,  ftnb  burc^  bie  neuerbingd 
erfc^Ioffenen  aut^entifd^en  CueHen  Sügen  geftraft  toorben***. 

„@d  liebt  bie  SBelt  baö  Stra^Ienbe  ju  fc^märjen".  SBtr 
fuc^en  oergeblid^  nac^  ber  Icifeften  ©pur  eined  ®runbed  für  bie 
auöfc^toeifenbc,  pert)erfe  5ß^antafie  ber  perfifd^en  @kmd^rdmdnner 
bed  Ätefiad,  benen  jufolge  ©arbanapal  „fic^  aufeer  bem  $alafte 
tion  niemanb  fe^en  lieg,  auc^  ganj  mie  ein  93eib  gelebf"  ^abe. 
„Unter  ben  Äebsmeibem"  —  fo  Reifet  ed  —  „feine  ^6t  ^in* 
bringenb,  fpann  er  5ßurpur  unb  bie  feinfte  JBSolIe.  6r  trug  ein 
^rauenfleib,  unb  fein  ®efid^t  unb  ben  ganjen  Jlörper  ^atte  er 
burd^  ©d^minfe  unb  burc^  anbere  3RitteI  ber  ^^lerinnen  fo  ent« 
mdnnlic^t,  ba§  fein  moUüftigeis  äBeib  metblic^er  audfe^en  tonnte. 
9uc^  eine  tt^eiblic^e  ©timme  ^atte  er  ftc^  angemö^nf.  Gegenüber 
biefen  ^ntaftereien  genügt  ^,  auf  bie  Sagbbilber  aud  bem  SStoen» 
jimmer  bed  ^alafted  ©arbanapald  ^injumeifen,  bie  ben  Stdnig  %fur« 
banipül  geigen,  mie  er  etma  bem  an  feinem  ^ferbe  ftd^  feftfraOenben 


1)  fix.  Sübfer«  9leal(esifoit  be«  Kaff.  %UtxU,  7.  «ufl.,  «rt  IHtM. 


flC.  XI,  1  Hfuirbonipai  als  3igcr.  9 

ydioen  bie  Üanje  in  ben  ffladien  itöfet,  oöer  in  fiffa^rDoUem  5taötanH)f 
bem  Äönig  her  SBüfte  ju  Seib  ge^t  (f.  Abb.  2).  liaä  ?llt(  Xeftament 
allein  f)at  Mw^t,  wenn  «s,  entgegen  ben  Sntftellungen  b«r  ©riechen 
unb  Sömet,  ÄJenappar,  b.  i.  "Mfurbanipal,  bie  Spitfteta  gibt  (gfra 
4, 10):  „bev  ®rofee,  bet  feertlit^e".  Sarbünapal  root  in  ber  %at 
ais  Säger  fomo^I  mie  ali  Jlttieger  ein  ^Ib  Dom  ®<^eite[  bid  jur 
Soble.     Sein  9tame  mirb  in  aUe  3«t''"f'  '''f  llöt^(te  SKatötfülIe 


11bb.2-.  WuibanUial  im  ftampf  mit  btm  SBmtn.  (Slelitf  bcd^kclinnWufcumt.) 

unb  ben  @$tpfel  bet  triegetifc^n  Srfulge  beä  affqiift^en  'iOfilitäc- 
itaoW  bejeit^nen. 

■Die  ^ra^e  liegt  notje,  roie  e«  benn  !am,  bafe  Slff^rien  ju 
btefem  etften  aJtilitdrftaat  bei  alten  SBelt  toutbe  unb  fidf  ali  ]oUliit 
bun^  alle  Satir^unberte  ^inburc^  unb  biä  furj  Dor  feinem  Unter>^ 
gang  iut)nU)oU  behauptete,  trog  man(^er  IJIieberlagen,  Don  benen 
aud)  baä  off^rift^e  ^r  nii^t  Vt^äfont  blieb,  liaii  ©e^eimnid  ber 
aff9nf(^n  @ieg(|aftigfett  ift  nit^t  fc^raer  ju  ergrünben. 


10  «ff^rien  bet  txfit  SRilitärftoat  bc«  alten  »elt.         9(0.  Hl,  1 

3ut)0rberft  »aren  bie  SBeluo^ner  bed  off^tifc^en  ©tammlonbeiS, 
bie  ben  ^em  ber  ^Irmee  bilbeteit,  ©olbotennaturen  alleterften 
Stanged.  93on  ^ud  aud  SSab^loniet,  I^Qtten  fi^  bie  Sff^ter,  iirie 
jte  fid^  naä)  i^rer  neuen  ^imat  nannten,  auf  bem  neuen  ®runb 
unb  %oben  in  total  anbetet  SSeife  enttoidelt  atö  bie  iSBemo^net  bed 
äJ^uttetlanbe^.  j&enn  iD&^tenb  bie  tegenlofe  SlQuDialgegenb  SBab^ 
lonienS  bie  gan^e  jlftoft  unb  Qüt  bet  männlichen  SBeDöIfetung 
tagein,  tagaus  füt  bie  ^en^äffetung  beS  [^^tbobend  in  Stnfptuc^ 
na^nt,  loat  in  Slff^tien,  ba$  tt)&l^tenb  bet  3Ronate  92o^mbet  bid 
2Rät5  mit  teid^Iic^n  9legengüffen  gefegnet  ift,  bet  Sttm  bet  93e* 
I90^net  butd^  ben  Sldetbau  nic^t  la^m  gelegt,  fonbetn  blieb  ftei 
fät  3agb  unb  füt  Sttieg.  S^et  au^etotbentlid^e  SReid^tum  bet  aff^« 
tifd^n  Sbene  mie  bet  benac^batten  ©ebitge  unb  @teppen  an  SEBilb 
aQet  3(tt:  an  ^afen,  Stehen,  ^itfd^en,  ©ajeQen,  3Bi(befeIn,  ®tein« 
böden,  an  gtimmigen  SBilbod^fen  unb  (Siefanten,  beten  S^otfommen 
in  aff^tif d^et  ßcit  ffit  5Rotbf t)tien  unb  9D?efo<)Otamien  gefid^ett  *  unb 
fät  noc^  ältete  3^it  je^t  aud^  füt  SBab^Ionien  iDa^tfc^einlid^  gemacht 
ift,  Iie§  bie  Uff^tet  ju  einem  toitf lid^en  Slimtob^öotte  (ögL  äJJic^a  5, 5) 
^etanteifen.  ißox  aUem  n)at  e^  bie  Sötuenjagb,  bie  füt  bie  aff^tifc^en 
Itönige  unb  äRannen  butd^  aQe  3al^t^unbette  ^inbutd^  eine  unfibet«^ 
tteff(id^e@d)ule  bedSBagemutd  unb  unfe^Ibat  fid^eten9ßaffengebtaud|d 
bilbete.  SBit  !önnen  und  faum  mel^t  eine  SJotfteQung  machen, 
totidft  futd^tbate  Sanbplage  bet  äbtot  tD&^tenb  bet  ganjen  ^uet 
bed  aff^tifdjen  Steid^ed  toat  unb  tto^  unauf^ötlid^et  Sagben  blieb, 
liglatl^pilefet  I  (um  1110  o.  S^t.)  tötete  binnen  5  Sagten 
920  i^ömen,  abet  nod^  ju  Stfutbanipald  ^^t  toax  in  ben  infolge 
t)on  äiegengäffen  unb  Übetfc^loemmungen  üppig  gemad^fenen  SBalbetn 
unb  J^od)  aufgef^offenen  dio^tbidtic^ten  bie  !^ö!oenbtut  betmagen 
gebiel^en,  ba^  bie  Ritten  n^einten  unb  ttauetten  ob  i^ted  jettiffenen 
SBiel^ed,  loä^tenb  bie  l^ötoen  immet  toütenbet  ben  jpetben  }ufe^ten. 
SDen  namenlofcn  ©ttapajen,  »eld^e  bie  affijtifd^e  ShHegfü^tung  be* 
bingte  beim  (^tlettetn  in  bie  993o({en  tagenbet  ^^Ifenbutgen  unb 
beim  ^utd^queten  toaffetlofet  3Büfteneien  üoQ  ©totpionen  unb 
@d)Iangen,  fonnten  nut  abge^ättetfte  Stieget  begegnen  —  biefe  ge« 
toanbten,  toettetfeften,  unetfc^toctenen  Säget  umten  allen  Slnfotbe« 
tungen  bed  Sitieged  geumd^fen,  baju  tobedmutig,  toie  ja  bet  Segtiff 

1)  ^ad  (Elfenbein  ber  in  SRefopotamien  fic^  tummeinben  (Elefanten^erben 
Iie|  au4  ben  fig^ptifc^en  Königen  bet  älteren  Qtxt  einen  Sufl  nad^  htm  „Sanb 
amifd^  ben  Strömen"  wert  erfd^inen.  ^er  aff^ft^e  Spante  bed  defanten 
mar  piru,  aber  au(^  pilu,  wie  ein  in  9(ffur  gefunbeneft  IBotabuIar  le^rt. 


aO.  XI,  1  X)ie  9ffqm  all  Qt-in  unb  ®olbalen.  11 

bn  Xobcdfutt^t  jentn  aSöItem  ganj  ftemb  ift.  aSä^renb  SBa6q> 
lonien  (oiitn  Diel  me^r  benn  eine  Sltlij  ^atte,  bntn  älnmeibung 
oft  fd|)Der  genug  fiel,  tpai  bai  affqnj<f)e  SJoIt  ein  Solf  in  Soffen 
unb  bauember  ^ect^twieitfc^aft. 


'Eaju  [am  jmeitenS  bie  tieffUcfie  £(^utung  unb  ^u^Tung. 
Xafl  bie  aff^rifc^en  JCriegei,  mo  immer  ^e  in  gröfieien  Slbteilungen 
eift^rinen,  auf  ben  Sleliefä  in  gleichem  Schritt  unb  ^titt  abgebilbet 
»erben,    nimmt   nit^t   rounber:   o^e   foldien  „^orabefdttitt",   ber 


12  S^uluns  unb  ^^ng  Ui  ^iti.  %C-  II.  1 

({egebenenfaQS  „bis  Gr&e  erbtö^nen"  moc^t,  ift  ja  ein  geoibnetcd, 
tafdied  SSoranlommen  Don  Ziupptn  (aum  benfiiflt.  ?lbet  toenn  mit 
JReliefä  faetrot^ten  roie  bie  (£tftürmung  einer  ^fte  be«  ÜRillantM« 
buT(^  bie  Slfffltet  (f.  ?Ibb.  3),  unb  fetien,  roie  bie  ©olftoten,  Öanje 


If 
%i 

il 

ff 


otKt  ^ogeii  in  bei  ^«^Itti,  ben  ®d)i(b  iit  ber  Linien,  bie  fteilen 
Sturmleitern  empurftettem,  D^ne  bie  £tänbe  ju  gebrauchen,  ober 
roenn  auf  Sarbanopal«  arabift^em  f'^etbjuge  ((.  ?lbb.  i)  bie  berittenen 
^^ogenfdfü^n   uom   galotipierenben  ^rbe  ben  ^^ogen   abit^ie^en. 


.  XI,  1  9(u<rflfhmg  itnb  93emoffnung.  13 

o^ne  bie  S^Qtl  feft^u^alten,  bai^  mutige  iRog  alfo  nur  mit  ben 
©(^leln  regterenb,  fo  lä|t  bied  auf  einen  au|erorbentIid^  ^o^en, 
audf  g^mnaftifd^en  2)riQ  bet  einzelnen  SEBoffengattungen  fd^Iie^en. 
2)o|  mit  ben  3Rarftä0en  Steit^  unb  ^^rf^ulen  üerbunben  toQXtn, 
mitb  audbrüdlic^  bezeugt \  —  Qux  ©d^ulung  bed  Sjrerjierpla^ed 
trot  abfi  bie  auf  t>ielen  ^Ibjugen  erprobte,  bie  ©olbaten  mit 
@iegedjut)erfic^t  erfäQenbe  ^^üffrung  aus^gejei^neter  ^ner&Ie,  k)on 
benen  mir  oud  ®arbana|Kild  3^it  brei  mit  9}amen  fennen:  ^labfi^ 
f(^r«u}ur,  Sel<^ibni,  ^burru.  ^flr  bie  aff^rifc^e  @trategie  \itift 
jiDeierlei  feft:  junäd^ft  burc^  nic^t^  ju  beirrenbe  Dffenfibe,  fc^nei« 
bigfte^  ^auflod  unter  ollen  Umftänben  —  ber  „Anprall  ber 
^djUadfi",  ttrie  man  fagte,  heftete  burd^  alle  3a^r^unberte  ben  @ieg 
an  bie  aff^rifc^en  ^Ibjeid^en.  ^e  erfte  unb  einjige  ^efenfit)e, 
in  iDclc^  ^nig  unb  ^er  gebr&ngt  ttKiren,  enbete  mit  bem  Unter« 
gang  92inetD€^.  Unb  fobann:  Umzingelung,  ©inhreifung  bed  ^nbed, 
toa^  fär  biefe  Säger  bie  gegebene  Xa!tif  toar^  ^[ngriff  ,,auf  ^ont 
unb  ^ante",  mie  ©an^erib  einmal  fagt.  @o  erKdrt  fic^,  ba|  bei 
aDen  fiegreic^  ©(^lad^ten  jumeift  aud^  bie  feinbtic^en  ^ü^rer,  oft 
fogar  ber  feinblic^  j£önig  in  ®efangenfc^aft  geraten;  ba^  in  ber 
@djHadft  bei  Skimadhid,  beren  ^erl^ltd^ung  bad  9telief  %bb.  4 
bient  i>ie  ganzen  9lraberfc^ren  mit  i^rem  ja^llofen  93efi^  an  ^ben, 
oor  aDem  fi'amelen,  in  bie  ^önbe  ber  afft)rifd^en  ^rup|>en  fielen. 
fönen  britten  großen  ^orjug  ber  aff^rifd^en  Slrmee  bilbete 
i^e  oortrefflid^  ^u^rüftung  unb  93emaffnung  in  Xru|«  toie 
in  ©d^^UKiffen.  „©ie^e!  eilenb  unb  fd^nell  fommen  fie  bal^er, 
unb  ift  feiner  unter  i^nen  mübe  ober  f^n>ad^,  feiner  fd^lummert 
mx^  f^löft  ^nem  ge^t  ber  @ärtet  auf  Don  feinen  fienben  ober 
reifet  ber  Stiemen  feiner  @d^u^e.  3l^re  Pfeile  finb  gefd^drft  unb 
aUe  i^e  i93ogen  gefpannt  ....  @ie  brüllen  mie  ein  Sön^e  unb 
er^f(^  ben  Staub,  baß  niemanb  erretten  fann.''  @o  bef treibt 
dienfo  bcrebt  toie  jutreffenb  ber  ^ropl^et  Sefaia  (5, 26  ff.)  bie 
Srmee  ber  ©argoniben.  ^ie  mächtigen  ©e^fd^ilbe,  bie  ed  ben 
9ogenfd^ä^  ermöglichten,  ben  geinb  gebedtt  au^  näd^fter  9?d^e 
ju  bef (fielen;  bie  rafüod  fortgefe^te  ^erbefferung  ber  jur  f8z^ 
rennung  ber  feinblic^en  ^ften  bienenben  £riegdmaf deinen;  bie  9lud<» 
rüftung  ber  ^eger  mit  ipelmen  unb  ^an^em,  ja  berjenigen  ^eger, 
bie  beim  @turm  mittel«^  Seitem  ober  ^uerbränben  ober  SBrefd^e«^ 

1)  @ic^  bod  ean^^erib-^ridma  Stol  VI  58  f. 

2)  ^e  Oegtiffe  bed  Sagend  unb  Umstngelnft  maten  f(!^on  ben  fumerifc^en 

6i^fterfmbexn  ein«:  ^  ^  ]   beb.  „ringS  lunfAIielJen"  unb  „iagen". 


14  Sit  SSnigc  alS  STica«^(b<n.                     «O.  XI,  1 

leflung   bem  ^gel  ber  feinblidien  SSutfgefd^offe  am  meiften  ani- 

gefegt  loaren,  mit  Doüec,  ben  gonjen  SRann  betfenber  ^Janjetung  — 

all  bie«  trug  geimfe  loefenttic^  baju  bei, 

bafe  (ein  feinbtid|e8  ^r,   feine  feinb« 

*  lidie  (Jeftung  auf  bit  ©auer  ben  ?(ff^ 
^  lern  ftanbju^alten  Detmod^te.  Unb  ba 
"  in  ntK^  nie  betretene  SBilbniffe,  j.  ®. 
S"  ber  armenifc^n  SBergfetten,  ^ege  erft 
s.  gebatint  unb  über  jo^Ireic^e  Slüffe  mit« 
%  ttU  ^ontonS  ^Brüden  gefd^Iagen  UKrben 
J  mußten,  »ie  j.  SB.  eine  in  Äupfer  ge- 
s.  jammerte  ©jene  Don  bem  jhipferbcjug 
E  ber  ^ore  Don  iBaloniat  }ur  ISarfteOung 
M  bringt  (f.  9Ibb.  5),  fo  begreift  fid|  leitet, 
%  bo6  ba*  ^pionietwefen  nii^t  minbeu 
g  tt>o£|Ibebfld|te  gürforge  fanb.  ffienn  mir 
^'  enblic^  etTDögen,  Vitläf  geluaftigen  Xro^ 

•  eine  fot^e  ?Irmee,  beren  ffiombattanten- 
-^  jo^I  in  i^rem  3Ra^malbeftanb  etnxi  fünf 
I  unfeter  «rmeeforp«  (150000  Ätieget) 
f  entfprac^S  bemolnienbigle  bun^  9Ia(^' 
^  fü^ng  uon  ^eg^erät,  ^ooiant, 
°  9Baffec  ufm.,  fo  lägt  bieä  auf  eine 
e-  tabeKofe  Oiganifatton  au(^  btS  ZratniS 
'  fcftliefeen». 

»  ^et  nocfi  ein  SSierte*  trug  gewig 
I  befonbetä  mächtig  jum  fSlaa  ber  affq- 
Z  rifdien  ®o(baten  bei,  bag  ndmlii^  bie 
a  ffißnige  felbft  ÄtiegS^elben  loaren 
"  unb  perfönlidi,  nit^t  feiten  in  Begleitung 
£  beS  Stronprinjen,  an  ben  meiften  JJelb- 
i  Jügen  mit  i^ren  ©tiapajen  unb  @efa^ren 
1,  teilnahmen.  SJie  Röntge  nwren  mit 
a  i^rem  ^ere  unb  ebenbamit  mit  i^iem 
s  ißolfe  ju  untrennbarer  @in^eit  &«• 
^  fdimoEgen.  @an^erib  erjd^It,  mie  er  auf 
feinem  gelbjug  gegen  bie  g(eid)  Äblcr- 

1)  Set  ftfinig  €almana[{ai  II  gibt  ba«  „Itufflcbot  \tinti  gonjen  Sanbci" 
mit  102  000  Solbattn  an  (Solm.  €>i.  91). 

2)  £ic  im  gtus^ou*  San^niM  untcigcbia^tcn.  erikkS  (San^.  TI56} 


tC.  XI,  1  ^ie  Huttut  aur  Seit  htt  ©acdoniben.  15 

^orften  auf  bet  BpH^t  btd  ®tbvt%t^  ^ipux  gelegenen  Reifen« 
nefter  fid^  an  bie  @)>i|e  feinet  erlefenen  ®atbefugtru))pen  unb 
feiner  feinen  ^arbon  gebenben  Meger  gefteOt,  mie  et  jioat  bie 
^djUnäfttn,  @iegb&cl^e,  fteilen  ^ten)dnbe,  auf  ttagbatem  X^tone 
ft^b,  nrie  ed  bie  $5nigi&ioürbe  et^ifd^t,  Sd^titt  fflt  ©d^titt  ^intet 
ftd^  gelaffen  f^abt,  bann  abet,  too  bie  (Siebitg^kDelt  für  ben  ©effel 
unpaffietbot  mutbe,  ju  $u^  empotgeflettett  fei,  auf  f^^Ifen  fic^ 
audtu^b,  tt)enn  bie  ^ie  etmatteten,  unb  gteid^  feinen  ©olbaten 
mit  einem  Xtunt  äSBaffet  aud  bem  @d^Iaud^e  fid^  ftärfenb.  @oId^e 
ed^te  @o{batennatuten  nad^  ipannibald  $tt  »aten  bie  meiften  aff^» 
rifd^  Jlönige,  bie  @atgoniben  obenan.  %uf  einem  t^elbjug  tuatb 
@atgon  üon  ^nbed^anb,  mie  ed  fd^int,  meudblingi^  etmotbet, 
Sfat^bbon  ftatb  untettoegd  auf  bem  3ug  nad|  ng^pten. 

Unb  fd^tieglic^  ff)ielte  mftglid^etmeife  neben  bet  Hoffnung  auf 
bie  ^egi^eute,  bie  gtö^tenteiliS  untet  bie  ©olbaten  bejtt).  bie  SBe« 
mo^ner  ^ff^tien^  Detteilt  tt>utbe,  nod^  eine  anbete  ibealete  $off« 
nung  teligiöfen  Sn^altö  eine  9ioIIe.  SBie  bet  tüttifd^e  ©olbat 
bet  Übetjeugung  lebt,  bag  bet  Xob  auf  bem  @(^ta(^tfe(b  f üt  iiüafi 
unb  feinen  ^op^eten  il^m  ben  Eingang  in  bie  ^atabiefei^fteuben 
etöffnet,  fo  ift  but(^  bad  ®iIgame(c^^@po^  afö  eine  utalte  bab^« 
tonifc^e  SSoIfdtootfteUung  bezeugt,  bag  bet  auf  bem  $e(be  bet  S^te 
(Gefallene  in  bet  Untettoelt  befonbetd  au^gejeid^net  n^etbe:  et  liegt 
auf  be^glic^m  Saget,  n^itb  gelabt  mit  Ilaten  äBaffetn  unb  ift 
jubem  umgeben  t)on  bet  Siebe  bet  ©einen:  ^ Sätet  unb  SRuttet 
^Iten  fein  ^upt,  too^tenb  fein  9Beib  äbet  i^n  gebeugt  ift''.  — 

SCber  bet  %ame  ©atbanapal  bejeid^net  nid^t  aQein  ben  ^öc^ften 
(Gipfel  bet  aff^tifd^en  9Rad^t  unb  Megffi^tung,  fonbetn  jugleic^ 
ben  bet  äff ^tifd^n  guttut.  (Ed  mag  feltfam  etf deinen,  ben  aftV 
ttf(^en  SRitttarftaat,  bet  fo  Diele  ^(tuten  jetttat,  atö  Jhtitutttftget 
in  türmen.  Sbet  abgefe^en  baDon,  bajs  bie  t)on  ben  ^Xff^tetn 
).  X.  üetnic^teten  ^Ituten  aud^  nid^t  entfetnt  einen  SSetgleid^  aud« 
^ten  ettoa  mit  ben  t)on  SUe^anbet  bem  ®to^en  fo  ganj  o^ne 
®tunb  nerbtannten  unb  jetftötten  jiunft«  unb  j^ultutbenfm&letn 
bet  Xc^menibenfönige,  fo  bleibt  ein  mad^t^  unb  glanjDoUed  Jtönig^ 
tum,  bad  jugleic^  beben tenben  9}o{fdioo^Iftanb  ^etbeifü^tt,  eine 
^emottagenb  hiltutfötbetnbe  aWac^t,  inbem  e^  jut  SBetfeinetung 


iparen  ,;8afit9agett",  genau  fo  tote  bie  ^umb&ti,  unb  and^  bie  ebenba  (3-  55) 
enod^nten  gf^^tren  (?  agalß)  unb  ^romebare  (ibilS)  bienten  glet^  ben  SJlaultieren 
int  9efdtberung  bed  SeUIageti»  unb  M  fottftiden  (^tp&d9. 


16  ^ie  ^erraf{enbauten  Saigons  itnb  San^riM.        KC  XI,  1 

be$  fiebend  unb  bamit  jur  ^bung  t»on  jhinft  unb  Jlunftgekoerbe 
nac^btfidlid^  bettrfigt.  @o  mar  and)  ber  ^of  ber  ©argoniben,  mar 
ber  ^of  ©orbanapatö  eine  ^egeftfitte  ber  ^nft  in  umfaffenbfter 
SBeife. 

^ie  ®ebanfen  ber  93abQlQnier«%ff^rer  tonjentrierten  fic^  auf 
ba«^  3>ic8feitö:  ftatt  ber  ^t^ramiben  erregen  bei  i^nen  unfere  5Be» 
lounberung  bie  ^immelanftrebenben  Xempettärme,  bie  nac^  9[rt  ber 
(£am))anile  gemöl^nlici^  nal^e  bem  Xem^el  aufgefül^rt  toaren  unb 
)>or  aQem  ber  ^immeldbeobac^tung  bienten,  fomie  bie  gemaltigen 
Xerraf f enbauten,  beftimmt,  ben  Sißnigdpalaft  mo^I  aud^  einen  unb 
ben  anbem  lempel  ju  tragen.  3)en  S)ünften  ber  fum^figen  5^u§* 
nieberung  unb  ben  SRüdenfd^mftrmen  entrücft,  erfreute  fic^  bie 
SBo^nung  bed  j^önigd  bort  broben  bed  ®enuffe^  frifc^erer,  tfl^Ierer 
Uuft  unb  meiten  ^^emblidd  unb  f^attt  bie  SBo^nungen  bed  SBoIfed 
JU  i^ren  ^üj^en.  Über  bie  f)erfteQung  unb  lOebauung  ber  Xerraffe 
be^  ©argondpalafted,  bie  einft  unter  bem  Xrämmer^ugel  @^^orfabab 
begraben  lag,  burc^  bie  franjöftf^e  ®rabung  aber  feit  1843  bem 
@(^utte  entriffen  tourbe,  toiffen  mir  genauen  ©efc^eib.  ®ie  Xer* 
raffe  mar  14  m  ^od^  (alfo  aber  3  m  ^ö^er  ate  ber  Unterbau  ber 
9iationaI*@aIerie)  unb  trug  auf  i^rer  ca.  10  ^ttar  meffenben 
^Ific^e  ben  aud  @erail  unb  ffiirtfd^aft^r&umen  befte^enben  ^alaft 
fomie  3  Z^mpd  nebft  Xempelturm.  S)ie  Xerraffe  mar  auÄ 
großen,  annä^emb  quabratifd^en  unb  5  cii>^(fen  3;on<)Iattcn  auf* 
geführt,  auÄ  reinftem,  burc^gefnetetem  lonvin  melc^em  fein 
©teinc^en  ober  ©anbfömc^en  ju  pnben.  ÄB^I^näle  unb  Ab* 
jugdrö^ren  maren  öon  änfang  an  mol^Iüberlegt  anS^tac^t.  9Son 
au|en  aber  mar  bie  Xerraffe  mit  einer  SRauer  öoK  ftarten  be- 
^auenen  Duabern  auö  feften  Äatffteinen  befleibet,  ^V  melc^m 
3me(fe  taufenbe  fold^er  ©teinblöde  big  ju  460  3tr.  ©JÜP«^^^  8^ 
brocken,  behauen,  au«  bem  ®ebirge  ^erbeigefd^afft  unb  au%^^^"^ 
merben  mußten.  \ 

®in  ungleich  gcmaltigereö  SBaumerf  mar  aber  bie  Xei^^^^' 
bie  ©argonö  ©o^n  ©an^erib  ftd^  in  Siineme  für  feinen  ftö*^^ 
paia^t  erbaute  unb  bie  bann  äfurbanipal  noc^  teilmeife  erl^?'*^' 
jene  ^ßalaftterraffc,  bie  jeßt  burc^  ben  nörblid^en  Xrümmer^L^ 
9Knemed  namen«  Jhijunbfc^il  (gegenüber  oon  STOofuI)  bejcid^'* 
mirb.  aud^  biefe  üe^mjiegelterraffe  mar  jur  ©id^erung  ringgir* 
mit  grofeen  ©d^mellen  öon  Srui^fteinquabern  öerfleibet.  2)ie  qT 
fangenen  öieler  JBölfer:  (J^albäer,  »ramäer,  ©ilirier,  ^^iliftr 
Xtjrer  mußten  unter  ÜRufifbegleitung  S^tqtl  ftreic^en.   3)ie  Xerraf 

I 


«C.  XI,  1 


Der  ^aia^ü^ti  ftttiunbf(^tt. 


17 


jeigt  fic^  je^t  gegen  80  m  ^od)  \  alfo  noc^  über  ein  ^olb  3Ral  ^ö^et 
benn  ein  funfftöcfiged  ^QU^r  unb  fo  umfangreid^,  ba^,  noc^  ben  Ser« 
(inet  StoumDer^Itniffen,  bad  S^aifer  (^riebric^*3ßufeum,  bie  Stational» 
Valerie,  SUte^  unb  9^eueg  äßufeum,  Som,  £[önig(ic^e^  @c^Io^  unb 
Suftgotten  bequem  borouf  $Iq$  finben  tDürben.  Oben  auf  biefer 
luftigen  ^ö^e  erhoben  fic^  bann  (f.  ?[bb.  6)  ©an^eribd  fogen.  @üb»eft- 
palaft  ber  „^alaft  o^ne  ®leici^en",  unb  ?lfurbani|)afe  9iorb<)aIaft- 
mit  i^ren  Sabt^rintl^en  t)on  großen  unb  fleinen  Qkmi(f)tm,  ^öfen, 
ftorriboten  ufio.,  baju  bie  ent^ucEenbften  ^arfanlagen  üoQ  axo« 
matifc^er  ^fiuter,  Dbftb&umen,   ben   ^almen  @^a(bäa^   mie   ber 


^UiiiiUhi^Mi«^^^«*^"^^^ 


.^P^Nord- Palast        ^ 


Südwest. 


'"ala.ci 


Ol, 


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i^loro  ber  Hochgebirge  ^    393ie  mir  unsf  biefe  @ärten  angelegt  unb 
bemdffert  üorjufteUen  ^aben,  ift  burrf)  bie  ®rabungen  ber  3)eiitf(^en 

1)  ^e  %tnaf\t  ttf^oh  fic^  §iemU(^  an  ber  6tätte  bed  alten  tteinen 
kmi^palaftt^,  ber  oon  uraUer  ß^it  ^er  in  9Hne»e  beftanben  ^atte,  t>on  @an« 
^eiib  aber  oöQtg  niebergeriffen  mürbe.  X^aft  neue  ^autenain  mürbe  gemonnen, 
iBbem  ber  @tromIauf  bed  Zebilni  eine  anbere  8fH(^tung  erhielt  unb  fein 
frü^rei  Oett  mit  9to^r,  mä(!^tigent  Serggeftein  unb  (Srbpec^  bis  jur  ^d^e  beiB 
trvdencn  Sanbed  au&gefüQt  mürbe.  %it  ^erraffe,  bie  @an^erib  auf  ber  alfo 
(cigrfleQteit  Süufia^e  aufffl^rte,  berechnet  er  felbft  i^rer  |)0^e  nac^  auf 
180  iipki,  b.  i  „giegeUagen,  giegelrei^en''  (1  Siegel  ^atte  12  cm  ^ö^e). 

2)  ms^nt»  über  Slfurbani^atö  9{orb|)alafi  fte^e  in  IBeigabe  III. 

3)  ^crobot  (II,  150)  er^äl^It  bei  ®ef|)re(^ung  bed  9Röridfee9  unb  feiner 
.      lltfT  Ortest.   XI.  1.  2 


18  ^it  ®arten«  lotb  93runnenanlageii  auf  ben  Xectanen.     %D,  XI,  1 

Drient»®cfcJIfc^aft  in  Äffur  unjerm  SJcrftdnbnid  bcbcutcnb  na^cr 
gebracht  morben.  2)enn  obfd^on  bie  bortfelbft  aufgebecften  ^^axU 
anlagen  unb  Dbftgottcn  bcä  aff^rifd^cn  9?euja^rd»5cft§aufcd  — 
bicfet  ntd^t  minbcr  ftauncnötocrtcn  ®c^ö^)fung  ©an^cribö  —  in 
ber  @bene  lagen,  fo  mußten  bie  ©traueret  bennod^,  fi^nlidi  n^ie 
auf  ber  ^erraffe  t)on  jhzjunbfd^if,  jumeift  in  ^arted  @e[tein,  ^ier 
^Idgeftein,  eingelaffen  n^erben.  @d  tourben  ju  biefem  3^^^  ^" 
ben  nadten  ^töboben  meift  frei^runbe  unb  nac^  unten  fpi^  ju« 
laufenbe  ^ßflanjgruben  öon  1 — !*/.>  m  3;iefe  unb  mit  äbftanb 
t)on  ca.  2  m  gefd^ad^tet  unb  bann  mit  $umu§  gefüQt  jur  %uf« 
na^me  ber  SSurjeln.*  SBie  aber  ^od^  broben  auf  ber  5|JaIaftterraffe 
bie  Slan&le,  bie  bid  }u  jebem  einje(nen  9aum  unb  @traud^  gefä^rt 
»erben  mußten;  toie  bie  2;eic^e,  auf  beren  in  ber  STOitte  belegenen 
Snfcin  „©ilbertJögel'',  b.  i.  bod^  »o^I  @c^tt)äne,  unb  anbere  Xiere 
i^r  SReft  Ratten,  mit  3Baffer  gefpeift  würben,  ift  je^t  ebenfalls 
leidster  öorftellbar,  feitbem  in  Kffur  jlüei  jum  größeren  ieil  in 
ben  Sanbfelfen  geteufte  SBrunnen  t)on  ber  unget)euren  liefe  öon 
me^r  afe  30  m  gefunben  tuorben  finb. 

3Jtxt  biefen  Xerraffenbauten  unb  ber  Beibehaltung  bed  Se^md 
ali  ^auptbaumateriald  jeigt  fid^  bie  aff^rifd^e  Strd^iteftur  in  t)oDer 
?lb^ängigfeit  Don  i^rer  üe^rmeifterin,  ber  bab^Ionifc^en  ®aufunft. 
t)er  ©nflufe  ber  »eftlfinbifc^en  ober  ^ettitifd^en  ftultur  tritt,  üon 
ben  3;empelbauten  mit  beren  öangraum^KeHa  ^ier  abjufe^en,^  in 

(Entfie^ung,  bag,  tote  er  f^abt  tx^äffltn  ^0ren,  in  bec  aff^rifi^en  Stabt  9Knttd 
^iebe  ben  $(an  gefaxt  Ratten,  bie  <54ä|e  bed  ®arbana|>allud,  bed  ftdnig«  oon 
9Hnud,  bie  in  unterirbifc^en  @c^a|Iammem  beuo^rt  »urben,  wegzubringen. 
@ie  ^fitten  bal^r  einen  (SIraben  angefangen,  ben  fte  oon  i^ret  eigenen  SBo^* 
nung  unter  ber  (Erbe  btd  ^ur  fönigli(!^n  Sleftben^,  ba,  wo  fte  btefelbe  Der« 
muteten,  fortlegen;  bie  (Srbe  aber,  bie  aia  bem  Kraben  fam,  ffitUn  fte,  fo»te 
ed  ^ad^t  geworben,  in  ben  gflug  Sigrid,  ber  an  ber  Stabt  9Knu«  borbeipiegt, 
getragen,  bi9  fie  auf  biefe  93eife  ba9,  wad  fie  beabfi^tigt,  aulgeffi^rt  ^tten. 
SRan  fie^t,  wie  frfi^^itig  bie  (Erinnerung  an  bie  aff^rifclen  ^alafiteoraffenbautcn 
erlofd^en  war.  9u4  „unterirbifd^e"  6(!6a(Iammem  gab  ei  in  Vfftjrien  nic^t, 
fo  wenig  wie  ftenerrftume  in  ber  bab^Iontfc^-affl^rifc^en  i^aufunfi  im  allgemeinen 
(benn  beachte  ben  (9ebraucib  bei  XBortei  kftlakkn)  befannt  waren. 

1)  @te^e  Dr.  »alter  9lnbraed  »eridftt  in  ben  „SRitteitungen  ber 
Xeutff^en  Orient-O^efeafd^aft"  9h.  38  (3uni  1907)  6.  80  ff. 

2)  Die  Unterfd^ieben^eiten  im  (Krunbri^  ber  ba6t^(onif(|en  unb  aff^rifilbcn 
Ztmpü  finb  burd^  bie  fludgrabungen  ber  Deutfd^en  Orient-Okfeafd^aft  mit 
großer  f)eut(id^Iett  Qargelegt  worben.  ^nibefonbere  ffir  ben  iBangraum  bei 
aum  Wler^eiligfien  ffl^renben  .,^eiligen''  ober  ^al  bei  aff^rifc^n  £em|Kli 
fie^e  ».  «nbraei  meifier^afte  Arbeit  „Der  Knu'Vbab'XemiMl  in  «ffur" 
(10.  »if[enfd^ft(.8er5ffentU4ung  ber  <E)D(B.)r  Sei^aiflldOO,  inibefonbere  6. 80  ff. 


«O.  XI,  1  3>te  ^otofttore.  19 

bcn  feit  ©argon  in  ?[ufita^mc  gctommcncn  bauten  au^  maffiücm 
®cftcin  fogen.  ^cttitifc^cn  ©tite  foloic  in  ben  Säulenhallen  öor 
ben  ^oläften  jutage. 

JBefonber^  reic^  ttjoren  bie  ^^alafttote  geji^mücft:  fotoo^I  ntit 
ben  niemals  fel^Ienben  geffügetten  ©tter«  unb  Söwenfoloffen,  be^^ 
fttmmt  junt  %x\i^  tüiber  unbefugte  ober  gar  feinblid^e  Setteter, 
jum  ®c^u|  bagegen  ber  ^alaftbett)0^ner,  afö  auti^  mit  gefd^mact^ 
öoüen  Crnamenten  in  Si^flrffl^^fu^/  ^i^  ^^  SRofettenbogen  über 
bcm  Jore  ber  ©argon^ftabt  S)er  öon  jtt)ei  3;ürmen  flanfierte 
3;oreingang  junt  ^alofte  Sargon^,  toie  i^n  ber  franjöfifc^e  Src^i* 
teft  ^^lace  refonftruiert  f|at\  läfet  al^nen,  tt)eld&e  ?ßrad^t  an  beit 
^u^)ttoren  ber  ^aläfte  ©an^eribö  unb  ©arbanapalö  Derfc^toenbet 
gettjefen  fein  mag.  S)ie  SBeförberung  ber  gemaltigen  ©tiertoloffe, 
beren  Äo^f  j.  %.  me^r  aU  SRenfc^engröfee  mifet,  erfd^ien  bem  Äönig 
©anl^erib  bcbeutfam  genug,  um  biefe  SKefenleiftung  mef)rfac^  burd^ 
bic  ftunft  öerenjigen  ju  laffen.  Durd^  ein  ftarfe^  ^oljgerüft  tt)0^l* 
öerttja^rt,  ttjirb  ber  ©tierfoIo§  fte^enb  auf  einem  ^o^en  ©d^Iitten 
)9on  ^unberten  unb  aber  ^unberten  Don  @(efangenen  aber 
))orgeIegte  Sßaljen  t)on  ber  ©teile  ben^egt,  n^&^renb  ein  hinten 
eingefe|ter  mäd^tiger  |)ebel  ebenfotüo^I  jur  Unterftüftung  ber  ^ot^^ 
lüärtöbetoegung  ttjie  }ur  ©teuerung  bient.  2lnbertpärt^  fe^en  toxi 
ben  SoIo§  auf  ben  ©erlitten  gelegt:  ein  ©prad^to^r  bient  bem 
auf  bem  Iran^jjort  ftefjenben  mittleren  SKanne,  um  feine  Sefe^le 
weithin  Derne^mbar  ju  machen;  oben  tinfö  befid^tigt  ber  Äönig, 
auf  feinem  ®alan)agen  fte^enb,  ben  gortgang  ber  Slrbeiten,  toä^^ 
renb  ein  bie  ©aufteile  ringd  umfc^liefeenber  Äorbon  öon  SBetoaff'» 
neten  jeben  etnyaigen  ^lud^toerfud^  t)on  (befangenen  jur  Unmög« 
lic^f eit  mac^t  \ 

3)ie  jebernen  Türflügel  »aren,  mie  bei  ben  berütimten  ©alamat* 
2^oren  ©almanaffard  II,  mit  fupfernen  ®anbern  ober  ©treifen 
ubcrjogen,  bie  in  getriebener  9trbeit  bie  mannigfac^ften  Silber  aud 
bem  £eben,  in^befonbere  bem  Strieg^leben,  entrollten. 

2)ie  aud  ßiegelfteinen  aufgeführten  ^alaftmänbe  jeigten 
natürlti^  nirgenbö  ben  ro^en  üe^m.  SJielme^r  tt^aren  fie  nac^  aufeen 
^in  forgfältig  üerpufet  unb  trugen  üielfac^  farbenprächtigen  ©c^murf 
mittete  emaillierter  Silber  ober  Ornamente,  toit  ttxoa  jened  oon 
©argon  jum  ©d^muct  ber  g^ffabe  be§  äfurtempete  geftiftetcn  ajur^- 

1)  (Sic^  bie  «raWIbung  in  ,,«abcl  unb  «Ibcl"  I,   5.  «u«gobe,  9lx.  34, 

2)  @ie^  bie  «bbilbung  in  „©abel  unb  ©ibc!"  I  9iT.  83. 

2* 


20  l'it  ^olaflniänbt.  HC.  XI,  1 

blau  giunbitrten  @trtifenä  oeI6blätleriger  ^tofetten*.  'H.uä)  im  <S>ax' 
(|oni>f>al(ifl  mar  ber  ^Ktu^it^Df,  nac^  ben  cit^ltenen  Übeneften  bec 
i^n  umf^liegenben  M&nit  ju  uiteilen,  mit  tätt  afiatift^m  iiupiS 
geft^müdt:  mit  emaillierten  XarfteDungen  Don  Xteien  unb  mqtf|0' 
logift^eit  Svenen,  unb  ivii  fönnen  leicht  ben  @tnbtud  folc^i  Don 
ber  ©onne  beÄ  Oriente  gefteigerten  ^arbenptadjt  ermeffen,  menn 
mit  ber  zauberhaften  SBirfung  ber  bie  Shtppeln  unb  HRinarele  ber 
ÜKoft^een,  etnia  uon  <£amarra  ober  JDerbela,  fc^müdenben  ^qencen 
gebenlen. 

1)er  JSei^tum  be«  üanbesi  on  Sllabüftet  führte  —  im  Untere 
ff^ieb  uon  bei  bab^lonifc^en  31rc^iteftut  —  gut  Setfleibung  bei 
3nnenn»änbe  oor  allem  bct  ^runf^  unb  ©taategemäc^er  mit  relie« 
fierten  9Ilabofterplatlen.  S*^t  3^**  *>"  ©OTfloniben  ftatte  bie 
Shtnfl  ber  ^eliefbarfteUung  in  'Jllabafter  au^erorbentlic^e  gortfc^ritte 
gejeitiftt.  Stlabafterplotten,  roo^l  brei  übeteinonber,  unb  auf  jeber 
(£injeliplalte   bis  ju  brei  ^Heitgen  'jlbbilbnni^en  tragenb,   beKeibeten 


9lbb.  7:  nflUiiM«  Vliliiranitnjiie. 

bie  Siänbc.  ffiir  i!ntn:fri)eibfii  im  'iJalaft  äürbanotwl?  ein  aro' 
biffftes,  ein  fufianifdieö  ßimmer  iifn).,  jcbeemQl  gefdimütft  niitflriegs- 
nnb  ©icgeebaritcUungen  oue  bcn  beticffenben  Jclbjügeu.  5)ein  fufia= 
nifc^en  Zimmer  gehört  n.  a.  jenes  ^eüef  an,  itiel^f^  bie  bat^  fiegreid)c 
•fieer  einbdenbe  affqrifd)c  '^Jalaftmufif  ^eigt  (ngl.  3lbb.  7)*:  .^uerft 

1)  Cinc  niditfaibige  Kepiobuftion  l  1)1119116,  „aRc^i  ^W"  Kr.  81. 

2}  S.  Don  Satoloxoltit,  DU  Vtufif  btt  QTieAil^en  aittituml  unb 
btS  Oritnl»,  i^ipjia  1S8T  (Cr^n  Sanb  Don  «.  SB.  «mbioe'  (Btt4id|tc  ixx 
Wu|tt]  S.  3S8,  bcmcilt  gu  bic(rin  9tclicf  KfuibaniDali :  „Winntt,  Stqucr  unb 
Kinber,  bie  in  ftitrli^ct  $iojtffiDn  btin  Sit^tx  mit  äRufil  entstgcntommtn. 
Soian  5  3)tiSttnn,  brei  mit  ^atfcn,  tinci  mit  ttner  Zioppelflfile,  einer  mit 
t'ma  flu  $>adbrctt  obn  Sqmbal,  btf|tn  ®ait(R  mit  einem  $Uctium  gefdilagcn 
ncibtn.  Qnt\  bon  ben  {laifncm  unb  ber  (£qniba1f(t)I<Saci  tanjen,  ben  Tttl^X" 
3u6  nie  ^flpltnb  gtf|otifn.  Sann  folgen  6  SBfiber,  oiet  mit  ^rftn,  eine  mit 
einet  DovptlflBte,  eine  mit  einer  Reinen  gqllnbiifi^en  Ziommel,  bie  fie  auf' 
retbi  am  ^Oilel  befeftiQl  ^at  unb  mit  bcn  Ringern  beibei  ^flnbc  f4Ug[.  Suib 
bie  ^rftn  nieibcn  mit  beibtn^ünbtn  gcipieli;  ftc  unteif^eibcn  [tut  bun^uB 
son  ben  agoplift^en,  fmt'  ItiAt  tragbai,  brtiedig  (o^ne  Vprbcc^lj)  mit  einem 


«C.  XI,  1  «labopctreltcfd  unb  -tütfd^wcaen.  2 1 

fünf  9Wänncr  mit  Warfen,  einer  Doppelflöte  unb  einem  ß^mbat, 
iDciter  fet^ö  grauen  mit  ebenfolc^en  Snftrumenten,  enbtic^  grauen 
unb  ftinber,  bie  jum  Xeil  mit  Sflatfc^en  ber  |>änbe  bcn  %att  ber 
aRufif  begleiten.  1)ie  betaittierte  3)arftenung  ber  einjetnen  9Rufif- 
inftrumente  ermöglicht  unfc^ioer  i^re  aicfonftruftion.  ®efonbere 
^Berfi^mt^eit  t^at  baö  fogen.  üött^enjimmer  erlangt  burc^  feine  rea^ 
Itftifc^n,  leben^bollen  S)arftellungen  Derrounbeter  unb  ftcrbenber 
Jörnen  unb  Löwinnen,  obenan  ber  ben  beften  SBerfen  griec^ifc^er 
Äunft  ebenbürtigen  fterbenben  Sömin  öon  SJineme*.  S)urc^  ben 
Stüden  me^rfac^  tötlid)  benounbet,  nimmt  ha^  Xier  mit  ^etoifc^em 
SRutc  feine  legten  Strafte  jufammen,  um  fic^  noc^  einmal  auf  bie 
*orbcrbeinc  auf jurid^ten  unb  in  einem  legten  äuffc^rei  ju  oer^ 
enben.  5)iefe  ?[labafterplattcn  öertraten  alfo  nic^t  nur  unfere 
^Sanbtapeten  unb  ^oljgetäfel,  f onbcrn  aud)  jugleic^  unfern  3Banb* 
büberfc^mucf,  biee  umfome^r,  afe  nod^  erhaltene  Jörbenfpitren  ba* 
rauf  ^infü^ren,  baß  biefe  Sleliefö  jur  (Sr^ö^ung  i^rer  Üebenbigleit 
einft  foloriert  n^aren.  'Der  ^Iborant  ^ier  (f.  3lbb.  8)  mit  bent  ®em^- 
bödc^en  auf  bem  linfen  3lrm  unb  einer  Sotoöblume  in  ber  Siechten 
biene  als  33eifptel  für  folc^e  einftige  Äolorierung  unb  jugleic^  al^ 
Überleitung  ju  bem  Silbe  ^'Jlt.  9,  melc^e«^  le^rt,  ba§  ber  leidet  ju 
bearbeitenbe  ?(labafter  auc^  ju  reic^  ornamentierten  lürfc^to eilen 
Denuenbet  würbe:  ber  mittlere  Xeil  ber  großen  rec^terfigen  ^^latte  ift 
gebilbet  burc^  ein  Sec^dblatt^Drnament  unb  umrahmt  oon  einem 
fetalen  Siofettenbanb,  meiter  einem  breiteren  ©anb  üon  ^^almetteu, 
burd)  fc^ön  gefc^n)ungene  Sogen  oerbunben,  bann  mieber  einem 
fd^malen  Stofettenbanb,  unb  enblic^  am  9ianbe  ber  platte  einem 
nocj^  breiteren  Streifen  Don  üoto^tnofpen  unb  =^bläten,  ebenfalls 
burc^  Sogen  untereinanber  berbunben.  Dac^  SJ^ufter  würbe  fic^ 
meine«  (£rac^ten«^  auc^  oortrcfftic^  ju  einem  leppid^muftex:  eignen, 

\itiä%,  Dom  Spvdtt  aufmärts  laufenben  bieredigen  ©c^alllaflen,  unb  einem 
\dß9ad^  ^oriiontal  gefteHten  @aiten^alter.  ^tefe  Warfen  (inb  mit  16  unb 
ne^r  Saiten  befpannt;  SBirbel  ^um  ©timmen  ftnb  ni6^t  ^u  bemerfen,  mo^l 
abn  an  ©«l^oflfaßen  eine  ällei^e  ftnöpfe  ober  @tifte,  meldte  biefleic^t  juc  9e« 
feligttiig  ber  €aiten  bienten.  f)ie  ^oppelflöten  gleiten  ganj  ben  auf  etrurifd^en 
u.  s.  WHonvmenttn  bargefiellten.  liefen  Snftrumentaliften  folgen  6  Sängerinnen 
mh  9  gfei^faSd  fingenbe  ftinbet  Don  6—12  3a^cen.  (Sie  tlatf(^en  mit  ben 
^dnbcn  bat  K^ti^mud,  bie  eine  %tau  aber  legt  bie  ^anb  an  ben  ^aU,  um 
jcnrn  ber  ortentalifil^en  Singwetfe  eigenen  j^tiHen,  oib^^erenben  3;on  ^roor« 
liibrin^oi''-  9fil-  ®-  ^^'  n^^^  ^^^  tieiner  bteiediger  ;parfe,  o^ne  IBotbet' 
ffoi^,  bie  ber  Spieler  »agerec^t  bot  ft4  trägt  unb  mit  einem  St&b^en  ober 
fHfdrom  loie  ein  ^adbtett  fpielt,  ifl  ber  affQtifdien  aRupt  eigentilmU^". 
1)  eie^  bie  :HbbiCbung  in  ,,9abel  unb  »ibel''  I  ftt.  36. 


22  Z^t  3immtibtdcn  bti  ^aliifft.  SC.  XI,  1 

mie  ja  faum  ju  bfjTOeifeln  ift,  bofe  bet  leppit^  au(^  in  äffijrieti 
reitftlitfte  ^fmoenbunfl  gefunbeii  unb  bei  bct  fto^n  SBlüte  ber  Sebe- 
funft  ebeiifoUa  aUmäljIitt)  311  einem  Äuiiftloerf  fleftaltct  »orben  ift, 
(ei  es  in  aBebe«  übet  in  Hniipfatbeit  ober  in  Iwiben. 


labli.  6:  Vboiant  mit  Solrtblunu  in  bei  Hcdiien. 
(»citcf  flu*  minmt.) 

(i*erabe4u  üer)(l)nH'nbetiici)e  ^^tad)t  ^eißten  bic  3>nimetberfeii: 
bie  nadi  innen  )id)tbaieii  t^läctfen  ber  mäd)tigen  ^ebernbalftn  nxiren 
mit  ©olb=  unb  silberplatten  bcicflt  nnb  ebenjo  wie  bic  JöUniiflcii 
AiDi((öen  ben  ©alten  mit  teilten  ^ntarfien  aui  iiapi«  laäuli  unb 
rotem  £(^melj,  am  l£lfenbein  unb  (Molb  ornamentiert 

$tei  biefem  gemaltigen  Sebarf  ber  8argDnibenjeit  an  Jinnft' 


ÜO-  XI,  1  tit  ao^niuiscn  bcB  %olh«.  23 

roerfen  Derft^icbenftet  ^Tt  ift  ee  nut  iiatÜTlid),  t>a%  {d)on  9tinelK 
eine  Sltt  Slfobemie  bet  flünfte  befoR. 

%Bafi  bie  So^nungen  t>e«  ^-Bolfee  betrifft,  fo  finb  utvi 
biefe  fletabc  für  bte  ^eit  un»  Sorbanapul  burc^  bie  ©tatiungeii  bet 
tieutft^en  Drient'Wefellft^aft  in  'Jtffur  beFannt  geroorben.  SSiä^nnb 
■man  iiod)  üor  tuenigcn  Sagten  über  bie  affljrift^en  ^riuat^äufet 
-gai  nickte  mußte,  ge^en  mir  je^t  in  ^ffiir  btirc^  loeite  Quartiere 
Bert  ^DatiBo^imnfleii  mit  i^ren  fdjmflteten  (Waffen  unb  breiteten 
Straßen  (ugl.  bte  i^lbbilbuiigen  10  unb  11)  fmuie  ben  anliegenben 


^bb.  9:  Sugbobtiqjlallc  in  'Jifaba^ti  aiiS  Slincmc. 

©runbriffen  her  eiiiftigen  löerfaufßläben  unb  35Di)nt)äufer '.  ^ie 
„oft  bedngftigenbe  Jlünntjeit  bet  3Bänbe"  ^at  bie  Dief  »entiliette 
jtafle  nac^  ber  Snjo^l  ber  ©tocfroerte  ba^in  entft^ieben,  bafe  bie 
affi)rifd|en  $riDatt|äufer  nur  ein  l£rbgef{^o§  tiatten,  unb  jloar 
gruppierten  fid)  bie  ^auptrdume  in  Srtitlage  um  einen  ober 
mefirete  ^öf«.    !Cer  Singanfl  oon  ber  ©tta&e  in  ben  $of  geft^o^ 

1)  Xcn  (Btunbrifi  tinti  giogcn  affQtifd)tn  Siinat^aufel  ntb^  genauft 
SScfc^mbung  Mtbanhn  mii  9i.  Knbiae.  Sit^t  „Vlilttilungtn  bn1E)tutfc^m 
£}ntm.«eitaf4<ift"  9ti.  31  @.  43  ff. 


24  ^<c  ^uAgcrdle.  «O.  XI,  1 

buic^  fleine  Veftibüle,  unb  jinar  fo,  bati  ieb«r  l£tnblid  Don  au^ti 
tiet  in  bie  3Bo^nunfl  oetmetiit  mar.  ^üi  a^pffaltiatt  ^abecäumc 
unb  flanalifattan  mar  auSreic^nb  @orge  getrogen:  ein  jtanal  führte 
bie  nbtDfiffer  ber  einjelnen  |)&ufer  nat^  bcr  @tiage,  unb  bei  <)eniein° 
fame  Stragentanaf  münbete  in  eincR  gco^n  <SideTfd|ad)t  ^e 
^d^  ivaien,  nie  3.  8.  nix^  ^eute  in  SÖtoful.  )ur  ^b^altung 
beS  Stegen^  mit  @ibe  t^ebedt.  Wörfeu  jum  Stampfen  bed  ®t' 
tccibeä,  ^oligefteQe  mit  ^offetfrügen  jut  kufbeim^rung  unb  jtü^> 
lung  beä  Safferd,  (£%<>  unb  Trintfc^alen,  tönerne  SämpctKn,  baju 


8bb.  10:  (Halft  in  llffut  (ntuf)  tinci  ^^ologtapb»  S.  finbtae«). 

@lü^le,  6c^inel  unb  SettfteQen  bilbeten  bie  ^auptfäditic^flcn  :paud- 
geifite.  @etne  ^ettfteUe  motzte  bec  Offijter  \tlbit  im  i^lbe  nic^t 
miffen.  ^üä)  Xifc^e  »aren  nio^lbetannt,  boi^  bienten  fie  menigec 
juin  9(uffe^en  ber  Speifen,  aU  jum  ablegen  tion  ^^löt.  3"i" 
Sffen  felbft  legte  man  fidi  in  ben  4'äi'fern  ber  Siome^men  no^l 
auf  1)tn>an*,  roöfirenb  mon  fit^  fonft,  auf  bem  JuBboben  ^odenb 
ober  auf  St^meln  fißtnb,  um  eine  gtoge,  auf  «ine  Watte  gefeßte, 
gemeinfame  <Sd)üffe(  gruppierte  unb  in  biefe  mit  ber  regten  ^nb 
tauchte,  nad^bem  man  ftd^  »oi^i  gemafc^en  unb  ben  ^rmel  nrnt 
jurüdgeftreift  ^otte. 


BD.  XI,  I  StanbbilbtT  unb  SugHbcnbnäln.  'i^ 

'Zie  ffio^nungöiHrttäitniffe  bti  't^ollei  btibeten  einen  O^gen* 
ftanb  befontMTet  ^tfoifle  bei  jtönige,  obenan  bet  Satqoniben. 
So  ((^uf  Sort^b  in  Äinette  breite,  für  Suft  unb  üit^t  jugäng' 
Itc^  Straßen,  barunter  einen  prachtvollen  Stragenjug,  bie  fogen. 
Aönigdftcaße,  bte  fii^  in  bei  breite  oon  31  m  b\i  gum  „ätabttor 
ber  Sdrten"  erftrerfte,  rec^ti  unb  linfä  Don  Stetnbenhnfitern  befl 
flönigä  eingefaßt,  bereu  ^nfc^riften  am  @(E|Iuffe  befehlen,  ba^  jeber, 
bet  bei  einem  iReubou  bie  ^[ut^tlinie  ber  ©trofee  ju  überf^reiten 
fic^   unterfange,   auf  beut  ^at^e  feinet  £)aufed  aufgefnQpft  HKibe. 


Vbb,  II:  Stiafit  in  affui  (naÜ)  einer  $^tO0i:ap^tc  ffi.  Stabiae*). 

iLuäf  Stanbbilber  i^ter  ä)fajeftdt  erri(4teteit  bie  Könige  in 
i^n  Stefibcnjftäbtcn,  jumeift  iDof|[  innertialb  beS  ^laupttoreä.  Unb 
tDcnn  aud)  bie  befaniue  oenbft^irlt'Stele  ^fat^bbonä  nic^t  in 
Äineloe  felbft,  fonbern  in  Siorbf^rieu  aufgefteUt  mar,  fo  bleibt  fie 
bod)  beö^Ib  inlereffont,  UKil  fie  auf  i^cen  beiben  Seiten  (j.  '^bb.  12), 
erinnemb  an  bie  ©etliner  SiegeÄatlee,  je  juwi  ^erfönlic^fciten 
jeigt,  bie  ft<^  um  ben  Stönig  befonbere  ^terbienfte  errcorben  ^aben 
bürften.  JMeg^S'^  unb  3iet;ei}benfniälei,  bon  benen  toir  juioeilen 
Icfen  unb  bie  in  ber  ^ügelglei^en  ^tuf^äufung  »on  St^utt  3er-> 
ftirter  feinWit^er  Stdbte  not  bem  $:ore  ber  offqtifc^n  Äönig^ftabt 


26  (Sinrtci^hingcn  jut  Hebung  ber  9Mt0tDo^Ifa^rt.        90.  XI/1 

obcic  eine«  Xempcte  bef jtanben  \  öcrbicncn  t^rcr  Originalität  tuegcn 
(Stttxi^nung.  ®d)on  uon  ©djargani^fc^arri  Icfen  nrirbicfen  ^rauc^. 
■'  gut  immer  rü^men^iuert  bleibt,  mie  fic^  bie  Stönige  bie  Sßo^I« 
fo^rt  ibreS  S^olfe^  angelegen  fein  ließen.  Sie  fc^ufen  $ar{d  mit 
fremblänbifc^en  93&umen  unb  liefen  nic^t  nur  bon  fic^  aud  bie 
Äanalufer  mit  Dbftbäumen  bepflanjen,  fonbem  San^erib  i^erteilte 
auc^  ein  grofeei^  Slreal  jum  g^ecfe  bed  Dbftboueö  unter  bie  8c«^ 
t90^ner  t)on  ^Hntm,  inbem  er  gleichzeitig,  um  bie  ^flon jungen 
mit  Tcic^Hc^em  SBoffer  ju  öcrfe^en,  »eitler  einen  Ä'anol  graben 
liefe,  obfc^on  ju  biefcm  3^^^^  Serge  unb  ^figel  mit  eifernen 
föacfen  bur^ftod^en  »erben  mußten.  2luc^  fd^öne  unb  breite  SB  rüden 
tt)urben  angelegt  unb  mit  Äatffteinplatten  gepftaftert*.  9Bad  aber 
ibefonber^  bemerfcn^mert  erfc^eint  unb  fo  red^t  bie  ßiebe  biefe^  Säger* 
Dolfe^  jur  2:iermelt  jeigt,  ift,  bafe  bie  aff^rifc^en  ftönige  fc^on  üon 
.frül)cr  ^t\t  t)tx  93oten  in  ferne  Sfinber  audfanbten,  um  fremb* 
Jänbifd^e  Xiere  nac^  i^rer  ^auptftabt  ju  bringen,  mit  bem  auö 
gefprodienen  3tt>ede,  fie  i^ren  Untertanen  }u  jeigen-.  So  bilbete 
We  3iif"§^  eineSftxofobife  ober  aber  eined  fremblänbifc^en  @Iefanten 
iiebft  ?iffd^en  ftetsJ  eine  befonbcre  5^eube  für  Sung  unb  für  ält 
Unjtoeifel^aft  ftanb  Sarbanapal  in  allen  fold^en  Seftrebungen 
^ur  ^ebung  ber  Soltemo^lfa^rt  hinter  feinem  feiner  9?orgänget 
jurüd,  mie  ja  ber  S^olfömo^lftanb  gerabe  unter  SarbanapalS  Siegie»' 
rung  infolge  ungen)ö^nlid^  reid)er  Renten  fotoie  ber  unermeßlichen^ 
nac^  9lff^rien  öerbrad^ten  SBeute  eine  nie  bagemefene  ^ö^e  erreicht 
t)atte.  Sderbau  unb  $}ie^juc^t  ftanben  in  ^öc^fter  99Iäte.  SBenn 
)pir  bebenfen,  bafe  Sanf)erib  bei  öielegen^eit  eine^  einjigen  JJelb* 


1)  Salmanaffor  I  etobette  unb  jerliörte  bie  ent^öreiifdK  Betgoefte  ftxina, 
{ammelte  i^ten  Stoub  unb  „jc^flttete  i^n  am  ©tabttor  feinet  ®taDt  %f|ur  füx 
bie  3ufunft  auf  (91{fnT  ^x.  859);  San^erib  na^m,  „um  bal  ^et^  VfTurd  au 
beruhigen,  bag  ber  (5r6aben^eit  feiner  @törfe  bie  SDilenfd^en  ge^or^ten,  ium 
^nfc^auen  ber  ^ufünftigen  ^emo^ner",  (Erbmaffen  ou9  IBab^lon  mit  unb  fc^fittete 
am  Xor  feined  92euia^rdfeft^aufe§  Sonnen  oon  S^utt  auf.  Sluc^  ®atbana|»al 
fammelte  (e-si-pa)  Staub  oon  ®ufa  unb  onberen  elamitifc^en  6tfibten  unb 
na^m  i^n  mit  nad)  ^ff^rien  (V  R  6, 96  ff.)  (ES  pagt  ^ier^u  fc^dn,  ma«  ^io« 
bor  II,  28  era&^It:  9{a^  9^inenieiB  SfaQ  „oerft^erte  Belef^«,  in  ber  3eit  ber 
(S^efo^r  i^bt  er  bem  9clud  ein  (Belflbbe  getan,  wenn  Sotbanapal  befiegt  unb 
boS  föniglic^  ©t^Ioft  t^erbrannt  würbe,  fo  woQte  er  ben  ®4|utt  oon  ber  Oranb« 
ftfitte  noc^  ^abt^Ion  fü^en  unb  baraud  neben  bem  Heiligtum  bed  (Bottti 
einen  ^figel  bilben,  bag  jeber,  ber  ben  Sup^rat  ^erabfc^iffte,  ba§  unoergänglic^e 
^entmal  oon  ber  Berftdrung  beft  aff^rifc^en  SHeic^ed  oor  ft4  fe^e.  5htn  bat 
er,  bag  i^m  bied  geftattet  mflrbe". 

2)  Son  „Srdcfenfc^nmd"  mit  »ilbniffen  fagt  ba#  IBrief^en  VAT  7  ni^tS. 


«C.  XI,  1  '       tm  «pHSno^Ifttmb.  27 

jugeg  ben  aramditd^n  dlomabei^tflmmen  7200  ^fetbe  unb  fSHanU 
tim.  11  073  ISfel,  5230  Samele,  80  100  iffinber  unb  800600  ©tuet 
ftteinoie^  abnatim  unb  nad)  SMitnoe  wegfü^tte,  ober  bafi  nn(^ 
©ocbanapaU  arobift^m  fljelbjuge  baä  ganje  iianb  mit  Sfamelen, 
<£d)aftn,  (£{e[n  unb  ^inbein  avi  "Utabitn  angeffiOt  unb  im  Snuftot 


Hbb.  12:  ^nxi  offgrifdie  «Sioftc  (auf  bttbcn  St^malftiten  Don 
afai^bbon«  6tcacSptt(  au«  Scnbfi^iili). 

Don  9iinm«  ein  Homel  für  einen  Silberfelel,  b.  i.  etwa  27s  3Mart, 
^u  ^afeen  mar,  fo  begreift  fic^  leicht  bet  SReit^tum  beß  affprift^ 
SJolteti  unb  bie  99ejeii^nung  SlincnKiS  burd)  ben  '>^io))^eten  3^^o* 
nia  (2,15)  atäi  einet  „frÖljHc^en  Stobt". 

l)\t\t  3Bo^l^(iben^eit   beS  ^oltti  mußte   in  ^erbinbung   mit 
einem  pradillitbenben  ^of  ben  Uucuei  förbem  unb  Hunftgenetbe 


28  Xa«  Run^enitibc.  «D.  XI,  1 

ipie  |>anbe[  mächtig  anfpotntn.  Sie  Xöpferfunft  ft^uf  cet(^  otna- 
menttette  Xonflefäfee'  unb,  mit  ber  ©mailmaletei  fic^  DerbinlMnb, 
buri^  aWufter  roie  J^rbengebung  entjüdenbe  ®«fdf|e  unb  i^guten 
aQet  nui  ecbcnflic^en  ^otm;  bte  Sattler  Idfleten  .tKrUorragenbed 
in  @attet>  unb  &e\d)\rc^u%;  unb  ben  aut^  Don  beii  SHännent 
getragenen  Ofttringen,  $>aUfetten,  Arm-  unb  ^nbfpflngen,  be«= 
gleici^  ben  Griffen  unb  Scheiben  ber  ^iirtetbolcbe  rougten  bie 
Sumetiere  gef^acfooDfte  9lu^eftaltung  ju  geben.   ®n  SuSfiäbta 


Ubi.  18:  (Ein  DiBan  Hfuibani^l« 
(nad)  ticm  IKcIuf  bti  „(Dailtnljent"  rtlonflruicrl  van  fiugtn  Ouagliii'Snlin). 

itä  „3unie[iece  ber  Aänigin"  benieift,  in  lueli^e  alte  3cit  bae  3ii° 
ftttut  bei  ftofltefetcnten   jurüdget|t '.     I£«    Id^t  fic^  benfen,   ^^ 

1)  Sitttt  i.  9.  in  „füttiv  Si4l"  bic  Hbbilbung  9tt.  25. 

2)  34  ntint  ben  ^lieF  bc«  9Iabu-fagib  (t»c))tT  9It.  847),  btc  fii^  alt 
„Volbf^niicb  bcti  ^aufcA  bn  $a(aßbamc"  bcjti^nel.  3Knn  baft  untec  bet 
„$alBAb(imf"  bie  fpS^We^nbt  I8«ma^lin  beS  icQincnbtn  KBnig<  (^itT  ^M)fi 
loalgifdieinlic^  flfuibanipalt),  bit  „SBnigin"  ju  Dci^c^cn  ifl,  k^it  jcgl  btfon- 
bcid  flai  9ff.  157  12,  m>  Sammu-xamat  (StmiTomil)  „^alofibame'  6<^mfif|i- 
«baM  V  unb  Wutiti  «babnitari«  IV  tituliert  ii).  ^ic  ^itnnil  I  R  35 
9It,  2,9  ju  ominbaicn  ifi,  bleibe  tfin  unuiitctfui^L 


«C.  XI.  I 


!Diebcl>  unb  XtEtilinbuBiif. 


29 


obenan  bie  am  [önigli(t|cn  ^of  Dennentieten  <i4ebTau(^gge<)enFtänke: 

bit  ^effiBE.   du^  benen  man  ag,   tranf,   ftct)  mit  SSaffei  übeigofe 

unb  fid)  fafbte,  bie  £tfl^[e  nebft  gu^fdiemeln,   auf  bie   man  fid) 

itßte,  bie  ^iioan«,   auf  bie  man  [ifif  auifttecfte,   bie  Xift^e  uf»., 

ebenjo  bie  Baffen  bti  $[Önig^,  j.  EB.  ber  JÜßi^r,  in  [unftDoQflec  91u«> 

ftattung  mit  ©olb  unb  Silbtr,  gefc^Iiffenen  ©anj-   unb  jpalbebel' 

fteinen,  l£Ifenbein  unb  toftbaien,  too^lriet^enben  £i6Ijein  ^igefteKt 

n»mi.   ^Eklä)e  ^üüt  Don  l£)etai(S  enthüllt  allein  jt^on  jened  befannte 

9)elief,   ba^  Stfinig   unb 

jtdnigin  in  IDeinumianf- 

ter  ^ube  be^aglit^  bei^ 

fammen  jcigt,  menn  man 

jeben  einzelnen  boic)efteQ= 

ten  Skgenftonb  mit  bet 

ijupe  betcai^tet  ober  gar 

nadfbilbet     unb     bamit 

3Ruftn  Don  S^ilvane  ober 

eines    $ninFftut|l^    unb 

XifdK^  geiotnnt,  bie  fi(^ 

bcn   erlcfenften   (£r}eug> 

niffen  unfeter  mobetnen 

3Rdbelinbu)ttie    loür» 

big  jut  ©eite  fteUen  (f.  bie 

«bbilbungen     13  —  15). 

ttx  ju  ben    löniglit^en 

!i^nfignien  jäi)lenbe  @alQ> 

wagen,  ein  jum  ^itf)en 

buit^SRenfc^en  Dotgeritb' 


telet  'I^tcmfeffel  WiE  er  ^bfi.  u :  «in  ©ffftl  Ui  ©rmoijlin  afi.rtanij.al» 
auf  einem  SReliefSargone  („i,  gh.  13). 

bcfonberd     fein     auege- 

fütirt  ift,  tiat  fdfon  »oi  ^a^ien  einen  iranj5fifd)en  .ttiinflfer  jui 
«ai^bilbung  begeiftert  (f.  Mbb.  16).  Unb  reelle  ^flfie  ber  ent> 
nrirfelung  ^atte  ecfl  gar  bie  lejtiünbufttie  im  ijaufe  ber  3Q&r= 
tiunbeite  erreicht!  ®unte  .ftleiber  au&  {purpurrot,  Diolett,  aud) 
gelb  gefärbter  ^oUe  ober  sgeibe  mit  auSgefuditen  3ätb'  ober 
Stirfmuftem,  reic^  befept  mit  Jlftanien  unb  mit  toftbaren  Steinen 
grft^mürft,  baju  prunlDolIe,  ebelfteinbeffftte  ®üitel  unb  golbffiben= 
bur^ioirfte  otiarold  unb  Movfbinben  bilbeten  bie  bege^rteften  Üupiä^ 
orlifel.     tSine  grofie  3Jei^  Don  Rlodö-  unb  9^oUfhiIpturen  untere 


30  «ufft  «D.  XI,  1 

ritztet   un»  übet  Schnitt   unb   Snufterung   bet   Detit^iebtnaEligtR 

^mänitt.  j.  8.  IXÄ  Höniflä  uitb  feinet  ^flg«".  ""*"  i"*""  "ut^ 

bie  bte  ©tofje  unb  beren  ^cben  betreffenbtn  ^n^altäpunEte  oor^ 

ctft  nur  ueieinjelt  ftnb,  fo  finb  mir  bD(^,  ).  ^.  auc^  burc^  all< 

teftomenttic^e  SRotijen,   genügenb   inforntiert,   um  Äoftümierungen, 

toie    ctiva    beS   ,Hönigä    in    feinem   Oniat    mit    ber    prac^ttionen 

©ticfetei  auf  bet  ©ruft,  ard|äo(oflif(^  getreu  nat^btCben  ^u  tonnen. 

@e^t   anmutig   xoat  bie  Xrac^t   ber   afft)iifd|en  ^agen,   bie   in^ 

befonbere  mit  iE|rer  über  Strümpfen 

getragenen  reijenben  S^nürftiefel« 

befleibung     ber     ^ü^t    ungemein 

maleiifc^   toirlt.     9Iatäi[it^  fuc^n 

toir   auf   einem   affqrifdien  SRarft 

auc^  biefeä  unb   jeneS   Dergtblit^, 

j.   S.   iSonnenfc^irme,   beren    6ie» 

brauch  au^ft^ltegtit^e^  S^orrec^t  bn 

.Hönige  mar. 

@n  Stunftjtueig,  ber  ^ottf  ivie 

9iiebrig,  fiönig  roie  Soll  biente,  fei 

nienigfteuS    turj   ernannt  —   bie 

SRufif.    ;^er(i(^e  SRufif  begleitete 

bie  Opfer;  mit  aSufit  routbe,   roie 

mit  fa^en,  boä  fiegtei<^e  ^teer  ein^ 

ge^oIt;taufc^enbe£$arfenfpie[,  roo^l 

autii  Ouartette',  roürjten  bie  3«f'= 

gelage    am    föniglit^en   ^o^,  aber 

aud)  baS   Solf  fpielte  unb  tankte 

unter  ©efang  unb  iWufit.    ©dbft 

Hb6.I5:«Knttf<(ion8bnnBalQfl     b«    "u^en    ©ofbaten    Dergnügten 

tlfuibani)»»  (ivit  9ti.  IB).         fic^   nac^   ber  blutigen  Arbeit  bed 

'Xaged  mit  frötilit^em  Spiel  unter 

ben   fttängett  ber  Saute.     Unb   wenn   aud)   SRineroeä  ^wrfen   für 

eroig  tierElungen  finb,   fo   tonnen  mit  uni   boc^   au(^   ^ute   nod) 

®efonfl   unb  Xanj  b«  bamaligen  3eit  lebenbig  üergegenntärtigen. 

(Srinncrt  unä   bod&   gerabe  ber  Orient  immer  Oon  neuem  an  ba« 

SSJort:    »Xaufenb  3a^re   finb   Dor  SJir   roie  ber  Xag,  ber  geftetn 

tetgangen"  \    ®ie  ftrieg3gefänge  ber  Araber,  bie  roir  ^eute  brüten 

1)  SiOtt  btt  «bbilbuns  in  „«abtl  unb  »tbcf  IH  9h.  11. 

2)  ^T  [DlAe  ftil  al(babi)ti>nj(4n  3rtt  bM  ^tulc  n^altnt  itWitbtnt 
SiAu4e  unb  Soiflcaunacn  flc^  „^m  Üanbt  bee  ctnftigcn  ^aiabitlet"  @.  25—28. 


ac.  XI,  1  .^aitWl.  31 

i)dttn.  befte^n  noc^  immer  auä  ebenfolc^en,  ^unbm  unb  abtt 
^unbert  "Stal  untbn^olten  turjen  Sentenjen,  ioi<  fie  ung  etna  in 
^f.  118,10—12  au«  ber  Slfaftabäeijeit  ooiUegen.  @6enbed^alb 
bürfte  audf  bet  Straftet  bet  SKufif  unb  ber  iotijt,  wie  wir  Iwibe 
ftmtiutaQ,t  etfoa  in  ^anta^fuS  obei  Jtaiio  beobachten,  Don  ber  äRufil 
jur  3^t  ©arbanapold  geioig  nui  menig  »erfi^ieben  geroefen  jein. 
Sex  ^anbel  fonjentrierte  ftd)  natuigemfi^  in  ben  großen 
«tobten.  Xad  $KiupttOT  biente  als  ^öcfe,  in  i^m  muTbe  ber  ^ert 
bei  fiebendmittel  feftgefegt,  unb  nxlc^e  Sebeutung  fc^on  bamal«i 
bent  Sörfenjettd    beigelegt   mürbe,   le^t   eine  in  Sffur  gefunbene 


Vbb.  IS:  Xn  Walanagtn  BOnis  € 
(»ftonfttumon   tinti   finngBrildKn   JWnfthrt). 

fldnigdinfdirift  etUKi  auä  bem  19.  Sa^rEiunbert,  bie  neben  ben  fönig^ 
licffen  9tul|medtaten  bec  9tai^me(t  bie  JCunbe  überliefert,  bog  jut 
3tit  bet  ^bauung  beii  Seldtem^KlS  in  ber  Stabt  üffui  ber  SRactt' 
preis  für  2  ftut  Rom,  für  15  9Winen  Soße  fomie  für  fo  unb 
fo  md  2|ett  je  1  <£iltietfefe(  betrug.  (3n  ber  ^ammurabijeit 
tofteten  6  SNinen  SBoKe  1  ^ilberfetel.)  Xie  aRarttpoligei  ^ielt 
mit  -strenge  auf  richtige«  Wta%  unb  @emi(t|t  SBagen  finben  fic^ 
6t9  je|l  nur  jroeimal  auf  aff^riidten  Stelieffi  batgefteUt.  %U  ®i' 
roit^te  bienten   jumeift  Steine,  üor  allem,  niie  in  öab^Ionien,  in 


32  S>ad  Mntgtum.  flD.  XI,  1 

(^orm  t)oii  Sitten,  boc^  finben  fid^  ouc^  funftDoII  ouc^gefü^tte  VltiaSi* 
gekDic^te  in  Sfimenform.  ^e  SBa^r^eit  erforbcrt  nid^t  ju  t)er« 
fc^kDetgen,  ha%  )ur  3^^^  ^  @Qtgoniben  ein  menig  rä^mlic^er 
mnbetejtoeig  in  gonj  befonberer  9Iüte  ftanb:  bie  aud  Suba, 
[g^ten,  (Siam,  Arabien  unb  fonft  oDüberall  ^  moffen^oft  toeg» 
geführten  Semo^ner,  männlich  unb  meiblic^,  Dein  unb  %xo%\  Ratten 
ben  @f(QDen^Qnbel  ju  einem  ungemein  fd^tDung^aften  Sm^erbd^ 
jtt>eig  gemacht. 

2)ie  SSetmaltung  bed  meiten  SReic^ed  tt)at  ftraff  militärifd^  or« 
ganifiert:  bie  ©tatt^olter  loaren  ^o^e  Offiziere  unb  Ratten  ftetö 
genügenbe  ®amifondtruppen  jur  ^nb,  um  noc^  Qu%en  unb  innen 
bie  Orbnung  innerhalb  i^rer  ^roDinjen  ju  kva^ren.  &ax  manc^ 
@(rQufamfeiten  merben  butc^  bie  ©taatöroifon  geboten  gen^efen  fein. 
3m  übrigen  maren  au^  bie  eigenen  off^rifd^en  fianbe^efe^e  fteQen* 
toeife  üon  brafonifc^er  ©trenge  —  ^figelftrafe  unb  Äbfc^neiben 
t)on  O^ren  unb  9?afen  bebro^ten  nic^t  luenige  SSerbrec^en,  mie  man 
ja  noc^  ^eutjutage  in  ^erfien  SRenfd^en  begegnet  mit  obgefc^nittenen 
O^ren  unb  iRafen. 

Obtoo^I  abfolutiftifc^,  ein  DoQfommenee  (S^otte^^gnobentum,  iDot 
bac^  aff))rifd^e  Stönigtum,  ouc^  ba^  ber  ©argoniben,  bem  Solle 
gegenübet  gebunben  an  bad  ®efe^.  %U  @argon  ben  ^^lan  fajjte, 
an  ber  ©teile  be«(  ^örfc^end  äßagganubba,  4  ©tunben  nörblic^  Don 
Stineme,  feine  eigene  SCönigdftabt  ju  bauen  unb  infelgebeffen  jur 
(Sjpropriierung  ber  bort  ?tngefeffenen  fc^reiten  mufete,  erhielt  jeber 
berfe(ben  an  anberer  ©teile  ein  bem  feinigen  glei(^tt)ertiged  ®runb« 
ftüdt,  ober,  loenn  er  bie^  t>or)og,  bared  ®elb  in  ®emäg^eit  ber 
^Xajrationdtafeln''.  3)er  affqrifc^e  Stönig  betrachtete  e^  ah  feine 
^öc^fte  W^^U  Stecht  unb  ©erei^tigfeit  ju  üben;  „^önig  ber  ®t* 
rec^tigfeif  galt  i^m  ah  ber  Siu^medtitel  ^öc^fter.  ^ie  gro^e 
Slec^tdnorm  ^ammurabie,  ©orge  ju  tragen,  ,,ba6  ber  ©tarfe 
nidjt  ben  ©d^mad^en  fc^äbige'',  lieg  fic^  auc^  ^(furbanipal  bie 
Slid^tfc^nur  feiner  ,f>anblungdmeifen  fein,  j.  ^.  bei  ber  (£men« 
nung  feine«  ^^^^I^^fl^^^uberd  jum  Üönig  üon  ^ab^lon.  SBad 
aber  ba^  affljrifc^e  Jtönigtum  befonberd  fpm^at^ifc^  erf^einen  tagt, 
ift  ber  patriarc^atifc^e  ß^arafter,  ber  fid^  mit  bem  ^bfolutidmu«^ 
terbanb  unb  ah  mit  biefem  loo^loereinbar  bemd^rte.  Sinem  ®otte 
t)ergleic^bar  einerfeitd,   blieb  ber  aff^rifc^  ©rogffinig  anbererfeitd 

1)  9ui»  ben  eroberten  iubäifc^en  Ortf({)aften  f flutte  San^rib  }.  9.  laut 
feiner  $ridma-3nf(t)nft  (DI  17)  200150  d^inmo^ner  fort,  „Hein  unb  gtoi 
mfinnlid^  unb  meibli^". 


WD.  XI,  1  ^e^  ftöntg«  ^er^filtnid  ^u  ^en  Urttettoneii.  38 

feinem  £>eere  toit  feinem  $oIfe  allejeit  noi^e.  ^J(furbanipQ(  nennt 
fic^  fdbft  „fc^on  im  SWutterIcibc  üon  äfur  unb  Sin,  bem  ^rrn 
ber  Shrone,  jur  ^irtenfcl^aft  über  ?(ffur  gefc^affcn".  Sr  toax  unb 
füllte  ftc^  aU  ber  Statthalter  bed  @}otted  $e(  unb  mürbe  Don  ben 
Untertonen  betrachtet  aU  ba^  „(Sbenbilb  93efe''.  3lber  tro^  biefer 
äRac^tfüIIe  o^ne  ©leieren  ift  er  bon  bem  ßauber  be^  Patriarchen 
umtooben.  3eber  'Mfftjrer,  glei^üiel  »eichen  Stanbe^,  burfte  brief* 
lic^  bem  Slönige  na^en  unb  gelpijs  fein,  bag  be^  iSl^önig^  O^r  für  i^n 
offen  ftanb.  5)a^er  finben  fic^  im  ?(rcf|it)  ©arbanapalsf  aufeer  ben  9Rel* 
bungen  ber  lorwac^en  betreffe  neuer  SlnlömmUnge,  ber  ©einreiben 
Di>n  ^ofaftrologen  unb  ^magiern  über  £)immelderfc^einungen  unb 
oUertei  fonftige  $or)eic^en,  t)on  (Generälen,  ^ftung^fommanbanten 
ufw.  eine  SKenge  öon  99riefen  öon  ^^riöatperfonen:  ®Iüctounftf|*  unb 
Danffc^reiben,  @>efuc^e  ettDa  um  ^lufno^me  bed  3o^nei^  in  ba^ 
^agenforpd,  99ittfcj^riften  Don  @(efangenen,  bie  bem  Sl^önige  bartun, 
baB  unb  marum  fie  unfc^ulbig  Verurteilt  tvorben  feien,  unb  bgl. 
me^r.  3a  fogar  ein  STOa^nbricf  an  bcö  Äönigö  3D?aieftät  um  Snt* 
»ort  finbet  fic^,  toobei  fic^  ber  Schreiber  ben  üblicfien  ?lnfang  ber 
föniglii^n  ^anbfc^reiben:  „3ßein  ^Sefinben  ift  gut,  möge  auc^  bein 
^j  frö^Iic^  fein!"  in  gefdjicfter  SBeife  ju  nugen  mact)t: 

„%n  ben  ftönig,  meinen  .'|)errn,  bein  Änect)t  Slffullänu. 
^il  bem  Äönig,  meinem  ^errn!  SKögen  9?ebo  unb  SWarbuf 
ben  Äönig,  meinen  £>errn,  fegnen!  l)a^  SBo^Ibefinben  bei^ 
Äönig^,  meinet  ^errn,  bie  Ji^ö^Kd^feit  feinet  ^erjenö  unb 
bie  (Sefunb^eit  feine«  Üeibe^  möge  in  einer  Slntmort  auf 
meinen  ©rief  ber  Äönig,  mein  .N^err,  feinem  Äned^te  fc^reibcn". 

üud)  oon  feinem  ©egnabigung^rec^t,  fogar  folc^en  gegenüber,  bie 
}um  %obe  Derurteilt  roaren,  macf|te  Jlfurbanipal,  mie  mir  erfahren, 
@ebrau(^. 

Die  altteftamentHc^e  Stnfc^auung  (j.  SB.  1.9)iü.  10,11),  baB^ffi)- 
rien  eine  Slrt  Kolonie  95abt)Ionien2^  gemefen,  ift  burct)  bie  ©rabungen 
DoUouf  beftättgt  morben.  Dbmo^I  bie  aff^rifc^e  Kultur  nic^t  ftag^ 
nierenb  an  bem  überfommenen  fulturellen  ©efi^e  bed  äßutterlanbed 
fefi^ielt,  i^n  oielme^r  felbftänbig  ba  unb  bort  erweiterte,  auc^  ben 
ginfluffen  ber  meftlic^en  üänber  ficf)  nict)t  entjog  unb  in  ber  ®efe^« 
gebinig  melfac^  eigene  SS^ge  eiitfc^Iug,  fo  blieb  boc^  im  großen  unb 
ganyn,  t>om  ^eertoefen  abgefe^en,  bie  afft)rifcf)e  ftliltur  abhängig 
öon  ber  babtjlonif ^en ,  i^  Schrift,  unb  Sieligion,  in  ftunft  unb 
SBiffenfc^ft     3n  ber  SBiffenfdjaft  gani  befonbere.    3)ie  ?lftro* 

«Ifi  Ottcnt.     XI.  1.  3 


34  Die  »ibltotftef  Sarbanal^ald.  90.  XT,  1 

nomic  blieb  bcn  "ülfftircrn  eine  SBiffcnfd^aft  bcr  babplontfc^cn  Wolter 
Siebo  unb  3)?arbuC,  unb  and)  in  ben  ?Iftenütffenfc^aften  ber  ?lftto* 
logie  unb  Wagie  waren  bic  'Jlff^rer  nur  aHju  treue  ©c^üIer  ber 
SBab^Ionier.  Xk  Sffiebijin,  öor  allem  bie  innere,  lag  im  ?lr9en, 
bort  tt)ie  ^ier:  felbft  ber  afftjrifc^e  ftönig  muft  fic^  mieberljolt  bc* 
Hagen,  bafe  fein  Öeibarjt  falfd^e  3)ia(jnofe  gefteßt  i^abt.  Unb  gegen 
bie  erfd^rcdenb  grofee  ftinberfterblid|feit  tuufete  man  nid^t^  anberc^ 
ate  ein  o^nmäd^tiged  "jlmulet  bem  Itinbe  an  ben  ^fö  ju  bangen, 
um  e^  t)or  ben  ©inflüffen  ber  furchtbaren  3)ämonin  ßabartu  ju 
fd^ä^en.  3n  allem,  wad  3Biffenf(^aft  unb  Literatur  ^eigt,  blieb 
99abt)Ionicn  für  bie  Stff^rer  ber  Kaffifc^e  ©oben,  unb  wer  bie 
SSerte  ber  SÜlaffifer  eignen  »oute,  mufete  fic^  nac^  SBab^tonicn 
wenben.  Unb  bie^  fü^rt  mid^  }um  Sd^Iuffe  ju  ber  ^öc^ften  unb 
unüergänglic^ften  Slüte  ber  afft)rifc^en  Ähiltur  jur  3^^  3arbana* 
patd,  burc^  bie  fid^  biefer  toa^r^aft  „gro^e  unb  ^errlid^e"  .IStönig 
in  einjigartiger  SBeife  ben  3)anf  ber  Wac^welt,  audft  ben  unfrigen, 
gefiebert  ^at. 

@ein  $ater  ^far^abbon  mar  ed,  uon  bem  ^Ifurbani^al  rü^mt, 
ba^  er  it)n  aU  ftronprinj  nic^t  blog  im  ^^ren  unb  Sogenfc^ie^en, 
fonbem  jugleic^  in  ber  Xafeffd^reibelunft  unb  aller  SBeid^it  9{ebod 
^abe  untcrmeifen  laffen.  3)enn  bie  SJegeifterung,  bie  au^egeic^nete 
^rinjenerjie^er  in  bem  jungen  Äronprinjen  für  bie  fiiteratur  gc* 
mecft  Ratten,  blieb  in  Sarbana|)a[  (ebenbig,  aud^  aU  er  an  bie 
©pi^e  bed  großen  SRilitärftaat^  getreten  war.  Sieben  aßen  Äriegd» 
jügen  unb  Äriegdforgen,  aUen  Sauten  unb  3agben  behielt  er  ^<^\t, 
feine  ^ugenbneigung  ju  pflegen,  unb  fanbte  Soten  aud,  um  in  ben 
öffentlid^en  unb  prit)aten  Xontafe(famm(ungen  aQe  beften  ©c^rtft« 
werfe  audjuwä^Ien,  iufammenjubringen  unb  in  forgfamen  %b* 
fc^riften  ju  einer  großen  Eöniglic^en  XontafetbibHot^ef,  ber  bt* 
rühmten  ®ibliot^ef  ®arbanapaU,}u  oereincn.*  SmSa^re  1854 
tyon  bem  ^gtanber  9taffam  unter  bem  (Schutte  beü^  Sdwenjimmerd 
im  5ßalafte  t)on  5Rinewe  entbcrft,  umfafet  fie  jur  ^6t  22  000  lon- 
tafeln  unb  Xafetfragmente,  unb  wenn  auc^  t)ie(ed  für  aQe  3^ten 
unWiberbringtic^  oerloren  gegangen  fein  mag,  fo  barf  hod)  wo^l 
juoerftd^tli^   angenommen   werben,  t>a^  itod)  gar  mancher  ®(^| 

1)  (H  ift  neueTbingd  in  ^mei  (i}^tmplaxtn  ein  ^nbf((retBcn  gefimben 
toorben,  in  mtld^tm  ein  ftdnig  (bo<j^  »o^l  Wutbanipal)  bie  Xitel  aQer  ber 
fBkrlt  angibt,  na^  benen  in  |)tibaten  ^üd^etfammlungen  mie  in  ber  %tmptU 
btbliot^el  Don  (Ejiba  gefud^t  »erben  foll,  um  fte  bem  ftOntg  nebfl  anbern 
totd^tig  erfd^etnenben  Xafeln  $u  flberfenben. 


«O.  XI,  1  3tT>e(f  unb  3n^att  bct  Sc^tiftenforamlunfl.  35 

an  Crt  unft  @teQc  gehoben  unb  geborcjen  mcrbcu  tann.  5)ie 
'JKbKot^ef  bcfafe  an<S)  Äataloge  unb  tuar  überhaupt  forgfältig  ge* 
orbnct  Siatürlic^  ift  c«  unmögüd^,  3n^alt  unb  ©cbcutung  bicfcr 
einjigartigcn  3?ü^crci  in  Äürje  a\i6)  nur  oberflächlich  ju  ffijäicreu. 
X)o(^  »irb  cinc^  fcftju^alten  fein.  ®Icic^  bcn  95abt)Ionicrn  luareii 
bic  Äff^rer  ein  uncnblid^  abcrgläubifc^eS  i^olf,  ber  Äönig  3lfur* 
banipal  obenan.  9Bie  Sfor^abbon  befragte  auc^  er  t)or  jeber  Unter* 
ne^mung,  groß  ober  Hein,  ben  Drafclfpruc^  ber  ©ötter  unb  glaubte 
feft  an  aüe  bie  öermeintlicf|en  göttlichen  9?orjeic^en  (Offenbarungen) 
im  ^immel  unb  auf  ber  (Srbe.  @r  füllte  fic^  lange  3^it  fjinburc^ 
üon  einem  abgefct|iebenen  ®eift,  einem  Wefpenft,  üerfotgt  unb 
nwr  übcrjeugt  Don  bem  nur  bur^  bie  (Mötter  ju  töfenben  Spuf  ber 
bdfen  ©cifter.  @«  fann  barum  nic^t  jtoeifel^aft  fein,  bafe  aud^ 
rein  praftifc^e  ®efid)tdpunfte  ben  ffönig  bei  ber  ^^fö^nmen^ 
fteQung  feiner  ®ibliotl)ef  leiteten,  toie  bie  in  i^r  jufammen* 
gebrachten  großen  Sammlungen  t)on  Dmente^en  aller  ?lrt  lehren. 
SBcr  ber  übrige  3n^ölt  ber  SBibliot^ef  betoeift  nic^t  minber, 
bal  jene  Slficffici^ten  nic^t  bie  allein  mafsgebenben  maren.  9tur 
erinnert  fei  an  bie  aftronomifd^*aftrologtfc^cn  Xafelferien,  bereu  SBe* 
beutung  für  bie  ©efc^ic^te  ber  ^immctefunbe  erft  in  ßw^unft  Doli* 
auf  getoürbigt  toerben  toirb;  an  bie  augerorbentlic^  ja^lreictjen 
lejifafifc^^grammatifc^en  5;eyte,  bie  aucf|  und  für  bie  ©iebcr* 
geminnung  bed  altl^eiligen  fumerifc^en  3biomd  fotoie  ber  femitifd^en 
babt|Ionifci^*aff^rtfc^en  ©prac^e  unb  bamit  jugleic^  bed  i^r  fo  na^e 
oenoanbten  .^brätfc^  anbauernb  unfcl^d|bare  ^ienfte  leiften;  ober 
enblic^  an  ben  unerfc^öpflid^  reichen  religiond*  unb  literatur* 
gefc^c^ic^  ^Bd^ai^,  ben  bie  ^unberte  t)on  ^falmen  unb  jpt)mnen, 
üon  (Sp^n,  Üegenben  unb  Xicrfabeln  bcjeic^nen.  (Sinjelnc  biefcr 
Serfe,  wie  bae  @ilgamefc]^*(£poS  mit  feiner  elften,  bcn  bab^lo* 
ntfc^  Sint^utberic^t  ent^altenben  "Safel  merben  ja  in  i^rer  epoc^e* 
mac^ben  SBebeutung  aud^  nod^  für  unfere  eigenen  ®laubem^an* 
fc^ungen  nac^gerabe  allgemein  anerfannt.  (Sine  Sämerei  Don 
jerbrec^Iic^n  unb  in  ber  %at  tnelfad^  jerbroc^nen  Xontafeln  unb 
bennoc^  ein  ^nfmal,  unvergänglicher  benn  Srj.  @in  englifd^er 
SeiftKc^  ffüt  einmal  geäußert,  jebe  gro§e  9)ibliot^e{  muffe  eine 
3tatue  biefed  um  bie  Sr^altung  uralter  Siteratur  fo  ^od^  Der* 
bienten  9Ronarc^en  auffteüen.  @d  todre  nic^t  fc^n^er,  biefen  (^bauten 
jux  SCus^fu^rung  ju  bringen,  benn  ©arbanapal  felbft  f)at  und  bad 
SorftUb  etne^  folc^n  2)enfmald  ^interlaffen.  ^tö  tdniglic^n  9au* 
^erni  ftcitt  er  fid^  ^ier  (f.  «bb.  17)  bar:  er  trägt  nac^  uralter  Sitte 

3* 


36  Wuituntpa»  ntfftnf^aftlii^t«  SnbicnP.  9IC.  XI,  1 

(luf  feinem  .tiauptt  in  einem  Sorbe  3i*9*l  "bet  Üeömerbe,  um  ben 
^cunbftein  jum  'Tempel  ^Itboi,  be^  @olte«  bee  Schrifttümer,  beS 
„Üicfeleö  ber  ffiatnöeit"  i«  legen.  "Die  Üontafeln,  beren  Samm- 
litnt)  feinem   feo^  ^fte,  feinem  nwiten  $lide  entftammt,  nnb 


$lhb.  17:  UfuTbanipal,  ben  (Dninbfttin  jum  ^tbo-Xtmptl  in 
Sorfitilia  lesfnb. 

beren  on^olt  no^  auf  unabfe^bare  ^atirje^nte  bie  Derft^iebenflen 
l^iffenfc^fte^meige  anjnregen  unb  ju  förbern  berufen  ift,  finb 
ebenföUe  unb  in  ntxfe  ungleid)  ^ft^em  ©inne  Souftcine  fleroorben 
ju  bem  bem  „i'id)te  ber  S^b^lt^'''  ()enKi^ten  Tempel  ber  Riffen» 
(i^flft. 


9C.  XI,  1  '  ftintmi  S^Iugfatafhop^e.  37 

Se  ruar  eine  furchtbare  Äataftrop^e,  bie  unter  ?tfurbanipatd 
oo^n  Sarafo«^  im  Sa^re  (50(5  t>,  l£l)r.  über  baö  afft)rifc^c  flteid^ 
^cretnbradj.  3"^ör  ^atte  Sarafod  ©abt)Ionien  ucrforen  unb  fa^ 
fic^  o^ne  Sunbe^genoffen  ben  ungezählten,  mit  ben  SJ^ebern  uerbün« 
beten,  inbogermanifcben  $)orben  gegenüber,  ober  noc^  mar  ?lff^rien 
felbft,  mie  menige  Sa^rje^nte  puor,  „in  blü^enbem  ^^uftanb",  unb  e^ 
bleibt  rätfel^aft,  ba  bodf  noc^  anbere  fefte  Stäbte  Dorf)anben  marcn, 
wie  9?inetoe$  (Sinna^me  unb  ä^^f^örung  unmittelbar  bad.  ©djicffal 
be«  ganjen  afjprifc^en  !Keicl^e^  befiegelte.  Jnbeffen  t^  mar  fo. 
Xaö  affprifc^e  Äönigtum  üon  ftoljefter  .^ö^e  jä^ling*  tierfunfen 
in  ba*  ^iid^t«^:  ÜRinemee  melterfüUenber  (MIanj  mie  burd)  einen 
©inbftofe  erlofc^n;  bie  ganje  gemaltige  afiVifc^  ftuUin*,.  mie  fie 
oorfte^enb  ftij^iert  morben,  über  ÜRac^t  unter  Sd^utt  unb  ^Ifc^e 
begraben  —  eine  ftataftrop^,  eingig  bafie^enb  in  ber  SBett« 
gcfc^c^te.  (Sin  ganjed  $>eer  fallenb  für  feinen  Äönig,  unb  biefer, 
ein  J>elb  gleich  feinen  i^orfatiren  unb  ju  ftolj,  lebcnb,  Dermunbet 
ober  tot  in  bie  ^nbe  ber  ^inbe  ju  fallen,  fic^  mit  l^rauen  unb 
3<^9en  bem  ^uetgott  überliefemb  —  ein  od^aufpiel,  er^ebenb 
unb  erfc^fittemb  jugleic^.  War  monc^ed  fann  ber  3iame  Sarbana^al 
le^en,  ber  einem  ^^önij  gleic^  ben  Sd^eiter^aufcn  bc<J  afft)rifd)en 
Siltreit^e^  umfc^mebt.  Und  bcftdtigc  er  uidjt  etma  bie  triüiale 
»o^r^tt  t>on  ber  SSergänglic^feit  aller  irbifc^en  ^^Jrac^t  unb  ^rji;* 
lidftdt,  melme^r  beträftige  er  Don  neuem  bie  ^4EBa^rt)eit,  baB  alle 
Xxiumpffc  bc^  Striegel  meit  überragt  unb  meit  überbauert  merben 
Don  btn  SBerfen  be«  Siebend,  obenan  üon  ben  SSBerfen  im  3)ienfte 
Öer  Stffenfc^aft  —  fie  ftiften  5egcn  aut^  noc^  ben  fernften  Wcne^ 

rationen. 


Q^eigaBen. 


I. 

Um  odeS  "Stateitol  bei(ommen  ^u  ^aben,  bürfte  t&  geiec^tfeitigt  fein,  ^iex 
^ufammen^uflellen,  »oft  ftteflaft«i)toboT,  ^erobot  unb  ^tb^benuft  flbfr  ben  S^ll 
92inetDe#  ju  berid^teii  miffen. 

a)  3)»  Bericht  Dio bor d  (11,24—28)  (outet,  bo  unb  bort  etiuo«  aetfir^t, 
folgenöermo^n:  ,,9[rboceS,  ein  geborener  9Reber,  bei  [lä^  burc^^apfertettiiiib 
(ikiftedüor^flge  oud^eic^nete,  war  9(nffi^rer  ber  mebi{d)en  %t]ipptn,  bie  auf  ein 
3o^r  na4  9hnuft  gefc^ictt  luurben.  ^m  £ager  würbe  er  mit  bem  ^eerffi^rer 
ber  S^ob^Ionier  belannt.  tiefer  forberte  i^n  auf,  ber  off^rif^en  Dber^errfcl^aft 
ein  (Snbe  ^^u  machen.  (Sr  ^ie^  8e(efQft  unb  mar  einer  ber  angefe^^en 
unter  ben  ^rieftem,  bie  man  in  Sob^lonien  (S^albfier  nennt.  9Did  ein  fe^ 
eifa^ner  ©tembeuter  unb  äBo^rfoger  oerfünbigte  er  l^&ufig  julflnftige  2)inge 
mit  ©ic^er^eit  tioraud  unb  erlangte  baburc^  groftcd  flnfe^en.  ®o  fogte  er  benn 
ouc^  bem  mebifc^en  ^eerfü^rer,  feinem  ^^eunbe,  looxf^tx,  bojs  er  ^um  Ifönig 
über  ba&  gan§e  <^biet,  boft  ©arbonopol  be^errfc^e,  §ut>er(äfrig  befHmmt  fei. 
Vtboceft  lieg  fi(^  ben  ISorfd^log  beft  IBUmnH  gefoQen  unb  oerfpradb  i^nt  bie 
@tatt^alterf4aft  oon  Sab^lonien  fflr  ben  ^oK,  bog  boft  Unternehmen  geUnge; 
unb  wie  bur4  eine  (i^otteftflimme  ju  Hoffnungen  begeiftert,  oerbanb  er  fi4  fchon 
mit  ben  ^erfii^rern  auft  anberen  Söüern  unb  fud^te  fie  burc^  (S^aftma^le  unb 
öffentliche  3ufammenfünfte,  bie  er  t>eranftaltete,  ju  gewinnen  unb  ftc^  ber 
(^reunbfc^aft  iebeft  einzelnen  ju  oerft^em.  <Sr  wünfd^te  fe^r,  ben  Jtönig  t)on 
Sngeftcbt  $u  fe^eu  unb  feine  gon^e  Sebendweife  §u  beobachten.  (Sin  18er- 
fc^nittener,  bem  er  eine  gotbene  @4a(e  fc^enfte,  fft^rte  i^n  §u  @arbana;ml 
hinein,  ^a  fiber^eugte  er  fic^  beutli^,  bog  ber  weic^Uc^e  9/2ann  blog  um  weib« 
Ii(t)e  (i^fc^äfte  fid)  betflmmerte;  unb  nun  ^ielt  er,  ben  nic^tdwflrbigen  Mnig 
oerac^tenb,  bie  Hoffnungen,  bie  i^m  ber  Q^^albäer  gemoctit  ^otte,  nur  um  fo 
fefter.  (Snbltc^  traf  er  mit  9ßtit\tß  bie  ^erobrebung,  er  fetbft  woUe  bie  S^eber 
unb  $erfer  aufwiegeln,  unb  iener  foUe  bie  ^^obplonier  ^ur  Xeilna^me  an  ber 
Empörung  bewegen  unb  ^u  ber  ganzen  Unternehmung  auct)  feinen  gh^eunb,  ben 
(Statthalter  Don  Strobien,  bet^ie^en.  9lfö  bad  ^ienftjia^r  oorüber  war,  würben 
bie  Xxnpptn  im  Sager  burc^  ein  anbereft  ^ttx  obgeldft  unb,  nac^  ber  einge- 
ffl^rten  Orbnung,  in  i^re  Heini<>t  entloffen.  ^e^t  ermunterte  ^rboceft  bie 
SKeber,  fie  foHten  fict)  bie  Oberf^errfc^oft  ertämpfen;  bie  $erfer  ober  forberte 
er  auf,  bie  grei^eit  ^u  erringen,  um  bann  oud^  an  ber  ^öc^ften  &txoa\t  teil« 
§une^nten.  (Ebenf o  erregte  IBelef^ft  bei  ben  idobploniern  baft  Streben  noc^  grei« 
t)eit,  unb  nact)  9lrabien  reifte  er  felbfi,  um,  feinem  auftrage  gentfig,  ben  bortigen 
Statthalter,   feinen  Sefannten  unb  (Softfreunb,   für  ben  $Ian  §u  gewinnen. 


«O.  XI,  1  «cigübfh.  39 

92ai4bein  »iebet  etnSa^r  t>erflof[en  moT,  fomen  ftc  aUt  mit  einer  ^xoienSc^V 
don  .©olbaten  t)or  flinuA  ^ufammen,  bcm  ®4eine  nac^,  um  bie  Xxüpptn,  tott 
ed  IBiau^l  »ar,  ab^ulöfen,  in  ber  Xot  aber,  um  ber  Ober^errfd^aft  ber  ttfl^rer 
ein  Snbe  §u  mad^en.  Wft  bie  üier  obengenannten  90Her  auf  einem  ^la^e 
ft4  oerfammelt  Ratten,  betrug  i^  ganzes  ^er  gegen  400,000  9Rann.  @ie 
»aren  in  (Sinem  £ager  vereinigt  unb  berieten  ft4  gemeinf^afttici^,  vdo^  }u  tun 
»öre.  ®obaIb  @arbana|)el  erfuhr,  ba^  üe  ft4  em|iOrten,  lieg  er  bie  Xrup^ 
ber  anberen  80Ifer  gegen  fte  au^rflcten.  3ttetft  nmrbe  in  ber  dbene  ein  treffen 
geliefert,  in  mel(^m  bie  IRufrül^rer  gefc^Iagen  unb  mit  gro^m  Serluft  auf 
ein  Ö^ebirge  ^urfldgetrieben  »urben,  bai^  bon  3tinni  70  ®tabien  entfernt  ift. 
92a4^  famen  fte  mieber  in  bie  (Sbene  f^ah  unb  rüfteten  ft(!^  )ur  ^lad^i. 
®arbana^I  freute  fein  ^eer  il^nen  gegenüber.  3ubor  aber  lieg  er  im  feinb« 
liefen  :8ager  befannt  machen:  mer  ben  ^eber  tlrbaced  töte,  ber  befomme  Don 
8arbana|)al  200  ^olbtalente,  unb  mer  il^n  lebenbig  auiSUefete,  no4  einmal 
fooiel  unb  ba^u  bie  ®tott!^aIterf4aft  oon  SKebien.  ^[e^niidde  Belohnungen  oer« 
ft»ra(^  er  bem,  ber  ben  Selefl^d  erf^lüge  ober  gefangen  nd^me.  fLii  aber 
niemanb  auf  biefe  9erf^ed^ungen  artete,  lieferte  er  eine  ©c^lat^t,  in  ber  titele 
Smi^örer  nmfamen  unb  baft  übrige  ^eer  bid  in  bad  Säger  auf  ben  Gebirgen 
verfolgt  tourbe.  Strbaced  lieg  feine  gteunbe,  bie  entmutigt  waren,  ^ufammen« 
fommen  unb  ft(^  beraten,  »ad  nun  ^u  tun  wäre.  2)ie  meinen  waren  ber 
SReinung,  ed  foOe  ieber  in  feine  ^eimat  aie^en  unb  fefte  Va^e  in  8eft|  nehmen, 
an&^  ft(4  mit  ftriegdbebfirfniffen  fo  reiüblid^  atö  mftgli^  oerfe^en.  Belef^d 
aber,  ber  (Sl^albfter,  behauptete:  nac^  ben  ^nbeutungen  ber  ®0tter  mügten  f^e 
mit  ^fi^e  unb  ^nftrengung  bad  3^^^  ^^^^  9Bflnf(ide  erreichen,  unb  bewog  fie 
}u  bem  dhitfc^luffe,  allen  (gefahren  ftc^  ^u  unterbieten.  (H  tarn  wieberum  ^ur 
Sdfiaö^t,  unb  ber  ildnig  ftegte  abermaU;  er  eroberte  bad  JÜager  ber  i&mpöxtx 
unb  verfolgte  bie  Überwunbenen  b\i  an  bie  Ü^ren^en  Babploniend.  SlrboceiS 
felbft  war  oerwunbet;  er  l^atte  ru^mooH  gef&mpft  unb  oiele  ^(ff^rer  erlegt. 
9{ad)  fo  ff^weren,  wieber^olten  Unf&llen  gaben  bie  Xnffi^er  ber  fibtrflnnigen 
bie  Hoffnung  bed  ©ieged  auf  unb  matten  ^nftalt,  jeber  in  feine  ^mat 
^utüd^ultffttn.  "Mtin  Selef^,  ber  eine  gan^e  92ad^t  unter  freiem  ^immel 
mit  IBeobac^tung  ber  ®eftime  §ugebra<j^t,  erflörte  ben  Wutlofen:  wenn  fte  nur 
no4  5  Sage  warten  wollten,  fo  würbe  oon  felbffc  ^ilfe  erfi^einen  unb  burd) 
einen  mat^tigen  Umfd^wung  ber  ^inge  bad  QMüd  fxä^  wenben;  er  fe^e  bad 
aud  Sorbebeutungen,  bie  er  mittele  feiner  ©temlunbe  Don  ben  (Göttern  erhalte, 
unb  bitte  fte  ba^er,  nur  fo  lange  no4  aui»)u^arren,  bamit  fie  fi4  oon  feiner 
ihtnft  unb  ber  (ihiabe  ber  (Spötter  burd)  (Erfahrung  überzeugten.  $d  würben 
nun  alle  wieber  ^urüdgerufen,  unb  man  wartete  nod)  bie  beftimmte  Qtit  ^a 
tam  bie  Slac^ric^t,  ed  n&^ere  ftc^  ein  ^eered^ug  aud  Sattrien,  ber  bem  ßönig 
^u  ^ilfe  eile,  ^[ept  entfc^log  fid)  Slrbaced  mit  feinen  greunben,  ben  Heerführern 
auf  bem  fürjeften  fBege  entgegenzugehen  unb  zn>a^  ^^^  ben  tapferften  unb 
rfl^gfien  <Solbaten,  bamit  man  bie  Saftrier,  wenn  fie  ft^  nic^t  bereben  liegen, 
ben  flbtrünnigen  fid)  an§uf(^liegen,  mit  ben  SBaffen  z>Diiiflcn  fbnne,  an  ben 
eigenen  ipi&nen  teilzunehmen.  (&ttn  folgten  bem  9lufe  zur  Sfrei^eit  zuerfl  bie 
)tnfü^rer,  bann  bad  ganze  $eer,  unb  nun  bezogen  alle  ein  gemeinfcl^aftli^ei 
£ager.  ^er  Mnig  oon  Sff^rien^  ber  oon  bem  9lbfall  ber  Baftrier  nic^td 
Wttgte,  gab  ftd^  im  er^ebenben  ^efü^le  feined  bid^erigen  ®lfldei$  inzwifc^en 
bcm  IBergnügen  ^in  unb  teilte  unter  feine  (Solbaten  (bc^lat^toie^  aui  unb  9Bein 
in  SRenge  unb  anbere  9ebflrfntf(e,    bamit  aud^  fte   fid)  gütlid»  tun  fonnten. 


40  fki^aben.  tlO.  XI,  1 

ttfilt^<<^  ^<i^  ^^^^  ^^  \^vuaifU,  erfuhr  Vrbaced  bunt  UebetCdufn,  baft 
man  ft^  im  feinMü^en  Sager  ber  gfrO^Itdil^it  unb  Xtunfen^t  flbetliel,  unb 
griff  mit  feinen  Seuten  bei  9lo4t  unoerfe^en«  an.  S)a  fielen  georbnete 
@4aten  Aber  ^ftreute,  gerüftete  Aber  unborbereitete  f^tt;  fte  eroberten  baa 
Sager,  töteten  biete  gfeinbe  unb  verfolgten  bie  fibrigen  bid  in  bie  (Stobt,  hierauf 
ernannte  ber  Mnig  ben  (5aldmened,  ben  trüber  feiner  <iema^Un,  gum 
gelb^rm,  er  felbft  ftbcma^m  bie  9ertetbigung  ber  ®tabt.  i)ie  igmp^ttt 
lieferten  in  ber  (Ebene  iior  ber  Stabt  no(4  |mei  @4Ia4ten,  in  welchen  fte  bie 
KfF^rer  beilegten.  (5aI6mene#  fam  um  unb  mit  i^m  beinahe  alle  feine  Solbalen; 
fle  mürben  jum  ^eil  auf  ber  %lu^t  niebergemad^t,  ^um  XtiX  üon  ber  6tabt 
abgefd^nitten  unb  in  ben  (tup^at  getrieben.  9119  ie|t  ber  ftOnig  eingefdiloffen 
unb  belagert  mürbe,  gingen  notb  oiele  SOtferfc^aften  auf  bie  6eite  ber  Üb* 
trfinnigen  Aber,  aQe  in  ber  Hoffnung  auf  ^tei^it.  i)a  @arbana|»al  bad  9iei4 
in  ber  bro^bften  0efa^r  fa^,  \ät\dtt  er  feine  3  @5^ne  unb  2  3:ö4ter  mit 
bielen  @(j^|en  nad^  ^^^(agonien  ^u  bem  Statthalter  ftottad,  bem  treueflen 
feiner  Untertanen.  d>tglei4  fanbte  er  9oten  aud  an  ade  feine  Diener,  um 
3^rtt|>|ien  aufzubieten  unb  fi4  auf  bie  Belagerung  ^u  berfe^.  Cin  Mttcr- 
ftirut^,  ber  fd^on  feit  ber  8&ter3^t  befannt  war,  fagte  ibm:  bie  @tabt  9Hnui 
mfirbe  niemanb  mit  ®turm  erobern,  biA  ber  S^lu^  i^t  ^nb  »ftrbe.  Da« 
leftere  aber,  meinte  er,  mfirbe  nie  gefd^e^;  alfo  ^ielt  er  fefl  an  feinen 
Hoffnungen,  entf^Ioffen,  bie  Belagerung  audfu^alten  unb  bie  ^UfitrupiKn 
au  ermarten.  Die  (Em^rer,  burd^  i^  tBaffengIftd  ermutigt,  betrieben  bie  Qe« 
lagerung  mit  Qmft,  fonnteit  iebodb»  bei  ber  ^fHgfeit  ber  9Rauem,  ber  ®tabt 
nic^t«  anl^aben,  jumal  ba  bie  ®tabt  reic^  mit  Borrdten  oerfe^n  mar.  3i^i 
gan^  3a^re  mürben  immer  mieber^olte  Angriffe  auf  bie  SRauer  gemalt  unb 
ber  Bertebr  ^mifdien  ®tabt  unb  ttmgegenb  gefperjct.  gm  britten  dfa^  aber 
gefd^^  t»,  ba6  burd^  anl^ltenbe  ^ftige  S^engfiffe  ber  du^^rat  fo  flarf  an« 
fd^moO,  ba^  ein  Xeil  ber  @tabt  fiberfd^memmt  mürbe  unb  bie  SRoiter  auf  eine 
Stretfe  oon  20  Stabien  einftfimte.  ^ef^t,  glaubte  ber  Mnig,  fei  ber  Mtter- 
fprud)  erfüllt,  ba  offenbar  ber  Slu|  ein  geinb  ber  ®tabt  gemorben  fei,  unb 
Der^meifelte  an  ber  Äettung.  Um  aber  nicftt  in  bie  ^dnbe  ber  ^nbe  |u  faQen, 
lieS  er  im  $alafi  einen  ungeheuren  ©dbeiter^ufen  errid^ten.  Oben  auf  i^n 
marf  er  alle«  üolb  unb  Silber  unb  ben  gan^n  Jlönigifdbmucf;  feine  iM«meiber 
unb  dunu^en  fd^lofi  er  in  ein  (Btmad^  ein,  ba«  im  Innern  be«  Si^ter^ufen« 
gebaut  mar.  ®o  i^rbrannte  er  mit  allem  §ufammen  fi(^  felbft  unb  ben  ^lafl. 
HI«  bie  dmp&xtx  oon  ®arbana^al«  dnbe  ^örten,  brangen  fie  fiber  bie  einge* 
follene  SRauer  ^in  unb  eroberten  bie  Stabt.  Den  ftrbace«  bedeibeten  fte 
mit  bem  fdniglid^en  0emanb,  riefen  i^n  jum  ftdnig  au^  unb  flbertrugen  i^m 
bie  unumfd^rfinfte  demalt.  Der  neue  ftOnig  bejubelte  bie  Bemo^ner  ber 
®tabt  mit  Schonung;  er  berteilte  fit  auf  DOrfer  unb  erflattete  iebem  feine 
dfiter;  bie  ®tabt  aber  ma^te  er  bem  drbboben  gleid).  %a^  Silber  unb  dolb, 
ba«  auf  ber  Sranbftfitte  no^  fibrig  mar,  lieg  er  nad^  dfbatana  in  SRebien 
bringen.  Huf  biefe  Hrt  mürbe  ba«  affi^rifd^e  9ieid)  oon  ben  9Rebem  jerfidrt, 
nad^bem  e«,  »on  9Hnu«  an,  80  9Renf<^enalter  ^tnburd^,  Aber  1800  ^a^re  ge« 
bauert  ^atte.  (Bgl.  Stap,  21:  „nad^bem  e«  Aber  1860  3a^  beftanben  ^tte, 
mie  i^tefta«  bon  ihiibo«  im  §meiten  Bud^e  fagt")." 

flu«  biefer  ganzen,  breit  au«geffi4rten  dr^^lung,  bie  neben  mam^ 
f ad^lid)  anff^red^enben  (Einjel^tten  bod^  aud^  ber  Unrid^tigfeiten,  ia  ttnmögttd^ 
feiten  eine  ntdit  geringe  3^4^  ^ititt,  bfirfte  al«  probe^ltiger  l^ern  nur  fot»iel 


HO.  XI,  1  «etgaben.  41 

fi(b  etiDcifen,  ba|  9Kttewe«  SfaQ  burcft  bie  Hiebet  unter  ü^ttmttfung  etneil 
(J^albAif^eii  0to|en  erfolgte  unb  etfl  nad)  Idngerer  Belagerung,  ber  aud^ 
no4  Siege  bef  aff^rift^en  Mnx^  ootaufgingen,  infolge  eine«  buc4  ben  Xigri« 
angerichteten  Hn^il«  glfidte.  Q^kid^  ben  9lomen  mebif^er  ifflntge,  bte  fttefta« 
feinen  eigenen  Angaben  aufolge  ben  |)erfif(!ben  dkfd^ic^tAbfle^em  entnommen, 
finb  geoifi  au4  bie  9Iamen  Qelef^0,  ®aMmeneiS  ufm.  aU  unbiftorifcb  auf§u« 
geben,  »enigflenS  im  dufammen^g  mit  bem  Untergang  9?inemed.  f)enn  ba| 
bie  Atomen  a(d  fold»e  nitbt  auf  freier  (Erftnbung  beru^,  ^igte  ©Araber  in 
«teilinf^riften  unb  ^efdii^ttforf^ung"  ®.  514  ff.  <Dem  Kamen  9lrbace< 
(Ap^rfi)  begegnen  »ir  amfe  bei  Strabo  (737):  ,,9Hnu#  unb  ©emiramift  binter« 
(ie^  bie  ^errfi^aft  i^ren  9la(^fommen  btd  auf  @arbona|Hil  unb  Orbaced 
(*C)p^obu>u)  ^erab,  flidter  ieboc^  ging  fle  auf  bte  9Reber  über". 

b)*Qkmft|  ^erobot  mar  e4  ber  9Reber  ft^a^areiB,  ber  bem  afft^ifc^en 
9lei4)  ein  (Snbe  machte.  Oir  lefen  1, 106 :  „3)ie  aRel^rja^t  ber  (in  Hfien  ein* 
gebrod^en)  Sc^t^  erfd^lug«  na^bem  ^xt  28  ^al^re  lang  über  Elften  ge^errfcbt 
^tten,  Jh^a^ared  mit  feinen  9lebem,  unb  fo  gemannen  bie  9Reber  mieber  bie 
^ertfd^aft  unb  be^au|)teten  fie  über  bie  n&mtt^en  SöOer,  bie  i^nen  aud^  oor^r 
■ntertan  oaren.  Vucb  eroberten  fte  9Knud  (^obot4  )Berfpre<J^n,  bad  90ie 
ber  droberung  an  einem  anbem  Orte  ^u  er^fi^Ien,  ifl,  fomeit  »ir  urteilen 
tihmen,  unerfflflt  geblieben)  unb  untermarfen  ftc^  bie  Vff^rier,  mit  Vudna^me 
bei  babt^Ionif<^  VnteiU.  S)arauf  flarb  ff^ai^ored  na4  einer  99egierung  Don 
»ier§tg  Qa^ren,  eingerechnet  bie  Sa^re  ber  ^errfc^aft  ber  ©c^t^en."  ^e 
mitigfeit  ber  Saufen  ^robotd  oorau«gefe|t,  bürften  für  Sh^a^areft'  40j&l^ge 
9Icgiemng  etma  bie  Sa^re  642—002,  für  bie  28  jü^rige  9legierung  ber  ©c^t^en 
etma  bie  9fa^re  687«->610  anjune^men  fein. 

c)  Vb^benud  er^&^tt  —  ^öcbft  ma^rfd^einli^  im  91nf<j^(ufs  an  9eroffo«, 
nnfem  i>erlAfftgfien  (iemd^rtoann  in  bab^IonifcMff^tifd^en  fingen  —,  ha% 
ber  aff^fd^  Mnig  6arafod  auf  bie  92a(l^ri^t  tton  einem  Dom  fkttt  ^er  gteid^ 
^euf4reden  ^an^ie^nben  f>eere  feinen  ^elbl^erm  9ufaIofforo«  (9labo|>oTaffar) 
eiknbd  na4  fkib^lon  gefanbt  ^be.  9(ber  biefer  ^be  bat»  Vertrauen  feined 
^erm  getauf^t  unb  Unter^nblungen  mit  bem  SReberfürften  %(flt^ged  an« 
gc!nü|ift,  ber  fogar  feine  Xod^ter  bem  filtefien  Sol^ne  9{abopoIaffard,  9lebufab« 
ne§ar,  Mrmfi^lte.  S^nmebr  fei  Slabopolaffar  ^um  Vngriff  gegen  92ineme  ge« 
fd^ritten,  morauf  ber  ftbnig  Saralo«  ft(^  mitfamt  feinem  $alafte  üerbrannt 
tobe.  iHefer  Bericht  be«  «bi^benu«,  ber  in  din^l^eiten  ^u  Oebenten  ftniaft 
geben  mag,  oerbient  infofem  emfie  Beachtung,  aU  er  un#  bie  burc^  bie  Heil« 
fc^ftbcnfmfiler  feitbem  ald  richtig  beft&tigten  9lamen  jmeier  ^au|>t^onen 
bei  ber  affi^rifdien  Sd^Iufttatafhop^e  nennt:  bie  Kamen  be9  aff^rifc^en  ftönigd 
8arafd#  unt>  ben  feined  (neben  bem  9Reber)  ^meiten  ^auptgegnerd,  Kabopolaffar. 


IL 

fknn  nadi  grie^ifc^er  „Überlieferung",  nie  fotd^e  ©trabo,  ^Irrian  unb 
onbere  ttwätfntn,  bie  @tabt  Xarfud  fomte  bad  fübmefhoftrtd  babon  an  ber 
6übttfle  Itfetnofiend  belegene  Vnd^iale  (Hnc^iaM)  ald  eine  d^rünbung 
SorbottOfMiIi  gelten,  fo  Hegt  ^ier,  »ie  bereit«  btmtttt,  aOer  SSBa^(^ein(i4« 
bit  Kocfe  eine  Senved^felung  oon  ©arbana|Hil  mit  feinem  (iro^oater 
©on^ertb  9or.    ®d^on  ^ierburd^  wirb,  ma«  im  t[nfd^(u|  an  biefe  9lamen9»er«* 


42  »cigflbcn.  «0.  XI,  1 

tt>e4lfelung  t>on  einem  bei  tlnc^iole  beftnblic^en  Steinbilbe  oto  einem  üenneint« 
liefen  (Stabmal  8arbaRa|»atö  tx^^ii  »irb,  atö  eitel  ^ofelei  ermiefen.  Strabo 
(672)  ermähnt  biefe^  «nc^iale  atö  „eine  (Srünbung  bed  Sorbano^^al,  mie 
ftrifiobulod  fagt.  9(ud)  fei  bafelbft  ba»  (Biabmal  <8aTbana|»aId  unb  fein  ftei- 
nemei^  9ilb,  bad  bie  Ringer  ber  redeten  ^nb  {o  ^ufammenbtücfe,  att  ob  ex 
ein  ©(^ni^^en  fc^lage,  unb  baran  finbe  fic^  folgenbe  ^nfcbrift  mit  aff^rif«^ 
9u4fiaben:  ,@arbanapa(,  ber  6o^n  bei^  9[nal^nbacere§,  baute  tlnd^iale  unb 
%ax\u&  in  $inem  ^age.  3%,  trin!  unb  f^er^e;  bad  übrige  ift  nic^t  fo  »iel 
mert',  n&mlid)  etned  (Bd^nippäitni" .  ©trabo  felbft  bemerft  »eiter,  bag  aud) 
(£(örilud  biefc  Sad^t  erm&^ne;  befonber«  feien  folgenbe  $erfe  überall  im 
Umlauf: 

„^enei^  nur,  mad  i4  beim  fktäii  unb  beim  9kin  unb  in  Siebe  genoffen, 
^b*  i4  aniett;  bo<^  ^urütf  blieb  ieglidfe  gfüDe  beS  'Sttid^tami'* . 
Hrrian  aber  (gelbjüge  Hlecanberd  II  5)  fdireibt,  ba^  oben  auf  bem  dkabmal 
bed  Sorbano^al,  na^e  ber  ®tabt  Vnc^ialuö,  bie  ber  Sage  na^  t^on  bem  Uffi^rer 
©arbona^l  erbaut  fein  foü,  biefer  felbft  geftanben  ^abe,  bie  ^nbe  gegen  ein« 
anber  fd^lagenb,  »ie  bie«  befonberd  beim  ftlatfd^en  gef<^^,  unb  bad  ^nfmal 
^abt  eine  dfnf^rift  mit  aff^rtfcJben  lOuc^ftaben  enthalten,  bie  nac^  iluftfage  ber 
Vff^rer  in  poetifii^er  gfc^m  folgenben  Äebanfen  audgebrüdt  l^abe:  ^Sarbana« 
palu«,  91nac^nba£arei»'  @obn,  ^at  an  (Sinem  ^ge  tlnc^ialu«  unb  StarfuiS  ge« 
grflnbet.    2)u  aber,  Sf^embUng,  x%  unb  trint  unb  f^er^,  benn  bai»  übrige, 
mad  a^enfc^n  ^aben,   ift  nid)t  fo  oiel  oert'',  auf  ben  ®4oll  anf|>ielenb,  ber 
beim  3ufammenf(61agen  ber  ^&nbe  entße^t.    <3)ai»  „f^erje''  ^abe  in  bem  af{^ 
rifc^en  ®ort  ber  3nf4rift  leichtfertiger  gelautet.    Unb  ^i  obo r  fagt  am  641u^e 
feine«  ^Rör^en«  oon  ©arbanapal:  „@o  meit  trieb  et  ed  in  ber  @4»elgerei  unb 
in  ber  fc^&nblicbften  9(udf(^meifung  unb  Unm&fsigteit,  bog  er  auf  ft^  Stlbft  foU 
genbe  (S^rabfc^rift  maä^tt,   bie,   feinem  IBerlangen  gemä|,  ber  9la(^foIger  nadi 
feinem  2obe  auf  fein  Q^rabmal  fe(en  foüte,  unb  bie  au«  ber  Sanbe«f)>ra(^e, 
in  roelcber  fte  gef (^rieben,  fpüter  oon  einem  Oriec^en  überfe^t  morben  ifi: 
6terbli4  bift  bu;  gebenfe  baran  unb,  be«  Seben«  bid^  freuenb, 
Stille  be«  ^erjen«  (Selüft;  fein  9Bo^lfein  blühet  bem  Xoten. 
@taub  nun  bin  i4,  obmo^l  einft  ftdnig  ber  ^enltd^en  9hnu«. 
92ur,  ma«  ber  (Daumen,  mutmilliger  ®(!^er)  unb  bie  Sieb'  an  (ienüffen 
Vlix  gettd^rten,  ift  mein;  fonft  jeglic!^  (Sflter  oerlie^  i4. 
d^in  SKann  t)on  folc^er  (Binnedart  mufite   ni^t   nur   felbfi  ein  fd)m&^li(^e« 
i&nbt  nehmen,  fobem   er  ffll^rte   au^   bie   oöOige  3^i^ning  be«  aff^rifd^en 
9Iei4e$  ^etbei''. 


111. 

Über  ^{utbanipal«  $alaft  auf  bet  ^ettaffc  oon  i(uiunbfd)if  (fogen. 
92otb^alaft)  etfa^ten  mit  oon  i^m  felbft  nod)  Stakete«.  Xie  Statte,  an  melier 
Slfurbanipal  im  £aufe  feiner  diegierung  biefen  feinen  92orb|)alaft  aufführte, 
mar  für  i^n  mit  ben  f(^0nfien  (Erinnerungen  t)ertnü|)ft.  ^er  8au  mar  urfprüng«- 
li(^  ein  Seßanbteil  be«  ftbnig«|)alafte«  San^erib«  —  e«  mar  ba«  fogen.  BU 
riduti,  bo«  neben  bem  ^arem  a^gleic^  bie  fönigltd^en  ^ioat«  unb  ^runfge- 
mMer  enthielt  unb  eben^iermit  ben  HPönigen  jur  SBo^nung  fomo^l  mie  ^um 
(Smpfang,  ber  (Skfonbtfc^aften  unb  ^u  geffclicttetten  biente.    ^ort  ^atte  fcfton 


«0.  XI,  1 


beigaben. 


43 


San^erib  otö  ftdnig  lefibiett;  bort  mar  ^Ifai^obbon  geboten  unb  aufgeroa(^fen, 
^ttc  er  bie  ^errfc^aft  Aber  ^({{^rieit  ausgeübt  unb  jugleic^  bie  f^amilie  et« 
iDeüett  unb  Setmanbtf^aft  gefammelt;  bott  mat  et  felbft,  9futbQni|)aI,  geboten 
unb  aufgen>o(!^ten,  ^atte  et  untet  beut  fteuuMic^en,  ^eilbtingenben  ©diu^e  bet 
Mttet  in  glüctlutet  Sugenb  feine  ^tin^enja^te  detlebt  unb  bann  olft  ftönig 
gciDo^nt,  bott  ent|)ftng  et  —  ebenfo  mie  in  bem  9}eubau  —  feit  feinet  3:^ton- 
be^eigung  fottm&^tenb  grteubenbotf haften  üon  @iegen  übet  feine  fjfeinbe,  „ift 
ei  auf  bem  9ht^elaget  jut  92a4t^it  oon  ftcunblicben  2:täumen  umfangen  unb 
enoac^t  et  am  SRotgen  mit  ^iteten  (Sebanfen".  Übet  biefet  „feinen  Se* 
»o^etn  SSo^Ietge^en  fpenbenbe,  bon  ben  (Söttetn  begnabete^  93au  mat  ,,untet 
Subel  unb  gto^loden",  mo^u  gemi^  obenan  taufdienbe  ^filic^feiten  ge^Otten, 
bauf&nig  gctootben,  med^alb  i^n  Wutbani|>a(  etma  im  24.  ^af^t  feinet  9f{egietung 
(ca.  644)  oöflig  niebettig  unb  einen  meit  umfangteidieten  unb  no(^  |>ta(!^tigeten 
fteubau  auffü^te.  Die  ald  „Qauft&tte''  befkiihmte  3:ettaffe  mutbe  avA  3ic0clit 
50  3iegellagen  f^od^  aufgefü^tt,  „nid^t  ^u  f^od^**  mit  9iü(fft(^t  auf  bie  Xenu>e( 
bet  gtofien  Q^dttet,  feinet  fetten,  benen  et  in  S^tf utc^t  etgeben  mat.  (Ibit  $ala^« 
terraffe  mug  biefet  Angabe  ^ufolge  aud^  me^tete  Xtnüptl  gettagen  ^aben,  mie 
Dicd  bei  bet  ^ettaffe  Don  (C^otfabab  bet  %aU  iß.)  2)ie  SBadfteine  mutben 
auf  etbeuteten  elamitifc^en  hatten  bon  ben  ^anbedbemo^netn  ^etgugebta^t, 
^ufammen  mit  i^nen,  ben  llntettanen  bed  ftdnigS,  mußten  bie  gefangenen 
Srdnige  ütabiend  gto^nbienft  (elften.  Wufüfpiel  begleitete  bad  3iegelfhrei(i^en 
unb  bie  übtige  Sttbeit.  üuf  biefet  et^ö^ten  Xettaffe  mutbe  bann  baS  gfunba« 
ment  bed  92eubaud  gelegt  unb  meitet  bet  gi^ft^^u  felbft  aufgefü^t.  ^ol^e 
3ebenibalfen  oom  ®itat  unb  Libanon  mutben  übet  ben  ^43au  lang  l^ingelegt 
unb  Xütflügel  aud  mo^lbuftenbe;n  S^^^^ff^^^o^f  ^^^  Itupfetfiteifen  übet^ogen, 
in  feinen  Blüten  befefligt.  Det  gan$e  ^alaft  mutbe  mit  &etf(!6menbetifd)et 
^ac^t  angefüllt. 


IV. 


JELffprifeSe  l^errfcQerfiße« 


(ttn  St  »mm  a  ^ntcr  bem  9)oincn  d^aioltrciftcit  ben  bett.  .^erfd^rr  olfi  infc^riftlt^  bcicugtcn 

9attt  be?  n6(f)ftfo(0enbeii.) 


SloBicn 

Qeincilungen 

SSotncTi                     SRcnifitiingcit 

Aaspia,  U§pia 

(libauet  b.  ^fut"   Ikunum, 

Ztmptl^            i  iJarru-ki'in  I 

Kikia 

(itbauet  bet 

@tabtmauet  o.   ?Sam8i-Adad  I 

«ffut 

Kate-Aßir, 

,  >Sarra-k§n-ka-te-Adir 

Salim-a^om, 

1 

Ilmiüma, 

äeitgenoffc 

ISme-Dagan  1. 

®umu«abu'i»  t).    Asir-nirari  I, 

^abt^lon 

Ki9ru(?)-Ha-ASir 

IriloB, 

1593abte(foSaI< 
manaffaTl)b§m. 

w 

Asir-rabi  I, 

126   ga^re   (fo  1  Adir-nirari  II, 
)ttfat^abbon)üot '  ASir-rSm-niö^gu 
6amfi«llbab, 
So^nb.Srl^tabi  I  Bel-ka-bi, 


44 


^igaben. 


«D.  XI,  l 


RamcB 
Samsi-^dad  II 


Demctfioiflcn       i  9tamcK 

5803a^te(fo@al'  |  Asur-bdl-kaia    und 
inanaffarI)6)io.     sein  Brudei 


QCWCttVKgCK 


Isme-Dagan  II, 
SamM-Adad  III 


434  3Q^rc  (fo 
9far^abbou)oor 
Satmanaffar  I 

641   S^ifxt  oor 
%fur-ban  I 


?  Asor-nädin-a^i  f 
Puwir-A§ir»* 

£Uel-n&9ir, 
AHur-rabif  II. 
Asir-nirari*  III, 
A«ir-b61-niä^Hu*, 
Krfba-Adad, 
ASur-nballit  I 


AHar-n&din-a>}§, 

AHur-uballit  II. 

Bdl-nirari, 
Arik-dSn-ilu, 
4>dad-nirari  I. 
8almftn(a)-aiared  I, 
Tukulti-Ninib  I 


V  Asnr-nararaIV  und 
Nabü-dan 
Takalti-A§ar 
Bdl-kudur-u^ur 
NiniU-apilri^ara. 
Asor-dan  I, 


Bett^enojfetline» 

nopW  in 
Beitgenoffe  "Arne* 

nop^U*  IV 


(Salmanaffar  I) 

^ttoeilig  ftönig 

D.  ^ab^Ionien, 

600  3a^re  öor 

San^erib 


60  3a^re  D.  ^ia« 
latl)|)Uefetd    I 
X^ronbefteigg. 


Mutakkil-Nusku, 
A^r-rös-iSi  I, 

Tukulti-apil-^sara  I,  (^igtat^ptlefet  1) 
ca.  1107 


Samdi-Adad  IV 
Adad-nirari  II, 
Tukulti-apil-ddara  II 

ASur-rabi  Ilf, 
Adar-r6§-i§i  II, 
Taknlti-apil-^sarain 
Asnr-dan  II, 

Adad-nirari  III, 

911—890 
Tukulti-Ninib  II, 

889-884 
Asur-nä^ir-aplu, 

884—859 
8ulm&nu-a6ared  II, 
,858—824 
Samdi-Adad  V, 

823-811 
Adad-nirari  IV 

810—782 

Salm&nu-asared  III 

781—772 
ASur-dan  IH 

771-754 
Asur-nirari  V 

753—746 
Tukulti-aptl-eäaraIV 

745—727 
i!^ulm&nu-asared  IV 

727—722.  —  _ 
8arru-k!n  II. 

722—705 
Sin-ahe-erba, 

705-681 
Aöar-a^-iddina. 

680—668 
A§ar-bän(i)-aplu, 

668-626 
A§ur-6til-ilftni(ukin- 

ni);  sein  Bruder 
Sin-sar-iskun  ?— 606 


30  3a^re   toor 
ilfumo^itpal 

beginn  hH  (Epo> 
nt|menfanon4 


btAti&^ntt  ftc^  a\i 


Zerstörung  Ninewes. 


t)  9lamendfonn,  mte  fie  bei  ANur-uballit  [  lautet.  —  M^ered  ^u  obiger 
^rf(j^er(t^e  bringt  bie  in  Vorbereitung  beftnbltcbe  ^ubltlation  ber  in  Vffur 
gefunbenen  6(^riftben!m&Ier. 

*)  fo  —  mit  bem  ®ottednamen  in  ber  f^orm  Asir  —  nennen  ft4  bie 
betreffenben  (»errfc^er  felbfl,  h^ä^renb  Adur-uballit  I  unb  Adad-nirari  I  bad 
Asir  in  biefen  Don  i^nen  zitierten  9lamen  burc^  Asur  erfe|^en. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Hilfsbucher  zur  Kunde  des  Alten  Orients: 

Wiackler,  Hugo:  Keilinschiiftliches  Textbuch  zum  Alten  Testa- 

meat.  Dritte,  neubearbeitete  Auflage.  Mit  einer  Einführung. 
(XX,  ii8  S.)     1909.  Ji  3  — ;  in  Leinen  geb.  Ji  3.50 

Wlflckler,  Hugo:  Auszug  aus  der  vorderasiatischen  Geschichte. 

(IV,  86  S.)    1905.  ^3  — ;  in  Leinen  geb.  Ji  3.50 

MeiSner,  Bruno:  Kurzgef afite  assyrische  Grammatik.  Mit  Para- 
digmentafeln und  einem  Verzeichnis  der  in  diesen  vorkommenden 
Wörter.    (V,  80  S.)    1907.  ^  3  — ;  in  Leinen  geb.  Jt  3.50 

Weitere  Studienbücher: 

DalmaUt  Gustaf:  Grammatik  des  jüdisch  -  palästinischen  Ara- 
mäisch. Nach  den  Idiomen  des  palästinischen  Talmud,  des 
Onkelostargum  und  Prophetentargum  und  der  jerusalemischen 
Targume.  Zweite  Auflage,  vermehrt  und  vielfach  umgearbeitet. 
(XVI,  419  S.)     1905.  Ji  12  — ;  in  Leinen  geb.  .M  13  — 

Jeremias,  Alfred:    Das  Alte  Testament  im   Lichte  des  Alten 

Orients.  Handbuch  zur  biblisch -orientalischen  Altertumskunde. 
Zweite,  völlig  neu  bearb.  und  vielfach  erweit.  Auflage.  Mit  2 16  Abb. 
und  2  Karten.  (XVI,  624  S.)  1906.    Ji  10 — ;  in  Leinen  geb.  jM  11  — 

König,  Eduard:  Hebräische  Grammatik  ffir  den  Unterricht,  mit 

Übungsstücken  und  Wörterverzeichnissen,  methodisch  dargestellt. 
<Vin,   III  u.  88  S.)     1908.  v4  3  —  ;  in  Leinen  geb.  Jt  3.60 

Strack,  Hennann  L.:  Grammatik  des  Biblisch -Aramäischen.  Mit 

den  nach  Handschriften  berichtigten  Texten  und  einem  Wörter- 
buch.   Vierte,  sorgfältig  verbesserte  Auflage.    (40  u.  60  S.)    1905. 

Ji  2  — ;  in  Leinen  geb.  J$  2.50 

—  Einleitung  in  den  Talmud*  Vierte,  neu  bearb.  und  sehr  erweiterte 

Auflage.    (VIII,  182  S.)    1908.       Ji  3.20 ;  in  Leinen  geb.  ^  4  — 

Stumme,  Hans:  Arabisch,  Persisch,  TOrkisch  in  den  Grund- 
zügen der  Laut-  und  Formenlehre,  für  das  Privatstudium  sowohl 
als  für  akademische  Vorlesungen,  in  denen  Wörter  und  Namen 
aus  dem  Kulturkreise  der  islamischen  Welt  zu  erklären  sind,  ohne 
Anwendung  der  arabischen  Schrift  dargestellt.  (63  S.) 
1902.  in  Leinen  geb.  .^3  — 

Weber,  Otto:   Die  Literatur  der  Babylonier  und  Assyrer.    Ein 

Überblick.  (XVI,  312  S.)  Mit  einer  Schrifttafel  und  2  Abbildungen. 
1907.  .4  4.20;  in  Leinen  geb.  J^  S  — 

Seit  TQOf  erscheint  in  mifangloser  Folge: 

Vorderasiatische  Bibliothek.   Hrsg.:  A.  Jeremias  u.  H.  Winckler. 

Die  Sammlung  bietet  in  der  Bearbeitung  durch  erste  Fachgelehrte  die 
wichtigsten  Keilsclmfturkunden  in  Umschrift  und  Obersetzung,  mit  sachlicher 
Einf&hrung.  Eigennamen-  und  Wörterverzeichnissen  sowie  Erläuterungen  zum 
Inhalt  durch  ideographische,  geschichtliche  oder  sonstige  fBr  das  Verständnis 
bedeutsame  Sachbemerkungen. 

Prospekt  kostenfrei  durch  den  Verlag. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs 'sehen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Vorderasiatische  Bibliothek. 

(Redaktion:  Alfred  Jeremias  und  Hugo  Winckler.) 
Die  nach  einem  einheitlichen  Arbeitsplan  angelegte  Sammlung  stellt  sich 
die  Aufgabe,  die  für  die  Kunde  des  Alten  Orients  irgend  massgebenden  Urkunden 
in  möglichster  VollstILndigkeit  in  Umschrift  und  Übersetzung  zusammenzustellen 
und  allgemein  zugänglich  zu  machen.  Die  Bearbeitung  der  einzelnen  Stücke 
liegt  ausschliesslich  in  den  Händen  von  Fachgftlehrten,  und  jede  Arbeit  wird  den 
Charakter  einer  selbständigen  wissenschaftlichen  Leistung  tragen,  die  in  Behandlung 
von  Text  und  Sprache  wie  in  der  Übersetzung  dem  Stande  der  Wissenschaft  Ent- 
sprechendes zu  bieten  sucht.  Jedem  Stück  werden  ausser  einer  sachlichen  Ein- 
führung ein  Eigennamen-  und  Wörterverzeichnis  sowie  Erläuterungen  zum  Inhalt 
—  durch  geographische,  geschichtliche  oder  sonstige  für  das  Verständnis  bedeut- 
same Sachbemerkungen  —  beigegeben.  Auf  diese  legt  das  Unternehmen 
besonderen  Wert.  Möglichst  schnelle  und  bequeme  Benutzbarkeit  ist  durch 
praktische  äussere  Einrichtung  gesichert. 

Als  Ehröffnung  dieser  Serie  erschienen  im  Mai  1907 : 

Die  sumerischen  und  akkadischen  Königsinschriften,   in 

Umschrift  und  Übersetzung  herausgegeben  und  bearbeitet  von 
F.  Thureau-Dangin.  Mit  Verzeichnis  der  Eigennamen  und 
wichtigsten  Kultgegenstände    von    Prof.  Dr.    Stephen  Langdon. 

(XX,   275  S.)    8*^.  1907.  M,   9  — ;  geb.  M.    lO- 

Prof.  Dr.  C.  Bezold,Heidelberg,in  der  Deutschen  Lit.-Zeitung  (1908,  Nr.  41): 
„Th.-D.  hat  sich  seit  mehr  denn  10  Jahren  wie  kein  anderer  lebender 
Assyriologe  in  die  Schwierigkeiten  der  rein  sumerisch  geschriebenen  Inschriften 
▼ertieft,  eine  Spezialisierung,  die  vom  schönsten  Erfolge  gekrönt  wurde  Als  ein 
Hauptresnltat  dieser  Studien  legt  der  verdiente  Gelehrte  den  Fachgenoasen  nun 
eine  möglichst  vollständige  Sammlung  der  Königsinschriften  vor.  .  .  Die  deutsche 
Ausgabe  unterscheidet  sich  von  der  französischen  besonders  durch  eine  äusserst 
willkommene  Zugabe:  in  knappen  Anmerkungen  versucht  der  Verfasser  jeweils 
die  Zeit  der  Heirscher  zu  bestimmen,  deren  Texte  erklärt  werden.  .  .  Gegen  30  im 
Original  noch  unveröffenüichte  Stflcke  (aus  den  reichen  Schätzen  des  Ix>uvre)  ge- 
langen zum  ersten  Male  zu  unserer  Kenntnis.  .  .  Das  von  Langdon  angefertigte 
Glossar  und  Eigennamenverzeichnis  wird  treflfliche  Dienste  leisten  und  hat  bei 
Stichproben  nur  ganz  selten  versagt.** 

Seit  Juli  1907  erscheinen  in  Liefermigen : 

Die  El-Amama-Tafeln,  in  Umschrift  und  Übersetzung  herausge- 
geben und  bearbeitet  von  Professor  Dr. }.  A.Knudtzon,  Christiania. 
Lieferung  i  bis  10  (TV  u.  S.  x  ~  960).    8*^.  je  M.  3  — 

Lieferung  1 1.  Schluss  der  Texte  und  Übersetzung,  Liste  der  Originale, 
der  undeutlichen  und  fraglichen  Zeichen  etc. 
Dazu:  Sachliche  Anmerkungen  und  Register,  bearbeitet  von 
Dr.  Otto  Weber.     Erscheint  im  Herbst  1909. 

Einer  Einleitung,  die  ttber  Fundorte,  Geschichte,  Inhalt,  Zeit  der  Tafeln 
und  im  Zusammenhang  damit  über  die  Eroberungen  der  Ägjrpter  in  Vorderasien 
und  das  Eindringen  fremder  Völker  in  diese  sachkundig  orientiert,  schlieast  sich 
die  Umschrift  von  358  Tafeln  mit  möglichst  wortgetreuer  Übersetzung  und  text- 
kritischen Noten  an.  Unsichere  oder  fragliche  Zeichen  sind  auf  4  autographischen 
Tafein  in  184  Nummern  zusammengestellt  Eine  nach  den  Besitzern  geordnete 
„Liste  der  Originale"  nennt  deren  gegenwärtigen  Aufbewahrungsort  und  die 
Stelle    des    Buches,    an    der    sie  behandelt  sind. 

hn  Druck  befinden  sieh: 
Die   Inschriften    Asurbanipals    und    seiner   Nachfolger.     Von 
Prof.  Dr.  M.  Streck. 

2!kinäehst  werden  dann  folgen: 
Die  Achämeniden-Inschriften.  Von  Prof.  Dr.F.  H. Weiss bach. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlnng  in  Leipzig. 


Drucksachen  der 

Deutschen  Orient- Gesellschaft. 


Wissenschaftliche  Veröffentlichungen. 

fn  Kürze  erseheint: 

12:  Das  Hohe  Tor  von  Medinet  Habu.    Eine  baugeschichtliche 

Untersuchung.     Von  Uvo  Hölscher.    Mit  etwa  60  Abb.  im  Text 

und  Tafeln.  Etwa  M.  35 — ;  geb.  in  Leinw.  39  — 

Das  Bauwerk  ist  ein  in  den  Formen  des  alt-orientalischen  Festungsbaues 
errichtetes  Tor.  Seine  oberen  Räume  dienten  zum  gelegentlichen  Aufenthalt  des 
Königs  und  seines  Harems  und  waren  über  die  hohe  Umfassungsmauer  hin  vom 
Pdast  aus  zugängig.  Die  vorliegende  Arbeit  gibt  eine  genaue  Untersuchung,  Auf» 
nähme  und  Rekonstruktion  des  Torbaues  und  beschäftigt  sich  dann  mit  seiner 
Beziehung  zum  Palast  und  mit  der  allgemeingültigen  Verbindung  von  Tempel  und 
Königspalast  in  Medinet-Habu  und  ähnlichen  Anlagen. 

Soeben  ersehieneti: 

» 

11:  Das  Qrabdenkmal  des  Königs   Neffer-ir-ke>-re.    Von 

Prof.  Dr.  Ludwig  Borchardt.    Direktor   des  Kaiserl.  Deutschen 

Archäologischen  Instituts  in  Kairo.    Mit  96  Abbildungen  im  Text, 

7    einfarbigen    und   3    mehrfarbigen    Blättern.     [Abusir  V]    1909. 

M.  30  — ;  in  Leinen  geb.  M.  34  — .  Für  Mitglieder  M.  24  — ;  geb.  M,  28  — 

Unter  den  Einzelfunden  sind  besonders  die  prächtigen  Scheingefasse,  die 
Gold  mit  Malachit-  und  Lapislazuli- Einlagen  nachahmen,  ausführlich  beschrieben 
and  mdbrere  von  ihnen  (darunter  zweifarbig)  rekonstruiert. 

10:  Der  Anu-Adad-Tempel«   Von  Walter  Andrae.    Mit  94  Ab- 
bildungen im  Text  und  34  Tafeln.     [Assur  A   i]  1909. 
M.  40  — ;  in  Leinen  geb.  M.  44  — .  Für  Mitglieder  M.  32  — ;  geb  M.  36  — 

Früher  erschienen: 

A:  tlatra.   Nach  Aufnahmen  von  Mitgliedern  der  Assur-Expedition  der 

Deutschen  Orient -Gesellschaft.     1.  Teil.     Allgemeine  Beschreibung 

der   Ruinen.     Von    Walter   Andrae.     Mit    46 ^  Abbildungen    im 

Text  und  15  Tafeln.     1908.    M.   16 — \  in  Leinen  geb.  M.  19  — 

Für  Mitglieder  der  D.O.-G.  M.  13—;  in  Leinen  geb.  M.  16  — 

8:  Priestergraber  und  andere  Grabfunde  vom  Ende  des 
Alten  Reiches  bis  zur  griechischen  Zeit  vom  Totentempel 
des  Ne-user-re*.  Von  Prof.  Dr.  Heinrich  Schäfer,  Direktor 
b.  d.  Kgl.  Museen  in  Berlin.  Mit  255  Abb.  im  Text,  i  farbigen  und 
1 1  Lichtdruckt.  [Abusir  Xl]  1908.  M.  54  — ;  in  Leinen  geb.  M.  58  — 
Für  Mitglieder  der  D.O  -G.  M.  44  — ;  in  Leinen  geb.  M.  48  — 

7:  Das  Qrabdenkmal  des  Königs  Ne-user-re  von  Ludwig 

Borchardt  Mit  143  Abbildungen  im  Text,  24  schwarzen  und  4  far- 
bigen Blättern.   [Abusir  I]   1907.  M.  60  — ;  in  Leinen  geb.  M.  64  — 

Für  Mitglieder  der  D.O.-G.  M.  48—;  in  leinen  geb.  M.  52  — 

6:  Griechische  Holzsarkophag^e  aus  der  Zeit  Alexanders 

d.  Or.    Von  Carl  Watzinger.    Mit  3  Chromotafeln,  i  farbigen 
Plan  und  135  Abbildungen  im  Text     [Abusir  III]   1905. 

M.   35  — ;  in  Leinen  geb.  M.  37.50.   Für  Mitglieder  30  M  ;  geb.  32.50  M. 

Siehe  auch  nächste  Seite: 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs^schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Wissenschaftliche  Veröffentlichungen  der  D.O.-G. 

3:  Der  Timotheos-Papyrus,  gefunden  bei  Abusir  am  i.  Februar 

1902.    Mit  einer  Einfuhrung  von  U.  v.  Wilamowitz-Möllendorff 

7  Faksimile-Tafeln  in  Lichtdruck.     [Abusir  IV]  1903.       M.  12  — 

Für  Mitglieder  der  D.O.-G.  M.  9 — .    In  vornehmer  Leinenmappe  3  M.  mehr. 

5:  Die  Inschriften  Nebukadnezars  II.  im  Wädi  Brisi  und 
am  Nähr  el-Kelb.    Herausgegeben,  umschrieben,  übersetzt  und 
erklärt  von  F.  H.  Weissbach.    Mit  6  Lichtdrucken,  5  Textabbil- 
dungen und  40  autographischen  Tafeln.     1906. 
M.  20 — ;  in  Leinen  geb.  M.  22.50.  Für  Mitglieder  15  M.;  geb.  17.50  M. 

4:  Babylonische  Miscellen.  Herausgegeben  von  F.  H.  Weissbach. 

Mit  I  Lichtdruck,   drei  Figuren  im  Text  und  15  autographischen 

Tafeln.     1 903.  M.   i  2  — 

Für  Mitglieder  der  D.O.-G.  9  M.  Mit  1  u.  2  in  einem  Leinenband  2.50  M.  mehr. 

2:  Die  Pflastersteine  von  Aiburschabu  in  Babylon.     Von 

Dr.  Rob.  Koldewey.     Mit  i  Xarte  und  4  Doppeltafeln  in  Photo- 
lithographie.    1901.  M.  4  — 
Für  Mitglieder  der  D.O.-G.  3  M.  Mit  i  u.  4  in  einem  Leinenband  2.50  M.  mehr. 

1 :  Die  Hettitische  Inschrift  gefunden  in  der  Königsburg  von  Ba- 
bylon am  22.  August  1899  von  Dr.  Rob.  Koldewey.  Faksimile 
der  Inschrift,  Vorder-,  Rück-  und  Seitenansicht  der  Stele  in  Licht- 
druck, Bemerkungen  des  Finders  und  Vorwort  von  Prof.  Dr.  Frdr. 
Delitzsch.     1900.  M.  4  — 

Für  Mitglieder  der  D.O.-G.  3  M.  Mit  2  u.  4  in  einem  Leinenband  2.5c  M.  mehr. 


Sendschriften. 

Meyer,  Professor  Dr.  Eduard,  Direktor  des  Instituts  für  Altertums- 
kunde in  Berlin:  Aegypten  zur  Zeit  der  Pyramidenerbauer. 
Mit  16  Abbildungen  im  Text  und  17  Tafeln.    (43  S.)    1908. 

[Nr.  5]    M.  1.50;  kart.  M.  2  — 

Puchstein,  Professor  Dr.  Otto,  Generalsekretär  des  Kaiserlich 
Deutschen  Archäologischen  Instituts  in  Berlin:  Die  ionische  SSule 
als  klassisches  Baugflied  orientalischer  Herkunft.  Mit 
59  Abbildungen.     (55  S.)  1907.     [Nr.  4]  M.  1.50 

Delitzsch,  Dr.  Friedrich,  Professor  an  der  Universität  imd  Direktor 
des  Vorderasiat.  Museums  in  Berlin:  Im  Lande  des  einstigen 
Paradieses.  1903.  [Nr.  3)   M.  2 — ;  kart.  M.  2.50 

(Erschien  bei  der  Deutschen  Verlagsanstalt,  Stuttgart.) 

—  Babylon.  Zweiter  Abdruck  mit  Nachwort.  Mit  3  Plänen 
(25  S.)    1901.  [Nr.  i]  M.  I  — 

Meissner,  Dr.  Bruno,  Professor  an  der  Universität  Breslau:  Von 
Babylon   nach   den    Ruinen   von    Hira    und    Huamaq. 

(22  S.)    1901.  [Nr.  2]  M.  — 60 

Die  in  zwanglosen  Heften  erscheinenden  Mitteilungen  der  D.O.-G.  nnd 
nur  für  Mitglieder  bestimmt,  also  käuflich  nicht  su  haben. 


Druck  von  Hartaann  li  Wolf,  Loipiig. 


n.  3a#rA4ii5-  Der  Jllte  Oflem  f<f*  2 

6<m«tn9(rrtdn5ftcSe  ^arfiteffutiaen  _     .     .   .  , 

^eis  des  Jihr*  .  ^  ^  '  €inzclprcit  fcdci 

4U«cs    <4   U«lte)  b«fau.«eflfbcii  «on  der  ^,„„ 

2  m..  «c».  3  m.  UoTderasiafischcn  Gesellschaft  (€.  U.)  6o  Pfennig 


Die  Eykier 

1t)re  6efct)icl)te  unb  ibre  Infcbrirten 


mu  5  nbbilbungen  unb  Kärtd)en  ber  Fiinborte 


ÜDn 


Dr.  phil.  Tbeobor  Kluge 


\ 


■» 


Ecfazig 
|.  C.  f]inrid)sTd)X  BudibanMung 

191 


Die  Uordera$iati$(be  0e$ell$(baft  (€.  U.) 

mit  dem  Sitz  in  Berlin 

• 

be^mectt  bie  gförberung  ber  oorberafiatifd^en  Stubten  auf  Q^runb  ber  ^eulmölei. 
@ic  gibt  toijfcnjc^Qftlic^c  ^(rbeitcn  i^ret  aJiitgliebcr  in  atoangtofcn  heften  ald 
„Wxtttiiunqtn  ber  Sotberafiotifcöcn  ©cfcllfd^aft"  unb  öcmcüititr- 
ftäiiblici^c  5)Qrftcnun0cn  öicrtcljöftrlid)  unter  bcm  %\tt\  ,,5)cr  Ätte  Orient" 
^eraud.  (ferner  »i(l  bie  Q^efettfci^oft  bie  93ef(^affung  neuen  SJ^ateriald  anregen 
unb  unterftu^en.    ^ie  (Stejedfc^aft  ^a^It  gegenwärtig  503  ^JlttgUeber. 

^erja^rlit^eSKitgliebSbeitrag  betrogt  lO^Rorf,  wofür  bic„SKitteiIungen" 
(fonft  15  «KR.)  unb  „3)er  ?ltte  Orient"  (fonjt  2  9»,)  geliefert  »erben.  —  «uf- 
na^me  otd  S^ttgtieb  erfolgt  burc^  ben  ^orftanb  auf  einfädle  "Snmelbung  beim 
ed)riftfül^rer.  —  S^^^^nfl  ^cr  3)citräge  f^at  im  3onuar  an  3Bolf  Reifer  JBerlofl 
53er(in  S.  42,  33ronbenburgftto6e  11,  ^u  erfolgen. 

5)er»orftanb  beftc^t  j.  3t.  ou«:  $rof.  Dr.  g.  oon  Öiift^an,  1.  SorRleubcr, 
©übcnbe,  Berlin;  ißrof.  Dr.  ^t.  ^ortmann,  2.  35orfifcenber,  $erm«borf  («torf); 
Dr.  2.  SWcfierfd^mibt,  Sc^riftffi^rer,  »crlin  W.  15.,  ^foljburgerftraSe  5;  $rof. 
Dr.  §.  SBincfler,  Söilmer^borf;  «Prof.  Dr.  ^^r.  a}^ci6ner,  «reSIau;  Sic.  Dr. 
«Ifr.  3ercmia«,  2t\pif\^;  ^rof.  Dr.  5.  (g.  Reifer,  ftönigdberg:  Dr.  ffrci^.  bon 
«iffing,  Wünd^en.  —  Herausgeber  ber  „SRittcilungcn":  $rof.  Dr.  §.  SBinrfler, 
3Bilmer8borf  b.  SBcrlin,  «ingerftr.  80,  bcS  „«tten  Orient":  5)crfelbc  unb 
Sic.  Dr.  ?(lfr.  3eremio8,  Seipjig,  ^ouptmannftrojc  3. 

1n1)«1t  der  bisher  crsd)icnenen  f)efte  des  „Jlltcn  Orient**  (Freit  60  PI.): 


iSgQpter  aU  Krieger  unb  Eroberer  in 

«fien.  7TOb.  SB.  W.  ^Jiütler.  5i 
^lltbab^lonilc^eö  «Retftt.  Wxt  1  §lbb. 

»on  ©.  SRciöncr.  7i 
8lmorna*3cit.  ^^on  ©.  9iicbu^r.  la 
Arabien  t)or  b.  3^lam.  O.  SSeber.  3i 
?lrainacr.  Son  VI.  ©anba.  43 

5lf  urbanipal  u.  b.off  t)r.5?ultur  feiner 

3eit.l75lbb.«on5.5)eIiljfc^.  lli 
«tt)iopicu  1  ?lbb.  ip}.  iV.  ^n  ü  11  e  r.  62 
©obtjlonifc^e  §^nincn  nnb  ®cbctc. 

^on  ip.  3i"i'"crn.  78 
3)ämonenbef(i)roörung  bei  b.  ©abij- 

louieru  u.  9lffi}rcrn.  0  SBeber.  74 
Deutung  ber3u^""ft  bei  bcn  '^abt)- 

loniernu.  Äffprern.  91  U  n  g  n  a  b.  10s 
gntjiffcrung  ber  Äeilicftrift.  3  9lbb. 

»on  £.  gRefferfd)mibt.  52 
(Sup^ratlönbcr  unb  baS  "^ittetmeer. 

3Rit39lbb.  «on  .§.  SBincfler.  7« 
geftungSbau  im  Sllten  Orient.  Wxt 

15  «bb.  «on  91. 58iHerbecf.  U 
gorfrf)ung«reifen  in  @üb-9lrabif n. 

3.(iQrtenff  u.49Ibb  0.3Beber.  8* 
&tW\ä)it  ber  etabt  ^abplon. 

Son  $.  SBindter.  61 
©laferS  gorfcbung^rcifen  in  ©üb- 

arabien.     9»it  1  SBitb  ®Iafer#. 
^on  Dr.  Otto  SBeber.  10a 
^ammurabi.  Sein  Sonb  unb  feine 

3eit.9Äit39lbb.  »ong.Ulmer.  9i 
^ammurabiS  @efe(e.  ^it  1  ^bh. 

SBon  ^.  Sincfter.  44 

tettiter.9S{bb.S.^efferf4mibt.  4i 
immeU«  u.  ^ettenbilb  ber  ^abt^- 
tonier.   2  9(bb.    <p.  ©incfter.  3a;s 


^öQe  unb  $arabied  bei  ben  ^ob^« 

loniern.  SBon  91.  S^temia«.  Is 
Jleilfd^riftmebi^in  in  parallelen. 

1  @*riftt.  Srei^.  ö.  Oefelc.  4i 
Spüer .  59bb  u.  1  ^ar te.  £1^. 1 1  u  g  e.  1 1 3 
^ggie   unb   3^*1^^^^^   ^^    Q^^cn 

ä[gQpten.  $on  91.  ^iebemann.  64 
üiiniöeS  SEBieberentbedung. 

«on  SR.  Se^npfunb.  53 
$^dniaier.  I&on  '^.  0.  San  bau.  24 
$^öniji.  3nf(^rift.  S5.  ü.  Sanba  u.  8.1 
^t)r^gien.     «Ht  15«bbilbungen. 

Son  (S.  ^ranbenburg.  9^ 
$olitifdbe  ^ntmi(f  hing  $abt)loniend 

u.  Vlfftjrien«.  »on-f).  ©incf  ler.  2i 
©an^erib.    «ou  O.  SBeber.  6s 

©diriftu.  ©prad^e  b.  alten  %^pter. 

9Kit3  9lbb.  SB.  ©piegelberg.  8a 
©tabtbilbbon^ab^lon.  ^it  19(bb. 

u.2$tanen.  g.^.SBeigbact).  54 
Xcfl^alaf.SRit  lÄartenff.u.l59(bb. 

Sß\)T\  9R.  0.  Oppenheim.  lOi 
^oteu.^Ioten-S'^eidie  im  Glauben  b. 

alten  Ägypter.  Ä.SBicbemann.  2a 
Unter^altungdliteratur  ber   alten 

^gt^pter.  ^on 91.  SBiebemann.  3« 
I1rgefd)ic^te,  ^iblifcbe  u.  bab^lon. 

^on  ip.  3iwniern.  2» 
S^ölfcrS^orberapen«.  6  SBintfler.  li 
^aS  S^orgebirgc  om  9?a4r-el*ftelb 

u.  feine  ^enfmaier.  1  ftartenff. 

u.  4  9tbb.  SSon  f».  SBindler.  104 
SBeltf(f)öpfung,9ab^lonif((e.  1 9lbb. 

9on  ^.  Sindler.  81 
^er  3agro8  u.  feine  »ölfcr.  SKit  3 

irartenff.u.859(bb.  (0.$üftng.  99i4 


Unter  t)etn  ^tarnen  iltfütn  Derftanben  bie  @inec^u  ben  füb- 
löcftlic^cn  "Seil  Äleinafiene,  bcr  jiüifdbcn  bcm  ®oIf  Don  SKatri 
(ilelmeffod)  unb  bem  Don  ^balio  (^ttoleia;  ober  auä)  Dltfmpo^) 
liegt  ^e  Sanb  bagärifd^en  btibet  eine  etn)Q  1000  m  l^ol^e  $oc^^ 
fla(^,  bie  im  Altertum  ben  9tamen  9J2iIt)Q<^  führte,  unb  bie  [teil 
no(^  ben  Stuften  i^u  abfaßt.  ®egen  ba^  3nnere  Äleinaficn^  »irb 
biefe  ^oc^fläci^e  burd^  ^ol^e  ©ebirg^jüge  faft  abgefd^Ioffen,  bie  bi$^ 
3000  ifi  anfteigen.  ®ie^t  man  üon  ben  an  ber  ^üfte  gelegenen 
Orten  unb  ©täbten  ab,  fo  liegen  bie  bebeutenbften  l^Kfd^en 
42ieber(affungen  faft  alle  an  ben  brei  größeren  ^lu^Iäufen,  bie 
^^tien  in  me^r  ober  weniger  getounbenem  Sauf  burd^jie^en.  & 
finb  biee  bcr  Xont^oö  im  SBeften,  ber  9Kt)ro^  im  ©üben  unb  ber 
^im^o^  im  Dften.  gaft  nur  oon  ber  SKünbung  biefer  Äüften* 
flüffe  au^  nmr  bad  Sanbe^innere  jugangKd^.  S(ber  aud^  ber  @ee» 
Derber  ift  nie  t)on  groger  9{udbel^nung  getoefen  unb  l^at  fid^  im 
gro^  unb  ganzen  eigentlid^  nur  mit  ät^oboe,  bad  fd^on  jiemlic!^ 
frü^  bie  %ntifHf^o^  vorgelagerte  Snfet  9)legifte  folonifiert  tjatte, 
unb  f^Miter  mit  'SLQt^ttw  enttoidEelt. 

9Ule  biefe  geogra|)^ifc^en  (Sigenfc^aften  bed  Sanbee  ^aben  be« 
mirft,  bag  loir  Don  ben  Softem  erft  in  jiemlic^  fl^äter  Qtxt  ttxoai^ 


4  (itiinoQXQp^\)ä^t  Steflung  unb  Sorgefd^id^te.  H£.  XI,  2 

erfahren,  aber  and)  eine  3Äcnfle  altcrtümüci)c  Snftitutioncn  unb 
fonftige  ©flcntümKd^fcitcn  erhalten  finben. 

Über  bte  ct^nograp^ifd^c  Stellung  bcr  Sl)fier  ift  jurjcit  nid^te 
mit  Std^erl^cit  ju  ermittetn;  fie  finb  —  foöiel  fte^t  feft  —  mebev 
Snbogermanen  noc^  Semiten.  3)ie  Serfud^e,  bie  SijKcr  mit  Den 
^l^r^giern  in  nähere  Q^ejie^ung  ju  bringen  unb  fie  mit  biefen  aue 
il^raKen  einwanbern  ^^u  laffen,  ift  afe  ein  Serf ud^  an jufe^en,  ber 
DöQig  gefd^eitert  ift,  unb  ber  fic^  überhaupt  nic^t  aufgebrdngt  ^tte, 
rocnn  man  bie  ©prad^en  beiber  Sölferfd^aften  miteinanber  uer- 
glid^en  ^ätte.  äud^  bad  3Ser^äItniiJ  ber  Sfarer  ju  bcn  iJ^Kern 
Id^t  fid^  nid^t  genauer  beftimmen,  benn  erftenö  ift  unfetc  Slenntnie 
ber  Überlieferung  ju  lüdten^aft,  unb  jtpeiten^  ift  bie  ^nntnid  ber 
farifd^en  Snfc^riften,  bie  jum  großen  Xeil  auig  ?lgt)pten  ftammcn 
—  SBanbfri^eleien  ber  ©ölbner  bed  5ßfammetic^  —  nodb  jurjeit 
fo  mangell^aft,  bag  fie  ju  weiterreid^enben  Folgerungen  abfolut 
unbertoertbar  finb.  Slud^  anbere  JBerfu^e,  bie  filjlier  allein  auf 
(Srunb  ber  antifen  unb  fonftigen  3;rabition  ju  irgenb  einem 
<inberen  Solfe  Äleinafien^  in  SBejie^ung  ju  fegen,  feien  e^  Xroer, 
Ö^bier  ober  Staunier,  ^aben  faum  ein  greifbare^  @rgebni«<  gehabt. 
iS^er  tonnen  bie  SSerfuc^c  ?[uÄfic^t  auf  Srfolg  l^aben,  bie  bie 
ü^fier  in  ®ejie^ung  fegen  ju  ben  meit  im  tteinafiatifd^en  hinter* 
lanb  in  ber  ®egenb  be^  SBan-See«  »o^ncnben  Urartdem.  @inb 
au^  bie  Srgebniffe,  bie  bie  bergleic^enbe  ©prac^forfc^ung  bi^^cr 
mit  biefen  ®erfud^en  erreidjt  ^at,  nid)t  allju  fidler  unb  bebürfcn 
fie  t)or  aQen  fingen  einec^  meiteren  Sludbaued,  fo  merben  fie  bod) 
anbererfeit^  beftdtigt  burc^  eine  JRei^e  ard^dologifd^er  J""^^»  ^^^ 
^um  minbeften  ben  SRad^meig  erbringen,  bafe  biefe  beiben  Sötfcr 
in  ber  erften  ^dlfte  bed  erften  Sal^rtaufenb^  eine  faft  gleid^artige 
Äultur  gehabt  ^oben.  ?(ud)  ber  anbere  Serfuc^,  ben  ^auli  unter- 
nommen ^at,  bie  Sl)tier  mit  ben  Stru^fem  in  Serbinbung  ju 
fegen,  auf  ®runb  fprad^Iid)er  ©gentümlid^feiten  unb  mit  ^ilfe  bcr 
antifen  Xrabition,  ift  taum  atö  gefd^eitert  anjufe^en;  ma«  oor 
aßen  Dingen  allen  biefen  SBerfuc^en  ein  faum  übcrtDinbbarcö 
.^inberni^  entgegenftellt,  ift  bie  fiücfen^aftigfeit  bec^  SWaterial'j,  an 
bem  noc^  jeber  Serfud^  gefc^citert  ift. 

Die  eigentümlid^e  Xatfad^e,  bag  bie  X!i)fier  faft  au^^fc^lieglic^ 
in  ben  brei  großen  gtufetätem  figen,  leitet  hinüber  ju  ber  [^roge, 
toie  fie  ba^in  gelangt  finb.  ©iei^t  man  oon  ber  9)?öglid^feit  ab, 
bafe  bie  S^fier  autod^ton  finb,  f o  fönnen  fie  nur  jur  ©ce  l^crcin- 
gefommen  fein.   Wun  erjdMt  ^erobot  (1, 1781  bie  befannte  ©efd^ic^te, 


aCW.'i  (JkfÄidite  in  bcr  «erferjjeit  5 

Dag  bie  fiqher  unter  ,^ä^rung  be^  Sarpebon  au»  Mreta  eingenrnnbert 
feien,  unb  bag  fie  fic^  urfprunglic^  Xermtlen  ober  XremUen  nannten 
(toa^  bie  3nf(^riften  beft&tigen).  9}o(^  ju  fiebjeiten  bee  <Sar))ebon 
fei  U^foö,  ber  So^n  be$  ^^anbion,  aue  9(t^en  ((efommen,  unb 
banac^  ffil)rten  bie  Xermilen  ben  92amen  l^Qfier. 

Äue  ber  Wefc^id^te  iJt^fienö  felbft  bic^  in  bie  perfifdje  ^eit 
niiffen  wir  fogut  wie  nid^t«^.  »a^  SBcbeutung  ^ätte.  Die  girün- 
Dung  r^obifd^er  .Kolonien  an  ben  Mfien  bermoc^ten  bie  St)tier  ni^t 
^u  Der^inbem,  bagegen  Rieben  fie  fic^  frei  i3on  ber  lt)bif^en 
Ober^errfc^aft.  ^R^obifd^e  ©rünbungen  finben  mir  uor  aQem  auf 
JKegifte,  bae  nod»  jur  .ftaiferjeit  im  r^obifd^en  Sefiti  luar,  femer 
tshigai,  ftor^balla  unb  St^obiopolie.  (^t  nad)  bem  3turje  beö 
Ut)berreid^  unter  Shöfu«^  burd^  bie  $erfer  (545  u.  (£^r.)  fam 
aud)  i^  @e(bftanbigfeit  in&  9Ban!en.  Unter  ber  ^^ü^rung  be<2^ 
.t)arpago9  brong  ein  perfifd^esJ  ^er  —  mal^rfd)einK(^  öon  Xel== 
meffoe  aue  —  in  ba«^  obere  Sant^odtal  ein  unb  rüdtte  auf  £ant^o^ 
loe.  Dic^t  bor  ber  @tabt,  oieQeic^t  bei  ber  nod)  ^eute  ba&  Xol 
ipetrenben  9Rauer,  tarn  e«  jur  ®diiad)t,  bie  ben  (Sinmo^nern  unb 
ibren  ^Ufdodßern  berloren  ging  unb  weiterhin  ber  otabt  unb 
aud)  bem  Staat*  bie  (^ftenj  foftete..  Die  perftfdjc  3nbafion 
fd^nt  nic^t  oon  langer  Dauer  gewefen  ju  fein,  benn  bie  Stabt 
blühte  fc^neQ  wieber  auf.  Dann  erfahren  wir  erft  wieber  ju  ber 
3eit  etwa«^,  atö  Dariud  (516/515)  eine  9!eueinteilung  beö  äteid^e«!^ 
Domimmt.  Sei  biefer  werben  ^ampl^^lier,  Jlarer,  Sonier,  ÜTJagneten 
unb  9ioIier  ,^u  einer  ^robin;^  oereinigt  bie  jä^rlic^  400  Talente 
9ilber  ju  entrii^ten  ^at.  3n  ben  ^Ibjügen  be«  Dariue  werben 
bie  Spfier  mertwürbigerweife  nid^t  erwähnt,  Wo^{  aber  finb  fie  an 
bem  3^^  ^  3Eerjeö  gegen  ©riec^enlanb  ($>erobot  VII,  92)  mit 
r>(»  Sc^ffen  unter  9(nffi^rung  beS  Stt^bernis^Ios^,  bec^  oo^ned  bee 
Sitod,  beteiligt.  9(u$  ber  ^Inja^l  ift  ju  fc^liegen,  ba^  i^rc  @ee^ 
mac^t  im  ä^er^ältni«  p  ber  ber  anberen  SSöKer  feine  geringe  ge« 
wefen  fein  fann.  3n  ben  balb  barauf  einfe^enben  ^greffibfriegeu 
ber  @rie(^n  gegen  bie  ^^erfer  fe^en  wir  bie  St)fier  auf  feiten  ber 
erfteren.  3a,  nad^  ber  Sd^lad^t  am  Surtjmebon  (46(>  o.  (£^r.j 
traten  fie  fogor  in  ein  Sänbnic^oer^ältnid  ^u  9It^en;  bod)  ^anbelt 
ed  ft(^  in  biefem  ^^Ue  nur  um  Xant^o^  felbft  fowie  beffen 
«Sd^u^berwanbte'',  bie  anberen  ftommunen  behalten  i^re  oöQige 
3etbftanbigfeit,  fo  j.  9.  ^^^feli«,  t>a^  faft  mit  äBaffengewalt  jum 

1)  Staat  in  bem  ®inne,  atö  3£antfto#  einf  9(Tt  t^oroTt  einer  9tet^f  oon 
'^aä^bajftähttn  war. 


6  ^f^ief^un^en  ^u  (Shec^nlonb  90.  XI,  2 

Slnfd^lug  an  bie  griec^ifc^e  Soc^e  gejiouiigen  merben  muB«  ^ie 
lange  t>a^  üBunbedDet^filtntö  ju  St^en  gebauert  ffot,  ift  ntc^t  mit 
@i(^er^tt  feftjufteUen,  ju  Anfang  be$  petoponnefifc^n  Sbriege^  mar 
cö  nid)t  mc^r  in  Ätaft  (431  t).  a\)xX  SBcnig  fpätcr  fogar 
(429  D.  (£^r.)  wirb  ein  at^cnif^er  Stratege  3RcIcfanbro«^,  bcr  an 
ber  Iqfifd^cn  ftüfte  jum  Sc^uljc  ber  Äauffa^rer  freujte  unb  eine 
(£j|)ebition  in  ba^  Snnere  ju  biefem  3^^^  unternimmt,  mit  feiner 
ganjen  9Rannf(^aft  öernic^tet.  Die  politifc^c  Stellung  ber  ll)fif(^en 
©ororte  mup  roä^renb  ber  ganzen  ^cit  too^I  eine  jipeibeutige  genannt 
werben,  benn  nad^  bem  9iiebergange  5(t^end  fuc^ten  fie  fofort 
nrieber  'änfc^Iufi  an  bie  perfif(^e  äXad^t,  mit  ber  fie  mo^l  nie 
eigentlirt)  reci)t  gebrod^en  Ratten,  unb  ha^  mag  t)auptfäc^Iicf|  in 
bem  3?eftreben  ber  Dt^naften  feinen  ®runb  gehabt  ^aben,  nadi 
SJföglic^feit  freie  /oanb  ju  behalten  unb  bie  eigentlichen  .v>crren 
im  eigenen  \ianbe  ^u  bleiben.  2o  fe^en  mir  fie  benn  fofort 
mieber  an  bem  großen  ©atrapenaufftanb  beteiligt  (ca.  HH2  ö.  S^r.). 
3n  biefe  3^^^  fällt  auc^  eine  (Sjpebition  bei^  ^ant^ifcften  Dt^naften 
^^ericle^  gegen  lelmeffo^,  über  bie  un«;  ein  /"Fragment  be*  IIjcü- 
pomp  orientiert;  fie  cnbete  mit  ber  Unterwerfung  oon  Xelmeffoc- 
unb  bem  2Jerluft  ber  Selbftänbigleit  ber  2tabt  (über  bie  lireig 
niffc  finb  mir  aud^  axiity  ben  onfc^riften  einigermaßen  oricntiei-t). 
Der  3i^9  9^9^"^  lelmeffoß  {c^eint  nur  ein  Jeil  eine*  größeren 
^^laned  be^  ^ißericle?  gemefen  ^u  fein,  bie  perfifc^  Cber^o^eit  ab* 
^ufd^ätteln,  unb  ba;^ii  bot  ber  Satrapenaufftanb  bie  beftc  @^legen^ 
^eit.  Offenbar  mußte  aber  :D?aufoloÄ  oon  ftarien  oon  bem  ganjen 
^lan  Ä'enntni^  befommeu  i^b^n;  er  trat  auf  bie  Seite  be^  (äroß- 
fönig^,  befam  fo  Stiften  gegenüber  freie  §anb,  unb  \>a^  gön^c 
Jant^oÄtat  fam  eine  3citlang  unter  bie  .!perrf(ftaft  ber  farifc^n 
Dtjnaften,  nat^bem  ^^ericlei^  —  bie  näheren  UmftÄnbe  finb  ööUig 
unbelannt  —  um  feine  .^rfc^aft  gefommen  mar.  Sauge  bauertc 
bie  farifc^e  Ober^o^eit  nic^t,  jebenfalld  taum  über  bad  3a^r  34(i 
t).  S^r.  Die  3uftä"^^  ^^^  Gegebenheiten  biefer  ^tit  fc^ilbert  aud) 
mo^l  —  fieser  ift  ba*  abfolut  nidjt  —  bie  große  3nfc^rift  bcr 
l'ant^o^ftele.  Sie  feiert  in  i^rem  größeren  "ileilc  bie  3xiten  eine* 
So^nes^  be*?  Jbarpago«^.  Slber  nid^t  einmal  bcn  Siomcn  biefce 
So^ned  fennen  mir  mit  Sic^er^eit.  ^n  bem  So^n  be«^  ^rpagoe 
ben  j$dnig  ^ericle^  ju  fe^en,  ift  ebenfall«^  (ein  (9runb.  ^uc^  i^re 
jeitlic^e  Äbfaffung  fteöt  nic^t  feft:  @nbe  be«  fünften,  Anfang  bc* 
oierten  3a^r^unbert£$.  i^mmer^in  ift  fieser  ba«^  Sorfommen  ber 
9?amen  bee  Dariuß  JL  (424—405)  unb  ?(rta^er;i:e«.  II.  (405— .{69) 


HC.  XJ,  2  QitW^tt  im  8ntalter  ber  Diabocbrn.  7 

feftguftetlen  (an  Datiuc^  I.  unb  ^IrtQjre^ee  J.  tft  faum  ^n  benfen). 
3u  biefer  3^^  erfolgte  ouc^  bie  admä^Iid^e  ^u^be^nunc^  ber 
IqtifdKn  ,t>^rrf(^Qft  auf  ba«  gefomte,  Don  ben  6}riec^en  mit  S^Ken 
bejeic^nete  ^nb,  ber  9]^It)Q<&  fotoie  be^  an  ben  5iäften  Iteßenben 
(Skbietee.  @egün)tt()t  tDurbe  biefe  ^u^be^nung  butd)  eine  ^Hei^ 
Don  fleineren  unb  grögeren  ^^naften,  bie  in  ben  alten  @m^orien 
i^ren  Bit^  Ratten.  2)a^  mic^tigfte  Siecht,  boe  fie  too^i  befagen, 
nMr  bae  SKflnjrec^t.  ^erfifc^e  (Sourantmfinjen  mürben,  um  in 
i^Qfien  <Aur9  ju  ^aben,  mit  bem  I^fifc^en  9Rünjftempel  oerfe^en. 

Dce  !6er^&(tni«^  jum  perfifd^n  9teic^  blieb  b\^  jum  fttiege 
mit  ^Iej:anber  bem  (9ro|en.  ^Öon  feiten  ber  ^^erfcr  mar  eine 
f'^otte  an  ben  Äüften  tätig,  bie  aber  Älejanber  an  einem  ®or* 
nirfen  in  bie  9ßili)aö  nic^t  ^inbem  fonnte.  ^ie  meiften  Stäbte 
c^inc^en  ju  Sle^anber  über,  bie  eine  3^^^^"S  ^^'^  mafebonifc^n 
^mifonen  Übermacht  mürben,  ^a^  mi^tigfte,  moburd)  fie  eigent«' 
Hd)  ii)re  Unab^ängigfeit  t)erIoren,  mar  bie  (^ntjie^ung  bee  SRän)^ 
red)tei&,  menigftene  finb  aud  biefer  3^^^  ^^i^^  autonomen  SD^ünjen 
Dor^nben.  3um  Satrapen  Uqfien^  unb  ber  angrenjenben  Gebiete 
WiJ  jum  tauros  mürbe  yttaxd)  ernannt.  l)er  3iac^folger  ^Jieard^^' 
mar  ?lntigonos^,  ber  nac^  ÄIe;ranberfi;  Jobe  Si)fien  bei  ber  Teilung 
be«  Miei(f)e$  erhielt. 

Die  3^^^  ^  Diaboc^en  ^at  Xii)fien  feinen  Segen  gebracht; 
wie  fid)  bie  inneren  Ser^ältniffe  geftaltet  ^aben,  barfiber  erfahren 
mir  nic^ö.  ii«  öat  oft  ben  ^errn  gemed)felt,  oljne  baoon  irgenb 
meldjen  9fufeen  auf  bie  Dauer  ju  haben.  Die  Mampfe  be^ 
(£umenee  gegen  ^Intigonoe  jogen  aud)  )^t)!ien  in  ÜKitleibenfd^aft, 
mo  fi(4  (Sumened  fc^on  teilmeife  feftgefegt  hatte.  315  u.  i£hr.  ge« 
lang  e^  ^Intigono«^,  (£umene«^  ju  befeitigen  unb  Seleufo«  ju  0er« 
brängen,  aber  baburc^  mürbe  er  mieber  ben  übrigen  Diaboc^en  ju 
mäc^g.  Diefe  fc^loffen  ein  $finbni<^  unb  Oerlangten  oon  "ilntu 
goiio^  bie  ^rau«^abe  U^^^^^-  3^^^  ^a^re  fpäter  gelang  ee  aud) 
anttgono«,  ben  Satrapen  oon  Marien  ju  bemältigen  (313  o.  i^h^.), 
ber  injnrifc^en  Sofien  in  feine  (bemalt  gebracht  h^tte,  unb  na^m 
Ooc^  ^nb  mieberum  in  Sefi^.  ^m  Satire  311  machten  bie 
ftreitenben  ^if^arteien  ^rieben,  unb  ^^(ntigono^  erhielt  ganj  ^(fien  in 
unumfc^ranften  !!Befi|  unb  bamit  auch  ben  oon  ^ä^fien.  ^eilich 
war  ber  Jriebe  nic^t  oon  langer  Dauer,  benn  fc^on  jtoei  3ahre 
fpater  (309  o.  &)x.)  eroberte  ^tolemaioe  oon  ^IgQpten  "tl^hofelie 
unb  na^m  .¥antho«^  ein.  Dad  3ahr  302  brachte  eine  neue  Koalition 
gegen  9lntigonoe,  bie  oon  iit)fimad)oe  ausging  unb  bie  ^ur  i^olge 


8  «ert^attnid  ^'u  ^gqpteii  itnb  mot>o^  '^O.  XI.  2 

fyätt,  t>a%  im  näc^ften  3a^re  (301  d.  S^r.)  ^Hntigonoe  in  bei 
Scfflac^t  bei  Spfud  Sleic^  unb  Seben  oerlor.  Sofien  tarn  an 
y^fimod^OÄ.  Äu^  üt)ftnia(i^o^>  erfreute  fid)  nic^t  lange  be«  '^e 
n|cö.  @r  fonnte  ftc^  nur  in  forttoä^rcnben  ÄänH)fen  mit  beni 
Seltne  bed  ^ntigonod,  ^emetriod  ^otiorfeted,  behaupten :  unb  al6 
biefcr  cnbßd^  ftarb,  tarn  ed  wenige  3al^re  fpdter  jum  Shiege 
mit  ©eleufojJ  (281  ü.  Sl^r.).  Über  ©njelbeiten  in  biefet  3^*^ 
finb  wir,  wa*  fi^Ken  anbelangt,  fo  gut  »ie  gar  nidjt  orientiert, 
abgefe^en  Don  einigen  92ebenfad^en. 

92ac^  ber  @^(ac^t  bei  .Quropebion  tarn  l^nfien  unter  bte 
.t)errf(i^aft  ber  Seleuciben.  3m  übrigen  würbe  t>a^  Manb  au^e« 
pumpt  unb  mugte  an  @elb  unb  fieuten  ^ergeben,  wa^  ^  oer 
mod^te.  %u(ti  bie  ^errfc^aft  ber  @eleudben  bauerte  nic^t  lange. 
SieUeid^t  fc^on  277  u.  6^r.  fam  ba$  Sanb  an  ^tolemaio««  II. 
^)}^iIobeIp^od,  unter  bem  e^  bi$  etwa  jum  3ai)re  197  o.  S^r.  blieb 
ig*  fam  für  SljKen  eine  oer^ältni^mäftig  ruhige  ^i,  in  ber 
freiließ  bie  ^Uenifierung  be^  Sanbe«^  J^ortfd^ritte  mad&te,  $^anbel 
unb  SBanbel  jeboc^  blühten  unb  bie  fojialen  unb  nationalen 
^nftitutionen  fic^  fröftigten  unb  befeftigten.  (Srft  ba^  3a^r  204 
D.  (Sfyc.  brad^te  neue  Unruhen.  %ntiod^o$^  III.  unb  ^)$bUippoe  V. 
benu^ten  bie  Unmünbigfeit  $ßtoIemaiod  V.  baju,  um  ben  %i)ptern 
aQe  afiatifd^en  ^^efi^ungen  ju  entreißen.  @^  gelang  t>ai^  wiber 
(Erwarten,  unb  nun  ging  ^^ilippo^  baran,  ICIeinaften  in  feinen 
'JSefi^  ju  bringen.  @inen  @infprud)  feiten«  ber  9{^obier  beadjtete 
er  nic^t  weiter,  196  o.  &fx.  befe^te  er  ^^Jatara,  baö  er  bebeutenb 
befeftigte,  ba  bem  Äriege  mit  JR^obo«^  ebenfowenig  wie  bem  mit 
)Rom  au^^juweid^en  war.  (£ine  190  unternommene  @;rpebition  ber 
Siömer,  fic^  mit  fyil^t  ber  JR^obier  ber  ©tabt  ^atara  ^u  bemäd»* 
tigen,  mi^ang,  ebenfo  ^atte  eine  jweite  uon  (Sp^efud  unternommene 
i^^pebition  feinen  Srfolg.  Die  (^tf^eibungdfd^Iac^t  am  @i)>^t|loe, 
bie  bie  iperrfd^aft  beö  ?[ntioc^oe  vernichtete,  fd^uf  für  bie  ö^fier 
eine  oöUig  ))eränberte  ©ac^Iage.  (£*  ^anbelte  fid)  je$t  nur  nod) 
um  bie  SBa^I  jwifc^en  ber  Dber^o^eit  Don  >Hom  ober  ^^obo«. 
iixnt  nad)  9iom  entfanbte  (9efanbtfc^aft  fonnte  nic^t^  mebr  an 
ben  SSer^ältniffen,  bie  fd^on  beftimmt  waren,  änbern. 

189  0.  @t)r.  würbe  uon  Stom  eine  3^^^^^^"^^^o^i^Mfi<>^ 
uadj  ?lfien  gefd^irft,  bie  eine  ÜReuregehing  ber  SScr^Itniffe  oor* 
nel^men  foUte,  in  ber  ffieife,  bafe  .ttarien  bi«^  jum  SKaeanber  unb 
i^^fien  mit  9(udna^me  uon  £e(meffoi»,  ba«  an  (Sumenee  fam,  au 
>Hbobo«  fiel.    (Sine  lt)fifd>e  (%fanbtfdiaft,  bie  na*  9{bobo«  gefanbt 


«C.  XI,  2  Ätiege  mit  «tjobo^.  9 

morben  mar,  um  uun  Den  !K^obtent  flünfttge  ^ebtnc(uni)en  ju 
erreic^n,  mar  crfolglocv  unb  fo  tarn  ed  für;  hinter ^er  ^^u  einem 
5friege  gegen  Sil^obos^.  3m  ganjen  ftnb  mir  auif  über  biefe 
Venoben  ber  Itjfifd^en  ®ef(^icl^te  fc^lec^t  unterrid^tet.  5)Tci  Äriege 
[yat  ät^obo^  mol^I  gegen  !ät)fien  geführt,  beren  erfter  187  u.  S^t. 
begann.  3n  biefem  unterftü^te  @umened  bie  9{l^obter,  ber  für 
feinen  telmeffifc^en  58efi$  für^tcte.  SBeld^  Siefultate  auf  ber  einen 
ober  anbeten  Seite  erjielt  tuurben,  ift  nid^t  feftsufteflen.  Der 
^oeite  Strieg  begann  eüoa  181  t).  &ft.  3n  bie  lQfifd)e  ^erteibigung 
!am  nunmehr  Softem,  eine  $Rei^e  üon  !99ergfeftungen  fc^eint  aucb 
im  crftcn  Sttiege  ä6er^au:pt  nid^t  im  Sefi^  ber  9i^obier  gelpefen 
*^u  fein,  äßittelpunft  ber  Sr^ebung  mar  Jb'ant^os^;  ee  gelang 
nw^d^nlic^  auc^,  eine  9{eil^e  Don  r^obifc^en  Sefa^ungen  aufju^ 
beben,  jeboc^  mar  ber  anfängliche  (£rfoIg  nid^t  Don  langer  Dauer, 
benn  bereite  im  Sa^re  177  o.  ßtjr.  mar  ber  ?tufftanb  fo  jiemlid^ 
niebergemorfen.  Die  Selbftänbigfeit  ber  S^fier  fd^ien  in  bol^em 
(Strabe  gefö^rbet  unb  bie  gan,^e  ^Semegung  erfolglos,  menn  nid^t 
in  biefer  3^^^  ^"^  Slnberung  ber  SteBung  ber  römifdöen  Sftepubtif 
rllbobo^  gegenüber  eingetreten  märe. 

Ob  ba^  nun  auf  bie  ^nmefenbeit  ber  Ipfifd^eu  (^liefanbtfdjaft 
in  :Rom  jurücfäufü^ren  mar,  bie  ju  ber  ^^it  bort  meilte,  ober,  ma$ 
roa^tfc^nlirfjer,  baB  bie  JRömer  ben  JR^obiern  nic^t  me^r  red)t 
trauten,  genug,  man  inter^)retierte  bie  ?(norbnungen  ber  3^^n- 
mannertommiffion  ba^in,  \>a%  fie  fo  auf jufaffen  feien,  ba^  9l^obo^ 
nicftt  freie  3Serfügung  über  ß^üen  Ijabe,  fonbern,  bafe  bie  Stifter 
^Bunbe^enoffen  —  nac^  römifdjcr  ?tuffaffung  —  ber  Si^obicr 
feien.  (Sine  r^obifc^e  ©efanbtfcftaft  fanb  in  JRom  taube  D^ren, 
unb  bie  Ö^fier  bereiteten  einen  neuen  ?tufftanb  üor,  ber,  bie^mal 
uon  teumene«  unterftü^t,  etma  174  o.  6^r.  au^bradj,  unb  beffeu 
;iiel  bie  I^fifc^  Autonomie  mar.  Der  Ärieg,  ber  anf ang«J  mit  einigem 
(9(ü(f  gefäf)rt  mürbe,  ^ätte  im  meiteren  Verlauf  jur  bddigen  Unter^ 
merfung  bc0  üanbes^  geführt,  menn  nic^t  ba^  3[<er^ältniö  SJomö 
',u  ai^oboe  fic^  bauemb  berfc^led^tert  ^ätte.  Die  ^RoUe,  bie  bie 
Ül^bier  im  Äriege  ber  Siömer  gegen  ^^Jerfeu*  uon  3Rajebonien 
fpielten,  ueranlafete  iRom,  bie  ^ilbred^nung  mit  biefen  .iStaufleuten 
langjam  ■  Dorjubereiten.  3""*^ft  mürbe  fc^on  lt>8  o.  S^r.  in 
geheimer  Sifeung  beö  Senate  ber  ®efd^Iufe  gefaxt,  Ü^fien  unb 
.Honen  für  frei  ju  erfiftren  unb  beibe  SSöIfer  hierüber  offijiell  ju 
informieren.  3m  folgenben  3a^te  erhielt  St^oboe  ben  auftrug, 
feine  Öefö^^ngen  aue  Ü^Ken  unb  Äarien  abjie^en  ^u  laffen.   Über 


10  ^nntxc  Otflüiii?otton.  "JlC.  XI,  2 

bie  ftQQteted)tIicf)6  ^Stellung,  in  Die  jomo^I  äqfien  ah  and)  Starten 
in  ber  r$olge/(eit  ju  Stom  traten,  ift  mit  ©ic^^it  nid^tc^  ju  er« 
mittein.  9?a^  SRommfen  erhielten  bie  2^ticr  erft  im  3a^re  sl 
t).  @^r.  burc^  Sulla  ba«^  »iec^t  einer  «Jibera  dvitas'*,  boc^  ift  e« 
nic^t  fidler,  ob  ba$^  nic^t  fc^on  feit  167  ü.  &)x.  ber  ^D  »ar. 

SKit  ber  Sefreiunc)  ber  l^Iifc^en  Slommunen  ging  bie  ©n«^ 
rid^tung  ber  innern  Drganifation  einen  gro^n  ©d^ritt  Domwrt^. 
aber  ber  Untcrfcftieb  jwifc^n  ber  Organifation  in  ^Ueniftifd^r 
3eit  unb  ber  in  ber  römifc^en  ^Ißeriobe  ift  ein  jiemlid) 
tiefgreifenber.  SBqhrenb  in  ijellejiiftifd^  3^it  ba^  3l)ftem 
ber  4^ürorte  —  menn  mon  uber^au^Jt  biefe  ißcjcit^nuncj 
anmenben  barf  —  fid)  barin  äuftcrte,  t>a\^  ber  große  Stabt* 
©taat  bie  ;pegemonic  über  eine  Steige  me^r  ober  menigev 
benadjbarter  unb  fleinerer  Stäbtc  t)Otte,  fommt  je^t  ba^  >lJrinjip 
ber  (<9(eid^berec^ttgung  aller  fiommunen  jum  "Durd^bnid) :  b.  ^.  alle 
©täbtc  werben  einrangiert  in  Wröfeenflaffen,  oon  benen  bie  crfte 
je  brei,  bie  folgenbe  ;(mei,  unb  bie  britte  eine  Stimme  ^atte:  mit 
anberen  ^SJorten:  aue  bem  Staatenbunb  ber  l^elteniftifd^en  :^M 
murbc  ein  Siunbeöftaat.  !tRac^  Ärtmibor  gehörten  jur  erften  Älaffe: 
.l'ant^oe,  ^^atara,  ^^inara,  Dl^mpo«,  ^}R\fxa  unb  Zlo^.  iSbenfo 
maren  Steuern  unb  haften  abgeftuft.  Leiber  ift  ber  öeric^t  Straboc^ 
(XVJ,3, 3  p.  664),  bem  mir  bie  3Ritteilungen  über  bie  innere  Organi» 
fation  Derbanfen,  jiemlidiöermorren.  ^tn  bie  3pi$e  bee  Serbonbeo 
trat  ein  S^nebrion,  ba«^  in  ber  jebe^maligen^oauptftabt  fic^  t)erfammelte 
unb  bie  SBa^I  ber  ©etjörben,  oor  allem  bie  ber  ÜpKarc^en  unb  ber 
anberen  Iterroaltungdbeliörben ,  Dorna^m.  3BeId)er  ?lrt  biefee 
@t)nebrion  mar  unb  morau«^  ee  fid)  jufammenfetite,  ftel)t  böUig 
babin.  Ob  bie  oon  Strabo  mitgeteilte  3^''^  ^^^  ^^  ftimmbe» 
red^tigten  Stäbten  uon  bauernber  (Mtung  mar,  ift  ebenfomenig 
auÄ/jumac^en,  ma^rfdjeinlidö  ift,  bafe  fie  im  iJaufe  ber  ^^it  fidj 
mannigfad^  geonbert  ^aben  mirb;  Don  einer  folc^n  ^Inberung 
miffen  mir  fogar  Seftimmtee:  81  o.  C£ljr.  mürbe  bie  Slib^rati«^  auf- 
gelöft  unb  brei  neue  Stäbte,  Salbura,  $)ubon  unb  oieUeid^t  aud) 
Dinoanba  bem  Itjfifc^en  Sunbeeftaat  jugemiefen,  anbererfeit«  mufj 
fid)  bie  9lnja^(  um  ein<^  oerminbert  ^aben  burd)  bie  3^^^<^i^inA 
oon  Ol^mpo«.  ISbenfo  finb  mir  barüber  im  unflaren,<'mie  fic^ 
ber  flUeft  oon  1 7  Stimmen  auf  Stäbte  mit  jmei  unb  einer  Stimme 
oerteilt.  X)a  ti^  nun  anbererfeitfi^  meit  me^r  atö  23  l^fifc^e  ftom* 
munen  gab,  fo  ift  aud)  bie  ^^rage  noc^  }u  beanttoorten,  ob  nid)t 
mebrere  Kommunen  j^u  einer  S^mpolitie  oereinigt  maren:  beftimmt 


mtfjen  iDir,  ha%  ju  ^I^rloi  nod^  Simena,  ^oUonia  unb  Sfinba 
ge^ihcten.  S^eac^tendioert  ift  immerhin,  baB  bod  Sanb  auc^  nod) 
in  römtfc^r  3^^  autonome  SRünjen  prägte,  unb  ^toar  in  Silber 
unb  Stupfer. 

^ud)  über  bie  ^unftionen  ber  einzelnen  ^unbe^^be^örbeu 
fönnen  mir  un«  au«!>  ben  fummorifci^en  9(n()aben  nic^t  mit  ®ic^er^ 
^t  orientieren.  ?ln  ber  ©pi^c  bed  ©Qnebrion  ftanb  ber  ß^Kard^, 
ber  offenbor  nur  auf  befdjränfte  ^dt  flemä^It  murbc  unb  ber  bie 
Sfoine  nad)  au^en  oertrat. 

Die  Striege  beö  ^Iriftonifo«^  um  ba^  i£rbe  ber  Ättalibcn 
(131 — 129  i).  S^r.X  fott)ie  bie  Stricge  bee  ?{ntoniusJ  in  ^teinaficn 
fernen  ßqfien  menig  ober  gar  nid^t  berül^rt  ^u  ^aben.  Dagegen 
na&m  ber  erfte  SRit^ribatifc^e  Ärieg  (88—84  o.  6^.)  SöKen 
i^iemlid)  mit.  Die  (^nje(^eiten  bed  Stampfet  entjie^en  ftd^,  ma^ 
iiißtti  anbetrifft,  unferer  Stenntniö.  9iac^  ber  ^Aufgabe  ber  ©e«» 
lagerung  oon  SR^obo^  manbte  fic^  ^Dtitl^ribated  junäc^ft  gegen 
^ütaro,  beffen  Sinfc^IieBung  ^^^elopibaö  fortfeßte. 

"Sladi  bem  J^rieben  oon  Darbono«^  (S4  u.  ß^r.),  ber  ben 
ifqtiem  bie  Befreiung  oon  ben  .ttriegönöten  be«  STOit^ribated  brachte, 
fdiröpfte  ber  berüchtigte  3^erre«^  ba«  Üanb  nad)  allen  Siegeln  ber 
jhinft,  obmo^I  Sofien  gar  nic^t  ber  SUepublit  gehörte.  78 — 84 
fom  ed  infolge  be^  ©eeräuberfriegeö  jur  S^elagerung  unb  ^crftörung 
oon  Olqmpod  unb  ^^.^^afelid:  aud^  ju  bem  oon  ^^^ompeiud  geführten 
@eeräuberfrieg  mufiten  bie  ßtjfier  Beiträge  leiften. 

ftaum  maren  bie  folgen  biefer  (Sreigniffe  überftanbeu,  al^  bie 
römifc^en  öurgerfriege  in  Sofien  fühlbar  mürben.  Die  Sl)fier  unter* 
ftu^ten  anfang!^  ^^ßompeius^  mit  &db  unb  Schiffen,  gingen  aber  nad) 
bet  €<^Iac^t  bei  ^^arfalo^  ju  (£aefar  über,  ber  nun  feinerfeit^  bie 
^iIf«^queQen  be«  Sanbe^  für  feine  Sac^e  üertt)ertete.  Dadfelbe 
]dfitn  fic^  ju  mieber^olen  in  ben  kämpfen  (£affiu^'  mit  Dolabella. 
Diesmal  oermeigerten  fott)o^I  Si^obo^  aU  and)  Sofien  ben  S3eiftanb 
unb  traten  fomit  inbireft  auf  bie  ©eite  ber  Gegenpartei  über.  Die 
unmittelbare  $olge  mar,  baß  iSaffiuS  unb  93rutu^  junäc^ft,  um 
im  Slficfen  gefiebert  ju  fein  —  mcil  fonft  ein  Übergang  nad^ 
(Sutopa  unmöglich  mar  —  bie  Untertoerfung  üi^fieni^  unb  St^obo«^ 
bef(^offen.  (iaffiud  begann  bie  Operationen  gegen  )Kl^obod,  Srutu^ 
fiel  mit  einem  ^r  in  S^tien  ein.  (Sin  entgegentretenbeö  Sunbe^^ 
ffen  mürbe  gefc^lagen,  einige  Stäbte  ergaben  fid^  unb  es^  tarn  jur 
Belagerung  oon  Xanttjoe.  Die  Belagerung,  bie  *?(ppian  fc^ilbert, 
nmtbe  mit  med^felnbem  Srfolg  betrieben.    @^  gelang  ben  A'ant^iern, 


12  Unter  römifcber  ipcrtfAaft.  «€.  XI,  2 

bie  römifd^en  ^dagerungdmaic^inen  ju  jerftören,  bei  bem  dtüdjuge 
brongen  jebod)  2000  Solbaten  in  bie  @tabt  mit  hinein,  bae  übrige 
.t)eer  gelangte  burd)  ben  Verrat  ber  (Sintoo^ner  oon  Dinoonba, 
bie  auf  feiten  bw^  93rutus^  fochten,  in  bie  Stabt,  bie  fofott  in 
'^anb  geftedt  niurbe.  3lad)  ^ppiane  !9eric^t  töteten  bie  @inn)0^ner 
fid^  Sum  gröfetcn  Ztxi  fctbft  unb  nur  cttoa  150  Sfann  öon  ben 
,'^reien  gerieten  in  bie  ®ewalt  oon  SBrutue. 

^yiadi  ber  (Eroberung  uon  Xant^o«  tuanbte  fid)  ^rutud  gegen 
i^atara,  bae  er  o^ne  Sc^tecrtftreit^  einnahm.  Untcrbce  operierte 
äentutu^  gegen  ta^  (^porion  oon  ^Rx^xa  ^Xnbriafe,  eroberte  bie 
Stabt  unb  toanbte  fid^  gegen  3Jl\fta,  ba«  fid)  o^ne  ©(^mertftreid) 
ergab.  1)amit  mar  bie  Untertoerfung  be^  Sanbec^  im  großen 
uoQenbet  unb  ba$^  (iififd^e  S^nebrion  erf(drte  fid)  jur  Abgabe  oon 
:iRannfd^ften,  (^elb  unb  Schiffen  bereit,  ^te  nad)  ber  ®d)lac^t 
bei  ^^ilippi  ?lntoniuö  nac^  9tfien  fam  (41  o.  61^.),  blieben  bie 
Ut){ier  bon  neuen  Stontributionen  oerfd^ont,  mußten  aber,  aU  e^^ 
;(um  (Sntf^eibungdfampf  bei  !2(ctium  fam,  auf«  neue  /Kontributionen 
leiften.  @rft  mit  ber  Suprematie  bee  Octaoian  famen  rubige 
Reiten  für  Stjfien. 

@ntfc^eibenb  für  i^qfien  mar  t>a^>  ^t^x  48  t).  Ütß.,  al0 
(älaubiu^  ba«  !&inb  feiner  Unab^ängigfeit  beraubte  unb  mit 
^amp^^lien  ju  einer  faifer(ic^n  ^robin^  machte.  2)ie  $)egrünbung 
für  biefe  tief  einfc^neibenbe  SWaßregel  —  ausJ  einem  unabhängigen 
Staat  tourbe  ein  abl^ängiger  —  mirb  bei  «Sueton  (Slaubius^  ftop.  25) 
unb  (Saffiu^  ^io  (60,17)  gegeben:  ha^  in  S^Eien  fc^loere  SBirren 
oorgefommen  unb  aud)  9{5mer  babei  getötet  feien.  3)oc^  mu|  man 
biUig  jugeben,  bag  bas  faum  ber  (SJrunb  gemefen  fein  fann,  nxx^r^ 
fd)ein(ic^  mürben  bie  Girren  al0  bequemer  1Lnla%  benu^t,  um  ber 
Selbftänbigfeit  be«^  !^anbe6  ein  (änbe  ju  machen.  Damit  fdilieftt 
bie  (^efd)ic^te  !Ut)fien0  ale  felbftänbiger  Staat. 

Der  g&njlic^e  IDtangel  an  geograp^ifd^er  ^^utralifatioii  be« 
!^nbe0,  tHX^  feit  ben  älteften  3^^^^^  ^^  Sofien  ein^eimifd^e  Softem 
ber  ^ubalftaaterei  unb  ba«  (Seltenbmad^en  unb  äSoranfielien  ber 
Sonberintereffen,  oieUeic^t  auc^  bie  geringe  äRenge  ber  über  ein 
fo  gro^e^  Gebiet  uerftreuten  Seoölferung  mad^te  ba^  i'anb  bauemb 
,^um  SpielbaU  frember  3ntereffen. 

^JSorfibergebenb  erhielten  fie  nod)  einmal  bie  ^'^eiiieit  toieber. 
ma^rfc^ein(id)  unter  ^J^ero,  boc^  fc^on  74  n.  &fx.  mar  l>aii  Üianb 
unter  SJedpafian  mieber  römifc^e  ^^robin,v  Diefe  {am  junad^ft  unter 
faiferlic^e  SBermaltung.  Die  uon  (ilaubiu^j  (43  n,  i£ftr.)  geplante  *er* 


«C   XI,  2  1>ie  3nf*nfteii.  13 

eintgunq  mit  ^^antp^^Iien  iDar  aber  50  nod)  nic^t  ooQjogen.  (£ine 
ä^nUc^e  SBerfd^Ieppung  erfuhr  bte  üon  $)abriQn  1 35  geplante  Um>' 
iminblung  in  eine  fenatorif^c  ^oüinj,  auc^  biefc  war  178  n.  (£^r. 
nodj  nid^t  erfolgt,  ob  e^  bereite  unter  ©ommobu^  ber  gaü  toar, 
ift  ebenfalle  nicj^t  mit  ®it^erl^eit  au^jumac^en.  :äl|fien  erhielt, 
tro^bem  e^  römifc^e  ^^?rot)inj  mar,  feine  römifd^e  Sefa^ung;  unter 
SRarc  Äurcl  finben  toir  in  flanj  ßtjfien  eine  Äo^orte  uon  500  9Rann, 
bie  fi^  fpäter  unter  .^abrian  auö  fianbe«jKnbern  refrutiertc. 

3)ie  ruliige  3^*  ^  beiben  erften  3a^r^unberte  ber  römifd^en 
Äaiferjett  ^attc  im  britten  ein  ®nbe  erreid^t.  2)a<J  ^ing  mit  ber 
im  9icid^  felbft  um  fic^  greifenben  größeren  Unfid^er^eit  jufammen. 

au(^  für  bie  fpäteren  Sa^r^unberte  fe^lt  t^  an  audreic^enbem 
aWüterial  für  bie  ©efc^id^te  S^fienö.  SBei  ber  SReid^^teilung  fam 
esf  3u  Dft'SRom  unb  bilbete  noc^  im  3a^re  1000  mit  ffiarien  unb 
^amp^^Ken  jufammen  bai^  Thema  Cibyrrhaeotarum.  ^i^  in  biefc 
3«t  hielten  fid^  in  einjelnen  abgelegenen  Tälern  l^fifc^c  ©itten 
unb  ©prac^c,  unb  es  ift  ®runb  oor^anben,  ju  oermuten,  bafe 
Wcfe  lefete  erft  böUig  burc^  ben  3^läm  oernidötet  morben  ift  (ogl. 
ben  auffaft  .f)offö  im  ^ermed  1907). 

3)a!g  gefamte  Snfd^riftenmatcrial,  has^  auf  bie  ®efd^ic^te 
^fiene  ®ejug  f)at,  Idfet  fid^,  menn  man  öon  einer  !arifc^en  3n 
fcl^rift  abfielt,  in  bie  ©ruppen  einteilen:  1.  in  I^fifd^e  Snfc^riften, 
b.  ^.  in  3nfd^riften,  bie  in  ber  alten  Sanbe^fprad^e  abgefaßt  finb, 
2.  in  griec^ifd^e  unb  :i  in  lateinifd^e.  Die  jtoeite  unb  britte 
0nippe  finb  in  bem  oben  abgefc^loffenen  Jeil  biefer  SJarfteflung 
oerarbeitet,  unb  menn  mir  ba^  mit  ber  erften  (Gruppe  nid^t  getan 
^ben,  fo  liegt  bad  baran,  ba§  bie  ^nfd^riften  ber  fianbedfprad^e 
meift  feinen  ^iftorifd)en  3n^alt  ^aben  unb  bie  menigen  mit 
^ftorifc^em  3n^alt  jum  aüergröfeten  3:eil  fic^  unferer  ©nfid^t 
inSt^  entjie^en,  meil  mir  bie  ©prac^e  nur  mangelhaft  oerfte^en. 

3)iefe  I^fif^en  Snf^riften,  150  an  ber  Qa^l,  bilben  bie  ein- 
ijigen  auf  une  gefommenen  Überrefte  ber  alten  Sanbeöfprad^e; 
bann  finb  nod^  einige  ®Ioffcn  ju  ermähnen,  bie  fic^  bei  ©tep^anue 
Don  S^janj  unb  anbers^mo  finben,  unfere  ÄenntniS  aber  nid&t 
oUjufe^r  bereid^n.  9te  in  ®ried^en(anb  bie  9iea{tion  auf  bie 
^erferfriege  eintritt  unb  bie  (äriec^en  i^re  (Sjpanfiomgpolitif  im 
Often  aufnehmen,  fommt  baö  SJanb  —  menn  nid^t  fd^on  Diel 
früher  —  audf  mit  ber  gried^ifc^en  Äultur  in  Serü^rung,  bie  jur 
^tge  ^at,  bag  bie  alten  ©itten  unb  ®emo^n^eiten  balb  böQig 
oerbrfingt  merbcn  unb  gricdjifd^em  ^efen  unb  ©prad^e  ^lat^  machen. 


14  «rten,  3ii^oU  unb  «naa!jl.  «£.  XI,  2 

'Jluc^  jcitüc^  finb  bic  3nfc^riftcn  nic^t  fe^r  oon  cinanbcr  ju 
trennen.  Um  bie  SBenbe  be<^  fünften  3a^r^unbertd  ift  UKi^rfc^einltc^ 
bie  Xant^odftele  entftanben  unb  n^eber  in  bod  fec^fte  unb  noc^  in 
baö  britte  reid^t  eine  ber  anbeten  3nfcfttiften  Ijinein.  Undi  biefc* 
fpotobifd^  Jluftreten  läftt  fid)  nidjt  ertlären,  roenigften^  nic^t 
einwanbfrei. 

^ie  h)fifc^en  ^nfc^riften  jerfallcu  in  jwei  Cfco^t  ^rup|>en, 
t)on  benen  bie  eine  148  ^nfc^riften  unb  bie  .¥ant^odfteIe  bi^  jum 
griec^ifd^en  Spigramm,  roofirenb  bie  anbete  nut  bcn  9left  ber 
.¥ant^odfte(e  (t)om  gtiec^ifd^en  Spigtamm  ab)  unb  eine  3nfd)tift 
tjon  ?lntip^eIIo^  umfaßt.  3)ie  jtt)eite  («tuppe  ift  in  einem  be^ 
befonbeten  Dialeft,  wenn  man  nid^t  fagen  foD  ©pta^e  abgefafet, 
bie  ®ugge  mil^ifd^  nennt  fie  t|at  aÖen  gtöfeeten  Sefung^Der« 
jucken  bidt)et  unäbettuinblic^e  @c^n)ietigfeiten  gemacht.  2)ad  liegt 
tjauptfäd^Hd^  am  äRatetiat,  benn  mä^tenb  mit  bei  bet  etften  (Gruppe 
eine  SRenge  ^^atianten  unb  fonfttge  fnlffi^mittel  jur  ^nb  ^aben, 
fehlen  biefe  t)ier  üoQftänbig,  fo  bafe  mir  bei  ber  ^nfd^rift  üon 
?lntip^eUo^  faft  üöUig  im  1)unfeln  tappen,  üon  bet  3Eant^odfte{e 
ben  Sn^alt  nur  üetmuten  fönnen.  ®ie  enthält  aQet  SBa^t^ 
fc^eintid^Ieit  nad)  jactale  ^otfc^tiftett,  bie  butd^  ^iftotifdje  %et« 
^ättniffe  begtünbet  metben.  ©emetfem^mett  ift  inbeffen,  bafe  bcibe 
Xe;cte  poetifd^e  finb.  3)a^  ge^t  bataufi^  betüot,  bag,  menn  man 
bie  iiin^eit  eine«  Söottee  jugtunbe  legt,  bas  ©(^lufejeidtjen  „y 
tegelmäfeig  an  ben  Stellen,  mo  bet  Ie;i:t  nidjt  üetftümmelt  ift, 
uad^  16  bie  20  3Sotten  einttitt.  3ft  ^  Hat,  baß  c^  feine  ^a- 
metet  obet  jonft  bctgleic^eu  finb,  fo  fann  ee  ftd^  um  eine  ^oefie 
nut  im  ®inne  ber  altteftamentüc^n  obet  um  eine  gan^  neue 
(Gattung  ^anbeln,  mie  fie  jmeifelloe  aud^  in  ben  ettu^fifc^n 
Teilen  ber  ?lgramer  3Wumienbinben  unb  ber  Xafel  oon  Capaa 
vetere  oorliegt.  3dt)  l)abe  geglaubt,  angeregt  butc^  ben  "Xuffa^ 
oon  Qkvftx  (9)?emnon  1909),  itgenb  etma^  ju  etteid^en,  oot(aufig 
fd^eint  mir  aber  auf  biefem  (Gebiete  nod^  jebc  9[rbeit  oergeben^. 
^a^  bie  ganje  Stele  fc^on  ^u  ben  oerfd^iebenften  URaten  fiberfe^t 
ift,  önbett  an  bet  Xatfoc^e  nic^td,  bajs  i^t  3n^alt  nad)  mie  üot 
jum  gtögten  Xeil  jmeifet^aft  ift.  3m  übrigen  finb  in  ben  einzelnen 
3nfc^tiften  bialeftifd^e  Untetfd^iebe  ju  bemetfen,  bie  abet  ju  »eitct- 
ge^enben  Sc^Iüffen  nic^t  au^teic^en  unb  übet  bie  jpetfunft  bet 
lä^fiet  unb  übet  einen  9{ad^meifi^  bet  Sc^ic^tung  beö  $ol!ed  nic^t 
baö  geringfte  etgeben.  ^e  3nfc^riften  oetteilen  ftc^  ungleic^mA^ 
übet  ein  ganj  bebeutenbe^  ®ebiet,  ndmlic^:  Xelmeffod  5  —  Sarmii« 


«C.  XI,  2  Sunbortc,  ®cf4i*te  bcr  entbcrfung.  15 

Icffo*  '5  —  ®u(mc  1  —  ^^^nata  32  —  Ifo^  9  —  SabDanba  4  — 
Üfümlü  1  —  .l'ont^oö  16  —  Sibcl*3atla  1  —  Scjret  1  —  Xfc^u^^ 
furbefl  I  —  «ntitJ^cüo«^  6  —  ^^cUoe  (<ßort  @et)cbo)  1  — 
3ftnba  4  —  lünufia  2  —  Simcni*  I  —  ©t)ana  5  —  öoitan  1 
—  I^berifos^  2  —  Ijcftinbam  1  —  l^ffa  2  —  Äafd^  1  —  Äan* 
Di)ba  2  —  «rnea  1  —  Sura  1  —  9!Rt)ra  V\  —  Simt^ra  oO  — 

3)ie  (^fc^ic^te  bcr  ©ntberfuug,  (Sntjifferung  unb  ßefuncj  bcr 
iQfifc^n  Snfd^ftcn  lafet  fic^  in  brci  ^^?eriobcn  einteilen: 

jDcr  erfte,  ber  IljKfcJ^e  3nfd)riftcn  nad)  (Snropa  brachte,  ujar 
bcr  Cftcrrcid^cr  3.  x>.  ipammer\  bem  mir  jtoei  Snfc^riftcn  t)on 
Xelmcffoo  (1.  2.)  öcrbanfen  (1811).  Donn  folgte  (Sftarle*  ©ocfercQ* 
(1812).  I)ie  3nfd^tftcn  [tammten  auö  W\)xa  unb  ^^elmeffoe.  "  @ö 
nrarcn  auf  lange  3^^*  ^^^  einzigen  ^nfd^riftcn,  bie  in  (Surupa 
befannt  rourben.  1)ann  bcfc^äftigte  fic^  Saint^Wartin  mit  ben 
i&ntbcrfungen  (Socfcrcüe.  3n  einem  ber  Royal  Asititic  Society^ 
Dorgelegtcn  ?luffa^  )pvaä)  Örotefenb  1885  bie  3(nfid)t  au^,  baft 
bie  ®pxad)t  inbogermanifd^  fei. 

?>er  SBorrat  an  Snfd^riften  würbe  erft  1841  üerme^rt  burc^ 
Ü^arlcd  g^Höto^  unb  3)anieU  3^arpe\  ber  bie  Xant^odftele  ent* 
bctfte.  Xiefc  ©tele  ift  ba^  ^auptbenfmal,  baö  mir  t)on  ber  It)fif(^en 
Sprache  bcfi^cn,  unb  feine  öefung  mad)t  toeniger  baburdj 
Sc^toierigfcitcn,  bafe  mir  i^ren  Jn^alt  nic^t  tennen,  als?  baburc^, 
ba§  bcr  %t]ct  am  ?lnfang  unb  am  6nbe  einer  jeben  3cite  ju  fetjr 
ücrftümmctt  ift.  3n  ber  ^otgejcit  fümmerten  ftd)  ^^itologen  unb 
.t>iftimfcr  ^auptfä^lic^  um  biefed  S)cnfmal. 

3Ron  fann  biefe  "ißeriobe  ber  ©ntjifferung  al<?  bie  inbü* 
germanifc^  bcäcic^nen,  fie  t)at  bie  auf  l^eute  ^eruorragenbc  9?er^ 
tretcr  gcfunben,  tocnnglcid)  feiner  mit  feiner  3tnftd^t  3lnl)änger  ge* 
monticn  ^at.     ®rotefenbc-  ?fnficftten  Ratten  balb   in   ben   Arbeiten 


1)  3-  ^-  ^ammtx,  Xopoqxapi^iidit  ^nfic^ten,  gefammelt  auf  einer  dleife 
in  bex  Scüante.    1811. 

2)  Letter  from  M.  Cockerell  relating  to  the  inscriptions  engmved 
in  the  annexed  plate.  ^n  travels  in  yariouH  countries  of  the  East  .  .  . 
ed.  by  Robert  Walpole,  London  1820. 

3)  1835.  S.  317 — 331:  Kemarks  onsome  inecriptioifs  tbund  in  Lycia 
aad  Phrygia:  read  19th.  march  1831. 

4)  Charles  Fellows:  An  Accoant  of  discoveries  in  Lycia  being  a 
.loamal  hept  daring  a  second  excorsion  in  Asia  Minor  I;  London  1841; 
l|knii  Daniell  Sharpe:  A  communication  to  the  Author.  on  the  Lycian 
inscriptions  London.  24th.  Febr.  1841. 


1 6  (Srfte  ^ttobe.  fiC,  XI,  2 

Btfatpt»  xfyctn  Stoc^folger.  S^orpe«^  ^uptDerbienft  tft,  bag  er 
bie  Xe^e  ^IIon)d  in  Orbnung  braute,  bte  erften  äRfinjtataloge 
auffteUte  unb  auf  biefe  SBeife  bie  Sbentifttation  t)on  Sigennamen 
in  ben  Snfd^riftcn  felbft  crmöciK^te,  ferner  beftintmte  er  ben  Sinn 
mehrerer  SBörtcr. 

@eine  Slrbeit  mürbe  oon  gmtx  onberen  fortgefe^t,  bie  um  bie 
oammlung  ber  Snfc^riften  ftd^  groge  93erbtenfie  ertoorben  ^aben: 
©pratt  unb  gorbe^\  Sie  fopierten  81  neue  Snfc^riften,  barunter 
bie  Sfilinguen  t)on  Seioiffi  unb  %lo^,  au^erbem  bie  Snf^riften 
uon  ®ura  unb  St^obiopolis^.  Damit  erret^ten  borl&ufig  bie 
iSjpebitionen  ein  @nbe  unb  e»  begann  mieberum  eine  ^<At  ber 
'^Verarbeitung  bed  SKateriate.  Der  erfte,  ber  fid^  mit  bem  neuen 
Ätoff  in  feiner  SBeife  befc^äftigte,  war  S^objfo,  ber  bie  Snfc^riften 
uom  flamifc^en  ®tanbpunfte  au^  bearbeitete,  um  bann  jur  Ston^ 
ftruftion  be^  „lyco-slave"  überzugeben.  (Srft  ^ier  fa^  er  ein,  bafe 
er  nid^t  meiter  tant  Dann  folgte  S^riftian  liiaffen  mit  einem 
^iluffa^,  ber,  toie  nic^t  anbers^  ju  erkuarten  mar,  ganj  auf  bad  3nbo- 
germanifc^e  ausging,  hierauf  93Iau,  ber  bau  SHbanefifd^e  }ur  @r« 
H&rung  ber  Denfmäler  ^eranjiel^en  ju  mäffen  ^iaubtt,  ein  äSerfuc^, 
ber  ebenfalls  fd^eiterte.  (Snbtic^  nod^  ^riebrid)  StuQer,  ber  fid) 
mieberum  ©rotefenbd  Slnfid^t  anfd^Io^. 

Damit  ift  bie  erfte  ^criobe  ber  @ntjifferung  beenbct;  fie  ift 
getenn^ic^net  burd^  bie  ^)luffud^ung  ber  ^nfd^riften.  Die  <&nu 
^ifferungen  unb  Sefungen  fte^en  in  feinem  ä^er^ältnid  baju  unb  finb 
Strbeiten,  bie  menig  pofitiüe  9iefuttate  brachten  unb  tro$  bec^  auf- 
gemenbeten  @d^arffinnd  ^eute  faft  DöQig  unbrau^bar  finb,  meil  fic 
feine  ®runblage  Ratten.  Diefe  mürben  erft  burd^  bie  Semü^ungen 
Don  SRorit;  ©d^mibt  öerbeffert,  mit  bem  bie  jmeite  ?ßeriobe  ber 
(Entzifferung  unb  Sefung  anhebt,  bie  bid  jur  ©d^affung  bed  SSiener 
i&oxpviii,  ober  beffer  gefagt,  ben  „Steifen  in  Sofien"  (18ö4),  benn 
biefe  bilben  bie  @(runblage,  bauert,  unb  bie  au^erbem  i^re  ©ignatur 
burd)  bie  JIrbeiten  öon  3mbert,  Sij  unb  Slrfmrig^t  erhalten  ^at. 

"iKori^  ©c^mibt  ^atte  fi^  fc^on  auf  einem  ä^nlid^en  ®ebiet 
mit  grofeem  ©rfolg  üerfuc^t  (burc^  feine  Sefd^aftigung  mit  ber 
cijprifc^en  ©ilbenfd^rift),  afe  er  fid^  mit  ben  Il)fif(^en  Snfc^riftcn 
befaßte.  (£r  nnterna^m  junäc^ft  bie  uon  feinen  fämtlic^en  $or» 
gängern  a(d  nebenfäd^Iic^  angefebene  JBeftimmung  bee  i^autmertee 

1}  Proceedings  of  the  Philologicai  Society  I.  1848.  —  Spratt  and 
Forbes:  Travels  in  Lycia,  Milyas  and  the  Cibyratia  in  Company  with 
tbf»  late  Rev.  E.  T.  Daniell,  Undon  1847.    (2  9be.). 


«0.  XI,  2  8»«tc  ^criobe.  17 

ber  cinjcincn  3^^^^"^  ""^  ^^  fl^^Q^fl  i^"^  ^i^^  ä^^i^  crftcnmalc, 
'J)auer^aftc^  ju  fc^affcn  ^.  gcmcr  begann  er  auti)  fd^on  bie  Süden 
in  einzelnen  3nf Triften  au^jufüQen,  fteilid)  and)  tjeute  nod^  eine 
unbanfbarc  Slrbeit,  bcren  ^raftifd^e  SRefuItate  beinahe  gleid^  9luII 
finb;  unb  wenn  ein  großer  Zzxl  feiner  Strbeiten  anä)  ^eute  toegen 
mangelhafter  SlbKatfd^e  unb  ä^nlic^er  TOife^eQigfeiten  leiber  t)er* 
ahet  unb  unbrauchbar  finb,  fo  bleibt  i^m  bod)  neben  anberen  baS 
große  SSerbienft,  baß  er  jum  erftenmale  äRet^obe  ^ineinbrad^te, 
roenigften^  —  folange  er  baran  arbeitete.  (£r  njar  ber  erfte,  bem 
e^  gelang,  eine  einigermaßen  braud^bare  Snfd^riftenfammlung  -  ju* 
fammenjufteHen,  bie  i^m  bie  Steifen  be^  3)eutfc^en  3luguft  ©c^ön* 
born  lieferten,  ber  fid)  in  Sfleinafien  1841  unb  1842  unb  jum 
jttjeitenmale  1851  auffielt.  !3n  einer  Steige  fleinerer  weiterer  ?lrbeiten 
fud^te  er  in  ba^  SBerftänbniö  ber  Snf^riften  weiter  einjubringen. 

Der  näe^fte,  ber  fid)  mit  ben  3nfd^riften  befd^aftigte,  war 
Saöetdbcrg.  Seine  Slrbeiten,  bie  fi^  faft  nur  mit  ben  3nfc^riften 
felbft  befd^äftigten,  förberten  eine  gange  9Kenge  öon  aud^  ^eute  nod^ 
brauchbaren  Dingen  jutage.  (£r  unterfud^te  t)or  aQem  bie  93ilinguen 
Dom  Sim^ra^fietoifü,  ^ntip^eUo^,  'i£(od  unb  baS  ^i^obarod^Defret  oon 
.lant^od  unb  ftellte  baö  SBer^ältni^  jum  griec^ifdfien  Jejrte  feft,  foloie 
eine  Wei^e  anberer  Srgebniffe*.  3n  einer  ^weiten  ?lrbeit  bc=* 
fc^oftigtc  er  fid^  öorjug^toeife  mit  ber  9(uffteHung  einer  ®rammatif 
unb  bem,  loa^  baju  gehört.  3m  übrigen  ujor  er  ber  ?rnfid|t, 
ebenfaUö  burd^  falfd^e  Sefungen  öerfü^rt,  baß  ba«  StjKfd^e  ju  ben 
iranifc^en  @prad^en  gehöre. 

^icran  fd^ließen  fic^  einige  Heinere  »eitere  3lrbeiten  öon 
Saoel^berg  unb  Tlorx^  ©c^mibt. 

Sllle  biefe  arbeiten  Ratten  jebodE)  auö  ben  oben  genannten 
(SJrünbcn  ben  Sia^teil,  baß  fie  faft  k  fond  perdu  geleiftet  waren. 
2)ad  dnberte  fic^  erft  in  ben  näd^ften  3ci^ten,  afe  eine  öfter* 
reic^ifc^  ©y^jebition  St)fien  bereifte  unter  ber  Seitung  öon  SBenn* 
borf  unb  Sßiemann  1884  unb  5ßeterfen   unb  ö.  ßufc^an   1889*. 

1)  Sorftubten  ^ur  (Entzifferung  ber  Ii^tifd^en  Sprod^benhnale.  (£u^n 
unb  84teid)er  5.    1868). 

2)  5&a  man  in  ®eutf(!6Ianb  ^u  ber  3^it  menig  Sntcreffe  für  bie  Sachen 
6atte,  fo  mugte  @(^mibt  auf  SBunfc^  feine«  IBerlegerd  bad  äBert  mit  englifd^em 
Xüel  unb  ^e^t  üerfe^en:  The  Lycian  inscriptions  after  the  accurate 
copie«  of  the  late  Augustus  Schoenborn.    Jena  1868. 

3)  Saoeldberg:  Beiträge  jur  dhttjifferung  ber  l9!if(()en  SpraCtfbentmfiler. 
(hper  Xcil:  3)ic  I^fif^-griedjifcj^en  3nfc^riften.    «onn  1874. 

4)  Steifen  im  fubtoeftlid^en  llleinoften.     1.   ^ennborf  unb  92temann: 

«Itct  Orienl.    XI,  2  2 


18  3>ee(fe,  3mbert,  ®ij.  «0.  XI,  2 

9hin  betam  bad  ganje  @(ebiet  erft  einen  feften  Soben,  unb  ber 
@rfoIg  jeigte  fid^  and)  balb;  üor  altem  fie^t  man  bad  in  ben  9Irbeiten 
bon  ©tj,  3mbert  unb  Slrfrorig^t.  ©d^on  wd^renb  ber  Hein» 
oftatifd^en  ®Epebition  begann  ©ij  feine  grunblegenben  Arbeiten 
über  bie  It)tifd^en  äRün^en  ju  Deröffentlid^en,  inbem  er  fo  für  eine 
Steige  t)on  Il)fifd^en  3^^^^  ^"  Sautn^ert  beftimmte.  (£d  ift  bad 
eine  ber  »id^tigften  2lrbeiten  auf  bem  ®ebiete.  Snjtoifc^en  ^atte 
aud^  S)eerfe*  angefangen,  fid^  mit  ben  I^Kfc^en  Snfd^riften  ju  be* 
faffen,  bie  er  jebod^  lebiglic^  t)om  inbogermaniftifc^en  ©tanbpunfte 
aud  be^anbelte  unb,  n)eU  er  auf  bie  ^ftfteDung  ber  Saute  nur 
geringen  3Bert  legte,  öon  bom^erein  ju  falfe^en  SRefuItaten  ge« 
langen  mugte.  "Sro^bem  mug  man  aud^  ^eute  nod)  feine  arbeiten 
in  ^etrad^t  jie^en,  kueil  fie  eine  9iei^e  guter  Seobad^tungen  ent« 
l^alten.  2lm  einge^enbften  l^at  fic^  3mbert,  ©ürgermeifter  in  2iUe, 
mit  ben  Snfd^riftcn  befafet.  Sr  toax  ber  erfte,  ber  feine  arbeiten 
jum  großen  Xeil  ben  ©rgebniffen  ber  öfterreid^ifd^en  ©jj)ebition 
jugrunbe  legen  fonnte.  9{ac^bem  er  fid^  in  einer  SRei^e  t)on  Suf^ 
fd^en  mit  ben  ^(rbeiten  feiner  S^orgänger  au^einanbergefe^t  l^tte, 
begann  er  1888  in  bem  neugegrünbeten  «^Babylonian  and  Oriental 
Kecord"  (1887)  eine  9iei^e  öon  felbftänbigen  Unterfud^ungen  öon 
bteibenbem  SBert  über  bie  Sauttt)erte  ber  einjelnen  3^id^en,  geftü^t 
auf  bie  Slrbeiten  öon  ©ij.  ^ieran  fd)Io6  fic^  eine  Siei^e  öon 
weiteren  Sluffä^en,  bie  bie  ätealien  be^anbe(ten,  @ffa)jd  ^iftorifc^en 
3n^alt^  ufro.  Qu  ber  gleichen  3^^^  öeröffcntlid^te  ©onber  ein 
paar  Sluffä^e,  in  bencn  er  ben  SRac^tocid  führte,  bajj  ba^  fil)fifc^ 
unb  Urartäifd)c  inbogermanifd|e  ©prac^cn  feien.  SBaö  i^m  barin 
unbeabfid^tigtertüeife  gelang ,  tt)ar  ber  Siac^toei^,  baft  er  tt^ebcr  öon 
bem  einen  noc^  öon  bem  anberen  tttoa^  öerftanb  unb  öom  3nbo« 
germanifd^en  erft  rec^t  nid^tö.  hieran  fc^Ioffen  fic^  bie  gebiegenen 
Unterfud^ungen  öon  Slrfmrig^t  über  ba^  It)fifc^e  ?llp^abct. 
SBfi^renb  ba^  §auptöerbienft  Smbert^  in  einer  ftjftematifc^en 
Snterprctation  ber  Heineren  unb  Hirjcren  Snfc^riften  liegt  unb  in 
bem  SScrgleic^  mit  ben  gfeidjjeitigen  gricc^ifc^cn  Snfc^riften,  liegt 
bad  5Berbienft  öon  @ij  unb  2tr!tt)rig{|t  ^auptfäd^Iic^  auf  bem  @t^ 
biete  ber  (Spigrap^it    Gö  gelang  ©if*  burc^  eine  genaue  Unter* 

9tfifen  in  Soften  unb  Marien  1884.  2.  $eterfen  unb  d.  ^ufcban:  Steifen  in 
Sofien,  m\)9ai  unb  Stiht^xatii. 

1)  ».  3)ee(fc:   ß^ltfdje  ©tubicn   1—4   in:   ^Beiträge  jur   ffunbe   tnbo- 
flcrmanifAcr  Sprachen  1887—1889. 

2)  J.  B.  Six:  Monnaies  lyciennos  1887  (Eztrait  de  la  revue  nuoiiii- 
matique  1886/1887). 


«C.  XI,  2  3)Tittc  $criobc,  »uftge,  Xorp.  19 

fuci^ung  ber  Iqfifc^en  9)?änjen,  t)or  ollen  2)ingen  bie  ^ftfteUung 
üon  einer  großen  Steige  ))on  Sauten,  beten  SBert  bisher  ftrittig 
toax.  Sßä^tenb  ^(rtmrig^t  fpäter  badfelbe  erftrebte  bur^  eine 
Unterführung  ber  im  fitjKfd^en  t)orfommenben  griec^if^en  ^tarnen 
unb  umgefe^rt  ber  I^Üfd^en  9}amen  int  ©ried^ifd^en.  (Sine  er^b^ 
(i^e  Sefferung  unb  ©ic^erfteUung  ber  Sefungen  trat  nunmehr  ein, 
unb  oenn  ouc^  l^eute  nod)  mond^ed  unflar  ift  unb  ftrittig,  fo  ift 
bod^  ber  3iiftönb  gegen  früher  ein  er^eblid^  gebefferter.  S)ann  be* 
reiften  noc^  einmal  ^eberbe^  unb  ^alinfa  \>a^  Qkbkt  ber  ^nfc^rifteu 
unb  fanben  einige  neue  ba^u.  Sitblid^  erfd^ien  1901  bie  neue 
(Sammlung  Don  Snfd^tiften^  in  enbgültiger  SRebaftion  ate  erfter 
93anb  eines  gto^en,  ganj  Sirleinafien  umfaffenben  Snfd^riftentt^rfed. 
"Damit  ift  ber  ©c^Iu^  ber  jtoeiten  ?ßeriobe  ber  fiefung  unb  ®nU 
jifferung  erreicht. 

Aber  f^on  in  ben  ^tittn  ber  Vorbereitung  ber  SBiener  @amm* 
lung  tt^urbe  bie  @rforfc^ung  ber  Snfd^riften  in  neue  SBa^nen 
geleitet  @S  {|atte  fic^  aQmä^Iid^  g^i^igt,  bag  man  meber  mit 
Unterfuc^ungen  in  inbogermaniftifc^er  9iicf)tung,  nod^  in  femi* 
tiftifd^er  befonbered  ®lnd  gehabt  ^atte  unb  einen  (Srfolg  eigentlich 
nur  biejenigen  gehabt  Ratten,  bie  fic^  auSfdilieglid^  mit  ben  3n^ 
fc^riften  befaßt  Ratten,  o^ne  ettt^aS  anbered  erreid^en  ju  tDoQen,  ate 
ba§  9Jerftanbniö  berfelben  auS  fic^  felbft.  ©iefen  SBeg  ^at  Sorp 
eingef^Iagen  unb  ber  Erfolg  toax  ber,  bag  er  tDeiter  fam  ate  eine 
gan^  SRei^e  feiner  S^orgänger,  unb  menn  aud^  t)ie(ed  Don  bem, 
Toa^  er  gefd^affen  ^at,  in  toenigen  Sauren  überholt  fein  n)irb,  fo 
bleibt  i^m  bo^  bad  Verbienft,  für  baS  fi^fifc^e  bie  üor  ber  ^nb 
etnjig  mdglid^e  3ßetI|obe  auSgebitbet  unb  in  ^(nloenbung  gebraut 
ju  ^aben.  Seiber  nid|t  überaQ  mit  ber  nötigen  Jionfequenj.  ^n<^ 
felben  SBeg  fc^(ug  ber  ^nbogermanift  X^omfen  ein  in  einer  fe^r 
fd^rffinnigen  unb  met^obifd^en  Unterfuc^ung,  ^auptfäc^Uc^  aber 
bie  in  ben  ©ngangdp^rafen  ber  Snfd^riften  auftretenben  ?ßartifeln : 
einen  anberen  ber  3nbogermanift  ©op^uS  öugge,  inbem  er  in 
einigen  arbeiten  ben  9?atf|toeiS  eineS  fprad^Iid^cn  3ufönimen^angeS 
beö  S^Kft^en  mit  bem  ^Irmenifd^en  ju  erbringen  fud(te  unb  mit 
Öilfe  biefer  ©pracf)c  auf  bem  3Bege  ber  ©t^mologie  eine  SRei^e 
öon  I^Kf^en  SBörtern  erflärte.  3lber  Weber  ba§  eine  noc^  baö 
anbere  ift  i^m  red^t  gelungen.  9Wan  fann  biefc  ßeit  nad^  bem 
<£rf(^einen  ber  Snfd^riftenfammtung  ate  britte  ^^eriobe  bejeic^nen. 

1)  Tituli  Afliae  minoris  I:  Tituli  Lyciao.     Vindobonae  1901. 

2* 


20  ^Q^  WW  %U)^abet.  «O.  XI,  2 

S)aB  bic  ®eid)ränfunfl  auf  bie  ^nfc^riftcn  fclbft  bcm  tpcitcren 
^erftönbnid  ber  ^Snfd^riften  nur  jum  S^orteil  btenen  tann,  bod 
i^at  beutlid^  eine  Slrbeit  Don  jltetfci^mer  beioiefen.  9uf  @hiinb 
einer  fprad^tDtffenfd^aftlic^en  Unterfuc^ung  über  bie  üetnafiatifd^en 
!3ötter  tarn  er  ju  bem  9{e(u(tQt,  ba^  bie  meiften  tUinaftatifc^en 
SJölfer  einer  SRaffe  fein,  bejie^ungdnjeife  mit  i^rer  Sprad^e  )u 
einem  ©prad^ftamm  8ui  generis  gehörten,  unb  baf^  auc^  ba^ 
)ät)fif(i^e  baju  ju  rechnen  fei. 

^Qg  ^Ipl^abet  ber  (^üfd^en  !3nfd)riften  befte^t  au«^  folgenben 
29  «ud^ftaben  (9Ibb.  1): 

SBon  biefen  finb  16  ober  17  bem  griec^ifd^en  älp^abet  cnt^» 
nommen,  ber  9left  ift  oller  SSo^rfc^einlid^feit  na^  laum  t)on  ben 
S^Kem  felbft  erfunben.     Daju  fommt  nun  nod)  ber  meitere  Um* 

2  Tfrr  *y  r  r  T  i) 

a  i(rYv).c  1^.*  O.k  y(v>y/Y  r),a* 

w  J  J  J  J       % 

^    l3lt+3CJ'F.«  x.z  r,^  J  L  A.r  P 

9166.  1 :  ®ad  l^fif^e  %I))^Q6et. 

ftanb,  ba^  aud|  bie  übernommenen  3^^^^^^  ^^^^  urfprünglic^e  9e» 
beutung  nic^t  überall  beibehalten  ^aben.  SEro^bem  nun  burc^  bie 
arbeiten  üon  3mbert,  ?lr hörigst  unb  anberen  eine  grofee  6in- 
^eOigfeit  erjielt  n^orben  ift,  fo  bleiben  bod§  noc^  eine  äRenge 
^^nfte  übrig,  bie  bringenb  ber  koeiteren  9(uf{Iärung  bebürfen,  unb 
auf  bie  man  erft  bann  aufmerffam  loirb,  menn  man  fid)  fe(k« 
ftänbig  mit  ben  3nfd^riften  befaßt.  SRan  fie^t  erft  bann,  auf  »ie 
fd^n^ac^en  ^ü^en  bad  ganje  @iebaube  fte^t  unb  bie  eigentlichen 
®c^kDierig!eiten  beginnen  ba,  n)o  e^  fid^  um  bie  Seftimmung  ber 
!i!autn)erte  ^anbelt,  bie  bem  St)fifd^en  eigentümlich  finb.  "ilber  jur« 
jeit  ift  mit  bem  oor^anbenen  9J2ateria(  nid^t  me^r  }u  erreic^tt 
unb  bie  SKeinung^üerfc^ieben^eiten  berufen  jum  großen  %vi  auf 
bem  geringen  äRaterial,  bad  nic^t  einmal  audreid^t,  um  fic^  felbft 
ein  fefte  3lnficf)t  ju  bilbcn. 

SBac^  nun  bie  3nfc^riften  felbft  anbelangt,  unb  i^en  3n^alt,. 


«C.  XI,  2  3)tc  iQKWcn  Ohrabbauten.  21 

fo  läfet  fic^  barübcr  noc^  folgcnbcö  jagen.  ,"^|t  alle  3nfc^riftcn 
finb  ©acral*3nfc^riften,  ha^  f)cifet  Snfc^riften,  bie  fi^  an  ®rdbern 
unb  ®rabbautcn  finbcn  unb  nur  einige  loenige,  toie  bie  Xant^o^- 
(tele,  bog  ?ßijobaro^*3>efret  seigen  biegen  ß^arafter  nic^t. 

^ic  ?lrt  ber  I^fifd^en  ®rdber,  bie  bcm  ganjen  ßanbe  bcn 
Stempel  aufbrüdft  unb  me^r  afe  alle  3;rabition  unb  fd^rifttid^en 
3cugmffe  unö  ben  Stanb  ber  I^fifd^en  Slultur  bor  ?[ugen  fü^rt, 
bos  finb  bie  ®rabbauten.  SBenn  man  nun  aud)  nid^t  behaupten 
tonn,  bafe  alle  gormen  in  Sofien  felb[t  erfunben  finb,  fonbern  im 
©egenteil  ba^  meifte  erborgt  \]i,  fo  treten  biefe  ®rabbauten  in 
ifljKen  in  folc^er  STOaffen^aftigfeit  auf  mie  nirgend  tt)o  roieber  in 
ber  ganjcn  antifen  3BeIt  —  ?(gt)pten  aufgenommen;  ed  fd^eint 
eine  ^uptforge  ber  S^fier  getoefen  ju  fein,  nod^  bei  Sebjeiten  für 
eine  ber  gamilie  toürbige  JRul^eftätte  ju  forgen,  ju  toeld^em  3toedtc 
feine  Soften  gefc^eut  toerben.  ®anje  Jetemänbe  toerben  abgearbeitet, 
gan,^e  äBälber  oon  freifte^euben  Sarfop^agen  erbaut,  neben  ben 
SBo^nungen  ber  fiebenbigen  bie  ber  3;oten.  3)ic  Snfd^rift  befinbet 
fid^  bei  ben  Jefegräbern  an  einem  ber  ©Icnbpfeiler,  oft  oben  am 
SoUen  entlang,  ^in  unb  lieber  über  ber  Xotenbanf  im  Snnem. 
?fuöbrürflid)  nennen  fie  ©rbauer,  Gigentümer,  mer  ju  begraben 
ift,  unb  tt)er  fonft  nod^  feine  ^Hu^eftätte  in  ber  ®rab^öf|Ie  finben 
foü.  ©neu  breiten  Kaum  nehmen  bie  ©trafbeftimmungen  über 
©rabocrle^ung,  üeid^enraub,  Söefeitigung  ber  Xoten  ufuj.  ein,  ja 
ed  loerben  fogar  ^elol^nungen  für  ben  ^enunjianten  au^gefe^t. 
%n  toen  in  altl^Kfc^cr  ßeit  bie  Summe  ^^u  jaulen  mar,  ift  aiK^ 
biefen  Snfd^riften  nic^t  mit  @id)erl)cit  feftjufteDen,  meil  unö  ber 
(E^aratter  bcv  SBet|örbc,  bie  ftänbig  in  einer  SRei^e  oon  Snfd^riften 
genannt  toirb,  üöllig  unbefannt  ift.  3n  römifd|er  3^^*  fi^  ^^^ 
Straffummc  an  ben  gi^^"^- 

Die  ©ntmidlung  ber  einzelnen  Wrabbauten  nad)  il^ren  ein^ 
jelnen  klaffen  intereffiert  tjier  nid)t,  eö  ift  3(ufgabe  ber  oricntalif^en 
Src^dotogic  ba^  feft jufteKen ;  in  njie  toeit  gried)i)d^er  ©inftuH  i^^) 
bei  bcn  Wrabbauten  geltenb  mac^t,  ^ad)t  ber  flaffifd)en.  XaU 
fat^  ift,  bafe  bie  älteräunterfc^iebe  ber  Denfmdler  aller  9lrt,  toair- 
bie  iQfifc^e  Sprache  unb  Gpigrap^if  anbelangt,  au^erorbentlid)  gering 
finb,  unb  für  bie  ®efd^ic^te  ber  Sprache  »enig  ober  nid^tsi  ergeben. 

Die  ilt)fien  urfprünglid)c  JJ^rm  ber  ©räber  )d)eint  bie  ?trt 
ber  2?arfteQung  ber  Jetegräbcr  gemefen  ju  fein;  biefe  tonrben  im  all»- 
gemeinen'  fo  Ijergeftellt,  ha\^  eine  J^eldtoanb  fenfrcc^t  abgearbeitet 
»urbe,    falle   eine  fold^e   nid)t  fd^on  t)on   5Watnr  beftanb.     2)ann 


22  gfllfltfibet,  Saitop^gt,  HD.  XI,  2 

nntibe  ein  furjei  Stollen  Dorgetrieben,  an  ben  fid)  bie  ei()entlt(^ 
@rab^ö^Ie,  oft  nui  Don  ben  S^imenftonen  bes  @tDlIen^,  aft  auA) 
Don  bettäf^ttiti^et  ©röfee  mit  Sotenbänfen  an  ben  äBönben,  an- 
f^Io^t,  oft  aut^  tourben  bie  Seilten  auf  ben  $uben  gelegt  (ID0> 
fern  t&  feine  Solabänfe  gab).  3e  nad)  ben  aRitteln  ber  ©tab- 
in^aber  loutbc  bie  Srabfaffabe  in  ^orm  eineö  .^laufe«  auggeflaltet 
in  ber  bet  StoQeneingang  alä  Xüie  bientc,  ju  bem  tfxn  unb  niiebet 


übb.  2:  ^cMgrab  bd  XJmiufa. 

Stufen  ^inouffü^rten.  "^äa  bie  üeit^eii  uic^t  einbalfamiert  «jurben, 
mu|  man  annehmen,  ba^  bie  je^t  offenen  £0(^ei  burd)  Xüien 
Detft^Ioffen  lüutben.  3)ie  Jotm  ber  auf  ben  ©rabfoffoben  boi- 
geftellten  ^ufer  finbel  fic^  noc^  ^eute  in  n)enig  tieränbertet  if/k' 
ftalt  in  Sofien  unb  im  Saufafuü  C^bb.  2  nnb  3). 

$)ie  jroeite  ^otm  bet  ti)fiid)en  ©räber  bilben  bie  iSorio- 
p^nge.  Xiiefe  finb  über  baä  gange  Sanb  uerftreut,  j.  I.  finben 
fie  fid)  fogat  im  3tabtinnecn.     Oil)ie  3o|)l  ^^^^  <!)■(  ^tiva  jniei- 


«O.  XI.  2  ¥ftiT«etflfrct.  23 

taufenb  geidiögt.  3m  aßflemeinen  tieftest  bas  Sutto^i^aggroti  au« 
fotgenben  Seilen:  ju  untetft  befinbet  fid)  ein  ©tufenfwu,  bann 
folgt  ein  niebrigefi  öJemad)  —  ein  fog.  |H)tiDfi)rioti,  bas  ouf  itgcnb 
einet  ©eile  eine  tteine  Öffnung  Ijat  jum  ©tnbringen  bcr  Seiten, 
batauf  fte^t  ber  ©argfaften  mit  feinem  enotm  fto^en  Riedel,  bei 
[eine  fpejififdje  ?(uÄ(iilbung  etft  in  Sofien  erfahren  ^at.  3>ie 
älteften  biefet  2ütIöpI)Qge  äcigen  Dötlig  baö  Seftreben,  bie  ^aw 
iDerfe  bei  bieten  benen  ber  ßebenben  na(^j«Q^men.  Srft  in 
i5mifct)et  Qeit  treten  ©arfoli^age  mit  breierfigem  ©iebelbad)  unb 
?thoterien  auf.  ©ei  biefen  Souten  ^at  fid]  offenbar  ber  gefamte 
fünftletifdje  "JDvenöortat  Don  SJorberofien    unb  Wtiedjenlanb  ein 


W>b.  3:  SdeQTob  bei  OoUan. 

3teUbid)ei[i  gegeben,  luufüt  büi  ^eifpiel  beä  ^^tajanaiarfop^Qgeä 
ein  befonberS  oui^geptdgteÄ  ift.  Sie  finb  oon  fflebeutung  in 
aid)äoIogifd)ei  $ejiet|ung,  in  [ünftlerifd)er  ©ejie^iing  meitloS. 
"Audi  onbere  9RipiIbungen  tommen  oor,  rote  j.  S8.  ba»  ®tab 
uon  Ifc^inbom,  roo  auf  einem  otä  J'^eifltQt'  aufgebauten  t^tifdien 
£mu9  oben  auf  bem  llac^  noc^  ein  großer  ©arfop^agbedel  thront 
(«bb.  4). 

Xie  britle  ^orm  bet  Wrobbenfmäler  finb  bie  ^ßfeiftrgrfiber ; 
fie  finben  fid)  nur  nod)  in  geringer  91nja^(  —  15  —  in  ^^(ien. 
UaS  hinftlerifc^  bebeutenbfte  JJentmal  biefer  ?Irt  iwar  bas  ^arjj^ien- 
monument  in  Xantfioä.  Sein  bilbnerifffter  gdjmud  ift  jeft  in 
Vonbon.     3^re  ^orbilber  ft^einen  uon  '■^eifien  511  ftammen.     Sie 


24  Gttabftelen,  «robniii^itii.  «0.  XI,  2 

beftefien  au»  *Konolit^en  unb  enthalten  nur  eine  loten  tammet. 
SBegen  bet  bebeutenben  Sloften  ber  ^etfteÖung  unb  3lufrid)tunci 
fönnen  bie  efiemoligen  ©efiber  nur  gang  betmögenbe  ober  mäi^tigc 
2eute  geirefen  fein. 

Sie^t  man  uon  Wrnb|le(en  ober  Wrflbnijc^en  a\},  \i>  finbet 
fit^  in  Sofien  nod)  eine  uierte  9(rt  Don  (Srabbauteit,  beten  ^Ijabeu 
bie  9}Q(ftbilbunfl  gitediifc^er  Zeinpef  barftellen,  iDd^renb  ba*  (MebÖiibt' 


uoUfoinmen  lijFifc^e  "Xiipen  aufnieift  unb  bem  |>oljbauftil  angebört. 
^0*  dltefte  Wrab  betört  ift  ba^  9lmiintü«=®rabDon  Xelmeffoe. 
^Is  fünfte  Joint  fünnte  man  ^ierjw  bie  Xurmjarloptiaflc 
C^lbb.  5)  ftellen,  baä  ftnb  meift  .^auäbauten  nac^i^ea^mte  (Satfo^ 
))l)ag'93aun)etfe  mit  i^nci  unb  brei  (Stochuerfen;  ^in  unb  tutebcr 
oben  flai^,  oft  aud)  nod)  ganj  oben  mit  einem  ®arfot)^gbedel  uer^ 
fetten,  in  bem  in  feinet  £(^matfeite  eine  Öffnung  füt  eine  brittc 
©tflblammet  berflctid)tet  ift.     ©ie  bie  ytifiet  bott^in  i^te  Xotfn 


9.Z.  \l,  2  ^tuimjiiTtop^et.  35 

brQ(^ten  in  ni(t)t  flar,  leitet  irov  bie  Söi^e  jebenfallfi  nit^t  un6 
tDobl  [aum  pietätDoU  mDglicI).  %btx  bie  ^uSftt^t,  beii  Seidjnam 
bort  moitl^eboTf^tn  ju  Itiiffen,  mag  f(^lie^Ii(^  bie  9t6net()un(i  (^egen 
eine  fo((fic  '-yeflattiinggireife  überiounbeu  ftoben  (^Ibb.  5). 


SIb6.  5:  3unn-6aifop^a(i. 

SJüss  nun  bell  3n^alt  ber  einzelnen  3nf(^rifteit  jelbft  aiibe* 
langt,  \o  ift,  mit  iä)  fi^on  gejagt  ^be,  i^i  Sntialt  nic^t  Don  bem 
Wrabe  bet  (^leiiauiglcit  luie  ber  anbeiXT,  ctioa  ))t)&nilijtf|er  obet 
griet^ijt^t.  öbenfo  inic^tig  fiiib  fic,  nieil  loir  übet  bie  ®vtQct)f 
beä  ^Boltee   etnae  eria^ren,  al«  auäf  baburdi,  ba^  )ie  un?  beffer 


26  Sn^olt  bcr  Snfdiriften.  5(r.  XI,  2 

aU  alle  flafftfd)c  Überlieferung  aufflären  über  bie  fojiaten  3uftdnbe, 
bie  jur  ^txt  ber  Slbfaffung  ber  3nfc^riften  ^errfc^tcn.  So  be« 
leud^ten  bie  3nfcl^tiften  in  großartiger  SBeife  bie  5hittur,  unb  bie 
f)abtn  bie  2t)fier  jtpeifeUoÄ  gehabt,  eine^  unterge^enben  5ioIfciS, 
ba^  t)on  ber  gried^ifc^en  Siultur  erbrüdt  tourbc.  3!)enn  cö  ift  fein 
3tt)eifel,  baö  ge^t  au8  ben  gried^ifc^en,  in  ß^fien  gefunbenen  3n* 
f^riften  ^cröor,  baß  burd^  ba^  gönse  SJoIf  infolge  be«^  griec^ifd^cn 
©nfluffe^  ein  tiefge^enber  SRiß  ging,  ber  baö  ganje  SSolt  in  jtoei 
4)älften  fpaltete:  bie  Stjfier,  bie  wirflid^  nod)  i}t)fier  »aren  unb 
bie  S^fier,  bie  bie  griedjifd^e  Zpxa(i)t  bereits^  fprac^en^.  'Serfcfbe 
3n)iefpalt  jielit  fid^  au^  burd^  bie  !3nfd^riften  fetbft,  benn  bie 
J?otaIe  geben  Saute  loieber,  toie  fie  einft  gefprod)en  n)urbcn  unb 
bie  I)etIination  ber  ©gennameu  ift  altertümlicher,  aU  n^ie  ber 
übrigen  Stomina.  ®§  ift  ttar,  t>a^  \\d)  bie  ?(nlage  ber  ©raber, 
foiüic  bie  Slbfaffung  bcr  ®rabfc^riften  nad)  bem  Wefbbeutel  bcr 
(Eigentümer  richtete  unb  baß  bie  präi^tigen  unb  großen  ©rab^^ 
bauten  nur  reiben  fieuten  gehört  [)aben.  38ir  fönnen  —  aller* 
bings^  nur  öermuten  —  aM  einigen  tuenigen  Wrabfd)riften,  tocil 
mir  bie  Sebcn^fteQung  ber  Stifter  auö  anberen  Cueüen  fcnncn, 
baß  c«5  fid)  ^auptfäd^lid^  um  (Gräber  be«i  ?lbetc%  bejm.  bon  ?lbcfe* 
öerbänben  ^anbelte  unb  öon  öeuten,  bie  ofjne  Don  ^Ibel  ju  fein, 
auf  Wrunb  it)rer  Jä^igteiten  ju  tjerüorragenben  Stellungen  ge* 
langt  finb.  SBo  ober  ber  JReft  beö  SJolfe^  feine  Wräber  gehabt 
t|at,  ift  nid^t  feftftcllbar.  %n^  ben  angegebenen  Wrünben  be» 
fc^ränften  fic^  ba^er  eine  große  SReilie  oon  3nfd)riften  auf  bie 
atternotmenbigften  Stngabcn.  mie  3.  95.: 

„2)iefe^  ©rab  l)abe  id^  gebaut:  Äubali  bee  3"^^^  Soljn  be« 
Äcärime  ^au^genoffe".    (Xelmeffoö  1.) 

Xiefe  Snfc^rift  gibt  unö  glcic^  einen  ISinblirf  in  bae  gan^e 
Softem  bcö  ©räbcrtocfcnö.  3m  allgemeinen  ift  Stifter  unb  @r* 
bauer  baöfelbe,  aber  ni^t  immer.  SBir  mcrbcn  nod)  auf  folc^ 
Scifpiele  fommen;  fo  5.  95.  in  Sim^ra,  mo  eine  ä^ntic^e  3nfd^rift 
folgenben  SBortlaut  i^at:  „3)iefe^  ©rab  ^abe  ic^  gebaut:  ©rmmcneni 
unb  J^rau  für  un^  fclbft  unb  unfere  ^au^enoffen."  (2imt)ra.  121.) 

1)  iBei  (Siaffmd  ^to  ift  und  noc^  ein  bra^ifd^ed  Seugnid  für  ben  (&t* 
brauch  bet  I^üf^en  Bpiad^t  in  ber  Slaifer^it  fibetliefert.  9et  ber  oben 
gef^ilbetten  iinberleibung  fi^fiend  in  bad  römifci^e  9iet4  (43  n.  d^x.)  toax 
aud)  eine  I^üfdje  (i(efanbtf(!^aft  in  9}om.  Sßtx  einer  Serl^anblung  rid^tete 
^laubiud  an  einen  ber  Itjfifcben  (0efaubten,  ber  römifci^er  SBürger  toqx,  eine 
((rage  in  Iateintf(!^er  @prad^e,  ber  Derftanb  fie  nicl^t  unb  ber  ftaifer  erfifirte 
i^n  beS  IBürgerre^td  fflr  Derlufttg  n^egen  fetner  Unfenntnid  bed  Satein tft^en. 


«C.  XI,  2  «cifpicle  aug  Xcimcffo«.  .   27 

Sine  anberc  3nfrf|rift,  bie  nur  nadE)  bcr  äbfd^rift  üou  J^eUotü^ 
öor^anbcn  ift,  ba^  Driflinal  f)at  man  nic^t  toiebcr  gcfunben,  ^at 
folgcnben  SBortlaut:  „5)iefe^  Qixab  ^abc  id^  gebaut:  letoinesei  be^ 
3t>pntaäa  Stieffo^n  (?)  für  grau  unb  Äinber.   S)er  SKinbiö  —  «ba/ 

35iefc  auöbrücHic^e  Seftimmung  „für  grau  unb  ftinber"  ift 
in  faft  atten  3nfc^riften  öorl^anben  unb  c^  mu§  einiget  JBefremben 
erregen,  ba§  niemate  in  folc^en  gälten  berSKann  in  bcmWrabcbei'» 
gefegt  ift,  mit  Sluöna^me  eingetner  gäöe.  S)a§  ftärt  fid^  aber 
fe^T  leidEjt  auf:  3)ie  ^l^rafe  „für  grau  unb  Äinbcr''  bcftimmt  näm- 
lid^,  wo  bie  fommenbe  Generation  nad^  i^rem  Xobe  bleiben  foU: 
fo  merben  bie  Äinbcr  in  bem  ©rabe  ber  SRutter  beigcfe^t,  mä^renb 
ber  (Srbauer  be^  ©rabeö  ebenfalls  nic^t  bei  feiner  grau,  fonbern 
in  bem  ©rabc  feiner  SKutter  bcigefe^t  tt)irb.  ^JJun  gibt  c^^  eine 
befannte  .^erobotfteHe,  bie  infjalttid^  bon  9iicoIauö  ^amafcenuö 
bcftätigt  wirb  (grg.  129),  bie  öon  bem  Watriard^at  ber  Sl)fier  nid)t 
mit  ben  SBorten,  aber  in  einem  ßi^f^^^^^^^önge,  auö  bem  man 
tKi^  fc^Iie|en  muß,  ^anbett.  H'ic  gried^ifc^en  Snf^riften  au^  ül)fien 
ermäi^nen  aii^  ben  oben  angegebenen  ©rünben  nid)tc>  batoon,  tüae 
roieberum  ^iftorifer  unb  ^^^ifologen  öeranlaßte,  bie  ®Iaub« 
würbigfeit  bc^  ^robot  in  ß^if^t  h^  jie^en.  3Bir  fel)en  inbeffen, 
bafe  feine  SRitteilung  üöUig  ju  SRed^t  bcfte^t,  er  ^at  eben  auf  feiner 
SReifc  feinen  ®ried^en,  fonbern  offenbar  einen  ütjfier  ausgefragt. 
Ündf  bie  am  Sd^Iuffe  zugefügte  ©eftimmung  eineö  ^reifes  gibt 
nod^  ju  einer  meiteren  Semerfung  ?(nla§,'über  bie  tuir  aucf) 
leibet  nic^t  rec^t  inS  flare  fommen  fönnen.  (giS  fann  fic^,  mic 
fpdter  nod^  flCjeigt  werben  tt)irb,  um  jwei  Sachen  ^anbetn.  — 
3und(^ft  wiffen  wir  nämlic^  auc^  md)t  genau,  wa§  für  eine  3n* 
ftitution  bie  ÜD?inbi§  mar.  Db  fie  ein  SSerbanb  war,  ber  nur  an-$ 
ebenbürtigen  gamilien  beftanb,  ober  ob  e^  eine  ^Bereinigung  war, 
bie  nur  ÜÄonner  Don  einem  beftimmten  Stiter  unb  unter  be* 
itimmten  SBorauöfe^ungen  aufnahm,  ober  ob  es  eine  ftäbtifdje  Sic* 
Ijorbe  wor  ober  fc^lic^Iic^  eine  fafrale  Crganifation.  3[üe<5  \>q^ 
ift  nic^t  mit  Sic^er^eit  auöjumadjen.  —  (Sntweber  alfo  ftellte 
biefe  Se^örbe  bie  für  bie  Slrbeit  nötigen  .^anbwerfer  unb  3Berf* 
jeuge  gegen  entfprec^enbe  SBeja^Iung  unb  f teilte  bafür  ben  ©rabbau 
t|er  ober  aber,  woöon  wir  aud^  nod)  SBeifpiele  {)aben  werben,  ba^ö 
(4rab  getjörte  ber  SRinbiS  ein  für  aDemal  unb  burd)  ^^ejatjUmg 
einer  beftimmten  Summe  erwarb  ber  betreffenbe  für  fid)  unb 
feine  gamilie  bas  9ied)t  ber  Seftattung,  ober  enblid)  ift  aud^  nod) 
ein  "ßritteö  möglid),  ber  Srbaucr  erwarb  baö  93enu|5ungSrec^t  nur 


28  ^eifptele  au»  aarm^Ieffod.  9(C.  XI,  2 

auf  bcftimmte  3^'^  —  aud)  bafür  gibt  cd  iöeifpiele,  —  in  luetc^m 
J^alle  jebcö  neu  tjinjufomnicnbe  Jamilienfllieb  bie  Summe  aufö 
neue  bejal^Ien  mu^tc,  ba  fonft  bie  Seftimmung  beö  Srbauer^  ein 
Unfinji  flcroefcn  märe.  Über  alle  biefe  STOöflUd^feiten  ift  nic^t  mit 
Sid^er^eit  ind  Rare  ju  fonimen  unb  bie  äRenge  ber  gricd^ijci^en 
unb  .aud)  lateinifd^en  Snfc^riftcn,  bie  bem  ü^fifc^cn  äugefe^t  finb, 
beweifen,  bafe  bie  ©räber  ^intereinonber  öon  ganj  öerfd^iebencn 
iJeuten  in  öebrauc^  genommen  toorben  finb,  wobei  man  on  eine 
burc^flängigc  Söcnu^ung  per  iiefas  bod)   nid^t  ju  glauben  braucht. 

(£ine  anbere  Snfc^rift  am  lelmeffo«^  \)at  folgenben  3SortIaut: 

„Xicfeö  öJebäube  ^abe  id)  gebaut  Selefuji  für  grau  unb  Äinb, 
(unb  Joenn  einer  ^ier  brinnen  im  ®rabraum  beftattct,  fo  foU 
an  bie  SKinbiö  bc^a^It  Ujerben?)  III  «ba."     (2;eImeffo^  4.) 

.^ier  fommt  nun  nod)  ^inju,  bafe  ber  Sc^Iufe  ber  Snfdjrift 
JU  ben  umftrittenbften  gehört,  maö  e§  in  ben  ganjen  Xejten  gibt, 
feine  fiöfung  bat  bid^cr  befriebigt,  tro^bem  ber  ®d)tu^  nur  ^luci 
ober  ein  unbefannted  SBort  enthalt.  3n  ber  SBeife,  toie  es  Ijicr 
überjetjt  ift,  finb  feine  Sd^roierigfeiten  me^r  ba.  3)ie  $>auptfragc 
ift  nur  bie,  luer  l)ier  bejalilt  nad^  bem  Jobe  beö  Stifter^,  bie  grau 
bcjtt).  ber  3o^n  ober  rid)tet  fid)  bie  ^öeftimmung  gegen  irgenb 
einen  dritten,  beun  ber  Stifter  ift  ^ier  bod)  unbeteiligt. 

"jlud)  bie  Snfc^rift  oon  (£armt)Ieffod  ()at  p  Unterfuc^ungen 
31nlafe  gegeben,  benn  biefe  fdjeiterten  lange  3^i^  baran,  bafe  man 
ben  gried|ifd)en  iejt  ftetö  mit  bem  Itjfifc^en  in  ©nHang  bringen 
looUtc,  biö  lorp  jeigte,  baß  bie  fflilinguen  allcö  anbere  aU  ben 
ÜRamen  uerbienen  unb  man  meiter  (ommt,  )oenn  man  fein  aUju 
grofteö  öJemid)t  barauf  legt.  Xti  grie^ifd)e  leyt  gibt  nur  ben 
3nl)alt  miebcr,  er  ift  feine  Überfegung  bes^  Spfifd^cn. 

„2)iefeö  (%ab  (eigentlid)  Snnenraum)  ^aben  gebaut  ^^^ulenjba 
bcö  SKuUijefe  (3ot|n)  unb  2)apara  bee  ^ulcnjba  (So^n)  bc^ 
^^uril)imetc  ^auegenoffen  für  grauen  unb  ^nber,  unb  toenti 
einer  irgenbmelc^e  anbere  in  ben  Snnenraum  ^ier  hineinlegt,  fo 
foU  er  büfeen  ben  Wrabfreoel,  inbem  er  —  91  ba  beja^It"  (Garmtj* 
leffod  (5.) 

£)ier  Ijabcn  toii*  alfo  ben  gall,  baf^  jtoei  ^audgenoffen  ein 
gemeinfamed  (VJrab  für  ifjre  gamitien  entrichten  unb  Strafe  an- 
brot)en  bem,  ber  ettua  baoon  in  unbefugter  SBcifc  ©ebrauc^ 
mad)en  foUte. 

(Sine  anbere  5nfd)rift  entliält  eine  auöbrüdlidie  Seftimmung, 
loer   ber  3n^aber  bc&  Wrabe*  fein   foH,  ba??   offenbar  oon  einer 


9C.  XI,  2  «cifpicic  au8  (Stjano,  <ßinara  unb  XIo«.  29 

'Beja^Iiing  frei  ift.    9(uc^  bereu  §öf)e  fenneii  mir  nic^t,  ba  ufcr 
bie  3o^fenäeic^en  nic^t^  genaue^  ju  ermitteln  ift. 

„Diefcö  ®rab  ^abe  ic^  gebaut  Irijete^i  unb  beftimmc  c<^  für 
(5rau  unb  Äinber."     (Sannt)Ieffoö  7.) 

©ne  anbere  i3nfc^rift  geftattet  aucf)  bie  ißeifefeung  üon  5^er* 
tuanbten. 

„^^cf^o  ©rob  ^abe  id)  gebout:  Xrijeteji  unb  bcftimmc  ec-  für 
Sc^toeftern  unb  Sudeten."     (Sarm^Ieffoö  8.) 

TOanc^e  enthalten  nur  ben  bloßen  9?amen,  anbere  fcfeen 
^inju,  »effen  ©ol^n  fie  finb,  toieber  anbere  geben  aud^  bie  ^er^^ 
fünft  an.  „3>eö  ^la  (®rab)."  (Simtjra.  129.)  —  „^^^ttlesei  beö 
Sbicaja  ©o^n."  .  (?ßinara  10.)  —  „3)eö  3prefiba,  be^  9trni^a 
So^ne  an^  Xubure  (?).''     (6yana  69.) 

@tne  ganje  3lnja^I  öon  ®rdbern  finb  errid^tet  für  Unter* 
befc^te^aber  beö  befannten  Sölbncrfü^rerä  5ßerifleg  unb  anberer 
ficincrcr  2)t)naften,  j.  SB.:  „©iefeö  ®rab  f^abt  iä)  errid^tet  9huriga 
b€ß  %\fai  <Bo^n  für  grau  unb  £inber;  id)  »ar  beä  ?lr^)^)afu  »^ecr^ 
fü^rer."     (Ifd^inbam  77.) 

i£^  ift  »a^rfd^einlic^  berfelbe  ^arpago^,  ber  auf  ber  ianttjoe* 
ftcle  genannt  ift.  Stußcrbem  finben  fidf)  nod^  einige  anbere,  bereu 
92amen  unö  auÄ  anberen  Duellen  befannt  finb,  barunter  ber  be* 
fanntc  9iamc  be^  5ßcrifleg  u.  a.,  aud^  perfifc^e  fonimen  Dor. 

3n  einer  anberen  Snfc^rift  ift  ber  Qtotd,  ju  loelc^em  eine 
Summe  audbrüdlic^  beftimmt  ift,  genannt;  ber  Sc^Iufe  lautet  „unb 
beja^fte  jum  ®d|u6e(?)  II  —  2lba."  (^ßinara  16.) 

?lud^  SEBürben  unb  Jitel  entl^alten  eine  Steige  öon  Snfc^riften. 
3.  ®.  foft  mobern:  „^rifttibili  Familienoberhaupt  unb  J^^^au." 
(lloö  22.) 

Hu^  3Bei^ungen  bon  Statuen  ober  bereu  ?luffteUung  merben 
mit  einer  entfprerf)enben  Snfd^rift  oerfe^en;  barunter  bie  ttjic^tige 
Öilinguc  üon  Xlog,  bie  ung  bie  SBörter  für  ,,9?cffe''  unb  „'iRid^tc" 
liefert.  „3)iefe  ©tatue  ^be  id^  aufgeftcHt:  Äffbeje  be^  ©rupffe 
So^n  unb  beä  5ßuri^imete  9ieffe  auö  3;loö  für  mid)  felbft  unb 
5rau  liceucepTC  au^  ^inara  be^  Urtaqija  Xod^ter  unb  SRid^te  be^ 
^:ßriicnube."     (XIo<ä  25.) 

(£ine  SRei^e  öon  Snfd^riften  beftimmt  bie  ©rabanlage  auc-^ 
brücttic^  ben  Srbauer  auc^  afe  S3efi^er.  3n  anberen  finb  toiebcr 
finjelne  gamilicnglieber  auäbrüdlid)  genannt,  fo  in  ber  folgenbcn: 

„gWcfiftte   fteUte  ^inju   (bie  (öebenftafel)  für  fic^   fetbft,  be§ 


30  Seif^iele  aud  £ant^od.  9[£.  XI,  2 

©ffulija  ©o^n,  unb  grau  9)icnmaloa  be«  ^ctcncuc  5:o(^tcr  unb 
Äinb  ©ffuaje".    (Siütocr  27.) 

©ine  anbcrc  3nfd;rift,  beren  Qkab  offenbar  auf  einen  reichen 
SBau^errn  jurüclge^t,  enthält  befonbere  Verfügungen  über  cinjelne 
Teile  beä  ®rabe^.  „3)tefe^  @rab  ^abe  id^  gebaut:  ?l^qabbi  bc^ 
^^ijibibe  Sot)n  unb  bed  ^mprama  9Jeffe,  unb  toer  ^icr  brinnen 
beftattet,  beja^It  an  bie  SJKnbi^  O— ?lba  unb  für  bie  untere  ®rab* 
tammer  III — äba  unb  beftimme  ben  oberen  Snnenraum  für  bie 
grau  unb  ben  ©ruber  SRnneteibe)  unb  beftimme  ben  unteren 
Snnenraum  bem(?)  ^au^genoffen  felbft."     (Xantl^oö  36.) 

2)ie  intereffanteften  Snfd^riften  finb  bie  beö  befannten  ^ajawa* 
farfop^ageg  (Xant^o^  40).  Seiber  fennen  toix  anä)  ^ier  tt)ieber 
nid)t  bie  SBebeutung  beö  üorfommenben  litelö,  fo  baß  nic^t  Diel 
5u  erreid)en  ift.  3n  ätoeimaliger  Slu^fü^rung  entfiält  er  bie 
©igcnturngbeseid^nung  „^ßajattja,  fianjier  (nad)  Smbert)  baute 
bicfee  ®ebäube"  (eigentlii^  ®rab).  ®ann  jd^It  eine  britte  3n* 
fd^rift  auf,  ttjeffen  So^n  er  loar,  unb  bann  folgt  ein  Xitel,  fotoie 
eine  weitere  3RttteiIung  über  ben  ©arfopfjag.  Seiber  finb  bie 
3eilenenben  fo  üerftümmelt,  bafe  fid^  nid^tö  ®enaue^  ermitteln  Id^t. 
?(uc^  mit  ber  vierten  lafet  fid^  nid^tö  SRed^teö  anfangen,  fie  ent{)ält 
roa^rfd^einlirf)  bie  Seftimmung  eine^  perfifc^en  (Satrapen,  bafe  ber 
Sarfop^ag  Eigentum  beö  ^ßajattja  fein  foQ. 

2)ag  n)id^tigfte  ber  ©prad^benfmaler  ift,  tt)ie  id^  fd^on  ettoä^nt 
^abc,  bie  Xant^oöftele  (Xant^oö  44).  ©g  Derlo^nt  ftd^  nic^t 
hierüber  eine  längere  ?tu^einanberfej5ung  ju  geben,  jumat  ba  fi^ 
Sid^ereö  nid)t  ermitteln  lä^t. 

3)a^  anbere  ®en!mal  t)on  ^iftorifd^em  Sntjatt  ift  Derftanblid^, 
leiber  aber  blofe  in  ben  erften  brei  ß^ifcn  erl^alten.  3)er  griec^ifc^e 
Xeft  ift  in  einer  d^nlid^en  jämmerlid^en  SBerfaffung:  „3)ie§  ^^^ife- 
bere  bcö  ©catamla  ©o^n(?)  ?lrnna  (Xant^o^)  unb  Ifoö  unb 
^inara  unb  Sab^anba  ..." 

3n  einer  anberen  ®ruppc  Don  Snf^riftcn  bejeidjnen  fic^ 
bie  2t)fier  nid^t  afe  ©rbauer,  fonbern  ate  Snl^aber  ober  SBefi^er. 
„9?on  biefer  Ä:line(?)  bin  id^  95efi^er  ^^^abrmma . . .  (SBeruf?)  unb  e«J 
ift  greDel(?)  irgenb  einen  anberen  nod^  baju  ju  legen.""  (Sant^oä  49.) 

3luöna{)mött)eife  an  ber  3Banb  über  ber  Xotenbanf  befinblid^. 

Slnbere  3nfd)riften  enthalten  nid^t  ben  gewöhnlichen  Stuöbrud 
für  bauen,  fonbern  mad^en:  „S)iefe  ®rab^ö^Ie  machte  id^  Ere^enube 
unb  beftimmte  fie  bem  SBajije  ate  ©cfife  unb  beftimmte  für  bie 
TOinbiö  ben  Snnenraum  (?)."*     (Sibef-Saita  52.) 


«£.  XI,2  Sdt\\pxtit  au»  ^nixpi^tUoi,  Zt^^a,  ^t)xa.  31 

Sobalb  man  ba^  ©cbiet  bcr  Snfd^riften  Don  3lnti^^cDoö 
betritt,  änbcrt  fic^  i^r  (S^araftcr  auffaüenbcrtDcifc.  ^u^crKd^ 
toerben  fie  bebeutenb  länger  unb  umfangretd^er,  inJ^alttidi  n)erben 
fie  augfü^Hc^er  unb  geben  mcl^r  2)etaite,  fe^en  aber  natürlich  ben 
ficfung^Derfuc^en  größere  ©d^toicrigfettcn  entgegen,  njenn  e^  auc^ 
ttwqHxd)  getoefen  ift,  im  ßaufe  ber  3^^  loeitcr  unb  njetter  ein* 
jubringen.  Stnbererfeit^  folgt  Ijterau^  tt>o^I,  bafe  bie  ^auptmac^t 
ber  S^Ker  in  bicfem  öftlid^en  Jeile  be§  SanbcS  gcfeffen  ^at. 

„3>iefeg  ®rab  ^abe  \d)  gebaut  ^ttta  beS  §Ia  ©o^n  für  grau 
unb  fiinber,  unb  tncnn  einer  l^ier  ©d^aben  anrid^tet,  fo  foU  er  eö 
büBen  öorbem  Oberhaupt  beö  da  unb  ber  ©tabt  5lnti|)^eUoö.*' 
(«ntip^eUo^  66.) 

SBir  fe^en  ^ierauö,  bafe  bie  ©ruber  unter  Stuffid^t  ftanben 
unb  jtoar  einer  boppetten,  fottjo^l  unter  ber  beö  Oberhauptes  einer 
Organifation  —  ttjeld^er  Slrt  bie  toar,  »iffen  toir  aud^  nic^t  — , 
unb  auc^  ber  ©tabt  Slntip^eUoS.  3)er  gricd^ifc^e  Scyt  biefer 
bilingifc^en  Snfc^rift  gibt  bie  ^auptfad^en  beS  S^fifd^en  nic^t  toieber. 

©ne  anbere  Snfc^rift  enthält  Seftimmungen  über  bie  Seifefeung 
Don  SBcrtuanbten :  „2)iefeS  ®rab  \)abt  iä)  gebaut:  Suprija  unb  be= 
ftimmc  baju  (ben  3nnenraum)  bem  ©ruber  beS  äRafa  unb  ald 
95cfi|er  5ßuri^imeiqa  beö  Umatife  ©c^ttjefter  unb  beftimme  (?)  ba ju 
bem  ©ruber  beö  SKafa  unb  ebenfalls  ift  l^ier  ju  beftatten  Sbafre 
beö  3Rafa  ©d^toager  ber  fttlifier."     (J^ffa  18.) 

©ine  auö  2K^ra  ftammenbe  3nfd)rift  ift  bemerfenSttjert  burd) 
einen  onbercn  SluSbrucf  für  ©eftattcn,  bcr  aud^  bereits  in  ber 
Dorigen  toorfommt:  „5)iefcS  @xab  l^abc  id^  gebaut  Slpnnatama  für 
Jyrau  unb  Siinber  unb  {)ier  brinnen  foH  man  aud^  beife^en  bie 
©djtöägerin  beS  SBasjije  loc^ter." 

©e^r  intereffant  unb  aud^  üerftänblid^  ift  bie  folgenbe:  „S)iefeS 
@rab  f}abt  iä)  gebaut  5)baqafa  beS  ©ttule  Sofin  für  grau  unb 
Äinber  unb  toenn  SJbaqafa  tot  ift,  fo  foQ  man  in  bem  Snnen* 
räum  beife^en  i^n  unb  bie  grau;  einen  anberen  foQ  man  ^ier 
©cber  beife^en  noc^  t)ier  eine  Jotenbanf(?)  aufftellen;  wenn  ^ier 
einer  eine  loten  banf(?)  auffteDt  ober  Ijier  brinnen  begrabt,  fo 
foü  er  bae  büfeen  bem  giSfuS  ber  U)fifd)en  Station  unb  ben  ®öttern 
unb  bem  ftäbtifc^en  ©enat."     (m\)xa  88.) 

(Sine  anbere  entl^ält  bie  Verfügungen  beS  ©rbauerS  in 
encrgifc^er  gaffung. 

3lfe  ein  ©eifpiel  ber  inbogermanifc^en  SBortfteÜung  fann 
man  bie  folgenbe  anführen,  bie  nad^  bem  oon  J^omfen  fälfc^Iid) 


32  «eifptele  au^  Simtiro,  84Iub.  t(C.  XI.  2 

fo  bcjcic^ncten  ^)?rinjip  bcr  3nDcrfion  gebaut  ift:  „^^isji  ^ot  baö 
flebaut  bc^  ©bcpnnctoe  So^n  für  grau  unb  Äinbcr."    (fiimtira  98.) 

(Sine  anbcrc  3nfd)rift  enthält  für  ®rabt)crlc^ungcn  GJcIbftrafcn. 
üeibcr  finb  ttrir  über  bie  Qa\)itobTttx  gar  nic^t  orientiert,  fo  boft 
mir  bie  §ö^e  nic^t  fennen.  „®ieö  ®rab  ^abe  id)  gebaut,  Sffut* 
raji,  unb  ^ier  foH  man  beife^en  Sffutraji  unb  5^au  unb  .Vtinber, 
ipcnn  brinnen  einer  einen  herausnimmt,  ober  einer  einen  brinnen 
llinjulegt,  fo  foU  er  bejahten  aU  95ufee?  .  .  .?  ÜDKnen?  .  .  .? 
bem  Cber^aupt  bcS  Cla  .  . .?  ober  büßen  .  .  .V"     (Öimtjra  102.) 

Die  einjige  SBilingue,  in  ber  fid^  bie  Ie;rte  genau  entfprec^n, 
ift  bie  bcrüf)mtc  ©ibarioS«»3nfd^rift:  Diefeö  ®ebäube  ^abe  ic^  ge« 
baut:  ©ibarija  beS  ^armena  So^n  für  mid^  felbft  unb  J^rau  unb 
So^n  «ßubiele."     (ßimljra  117.) 

SBeitere  Snfd^riften  ju  geben  (ol^nt  fid)  uic^t,  aud  bem 
Wrunbe,  »eil  fie  fic^  für  bie  3Biebcrgabc  o^ne  längere  ?(u^in« 
anberfe^ungen  über  bad  3Bie  unb  ilöarum  nic^t  eignen. 

3c|  g(aube,  bag  foüiel  babei  ^eraudgefommen  ift,  bag  man 
einen  Sinblicf  in  bad  äJtaterial  befommen  ^aben  mirb.  3inb  bie 
^ortfc^ritte  (angfam,  fo  fann  man  bod)  fagen,  ba%  fie  ftetig  finb, 
unb  Derglid^en  mit  bem,  n)aS  t)or  einem  f)a(ben  3a^r^unbert  ge^ 
mcfen  ift,  toiffen  mir  boc^  ^eute  beben tenb  me^r  unb  eö  fte^t  ju 
hoffen,  ba%  loir  auc^  noc^,  nad^  unb  na^,  ba^  f(ar  ertennen 
werben,  »ad  bis  jeftt  bunfel  ift.  SDtan  barf  eben  bie  Hoffnung  nic^t 
fmlcn  laffen,  bad  liegt  in  ber  9?otur  ber  Sad^e,  unb  mer  fid) 
mit  i^r  befc^äftigt,  ber  mu^  Don  Dorn^erein  bamit  rechnen  unb 
fid^  über  eine  Steige  t)on  ^^(fc^Iägen  nic^t  munbern.  3n  bem 
©inne  ift  bie  öorliegenbe  Arbeit  gef c^rieben :  um  bie  95ef c^äf tigung 
mit  einem  ®egenftanbe  t)on  neuem  anjuregen,  mit  bem  fic^  ju 
befaffen  unfere  beften  ®ele^rten  ntd)t  für  überflüffig  unb  jmecflo« 
gehalten  ^aben. 


Q^enu^te  BiUtatvLt. 


Sa^ofen:  äftutterrec^t.    1861. 
— :  t}a^  )et)Kf(^c  «oll.    1862. 
^oug^red:  De  Ijoicrom  commuDi. 


3mbert:  im  Musion.  1889  u.  1890. 
Tituli  AsiaeMinOriBl.  TitLyc.  1901. 
$reuber:®ff(4t(^te  bcr  Softer.  1887. 


IDtutf  Mn  ^rtinann  &  Solf,  fict))|to. 


11.  3aJtgAng.  DCf    JlltC  OrICIlt  5«P  3/4 

•«fftt  (4  Hefte)  bcrausgegcben  von  der  ,^1,^ 

2  ID.,  tek.  5  m.  Uordcrasiatischen  Gesellschaft  (€.  U.)  so  Pienaift 


Babylonien 

in  feinen 

ipict)tiqften  Huinenftatten 


Don 


Dr.  Kuboif  3el}npfunb 


niit  16  Plänen  Der  Ruinenfetber  unb  brei  übbilbungen 


Ceipzig 
).  C.  f)inridis'rche  Buditjanblung 

1910 


Die  Uordera$tatisd)e  0e$eli$d)aft  (€.  U.) 

mit  dem  Sftz  {II  BcrNn 

be^toedt  bte  gförberun^  ber  borbetartatiicl^en  3'tubten  auf  (S^ninb  bet  3)e]i!iitäler. 
Sie  fiibt  mt^enfd^aftlic^e  arbeiten  i^rer  Sütglieber  in  ^manglofen  fcfttn  ald 
,,9Rittei(ungen  ber  $oTbeta{iotifd)en  ^efellf^aft"  unb  gemetinpei« 
^äitbU^e  ^aiftellungeu  bierteljäbtlid)  unter  bem  ^ite(  „^er  ^(te  Orient'' 
^eroud.  (ferner  will  bte  @(e|efif(!^Qft  bie  Sefdjaffung  neuen  SRateriald  anregen 
unb  unterftü^en.    ^ie  (SefeOfc^aft  ^äi^it  gegenmärtig  501  SRitglieber. 

^er  ja^rlic^e  ^itgliebdbeitrag  beträgt  10  ^arl,  »ofür  bie  ^.aRitteilungen" 
(fonft  15  "SJt.)  unb  „$)er  tKlte  Orient"  (fonft  2  ^.)  geliefert  »erben.  —  auf- 
nähme ald  SRitglieb  erfolgt  burt^  ben  tBorftanb  ouf  einfache  9(nmelbung  beim 
Schriftführer.  —  Sa^lun%  ber  IBeitrögc  l^at  im  Januar  an  ^inri^d' 
IBerlag,  Öci^)äig,  33lumcngaffc  2,  au  erfolgen. 

^er  IBorftanb  befte^t  5. 3^-  <^ud-  $^cf-  ^^'  Sr-  ^^n  Sujci^an,  1.  $orri|enber« 
Sübenbe,  ©erlin;  ^rof.  Dr.  9».  ^artmonn,  2.  «orfi^enber,  ^ennÄborf  (aRarf): 
Dr.  S.  tWcfferfdjmibt,  S^riftfü^rcr,  «erlin  W.  15.,  ^folaburgerflra6e  5;  $rof. 
Dr.  ^.  ©indler,  SBiImcrdborf;  «ßrof.  Dr.  «r.  SReiftner,  «reÄlou;  Sic.  Dr. 
«Ifr.  3ercmia«,  fieMJjig;  $rof.  Dr.  g.  ®.  Reifer,  ftönigfiberg;  Dr.  ffrei^.  oon 
öiffing,  3Rün(l|en.  —  Herausgeber  ber  „Mitteilungen":  $rof.  Dr.  ^.  SBindler, 
SBitmerSborf  b,  ©erlin,  «iugcrftr.  80.  be«  ,,«(ten  Orient":  3)erfeTbe  unb 
Sic.  Dr.  9l!fr.  ^eremio«,  Seip^ig,  ^auptmannftrafec  3. 

Inbali  der  bisher  crtd)icnenen  f)elie  dct  „JTIten  Orient"  (Preis  60  PI.): 


^gQ|)ter  aldShieger  unb  (Eroberer  in 

«Pen.  7«bb.  3B.  9R.  aRüUer.  5i 
a(tbabl)Ionii(^e8  Sie^t.  BJlit  1  ^bb. 

»on  «.  3JleiBner.  7i 
amomo*3cit.  5Son  S.  91  i  e  b  u  I)  r.  1« 
Arabien  bor  b.  3«Iom.  O.SBeber.  3i 
$lramaer.  Sou  91.  Sanba.  48 

?(furbaniDaI  u.  b.aflDr.ÄuUur  feiner 

3cit.l7abb.S8ong.S)eIiJf(ii.  lli 
S&t^io|)ieu.  l»bb.:{B.:!)i\ Müder.  69 
«abt)tonieu  in  {einen  rot^tigftcn 

aiuinenftättcn.  16  i^fönc,  3  ^bb. 

ISon  ffi.  ^e^npfunb.  1184 

$abi)Ioni|c^e  ^^mneu  unb  Q^ebete. 

®on  §.  3inJ"»c'''"-  73 
2)ämonenbeicbn)Örung  bei  b.  «abk)- 

loniern  u.  Äff^rcrn.  0.20c ber.  74 
SJeutung  bcr3u!unft  bei  ben  5^abD- 

tomcrnu.3lff^rern.9l.Unguab.lO» 
«ntaifferung  ber  Seeilft^rif t.  3  «Ibb. 

«on  ü.  9Reffcr|d)mibt.  5« 
Qgu|)4rat(anber  unb  haii  Mittelmeer. 

Mit3  9lbb.  SJon  :p.  ©indler.  7« 
^ftungdbau  im  eilten  Orient.  Mit 

15  9ibb.  Son  a.  SBillerbed.  U 
t$orfc^ungöreifen  in  Süb-9(rabien. 

3.ftartenf!. U.4 «bb.  0.335 e ber.  8* 
^efdii^te  ber  Stabt  «ab^lon. 

$on  $.  SBincfler.  61 
®laferd  (}or|d)ungdreifen  in  Süb- 

orabien.     Mit  1  $)itb  O^laferS. 
Son  Dr.  Otto  SBeber.  IO2 
^ammurabi.  Sein  Sanb  unb  feine 

Seit.      Mit    3    ^bbilbungen. 

«on  5.  Ulmer.  9i 
^ammurabiiS  Q)efe|e.  Mit  1  W)h. 

$on  $).  Sindler.  44 
4^ttiter.9?lbb.fi.Mefferf*mibt.  4i 


^immeld«  u.  SBeltenbilb  ber  '^abt^* 

lonier.   2  9lbb.   ^.  9Bin(!ler.  Sis 
$)dOe  unb  ^arabieS  bei  ben  9abQ- 

loniern.  ^on  §1.  SeremiaS.  Is 
St^eilff^riftmebi^in  in  parallelen. 

1  Sd)riftt.  jVrei^.  0.  Oefele.  4« 
iOt)tier.5«bb.u.lßarte.2:^.$luge.ll2 
Magie   unb  Säuberet  im    alten 

£gl9pten.  1Bon9t.  Sßiebemann.  64 
9{iniücd  SBieberentbectung. 

Son  SR.  S^^npfunb.  5s 
$^öni5ier.  $on  ^.  0.  2an  bau.  24 
$^dni^.  3nf(i^rift.  %B.  b.  Sanbau.  8s 
$^r^gien.    Mit  15  »bbilbungen. 

$on  @.  «ranbenburg.  9< 
$olitifc6e  Sntmicf  lung  «ab^loniend 

u.  flfftjrien«.  »on  $.  SBind  ler.  2i 
San^erib.    Sßon  0.  äSeber.  Bs 

Srfjrtftu.  Sprad)e  b.  alten  Ägypter. 

Mit  3  «bb.  Si.  Spiegeiberg.  82 
Stabtbilboon$3abk)lon.  Mit  Ittbb. 

u.  2$länen.  g.$».9Bei6bad).  54 
2:ett.?»alaf.MitlÄartenf!.u.l59lbb. 

$on  M.  D.  Oppenheim.  10t 
2:oteu.Xoten*9leidjc  im  (Glauben  b. 

alten  ^g^pter .  $1. 93 1  e  b  e  m  a  n  n.  2^ 
Unter^altungdliteratur  ber   ölten 

lKgk)pter .  $on  $1.  ^  i  e  b  e  m  a  n  n.  34 
Urgefd^ic^te,  SBtblifdie  u.  bab^lon. 

^on  ,^.  3inimern.  2» 
9ölfer^torberafien».  ^.^indler.  li 
^äd  Vorgebirge  om  9^a^r«el-ftelb 

u.  feine  ^enfmäler.  1  S^artenff. 

u.  4%bb.  IBon  ^.  »incfler.  IO4 
$Seltf(6öpfung,  Skb^tonif  Ae.  1  «bb. 

8on  ^.  SBindler.  81 
Xer  3agrod  u.  feine  Sdlfer.  Mit  3 

ITartenfr.u.dömb.  &.  ^üfing.  9st4 


iSit  einzigartigen  O^unbe,  meldte  feit  1843  einem  Sotta  unb 
fia^tb  in  ben  Kuinen  Don  S^orfabab  unb  9{imrub  befc^ieben 
moren,  Ratten  bad  Staunen  unb  bie  Semunberung  ber  gangen 
gebilbeten  SBelt  n^ac^gentfen.  Salb  magte  man  fid^  auc^  an  bie 
9hiinenftätten  Sab^toniend  ^eran.  Sie  ©efc^ic^te  ber  Sudgrabung 
SBab^Iond  ffat  in  biefen  f^ften  ^rofeffor  $.  $.  SBeigbac^  bereite  ge^ 
fci^rieben  (3at)rgang  V.  ^r.  4 :  ^ad  @tabtbilb  bon  SBabtjton).  W>tx 
nic^t  IBab^lon  aQein  foQte  aud  feinem  langen  Schlafe  ermedt 
loerben.  392an  ertannte,  bag  bie  Dielen  Xelld  bed  gangen  3^^^' 
ftromlanbed  nic^td  anbered  maren  afö  bie  ®rab^ügel,  unter  benen 
bie  ffio^n^  unb  ^Iturftätten  «(tbabt)[oniend  f(^(iefen.  SQerlei 
$Idne  tauchten  auf,  »ie  man  bie  $err(td^feit  äJab^Ioniend  h)ieber 
jum  Seben  enoeden  fönnte,  aber  fie  fc^eiterten  an  ber  Untenntnid 
ber  realen  SBer^&Itniffe.  @rft  mit  ben  arbeiten  ber  türtifc^^perfifc^en 
(Shrenjfommiffion  üon  1849  bid  1852  beginnt  bie  ^Ira  ber  toixU 
iic^n  Srforf^ung  ber  babi)(onif^en  SÜuinenftatten. 

Suf  ben  fotgenben  blättern  moQen  wir  in  geogra^^ifc^er  %n- 
orbnung,  aud  ber  Umgebung  SSab^Iond  nad^  ®üben  »anbernb,  bie 
uric^tigften  babt^Ionifd^en  Stuinenftätten  befprec^en  unb  babei  in 
gro^  Umriffen  angeben,  ju  welchen  Erfolgen  bie  i^nen  gemibmeten 
9}a(^forf(^ttngen  gefä^rt  ^aben. 


nbfi  Ijabba,  Stppar  (^nau  @.  65). 

3)od  alte  ®}ppax,  gefc^rieben  ÜDKIBNUNKI,  fc^on  er-- 
nö^t  oon  @argani«fc^ar«ri,  bem  93ater  bed  d2aram«@in,  DieUeic^t 
fc^on  frü^r  Don  £ugalgaggifi  genannt,  ber  ben  dupf^xat  ate  ^lug 
wn  DD-EIBNUN-El  fennt,  mar  urfprünglic^  eine  S^oppelftabt, 
vkldfi  hutdf  ben  (Supf^xat  in  bad  eigentliche  <B\ppax,  bie  Sonnen« 
ftttb^  unb  bad  <Bippax  ber  %nunit  (Sgabe)  gefc^ieben  mürbe.  SBie 
ah  ber  berühmte  @onnenten^>eI  eigentlich  ift,  fönnen  mir  nic^t 
tagen,  ftc^  tft  nur,  bag  er  fc^on  oor  92aram-@in  efiftierte.  3n 
ber  ^olge  mar  ©ippar  ber  erfte  @i^  ber  i^ammurabib^naftie,  ben 

1* 


4  Hbü  ^ahha,  &\ppax.    Vufftnbung  t>on  Sippax.        9IC.  XT,  8/4 

fic  anfd^cincnb  unter  9lur«3mmcru  an  Sarfa,  bic  onbcrc  groBe 
®onnen!u(tft&tte,  toithtt  abtreten  mugte.  9ud  einer  3^^A^nc| 
(burc^  bie  (Slamiter?),  meiere  ben  ©onnentem^el  Sbabbara  unb 
ba^  .^Uigtum  (be^  $)el?)  @btfubfalama  betraf,  ging  bie  3tabt  in 
neuem  ®Ianje  ^ert)or.  9id  in  f^äte  3^^^^^  ^^^  ^^^  >Btufenturm 
(£»i«btb«an«a}aggo  bie  Xem))e(ftabt  be^errfc^t,  in  meld^er  neben 
^c^amofd^  befonberd  feine  göttlid^e  @kma^Itn  9i  (gef (^rieben  A- A) 
Dere^rt  mürbe.  Sänge  ^tit  maren  bie  ^orfc^ungen  nad^  ben  9htinen 
biefer  altberä^mten  @tabt  bergeblic^  getoefen,  ba  man  fid^  burd^ 
SlnHänge  il^red  9tamend  an  bad  biblifd^e  ©ep^arüajim,  bad  in 
©Qrien  lag,  unb  an  bie  Shiinen  oon  ©ifeira  l^atte  irreführen  laffen. 
(Sin  ^intoeid  bed  großen  ^orfc^erd  @korge  ®mit^  auf  bie  ätuinen« 
ftätte  %bü  ^abba  (ju  beutfd^:  $ater  bed  Aorni^)  mar  ben  meiften 
unbetannt  geblieben.  9uc^  jpormujb  Slaffam  ^atte  Don  @mit^'$ 
gelegentlicher  92otii  in  ben  Becords  of  the  past  (1876)  feine  ^nbe 
unb  barf  barum  ben  9hif|nt  ber  nochmaligen  Sntbecfung  ber  alten 
©onnenftabt  in  Stnfprud^  nehmen.  3n  feinem  großen  Sßerfe  Asshur 
and  the  Land  of  Nimrod  befd^reibt  er  feine  nieten  fruc^tlofen 
SSanberungen,  meldte  er  im  3Q^re  1880  in  ber  Umgegenb  üon 
äRa^mubije  unternahm.  (§x  a^nte  nid^t,  bag  ber  SBeg  oon  Sagbab 
nac^  ^iQa  i^n  mehrere  3RaIe  bid^t  an  ben  2:rümmer^ügeln  Sippart^ 
t)orbeigefü^rt  ^atte.  Süblic^  Don  bem  alten  Slönigdlanal,  bem 
i)eutigen  Suffufije,  jtoifc^en  bem  Sup^rat  unb  ber  @tra|e  oon 
^illa  nac^  ^agbab,  liegt  eine  ®xuppt  oon  $ügeln,  toelc^e  burc^ 
bad  @ktoirr  Oon  ^oc^ragenben  alten  ftanalb&mmen  beinahe  oer«» 
becft,  ber  %ufmerffamfeit  ber  meiften  äleifenben  fic^  bid  ba^in 
entjogen  ^atte.  @ned  Xaged  erlieft  9flaffam  burc^  ben  ^uber 
feinet  Ouartiermirtd  in  äRa^mubije  bad  ^uc^ftüdt  einer  befc^e« 
bcnen  ^ontafel,  bad  bem  $äge(  eb^^eir  entftammen  follte.  Suf 
großen  Ummegen,  ba  bie  alten  Kanäle  teitoeife  SBaffer  fä^rten^ 
fuc^te  ätaffam  biefen  ^figel  ju  erreid^en.  @r  !am  aber  nur  bii^ 
}u  bem  nä^er  gelegenen  S(bfi  l^abba,  in  toelc^em  er  fofort  eine 
alte  ©tabtanlage  erfannte.  ^\t  oon  9)affam  gegebenen  ä)ta|e  über 
ben  Umfang  ber  Xrümmerftätte  finb  faifd^.  ®d^eU  unb  ^ilprec^t 
geben  ubereinftimmenb  bie  &ib%z  bed  alten  Stabtoiertetd  auf 
HOO  m  ©reite  unb  1300  m  Sänge  an;  ber  Icmpelbejirf  allein 
bebeche  ein  Ouabrat  oon  400  m  (Seitenlange,  ^e  @h:abung  be« 
gann  im  3anuar  1881  unb  lieferte  fofort  SBrud^ftucfe  oon  ^U 
fd^rifttafeln.  3n  furjer  3^it  toaren  mehrere  3intmer  eined  großen 
Souloerfö  aufgebedtt.    X)iefelben  zeigten  abmeic^nb  Oon  ben  affti« 


«C.  Xr,3/4      ®\ppax,    ^e  ftuItuMafel.    i)er  9la6onib«4linber.  5 

rifc^n  bauten  einen  J^uftboben  auö  ?lfp^alt.  Unter  bcr  ^flafte* 
rang  eine^  biefcr  ^^nier  fanb  Siofforn  eine  Stifte  oud  gebranntem 
Ion,  in  toeldier  eine  grofee  ?ttabaftertafet  mit  Snfd^rift  unb  Sielief- 
barfteUungen  t>em^a^rt .  log.  @^  roax  bie  nac^mal^  berühmt  ge« 
toorbene  jiultudtafel  Don  Sippar,  auf  n^elc^er  ber  Sonnengott 
Bcbama^df  a(d  iperr  be^  grof^en  3onnentem^e($  &)Qbb(ixa  oon 
Sippar  bargcftetlt  ift.  3)ad  oon  Slaffam  gefunbene  ®iem|)tar  cr^ 
meift  fid^  burd^  bie  furjen  feilfc^riftlid^en  ^ntoeifungen  neben  ben 
ein^Inen  SBübern  old  ein  SO^obeU  für  ben  j^ünftler,  ber  etma  tänftig 
nodb  einmal  bad  maffib  golbene  ^oaupte^emplar  ^erjufteUen  ^atte, 
bai^  ooni  ftonig  Stabu^apal^ibbina  oor  furjem  erft  neu  geftiftet  toar. 
3)a  biefer  .^crrfc^er  *f ür  bie  fultgere^tc  .^erftellung  biefeS  5ßrad)t* 
ftüd^  felbft  nur  auf  ein  altt^,  fd^Iec^tee  Xonrelief  jurücfgreifen 
fonnte,  lie^  er  bai^  äßobell  ber  golbenen  jlultudtafel  für  ettoaige 
funftige  Smeuerungen  berfelben  forgfam  aufbewahren,  ^er  3n* 
^(t  ber  Snfc^rift  ergab,  baß  i^re  ^unbfteQe  ein  leil  bed  fomit 
loieberentbecften  @onnentempeId  (Sbabbara  oon  ®i|)par  mar.  9Rit^ 
^in  mar  %bü  ^abba  aU  bad  alte  ®\ppax  ermiefen,  bad  oon  Siaffam 
freilicj^  noc^  mit  bem  biblifd^en  ©ep^aroafim  gleid^gefe^t  mürbe. 
Xa  bie  ^ilfd^riften  oon  jmei  oerft^iebenen  @ippar,  bem  bed 
Sonnengottes  unb  bem  ber  %(nunit  reben,  fo  fud^te  er  (e^tereS  in 
bem  etma  1  3tunbe  entfernten  ig)üge(  eb»2)eir,  eine  $}ermutung, 
bie  fic^  nic^t  bewahrheitet  ^at.  9{eben  bem  ®emac^,  melc^e^l^  bie 
£abe  mit  ber  Slli(tudtafe(  barg,  {amen  jmei  Xonj^linber  beS  ^önigd 
92abonib  jutage,  meld^  fic^  aU  ^iftorifd^  Urfunben  erften  SKangeS 
audmeifen  foQten.  iRabonib  ^at  ja  biet  beigetragen  jur  (Erneuerung 
boufaOiger  Tempel  unb  alter  ®ötterlu(te,  toie  er  benn  überhaupt 
me^r  in  ber  Vergangenheit  ftatt  in  ber  gefafirooQeren  @(egenmart 
ju  leben  fc^ien.  So  lieg  er  aud^  ben  Sonnentempel  Sbabbara  er« 
neuem,  unb^  jmar  in  fo  grünblid^er  SSeife,  bag  bie  Arbeiter  ftellen^ 
toeife  bic^  auf  bie  Slteften  ^^unbamente  ^erabge^en  mußten.  2)abei 
brockten  fie  bie  alte  Sauurfunbe  bed  9kram«Sin  and  fiic^t,  „meiere 
feit  3200  Sauren 'fein  Slönig  ju  @kfic^te  betommen  ^atte''.  9luS 
biefer  Oßt^l  ffat  man  für  9laram-Sind  ^Regierung  bie  3^^*  um  3750 
0.  i&ffx.  erf d^Ioffen,  eine  S(ngabe,  meldte  immer  no^  ^eig  umftritten  tuirb. 
2)aö  Sefanntmerben  biefer  gunbe  fd^uf  i^rem  (Sntberfer  bie 
gemeinten  Sc^mierigfeiten  feiten^  ber  ein^eimifc^en  Seoölferung, 
aber  Staffam  Heg  fid^  burc^  nichts  irre  machen.  1V.>  3at)re  (ang 
mürben  bie  9(ui$grabungen  eifrig  burc^gefü^rt.  ^njmifc^en  aber 
fteöte  fic^  ein  neuest  ipinberni«^  in  ben  SBeg,  baS  aud)  ein  iHaffam 


6  Sippax.    Xie  A  H-t:afeln.  «C.  XT,3/4 

nic^t  übemrinben  foUte.  2)er  türfifd^e  Staat  toar  ju  ber  ^UnnU 
nid  getommen,  ba^  ein  ^irman  mit  ben  faft  unbefc^ränften  %fug» 
niffen,  toie  9Iaffom  fic  gen  offen  f^attt,  in  Sw'*'"^  "^^  »ieber 
erteilt  »erben  bürfe.  35a  ber  bid^crige  ^i^^^n  im  Sluguft  1882 
ablief,  »urbe  bie  legten  SKonate  öor  biefem  3^it))untt  in  faft  fieber* 
^after  Sßeife  in  %bü  ^abba  gearbeitet,  um  nod^  mitzunehmen,  toas^ 
irgenb  erreid^bar  tvar.  SBon  ben  ettua  300  9taumen,  me((^  ber 
9luinen^ügel  enthalten  mod^te,  ^at  Staffam  130  ausgraben,  l^iefe 
®emä(^er  fc^ienen  teild  bem  eigentlid^en  @onnentempeI  felbft  an« 
juge^dren,  teils  mochten  fie  93em>aItungS«  unb  9Birtfc^aftdr&ume 
barftellen.  9}abonib  luar  burc^aud  nid)t  überaQ  bid  auf  bie  ux* 
fprünglic^en  ^unbamente  hinabgegangen,  fonbern  f^attt  uietfac^  auf 
bem  ©(ftutt  ber  alten  ©ebäube  feine  SReubauten  errid^tet.  Äaffam* 
Dorne^mfte  Ausbeute  toarcn  faft  60000  befd^iebene  iontafeln,  »etd^e 
ben  üerfc^iebenen  teilen  bed  XempeliS^  entnommen  merben  tonnten. 
Stiele  baüon  maren  nid^t  gebrannt  unb  mären  gönjltd^  für  bie 
Siffenfc^aft  oerloren  getoefen,  märe  nic^t  9taffam  auf  ben  genialen 
Muömeg  oerfaHen,  fie  nac^  ber  Sluffinbung  ju  brennen.  (Sleic^« 
mo^I  finb  einige  i^aufenb  gunbftücfe  an  Ort  unb  ©teüe  jerbrödelt. 
Diefe  3:afeln  finb  jum  gr0|ten  2;eil  Sd^riftftfide  ber  Iem|)eIoer* 
maltung,  gehören  a(fo  jener  !^iteraturgattung  an,  bie  man  mit  bem 
ÜRamen  „ kontra ttliteratur"  bejeic^net  ^at.  933er  fid^  über  ben 
3fn^a(t  biefer  Jejte  orientieren  »ill,  ber  fei  auf  SBeber«  2iteratur 
§64,65  oermiefen.  Die  AH'^i^afeln  gemä^rcn  einen  gerabeju 
überrafc^enben  ISinblid,  nic^t  nur  in  ba^  ©etfiebe  einer  großen  babp* 
(onifi^en  Xempeloermaltung,  fonbern  in  bae  93oIb(eben  bed  neubabQ« 
(onifc^en  Sleid^ed  über^aut)t.  ^a  bie  3^^(ung  ber  Staat«^^  unb 
Xem^elobgaben  mo^I  allermeift  in  SRaturalien  ju  erfolgen  pflegte, 
fo  mar  bie  Anlage  gemaltiger  Speicher  am  Staube  bee  ^uffei^ 
unb  ber  Kanäle  eine  92otn)enbig{eit,  ja  ein  ftänbiged  9Rarfttreiben 
mu|  fid)  um  biefe  ®ebäube  abgefpielt  ^aben,  mei(  bie  [ei(^t  oer« 
berblit^en  ^robufte  fc^Ieunigften  SBiebcröerfauf  er^eifd^ten.  Die 
grammatif c^en ,  le^ifalifc^en,  aftronomifd^en  unb  religiöfen  ie^e 
unter  ben  Don  Siaffam  gefunbenen  lafeln  fc^einen  barauf  ^inju* 
beuten,  ba^  tro^j  ber  fpäteren  Grabungen,  aud^  je^t  noc^  XontafeU 
fc^ä^  i^ree  (fntbederd  tfarren.  ^gl.  aud^  äBarb  bei  $eter6, 
9}ippur  I  3.  358.  ^retUc^  ift  ju  bebenfen,  ba^  fc^koere  ^riegd» 
ftärme  me^r  a(e  einmal  über  Sippare  Xempel  unb  @(^a|^äufer 
ba^ingebrauft  finb,  unb  ba^  fo  gut  mie  gar  feine  Hoffnung  be* 
fte^t,    t)on    ben    eigentlichen,    unermeßlichen    Xempelfc^S^en^   Don 


fUD.  XT,  84    Sxppax.    (htbe  bei  «ibcit  9iaf|am«.    92euere  CE^tabungen.       '7 

(£babbara  auc^  nur  mcntgei^  tDiebetjufinben.  2)ie  einzelnen 
SBruc^ftäde  jerfc^Iagenet  ^adftoa^zn  aii^  ältefter  3^^^  ttlxd^ 
^rcngftcine  mit  feinen  SReHefborfteUungen  unb  eine  gid^ete  Slnjo^I 
Xonj^inber  am  Derfd^iebenen  C^od^n,  unb  last  not  least  bie 
yiüöjnätttn  ber  fftniglic^en  ^fc^riften  (äffen  a^nen,  meiere  un* 
))CTgIei(^li(^n  @{^^e  biefe  alt^ige  Qtnttak  bed  @onnentuItui^ 
etnft  in  ftd^  borg,  ^g  fd^on  ju  Xeno|>^ond  Qüt  @if))>ar  nic^t 
me^  cciftiert  ^abe,  ift  eine  unbemeidbare  äSermutung  MaffamlS, 
benn  n>enn  auc^  ber  @kie(^  bie  @tabt  nid^t  nennt,  fo  l^at  bod^ 
SSaffom  felbft  und  iiiele  Xafeln  in  bie  ^nbe  geliefert,  ttield^  be- 
ttietfen,  bajs  @i)>)Kir  unb  fein  Xempel  nod)  lange  nai^  ber  (£r» 
oberung  bed  neubobt^lonifd^n  Sleic^S  burc^  bie  ^erferfftnige  loeiter« 
bläßten.  3nt  Suguft  1882  mu^te  ber  Htl^ne  englifc^e  Sc^^röber 
bte  ®titte  feiner  *£riunip{)e  kierloffen.  3a  feine  (e|ten  (Grabungen 
^ben  fic^  gefaOen  (äffen  mfiffen,  a(d  unberechtigte  bejeic^net  )u 
loerben.  Sogar  bie  fe(bftänbige  Sntberfung  ber  @tätte  bed  4i(ten 
&i)>|Kir  ^t  man  Siaff am  abgef))ri>(^en ;  nid^t  er  f onbern  ber  Sag^ 
bobfu^rer  9Ri(^(  ^abe  biefen  9tu^m  ju  beanfpruc^en.  9)ebri  $et) 
^be  bort  graben  tooütn,  aber  älaffam  fei  i^m  juDorgefommen. 
SBir  (äffen  biefe  ^rioritätdftreitigfeiten  auf  fi^  berufen  unb  bauten 
bem  t^orfc^er,  ber  und  fo(d^e  @d^&|e  jugäng(id^  gemad^t  fiat 

Der  Fortgang  ber  Studgrabungen  ^at  (ange  auf  fic^  tuarten 
(offen,  ^on  ben  nad^  (Srtoerbung  ber  Stuinen  burd^  bad  3^^^" 
f abinett  bed  @u(tand  (1889)  angefte((ten  Grabungen  finb  erft  xottt^ 
ooUcre  9tefu(tate  )u  Derjeid^nen,  nac^bem  $ebri  $)e^  1893  ben 
fran^fifc^n  !Sff9rio(ogen  $ater  $.  ®d^ei(  ^injugejogen.  Unter 
ber  SdEorte  Don  18  So(baten  brac^  man  im  Skjember  1893  t)on 
9ogbob  nad)  ber  Stuinenftätte  auf.  ®er  ^oben  bed  ganjen  Uni^ 
grabungdgebieted  mar  bic^t  mit  §Brunnen(fi(^m  burd^fe^t,  Don  ioi^U 
(ofen  Sttvn*  unb  Cuergräben  jerfurc^t  unb  bid  in  bie  Xiefe  hinein 
burc^  ®to((en  untermä^(t  —  ©puren  ber  9(rbeiten  9iaffamd,  bed 
3üri(tabinettd  unb  ber  ein^imifc^en  9(ntiquitätenräuber. 

Die  S^rfc^r  maren  burc^  biefen  93efunb  tief  entmutigt,  ent« 
f(^(offen  fif^  aber  bennoc^  ju  einem  S^erfuc^.  $(ber  mo  man  auc^ 
boi  @poten  anfe^te,  ob  an  ber  @te((e  bed  a(ten  ©tufenturmd,  ob 
anbermartd,  äbera((  jeigte  fic^  berfe(be  troft(ofe  Sefunb:  jerfaQene 
^iifer  in  grölen  (Skuppen  unb  ©tragenjügen,  a((ed  tota(  aud* 
geplunbert.  ißur  bie  Srd^ioe  bed  Xempe(d  (ieferten  Snfd^riften  unb 
entfc^bigten  in  etmad  bie  3)lnfft  ber  Arbeit. 

Über  bie  @kfamtan(age  oon  Sippar  fonnte  feftgefte((t  merben, 


8  ^'tppai.    att^tbni^t.  «C  XI,  3/4 

bog  bei  Ort  tion  einer  einfad^en  SKauer  umgeben  mar.  9Kerf« 
märbigertoetfe  aber  trafen  bie  3^0^  ^^^f^^  3Kauer  an  ber  SSeft* 
®iÜ>4Bk^U(&dt  mä)t  jufammen.  ©en^altige  Xore  mit  urfprüng' 
Hc^  30  m  Öffnung  (fpäter  ^öd^ftend  1 5—20  m)  ffi^rten  auf  aDen 
Seiten  in«  3f^eie.  3m  9B®a93.  aufeer^alb  ber  SRauer  flofe  ber 
@ip)>ar{anal,  beffen  l^o^e  Ufertoanbe  fic^  noc^  »eit  oerfolgen  (äffen. 
2)ie  @tabt  l^at  mo^I  niematö  mel^r  ate  15000  (Knmo^ner  gelabt. 
®ie  „toax  ein  Xem|>e(,  ben  man  auffud^te,  um  an  ben  ^o^en  ^ften 
bie  @ötter  ju  e^ren;  mar  ein  jpanbetöbureau,  bad  man  in  %n« 
fpruc^  na^m,  um  SSertrdge  )u  fd^Iiegen;  mar  ein  ^an,  in  bem 
man  in  3«iten  ber  ®efa^r  feine  B^fl"^^  f^^^**  (Sc^eü).  3)ie 
meiften  Semo^ner  ^aben  mof^l  unter  ^dttn  au^er^alb  ber  äRauem 
ein  ^irten«  unb  SBauemleben  geführt.  3n  aUerdltefter  3^t  fc^inen 
bie  erften  feften  ip&ufer  birett  auf  ber  @bene  geftanben  ju  ^ben, 
fpäter  }ur  3^^^  ^^  tx^ttn  bab^Ionifc^n  ^^naftie  mürbe  eine 
6 — 10  m  ^o^e  Xerraffe  auf gef chattet,  auf  ber  fid^  bie  @tabt  mit 
t^ren  Tempeln  er^ob.  3n  einem  ber  ^ügel  j.  $.  lagen  bie  äBo^n» 
räume  10  m  tief  unter  ber  ^üge(oberf(&d^e,  Sie  gefunbenen  Xafeln 
miefen  in  bie  3^it  ber  2.  ^^naftie  Don  Ur.  ^er  Xempelbejirf 
mar  Don  ber  eigentlichen  @tabt  burc^  einen  breiten  SBeg  gefc^ie« 
ben.  !i,ton  ben  9{eften  bet^  Xempetö  mar  ber  @tagenturm  noc^  am 
beften  fenntlic^;  beutHd^  mar  aud^  nod^  ju  fe^en,  ba^  ba«  SBeamten» 
triertel  in  ber  9{a^e  bed  Ztmpth  unb  ber  groBen  Speicher  einft 
ein  fe^r  freunblic^er  @tabtteil  gemefen  fein  mu^,  mit  einem  $la| 
in  ber  9)Htte  unb  auf  benfelben  münbenben  größeren  Strafen. 

3u  9tebu(abrejard  unb  9{abonibd  3^^^^"  entftanb  am  S^anal 
^allufattu  (grie^ifc^  lloXXax^a^,  nic^t  üaXXaxdna;  ju  lefen!) 
eine  9teuftabt,  meldte  auc^  mo^I  felbft  ^altufattu  genannt  morben 
ift.  (I^ommel  unb  9){ei^ner  fuc^en  bie  ®tabt  ^allufattu  in  bem 
SSuinen^ügel  bei  bem  meit  nörblid^er  auf  ber  ^5^e  t)on  Sagbab 
am  Sup^rat  gelegenen  ftal^at  ^lübja.)  3n  ben  ftontratttafeln 
au£^  SbQ^^abba  ^eigtfie  bie  „@(^amafd|ftabt  am  ^^allufat''  ober  ein» 
fac^  „Stabt  ^aUufat^  ed  finbet  fid^  auc^  ber  ^^aaufatfanal  in 
ber  Sc^amafc^ftabt'',  ferner  mirb  ein  „@tabttor  am  ^allufatfanal'' 
angeführt.  3Bir  merben  mit  @d^eil  biefen  Ort  ate  Xeil  oon  ©ippar 
anjufe^en  haben.  Ob  bie  in  alter  ^'At,  ju  Smmijabuga*^  Xogen 
genannten  Ortlidjfeiten  Sippar^iad^ruru,  ®ippar«%mnanim,  Sippar« 
rabü  unb  ein  vierter  unledbarer  9}ame  StabtDiertel  Don  %(tftppar 
bejeic^net  ^aben,  ift  aUerbingd  fe^r  fraglich;  ec(  fc^eint  fid^  um 
öftUc^  Dom   Xigri«    gelegene  Ortfc^ften  }u   ^anbeln.    ^on  ber 


«C.  XI,  3/4  <9(qarquf.    ältere  Berichte  über  *«qarguf.  9 

alten  ^^Ui^S^f^^^^^  ^  Bvppax  fc^a  Sc^amfd^i,  beut  Sippar  9nu« 
nit,  tft  no(^  feine  @pur  gefunben.  ®rabungen  in  bem  1  ©tunbe 
nörblic^  t>on  %b(i  ffabha  gelegenen  i^ügel  eb^^eir  finb  erfolglos 
geblieben,  ^ommel  bürfte  Siedet  behalten,  n)enn  er  bte  S^mefter« 
ftabt  nur  burc^  ben  einft  me(  toeiier  öftlid^  bid|t  an  Sippax' 
Qbü*^abbo  t)orbeif(ieBenben  Sup^rat  Dom  Sonnenfippar  getrennt 
fein  I&^t. 

3u  bem  bi^^rigen  au6  bem  'Xu^grabungdbefunb  ju  erfc^Iiegen« 
ben  93ilbe  ber  alten  Stabt  treten  nod)  eine  ^nja^l  S^ad^rid^ten 
aud  ben  in  i^r  gefunbenen  ^ontrafttafeln.  9lnx  ein  einjiged  3Ral 
jebix^  ^abe  id)  bort  bad  ^ud  ber  ^nunit  non  @ippar^lKnunit 
gefunben.  Über  biefe  @c^n^efterftabt  ben^a^ren  aud^  bte  Stontrofte 
an^  ®tppar  Stillfd^meigen. 

'nqarquf,  Diir  Kurigalzu. 

Sinige  ©tunben  nörblid^  t)on  ©ippar,  ^albniegis^  jmifc^en  ^« 
lubfc^o  unb  Sagbab,  liegt  bie  Xrummerftätte  '%qarquf.  ältere 
9teifenbe,  meiere  t^on  9Beften  ^er  ftd^  Sagbab  nftl^erten,  hielten  bie 
Dielen  Slefte  Don  alten  ^analb&mmen  für  bie  Xrümmer  ber  alten 
Stabt  Sob^lon  felbft.  3n  biefer  ^nfic^t  beftärfte  fie  befonber^^ 
ber  Slnblirf  eined  äRauertoertd,  bad  einft  'ä^nlic^feit  mit  einem 
Xurm  ^atte  unb  baS  man  beS^alb  für  ben  Xurm  ju  $abel 
ober  ben  ^anieldturm  ^ielt.  So  fd^ilbert  (Slbreb  um  bad  ^fpc 
1583  ben  impof unten  @inbrucf,  ben  biefe  Shiine  aud  ber  Jerne 
^emorruft,  ein  (Sinbrud,  ber  aber  bei  größerer  Slnnä^erung  all« 
mo^Iic^  ganj  Derfc^n^inbet.  @r  ^ot  bie  Xrümmerftätte  Derfc^ie- 
bene  ^ale  befic^tigt  unb  befc^reibt  mit  befonberer  Sorgfalt  bie 
3iegelfteine  unb  bie  aud  älo^rgefled^t  unb  Slfp^alt  ^ergeftellten 
3>oifd^nf(^ic^ten  jmifc^en  ben  Steinlagen,  ^ie  jpö^e  ber  turm^ 
artigen  9}uine  beträgt  je^t  noc^  31  m.  @c^on  ^auernier  fprad^ 
1681  fic^  ba^in  aud,  bag  biefer  Dermeintlid^e  Xurm  ju  ^abel  bei 
^gbab  oon  ben  Arabern  mit  größerem  SRed^te  ^garcouf  genannt 
loerbe.  Singe^enbere  Sc^ilberungen  bed  ^^auioerfö  Derbanten  nrir 
in  fpäterer  ^txt  ben  beiben  5*>^'^^"  SRiebu^r  unb  DliDier.  3)tc 
erfte  toiffenfc^ftKc^  xotttooüt  ^arftellung  gab  un«  ^^uding^am, 
loelc^er  1816  in  ®emeinfd|aft  mit  3Jellino  ^Äqarquf  crforfd^te. 
6r  ftellte  juerft  feft,  baf;  ber  fog.  9Kmrobdturm  ein  Xeil  einer 
Stabt  toax,  bvixd)  meiere  einft  ein  groger  jltanal  feinen  äßeg  na^m. 
3)iefe  33eoba(^tung  rfidte  bad  Älter  Don  *?lqarquf  beträc^tlid^  loeiter 


10  Xür  ihtrigol^u.    (S^araftet  bet  Shiinen.  «CXI, 3/4 

hinauf,  Q(d  9{tebu^r  ed  angefe^t  fyittt.  9l\dft  bie  tiefte  einer 
gtofeen  Xerroffe  aud  ber  3«t  l>«t  Äalifen  ober  ber  \plLttttn  ^erfer* 
fönige  ^Qtte  man  Dor  fic^,  fonbern  bie  Stuinen  einer  bab^tonifc^n 
@tQbt.  ^uding^am  erfannte  nömlic^  in  bem  ^oc^rogenben  SBact« 
fteinmaffit)  eine  ftarf  uerfaUene  ^^ramibe,  beren  Sttxn  aud  Suft» 
jiegeln,  beren  Oberfläche  aber  au^  gebrannten  Sacfftetnen  beftanb. 
!Da  mon  ju  9)u(fing^am'd  3^^^  ^^^  ^  Sebeutung  bab^Ionifc^ 
(Stagentärme  noc^  nid^tö  tou^te,  riet  man  auf  ein  alted  ^önigd« 
grab  nac^  3lna(ogie  ber  äg^ptifd^en  ^^ramiben.  (£rft  atö  bie 
Jieilfc^rift  lesbar  mürbe,  betpiefen  bie  Don  SRamlinfon  gefunbenen 
befd^riebenen  Bi^fl^^^  ^^^  ^^^  ^^  '%qarquf  Derfc^fittete  @tabt  Dur« 
Shirigalju  (b.  i.  Surg  bed  Jiiirigalju)  ff\t%  unb  bajs  ber  XeD  9l\m» 
rüb  ber  (Stagenturm  @girinna  bed  ^upttempete  ber  ®tabt  loar. 
%ber  aud)  fc^on  Dor  ber  (Sntjifferung  ber  ^nfc^tiften  ^atte  ber 
geniale  Äcr  ?porter,  bem  mir  bie  erften  borjügüd^en  3^^nungen 
bicfer  JRuinc  Derbanfen,  bcn  3^^^  ^^^  Äimrob^turmd  erfannt. 
^  fa^  in  i^m  ben  9teft  eined  tieferen  @to(hoerfö  einei^  ald  Xempe( 
unb  Dbferuatorium  benu^ten  ^o^en  SBaumerf^,  bad  tool^I  bc^ 
.^auptgebaube  ber  ganjen  Stabt  gemefen  fei. 

SBon  neueren  SRcifcnben  ift  bie  Xrümmerftättc  oft  befuc^t. 
JRamlinfon  t^at  wichtige  SxtQtl  mit  3nfd^riften  bort  gefunben. 
^(anmdgige  ?(u^grabungen  finb  bid^er  ni^t  unternommen  morben. 
9}euere  ©efc^reibungen  liefern  SSSarb  bei  ^eter^  9?ippur  1,354 
unb  ^eter^  fclbft  ib.  184  ff.,  mo  and)  ein  gute«  ®ilb  ber  9{uine 
geboten  mirb.  ^eter«  beftrcitet,  bafe  bie  lÄuine  ber  iReft  einer 
3iggurrat  fei  unb  ff&lt  fie  für  einen  alten  Xurm  ober  ein  gort 
jum  ®(^u^e  bed  großen  ßonalne^e«,  in  beffen  99fitte  bad  ^Baumert 
lag.  ®^e  nid^t  ?lu«grabungcn  bort  gefdje^en,  mufe  biefe  Slnfic^t 
als  SWöglic^Ieit  oerjeid)net  »erben. 

^Dur^'furigaliu  (auc^  Durtirigaliu  unb  X)urgalii  gefc^rieben) 
mar  eine  ©rünbung  ber  jtaffitenjeit,  üieQeic^t  an  @teQe  eine« 
älteren  DrteS  @attifi,  mie  bie  ibeograp^ifc^e  Schreibung  be«  9?amend 
Dermuten  läßt.  3"^  ftaffitenjeit  mar  bie  3tabt  jeitmeilig  Don  9)e» 
beutung,  fie  rangiert  bor  Slippur  unb  ben  anbern  bab^Ionifc^en 
@töbten  Ur,  Sarfa  unb  (£rec^.  3n  ben  i^nfc^riften  finb  bie  9{amen 
oon  etma  Vt  3)u|enb  Xempeln  ber  Stabt  enthalten,  bie  aUe  oieU 
(eic^t  nur  Xeilbauten  bed  großen  Qzntralttmptl^  maren.  3n  ben 
oon  ^la\)  oeröffentlic^ten  Slontrafttafeln  aue  ber  Staffitenjeit  mirb 
X)ur''furigaliu  öfter  erm&^nt 


«C.  XI,  3/4    %tU  Sbra^im.  9iQffom'«  «rbeitm.   (»t\ä^\ditl  flbet  ihitl^o.      1 1 

Teil  1bral)iin. 

Sei  %bu  ^abba^Sippar  führte  ein  Kanol  üorüber,  meldtet  bie 
€tabt  mit  bem  50  ^ometer  fäböfttid^  baoon  entfernten  Drte  ))er^ 
banb,  ber  unter  bem  XeQ  Sbra^im  üerfc^fittet  liegt  Sie  Araber 
nennen  biefe  @tätte  ^bl^Sbra^im.  ^r  ^anai  ift  meQeic^t 
ibentifc^  mit  bem  in  ber  Slbbofiben^eit  ermähnten  yiaf^x  Buti^a,  ber 
in  ben  bab^Ionifc^en  Snfd^riften  när  ®ü«bü«a«fi  ^ei^t.  ^ormujb 
Waffam  na^m  bie  f^on  üon  Sflamlinfon  ge&u^erte  93ermutung 
nrieber  auf,  ba^  ber  i£eQ  Sbra^im  bie  9{efte  ber  alten  @tabt 
Jhtt^  bebecte.  Jriebric^  ^li^fd^,  ttield^  bie  Don  9iaffom  bort 
gefunbenen  geftempelten  ^^^S^^  perffinlid^  g^rfift  ju  ^oben  fd^eint, 
fpric^t  mit  großer  ®e)oi^^t  baoon,  ba%  ed  fi^  um  ^tfyi  ^anbete. 

W^  Staffam  mä^renb  feiner  legten  Kampagne  ben  Ztü 
Sbra^m  befud^te  unb  anfd^nitt,  niar  bie  Sudbeute  ber  aufgeloanbten 
3k&fft  faum  entf|)rec^nb  )u  nennen.  Sie  jiemlid^  au^gebe^nte 
Muinenftätte  liegt  in  einer  DoUfommenen  «Sanbtoufte.  Sc^on  1879 
nxir  ed  dtaffam  nid^t  ge{ungen,  fieute  ju  einer  fo  bef(^n)er(ic^en 
®rabung  ju  finben;  1881  lagen  bie  Sßer^&Itniffe  etn^a^  gfinftiger. 
Sr  fommanbierte  eine  Stbteilung  üon  ben  om  ®ir^  (9orfi|)pa) 
arbeitenben  Arabern  nad^  bem  XeQ  ^bra^im.  Sa  gerabe  ber 
Xigp^  austrat,  füQte  fic^  ber  9Ral^an)i(fana(  mit  SBaffer  unb  ein 
alter  Brunnen  in  ber  ^J^ä^e  ber  9ftuinen  fpenbete  mieber  trinlbare^ 
Kai.  Dbmo^I  täglich  furchtbare  Sanbftürme  bie  {(rbeiter  jmangen, 
aud  ben  fiaufgräben  )u  ftüd^ten,  iourbe  bennod^  bie  9(rbeit  Dier 
SiN^n  fottgefe^t  3n  einem  ber  ^üge(  ftieß  man  in  etn»a  20  J^n^ 
Xiefe  auf  mo^Ier^altened  äRauermerf,  an  anbern  ©teilen  lag  ber 
$u^oben  ber  @kmä^er  bi^  30  $ug  tief.  Sttoa  20  in  bie  9iuinen* 
maffe  hineingetriebene  ©toQen  brauten  9laffam  ju  ber  ?lnfic^t, 
boB  ber  2  (engl)  3){ei(en  im  Umfang  meffenbe  £^üge(  in  alter 
3eit  überhaupt  nid^t  beloo^nt  getoefen  fei,  benn  fein  einziger 
Stollen  ^abe  auf  bab))(onifd^e  ©puren  geführt.  Dbiuo^I  QxtQtl 
mit  bem  @tem|)el  9?ebufabrejard  öorfamen,  meinte  er,  ber  Ort  fei 
auc^  3U  biefed  Jlönigg  3^^^  bebeutungdloi^  gemefen.  Sagegen  ^abe 
fpdter  eine  audgebe^nte  SBefiebelung  ftattgefunben,  beren  ©puren 
tilometern^eit  ben  eigentlichen  Seü  umgaben.  Sa  XeH  Sbra^im 
nic^t  nrieber  oon  neuem  unterfuc^t  loorben  ift,  fc^einen  mir  Mtaffamd 
Snftc^ten  auf  ®runb  ber  neubabQlonifd^en  jlontrafttafeln  einer 
Kac^priifung  beburftig.  3(u(^  9Sarb'd  Sßotiaen  bei  ^eterg  1,352 
fu^en  JU  berfelben  Snfic^t. 


12  St  O^eimtc.    tltete  ^aö^iid^itn.  HO.  Xr,.3,4 

StuÜ)a  luirb  fc^on  aU  ®ü>^bü«a«ft  Quf  beni  Obeli$^fen  be^ 
3}{antf(^tufu  t)on  ^fd^  unb  aU  $lu^ti4m«K  üon  Sargon  eiiofi^nt. 
^ie  @tabt  nrirb  in  ber  ^olge  berühmt  burc^  ben  Don  Dungi  tx- 
bauten  Xempel  S^fc^iMam  bed  Stergot,  ber  ate  Sc^u^ott  Don 
®ü«bü«a«K  ben  9kmen  ®(^it^Iam«ta*ub^bu^a  führte,  ^r  Stufen« 
turnt  biefed  £em))er«^  ijxt%  ^it«9lannar,  toax  alfo  bem  S^iQ^ng^'^ 
bruber  bed  9{ergal,  bem  SKonbgotte  getoet^t.  3m  übrigen  tragt 
hai  jpeiligtunt  Untem)ett<^c^araher;  e^  ift  be^^atb  bie  9)emmtung 
nid^t  Don  ber  ^nb  }u  nieifen,  ba§  Jtutba  eine  Xotenftabt  mar 
mit  ©urgent  (f.  u.).  'Die«»  bürfte  jebod^  nur  Don  ber  altbabi^« 
lonifc^en  3^t  gelten.  3n  neubab^lonifd^er  ^^eit  erfc^eint  ^ut^a, 
koenn  au^  nic^t  aDju^ufig  genannt,  ale  eine  @tabt  mie  Diele 
anbere;  ed  mirb  Xi^gab^a^fi  gefc^rieben.  ^u  Stebufabrejard  3^^^ 
merben  aUtdgUc^e  ©efc^ftfte  bort  abgefd^Ioffen;  }u  9{abonibd  3^^ 
mirb  ein  SBo^n^aud  in  Shtt^a  enod^nt:  ebenfo  ift  ed  in  Jlamb^fcd' 
^gen  fi(^er  bemo^nt  gemefen.  ^er  in  neubabljlonifc^n  Xejrten 
genannte  Äana(  Don  «%ut^a  mirb  in  ber  ^erferjeit  meift  al«  „alter 
Äanal  Don  Äutlia"  be^eicftnet. 

ei  Oljclmir  mm  s.  65). 

13  .Kilometer  dftlic^  Don  ben  dtuinen  Sabijlon«»,  in  ber  ^{ad^« 
barfc^aft  be<^  alten  ^anatbette  bed  3c^att  txu'^Jlxl,  liegt  bie  ^Tiuinen>^ 
grup^  e(  O^eimir,  befte^enb  au^  ben  $äge(n  e^iS^ajne  unb 
el^SBanbar  unb  einigen  Heineren  ^n^ö^en.  Diefe  $ügel  liegen  ,^iemlid) 
xmt  Don  einanber  entfernt  am  92orbranbe  einer  mit  alten  @iebe(ungd* 
fpuren  bebectten  (Sbene.  %Ie  Cppttt  einft  feine  p^antaftifc^n  Sor^ 
fteDungen  Don  ber  ^(udbe^nung  ^rog^^ab^Iond  fartograp^ifc^ 
fixierte,  bejog  er  bie  9iuinenftdtte  afö  Storboftecfe  in  ba^  unge^ure 
©tabtDierecf  mit  ein. 

Der  erfte  Sefud^er  biefer  ^ügel  mar  im  Sa^re  1816  Sutfing^ 
^am,  in  beffen  ^opf  tt)o^l  aud^  juerft  bie  3bee  entftanb,  bag  ber 
@tabtbejir{  Sab^Iond  fid^  bid  ^ier^er  erftrecfte.  9{ur  jmei  Sng» 
Idnber  maren  Dor  i^m  bid  in  bie  9M^e  Don  el^O^eimir  Dorge« 
brungen.  Suding^am  tonnte  nichts  toeiter  liefern  atö  eine  aU^ 
gemeine  ^efd^reibung  ber  Don  i^m  auf  60 — 70  ^ug  ^bf^  ge« 
festen  Xelld.  Unertrdglid^e  «^i^e  unb  3taubfturme  trieben  i^n 
Don  bannen.  @r  b^tte  fein  ^lugenmert  befonber^  auf  bie  n>ei§en 
^fc^fc^id^ten  i^mifc^en  ben  3^^8^''^fl^ii  ^^  g^ö^ten  ^uine  ge^ 
richtet,  in  benen  er  ein  $^eifpiel  ber  Don  ip^robot  befc^riebenen  babt)^ 
lonifd^en  Bauart  mieberfinbeu   moUte.     4<on   Sucfing^am'^  ?(uf^ 


«C.  XI,84     (gl  C^miT.    C^rt'»  «titdgrabungen.    (^fiebntffe.  13 

fteUuttgen  über  bie  9Kefenaufi^be^nun()  ^3Qbt)(ond  überi^eugt,  unter« 
no^m  im  folgenben  Sa^re  ®ir  Stöbert  j$er  Porter  einen  9(udflug 
na^  e(  O^eimir.  Do  er  mit  günftigeren  SBetterbebingungen 
rennen  burfte,  fonnte  er  bie  9{uine  meit  genauer  burc^forfc^en  aU  fein 
Sorgdnger.  (£in  beschriebener  S^^fl^'»  ^^^  ^^  öeröffentlic^te,  Der* 
lihtbete,  ha%  bie  «^u^ttuppe  bie  krümmer  bed  3^>"<^^^^^^P^l^ 
S'^me-te^ur^fagga  in  fid^  barg,  ^m  Sler  !tßorter£^  DarfteUung 
ge^t  ^eroor,  ba|  ber  ^o^  'Xrümmerfegel  biefer  ^auptfuppe  mo^l 
bie  3^06^^^^  ^  genannten  Xempele^  mar.  (£in  9llabafterftüd, 
bae  SBeKino,  ber  Begleiter  Sler  ^orter^,  aufhob,  bemied,  ba^  fd^on 
iu  ^mmurabid  3^^^"  fi^)  ^^^  ^^^^  mid^tige  ^Itftätte  befanb. 
^e  @(^läffe,  ju  benen  un«^  ^eute  biefe  ^nfc^riftenfunbe  ermäd^tigen, 
DermiK^ten  freiließ  bie  Sntbeder  bamate  nod^  nic^t  ju  jie^en,  mo^I 
aber  tarn  fter  Wörter  oon  Sucfing^am'e  Knfid^ten  über  bie  3^6^^ 
^lyrigteit  b^  O^eimir  )um  Stabtbejirf  Don  9ab^Ion  g&nglic^ 
iurficf  unb  ertlfirte  bie  dtuinen  für  tiefte  einer  felbftfinbigen  DtU 
lic^Ieit  Spater  mürben  bie  Xrümmer^ügel  aud^  Don  äRignan  unb 
^afer  befid^tigt.  Die  erften  unb  bid^er  einzigen  Su^rabungen 
in  e(  O^mir  oeranftolteten  1852  JDppert  unb  Jrednel.  @ie 
fanbcn  ein  SBadfteinpfiafter  92ebufabrejard  unb  eine  fleine  alter« 
tfimlid^  Safaltinfc^rift.  Dbmo^I  fd^on  bamafö  bie  Don  ^er  ^orter 
entbecften  Snfd^riften  über  ben  Xempel  bed  3^^^^^f  ^  ^upt« 
gotted  oon  ^fc^,  ledbar  maren,  fe^te  Dppert  eUO^eimir  ber  alten 
@tabt  £ut^a  glei^,  meld)e  bereits  aU  jpauptftätte  bed  Ü^ergaHuItud 
befannt  mar.  Xro^  Senfen'd  Sinfprudi)  ift  benn  auc^  baran  feft« 
ju^Iten,  bag  eUO^eimir  mit  feinen  Derfd^iebenen  j^ügelgruppen 
bie  Doppelftabt  ^f(^«@^arfag{alamma  barfteDt.  ©d^on  in  ältefter 
3eit  mirb  ein  $atefi  (^efterfönig)  Don  Sti^d)  in  S^erbinbung  mit 
bem  @otte  3<^ii^^iii<i  genannt.  ^JJieUeic^t  ift  bamit  fc^on  bie  ^ier 
in  3^age  fte^enbe  ©tätte  gemeint  @s^  ift  freiließ  ju  bebenfen, 
bag  €0  in  ber  92a(^barfc^aft  Don  (Sxtä)  ebenfalls  ein  .^ifc^^S^ar« 
fügfalamma  gab,  bad  anfd^einenb  Diel  älter  mar  atö  biefe  gleich« 
namige  Doppelftabt  bei  ^ab^Ion.  (£in  britted  ^\d)  mag  bad  Don 
Senfen  befprod^ene  fein,  bad  bftlic^  Dom  Xigrid  ju  fuc^en  ift.  3n 
beiben  ^fd^,  bem  c^albaifc^en  mie  bem  bab^Ionifc^en,  ^ie^  ber 
3amomatempeI  (£«me«te«urofagga,  mo^I  auc^  in  beiben  ber  @tagen« 
türm  (3ifi8U^^0  ft>bur«mac^.  ^^ür  bie  Sjriftenj  einer  @tabt 
ttifc^  bic^t  bei  ^ab^Ion  fpred^en  auc^  Di^Ie  ©teDen  ber  Äontraft« 
literatut,  in  benen  j!  SB.  eine  ©trage  nac^  ^fc^  oft  genannt  mirb. 
biefem   ftifc^   eng  Derbunben,  ja   Dielleid^t    nur    9{ame  bed 


14  Kuffar.    2a^t  üon  9luffar.    Sotiarb'»  fttbeiten.       HC.  XI,  3/4 

Xempelüiertetö,  n^ar  Q^^arfQgfQlQinma.  Jiontrafte  aue  ber  3^^^ 
bed  9ie6ufQbrejQr  unb  ^amb^fe^  bejeid^nen  S^urfac^Ealamma,  toit 
man  fpdter  fc^ricb,  afö  firib  ftis*fi,  b.  i.  ^in"  ftifd)  gelegen. 
92ic^t  ganj  Kar  ift,  ob  bied  bab^tonifc^e  (S^urfagtalamma  einen 
eigenen  Stagenturm  &^fur«mac^  befag,  ober  ob  bamit  bie  3^8"^^^ 
bed  älteren  6t)arfagfalantma  bei  (Sred)  gemeint  ift.  9)}5g(i(^  ift 
bie  (S^iftenj  einer  jtoeiten  3^99^^^^^  neben  Sli^bur^mac^,  bie  bann 
in  einem  ber  Heineren  ipügel  üon  el^D^eimir  ju  fuc^en  wäre, 
^ier  fann  nur  bie  (Grabung  Qkn^iß^eit  bringen. 

nuffar  (Pan  e.6(>). 

3B\i  toenben  un^  nun  ju  einer  ber  au^^gebe^nteften  unb  beft« 
erforschten  Stuinenftdttcn  be«  goujen  alten  OrientiJ.  3!uffar  liegt 
am  norböftlid^en  SRanbc  ber  *3tfebfrf|fämpfe,  etma  12  9Rei(en  füb- 
lid)  t)on  ^illa^,  unb  ift  feit  1889  bac^  3^^^  mehrerer  gro^rtiger 
@jrpebitionen  gemefen,  n)el(^e  bie  norbamerifanifd^e  Unioerfität  ju 
?p|ilabelp^ia  (^ennf^loaniauniöerfität)  entfanbt  ^at.  Diefe 
^orf^ungen  ()aben  ein  fo  überreichest  3){aterial  an  Sltertflmem 
unb  Snfd^riften  jutage  geförbert,  ha%  eine  auc^  nur  einigermaßen 
t)o0ftänbige  S^ef^reibung  ber  ^^unbe  unb  ber  bi^^er  baraud  ge« 
»onnenen  CSrfenntniffe  ben  Stammen  biefeö  §eftc«  meit  uberfc^reiten 
tt^ürbe.  S93er  au^fä^r(ic^ere  Untermeifung  fuc^t,  bem  fte^en  bie 
beiben  SBerte  ^ilprec^t^  ^'iDie  Stuegrabungen  im  93eItem^I  ju 
9?i|)pur"  (fieipjig  1903,  ^ntic^if)  unb  ba«  auöfü^rlic^ere  ^I)ie 
?[uögrabungen  in  ?(ff^rien  unb  ©ab^lonien",  jur  SBerfügung.  (3)er 
3)rucf  besJ  2.  Xeileö,  ber  Siippur  mit  be^anbelt,  öerjögert  fic^  leibcr 
noc^  immer,  fo  bag  tiorläufig  hierfür  nod)  ba«^  engtifc^e  9uc^  be« 
nu^t  »erben  muß.)    SBeitere  fiiteratur  f.  ®.  63. 

9{uffar,  ba($  alte  9}i))))ur,  bai^  biblifc^e  Stalne^,  (ag  am  Ha» 
barufanal,  bem  Seebär  be^  ^ud^ei^  (i^iti,  unb  mar  burc^  feinen 
99eltemf)e(  ba^  3^^^^i^^ili9tum  bei^  älteften  Sab^loniend.  ®(!^on 
Dppert  ^atte  erfannt,  baß  in  bem  heutigen  Ü){uffar  ber  alte  9}ame 
9tippur  fid^  erhalten  ^be.  35er  Änblicf  ber  SRuinen  ift  ein  über* 
mältigenber,  einem  (Skbirge  d^ntic^  ragen  fie  in  gefc^toffener  SKaffe 
bid  )u  29  m  ^5^e  über  bie  Sbene  empor,  ^er  9hi^m,  biefe 
impofanten  .&äge(  aU  erfter  europdifc^er  ^orfc^er  unterfuc^t  ju 
^ben,  gebührt  ^enr^  Sa^arb,  bem  erfolgreichen  Sntbecfer  ber 
SBibliot^f  «ffurbanipaU. 

9m  17.  3onuar  1851  fc^lug  er  fein  Uager  in  «Suq  eU 
'^febfc^    unter    bem   @(^u^   ber  @kiftfreunbfc^aft  be^   'Vfebfc^^ 


«£.  XI,S/4  9tnffar.    £at|arb'4  Urteil  Aber  9luffar.  15 

^auptling^  auf.    Xd()li(^  muBte  er,  um  }u  ber  ^Kuine  ju  ({daneben, 
bie  @ümpfe  auf  ben  tangen  fc^malen  Xurräba^^,  ben  ^J3uoten  ber 
^ebuineii,  burc^ueren,  tooburcf)  manche  ipertt^oUe  Stunbe  verloren 
ging,      ^m    Qktoirr    ber    Derfd^iebenartigften    Sr^ebungen    unb 
Senhingen  entftieg  im  9}ürboften   bed  großen   $>ügetgefilbe!s^  ber 
29  m  t)o^e  Siegel  ®int  el^Ämir,  tüie  mir  je^t  miffen,  ber  Schutt» 
^ufen  bee  alten  ©tagenturmö  3m»d^ür»fag,   be^   imponierenbften 
Xeiied  beö  gtoftcn  lempettomplejeö  (£-fur.    SJie  bei  Dielen  bab^- 
lonifc^n   »hiinen   mar   auc^   ^ier   bae    ganje   ^rümmerfelb    mit 
SRaffcn  öon  ^kc^übxodtn,  Ion*,  Stein*  unb   ®laöfc^crben    unb 
Sranbfc^lacfen  bic^t  beberft.    2ot)arb   fonnte   nur   14   Xage   auf 
biei^  außgebc^nte  ÜRuinenfcIb  üertoenben.    3Bir  wiffen  ^eute,  meö* 
^Ib  feine  arbeiten  fo  geringen  Erfolg  ^tten.    (Einmal  oergeubete 
er  Diel  3^*^  i^urc^  vgudjen   nad)   einem   großen   fc^warjcn   vStein, 
ber  in  ben  p^antaftifc^en  (^jäblungen  ber  *?[febfd)  eine  ^auptroUe 
fpielte,  bann  aber  waren  feine  3ud)gräben  Diel  ju  flad}  angelegt. 
9tur   Dereinjelt   ftiefe   er  auf   ©puren   ber   altbab^Ionifc^en   3^^*. 
Sinige  ©d^riftsiegel  Don  llr-@ur  unb  maffiDe  SRauerrcfte  marcn 
eigentlich  aUeö,  roa^  er  an  bab^Ionifdien  ?ntertümern   fanb.    üx 
burc^tDÜ^Ite  in  3Ba^rt)eit  nur  bie  Jotengefilbe  unb  öiräbertialbcn 
eined  ißolfe^,  bad  lange  3^^^  ^^^^  9tippurd  Untergang  bie  fanb« 
unb  fc^uttbebecften  9}uinen^ügel  neu  beftebelt  ^atte.    3)iefe§  fpäten 
SieblerDoHeö  ®räber  unb  tönerne  ^autoff  elf  arge  mit  i^ren  toert* 
lofen  beigaben,  unter  benen  einige  gefc^nittenc  ©teine  ba^  SBert* 
DoUfte  waren,  fielen  bem  balb  entmutigten  J^orfdjcr  in  bie  .^änbe. 
©er  will  ed  i^m,  bem  (Sntberfer  ber  ^^ad)tbauten  ?lffi)rienß,  Der* 
argen,   wenn   er   in  feinen  £)offuungen   getäufc^t   unb   o^ne   SBe* 
räcffic^tigung   ber   eigenartigen   ^^auweife    unb    SobeuDerljältniffe 
9a6l)Ionien$,  fid^  ^öc^ft  peffimiftif^  über  bie  ?ludfi(i^ten  tünftiger 
0)ra6ungen  in  9lippurd  'Xrümmertjügeln  au^fprac^?  3^m  war  auc^ 
oUe  fiuft  Dergangen,  noc^  toeiter   nac^   ©üben   Dorjubringen   unb 
bie  Irümmer  Don  ffiarfa  ^u  erforfdjen.    l^om  gieber  gefd)üttelt 
enteilte  er  bem  unwirtlichen  ©umpflanbe  ber  'Äfebfd^.    So  fc^wer 
^tte  if)x\   biefer  3Ri^erfolg  entmutigt,   bag  er  Wunfc^te,  niemaU 
wieber  mit  ber  9ludgrabung  babqlonifc^er  9iuinen  betraut  ju  werben. 
(grft  be  ©arjcc'^  großartige  äui^rabungen  in  ^^ellö  feit  1877 
fodten  ftlar^eit  bringen  über  bie  @>rünbe  ber  äa^arb'fc^en  9)äß« 
erfolge.    9)ton  lernte  nun   erft  ben  Unterfc^ieb   fennen  jwifc^en 
aff^fc^en  unb  bab^Ionifc^en  Xrümmerftätten;  man  ertannte,  ba% 
bie  otiberdartige  babljlonifc^e  iSBau weife  bie  @ntfte^ung  oft  Dielet 


16  9^uffQr.    Vorbereitungen  ber  $ennfQlt>ania-(£;pebUion.    VC.  XI,  3/4 

93efiebelung^f(^tc^ten  übereinanber  begünftigte  unb  bag  altbabtf* 
(onifc^e  93au^  unb  JSuIturrefte  oft  Diele  Steter  tief  unter  ber 
Oberfläche  verborgen  fein  tonnen;  ja  man  fam  ju  ber  (Sinfic^t, 
ba|  eine  fortbauemb  nac^toetdbare  Q3efiebe(ung  einest  ^la^e«  bid 
in  fpdte  3^tten  hinein  bie  benfbar  fd^lec^teften  Xudfid^ten  fär  ba$ 
Sorfommen  bon  3((tertümem  eröffnet. 

Diesmal  foUte  ed  bie  neue  SBelt  fein,  bie  burc^  bie  Sud« 
grabung  Don  9}i))pur  fid^  in  bie  Steige  ber  Stationen  einfügte, 
benen  mir  bie  Srforfc^ung  bed  alten  Oriente  Dornel^mlid^  ju 
bunten  ^aben.  %m  6.  September  1884  trat  Dr.  993.  $.  äBarb  auf 
SCoften  ber  freigebigen  Wlx%  äBoIfe  in  ^Itto^^oü  bie  9Ieife  nac^  bem 
Orient  an.  &xoa  adft  SBoc^en  bauerte  bie  @£pebition,  bie  Don 
^agbab  aRitte  Januar  1885  i^ren  9(nfang  nal^m.  @d  mürben  trigo« 
nometrifd^e  unb  pl^otogra)>^if(^e  Sufna^men  gemacht,  Srtunbigungen 
^ngejogen  unb  ^unbftüde  angetauft,  aße^  im  ®inne  einer  SSorarbeit 
ffir  tünftige  genauere  ^orfd^ungen.  (Sinen  Teil  be«^  Xagebuc^ed  oon 
Dr.  äBarb  l^at  ^eterd  im  Stn^ang  feinet  1.  ^anbed  Don  92ippur  Der>^ 
öffentlid^t.  fieiber  fc^ien  bad  3ntereffe  für  bie  fo  begeiftert  begonnenen 
arbeiten  nai^  ber  9tfldte^r  ber  ^orfc^er  im  Sbne^men  begriffen  ju 
fein.  &ü  mar  unbebingt  nötig,  erft  mieber  Don  neuem  ©timmung 
für  bie  8acl^e  ju  meden  unb  jmar  nad^^altiger  ate  bidl^r.  ?)ad 
aßittel  baju  maren  po|)u(äre  SBortr&ge,  mie  fie  namentlich  ^ilpred^t 
im  Sinter  1886/87  in  ^^^ilabelpbia  Deranftaltete.  Seinem  be^ 
geifterten  Sorte  unb  ber  jA^en  (Energie  bed  Dr.  $etere  gelang  e^ 
enblic^,  bem  @(ebanten  einer  (Sjrpebition  neue  ^reunbe  ju  ermerben; 
einer  Steige  Don  angefe^enen  bürgern  ^^ilabelp^iad  ^aben  mir  ed 
ju  bunten,  menn  bie  faft  eine  l^albe  !3Jtillion  2Slaxt  betragenben 
j^often  fär  bie  Dier  großen,  bid  je^t  unternommenen  (Sjrpebitionen 
nad^  9hiffar  aufgebracht  mürben,  ^ünf  ^erren,  bie  beiben  SIettoren 
ber  ^ennf^lDania-UniDerfitöt  Dr.  SiÜiam  ^cpper  unb  fein  9?ac^* 
folger  Dr.  .^arrifon,  bie  ©antierd  ©ebrübcr  @b.  S.  unb  Slar. 
$).  ©lart  unb  ber  ©roBinbuftrielle  S.  S.  ^rajier,  merben  und 
Don  ^etere  unb  ^pilprec^t  aU  bit  SKäcene  be^  großen  Unter« 
nehmend  genannt.  3^nen  jur  Seite  fte^t  aU  meiterer  ®önner 
^rr  bettet)  üo^ct  jun.,  burc^  beffen  grogartige  ^reigebigteit  ber 
!2)ruct  ber  reid^^altigen  ä^eröffentlid^ungen  ber  @;rpebitiondergebniffe 
bot  unternommen  merben  tonnen. 

3n  turjem  möge  nun  ein  Überblid  über  bie  Strbeit  ber  Dier 
(gjrpebitionen  folgen,  im  mefentlic^en  nac^  Säuberungen  ^Iprec^td, 
j.  1,  auc^  Dr.  ^eterd\   «m  17.  aRärj  1888  mürbe  bie  Organifation 


tO.  Xl,8/4        »affat.     1.  ffomlwflnt.    «nfnnft  u.  erfti  «i&titen.  If 

bct  elften  (£^bition  OsUjogen.  ^ei  SJocfitJenbe  beS  äSab^loniaii 
<£a)Iotation  gunb  loai  ^*totPoTt  ^eppet,  ©i^atsmeifter  mutbf 
&).  SB.  (JlarE  unb  ©t^iftfü^rer  iiilprec^t;  an  bet  ©pi^e  bet  üuS- 
jufenbenben  ^oifd|ei  ftanb  ^eterä  aU  'Siixettoi  beu  @^ebttiiin, 
ifym  jur  ©fite  als  aff^ologe  Dr.  IR.  ^r.  §arper,  bem  ouf  k= 
tonbeten  aSunfrf)  Dr.  ^epper'S  ^ilprec^t  beigefeDt  würbe.  Jielb 
ali  9tid|iteh,  ^t)ne^  aU  $^otograp()  unb  9}eifemacf(^aQ  unb 
Sioorian  aU  Iiolmetft^er  unb  IS^ef  bet  ^rbetterlolonnen  bettioD- 
ftänbigten  ben  €ta6  be^  großen  Unteine^inenä.  3ni  <Somniei  1888 
brai^n  bte  aRitglieber  auf  tKtfc^iebenen  Siegen  nat^  bent  Orient 
auf,  um  fidi  SInfang  ^lejembet  in  aieppo  ju  treffen,  ^eterif 
^tte  in  Ißonftantinopcl  bic  größten  ©(tintierigfeiten  ^u  übertuinberi, 


t^  i^m  bie  gcmünfd^e  Erlaubnis  ber  taiferlit^-türlifc^en  9(egieruiig 
fQt  bie  Sudgrabungen  juteil  würbe,  ^ler  enblic^  mit  oieleräßütie  ber 
Sfegierung  abgebrungene  gfirman  entfptatft  gerabe  in  ben  tmupt- 
fdd)(t(^ften  fünften  fe^r  wenig  ben  burc^  ^erfpre<f)ungen  ber  E)o^en 
türiifdten  Säörbentrfiger  in  ben  Ämerifanem  gewerften  Hoffnungen 
Ste  man  in  Sleppo  jufammentraf,  Ratten  bie  anbern  3D!itgliebet 
bet  (Sjpebttton  bereit«  wertüoDe  Jorf&jnngen  unternommen.  §arpcr, 
Jklb  unb  ^qne«  Ratten  bie  ^eti|itif(^en  Suinenftfitten  befud^t, 
^Uptet^t  bie  3nf(I|riften  beS  SBobi  Sriffa  unb  am  Sia^r  el  Selb 
einer  neuen  ^üfung  unterjogen.  ^eitä  btrett,  teil«  auf  bem  Um» 
weg  über  ^imani^  jog  man  bem  Qitl  entgegen.  'Sia^  Sanb  um 
SRuffat  war   in   unruf|igem  ßuftanb:    SBIutfe^be    sroeier  'Slfebft^- 

KU«  Ocloit.    XI,  »4.  2 


18  9iiiffQT.  1.  ftam^gne.  3)a  Safcl^figel  Xie  Siggunot.     «C.  XI,  3/4 

ftömme  unb  Streit  ber  ^Slfebfc^  mit  ben  ©c^ammar  ^tten  eine 
un^eUfd)tDQngere  ^tmofp^re  erjeugt,  ber  Stnblicf  ber  im))ofanten 
Sluincnmaffe  öon  9fii^)|)ur  aber  liefe  in  ben  '^ox\ä)tm  neue  5Be* 
geifterung  tro^  aller  fc^on  erlebten  unb  noc^  beUorfte^nben 
S^lDierigteiten  emporffammen.  ^ad)  ntü^eüoDem  9ittt  unb  iWarfc^ 
über  fumpfige^  unb  üon  ^analbetten  burd^jogened  ©elänbe  fc^Iiig 
man  auf  einem  ^od^gelegenen  $unft  bad  erfte  Sager  auf.  ^er 
^(rci^iteft  ^ielb  enttoarf  no^  an  bemfelben  ^age  einen  jiemlic^ 
flüd^tigen  ^^Jlan  ber  Siuine,  öor  beffen  ©infenbung  ber  girman 
md)t  in  Äraft  treten  follte. 

5)ie  erftcn  ®rabungen,  für  toclc^e  eine  Sc^or  geübter  2lrbcitcr 
Don  Sumjuma  angetoorben  xoax,  toaxtn  nic^td  loetter  aU  taftenbe 
SJerfuc^e,  in  ber  au^gebc^nten  ^ügelroirrniö  einen  ober  ben  anbern 
feften  äu^gangöpunft  ju  finben.  35er  Stugenfd^in  ^atte  ^ilpredjt 
bereite  ju  etlichen  ©d^Iüffen  über  ben  ß^arafter  einjelner  Steile 
ber  JRuinc  geführt,  loelc^e  bie  i^olgejeit  alö  ricl)tig  beftdtigen  foBte. 
ßeiber  njurbe  oon  bem  iüeiter  ber  Sjpebition  auf  bie  fac^männifd^cn 
JeftftcIIungen  ber  bcgleitcnben  @ele^rten  ju  »enig  ®ett)ic^t  gelegt, 
fonft  t)ätte  e^  nic^t  gefc^e^en  tonnen,  bafe  er  bie  3^99^^^^  f^^ 
ben  Selötempel  felbft  ^ielt  unb  biefen,  ber  fic^  ofttoärtd  ber  ^^ra* 
mibe  anfd)lofe,  teilmeifc  jum  äblagerungdpla^j  ber  auÄ  ber  3^99"^^^ 
entnommenen  Sc^uttmaffen  machte.  Xempelfd^ule,  Sibliot^ef  unb 
5|Briefterquartier  öermutete  ^ilprec^t  öon  ?lnfang  an  in  bem  brci- 
ecfigen  ©üboft^ügel,  ber  fc^on  in  ber  erften  ^^älfte  bcd  gebruar 
fic^  afö  reiche  gunbgrube  befc^riebener  lontafeln  audmie^.  SBenn 
mon  in  5ßeter^'  erftem  93anb  bie  95efd)reibung  ber  erften  Kampagne 
lieft,  fo  fann  man  fid^  bem  Sinbrucf  nic^t  Derfd)liefeen,  bafe  in 
red^t  planlofer  993eife  balb  t|ier,  balb  bort  gegraben  mürbe;  aud) 
erfährt  man  me^r  oon  ber  mebijinifc^en  Betätigung  beS  S^pebi« 
tion^leiter^  unter  ben  Eingeborenen,  aU  uon  ben  bringenb  not« 
menbigen  Stufjeic^nungen  über  ben  Befunb  ber  ausgegrabenen 
Stätten  unb  Altertümer.  Sei  ber  Slufflärung  ber  3i99"^öt  würbe 
ber  $lan  ber  ^c^leute  einigermaßen  inneget)alten.  Leiber  fa^ 
^eterS  mit  (Sd)recfcn,  mie  feine  @elbmittel  fic^  in  fc^neHem  Saufe 
i^rem  Snbe  näherten,  o^ne  bafe  Erfolge  erhielt  maren,  n)eld}e 
ameritanifc^en  Slnfprüd^en  genügen  tonnten,  ^em  drängen 
^ilpredjti^  nad^gebenb,  mürbe  ber  breiedige  3üboft^ügel  genauer 
unterfuc^t.  Sine  großartige  9(u«^beute  an  Xontafeln  aud  altbabi)» 
lonifc^er  unb  neubab^lonifc^er  Qtxt  lohnte  biefen  Berfud).  Sc^on 
je^t  ft^loß  ,^ilpred)t  mit  uoDem  9)ed)t  aud  bem  jum  größten  'Seil 


«O.  XI,  3/4    üSnffar.  i)er  @&u(en^of.  ^0^9  (Snbe  ber  1.  Kampagne.        ]9 

nriffenf^ftlid^n  3nl^tt  bcr  ältercrr  Stafcin,  bofe   bicfcr  braccKgc 
l^ugcl  bic  ©tfitte  bcr  alten  XempcIMbliot^cf  gctocfcn  fei. 

ficibet  mar  e«  nid^t  me^r  möglich,  ben  ^Xafel^ügel",  »ie  er 
genannt  mürbe,  bei  biefcr  erften  Äampagne  »eiter  ju  erforf^en, 
fonft  ^tte  man  fd^on  bamatö  auf  jene  großen  Xontafelfd^d^e 
ftofeen  muffen,  »elc^e  1900  nad^  ipil|)red^td  5ßtan  jutage  gcfftrbcrt 
mürben.  9[n  ber  3i99ii^öt  ging  bie  3lrbeit  nur  langfam  üor* 
m&rtd.  9hir  aQmd^üd^  fc^a(te  fic^  ba^  untere  (Stodmerf  bed 
gigantifd^  iBaumerte  au«  ben  Irümmem  ^erau^.  ©obei  jeigten  fid^ 
in  ben  ^ö^en  ©d^ic^ten,  meiere  ben  Äem  be^  ©tufenturmö  umgaben, 
derartig  üerrmdtelte  95aurefte,  bafe  e^  nötig  gemefen  märe,  junäd^ft 
bie  gefamte  Umgebung  ber  ßiggurrat,  alfo  ben  eigentlichen  Xempet 
bau  unb  maS  über  i^m  lag,  aufjullären.  ®ie  gefunbenen  %Iter» 
tümer  gingen  bid  in  9}aramfind  ^tit  jurutf,  mfi^renb  anbermärtd 
Spuren  ber  Äoffitengeit  erfennbar  maren.  3m  SBeften  unb  ©üben 
ber  Xrümmerftätte  brad^ten  bic  auf  250  SWann  öerme^rten  Arbeiter 
Diele  SRefte  ber  d^albdifdt)en  unb  perfifc^en  3^^*  S^tage,  befonber^ 
antraf ttaf ein.  @in  Saujt^Iinbcr  ©argond  t)on  ^ff^rien  lieg  auf 
©puren  eincS  öffentlichen  ©cbäubcö  fc^Iiefeen.  3)ic  mciften  ®rdben 
jeboc^  führten  auf  Sieftc  ber  früt|c^riftticf|en  ©poc^c.  3)cr 
intereffantefte  gunb  biefcr  3lrt  mar  bcr  ©dulcn^of  eincö  ?ßart^er* 
fc^Ioffed,  bad  fid^  na^c  ber  ©teQc  cr^ob,  auf  bcr  bad  erfte  Säger 
ber  ©jpebition  gcftanben  ^attc.  3)ie  oberen  ©d^ic^ten  biefcr  fpdtcn 
SeficbclungjSubcrrcfte  maren  öon  ^unbertcn  öon  ®rdbcm  burd^fc^t, 
in  benen  bie  Xotcn  in  ^antoffclfdrgen  ober  bic  2tfd^  ber  SBer* 
ftorbenen  in  Urnen  beftattet  mar.  Ungejdtiltc  Ätcinfunbc  au^  biefcr 
^rt^erjeit  fielen  ben  i^orf^crn  in  bie  ^dnbc;  baju  tarn  nod^ 
eine  groj^c  3^^I  t)on  ß^^^^f^^^^^f  bebedEt  mit  ^ebrdifd^en,  man« 
b&if<^en  unb  arabifc^en  Segenben  unb  QtiäitmnQtn  Don  aÜcrtci 
äbeln  Dämonen,  ©d^on  im  ?tpril  foQte  bic  erfte  Kampagne  ber 
amerifanif^en  @{pebition  ju  einem  jd^cn  (£nbe  fommen,  obmo^I 
man  bei  ber  fteigenben  (Melbnot  auc|  fo  fc^on  fd^merli^  Idnger 
aU  bid  Anfang  9ßai  pttc  arbeiten  tonnen,  ^ie  ^^c^be  jmeier 
^^[febfd^ftämme  ^ttc  einen  jungen  %urfct)cn  ermutigt,  eined  9lad)ta 
ben  3förfd^m  bic  ?ßfcrbc  ju  fte^Icn.  6r  mürbe  in  g^granti  er* 
fc^offen  —  bie  Sjpcbition  aber  ftanb  Don  ©tunb  an  in  ®Iutfcl^be 
mit  ben  ©aHb,  bem  ©tammc  bc^  ®ctöteten.  8tm  18.  ?lpril  mar 
bie  (^pebiüon  bereite  im  ^ufbru^  begriffen,  atö  ber  Derrdtcrifd^c 
SRufota,  ber  ©o^n  bc£^  ben  Smcrifancrn  frcunblic^  gefinnten 
Dberfc^d^  bcr  *9tfcbfc^,  ©aüi  3:arfa,  baS  Sager  in  ®ranb  ftedfen 

2* 


20  Shiffar.  2.  ftampagiie.  Sefuitb  im  3caq.  WD.  XI,  8/4 

Heg  unb  bamit  bad  @tgnQ('  ju  aUgemeiner  g^lunberung  gab. 
Sieled  t)om  ^ob  unb  @(ut  ber  gorfd^er,  auc^  bared  @k(b,  ging 
babei  üerloren,  bie  gefunbenen  SHtertämer  aber  fonnten  fämtfic^ 
geborgen  loerben.  3n  SBagbab  löfte  ftd^  bie  (S^^ebition  auf. 
9Rit  bangen  SJefärd^tungen  lehrte  Dr.  ^eterd  nad^  Xmerifa  jurucL 
Würben  bie  83eranftalter  ber  @jr))ebttton  mit  ben  (Erfolgen  ju- 
trieben  fein?  SBurbe  eine  ^ortfe^ung  ber  Arbeit  münfc^ndtoert 
erfd^einen?  SBiber  aUed  @m)arten  h>urbe  bie  SBeiterfü^rung  ber 
(^orfd^ungen  befd^Ioffen.  SBieber  tuar  ed  bie  nic^t  leichte  Aufgabe 
bed  abermate  jum  (Sjcpebitiondleiter  ernannten  Dr.  ^eterd,  bie 
faiferlid^en  Se^örben  ju  über jeugen,  bag  bie  erfte  ^mpagne  burc^ 
ben  ^ufftanb  ber  9[raber  unterbrod^en  loar  unb  man  unbebtngt 
bie  begonnene  @)rabung  ju  Snbe  führen  muffe.  2)ie  meifteu 
©c^koierigfeiten  bereitete  ber  SBali  in  SBagbab,  bem  bie  SBerant« 
mortung  fär  bie  ©id^er^eit  ber  ^remben  oblag.  2)ie  Drganifation 
ber  jioeiten  ^mpagne  loar  leiber  eine  n^enig  gtficKid^e.  &d  fd^eint^ 
ate  ob  ^eterd  bem  Komitee  in  %merifa  bie  Überzeugung  beiju« 
bringen  h>ugte,  bag  bie  SKitniirfung  üon  ^c^Ieuten  bei  biefem  bodl) 
rein  loiffenfc^aftUd^en  Unternel^men  ^inberlic^  fei.  @o  tourben 
^ietb  unb  ^iipitd)t,  bie  mieberum  fic^  jur  Xeitna^me  auf  eigene 
j^often  bereit  erfl&rt  Ratten,  abgekoiefen.  ^eterd  glaubte,  aUein  auf 
Oirnnb  bed  mit  ben  ^^ac^teuten  gemalten  Stnfangi^  n)eiterarbetien 
ju  fönnen,  unb  na^m  nur  ^a^ned  unb  Stoorian  mit.  (£r  ^tte 
anfe^nlic^e  (Srfotge  ju  tierjei^nen,  aber  biefelben  Ratten  jtoeifel« 
lod  ganj  anbere,  bebeutenbere  fein  fönnen,  ^&tte  er  einen  Vff^o« 
logen  unb  ^(rc^iteften  jur  @eite  gehabt.  Anfang  1890  betrat  bie 
(Ss^ebition  ben  @(^au|)la^  i^rer  vorjährigen  ^fitigfeit.  Siel  ^tte 
fic^  in  ben  Ser^dltniffen  bed  fianbed  unb  feiner  Sett^o^ner  ge&n» 
bert  3n  furchtbarer  9Beife  ^atte  iuiioifi^en  bie  Spolera  im  3raq 
gekauft.  9Ruf ota  loar  tot.  Son  Slutrac^egelfiften  ber  @a'ib  toar 
nid^td  me^r  }u  fpuren,  unb  bie  ganje  Slutfc^ulbgefc^ic^te  lourbe 
balb  mit  einer  ^anbooll  ©olbftüde  enbgfiltig  beigelegt.  jDie  Smeri* 
faner  fonnten  fic^  üor  Slrbeiterjulauf  faum  retten,  man  ^ielt  fie 
für  unermeßlich  reid^,  ja  ffir  Se^errfc^er  ge||eimnidoo(Ier  ß^uber« 
fr&fte.  2)ie  Erfolge  ber  erften  Kampagne  Ratten  ju  bem  ©c^Iuffe 
gefügt,  bag  92ip))ur  9tefte  aud  bem  oierten  üorc^riftlid^en  3a^r« 
toufenb  barg  unb  bag  Don  ba  an  bid  in  bie  ^bbaffiben^eit  §erab 
Xeile  bed  SRuinenfelbed  befiebelt  nxtren.  Einige  $au))tpunfte  biefe^ 
f ünftaufenbjA^rigen  ßcitraumed  Ratten  fid^  fi^rieren  laffen,  nun  galt 
ed  bie  Qa)x\(i)tnx&amt  aufjufldren.    fnlprec^td  Vermutung,  ba^ 


VC.  XI, 3/4   9htffar.  2.Staxnpag;nt.  ^etetft'SRet^be.  S)ie3ul0cItenoeT!fiott.  21 

ubft  bem  otten  .Seltentpel  eine  ^art^erfefhtng  gebaut  fei,  fanb 
i^  SBeftätigung,  obkDO^I  ^eterd  unb  ^^ned  bed  ©loubeni^  nrnren, 
ftatt  einer  ^ott^burg  ben  Xtmpü  felbft  aufjubeden.  2)urd^ 
biefen  Irrtum  mögen  manche  loic^tige  ©puren  unbead^tet  geblieben 
unb  rKtmx^t  fein.  9ßad  fid^  nad^^er  nod^  erfennen  unb  feftfteUen 
lie^  f^at  bann  ^ilpred^t  tu  feinem  empfe^Iendioerten  ©d^riftd^en 
„3>ie  Sudgrabungen  im  ^eltttnpti  ju  iUxppm'*  in  aUgemeiuDer« 
ft&nblid^  SEBeife  gefd^t(bert.  ^fir  ein  genouei^  @tubium  aller 
SBautoerfe  fei  auf  S^f^^d  ^^  @rfd^einen  begriffene^  groged  98erf 
t)ertDiefen.  ^eterd'  Srbeit  beftanb  in  fentred^ter  unb  umgerec^ter 
"i&urc^toä^Iung  ber  foloffalen  ©c^utt^figel.  2)anf  biefer  SRet^obe 
tfot  er  fid^  me^  ate  einmal  in  ber  Seftimmung  ber  gefunbenen 
Routen  geirrt.  2)er  U)ertt)oIIfte  Xeil  feiner  9(rbeit  loar  bad  @in< 
bringen  in  bie  filteren  99aufd^i^ten  beS  Stagenturmd,  beren  ge*^ 
ftempelte  SBacffteine  bie  iKamen  ber  ^errf^er  tierfänbeten,  bie  fic^ 
mit  ber  (Srl^altung  unb  ^nueiterung  bed  Xempete  unb  feiner  3^9^ 
gurrat  befaßt  ^tten.  %n  ber  SBeftfeite  ber  le^teren  fanb  man 
bie  älteften  planfonDejren  S^t%tl  unb  eine  Xontafel  aud  Dorfargo« 
nifc^er  3^^-  '^^  ^"  ^  @äboftfeite  bed  ©tufenturmd  brang 
man  burc^  bie  S>d)\ä)ttn  ber  3^^^  3lffurbanipate  ju  ber  ftarfen 
9uff(^ättung  Viu@nt'^  t)or,  loeld^e  ben  geloaltigen  9iunbpfeUem 
ber  ^art^eftung  ald  ^unbament  biente.  3n  ber  klafft  biefer 
Sdfld^t  fanb  ^eterd  bie  erften  Särpfannen  unb  einen  3^^6€lftem* 
pel  ©argond  I.  Don  9[gabe,  n^oburd^  biefer  ^alb  fagen^afte  ^)err<> 
fc^  ju  einer  ®efta(t  ber  Qk\d)\ä)it  lourbe.  92un  Iftmen  9llter« 
tumer  oon  ^)errf(^em  ju  ^ge,  beren  9{amen  fd^on  burd^  be 
Sarjec'd  |$unbe  befannt  toaren.  fieiber  blieb  ed  nur  bei  ber  ^ft« 
fteUung  biefer  alten  i^errfd^emamen,  benn  bie  SBaurefte  an  ben 
jloet  ©teilen,  an  benen  ^eterd  bie  Dorfargonifc^e  ©d^c^t  ange« 
f^nitten  ju  ^ben  glaubte,  tourben  t)iel  }u  menig  getourbigi  ©tatt 
biefen  üer^gungdOoQen  gunbfd^id^ten  f^ftematifc^  nac^juge^, 
fonbterte  ^eteriS  an  anbem  ©teQen  n^eiter.  Sm  ©üboften  ber 
^^ramibe  entberfte  er  einen  ^omplq:  l)on  über  20  @emad^em  unb 
in  einem  berfelben  eine  a^enge  S^otiDgegenftfinbe  aud  ber  ^affiten« 
jeit,  toit  \xä)  entgegen  feinen  falf^en  ©(^läffen  ^eraudfteUte,  eine 
9{ieberlage  eined  fpfiteren  Sbelfteinl^änbler«^,  ber  aud  olten  ^unb« 
ftäden  neuen  ©(^muct  ^teDte.  ©old^e  3u)oeIienoer{ftatte  ^at 
auc^  fiolbetoe^  in  SSab^lon  gefunben  unb  jioar  enthielt  biefelbe 
ebenfolc^  faffitifc^en  ©tücfe,  bie  obenein  aud  9{ippur  flammten, 
fia^rb  unb  ^eterd  maren  alfo  nid^t  bie  erften,   bie  in  9tippur 


22  9hi{fQT.  2.  ftantlHigne.  £afelfunbc.  8.  ftaml^agne.       90.  XI,  3/4 

nadf  ^Itertümetn  gruben.  (Sint  iiemtic^  etnge^eitbe  Grabung  kier« 
aitftaltete  ^eterd  in  bem  ^üget,  ber  bac;  Saget  ber  erften  Slam^ 
pogne  getragen  ^atte.  .^ter  mar  ber  @&uIen^of  einer  Keineren 
^art^erburg  nac^gen^iefen  morben.  Durd^  jübifc^  unb  frü^ara« 
bifc^  ©d^ic^en  ^inburd^,  benen  eine  groge  3Kenge  intereffanter 
@kgenftfinbe  entnommen  mürbe,  brang  man  in  bie  Xiefe  Dor. 
Seiber  aber  lieg  ^eter^  auc^  biefe  Grabung  mieber  liegen,  fobalb 
er  fa^,  bag  ber  ^efunb  üiet  fomplijiertere  @kbäubegrunbriffe  bar« 
bot,  ali$  er  Vermutet  ^atte.  iSx  geriet  immer  me^r  in  ba^  ?^^t<» 
maffer  eined  ätaffam,  inbem  er  um  jeben  ^reii^  in  bie  ^ugen 
faQenbe  Slltertümer  nad^  ^ämerifa  mitbringen  moQte.  <S(^lieg^ 
(id^  fam  Dr.  ^eters^  mieber  auf  ben  Qkbanttn,  ben  Xafel^ägel, 
ber  im  ä^orja^re  fo  gute  Uu^btutt  an  Snfc^riften  geliefert,  genauer 
,^u  burd^forfc^en.  2000  lafeln  aßer  3lrt  fielen  in  Eurjer  ^tit  in 
feine  ^änbe.  @r  ^ielt  ben  (^ügel  für  ben  äßo^n^ta^  gutfituierter 
Bürger  unb  lieg  i^n  im  Stid^,  ai^  bie  Xafelaudbeute  geringer 
mürbe,  (^n  anberer  $ügel  begann  nämlic^  befferen  (Ertrag  ju 
liefern.  Offenbar  ^atte  man  ein  ^rd^iü  angefc^nitten,  bad  in 
einigen  9Boc^en  5U0O  Xafeln,  faft  aw^na^mdloö  ^ontratte  unb 
äiftcn  aui^  altbab^lonifc^er  Qdt  bi^  in  bie  faffitifd^c  3«^*  hinein, 
ergab,  fieiber  unterblieb  abermals^  jebc  Unterfuc^ung  ber  ^bäube, 
meld^  biefe  ^felfd^ä^e  bargen.  9lm  3.  SRai  mürbe  biefe  jmeit« 
Stam:pagne  gefc^loffen.  I^eterd  mar  ftolj  auf  feine  reiche  Snfd^riften« 
beute.  @eine  äRet^obe  ^atte  groge  fic^tbare  (Erfolge  aufjumeifen, 
unb  er  empfahl  bie  Beibehaltung  berfelben  für  eine  {ünftige  britte 
(£;rpebition. 

3)a  ber  ©ultan  ber  $ennfl)bania'llni))erfit&t  eine  groge  jjßijH 
ber  ^unbftucfe  fc^entte,  mar  bie  Stimmung  bed  ^omiteed  einer 
britten  fiam))agne  günftig.  !X)iedmal  bemirfte  $eterd,  ba%  ^^ned 
allein  nad|  d^uffar  ge^en  follte,  nur  audgerüftet  mit  einer  feil« 
fc^riftlic^en  9{amen>*  unb  ©c^riftlifte,  um  banac^  jlönigdnamen  unb 
Slter  ber  ®(^riftbenfm&ler  ungefähr  ju  beftimmen.  3m  übrigen 
foUte  er  bie  3ßet^obe  beS  Dr.  ^eterd  genau  meiter  einhalten.  äRitte 
aRärj  1893  mar  ^^ne^  bereite  im  3raq.  2)a  für  biefe  britte 
jübampagne  ein  fe^r  langer  ^ufent^alt  in  Sludfic^t  ftanb,  baute  er 
im  ©üben  ber  9{uinen  ein  fcfted  meftül  (fie^mEafteD).  ^ie  9trbeit 
bed  neuen  (SjppebitionSleiterd  ift,  mie  anerf annt '  merben  mug,  unter 
(Einfe^ng  aller  feiner  ih:&fte  getan  morben.  3)a|  biefe  Jhr&fte 
bec  Stiefenaufgobe  gegenüber  fc^lieglid;  üerfagten,  ift  nic^t  ^))ncd' 
Sd^ulb.    ^ie  Sinfamfeit  einer  trümmerbef&ten  SBüftenei,  mirUid^e 


«C.  XI,  3/4  9hiffttr.    3.  STatntyagne.    ^ctt^nt»'  Ktbeit.  23 

unb  dngebilbete  ®cfa^rcn  unb  ©d^wicrigfeitcn,  bic  (grfenntnid  bcr 
eigenen  D^nmac^t  gegenüber  ber  güQe  neuer,  ungeahnter  ?ßrobteme, 
ba«  attcd  fü^  fc^Hefelid^  ben  nerböfen  ßwfömmenbrud^  be«  gor«» 
ft^d  unb  bo§  (jnbe  ber  langen  Sampogne  ^erbei.  @ine  furjc 
3eit  ate  ber  junge  amerifanifi^  Ärc^iteft  SRe^er  bei  i^m  »eilte, 
freien  ^a^ne*  aufjuatmen.  9?ad^  ber  ©rfiranfung  be§  jungen  ®e- 
le^en  aber  brachen  feine  ftrafte  üon  neuem  jufammen.  S)ad 
^bcuerßc^fte  biefeö  britten  gorf^ungöjuge^  ift  baö  gel^len  ein? 
gelber  SBerid^te  über  geleif tete  Arbeit  unb  bie  mangelhafte  Sie* 
giftrierung  ber  Dielen  foftbaren  gunbe  nad)  Ort,  3;iefe,  ®d)ic^t 
unb  Umgebung.  @d  ift  fd^n^er,  über  biefe  $lam)>agne  in  n)enig 
SSorten  ju  berid^ten.  ^itprec^t,  bcm  alle  gemachten  Junbc  nebft 
ben  Siotijen  üorgelegen  tjaben,  teilt  bie  gcleiftcte  3tr6eit  nac^  brei 
(^i(^tdf>unften  ein:  ?ßrüfung  ber  jungem  Sauten,  Slufbeching  beiJ 
t)on  Äffurbanipal  reftaurierten  ©tagcnturmö  unb  ?lu^grabungcn  im 
©of  füböftlic^  üon  bemfetbcn.  ^a^ne^  toar  in  bcmfelben  Srrtum 
roie  ^etcr^  befangen,  al§  er  am  Xcmpelturm  bie  jüngeren  9tn* 
bauten  für  bie  Ic^te  5*^^"  ^  Seltem^jefö  felbft  anfa^.  3^^" 
®Iürf  ift  burd^  5Kc^crö  Eingreifen  öon  biefen  ))art^if^en  S3au* 
werfen  t)or  i^rer  teiltoeifen  SBefeitigung  ein  genauer  ^lan  aufge=* 
nommcn  »orben.  SBieber  famen  in  biefen  jungen  ®d)id)tcn  ja^t» 
reic^  bab^Ionif^e  Äleinfunbe  an  ben  lag,  au^  benen  ^eter^  unb 
^Hi^ne^  auf  ben  babtjlonifd^en  Urfprung  ber  ©aumerle  frfilicfeen 
rooÜten.  ©d^on  be  ©arjec'd  arbeiten  Ratten  aber  beriefen,  ba§ 
biefe  alteren  ©egenftänbc  ben  fpateren  Änfiebicrn  bei  ^ßlanierung 
i^re^  Saugrunbe^  auS  ben  älteren  Sd)idE)ten  in  bie  §änbe  gefaßen 
fein  mufeten.  SSiele  folc^er  alten  3)inge  bienten  bann  aU  ©d^murf 
aber  3xili5man  ober  ate  SSotiögaben  für  bie  ®ötter.  Um  bie 
eigentliche  bab^Ionifc^e  ßiggutrat  teiinjeife  freijulegen,  Ratten  juerft 
aber  100000  Stubiffuß  ©rbe,  SWauertoerf  unb  ©c^utt  befeitigt 
merben  muffen;  bamit  todren  bann  auf  einer  ©eite  bie  gctoaltigen 
anbauten  fpäterer  ^üt^n  bewältigt  toorben.  ^a^ne^  befd^ränhe 
ft(^  auf  eine  teilweife  Abtragung  beS  füböftUd^en  anband  unb 
fud^te  burc^  enge  fenfred^te  ©d^ödjte  bie  eigentliche  ^^^ramibe  )u 
erreid^n.  ©obalb  er  auf  biefelben  gcftofeen,  ^ätte  er  freiließ  biefe 
SRet^obe  ber  engen  ©toUen  unb  ©^dc^te  bei  ©eite  laffen  foUen, 
ba  er  burd^  btefelbe  e^  unmöglich  gemad|t  ^at,  ben  ßufammen^ang  ber 
^ßqramibe  mit  bem  Stempel  feftjuftellen.  SBatb  gingen  bie  ©^d^te 
bi$  auf  bte  ©d^id^t  bed  Jlabafd^manturgu,  balb  auf  bie  bed  Urgur, 
bnlb  bi^  in  bie  borfargonifd^en  Sagen  hinunter.    JSor  ber  in  Hn* 


24  S^uffat.  3.  leom^agne.  i)te  filte|ien  @d^iä^itn.  «D.  XI,  8,4 

griff  genommenen  gront  ber  3^08^^^^  tonnten  in  oerfc^ieben 
ftarfen  Sagen  bie  d^arafteriftifc^en  ^afterfd^ic^ten  ber  einzelnen 
Siieber^erfteQer  unb  93au^errn  bid  auf  ben  natärlid^  IBaugrunb 
^inab  nac^gen^iefen  tt^erben.  .^a^ned  fe(bft  füllte  flar,  tt)ie  menig 
feine  %rbeitömet^obe  il^rem  3^^  entfprac^;  koarum  er  fie  bennoc^ 
beibel^It,  bkibt  ein  Sfldtfel.  3n  ben  oberen  ^agen  ber  3iS8unQt 
famen  ©c^riftjiegel  aud  allen  3^^^^^  ^^^f  ^^^  i^^^  \pQtttt  ^u^ 
^err  benu^te  nod^  braud^bared  altered  ^atttial,  ja  ed  mürbe 
immer  flarer,  ba^  bie  3^90"^^^  "^  ^^^^^  Heineren  urf)>rängli(^en 
j$em  ^erum  im  fiaufe  ber  ^^it  nad)  aUen  Seiten  ^in  geloac^fen 
nxir.  92ur  an  ber  @üboftfaffabe  fd^eint  faft  jn^eitaufenb  Sa^re 
^inburd^  nid^td  t)eränbert  tt)orben  ju  fein,  mo^I  n)eU  ton  biefer 
@eite  aud  ber  Slufftieg  em^orfü^rte.  3n  bie  (Sinjel^eiten  ber  9ud» 
grabung,  bie  $[uffinbung  t)on  SBafferleitungen,  S^unnenfd^c^ten, 
toeld^e  bie  $art^er  angelegt  Ratten,  bie  Unterfd^iebe  ber  ^adfteine 
aud  ben,Derfc^iebenen  Sauepod^en  ufn^.  ge^en  toit  ^ier  nic^t  ein, 
um  no^  $Ia^  ju  gewinnen  fär  einige  äBorte  über  bie  Arbeit  im 
@uboft^of.  ^on  ben  t)ielen  ©c^ic^ten  ift  bie  aber  ber  $flafte« 
rung  bed  Urgur  eine  ber  merhoürbigften;  fie  enthielt  eine  $üDe 
Don  SBrud^ftücien  ber  n)^rtt)oQften  ißafen,  !iBUbfäu(en,  Xorpfannen  ufm. 
2>iefe  (Skgenft&nbe  felbft  aber  maren  älter  aU  Urgurd  3^^  fanben  ftd) 
bod^  bie  9?amen  @argon  unb  ißaramfin  auf  i^nen.  9Bie  f^ilprec^t 
loa^rfc^nlid^  gemad^t  f)at,  toax  ^^ned  auf  bie  ©puren  ber  großen 
@Iamitenint>afion  geftogen,  ber  au^  ber  SBeltempel  jum  Opfer  fiel, 
^ie  fe^r  jerbro^enen  (^unbftüde  biefer  @(^id^t  ^aben  bennod^  bie 
n^erttioUften  ^iftorifd^en  S(uffd^(üffe  über  bie  alten  2)^naftien  Don 
Ur,  9>2ifin  unb  fiarfa  geliefert.  Sluc^  bie  ©c^a^fammer,  bie  einft 
oOe  bie  loftbaren,  Don  ben  (£(amiten  jerfc^lagenen  SSSei^gefd^enfe 
barg,  fanb  ^^ned  n)ieber.  Salb  ftieg  er  aud^  auf  bie  ^flafte^ 
rungen  9laramfini^  unb  @argond  unb  brang  bann  in  bie  bid^er 
unbefannten  üorfargonifd^en  @d^id^ten  ein.  @ianj  eigenartige 
äßauerrefte  unb  SBautoerfe  tourben  gefunben,  beren  @rfl&rung  erft 
bei  ber  4.  (S^pebition  gelang.  Xec^nifc^  Dortrefflid^e  SBafferlei« 
tungen  aud  Xonrö^ren  mit  Sxiit'  unb  T«@tü(ten  gaben  5lunbe 
oon  einem  ungeahnt  l^o^en  ,<lu(tur}uftanbe  biefer  faft  prd^iftorifc^n 
3eiten,  benen  erftaunlid^er  Seife  auc^  ber  @pi^bogenge)o5(bebau 
oertraut  mar.  ^ad  ?luffaQenbfte  t)on  allem  loaren  bie  üielen 
93ranb«  unb  Slfc^efpuren,  für  bie  f)a9ned  au^  feine  (Srfl&rung 
fanb.  3^  ^^^  ^aupterfolgen  ber  3.  Kampagne  gehört  nod^  bie 
Jontafctaudbeute  t)on  ca.  20000  Xafeln  unb  95ruc^ftüdfen,   beren 


10.  X],3/4        SSuffot.    4.  ftampagne.    6tabtbüb  Don  9i\ppux.  25 

mrtuoUften  ÜBeftonbteil  bie  6(efc^öftöarci^i))e  bei  ^ixma  aRurafd^ü 
unb  @d^ne  bUbcten  (730  lafcln).  S)urd^  eine  btcfcr  Xa^tln  fonnte 
and)  enblic^  ber  S^ebarf(u^  aud  Sjed^iel  1  ate  ber  ^abäru,  einet 
bcr  großen  Äanäle  SRippurä,  feftgelcgt  tocrben,  an  beffen  Ufer 
^^ned  Xeile  einei^  ^rad^tüoUen  äBafferf^eterd  fanb.  92od^  t)iele 
in  teref fönte  @inielrefiiltate  biefer  @£pebitton  fönnten  auf  gejohlt 
nietben,  fie  toärben  aber  fein  flared  ^ilb  ber  alten  @tabt  9hp))ur 
5U  gelegnen  erlauben,  ^ad  foQte  erft  möglid^  tuerben,  nad^bem 
bie  4.  @s)>ebition  i^r  SSerf  getan.  Diefe  erft  griff  ^au))tfäd^(ic^ 
auf  ^tlpred^td  unabläffige«^  drängen  ^in  bie  tlrbeit  in  koiffen« 
fc^ftlid^  !orre{ter  SBeife  an.  ipilpred^t  felbft  koar  ber  oberfte  Seiter 
bed  ganzen  Untemel^mens^,  ^at)ned  fieiter  ber  Stu^rabungen, 
augerbem  nat|men  jioei  S(rc^iteften  ®eere  unb  ^if^er  an  ber  %r« 
beit  tcU.  Tbit  {aiferlid^^tärfifd^  (Erlaubnis;  ipurbe  burd^  ^ilpredjt, 
ber  ftc^  burc^  bie  92eueinricl^tung  ber  @amm(ungen  bed  ottoma^ 
nifd^en  SKufeumd  bie  2)anfbarfeit  bed  ^ultand  ertporben  ^atte, 
leicht  befc^fft.  @nbe  1898  toaxtn  bie  ^orfd^er  im  Sraq.  @tatt 
nun  im  @inje(nen  bie  grojsartigen  @rfo(ge  biefer  legten  ^am))agne 
aufju^o^Ien,  fei  ed  geftattet,  ba^  ^ilb  bed  alten  ißi))))ur  ju 
jeic^nen,  fokoeit  ed  auf  @runb  biefer  Wcbtxttn  mögli^  ift.  ^er 
oltefte  ^ige  Sejirt  bebedte  mit  feinen  niebrigen  Umfaffungi^^ 
mauern  einen  toeit  Heineren  9taum  ald  bad  fpater  fo  berühmte 
ipeiftgtum  b^  8el,  baS  t)on  ftar!en  Litauern  eingelegt  koar. 
Gin  tief  in  bie  @rbe  ^inabreid^enber  uralter  fumerifc^er  (£tageii^ 
türm  mar  ber  Sttn,  um  melden  bie  ftolje  ß^Sflurrat  ber  babt^« 
lonifc^  Qüt  ^erumlouc^c^.  @^on  biefer  alte  ^urm  mar  meifter« 
(^ft  brainiert  mit  Xonrö^ren,  bie  in  ^ogengekoölben  lagen  unb 
iomit  unterirbifd^  lontroQiert  unb  audgebeffert  kuerben  tonnten. 
.Üfinftler  im  t>oUen  @inne  bed  SBort^  kuaren  jene  alten  ©umerer, 
mie  bie  SRefte  Don  93iIbkoerfen  mit  eingefe^ten  %ugen  unb  bie 
prfid^tigen  ^ron^en  an^  $ära  bekoeifen.  ^er  Stagenturm  felbft 
nxir  bie  ^arfteUung  bed  @)ötterberge^:  fein  ^^unbament  (ag  im 
Xotenreid^,  um  badfelbc  ^erum  lagen  bie  SBegrdbniffe  ber  alten 
Sumerer,  k)on  benen  k)iele  merfmürbige  @))uren  fic^  fanben;  ber 
mittlere  Zeil,  ber  oberirbifd^e  Xurm,  kuar  bie  ^uttftätte  ber 
^enfc^n;  ganj  oben  koar  bad  Heiligtum  bed  Snlil,  bed  Götter» 
kxkterd.  9(le  bie  Semiten  famen,  ^örten  bie  S3egräbniffe  beim 
Xempelturm  auf.  ^ie  alten  @)rabftätten  koerben  gefc^ont,  koo  aber 
bie  Xoten  nunmehr  beftattet  kourben,  koiffen  koir  nid^t.  (Srft  bie 
^art^rjeit  fjat  bie  oberen  Sd^ic^ten  ber  Xrümmer^ügel  ÜRippur^ 


26  9{uff ar.    4.  ifam^agne.    8tabt6i(b  Don  "Slippux,        HO.  XI,  3/4 

,^u  einem  großen  ©räbergefilbe  wmgetpanbeU.  3mmer  prächtiger 
warb  bic  g^ggu^^ot  unb  ber  baran  anfc^Iiefeenbe  Xtmpü  an^* 
gcftctttct.  Süböftlic^,  jcnfeitö  be^  groften  Äanafö,  entftanb  ein 
eigener  Stabtteif,  baö  ^riefterüiertef,  wefc^e^  fc^on  in  ältefter  3eit 
eine  ^^empelbibliot^ef  barg,  ©iefelbe  njurbe  bei  ber  3^*ß^"W9 
beö  ^ciligtum^  burcf)  bie  ©lamiten  uerfc^üttet.  3*^^^^"^^  Sa^re 
bauerte  e^,  e^c  ber  groJ5C  ^mmurabi  ba«  ^efterüiertet  neu  auf* 
bauen  tonnte.  SRan  furf)te  auc^  nac^  ber  olten  $BibIiot^t,  ober 
man  fanb  fie  nidjt.  ©ine  neue  ^üc^erei  entftanb,  midfc  bid  in 
bic  neubabt)Ionifd)e  ':^t\t  in  guter  ^^^ffege  blieb.  9?icl^t  nur  biefe 
Heinere  jüngere,  fonbern  axid)  bie  alte  tief  unter  i^r  Kegenbe 
ältefte  Sibtiot^ef  i)at  man  gefunben.  .^»ilprec^t  ^at  ^tm  ?(nfang 
an  i^re  ©tätte  in  bem  breiecfigen  Süboft^ügel  ridjtig  tjcnnutet 
%nä)  reid^Ii^e  Spuren  ber  mit  ber  ©ibIiotf)ef  Dcrbunbenen  ^efter* 
f^ule  finb  entbecft  luorben.  ^m  Xempelbesirf  gegenüber,  t)on 
i^m  urib  bem  ^riefteröiertel  burdj  einen  großen,  f^iffbaren 
Stanal  getrennt,  lagen  nadj  SBeften  ju  bie  SSurgeroierter,  bereu 
mtl^ad)  toec^felnbe  S^irffale  gerabe  infolge  ber  fünf  3a^r* 
taufenbe  umfpannenben  immer  ttjieber  erneuten  SBefiebelung 
nid^t  me^r  feftjuftellcn  finb.  Sine  Söefiebelungöfi^id^t  liegt  bid)t 
über  ber  anbcrn,  bi^  äulebt  in  nad)(^riftHd)er  Q^xt  biefe  öügel 
oon  jufammengefunfenen  Xonbauten  jum  Hiul^epla^  ber  Xotcn 
mürben.  5)ennoc^  iuar  e§  möglid),  Spuren  alter  ®ebäube,  ja 
fogar  ®efcl^äft^ard)ioe  mit  reichem  Jontafelin^olt  unb  ©puren  Don 
Strafeenjügeu  nad^jinoeifen.  9ioc^  einmal  in  fpäter  3^*  erlebte 
9?ippur  eine  9?ad|blfite.  Unter  ben  ^^Jart^erfönigen  tourbe  ber  ge* 
maltige  ©tagenturm  mit  maffioen  einbauten  unb  foloffalen  ©trcbe* 
Pfeilern  ermeitert  unb  ju  einer  ftarfen  3it^^ۆe  umgebaut,  wfi^* 
renb  im  ©üben  be^  ©ürgeroiertel<:4  fid)  ein  fleinere«  ^art^erfc^loR 
mit  einem  prfidjtigen  ©dulen^ofe  erljob.  ?lud)  biefe  ^Bauten  laffen 
öidfac^e  SBanblungen  erfennen,  bie  an  if)nen  im  iiaufe  t)on  brei 
biö  öier  Sa^r^unberten  fic^  üoUjogen.  ^ann  umd  britte  nad^» 
c^riftlic^e  3a^r^unbert  ttjirb«  ftill  in  Wippur,  fein  9tu§m  ift  fc^lafen 
gegangen,  3Büftenftfirme  unb  SBüftenfanb  fdjütten  i§m  aOmd^lic^ 
feinen  gigantifi^en  ©rab^ügel,  bi^  in  unferen  Tagen  Spaten  unb 
fteil^aue  bie  fd^lummernbe  ®efcl^id)te  Dergangner  ©röfee  oon  neuem 
werfen  burften.  yio6)  längft  ift  nic^t  alle  Arbeit  in  9?tppur  geton. 
§offentIi(^  ge^t  balb  eine  neue  ?>.  Gjpebition  ber  ^^ennf^löanta^ 
uniüerfität  ^inau^,  um  bie  lontafelfc^ä^e  ber  SiMiot^fen  ju 
^eben,  e^e  arabifc^e  Utäuber  fie  in  alle  SBelt  oerjetteln. 


«D.  XI,  S/4    %kta  u.  Hbü  fyitah.  giära  oon  ^en  S)eutf(^n  aulgegraben.      27 

fara  unb  Abu  fjatab  (pänc©.67). 

Kaum  l^ottc  Sorb  Softu^  bic  Sfufmcrffamtcit  auf  bie  f übbabj^^* 
lonifc^n  Äuinen  gefenft,  ai^  au^  bie  gclbgicrigcn  ?lra6cr  ffeifeifli 
am  SBerfe  iDatcn,  auf  eigene  §anb  nad^  Slltertümern  ju  graben, 
beten  ^^unbott  nac^^r  in  ben  wenigften  göHen  n>egen  ber  Sfigen* 
^ftigfeit  ber  Jinber  feftjuftcHen  war.  SBefonberö  bie  Siuinen  gara 
unb  «bu  ^tab,  füböftlid)  üon  S)iwanitje,  ttjurben  afe  ©d^a^ 
fammem  ber  Don  ben  ?[rabern  in  ben  ipanbet  gebrachten  ®egcn* 
ft&nbe  genannt.  ®a  bie  genaue  Sage  bicfer  3;rümmer^üget  ■auf 
feiner  Äarte  angegeben  n?ar,  aud)  aufeer  Üoftui^  fid)  nicmanb  SWfi^e 
gegeben  f)atit,  biefe  ßage  ju  crforfc^en;  ba  ferner  neuere  SReijenbe, 
roie  ffiarb,  öon  ilirem  eiligen  Söefud^e  in  gara  genaueö  nic^t  öer*» 
(auten  liefeen,  fo  befd^Ioffen  ^ilpre^t  unb  jwei  anbere  SCeilne^mcr 
ber  Dierten  ^ennf^Iöaniaefpcbition,  im  3lpril  1900  üon  ^iuffar 
aud  ben  beiben  SRuinenftätten  einen  SSef ud^  ab juftatten.  35as;  (£r^ 
gebnid  beöfetben  n?ar  bie  fefte  Überjeugung,  bafe  bcibe  §figelgruppen 
ber  genauen  ©rforfd^ung  wert  feien.  ?(bü  »fuitab  festen  Slefte  au« 
ber  aftbab^Ionifd^en,  g^ra  füld)e  auö  ber  üorfargonifc^en  3^^*  i« 
bergen,  unter  anberem  aud)  bie  bei  folc^en  üorfargonifc^en  (Stätten 
äu  enoartenbe  5euernefro)>oIe.  3lu«  gära  erluarb  §il^red^t  aud^ 
bic  beiben  wunberöoQen  au§  ftupfer  getriebenen  Äöpfe  üon  9Äarf^ur^ 
*>iegen,  mo^I  bie  fdjönftcn  altbab^(onifd}en  SJunftmerfc,  bic  bi^^er 
gefunben  finb.  SBeitere  ©njelfunbe  öon  ©egcnftönben,  2ontafeln, 
^Jerlmutterplattd^en  mit  eingeritten  3^i^"""9^"  beft&rtten  bie 
gunftigen  Äudfic^ten  einer  fünftigen  (Grabung. 

3)er  3>eutf(§en  Drient=^®efeUfd^aft  war  eö  befc^ieben,  Jara  unb 
Abu  ^tab  ju  erforfd^en.  9lm  14.  3um  1902  brauen  griebric^ 
Tkli^äf,  ^olbetue^  unb  Saumgorten  üon  $abt)(on  nad^  ^ara  auf 
unb  begannen  am  21.  3uni  i^re  Slrbeiten.  @in  großer,  Don  9?orben 
na(^  ©üben  burd^  bie  ganje  J^äragrup|)e  gejogener  (Kraben  be«= 
ftätigte  bie  t>on  ^i(pred^t  gemad)ten  Beobachtungen,  ^ie  gefamte 
^geloberfläc^  fanb  ^olbeme^  bereite  burd)n>u^It,  aUerbingd  nur 
bis^  ju  geringet  2^iefe;  freitid)  tok^  er  barauf  ^in,  bafe  auc^  biefe 
Oberfläche  felbft  fc^on  faft  prä^iftorif(^en  ß^arafter  tragt,  ein 
^eic^n  für  bae  fe^r  ^o^e  ?nter  ber  Stuinen.  3)ie  gunbe  ber 
oberften  ©c^ic^ten,  ÜReffer,  Sägen  unb  93eilc  au^  ©tein,  bad  fel=^ 
tene  SSorfommen  üon  ^onjegegenftänben,  bie  altertüm(id^e  @(eftalt 
ber  fc^ucEIofen  S^dpfertoaren,  bad  aUe^  weift  in  eine  fe^r  weite 
Setgangen^it   jurüdE.    3n  einer  ftarfen  Äfc^e*  unb  99ranbf(^i(^t 


28  3&ta.  2)ie  «tbeitimet^obe.  —  «bü  ^atab.  9(0.  II,  3/i 

)ourben  einige  ^unbert  ®iegel)^ltnbet  mit  fe^r  alten  2>arfteQungen, 
meift  bem  9RotiD  be^  ©tiermanned  im  £am|>fe  mit  bem  eine  @(ajeDe 
fd^tagenben  Sölpen  gefunben.  ^iefel&e  ©d^ic^t  lieferte  auc^  einige 
Xontafeln  mit  fel^r  alter  ^eilfc^rift.  ^ie  SDtauerrefte  jeigten  bie 
Altefte  au^  yi\ppvix  befannte  ^ttung  ^lantonüe^er  3^^^^  ^^^ 
^ngereinbrücfen;  ba^  äßauerkoerf  felbft  toox  abioed^felnb  au« 
.|)eringdgräten«  unb  9ioQfci^i^ten  ^ergefteDt.  ^ie  oberen  Sagen 
koiefen  t)iele  &xabtt  auf,  aber  bie  o^ne  ®arg  mit  allerlei  ©d^mutf» 
beigaben  erfolgte  Seftattung  ber  @felette  loar  ungen>ö^nlit^.  ^ie 
ganje  Stuine  ift  mit  ben  aui^  Zdlö  (f.  u.)  befannten  Xonro^r« 
brunnen  burd^fe^t.  Um  ben  Sn^alt  Don  ^^ära  möglic^ft  genau  ju 
ergrünben,  )og  ^olbetoeQ  fe^r  Diele,  bic^t  neben  einanber  laufenbe 
(Sud^gr&ben  im  rechten  äBinfel  ju  ber  Stic^tung  bed  langen  Korb« 
föbgrabend.  3>ie  gunbe  a\\^  biefen  18  Ouergrftben  toaren  im  aQ^ 
gemeinen  benen  bed  Sanggrabend  entfpred^enb.  (Srfreulid^enoeife 
mehrte  fidj  bad  ä3or!ommen  toon  Xontafeln,  barunter  ganj  gro^e, 
eng  befc^riebene  Xabletten,  beren  Steilfd^rift  nod^  runblic^e,  ge« 
jogene  fiinten  aufkoied.  S3o  ein  ^^unb  gemad^t  lourbe,  tourben 
}nn{d^en  bad  ©räbenne^  neue  @)r&ben  eingefc^oben.  2)adfelbe 
Softem  ber  „äRafc^enoerengerung'',  n^ie  ed  ßoIben)eQ  nannte,  mürbe 
aud^  in  %H  ^tab  angeteanbt,  loo  nad^  ber  ^breife  üon  S)eli^d^ 
unb  ber  SUidEfe^r  ^olbeme^d  ju  ben  @irabungen  in  Q3ab^Ion  Slnbrae 
bie  Grabung  in  Eingriff  na^m.  %m  20.  ^bruar  1903  tarn  in 
^ära  bei  @klegen^eit  reichlicher  Xablettenfunbe  ein  Heiner  rüben^ 
förmiger  Xonjtjlinber  j^utage,  ber  enblid^  geftattete,  ben  9lamen  ber 
Derfc^ätteten  Stobt  feftjufteUen.  a)?an  grub  bad  alte  @uhirru 
ober  @d^uruppat  aud,  bie  aud  bem  Q(iIgamefd^epod  too^Ibefanntc 
@tabt,  t)on  koelc^er  Utna))ifd^tim  bem  ®ilgamefd^  erjd^It  aU  bem 
Orte,  mo  bie  @^5tter  ben  $(an  ber  @int^ut  faxten  unb  @a  bem 
fitrac^afid  bie  Sirene  ju  bauen  befa^L  9lm  2.  äRfir}  1903  mürben 
bie  arbeiten  in  $ära  abgefc^Ioffen.  ^ie  SQgemeinaudbeute  t)on 
biefer  ^unbftätte  mar  nic^t  ganj  fo  bebeutenb,  aU  man  gehofft; 
ed  ^anbette  fid^  um  eine  in  fel^r  alter  3^^  böQig  jerftörte  unb 
eingeäfc^erte  Stabtanlage,  oon  ber  nur  menige  jpäufer  an^  bem 
ftkrlauf  i^rer  (Srunbmauern  noc^  nad^meidbar  maren.  2)ie  gunbe, 
bie  mau  machte,  maren,  menn  nid^t  93eigaben  aud  ©artop^ag*  unb 
SRattengräbern,  meift  bem  Sranbfc^utt  ber  Käufer  entnommen.  — 
9(bü  ^tab  mürbe  am  24.  ^ejember  1902  angefc^nitten. 
%\\di  ^ier  fanb  Stnbrae  beutüc^e  Spuren  arabif^er  Sltertumi^* 
ranberei.    (£in  SWorbfubgraben  burd)  ben  ^oben  Cftranb  ber  fub* 


MO.  XI,  S/4  «bü  ^atab.  —  %tti  3b.  29 

lic^n  f)alfte  ber  ^üge(gTU))pe  brockte  t)te(e  {(eine  jpäufer  mit 
bannen  läe^mjiegelmauern  ^eraud,  tueld^e  in  mehreren  93efiebehtngd« 
festen  überetnanber  lagen,  ^ie  S^^qA  felbft  l^aben  nid^t  bie 
alte  planfonbeje  ®eftalt  fonbern  finb  ebenflöd^ig;  aud^  quobra^ 
^f(^  S^^0^  ^^^  30  unb  33  cm  ©eitenlönge  unb  Qtexnpdn  be^ 
^öur*©in  t>on  Ur  fommen  bor.  3)ie  Shxnbbrunnen  finb  teitoeife 
fc^n  aud  teilförmigen  S^tQdn  ^ergefteßt.  SJon  ben  bieten  ©rdbem 
in  ben  f^ufem  ober  i^ren  9htinen  n^ar  bie  9Re^rja^(  ^opptU 
topfgraber,  mie  fie  in  öab^lon  unb  in  9Ruqaüar  (f.  u.)  jc^on 
frü^  gefunben  maren.  Seid^enbronb  toax  nirgenbd  nad^eidbar. 
Xontofeln  mürben  nur  ^in  unb  toieber  im  @(eböubefc^utt  gefunben, 
^utoeilen  in  92eftem;  au(^  hibertierte  Xafeln  n^aren  reid^Uc^  ber^ 
treten,  ©on  anbern  3nfc|riften  finb  noc^  einige  runbe  Sontafetn 
unb  üierfeitige  ^dmen  ju  ertod^ncn.  Äbü  ipatab  ift  alfo  eine 
ilnftebelung  auö  ^iftorifd^er  3^^*-  SSieHei^t  ift  ber  Sßamc  ber  ber- 
f(^ätteten  bab^Ionifc^en  @tabt  na^  9J2efferfd^mibt  ^fd^urra  ge- 
n)efen;  auc^  SRabäbi  {önnte  in  ^^rage  fommen.' 

^time  ift  ber  Sßame  einer  tieinen  ^ägelgruppe  meftlid^  \)on 
5ara,  beren  beibe  mittleren  Äuppen  (5ßlan  ©.  72)  fid^  nur  ettoa 
4  äReter  fiber  bie  @bene  ergeben.  ®ie  fübdftüd^e  biefer  beiben  ßu|)))en 
lieferte  biele  jiemlid^  groge  quabratifd^e  QitQtl  aud  älterer  ^txt,  toie 
fie  auc^  fonft  nebft  ©gerben  bon  ©rabtöpfen  im  ganjen  @ebiet  bon 
^itme  borfamen. 

Teil  Ib,  JOd)a  unb  fjammdm  (^(fine  @.  67  u.  68). 

5 — 6  AHtometer  koeftlid^  bom  ®d^att  el  ^ar  ergebt  fid^  ein  toeit 
ftc^tbarer  ipügel  %tÜ  3b  (and)  Seil  bfc^ibc,  beffer  5;eHib  gefc^ricben), 
ber  aud  ber  S^me  bad  ^ilb  einer  großen  Sluinenftätte  bortfiufd^t 
Sd^on  fioftud  koar  bei  ber  Unterfud^ung  beS  fteilen,  abfd^üffigen 
©anb^ügeld  entt&ufc^t.  3l\d)t  anberd  erging  ed  ^eterd  im  3Rai 
1890.  fieine  ©pur  bon  einem  ©tufenturm,  ben  man  anfangtid^ 
unter  ber  »i(b  jerflüfteten  ^ppt  bermuten  burfte,  loar  ju  ent^ 
beden.  9m  guj^e  ber  ^ügel  glaubte  $eterd  9iefte  einer  Keinen 
altbab^Ionifc^en  ©tabt  Wlai  gefunben  ju  ^aben,  eine  ^ladjxidft,, 
nkU^  Snbrae,  ber  im  3)e^mber  1902  bie^^egenb  jum  erften  Wlait 
Eortograp^ifc^  ffijjierte,  nid^t  beftatigt,  ja  nic^t  einmal  erb^&^nt. 
Sr  befc^reibt  bie  9hiine  lebiglic^  ald  eine  jerf (üftete, .  fe^r  fteU  ab^ 
faOenbe  fiuppe  aud  ftein^artem  ©anbe  unb  Se^mfd^id^ten.  9Lndf 
nidft  eine  @pur  bon  SDSauertoerf  ^at  er  na^meifen  fönnen.    ^ie 


30  3ö*tt  *^-  ^r  3  4 

mft(t(i^'  am  ^u^e  ber  ^uppt  liegenben  @d^utt^ügel  lieferten  eben*» 
foQ^  ntd^tö,  n)od  auf  bie  Crtli^feit  irgenblDte  auf^eOenb  tmrfen  fonnte. 
'  '  25  Kilometer  entfernt  Don  2:eQib  liegt  3ö(^a,  etma  8  5H(ometer 
öftlic^  Dom  ^d)att  et  ^ar.  ^nd)  biefe  ®t&tte  ift  juerft  1854  t>o\\ 
Softuö  ertofi^nt  worben,  toeld^er  eine  f teinc  bort  gefunbene  3)iorit- 
ftatue  ermarb.  $eter^  befd^rieb  bie  i^m  oieIt)erfpre({|enb  fd^einenbe 
'Zrummerftötte  aU  einen  Sompiejr  niebriger,  n^eitaudgebe^nter  ^figel 
mit  Dielen  ©ererben  auf  ber  Dberfld^e.  @r  vermutete  niegen  ber 
9}ä§e  be^  Sd^att  en*9{il  (el  ^ar  ift  bie  ^ortfcgung  be^  9l\t)  ^ier 
ein  mic^tige^  ^erfe^r^jentrum.  ^ae  SKaterial  ber  Dielen  fteinemen 
Sruc^ftfide  toeife  auf  Sejie^ungen  jur  Sinai^albinfel,  bie  etttm  um 
2000  D.  üfft.  beftanbcn  ^aben  bürften.  3)iefe  3?ermutungen  eine« 
9{id^taff^riologen  finb  mit  ^^orfid^t  aufzunehmen,  ^ae  3)?ufeum 
in:  ^^ilabclp{)ia  befi^t  auö  ^öd^a  eine  ?lnja^I  arc^aiftifd^er  5^on» 
tafeln  unb  einen  lürangelftein  Dom  ffiönig  ÖJimiUSin.  3ltö  Änbrae 
1902  bie  9tuinenftätte  auffud^te  unb  ffijjierte,  fanb  er  einen  Xeit 
ber  "Srämmer^ügel  Don  ^anberbflnen  Derme^t,  unter  benen  noc^ 
beutlic^e  jtulturfpuren  au^  jüngfter  3^^^  erkennbar  uiaren.  £er 
^upt^ägel  ift  etma  1 000  m  long  unb  ergebt  f ic^  ju  15  ni  ^ö^c 
aber  ber  @bene.  9ln  ber  9lorbfeite  be«  Don  äBeftfübnieft  nac^  Dft^ 
norboft  ftreic^enben  äiücfen^  tritt  ein  niebrige^  ^lateau  ^erDor,  ba^ 
feinem  Sefunbe  nac^  DieUeid^t  ber  9ieft  eined  Xempetbaud  fein 
fönnte.  (Gebrannte  Qi^Ci^i,  auä)  S^^^n^^tfteine  unb  ein  3)ioritbrud)» 
ftud  Don  einem  befd^riebenen  Xürangelftein  ftü^en  biefe  S^ermutung. 
Sm  äbrigen  ähnelte  bie  Oberfläche  Don  36d|a  ber  jenigen  Don  J^ara: 
unglafierte  Scherben,  JJeuerfteingeräte,  3*^9^^f*^i"^  aüerältefter 
5orm  toiefen  in  eine  fe^r  entlegene  3^^^.  3)aneben  aber  famen 
oud^  ^x^qA  auö  jüngeren  ?perioben  Dor.  9Ran  nimmt  jeftt  }iem= 
lid^  allgemein  nac^  ^^^atcr  <Zd)t\V^  9Sorfd)Iag  an,  bafe  Soc^a  für 
ba*  alte  öifc^^c^u  ju  galten  ift,  eine  uralte  Äönigöftabt,  mit  beren 
Ädnigen  unb  ^ricfterfurften  bie  ^errfc^er  Don  Sagafd^  in  ftetem 
(Streite  lebten,  unb  in  beren  SRauern  ber  ^It  ber  ®etreibegdttin 
SWfaba  gepflegt  lourbc.  9iad^  §ommeI  toar  ©ifd^^^d^u  eine  ?lrt 
^ufferftaat  jmifd^en  bcm  Sieic^e  Don  Äifc^  (©red^)  unb  Sagafc^ 
(®irfu).  Sicher  ift,  baft  no^  Dor  ber  ^ammurabijeit  bie  SioUc 
ber  £tabt  auögefpicit  toar,  falte  fie  nid&t  ttma  einen  anbercn 
9lamen  befam,  ben  mir  nod^  nid)t  nriffen.  $)ommcl  meift  hierfür 
auf  ben  9?amen  TE  •  UNü  •  KI  Dermutungömeife  ^in.  5Rac^  7{)ureau« 
Dangin  mar  bie  ÄuSfpradje  für  ®ifcf)«»d)u:  Umma. 

(Sttoa  12  ^lometcr  meftfübmeftlid)  Don  36d^a,  ganj  in  ber 


«C.  X[,3/4  ^amtnilni  31 

9fd^e  Ikö  £ift)atl  ü  Jlai,  liegt  ^mmutn,  eine  juerft  bur^  9Iiebu^ 
{«cjc^ticbene  9Juiiieni)ru()pe  aa^  fi  ((rügcien  unb  etlichen  fleineieii 
löügeln.  Sßieber  mar  fi  ber  uerbieiiftUDlIe  äoftue,  bcr  ^iet  1858 
petfl  genauere  ^JIad)focfc^iinL)en  iintenm^m.  Qt  i)efi^reibt  befoiw 
bet»  ixit  ipuiiberboreu  (Sinbturf,  twn  ein  3Rouerniaf)iö  ^erüortuft, 
ba»  Qud  bem  ÜDfittelpuiiFt  ber  fafi  1  (engl.)  3)ieile  \\d)  auiibe^nen^ 
ben  @Vriip|)e  wie  ein  großes  $tijgelDäd)ä  ^eruutragt.  (ü  beftanb 
am  ben  fc^on  befannten  SDIaucrfdiiditen  mit  IRot)tjWif(t)enlagen. 
%n  ber  9Jorb)pcftccfc  bei-  '•SaiiQ  ftinb  man  bie  erftc  o(tb{it)i)1onifr^c 


flbb.  2:  Xic  Sluintii  Don  gumiiifim. 

!£)iDritflatue,  Iceldie  nadj  Snropo  gebrad)!  rourbe.  Leiber  mußten 
]S54  bie  ©rabiingen  meflen  ÜBaffermangelö  eingefteUt  tocrben.  1890 
befuc^te  *l?eter6  bie  Stuine.  'Set  1902  nun  9lnbrae  aufgenommene 
©ninbrift  Iftfet  beut(ict)  bie  t^pifc^c  Qltbabqloni((f|e,  mit  ben  ©den 
nad)  bet  fflinbroje  orientierte  ^iflflin'atanlage  mit  notbweftiid) 
Dorgelagertem  3:empel  eriennen.  S!?on  ber  ätufenpQrnmibe  fteften 
nod)  bie  4  gtfpfeiler,  bie  Seitenmitten  fel|lcn  flänjiid).  SloS  Bon 
üioftu^  batgebotene  ^ilb  lä^t  jebod)  ertennen,  baR  vor  55  ^QCITen 
nod)  ©puren  bauon  uorfianben  tuorcn.  ?lrabifd)e  3'^fl'^''uber 
bürflen    ^ier  ergiebige  (£riitc  ge^nlteii   ^aben.     ^a«   Stabtgebiet, 


32  »i^maja  —  S)f4ibr.  «O.  XI,  8/4 

burc^  bic  anbeten  ^ügel  repräsentiert,  ift  fe^r  jerftfirfelt  Sietc 
blauglafierte  ©d^erben  laffen  wenigftensj  auf  bad  ?liter  ber  Ober* 
fl&c^e  einen  ©d^Iug  ju.  Son  rein  bab^Ionifc^en  SKerfmalen  ift 
nur  bie  Anlage  bed  ^au))t^ügeld  }u  Derjeid^nen.  9(uf  nad^d^rift« 
lic^e  (Sntfte^ung  berfelben  ju  fd^Iie^en,  U}ie  ^eter^  tut,  liegt  fein 
Sntag  t)or.  3^  bead^ten  aber  ift  ba^  Don  ^eterd  gebotene  SBilb 
ber  9tuine  nac^  einer  9(ufna^me  ber  9EBoIfe«(S^ebitton.  SSBetc^e 
Crtlid^feit  ^ammäm  toar,  ift  nod^  nic^t  fieser;  9}ifin  ift  ed  )oo^(  nic^t 
3>er  fteine,  öon  Änbrae  noc^  befuc^te  unb  teitn>eife  ffiäjierte 
Xrummer^ügel  ^rkoe  fei  ^ier  n)enigftend  bem  9?amen  nac^  ertoo^nt. 

Bismaja  (Pan  @.  72)  unb  Dfdjibr  (pan  @.  66). 

3)idmaja  liegt  am  9?orbranb  bed  jpor  e(  SBarfe  unb  fteDt  eine 
nid^t  umfangrei^e,  aber  ^o^e,  ftarf  jerfurc^te  ^uppe  bar,  beren 
Oberflfid^e  ber  Don  ^^ra  unb  3ö^a  ä^nli^  ift.  Sin  S^ontafel« 
fragntent,  bad  ein  Araber  bort  gefunben  ^aben  toiü,  jeigt  nac^ 
9nbrae  bie  ©d^riftart  ber  ^ratabletten,  aber  in  fc^on  etkoad  ge« 
fc^icfterer  Xudfü^rung.  @eit  einigen  Sauren  graben  in  Sidmaja 
bie  Smerifaner  unter  @.  3.  93anfS.  Über  biefe  Grabungen  fte^en 
nur  leiber  bi^^er  nur  bie  furjen  Slotijen  im  American  Journul 
of  Archaeology  jur  93erfugung.  S)anad^  lieferte  bie  Dberft&c^ 
Riegel  aud  ber  3^^  "^  ^'^^^  ^-  ^^^-r  unmittelbar  unter  i^r 
fanb  fic^  eine  9lar am*fin*infc^rift,  1 V^  ™  tiefer  famen  QitQzl  öon 
4500  t>.  @^r.(?)  iutage  unb  unter  biefen  eine  no^  ältere  ©ererben« 
fc^id^t  Scremiaä  gibt  in  ai«D.«  ©.  488  ba«  ©ilb  einer  in 
18idma|a  gefunbenen  JÜönigdftatue,  koelc^ed  infolge  falfc^er  üiefung 
ber  3nf(^rift  (DA-ÜDU  ftatt  DA-LÜ  =  dannu)  unter  ber  ©pi^j* 
marte  eineg  ,,fumerifd^en  Äönigö  ®obib''(!)  oon  ben  9(merifanern 
in  bie  SBelt  gefc^idt  toarb.  Ser  altbab^Ionifd^e  Ort,  ben  ba^i 
gütige  SBidmaja  barfteDt,  n)urbe  UD-NUN-KI  gefc^rieben.  ^ie 
Äui^fprac^e  biefer  Qtxi)tnscnppt  ift  noc^  unfid^er  (äbab?). 

S>f(^ibr  fc^eint  bie  äiuine  einer  audgebe^nteren  Anlage  ju 
fein.  j)ie  ©fibecfe  bed  annä^ernb  Dierecfigen  Äompiejred  mirb  Don 
jtoei  burgartigen  SBäQen  gebilbet,  über  bie  fic^  o^ne  ®rabung 
nid^tö  fagen  lägt;  bie  ^ügeloberfläc^e  jeigt  blaugtafierte  unb  un« 
gtafterte  ©d^erben,  ^it^d^d^ladtn  unb  3^^^^  ^^^  grogem  ^rmat. 
SieEeid^t  ge|t  bie  iBefiebelung  Don  ^fd^ibr  in  bab^Iontfc^e  3^^ 
jurflc!. 

93on  einer  9tei^e  Reinerer,  ber  faffanibifc^en  3^t  ange^dtigen 


«C.  XT.3/4        ^iiM;i  —  SeHd.     fiafle  uttb  erfter  »efu(i^.  33 

fnisel,  toelc^e  (Skunbmauern  Heiner  Ue^mj^iegel^ufer,  (^loe*  unb 
glafterte  Xopffc^ben,  ^Ttop^gtrihnmet  u.  bgt.  aufmeifen,  fei 
ipicT  noc^  bod  füblic^  bon  ^ra  gelegene  Dubai  (^lon  3.  72) 
qenonnt. 

Tcllö  (^lan  8.  69). 

£)C^n  in  bcr  SKitte  ber  70er  ^af)xt  nnir  burd)  {(raber  bie 
flufmerfomteit  auf  Xello  gerichtet  luorben;  ee  foQte  uqc^  i^rer 
Angabe  ber  Junbort  fein  für  Diele  befc^riebene  34linber,  Xonfeget 
unb  ben  prac^tuoOen  Xorfo  einer  @ubeaftQtue.  $lu(^  ba«  !iionboner 
3nfc^riften)oer{  ^tte  f^on  eine  3nf(^rift  am  XeUo  t>eröffentli(^t, 
unb  Cppert  in  bem  erften  Xeile  feinest  äBerfe^  über  bie  (i^pebition 
noc^  SRefppotamien  einige  allgemeine  ^^emerfungen  über  biefe 
3[unbftötte  audgefproc^n.  (£d  mar  ein  @((ä(teumftanb,  baB  1877 
bie  Sugen  bed  franjöfifc^n  ^ijefonful^  (£meft  be  Sarjec  in  Sadra 
auf  bie  9{uinen  Don  Xello  ^ingelenft  mürben,  ^reuubfcl^aftlid^e 
9ejie^ungeu  ju  bent  Ober^aupte  ber  SRuntefibfc^,  9}afir  ^afd^, 
fic^rten  be  Sarjec  bie  Ohrei^eit,  nac^  ^Belieben  feine  Stoc^forfc^ungen 
iu  betreiben.  13  3a^  lang  \fat  ber  Dom  @lnd  fe^r  begünftigte 
J^rfd^  unermublid^  feine  Slrbeiten  fortfe^n  bürfen;  ber  miffen« 
fdKiftlic^e  Interpret  feiner  ^unbe  mar  Seon  f^uje^. 

XcUo  liegt  etma«^  über  2  ©tunben  norböftlid^  Don  oc^tra 
an  einem  ehemaligen  ^rm  bt^  Sd^tt  el  ^i,  beffen  heutiger  Sauf 
beinah  2  Stunben  meftlic^  Dom  ^Huinenfelbe  Doräberfü^rt.  3)ad 
Qkfilbe  felbft  meift  Diele  ^ö^ere  unb  flackere  ^ägel  auf,  beren 
«tKiuptrid^tung  Don  9}orbmeften  nac^  @üboften  Derläuft.  9lm  9}orb> 
meftranbe  er^bt  fic^  eine  fteilere  ^uppe  etma  50  ^u^  über  bie 
(£bene  (int  folgenben  nac^  ^ilpred^t  mit  A  bejeic^net),  unb  meitere 
650  $uB  baDon  entfernt  nac^  @äboften  ju  eine  jmeite  noc^  etmae 
^ö^e  (Sr^bung  (B).  ^ft  famtlic^e  f)ügel  enthalten  ^i^S^U^uten 
auf  fünftlic^  er^ö^ten  Plattformen  aud  ungebrannten  3^^^It^- 
SSüftenftürme  ^aben  bie  auf  biefen  ^erraffen  in  Xrfimmer  ge« 
funfenen  @ebäube  unter  Sanbmaffen  begraben  unb  ein  formlofec^ 
&tai>&  eräugt.  3c^on  ber  erfte  9iitt  über  biefe  @)efilbe  ließ  ben 
{$otf(^  a^nen,  iDa«^  er  ^ier  finben  mürbe,  benn  überall  lagen  be« 
fc^riebene  ß^egelftürfe,  ^(^lagene  Stulpturteile  unb  Xonfc^rben 
auf  ber  Cberfläd^  um^er.  &kiii)  bei  biefem  erften  ißefud^  fanb 
er  ein  gro^ee  Sc^ulterftüd  einer  fc^önen  X)oleritbilbfdule  unb  }mar 
am  Juge  bee  ^ügele  A  —  9nla|  genug,  ^er  mit  ber  (Drabung 
)u  beginnen.    9alb  fam  benn  and)  bae  ^b&ube  jutage,  ba^  bter 

«Ucr  Crtent.    XI,  8i4  8 


34  ^tiö.    Sunbe.  KO.  XI,  3/4 

t^erfd^üttet  lag. '  iStner  @c^lu(^t  be^  ^ägetö  f otgenb,  traf  et  auf 
bic  ^orboftmaucr  bciJ  auf  einer  ^ßlattforjn  ftc^enbcn  5Bau^.  ^Seim 
Äufft&ren  einer  jurücftretcnbcn  9Wfc^e  tarn  eine  pracfttDoUe  gro&e 
3)oIeritftatue,  welche  bic^t  mit  Äeilfd^rift  beberft  war,  ^erau«^,  — 
biefetbe  ©tatuc,  beren  abgcfc^laflene  Schulter  er  am  erften  ^agc 
am  Jufec  be^  Öfig^^  gefunben.  9tac^  ^Infertigung  einec^  Ab* 
fiatfc^e^  ber  3nfd)rift  liefi  er  ba«  ganje  Silbttjer!  forgfam  niieber 
jubeden.  1879  will  .^ormujb  Siaffam  fie  wieber  öu^gegraben 
laben,  jeboc^  ift  bie  I3bentitat  nid^t  e^er  ak  ertoiefen  anjufe^en, 
aU  nxdjt  bie  Sbentität  ber  3nfc^rift  auf  >Haffam^  gunb  mit  be 
©arjec'd  ^^apierabflatfd)  feftgcftellt  ift.  ^JJac^  üorläufiger  Sielogno«^- 
jierung  beö  §ügete  A  uerftrcute  ber  ßntbeder  feine  9J?annfc^aft 
über  bad  ganje  SRuiuenfelb  unb  erreichte  gerabc  ^ierburd)  fd^öne 
©rfolge.  3)enn  in  ieUo  lagen  bie  alten  9lefte  faft  bic^t  unter 
ber  Cberfläd^e,  o^ne  burc^  jüngere  'Siebelungdfd^ic^ten  uberbedt 
ober  gar  Dernid)tet  ju  fein.  3l^o  folc^e  ®^ic^ten  uor^anben  finb, 
^anbelt  ed  ftd^,  mie  ba^^  Söeifpiel  oon  9?uffar  jeigt,  barum,  bicfe 
©d^id^ten  einjeln  abjufc^älen.  3n  S^eUö  tagen  bie  ^er^ältniffe  fe^r 
etnfac^.  ©rofee  ©efäfee  mit  3nfc^riften  unb  bilblic^cn  XarfteOungen, 
3;ürangelfteine  mit  roid^tigen  ^iftorifc^en  Snfdjriften,  .ftettfdirift* 
tafeln,  üereinjeltc  ^onjeftüde,  Säulen  auö  3i<^9^l^^rf  9**^  ^^ 
Subeajeit,  %ottt)tafeln  unb  ^ftatuetten,  üor  aQem  aber  bie  berühmte 
@(eierfte(e  be«^  Slönigd  (Sannatuma  unb  bie  beiben  großen  S^ubea- 
j^Iinber  (ju  benen  1899  bie  Araber  ben  britten  ^injufanben) 
bilbeten  bie  Ausbeute  biefer  erften  @(rabungen.  Die  ^unbe  mürben 
im  SouDre  beponiert  ju  ebentuellem  fpäteren  9lnfauf,  inbe^  fic^  in 
Seon  ^uje^  ber  miffenfc^aftlid^e  Dolmetfd^  ber  auffe^enerregenben 
Sntbedungen  fanb.  Dem  glädlic^en  @tttbeder  gelang  ed,  bei  feiner 
Städße^r  nac^  bem  Orient  in  ^onftantinopet  in  aller  @tiUe  !9ftrg« 
fd^ften  ju  erlangen,  loeld^e  i^n  t>or  weiteren  Störungen  unb 
Singriffen  bed  bamal^  noc^  mit  unbefd^ränften  ^t)ilegien  audge» 
ftatteten  SRaffam  in  ^ufunft  uöUig  fic^erfteQten.  1880  mar  er 
mieber  auf  ber  ^unbftdtte  unb  mibmete  nun  feine  ganje  Arbeit 
bem  ®ebaube  beS  ipügeli^  A.  (£r  fanb  neun  groge  Doleritftatuen, 
eine  Slnja^l  Keiner  Statuetten,  ja^treid^e  Sleliefd,  eine  munberooUe 
On9{t)afe  i>t^  k&nxQ^  Sßaramftn  unb  fe^r  biete  ^nfd^riften  unb 
ftleinigfeiten.  !^eiber  fehlten  allen  großen  Statuen  bie  &&p^,  aber 
etnjeln  gefunbene  ipdupter,  bie  Don  anbern  gteic^  großen  Wtb^ 
werfen  abgefc^tagen  waren,  geigten,  wie  wir  und  ben  Z^ud  biefer 
alten   ^^ürften  ju  beuten   ^aben.    Diefe  ^^unbe  erregten   in   ber 


sc.  XI,  3.4  £taa.  gunbe.  ^egtlA.  35 

gonjen  gebilfteteii  SBelt  grofeeö  3luffe^eii;  befonbers  als  OplKct 
auf  bem  Orientaüftenfongrefe  in  Setlin  1881  in  begeiftertcm  Sot- 
trage be  ©Qtjfc'o  ^luSgrabuitgen  benen  in  9?iniDe  unb.Sbottflbob 
gleic^fteÖte,  roui^«  bic  Spannung,  btefe  15entmä[et  dlteften  fiunft' 
ic^ffene  ju  fe^n.  ^e  ^uSfteUung  bei  ^unbftüde  )e[bft  übettiof 
gletct)tDO^I  nod)  bie  (ü^nften  ©rtDüttungen.  ^erfönlic^  Sprüngen 
beö  glürflit^  (Jntbeder«,  oot  allem  übet  bic  ^tauäflobc  ber  2fn= 
((^riften  buri^  Seon  ^eui^eti  in  einem  auf  Staat^Coften  eifi^tnenben, 
nodi  fteute  nic^t  abgeJifttDiieneii  ^roditlDcrf  roaten  bie  erfteniidKn 
,>>Iflen  biefer  ^tiiefteflung. 


"Eer  im  Öügel  A  entöetfte  öou  mar  ein  'ij^alaft,  öeffen  /fittU 
xndfe  Släume  fic^  um  8  offene  ^Öfe  grufjpierten.  91Ie  ^unbainent 
biente  eine  maffil»  übet  40  Jug  ^otie  Zenaffe,  lueldje  allmä^lit^ 
aui  Derid(iebenen  Öaufd^ic^ten  ju  biefet  ^ö^e  enHJOtgeiuac^fen  nwi. 
Son  bei  äu^eien  att^iteftonijc^n  @eftallung  be«  ^akfleö  roat 
iDenig  me^r  ju  fe^en;  nui  giuei  Seiten  liegen  not^  eitenneii,  bog 
bie  einfai^  ^uäfc^müdung  beifelben  ^tt  mat,  mie  bei  ben  Don 
äoftud  in  Watta  (f.  u.)  gefunbenen  ^^auten:  fc^lii^te  f[a(^  :palb' 
pfeUet  mit  tieppenfötmigem  ^ofil  roei^felten  mit  ben  ettoo«  jutfid* 
ttetcnben  SBanb^äc^en.  ^e  mit  9(fpt|altmöitel  oeibunbenen  Q\t%tl 
tragen  oielfat^  ben  92amen  ©ubea'ä,  obwohl  et  nii^t  bei  Sau^ti 
biefer  ''Suz^  tnax.    iSkan  tfatK  nur  feine  Dor  2  oa^ttaufenben  ge>^ 


36  ^eOd.    So«  alle  So^afc^.  «O.  XI,  3/4 

brannten,  unt)erniäftli(^en  ©tcine  nod)  ein  jn^eite«»  SKol  uemcnbet.  2)€r 
fo  and  altem  SRatenat  ^gefteDte  $^au  nmr,  toxt  ou^  bieten  ?(njei(^n, 
Snfi^tiften,  SRünjen  uftt).  beutlid^  ^rüorging,  erft  jtDtfc^n  300 
unb  250  b.  S^r.  entftonben.  Dabei  toaren  einige  alte  Anlagen 
butd^  bie  f|)fiteren  feleuribift^en  ober  part^ifd^n  Sau^erren  mieber 
t^ermenbet  morben.  3Jtan  ^atte  j.  ^.  ein  prad^tDoUed  SBaffer« 
referboir  am  j^altftein  mit  einem  Deritabeln  d^atbftifd^en  Kajaben^^ 
frie*  für  bie  fpdtere  part^ifc^  ©amifon  ber  ©urg  niiebcr 
in  @kbrauc^  genommen;  auc^  mit  alten  (^ebäubeteilen  toar  man 
ä^nlic^  oerfa^ren.  @rft  bie  ©rabung  in  ber  ^&fft  jmeier  offenbar 
alter  feftgemaucrter  3i^fl^tt^^öffen  führte  be  ©arjec  auf  ben  alten 
6)nbeabau  felbft.  Öeiber  jeboc^  mufete  er  infolge  beö  SWuntefibfc^* 
aufftanbeS  1881  feine  3?aci^forf(^ungen  unterbred^en,  aber  i^re 
fpätere  SSieberaufna^me  jeigte,  bag  er  ein  alted  ^ftung^merf  ge*» 
funben  ^atte,  beffen  ®eftimmung  toar,  ein  in  ber  9?ä^e  bedfelben 
befinblic^  ©tabttor  ju  fc^u^en.  ^tud  ben  3^^8^t^^f^^f^'^  ^"^ 
ben  SBibmungen  ber  ^oleritftatuen  unb  Sotibgefc^nfe  ergab  ftd), 
bafe  unter  ber  ©eleucibenburg  nid^t^  ®eringere^  tag,  afö  ber  be» 
rut^mte  Xtmpü  &tinnü  be«^  d^in^'^irfu  oon  Sagafc^.  Xeü6  mar 
a(fo  ber  ätuinen^figel  ber  altberä^mten  Stabt  Sagafd).  ®omeit 
i(^  fel^,  ift  au^er  Senfen  auc^  ^ommel  ber  abtoeid^enben  "äKeinung, 
XeDö  fei  nic^t  Sagafd^,  fonbern  bad  alte  ®irfu;  bie  dürften  t)on 
Xiagafd)  ^dtten  eben  nur  i^re  S^otioftatuen  unb  (S(ef(^enfe  nadi 
(4irfu  gefanbt  unb  bort  bie  Xempet  gebaut.  (Se  ge^e  auc^  nic^t 
an,  (^irfu  etma  fär  ein  iStabtbiertel  oon  Sagafc^  ju  ^Iten; 
yagafd|*@irguüa  (wie  Bommel  u.  a.  ftatt  Sir^jurla  fdjreiben)  fei 
enttoeber  ein  alter  SRame  für  5Bab^lon  gemefcn,  ober  fiagafd^u  fei 
eine  untoeit  bcsJ  jaban  ober  Dijala  gelegene  ©tabt.  ÖJubea  fei 
aud)  fein  S)uobeäfürft  uon  Jeöo  allein,  fonbern  ein  mächtiger 
^atefi  gemefen,  beffen  JReid^  bon  C^irfu  bi«  ©irguUa  fic^  erftrcrfte. 
©arum  fönnc  ®irfu  unb  ßagafd)  nic^t  ba^felbe  fein;  (^irfu  fei 
JeUö,  fiagafc^  eine  anbere  ©tabt.  3)iefe  Änfid^t  ift  nic^t  ol>nc 
»eitere«  abjumeifen,  i^re  (Srörterung  aber  mürbe  ,^u  weit 
fn^reit.  SBir  möd[)ten  borläufig  babei  bleiben,  in  lello  bennoc^ 
bo«  alte  üagafd^  ju  fe^en,  meil  biefer  Wame  unenblid)  oft  in  ben 
9luinen  fid)  mieberfinbet  unb  meil  biefe  JRuinen  felbft  burc^  i^ 
bebeutenbe  Qkb%t  auf  eine  einft  grofee  unb  bebeutenbe  ®tabl 
f(^lie|en  laffen.  —  @(^on  in  ben  QtxUn  bee  (£ntemena  unb 
Urulagina  begegnet  und  ber  Xem^l  @ninnü.  @ine  3ladft\6)t  h^ 
Ur^bau,  monad^  er  ben  Xempel  an  einer  ganj  anberen  @teQe  ol^ 


tC.  XI,34  ^eOö.    Srgebntffe.  H7 

frä^T  (alfo  bort,  too  i^n  be  Sarjec  fanb)  neu  ((ebaRt  ^be,  toürbe 
QÜer  bab^lonifc^en  @^iflo()en^eit  jutotberlaufen.  Der  @(rabun()d> 
befunb  lä^t  aUerbin^d  auf  ungemb^nt^e  Vorgänge  fd^lie^en. 
^ilfirec^t  meint,  ba^  Ur^bau  einen  cfco^en  Xeil  ber  alten  ^m^el« 
refte,  ju  benen  wo^l  auc^  ein  (£taflcnturm  (E-Pa??  bgl.  5:ürftein 
be«  Urnina  3-  -3)  gehörte,  abfic^tlic^  befeitigt  tiabt  —  mögltc^r« 
meife  fönne  biee  aber  aud^  erft  burcb  bie  ^ort^er  erfolgt  fein,  aU 
fie  aiiis  altem  SRaterial  i^r  Jiaftell  aber  ber  Xem^elanlage  be<^ 
ttr^bau  erbauten.  3)aß  le^tere  bürfte  bae  Äid^tige  fein,  benn  wenn 
ic^  bie  Ur^bau^fteUe  rec^t  oerfte^e,  fo  fyat  ber  Sfönig  bie  ^^unba^ 
mente  bee  alten  (Sninnfi  mie  foftbare^  Sbelgeftein  aufgehoben,  bie 
Srbe  getlärt  unb  baraue  bad  ^unbament  be«^  neuen  (Sninnü  t^er« 
gefteOt.  I^ae  babt)IonifdK^  ^injip  ber  »|»eUtg^aItung  be<f  urfprüngi^ 
Hd^n  I33augrunbef5  ift  alfo  ni^t  burd^brod^en,  fonbern  aufö 
ffrupulofefte  gema^rt:  man  na^m  jur  @lrunblage  bed  9teubau«( 
nic^t  blo^  bie  alten  ^unbamente,  fonbern  fogar  ben  äRutterboben, 
auf  bein  fie  lagen.  @9  mußten  freiließ  befonberd  bebeutfame,  und 
nict)t  betannte  Umftänbe  uorgelegen  ffaben,  biefen  ?lu«^toeg  ju  fuc^en, 
um  ba«  alt^eilige  ^njip  ju  loa^ren. 

^n  baulic^r  f)infi(^t  n^aren  be  Sar^ec'd  @irabungen  nic^t 
fei^  ergiebig,  umfome^r  aber  für  bie  JSenntniö  aUbabt)lonif(i;er 
jhinft  unb  @$efc^td|te.  Sefonberd  bie  ja^lreic^en  ilürangelfteine 
oon  @)ubea  unb  Ur^bau,  melc^  oon  ben  ^art^ern  n^ieber  benu^t 
maten,  bie  ^JSafeninfc^iften,  bie  ©iegel^^linber,  Steliefbrud^ftucfe, 
Silbfdulen  unb  SBerfe  ber  ^leinCunft  boten  mertooUed  9Raterial 
jum  flufbau  einer  altbabQlonifc^en  ^Iturgefc^id)te  bar.  ipeu^ei) 
^ben  ttiir  e^  )u  banten,  ba|  biefe  Altertümer  )u  une  ju  reben 
begannen  üon  ben  :^Un  ber  Könige  bon  ©irpurla,  3^^^>^  "^ 
oor  ber  i&pod^t  ber  mäd^tigen  ^atefi,  in  benen  eine  bobenftftnbtge, 
^oc^nturictelte  Jhinft  in  einer  nieit  bor  SVaramfin  anjufe^enben 
^Seriobe  emporblfi^te.  Dp))ert  unb  ?(miaub  beft&tigten  burc^  bie 
unenblic^  mfi^fame  ^tjifferung  ber  Snfc^riften  bie  @d^Iäffe  bed 
genialen  @kle^rten.  Da^  A<^nje  fumerif^e  911tertum  mit  feinen 
9lu^me«taten,  feiner  hochwertigen  fiuttur  unb  jlunft  trat  jum 
erftenmole  ber  ungläubig  ftaunenben  @kIe^rteniDelt  unferer  Xage 
bor  Sugen.  %ie(e  moQten  ee  burc^auc^  nid^t  glauben,  baß  bie 
Wubeaftatuen  ntd^t  griec^ifc^e,  fonbern  altbab^lonifc^,  um  Ski^r« 
toufenbe  Altere  ^unftmerfe  feien.  3n  dtubea  ftanb  ein  alter 
f^elbenfürft  aud  bem  @trabe  ber  Sergeffen^eit  urieber  auf,  ber  wert 
war,  unter  bie  größten  ^>errfd^er  aller  3^iten  gered)net  ju  werben. 


38  Xeflö.    i)ie  Hefftcn  S^i^ten.  HC.  11, 3^ 

ein  ^erfdnig,  ,,beffen  fiegteic^e  ^rft^aren  gen  Cften  bid  iSlam, 
gen  ^ften  bx^  jum  Wittelmeer  oorbrongen,  ber  uom  üiibanon 
bie  3^^tba(fen  ju  feinen  bauten  unb  aud  Oftarobien  ben  3)oIerit 
ju  feinen  Statuen  ^olte;  beffen  j^aramanen  Shipfer  aud  bem 
92ebfc^b  unb  beffen  ^iffe  (Solb  Don  ben  ®eftaben  ber  Sinai« 
^albinfel  ^rbeibrac^ten''. 

"Jladf  einer  längeren  ^^aufe  fe^rte  ber  in)k0ifd)en  jum  ftonful 
in    ^j^agbab  ernannte    be  Sarjec   1888  ju  ben   Statten    feiner 

Xriump^e  jurud.  Sd^on  feit  einiger  3^i^  ^^^  ^^^  i^  ^  "^^^ 
mutung  gefommen,  ba^  bie  ^ügel  Don  ^ellö  noc^  altere  Äultur«» 
refte  a(^  bie  99Ubföulen  eined  Ur^bau  unb  ®ubea  in  fic^  fc^Iieften 
bürften.  SBereitd  1878  Ratten  bie  l^aufgräben  an  bem  £)ägel  B 
ba«^  SSor^anbenfein  fe^r  alten  äRauertoerff»  gefiebert.  D^ne  ben 
.f)ügel  A  ju  Derna^Iäffigen,  manbte  man  nun  B  grdgere  9(uf« 
merffamfeit  ju.  (^n  an  feiner  urfprünglic^en  Stelle  Uegenber 
Xürangelftein  jeigte,  ba%  in  B  bereite  bie  oberfte  Xrummerfc^i(^t 
auf  (%ibea  jurücfging;  ein  anberer  ^unb  trug  ben  Flamen  bee 
Dungi  oon  Ur,  miei»  alfo  in  biefelbe  3^^^-  ^^^f^  Dberfc^ic^t 
lieferte  femer  noc^  jmei  munberDoQe  Sd^alen  au«^  gedbertem  Dn^^ 
unb  burd^fc^nenbem  SJtormor,  auf  benen  tarnen  bid^er  unbe*' 
fannter  ^^atefi  Don  Uagafd^  eingrauiert  xoaxtn.  Sc^on  in  geringer 
Xiefe  ftie^  man  auf  SOtauertoerf  aud  fe^r  alten  planfonDe^en 
Riegeln  mit  ^ingereinbrücfen  auf  ber  runben  Seite,  (^nige  jeigten 
ben  Flamen  Ur^SJina.  äRtt  größter  Sorgfalt  ^at  be  Sarjec  Diele 
^50^re  ^inburc^  biefe  ttiilturfc^ic^t  bed  Ur«92inä  burd^forfc^t  unb 
eine  loertDoüe  Sammlung  Don  fteinernen  Snfc^rifttafeln,  ÜürangeU 
fteinen,  Waffen,  Sl^eulentnäufen,  Sfupferfigürd^en  unb  anbern  %lter^ 
tfimern  jufammengebrac^t.  Der  foftbarfte  ^unb  mar  bie  ^errlid^e 
SilberDafe  be«^  (Sntemena  Don  Sagafc^  mit  bem  lötoenfdpfigen 
9(bler,  ber  über  jtoei  fiömen  fc^mebt.  ^iefe  ä^afe  entftammt  bent 
in  bem  92iDeau  ber  Ur^^Jtinä'bauten  liegenben  ^^lateau  am  ber 
3eit  bc^  (Sntemena.  ^o^l^^i^)«  88otiDgefd)enfc  ber  Don  ben  9Rad)t« 
^abern  Don  Sagafc^  befiegten  furftlic^en  3^i^fl^<^off^>i  fi^^^^  ^"^ 
^orfc^er  au«  berfelben  Sc^ic^t  in  bie  $)anbe. 

91  ber  au(^  biefe  Xrümmerfc^id^t  be^  (Sntemena  unb  Umina 
mar  nod)  nic^t  bie  ältefte.  ^n  unb  unter  ber  i^r  ange^örenben 
Plattform  {amen  SKauerjüge  Don  noc^  ^ö^erem  "Hlter  jum  Sor*- 
fc^ein.  Die  baju  Dertoenbeten  Q\z%tl  maren  ebenfalls  planfonDe^ 
aber  fleiner  afe  bie  b^  \lx*9lxnk  unb  o^ne  bie  übliche  Daumen« 
morfe.     Über   16  J^uft  unter  ber  Xerraffenfl&(t)e   ber  Ur^iRtna« 


«O.  XI.  3/4  ^eQ6.    @<)ei4er  bei»  Ui*9hnft.  39 

bauten  log  boe  @)tp«(pflaftet,  auf  bem  btefe  uralten  Saumerfe  fid^ 
etnft  erhoben,  —  erhoben  im  nm^ten  ®inne  bed  SSorted,  benn  i^re 
gunbomente  lagen  über  26  ^ü§  ^ö^er  al0  bie  fie  umgebenbe  fianb«^ 
fc^aft  Sei  ber  93au^rt  biejer  meit  entlegenen  ^eriobe  mar,  aw^ 
ber  fonft  nur  jpärlid^e  SRefte,  einige  $hi|)ferbilbttierfe  älteften  @tite, 
fonberbor  geformte  SSotibfteine  unb  Sruc^ftücfe  mit  Sfulpturen 
an  ben  %qq  tamen,  ift  nid^t  me^r  ju  beftimmen,  ebenfomenig  haii 
Älter  ber  ^nfiebelung.  ^ilprec^t  ücrmutet  bie  3^^^  fl^fl^"  ^^ 
be^  5.  Sa^rtaufenbd  t).  iifyc. 

!föieber  jmangen-  bie  Umftanbe,  bie&mal  eigene^  förperlid^e«^ 
Seiben,  ben  erfolgreichen  Sc^a^gräber  ju  einer  längeren  Unter* 
brcc^ung  feiner  Slrbeit.  (^ft  1894  fonnte  er  eine  neue  Kampagne 
beginnen,  in  welcher  er  junäc^ft  ben  ^ügel  B  burc^  einen  tiefen 
^aben  bid  auf  ben  gemac^fenen  Soben  ^inab  burdif^nitt.  Ueiber 
ergab  biefer  Schnitt  nic^t  bie  erhofften  älefultate.  ^effere  (Erfolge 
zeitigten  bie  9Iac^forfc^ungen  am  ^Beftab^ang  bon  B.  3^^ 
!9runnen  unb  eine  SBafferleitung  bed  (Sannatuma  mürben  auf« 
gefunben,  femer  äJ^ufd^elf egalen  mit  eingeritten  3^i^nu^S^n  ^^^ 
btrfelben  3^^-  3^  fäböftlic^r  unb  norböftlid|er  Stici^tung  bon 
ben  beiben  SBrunnen  famen  älefte  eines  mafftben  bierecfigen  SRauer^ 
merfe  unb  ©puren  eine«  Xored  jutage,  meldte  nac^  bem  3^ugniS 
einiger  Slabafterinfc^riften  baS  SBerf  eine«  @ntemana  maren. 
^euje^  gelang  e«,  mit  ^ilfe  ber  3nfc^rifteu  bie  9iamen  einiger 
Iriefer  alten  Einlagen  ju  beftimmen.  Über  bie  Sebeutung  bed 
gro^n  ®ebäubefompIe£ed  beS  Ur«92ina  ^at  ^ujek)  (bgl.  Une  villa 
royale  Cbald^nne  @.  10  ff.)  beac^ten^merte,  mo^  ba«  SHic^tige 
treffenbe  ^Vermutungen  geäußert,  ^ad  gefunbene  (Sebäube  mar 
mo^l  ein  ^^uc^t*  ober  Jlornfpeic^er  bed  Ur^9{ina  mit  boppelten 
SNauem,  melc^  eine  ftarfe  ifolierenbe  liiuftfc^ic^t  jmifci^en  ftd)  liefen 
unb  bem  Ungejiefer  ben  3u8^i^9  h^  ^^^  aufgefpeid^erten  Vorräten 
faft  unmöglidi  machten.  Slußerbem  aber  bienten  biefe  2^/,  $ug 
breiten  Äorribore,  meiere  {einerlei  feitlic^en  (Zugang  befafeen,  felbft 
jur  Äufbema^ung  oon  5h:figen,  SSaffen,  Qkx&Un  unb  anberen 
@egenftanben.  ®eitenmanbe  unb  j^u^boben  ber  S^orribore  unb 
SleferDoire  maren  mit  (£rbpec^  überjogen.  2)as^  burc^  ^öljerne 
Xreppen  bon  au^en  zugängliche  Baumert  ift  offenbar  burc^  geuer 
jerftört  morben,  benn  bie  SRäume  maren  mit  93ranbfc^utt  angefüllt 
fiber  bem  fo  jerftörten  @ebäube  ^atte  ein  fpäterer  9}au^err  ein« 
fa(^  burc^  eine  Plattform  bon  3^^9^^^  ""^  ^^"^  9lfp^altfd^icf|t  eine 
neue  SBauflfic^e  gefc^affen.    3^^^  lürpfannen  nannten  Ur*9finA 


40  3:effö.    Dad  Xem^elar^to.  «C.  XI.  3/4 

ah  (£rl>au6r  biefe^^  eigenartigen  S))ei(^eTÄ.  ^c^t  3^9^Utein))ofta« 
mente,  melc^  in  gleiten  %bft&nben  um  hen  $Bou  uerteih  loaren, 
beiuiefen  ferner,  bag  eine  breitaudlabenbe  ^Ijoeranba  einft  über 
biefcm  fteinernen  9iefert)otr  errichtet  toax.  Unter  berfelben  mögen 
@krdte  ober  meniger  faltbare  iRaturerjeugniffe  i^ren  ©tapelpla^* 
gehabt  ^aben.  S^or  ber  Sübecfe  bec^  ®t)eici^r^aufe^  befanb  fid)  et^ 
fleined  ^jjaffin,  bae  Don  ber  f)olj))eranba  nod^  mitgef(^ä|t  mürbe, 
ä^ielleic^t  biente  e<^  hiltifd)en  3^f^^i^  ^^^^  ber  @ieminnung  be^ 
SJattelmeine;  ei5  mirb  öon  Ur*9?inä  öfter  ate  „ba^  Heine  Saffin'' 
ermähnt,  mä^renb  bad  »rB^oge  SSaffin''  ber- Snfc^riften  8  m  wn 
ber  Dftccfc  entfernt  nac^jumeifen  mar.  3n  feiner  9Jfi^c  fanb  ft<^ 
noc^  ein  britte^  Saffin.  Stle  ein  mirfUc^e^  @^a^^ud  foUte  bie4 
a(te  Sorratdgebäube  be«  Ur«9linä  ftd^  ermeifen.  ^ier  fanb 
be  Sarjec  bie  berühmten  burc^bo^rten  9{elief))Iatten  be^  Ur^SKn^t; 
^ier  eine  ganje  Slnjo^I  merfmürbiger  fteinemer  Sömenfö^fe,  beren 
^eftimmung  uöQig  buntel  ift;  ^ier  bad  9^c^ftucf  ber  f(^önen 
On^irfc^ale,  bie  ein  Dorn  Jlönige  geftiftetes^  SBei^efd^enf  aud  feiner 
Shriegdbeute  mar;  ^ier  üor  aUent  bie  meiteren  ^ile  ber  beräumten 
@kierftcle  be«  5hinigd  (Sannatuma,  tion  ber  fc^on  früher  am  $u^ 
biefe«^  .t)üge(d  Stoic^ftücfe  gefunben  maren.  SBunberbarer  9}atut 
unb  nic^t  befinierbar  maren  ber  atö  SBei^gabe  anjufprec^enbe 
gro^e  lömengefd^muche  @teinfnauf  bec^  äRefiüm  unb  ein  über  ^  m 
langec^  SKetaDgerät,  ma^rfc^einlic^  ein  in^  riefige  uergrö^erted 
@i(ötteremb(em  (urinnu?).  93on  großem  ^ntereffe  mar  bie  ünt* 
beching  5  fleiner  Jhi|)ferfiguren,  melc^  in  93erbinbung  mit  einer 
(afd^enartigen  burc^bo^rten  Xragplatte  ald  Xrfiger  ber  (S^rünbung^- 
urhinben  ber  einzelnen  ©ebaubeteile  bienten. 

^x^  3a^re  1894  unb  1895  foUten  be  Sar^ec  nod^  einen  be^ 
fonberd  mertt)o(Ien  ^unb  in  @kfta(t  eine^  S^empelan^iUd  auf  l^wi^ 
tafeln  in  bie  ^dnbe  f)iie(en.  Ungef&^r  650  ^^  tiom  ^uget  B 
entfernt  ftiegen  bie  Arbeiter  auf  jmei  rec^tecfige  Valerien  auö  un« 
gebrannten  ßi^^Uteinen,  auf  benen  bie  Xafeln  biefe«^  ^rd)iM  in 
5 — 6  S(^i(^ten  aufgefdjic^tet  lagen.  Seiber  gerieten  nadj  ber  ©nt« 
becfung  bie  Xraber  über  biefen  4infcl^ä^baren  Samme^la^  )>oti 
Xem)>elgef(i^&ftdurtunben  unb  fta^len  fo  Diele  itafein,  ba^  jef^t 
faft  alle  großen  Wufeen  ber  alten  unb  neuen  !£Selt  @tü(fe  aud 
biefer  oc^a^fammer  befif^n.  ^uc^  bae  fönigl.  äKufeum  in  ^Berlin 
ermarb  f(|öne  ^feln  au«  biefem  Xeiupelart^iu  uon  3:ell(\  meldte 
&.  ätei^ner  ^au^gegeben  ^at.  iUeiber  ^atte  be  ®arjec  burc^  feine 
Sorglofigteit  biefen  ^iebfta^l  felbft  begünftigt,  benn  meber  m&^renb 


«C.  XI,  3/4  ^ettö.    DebentuKg  fftt  Me  Jhi^rocf^t^te.  41 

ber  jahrelangen  Untetbre^unci  ber  (Grabungen  nodi  loä^renb  bet 
Arbeit  fclbft  ^iett  er  eine  ^mad^ung  ber  JRuinen  für  nottoenbig. 
9?o^  ^eute  befinbet  fic^  eine  grofte  3ö^1  wn  ben  über  30  000  tafeln 
be«^  5eK6*ar(^it)^  in  ben  .^nben  ber  arabifc^en  Jabletten^änbler. 
Der  Sn^alt  biefer  Urtunbeu  ift  berfelben  Art  roie  berjenigen  be^ 
^empetarc^iDe  uon  @ippar»%bü  ^abba,  t>on  melc^eni  oben  bie  9{ebe 
mar,  bietet  alfo  auf  ben  erften  ©lief  ^erjlie^  trocfen  erfc^inenbe 
Q^efc^iftdberic^te;  für  ben  ttultur^iftorifer  aber  finb  biefe  Jafeln 
lautrebenbe  3^wfl"iff^  ^^^^  $>anbel  unb  3Banbel  in  längft  ucr== 
qangenen  Sagen,  in  benen  9^orbbabt)tonien  ein  gro^ee  @;porttanb 
für  Äorn  unb  3nbuftrietoaren  bilbete,  ba^  feine  Srjeugniffe  mit 
bem  Süben  gegen  ©(^lad^tbiet)  unb  lanbnrirtf(^aftlid)e  ^obufte 
audtaufc^te.  ®iö  ^n  ben  ß^iten  bee  llrufagina,  bie  nod)  nic^t 
nac^  Sct^rcn  beftimmbor  finb,  reidjen  biefe  ©efd^äft^urfunben 
hinauf,  bie  ^uptmaffe  aber  entftamntt  ber  JRegierung^jeit  ber 
legten  Dt)naftie  \>on  Ur. 

•Äucft  fonft  burfte  be  ©arjec  wod)  reid^e  3nfd)riftenfc^ä^e  ein* 
^intfen,  burd)  tuelc^e  bie  @iefd^id^te  ber  fiönige  üon  iiagafd^  Uic^t 
empfing:  er  fanb  femer  »ertöoUe  Slelief«  mit  groben  ber  frü^ften 
bisher  im  3^M^<>in(<in^^  befannt  getoorbenen  Jliinft,  ber  ^nft 
jener  ß^^t  »eld^e  bie  älteften  Sauten  be«  «t^ügefo  B  erfteben  lieft. 
Äu«  ber  etma«  jüngeren  ®po(^  be^  Ur*9?inä  ftommen  jmei  in 
Slu)>fer  getriebene  ©tierföpfe  unb  eine  ebenfolc^  IangW)nfiblige 
*afe;  biefen  gunbftürfen  finb  bis^^r  nur  bie  Don  ^ilpred^t  ausj 
Jara  ertoorbenen  SRarf^urjiegenföpfe  an  bie  Seite  ju  ftellen.  ÄUe 
biefe  i^tbecfungen  eröffnen  uns^  @inb(ide  in  eine  ^^rtaufenbe  \)ox 
ber  unfern  (iegenbe  ftulturepoc^e,  üon  beren  ^o^em  ^(bungdftanbe 
oor^r  niemanb  fic^  ettoad  ^tte  tr&umen  laffen.  @ine  fid^  immer 
ooUtommener  geftaltenbc  ^xt^zltt6)n\t ,  bie  Äenntni^  be0  (Metuöfbe^ 
bau^,  bie  anläge  öon  SBaff erteitungen ;  eine  anfe^nlic^e  ^fertigfeit 
in  ber  J^amit,  eine  an  ag^ptifc^  ^^unbe  erinnernbe  SKeifterfc^ft 
ber  Steinbearbeitung,  bie  @iefd)icflicl^feit  in  ber  SKetallöcüpertung, 
befonberd  in  ber  Senu^ung  oon  3i(ber  unb  Jlupfet;  eine  muc^tig 
unb  berb  realiftif(^  auftretenbe  ©ilb^auerhmft,  meldjc  uor  bem 
^rteften  SKaterial  nic^t  jurücffd|recfte  unb  burd)  ^Hirbenauftrag 
unb  (unftlid^  eingefe^te  ^ugen  ben  Statuen  !Ueben  einju^aud^en 
üerftanb  —  alle  biefe  (Jrfd^einungen  traten  ah  neue,  unDermutete 
latfac^n  ben  ^iftorifern  \>üv  klugen  unb  jniangen  fie,  ba^  be« 
queme  aber  unmiffenfc^afttid^e  (£ntmidtungdfc^ema,  unter  bae  man 
bie  loenigen  bid^er  befannten  latbeftftnbe  öorberafiatifc^er  Äultur=» 


42  .    .  @urg6ul  unb  (£(  ^ibba.  «C.  Xl,B/4 

Sefc^id^te  gejioungen  ^tte,  auf  feine  ^{ic^tigEeit  ^in  gtünblid)  jii 
ret)tbieren.  Äu^  einer  Qtxt,  in  toelc^er  mon  fonft  bie  aQerro^ften 
Sfulturanfange  be^  9)7enf(l^engefc^(e(^tö  unterjubringen  pflegte,  ftieg 
ptöglic^  eine  ^iltur  üon  fold^er  93oUenbung  empor,  bag  man  ge^ 
nötigt  mar,  eine  nic^t  ^Q^rl^unberte,  fonbem  ^a^rtaufenbe  um« 
faffenbe  Snttoicflungdperiobe  fär  fold^n  tlufftieg  Doraudjufe^en. 

3n  ben  legten  Sauren  ^t  befonberd  bie  3cit  be^  ^mmurabi 
(\)qI  3ia^rgang  IX,  ^ft  1  be^  Alten  Orient:  ^ammurabi  unb  feine 
3cit  öon  g.  Ulmer)  bie  ^öemunberung  ber  @kbilbeten  unferer  Xagc 
nnic^erufen.  ^ie  Dielleid^t  noc^  2  Sa^rtaufenbe  meiter  jurüd» 
liegenbe  ß^^  ^^  Ur^92ina  Don  Sagafc^  burfte  i^r  nic^t  mel  nad)« 
fielen,  ^aufunft,  iSilb^auerfunft,  jifanalifation  be^  fionbed,  !^anb« 
nHrtfd^aft,  ^aratoaneniKrfe^r  unb  nic^t  jute^t  bie  perfönlic^ 
$ürf orge  ber  ^errfd^er  in  £h:ieg  unb  ^rieben,  befonberd  bai^  SBirfen 
eined  Sannatuma  jeigen,  bag  biefer  ^ergleic^  mit  ber  ^mmurabt^ 
jeit  berechtigt  ift;  reid^te  bod^,  mie  bie  Snfc^riftenfunbe  ber  legten 
@hrabungen  be  @arjec'd  /(eigen,  ba^  äieic^  be^  9laramfin  oon  (Slam 
b\^  nad^  llgQpten. 

^r  le^te  groge  i^folg  be  Sarjec'sf  mar  bie  ftuffinbung  oon 
4O00  Xontafeln,  bie  neued  i^ic^t  auf  bie  bunfle  Q^xt  jmifc^en 
9}aramfin  unb  Urgur  oon  Ur  merfen  merben.  )sBiel  ju  frü^  für 
bie  ^iffenfc^aft  mürbe  ber  glüdlic^e  (Sntbeder  ber  altbab^lonifc^n 
Jhiltur  unb  5funft  am  30.  aRai  1901  im  %lter  üon  64  Sauren 
in  feinem  SJaterlanbe  bie  ©eute  eine«^  im  Orient  ermorbenen  ßeber« 
leiben^.  Sein  9}ame  mirb  nie  tiergeffen  merben,  benn  aQed  mae 
mir  ton  altbab^lonifd^er  Qk^äftäftt  unb  Sebend^ltung  miffen,  oer« 
banfen  mir  i^m.  Spätere  ^orfc^er  ^aben  nur  beftätigen  unb  er« 
gänjen  fönnen,  \m^  er  un^  juerft  gezeigt  ^at. 

Surgl)ul  unb  Cl  Qibba. 

•De  >Sarjec'Ä  3luffe^n  erregeube  Jii"*^  i"  3;eU6  bemogeu  bie 
^ireftion  ber  fönigl.  preu^ifc^en  äJtufeen  in  Berlin,  ,,banf  ber 
großartigen  Liberalität  bec^  ^rrn  ^ommerjienrat  S.  Simon'',  im 
September  1886  eine  (^^pebition  nac^  Subbab^lonien  audjuräften. 
^er  Sc^aupla^  ber  oon  $.  SRori^,  Dr.  9lob.  ftolbeioe^  unb 
!^.  9Ret)er  geleiteten  Ausgrabungen  maren  bie  |>ügel  Surg^ul  unb 
&  ^bba.  Surg^ul,  etma  7  Stunben  norbftftlic^  oon  Sc^tra, 
bie  f üblichere  ber  beiben  Xrümmerftötten,  ^gte  fid^  aU  ein  15  m 
^o(^  ben  ebenen  SBuftenboben  fiberragenben  Stuinen^ügel  unb  mar 
on  Audbe^nung  eine  fe^r  umfangreiche  (60  ^ftar),  an  Silter  an« 


«C.  XI,  3  4  SuTfl^tti  II.  (Il^^ibba.   ^emefropolen.  43 

jlc^inent)  bic  oltcftc  bcr  öielcn  ©tottcn  in  bcm  großen  S)rcierf 
jmifc^en  i&npffxat,  Xigrid  unb  @c^Qtt  el  ^\.  3m  Januar  unb 
^frruat  1887  lourbe  in  Surg^ul,  im  Wpftil  unb  3)toi  in  bem 
flocken,  aber  mo^I  achtmal  größeren  i&l  ^xbba  gearbeitet. 

Surg^ul  iäjst  fid^  in  brei  ^auptgTU|)^en  teilen:  bie  eigent« 
lic^  Ituppe  mit  i^ren  niebrigeten  Studidufen  unb  ^atQÜeljugen, 
bot>on  ffibtDeftlic^  eine  ä^nlid^e,  aber  Diel  flache  ®ru))pe,  %b(a 
genannt  unb  im  Äorbnxften  ein  Äomplej  unregelmäßiger,  jiem* 
lic^  niebriger  ^Bobener^bungen.  3)a  bie  große  Sludbe^nung  bec^ 
ätuinenfelbed  bei  ber  Sefci^änfung  an  3^^  ^^^  ®^^^  ^ine  gränb^ 
Ii(^  i£rforfc^ung  üon  üom^erein  audfc^Ioß,  fuc^ten  bie  ^orfc^er 
nur  ben  3n^It  ber  ^uptffÜQti  burc^  lange  Saufgräben  feftjU'^ 
fteUen.  Stieß  man  babei  auf  äRauern,  fo  n^urben  biefe(ben  frei«' 
gelegt  unb  bie  tion  i^nen  umfc^Ioffenen  Qkmäd^er  erforfc^t  Die 
oberirbifc^  Xeile  ber  Se^mmauern  finb  ju  formlofem  @ct|utt  jer« 
faQen,  bie  unteren  Xeile  bagegen  ru^en  mo^Ier^alten  in  ber  @rbe 
unb  erfc^inen  nac^  einem  ätegentage  ober  einer  feud^ten  yiaö^t  in 
bunflem  @runbriß  auf  bem  SBoben.  l>a^  10  JlHIometer  ndrbK(^ 
Don  Surg^u(  gelegene  &  ^ibba  bebecft  mit  feinen  oon  ©übmeft 
nac^  ^J^orboft  ftreid^enben  Xrümmermaffen  eine  ^löd^e  Don  faft 
480  ^f tar.  SCud^  ^ier  überragt  ein  großer  |)üge(  inmitten  bed 
äluinenfelbed  bie  anberen  i£eUe  unb  bilbet  mit  einem  meiter  norb« 
dftlic^  gelegenen  ^jweiten''  ^üget  eine  jentrale  Gruppe,  an  melc^ 
ft(^  nac^  Säben  unb  ^J^orben  ^ügeßetten  anfd^Iießen,  (entere  mit 
einem  größeren  „9iorb^ügeI''  enbigenb.  @anje  ©traßenjüge  Don 
4  SHIometer  £ange  (äffen  fic^  in  biefen  ^ügelgruppen  unterf^eiben. 
SSä^enb  Surg^ul  nur  fie^mjiegelbauten  befi|t,  finben  fid^  in 
&  jpibba  @kbäube  au^  gebrannten  3^^9^^^- 

Seibe  Stätten  maren  einft  nic^t  ^Boi^nungen  (ebenber  SRenfc^en, 
fonbem  Xotenftäbte,  gemeinfame  9tu^ep(ä^e  für  bie  Überrefte  me^r 
ober  minber  ooQftänbig  eingedfc^erter  !äeid^en.  ßo(betoet)  f)at  fär 
fie  ben  paffenben  ÜRamen  ^uernefropolen  borgefc^Iagen.  i)it 
Seic^nDerbrennung  mar  bei  ben  primitiben  9)?itteln  ber  alten 
Sumerer,  benn  um  fo(c^e  ^anbelt  e^  fi^  offenbar,  ba  iDir  Don  ber 
Seftattung^toeife  ber  femitifd^en  Sab^Ionier  gar  nic^t^  miffen  (f.  o. 
@.  25),  naturlidi  nur  eine  teiltoeife,  alfo  me^r  eine  ^erfo^Iung 
atö  Sindfd^erung.  Unter  ben  Sranbreften  finben  fid)  ^o^Ienftüde 
Don  ^alm^olj  unb  anberem  ^olj,  haii  jpauptbrennmateriat  ^at 
aber  nic^t  au£^  biefen  feltenen  unb  nä^Iic^n  ^dljent,  fonbem  aud 
®(^(f  unb  @rb))ect|  beftanben,  mie  au&  einzelnen  ^fc^leilen  no^ 


44  @itrg^I  u.  (K  ^\bba.  ^räbitUorten.  «O.  XJ.  3.4 

beutlic^  ju  erfennen  toax.  9)ebeden  fic^  bod)  l^eiite  nix^  nQ(^>^^ 
ginn  ber  Überfd^memmnng  loeite  i$t&d)en  biefer  SBüfteneien  mit 
unburd^bringltc^n  @c^ilfbi(fict)ten,  in  benen  nod;  imniCT  ber  Sdioc 
^auft.  @nttoebeT  auf  einem  geebnetem  ^laf}  ober  in  einer  ^Tt 
fe^r  primitiven  Dfenö,  einem  .ttaften  au«  ßiegclfteinen,  ging  bie 
iSinäfd^rung  bee  in  Statten  gefüllten  ^oten  bor  fic^.  Spater 
^t  man  bie  flamme  gar  nic^t  aufbrennen  laffen,  fonbem  fie  am 
^be  ber  ^Verbrennung  gelöfd^t;  bie  oberfl&d^lid^  ^ferfo^lung  \ö^nX 
nur  noc^  eine  %rt  @^mboI  getuefen  ju  fein,  ^en  Xoten  iDurben 
^genftänbe  am  i^rem  Seben  beigegeben,  grauen  i^r  S^mucf, 
3Ränneru  i^re  338affen  ober  Weräte,  Äinbern  i^r  Spielzeug.  Äur 
menige  fold^  @)egenftänbe  finb  er^Iten,  unter  i^nen  ein  paar 
maffib  golbene  Ohrringe,  ju  jilumpen  gefc^moljene  S^ronjeftfide 
unb  burc^bo^rtc  SRufc^In  unb  tönerne  @pinn)otrtel.  $on  SBaffen 
finb  ermä^nendtoert  @teinä;rte  unb  ^ilfpi^n  au^  ^uerftein,  anc^ 
bie  gefunbenen  SBronjenägel  unb  SReij^el  finb  Xotenbeigaben.  4uf 
eine  unenbüd)  ferne  ^orjeit  beuten  auc^  bie  ^nbma^I«  unb  äüeibe^ 
fteine.  SBon  ben  ®iegeljl)linbeni  ber  ioten  finb  leiber  nur  loenige 
S^mplare  er^lten.  $^on  ben  Opfern  in  SSerbtnbung  mit  bem 
Sferbrennungtkift  finben  fid^  beutlid^e  @puren,  Dattelterne,  @tier^ 
unb  ©c^affnod^n,  $ögel<  unb  gifd^gerippe;  auc^  tönerne  SKAuc^*« 
töpfd^en  fommen  bor.  iSerfc^ieben  oon  all  btefen  Seigaben,  melc^ 
mit  bem  Xoten  oerbrannt  tourben,  finb  bie  nad^  ber  ^rbrennung 
i^m  geuiei^ten  an  ober  in  bem  @rabe  niebergetegten  (äegenftfinbe. 
!j$on  bem  %udfaU  ber  Verbrennung  ^tng  e«^  ab,  ob  man  bie 
tiefte  am  Crte  berfelben  Hegen  tie^  (!i2eic^engräber)  ober  ob  man 
bie  %f(^e  in  befonbere  @(efajse  fammelte  unb  barin  betfe^te  (9fc^n> 
gröber),  {i:^  fommen  aber  in  Hl  !ptbba  auc^  ^älle  t»or,  in  benen 
bie  ooUfommen  berbrannten  Überrefte  nic^t  gefammelt,  fonbern  un^ 
berä^rt  am  ^anborte  liegen  gelaffen  mürben.  $ier  erfennt  man 
beutlic^,  mie  ber  fieic^nam  mit  einer  oben  bannen,  unten  ftarfeit 
Xonfc^ic^t  eingebaut  mürbe,  in  melc^  bie  Seiche  nöUig  uerbronnte, 
bie  obere  bünne  ^ecfe  ift  bann  eingefturjt  unb  bebecfte  mit  t^ren 
Scherben  bie  "^Ifc^,  ein  deichen,  baft  man  bad  ®anje  nac^  ber 
^Verbrennung  nid^t  mieber  angerührt  ^at.  3n  anbem  ^Uen 
mürben  bie  iieic^engräber  nad)  gefc^e^nem  Sranb  mit  frifc^en 
Xonjiegeln  äberbedt  ober  mit  einem  länglid^en  XongefS^  über« 
ftälpt  —  eine  ^albberfo^Ite  Seid)e  ^at  man  nid^t  mieber  angerührt. 
!S3ar  bagegen  ber  Zott  jum  Xeil  berbrannt  ober  ganj  ^u  ^fd^e 
gemorben,  fo  fc^eint  man  ot^ne  Sc^eu  bie  Siefte  gefammelt  gu  ^aben. 


If€.  XI.  3  4      SuTg^ul  u.  (B  ^ibbo.    iMciibet(|Qben.    Siunnen.  45 

^efe  ^fd)engräbet  bilben  an  beiben  Orten  bie  gtojse  9Ke^rja^(. 
^e  ^fäge  für  bie  Uberbleibfel  finb  ineift  mel  jit  flein;  ^olbetoet) 
meint  bie  ^rbrennung  fei  bie  .tmuptfoc^e,  bie  oomntlunc)  bet 
H^  nur  ein  nebenffi^lic^er  Uli  ber  ^ietAt  gemefen.  X)a^  mag 
jtttreffen.  Hn<i)  biefed  «Sammeln  ber  9lfc^e  gefd^^  auf  üerfc^iebene 
Seife.  9{eben  einfafl^m  ßubeden  eined  %f(^n^aufc^end  mit  einem 
Zontopf,  ftnbet  fid^  bie  Bergung  in  einem  baudjigen  @)efAbr  ^^ 
mit  ber  oerfc^Ioffenen  Öffnung  nac^  unten  eingegraben  luurbe  ober 
bie  ^ufbema^rung  in  einem  Xopf,  in  ben  ein  jmeiter  mit  ben 
INeften  ber  Ot>fertiere  gefegt  nmrbe.  'Xud^  ^Mc^h  oon  länglid) 
eiförmiger  9kftalt  bienten  a(d  Urnen.  Dem  Xoten  mürben  nad) 
ber  Verbrennung  ober  bei  ber  SBeife^ung  feiner  ^Ifc^e  mieberum 
^gaben  oon  @(^mu(t  ^>eife  unb  Xronf  mitgegeben.  ^nfe(tö)>fe 
mit  merhourbig  abgefc^rägtem  $oben,  meift  mit  Datteln  ober  Storn 
gefuDt  unb  Xonflafcfycn  mit  Öl  ober  SBein  maren  bie  gemft^nlic^en 
0oben.  3ebem  Zoten  aber  mürbe  ein  ^c^r  mitgegeben  unb  ein 
Brunnen  gegraben,  fomeit  biei^  möglich  mar.  @o(d)e  Brunnen  finb 
in  unge^urer  ^at^i  in  beiben  Stdtten  gefunben  morben.  Sie  be« 
fte^n  aud  1 7e — 2  ^n^  im  Durc^meff er  ftarfen  Xontrommeln,  bie 
aufeinanbergefe^t  in  ben  ^unnenfci^ac^t  ^inabgelaffen  mürben. 
i&ntn  biefer  Srunnen  ^t  ^olbeme^  ganj  au^egraben,  er  ift  4  m 
tief  unb  au«  13  Xrommeln  jufammengefe^t.  3n  ben  Zoten^äujern, 
oon  benen  aldbalb  ju  reben  fein  mirb,  fte^en  oft  bie  4  an  ber 
3q^(  in  bemfelben  @emac^  unb  bid  ju  9  in  bemfelben  ^ufe. 
9u^  ber  aud  (auter  ^fc^ngr&bern  befte^enbe  Surg^ul^ügel  ift 
oöOtg  oon  Hunnen  burc^fe^t  3^  ermähnen  finb  noc^  bie  merf« 
mfirbigen  tönernen  ^^alten  unb  befd^riebenen  92age(il)linber,  meiere 
nebft  einigen  anbem  bilbartigen  Q3eigaben  in  ben  @(räbern  ge» 
fnnben  mürben.  Die  bie(erlei  Qk^&%t  unb  @kräte  au«^  Xon  ge« 
mft^Tten  einen  ganj  neuen  Sinblicf  in  ben  ®tanb  ber  teramifc^n 
Xec^nif  jener  alten  Setoo^ner  Sübbab^Ioniend.  Jtolbetoei)  fonfta« 
tiert  ben  Qkbrauc^  ber  Dre^fc^eibe  unter  iRac^^ilfe  mit  ber  freien 
^nb.  Hn  (formen  finben  fic^  Sltffel,  Schalen,  ft'elc^,  ®ec^er, 
^afc^  unb  Sannen.  Dad  SRaterial  ift  fe^r  fein  gefc^tämmter, 
fc^mod^  gebrannter  Xon  oon  meiftlid^er  ober  rötlicher  ^rbe. 
@c^(en  unb  fugelfdrmige  ^lafc^en  aud  Stein  (Stlabofter,  Serpentin) 
finb  fetten,  ebenfo  (S^efäge  mit  Snfdjriften.  ^uf  bie  CrnamentiE 
tonnen  nrir  ^ier  nic^t  eingeben;  eine  gemiffe  (Sntmicflung  ju 
fd^ftnetcn  r^ormen  oon  Surg^ul  bid  ju  ben  oberften  Sc^ic^ten  oon 
iSl  6Xbha  möge  jeboc^  erio&^nt  merben«  — 


46  3ut(}^ul  u.  i&i  ^ibba.    ttttafitahauttn.  HC.  XI,  S/4 

^ie  !9eife|ungdftätten  bei  ^f^nrefte  toaren  für  bie  meiften 
^otcn  bie  gemcinfamen  Sfci^en^ägel  bcr  Xotenftabt,  für  Sorne^« 
mere  aber  fd^eint  man  befonbere  Saukverfe,  bie  itoten^&ufer  unb 
Xerraffenbauten  angelegt  jn  ^aben.  ^te  ^erraffen  Ratten  nac^ 
^(ben)e^  urf^üngHcl^  nur  ben  3^^'  txntm  gemeinfamen  ^ugel 
gelegentlid^  einer  befonbere  feiertid^n  9!^erbrennung  toieber  eine 
regelmäßige  f^orm  ju  geben.  @o  ift  ber  @urg^u(^ügel  in  be«' 
ftimmter  $)öl^e  mit  einer  Xonplattform  planiert,  in  beren  9)htte 
fic^  ein  befonbere  ftattlic^ed  äfd^engrab  befinbet.  ©ei  bem  „jlociten" 
«f)ägel  (f.  0.)  üon  @(  ^ibba  ^atte  jebe  neue  Q^rdberfd^id^t  bie  tiefer« 
liegenben  jum  ^ufammenbrud^  gebracht,  fo  baß  fd^Iießlic^  ein  loüfter, 
unregelmSßiger  ©d^erben^  unb  Sfd^e^ugel  entftanb.  liefen  ^at 
man,  aud^  kiieDeic^t  bei  einer  befonberd  feier(id^n  ISerbrennung, 
mit  95fd^ungdmauern  umgeben  unb  ju  einer  oieredKgen  Plattform 
umgenrnnbelt.  '3)iefe  9)2auem  befte^en  au^  Suftjiegeln  unb  finb 
nac^  @äben  mit  einer  gebrannten  3^^^^^^^^^  oerblenbet.  ^ne 
Xreppe  in  ber  VKtte  ber  34  m  langen  ^^ront  führte  ju  bem 
^lateau  empor,  auf  bem  irgenb  ein  ®eb&ube  geftanben  ju  ^ben 
fd^eint.  Sieberum  aber  n^urben  bon  ben  erneuten  ©eife^ungen 
auf  ber  Xerraffe  bie  S5öfd^ung«mauern  üerfc^üttet  3n  bie  ^erab* 
gleitenben  Sd^ic^ten  mürben  neue  ®r&ber  eingebettet,  fo  baß  bie 
ganje  Xerraffe  in  ©efal^r  ftanb,  nrieber  ju  oerf^toinben.  9ber« 
mald  ^at  man  bann  im  Often  baf^  $(ateau  burc^  neue  Söfc^ungen 
erweitert.  X)ad  Xoten^aud  mit  mehreren  @emad^ern,  bae  auf  biefer 
Plattform  errichtet  nmrbe,  ift  ettt>a^  beffer  erhalten,  atö  bod  eben 
erto&^nte.  9lud^  an  anbern  ©teilen  finb  in  (£(  ,f)ibba  fotc^ 
Söfd^ungdmauem  fidjtbar.  @ie  ade  finb  fefunb&re  Einlagen,  9tot« 
bauten,  um  neuen  9laum  ju  geminnen.  Xnberd  bie  Xerraffe  be^ 
^großen''  i^figetö  Don  (&l  ^ibba.  ^efe  ift  eine  urfprünglic^,  auf 
bem  SBoben  auffte^enbe  Sniage.  %ud^  auf  biefer  großen  Xerraffe 
ftanb  ein  ^an^,  oon  bem  faum  noc^  ettoa«  er^Iten  ift.  ^^ 
^anje  muß  ein  impofanter  Kunbbau  gemefen  fein,  ber  mit  Ser« 
blenbfteinen  unb  JSBafferrö^ren  mo^I  gefd^ü^t  koor.  Ob  e«  bai 
®xab  eines  93ome^men  toar,  nne  ßoIben)e^  meint,  ober  ein  i8au^ 
merf  üon  hiltifc^er  93ebeutung,  ä^nlid^  einer  3^8urrat,  (aßt  ft(^ 
nid^t  mel^r  feftfteSen.  fie^tered  fönnte  man  beinahe  barauiS 
fd^Iießen,  baß  ^ier  mie  im  Umfreid  ber  atteften  3i80i^^<^t  ^^ 
9{ippur,  bie  Sfc^engrftber  an  ben  SBöfc^ungen  fi(^  auftürmten. 

@(^on  me^reremale  mar  im  vorigen  t)on  Xoten^dufern  bie 
ätebe,  bid^r  jeboc^  nur  t)on  fotc^n,  melc^  auf  ben  gemeinfamen 


HC.  XI,  3/4  @UTg^uC  u.  e\  ^ihha.    X^ten^äufer.  47 

^^egrobniffen  errichtet  »arcn.  IJic  eigentlichen  ioten^äufer  icboc^ 
^ben  cinft  ganjc  ©trafeenjüge  gebitbet.  3^rc  öirunbmauern  ^aben 
fi(^  in  ben  tiefer  gelegenen  teilen  ber  beiben  Xotenftdbte  tt)o^l 
erhalten.  (Sd  finb  ®cbäube  ber  öerfc^iebenften  ®rö§e  gefunben 
worben,  eineö  baöon  entl^ielt  14  üeinere  unb  größere  ©emdd^er, 
in  aQen  begegneten  bie  c^aralteriftifc^en  ^unnenfd^äc^te,  üon  benen 
oben  fc^on  bie  SRebe  mar.  3n  einem  ^aufe  lag  ber  eine  Srunnen 
unmittelbar  Dor  einer  ifir,  ein  ^tiäf^n,  baft  biefe  §äufer  niemals 
ben  fiebenben  al^  Se^aufung  gebient  ^aben.  ^ie  |)äuferquartiere 
fernen  fe^r  alte  ?Inlagen  ju  fein,  benn  in  einem  gaüe  ge^en  bie 
SRauern  einer  fpäteren  ?lnlage  quer  über  alte  ®runbmauern  t|in* 
»eg.  "Die  Straßen  jttjifc^en  ben  Käufern  finb  feiten  breiter  aU 
1  m,  ein  weiterer  ©etoeiö,  ba§  eö  fid^  um  eine  nid^t  für  Sebenbe 
bered^nete  Anlage  ^anbelt.  1)er  @inbrud  biefer  großen  9?e{ropolen 
mufe  aud)  jur  ^ext  i^re^  Sefte^end  ein  fe^r  ernfter,  ja  trauriger 
gemefen  fein.  $on  ^Iberfd^murf  ^aben  fid^  nur  an  ben  beiben 
großen  ^ügeln  Don  @l  ^ibba  fpärlid^e  9iefte  gefunben.  j^olbetoe^ 
ift  ber  SReinung,  bafe  bie  ^ier  ausgegrabenen  ©tatucnfragmente 
Überrefte  Don  koeggefd^leppten  Statuen  fein  bürften.  @S  ^at  t)iel 
Jöefted^enbee,  »enn  er  bie  t)on  ©trabo  berichtete  ^^lünberung  ber 
alten  Ädnigd*  unb  gürftengräber  in  ben  ©ümpfen,  bie  auf  ©e^eife 
Älejanber^  beß  ©rofeen  erfolgte,  ^ier  jur  @r!lärung  ^eran^ic^t. 
Dad  »ürbe  bann,  mie  Äolbemel)  felbft  betont,  bie  2»öglid^feit  ein* 
f(^lie|en,  baB  bie  oon  be  ©arjec  in  £ellö  gefunbenen  Statuen  auS 
&,  ^ibba  geraubt  maren;  fie  ftammen  ja  aud  einem  ®ebäube, 
beffen  9iuinen  grie^ifc^en  Urfprungö  finb.  3)ie  ©puren  alter 
^lunberungen  finb  in  ber  JRehropole  beutlid^  ju  er!ennen.  "i&ann 
biefe  fonberbaren  Xotenftäbte  i^ren  Untergang  fanben,  ift  nid^t 
feftiuftellen.  ^aren  e«  fumerifd^e  Einlagen,  fo  ^at  bad  Einbringen 
ber  ©emiten  i^rer  SBenu^ung  ein  @nbe  bereitet.  ^eDeic^t  gel^örten 
beibe  9ieh:epolen  ju  ber  nid^t  allju  meit  oon  i^nen  entfernten 
alten  ipaupftabt,  beren  Stuinen  be  ©ar^c  in  ^ello  ausgegraben 
ffat,  mag  biefe  nun  Sagafd^  ober  @(irfu  ge^eigen  ^aben.  Seben^ 
falls  tourben  bie  Xoten  auS  meitem  UmfreiS  jufammengebrac^t 
unb  ^ier  eingeäfd^ert.  9luS  ben  ä^nlic^en  äSerbrennungSfitten  in 
%ippur  barf  k)ieneic^t  gefd^loffen  merben,  ba^  auc^  in  Sl  [^ibba 
ober  ©urg^ul  irgenb  ein  ^iligtum  e;nftierte,  um  meld^eS  fic^  bie 
Araber  anotbneten. 

Seiber  ift  fiber  biefe  )oi(^tigen   beutfc^en   Ausgrabungen   beS 
Saures  1 886  loeiter  nid^ts  erfc^ienen  als  ein  f ummarifc^er  Seriell 


48  ^atfft.    fi0fM'  «tbtiten.  «C  XI,  3  4 

Äolbeme^'i^  in  bet  ^eitf c^r.  für  Xff^riologie  ®b.  1 1,  bcffen  ^upt« 
Inhalt  mir  im  oben  gefügten  in  ^ürje  nriebet^ugeben  gejipungen 
moren,  o^ne  felbft&nbig  auf  ^SerdffentUc^ungen  ber  Snfc^riftrefte 
ober  !HbbiIbungen  nod)  ben  aufgenommenen  ^otogrop^ieu  ein» 
gelKn  ju  fdnnen. 

WarM  man  e.  70). 

2)er  erfte,  beut  e^  Mrgdnnt  toat,  bie  ^uinengefilbe  Skirfa'e, 
bee  biblifc^n  iSx^  (ifkn.  X,  10),  bad  attbabt^lonifc^  Uruf  ju 
betteten,  mor  ^oxb  Softuc^  im  3a^Te  1850.  SBeber  bie  \iiipfycaU 
eipebition,  nod)  9to^  unb  ^rofer  UKiren  bid  }u  ben  äluinen  felbft 
uotgebtungen.  ^oftui^  ^at  bretmol  in  SBortä  gemeilt,  am  längften 
im  3a^re  1854,  mo  er  bret  SRonote  lang  unter  großen  SKü^n, 
^eimgef uc^t  bon  Sanbftürmen  unb  SEktffermanget,  feinen  ^orfc^ungen 
fic^  nribmete.  SSBorta  fc^int  Don  fdmtßd^en  bob^Ionifc^n  Xrummer^ 
ftätten,  abgefe^en  oon  dl  l^bba,  bie  gröjste,  aber  auc^  bie  ein« 
famfte  unb  troftlofefte  }u  fein.  ®ie  (iegt  meilenmeit  oon  aDer 
menfc^lic^n  ftultur  entfernt  an  einem  eingetrotfneten  ^u^auf, 
oietteicl^t  bem  e^maligen  9elte  bed  (£u))^rati^  felbft,  inmitten  be« 
Überf^toemmungdgebiete«.  Snfolgebeffen  ift  bie  niebrige  Soben« 
eri)ebung  mit  bem  (Qetoirr  bon  langgefttedten  9iuinen^ugeln  in 
ben  äRonaten  oom  äRfirg  bid  jum  Stobember  nur  im  ^oot 
erreichbar.  Stein  gräner  ^Im,  fein  Xier,  teine  @pur  be<^  lieben« 
ift  in  biefer  furchtbaren  SSüftenei  ju  entbeden.  @s$  mar  atfo  feine 
aUtäglic^  $>e(bentat  bie  Uoftu«^  ooDbtac^te,  ato  et  fic^  brei  ooDe 
9Ronate  ^ier  nieberlie^.  Unter  ben  gr5jsten  Sefd^merben  mu§te 
ba«^  Xrintmaffer  oon  bem  über  jmei  Stunben  nac^  ^ften  ent« 
fernten  (^|)^rat  i)erbeige^o(t  merben. 

Die  ^ö^fte  iSr^ebung  be«^  Xrämmerfetbes^  ift  ber  oon  ben 
^Irabem  Sumoriqe  genannte  $üge(,  ber  auf  einer  über  40  $u6 
^oIku  (^bauffc^üttung  bie  ^efte  bee  (^agenturme  (£«anna  birgt. 
9(uf  berfelben  Plattform  liegen  auc^  bie  anbem  .f)auptgebiube. 
9ln  ber  SBeftede  ^eben  fic^  i^mei  oierecfige  maffibe  ^i^fl^i^^i^^ff^" 
beraub,  im  Süben  baoon  ift  bie  Plattform  burc^  eine  tiefe  Siabine 
;^riffen.  9(l£f  ^^oftue  1850  ^um  jmeitenmale  SBarfa  befud^te, 
fonnte  er  nur  brei  SBoc^en  lang  bort  arbeiten.  Unenblic^  mü^« 
felig  mar  allein  fd^on  ber  jebedmalige  SXarfd^  oom  l^ager  bid  jur 
Stbeit^ftätte.  '^ei  biefer  erften  größeren  @kabung  (ag  ed  bem 
^orfd^r  oor  allem  baran,  einen  ober  einige  ber  bomol^  noc^  ganj 
unbetonnten  ^antoffelfärge  au«(  Xon,  bie  et  f^on  bei  feinem 
eicften  ^^efud)  in  SSarfä  in  großer  Sinja^I  gefunben  ^tte,  unoer- 


«€.  XI.  3/4  9Bart&.   (^togcntunn.  'Vott^nbuTg.  49 

^iäftt  nadf  @nglonb  ju  fc^affen.  (Snbltd)  gelang  t»  i^m,  butc^ 
Ubetjie^n  be^  gongen  @arged  mit  Reiftet  unb  ^o^ier  ein  SBer^ 
fönten  ju  finben,  burd^  meld^cd  er  jkDat  bai^  3^^^^^^^"  ber^ütete, 
leibet  ober  bie  ptad^tootlt  blaue  ^aiUe  ber  ^ugenfeite  bei  Ser« 
nic^tung  |nrei^ab.  Sei  feinem  britten  unb  legten  SBefuc^  ber 
ähiinen  1854  unternahm  er  planmäßige  Sludgrabungen  einiger 
^uptgebaube.  3m  S^utoaril^e  fanb  er  ben  feiner  ß^^ß^^^i^i^ 
beraubten  jfem  be^  (Itagenturmd  (S^onna,  ber  auö  ungebrannten 
©feinen  unb  ©d^Ufmattenlagen  beftanb.  9tur  an  ben  Snttpäfferungd«^ 
anlagen,  bie  Softud  für  ^Ibpfeiler  ober  (Streben  ^ielt,  fanben 
fid^  geftempelte  ßiegel  mit  bem  92amen  bed  VLx^&nx  (2700  b.  &fi.y 
Do^  untere  @to(tmerf  f^eint  Softu^  gar  nid^t  unterfud^t  }u  ^aben. 
Z)o  er  bie  Don  i^m  t)ennuteten  Xonj^Iinber  in  ben  @dfen  nic^t 
fanb,  ttxinbte  er  fid^  anbern  SSautoerten  ju.  300  m  fübmeftlid^ 
Dom  ^agenturm  lag  ein  faft  genau  fo  »ie  biefer  mit  ben  (SdEen 
nac^  ber  SBinbrofe  orientierter  Sau,  SBudtoad  genannt.  S)er  %ame 
foD  Don  einem  fd^marjen  @d^a^gräber  ^errü^ren,  ber  ^ier  ®oIb 
fanb  unb  auf  Siimmemieberfe^en  fi(^  empfahl.  ^^  Derfd^ättete 
(Sebiube  nmr  ein  Siered  Don  75x53  m  Seitenlange,  ^ie  Dftecfo 
na^m  ein  großer  ^of  ein,  bie  ©fibkueftecfe  ein  gro|ed  (Siebdube 
ouö  3^^^f^^^^^-  ^uf  ^^^^  ©eiten  ftießen  Xerraffen  Don  Der« 
fc^iebener  ^5^e  an  ben  SBu^Dkii^,  bie  Dierte  @eite  ftür^te  fd^roff 
ab.  fLn  biefer  Sübfaffabe,  bie  an  einzelnen  ©teilen  nod^  über 
8  m  ^oc^  UKir,  traten  jum  erftenmale  bie  nac^^er  fo  oft  beob« 
achteten  formen  ber  bab^Ionif^en  ^lad^enarc^itehur  jutage  in 
(ikftalt  jener  treppenförmig  profitierten  ^Ibpfeiler,  bie  Don  breiteren 
^Ud^en  abgetdft  werben,  ^ie  ©fibmeftmauer  befaß  feinen  Eingang 
unb  »urbe  bed^alb  mit  einem  ©toQen  burc^brod^.  2)ie  auf 
biefe  SBeife  jugänglic^  gemorbene  3nnenfeite  ttxir  mit  einer  9{ei^e 
Heiner  @lemä(^r  befegt,  bie  ebenfaQ^  nieber  Xür  noc^  ^nfter 
^tten.  Diefe  9Iäume  mit  i^en  außerorbentUc^  bicfen  (10  bid 
20  $uß!)  SKauern  ^ielt  üo^m  für  ©€^ag!ammem.  S)a  bie 
bieget  biefer  Sauten  nac^  feiner  Sefc^reibung  auf  ber  Unterfeite 
einen  tief  eingebräcEten  breiecEigen  ©tempel  jeigten  ober  aud^  eine 
13ieilige  fe^r  fleine  j^infd^rift  (bie  leiber  niemate  oeröff entließt 
nwrbe!),  fo  ift  bie  Sermutung  Statolinfonc;,  jumal  im  ^nblid  auf 
entfpred^enbe  neuere  gunbe  in  92ippur,  nid^t  abjutoeifen,  baß  im 
ffittdtoad  bie  oberen  Xrümmerf(^id^ten  Don  einer  ^art^burg  ffn*' 
r&^fttn.  Ha  fioftuc^  feine  fo  großartigen  f^unbe  loie  feinen  Sanbd^ 
lettlcn  in  ben  äff ^rifd^  |)figeln  befd^ben  kooren,  au(f|  ber  anbenM 

«UfTOdml.  XI.  S/4.  4 


artige  (S^arafter  altbab^Iontfcl^er  9iuinen  nod^  nt(^t  erfonnt  tDar, 
manbte  er  fid^  einem  anbem  $ügel  fäbli^  bei^  SBuf^tua^  ju,  ber 
befonber^  anfe^nlic^e  @eb&uberefte  oermuten  (ie^.  ^q  aber  nur 
Sadfteine  berfelben  9rt  n^ie  im  9SBu^n)a$^  gefunben  n^urben,  gab 
man  aud^  biefe  @rabung  balb  auf  unb  begann  bie  SäbecEe  bed 
^toari^e  ju  unterfuc^en.  ^ier  fanb  fioftu«^  bie  erfte  bab^nifc^e 
SRofaihnauer  aud  Reinen  gebrannten  Xontegeln,  beren  Derfc^ieben 
gefärbte  £6pfe  ju  gefoQigen  9)htftern  gntpl^iert  n^aren.  Xaufenbe 
fold^er  fieget  finb  feit^r  in  faft  allen  bab^Ionifd^en  9iuinen  ge« 
funben  n^orben.  3n  einem  anbem  f)ügel  in  ber  9{ä^e  bes;  SBui^tDai^ 
entbedte  man  nod)  eine  anbere  %xt  ard^iteltonifd^er  SJersierung, 
eine  äBanb,  toeld^e  aud  n^ed^felnben^  Sagen  Don  Se^mfteinen  unb 
^albau^e^ö^tten,  mit  ber  runben  Öffnung  nad^  au^en  (iegenben 
^nfegeln  beftanb.  Softud  l^ielt  biefe  Sßanb  für  bad  Überbleibfei 
eined  Surmed(?).  ferner  untcrfud^tc  er  nod^  bie  S9{auern  ber 
@tabt,  beren  S^efte  im  92orben  am  ^öd^ften  haaren.  @r  moUte 
audE|  @puren  t)on  brei  ober  Dier  Xoren  erfennen.  ®anj  auger« 
^alb  ber  3)'2auem  lag  im  9?orben  nod^  ein  auffadenber  ^ügel 
9luffa^je.  3m  Dftcn  be»  Sutoari^e  famen  Snfc^riftjiegel  bon 
ftamb^fed  unb  füböftlid^  bg^on  9Rengen  üon  ^art^ifd^en  9rc^ite{tur« 
trämmern,  ^a))iteQe,  @imfe,  @aulen  u.  bergt,  jutage.  iHDed  in 
oUem  mug  man  fagen,  bag  Softud'  ^orfc^ungen  nur  fe^r  ober« 
fl&^tid^  »aren,  n)a^  i^m  in  ^inblidt  auf  bie  ungeheure  &xö%^ 
bed  Xrümmerfelbed,  bie  unfagbaren  ©d^mierigfeiten,  bie  er  ju 
übeüoinben  ^atte,  unb  bie  geringe  @rfa^rung  bejügH^  ber  ®e« 
fd^affen^eit  altbab^Ionif^er  9htinen  nid^t  jum  SBortourf  angerechnet 
loerben  barf .  9$on  3nf(^riften,  bie  er  mitbrad^te,  finb  em>&^neitd> 
loert  tixoa  100  ^ontrafttafeln,  n^eld^e  bie  aQerfp&teften  ^ilfc^rift« 
bofumente  repr&fentieren,  bie  n^ir  {ennen;  femer  einige  @^Uabare 
unb  pilzförmige  Snfd^riftfegel,  aud  beren  83or!ommen  oieQeic^t  auf 
bad  SSor^anbenfein  eined  Srd^it)^  gefd^Ioffen  toerben  barf.  2oftu($ 
felbft  loar  befd^eiben  genug,  aü  @rgebnid  feiner  Arbeit  feftiufteQen, 
bag  äBarfä  no^  aU  unerforfc^t  ju  gelten  ^abe.  Ob  fQnfttge 
^orfd^ungen  Diel  Srfolge  bringen  toerben,  tann  niemanb  ooraud« 
fagen.  ^ilpred^t  toeift  mit  SRed^t  barauf  ^in,  bag  gerabe  bie 
@t&bte,  loeld^  Sa^rtaufenbe  ^inburd^  ununterbro^en  befiebett 
toaren,  bie  ungfinftigfte  Sludfid^t  auf  bad  SSorfommen  groger  unb  gut 
erhaltener  gunbe  getoft^ren.  SBei  9EBar{a  tommt  nod^  bie  fiberaud  un« 
gfinftige  Sage,  ber  äXanget  an  Xrinhoaffer  unb  bie  getooltige  Sud« 
be^nung  ber  9luinen  ali^  erfd^toerenb  fihr  grfinbKd^  ^rfc^ungen  ^inju. 


«C.  11,3/4  SatpH.    «Cf4t4tli4e4.     .  51 

@c^on  au6  ber  fumerifd^n   $ßeltfd^ö|>fungdlegenbe  erfahren 

mir,  bag  (£rec^   neben  9hp^ur,  @ribu   unb  SJabel  für  eine  ber 

dlteften  bab^Ionifd^en  ©tobte  gehalten  tourbe.    ®ie  älteften   und 

befannten  ^rrfc^r  maren  Snfd^gfuf^anna  unb  ^ibilbar.  ©d^n 

jur  3^tt  beS  fiugaljaggift  fdjeint  ber  berühmte  Sftartem^l  (^^anna 

Bor^anben  getoefen  ju  fein,    ^er  Siönig  S)ungi  nennt  beffen  gro^ 

SRauer,  bie  fonft  mit  bem  Spanten  bed  9iationaIl^eIben  @HIgamef^^ 

mauer  ^iej^.    ^ie  Könige  oon  Ur  fd^einen  fic^  befonberd  be^^   be^ 

räumten  %^xnpd^  angenommen  ju  ^aben,  j.  ^.   n^iffen  n)ir,   ba| 

Surfin  an  i^m  gebaut  l^at.    ^ann  fd^eint  @red^  ben  Sl^önigen  t»on 

Stifin    unterftanben   ju   ^ben,  f^ater  ift  es^   n^ieber  felbftänbig. 

Singafc^ib  erbaute  ben  Ztmpd  SMai  ($^an«fal),  ber  oieOeid^t  in 

ber  9!&^  feinet  im  äBudtoad  berf^ütteten  Stönigdpalafted  ju  fuc^n 

ift.    %n6)  @«anna  (Sumari^e)  ^at  er  reftauriert.    SieQeid^t  aber 

mar  KI-KAL  ebenfo  tpie  ber  jur  3cit  ©ingamite  erbaute  Siergal* 

tempel  nur  eine  ber  fielen  £a))ellen  bed  groj^en  &anna.   3m  ®xU 

gamefc^epoe    fü^rt    @red^    ben  Stamen    Uruf^fu^uri    „@re^    ber 

f)ürbc",  ein  ^inmeis^  auf  bie  Uiomaben^orben,  bie  in  feiner  SRfi^e 

ju  jelten  ))flegten,  al^  beren  ^errin  bie  3ftar  Don  @red^   im  be» 

fonbem  oere^rt  tourbe.    @ined  ber  fc^merften  @efc^ide,  bai^  &ttä) 

betraf,  mar  feine  3^i^f^öi^ng  burd^  ben  (SlamitenÜnig  ^ubuman« 

dpinhi,  ber  bad  berühmte  ®öttcrbilb  ber  Sftar^SRanai   nac^   @ufa 

entführte;  erft  ^furbanipal  fonnte  1635  3a^re  fp&ter  bied  {oftbare 

Seuteftüd  mieber  an  feinen   ^^la^  jurücffü^ren.    (Srfc^ütternb   ift 

Die  Slage  ber  ^emo^ner  oon   Urut  über  bie  @xmd  ber  ^Jkx- 

loüftung,  metd^e  bie   Slamiten^orben  in  ^ab^lonien  anrid^teten. 

Spuren    i^red  ^anbalidmud    geigten  ja    anä)    bie    ähtinen    ber 

Xempetbibliot^e!  in  92ip))ur  in  beutlid^er  SBeife.     SSieUeic^t   fc^on 

unter  ber  elamitifd^en  3^ing^errf(^aft  ^at  ein  anberec^  Unheil  bie 

@tabt    betroffen,  bie   Verlegung  bes^  Sup^ratbettei^.     ^nn  afo 

^mmurabi  ber  (Slamiten^errfd^aft  ein  @nbe  bereitet  ^atte,  lieg  er 

ben  ßanal,  ber  (£red^  mit  bem  bab^Ionifd^en  ©tromf^ftem  üerbanb, 

mieber  ^erfteUen;  a(fo  (ag  @red^  mo^I  fd^on  nic^t  me^r  am  ^lu\\t 

felbft.    ^E)eT  eigentlid^e  SBieber^erfteQer  ber  @tabt  mar  ©amfuiluna, 

bed  großen  i^ammurabi  @o^n.    ^on  nun  an  ift  @red^  9lu^m  aufd 

neue  begrünbet  unb  überbauert  ben  faft  aller  f übbab^Ionif c^en  @tabte. 

Stod^  ^Kniu0  meig  etmad  oon  htm  aftronomifc^en  Dbferbatorium 

ga  Drd^oe.    Unter  ben  eifrigen  d^albäifd^en  Xempelbauem  3ltbu^ 

fabrejar  unb  9labunatb  ift  aitc^   ber  Sftartempet  (S^anna*  nid^t 

oergeffen  warben.  — 

4» 


52  SSBatffr.    Seliger  3itf(aTib  bct  Shtinen.  9C.  XI,3/4 

(ä^anno,  fernem  9tamen  nad)  aud)  bem  ^iiu,  bctn  Später  ber 
dftar,  Qtamf)t,  befo^  einen  @tufenturm,  (£«gig«bQt«imina  „bo« 
{Hiud  bei  7  Sto^r^aine"  genannt.  Sieben  ©tufen  foU  biefe 
ßtgguTtat  befeffen  ^aben,  mie  ouc^  bie  fodmofogifc^  bebeutfome 
©iebenjo^I  in  ber  fiebenfac^n  Stobtinauer  n^ieberfe^tt  ^u4 
<foed)  toax  eine  grojse  92efro))oIe  Sübbab^Ionieni^,  ob  aber  jiir 
©emitenaeit,  ift  mir  fe^r  zweifelhaft.  S)a6  f|)fiter  bie  ^ort^  fie 
^  il^rem  Xotenader  machten,  miD  für  f emitif^e  3^iten  nidft^  be« 
jagen.  9[uf  bie  Dielen  anbern  9iamen  unb  SBejeid^nungen  biefer 
uralten,  wichtigen  ®tabt  fann  ^ier  nic^t  weiter  eingegangen 
werben.  Sotnel  jebenfaQ«  bfirfte  f(or  fein,  ba^  bie  ilu^rabung 
biefer  äluinenftätte  fil^nKc^e  (Erfolge  wie  in  9}ippur  bringen  würbe, 
wenn  nic^t  ber  tiöUige  SBaffermangel  ben  Sufent^It  bort  Dor» 
üttfig  unmöglich  mod^te.  %m  meiften  reijt  bie  Xatfac^  jur 
92ad^forf(^ung,  bag  in  @recl^  eine  berühmte  Xem)ieIbib(iotl^t  war, 
an<^  welc^  ^[ffurbanipal  bie  JSopien  bed  @)ifganief(^etKK^  bejog. 
«ieOeic^t  liegen  bie  9^er^ä(tniffe  fo  fi^nßd^  wie  in  92iptmr. 

5)er  erfte  feit  Üoftu«^,  ber  bae  alte  Uruf  wieber  auffuc^te, 
war,  wenn  wir  oon  S8arb'd  flüchtigem  Aufenthalt  im  Sa^re  1885 
abfegen,  im  Sonuar  1898  ^of.  ©oc^au.  Un«  intercffiert  befonber« 
feine  öefc^reibung  ber  Dberfldc^enf^id^t.  Sie  beftc^  au^  ^jer- 
riebenen  ^i^Ö^l"  ^"  ßcinercn  unb  größeren  ©tüden,  ungebrannten 
imb  gebrannten,  oon  benen  bie  le^teren  oiclfac^  eine  grüne  @Iafur* 
fc^ic^t  ^abcn,  auö  Scherben  oon  trügen  unb  Xöpfen  aller  Art, 
bon  benen  einige  grün  unb  blau  glafiert,  nur  wenige  mit  einer 
to^en  öinien^Drnamentation  oerfe^en  finb,  unb  auö  gelbfteinen; 
mon  finbet  auc^  Stücfe  ^((abafter,  ®(a^,  feiten  üopx^  Uajuli, 
foWte  Safaltftude,  barunter  auc6  geglättete,  welche  beweifen,  baft 
in  Sretft  SBafalt  oerarbcitct  worben  ift  wie  in  leD^iW.  (Übrigen^ 
berid^tet  iJoftue  oon  einer  Öafaltftatue.)  3)ie  Söc^er  ber  Sc^dt^te, 
bie  einft  fioftuci  in  ben  33uwartt)e  hineintrieb,  bienen  i^Dänen  jur 
S^baufung. 

3)er  näc^ftc  ©efudjer  ber  >Ruinen  war  im  SBiai  1900  3.  i^ 
^Jßeter0.  (£r  fonftatierte  nur  bie  ^^nlic^feit  bes^  (£tagenturmi2(  mit 
bem  in  "Slxppux,  ferner  ba(8(  SJor^anbenfein  faffanibifd^r  Saurefte 
unb  brachte  bie  wenig  angenehme  ^nbe,  bag  arabifc^e  SBeiber  bie 
Mtuinen  eifrig  burc^wü^Ien.  Über  ben  Scfuc^  ben  ^ebric^ 
^(i^fc^  ben  9{uinen  oon  Uruf  abftattete,  ift  nic^t«  oerd^entlic^t 
worben. 


MC.  XI,  3/4  ©enfere^.    SacM^fat. :   :  53 

Senlcerel). 

92QC^bem  Üo^Ux^  bie  ^ru<J^tloftgfeit  feiner  arbeiten  in  SBarfä 
erfannt  begab  er  ftc^  na^  bem  einige  ©tunben  öftlicl^  ha'oon  cm 
Säfatt  et  fiar  gelegenen  ©enEere^.  ^iefe  ^u^tlffcuppt  mar  18S5 
oon  9{o^  unb  ^afer  befuc^t  morben.  @ie  fte^t  ^otoofjil  iffwc 
@röge  mie  ber  flnfe^nlic^feit  ber  iHuinen  nad^  betra^tlid^  hinter 
SorfH  juräd.  SBar  %arfä  bid  in  fpäte  nac^d^riftlic^e  Seiten  be» 
mo^nt  fo  jeigt  ^nferel^  ben  reinen  Xt^M  einer  aItbabt|(onif(^n 
^inenftätte.  %uf  einer  langsam  anfteigenben  ^ißlattform  t>on 
eüva  7  Kilometer  Umfang  er^ben  fic^  jttci  größere  ^ügel,  bercn 
^a^er  f(^on  üon  SBarfä  unb  uom  (£u))^rat  aud  fid^tbar  ift.  3nt 
Worbtueften  biefer  ^ügel  be^nt  fid^  ein  gro|ed  flad^ed  Xrämmerfelb 
aue;  im  92orboften  fäQt  eine  $u^pe  aud  rotem  ^it^dtiKni  xM 
Suge,  in  ber  nod^  beutlid^  bie  SRauergrunbriffe  erfennbar  finb; 
auc^  bie  @übofte(fe  befte^t  aus^  einem  großen  3^^9^^^^ff^b,  M^ 
aber  nur  aud  äuftjiegeln  ^ergefteUt  ift.  ^ie  Araber  nennen  e^ 
gemel  (ftameO.  3n  ben  ^uptl^figetn  ftecft  ber  (£tagenturm  unb 
ber  Xentt)e(bau.  Snfd^ften  oon  ^ammurabi  unb  Stabonib  be« 
nriefen,  ba^  man  eine  a(te,  lange  in  @^ren  gehaltene  Shittftatte 
aufgebecft  ^tte.  ^paixxt  Junbe  ergaben  aud^  ben  92amen:  ed  ttHxr 
bie  altbab^bnifc^e  @tabt  £arfa  mit  bem  %Mpd  bed  @onnengotted, 
bie  in  @enfere^  begraben  lag.  9ei  ber  %ufRörung  bed  @ingangd 
jum  @tufenturm  fanb  üofiu^  jtoei  Xonnenj^Iinber  S^ebufabrejard, 
ein  britted  ^mplat  lata  an  anberer  @teUe  jum  Sorfd^ein.  S)iefe 
S^inber  enthielten  ben  9}amen  ber  @tabt.  fiarfa  ift  bad  biblifd^ 
(£Uafar  (@kn.  XIV.l).  9(uc^  fanb  man  ben  erften  3^^^^  ^^^ 
bem  92amen  be;^  ^maburiafd^,  eined  ^önig«  avoi  ber  bamald 
nix^  unbefannten  S^affitenb^naftie.  9i$  juräd  auf  Ux^^nx 
(ettDa  2700  t).  6^r.)  »iefen  bie  3Jaufteine  be^  Xempefe.  ©n- 
ge^nbere  Qkabungen  märben  fieser  in  noc^  altere  3^^^^  fl^fü^tt 
^ben.  Softud  ^ielt  ©enfere^  infolge  ber  üieren  ®räber  für  eine 
bab^Ionifc^  Xotenftabt,  eine  Xnfic^t,  ber  man  nic^t  me^r  bei» 
lyfUt^en  fann.  93ielmel^r  fd^einen  bie  (Sr&ber  erft  nad^  Soxfa'd 
Untergang  angelegt  ju  fein,  toobei  bie  alten  Sdjic^ten  bid  in  gro^e 
liefen  umgeteu^It  mürben,  fo  baß  i^r  Sn^alt  an  i:ontafeIn  unb 
giegelj^Unbem  an  bie  Oberfl&c^e  gebrad^t  tourbe.  Il^nlic^e  $^er« 
^tniffe  lagen  ja  auc^  in  9{ip))ur  oor  unb  oerfü^rten  bort  bie 
5Hc^lar(^oIogen  baju,  auf  (Shiinb  alter  ^unbe  in  ben  Dberfd^i(^ten 
bie  tiefccen  @(^c^ten  für  nod^  dlter  ju  ^Iten,  mi^renb^  e^  fic^ 


54  Senferc^.  —  ttH  6ifr.    %iU  ^tWm.  «€.  XI,  3,4 

um  fe^r  (unge  SLnlagen  in  amoemüiiltcn  a(ten  ©d^ic^ten  ^anbelte 
(f.  0.  ©.  23). 

Unter  ben  Xafelfunben  t>on  üax^ü  toaxtn  befonber«^  fd^ön  er^ 
^altene  fubertierte  Xafeln  mit  ©tegelabbräcfen  unb  fo^enannte 
Sttfetten,  b.  f).  Xafetn  mit  fiöd^em,  burc^  bie  eine  Sd^nur  gejogen 
mürbe,  mittete  ber  man  fte  an  Shüge,  Sficte  u.  bgl.  anbanb.  Sud) 
9Kp^ur  lieferte  folc^e  @ti!etten  (labete).  J^emer  mar  baruntcr  bie 
erfte  größere  mat^ematif^e  Xafel,  eine  7abeDe  ber  Ouabratjablen 
bic^  60;  bann  aud^  mele  (leine  SReliefc^  au$^  gebranntem  %on  aue 
fe^r  alter  ^tit,  meiere  allerlei  religiöfe  unb  profane  Vorgänge  ab« 
bilbeten.  3)a  l^arfa  ein  o^ne  ©c^tt^ierigfeit  ju  bearbeitenbec^ 
Üluinenfelb  barfteQt,  ift  ed  mit  Jreube  ju  begrüben,  bag  feit  einigen 
Sauren  amerifanifd^e  ^orfc^er  bort  arbeiten  —  foDen.  !^ber  ^abe 
xdf  tro|  aQer  93emä^ungen  ®eri(^te  über  bie  neueren  amerifanifc^ 
^Arbeiten  bid  jur  @tunbe  nid^t  erhalten  tonnen,  ^^rofeffor  @ad^au 
befuc^te  1898  bai^  Shiinenfelb  unb  fteOte  feft  baB  t)ie(fa(^  bie  alte 
@tabtmauer  unb  über  fie  ^inaudge^enbe  üorftabtartige  Bebauung 
beuttid^  ertennbar  mar,  ebenfo  bag  au^er  Tempeln  unb  ^alöften 
oiid^  bie  9ürgert)iertel  unter  bem  Schutt  erhalten  feien. 

I^arfa  befag  einft  einen  bem  @onnengotte  gemeinten  Xempet 
(£obabbara  mit  einem  (Stagenturm  (£«bur«an«ti.  Sd^on  auf  ber 
(^eierftele  be«^  (Sannatumma  mirb  bie  3tabt  mit  i^em  i£en^)el 
enofi^nt.  Site  bie  großen  SBau^erren  älterer  unb  längerer  :^t\t 
baben  auc^  bem  Sonnentempel  oon  Sarfa  i^re  ^ufmerffamteit  ju» 
gemonbt,  ein  @)ubea,  Urgur,  Sinibbinam,  ^^afu,  ipammurabi  unb 
$)umaburiafc^  fomo^l  mie  SVebufabrejar  unb  9labunaib.  ^teic^« 
mo^I  mirb  in  ben  religiftfen  ^;rten  lUarfa  nid^t  allju  oft  genannt. 
!9ßonn  t^  üeröbet  ift,  miffen  mir  nic^t. 

Teil  Sifr  unb  Teil  nieba'in. 

Öftlid)  Dom  Sc^att  e(  Jlar  unterfuc^te  ^oftu0  ben  ^ägel  XeQ 
ÜWebaHn,  eigentlid)  'nac^  @ad^au'd  Sefc^reibung  ein  ganjed  Softem 
tion  ^ö^enjägen,  unter  bem  fieser  eine  a(tc  Stabt  begraben  Kegt 
lUoftuc^  fanb  nur  einige  ©räber  unb  etüc^  lontafeln;  unter  ben 
9lntiquitaten^änblem  j[ener  ^genb  ift  aber  gerabe  biefe  ^ügelgruppe 
al^  eine  ber  ergiebigften  ^unbftätten  für  ^ntafeln  mo^I  befonnt 

i£inen  fe^r  fc^önen  (Srfolg  brachten  i^oftud  feine  ß^rabungen 
in  Xell  ©ifr  ein.  ?(u6er  fe^r  fc^önen  lontafeln  au«  ber  ^dt  ber 
erften  bab^Ipnifd^en  ^^naftie  famen  oorjüglic^  groben  tunftDoQer 
Töpferarbeiten,  SUfetaQgeräte,  $)anbmerfdjeug,  Stoffen  unb  anbrre 


9G.  XI,  3/4  SRrtqanat.    Sage  unb  Slu^be^ung.  55 

0kgenftanb€  qu^  kup^tt  bem  ^orfc^er  in  bie  ^änbe.  ^^  meifte 
boton  bärfte  ebenfaQs^  ber  3^^  ^o^  ^000  ü.  (S^t.  angehören,  ^et 
gütige  Sporne  Xell  @ifr,  b.  i.  Itupfet^ügel,  (äjst  batauf  fd^Iie^en, 
bog  Softud  bod  alte  2)ut^gurgurri,  b.  i.  ISurg  ber  5£upferfc^miebe,  bad 
genau    in   biefer  (SJegenb  gelegen  ^aben  mu^,  ti^tebergefunben  t^at 

Hluqajjar  (Pan®.  7i). 

2>ie  etfte  ftunbe  Don  biefer  ätuinenftätte  brachte  ber  berühmte 
aUeifenbe  ^ietro  beUa  fßaüt,  toeld^er  1625  einige  befc^riebene  SBad* 
fteine  Don  bort  nac^  @urot>a  mitnahm,  aber  aber  200  3a^re  foUten 
oerge^en,  e^  an  eine  Srforfd^ung  ber  Xrmnmer  ju  ben!en  toax. 
©ir  ^enr^  Slatolinfon,  einer  ber  Säter  ber  äff^riologie,  oeran* 
la^U  1854  ben  britifd^n  '^ijefonful  in  93adra,  3.  (£.  3;a^lor, 
entffired^enb  ben  ^orfd^ungen  bei^  Sorb  SoftuS  in  äBarfä  aud^  in 
bem  koeiter  füblic^  auf  ber  SBeftfeite  bed  @up^rat  gelegenen  3Jlu^ 
qoijjar  Ausgrabungen  Dorjune^men.  ^ie  Sage  ber  @tötte  befd^reibt 
Xa^lor  als  16  (engl.)  äReilen  norbnorbtoeftlic^  Don  @uq  efc^ 
®dfi\ud)  unb  6  liD^eilen  genau  toeftlic^  Dom  92orbenbe  beS  l^orfeS 
Ärjc  auf  bem  rechten  (Sup^ratufer.  6ttoa  10  Silometer  norböft«» 
li(^  Don  SKuqajjar  liegt  auf  bem  anbem  ^ufiufer  92aSrij[e.  ^  ^ie 
9{uinen  fte^en  auf  einer  flad^en  Sobener^ebung,  toelc^e  jur  Über«^ 
fc^loemmungSjeit  als  ^fel  au^  ber  fie  umgebenben  9^ieberung 
enqiorragt.  3m  993eften  ergebt  ftdi  in  einiger  (Entfernung  ber 
flache  ^ügelrüden  ^ajem,  jenfeits  beffen  bie  Don  9)2uqajliar  eben 
no(^  fid^tbaren  9iuinen  Don  9Ibu  @d^a^rein  (f.  u.)  liegen,  ^ie 
ganije  ®egenb  ift  auc^  ^eute  noc^  berartig  unfid^er,  bag  feit  Za\f^ 
lorS  Qtit  fein  ^orfd^er  biefe  Stätten  ^at  einge^enb  unterfuc^en 
tdnnen.  ?lBe  SBefuc^er  loarcn  genötigt,  nad)  fürjefter  3^^^  bie 
ungaftlid^en  @(efilbe  unb  i^re  übel  beleumbeten  SBetto^ner  Dom 
@tamme  ber  D^afir  »ieber  ju  Derlaffen.  AQeS  toaS  n^ir  alfo  über 
Shtqajjar  fagen  fönnen,  gel^t  auf  bie  forgf&ltigen  Seri^te  Xa^lorS 
iutärf,  benn  i^rafer,  ber  Dor  i^m,  unb  fioftuS,  ber  furj  nad^  i^m 
bort  Q>eUte,  ^aben  unfere  $l!enntniffe  nic^t  ^u  fdrbem  Dermod^t, 
fo  menig  mie  nac^  i^nen  äBarb  unb  ^eterS. 

Das  @kfamtgebiet  Don  äßuqaijar  ftellt  eine  in  einem  DDal 
angeorbnete  @tuppt  flad^er,  jum  ^eil  felbft  teieber  oDal  geftalteter 
^figel  bar.  Die  ^au|)truine  befinbet  fi(^  am  9^orbenbe.  Die 
ganje  fie  umgebenbe  (äruf^pe  mirb  burc^  eine  tiefe  StaDine,  bie 
Don  ffieft  nad^  Oft  läuft,  Don  ber  ©üb^älfte  getrennt.  KingS  um 
bie  ganje  Xrfimmergru^^  ergeben   fid^  ungejä^Ite  ©c^oUen  unb 


66  9Rtu|<inaT.    Dn  (Stagentufw«  VO.  XI,  9/4 

Raufen,  xotld^  mit  ^ruc^ftfiden  alter  C^rabanlagen  unb  Sdrge 
bid^t  bcbctft  finb.  3m  9?orblDcftcn  jie^t  fi(^  in  mäßiget  @ntfemunc| 
ba^  fc^tDer  erfennbate  3)ett  etned  ehemaligen  S^afferlaufed  entlang, 
^ie  ^au^truine  am  9{orbenbe  lieg  nod^  beutlid^  ein  jn^eiftSctigei 
JBau»erf  erfennen.  Die  58afi^  be«J  jloeiten  ©tocteö  wic^  18  ^ufe 
jurüd  hinter  bie  ^(ftc^e  be^  ^auptgefd^offe^.  'Die  SO^auern  geigten 
ben  bclannten  einfad^en  ^feilerfd^mucf  attbabtjlonifcfter  Saunierte, 
bie  ©d^malfeite  im  Korben  ^atte  4  fold^c  Pfeiler  unb  2  ödj)fei(er, 
bie  Sangfeite  im  ^JEBeften  unb  Dften  je  7  unb  2  ^^feiler.  Dad 
untere  ©todtoerf  mar  ein  9){affib  aud  Suftjiegeln,  Don  k)ie(en  Suft« 
fanAlen  burd^jogen,  beffen  flugenmfinbe  aud  brei  9Reter  bickn 
SS&nben  aud  gebrannten  B^^fl^^"  l^ergefteOt  hmren.  @d  mar  offen« 
bar  ber  alte  ®tagentum  ber  ^ier  öcrfc^ütteten  ©tabt,  beffen  oberfted 
©todCtoerf  jufammengebrod^en  mar  unb  mit  bem  jmeiten  ©todmerf 
jufammen  eine  mäfte  ©d^uttmaffe  bilbete.  Der  ?(ufgang  befanb 
fid^  an  ber  Cftfeite  in  ®eftalt  einer  jertrummerten  breiten  Xre)>tK 
mit  feittic^en  Xreppenmangen.  3n  bie  Xrämmermaffe  ^ineinge« 
triebene  ©toUen  fteÖten  auger  ber  gemaltigen  (Stftrfe  ber  äußeren 
3iegelmauer  nod^  bad  äSorl^nbenfein  t>on  ®d^ilfmatten(agen  jmifc^n 
ben  QitQA^(Sii(i)ten  feft;  ferner  famen  blauglafierte  Serben,  hip^ 
ferne  9l&gel  unb  ein  verbrochener  Snfd^riftj^Iinber  jum  Sorft^in. 
Za^Ior  fc^nt  au6),  menn  ic^  feine  @(^ilberung  rec^t  Herfte^, 
auf  einen  Sogengang  geftogen  ju  fein,  ä^nlic^  mie  i^n  ^ilfire^t 
in  9}it>))ur  bef^rieben  |at.  ^aä)  ber  ^uffinbung  be^  einen  3^' 
linberd  begab  er  ftc^  auf  bie  @uc^e  nad^  ben  ju  t^ermutenben 
brei  anbem  @sem|)iaren,  beren  ^uffinbung  i^m  aud^  gludEte.  9Ue 
Seute  unter  ben  Eingeborenen  erjäl^Iten  bem  ^rfd^er,  bag  auf 
bem  jmeiten  ©todmerf  noc^  eine  9lrt  3^^"^^^  geftanben  ^abe,  ba4 
aber  au(^  jufammengeftärjt  fei.  Einige  Xonlampen  unb  fe^r 
feine  Xo))ffc§erben  im  @d^utt  ber  jmeiten  (£tage  motten  mo^l  oon 
biefem  einstigen  ®5ttergemad^  ^errü^ren.  Die  gefunbenen  Xon^ 
j^Iinber  in  ^^erbinbung  mit  jmei  nod^  größeren,  bic^t  bei  biefer 
Kuine  bejm.  in  i^r  felbft  ausgegrabenen  39tinbem  ergaben  jmeifel« 
io^,  metd^e  @tabt  man  burd^forfd^te.  Daju  fam  no^  bai»  3^ug« 
nid  ber  8adfteine  mit  i^ren  oerfd^iebenen  Segenben,  fo  bag  ^ato- 
Hnfon  ber  Seit  oerfflnbigen  burfte,  bag  man  ben  Xempel  tM 
SKonbgotted  @tn  unb  mit  i^m  bie  Statte  bed  bibtifd^n  Ur,  Hbta 
^md  ^imat,  miebergefunben  ^be.  Die  SBauurhtnben  ftammten 
oon  ben  tdnigen  Ur-H^ur  (etma  2700  u.  (£^r.)  unb  Dungi  — 
bie  4  X5nnc^n}^(inber  aber  oon  Sitobunatb,  bem  legten  jpctrfc^r 


10.  XI,  3/4  IRuqaiiac.    Socfatflontf«^  €4i(^ten.  57 

bee  neubab^lonifc^eit  ^Keidjed,  ber  aU  üie^fter  biefen  alt^eitiflen 
Impü  Tcftauriert  Ijatte.  «uf  bicfcn  3t)linbcrn  wirb  aucft  ber 
ftroit)>rinj  ©elfaruffiir,  ber  ©clfüjar  bc«  35aniclbud^cs^,  ettoä^nt, 
auf  bcn  freiließ  in  ber  jübifc^n  "DarfteOung  üide  3öfl^  '>^  Äöm- 
b^fee  übertragen  loorben  ftnb. 

ein  ^ügel  an  ber  Süboftecfe  ber  Xempciruine  enthielt  auf 
einer  mit  ^Sranbjiegetn  gepflofterten  ^erraffe  auil^  Suftjiegeln  bad 
StouertoerE  eine«  au£^  großen  $)a(ffteinen  erbauten  .^aufee.  Die 
.tteilfd^riftlegenbe  biefer  ^Steine  toax  in  einen  Öi^*  ober  SmaiUe= 
überjug  eingeftempelt.  3n  ber  92orblDefte(te  bed  gepflafterten  ^ofei^ 
fem  ein  Keiner  beiberfeit«  befd^riebener  fd^toarjer  Stein  ju  Xage, 
ber  auf  tau  %Utx  be«  6kbäube«  fc^ßegen  lie^  Xatjlor  lieg  bann 
bae  nod)  er^Itene  ®emac^  au«(r&umen  unb  ben  gan^n  $au  frei^ 
legen.  SBeitere  fc^marje  «Steinftücfe  mit  3nfc^rift  mürben  im 
ilttgen^ofe  gefunben.  Der  SBefd^reibung  nad^  fd^einen  ee  jerfd^Ia^ 
gene  Xürangelfteine  gemefen  ju  fein.  3m  ©c^utt  bed  ^ugen^ofei^ 
fanb  man  überall  ätefte  Don  Xragbalfen  au0  Dattel^olj,  bie  Spuren 
einftiger  3^**™"ß  ^^^  ?^n^  ernennen  liegen.  9tur  bad  Dac^ 
be6  ®ebaubed  mar  jerftört,  ber  übrige  00m  <Sd^utt  befreite  SBau 
tonnte  oon  ben  SJtonnfc^aften  b^  ^^orfd^ercf  afö  «ftafeme  benu^t 
werben.  Xa))(or  oermutete  unter  bem  $f(after  bed  ^ogen^f« 
(Semdtbe  unb  trieb  bed^alb  einen  ©d^ac^t  in  bie  Xiefe;  er  ftieg 
aber  nur  auf  oerfd^ebene  Plattformen  unb  ^flafterungen.  Die 
unterfte  jeigte  bie  c^rafteriftifd^n  altbab))lonifc^en  $lan!oni)e^« 
jiegel  mit  J^ngereinbrürfen.  91uf  biefer  @^id^t  {amen  (Spuren 
oon  ^u<^funbamenten  l^au»,  bei  benen  bie  erften  gebrannten 
Stogel^^linber  mit  3nf(^riften  gefunben  mürben.  *Had)  ben  ent^ 
fprec^nben  Junben  in  9h))it>ur  ju  urteilen  ^atte  Xaqlor  bie  uor^ 
fargomfc^  Sd^ic^t  angefd^nitten. 

@c^on  in  biefer  alten  3^^^  iancfi  oor  ^bra^ams  Xagen,  ifi 
Ur  ein  bebeutungdüoUer  9Kittel{)un{t  fübbab^lonifc^en  lUebene  ge« 
wefen.  fieiber  f^at  Xat^lor  t)on  ben  intereffanten  ^^actfteinen  mit 
bem  Silbe  jkoeier  JKonbfic^eln,  oon  benen  er  erjä^lt,  feine  (S^reni^ 
plare  mit  nac^  (^glanb  gebracht.  Die  nac^ften  Grabungen  Ratten 
bie  (ür&bet^lben  jum  3^^^*  fi^  erbrad^ten  ja^lreic^e  @drge  aud 
Xon,  meletlei  Xöpfergef^irr,  !iBafferleitung^ntagen  unb  fe^r  oiele 
ttleinfunbe,  wie  fie  in  aUen  bab^lonifc^n  ähiinen  in  ber  $olge  fo 
oft  ju  Xage  famen.  kluger  Dielen  befd^riebenen  Xontegeln  fanb 
er  auc^  in  einem  nac^  SSeften  liegenben  $üget  jtoei  groge  Xou'* 
trüge  noü  Xontafeln,  oon  benen  oiele  in  tönernen  ftuoerte  einge« 


58  «btqanoT.    9)a«  MUifc^c  Ur.  «€.  XI,  S/4 

fd^Ioffeit  nmren.  2>i€  Unterfud^ung  ber  fäbßc^n  .^ügelgru^))e  för« 
berte  toteber  faft  nur  Araber  unb  ZonttQd  ju  ^ge,  bemerlend^ 
mert  tooren  ^ter  nur  eine  änja^I  ©d^mucfftficlc  an^  l^iq^fer  unb 
ein  f^ön  erhaltener,  bid^t  befc^riebener  fc^toarjer  Safaltftein.  gerner 
tönten  üiele  äRufc^elfc^alen  jum  93orfd^ein.  Xa^Ior  getoann  auger« 
bem  bie  Überjeugung,  ba^  bie  S^rummer^ügel  fd^on  früher  unter^ 
fitd^t  n^orben  fein  muffen.  ^leic^mo^I  finb  feine  eigenen  3ladf^ 
forfd^ungen  fo  gränblid^e  unb  getoiffen^afte  gett)efen,  bag  f|)dtere 
9leifenbe,  toüd)t  an  ben  ^ägeln  Don  aRufajjar  oberflSd^ßc^  Unter«^ 
fuc^ungen  unb  äKeffungen  vorgenommen  ^aben,  feinen  8eric^ten 
mefentlidi  92eued  nid^t  ^injufugen  tonnten.  92ur  eine  ganj  gränb« 
lid^e  fludgrabung  mie  in  SRippur  ober  in  9[ffur  tann  ju  neuen 
mid^tigen  (Srgebniffen  fähren,  ^ie  Arbeiter  üon  ^ants,  toeld^ 
Qud^  auf  äRutQJjar  fi^  erftrecten  fottten,  finb  biie^^er,  fon)eit  mir 
betannt,  auf  !iBidma^a  (f.  o.)  befd^rfintt  geblieben.  @ine  Wac^Iefe, 
meldte  Xa^lor  felbft  1855  in  Ur  üeronftaltete,  brad^te  i^m  jttH^i 
weitere  i^fige  mit  Xontofeln,  befc^riebene  ))^ali[u<^artige  ^nfegel, 
eine  m&nnlid^  @tQtue  au&  bem  Oft^ugel  unb  @täcte  eined  großen 
ungebrannten  Xons^IinberS  aud  bem  S^orb^figel.  92ac^  einer  9lad)' 
ric^t  t)on  3.  $.  $eterd  mirb  Ur  ^eute  Don  ben  (Eingeborenen  ate 
3iege(fteinbrucJ^  ausgebeutet.  @r  nal^m  Don  feinem  93efu(&  ber 
IRuinen  eine  auf  ber  Dberflfid^e  gefunbene  Xorpfanne  beS  ^mil^ 
©in  unb  einige  Äleinigteiten  mit.  @ir  ^nr^  älamlinfon  mar  cß, 
ber  bie  ©tabt  Uri,  »ic  fie  in  ben  Snfd^riften  genannt  mirb,  juerft 
mit  bem  Ur  in  S^albaea  ber  ^bra^amSgefc^id^te  gleid^fe^te.  Ur 
mar  bie  @tabt  beS  ÜRonbtuIteS  unb  jmar  befonberS  beS  Stulu& 
bed  9{eunu)nbgotteS  %annaru.  ^ie  älteften  ^rrfc^er  oon  Ur,  au^ 
beren  Qzit  mir  3nfd^riften  befi^en,  finb  Sannabu,  ^ugaljaggifi 
unb  Sugaltigubnibubu.  yiod)  nict)t  DöQig  burd^fic^tig  finb  bie  $Ber« 
^dttniffe,  in  benen  biefe  alten  A^önige  unb  i^re  9tad^folger  ju  ben 
jftönigen  ber  anberen  fäbbab^lonifd^en  ©täbtereic^e  ftanben.  Salb 
nQff)  ®ubea'S  3^^^  finbcn  mir  bie  ^^naftie  bc«^  Urgur  mit  ben 
.Königen  3)ungi,  Surfin,  ©imilftn  unb  3bifin  ald  mäd^tig  an  ün- 
fe^en  unb  äKa^t  2)er  @efi|  ber  ^errf^aft  über  Ur  mirb  ftete 
aud^  bei  fold^n  jtönigen  audbräcflid^  betont,  bie  urf|nrängli(b 
.^errfc^er  einer  anberen  ©tabt  j.  85.  3fin  ober  Sarfa  maren^ 
8)efonberen  @d^u$  (ie^  bie  ^mmurabib^naftie  ber  ©tabt  unb 
il^rem  |)eUigtum  angebei^en.  ©umu^abu  rfi^mt  fid^,  ba%  er  ben 
er^benen  %txx0fti  bed  9{annaru  gebaut  unb  i^n  na(^^  mit  einer 
pt&dfti%cn  QiebttnffDl^t&t   gefc^mficft  ^be.    ipiommuTabi  fefibft  (ag 


«C.  XI,  3^  9ht(Hmav.  —  %tl  Saturn.  59 

nodf  gegen  Ur  ju  ^Ibe,  ba  i^m  bie  Si^önige  don  ^Uarfo  ben  Sefi^ 
ftreitig  machten.  äJ'tit  bet  Untertoerfung  ganj  ©ubbab^Iomen^  aber 
nwT  er  auä)  unbeftrittener  |)err  über  Ur,  bcm  er  aföbalb  burd^  8u^ 
boggerung  bed  @ut>^rat  ben  @d^tff^t>er!e^r  mit  Sarfa  emtbgli^te 
(gemeint  ift  mo^I  ein  ^rm  ober  kanal  bed  Sup^rot);  auc^  eine 
^mifon  erhielt  bie  @tabt,  unb  unter  @amfu»iluna  tt)urben  t^re 
SRauern  neu  gebaut  3n  ber  Äff^rerjeit  ftanb  Ur  unter  aff^rifd^en 
©tattlioltern.  ertod^nt  toirb  bie  ©tabt  big  in  bie  ßeit  be«  S^rud 
i|inein.  3)er  grofte  lempel  f^aüt  mehrere  Jiamen;  afe  6*gifc^* 
fc^tr^gal  bejeic^nete  man  i^n  nad^  feinem  ^Baumaterial  „^au^  beö 
Slabofters^";  badfelbe  fd^eint  aud)  ber  anberc  SRame  @*fif(^*nu''gal 
ju  bcbcuten;  femer  ^ei^t  er  @*SRannar  unb  (£*te«im*illa.  S)er 
9}ame  feiner  3^89"^^^  ^or,  toie  Sttabunoib  uns^  berid^tet  ®4viQaU 
galga^ft^bi  ,,^au§  beg  Slönigie^,  ber  ben  äiatfd^Iu^  rec^t  leitet";  aud^ 
6*f(^u*gan  unb  (£*(^ar*fag  (^au^  besJ  Sergej)  fommt  üor.  ©üb«* 
dftlic^  t)om  ^empelturm  lag  ba^  Heiligtum  ber  9{ingal  S^nun^mac^ 
„fyim  bed  erhabenen  Djeand"  ober  auc^  @«gal«mac^  genannt,  nac^ 
9}obonib  audbrurflid^  <tld  jum  Sejir!  oon  (S^gifd^^^nu^gal  gehörig  be« 
j(eid^net.  iBon  ben  ja^Ireic^en  J^apeQen,  n^eld^e  biefe  Xem))elbejirfe  mit 
umfaßten,  toirb  genannt  bie  ©d^amafc^fa)9eQe  @«f(^ar«gub  ,^an^  ber 
ftro^ben  güBe".  «uf  bie  öfter  aufgefteOte  »e^au<)tung,  ba«  „Ur 
in  S^lbaea"  ber  @$enefig  fei  nid^t  in  @^a(bäa,  fonbem  in  9[rmenien 
ju  fu^en,  too  )\i)  nod^  oiele  ^bra^am^fagen  Oorfinben,  ober  etn^a 
in  Srr^ac^iti^,  fann  ^ier  ni^t  eingegangen  n^erben. 

Teil  £al)in  unb  nbfi  Scl)al)rein  (Pan©.7i). 

(£^e  Xa^Ior  bad  jtoeite  Wal  SDtuqajjar  auffud^te,  arbeitete  er 
nnrnige  Xage  an  jtoei  anbern  n)id(|tigen  9}uinen.  ^rei  ©tunben 
genau  füblic^  oon  ®x\q  t)d)  ©d^ijud^  Hegt  ber  Xtü  el  Sa^m,  eine 
ig)ügelgrupt>e  mit  }tt)ei  größeren  .^ppen,  in  beren  Umgebung  vielerlei 
^figei  unb  längere  Äämme  in  bie  ?lugen  faQen.  Überaß  ftieft  er 
in  ber  Xiefe  auf  3icgclpff öfter;  ®ebduberefte  toaren  bei  ber  furjen 
Unterfud)ung  nic^t  nad^tt)eidbar.  Seiber  i)at  Xat)(or  !eine  3^^S^^ 
oon  bort  mitgebrad^t,  ba  i^m  bie  ^nfd^riften  ju  unleferlid^  er« 
fc^enen.  äujjer  einer  5:ontafeI  ^abcn  toir  nic^tö  Oon  biefer  SRuinen« 
ft&tte,  beren  alter  3lamt  und  bid^er  unbefannt  ift.  ^ad  auf« 
faflenbfte  in  i^r  maren  bie  ja^Ireid^en  ©örge,  meldte  aud  j)oei 
mit  ben  Öffnungen  aneinanbergetitteten  großen  ^ügen  beftanben. 
Xa^or  fanb  biefe  fonberboren  Sotenbe^älter  in  Steigen  überein^ 
anhncliegenb,  aber  burd^  bidte  Sagen  oon  Suftjiegeln  getrennt 


SBic^tiger  nmt  bie  Qt&ttz  Don  9bü  Sc^reiti.  Obioo^l 
iatilox  bie  Sage  biefer  9iutne  fe^r  forgföUig  befd^eben  f^ai,  tft 
burd^  einen  rooffi  Don  ^Renont  berfd^ulbeten  unb  Don  allen  Bp&Uxm 
übernommenen  Irrtum  9b(\  ©c^a^rein  ftetö  auf  bem  Unten  Su» 
p^tatufer  angegeben  morben,  bi^  enblid^  ^ilpttdft  ben  ^^ler  fanb 
unb  rid^tig  fteUte.  3)ie  äiuinen  Don  9bfi  ©d^a^retn  liegen  in 
einet  tiefen  ©enfung  unb  fdnnen  Don  3Ruqaj|)ar  aud  toegen  be« 
bajkoifdienliegenben  ^ö^enjugee  $)ajem  nur  fo  eben  nwH)  ge^ 
feigen  merben.  92ac^  i£a^tor  liegen  fie  jttrifd^en  jtoei  paraU 
lelen  jpö^enjfigen,  ^ajem  unb  Oaffaim  ^afneb-  ^iefe  bilben 
jtmifc^en  t^ren  einanber  juftrebenben  ©übenben  eine  tiefe  9Rulbe, 
bie  einft  Don  einem  Sinnenfee  aus^geffittt  loar.  inmitten  btefe«( 
e^maligen  «S^bedenö  auf  einer  Snfel,  bie  Dom  ^od^koaffer  nic^t 
überflutet  mirb,  liegt  9bü  Sd^^rein.  9u«^  fd^mad^en  ©puren  ift 
ju  fd^liegen,  ba§  biefer  ®ee  einft  irgenbmie  Serbinbung  mit  bem 
(Sup^rat  ^tte.  ^ür  bie  SBeftimmung  be«  92amen$  ber  in  %bü 
@d^^rein  Derfc^ütteten  @tabt  ift  aud^  ju  beben!en,  bog  bie  frühere 
SKünbung  bee  ^up^ratd  etUKi  bei  @uq  efc^  ©d^ijud^  lag,  bid  too- 
^in  einft  bad  ^JKeer  reid^te.  @ott)o^l  Sbü  ©d^a^rein  mie  Ztl  el 
!&i^m  lagen  einft  feine  10  JlHlometer  Dom  när  marati  entfernt 
^er  nörblic^e  £eil  ber  fd^roff  aufragenben  9{uinen,  bie  auf  einer 
Don  6  m  ^o^er  ©anbfteinböfd^ung  umfd^loffenen  Xerroffe  fte^n, 
gibt  fi^  auf  ben  erften  Slicf  atö  @tagenturm  ju  erfentten,  Don 
bem  jn^ei  ©toctmerfe  unb  eine  breite  S^reppe  jur  erften  (Stage  nodi 
beutlid^  fic^tbar  finb.  9luf  ber  jmeiten  @tage  mollte  'iCa^lor  noc^ 
Äefte  eine^  fleinen  ®emac^e^  erfennen,  ju  bem  Don  ber  erften 
(£tage  eine  9iampe  emporfü^rte.  "Die  @tufen  ber  großen  'Zreppe 
beftanben  axi^  polierten  SRamorplatten.  %m  ^u^e  t>t$  jioeiten 
@todtoerf£^  fanben  fid^  fc^ön  Derjierte  Sld^atbrodten,  "Slabafter«  unb 
Warmorftücfe,  @)olbplattd^n  unb  fupfeme  9tägel  mit  golbenen 
iS^öpfen.  ^luffaQenb  mar  bie  für  ©fibbab^lonien  einjig  bafte^be 
SSermenbung  Don  (Sanbftein,  ®ranit  unb  3Rarmor  ab  Saumate^ 
rial.  3m  füböftlid^en  Xeil  ber  >)iuine  grub  Xa^tor  ein  Reinem 
Saumerf  au0,  beffen  ^i^gelfteine,  feiner  SBefd^reibung  nad^  Don  un«^ 
^eute  ber  Dorfargonifc^en  (Spoc^e  jugeloiefen  merben  tonnen.  S<^ 
mar  ^ik^ftma^rfd^einlid^  eine  ber  Saftionen  bec^  alten  Xempeltot«^, 
auf  bie  er  geftogen  mar.  %n  ^nfc^riftfunben  unb  fonftigen  Hitm- 
tümem  ^aben  i^m  feine  ^tac^forfc^ungen  nur  menig  eingebracht. 

Skl(^  Stabt  mar  nun  einft  %bik  ©(^a^rein?  Suf  Qkiuib 
j^ioeier   5fter  bort  Dorfommenben  S^^S^^^^f^^f^^   ^^  ^^^  ^^^ 


tC.  XI,  s/4  Sft  flht  e^^cin  (Eiibu?  61 

vmUxt&  auf  (&tibu  gefd^ioffen.  Seibet  ift  bie  eine  biefer  ^fc^ften, 
unb  jmar  bie  Idngete,  genau  gleid^Iautenb  aud^  in  SRufajjar  ge« 
fimbcn.  (Slndjltt>offi  ^ben  Senotntant  unb  äRenant  bie  ®Ieid^ung 
abü  Sc^^ein  =  (&ribu  aufgeftellt.  ^ier  6at  nun  eine  Unter* 
fud^ung  ^of.  SSeigbac^'d  eingefe|t,  ber  ben  Tanten  Sribu  in  bem 
rid^tig  3tiboti«  ftatt  Xcrebon  ju  lefenbcn  griet^fci^en  Sßamen 
nrieberfinbet.  iJag  in  ber  lat  Sribu  auc^  ben  Äeiünfc^riften  ju* 
folge  bireh  am  9Reere,  fo  ^at  SBei^bad^  steeifeUoü^  red^t,  unb  %b\\ 
@c^^ein  lann  bonn  nic^t  Sribu  fein.  Sorl&ufig  aber  fd^nt 
mir,  loie  id^  an  anberer  ©teile  audgefä^rt  ^abe,  ber  Sekoeid,  baj^ 
itcihn  om  när  maräti  felbft  tag,  au^  ben  Snfd^riften  nod^  nid^t 
erbracht  ju  fein,  Da«  Sbeogramm  für  (Sribu  ift  NUN  •  Kl.  9hin 
n)ted  mic^  |)err  !^rof.  9labau  auf  eine  @teOe  in  fttng  ;,ChronicW 
^in,  in  toelc^  ein  „NUN- KI,  baö  am  ©eftabe  be«  SWecre«  liegt\ 
enoa^nt  nrirb.  ^lUein  ^  gab  nadftiKxSlidf  ein  jtoeite^  NDN-KI, 
bod,  nrie  mir  ^^Jrof.  ^mmel  fd^reibt,  an  ber  e^maligen  ligri«* 
mimbung,  am  äReere,  gelegen  ^aben  bfirfte.  Died  jtueite  NUN  •  KI 
aber  ift  nac^  3enfen  niematö  @ribu,  fonbem  %p^  audgeffirod^n 
morben,  moju  f)ommeI  (®runbrift  S.  421, 5)  bo^  ''A|i7ct]  be^ 
^obot  nergleif^t.  Xa^  eigentliche  alte  NUN -KI  =  (Sribu  lag 
noc^  ben  Snfc^riften  nid^t  am  9Keere,  fonbem  am  apsü.  IHefer 
apsü  aber  ivar  mo^l  ein  ^eiliger  @ägttHxfferfee.  Danad^  fSnnte  t& 
ailerbtng&  für  bieci  (Sribu  feine  gänftigere  ©teile  geben  atö  ^bü 
€<^^rein.  9Rit  gutem  @ett)iffen  bürfen  mir  alfo  bon  9bü 
&dfa\ftmi,  über  bem  in  ber  aff^iologifc^en  l^iteratur  ein  eigen*^ 
ortiger  Unftern  gefc^mebt  ^at,  nur  fagen:  mit  groB^  SBa^rfc^ein* 
lii^ett  ift  ee  bie  ©t&tte  be$  alt^eiligen  (Sribu ;  ben  ftriften  !99emei» 
muffen  neue  Sui^grabungen  erbringen.  (£ribu  toax  eine  ber  alteften 
fübbab^bnifc^en  ©täbte;  fd^on  (Sntemena  bon  (Bixputia  (Sagafd^) 
rü^t  fic^,  bem  Flotte  @nfi,  bem  ^errn  bon  (Sx\i>u,  ben  apsü,  bac^ 
Sbbilb  bei^  ipimmeldojeand,  ^ergefteÜt  ju  ^aben,  ber  burc^  einen 
ttanal  mit  bem  iSu^i^rat  berbunben  mar.  ^ie  alten  Stönige  bon 
Sifin  legen  fic^  ftolj  ben  Jitel  bei,  ber  i^ren  Anteil  an  ber  ffir« 
^tung  ber  ^eiligen  Orafel  in  @ribu  jum  Sludbrucf  bringt.  SU« 
ma^i^  fd^efatt  bie  IBebeutung  t>t^  alten  ^ligtumd  ba^in^ 
geff^Mtnben  ^u  fein,  in  neubab^lonifc^  3^^^  H^  f^^^  @(lan}  mie 
ber  beö  XempeU  bon  92it)))ur  berblic^en. 

(Sine  ganje  Snja^I  anberer  IfRuinen^ügel  ^ättc  noc^  in 
biefem  ^fte  beffnroc^en  merben  {dnnen,  aber  eis^  fd^ien  geboten,  fic^ 
ouf    biejenigen    ju    befdjränfen,    meldte    burdt)    ben   ©paten    bei^ 


62  Sdfiuimit.  90D.  XI,  3/4 

^orfc^er^  ber  toiffenfc^aftKd^en  @rforf(^ng  juganglic^  gemacht 
toorben  finb.  %on  manchem  ber  bieten  ^figel  beS  3raq  bütfen 
mir  vermuten,  bag  biefe  ober  jene  mit  %amen  befannte  Drtfd^ft 
unter  i^m  Derfd^üttet  ift.  @o  miffen  mir  burd^  SSincHeris^  fd^arf» 
finnige  (Sd^Iflffe  genau,  an  meld^er  ©teile  bad  atte  D))id  gelegen 
f^at,  beffen  9?ame  in  ältefter  ^tit  öon  einer  Drtfd^aft  bei  6re(^ 
(ober  bon  einem  ©tobtteil  ^ed^^  f^I^ft)  ctuf  bie  am  Xigrie  in  ber 
@egenb  üon  ®eleucia  gegrfinbete  ©tabt  übertragen  toorben  ift. 
^mer  ift  ber  Drt  Samlun  am  Supl^rat  nac^  ^ommel  ale  bie 
@t&bte  bed  alten  ^bambun  anjufel^en,  beffen  9hiinen  in  ben 
^ügeln  LamluD  el-qedime  ju  fud^en  finb.  S9?an^e  ^ägelgru^pe 
märbe  fid^  fo  mo^I  nod^  ibentifijieren  (äffen. 

Steige  ^&^e  mdgen  nod^  unter  ben  ja^Uofen  XelU 
Sab^Ioniend  (id^  benfe  befonber^  an  ben  Xafel^ugel  in  9Kppur, 
an  9BarIa,  @ribu  u.  a.)  oerborgen  fein,  aber  ed  mürbe  un« 
erme^Hc^er  @}etbmittel  bebärfen,  aUe  biefe  ipügel  f^ftematifc^ 
auszugraben.  Sorl&ufig  bebarf  t^  erft  einer  anberen  Arbeit, 
meldte  jeber  fold^en  gränblid^en  @rforfd^ung  oorauf gelten  mufi: 
bad  ift  bie  genaue  topogra))^ifd^e  9lufna^me  S^ab^tonienS.  @rft 
gang  fd^üd^teme  anfinge  bon  feiten  ber  äJJitglieber  unferer  beutfci^n 
@;pebition  finb  l^ier  ju  oergeid^nen.  3m  übrigen  ift  ber  9fteifenbe 
immer  nod^  auf  bie  9lud!ünfte  unmiffenber  ober  verlogener  Araber 
angemiefen,  bie  jebem  ^ügel  ben  92amen  geben,  ben  ber  ^rembe 
gern  ^ören  möd^te.  ^aju  fommt,  bag  bie  unSaren  politifc^en 
äSerl^altniffe  im  Steid^e  ber  Pforte,  bie  alle  ^(ugenbUd  mec^felnbe 
©timmung  ber  ^o^en  SBürbenträger  gegenüber  ben  ^emben,  bie 
nie  auf^örenben  ©tammedfel^ben  ber  "^Iraberftamme  untereinanber 
unb  nic^t  jule^t  bie  Unmirtlid^teit  bed  3raq  ben  ^ufent^alt  bei  ben 
fübbab^Ionifd^en  Shiinen^ügeln  menig  berlodenb  er(c§einen  laffen. 
993o  jebod^  aQei^  fid^  günftig  fügt,  mo  grünblid^  üorgebilbete  Slff^rio» 
logen  unb  ?lr(^itetten  jur  SSerfügung  fte^en;  mo  bie  ®elbfummen 
bereit  liegen,  meldte  eine  9u«igrabungdejr))ebition  berfd^Iingt;  mo 
jule|t  bie  $o^e  Pforte  bem  Unternehmen  günftig  gegenüberfte^t 
unb  bie  ^[raberftämme  nid^t  in  offenem  ^ege  begriffen  finb  —  ba 
mag  man  eS  getroft  magen,  neue  Grabungen  in  ^ab^Ionien  ju 
unternehmen,    ^o^e,  ^errtid^e  Erfolge  merben  nid^t  ausbleiben. 


Cfteraturausipal)L 

Quding^am,  TrsTelg  in  Mesopotamia.    fionbon  1827. 

Srafex,  Travels  in  Eoordiatan,  Mesopotamia.    Sonboit  1840.    Sanb  [I. 

^tu^tti,  D^coQTertes  en  Chald^e  par  E.  de  Sarzec.    $and  1894  ff. 

— ,  GaUJognie  de  la  Scalptnre  Ghald^enne  au  Mosee  da  Lonyre.  ^at\B  1901. 

— .  üne  fille  royale  Ghald^ene.    $atiS  1900. 

^ilptec^t^  Explorations  in  Bible  Lands  during  the  19üi  centuiy.   ^^ilcu* 

bdp^ia  1903. 
— ,  ^ie  9[udgrabungen  in  Vfft^rien  unb  ^ab^Ionien.   £ei^)tg.   1: 1904. 
— ,  i)ie  Hudgrabungett  im  SßtUttmptl  ^u  9i\ppux.    £etp}ig  1908. 
^ommel,  (l(runbn|  ber  ^eogrop^ie  unb  (Sefc^id^te  bed  9Uten  Onentö  I. 

fünften  1904. 
Sttx  $OTter,  Travels  in  Georgia,  Persia  etc.  1817—1820.   Sonbon  1821  f. 
Kiepert,  ftarte  bei  Stutnenfelber  ber  Umgegenb  bon  Sab^Ion. 
ftolbeine^,  S)ie  altbab^toniftben  (S^rftber  in  ©urg^ul  unb  (51  ^ibba,  Beitf^rtft  f. 

«If^riologie  H.    (1887.) 
Softui^,  Travels  and  researches  in  Ghaldaea.    £onbon  1857. 
SRenant,  Babylone  et  la  Ghald^e.    ^rii»  1875. 
gKtteilungen  ber  i)eutfd)en  OtientH3lkfeaf4aft  9h.  16.  17. 
Opptxt,  Expedition  scientifique  en  M^sopotamie.   SariS  1859  ff.    9anb  I. 
—,   iHe   fron^öfiff^en   9[udgTabungen   in   kf^oSJbäa   in:    Vb^anbtungen   bH 

5.  Orientaliflenfongreffed  in  S3etlin. 
!Petet»,  Nippnr.    2  S95nbe.    92eo«|}ort  1897  ff. 
Staffam,  Asshnr  and  the  Land  of  Nimrod.    9^tti-9or{  1897. 
9littet,  etbfunbe.    8anb  XI. 
6af4au,  8m  du^^rat  unb  3:igrid.    Seifi^ig  1900. 
64eil,  üne  saison  de  fonilles  ä,  Sippar  in:  Mömoires  Fran9ais  d'arch^logie 

Orientale  de  Tlnstitat  da  Gaire.    1902. 
Xo^Ior  in  Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society  XV.    (ttber  Sltuqauar  unb 

fOu  @d)a^Tein.) 
SBarb,  2:agebtt4  fetner  (Efpebition  in  ^eteri»,  Nippur  I,  Snl^ong  F. 
9t\ihad^,  «ttifel  Cu^^rated  in  Pauly-Wissowa  VT  ^p.  1204 f. 


IBettere  Biterotucongaben  bei  ^ilpreti^t,  Explorations. 
•  Mbtibnitgen  ebenbort  unb  in  ^ommeP«  ^fdbi^te  9abl)(oRten(»  unb  Vffip 
rieni.    9ertin  1885  ff. 


Ruinenltfltten. 

■ 

Sdtc 

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6€Ut 

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fOm  ^tob  .    .    . 

27 

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67 

SRttaQÜQt     ...    55 

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Wm  e^o^rein    . 

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9hiffat  («lW)UT)    .    14 

.,      6« 

Vqoxquf.    .    .    . 

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(gcnlctc^.    ...    53 

^h^ 

Qü^maja .    .    . 

31 

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72 

SiD^t    ....      3 

.,      «5 

®|*iJ>T  .... 

32 

»r 

66 

Sutrtttl.    ...    42 

Dübtti 

38 

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72 

ta  ShxoSfim       .    11 

^ftflS 

Dur  ffurigol^u    . 

9 

tefl  3b  .        ■        29 

n        «7 

(EieibbQ     .    . 

42 

teD  Sü^  .59 

&  Df^mix     .    .    . 

12 

/• 

66 

XtU  SReba^«   •        54 

afato 

27 

ff 

67 

telieift     .X.         54 

^ntmam    .    .    . 

31 

•1 

68 

ieüo  .    .    .    .  X     38 

,f         6« 

fytimt   .... 

.    29 

ff 

72 

«BotIo             .    .V  ^ 

70 
f»      '^ 

3o*o 

.    30 

tf 

68 

w 

t^T  bte  flänc  ^aben  als  Sotlaec  gebient  bei 

1 :  M^moires  publ.  par  les  Membres  de  1'  InHitut  Fran^ftii  d'  areheol< 
Orientale  da  Caire,  Tome  I. 

2:  Dppttt,  Expedition  icientifique  en  M^sopoiamie;  Atlae. 

3:  ^iltnrec^t,  Ausgrabungen  in  tftff^rien  unb  SSab^Ionicn,  1.  Zeil. 
10:  Foneey,  Manuel  d'Assyriologie. 

11:  Softud,  Travels  and  Researches  in  Chaldaea  and  Soiiana 
13:  Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society,  Vol.  XV. 

Xie  übrigen  10  »erben  bem  dntgegenfommen   ber  Deutfc^en  Orient- 
<^efeOf(^oft  oerbanft. 


«C.  XI,  S/4 

Clan  1  unb  2 

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1.  Sippar. 

«0   1/  ata  ^"-^ 

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KtntOitmt.  ZI,  44. 


3.  Suflat  (Sipiiur). 

I.  dliBBnal  Knk  Ztattnüeti.  Mtflhi  Mt  ¥od^l(|tuiig,   11.  <NotM!RI.  eioblnoun.  III.  SoiMIl. 

IMrfatiDniM«*)  eiabilDi.    17.  X(ni(wltUII(it6tI.    V.  fliltl  «anolbtll.    Tl.  «iitatavnlHtc  lIiaR. 

ktiattn  unln  W  Sit  («^  Silniiimanin  mli  tplinm  tintlticn.     TU.  tlttat  ^itlnfoit. 

bacunur  laftlillAt  Sr^lM.    Till,  OklÄatHiaiit  twi  jülraii  munMfl. 


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11.  Watto. 
1,  SUttumi  («itimrlM)- 
•i.  nniwil. 


«I«n-U  m  Iß  HC.  XI.  8/4 


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M(ü  OtHnt 


<Q>emein9er|idndfic9e  ^arßeffun^en 


9«taMCg(9«6en  »m  6*t 


(PotberaMtfcfen  (BefeeeMaft 


1.  ^udemann,  (prof.  Dr.  Htftt^:  9te  JRmttf<m  6€r  afitn  Ü^spter. 

2.  BfauSer,  Dr.   £mri:    ICetfrctnfKBncfe.    Haat  unb  e€\€(tf<taft  in   5er 

ia^lf9nif<i*afffti\di€n  (gtit^ttitatux,    ipiit  X  M^ifbun^. 

3.  Kfn^e,  Dr.  t^^odor:  9er  OVliitvaluft.    jl^etne  JRnfSn^e,  Cntwtcftftin^«« 

9ef4t4(e  wit  ftint  Oenftmdfer.    QVltf  7  il66{fbttn$en. 

4.  ^ttn^er,  Dr.  ^oS^^nnes:   Seetwefen  unb  Bm^füi^vttHg  der  üff^ver  auf 

5er  ^6it  i$rer  (|rid4i.    QVlit  9  HSSifbungett. 


t9to 


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^'  MAY  3  1919 

12.  Jahrgang  DCf  HIK  OrUMt  ße't  i 

sang«   (4  Beft.)  b«ntt>«egeb«i.  »on  dtr  p,^,, 

2  la.  9tb.  3  ID.  Dorderasiatisd)«!  SesellsAaft  (6.  D.)  «o  ptennin 


Die  nmulette 

ber  alten  Hegypter 


Von 


Dr.  nifreb  lOiebemann 

ProfelTor  an  Der  UnlverntSt  Bonn 


Ceipzig 
1.  C.  f)fnrld]sTdje  Buchbanblung 

1910 


Die  Uorderasiatiscbe  ßesellscbaft  (6.  U.) 

mU  dem  Sitz  in  Berlin 

bcjiuccft  t)ic  görbcrung  ber  uorbevaflatifdjfn  @tubicu  auf  ©riinb  bei*  ^cuf* 
malcv.  Sic  gibt  mtffenfdjaftltt^e  ftrbciteu  t^rcv  2Äiti]Iicbfr  in  jiuaiigloicu 
.^cftcu  als  „SRittcilungcn  bcr  Sorbcrajiatifdjcn  @cfcllfd)aft"'  iinö 
gfmeini)ciftöubUd)c  ^arflellungcii  merleljö^rlid)  unter  bcm  ^itel  «y'Dcr  ?l(ic 
Criciit"  ^erauö.  genier  itJifl  bic  ©cfcllf^aft  bie  t'eft^affuiig  ncufii  SRatcrialö 
anregen  unb  untcrftö^en.    ^ic  <3Jcfcafd)aft  ^fttjU  gegeuroftrtig  ö2i  SÄitgliebcr. 

^er  iötrlic^e  2JiitgUeb§belirag  bctrftgt  10  maxi  wofür  bic  „9)Mt«' 
teiluiigen"  (fonft  15  3K)  unb  „£er  ^Ite  Crient"  (fouft  2  SR.)  geliefert  luerbcn. 
—  ?lufnar)mc  aU  SKitglieb  erfolgt  burd)  te»  §5orflanb  auf  cinfad)e  flu« 
nielbung  beim  @d)riftfiU)rer.  —  ga Ölung  bcr  beitrage  ijai  im  Sanuar 
on  §inri(^«'  S^erlog,  Seipjig,  l^Iumengaffc  2,  ^u  erfolgen, 

^er  25orftaub  befielet  3.  3t  au«:  ^rof.  Dr.  g.  oon  fiufdian,  K  Sor- 
fi^cnber,  ©iibenbc,  öerün;  $rof.  Dr.  9)?.  ^artinann,  2.  SJorfifeenbcr,  ^evm^ 
borf  iSÄarf;;  Dr.  8  SWcffcrfdjmibt,  ©djriftfuljrcr,  (Kjarfoltenburg,  ©iefe» 
bred)tftr.  2;  $rof.  Dr.  §.  ffiincfler,  ffitlmerSborf;  frof.  Dr.  «r.  9Rci&ner, 
©reSlau;  Sic.  Dr.  ?llfr.  ^crcmia«',  Scipjig;  $rof.  Dr.  g  (i-.  Reifer,  Äöuig^berg; 
$rof.  Dr.  greiO.  oon  ^iffing,  9Rimd)en.  —  Herausgeber  ber  „SRitteilungeu": 
"^rof.  Dl'.  §.  SBincffcr,  ©ifmer^^borf  b.  ©crliu,  «iUöCrflr.  70,  bcd  ^Ältcu 
Orient":  ^crfclbc  unb  i?ic.  Dr.  9Ufr.  3cremiaS,  fictpjig,  §auplmanuflra6e  o. 


Sniyalt  der  bisl)er  erld)lenenen  ßefte  des  „ Jf Iten  Orient"  (Preis  60  Pf.) : 


?( eg  i)p  te  rals^riegeru. Eroberer 
in  ^pcn-  7  ?löb.  fe  Wt.  aRuIIer.    5 1 

'Schrift  unb  @prad)e  ber  alten 
fleg^pter.    Ttii  S  fibbilbung. 

Son  m.  epiegelberg.    82 

SRagte  unb  3^^^^^^^^  ^^  ^^^^^ 
Seg^pten.  ^ouH.SBiebemaun.    6« 

%oU  u.  Soten»9iei(^e  im  Q^laulm 
ber  alten  9egi}pter.    3.  9ufl. 

Son  n.  SBtebemann.    22 

Amulette  ber  alten  flieggpter. 

IBon  Sl.  SStebemann.  12 1 

Unterl^altungSliteratur  ber  alten 
Sleg^pter.    2.  Auflage. 

®on  ?(.  SBiebemann.    34 

$lmarna'3^^i-    ^pgt)pten  unb 
S^orberafien  um  1-400  o.  (10^. 
IB0U  (5.  Siiebu^r.    1 2 

Arabien oorb.^dlam.  2.  Slufl. 

93on  Ctto  SBeber.    3i 
Sorf(!^ungdrelfen  in  @itb»%ra* 
bien.    3  l^artenff.  u.  4  ?(bb. 

S3on  Ctto  SBeber.    84 


®  laferSgorfdiungSteifenin  ©üb« 
?lrabieu.  Ttii  1  SBilb  O^laferd. 
«on  Dtto  »eber.  10  2 

SIramfter.       %on  tS.  @onba.    4» 
Hfurbanipal  u.  bie  afft)rtf(^e 
Äultur  feiner  3clt     it  3lbb. 

%on  g.  ^eli(fd).  11 1 
ä  1 0  i  0  p  i  e  n.  1  nbb.%3.9)2.9Ruaer.     H  2 


2i 


^olitifc^e  (f ntroidlung  SBab^lo» 
niend  unb  Hff^riend. 

5Bon  $».  SBincfler. 
^immeld-  u.  SBeltenbilb  b.  $a- 
b^lonier.  2  9lbb.  2.  erroeiterte 
Sluflage.       iBon  H.  SBincfler.  32/3 
S^eltfd^öpfung,  «abQ(onifd)e. 

l  9lbb.        Bon  ^.  SSincfler 

£ftmonenbefd)mörung    bei    ben 

SSab^Iouieru  unb  %ffi)rern. 

Son  Otto  SBeber 

X)eutung  ber  3u{unft  bei  ben 

SBabtjloniem  unb  ylffqrem 

^on  0.  Ungnab.  10  s 


81 


14 


(&ortfet^ung  auf  bet  brtueti  Umfctlogfeitr) 


^n  einem  früheren  ^efte  bed  aiten  Drientö  (VI,  4)  mürbe 
an  ber  ^anb  ber  Siebte  bie  SSebeutung  gefd^ilbert,  roeld^e  bie 
alten  ^gppter  ber  3Kagte  jufi^rieben.  S>en  Sebenben  Idnnte  fte 
@(^u^  oor  ^l^rniffen  aOer  0rt,  Stettung  vor  reigenben  unb 
giftigen  Vieren,  Sinberung  von  ©d^mergen  unb  ©enefung  von 
Aranf^eiten  bringen,  bem  93erftorbenen  öffnete  fie  bie  2:ore  bei» 
^enfeitd,  geroäl^rte  i^m  @inlag  ju  ben  ®dttem  unb  ju  ben  ®e^ 
filben  ber  Seligen,  fid^erte  il^m  ba9  emige  fieben.  (Sine  fold^e 
@d^ilberung  mar  in  gemiffem  @inne  einfeitig,  fie  ffob  bie  gute 
Seite  ber  SJtagie  ^eruor,  ben  92u|en,  ben  fie  bem  Sebenben  unb 
bem  Xoten  gu  bringen  Dermod^te.  S)em  ftanb  aber  eine  Sttf)v* 
feite  gegenüber.  SDer  ^anizxex  mar  in  ber  Sage  anä)  Schaben 
anjurid^ten,  er  {onnte  ben  SD^enfd^en  Unheil  unb  fieib,  ben  ©öttem 
Serberben  unb  Untergang  ;(ufugen.  2)ie.  Eigenheiten  biefer 
fdt^marjen  äJtagie  vermag  man  im  9{iltale  nid^t  me^r  im  @in<' 
jelnen  gu  nerfolgen.  3)ie  äSer^&Itniffe  liegen  ^ier  al^nlid^  mie 
bei  ben  erhalten  gebliebenen  @d^ilberungen  ber  2;otenreid^e. 

S)er  dgppter  erörterte  gern  unb  aui^fii^rlic^  bie  guten  Seiten 

bed  S^nfeitd,  bie  Sd^idCfale  ber  Zugenbl^aften,  ben  Sufentl^altdi' 

ort  ber  (Sered^ten  unb  ß^uberlunbigen,  ben  Areid  ber  menfd^en« 

freunblic^en  (Sötter.  S)ie  ßulunft  ber  @unber,  bie  ^öQenftrafen 

ber  Serbammten,  bie  (äeftalt  ber  böfen  S)ämonen  mürbe  nur 

lutg  geftreift.    S)ad  gefcfial^  mit  äSorbebad^t    S)ie   SSelebungi^i* 

fä^igfeit,  meldte  jebem  S3Ube  unb  jebem   SBorte  jugefd^rieben 

mürbe,  erftretfte  ficü  aud^  auf  bie  SReliefd  unb  bie  Snfd^riften 

ber  (Bräber.    (Slüdtbringenbe  (Seftalten  lonnten  i^r  rul^ig  unter«' 

jogen  merben,  oon  il^nen  ermartete  ber  2:ote  nur   ^ilfe  unb 

SBol^Itaten.    83ei  gefal^rbrol^enben  SBefen  lag  bie  @ad^e  anberd. 

3^re  ißennung  unb  Slbbilbung  ^ätte  möglid^ermeife  bie  Qaf)l 

ber  ®egner  bed  SSerftorbenen  vermehrt,  ben  Sßäd^ten  bei»  93öfen 

bie  ©rabfammer  erfd^Ioffen,  bie  man  fonft  peinlid^  oon  i^nen 

frei  ju  erl^alten  beftrebt  mar.    93on  gleid^er  93eforgnid  geleitet 

trug  man   bei  ber   äKagie   Seiten,    un^eilbringenbe    ^^ormeln 

1* 


4  Slfreb  SBiebemann,  Die  Amulette  ber  ^g^ptec.     9C.  XII,  1 

niebergufdgreiben  unb  ju  Derbreiten.  @ie  lonnten  in  unrid^tige 
^änbe  faDen  unb  Don  Unberufenen  gegen  ben  3^uberer  felbft 
unb  feine  (Senoffen  benu^t  n>erben.  3>a3U  fom,  ba%,  mit  in 
(Sried^enlanb  unb  9tonT,  fo  aud^  im  ißiltale  bie  SSefciiäftigung 
mit  ber  fcfimarjen  äRagie  unter  anbro^ung  fd^merer  Strafen 
nerboten  mar.  SDie  t$urd[)t^  bem  irbifc^en  @erid^te  gu  DerfaQen, 
mahnte  bie  5tenner  i^rer  fiel^ren  gur  $orfid^t  unb  lieg  fte  i§re 
Formeln  lieber  nur  münbltd^er  Überlieferung  annertrauen.  60 
ift  benn  non  biefer  @eite  beS  ftg^ptifc^en  3^ubenoefend  mentg 
erhalten  geblieben  unb  fteQt  {!({)  in  ben  Dorliegenben  S^e^ten  bie 
3aubertunft  fo  gut  mie  überaQ  audfd^Iieglid^  in  ben  S>ienft  bei» 
®uten. 

3m  allgemeinen  genügte  ein  Sfudfpred^en  ber  3^uberf ormel 
um  bed  gemünfc^ten  (SrfoIgeS  fidler  gu  fein.  SRan  l^atte  nur 
barauf  gu  ad^ten,  bag  bie  93efd^mörung  mit  bem  rid^tigen  ^on« 
faDe  oorgetragen  unb  Don  ben  rid^tigen  93emegungen  bed  @pred^en« 
ben  begleitet  mürbe.  3)aneben  ^at  man  aber  bereite  in  früher 
3eit  angenommen,  ed  merbe  bie  3^ubermirfung  oerftärlen,  menn 
man  ©egenftänbe  in  altl^ergebrad^ten  f^ormen  ^erfieOte,  auf  biefe 
bie  erforberlid&c  (Jormel  eingrub  ober  fie  roä^renb  ber  ff^tigung 
au8fprad[i  unb  menn  fid^  bann  ber  3Quberer  bei  feinem  38er(e 
biefer  @tüd(e  bebiente.  Sßeiterge^enb  fc^rieb  man  ben  gleichen 
©tiidEen  an^  eine  felbflänbige  äBirfung  gu.  D^ne  ^erangiel^ung 
einer  ^ormel  fonnten  fie  beftimmte  Sinfläffe  auf  baS  fiod  bed 
äJtenfcben  audüben.  S)iefe  anfd[iauung  gab  bie  SJeranlaffung  gu 
ber  ^erfteQung  ber  Smulette,  meldte  ber  Soben  ^g^ptend  in 
ungemein  groger  3^^'^  aufbemal^rt  ^at  unb  meld^ie  fe^t  unfere 
SKufeen  fuDen.  lieferten  fel^Ien  an  feiner  ©teile  bed  fianbe«, 
bod^  bringen  ed  bie  Ilimatifd^en  Serl^ältniffe  mit  ftd^,  bag  fte 
meit  ga^Ireicfier  in  ben  troden  gelegenen  ©rabgegenben  erl^alten 
blieben  ald  in  ben  Überreften  ber  @täbte,  in  benen  bie  ^eu4)tig<' 
feit  unb  3uf^^^^^f^6u^8  ^^^  SBobend  oielfacfi  biefen  fleinen 
2)enfmftlem  ben  Untergang  bereiten  mugte. 

infolge  biefer  t^unbumftftnbe  fennt  man  ben  SSert  ber 
Amulette  mefentlid^  in  il^rer  Segie^ung  gum  ®rabe  unb  gu  ben 
Xoten.  3n  SBirfüd^feit  mar  i^re  SSebeutung  fär  bie  biedfeitige 
SBelt  unb  bie  fiebenben  um  SRid(itd  geringen  S)er  3"^^^^  ^^^ 
fie  verfolgten,  entfprad^  fid^  in  beiben  j^&Den.  SBa^renb  ftd() 
biefe  Südt  in  ber  Überlieferung  burd^  Hnalogiefd^Ififfe  leicht  er^ 
g&ngen  I&gt,  bereitet  ein  anberer  Übelftanb  grögere  @(|imiertg« 


HO.  XII,  1  Xolenbeigaben.  5 

leiten.  S>ie  ermähnten  ^^unbumftänbe  tnad^en  ed  in  ga^Ireid^en 
Sauen  unmöglich  ju  entf (Reiben,  ob  ed  \i6)  bei  ben  eingelnen 
@tücfen  um  ein  Opfer,  im  engem  @inne  bed  SBorted,  für  ben 
Soten  ^anbelt,  alfo  um  einen  ©ebraud^dgegenftanb  für  beffen 
SBequemlid^feit  im  S^nfeitd,  ober  oielmel^r  um  ein  mirflidi^ed 
Amulett,  um  ein  3^^^^^^^^^^'^-  SDiefer  und  grunblegenb  eri' 
fc^einenbe  Unterfd[)ieb  ^nt  freilid^  im  allgemeinen  für  bie  alten 
Ägypter  nid^t  beftanben.  3n  ber  langen  Steige  ber  für  ben 
Soten  nü^Ii(tien  unb  münfd^endmerten  2)inge;  meldte  man  auf 
®ra6mänben,  $apt)rid  unb  @&rgen  oerjeidtinete  unb  abbilbete, 
folgen  fid^  in  buntem  äBed^fel  Sgmaren  unb  ©etr&nte,  Aleibungd« 
ftücfe  unb  Q^mnd,  3<2uberftäbe  unb  Kmulette.  SBad  man  l^ier 
fd^ilberte,  legte  man  ^ftufig  augerbem  ober  au4i  für  fi$  aUein  in 
Sirni4i!eit  unb,  menn  bieS  gu  loftfpieüg  ober  fad^Iicl)  unmöglidg 
er|(()ien,  in  {(einer  plaflifd^er  Stad^bilbung  ber  ©egenftanbe  ober 
il^rer  ^ierogl^pl^engeid^en  in  bad  ®rab.  @ine  Sc^eibung  erfd^ien 
um  fo  meniger  erforberli^l,  ald  ed  bem  2:oten  oermitteld  feiner 
3aubergemalt  iebergeit  möglid^  mar,  bie  il^m  mitgegebenen  pla^ 
ftifc^en  Sdilbmerle  ebenfogut  mie  il^re  3^i^^u^0cn  ^^^^  ^^^ 
einfad^en  92amen  in  il^re  natürlid^en  SSorbilber  umgumanbeln. 
2)ad  93tlb  bed  Ddt)fenf4)enleld  mürbe  ein  mirfli4)ed  ^eulenftüdt, 
bie  tönerne  @and  eine  mirtlid^e  @and,  ber  gemalte  @tul^I  ein 
echter  @tu^I.  9Md^t  anberd  oer^ielt  ed  ftd()  bei  Stüdten,  in  benen 
mir  richtige  Amulette  fe^en  mürben,  ^a^  3^'^^^  ^^^  £ebend 
oenoanbelte  fid^  in  bad  mirflid^e  Seben,  bad  ber  äRad^t  in  bie 
tatfad[)Iid^e  äJtad^t  93ei  feiner  Unfa^igleit,  abftratt  gu  beulen, 
l^at  ber  alte  Ägypter  biefe  ^Begriffe  für  ftnnlid^  faßbare  2Befen^ 
Reiten  angefe^en,  benen  er  eine  beftimmte  ®eftalt  unb  @mpfin^ 
bungdf&^igfeit  gufc^rieb,  bie  er  effen  unb  trinfen  ober  fic^  fonft 
nu^bar  gu  mad^en  oermod^te. 

2:ro^  ber  großen  fd^öpferifdE^en  @emalt,  .meldte  fie  oon  ber 
3auberformeI  ermarteten,  fd^einen  bie  ägppter,  ä^nlid^  mie  ga^U 
reid^e  anbere  Sölfer,  angenommen  gu  ^aben,  bag  für  gemo^nlid^ 
aud  bem  92id^td  aud^  nid^td  entfielen  merbe.  Sm  SInfange  ber 
Singe  ^atte  bad  SBort  ber  @ott^eit  aOein  ed  oermod^t,  ^immel 
unb  (Erbe,  SRenfc^cn  unb  2:iere,  ^flangen  unb  unbelebte  ®egen« 
ftänbe  ol^ne  meitered  in  bad  S)afein  gu  rufen,  gu  ber  jtraft  bed 
Xoten  liegte  man  ^aufig  lein  entfpred^enbed  SSertrauen.  fDlan 
glaubte  fieserer  gu  gelten,  menn  man  il^m  eine  Unterlage  an  bie 
^anb  gab,  bie  er  beleben  unb   babei   gleid^geitig,   menn   bied 


6  taifreb  SBiebemann,  ^ie  Amulette  bei  Sg^pter.    fOd,  Xn,  1 

notoenbig  erfd^iett,  oergrögern  lonnte.  @o  oerful^r  man  bei  ben 
Uf(|iebti-@tatuetten,  bie  bid  in  bie  fpftteften  Seiten  hinein  ald 
2)iener  bem  Zoten  mitgegeben  mürben,  ^ief  fie  i^r  Eigentümer 
unter  SSermertung  ber  rid^tigen  ^otmel,  fo  erfcfiienen  fte  arbeitd« 
fro^,  um  ba9  t^elb  gu  bebauen  ober  Aanalarbeit  gu  oerricdten. 
Seber  Statuette  entfpra^l  je  ein  :S)iener.  SBoQte  man  ed  ba^er 
im  S^nfeitd  recfit  bequem  f)abtn,  fo  lieg  man  ftcfi  mdglid^ft  oiele 
berartige  Ufd[)ebti  in  bad  ®rab  legen  unb  forgte  burd^  9uf^ 
fd^riften  bafur,  baB  fte  für  feinen  anberen  oermertbar  maren  unb 
i^re  $flidbt  in  rid^tiger  SBeife  ausübten.  SRan  ging  gelegentlid^ 
fo  meit,  bag  man  auf  ben  ©tatuetteit  ben  Zag  beS  ^affxe^ 
oergeid^nete,  an  bem  fte  in  Xfttigleit  treten  foDten.  Ttan  fertigte 
bann  bereu  365,  bamit  für  jeben  fialenbertag  ein  befonberer 
S)iener  oorl^anben  fei;  eine  Stetige  meiterer  foQten  augerbem  für 
bie  oerfd^iebenen  großem  Slbfc^nitte  bed  Sal^red  ald  Vorarbeiter 
bereit  ftel^n. 

Sud  bem  gleid^en  ®runbe  begnügte  man  fid^  oielfad^  nic^t 
bamit,  nur  bie  Flamen  ber  @peifen  unb  ©etr&nte  in  einer  langen 
fiifte  im  ®rabe  gu  oergeid^nen;  man  [teilte  biefelben  ober  menig^ 
ftenS  bie  fie  entl^altenben  ®ef&§e  baneben  bilblid[i  bar.  2)ann 
loar  t»  bem  gauberlunbigen  3;oten  Iei4it  gemad^t,  mit  $ilfe  ber 
beigefügten  f^ormel  bie  i^m  lemeild  gufagenben  ®erid^te  au8  bem 
Sdilbe  in  bie  faßbare  Srfd^einung  treten  gu  laffen.  S)ie  bii^^er 
entmidCelten  ©ebanfengünge  mug  man  bei  einer  93el^anblung  ber 
ägi)ptifd^en  Amulette  im  8uge  bel^alten.  Sie  erflftren  eü^,  marum 
man  bei  einer  fold^en  Unterfu4)ung  bered^tigt  unb  gegmungen 
ift,  an^  bilblidgen  S)arfteQungen,  aM  Keinen  plaftifd^en  iTOobeDen 
unb  aus  mirllid^  ooQftünbigen  ©ebraud^dgegenftünben  in  gleid[)er 
SBeife  ©d^Iüffe  gu  gießen,  um  auf  biefem  SSege  bie  SSorfteOungen 
gu  unterfud^en,  meldte  fid^  einft  an  berartige  ®eftaltungen  fnüpften. 

S)ie  So^I  l>er  Amulette  mar  in  Ägypten  eine  fe^r  große. 
3n  ein  unb  bemfelben  ®rabe  finbet  man  ^üufig  nid^t  nur  eine 
reid^e  SuSmal^I  ber  oerfd^iebenften  flirten,  fonbern  aud^  mel^rere 
(Sjemplare  ber  gleid&en  gorm.  S^r  ^xotd  mar,  ben  Sttfd^riften 
unb  $ap9rid  gufolge,  faft  immer  annäl^emb  berfelbe.  @ie 
foQten  SBo^Iergel^en  in  biefem  unb  in  bem  jenfeitigen  fieben, 
Sieg  unb  Sid^er^eit  gegen  fid^tbare  unb  uttfid^tbare  t^einbe, 
©peife  unb  Jranf  gu  ieber  Seit,  ein  be^aglid&e»  ungeftörte« 
$eim  unb  ü^nlid^e  ainne^mliddleiten  oerfd^affen  unb  erl^alten. 
SBid[itig  maren  fie  oor  aQem  gegen  2)&monen,  gegen  aSe   bie 


«D.  Xn,  1  Sirlfamlett  ber  «mulette.  7 

Übel,  fjf&^rlictileiten  unb  Sobedarten,  mit  benen  btefe  bie  ©efunbi» 
^eit  unb  baS  fieben  bed  SRenfd^en  im  2>iei^feitd  unb  im  ^enfeitd 
Bebro^ten.  SSertraut  man  ben  Eingaben  ber  S^e^te,  \o  foQte  man 
meinen,  in  ben  meiften  ^^äOen  ^ätte  ein  ein3iged  Slmulett  gu 
fold^em  3^^^^  genügt.  Sllletn,  mie  aDe  SSdIfer,  meldte  gu  ber 
SSirlung  t)on  Amuletten  SSertrauen  liegten,  fo  l^aben  ed  aud^  bie 
Ägypter  für  geraten  gel^alten,  lieber  eine  grSgere  ^oJfi  berartiger 
(Stücte  bei  fic^  gu  tragen.  ÜRan  fonnte  bann  l^offen,  ba^,  menn 
bad  eine  in  feiner  Straft  nerfagte,  ein  anbered  an  feine  Stelle 
treten  merbe.  Sugerbem  fud^te  man  mel^rere  (Sjremplare  ber 
mid^tigeren  formen  gu  bep^en.  @ine  berartige  Häufung  fid^erte 
ben  Sinflug  auf  bie  bamonifd^en  SRüd^te  beffer  mie  nur  ein 
^lemplav,  ebenfo  mie  man  übergeugt  mar,  ba^  bie  Erfüllung 
eined  @ebeted  um  fo  gemiffer  eintreten  merbe,  ie  dfter  man  beffen 
formelhaft  Dorgefd^riebenen  2Borte  felbft  au8fprad[)  ober  non 
anberen  für  fid^  audfpred^en  lieg. 

®alt  bemnad^  bie  Sßirifamleit  jeber  eingelnen  Slmulettform 
al9  fel^r  meitgel^enb,  fo  entmidCelte  fid^  bod^  baneben  bie  Sin«* 
fd^auung,  unbefc^abet  biefer  umfaffenben  S9ebeutung  merbe  bo6) 
jebed  eingelne  Don  i^nen  in  ber  $ra;id  bed  täglid^en  £ebend  gu 
gang  beftimmten  ^xotden  in  erfter  9iei^e  bienlidb  fein.  @o  oeri* 
fc^affte  ia^  eine  x>ox  aQem  äBol^Ifal^rt,  ein  gmeited  £eben,  ein 
britted  Orrifd^e.  Son  biefem  @runbgebanfen  audge§enb,  ^at  ftd^ 
im  Saufe  ber  Sal^rtaufenbe  für  mand^e  Amulette  eine  bii^  in  bal^ 
Singeine  gel^enbe  Seigre  entmidtelt,  meldte  balb  bagu  beftimmt  ift, 
i^re  (fntftel^ung  gu  erllftren,  balb  i^re  Sßirlung  Ilar  gu  legen, 
(^reilid^  ^at  ber  l^äufig  betonte  äRangel  an  f^ftematifd^em  S)enlen 
bei  ben  Sg^ptem  ei$  nerl^inbert,  bag  fic^  biefe  Smulettle^re  ein« 
^eitlidi)  geftaltete.  @d  finben  fic^  in  i^r  ga^Ireid^e  SSerboppelungen 
gleid^er  »orfteDungen,  Unllarl^eiten,  fiüdten,  SBiberfprüd&e,  gmifc^en 
benen  man  niemali»  oerfud^t  l^at,  einen  Hudgleid^  gu  geminnen. 
S)ie  ©gftemlofigfeit  mirb  nod&  uerftarft  burd&  bie  fonfcroatioe 
(Seftnnung,  meldte  bad  ^gpptertum  bel^errfd^t  unb  meldte  ben 
amuletten  gegenüber .  aud^  anbere  83ölfer  bid  in  unfere  Qtxt 
l^inein  an  ben  7ag  gu  legen  pflegen,  ^atte  ein  Amulett  gu 
irgenbeiner  3^^*  ^n  irgenbeinem  Drte  aü  mirffam  gegolten, 
fo  marb  an  biefem  Glauben  feftgel^aften,  unbelümmert  um  bie 
aDmil^Iid^  neu  auftretenben,  mit  ber  urfprünglidgen  SBorfteDung 
logifd^  unoereinbaren  Seigren. 

2)ie  Amulette  fpielten  oor  allem  in  bem  täglid^en  £eben 


8  tUfceb  Biebemann,  Sie  Hmulette  btt  %%^p\tx.     9D.  Xn,  1 

unb  in  bem  S>en(en  unb  ^^ül^Ien  ber  breiten  SJ^affe  bed  &Qr)pt\ß 
fd^en  SSoIfed  eine  audfcfilaggebenbe  dloüe.  äBäl^renb  bie  Sor< 
neunten  unb  ^rieftet  auf  bie  $ilfe  ber  grogen  ®dtter  bauten, 
benen  fie  ftcfi  i^rem  Stange  unb  il^rer  Sbftammuns  nadg  nal^e« 
ftel^enb  erad^teten,  l^at  bad  eigentlicfie  SSoII  gu  biefen  erhabenen 
@eftalten  n^eniger  SSertrauen  befeffen.  @ie  erfd^ienen  fo  ^o^* 
gefteQt  unb  fo  Diel  befd^iaftigt,  ba§  man  nid^t  gu  l^offen  magte 
fte  n)ürben  fid^  mit  größerem  Stad^brud  um  bie  fieiben  unb 
bie  SBünfd[)e  ber  einfad^en  99ürger  unb  ber  ürmen  befitmmem. 
@o  menbeten  ftd^^  biefe  ftreife  in  i^rer  "Slot  an  unbebeutenbere 
@ötter,  in  ber  Übergeugung,  bag  biefe  fid^  el^er  bereit  finben 
laffen  n)ürben,  i^nen  entmeber  felbft  gu  l^elfen  ober  i^re  83itten 
an  bie  grogen  ©ötter  gu  übermitteln.  9SöQig  entfprec^enbe  9n« 
fd^auungen  ^errfd^ten  in  ber  Sluffaffung  bed  ßaubermefend.  3)er 
in  ben  9}eIigiondIe§ren  Sudgebilbete,  ber  jtönig,  ber  $riefter, 
ber  l^ö^ere  93eamte  fonnte  fid^  Sinfid^t  in  bie  großen  3duber^ 
bud^er  nerfd^affen  unb  einen  reid^en  @d^ag  Ir&ftiger  Formeln 
mit  fid^  in  bad  ®rab  nehmen.  S)em  3ßanne  bed  äSoIted  mar 
bied  nid[)t  möglid^,  il^m  fehlte  bad  nötige  SBiffen,  um  Snfd^riften 
gu  lefen  unb  gu  oerftel^en,  gum  Slnlauf  oon  ^apgrid,  gur  9ud^ 
fd^müdtung  feined  @arged  mit  S^uhettejcttn  gebrad^  ed  il^m  an 
SKitteln.  (£r  mugte  fid^  glüdlid^  fd^ä^en,  menn  er  ilber^aupt  in 
ber  Sage  mar  fi^l  einbalfamieren  gu  laffen  unb  feiner  SRumie 
in  einer  ber  Sßaffengrüfte  ein  befd^eibened  $[ä^4ien  gu  ermerben, 
bamit  man  feine  fieid^e  nid^it  in  ber  SBüfte  oerfd^arrte,  fem  oon 
aQ  bem  @d[iu^e,  ben  S^otentempel  unb  Xotenpriefter  ben  gemein« 
fam  S3eftatteten  gemftl^rten.  Unb  bod^  bebrol^ten  i^n  fo  gut  mie 
ben  93omel^men  bie  ®efal^ren,  mit  benen  bie  2)ämonen  ben 
@terblid^en  nad^fteüten.  S)er  SBunfd^;  biefen  gu  entgelten,  mugte 
bei  i^m  nid^t  minber  grog  fein  mie  bei  feinen  l^o^en  unb  reid^ien 
SSorgefe^ten.  @o  griff  er  benn  gum  Slmulette.  Site,  Diel  mieber« 
^olte  Überlieferung  lehrte  i^n,  bag  ein  berartiged  @tucf,  aud 
glafiertem  Steingut  gefertigt,  gur  9tot  avL^  aM  einem  alten 
Xontopfe  ober  einem  @tudte  $oIg  audgefd^nitten,  imftanbe  mar, 
Iraft  feiner  ©eftalt  bad  S3dfe  gu  oeriagen,  (Sefunbl^eit  unb  Un« 
fterblic^feit  gu  fidlem.  Soften  oerurfa^ite  ber  @rmerb  ober  bie 
^erfteüung  biefed  ^ilfSmitteld  faum,  unb  fo  finbet  man  benn  in 
ben  a^affengrüften  ber  0rmen  laum  eine  fieid^e  ol^ne  bad  eine 
ober  anbere  biefer  @tüdte,  o^ne  einen  @Iarab&ud,  ein  9uge  ber 
SBol^Ifal^rt;    eine    Keine   $flangenfäule.    Sinnen   vertraute   ber 


tiD.  xn,  1  fimultitt  bed  armen  SRanned.  9 

@terbenbe  fein  @eelenl^eil  an  roie  bereits  ber  fiebenbe  mit  S3er# 
trauen  auf  fie  geblicf t  ^atte.  2>iefe  Slatfad^e  ecflärt  o^ne  loeitered 
ben  großen  Umfang,  ben  bie  ^erfteOung  ber  Smulette  im  fllter« 
turne  annehmen  mugte.  Sff^c  Sludfü^rung  erfolgte  ie  nacti  ben 
Hßitteln  beS  SBefteQerd  in  ber  Derfcfiiebenften  SSeife.  (Sinjelne 
@tü(Ie  bilben  ma^re  SReiftermerfe  ber  itleinlunft,  anbere  finb 
DöQig  rol^e,  barbarifd^e  Slrbeiten,  bie  meiften  finb  fabritm&gige, 
menig  abmed^flungdreid^e  Srjeugniffe. 

3)ad  aRaterial,  meld^ed  für  bie  Beurteilung  unb  @rfenntnid 
bed  2Berted  ber  einjelnen  9(mulette  vorliegt;  ift  ein  fel^r  ungleid^« 
artiged.  99ei  einigen  vermag  man  i^ren  Qwtd  in  aDen  @injeU 
l^eiten  ju  verfolgen,  bei  anberen  begnügen  fid^  bie  S^ejcte  mit 
flächigen  Sfnbeutungen,  bei  mieber  anberen  oerfagen  bie  ^n* 
fc^riften  ooDfommen.  89ei  le^teren  ift  ed  ^üufig  möglid^,  auf 
@runb  ber  fonftigen  Sebeutung  ber  betreffenben  3^^^^"  unb 
anbermeitig  verbürgter  Hnfd^auungen  mal^rfd^einlid^  ju  madgen, 
meldE^e  SSorfteQungen  mit  bem  Qtndt  verbunben  maren,  nur 
ver^&Itnidmfigig  feiten  bleibt  man  ratlod.  $Iber,  bann  lann 
man  fi4i  mit  ben  alten  Sggptem  trdften.  S(ud^  il^nen  ift  bid« 
roeilen  ber  tiefere  Sinn  il^rer  Amulette  verloren  gegangen,  ©ic 
fa^en  bann  in  i^nen  ©d^u^mittel  gegen  aüerl^anb  99öfed  unb 
Unangenel^med,  o^ne  ftd^  genauer  um  bad  SBie  unb  äBarum  ju 
lümmem.  (Sine  93etrad^tung  ber  n)id()tigften  Smulettformen 
mirb  bie  verfd^iebenen  Slrten  biefer  ^^alidmane  am  beften  flar 
legen  unb  bamit  in  bad  SSerftanbnid  eined  umfangreid()en  2:ei(ed 
ber  ag9ptif4ien  ^leinhinft  unb  feiner  religiondgefd^id^ttid^en  Be« 
beutung  einführen. 

(Sine  gro^e  93ebeutung  befugen  gal^IIofe  fleine,  aM  q^Iafierter 
ftiefelerbe  gefertigte,  ^üufig  jum  anhängen  mit  einer  Dfe  ver«* 
fe^ene  ©tatuetten  von  @dttern  unb  l^eiligen  2;ieren.  S)a  finben 
fi(^  menfd^engeftaltige  ©ottl^eiten,  mie  ber  @ott  ber  frifd^  er« 
n)ad^enben  Sßaturlraft  SKin,  ber  ®ott  von  2:^eben  Hmon,  ber 
von  97{emp^id  $tal^,  ber  Stoten^errfd^er  Dfirid  unb  fein  Stiele 
^orud,  3fi3  unb  ^tp\)tf)r)^,  unb  viele  anbere.  S)ann  ber 
^unbdlopfaffe,  ber  @tier,  bad  ®d^af,  ber  Sperber,  ber  3bid, 
bad  ftrotobil.  Or^mer  SRifd^geftalten  aller  Srt,  vor  allem 
SWenfd^enleiber  mit  Sierföpfen,  meiere  bie  SBerWrperungen  ber 
®ott^eiten  in  Xierleibem  anbeuteten,  bie  ©onnengötter  mit  i^ren 
@perberföpfen,  ber  2;otenfü^rer  Snubid  mit  bem  @d^aIaIfopfe, 
ber  (3)ott   von  (Slepl^antine   S^nupl^id   mit   bem   SBibbertopfe. 


10  HIfreb  ^tebemann^  X)ie  Amulette  ber  Sg^pter.     SIC.  XII,  1 

@tQtt  bie  ®dtter  plaftifd^  ald  SRunbfiQuren  auiSjuarbeiten,  (onnte 
man  il^re  ®e\taü  in  9ielief  auf  Keine  platten  aufgeidbnen,  unb 
ftatt  83ilbniffe  ber  gangen  @ottl^eiten  gu  entmerfen,  genügte  e^ 
avi^,  i^re  ^öpfe  in  i^rer  d^arafteriftifcfien  ^orm  barguftellen. 
@nblid^  gel^ören  fleine  platten  mit  bem  92amen  ber  ®ötter  ober 
ber  ald  ®dtter  oere^rten  jtönige  in  bie  gleid^e  Stetige. 

2>er  grdgte  Xeil  biefer  ^öl^eren  SBefen  lonnte  ieberjeit 
Stulpen  bringen.  S)ur($  jauberträftige  SBorte  lieg  man  aud  ben 
aSilbmerfen  bie  ®ötter  felbft  erftel^en,  bie  ftd^  nunmel^r  beeilten, 
gugunften  i^red  Sdeft^erS  ben  5tampf  gegen  bie  S)amonen  gu 
beginnen.  @ingelne  unter  il^nen  galten  atö  befonberd  mertnoE, 
menn  man  fie  bei  beftimmten  (Selegenl^eiten  gur  ^tlfeleiftung 
l^erangog.     S)ad    ftel^enbe,    ftd^  J^äufig   auf  bad   3^i^^^   ^^^ 


göttlichen  @d^u^ed   ftü^enbe   meiblic^e  Slilpferb    'S  l^atte  einer 

Segenbe  gu  ^olge  ald  ©öttin  2:i^ueri9  bie  gange  SBelt,  nac^ 
einer  anbern  Überlieferung  ald  ©öttin  Slpet  ben  ®ott  Dfirid 
geboren.  @ie  mar  bementfpred^enb  berufen,  bei  einer  menfd^« 
Ii(|ien  ®eburt  fid^  ^ilfreicfi  gu  ermeifen.    3)er  frauenhafte  ®ott 

93ed  £  ^atte  bie  ©onne  in  i^rer  fräl^eften  j^inb^eit  burd^  feine 

eigenartige  ®eftalt  unb  feine  fonberbaren  Spränge  gum  Sadiien 
gebrad^t  unb  biefed  Sad^en  l^atte  bie  ©elfter  ber  S:rauriglett  in 
bie  ^lud^t  gefd^Iagen.  2)ann  l^atte  er  gu  @d^ilb  unb  Sd^mert 
gegriffen,  um  ba^  l^ilflofe  5tinb  gegen  alle  Eingriffe  unb  ®e^ 
fahren  gu  oerteibigen.  @o  marb  benn  feine  ®eftalt  unb  Dor 
allem  bai^  93ilb  feined  oon  einem  ^ol^en  ^eberpu^e  gelrönten 
^aupteS  eined  ber  mirlungi^oollften  übelabmel^renben  ^ü^en. 
8n  Zempelpfeilern  angebrad^t,  fd^ü^te  er  bal^  l^eilige  ^Baumert 
gegen  aQed  einbringenbe  Öbel,  an  ©egenftänben  bed  t&gli(f)en 
fiebend,  an  Stopfen,  ©d^ad^teln,  fiöffeln  bemal^rte  er  beren 
Snl^alt  oor  einer  SSergauberung  unb  Vergiftung,  gl^m  gur 
@eite  ftanb  bie  ^atl^ormadfe,  bad  fc^ematifd^e  ®eftdgt  einer  f^rau 
mit  langen,  fteif  abftel^enben  JFu^o^ren.  ^n  fp&terer  3^it  mürbe 
badfelbe  mit  ber  ^atl^orfu^  in  SSerbinbung  gefteSt,  n^elclie  bem 
SSerftorbenen  ben  S^d^^S  i^  ^^^  83ereid^e  bed  S^obed  erfc^Iog 
unb  ald  erfte  i§n  ^ier  unter  il^ren  @d^u|  nal^m.  3n  älterer 
3eit  l^anbelte  ed  fid^  bei  ber  ijtattt  nur  um  bie  S)arfteDung 
eined  mit  Römern  oerfel^enen  Stinbdfd^äbeld.  3^n  ftecfte  man 
im  9{iltale  fo  gut  mie  nod^  im  l^eutigen  Slfrifa  ald  fd^ü^nbe0 


HD.  XII,  1  ®ötterbilber.  H 

3eid^en  auf  f)ol)t  $f&^Ie  ober  pfeilerartige  (Berufte,  il^n  brad^te 
man  ringd  um  bad  fieid^enbette  an,  \f)n  befefttgte  man  über 
ben  Öffnungen  beS  ^aufeS.  Später  geid^nete  man  gern  gmifd^en 
feine  i)ömer  eine  Sonnenfd^eibe,  meil  biefe  ber  ^at^or  gulam, 
ober  fe^te  auf  feine  @tirn  einen  fd^margen  ^led,  um  il^n  bem 
§o(^oere^rten  Slpid^^Stiere  angugleidf^en.  @eine  ftraft  marb  in 
fo((iien  ^&Qen  burd^  bie  SDtad^t  ber  i^m  gleid^gefteQten  ®ott^ 
^eit  erl^d^t. 

@in  S^ier,  meld^ed  unter  biefen  Silbmerlen  eine  befonbere 
Sno&^nung  oerbient,  ift  ber  t}tofd^  unb  bie  mit  biefem  gufammen«^ 
faHenbe  Ärflte  ^.    S)ie  ®flttin,   mit  ber  man  fie  jufammenir 

fteDte,  mar  bie  in  alter  Q^xt  oielfacli  öerel^rtc  §eft.  ©pftter  trat 
biefe  in  bem  Xempellulte  in  ben  $intergrunb,  i^r  ^eiüged  Xier 
aber  mürbe  gu  einem  meit  oerbreiteten  Amulette.  9ta4l  einer  nod^ 
im  flaffifd^en  8Itertume  geglaubten  naturn)iffenfd^aftli(^en  Sl^eorie 
beburften  bie  (fröft^e  feiner  ©Itern,  fie  entftanben  oon  fclbft  au0 
bem  feucfiten,  bei  bem  Sfüdttritte  ber  Überfd^memmung  gurudt^ 
bleibenben  9lilfd^lamme.  @o  galt  benn  ber  ^rofdg  ald  93emei0 
für  bie  ilRdglid^feit  ber  (Sntftel^ung  eined  fiebemefenS  aud  ber 
toten  SRaterie  unb  mürbe  unter  einer  nal^e  liegenben  Uber^ 
tragung  oon  ben  Sorgängen  in  ber  Siermelt  auf  menfd^Iid^e 
Ser^ältniffe  gu  einem  SSorbilbe  unb  $anb  in  ^anb  bamit  gu 
einer  @ew&f)x  fitr  bie  2;atfäd^Ii(^feit  ber  Huferftel^ung  bed 
SRenfd^en.  Um  biefe  gu  fid^ern,  mürbe  baS  Sierbilb  bem  Soten 
in  bad  ®rab  gelegt  unb  l^at  in  biefem  €inne  nod^  auf  bie 
@t|m6oIi(  meit  füngerer  Qtittn  eingemirft.  @^riftlid[ie  fiampen 
mürben  im  9hlta(e  in  ^rofd^geftalt  geformt  ober  geigten  auf 
ber  Oberfeite  bad  SBilb  eined  ^rofd^ed  ald  ^inmeid  auf  ein 
jenfeitiged  fieben.  Um  aber  ben  @inn  ber  S)arfteQung  feinen 
3meifel  gu  laffen,  mürbe  bem  gelegentlid^  bie  Snfd^rift:  „3d^ 
bin  bie  Sluferftel^ung"  beigefügt.  SDie  gleidge  eine  Erneuerung 
oerburgenbe  ftraft  bed  2:iered  legte  ed  ben  alten  ^pptem  nai)t, 
ed  mit  meitem  guten  SSünfd^en  in  Serbin  bung  gu  bringen. 
@o  oergeid^nete  man  nid^t  feiten  auf  ber  Unterfeite  Heiner  S^rofd^«» 
bilber  SBorte  mie:  „2)en  Snfangdtag  eined  fd^önen  Sa^red  gebe 
bie  ©öitin  fflaft",  alfo  eine  unferem  ,,®IüdHid&eS  SReueö  gal^r'' 
entfprec^enbe  ^fonnel. 

2)ie  ermähnten  ®ottl^eiten  bilbeten  jebe  für  fid^  unb  aQe 
oereint  eine  ^immlifd^e  fieibmad^e,  meldte  ben  SRenfd^en  umgab 
unb   gu   oerteibigen   fud^te.    8ber  man  begnügte  fid^  nic^t  mit 


12  RKreb  SBiebemann,  Die  Amulette  ber  ^g^pter.     9(0.  XII,  l 

betn  93Ube  ollem.  Sud^  2;eile  ber  ®dtter  felbft  ober  genauer 
ber  Siere,  in  benen  fte  äSerförperung  gefunben  l^atten,  30g  man 
iux  ^ilfe  ^eran.  ^n  Keine  Aaftd^en  non  SSronge  legte  man 
einbalfamierte  ©tude  oon  ©erlangen,  Sibed^fen,  Sperbern,  bann 
brad^te  man  an  bem  j{&ftd^en  eine  ober  mel^rere  Dfen  an  unb 
banb  {te  an  bie  ®egenftanbe,  für  bie  man  ben  ©d^u^  bed 
^otted  erfel^nte.  äßan  forgte  fogar  für  bad  93e^agen  ber  aud 
ben  Keinen  t^ißuren  in  bad  £eben  gu  rufenben  ©ottl^eiten.  3^ 
biefem  ^xoeäe  ftedte  man  [ie  bar,  mie  fte  in  einem  Keinen  £empeld^en 
fa§en  ober  unter  einem  oon  @&ulen  getragenen  S)ad^e  ftanben, 
in  ber  Hoffnung,  bad  neu  ermedte  göttlid^e  28efen  merbe  bem 
aRenfd^en,  bem  ed  nid^t  nur  bad  3)afein,  fonbem  aud^  biete 
93c^aufung  gu  oerbanlen  l^atte,  um  fo  freunblid^er  gefinnt  fein. 
Unter  ben  Smulettformen  im  engem  ©inne  bed  SBorted  ift 
eine  ber  belannteften  ber  @farabüud,  ber  im  SlQgemeinen  mit 
^efd^Ioffenen  ^  fpater  aud^  mit  audgefpannten  ^^lügeln  ^^  bar^ 

gefteUt  mirb.  SDad  2:ier,  bem  er  entfprid^t,  ift  eine  groge  äRift^ 
laferart,  Ateuchus  sacer,  meldte  il^re  (£ier  in  einen  SRift^aben 
legt.  Sud  biefem  formt  bad  S8eibc^en  eine  $ugel,  bie  e^  in 
eine  oorl^er  gegrabene  Keine  ®rube  malgt  unb  bann  mit  (Srbe 
bebedt  ^n  bem  fic^  gerfe^enben  iißifte  finbet  bie  Srut  @d^u^ 
unb  i^re  erfte  Slal^rung.  S)er  äg^pter  ^at  bie  ^anblungSmeife 
bed  2:iered  beobad^tet  unb  aud  il^r  ben  fonberbaren  ©d^Iug  ge^ 
gogen,  ed  gäbe  nur  männliche  ©tarabäen,  unb  biefe  ergeugten 
in  bem  felbftgefertigten  @i  bie  il^nen  mefendgleic^en  jungen  unb 
bamit  i^r  eigene^  neues  gufünftigeS  ^d^*  ®o  marb  il^nen  bad 
®efd^öpf  gu  einem  @benbilbe  bed  ftc|i  in  ber  Statur  ftetig  er« 
neuemben  Hebend,  gunäd^ft  ber  tügli^  abenbd  fterbenben  unb 
am  nac^ften  3:age  neu  ermad^enben  @onne  unb  meiterge^nb 
bed  aus  ben  Uml^üQungen  ber  äßumienbinben  in  neuer  $raft 
unb  tro^bem  in  alter  irbifd^er  ©eftalt  mieber  erftel^enben  3Renf(§en. 
S)er  ®eban(e  an  eine  fold^e  SSed^felbegiel^ung  gmifd^en  bem 
2:iere  unb  bem  äJtenfc^en  mürbe  baburd^  ftänbig  ma^i  erhalten, 
bag  ber  92ame  beS  ft&fer^  cheper  lautete  unb  ba^  man  ein 
2Bort  cheper  befafe,  melc^cS  „werben,  befte^en,  fein,  fc^affen" 
bebeutete,  alfo  unmittelbar  auf  bie  Suferftel^ung  ^ingumeifen 
fd^ien.  SBer  bei  Sebgeiten  einen  ©farabäuS  bei  {id^  trug,  ftd^erte 
fic^  bementfpred^enb  fein  O^ortbeftel^en, .  bälget  folgten  oor  allem 
bie  @oIbaten,  bereu  Seben  befonberS  oielen  ^ül^rlid^Ieiten  auS« 
•gefegt  fein  mugte,   biefer  @itte.    2Ber   ein   foId^eS  SBilbniS   mit 


HD.  Xn,  1  eiarabAud.  la 

in  bad  ®xab  nafjm,  forgte  bamit  auf  bad  befte  für  feine  8(ufi» 
erfte^ung  unb  fein  en>iged  fieben.  Um  bie  ftraft  bad  Sntuletted 
gu  perftarlen;  uerbanb  man  ed  gern  mit  anberen  ^eil  Derl^eigenben 
ßeid^en.  S)ie  Unterfeite  bed  2:iere8  mürbe  ald  flad^e  platte  auS«' 
gearbeitet,  auf  bie  man  bie  $Bi(ber  unb  9iamen  non  ®ott^eiten 
unb  ber  oergdttlid^ten  ^l^araonen  eingrub,  ^n  anbem  OfäQen 
brad^te  man  fromme  SBänfd^e  ober  @Iü(fdmorte  l^ter  an,  mie 
bie  ^ieroglgpl^en  für  ^reube,  fieben,  ®eftanb,  (Sd^onl^eit. 

2)ie  @farabaen,  meldte  bem  genannten  Qwtde  gu  bienen 
berufen  maren,  finb  meift  Mein,  etma  1—1 V2  3^"*'"^^*^'^  lanq. 
3)aneben  gibt  ed  anbere,  gleid^faQd  an  ber  Unterfeite  abgeflachte, 
burd^fd^nittlicfi  fe(t)i^  3^^^'^^^^^^  ^^"6^  @tä(fe.  S>ie[e  galten  ald 
@rfa^  für  baS  bei  ber  (Sinbalfamierung  ber  3)tumie  entnommene 
$erg  unb  entfprac^en  in  biefer  93ebeutung  ben  bunfelbraunen 
ober  gelblid^en  StoBfief ein ,  meiere  man  in  ben  ftiteften  3^^*^^ 
im  9HItaIe  an  bie  @te(Ie  bed  ^ergeni»  ber  Seid^e  legte.  Später 
mürbe  ftatt  bed  jfiefete  unb  neben  bem  @Iarab&ud  bad  3RobeQ 
einer  Heinen,  meift  nac^  unten  fpi^  gulaufenben,  gemöl^nlid^  mit 
groei  abfte^enben  §enfeln  oerfel^enen,  unaudge^fll^lten  Safe  oer^ 
menbet,  beren  Silb  O  au4i  bad  Sd^riftgeic^en  für  ba^  SSort 
„^erg"  bilbete.  Ate  oorlftufige  ^ergen  mürben  fie  nid^t  nur 
ben  SRenfd^en  mitgegeben,  fonbern  aud^  ben  ^eiligen 'klieren, 
bie  bei  ber  93eftattung  genau  mie  äRenfd^en  bel^anbelt  mürben. 
Huf  ber  Unterfeite  oergeidfinete  man  ^aufig  ein  ®ebet,  burd^  bai^ 
ber  Xote  fein  tpal^red  $erg  aufforberte,  im  Ig^nf^it^  nid^t  gegen 
i^n  aufgutreten,  i^m  oielmel^r  bei  bem  S^otengeric^te  gur  Seite 
gu  fte^en.  S)ann  merbe  t}reube  im  ®erid^tdfaale  Iierrfd^en  unb 
er  merbe  fein,  alfo  bie  Sered^tigung  geminnen,  im  9teid^e  ber 
Seligen  gu  meilen.  SBie  aOe  2)inge  biefer  SBelt,  fo  l^aben  bie 
Sgt^pter  aud^  ben  SIarabau3  perfonifigiert;  er  erl^ält  gelegentlid^ 
einen  SD7enf(fienfopf,  ben  bal»  fried^enbe  2;ier  in  bie  $ö^e  ^ebt. 

SReift  legte  man  ben  ^ergendffarabftud  in  bie  Seiche.  S3i9' 
meilen  umfc^log  mau  il|n  aber  aud^  mit  einer  oieredigen, 
fapeQenartigen  Umraljmung  unb  befeftigte  biefed  ^eftoral  auf 
ber  SBruft  ber  3Jlnmk.  ^eilige  3^i<ll^n  oergierten  babei  oielfad^ 
bie  t^Iugel  bed  Sfarab&ud  unb  bie  Umral^mung.  ^ier  brad^te 
man  bie  ^ierogl^ptien  für  SBo^Ifal^rt,  Scfiönl^eit,  ^eftanbigfeit 
an,  ober  bie  Silber  oon  @öttern  aM  bem  Greife  bed  Dfirid 
unb  ber  Sonne,  nor  aQem  einen  gmeiten  Serbürger  ber  S(uf« 
erfte^ung,  ben  l^eiligen  9Ieil^er  oon  ^eliopolis,  ben  bie  ©ried^en 


14  fllfteb  fBiebetnatin,  ^ie  Amulette  ber  Ägypter.     WD.  XU,  1 

nld  ben  $^dnt£  bejeidfinen.  ^n  anbem  (^äOen  fteDte  man  ben 
@Iarab&ud  felbft  auf  ein  99oot,  bai»  ber  Sonnenbarte  entfprec^n 
foEte.  SRan  erinnerte  fid^  babei  baran,  bag  Sl^epera,  ber  @ott 
ber  äRorgenfonne,  gletcl^falld  eine  auferfte^enbe  @eftalt  toav  unb 
bag,  Toit  bem  SKenfcfien;  fo  aucfi  i^m  ber  @(arabftui»  biefed 
SBieberaufleben  erleid^terte  unb  in  fidlere  Sudfid^t  fleOte. 

Stielet  feiten  finben  fid^  in  ben  Arabern  aud  glafierter  JtiefeU 
erbe  ober  auS  ftarneol  gefertigte  Slac^bilbungen  non  einjelnen 
^Anben,  Seinen,  feltener  Clären.  2>ie  |>anb  ift  balb  flad^  aud» 
geftrectt,  balb  mad^t  fie  eine  ^auft  mit  audgeftredttem  SDaumen, 
balb  ftecft  fie  ben  2>aumen  jmifd^en  bem  jmeiten  unb  britten 
l^inger  ber  gebauten  grauft  ^inbur(|.  fie^tere  Semegung  gilt  in 
ga^Ireid[^en  iTOittelmeerlänbern  ald  eined  ber  beften  3RitteI  gegen 
ben  böfen  fdlid,  bad  gleid^e  mirb  bie  dg^ptifcf^e  SBemegung  be» 
^medten.  2)er  einfachen  $anb  unb  bem  ^eine  barf  man  biefe 
83ebeutung  j[ebod[i  im  aEgemeinen  nid[)t  gufd^reiben,  menn  aud^ 
in  einzelnen  ^Een  bie  ^anb  mit  ber  (^auft  ju  mec^feln  ner^ 
mag.  93ei  il^nen  l^at  man  an  Sotingaben  gebucht  unb  babei  an 
bie  nod^  l^eutgutage  meit  nerbreitete  @itte  erinnert,  tti  SttanU 
Reiten  ate  3^^^^"  ^^^  ^^^^  ^^^^  ^^  fold^ed  bed  S)anfed  nad^ 
«rfolgter  ®enefung  ein  99ilb  bed  erbanften  ftörperteilei»  in  einer 
StaptUt  iu  meinen,  ^m  92UtaIe  ^ahe  man  baö  SSotinbilb  einem 
Zoten  mitgegeben,  ber  bie  SBitte  ober  ben  2)an!  bem  (Sötte 
übermitteln  foQte,  ju  bem  er  feinen  SEBeg  in  baiS  genfeiti»  antrat. 
S)iefer  @rn&rung  fte^t  ber  Sinmanb  gegenüber,  ba^  bisher  im 
alten  Sgtypten  für  bie  SBenoenbung  irgenb  meldi^er  Sotioe  ber 
SBeleg  fe^It.  (Sine  Steige  von  gorfd^em  l^atte  geglaubt,  ben 
<Sebraud^  aus  Stelen  erf daliegen  gu  !önnen,  auf  benen  D^ren 
eingegraben  maren  unb  bie  man  ald  SSotiogaben  oon  D^ren« 
leibenben  beutete.  S)ie  SluSgrabungen  oon  (^linberd  $etrie  ]u 
aRemp^id  ^aben  biefe  Snfid^t  aU  irrtümlid^  ermiefen.  Sie  tx^ 
gaben  gal^Ireid^e  berartige  @telen,  auf  benen  ni^lt  ein  ober  gmei 
D^en,  bie  auf  ben  SBei^enben  bejogen  merben  tonnten,  er^ 
fd^ienen,  fonbem  bereu  S)u|enbe.  S)ie  SBegleitinfd^riften  rid^teten 
fid^  an  $ta^,  ben  (Sr^drer  ber  83itte,  unb  lehrten,  bag  man 
nid^t  bie  Ol^ren  beS  SRenfc^en  abbilben  moDte,  fonbem  bie  M 
^otted.  äBie  in  fiobgefüngen  bem  ftönige  unenblid^  oiele  D^ren 
gugef^irieben  merben,  mit  benen  er,  aud^  menn  er  im  $alafte 
rul^t,  bie  Sßorte  aQer  Sauber  oernimmt,  fo  befi^t  ber  ®ebets^ 
«rl^drer  ^taf)  eine  e^üHe  oon  O^ren,   bamit  er  aOe  bie  Sitten 


ao.  xn,  1  Stfoftglteber.    @ptege(.  15 

iu  ^oren  Dermag,  iDelct^e  gleic^geitig  von  ben  Derfd^iebenften 
Seiten  i^m  vorgetragen  xotxbtn.  9lld  SSotioe  fdnnen  biefe 
iBilber  t)on  ©liebmagen  ba^er  nid^t  in  Setradfit  tommen,  eine 
anbere  SDeutung  liegt  nd^er.  S)er  Ägypter  xoav  geroo^nt^  [id^ 
einen  ober  mehrere  @rfa|förper  in  bad  ®ra6  legen  ober  in  ben 
2:enipeln  auffteHen  gu  laffen,  bamit  er,  fafll»  feine  fOlumie  ju«* 
grunbe  gelten  foQte,  einer  nienf(^lic()en  ^üQe  nid[|t  gu  entbel^ren 
braudE^te,  n)enn  i^n  bie  fiuft  anfam,  auf  @rben  umguge^en.  9{e6en 
bem  ^ilbniffe  bed  gangen  SRenfd^en  treten  plaftifd^e  S3ilber  feinei^ 
ftopfeS  auf.  3>ie  bienten  ald  @rfa|fdpfe,  faQd  ber  Xote  bad 
^aupt  oerlor,  xoa9  befonberd,  n)enn  an  i^m  bie  £eid[)entöpfung 
ooQgogen  n)orben  roar,  leidet  oorlommen  fonnte.  92id^t  anberi^ 
wie  biefe  Jtöpfe  ftnb  bie  $änbe  unb  Seine  gu  beurteilen.  Sie 
maren  @rf abteile ,  n)enn  ber  Sote  burd^  irgenb  einen  S^^^^  ^^^ 
Betreffenben  @Iiebma§en  oerluftig  ging. 

8Iud  ben  gleid^en  ©ebanlengangen  erdärt  fid^  baS  3^^^^^ 
ber  beiben  in  bie  ^ö^e  gehobenen  9rme  (_J  ka/  n)eld^e9,  pla« 
ftifd^  ausgearbeitet  ober  auf  eine  flad^e  platte  aufgegeidfinet,  feit 
ben  aiteften  3^^'^^  ^^^  Seigabe  auftritt,  ^n  ben  Silbreil^en 
ber  @ärge  be9  mittlem  dtti^t»  um  2500  v.  Sl^r.  ftel^t  eS  auf 
einem  Stanbartenträger,  ber  bann  erfd^eint,  menn  ed  fid^  barum 
^anbelt,  einen  lörperlid^  Keinen,  in  feiner  Sebeutung  aber  tx* 
labenen  93egriff  bargufteaen.  S)ad  SBort  Sta  bilbet  bie  Se^ 
jeid^nung  bed  nergöttlid^ten  S)oppeIg&ngerd  bed  üRenfd^en,  bed 
mid^tigften  in  ber  langen  SReil^e  feiner  materiell  gebadeten  unb 
b&monifc^er  93ebro^ung  ausgefegten  @eelenteile.  (£r  fonnte 
biefen  feinblid()en  aR&4lten  erliegen  unb  ba^er  mar  eS  eine  na^e 
liegenbe  SRagregel  ber  SSorfid^t,  menn  man  für  einen  (Srfa^^Aa 
€orge  trug. 

Sieben  ha(^  Silb  beS  jta  fteSen  bie  @argbilber  bie  S>ar<' 
fteQung  eined  Spiegeid  unb  Heine  fteineme  ißad^bilbungen 
^g^ptif4ier  Spiegel,  flad^e  runblid^e  Sd^eiben  auf  einem  nieberen 
St&nber,  treten  aud^  in  ben  ®r&bem  auf.  93ei  il^nen  ^anbelt 
es  ft4^  biSmeilen  um  eine  ®runblage  für  bie  ^erfteQung  eines 
@ebraud^SgegenftanbeS,  baneben  aber  aud^  um  eine  Sid^erung 
beS  unfterblid^en  34}S  beS  äßenfc^en.  ^af^lxei^c  SSöUer  ftnb 
|td^  baruber  einig,  bag  ber  3Renf4)  in  bem  Spiegel,  ber  fein 
SBilb  aufgenommen  l^at,  einen  S^eil  feines  3d^S  gurüctlägt.  9lic|)t 
anberS  ballten  bie  Sggpter,  mie  bieS  aus  il^rer  ©emo^nl^eit 
J^emorge^t,   bie  Spiegel  mit  übelabme^renben  @eftalten  gu  oer«* 


16  Slfreb  SBiebemlann,  Xte  «mulette  ber  ^g^pter.     WD.  Xn,  1 

gieren.  9}i(|)t  ben  toten  Spiegel  n)oIIte  man  baburd^  fc^ä^en^ 
ba%  man  an  feinem  ®riffe  ^at^ormadfen,  SSeStöpfe  unb  &l^n<r 
lid^ed  anbrad^te  ober  aud^  bem  ganzen  ®riffe  bie  f^orm  einel^ 
ftnotenamuletted  gab  ober  i^n  in  ber  ®eftalt  einer  nad^en  f^rau 
aufarbeitete,  beren  9}acttl^eit  ^ier  am  9Kle  gerabe  fo  mie  im 
93en)ugtfein  gal^Ireid^er  anberer  Stamme  bie  SD&monen  vertreiben 
foQte.  S)er  Sd^ug  galt  bem  Silbe,  bad  in  ben  Spiegel  fiel  unb 
in  il^m  oerblieb,  auc^  menn  ed  fär  fterblid^e  Slugen  unfidfitbar 
gemorben  mar.  8lld  bie  Xr&ger  biefed  ^^^Zeilt^  l^atten  bem 
entfpretfienb  bie  Grabbeigaben  ju  bienen. 

Sa4)lic{)  ^ängt  mit  biefen  Slmuletten  ein  meitered  gufammen, 
roeld&eö  bie  {J'^rm  ber  ^ierogl^p^e  cz>  ren  ^ber  9iame"  ^at. 
S)er  ^ame  galt  ald  ein  l^öc^ft  n)i(^tiger  unfterblic^er  Seelenteil, 
er  mürbe  in  ber  ®eftalt  feiner  ^ieroglgp^e  gum  ©rfafee  bei 
einem  etmaigen*  äSerlufte  unb  SSergeffenmerben  bed  mirfüd^en 
92amend  bed  Zoten  gemeint,  äli^eift  ift  babei  bie  Umral^mung 
leer,  ber  in  fbttta^t  fommenbe  ißame  ift  nic^t  eingetragen 
morben.  SDiefer  Umftanb  ^ftngt  mit  einer  fflefürd^tung  gufam* 
men,  meldte  in  einer  ägt)ptifd^en  Segenbe  ber  Sonnengott  mit 
ben  SBorten  audfprid^t:  ,,3Rein  Stame  marb  burd^  meinen  SSater 
unb  burd&  meine  SKutter  auSgefprod^en  unb  bann  marb  er 
burd&  meinen  ®rjeuger  in  mir  perborgen,  bamit  fein  S^w^^re^ 
entfte^e,  ber  mid^  (mit  ^ilfe  ber  Äenntnid  meine«  gel^eimniS^» 
üoden  5Ramenö)  tjergaubem  fönne.''  9lur  bei  Ädnigen  roagtc 
man  ed,  ben  ißamen  in  ben  9Iing  eingufe^en,  fo  gut,  mie  er  bei 
ficbjeiten  in  ben  S^fd^riften  mit  einem  berartigen  SRinge  um* 
geben  mürbe.  SDer  5ßl^arao  mar  ein  ®ott,  fein  Sttame  bemna^ 
^eilig  unb  fo  mar  er  imftanbe,  fid^  gegen  etmaige  ®efa]^ren 
felbft  gu  fd^ii^en.  ®emö§nli4ie  Sterblid^e  mußten  ftngftlic^er 
fein.  S8enn  fie  i^ren  iRamen  bem  ^imulette  anuertrauten ,  fo^ 
fonnte  er  leidet  Unbefugten  belannt  unb  von  biefen  i^nen  gum 
Sd^aben  benu^t  merben.  @d  galt  bal^er  für  norfid^tiger,  unb 
bo(^  für  glei(|  mirtungdooH,  menn  man  ben  92amen  nur  in 
ftjmbolifd^er  SBeife  in  bad  Amulett  einfdfilog,  etma  inbem  man 
i^n  gugleid^  mit  einer  magifd^en  formet  über  bem  2:alidman 
audfprad^  unb  biefen  gemiffermagen  mit  il^m  burd^tr&ntte.  3)cr 
2:ote  oermod^te  il^n  fid^  im  rid^tigen  augenblide  gum  @rfa^e  gu 
Idolen,  für  einen  anberen  mar  bad  Stüd  mit  feinem  ge^eimnid^ 
Don  nerborgenen  Sn^alte  unnermenbbar. 

3)ad  l^&ufigfte  unter  aDen  Xmuletten  ift  ba9  SBUb  eine« 


tlO.  Xn,  1  (^{a|-9?ame.    fiuqt  ber  XBol^Ifal^rt.  17 

loeiteren  Aörperteiled,  ein  fd^ematifcf^  gejeic^neted  mit  Scfuninli^ 
ftrid^en  Derjierted  Sluge  famt  feiner  Umgebung  '^g.  S)icfed 
3ei^en  mürbe  bei  fiebgeiten  Diel  getragen,  beni  Xoten  legte 
man  ed  in  ben  Seib,  banb  ed  an  feinen  ^aU  ober  an  feine 
^anbtno^tl,  legte  ed  auf  feine  Sruft,  jet^inete  t»  auf  groge 
Sad^dplatten  unb  bebectte  mit  biefen  ben  @d^nitt,  ben  ber  &n^ 
balfamierer  an  bem  Sau(|ie  l^atte  machen  muffen  um  bie  inneren 
Zeile  entfernen  gu  fdnnen.  @ine  lange  Steige  ber  und  befannten 
Sölfer  ^aben  im  Sltertume  mie  in  ber  9leugeit  in  bem  SBilbe 
bed  Suged  ein  nortrefflid^eS  Sßittel  gegen  ben  bdfen  83Iid  unb 
bai»  von  biefem  gebrad^te  Übel  gefeiten.  3n  dg^pten  mar  bied 
ni(fit  anberd  unb  ber  @Iaube  an  bie  ©id^erl^eit  biefed  flbwefiu 
mitteld  mürbe  ^ier  nodf^  baburd^  uerftärft,  bag  fein  Partie  ut'a 
gleichzeitig  ,,gefunb  fein,  in  frifd^iem  SBol^Ibefinben  fein''  bebeutete. 
®em  brad^te  man  ed  mit  m^t^ologifd^en  SorfteQungen  in  SSer^ 
binbung,  bie  beiben  üugen  3r^  galten  ald  bie  bed  ^immeld-* 
gotted,  baj^  redete  mar  bie  @onne/  bad  linle  ber  SRonb.  S(nbere 
erfl&rten  bad  redbte  8uge  für  bal^  beS  ®otteS  ^orud  unb  uber^ 
trugen  ben  ißamen  |)0rudauge  auf  aDer^anb  erfreulid^e  unb 
gute  S)inge,  SBein,  öl,  @alben  unb  bergleid[)en  mel^r,  meldte 
nac^  einer  ber  ägpptifc^en  @d[)dpfungdfa^en  aud  ben  ordnen  ber 
®ott]^eit  entftanben  maien  unb  bereu  S)arbringung  im  ©ötter« 
unb  Xotenfulte  eine  mi(^tige  9toDe  fpielte.  ^ad  Smulett  ftd^erte 
feinem  S9efi^er  aOe  biefe  ®üter  unb  augerbem  bie  SBo^Ifa^rt  im 
allgemeinen.  9}o(^  in  anberer  SBeife  bemftl^rte  bad  Suge  feine 
ftraft.  2)ie  aRtjtl^oIogie  berid^tete,  mie  ber  bafe  ®ott  @et  bad 
Sonnen^  unb  bad  SRonbauge  oielfad^  bebrol^te.  3n  ber  Sonneni» 
unb  SRonbfinftemid  tonnte  ber  äRenfd^  erlennen,  mie  ed  bem 
83dfen  geitmeife  gelang,  bem  9uge  @d^aben  gugufügen.  9(ber 
gulet^t  enbete  ber  ftampf  mit  einem  @iege  bed  Sluged.  SBar 
bie  Ofiitftemid  ooruber,  fo  erftral^Ite  bad  ®eftim  in  feiner  alten, 
unuerminberten  ^eHe.  S)ad  mar  ein  glüdoerl^eifienbed  Sorbilb 
für  ben  im  (SIenb  ober  in  ben  93anben  bed  Xobed  93erftrid(ten. 
Sie  eö  bem  ©cftirne  erging,  fo  I)offte  er,  merbe  feine  S^^'i^^f* 
fi4^  geftalten.  92ad^  aQen  ben  Sc^reden  ber  gegenmärtigen 
€tunbe  ermartete  i^n  neuer  ®Iang  unb  neued  fieben,  bei  ieber 
Sdebro^ung  brandete  er  nur  gu  bem  göttlid^ien  Sluge  gu  greifen, 
um  oon  neuem  Sieger  im  jtampfe  gu  fein.  93idmeilen  f)at 
man  ben  SBerfud^  gemad^t,  biefed  9uge  gu  oermenfd^Iid^en.  SRan 
oerliel^  i§m  eine  $anb,  in  ber  ed  bad  3^^^^^^  f^^  f^^"  P't 

«Iter  Orient    xn,  l.  2 


m  aifreb  Oiebemann,  S^ie  Kmulette  bec  Ägypter.     ftO.  xn,  l 

ober  gab  i^m  Sfl&gel  unb  SBeine  um  i^tn  felbftftnbige  Seioegungd'' 
fa^igleit  julotnmen  gu  (ajfen. 

aber  bad  Sorbilb  bed  3^'^^^^   U  ^^^  ^f^  i'^^^  geftritten 

toorben.  9)?an  l^at  ed  für  einen  SItar  mit  pier  Abteilungen, 
einen  6t&nber,  nier  ^intereinanber  fte^enbe  @&u[en,  einen  ent: 
laubten  (Baumftamm,  einen  iRiI[4iIüffe[  ertlaren  mollen  o^ne 
bamit  feinem  Ausfeilen  unb  feiner  93ebeutung  gerecht  gu  merben. 
SBie  bie  Ze^te  lehren,  ^anbelte  eS  fid^  bei  i^m  um  eine  Söftma^ 
tif4ie  2)arfteaung  bed  ^tüdgrabed  unb  ^alSanfa^eiS  bed  Ootted 
OfiriS,  mobei  man  ficb  meift  bamit  begnügte,  nier  3&\vhd  an« 
gubeuten.  ®elegentlu^  gab  man  bem  Silbmerle  Seine  unb 
8rme,  melcf^e  bie  ^errfc^ergeidiien  bed  @otted,  ^irtenftab  unb 
®eifet  galten,  Singen  mürben  ^ineingefe^t,  eine  ftrone  barüber 
angebrad^L  Ober  man  jeicfinete  baS  noDftänbige  99ilb  bed 
®otted  in  einem  langen,  meiten  Oemanbe  unb  fteQte  bad  3^i<f>^n 
über  bem  ftopfe  unter  ber  ftrone  als  eine  Srt  Symbol  bar. 
^a^  bem  S^obe  bed  Dfirid  l^atte  ber  SRörber  @et  ben  fieid^nam 
bed  (Sotted  gerfd^nitten  unb  bie  einzelnen  jtörperteile  über 
dgi)pten  l^in  Derftreut,  3fid  ^atte  fie  ftdj)  mul^fam  gufammen« 
gefud^t  unb  ben  SBiebemufbau  bed  (Sotted  bamit  begonnen,  ba§ 
fte  bad  9Vü(tgrab  auffteQte  unb  an  biefem  bie  übrigen  ®Iieb« 
mögen  befeftigte.  S)iefem  Sufrid^ten  bed  5Deb  ga(t  ein  groged 
^nnerungdfeft,  melc^ed  gunäd^ift  in  SRempl^id,  bann  ober  aixdf 
in  anberen  ftg^ptifd^en  Xempeln  gegen  (Snbe  bed  Sa^red  gefeiert 
mutbe.  ®ine  2>arfteaung  bedfelben  oud  ber  3^^^  ^^  ^^^ 
0.  (£^r.  geigt,  bog  fi4  fogar  ber  ftflnig  unb  feine  ^amilie  an 
i^m  beteiligten.  (Sigenl^änbig  rid^tete  ber  SRonard^,  oon  oier 
$rieftem  unterftüfrt,  bad  in  aRenfcbengroge  bargefteDte  S)eb  auf^ 
mäl^renb  gleid^geitig  ein  fnienber  $riefter  bem  ^eiligen  99ilbe  ein 
Dpfer  barbrac^te. 

SBon  bem  2)eb  ald  bem  9lüd(grabe  bed  Ofirid  ^anbelt 
folgenber  bereitd  frül^e  entftanbener  Sbfd^nitt  bed  2;otenbud[)ed: 
„S)ad  jfapitel  oon  einem  oergolbeten  Seb,  bad  ap  ben  ^ald  bed 
Sertlarten  gelegt  ift.  3>er  Serftorbene  fprid^t:  2)ein  §lüdtgrab 
ift  2)ein,  2)u  beffen  ^erg  ru^t  (ber  oerftocbene  Dfirid),  2>eine 
Stüdenmirbel  finb  S>ein,  S)u  beffen  ^erg  ru^t,  i)u  bift  an 
Deinen  (S)tr  gebül^renben)  $la^  gebrad()t  morben.  34  fi^be 
9)ir  bie  (gur  {Betätigung  bed  {orperlic^en  Sebend)  erforberlic^ 
^lüffigfeit.    3(^  bringe  SDir  bad  3)eb,  an  bem  2)u  Did^  erfreuft 


WD.  XII,  1  9i&(fgcab  be«  Ofirid.  19 

--  fßtan  \öO,  biefed  jtapitel  f|>re(^en  über  einem  pergolbeten 
2)eb,  bad  gut  gearbeitet  toorben.ift  auS  @i)fomorentnarf,  bad  mit 
^flanaenfaft  beftri^ien  toorben  ift.  Tlan  foU  ei»  legen  an  ben 
^ald  bed  aSerllärten.  S)ann  mirb  er  eingeben  in  bie  S^ore  ber 
Untermelt.  äRan  foQ  ed  an  feinen  $Ia&  legen  am  Zage  bed 
Sol^rei^anfanged  ber  (Sefolgdleute  bed  Dfirii».  —  3Benn  man 
biefeS  fto^itel  fennt,  bann  ift  man  ein  portrefflid^er  S^rll&rter 
in  ber  Untermelt,  ni(|t  mirb  man  an  ben  Xoren  ber  Unterme(t 
jurudgeftoBen.  SRan  erl^ält  SBrote,  Andren,  eine  groge  SD^enge 
iilti\ö)  auf  ben  SItären  bei»  @onnengotted  9iä;  anberS  gefagt: 
bed  ®otted  Oftrid,  bei»  guten  SEBefend.  SDie  SBorte,  bie  man 
fprid^t,  finb  jauberlraftig  gegen  bie  ^einbe  in  ber  Untermelt  in 
ber  rid^tigen  SBeife.''  SJer  ©inn  biefcr  ©ftfee,  in  benen  Dfiri« 
unb  Sonnengott  old  glei4)bered)tigt  bel^anbelt  merben,  ift  I(ar, 
menn  man  fid^  aud^  nidt^t  immer  an  bie  SSorfd^rift  banb,  bad 
nmulett  aM  @i|Iomorenl^oIg  ^erjuftellen,  oielme^r  baneben 
anbered  SKaterial,  glafierte  ftiefelerbe,  alte  2:opffd^erben,  @o[b, 
ni(!^t  oerfcfimä^te.  @d  foQte  bem  Zoten  bad  9iüd(grab  mieber 
oerfd^affen  unb  il^m  nebenbei  ben  Eingang  in  bie  oerfc&iebenen 
9taume  ber  Untermelt  unb  bie  nötige  9la^rung  im  Igenfeitd 
fnfiem.  @ein  92ame  ded  „SSeftänbigteit"  beftfttigte  biefe  Sei« 
beutung. 

Su^r  ald  Smulett  oermenbete  man  bad  3^i<$cn  aud^  bei 
anberen  (Selegenl^eiten  att  83eftanb  oerlei^enbed  S^ubermittel. 
SRan  brachte  ed  auf  Zragpfeilem  an,  um  bie  ©tanbfeftigleit  beS 
(Beb&ubed  bttcd)  feine  ftraft  ju  erhalten.  Stuf  ©argen  jeid^nete 
man  eS  unterl^alb  bed  9titctend  bed  93erftorbenen  auf,  um  ba^ 
burd^  beffen  S^üdtgrab  gu  oerft&rlen  unb  j[ebe  Serle^ung  biefed 
ftorperteiled,  ber  bem  gangen  iDtenfd^en  $alt  oerliel^,  bmäf 
3>amonen  unmöglich  ju  mad^en.  2)aS  3^^^^^  med^felte  an 
biefer  ©teDe  mit  bem  Silbe  ber  Göttin  bei^  SBeftend  Slmenti 
unb  mit  bem  ber  ®öttin  bed  ^immeld  Sßut,  ber  SRutter  unb 
ba^er  berufenen  ©d^u^erin  bed  (Sotted  Dfirid.  (Erftere  gel^drte 
l^ier^er,  benn  unter  il^rer  Ob^ut  ftanb  bad  Steid^,  in  bad  ber 
Serftorbene  eingeben  foQte.  Zrofr  biefer  ©teDung  erf^ieint  fie, 
abgefei^en  oon  biefen  ©argbilbem,  oerl^aünidm&gig  feiten.  Sd 
ift  i^r  ergangen  mie  gal^Ireid^en  ägpptifdtien  ©onbergottl^eiten 
oon  örtlicher  ober  geitlid^er  SBirtfamfeit,  fie  mürbe  oon  (Sottl^eiten 
oon  umfaffenberer  Sebeutung  oerbr&ngt.  83or  aOem  trat  bie 
bii^geftalüge  ^immeldgöttin  ^atl^or  an  i^re  ©teDe.    3n  iaf)U 

2* 


20  ^Ifteb  SBtebeniann,  Die  Hmulette  brr  Sig^pter.     HD.  XII,  1 

rdd^en  SiorfieOungen  aud  ber  SBIutegeit  ^gtfptend  pel^t  man 
biefe  au9  bem  Serge  bei  SBeflenS  in  unmittelbarer  StAl^e  bed 
®rabed  l^eraudtreten,  um  ben  Xoten  ju  begrüben.  @ine  uon 
StaDiQe  gu  D^r  el  bahari  bei  Z^eben  tntbedte  tunnelartige 
J^apeQe,  melcfie  mo^I  einen  ber  (Sing&nge  in  bie  Unterioelt  bar« 
fteQen  foDte,  geigte  ben  fid^  l^ieran  unmittelbar  anf4iliegenben 
Sorgang.  3)a  ftel^t  bie  in  fünftlerifd^er  SBeife  nortreffli^i  bar« 
gefteQte  ^at^ortul^  aufredet  ba,  nor  i^r  fte^t  ber  jtonig  Z^nU 
mofid  Uly  auf  bejfen  $aupt  fte  fd^ü^enb  il^ren  jtopf  ftä^t,  unb 
mirft  einen  legten  SBIid  auf  fein  biedfeitiged  9ieic^  unb  feine 
Untertanen,  bie  i^n  eben  gu  ®rabe  geleitet  ^aben.  SBeiter  nac^ 
hinten  erblidt  man  ben  $^arao  gum  gmeiten  Male,  mit  er  an 
ben  @utern  ber  Stuf)  fangt,  um  mit  i^rer  SD'Kld^  bie  i^r  inne« 
mol^nenbe  Unfterbli^feit  in  fid^  aufgunel^men  unb  bamit  ein 
DoÜbered^tigter  Snfaffe  bed  Slotenreid^ed  gu  merben.  Sl^nHclie 
Sbbilbungen  finben  fi^  ^u^  f^^ft  unb  geigen  bie  ^ol^e  SSe«» 
beutung,  bie  man  biefer  Stn^  für  ben  Seremigten  gufc^reiben 
gu  muffen  glaubte.  Unter  ben  Amuletten  finbet  fie  fid^  tro^bem 
ald  @ingelgeftalt  nerl^ftltnidm&gig  feiten.  SSenn  ed  gef4iie^t, 
fo  mirb  fie  auf  Ifetnen  nierectigen  platten  abgebilbet  mit  93Iumen 
am  ^alfe  unb  bidmeilen  mit  einer  6onnenfc|ieibe  gmifd^en  ben 
Römern,  ^ftufiger  mirb  fie  nereint  mit  anberen  ®ott^t\ttn  auf 
bem  befonberd  im  erften  ^gal^rtaufenb  v.  S^r.  beliebten  ^^pocep^al 
Dermertet,  einer  freidrunben  @d^eibe  aud  mit  &tud  bebedter 
unb  bemalter  fieinemanb  ober  99ronge,  bie  man  unter  ben  ftopf 
ber  fieid^e  legte.  83on  il^m  behauptet  ein  von  gel^eimnidPoDen 
©ottednamen  erfüDted  jtapitel  bed  Xotenbuc^ed,  bei  feiner  @in« 
ful^rung  fei  bie  Stnl)  beteiligt  gemefen.  Sßan  foQe  ein  aud  gutem 
®olbe  gefertigte^  99ilb  bed  Xierei^  an  ben  ^alS  bed  X^oten  legen 
unb  ed  augerbem  auf  ^apprud  aufgegeid^net  unter  feinem  ftopfe 
anbringen,  bann  merbe  reidplid^e  SBftrme  in  bem  Seremigten 
fein,  mie  er  fie  einft  im  fieben  befeffen  l^abe.  S^ementfpredfienb 
geigen  bie  iTOalereien  auf  ben  ^qpocep^alen  ald  ^auptbilb  biefe 
Unfi.  9teben  il^r  erfd^einen  in  mei^felnber  ^d^l  anbere  ®ott« 
l^eiten,  meldte  mit  bem  Sonnengotte  in  SSerbinbung  fte^en,  bie 
^unbdtopfaffen,  meldte  bie  im  S)iedfeitd  unb  bie  im  Senfeitd  auf« 
gel^enbe  @onne  gu  begrüben  l^ätten,  bie  ®efolg0leute  bed  ®otted 
auf  feiner  ^immeldfa^rt,  bie  Sdarte  ber  äRorgenfonne,  ber  aDeft 
umfaffenbe  unb  be^errfd^enbe  Sonnengott  mit  ben  oier  SBibber« 
löpfen,  tnblxi)  bie  oier  Xotengenien,  benen  bie  S9ema(|ung  ber 


ac.  xn,  1  ^at^otful^.    ^flansenrftule.  21 

Singetoeibe  bed  toten  @otted  unb  bamit  beS  il^m  gleki^geftellten 
Derftorbenen  äRenfd^en  anvertraut  rourbe. 

(Sinei»  ber  Derbreitetften  Smulette  toar  bie  meift  aud  grün^ 
liebem    Sr^Ibfpat    ober    grün    glaftertem    Steingut    ^ergefteUte 

^flanjenfäule  I.    SBelcfied  @maö)d  babei  ald  93orbiIb  biente, 

ob  ed,  TDxt  bie  %9pter  fp&ter  felbft  behaupteten,  ber  $ap9ru8 
war,  bein  bad  @ebilbe  freilid^  nur  fe^r  n^enig  gleid^t,  ober,  toit 
neuere  t^oii^tt  oorgefc^Iagen  ^aben,  ber  fiotud  ober  eine 
(Slodenblume,  lägt  [x^  nid^t  entfdEieiben.  Siudd  roenn  bie  ®t* 
ftaltung  alü  S^ttx  ober  als  SAuIe  SSerioertung  finbet,  ift  eine 
botanifd^e  OrsftfteQung  feined  Urbilbed  unmöglicft  unb  badete  ber 
Ägypter  im  aflgenteinen  tooffl  nur  an  ein  grünenbed  frifcf^ed 
®twa^§,  o^ne  fic^i  um  eine  miffenfd^aftlidde  83eftimmung  3u  be<* 
lummern.  @eine  SSermertung  atö  @äule  ergab  fi4)  baraud,  bajs 
bem  dgppter  ber  Stempel  atö  eine  SBelt  im  Jtleinen  galt.  S)er 
^ugboben  mar  bie  @rbe,  bie  2)ed(e  ber  f)immel,  an  bem  @terne 
fielen  unb  Söget  flattern,  bie  Säulen  maren  bie  ®em&d^fe,  bie 
Don  ber  ®rbe  bem  ^immel  juftreben,  bie  $alme,  ber  £otud, 
ber  $ap9rud.  9Id  ^^pUx  tragen  ®dttinnen  unb  Königinnen 
bad  3^^^^^/  n^elcded  uat'  „grün  fein,  grünen"  gu  lefen  ift^  um 
fid^  ald  emig  frif^i  unD  iung  gu  begeid^nen  unb  fid^  bamit  biefe 
(Sigenfcfiaften  bauemb  gu  fidlem,  mie  bied  audb  bad  Slmulett 
}u  tun  oerfprad^.  ^f)m  finb  gmei  .ftapitel  be^  2;otenbud^e0  ge« 
mibmet.  3n  bem  einen  mirb  oon  einer  @öttin  unb  i^rer 
3auberlraft  gefprod^en  unb  bamit  auf  bie  magifd^e  jhraft  ber 
Stitcte  ^ingemiefen.  ^n  bem  gmeiten  gibt  fi4)  ber  %oU  felbft 
ffir  bad  Amulett  aud,  bad  aud  hartem  Steine  gearbeitet  unb 
ungerftörbar  fei.  (£d  fei  l^eil  unb  fo  fei  er  ed  aud^,  ed  lönne 
nicf^t  perlest  merben  unb  fo  lönne  an^  er  nid^t  oerle^t  merben^ 
ed  tonne  nic^t  gerfd^lagen  merben  unb  fo  lönne  au^  er  nid^t 
gerfc^Iagen  merben.  Seine  ®Iiebmagen  fönnten  nid^t  befd^äbigt 
merben.  ^ier  ift  in  intereffanter  2Beife  audgefprod^en,  ba^  neben 
ber  @eftalt  unb  ^arbe  bed  Smuletted,  melc^eS  bie  ^^rifd^e  ber 
grünenben  $flange  miebergab,  aud^  bie  t$eftigfeit  bed  üRaterialed, 
aud  bem  ed  gefertigt  morben  mar,  für  feinen  93efi^er  nu^bringenb 
fein  foOte  unb  il^n  oor  bem  SSerberben  unb  ber  3^>1^ö^u"S 
fcbü^te. 

(Sine  meitere  SReil^e  oon  Smuletten  geprt  gu  ben  oielfac^ 
auftretenben  jtnotenamuletten,  wd^e  ber  Slnfd^auung  entfpringen, 


22  HIfreb  SBiedemann,  2)ie  Kmulette  ber  Sgtjpter.     80.  XU,  1 

bai  Se^ütgen  eined  jhiotend  Don  beftitnmter  f^orm  Dermöge  gegen 
fd^äbigenben  ß^uber  gu  ftc^em  ober  aud^  bad  Übel  eiitjufcliUegen, 
fo  bag  ed  nur  bei  unooiftd^tiger  Sdfung  bed  ftnotenft  lieber 
frei  merben  tdnne.  3)a^  befanntefte  unter  biefen  Sfuden  ift  baft 

Seid^en  •?-.    ^ru^er  ^at  man  in  i^m  Dielfad^  ein  jg)enfeltreuj 

feigen  »öden  unb  ed  in  ben  ftreid  ber  Jtreug^S^mboIil  l^inein« 
gegogen  old  eine  9rt  Soral^nung  ber  SBebeutung  bed  c^riftlid^en 
ftreuged.  2>ann  ^at  man  ti,  ba  ber  Spiegel  gelegentlich  feine 
®eftalt  erpit,  für  einen  fold^en  erHärt.  Xatfftd^Iid^  ift  bad  9ku 
l^ftltnid  bad  umgete^rte.  äRan  ift  Don  bem  3ci^en  ausgegangen 
unb  ^at  feine  obere  Stunbung  baju  benu^t,  um  ^ier  ben  Spiegel 
einjufe^en.  2)ann  fd^ü^te  ber  umfd^Iingenbe  ftnoten  biefen  unb 
bantit  bad  in  il^n  einfaDenbe  S3ilb  oor  ber  aSeeinfluffung  burd^ 
bftmomfdi^eaRad^te.  —  ^n  SBirüid^Ieit  fteQt  badßeid^en  ein  »anb 
bar,  mte  ed  um  ben  fieib  gefd^Iungen  mürbe,  oom  marb  baSfelbe 
gufammengetnotet  unb  lieB  man  bann  bie  burd^gegogenen  (£nben 
breit  l^erab^ftngen.  ^iefed  Sanb  f)\t^  änch  unb  ba  jufäQig  &nch 
aud^  bad  SBort  für  ,,Seben''  mar,  fo  mürbe  bad  gleiche  ^tidftn 
gur  Schreibung  biefed  bilblidd  nic^t  barfteObaren  Segriffed  oer« 
mertet.  3n  biefem  Sinne  galten  ed  bie  ®ott^eiten  unb  bie 
Jtonige  al8  bie  Sefi^er  be9  fiebend  unb  ald  Ferren  über  Seben 
unb  Zob  i^rer  Untertanen  in  ber  ^anb.  Sie  fönnen  ed  meiter 
oerlei^en,  inbem  fie  bie  $ierogIt)pl^e  bem  SBegnabeten  an  bie  Stafe 
l^alten  unb  tl^n  berart  bad  Seben  einatmen  laffen.  Sereitd  frül^e 
^at  baS  fieben  eine  eigene  ^erfdnlid^feit  gemonnen;  bann  er« 
fd[)eint  ed  als  ein  menfd^Iid^er  Seih/  über  beffen  Stumpf  bie  obere 
SRunbung  beS  3^i4icnS  ben  ftopf  bilbet.  9Rit  feinen  Seinen 
oermag  eS  bal^ingufd^reiten  unb  in  feinen  ^ftnben  ^&lt  eS 
anbere  Symbole  unb  ^eilige  Stanbarten.  @S  ift  fogar  gerabegu 
gu  einer  felbftanbigen  ®ottl^eit  gemorben.  ^n  ein^r  ®ötterlifte 
aus  ber  ^tii  beS  um  2800  o.  €^r.  regierenben  ftönigS  $epi  L 
mirb  es  neben  SBeft&nbigleit  (beb),  ^reube,  Sag,  l^al^r,  Smigteit 
unb  ben  großen  ®ott^eiten  beS  ftg^ptifd^en  $ant^eonS  mit  auf« 
gegft^It.  « 

(Eine  gmeite  l^ier^er  gehörige  Serfnotung,  bas  3^^^^^"  v 
foOte  ben  Xejrten  gufolge  aus  Somalin  gearbeitet  merben,  o§ne 
bag  man  ftd^  in  ber  SSirHid^teit  flreng  an  biefe  Sorfd^rift  ge« 
lalten  l^&tte.  (£s  enthielt,  mie  baS  Xotenbud^  aus  uns  unbe« 
lannten  ®rünben  behauptet,  baS  S9Iut  ber  ®0ttin  3fls,  bem 


aD.  XII,  1  StnoUnamuUiit.    ^errf^aft^ific^en.  23 

man  gerabefo  mit  ber  @ötltn  felbft  eine  befonberl^  groge  Qanhtx^ 
Iraft  3uf(i^rie6.  SBer  bie  i^m  geiDibmeten  g^ubern^orte  lannte, 
ber  fanb  in  bem  (befolge  bed  ®ottei»  Dfirid  Sufnal^me,  bie 
Zore  ber  Untern^elt  öffneten  fic^  iJ^ni;  Stom  n)urbe  iJ^m  in  ben 
®efilben  ber  Seligen  gegeben,  fein  9tame  galt  bem  ber  bort 
roeilenben  ®dtter  g(etd^.  38ie  mirifam  ed  fein  lonnte,  ba^  jeigt 
eine  Vbbilbung  in  bem  gleic|fen  SBerle.  3>a  f)&li  bad  3<^i^^^ 
mit  feinen  beiben  Xrmen  ben  Xoten  feft  unb  ner^inbert,  bag  er 
in  ber  Untermelt  nac^  Dften  fortgefd^Ieppt  mirb.  Um  biefem 
bro^enben  Unl^eil  gu  entgegen,  griff  ber  SSerftorbene  bei  biefer 
Gelegenheit  gu  bem  äugerften  Sßittet  meld^ed  i^m  ben  ©Ottern 
gegenüber  jur  Verfügung  ftanb,  ju  fd^meren  ©ro^ungen,  beren 
^aralteriftifd^e  ^auptfä^e  folgenbe  pnb:  „SSenn  id^  nad^  Dften 
gefd^Ieppt  merbe,  menn  aDe  bofen  unb  fd(iled(|ten  SDinge,  xoelcl^t 
gu  einem  g^pe  ber  geinbe  (be«  ®otteö)  gel^ören,  gegen  mid^ 
angelten,  bann  foQ  Derfcblungen  merben  bie  äRannedtraft  bed 
@onnengotted  unb  bad  ^aupt  bed  ®otted  Dfirid.  Unb  foQte 
id)  geführt  merben  gu  ben  Of^Ibern,  mo  bie  ®ötter  ben  Demici^ten, 
ber  i^nen  antwortet,  bann  foQ  SBIinb^eit  entfte^en  an  bem  Sluge 
bed  Sonnengottes  2:um  (eine  Sonnenfinftemid)  unb  aSerl^anb 
anbere»  Unheil  foH  fid^  ereignen".  SRitfet  feiten  wirb  baS  3^^^^" 
an  ber  Snnenfeite  ber  Sarge  in  auffaOenber  ®röge  angemalt 
Dann  erl^&It  ed  bidmeilen  auger  ben  beiben  menfd()Iidi)en  Firmen 
aud^  no(^  ein  ®efi(^t,  meld^ed  burd^  feine  abfte^enben  jtu^ol^ren 
an  bie  ^atl^ormadfe  erinnert,  bie,  mie  bereits  angufül^ren  mar, 
eine  ftl^nlid^e,  Unheil  abme^renbe  flbfid^t  oerfolgte,  mie  l^ier  bie 
S(|)Ieife  unb  bad  S9Iut  ber'  SfiS,  bad  fie  bilbete. 

@ine  größere  ®ruppe  oon  Simuletten  mirb  burc^  ^errfd^aftd«» 
gei4)en   gebilbet.    2)a   finben  fid^  meift  in   glafierter  ftiefelcrbe 

gearbeitet:   bie   Ärone   üon   Dberöggpten    A,   bie  oon  Unter* 

ögqpten  %/,  bie  bem  $]^arao  atö  bem  ^erm  beS  gangen  fianbed 

gulommenbc  Serbinbung  beiber  )d,  bann  bie  Uräuöfd^Iange  j^^, 

bie  ber  jtönig  ate  3^^^^^  f^i^^^  SSärbe  unb  feiner  3Rad^t  aber 
Ceben  unb  Xob  oom  in  ber  äßitte  ber  Stirn  trug,  bie  beiben 

Straugenfebern  m,  meldte  SSal^rl^eit  unb  ®ered^tigteit  ft)mbolii> 

fierten,   bie  beiben   ^aupteigenfd^aften   eined  nad^al^menSmerten 

SRonard^en,  baS  3^pter  1  meld^eS  bie  $]^araonen  unb  bie  ®ötter, 

meldte  über  baS  9}iltal   bie  ^errfd^aft   ausübten,  als   3^^^^^ 


24  ^tfreb  äBtebemann,  ^te  llmulette  ber  Üg^pter.     90.  XII,  I 

foniglid^ec  SKad^t  führten,  enblic^;  freilid^  ipeit  feltener,  eine  Steige 
Don  ®ötterfronen.  Ign  ben  @argbilbern  ift  bie  Stetige  biefer 
Snftgnien  eine  meit  größere.    SSor  aDem  treten  ^ier  ber  ^irten« 

ftab   7  unb  bie  ®eifel  ^  auf,    roeld^e  bem   Ofirid   ali^  bem 

^errfd^er  bed  Sotenreid^ed  gebührten,  bann  eine  groge  3^^^  ^^^ 
nerfd^iebenarligften  ^tptex  oon  mannigfad^er,  und  freilid^  nur 
teilmeife  bekannter  SBebeutung,  ga^Ireid^e  eigenartig  geformte 
@tftbe,    jtapu^en   in  mannigfad^en   @eftalten  unb   enblid^    bie 

jteule  L   ein  ^olgftab,   an  bem   oben  eine  fd^mere  5tugel  au^ 

Stein  ober  SRetaQ  befeftigt  mar  unb  beffen  {td[)  ber  j^önig  bei 
bem  rituellen  aRenfd^enopfer  naä)  errungenem  @iege  bebiente. 
@d  finb  bied  im  aQgemeinen  ^nfignien,  meld&e  ben  DfiriS  ald 
ben  ^errf(^er  ber  Unter melt,  unb  bann  in  na^e  liegenber  Über« 
tragung  ben  ftöni0  ald  beffen  irbifd[)en  ©teQoertreter  lenngeid^nen. 
@ie  merben  ^ier  ald  beigaben  bem  Soten,  aud^  menn  er  nidi^t 
föniglid^en  ©eblüteS  unb  t^ronbered^tigt  mar,  jur  Verfügung 
gefteüt.  Urfprünglid^  ^atte  man  in  ^gt^pten  angenommen,  bie 
Unfterblic^teit  bed  972enf(^en  beftel^e  barin,  bag  fid^  nad^  bem 
2:obe  fein  irbifd^eS  fieben  in  ber  altgemol^nten  äBeife  fortfe^e 
unb  er  bemjufolge  für  aDe  Smigleit  feine  irbifc^e  @teQung  bei« 
bel^alten  merbe.  ^n  biefer  ^tit  fonnte  ^öd^ftend  ber  oerftorbene 
jtdnig  auf  eine  bem  Dftrid  entfprec|ienbe  Stellung  Snfprud^  er« 
^eben.  Sllmäl^Iid^  oerfcfiob  fid^  aber  biefer  ©laube.  üRan  ^offte, 
ed  merbe  möglid^  fein,  oermitteld  magifc^er  Formeln  feine  Stellung 
im  :3enfeitd  gu  oerbeffern,  bort  l^ö^ere  SBürben  gu  gewinnen  atö 
man  fie  einft  im  3)iedfeitd  betreibet  l^atte.  Selbft  bad  ^errfd^er« 
tum  bed  Dfirid  blieb  bann  nidi^t  unerreid^bar.  3^  f^i"^^  ®^^ 
ringung  unb  gu  feiner  angemeffenen  Hudübung  legte  man  bie 
notmenbigcn  Snfignien  in  ba^  ®rab  Sfloä)  gur  3^^*  ^^^  ^ßgra* 
mibenerbauer  ^atte  man  geglaubt  fie  berfd^Iingen  gu  muffen,  um 
il^rer  in  ooQem  Umfange  $err  gu  merben,  fp&ter  genügte  i^r 
SBefi^,  um  gleid^en  (Srfolg  gu  ergielen.  "Siefe  Erweiterung  ber 
Snöglid^feit,  bie  Stellung  bed  Ofirid  gu  gewinnen,  fd^eint  für  baS 
mobeme  Smpfinben  gu  logifd^  unbenfbaren  t^olgen  gu  führen, 
gu  einem  fici^  bei  jebem  S^obedfaQe  emeuemben  Jtampfe  gmifd^en 
aOen  ben  Serftorbenen,  bie  nunmel^r  bered^tigt  unb  bef&^igt 
waren,  auf  bad  gleid^e  ^errfd^ertum  Slnfpruc^  gu  ergeben.  3)ie 
dgt)pter  ^at  biefer  Umftanb  in  i^rem  ®Iauben  unb  ^offen  eben« 


«DO.  xn,  ]  ^ercf(^aftdiei(^en.    »äffen.  25 

fomenig  geftört  tDie  alle  bie  anbeten  6innn)ibrig!eiten^  gu  benen 
{ie  ti^r  f^ftemlofed  religiöfed  S)enlen  geführt  l^atte. 

ißeben  biefe  Snftgnien  [teilen  bie  ©argbilber  ga^Iret(^e 
SBaffen,  $feile,  S3ogen,  Sd^ilbe.  @ie  mürben  in  il^rer  tat\äd)^ 
Ii(|en  @eftalt  pielfac|i  in  ben  ®räbem  niebergelegt,  unter  ben 
eigentlid^en  Slmuletten  fehlen  fte  im  allgemeinen.  Diejenigen 
^g9pter,  meldte  gu  SlaliSmanen  Vertrauen  Regten,  oerliegen  fid[) 
lieber  auf  magifd^e  @4)u^maffen  gegen  ben  Snfturm  ber  SDämonen 
aU  bag  fte  gu  mirüic^em  jtampfgerat  gegriffen  l^atten.  häufiger 
finbet  fi4)  nur  eine  Ileine^   ^albrunbe  ®^tiht,   roeldde   in  ber 

äRitte  oben  einen  fiömenlopf  trägt  ^^.    Z)ad  ift  nid^t  etma 

ein  $erlenlragen,  fonbern  ein  @d^ilb,  bai  ä^nlic^em  ^toedt  gu 
bienen  berufen  ift  mie  bie  dgid  ber  ®ried^en.  S8ir  feigen  ed  in 
ber  Unten  ^anb  ber  la^ngeftaltigen  @dttin  SBaft,  menn  fie  fid^ 
in  aufred^ter  j^altung,  ein  jtörbd^en  am  8lrme  unb  mit  ber 
rechten  ^anb  ein  ©iftrum  fd^mingenb  auf  ben  SSeg  ma4it,  um 
i§r  9lei(|  gu  burd^ftreifen  in  äl^nlid^er  ä8eife  mie  bie  äg^ptifd^e 
^xau  aud  bem  ^olle  gu  einer  ^ugwanberung  fid^  anfd^idte. 
SBar  ber  eigentlid^e  ©d^u^fd^ilb  aud^  nur  Hein,  fo  mar  bie 
SSirhtng  bed  Sdmenfopfed  um  fo  größer,  benn  er  fteDte  bie  an« 
Qriffdiuftige  @ötttn  @ed^et  bar,  bie  aud^  an  anberen  ©teilen  aU 
Übel  abmel^renbe  (Seftalt  Snoa^nung  finbet.  8IId  lömenldpfige 
^rau  mit  ber  ©onnenfd^eibe  auf  bem  Raupte  mürbe  fie  auf 
flad^en  platten  aufgegeid^net,  biefe  mürben  burdbbol^rt  unb  an 
eine  @d[)nur  gebunben  am  $alfe  getragen.  Dabei  tonnte  bie 
@öttin  aDein  fte^en,  lieber  fe^te  man  hinter  i^r  93ilb  bad  Ut*a« 
Sluge  unb  erinnerte  fic^  babei  baran,  bag  ber  fiegenbe  gufolge 
einft  Sec^et  ald  SSertörperung  bed  Sluged  bz^  ©onnengotted 
bie  aufrü^rerifc^en  3Renfd[)en  gu  töten  unternommen  l^atte.  Der 
Sonnengott  ^atte  aber  SRitleib  mit  ben  ber  SSernid^tung  ®e^ 
meisten  empfunben  unb  bad  äSerf  ber  ß^^^^i^^ß  gel^emmt.  @o 
fd^u|te  benn  bie  @dttin  auf  bem  Slmulette  mit  il^rer  ftraft  ben 
Präger,  anbererfeitd  aber  unterftü^te  il^n  bad  Sluge  gegen  @ec^et 
felbft,  faQd  biefe  mieberum  eine  8bfd[)Iad^tung  bed  äJ^eufd^enge«» 
fd^Ie4ltd  planen  foDte. 

8uf  beftimmte  $erioben,  befonberd  auf  bad  mittlere  9ieidti 
um  2600  0.  &ix.,  mar  bie  SBeigabe  länglid^er,  flad^er,  gebogener 
platten  aM  ißilpferbfnod^en  ober  feltener  aud  ^olj  befd^r&nft; 
auf  bie  man  bie  SSilber  gal^Ireid^er  Dämonen  unb  ^^abeltiere,  oor 


26  fil\ttt>  SBtebemann,  ^te  Amulette  2)ei  Ägtjpter.     00.  XII,  1 

QÜent  aber  bte  (Seftalten  bed  S3eiS  unb  bed  iDeiblic^en  9}tlpferbe9; 
eingegraben  l^atte.  @ie  befagen  bie  ^otm  bti  ägtiptifd^en  JBurfi» 
^olged  unb  maren  bementfpred^enb  berufen,  in  bem  Stampf  gegen 
feinbli(|ie  ^elfter  aM  Saffe  gu  bienen  ober  biefe  roenigftend  ju 
erfc^reden  unb  von  einem  Angriffe  gegen  ben  gn^aber  abju^alten. 

Sin  bie  ^errfd^erinfignien  fd^lüegen  ficb  bie  ga^Ireid^en  ^aU^ 
banber  an,  n>tl6)t  nad^  ägpptifc^er  @itte  fragenartig  breit  über 
bie  83ruft  herabfielen.  @in  bunnel»  99anb  lief  pon  ii^ren  beiben 
@nben  aM  übet  bie  @cbultern  ^f,  in  ber  3Rittt  bed  Sftücteni^ 
n^arb  ed  jufammengebunben.  $ter  befeftigte  man  eine  fdfiioere 
Duafte,  meldte  eine  Slrt  ©egengemid^t  gegen  bad  ^aldbanb  ju 
bilben  berufen  mar  unb  e^  auf  ber  rid^tigen  ^öl^e  galten  foQte. 
3>iefe  ^aldbänber  galten  nid^t  nur  ald  S^^^^f  fte  maren,  mie 
ber  @d^mud  überhaupt  bei  ben  meiften  ißaturröUem,  bagu  be^ 
ftimmt,  glei(|)jeitig  ald  Smulett  gu  bienen.  ^n  älterer  ^^t  er^ 
fd^einen  fie  in  ben  bilblid^en  2>arfteQungen  ber  ®räber  in  fe^r 
uerfd^iebenen  f^ormen.  9}?an  fprid^t  oon  bem  fperbergeftaltigen, 
bem  geiergeftaltigen,  bem  fiCbergolbenen,  bem  golbenen  breiten 
^attbanb,  bem  ^aldbanbe  bed  ^erm  ber  @migteit.  3n  fpftterer 
3eit  fpielen  im  allgemeinen  nur  nod^  gmei  eine  9toIIe,  bad  breite 
^atebanb,  meld^ed  aucb  ber  fiebenbe  bti  feierlict^er  ®elegeiif)eit 
anlegte,  unb  bad  geiergeftaltige,  bei  bem  bad  SBilb  eineis  ®cierd 
mit  meit  ausgebreiteten  [^lägeln  bie  93ruft  bebedKe.  S^nen  gelten 
befonbere  ftapitel  bed  2otenbud[ied.  S)ad  bem  erfteren  ®ö)mnd* 
ftüdte  gemibmete  legt  bem  bem  ®otte  Ofirid  gleid^gefteQten  Xoten 
bie  SBorte  in  ben  99^unb:  „D  mein  Sater,  o  mein  SBruber,  o 
meine  SRutter,  o  3|id!  ^d)  bin  Don  meinen  Sinben  befreit,  i($ 
fe^e!  3d^  bin  einer  Don  benen,  bie  non  il^ren  99inben  befreit 
ftnb  unb  ben  ®ott  Steb  {Beb,  ben  ®ott  ber  (Srbe  unb  Sater  bei^ 
Dftrid)  fe^en!"  S)ad  Amulett  bemirfte  ben  ^ier  aul^gefprod^enen 
(Sebantengangen  gufolge  bad  flbfaOen  ber  bie  fieid^e  umfd^nüren« 
ben  SBinben  unb  gab  bem  Seremigten,  entfpretfienb  feinem  9lamen 
usech  „meit  fein"  unb  mit  ben  Seinen  Derbunben  «meit  l^in« 
fd^reiten",  freie  Semegung.  Z)amit  mar  er  fo  gut  mie  bie  frül^eren 
Zoten,  benen  ein  gleictier  Sorgug  guteil  gemorben  mar,  imftanbe, 
bie  @ottl^eit  gu  erblidten  unb  lonnte  bied  nunmel^r  ber  gdttlictien 
^amilie  bed  Ofirid,  bie  feine  eigene  gemorben  mar,  mitteilen. 

Sei  bem  @eier^aldbanbe  fpric^t  bie  guge^drige  ^ormel  oon 
3ftd/  bie  ^erbei  fftme,  bie  burd^  bie  S&nber  flattere,  bie  bie  oer» 
borgenen  Orte  burd^fud^e  bid  ^orud  aud  ber  Sumpfgegenb  bed 


ac.  XJI,  1  ^afsbftnber.    STopfpfite.  27 

2)elta,  in  bei  er  aU  ftinb  Derborgen  getoeilt  fjatlt,  J^erauSfornme. 
31^01  befahl  fte  bie  ^errfd^aft  ber  S&nber  an,  bie  einft  fein  Sater 
Ofirid  inne  gehabt  ^atte;  er  erf&Ote  bie  fieute  mit  ®§rfur4it, 
m&^renb  feine  SRutter  Sfid  i^m  i^re  maQx\d)e  jtraft  guteil  werben 
lieg.  S)er  jtem;>un!t  bei  biefem  Xntulette  ift  bie  (Seiergeftalt. 
3nt  Snfd^Iug  an  eine  im  gangen  Slltertume  verbreitete  9(nf$auung 
^aben  aucf^  bie  ^g^pter  in  bem  ®eier  ein  Xier  gefe^en,  meld^eS 
gang  befonberd  aufopferungdfA^ig  für  feine  jungen  fid^  ermieis. 
€o  mürbe  feine  ®eftait  biejenige,  meldte  bie  ®dttinnen  mit  9^ou 
liebe  annal^men,  menn  fie  aU  Schülerinnen  aufgutreten  gebadeten, 
unb  gab  man  bal^er  ber  Sc^u^gottl^eit  oon  Dberftgppten,  ber 
®öttin  9}ed^ebit,  bie  ©eiergeftalt.  @4u^en  foflte  bemnad^  bad 
(Seierl^atebanb,  gleid^geitig  aber  auc^  bem  Zoten,  mie  einft  bie 
geiergeftaltige  Igfid  bem  ^ovn^,  bie  ^errfd^aft  {id^em  unb  i^m 
3auberma4it  verleiben.  9{eben  bem  ^auptteile  ber  $al9b&nber, 
meld^er  bie  SBruft  bebedtte,  biente  au^  bie  auf  bem  9?udten  be« 

finblicbe  Duafte  ?^  unb  bad  fd^merf&IIiger  gearbeitete  mafftoe  ®egen^ 

gemid^t  \  /  aU  SEalidman. 

3u  anberdartigen  ®ebanfeng&ngen  atö  fie  bidl^er  gu  be^ 
fpred^en  maren,  fübrt  bad  Hmulett  ber  ftopfftü^e  ^.  @benfo 
mie  bie  meiften  Orientalen,  fo  pflegte  aud)  ber  alte  flg^pter  flad^ 
mit  nur  menig  er^o^tem  5topfe  gu  fd^Iafen.  Sine  fold^e  Lagerung 
1)atte  ben  Stadtteil,  bog  bei  i^r  bad  ^auptl^aar  gebrüd(t  mürbe. 
2)iefer  Umfianb  mar  für  ben  nornel^men  «gtipter  unb  befonberS 
fär  bie  dg^pterin  fe^r  unermfinfd^t,  menigftend  in  ben  3^^'^"^ 
in  benen  man  ftd[i  bie  ^aare  be9  ^opfed  nid^t  abrafierte  unb 
bann  $eru(fen  trug,  fid^  oielmel^r  mit  eigenem  ^aupt^aare  geigte. 
2)amaid  mar  ed  nielfad^  Sitte  äugerft  umftftnblicbe,  aM  iaf)U 
xtxi^m  fleinen  geflochtenen  Strähnen  unb  fiodten  gufammengei* 
fe^te  t^rifuren  gu  tragen,  bereu  ^erfteQung  oiel  Qtit  erforberte 
unb  eine  l^arte  ®ebuIbdprobe  bilben  mugte.  ^^r  moQte  man 
fid^  nid^t  aOgu  oft  untergie^en  unb  mft^Ite  bal^er  für  bie  64lIafenlS« 
geit  eine  ftopfunterlage,  meldte  bem  Raupte  gmar  eine  ^öl^enlage 
oerfd^affte,  bie  f^rifur  aber  nid[|t  in  äl^itleibenfd^aft  gog.  Sie 
fanb  man  in  ber  Jtopfftu^e,  bie  man  berart  unter  ben  9tad(en 
fd^ob,  bag  ber  ftopf  frei  fiber  bad  Xragbrett  l^inaudragte. 

Statt  bie  mirlüd^e  jtopfftu^e  im  ®rabe  niebergulegen,  be* 
gnügte  man  fic^  l^&ufig  bamit,  fie  auf  ben  ^olgfftrgen  neben 
ben  jtapu^en,   ftopfbinben   unb   anberen  Seigaben  abgumalen 


28  fLifttb  9Btebemann,  ^ie  Amulette  bec  Ägypter.  '  %0.  XII,  l 

ober  Keine,  fo  gut  n>ie  regelm&Bis  aM  ^ftmatit  gefertigte,  ettoa 
2 — 3  ^tnümtiex  lange  Stad^bilbungen  berfelben  ju  meinen,  in  ber 
Überzeugung,  ber  Zote  n>erbe  fidfi  aM  i^nen  bei  eintretenbem 
SBebarfe  bie  tatf&d^Iid^en  Stitde  l^eraudjaubem  fönnen.  3>^"&4f^ 
[outen  biefelben  feinem  praltifcfien  @ebraud^e  bienen,  bann  aber 
gemannen  fie  loeit  ^öl^ere  SSebeutung,  worauf  bereite  bie  93er^ 
roenbung  bed  ald  ß^uberftein  beliebten  ^amatit  für  bie  SRobeQe 
^inbeutet.  2)ae  „ftapitel  oon  ber  jtopfftu^e''  im  Zotenbucfie 
fpielt  3unä4)ft  barauf  an,  bag  ber  Zote  aufermecft  morben  fei 
unb  fid^  fein  $aupt  jum  ^orijonte  ergebe.  S)er  @}ott  $ta^ 
^abe  feine  ^^inbe  niebergemorfen,  ß^^'^^^^f^  f^i  ^^^  gegeben 
megen  bem,  mad  i^m  angetan  morben  fei.  S)ann  ^eigt  ed: 
„Z)u  bift  ^orud.  Der  @ol^n  ber  ^at^or,  bie  f^lamme,  ber  @o^n 
ber  flamme,  bem  fein  ftopf  miebergegeben  ift,  nad^bem  er  il^m 
abgefdi^nitten  morben  mar.  92id^t  mirb  fiirber^in,  mal^rlidE^,  2>ein 
Aopf  fortgeuommen,  nid^t  mirb  2)ein  jtopf  fortgenommen  bid  in 
aOe  Smigleit.  dl^nlid^,  nur  flarer  \püd)t  fid^  ein  anbered  @täct 
ber  gleid[)en  ©prud^fammlung  aud,  bad  alte  „jtapitel  bamit  ber 
jtopf  einer  $erfon  in  ber  Untermelt  nic^t  abgefdlinitten  merbe", 
bad  ben  Serftorbenen  fagen  l&gt:  ^^^  bin  einwarft,  berSol^n 
eined  J}ürften,  eine  t$I<tmme,  ber  @ol^n  einer  flamme,  bem  fein 
Aopf  miebergegeben  morben  ift,  na^btm  er  i^m  abgefd^nitten 
morben  mar.  9tid^t  mirb  fortgenommen  ber  Aopf  bed  ®otteft 
Djtrid,  nid^t  mirb  mein  jtopf  fortgenommen.  34  bin  auf^ 
gerichtet,  id^  bin  erneut,  id^  bin  oerlüngt,  id^  bin  ber  ®ott 
Ofiril».''  2)iefe  @ä^e  mad^en  bie  ©emig^eit,  im  ;3en[eitd  feinen 
<ftopf  mieber  ju  erlangen  unb  gu  behalten,  baoon  abl^&ngig, 
ba^  er  junäcfift  abgefd^nitten  morben  ift.  SBie  ed  einft  bem 
@onnengotte  ^oru0,  bem  Sol^ne  ber  ^immeldgöttin  ^at^or, 
unb  bem  ®otte  Dfirid  erging,  fo  foQte  aud^  mit  bem  Ser^ 
ftorbenen  oerfal^ren  merben.  ^er  Körper  biefer  ©ötter  mar  jer«* 
ftüdelt  unb  bann  mieber  ^ergeftellt  morben,  alfo  mu§te  bem 
Zoten  ein  ©leic^eS  gefd^e^en.  ^n  ältefter  3^ii  mürbe  biefe  3^^' 
legung  ber  fieid^e  tatfdd^lid[)  ooQjogen.  Später  gab  man  ^it 
itoav  auf,  bema^rte  aber  in  tonferoatioem  @inne  bie  auf  fie 
begüglidden  Sprühe  unb  oermertete  ein  mit  il^r  im  3ufcimmeni' 
l^ange  fte^enbei»  Hmulett.  (Eine  berartige  formell^afte  Serbinbung 
ber  ftopfftü^e  mit  ber  fieid^enfOpfung  lonnte  bann  nur  ben  @inn 
^aben,  bag  bad  Smulett  bie  Sßirlung  ausübte,  oon  ber  bod 
ftapitel  fprad[).    Ser  badfelbe  befag,  bem  l^alf  $ta^  gegen  feine 


«O.  XII,  1  STopfftüt^e.    3:reppf.    Stfirum.  29 

t^tnbe,  ü^m  toarb  ^aubtttta^t  guteil,  er  mav  im  Senfeitö  gegen 
ben  Serluft  bed  ^awpM  unb  bamit  gegen  einen  gmeiten  enb« 
gültigen  3;ob  gejtd^ert.  9)ad  ^tii^tn  foDte  i^m  nid^t  nur  gur 
Sermertung  gu  Gebote  [teilen,  fonbern  aud^  fär  bie  a)?dglidt)Ieit 
feiner  93ermertbarfeU  forgen  unb  bai^  lonnte  nur  gefd^el^n^  werm 
ed  bem  Xoten  ben  ftopf  erhielt,  bamit  er  biefen  auf  bie  €tü^e 
aufgulegen  oermoc^te. 

(Srl^öl^en  follte  bemnac^i  biefe  Umbeutung  bie  9{ü&Ii(^Feit 
bed  9muletted,  o^ne  i^m  barum  feine  pra!ti[c|ie  ^ebraud^dfi^ig-^ 
{eit  gu  rauben.  S9ei  einem  anbem  gum  9fu]^ebette  gehörigen 
Oegenftanbe  mürbe,  fomeit  mir  bil^l^r  miffen,  eine  ä^nlid^e 
3aubermirlung  nid^t  angenommen.  3^  üntm  bequemen  fiager 
im  ißiltale  geborte  aud^  eine  Heine  ^Sreppe,  oermittelS  beren  man 
l^ineinfteigen  lonnte,  ol^ne  gu  einem  Sprunge  auf  bie  meift 
ner^altnidmagig  l^ol^e  Sagerftatte  gegmungen  gu  fein,  ^n  9{eliefd 
ber  gmeiten  ^älfte  bed  gmeiten  Sal^rtaufenbd  o.  (Sf)v.,  in  ben 
(Si'äbem  non  SteQ  el  Slmarna  unb  im  ®rabe  bed  Jtönigi^ 
Stamfed  III.  gu  Sll^eben  fie^t  man  bie  treppe  unter  bem  93ette 
fte§en,  ein  @arg  bei^  mittleren  9iei4ied  geigt  biefelbe  neben  bem 
S3ette.    ^f)v  entfpred^en  bie  {(einen,  meift  aa^  glafierter  JtiefeU 

erbe  gefertigten  Sreppd^en   /],  meldte  fi(^  nid[|t  fetten  unter  ben 

Grabbeigaben  gefunben  ^aben  unb  bei  benen  einftmeilen  lein 
3uFammen§ang  mit  einer  reltgiöfen  ober  mt)tl^ologifd^en  Sori» 
fteQung  nac^meidbar  ift. 

3m  meientlid^en  aud  glafierter  ftiefelerbe  gefertigte  Stac^ 

bilbungen  bed  Sifirum  S  ftnb  nor  allem  in  ber  Spatgeit  ner« 

breitet.  3)ad  ä){uft(inftrument,  meld^ed  fie  erfe^en  foQten,  ^atte 
einen  ®riff  aud  93ronge  ober  ^olg,  ben  $at|or!&pfe  fronten, 
flud  i^rem  Jtopffd[)mude  erhoben  fid^  tcd^td  unb  linld  breite 
aKetaOb&nber,  meldte  non  ie  3— 4  £ö4iem  burd[)bo^rt  mürben» 
3n  biefen  ftedten  loder  befeftigte  SRetaQftäbe,  an  benen  lofe 
aRetaOringe  l^ingen.  9ta^m  man  biefei^  @iftrum  in  bie  |)anb 
unb  fc^ütteUe  ed,  fo  ergiette  man  einen  burc^bringenben  Sörm,. 
ber  nac^  ber  8nfid^t  ber  %gt)pter  bie  SDamonen  oertrieb,  ein 
®Iauben,  ber  auf  bie  flaffifd^en  SBöIIer  übergegangen  ift,  aU 
biefe  bei  ber  äbemal^me  bed  3fidfutted  au^  ben  @ebrau(^  bed^ 
©iftrumÄ  bei  feinen  ^txemomtn  nad^al^mtcn.  S)em  gleichen 
3me(Ie  foflten  bie  ©iftra  in  ben  ®räbern  Dienen,  in  benen  bie 
SBebrDl^ung  burdfi  bie  im  ©unfein  ^aufenben  ®ämonen  befonberö- 


30  tifreb  SSHei^tmann,  S)te  Hmulette  bei  Ägypter.     910.  XII,  l 

gro|  ec^ien.    @te  Qerfd[^eu4te  bec  S&rm  aud^  in  ben  ^Qen, 

in  benen  bM  9uge  bed  Xoten  bie  ®efpenfter  nic^t  gu  erblicfen 

oermod^te,  man  i^re  (Begenmart  nur  o^nen  unb  uermuten  lonnte. 

S>ie  beiben  auf  ben  erflen  SBIicf  fel^r  oerfd^ieben  aul^fei^enben 

flmulette  '^  itnb  ^   gel^ören   begriffttd^  jufammen.     Srfterel» 

fteDt  ein  geuerfteinroerfgeug  mit  jmei  Spieen  bar,  meldte«  bereiti» 
in  ber  ^^ramibenjeit  aud  bem  praltifd^en  @ebraud^e  üerfd^manb 
nnb  beffen  Silber  fp&ter  non  ben  Ägtiptem  bidmeilen  mit  bem 
bereits  erm&^nten  Amulette  ber  beiben  Strougenfebem  oer^ 
mec^felt  mürben.  5Der  Stame  bed  alten  SBerl^eugei»  peseach-kef 
meift  burd^  feinen  SSBortfinn  barauf  l^in,  bag  ed  gum  brennen 
unb  Sudeinanberteilen  bienen  foHte.  d^'fl'^^i^  ^^^  ^^  jmeiten 
^nftrumente  fanb  ed  bei  (Selegenl^eit  ber  3^i^nionien,  bie  von 
ber  $t)ramibengeit  an  bid  ju  ber  ber  $toIemäer  in  glei^ortiger 
^eife  an  ber  ®rabedtür  bei  ber  JBeife^ung  DoDgogen  nnitben, 
Sermenbnng.  Viit  i^m  mürben  ben  7e;ten  gufolge  bie  von» 
einanber  getrennten  ftinnlaben  bed  Xoten  mieber  feftgefteDt,  alfo 
ber  in  ber  Seic^nftone  geöffnete  SRunb  bef&l^igt,  fid^  gu  fd^^liegen. 
ißermittelS  bel^  gmeiten  @erftted  mürbe  burd^i  bie  ®ötter  ^oxni 
unb  €et  bem  Serftorbenen  ber  Tivmh  geöffnet.  2)abei  Ratten 
biefelben  ein  SSerfgeug  aud  @ifen  oermenbet,  unb  biefem  SRetaDe 
ottfpridttf  ber  $&matit,  auS  bem  bad  Hmulett  ^ergefteUt  gu 
merben  i^^gte.  9)urd[|  bie  beiben  genannten  $anblungen  foQte 
bem  SJeremtgten  bie  ^enu^ung  feined  SKunbed  gum  (Sffen  unb 
^rinfen  ermöglid^t  unb  gugfeid^  für  ben  OfaQ  gem&^rleiftet  merben, 
bag  im  jenfeitigen  £eben  pon  neuem  eine  Stimmung  feiner 
SßuSfeln  eintrat.  SSeitere  SBerfgeuge,  mit  benen  bei  (Selegenl^eit 
biefer  i^zxtmonitn  bad  Öffnen  bed  SKunbei}  DoUgogen  mürbe, 
maren  ein  6tab  in  Scblangengeftalt,  bem  ein  in  glafierter  ftiefeU 
erbe  gefertigte^  Amulett  entfprid^t,  bad  ben  Sorberteil  unb  Stopf 
bed  SReptUd  barfteOt  <:b=3  unb  bad  plaftifcfie  Silbnid  gmeier 
uebeneinanber  gelegter  O^ii^ger  C7^. 

jteinerlei  unmittelbaren  Sluffd^Iug  gem&^ren  bie  Snfc^riften 
über  ben  3"'^^  ^^^^^  9fei^e  Don  Amuletten,  meldte  mit  bem 
6onnengotte  in  Serbinbung  ftel^en.    ^ierl^in  gehören:  baS  83ilb 

ber  Sonnenbarle  UlL  mit  meld^er  bad  ®eftirn  bie  l^immlifcben 

(Bem&ffer  burc^ifä^rt;  bann  eine  S)arfteIIung  ber  beiben  SSerge 
am  ^origonte  gmifd[^en  benen  fid^  bie  @onnenfd^eibe  erl^ebt  (O^ 
wobei   bidmeilen    bie    ÜBerge    burd^    bie    Sorberleiber    gmeier 


füO.  XII,  1  aftunböffnec.    @onnenbt(bet  31 

&öwtn  S^:^,  bie  Serföcperunflen  beft  ^voiüini^dtttxpaau^ 
@6fu  unb  Stefnut,  erfe^t  toerben  fönnen,  sipifd^en  benen  bann  bie 

@onne  in  bie  ^ö§e  fteigt;  femer  bad  9tlb  bed  Dbelidfen  L  bie 

meiftgenannte  Srfcibeinungdfonn  bed  ©onnengotted  in  feiner 
l^eiligen  6tabt  ^eliopolii^;  DermutUd^  enbli(|  andf  bie  mit  ber 
gleid^en  SSerlörperung  in  einem  Stein  in  ^ufommen^ang  fte^enbe 
oben  abgeftumpfte  ^pramibe.  liBei  i^nen  aUen  l^anbelte  ed  ficb 
um  eine  SSorffil^rung  bed  lid^tfpenbenben  @eftimed  unb  bad 
gibt  einen  gemiffen  Hn^alt  fär  il^re  2)eutung  an  bie  ^anb. 
S)te  alten  Ägypter  empfanben  eine  groge  (^urc^t  uor  ber  3la^t 
unb  ber  j^inftemii»,  bereu  Sd^reden  bie  ©onnen^^t^mnen  in 
anfd^aulidi^fter  äEBeife  fd^ilbeni.  SBenn  bie  @onne  am  f)oriionte 
bed  SSeftend  untergel^t,  bann  Hegt  bie  @rbe  in  ^inftemid  ba 
mie  ein  SSerftorbener.  SRit  oer^üQtem  Raupte  ru^en  bie  iERenfd^en 
in  i^ren  SBol^nungen,  leiner  von  i^nen  lann  feinen  ®enoffen 
fe^en.  3Ran  raubt  il^nen  i^r  Eigentum  unter  i^ren  Aopfen 
fort,  ol^ne  bag  f^e  ed  miffen.  9(Ie  Sdmen  fommen  au9  i^ren 
^ö^Ien,  aQe  Schlangen  beigen.  S)ie  Slac^t  ift  bunlel,  bie  @rbe 
fd^meigt.  SQed  biefed  Ungemacl  aber  ^ört  auf,  fobalb  bie 
@0nne  unb  bad  fiid[|t  fidd  mieber  geigen.  Um  aud^  bem  93er« 
ftorbenen  biefe  SBo^Itat  gu  oerfd^affen,  mugte  man  beftrebt  fein, 
i^m  in  bad  ®rab,  in  bem  bad  SDunlel  noc^  brfidenber  mar,  mie 
^ier  auf  biefer  @rbe,  eine  Sid^tqueQe  mitgugeben.  ®elegentltd^ 
j^at  man  oermutet,  ber  S^ote  merbe  imftanbe  fein,  felbft  fiid^t 
audguftra^Ien  unb  fprad^  bementfpred^enb  oon  feiner  @eeIenform 
4SJ)u  ,,ber  Seud^tenbe"  ober  oergeid^nete  ^anhetmoitt,  bie  i^n 
l^eDglänjenb  macfien  foQten.  ^n  anberen  g^&Qen  na^m  er  ein 
3ouberbud^  mit,  oon  bem  ein  fiid^tglang  ausging,  unb  gleid[ieni 
ßioedte  merben  bie  ©onnenamulette  gebient  l^aben.  ^n  i^nen 
foOte  bie  Sonne  fid^  oerförpem,  um  in  ber  ©rabedna^t  bem 
Seremigten  fiicfit  unb  2B&rme  gu  fpenben,  bamit  er  fic^  bort 
tnögli4)ft  bel^aglic^  ffi^Ie  unb  um  fo  meniger  Steigung  empfinbe, 
^uf  bie  (Srbe,  in  ben  SSereid^  unferer  Sonne,  gurüdFgufel^ren  unb 
bie  Hinterbliebenen  als  @efpenft  gu  ängftigen  unb  gu  bebrol^en. 

9tur  Vermutungen  laffen  fid^  aber  einige  Amulette  auf« 
fteQen,  bereu,  il^red  l^&ufigen  Sorlommend  megen,  menigftend 
anl^angdmeife  gebacfit  merben  mug.    ^n  bem  3^i4i^n  bed  fftidju 

l^eibed  n\  f)at  man  eine  ünbeutung  bei  SD^agl^altend  feigen 


32  HIfreb  »iebemann,  IDie  Rmulette  ber  älgtiptet.     90.  xn,  1 

* 

tDoQeii,  bad  man  bem  2:oten  gu  oerlei^en  lounfd^ite.  (S^er  mirb 
badfelBe  ein  SBaun^erl^eug  barfteQen,  beffen  ftd^  ber  SSerftorbene 
bebienen  lonnte,  menn  er  fi^,  n)ie  bied  bad  Xotenbucfi  fd^ilbert, 

eine  StaptÜt  auf  Srben   errid^tete.    89ei  bem  SSilbe  "V"  ift  e^ 

unllar^  roai  ed  eigentUd^  barfteSte,  ob  einen  Stötftvteil,  mofür 
man  an  %)atm,  fiunge  unb  fieber  gebad[it  f)at,  ober  ein  SBafct^« 
gerat,  morauf  eingelne  Sbbtlbungen  ^injumeifen  fd^einen.  ^n 
festerem  i^aUt  fönnte  man  ed  für  eined  ber  SEBafd^gef&ge  er«* 
tlären,  beren  man  im  3en[eitd  beburfte,  um  bie  bur4)  bad 
3eremonieQ  für  l^eilige  ^anblungen  oorgefd^riebenen  SBafd^ungen 
oorjunel^men.  ißä^er  liegt  iebod^  bie  SSermutung,  fein  tieferer 
@inn  liege  in  feinem  Sautmerte  sam  ,,oeceinigen''  begrünbet, 
ei$  meife  auf  eine  Sereinigung  mit  ber  @rbe  beim  SBegrabniffe 
ober  mit  ben  (Böttem  im  ^enfettd  l^in.    (Sin  reiner  ^ieroglpf^j^en«» 

mert  liegt  anfd^einenb  aud^  bei  bem  Slmulette  T,  bem  93ilbe  einer 

iiaute  ober,  nad^  anberen  Srtlärem,  bed  bergend  mit  ber  fiuft« 
rö^re,  oor.  3)iefed  Sdi^riftgeiclien  ift  nefer  «fd^ön''  ju  lefen,  e» 
mirb  bemnad^  bem  Xoten  törperlid^e  Bifdnfjtit,  eine  ber  mefenti^ 
lid^ften  (Sigenfd^aften  ber  ®ott^eit,  ^dbtn  oerf^affen  foQen. 


t^nttf  bot!  VHof  ^^mtx\oro,  SNrf^^ain  ^.'8. 


12.  Jfa^tgan^  Dtr  JllU   OfUllt  f  ef^  2 

8«R8fs   (4  Bellt)  beriiu«f«fbcn  von  dtr  5^,,,„' 

2  m.,  geb.  3  m.  UorderasiaH$(l)cn  0e$cllscl)aft  (€.  U.)  60  Pfennig 


Keilfctiriftbriefe 

Staat  unt)  defellfd^aft 

in  ber 

babylonifct)»affyrifcben  BriefHteratur 


Don 


Dr.  ernft  Klauber 


mit  einer  Rbbilbung 


Ceipzig 
J;  C.  Qinrid)sTcl)c  Budibanblung 

1911 


Die  Uordera$f<rti$d)e  ^$eltsd)aft  (€.  U.) 


mit  dem  Stil  in  BcrJln 

bejioecft  bte  gf^^tberung  ber  üorberailattf^en  <3tubieu  auf  (S^ntnb  ber  Xeiifumler. 
Sie  gibt  toi|lenf(^aftIi(^e  9(r6eiten  i^tet  9}2itglteber  in  ^toanglofen  ^eften  aH 
,,SDlittet(ungeu  ber  $otberQiioti{(f)en  ®titU)d^a^V'  itnb  gemeinber- 
ftonbUd^c  a)orftelIunQeii  üicrtcliöbrlic^  unter  bem  5:itel  „^er  «Ite  Orient" 
^erau«.  gcrner  mH  bie  ©efcöj^aft  bic  S3ef(i)affung  neuen  SKaterialS  anregen 
unb  unterftuj^n.    ^ie  (^efeafci^aft  ^ai){t  gegenroartig  504  SRitgliebeT. 

^er  iö^rlic^SDlitgUebi&beitrag  betragt  10aRarI,n)ofütbie,,3Rtttei{ungen'' 
(fonft  15  3K.)  unb  „*Der  ^(te  üticnt'  (fonj^  2  3».)  geliefert  »erben.  —Auf- 
nahme ali^^itgHeb  erfolgt  burc^  ben  Sorftanb  auf  einfädle  $(nmelbung  beim 
Schriftführer.  —  S^^^w^fl  ^cr  Beiträge  l^ot  im  3flnuar  an  ^inrid^Ä' 
«erlog,  Ceipjig,  ©lumengaffe  2,  ju  erfolgen. 

X»cr  SSorftanb  bettelt  3.  3t.  au§:  ^rof.  Dr.  fj.  öoh  öufd^n,  1.  »orfijenber, 
Sftbcnbc,  93crlin;  frof.  Dr.  Sßl  ^artmann,  2.  SJorfifenbcr,  §erm«borf  (3Jlarf); 
Dr.  S.  9Kcffcrj(^mibt,  Schriftführer,  S^arlottenburg  IV,  ®icfcbrcd^tftr.2;  $rof. 
Dr.  ^.  SBindlcr,  SBilmerSborf;  «Prof.  Dr.  ©r.  aRcißner,  ©re8Iau;  ßtc.  Dr. 
?llfr.  3cremia«,  fieipaig;  <Brof.  Dr.  g.  (£.  <Pcifcr,  Äönigäbcrg;  Dr.  grei^.  bon 
»iffing,  SRüncften.  —  Herausgeber  ber  „SRittcilungcn":  ^of.  Dr.  H.  Sinrfler, 
SBilmerSborf  b.  SBcrlin,  »ingerftr.  79,  bcg  „«Itcn  Orient":  2)erfelbc  unb 
ßic.  Dr.  9llfr.  Scrcmia«,  ficip^ig,  ipauptmonnftraftc  3. 

Inhalt  der  bisher  erschienenen  i$eftc  des  „Jfiten  Orient"  (Preis  60  Pf.): 


Ägi)pter  als  Krieger  u.  Eroberer 

in«fien.  7?(bb.  'S&.VtMüiitx.  5i 
S(brift   unb   Sprad^c    ber   alten 
SgQpter.    ^it  3  ^bbilbungen. 

5Son  SB.  Spiegclberg.  82 
3Ragic   unb   S^xihtxti  im    alten 

Ägbpten.    ©on  «l.  SBiebcmann.  64 
2:ote  u.  2:oten-9lcidje  im  ®laubcn 
ber    alten    Ägypter.      3.  «ufl. 

aSon  ^.^©iebcmann.  22 
Slmulettc  ber  ölten  Ägypter. 

Son  %.  ^iebemonn.  12i 
Unter^oltungSliterotur  ber   alten 
Ägypter.    2.  hinflöge. 

$on  ^.  ^Biebemann.  34 

^marna-3cit*      ^gVpten   unb 
«orberofien  um  1400  0.  (S^r. 
«on  (£.  «Riebu^r.  U 

tlrobieu  bor  b.:3Slam.  2.  $(ufl. 

$&o\\  Otto^eber.  3i 
gforf^ungSreifen  in  Süb-^rabien. 
3  Äortenff.  unb  4  ?lbbilbungen. 

'Sl^on  Otto  SBebcr.  84 


®lafer«  gorftbungSrcifen  in  Süb- 
orobien.    a)2it  1  SBilb  ®laferS. 
^ ^OM  Otto  SBeber.  IO2 

tlromaer.  %on  $(.  Sonbo.  4s 

9(furbantpal   u.   bie  aff^riKfje 
Äultur    feiner   3eit.    17  fihb. 

»on  S.3)eli|f(^.  Ui 
Äthiopien.  l?lbb.2B.iW. Füller.  63 


$olitif(^e  (Sntmitflung  ©abkilo« 
ntenS  unb  9(ff^rienS. 

^on  $.  ^in(f  ler.  2i 
^tmmeU-  u.  ^eltenbilb  ber  ^abt^* 
lonier.     2  9lbb.    2.  erweiterte 
«uflage.        SJon  ^,  3Binc!lcr.  8a  s 
«eltf  (böpfung,  ©ab^lonif^e.  1  ^hb. 

IBon  $.  %Btn(f ler.  81 
^ämonenbef(^tt)dning     bei     ben 
SBob^loniern  unb  $lf[t)rern. 

^on  Otto  äBeber.  74 
Xeutung   ber   3u^unft    bei   ben 
©abploniem  unb  Slff^rem. 

$on  9.  Ungnab.  10s 


(^ortfc^uttg  auf  bei  brUten  Umf^tagftitc.) 


2)er  SBricfUtcratur  pflegt  man  ^eutjutagc  rege  STufmertfamtcit 
entgegenjubringen.  äWan  bemüht  fid^  eifrig,  SBriefe  benftüürbiger 
$erfonen  aud  alter  unb  neuer  3^^  h^  fantmein  unb  ^erau^j^u« 
geben.  3)iefe  greube  an  ber  ®riefliteratur  entfpringt  nid^t  nur 
fac^lic^em  Sntereffe,  bem  ©eftreben,  eine  ^erfönlid^feit  unb  i^ren 
Jfreiö,  i^re  Qzit  nafftt  fennen  ju  lernen,  fonbem  aud^  bem  fiftl^e- 
tifc^en  ®enuffe,  ben  bie  fiehüre  Don  formöollenbeten  SSfriefen  geiftig 
^oc^ftel^enber  ^erfönlid^feiten  bietet,  ]a  ben  auc^  nur  jener  jpauc^ 
üon  Unmittelbarfeit,  t)on  Ungefünfteltem  ju  gelpäl^ren  vermag,  ber 
oft  aud^  ber  befd^eibenjten  brieflichen  SWitteilung  au«  längftöer« 
gangenen  3^iten  ben  @inbrud  Dotier  fiebenbigteit  unb  @(egenkoärtig» 
feit  oerlei^t.  (£^  mag  ba^er  nid^t  unertDünfd^t  fein,  einmal  einen 
JRücfblicf  auf  bie  ©ntftel^ung  unb  erfte  ©nttoicflung  ber  SBrief* 
literatur  }u  tun  unb  bie  bi^  je^t  älteften  un$  befannten  Briefe, 
bie  feilinfc^riftlid^en^  naiver  fennen  ju  lernen,  greilic^  IiterarifdE)e 
Äunftprobuftc  im  Sinne  lateinifd^er  (Spifteln  ober  nac^  Strt  ber 
fiunftbriefe  ber  SRenaiffance  bürfen  toir  nid^t  erwarten;  bie  Seil* 
fc^riftbriefc  finb  5ßrobufte  be^  ?lugenblidt^,  auö  rein  praftifd^en 
Seburfniffen,  au^  ber  5Rottt)enbigfeit  nad^  f^iftlid^er  SRitteilung 
entftanben,  unb  nicf)t  für  fpätere  geniefeenbe  Sefer  beftimmt.  3)iu^ 
be^^alb  aud^  ber  literarifd^e  ®efid^tdpunft  gän}Ii(^  au^gefc^altet 
»erben,  fo  lä^t  bod)  ba§  grofee  fad^Iid^e  3ntereffe,  ba^  biefe  ©riefe 
bieten,  ba^  geilen  einer  ffiunftform  gar  nicl)t  üermiffen.  ^nnen 
mir  boc^  bur^  bie  ©riefe  toieber  bem  ^ufefd^Iag  be^  bemegten 
Sebenö  im  ß^^ift^^^tanbe  laufd^en;  mir  üerne^men  toieber  bie 
Stimme  ber  alten  Äönige,  bie  9luöfagen  il^rer  ©eamten,  bie  Älagen 
unb  Sitten  ber  Untertanen,  lefen  mieber  bie  gefe^dftlic^en  SWittei* 
lungen  ber  ^änbler  unb  ^anbmerfer,  bie  äbmad^ungen  über  Äauf 
unb  SBerfauf,  bie  SKa^nung  an  fäumige  3^^^^^  ^^^  ®itte  um 
Unterhalt,  laufd^en  mieber  ben  3Borten>  bie  ber  @atte  an  feine 
$rau,  bie  SRutter  an  i^ren  So^n  rid|tet.  9Benn  man  einft  baran 
ge^en  mirb,  eine  ^Iturgefd^id^te  ©ab^Ionien^  ju  fc^reiben,  fo 
merben  in  biefer  SarfteOung  bie  ©riefe  eine  gro^e  SRoQe  fpielen. 

1* 


4  Q^ntft  SiiavLbtt,  fteilfc^tiftbriefe.  910.  XII,  2 

3)cnn  roa^  für  ein  ®cmälbc  bic  garbcn,  bad  finb  für  eine  ©d^ilbc* 
rung  bicfcr  alten  Äultur  bie  SBriefe;  fie  crmfifllid^en  eö  erft,  ein 
lebendöolle«  95ilb  ber  alten  Qtxt  iDieber^erjufteQen,  laffen  un^  bie 
alte  ftaatlid^e  Drganifation  Karer  erfennen,  gewähren  ©nblicf  ind 
^Datleben;  burc^  fie  erft  n>erben  bie  ftummen  ®efta(ten  auf  ben 
i)enfmälcrn  »ieber  ju  SRenfc^en  öon  Jleifc^  unb  ©tut,  bie  im 
Kampfe  umd  ^afein  in  i^rer  ganzen  @c^n)ad^e  unb  @)röBe  Dor 
unferem  geiftigen  Äuge  wieber  erfte^en.  — 

©rötere  ^ieffammlungen  befi^en  tt^ir  6i^  je^t  aud  93ablj(onien 
aud  brei  ^erioben,  au^  alt'^,  mittel«  unb  neubab^Ionifd^er  3^i^; 
aud  Äff^rien  hingegen  biö  je|t  nur  auö  ber  neuaff^rif^en  ^eriobe. 
Die  ber  femitifc^en  ^errf^aft  üorau^gegangene  fumerifd^e  ^txi  f)at 
und  bid  je^t  feinen  fieser  a(d  ^ef  aniufprec^enben  Xe^t  gefc^enft. 
2)od|  toerben  aud^  ^ä^on  bie  ©umerer  einanber  fc^riftlic^e  3){ittei« 
(ungen  gemacht  ^aben;  bad  ben^eift  fd^on  bie  ^ö^e  i^rer  fonftigen 
Kultur,  bie  n^ir  aud  anberen  Dofumenten  fennen  lernen,  nic^t  }u« 
legt  aud^  ber  t)oQ  audgebilbete  ©riefftU,  fon^ie  bad  bereite  feft« 
geworbene  SBrieffc^ema  ber  diteften  femitifd^en  ©riefe,  baö  eine 
ja^r^unbertelange  @ntwi(f(ung  t)oraudfe^t  unb  bad  bie  @emiten 
ba^er  Don  ben  Sumerern  übernommen  ^aben  burften.  gür  ©riefe 
benu^te  man  bad  in  ©ab^(onien  übliche  @d^reibmaterial,  ben  Xon, 
aud  bem  man  Heine  löfeld^en  tjon  ungefähr  7 — lO  cm  fiänge  unb 
5 — 7  cm  ©reite  anfertigte,  bie  man  beiberfeitd  mittelft  eined 
©riffete  mit  Äcilfd^riftjei^cn  befc^rieb.  ^ux  ©erbeutlid^ung  trennen 
attbab^Ionifd^e  3;afelc^en  bie  einjelncn  ©djriftjeilen  burc^  Striche 
ab.  3la(S)  ber  Wieberfd^rift  toar  aber  ber  ©rief  noc^  nic^t  jur 
©crfenbung  geeignet,  ed  mufete  ©orforge  getroffen  werben,  bafe  bic 
feinen  fileilfc^riftäeid^en  bei  ber  ©eförberung  burc^  ben  ©oten  nic^t 
befd^&bigt  würben.  SBie  man  l^eutjutage  ben  ©rief  in  ein  ShtDert 
ftedt,  fo  umgab  man  bamald  bad  getrocfnete  ober  gebrannte  Xon* 
täfeld^en  mit  einer  bidEen  ^^on^üHe,  bie  man  mit  ber  Äbreffe  oerfa^. 
Oft  rollte  ber  Äbfenbcr  nod^  fein  ©iegel  auf  ber  ^üllc  ab,  bie 
fc^matifc^   gejeic^net  bann  fo 


audfn^.  ©riefe  in  Um^üU 
lungen  finb  nur  wenige  er* 
galten,  wie  ed  fid^  oon  felbft 

öerfte^t.    3)enn  war  ber  ©rief 

an  feinen  ©eftimmungöort  ge-  """" 

langt,  fo  mu§te  natürlid^  ber  Smpfänger  bie  äugere  %onf)äüt 
jerbrec^en,  um  ben  ©rief  lefen  )u  fönnen. 


«n 

j  ©iegel 

abfenber  .    . 


«£).  XII 2  «ngemeine  (S^araltenfH!  ber  »riefe.  5 

Die  altbab^Ionifc^en  ©riefe  ftammcn  auö  ber  3^^^  ^^^  fo* 
genannten  ^mmurapib^naftie,  bie  i^ren  Siamen  naä)  bem  bc* 
rü^mtcftcn  i^rer  SKitglieber,  bem  grofecn  Sönige  unb  ©efelgcbcr 
i^ammura»)i  (ca.  2130—2088  t>.  S^r.)  fü^rt.  ©n  glfidlid^er  3u* 
faß  f)at  un^  SBricfc  biefe^  Äönigg  felbft  erhalten,  bie  für  bie  ge* 
naucrc  ©rfenntniö  be^  bamaligen  Äulturjuftanbeö  bon  aßcrgröfeter 
3Bic^tigfeit  finb  unb  unö  bcn  ^errfc^er  ate  SSertoalter  be§  fianbeö, 
Serc^rer  ber  ©ötter,  alö  Ärieg^mann,  ofö  geredeten  JRid^tcr  unb 
SBefd^ü^er  ber  Unterbrücften  jeigen.  Die  ©riefe  enthüllen  unä 
jugletd^  bie  Organtfation  be$  altbab^Ionifci^en  9{eici^ed,  bad  im 
Äönigd^ofe  feinen  STOittelpunft  ^atte.  ®cric^tet  finb  fie  an  einen 
gcipiffen  @in»ibinnam  (®in  f)at  mir  gegeben),  ber  ate  ©tatt^alter 
^ammurapi'd  in  ber  fübbab^Ionifd^en  ©tabt  Sarfa  feinen  @i$ 
gehabt  ^aben  bürfte  unb  über  einen  »weiten  9)tad^tbereic^  üerfägte. 
3ebed  biefer  ©d&reiben  beginnt  mit  ber  allgemein  üblid^en  JBrief^ 
einleitung  „3"  •  •  •  (Sporne  beg  ©mpfängerö)  fprid),  alfo  (fagt)  . . . 
(Siame  bt^  Äbfenberö),"  Da«  »fpric^"  rietet  fid^  an  ben jenigen, 
ber  ben  ©rief  bem  Empfänger  üorlad.  ^ür  ben  gemö^nlic^en 
SWann  beforgte  bie§  irgenb  ein  berufsmäßiger  ©d^reiber,  ttne  no^ 
^utjutage  im  Orient  fid^  Analphabeten  jur  Srlebigung  i^rer 
ftorrefponbenj  foId)er  Seute  bebienen;  bei  ©orne^men,  j.  ©.  bei 
©in*ibinnam,  natürlid^  einer  feiner  ftanjliften.  2R6gK(^ertoeife  ift 
bie  formet  „ju  X  fprid^"  auS  bem  münblid^en  äuftrog  an  ben 
©oten  entftanben  ju  einer  Qtit,  aU  fd^riftUc^e  üRitteilungen  no^ 
nid^t  üblic^  n^aren,  unb  n^urbe  fp&ter  im  ©riefftil  beibel^alten. 

Die  ©riefe  ^ammurapi'S  laffen  bie  große  Sorgfalt  erfennen, 
mit  loel^er  fid^  ber  ßönig  bie  ©ertoaltung  feinet  9teid^ed  angelegen 
fein  ließ,  ©ein  iperrf^aftdgebiet  umfaßte  SJorb*  unb  ©übbab^* 
lonien,  frud^tbare  üom  ^up^rat  unb  Sigrid  betoäfferte  Ebenen,  im 
Cften  bis  an  bie  Gebirge  reid^enb,  im  Sßeften  oon  ber  breiten 
arabifc^en  SBfifte  begrenjt.  Der  ©oben  beS  bab)^Ionif(^en  ©ebieted 
ift  äußerft  ertragrei^,  toenn  er  genügenb  gepflegt  b.  1^.  audreid^enb 
betoaffert  n^irb;  'fonft  bringt  bie  arabifc^e  äBüfte  unauf^altfam  inS 
^Iturlanb  t)or  unb  reid^e  (S^efilbe  merben  }u  dben  ©teppen,  mie 
eS  ^eutjutage  ber  ^aU  ift.  Damals  ipar  baS  Sanb  t)on  ja^IIofen 
Kanälen  burd^jogen,  blä^enb  unb  bic^t  befiebelt  ©ei  ber  SBid|tig« 
feit,  bie  eine  f^ftematif^e  ©eriefelung  ber  (Sbenen  für  ben  babtf'^ 
lonifd^en  ®taat  ^atte,  ^ing  bie  Anlegung  unb  Snftanb^altung  ber 
Kanäle  nic^t  bom  ©elieben  einzelner  ab,  fonbem  mürbe  t)on  ber 
Regierung  angeorbnet  unb  forgf&Itig  fibermad^t.   Die  Sandte  mußten 


6  (Ernft  Stlauhtt,  ITeilfc^nftMefe.  9(0.  XII,  2 

Don  3rit  ju  3^^*  Dom  ©c^lamm  gereinigt  unb  für  We  SKafjer* 
jufu^r  fotoic  bie  ©d^iffa^rt  ttjiebcr  braud^bar  gemacht  toerbcn.  3" 
folc^er  STrbcit  tourben  bie  Sefi^er  ber  an  bcn  Kanälen  licgcnben 
®runbftü(fe  beorbert.    ®o  befiehlt  ber  Äönig  bem  ®in*ibinnant*: 

„3^  Sin^binnam  fpric^,  alfo  (fagt)  ipammuropi  ®ic  fieutc, 
toeld^  am  Ufer  beö  Äanafö  Damanum  gelber  beftften,  biete  auf, 
ben  3)amanumfanal  mögen  fie  (nad^)graben.  3nner^alb  biefe^ 
Stohatd  mögen  fie  mit  bem  Kraben  bed  "Damanumfanali^  ju 
®nbe  fommen." 

3)er  breite  glufelauf  bei^  ©up^rat^,  ber  in  regenlofer  3rit  nur 
»enig  SBaffcr  fü^rt,  öerfumpfte  leidet,  ©c^ilf  touc^ö  bann  im  glufe* 
bette  unb  bel^inberte  ben  ©d^iff^üerfe^r.  ^  gür  bie  (Entfernung  biefed 
läftigen  ^flanjenn^ud^fed  mugte  bann  bon  ftaatdtoegen  geforgt 
werben,  wie  wir  einem  anbem  Schreiben  bei8  Äönig^S  entnehmen*. 

„  ....  bie  Arbeit  am  $anal,  weld^er  gegraben  worben  ift, 
^aben  fie  nid^t  befid^tigt.  3)a^  SBaffer  ^aben  fie  nic^t  in  ba« 
ganje  SBcrf  ^ineingefeitct.  ©obalb  bu  ferner  bie  Arbeit  am  Äanal, 
womit  bu  je^t  befd^&ftigt  bift,  bur^  (Kraben  t)onenbet  ^aft,  fo 
reifee  aud  bem  (Sup^rat  öon  Sarfa  bid  Ur  fein  Schilf  a\x^,  feine 
SBinfen  entferne,  bring  i^n  in  Drbnung." 

I)er  58erfe^r  unter  ben  einjelnen  ©täbten  öoUjog  ftdj  ^aupt« 
fäd^üc^  auf  ben  SBafferftrafeen,  ©täbte,  bie  nic^t  an  Äanälen  lagen, 
waren  fo  jiemlid^  toom  SJerfe^re  abgefc^Ioffen.  3Wan  begreift  ba^er, 
bag  ^ammurapi  bie  (Grabung  eined  ^anaU  bid  nac^  ber  fübbabl)« 
lonifd^en  ©tabt  @red^  anorbnete^ 

„Qu  ©in*ibinnam  fprid^,  alfo  (fagt)  ^ammurapi.  Der  [Äanal 
öon  . . . .]  ift  gegraben,  bi*  jur  Stabt  @red^  ift  er  nid^t  gegraben. 
[3Baffer?]  nac^  ber  ©tabt  gelangt  nic^t.  ?luc^  ift  ber  [3)amm?l 
am  Ufer  be«  Äanafe  ber  ©tabt  35uru  ....  eingeftürjt.  2)iefe 
?trbeit  ift  nic^t  juöiel  für  bie  fieute,  welche  bir  jur  Verfügung 
fte^en,  fie  innerhalb  breier  3;age  (au^jufül^ren).  ©obalb  bu  biefe 
lafel  fie^ft,  mit  ber  SRannfc^aft,  weld^e  bir  5ur  Verfügung  fte^t, 
innerhalb  breier  Xage  ben  ^anat  nad^  @rec^  hinein  grabe.  SBenn 
bu  biefen  Äanal  gegraben  ^aft,  fo  tue  bie  Jlrbeit,  bie  id)  bir  ge» 
fc^rieben  ^abe.** 

7)a^  gut  bewäfferte  Sanb  brad^te  reic()Iic^en  (Srtrag.  ^aupt» 
probuftc  waren  ©etreibe,  ©efam  unb  15atteln;  bie  großen  SBeiben* 
^äc^en  bienten   ber  $tel^ju^t.    SBon   ben  ^robuften  bed  lobend 


1)  fting  9h:.  71.  2)  Shtig  9tx.  4.  3)  IHng  fix.  5. 


ilO.  XII,  2  ^>rtefe  ^ammurapt'd.    tanalbau.  7 

lebten  bie  '^etoo^ner,  baDon  mußten  aber  avui)  bie  ^Ibgaben  an  bie 
f)erm  it^  ^nbed,  an  bie  Xtmpü  unb  an  ben  Stüniq  entrid^tet 
tuerben;  benn  ein  fo  gro^ed  unb  too^torganifiette^  9tei(^  toie  bad 
|)antmurapi'^  beburfte  jnt  @r^altung  feiner  Beamten  großer  (Sin« 
fünfte,  bie  burc^  (Srl^ebung  oon  9(bgaben  aufgebracht  n^erben  mußten. 
S)ie  ^[blieferung  üon  ©teuern  fpielt  bal^er  in  ben  liefen  bei^ 
^nig$$  feine  geringe  9ioUe.  ^ux  &nt)fangnaf|me  t)on  Steuern 
entfenbet  ^ammurapi  einen  feiner  fieute  unb  gibt  i^m  fo(genben 
®eleiti$brief  an  feinen  Statthalter  mit\ 

,»3^  ©in-^ibinnam  f^c^,  alfo  (fagt)  ^ammura^i.  3e^t  ^abe 
ic^  Sc^unurKl^ali,  um  bie  Ablieferung  t)on  2)atteln  unb  Sefam 
ju  Deranlaffen,  gefd^idt.  9Rit  juDerläffigen  fieuten  fe^e  bid)  in^ 
SJeme^men.  3)ie  Ablieferung  Don  @efani  unb  S)atteln  mögen  fie 
beranlaffen  ....  (gro^e  Sude).  Sin  Sd^unur^d^ali  mögen  fie 
geben.  3)atteln  unb  Sefam  mögen  fie  abliefern.  S)atteln  unb 
Sefam,  beren  Ablieferung  veranlagt  ift,  mögen  fie  auflaben  unb 
na^  $abel  bringen." 

^a^  (Sinjie^en  ber  Abgaben  erfolgte  burc^  eigene  Steuer« 
einne^mer,  n^eld^e  bie  Steuern  an  ^of  ober  Xem^el  abjufu^ren 
Ratten.  3)ie  Seutc  fc^einen  beö  öftern  ©ro^faufleute  getoefen  ju 
fein.  Sieben  9taturalien  entl^ält  bie  Don  il^nen  abjuliefernbc  Steuer 
aud)  einen  (äelbbetrag.  Sol^e  Sinne^mer,  bie  ni^t  red^tjeitig 
mit  i^rem  (Ertrag  bei  ^ofe  erfc^ienen,  Idgt  ^ommurapi  burc^  Sin« 
ibinnam  fd^leunigft  3U  fic^  berufen^. 

r»3w  Sin*ibinnam  fprid},  alfo  (fagt)  :pammura<)i.  SBegeu 
3c^ep«Sin,  bem  Sefretär  ber  Sfaufleute,  \)Qb^  id)  bir  gefdjrieben, 
i^n  mit  1800  ®ur^  Sefam  unb  19  SWinen  Silber,  feiner  Abgabe  (?), 
abjufenben  unb  (ebenfo)  ben  Sin^mufd^tal,  ben  Sefretär  ber  Ütauf« 
Icute  mit  1800  ®ur  Sefam  unb  7  9Rinen  Silber,  feiner  Abgabe  (?), 

unb  bie bed  (£mpfange$^  unb  ....  abjufenben.    ^u  aber  (er« 

flärteft)  bie  Sefretäre  ber  Äaufleute  fagten:  »6ben  jeftt  ift  (Srnte. 
9laä)  ber  @mte,  ba  toollen  toir  gelten«.  So  fprac^en  fie  ju  bir. 
So  f(aft  bu  gefc^rieben.  Se^t  ift  bie  6mte  vorbei.  Sobalb  bu 
biefe  lafel  fiel^ft,  toie  id^  bir  gefc^rieben,  Sd^ep*3in,  ben  Sefretär 
ber  Äaufleute  mit  feinen  1800  ®ur  unb  19  SRinen  Silber,  feiner 
Abgabe  (?),  unb  Sin^mufd^tal,  ben  Sefretär  ber  Äaufleute,  mit  feinen 
1800  ®ur  unb  7  Söhnen  Silber,  feiner  Abgabe  (V),  nac^  95abl)lon 
fenbe  unb  mit  if)nen   einen   üerläBlic^en  [SBädjter]  beftefle." 


1)  SHng  9h:.  22.         2)  JHng  IRr.  33.  3)  1  «ur  ungefaßt  12G  I. 


8  Qttnft  JHouBer,  STeUf^riftBriefe.  «£).  XII,  2 

^Ski^  biefe  (Sinne^mer  trid^  immer  juüerldffig  toattn,  fc^nt 
aud  einer  ßlage  bed  eben  genannten  @d^et)«@in  ^ert)oriug^n,  ber 
fid^  befd^toert,  bafe  bei  ber  ©nfammlung  öon  Xem))elfteuem  jioei 
feiner  ^oDegen  (Mb  für  fid^  begatten  Ratten,  mSl^renb  man  t)on 
i^m  bic  ganje  feftgefe|te  ©umme  eingeforbert  ^abe*. 

„3"  ©in^ibinnam  fl)rid^,  alfo  (fagt)  ^ammuropi.  ©d^«»@in, 
ber  ©cfrctär  ber  Äaufleute  ifat  mir  folgenbermafeen  berid^tet  @o 
(fügte)  er:  »SBo«  ba«  ®elb  bed  XenMJete  ber  ®öttin  ^ttum  (9Ba^r* 
l^eit),  eingegangen  au«  S)ur-gurguri  unb  bem  ligridufer  betrifft, 
fo  f^at  @te[bi«39{arbuf  baüon  für  fid^  behalten,  ba«  gonje  ®elb 
nid^t  gegeben,  unb  toai^  ba«  ®elb  bed  Ztxtipü^  ber  ®5ttin  ^ttum, 
eingegangen  au«  ber  ©tabt  Stad^abu  unb  i^rem  @>ebiete  anbetrifft, 
fo  ^at  ®imiU9Rarbuf  (bat)on)  für  ftc^  behalten,  ba«  ganje  [®elb] 
nid^t  gegeben.  3)1x6^  t|at  ba«  ganje  (Sielb  ber  $a(aft  jaulen  Iaffen<. 
So  ^at  er  mir  berietet    3Barum ** 

Und)  SBie^  mugte  ald  Abgabe  ju  ,|)ofe  gefd^idt  n>erben,  toie 
mir  ben  ^af^lunQSbt^tf^Un  bed  jkoeiten  92ad^foIger«  £>ammura|)i% 
be«  Äönig«  8lbief(^uc^  entnel^men*. 

(Sinjugc^en  Ratten  bie  ©teuern  ju  beftimmten  3^^^""^^"' 
(betreibe  nac^  ber  (Srntc,  SBoUe  nad)  ber  ©d^affd^ur  u.  d.,  in  be- 
ftimmten SRonaten  bc«  3al&re«.  3)ie«  ISftt  ein  intereffanter  ©rief 
^mmura|)i*d  erfennen,  ber  beftimmt,  ba^  tro^  ber  ©nfügung  eine« 
©c^altmonat«  bie  ©teuer  jur  feftgefe|ten  Qtxt,  b.  ff.  nad^  ?lblauf 
einer  9nja^I  äRonate,  in  Sab^Ion  einzutreffen  l^abe.  SBir  fönnen 
au«  bem  ©(^reiben*  jugleid^  ©d^Iüffc  auf  ben  bamaligen  ©tanb, 
ber  Äolenberteiffenfc^aft  jie^en. 

„3u  ©in»ibinnam  fprid),  alfo  (fagt)  .^ammurapi.  Da  ba« 
3Mir  eine  Seere  auftoeift,  fo  foH  ber  fommenbe  SKonat  al«  ©d^alt* 
ulul  bejeid^net  »erben,  unb  anftatt  bafe  man  fagt,  bie  Abgabe  treffe 
am  26.  Xif^rit  in  95abt)Ion  ein,  treffe  fte  am  25.  ©d^altulul  in 
JBab^ton  ein.** 

3a^Ireid^  erhaltene  üRa^nbriefe  wegen  rüdftSnbiger  ©teuer 
toeifen  bie  gleiche  fc^ematifc^e  gorm  ber  2(u«fertigung  auf;  man 
toax  tooffl  in  ben  fönigli^en  ftanjieien  getoo^nt,  berartige  Urgenten 
abjufd&iden.  3m  folgenben  ©(^reiben  be«  Stönig«  Ämmibitana* 
ift  mit  Äu«na^me  be«  Kamen«  be«  Äbreffaten  unb  ber  Angabe 
ber  rüdftänbigen  Steuer  faft  jebe  SBenbung  formelhaft. 

1)  ITtna  9h.  80.  2)  JKng  9hr.  82,  90.  3)  IKitg  »r.  14. 

4)  Cnneif.  Texts  II,  38. 


«O.  Xn,  2  So^IungdBefe^le.    @4tff»bou.  9 

„3um  ©c^rtftfüfircr  bcr  Äaufmannfd^aft  öon  @i^)pat*3ad^ru* 
tum  \px\a),  alfo  (fagt)  ämmibitona,  bcr  Äönig.  3)cr  Scamtc  für 
bte  SEBoQabKeferung  ^at  mir  folgenbed  jur  ^enntntö  gebracht. 
©0  (fcfltc)  er:  3""^  @cl&riftfä^rer  bcr  Äaufmonnfti^oft  öon  ©ippar* 
Sad^rurum  ^abc  id^  ßcfc^ttft,  ba§  er  feine  Abgabe  an  SBoHe  nac^ 
SBab^Ion  bringen  laffe.  3)ic  SEBofle  feiner  Abgabe  f)at  er  ni(^t 
gcfd^idt<^.  äBarum  l^aft  bu  bie  2BoUe  beincr  Abgabe  nad^  S3ab^lon 
ni^t  bringen  laffen?  Da  bu  fold^c^  ju  tun  bid^  nid^t  gefd^eut 
^aft,  fo  fi^idEe,  toie  bu  biefe  lafel  fie^ft,  bie  SBoIIe  beincr  ?tbgabe 
nad^  ©ob^(on." 

3)er  Äönig  felbft  war  ®rofegrunbbefi^er  unb  bcfafe  ja^Ireic^e 
^rbcn.  ^auptfod^Iid^  tourbc  Äleinöie^  unb  bcfonbcr^  @^afc  ge«» 
jucktet,  beren  SBoHe  man  auf  bie  mannigfac^fte  %rt  t)crtt>enbete. 
95ei  bcr  jä^rlid^  ftattfinbcnben  ©d^affd^ur  würbe  SBoUe  für  ben 
$)of  gefammelt  ©ammurapi  fümmerte  fid^  felbft  barum,  ha%  bie 
?(rbcit  orbnungdgemäfe  bon  ftattcn  ging^ 

„3"  ©in*ibinnam  f))rtc^,  alfo  (fagt)  ^ammurapi.  SKcnbibum, 
6nUIba»ti  unb  SWafc^parum  ^aben  fo  gefd^rieben,  folgcnbcrmafecn 
(crf(ärten)  fic:  *@in*ibinnam  ^at  ung  —  Seutc  jum  ©d^affd^cren 
gegeben,  fieute,  wcld^c  un§  jum  ©c^affd^eren  beftimmt,  finb  für 
ba^  —  bc^  Sie^Ä  ju  wenig«,  ©o  fd^rieben  fic.  SluÄrcid^enbe 
Seutc  beftimme,  fc^ncU  möge  baö  S^affd^eren  bon  ftattcn  gc^cn(?)." 

3)er  Iran^port  t)on  SBarcn  gcfd^a^,  wie  bereite  erwähnt,  in 
SBab^Ionien  faft  au^fd^Kc^id^  auf  bem  SBafferwege,  auf  ben  ja^t^ 
reid^cn  Äanälcn,  bie  bad  fianb  burc^jogen.  3"  ©d^iff  langte  ba* 
^cr  aud^  bcr  ^roöiant  für  bie  SRcftbcn}  unb  bie  für  ben  §of  be* 
ftimmten  ®ütcr  an.  3n  einem  ©riefe  befiehlt  ^ammurapi,  ba§ 
eine  änjabl  ©d^iffe  ju  einem  bcftimmtcn  Xcrmin  in  Sabcl  ein* 
jutreffen  babc.  (Äing  9?r.  40.)  Sin  anberer  orbnet  bie  fd^Icunige 
%bfenbung  üon  Seuten  jur  @rbauung  üon  ^^rjeugen  an.  Der 
JBrief  -  ftingt  jicmlid^  •  ungnfibig,  anf ^cinenb  war  ein  früherer  Auf- 
trag bcd  Aönigd  nid)t  befolgt  Worben. 

^3"  ©in*ibinnam  fprid^,  alfo  (fagt)  ^ammurapi.  Saribatum 
^at  folgcnbcrmaßen  gefpro^cn,  fo  (crflärtc)  er:  »Die  ©d^iffsleutc, 
weld^e  mein  ^err  gef orbert  (?),  ^at  man  biö  iefet(?)  nii^t  ge- 
geben. Die  ©c^iffe  fonnte  i^  nid^t  mad^cn<  fo  fprad^  er  ...  . 
SBcnn  bie  Sd^iffe  bi«  je^t  nid^t  öcrfcragt  finb,  wann  werben  fic 
bcnn  gemad^t  werben?    9Im  Xagc,  wo  bu  biefe  lafcl  fic^ft,  foUft 

1)  fting  9Jr.  25.  2)  «ing  Wr.  75. 


10  C^nft  mauhtx,  ^itfc^riftbritfe.  9(D.  XII,  2 

bu  bie  Schiff  bleute  bed  Xaribatum  jurücterftotten,  ba^  er  feine 
@(^iffe  verfertige.  SSenn  bu  bie  Sc^iffdleute  nid^t  eilenbd  jurficf* 
erftatteft,  fo  »irb  ber  (^baraud  entfte^enbe)  (Schaben  (?)  bir  jur  fiaft 
faBen,  fieute,  foöiel  bu  für  bie  Schiffe  gegeben  ^aft  unb  je^t 
geben  follft  .  .  .  .,  befief)t  unb  laffe  bringen." 

9Wit  berfelben  Umfielt,  mit  ber  ^mmurapi  für  bie  Setoäffe* 
rung  beä  fianbe^  unb  ben  ©niauf  ber  Steuern  forgte,  befümmerte 
er  \\d)  aud^  um  bie  anberen  9{egierung^nge(egen^eiten.  @r  über« 
toad^t  bie  öffentlichen  Arbeiten  unb  beftimmt  äuffe^er  bafurK 

„Qu  Sin^ibinnam  fpric^,  alfo  (fagt)  .^ammurapi.  ©ie^e  id( 
^abe  ©imillum,  ben  [SKerffü^rer]  öon  8arfa  gefanbt,  bie  SBerfleute 
öon  2arfa  übergib  i^m,  mit  bem  SBerffü^rer,  feinem  ÄoHegen,  möge 
er  arbeiten  Inffen." 

6inen  breiten  9laum  unter  ben  Kegierungggefc^äften  ipam* 
murapi'd  nal^m  feine  richterliche  Jätigfeit  ein.  ßu  SInfang  feiner 
großen  ®efe^e^fammlung  rü^mt  fic^  ber  Sönig,  baft  —  ^um  Stecht 
im  ^iianbe  aufgeben  ju  laffen,  ben  99öfen  unb  ^eüler  ju  Der«* 
nidt^ten,  um  ju  üer^inbem,  bafe  ber  Starfe  bem  ©^»ac^en  fc^abe"  — 
bie  ®ötter  9(num  unb  @Qi(  i§n  berufen  Ratten.  äRan  fönnte 
leicht  geneigt  fein,  in  biefen  ©orten  blofee  5pt)rafen  ju  fe^en. 
2)a^  bicÄ  nic^t  ber  3all  gemefen,  bafe  ber  Äönig  wirflid^  beftrebt 
tt)ar,  ein  geredeter  ^errfc^er  ju  fein,  an  ben  feine  Untertanen  ficfi 
oertrauendüoQ  n^enben  tonnten,  bai^  jeigen  beutlic^  feine  ^Briefe. 
Sie  beloeifen,  baß  ee  ben  $)ab^(oniern  freiftanb,  faQd  fie  bei  i^rem 
^eimifc^en  ®eric^te  fein  dted^t  erlangen  tonnten,  fic^  bitett  an  ben 
Jlönig  JU  n^enben.  @o  orbnet  ipammurapi  bie  93orIabung  üon 
3eugen  ju  $of  an,  um  einen  Stec^tdftreit,  in  bem  ein  SRann 
namend  Sin^rabi  an  ben  jtönig  appelliert  l^atte,  fetbft  ju  ent« 
fc^eibcn-. 

rrB"  Sin-ibinnam  fpric^,  alfo  (fagt)  ^pammurapi.  Söaö  ben 
(Sin^^rabi  anbetrifft,  ben  bu  mit  92ur->3fd^tar  gefc^icft  ^aft,  fo  ^at 
man  biefen  ©in^^rabi  üor  mic^  erfc^einen  taffen.  Über  Sbin-Sin 
^at  er  mir  berichtet.  3e^t  fcf|icfe  ic^  biefen  @in«rabi  ju  bir. 
3bin«®in  unb  bie  ß^^^S^"'  meiere  er  bir  nennen  mirb,  foKft  bu  ju 
mir  ft^iden." 

^er  folgenbe  Srief  legt  ß^ugnid  uon  bem  @erecE|tigteitdgefü^( 
be«^  jtönigd  ab.  Sr  befiehlt  ©in^^ibinnam  einen  ^ojejs  unpar« 
teiifct),  ben  Sa^ungen  gemä^  ju  Snbe  ju  führen  ^ 

1)  l^ing  9t.  7.  2)  mng  9h.  2.  8)  JHng  9h.  19  (Oflt.  t(bb.). 


tUD.  XII,  2  9Ii(^l»lii^c  anorbnungcii.  11 

„3"  ©in-ibinnam  fprit^,  aI|o  (fagt)  §ommurapi.  I^er  Dttö« 
t>OTftet|er  Don  Snebem  |at  mir  über  ben  iE|m  jugefugten  ®d)aben 
berichtet.  Segt  f^icfe  ic^  biefen  Crt§Oor|"t(^et  uon  3Rebem  ju  btr. 
llntnfut^e  feine  Sac^e,  fd)i(fe,  ba§  man  feinen  Gegner  bir  fenbe. 
Siecht  gemäß  ben  @aßungen  tafi  fte  emt)faiigen.'' 

3)ie  monniflfaltigften  iRedjtäftieitigfeiWn  nserbeii  in  ben  Briefen 
ttti  Mniqß  berührt.  @in  iS^ieiben  j.  @.  uerEiitft  einem  gläubiger 
jur  lang  ermarleten  Stüdja^lung  einer  (Ji^tieibefc^ulb '. 

„3"  Sin-ibinnom  fpric^,  alfo  (fagt)  ^mmurapi.  3luf(^u* 
i6t,  ber  Kaufmann  ....  f^at  mir  fo  berichtet,  folgenbermagen 
(faßte)  er:  »30  ®ut  ö^be  iäf  bem 
SBorfte^er  (?)  Sin-magir  gegeben. 
©eine  ;(©d|ulb)tafel  befifee  it^.  Seit 
3  Sagten  fteDe  ii^  an  i^n  gorbecung, 
ba^  ®etteibe  gibt  er  nid|t  ^et.<  So 
^at  er  mir  berichtet.  Seine  lafel 
tiabe  iti^  gefetien,  bai  @etreibe  unb 
bie  3'"f*"  "nöfl^  ©in'magir  geben, 
bem  3In|(^U'tbi  gib  fie." 

^iebfta^I  tion  betreibe  aai  ben 
Speichern  roat  in  ^b^Ionien  nid)t 
feiten,  ^ad  @efe^bu(^  ^ammurapi'8 
fie^t  au^brflcflid)  Strafen  gegen  berar< 
tige  ^erge^en  Uor,  menn  betreibe  in 
einen  fremben  Speicher  gut  Stufbema^' 
rung  gegeben  morben  mar,  unb  ber 
SSefißer  be«  Speit^rö  firf|  an  bem 
emben  Wüte  Detgriff.  @o  ft^eint  e« 
^ummumum  (ber  „Xaube")  ergangen  (aus  bem  Siitiii^cii  aSufeum). 
ju  fein,  fltä  er  fein  ©etreibe  fremben 

^änben  ant»ertraute  unb   f^lie||Ii(^,    um  fein  91e(^t  ju  erlangen, 
ben  fflönifl  anrufen  mufete'. 

„3"  Sin°ibinnam  fprid),  alfo  (fagt)  .^ammurapi.  itummu* 
mum  ber  9Jippuräer  ^at  mir  fo  berichtet,  folgenbetmafeen  (fügte) 
ei:  i^n  llnabum  ^abe  i(^  70  @ur  (Sktieibe  in  einem  Spei(f)er 
oufgefd^üttet.  äuef-ili  ^at  ben  Speicher  geöffnet,  (betreibe  [boS  it^ 
aufgefc^üttetVJ  genommen.«  So  tfat  er  mir  berichtet.  3egt  fc^ide 
irt)  biefen  itummumum   ju   bir.     St^irfe,   bafe  man    bir  ^JlneMli 

1)  IKns  9lT.  24.  2)  fting  Hr-  12- 


12  il^rnft  StlavUbtv,  fieilf4nft6riefe.  $10.  XII,  2 

fcnbc.    35a^  ®ctrcibc,  ba^  ÄöcUili  genommen,  erftattc  bcm  Xum* 
mumum." 

3Son  ben  üorftcl)enben  offijicllen  ©riefen,  Urf unben  ber  ®taat^* 
öertooltung,  toenbcn  ttJtr  und  nun  ben  altbab^tontfd^en  ^rtt)at* 
Briefen  ju,  jenen  3;ejten;  bic  aud  ben  Sürgerfreifen  ftammenb,  ge* 
fd^äftKd^e  ober  familiäre  Siad^rid^ten  enthalten.  3i^r  Sn^alt  ift 
nod^  mannigfaltiger  afö  ber  ber  Äönigdbriefe,  tt^enn  fie  aud^  nid^t 
ba§  gleiche  Sntereffe  toie  jene  beanfprudien  bürfen,  fo  finb  fie 
bennod^  burd^aud  nid^t  o^ne  Sßert  für  bie  ^ulturgefd^id^te.  ®ie 
jeigen  bad  Seben  unb  treiben  ber  9ett)0^ner  SlUbab^Ioniend,  il^re 
©orgen  unb  SKü^en  im  tdgltd^en  ßeben.  3)ie  ^riöatbriefe  unter* 
fd^eiben  fid^  fd^on  in  ber  gorm  öon  ben  föniglid^en.  SBie  ^eut* 
jutage  in  ber  änrebe  unb  am  ©c^Iuffe  öon  ©riefen  gettjiffe  fte^enbe 
^öfIid|feitdformeIn  gebraud^t  ioerben,  fo  ^aben  aud^  bie  altbabt)« 
lonifd^cn  ?ßriöatbriefe  i^re  formelhaften  ©nfeitungen;  am  ©d^Iuffe 
ber  ©riefe  fe^It  hingegen  meiftend  jebe  abf^Iiefeenbe  Söenbung. 
©ei  ben  Äönigdbriefen  fann  baS  g^^ten  berartiger  gotmeln  natür* 
lid^  nid^t  auffaQen,  benn  ber  Sönig,  ber  ate  ©elbft^errfc^er  feinen 
Untergebenen  ©efe^Ie  gibt,  loürbe  fid^  in  feiner  SBürbe  Vergeben, 
»enn  ec  längere  ©egendtoünfd^e  an  biefe  rid^ten  mürbe.  3n  ber 
?lnrebe  an  ben  Slbreffaten  »irb  für  geioö^nlid^  nid^t  beffen  9lame 
genannt,  er  toirb  blo^  aU  „©ater",  „©ruber"  bed  Slbfenberd  be* 
.jcic^net,  toomit  aber  in  ber  Siegel  fein  toirflid^eö  ©erloanbtfd^aftd* 
üer^dltnig  gemeint  ift;  mit  „©ater"  foH  ber  ©mpfönger  nur  aU 
eine  für  ben  ©rieffd^reiber  öere^rungdtoürbigc  5ßerfon  ^ingefteÜt 
toerben,  toä^renb  ©ruber  bie  gebröuc^lid^e  Stnrebe  unter  ©efannten 
ift.  3)ie  Slrt  ber  ©inleitungdformel  fann  aud  folgenbem  ©rief,  in 
bem  ein  jur  Äanalarbeit  beorberter  SKann  feinen  „©ater"  um 
Überfenbung  oon  ßebenömitteln  erfud^t,  entnommen  »erbend 

„3u  meinem  ©ater  f))ric^,  alfo  (fagt)  ßiniri-erac^.  ©d^amafc^ 
unb  ÜKarbuf  mögen  auf  bie  3)auer  ber  J^age  bic^  am  ßeben 
erhalten,  mögeft  bu  gefunb  fein. ,  (Um  mid^)  nac^  beinem  ©efinben 
(ju  erfunbigen)  §abe  id^  gefd^rieben,  bein  ©efinben  fc^reibe.  —  3ladf 
Dur'^Sin  jur  ?(bbämmung  bed  nar  bitim  bin  id^  bcorbert.  Slm 
Crte,  an  bem  ic^  mic^  befinbe,  ift  g'feifd)  jum  (Sffen  nid^t  öor* 
Rauben.  Se^t  ^abe  id^  Vs  ®^^^^^  ®elbed  geftegelt  unb  bir 
bringen  laffen,  für  biefed  ®e(b  gute  ^f^e,  irgenb  etn^ad  jum 
(äffen  laffe  bringen." 

1)  Rec.  de  trav.  XVI,  189. 


«C.  XII,  2  ^t^atbtiefe.    SeUige  be«  (S^efoitgenen.  13 

©i^tueifen  fc^It  ?lnrcbc  unb  jeglid^c  ©ru^formcl  in  bcn  ©riefen, 
bic  Jlbreffc  ftanb  aber  in  biefen  gdllen  auf  bcr  ücrloren  gegangenen 
lon^üße.  So  beginnt  eine  Sitte,  ein  ©d^iff  auf  feine  5^randport- 
fä^igfeit  ju  unterfud^en,  furj  f olgenbermafeen  ^ 

„Üb  (?)  latum,  ber  Äoufmann,  ®o^n  t)on  Cifd^-Slunu,  f)at  bad 
©d^iff  beä  3bbatum,  beö  ©d^iffer^,  gemietet,  um  nod^  Söab^Ion 
^inaufjufa^ren.  Säie  er  ba«  ©c^iff  anlegte  (fprac^  er):  tSiö  je^t 
^at  ed  S^zQd  getragen  unb  je^t  ^aft  bu  ed  jum  ^ü^ren  t)on 
©aßen  anvertraut.  95i«  je^t  f)at  e^  ä^^Ö^^  getragen  unb  je|t 
f^idft  bu  cd  jum  gurren  öon  ©aßen,  ©ei  meinem  ^au|)te,  ei^ 
^at  ftc^  unüerfe^rt  erhalten,  c  3)en  genannten  3bbatum  fd^ide  i^ 
ju  bir,  unterfud^e  bad  ©d^iff  gefäßigft  unb  übergib  ed  i^m,  nac^ 
©ippar  nimm  t^** 

3>er  Äbfenber  ber  nac^ftel^enben  SRa^nung,  einen  öerfprod^enen 
^Beitrag  für  Opfer  ju  fenben,  ^at  bieUeid^t  nidf|t  unabfid^tlid^  jegttd^c 
(Sinleitung  unterlaffen*. 

^©nttoeber  einen  ßi^fl^t^od  für  bie  Opfer  ober  ®elb  fd^ide, 
in  Äifd^  fa^  ic^  bid^  ni^t.  5)en  8urfd|en  fd^icfe  nid^t  leer  »eg. 
aßonat  UIuI,  9,  lag,  3a^r,  ba  fiönig  ammijabuga  bie  STOauer 
ämmigabuga.  (©iegel  bed  2lbfenber«)  3bni*aD?arbu!,  ©d^reiber, 
Diener  SRabu'd." 

Der  2e£t  ift  megen  ber  hinzugefügten  Datierung  äugerft  be« 
merfendttjert,  ba  fid^  eine  foldfe  in  ^ßriöatbriefen  fonft  faft  nie 
finbet. 

©inen  nic^t  unintereffanten  ©eitrag  jur  attbab^Ionifd^en  Stultur* 
gefd^id)te  liefert  ber  ©rief  eined  Oefangencn®,  ber  einem  unbe« 
tannten  Sbreffaten  fein  fiod  fingt  ^anHieit  unb  junger  Ratten 
i^n  ^eimgefudjt,  i^Ieibung  fe^Ie  i^m,  nid^t  megen  eined  gemeinen 
Serbrec^cnd,  SRaub  ober  ©nbrud^,  fei  er  eingefpcrrt,  fonbern  eined 
unglüdfeligen  ©orfalled  koillen.  Der  ^breffat  ^abe  i^n  aufd  jen« 
feitige  (Sup^ratufer  gefanbt  unb  ba  feien  ©ebuinen  ber  SBüfie  i^m 
entgegengetreten.  SBad  ber  ©d^reiber  mit  le^terem  Kudbrude  an* 
beutet,  entgel^t  und.  ®anj  unfc^ulbig  fc^eint  er  nid^t  getoefen  ju 
fein,  toenn  er  and)  bie  toa^re  Urfad^e  ju  Der^üQen  trad^tet. 

„3w  meinem  ^erm  fprid^,  alfo  (fagt)  SBel^^fd^unu,  bein  Äned^t. 
©eitbem  ic^  im  ^aufe  bed  SBefirä  eingefperrt  bin,  ^aft  bu,  mein 
^rr,  mid^  am  Seben  eri^alten.  äBad  ift  benn  ber  @runb,  ba^ 
feit  5  SDtonaten  mein  $err  @(eid^gültigfeit  gegen  mic^  gefaxt  ^at? 

1)  Caneif.  Text«  IV,  82b.  2)  VS.  VII,  9»  (Ungnob  @.  58). 

3)  Cnnaf.  Textt  IT,.  19. 


14  <£tnft  fitauber,  ShUfc^tiftbriefe.  «O.  Xn,  2 

3)ad  ^aud,  in  bcm  ic^  eingcfpcrrt  bin,  ift  ein  ^ou^  ber  3iot 
3e^t  f)abt  \d)  ERar^abuQi  einen  93rief  ju  btr,  meinen  ^erm,  bringen 
laffen.    3G8ie  bu,  mein  iperr,   mic^  am  Seben  er^Iten(?)  ^aft,  fo 

fc^ide  (auc^  jegt)  unb  baS  ©efängniö, toill  id^  bir  jum 

©eflen  gereichen  laffcn.  3luci^  bin  id|  fronf  ....  meinet  ^errn 
fei  tjor^anben.  (betreibe  unb  ®emüfe)  \d)\dt,  bafe  ic^  nid^t  fterbe. 
©(^ide  auc^  ein  ®etoanb,  ha^  id)  meine  ölöfee  bebecfe  unb  — 
tt)egen  meinet  ^errn  toirb  mir  fein.  V.,  ©d^efel  Silber  ober 
2  9D?inen  SBoUe  f^icfe  burd^  il^n,  für  meine  ?[rbcit  möge  er  e« 
bringen.  3D?ar*abuUi  werbe  nic^t  mit  leeren  Rauben  meggejagt 
SBenn  er  mit  leeren  öänben  »eggejagt  wirb,  werben  bie  §unbe 
mirf)  freffen.  S33ie  bu  mein  $)err,  fo  wiffen  bie  Sewo^ner  öon 
©ippar  unb  Sab^Ion  in^gefamt,  bafe  ic^  nidjt  beim  SRauben  feft* 
genommen,  noc^  bei  einem  ©nbrud^  ergriffen  würbe.  5)u,  mein 
^rr,  lie^eft  mirfj  Öl  nad^  bem  jenfeitigen  Ufer  bringen,  ba  traten 
mir  bie  ©utu  entgegen  unb  ic^  würbe  feftgenommen.  6in  gün^ 
ftige«  SBort  üor  (?)  bem  SBefir  beö  Äönigö  f^ric^  ....  auf  bafe 
id^  im  ^aufe  ber  Slot  nic^t  fterbe.  1  da*  Dl  unb  4  Qa  ®alj 
fc^icfe,  Wad  bu  fräl^er  gefc^icft  ^aft,  ^at  niemanb  abgeliefert.  9Bad 
immer  bu  fd^idft,  fd^ide  cilenb^  {?).** 

9lu§  bem  ®cfe^bud^e  ^ammurapi'ö  wiffen  wir,  bafe  ba^  babtj* 
lonifc^e  SSolf  fic^  in  brei  ©tänbe  gliebertc,  bie  ©belleutc  (?ßatri* 
jier),  SKinifterialen  unb  bie  ©Haben,  baneben  ejiftiertcn  jeben» 
faQ^  freie  ^anbwerfer  in  ben  ©tabten.  Sin  auö  ber  Öegenb  t)on 
Mithat  ftammenbeö  ©d^reiben,  baö  an  einen  ©betmann  gerid^tet 
ift,  beleuchtet  biefe  gefellfd^afttic^e  Gruppierung.  T)en  SRinifterialen 
würbe  gegen  firieg^bienftberpflic^tung  Sanb  jum  Selben  übergeben, 
über  biefen  ^runbbefi^  Ratten  fie  fein  freiem  Serfügungörec^t,  fie 
burften  i^n  nid^t  Derfaufen  nod^  oljne  ©rlaubniö  oerpad^ten;  ber* 
nac^läffigten  fie  i^n,  fo  fonnte  i^nen  bag  fielen  entjogcn  werben. 
Der  im  erwähnten  ©riefe*  genannte  ©in-ibinnam,  oon  bem  ein 
gelb  aU  5ßac^t  bem  äbaram  (berfelbe  9?ame  wie  ber  beiJ  ^triar* 
c^en)  üerfc^ricben  wirb,  ift  ein  fold^er  SKinifteriale.  Über  83er« 
änberungen  feineijJ  Se^enöbcfige^  wirb  ba^er  nur  im  SBeifein  eine^ 
militärifd^en  gunftionorö  entfc^ieben. 

„3""^  Sbelmann  fprid^,  alfo  (fagt)  ®imil-90?arbuf.  Sc^amajc^ 
unb  ÜÄarbuf  mögen  bid^  am  2cben  erhalten,  mögeft  bu  wo^Ibc« 
galten  fein,  mögeft  bu  leben.    S)ein  ©d^ufegott  möge  bein  f^aupt 

1)  1  Oa  ungefaßt  0,4  1.  2)  VS.  VII,  198  (Unflnob  6.  59). 


910.  XII,  2  Serfaguna  fiber  ein  £e^.  15 

jum  @uten  ergeben.  (Um  mic^)  nad^  beinern  äBo^Ibefinben  (ju 
erlunbigen)  l^abe  id^  gefd^rieben.  2)ein  äSo^Ibefinben  möge  t^or 
©c^mafd^  unb  iKarbu!  bauernb  fein.  —  SBegen  ber  400  Sar  gelb 
bed  Stn^ibinnam,  bie  bem  9(baram  urfunblid^  ju  üerfc^reiben,  bu 
Sotfd^ft  gefanbt  t^a^t,  ftnb  ber  gfclbtoebel  (?)  unb  ber  ©(^reiber 
erfc^ienen.  Diefcn  ©in^ibinnom  berief  id^.  400  ®ar  gelb  für 
9(baram,  mie  bu  93otfd^ft  gefanbt,  Derfc^rieb  ic^  urfunbK^. 
@(egen  beine  ^otfd^aften  Der^alte  id^  mid^  nic^t  ablel^nenb." 

S^eüor  mir  biefe  Heine  Sludma^I  attbab^Ionifc^er  SBriefe 
fc^Ite§en,  fei  no^  ein  ©(^reiben  ^  miebergegeben,  bad  megen  feinet 
freunbfc^aftlid^en,  järtlid^en  3;onc^  faft  old  ber  dltefte  Sicbeöbrief 
gelten  lönnte.  3)er  3lbfenbcr  flagt  feiner  bibe  (ein  fiofename  für 
bie  QkLttin  ober  beliebte),  ba^  er  fie  Vergebend  in  Sab^Ion  ge« 
fu^t  unb  bittet  fie  bringenb  ju  einer  beftimmten  3«it  bort^in  ju 
tommen,  bog  feine  93etrübnid  meiere. 

„3u  meinem  iperjc^en  f<)rt^,  fo  (fagt)  ©imil^üRarbuf.  ®c^a* 
mofc^  unb  3)tarbuf  mögen  bid^  um  meinetmiUen  am  Seben  erhalten. 
(Um  mid^)  nac^  beinem  SBefinben  (}u  erfunbigen)  ^abe  ic^  gefc^rieben. 
Dein  SScfinben  fd^reibe.  —  9iac^  Sab^Ion  begab  id^  mi^.  Siid^t 
fa^  id^  bid^,  gar  fel^r  marb  id^  betrübt.  9?ad^rid^t  über  bein 
fiommen  fenbe,  ba§  idf)  mid)  freue.  3m  STOonat  9lrac^famna 
fomme.  Um  meinetmiUen  mögeft  bu  auf  bie  2)auer  ber  Xage 
leben." 

SRit  bem  (£nbe  ber  ^ammura))ib^naftie  bricht  über  93ab^(onien 
eine  3^^^  ^«^  SBirren  herein.  3)ie  JSaffiten,  ein  SSoIf  t)on  noc^ 
unaufgeflärter,  ni^t  femitif^er  ^erfunft,  beren  SSorbringen  fid^ 
fc^on  unter  ^ammurapi'd  9lad^foIger  fül^Ibar  gemalt  ^atte,  nehmen 
t)om  Dften  ^er  SBabt)Ionien  in  $efig.  Q^nen  mefentlidfen  (Sinf(u^ 
auf  bie  ^ulturentmidlung  Sab^Ioniend  ^aben  jeboc^  biefe  fremben 
©roberer,  beren  iperrfc^aft  ungefähr  Don  1700—1170  b.  6^r. 
baucrte,  nic^t  genommen,  fi^  öielme^r  ©prad^e  unb  Sultur  ber 
UntertDorfenen  }u  eigen  gemad^t.  SBir  ^aben  fd^on  gefe^en,  meiere 
äioUe  unter  ^ammurapi  bie  großen  SEempel  afö  9}2ittel))un!t  bed 
^anbete  unb  $er!e^rd  fpielten;  bie  ftaffitenjeit  f)ai  baxan  mdft^ 
geänbert,  bie  äRad^t  unb  SBebeutung  ber  Tempel  f^eint  oielme^r 
nod^  getoac^fen  ju  fein.  3(udgrabungen  an  ©teOe  ber  alten  füt« 
bab^Ionifd^en  ©tabt  9tippur  i^abtn  bie  9Iefte  bed  ^aupttempeld, 
ber  bem  ®otte  (Sniil  gemeint  mar,  gutoge  geförbert.    Unter  ben 

1)  Rec.  de  trav.  XVI,  .189. 


16  emfl  Stlaubtx,  ftcilfAriftbriefc.  «O.  XU,  2 

5;rümmcrn  fanben  fic^  grofee  SJicngen  öon  fteilfd)rifttäfclc^cn,  reli* 
giöfe  unb  lejifalifc^c  lejtc,  ©d^ülcrarbcitcn,  ftonttahe,  alle  auiJ 
bcr  SBibliot^cf  bcö  Xcnipcfe  ftammenb.  ?lwd|  Söriefe,  jur  3;ein})et* 
forrefponbcnä  gehörig,  finb  unter  biefen  legten  aufgetaucht.  3!)ie 
meiftcn  Sriefc  fd^einen  an  ^M^ftionärc  bed  Xempefö  in  gefc^äft* 
liefen  ober  abminiftratioen  ?(ngelegent)eiten  be^  ^eiligtumö  ge* 
ri(f|tet  äu  fein,  bod^  befinbet  fid^  unter  ben  bi«  je^t  befannt  ge^ 
worbenen  auc^  ein  ©rief  eine^  Äaffitenfönig^  an  einen  feiner 
©eamten.  ©inige  ^oben  »erben  bie  Wct  biefer  ©riefe,  für  toelc^c 
bie  (Sinleitunggformel:  „3n  bie  Oegenloart  meine«  ©errn  möge  ic^ 
fommen"  c^arafteriftifc^  ift,  näl^  jcigcn. 

3wnäc^ft  fei  ber  mertoürbig  überfd^mänglic^e  Anfang  eineö 
©riefe«  mitgeteilt,  öon  bem  man  ba^er  aud^  öermutet  ^at,  bafe  er 
an  ben  Äönig  gerichtet  fei*. 

„?tn  meinen  ^rrn,  ^erüorragenb  an  Ätaft,  ©t^rofe  öom 
^immel,  ber  ©träfe  nic^t  fenbet,  ben  ^Iben,  ©tarfen,  Umfic^tigen, 
fiic^t  feiner  ©rüber,  ber  be«  ©lanje«  waltet,  über  SRfic^tige  unb 
ängefe^ene  ^errf^t,  ©))eife  be«  ©olfe«,  ©d^fiffel  ber.  STOenge,  ben 
3D?ann^aften  unter  feinen  fieuten,  bem  änu,  ®nlil,  @a  unb  bie 
©elitnli  ein  ämt  ooU  ®üte  unb  ®erec^tig!eit  öerlie^en  l^aben,  }u 
meinem  ^^erm  fprid),  fo  (fagt)  Salbu,  ber  ©taub  unb  Snec^t,  bcr 
bid^  liebt,  (^olgt  ein  ©erid^t  über  Überfc^roemmungen  in  ber  ©tabt 
3Kannu*gir*»Slbab  u.  a.)." 

©on  ben  ©riefen  gefd^dftlid^en  3nl^alt«  möge  ein  ©erid^t  über 
©au*  unb  SBeberarbeiten,  ben  ein  gett)iffer  [3mgu]rum  abgefanbt, 
ein  ©üb  geben®. 

„3)ein  Wiener  [3mgu]rum,  in  ®egenn>art  meine«  $errn  möge 
ic^  fommen.  ®em  |)aufe  meine«  ^erm  ift  SBo^Iergei^en.  6000+ 
.  .  .  ßiegel  finb  bi«  jum  4.  geftric^en  morben.  3c^  ^abc  1000+ 
.  .  .  Qi^Qtl  jum  ©ingang  ber  Orabung,  an  ber  ic^  arbeite, 
bringen  laffen.  3m  SWonat  3;ifd)rit  »erbe  id^  ba«  gunbament 
legen,  bie  rüdtofirt«  befinblid^e  SWauer  f)ab^  iä)  abgeriffen,  20  Siegel- 
Raufen,  bie  übrig  geblieben,  »erbe  ic^  nieberreifeen  unb  abtragen  (?), 
10  000  3iegel  ^aben  bie  3iegelarbciter  (?)  oerfertigt,  feit  bem  4. 
tiaU  x6)  mit  3iegelftreid^en  ein  ®nbe  gemacht  (?)  unb  ^abe  fie  jum 
rüdtoärtigen  5;eil  be«  ©dilac^t^aufe«  bringen  (äffen.    SBegen  ber 

Shi^efammern  (seil,  für  bie  ®ötter),   »elc^e  inmitten  ber , 

au«  »eichen  mein  ^err  au«juaie^en  (seil,  mit  ben  ®ötterbilbem) 

1)  Vtahau  9lx.  24.  2)  dtabau  9h.  28 


9(0.  XH,  2  »riefe  bet  ftaffttenaeit.    ^mamafunb.  17 

geboten  f^at,  fo  tft  e^^,  nad)bciti  id)  in  bcn  Xcjtcn  (Jinfic^t  ge* 
itommcn,  im  3Konat  UIul  günftige  ^tit  au^jujic^cn.  SRcin  ^rr 
möge  SBcfcf|t  fenben,  tpcnn  c^  (3^i0  ä""^  Slu^jieticn,  ipiE  ic^  c« 
tun  ...  .  uftp." 

S)cr  folgenbe  t)on  einer  grau  abgefanbtc  ©rief  forbcrt  Don 
3nanni,  einem  ^o^en  3^empeIfunftionär,  in  energifd^cr  SBcife  bie 
^Xuöjaf)Iungcn  öcrfd^icbcncr  iJö^nungcn\ 

„3u  Snanni  fpric^,  fo  (fagt)  3nbi-?liri.  3  ®ur  ®crftc  bcm 
3bin*9icrgQt  gib.  SBöfe«  foUft  bu  mir  nic^t  äufäS«"-  28a^  id)  i^m 
gejagt  ^abe,  möge  er  nehmen  unb  wegbringen.  Unterhalt  für  bie 
33äder  bem  ©in^ffa^ra  gib.  4  ®ur  (Serfte  ber  Dini,  bcr  %o6)Ux 
be«  Stbiie,  gib." 

SHein  priüaten  3n^aItJJ  ift  ein  ©einreiben,  in  bcm  jemanb 
bringcnb  um  Stu^funft  über  bcn  ©crMctb  öon  (betreibe  crfuc^t*. 

wgolgenbcrma^en  fpric^t  bcin  SBater.  ©ei  nic^t  ^od|mütig 
unb  »enn  bu  barübcr  unterrichtet  bift,  fd)idc  SSerid^t  für  bcn  93e* 
fi^cr  be«J  ©etreibeö.  SSerid^t  bcm  Sefi^er  beö  ©ctrcibcö  wiÜ  ic^ 
geben."  — 

(Srtoäl^nt  fei  ^ier  noc^  eine  gro^c  Sammlung  üon  Äeilf(^rift* 
briefcn,  bie  nidjt  eigentUd)  bcr  bab^Ionifc^^aff^rifd^cn  95ricftitcratur 
im  engeren  ©inne  jujujä^Icn  finb,  bie  fogcnanntcn  9lmarnobricfc*. 
S)ie  Icjtc  fiabcn  xijxtn  9?amcn  nad)  bem  Junborte  Xell  cl  9lmama 
in  ?i[g^pten,  bercinft  bie  SRcfibcnj  bc^  Äönig§  Slmcnopl^tö  (@(^e* 
naton)  IV.,  au^  bcffen  ?lrcftiö  fic  ftammcn.  ®^  finb  bicö  SPriefc, 
bie  }mifd)en  bcn  ^errfc^ern  ^tg^ptcnö  unb  üRcfopotamicnö,  bcn 
SDWtannifönigcn ,  gemcc^felt  würben;  öor  allem  aber  ©c^reiben 
fprifc^cr  unb  patäftinifdjer  SSafallcnfürftcn  an  bcn  äg^ptifdjcn  ^of. 
^cr  Junb  war  nic^t  nur  öon  eminenter  Sebcutung  für  bie  ftennt* 
nid  bcr  politifc^cn  ©cfc^ic^tc  bcö  15.  unb  14.  öordjriftlic^en  Sa^r* 
^unbcrt«^,  fonbcrn  f|at  aud(  auf  bie  (Scfamtauffaffung  ber  ftultur* 
cnttoidlung  bcd  norbcrcn  Dricntö  umwäljcnb  gemirft.  3)cnn  bcr 
Umftanb,  bafe  felbft  bie  Äönigc  tgtiptcnd  unb  bie  dürften  ^ßaläftinag 
fic^  im  biplomatifc^cn  SScrfc^rc  bcr  Äeilfd)rift  unb  bcr  bab^Ionifdjcn 
Sprache  bcbicntcn,  jcigt  in  übcrrafc^cnbcr  3Bcifc  bie  9?ad)^altigtett 
be§  babplonifc^en  ftuttureinfluffcö  auf  bcn  gefamten  Orient. 

?lud  bcn  folgcnbcn  3a^rt|unbcrtcn  finb  feine  93ricftejtc  jutage 
gefommen;  erft  toieber  an^  neuafft)rifd)cr  Qzii  beft^cn  wir  eine 
99ricffammlung,  bie  an  Umfang  unb  2Bid)tigfeit  bie  bid^er  bc^an» 

1)  «abau  9lr.  85.  2)  fftahan  ?Rr.  76. 

3)  %(.  ffir  Überfetungdproben  9}iebu^r,  $l£).  I,  2. 

HUcr  Crtrnt.    XII,  2  2 


18  (imfl  »iaubtt,  fteilf^riftbnefe.  90.  XII,  2 

belten  übertrifft,  nömli^  bie  aui^  ber  SBibliot^ef  $()urbQnit)Qld 
ftammenbe  offizielle  l^orrefponbenj.  äBad  biefe  i^riefe  einzig  in 
i^rer  9[rt  mad^t,  ift  ber  unoergleic^Iid^e  (Sinblicf,  ben  fie  in  bod 
Seben  unb  treiben  jener  Qcit  gewähren,  ja  man  fann  füglid^  be* 
Raupten,  bofe  wir  burd^  fie  über  bie  innere  3citgefd)i(^te  be^  neu* 
aff^rifd^en  Steic^ed  Dielfac^  genauer  unterrid^tet  finb,  aU  über 
manche  5ßerioben  mittelalterlid^er,  ja  felbft  neuerer  (8ef(f|i^te.  Qext* 
lic^  reichen  bie  Xe^te  Dom  93eginn  ber  £)errfd^aft  @argond  bid 
jum  Untergang  bed  neuaff^rifd^en  SReid^e^,  ber  grdgere  Xeil  rü^rt 
au«  ber  9iegierung«jeit  «far^abbond  (681—668  o.  G^r.)  unb 
9Ifurbani<)afö  (668—626  (?)  ö.  S^r.)  ^er;  örtlid^  flammen  fie  au« 
einem  @ebiet,  toeld^e«  öon  ben  ©renjen  9trmenicn«  bi«  jum  ^er* 
fifd^cn  Wolf,  öon  (Slam  bi«  an  bie  äufeerften  ©renjen  SJiefo- 
potamicn«  reicht.  S)ie  ©riefe  finb  teil«  Schreiben  be«  Äönig«  unb 
ber  SWitglieber  ber  fönigtid^n  gamilie,  teil«  SBerid^te  ber  §5flinge 
unb  Beamten  an  ben  Äönig  über  bie  mannigfad^ften  (^egenft&nbe; 
5Bertt)aItung«angelegen^eiten ,  potitifd)e  CSreigniffc,  fultifc^e  3^^^* 
monien,  ^)erfönHd|e  Slnliegen.  —  ©in  farbenprä^tige«  SBilb  alt* 
orientalifd^en  ^ofleben«  entroUt  fid)  t>ox  unferen  ^ugen.  äBir 
fe^en  ben  Stönig  inmitten  be«  föniglic^en  ^ofe«,  tefen  bie  ©rläffe 
an  feine  Untertanen,  bie  balb  im  gnäbigen,  balb  im  bro^enben 
ober  ^ö^nenben  Jone  get)alten  finb,  lefen  bie  ©riefe,  bie  er  an 
feine  föniglid^en  SBernianbten  gefd^rieben,  lernen  bie  ^ofintriguen 
l^o^er  ^Beamten  unb  Höflinge  !ennen,  bie  fi^  eifrig  bemühen,  bie 
®unft  be«  ^rrfc^er«  ju  erringen  unb  ju  betoa^ren.  SBir  erfat)ren 
oon  ben  Opfern,  mit  benen  ber  Stönig  ba«  fortgefallen  ber  @(ötter 
5u  erlangen  fud)te,  unb  fe^en  i^n  ängftUc^  beforgt,  günftige  83or« 
jei(^en  auö  ben  Sternen  ju  erhalten;  n)ir  geujinnen  ©nblirf  in 
bie  Sermaltung  äff^rien«,  in  feine  militärifc^e  Crganifation,  lernen 
aber  auc^  bie  ©d^attenfeiten  altorientalifd^en  @taat«toefen«  fennen ; 
^ören  oon  Denunziation,  Unterbrüdung,  ^unger«not  unb  fd^Ied^ter 
Sefolbung,  fo  ba§  mir  au«  ber  ßkfamtfieit  biefcr  ©riefe  ein  leben«- 
ooÖe«  ©Üb  ber  bamaligen  !^txt  bor  un«  erfte^n  fe^en,  fie  finb 
ba^er  aud)  eine  äugerft  toid^tige  ©rgänjung  ju  ben  ^iftorifd^en 
Xcjten,  bie  in  i^rcr  offiziellen  (^örmtic^feit  un«  fol^e  Äuffc^Iüffe  ju 
bieten  nid)t  imftanbe  finb. 

©ebor  toir  nun  mieber  groben  au«  ben  einzelnen  ©riefgruppen 
bringen,  feien  no^  einige  furze  SBorte  über  ben  @ti(  ber  neu* 
affijrifd^en  ©riefe  üorau«gefc^idt.  Die  alte  go^^mel:  „3^  9?.  9J. 
fprid^,  alfo  (fagt)  ....",  mirb  mie  in  ber  oor^erge^enben  faffitifc^en 


«C.  XII,  2  9}euaff^T.  «tiefe,    e^araltenflit  ®til.  19 

Spod|e  nur  ganj  au^na^m^^meife  Demenbet.  ^afür  ^eigt  ed  je^t 
bei  55crid(tcn  an  bcn  $of:  „?tn  ben  fiönifl,  meinen  ^rrn,  bein 
Wiener  91.  91.,  (bie  unb  bie)  Götter  m5gen  ben  ß5nig,  meinen 
^crm,  fegnen."  %m  ^dufigften  »erben  in  ber  Sinleitungdformel 
9iabu  unb  SKorbut  angerufen,  boc^  finben  fi(^  je  nad)  @tanb  ober 
Ort  be^  %[bfenberd  anbere  ®ott^eiten  genannt,  ^r  ^riefter  bt* 
Dorjugt  bie  ®5tter,  in  beren  Sienft  er  fte^t,  ber  9[r)t  bie  ^\U 
götter  SRinib  unb  ®ula,  Stdbter  if)re  fpejieüen  Sofalgott^eiten, 
manche  n)ieberum  !önnen  fid)  in  ben  ©dtteranrufungen  gar  nic^t 
genug  tun  unb  flehen  lange  9tei^en  üon  ®öttem  um  'Säfui^  für 
ben  Sdnig  an.  9la6)  ber  ©ötteranrufung  folgen  bann  gen^ö^nlic^ 
einige  weitere  ©egen^loünfc^e  für  bie  ©efunb^eit,  langet  Seben 
unb  glücflid^  Slegierung  bed  jitönig^,  bie  je  nac^  bem  @^reiber 
balb  fürjer,  balb  länger  gehalten  finb.  äBä^renb  manche  IBriefe 
oft  nur  au^  folc^en  in^alt^Iofen  Segendf^rfic^en  befte^en,  enthalten 
anbere  toieber  nur  einen  ganj  furjcn  ®rufe,  ja  biötoeilen  beginnt 
ber  ©Treiber  fogleid)  mit  feinem  ©eric^t,  i^n  mag  bann  too^I  ©le 
on  n^eitläufigen  ^geben^eit^oerfi^erungen  ge^inbert  ^aben.  @tne 
anbere,  nid^t  fo  ^dufige  ©nieitungöformel  in  biefen  ^Briefen  ift  bie 
fd^on  au0  ber  Äaffitenjcit  i|er  betannte:  „3n  bie  Gegenwart  bei^ 
JRönigd,  meinet  ^rrn,  möge  id)  fommen.''  (Sinigemale  finben  fid| 
auc^  Sinleitung^toorte,  bie  lebhaft  an  d^nli^e  ^Beübungen  ber 
Äönigdbriefe  aud  bem  ?lmarnafunb  erinnern:  „9)icinen  SJoten  fanbtc 
id)  5ur  ©egrü^ung  bed  5lönig§,   ber  ©olbaten   unb  ber  ^ßferbe". 

SBie  ^eutjutage  ber  öofftit  im  offijieUen  fd^riftlic^en  SBerfe^re 
fürftlic^er  ^erfönlid)feiten  eine  ?(nrebe  „@uer  Üicbben",  „lieber 
Ü^etter"  ober  d^nlid^e^  öorfdireibt,  fo  beginnt  auc^  ber  aff^rifd)e 
ftönig  feine  ©riefe  an  anbere  .^errfc^er  mit  einer  ftreng  formellen 
©nieitung:  „®rief  Don  (Äönigdname)  an  (Sßame)".  Snt  Segen* 
fa^e  ju  ben  !8ricfen  ^ammurapi'^  folgt  bann:  „SKir  ge^t  eg  gut, 
möge  c^  bir  gut  ge^en".  Sei  Untergebenen  ftet)t  bejeid^nenber* 
»eife  ftatt  leßterer  ^^rafe:  „möge  ed  bir  gut  ge{|en",  „möge  bein 
4>erä  frö^Iid^  (barüber)  fein".  Gbenfo  mirb  bie  jeremoniefle  An* 
rebe  bei  ©riefen  an  JBernwnbte  eingehalten.  @o  lautet  j.  ©.  ein 
©rief  Äfurbanipal^  an  feine  ÜHutter,  bie  an  if|n  eine  ©itte  ge* 
rid)tet  l^atte: 

„(Sriafe  be§  Äönigd  an  bie  Stöniginmutter.  9Kir  ge^t  e^  gut. 
Wut  ge^e  e«  ber  Königinmutter.  3Ba^  ben  2)iener  beö  "itmufc^e 
anbetrifft,  beffentttjegen  bu  gefc^rieben,  fo  t|abc  ic^,  fo  njie  bie 
Königinmutter  ed  gefagt  ^at,  fofort  ©efe(|I  gegeben.  ^  ift  alled  in 


20  <Stnft  ftlauber,  ^eilfc^nftbriefe.  «IC.  XII,  2 

fd^önftcr  Drbnung,  fo  »ie  bu  gefagt  ^aft.    SBoju  foD  4^anunai 
tommcn?" 

©afe  auf  bai^  (Sin^attcn  bicfcr  duneren  gormcln  ftreng  fle* 
fc^cn  iDurbc,  jcigt  baö  ©d^rcibcn  einer  loc^ter  bed  tjor legten 
.  afftjrerfönigd  äfur^ctitilani  an  eine  entfernte  SBertoanbte.  3)icfe 
^tte  fi^  in  einem  Sriefe  ate  ^©c^toefter"  ber  ^njeffin  fae* 
jeic^net,  ein  3;itet,  ber  i^r  anfc^einenb  nic^t  jufam.  ©ie  erlieft 
nun  folgenbe  SRüge*: 

„Drbre  ber  Äönigötoc^ter  an  3tfcl^fc^ur«f(^arrat.  SBarum 
ftilifierft  bu  beinen  Srief  nid^t  rid)tig  unb  nennft  beinen  Xitel 
nic^t?  ©onft  lüirb  man  ja  fagen,  bieg  ift  bie  ©d^mefter  ber 
©d^arrua^eterat,  ber  großen  Iorf|ter  be^  ^oremg  öon  21fur*eti(* 
ilani^ufinni,  beö  großen  ftönigö,  be^  mäd^tigen  Sönigö,  beö  Sfönigö 
ber  „3Belt\  be^  fiönigd  t)on  Sffur  unb  bu  bift  boc^  (nur)  bie 
loc^ter  ber  ©c^toiegertod^ter  ber  ®ema^lin  ?(furbani))atö,  beö 
filteften  Jlönigdfo^ned  aud  bem  ^arem  Sfar^abbon^/' 

3Kand)erlei  Stuffc^Iüffe  gemä^ren  bie  ©riefe  über  bie  9[rt,  njie 
ber  Äönig  i^ollmac^ten  erteilte,  SBürbentröger  ernannte  ober  fonft 
in  bie  9Sertt)aUung  eingriff.  Sine  föniglic^e  SoHmadit  für  bie 
SBeripenbung  beftimmter  Seute  fa^  fo  au^^. 

,,SrIa6  beö  Äönig«  an  Jlfdjipa.  SBad  biefe  9?abati(eute  anbetrifft, 
berentttjegen  bu  gefc^rieben,  fo  fielen  fie  bir  jur  SBerfügung." 

©in  ©egleitfc^reiben  für  einen  neuernannten  SBürbentröger  ift 
ung  in  einem  ©riefe  9Ifurbanipafö  an  bie  ©eelänber  (ben  8ett)o^nern 
be^  JJorbranbeö  bt^  ^^erfifc^en  ®oIfeg)  erhalten.  3)ad  ßanb  ipar  öon 
einem  ?In^änger  bed  Slamiterfönigd  9)2enanu  in  ©efi^  genommen 
n)orben.  9iac^  beffen  Vertreibung  fd^idte  äfurbanipal  einen  i^m 
ergebenen  ÜRann  unb  erliefe  jugleic^  bie  folgenbe  5ßroHamation^. 

,,©rlafe  beö  ilönigd  an  bie  ©emo^ner  be^  SWeerlanbe^,  grofe 
unb  Hein,  meine  Äned^te.  SJiir  ge^t  e^  gut,  möge  euer  ^erj  fröt)* 
lic^  fein,  ©e^t,  wie  »o^lmoltenb  -  meine  3lugen  auf  euc^  ru^en. 
©on  ber  Sünbe  bed  9?abu«»be^fc^umate,  ber  §ure  be^  9J?cnanu, 
^abe  id)  euc^  befreit  unb  jefet  ^abe  id^  ©eUibni,  meinen  Äncdit 
unb  aSürbenträger  jur  SSorfte^erfc^aft  über  cud)  gefc^idt. ** 

gür  aReibungen  an  ben  ^of  blieb  ber  Danf  bed  ÄönigS  nid)t 
aug.  ©0  betam  ©eUibni,  ber  möglid)ertt)eife  mit  bem  eben  ge» 
nannten  Statthalter  beö  SReerlanbed  ibentifc^  ift,  ein  ©elobigungj^* 
fd)rciben,  meil  er  ben  Stönig  über  ba^  ©erhalten   be«f  in  SKittel» 


1)  ^axptt  III,  808.  2)  ^axptt  III,  305.  3)  ^xptt  III,  289. 


?IC.  XII,2  (grlaffc  bed  fiönifl«.  21 

bab^Ionicn  anfäffigen  9tramäcrftammc^  bcr  ^uqubu  unterrichtet 
Iiatte». 

„Srlaß  beö  Äönigö  an  95el»ibni.  üKir  ge^t  c^  gut,  möge 
bcin  §erj  frö^üc^  fein.  28egen  ber  5ßuqubäcr  am  itanal,  bercnt« 
tocgen  bu  gefd^ricben:  »Sin  SKann,  ber  bem  ^aufe  feinet  ^errn 
an^Sngtid^  ift,  Hart  fofort  über  baö,  toa^  er  fie^t  unb  ^ört  feinen 
^errn  auf.«  <Bkf),  gut  ift  e^,  toa^  bu  gefc^riebcn,  bu  ^aft  mic^ 
barüber  oufgeffärt." 

SInbererfettö  tourbe  Seamten,  bie  fid^  baö  SKifefallen  beö  Könige 
jugejogen,  fd^arfer  3;aber  juteil.  Cft  »urben  fic  jur  SRed^en«* 
f^aftölegung  in  bifc  SRefibenj  berufen  unb  bann  ttjaren  bie  ®e* 
treffenben  in  ®efa^r,  Stellung,  ja  felbft  ba^  fieben  ju  üerfieren. 
aJian  begreift  ba^er  bie  „SBeftürjung",  mit  ber  infolge  eine^  fönig* 
liefen  Sd^reibenö  ein  in  95abt)Ionien  ftationierter  geftungSfomman« 
baut  nac^  ?lffur  eilt-. 

,,3ln  ben  König,  meinen  ^rrn,  bein  2)iener  Sab*fiW£fci^arra. 
^eil  bem  Könige,  meinem  ^errn!  Slfur  unb  SRinlit  mögen  ben 
König,  meinen  ^errn,  fegnen.  5RabuI*beI*fcl^umate,  ber  Komman« 
baut  Don  SBirat  ift  am  7.  in  Stffur  eingetroffen.  3c^  befragte  i^n: 
9Sc5^aIb  bift  bu  ^ier^er  gefommen?  ®r  antwortete:  »®in 
föniglic^er  ©riafe  !am  ju  mir  (be^  Sn^alt^):  ,2tQe  ©tabt* 
fommanbanten  finb  gefommen,  Dor  mir  ftanben  fie,  bu  bift  nicf)t 
gefommen.  Überbieö  ^aben  bie  SSetoo^ner  öon  Dpid  ©ippar  ge* 
^)tünbert,  »arum  bift  bu  mit  beinen  Äned^ten  ausgesogen  unb  ^aft 
toeggefü^rt?'  3tuf  ®runb  biefeS  Sefd^eibeS  toarb  iä)  beftürjt  unb 
bin  gefommen*." 

SBiSioeilen  ent^üQen  unS  foIcf)e  föniglic^e  ©einreiben  6f)arofter* 
jüge,  bie  bie  ©eftalt  beS  ^errfd^erä  auS  bem  SRebel  offijietter  ®e« 
fc[)ic^töfc^reibung  greifbarer  ^ert)ortrcten  laffen  unb  unS  bie  ?ßer* 
fönlid^feit  beS  Könige  menfd^Iic^  nä^er  bringen.  5)urci^  bie  ®ra* 
bungen  t)on  Sa^arb  unb  3iaffam*  finb  n)ir  in  ben  SBefi^  ber  grofe* 
ortigen  SBibliot^ef  ?lfurbani^)ate  gelangt,  bie  buri^  öiele  3xxufcnbe 
t)on  2;ontafeIn  baS  babt)Ionif^»aff^rifd)e  ?lftertum  neu  ^at  er* 
fte^en  laffen.  2)ie  Sammlung  beS  König«  enthält  nic^t  nur  biele 
offiäieHe  Urfunben  feiner  Üiegierungdjeit,  fonbern  auc^  äbfd^riften 
uralter  titerarifc^er  Xejte,  um  beren  ©ammtung  ber  König  eifrig 
bemül^t  toor.  ®o  fönnen  »ir  nocf)  je^t  ou«  einem  ©einreiben  beS 
König«  erfe^en,  mit  toelc^em  ©ammeleifer  er  e«  fic^  angelegen  fein 

1)  ^oTper  III,  288.  2)  ^axpti  i,  88. 

3)  »fl(.  Sc^tipfunb,  «C.  V,  3  ®.  13. 


22  (Srnft  iHau&er,  ffeitfc^iftbriefe.  «O.  XII,  2 

Hee,  toic^tigc  alte  3;eyte  in  3lbf(^rift  für  feine  ©ibliot^t  3U  er» 
galten  *. 

„dtia^i  bt^  $lönig^  an  Sc^abunu.  Wlit  fle^t  e^  gut.  Sludge 
bei«  ^ctj  jufrieben  fein.  Am  Xagc,  »0  bu  bicfe  3;afel  fie^ft, 
ttimiii  mit  bir,  ©d^uma,  ben  ®of|n  bed  ©d^um^ufin,  ©e^etir,  ben 
iBtttber  beS  9pla,  ^(rifn  bei^  Slrfot^tani  unb  Seute  Don  Sorfit^pap 
bic  bu  !ennft,  iafeln,  foöiel  il^rer  in  i^ren  Käufern  fic^  befinben, 
unb  bie  Safein,  bie  im  ( Jempel)  @jiba  hinterlegt  finb,  fie^  buri^ 
(folgen  angaben  üon  Jcjten  barunter).  „®a  unb  SKarbuf  mögen 
bie  SSei^^it  DoQenben",  alle  ©d^Iad^tfefien,  foüiel  oor^anben  finb, 
unb  i^re  ja^lreic^en  Tzictt,  fooiel  oor^nben  fiAb:  „3n  ber  ©d^Iad^t 
fomme  fein   S>pttv  an   bic   SRaucr   ^eran.''   —  (folgen   »eitere 

Serienangaben) unb  alled,  ttwd  im  5^alaft«  erroünfc^t,  fooiel 

)M)r^nben  ift,  unb  toertooDe  lafeln,  beren  Überfe^ungen*  in  Sff^rten 
nid^t  üor^anben,  fuc^t  unb  bringt  mir.  S)em  ©d^atam  unb  bem 
&(fyxhi  l^abe  id^  gefd^rieben,  in  beinem  'Depot  foQft  bu  fie  hinter« 
legen,  niemanb  foü  bir  lafeln  twrent^alten.  Unb  jeglid^e  Safel 
unb  Qanhctt^t,  todd^n  xi)  mä)  nid^t  gefc^rieben,  unb  oon  n^elc^em 
bn  fie^ft,  bag  er  für  ben  ^alaft  geeignet,  fud^e  unb  fd^icfe." 

SBäl^renb  fo  bie  ©riefe  unb  Sriaffe  be«  ftönigd  ein  einiger» 
mafeen  lebendioa^red  SBilb  feiner  ^ßerföntid^feit  bieten,  lieben  anberer« 
feit«  bie  Briefe  ber  Höflinge  feine  ^^erfon  na^eju  in^  Übcrmenfd^ 
iid^e.  Sie  greifen  in  überfc^nj&ngliic^er  S38eifc  bic  Segnungen  ber 
fönigüc^cn  S^egicrung  unb  bie  SBo^Itatcn,  bie  i^nen  ertoiefen  n)urben. 
(Sine  fo(^  Sc^reibmeife  erflfirt  fid^  cbenfotoo^I  aud  bem  Naturell 
be^  Orientalen,  ber  ja  in  Jreube  unb  Sd^merj,  in  öafe  unb  fiiebe 
ntc^t  ba«  Vla%  norbifd^r  ®öHcr  ju  galten  pflegt,  mie  au«  ber 
überragenben  SWodfttftcnung  bed  Sfönig«,  ber  art  Sc(bft^errf(^  über 
ba«  aSo^I  unb  IBe^e  feiner  Untertanen  nod^  @(utbfinfcn  cntfd^eibcn 
tonnte.  Ate  flaffifc^e«  ®eifpiet  folc^er  fiönig«t)cre^rung  fann  ber 
fiob^^mnud  eine«  unbefannteh  ,^5f(ingd  gelten,  ber  fein  fc^tomtg« 
tJoHe«  Sd^eiben  *  felbft  ald  gortfe^ng  ju  einem  frül^r  abgefonbtcn 
ctflärt 

„^a^  ift  ber  Sd^Iufe  ber  9tebe  bc«  früheren  löriefcis.  1)ic 
$errfd)aft  bc§  Äänig«,  meine«  .f>errn,  möge  toxt  ^ffer  unb  DI 
ben  Seuten  aller  Sftnber  angenehm  fein.  S^re  JRcgicrung  möge 
ber  ftönig,  mein  ^rr,  ausüben  für  immer  unb  ewig.  ®n  ^vmb 
bin  id^,  ber  für  ben  Jtönig,  feinen  ^erm,  betet.    S)iefc  Segen«- 

1)  Cuneif.  Texte  XXII,  9lx.  1.         2)  nad^  i-  9t<f.         8)  ^ftv|»et  IV,  435. 


90.  XII,  2  !8eT^ertti(^ung  beS  ^it\ä^tx^.  23 

tüorte  ^obe  idj  für  beii  Äönig,  meinen  $)errn,  gebetet.  35ie  ©ötter, 
beten  5Ramen  icf|  angerufen,  mögen  fie  annehmen  unb  ^öten,  unb 
bem  Äönige,  meinem  ^errn,  biefe  ©egen^toünfd)e  lOOOfac^  öer* 
mehren,  (i^re  StfüHung)  bem  fiönige,  meinem  ^erm,  getoä^ren. 
3c^  bin  ein  Seter  für  ben  Äönig,  meinen  iperrn,  öor  bem  Äönige, 
meinem  ©errn,  toill  ic^  fte^en  unb  mit  reinem  |)erjen  au^  öoUer 
fiunge  ^ere^tung  bezeugen,  unb  menn  meine  fiunge  fc^toad^  ge« 
niorben,  bann  miQ  ic^  mit  bem  S(ufgebote  meiner  ganjen  ^aft 
(ben  fiobpreig)  öoDenben.  3Ber  f oüte  einen  guten  ^errn  nid^t  lieben  ? 
@te^t  benn  nic^t  im  Siebe  üon  Äffab:  *3Begen  beineS  gnäbigen 
SÄunbeö,  mein  §irte,  ^arrt  alle  SBelt  auf  bic^«?** 

Äu^  bem  üorfte^enben  SBriefe  ift  ber  ®runb,  »arum  ber  ?lb* 
fenber  fo  ^o^e  Xöne  anfc^tägt,  nidit  erfid^tlic^.  ®anj  uneigen« 
nfi^ige  ?lbfid^ten  »erben  i^n  babei  fc^toerlic^  geleitet  l^aben.  ®urc^* 
fid^tiger  finb  bie  SRotibe,  bie  ben  5ßricfter  2tbab*f(i^um*ufur  jur 
9}er^errlid^ung  be^  ^önigd  Deranla|t  ^aben;  er  tooütt  ben  ^errfd^er 
beftimmen,  feinen  ®of)n  ärab'^öula  bei  §ofe  anjuftellen.  Um  feine 
Sitte  mirffamer  ju  geftalten  unb  ben  ^finig  günftig  }u  ftimmen, 
preift  er  bie  gtücfbringenbe  Stegietung  bed  ^önigd  unb  rüljmt  bie 
Segnungen  feiner  ^errfd^aft.  ipierbei  Hingen  SRotibe  an,  mit 
bcnen  ber  orientalifd^e  Srlßferfönig  au^geftattet  jw  U>erben  J)flegt, 
ber  Äönig  ift  gleic^fam  afe  Srretter  gebaut,  mit  beffen  SRegierung 
bie  ^eiteseit  begonnen  ^at^. 

„An  ben  Äönig,  meinen  §errn,  bein  Wiener  Slbab^^fd^um^ufur. 
§eil  bem  Äönige,  meinem  ,f)erm!  9?abu  unb  SKarbuf  mögen  ben 
Stönig,  meinen  ^rm,  gar  fefjr,  gar  fe^r  fegnen.  (Der  unb  ber  ®ott) 
^Qt  jur  Äönigdfjerrfc^oft  über  Jlff^rien  ben  Kamen  be^  Äönig«, 
meines  |yerrn,  berufen,  ©c^amafd^  unb  äRarbu!  ^aben  mit  gnfibigem 
©liefe  bem  fiönige,  meinem  ig^errn,  für  bie  ÄönigS^errfc^aft  über 
bie  fiänber  günftige  Stegierungdjeit  beftimmt,  Xage  beS  Sted^ted, 
^^re  ber  @ered^tigfeit  reid^lic^e  9{egengüffe,  mächtige  (fluten, 
günftigen  Kaufpreis.  Die  ©ötter  finb  jufrieben,  bie  ®ottedfurd^t 
ift  grofe,  bie  jempel  ftro^en,  bie  grofeen  ®ötter  beg  ^immeld 
unb  ber  (Srbe  ^aben  bieS  aÖed  jur  Q^i  beS  ÄönigS,  meineä  ^erm, 
^rbeigefü^rt.  Die  ®rcife  Rupfen,  bie  Sünglinge  jubeln,  grauen 
unb  3)l&hd)tn  unterjietjen  fi^  freubig  ber  9Beibedpflicf)t,  !ommen 
nicber,  ge^n  @ö^nen  unb  Xöc^rn  bad  fieben,  ber  3laä)tDud)§ 
gebeizt  ton  burd|    [eine   @ünben   bem   Xobe   verfallen,   ^at  ber 


1)  ^TtKt  I,  2. 


24  ®nifl  »lauber,  Äcilf^rtflbriefe.  «C  XII,  2 

Äönig,  mein  §err,  bcgnabigt  unb  »er  öicic  So^rc  gefangen  )a^, 
l^aft  bu  befreit.  Sie  hungrigen  finb  gefattigt,  bie  Xraurtgen  gc* 
tröftet  toorben,  bie  9?actten  mit  ©eluänbern  beHeibet  3c^  aber 
unb  ?(rab*@ula  in  i^rer  5Kitte  unfer  ®aumen  ift  uerKirjt,  unfer 
®emüt  betrübt.  3egt  f)at  ber  Äönig,  mein  §err,  ben  Seuten  (feine) 
Siebe  ju  SRiniöe  gejeigt,  ju  ben  äbeligen  gef proben:  »SBringt  euere 
©ö^ne,  in  meine  5)ienfte  mögen  fie  treten  <.  9lrab«®ula,  mein 
Sol^n,  möge  mit  i^nen  im  Dienfte  beö  ftönigö  ftel^en.  SBir  moQen 
mit  allen  ßeuten  frö^lid)  l^üpfen  unb  ben  ftönig,  meinen  ^)errn, 
fegnen.  Die  bei  ^ofe  fid^  befinben,  fie  alle  ertoeifen  mir  feine 
Siebe,  einen  g^eunb  unter  if)nen  befi^e  id^  nid^t,  toem  ic^  eine 
&ait  reiche,  ber  ift  mir  entgegen,  ^"^fP^öc^e  für  mid^  einjulegen. 
Der  Äönig,  mein  §err,  möge  Srbarmen  ju  feinem  ftned^te  faffen. 
Unter  allen  Seuten  fei  id^  nic^t  fgebemütigt],  meine  SBiberfac^er 
mögen  nid)t  i^re  Suft  an  mir  finben." 

Die  Silagen  am  Sd^luffe  bed  ©riefet  gewähren  mandjcrlei 
©nblidc  in  baS  betriebe  be^  ^ofeö.  Sie  jeigen,  baft  bamaU, 
genau  fo  toie  im  l^eutigen  Orient,  Saffd^ifc^  nottoenbig  toar,  menn 
man  etujaö  erreid^cn  toollte,  ba  ber  ^riefter  unverblümt  jum  Äpnig 
öon  ben  „©aben*'  fpric^t,  bie  er  nu^lod  öerfc^enft  l^ab^.  ®ie 
laffen  aber  auc^  baö  Sefte^en  einer  einflußreichen  ^ofclique  tu 
fennen,  loetd^e  bie  'iBerufung  9lrab«»®ula^  ju  öer^inbern  tt)ufete. 
Unb  jundc^ft  fd^eint  2lbab^fd)um^ufur  mirllid^  nid^tö  erreid(t  }u 
^aben,  benn  in  einem  anberen  Sriefe^  Ilagt  er. 

„ 2Bag  Slrab-Oula  anbetrifft,  ben  Rned)t   bcö  Äönigö, 

m^ine^  ^errn,  fo  ^at  niemanb  feiner  ©rtoä^nung  getan.  3tn  ge* 
broc^cnem  ^erjen  ftirbt  er.  Sein  ©<^merj(?)  rü^rt  üom  Äönige 
^er.    Sine  S^preffe  ift  ber  Jfönig,  mein  §crr,  bie  üiele  Seute  belebt." 

SSielleic^t  ^atte  irgenb  ein  guter  ^eunb  3lbab'fc^um*ufur  bei 
|)ofe  benunjiert,  fo  ba^  ber  Äönig  feinen  ©of|n  nic^t  berüdfic^tigte. 
Daß  bei  (Ernennungen  fold^e  Seute  nid^t  fehlten,  bie  ald  „lotjale" 
Untergebene  ben  Äönig  „aufjullären"  fid)  Verpflichtet  füllten,  jeigt 
baö  folgenbe  c^arafteriftifc^e  ®d^reiben-, 

„?(n  ben  .ttönig,  meinen  $)erni,  bein  Diener  95el*iqifc^a. 
Kabu  unb  9J?arbuf  mögen  ben  ftönig,  meinen  $)errn,  fegnen.  Die 
Diener  beö  ^aufeö  meinet  ^rrn,  bie  ber  ftönig,  mein  f)err,  am 
l^eutigen  Xage  audertt)äl)tt,  Xabala,  ©o^n  be^  95eH^arran*ac^=ufur, 
ben  jur  ^auptmann^mürbe  ber  ftönig,  mein  &crr,  beförbcrt,  Slabu» 

1)  ^axptx  VII,  657.  2)  l^axptx  I,  85, 


HC.  XII,  2  dine  Denunziation,   ^txi^it  über  Opfer.  25 

fafip,  bcn  jum  ftänbigcn  äbjutantcn  bcr  Äönig,  mein  ,'perr,  U- 
förbert,  emur-iluf^ii,  ben  jum  Äämmcrer  ber  Äönig,  mein  iperr, 
beförbcrt,  biefc  brei  üeute  finb  Xrunicnbolbe.  SBenn  fie  bctrunfen 
finb,  loenbet  feiner  ben  S)oId^  üon  feinem  (Gegenüber  ob.  3)ic 
Sac^c,  bie  ic^  iüeife,  ^abe  id^  bem  Sönige,  meinem  öerrn,  gemelbet 
Ter  Äönig,  mein  ^err,  tue,  \vk  e^  i^m  beliebt.''   — 

3a^Ireicl^e  93crid&tc  an  ben  Jlönig  finb  erhalten,  bie  öon 
fultifd^en  ß^^^^^onien,  üon  Opfern,  lempelfeften,  ©ebeten  Dor  ben 
®öttern  erjä^Ien.  Sic  betueifen,  tok  fe^r  bem  ftönige,  ber  fic^  in 
ben  3nfc^riften  felbft  qIä  ?ßriefter  bejei^net,  bie  JBereljrung  ber 
©Otter  am  feerjen  lag  unb  toie  fe^r  bie  ganje  Denfmeife  biefcr 
3eit  Don  religiöfen  Jlnfc^auungen  be^errfc^t  toar.  @o  öernel^men 
tt)ir  aug  bem  Sriefe^  bc^  ^ßriefterö  9Irab*9?abu  üon  einem  gefte 
be^i  ®otte«  9?abu  in  Hafac^  (»ir«  9?imrub),  ba^  im  3)lonQt  «pril 
ftattfanb.  Die  Jeier  ftellt  ft)mbolifci^  bie  Sermä^Iung  bee;  ®otte^ 
mit  ?;afcl^met  bar. 

„ —  —  9lm  4.  ?lijar  finb  9tabu  unb  3;af(^met  ins  ®ett* 
flcmad)  eingebogen  ....  Setreffö  ber  Opfer  öon  Stfurbanipal, 
beö  Sronprinjen  Don  ?(ffur,  üon  ©d^amafd^^fd^um^ufin,  be^  fiton^' 
priujen  üon  Sabtjlon,  ber  ©c^arrua^eterat,  Don  ?lfur«mufin-paleia, 
öon  @^ar*fd^ameni»irfitim«ubanitfu  tfabe  ic^  Sefe^I  gegeben.  Si^e 
Cpfer  bringt  man  je^t  Dor  ^lahn  unb  3;afc^met  im  Settgemac^e 
bar.  100  Saläre  mögen  fie  jene  am  Seben  ermatten.  S^re  Sinber 
Unb  fiinbe^finber  werben  alt  iperben,  ber  Äönig  mirb  eö  fe^en.** 

Sntereffant  ift,  baß  ^ier  f amtliche  Äinber  Sfar^abbon^  aU 
Cpfernbe  genannt  finb.  S}er  Slbfenber  Derfic^ert,  bafe  9tabu  i^rer 
Spenben  toegen,  i^nen  feinen  ©egen  jufommen  laffen  »erbe.  3)ie 
Itöniginmutter,  bie  an  allen  altorientalifd^en  §öfen  neben  bem  fiönige 
eine  bebeutenbe  SRoHc  fpielte,  liefe  fid)  ebenfalls  über  ücrfd^iebene 
Cpfer  informieren*. 

„3(n  bie  ÜDhitter  be^  ftönigö,  meineö  $)errn,  bein  3)iener 
9?erga^fc^arrani.  ^eil  ber  SRutter  be«  ftönig«,  meinet  ^erm! 
jRabu  unb  SKarbuI  mögen  bie  SRutter  bcö  Äönigg,  meinet  ^errn, 
fegnen.  3n  ^Betreff  ber  Cpfer,  toorüber  man  mir  gefd^rieben: 
>53or  tt)em  Derric^tet  man  fie?«  Slüe  »erben  Dor  ^^afd^met  Der* 
richtet.    Sin  JRinb,  2  —  —  lämmer  — ,  alleö  biefe^  jufammen." 

3um  feften  Seftanb  ber  religiöfen  SBorfteHungen  biefer  ß^it 
gehört  ber  ®Iaube  an  ben  ©influfe  ber  ©teme  auf  baS  3Renfc^en« 

1)    ©orper  I,  113.  2)  ^orpet  VI,  669. 


26  @nirt  maubtx,  ftcilf^riftbtiefe.  9(0.  XII,  2 

Irtcn  unb  an  ba^  SäJirfcn  böfer  25dmonen,  SBorftcUungen,  bic 
^eutjutage  al^  aberglaubifc^  gelten,  bte  fi^  ober  für  bamate  au^  bei 
teligiöfen  @(efamtQnfc^auung  unmittelbar  ergaben,  ^ed^alb  ivurbe 
bte  ^immelsJbeobad)tung  eifrig  betrieben,  über  ginfterniffc,  Stern* 
fonftellationen  unb  ben  baraud  ju  ertpartenben  (folgen,  ^eric^t 
erftattet.     ®er  fc^on  genannte  3Ibab*fc^um*ufur  melbet  j.  5B.': 

„?tn  ben  Äönig,  meinen  i^rrn,  bein  3)iener  ?lbab«fd^um»ufur. 
^cil  bem  Könige,  meinem  iperrn!  ?tfur,  Sin,  ©c^amaf^,  Siabu, 
Slergal  mögen  ben  fiönig,  meinen  iperm,  gar  fe^r,  gar  fe^r  fegnen. 
S)ie  Sonne  tierurfad)t'»  feine  ginfternid,  liefe  fie  öorubergel)en. 
SBenuö  »irb  erreichen  — ,  ba^  ©rfd^einen  üon  hierfür  fte^t  bebor, 
ein  [tarfer  Siegen  toirb  fommen,  Äbab  »irb  feinen  S)onner  er* 
fd^aUen  laffen.    S)er  Äönig,  mein  ^rr,  miffe  eiä.**  — 

Sbenfo  liefe  man  fid)  jur  geftftellung  be^  ftalenberj^  bie 
^immetöbeobac^tung  angelegen  fein,  ^ad  SBic^tigfte  n)ar  hierbei 
bie  Seftimmung  be^  SWonatdanfang^,  ber  üon  ber  erften  SBieber* 
beobac^tung  ber  9)tonbfic^el  am  Sßeft^immel  gerechnet  n^urbe. 
Solche  992e(bungen  über  bie  ^^eobac^tung  be$  9}eulici^td  liegen  in 
gtpfeer  3(1^1  ^0^«    ^^^  Sd)ema  lautet: 

>,9lm  29.  ^ben  n^ir  99epbac^tungen  angeftellt,  ben  9)tonb 
fa^en  mir  nid^t.  9^abu  unb  äRarbuf  mögen  ben  Stönig,  meinen 
^errn,  fegnen.    SJon  9?abua  aM  ärbela.*-" 

„^J3eobac^tung  I)aben  mir  angeftellt.  9(m  28.  ^aben  mir  ben 
"SRoxit  gefeiten.  9iabu  unb  äJ^arbuf  mögen  ben  Äönig,  meinen 
iperrn,  fegnen.    iton  Stabua  aud  Slrbela*.** 

@ileic^ermeife  mürbe  bie  Sfonjunftion  üon  Sonne  unb  3J{onb 
regiftriert*: 

„?lm  12.  ftellten  mir  $eobad)tungen  an.  $lm  13.  mürben 
Sonne  unb  9Konb  miteinanber  gefe^en.  9{abu  unb  äRarbut 
mögen  ben  Äönig,  meinen  ^errn,  fegnen.    5Bon  9?übua  auÄ  Strbela.'' 

3)em  treiben  ber  böfen  ®eifter  fuc^te  man  burd;  fräftige 
$Qffd)mörungen  entgegenzutreten,  anberfeitd  uermeinte  man  fie 
gegen  ^inbe  audfenben  ju  fönnen,  inbem  man  einen  mirffamen 
^auberfprud)  auf  (Segenftänbe,  bie  ber  Gegner  in  bie  ^anb  be* 
fom,  fd^rieb.  (Knen  berartigen  JaU  betrifft  eine  Anfrage  bed 
Sönig^,  ber  ]iij  erlunbigte,  ob  auf  einer  5afel  ober  einem  Wegen* 
ftonbe  ein  fotc^er  Spruc^  berjeic^net  ftanb^ 

^9(n   ben  Äönig,   meinen   ^errn,   bein  3)iener  3ftar*fdjum* 

^^1)  ^orper  VIT,  657.  2)  ^orper  VllI,  820. 

3)  4»Qr|>erVIII,  ai9.  4)  ^orper  VIII,  823.         5)  f^fnpti  I,  31. 


90.  XII,  2  9l{itonom.  Sldbutigen.    tronf^iMeridit.  27 

erefc^  ^(  bem  Sfdnige,  meinem  ^vml  ^kbu  uitb  WorbuC 
mögen  bcn  ftönig,  meinen  ^xm,  fegnen.  3n  ©etrcff,  bafe  ber 
Äönig  gefc^rieben  ffat:  »3f*  irgenb  ein  gluc^  barauf  gefc^rieben?« 
fo  ^abe  id)  nac^gefe^en,  ein  ^(uc^  fte^t  ni(^t  barauf  gefd^rieben.  ** 

äRit  Sefd^n^örungen  trotzte  man  auc^  ben  ^anf^eiten  bei«* 
jufommen,  bie  man  burd^  bad  äSirfen  böfer  (Steiftet  entftanben 
badete,  ^boneben  fe^It  eä  aber  nid^t  on  einigen  prattifc^n  mebi» 
jinifc^en  fienntniffen,  mie  aud  bem  folgenben  Siebte  ^  ^erDorge^t. 

„ 3n  ©etreff  be«  Ärantcn,  an^  beffen  9lafe  »lut  läuft, 

^at  ber  9tab«mag  gefagt:  »@kftem  gegeit'Sbenb  ift  üie(  9Iut  ge« 
fommen.«  liefen  äkrbanb  bringt  man  o^ne  ®ac^fenntnil^  an.  %uf 
bie  9{afenf(üge(  ift  er  aufgelegt.  2)ie  Stofenflugel  be^inbert  er, 
ba^  tritt  bad  SBIut  aud.  3n  bie  9{afen6^nung  möge  man  i^ 
anbringen,  bann  niirb  ber  ^auc^  juräclge^alten,  bad  9Iut  ge«' 
ftiOt .- 

@d|on  feit  alter  ^t\t  gab  ed  berufdmäBige  ^rjte,  bie  XDof)l  ^auptf 
fdd^Iic^  bem  ?ßrieftcrftanbe  angehörten.  ?[ud^  bei  ^ofe  burften  biffe 
Junltiondre  nic^t  fehlen.  6o  erbittet*  ein  getoiffer  (Scl^amaf(^*mitu- 
ubaOit  bie  ^Berufung  eined  ^ofarjted  ju  einer  erfranften  fniremdbame. 

„^n  ben  Jlönig,  meinen  ^rm,  bein  Wiener  ®c^amafd|>mitu<^ 
ubaflit  $ei(  bem  Jlönige,  meinem  ^rrn!  9?abu  unb  SDIarbuf 
mögen  ben  Jiönig,  meinen  ^errn,  gar  fe^r,  gar  fe^r  fegnen.  3e|;t 
ift  bie  9Ragb  bed  ^önigd  $au«gamilat  gar  fe^r  tranf,  {einen  Riffen 
nimmt  fie  ju  fic^,  fo  möge  ber  ftönig  IBefe^I  geben,  ba|  ein  9(rjt 
fomme  unb  fie  fe^." 

®e(bftt)erftänbli(^  mußten  auc^  aud  ben  ^roDin^n  aDe  be» 
beutenberen  @reigniffe  an  ben  $of  berichtet  merben.  ^e  @tabt« 
^Iter  {)atten  über  aUe  SJorfommniffe  unb  Sern)a(tungdangelegen<^ 
^ten  i^red  ^^irfei^  einge^enb  ju  berichten.  @in  ^rid^t  über 
ein  in  5)ur-f(^ar*utin  ftattgefunbene^  Crbbcben  lautet*: 

„fln  ben  Äönig,  meinen  ^errn,  bein  Wiener  Siftr*?lfd^ur. 
^il  bem  j^önige,  meinem  ^erm !  9}on  Sfc^qia  ging  id^  nodi  ^ur« 
fd^or=^ufin;  man  fogte:  »@in  febbeben  fanb  am  9.  ?(bbar  in  5E)ur» 
fd)ör*n?tn  ftatt.«  SBenn  ber  Äöntg,  mdn  ^)err,  fragt:  »3ft  irgenb 
ein  3d^aben(?)  in  Dur^f^ar^ufin  gefdie^en?«  (@o  fage  id^)  ^ie 
Xempel  finb  unt)erfcf)rt,  bie  Xem|)eltürme,  ber  ^alaft,  bie  Wauer, 
aDe  $)ft!!fcr  ber  ganje'n  ©tabt.  5)a§  $)erj  be«  Äönig«,  meine« 
$)errn,  möge  jufrieben  fein.* 

1)  ^axpa  \.  108.  2)  i^arptt  IV,  341.  3)  ^tpn  II,  191. 


28  (£mft  »lauber,  fteilftä^riftbrtefc.  «C.  XII,  2 

Sei  einem  fo  Derioidelten  SSeriDaItun9^ap))arat,  »k  t^u  bad 
neuaffl)rifd|e  SReic^  befafe,  loar  natürlich  aud)  SBorforge  getroffen, 
bafe  öom  ©i^e  ber  SRegierung,  bem  föniglid(en  $)ofe,  auö  rafc^ 
Sefe^Ie  in  aÖe  2;eife  beö  SReid^e^  gelangen  fonnten.  ^ux  Über^ 
mittelung  ber  föniglic^en  Srläffe  unb  3)epefcl^en  loaren  „Sfönigs^^ 
boten"  beftimmt  unb  in  ben  ©täbten  Söeamte  befteüt,  bie  bie  ein» 
treffenben  SBotf^aften  ioeiter  ju  beförberh  Ratten.  ®uten  Sinblicf 
in  bie  Drganifation  biefcr  „^oft"  getoä^rt  eine  ©efd^merbe^  auö 
SRippur,  ber  alten  Sultftabt  be«  ®otte§  ©nlU  in  »ab^Ionien. 

„—  —  ein  5)iener  unb  SBäc^ter  beö  Sönigd,  meine«  ^errn, 
bin  id^.  ©iele  SRationalitäten  finb  in  9li^>pur  unter  bem  ©c^utje 
be«  ftönig«,  meine«  ^errn.  35en  5)ienft  be«  ttönig«  öerridjte  id) 
unb  rebe  mit  if)nen.  2(fur*bel«taqqin;  ber  Seamte  jur  ©eförberung 
ber  ©rläffe  unb  SBoten  be«  Sönig«,  meine«  iperrn,  ift  in  9?i})pur 
angefteQt.  SBa«  bie  öriefe  unb  ftnedjte  anbetrifft,  bie  angelangt 
finb,  fo  fifet  er  3,  4  läge  (untätig)  in  Silippux  unb  beförbert  fie 
nid^t  toeitcr ." 

3lod)  gar  man^er  afft)rifc^c  örieflejt  ücße  fic^  au«  bem  bi« 
je^t  t)eröffentlid)ten  äRateriale  —  e«  finb  über  taufenb  ©rief- 
tdfelc^en  —  au«ttjä^len.  ^ie  gegebenen  ®eifpiele  werben  aber  ge- 
nügen, um  bie  Sebeutung  unb  JRei^^altigleit  biefer  S)ofumente 
barjutun,  bie  un«  eine  güUe  Don  ^iftorifd^  wichtigen  unb  fultur* 
gef^ic^tlid^  intereffanten  ©ingel^eiten  ju  bieten  oermögen.  — 

üWit  bem  Untergcftige  be«  Sargonibenreidje«  erlif^t  auä)  unfere 
ftenntni«  ber  aff^rifdjen  Sriefliteratur.  Die  näd^fte  größere 
©rieffammlung,  bie  erhalten  ift,  ^at  Sab^Ionien  jum  Urfprungölanb. 
®ie  ©riefe  fallen  in  ben  3^i^<iw^  ^^m  3lnfang  ber  9iegierung 
SRabunib«  bi«  jur  ?ßerfer^errf(^aft  unter  S)ariu«  unb  ftammen 
im  Oegenfafee  ju  ben  neuaff^rifd^en  ©riefen  au«  einem  Keinen 
©ebiete  SBab^lonien«.  55er  größte  3;eil  ber  bi«l^er  belannt  getoor^ 
benen  S^eyte  bejie^t  fid^  auf  bie  GJefd^dfte  be«  Sc^amafc^tempel« 
in  ©ippar,  toelc^e  bie  ^riefter  in  SBerwaltung  be«  ^iligtunt« 
burc^fül^rten.  35ie  3;empel  toarcn  nod^  immer,  toie  in  ber  ftaffiten^^ 
^it,  nid^t  nur  bie  religiöfen  3^^^^/  fonbern  au^  9Rittel))unfte 
ie«  ^anbel«  unb  ®efd^äft«üerfe^re«.  SBie  ber  Sn^alt,  fo  ift  aud^ 
ber  ©til  ber  ©riefe  naturgemäß  ein  anberer  »ie  jener  ber  neu* 
aff^rifdien  ^ofberid^te.  3)enn  l^ier  fd^reiben  Icmpelfunltionäre 
cinanber  in  Slmt«fa^en,  ^äd^ter  njenben  fid^  in  i^ren  ?lngetegcn« 

1)  ^axptx  in,  238. 


9(C.  XI1,2  92euba6i^I.  »riefe.    Scdeiterfheit  29 

Reiten  an  bcn  Xcmpcl,  (Scfc^äft^frcunbe  lorrcfponbicren  mitcinanbcr, 
^efatinte  to  uferen  ©rüBe  au^.  ®ie  geioö^nlt^e  StnIeitungSformel 
lautet:  (»rieHtafcI  bc«  X  an  f),  feinen  „Sater",  ^©rubcr"  uf». 
ipierouf  folgt  meiften^  noc^  bcr  3Bunf(^:  „93cl  unb  3iobu  mögen 
ba^  3äJo^Ierge^en  unb  fieben  meinet  „Soterd"  uf».  au^fprec^en.** 
(Sine  weitere  gormcl  fc^Iiefet  fi^  jebod^  in  ber  Siegel  nid^t  an, 

Sinige  5ßroben  mögen  be^  Genaueren  bie  Art  biefer  ©riefe 
jeigcn.  3)cr  Xempel  befafe  ja^Ireic^e  Jwnftionäre,  bie  nic^t  nur 
rein  priefterlid^en,  fonbern  äugleid^  aud^  SBertoaltung^gefd^äften  ob- 
lagen. Siner  Don  ben  ^ö^eren  ^^empelbeamten  fc^eint  ber  3c^atam 
gen)efen  ju  fein,  ber  iug(eid)  baS  9iici^teramt  ausüben  fonntc.  Sin 
einen  fold^en  Sc^atam  ift  ber  ©rief'  eine^  gewiffen  9?obu*fiIim, 
anfd^einenb  eine^  3lmtö!oIlegen,  gerichtet,  ber  öon  einem  Arbeiter* 
ftreif  berichtet.  3)ie  äu^ja^lung  ber  Sö^ne  J)flegte  unter  orien* 
talifd^em  Sfegime,  teie  noc^  ^eutjutage,  nic^t  glatt  üonftatten  ju 
ge^en;  nur  aüjuoft  fud^ten  bie  3trbeiter,  »ie  in  unferem  iJaUe, 
burd)  S)ro^ungen  unb  ärbeit^einfteQung  bie  ^erau^gabe  i^red 
üo^ned  JU  erjtoingen.  3)er  £cf)reiber  beruft  fic^  auf  eine  an  i^n 
ergangene  Verfügung  bc^  fiönig^,  toctc^e  bie  fd^Ieunige  Aufliefe- 
rung bcr  ©d^ulbigen  burd^  ben  Sc^atam  forbert. 

„SBrief  üon  9iabu*filim  an  ben  ©t^atam,  meinen  ©ruber. 
i)eit  meinem  ©ruber!  9labu  unb  SWarbu!  mögen  meinen  ©ruber 
fegnen.  ®en  9?abu-fc^ar*ufur,  ben  ©o^n  öon  ©c^um-ufur  ^at 
ber  Äönig  über  feine  ficute  gefegt,  folgenbermafeen:  »5)ic  ßeute 
»eigem  fic^  unb  Derric^ten  bie  Äönig^arbeit  nidt|t.«  3)er  Äönig 
^at  gefagt:  »3^"^  ©dtiatam  fc^icfe,  er  möge  fie  bir  fcnben!«  ©ie^e, 
ie^t  f^aht  xi)  ju  meinem  ^errn  gefanbt.  (Silenbd  ©au^erefd^,  ben 
3o^n  t)on  @d^amafc^*ibbin,  Sna-efc^iti^etir,  ben  @o^n  bes^  SRimut, 
Stimut,  ben  @o^n  Don  3dt|a^pi-©el,  5Rabu-naib,  ben  ®o^n  öon 
Siabu'ibbin,  möge  mein  ^err  in  geffeln  fc^icfen.  ©obalb  ber 
Äönig  für  bein  Mid^ten  bie  ©eftätigung  gegeben  (?),  toirb  er  bied- 
bejüglid)  befehlen  (?).  S)ie  ©teinme^er  alle  fpre^en  bro^enbc 
Sorte:  »2)en  reftlid^en  fiol)n  t)om  TOonate  ©it)an  unb  ^uuj  ^at 
niemanb  un^  gegeben.«  SÄein  ^rr  möge  ©efe^l  geben,  bafe  man 
i^nen  auöja^le,  benn  gar  fel)r  ift  i^r  Slntliß  böfe." 

3n  einem  fo  mid^tigen  ^eitigtume,  »ie  bem  ©c^amafrf)tempel, 
mar  natürlich  ein  bebeutenber  Slufroanb  für  Opfer  unb  ben  S^utt 
im  allgemeinen  nottoenbig.    ©o   ^ören  toir  oon  ber  ©erfertigung 


1)  Cuneif.  Texta  XXII,  fHx,  160. 


30  <itttfl  tfattber,  ITeitfi^Tiftbriefc.  «C.  XII, 

t>on  ^unfgemänbem  für  @(^mQ((^  unb'  bic  &üttm  Sunene  unb 
t)on  «etofinbem  für  ben  3»onat  ?lbbor  unb  SRifan  (SRdrj)». 

„93rief  t)on  ©tifSWarbuf  an  SRobu-fc^um-ufd^tefd^ir,  IRobu* 
jer-ufc^tefc^ir  unb  ftt*i-©el,  meinen  SBrubem.  9labu  unb  aJtarbu! 
mögen  meine  ©ruber  fegnen.  ©d^piNjer,  ber  So^n  bon  ©d^amafc^ 
ad^^ibbin,  ^at  folgenbermafeen  gefd)irft:  »3)ie  «rbeit  an  ben  ®e* 
tDdnbern  üon  @(^amafd)  unb  ©unene  unb  ben  ftleibern  für  ben 
3Ronat  %bbar  unb  9}i(an  ift  ^erangefommen.    9(aue  9BoUe  fel^It 

(laffe  bringen).«    S)ie  Skn^anbung  für  ©c^amafd^  unb 

^nene,  bie  ftletber  für  ben  9Ronat  Vhhax  unb  Siifan  möge  er 
mad^en.  ©eine  ?frbeit  fei  nid^t  unterbrochen.  SBIaue  SßJoDc  gib  i^m." 

Äuc^  ©riefe,  beren  3^9«^*^9*^^  S"^  3;enH)eIforrefponbenj 
nicftt  unmittelbar  erfid^tlic^  ift,  finben  fid^.  35er  folgenbe*  forbert 
bie  fc^(eunige  dtad^ja^Iung  einer  @(e(bfumme. 

„©rief  bed  SRergaI*oc^*tbbitt  an  3bbin-SRarbuf,  feinen  SBater. 
©e(  unb  92abu  mögen  SEBo^Ierge^en  unb  Seben  metne<S  ©aterd  au^ 
fpred^en.  3Ba<S  ba^  ®elb  anbetrifft,  toelc^e^  mein  JBater  gefc^icft, 
fo  ift  bad  Qitlh  ju  menig,  n)eld^ed  für  3)atteln  gegeben  n^orben  ift 
2  3D?inen  (Silber  möge  mein  ©ater  eifenb^  bringen  laffen.  3)enn 
fonft  »erben  mir  SBo^Itaten  betnerfeit^  nic^t  jutcil.  ©ic^,  Siabu* 
mattua  ^abe  ic^  }u  meinem  ©ater  gefanbt.  7!)er  ©c^atam  ift  nac^ 
©ab^ton  gegangen.  ©et)or  er  jurüdfe^rt,  möge  i(^  9ta^d^t  Don 
meinem  ©ater  ^ören.  ®erfte  ober  masJ  immer  bir  genehm  ift, 
)perbe  ic^  meinem  ©ater  geben.  3>eine  %bmad^ung  mit  mir  änbere 
nidjt." 

3)ie  Stellung  ber  Jtau  mar  in  ©ab^Ionien  eine  5iemlid^  freie, 
toie  bic  Äontraftliteratur  erfe^en  läfet.  Juanen  tonnten  ftd^  mie 
bie  SRänner  am  öffentlid}en  Seben  beteiligen,  ®ef(^dfte  abf^Iiefeen, 
^cugenfdjaft  in  ^rojeffen  ablegen,  eigeneö  ©ermögen  befi^en. 
©riefe  t)on  grauen  taud)en  ba^er  aud^  unter  ben  neubabl)(onifc^n 
^^rioaturfunben  auf,  toenn  aud^  nic^t  in  groger  "Knja^I.  Sfted^t 
temperamenttJoQ  uertritt"  eine  5)ame  ®aga  bie  Sntercffen  i^rer 
^amilic,  ber  ein  gemiffer  ©etubaUit  unter  irgenb  einem  9lec^t^* 
anfpru(^e  3)atteln  ttjeggenommen  ^atte.  ©ie  bittet  i^ren  „©ater** 
©d)a«pi«©e(  i^r  enblit^  ®e^ör  }u  f^enfen  unb  bei  ©et-uballit  }u 
intervenieren. 

„©rief  ber  ®aga  on  ©c^a'»pi-©el,  i^ren  ©ater.    SBo^Ierge^en 

1)  Cuneif.  Text«,  XXII  9h.  18.        2)  Caneif.  TexU,  XXH  9lr.  182. 
3)  Cuueit.  TexU,  XXII  9{t.  22d. 


aO.  Xll/2  Älagc  einer  gtou.    (gin  mobemet  «rief.  31 

meinem  SJatcr!  Sei  urib  9iabu  mögen  baö  äBo^Ibefinben  meittc* 
S^QterS  audfpred^en.  Sßarum  foll  id^  unb  meine  Xöd)ter  t)or  bir 
in  35urft  nad^  beinern  ©riefe  toadj^n?  (Strenge  bein  §irn  an, 
bei  ©c^amofci^,  fief|  boc^,  »orum  ^at  SBel-ubaUit  lior  bir  alle  meine 
2)atteln  weggenomnten.  %U  x6)  ju  SScl^upa^d^ir  fprad^,  erfärte 
er:  >®ie^e,  beine  2)attcln  finb  bei  SBel^ubattit«.  SBel^uballit  ^at 
bie  Datteln  in^gefamt  nid^t  l^ergegeben.  91^  id^  ju  i^nen  fprac^: 
,5!)ic  S)attcln  gebt',  fagten  fie:  f,&ti),  erjä^le  ba^  einem  I)afuräer.'* 
©n  jtociteö  ÜKat,  afe  id^  ju  i^nen  f))rQd^,  (fügten)  fic:  rrShifc  bie 
©Otter  an."  Sluf  meinen  ^errn  »arte  id^,  toa^  bie  Sotfd^aft. 
(Sin  SBort  meinet  §errn  möge  ic^  üerne^mcn." 

^anE  ber  SReic^^altigfeit  beS  fc^on  Dor^anbenen  3Kateria(d 
baö  ftetig  Qutoad)^  erfährt,  finb  toir  in  ber  ßage,  bie  bab^Ionifd)c 
Sörieflitcratur  burc^  jtoei  Sö^rtaufenbe  ju  überfd^uen.  SBir  feigen, 
tt)ic  fdt)on  in  ben  frü|cftcn  bcfannten  legten  ein  fefted  ©rieffd^ema 
öor^anben  ift,  bas^  auf  lang  üorfjerge^cnbe  Slu^übung  fc^riftlid^er 
Äorrefponbenj  fd^Ueßcn  läßt,  unb  mic  innerhalb  biefe^  ©d^cmaS  je 
nac^  3^it,  Ort,  Stanb  unb  SBer^öltniffe  be§  äbfenberd  ber  Sn^alt 
in  mannigfattigfter  Söeife  öariiert,  toir  gett)inncn  burcf)  bie  ©riefe  einen 
tiefen  ßinblicE  in  baö  öffentlid|e  2ebtn  unb  ^^reibcn,  ermeffen  bie 
^ö^e  ber  bamaligcn  Äultur.  2lm  ©d^luffe  biefer  Überfid)t  fei  nod^ 
ein  moberncr  93rief  an^  bem  ß^c^f^i^on^IöJ^l^^  öorgefü^rt,  ber 
überrafc^enb  jeigt,  toic  gleid^bleibenb  baö  9iaturelt  be^  Orientalen 
ift.  3a^rtaufcnbe  finb  feit  ber  bab^lonifc^en  ^errfc^aft  Vergangen; 
ateligion,  ©prad)c  unb  ©olföftamm  ^aben  gett)e^felt,  bie  ®cifte^* 
rid^tung  aber  unb  bie  ganje  Slu^brudtgüjeifc  ift  biefctbe  geblieben 
®er  ©olbat,  ber  feinen  „©ruber"  3>ermifdE(  »egcn  eine^  ftu^^nbete 
—  fein  ©ruber  vSalman  ^at  eine  i^m  gehörige  Stnif  üerfauft  — - 
um  ©eiftanb  bittet,  unterfdE)eibet  fid)  taum  irgenbtoic  im  Stil  feiner 
Siebe  Don  feinen  ©oröätern  auö  ber  5ßerferjeit.  9lud)  er  beginnt 
mit  einer  langen  ©egrügungepbrafe  unb  ^öflic^en  (Srfunbigungen 
nad)  bem  ©efinben,  beüor  er  fein  3lnliegen  »erbringt^: 

„2ln  ©eine  ^od^tüol^lgeboren,  ben  ©ornet)mften  unb  ©belften, 
ben  ©ruber,  ber  mit  einem  3d)ön^eit<omale  aui^geftattet  ift,, ben  .'per»= 
Dorragenben,  ben  ©ruber  5)eriüifd^,  ben  geelirten.  Xic  crfte  5^^^ 
gilt  bem  SBo^lbefinben  (Suere^  3^f^^^^€^  ""^  ^^^  ®lei(^genrid^te 
(Suerer  ^txttn,  unb  toa^  unö  betrifft,  fo  finb  ttjir  ttjo^lbc^attcn,  ab^ 
gefe^en  baöon,  bafe  lüir  ju  benen  gehören,  bie  fid)  nac^  bem  9ln'* 


1)  mtxHhadi,  2t\pi.  8emtt.  etih.  IV,1  S.  163  ff.  (flcfür^t). 


32  entfl  Stiaubtx,  fteilf^riftbmfc.  «D.  XII, 

biicfe  ®uer  ^oc^ipo^lgeboren  fernen  ju  jeber  3^it  unb  grift  unb 
tüir  bcHagcn  nic^tö  afö  Sucre  Sinfamfeit.  —  %üati  mad^c  un^  unb 

euc^  nic^t  einfam! 9?un  \)ah^  xä)  2)a{|e,  bcn  Sfgelt,  in  SSagbab 

getroffen  unb  er  ^at  mir  betreffe  ber  Stui)  erjäfilt,  ba§  Salnian 

fie  an  einen  öon  bcn  ficuten  in  3)fc^umbfc^ume  öerfauft  ^at .  .  . . 

@d  ift  notoenbig,  mein  ©ruber  ®ertt)ifd),  baß  bu  ju   bem  getieft, 

ber  bie  ftu^   gefouft   f)at,  i^n  bor  :^omab  S^maet  jitieren   läfet 

unb  i^m  SKittcilung  mad^ft   in  83etrcff   ber  Äü^   unb   if>m   fagft: 

„S)er  Eigentümer  biefer  kni)  ift  ©olbat.    SBenn  bu  ba§  ®elb  be« 

ja^It  ^aft,  fo   taufe  nad^   beinem  ®elbc!    Diefen   Srief  f)at  ber 

.'perr  ber  ftu^  gefd^irft,  bafe  bu  nidjt  berechtigt  bift,  fie  ju  taufen." 

SBenn  er  nun  mit  biefer  Siebe  nid^t  einöerftanben  ift,  fo  fie^  toa^ 

er  bir  fagt,  lafe  mid^'ö  auc^   in   einem  ©riefe  rec^t  balb  loiffen, 

nimm  bie  Sut)  unb  übergebt  fie  bem  ®fcftaf(^,  mcil  id^  it)n  in  ©aiv 

bab  getroffen,  fie  i^m  abgetreten  unb  öerfauft   unb  fein  ®elb  er* 

galten   ^abe.    S«i  ift  nottt)enbig,  bafe  bie  ?(ntn)ort  in  betreff  be« 

SBo^Ibefinbene  Euerer  ®efunbt|eit  rec^t  balb  eingebt  unb  bu  toeigt, 

boB  ^bbaS  fieute  beauftragt  ^atte,   bie-.bet)oQmäc^tigt  toaxtn,  bem 

Salman  bie  Äu^  ttjcgäunc^mcn,  aber  fie  »aren  im  ©inberftänbniffe 

mit  bem  ©erurfad)er  meiner  ©djdbigung.    SBir  grüben  bcn  ©ruber 

E^alaf  unb  unferen  3Ritd^bruber(?)  unb  alle  bie  nad)  un^  fragen. 

fiebe  mo^I!    SKiä«." 


JSiUratur. 

©umcrifc^ct  »nef(?):  Rev.  d'Ass.  vol.  VI,  139  ff.  —  «It6o6^(.  Xcjtc: 
Cuneiform  tezts  from  Babylonian  Tablets  etc.  in  the  British  Museum, 
pt.  II,  IV,  VI.  —  fttng,  The  Letters  and  Inscriptions  of  Hammurabi  vol. 
I,  II.  —  Uitgnab,  IBorberaftatifc^e  ©c^riftbenlmöler  aitd  ben  fgl.  SRufeen  ^u 
©crlin,  f^cft  VII.  —  2:^utca«*iaiiötn,  Lettres  et  contrats  de  Töpoque  de 
1a  premi^re  dynastie  babylonienne.  —  Überfe^ungen:  ^a%t\  in  Qeitröge 
Äur  ?lj|^t.  IV.  —  JHng,  o.  a.  O.  vol.  III.  —  fianberdbotfer,  Ältbab^IonifcJ^e 
^rioatbriefe.  —  Ungnab,  S^eitrfige  jur  9(ff9T.  VI,  ^eft  5.  — r  9labau,  Letters 
to  Cassite  Kings  from  the  Temple  Archives  of  Nippur  (^e;te  unb  teil« 
rocife  Übcrfcljunfl).  —  ^ff^rifdic  ^Cftc:  ^arpcr,  Assyrian  and  Babyionian 
Letters.  —  Überfe^ungcn:  ^Jeliffc^  in  «citräge  gur  «ffijr.  I,  IL  —  ^o^nflon, 
The  fipistolary  Literature  of  the  Assyrians  and  Babylonians.  —  t).  (laberen 
in^ittfiflc  jurÄff^r.  IV.  —  ©e^ren«,affi)rif(^-bQb^l.  »riefe  fuUifc^cn  3n^al».  — 
9{eubabQL  Ze^te:  Guneif.  tezts  pt.  XXII.  —  fibetfe(ungen:  Z^ompfon,  Late 
Babyionian  Letters. 


Xrutf  «on  ^itmann  A  Qolf,  ScM^ii j. 


12.  ^att^Mc^                   Der  nut  Oriiftt  l^tft  s 

Prcit  dn  34hr-                                     J             w            ^  €lnztlpr«i»  icd«t 

gangei   (4  «ehe)                                    ber.Bigegrttn  ^on  der  ^^^' 

2  m..  geb.  3  m.  UorderastatUcbf n  6e$ellsd)afl  (€.  U.)  60  picmu« 


Der  niitbrakult 

Seine  Dnfdnge, 
CntfPicktungsge|ct)id)te  unb  feine  Denttmäier 


Pon 


Dr.  TI)eoi)or  Kluge 


mit  7  nbbilbungen 


Eeipzig 
J.  C.  Qinrid]s'rd)c  BudjIjanMung 

1911 


Die  Uorderasiatisd)e  0e$ell$d)aft  (€.  U.) 


mit  dem  Sitz  in  Berlin 

be^ioecft  bie  t^örbecung  bec  üorbera{iattfd)en  Slubien  auf  ®xm\b  bec  ^eitlmäler. 
®te  gibt  tDtffeiift^oftlit^e  fCrbeiten  i^rer  SD>2ttgUeber  in  ^toanglofen  ^cften  old 
„WxtttWunqtn  ber  Sorbetofiattfd)en  (KefeHfci^aft"  uub  gemeinoer- 
flönbUc^e  2)arftellungen  oiertelifi^tlic^  unter  bem  3:ttel  ,,^er  Snte  Orient" 
^rau9.  ferner  mifl  bie  ^feüfc^äft  bie  ^ci^affung  neuen  Vltatniali  anregen 
unb  unterflüb^n.    ^te  dfefeüfd^aft  ^al^lt  geoenn)firtig  504  äRitglieber. 

^erifi^rlic^caJlitöUebSbcitrag.bcträgtlOaRQrf,  wofür  bie  „SRitteiInngcn" 
(fonft  15  3R.)  unb  „5)er  «Ite  Orient"  (fonjt  2  SW,)  geliefert  werben.  —  «tuf* 
nannte  afö  ^itglieb  erfolgt  burd^  ben  Sorftanb  auf  einfa(!^e  9(nmelbung  beim 
6(^riftfül^rer.  —  3^^^uiifl  ^^^  IBetträge  ^ot  im  3<inuar  an  ^tnric^d' 
löertog,  8ei:|)jig,  ©lumcngaffe  2,  ju  erfolgen. 

%tx  SSorftanb  befte^t^.  3t.  aia:  ^rof.  Dr.  3.  oon  Sufc^an,  1.  ^orfi^enber, 
Oübenbe,  ©erlin;  ^rof.  Dr.  SR.  iportmann,  2.  Sorfi^enber,  ^ermdborf  (»tarf); 
Dr.  fi.  aWefferfc^mibt,  Schriftführer,  ©^ortottenburg  IV,  (S>iefcbre(f)tjh.2;  $rof. 
Dr.  ^.  »indler,  SBilmerSborf;  ^rof.  Dr.  »r.  SReijuer,  ©re«Iou;  Sic.  Dr. 
IHfr.  geremia^,  Seipaig;  $rof.  Dr.  3f.  6-  Reifer,  Äönig«berg;  $rof.  Dr.  grbr. 
kommet,  9Wund)en.  —  f^eraudgeber  ber  „?WitteiIungen":  $rof.  Dr.  ^.  ©indler, 
»ilmer^borf  b.  »erlin,  ©ingerftr.  79,  beg  „«Iten  Orient":  3)erfelbe  unb 
Sic.  Dr.  IRlfr.  Scremia«,  Setjp^ig,  ^^auptmaunflrafte  3.  • 

litbaii  der  bisher  ertd)fenenen  l)eltc  des  ,,Jll(en  Orient"  (Preis  60  Kl.): 


Ilg^pter  ald  S^rieger  u.  Eroberer 
inflßen.  7%bb.  WM.'SRMUi.  5i 

©Artft  unb  Sprad^e  ber  alten 
^g^pter.    ^it  3  9(bbitbungen. 

$on  %3.  Spiegelberg.  Si 

^agie   unb   3^^^^^^^^  i^    ^^^'^ 

^gi)pten.    93on  91.  SBiebemann.  64 
Xote  u.  S^oten-Sieidie  im  (Glauben 
ber    alten    tg^pter.     3.  9lufl. 

$on  ^.^iebemann.  2a 
flmulette  ber  alten  ^Sg^pter. 

9on  ^{.^tebemann.  12  t 
Unter^altungdliteratur  ber   alten 
dgppter.    2.  9tuflage. 

$on  ^.  äiebemann.  84 

9lmarna«3^i^-      ^g^pten  unb 
©orberafien  um  1400  0.  ^^r. 
«on  e.  9iiebn^r.  U 

Krabien  bor  b.^^lam.  2.  Sufl. 

IBon  Otto^eber.  8t 
gorfc^ungdreifen  in  ©üb^Olrabien. 
3  S^artenff.  unb  4  ^bbilbungeu. 

Con  Otto®eber.  84 


(SJlaferd  gorfcbungdreifen  in  ®üb- 
arobien.    9»it  1  »itb  ®laferd. 
95on  Otto  ©eber.  IO2 

9(ramaer.  )Bon  V(.  ©anba.  43 

^Ifnrbanipal   u.   bie   aff^rüc^c 
ffultur   feiner   3eit.    17  ^bh. 

$on  9.  ^eli^f4.  lli 
St^iopicn.  Ulbb.SB.^e.WüHer.  63 


$olitif(4e  Sntwitflung  »abt^lo«* 
nien«  unb  9lf|^riend. 

«on  ©.  ©incficr.  2i 
.^immeld«  u.  ^Beltenbilb  ber  95aht)' 
lonier.     2  Slbb.    2.  erweiterte 
Auflage.        5Jon  iQ.  SBincf ter.  82 » 
Sc(tfct}dpfung,  »ab9lonifd)e.l  %bb. 

Son  ^.  SBincfler.  81 
3)5monenbef(^w0rung     bei     beit 
»ab^loniem  unb  9lfi))rern. 

Son  Otto  $3eber.  7« 

Deutung    ber   3u^<"f^    ^^^   ^^^ 
^kbQloniem  unb  Slff^rern. 

$on  9l.llngnab.  lOa 


(QoTtfctung  auf  ber  brlttfii  Itmf^toofclt«- 


Bbb.  i:  Jtultbilb  aus  9tom. 


Unter  ben  groften  Slelicjiontn,  bie  bie  ftuUut  beS  OTtenteä 
tKtBDtgebrai^t  ^t  unb  bie  für  baS  äbenblanb  Don  mefir  ober 
UKnigei  Sebeutung  gelnefen  ober  gemotben  (tnb,  ffat  nädift  bem 
ßflTiftentutn  bet  äRitt|iaIuIt  bie  gidgte  iSebeutung  erlangt;  in> 
tmefein  unb  in  bxlt^en  9ejie()ungen,  foU  auf  ben  noci^fte^nben 
SStättern  gegeigt  werben. 

SBiä  DDT  toenigen  Sauren  galt  nod)  ba^  Snefta  aii  bie  älteftt 
unb  pgleid)  umfangreidifte  OueUe,  bie  une  über  baS  3Befen 
bed  Stotteä  3Iuftlfiiung  gab.  Unb  nKnn  fie  bai  in  sielei  S3e- 
^ie^ung  auä)  (leute  nodi  ift,  fo  ift  fie  bo^,  toaS  baS  %llter  an- 
belangt, übertiDlt.  QS  ift  richtig,  ba|  bie  leligiöfen  SSorftellungen, 
c^e  fie  ju  bem  ft^riftlii^  fi^erten  9}iebexfd|Iag,  loie  ec  im  Ütiefta 
borliegt,  geführt  tiaben,  einer  fetit  langen  Qtit  in  bejug  auf  ffint- 
midlung  unb  Slud&ilbung  beburft  ^aben,  bie  fid)  DieQeic^t  über 
3a^^unberte  erftrerft  ^aben;  ober  baä  mar  lebiglit^  eine  ffiermutung, 
bie  je^t  in  überroft^enber  3Seife  burt^  bie  0unbe  SSindlerä  in 
BogliaifBi  i^re  ®eftätigung  erfjalten  i)at  Q:i  muxbt  bort  bei  ben 
%ui8grabungen  eine  Xontafel  gefunben,  bie  in  fieiifi^rift  bie  biei 
Slatnen  SRit^o,  3nbra  unb  9?aruna  enttiielt.    I)et  Sdilufe,  bog  »ir 


4  Xi»eobor  ftluge:  3)er  SRit^rafuIt.  9(0.  Xll,3 

^ier  auf  bic  ®ötter  cincd  inbogermanifc^cn  85oßc§  fleftofecn  pnb, 

bcbatf  inbcffcn  no^  infofern  einer  ©infd^rdnfung,  afö  ber  ©d^Iufe 

t)on  ber  Meligion  auf  bie  SRaffe  crft  nod^  beriefen  werben  mufe. 

Xatfad^e  ift  jcbenfaUg,  ba%  »ir  um  bie  SKitte  ettoa  be^  jtoeiten 

3a^rtaufenb^   feinen  Äult  bereite  in  öoHer  Slütc  finben.    3)er 

SEBid^tigfeit  falber  n^iQ  ic^  ben  393ortIaut  bed  ^ofumentö  ^ier^er^ 

fe^en. 

(ilani)  mi-it-ra-aä-si-il  (ilani)  u-ru-u-na-a§-§i-el 

Variante:  a-ru-na-a§-§i-il. 

ilu  in-dar  (ilani)  na-aS-a[t-ti-ia-a]n-Qa 

93ariante:  in-da-ra  na-s[aj-at-ti-ia-an-na. 

®^  ^anbelt  fid^  ^ier  um  Urfunben  üon  ©ertragen,  bie  ber  ipetiter* 
fönig  mit  bem  ^errfc^er  öon  SlRitanni  ju  Anfang  be^  14.  Sa^r^* 
^unbertä  gefc^Ioffen  f)at  Äfö  ©d^üfeer  ber  ©ertrage  treten  bic 
einzelnen  fianbeSgott^eiten  auf  unb  unter  biefen  finben  fid)  aud) 
bie  oben  genannten  Wit^ra,  Snbra,  Sßaruna  unb  Sßafat^a  (bie 
,3»iainge-'). 

Urfprung  unb  ©ebeutung  bed  SRamenS  3Jt\tf)xa  ftnb  nac^  loie 
Dor  bun!el  unb  bie  barüber  aufgefteQten  ^Qpot^efen  ^aben  ju  feinem 
einbeutigen  unb  einwanbfreien  Siefultat  geführt  Über  bie  SSor* 
fteQungen,  bie  man  öon  feinem  SBefen  ^atte,  fönnen  toix  und  au^ 
bem  ÄDefta  orientieren.  @r  ift  ber  ®eniu^  be^  ^immetelid|te^; 
Dor  Sonnenaufgang  erfd^eint  er  auf  ben  ®ipfeln  ber  ©erge,  am 
Sage  fä^rt  fein  Don  oier  toeigen  Stoffen  gezogener  9ßagen  am 
^immel.  (£r  ^at  taufenb  O^ren  unb  9[ugen,  er  fie^t  aQed,  ^ört 
aQeS  unb  öerfte^t  alle«,  er  ift  aDtoiffenb.  @r  ift  ferner  ber  ®ott 
ber  SBa^r^eit  unb  Sled^tfd^affen^eit,  ba^er  bie  Anrufung  feinei^ 
9lamend  beim  @ib.  Stuf  ®runb  feine«  folaren  S^arafter«  unb 
ate  t^olge  einer  Hudtoirfung  ber  festeren,  ift  er  ferner  ber  ®ott 
ber  gruc^tbarfeit  unb  bie  Duelle  ber  Seben«fraft.  @r  ift  femer 
ber  Sefc^ü^er  ber  ®efd§öpfe  be«  aRajba,  er  oerfolgt  bad  ©ftfe, 
fte^t  bem  ®uten  bei.  Sr  ift  ferner,  toa«  in  ber  ^olgejeit  für 
feinen  ßultu«  bon  ber  toeittragenbften  ©ebeutung  n)urbe,  ber  @ott 
ber  Ärieger  unb  ©olbaten. 

äRan  fann  ftd^  nun  bem  Sinbrud  nid^t  entjie^en,  bag  ber 
folare  S^arafter  be«  ®otteS,  beffen  fonftige  Sigenfd^aften  fid^  aQe 
af«  fefunbär  ertoeifen,  in  bem  ^ant^eon  be«  Sbefta  fremb  ift. 
SSeld^e  ^unftionen  er  in  ber  3)l\ttt  be«  jn^eiten  Sa^rtaufenb«  ge« 
^abt  ^t,  ift  aud  bem  feUinfc^ftlidien  Fragment  leiber  nid^t  ju 
etfel^en,  aber  ba«  eine  ift  fidler:  toenn  man  bie  gangen  fuItureQen 


«C.  XII,  3  ^Infänge  bc«  Äultc«.  5 

« 

(Sinflüffe,  bte  in  ($rage  fommen,  in  SBetroc^t  jie^t,  fo  folgt  barauS, 
bag  er  urfprüngli^  feine  ^eimat  in  SBab^Ionien  ober,  allgemein 
gefagt,  in  äRefopotantien  gehabt  ^aben  mug.  ^nn  man  bad  aud^ 
nid^t  bettjeifen  —  bie  antifen  ©d^riftfteQer  wie  ^erobot,  OuintuÄ 
ISurtiu^,  ja  bad  ?lt)efta  felbft  fc^einen  bagegen  ju  fpred^en,  »eil 
fie  SDfit^ra  neben  bie  ©onne  fteQen  unb  nic^t  mit  i^r  ibenti= 
fijieren  — ,  f o  f ommt  einmal  in  Setrad^t,  ba%  eö  fic^  um  ©c^rift^ 
jeugniffe  l^anbelt,  beren  Urheber  1000  3tt^te  fpäter  gelebt  ^oben, 
anbrerfeitg  aber  beftdtigcn  ben  bab^lonifd^en  Urfprung  in  ni^t 
mifejuüerfte^enber  SBeife  bie  frcilid^  auS  berfelben  3^it  ftammcnben 
5!)en!mäler,  njie  loir  fpäter  fe^en  werben. 

3n  fpäterer  ^tit  tourbe  SKit^ra  öon  bem  joroaftrifc^en  JReli» 
giondf^ftem  übernommen,  aber  er  beft|t  oi^t  me^r  bie  SSid^tigteit 
toie  früher.  ä^ura^SKajba  ift  ber  erfte  unb  oberfte  ®ott.  6r 
üerfd^toinbet  in  bie  Steige  ber  dii  minorum  gentium,  ben  yazatas, 
bie  oon  äRajba  gefd^affen  finb.  (£r  ift  nod^  ber  ©Ott  ber  ^eger, 
aber  er  f^at  einen  @efä^rten,  SBeret^rag^na,  ben  „©ieg",  erl^alten, 
mit  ©raof^a  unb  Staf^na  befc^ä|t  er  bie.©eeten  ber  ®erec^ten 
uor  ben  3)ämonen  unb  geleitet  bie  jum  ^arabieö.  ®d  finb  biee 
bie  ?lnfänge  ber  in  fpäterer  ^tit  im  Äbenblanb  jur  großen  99e* 
beutung  gelangten  Srlöfer^I^eorie. 

%vi6)  über  feinen  Äultuö  erfahren  wir  auö  biefer  3^^*  einige 
©injel^eitcn.  3Jlan  opfert  i^m  grofee  unb  Heine  liere,  aud^  SSögel, 
gleichseitig  finben  Sibationen  ^  unb  SRcjitationen  bon  ritueÖen  Qk^ 
beten  ftatt.  SBetJor  fid^  jebod)  bie  Dpfernben  bem  Altar  nähern, 
muffen  bie  ©laubigen  fid^  reinigen. 

3ft  e§  flar,  bafe  bie  Stellung  2Rit^rad  im  joroaftrifd^en 
®t)ftem  eine  Weit  beengtere  unb  einflu^lofere  war,  afe  wir  fie  im 
?lt)efta  üorfinben,  fo  l^aben  wir  boc^  ju  ber  SBermutung  Söered^ti* 
gung,  bafe  bicfe  offenbar  willfürlid^e  ©nfd^rdnfung  feiner  gun^ 
tionen  fid^  nic^t  überall  burd^gefe^t  l^at  ober  ba§  ba^  nur  im 
Saufe  ber  ßcit  gefrfje^cn  ift.  ©o  finben  wir  j.  95.  in  Anrufungen 
neben  ^l^ura  aud^  Tl\if)xa:  ^^uxa  f)at  bie  SBelt  erfc^affen,  aber 
er  l^at  STOit^ra  ebenfo  grofe  gemacht  wie  fid^  felbft,  unb  mit  feiner 
©ilfe  bel^errfcf)t  er  bie  3Belt.  SBejeid^nenb  für  ba^  SSer^ältni^  ift 
eine  ©teile  bei  ?ßlutarc^,  bie  ben  ©cgcnfa^  jwifd^en  Sl^ura^STOajba 
unb  ?[^riman  erörtert,  ß^^f^^"  beiben  fte^t  SKit^ra.  ©eine  alte 
Stellung  fdieint  er  erft  wieber  erlangt  ju  ^aben  jur  3^*  ^^^ 
perfif^en  ©ro^fönige,  ba^  gel^t  ganj  beutlid^  aug  ben  SnfdEiriften 
bertjor.    Über  feine  fteigenbe  ©ebeutung  orientieren  und  eine  grofee 


6  ^^eobot  Sriuge:  2)er  aRit^rafuIt.  «O.  XII,  3 

äßenge  ttieop^orer  9lamtn,  bte  tuir  fd^on  im  4.  Sü^r^unbert  btö 
nac^  Sofien  hinein  nad^toeifen  fönnen.  ^amit  fteigt  natürßd^  feine 
SBebcutung  aud^  im  Sultuö.  3m  Äalenber  ift  il^m  bcr  fiebente  5Wouat 
^eilig,  im  3)7onat  felbft  ber  16.  ^og,  bod^  bad  leitete  ift  nid^t  gonj 
fieser,  ©ein  geft  »urbc  öom  ^ofc  mit  großem  ^omp  gefeiert, 
burd^  Dpfer  ufm.  2)iefe  äRit^rofana  n^urben  berühmt  burd^  ganj 
Sotberafien  unb  ^aben  fid^  bi§  in  bie  moberne  3^it  in  ^erfien 
gehalten.  Seiber  wiffen  toir  nid)t  genau,  lüann  baö  J^ft  gefeiert 
»urbe,  für  ben  Orient  »a^rfd^einlic^  jum  SBinteranfang  (2.  Cf tober), 
für  ben  Dfjibent  fommt  ber  25.  3)ejember  in  SBetrad^t. 

3m  ttjetteren  93erlaufe  ber  ^iftorifc^en  ©reigniffe,  bie  bie 
5ßerf ertönige  baju  führten,  baä  @rbe  bed  bab^Ionifd^*affljrifc^en 
SBeltreid^^  mit  i^rer  kyiltax  anjutreten,  tonnte  eS  natürlid^  nid^t 
ausbleiben,  bafe  ber  Äult  öon  »eiteren  femitifd^en  (Sinflüffen  an* 
gegriffen  würbe,  c§e  er  ben  ©oben  ber  antifen  Äulturtoelt  betrat; 
fo  fanb  ebenfo  loie  3a^r^unberte  fpäter  eine  Stus^gleid^ung  jloifd^en 
römifd^em  unb  gried^ifc^em  ^ant^eon,  je^t  eine  fold^e  jn^ifd^en  bem 
arifc^en  unb  aff^rifd^^'bab^Ionifd^en  ftatt:  S^ura*9)?ajba«'85eI,3Kit^ra* 
©d^amafc^,  9tna^ita«3fd)tar.  ^a  im  ©runbe  genommen  SBefen  unb 
gunttion  fo  jiemlid^  biefelben  toaren,  fo  tourbe  nid^t  öiel  öeränbcrt, 
nur  Derfd^toanb  aQmä^Iid^  <bei  ben  ^erfern  baS  ^emugtfein,  bag 
ed  ftd^  bei  i^rem  &ott  um  nationale^  (Eigentum  ^anbelte.  ^er 
Sl^ult  ^atte  fid)  injtoifd^en  faft  über  ganj  93orberafien  Don  3nbien 
bid  äff^rien  ausgebreitet  unb  fing  nun  an,  fi^  auc^  »ieber  ftlein-» 
afienS  ju  bemächtigen.  ^aS  jeigen  unS  äJ^ünjen  um  bie  SBenbe  beS 
1 .  Salir^unbertö  ber  Könige  ÄanerteS  unb  |)ooerteS  üon  ©acttrien : 
©öttin  mit  KimbuS  unb  ©tra^Ientranj  aufredtjt  fte^enb,  baneben 
bie  Snfc^rift  MIOPO;  intereffant,  weif  9»itt)ro  ^ier  afö  weibliche 
©ott^eit  bargeftellt  ift  in  griec^ifc^er  fileibung.  3luf  einem  anberen 
äRünjbifbe  trägt  SOtit^ra  ^unica  unb  Stürag,  in  ber  (inten  ipanb  ein 
3epter,  in  ber  rechten  eine  Ärone,  am  ®ürtel  ^ängt  ein  vSd}»ert. 
3uerft  erfd^ien  er  in  Armenien  unb  SSappabotien.  @d^on  oor^r 
f^eint  er  im  ^ontoS,  ©alatien  unb  ^^r^gien  ^eimifc^  gewefen  ju 
fein.  3n  Jla))pabotien  {fielt  er  fid^  bis  in  baS  5.  S^^t^unbert  unb 
überbauerte  faft  baS  (S^riftentum,  baS  —  abgefe^en  Don  Armenien, 
noo  man  auS  poUtifc^en  @>rünben  baran  feft^ielt  —  in  Kteinafien 
niemals  rec^t  SBurjel  gefaxt  }u  ^aben  fd^eint.  9(uS  ^rapejunt 
^aben  mir  äßfinjen  auS  ber  3^it  beS  ^(e^anber  @ei>eruS  (218  n.  i£^r.). 

2)ie  eigentlichen  Xräger  beS  $tuIteS  waren  in  ber  ^erferjeit 
natürlid^  bie  SWagier,  bie  für  bie  SBeiteröerbreitung  beSfelben  forgtcn. 


HC.  XII,  3  eninidlung  in  ftlcinafitn.  7 

@eine  l^ebeuefä^igfttt  aba  beiuie«  biete  äjetigion  in  bei  {^olgejeit 

baliun^,   ball  i^t  bie  ^^ftdtuni}  beä  9teic^ä  burc^  $lle|anber  ben 

®io^n   nic^t   baä   minbefte   att[)aben   Fonnle;   im   (Gegenteil,   bet 

eigentliche  ^uff^tDung  begonn  nun  Don  neuem,  unb  na(^  bem  ^obe 

Mlejanbet«  roaren  e«  bie  Jjiaboc^en,  bie  bie  93erbteitung  ber  SReligion 

förbciten,  unb  für  einjelne  Don  i^nen  mar  aWit^ta  weiter  nichts 

aii  ber  ^auägott.   ^a|  bad  tatfäc^lic^  ber  ^K  mar,  fe^en  nii  aud 

bei    gtofeen    Snfc^rift   SlntiodiD^  I.   epipfianeÄ   Don   Sommogene 

(69—34  D.  g^t.)  auf  bem  Jtem« 

rub^Bag^.     3)ie  Dflfeite  bet 

^erraffe,  auf  ber  fic^  ein  lern» 

ptl  er^ob,   mar  mit  8tul))= 

turen  (Mtib.  2)  gef^müdt,  unb 

bie  grofee  Snfd^tift  geftattet  eS, 

beren  SBebeutung  mit  ©ii^et' 

tieit  ftftäufteUen.  SJit^tig  finb 

bie   Bier  S8a3tetief8:    1.  S)ie 

(£ommagene,2.S(f)oUo,äRit^ia- 

^TelioS,  3.  ^iui  Droraojbed, 

4.  attageneä  ^etatleS'ateä; 

5.  fteKt  bat  bad  ^oro^fop 
beä  fiönig«.  3)ie(e  fünf  iHe= 
Hefa  finb  Don  einem  anbeten 
ai|  beiben  Snben  eingefaßt, 
auf  bem  ein  fiGme  unb  %bler 
batgefteUt  ift,  baneben  be> 
finben  ftt^  fünf  ftoKoffaU 
ftatuen  fi^ber  ®ütter,  bie 
dbniitbed   baifteUen   »ie   bie 

su.i:JI  «bb.  2;  apoHo  unb  SBil^ro-Sielio». 

^^"^-  aSoBHlief  Boni  »emnih-SJugfi. 

Selber  fmb  nnr  gerabe  für 
bie  tuiditigfte  Qät  beS  SWit^rai^muä  —  bie  testen  brei  oorc^nft' 
Ii(^en  3a^rt|unbette  —  fef|r  fc^led|t  orientiert,  fo  bog  mir  über 
feine  SSanblungen  fo  gut  toie  nichts  miffen.  Ü)aju  trögt  Dor  aQem 
ber  ungeheuere  fiolttift^  SSiirtDart,  ber  mit  bem  %obe  Slejanber^ 
b.  ®r.  eintritt,  bei,  bet  etft  unter  ber  ^ertfdiaft  Mom«  ein  ffinbc 
nimmt,  Bjenn  aud)  nur  (e^i  longfam,  unb  am  (jnbe  biefer  *Jieriobe 
fe^en  mir,  bog  auS  bem  SultuS  ettuad  anbeieg  gelDoiben  ift,  als 
et  bi^^er  geuefen.  ^ogmatiE  unb  Liturgie  Ratten  toäbrenb  biefer 
3eit  i^re  %u^bi(bung  erfal)ren. 


8  X^eobor  ftlufle:  ^er  SKt^atuIt.  «O.  XII,  3 

@d  bleibt  bed^alb  nid^tö  toetter  übrig,  old  ju  Derfuc^en,  bte 
SSanblungen,  fotoett  bte  OueDen  bad  julaffen,  nad^  ben  einjelnen 
Sanbfd^aften  ju  bef^retben.  3n  Armenien  l^atte  ftd^  ber  ^ttui^ 
mit  bem  eingeborenen  Derfc^molien,  augerbem  maren  aber  aud^ 
noc^  f^rifd^e  Sinflüffe  geltenb.  @r  ift  jtoar  eine  ber  $aupt«®ott-> 
Reiten  geblieben,  aber  gleid^jeitig  ift  er  ber  ®eniu§  bed  ^uerd, 
ober  man  ibentifijiert  fie  mit  ber  @onne.  2)aran  fd^Iiegen  fid^ 
Segenben:  Sl^ura  ^abe  mit  feiner  SRutter  üerte^rt,  bie  l^abe  bann 
ben  3Kit^ra  geboren  unb  anbered  me^r. 

3m  ^ontod  fanb  ein  ßufammentoerfen  Don  iD2en  unb  9Rit^ra 
ftatt,  in  S^bien  eine  fold^e  mit  ©abajiod,  anbrerfeitd  [äffen  fic^ 
bte  $u(tt)ereinigungen  ber  9)!agna  9Rater  unb  aihtl^ra,  bie  toir 
fpdter  im  D!jibent  finben,  auc^  fd^on  in  Äleinafien  nad^toeifen. 

(Sigentümlid^  ift  nun  bad  SSer^oItnii^  bed  aRit^rafuIted  jur 
grted^if^en  Kultur.  äJ2it  ben  ^egdjügen  ^le^anberd  bed  ®ro§en 
trat  befanntlid^  biejenige  $^afe  ber  gried^ifd^en  ftultur  ein,  bie 
mir  gemeinhin  aU  ^eUenidmud  bejeid^nen  unb  bie  il^ren  (Siegeslauf 
bis  nad^  SBaftrien  unb  nod^  n)eiter  fährte,  unb  bie  fid^  gleid^  in 
@egenfa^  jum  SOtitl^rafuIt  ober  gum  ^ajbeiSmuS  fteQte.  @S  ift 
gerabe^u  erft'aunli^,  toie  bie  Xrager  beS  9J{it^rafuIteS,  bie  9){agier, 
aud^  biefer  93en)egung  bie  @pi^e  abbrad^en,  einfad^  baburc^,  bag  fie 
^^ura«9)2ajba  mit  Qtn^  gleid^fe^ten,  ferner  Seret^rag^na  mit  ^erafled 
ufro.  unb  fo  baS  ?ßant^eon  beiber  Sulturen  mit  einanber  t)er- 
fd^molsen.  änal^ita  tourbe  jiir  ÄrtemiS,  SKit^ra  felbft  mit  ^eüoÄ 
ibentifijiert.  Aber  biefc  3bentififation,  fo  dufeerlid^  fie  auf  ben 
erften  SlidE  f^eint,  n^ar  bod^  t)on  meitge^enber  innerer  !SBebeutung: 
benn  äugerlid^  n^ar  baS  ^eQenentum  Derfd^tounben,  innerli^  jeboc^ 
»aren  bicfe  iranifc^en  Oeftaltcn  mit  einemmal  feftgefügte,  begriff- 
liche X5t)en  unb  5ßerfonen  getoorben,  mit  bem  SbeenhreiS  ber  an* 
tifen  Sluffaffung,  unb  ed  mar  ein  ßünftler  ber  pergamenifd^en 
©d^ule,  ber  jum  erften  Wtalt  ben  9Ritl^ra  tauroftonoS  barfteQte  im 
2.  Sal^r^unbert.  Damit  mar  gleid^jeitig  ein  neueS  @influggebiet 
bem  fiult  felbft  eröffnet;  nämlic|  bie  SBeft^ölfte  ber  anttfen 
3Bclt.  (Sine  anberc  golge  beS  ä^f^mmentreffenS  mit  ber  grie* 
d^ifc^cn  Sulturmelt  mar,  bafe  bie  gried^ifd^e  fß^ilofop^ie  fic^  bamit 
befd^äftigte. 

3m  cinjelnen  freilid^  ift  eS  bemunbernämert,  mit  meld^er 
3ä^igfeit  fid^  in  einjelnen  Seilen  ÄleinafienS  bie  Jiulte  nod^  bid 
in  bie  aUerfp&tefte  3^^^  gehalten  ^aben,  fo  befonberd  in  Aoppa* 
bofien,  mo  er  nod^  im  4.  jSa^r^unbcrt  in  ben  ftrengen  alten  formen 


«0.  XII,  3  »eilett  ffintwicHunfl  bei  Äultel.  fl 

ge^onb^bt  rautbe,  ja  (ogar  qu(^  in  Stoltwi  fetbft,  unb  nur  langfam 
ntad)te  bie  pnftfi^e  Jlultf))iad|e  bei  grie(^if^en  unb  bie  gTiei^ifc()e 
bei  lateini({^en  ^la^. 

3m  aDgemeinen  laffen  fit^  in  bei  Sntioidlung  bieder  9ieIigion 
folgenbe  5ßeiioben  aufjeigen:  1.  eine  ®iunb(c^i(iit  mit  ^öt^ftma^r- 
jc&einli^  femitifd^en  einflüffen,  2.  eine  iranif^e  ©c^t^t,   äuäbit- 
bung  bei  Xqtien,  3.  bie  moäbeiftifi^e  ®ci|i(^t,  roieberum  mit  femi' 
tifdien  ©nflüffen,  4.  enblitl^  bie   borlfiufig  Seenbigte  entroidlung 
buii^  aufnähme    lofoter    fleinaftati[d|ei    unb   ^elleniftif^ec    Än- 
fc^auungen.     <Bo   tiorbetettet  tiat  bie  Sletigion  in    baS   lömifc^e 
aSeltieic^  ein.     Sä  ift  eigentümfid),  bofe  bei  ffuitu«,  ber  bie  ganjc 
9BeIt  eifüHte,  ba«  eigentli^e  ®riei^enlanb  faft  Detfc^ont  ^at.    ©n 
Iienfmai  auä  bem  $ii« 
aeoS,  ein  anbereä  au& 
lleloS  (2.  3a^t^.),  finb 
bie  einjigen    auf   unS 
getommenen  SenfmSler. 
Snbera  ttiuibe  ba« 
freilit^  untei  bem  3m= 
perium.    1)0  verbreitet 
fic^  ber  ^ült  über  ben 
gongen  Dlaibent:  äg^p' 
ten,  9}orbafrifa,   ©tJa- 
nien,   (SaQien,   Jrünf' 

rei43>eutfc^tonb,«(?an'  «66.  8:  Jhtlftilb  uom  »quitin. 

nonten,  Slocien,  Sliöfien 

^aben  eine  Unmenge  Don  ^ntmälern  iKrtiorgebrac^t,  mie  mir 
fie  felbft  in  3talien  nic^t  Wieber  finben.  Die  älteften  3Infänge 
ber  orientalift^en  ^ulte  in  Italien  ge^en  bis  in  baä  3«^r  204 
0.  S^r.  jurüd.  3n  biefem  3a(|re  toirb  ein  Xempet  bei  SRagna 
SWater  errichtet  unb  bei  Äult  offtjiell  eingeführt:  anberc  folgen, 
aber  t&  baueit  nod)  eine  geraume  Qtit,  e^e  auä)  bei  3I7itI)ia'fiult 
in  iHom  ^eimifc^  Wiib.  3)a8  war  abhängig  von  beu  ^ortft^ritten 
Mom«  in  Sleinafien.  Srft  102  n.  E^r.  wirb  Äilitien  römifc^. 
Stommagene  unb  Armenien  erft  unter  S*e[pafien. 

!Dann  lamen  bie  (Sipebitionen  unter  Xrajan,  SuciuS  ^tuti 
u.  a.,  bie  bad  Stdmertum  in  immer  innigere  ÜBeiüfirung  mit  bem 
Crient  bradjten.  33ie  Slnjänge  jur  3lu*bieitung  bei  Äulte  im 
Ofjibent  begannen  unter  b<n  {Jilatiiem  unb  entwidelten  fi(^  fteigenb 
unter  ben  Hntoninen  unb  i^ren  Stat^fotgem.    %ai  ältefte   ftabt< 


10  Z^eoboT  aiuee:  Str  fRit^ioluU.  HD.  Xil,  3 

römifdie  ^Dolumetit,  toai  mir  bt' 

fiften,  i[t  bie  SBibmung  eine« 

flatiifd)en     J^ieigelaffenen     an 

SRitlirö,  fleiiQu  fte^t  ber  QeiU 

punft  nit^t  feft;  etloa  ba$  Snbe 

be8    1.   3af)rl)unbcit«.     SCbet 

fd)on  unter  Xtaiaii  mehren  jic^ 

bie  IDenfntäfer,   iinb  gegen  bie 

Witte    beS    2.    Sa^t^unbert« 

treffen  mit  5)entmQlcr,  bie  jum 

größten    Xeil    9Kit^täen    ent» 

ftammen,  in  oDen  Xeilen  beä 

ffleic^e«.     3Beifpiel«toeife:    am  a,^.   .   *  „      .  « 

enbe  beä  2.  3a^r^unbett3  gob 

e|  allein  in  Dftia  ttienigflen«  Di«  ttmpd. 
Jpier    interejfieren    junädift   bie  SJent- 
mä(et   aus  9{om  felbft.     ^aä  als  Stbb.  3 
gegebene  ftammt  Dom  SSquilin. 

r^ner  eins  ber  fc^önften  !S)en[niQler 
beä  StulteS  in  guter  ffuSfü^rung  unb  bamit 
au8  einer  älteren  3^it  ftammenb,  auä  dtom, 
jeQt  in  SBofton,  etraa  ''|^  m  ^od|  (^bb.  1). 
$od|inteteffant  ift  eine  %a(^v  auä  fia> 
Bunium  (äbb.  4)  Don  etwa  21  cm  3)utc^' 
meffer  aü&  totem  Xon.  ^ad  3nnere  ent» 
^ait  bret  ^aifteßungen:  SDtit^ra  tautof> 
tonoS;  bann  folgt  ein  fleinei  Söloe,  unb 
bet  erften  ^Jatfteltung  gegenüber  eine  ©jene 
aus  ber  Segenbe:  2ßitf)ta  jie^t  ben  ©tiet 
in  ben  QtaÜ. 

%ai  (^[Drenj  ftammt  aud  einem  9)Ht^' 
räum  bie  ©tatue  eined  Ifiraenlöpfigen,  ge* 
flügetten  ©otteS,  um  beffen  Seib  fit^ 
»(^langen  loinben  (Slbb.  5),  in  ber  einen 
§anb  f)ätt  er  einen  ©(^tüffel,  in  ber  an- 
beren  ein  3*P'"^- 

'Und  bem  unteren  ^annonien  ift  au<^ 
bie   Einlage   eined    3)}itf|ratem)HU   er(|a(ten. 

fl6b.  5:  aBBtnIöpPa"    ^"  nebenfte^enbe  ©tunbrife  {91bb.  6)  fttUt 
gcflügtltti  ®i>lt.        baS  3)?tt^Tdum  in  Slquincum  bat,  bog  1888 


«O.  XIT,  3 


SRit^täum  non  9[quincum«> 


11 


in  SCtt^Dfen  bei  SBubo^eft  aufgebedt  n^urbe.    3)er  ©runbrig,  nur 

biefer  ift  crl^altcn,  jrigt  bcn  lerntet  mit  feinen  Sßebcngelaffen.    SKan 

fanb  in  i^m  einen  %ltax,  jeboc^  o^ne  figärlid^en  ©d^mud  unb 

o^ne  Snfc^rift.    93on  ber  ^oQe  A  gelangt  man  in  ben  Sßxo^ 

naod  C  butd^  eine  Xür  b.    93on  ^iet  aud  gelangt  man  mittetft 

einer  jtoeiftufigen  Ireppe  d  in 

bad   ©peläum,    bad    in   brei 

5;eile  geteilt  wirb.  E,  E  fteQen 

je  jtoei  an  ben  Sangfeiten  be« 

finblid^e  ^obien  (ca.  1,70  m 

br.)  bar,  bie  etwa  60  cm  über 

bem  gupoben  t)on  F  erhoben 

finb,    auf    fte    gelangte    man 

burd^  }tt)ei  fleine  treppen  gg. 

9ln  ber  ipinterwanb  befanb  fic^ 

bag  ßultbilb  h,  bat)or  loar  eine 

SBema  i,  bie  öon  jwei  ^Pfeilern 

kk  flanfiert  würbe,    o  fteQen 

Meine   5ßf eiler   bar,    bie    3n^ 

fd^riften  enthielten.  5)er  9laum 

A  war  ebenfaDd  nur  mittelft 

einer  {leinen  Xreppe  jug&ngli^. 

SBei  1  fanb  fic^  ein  5ßiebeftal, 

bei  m  bie  SRefte  ber  barauf  be* 

finbli^en  (Statue,    ^er  Staum 

N  war  o^ne  3"9ö"9  ""^  ^^^* 
l^ielt  möglic^erWeife  ein  Slefer* 
Doir.  ^ie  ganje  9(ntage  fanb 
fid^  in  einer  ^iefe  üon  2  m 
unter  ber  @rboberf(äcl^e,  mujs 
atfo  jur  3^^^  ^  Senu^ung 
weniger  tief  gelegen  ^aben. 

ä^nlid^e  S3er^altniffe  jeigt 
aud|  bad  aRit^raum  ju  ©aar« 
bürg  (9bb.  7).  gd  ift  mit 
Drientation  gebaut,  feine  ^bmeffungen  betragen  5,40x6,20  m. 
^  ©peläum  felbft  bemerft  man  wieberum  bie  befannte  Xreitei« 
(ung  bed  SRaumeiS,  bie  Sfinle  an  ben  ©eiten  finb  dxoa^  ^b^^, 
0^90 — 0,80  m  unb  mit  ©tü^mauern  öerfel^en.  3m  Snnem  fanb 
man  bei  ben  (Grabungen  ein  gro^ed  (eiber  ftarf  befd^dbigted  9Ie(ief 


$lbb.  6:  @(tunbri|  bed  anit^rfiitm  in 
Vquincum. 


12 


^eobor  ftluge:  ^er  SRttl^raluU. 


«D.  XII,  8 


fieiber  befigen  bte  SbUIbungen  größerer  9teltefd  ade  fold^en 
Umfang,  ia%  i^  fie  ^ter  nid^t  abjubilben  üermag,  toad  i^  um 
fo  lieber  getan  l^dtte,  loeil  bad  eine  gute  S^orfieQung  gegeben  ^&tte 
öon  ber  plaftifd^en  DarfteHung  ber  SBitberj^Hen,  bie  auf  ^iloftem 
unb  93ogen  angebrad^t  finb.  @o  mug  ic^  mic^  befd^ränfen,  jloei 
größere  ton  i^nen  ju  befd^reiben  unb  to&fjlit  bafär  bte  beiben 
beften  aud:  üon  OftetbudEen  im  Obenioalb  unb  üon  ^ebbern^eim. 
^ad  9Kitte(biIb  bed  erfteren  enthält  bie  befannte  SarfteUung 
beö  SRit^ra  lauroltonod.  3)er  Sogen  ift  in  brei  Seile  eingeteilt: 
3n  bem  mittelften  gelb  fie^t  man  bie  SScrfammlung  ber  3^ölf8öttcr, 
in  ber  STOitte  ^tn^,  linfö  bation  S^jollo,  2(reÄ,  ^erafle«,  rcd^tö 
bat>on  ^era,  9t^ena,  9|)^robite.   %Ut  biefe  nehmen  ben  erften  SRang 

ein,  im  jn^eiten  befinben  fid^  in 
ber  aRitte  9{ife,  red^td  baDon 
5ßofeibon,  ber  SReft  ift  toenigcr 
beutlic^  er!ennbar,  ed  finben 
fic^  ba  nod^  Srtemid,  ^abed, 
Sore  unb  l^ieUei^t  auc^  ^^bele. 
Sa^  linfe  @dtfelb  nimmt  tt)ie 
gelDö^nßc^  ^eliod  ein,  mit 
feinem  üon  Stoffen  gejogenen 
Sßagen,  oberhalb  bed  SEßagend 
fliegt  ein  nacfted  5hnb  ($^0$=^ 
p^orod)  in  beiben  Rauben 
^deln  ^altenb,  bad  rechte  @d« 
felb  ift  mit  ©elene  befe^t,  bie 
auf  einer  Siga  fte^t,  bie  üon 
}h)ei  Stieren  gebogen  mirb,  ba^ 
hinter  ein  Stinb  mit  j»ei  gefenften  JödEcIn  (^efperoS),  bie  äufeerften 
@(fen  finb  mit  ben  ©eftalten  ber  SSinbe  audgefüDt  ^ie  Silber 
bed  linfen  ^itafterd  Don  unten:  &nt  Süfte,  beren  Sebeutung  un« 
ertt&rbar  ift,  im  n&^ften  ^Ib  ®aia  unb  %tlai,  ferner  bie  brei 
SRoiren,  3^"^  ""^  fitono^,  baö  5.  ©ilb  jeigt  Qtni  im  Äanqjf  mit 
einem  ®iganten,  bad  6.  ift  nid^t  rec^t  beutbar. 

Unter  ber  ^arfteQung  ber  ®e(ene  nehmen  auf  bem  rcd|ten 
'ißilafter  bie  ^arfteüungen  i^ren  Einfang,  bie  fid^  auf  bie  ^ult« 
legenben  bejie^en,  unb  bie  fd^on  einzelne  Abteilungen  bed  beto* 
rierten  Sogenfriefed  auffüllen,  tiefer  entl^ä(t  12  Silber  Don 
geringer  SBic^tigleit.  ?tuf  bem  näc^ften  ^ilaftcr  fie^t  man  eine 
befonbere  ©jene  aud  ber  ©tiertegenbe,  bann  folgt  3Ritl)ra  unb  öelio«, 


9b6.  7:  (S^runbrig  bc«  9Rit^töum 
in  @aarburg. 


ao.  XII,  3  9telief  t)on  ^ebbern^etm.  13 

bcncn  bcr  JRcft  ber  SDarfteQungcn  gctoibmet  ift.  SKcrftDürbig  ift  eine 
baruntet,  bte  üRtt^ra  ju  ^ferbe  barfteUt  im  ßam^f  mit  einem 
SAtoen,  unb  bad  und  an  bie  alten  orientalifc^en  9KotiDe  erinnert. 

i>ai  9ielief  t)on  ^ebbem^eim  ift  ä^nlic^.  3m  3RitteIgrunb 
äKit^ra  ^uroftonod  in  Segleitung  ber  beiben  ^abopl^oren.  3)er 
S^ogenfried  entl^olt  bie  jmölf  Xierfreidjeid^en,  barflber  @jenen  aud 
bcr  ©tierlegenbe,  SWit^ra  unb  @oI,  ©ol  !nienb  üor  SRit^ra,  neben 
biefen  bie  S)arfteDungen  ^eliod  unb  ©elene.  S)ie  ?ßilafter  ent* 
galten:  3n  ben  t)ier  @den  !D2ebaiQond,  bie  SSinbgStter,  barflber 
unb  barunter  toieber  öier:  bie  Sa^redjeiten  perfonifijiert.  3*^^ 
»eitere  Silber  in  ber  üRitte  ber  regten  ?ßilafter  ftetten  bar  jttei- 
mal  iKit^ra  in  t)erfcl^iebener  ^udfü^rung,  linfd  3^d  im  Kampfe 
mit  einem  ®iganten(?)  unb  Dfeanod(?).  3)ad  2)enfmal  ift  infofern 
intereffant,  toeil  au^  bie  SRucffeite  mit  91eliefd  berfe^en  ift:  äRit^ra 
unb  @oI  Dor  einem  ru^enben  ©tier;  bie  ©teOe  ber  jDabot)^oren 
nehmen  jn^ei  ^nber  ein,  bie  einen  ftorb  mit  ^rud^ten  galten. 

@d  ift  natürlid^  ^ier  ni^t  möglid^,  aQe  bie  Orte  aufzufahren, 
tDo  ftc^  iröit^räen  gefunben  l^aben,  bad  tt)ürbe  t)iel  ju  »eit  fuhren. 
Segnugen  n)ir  und  mit  ber  S^atfad^e,  ba^  ed  fo  ift,  fo  ergebt  fic^ 
bie  ^rage,  too^er  bad  fommt 

^iefe  Verbreitung  f^at  neben  anberen  Urfac^en  ^aut)tfäc^lici^ 
barin  feinen  ®runb,  bag  neben  ben  ^eftern,  old  benen,  bie  bie 
Sudübung  bed  ^ulted  übem^ac^ten,  bie  ^auptträger  bed  ^Ited  ber 
©olbat  ober  mit  anberen  Sßorten  bie  Slrmee  toar.  !S)ie  3Rit^rad« 
religion  toar  ©olbatenreligion  geworben,  bad  ift  mit  ber  ^aut)t:' 
grunb,  teed^alb  n^ir  fooiel  Denhnäler  gerabe  an  ben  ©renjen 
bed  römifd^en  9{eid^ed  finben,  Dom  Often  bid  jum  9ßeften,  im  ©üben 
unb  im  9{orben. 

S)er  SBößertoirrmarr,  ber  in  ein jelnen  @ren jproöinjen  ^errfc^te, 
i&%t  fi(^  nur  a^nen.  ®enaued  nnffen  mir  nur  über  Dacien,  mo 
und  bie  Set^öüerungdüer^&Itniffe  einen  (Sinblicf  geben,  mie  über« 
^aupt  bie  Verbreitung  bed  ^tted  in  fo  ferne  ®egenben  möglid^ 
mar.  107  n.  S^r.  mürbe  bur^  Srajan  bem  Steid^e  Marien  ein« 
verleibt,  bad  burcf|  langjft^rige  ^iege  t)önig  entodifert  mar;  aujser 
atten  eingeborenen  Volfdreften  maren  ba  nic^t  nur  Silber  unb 
^annonier,  fonbem  @alater,  ^arer,  ütnU  aud  Sbeffa  unb  ^aU 
m^ra  unb  anberd  mo^er;  aud  bem  ganjen  Steid^e  mürben  $o(o« 
niften  bortl^in  gefc^afft  ^^nlic^e  Vert|&(tniffe  ^errfd^ten  in  bem 
benad^barten  ^annonien.  ^ad  intereffantefte  in  biefem  ®ebiet  ift, 
ba^  man  bad  auftreten  bed  Q^tteS^  faft  ja^Ienm&^ig  —  nad^  ber 


14  X^eobor  jllugc:  Set  9){it^ra!u(t.  %D.  XII,  3 

3eit  bcö  Auftretend  in  ben  ctnjcincn  ©egcnben  —  Megen  fann, 
fobalb  ed  fid^  ermöglicl^en  Idgt,  feftjufteUen,  toeld^e  Segtonen  in 
ben  betreffenben  Orten  lagen  unb  tt)ann  biefe  bort^in  gefommen 
finb.  ^Qd  lägt  fid^  jum  ^eifpiel  für  Sarnutum  in  eigenartiger 
^eife  belegen  baburci^,  bag  tt)ir  bie  Qtii  feftftellen  fönnen,  mann 
bie  legio  XV  SlpoHinarid  bort  i^r  ©tanbquartier  ^atte  unb  l)on 
tvol^er  fie  fam.  ^ie  nteiften  ^ebifationen,  momit  ja  bie  fiultaud» 
äbung  belegt  ift,  ftammen  t)on  ®o(baten.  (Später  folgte  ^ier  bie 
14.  fiegion  mit  einem  neuen  Xem^I,  fotoie  bie  10.  unb  13.,  fo 
bals  nac^  einanber  nid^t  toeniger  ald  brei  äRit^räen  entftanben, 
beren  einer  gleid^jeitig  fär  ben  S^ult  bed  Supiter  ^oli^enud  ))on 
(Eommagene  biente.  %m  jal^Irei^ften  finb  natürlid^  bie  ÜIKt^räen 
in  ben  beiben  Germanien,  bad  gteid^jeitig  bie  fd^önften  unb  größten 
^enfntäler  geliefert  ^at,  oor  aDem  aud  bem  ^ecumatenlanb. 

^ie  bebeutenbften  ^unborte  toxSl  iä)  im  folgenben  aufjagten: 
,^ebbern^im  (nörbl.  öon  granffurt)  mit  brei  STOit^racen,  ^riebberg 
in  Reffen  mit  breien  unb  jtoei  »eiteren  in  ber  Umgebung,  femer 
am  Si^ein  entlang:  Stugft,  ©tragburg,  Sßain},  9teun)ieb,  Sonn, 
f^öln,  Xanten  ufm.  @d  toürbe  oiel  ju  meit  führen,  moQte  man  aQe 
bie  Crte  anfül^ren,  mo  fid^  ber  Äult  längere  ober  fürjere  3^* 
eingebärgert  ^at. 

9lber  nid^t  allein  ber  Segiondfolbat  lommt  für  bie  ^txbx^u 
tu  ng  bed  ^ultei^  in  SBetrad^t,  in  ben  ©eeftäbten  unb  ^anbeld^äfen 
bed  3nH)eriumd  ift  ber  SBerbreiter  bed  ffiulte«  oorjugdtoeife  ber 
Äaufmann.  SSon  SBi^tigfeit  ift  35eIoö,  ^uäjuoli*5ßuteoH,  ber 
italienifc^e  "Jlnlauf^afen  für  ben  ju  ®d^iff  nad^  bem  Orient 
reifenben,  bann  Oftium,  9lat)enna,  ©alona  in  3>almatien,  Dorn 
Snnenlanb  fommen  natürlid^  mieberum  bie  großen  @tröme  in  9e« 
trac^t,  Sttjone,  9i^ein  unb  ^onau,  in  einzelnen  Orten,  namentlich 
mit  f^rif^er  SeDöIferung,  bielt  fid^  ber  ^It  bid  ind  tiefe  äRittel^ 
alter  (}.  93.  @pitap^  aud  Sarna  576  n.  &)x.).  S^om  9l^onetal 
aud  tierbreitete  fid|  ber  ^ult  bid  in  bie  entlegenbften  Slpentäler. 
^r  Statien  mar  ein  3cntrum  ber  ^Verbreitung  namentlid^  ^quileja, 
oon  beut  aui^  fid|  ber  Hinflug  bis^  nad^  iRoricum  unb  an  ben 
<£omerfee  erftredtte. 

@ine  anbere  Kategorie  oon  ^ItOerbreitern  maren  bie  orien« 
talifd^en  @tlaben,  bie  bei  ben  anbauernben  £triegen  ber  l^iferjeit 
in  immer  größeren  SRaffen  nac^  Italien  unb  in  bie  SBeft^dlfte 
bed  9teid)ei^  ^inkoanberten. 

Sei  ber  gro|en  Verbreitung  bed  ftulted  in  aQen  Seilen  be^ 


«€.  XII,  3  JhiU  in  ytom.  15 

Steid^e^  mug  t^  auffallen,  bag  ganje  Gebiete  $l(eina)ienS  nic^t  ein 
einjtgeö  ©cnfmal  ober  eine  ©pur  einc^  Äultes  geliefert  l^aben, 
(Sebietöteile,  bie  nod^  baju  bem  Urfprung^lanb  am  aüernäd^ften 
lagen,  toad  fann  ba  bie  Urfac^e  ge^efen  fein? 

SEBir  ^aben  bofür  nur  eine  einzige  aber  auSrei^enbe  @rf[ärung: 
eö  ttjar  ber  in  biefen  fiänbem  üortoiegenbe  gried)if^e  lSinfIu§,  ber 
einen  anbern  nic^t  auffommen  liefe. 

Stm  ©d^Iuffe  mag  nod^  furj  bai^  Jtuftreten  beö  Äulteö  in 
9lom  befproc^en  Serben.  SBie  aQe  fremben  @ötter,  fo  ^atte  aud) 
Sttitl^ra  jebenfaQ^  feinen  erften  lempel  aufeer^alb  ber  ®renjen  beö 
^omeriumä.  (Srft  181  ö.  (S§r.  überfc^ritt  er  biefe.  fieiber  finb 
bie  SDofumente,  bie  uns^  bie  ®efd^id^te  beö  gortfd^ritteö  in  ber 
©tabt  fclbft  lehren  !önnten,  fo  wenig  ja^Ireid),  bafe  fid^  bamit 
toenig  anfangen  läfet.  993ir  l^aben  etloa  ein^unbert  Snfd^riften, 
etwa  fed^jig  biö  fiebjig  ^tagmente  bon  ©tatuen  unb  SReliefö,  ferner 
bie  SRefte  einer  JRei^e  öon  ^^cmpeln  in  allen  Seilen  ber  ©tabt. 
^ie  bcrütimtefte  Äultftätte  f^eint  bie  §ö^Ie  am  3lb^ange  be^  Äa- 
pitolö  gettjcfen  ju  fein,  bie  aud^  in  ber  9tenaiffanceäeit  noc^  ejiftierte. 
Sin  bort  gefunbene^  9telief  ge^t  ftiliftifd^  auf  baS  @nbe  bed 
2.  Sa^rl^unbertS  jurüd.  @d  ift  flar,  bafe  er  aud)  in  9tom  juerft 
t)on  ben  untern  S^olfdfc^id^ten,  t)or  aDem  natürlid^  ©olbaten  unb 
ftaufmanndftanb,  öere^rt  würbe,  baS  ä^igen  un^  wenigftenö  bie 
ilteften  3nfd)riften  (bie  @ntwid(ung  läuft  alfo  analog  wie  bie  etwa 
gleichzeitige  bed  S^riftentumS).  S(ber  aUmä^Iid^  erfolgt  fein  %uf^ 
fteigen  in  bie  ^ö^eren  ^eife  beS  SSoIfed.  ^  gewinnt  aud^  ^ier 
junäd^ft  nur  bad  Sntereffe  Don  ^^ilofop^en  unb  ^(elel^rten,  unb 
über  fein  weitere^  Sorbringen  finb  wir  aud^  wieber  nid^t  orientiert. 
Sber  einö  wiffen  wir:  ber  ftult  gewann  ba^  Sntereffe  ber  Ä'aifer,. 
wol^I  aud  Stüdftc^t  auf  bad  äRilitor,  unb  bamit  ^atte  er  enblic^ 
ben  öoDen  ©rfolg.  3)er  erfte  römifd^e  Äaifer,  bon  bem  wir  wiffen, 
bag  er  an  ben  Stult^nblungen  teilnahm,  war  (^ommobud. 

9lac^bem  wir  fo  bie  Anfänge  beis^  ^ulted  unb  ber  dteligion 
burd^gegangen  finb,  wirb  ed  aud^  Don  Sntereffe  fein,  einmal  ju 
fe^en,  wie  ed  um  bie  innere  Drganifation  unb  bem  Ser^ältnid 
}um  rftmifd^en  Steid^e  ftanb.  ^a  ift  junäc^ft  bad  ^uffäOige,  bag 
ber  Sult  aOen  JBerfoIgungen  feiten^  ber  ©taat^gewalt  entgangen 
ift,  Wie  ed  jum  SBeifpiel  beim  3ftd«$tult  ber  ^aU  war;  jWar  %ui^ 
Wetfungen  einzelner  ältagier  famen  bor,  aber  bai  War  nur  oon 
untergeorbneter  ÜBebeutung.  fieiber  finb  wir  über  bie  red^tlid^e 
©lettung  ber  fiultmttglieber  gar  nid^t  orientiert,  wir  l^aben  ni^t 


16  3:^cobor  Äluße:  I>cr  SKit^rohiU.  «C.  Xll,  3 

einmal  ju  SJcrmutungcn  ein  SRcc^t.  3)ic  ©ituation  aber  ift  mit 
einemmale  beleuchtet  burc^  ben  Sintritt  bce  ßommobud  unter  bie 
3a^I  ber  Äultglieber.  SRan  fann  einigermaßen  an  mobemen  Ser- 
^dltniffen  abfragen,  »elc^c  golgen  ba«  mittelbar  unb  unmittelbar 
gel^abt  ^aben  muß.  @eit  bem  Stnfong  bed  3.  Sa^r^unbertd  gab 
ed  einen  eigenen  faiferlic^en  ?ßriefter  für  bie  neue  SReligion,  Äu** 
relian  richtete  ben  offiziellen  fiult  beö  @ot  inüictuö  ein,  ©iocietian, 
®alcriud  »aren  gleid^fallg  eifrige  Anhänger,  jtoei  3a^r^unberte 
fpäter  nod)  3ulian  Sl^oftata.  5)ie  SBere^rung  ber  ftaifer  für  ben 
neuen  Äult  fann  taum  in  perfönlid^em  Sntereffe  feinen  ®runb 
gehabt  ^aben,  e^  tiegt  Diet  e^er  nfitjer,  baran  ju  glauben,  baß  ^ier 
bie  ©taatdraifon  im  ®p\tU  toax.  3)a«J  liegt  Mar  auf  ber  ^anb, 
anbererfeitd  mürbe  bad  aud^  nod^  baburc^  begünftigt,  baß  bie 
SKonard^ie  fid^  me^r  unb  me^r  in  ein  orientalifc^ed  ®emanb 
einüeibete.  Unter  9{ero  begann  biefe  SRid^tung  ftc^  (angfam  ju 
entmicfeln  unb  ^at  DieQeic^t  unter  2)iocIetion  feinen  ^ö^unft 
crreid^t. 

9Ba^  bie  innere  Crganifation  anbelangt,  fo  moUen  koir  ju« 
näd^ft  bie  fie^re  Don  ben  äK^fterien  burc^ge^en.  (£d  muß  bei 
einer  fo  meit  oerbreiteten  9}etigion,  bie  aud^  auf  eine  Steige  üon 
Sa^^unberten  ber  Sntmicflung  jurücfbücfen  fonnte,  bie  $rage 
auftaud^en,  ift  bie  ätfyct  5u  einer  unb  berfelben  3^^^  überall  bie- 
felbe  getoefen?  2)aß  fie  im  Saufe  ber  3a^r^unberte  ganj  beben« 
tenbe  SBanblungen  burc^gemac^t  ^atte,  ^aben  mir  oben  fc^on  ge« 
fe^en;  unb  ben  anberen  Xeil  ber  ^^rage  fönnen  toir  aud  äßangel 
an  3^^9^^ff^i^  ^^^^  beantmorten.  993ir  finb  nur  imftanbe  ju 
fagen,  baß  fic^  an  ber  9leIigion  feit  i^rem  heraustreten  aui^  ber 
afiatifc^en  ^eimat  im  ®runbe  nid^tS  geänbert  ^at.  ^nbrerfeitS  ift 
aber  auc^  )u  beachten,  baß  mit  ber  neuen  9ieIigion  aud^  beren 
X^eologie  manberte.  3m  einjetnen  ift  biefe  jiemlid^  fom|)Ii}iert  unb 
^at  taum  Sntereffe,  ed  finb  bie  a(ten  aDeftifc^en  SBorfteüungen,  nur 
aufgepu^t  mit  allerlei  oerftanbenen  unb  mißt)erftanbenen  3utaten 
bed  flaffifc^en  SlltertumS.  Über  aQeS  bieS  finb  toir  nur  frag»- 
mentarifd^  burd^  bie  ^(affifer  orientiert.  !8on  aQgemeinerer  fdt* 
beutung  mar  bad  aftrologifc^e  (£(ement,  bad  burc^  bie  3Ragier  unb 
burc^  bie  Serü^rung  mit  bem  ©emitifd^en  in  bie  ganje  Se^re 
hineingetragen  mürbe.  3>ie  m&c^tigften  ®ott^eiten  maren  bie  Pla- 
neten, benen  man  Xugenben  unb  ^(usmtrfungen  beilegte,  jebem 
gehörte  ein  SSod^entag,  iebem  mar  ein  !99}etaD  ^eilig,  eine  3^^I, 
bie  jur  fieben  hinzugefügt  eine  befonbere  religiöfe  firaft  ^atte. 


9(0.  XII,  3  Doi»  elftem.  17 

33ciin  ^eruntcrfteigcn  ju  bcr  @rbc  erhalten  bie  ©ccicn  üon  bcn 
!^(aneten  i^te  Stgenfc^aften  unb  ^a^igfeiten.  Stu^  ^iet  treujen 
fic^  toieber  femttifc^e  unb  itanif^e  SSorfteOungen.  @ie  äußerten  fic^ 
\)ox  allem  in  bem  bop))e(ten  ^^arafter  ber  S^fteme,  benn  biefed 
mar  ber  ^Sonne  angepaßt,  unter  ber  man  einmal  SRit^ra  Derftonb, 
unb  bad  anbere  mal  tttoa^  üon  biefem  DöQig  (äetrennted.  SBon  biefen 
^ißlanetengöttem  mit  i^rem  bop))^Iten  (S^arafter  unterf^ieben  fid^  bie 
rein  af trafen  ober  fiberalen  —  bie  3^^^^"  ^^  lierfreifeä;  jeber 
l^atte  feinen  größten  @inf[u^  in  feinem  9Ronat  3)amit  ttHir  aber 
bai^  @^ftem  nod^  nid^t  erfc^öpft,  aud^  Xiere  unb  fogar  ®egenft&nbe 
jog  man  in  ben  ^eid  ber  SBetrad^tungen  unb  fe|te  fie  ju  ©tern*» 
bilbern  in  SBejie^ung,  fo  Söme  unb  $unb.  2)ie  $emif|)^&ren 
kourben  perfonifijiert  (^odfuren)  uftt).  2)ad  ift  aQed,  toit  man 
fofort  fielet,  nid^t  me^r  iranifd^en  Urft)rungi»,  aber  ber  ipaupterfolg 
biefed  femitifc^en  Sinfluffed  auf  bie  Se|re  ift  bie  ^tfac^e,  bag 
bamit  eine  ooQfommen  fataliftifd^e  X^orie  in  bad  @^ftem  ein» 
gefägt  mürbe,  mit  bem  Don  nun  ab  im  u^efentlid^ften  gearbeitet 
tourbe,  mit  ber  fie  ben  gröj^ten  Erfolg  errungen  ^at,  unb 
mit  ber  fie  bie  ^n^önger  aQer  offultiftifd^en  @^fteme  ^eran« 
sog,  förberte  unb  gleic^fam  red^tfertigte:  alfo  92ecromantif  unb 
Oneiromantif,  ber  ®laubt  an  Xalidmane  ufm.;  aQe  biefe  (Srfd^ei«« 
nungen  bed  antifen  ^eibentumd  mürben  in  ein  gro^ed  Softem  ein« 
gefägt  unb  i^re  Sln^änger,  bie  bid^er  in  einjetne  ©eften  verfielen, 
erhielten  nun  ein  SRücfgrat  burd)  ben  9Kit^raidmud,  bcr  mit  feiner 
Ütfyct  t)on  ben  Dämonen  alleS  bad  rechtfertigte,  mad  9lufflärung 
unb  gefunber  SKenfd^enoerftanb  unter  anberen  Umftänben  ate  Un^ 
finn  ermiefen  ^dtte. 

SBon  ber  alten  ^oefie  ift  menig  ober  nid^td  enthalten,  ed  fei  benn 
bad,  mad  fi^  ettoa  auf  ben  ^enfmölern  finbet,  unb  bad  ift  menig  genug. 

9D?itf)ra  felbft  wirb  im  ßaufe  ber  3^it  immer  mel^r  ber  reli» 
giöfe  SKittetpunft  ber  SReligion.  alle  latcn,  alle  Segenben,  bie  in 
ber  f^rü^jeit  aud^  üon  anbern  üoQbra^t  morben  finb,  merben  auf 
i^n  übertragen,  aber  ni^t  nur  baS.  (kt  mar  für  bie  alten  äRagier 
ber  ®ott  bed  ipimmeldlic^ted,  unb  ba  bad  fiic^t  ber  Xrdger  ber 
fiuft  ift,  fo  mo^nt  er  jmifd^en  (Srbe  unb  $ölle,  man  mei^t  il^m  ben 
16.  lag  jebc^  SKonatd,  benn  ber  ift  bie  SWitte  begfelben.  aber 
biefe  äßittlerrolle,  bie  aud|  nac^  aff^rifc^^bab^tonifd^en  SJorfteHungen 
j.  %.  no(^  rein  lofal  gebadet  ift,  mirb  meiter^in  im  übertragenen 
©inn  gebraucht.  SWit^ra  ift  SBermittler  (mie  S^riftu«)  jmifc^en 
bem  unfe^baren  unb  unfid^tbaren  ®ott  unb  bem  9Renfc^engefc^lec^t 

Der  «Itc  Orient.   XII.  S.  9 


18  S^eobot  ftluge:  ^er  mitiixatuU.  «£.  XII,  8 

Unter  bcn  bifblid^cn  S^arftcüungcn  tritt  bcfonb'erö  bad  folgcnbc 
Xl^ema  l^ertior:  9)?it^rQ  jlDtfd^en  jtoei  ^nbern  fte^enb,  Don  benen 
bad  eine  bie  ^del  ergebt,  bad  anbete  biefe  fenft,  betbe  finb  eine 
Sntarnation  feiner  ?ßerfon.  Seibe,  bie  ?)abop^oren  unb  Witffxa, 
bilben  eine  Irinität,  „ber  breifad^e  SRit^ra*'.  (Sine  anbere  SBor* 
fteüung  ift  bie,  ber  eine  Änabe  ift  bie  ?ßerfonififation  bei^  Sebcn«« 
unb  ber  SBärme,  ber  anbete  bie  ber  $dlte  unb  bed  Xobed.  Sud) 
anbere  fiegenben  unb  @rjä^Iungen,  bie  im  3uf<int^^^^^i^9^  ^^^ 
feinem  ftult  Derbreitet  mürben,  tocrben  erjd^It,  fo  bie  ©efc^id^tc 
fetner  ®eburt,  bod^  ift  ba^  Don  geringerer  SBid^tigfeit.  Stnberc 
feien  ^icr  nod^  mitgeteilt.  S)er  erfte  Raxnpl  ben  SDiit^ra  ju  be- 
fielen ^at,  ift  ber  gegen  bie  @onne,  aber  aud^  biefe  Spifobe  fpielt 
in  bem  ftuttud  feine  groge  SRoQe,  bagegen  bie  anbere  mit  bem 
@tier,  bie  id^  ber  SSic^tigfeit  megen  audfü^rlid^  mitteilen  miO. 
Soraudgefd^idt  mag  merben:  Unter  ben  figürlichen  ^arfteüungen 
bed  SOtit^raluIted  fpielt  bei  einer  großen  Steige  Don  ^enfm&(eni 
namentlich  bei  benen  an  ber  Slorbgrenje  be^  Sleid^d,  fotgenbc  Dar^ 
fteflung  eine  Hauptrolle.  @g  ift  im  9lelief  eine  $ö^le  bargefteHt, 
bie  an  ber  @eite  ^lafter  f^at,  fomie  oben  einen  ^ogen.  Slled 
ift  fla^  abgearbeitet  unb  in  fleine  Äbfd^nitte  jertegt,  bie  meift  mit 
{leinen  9teliefd  gefc^müdt  finb,  bie  fid^  fämtlic^  auf  bie  ©efd^id^te 
bed  ®otted  ober  feiner  ^elbentaten  bejie^en.  3n  ber  ^o^le  ba« 
gegen  fielet  man  ben  @iott  auf  einem  jufammengebroc^enen  ®tter 
fi^enb  ober  reitenb,  bem  er  ein  ©d^mert  ober  einen  2)old^  in 
ben  $ald  ober  ^uft  ftögt.  Diefe  2)arfteIIung,  bie  an  ftd^  nod^ 
unb  baburd^  befrembenb  mirb,  koeil  fie  jum  .^auptgegenftanb  bed 
^ünftlerd  niirb,  ^at  folgenbeS  legenbarifd^e  jum  ^intergrunb:  2)ad 
erfte  lebenbe  SBefen,  bad  Supiter^Oroma^bed  fc^uf,  mar  ein  @tier. 

tiefer  @tier  ging  in  bie  ®ebirge  auf  bie  äBeibe,  unb  einmal 
traf  er  iufäQig  auf  3Slxtfyca,  ber  Don  irgenb  einer  ^elbentat  jurüd« 
teerte.  S)er  ergriff  i^n  bei  ben  «Römern  unb  fc^koang  fid^  hinauf; 
ber  @tier  ging  im  @)alopp  baDon,  aber  balb  erlahmte  feine  ftraft. 
©ein  Sdnbiger  ergriff  i^n  an  ben  Hinterbeinen  (bie  Stnle^nung 
on  altbab^lonifc^e  JBorbilber!)  unb  jog  i^n  rüdmärtd  in  einen 
@tall,  ber  i^m  ald  SBo^nung  bienen  foQte.  Slber  ed  gelang  bem 
@tier,  au^jubrec^en  unb  er  trieb  fid^  mieber  auf  ben  ^Ibem  um« 
^er.  Dad  fal^  bie  @onne  unb  bie  fd^icfte  ben  SRaben,  i^ren  SBoten, 
ber  an  äRitl^ra  ben  SBefe^l  überbringen  foQte,  ben  @tier  ju  töten. 
9Ritl^ra  ift  ber  IBefel^l  nic^t  angenehm,  er  !ann  aber  bagegen  nid)td 
machen,  meil  ber  iBefe^l  Dom  Hii>^^^I  fommt,  er  Derfolgt  mit 


«O.  Xir,3  Äultleflenbeit.  19 

feinem  §unb  ben  Stier,  cntbedft  i^n  in  einer  ^öl^Ie  unb,  inbem 
er  i^n  mit  ber  einen  §anb  an  ber  ©c^nauje  ergreift,  ftöfet  er 
i^m  mit  ber  anbern  fein  Sagbmeffer  in  bie  glanfe.  3)a  gefd^ie^t 
ein  ganj  merfmürbigeö  SBunber:  auö  ber  SBunbe  be«  Dpferd  ent- 
fproffen  alle  fträuter  unb  5ßflanjen,  bic  bie  @rbe  mit  i^rem  ®rfin 
bebeden,  au«  bem  ©tut  ber  SBein  bej.  SBeinftod  für  bie  üRljftericn 
ufm.  @o  ift  ber  §ero«  Xaurottono«  burc^  bic  Xötung  be«  ©tiere« 
ber  ©d^öpfer  aKer  Wohltätigen  SBefen  gen^orben  unb  ^at  ein  neue« 
unb  frud^tbare«  Seben  gefd^affen. 

3nj»ifc^en  ift  ba«  erfte  SRenfd^enpaar  fertig  geworben  unb 
9)tit^ra  ^at  ben  Auftrag,  barüber  ju  wachen,  ^ie  SRäd^te  ber 
5$infterni«  fönnen  i^nen  nic^tö  angaben;  aber  Sl^riman  gelingt  e§. 
®ine  grofee  Srocfen^eit  wirb  abgewenbet,  aber  ni^t  bie  grofee  glut, 
einem  einzigen  TOenfd^en,  t>on  ben  ®öttern  gewarnt,  gelingt  e«,  fid^ 
in  ein  93oot  ju  retten.  S)ann  öerwüftet  ein  geuerbranb  bie  Srbe. 
■Damit  finb  bie  Seiben  be«  jungen  SKenfc^engefd^Ied^td  erfd^ö|)ft 
unb  fie  Derme^ren  fic^  Don  ba  ab  in  fteigenbem  TOafee. 

Dann  erreid^t  baö  ^eroifc^e  ßcitalter  feinen  Slbfd^Iu^  unb  bie 
SWiffion  SKit^raS  auf  ber  @rbe  ift  beenbet.  ©n  SÄa^I  wirb  mit 
ben  übrigen  ®öttcrn  abgefjalten,  bann  fteigen  fie  in  ben  ^immel 
l^inauf.  Diefe  ®efc^id^te,  fo  legenben^aft  fie  ift,  lafet  un«  beffer 
afö  aUe  infd^riftlid^en  Denfmäler  ben  ungel^eueren  fultureöen  ®in* 
flufe  öerftefien,  ben  ber  Äult  in  ber  antiten  SSäelt  gehabt  ^at. 
iKit^ra  ift  l^ier  weiter  nidEjtö  ate  ber  Demiurgod,  ber  ©d)ftt)fer 
unb  3öc(torbner.  6r  ift  anberfeitö  eine  ©manation  be«  SEBelt* 
f(^ö|)feri8  ?l^ura*2Kajba.  Da«  ift  im  ®runbe  genommen  ba«  ®e* 
^eimni«  ber  ganjen  fie^re  unb  ber  plaftifd^en  Darfteilung  im  be»» 
fonberen  unb  man  wirb  nunmehr  üerftetjen,  wed^alb  gerabe  fi^ 
biefe  allgemeiner  Beliebtheit  erfreute. 

5Run  ergebt  fid)  anberfeit«  bie  grage,  weld^e  SSerpftic^tungen 
bie  Äultmitglieber  Ratten.  ?luf  biefe  grage  gibt  e«  leiber  feine 
Antwort,  toa^  ba«  ^Defta  t)orfc^reibt  fann  faum  nod^  nad^  fo 
langer  Qtxt  ®e(tung  gehabt  ^aben;  boc^  fc^einen  fie  biefelben  gewefen 
in  fein  wie  bei  fo  mannen  anberen  9fleIigion«gefeUfc^aften,  ba« 
€^riftentum  nid)t  ausgenommen;  al«  (Snbjiel:  ba«  ber  t)oII{ommenen 
Steinzeit,  Sampf  gegen  bie  ©innlicf)feit,  mögtic^fte  95ebürfni«Iofig'^ 
leit;  man  fielet,  bie  üblichen  gorberungen. 

3n  biefe  !o«mogonifc^en  ^^abeln  finb  nun  Dor  aDen  Dingen 
^wei  t^eologifd^e  ©pe!u(ationen  l^ineingewebt:  bie  Sbee  ber  (Srlöfung 
unb  ^Befreiung.   3Jlan  glaubt  an  ein  fortleben  nac^  bem  ^obe,  an 


o« 


20  S^eobot  Stint:  ^et  SRit^raluU.  «D.  XII,  3 

bie  Dualen  unb  ^reuben  bed  Senfeitö.  ^ie  (Seelen  fteigen  auf  bte 
@rbe  nieber  unb  beleben  bie  Körper  ber  äRenfc^en,  totnn  bie  ©eele 
nad^  einer  beftimmten  3^^  toieberum  ben  ffiörper  berlö^t,  bann 
ftreiten  fid^  bie  äRöd^te  ber  ^inftemid  unb  bed  fitc^ted  um  ben 
Sefi^;  ein  Urteilf^rud^  entfd^eibet  barüber,  ob  fie  tourbig  ift  in  ba^ 
^arabied  jurücfjufe^ren. 

3nt  anberen  ^aOe  toirb  fie  in  bie  $ö((e  gefc^Ieppt,  too  fie 
taufenb  5;orturen  unterworfen  mirb.  3)ie  ^immel  finb  in  fieben 
Sphären  eingeteilt,  jcbe  für  einen  ^^laneten.  9Sor  jeber  %üx 
fte^t  ein  ^unb  beö  Drmujb  ate  SBäd^ter,  nur  bie  ©n9en)ci^ten 
ocrmögen  i^n  ju  bänbigen.  9Son  einer  ©p^äre  ju  anberen  ent- 
Reibet  fid^  •  bie  ©eele  ber  fieibenfc^aften,  fie  überlädt  ber  ©enuö 
i^re  erotifc^en  ®elüfte,  üßard  i^ren  friegerifc^en  9Kut,  ©aturn  i^re 
^ul^eit,  um  enbÜd^  in  bie  ad^tc  einjutreten,  ald  erfjabenei^  SBcfen, 
100  aud^  bie  6)ötter  fid^  aufhalten.  äRit^ra  ^t  ben  3^orfig  über 
ben  ®eric^tÄ^of,  er  ift  aui^  ber  ©eelenleiter.  6^  ift  Har,  bafe  bie 
eben  mitgeteilte  'SarfteQung  fic^  nur  für  ®ebilbete  im  mobemen 
@inne  eignete,  unb  ba^  man  für  ba^  niebere  ä^olf  eine  ^arftedung 
crfinben  mufete,  bie  greifbarer  »ar.  5)ie  (?Jefc^id^te  fpielt  fid^  j" 
•Anfang  faft  genau  ebenfo  ab,  ioie  bie  oorerjÄl^Ite  üon  bem 
Stier.  Äud^  bie  ©eric^t^fäene  ift  nod^  fo  jiemlic^  biefelbe,  nun 
aber  tritt  ein  abgcfürjted  SBerfa^ren  ein.  SRad^bem  ®ute  unb  Söfe 
oon  einanber  gefc^icben  finb,  läfet  Crmujb  auf  Sitten  ber  ©laubigen 
ein  geuer  üom  ^immel  faDen,  baö  nic^t  nur  aÜe  ®öfen,  fonbern 
aud^  a^riman  mit  feinen  S)ämonen  oernid^tet.  2)arauf  erfreut 
fic^  ba^  ganje  SBeltaU  einer  etoigen  unb  ooUfommenen  9iut|e. 

3m  ®runbe  genommen:  primitioe  SSorfteQungen  enttoirfelt  burc^ 
tfieologifc^e  ©pefutationen  unb  frembe  ©inflüffe  unb  tro^bem 
ein  fo  ungeheuerer  ©rfolg.  3!)aö  Oerbanft  ter  5iult  öor  ädern 
bem  Umftahbe,  bafe  er  eine  fittlic^e  ÜRad^t  toax,  bafe  er  ben  Un* 
fterblid^!eit§glauben  prebigte  unb  ben  ®Iauben  an  eine  enbgültige 
unb  auägleic^enbe  ®ered^tigfeit.  3)a«  fteHt  i^n  t|oc^  über  fo  man^e^  • 
anbere  9ieIigionöft)ftem  feiner  ß^itc"-  * 

3)em  ©^arfftnne  Sllbred^t  I)ieteri(^^  ift  eö  oorbe^alten  ge*  ^ 
wefen,  auö  einem  5ßarifer  3öuberpap^ru8  eine  aWit^raötiturgie 
wenigsten«  in  ifjrem  ^auptbeftanbteil,  bem  liturgifc^en  lejt,  »ieber 
ju  re!onftruieren.  Diefer  ift  ettt>a  im  4.  Sa^r^unbert  nac^  S^rifto 
gefd^rieben.  ST&er  biefe  toor  un^  liegenbe  Siieberfc^rift  fe^t  fic^  in 
i^ren  einjelnen  Seftanbteilcn  au«  älteren  ©tücfen  äufammen,  au^ 
einjelnen  ©teBen  be«  3;ejte«  fann  man  fd^Iiefeen,  bafe  er  bereits^ 


«C.  XII,  3  2iturflic.  21 

im  jtoetten  Sa^r^unbert  bem  ^ebraud^  bed  5£ultud  gebient  ^atte. 
@£^  ergibt  bie  tpeitere  Unter)ud^ung  bie  SQSa^rfd^einlic^teit ,  bag 
jtDif^cn  100  unb  300  bie  Siturgie  in  bcr  g^rm  entftanbcn  tft, 
loie  toir  fie  ^eute  in  ber  ^anbfc^rift  befi^en. 

3m  folgcnben  gebe  id|  eine  Überfefeung  be«^  griec^ifc^en 
Jejteö  na6)  5)ietericl|\ 

®nabe  fei  mit  bir  uon  bir,  SJorfe^ung  unb  Sc^irfjal,  lüenn 
id)  fc^reibe  biefe  crften  überlieferten  3Ji^fterien,  aüein  aber  für  mein 
Äinb  Unfterblic^feit,  einen  SÄ^ften,  »ürbig  biefer  unferer  Sfraft, 
bie  ber  gro^e  @iott  ^eUo^  äJ^it^rad  mir  f)at  geben  (äffen  Don 
feinem  (Srjengel,  auf  bafe  ic^  aDein,  ein  Slbler,  ben  ^immel  be* 
f^reite  unb  erfd^aue  aQed. 

3)ieÄ  ift  beö  ®ebeteö  Anrufung: 

„Srfter  Urfprung  meinet  Urfprungi^,  Urgrunb  meinet  Ur* 
„grunb^,  ®eift  be^  ®eifteÄ,  beg  ®eifteö  in  mir  ©rftling,  geuer, 
„baS  ju  meiner  SDKfc^ung  (ouö  ben  SKifd^ungen  -in  mir)  öon  ®ott 
„gegeben  ift,  be§  g^uerö  in  mir  ©rfiting,  SBaffer  beS  SBaffer^, 
„beö  SBafferö  in  mir  Srftling,  (Srbftoff  be^  ®rbftoffc§  in  mir 
„Srftling,  mein  gefamter  fieib  be^  9J.  Sß.,  ©o^neS  be^  31.  SR.  fertig  ge* 
„bilbet  Don  einem^e^renreid^enSlrme  unb  einer  unüergänglid^en  Siedeten 
„in  lic^tlofer  unb  burc^Ieuc^tcter  SEBelt,  in  unbefeelter  unb  befeelter. 
„3Benn  e§  euc^  benn  gefallen  ^at,  mid^  »ieberjugeben  ber  ®eburt  ber 
„Unfterblid^feit,  mid^,  ber  id)  gehalten  Ujerbe  burc^  meine  gegebene 
„^Jtatur,  auf  bafe  id^  nad|  ber  gegenlpdrtigen  unb  midj  arg  be^ 
„brängcnben  9iot  fd^auen  möge  ben  unfterblic^en  Urgrunb  mit  bem 
„unfterblidtjen  ®eiftc,  mit  bem  unfterblid^en  3Baffer,  mit  bem  geften 
„unb  ber  2uft,  auf  ba§  iä)  bnid)  ®eift  »iebergeboren  toerbe,  bafe 
„ic^  geweift  ttjerbe  unb  in  mir  we^e  ber  ^eilige  ®eift,  auf  bafe  id^ 
„bertunbere  baö  ^eilige  g^uer,  auf  bafe  i^  fc^aue  bie  abgrunbtiefe, 
„)d^auert)oQe  JJ^ut  beö  Slufgangö,  unb  auf  mic^  ^ört  ber  leben* 
„jeugenbe  unb  ring^umn^adenbe  $t^er;  benn  erfd^auen  foU  id^ 
„beute  mit  ben  unfterblic^en  Slugen,  fterbfid^  gcjeugt  au§  fterb* 
„lidjem  SRutterleibe,  er^ö^t  Don  grofemäd^tiger  Äraft  unb  unoer* 
„gänglid^er  SRedjten,  mit  unfterbli^em  ®eifte  ben  unfterbtid^en  äion 
„unb  iperrn  ber  J^uerfronen,  burc^  ^eilige  SBei^en  gereinigt,  ba 
„unter  mir  fte^t  auf  ein  Meinet  rein  bie  menfd^Iid^e  ©eelenfraft, 
„bie  id^  toiebererlangen  »erbe  nac^  ber  gegenttjörtigen  unb  miri) 

1)  i)ie  d^ebetdtoorte  ftnb  burdd  „''  eingcfagt. 


22  ^l^eobot  Stln%t:  ^er  a»it^TafuIt.  9(0.  XU,  3 

„bcbrängcnbcn  bittern  SRot  f^ulbcntrürft,  ic^  bcr  9?.  9i.,  ©o^n  ber 
„9?.  9?.,  nad)  ®ottcd  unioanbclbarcm  SRatfc^Iufe,  bcnn  c^  ift  mir 
„nid^t  crrci^bar  afö  bcm  ftcrblid^  geborenen  mit  bem  golbencn 
„glammenglanj  ber  unfterblic^en  Scud^te  in  bic  §ö^c  ju  ftetgcn. 
„©tel^e  ftifi,  öergänglid^c  SWenfci^ennatur,  unb  fogleid^  lafe  mid^ 
„to§  nac^  ber  unerbittlichen  unb  nieberbrüdenbcn  SBebürftigfeit. 
„I)enn  id^  bin  ber  ©o^n (ic^  ^auc^e  ...  am  STOorgen  . .  ?)" 

^ole  t)on  ben  ©trollen  Sltem,  breimal  einjie^enb  fo  ftar!  bu 
fannft,  unb  bu  tpirft  bi^  fe^en  aufgehoben  unb  ^inüberfd^reitenb 
}ur  ^ö^e,  fo  ba§  bu  glaubft  mitten  in  ber  Suftregion  ju  fein. 
Äeineö  toirft  bu  ^ören,  toeber  üRenfd^  no^  Sier,  aber  auc^  fe^cn 
Wirft  bu  nid^tö  öon  ben  ©terblid^en  auf  ©rben  in  jener  ©tunbe, 
fonbern  lauter  Unfterblid^eö  toirft  bu  fd^auen.  S)enn  bu  nrirft 
fd^auen  jeneö  laged  unb  jener  ©tunbe  bie  göttIidE|e  Drbnung,  bie 
tagbe^errfc^enben  ®ötter  ^inaufge^n  jum  ^immel  unb  bie  anbern 
^erabge^en;  unb  ber  SBeg  ber  fid^tbaren  ®ötter  wirb  burd^  bie 
©onne  erfd^einen,  ben  ®ott,  meinen  95ater;  d^nlic^er  SBeife  toirb 
fid^tbar  fein  aud^  bie  fogenannte  SRö^re  ber  Urfprung  be^  bienft- 
tuenben  SBinbeö.  2)enn  bu  toirft  öon  bcr  ©onnenfc^eibe  Ujie  eine 
^erab^ängenbe  dtö^re  feigen:  unb  jn^ar  nac^  ben  ®egenben  gen 
SBeften  unenblic^  ate  Dfttoinb;  toenn  bie  SSeftimmung  nad^  ben 
®egenben  beä  Dften^  ber  anbere  ^at,  fo  toirft  bu  in  ä^nlid^er 
SBeife  nac^  ben  ®egenben  jeneö  bie  Umbre^ung  (Fortbewegung) 
beö  ©efidjt^  fe^en.  ©e^en  wirft  bu  aber,  wie  bie  ®ötter  bid^  ing 
äuge  faffen  unb  gegen  bid^  l^eranrücfen.  2)u  lege  fogleid)  ben 
3eigefinger  auf  ben  ÜWunb  unb  fprid^  „©d)Weigen!  ©djweigen! 
©c^weigen!",  ba^  3^^^^"  ^^  lebenbigen  unücrgänglid^en  ®otted, 
„©d^ü^e  mi^,  ©d)Weigen!".  darauf  pfeife  lang,  bann  fc^naljc 
unb  fprid^  unb  bonn  wirft  bu  fe^en,  wie  bie  ®ötter  gnäbig  auf 
bi^  fe^cn  unb  nic^t  me^r  gegen  bid^  ^eranrüdfen,  fonbern  an  bie 
©teile  i^rer  3;ätigfeit  ge^en. 

SBenn  bu  nun  bie  obere  SBelt  rein  fie^ft  unb  einfam  unb 
feinen  ber  ®ötter  ober  Sngel  ^eranfommcn,  erwarte  ju  ^ören  ge» 
waltigen  2)onnerd  Ärad^en,  fo  bafe  bu  erfd)üttert  wirft,  ©prid^ 
bu  aber  wieberum  ,,©d^weigen!  ©c^weigen!".  ®ebet:  „3d^  bin 
„ein  ©tern,  ber  mit  @ud^  feine  3BanbeIba^n  gef)t  unb  aufleud^tet 
,,auö  ber  Xiefe".  SBenn  bu  baö  gefagt  f)aft,  wirb  fic^  fofort  bie 
©onnenfdjeibe  entfalten. 

SRad^bem  bu  aber  bag  jweite  ®ebet  gefagt  ^aft,  wo  eö  jwei» 
mal  ©d^weigen  ^ei^t  unb  baö  fotgenbe,  pfeife  jweimat  unb  fd^nalje 


«D.  XII,  3  ßitutgic.  23 

jkpeimal,  unb  fogleic^  tDirft  bu  l)on  ber  ©onnenfd^eibe  @teme 
^eranfommen  fe^en,  fünfjaciig  fe^r  t)kle  unb  erfüllenb  bie  ganje 
Suft.  @prici^  bu  iDieberum  „@c^u>etgen!  ©d^u^etgen!''  unb  )oenn 
fid^  bie  ©onnenfc^eibe  geöffnet  ^Qt,  änrft  bu  einen  unerme^Iid^en 
Sh:ei§  fe^en  unb  feurige  %oxt,  bie  abgefd^Ioffen  finb. 

^u  aber  fagft  fogleic^  bad  ^ier  folgenbe^  ®ebet  ^er,  beine 
VHugen  fd^üegenb.  !£)ritted  @ebet:  „Sr^dre  m\6),  ^öre  mid^,  ben 
„SR.  31.,  ben  ©o^n  ber  31.  SR.,  ^err,  ber  bu  üetfd^Ioffen  f)a\t  mit 
„bem  ®eift^auc^  bie  feurigen  ©c^Iöffer  beß  ^immete,  3^eileibiger, 
„geuertooltenber,  beiJ  Sid^ted  ©^öpfer  (anbete:  JBerf^lie^er), 
„ijeuer^auc^enber,  geuermutiger,  ®eiftleud^tenber,  geuerfrcubiger, 
„©d^önleu^tenbcr,  Sid^t^errfci^er,  geuerleibiger,  Sid^tfpenber,  geucr* 
„fdenbcr,  gcuertofenber,  Sid^tlebenbiger,  geuertoirbeinber,  Sic^t* 
,,erreger,  SSIifetofenber,  be^  Sic^te^  Shi^m,  fitd^tmel^rer,  geuerlic^t* 
,,  galtet,  ®eftiinbejtt)inger,  öffne  mir,  toeil  id^  anrufe  um  ber  nieber* 
.^brädenben  unb  bittem  unb  unerbittli^en  SRot  miQen  bie  SRamen, 
„bie  nod^  nie  eingingen  in  fterblid^e  SRatur,  bie  nod^  nie  in  beut» 
,,Iid^er  ©prac^e  audgefprod^en  n^urben  Don  einer  menfd^Iid^en 
»B^^i^  ober  menf(^fid)em  Saut  ober  menfc^Iid^er  ©timme,  bie 
,,ett)ig  lebenben  unb  ^o^gee^rten  SRamen''.  ^ad  alled  fage  mit 
^uer  unb  ®eift,  erftmal^  ed  ooQenbenb,  bann  ä^nlic^  jum  jtoeiten 
SRale  beginnenb,  btd  bu  ju  @nbe  gefagt  ^aft  bie  fieben  unfterblic^en 
®ötter  ber  SBelt.  3Bcnn  bu  bag  gefagt  ^aft,  toirft  bu  55onner 
^ören  unb  ein  Ärac^en  in  ber  Suft  unb  entfpred^enb  »irft  bu 
bic^  felbft  erfd^üttert  füllen.  S)u  aber  fprid^  toieber  „©c^tocigen!" 
®ebet.  ©ann  öffne  bie  ?lugen  unb  bu  njirft  bie  Siüren  geöffnet 
fe^en  unb  bie  SBelt  ber  ®ötter,  bie  innerfjalb  ber  3;;üren  ift,  fo 
bafe  öon  ber  fiuft  unb  greube  be^  Stnblicf^  bein  ®eift  mitgeriffen 
loirb  unb  in  bie  ^öf|e  fteigt. 

Iritt  nun  ^in  fogleidE)  unb  jie^e  Don  bem  ®öttUd^en  gcrabe 
^inblicfenb  in  bid^  ben  ®eift^auc^,  unb  menn  beine  ©eele  loieber 
jur  SRu^e  gcfommen  ift,  fprid^:  „Äomm  ^erju,  o  ^err!"  SBenn 
bu  baS  gefagt  ^aft,  toerben  fi^  }u  bir  bie  ©trauten  menben  unb 
bu  wirft  mitten  unter  ifjnen  fein.  3Benn  bu  nun  baö  getan  ^aft, 
toirft  bu  einen  ®ott  fe^en  jugenblid^,  f^ön,  mit  feurigen  fiodfen  in 
»eißem  ®ctoanbe  unb  in  fc^arlad^rotem  SKantel  mit  einem  feurigen 
Äranje.  ©ogleid^  begrüfee  i^n  mit  bem  ^^uergrufee:  „^err,  fei 
„gegrämt,  grogmäd^tiger,  ^o^genialtiger  ^önig,  ®rögter  ber  ®ötter, 
„^lioö,  ^err  bed  ^immelö  unb  ber  @rbe,  ®ott  ber  ® Otter, 
„möd^tig  ift  bein  ^aud^,  mä^tig  ift  beine  ^aft,  $err,  n^enn  ed 


24  X^eobor  j^luge:  S)er  iRit^rafuIt  9rO.  XU,  8 

„bir  gef&Ut,  melbe  mic^  bem  ^öd^ften  @ottt,  ber  bid)  gezeugt  ^at 
„unb  gemalt:  ein  SRcnfd^  td^  bcr  SR.  9t.,  ®o^n  bcr  91.  SR.,  gc- 
„tDorben  aud  fterblid^em  aRutterleibe  ber  9t.  9?.  unb  SebenSfoft 
,,bed  @amend,  unb  nac^bem  btefer  ^eute  Don  btr  neugejeugt  tft, 
„ber  auÄ  fo  öielen  laufcnben  jur  Unfterblid^feit  berufen  ift  in 
„btefer  @tunbe  Aad)  beni  9latfd^Iug  bed  überfd^n^engltc^  guten 
„®otted,  ftrebt  unb  Verlangt,  bi^  anjubeten  na^  menfc^Iid^em 
„Vermögen".  äSenn  bu  bad  gefagt  ^aft,  loirb  er  }um  ^o[  lommen 
unb  bu  »irft  i^n  fe^en  f^reitenb  tt)ie  auf  einem  SBege. 

2)u  aber  bftde  gu  i^m  auf  unb  ein  langet  ©ebruU  luie  mit 
einem  ^orn,  beinen  ganjen  Atem  brangebenb,  beine  ©eite  preffenb, 
gib  Don  bir  unb  {äffe  bie  Stmulette  unb  fpric^  juerft  jur  9te^ten : 
„&d)u^  mid^!''.  Sßenn  bu  bad  gefagt  ^aft  tt)irft  bu  Xore  fid^ 
Offnen  fe^en  unb  fommen  aud  ber  Siefe  fieben  Jungfrauen  in 
iBQffodgeto&nbern  mit  ©d^Iangengefid^tern.  @ie  h)erben  genannt 
bed  §immete  ©djidffafögöttinnen,  ^altenb  golbene  Qtpt^v.  SBenn 
bu  bad  fie^ft,  begrübe  fie  fo:  ,,©eib  gegrufet,  i^r  fieben  ©d^icffate- 
„göttinnen  bed  ^immeld,  i^r  efjrtt^firbigen  unb  guten  Jungfrauen, 
„^eilig  unb  eineig  Sebend  mit,  i^r  ^eiligften  SBäd^terinnen  ber  oier 
»©äulen,  fei  gegrüßt  bu  erfte,  fei  gegrüßt  bu  jtoeite,  fei  gegrüßt 
„bu  britte,  fei  gegrüßt  bu  öiertc,  fei  gegrüßt  bu  fünfte,  fei  gegrüßt 
„bu  fec^^te,  fei  gegrüßt  bu  fiebente". 

Unb  e^  fommen  §ert)or  anbere  fieben  ©ötter  mit  ®efid|tem 
fc^toarjer  ©tiere,  mit  ßinnenfd^ürjen,  mit  fieben  golbenen  35iabemen. 
S)ag  finb  bie  fogenannten  Sßol^errfd^er  be«  §immete,  bie  bu  in 
d^nlid^er  SBeife  begrüßen  mußt,  jeben  mit  feinem  eigenen  9iamen. 
„©eib  gegrüßt,  i^r  SBeltajentoäd^ter,  i^r  ^eiligen  unb  ftarlen 
„Jünglinge,  bie  i^r  umbre^t  auf  ein  ^ommanbo  bie  bre^bare 
„Äje  bcd  Äreifeig  bed  ^immefö  unb  3)onner  unb  SBctterleud^ten 
„unb  ©rbbeben  unb  S)onnerfeiIe  entfcnbet  auf  ber  greöler  ©c^aren, 
„mir  aber,  ber  id^  fromm  bin  unb  gotteÄfürc^tig,  ®efunb^eit  unb 
„bed  Seibed  Unüerfel^rtfieit,  bed  (^^öred  unb  @efid^ted  ©tärfe, 
„©eelenrul^e  in  ben  gegen  m&rtigen  guten  ©tunben  bed  heutigen 
„Xaged,  il^r  ^erren  über  mid^  unb  ^od^geloaltigen  @)6tter:  fei  ge« 
„grüßt  bu  erfter,  fei  gegrüßt  bu  jtt>eiter,  fei  gegrüßt  bu  britter, 
„fei  gegrüßt  bu  vierter,  fei  gegrüßt  bu  fünfter,  fei  gegrüßt  bu 
„fec^fter,  fei  gegrüßt  bu  fiebenter". 

SBenn  fie  aber  antreten  ^ier  unb  bort  nad^  ber  Crbnung, 
blide  gerabeaud  in  bie  ßuft  unb  bu  toirft  merten  SBIi^e  l^rab* 
lommen  unb  öid&ter  funfein  unb  bie  ®rbe  beben  unb  fjcrabfommen 


t£.  XII,  3  Stturgie.  25 


@(ott  übergüQoItig  mit  (eud^tcitbem  %tüli|rr  ptitg;  mit  golbitem 
J^aupt^QQr,  in  loeijsem  ©emanbe,  mit  golbnem  jihranj,  in  lueiten 
iBeinflcibcrn,  ^altcnb  in  bcr  redeten  ^nb  eincÄ  Sßinbed  golbnc 
Schulter,  bie  ba  ift  bad  ^ätengeftirn,  bad  beniegt  unb  jurfidtoenbt t 
ben  ^immel,  ftunbentoeife  hinauf  unb  ^inabmonbelnb,  bann  nntft 
bu  fe^en  aud  feinen  9ugen  ^(i^e  unb  aud  feinem  Seibe  @teme 
fpringen.  Unb  bu  ergebe  fog(ei(^  ein  (onged  ^iebräll,  )n;effenb 
beinen  fieib,  bamit  bu  mit  erregft  bie  fünf  @inne,  lang,  bid  bu 
obfe^en  mugt;  {äffe  mieberum  bie  9(mulette  unb  fprid^:  ,,($err) 
„über  mi^,  ben  SR.  91,  bleibe  bei  mir  in  meiner  Seele,  öerla^ 
,,mic^  nic^t,  meil  e^  bir  befiel^lt''.  Unb  fie^  bem  @ott  inS  «nt^ 
(i$  lange  brüDenb  unb  grüge  i^n  fo: 

„^err  fei  gegrüßt,  $>errfcl^er  bcö  Söafferd;  fei  gegrüßt,  5Be* 
„grünber  ber  6rbe:  fei  gegrüfet,  ©etoalt^aber  bed  ©eifte«.  ^rr, 
,,mieber  geboren,  Derf^eibe  id^,  inbem  id^  er^ö^et  toerbe,  unb  ba 
,Ad)  er^ö^et  bin,  fterbe  i^;  bur(i^  bie  ©eburt,  bie  bad  Seben  jeugt, 
„geboren,  merbe  ic^  in  ben  Xob  erlöft  unb  ge^e  ben  Sßeg,  mie 
„bu  geftiftet  ^aft,  tuie  bu  jum  @efe^e  gemad^t  ^aft  unb  gefd^affen 
„^aft  bad  ©aframent". 

^uf  eine  Interpretation  ber  Siturgie  lann  id^  mid^  nid^t  ein« 
laffen,  n^eil  fie  ju  meit  in  @iniel|eiten  ^ineingel^en  toärbe,  unb 
jule^t  }u  einer  ^arfteUung  ber  antifen  ^ulte  im  3ufümmen^ang 
—  au^  bem  fic^  biefer  eine  faum  ^eraudne^men  läfet  —  ffil^ren 
»ürbe.  3d^  mu^  mid^  barauf  befd^r&nfen,  ^ier  auf  bie  au^fu^r« 
lic^e  3nter))retation  Don  ^ieterid^  felbft  ju  t)em)eifen. 

S^on  ber  übrigen  Siturgie  bed  ßuIteS  n)iffen  toir  ebenfomenig 
titoa^,  mie  oon  bieten  anberen  ^Iten  ber  Slntile,  nur  einjelne 
SBerfe  unb  anbere  geringe  Uberrefte  ftnb  und  burc^  ^(uguftin  unb 
^ippol^t  überliefert.  2Bir  koiffen  nur  bad  eine,  bag  bie  ©ati^ad 
in  alejanbrinifcfter  Qzit  in  baö  ®rie^if^e  überfe^t  loorben  finb, 
unb  buB  bad  0!)rted)ifc^e  Jtultfpra^e  tt^ar.  9Bir  miffen  aud^  nur 
burc^  eine  Sd^rift  bed  ^eiligen  ^ieron^mod,  ba^  bie  neuaufge« 
nommenen  ^ultmitglieber  fieben  ®rabe  burd^jumac^en  Ratten,  eine 
3)?itteilung,  bie  burd^  Snfd^riftenfunbe  beft&tigt  toirb,  unb  ba%  bie 
Singemei^ten  nac^einanber  f olgenbe  SRamen  annahmen :  Stabe  (corax) 
.  .  .  .  i  (cryphius),  ©olbat  (miles),  ßötoc  (leo),  ?ßerfer  (Perses), 
JBotc  ber  ©onne  (heliodromos)  unb  enblid^  SBater  (pater).  Sei 
gekoiffen  3^^ntomen  trugen  bie  einzelnen  fieute  eine  il^rem  jemei« 
ligen  (Slrabe  entfprec^enbe  fileibung,  toxt  mir  a\i^  ben  3)enhnä(em 


26  5:^eobor  filuge:  ^cr  TOt^tofuIt.  «O.  Xll,8 

fe§cn  fönncn.  äuc^  anbete  licrnamcn  würben  in  Derfc^iebcnen 
Xeilen  ber  antifen  3BeIt,  in  Änfpidung  auf  bie  ©übet  be^  3;icr* 
fteifc^,  oettoenbet.  3)ie  weiteten  Sinjel^eiten  finb  o^ne  3ntcteffe. 
?rn  bet  ©piße  bet  SSötet  ftanb  bet  pater  patrura  obct  pater  pa- 
tratus,  bem  bie  Leitung  bed  ^ulted  oblag,  unb  bet  fie  6id  ju 
feinem  lobe  behielt.  3n  bejug  auf  bad  2Htet  bet  SReuaufju» 
ne^menben  gab  eS  feine  SBefc^tdnfung,  auc^  ^nbet  wutben  in  bie 
©emeinfd^aft  aufgenommen.  Die  Sßoüijen  toutben  eibKd^  öet«» 
pftid^tet,  an  ben  fiepten  unb  Otiten  nic^td  )u  änbetn,  je  nad^  bem 
Sfuffteigen  in  bie  ^ö^eten  ®xabt  oetpflic^tete  man  fie  nod^  butd^ 
befonbete  @ibe.  3ni  befonbeten  fc^eint  man  nod^  ^!ennung^? 
jeid^en  gehabt  ju  ^aben,  mie  au^  einet  ©teQe  bei  9?inuciud  ^(i; 
^etuotge^t. 

Sei  ben  einjetnen  ®ottedbienften  toutbe  ©tot  unb  £kin  ge^ 
teic^t  bad  t)om  ^tieftet  oot^et  gemeint  kootben  toax.  Übet  biefe 
^anblung  finb  wit  glädlid^etn^eife  butd^  ein  Stelief  gut  otiehtiett, 
bad  biefe  batfteQt:  %ot  jwei  ^etfonen,  bie  fic^  in  ^alb  fi^enbet 
©teDung  auf  einet  99u^ehanf  befinben,  fte^t  ein  flein^t  ©teifufe,  auf 
beffen  5ßlatte  oiet  Heine  ©tote  liegen,  jebeö  mit  einem  Äteuj  Der* 
fe^en,  batum  gtup))ieten  fid^  ©laubige  üetfc^iebenet  ®xa6t,  einet  oon 
biefen,  ein  ?ßetfet,  teid)t  i§nen  ein  Itinf^otn,  wft^tenb  ein  jjoeite^ 
®efäg  Don  einem  bet  übtigen  get)a(ten  koitb.  Sinjelne  anbete 
3fige  üon  3c>^cmonien  finb  nut  nod^  bei  ben  altc^tiftlic^en  Äitdjen» 
fc^tiftfteQetn  übettiefett.  9iac^  meinet  3(nfid^t  finb  abet  alle 
3eugniffe  üon  biefet  ©eite  mit  SBotfic^t  aufjune^men,  toeil  man 
t)on  ootn^etein  annet)men  mug,  bag  fie  jum  ^xotdt  bet  ^topa- 
ganba  tenbenjiöc^  entfteÜt  finb.  @d  oetfte^t  fic^  auc^  ^iet  oon 
felbft,  ba^  eine  9{ei^e  Don  ®ebtäud^en  mit  bet  Qt\t  \)\tx  unb  ba 
audatteten,  abet  im  einjelnen  finb  koit  wiebetum  fc^led^t  untet«' 
ticktet,  unb  nut  Don  ben  SBetgDötfetn  bed  lautusJ  »iffen  toit, 
bafe  ^iet  bie  ß^^^^tonien  jut  (Stlangung  bet  einjclnen  ®tabe  be« 
fonbetö  blutig  waten,  äbet  im  einjelnen  ift  ^iet  auc^  Diel  vbtx* 
trieben,  befonbetd  in  ben  fpfiteten  QzxUn  Don  b^jantinifd^en  unb 
f^rifc^en  ©d)riftftelletn. 

Die  meiften  Äultftätten  beftanben  wo^l  ba,  wo  man  natüt- 
lid)e  ^ö^len  in  5^lfen  fanb  obet  untet  übet^ängenbem  ®eftein, 
wo  bad  nid^t  bet  gaU  wat,  wie  im  glac^lanb,  mufete  man  ju 
fünftlic^en  öauten  feine  3"flw^^  nefjmen.  Übet  biefe  finb  wit 
Dotne^mlid^  butc^  ?ßriDat^eiligtümet  in  tömifc^en  SBiUen  orientiert: 
Wac^bcm  man  bie  SSot^alle  beö  Xempelö  butc^fdititten  t^att^,  ftieg 


91C.  XII,  8  JDblieflen^eiten  !ber  ^rieftet.  27 

man  eine  Xreppe  jur  ^t)ptQ  l^erunter,  in  bad  @anftuartum,  xoo 
in  einer  92ijc^e  bie  üblid^e  ^arfteDung  fid^  befanb,  bie  t)on  Sampen 
beleud^tet  kourbe. 

3)ad  m^ftifc^e  ^albbunfel,  bie  Si^embattigfeit  bcr  SJarfteHung 
mugte  notärlid^  auf  ben  ^ugenfte^enben  großen  Stnbrud  machen. 

Die  Xrabition  beö  S^^^^^niell^  würbe  öon  ben  5ßrieftem  be* 
n^a^rt  Sker  ipir  miffen  jloeierlei  ni^t,  einmal,  tuoraud  erg&njte 
fi(^  ber  ^efterftanb,  toai  er  erblid^,  ober  ging  baö  ämt  burc^ 
9Bq^I  Don  bem  einen  jum  anbern  über,  ober  n^ar  e^  an  bie  Qtxt 
gebunben?  Unb  jmeitend,  roie  toar  ba^  ä^er^ältnid  ju  ben 
„SSätern",  baö  ift  aQeö  biö  je^t  noc^  toenig  aufgeflärt,  »ir  toiffen 
nur  bo^  eine,  ba§  bcr  5ßriefter,  aber  nid^t  immer,  ju  ber  Äafte 
ber  SBäter  gehört.  Slber  anbererfeitö  ift  ebenfo  ttja^rfc^etnlic^, 
bag  im  getoiffen  @inne  eine  ^ierarc^ie  beftanb,  an  beren  @pi$e 
ber  Dberpriefter  ftanb,  benn  auÄ  XertuQian  »iffen  toir,  bafe  ber 
fic^  nur  einmal  verheiraten  burfte.  3m  übrigen  lag  ben  $ßrieftern 
bie  äßa^rne^mung  be^  religiösen  Dienfte^  ob,  baju  ift  ju  rechnen, 
bie  9[ufrec^tert)altung  bed  eloigen  ^euer^  auf  bem  9((tar,  breimql 
am  Xage,  morgend,  mittag^  unb  abenbd  ein  ®ebet  jur  @onne  ju 
fenben,  ferner  fpejielle  Opfer  für  bie  ®ötter  ber  Dber»*  unb  Unter» 
toelt  ufw.  2)er  feierlid^e  Slugenblid  ber  ©ntfd^Ieierung  beS  Äult* 
bilbed  h)urbe  burc^  ©lodenläuten  angefünbigt,  üon  benen  einige 
in  bem  SRit^raum  oon  ^ebbernl^eim  gefunben  n)urben.  9(u^er* 
bem  fpielten  natürlich  auc^  religiöfe  ®efänge  mit  3RufifbegIeitung 
eine  JRoIIe.  3)aju  famen  befonbere  geiern  an  ben  gefttagen,  bem 
lt>.  jebed  3J{onatd,  fomie  am  25.  Dezember,  auf  n^elc^en  ^ag  bad 
^uptfeft  fiel.  Einführungen  üon  neuen  üRitgliebern  fanben  meift 
im  SRärj  ober  Slpril  ^tatt 

3m  jit)ilred)tlid)en  ©inne  waren  bie  Äultüereinigungen  ©e* 
fellfc^aften  unb  genoffen  @igentumdreci|te.  9)?it  ber  SSa^rne^mung 
biefer  loaren  befonbere  93eamte  beauftragt,  bie,  unb  baS  ift  ganj 
eigentümlich,  feine  SDiitglieber  .bed  Äulted  waren,  unb  bie  üon  ber 
®emeinbe  gewählt  würben.  ?tn  ber  ©pi^e  ftanb  fojufagen  ber 
@)emeinberat  (decem  primi),  an  beren  ©pi^e  ftanb  ein  jä^rlid^ 
gewählter  üRagifter,  aufeerbem  wiffen  wir  öon  „Kuratoren",  „2)efen* 
forcn"  unb  enbli^  „^otronen",  meift  iJeuten  öon  ©influfe  unb  SJ^ittelu. 

S)ic  Unloften  mußten  burc^  freiwillige  ©penben  aufgebracht 
Werben,  armen  ®emeinben  madjte  natürlich  bie  SJefc^affung  eined 
^eiligtumd  grofee  ©d)Wierigfeiten,  wie  wir  and  ben  erhaltenen  3n== 
fdjriften  erfe^en  !önnen. 


28  Zf^tohox  ftlitge:  ^er  SHt^rafuIt.  9lO.  XII,  3 

(Sine  anbete  (^age,  bie  üon  ebenfogro^em  Sntereffe  ift,  ift 
bie,  n)te  ftanb  bie  äRit^ra^9{eIigion  ju  ben  anbeten  Steligionen? 
gür  bie  ©eantnjortung  bieder  grage  ift  nid^t  bie  g^ül^jeit  bcd 
^Ited  Don  SBid^tigfeit,  benn  ba  koar  er  ja  faft  ber  einjig  l^err* 
fc^enbe,  fonbern  bie  Qtit,  n)0  er  aud  ber  afiatifc^en  %(6gef(I^Ioffen« 
^eit  in  bie  JSuItur  bed  Ol^ibentö  ^inübertrat.  2ßar  er  nod^,  na* 
mentlic^  in  ber  ^ßerferjeit  unb  ©offanibenjeit,  fe^r  intolerant,  fo 
anberte  fid^  bad  unter  bem  @inf(uffe  ber  l^eQenifd^'römifc^en  5lnUur 
unb  fc^Iug  faft  in  bad  (Gegenteil  um,  in  bie  Slnpaffung  an  anbere 
5lii(te;  fo  ^aben  tt^tr  am  91§ein  bie  eigentümliche  Xatfac^e  ju  ber» 
jeic^nen,  ba^  auc^  bie  feltifc^en  @(ötter  in  ben  %tmptln  bed  äßit^ra 
Dere^rt  n)urben,  anbrerfeitd  ift  bie  Serquicfung  bed  ftutted  mit 
femitifd^en  ju  Derjeid^nen,  fomie  eine  tiefe  Stoerfion  gegen  bie  aud 
dgQpten  eingeführten,  befonber^  ben  3fidfuU.  @ine  neue  S^elebung 
erfuhr  fogar  ber  ^ult  ber  9J{agna  äßater  burd^  i^n.  @ine  (Sx'^ 
fc^einung,  bie  ja  nal^e  begrfinbet  ift  burd^  bie  gleichen  i^been,  bie 
beiben  ftulten  jugrunbe  liegen ;  biefe  iBeloegung  ging  befonberd  oon 
Oftia  aud. 

3Ran  fann  t)om  9}{it§rafult  nic^t  fagen,  bag  er  ©taatdreligion 
mar,  abgefe^en  baüon,  bag  ba^  äBort  in  fic^  fc^on  einen  SBiber« 
fpru^  trägt,  aber  er  mar  bie  erfte  ^Religion,  bie  9teligion  ber 
^aifer,  im  @taate  gemorben.  (£d  mar  nur  ber  natürlid^e  £auf 
ber  @lefd^id^te,  bag  ber  jtult  früher  ober  fpäter  mit  ber  neuen 
Religion,  bie  üorgab,  beffer  ju  fein  ald  alle  anberen,  jufammen 
ftogen  mugte.  ^Xud  bem  fernen  %fien  an  frembe  (Statten  t>tx^ 
p^axiit,  l^atte  fic^  ber  9Ritl^ra-$lult  aUm&^lid^  immer  meiter  ent^ 
midEelt,  mar  Don  ben  untersten  ^oltefc^ic^ten  in  bie  I^S^eren  ^eife 
eingebrungen  unb  mar  5ule|t  ju  einem  ^ult  ber  Staifer  gemorben, 
er  l^atte  auf  ber  einen  @eite  ben  ^öd^ften  äußeren  Erfolg,  auf  ber 
anberen,  burd^  bie  Snpaffung  unb  9tuffaugung  anberer  $£ulte,  bie 
alle  }ule|t  in  i^m  jufammenlicfen  mit  einzelnen  menigen  91u£;« 
nahmen,  ben  größten  inneren.  <£r  mugte  alfo  auc^  mit  bem 
(S^riftentum,  ober  beffer  gefugt  mit  ber  d^riftlid^en  äteligion,  in 
Serü^rung  fommen  unb  fid^  mit  i^r  audeinanberfe(,ien.  Hud^  fie 
mar,  mie  fo  Diele  anbere,  aud  bem  Orient  gefommen,  bie  ^ef^ic^tc 
i^re^  Stifters  ^at  fo  Dielei^  gemeinfam  nic^t  nur  mit  bem  9Ritt|ra^ 
^ult  allein,  fonbern  mit  ber  fo  mand^er  anberen  )Keligiondgrünber 
unb  ^©tifter;  bie  @runblagen  ber  Se^ren  maren,  maö  bad  menfd^« 
lic^e  Seben  anbetrifft,  beinahe  bie  gleid^eit.  (Glaube  ftanb  gegen 
Otaube;  meld)er  Don  beiben  ber  bcffere  mar  ober  ber  rid^tige,  ift 


«O.  XII,  3  SRit^alttU  unb  C^^n^entum.  29 

^ier  eine  übrige  ^^rage,  aber  marum  tvar  ed  auf  bie  ^auer  nic^t 
mdglic^,  bag  beibe  Sleligionen  mit  einanber  oudfornmen  tonnten 
unb  iule^t  ber  Sntf^eibungdfam^f  audgefoc^ten  tperben  mugte. 
3^  glaube,  ba%  gerabe  eben  loegen  biefer  ^äde  ber  gleiten  3^9^ 
ein  9}ebeneinanberleben  beiber  Steligionen  nic^t  möglich  nmr. 

2)ie  Urfac^en  biefed  ^amt>fed  liegen  jeitlic^  metter  jurüd  unb 
muffen  fic^  fdjon  ju  3^iten  abgefpielt  ^aben,  t)on  benen  n)ir  meber 
infd^riftli(^e  3^"9"iff^  "oc^  fonft  äufjeic^nungen  ber  einen  ober 
anberen  Partei  ^aben.  Unb  bad  ift  aud^  ber  ^au)>tgrunb,  med« 
t)a(b  nnr  auf  bie  ^rage  feine  redete  ^ntU)ort  ^aben,  ed  ift  au^ 
ni(^t  erft  bie  Überlegung  ber  mobernen  3^^^  koorin  eigentlid^  ba^ 
Xrennenbe  jn^ifcl^en  9Rit^rafuIt  unb  S^riftentum  lag,  baräber 
jerbrac^  man  fi^  bereite  im  Altertum  ben  ^opf,  o^ne  ju  greif* 
baren  9}efuttaten  ju  bmmen.  S)abei  brauet  man  nid^t  einmol 
auf  bie  rein  bogmatifd^en  unb  t^eologifc^en  @treitigfeiten  einju» 
ge^en,  fonbern  n)ofern  man  fic^  nur  mit  ^ugerli^feiten  ber  Kultur« 
au^übung  befaßt,  muffen  biefe  fofort  in  bie  Sugen  faQen.  Z)ie 
^araltelfteden  ber  Soangelien  unb  ber  SOtit^radlegenbe  mußten 
jum  9}ad^benfen  unb  jur  ©pefulation  reiben,  aber  fie  tonnten  ein 
greifbare^  9iefultat  a  priori  nic^t  ergeben,  dagegen  ift  auf  einem 
(Skbiet  bed  S^riftentumd  ber  @inf[uB  ber  äJ'^it^ratuItur  unfd^toer 
nac^jumeifen :  auf  bem  ber  ^unft;  ^ier  mürbe  eine  ÜKenge  über*» 
nommen,  ba^  ic^  im  einzelnen  nicf)t  aufjfi^Ien  möchte,  meil  ed  }u 
meit  führen  mürbe.  (£^  !ommt  ^ier  barauf  an,  jmifd^en  bem 
ju  trennen,  maS  ber  3ßit^ra^fult  bem  Sbriftentum  geliefert  ^at 
unb  mad  bie  Slntife  im  aUgemeinen;  bie  Ie|}tere  ^at  bei  meitem 
ben  größten  änteit.  SCnbrerfeitS :  fo  tjieled  ®emeinfame  jmifc^en 
beiben  Sleligionen  mar,  fo  Ratten  fie  bod|  aud^  i^re  @kgenfa^e. 
@^  lä^t  fi(|  ja  bad  im  einjelnen  in  biefem  SRalimen  nicl^t  unter« 
bringen  unb  eS  bebarf  jebeS  SBort  eigentlid)  eined  jfommentard 
aber  foDiel  fann  man  boc^  fagen:  ^er  9)2it^rafult  ging  mit  bem 
römifd^en  @taat,  bie  ^rc^e  ging  mie  bomatö  unb  gu  aQen  3^^^^ 
gegen  if|n,  fie  mar,  bad  lägt  fid^  ju  fielen  9RaIen  belegen,  im 
®runbe  ftaat^feinbtic^.  @d  ift  auc^  ^ier  nid^t  ber  Ort,  bie  tl^eo« 
retifc^e  ^rage  abju^anbeln,  ma$  aud  bem  römifc^en  9teid^  ge« 
morben  märe,  menn  ed  o^ne  bad  S^riftentum  f^&ttt  meiterleben 
muffen,  ober  bie  anbere  t^rage  nac^  ben  Urfac^en  bed  Untergänge^ 
bed  SRömertumd  ober  ber  antifen  SSelt  überhaupt,  biefe  ge^en  und 
^ier  me^T  ober  meniger  nic^td  an.  SRit  bem  (Eintreten  biefer  $^fe 
in  ber  Sntmicflungdgefc^ic^te  beö  SRömerreid^ed  mar  aUerbingd  ber 


30  St^eobor  Stinkt:  ^er  aRit^rafutt.  «€).XII,3 

Untergang  bc^  9?eid^rö  fo  gut  tote  gcfid^crt:  tocnn  man  aud^  ba^ 
S^riftentum  allein  für  bcn  Untergang  nic^t  uerantttjorttid^  mad^en 
fann,  bie  Urfac^en  finb  nod^  anbere  unb  red)t  ja^Ireic^e  gett)e)en; 
aber  ben  ^auptanteil  an  btefem  Ereignis  f|at  ed  boc^  in>etfeI(od  gehabt. 
Die  §aupturfadjen  beö  Untergänge«  be«  5Kit^rai«mu«  finb 
jroei.  Die  eine  äufeere:  275  n.  S^r.  ge^t  Dacien  bcm  römifc^en 
9{eic^e  üerloren,  toenig  fpäter  bad  Decumatenlanb,  ba«  roax  ber 
^au^tfc^Iag  gegen  ben  SRit^rafuIt;  aDe  befte^enben  Xtmpti  in 
biefcm  ®ebiet  tourbcn  jerftört.  Die  andere  Urfac^e  toar,  bafe  baS 
^er^ättni«  /jwifc^en  ben  beiben  Religionen  immer  unleiblic^- 
n)urbe.  Die  ©Triften  befd^ulbigten  nic^t  ol^ne  ®runb  bie  ?tn^änger 
be^^  iTOitl^ra  al«  Urfjeber  ber  S^riftenüerfolgung  unter  ®aleriud. 
?rber  norf)  immer  Ratten  bie  aKit^ra^?ln^änger  bad  Übergetpic^t, 
bi«  mit  cinemmal  ber  Übertritt  Sonftantin«  aQe  J^offnungen  öcr«» 
nici^tete;  bad  gab  ben  9tu«fc{)(ag  in  bem  ja^r^unberttangen  ^eim=^ 
(id)en  £am))f,  unb  n^ie  bie  ^olge  lehrte,  enbete  er  jugunften  bed 
@t)riftentumd.  SluS  einem  anerfannten  ^u(t  n^urbe  nunmehr  ein 
gebuibeter.  W)ex  e«  fam  nodj  fd)Iimmer:  Die  SRac^f olger  Son* 
ftantind  Agaren  bem  5{ult  fogar  feinblid^.  Segenben,  Shiltud  uf)o., 
aQed  fid  bem  ©pott  be«  S^riftentum«  an^eim,  unb  unter  (Sonftani? 
^errfd^ten  ßuftänbe,  »ie  fie  unö  ein  JR^etor  fc^ilbert:  niemanb  »agte 
me^r,  Slufgang  unb  Untergang  ber  @onne  ju  beobachten,  unb 
Säuern  unb  ©ecleute  l^ieften  fic^  bie  ^Snbe  öor  bie  äugen,  um 
bie  ®eftime  nic^t  ju  fe^en.  Unter  ber  Regierung  Sulianö  fanb 
nod|  einmal  ein  unerttjarteter  ?luffc^tt)ung  ftatt.  6r  erhielt  felbft 
bie  SBei^en  unb  rid)tete  bie  ßu(te  in  ßonftantinopel  unb  ät^en 
wieber  ein.  ÜberaÖ  ftanb  bie  alte  Religion  loieber  auf;  in 
^llejanbrien  !am  e«  j"  blutigen  Äu^einanberfefeungen  jmifc^en 
beiben  Parteien,  ber  ^ßatriard),  ber  eine  Äird^c  auf  ben  Ruinen 
einer  SRit^räum«  bauen  moDte,  n)urbe  in«  ®ef&ngnid  gen^orfen  unb 
bort  ermorbet,  bie  Slnftifter  gingen  ftrafloö  au«  (361).  Aber  biefe« 
SBieberaufleben  toar  nur  üon  furjer  Dauer,  Sulian  fam  in  einem 
^Ibjuge  gegen  5ßerfien  um  unb  nun  toar  bie  Qtxt  für  eine  grünb» 
(id)e  9lbred^nung  gefommen.  ©c^on  371  tourben  üiefe  Anhänger 
in  ein  angebliches  Komplott  t)em)idelt  unb  Eingerichtet,  ©p&ter 
famen  eine  ganje  Rei^e  bon  ©bitten  ber  ffiaifer,  bie  fc^tDerlid^  aud 
eigenem  Antriebe  entftanben  finb,  ^inju.  3n  ben  ^roüinjen  unb 
in  Rom  felbft  n^urben  bie  Tempel  jerftört,  mand^e  toeniger  toa^r« 
fc^einlic^  au«  ®rünben  beS  @$laubend,  fonbern  meit  man  babei 
perfönlic^  auf  bie  Äoften  fommen  fonnte. 


«C.  XII,  8  Untcrgong.  31 

^ro^bem  ^te(t  ftd^  in  9fa)m,  bo^  immer  noc^  bad  S^oIIkDett 
bcö  ^ibcntum«  toar,  bcr  ®Iaube  an  ein  SBiebcraufIcben,  bcnn  bic 
römifd^e  Sriftofratic  toai  jum  gröfetcn  %vl  bcr  Se^re  treu  flc» 
blieben  unb  baö  Sntereffe  einiger  fpdterer  Äaifer  mad^te  bem  Sleft  ber 
Xreugebliebenen  toieber  neue  Hoffnung,  unb  bie  ©reigniffe  toie  bic 
^empelplunberung  ^ratiand  (382)  Ratten  jur  t^olge,  bog  bie  ))rit)aten 
SBcil^ilfen  fid^  nur  noc^  öermc^rten,  bid  cnbjid^  (394)  burc^  ben  Sieg 
be^  3lI)eobofiod,  bie  le^te  Hoffnung  auf  ©rfolg  für  immer  fc^toanb. 

3n  einjclnen  Älpentälern,  aud^  in  ben  Sogefen  ^ie(t  fid&  ber 
^u(t  nod^  big  ind  5.  ^a^r^unbert,  aud^  in  9lom  unb  anberdlpo, 
aber  nur  im  Verborgenen;  er  öerlor  fid^  nad^  unb  nad^  in  ben 
Orient,  mo  er  ^ergefommen  koar,  um  auc^  ^ier  (angfam  ju  erlöf^en. 
S)ad,  n)ad  bauemb  lueiterlebte  unb  burd)  bie  @^rift(ic^e  ^rd^c 
tDeiter  Verbreitet  lourbe,  ba^  ttjaren  feine  Sbeen.  Sufeerlidfi  toax  bie 
üer^a^te  ^Religion  \)zxn\d)M,  aber  innerlid^  l^atte  bad  S^riftentum 
nur  einen  teiltoeifen  (Srfolg  ju  ))er}eic^nen.  @d  ^atte  einen  Xeil 
feiner  Sbeen  in  fic^  aufnehmen  muffen:  .bie  STOotiüe  ber  Unter* 
»elt,  bie  ©aframente,  baö  ®eric^t,  ufto.  ufto.,  femer  eine  Steige 
Don  SRiten  in  ber  c^riftlic^en  Äird^e,  unb  nic^t  jule^t  feine  aftro* 
(ogifd^en  Srrungenfd^aften,  unb  ed  ift  merhoürbig,  ba^  gerabe  bie 
Sbeen,  bie  bad  @^riftentum  fo  Derabfc^euenSmürbig  an  bem  ßultud 
gefunben  ^atte,  bad  ^uptmittel  ber  ^ropaganba  n^urben:  t)or  aQem 
ber  aJi^ftijiömuö.    Da«  gilt  für  ben  DCjibent. 

3m  Orient  trat  ber  SWanic^äi^mud  baö  @rbe  beö  Äultd  an; 
gegrünbet  auf  3.  %.  uralte  bab^Ionifc^e  9ln[c^auungen ,  toax  er 
ber  eigentliche  Kulturträger  im  fpäten  Altertum  unb  im  frühen 
SKittelalter,  unb  öermoc^te,  burc^  eine  teilttjeife  Umformung  ber 
alten  Sbeen  unb  %ngleid)ung  an  d^rift(id)e  fie^ren,  eine  neue 
SBirfung^fp^äre  fid^  ju  erfc^Iiefeen.  Über  biefe  religiöfe  SRid^tung, 
toenn  man  fo  fagen  barf,  über  bie  toir  biö^er  nur  etttjag  au^ 
OueQen  jn^eiter  ^anb  tougten,  finb  n)ir  je^t  gtüdlic^  aud^  bur^ 
bie  Xurfanfunbe  in  überrafc^enbfter  unb  in  faum  geahnter  2Beife 
aufgeflärt,  baburd^,  benn  ed  ift  und  gelungen,  einen  nid)t  f leinen 
Seftonbteil  feiner  ße^ren  in  i^rer  originalen  ®eftalt  toieber  auf- 
jufinben. 


^tnufs^U  Bitttat\ix. 

((umont,  Textes  et  monuments  figur^s  relatifs  au  calte  de  Mithra.  2  Bde. 

Bruxelles  1896—1899. 
«[t»efta  (©piegel). 
^Qtnat!,  Stiffion  unb  fludbreitung  bed  S^riflentuntd  in  ben  erfien  brei  ^a^t* 

^unberten.    2.  9(ufl.    Setp^ig  1906. 
^utd^arbt,  S)ie  Seit  Q^nftantinS  bed  ®to|en.    SSofel  1853. 
aibred^t  3)icteri(^,  (Eine  Sm^radliturgie.    Sei|)aig  1908. 

(^if  2.  9(uf(.  lonnte  id|  leibet  nic^t  me§r  benu^en.) 
0.  ^omaftaeweffi,  ©ef^ic^te  bet  römtfc^en  ftaifer.    2  9be.    Set|)ai0   1^09. 

^ie  @))eaianiteratur  iß  am  boHftftnbiglien  hti  dumont  oeraeid^itet;  eine 
üerffiT§te  beittfdie  ^(udgobe.  flberf.  o.  (^l^Ticbr  erf(j|ien  1908. 


i 


12. 3[a9t3dn3                   Der  Jlltc  Ol itm  f  (f<  « 

...     ,  .^  0em«tiio«t|tÄii&ft4<  ©Atßtffungtn  _     .     .   .  , 

•«•8«.   (4  Qtnc)                                   lit«um«.b.n  ««n  der  „„„ 

2  m.,  «cb.  3  m.               Uord(ra(ialitd)en  8<selUd)aft  (€.U.)  «o  h«mI| 


fieera7efen 


unb 


Kriegfutirung  Der  nffyrer 


auf  bcr  Höbe  it)rer  Uladit 


Don 


Dr.  ]ot)anncs  fjunger 

mit  9  nbbilbungcn 


Ceipzig 
).  C.  Qinridis'fdie  BudjIjanMung 

1911 


Die  Uordera$iatj$d)e  6e$ell$d)aft  (€.  U.) 


mit  dem  Sitz  in  Berlin 

bt^totdi  ble  gförbevung  bet  oorberafiatifd^cn  Stubten  auf  (S(ruub  bei  ^enfmaler. 
Sie  gibt  miffcnfd^aftlit^c  Arbeiten  iljrcr  9}HtgtiebeT  in  ^toauglofen  heften  a\^ 
,,9litteilungen  ber  SSorberafiatifc^en  ®efellf(i^af t"  unb  gemeint^er» 
fl&nbli(i^e  S^arftellungen  bierteljäWic^  unter  bem  ütel  „3) et  «Itc  Crient" 
l^eraud.  f^erner  toiti  bie  Q^efeUfdiaft  bte  $e)(t|aftung  neuen  SO^aterialli  anregen 
unb  unterfhlften. 

5>et  jä^rlic^e  SRitglicbdbeitrag  beträgt  10  SKorf ,  wofür  bic  „SRittcilungen" 
(fonft  15  3».)  unb  „S)cr  ?»te  Orient"  (fonft  2  SR.)  geliefert  werben.  —  «uf» 
nannte  ald  SRitglieb  erfolgt  burcf)  ben  !Sorftanb  auf  einfädle  ^nmetbnng  beim 
©d^tiftfü^rer.  —  3o^^«"9  ^«^  Seiträge  l^at  im  S^nnar  an  .^inric^«' 
»erlag,  iitipii^,  ©lumengaffe  2,  gu  erfolgen. 

Der  ® orftanb  befte^t  5. 3*-  äU!?:  $rof.  Dr.  g.  oon fiufc^an,  1.  SJorfi^enber, 
(Sübenbe,  Berlin;  ^rof.  Dr.  "^t.  .'partmann,  2.  SJorfifeenber,  iperm«borf  (3)lar!); 
$rof.  Dr.  9W.  <5obcm^eim,  ftettocrtr.  Sdiriftfül^rer,  öcrlin-e^orlottenburg, 
©teinplaft  2;  Dr.  ©.  SBincflcr,  38iImer5borf :  ^rof.  Dr.  Ör.  SReifener,  »re«lau; 
Sic.  Dr.  «Ifr.  ^eremia«,  fieip^ig;  $rof.  Dr.  g.  (£.  Reifer,  Äönig3bcrg:  $rof. 
Dr.  fjrbr.  ^ommel,  SRüncbcn.  —  .t)eroa»geber  ber  „SRitteifungen":  $rof.  Dr. 
5).  »inrfter,  SBiImer«borf  b.  ^rlin,  »ingerftr.  79,  bed  ,,«Iten  Orient": 
Xerfelbe  nnb  ßic.  Dr.  9(lfr.  Qeremio«,  fieipjig,  .^jau^jtmannftroftc  3. 

Inhalt  der  bisher  erschienenen  f)cltc  des  „Jllten  Orient^'  (Preis  60  Pf.): 


fig^pter  ali  S^rieger  u.  Eroberer 
in«fien.  7«bb.  «8.«l.»iüIIer.  5i 

6(!brift  unb  ^pxaä^t  ber  alten 
^g^pter.    SKit  3  ^bbilbungen. 

^oxi  SB.  Spiegelberg.  8« 

SRagie  unb  3^"^^^^^  ^i"  ^'^^^^ 
ilg^pten.    Son  91.  SBiebemann.  64 

Xote  u.  ^oten-SReidje  im  (Glauben 
ber   alten   ^g^pter.     3.  *9ufl. 

^oii  %.  Siebemann.  2i 

flmulette  ber  alten  £gt)pter. 

Son  ^.fBiebemann.  12i 

Unter^altungdliteratur  ber  alten 
ilg^pter.    2.  fluflage. 

Son  Ä.  äiebemann.  34 

llmarna-dcit-      ^gtjpten   unb 
Sorberofien  um  1400  0.  (£^r. 
»on  (£.  Kiebu^r.  Is 

Irabien  bor  b.^dlam.  2.  9lufl. 

Son  O.Seber.  3( 
Srorfdbungdreijen  in  ®üb«)lrabien. 
3  S^artenff.  unb  4  ^bbilbungen. 

«on  O.  SBeber.  84 


®laferd  Sforfd)nngdreifen  in  ©üb« 
arobien.    mt  1  9ilb  O^laferd. 
«on  O.  SBeber.  10« 

9(ramärr.  $on  91.  iSanba.  4s 

9lfurbanipol   u.   bie   affl^rijcbe 
Slnltnr    feiner   3eit.    17  «bb. 

^on  Sf.Delt^fc^.  XU 
9it^iopicn.  l?lbb.3ö.^.«Jüller.  6« 


$olittfd^e  ^ntmidtung  SabDlo« 
nien?  unb  9lffQrienS. 

»on  ^.  SBindler.  2i 
^immeU«  u.  SBeltenbilb  ber  9abn- 
lonier.     2  ^bh.     2.  erweiterte 
9(uflage.        Son  ^.  SSind ler.  3i  n 
:föeltf  c^öpfung,  Sab^lontfc^e.  1  «bb. 

IBon  ^.  Sindler.  81 
Dämonenbeft^wOrung     bei     ben 
93abQloniem  unb  9(ffpreni. 

»on  0.  SBeber.  74 
Deutung    ber    3ufunft    bei   ben 
©abijlonient  unb  9lfft)rem. 

9on  91.  Ungnab.  lOs 


Ooctfc^ung  auf  her  hrUtcit  UntfihlaQieitO 


Dqö  Qffl)rifc^e  9Se(treic^  ift  ausgegangen  Don  einer  ((einen 
Tne{o|)otomifd^en  fianbfc^aft,  beten  9D?ittcIpunft  bie  ©tabt  ?lffur 
t9or  unb  bie  ettoo  bad  Qkbkt  }u  beiben  Seiten  bed  Xigtid  wn 
bcT  SKiinbung  be^  oberen  bi^  jur  STOünbung  be^  unteren  ^h 
umfaßte.  @d  toar  ein  fruchtbarem  ßanb  mit  einer  bieten  Säuern* 
beüöUerung;  ^eute  finb  bie  itU^  bort  fe^r  ja^IreidE)  unb  bid^t  beiein^ 
anber.  ®obatb  ^ier  ein  @taat  entftanb,  mu^te  er  n)e^r^aft  fein ,  um  bie 
aix^  ben  ®ebtrgdfc^(ud^ten  oorbred^enben  ®c^aren  rauberifd^er  93erg< 
öölfer  unb  bie  ftreifenben  Sorben  beutegieriger  @tep<)enberooftner 
Dom  SJulturlanbe  abäutoe^ren.  @d  \)\t%  toujours  en  vedette  fein, 
©treif*  unb  SRac^ejüge  in^  ®ebirge  unb  in  bie  ©teppe  folgten  ben 
<Sinfä[[en,  bamit  begann  bie  DffenfiDe.  ©pöter  führte  man  aud^  aud 
anberen  Urfac^en  ^ieg,  fo  um  neued  fianb  jur  ^otonifation  ju 
geioinnen,  ju  ber  bie  beginnenbe  ÜberDöIferung  jlDang,  ober  aud^ 
au^  reiner  firieg^*  unb  Sroberung^fuft.  ©o  lourben  unb  blieben 
bie  9lfft)rcr  ein  hriegerifc^ed  SBoH,  unb  fo  entftanb  fc^Iie^tic^  ein 
aff^rifd^er  ©rofeftaat,  enblic^  ein  aff^rifd^e^  ©eltreic^,  ein  imperium, 
baS  Dom  ^erfifd^en  ®o(f  bid  jum  SD^ittellänbifd^en  SOteer  unb,  loenn 
aud^  nur  fe^r  Dorüberge^enb,  Dom  Stil  biö  jum  SSan*'  unb  Urmia- 
©ee  reidjte.  g^eitid}  brac^  eS  bann,  aud  inneren  xoxt  äußeren 
®ränben,  überrafc^enb  fd^nell  DoQftänbig  jufammen.  ^ie  ^öt)e 
i^rer  3Had)t  ^aben  bie  Stff^rer  im  8.  unb  7.  Sa^r^unbert  D.  6^r. 
erreid^t,  im  fog.  neuaff^rifd^en  SReid^,  ettpa  in  ben  Satiren  745 — 626, 
ber  3^it  ber  großen  Imperatoren  Don  Jiglatpitefer  III.  bim 
?lffurbanipal,  in  ber  §auptfac^e  alfo  unter  ben  Sargoniben  (?tO. 
XI,  1  ©.  31  Unter  biefen  ^errfd^ern  jogen  bie  aff^rif^en  ^eere 
burd)  faft  ganj  Sßorberaf ien ;  fie  brangen  burd^  bie  armenif^en 
®cbirgc  bim  jum  San*  unb  Urmia*©ee  Dor,  fie  burd^jogen  bie 
bab^Ionifc^e  @bene  bim  in  bam  ©umpflanb  an  ber  äKünbung  bem 
Gup^rat  unb  Xigrim,  fie  erjtoangen  ben  Eintritt  burc^  bie  @(ebirgm^ 
päffe  na^  SKebien  unb  (Slam,  fie  gettjannen  in  ©^rien  Don  9h)rben 
^er  ^roDfnj   auf  ^roDinj,   fie   ftreiften   tief   hinein   in  bie  norb* 

1* 


4  3-  junget,  jpeenoefen  uitb  ^egffl^rung  bcr  $(ff^rer.      9(C.  XU,  4 

orabifd^e  Steppe,  fie  fipnben  fc^Iiegltc^  an  ben  Ufern  beis^  9{ite 
unb  üor  ben  äßauem  be^  ^unberttorigen  X^ebend.  SBie  fo^n 
biefe  ipeerc  au^?   SBie  führte  mit  i^nen  ber  ©rofefönig  feine  firicgc? 

S3ie  tDxt  nun  überhaupt  über  baS  neuaff^rifd^e  9ieic^  gut 
unterrichtet  ftnb,  n)a^renb  unfere  Kenntnis  Dom  Xnfong  unb  ber 
®nttt)icflunfl  beö  aff^rifc^en  Staate«  fe^r  gering  ift,  fo  ift  un« 
auc^  bad  ^eertoefen  ber  Slff^rer  auf  bem  ^ö^epunft  i^rer  ÜD^ad^t 
unb  bamit  auf  bem  ^ö^epunft  i^rer  miütftrifd^en  Snttuicfhtng 
jiemtid^  gut  betannt  ^  Darum  foQ  ^ier  nur  ba«  ^eer  be«  neu« 
afft)rifd^en  Sleic^e«  be^anbelt  tuerben,  loenn  aud^  naturtic^  ge^ 
legentli^  auf  ältere  3^^*^"  jurücfgegriffen  »erben  mufe.  Unfre 
'Quellen  finb  bic  ^ieg«»  unb  ©iege^infc^riften  ber  Äönige  fotoie 
bie  SRelief^,  mit  benen  fie  bic  SBänbe  i^rer  ^alSfte  gefc^mücft  ^aben. 
^reilic^  erjagten  und  bie  SnfdEjriften  nidit  alles  ba^,  toa^  n)ir  gern 
miffen  möd)ten,  5.  ®.  nichts  über  bie  Sdjlac^tentattU,  unb  muffen 
auc^  fonft  Dorfic^tig  t)em)enbet  merben;  benn  Don  irgenb  einem 
SKifeerfoIg  ift  natürlid^  nie  ettoaS  ju  lefen;  bad  ift  aber  in 
offijieHen  3)arfteIIungen  immer  fo.  3)ie  SRelief«  aber  ^aben, 
abgefel^en  oon  einjcinen  furjen  Seifcf)riften ,  feinen  Sfommentar, 
unb  fo  finb  auc^  ^ier  nic^t  aQe  auftaud)enben  fragen  ju  (Öfen. 
ÜberbieS  ift  auc^  bie  bilbli^e  S)arftenung  offijiell.  Sie  jeigt  bie 
aff^rifd^en  Ätieger  ftetö  in  fiegreic^em  Vorbringen;  oertounbete 
ober  gefaflene  9(fft)rer  fie^t  man  nic^t;  bie  Jyeinbc  aber  finfcn,  oon 
Pfeilen  unb  Speeren  burc^bo^rt,  ju  Soben,  fliegen  ober  ergeben 
fte^enb  bic  ^änbe  gegen  bie  nad)brängenbcn  Stfftjrer  ober  bebecfen 
fterbenb,  gefc^änbet  unb  Don  ®eiern  angefreffen,  bie  3BaIftatt. 

SBerfuc^en  toir  nun  furj,  bie  (gntioicflung  bed  aff^rifc^en  .f)eered 
bi«^  jum  neuaffi)rifc^en  9tei^  ju  re!onftruieren.  3n  ben  afteften 
3€iten  mar  bad  i>eer  bed  Staates^  ?[ffur  einfad)  ber  ^erbann, 
b.  f),  alle  5^eien  unb  (SJrunbbefi^er,  Xbel  unb  95auernfd&aft,  maren 
jum  SBaffenbienft  oerpflid^tet,  bemaffneten  fid)  auf  eigne  Äoften 
unb  famen,  menn  ber  ftönig  rief.  3nner^alb  biefci^  3?oIte^eered 
na^m   ber  ?lbel  maf)rfc^einlid^  balb  eine  bcDorjugte  Stellung  ein; 

1)  SDlanitiu«,  Xae  fte^nbe  ^eer  bcr  '^tfftjrerfönige  unb  {eine  Organi« 
l'otion,  XiffertQtion  öon  Harburg,  1910.  —  ^Joncritiu«,  «ff^rifc^c  Äricfl* 
f Urning  Don  ^iglat^ilefer  I.  bis  auf  ©amftabob  111.,  ^iffertation  Don  Sl^önig^ 
berg,  1904.  —  9iIIerbc(f*1)c(t(f(^,  ^ie  ^alafttorc  Salmanoffard  II.  aud 
»alowot,  «eilt.  ^.  «jf^rioL  VI,  1.  —  »iHeTbe(l'3crcmia«,  *Der  Unter- 
gang 9}tnioc0  unb  bie  ^i4fagung9|(^rift  be«  92at)um  oon  (£I(ofc^,  $eitr.  ^, 
«ff^rioL  TU,  1. 


91C.  XII,  4  ^itroicfUniQ  be^  ^eered;  Sl^öitiglicl^e  3(^ar.  & 

nac^bem  man  baS  tßferb  tennen  unb  Dertoenben  gelernt  l^atte,  fyit 
er,  ma^rfd^einltc^  er  aUein,  ju  Iföagen  getäm^ft.  ^9Bagen  unb 
2;ruppcn  bot  id^  auf",  )o  ^ei§t  e^  ftänbig  in  ben  älteren  3n* 
fc^riften.  35ie  fanqjfgetoo^nten  Sauem,  bie  jubem  tpol^l  auc^ 
eifrige  Säger  getpefen  finb,  gaben  offenbar  ein  guteö  ^eer  ab.  9Rit 
bcm  ©rftarfen  beö  afftjrifd^en  Staate^  unb  ber  ©nttoicHung  ber 
afftjrifdien  jfultur,  mit  bem  ^Intoad^fen  ber  Stuebei^nung  nad^  äugen 
unb  ber  fo^ialen  Unterf triebe  im  Snnem,  mit  bem  @ntf teilen 
feubaler  ®ett)alten  unb  einer  unfreien^  öom  Slbel  abhängigen  2anb* 
beuölferung  mu^te  fid^  aQmäijIid^  aud^  ber  S^arafter  be^  alten 
^.^olf^^eereö  änbern.  Gö  mufete  größer  toerben,  um  bie  erlueiterten 
©renjen  ju  fcf(ü^en;  man  bot  alfo  aud^  bie  Setoo^ner  ber  in* 
jwifc^en  mit  bem  eigentUd^en  Stffur  öerfc^moljenen  Siac^bargebiete 
auf.  9tac^bem  ba^  erweiterte  SReid^  in  SBejirfe  geteilt  toar,  fammelten 
unb  fommanbierten  beren  Statthalter  baö  Kontingent  il^rer  $ßro* 
t)inä  unter  bem  Dberfommanbo  beä  §errfc^erg.  Später  famen  ju 
ben  Siontingenten  ber  eigentüd^  aff^rifd^en  5|3rot)injen  bie  auf* 
geböte  ber  untertoorfenen  SSafallenfürften.  ®ie  Äommanbogetoalt 
be^  aff9rifd)en  Sönig^  toax  aber  in  biefem  Äontingent^^eer  weniger 
unmittelbar,  unb  bai^  bebro^te  fd^Iieglid^  feine  SO^ac^tfieQung.  ^Denn 
ber  Jreue  feiner  ©rofeen  unb  SSafaßen  war  ber  ^errfd^er  nid^t 
überall  unb  immer  fidjer;  ?lbfaU  unb  ?lufftänbe  brol^ten  befonber^ 
an  ben  (Srenjen,  üeranla^t  ober  gern  unterftüfet  öon  auswärtigen 
9Jcac^ten.  2)er  Stönig  mufete  alfo  barauf  bebad^t  fein,  eine  i^m 
befonberö  ergebene  unb  i^m  ftet^  jur  SSerfügung  fte^enbe  Streit* 
mac^t  ju  ^aben ;  ein  ftefienbeS  §eer  neben  bem  ^eerbann  würbe ' 
erforberlid^.  3n  ganj  Keinem  SRafeftabe  ^at  ja  ber  Sönig  eine 
folc^e  iOlai^t  oon  9(nfang  an  gehabt,  nämlic|  feine  fieibwac^e. 
SBann  fid^  baS  fte^enbe  $)eer  ber  3lff^rerlönigc  audgebilbet  l^at,  ift 
nic^t  ganj  flar;  wo^t  mögliche  ift,  bog  biefe  SntwicKung  fd^on  im 
9.  3a^r^unbert  unter  Slffumafirpal  unb  Salmanaffor  II.  eingefe^t 
^at,  oielleidit  aber  aud)  erft  mit  bem  neuaff^rif^en  9{eic^. 

$)ier  begegnet  unö  jebenfaHö  auöbrücHid^  bie  Söniglic^e  ©d^ar, 
ki^sir  scharruti  genannt,  j)aS  im  befonberen  Sinne  föniglid^e, 
fte^enbe  ^eer.  @S  würbe  natürlidi  öom  Könige  felbft  unter* 
l^alten,  verpflegt  unb  wo^I  auc^  einheitlich  bewaffnet  unb  geReibet 
^ie  Solbaten  waren  ^öc^ft  wa^rfd^einlic^  Sölbner,  b.  f),  i^re 
^ienfie  Würben  t)om  König  aud^  im  ^eben  mit  92aturalien,  im 
Kriege  mit  %euteantei(en  gelohnt;  bad  erfte  gefd^a^  bei  bem  ^er« 
bonn  nid^t,  baS  jweite  brandete  wot|(  nid)t  ju  gef^e^en.    X)agegen 


6  3.  .?)ungcr,  ^ecrtocfcn  unb  ÄTicgfü^ruitfl  ber  ^Äffijrcr.      %€.  XII,  4 

enthielt  bte  Slönigltc^e  ®d)ar  luo^I  feine  im  ^Cuelanbe  geworbenen 
2;ruppen,  frenibe  JReisJläufer,  in  Iom<)aften  Slbteihmgen;  ftic^^altige 
Scroeife  bofür  fehlen  toenigftenö  big  je^t  burc^auö.  3)ie  Snfc^iften 
ber  Äönige  unb  fonftige  Urfunben  fprec^en  nie  tjon  fremben  Steid* 
läufem;  aHe  SBejeic^nungen  f (^reiben  fic^  ^er  üon  ber  ^^ruppcn«» 
gattung  ober  9}e»affnung,  nic^t  öon  einer  fremben  ^Rationalität, 
»aö  boc^  bei  2(uiSlänberfoq)SJ  ju  erwarten  »äre.  9?ationa(»?lffi)rer 
toaren  bie  fieute  trogbem  fieser  nic^t  alle.  3Bir  fenncn  nämlic^ 
eine  eigenartige  (Srgänjung  ber  Siöniglic^en  @ci^ar:  ed  tourben  au^ 
ben  ^eeren  befiegter  götften  ganje  grofee  ©c^aren  jttwng^roeife  einge* 
rei^t.  3n  ber  ^auptf ac^e  aber  toirb  fie  fid^  ttJO^I  burc^  3Berbung  ober 
freinrillige  9)?e(bung  aud  Stfftjrien  unb  feinen  alten  ©tammprobinjen 
au«^  friegdtuftigen  £euten  erg&njt  ^aben,  bie  bann  ale  ^erufdfo(baten 
bei  ben  fieggemo^nten  J^Ibjeic^en  be8  Äönig^  blieben ;  ee  finb  Sanbß* 
vjtned)te,  vergleichbar  ben  römifd^en  Segionaren  ber  fiaiferjeit.  "i^kU 
leicht  gehört  ed  mit  ju  ben  Urfac^en  ber  plö^lid^en  Slataftrop^e 
^Iff^rieng,  bafe  man  je  länger,  je  mef(r  ba^  ^eer  burc^  3^'^9^* 
einrei^ungen  ergangen  mufete;  ber  Xxtnt  biefer  (Slemente  nwr  man 
aber  offenbar  nur  folange  fidler,  ate  Sieg,  Siu^m  unb  Seute 
n)inften.  ^iefe  fiöniglid)e  @c^ar  ift  aUmä^lid^  ju  einem  großen 
^re  angen)a(i^fen,  n)ie  man  f(!^on  aud  ben  3^^^^^  ^^  jmang^« 
tt)cife  ©ingerei^ten  f erließen  mufe;  biefe  merben  ben  alten  SBeftanb 
boc^  nie  überfd^ritten  ^aben,  fonbern  e^er  beträd^tlid^  ba^inter 
gurücfgeblieben  fein,  foQte  bad  fefte  ®efüge  ni(!^t  gefprengt  n^erben. 
©ir  fSnnen  eine  3»ac^t  t)on  50—100000  SKann,  aüed  in  allem, 
annehmen;  fie  tt)irb  nic^t  immer  beifammen  ge»cfen  fein,  fonbern 
in  oerfc^iebenen  ®arnifonen  unb  geftungen  gelegen  unb  auf  Der* 
fd)iebenen  Ärieg^fc^auplä^en  operiert  ^aben.  3)ie  unaufl)örli(^eu 
Äämpfe  brachten  ftarfe  ?lbgänge  mit  fid^,  jubem  fd^eint  ber  fiönig 
auc^  an  Statthalter  neuer  ^rouingen  an  ben  @rengen  Gruppen 
abgegeben  gu  t)aben.  ^ad  9{eic^dl)eer  n^ar  natürlich  nod)  ftärfer 
al0  bie  gefamte  .%dniglid)e  @d^ar;  benn  bei  einem  großen  Jttiege 
ftie^n  gu  bem  Stern,  ben  bie  gange  Jlöniglic^e  Sc^ar  ober  ein  ^eil 
bauon  bilbete,  nod^  bie  Kontingente  menigftenS  einer  9(nga^l 
?ßroüingialftattl)olter  unb  SSafaUenffirften,  »o^l  nur  berjenigen, 
beren  C9ebiete  nac^  bem  feinblid^en  Sanbe  gu  lagen;  Kontingente  t)om 
entgegengefe^ten  Gnbe  be«  Äeic^e«  toirb  man  nid^t  immer  erft 
l^oben  abwarten  fönneu  unb  aud^  aud  (Srünben  ber  ©rengfid^er^ 
^eit  nid^t  immer  ^aben  abrufen  moHen.  SBenn  nun  3)en^f(^ 
(?tD.  XT,  1  €.  14)  bie  Stombattantengaf)l  eine«^  fold^en  affl)rif^en 


HD.  XII,  4  'Bageufämpfer.  7 

^Neid^e^eerec^  im  SKajimalbcftanb   auf   150000  33lann  fd^ä^t,   fo  ^ 
bfitfte  bad  faum  -ju  ^oc^  fein.     Unb  jebenfalld  repräfentiert  btefe 
3a^I  ntd^t  bie  (Skfamtjo^I  aller  %xixpp^n,  bie  ba$  ganje  Steic^  ouf 
bie  Steine  bringen  fonnte. 

Dad  aff^rifd^e  ^er  umfofetc  SBagenfämpfer,  Steiterei,  leidste  V 
unb  fd^n^ere  Infanterie,  t)ielleic^t  au^  fd^on  eine  9(rt  Sngenieur^ 
ober  Pioniertruppen  unb  ben  Xro^  ^n  ber  ßufoi'in^^nfelung 
nad^  ^Truppengattung  unb  9(rt  ber  Semaffnung  »erben  jloifd^n 
.tt'Sniglic^er  @(^r,  ^oDinjfontingenten  unb  SBafaQen^eeren  fd^mer« 
li^  fe^r  mefentlic^e  Unterfd^iebe  gemefen  fein,  ^od)  fidler  mirb 
in  ^maffnung  unb  3(udbi(bung  bie  ^önigUc^e  @c^or  eine  @Ute^ 
truppe  gen^efen  fein,  reic^tic^  mit  (Spejialmaffen  oerfe^en,  fomeit 
fold^  überhaupt  oor^anben  maren.  Wixx  fdnnen  und  bed^alb  bei 
ber  Se^nMung  ber  einjelnen  Truppengattungen  an  bie  .ftönigti^e 
®(^ar  galten,  bie  am  ^äufigften  ermahnt  mirb  unb  am  beften  befannt 
ift.  ^eilid^  liegt  bie  aff^rifd^e  %rd^äo(ogie  noc^  fe^r  im  argen, 
bie  Monumente  finb  nod^  Diel  ^u  menig  Verarbeitet.  Suf  ben 
Mteliefs^  föniglic^e  unb  anbere  Xruppen,'  &axbt  unb  £inie,  ^u 
fc^ibeh  ober  bie  ^rage  jü  beantworten,  ob  etioa  nur  bie  ^önig« 
lid^e  @dbar  bargeftellt  ift,  baran  ift  noc^  nid^t  ju  beuten. 

StetiJ  an  erfter  Stelle,  toie  fd^on  im  älteren  SReid^e,  erfc^einen 
bie  „SBagen'',  offenbar  bie  oome^mftc  Iruppc.  3)lan  barf  mo^l 
fagen,  ba^  urfprünglid^  nur  ber  9bel  in  biefer  %Beife  fämpfte; 
ein  fleine«^  SBogenfämpferforpcf  mirb  ber  erfte  i(nfang  bed  fte^enben 
$)eereg  gemefen  fein;  benn  fd^on  Jiglatpilefer  I.  (ca.  1100)  erj&|)It, 
er  ^abe  mieberum  Streitmagen,  me^r  mie  früher,  bauen  (äffen ;  ba 
fteUt  alfo  mo^l  fd^on  ber  S{önig  bie  SSagen.  9ln  ßa^I  maren  bie 
iSBogen  ftetd  geringer  ab  anbre  Xruppenarten ;  bo^  maren  fic 
immerhin  ja^lreid^,  menn  ®argon  aud  Samarien  unb  SÜarc^mifc^ 
je  50,  aud  ^amat^  fogar  200  (eo.  fogar  300)  einreit)t  unb  menn 
ber  Statthalter  oon  ftummuc^  160  befommt.  (£^  maren  mirflic^e 
Streitmagen  unb  nic^t,  mie  bei  ^omer,  im  mefentlid^en  nur  3Rxtttl 
^nx  f^neQeren  ^ortbemegung  ber  oorfämpfenben  gelben,  ^m 
(^lopp  fturmen  fie  in  gefc^Ioffener  Crbnung  brö^nenb  unb 
raffelnb  auf  bie  feinblid^e  Sinie  ein,  Sd^recfen  oor  fid^  ^er  oer^ 
breitenb  (^ofua  17,  16);  auc^  bei  ber  ^Jlterfolgung  merben  fie 
befonberd  ^eroorgetreten  fein;  gelegentlich  beteiligen  fid^  Sßagen^ 
fämpferabteilungen  auc^  an  ber  ^efd^ie^ung  einer  S^tung.  i^$ 
finb  im  neuaff^rifd^en  Steic^e  ^o^e,  jmeirobrige  SBagen  (9(bb.  1), 
oorn   unb  feitmärtc^  mit  ()a(bmannd^o^en  SBänben,   t)inten   offen, 


9  3-  6><nn^i^'  deerioeien  imb  Uciefliülirunit  Der  'Hifoitr.       JIC.Xll,  4 

befpannt  mit  jiuei  retdj  gef(i)irtten  ^engften  mit  ®Iö(f(^en  am  ^le 
utib  oufflebunbenein  ©cftiuanse.  ©efegt  roaren  fie  mit  bem  SBogen- 
(enEei,  bei  ^oplieijügel  unb  @kigei  fütfit,  unb  bem  eigentUt^n 
Stampfer,  beffen  9Baffe  ber  otogen  ift.  5n  bet  3«»'  ^ffurbonipafe 
HKnigftcnÄ  fommen  baju  mx^  /jam  firieget  mit  gtofeen  Äunb* 
fc^ilbeii,  um  Mämpfer  unb  genfer  bamit  Voi  ieinbtif^n  Q^eii^ofjen 


«bb.  1 :   affQTiiAc  %oaentäin|iftT,  iRtUn  iiiib  fiafltcfjenc  ($lact  60,  1  ii.  2). 

j^u  beden.  Hü«  via  tragen  beii  ei^t  afjqrif^en  fegeiförmigen 
opiB^tm  mit  Cötenit^u^  unb  einen  mit  üeberftürfen  ober  WetoU- 
plättdien  befe^ten  ^^anjerEollei,  bogegen  anfc^einenb  fein  Sc^iuerl. 
X)ie  ^fetbe  finb  beberft  mit  einer  grofeen,  roa^rft^ntic^  bid  roat' 
tterten  3)ede,  bie  Siüden  unb  ©eiten  fdiüBt;  ob  aut^  $m1«  unb 
Strnit  einen  äftiili^en  3(^u6  tragen,  ift  niifit  reifet  bentlii^;  jebenfatlsi 


«C.  XII,  4  ^öoflcn  bcr  älteren  ^cit:  Stonborteu.  9 

finb  alfo  bic  ^^Jfcrbc  quafi  gepanjcrt.  Üöoju  bcr  Strid  bicnt,  bcr 
fc^inbar  t>om  &tbx%  (ober  3oc^?)  bcr  ^^fcrbc  na6)  bcr  SSorbertnanb 
bce  ^Sagend  gc^t,  ift  unflar;  t^idlcic^t  ^iclt  man  fid^,  lochn  man  bcrg« 
auf  fu^r,  on  i^m  fcft.  Cffcnbar  tonnte  man  bei  bcn  ©töfecn  bcö 
SBagcn^  leidet  ^erau^gefc^Icubcrt  mcrbcn ;  bce^alb  jcigcn  3iclicf*5  au^ 
92imrub,  mic  bcr  schalschu  (f.  u.)  fic§  an  Scblingcn  fcft^alii^  bic  am 
^93agcnfaftcn  angebracht  finb  (9bb.  2),  ct)cntucU  auc^  bcn  *Slrm  um  bcn 
Äönig  legt  unb  i^n  ^It.  Sä^rcnb  bei  bcn  !föagcn  "^tffumafirpab 
unb  Salmanaffar^  IL  au§cn  am  SSagenfaften  jtoei  ftd^  trcujcnbc, 
reic^  gefc^müdte  Aöc^cr  Rängen,  in  benen  ^fci(e,  )c  eine  @trcita%% 
auc^  mo^I  ein  diefcrDcbogen  ober  ein  turjer  9ßurffpcer  fteden,  fictit 
man  bais  im  ncuafftjrifcl^cn  SRcic^  niti^t  me^r.  Cffenbar  Rängen  jcfet 
bic  Äöd^er  innen  im  SBagen;  benn  bcr  Kämpfer  trägt  feinen.  2)a* 
ift  eine  Jßcrbcffcrung  in  bcr  SBcttmffnung;  überhaupt  laffcn  fic^ 
eine  ganje  ^(nja^I  Unterfd^iebc  bei  bcn  3Bagcn  bcr  9{cliefd  üon 
9?imrub  unb  Salamat  einer*,  oon  JSujunbfd^if  anbrerfeit^  feftftcUcn 
unb  bamit  ein  Sind  Qk^djxdftt  bcr  SBaffc.  Q^  mag  furj  ^ier 
barauf  ^ingettnefen  werben.  Slffumafirpal  fä^rt  nod^  mit  brci 
^f erben;  bae  britte  ift  offenbar  nur  ein  ^anb^  ober  ©rfa^pferb, 
toie  baß  Tzxpr^opoq  genannte  ©cipferb  bcr  griec^ifd)cn  $>erocnjeit. 
8?erf(^tt)unben  ift  im  neuafftjrifc^en  Sleicl^  bic  ^^runfberfe,  bic  auf 
92e(ief^  oon  9{imrub  jn^ifc^cn  3oc^  unb  9Bagcn  audgefpannt  ift, 
üerf(^tt)unben  bcr  mit  Stacheln  befefete,  in  ber  3)?itte  mit  einem 
fioiDcnlopf  gcjierte  5}?runffd^ilb,  ber  bei  ?lffurnafirpal  unb  Salma»  ; 
naffar  IL  hinten  am  SSagen  ^ängt  ober  im  ftampf  jur  3)ccfung 
benufet  njirb.  SBcrfd^munben  finb  bie  am  SBagenfaften  ber  älteren . 
3eit  angebrachten  SRaubtier^  ober  SRcnfc^cnföpfc,  oerfc^tounben  bic 
hinten  fc^räg  aufgeftecfte  tdan^,  bie  beim  König  eine  I^oppclquafte 
trug.  93ei  9lffurnafirpal  tragen  ferner  bie  3Bagcnfämpfcr  aud^  im 
Kampfe  feine  ^clmc,  nur  ber  König  feine  Xiara;  man  ^at  ba^cr 
oermutet,  bajj  i^r  reid^cd  .^aar  eine  grofee  ^erücfc  fei,  bic  Kopf 
unb  yiadm  fd^ü^t.  ä^icllcid^t  Rängen  biefe  Vereinfachungen  j.  2, 
bamit  jufammen,  ba^  nid)t  mc^r  oor^ugdtoeife  bcr  ^bel,  fonbcrn 
einfache  Solbatcn  bie  3Bagenbcfat5ung  bilbcn.  !l)ic  993agcn  ber 
älteren  ^txt  ^aben  ferner  roo^I  nur  Kämpfer  unb  ficnfcr  gefül^rt; 
nur  auf  bcn  SSagen  bed  Könige,  bed  Ktonprinjcn  unb  oornc^mer 
^rren,  joic  bcr  ^rinjen  unb  ber  ©tanbartcnoffijicrc,  befanb  fic^  nodj 
ein  ,, Dritter",  schalschu,  ein  äbjutant  ctttja  (^^^^2^);  bod)  finbcn  toir 
bcn  92amcn  auc^  noc^  in  bcr  Sargonibenjeit.  Die  ^agen  ber  älteren 
3eit  toaren  aud^  beträd)tlid^  niebriger  ald  j.  5).  bie  ?lffurbanipald 


10  %  »ungcT,  £icenpmn  unb  Sriteffl^ning  btr  Sfiqm.       HC  Xu,  4 

mit  i^ien  f|0^n  ^Köbetn ;  offentwt  ift  aud|  biei'e  ^^ergtöfeerung  eine 
Ij^ecbeffming;  brjonbei^  bei  fDniglidfe  SSagen  jetgt  faft  mann^^ 
iHfibei,  roie  bei  periift^  !Ü5nigdnxigen  auf  bcm  pompeiantfi^n 
Wofaif  ber  ?([eEaiibotf(^lo(^t.  Sic^niagen  !ennen  bie  aff^tet 
übrigen^  no(^  nidlt.  baä  ifl  mo^(  eine  ^rfinbung  bei  ^etfei. 

Itiefem  öorneömiien  StotpA  gehört  aud|  bei  Sftnig  on,  ei 
tämpft,  außer  bei  ^ttogerungen,  ftetä  ju  SBagen.  (Sbenfo  UKtben 
bie  ^eic^ftanbarten  auf  ben  <Stieitnxigen  geführt,  'flufieroibentlic^ 
^ufig  fe^en  wir  bie  jiDei  StanbartenUKigen  auf  ben  9{eIiefS  9ffur> 
na)irpa[^  unb  ben  Salamatftieifen  SalmanaffaiS.  ^efe  jctgen, 
offenbai  nur  anbeutung^meife  bargefteQt,  Stangen  mit  treiSrunben 
Stäben,  beren  geriefter  ÜNanb  einen  $lu(fet  in  bei  'JKittc  um« 
fd^lieRt.    $ei  jenen  cHVb.  2)  fte^t  mon  beutlii^  einen  3}ing  in  buidi* 


4bb.  2:  SUnbnmmiHineii  atfurnafirpali  a'oMib  I,2-2i, 

biodKner  'JIrbeit  unb  barin  jroei  ueift^iebene  f^iguien,  auf  bein 
elften  Sagen  ftetä  einen  bogenfc^iefienben  Wott,  iiäftt  "JlffuT,  über 
einem  Stier,  auf  bem  jnviten  93agen  unterhalb  einer  ^iijtnfpi^e 
jtDei  galoppiercube  Stiere  mit  ber  iKücffette  gegeneinanber.  Hui^ 
on  ben  Xortürmcn  einer  (affquifc^en)  ^ftung  finb  biefe  beiben  Staii« 
borten  aufgepflanzt  (H^.  1.  4^  9lbb.  11).  Xiaä  neuaffqrifc^  ^«(^ 
fü^  eine  ^eit^flanbarte,  ben  ®ott  Jlffur  übet  jBiei  fte^ben 
Stieren  CÜbb.  3).  6«  fd^einen  atfo  bie  jiuei  Stonbarten  ,^u  einer 
»erfdjmoläen  ju  fein,  tier  Schaft  ber  Stanbarte  ift  burt^  ein  Sonb 
mit  einem  fidjelfötmigen  sifimurfftüct  am  3oct|  uetbunben,  boö 
eine  tieifDpfige  @ott^it  jeigt  unb  Dielleic^t  einen  bem  9tei(^Dtt 
affur  bicnftbaren  Xänton  oorfteüen  foC,  ben  ber  Wott  »or  fit^  fier 
in  bie  Slei^en  ber  ^nbe  fenbet.  3ntereffant  ift,  bafe  tiefen  Ston= 
borten    offenbar   religiöft  iperetining  juteil  »urbe:   fie  fte^en  auf 


HC.  XII,  i  «ntttei.  1 1 

Weftellen  Dor  bem  dteliefbilb  bed  ftönige,  aber  aiic^  im  )>agec  cor 
einem  9(tai.  'Auc^  bie  römifc^n  Segion^Mer  roeiben  ja  aii  bae 
Spmbol  beä  3uppiter  Cvtimiid  SKa^muö  alä  iminen  legionis  in 
einer  bejonberen  JlapeLle  im  Saget  aufgestellt. 

Cifenbar  fpätet  al«  bie  'ffiagcnfämpfer  ^al  fic^  bie  affpnfdK 
91eiterei  entniidelt.  'iWan  bejeii^net  fie  hitj  al«  ,(9ieit')$ferbc" : 
bit  Jlffqrer  brüdten  ftc^  bamit  ebenjo  piägnanl  aiid  toie  mir,  HKnn 
tDit  Don  founbfDDiel  (>(enKf)iTn, 
(Sk((^fi^,  $ifcrbtn  teben.  Tiie 
Srieger  reiten  große,  wirf)  ge- 
jäumte  ^ngfte  {'H.bb.  1)  mit  großen, 
bieten  iSc^u&beif en ;  barauf  liegt 
al<s  Sattel  anfc^uenb  ein  3*Ö. 
l-ie  '^ferbefd)iwife  [inb  unterhalb 
ber  SRitte  jitfammengebunben:  am 
^valfe  ^nflt  ein  Wlödcften.  Tiie 
ÄJeiter  führen  feinen  Sdjilb  nie^r, 
mie  no<^  jut  ^tit  ^tffurnofirpal«, 
mo  ber  runbe  <S(^ilb  an  einem 
^tüfltiemen  über  ber  ©djultec 
auf  bem  fRMtn  ^ngt,  jelbft  auf 
ber  3<igb.  Sie  bie  SäagenlÖmpter 
tragen  fie  alti  «^u^nwffen  ben 
£pi$^lm  mit  D^renid)n^  unb  ben 
'^anjetloUcr;  bie  ©eine  fterfen  in 
ben  für  bad  neue  iHeit^  d)arafte= 
riftifc^n  biden,  bi«  lurj  übet!* 
^nie  reidKtiben  Strümpfen.  (£fi 
ftnb  feine  ^ofen;  einjelne  'itbbU' 
bungen  jeigen  bentlic^  äroifdjenSod 
unb  Strumpf  ein   Stoff  narftcn 

8<intä;   oui«  Da«  StnimpflKiii»    ,„  3^  3„„^,„  (^„„  „  i„, 
unter  bem  Slme  belDetit  genug,  nn 

ben  J^öft«"  fin^  f«  ""'^  Stiefeln  befteibet,  bie  hinten  biiS  an  bie  ftalbe 
Sabe  ^raufreid)en,  »orn  aber  über  einer  breiten  ScberlQfdje  tKr=^ 
fc^nürt  ftnb,  n)äf)renb  man  in  ber  älteren  ^tit  barfuß  ging  ober 
nur  Sonbalen  mit  Jerfenfappe  trug  (fo  felbft  ber  Slönig).  Tie 
ffleiter  führen  im  breiten  ®urt  \>ai  Sc^roert:  i^re  ^auptmaffe  abev 
ift  iirieber  ber  ©ogen,  mit  bem  fie  im  uollen  Wolopp  fd^iefeen,  ipcö 
eine  ^drfiil    bemertentStperte  ^^ertigteit   im  Scfjießcn  erforbert,  roie 


12  3-  ''pwnflcr,  ."pccrrocjcn  unb  ttxicflfütjruitfl  bcr  3(fiDrer.      ^C.  XII,  4 

fie  \a  and)  t)on  SReiterDöIfem  tpie  ben  ^art^ern,  <3fl)t^en  u.  a. 
belannt  ift.  ^€r  pfeilgefptcfte  ^öd^er  ^öngt  auf  bem  äiäden;  auf 
bem  äOtorfc^e,  überhaupt  IDO^I  immer  auger  in  ber  Sc^lac^t,  tuirb 
auc^  bcr  Sogen  in  ben  Äöc^er  geftecft,  »ä^renb  er  in  älterer  :^^\t 
über  ber  linfen  @ci^u(ter  getragen  n)irb;  bad  6kinje  ftecft  jutueiten 
in  einem  großen  Futteral,  bad  gelegentlich  mit  lang  ^erab^dngenben 
Cuaften  gefc^mücft  ift,  anbermal  bie  $orm  einer  fteifen  Xüte  bat, 
bie  oben  in  einen  ^a^nenfopf  ausläuft;  e«^  ^anbelt  fic^  ba  lool^l  um 
Dffijiere.  ^o6)  finben  toir  aud^  Sanjenreiter,  bie  eine  lange  ©to^*» 
lanje  führen.  Ob  befonbere  Slbteilungen  nur  mit  üanje,  anbere 
nur  mit  Q3ogen  au^gerüftet  maren,  ift  fraglich;  jebenfall^3  ftel)t  man 
auc^  Mteiter  mit  Sanje  unb  Sogen  nebft  Stöd^er. 

S)ie  .öauptmaffe  beö  aff^rifd^cn  ^ereö  aber  beftanb  aM 
Infanterie.  SJoc^  bilbet  biefe  nic^t  eine  glei^artige  SDkffe,  fonbern 
umfaßt  t)erf(^iebene  @kittungen,  lei^tgeräftete  Sogenfc^fi^en  unb 
fdjmerbetoaffnete  ©^ilb*  unb  SaujentrSger.  3Beitau§  am  ja^U 
reic^ften  finb  bie  ^»Sogenfrieger'*  ober  „Sogenträger" ;  240  ©c^ü^cn 
tocrben  gelegenttid^  240  Sogen  genannt,  mie  toir  i?on  einem 
S)etac^ement  Don  240  ®etoe^ren  fpredjen  mürben.  Xer  Sogen, 
ax\  ben  (Snben  meift  mit  jierlid^  gefd^ni^jten  Sogelföpfen  öcrjiert, 
ift  überhaupt  bie  SWationaltoaffe  ber  ^Iffqrcr;  mir  fa^en  ja  fd)on, 
ba%  SBagenfämpfer  unb  SReiter  i^n  fübren  unb  baft  aud)  ber  ftönig 
ftctö  mit  il^m  fämpft,  nid^t  mit  Üanje  ober  Sc^toert.  ^xid)  menn  ber 
^crrfd^er  ©efanbtfc^aften,  Serid^t  erftattenbe  Cffiiiere  unb  Seamtc 
empfängt  obef, -^fangene  fic^  öorfü^ren  läßt,  faft  immer  ^ält  feine 
iiinfe  ben  ftflntgöbogen,  bie  SRcc^te  oielfad^  einen  ober  mehrere 
Pfeile.  .  Semerfendmert  ift,  bafe  ber  neuaff^rifd^e  ^rrfd^er  qm 
inneren  linfen  %an  bid  üor  jum  ^anbballen  ober  !£)aumen  einen 
mo^I  lebemen  ^rmfd^u^  trägt,  bamit  bie  jurüdfd^nellenbe  Se^ne 
ben  $(rm  nic^t  prellt.  @(elegentlid}  fie^t  man  im  9.  Sa^r^unbert 
einen  fold^en  9lrmfd^u^  auc^  an  getoö^nlid^en  Atiegern;  ob  er 
aber  allgemein  üblic^  mar,  ift  boc^  ftaglic^.  Die  ©d^ü^en  führen 
auger  bem  Sogen  unb  bem  auf  bem  9{üden  ^ängenben  jtöc^r 
ein  ©(^tpert  im  Wurt,  bagegen  nie  ben  Sd^ilb;  fonft  finb  fie 
Derfd^ieben  gelleibet  unb  bemaffnet.  Xeite  tragen  fie  ben  metallenen 
©pi^^elm,  teild  eine  lebeme  Sappe  (galea),  teile  mo^l  nur  eine  ba<^ 
.f>aar  ^^ufammen^altenbe  ©c^nur.  Sefleibet  fe^en  mir  fie  ent» 
meber  mit  bem  f^on  ermähnten  ^anjerfoQer  ober  mit  einer 
glatten  itunifa  ober,  mie  ed  fc^eint,  nur  mit  einem  ^püftrod 
mit  jmei  um  ben  Oberleib  fidft  freujenben  breiten  Säubern;  ber 


«C.XII,^  «0BeiiWü?(ii.  13 

^ittträtt«  um  ;){otf  fyjtabliängentie,  beftanfte  3iVfsf  ^aixt  fit^  Dfr, 
aber  nit^t  immer,  ^ie  Juäbefieibung  bffte^t  teifö  in  ben  er= 
mahnten  .ftfllbftiefeln  unb  Strümpfen,  teilö  ge^en  bie  fieute  bar* 
fuß  ober  in  ^albfonbülen.  Sei  bem  fjot^  entniidetten  ^cmefen  ber 
Äff^ier  gehören  offenbar  ycute  fo  oerfc^iebener  ^rat^t  unb  ißc= 
maffnung  nidit  ju  berfelben  ^[bteiliing;  mir  muffen  unS  affo  bie 
einjefnen  Sc^flBenregimenter  in  Xzaift  unb  ?lettiaffnung  Berft^ieben 
Borfteüen,   je  natßbem   fie  cttua  jut  ÄÖniglidien  St^or  gehörten 


'Mb.  4:  »fft^icgung  cinei  ncFhiiig  <iariai1>  ir,39). 

(unb  batin  etma  rcieber  ju  einer  Seibabteiluiig)  ober  ju  einem 
^roDinjioKDntinflent,  jur  SKilij.  So  föniien  über  aüät  bie  auis 
befieglen  S^öUern  eingereif|ten  Sente  ju  gefc^Ioffenen  .Qor()ä  for» 
miert  morben  fein  unb  Iwbci  bie  ©efonber^eiten  i^rer  ^eimift^en 
Zrac^t  unb  9^etiiaffnung  beibehalten  ^aben,  fo  bag  aui  (£lam 
retrutiette  Scl)üßen  anberä  au$faf)cn  aU  nationoUaffDrifcfte  unb 
babqlonifc^e.  X)ie  eigentlich  afitjrifdie  Uniform  unb  Seuinff= 
nung  ber  £d)ii(jcn  in  ber  Slöniglic^cn  Scf)ar  befte^t  nio^f  au* 
Spißbelm,    *l>onjertoUer,    Äod    mit    ^ip^tl    unb    breitem    <^iirt. 


14  3-  '^WHgcr,  ^eermefen  imb  Ji^rteofüf)run((  bcr  ^jfi)rcr.      ?IC.  XII,4 

©ttüm|)fen  unb  ^Q(bftiefeln,  Bdftoni,  töd)er  unb  Sogen.  Dbltio^t 
nun  bie  @c^ü^en  feinen  @c^tlb  trugen,  iDoren  fie  im  @kn)ü^(  ber 
©c^Iad^t  ni^t  ganj  fd^u^Iod;  fie  fäm^ften  nömlid^  jufammen  mit 
je  einem  mit  ©d^ilb  unb  fianje  betpaffneten  Meger,  ber  aud^  fie 
becfte.  Unb  bamit  fie  bei  ber  Sefd^iegung  einer  l^ftung  bem  ^age[ 
t)on  Pfeilen,  Steinen  unb  ©d^Ieuberfugeln,  bie  t)on  ber  9)>?auer 
auf  fie  ^erob^raffetten,  nid^t  fd^u^Iod  aufgefegt  iparen,  trat  jebem 
@c^ä|en  ein  mit  fianje  ober  2)oId^  benmffneter  ^eger  jur  Seite, 
ber  einen  großen  Se^fc^Ub  an  einem  f)enfet  ^iett  hinter  bem  nun 
beibe  gebecft  ftel^en  ober  fnien  (Sbb.  4  u.  9).  ^iefe  übermannd^o^e, 
feitHd^  geto5(bte  Se^tartfd^e  tt>ar  toofjll  aud  SBinfen  ober  9Rot|r 
geflochten  unb  (ief  oben  in  eine  rächoartd  gefrümmte  @|)i^e  au^, 
fo  bag  fie  aud^  uon  oben  einen  geföiffen  ©d^u^  gett^d^rte.  ^\\% 
unb  @|)i$e  mögen  jubem  burc^  einen  ^Ueber«  ober  SKetattfiberjug 
gefeftigt  getoefen  fein.  Suf  SReüefö  älterer  3cit  fielet  man  ä^n* 
lic^  Se^tartfc^en,  bod^  fd^eint  e^  ba  ein  red^tedEiger  Stammen 
aus  Sohlen  ju  fein,  mit  ^led^tloerf  befpannt,  oben  im  rechten 
SSinfel  nad^  rüdtoärtS  getnidt;  biefe  tragbaren  SBönbe  mad^en 
einen  fd^h^erfSUigeren  (SinbrudE  atö  bie  juerft  gefd^Uberten;  man 
f)at  offenbar  aud^  ^ier  bie  @ad^e  im  neuen  9ieid^  praftifd^er  ein« 
gerid^tet.  SBelagerungSbarfteQungen  beS  9.  Sal^r^unbertd  S^ig^n  auc^ 
rec^tedEige  ^(ed^tfc^ilbe,  bie  aber  in  ber  S^U^ebe  gehalten  toerben, 
offenbar  aud^  eine  Sorftufe  ber  geflodötenen  ©efttartfc^e  ber  fpäteren 

Die  DedEungSmannfd^aften  ber  Sc^ügen  gehören  jur  fc^meren 
Infanterie,  führen  aber  in  ber  ^(bf^Iac^t  natürlich  einen  anberen 
©c^ifb  (?lbb.  5).  3)ie  Sufc^riften  nennen  unS  nun  no(^  brei  9iamen, 
junäd^ft  Sanjentrdger.  3^rc  SBaffe  ift  eine  jiemlid^  lange  ©tofe* 
lanje,  bie  aber  äße  Äricger  fül^ren,  fomert  fie  nid^t  ©d^ü^en  finb. 
SHIe  biefe  fähren  aud^  einen  ©d^ilb,  unb  oon  bem  finb  bie  jmei 
anberen  9$ejei^nungen  genommen,  kababu-^räger  unb  aritu-$bieger. 
kababu  unb  aritu  fd^einen  Derfd^iebcne  ©c^ilbarten  ,^u  fein,  ©enauer 
laffen  fic^  aber  bie  beibcn  SBejeid^nungen  noc^  nid^t  bcftimmen;  unb 
jubem  jeigen  bie  MeliefS  minbeftenö  brei  Sc^ilbartcn,  einen  frei^- 
runben,  ebenen,  bann  einen  runben,  nac^  ber  SO'iitte  fpife  julaufenben 
unb  enblid^  einen  großen,  gctoölbten,  beffen  unterer  SRanb  »agcrecftt, 
beffen  oberer  ^albrunb  t)erläuft  (scutum).  3)iefelbe  Sd^ilbart  ift 
aufeerbem  auf  ben  SReliefS  oerfc^ieben  ge}eid)net,  ber  runbe,  ebene 
©(ftilb  j.  93.  teite  mit,  teite  o^ne  runbe  ©d^eibe  in  ber  9»itte, 
feine  \^l&dit  tcife  gerablinig  farriert,  teils  breiccfig  gcmuftert:  befte^t 


HO.  X[T,4  Sf^iDCTtKmaffntie:  Sd)ltubn«.  ll> 

er   auS  ^feditroerf   mit  9RetaUeinfaffung  unb  ^c^i[bbucfe[y     ^ec 

gioße,   oiule  St^ilb  jeigt  teil^  langftreiftsee  2Rufter,  teil«  üerab' 

Unig  larriertea,   teils  ift  er  aber  aaä)  ganj   gfatt  barflefteDt  unb 

jeigt  au^er  einer  9JanbIei(te  nur  einen  freidf6mit(ten  ^i^*^*^'  <■'  ^i^ 

SPÜtte.     ^Der   gemeitite   91unbf(f)i[b   ifl   oft   mit   be|onber0   rei^r 

9i<inb=   unb  äRittenjiei  iKtfetien.     %u(i)  ^wei  Jpelmformen  finben 

wir  6ei  bcn  ©c^roerbemaffneten,  neben  bem  Spift^elm  einen  anberu, 

ber  auf  einem  39üget  einen  Stamm  ober  eine  fflaupe  träflt;   biefeii 

tragen  auf  ben  Salaitiatftreifen  bie  Urarläer,  unb  uieKeidit  i^abtn 

i^n  bie  Slff^rer   i^nen  ent(et|nt.    Sfrieger  mit  9iau))en^(m  tragen 

nun  teils  ben  ebenen,  runben 

©c^Ib,    teils    ben    onaten. 

Iludi  bie  fflefleibung  ift  wr= 

fd)ieben,  teils  fie^t  man  ben 

^njerfoUer,  teils  nur  eine 

runbe,    »on    Äreujbänbem 

gehaltene  äl^etallfti^eibe   auf 

ber  ©ruft;  aucft  trogen  bie 

©djwerbenMffneten        balb 

@trumt)f     unb    ^Ibftiefel, 

balb  nur   bie  Sanbate  mit 

JJerfentoppe,  bnib  ge^en  fie 

barfufe.     Surj,   bie  Sin,^eU 

^iten   finb  ^ier  nod)   feijr 

unflar;  ic^  lKrjtd)te  barauf, 

aritu-   unb  kababu-^rieger 

na(^   ben  3Ronumenten   ju 

befttmmen  unb  nermeife  auf 

bie  Öemerfung  oben   3.  4:  «"9  '^"n""  ''™'- 

bei   manchen  Seionber^eiteii    tonnte   e»   fic^   ^ubem  um  Offizier»' 

abjei^en  Rubeln. 

S(^lie^lid|  gab  es  im  affijrifc^en  ^er  auc^  no(^  Sdjleubcret, 
SJir  tennen  fie  aber  nur  won  ben  bitblic^en  iarftellungen,  n)d^= 
renb  fte  in  ben  Onfc^riften  nit^t  OorEommen:  nid)t  einmal  i^r 
9}ame  ift  atfo  befannt.  ^atürlic^  geboren  fie  ^^ur  lei(^ten  ^n- 
fanterie,  alfo  ,iu  ben  Sogenfdiüften;  fit  merbe«  bier  crft  am  (Snbe 
ertnä^nt,  toeil  fte  offenbar  feine  niic^tige  ^RoQe  fpielten  unb  wo^t 
nur  in  geringer  91n,\af)l  bortianben  raaren:  auc!^  auf  ben  3)elief'3 
(ommen  fie  burc^ouS  nii^t  ^äufig  uor  CJlbb.  9).  Sie  ^aben  leinen 
©(^ilb:    ihre  ffiaffe   ift   bie  lange  Sdjleuber  aui  ficbcr  ober  ®e= 


16  3.  junger,  ^ccrwcfcn  unb  Äricgfü^ruiiQ  bcr  3lff^xcr.      «C.X1I,4 

flcc^t,  bie  in  ber  2»itte  tafd^enartig  tjerbrcttcrt  ift.  3)ic  ©d^tcu* 
bcrcr  ^abcn  fidler  aud^  einen  SJorrat  paffenber  ®efd^offe  mit* 
geffi^tt;  itoax  fie^t  man  nic^t,  ba|  fie  eine  2!afd^e  trägen,  aber 
bie  Sielicfg  jeigen  ftet«  ju  J^öfe^"  ^*"^^  ©d^Ieubererd  einen  Raufen 
Steine  ober  eine  5ß^ramibe  glatter  Äugeln;  bad  näd^fte  ®efd^o6 
ftaben  fie  fd^on  in  ber  (infen  :^anb.  SReift  tragen  fie  ©pi^^elm, 
^anjerf oller,  ©d^toert,  ©trumpf  unb  Stiefel,  aud^  ben  SRorf  mit 
ßipfel;  gelegen tlid^  fe^en  tt)ir  auc^  Seute  mit  (leberner  ?)  fiappe. 
Die  frühere  Qtxt  fcfteint  folc^e  ©d^leuberer  nid^t  ju  fennen;  ba^ 
foU  natürlid)  nic^t  au^fd^liefeen,  baß  man  aud^  früher  fd^on  ge* 
legentlid^,  j.  95.  bei  ber  Sßerteibigung  üon  g^ftungen  ober  beim 
'Eingriff  auf  fie,  ©teine  mit  ber  §anb  gemorfen  ^at.  ?luf  Sielief^ 
Jlffumafirpate  fe^en  Joir  jmeimal  (j.  ©.  3lbb.  7)  einen  Jurm,  auf 
bem  ein  ©ogenfd^üge  unb  neben  i^m  ein  ©olbat  bargeftellt  ift,  ber  in 
ber  hinten  einen  ©c^ilb,  in  ber  Siechten  einen  eirunben  ©d^leuber* 
ftein  ^ält;  er  ^olt  eben  au^,  um  i^n  gegen  bie  SSerteibigcr  ,^u 
njerfen. 

3)amit  ^aben  tt>ir  bie  .&aupttt)affengattungen  be^s  affljrifd^en 
^elb^eereö  fennen  gelernt.  Gelegentlich  mögen  aud^  Äeule  unb 
©treitajt  im  Äampfc  oernjenbet  morben  fein,  o^ne  ba^  bie  ^^ruppen 
allgemein  mit  biejen  SBaffen  auggerüftet  maren.  Die  Äelicf^ 
Slffurbanipal^,  bie  ben  elamitifd^en  Stieg  barftellen,  jeigen  neben 
Slfftjrern,  bie  Doppelbeile  fc^toingen,  einen  anberen,  ber  einen 
Slamiten  burd^  einen  Äeulenfc^lag  auf  ben  ffiopf  nieberftrecft.  9n 
ben  fifriegdttjagen  ber  älteren  3^^*  ft^^t^  jo  in  ben  Äöi^ern  je  eine 
©treitaft;  Ärieger,  bie  fie  im  Stampfe  al§  SBaffe  anttjenben,  finb 
meiner  Srinnerung  nac^  in  biefer  3cit  aber  nic^t  bargeftellt.  Seute 
mit  einer  Äeule,  bie  ja  eine  ber  primititjften  SBaffen  ift,  begegnen 
un^  fomo^I  in  älterer  alö  in  neuerer  :^t\t]  aber  ed  fragt  fic^,  ob 
biefe  Äeule  nic^t  »enigftenö  im  neuaffprifd^en  5Reid^  nur  ein  Dffi* 
jieriSabjeid&en,  eine  3lrt  Äommanboftab  getoefen  ift;  bai^  ift  jiemlid^ 
fidler  ber  gall  auf  ben  SReliefg  ©anl^erib^,  auf  benen  ber  Äönig 
öor  fiac^ifd^  öon  Seuten  umgeben  ift,  bie  ©täbe  ober  fteulen  tragen, 
offenbar  boc^  oon  Dffijieren.  9luc^  bei  ben  Transporten  ber 
großen  ©tierfoloffe  führen  bie  Sluffe^er  teil«  ©täbe,  teil«  Äeulen. 
(gnblicf)  ift  nic^t  ju  oergeffen,  bafe  ja  aud^  ber  Äönig,  mo  er  ald 
^rrfc^er  auftritt,  eine  ?trt  Äeule  trägt  (ober  oon  einem  ^Beamten 
nachgetragen  befommt),  bie  bie  SRoUe  unfereä  ©cepterö  fpielt.  (Sx^ 
mä^nt  merben  mag  e«  auc^,  bafe  jmar  bie  aff^rifc^en  Ätieger  faft 
burtftttjeg  bo^^  ©c^ioert  führen, .  bafe  aber  bie  Sielief«  ed  feiten  in 


'%£X,  XII,  4  ^öcrbcfferung  ber  ^waffnung.  17 

bcr  ©d^Iac^t  öcrtoenbct  jctgcn.  üRcifttoirb  mitSanjc  ober  Sogen 
gefamp^,  bod  ©d^lpert  ftedt  im  @ntt  dagegen  bebto^en  bie  ®oI>^ 
baten  mit  bem  ®(i^tpert  bie  abgeführten  (befangenen  ober  fc^neiben 
mit  il^m  auf  bcr  SBalftatt  Äöpfe  ab;  gang  feiten  fie^t  man  ftür* 
menbe  ©d^tocrbeiDaffnete  mit  gejüdtem  ©d^toert  (äbb.  9),  l^äufiger 
noci^  ift  ed  in  ber  ig>anb  ber  Seute  ju  feigen,  bie  mit  ©c^tartfd^en  bie 
3(i^ü|en  becfen.  @d  fann  fi^  aber  in  t)ie(en  biefer  ^^e  Qud^  um 
einen  neben  bem  ©d^toert  geführten  3)old)  ^anbeln. 

Stuf  einige  SJeränberungen  unb  Serbefferungen  im  ^ertoefen 
^oben  koir  f d^on  oben  bei  ben  äBagen  (@.  9)  qufmerffam  gemact)t 
^agu  gel^ört  toeiter,  bag  aud^  ber  neuaff^rif^e  ®tnini|)f  mit  beut 
eleganten  ^albftiefel  eine  mef entlid^e  SBerbefferung  gegenübe?  ber 
älteren  3^^^  barftellt,  too  ber  ^u^  unbefd^u^t  ift  ober  burd^  bie 
^albfanbale  nur  n>enig  gefc^ü^t  mirb.  ^er  SRau^n^elm  fd^int 
aud^  erft  neuaff))rif^en  (unb  üielleid^t  urartaifd^en)  Urfprungd  jn 
fein,  ©ie  Weiter  muffen  noc^  unter  Slffumafirpal  unb  ©almanaffat 
eine  ettoad  merftoürbige  SRoHe  gefpielt  ^aben ;  fie  treten  meift  paor» 
»eife  auf,  ber  eine  fd^ie^t,  ber  anbere  bedt  i^n  mit  bem  ©d^ilbe 
ober  lenlt  mit  ber  rechten  ^anb  baö  ^ferb  be^  ©d^ü^en  am  ßn^d. 
3)er  ©d^ilb  fe^It  bei  ben  neuaff^rif^cn  SReitern;  er  ift  bur^  ben 
^ßanserfoHer  überflüffig  getoorben.  2)enn  obtoo^I  bie  ältere  ^nt 
auä)  fd^on  eine  3lrt  ^anjerßeibung  fennt  (f.  u.  ®.  24),  bie  aber 
fe^r  fc^toerf&Uig  mad|te,  f)at  bod^  erft  bie  neuaff^rifd^e  3^^^  ben 
turjen,  praftifd^en  5ßanjcrfoIler  allgemein  eingeführt  3ebenfaQg  ift 
flar,  bafe  tjiel  im  ^eertüefen  öerbeffert  »orbcn  ift,  unb  öielleid^t 
beruht  ber  Sluff^toung  bed  neuaff^rifd^en  9leid^e^  ju  einem  nic^t 
geringen  Xeil  gerabe  barauf.  Xiglatpilefer  111.  unb  bie  ©argo* 
niben  (ober  i^re  Jhieg^minifter)  finb  aud)  afe  Drganifatoren 
bed  äöaffenn>efend  ju  fc^ägen.  2)ie  ©c^affung  einer  ^öniglid^en 
©d^ar,  eineö  fte^enbcn  ^eereö  ift  babei  offenbar  fe^r  Jörber* 
lid^  getoefen;  benn  biefe  foUte  natürlich  eine  9Kuftertrut)|)e,  eine 
®arbe  fein. 

3u  bem  gelbtieer  merben  aber  .üermutlid)  nod^  ©peäialtru<)pen 
gehört  ^aben,  bie  unferen  ^^ioniieren  ober  3ngenieurtrup^)en  unb 
bem  Xrain  entfprad^en.  ^enn  Effurbanipal  in  (Slam  neben 
©ogenfd^ü^en  unb  ©(^ilbträgern  auc^  ummani,  oieHeic^t  „SWeifter" 
in$  kisir  scharruti  einreibt,  fo  {5nnte  baS  für  militärifd^e  ^anb» 
toerf erabteilungen ,  entfpred^nb  ben  fabri  ber  5Römer,  fpred^en. 
J^aQg  e^  fein  befonbere^  Siorp^  biefer  ?(i?t  gab,  muffen  bod^  bk 
afftjrifdjen  Snfanteriften  ober  ein  leil  baopn  in  fold^en  arbeiten 

2)er  Sllte  dient.   XII.  4.  2 


18  3-  ©unfl«,  JöeKioefm  unb  ftritafü^tunfl  btr  %^tiin.       90.  XU,  4 

foigfam  auägebitbet  geiDefen  fein.  @ar  man^erlei  mar  \a  ju  tun,  gan^ 
aiflefe^enbonSBelagetungsSarSeiten  allet  ?(rt(f.u.  ®.25ff.);  fo  mufete 
oft  mit  ^I^en  ein  9Beg  gebaE|nt  tpetben,  befonberd  für  bie  ^agen< 
Ifimpfer  unb  ben  "Jrofe;  man  bebend,  baft  aff^rifr^  §etre  trief  in 
©kWrgggegenben,  fitfonberä  in  Ännenien,  ju  fäm^Jf(^  fetten. 
€obann  mugte  baä  .^et  ^ufig  pfiffe  unb  Ströme,  befonberä  ben 
(Sup^rat  unb  ^igriö,  übetfc^reiten,  j.  X.  bei  §o(^f(ut,  mie  bie  Snfc^riften 
^ertiDT^eben.  Sei  ben  größeren  Strömen  minbeftenS  erfotberte  ba^, 
toenn  ti  nit^t  ju  lange  aufhalten  foQte,  tec^nifc^e  Siorbilbung  unb 
®i^ulung.  ^gen,  ^Ticg^erät  unb  roo^t  anäf  biele  9JIannf(^aften 
mufeten  auf  go^a^uae"  übergefeljt  hwrben,  bie  man  fc^wetlic^ 
immer  in  genügenber  9n$at|[  in  ber  9tä^e  bed  itbergangdocte^ 
requirieren  tonnte,  fonbem  minbeften^  jum  leil  felbft  rafd(  ^• 


Rbb.  6:  ttx  »Siiifl  nitb  Dbn  riiitn  Strom  flbtrQtft^t  (Üntiarb  I,  Idi. 

fteöen  mufitc.  9Man  benufte  außer  fangen  Staunen  (Slbb.  C) 
jene  djarafleriftijtben  ninben,  aus^  Stufen  geflochtenen  unb  mit 
afplialt  überzogenen  St^iffe.  ftuffe  ober  ®offa  genannt,  bie  nodi 
Iieute  bort  übüc^  finb  unb  mehrere  itNenfc^en  unb  ^ferbe  aufnehmen 
(önnen  (u.  ^loffmeifter,  Haito,  ©agbab,  ftonftantinopel,  tlbb.  S.  156). 
fiegtere  freiließ  muffen  bei  ben  ?Iffflretn,  wom  SBoote  auö  an  ©trideii 
gehalten,  ben  gtrom  burt^fc^roimmen.  5)ie  äWenfc^n  mntben  aber 
auc^  auf  l^fögen  auä  Satten  ober  auf  ben  nod|  tieule  in  3)tefo> 
potamien  uerroenbefen  Selef«  übergefeßt,  Jtöfeen  übet  einet  ©c^idjt 
luftgefüßtet  Sc^Iäuc^e  au«  ^mmel^äuten.  ^ie  SReüef»  jeigen 
un^  gelegenstem  ba«  ^yetbeibtingen  unb  ^ufbtafen  biefet  ^Uuftfdde, 
unb  bie  3u|d)riften  etroä^nen  niieber^olt:  „ben  Supf|tot  (ober: 
Xigti«)    überf^ritl   ii^   auf  ©(Riffen   oon  ^-wmmel^äuten".    ^lut^ 


«O.  Xn,4  OitöcnicurtwiJpcn.  19 

einzelne  Solhateit  (3(66.  6)  benu^ten  oft  fold^e  Sd^(äu^e,.um  bequem 
ben  @trom  ju  burd^f c^toimmen ;  ben  @c^t(b  ^aben  fie  babet  mand^»' 
mal  ouf  bem  SRürfen;  noc^  ijmit  Derfo^ren  bie  SeiDo^ner  ^t)o^ 
potämieni^  fo;  v>gl.  bie  %66.  bei  Se^mann^j^aupt  ^iftor.  ©emiromid, 
@.  21.  Über  Heinere  äBafferläufe,  bie  man  aber  boc^  nic^t  burc^ 
maten  unb  burd^fa^ren  !onnte,  mugte  man  aber  and)  f(^on  im 
9.  I^br^unbert  ganj  funftflered^t  ^ontonbrürfen  ju  fc^Iagen.  2>ie 
»atotoa^treifen  (j.  ».  3(D.  XI,  1,  3lbb.  5)  jeigen  un«  ben  Über* 
((ang  ber  Sagen  über  eine  fold^e  SBrüde,  beren  4  bi«^  5  bid^t  an« 
einanber  Hegenbe  $ontond  toofjll  in  SBirflid^feit  ttxoa^  meiter  Don« 
einonber  entfernt  ju  benfen  finb;  über  ben  ftä^nen  liegen  halfen 
unb  SBretter;  am  Ufer  finb  fie  mit  ^ftpffbcfen  funftgerec^t  be* 
f^ftigt.  3»  äBaffer  gefompft  ^aben  bie  Slff^rer  nur  in  ^ludnal^me' 
f&Hen.  So  jeigen  und  einige  SteKefd  A^o^I  Mmpfe  im  Sumpf« 
kinbe  @übbab^toniend,  im  „SKeerlanbe'' ;  auf  ben  fd^malen  banalen 
unb  ben  fd^itf«  unb  ro^rbennid^fenen  Snfeld^en  fpüren  bie  Slff^cer 
bie  ^lüc^tiinge,  9Ränner  unb  SBeiber,  auf,  bred^en  ben  testen  äBiber« 
ftanb  unb  führen  bie  (befangenen  ab.  @ie  benu^n  ebenfol^ 
^^rjeuge,  n>ie  bie  ^nbe,  gau}  Heine,  aud  Sinfen  jufammen« 
gefd^nfirte  ^fi^ne,  mie  man  fie  ganj  ä^nlic^  in  Äg^en  aud 
$apt)rudftengeln  fertigte  unb  )ur  SSogeljagb  auf  ben  Stilfumpfen 
tienoenbete.  @^on  Salmanaffar  11.  ^t  im  fianbe  3^^ua  am 
Urmia«^e  feine  @(egner,  bie  auf  @(^i(ffä^nen  auf  ben  @ee  ^inaud 
gef(o{|en  maren,  auf  $(5Ben  Don  ^ammel^auten  üerfolgt:  „id^  fd^(ug 
in  ber  äJi^itte  bed  @eed  eine  genmltige  ®c^(ad|t,  brachte  i§nen  eine 
Ißieberlage  bei,  ben  @ee  färbte  id^  mit  i^rem  ®(ute  loie  äBoQe", 
f 0  berid^tet  er  ftolj.  3)lan  mugte  a(fo  bei  bergleid^en  @ie(egen^eiten 
%ttt)\^  eine  ftattlid^e  Xnja^I  folc^er  ^^rjeuge  rafc^  ^erfteQen.  Som 
eigenttid^en  ^iegdfc^iPau  Derftanben  bie  3(fft)rer  na^  ber  £age 
i^red  £anbeS  natärlic^  nid^td;  mirflid^e  @eefriege  fül^rten  fie  \a 
nid^t  31uc^  ©an^erib^  grofee  (Sjpebition  gegen  bad  9^orboftufer 
bed  «ßerfifc^en  ®oIfed  («C.  VI,  3  ©.  15  f.)  mar  fein  eigentlic^r 
©eefrieg,  fonbern  ber  Äönig  fe^te  nur  feine  Gruppen  an  bie  ela« 
mitifc^e  Slüfte  über.  Daju  aber  (ie^  er  t)on  ^^önifern  am  @up^rat 
tmb  Xigrid  @d^iffe  bauen,  bemannte  fie  mit  p^önififd^en  unb 
ionifc^n  SRatrofen,  (ieB  fie  an  bie  SOtünbung  ber  Ströme  fommen 
unb  fe^te  fo  fein  ^eer  über;  er  felbft  f^eint  üorfid^tigermeife  nid^t 
mitgefahren  |u  fein.  Diefe  pfeubo^aff^fc^e  ^iegdflotte  mag  a(fo 
ft^nlid^  audgefe^en  ^aben  mie  bie  auf  bem  befannten  9%e(ief  aud 
©an^erib«;  ^alaft  (91C.  XI,  1,  3lb6.  l).    S)ie  Sd^iffe  ^aben  ^mei 


20  3-  junger,  ^ermefen  unb  ^tegffl^ning  bet  ^Iff^rer.     HC  XII.  4 

Steigen  9htberer  (gieren)  unb  j.  %.  einen  langen,  fd^arfen  9iamm« 
fporn ;  bte  Jbrieger  fd^einen  il^re  ©d^tlbe  runb  um  bie  ®orbloanb  gelängt 
}u  ^aben.  —  ^o(^  abgef e^en  Dom  SBrüd enfd^Iagen  unb  Dom  ^)erfteQeu 
ber  ^töge,  Stelete  ober  SJinfenfa^rjeuge  gab  ed  audf  anbete  te^nifc^e 
Arbeiten  für  aff^rifd^e  ©olbaten.  3)a^  §eer  lannte  befeftigte  gelb- 
loger,  bie  fd^on  auf  ben  ^alanmtftreifen  Ifäufig  erfd^einen  (9bb.  8).  (£^ 
finb  toofjil  feine  täglid^  errichteten  9Rarfd^Iager,  mie  fie  bie  rdmifc^en 
Segionen  aUabenblid)  anlegten,  fonbem  @tanblager,  Don  benen 
aitd  ringd  in  baS  feinblid^e  @ebiet  ©treif juge  gemad^t  loerben.  Ob 
bie  UmnKiQung  biefer  oDalen  ober  auc^  rec^tedtigen  Sager  aud  @rb« 
lodllen  ober  ßi^S^^^^u^^  beftanb,  ift  fraglich;  jebenfaQd  fteQen 
aber  bie  dtelief^  in  regelmäßigen  3^if4<^nr&umen  ja^treid^e  rec^t^ 
erfige,  turmartige  Vorbauten  mit  ß^nnenbefrönung  bar,  bie  au(^ 
fiberfragen  unb  bann  aud^  ©enffd^arten  gehabt  ^aben  n^erben.  @ine 
©trage  burc^fd^neibet  bad  Sager  unb  fü^rt  ju  ben  einanber  gegen- 
fiberliegenben  ^oren,  bie  Don  Xürmen  flanfiert  finb.  ^nner^alb 
ber  Umtoaüung  fe^en  toir  ^o^e,  bequeme  3^(^^f  ^^^^  ^"4  f^f^^  ®^' 
b&ube,  fe^r  ^aufig  auc^  ben  ^aDiUon  be^  Jtönigd,  ben  ein  reic^ 
brapierte^  3^^^^^^  ^^^  fc^(an{e  Xfirfäulen  mit  Silien-  ober  $al- 
mettenfapitellen  unb  anberem  Qitxat  fc^mürfen  {%bh,  8).  3n  ben 
Sagern  jeigen  bie  SReüef^  Wiener,  bie  ©peifen  jubereiten  ober 
Stu^etager  ^erric^ten,  aber  aud^  $ferbe,  bie  gefüttert  ober  gepult 
merben,  Saft-  unb  ©c^lac^tDie^,  ebenfo  fc^maufenbe  ©olbaten. 

Dem  affi)rifc^en  ^eere  folgte  offenbar  ein  großer  Xroß 
mit  Dielen  jfned^ten  unb  ©{(aDen,  SBagen  unb  ©eräten.  1)ie  Dor« 
nehmen  ^eger  unb  ^o^en  Offiziere  finb  fieser  nic^t  o^ne  afV  unb 
jebed  ®tp&d  audgejogen,  am  aOertoenigften  ber  ®ro|fönig;  man 
benfe  an  ben  befonberen  Äio^f  im  Sager.  S)ie  Sagerf§enen  jeigen 
in  ben  3^^^^^  j^  ^^d^  Siu^ebetten,  Xif d^e,  ©tü^Ie  ufm. ;  $öc^e  unb 
fiammerbiener  unb  ä^nlid^e  Seute  ^aben  fidler  nid^t  gefehlt.  @d 
fc^eint  eDentueQ  aud^  meiblic^e  Sßejen  im  Sager  gegeben  ju  ^oben; 
n>enigften^  erfd^einen  auf  einem  Stelief  bartlofe  (^ftalten  in 
longem  @)eh)anbe;  jeber  Don  Dier  fc^maufenben  ©olbaten  ^at  eine 
)ur  ©eite:  bai^  fönnen  fe^r  h)O^I  toeiblid^e  SBefen  fein;  ob  gerabe  (£^- 
frauen  ber  Sanb^fnec^te,  ift  fraglid^.  3)er  %xo%  mußte  ferner  jum 
92ac^f(^ub  Don  ^roDiant  unb  IhHegdgerät  aller  9lrt  Dor^anben  fein; 
Qui)  bie  Seute  mußte  ja  fortgefc^afft  werben.  3^  allebem  toaren 
Saftfarren  nötig,  mit  i^nen  3u9DC^f«n  ober  SWauItiere,  ba ju  Treiber 
unb  Sebecfung^mannfd^aft.  SBir  feigen  auf  ben  Sleliefd  (Abb.  1) 
foI(^e  niebrige  (S^efö^rte  mit  jmei  plumpen  ^dbern,  an  beren  (^ier 


«O.  XII,  4  ^  iroft;  geftungdbou.  21 

fc^räg  gerichteter)  3)cic^fef  beutlid)  ba^  3oc^  ertenubar  ift;  bcfabeu 
finb  fie  mit  großen  ^acten  unb  trügen.  2)tejie  ^^rofefarren  tourben 
neben  öielen  anberen  35ingen  in  ber  SReic^Ä^auptftabt  Siiniöe  im 
großen  ^eug^au^  aufbetoa^rt.  6^  toax  bad  ein  großer  ^alaft/^ 
öon  ©an^erib  unb  fpäter  mteber  t)on  äffar^abbon  erneuert  unb  er* 
meitert,  toeil  erju  eng  unb  baufällig  getDorben  toax.  ^iefe  gemaltige 
JRüftfammer  trug  i^rc  SBejei^nung  „^aloft,  ber  aüc^  aufbetoa^rt"  mit 
ooltem  SRec^te.  @g  ift  intereffant  ju  lefen,  ma^  fie  enthielt;  ba  gab 
eö  SRemifen  für  Äarren  unb  äBagcn  aKer  Art,  femer  grofee  ©tdlle  für 
^acf»  unb  ßufltiere,  für  Stoffe,  SKauItiere,  @fel,  ©romebare,  Dd^fen, 
unb  Siäume  für  bie  nottoenbigen  ©efd^irre.  35ann  lag  ba  ouf* 
gekauft  ©c^Iac^tgerät  aller  Art,  Äöd^er,  ©ogen,  ?ßfeile,  Speere. 
„yiad)  bem  Gebote  %ffur^,  bed  ^önigd  ber  ®ötter,  unb  ber  ®ötter 
Äff^rien^  foUte  ic^  .  .  .  (olle«  bie«)  .  .  unb  bie  Söeute  ber  gcinbe 
jälirlicft  unb  unauf^örlid^  barin  aufbetoa^ren",  fagt  ?lffar^abbon. 
SBir  fe^en  auc^  ^er,  roie  gut  ba«  aff^rifdfe  SReid)  auf  ben  Ärieg 
vorbereitet  mor  unb  mie  planmäßig  man  alle«  organifiert  ^atte. 
@anj  befonber«  aber  erfennen  mir  bie  ^oc^  entmirfelte  Stieg«* 
tec^nif  ber  Slfftjrer  au«  bem  3«ftung«frieg  unb  ber  Belagerung«* 
furtft,  bie  fc^on  im  9.  3al^^.  ju  bemer!en«merter  |)ö^e  gelangt  mar; 
ogl.  ^icrju  8)illerbecf,  5)er  geftung«bau  im  alten  Orient,  SD.  I,  4«. 
Äff^rifd^e  ©täbte  unb  ©urgen  freilicj^  ä^igen  un«  bie  SKonumente 
nid^t  (fie  ftellen  bie  Äff^rer  ja  überhaupt  niemal«  in  ber  S)efenfit)e 
bar!)  ober  ganj  feiten  (?10.  I,  4*,  äbb.  11  f.),  wo^l  aber  ^aben 
loir  ja^lreic^e  ^arfteUungen  feinblid)er  Surgen  unb  (Stdbte  unb 
fönnen  un«  barau«  mo^l  ein  SBilb  affprifd^er  ®efeftigung«{unft 
machen.  Diefe  jeigt  biefelben  ?ßrinjipien  unb  SRittel,  mie  bie  95e* 
feftigung«funft  ber  &x\z6)tn  unb  9%ömer  unb  aud^  mie  bie  unfere« 
SRittelalter«,  ba  \a  in  ber  ^auptfa^e  aud^  bie  %ngriff«tt)affen 
bi«  ba^in  biefelben  geblieben  finb;  erft  bie  (Srfinbung  ber 
^utoergefc^fl^  ^at  eine  SSanblung  im  ^ftung«bau  t>erurfac^t. 
SSir  finben  alfo  aud^  bei  ben  aff^rifc^en  ^ftungen  ben  ^aupt* 
mall,  aufgemorfen  mittel«  ber  @rbe,  bie  burd)  ba«  9(u«fd^ad^ten 
be«  ^ftung«graben«  gemonnen  ift,  au^en  aber  mit  gebrannten 
Riegeln  ober  mit  |)aufteinen  lolx^e^t  Derf leibet;  ftatt  eine«  SrbmaQe« 
finbet  ftc^  mo^l  auc^  eine  maffi^e  Se^mjiegel*  ober  Steinmauer. 
^£)er  SD^auerlauf  niirb  in  3^^f4^"^äumen  oon  etma  30  m  (um 
3iel*  unb  Xrefffic^erl)eit  ju  getoä^rleiften)  unterbrod^en  öon  pfeiler* 
artig,  üorfpringenben  unb  bie  3Rauer  überragenben  Xürmen,  beren 
je  jmei,  oft  befonber«  ftart,  bie  ^^ore  flanlieren-    ®o   fann  man 


22  3-  .t^uiißcr,  ^pccrrocfcn  unb  ftricöfti^Tung  bcr  ^fi)rer.     ^0.  XII,  4 

bcn  5cinb,  fallö  er  6i^  an  bcn  äRauerfuB  Vorbringt,  uon  bcibcit 
glanlcn  ^cr  bcfd^icßcn.  üRan  öcrmcibct  ba^cr  auc^  einen  rnnben 
SKaucrjug  unb  löft  bie  fiinie  ber  9Äouer  in  rcc^toinflig  aufein« 
anbcrfte^nbe  Jeilftrecfen  auf.  JRunbe  Umwallungen  finben  fi<j& 
bei  ben  afftjrifc^en  gelblagern  unb  bei  Meinen  SBurgcn.  lalubierte, 
b.  ^.  geneigte  (STD.  I,  4«,  «66.  13)  ober  gchiirftc  3»auern,  bie  bad 
Anlegen  öon  ©turmleitern  erfci^toeren  foUen,  wie  fie  bie  äg^ptifc^c 
©renjfefte  ©emne^  J^iflte,  fd^einen  gang  fetten  ju  fein.  T)k  ^ö^ 
ber  9}{auem  ift  öerfc^ieben;  ba  (Sturmleitern,  fotttcn  fie  tjanblic^ 
fein,  nidfft  ju  grofe  fein  burften,  genügten  wo^I  ca.  10  m  ^ö^e  für 
bieSWauer ;  bod^  fci^fifet  man  bie  t>on  3)ur*©arrufin  auf  14,  bie  Don®ufa 
auf  18  m,  3)ie  ^icfe  mar  betrdd^tlici^,  ^l:^—%  ^^  ^9^«!  ^^ 
untere  3;eil  ber  äJ^auer  mar  maffiö,  ol^ne  ^o^traum,  oft  aber  Dom 
befonberd  mit  Duabem  öerHeibet,  um  gegen  bie  ©tö^e  beö358ibbcrö  unb 
bie  Arbeit  ber  SKineure  gefid^ert  }u  fein.  @rft  etma  in  3 — 4  m  ,t>ö^ 
legte  man  in  ber  SWauer  ^afematten  (gemauerte  ^o^lräume  mit 
©c^ie^fd^arten)  an.  I)ie  Xürme  überragen  meift  bie  Wawvc  nid^t 
fe^r,  feiten  um  ein  ganje^  ©tocfmer!,  finb  aber  oben  Dertifaf  über 
bie  äRauer  öorgebaut,  fo  bafe  man  burd^  ©enffd^arten  bie  J^^inbe  am 
aWauerfufe  befc^iefeen  ober  i^nen  ^uerbrdnbe,  fiebenbeö  3Baffcr, 
DI  ober  5ßed^  auf  bie  Äöpfe  merfen  ober  gießen  fann.  lürmc 
unb  bie  jmifdien  i^nen  liegenben  SÄauerftrccfen  tragen  oft  ^i^ncn* 
befrönung.  2)ann  mürben  aber  in  ber  ^öc^ften  9tot  noäk  be* 
fonbere  ^öljerne,  galerieartige  aufbauten  auf  ben  Xürmm 
errichtet,  nad|  Dorn  unb  feitm&rtS  audlabenb,  unb  ebenfoIci)t 
j^angeln  Dor  ben  ßinnen  unb  ben  ^nftem  ber  .ftafematten,  um  . 
in  bringenber  ®efa^r  eine  gang  befonberiS  groge  %[nga^l  oon  ^j$er>» 
teibigeni  mit  freiem  ©d^ufefetb  poftieren  ju  fönnen.  SBenn  ge» 
legentlic^  im  Innern  uon  ^ftungen  befonberS  ^o^e,  turmartige  bauten 
empoaagen,  fo  fragt  fic^'d,  ob  bad  befonbere  militärifc^e  SBeobac^« 
tung^türme  maren  ober  öffentliche  @(eb&ube,  etma  3i'furat<^;  auc^ 
biefe  fönnen  bei  ^Belagerungen  eine  militärifc^e  9toUe  al^  $eoba^* 
tung^poften  ober  ald  le^te  B^f^^^^  S^fpi^^t  ^aben.  4^or  ber 
Hauptmauer  lag,  aud  ©tabilititdgrünben  ettoad  entfernt,  ber 
Kraben,  entmeber  in  ben  ^Ifen  ge^uen  ober,  menn  cl\x^  ^ixbt  aus^ge^ 
^oben,  oft  Don  fenfrec^ten  ©tügmauent  eingefaßt,  bie  nebenbei  aucfi 
ben  SKineuren  unangenehm  fein  mugten;  er  mar  mo^l,  menn  irgenb 
möglid^,  mit  SBoffer  gefüllt;  bei  ^^ftungen  auf  Berggipfeln  ^t 
er  mo^I  immer  gefehlt.  äBar  bie  ^ftung  befonberö  ftarf,  fo 
mürbe  auf  bie  Sdfarpenmauer,  b.  \).  bie  bem  «Qauptmall  gugefe^rte 


«0.  Xll,  4  «clageruiifi.  2S 

ßJrabenfcite,  no(^  eineSRaucr,  ctocntucü  auc^  jinncnbcftönt,  aufge* 
fe^t,  bcr  fofl.  9?tcbcrtpall  (faussebraye),  otö  jtoettc  3?ertcibigunfl8* 
linie.  SBar  enblid^  bcr  Sanbftrcifcn  jloifci^en  Siicbet'»  unb  ^anpU 
»all  rec^t  breit,  fo  errichtete  man  bort  nod)  eine  brittc  SDiauer. 
Xoö)  toxxb  bie^  tüo^l  nur  bei  goitj  ftarfen  gcftungen  bcr  gall  gc* 
rocfcn  fein;  nur  folc^c  tDcrbcn  aud^  felbftänbige  'JtuBcntocrte,  3^^^*^ 
bcfeffen  ^aben.  3Bar  reid^Ud^  äBaffer  in  bcr  9iäf|e,  fo  gab  cg^  uic^ 
leicht  aud^  Stauwerfe  unb  3(nIogcn  jur  Überflutung  unb  SSerfum))* 
fung  bed  ä^orgelänbed,  um  bad  ^ranfommen  be$  ^cinbed  ju  er^ 
fc^njcren.  ®o  muffen  auc^  affljrifd^c  J^eftungen  cingeridjtet  ge- 
rocfcn  fein. 

3(ber  bie  Slff^rer  öerftanben  fic^  aud)  fet)r  »o^I  auf  bie 
"l&cftürmung  folc^er  geften;  Jec^ni!  unb  laftif  bed  J^ftung«* 
friege^  waren  ^od)  enttoidelt,  befonber^  im  neuen  JReid^.  ÜJian 
begnügte  fic^  nic^t,  frieblic^c  Surgen  unb  Stäbte  nur  einsufd^licfeen 
unb  bann  auf  TOangel,  ftranl^eiten  ober  Syerrat  afö  ©unbe^* 
genoffen  ju  »arten,  »ie  eö  bad  SBefen  ber  älteren  gried&ifc^cn 
Belagerung  »ar.  ®ett)i6  ^aben  auc^  bie  Slff^rer  gelegentlich  Um* 
loallungglinien  errid^tet;  fo  fagt  ©an^erib,  alö  er  3erufalem  bela* 
gerte:  „S^anjen  »arf  ic^  »iber  i^n  (^i^fia)  auf",  unb  ebenfo  ?lffur* 
banipal  bei  ber  Belagerung  öon  I^ruö,  31  ber  öiel  lieber  unb 
häufiger  ging  man  möglid^ft  balb  jum  förmlichen  Eingriff,  jum  ©türm 
über.  G^  fam  natürlid^  junäc^ft  barauf  an,  möglid^ft  an  bie  feinb* 
lid^e  aWauer  ^eranjufommen,  »oju  man  ben  ®raben  auöfüQen, 
eoentuell  ba^  3Baffer  ableiten  mußte ;  bann  tonnte  man  entwebcr 
gleich  mit  Leitern  ftürmen  ober  erft  Brefc^e  legen.  Beibed  übten  bie 
•Jtff^rer;  ©turmfolonnen  oon  ^auptfäd^Hc^  fd^»erer  Snfanterie 
»urben  formiert  unb  JBelagerung^mafd^inen  herangeführt.  Aber  bamit 
biefe  nid^t  boö  gefamte  ^euer  ber  noc^  frifd^en  Sefa^ung  auf  fid^ 
jogen  unb  baburd^  allju  gro&e  SSerlufte  erlitten,  muftte  erft  bad 
feinblic^e  geuer  burc^  eifrige  Sefc^ieftung  gefc^toäd^t  unb  möglic^ft 
oon  ben  ©turmfolonnen  abgelentt  »erben.  So  formierte  man  be* 
fonbere  Unterftü^ungStrupp^,  ^auptfäc^lid^  au^  Bogenfd^ü^n  unb 
ä,  I.  au«  ©d^leuberern  beftetjenb  (Slbb.  9).  (Gelegentlich  fc^einen  aud^ 
!S3agenfämpfer  ate  folc^e  Unterftü^ung^truppen  an  bem  „Bombarbe« 
ment"  teilgenommen  ju  ^ben.  3tud^  ber  ^önig  ift  l^aufig  bargeftellt, 
loie  er,  begleitet  oon  einem  ©c^ilb^alter  unb  Röc^erträger  ober  oon 
^ißagen,  bie  i^m  bie  5ßfeile  jureid^en,  ju  guß  an  ber  SBef^ie^ung 
teilnimmt.  Damit  bie  unbefc^ilbeten  Bogenfd^ü^en  möglic^ft  »enig 
üiJerlufte  erlitten,   befam  jeber  einen  3}lann  mit  ©e^tartfd^e  jugc* 


24  3-  $w"9cr,  ^ecnoefcii  unb  Äricgfü^ruug  ber  'Mfii)Tcr.     ÄO.  XII,  4 

»tcfcn  (ügl.  ®.  14).  Die  ©c^artfc^n  entfptec^en  alfo  ungefä^  bcn 
äjiTceXoi  bcr  (Dried^en.  (£d  fd^int  aber  ntc^t,  ba^  bie  Äff^t  bicfc  @c^- 
tartfd^en,  ettua  in  9?ett|cn  nebcneinanbcr  gefteöt,  ju  einet  Art  geberften 
®anged  naä)  %xt  ber  6L\LT^zkoy(eX(byai  ober  vineae  DertDenbet  Ratten 
(ebensowenig  tüie  fte  mit  ben  ©drüben  eine  testudo  bilbeten).  9?ur 
^clegentlid^  finbet  fid^  etnja^  ^^nlic^e^;  fo  f^at  nad)  einer  5)ar« 
fteöung  auö  ben  ägtjptifd^en  getbjügen  «ffurbanipate  (HC  XI,  1, 
Abb,  3)  ein  äRann  feine  ©e^tartfd^e  umgefe^rt  an  bie  J^ftung^^» 
mauer  gefteßt,  fo  bafe  er  toie  unter  einer  ßaube  fi^t  unb  gebectt 
mit  feiner  Sred^ftange  bie  SÄauer  in  9iu^e  bearbeiten  fann  (nrie 
unter  einer  xs^^^vt)  Stopuxxt;).  Die  Sielief^  ?lffurnafirpafe  unb 
bie  SBalawatftreifen  Salmanaffarsi  II.  jeigen  eine  f})äter  (offenbar 
»egen  i^rer  Sc^mere)  aufgegebene  ?lrt  be^  ©d^u^ei^  gegen  ben  ^* 
fd^ofe^agel  ber  Serteibiger.  3Bir  fe^en  ba  ftrieger,  bie  in  einen 
fc^toeren  unb  langen,  bid  auf  bie  ^üfee  reic^enben  ^ßangerrocf  ge* 
Reibet  finb,  ber  offenbar  biet  wattiert  unb  gefteppt  ift  (äbb.  7  u.  8>, 
et»a  fo,  wie  i^n  bie  Sieiterei  mancher  Siegerfultane  im  ©uban  noc^ 
§eute  trägt.  3)aju  tragen  fte  ben  affijrifc^en  Spi^l^efm,  ber  aber 
ebenfalls  mit  bidEer,  bi^  auf  bie  ©d^ultem  ^erabfaüenber  Siacfen* 
unb  fte^Iberge  t)erfe^en  ift,  fo  bafe  nur  ein  Heiner  Jeil  bed  ®e* 
fid^teg  frei  bleibt,  ©o  gefd^ü^t,  bef d^iefeen  f ie  bie  Stabt ;  gelegent* 
lidj  ift  berftönig  felbft  berartgepanjert;  auc^  Sturmfolonnen,  bie  bie 
Seitern  erfteigcn,  tragen  biefen  ^anjer.  J^reilid),  beim  Steigen 
muB  er  bad^  fe^r  ^inberli^  gemefen  fein,  obwohl  er,  ba  uorn  ge* 
fc^Ii^t,  ein  ©d^reitcn  ermöglid^te:  fpäter  ifat  man  i^n  feiner  ©d^mere 
wegen  jugunften  ber  ©e^fd^ilbe  unb  ber  ^anjerfoUer  aufgegeben. 

ferner  ift  ^eröorju^eben,  bafe  bie  Jlff^rer  nod^  leine  (Sefc^üfee 
^tten,  wie  fte  bie  ^eUeniftifd^e  unb  römifd^e  3^it  in  ben  xaxaicsXtai 
(toimenta)  befafe.  aber  bie  aff^rifc^e  ©elagerung^funft  ift  jeben* 
fall^  eine  ^öt^ft  bead^tenötoerte  i^orftufe  ber  in  ^eQeniftifc^er  3«^ 
erreid^ten  ^ö^e  ber  ^^oliorfetif,  wie  fte  befonberd  Demetrioö 
^otiorfeted  mit  feinen  Stiefenmafc^inen  unb  ber  SJerbinbung  t)on 
8Banbelturm  unb  @kfc^ü^en  erreid^t  i^at 

Unter  bem  ©c^u^e  be^  @efc^o^^agele  folctier  Unterftä^ung«» 
truppd  gingen  nun,  wenn  bie  iTOauern  nic^t  ju  t^od)  unb  bie 
Serteibiger  nic^t  ju  ftarf  waren,  Kolonnen  feieret  Infanterie 
mit  ©turmleitern  oor  unb  fugten  auf  i^nen  bie  3)fauerfrone  jtt 
gewinnen ;  mit  bem  ©c^ilb  in  ber  Sin!en  fid)  bedtenb,  bie  San  je 
in  ber  Siedeten,  Vetterten  fie  gewanbt  hinauf;  ob  fie  babet,  ol^ne 
fid^  anju^alten,  auf  ben  ©proffen  im  6Metd)gewic^t  baben  Wetben 


«C.  XJl,  4  «liicniangnff:  SKintn,  25 

föniieit,  ipie  eS  bie  ?(66itbungen  IwirfteUcii,  ift  mir  boc^  ettuae  frati=' 
Itt^.  Sielleii^t  ift  e*  Ungenauigleit  bet  ^JarfteQung:  anberufaUs 
feßte  ti  eine  fa^enarti^e  @en>anbt^eit  ooraud.  9Ran  benft  an  bie 
©d^betung«  3oe(d  »on  bem  unau^altfamen  S^orbringen  eine^ 
ffriegiS^eere«  unter  bem  ©ilbe  einee  ^eufc^reffenft^ttmnnfrä ;  ba  ^f;t 
e*  2,  7:  roic  gelben  laufen  fie,  roie  geübte  Äticgct  erfteigen  fie  bie 
SWauetn;  ugl.  fetner  3i.  9  f.  Söenn  aber  ber  Eingriff  mit  ®turm= 
(eitern  nit^t  jum  ^'^te  fütirte  ober  bie  SRauern  burd)  i^te  .^öfte 
überhaupt  fturmftei  itKiten,  bann  mufete  SBrefd)«  gefegt  roetbew. 
3m  einföc^ften  roor  cö,  bie  jEore  anjubrcnnen;  tterft^iebentli^ 
fe^en  toit  (menigftenö  faffe  irf|  j.  95.  bie  I5arftefliing  ?[C.  XT,  1, 
9(bb-  3  fo  auf)  Solbaten,  bie,  mit  bem  @c{)ilbe  fitE)  berfeub,  mit  (anger 
iPranbfarfel  fid)  bis  an  bie  ^orc  DorgeWagt  traben,  um  fie  anju^ 


<abb.  7:  lOelaflcrnne  unCer  «ifuTiialiTpiil  Kanari  I,  19 1. 

äünben.  Xie  ^ore  aber  werben  bagegen  burcft  (itjbefdifag  ober 
anbete  SDiittef  ju  f({|ü^n  geroefen  fein.  Stnbere  Solbaten  jer» 
trümmem  bie5Rauern  mit  einer  Don  beiben  ^önbeii  geführten  Stange 
mit  .^mmerfopf  (?lbb.  7).  SBiebet  aiibere  bohren  mit  einem  feiert» 
ortigen  Snfttumente,  loof)!  einer  furjen  Srecfiftange,  ein  Üoäf  unb 
aUmÖI)li[f)  ein?  große  §Öhtinig  in  bie  SDIauer,  in  ber  fie  geberft 
iwiter  jn  arbeiten  uennögen.  S)ie  .^öfitung  roirb  immer  me^t 
erroeitert  unb  junäd)ft  butct)  Ste^enlaffcn  Don  ^^üfeitern  ober  bur^ 
©tügbatten  gegen  Sinftut^  gefii^ett;  ift  fie  grofe  genug,  fü 
twrben  bie  Pfeiler  abgebroctien  ober  bie  3tü^balfen  angebrannt, 
fo  ha%  bütdi  ben  Sinftutj  ©tefdte  entftetit.  ?tbb.  7  jeigt  jroei 
Stff^tet,  bie  i)e\mloQ,  alfo  ganj  ungef^^i,  in  einet  foli^n  §0^- 
lung  obet  2Rine  arbeiten:  bie  Spiße  übet  it|ten  .ttünben  foK  offenbar 


26  ^-  {»itiflcr,  ^tftnKftii  unb  llTieg{üt|Tuue  btx  Jtif^f '      ^C  XII,  4 

einen  Stü^feilei  uorfteUcn.  ^ie  ^ortfe^ung  beä  Steliefe  na(^ 
Itnfä  jeigl,  wie  ein  anbetet  liegenb  unb  ttiet^nb  fic^  in  bie 
'Wann  ^ineingetoü^tt  ^at;  ha  ift  bet  ^feilet  beutltct)eT  fii^tbat, 
Diefe  Hfineuie  roetben  atwt  aud),  roenn  möfllic^,  einen  .©ong  bunft 
bie  ganje  ä){auer  tiinburd^gegiaben  ^a&en,  )o  ba^  eine  Stolonne 
buic!)  if|n  ^inburc^  in  bie  ^eftung  gelangen  fonnte.  "Dhnengänge 
maren  nun  fteitic^  unmöglidi  bei  ntaffinen  3){auetn  anzulegen. 
3n  l'ott^en  Jößen  ((Rafften  bie  ©turmböde  (xpii;,  mies)  Äflt- 
Bdqon  :?()fumü)itpal  befafe  fahrbare  äüibber;  fie  befielen  aus 
fc^nKien  galten,  l)te  an  bet  3pi^e  mit  2ltetaU[opf  oetfe^en  finb 
unb  an  einem  ^alfengerüft  unter  einem  £d|u^ac^  (einer  xs^w»i 
xpto:p(>po^  einet  !iBibberf^ilbft5te)  an  Xauin  aufge^ngt  finb.  'Jluf 
ben  iÖolamotftteifen  freilidi  (31bb.  8)  (c^eint  bei  SSibber  ein  uorn 


:Kt>b.  8:  Vager  iobtn'>  uiib  Velagtiung  Junten;  iiOalanat^ifoi  D  3<. 

ipi^  iinb  vootfi  in  einen  größten  Xietfopf  auelaufenbe«  (^fä^rt  ,^u 
fein,  bas  gegen  bie  liDiauer  geftoften  loiib;  roenn  ni(^t  bie  Xatflel^ 
iung  ungenau  ift.  ipat  ba  fein  ftei^ngenbet  ^lEen  DOt^anben. 
Iiae  3d)u^bac^  läßt  j.  X.  bie  INäbet  fet)en,  teilä  btbedt  ee  fie  mit; 
c0  [5nnte  fict)  fieilid]  in  [e|terem  j^Ue  auc^  um  ein  fefl  auf  bem 
■•»Ott]]  rutfenbee  (VtefteU  o^ne  9iäber  ^anbeln  (S(bb.  7).  Weift 
abet  fe^eu  mir,  bog  ber  SSibber  auf  jmei  obet  btei  'Jli^fcn  mit 
je  jniei  Rättern  aufmontiett  ift;  bau  Siorfc^ieben  bet  iKafdfine 
unb  bie  Semegung  bee  iBalfene  niutben  oon  Sotbaten  uorn  Innern 
ber  snaft^ine  aui  befotgt.  Bfifon  im  9.  ^^r^unbett  bat  man  bas 
a^mrbetteil  be«  SBibbet«  cct|ö[|t  unö  ein  obet  mehrere  Stoditterte 
aufgefegt,  bie  oben  mit  einem  fuppelfötmigen  S^c^e  bebetft  finb, 
unter  bem  einige  IJenfter  fidjibat  wctben.    .^lier  fie^t  man  ou4,  baß 


^p.  XII,  4  ^lagerungdmafc^ttten.  27 

\>ai^  Qud  ^(ed^nDerf  befte^enbe  @(^u^ba(^  auf  ber  ^orberfeite  bur(^ 
einen  Seberäber jug  gegen  93ranbpfeUe  gefc^ä^t  ift.  SBenn  auf  %bb.  7 
bie  @c^Ub!röte  mit  einer  3)arfteQun8  beS  lebhaft  ,f(^rettenben, 
bogenf^ie^enben  @)Dtted  9(ffur  üerfej^n  ift,  fo  bient  hau  tootii 
n)eniger  jum  ©d^mud,  benn  atö  fc^u^nbed,  fiegüerlei^nbed  "{(mu« 
lett  ^ie  äBibber  ber  Salaioatfd^ienen  fe^en  eigentlich  unbott^ 
fommener  an^  ate  bie  ^ffumafirpald;  ed  finb  haften  auf  iner 
%&bem,  Dom  jugefpi^t;  anbererfeitd  jeigen  fie  fd|on  eine  ^efa^ung 
t)on  @^ä$en  (finb  a(fo  eine  9}orftufe  ber  iXeicöXei^,  jebenfaU^ 
bienen  fie  jugteic^  jur  Sefc^iegung  unb  9){auer}erft0rung);  in  bem 
fup^ielförmigen  Aufbau  fte^t  (ober  fniet?)  tt)a^rfc^nlid)  ber,  ber* 
bie  Bewegung  be^  SBibber^  leitet  ?lug  neuaff^rif^er  3^*^  ^aben 
n>ir  9Bibberbilber  Don  @an^erib;  feine  ^arfteUung  ber  Belagerung 
t)on  Öac^ifc^  (öergl.  einen  5^eil  Abb.  9)  jeigt  fieben  nebeneinanber 
tätig,  ^uc^  ^ier  ^aben  bie  äBibber  jn^ei  Sd^fen  unb  Dorn  einen 
ftalbrunben  Aufbau  mit  g^nft^^n;  femer  finb  fie  je^t  ganj  mit 
iJeber  ober  Rauten  bef leibet;  man  fie^t  beutlic^  bie9iä^te,  jufammen« 
gehalten  anfc^einenb  burc^  Sincbel,  bie  burc^  eine  9(rt  StnopfIöd)er 
gefterft  finb.  SJiefelben  SJeliefö  jcigen  und  eine  jmeitc  "äxt  ht^ 
©ibberö;  ber  ^ier  ganj  befonber^  lange  Satfen  trägt  uorn  feinen 
ftumpfen  9)ietaUfopf,  fonbern  eine  riefige  Speerfpi^e.  l£d  tommen 
au^  9}{afcl^inen  oor,  in  benen  jmei  foI(^e  Speere  aufgehängt  finb. 
9lffumafirpafe  Sleliefö  (^bb.  7)  jeigen  ^inter  ben  SBibbern,  mo^l 
unabhängig  Don  biefen,  mit  ^ü^en  unb  S^Ieuberern  befet];^ 
fc^lante  iürme  (Trupyoc),  tt)0^(  ^oljgefteüe  mit  ^Itd^itottt  Derfleibet, 
eocntueH  mit  einem  Seberbejug;  J^nfter  laffen  auf  eine  ?(rt  ftafe» 
matte  unter  ber  oberften  ^^Jtattform  fd^tiefeen.  Cb  fie  fahrbar,  alfo 
SSanbeltürme  finb,  täfet  fic^  ni^t  erfennen,  ba  ber  guft  Derberft 
ift  S^benfaUd  bienen  fie  nur  baju,  um  Don  einem  bie  gegnerifd^e 
Wauer  über^ö^enben  ©tanbpunfte  ein  befonberiJ  mirtfame«^  3^uep 
auf  bie  SBerteibiger  ju  eröffnen.  SSenn  fie  auc^  meber  ^Ubrücten 
noc^  6(ef(^ü$e  enthalten  unb  auc^  noc^  nic^t  bie  fpätere  c^araf^ 
teriftifc^  S^erjängung  nad^  oben  ju  jeigen,  fo  finb  fie  boc^ 
i;nmer^in  eine  SBorftufe  ju  ben  ^eßeniftifc^en  iXtu6kti(;,  Xa| 
nun  biefe  3)^afd^inen  fertig  mitgebracht  n^urben,  ift  untt>a^rfd)ein« 
Itc^;  man  baute  fie  mo^(  an  Ort  unb  @teQe  ober,  toa^  ba)5 
Sa^rfc^einlic^fte  ift,  man  fe^te  bie  j.  X.  fertig  mitgebrad)ten 
Stüde  (j.  S.  ben  ^Balfenfopf)  an  Ort  unb  ®telle  jufamnien 
(Dgl.  Tiupyot  rfofrfzoi  ber  ©riechen);  jebenfaQd  loar  jur  fac^gemäfteu 
äJ^ontierung  unb  iBebienung  eine  gefc^utte  unb  mo^(  eine^erjierte 


28  3-  feunfler,  ^ttzmt^tn  imb  »ritflfiltinina  ber  «finKr,      «C.  XII,  4 

■LWaiinfc^aft  unetlöBlid^.  J-iefe  luat  ja  befoiiber«  nötig  feei  bem 
SßottDärtibmtQtn  gegen  bie  SOiauerii,  bcd  gemife  befcfilüerlid)  War 
un»  tom  ®egncr  mit  aßer^anb  9J(ttteIn  geftört  roarb.  3)a  mufete 
bet  (Sirunb  geebnet  ober  aufgefüllt  Werben,  es  mußten  ewntueü 
feile  Sonnen  au8  ^offim  ober  Biegetn  (Hbb.  9)  erntetet  roetbeti, 
bamtt  bie  SMafdiinen  nidjt  einfanten  unb  umft^Iugen.  1)ie  Ser= 
teibiger  nwren  aber  cud)  nit^t  mDfeig,  loie  bie  Äelief«  jeigen; 
mir  (iJnnen    beutfid)  baä  .^in    unb  .fwt  be«  Sampfeö  etfennen. 


iHbb.  9:  SStlaflcruiifi  om  Sa(bifd)  unter  San^rib  (SaqaTb  11,  21,  ?,.  t.). 

^unädift  warf  man,  wenn  üuc^  ber  bic^tefte  ^f^iU  unb  «st^feuber- 
ftein^agel  bae  9ta^en  ber  3)Iafc^inen  unb  3!ünne  nic^t  auf()ielt, 
gru^e  '^ranbfocteln  unb  3*""^'^önbe,  um  ^otj»  unb  Jtw^tlDerf 
in  glömmen  ju  fejcn.  dagegen  fdiüflte  man  fidf  bun^  SJerdeibung 
mit  Öeber,  am  beften  frif(ften  .^läuten,  aufeerbem  burct)  I)äufigea  5*e= 
giefeen  bot  HRaffftinenfront  mit  SBaffer.  iEaS  beforgen  (3[bb.  9)  bie 
in  bem  ^lufbau  poftierteu  Seute  mit  bem  langen  löffelförmigen  3n» 
ftrument.    'Unit  auf  3Ibb.  7  fd)üttet  einer  ber  ?*erteibiger  bren- 


?lß.  XII,  4  ficibttu^pcn;  :^ccrc«ölicbcrun0:  29 

nenbe  @tTQ^^  unb  äBetgbänbel  gegen  Xurm  unb  @c^tlb!röte;  Dom 
Xurm  oud  ober  fc^cint  auö  gmei  SRoi^ten  SBaffer  ju  ftrömcm 
ferner  laffen  bie  SJerteibiger  eine  ftarfe  Äette  ^inob,  fangen  bamtt 
bcn  ©tofeboßcn  ab  unb  jie^en  i^n  ^oc^,  um  feine  ©tö^e  untoirffam 
}u  mad^en.  Slber  auc^  biefen  Eingriff  parieren  bie  äff^rer;  mit 
bereitge^altenen  ^afcn  greifen  fte  in  bie  ©lieber  ber  ^tte  unb 
jie^n  fie  l^crab,  inbem  fie  fid^  mit  aDer  Shaft  baronl^ängen;  babutt^ 
wirb  ber  SBalfen  miebcr  frei,  ©o  ging  ber  Äampf  ^in  unb  J^er; 
big  bie  geftung  erobert  ioar;  bann  ttjarb  fie  gefc^Ieift  unb  aft^ 
gejünbet,  faU^  fie  bie  äffljrec  nid^t  felbft  ate  ©tü|punft  benu^ert 
ttioQten;  in  biefem  $alle  n)urben  i^re  SEßerle  miebrc^ergefteQt  uttb 
momöglic^  öerftdrft.  S)er  geftung^frieg  mit  feinen  ®ef onberöeiten  er* 
forbcrte,  ba  feine  ted^nifd^n  9»ittel  bei  ben  ?Iffl)rern  fo  l^od^  enttuictelt 
waren,  offenbar  befonbere  Übung  ber  Gruppen  fotoo^I  in  ber  ^clr^ 
fteUung  ber  äRinen  unb  äRafd^inen  atö  aud^  in  beren  ^anb^abungi 
fo  bafe  ed  wo^I  bag  SBa^rfc^einlic^fte  ift,  bafe  ed  eine  befonbere  %xüppe 
ber  fabri  gab,  befonbere  in  ber  wo^torganifierten  Äönigfid^en  @(^ar: 
3lu*  ber  großen  9Kaffe  ber  oerfc^iebcnen  Gruppen  ^eben  fid^ 
nun  befonberd  beDorjugte  unb  au^ejeid^nete  Seibtruppen  ^er« 
oor.  98Benn  wir  bie  ©tatt^altcrtruppen  afe  Sinienregimenter  be* 
jeic^nen,  fo  wäre  bie  fiöniglid^e  @d^ar  bag  ®arbeforpö.  3Bie 
nun  ^eutjutage  innerl^alb  eineg  folc^en  gewiffe  SJegimenter  ober 
Xctte  oon  i^nen  in  einem  befonbere  nal)en  SScr^ältniö  jum 
SKonarc^en  fte^en,  fo  gab  e«  wa^rfdieinlid^  aud^  aff^rifc^e  Seib« 
rcgimcnter  im  fte^enben  c^ere.  ©ie  führen  bcn  ß^fo^  »»i>^T  gü^c*' 
(be«  Äönig«),  wo^I  weil  fie  unmittelbar  bem  Äönige  folgen  ober 
weil  ber  Sudbrucf,  urfprängli^  nur  oom  !önig(id^en  Seibwagett 
gebrandet,  bem  ^SBagen  ber  5^6«  "^  aümä^Iic^  bie  allgemeine  95e- 
beutung  «eigenft,  perfönli^"  befommen  l^at,  wie  ja  auc^  ber  Slui^=? 
brucf  wfieib''  in  unferer  auöbnuföweife.  Sieben  biefen  ßeibregt^  /^ 
meutern  ^at  aber  nod^  eine  anbere  aff^rifc^e  Seibtruppe  ejiftiert, 
bie  rautir  puti,  Wörtlich  „SBerwe^rer  ber  gront",  alfo  ßeibwäc^tet, 
5;rabanten,  bie  ben  3"9ö"9  i^^  Äönig  wel^ren  unb  öerteibigen, 
eine  STrt  ®arbe*bu*corpg»9legiment,  aber  ju  ^ufe.  SBal^rfd^einlic^ 
ift  bieg  bie  alte  fieibwac^e,  bie  ber  aff^rifd)e  §errfc^er  längft  fd^on* 
gehabt  ^at,  ale  eö  nod)  fein  fte^enbeg  §eer  gab;  im  neuaff^* 
rifd^cn  JReic^e  gehört  fie  bann  jur  Äönigtid)en  ®d)ar.  ?lud^  ber 
Ätonprinj  unb  bie  Ä5nigin*2Wutter  ^aben  fold^e  Seibwäd^ter.  55iefe 
Trabanten  finb,  ba  fie  jum  perfönlic^en  ®(^u|e  beg  Äönigg 
unb   ^oorragenber  ©lieber  feine«  .5>aufeg  unb  bamit  jur  JBe^^ 


30  3-  ^^^n^^^p  .t^ecrroefcn  imb  Äricgfü^tunß  bcr  3(fftjrcr.      9(C.  XII,  4 

tDoc^ung  bet  ^^aläfte  beftttnmt  toaren,  fieser  audgefuc^t  täc^ttge  unb 
)»erlägli(^e  Seute  getpefen,  beren  Sln^anglici^feit  unb  Xreue  ber 
^rrfd^  offenbar  but(^  pruntooQe  SBmoffnung,  ^o^en  @o{b  unb 
vtid)l\d)t  $(u^jeic^nungen  fic^  fi^erte.  9iun  treffen  mx  freiltd^ 
lüutir  puti  oft  als  Seiter  toon  (^fongenentrandporten,  Überbringer 
fönigtid^er  ^nbfd^reiben  ober  a(d  Stönigdboten  jur  Unterfud^ung 
t)orge{ommener  Unregelmd^tgfeiten;  ^ier  ^anbelt  ed  ftd^  ütelUic^t 
nic^t  um  einfädle  @(arbiften.  SSenn  man  babet  nic^t  an  Trabanten«' 
Offiziere  benCen  tt^iQ,  mujs  man  annehmen,  bag  ber  ftönig  neben 
ber  fieibUKid^e  nod^  ein  „^folge",  i'txXpot,  beft^t,  t)orne§me  ^erren 
im  Dffijierdrang,  bie  aud^  mntir  puti  ^ei^en  unb  bie  er  gern  ju 
befonberen  SSertrauendfenbungen  benu|t. 

9Bag  nun  bie  taftifc^  ®Iieberung  beö  ^eeree  anbetrifft,  fo 
mu^  bei  ber  ^o^en  Sruppenja^I  eine  folc^e  üor^anben  gemefen 
fein.  Sebe  SBaffengattung  bilbete  für  fic^  eine  Sin^eit;  |ebe  jerfiet 
in  Unterabteilungen  berfelben  SBaffe.  S)ie  3nf duften  unb  Urfunben 
geben  un^  aud^  ^ier  feine  DoIIftdnbige  Überfielt;  boc^  ift  fotnet 
fior,  ba§  bie  ^auptein^eit  bed  aff^rifc^n  ^eered  ki^ru  ober 
@c^ar  l^ieB,  befehligt  Don  einem  rab  ki^ir,  bem  ®ro§en  über  eine 
&d)ax,  ttam  ^uptmann.  2)a  auc^  rab  cfaansche,  ber  @h:oJBe  über 
50,  üorfommt  unb  eine  @in^eit  t)on  50  @oIbaten  oft  tttoSifttt  toirb 
(beibe^  au^  in  3^rael  unb  3uba,  2.  tö.  1,9  ff.  unb  3er.  3, 1  ff.), 
fo  ^at  man  gefd^Ioffen,  baft  ein  ki^ru  =  50  SÄann,  ein  rab  chanscfae 
aljo  ein  rab  kisir  fei.  ®emig  bilbete  ein  kisru  bed  fte^enben 
^ereÄ  bei  ber  eigentümüd^en  Art  feiner  ©rgänjung  burc^  @in* 
rei^ung  frember,  befiegter  Gruppen  aud^  national  eine  @in^it: 
fo  formiert  j.  9.  91ffurbanipal  einen  kinru  au^  ben  Überlebenben 
oon  Äßo,  ferner  elamitifd^e  ©(^ü^en^kinru's.  J^rner  werben  tier* 
fc^iebene  kigru's,  natürlich  ber  gleichen  SBaffe,  ju  gröjäeren  Ser^» 
bfinben  unter  ^b^eren  (alfo  ©tabd*)  Offizieren  bereinigt  gemefen 
fein,  man  oermutet  nad^  %nbeutungen  ber  Snfc^riften  unb  nac^ 
Stnalogien  fpe^ieU  auc^  i^raelitifc^er  ^eeredeinteilung  ju  100  unb 
1000  3Rann.  (£s^  gab  aber  aud^  Unterabteilungen  bed  kinru  oon  je 
l03Mann;  benn  e^  begegnet  unö  bcr  rab  escherte,ber  @^roge  über  10, 
alfo  ber  aff^rifc^  Unteroffijier.  Über  bie  ^»^eren  Dffijiere  im  aff^^ 
rifc^en  ^ecre  finb  mir  faft  gar  nid^t  unterrid^tet,  menn  toir  aud^ 
eine  Änja^I  Xitel  nennen  fönnen,  bie  menigftend  teitoeife  mili* 
tärifc^er  Slrt  finb.  Dberftcr  ^eerfü^rer  mar  natürli^  junSc^ft 
ber  ÄriegÄ^err  felbft,  ber  Äönig,  ber  meift  felbft  ju  gelbe  jte^t 
(f.  0.  ©.  10).    @d  fann  nid^t  bezweifelt  werben,  bafe  bie  ^errfc^er 


«C.  XII,  4  ^er  Äönig  im  grcibc.  .    31 

bt^  ncuaff^rifc^en  9teic^c^  grofec  aRilitätd  waren,  bic  öor  feiner 
©c^wierigfeit  jurücffc^rerften  unb  oHer^anb  Strapajcn  mit  i^ren 
3:ruppen  teilten.  SBcnn  nun  aui)  neuaff^rifc^e  Kclicf«  ben 
Äönig  nid^t  im  Äampfgetoü^I  barfteÖen,  fo  ^cben  bod)  bie  3n- 
fc^riften  feine  eifrige  Beteiligung  an  ben  getbjügen  ^eröor.  ®o 
nennt  fic^  vSargon  ^ben  mad^tDoUen  gelben,  mit  Sc^reden  ge* 
toappnet,  ber  in  fiampf  unb  ®d)fad&t  einen  Übertoinber  nid^t  fanb, 
ber  maffige  ©ebirge  mit  fteilen  5ßäffen  o^ne  3^^^  erf^lofe  unb 
i^re  SBege  flaute,  auf  unbetretenen  unb  fc^toer  ju  paffierenben 
^faben  ba^injog,  beren  fiage  ©d^reden  erregte,  ber  CueÜfd^tuc^ten 
überfc^ritt"  uf».  @o  erjft^lt  (San^erib,  bafe  er  inmitten  ^o^er 
©ebirge,  fc^toierigen  ®e(änbeö,  ju  5Pferbe  geritten  fei  unb  feinen 
Seibmagen  auf  ben  5Waden  Don  Dienern  ^abe  nad^tragen  laffen. 
35ad  Seiten  be^  .ftönigd  lommt  offenbar  fonft  faum  öor;  auf  bem 
SRarfd^  unb  im  fiampf  fä^rt  ber  ftönig;  nur  auf  ber  3agb  feigen 
toir  «ffurbanipal  reiten.  AUS  älterer  ^tii  erinnere  ic^  mic^  nur 
an  eine  3!)arfteIIung  ber  Salatootftreifen,  auf  ber  ber  Äönig  ju  ^ferbe 
ft^t,  bort  aber  au^  nur,  um  einen  ^lufe  ju  burc^reiten.  ©an^erib 
erjäl^It  femer,  ba^  er  feinen  3Bagen  öerlaffen  unb  fic^  in  einer 
©onfte  ^abe  tragen  laffen,  ja  baft  er  toie  ein  ©teinborf  geftiegen  fei, 
ermattet  gleic^  feinen  ©olbaten  auf  einem  gels^blod  geruht  unb  fid) 
mit  einem  Xrun!  füllen  SBergtoaffer^  erfrifc^t  ^abe.  %n  anberer 
©teile  ^ebt  er  l^ertjor,  er  l^abe  cigen^änbig  ben  feinblidien  ^eer* 
ffitirer  gefangen  genommen.  Db  man  freiließ  aÜen  ftoljen  3Borteu 
in  ben  ©ng&ngen  ber  Äönig^infd^riften  unb  ©c^Iac^tberic^te  gan^ 
trauen  barf,  ift  ettt>ad  fraglid^.  ©an^erib  j.  95.  fc^itbert  fein 
?luftreten  in  ber  ©c^Iac^t  bei  ß^alule,  bie  minbeftcnd  unentfc^ieben 
loar,  mit  folgenben  SSorten:  „95ie  ein  fiöme  ergrimmte  ic^  unb  jog 
ben  ^anjer  an,  mit  bem  §elm,  bem  3^^^^"  ^^^  Slampfed,  bebedte 
id)  ba«  ^aupt,  meinen  mäd^tigen  Ätieg^wagen,  ber  ba  loegfegt  bie 
SJiberfpenftigen,  beftieg  ic^  im  ®rimme  meinet  ^erjenö  eiligft,  ben 
mäd|tigen  99ogen,  ben  ?(ffur  mir  oerlie^en,  fafete  i^  mit  meiner 
^nb,  bie  Sanje,  bie  lebenoernid^tenbe,  ergrijj  ic^,  brüllte  toie  ber 
©turmgott"  ufm.  ?tber  tro^  gelegentlicher  Übertreibung  ift  nid)t 
baran  ju  jmeifeln,  bafe  bie  9lff9rerfönige  tatfräftige  Ärieger  unb 
gelb^crren  toaren.  ©ie  »urben  »o^I  auc^  in  i^rer  Sugenb  fc^on 
auf  i^ren  Solbatenberuf  vorbereitet;  erjo^It  boc^  loenigftenö  3lffur- 
banipal,  bafe  er  neben  feinem  miffenfc^aftlid)en  Unterrid)t  auc^ 
reiten,  fc^toimmen  unb  mit  bem  Sogen  fd^iefeen  gelernt  ^abc.  333ir 
finben   auc^  ?ßrinjen   im  J^elbjug   unb  Äriegöfager,   alö   bartlofe. 


32  ,         3-  Öungcr,  i)ccrwcfcn  unb  Äricflfä^tunö  bcr  ^ff^ter.      ^C.  XII^4 

jugenblid^e  $irteger  bargefteÜt,  ido^I  immer  ju  äBagen  btenenb  unb 
Qi^  Dffijiere.  (£ö  i)t  freilidi  nxö)t  audgefc^Ioffen,  bag  ed  fid^ 
bei  biefen  ^arftellungen  gelegentlid^  um  ^o^e  ^ofbeamte  (@unuc^en) 
t)anbe(t,  bie  auc^  militatifd^e  Munitionen  übten,  obtDO^I  fie  urfprüng« 
lid^  3^^^t^^^i^^^  tDQten.  @in  fold^er  ^rinj  f)at  bann  oud^  im  Saget 
fein  befonbere^  ^üt;  )o  erHdrt  fic^,  baß  auf  ben  SBalatoatftreifen 
Sager  mit  ätoei  Äio^ten  bargefteÜt  finb,  einem  großen  unb  einem 
Heineren.  Dem  entfpred^en  auc^  jn^ei  Sagerpräfetten  ober  beffer  bie 
^ommanbeure  be^  föniglic^en  unb  bed  prinjlid^en  Hauptquartier^. 

Der  oberfte  Dffijier  näd^ft  bem  Äönige,  bie  ^öd^fte  ©^argc 
beö  aff^rifc^en  ^ereS  überhaupt,  »ar  ber  3^urtan,  ber  Äronfelb^rr 
uon  SLff^rien,  ber  ®eneraliffimuÄ  beö  SReic^^^eerej^;  er  ift  üud^  gicid) 
nac^  bem  Könige  limu  ober  (Spon^m.  Statürlid^  treffen  mir  i^n 
oft  ate  felbftänbigen  ^eerfü^rer,  aud^  aU  Statthalter  üon  ^ro* 
oinjen  begegnet  er  un^.  äuffaÜenbertoeife  gab  e^  ttjenigftens  fpätcr 
jmei  aff^rifc^e  Xurtan'd,  scha  imni  unb  scha  schumeli  genannt;  mie 
biefe  Sejeic^nung  fid^  erfidrt,  ift  unflar;  oielleic^t:  „ber  jur  SRed^ten" 
unb  „ber  jur  Sinfen  beö  fiönigö  fte^t".  Urfprünglid^  gab  eö  einen, 
ber  bei  feierlicher  ©clegen^eit  ate  9lepräfentant  beö  ^cered  jur 
Uiec^ten  bes  ,^errf^erö  ftanb;  mit  ber  Sluöbreitung  be«  9iei^ 
brauchte  man  me^r  ^o^e  Dffijiere  unb  ernannte  bal^er  einen  stoeiten 
turtanu,  ber  nun  jur  Sinfen  beö  ÄönigS  trat,  öielleic^t  auc^  hinter 
bem  scha  imni  rangierte.  Übrigen^  gab  e^  anä)  einen  schanu  be^ 
Xurtan^,  ber  aber  nid^t^  n)eiter  ge&)efen  ju  fein  brandet  ah$  ein 
Slbiutant,  üieüeid^t  aber  aud^  ber  ©teUt)ertreter  be^  3;urtan  geloefen  ift. 

©benfaü^  ein  fe^r  ^o^er  Dffijier,  ein  ©eneral,  toar  ber  rab- 
8A6,  ben  man  rab-schaqe  gelefen  unb  al^  ©rofeen  ber  SÄG 
=-  ©litetruppen  unb  beö^alb  ate  Seibtoac^cnoberft  erflärt  ^at, 
ber  fpäter  Äommonbeur  beö  ganjen  kisir  scharruti  gett)orben  fei; 
baju  mürbe  allerbing^s^  gut  paffen,  bag  oon  i^m  aQein  berichtet  loirb, 
baB  er  ein  (ober  mehrere)  ki§ru  Don  mutir  puti  ^at,  alfo  felbft 
eine  Seibioac^e.  Daburc^  erfd^eint  er  faft  ate  jur  föniglic^cn 
J^amitie  gered^net;  bie  (Statthalter  merben  freilief)  aud^  Seibmac^en 
gehabt  ^aben;  aber  fie  finb  eben  and)  SBijefönige.  3tud)  er  ift  oft 
felbftänbiger  ^cerfü^rer  (ogl.  3ef.  36  u.  2.  m.  18,  17,  too  ber  ur* 
fprünglic^e  2e;rt  nur  i^n  nennt),  erfd^eint  aud^  einmal  unter  ben 
iSpon^men,  fc^eint  aber  nic^t  Statt^alterpoften  ertjalten  ju  ^aben. 
?lber  eö  gab  offenbar  nid^t  blofe  einen,  fonbern  mehrere  rab-SAG's, 
beö  Äönig^,  aber  aud)  beö  Äronprinjen,  t)ieHeicf)t  aud^  ber  Königin* 
Sliutter  unb  anbcrer;  an  9iang  unb  ©influfe  übertraf  fie  natürlich 


ber  rab-SAG,  b.  |.  ber  bed  fifinigd.  Stotfirlid^  ift  ba^  eine  be« 
fonbere  SBertrouen^ftelluns,  ftommanbeur  ber  ikibxoadft  ju  fein, 
unb  ed  lie^e  fi^  üerfte^en,  ba^  ein  fold^er,  bem  Rbnxq  perfSnlic^ 
na^fte^ber  Dfjfijier  aud^  anbete  nrid^tige  ^mmanbo^  betommt 
unb  ha%  er,  ati  ein  befonbered  kisir  scharruti  entfielt,  eine  SeibttKi^ 
im  großen,  an  beren  @pi^  gefteUt  rnarb.  greilic^  »irb  ber  Warne 
rab-SAG  auc§  rab-schaqu  gelefen  unb  (nac^  3^^^^^^)  ^fö  «9Runb» 
fd^enf  erOfitt.  ^ann  mü^te  bieget  ^o^e  ^ofbeamte  aQm&^Ud^ 
auc^  militärifc^  ^unftionen  übernommen  ^ben. 

®n  anberer  ^o^er  Dffijier  ift  ber  rab-mugi  (ober  rab-mugu), 
3er,  39,  3,  13  io-:in;  toir  treffen  einen  fold^en  ber  SBagen  unb 
einen  f olt^n  ber  SReiterei ;  er  ^at  aud^  einen  schanu,  einen  Äbiu» 
tonten  ober  ©tettöertretet.  |)ol^e  Dffijiere  finb  fieser  aud^  bie 
Stanbartenoffijiere  getoefen,  femer  üielleic^t  ber  Sager^irfifeft,  ber 
auf  ben  SagerbarfteQungen  bei  bem  föniglic^en  ^od!  bargefteOt 
ift;  er  trfigt  ofö  Äbjeid^en  einen  fc^malen,  langen  ®d^a(  ober  eine 
©d^pe  über  ber  linfen  ©d^ulter,  bagu  einen  Stab;  ba  er  jttwr 
mit  einem  Schwert  betoaffnet,  aber  bartlos  ift,  fo  ift  er  Oielleid^t 
audj  ttjeniger  ©olbat  ate  |)ofbeamter,  ber  für  baS  fßniglid^e  ^upU 
quartier  ju  forgen  l^at  (f.  oben  @.  32).  3lnbere  Dffiäiere  ober 
©eamte,  bie  auc^  militärifd^e  Junftionen  üben,  finb  ber  sukkallu, 
imgini,  rab-BI-LüB,  abarakku  uflo. 

©0  ffitttn  »ir  ein  Silb  öon  ber  ©inrid^tung  beö  ^eermefen* 
im  neuaff^rifd^en  Weiche  gewonnen;  eö  erübrigt  nod^,  einige  ®e^ 
merfungen  über  bie  Art  ber  Äriegfü^ng  ju  mad^cn.  ^'^eilic^ 
ift  ^ier  üoh  oornl^erein  ju  betonen,  bafe  über  bie  ©c^Iad^tentafti! 
ber  Äff^rer  faft  nic^t^  befannt  ift.  9Bir  wiffen  nid^t,  wie  fie  il^c 
©d^Iad^torbnung  auffteQten,  n)ie  bie  einzelnen  SBaffen  barin  verteilt 
maren  unb  tme  ber  gfi^rer  fie  in  ber  ©^lac^t  einfette,  darüber  fagen 
bie  Snf^riften  nid^tS,  unb  bie  9Ronumente  fteffen  nur  t^pifc^e 
©jenen  ober  ganj  einjelne  SWomente  einer  ©d^Iai^t  bar  (befonber^ 
bei  ?(ffurbani<)al);  toor  allem  ift  e«  bem  aff^rifc^en  Äünftter  ganj 
unm&glic^,  eine  grö^re  Xrufipenabteilung  in  3]?affen  barjufteQen, 
gefd^toeige  benn  jtoei  fämpfenbe  $eere;  er  beutet  bie  t)erfd^iebenen 
SBaffen  nur  burc^  einige  giguren  an.  SRatürlid^  l^aben  bie  Äff^rcr 
aud^  bie  feineren  3^8^  ^^^  3;altif  ent»idEeIt;  Änbeutungen,  »ie 
©an^eribö  „Angriff  auf  gront  unbglanfe",  loffen  barauf  fc^Iie^en. 
3>ie  Snfanterie  ffat  toofjil  nic^t  ate  gefd^loffene  ^ß^alanj  angegriffen 
(örie  eS  un«  bie  aftbab^Ionift^e  ®eierftele  jeigt),  fonbern  aufgeftft 
in  ffeinere  taftifd^e  SBerMnbe,  aber  mit  energifd^em  SBorftofe  (HD. 

^tx  fiitt  Cricnt.    XII.  4.  8 


34  3-  ^wngcr,  ipcerwefcn  unb  tticgfüftnmfl  ber  ÄffDter.      «0.  XU,  4 

XI,  1  @.  13).  ®n  ^Kiuptjufl  aff^rifd^er  ©tratcflic  i)t  aber  loo^l 
beutlic^ :  man  ^ulbigt  bcr  fog.  Wiebcrtpcrfunfl^ftratcgie,  b.  ^.  bic 
jctineibige  SBaffc,  bic  bad  afj^rif^c  §cer  bot,  iuurbc  cnergifc^  gc* 
fd^tounflen,  Dffcnfiöc,  rütfftc^tölofe*  S)raufflc^cn,  „immer  x>ov* 
märtö"  »ar  bcr  ®runbjufl  aff^rifd^er  ^crfü^rung,  fotocit  toir  fefjeii 
tonnen.  3)er  Seweii^  bafür  liegt  jc^On  in  ber  ^o^  enttoideltcn  SBe* 
(agerungdtec^nif;  nid^t  SBIoctobc,  fonbern  @turm  toax  bic  Sofung, 
mit  allen  SKitteln  luirb  bem  ®egner  in  ber  S^ftung  auf  ben 
äeib  gerüdt.  SBSenn  man  bemgegenttber  bic  gried^ifc^e  ^egfü^rung 
bi^  ettoa  jum  peloponnefifc^en  ^eg  betrad^tet,  fäQt  ber  Unter» 
fd^ieb  auf;  fo  relatit)  gemütlich,  tt)ic  bic  älteren  gried^ifc^cn  Sürger^ 
^cere,  führte  ber  aff^rifd^e  ©rofefönig  teinen  firieg.  Sflad)  einem 
Siege  blieb  er  nid^t  auf  ber  SBalftatt  fte^en,  tiefe  ben  geinb  rul^ig 
abjie^en  unb  jog  bann  fefbft  befriebigt  nac^  ^aufc,  fonbern  er 
liefe  ben  flie^enbcn  Jeinb  energif^  Derfolgen,  um  il^n  völlig  ju 
jerfprengen  (f.  o.  ®.  19).  ©orbebingung  ju  biefem  energifc^n 
Dffenfiöc^arattcr  affprifd^er  Äriegffl^rung  ift  gute  äu^bilbung 
unb  SBcioaffnung  bcr  ©olbaten.  An  SSerftätfung  unb  9Scr* 
befferung  ber  SBaffen  unb  §cere^cinric^lungen  ift  offciibar  in  Slff^rien 
eifrig  gearbeitet  »orben,  unb  ben  Sjcrjicrplafe  ^at  maoi  wo^l  eifrig 
benu^t.  @o  ift  cd  erfl&rli^,  bafe  \>a^  gut  gef^ulte  unb  Xüo\)l  bemaff* 
nete  Slff^rcr^cer  ber  ©c^reden  unb  ftc^er  aud^  baS  ??orbilb  für 
ganj  SSorberafien  »ar  unb  bafe  i^m  lange  3^^^  niemanbN^iber^ 
ftc^en  tonnte.  Sefaia^  (5,  26  ff.)  fd^ilbcrt  cd  bciPunbcmb  mits  fol* 
genben  3Borten:  „©ie^c,  cilenb  unb  fd^nett  lommen  fic  ba^er,  u^tb 
ift  feiner  unter  i^nen  mübe  unb  fc^mad^,  {einer  fd^lummert  now 
f(^läft.  Äeinem  ge^t  ber  ®ürtel  auf  üon  feinen  Senben  ober  reifer 
ber  9iiemen  feiner  ©d^u^e;  i^re  Pfeile  ftnb  gefc^ärft,  alle  i^rel 
©ogen  gef|)annt.    3)ie  ^ufe  il^rer  Sioffe  gleiten  Äiefeln  unb  i^re  \ 

" - '    "    ~ '        \ 


JRäber  bem  üBJirbetoinb.  3^r  ®ebrüa  if{  wie  ba«  ber  fiötoen,  fie 
brüllen  n^ie  Sunglcuen,  fnurren  unb  pacfen  ben  9laub  unb  bergen 
i^n,  niemanb  öermag  ju  erretten!** 

SBa^rfc^cinlic^  jog   man  nid^t  in   ben  e$^lbjug  ober  in  bie 
Sc^lad^t,  o^ne  öor^er  bie  ®ötter  um  ©ieg  unb  um  günftige  Orafel 


\ 


\ 


gebeten  ju  l)aben.  SBcfonberö  ?lffur,  ber  Siationatgott,  toar  cd,  ber  \ 
ben  SlffQrerfönigcn  ©ieg  berlie^,  aber  aud^  bic  3^ar,  bie  „Göttin 
bed  tampfcfi^"  unb  „^errin  bcr  ©c^lad^t",  bic  bem  Äffurbanipal  in 
Jlammcn  gefteibet  erfc^eint,  rec^ts^  unb  linfö  je  einen  Rödler  tragenb, 
ben  Sogen  in  ber  §anb,  ein  fd^arfed  ©d^toert  jüdenb,  unb  bie,  »ie 
ein  ^^mnud  oon  i^r  fagt,   „in   ber  ©^lac^t  n^ie  eine  ©d^molbe 


i 


^£.  XII,  4        $Iüitberi|ng  unb  ^e^anblung  ber  @)efaugenen.  35 

ba^infüegt".  3)ö6  mn  Dor  ÄTicgdjfigcn  um  Drafcl  flc^t,  jeicjcn 
biettnfragen  an  Sd^amafd^,  ben  @onnengott,  bem  ganj  betaUUerte 
gragcn  vorgelegt  »erben,  ob  ber  unb  ber  ^eerfü^rer  fiegen, 
ob  ber  ^inb  biefe  ober  jene  ©tobt  erobern  toerbe  ufto.  S)od) 
fd^eint  biefe  Ängftüd^feit  in  ber  3^^*  äffar^abbon^  unb  Stffur* 
bonipald  fd^on  ein  äRoment  be^  9?ieberganged  off^rif^er  iKo^t 
unb  ^rrlic^feit  ju  bejeid^nen.  ^ag  man  oor  ber  @(J^(ac]^t  and) 
opferte,  um  au^  ber  ©ngetoeibefd^au  günftige  ^lufpijien  ju  geminnen, 
ift  fe^r  »al^rfd^einlid^;  menn  äffurnafirpal  enod^nt,  bafe  uor  bem 
^eere  feinblic^er  Slram&erftfimme  SBa^rfagepriefter  eiulierjogen, 
fo  ift  äu  bermuten,  bajs  bic  SIramäer  biefe  ©itte  Don  ben  §lfft)rern 
entlehnt  ober  fie  toenigften^  mit  i^nen  geteilt  ^aben. 

©e^r  au^fü^rlic^  fmb  toir  unterrid^tet  über  bie  ?(rt,  toie 
man  bie  ©efiegten  unb  Untermorfenen  bezauberte;  man  berfu^r 
jebenfato  oft  mit  großer  ipärte  unb  entfefelic^er  ®raufamfeit.  3)er 
(^urft,  ber  fid^  bem  ^eransie^enben  Slff^rerlönig  o^ne  Söiberftanb 
untermarf,  „loer  bie  ^üjse  be^  5(önigd  fuj^te  unb  bie  @rbe  mit 
feinem  ©arte  ebnete",  mufete  fein  Sanb  oon  i^m  ju  Selben  nehmen 
unb  pänftlid^  ben  i^m  auferlegten  Xribut  }a^(en;  er  fam  fo  nod^ 
gut  loeg.  Ser  aber  ^artnädEig  SEBiberftanb  leiftete  ober  abfiel, 
b.  f).  feinen  ^^ribut  nid^t  ober  nic^t  red^tjeitig  jaulte,  ber  tourbe 
aU  9tebeU  mit  äujserfter  ©trenge  be^anbelt  (menn  nid^t  gerabe 
befonbere  Umfiänbe  bie  Jlff^rcr  einmal  jur  SRilbe  jtoangen). 
©r  toarb  abgefegt,  fein  Sonb  toarb  ^ot)inj  unter  einem  ©tdtt* 
l^alter.  ^ie  eroberten  ©tabte  unb  ^ftungen  tourben  au^geplünbert 
unb  t)erbrannt,  in  ©d^utt^aufen  unb  Stuinen  oermanbelt,  oft  lourben 
aud^  2)attel«  unb  ^almenl^ine  ringsum  abgehauen  (t)gL  bagegen 
$)t.  20,  19  f.).  Die  aielief^  jeigcn  un8,  mic  ba«  9Sicf|  fort- 
getrieben mirb,  mic  bie  ©olbaten  aÜer^anb  (Geräte,  Äeffel  unb 
ftrüge,  Xifc^e,  ©tü^le  unb  Shifiebetten  baoonfd^leppen  ober  oon 
Oefangenen  fd^leppen  laffen;  @rf)mu(f  unb  Softbarfeiten  »erben  fie 
erfi  red^t  nidi^t  jurüdEgelaffen  ^aben.  Slud)  bie  Götter  ber  ©efiegten 
mürben  gefangen  genommen,  i^te  ©totuen  merben  in  ben  Ampeln 
afl^rieng  ate  SBei^egefd^enfc  unb  ©iegeStrop^oen  aufgefteDt;  fie 
ftel^en  nun  bicnenb  oor  ben  aff^rijc^en  ®6ttern.  gerner  na^m  man 
aud^  bie  Äönig^tatuen  atö  befonbere  Irop^fien  gern  mit;  fo  ^at 
«ffar^abbon  au8  aRemp^id  55  Äönigöftatuen  fortgefd)lcppt  unb 
^ffurbanipal  20  mtUx-  unb  36  Stönig^ftatuen  auS  Sufa  nac^ 
9lff^ien  gebrad)t  3)en  ©tatuen  folgten  natürlid^  auc^  alte  Äoft^ 
bartciten    unb    SBei^gefc^nfe,    bie   man    in    ben   ij)Jaläf teu    unb 

8* 


36  3-  4)«.ttflw,  ^etrmefcn  unb  Äriegfü^run^  ^w  Allerer.      tlC-  XII;  4 

%tnOftbx  fanb;  ed  k9urbe  gekpi|  aQed  retnlid^  audger&umt.  S)te 
no(^  (e6enben  (Sintoo^ner  mürben  gefangen  obgefä^rt  unb  natur« 
It^  nid^t  fonberlid^  jart  be^anbelt;  bte  Spännet  »urben  ju  jkoeien 
mit  einem  arm  aneinanber  flefeffelt  ober  bic  Arme  il^nen  auf  ben 
diüden  gef^nürt.  ®oIbaten  mit  gefd^koungenen  @t5den  treiben  fic 
uortDörtd  unb  bebro^n  fie  auc^  gelegentlid^  mit  erhobenem  @(^tt>ert. 
^te  93aIakDatftreifen  geigen  ^dufig,  toit  mon  i^nen  auc^  noc^  bic 
^alfe  in  lange  unb  offenbar  fd^toere  jpolggabeln  ober  «bretter  ge^ 
fpannt  ^at,  j.  Z.  ju  gtoeit!  ^lud^  an  ben  "Sü^tn  finb  bte  (^> 
fangenen  ^&ufig  mit  ©triefen  ober  Letten  gefeffelt;  unb  ed  mag 
n)0^(  aud^  Dorgefommen  fein,  bag  man  beborjugten  befangenen 
einen  9ting  burd^  bie  Unterlippe  jog  unb  fie  fo  am  @trid  loic 
einen  ^unb  uor  ben  @(rog{dnig  führte.  SBeiber  unb  ^inber  lourben 
glimpflid^er  be^anbelt;  fie  mürben  nic^t  gefeffelt  unb  burften  }.  Z, 
^rren  benu^en;  boc^  finbet  fid^  auf  ben  SBalatoatftreifen  aud) 
öftere  eine  ente^renbe  ®e§anbtung  ber  J^rauen ;  fie  milff en  ben  Shxf 
t)orn  in  bie  ^ö^e  nehmen  (üergl.  9?a^um  3,  5). 

93ielfad^  tourben  an  bie  ®tette  ber  jerftörten  @täbte  aff^rifc^e 
92eugrflnbungen  gefegt  unb  mit  bem  92amen  ber  Sieger  ober  aff^ 
rifc^er  ®ötter  benannt  (j.  8.  ?lffar^abbon«^  Sargon«^  ?(ffur*, 
^[ftarburg);  man  benfe'an  bie  iUe^anberftäbte  unb  an  ben  9tamen, 
ben  Serufalem  nad^  bem  Sar*5lod^ba«%(ufftanb  oon  S(eliud  fyxhxi* 
anud  erhielt:  %elia  Sapitolina.  !Dabei  ift  natürlich  t)or  aOcm 
aff^ifd^er  Stutt  eingeführt  morben  unb  bie  @tabt  mit  9(ffi)rern 
ober  fieuten  aud  anberen  ^rooinjen  befiebelt  tuorben.  Die  alte  Se« 
oölferung,  fotoeit  fie  noc^  am  Seben  mar,  marb  meit  meg  ine 
innere  bed  aff^rifc^en  SReid^ed  ober  an  bie  entgegengefe^te  (Srenje 
oerfe^t,  mie  ba^  ja  oon  ber  ^eüölferung  Samariend  aUbefannt 
ift.  Offenbar  f)at  man  bielfad^  jiriegdgefangene  aU  ^onarbeiter 
bei  ben  großen  Xerrafftnanfc^ättungen,  $a(aftbauten  unb  ben  baju 
gef|örigen  Iran^^porten,  j.®.  t)on  ©tierfoloffen,  öermenbet;  benn  ^äufig 
umgibt  ein  ßorbon  oon  ©otbaten  bie  ^onarbeiter.  (^klegentlid^  mürbe 
aber  aud|  aUeS  maffafriert,  bie  üieid^en  mürben  oft  ju  ^^unberten  auf 
^^ffi^Ie  gefpiegt  (Abh.  8  unb  9)  unb  fo  ringd  um  bte  Stabt  ^rum 
aufgefteUt.  Ober  man  fc^nitt  allen  bie  Sldpfe  ab  unb  ftapelte  biefe 
fd^ecfüd^n  Xrop^öen  oor  bem  Stabttor  in  großen  ^^ramiben 
auf;  gelegentlich  (teilte  man  auc^  ^fä^Ie  auf,  bie  man  t)on  oben 
bid  unten  mit  ^pfen  belangte.  SBenn  und  bie  Sn ga^I  ber  getä^ 
teten  ^inbe  in  einer  ftönigdinfc^rift  ganj  genau  angegeben  mirb, 
fo  Tonnen  mir  und  auf  biefe  S^^ifkn  oerlaffen.   Denn  bie  DarfteU 


«C.  XII,  4  öraufümfcit  ber  «ff^rcr.  37 

Iung<n  jetgen  oft,  toxt  naä)  bem  Kampfe  Qff))rifd)e  ©olbateit  bett  ®t* 
faUenen  bic  Säp^z  abfd^ncibcn  (?lbb.  5)  unb  fie  jauc^jcnb  unb  j.  %. 
bamit  ^ngbaU  f))ie(enb  (9{bb.  2)  jufQmmenfd^(eppen  \)ox  jlDci  S3c« 
amte,  üon  bcnen  ber  eine  auf  eine  Xontafel  mit  bem  ©riffel,  ber  anbcre 
iuo^[  mit  Jintc  unb  geber  auf  einem  ^a|)^ru^ftreifcn  bie  ?(nja^l  ber 
Stbp\t  notiert.  3)iefe  ?luf jeid^nungen  t)aben  fidler  ben  ^of^iftorio* 
grapsen  bei  9(bfaffung  ber  ®iegedtnfci^riften  fd^ä^en^nierted,  aut^en» 
tifd^e^  äWaterioI  geboten  "am  fd^ßmmflcn  unb  graufamften  fd^eint 
noc^  feinen  3nfc^riften  ^tffurnafirpat  im  9.  3a^rl|unbert  gemutet 
}u  ^aben.  ©o  erjäl^lt  er  »ieb  erholt,  bafe  er  bie  (befangenen  t)er^ 
brannt  unb  feinen  einzigen  aU  (^ifel  am  lieben  gelaffen  tjabt, 
befonber^  Änaben  unb  SRdbc^en  läßt  er  meift  in  ber  ©tut  ber 
angejünbeten  @tabt  berbrennen;  einmal  l^eißt  e^:  „t)ie(e  (befangene 
oerbrannte  ic^,  toiele  na^m  ic^  lebenbig  gefangen;  ben  einen  fd^nitt 
id)  ^finbe  unb  Slrme  ab,  anbcren  Siofe  unb  D^ren,  öielen 
SNännern  ftad^  ic^  ba^  "^(uge  auS".  äfjand^mal  lieg  er  aud^,  offen«» 
bar  jum  ^o^n,  bie  abgefc^nittenen  ${5pfe  atö  graufige  ^^rud^t  an  bie 
Seinftöde  in  ben  betr.  ©tabtgebieten  binben.  Sine  anbere  @trafe  toax 
baS@d^inben;  man  jogbem  unglüdlid^en  (befangenen  bie  $aut  ab 
unb  {fing  btefe  Xropt|äe  bann  meift  auf  ber  @tabtmauer  auf.  ^ie 
älJonumente  geigen  bergleid^en  0))fer  an  Firmen  unb  Q3einen  am 
Soben  ange))f(ödt,  fo  ba}i  man  nun  ben  ^e^rlofen  ru^ig  bie 
|)aut  abf dualen  fann.  ^od)  bei  ^ffurbanipal  (efen  mir,  bag  er 
bie  abgefaQenen  ^ntoo^ner  äg^t)tifd)er  @täbte  nteberf erlagen  lägt, 
grog  unb  Hein,  unb  ba%  er  i^e  fieid^en  auf  @tangen  ju  Rängen  unb 
i^nen  bie  .^aut  abjujie^en  befiehlt,  mit  ber  bann  bie  @tabtmauei^ 
bef (eibet  metben.  ^erfelbe  Sönig  lägt  gefangenen  ^inben  bie  Bu^S^^ 
ausreißen  ober  bie  iiipptn  abfc^neiben ;  alS  Xotenopfei^  für  feinen 
Q^o^ter  ®an^erib  ia^t  er  an  ber  ©teile,  tuo  biefer  ermorbet 
morben  mar,  @(efangene  abfd^Iad)ten  unb  itjr' jerme^elted  ^^leifc^ 
ben  ^unben,  Sd^meinen,  (Meiern  unb  [?i)d^en  jum  Jrage  geben, 
^'onberd  mußten  natürlid^  bie  jüünige  unb  dürften  ber 
Staaten,  bie  mit  SSaffengemalt  Ratten  bejmungen  merben  muffen, 
bie  ©raufamfett  ber  äff^rer  erfafiren.  35aB  fie  an  ^änben  unb 
($ü|en  gefeffelt,  mit  eifernen  jletten  belaben,  famt  ^au  unb  Slinbern 
mit  i^rem  @kfolge  nad^  Slff^rien  manbern  mußten,  bod  mar  nod^ 
bad  ^nigfte  unb  äRUbefte.  3^te  grauen  unb  Xöc^ter  famen 
in  ben  ^rem  bed  Slff^rerfdnigcf,  bie  Sb^ne  mürben  a(d  Qki^tln 
am  ^ofe  erlogen,  um  ff)äter  gelegentüd^  in  ber  ^olitif  au^gefpieh 
ju  merben;  Don  einem  folc^en  c^albäifc^n  ^^rinjen  fagt  5.  9).  ©an« 


38  3-  ^ung^r,  ^ccrmcfcn  unb  Ärieflfü^rung  bcr  tlff^rer.     «O.  Xn^4 

^erib  einmal,  baß  er  loic  ein  Üetncr  ^unb  in  feinem  ^alaft 
grofe  geworben  fei.  Die  dürften  felbft  ipurbcn  ^äufig  in  Ääfigc 
gef^jerrt,  oft  fogar  jufammen  mit  ^unben  nnb  ©d^weinen,  olfo 
üerad^teten  Xieren,  boju  nod)  mit  einem  ^unbej^oldbonb  an« 
flebunben  ober  mit  einem  Stricf,  bcr  burd^  bie  SBacfc  gejogcn  mar, 
unb  in  biefen  j^öfigen  jum  (^aubium  bed  affl)rifd^en  ^Obete  an 
ben  8tabttoren  uon  9{init)e  jur  @c^au  gcfteOt.  9(ffurbanipal 
fpanntc  einmal  öier  gefangene  ftönige  an  feinen  ^ßrunttoagen  unb 
tie^  fid)  Don  i^nen  nad^  bem  ^em))el  ber  9)elit  jie^en.  SBie(fad) 
tourben  bie  Jöi^ftc"  ober  aud^,  nadfbem  fie  offenbar  beim  Iriump^* 
einjug  aufgeführt  luorben  »aren,  getötet,  enttoeber  geföpft  ober 
gefd^nnben.  ®o  liefe  ?Iffurbanij)aI  einen  gefangenen  5"^ft^"  "^ 
9tinioe  auf  ein  „©djinbebrett**,  alfo  auf  bie  ^ofterbanf  legen  unb 
„iüie  ein  ©d^af*  fd^Iadjten.  ©elbft  bie  3;oten  tt)aren  nic^t 
fidler.  S(Id  Ummanalbad  Don  i£Iam  bie  in  ©alj  gelegte  unb 
fo  fonfermerte  Seid;e  beö  Nabu-bel-schumate,  ber  burd^  eigene  ^anb 
geftorben  mar,  an  äffurbanipal  gefd^irft  ffatte,  liefe  fie  biefer  erft  unbc* 
erbigt  liegen,  bann  aber  no6)  ben  5lopf  abfc^lagen,  ber  einem  feiner 
(örofeen  auf  ben  ^aätn  gebunben  mürbe,  gerner  liefe  ?lffurbonipaI 
bie  elamitifc^en  jü^önigdgräber  jerftören  unb  bie  ®ebeine  nad^ 
^fft^rien  fd^le))pen;  bie  (Gebeine  eined  aufrä^rerifd^eit  ®ambu« 
läerl)äuptlingd  mürben  ebenfalls  nad^  92inibe  gebrad^t,  feine  ge« 
fangenen  ©ö^ne  aber  mufeten  fie  an  bem  ©tabttor  jerfc^lagen. 
3Ran  mufe  babei  bebenden,  bafe  mit  bem  3^fi^^^i^  ^^^  ®rabed 
unb  ber  Seid^en  2:otenf|)enben  am  ®rabe  unmöglid^  merben 
unb  baburd^  ber  ®eift  ber  Soten  ru^elod  gemad(|t  mirb.  ^atte 
man  ia^  ©trafgerid^t  aber  üieHeid^t  fd^on  im  ^Ibe  felbft,  öor 
bem  ©tabttor  ber  eroberten  SRefibenj  ber  betrcffenbeii  öoU» 
jogen,  fo  brachte  man  bod^  bie  Äöpfe  nad^  SKniöc;  fie  mürben 
gefangenen  ßirofeen  ber  ^nige  um  ben  fKxtö  ge^&ngt  ober  üuf 
ben  9ladEcn  gebunben,.  unb  biefe  •  ®etreuen  mufeten  mit  biefer 
graufigen  93ürbe  unter  ®efang  unb  ©aitenfpiel  unb  bem  Subel 
be^  aff^rifd^en  ÜBolfeö  im  iriump^e  in  9?iniöe  eingießen. 

aäir  braud^en  biefe  Silber  ni^t  meiter  auÄjumalen;  man  t)cr- 
fte^t,  marum  SRa^um  .bie  Soten,  bie  SRinioe*  Untergang  oertunben, 
J^reubenboten  nennt  unb  marum  er  jaudijt,  bafe  „bie  ©tabt  ber 
^ilutfc^ulb"  untergeben  foll  (2, 1 ;  3, 1).  So  mirb  man  geneigt  fein, 
in  baö  befannte  Urteil  ?l.  t)on  ©utf^mib«  cinjuftimmen,  ber  bie 
'?lfft)rer  alö  ein  „unfäglid^  fd)eufeli^eig  SJoK"  bejcic^netc.  @c* 
mife,  barbarifdj  ift  bai>  *crfa^ren,  ba§  bie  Slff^rer  anmanbten. 


trO.  Xn,  4  9»raetittWe  ©roufnmfcit.  3?) 

aber  man  mug  bod),  um  gerecht  ju  jetn,  bie  v^itteu  uub  ftriegd« 
gebrfiud^e  bed  alten  Drientö  überl^aupt  berficffic^tigen;  fo  fe^t 
ragen  bann  bie  ^(ff^rer  aber  ben  'S)urc^fcl^nitt  ntc^t  ^inaud.  M) 
wiU  f)ier  nur  auf  bie  Sibel  unb  bie  ®ejci^ic^te  3§raete  Dcrtpeifen. 
Sei  ber  ©roberung  Sanaan^  burc^  bie  Sd^aren  3draefö  njurben 
bie  (Jinn)0^ncr  ber  mit  ©emalt  begmungenen  Drte  alö  onn  bc* 
trad^tet,  b.  f).  al^  ä93ei^eo))fer  an  3a^toe  afö  ^iegdgott;  fie  n)urben 
lämtlid^  getötet,  i^re  ^aht  ipurbe  Derbrannt.  9{oc^  Samuel  §aut  eigen« 
^änbig  ben  9lmalefiterfönig  3lgag  in  ®itgal  „öor  Sa^ttje",  b.  f).  am 
^Itar,  in  ©tücfe.  Unb  nod^  bie  retatit)  fpäte  Qnt  be«J  2)eutero* 
nomium^.  ift  nid^t  üiel  milber;  ba«  ®efefe  Don  621  fd^reibt  (3)t.  20, 
lOf.)  öor:  tüenn  eine  ©tabt  bie  Stufforberung  jur  ffia^jitulation 
abgelehnt  l^at  unb  nun  gen^altfam  erftiirmt  toorben  ift,  foüen  alle 
SRänner  mit  bem  @d^n)ert  getötet,  SBeiber  unb  ftinber  Der« 
ftlaDt  unb  bie  ^abt  geraubt  loerben.  l)a§  SBud)  Sofua  erjd^It 
ferner,  bafe  eine  ganje  ?tn}a^I  ©täbte,  j.  SB.  Serid^o,  fo  ^art 
be^anbelt  njurben,  bafe  aUeö  in  i^nen  Üebenbe,  fogar  baö  SBiel^, 
getötet,  bie  i^abe  aber  Derbrannt  morben  fei,  aud^  bafe  Äönigc 
Don  befiegten  Stäbten  „auf  ben  ^fa^I  gelängt  mürben";  ebenfo  tut 
e§  nac^  ben  SBorten  feiner  ©tele  ftönig  9Kefa  Don  TOoab  mit 
aSraeKten  „aU  fiuft  für  fiamof^  unb  für  TOoab".  ©elbft  SDaDib  tötet 
afö  p^iliftäifd^er  SBafaüenfürft  Don  3^9^09  ^^^  i"  ^^^  ^^n  i^m 
Überfallenen  fübli^en  ®ebiete,  SWann  unb  SBeib.  "Und)  2.  ©am. 
12,  81  bei  ber  SSeftrafung  ber  «mmoniter,  bie  be«  ftönig«  ®e- 
fanbte  gefc^änbet  Ratten,  ift  e«  bo^  noc^  fraglid^,  ob  ^ier  nid^t 
ftatt  an  3^ö"9^örbeit  mit  eifernen  ^tjten  unb  ©ägen  unb  mit 
ber  3i^9^^f*^i^  Dielmel^r  an  ein  goltern  mit  fold^en  ©eräten 
unb  mit  ben  ©fenjadfen  ber  ®refcf)fdf)Iitten  ju  benfen  ift.  3e§u 
Deronlaftt,  bafe  bie  Seute  Don  ©amarien  fiebjig  Dmriben  abfd^Ia^ten 
unb  i^m  i^re  ftöpfe  in  Sorben  na^  Seöreel  fc^idfen,  too  er  fie  in 
itoei  Raufen  Dor  bem  ©tabttor  auffd)i(^ten  Idfet  (2.  So.  1 0).  ©ine 
©d^eufelic^feit  aber,  toie  fie  2.  So.  15,  16  Don  SKena^em  erjä^It 
tt>irb,  !ommt  meine«  SBiffen«  bei  ben  9lff ^rern  nid^t  Dor.  SBir  muffen 
alfo  aud^  bei  bem  Urteil  über  bie  barbarifc^e  95el|anblung  ber  SBe- 
fiegten  burc^  bie  ?lff^rer  unö  immer  gegentoartig  Ratten,  ba§  man 
übec^upt  im  alten  Drient  aufeerorbentlic^  graufam  Derfuljr;  loenn 
toir  bann  an  Solonialfriege,  an  ben  Songoftaat  ober  j.  ®.  aud^  an 
unferen  ^Jreifeigjä^rigen  Srieg  unb  an  bie  aibigenferfreuajüge 
benfen,  bann  »erben  toir  bie  Slff^rer  »o^l  noc^  graufam  unb  bar« 
barif(^  nennen,  aber  bod^  ettoa«  mitber  urteilen  ate  Dorl^er. 


40  Of-  l^wMfl«,  ,t>*«»ffen  unb  Ädcftfüfftimfl  her  ÄffDrer.      WO.  X!t,  4 

^ebenfoUc^  aber  tft  feftju^Iten,  bag  bte  Sff^ter  ein  ttiegs^« 
(ufttgei^,  friegdgetDol^nted  unb  friegdtäd^tigec^  $off  toaxtn,  beffen 
^eer  ber  ©d^teden  unb  kDa^ifd^einlic^  auc^  bad  9){ufter  unb  Sor« 
bi(b  für  SSiorberaften  mar.  Unb  bte  grof^en  Könige  bed  neu^ 
aff^rifd^en  SRei^c«  »arcn  n^ol^l  35cf<)oten,  bie  mit  5"^^  ""^ 
Sdireden  ^errf^ten,  aber  bod^  aud}  genniltige  ^nip^tatoren,  bie  fid) 
in  i^rem  ^cer  eine  fd)ncibige  SBoffe  frffufen  unb  fie  fd^neibig  ju 
gebroud^en  »u^en. 


^artmonn  ä  ttolf,  Set^alg. 


®er 


M(ü  Öxüni 

(«rauK^egcSen  von  5«t 


1.  ^mmerii,  (prof.  Dr.  1§€inrt4:  Qß^B^fonifcte  l^i^mnin  und  €itMt.   ^wetU 

2.  Qyictgiiet,   (ptof.  Dr.  qßruno:   JR^BTtfc^«   3^9^^*     ^^f  ^^^^   ^^^^^ 

qß<rt4i<  und  QaTficffungen  gcfcStfbert.    (pflti  21  JRSfitfbun^en. 

3.  (praScft,  (prof.  3»^^^  (P-:  'BiltOB  ^tt  ^roge.    ({Tlti  7  JRSBtfbtin^en. 

4.  von  Bufd^an,  ^rof.  Dr.  ftfiy.  Bniftt^un^  und  S^^^f^  ^^^  JonifcOen 

f^&ttfc.    QVltt  41  üeStfbun^eii. 


1911/12 


/^fJL- 


My    3  1919 


13.3a9t9«n3  Dct  Jilte  Ofleiit  $«f(l 

flansfs   (4  «efte)  l»trÄU««egcben  ^on  dtr  ^^^„ 

2  m.,  0c».  3  m.  llordera$iaH$d)en  fl[e$e1lsd)aft  (€.  U.)  «o  ptcnnift 


Bal7ylonirdt)e 


<       * 


fiumnen  mt  debetc 


3(Peltc  Tluscpat)! 


Don 


Dr.  Qeinricb  3immern 

ort.  Profeffor  an  ttr  UnfocrfltAt  Tcipzig 


Ceipzig 
J.  C.  f)inricl)sTcl)e  Budilianblung 

1911 


Die  Uorderasiati$d)e  0esell$d)aft  (E.  U.) 


mU  4ciii  $IU  in  Berlin 

be5toe(It  bie  fjrörberung  ber  Dorberaftatif(!^en  ©tublen  auf  ®runb  ber  Xenfmfiler. 
®ie  gibt  loifienfc^aftlic^e  wirbelten  i^rer  SDHtglteber  in  jtoangtofen  ^eften  aU 
„SilitteKungen  ber  ^orberaftatifdiett  (Sefellf^aft"  unb  gemeinber- 
^finbü(!^e  ^DarfteHungen  biettelifibrlid)  unter  bem  Xitel  ^.^er  9(Ite  Orient" 
^eraud.  (ferner  »iU.  bie  ^feUfc^aft  bie  S3ef(!^affung  neuen  äJ^atcrtalS  anregen 
unb  unterflü^en. 

^r  ia4rlt(^e9)^ttg(i€bdbf  itrag  betragt  10  9R<trf,t09ffir  bie  ,,9litteilungen" 
(fon^  15  «R.)  «nb  „5)cr  «tte  Orient*'  (fonjl  2  Wt.)  geliefert  werben.  —  «itf • 
nannte  aU  ^itgtieb  erfolgt  burc!^  ben  )8orftanb  auf  einfädle  ^nmelbung  beim 
@(!^tiftffl^rer.  •—  S^^^^u^S  ^^^  93eiträge  l^at  im  Januar  an  ^iuri^d' 
Verlag,  Seip^idr  Slumengaffe  2,  ^u  erfolgen. 

X^erlSorftanb  befte^t a-  3^-  au«:  $rof.  Dr.  %.  t)on  Sufc^an,  1.  Sorfiftenber, 
©abenbe,  «erlin;  $rof.  Dr.  ^.  ^artmann,  2.  SBorrt^enber,  ^rmdborf  (Sltaxt); 
$rof.  Dt  üft.  6obernt)etni,  {teQoertr.  Se^riftfü^rer,  Skrlin-iStarTottenburg, 
eteinpiaf  2;  Dr.  ^.  ISBindler,  fBilmerSborf;  ^rof.  Dr.  6r.  SReibner,  Sredtau; 
Sic.  Dr.  «Ifr.  3eremia8,  fieipaig;  «rof.  Dr.  fj.  «-  Reifer,  tönigSbcrg;  $rof. 
Dr.  ^rbr.  gommel,  SRfincben.  —  Herausgeber  ber  ,,VMtteitungen":  $rof.  Dr. 
H.  «Binrfler,  ©Umer«borf  b.  ©erlin,  »iugerflr.  79,  bed  ,,«ltcn  Orient": 
^erfelbe  unb  Sic.  Dr.  %(fr.  ^eremiad,  2t\p^\^  $auptniann|lraBe  3. 

XnhäU  der  biiricr  crtcbicncncn  Dcfu  dn  „ülten  Orient^'  (Prtit  eo  i»1.): 


^g^pter  alS  Itrieger  u.  (Sroberer 
in  «Ren.  7^bb.  ^B.^K.SKüüer.  5i 

^(bnft  unb  Soroc^e  ber  alten 
Ägypter     Wxt  3  «bbtlbungen. 

©on  ^.  Spiegelberg.  Ss 

SRagie   unb  3<^>i^^f^<   i"*    ^^^^ 

Agqpten.    ©on  ^.  SSiebemann.  64 
Sote  u.  Xoten«92eid3e  im  stauben 
ber   alten    Ägypter.     3.  «ufl. 

^on  «.  Biebemann.  2fi 
«mulette  ber  alten  ä[at)ptcr. 

9on  «.  SBiebemann.  12i 
Unterbaltungdliteratur  ber   alten 

Ägypter.    2.  9(uflagf 
öon  31.  ©iebcmann.  34 

^marna-i^eit.      ^g^pten  unb 
©orbenifien  um  1400  o.  d^br. 
«on  e.  «iebu^r.  Is 

Arabien  bor  b.3«tam   2.  «ufl. 

9on  O  fBeber  3i 
Sforfcbungdreifen  in  Süb-Vrabien. 
3  S^artenff.  unb  4  9lbbitbungen. 

«on  O.  ^eber.  84 


(Slaferd  f^orfcbungdreifen  in  ©üb« 
arabien.    Wit  1  ©ilb  (i^laferd. 
»on  O.  »eber.  10a 

«ramäer.  ©on  «.  6anba.  4s 

«furbanipal  u.  bie  aff^riuJbe 
5luttur   feiner   Seit.    17  tlbb. 

«on  S.  3)elitf(^.  lli 
tt^iopien.  191bb.9B.iK.WülIer.  61 


$olitif(^e  dhttraitflung  ©ab^lo' 
nienS  unb  «ffl^riend. 

©on  H.  »indler.  2t 
$)inimefö«  n.  3BeltenbiIb  ber  Sßabt^' 
lonier.     2  fibb,    2  erioeitertc 
Auflage.       ©on  ^.  SBindler.  38;s 
9Belt[(l)5pf  ung,  ©abplonif  (be.  1  fibb. 

9on  ^.Sindler.  81 
i)fimonenbef(btDdntng     bei    ben 
©abi^loniern  unb  «ffurcrn. 

9on  0. 3Beber.  74 

Deutung   ber   3"^<nf^    ^^^  ^^ 
IBab^Ioniern  unb  9({f9rern. 

8on  «.Ungnab.  10a 

(^rlfr^ung  auf  ber  brUtfn  Umfi^lagfctte} 


^xt  im  folgenben  gebotene  neue  ^udma^I  Don  Xegten  a\i^ 
ber  religiöfen  ?ßoefie  ber  SBab^Ionier  unb  Slff^rer  bilbet  eine  gort- 
fe^ung  unb  Srganjung  ju  meinem  ^efte  „SBab^Ionifc^e  ^^mnen 
unb  ®ebete  in  «(udma^I"  (?IC.  VII,  3).  Die  bort  gegebenen  ein* 
leitenben  SBemerfungen  über  bag  Sllter,  ben  literarifd^en  6I|araher, 
bie  metrifd)e  gorm  ber  babtjlonifd^en  f>^mnen  gelten  barum  in 
entfpret^enber  Sßeife  aud^  für  bie  im  oorliegenben  ^fte  mitgeteilten 
^e{te.  SBei  biefer  neuen  ^udn)a{|I  lieg  id^  mic^  oon  bem  ®efic^td* 
punft  leiten,  junac^ft  überhaupt  einige  toeitere  in  bad  fräl^ere  ^ft 
nod^  nid^t  aufgenommene  c^orafteriftifc^e  unb  möglid)ft  t^oQftänbig 
er^ottene  .f)t)mnente£te  oorjulegen,  fobonn  ober  namentli^  aud^ 
einige  ber  Xe^te  ou^  ber  ottbab^Ionifc^en  Qtxt  ^injujufügen,  bie 
erft  neuerbingd  befannt  geworben  unb  bem  SSerftänbni^  einiger* 
mögen  erj(^Ioffen  morben  finb.  SBerben  bod^  indbefonberc  au^  ber 
alten  Xempelbibliot^ef  in  Slippur,  beren  (S^ftenj  man  bis  oor 
furjem  fogar  i^rem  miffenfc^aftKc^en  (Sntbecfer,  $i(prec^t,  gegenüber 
abjuftreiten  gen)agt  i)at,  je^t  erfreulic^ertoeife  in  immer  fteigenbem 
SRage  ja^Ireic^e  ^^mnente^te  aud  bem  britten  oorc^riftlid^en  !3a^r« 
taufenb  un^  jugfinglic^  gemad^t,  Xejrte,  bie  fid^  immer  beutlid^er 
atö  bie  bireften  Originale  unb  SSorldgen  ju  ben  ^^mnen  aud 
fpdterer  Qzit  tferauöfteHen,  bie  mir  au^  ber  SBibliot^ef  3lffurbanipal8 
ober  au«  ber  neubabt)Ioni}c^en  3^^*  befiften.  greilic^  \)aht  xd) 
fpejiell  biefe  3;ejte  auö  ber  altbob^Ionifc^en  3^*  ""^  ^^t  einem 
getoiffen  ^a%tn  in  biefe  Sammlung  eingereiht.  3)enn  ba  fie 
burd^toeg  nur  in  fumerifc^er  ®prad§e  unb  no^  baju  oielfad^  in 
einer  eigenartigen  Sc^reibtoeife  biefer  Sprache  überliefert  finb,  fo 
tft  bie  @i(^^eit  in  ber  Überfe^ung  biefer  Xejrte  bei  loeitem  nic^t 
Wefelbe,  »ie  bei  benjenigen,  bie  in  femitif(^*bab^Ionifd^em  ©prac^* 
getoanbe  vorliegen.  Äuc^  burc^  gragejeid^en,  toie  id^  folc^e  bei 
biefen  Xe^ten  in  jiemßd^er  Slnja^I  ongebrad^t  l^abe,  lägt  fic^  nic^t 
tioÜftdnbig   ber  ®rab  ber   (Sid^er^eit   ober  Unfic^er^ett   fenntli^ 


4  &.  3iinmern,  Sab^lon.  ^^mnen  u.  ^bete.    2.  Hudtoa^I.    ^O.XIII,  1 

mad^n,  ber  unferer  @rflärung  biefer  Siteraturgattung  btö  je^t  noc^ 
anl^aftet.  Snblid^  tooQte  id^  nid^t  oerfe^Ien,  ben  tn^altlic^  tec^t 
ivtd^tigen  großen  ^^mnud  an  ben  Sonnengott  (Sd^amafd^  in,  fomeit 
möglich,  DoQft&nbtger  Überfe^ung  ju  bieten  unb  baju  bann  ald 
3ln^ang  ben  fid^  eng  bamit  berü^renben  intereffanten  lejrt  mit 
SBeid^eitdfprüc^en  üotjulegen,  foloeit  ed  ouc^  ^ier  bei  bem  leiber 
immer  nod^  red^t  fragmentarifc^en  3i*f^önbe  biefe^  tt)id^tigen  Xeftes; 
möglid^  ift. 

@d  mögen  nun  junöd^ft  einige  n)eitere  an  ben  3)2onbgott  @in^ 
gerid^tete  ^^mnen  t|ier  i^re  ©teile  finben,  unb  jnjar  juerft  ein 
fold^er  aud  ber  ^ibliotl^e!  9[ffurbani)7ald,  ber  5ur  Gattung  ber 
„Sefd^n^örung^If^mnen"^  gehört  unb  ber  f)}ejieU  baju  beftimmt  ift, 
ben  fd^Iimmen  S^orjeid^en,  bie  eine  SKonbfinftemi^  mit  fid^  bringt, 
ju  begegnen*: 

©in,  9ionnar*,        leud^tcnb  [am  glonjcnbcn  .^immel,] 

@in,  9?eu*crfllänjcnber,        (Stt^edeT  [ber  5inftcrni8;J 
ber  ^ettigteit  bringt       ben  [bidben]  9Renf(!^en, 

bie  fc^marjMpfigen  SKenfd^en  red^t  fiii  leiten        li[egt  in  betner  ^anb!J 
^ell  ift  bein  Sid^t       am  [gldn^enbenj  ^pimmel,  5 

ftra^lenb  beine  ^adel        gleich  bem  (^uergott,  [bem  glü^enben.] 
(H  erfüllt  bein  ^lan^       bie  @rbe,  bie  weite, 

ed  ftra^Ien  bie  SJi^enfc^en,       erftarlen,  ba  fie  bic^  fe^en. 
O  9nu  bcd  ^immeld,  beffen  dtatft^lug       niemfanb]  erlernt, 

riefig  ift  bein  Sic^t,       gleid^  Sdjontafc^,  [beinem]  ^figeborenen.  10 

{&^  beugen  fi(^  Dor  bir  bie  großen  Götter,  bie  (Sntfc^eibung  ber  S&nber 

liegt  öor  bir. 
^gen  bed  ^öfen  einer  ^onbfinfternid,        bie  in  bem  unb  bem^  SRonat,  an 

bem  unb  bem^  S^age  ftattgefunben. 
bed  $dfen  an  3ci4en  unb  (i^efii^ten,  fc^Iimmen,  unguten,        bie  in  meinem 

$alafte  unb  meinem  iBanbe  maren, 
befragen  bic^  bie  grojsen  (Spötter,        unb  bu  erteilft  SRat, 

ftften  fie  indgefamt  ba,       befprec^en  fic!^  gu  beinen  f^gen;  15 

Sin,  leuc^tenber  t)on  (Stur*,  fte  befragen  bid^,         unb  bu  erteilft  ba0  Orafel 

ber  ®dtter, 
jur  $erfc^roinbung«f jeit ',  bem  ^ag  beinee  Dratele,        ber  Sntfd^eibung  ber 

großen  ®6tter, 
bem  breifeigften  iage,  beinem  Sfefte,       bem  5tcubentag  beiner  ®ott^eit. 


^  Sgl.  ben  ^^mnud  an  @in  in  ber  erften  9udtt>a^l  €.  11  f. 
*  Sgl.  ebenba  @.  13  ff.  *  ting,  ^ag.  ftt.  1  ($erd)  9h.  2,  (£ombe 

9h.  2).  «  Seiname  Sin«  mit  ber  Sebeutung  „Seu^ter".  »  ^tet 

war  im  fonfreten  gfolle   ber  Senu^ung  be«  ^^mnucf  ber  betreffenbe  Si^onot 
unb  Xag  einj(ufe]^en.  *  ißame  hti  SBeltberged  unb  bed  barnac^  be« 

nannten  (Sail«Xem))efö  in  9i\ppwc.  '  ^ie  3eit  ber  Unrtd^tbarfeit  beft 

V^onbe«  am  V^onat^enbe. 


fi€.  XIII,  1  ^^mnen  an  @in.  5 

€  92amra*6it\  an  Straft  o^ne  gleichen,       beffen  Süatfd^Iuft  mc[manb]  erlernt! 
34  fluttete  bir  ^in  eine  reine  @penbe  ber  ^adfi,        ftojl  bir  aud  bad  befte 

id)  htn^t  mid^,  fte^e  ba,       {uc^e  bi(^  auf,  ja  b[i(^;]  [9ier,    20 

^ebanfen  beS  ®uten  unb  fRzd^ttxi       rid^te  auf  [mi^i] 
^eiu'Q^ott  unb  (meine)  (in$ttin,        bie  feit  Dielen  3:a0en  [mir]  jürnten, 

in  ffitdit  unb  ^erec^tigfeit       feien  fie  mir  (»ieber),  geneigt; 

mein  ^eg  fei  günftig,        mein  $fab  fei.[gerabe!] 
^oc^beni  gefanbt  ßaqax,       ber  (S^ott  ber  träume,  25 

mdge  inmitten  ber  92a(^t  t>t>n  ber  Söfung  meiner  @finben  ic^  ^ören,       meine 

@(!^u(b  mdgeft  bu  tier[geben;] 

fo  will  id)  für  immer        ergeben  [bir]  ^ulbigen! 

Der  fotflcnbc  ©in^^^mnu^,  cbenfaUö  auö  ber  ©ibliot^d 
?[ffurbonipate  ftammcnb,  gehört  einer  liturgifc^en  ©ammlung  öoit 
®cbeten  an,  bie  jur  Segleitung  t)on  allerlei  mit  ber  Orafelbefragung 
Derfnüpftcn  ftult^anblungen  Dom  ^efter  ju  f<)rec^en  loaren-: 

@in,  I^eHer,  glön^enber  ®ott,        92annar  [be^  ^immetö,] 

eTbfoI)n  eHiB,  [leuc^tenber  »on]  ©[für!] 
3m  jlönigtum  über  ba^  ^ß       be^errfd^ft  bu  bie  Sänber, 

fe[(eft  ^in  am  glön^enben]  ^imme(  ben  ^^ron; 
ein  t^e^rce  Sinnen  legft  bu  on,        mit  ber  .t>errfd^ermüje  [bcbedft  bu  bi(^,]  5 

f^Trüteßenber,  leuc^tcnber  [®ott!] 
^errfdjer,  ©in!    ©ein  Sic^t,  ben  SKenfdftcii,        [i^enj  ge^t  ed  ooran, 

fürftU^er,  Ieud)tenber  [OJott!] 
Neffen  «efeljl  ni^t  geänbcrt  wirb,        auc^  beffen  a«atf<^Iu6  ein  ®ott, 

wer  immer  auc^,  nic^t  fennt.  10 

C  Sin,  bei  beinem  (5rf(^einen        ücrfammeln  fic^  bie  @ötter, 

werfen  bie  Äönigc  in^gefamt  i^r  ?IntIiJ  nieber. 
92onnar,  ©in,  .  .  f ],        ©in  bu  ge^ft  ^erau« 

mit  glön^enbem  ^iotftein  unb  Safurftein; 
beim  aufleuchten  ©insJ        jout^^en  bie  ©te[rne,]  15 

freut  ftc^  bie  S^at^t. 
&  wof^nt  fürwo^r  ©in        inmitten  bed  glänjenben  ^immeld, 

©in  ift  ein  gehegter  (£rbe,        ein  geliebte^  ^inb  [(Sllild.] 
(£in  Surft,  ein  «eroter  ift  ber  (grbfo^n  iSüiU,       ein  [gewaltiger  «n]füt|rcr, 

eine  Öeu(i)te  be«  .^immcl^,        ein  §err  ber  Sauber  beg  {'UM?].  20 

3n  ©ribu  ift  fein  3Bort        genehm  [ ] 

bu  ^aft  gegrünbct  Ur,        im  ©öttcrgemat^  [ J 

©in,  9?onnar  f ] 

(3oTtfe|ung  fe^lt.) 

(£nb{i(^  \\o6)  ein  ^^mnu^  an  @in,  ber  unter  ber  Sejeic^nung 
„glötenftagc  für  ©in"  bereite  au8  altbab^Ionifd^er  3«t  in  fume* 
tifc^er  ©prad^e  Vorliegt,  ber  aber,  »ie  fo  manche  anbere  ©dtter** 

^  Seiname  ©ind  mit  ber  Sebeutung  „Don  glän^enbem  ftufgang". 
«  K.  8794  unb  K.  2792  (^errtj  9hr.  5,  üombt  9h.  9). 


6  .p.  Simmern,  $>abi)lon.  ,<p^mucii  u.  ®ebctc.    2.  5(iwwqI)(.    «O.XUI,  1 

l^^mnen\  noc^  bi^  in  bie  fpätefte  3^^*  ^F  ^W^fl^  babt)fonifc^er 
Siteratur,  j.  %,  mit  aff^rifc^er  3nterIincar*Überfc^ung,  in  na^cju 
gleid^em  3BortIaut  toeitcr  überliefert  »urbe*: 

3n  ber  glanj^enb^n  ^arfe  bcd  |)immele        .^oerrfc^er  Don  jelbft, 
Satcr,  9^annar,        ^crr  öon  Ur, 

^attx,  3lannax,       ^crr  Don  @fijti^f(^it:flal  ^ 
^oter,  9iannar,        öerr,  Siamrcftit, 

iperr,  9{annar,        ^auptfo^n  SUild!  5 

&^enn  bu  bQt)infQ^r)t,        menn  bu  ba^infäbrft, 

Dor  bcincm  Soter,  Dor  (gflil,        bu  ipcrrjc^cr  bift, 
Später,  9?onnar,  wenn  bu  ^^crrfd^cr  btft,        wenn  bu  ^2lnfüt)tcr  (^Vj  bift, 

in  bcT  ©arfc,  bic  burtft  bce  ^immcle  SRittc  fäljrt,        bu  $)crrf(!^cr  bift, 
^Qter,  Üßannar,  ja  bu,        wenn  bu  bie  olän^enbe  ^etjaufung  befteioft,        10 

$oter,  ißannar,  menn  wie  ein  8d)iff       burc^  bie  ^lut  bu  bat)infä^rft, 
wenn  bu  ba^infäf)rft,  loenn  bu  bal)infä^rft,        bu,  menn  bu  boljinfä^rft, 

loenn  bu  bo^inföl^rft,  wenn  bu  leu^teftf?),        bu,  wenn  bu  bafjinfätjrft, 
wenn  leuc^tenb(?)  ben  SBegi?)  bu  Doüenbeft  (?),        bu,  wenn  bu  bol^infaijrft, 

*ater,  ^ionnor,  ^irte(?),        wenn  für  bie  $)erbe  bu  bcforgt  bift,  15 

fie^t  bein  SSoter  mit  frohem  ©lief  bic^  an,        ift  wol)I  bcforgt  für  bidi  — 

$)eil  ben  ftönifleruljmeötaten,        bo  in  Öid^tglonj  i?)  bu  aufge^ft!  — 

l)Qt  @ni(  ein  ä^pter  auf  ferne  ^age        für  beine  ^anb  üottenbct. 
^:i»cnn  in  Ur  bie  glönjenbc  ©arfe        hu  befteigft, 

Don(y)  bem  .f)crrn,  S'hibimmub*,        wot)l  bejorgt  bift,  20 

wenn  in  Ur  bie  glänjenbe  ©arte        bu  befteigft  ^ 

$elb,  ©ater  SiJannar,        wenn  bu  woljl  beforgt  bift, 
golbl)eUeö  ®öttergemac^,        bas  im  ilonbc  präd)tig  ift, 

filbert)ene§  QJöttergcmac^,        ba«^  im  Sanbe  crljaben  ift! 
C  .'perr!    SBer  ift  wie  buV        3Bcr  tommt  bir  gleich)  ?  25 

(SJrofeer  .^elb!    9Ber  ift  wie  bu?        3öer  fommt  bir  gleid)? 

.t)err,  5Rannar!    SSer  ift  wie  bu?        Sßer  fommt  bir  gleid)? 
3Benn  bu  beine  3(ugen  erl)ebft,        wer  entranne  ha'^ 

3Benn  bu  beine  Schritte  öffneft,        wer  enttarne  ba? 
^u,  bein  3Sort,  wenn  cö  an  bae  SRccr  ergeljt,        erfc^ricft  jelbige«  ÜJieer,   30 

bu,  bein  ©ort,  wenn  e«  an  bie  SJJarfd)  erget|t,        wefjflagt  bie  SDtorfd), 
wenn  es  an  ben  @upt)rat(?)  erget)t, 

bie  $)od)fIut tilgt  ce. 

C  .öcrr,  ^Januar, 

35 

mt  Söaffer  bic  SWarfc^  burd)  beine  ©artet?),        bic  glänjcnbe,  füüft  bu. 

3)a0  aWcer,  beffen  ÖJrunb        5if(^e,  «ögel 

4)cil  ben  9*ui)mc«tatcn,  foDiel  it)rer  befannt,         öeil  ben  Äulimeetoten,  foDicl 

it)rcr  befannt, 

•iicrr,  9kmra-6it,        ^eil  ben  JHu^meetaten,  fooiel  iljrer  befannt  1 


»  ©gl.  ba^u  erftc  «uewoljl  3.  4.  «  (£„„   r^^^^^  xV,  17  unb 

iHeidner,   ©ijmn.  9ir.  88  ($err^  5hr.  3  u.  4,   gombc  9h:.  3  u.  4,   üangbon 
9hr.  33).  »  icm^l  ©in«  in  Ur.  *  ©eitwmc  beij  Ö^ottei^  da. 

^  ^on  l)ier  ab  nad)  bem  fpätbabt)lonifc^en  (£:rcm))lar. 


tlOiXill,  1  .  jp^mnu^  QU  9bab.  7 

@)ef&nge  ber  ^errfc^ennac^t,        @(efangc  ber  iperTfc^ernmci^t,  40 

(^efänge  ber  ^errfd^exmdc^t        finge  man! 
Stra^Icnbe  Äönig^müfe,        in  ber  Stobt,  bcrcn  Sage  gut  ift  .  .  .  . 

ber  ein  3^*^^^  o^f  f^^"^  ^öge        aU  [(S^ef^itf  beftimmt.] 
(^ie  Sfortfe^nng  fel^tt;   oom  @c^(u6  ift  nur  nod)  ein  unbebeutenbec  dieft  in 

bem  altbabtjlonifc^en  ^emplar  er^oUen.") 

%n  ben  SBcttergottSlbab  ift  folgenber  ^i)mnud  au^  altbaht)* 

lonifd^r  Qtit  gerid^tet,  ber  tuicberum  nur  in  fumcrifd^cr  ©prad^c 

vorliegt  unb  ber  in  ber  Unterfcfirtft  afe  „JfötenHage  für  9lbab" 

bcjctt^net  ift^: 

[„«bab,]  Drät^tigcr"        ift  bcin  ^iornc,  [l)crra(t)cr]  ®ott, 

[„^err  (V)),  31bab,  groget  Stier,  prächtiger"      ift  bein  ^iomc,  [()errli(^crj  ®ott. 
„^ob,  ftinb  be§  §immel§(gottee),  großer  Stier,  |>ra(!)tigcr"        ift  bein  92ame, 

t)c[rrlic^er]  ®ott, 
„:!perr  oon  ^it^-forfar*,  großer  Stier,  prächtiger"  ift  bein  9^ame,  ^err* 

[Iid)er]  ejott. 
„9lbab,   ^err  bee  Überfluffee,   großer  Stier,   prädjtiger"  ift  bein  9lome, 

[t)errlic^cr]  ®ott,    5 
„3tt)ining  bea;  ^errn,  be«;  Öiottc«  (Sa,  großer  Stier,  prächtiger"        [ift  bein 

9?omc,  l)errlic^er  ®ott.] 
„ißoter  ^Äbob,  $)err,  ber  auf  bem  Setter  cinl)erfäl)rt''         ift  bein  ^Jkme,  t)err* 

lidjcr  ©Ott, 
„3^ater  5(bab,  ber  auf  bem  großen  3Öetter  ciul)crfälirt"        ift  bein  9?ame, 

()errlid)er  Q^oti. 
„^ater  "Hbab,  ber  auf  bem  großen  ßörocuiVi  cinljerfätirt"        ift  bein  ^amt, 

l)errlid)cr  ®ott, 
„9tbab,  2ö!oe(?i  be«  Wimmele,  großer  Stier,  präcl)tigcr"        ift  bein  92ame, 
2Jein  9?ame,  ba«  Sanb        überwältigt  (?)  er,  [l)errlid)cr  ®ott.    10 

bein  i^tan^,  baS  Sanb        toie  ein  C^emanb  bebecft  er  ce. 
^tuf  bein  Dröhnen,  ber  große  93erg,        ber  ^4Uater  eUil,  mirb  erfd)üttert, 

bein  33rünen,  bie  große  SJJutter,        bic  ^Hnlil,  läßt  ee  erftarren. 
(SUil  feinen  So^n,        ben  5lbab,  beorbertc  alfo:  15 

„l)\i  mein  So^n,  3Better,  SÖieiftcr,  mit  ringeblicfcnbcm  ^^luge,       355etter,  SReiftet, 

mit  crliobenem  5luge,, 
„?(bab,  Söetter,  SUieifter,  mit  ringeblicfenbcm  ^^lugc,        ^Setter,  3Keifter,  mit 

crljobenem  Sluge, 
„iföctter,  ber  bu  wie  ba^  Siebengcftirn(?!  öon  Überfluß  iVi  crfüüt  i ?j  bift, 

SBetter,  9J?cifter,  mit  erbobenem  ?Iuge, 
„3Öetter,  möge  beine  Stimme  il)ren  Älang  ertönen  laffen,        Setter,  9Keifter, 

mit  erhobenem  ?luge! 
„^er  ^ti|,  bein  Sefir,  möge  öorau«Jj\iel)en !        Setter  ufm.  20 

„Du  mein  So^n,  jiel)  babin,  ijieb  bal)in,        mer  !ann  mic  bu  angreifen? 
„%ut  basj   3r<^inbeölanb  ^öfe«    bem  ^ioter,   beinem  (Sr.^euger,        wer  fann 

—  — loie  bu  angreifen? 

^  dvm.  Xejt«  XV,  15  (Üangbon  5h.  29;  Ungnab  in  Ö^reßmann,  «It* 
»ricntal.  I^tt  1,83).  «gl.  bie  3rbabbt)mne  in  ber  erften  ?(u«n)abl  S.  12 
unten.  ^  tu^tort  beö  ?lbab. 


8  ^.  Bimtnern,  «ab^lon.  ^mnen  u.  (»tbttt.    2.  «(udioal^I.    9ÜD.  XIII,  i 

„%it  Heinen  ©teine*  meifterft  bu  trefflich  (?),       toet  tonn  wie  bu  anQieifen? 

„^ie  gto^  @teme^  mei|ltrfl  bu  trefflich  (?),      »er  fann  wie  bu  anoceifeii? 

„I^eine  üeinen  Steine,  beine  gro^n  Steine       lag  über  jened  lod!  25 

„%a^  gfeinbedlanb,  beine  Steckte  ^erftdre   ed,        bein  weitreic^enber  ttrni 

werfe  ed  nieber!" 
9tt)ab  ben  Porten  bed  SSatere,  feinet  d^^euger^,        fc^enfte  er  ^el^dr, 

Ißater  W>äb,  ba  aud  beut  i^aufe  er  l^eraudging,     wie  braufenbed  fetter  wor  er ; 
ba  oud    bem  ^aufe,    au^  ber  Stabt  er  l^eroudging,        ein  iu9enbIräftifleT 

ßöwe(?)  Wttr  er, 
ba   aud  ber  Stabt   er   [(einen  $Beg(?)]  na^m,         ein  bur(^bringenbed(?) 

^tter  war  er.    SO 

3ür  ben  ©ötter^errn  eiUt  jcftft  beftimmtc  ^^mnen  bcfi^cii 
mir  (eid^t  begteiflid^ertoeife  eine  ganje  9lnja^I  unter  ben  fume« 
rifc^en  Sicbcm  aud  altbob^Ionifd^er  ^üt  golgenbc  „^^ötenflofle" 
für  emi  fei  ate  ein  »eifpicl  biefcr  ®mU^i)mnen  mitgeteilt^: 

^err,  ^ei^^eit  be{(  Sanbed,       ^errfd^er  oon  felbft, 

(Süll,  ^err,  Skidl^eit  bed  £anbed,        ^errfd^er  oon  felbft! 
IBater  (Smi,       ^err  ber  fiänber, 

8ater  (SUil,       |»err  bed  feften  ^ortee; 
8ater  dUii,       ^irte  ber  Sd^war^föpfigen  ^  5 

Sater  (SUil,        fc^arfblidenber  üon  felbft; 
Sater  WH,       ^elb,  ber  bie  ^Rannen  bei  Bo^Ifein  erhalt  (?i, 

Sater  dUil,        ber  bie  SDtengen(?)  wohnen  la^t; 
ßagernbcr  fBilbodifc,        Stier,  ber  /jerftört  o^nc  gleichen  (?), 

(SQil,        Sefi^er  ber  weiten  ®rbe!  10 

^err,  ber  ba  bcntft(?)  feine  SRannen,        Obcrftcr  ber  @rbc, 

^err,  ber  &l  ffir  bie  SRannen,        Wild)  für  bie  :3ungen  (?)  reid^Iid^  mad^t; 
^err,  ber  fßo^Ifein  (?)  wohnen  lägt,        bie  Stabt  befd^ü^t  (?), 

in  feiner  Kammer       ift  bad  Orafel  grog. 
Son  bem  Serge  be«  Sonnenaufgänge     bid  5um  Serge  bed  Sonnenuntergang^  15 

im  Serge  ber  ^err  be*  ßeben«  (?)  bift  bu,      ber  ^err  be« bift  bu. 

@ttil,  in  ben  Sergen  bie  .^errin  be«  ßeben«^  (?),      beine  d^ema^Un,  bie  fjerrin 

be*  .  .  .  . 
(Gewaltiger,  bie  gurd^tbarfeit  be€i  t)o^en(?)  ^immeld,        bir  lommt  fie  §u(?), 

(Smi,  ber  Stab  ber  O^dtter,       bir  lommt  er  au(?)! 
Sater  (EKil,  ber  bad  ^aut  fpriegen  lägt,  bift  bu,        ber  bad  $orn  fpriegen 

(5gt,  bift  bu,    20 

@ttil,  bein  (ä^Iang,  in  ber  SReeredtiefe        bie  gifc^e  erleud^tet  er, 

bie  Söget  bed  |>immeld,  bie  Sifd)e  ber  Weere^ttefe,       bu  f&ttigft  fie! 
Sater  (SÜW,  mit  erhabenem  (S^efange  (?)  lommen  wir  (?),       bad  Sefte  wirb  im 

Jl^orbe  (?)  bir  atö  O^efd^ent  bargebrac^t. 

^err  bed  2anhti,  Seigen  an  (beine)  Statte  fe^en  wir  ^in,    einen  ßorb(?) 

Sater  (SKtl,  bie  rid^tige  d^abe,  bie  reid^Iid^e  &aht,       nimm  fie  an!        25 


1  Darunter  ift  wo^(  ber  ^age(  au  oerfte^n.  *  Hun,  %t^^ 

XV,  10  (Sangbon  9hr.  28).    Sgl.  bad  ftlagelieb  an  (Ettil  (Sei)  in  ber  erfken 
«u«wol)l  S.  31.  *  Sejjeic^nung  für  „bie  SWenfc^en". 


9(£.X11I,1  ^iimnen  an  (Smi.  9 

@ine  anbete  folc^e  „$lötenf(age"  fär  Sflit  (autet  nac^  jlvei 
altbab^Ionifc^en,  fumetifd^en  unb  einem  neuaff^rifc^en  Xe^e  mit 
Snterlinearoerfion  ^: 

^ifer,  Krater,        toer  oerftänbe  beinen  $lan? 

TOt  Äraft  bcflabtcr,        ^crr  oon  (g-fur«! 
@(eboren  im  (Gebirge,        ^err  uon  @«fd^ar^, 

^aktter  oon  gemaltiger  traft,       $ater  mUl 
i^öttii^tx  &pxoi,  l^e^rer,      bcc  bu  in  bet  @(^Ia(^t  atö  i^t^erfc^Iug  (?)  bafte^ft,   5 

ber  bu  bad  &iitb  »ie  KRe^I  au^breiteft  (?),        wie  (Betreibe  abmfi^^  (?). 
^n  lodbred^enber  (?)  ($(ut{hirm,        menn  nac^  bem  Seinbedlanb  bu  auiSjie^ft, 

ein  Änflreifer  (?),        »enn  bae  Qkhix^t  bu  oeri^eerft. 
Xa6  Seinbeelanb        toie  mit  einem  Büttel  (?)  fci^l&gfi  bu  aufd  ^axipt, 

bic  IQerge  in^flefamt        wirfft  bu  nieber.  10 

„^r  öerge  flrojc  flauer  bin  id^,        itjr  öerfd^luß  bin  id^"^, 

bie  Stollen       fc^Iftgft  bu  nieber. 
^e  lilrflüget  bed  ^immel^^        rüctft  bu  beifeite, 

bie  9}iegel  bed  ^^immetö^        fc^iebft  bu  weg; 
ben  $erfd)Iug  bed  ^immeld«        Idfeft  bu,  15 

ba«(  @^Io|}  bed  ^immeld^       fprengft  bu. 
5&ad  unbotmö^ge  Sanb       breitest  bu  ^in  wie 

ba^  fetnblic^e,  unbotm&gige  Sanb        oernic^teft  bu. 
C  f)err,  ber  bu  überaQ  ^unger^not  gefd^affen,        wie  lange  nod^,  bi^  nt(t)t 

me^r  oernic^tet  wirb? 

^ein  joniigeiJ  ^erj,        wer  fann  eö  bejänftigen?  20 

Xer  ^udfpTud^  beined  äRunbe^        (bringt)  3cii^^ntng  ol^ne  ©leid^en, 

gegen  bic^,        wer  vermag  fic^  aufjulel^nen? 
€  .^err,  ein  Söwe(?)  bed  gldn^enben  ^immeld  bift  bu,        ein  (Ikwaltiger  im 

fianbe  bift  bu! 

„Die  gifd|c  be*  SWeere«  loffc  ic^  gcbeil^en  (?),  bie  «ögel  be«  [^immeld] 

loffe  ic^  fliegen'' (?)». 
mn  fianbmann,  ber  hai  3felb(?)  bebaut,        o  (SUtl,  bift  bu;  25 

ein  erhabener  ^err,        ein  ^elb  .....  bift  bu! 
Äu«  beiner  dtec^ten        entfommt  fein  ^xnb, 

au^  beiner  fiinfen        entrinnt  fein  ©öfer. 

(fe^It  eine  3cile) 

ouf  bae  «uftun  beine«  SRunbe^        jur  ©teile  nid^t  [fe^rt  jurficf].  30 

fiknn  bu  ba«  gfeinbeslanb  öerfluc^t  l^aft,        feiner  fann  bann  [ ] 

[Dic^  ju  befänfjtigen  (?),        o  eUil,  [öermag  9liemanb(?)]. 
[feerr]  Don  e*fur,        öon  audgebcftnter  Tta&jt  [bift  bu,] 

[ ]        ber  ®ötter  bift  bu! 


»  Cuu.  3:eft0  XV,  11  f.;  VAT  617,  III,  28 ff.  (8eitf(^r.  f.  «ff.  XXV,  201); 
SWacmillan  3h.  6  (fiangbon  ^Jr.  18  unb  14;  ogl.  «Rabau,  9hnMb  ©.  21  ff.). 
•  ©ejeic^nungen  für  ben  foömifd^en  SSeltberg,  ber  feine  9la(^bilbung  in  bem 
(l^-fur«XenU)el  unb  ber  (S^fc^ar^tapette  in  ^pux  ^atte.  '  (EOil  felbft  in 

ben  ajhinb  gelegte  «Sorte.  *  Cber  auc^:  „Die  l^ol^en  ^ürflüger  ufw., 

wie  bie  afft)rif(^e  Überfe^ung  bietet. 


10  .'p.  Zimmern,  ^^ab^lon.  ;p)|nmcu  u.  lebete.    2.  ^u«iual)l.    IMC.XIII^ 

[ ]  ber  Sliuninafi  bift  bu,                                               35 

[ ]  0  ©Dil,  bift  bu! 

{ ]  bcr  ^nunnafi  bift  bu, 

^crr  bcr  Ücicr(?)  o  mH,  bift  bu! 

Unb  XDxt  an  @UiI  felbft,  finbcn  mir  fpejieU  fc^on  luieber 
unter  jenen  fumerifd^cn  Siebern  quo  altbab^Ionifc^er  ßeit  oud^ 
eine  ganje  9iei^e  an  feinen  ®o^n  9iin*ib  9erid)tet.  SDqö  folftcnbc^ 
teorin  9iin«ib  inöbefonbere  ate  mäditiger  friegerifd^er  ®ott  gefeiert 
mirb,  möge  afe  eine  ^^robe  bienen ' : 

SD^ein  jlöuig,  ber  baö  ^am  bcd  ^cinbedlaubed uicberfc^mcttert,        ber 

bu  oom  großen  .<oerru  @(Ii(  mit  Mroft  begabt  bift, 
Öerr,  9Hn*ib,  bcr  bad  ^am  bcs^  gcinbeelanbce  ....  nicberfdjmcttcrt,        ber 

bu  t)om  grogcn  .^crru  ($Uil  mit  jitraft  begabt  bift! 
Stein  Äöuig,  bic  äuöcrungcnf?»  bcincd  3nucrn  finb  wie  Ijculcnbc  Stürme«?),. 

ivic  eine  Schlange  jpri^eft  bu  toütenb  beiu  (^ift  an^, 
.^err,  9?iu*ib,  bic  feßeruugcu  (?)  bcincö  Qnncrn  finb  mie  l)eulcnbc  3ttirmci?), 

luie  eine  Schlange  fpri^eft  bu  ipüteub  bcin  (V^ift  aud! 
Sicin  Äönig,  bic  SBortc  bcine«  9Jiuubcö  reißen  bic  böfc  Stätte  au&,        fdjmcttcrit 

ha^  (^ebält  im  .{>aufe  bc9  ^cinbcelanbce  nicbcr,    5 
Öcrr,  9^iu-ib,  bic  Söortc  bcinee  2)hinbee  reißen  bic  böjc  Stätte  aue, 

f(j^mcttern  bae  (^ebät!  im  ^au)c  bce  Scinbe^lanbc«  nicbcr. 
^Jcin  Äöuig,  bcin  (öcri^t  ift  wie  bos  große  (45erid)t  oI)nc  ^cgunftiguug, 

beinc  ©ntfcftcibung  ift ol)ne  ^^lnjcl)n  bcr  ^crjon, 

^icrr,  ^hn^ib,  bcin  Q^eric^t  ift  tute  bae  große  (^erid)t  ot)nc  ^cgüuftigung, 

beinc  @ntj(^eibung  ift oljne  ^Jlnjcbn  ber  ^erfon. 

^kin  Äöuig,  locnn  gegen  ben  J^inb  bu  i^icljft,         jcinc   ^tnfc^lägei?.',   wie 

©raei?)  moftft  bu  fie  nicbcr (?^,  wie  9iuineni?»  j^erftörft«?»  bu  fie, 

Öcrr,  ^n*ib,  tocnn   gegen  ben  JJcinb  bu  iiiet)ft,        {eine  ^Äuf rfjlägc  t  ? ),  wie 

(IJraei?)  matjft  bu  fie  nicbcr  (?i,  wie  JRuincni?)  jerftörft  bu  fie.     10 

gür  ba^  6au«  bc«  (VJegner»  bift  bu  fünuatir  ein  SBibcrfac^er,        für   feine 

Stabt  bift  bu  fürioa!)r  ein  JVeinb, 
.t)err,  9?in*ib,  für  hai^  ^a\i^  bee  Ö^cgncrö  bift  bu  fürmal)r  ein  5!8ibcrjatl)cr, 

für  feine  Stabt  bift  bu  füriool)r  ein  3ciub! 
.V)err,  für  ben  Unbotmäßigen  bift  bu  fürmal)r  ein  Söiberfarfjcr,        [für  feine 

Stabt]  bift  bu  fünoatir  ein  ^inb, 
.V)crr,  ^Jiin-ib,  für  ben  Unbotmäßigen  [bift  bu  fünoaljr]  ein  ^UUbcrfac^cr, 

für  feine  Stabt  [bift  bu  fürmat)r]  ein  J^einb! 
iDic  gortfc^uug  fcl)U.i 

3n«befonbere  aber  finb  mir  burd)  biefe  neuerbingö  juganglid^ 
gemorbenen  altbabftlonifd^en  fumerifc^en  ^tjmnentefte  in  ben  JBefi^ 
einer  ganzen  ?tnja^I  öon  Siebern  auf  ben  (^ott  lamuj  gekommen, 
biefe  eigenartige  ©eftalt  eine^  SJepräfentanten  ber  auffpriejienben 
unb  im  .^oc^fommer  ba^inmeHenben  i^egetation  im  babl)lünifd)en 


1 


>Kabau,  9?in-ib  ÜlJr.  4. 


9(0.XIII,  1  ^Qtnuu^  an  9l\\\*ih.    Igieber  auf  Xomuj.  11 

^ant^con,  bic  burd^  i^t  J^or^tlebcn  im  Xamus^äboniö^^SuIt  iBorbet* 
aficit^  nod^  über  bas^  bab^Ionifd^e  Altertum  ^inauö  in  me^rfac^er 
|>infid^t  unfcr  befonbere^  3ntcreffe  bcanfprud^cn  fann.  @«^  fei 
barum  öon  bicfen  ßiebern  auf  Xamuj  junäci^ft  nod^  ein  weitere^  ^ 
au^  bcr  fpäteren  afftjrifcl^*babl}lonifd^en  Siteratur  mitgctcift^: 

(^Jdifong  fet)It*.) 
[3Boi^?)|  fcft0c[^aUen  ift        bae  ^öluttcrfc^af  uub  fein  Üamm,] 

wo{?)  flcbunbcn  ift        bic  ^icc^c  uub  [il)r  äicffcin.] 
Da^  BDlutterfd^af  unb  fein  H^amm        rauben  fte, 

bie  Siege  unb  i^r  3irfJein        roubcn  fic. 
I5a§  SRuttcrfc^af  uub  i'cin  2amm        fätteu  fie,  5 

bic  3ieflc  unb  il)r  ^i^tein        fäUcii  fic. 


„3ili"  Stampfe  (?)  0et)c  id),        bcr  9J?annf)aftc,  bcn  3!Bcc|  odnc  9iflctfct|r"  *. 

f5c!)c,  .  .Öelb  bc^  ^hnaju*, 

loc^,  mein  3Jiannf)ofter,  mein  5)anut, 

mc^e,  [jitinb  be&  9hnßifd)^ib]a,  10 

locfte,  [9iaflar,  ,"pcrr  bce  ^J?c^c«l, 

mc^c,  ^^(nfüf)r[cr,  .'ocrr'bc^''(5jiebct«], 

mel)f,  Äa^bi,  Sgi-jc^uba', 

me^c,  [mein]  '^ann  bcr  [.t>intmcI«iV!]4l(a(^c, 

mc^e,  Xa9a(ntf(l^umga[I^attna],  15 

ttjcljc,  trüber  bcr  SWuttcr  ÖJcf(fttin-[anna]  I 

^r  flcl)t,  er  entrinnt        jur  löruft  bcr  @rbc, 

bic  Sonne  gcl)t  it)nt  unter,        nad)  bem  2anbc  bcr  ^otcn. 
3öon  3Be^Hagc  ift  er  crfülft,        am  läge,  ba  er  in  Ungemad)  fic(, 

im  SWonat,  bcr  nid^t  fecil  bringt  {einem  3at)r.  20 

^od)  bem  S8egc,  ber  bcn  3)?cnfc^cn  bcn  OJarauö  macftt, 

^M  ber  Älagc  um  bcn  /perrn, 

bcr  Waunl^aftc,  j^nr  fernen  (Jrbc,        bic  unfidjtbor  ift. 

3Bie  longc  noc^  mit  bem  Spricf^cn,  ba«  fcftgcIiaUcn  ift, 

tpie  lange  noc^  mit  bem  (Grünen,  ha^  gebunben  ift;  25 

mit  bem  St^irffad?^  bos  uicbcrgcl}aUcn  ift,        fo  ha^  bcr  iiirtc  in  i^crnic^i' 

tung  bafi^t, 

mit  bcr  3a|ung  bce  !üanbc$,        bic  nicbcrgct)aUcn  ift? 
^^ud  bem  .^aufe  bc^  $agc9        ging  er  l)crau0, 

er,  bcr  SJJann^aftc,        am  bem  «öage  ging  er  Ijcrau^. 
"Beljc,  ."oclb  bcö  'Jhna^u,  30 

»pefte,  mein  ^annt)after,  mein  Xamu, 


*  3ür  ein  anbcrcö  ogl.  crftc  ^Äußiual)!  3.  10  f.  "■  IV  R  30 

'Kr.  2  unb  üiciencr,  $^mn.  'Jir.  37  (^immern,  Jamu^licbcr  ^J?r.  1;  iXangbon, 
Xammuj  9ir.  2;  Dgl.  Ungnab  in  ©rcftmann  a.  a.  D.  3.  94  f.).  »  (^ö  war 

J^arin  ooraußfic^tUc^  bae  ?(uft)örcn  bcr  Jruc^tbartcit  im  ^^Pftaui^cn*  unb  2icr- 
tei(6  gcfc^ilbcrt,  mot)on  I)ier  noc^  bcr  3d)(uB  crIjaUen  ift.  ^  Sä^al^r'* 

fc^inlic^  iSSorte  beiS  3:amu^  felbft.  *  Dicfc  unb  bic  folgcnbeu  !8c* 

Zeichnungen  biefer  Sitanei  bcjiet)en  fid)  alle  auf  lamu^^. 


12         i>'  8intmern,  !Babt)lon.  ipt^mnen  u.  Qj^ebete.    2.  «[ui^toa^l.    9(0.Xni,  1 

met)€,  Seinb  be«  9Hngt{(6siba, 

we^,  92agar,  ^ert  bed  9^e0, 

»c^c,  «nfü!|rcr,  ^err-bcd*®cbet6, 

we^c,  Äo-bi,  3fli-f(^uba,  35 

wc^e,  mein  Tlann  bcr  $immcl«(?)-Älaöc, 

tt>e^,  ^agal-ufc^umga^amia, 

tot^,  trüber  ber  SDhitter  ®e{(^ttn<'anna! 

3n  feiner  ^iigenb        lag  er  in  einem  t)erftn(enben  Schiffe, 

alö  (Irwacl^ener        taucj^te  er  im  betreibe  nnter  unb  lag  (barin  i;  40 

im  Sfibfhirm,        Unmetter  lag  er, 

in  9lu^e  legte  er  [lö^  nic^t. 

(^ortfe^ung  fet^It;  nur  menige  S^il^nrefte  oom  Schlaffe  finb  nod|  ert)aUen.) 

3nt  folgenben  nun  einige  jener  bereite  aud  altbab^tonifc^r 
3eit  ftammenben  ilamuj^Sieber  in  fumerifc^er  ©prod^e,  bie,  mie 
man  au«^  bem  etften  berfelben  erfie^t,  auc^  fdfon  jene  c^aratteriftifd^ 
Sitanei  auf  ^amuj,  menn  oud^  in  einer  noci^  etmad  fürjeren  $omv 
aufnjeifen,  bie  unö  im  öor^erge^enben  lamujliebc  begegnet  wor*: 

[£  über  ben  $>errn,  ber  fd)mer)üoU  bafi^t J        o  über  ben  $)errn  [ber  fc^mer^- 

DoK  bafi^tj 

m[ein  Xam]u,  ber  [ba]fi^t,        o  über  ben  Jperrn,  ber  f(4m[erst)ot(  baft|^t,] 

Xagal*ufd)umgaf»anna,  bcr  baft^t,    o  über  ben  ^errn,  ber  f(^merj[t>oU  bafi^t] 
^el)c,  ^ann^after,  [mein]  ^amu, 

n)et)c,  ftinb  bed  92ingifd^}t[ba],  5 

welie,  Äa'bi,  3fli''fc^[uba], 

mel)c,  !^agar,  ^err  be«^  92[cte0], 

webe,  ^nfü^rer,  $)err4be&'(S(ebetö], 

met^c,  mein  SRann  ber  ^immetöfiP^ftlage! 

(ün  ra{cnber  8tnrm  I)at  il)n  gebrod^en,        5um(?i  $erge  fyat  er  feinen  l^g 

genommen  (?),    10 

wie  ein  9lot)r  ifl  er  ^erbroc^en,        am  $)aupte  ift  er  [ ] 

5)er  i)2ann^aftr,  fein  Jetb        l)at  er  öerlaffen, 

ber  J)irtc,  7amu^,        in  ^ebrängni«  ift  er. 
Seine  SKutter,  ^^flage        um  i^n  möge  fte  aufteilen, 

abnage,  Seufzen       um  i^n  möge  fie  anftellen.  15 

Snbem  fte  gel)t,        fdimer^lic^e  SBel^flage  ergebt  fie, 

inbem  fie  fi^t,        ftredt  fie  bie  ^anb  itac^  bem  .f^er^en. 
S^ljÜage  lögt  fie  erfc^aden,        SBe^IIage,  bie  fc^merjli^  ift, 

(Mefc^rei  lögt  fte  erfc^allen,        ($)ef(^rei,  ba«  fd^merjU^  ift. 
8eine  Sc^mefter,        inbem  fie  aue  ber  ^öürbci?)  beraudfommt,  20 

(SJefd^tin-anna,  (feine)  leibliche  (?)  @(^»efter,        inbem  fie  au*  ber  J&ürbc(?) 
ber  Sp&lyer,  ber  (9aUu«2)&mon        tritt  i^r  entgegen,  [I^erauefammt  — 

5u  ber  iKutter,  ber  (^efd|tin,       fprid^t  er  alfo: 
„3Barum(yi  ju(?)  beinern  ©ruber,        bem  bemeinten,  miflft  bu  eintreten (?), 

„warum  i?^  jiu(?i  lomu^,        bem  beflagten,  wiflft  bu  eintreten  (?)?"        25 

^  (£un.  le]rt«  XV,  20  f.  (ß^nmern,  lamu^lieber  9?r.  4;  i*angbon,  Xammu^ 
9fr.  3i. 


«O.XIIl,!  ßifbct  auf  Xamu^.  13 

9ht(?)  bem  &a\lu*liamon       Wa%t  fte  beit  ^g  ein, 
ber  Xotfd^IüßeiC'X&mon),        auf  ber  Strafe  begleitet  (?)  er  fie; 

bei  Untcriod^eT(?)(*^ämon),        ^u  icnem  ge^t  er  mit  il^r, 
ber  9(u«Xdmon,        j^u  jenem  ge^t  er  mit  ibr. 

Sie  jtücitc  ^älftc  bc«  Sieben,  bic  ein  SBcd^fefgefpräc^  Stpifc^cn 
ber  in  bic  Untemjelt  gelangten  ®efd^tin*annQ  unb  i^rcm  ®rubet 
Xamuj  enthält,  ba^  fid^  auf  bie  äiüclfe^r  bed  (enteren  aud  bem 
2:otenreid^e  bejie^t,  ift  ju  lücfen^aft  erhalten,  um  ^ter  im  3Bort* 
laute  mitgeteilt  toerben  ju  fönnen.  Unterfc^rieben  ift  ba^  ÖJanje 
mit  „glötenflagelieb  für  Xamuj". 

©ne  »eitere  fold^e  oltbabtjlonifc^c,  fumerifdje  „giötentlage 
für  Xamu}^  bie  tt)o^I  ber  ©öttin  Sfci^ar,  ber  ®attin  be^  5;amuj, 
in  ben  SKunb  gelegt  ift,  lautet*: 

[Xer  J>crr  bed  O^efd^irfc^s  (?)  mo^nt  nic^t  (mcl)r)],        ber  ^err  bcs  (^ejt^ideö  (?) 

wo^nt  ntd^t  (me^r); 

{ ]   woi^nt  nit^t   (met^r),        ber   .^err  be«   ^fd>idc«(?)   »o^nt 

nic^t  (me^r), 

[.  .  .],  ber  ^iann  ber  Ä[loge(?)J  woljnt  nid^t  (mc^r),        ber  i&err  bc«  ©e* 

j^ictc«(?)  tto^nt  nid^t  (me^r); 
3(t>(?),  [bie  .'perrin{?)],  mein  öotte        mo!)nt  nidjt  (me^r), 

mein  ^amu       mo^nt  nid^t  (me^r);  5 

.X)agaI'Uf(^umgaI«anna        mo^nt  nic^t  (me^r), 

ber  ^err  bed  Xotenreid^d       mo^nt  nic^t  (me^r); 
ber  ^err  oon  ^ur-gurguni-        wo^nt  nic^t  (mel)r), 

ber  ^irte,  ber  ^err,  3^amu5,        moljnt  nic^t  (me^r); 
ber  ^err  ber  ^irtenmo^nung        tüof)ni  iiic^t  (mef)r),  10 

;    ber  ®atte  ber  ^immeld^errin        wo^nt  nit^t  (meljr); 
ber  ^txx  bed  ^iel^^ofed        wo^nt  md)t  (mct)r^ 

ber  $^ber  ber  99httter  d^efc^tin-anna        iDot)nt  nic^t  (me^r); 
[ber  ba  f(^afft(?)]  bai  ©Kriegen  bed  £anbe^        wobnt  nic^t  (me^r), 

ber  ^err  ber  Shaftfüttc(?)  be«  Sanbc«^       mol)nt  nic^t  (me^r).  15 

®cnn  er(?)  baliegt,        ru^en  @c^af  unb  öamm  au(l)(?), 

wenn  er(?)  baliegt,        ru^en  giegc  unb  ^^t^^ein  aud^(?). 
3c^,  Quf  bie  3Bo]^nung(?)  ber  3:iefe(?)        will  id)  achten, 

auf  bie  So^nung(?)  befi(  JihraftüoUen        mill  ic^  achten. 
„'JUx  [aRo]nn^[afte,  mein  ^err,  wo  ift  er(?)"        »^»U  ^^  faflcn.  20 

„[@^eife]  effe  i(^  nid^t''        will  ic^  jagen, 

„[SBaffer]  trinfe  ic^  nit^t"        will  i(^  fagcn. 
^SJKvtnem  guten  [$Be]ibe        will  ic^  fagen, 

meinem  guten  [Sl^anne]        will  \d)  fagen: 
„Dein  [|>e]rr(?),  ber  haftboUe,        ift  nad^  bem  IBerge  gefahren,  2$ 

bein  [.  .  .  .],  ber  fraftboUe,        ift  no(ft  bem  ®erge  gefahren." 

*  CSun.  Xeft«^  XV,  18  (gimmern,  iamujiieber  ^h.  5;  Sangbon,  itammu^ 
,«r.  4;  ogl.  Ungnab  in  (»reftmonn  a.  o.  D.  @.  95  f.).  •  ftult^obt 

be«  2omu3. 


14  $.  3intnifni,  »ob^Ion.  ^^mnen  u.  e^cbctc.    2.  ««dwo^I.    HJD.HII,! 

[Xft  troftöo]ac,  im  »ergc        ift  er  cin9cfc^Ioyfen(?), 

[bcT  traft^oUe,  im  ^r^^e        ift  er  übertoöltigtC?). 
Sßegen  bei^  ^aftootten,  bre  i^errn,        megen  be^  ^enrn: 
Steife  ef|e  id^  nic^t,        wegen  be«(  ^txxn,  30 

SBaffec  trinfe  \ä)  nic^t,        meqen  bed  $)errn. 
SReinem  guten  Seibe,        megen  bes  ^errn, 

meinem  guten  SRonne,        megen  bed  ^errn: 
„^r  SRann^ofte,  euer  $)err,        ift  ^ugrunbe  gegangen, 

(9ott  9b»u,  bae  ^nb,  euer  iperr,        ift  ^ugrunbe  gegangen."  S5 

Sein  gnöbiger  !6Ii(f        verleibt  lein  ^barmen  (me^r), 

fein  gnöbiger  9luf(?)        gemährt  (?)  feine  fiöfung(?)  (me^r). 
^er an  feinem  9i\if^p\ai^(?)       wie(?)  ein  |>unb  ruftt  er, 

beÄ(?)  ^errn  5Jfi^rer(?)        »ie(y)  ein  ^abt  fift  er  ba. 
%a^  tiagelieb  über  i^        ertönt  im  Sturme  (?),  40 

über  ben  ,f)errn  ber  (S^efang       >rtönt  im  Unwetter  (?). 

$i)n  biefen  altbob^Ionifdien,  fumerifd^en  Xamujitebern  finbeii 
fi(^  mehrere  aud)  ju  einem  gdnjejt  fiieberj^flu^  uercinigt,  loobei 
bann  bie  ©injellieber  aU  erftcr,  jmeiter  uftu.  ?lbf(^nttt  bcjeid^nct 
»erben.    (Siner  biefer  fiiebcrjt^Hen  beginnt : 

(Sin  2:og  ber  Rüüe  wore,        eine  Wad|t  ber  Üppigfeit>v^ 

ein  3Äonat  ber  Sxenbc,        ein  3al>r  be«  3ubel*  —     ^^ 
An  jenem  Xage,  um  be«  Wirten        .^er^  f^xi  erfreuen,  \ 

in  ben  «ie^^of  ju  ge^en,        feinen  Sinn  ^u  erweitern, 

bie  glänjenbc  i)ürbe(?)  bem  iog  gleid)        gu  erleud^ten:  ^^  5 

8um  Wirten,  2:omu5,        bem  glänjenben  Spro6(?)  ^nn%  ^  . 

bie  Herrin  be«  .t)immelg,        bie  ^errin  be«  ^immel«  unb  ber  «rbe 

fprid^t  )u  i^im,        mit  \\^{?)  ^n  9late  gel|enb, 

an  Xagal-ufd^umgol-onna        rid|tet  fie  ba«  »ort:  \ 

»0(?)  ©attc,        on  ben  Ort  ber  8e«9wng  wiC  i^  gelten,  10 \ 

,,für  meinen  weiten  «ielj^of       wifl  \^  fein  St^irffal  befHmmen,  * 

„meiner  glänjenben  i)ürbe(?)        ergeben  wiß  id|  erfunben.  \ 

„2>tm  kleinen  Speife  ju  effen        wiU  i(^  beft^affen, 

„«affer  ^u  trinfen,  füge«,        für  ferner  wiH  id)  beorbern." 
3^r  (iJatte        fprid^t  ^xi  i^r,  15 

feinen  9lat  an  fie        erteilt  er, 

feinet  (fi^attin        erwibert  er: 
„Olänjenbe,  ^errin  be«  .t>imme!0,        in  (J-tur-falama « 

„mögeft(y)  bn  eintreten,        «BeMlage  wirb  fi(^  bann  nieberlaffen; 

„^ierobule,  .t>errin  bed  -t^immete,    S(^merj(?)  wirb  fidj  bann  feWe|en(?)."  20 

eine  3n)if(^enäei(c  bejeid^net  ba^  uorfte^enbe  Sieb  atö  erften 
abjdinitt  einer  längeren  SonH)ofirion,  »orauf  ber  %t;ct  mit 
folgenbem,  afö  bem  jtoeiten  Jlbjd^nitte,  unmittelbar  fortführt: 

«n  jenem  Xoge  a«  bem  Wirten        auf  baci  gelb  ging  fie  ^inauS: 
r>34  JU  Xamuj        nad^  bem  »ie^^of  wiO  i(^  getjen" ; 

*  (£un.  Xejt«  XV,  28  (Simmern,  3:omuaIicber  9hr.  8;  Sangbon,  Zammu« 
8"^.  ö^-  '  9'^ome  eine«  3WtarbeiIigtum«  in  (gred^. 


«£).Xm,l  fiicber  auf  %amu^.  15 

feine  Sd^mefler,        bie  ^errin  ber  ^afelfc^reibung, 

im  i^immel  unb  auf  (Srben        roanbert  fte  umijer. 
Dit  fllänjenbe  $)ürbe(?),        beu  Ort ,  5 

für  ben  Wirten,  feine  ©c^mefter,        feine  @tfttte  ju  erf^ettenC?), 
i^  ju  beleben  (?},        ben  Ritten  ju  beleben  (?), 

feine  @(!^mefter,  bie  aefangeid  (?)  funbige,        ben  ^afi|enben(?)  ^u  beleben  (?), 
ba6  ber  ^et^^of  mit  Überzug        erfüHt  metbe(?), 

bie  $)firbe(?)  mit  Üpi^igfeit        gefattigt  toerbe,  10 

5U  effen,        fterrlic^e  ®)>eife  ^u  effen, 

in  ,mif(^n        ^onig  unb  ^idmil^, 
^u  trinfen        Sier  unb  SBein, 

bag  bem  Samu^  feine  ©c^wefter       fein  ^erj  erfreue: 
9{a(^  bem  ^irten,  ^amu^,        bem  glänjenben  6pro6(?)  ^nu>,  15 

fcftaut  fic  ou^(?),  in  ben  ^iel)!|of  tritt  f«  ein- 
öle ^ortfegung  enthält  bann  ein  im  einzelnen  noc^  nic^t 
ganj  burd^fi^tiged  äBec^felgefptäd^  jmifc^en  Xamug  unb  feitier 
@(i^n)€ft€r,  n)orin,  tuie  e^  fd^int,  biefe  intern  ^uber  üon  bem 
Sa^inficd^cn  ber  licmelt,  rc^)rci^enticrt  burd^  STOutterfd^af,  fiamni 
unb  ßic^t^ii^r  berichtet  unb  i^n  jur  SBieberfe^r  auf  bie  Dbertuelt 
ermuntert,  um  ber  Jrauer  in  ber  SRatur  burc^  fein  SBieber* 
«rfdieinen  abju^elfen. 

SBa^rfc^einlic^  einen  Xeil  bedfelben  ü\t\>zxi\)tlu^,  unb  jmar 
beffen  fünften  big  neunten  ?lbf^nitt,  bilben  bie  fotgenben  lamuj* 
lieber^: 

Um  ben  ^erfc^iounbenen        ergebt  fic^  JK^lage, 

„£  mein  jlinb!"  um  ben  IBerfd^nmnbeneu       ert)ebt  fic^  ftlage. 
^SRein  ^amu!''  um  ben  Serfc^munbenen       (ergebt  fic^  ^lage,) 

,,9Rein  ^fc^wdrungdpriefter!"  um  ben  Serfd^munbenen       (ert)ebt  fid^  S£:lagc.) 
1Bei(?)  ber  gifinjenben  deber,        am  Ort,  xoo  bie  9^tter  i^n  gebar,  5 

in  i&*anna\  oben  unb  unten,        ergebt  fid^  $lage. 
f[Id  A'tage,  bie  um  bad  ^aud  bed  ^erm  fid^  ergebt,        ergebt  fic^  Stlage, 

al0  JB^lage,  bie  um  bie  Stabt  bed  Jperrn  fid^  ergebt,       (erljebt  ftc^  ^lagc.) 
Xiefe  Silage  ift  eine  Jllage  um  bad  ^raut,        bad  im  ^eete(?)  nic^t  me^r  Ȋc^ft, 

btefe  Silage  ift  eine  $Iage  um  bad  koxn,        hai^  in  ber  ^I^re  nic^t  me^r 

mdc^ft,    10 
um  bie  %Bo^nftatt,  ben  »efi^  ift'i»  eine,        um  bie  «Bo^nftatt,  ben  IBeftl,  bie 

nid^t  me^r  maci^fen, 

um  bie  fc^maci^en  (Ratten,  fc^roac^en  ^nber  ifte  eine,        bie  in  ^aft(?)  nidjt 

mel^r  wad^fen. 
IDiefe  Silage  ift  eine  um  ben  gro^n  9(u6,        nioran  SBeiben  nid^t  me^r  mac^fen, 

biefe  ftlage  ift  eine  um  bad  (felb morauf  ftorn  unb  lh:aut  nici^t 

me^r  mfic^ft. 

'  (Cun.  £e;td  XV,  26  f.  unb  30  (3immern,  Xomu§Iieber  9h.  7;  Sangbon, 
^mmu$  9hr.  6).  «  Tempel  ber  Sfc^tar  in  (Ered^. 


16         f).  Simm^Hf  ^o^^Ion.  ^ijnmcn  u.  (»cbetc.    2.  «u«»a^I.    «O.XIU,  1 

Dicfc^Iaflc  ifl  eine  um  ben  Xeid^,     worin ^Sifi^c  Hi(^t  me^r  mac^fen,  15 

bicfc  tloflc  ifl  eine  um  ba§  »ö^rid)t,        worin 'Äo^rc  nidftt  meljr 

wad^fen. 
Diefe  Älaflc  ift  eine  um  bie  SSBalber,       worin  5:omari«fen  ni(^t  mcljr  warfen, 

bicfc  Älaflc  ift  eine  um  bie  @te^^e,        worin *©oumc  nic^t  mc^r 

wac^fen. 
Diefe  ^l«Qe  ift  eine  um  bie  @(rünbe  bee  ^aunmartend,        worin  ^onig  unb 

%3ein  nic^t  me^c  w&4ft, 
biefc  Älagc  ift  eine  um  bie  SSiefen,        worauf  .......  ««^flan^  nic^t 

me^r  wac^fcp.    20 
Dicfe^lage  ift  eine  um  ben  $olaft,        worin  Sanglebigleit  nid^t  metir  wctc^fL 

3n  bcm  unmittelbar  folgenbcn,  bid  jcgt  aQcrbingö  öiclfac^  für 
ba^  Scrftänbniö  nod^  rcd^t  bunfcicn  fcd^ftcn  ?lbfc^nittc  fcbcint  immer 
no^  bie  ,Q(age  um  ben  üerfc^n^unbenen  ^amu}  bad  ^ouptmotiü 
ju  bilbcn.  S)ann  aber  ge^t  fo  fc^eint  e^,  bie  Äompofition  mit 
bem  folgenben  fiebenten  ?tbfd^nitte  in  greubcn^^mnen  —  tt)ot)I  auf 
ben  tt)ieber  jur  (Srbe  jurücf gelehrten  —  über: 

®ro6  ift  er,  flroj  ift  er,        bcr  ^err  ift  grofe; 

ber  ^err,  ber  ®th\tttx  ift  groß,        bcr  ^err  ift  ^xo% 
Xamu,  ber  Gebieter,  ift  grog,       ber  ^err  ift  grog; 

ber  ^efd^wörungdpriefter,  ber  G^ebietcr,  ift  groJSr        bcr  .{>crr  ift  groB: 

Äo-bi,  ber  ÖJebieter,  ift  groß,        ber  ^crr  ift  gro^! 
©ein  ^au^  ift  ein  groftcd  $aud,       ber  ^err  ift  grog; 

feine  ©tobt  ift  eine  groge  ©tabt,        ber  ^err  ift  grog! 

(£§  folgen  in  biefem  unb  ben  beiben  näc^ften  fürjeren  'üb^ 
fd^nitten  nod^  einige  weitere,  teilroeife  Derftümmelte  ^txUn  ä^n* 
lid^en  lobpreifenben  Snftaltö;  barauf  bricht  ber  erhaltene  %tji  ab. 

9täc^ftöertoanbt  mit  biefen  aItbabt)Ionifci^en  5;amujtieberjljHen 
finb  einige  ßieberj^flen,  ebenfalls  aud  altbab^Ionifc^er  ^txt  unb 
in  fumerifd^er  ©prad^e,  bie  für  ben  gemeinfamen  Sfd^tar^Iamuj« 
fiult  beftimmt  maren  unb  in  benen  barum  fpejiell  ba^^  @atten» 
uer^filtnig  jmifdjen  3fc^tar  unb  ^^amuj  me^rfac^  auöbrüdtlic^  ^erüor^ 
gehoben  unb  nä^er  ausgemalt  toirb.  3Son  einem  biefer  Qnjitkn  fei 
^ier  toenigften^  ein  Slbfd^nitt,  ber  ftJejiell  an  3fd^tar  gerid^tet  ift, 
im  SBortlaut  mitgeteilt^: 

Der  $>ierobuIe*  wiQ  ic^  bie  fßo^nftättc  glänjcnb  machen,       ®cf finge  i^r  er- 

fc^atten  laffen, 

mit  Xidmilc^,  Datteln,  Ädfe(?),       (»eröftetcm(?),  fiebcn  3fifd^cn 
ben  ^if(^  „»erfünber  beg  Üanbe«"       Witt  ic^  it)r  füaen, 

bunleln  ^ein        wid  ic^  i^r  fpenben, 
^eUen  SBcin        wiQ  ic^  i^r  fpenben,  5 

bunfeln  SBcin       unb  ^ier! 

»  >Habau,  m^.  Sumer  Xejt«  9lr.  2.  *  83caci(%nung  für  3f(^tar. 


«lO.  XII],  1  ^Itlieber  auf  SWtar  unb  Xantu^.  17 

SReincT  gürftin        «ier, 

5:roiif,  bct  ba«,f)CTi  fcjtiflt,  2:ran!,  bcr ,        in  UntcrwütfigfcitiV) 

unb  mit  ®ebet(?)  mtU  i4  i^t  batbringen. 
@ie  ju  erfreuen  (?),        -t^oniq  unb  Dtcfmilc^  [will  ic^  i^r  f^enbenj 

fte  gnfibig  ju  ftimmen(?),        [^onig]  unb  ^xdmildj  [tviü  id)  t6r  fpenben.]  10 
i&th&d,  ^onig,  [^i(f]mil^        [toiH  ict»  i^r  f^enbenj 

funfelnben  iSkin        [mill  ic^  i^r  f|)cnben.] 
^onig,  funfelnben  Xranf       wiU  ic^  [il^r  f|)enb]en, 

auf  ba6  ber  ©t^u^gott,  mit  effcnbf?),  mit  trinrenb(?),        beftänbig  bleibe  (?)! 
Der  $)ieTobu(e  miO  id)  [bie  ^ol^nftätte]  glän^enb  mad^en,       ®e[f&nge]  i^r 

erfc^aöcn  laffen,    1»^ 

meiner  «{ürftin  broben  unb  brunten        i^re  (^üte(?)  Witt  ic^  üerfünben. 
Der  glän^enben  Sfc^^^^^f       ^^^  ^^^  toi^  ^^  rühmen  (?): 

gürftin,  big  jum  ^immel  ergaben  (?),       Sf^^ör,  bu  bift  [flro]6! 
^ib,  3[fc^tarJ       bid^  toiU  \^(?)  üere^ren, 

JWrftin,  hxi  jum  ^immcl  cr[ftaben(?)],        (Göttin  .  .  .  .  bu  bifl  [gro]6!  20 

3n  bcm  unmittelbar  folgcnben  'ütbfdintttc  wirb  nun  in  einem 
weiteren  an  3fd^tar  gerichteten  Siebe  audbrücflic^  ©cjug  genommen 
ouf  bie  3^^^  ^^^  SReuja^röfefted,  ttjo  fie  mit  i^rem  ®atten  %amui 
im  ©(^lafgemad^  be§  ^^em^ete  in  Siebe  fid^  öereinigt. 

3m  2ln)cl^Iu6  an  biefe  altbab^Ionifd^en  3:amuä*3fc^tar*Äult* 
lieber  möge  ^ier  femer  ein  für  ben  SBefd^toörungöpriefter  beftimmteö 
Suferitual  auö  ber  Sibliot^el  31ffurbanipali^,  cxgänjt  burc^  ein 
gragment  au«  fpdtbab^tonifd)cr  Q^t,  mitgeteilt  loerben^  morin 
©ebcte  an  3fc^tar  unb  2;amuj  eingef^Ioffen  finb^: 

(Einfang  oerftümmelt.) 

ein  Ääuc^crbctfcn   mit  ^^preffcn^olj  fottft   bu 

^infe^en,   Sprengungen   fottft   bu  auiSfü^ren,  SD^e^I^aufen  [^infci^fitten,]   (5) 

[neben  (?)j  bad  ©ett  für  ben  5^otengcift  ber  gamilic für  bie  Änun- 

nafi'  eine  ©penbc  fpcnben, unb  S^er,  gcröftetej;  (betreibe  fottjl  bu 

opfern,  [Vhie  für  bie  ^i]rten!naben  bed  Samuj  ^infe^en,  [^rotfpenben  für 
bie  ^rieftcr,  $ric]fterinnen,  SBa^rfager  unb  SBa^rfagerinncn  [barbringcn,  (10) 
barauf]  fottft  bu  i^u  3f(^tar  [i^n']  alfo  fprec^en  (äffen: 

fO  3Wtfl^f  bie  ha  oorjanfcftreitct  oor  bem  Sietj  [ ] 

(ed  fehlen  oorauöfid)tli(ft  nur  wenige  Heilen) 

«öttin  aeommitu  [ J 

ec^ilb(?),  3fd^tar,       bie 

®5ttin  ®xL\ii)ta,       bie  ta  oerlei^t  %Bet)erufe  (?) ; 
l^o^eitdbotte,  3f(^tar,        bie  i^um  Mampf  gerüftct  ift, 

Herrin,  bie  mit  ÖJlanj  bebedt,        mit  ®ut  bcfleibet  ift!  5 

1  K.  2001  unb  K.  6475  ((£raig,  «el.  IcEt«  I,  15  ff.  unb  a^mmeru  in 
aeitfd^r.  f.  3lff.  XXV,  1/2)  nebfl  ncubob.  Duplifat  ($ind|e«  in  «ßroc.  Soc.  53ibl. 
«rd^.  XXXI,  62).  2  Die  ©Ctter  be#  unteren  «ereic^«. 

^  92&mli(^  ben  «üfter. 

$>tr  «Itc  Otiffit.    Xin.  1.    .  2 


18  i>.  ^immeni,  ^abQioii.  ^umnen  u.  O^ebete.    2.  «udmat^l.    ^C.  X[[1, 1 

d^tne  tönenbe  S15te,        t)on  {d)öiiem  ftlatig, 

eine  SBUbhil^,  bie  in  bie  fßeltgegenben  ^gt, 

ein  ^anbfd)eit,  bie  einen  ßam^f  !fim|)ft,  ;g)immel  iiub  (^be  bebTdnflt(?)! 
.^o^e  3{(^tar,        bie  bie  ^Beltgegenben  bel^errfc^t, 

gewaltige  3f4tar,        bie  bie  SDlenfc^en  erfc^afft;  10 

bie  ha  eini^iel^t  \>ox  bem  $ie^,        bie  ben  ^irten  liebt, 

oon  ollen  Sönbern,        bet  (^efamt^eit  bed  M^  il^re  jpirtin! 
JOirtin  bed  $ie]^d,  Dor  bir  fniet  man,        fuc^t  bid^  auf, 

ben  SVhgl^anbeUen  unb  3c^4lQgcnen  mac^ft  bu  l^eil,  oerfc^affft  i^nen  Sted^t. 
Offne  bic^  mirb  ein  grlng  nic^t  geöffnet,        ein  Stug  nic^t  Derfto|)ft,  15 

ber  ba  £eben  fü^rt;        ot)ne  bid^  wirb  ein  jlanol  nid^t  geöffnet, 

ein  j^anal  nid^t  t>etftopft,        rooraui^  trinfen  bie  ausgebreiteten  S^nfc^en. 
D^ne  bic^  mirb  (Sinfommen,  Anteil,       Opfer,  ^obfpcnbe  nid^t  gef^enh. 
3fc^tar,  barmherzige  .f)errin,        ic^  fc^aute  bein  9[ntli|. 

3(^  rüftete  bir  eine  reine  3urüftung  ^u  oon  2Stil6^,  dteinem,  2[f(^enfud)en.  20 
^c^  ^eUte  bir  ein  @|)enbegeföfi  auf,        erhöre  mic^  unb  n^illfa^re  mir! 

^d)  id)(a(4tcte  bir  ein  reinem  Samm,        ein  mafellofe?  oon  bem  Sie^  bee 

;^Ib(gott)e6. 
^d)  brachte  bar  ^ue        für  bie  jpirtenfnaben  be«  Xamu^, 

fe^tc   bin  ^robfpenben   für  bie  ^iefter,  ^cfterinnen,        föo^rfagcr   unb 

i^a^rfagerinnen. 
C^d)  fc^enftc  bir  eine  ^^loa  au«  V^afurftein,  gcfüttt(?)  mit  @olb,        [ein  ^u 

belftör  beiner  (i^ottf)eit].    25 

Sott  ^icr  an  fc^It,  bid  auf  bie  Ic^tc,  roicbcr  erhaltene  ^61^, 
bie  Jottfc^uitfl  bcÄ  6Jc6etc§  an  Sfd^tat,  baö  iebcnfaU^  eine  nfi^rc 
©c^ilbcrung  bcö  Scibcnö,  öicQcic^t  Unfruc^tbarfcit,  unb  botauf  bie 
SBttte  um  Rettung  enthält.  9ltebann  fdl^rt  bcr  Xcjt,  mit  ber  fcfetcn 
^^cilc  bc^  ©ebctwJ  an  3f^tar  micbcr  cinfc^enb,  fort: 

am   t^eutigeit  ^[age]   rei^   ibn'  and  meinem  lieibe  aue        unb   gem[äbrej 

beinern  zornigen  ^ergen  [©efönftigung!] 

Die«  foO  er  *  oor  ^fc^tar  breimal  mieber^oU  b^tfagen  unb  barauf  breimal  alfo 

l^erfagen: 

Xu,  0  Sjc^tar,        bereu  ^uble  Xamuj  ift, 

Xoc^ter  @in'0,  gemalttge,        bie  bad  Sanb  burc^^iebt, 

bie  ba  liebt  bie  fjfluren,        bie  ba  liebt  alle  9Renfd)en,  ja  bu!  5 

^di  fc^enlte  bir  bein  grof^ed  Qk\d^tnt, 

eine  $uloa  aue  ^afurftein,  gefüOt  mit  @)olb,  ein  ^ubc^ör  beiuer  (^ottl^r it. 
^ei  Xamu^,  beinem  !6ublen,        leg  ^^x\pxaii^t  für  mic^  ein: 

Xamu/^,  bein  9u^le,        nebme  meine  SRü^fol  t^inmeg! 

Xiee  foQ  er  oor  3fd)tar  breimal  berfagen  unb  barauf  oor  Xamuj  alfo  ^er^ 

fagen:    10 

Xamu^,  Jperr,  ^irte  ^nu'cf,        ©ol^n  Qa%  hn; 
!6ul|le  ber  3fd)tar,  ber  Gattin,        ^Anfübrer  bee  ^anbee! 


1  >i 


9MmUd)  ben  böfen  Damou.  -  Der  Lüfter. 


"MC  XIII,  1  SiruUlteber  auf  C^jdytar  unb  lamu^.  19 

^tleibet  mit  ber  ^inbe,        ben  (^irten)ftab  tra^^enb, 

ber  ba  fdKifft  ben  92a(^nud^«  ber  Mt»e(?),       ibeu  ber  ^ely^urbe, 
ber  ba  t|t  fRtint^,  SCfc^enfud^en,  15 

ber  ba  trinft  lautered  ©c^taud^toaffer ! 
3*  9m.,   @o^n  befii  ^R3l.,   beffen  ®ott  9^.,   bcffen  mtün  mi.,        monbte 

mid^  ^u  bir,  fuc^te  bid)  auf. 
Den  böfen  ^uf^affer,        ber  mein  ^au^jt  bdfe  padt, 

ber  an  miii^  gefeffelt  ift,        mic^  böfe  t^erfolgt, 
ben  böfen  9Iu^af|eT,  ber  mein  ^vpt  böfe  pacft,        ber  an  mic^  flefeffelt  ift:  20 

bem   nen)alti()en  Summa  \        bem  Dämon,   ber   feine  IBer^ei'^ung  gemfil^tt, 

ubergib  i^n; 
von  mir  möge  er  losgetrennt  werben        unb  jo  fc^enfe  mir  mein  Seben, 

aui^  auS'  meinem  Seibe  reig  i^n  aue        unb  fül^re  i^n  mit  bir  fort! 
Jcb  aber,  bcin  lhted)t,  mößc  leben  unb  beil  fein        [unb  min  rühmen  beine 

©ottbeit,] 

,^um  Staunen  für  |pä[terej  Xagc        [mill  id)  beineu  ^reie  preifen,]         25 

[miU]  beine  ^obeit  [oerffinben        ben  meitaudgebel^nten  ^enfcben.] 

jpier  flafft  loiebet  eine  Sücfe,  in  ber  t)oraudfi(^tItc|  junä^ft 
5iuItQnloeifungen  ftanben,  toorauf  fobann  eine  Dom  SBefd^loötungd«^ 
pticfter  ju  fpred^enbe  S3cfd^n)örungS^t)mne  an  lamu^  folflte,  üon 
ber  ber  ©c^Iufe  toieber  erhalten  ift: 

^Bann  bu  auf  beinem  ^ege  qe^ft, 

bezaubere  (?)  ben  ^öfen,        bag  er  oor  bir  oou  banneu  c^ebe; 
mann  bu  ben  (S^ubur^glu^  übetfc^reiteft, 

befd^mörc  i^n  bei  @a,        ba^  er  nic^t  ^urücftebre: 
)pann  bu  nad)  ber  (Steppe  gebft,  5 

befc^mdre  i^n  bei  ber  t^lur,        ba^  er  uic^t  umfebre: 
mann  bu  bad  Sieb  auffteben  lägt, 

fät)rc  ba«  $ieb  ibn  fort        über  bic  $)an^e  ^lur! 
:Kette  ben  iflTanten,        auf  bag  er  beine  (Dottbeit  rü^me, 

beinen  $reid  preife        oor  ben  meitaudgebebnten  S9lenfd)en!  10 

'^'^acbbem  bu  folc^ee  oor  i^amu^  breimal  re^^itiert  liaft, 


fo0  ber  Sbrante  in  ben  unteren  $:eil  bed  Scblafraumeei  eintreten,  bie 
Stirn  (?)  feine«  ©efic^te«  bebeden,  fein  (deficit  auf  ba«  grufeenbe  richten; 
bann  foQfl  bu  ibn  mit  einer  >Hute  mit  fieben  !^noten(?)  fiebenmal  fti^lagen; 
mäbrenb  bu  i^n  fc^Iä^ft,  foll  er  oon  felbft(?)  nieberfaaen(?)  (15)  unb  alfo 
fprec^en:  „C  3f<^tar,  bein  (beliebter,  [$amuj],  möfle  bir  jjur  Seite  flehen!" 
l^ann  foO  er  aue^  bem  untern  Xeil  bed  Sc^lafraumed  mieber  b^taui^ge^en, 
haii  ^ügergemanb  an^ie^en,  fic^  bie  Seiten  fd^Iagen,  ficb  fiebenmal  nacb 
[rec^td],  fiebenmal  nad)  linf«^  menben,  auf  bem  ^u6f(!bemel  nieberboden  unb 
alfo  fprecben: 

C  3fc^tar,  auf  beinem  ^ugfc^emel  \nodt  ic^  oor  bir  nieber.  '  Da  [hu] 
bie  iRenfd^en  [(iebft(?)],  (20)  barum  ben  böfen  ISufpaffer,  ber  mein  .f^aupt 


iSin  Unterqott  im  0^folqe  (SUile. 


20  i>'  3immern,  !6Qbt)Ion.  ^^mnen  u.  lebete.    2.  «liidroatil.    Vl€.  1111, 1 

böfe  padt,  ber  in  meinem  l^eibe,  meinem  S^eifc^e,  meinen  Q^liebern  jtedt, 
an  mic^  flefeffelt  ift  unb  mic^  bdfe  betfolgt:  am  heutigen  £age  retg  i^n  au» 
meinem  Selbe  aud  unb  gemfil^re  beinem  jornigen  ^er^n  [16e{anftigung !] 

@irbenmol   folf  er  ed  f^re^en  unb  bann  fein  (Sefic^tötud^  unb  [feine]  ^leib 

fc^nur  [ 25 

(Der  Schlug  fe^U.) 

'Am  bem  dtabu  (9?ebo)«5lu(te  fei  im  folgenben  ein  interej^ 
fante^^  SBec^felgefpräd^  jtoifd^en  bem  S^önig  ?Xffurbanipa(  unb  bem 
@ottc  9labu  im  ffiortlaute  mitgeteilt*: 

[3(^  t>erfün]be  beine  (gr^benl^eit,  o  ^ahu,        in  ber  ^engc  ber  großen  ®dtter ; 

[bei  ber  SDlenge(?)]  meiner  [{]^in]bc        roerbe  mein  fieben  nid^t  er^afc^t! 
[^m  i:em^el(?)  ber  Königin  (?)  oon  9hni]t)e  fle^e  id|  ju  bir,       bem  gelben 

unter  ben  ®0ttem,  feinen  trübem: 

[bu  bift  bie  ^i]Ife(?)  ^ffurbanipald        ffir  immer  unb  e»ig! 
(Dein  Stntd^t{?)  bin  i](^,        ic^  lege  mic^  92abu  ju  grüben;  •> 

[Derlag  mid^  nic^t(?)],  o  9^abu,        bei  ber  ^enge  meiner  geinbc! 
„^[d^  f(l^ü6c(?)]  hxdi,  Slffurbani^al,        i^,  92abu,  bid  and  (^be  ber  3:age% 

^beine  §ü^e  fo0en  nid^t  erlahmen,        beine  ^änbe  nid^t  erfd^Iaffen, 
„biefe  beine  Sippen  ba       foUen  nid^t  ermatten,  mic^  anjuflc^en, 

^beine  3unge  foQ  nid^t  gebunben  fein        tunerl^alb  beiner  Sippen:  10 

„weil  ia  ic^  gütige  9{ebe        an  bic!^  rid^tc, 

,,bein  ^aupt  ergebe,        beine  (Seftalt  ein^er^iel^en  laffe  in  (^»maf^'mafc^" '. 

9{abu  fprac^  alfo:        Dein  Vtunh  fprac^  (S(utcd, 

ba  er  flehte  ju  Urfittu*. 
Um  beine  ©eftaU,  bie  icft  gefeljaffen,  fleljte  fic  midj  on,        ha^  fic  ru^e(?)  in 

(£«maf4'ntafd).     15 
Um  beine  Srorm,  bie  ic^  gefc^affeu,  flehte  fie  mi^  an 

alfo:  3Bo^lbeftelIt(?)  bring  fic(?)  nac^  (S-gafd^an-falama M 
Um  beine  Seele  flehte  fie  mic^  an  alfo:       Verlängere  bad  fieben  ^ffurbanipal« ! 

Webergefunfen  auf  feine  Jhtie,  Äffurbonipal       flehte  ^u  ^abu,  feinem  S^xm: 

3(^  bin  bir  ergeben  (?),  o  ^ahn,       oerla^  mic^  nic^t;  20 

mein  fieben  ift  oor  bir  gefc^ricben,        meine  Seele  anbefohlen  im  3(^o6  ber 

9hnlU; 
id)  bin  bir  ergeben  (?),  o  92abu,  (Aemaltiger,        oerlag  mic^  ntc^t  inmitten 

meiner  fjeinbe! 

6i;  antwortete  ein  3api^u(-^rieftcr)        bon  Seiten  9^abu*0,  feinet  iperrn: 
(^r(^te  bi(^  nic^t,  ^ff urbanipal !        fiangeS  fieben  will  i(^  bir  geben, 

guten  Obem       will  ic^  ffir  beine  Seele  beorbem;  25 

mein  3Runb,  ber  ®uted  fünbet,    fcgnet  bi(^  in  ber  Ulengc  ber  großen  (SJötter. 


>  (Iraig,   'Sitl    ^e^td  1,  5  f.  (ogl.  %  Seremiad,   9lrt.  92ebo   in   diofc^er« 
fiejiton;  Sajhow,  «elig.  I,  442  ff. ;  «ßindert,  ißebo  9tt,  2).  «  3n  3. 7—12 

wirb  wal^rfd^einlid^  oon  Slffurbanipal  ein  frül^ered  gn&bige«,  i^m  Don  9labu 
/^uteil  geworbene^  Drafel  imitiert.  *  2;empel  ber  Sfd^tar  oon  9Hnioc. 

♦  fVeinome  ber  ^fc^tar.  ^  (£in  ^amf  bei*  3fd)tartempeld. 


«C.  XIII,  1       «ffurbaiu<)al  unb  '9lab\u    Da«i  "  «ottc«.  21 

&  dffnete  ^ffurbani^al  feine  $önbe,        flehte  ^u  92abu,  jeinem  .t)erni: 
«er   ^u  bcn   Srüftcn   ber  tönigin-oon*9Jiniöf  ^laj   f^cnomme^,        ijt   nic^t 

Dera(^tet(?)  in  ber  Stenge  ber  großen  (Bbtttx; 
roer  an  bcn  @aum  ber  Urtittu  flcbnnben  ift,        ift  nid^t  betastet  (?)  in  ber 

^enge  {einer  f?einbe. 
^i  ber  ^enge  meiner  ^^einbe        r)txla%  mic^  nid^t,  o  ^ahu,  30 

bei  ber  Stenge  meiner  SBiberfac^er       berla^  nic^t  meine  Seele! 

S^lein  (marft)  bu,  $lf{urbanipal,      ali^  id^  bid^  überlieg  ber  S^önigin«bon«92inibe; 
fcbmac^  (marft)  bu,  9(f{urbani|)al,        atö  bu  fageft  im  Sd^oge  ber  Königin 

Don^Slinibe, 
von  ben  bier  ^il^tn,  bie  in  beinen  ^unb  gelegt  waren,        an  ^nieien  fogeft, 

in  gttei  bein  ©efic^t  borgjl'. 
Deine  geinbe,  o  ^Iffurbanipal,        foDen  wie  Äom(?)  bor  bem  fBoffer  fein, 
wie  ®xaüptin{?)  im  gfrül^ja^r      foHen  pe  bo^infd^mel5en(?)  bor  beinen  3rü|en. 
Xu  aber  fteltft  ba,  o  tiffnrbani^al^ben  großen  Göttern  gegenüber  9{abu  er^ebenb. 


@tne  jiemlici^  gro^e  9ioIIe  fpieleu  in  bei  babt)lonifci^en  ^t^mnen- 
IttcratuT  biejcntgcn  ßicbcr,  bic  öom  „SBortc"  bes^  unb  bcd  ®otteö 
unb  feinet  mad^tigen  SSMrfung  ^onbeln.  Urfprunglid^  f^einen  biefe 
lieber,  bie  j.  %.  ebenfalls  fd^on  in  bie  altbab^Ionifc^e  3^1  jurücl= 
ge^en,  oor  aQem  auf  bod  2Bort  beS  ©ötterl^errn  SQil  fid^  bejogen 
p  ^aben,  fpäter  finb  bann  au^  anbete  ®öttet,  wie  indbefonbete 
3Ratbut,  an  ©flite  ©teile  getteten,  unb  fo  etfläten  fid^  aud^  aQctlei 
fpdtete  (Sinfc^altungen  in  ben  utfptüngtid^en  Xejt  biefet  Siebet, 
^fö  eine  d^ataftetiftifc^e  5ßtobe  t)on  biefen  auf  baö  „SBSott**  bet 
(4ott^eit  bezüglichen  Siebetn  möge  bet  folgenbe  Xejct  bienen,  bet  in 
leinet  je^igen  Cieftalt  etft  au§  bet  fpäteten  3^i^  ftammt^: 

Da«  n)ir  ein  Setter  feft  gegrünbet  ift,      beffen  ^nnered  nic^t  ju  burd^fc^auen  ift, 
fein  "©ort.  bae   roic  ein  fBetter  feftgegrünbet  ift,        beffen  3nnere3   nitit 

ju  burc^fd^auen  ift. 

Da0  $Bort  be^  großen  ^2lnu,        t>a^  mie  ein  IBetter  feftgegrünbet  ift  ufn). 

üae  Sort  {&m%       ba^  wie  ein  SBetter  ufw. 

Tia^  ©ort  ©a*,        bad  wie  ein  SBetter  ufm.  5 

T>a^  f&oxt  SRarbnfe,        tia^  mie  ein  fßetter  ufw. 

Jiai  SBort  be«i  ^biluht*,        bad  wie  ein  ^tter  ufw. 

Dai^  ©ort  "iHahm,       bad  wie  ein  ©etter  ufm. 

Dad  ©ort  be^  Sc^itrufifc^arra  ^        bod  wie  ein  ©etter  ufw. 

Da£(  ©ort  beS  <B(^amaf4r        ba^  tvie  ein  ©etter  ufw.  10 

Ta^  ©ort,  ba«^  brobcn        ben  ^immel  erfc^üttert, 
bad  ©ort,  bae  brunten       bie  @rbe  wanlen  mac^t, 
bae  ©ort,  bae  ben  9(nunnafi        ^erberben  bringt. 

^  :3f(i^tar  ift  ^ier  al«  Stu^  oorgefteUt.  ''  iKeii^uer,  ^^mn.  "Hx.  1  ff. 

(3oftrow,  »lelig.  II,  26  ff.;  Sangbon  9hr.  4).  »  @in  «einame  «Jarbuto. 

*  (5in  ©einame  92abud. 


22  ^-  ^SiwtneTii,  ^bQlon.  ^Dmnen  ii.  ifkbet^.    2.  ^U0mat)i.    «C  XIU,  1 

@eitt  Stott  ^at  feinen  ^SSo^ifager,        ^at  feinen  3e^c; 

fein  fBort  i(l  eine  fic^  er^benbe  (Bturmflut,        ber  9{iemanb  wiberftebt.  16 
Sein  fSoTt  erf^fittert  ben  ^immel,       ntac^t  bie  (Srbe  wanfen; 

fein  fSort  mifd^t  SRutter  unb  Xoä^ttr       wie  eine  9io^rmattc  loec). 
Xed  ^emt  «Bort  fnidt  hau  mi^xiö^t       in  feinen  ^almen(?), 

ba0  fBort  V^orbuffS  ertiönft  bie  gelbfrud^t        in  i^rer  ^eifc. 
Uta  ^erm  «Bort  ift  eine  fic^  er^ebenbe  ^oc^flut,       bie  bai»  flntli^  oerbfiftert,  20 

bo«  «Bort  SO^arbuf«^  ift  eine  Überfc^wemmung,        bie  ben  Damm  einreibt, 
©ein  «Bort,  grofee ^äumc        fegt  e«  meg, 

fein  «Bort  ift  ein  «Better,        hai  %ütn  jur  «emicitungi?)  bringt. 
Da«  «Bort  miU  wfitet(?),        ot)ne  bag  ein  9uge  ed  Tiefet. 

«krg^o^  ift  fein  ^ort,        bergl^oc^  ift  fein  ®ort;  25 

berg^od)  ift  ba«(  «Bort  bcü  @kmaltigen,        berg^od»  ift  fein  «Bort. 
Xei^  großen  ^nu,        bergbod)  ufm. 
dUitö,        berg^od)  ufm. 
(Sa6,        bergl^od^  ufm. 

Dtü  gelben  ^arbuf,        berg^od)  ufm.  :^0 

Ded  ^errn  Qhtbihilu,  bee  erflgebornen  3ot)nee>  i&a^,        bcrgbod)  ufm. 
Deö  ^Iben  9}abu,        berg^oc^  ufm. 

[De«(  ^errn  @(i^itrufif4arra],  beö  So^ne«  uon  (£fagil\        bergl)od)  ufm. 
De«  iperrn  Sc^amafd),        berg^oc^  ufm. 

«8irb  fein  «Bort  einem  «Bat)rfager  übcrbradjt,        io  mirb  fclbigcr  «Bü^rfagci 

erfdifittert,    36 

mirb  fein  tBort  einem  @c^er  uberbrad)t,        fo  mirb  felbiger  Setter  erf(^üttcrt: 
mirb  fein  «Bort  /^u  einem  meiibollen  ^anne  gefprodjen,        fo  me^flagt  felbiger 

iRanu, 

mirb  fein  «Bort  i^u  einer  mel)OoUen  §rau  gefproc^en,      jo  met)flagt  felbige  ^rau. 
Sein  «Bort       ge^t  ee  flein  einher,        fo  oernic^tet  es  ha»  ^anh, 

fein  «Bort    -  ge^t  cd  groß  einher,        fo  ^erftört  e«  bie  ^fiufer.  4u 

Sein  «Bort  ift  ein  i^ugebedter  9{if(^frug,        mer  fennt  feinen  ^nf)alt? 

fein  «Bort  ift  mie  ein  92e^  oerbedt,        morein  er  fangt. 
Sein  «Bort,  fein  innere«  mirb  uic^t  erfaßt,        fein  ^ugeree  tritt  uiebcr, 

fein  «Bort,  fein  ^u^ered  mirb  nic^t  erfaßt,        fein  innere«  tritt  niebcr. 
Sein  fBort  mac^t  bie  3)tenfd)en  franf,        f(!^mdd)t  bie  ^cnfd)en.  4'» 

Sein  «Bort,  menn  ee  broben  bal)inf&I)rt,        ntac^t  e»  bae  üanh  franf, 

fein  «Bort,  menn  ed  brunten  bal^inge^t,        oer^eert  e^  ha»  ^anh. 
Sein  SSort  ift  ein  «Better,  au»  einem  ^au»  Don  (^ünf        treibt  c»  ^ünf  t^crau«", 

fein  «Bort  ift  ein  «Better,  aud  einem  ^aue  oon  S^^n        treibt  c«  S^tin  berau« 
Sein  «Bort,  eilt  t»  broben  bat)in,        fo  mcrbe  ic^  in  Xrauer  oerfe^t,  'tO 

fein  «Bort,  mirb  t»  brunten  oerfünbet,        fo  erf (füttert  ee  brunten. 
Ded  ^erm  «Bort,  megen  feine«  Unheil«        fi^c  ic^  ha  unb  me^flagr: 

burd)  fein  «Bort  mirb  broben  ber  ^immcl  oon  fclbft  crfc^fittert,        bergt)od) 

ift  fein  «Jort! 

ferner  fei   ^ier  bcr  fltoBc  ^tjmnuö  an  S  (^  a  m  a  f  c^  -  au«« 
ber  ^J)ib(iot^ef  9(ffurbani|)oI$  feinem  ganjen  Sortlaute  nad^,  fomeit 

^  Xer  ^{arbiiftem^jel  in  ^obQton.  -  ^^n  meiteren  3(^aniofd) 

^lymnen  f.  erfte  9(udmot)l  8.  14  f. 


9£).  XllI,  1  ^t^mnud  an  @(bamafd).  28 

fid)  biefer  bi«^  je^t  ^erfteUen  lä^t,  mitgeteilt,  morin  ber  Sonnen^ 
Oott  ©d^amofd^  neben  feinet  92Qturfeite  wx  allem  auc^  al^  ber 
e>ott  ber  ©ered^tigfeit  gefeiert  mirb,  ber  ha^  (^iite  belol^nt  unb 
bo«f  93öfe  beftraft*: 

(^leud^ter  [ber  Smftemie,        >Kic^tev(?)J  be«  ^pimmel«, 

$erni(^ter  [bei^  ^öfen]        broben  unb  brunten; 
Sc^amaft^,  (Srlcuc^tcr  [ber  ginftetniö,        3ii(^teT(?)]  be*  Jpimmfle, 

58cmt(^tCT  bcd  ^ö[fen]        brobcn  unb  brunten! 
\{&^  wirft]  nicbcr  wie  ein  fjangnc^        [ ]  bein  (AMoni^,  5 

(jewaltigcn  Gebirgen        [ ]  befii  ^ieerc«. 

flei  beinern  (Srfd^etnen  freuen  fidj        [ )  .  .  .  . 

iouc^jcn  bir  jiu  aUe  [ ]  ^gigi* 

itxn  beftänbiges^  @)e]^eimnii»        ift  t>a9  \itifxcn  beine^  [ ] 

im  Stro^l  beine«  öirfjtee        i!)r  ©d»ritt  [ |  10 

Dein  ©lanj  fut^t  auf        [ J 

bie  Dier  SSeltgcgcnben        wie  geuer  | | 

«ufflctan  ift  ba«  %ox        für  aUe  [ ] 

Don  allen  3gigi        itjre  (^abtn  \ J 

9d)aniaf(^,  bei  beinern  Aufgang        beugen  ftci)  bir  ( ]  15 

[ ]  Sdiamafc^,        .  .  .  f 1 

üxitud^ttx,  Öffner  ber  ginfterni»,        •     •  l ] 

(Sntflammer  bc^  $agc«« ^n^flangen  oon  CHetreibc 

Die  gewaltigen  Serge        finb  umgeben  oon  beiner  d^Iorie, 

oon  beinern  (^lan^c  finb  erfüllt        bie  platten  £6nber.  'M) 

"Du  bift  mod^tigC?)  über  bie  ©ebirgc,        jd^auft  über  bie  Cfcrbe, 

bie  Söume  ber  £&nber        i)ängft  hu  in  be«  ^immetö  ^iinerent  auf. 
Die  ^enfc^en  ber  Sänber,        ftc  alle  beauffid)tigft  bu, 

wa0  (Sa'&önig,  ber  Berater,  gefc^affen,        aßbarüber  füt)rft  bu  '^lufficbt. 
Xie  belebten  ^efc^öpfe        in^efamt  weibeft  bu,  2r> 

ja  bu  bift  ber  ^irte  aübeffen,        bae  broben  unb  brunten. 
Du  wanbelft  beftänbig  am  ^immel, 

;^ur ber  ^be        fommft  hu  tagtöglicb. 

Über  SWeere«tiefe,  C^ebirgc,        (&rbc,  ^immel 

wie beftänbig        fommft  bu  tagtägli(^.  30 

Da0  Untcrreid)  [^]a»,  ^jagfube,        ber  ^nunnati  beaufficbtigft  bu, 

ha»  Cberretd)  ber  !$8o^nftötten        in^gefamt  regierft  bu. 
ipirt  be«i  Unteren,        .^ütcr  bc«  Oberen, 

Genfer  be^  Siebte  für  bae  ^11,        o  3(l)amaj(t),  ja  bu! 
Du  überj(!breiteft  bae  ^^eer,        bae  breite,  bas  weite,  H5 

woDou  bie  3gigi  uicbt  fenueu        fein  ticffte»  innere«. 

*  !8rünnow,  d^itfc^r.  f.  ^ff .  IV,  7  fj. ;  (iJrai),  3amae  *Jir.  1  (ogl.  OaftJ^ow. 
^Kelig.  I,  432 ff.;  3Beber,  Üiter.  S.  123 ff.;  %  ^cremia«,  «rt.  adftamofd^  in 
SRofcberd  ^tixton).  Sei  biejem  De;rte  ift  bie  $eriobeneintetIung  aucb  im  Original 
burc^  Linien  nad)  je  jwei  Werfen  an  bie  jpanb  gegeben;  atterbing^  !ollibiert 
biefe  äußere  (Zuteilung  fteUenweife  mit  ber  aue  inneren  (drünben  ^u  forbernbeu, 
Ofll.  h'  '^'  S'  112ff.,  S-  131  ff.,  i'  174ff.;  bod)  würbe  fic  bem  Original  ent^ 
fpred)enb  beibehalten.  -  Die  (öötter  be«  oberen  Screidj«. 


24  Cv  ^Sintmem,  $abt)lon.  $)t)mnen  tt.  (lebete.    2.  ^u^ma^l.    HO.  XIII,  1 

|0  Sc^amafc^J  beinc  Strahlen        bringen  in  bie  äBaffertiefc  tjinein, 

[bie  @rü]nbe(?)  bed  Speere«       flauen  bein  2i4t. 
[€  (Sdjamajc^,]   wie   mit   einer  3cönur   binbcft   bu,        wie   ein   ©turmwinb 

[.  •  .  .]ft  bn, 

bcin  [tüeijtcr  ^djirm        toirft  bie  iJanbcr  nicber.  40 

|'JH(t)t]  bift  bu  betrübt  togt&glid),        nid^t  ift  büfler  bein  >ilntli|^, 

bu  lägt  banern  aUnö^tli^,        lögt  aufleuchten  [Sfeuer(?)]. 
>iu  unbefannten,  fernen  ©tridjcn,        oon  ungejöl^Iten  leiten, 

0  <B6)ama\6),   eilft   t)n,        bt^  Za^i  ba^inlaufenb  unb  bc0  "^ad^ti  ba^in» 

ftür[menb(?)]. 
itiö^t  ift  in  ber  C^efamt^eit  ber  Sgigi,        ber  fid^  abmül^t  auger  bir,  45 

unter  ben  dlöttern  bed  gefamten  Me,        ber  überragenb  ifi  tote  bu! 
$ei  beinern  Aufgang  berfontmeln  fid^        bie  @)dtter  be^  Sanbe^, 

bein  furchtbarer  (^lan^       überwöltigt  bad  üanh. 
f^on  jämtlid^en  Sänbern,        fobiel  jungen  ertlingen: 

bu  fennft  il^re  $lane,        i^re  Schritte  flberfd^auft  bu.  50 

[@d  bli(len(?)]  auf  bic^        indgefamt  bie  ^enfd^^n, 

[o  <Bä^ama\d)],  nad)  beinern  Sichte       fe^nt  fid)  bie  (S^efamt^eit. 
I ]  bie  Sd)ale  ber  ^a^rfagung        ^ur  durflftung  bon  B^bernl^ol^, 

[ber  bu]  beniel^men  I&gt  bie  Selber       bie  Deutung  ber  ^rfiume. 
]  .  3ii^fiftwngcn        beugen  fic^  oor  bir,  55 

[t)o]r  bir  beugen  fic^        ^5fe  unb  ©erec^te. 
[%Ber  ift,  ber  ^in]abfteigt        in  bie  ^affertiefe  aufter  birV 

[»ei  ®u]ten  (?)  unb  »öfen        fertigft  bu  ibr  Urteil. 
Der  5ipu-3)ämon(?) ^ | 

ergiegt  ftc^  über  i^n  unb  ©(^laf        [ ]  HO 

Xu  läffeft  erbeben  (?)  ben  Übeltäter,        ber  nid)t  [ J 

bu  bringft  herauf  aud  ber  ^icfe(?)        bie  bai  9lecl^t  beugten  (?)  .... 
Durc^  had  gerechte  Urteil,  o  Sd^amaf^,       baii  bu  f|>ric^fl  [ | 

ift  l^errlic^  bein  9lame,        mirb  nic^t  geänbert  .  .  .  .  [ ] 

Du  fte^ft  bei  bem  SBanberer,        beffen  ^e[g]  befc^merlic!^,  65 

bm  9Reerbefal^rer,  ber  bie  glut  fürchtet,        berlei^fl  bu  (9llut(?)J. 
«ege,  bie  nie  erfpä^t,        ben  3äger  [fü^rft(?)]  bu, 

[auf  ^ö^]en(?)  jie^t  er,        gIeid)!ommenb  bem  [@on]nengott. 
1 1  (S(e»i(^ti^ftein,        aud  ber  ginfternid  retteft  bu, 

1 1  ooll  öon  Dunfel^eit,        oerleiftft  bu  Stügel.  70 

' ]        6t&bte  ^eigft  bu, 

[ ni]dit(?)  fennen,        j^cigft  bu  ^eute. 

(2  ^t'xUn  gan^  i^erftört) 
Der  burc^  «efit(?) ]  75 

ben  (Sefauften,  ber  in  ...  [ | 

Der  beffen  @ott  oon  i^m  [gemid)cn(y),        | 

burc^  Sel^n  .  .  .  .  bu  [ | 

Du  fle^ft  bei  bem  .  .  [.  .  .  .J-Wann,        | | 

bu  unterfu(^ft  [feine]  «er(Wltniffc |  so 

Du  bringft  [ 1 

im  „ßanb  o^ne  »lüdfe^r"        | 1 

Die  jümenbeu  Göttinnen       ;^ I 

bift  nicftt  ergaben  b[u?        ] 


41C.  X(ll,  1  .t>t)mnu«$  an  Sctjamafd).  25 

C  @(^amaf4,  aue  [beincmj  3anone{i        | |  H5 

ouj^  beiner  ©(^Unge        nid)t  fcntriniit'Vi ] 

Der  gegen  ©ibfc^wur  [ 

bcm,  ber  nic^t  fürchtet  .  .  .  [ I 

«udgebreitct  ift  bein  wci[tc£i]  siefi        [ | 

ber  5um  Sßetbe  feine«  ^enoffen        cr^e[bt  jein  5luge(?).J                        90 
ün  einem  i^m  nic^t  borbeftimntten  Xage        iüm[mt  ii)n  ^iniocgiV) | 

feflgefe^t(?)  ift  i^m  »ronb,        ber  ©ame(?)  .  .  [ | 

(frreic^t  i^n  beine  SBaffe,        fo  [gibt  ed]  feinen  dletter, 

bei  feinem  (S^eric^te        tritt  nici^t  auf  [fein]  Sater. 
^eim  $[udf))ru(^  be«  ^idjterei        fielen  nic^t  ^ebe  ftc,  feine  «rflber,  95 

in  eherner  gfalle        wirb  er  niebergefdjlagen,  o^ne  ed  ^u  toiffen. 
Der  8d)Ied)tigfeit  plant,        beffen  ^orn  oemic^teft  bu, 

ber  auf  Unt(rbrüchtng(?)  finnt,        beffen  8tötte  wirb  oerfet^rt. 
Den  f^Iec^ten  'Six^ttx        läffefl  bu  g^ffelung  fetten, 

ber  ^eftedjung  annimmt,  nid^t  red^tleitet,        bem  etlegft  bu  Strafe  auf.    100 
Der  ni(^t  9efted)ung  annimmt,        ber  e^rffirac^e  einlegt  für  ben  Scbwad^en: 

mo^Igef&Üig  ift  bad  8(^amaf4,        fdrbert  ba«  lieben, 
^n  gemiffenl^after  92i(^ter,        ber  gerechtes  Urteil  föüt, 

fertigt  (fic^?)  einen  $alaft,        eine  ffürftenwo^nung  ift  jeinc  fBot)nftätte. 
Der  (Mb  gibt  auf  ^uc^erainfen(?),        wadförbert  er?  105 

er  betrügt  (?)  fi^  um  Gewinn,        leert  feinen  ©eutel. 
Der  ®elb  gibt  auf  mäßige  Q\n\tn(?),       einnimmt  einen  Scfcl  für  .  .  .  |.  .  .  ,| 

wo^IgeffiUig  ift  ha^  Sc^amafd),    förbert  ba«  Scben. 
Der  bie  ©o[ge]  ^filt        [ ] 

ber  ba  anbert  bie  (dewic^tdfteine,        [.  .  .  .  erjniebrigt,  110 

ber  betrügt  (?)  fi(^  um  (Gewinn,        Iee[rt  feinen  Öeutel.] 

Ded  (S^rlic^cn,  ber  bie  %age  Wt,       viel  finb  [ | 

«Üe«  mögliche  biel | | 

Der  bad  Vtai  ^ält,        ausübt  .  .  .  [ ] 

', ]  bei  ber  ^ibe,        ber  ^uoiel  entrichten  lögt,  ILS 

l I        ber  f?lu(^  ber  iieute  wirb  i^n  frt)afd)en. 

(«Öer]  feinen  ( i t,        9lbgabf  forbcrt, 

[ I        nic^t  wirb  befi^en  fein  dhrbe, 

in  hau  l ]  werben  nic^t  eintreten       'fte,  feine  ^über. 

Der  [ ],  ber  betreibe  gibt  für förbert  ba*  Wutc,     120 

:wo^lgef5]nig  ift  bae  ©c^amafd),        fdrbert  bae  Ueben; 

er  erweitert  bie  Somilie,        nimmt  ^eicfttum  in  ^fi^, 
gicid)  ^Saffern  ber  Siefe,  unberfieglic^en,       wirb  fein  Same  unuer[fieglicb  frin.| 

Der  gute  ©ilfe  ju  üben        einen  Unoerftönbigen  be[auftragt(?),] 
ber  Untergebene  (?)   unteTbrü(ft(?),         mit   bem  8ci)reibgriffel    wirb   er  auf- 

gefi%eid)net(?):|     125 

bie  ha  iBöfed  tun,        ibr  @ame  ^at  nic^t  [^ftanb,| 
beren  Vlunh  boQ  Seugnen,        ba  gilt  t>ox  bin 

Du  ocrbrennft  i^ren  «udfpru^,        (öfeft  il^n  auf,  io  bu! 
Du  ^örft,  ba  über  fie  bu  ^in^ie^ft,  bie  (iHnge^wängten,    macbft  auefinbig  ibr  ^ec^t, 

ein  ieber,  jebweber        ift  beiner  ^anb  anoettraut.  190 

Du  regelft  i^re  Oratel,        wad  gebunben  ift,  (öfeft  bu, 

bu  eri)drft,  o  3d)amafd),  ^ebet,        Rieben  unb  ^ulbigen. 


26  •t>.  Zimmern,  ^abqton.  ^Dmnen  u.  (^fbetc.    2.  ^uemabl.    flC  XII],  1 

^Hebermerfuna,  ftnieii,        Slüftergebet  unb  JuBfall. 

flu«  ticfjlcr  Äc^lc        fc^reit  bcr  (Sienbe  )u  bir, 
bfr  ^inffiQiflc,  Sdituac^e,        (Geplagte,  $[rme,  13r> 

mit  einem  St(aQe(ieb(?),  einem  Sdiriftftüd        beftänbi^  $iet)t  er  bidi  oit. 
Deffcn  Soniilie  fern,        beffen  Btaht  meit  meg, 

mit  bem  Chrtrag  beö  If^Ibee       ber  ^irt  ge^t  bid)  an. 
Der  [..]..  .(?)  im  «ufjionb,        bcr  ©irt  unter  bem  3tinb, 

\o  8(^a]mafd),  ge^t  bid)  an,        ba  einen  %6eQ  er  ^ie^t  be»  Sdiredene.  14() 
Der  reifenbe  Äaufi^err,        bcr  ioäubler,  ber  ben  Beutel  träflt, 

[ 1  flc^t  bid^  an,        ber  gifc^er  bcr  üefc. 

Der  <^äfler,  ber  ^dfiaä^ttt,        ber  Sorter  (?)  be»  JBie^», 

int be^  ^o^rgaune        ber  Vogelfänger  get)t  bid)  an. 

Der  (^nbred)er,  ber  Dieb,        ob  auc^  Seinb  be«  6d|amaf4,  14o 

auf  bem  $fab  ber  6tep|)c        ber  iianbftretc^er  geü  bid)  an. 
Der  uml^erirrenbe  ^ote,        ber  f(üd)tige  8d)atten, 

0  Sc^amafd),  gingen  bid)  an        [ ] 

9hd)t  miefeft  bu  ab,  bic  fbic^]  angingen,        | 

bem  .  .  1^ ]  .  .  . ,  0  Sc^amafd),        [ ]  loO 

.  .  .  [ 1  • .  0  Sc^amafcft,        .  .  [ 1 

bein  I ]  .  .  [ ] 

lUm  ^VL  regeln  (?)J  it)re  Cratel  (?),        auf  bem  ...[.]....  ü^e[ft  bu,| 

nad^  ben  oier  $Binbrid)tungen        entfd)eibeft  bu  i^re  Ver^öltniffe. 
Den  beuten  (?)  ber  platten  fBo^nftätten        if)re  Ct)ren  öffneft  bu,  15r> 

ba  für  bie  $fanne  [it)rer]  9ugenfd)au        nid)t  genügte  ber  ^immel, 
für  bic  Schale  ber  Sat)rfagung        nid)t  genügten  alle  Söubcr. 

3ur  ;^eit  bc«  (^cbetf»(?)  lau^S^ft  bu        ooQ  3ubcl  unb  greubc, 
iffeft,  trinfft  il)ren  lauteren  S?ein,        cblee  öicr  oon  bcr  lonne, 

ba  fie  bir  fpenben  ^ier,        bae  cblc,  nimmft  bu  (e<()  an.  IBu 

Sic  bic  umringte  [.  .j  .  .  .  'Slui,       bie  retteteft  ja  bu, 

i^r  reincd,  lauterem        ^äuc^cropfcr  nimmft  bu  an, 
trinfft  if)re  iRifc^ung  uon  !Bein, 

bic  fBünfc^c,  bie  fie  t)egten,        la^t  crreid)en  ja  bu. 
Die  ha  nieberfnien,        benen  fd)affft  Idfenb  bu  it)rc  Feinheit,  1%:* 

bic  t^a  t)ulbigen,        beren  ^ulbigung  nimmft  bu  an. 
Sic  aber  fürchten  bid)        oere^en  beincn  9}amen, 

oor  beiner  (^rö^e  beugt  man  ftd)  für  immer. 
Die  aber  törid)t  finb  mit  ber  3unge,        C4ott[loic6]  rcbcu, 

bae  wie  bie  'IBolfen        nic^t  ^at  Vorn  unb  r^inten],  17(i 

bic  ba  t)injie^en        über  bic  meite  ^be, 

bic  ba  betreten        bic  l)o^cn  Vergc, 
(Mott  l'ac^mu  [übermältigt  fie(?)],        ber  uoll  uon  $urd)tbavfeit  ift. 

Der  ^trag  bee  ^eeree,        ma»  au0  ber  Diefe  fommt, 
bic  ^cbü^r  bc«  3Iuffe0,        bic  ba  eingebt,  o  Sd)amaf(4,  (ü^gl)  oor  bir!    175 

i&M  für  Verge,        bic  nic^t  betleibet  radren  mit  bcinem  C^Ian^c, 
mae  für  (i^egenben,        bie  nid)t  ermärmt  mären  oon  bem  Strabl  beinee  Üi6)\^\ 

Der  bu  bie  JJinfternie  cr^ettft,.       bae  Duntel  crleud)teft, 
bie  Dunfel^eit  öffneft,        bie  meite  (£rbe  crleuc^tcft! 

Der  bu  ben   Dag  auft)ellft,        herobfteigen  lägt  (4lut(?)  auf  bic  i^bc  bc£^ 

i)Httag€^,     180 


r 


«C.  XIII,  1  »ei*I)citdf|)rü*c.  27 

rrglü^en  lö^t  toic  eine  flamme        bie  weite  i&thtl 
Der  bu  bie  ^age  oerfür^ft,        bie  9i&^tt  oerlöngerft, 

Ijerbeifü^rft]  tälte,  groji,        Stauer,  ©(^nee! 
r^T  bu  ....]..  .  bell  Stieget  bed  Wimmele,       auftuft  bie  lür  ber  tkiu 

]  «anb,        8*lüffeM)Po(f,  Xürfodel.  185 

]  unnac^ficl^tig,        ber  2tbtn  fc^enft, 

]  .  .  .  .        in  bet  IBermirnmg  inmitten  bcß  $obe^. 

[ ]  'Siat  au  pflegen,        *tan  ju  faffen, 

j  .  .  .  .  SRorgenrötc        ben  meitauÄgel  breiteten]  ^enfd^en, 

[ ]  Itironl?)        39preffe  [ J  190 

(4  S^xUn  toerftümmelt) 

J  glan^enb,        bie  ©oftnung  beiner  üuft,  195 

[ ]  •  •  •        <^in  3Ra!^I  ber  ©eltgcgcnben, 

1  •  •  •        ^Jrieftertierr  unb  Surft, 

[ ]  il^ren  Tribut  mögen  fic  bir  bringen, 

]        mit  bem  Opfer  ber  Sülle  ber  öönbcr, 

[ ]        bcin  Heiligtum  möge  erneuert  werben,  200 

]        beffen  Äu^fprucft  nit^t  geänbert  wirb. 

f J        im  ^aufe  bed  od^tafgemac^ee 

[ ]        möge  fiU  bir  fpredjcn! 

Unb  im  'Xnfc^IuB  an  bieje  ©d^amafc^^^mne  folge  nun  nod) 
bei  intcrcffantc,  Iciber  immer  nod^  rec^t  fragmcntarifd^c  Icjt  au0 
bcT  SStbliot^cf  ?lffurbanipafö  (ncbft  einem  ncubab^tonifc^en  ®jem* 
plat)  mit  ^eiö^eitSfprüc^en,  ber  fid^  auf£^  engfte  mit  ben  ^^artien 
be^  Dorfte^cnben  öt)mnu6  berührt,  bie  t»on  Scftamafd^  alö  9flicftter^ 
flütt  ^anbeln^: 

(Anfang  oerftftmmelt) 
^n  einer  ^erfammlung  [^um]  Slnfu^rer        ergebe  [bein  ^uge|! 

^Im  Crtc  be»  Streite«        oerme^re  nidjr  ben  [Sä]rm(?)! 
C^m  Streite  bein 

aud)  bu  ffiun  @)[uten(?)J        rid)te  empor  bein  [$lntjli^! 

(Die  H  folgenben,  ^.  %.  oerftümmelten  ^ci^c^^  ^anbeln  gleid^fall?  a*  ^-  ^^^^"^ 

Dom  riti^tigen  ^erftaltcn  bei  Strcitigfeitcn) 

^<on  beincm  ^iberfaci^er 

bem,  ber  bir  !6öfe£(  tut,        oergilt  i^m  mit  [(^Jutem! 

(folgen  no(^  einige  weitere  feilen,  bie  oom  Ser^alten  gegenüber  bem  Sei  übe, 
!£Biberfa(^er  unb  3d|abenfrot)en  t)anbeln;  barauf  eine  ^ücte) 

*ertroue  nic^t  [ ; 

Sd^au  auf  ben  älteren  trüber 

fürchte 

gewahre  _if)m  (4nabe! 


^  92a4  mehreren  einanber  gegenseitig  ergän^enben  Xe^ten  bee  ^rit.  ^^uj.; 
Dgl.  aRacmillon,  «el.  lejt«  9h.  2  unb  8immem  in  3tfc^r.  f.  «ff^r.  XXIII, 
367  f.;  j.  ouc^  ^ber,  fiiter.  S.  309  unb  llngnab  in  (örefimonn  a.  o.  C.  S.  98 f. 


28  *•  rfimmern,  «ab^lon.  .t)pinnen  u.  (»ebete.    2.  «udwaW.    «O.  XIII,  1 

t^rc  fiaffigfcit  nic^t  .  .  .! 

^rtif(^  foüft  bu  fic  nic^t  unterbrüdcn! 
tßegen  fold^cnt        jümt  i^m  (fein)  ®ott, 
nt(!^t  wo^I()ef5Qio  ^^  ^a^  Sd^amafd),        er  oerflilt  ee  it^m  mit  Sofern. 

(Mib  Spcife  ;^u  cffcn,        ©ein  ju  trintcn, 

mit  richtigem  SBo^lgerud^ (?)  oerforge  unb  .  .  .  .! 

Regelt  folgern       freut  ftd)  übet  ibn  (fein)  ®ott, 

roo^Igefanig  ift  ba$  6d)amafd),        er  oergilt  ei»  ibni  mit  (duftem]. 

($ie  folgenbeii  uerftümmelten  7  feilen  ^anbeln  u.  a.  oon  ber  ^tjanblung  bei 

^agb  im  ^aufe) 
lieirate  nid^t  eine  ^nxt,        bie  il^re  $)UTerei  ausübt (V). 

<^ne  ^ietobule,  bie  einem  &oUt  getoei^t  ift, 

eine  93u^Ibirne,  beren  Q^emoitf?)  Tei(^Ii4  ift: 
am  beinern  ©c^mer^  mirb  fic  bic^  ni^t  emportjebeti, 

in  beinem  @treit  läftert  fie  gegen  bid). 


r. 


(^brfuTC^t  unb  UntertDürfigfeit        mol^nen  nic^t  bei  i^r, 
fürwahr,  tommt  fie  ind  ^aui,        fo  fü^re  fie  bacau^  lieraud. 

C^ft  ber  ©pur  eined  Srremben        it^r  @inn  ^ugemanbt, 
[tt>o(?)l  fie  in  ein  ^au«  eintritt,  wirb  e«  i^erftört,        nic^t  bleibt  ^eiU?}, 

roer  [fie]  betratet. 


55em  Äöjuig  (uuterfte^t)  fein  (örofter,        bcm  (trogen  bu  felbfl,  10 

[bew]al|rft  bu  fein  Siegel,        fo  fei  ei*  angebunben(?). 
[£)ff]neft  bu  feinen  @(^a^,        fo  tritt  Ijinein, 

[wenn]  ein  frembeie^  ©iegel  nid}t  (baran)  mar. 

[|)Jabe  o^ne  ;3a^l        wirft  barinnen  bu  fd^auen, 

(aber)  auf  irgenb  etwad  folc^ed        richte  bein  ^uge  nid)t.  15 

^d^t  fei  bein  ^erj  angetrieben,        ^eimlici^ed  ju  berüben, 

binterbrein  bod)  wirb  bie  @a(^e  funb(?)  werben. 

<^rug(V)]  unb  ^imlic^feit,  bie  bu  oerübt,        wirb  offen[bar]  werben, 
t}5ren  wirb  babon  ber  (^roge       unb  wirb  [bi(6  sur  81e(!^nf(^aft  ^ie^enf?)] 
(folgen  nod)  einige  weitere  berftfimmelte  3^il<^>t:  borauf  eine  Sücte) 

^Berl&umbc  nic^t,        fage  8c^bne0  aue, 

^dfei^  fpric^  nic^t,        rebc  &uM\ 
tBer  berleumbet,        Söfetf  audfagt, 

snx  )Sergeltung  baffir  wirb  Sdiamafd)        itym  nad)  bem  Joau|ite  trauten. 

^ad)  beinen  ^unb  nic^t  grog,        J)üte  beine  2\ppt,  5 

bie  Regungen  (?)  beinee  Innern        fpric^  nic^t  aUbalb(?)  aud! 

:»enu  eilig  bu  rebeft,        mufet  bu'«  fpäter  bereuen  (?), 
aud)  mugt  bu  burd)  Schweigen        beinem  6inn  Wi\^  mad^en. 

Xfigli4  ^ulbige  beinem  (^ottt 
mit  Opfer,  (t^ebet,  d^e^örigem  an  ^äuc^erwerf;  10 


sc.  XIU,  1  (»ebet  an  ©(^arnafc^  bei  ^aufi^toei^.  29 

}u  beinern  @otte  mögeft  bu  iperjendtrieb  ^aben, 
foI(4e$  ift  e^,  road  ber  ®ott^eit  pfommt. 

^ten,  gießen  unb  9}ieberwerfen  auf£(  ^nttt( 
foflft  bu  morgen«  iljm  barbringen,     fo  »irb  beine  Jhaftf?)  flen)altig(V)  fein, 
Quci  im  ÜbermaSc        wirft  bu  mit  @ott  Gelingen  ^aben.  15 

59ei  beiner  üc^re  crfie^  aue  ber  ^ofel: 

((£(otted)furc^t  erzeugt  @)uterge^en, 
O^fer  mac^t  baS  Sebcn  reic^Iic^  fang, 

auc^  (oft  ®ebet  bie  3ünbe(nfd)ulb). 

Ser  bie  OJöttcr  fürchtet,        nidjt  wirb  bem  entgegen  [jetn  iJol)n(y)j  20 

9ßer  bie  ^nuunali  fürd^tet,        ber  verlängert  [feine  Sage.] 

SRit  Srteunb  unb  @)enoffen       rebe  nic^t  [<3(^Ied!|teS(?)1 
(Gemeines;  rebe  nid^t,        ^uted  [fpnd^  nttt  i4m(?)]! 

SBenn  bu  ocrjproc^en  ^a\t,        fo  gib  ei>  [ J, 

wenn  bu  ermutigt  ^aft,        [fo  gewähre  $ilfe(?)]!  25 

[$)aft  bu]  bem  @enoffen  [(etwad)  Derfproc^en],        fo  gi[b  es^  i^m], 

[aud^]  wenn  bu  ben  f^reunb  ermutigt  ^aft,        [fo  gew&^re  i^m  beine  $ilfe(?)|! 

|!ßei]  beiner  fielire  i  erfiel)  au«  ber  Xofel:] 

(3)er  Schlug  feljlt.) 

I)Q  Anfang  unb  @nbc  bicfcs^  Xcjteö  nod^  fehlen,  fo  fann  bi^ 
jc^t  Icibcr  and)  noc^  nid^t  fcftgcftcllt  »erben,  in  »cld^cm  ßufammcn* 
tjang  bicfe  bab^Ionifd^cn  „©tttcngcbotc"  ober  „SBciö^eit^fprüd^c" 
auftreten,  ob  fie  einfad^  als  %tH  einer  größeren  felbftänbtgen 
SeiSl^eitSle^re  ju  gelten  l^aben,  ober  ob  fie  ^tma,  wa^  red^t  n^ol^l 
benfbar  mdre,  fpejtell  afe  Ermahnungen  eines  ®otteS  ober  eine» 
frommen,  ber  ®ott^eit  nal^cfte^enben  STOenfd^en  ber  Urjeit  in  einen 
mtjtl^if^en  ober  epifd^en  ß^f^mnienl^ang  eingereiht  toaren. 

@nb(icl^  fei  ^ier  noc^  auS  ber  ^ffurbanipaUStbliot^eE  aM 
einem  SRituoI  für  eine  .öauSnjeil^e  ein  @ebet  an  ©d^amafd^  mit* 
geteilt,  baS  ber  Sefd^ttJörungSpriefter  nad^  allerlei  bor^ergegangenen 
3eremonien,  fpejiell  auc^  einer  Dpferjurüftung  für  ©djamafd^,  an 
biefen  fprcc^en  foQ^: 

@d)amafd),  ^err  ^immel«  unb  ber  ^be,        (Erbauer  oon  Stabt  unb  ^aue, 

ia  bu! 

^ftimmungen  ^u  beftimmen,        Sc^tcffale  ju  geftaUcn,  liegt  in  beiner  $anb! 
(Sine  ^efümmung  be«  Beben«,        ia  bu  [beftimmft  fie,] 

ein  S^idfal  be«  Seben«,        ja  bu  [ge^alteft  e«!] 
^a«  %Bort  beine«  S[Runbe«       [wirb]  ni[(^t  geänbert,] 

ber  9Iu«fprud)  beine«  ^0>hinbe«        [wirb]  nifd^t  gewonbeU.| 

'  Bimmern  in  aeitfctir.  f.  «ff.  XXIII,  369  ff. 


30         $•  x^intment,  ^abt)lon.  jp^mnen  u.  O^ebete.    2f  ^udmot)!.    il£.  Xin,  1 

€  Sc^amajd),  am  heutigen  Xage        ttm  S^^9^^^^^^  [ 1 

Dted  $QU0,  baS  31^.,  @o]^n  bed  9^.,  pebouß  t>ot,  fegne!] 

(£tnr  gütige  ^eftimmung  beftimme  i^m; 

ein  gütige^  Sc^icffal  geftalte  il^m! 
IRdge  bieS  ein  ß^t^^X  fein,        ber  [^il]  bringt  {einem  iivbantx, 

auc^  bie^  ein  t^ausf,        bae  ^eil  brin[gt  feinem  Q^bauer !] 

möge  [cö]  ein  $on«  be«  ÖebeniJ  nnb  ber  @rba[Itung]        für  HH ,  feinen 

^UKt,  fein! 
€  ©c^amafd),  929t.,        ber  bicfe«  ^aui  ge[baut  bat,] 

in  ber  f^eftigfeit  beine§  $er5eniS  [ ] 

eine  gütige  ^eftimmung  beft[imme  it)mj 

ein  gütiges  @d)i(ffal  geftalte  i^m! 
^(n  [feiner]  Sülle  möge  er  fic^  föttigen, 

bad  ^auS,  hai  er  gebaut,  werbe  [alt,] 

auf  tange  3^^^  ^^^^^  ^^  leben! 
[C  Scöomnfd),  bic§  .^an§]  ^\i  einem  gütige»  '^or^^cidjeu        für  [9i9i.,  feinen 

©crrnj  fe|e  e«! 
^n  biefem  |)aufe  möge  er  [^er^enÄfreubc]  betätigen,        togtäglid)  [fiA  freuen ;] 

foöiel  er  aud^  bege()rt,  [möge  er  erlangen,] 

ba§  ^^orbanbene  [erneuert  merben!] 

*?(uf  bicfeö  ©ebct  folgen  in  ber  üiturgie  tuieber  aUerlci  Sfhtual' 
annjcifungen,  bie  fic^  auf  bie  SBel^anblung  be«J  ©ötterbilbcs^  beö 
3iegeIgotte<S  bcjie^en.  S)ie)er  njirb,  mic  qua  bcni  folgcnbcn  \fttt>ox- 
ge^t,  nad^  ))oIIenbeteni  «^aiidbau  am  ®c^luffe  biefer  ^us^i^ei^^ 
jcremonie  in  Oeflolt  feinet  SBtlbes  in  einem  ©(i^iffd^en  bcm  5^^ft 
pTeiögegebcn  unb,  wie  fonft  ein  böfer  3!)ämon,  befd^tooren,  fii^  jH 
entfernen  unb  nid^t  me^r  jur  (Stelle  bei^  neuerbauten  ^aufed  jurüd- 
jufe^ren.  95ei  biefer  Zeremonie  am  glufe  ift  öom  Sefd^mörung«^* 
priefter  öor  biefer  ^öuberl^anblung  mit  bem  Silbe  bed  QitQdQOttes^ 
^^unä^ft  noc^  ein  ^ebet  an  (Sa  unb  SRarbut  ju  richten,  ba^  faft 
mit  ben  gleid^en  SBorten,  tt)ie  ba«J  obige  &thü  an  ©^amafc^,  aud^ 
biefe  beiben  Wötter  um  i^ren  Segen  für  baö  neue  ^au^  unb 
feinen  IBcfifeer  angebt.     ^l«f  ber  »eitgeftenben  Übereinftimmung  im  t 

SBortlaut  bei  biefcn  beiben  (Gebeten  berul^en  aud&  bie  (Ergänzungen  1 

im  Dorfte^enben  Xejrt  be^  ©d^amafd&gebetes^. 


\ 


'iluc^  biefe  jiDeite,  t)ier  gebotene  ^uetoa^l  uon  bab^lonifc^en 
.^^mnen  unb  Q^ebeten  erfd^öpft  leinedloeg^  aud^  nur  annä^emb 
ba«  rei^^altige  9Katerial,  ba^  bie  fteilfc^riftfiteratur  auf  biefem 
(•Gebiete  aufloeift,  mcnn  aud^,  im  3"föntmen^alt  mit  ber  erften 
?lu«Jtoa^l  in  ÄC  VII,  3,  bie  tuic^tigften  «rten  biefer  §^mncn- 
unb   ©ebet^literatur    in   c^aralteriftifc^en   ^obcn    vertreten    fein 


iJ 


*?(£.  XIII,  1  Sc^luftbcmerfuitfl.    ;^ur  ßitcratur.  31 

bürften.  3Son  bem  ^xtl,  bas»  unö  als  crftrcbcnötDertc^  3bcal  üor^ 
fd^weben  mufe,  namlid^  bie  bab^Ionifd^cn  ^^mnen  in  if)rcr  boQ* 
ftänbigen  6*cftalt  unb  aud^  in  il)rcr  jeweiligen  ßi^f^^^wicnfaffung 
in  Heineren  ober  gröjjeren  ©amnilungen,  fotpie  in  i^rer  liturgifc^en 
©inorbnung  unb  SBerwenbung  fämtlid^  roieberjugeioinnen,  finb  toir 
ofinebieö  bei  bem  fe^r  fragmentarifd^en  3"f*ö"^  gerabe  biefeö 
iJiteraturä»eige«  nod^  rec^t  toeit  entfernt.  3nimerl^in  bered^tigen 
bie  oben  eingang«^  ertoä^nten  neueren  gunbe  unb  SSeröffentlid^ungen 
oon  .'pt^mnen  ausJ  ber  altbabtjlonifd^en  3^it  jw  Irenen  fid^  aller^ 
neueften^  aud^  folc^e  aus^  XeQol^^^agafd^  gefeiten,  ju  ber  Hoffnung, 
t>a^  mir  in  ®älbe  jenem  ^kk  um  ein  gute^  ©tuet  näöer  fommen 
loerben. 


?ur  Bitttatut. 

m.^aftxow,  Die  Religion  «obt)lonicnfi  unb  «fl^rien«,  1905 ff.,  I,  398 ff., 
II,  Iff.  -  C.  «Beber,  Die  ßiteiQtur  ber  »abtjlonier  imb  «fftjrcr,  1907, 
S.  114 ff.  —  %,  Ungnab  in  (SJreftinann,  'Ältotientolifc^e  Xcjte  unb  ^(ber, 
1909,  I,  80ff.    -  @t.  Sangbon,  Somerian  and  Babylonian  Psalms,  1909. 

iQ.  3  i  m  in  c  r  n ,  »abtjlonif  (^e  öug^falmeu,  1885.  —  3fl.  (£.  ^  r  ü  n  n  o  w ,  Assy- 
rian  Hymns  (in  3eitfd|r.  f.  «ff^riologic  IV,  1889  unb  V,  1890).  —  iJ.  !©.  Äin^, 
Babylonian  Magic  and  Sorcery  being  "The  Prayers  of  the  Lifüng  of 
the  Hand'\  1896.  —  ^.  !0{artiu,  Textes  religieux  assyriens  et  baby- 
loniens,  1900  unb  1903.  —  3-  4>ct)"^  ^^mnen  unb  ©ebete  an  ^arbuf  (ä^citrofle 
i^ur  «ff^riologic  V,  8,  1905).  —  St.  D.  »Jacmillan,  Some  Coneiform 
Tablets  bearing  on  the  Religion  of  Babylonia  and  Assyria  (ebenba  Y,  5, 
1906).  —  3.  "ööncnrüc^cr,  ®ebete  unb  ^Dntncn  an  ^icrgol  (fiei^jjiflcr 
Semitiftifdie  ©tubien  1,  6,  1904).  —  (£.  05.  ^erri),  4)t)mucn  unb  ÖJcbctc  an 
Sin  (ebenba  11,4,  1907).  3-  ^^inttf^t,  ^Dmucu  unb  (*Jcbcte  an  9icbü 
(cbcnba  m,  4,  al«  Differtotion  ^c'xpm  1^07).  —  ($.  D.  CM  rat),  The  Sama« 
Religions  Texte,  1901.  -  XI).  @.  ^int^cg,  The  Hymns  to  Tammoz  in 
the  Manchester  Museum  (Manchester  Memoirs  XLYIII,  25,  1904).  — 
^.  3.  ^uffep,  Some  Sumerian-Babylonian  Hymns  of  the  Berlin  Collec- 
tion  (in  Americ.  Jonm.  of  Semit.  Lang^ages  XXIII,  1907).  —  ^.(Bfi^oM- 
mcDCT,  Der  3fcl^tart)Dmnu8  K.  41  nebft  feinen  Du<)Ii!atcn  (SDilittcil.  ber  58orbcr 
ofiat.  ©efellfd).  1908,  4).  —  üi.  Homht,  Histoire  du  culte  de  Sin,  1908.  — 
iQ.  Zimmern,  Sumerifc^^babt^Ionifc^e  Xamujiieber  (^eric^te  ber  pl^iL^^^ift.  $t(. 
ber  eac^f.  (^ef.  ber  $Biff.  LIX,  4,  1907).  —  ^.  0labau,  Miscellaneous  Snme- 
rian  Texts  firom  the  Temple  Library  of  Nippur  (Hilprecht  Anniversary 
Volume,  1909,  8.  374 ff.).  —  $.  yRabau,  Sumerian  Hymns  and  PrayerH 
to  God  Nin-ib,  1911  (The  Babyl.  Expedition  of  the  Univ.  of  Pennsyl- 
vania, Series  A,  Vol.  XXIX,  1). 


(frftc  Iflu^toa^I  ($1£.  VII,  3):   mttx   unb   literarifc^ei   ^axahtx   5er 
bab^l.  ^^innen  (S.  3.  —  55ic  mctrifc^c  gform  bcr  babt)I.  ^^mnen  @.  5.  —  Der 
finfeitig  fulttfc^e  (S^aralter  ber  babl^I.  S^ri!  @.  6.  —  ^anf^t)innui$  nac^  einem 
©lege  S.  7.  —  ^^mncn  mit  greift  beÄ  Äönig»  8.  8.  —  Äönig^gebete.    Jku 
jal^rÄfcft^^mncn  3.  9.  —  XammuS^^^mnc  @.  10.  —  ^^mnu«  on  ©in  @.  11. 
^^mnud    an    ^bob    8.    12.     -   @iebete   bei   Opfern.     !6ef(^wörungd^Qmnen 
8.  13.  —  ©cfci^tüönmgÄ^^mncn  an  8c^amafctj  8.  14  —  an  SKarbut  8.  15 
an  3frf)tar  8. 16.  —  ^i)mne  an  SKarbnf.    Älageticber  8.  17.  —  ^efc^mörunge 
gcbete   an  SKarbut,   9icrga(  8.  18  -   an   einen  @ott,   on  3fd^tar  8.  19.  — 
Älogelicb  an  Sfc^tar  8.  22.  ~  Älagepfalm  für  jegac^cn  ®ott  8.  23.  —  »läge 
lieb  an  ©elit  8.  24.    -  Älagcpfalmen  mit  bialogifc^er  gorm  8.  25.  —  Äloge- 
Ueb  eine«  3öeltwcifcn  8.  28.  ~  3)anflieb  nacft  Errettung  au«  ^JJot  8.  30.  - 
S^Iagelieb  on  ^el  bei  ^onbednot  8.  31.  —  8(t|(u6bemerfnng.    3"^^  Siterotur 
8.  32. 

^racitc  ^^luewot)!:    (Einleitung  8.  3.        ^^mnen    on   8in   8.  4. 
l&^mnu«   an  ^Äbob  8.  7.    -  ^ijmnen   on  Sflil  8.  8.  -  $^mnu«   an  9lin4b 
8.  10.        lieber  auf  lamuj  8.  11.  —  Äultlicber  ouf  3f(^tar  unb  ^muj^ 
8.  17.  -    «ffurbonipol  unb  ^JJabu  8.  20.  —  ^o«  „Bort"  ®otte«  8.  21.  - 
^^mnu«   an    8d)amafd)   S.   23.  -  fBei«^eit«fprü(^e   8.   27.   -    ®cbet   an 
8d»amafd)  bei  öouSmeibc  8.  29.        8rf)Iu6bemerfung.    3"^  fiiterotur  8.  31. 


I^ottmann  ä  föolf.  fid^itf. 


13.  ^aixs^nt^  Dff  Jlite  Oriftit  ^tft  2 

^  .   ^    ,  ^  6einei«vetßÄn5ftcJ«  ^atfttttunatn  ^      .    .  .  ^ 

Preis  dct  3iDr-  fc.,.«««..!,«  «i»  d^r  emxelpreu  jedes 

«MScs  (4  «efie)  *tfa«s«cgek«  von  der  ^^„j, 

2  m.,  geb.  3  m.  UordCTa$iatisd)en  0esell$diaft  (€.  U.)  ^o  pietmi« 


nffyrifdie  ]agben 


Tluf  6ninb  alter  Berid)te  unb 
Darftellungen  gefdjilbert  oxm 

Bruno  meißner 


mit  21  nbbiibungen 


Ceipzig 
J.  C.  Qjnri(t)s'|(t)e  Budibanblung 

1911 


Die  üorderasiatistbe  6csell$d)dft  (€.  U.) 


nli  Atm  Silt  in  Berlin 

be^ocfft  bte  gfdtbening  ber  »orberaftatifdien  Stubten  auf  (i^runb  ber  ^nfm&ier. 
&t  Qibt  toiffenfd^aftli^e  flxhtittn  i^ter  aRttgltebec  in  ^toanglofen  ^eften  aU 
„Tlitttiiun^tn  ber  !6orberafiQtif(6en  f^efetlf^aft"  unb  g^mettiner- 
^Aiibfi«^  akUfteOimgen  biertdifilfttlict  nnter  bem  Xitel  „titt  Vite  Ctient" 
^etttul.  d^rner  miß  bie  ^eQ(!^aft  ble  Befd^ffimg  neuen  ttatertotf  anre^n 
unb  untetjtü^en. 

^eria^rU(^e9RttQltebdbeitragbcträgtlOBKarf,n)ofütbie,,9RitteiIungen" 
(fenft  15  Vt.)  unb  „^tx  tflte  Orient"  (fonft  2  9R.)  geliefert  »erben.  —  «uf- 
nal^me  aU  WliiqUith  erfotgt  huxä^  ben  Sorftanb  auf  einfa(^e  9[nme(bung  beim 
®<l^rtftfü]^rer.  —  gal^lung  ber  JBeitr&ge  l^ot  im  ^onuar  an  ^inric^i»' 
Serlag,  Seip^ig,  Slumengoffe  2,  ju  erfolgen. 

^er  Sorftanb  befielt ^.  St.  avA:  ^of.  Dr. %.  oon )Buf(J^an,  1.  Sorftt^enber, 
®fibenbe,  Berlin;  $rof.  Dr.  Vt.  jpartmann,  2.  IBorFtlenber,  ^rmdborf  (SRarK) ; 
$rof.  Dr.  *SR.  6obern^im,  6(^riftffi^rer,  Sertin-C^^arlottenburg,  Stein* 
pla|  2;  Dr.  ^.  »inrfter,  3BiImcr«borf;  ^rof.  Dr.  «r.  SReilner,  1Bre«lau; 
Sic  Dr.  «Ifr.  geremia«,  Scipiig;  ?Jrof.  Dr.  g.  d.  Reifer,  tönigSberg;  ^rof. 
Dr.  grbr.  ^ommel,  3Rün(^cn.  —  Herausgeber  ber  „SRitteilnngen":  ^of.  Dr. 
$.  »intfler,  SBilmerÄborf  b.  ©erlin,  »ingcrftr.  79,  bed  „«(ten  Orient": 
3)erfelbe  unb  Sic.  Dr.  9ttfr.  geremia«,  Setpjig,  ^au^jtmonnftraöe  3. 


Inhalt  der  bitbcr  crtcDIcntncn  f>cll«  dci  „ülten  Orient'*  (Preis  «0  PI.): 

(i^Iaferd  grorfdjungSreifeu  in  Süb* 
arabien.    mit  1  IBilb  ®Iaferd. 

Son  O.  %Beber.  lOi 


^g^pter  atö  i^tieger  u.  (Eroberer 
tn«r«n-  7  3lbb.  ®.»l.3Riiner.  5i 

©tbrtft  unb  ©prad^e  ber  alten 
Sg^pter.    ^it  3  ^bbilbungen. 

^on  SB.  Spiegelberg.  8a 

^agie    unb   3^"^^^^^  it"    ^^^^ 

ä[g^pten.    93on  %.  Sßiebemann.  64 
%ott  n.  ^oten-9tei(be  im  Glauben 
ber   alten   Sg^pter.     3.  9ufl. 

^on  9.  jSSiebemann.  2i 
9(mulette  ber  alten  ^g^pter. 

Soll  «(.  SBiebemanu.  12i 
Unter^altungftliteratur  ber   atteu 
Ägypter.   2.  Sluffage. 

^on  9(.  SBiebemann.  34 

fLmaxna'Qtxt      flg^pten  unb 
8orberafien  um  1400  to.  (E^r. 
»on  (K.  «Riebu^r.  1« 

9(rabien  üor  b.^dlam.  2. 0ufl. 

IBon  O.S3eber.  3i 
Sorf^ungdreifen  in  ®fib«91rabien. 
3  Srartenff.  unb  4  tlbbttbungen. 

«on  0.?öebcr.  8* 


^ramöer.  Son  9(.  @anba.  48 

^(fnrbanipol   u.   bie  aff^rij(!be 
5tnltur   feiner   Bett.    17  «bb. 

«on  gr.  a)elijf4.  lli 
^t^iopien.  l${bb.SB.S}?.S9{fil(er.  62 


^^litifc^e  ^ttioidlung  fdaht^lo* 
niend  unb  ^ff^riend. 

$on  $.  SBinctler.  2i 
Himmels-  u.  ^eltenbtlb  ber  Sobp- 
lonier.     2  ^bh.    2.  erweiterte 
Auflage.        fSon  H-  ^indler.  3^3 
akttf(b5pfung,  »ab^Ionif^e.!  «bb. 

Son  $.  SBincfter.  81 
3)ämonenbefcl^mdrung     bei    ben 
Sab^Ioniern  unb  Slff^rem. 

«on  O.  SBcber.  74 
Deutung   ber   3u^nft    bei   ben 
tkbl^foniern  unb  tlff^rem. 

93on  9.Ungnab.  10a 

({^ortfe^ttttg  auf  bec  brillen  Umf^lagfeitr) 


tiefer  (92imrob)  war  ein  gewaltiger  Säger  k)or 
bem  ^errn;  ba^er  |)f(egt  man  ^u  fagen:  ein 
gewaltiger  Söger  k)or  bem  ^rrn  wie  9hmrob.. 

3)cr  Xicrrcici^tum  3DZcfo|)otamicnö  ift  fel^r  grofe.  ©er  Sötoc, 
bcr  Sönifl  bcr  3;iere,  unb  jioar  bie  pcrfifc^c  Sfbart  fonb  fid^  biö 
in  bic  ÜKitte  beö  öorigen  Sal^t^unbertö  im  ganjcn  Sroq  rcd&t 
i^äufig.  fio^arb  ^at  loielfac^  tDeld^e  beobachtet  unb  ernannt,  bog 
er  bei  feinen  Stu^grabungen  in  9luffar  faft  tdglid^  frifd^c  ©puren 
t)on  i^ncn  bcmerft  l^abe^  am  ligrid  follcn  Sötoen  bamate  bi^ 
in  bic  ®cgenb  üon  Carat  ©d^crgat  öorgctommen  fein,  am  ©ufrat 
gar  big  Sir.  3m  ©inbfc^argcbirge  unb  an  ben  Ufern  be^  E^abur 
lourbcn  fic  öon  ben  Arabern  ^äufig  gefangen.  3n  größerer  2ln- 
jaf)I,  in  Stubeln  öon  brei  big  öicr  ©tüdf,  fanben  fie  fid^  in  6^u* 
jiftan,  tt)o  fie  öon  ben  Häuptlingen  bcr  nomabificrcnbcn  STrabcr 
gejagt  tourbcn^  ÜKcrftpürbige  SRad^ridEjtcn  über  ßötoenjagbcn  ber 
SKaiban==Slraber  f)at  ung  Saljarb  aufbcttjal^rt^:  „SWa^bcm  ber 
Säger  feinen  redeten  9lrm  mit  S^icnen  öon  3;amarigfen^oIj  gc«» 
panjcrt  ^at,  nimmt  er  ein  ftarfcg,  ungefähr  ein  gufe  langet  @tüd£ 
Don  bemfelben  ^otj,  bag  im  Jener  gehärtet  unb  an  beibcn  6nben 
gefpifet  ift,  in  bie  ^anb  unb  fuc^t  bann  fedE  bad  Xier  in  feinem 
Sager  auf.  ©pringt  nun  badfelbe  auf  i^n  ju,  fo  jtDängt  er  bag 
^olj  in  ben  geöffneten  5Rad[)en  ber  SBeftie,  »etd^er  baburd^  auf* 
gefperrt  erl^atten  njirb,  unb  fann  bann  bequem  baö  Verblüffte  Xicr 
mit  bem  ^ftol,  bog  er  in  ber  fiinfen  l^ält,  abtun."  yioä)  fonber* 
barer  unb  märd^enl^after  ift  feine  ©rjäl^Iung,  bie  er  bem  erften 
SSeric^te  anfd^liefet:  „3)ie  STraber  erjagten  ferner,  ba^  ein  fleineö 
Sier,  SRiö  genannt,  toeld^eö  auf  einem  Saume  bie  ®elegen^ett  baju 
tbpafet,  bem  Sötoen  auf  ben  SRücfen  fpringe  unb  tro^  aller  Sßerfudje 
begfelben,  eö  abjufd^ütteln,  it|m  bag  S9Iut  auffange,  big  er  tot  fei.  3c^ 
fenne  ben  Urfprung  biefeg  SKärc^eng  nid^t,  —  benn  bafe  eg  ein  fold^eg 
fei,  fte^t  nid^t  ju  bejttjeifeln ;  —  bod^  i)aht  id)  oft  Straber  gef unben, 
toeld^e  öcrfid^crten,  ben  9iig  auf  bem  Söloen  gefc^en  ju  ^aben." 

1)  @.  Sa^arb,  iRinioe^  iinb  Sab^Ion  @.  433. 

2)  €.  Sa^arb,  populärer  ^erid^t  über  bie  ^udgrabungeu  j^u  9{inioe^ 
©..  175.  3)  S.  ßa^arb,  9?iniöc^  unb  ^obtjlon  S.  433. 

1* 


4  »runo  3Äci|Ticr,  ^Äfft)rif(^c  gogbcn.  «C.  XIII,  2 

Scgt  liegen  bie  SBerl^ältniffe  ganj  anber^;  bei  bet  ?(uÄbe§nung 
bcr  fiultur  unb  ben  öerbefferten  ©^iefelpaffcn  ^at  fid^  ber  SBüftcn* 
fönig  immer  me^r  jurücfgejogen.  3m  nötblid^en  SKcfopotamicn 
foü  er  fid^  faft  gar  nidftt  me^r  jeigen  unb  auä)  nur  feiten  nod^ 
in  ben  3)fc^ungeln  be^  f üblichen  Staqj^  öorfommen*;  aber  aud^ 
l^ier  »irb  er  nad^  Slb^oljung  be^  2;amari^fengebüfd^e^  unb  bei  ju* 
ne^menbem  5)ampfcrberfel^r  immer  feltener^ 

3i[^nlid(  mie  mit  ben  Sötoen  ift  eö  aud^  mit  bem  übrigen 
SBitbe  gegangen.  2)ie  gagböerJ^dltniffe  finb  nidf|t  me^r  fo  gute  tüie 
früher,  »enn  aud^  ben  Säger  immerhin  ®enüffe  erioarten,  bie  er 
in  ©uropa  nic^t  fjaben  fann.  @ö  finben  fid^  in  ben  2)icfic^ten 
unb  ©teppen  be^  ß^eiftromlanbeS  too^I  immer  nod^  (rt>enigftenö 
um  bie  SKitte  be§  vorigen  Sal^r^unbert^^^  Seoparben,  ?|?ant^cr 
Üudife,  SBiIbfa^en,  SBöIfc,  $^änen,  ©d^a!ate,  güdjfe,  ©ta^etjc^toeine 
SBitbf^ttjeine,  ©ajellcn,  9lntilopen,  ©teinböcfe,  §irf^e,  §afen, 
iüanindien  unb  öiele  anbere  3;iere  *.  Sfn  jagbbaren  SSögetn  finb  bc» 
fonberd  baö  aSfiften^ul^n,  bag  JReb^u^n,  bie  granfoline  unb  bie 
Xrappe  ju  ertoä^ncn*.  ?(u6crbem  finb  bie  Spieen  ber  ?)Ja(men 
uon  sa^Uofen  Jauben  beöölfert,  bie  ebenfalls  einen  fc^mac!t)aften 
©raten  abgeben.  Sin  ben  Sümpfen  gibt  eö  ^ßelifane,  glamingoö, 
iRei^er  unb  Äranic^e  in  9roenge^  Db  aber  ber  ©traufe,  ben 
Xcnop^on*  beobad)tet  ^aben  miß,  mirflic^  im  3^^iftT^>^"^fö"^^ 
üorfam,  ift  mir  fraglid^. 

„3)ie  3agb  toirb  meift  in  ber  38eife  ausgeübt,  t>a%  man  ben 
2;ieren,  inöbefonbere  ben  ©ajeHen,  an  ben  ^lä^en,  mo  fie  ju 
trinfen  pflegen,  auflauert  unb  fie  auö  bem  SBerftecf  fd^iefet.  Oft 
merben  ju  biefem  ^xotdt  f(eine  ©c^iefeftänbe  au^  ©tein  jur  S?er* 
becfung  be^  Sägern  errid^tet.  S)ie  9Kuntefiq  foflen  grofee  ©d^ifbe 
in  ©rbfarbe  anftreid^en  nnb  biefelben  t)orfid)tig  üorfc^iebenb  fid^ 
bem  SBilbe  näl^ern.  §afen  unb  Äanind^en  toerben  meiftend  mit 
ben  SBinb^unben  ge^e^t  ober  auc^  mit  3Burfftödten  erlegt.  9Rit 
berfelben  SBaffe  üerftel^en  aud^  fd)on  bie  Änaben  SBögel,  tt)ie  bie 
SBüften^ü^ner,  SReb^ü^ner,  fotoie  bie  granfoline,  bie  fid^  ^aupt- 
fSc^lid^  am  SBaffer  t)orfinben,  ju  erlegen.  Der  Sebuine  fc^ie|t 
nie  ben  SBogel  im  ^(uge,  n^as;  i^m  mit  feinem  primitit)en  Qktozf^v 

1)  ®.  0.  Dpptnf^tim,  $om  ^ttelmecr  ^um  $erftf(^en  ®oIf  II,  147. 

2)  @.  0.  Gp^en^eim  a.  o.  C  11,284. 

8)  @.  fia^arb,  9}inibe^  unb  Sab^Ion  6.  433;  D.  Oppenheim  a.  a.  £. 
II,  146.  4)  @.  x>.  Oppenheim  a.  a.  0.  II,  104.  5)  @.  Sa^au, 

«m  dup^rat  unb  Sigrid  8.  24;  65.  6)  8.  ^nabaftd  I  ftap.  5. 


90.  XHI,  2       3a()bbare  Xiere  im  t)cutigeii  Stv^iftvomlanbe.  5 

auc^  fd^locr  möglich  toSre.  S)a?  größere  SSilb,  ©ajeUcn  unb 
Stoppen,  iDirb  t>on  ben  (Sd^ammor  aud^  mit  abgerichteten  fallen 
gejagt.  S)er  galfe  finbet  fid^  meiften^  nur  bei  ben  Sc^eic^^,  ba 
bie  SBartung  fe^r  foftfpielig  ift.  3m  ^dtt  fjat  ha^  %itx  feinen 
Sßla^  auf  einer  Meinen  Duerftange  in  ber  ÜKännerabteilung.  S)ie 
Jalfenjagb  tuirb  nur  am  frühen  üRorgen  betrieben,  »eil  am  läge 
ba^  Xier  infolge  ber  ©onnen^i^e  balb  ermübet  unb  baburc^  leidet 
eine  83eute  bon  Äblem  unb  ®eiem  n)irb.  Sluc^  auf  ©ajetlen  Iä§t 
man  gaßen  ftofeen,  ba  aber  ber  Sogel  nid^t  ftarf  genug  ift,  bie 
®a}eUe  ju  ©oben  ju  reißen,  fo  gehört  ju  biefer  3agb  no^  ber 
SBinb^unb"  K  ©ne  anbere  ?rrt  ber  gattenjagb  auf  SSögel  ift  mir 
folgenbermaßen  befd^rieben  toorben-:  „3luf  einer  ?ßalme  tt)irb  oben 
ein  9te<j  ausgebreitet.  5Wun  loirb  bem  J^arten,  ber  früher  öerfterft 
gehalten  loar,  bie  ^appt  gelüftet;  er  tt)irb  freigelaffen,  fd^iefet  nad^ 
oben  in  bie  Ärone  ber  ^alme  unb  jagt  bie  SSögel  in  baö  9lefe, 
baS  famt  feinem  3nf)a(te  bann  öon  bem  Säger  heruntergeholt  wirb." 
^lufeer  ben  g^Ken  foüen  übrigen^  früher  im  3raq,  »ie  and)  je^t 
nod^  in  3nbien  gejä^mte  ^ßant^er  ju  Sagbjtoecf  en  benu^t  ttjorben  fein  *- 
3m  Jtitertum  toar  ber  Xierreid^tum  im  ß^^ftromlanbc  jttjcifel- 
loS  noc^  öicl  größer,  auc^  gab  cö  bamate  nod^  eine  JRei^e  üon 
milben,  jagbbaren  lieren,  bie  fpäter  audgeftorben  finb.  Söwen 
maren  in  SKaffen  oor^anben.  Sd^on  baS  Jperoenpaar  ©itgamefd^ 
unb  ©nfibu  rühmen  fid^,  jufammen  fiötoen  getötet  ju^aben*,  unb 
Äönig  "Jiglatpilefer  I.  ^at  beinahe  taufenb  StüdE  erlegt.  Sie 
galten  immer  aU  befonberi^  ebleg  Sagbtier;  barum  tourben  fie 
^oufig  in  SRaffen  gefangen  unb  in  Säfigen  für  3agb}toecfe  beö 
fiönigi^  aufbetoa^rt.  3n  alten  Omentejten  n^irb  mefirfad)  basJ 
Über^anbne^men  ber  fiömenplage  a(d  ^olgeerfc^einung  eines  be« 
f onberS  ungfinf tigen  SSorjeid^enS  getoeiSfagt  ^  unb  in  ber  Sintflut* 
erjäl^Iung  mad^t  ber  ®ott  @a  ben  SBorfd^lag,  anftatt  burd^  eine 
allgemeine  ©intflut  alfeS  lebenbe  SBefen  ju  berni^ten,  bie  grebter 
burd^  eine  !i!ön^np(age  iKrtilgen  ju  (äffen": 

3tatt  bog  bu  eine  Sintflut  ntad^teft, 

trotte  ein  2&tot  fi(^  etl^eben  unb  bie  Wltn\d^tn  verringern  tdnnen. 

1)  8.  t>.  Oppenheim  a.  a.  £.  II,  104.    9}ä^ere  eingaben  über  Ralfen* 
jagben,  {.  Sa^arb,  92inioe^  unb  Oab^Ion  3.  226;  255. 

2)  ©.  aReifiner,  BA.  IV,  422. 

3)  @.  SKeißncr,  SRitteil.  be«  ©emin.  f.  Orient,  ©protzen  ju  ©erlin  IV, 
mt  2  €.  108;  ipugfied.  Biet,  of  Islam  3.  182. 

4)  ©.  3enfen,  Äcilinfc^riftl.  «ibi.  VI,  224,  V,  11. 

5)  3. },,  «.  lll  R.  60,  64  uftt).  6)  3.  3 enfen  a.  a.  C.  3.  242,  187. 


6  «runo  »teijucr,  «fftjrifc^e  ^a^htn.  «C.  XllI,  2 

3(uc^  aud  bem  ®efe^buc^  ^ammurapid  erfe^en  toir,  bog  fiö)0€n 
nic^t  fetten  bae  iBie^  täubten;  j.  SB.  §  244: 

^enn  jetnonb  ein  9{inb  ober  einen  (Sfel  mietet  unb  bann  auf  bem 
Selbe  ein  fidwe  (bae  tlier)  tötet,  fo  ift  ba«  Sad^e  feinet  (Stgentümerd. 

ober  §  266: 

$Benn  im  ©taue  eine  ®eu<!^e(?)  audbric^t  ober  ein  Söme  (ein  £ier) 
tatet,  foCi  ber  ^irt  oor  ber  (Sott^it  ben  dteinigungdeib  leiflen,  unb  bann 
{oQ  ben  Schaben  i^m  ber  !6efi|er  bei^  ©tallee  abnehmen  ^. 

Sin  ber  eben  erioä^nten  @intf(utftel(e  erfd^eint  neben  bem 
Söroen  ber  barbani,  ber  ebenfalls  bie  JreDler  bejimieren  foU,  uni> 
aud^  in  ben  Cmente^ten  n)irb  er  neben  ben  Sött^en  oft  old  Sanb» 
plage  in  9(ui^fic^t  geftellt^  ß^^^^^^i^  ^^^^  begnügt  er  fid^  oud^ 
mit  einem  fiämmd^en,  bod  fic^  oerirrt  ^at^  ä^ieOeid^t  borf  man 
ben  barbaru  mit  bem  ficoparben  ibentifijieren  *. 

daneben  aber  n^urben  mehrere  iliere  in  biefer  3^it  nod^  eifrig, 
gejagt,  bie  jegt  in  bief en  ©egenben  ganj  ober  faft  ganj  au^geftorben  finb. 

l)a  ift  befonberd  ju  nennen  ber  SSilboc^^,  iebenfaQd  bem 
9(ueroc^fen  nai^t  oermanbtl  @r  (ebte  befonbers^  in  unjugäng* 
li^en  ®ebirgcn,  beren  ^öc^ftc  ©piften  er  erflettcrte*.  3n  feiner 
ungebänbigten  itraft  jerftampfte  er  aQed  mit  feinen  ^ufen'.  S)a» 
rum  galt  er  gerabeju  afe  3^^^^"  ^^^  fttaft,  unb  bie  Sf önige  lieBen 
be^^alb  häufig  fteinerne  ober  eherne  JlbbUber  Don  i^m  an  ben 
Joren  jum  3d^u^c  i^rer  ^aldfte  auffteIIen^ 

Sobann  muffen  »enigftenS  in  früher  ßeit  in  SRorbmefopo» 
tamien  auc^  noc^  Elefanten  üorgefommen  fein,  beren  ©to^d^ne 
fotoie  beren  $aut  fe^r  gefd^ägt  tourben.  ?(Uerbing^  rühmen  fid^  nur 
liglatpilefer  I.  (c,  1050  ü.  ß^r.)  unb  3(furnafirpal  (884  -  860  o.  S^r.) 
Elefanten  er(egt  ober  gefangen  ju  ^aben,  nac^  i^rer  ^eit  fc^einen 
fie  in  biefen  C^egenben  balb  au^geftorben  ju  fein.  Übrigen^  ift 
ed  nid^t  audjumad^en,  n^elc^er  9[rt  bie  mefopotamifc^en  (Siefanten 
angehörten,  ber  fleino^rigen  inbifc^eu  ober  ber  afrifanifc^en.  äBenn 
man  annehmen  luoOte,  bag  ber  Q^id^mx  be«^  Siefanten  auf  bem 
fc^toarjen  Cbelidfen  ©almanaffars^  (f.  u.  S.  19)  bas^  Xier  nac^ 
alten  mefopotamif^en  Ißorbilbern  bargeftellt  ffobt,  mürbe  man  ben 
ftjrifc^en  (Elefanten  als  !?Ibart  bee  inbifdjen  anfe^en  muffen. 

Ij  8.  Code  Hamm  XXI,  4;  XXII,  78.  2)  S.  j.  ö.  UI  R.  58,  59b. 

3)  S.  Sm.  954, 12  {^cli|fd),  $lffDr.  ücfcft.  3.  «ufl.  @.  i34ff.). 

4)  ^iefe  ^bentifilation  ift  aber  rec^t  unfic^er.  iSnbere  @k(e^rte  ^aben 
i^n  al9  Sc^afal  ober  SSoIf  erflfiren  tuoUen.  5)  S.  (£.  fteller,  92atur« 
gefc^ic^tc  ber  ^au«tiere  S.  111  ff.          6)  3.  Sanberib  Tayl.  I,  69;  Kuj.  1, 10. 

7)  S.  Salman.  Mon.  Rs.  52.  8)  S.  j.  8.  V  R.  64,  U,  14. 


$lC.Xm,2      !a&mn,  2topaxhti\,  SUboc^fen,, Elefanten,  Stibefel.  7 

^n  anbetet  intereffanted,  jegt  in  btefen  ©egenben  IDO^I  faft 
gonj  au^eftorbene^  Xiet  toax  ber  SBilbefel,  beffen  ©d^neUigf eit  \pxi(S)* 
xobxüiä)  tDar  \  ®i  muB  mit  ben  ©ajellen  jufammen  ber  ^auptfäd^^ 
(id^fte  ^eiDo^ner  ber  ®teppe  getoefen  fein,  ber  befonberd  9hiinen  aü 
3Bo^np(a^  fc^ä^te  ^  jun^eUen  fid^  ober  aud^  bid  an  bie  @tabtmauern 
fierontoogte  ^  Sogben  auf  i^n  tt>aren  fel^r  beliebt  unb  toerben  nic^t 
feiten  auc^  bilblid^  borgefteÖt.  2)icfe  ^ier  abgebübeten  3;iere  finb 
in  le^ter  3^^*  ä^^r  öon  outoritotiöer  ©eite*  nid^t  ate  SBilbefel, 
fonbcm  alö  3BiIbpferbe  erf (drt  roorben,  allein  anbere  Äenner  *  finb 
lieber  ju  ber  alten  9(uffaffung  jurüdEgefe^rt  3ebenfate  ift  ju 
bemcrfen,  bafe  bie  Df)ren  be^  5;iereg  jtoar  furj  finb,  aber  il^r 
©c^ttjanj  n)ic  beim  @fel  nur  in  feinem  unterften  ©rittet  mit  langen 
paaren  bebecft  ift,  unb  baß  bie  Stff^rer  felbft  augenfd^einlic^  eben 
biefe^  lier  @f et  ber  ©teppe,  nic^t  ^ferb  ber  ©teppe  nennen,  e« 
alfo  felbft  für  einen  SBilbefel  f)ielten  ©obann  ift  nod^  ju  ertoäl^nen, 
bajs  auc^  Xenopfion**  im  3^^M^omIanbe  toilbe  Sfel  angetroffen 
tjat,  unb  ba§  fie  um  bie  SDtitte  be^  Vorigen  3a^t^unbert^  im  ©inb* 
fd^argebirge  unb  auc^  fonft  öorgefommen  fein  foHen'. 

3n  einigen  Sagbberi^ten  fc^einen  aud)  Stffen,  meQeid^t  eine 
beftimmte  Strt  baöon  erttjäl^nt  ju  merben.  3m  allgemeinen  fc^einen 
fie  aber  im  ß^^ift^omlanbe  feiten  gett>efen  ju  fein. 

2(u§er  biefen  je^t  ganj  ober  faft  ganj  Derfd^munbenen  lieren 
^at  SKefopotamien  im  Altertum  üermutlid^  nod^  alle  oben  aufge- 
führten, je^t  bort  öorfommenben  Siergattungen  in  großen  SKengen 
beherbergt.  (Sine  ganje  SRei^c  aff^rifd^er  2;iernamen  finb  aber  nod^ 
nid^t  ibentifijiert,  fo  bafe  man  fid)  nod^  feinen  ganj  genauen  Über* 
blidt  über  bie  Jouna  biefer  fiänber  im  SHtertum  öerf^affen  fann. 

StUeg  biefe§  SSie^jeug  fuc^te  nun  nad^  SRa^rung  unb  fügte 
bcm  angefiebelten  9Kenfd^en  grojgen  ©d^abcn  ju.  SRid^t  nur,  i>a% 
große  Siere  n)ie  ber  fiöme  in  baö  ^ferd^  einbrachen  unb  9Sie^  unb 
9D?cnfd^en  töteten,  au^  ba^  Heine  3Bi(b  fd)äbigte  bie  ©aaten  unb 
Stnpflanjungen  bebeutenb.  3)arum  mirb  fd^on  in  alten  juriftifc^en 
Urfunben  bem  5ßäc^ter  eineö  gelbem  aufgetragen,  „bie  ©ajcÖen 
megjufangen  unb  bie  SRaben  ju  öerfd^eu^en"**.    Überbieö  galt  e§ 

1)  ©.  SaDberib  Tayl.  IV,  22;  IV  R.  56,  48  b. 

2)  @.  V  R.  6,  104.  3)  S.  5.  ö.  UI  R.  41,  If,  18. 
4)  8.  fie  ((er,  ^ie  ^Ibftammung  ber  Qitt\tm  ^audtiere  8.  93. 

5}  @.  ^il^^eimer,  Xiie  Landtiere  in  ^bftammuug  u.  (Snttoidlung  3. 41. 

6)  8.  ^mba[iü  I  Stap.  5. 

7)  ©.  ßa^orb,  ^opul.  »er.  S.  52;  140,  8)  S.  II  R.  14,  ],  13. 


8  ^Tuno  äRcigner,  ^Ifjt^rifc^e  ^agben.  %£).  Xin,  2 

audö  füi^  ungtürfbringenb,  wenn  ttjilbe  3;ierc  in  bic  Stabt  famen. 
®ic  mußten  fofort  getötet  »erben.  Sn  mehreren  ^obigienbuc^em 
n^irb  ed  qI$  böfe^  Omen  angefel^en,  n)enn  fidmen,  ^ont^er,  ^irfd^e 
unb  ä^nlid^e^  ®etier  baö  SBeid^bilb  ber  ©tabt  bettaten*.  SBenn 
)o  ein  ^D  ))Qffierte,  ^ie(t  man  i^n  jogar  für  nitcJ^tig  genug,  i^ii 
bem  ffönige  mitjuteilen.    ®o  berichtet  ber  Schreiber  Sfiabüa*: 

^m  7.  §H^\tt)  ifl  ein  3u(^  in  bie  ©tobt  tlffur  eingebrungen.  ^m 
(Sparten  bed  (Bottt^  7L\\m  ift  er  in  einen  Brunnen  gefallen,  ^a  ^at  mau 
i^n  f^eraui^e^oU  unb  getötet. 

@o  ergab  fid^  benn  fc^on  aud  biefen  @eftc^tdpunften  bie  3agb 
gan}  Don  fetbft,  ganj  abgefe^en  uon  bem  Vergnügen,  bad  ^d^  unb 
niebrtg  an  bem  teile  gefdl^rlid^n,  teil^  anregenben  $tampf  mit  ber 
5lreatur  fanben.  9Uc^t  nur  9hmrob  mar  ein  gemaltiger  Säger  Dor 
bem  iperrn,  jonbern  aud)  feine  Sta^folger. 

3n  ber  alten  fumerifd^en  @prad^e  mirb  ba£^  Sogen  burd^  ha^ 
3eid^en  'TfT  au^gebrüdt,  bad  ba^  Söilb  einee  umftf|loffenen 
9iaumed  aus^briidt  unb  urfprünglic^  ,,umgeben''  bebeutet.  Sc^on 
aud  ber  SSJa^l  biefeö  3^^^^"^  erfennt  man,  ba^  bie  3agb  ur* 
fprünglid^  burc^  (^infangen  mit  9{e^en  ober  @(ruben  betrieben 
mürbe.  3)iefe  Slnfd^auung  ift  fo  üerbreitet,  ba^  in  ber  diteften 
3eit  bie  Könige  bie  Gefangennahme  uon  geinben  fo  auSbrüdten, 
bag  fie  über  fie  bad  Sße$  eined  ®otted  gemorfen  ptten.  Über 
einen  midtärifd^en  Srfolg  gegenüber  ben  (Sinmo^nern  ber  <Stabt 
Umma  berid^tet  (Sannatum^: 

ilber  bie  Seute  dou  Umnm  t)abc  i4  (^annatum  ba^  gro^e  92e(  bed 
(^otted  (Snltl  geworfen. 

Stuf  ber  baju  gehörigen  bilblic^en  Xarftellung  (Stbb.  1)  fie^t  man  ben 
®ott  92ingirfu  in  ber  liiinfen  ein  gemaltiged  97e^  ^altenb,  in  toelc^ev» 
bic  nadten  ftörper  ber  erfd^Iagenen  geinbe  gemorfen  finb.  Aber 
aud^  nod^  in  fpäterer  3^^*  merben  ®ötter  unb  fiönige  mit  einem 
9?e6  ber  unbotmäßigen  g^inbe  oergIic^en^  unb  mand^er  ^&t]i 
rü^mt  fid^,  ein  feinblic^eö  fianb  mie  mit  einem  SWefee  übermSttigt 
ju  ^aben^  ©ejeic^nenbermeife  trägt  aud^  SWarbuf  in  bem  Ur* 
fampfe  mit  bem  Ungeheuer  Xiamat  neben  anbernSßaffen  einSle^*: 

(£r  richtete  ein  9^e^  ^er,  um  ^iamat  bamit  ^u  umf^Iie^en, 
lie|  bie  t>ier  fBinbe  (es)  ergreifen,  bamit  nid^td  Don  i^r  entfame. 

1)  @.  CT.  XXIX,  48, 11;  Äing,  Chronidos  11,74,6;  75,  9;  76,  12  ufw. 

2)  K.  551  (a)eHtf(^,  «ff^r.  Sefeft.    4.  «ufl.    S.  76). 

3)  ^tiureau-^angtn,  ^orberaftat.  IBibl.  1,15. 

4)  3.  i^.  ».  IV  R.  17, 13  b;  27,  59  a;  1.  TiglatpU.  III,  83  ufto. 

5)  S.  i.  ö.  II  R.  67,13  uf».  6)  3.  ^enfen  a.  a.  C.  3.  28,  41  ff. 


«C  XIIT,2                 3aab  mit  «teen  imb  gaUfltut«».  9 

$011  SfliKii,  Sioibeti,  Cften,  Se|tcti 

bta<^K  er  an  it)rc  Seite  bad  Sleß  ^etaii,  bai  <^e{(t)cnl  fttites  ^aterö  ^nii. 

'jtlä  eä  jum  J^amfife  fommt,  fängt  er  juerft  bai  Ungetüm  mit 

bem  9iebe,  ba^  eö  if)m  nitftt  entrinnen  (ann,  unb  gebraucht   erft 

bann  bie  anbern  SSaffen,  ben  ^turmioinb   nnb  ben  Speer,   itni 

feiner  ^inbin  Dollenb^  ben  @tarang  ju  matten. 


mb.  1. 

J}o6  Quf  biefe  Süeife  in  alter  '^tit  aud)  bie  3flgb  meift  bs- 
trieben  mürbe,  jeigt  und  auci)  baS  ba&^tonifd^e  Slationalepoö,  bie 
@tefd|i{^te  beS  @t(gaine|d).  $ier  beflagt  fic^  ber  3äger,  bag  ber 
fonbeibare  ^iliße  Sntibu,  ber  lierfrennb,  ber  mit  ben  ©aäellen 
jufammen  ^aut  if(t,  mit  bem  3Bi[b  jufammen  an  ber  tränte  fic^ 
fatt  trtnit  unb  ft(^  mit  bem  ^ifi^eliiimniel  uergiiügt,  it)m  immer 
bie  Sagb  wrbirbt': 

IjVotnfni  0.  a    C.  3.  125.36ff. 


10  ^Tiiito  ^mncx,  «ff^rifdjc  ^a^hcn.  WD.  XIII,  2 

(Sx  ^at  bte  Fallgruben  gefüllt,  bic  ic^  [felbft]  gegraben, 

^at  meine  92e(e  audgeriffen,  bic  ic^  au^ebreitet, 

iat  aud  meinen  ^änben  entfommen  laffen  bad  SBilb*,  bad  (detmmmel  ht^ 

geftattet  mir  nic^t  bie  $(u0ilbung  ber  [3agb].  [SfeU>ed], 

ebenbort  ttjirft  ©ilgamefd^  ber  ®öttin  Sftar  i^re  öicicn  Sieb* 
fc^aften  öor;  aller  i^rer  Steb^aber  fei  fie  balb  übcrbrüffifl  fletoorben 
unb  ^abc  fie  bann  t)ernid)tet  ^ : 

%vLd^  ben  fiöwen  liebteft  bu,  DoOfommeu  an  jhaft; 

aber  (nac^l^er)  grubft  bu  i^m  fieben  unb  fieben  ^^Ugruben. 

2(Ifo  Oruben  unb  Sie^je  »aren  cd,  mittete  bercn  man  bad 
3BtIb  in  ältefter  3^^*  fi"9-  Übrigens  blieb  biefe  ©itte  feincdtoegö 
auf  bad  ^o^e  Stitertum  befd^ränft,  fonbern  fie  ^ielt  fid^  bi«  in 
fpäte  3^it^"/  ^^^^  fi^  oud^  nic^t  me^r  bad  ^auptmittel  ber  3aflb 
bilbete.  Und  finb  nod^  eine  ganje  Steige  Don  Siamen  für  5Re$e 
erhalten,  bie  fpejieö  für  ©ajellen*,  SBogel*»  unb  JJifc^fang  gebraucht 
mürben  -.  SBefonberd  natürlidj,  menn  cd  barauf  anfam,  Xiere  lebenbig 
ju  fangen,  mußte  man  fid|  bed  9te^ed  bebienen;  alö  Xiglatpilefcr  L 
fic^  einen  jootogifd^en  ©arten  anlegen  moHte,  griff  er  aud^  ju 
biefem  9J?itteI  (f.  u.  S.  15).  ©obann  ^aben  bie  SBogelfängcr  fic^ 
meift  ber  SRe^e  bebient,  menngleic^  SJögel  auc^  gefd^offen  mürben. 
Sd^IicBtic^  gei^ört  in  biefe  Sat^cgorie  nod)  bad  Saffo,  bad  befonberd 
bcnu^t  mürbe,  um  bie  ffüd^tigcn  SBilbefel  einjufangen  (f.  u.  ®.  27). 

5IRit  ber  fortfc&reitcnben  Äultur  üerbefferten  fic^  aber  aQ* 
mä^Iid^  aud)  bie  SBaffen,  bie  bie  Sagb  mefentlid^  üereinfad^ten. 
:öor  aÖem  maren  $ßfeil  unb  Sogen  toid^tige  3Jerbünbete  bed  ©d^ü|en, 
ba  man  mit  i^nen  auf  tocr^ältnidmäfeig  meite  ©ntfernungen  bad 
üer  erreichen  fonnte.  gür  bie  Sögel  mar  ber  ^feil  jubem  neben 
ber  Schlinge  faft  bie  einjige  SBaffe.  3)aneben  fam  bann  für  bie 
3agb  befonberd  nod^  ber  SBurffpiefe  unb  ein  fdimercrer  Speer  jum 
Stoßen  in  95etrac^t  9Jur  auf  ben  9?a^fampf  maren  oerfd^iebene 
Wirten  oon  Sd^mcrtcrn  unb  längeren  unb  fürjcrcn  3)oIc^en  berec^* 
net.  Stber  tro^  ber  jmeifcltod  gefä^rlid^en  Situation  fe^n  mir 
nic^t  feiten  ben  König  auf  JRcIicfd  bargeftellt,  mie  er  ju  guß  furcht* 
lod  ben  Sömen  mit  feinem  Sd^merte  angreift. 

?(ußer  biefen  9(ngriffdmaffen  aud  ©ronje  ober  (Sifen  gibt  cd 
noc^  einige  aud  anbercm  SRatcrial.  9Jor  aÜem  bie  Acute,  bie  bld 
auf  ben  heutigen  Xag  tm  Sraq  nod)  ganj  allgemein  im  @^raud^ 


1)  S.  3enfen  a.  a.  C  ®.  171,  51  f. 

2)  (S.  ü.  «.  II  R.  22  9lx.  1;  K.  4241    i-  4556  (SKeifener,  8up<)lem. 
«utogr.  S.  11);  Seh.  31  (ZA.  lX,220ff.)  uftu. 


«O.  XIII,  2  fBaffen  jur  3aQb.  1 1 

ift.  3^r  ^opf  befielt  ^eute  getuö^nlic^  qu^  hartem  Stfp^olt,  toa^^ 
rcnb  er  im  Jlttcrtuni,  foiocit  toir  loiffcn,  mctft  an^  Stein  fabrijicrt 
lourbc.  3m  Stiege  fanb  auc^  bie  ©d^Icuber  ausgiebige  Sßertoen* 
bung,  oh  aud)  auf  ber  3agb,  lagt  fid)  nid^t  fidler  auSmad^en; 
iDenigfteud  ^aben  fic^  bisher  bieSbejägli^e  9(ngaben  noc^  nic^t  ge-* 
funben.  3""^  ©d&Iufje  ertDä^ne  id;  nod)  eine  mcrhufirbige  3Baffe, 
bie  nad)  ben  häufigen  Slbbilbungen  *  ju  fdEjIiegen,  nid^tS  anber^ 
atö  ein  jtoei^'  ober  breijüngiger  Äatbatf^  ju  fein  fc^eint  (f.  u.  ®.  23). 
Sie  man  eS  aber  n^agen  fonnte,  mit  fo(d)er  SBaffe  einem  Sölpen 
flegenüberjutreten,  ift  mir  unerfinblic^,  SSieQeic^t  biente  fie  ben 
Begleitern  bes  .Sönigsf  nur  baju,  um  bad  ^ier  aufjufc^euc^en  unb 
nrilb  ju  mad^en. 

Slufeer  burd)  biefc  SBaffen  fud^te  ber  ÜRcnfd)  fid^  bie  Über* 
legen^eit  über  baS  Xier  auc^  nod^  burc^  anbere  SSerbünbete  ju 
Derfc^affen.  ®o  begab  man  fic^  ^fiufig  in  größerer  ®efeQfc^aft 
auf  bie  S^gb,  ober  man  na^m  toenigftenS  einen  Snap))en  mit,  ber 
ben  Sd^ü^en  burd^  einen  ®d^i(b  bedte  ober  i^m  bie  Pfeile  reichte. 
!Dann  aber  30g  man  fic^  au^  93erbünbete  auS  ber  Xiem)e(t  ^eran. 
Sin  gramer  gortfc^ritt  in  biefer  SBejie^ung  toar  jtoeifelloö  bie  ©in* 
fü^rung  beS  5ßferbe3;  benn  naturgemäß  fonnte  man  oon  biefem 
^o^beinigen  iiere  ^erab  baS  SBilb  mit  oiel  größerer  ©id^^eit  er- 
legen afö  beim  Stampfe  ju  ebener  ®rbc.  9?od^  größere  SJorteile 
boten  fic^  bem  Säger,  ttjenn  er  ben  mit  5ßferben  befpannte^SBagen  be* 
ftieg;  nun  befaß  er  bie  @d^neQigfeit,  bie  ^ö^e  bed  ßampfpunfte^ 
unb  jubem  nod^  bie  ©id^er^eit  gegen  Eingriffe  oon  unten  ^r. 
^^?ferbe  gab  eS  übrigeng  in  9Refopotamien  oermutlid^  nic^t  oon  ber 
Urjeit  ^er,  iebenfaHS  loar  baS  gettjö^nlid^e  Üaft»^  unb  ÜReitticr  ber 
(Sfcl  unb  ift  eS  bis^  f)eute  geblieben,  baS  5ßferb  n>ar  immer  ba^ 
lier  beö  oorne^men  ÜRanneS.  2)?it  ©i^er^eit  fönnen  toir  ba^ 
^ferb  bis  in  bie  3^^^  ^^^  ^i^f*^"  babl)(onifc^en  3!)^naftie  (ca.  2000 
0.  S^r.)  jurüd  oerfolgcn*-;  neuerbingS  oeröffentlic^te  Urfunben 
f (feinen  5ßferbe  unb  5D?aultierc  fogar  fd)on  einige  So^r^unberte 
früher  ju  er)oä^nen  ^  Xro^bem  jeigt  aDein  fd^on  bie  ibeograp^ifd^ 
Sejeit^nung  beS  ^^ßferbeö  ate  „Sfel  beö  öftlic^en  Oebirgeö",  baß 

1)  S.  5.  ».  «otta,  Monument  de  Ninive  1,57;  IF,  108;  SRanfcH, 
$^ot.  be»  »ritif^  9»uf.  9ir.  474;  4S3;  493;  505. 

2)  8.  Ungnab  in  ber  Ortental.  fiiteraturaeituug  1907  6.  638 f. 

3)  8.  Xt)UTeau-^angin,  Inventaire  des  tablettes  de  Tello  1,2,6. 
1^1.  aud^  SSarb  tu  Journ.  of  the  archaeol.  Instit.  of  America  II,  159 ff.; 
^^u^e^'^^ureaii'^angin,  Restitution  materielle  de  la  stele  des 
yantours  3.  19  ff. 


12  »"ino  fUtiinn,  Slfl^ri^t  3aflbfn.  «C.  XIII,  2 

<d  Don  Cfteii   t)er   tiad)  S^ab^Ionien   impoctiert   fei.     llnfit^   ift 
nur  ber  ^eitpunEt,  roann  baö  gefdiati. 

Sieben  bem  *Pferbe  mar  bejonbetÄ  bet  .^unb  ber  treue  ©e- 
gleite!  beS  ä^enfdien  auf  ber  3a{|b.  3Jon  i^iii  Famen  jebenfaQ« 
mehrere  Siaffen  uor.  Slot^  ^etobot*  ecjätitt  unä,  ba&  ber  per- 
fifi^e  (Satrap  in  ^aEil)(cnteii  eine  „folc^e  3)}enge  inbitdter  ^unbe 
getialten  tiabe,  t>a%  Dier  %to%t  £^5rfei  in  bei  Sbene  bajii  beftimnit 


iDoren,  ben  ^unben  i()r  gutter  ju  beiorgen".  ?lu(ft  bie  affflciitlten 
^ietliften  jätifen  met)rete  ©orten  Bon  §unb<n  auf*  fpejieU  elo- 
initif(^e  ^unbe  fc^einen  gefdjägt  geroefen  ju  fein  unb  »erben  nix^ 
von  txn  [laffifc^en  Slutoien  ermähnt  ^  S;ie  und  erhaltenen  ^1>^ 
bilbungen  fc^einen  aUerbingS  faft  o^iie  9Iu$na^me  eine  unb  bie* 
felbe  fdjDjete,  bid  ca.  80  cm  ^o^e  Äaffe  ju  re()tä)entieren,  bie  ju 


I)  S.  i,  192.  2)  S.  CT.  XIV.  1,  16  i. 

3)  8.  $(inu;,  Onomuticon  V,g7  nac^  Delipjcb,  ftilnr.  ötiib.  Z.Zi. 


«D.  XIII,  2  >Pfcrbe,  $unbc,  galten  oI«  gagbbcfllcitcr.  15 

bem  5)o99en9efd)fcc^te  ju  rechnen  ift^  (9(6b  2).  auf  bcn  SRelief^  fc^cn 
lüir  (f.  u.  S.  27),  tt)ic  bie  30?cute  tapfer  auf  Scucn  toit  SSilbcfd 
gcl^t  unb  fic  ju  ©oben  reiBt.  3)ie)e  Sögb^unbc  roarcn  barum  bon 
ben  SBeftfecrn  fe^r  gef^äfet;  ber  ^ßaria^unb  bagegen  war  tote  nod^ 
{)eute  im  Crient  nid^t  fe^r  beliebt.  (Sr  trieb  fic^  ^errenloö  in  ben 
Straften  ber  Stäbte  uml^er  unb  beforgte  im  3?erein  mit  ben  ®eicrn 
unb  2d)tDeinen  bie  Säuberung  berfelbcn  üom  Unrats 

Schließlich  fd^eint  au^  ber  JaKe,  ber,  n^ie  tpir  oben  gefe^en 
^aben,  nocf)  ^eute  im  Orient  alö  Sagböogel  benu^t  ttjirb,  oud^ 
fc^on  im  aff^rifcften  Rittertum  ju  biefem  SBe^ufe  abgerid^tet  ttjorben 
JU  fein.  SSenigftenö  berid^tet  fiatjarb^  er  ^abe  in  Ä^orfabab  ein 
JRelief  gefe^en,  auf  melc^em,  n)ie  e^  fd^ien,  ein  galfonier  mit  bcni 
galfcu  auf  ber  gauft  abgebilbet  war.  Üeiber  ift  biefeö  Söilbtoert 
niemals  reprobujiert  Sorben,  fo  bafe  eine  ©ntfd^eibung  nic^t  ju 
fallen  ift.  Und)  burd)  literarifd^e  lejte  ift  biefe  grage  no^  ni^t 
JU  entfcf)eiben  *.  Sn  ber  Dmentiteratur  werben  nämlid^  ^äufig  öon 
jagenben  galten  ^i?orjeic^en  abgeleitet;  aber  an  biefen  Stellen  wirb 
nid^t  bircft  bemerft,  ob  ber  galfe  auf  eigene  g^uft  jagt  ober  afö 
3agbt)ogeI  eineö  SDfenfc^en.  3)a  aber  ebenbort  au^  kämpfe  jwifd^en 
Jalfen  unb  JRaben  öor  bem  Sönige  erwähnt  toerben,  ift  bieSTOög* 
lic^feit,  baft  eö  fic^  babei  wirflic^  um  abgerichtete  Sagbfalfen  ^an* 
belt,  wenigftenö  nid^t  auögefc^Ioffen.  9D?it  Sid^er^eit  ift  alfo  oor* 
läufig  bie  e^rage  nod^  nidjt  ju  entfd|eiben,  ob  audE)  bie  93abQlomer 
bie  ai-s  venandi  cum  avibus  fannten.  (Sinige  ber  eben  erwähnten 
Dmina  lauten  **: 

'SBknn  ....  ber  Saite  Sagb  mac^t  unb  uon  ber  Siechten  bei^  ^dnigi^ 
na6i  ber  Stufen  bce  Jl'önigö  fliegt,  mirb  ber  l^dnig,  loofiin  er  gei)t,  @ieg 
geminnen. 

Senn  ....  ber  ehalte  ^a%b  mac^t,  (einen  fjfang  aufnimmt  unb  üor 
bem  tönig  Verfliegt,  mirb  ber  tönig,  mo^in  er  ge^t,  feinen  SBunfc^  er- 
reichen. 

^nn  ....  ber  uralte  :3agb  mac^t,  oor  ben  tönig  l^infliegt  unb  ftd^ 
nieberl&gt,  wirb  be$  tönigd  f^inb  gu  i^m  ^eraudfommen  unb  Stieben  machen. 


1)  S.  6.  tellcr,  3)ie  ^bftammung  ber  ältcftcn  f»au«tiere  ©.  36|f.; 
berfelbe,  9iaturgef(i|i(^te  ber  ©anstiere  S.  78  f. 

2)  8.  Asarbanipal  Rusam-Zyl.  IV,  74,  81.  ^n  tetuan  in  'SRaxofh  traf 
i(^  auf  ben  ©tragen  ber  IBorftabt  auci^  eine  ^rbe  ©(^roeine,  bie  bort  t>on 
Spaniern  gehalten  nierben.  SO^ein  an  einen  folgen  unreinen  $(nb(i(f  ni(^t  ge« 
tob^nit^  SD^auItiet  fdieute  unb  woKte  mic^  abtoerfen. 

3)  8.  Sa^arb,  9{inibe^  u.  S3ab^Ion  8.  369. 

4)  8.3Rei6ner,BA.IV,418;  junger,  ©ab^Ionifc^ Sieromina 8. 26 ff. 

5)  8.  junger  a.  a.  D.  8.  28ff. 


14  «rimo  SWeiftncT,  «fferifc^c  Saflbcn.  «C.  XIU,  2 

fßknn  .  .  .  .  ber  ^Ife  ^^gb  mad^t,  feinen  gfang  mit  feinem  ©d^nobel 
^bri(]^t  unb  oor  bem  ftönig  Verfliegt,  »irb  ber  ßönig,  too  er  ge^t,  @ieg 
mtb  (8efangenf(!^aft  über  feinen  gfeinb  bringen. 

SBenn  ....  ber  'Solh  unb  ber  aHabe  oor  bem  Könige  einen  Jlam|»f 
Aup^ren,  unb  ber  ^alfe  ben  9iaben  tdtet,  nerben  bie  Waffen  bed  ftdnigd 
gegen  bie  Waffen  feined  geinbe^  muten,  er  mirb  bie  §er{lörte  6tabt  beö 
gfeinbed  einnel^men  unb  rul^ig  (bort)  mo^nen. 

3)a,  ftjxe  man  fielet,  bie  Sagblicb^abcrei  aüerici  ?lnforberungcn 
ön  bcn  (Scibbcutcl  bc«  Sägern  ftcQt,  toirb  fie,  wie  auä)  ^cutc  nod^,  — 
iratfirlic^  abgefe^en  bon  ben  berufsmäßigen  Sägern  unb  93ogeI« 
fteQern  —  jcbenfaDg  im  ttjcfcntlid^cn  ein  ^ritjilcg  ber  SRcic^n  ge* 
loefen  fein,  ^al^er  fommt  eS  benn  and),  bog  n^ir  meift  nur  bon 
Königen  unb  gö^^ften  SBcrid^tc  unb  SBilbniffc  Don  3agben  ^aben, 
unb  unter  bicfcn  jeid^ncn  fic^  wiebcr  bie  raupen,  friegcrifc^n 
^ff^rer  bebeutenb  Dor  ifjren  fublic^en  iRoc^bam  quS,  bie  mo^l 
me^r  Sntercffc  für  bie  Sünftc  beS  gricbenS  Ratten,  cS  jebcnfaHS 
ni^t  für  ber  3J?ü^e  tt^ert  hielten,  über  i^rc  Sagbfreubcn  ju  berid^ten. 

iiglat^)i(cfcr  I.  (ca.  1050  t>.  S^r.)  ttjar   augcnfc^einlic^   ein 

großer  3äger  öor  bem  §erm,  ja  man  merft  feinen  Seric^ten  nod^ 

fo  red^t  bie  grcubigteit  an,  bie  er  bei  feinen  ©riebniffen  empfanb. 

Dag  ?(nbenfcn  baran  ift  aud^  fo  ftari,   ba%  nod^  fpdterc  9?ac^'= 

fommen  öon  i^m  feine  Xaten  toeitercrjS^Ien  ^    Über  feine  Sagb* 

«rgebniffe  erjä^It  er  unö  folgenbe«-: 

9{inib  unb  92crgal  liefen  i^re  mütenben  SBaffen  unb  i^ren  erhabenen 
16ogen  ber  Unterftü^ung  meiner  ^errfc^aft.  9(uf  Sefel^I  9iinibd,  meinei^^ 
<80nner^,  f^abt  ic^  oier  mft(^tigen,  riefigen  föilbftieren  in  ber  S3üfte  im 
fianbe  SD^itani  unb  in  ber  @tabt  ^ra^iq,  totld^t  )9or  bem  ^et^iterlanbe  liegt, 
mit  meinem  mächtigen  IBogen,  bem  eifernen  Speer  unb  meinen  fpi^en  San^n 
ben  ®araud'  gemacht.  3^re  SfeQe,  i^re  ^ömer  brachte  ic^  noc^  meiner 
^auptftabt  ^ffur.  3^^"  mö(i)tige  Slefantenmfinnci^en  tötete  id^  in  .^arran 
unb  an  ben  Ufern  bed  CT^abur.  l^ier  (Siefanten  fing  id^  lebenbig.  3^re 
^&ute,  i^re  3ä^ne  famt  ben  (ebenben  (Siefanten  brati^te  id^  nad^  meiner 
^auptftabt  $lffur.  9luf  Sefe^l  yixnxH,  meinet  (^önnerd,  ^aht  xd)  120  Sdmen 
tapferen  ^erjend  in  meinem  ^etben^aften  Kampfe  f^u  gfug  getötet  unb 
^00  Sonden  oon  meinem  ^iegd(?)tt)agen  aud  erlegt,  tlllerlei  SBilb  bed 
%ttbt9  unb  befc^mingted  ^eoögel  bed  ^immeU  maci^te  xd^  ^u  meiner  3agb« 
beute  (?). 

?lnbered  SBilb  ^at  er  in  großen  SKcngcn  gefangen  unb  ed 
bann  in  f)alber  (S(efangenfc^aft  gehalten,  too  ed  fidE)  regelred^t  fort« 

1)  ^a6  biefer  fpötere  ^erici^terftatter  nici^t  $lfurnaffirpat,  fonbern  ein  diel 
älterer  ^önig  ift,  »eifen  ^ubge^^ing,  Annals  of  the  kings  of  Assyria 
@.  140  nac^. 

2)  e.  I.  Tiglatpil.  VI,  58  ff.  3)er  entfprcd^cnbe  fpätcrc  ©erici^t  ftnbet 
fi*  I  R.  28,  I,  6ff.  =  «ubge-Äing  a.  a.  0.  @.  128ff. 


«O.Xin,2  3Qflbberii6te  2iglalpil([«»  I.  15 

pflanjte.  ißeimutlit^  toirb  cS  in  großen  ^axU  gehalten  fein,  um 
gelegentli^  meggefdioffcn  werben  ju  tonnen.  SIuö  (pSteret  3^'  'f* 
unä  ein  Melief  crfiolten,  roo  eine  Sogb  auf  §irf(f|c  in  einem  ein> 
gefriebigten  Mourne  bargefteUt  ift  {'Abb.  3).  Über  biefe  lötigteit 
erja^It  bet  fpätete  ®erii^t': 

3n  ben  Xagen  bn  Sälit,  beä  ^o^ti  unb  bcv  Mrginidrauer,  in  bcii 
Xa^txi  bti  Aufgange«  bei  'Bitiuipy'Bttmti,  btx  nie  SSionje  glü^t,  ^t  n 
.  .  .  in  ben  &cbire<n  Kon  3{fqTien,  im  (Stbir^t  E^ana  an  b«i  Seite  bcä 
Sanbe« finlumt  unb  in  ben  Zeigen  Don  Armenien  []*  wfiblif^  unb  mflnn- 
lii^  Slein&edt,  [  ]'  ntiblit^t  unb  mSnnlidie  ^irfi^e  in  Stehen  gefangen, 
fie  in  ^inben  gefammell  unb  fie  gebiSren  laffen.  3^ien  SStfi^  nie  ^fi^ 
on  SleinDie^  tti^nett  er.  $antt|eT,  midine*,  asi*,  XBtlbftl^njeine,  Inmiii- 
Sagel  (SiantDlinen?)  tötete  er.  fSilbefel,  Q>ajeQen.  ijeovarbenf?)  unb  Hirn- 
kurri*  erlegte  er. 


abb-  3. 
füllen  ganj  ef0tifcl)en  ©enuß  ^atte  bet  Äönig,  als  et  üon  bet 
norbp^önijifi^en  ©tabt  3ItDab  ouS  ju  Schiff  in  bad  mittellänbifdie 
aWect  ^inouäful)t  «nb  bei  biefet  Gelegenheit  einen  nachiru  erlegte. 
S)a  bet  Stame  ha%  liet  alö  „Slafenloc^bläfer"  bejeitfinet,  unb 
ferner  non  ii)m  neben  ber  §aut  befonberi  bie  Qäi)m,  bie  als  ®r- 
fa$  Don  Elfenbein  bienen,  begehrt  finb,  öot  man  eS  geroi|  jutec^t 
mit  bem  ^ottmal  ibentifi jiert '.    ©n  fpätetet  ftönig  etjäblt  un^*, 

1)  ©.  1  R.  28,  I,  13  =  »ubge.Äing  a.  a.  C,  S-  128ff. 

2)  Xie  ga^leu  finb  Dom  6(breiber  ouSgelaffeii. 

3)  31er  uü  (fem.  $[ur.  aeäti),  bn  foTDO^I  in  ber  mibnii  gejagt,  aU 
aui)  mit  ^unbeu  unb  SAneinen  in  ber  Stabt  in  Käfigen  get|a(ten  raurbe, 
tSnnte  DieQeic^l  bie  föilbFa^e  bejeit^nen.  Sei  nji(n]dinD  ntug  ein  gioEK^,  bem 
£5Rien  fil)nlidifö  Sicr  fleiDefen  fein.    Bini(n)kurru  ift  bagegen  noäf  gang  unflai. 

4)  S.  ©aupl  in  Crienl.  ßiteraturitg.  1907  £.  263. 

5)  e.  I  R.  28,  II,  16. 


1 6  «runo  '»^eiHuer,  ^Iff^rifc^c  Soßbcu.  «O.  XIII,  2 

ba§  er  jtuci  nacbiru  auö  Safalt  an  bcn  lorcn  feiner  ^aujrtftabt 

^Jlffur  aufgcftcUt  ^abc.    SJrud^ftüde  btefer  ©tatuen  finb  bei  ben 

^luögrabungcn   ber  SJeutfd^en  Dricnt*@cfenf^aft  in  Äffur  jutage 

gefommen  \  bie  nac^  i^rer  ßwföntmenfegung  öermutlid^  biefc  3^agc 

iöfen  bürften. 

Diefe^  3ntereffe  an   fremben  lieren   befeelte  nic^t  nur  ben 

Aönig,  fonbern  aud^  ba«^  gefamte  "Sßolt;  benn  berartige  ©enbungen 

auÄ  ber  ^ne  befriebigten  einerfeitö  bie  9ieugier,  anbrcrfeitö  aber 

jeigten  fie  aiid)  beutlid^  bie  äßac^t  bed  eigenen  dürften.    @^jieU 

baö  alte  3BunberIanb  ber  ^tjramiben   war  mit  bem  5Rim6u^  be«J 

9(bfonberIic^en  umgeben;   beS^atb  ift  auc^  XiglatpUefer  I.  fo  ftolj 

auf  eine  foId)e  Beübung  au^  %Qpten^: 

@incn  großen  äffen (?),  ein  Shotobil,  einen  „S^uJmQnu"  (SR^ino^eroe?), 
d^etier  beS  großen  SDleered  ^atte  ber  ^önig  t>on  ^gt)pten  gefanbt,  unb  er 
(Xiglotpilefer)  geigte  fie  ben  Seuten  feinet  Sanbed. 

Da^  ed  bei  biefen  Beübungen  nic^t  immer  ganj  e^rlic^  abging, 

fonbern  bafe  man  eö  babei  auf  bie  Jdufc^ung  bed  ^ublitumö  ab* 

fall,  f^einen  einige  ®teDen  ber  9tmarnaforrefponbenj  ju  betoeifen, 

mo  fic^  t)brberafiattfc^e  Könige  nic^t  nur  mit  falfd^en  ägl)ptifd^en 

^^?rinjeffinnen,   fonbern  aud)  mit  au^geftopften  lieren  begnügen. 

Sc^on  ^abafc^man«(S^^arbe  bittet  ttmenop^id  III.  aQed  @}etier  ju 

fiberfenben,   »orum   er   i^n   gebeten   f)aht^.     SBurraburiafd^   (co. 

1400  i).  ©^r.)  gibt  bann  ?lmenop^ig  IV.  bireft  an,  toie  bie  fremben 

3;iere  hergerichtet  werben  foüen*: 

(S^etier,  fei  ed  bed  ^anbed,  fei  ed  be^  Sriuffee,  möge  man  ber  Qkfkait 

'  Don  (ebenbigem  gleich  machen;  bad  ^efl  möge  gemöft  bem  Dom  lebenbigen 

gemacht  merben.    ^ein  9ote  möge  ed  bringen.    93enn  aber  alte  fertig  Dor» 

t^anben  ftnb,  mögen  fBagen,  fotote  mein  iBote  @(^inbi'fd)ugab  bei  bir  ein» 

trifft,  ...  fie  eilenbd  aufnehmen  nnb  ju  mir  bringen. 

92ac^  Xigtatpi(eferd  I.  Xobe  ging  ed  mit  ber  aff^rifc^n  SRad^t 
abwärt«,  erft  luf ulti-Wnib  (889-884  D.  6^r.)  fanb  wieber  2RuK 
fic^  bem  Sßaibwerf  ju  wibmen.  Sefonberd  feinen  fed^ften  ^^Ibsug 
bef(^reibt  er  mit  behaglicher  breite,  wie  er  oon  9(ffur  au«  in  ber 
Sßäfte  läng«  bem  SBabi  X^art^ar  ffibwärt«  bi«  nac^  @ippar  jog 
unb  bann  läng«  bem  Sufrat  über  $it  unb  9(na  in  nörb(i(|er 
dlid^tung  jurüdfe^rte.  ^ag  hierbei  auc^  bie  S^gb  nid^t  ju  furj 
fam,  ift  bei  bem  S^arafter  ber  Äff^rerfönige  felbftüerftfinblid^.   Hm 

1)  S.  Witteif.  b.  Deutf(^en  Crtent-®cfcnft^.  9?r.  26,  53. 

2)  ®.  I  R.  28,  I,  29  ff. 

3)  @.  jft'nubtaon,  ^ie  (SU^lmorna-^afeln  @.  75,  35. 

4)  e.  tnubtjon  a.  o.  0.  8.  93,  33ff. 


«O.  XIII,  2       3oflbbcri*te  luhilti-Kmib»  imb  ^rfutnoffirpoKi.  17 

993obt  X^rt^or  erlegt  er  neun  3BiIbftiere\  $(uf  bem  ätüctoege 
l^at  er  lunnu-Sögel  (^anfolinen?)  erlegt  unb  3unge  gefangen/ 
ebenfo  ^irfd^e,  teite  gef^offen,  teife  lebenb  gefangen': 

^i  bell  3a(tben(?)  in  bcr  Wi^t  ^abe  ic^  lurma-Sdfiel  getötet  unb 
iunge  1urma-)S5geI  gefangen  genommen.  Sei  ben  Sagben  (?)  on  ben  (SiiftaU 
ufern  l)abc  ich  $)irf4e  getdtet  unb  junge  ^irfdbe  mit  ber  .f>anb  gefongen  ge< 
nommen. 

3n  benfetben  9)a^nen  mie  feine  ^iBorfa^ren  tuanbelte  aud^ 
Xufulti-!janib^  So^n  unb  9?ac^folger  «fumaffirpal  (884—860 
ö.  S^r.).  3m  Sanbe  ßaqi,  am  redeten  oberen  ©ufratufer,  pirfd^te 
er  auf  SBUbftiere  unb  J^ranfoIinen(?)'*: 

3n  jenen  2agen  ^abe  td)  am  jenfettigen  (Sufrotufer  fünfzig  fBilboc^fen 
getötet  unb  ac^t  SBilboc^fen  gefongen  genommen,  jtoan^ig  lurma-Sögel  ^abe 
i(4  getötet  unb  i^man^ig  larmu-$öge(  lebenbtg  gefangen  genommen. 

Seine  ganje  S^idbbeute  jä^It  er  bann  an  anberer  Stelle  auf  ^: 

Xreigig  (Siefanten  tötete  ic!^  mit  bem  ^ogen.  3^^i^un^^^fi^^c><u^* 
fttuf^ig  gewaltige  SBilbfHere  erlegte  id)  oon  meinem  ftTtegä^?)toagen  au§  in 
meinem  föniglic^en  Ä:am|)fe,  brei^unbertfiebjig  gemaltige  l^dtbeti  tötete  id)  tote 
Sffiflgoögel  mit  bem  Speere  (?). 

*Kber  anwerben!  brad^te  er  eine  reiche  .lifoUeftion  uon  allerlei 

(Sktier  jufammen  unb  »erteilte  fie  in  bie  ^arf^  feiner  uerfd^iebenen 

^alfifte\ 

3n  jenen  Xageu  f)abe  id)  gvoge  unb  fleine  ftffen(?)  mit  i^rem  Tribut 
oon  i^nen  empfangen,  ^c^  brachte  fie  natj^  meinem  l^anbe  ${ffur,  lieg  in 
Slala4  t^Tc  .^rbe  ^a^lteic^  fid^  oetme^ten  unb  geigte  fie  allen  meinen  Unter« 
tauen.  I^urci^  hai  SluiSftrecfen  meiner  .^^anb  unb  ben  SUhit  meined  ^er^n«^ 
l^abe  i(^  nlnfje^n  ftarfe  Sömen  oud  ben  ^rgen  unb  ^&lbern  gefangen  ge« 
nommen.  Sf^nfftid  Sömenjungc  f)abe  ic^  genommen  unb  fe^te  fie  in  ftalac^ 
unb  ben  $aldflen  meinet  Sanbe«  ttt  llöfige.  ^f^xt  jungen  lieg  ic^  fid^ 
reic^Iic^  oerme^reu.  Sebenbe  mindinu  *  ergriff  iö^  mit  ben  Rauben,  ^erbeit 
oon  Silboci^fen,  (i^Iefanteit,  !^ömen,  larmu-Sögeln  (gfranfoltnen?),  mfinnlid^en 
unb  meibltc^en  tlffeit(?),  ^ilbefeln,  Ü^ajeaen,  ^irfc^en,  asäti^  ^arbem  unb 
Binkurii*,  aQen  möglid^cn  Vieren  bed  %ttbt^  ttnb  ®ebirged,  brachte  x6)  in 
metner  Stabt  Stalad^  jufammen  unb  geigte  [it  allen  meinen  Untertanen. 

3Bir  ^aben  ^ier  alfo  einen  ober  mehrere  regelrechte  joolo* 
gifc^e  ©arten. 

Seine  ^elbentaten  auf  ber  3agb  ^t  Slönig  Stfurnaffirpal  auf 
ben  SBänben  feine«  ^alaftc?^   in  Äalac^   auc^   bilblic^  barfteQen 

1)  e.  Annales  de  Tukulti-Ninib  II  (ed.  Sc^eil)  Vs.  45  f. 

2)  @.  ib.  Vs.  80  ff.  3)  8.  Asurnasairpal  Ann.  III,  48 f. 

4)  S.  $?oi»arb,  Ctineif.  Inscr.  44,  28ff.  «ubge  Äing  a.  a.  C 
€.  201  ff. 

5)  @.  Vanarb,  Cuneif.  Inscr.  43,  11  ff.  -  «ubge  »ing  a.  a.  C. 
6.  201  ff.  6)  8.  8.  15  «nm.  3. 

f>tx  «Uc  Orirnt.    XllI,  8.  2 


18  «f'i'io  aKeifitiet,  ftfiflriidi»  ,"1036011.  «C.  Xll[,2 

laffeii.  'Auf  einem  ;Kelief  K^E"  mir,  wie  ,^tt>ei  Hiießer  einen  SBilbftiet 
Derfoli^eii  (?lbb.  t),  auf  einem  anbetn  ift  bet  Sönig  jelbft  batgC'^ 
ftellt,  niie  eruoii  feinem  SJkitfcn^eiab  einen  Ct^fen  betfimpft, Rki^ienb 


-«>     ^r 


ein  .^liKitec  tut  unter  ben  iiufen  bet  ^ferbe  liegt,  3ln  anberet 
Stelle  [ibiett  ber  .^önii^  unter  IDfufitbegleituni^  über  einem  i^etOteteii 
Stiere.     Wanj    analog   finb  be«  flöui(iö  i.'öroenjaflbeii  barnefleßt. 


^uf  ber  ecften  'i^lattt  fetien  loir  einen  toten  äbtoen  unter  b«n 
$ferbeit  beä  ^gen^  liegen,  gegen  ben  .Wenig  auf  bem  Siegen 
ipringt  eine  jnxite  ^Beftie.  bie  et  mit  ^.ßfeil  unb  ^ogen  befäui^rft. 


«D.  XIII,2         Xic  iierc  auf  Sem  CNlieteii  Solmoiioffiirä.  19 

^Uf^  bie  l^aTiteüuiict  beS  iXcauFopferd  übex  bem  toten  Söioen  ift 

gaiij  Q&nlid)  ber  üter  bem  aöilbftiet  (äbb.  5).  , 

SKettroiitbigetroeijc  polten  eö  bie  flmteten  ftönige  fauin  me^r! 

fÜT  iDid)ttg  (|enitg,  übet  i^re  ^ogbahetiteuei  ju  6erid)leii,  trottbem> 


'im.  6. 

fie,  roic  if)tc  Sieliej«  um  jeigeti,  biefer  S*eibeii)ct)Qft  ebciiio  ergeben 
ntaren  luie  ibre  >Purfttl)i:eH. 

■jyon  Salnionaffnr  (860— S24  u.  (i^r.)  litiben  wir  ciurii  feine 
eigeiitlid)en  3oflbberid)te,  ober  niif  [einem  ft^maif^en  Cbeliöten  bot  er 


une  ben  jODlogifd)  fe^t  itiit^tigen  Iribui  be*  Süiibei*  aHuffri  bar 
gefteÜt  (?l6b.  fi  u.  7>-  Xro^bem  ber  Sfefant  nur  tfeine,  nic^t  loie  bet 
i)fnfanifd)e  gro^e  Cbren  ^Qt,  unb  e^  in  ^(ftipten  (eine  jnwipderigen 


20  »runo  Wcifeitfr,  «ffi)rift^c  ^a^txn.  «0.  X11I,2 

Dtomebore  gegeben  ^aben  foU,  tuirb  3){uffrt  ^ier  n)ie  aud^  meift 

fonft  Ägypten  bebeuten^.    Sci^on  ein  Sergleid^  mit  ber  ©enbung 

feltener  liere  au8  %9pten  jur  3^^*  S^iglatpilef crä  I.  (f.  o.  ©.  1 6) 

mod^t  bQd  fe^r  toa^rfc^einlic^;  bann  aber  ^aben  xoxx  ja  aud^  fc^on 

ebenbort  gcfe^en,  n)ie  fotd^c  SKenagericn  juftanbc  tarnen.    SSietfac^ 

toaren   e^  nid^t  einmal  lebenbe  liere,   fonbern  audgeftopfte,   nur 

fabrijiert,  um  bie  9?eugier  ber  SDtenf d^en  ju  befriebigen.    @o   er^ 

flärt  e^  fid^  benn  einerfeite,  bag  aud^  frembe,  gar  nic^t  an  beni 

betreffenben  Drte  uortommenbe  liere  öorgefü^rt  werben   fonnten, 

iinb  anbrerfeitd,  bag  bie  aff^rifc^en  $hinft(er  ba^er  nic^t  immer  in 

ber  Sage  maren^  eintoanbfreie  ?lbbilbungen  ju  liefern.   S)ie  Sietiefj^ 

jeigen  jtuei  gn^et^ödterige  Kamele;   einen  Stier  mit  einem  jottigen 

Sc^toanj,  loa^rfd^einlid)  ein  ?(uerod)e;   ein  3;ier   mit  einem  ^orn 

.jtoifc^en  Siafe   unb  ©tirn,  üieDeid^t   bie   mißlungene   2)arfteUung 

einejS  SR^inojeroS:  eine  fröftige  Antilope,   ma^rfd^einlid^  9ubali^« 

antitope;  einen  ©lefanten;  jroei  Riffen,  bie  öon  jttjei  Scannern  ge* 

fü^rt  toerben,  nebft  einem  Meinen,  ber  auf  ber  (Schulter  be^  einen 

SRanne^  ^ocft;   unb  jtwi   größere  äffen,   bie  jebenfallß  Romane 

barftellen  follen.     Die   auf  ben  ^^ribut  bejügli^c  Unterfc^rift   ift 

noc^  nid^t  fidler  ju  überfe^en;  fie  lautet'-: 

^Id  Xribut  bee  l^anbed  ä^uffti  t^abe  id)  jract^öderige  Aaiiielc,  ein  9iinb(?) 
bee  ^\u\\t9  8ofca(?)  (9}^ino^erod?),  eine  ^ubolifiiantilopc  (?},  wtibliä^c  QU- 
fönten,  basid,ti-$(ffen  (?)  unb  $aüiane(V)  erf)alten. 

Unter  ben  Sargoniben  finb  q^  befonbere  ber  vgtifter  ber 
D^naftie  ©argon  (722—705  u.  (S^r.)  unb  ber  berühmte  ®arba=* 
napal*8lfurbanipal  (668—626  ü.  ili}x.),  benen  ipir  SRoc^rid^ten  über 
i^e  :3agbabenteuer  uerbanfen. 

©argon  ^at  bie  SBdnbe  feince  ^^^alafteö  in  Dur*©d)arru{in 
ganj  mit   ber  DarfteUung   feiner   Jäten    aus^gefcftmücft.     C£r   be* 

1)  8.  ®d)raber,  jiteilinjc^r.  u.  (i^ef^ic^tdforjc^.  3.  272 f.;  $)omniel, 
®efd).  «ob.  u.  Slff^r.  8.  602  ff.  grüt  bie  Sbentififatton  bed  £anbe«  Shiffri 
mit  ^g^pten,  bad  frflf^er  meift  nad^  Dften  Derlegt  würbe,  tritt  SB.  ^a^aRüner 
in  Oriental.  iHterotur^tg.  1908  3.  218f.  ein.  ^romebore  finb  na(^  Heller^ 
3)ie  Slbftammunß  b.  äUeft.  ^auJtiere  @.  211  ff.,  urfprfinglic^  faft  auf  iKf^en 
befd^rfinlt;  inbee  tommen  .Vt:QmeIe,  mie  mi(^  Dr.  $ur(!^arbt  belehrt,  bon  ben 
aiteften  3^iten  an  in  %Qpten  Dor.  ®ie  goUen  für  t^p^onifd^  imb  oerab« 
fd^euenifmert,  unb  ba^er  mag  fid^  auc^  i^re  feUene  ^arfteflung  unb  bie  iStx* 
meibung  bed  SBortei»  in  ber  Literatur  erfiären.  ^ueroc^fen  gab  ee,  fotoett  mir 
mifjen,  in  ^g^pten  nic^t;  aber  in  bem  fc^on  3.  16  ermahnten  ^iefe  fc^eint 
Sunaburiafd)  9(menopt|ie  IV.  and)  um  ^ilbftierc  gebeten  i^u  ()oben;  oieüeidyt 
mürben  fie  aui^  6t|rien  belogen. 

2)  e.  i?auarb,  Cuneif.  IiiBcript.  98,  III. 


SIC.  XIII,  2  lic  ^dfllMii  Sarfloii4  iinft  SantKiibe.  21 

ic^tänft  fid)  öabei  iiit^t  auf  ök  triegeriidieii  l^reifliiiffc,  jonlKni  et 
tjflt  s-  4*-  in  einem  3it"'iiec  nut  3oflben  auf  ©öflel  obbiltien  (offen, 
öie  in  einem  ÄonifetemoaHK:  ftattfinben  *.  'Sa  reiten  jmei  SJeiter 
im  aSJaI^e,  einer  mit  einem  breijüngiflen  ttotbotft^,  ber  onbtte  mit 
einer  Uan^^e  beiuaffnet.  3n  ber  Suft  fliegen  $öge[,  uermutlii^ 
("^raiifofinen  ober  eine  anbere  ^üftnerart.  it^ei  2>iener  ju  ^uft 
iragen  einen  gejc^offenen  ^ofen  unb  einen  ißogel.  tianeben 
luirb  biefelbe  ^^iogetart  uoii  ^nten  mit  bem  ^fetl  unb  ^ogeit 
gejagt,  (ftn  ^Diener  ^ält  in  ber  rediten  $iani)  einen  öajen  ntib 
eine 'i^eitjdfe,  in  ber  Unten  ein  ^*ferb.  Im  neben  ftef)t  ein  Sfiann  mit 
einer  Heule  (j.  o.  B.  10).  l^tttmi  nbfeite  loirb  jur  Übung  na(§ 
.^leei  5d)eiben  gcfrf|ofien,  «uf  beren  einer  ein  Ööwe,  bercn  anbetet 


ein  älern  ober  eine  fternartige  'dlume  gemalt  ift  Cälbb.  8|.    ilim' 
lidie  -Svenen  mieber^olen  firfi  in  biefem  3i"""et  immer  loieber. 

Sorgone  5oftn  ©auöftib  (705—081  o.  G^r.)  f^eint  fit^  nac^ 
allem,  wai  mir  toiffen,  mel)r  ben  tUtacien  ber  Xec^niE  unb  ber  i^unft 
gewibmet  ju  ^aben.  lir  beft^reibt  imö  bie  3:ect)nif  bee  '5ronje= 
gnffee,  bie  ?ln(age  »on  @(t)ßpfma((§inen,  nnb  erjä^lt  uiie  feine 
99emä^ungen  nm  bie  @infü^niug  ber  iBaummoQenb&ume  unb  Oietet 
Spejereipflanjen.  Db  er  baneben  auä)  3*^'*  f"^  '''^  S^fl''  gehabt 
^t,  ift  nngemi^.  9?eben  feinem  ^^alafte  in  ^JHniUe  legte  er  aber 
au(^  einen  fünftlic^en  ^tHj  an,  ben  er  mit  St^ilfgeftrti))))  ein' 
fafete.    3n  biefen  ififiungeln  fe^te  er  Scftwäne  (V),  Scfimeine  nnb 

1)  3.  ^oila  a.  a.  £.  II,  108—113;  Uaijatb,  HonumenU  of  Nioi*«h 
II,  S2  flammt  audi  aus  JtboTfabab  unb  (tt^Bit  f|Uil;<ir. 


22  *t""i>  »f'iBiict.  «iinnidic  ^iaqfitn.  flC.  XIII,  2 

^tfdjeC?)  (Jlbli.  9i  aus,   iiiib  es   ift  immcthiii   iiiöjilitfi,  boß  et 
btefc  "XitK  c^tii^tntiid]  oiirti  nbidioß. 

;Vi  fttoRem  äiificvdi  Wlan^ie  Uur  t<«m  legten  ^aüe  qtlan^u 
aff^rieii  «od)  unter  Jier  longeii  Sieflieruug  Sottionnpalä  (66S— 626 
».  df)i.).  ^ie  fünfte  uiiti  Ü^tiffenfriiafteii  blühte»  iiiib  murren 
«irt]c  ("^örbetiiitg,  aber  au(^  baö  Sriefl^^  uiiD  Oagb^nbmerl  foiib 
in  bem  temperaineiituoUeit  fiöuig  einen  tiefleiftetteii  5*ctel)rer.  littet« 
l)aiiVt  ld)eint  ()etabc  banml^s  bte  ^aafi  tuiebet  bejonberä  eifrii)  l)e> 
ttifüen  rcotbeii  311  fein,  iinb  boR  bte  ■gtJitißen  mntii;  btan  gingen 
niib  iiittet  Uinftänbeii  lonav  il)t  Üeben  titSFietten,   beiueift  uiiii  bie 


■Jlflditid)!,  bnft  öcr  2d)eid)  bcr  (»iniiibuläet,  bot  fid)  gegen  ffincn 
Öe|)n«t)erten  ^jiivbonilicil  enitiutt  Iiatie,  auf  bct  Olagb  biitd)  i>fn 
Wr  eine*  'jyilbfdjiweiiieö  feüi  Üebeii  eintiäßte'.  Xer  ciäenmjdK 
Honig  abct,  bet  alle  feine  .^nnbliingen  a\i  ■JluafluB  bee.  aSJillent* 
bet  Wöttet  tiin,^ui"lellen  liebt,  btingt  e^  jogar  fertig,  feinet  '^a^l)'' 
leibenfd)flit  ein  telifliöfc«  'JJfäntc(d)cn  nmjufiängcn.  Üx  fdjilbert  in 
mcflteteii  fetner  onirf)nftcn,  wie  unter  feiner  SJegietuiig  butdj  bic 
®nabe  bet  WÖttcr  ber  ^'iatiirfeflen  befonbers  reidj  ift.  ?lii  einer 
Stelle  ober   ftelll  er  fid)  loegen  feiner  yömennmilgung  getabe,iu 

1,1  3.  3rt)ra6ft,  M.-iliniAr.  «ibl.  II,  24-!.,  M. 


«C.  XIII.  2  Tic  ^affira  fliiirboniuals.  23 

al?  4Sol)liät(r  Iwr  SWenjchtKii  hi",  bei"  augeiiirtKinlidi  in  tax  ^^U 
jeit  ein«  ä^nlit^  ^oUe  Jviclt,  mie  bic  (iioßen  (Jiotter  bri  Uijeit, 
bie  burd)  bie  '^e,^Hiiniiun(i  int  Xiamnt  iiiib  b«  „i.'öiijtn"  Üabbii 
fleotbnele  ^ufiänb«  auj  ber  ijrbe  tKtgeficüt  ftaben.  irt  berietet 
über  bk\t  feine  Xäiii^feit ' : 

stitbttn  idt  mitb  mii  0cii  Ihivii  D»  Vaicrj,  niciiir«  SrjntflrK.  fl'K^t 
tMtle,  lieg  flbab  iVinr  :Hriif]i!)ü)fc  loi,  ypaHttt  tia  \k\nt  ülurUrnl,  iduAkii 
bi(  ^ibtr  ßtiDallig,  fdioüni  bJe  ^obtitauben  in  btn  Sididitcii  empoT.  jo  bafi 
[nitmanb;  binrinbiinnfn  tonnte.  Xarin  ^cbitii  bie  Ijitiiiftibrut.  niib  ahne 
3ol)l  iMrmtbrlen  iie  ji(t)(y)|.  Tiirdi  brn  ^an  von  ^inbein.  NlniiDirb  nnb 
XRrnfÄen  mürben  fie  (bie  L'änien>  ^i>rnin  iinb  eiiirinimteii  [neroaltifl].  Von 
iÖKm  Qilebifia  erbrflhnf"  bie  'Örvflr,  r«  ciitieBie  Ü*  bas  «9tlb  bet  Strppt 
[fütdiietlitti).  Xofl  Sieh  brä  5flbe«  ftvecfcn  fie  befiönbifl  itieber.  Dcrsiieüeii 
bai  »lut  bei  fWenidKii  [obtie  ;^itl)l].  Wridi  einer  '»iebeeloäc  burA  bett 
$ejltiott  finb  binflegpijeit  bie  Veidicn  bet  loten  iHenidien,  Slinbet:  luiib  be^ 
Ä(eintiieliB].    fSi  meinen  bie  &irteii,  bie  Sliifielicr.  baft  bie  l'&roen  fallr«  uct- 


■älbb.  10. 

ni(t)trnl.  iis  iraueni  bie  SJolinfintien  Za^  iinb  >Nad|t  ....  Tie  Untatcii 
felbifler  !ii6mtn  oetHinbete  man  mir  ,  .  .  .  3""  *crln"t  oiriiic«  Juflei»  in 
(iöre  Va%tt  broiin  tdi  ein],  .(eriprcnnie  i^rc  ■JNefler  ...  Iie  yenie.  bie  bie 
Slabl  beiDal)"c<i,  Ibrfreitc  id)  auf  ber  McfaDi). 

ta\i  afurbanivol  in  feinem  langen  Sieben  üiettii  Öbroeii  bnü 
Uebeni»ltcf)t  au^s^eblaien  t)at,  ift  fidiev.  Cb  i^ii  aber  babet  unc 
menjdienfreunblit^c  'Jlbjic^ten  geleitet  ^aben,  ift  baß  ,vi  l>c,^n)eifeln. 
Sebenfall«  mürbe  mon,  loenn  man  nnr  biefe  ^6)id|t  Dorau«fept, 
nit^t  ret^t  Derftet)cii  fi^nucn,  tiiarnni  er  fid)  iiid)t  mit  beii  'JBüfteii> 
I&toeri  beftnügt,  fonbern  and)  aitbeic  einfanden  läHt  nnb  fie  in 
fiflfigen  (|ült,  um  fie  boiin  geleftentlicf)  au5  if)ren  (Vlefängniffcn 
^eian&julaffen  unb  bonn  auf  fte  ^agb  ju  madjen.  Sobann  aber 
erjäi)It  bcc  Rönig  auf  einigen  EBeifc^riften  von  ^Kcliefe  ganj  offene 
^eijig,    boB   er  bie  3ogben   ju   feinem  3.<crgnügen    nnternomineii 

1)  £.  =.  iL  «miti) ,  tif  ,Meil((^tiflt.  fljurbnnipal«  II.  '2.  24n.  *(|l.  sm 
. iihetietnnfl  ,'iimmetn,  ijmn  Streit  um  b.  miiifluemi)tl)e  S,  16  f. 


^abt.    f&im  i'olt^  ^iijc^Tift  auf  einem  Relief,   ivo  ber  Honig  p 

^ug  eilten  Uötven  am  €i(f)lDai^e  ;)a(ft,  um  i^ii  mit  bcm  SxiyaKitti?) 

ju  burdiboören,  niäfticnb  ein  anbetet  Üßroe  ficfr  i\uiu  Sprunge  burft 

gegen  einen  9ieiter,   bet  einen  Sarbatf^  tvdgt,  ioutet'  (üib.  10); 

^d)  bin  'flfiiT&aiiivaJ,  ber  WBnio  ber  WfU.  iKr  JlBntg  uon  4f(qTicn. 

,Su  ttieintt  fäTß(i(^en  SelufliguuH  ^abc  id|  einen  SBfiflcniamtn  am  öAnautt 

rrgtiffen    unb    i^m  auf  Skfe^I  be«  SJinib  nnb  SJeiflal,  b«  «ettn,  iiietnn 

.ÖeIfcT,  mit  bcm  umeiti^neibigtu  SAmertc  jeiii  ^im  gtipoltcii. 

^ite  anbete  -S^eite  geigt  ben  Mßnig,  iitie  er  einett  Uitipeu  bei 
beit  O^ren  ergreift  nnb  ifttn  mit  einem  Speere  ben  (Warau«  tnad)t. 
Iiic  ?leif(^rift  lautet-: 

^tt)  bin  Jlfurbanittal,  bn  Hünii)  in  Skll,  ber  ttüiiifl  oou  flfjticien. 
3ii  mriiicm  Vfrniinncn  babe  idt  einen  fliimtncn  SBfiftrnlruen  an  {einen  O^n 


ctfliiffeii    urib    iitiier   bem  4ki|laubr   be^  (ttotlro  'äjfur  unb  bei  jjtai,  ber 

jpenin  6ec  ^c^lat^t,  mit  bcm  Speetr  meinri  J^änbe  (einen  tieib  buidibo^Tt. 

-Scftliellidi   libiert  ber  Äöiiig,  uoii  Wienern    itnb   ©egleiletn 

umgeben,  uot  einem  '^Itar  unter  Wufifbegleitiing  über  vier  toten 

yßtoen'  (?(bb.   11): 

34  bin  ftfuTbanipal,  bfc  abniti  bei  Welt,  bei  ilöiiit)  uon  ajfqrien, 
bcm  llffiir  unb  ^elit  nliabeiic  .fträfte  oerlie^ti  ftaben.  9luf  bie  Uämcn,  bie 
id)  flcldtei,  babc  iäi  ben  niinimiucn  'ttoflcn  bei  ^ftax,  bet  (enrin  bei  Sd)la4l, 
(leftü^l,  eine  3Denbr  übet  ibnrii  boiorbroAt  nnb  !iBrin  ilbrr  tlinen  aud- 
fleflofjt". 

'jluf  anberit  Relief«  u^ne  ^eifdjriften  lyetben  um  alle  Setnild 
ber    üeweiijagb    im  SBilbe   uotgefü^vt.     "Die  Xieiier    jie^en    mit 

1)  3.  1  R.  7  D.  2i  3.  I  R.  7  B.  3)  5.  1  R.  7  A. 


«O.  XIII,  2  Die  ^lofltttn  «fiivbaiiipal«.  ^5 

^ttgb^unbeii  iiu«,  aiilMtc  ttüfleii  Speere  unb  Sleße,  nodj  aiitiete 
britif^en  auffleroirfelte  ©eile  iinb  Stricte,  bie  an  einer  Seite  einen 
Staflel,  an  ber  anbern  ©eite  eine  Dfe  i^abn.  ?IuS  biefeti  SRoteri« 
allen  lüerben  ^c^cge  fatiriäiert,  bie  ein  (Sntlomnteii  ber  Xiere  uer- 


ttinberii  ioUeii.  Dann  feljen  mir  eine  jc^öne  !föalb!anb)<^a(l,  in  ber 
ein  Uöttie  unb  eine  Söroin  logetii  (^bb.  1'2),  bie  bann  soni  ftönifle 
angegriffen  inerben.  'auf  anbern  Öilbern  ift  bie  3agb  auf  UöTOen 
bargefteUt,  bie  in  ftäfigen  geftatten  mürben,  nun  aber  freigelaffen 


IDerben  (^Ibfa.  13j.  &n  groBe«  lerrain  ift  babei  uon  hmti  flei^n 
©olboteii  nmftellt,  Don  benen  bie  erfte  mit  @(^i[ben  unb  ©peeien, 
bie  jloeite  mit  *ßfeil  unb  sBogen  ieWaffnet  ift.  ^ier  luurben  nuu 
bie  armen    gefingftigten  8eftien  in   SRaffen  ^ingefc^lac^tet.    X)aS 


2(»  *iiiiiu  «nBiicr.  fliiorijdK  Ctnflbfu.  «C.  XIII.  2 

flonje  ("^IP  ift  üoU  Doii  uetmunbeteii  iiiib  loten  Söroen:  Hüiibers 
naturaiiftijd)  miebetgefletwii  ift  ein  auj  ben  Xob  getroffenev,  lilwt' 
fpeienber  yöine  (f.  litelbilb)  uiib  eine  meörfod)  wmimbetc  ÜöiDin, 


bie  uur   ic^mcrjieii    l'riUIciib    nur    iniit)jiiin    it)r    .viintertnl    nad) 
firfj  sitbt  i'Jlttb.  14). 

itoybem  ber  Üöiuc  ,\roeitL'lIüe  bei*  äieblinflssjaijbtier  be»  Mönt0 
war,  ücri"fl}mflt)te  er  nud)  anbetcif  Jt'ilb  nirfit.     ^ie  Jreibjaflb  nuf 


.^Jitfcft«  in  einem  einflcfriebigteii  Sjaiime  ift  fdion  oben  2.  I''  ctraä^nt 
looiben.  'Jlber  auäi  ^?lnttlD(ienberben  maien  Dot  feinem  (ikfd)o)fe 
nid)!  fidjer  i^bb.  15).    iBefonbere  naturfletreu  finb  bie  iliicijtenben 


«C.  Xiri.2  I-K  ,^afl^cn  ■Jlintboiiipal*.  27 

aSilbefel  im  Öilöe  roiebetiiefloben.  'Huä)  liier  loür  ein  Aropea  ?itib. 
auf  beni  ®i[l)e(el  firfi  aiiff|ielten.  uon  Treibern  iimfteUt,  bie  bie 
fliebeiibcn  Itete  .^iirMjagtcn.  Sann  roiirbeii  fie  entroebev  uon 
iHeitetn  im  ^i'erein  mit  .feunbcn  fteheöt,  bie  t)aiS  Jier  ju  iöobeti 
riffeii,  ober  fie  touvben  Doii  lieuten  ju  ^uß  mit  bein  Caffo  ge* 
fälligen,  beit,  Wie  ee  ftt)eint,  jn«i  Snflfr  flcmeinfüm  bem  Üev  ntm 
ben  ,'twl?  morfcn  {'Mb.  Ifi). 

9?ari)  ?lfur(i(iinpiil*  Xube  flini)  es  öonn  mit  ber  affitriftSeit 
Waä)l  id}ueU  berflflb,  uiib  fd)Bii  im  5flt)re  60*j  ü.  iSifr.  fan!  9Jiniü€ 
in  Sdjiitt   iinb  ■Jlfdje,   ohne   fic^  luieber   erlaufen  jii  fönncn.     Slit 


feine  «teile  trat  ba-J  iten(>a()i)luntfd)e  9ieid).  i'tber  bie  ^nfctinfteii 
biefer  .öerrfdier  iiiib  für  imferii  '^wtti  gan.i  nnerftcbtid),  ba  fie 
faft  an!äfd)lteBlid)  uon  bauten  iinb  fiunimeii  Stiftungen  für  bie 
(Götter  er^flöien.  Cb  'üfebufobnejar  (004—561  ü.  lif|t-)  "»b  )tint 
IJlQc^foIger  große  Sagblieb^ober  geroefen  finb,  ift  ba^cr  nic^t  ju 
entfi^eiben.  3Bie  bie  beutfcffen  'Tfuägrabimgen  in  !Babl)lDn  gezeigt 
f)atwn,  liefj  ber  große  flönig  bie  SSanb  feinet  "^^rac^titraBe  aud) 
mit  jdjön  giofierten  ^''fl^'"  id)mijrfeii,  bie  abiued|felnb  ÜÖioen, 
SBilbftiere  unb  X(rad)en  bnrfleUten,  unb  felbft  nod)  ber  iintiiege- 
tifdöe  'Jiabonib  (505—539  v.  (iftr.)  ftellt  uor  bem  Eingänge  ju 
ben  ^emiielu   uad)   aller  ^'QJanier  &tilbDd)ien   unb   anbere  Xiere 


2%  «(unu  WciRiicr,  'MlfnnjdK  ^a^htn.  flO.  X[[I,2 

au«  Stein  otKX  iBioi^e  auf:  atwi  aui  biefeii  rein  beEorattMn 
Xierfiguren  loicb  man  fi^merlii^  auf  ein«  ^letc^unt)  jur  ^gfi  feiten« 
bei  ^auE)en^<>i  fc^Üegen  bürfen. 

^nbetS  loutbe  es  ivieber,  ale  bie  bugenft^ieBenben  ^^^erjei  batf 
neubab^Ionift^e  Skid)  über  ben  Raufen  gerannt  Ratten,  ^ii  ber 
ixtfifcfeen  Hunft  fpielt  ja  befanntlit^  ber  [fllBennjutgenbe  Äönifl  eine 
fliofec  iHoHe,  unb  ein  ieforberÄ  fein  ausgeführte^  ©iegcl  jeiflt 
jroifr^en  jioei  ^Palmen  ben  Sünifl  llorina.,  mie  er  Dom  äSagen  ^rob 
Üöloen  JQflt  (Slbb.  17).  Sion  ben  Soflben  ber  ^erfer  ju  Hnroö' 
^>^it  gibt  Quc^  A'enoiJÖo"  intereffante  Siacöritftten -. 

©e^r  ^ftufig  finb  Sagbbarfteltnngen  bann  loieber  in  ber  ^et^i- 
tifi^en  Uunft.  Statt  Dieter  ermähne  ic^  ftier  nur  einige  loenige. 
3m  3;efl  öolaf  fnnb  greifterr  u.  Dpv^n^eim  mehrere  Or^oftoten, 
bereu  einer  eine  ftirfAiaiib  barftellt.     Sefir  diorottcriftifdl  ift  eine 


'CarfteUung  aue  lljüf,  wo  ein  fnieenber  Schütte  clvu  im  iBe* 
griffe  fteftt,  feinen  ^feit  auf  ein  anftürmenbe»  'fflilbfi^nKin  obju- 
fc^ieften  (9lbb.  18).  1)ief(  menigen  Semerhingen  mögen  pm  ©e= 
ineifc  boför  genügen,  bafe  aut^  bie  SfiotöbarußKer  ber  Slff^ter 
ni^t  nur  eifrige  Säger  waren,  fonbern  biefe  IJinge  aud]  mit  3^Dr- 
liebe  bilblic^  barfteQten. 

on  ben  meiften  femitifc^en  Sprotten  bebeutet  bie  ääurjel  ssäd 
nidtt  nur  „jagen",  fonbern  aud^  „fifi^en":  jebenfaQe  loieber  ein 
neuer  SeWeiä  für  bie  oben  geäußerte  Stnftc^t,  bafe  man  Xiere  TOie 
Jift^e  urfprünglid^  in  Sieben  fing.  Tia  beibc  SSefi^üftigungen  otä 
ibentift^  angefe^en  roiirben,  muffen  mir  ^um  St^luft  roenigftens 
einen  flüchtigen  91td  au^  auf  ben  (^if^fang  merfen. 

1}  <3.  i.  e.  2<))xai>tr.  tteitinj^iiftl.  «ibl.  III,  2, 101,  II,  U. 
2|  Xtnopbon,  Cfpropaed.  1  c.  2. 


90.  X  in.  2  ^fd^Tci  im  tKiitigrii  3niti|h:omlanbc.  29 

(fufinl  uiit)  ~2igri^  finb  fe^r  reid]  an  |^f(^n,  bie  jum  XetI 
finc  betid(^tli(^e  @iö^  t|af>en.  Sine  9rt  ge^ött  nai^  fiaQaib^ 
jum  ®«f(^Iec^te  ber  Laiben,  bie,  ubtiiot)t  baS  t^ttfi^  nid)t  jait  unb 
tooUer  @räten  ifl,  bo^  nief  gegeffen  meiben.  ^  ^igriä  tugegen 
ift  eine  Statfifenart  ((^matf^after".  $Ba^  9tiefenfif(^e  be^etbeigt 
ber  lAala,  ber  ettuaö  (üblic^  oon  SSagbab  in  ben  Xigri«  münbet. 
SBenn  man  morgens  in  bie  @egenb  Don  &tiava  fommt,  ttifft  man 
ganje  Sfacatoanen  von  ^eln;  jeber  oon  i^nen  trdgt  nui  einen 
Sifti^  «fuet  über  bem  iHüifen,  jebod)  ift  er  meiften^  (o  groft,  bafe 
JTopl   roie  Stfimanj  bi«  auf  bie  l£rbe  rei(f|en.    ^fangen   werben 


«bb.  18, 

fie  ^eute  meiftenä  in  te(^t  piimitioen  ^3lt^n  ober  aut^  mit  ber 
flngel.  ©ne  anbete,  inerhoütbige  ?(tt  be«  Jange«  fie^t  man  auc^ 
befonberä  im  ^rüttjatir,  toenh  baS  Sanb  meit  unb  breit  übet' 
fdimemmt  ift.  ^unn  erfi^aut  man  nidit  ganj  feiten  vom  Sege 
filometertoeit  entfernt  weit  im  SSiaffer  regungSlofe ,  mit  einem 
Irreij^acf   bemaffnete    ÖJeftalten.     ^ieje    mobernen    üJJeptnne    finb 

1)  S.  Saqarb,  •ilinm^  u.  !0atii}lon  S.  483.  @iir  Mtx^e  atabijt^cr 
Somtn  »an  ^Mcn  au«  bem  ItuoSfcat  jStilt  Sad)au,  Um  (fiip^rtil  ii.  Xiflii» 
&.  «1  auf. 

2)  €.  I£.  ff.  L'tlimaiui,  Die  ^ifloi.  Scmiianiii  €.  20. 


30  '^tuno  aWeifjHcr,  ^;«m)rif(^c  ia^btn.  «C.  XIII,  2 

(^tfci^er,  bie  auf  ^eute  tuarten  unb  beii  a^nung^lofen  ^fc^  mit 
\\)itx  9Baffe  auffpicBeii.  9?cbcn  bicfen  JJ^fc^^n  wimmelte  unb 
n>immeft  noc^  ^eute  bae  SJaffer  Uon  Fialen,  mehreren  Sorten 
©(^ilbfröten,  Ärebjen,  sSc^ncrfen  unb  Jröfd^en  (f.  ?ID.  XI,  1  @.  5), 
fo  bafe  alfo  bem  Jyifc^er  reid^er  2o^n  minfte. 

Unter  biefen  Umftänben  ift  e^  ganj  felbftDerftanbUc^,  bag  ber 
gifc^fong  eine*  ber  älteftcn  .öanbtocrfe  ift.  ©c^on  ber  alte  ,t>ero* 
"Sbo^Q,  ber  nac^  babt)Ii)nifc^er  'Jlnfd^anung  ebenfo  )pie  Sbam  bie 
SRenfc^n  um  bie  Unfterblid^Ieit  gebrod^t  t^at,  begibt  fi(4  bei  ber 
Stübt  (Sribu  auf  bie  See,  um  baä  Heiligtum  feine*  ®otte*  (Sa 
mit  J^ifd^en  5U  öerforgen.  Der  böfe  Sübtuinb  aber,  um  i^u  ju 
ärgern,  fängt  plö^lic^  ;,u  me^en  an  unb  taudjt  itju  unb  fein  ©d^iff 
in*  Ü)^eer.  ?lu*  5Rad}c  jerbric^t  Slbapa  nun  bem  Sübminb  bie 
glüget,  baß  er  nid^t  me^r  toel^en  fann.  3)evmegen  .^ur  Serant^ 
»Ortung  uor  ben  er^^ürntcn  ö)öttert)ater  "Unu  gerufen,  berichtet  er 
über  feine  Xätigfeit^: 

"^U  9lba|>o  {ic^  beut  ftdiii^  ^nu  näherte,  ja!)  ^itu  i^u  an  unb  rief: 
„fioi^ian,  ^ba))a,  marum  ^aft  bu  be«  Sübkoinbd  Sauget  i^crbroc^en  ?"  Hhapa 
antmortet  bem  ^(nu:  ,,^ein  ^err,  für  bad  i^au^  meine«  i^errn  ftn(^  id^  m« 
mitten  bed  SD^leered  ^ifd^e.  ffiä^renb  nod^  bad  S92eer  einem  Spiegel  gßd^C?), 
wehte  ()>ld$(i(^)  ber  Sübwinb,  tauchte  mtd^  unter  unb  warf  mic^C?)  in  baft 
Jpoud  ber  Srif(^.  ^m  ^ovw  meine»  ^er^^en«  [l)abe  ic^  bann  feine  «(Ifigd 
,^erbro(^en(?jJ. 

So  ift  ev  benn  erflärlid),  ba&  fc^un  ,^u  Urufagina*  ^txt  unb 
nod^  früher  ^ritwtleute  Xeid^e  anlegten,  um  barin  Jifc^e  für  i^ren 
.t>au*^alt  JU  jie^cn  -,  unb  ber  berühmte  ^^riefterfönig  ÖJubea  e*  al* 
eine  feiner  ö^uptaufgaben  betrad^tet,  „ftanäle  mit  fliej^enbem  SBaffer 
anzufüllen  unb  schuchur-J^ifd^e  in  ben  Jeic^en  fein  ju  laffen"*. 
3)er  5ifdt)erftanb  ^at  barum  auc^  ju  allen  3^iten  Diele  3Jertreter 
ge^bt,  bie  ,v  ®.  als  S^^fl^*^  "^  juriftifc^en  Urfunben  be*  öfteren 
fungieren,  ©erabe  in  ben  älteften  3^^^^"  fdbeint  man  übrigen* 
üerf^iebene  Slrten  Don  gifd^ern  unterfc^ieben  ju  ^aben;  fo  werben 
j.  33.  'S^iäitx  Don  Sc^ilbfröten V  ^\\6)cx  mit  heften*  erwähnt, 
mä^renb  fpäter  biefe  feinen  Unterfc^iebe  nic^t  me^r  jutage  treten, 
©d^on  biefe  Spejiatifierung  ber  ^x\d)tv  mit  Sieben,  bie  übrigen*, 
wie  öfter*  in  3?erglei^en  betont  wirb,  fo  fein  gefnüpft  finb,   ba| 


1)  @.  Ocnfen,  ÄeUinft^riftl.  «iW.  VI,  1,  97,  10  ff. 

2)  <3.  ^^ureau  Dangtn,  Sorberafiat.  »iM.  I,  55,  Coalc  $(.  II,  lOff. 

3)  S.  Hureau-^onßin  0.  a.  D.  <S.  155,  3pl.  B,  XIV,  25 ff. 

4)  @.  '^^ureau-^angin,  Inventaire  de  tablettes  de  Tello  I,  16. 

5)  <B.  (Srod,  Noufelles  fouiUes  de  Tello  6.  188  (X^ureau-Xangin). 


•HC.  XIII,2  irüi^ctn  im  ^lltrniiiii.  a\ 

fein  l^o'd)  aui-  it)rcii  SUafdjeii  entrinnen  funn  S  .^^eiyt,  ban  ^^  auc^ 
nod)  anbete  ?[rten  beö  Sitt^e"*  fl^tt-  1>ciö  änfleln  nmt,  loie  mit 
Don  ben  ^elief^  luiffen,  ebenfalle  fc^on  im  'Kttertuni  ^eEaiint,  ob 
aber  auä)  hai  3tec^eii  mit  bem  Diei^ad,  ifl  unftd^er,  iDcnn  auc^ 
nidjt  unnwfivicöeinlic^;  mcntctftenö  tonimt  ber  ^wwiäörf  ""b  ÜJrei* 
jQcl  auf  Sieselä^linbern  ofö  Wötteciuaffe  uot.  3m  allgemeinen 
ic^tnt  aber  ber  J^f(^fanfl  uoii  ben  (>(toBen  ber  6rbe  iiicftt  (o  ale 


3fiort  betrieben  ju  fein  mie  bie  3«)gb:  er  luat  eben  iiiebr  ein  (4e- 
iiwrbe  lüie  Diele  onbete  auc^. 

Unter  ben  neunten  ^unbeii  auS  Zeüo  ift  au(^  bie  fe^i  alte 
iJütitellung  eines  Sif^r«  aufgetaucht,  ber  mo^rfdieinlic^  irgenb 
einen  altbabqlonifc^n  Jperoä  tiortteüen  foU.  Sr  trdgt  feinen  ^ng, 
in  ber  einen  iwnb  brei,  in  ber  anbem  sroei  gift^e  an  einem  Singe  (V) 
ober  einer  2d)nur(':')  CJlbb.  li*l.    $<ermutli(^  in  benfelben  3beenfteii 

1)  £.  IV  R.  26.25a  ^  «ttsntt,  ^m»-  106,73. 


32  »ruiio  SMriön«,  Äiforifi^f  ^afibin.  «0.  XIII,  2 

gd)5tt  »a(^  .txuje^'  ein  Siegeljqlinber,  bet  uieOeic^t  ^t^i* 
Hfdiett  Urfptunfl»  ift.  .§iev  fe^n  mit  eine  nadte  giflui,  in  bet 
i^infen  jlmi  Sif'^^  Q"  ^i""*  klinge  (?),  in  bei  Stetsten  einen  ©tob 
fiber  bet  ©diuftet  t|oltenb,  an  lüett^em  eine  ©(^ilbfrött  ober  ein 
©eefreb«;  ^ngt. 

Hudi  onÄ  offqriic^et  3"'  l™b  ä^nlic^  äjenen  nic^I  feiten, 
^uf  einem  Steltef  ;;.  tB.  bun^d)tDiinmt  ein  Wann,  wie  no(^  jegt 
<)eni&^n(i(I),  auf  einem  aufgeblafenen  ^(fe  reitenb  einen  |f(uft  nnb 


Hbb.  20. 

angelt  txibei  j^ifd^.  ^e<^t  intereffant  i)t  auä)  bie  'SarfteUnui]  eine« 
Iei(^,  in  roelcEiem  ein  SKann  mit  bet  'Jlngetfdjnut  l^ftfte  fönflt. 
(«fib.  201. 

.^ietten  mit  nnn  bae  ^jit,  fo  muffen  loit  jugejle^n,  ba^  bie 
alten  ?lffQtet  ollen  ^iwigen  be«  ^agbtianbnjerfä  ßtofee  fflefleifterunfl 
entgecienbrac^ten  nnb  bag  fic  luie  faum  jemanb  anbei!^  ben  ^et-^ 
%ltiä)  mit  i^tem  gtofeen  ?(^neii  wittlic^  wrbienten;  „ein  flewottifler 
^öger  »or  bem  ,'öernt  luie  'Jümtob." 

1)  S.  ^[Uf,  Nouvetlei  louille«  de  Tello  6.  H2ff. 


13.>9rgan$  Dtf   JiltC    Oriftlt  ^^  S 

„  .   ^    ^  ^  6«mitno<tß^tt^ft€(«  ®atßefftttta<n  ^      .    .  ,  ^ 

Ptei»  dct  3*fcf-  V  C^  M  eihzclpTfii  jede» 

ganzes   (4  Ueftc)  heMuiftegcben  «on  der  ,5,,,„ 

2  m.,  flcb.  3  IQ.  Uordera$iatiid)cn  gesellsd)aft  (€.  U.)  60  Picnni« 


Kuros  bcr  öroße 


Don 


lustin  ü.  Präsck 


mit  7  nbbilbungen  im  Text 


Ceipzig 
).  C.  f)inrid}sTdie  Budibanblung 

1912 


l 


Die  Uorderasiati$d)e  0e$ell$d)af(  (€.  U.) 


mit  dem  Sitz  in  Berlin 

bt^rotdt  bte  grdrberung  ber  toorberafiattfd^en  Stubien  auf  (Srunb  bet  i)enlm&(er. 
Sie  gibt  miffenf(^aftlt(^e  9(rbeiteti  i^rer  SlilitgUeber  in  ^tvangtofen  heften  ald 
«,9Ktttei(ungeii  ber  Sorberafiatifdieu  (S^efeilf^aft"  unb  %tmt\nt>tt* 
^finblic^e  ^atftellungeu  bierteliöttltcb  unter  bem  Sitel  „^er  ftUe  Orient" 
^raud.  Serner  mid  bie  ^efellfd^aft  bie  IBef^affung  neuen  SRateriatö  anregen 
unb  unterfiügen. 

IDer  iA^ic^e  S02  i  t  g  l  i  e  b  d  b  e  i  t  r  a  g  beträgt  10  99iatt,  tt)offtr  bie  „Vltneitungen" 
<fon|t  15»l.)'ttnb  „^er  «Ite  Orient"  (fonfl  2  3».)  geliefert  »erben.  —Auf- 
nahme atd  SIRttglieb  erfolgt  burd)  ben  ^orftanb  auf  einfache  )(nmelbung  beim 
@(^riftffi^rer.  —  3<>^tung  ber  Beiträge  f^at  im  Januar  an  ^inri^d' 
«erlag,  öei<)aig,  ©lumengaff c  2,  ju  erfolgen. 

DerSorftaub  befielt ).  gt.  aud:  $rof.  Dr.  g.  von  fiufc^an,  1.  9orft(enber, 
®übenbe,  ©erlin;  $rof.  Dr.  9R.  ^artmann,  2.  ©orfi^enber,  ipermdborf  (^arf); 
$rof.  Dr.  ^.  @obern§eim,  @4riftfü§rer,  ©er(tn*(£^arIottenburg,  €tein- 
plat  2;  Dr.  $.  SSincfler,  ^ilmerdborf;  $rof.  Dr.  "^x.  SReigner,  ©rei^fau; 
Sic.  Dr.  «Ifr.  3crcmio§,  fieipjig;  $rof.  Dr.  g.  (£.  Reifer,  Äönig«bcrg:  $rof. 
Dr.  gfrbr.  4)ommeI,  SRüncften.  —  Herausgeber  ber  „DHttcilungen":  ^rof.  Dr. 
H.  «inrfter,  SBilmcrdborf  b.  ©crlin,  ©iugerftr.  79,  be«  ,,«rten  Orient" 
^erfelbe  unb  fite.  Dr.  ?fffr.  3^remia«,  Seip^ig,  ^auptmannftroge  3. 

Inbaii  der  bisher  md)irncncn  Rctif  d«t  ..Jliten  Orient"  (Preis  60  PI.): 


^gt)pter  ald  J^rieger  u.  (Eroberer 
iuÄpcn.  l^bh.  ©.«Ä.^WüIler.  5i 

@4rift  unb  ®pro(^e  ber  alten 
jtg^pter.    9Ht  3  ^bbilbungen. 

©on  ^.  Spiegelberg.  8a 

SDlagie   unb  3^"^^^^^  i"^    ^^^^" 

Jig^pten.    ©ou  "^l.  SBiebemann.  6« 
^ote  u.  ^oten«9}eicbe  im  Ci^Iauben 
ber   alten    Ägypter.     3.  9(ufl. 

^on  ^l.JSiebemann.  22 
Amulette  ber  alten  ^Igtjpter. 

©on  %  ^iebemann.  12t 
Unter^attungdliteratur  ber   alten 
tg^pter.    2.  9(uflage. 

©ou  91.  fBiebemann.  34 

^marna-^cit-      ^IgQpten   unb 
©orberafteu  um  1400  o.  S^r. 
©ou  e.  9liebu^r.  1« 

91rabien  oor  b.^dtam.  2.  Slufl. 

©on  O.Seber.  3i 
gforfc^ungdreifen  in  @äb-91rabien. 
3  ifartenff.  unb  4  9(bbtlbungen. 

^on  O.SBeber.  8* 


®Iaferd  f^orfcbungSreifen  in  @üb« 
arabien.     SJ^it  1  ©ilb  ^laferd. 

^on  O.  SBeber.  10a 

üramäer.  ©ou  91.  6anba.  4s 

9lfurbanipal   u.   bie   affpriidie 
.«ultur    feiner    3eit.     17  ^bb, 

©ou  f^.  ^eli^fc^.  lli 
Äthiopien.  191bb.S.i)?.SWüIIer.  6a 


$oIttifcbe  (Sntmicflung  ©abplo« 
nieud  unb  VifjprieuS. 

^o\\  H.  SSincfler.  2i 
^immeld'  u.  SBeltenbilb  ber  Sdabr^» 
lonier.     2  91bb.     2.  ermeiterte 
«uflage.        ©on  Iq.  ^inrfler.  3«!8 
iJSeltictiöpf  uug,  ©abplouifdbe.  1 91bb. 

^on  $.  $3incfler.  8i 
^ämouenbefdjroörung      bei     ben 
©abplonieru  unb  Äffprern. 

^m  0.  ©eber.  74 
Deutung    ber    3i''u>^f^    bt\   ben 
©abploniern  unb  9(ffprern. 

©on  «[.  llngnab.  10s 


(^ortic^ung  auf  ber  brüten  llmf^logictie) 


Seit  ber  9Witte  be6  9.  Sa^r^unbcrt^  t».  (£(|r.  bringen  burc^ 
bie  J{au!afo^<)forten  neue  Slnförnmünge  nad)  SSorberaficn,  bte  eine 
öon  ben  ©cmiten  untcrfd^iebüc^e  ööifcrtoeüe  repräfcntieten.  3^rc 
SBicge  ftanb  auf  ben  fübruffifd^en  ©teppen,  »oraud  bereite  im 
2.  3a^rtaufenb  einjelne  SSötterfc^oren  nad)  Äleinaften  unb  SRcfo«* 
potomien  öerf^Iagen  tourben.  3)cr  5;QfeIfunb  ^.  SBindlcr^  'oon 
SBog^a^föj  unb  bie  erften  glüdli(^en  Snläifferung^oerfud^e  auf 
bem  fd^tuierigen  ®cbiete  ber  SKitonnifprad^e  legen  boDon  ßeugni^ 
ab.  3ene  erften  ofteuropäifc^en  ©inbringfinge  ^aben  im  ©türme 
ber  Sa^r^unberte  SSorberafien  »iebcr  öerlaffen  unb  tauchen  erft 
im  meitentfemten  3EnboÄtalc  afö  Snber  »ieber  ouf.  SBeit  beben« 
tenber  toar  bie  ©intpanberung  arifd^er  ©tämme,  bie  burd^  ba« 
Urmiafeegebiet  gegen  ©üboften,  na^  ben  gebirgigen  5;eilen  SBeft* 
iranö,  üorbrang  unb  burd^  änfunft  tjcrttjanbter  ©tämme  au^  ben 
©teppen  5;urfeftang,  bie  aQmä^Iic^  bie  3Ritte  unb  ben  Dften 
3ran^  eingenommen  Iiatten,  eine  foldje  @rftar!ung  erfuhr,  bafe  fie 
bem  ganjen  §od^Ianb  jtoifc^en  3^9^^^  ""^  ^inbnfu^  i^ren  bi^ 
^eute  gebräud|{id)en  9{amen  gab. 

3)iefer  Sinbrud^  ber  ?trier  in  SBeftiran  bebeutet  im  7.  t)or* 
c^riftlid^cn  Sa^r^.  eine  burd^greifenbe  SBenbung  in  ber  ®ef^id^te 
bed  alten  Cricnt§.  ^ffttt  gü^tung  Derbantten  in  erfter  Sinie  bie 
ein^cimifd^cn  93ett)o^ner  bes^  SKabailanbe^  bie  politifd^e  fionjentric* 
rung  unb  eine  3)^naftie,  bie  jttjar  manbäifd^en  Urfprung^  tüar, 
balb  aber  mit  ben  (^n^eimifd^en  t>tttüuä)^  unb  i^r  9{eic^  aud^ 
nad^  ben  le^teren  benannte.  S)iefeÄ  mebifd^e  SReic^,  678  7  t).  S^r. 
gcgrünbet,  n^ar  berufen,  in  bie  (Siefc^id|te  SSorberafien«  entfc^eibenb 
einzugreifen.  Unter  ben  n)ud^tigen  ©dalägen  bed  9Reberfönig^ 
Ä^ajare«  fanf  ba§  übermächtige  off^rif^e  SBeltreid^  in  krümmer 
unb  ba^  begenerierte  ©cmitentum  am  unteren  ©up^rat,  in  SBabt)* 
(on,  lourbe  nur  für  furje  ©panne  ^üt  burc^  ^toti  tüd^tige  ^Bnige 
d^albäifd^en  Ur jprung^,  ^{abopolaffar  unb  feinen  ©o^n  Stebufabnejar, 
t)on  bemfelbcn  ©c^icffal  gerettet.    ?(bcr  felbft  9?ebufabnejar  »agte 

1* 


4  3.  ®.  ^T&öef,  Stt^xo»  ber  (»xoit.  WD.  Xlll,  3 

e^  nic^t,  bic  in  SRcbien  ftaatlid^  orflanificrtcn  äricr  anjugrctfcn, 
load  einer  inbireften  Slnerfennung  i^rer  Überlegenheit  gleid^Iom, 
unb  ttjor  beftrebt,  bie  Korboftfront  feine«  SReid^eg  ben  äRebem 
gegenüber  na^  Sunlid^feit  ju  befeftigen.  SSielfagenb  ift  bie  üon 
i^m  erri^tete  fogenannte  „mebifd^e"  äRauer,  beren  SRame  fc^on  an 
bie  ^anb  gibt,  meffen  fid^  Sfebufobnesar  üorjufe^Ai  bur^  i^re 
J^rfteHung  befliffen  toar. 

SD^ebien  felbft  jeigte  fid^  allerbing«^  bem  legten  Überreft  bed  femi« 
tifc^en  ©taatenf^ftemS  am  Su^^rat  unb  Sigrid  menig  gefd^rlic^. 
@^  fyxt  fic^  too^I  unter  fi^a^ared  rafd^  in  ein  üc^tung  gebietenbed 
9lei(j^  Denoanbett,  aber  bem  @o^ne  unb  ißac^folger  be«  Eroberer« 
oon  9tiniDe,  3fd^tumegu  ober  Slft^aged  II.,  gebrad^  ed  an  nfitigen 
Sigenfd^aften ,  um  ben  fiolojs  im  Innern  ju  befeftigen  unb  bie 
einzelnen  ^^eile  bedfelben  feft  miteinanber  )u  oerbinben.  dagegen 
blühte  im  fernen  elamitifd^en  Dften  ein  anberer  Ärierjtoeig  auf, 
bie  92ad^fommen  einftiger,  ben  manbdifc^en  SWebern  eng  kierloanbter 
arifc^er  Sen^o^ner  bed  atro^atenifc^en  ^arfua,  bie  aud  i^ren  ©igen 
Don  @argon  Vertrieben,  nac^  einer  Generation  toieber  an  ber  Oft' 
grenje  Don  @(am  aufgetaud^t  unb  unter  bem  neuen,  i^ren  einftigen 
parfu&ifc^en  ©igen  entlehnten  ober  nad|gebi(beten  92amen  ^arad, 
?ßarfa,  worauf  bie  gried^ifc^e  gorm  nf)paat,  Uipaai,  ju  »elt- 
gefc^id^tlid^er  l^ebeutung  gelangt  maren. 

Seiber  ftnb  fe^r  {arg  bie  und  überlieferten  3la(i)ix^ttn  über 
bie  ©d^idfale  bed  SSoIfed,  toelc^e«  balb  unter  bem  9?amen  ber 
^erfer  ben  gefamten  a(ten  Orient  poKtifc^  vereinigen  foQte.  SBir 
»iffen  nur  foüiel,  bafe  biefe  SSorfa^ren  ber  ^erfer  unter  bem  SKamen 
ber  ^arfuaf^  ober  ^arfuäer  bei  S^aluli  an  ber  ©eite  (£(amd  gegen 
©an^erib  im  Sa^re  690  t).  &l^r.  mitgefod^ten  l^aben.  2Ber  il^r  ba«^ 
maliger  Stnffi^rer  ober  Se^errfd^er  toar,  entjie()t  fi^  aud  9)?angel 
an  gleid^jeitigen  einfdjlägigen  eingaben  unferer  j^enntni«^. 

@rft  etttja  feit  bem  3a^rc  630  ö.  ®^r.  ift  und  bie  9lei^e  ber 
©e^errfd^er  biefcr  ^ßarfuäer  ober  ^erfer  befannt  3n  feiner  großen 
^elfeninfd^rift  oon  Sifutun  fü^rt  ^areiod  I.  adE)t  feiner  SBorfa^ren 
im  allgemeinen  aU  ^errfc^er  ber  ^erfer  an  unb  fagt  audbrüc&ic^, 
wie  ed  jegt  nad^  ber  SReöifion  ber  Snfd^rift  feftfte^t,  bafe  biefelben 
bie  ^errfd^aft  in  ^mi  Steigen  ausgeübt  ^aben.  @r  fetbft  nennt 
jtoar  feinen  Später  93idtafc^|)a«'^^ftadped,  aber  legt  i^m  ben  fönig« 
Kd^en  Xitel  nid^t  bei,  mad  einer  Sludfc^Uegung  bedfelben  aud  ber 
Steige  ber  perfifd^en  Könige  glei^fommen  mu^.  ^areiod  ffi^rt 
blofe  biejenige  9?ei^c,  ber  er  felbft  entftammt  »ar,  auf  einen  5£fd^ifd^. 


fiO.  Xm,  3  SRebien.    $ie  «^tneniben.  5 

p\\d),  @o^n  be^  ^ac^amanifc^,  jurücf.  3n  bem  9lamen  ^ad^amanifd) 
wirb  bte  grted^ifc^e  Umbitbung  Sld^oimened  toteber  erlannt. 

@g  entftammtc  ba^cr  ©axeio«  I.  bcm  jüngeren  B^^ifle  be^ 
Äc^ämenibengcfc^Ied^ted,  ba  er  ätoar  in  feiner  ermähnten  3nfci^rift 
feinen  SSater  8Jiötafc|<)a,  feinen  ©roftöater  ärfd^ama  unb  Urgrofeöater 
Ärijaramna  na^ml^aft  mad^t,  aber  nid^t  in  feinem  Sater,  fonbern 
in  Samb^fe«^  unb  beffen  SBater  ^xo^  feine  löniglid^en  SBorgänger 
anerfennt.  ?lud  feiner  toeiteren  Äugfage,  fein  ®cfd^Ieci^t  toärc  Don 
alterd^er  föniglici^,  mirb  öftere  unb  aud^  nod^  jungftend  ber  ©d^IuB 
gejogen,  ba§  ba^  ©efc^Ied^t  ber  Äd^ämeniben  in  jtoei  nebeneinanber* 
(aufenben  9teil^en,  bie  t)on  jtoei  @ö^nen  bed  Stei^pe^,  ft^ro^  unb 
Ärijaramna  abftammten,  bie  ?ßerfer  uor  i^m  be^errf^t  l^at.  9hin 
ift  bie  altere  SReil^e,  3;eiöpeö*Ä^ro«*ftambubf(^iia  ober  Äamb^fc^* 
^rod  ber  ©rofee^Äamb^fcö,  aud^  inf^riftüd^  belegt,  bagegen  ift 
bia  jc^t  für  ben  föniglic^en  ß^arafter  ber  jüngeren  fiinic  öor  Äam* 
b^fed  fein  9}ad^n>ei$  t)orl^anben,  ja  ber  Umftanb,  ba^  2)areiod  I. 
nid^t  blog  feinem  eigenen  äSater,  fonbern  aud^  feinem  ®rogt)ater 
unb  Urgrogoater  bie  fönigli^e  S3ürbe  abfprid^t  unb  fid^  aU 
birefter  gefe^Iid^er  92ac^fo(ger  bed  ^amb^fed  anfielt,  ntug  ah  ge« 
toid^tigfter  @runb  gegen  ben  föniglid^en  S^arafter  ber  jüngeren 
%d^ömenibenlinie  betrad^tet  n^erben.  Unfered  ^afürl^attenS  ift  fo^» 
nad^  bie  bei  §erobot  VII,  11  crl^altene  unb  gettji^  au«  guter  per* 
fifc^er  CueQe  ftammenbe  (Genealogie,  bie  nad^  Sd^aimene«  unb  t^or 
2)areiod  I.  eine  ununterbrod^ene  9{eil^e  Don  ad^t  %^nen  anführt, 
beren  erfte  oier  auc^  ber  älteren  fiinie  angehören,  allen  oor« 
jugie^en.  ^ir  muffen  alfo  annel^men,  ba  bie  ältere  Sinie  mit 
Kudfd^lu^  be«  a(«  i)erod  Spon^mod  anjufe^enben  %[d^aimene«  — 
ein  ber  mebifd^en  ®efd^id^te  analogifc^er  ä^organg,  mo  auc^  ein 
3)aiuffu«®eiofe«  an  bie  @pi|e  be«  |)errfd^er^aufea  gefteUt  lourbe, 
ob  jtoar  er  ernnefenermagen  um  einige  ^ejennien  frül^er  ber  Qixnn^ 
bung  bed  Steic^e«  unb  ber  ^^naftie  anjufe^en  ift  —  eben  ac^t 
SSorgänger  bed  ^areio«  I.  in  auffteigenber  Sinie  auftoeift,  ba^ 
biefe  ad^t  93orgänger  mit  ben  ac^t  föniglid^en  SSorfal^ren  be«  ^önig« 
ibcntifd^  finb  unb  bie  jüngere  fiinie  erft  mit  3)areio«  I.  jur  iperr* 
fd^aft  gelangt  mar.  ^eibe  fiinien  führten  i^ren  Urfpning  auf 
9((^aimene«  jurüdE,  bem  ettoa  bie  SBebeutung  beS  S)eiofe«  in  ber 
mebifc^en  Snagrap^e  jufommt.  9{ac^  bem  vierten  gef^ic^tHdb  be« 
glaubigten  ^c^ämeniben^errfd^er,  Xeidpe«  IL,  i^at  fid^  bie  jüngere 
fiinie  abgejtoeigt,  bie,  tt>ie  bie  perfönli^en  Umftänbe  be«  ^^fta^pe« 
befrftftigen,  n^o^I   aU  nädiftenö  bem  löniglic^en  ^aufe  bertoanbt 


6  3.  «.  *riScf,  Ä9to*  bcr  (iJrofec.  «C.  XIII,  8 

galt,  aber  erft  nad)  bem  @rlöf(f)cn  bcr  älteren  fönicjlic^eu  i^inic 
burd)  JiambQfed  t^ronbered^tigt  tuurbe. 

^iefe^  urfprünglid)e  j^finigtum  ber  ^Id^ämeniben  mar  lange 
3ett  blo^  auf  basJ  ®ebiet  be^  Stamme«^  ber  ^ßafargaben  befd^änft. 
5)er  9?amc  beö  Stammet  bcr  ^afargaben,  bem  man  aud^  in  bem 
5Ramen  ber  ©tabt  5ßafargabä  mieberbegegnet,  tro|t  bislang  jeb» 
ipcber  Srflörung,  aber  baö  ©ebict  bed  Stammet,  ettpa  öon  bem 
jc^igen  93ad^teganfee  biö  jur  ü)iccred!üfte,  wirb  fic^  mit  bem  ®e» 
biete  einer  ®tabt  %nfc^an  gebedt  ^abcn,  nad^  meld^er  aud)  bic 
Könige  au^  bem  .öaufe  ber  ?lc^ämeniben  feit  Sei^peö  IL,  ipic  in* 
fd^riftlic^  fcftfte^t,  i^ren  föniglid^en  ^itel  führten.  2)iefer  ütel 
^ängt  mo^(  mit  ber  (^tueiterung  bed  urfprünglid^en  @tammgebiete^ 
ber  ^afargaben  burc^  (Sinbejie^ung  be^  ^ebieted  ber  3Rarap^ier 
unb  äRadpier,  jn)ei  lual^rfd^einli^  ben  ^erfern  na^eüertoanbter 
Stämme,  jufammen,  bic  feit^cr  mit  ben  le^tcrcn  ju  einem  ©angen 
jufammengefc^moljen  maren  unb  nad^  5h)ro^  auc^  i^re  92amen 
eingebüßt  ^aben,  fann  aber  nic^t  bem  Sanbe  ^(nfd^on  ober  Jlnjan 
bcr  bab^Ionifd^en  eingaben  glcid^gcftcKt  ttjcrbcn.  S)er  SRame  An* 
fd^an  felbft  ift  uralt,  aber  c^  gelang  nod^  nid^t|  n)cbcr  ben« 
fe(bcn  }u  crtlärcn  nod^  nac^gutDcifen,  baß  i^m  mä^renb  ber  brei 
3a^rtaufcnbe,  in  beren  ii^erfauf  er  namhaft  gemacht  tuirb,  bicfclbe 
lofal  begrenzte  SBcbcutung  gufam.  !Dad  ^Infd^an  bcr  ^d^ämenibcn 
ift  jcbcnfaQ^  Dom  ^Infd^an  bc^  ©ubca  ober  ber  babk)(onif^cn  geo« 
grap^ifd^en  Siften  üerfc^iebcn  unb  n)ir  tuerben  nic^t  fe^Ige^n, 
menn  tuir  mit  i^m  ben  gräcifierten  ^(u^namen  Stnbanid  unb  ben 
lanbfc^aftlic^cn  5Ramcn  Mffan  arabifd^er  ©cograp^cn  in  3ufönimcn» 
t)ang  bringen,  ^eidped  II.  ift  !ei(infd^rift(id)  aU  ^önig  üon  Stnfc^an 
belegt  unb  all  feine  9?ac^folger  big  auf  Jf^roö  ben  ©rofeen  fül^ren 
benfelben  litel. 

9lad)  babQlonifd)cn  eingaben  folgten  Xcifpci^  II.  Jli)ro^  II. 
unb  Stamb^fcd  II.,  beibe,  unb  f/a>ax  afö  SSater  unb  @o^n,  aud) 
^crobot,  bcjiei|ungdn)eif e  bem  ^cfataiod  unb  ben  perfifd^en  ©enmbrS> 
männern  biefe«  Ictjtcrcn,  befannt.  Äamb^fc«  toar  SBater  ft^roe 
bcÄ  (Srofeen,  ba  biefer  aber  ein  ß^itflc^offe  bc^  ,fyt)ftafpe0  mar, 
fo  liegt  ber  Seeluft  na^c,  ba^  bic  üKitglieber  ber  jüngeren  Sinie, 
3trijaramna  unb  ?irfame^,  afö  glcic^too^l  üon  leifped  II.  ab« 
ftammcnb  mit  ftljrog  II.  unb  Äamb^fc^  II.  gleid)3eitig  lebten. 


«C.  XIII,  3  ^0«  ntxd)  5lnf(^an.  7 

Äambijfe^  II.  »at  fein  @o^n  Stt)ro^,  al^jerfifc^  ftitriifc^,  Jturafc^ 
ber  SBabl)Ionicr  unb  ©uficr,  Äorefc^  ber  Suben,  nachgefolgt.  SBann 
er  geboren  mürbe,  entjie^t  fic^  unferer  Äenntniö,  e^  ift  aber 
jlDeifello^,  bafe  er  bereits  in  öorgefc^rittenerem  Jttter  ben  2;t|ron 
»on  "Jtnfd^an  beftiegen  ffat  äBenn  fpätere  yiaö)x\d)ttn  befagen,  bajj 
Si^ro«^  afö  fiebäigjä^riger  Orei^  auö  bem  Seben  fd^teb,  fo  toirb 
man  fd^werlic^  berechtigt  fein,  bie  äJic^tigfeit  biefer  Eingabe  ju  be* 
jroetfeln.  SJagegen  fte^t  ha^  Saturn  feiner  I^ronbefteigung  feft. 
S)ie  griec^if(^en  ß^ronograp^en  fe^en  einftimmig  biefeö  ©reigntö 
in  ba^  mit  bem  21.  3uli  560  ü.  S^r.  an^ebenbe  3fl^r  an  unb 
fo^in  ift  ba«  3a^r  560/559  ö.  6^r.,  c^ronologifct)  559  ü.  ®^r., 
afe  ba^  Stntrittdja^r  be^  fil)ro^  anjufel^n. 


'^  .^  ^^Hii» 


^  IMI  <    ^  -Tll  ö<[ 


%hb.  1.    ^:öadftcintnfc^rift  au«  Uruf. 

Über  bie  Sugenb  bc^  Söegrünber^  bes;  ^^erferreic^ö  mirb  un^ 
fo  gut  mie  nicfitö  überliefert,  abgefe^en  oon  ber  nie  ermübcnben 
Sage,  bie  fid)  feiner  ^erfönlic^feit,  infonberlieit  aber  feiner  Sugenb* 
jeit  balb  bemäd)tigte  unb  auf  i^n  bie  befannten  ä(ttribute  be^ 
wunberbar  erretteten  unb  fiegreic^en  Sonnen^ero^  übertrug.  3n  ber 
mebifd^en  ^arpagibentrabition,  bie  ber  ^eroboteifcf)en  ®rjä]§Iung 
/jugrunbe  liegt,  tjei^t  bie  SKutter  ht^  Ätjroe  3Ranbane,  eine  be* 
reitö  burc^  9lnttang  an  befannte  mebifd^e,  mit  STOanba  jufammen* 
gefe^jte  Siamen  SSerbadjt  erregenbe  Eingabe.  SRanbane  foll  @rb^ 
toi^ter  be^  SDieberfönig^  3tftt)age^  II.  getoefen  fein,  bie  ber  SBater 
au^  ^urc^t  bor  Unruhen  an  einen  angebHd^  ben  ^^D^ebern  untem)orfenen 
„mittelmäßigen"  ^^Jerfer  Äamb^feö  »erheiratet  f)abm  foU,  unb  afe  fie 
einen  ®o^n  gebar,  benfelben  burc^  feinen  ^ofbeamten  ^arpagojj 
auÄfe^en  liefe.  9luf  tounberbare  SSeife  entging  ber  Änabe  bem 
Xobe.  3iac^  ber  mebifc^en  Sage  beauftragte  Slftljageö  feinen  an* 
oertoanbten  unb  SSertrauenemann  öarpago^  mit  ber  ?lufgabe,  ben 


8  3.  «.  ^xtött,  M^ro«  ber  ®ro6e.  %€.  XIH,  8 

^aben  im  Gebirge  au^jufe^en.  ^rpagoc^  betraute  mit  biefet 
Reiften  äRiffion  feinen  Ritten,  bem  eben  baS  SBeib  einen  toten 
Änaben  gebar,  "©er  ^irt  fe|te  im  ©nDeme^men  mit  feiner  grau 
bad  iott  ^inb  aud  unb  behielt  ben  ^^rod  in  feinem  ,^aufe.  ^ro$^ 
tourbe  folglich  afö  §irt  erjogen  unb  erft  fpäter  erful^r  berÄönig, 
ba^  feine  Snorbnung  nid^t  befolgt  mürbe.  @r  na^m  lool^I  feinen 
®ntd  in  @(naben  auf  unb  entlieg  i^n  ju  beffen  ®ltttn,  aber 
^arpagoi^  mürbe  auf  ed^t  fultanifd^  %rt  fär  feinen  Unge^orfam 
kftraft.  ®8  »aren  nod^  mehrere  SSerfionen  ber  ©age  in  Umlauf, 
bie  grögtenteite  mebifd^en  Urfprungd  »aren  unb  ben  3^^  ^^' 
folgten,  ben  ©iegcr  über  ben  legten  SReberfönig  ate  beffen  Untertan 
^injuftellen.  5)e^^alb  »urbe  Ä^rog  für  einen  ©^möfeling  armer 
©Itern  angefe^en. 

9tun  finb  bie  in  ber  @age  enthaltenen  Qü%t  langft  atö  un« 
gefd^id^tlic^  erloiefen.  ^ie  ^tit  ^at  erfannt,  bag  berfelben  bie 
S^enbenj  jugrunbe  liegt,  eine^teild  ^tjrod  atö  ben  erbbered^tigten 
S^ad^f  olger  bed  (eltenSD^eberfönigg^inguftellen^anberenteild^rpagod' 
an  Stft^aged  begangenen  äJerrat  gu  rechtfertigen,  ^ie  ganje  Qk* 
fd^id^te  betoeift  jum  Überflug,  bag  l^ier  eine  mebifd^e  Srjä^Iung 
üorliegt,  toeit  baöon  entfernt,  ben  wirflid^en  ©er^fittniffen  ju 
entfpred^en. 

Aber  auc^  bie  anbere,  r)on  bem  ju  fttefia«'  3^^*  ^^  perfifc^n  * 
^ofe  Dor^errfd^enben  ^oftratfd^  abhängige  ©agengruppe,  bie  in 
^rod  ben  ©o^n  eined  armen  „marbifd^en''  b.  f).  elamitifc^n 
^irten  namend  Slgrabated  unb  feiner  ©ema^Iin  Srgofte  erfie^t, 
t)erbient  menig  Vertrauen.  Siegt  ja  allen  brei  SSerfionen  ber  ©age 
bie  SBorau^fe^ung  ju  grunbe,  bag  St)xo^  ein  gottgetoä^Iter  äRann 
mar,  ber  burd^  bad  ©d^icffal  t)or  bie  9[ufgabe  gefteQt  tourbe,  bad 
mebifc^e  9ieic^  ju  erobern  unb  an  feiner  ©teile  ein  neued  Unit)er« 
falreid^  ju  ftiften. 


SBereitfi^  ^^rod'  erfted  auftreten  fünbigt  einen  ©taatdmann, 
ber  mit  ber  bislang  in  SSorberaften  übli^en  $o(itif  t)oDenbd  bröc^ 
unb  im  griebeni^loege  ben  ®x\xnh  ju  feiner  9Rac^t  legte.  3)ie  ältefte 
gleid^jeitige  Stad^rid^t  über  i^n,  bie  mir  bem  großen  9tabonneb«^ 
j^Iinber  aud  %bu  |)abba  t)erbanfen,  legt  ^^rod  noc^  im  3.  553 
\>.  ®^r.  ben  litel  eine«  ftönig«  oon  Änfd^an  bei,  brei  Sa^re  fpSter 
Reifet  er  bereit«  Äönig  ber  ?ßerfer.  §ier  mug  fic^  injmifd^en 
jebenfall«   eine  größere  Gegebenheit   ereignet    ^oben.     3)ie  fteil* 


ICO.  XIII,  3  Jlt)ro«.  9 

infc^riftcn  bieten  jtoar  btö  je^t  feine  Sefeud^tung  berfelben,  ^erobot 
aber  i)at  und  eine  »id^tige  Änbeutung  ^interlaffen,  bie  un«  er* 
möglic^t,  aber  bie  in  9Iebe  ftel^enbe  Gegebenheit  eine  jiemlid^  be* 
grünbete  SBermutung  au^juft^red^en.  Sntnebmen  tpir  ja  bem  ^ater 
ber  ®efdbi(^te,  ba&  Ä^roö  juDörbcrft  über  brei  ©tdmme  ber  ?ßerfer 
^errfd^te,  aber  in  einer  nid^t  nd^cr  ongegebenen  3^^*  "^^ 
anbere  mit  feinem  SBotfe  Dereinigt  ^atte.  3!)ie  brei  erften  ©tämme 
finb  toofjil,  toie  bereit«^  gefagt  für  ben  SBercid^  ber  fianbfd^aft 
Snf^an  in  ^nfprud^  ju  nehmen,  burd)  bie  Bereinigung  t)on  fieben 
übrigen  tt>ar  aber  nadö  ^erabot  ba^  ^erferbolf  entftanben.  3)rei 
öon  il^nen  maren  Ärfcrbauer,  bie  ^ßant^ialäer,  Derufifier  unb  ®er* 
monier,  öier,  ein  Xei(  ber  arif^en  ©agartier  in  Dftmebien,  ber 
öon  einem  3^^^9  ^^  mebifd^en  3)eiofiben  bel^errfc^t  »urbe,  bie 
protomebifd^en  ober  turfmdnifc^en  ^aer  ndrblid^  Don  ben  te|teren, 
in  ^art^ien  unb  ^Qrfanien,  bie  SOtarber  im  gebirgigen  9}orboft* 
elam  unb  bie  fonft  unbekannten  3)ropifer.  3n  ben  ®ermaniern 
finb  Idngft  bie  ©etoo^ner  be^  öfttid^en  Seile«  Don  ?ßerfien,  ber 
feit  ^areio«  I.  ben  9?amen  ftarmania  fü^rt,  erfannt  morben. 

Die  und  ju  Gebote  fte^enben  Duellen  toiffen  öon  ber  Art, 
»ie  bie  Bereinigung  breier  ©tdmme  ju  bem  SBoIfe  ber  5jJerfer  ju* 
ftanbegebrad^t  tourbe,  bluttoenig  ju  berid^ten,  ed  ift  aber  feinedfall« 
ju  bejmeifeln,  bag  burd^  biefe  Satfad^e  ein  neue«  träftiged  ©taat^« 
mefen  juftanbe  gebracht  n)urbe,  ja  ba^  erft  ber  ^eranjie^ung  biefer 
®ebiete  an  baö  Sanb  ^nfc^an  baö  ?ßerferreic^  feine  ©ntfte^ung  Der* 
bantte.  (£d  (dge  aud^  ber  @(^Iug  na^e,  ba^  eine  fold^e  Bereinigung 
fc^tDerlic^  o^ne  Sntoenbung  Don  SD^a^tmitteln  Dor  fid|  gegangen 
teor.  SRun  finb  aber  Siotijen  bei  grie^ifc^en  @d|riftfteBern  er* 
galten,  bie  f^Iiefeen  laffen,  bafe  bie  ©fiftenj  bed  fogenannten 
©iebenfürftenfoUegium«  bei  ben  ^erfern  mit  biefen  Borgdngen 
eng  jufammen^ing.  3"^^f*  taud^t  bei  bem  Xragifer  ^tfd^^Iod 
bie  Kad^rid^t  auf,  bafe  ed  in  ^erfien  fec^d  erblid^e  gürften  gegeben 
^abe,  bie  bem  Könige  felbft  an  SBürbe  unb  Bebeutung  na^e  ge^ 
fommen  »dren.  iperobot  jd^It  fie  namentlich  auf,  fü^rt  aber 
i^e  ^ßriDilegien  auf  i^r  3i*fo^"i^n8C^€n  "^i*  Dareiod  I.  gegen 
ben  falf^n  Barbe«  ^urürf,  ungeachtet  er  an  anberen  ©teilen  bei 
einjelnen  i^re  priDilegierte  ©teÖung  bereit«  unter  Ä^ro«  unb  ftam* 
b^fe«  ^erDor^ebt.  3^re  Borred^te  ge^en  alfo  bi«  auf  S\)xoü  unb 
jmar  auf  beffen  Snfdnge  jurücf,  toie  bie  Bermd^Iung  be«  j^ro« 
mit  ber  Xoc^ter  be«  ©tammffirften  ^^arnaf))e«  ^affanbane  unb 
bie  ^erDorragenbe  ?RoUe  bes^  ©tammfürften  ®obr^a«  bei  ber  6r* 


10  3«.  *riUe!,  fttjro«  bcr  ©roftc.  «O.  XIII,  3 

oberung  Don  95abl)lon  bcftätigcn.  "iiiid)  ber  Äönig  loar  einer  bet 
Stammfütften,  bz)Q^  aber  unter  i^nen  ben  e^rcnpla|},  loäl^renb 
bcn  übrigen  bebeutfame  @^renrec^te,  ja  fogar  ©ere^tigung  jum 
"Jragen  föniglic^er  Snfignien  suftanben.  SRan  tüirb  alfo  geneigt  an* 
annehmen,  bafe  St^ro^  bie  9(nfü^rer  einzelner  Stämme  mo^I  untere 
morfen  ^atte,  aber  biefelben  burd^  Serlei^ung  erb(i^er  S^renred^te 
an  fid)  ju  fetten  befttebt  toar.  Stuf  biefe  SBeife  entftanb  in  SBeft« 
iran  ein  neuei^  9leici^,  meld^e«^  bie  Serbinbung  ber  mcbifc^cn  ?lrier 
mit  ben  ftammöerwanbten  SSötfern  \>z^  Dftenö,  infonber^eit  mit 
bem  fulturell  fe^r  tüid^tigen  SBoftrien,  unterbrad^.  ?(fö  ^rrfc^cr 
eined  Don  bem  ^erfifc^en  SKeerbufen  bi^  jum  Äafpifee  ^cran* 
reic^enben  Oebiete^  fonnte  fd^on  Ä^rod  bcn  ?(ngriff  auf  SWebien 
magen. 

9Iftt)ageS'  dieic^  umfaßte  auger  äRebien  and)  bad  einftige 
9}eid^  Urart^u  unb  bai  öftlid^e  fileinafien  bid  jum  ^al^x^, 
mo  eö  an  Ü^bien  grenjte.  3)ie  ©renjöer^ältniffe  jipifcfien  SÄebien 
unb  Sab^Ion  finb  an  ber  $anb  ber  und  ju  Gebote  fte^enben 
"{(ngaben  blog  annä^ernb  feftjufteUen.  @d  fte^t  altenfaUS  feft, 
bag  bad  ehemalige  ^Iff^rien  ganj  ju  äRebien  gehörte,  bagegen  \vax 
SRefopotamien  in  feinem  fübtoeftlid^en  3;eil  im  Sefi^  ber  SBabi)* 
lonier  perblieben.  Siad^bem  Äproö  bie  im  Cften  öon  SKebien 
fiaufenben  Stämme  feiner  ^rrfd^aft  untertüorfen  fiatte,  mufete  in 
i^m  ber  ®ebanfe  auf  bie  (Eroberung  bed  in  ben  Ärieg  mit  Sabt)* 
(onien  öertoirfelten  SReid^ed  beö  9lftl)aged  üon  felbft  auftaud^en. 

9?a(^  bem,  »ad  und  über  ben  mebifc^^^perfifd^en  Ärieg  über* 
liefert  »irb,  ift  ber  le^te  SBortüanb  ju  bemfelben  in  ben  mebifc^eu 
X^ronftreitigfeiten  ju  fuc^en,  bie  S^rod  tlug  unb  gefd^icft  für 
feine  ©roberungdpläne  audjunü^en  üerftanb.  ^erobot  fotoie  ^efiad 
beftätigen,  bafe  ?Iftpaged  feinen  ©o^n,  fonbern  lebiglic^  eine  ein* 
jigc  lod^ter  ^atte,  bie  fonad)  erbbere^tigt  war.  Sei  ^erobot 
Reifet  fie  TOanbane,  bei  Ätefiad  ?Imt)tid.  ?(ftt)aged  befc^lofe  bie 
'ierfieiratung  feiner  3^oe^ter,  wad  in  ben  ftreifen  bed  mebifc^en 
Stbeld  grofee  ätiöalität  ^erüorrief.  ^lad)  ber  i^rem  inneren  üöert 
nad^  Dorjujie^enben  Eingabe  bei  Ätefiad  fiegte  ein  ü)ieber,  namcne 
Spitamad,  aber  bie  mebifd^en  ©rofeen  ioaren  mit  berartiger  Söfung 
bcr  3uf  jcffiondfrage  nid^t  aufrieben  unb  einer  ber  einflufercid^ften, 
ber  SlTonfelbl^err  ^arpagod,  melc^er  auc^  mit  bem  föniglid)cn 
.*paufe  na^e  Denoanbt  tuar,  je^t  aber  abgeftogen  tourbe,  fann  auf 
ä^ac^e  unb  fuc^te  $lnnä^erung  an  $tt)rod,  ber  eben  bama(d  bidparote 
Womabenftämme  ju  einem  an  fic^  fdjon  jicmlic^  mäd^tigen  ©anjen 


$(£.XIII,3  mttxtn  unter  «Ift^oged  IL  11 

uercinigt  ^attc.  S)ic  mcbifd^c  ^atpagibcntrabition  öctfu^t  e^, 
^rpagod  üoit  bem  9Rafe(  bed  SanbedDetratö  reinjutDofc^en,  inbem 
)k  ^Ijto^  ah  Deiftoj^enen  erbbere^tigten  @nfel  t)on  3(ft^Qged  unb 
^arpQfloä  ate  beffcn  Scbcn^rcttcr,  bcr  aber  bafür  öon  Slft^age«^ 
graufom  beftxaft  lourbc  unb  in  ber  i^olqt  au^  9fiacf|fuci^t  mit 
Äijro§  fonfpiriertc,  ^infteüt. 

hiermit  betreten  toir  crft  ben  gefd^ic^ttid^cn  SJobcn.  ^Kir* 
pagoö'  "ißcrfdnlid^Ieit  unb  feine  lanbe^Derroterifd^c  95erbinbung  mit 
Stt)io^  finb  gefc^ic^tlid^  beglaubigt;  taud^t  ja  nod^l^er  $ar))ago^ 
al§  Sertraucnemann  öon  fit)roö  in  Stjbien  auf,  fe^t  bort  bie 
(Eroberungen  beö  ^erferfönigö  fort,  toirb  in  bem  eroberten  2t|ficn 
mit  Sdnbereicn  unb  ©erec^tfamen  bebad^t,  wirb  (Stifter  eine«  l^alb* 
felbftänbigen  gürften^aufeso,  feine  SRad^fommen  tragen  ben  SRamen 
4)arpagoö  unb  einer  Don  i^nen  ift  noc^  auf  ber  ©tele  Don  Xant^o«^ 
oeretoigt  ©in  SWcber  unb  foId)e  ®nabenern)eifungcn  Don  ©eiten 
beö  Segrünbers  be^  ^^erf erreid^j©  unb  feiner  (Srben !  5)ic§  löfet  bod^ 
auf  befonberö  toic^tigc  SSerbienftc  be«  .öar|)agos  um  ft^rod 
fd^Iiefeen,  bie  bie  bei  |)erobot  erhaltene  §ar^)agibentrabition  beö 
Siö^eren  ^erDorl^ebt. 

SBir  ^aben  un«^  ben  Hergang  ber  ©rcigniffe  folglich  ctnja  in  ber 
SBeife  ju  bcnfen,  ba§  ß^roö  nac^  ^Bereinigung  ja^treid^er  Stämme 
ju  einem  SßoK  auf  (Eroberungen  fann,  bie  Slufmerffamfeit  ber 
llnjufricbenen  in  SWebien  an  fic^  jog,  bafe  fid)  infonber^eit  ber 
in  feinem  ö^rgcij  Derle^te  Sronfelb^^err,  ^rinj  §arpagoö,  mit 
ifjm  in  Derräterifctjc^  ©inDerne^men  fe^te  unb  infolgebeffen  fic^ 
k\)XO^  mächtig  genug  füllen  fonnte,  eä  in  erfter  fiinie  mit  bem 
mäc^tigften  unter  ben  bamaligen  f)errfc^ern  aufjunefimen. 

^iebei  ift  bie  fel^r  oft  aufgeworfene  ^rage  ber  angeblichen  Unter* 
tänigfeit  be^  Ä^roö  unter  9(ft^agcö  ju  erlebigen,  bie  anfc^einenb 
bur^  angaben  babl)(onifc^er  ßcitgenoffen  geftü^t  toirb.  3n  ber  3n* 
fdirift  beö  bereite  eriüä^nten  SRaffams^Iinber^  wirb  nämlid^  Ätjro^ 
aU  ardu,  b.  ^.  „SHaDe"  beö  5lfttjageö,  bejeic^net  unb  hierin  er* 
fe^en  Die(e  namhafte  ^orfd^er  eine  93eftätigung  ber  burd^  ^erobot 
erhaltenen  ^arpagibcntrabition,  bie  ^erfien  Dor  Ät)roö  aU  ein  Don 
äRebien  abhängiges  Sanb  betrachtet  unb  bem  äSater  beS  ß^ro^ 
jtambt)feö  ben  tönigli^en  Xitel  Dorent^ält.  ^iefelbe  Xrabitiön 
will  wiffen,  baß  bereite  bcr  äWeberfönig  ^^raortesf,  nad^  ©eroffod 
?lftt)agej^  I.,  bie  5ßerfer  unterworfen  ^abe.  35icfe  3(uffaffung  ift 
gcfd^ic^tlid^  fölfd).  S)ie  9?abonneb-ft9rosi«(£t|ronif  legt  Dom  An- 
fang an  Ätjrod  ben  litef  eineö  Stönigg  Don  ?(nfc^an  bei,  unb  bie 


12  3-  S   »tÄfttt,  flflvo«  bK  »tofet.  «C.  XIII,  3 

belannte  Xafel  Don  ®en(ere  ge^t  not^  weiter,  inbem  fie  feine  jtDei 
unntittelbacen  Vorgänger,  Spioä  unb  ^omb^feä,  e6enfa  Qd  a(8  fie> 
nige  Don  Mnft^n  begeidinet.  3)ie  (Sinteitung  bet  grofeen  SJareioS» 
inf(^rift  Don  Se^iftuit  fc^Iie^t  buic^  i^ie  bestimmte  t^ffunfl  £<"' 
folc^e  flnfc^auung  DoQenbS  am,  unb  bte  ftitifd^  Snal^fe  bet 
^rpogibentrabition  fü^rt  ju  ber  (ärfenntni«,  bafe  bie  ongeHic^ 
Obec^etrf^ft   bet  SReber  übet  ^erfien   nur   ju   bem  3"«*  "= 


funben  loutbc,  um  bie  jfi^  ^ereingebtoi^ene  9hebetlage  bei  äJItber 
nid|t  als  Sieg  ber  perfiftften  tüt^tiflteit,  fonbem  tebiglid)  aU  golge 
beS  93eiiate#  beä  ^rfHigoS  ju  erflären.  Sie  politif^e  Sage 
toA^enb  ber  legten  ^a^tt  'A\\uTbanipaU,  bie  ^ier  c^ronologift^  in 
©ettQd)t  ju  jie^en  finb,  beret^tigt  ju  betlei  äuffaifung  nit^t  im 
minbeften,  ba  bamatfi  IKebien  burd)  KffQrien  unb  bae  mfit^lige 
@[^t^nrett^  no^  ftarf  bebro^t  toar.  Unb  nwnn  bie  Snfi^nft  bett 
Staffanijqtinberä  ^Toe   als  ardu  beö  ^(ftqagee   bejeic^net,   fo   ift 


so.  Xni,  8  Ungriff  auf  IRtbitn.  13 

bomit  no(i|  niti)t  flefaflt,  bafe  bem  ©cfltiffe  au(§  im  gegebenen  ^Ut 
eine  ftaatöret^ttit^  ÜJebeutung  innemo^nt 

2>er  «nfang  beä  mebift^-perftfc^  Ärieße«  mitfa  buic^  bie 
9iabonneb<^oS>St|iontf  unb  ben  ^affamj^Iinber  in  baS  3a^i 
5&3  0.  iS^i.,  fein  äluiigang  in  ba«  ^^  550  D.  S^.  gefegt 
®t  bouerte  bemnoc^  Doße  brei  Satire,  ttoburt^  bie  SlntiQ^me  be- 
ftdtigt    raitb,    baft   Sftqagcd    tatfrdftig    feine    ^one    Derteibigte. 


flbb.  3.    tiit  9tabonntb-£qTO»«^Tonil. 

9ta(i)  berfelben  bab^tonifi^en  OueQe  muibe  et  bun^  ben  ^n° 
griff  be«  Jf^oö,  ben  ei  unterft^dftte,  wä^renb  bet  ©efagerung 
bec  babqtonifi^en  ©tobt  S^arran  übnrafc^t  (&r  ^atte  eben  bai^ 
bab^Ionifc^  SRorbmefopotamien  mit  (einen  ©tteitftflften  über- 
jogen  unb  bebro^te  f(^on  Babylon.  3!)et  unnermutete  (SinfaD 
beä  Sxfxoi  in  iein  SReid)  mufete  fotglid)  in  bem  unter  fStabon" 
nebs  ^epter  etfc^lafften  Sab^Ion  glötfnetfieifeenb  Wirten  unb 
mürbe   als  ©träfe   ber  »SÖtter   für   bie   SRerroüftunfl   be«    uralten 


14  3.«.  ^rasef,  Ä^roi^  bct  ©rogc.  «C.XI1I,S 

^eiligtumd  be^  ®ottei^  @in  in  Starrem  betrachtet.  (Sinigerma^n 
mu^  bie  unüerl^offte  Übertuntpelung  3Kebiend  burc^  einen  bi^er 
fe^r  toenig  befannten.unb  untcrfd^ä^ten  gürften  —  ^ier  Hegt  bie 
@TfIärung  für  bie  ^ejeid^nung  bed  ^1^X0^  Q(d  „Sfloüen'',  b.  % 
Untertan  be^  9J?eberfönig^  —  in  SSabpfon .  überraf c^t  ^aben,  aber 
il^re  Äonfequenj,  bie  Stft^age^  genötigt  ^at,  nad^  9Kebien  jnrücf* 
^ute^ren,  n)ar  allenfaQS  toiQfommen  unb  jeugt  auc^  üon  groger 
Umfid^t  bed  Stjroö. 

Seiber  öermiffen  »ir  notiere  Stngaben  über  ben  JBerlauf  bt'S^ 
Äriegeö.  3)ie  bab^Ionifcf|e  Sl^ronif  l^ebt  lebiglic^  ^erüor,  bafe  ^tjroe 
mit  einem  öer^dftni^mäfiig  Keinen  ©eere  ba^  „au^gebe^nte"  SReid) 
bed  9Ift^ageö  öernid^tet,  bafe  biefer  burd^  SReüotte  feiner  eigenen 
3;ruppen  bem  5ßerfer  überliefert  unb  öon  biefem  in  fein  eigene^ 
Sanb  gefcf|Ie))pt  tourbe.  I)ie  mebifd^e  SBoIföüberlieferung  bei  ^erobot 
n)eig  aud)  nod^  ju  erjä^len,  bag  ed  ju^ifd^en  £[^rod  unb  ben  äJJebern 
ju  jtoei  ©d^Iad^ten  gefommen  »ar.  3n  ber  erften  ©c^lad^t  ging 
^ar<}agoö  mit  feinem  ?ln^ang  ju  ben  5ßerfern  über,  tooburd^  ber 
bereite  gen^onnene  ®ieg  ben  ^änben  beö  ?lft^ageö  entttjunben  warb. 
3tber  bem  Serrat  ju  %xo^  tvaxtn  bie  3Keber  nod^  mächtig  genug, 
Ä^rod  eine  jtoeite  ©c^Iad^t  unter  ber  gü^rung  üon  3(ft^age^  felbft 
JU  bieten.  358ir  muffen  annehmen,  bafe,  entfprec^enb  ben  d^rono* 
logifc^en  ?tngaben  ber  bab^Ionifd^en  ©^ronif,  jUjifd^en  ben  jtt)ei 
©c^Iad^ten  eine  längere,  beiberfeitö  jum  ?lnfammeln  ber  Äräfte 
erforberlic^e  Qtxt  öerlief.  3n  ber  j^eiten  ©d^Iac^t  fiegte  Äflroö 
nac^  ^artnäcfigem  9Kngen  bei  ^afargabfi.  3n  bem  entfd^eibenben 
?lugenblicf  feuerten  bie  perfifd^en  grauen  i^re  SJiänner  an  unb 
trugen  jum  Siege  bei,  toofür  fie  unter  allen  Siad^folgern  be^  Ä^ro^ 
getniffer  S^renred^te  teilhaftig  »aren.  ®egen  ^Ift^ageö  reöoltierten 
je^t  auc^  feine  eigenen  Xruppen  unb  lieferten  i^n  bem  Sieger  an^. 
S)urc^  bie  (Gefangennahme  bcd  fiönigö  Ujar  ber  ftrieg  entfc^ieben 
unb  in  ben  ?lugen  ber  SDZeber  galt  je^t  Rtjxo^  ate  gefe^Iid)er  SRac^- 
folger  beö  geftürjten  ?(ft^ageö.  ©ne  folgenfd^toere  SJenbung  in 
ber  @(efd^ic^te  äJorberaftend  toar  Dor  ftd^  gegangen. 

^er  ©ieger  eilte  nad^  ^gbatana,  too  er  t)on  ben  bort  auf« 
gel^äuften  !öniglic^en  ©c^ä^en  Sefif;  genommen  unb  fic^  ber 
näc^ften  %em)anbten  bed  3(ft^aged  oerfic^ert  ^at.  3Benn  £ttefia^ 
btf)aupM,  bag  ber  ©d^miegerfo^n  bed  Slft^oged  ©pitamad  auf  @k^ 
^ei^  bed  5{^roS  l^ingeri^tet  unb  feine  9Bittt>e  Km^tid  jur  @kma^(in 
bed  (Srfteren  mürbe,  fo  mirb  biefe  Angabe  ber  äSSa^r^eit  entfprod^ 
^aben;  ttienigften^  mug  man  fie  ganj  natürlich  finben.    ^ie  e^«* 


«C.  XIII,  8  SKcbien«  gaü.  15 

Ud)e  $$etbtnbung  mit  3(m^tid  luirb  ß^rod  ben  nötigen  9ied^t^titel 
t)crltc]^cn  ^abcn  unb  bicfcm  felbft  bct  SSortoanb  geboten  ioorben  fein, 
a(Ä  SRcd^t^erbe  bon  Äfttjageö  aufjutreten.  ?tuf  biefe  3Beife  licfee 
fic^  bic  bei  ben  ®riecl^en  noc^  ju  ^erobot^  Qtit  allgemeine  ®e^ 
n)0^n^eit,  Stt^tod  aU  SJ^eber  unb  beffen  9}eid^  aU  mebifd^  }u  be« 
jeic^nen,  erUären.  Smmer^in  ift  ed  aber  bemcriendtoert,  bafi 
fttefia«^,  beffen  eingaben  boc^  auf  fpejieUe  perfifd^e  Duellen  jurücf«* 
ge^en,  üon  biefer  giftion  nic^tg  weife. 

^(ft^ageg  felbft,  aÜen  und  überlieferten  SRac^ric^ten  jufotge, 
n)urbe  fd^onung0t)olle  SBe^anblung  unb  eine  feinem  9}ang  ent^^ 
fprec^enbe  SBerforgung  feiten^  Stqroe  juteil. 

Wxt  äOtebien  ftnb  aud^  feine  92ac^barlänber,  bad  etnftige 
Urart^u  in  bem  heutigen  9lrmenien  unb  bad  5ftlic^  t)om  ipalt^d 
fic^  audbel^nenbe  ^lateaulanb,  an  Stgxo^  anheimgefallen.  SBeibe 
Sänber  luurben  n)&^renb  ber  mebifd^en  ^ertobe  t)on  neuen  arifdfen 
Snfömmlingen,  Slrmeniem  unb  Sappabofiern,  in  93efi|  genommen, 
nac^  benen  fie  auc^  benannt  tourben,  unb  ^aben  feit^er  ein  aud« 
gefprod^en  arifc^ed  Gepräge.  Ob  biefe  %[rianifierung  oon  Slrmenien 
unb  jlappabofien  mit  ber  Übertuältigung  ber  @f^t^en  burd^  bie 
SKeber  im  ßufammen^ang  fte^t,  mufe  man  ba^ingeftellt  fein  laffen. 
'Jlud)  bie  ein^eimifdie  "3)t|naftie  t)on  Slam,  bie  feit  fit)ajare«  poli* 
tifd)  oon  äRebien  abhängig  loar,  t)erfd^)oinbet  für  immer  üon  ber 
Cberfläd^e.  ^f)x  le|ted  STOitglieb,  auf  toelc^ed  einer  ber  ela^^ 
mitifc^en  ©egner  unter  5)areiod  feinen  Urfprung  ^urücffüfirte,  tjiefe 
^mmanifd^. 


Xa^  entfd^eibenbc  ©reignie  be«  SturjesJ  bed  TOeberreic^d  lag 
barin,  bafe  bad  fiegreic^e  ^erfien  je^t  unmittelbar  an  St)bien,  Äi* 
lifien  unb  ©ab^ton  grenjte.  Äud^  »irfte  bie  fiataftropl^e  be«^  äö* 
t^ge«  auf  bie  §errfd^er  SSorberafiend  entmutigenb,  »cdte  aber 
Hoffnungen  unter  ben  unterjod^ten  SSölfern,  infonber^eit  ben  in 
bab^lonifc^er  ®efangenfd^aft  betcnierten  Suben. 

@d  toar  {ein  3^^f^^  ^^^^'  ^^&  St^rod  an  bie  6(rünbung 
eined  gemaltigen  SSeltreic^d  benfe,  unb  feine  finge  ^a!ti{  gegen 
©ab^lon,  too  er  bie  einflufereic^ften  ^erfönlic^feiten  unb  ^etfe  an 
ft^  JU  jie^en  gemugt  ^at,  fonnten  ald  Seftätigung  t)on  bereite 
überall  gefiegten  ^Befürchtungen  angefe^en  merben.    (Sin  neue«^,  üon 


16  3.  S.  ^äScf,  fi^Tod  bei  (»to6e.  «£}.XIII,3 

ber  Jtultut  nod^  unberä^rted,  aber  tüc^tiged  SSoIt  mar  unter  feinem 
tatfräftigen  unb  melttlugen  ^errfd^er  hervorgetreten  unb  ein  großer, 
feinem  S^amen  nad^  unbefannter  jübifd^er  ^op^et,  ^euterojefaja 
ber  ©jegeten,  tröftete  bereite  feine  SSolfögenoffen  in  JBab^Ion  mit 
ber  beftimmt  jur  ©d^au  getragenen  Hoffnung  auf  balbige  ^Befreiung 
aui^  ber  Übermad^t  Labels  unb  ouf  SEBiebererrid^tung  Don  3erufa(em 
unb  bem  Xempel  be^^  ^af)t>t 


91m  peinlic^ften  »ar  ber  @inbrucf  bed  ©turjei^  Don  äRebien 
in  ©arbed.  f)ier  l^errfd^te  feit  561  d.  iSfyc.  fitotfod,  @ol^n  bed 
Sl^atted  unb  Sruber  ber  STr^enid,  bie  anlfi^Iid^  bed  am  ^al^d 
jn)ifc^en  St^bien  unb  SWebien  vereinbarten  Sertragd  mit  Slft^aged 
vermählt  mürbe.  S^bien  ^at  fi^  burc^  ^I^attecf'  Serbienft  ju 
einer  ®rogmad^t  em})orgefd^n)ungen,  bie  aber  bie  gefamte  SBeft* 
^älfte  ^(einafiend  gebot  unb  burd^  ben  ^ahß  im  Often  begrenjt 
mar.  9tad^bem  aud^  j^appabofien  Don  ben  $erfern  befe^t  morben 
mar,  (ag  bie  Oftgrenje  SKebien^  bem  perfifc^en  ^(nprall  offen 
unb  ^oifod  ^ielt  ed  fär  ratfam,  ^rod  juDorjufommen.  Vin* 
geachtet  bajs  ^oifod  über  eine  anfe^nlic|e  JhHegdmac^t,  fpejieQ  aber 
über  eine  au^ejeic^nete  SReiterei  Derfflgte,  täufd^te  er  fic^  bennoc^ 
nid^t  bag  er  ber  perfifd^en  9Rac^t  nid^t  gemad^fen  fei,  unb  lie^ 
fid^  bed^alb  in  93er^anb(ungen  mit  9?abonneb  Don  ^ab^Ion  unb 
^Imafi^  Don  ^g^pten  ein,  um  einen  mä^tigen  $unb  gegen  bie 
rafd^  aufftrebenbe  5ßerfermac^t  juftqnbe  ju  bringen.  3^"^  erftenmal 
foQten  aud^  bie  europ&ifd^en  ©riechen  in  bie  politifd^en  SJertoidf« 
lungen  Sorberafien^  mit  einbezogen  merben,  inbem  ed  Jhoifod 
nic^t  an  SSerfudCien  fehlen  Iie&,  für  ben  geplanten  angriff  auf 
^erfien  aud^  bie  bamalige  gried^ifcl;c  SSormad^t  ©porta  ju  gewinnen, 
^ür  bie  fc^merfoQige  ^olitit  ber  Sp^oren  mar  jebod^  ber  ^eg 
in  bem  ben  ®ried^en  bamal^  fo  gut  mie  unbefannten  Innern 
Don  ißorberafien  eine  ^u  meit  entlegene  Unge^euerlic^feit,  med^Ib 
fic  bai^  bircfte  eingreifen  in  bie  I^bifd^*perfifd^en  SScr^ältniffe  ab* 
gelernt  ^aben. 

92un  jeugt  ber  ®ebanfe  einer  SlUian)  Dorberafiatifc^er 
3Räc^te  gegen  ft^ro^  Don  groger  politifd^er  Sinfid^t  bed  S^ber- 
fönigS,  aQen  8lne!boten  jum  %xo%  bie  i^n  afö  e^eijigen  aber 
aud^  unfähigen   ^fiter  feiner  enormen  ©d^ö^e   ^inftellen  möchten. 


tD.  X1U,8  Xcr  tricfl  mit  firoifo«.  17 

©ein  ®cbanfc  ipar  gut,-  et  mujste  aber  einc^teilö  an  bcr  fricgerifd^en 
Untüc^tigfeit  feiner  beiben  öunbeögenoffen,  anbernteite  an  beh  meiten 
©ntfernungcn  ätoifd^en  SBabqlon,  jtg^pten  unb  ß^bien  fd(ettem.. 
S!roifog  felbft  beging  aud^  einen  fd^toeren  gel&Ier,  ba  er  aucf|  ben 
©qennefid  öon  Äilifien,  in  beffen  §änben  fid^  bie  für  bie  9?er* 
binbung  üon  %^pten  unb  SBabt)Ion  ^oc^mid^tigen  ©d^lüffel  ju  ben 
3;auroöpdffen  befanben,  für  bie  anti^erfif^e  ?lttianj  nid^t  ju  ge* 
iDinnen  öermodEite.  dagegen  muffen  mir  nac^  allebem,  maö  unö 
über  biefe  ©reigniffe  überliefert  toxxt),  annehmen,  bafe  fic^  Ä^roö 
im  SBor^inein  ber  9?eutratität  fiilificnö  ju  t)ergen)iffern  toufete 
unb  auf  biefe  SBeife  bem  bab^tonifd^-äg^ptifc^^I^bift^en  SBunb 
jeglid^e  Sebeutung  entjog.  So  ttjirb  jmif^en  St)roö  unb  fiili* 
fien  ein  SSertrag  abgefc^Ioffen  morben  fein,  ber  noc^  unter 
Xer^e^  ju  Stecht  beftanb.  55er  ©^ennefi^  untermarf  fic^  for« 
mcU  ber  pcrfifc^en  Cber^o^eit,  fonft  aber  befjielt  er  feine  innere 
Selbftänbigfeit  unb  öerpflic^tete  fid^  bloft  ju  einem  mäßigen 
Xribut.  Sit)roö  f)attt  foId^ertDeife  feinen  3^erf  erreidjt:  bie  SBer* 
binbung  äwifi^en  Ütjbien,  iöab^Ion  unb  ^Ägl)pten  mar  üer^inbert 
unb  bie  ^Öffnung  beö  Äxoifoö  auf  bie  §ilfeleiftung  beiber  SWädjte 
in  bem  Äampf  gegen  ^^erficn  enttäufd)!. 

2)ie  l£f)rono[ogie  bed  Itjbifd^^perfifc^en  ftriegeö  mar  lange 
3eit  eine  offene  Jrage,  je^t  aber,  auf  ®runb  ber  3lngaben  ber 
9Jabonneb=Ät)roö  S^ronif  fte^t  feft,  ba^  ber  Hrieg  im  grü^ja^re 
Ö47  ü.  af)x.  aus^gebrodjen  ifl.  ÄToifo^  eröffnete  ben  Ärieg  burc^ 
einen  (Sinfall  in  baö  perftfc^e  Äappaboüen,  bae  er  oermüftete  unb 
eine  groj^e,  jonft  aber  unbefannte  Stabt,  namens  ^teria,  berannte, 
ftl)ro^  bagegen  moüte  juerft  Söab^Ionö  üorau^gefe^te  SKit^ilfe 
lahmlegen  unb  lonjentrierte  beö^alb  fein  .S^eer  in  2lffl)rien.  3m 
SDionate  SRifan,  9}?ärä=3IpriI,  bot  er  feine  Jruppen  auf  unb  fe^te 
unterhalb  3lrbela^  über  ben  ^igriö.  Snjmifd^en  mirb  er  fid^  mit 
bem  @i)ennefi<S  in^  (Sinüerne^men  gefegt  ^aben  unb  nad^bem  er 
9?abonneb  burd^  Slufftellung  eineö  Äorpö  in  Slam  jur  Untättgfeit 
gejmungen  fjattc,  ^og  er  famt  feinem  §eere  gegen  Äroifo^  foö. 

Sei  ^teria  ftießen  beibe  ^eere  aneianber.  3)en  erften  2^ag 
foll  nad)  ^erobot  bie  Sdjlad^t  unentfd^ieben  geblieben  fein,  ben 
jmeiten  Xag  gab  aber  Äroifoö  ba^  g^Ib  auf  unb  jog  fid^  auf 
feine  ^auptftabt  in  ber  Hoffnung  jurüd,  bafe  bie  ^erfer  mä^renb 
ber  raupen  23Jinterjeit  feinen  Singriff  magen  mürben,  moburc^  bie 
Stg^pter  unb  öab^Ionier  jum  (Eingreifen  bemogen  merben  fönnten. 
?lber  Ät)roö  folgte  ben  2t)bern  auf  ben  g^rfen  unb  lieferte  il^nen 

Dtx  mtt  Orient.    XIII.  8.  2 


18  3».  ^räscl  Ä^rog  bcr  ®ro6c.  «D.  Xm,  8 

in  bcr  ^aholodebcnc  eine  jtDcitc  ©c^Iadit  lüorin  bic  pcrfifc^c 
Äamcitcitcrci  bcn  ?ludf^Ia9  gegeben  ^aben  foQ.  iRun  »urbe 
ÄroifoÄ  mit  feinem  ^crc  in  @arbe§  belagert.  SSergebcn«  forberte 
er  feine  9?erbünbetcn  jur  fc^Ieunigften  ^ilfeleiftung  auf.  Sabtjlon 
unb  aig^pten  hielten  fid|  au«  gur^t  öor  Ät)rog  ru^ig  unb  blofe 
bie  ©partiaten  follen  eine  J^Iotte  auögerüftet  ^aben,  eine  5Rac^rid^t, 
bie  aber  bie  Äritif  ^erau^forbert,  ba  Sparta  erft  nac^  ber  SBe* 
fiegung  Sitzend  über  eine  anfe^nlid^ere  eigene  Jlotte  berffigte. 

?lber  alle  Hoffnungen  bc^  firoifoö  jerrannen,  afö  am  fünf* 
geinten  3;age  ber  Öefagerung,  ettoa  im  3anuar  546  ü.  &ft,,  bie 
©tabt  burd^  bie  5|Jerfcr  erftürmt  tourbe.  Äroifod  felbft  fiel  mit 
feinen  ©d^aften  in  ©efangcnfc^aft,  aber  auc^  er  tourbe  öon  bem 
©ieger  fd)onungöt)oU  beljanbelt,  ja  e^  l)at  ben  ?Infc^ein,  bafe  anä) 
feiner  gamilie  baö  ^Privateigentum  ber  3)t)naftie  belaffen  »urbe. 
S)ie  ©riechen  ^aben  too^I  erjol^It,  bafe  ber  geftürjte  filjber*Ä5nig 
t)on  Stt)xo^  jum  Xobe  auf  bem  Scheiterhaufen  üerurteitt,  auf  bem 
©Weiterlaufen  ben  9Zamen  beS  at^enifd^en  SBeifen  ©olon  ange* 
rufen  unb  f)ierauf  begnabigt  würbe,  aber  biefe  Srjä^lung  entfprid^t 
feinei^toeg^  ben  Xatfac^en.  35aö  SBorge^en  be$  ^^rod  bem  be* 
fiegten  Stroifod  gegenüber  fam  aUerbing«  in  ber  bamaligen  SBelt 
itner{)ört,  ja  unglaublich  Dor  unb  ber  priefterlid^e  S^ronift  Don 
©ab^lon  ^at  eine  S^erfion  berjeic^net,  berjufolge  ^oifo^  auf  ®e* 
^eife  beö  fit)ro6  getötet  totxhtn  foüte.  @ö  ift  immerhin  möglid^, 
baß  Sroifo^  felbft  feinen  f^aü  nic^t  überleben  unb  fid)  afö  ©fi^n* 
Opfer  ben  Wöttern  ein»eit)en  laffen  njoüte,  »orauö  bie  ^obo^ 
teif(^e,  bem  tt)irtlid)en  ©tanb  ber  S)inge  »iberfpred^enbe  Srjä^ung 
über  feine  SJerurteilung  jum  lobe  auf  bem  ©Weiterlaufen  unb 
über  feine  tounberbare  Errettung  i^ren  Urfprung  mag  genommen 
^aben.  3)ie  ben  ©reigniffen  jeitlic^  na^e  fte^enben  ©ried^en 
melben  faft  einftimmig,  bafe  Ä'^roe  ben  gcftüräten  S^berfönig  am 
Seben  lieft  unb  baft  ber  (entere  nod^  unter  Äambt)fe^  in  ber  aller* 
bingö  nidjt  ju  beneibenben  SloHc  eined  .f>öflingö  auftrat. 

DaÄ  gefamte  üpberreic^  mürbe  jefet  jur  perfifd^en  ^roüinj 
unb  jum  erftenmal  in  ber  ©efc^id^te  ftiefe  ein  oorberafiatifc^d 
SReic^  unmittelbar  an  bie  ©ifee  ber  Wried^en  an,  inf  onber{)eit  an  i^ren 
öftli^en,  an  ber  ionifd^en  Jlüfte  angefiebelten  Q^txQ.  ^rod  lieft 
eö  jmar  üor  bem  9lu^bruc^  be«  ^iege^  mit  Äroifo^  an  lodenben 
SSerfud^en  nic^t  festen,  bie  ©riedien  burd)  SSerfprec^ungen  an  feine 
©eite  ^erüberjujie^en,  aber  bie  3onier  Ief)nten  bie^mal  fein  Aner- 
bieten  ab.     3et;t,    nac^   ber  Gefangennahme   be§  firoifod,  waren 


«O.  XIII,  3  $eTfif4e  »enoalttmg  in  Schien.  19 

natürlich  bic  Orteten  ob  bcr  rafc^  ^cranna^cnbcn  ®cfa^r  ht^ 
ftürjt  unb  bicd  mag  bie  Sonier  unb  ftolcr  öcranlafet  ^abcn, 
Soten  an  Ä^ro«  ju  fcnbcn  unb  bcmfdbcn  bcn  ®e^orf am  unter 
®cbinflunflcn,  toxt  fold^e  mit  ben  StjberfÖnigcn  früher  t)ercinbart 
tourbcn,  anjubictcn.  2lbcr  Ätjro^  »ied  bic  SBotcn  hirä»eg  ab; 
blojä  SWilct  »urbc  bic  eigene  SSemaltunfl  unter  bcr  petfifd^cn 
Obcr^errfd^aft  bclaffen. 

3nj»ifc^cn  öerliefe  Ä^ro«J  fi^bicn,  na^bcm  er  mit  ber  SBcr* 
nniltung  bed  fianbcö  einen  ^erfer,  namenö  labalo«^,  unb  mit 
ber  Db^ut  über  bie  ©c^ä^c  bed  Sbcoifo«  einen  fi^ber,  Kamen« 
^aft^a«,  beauftragt  ^atte.  Ä^roö  gab  burc^  biefe  SWaferegel  !unb, 
baJ5  er  bic  Unterwerfung  t)on  ß^bien  ate  tJoUenbet  anfa^,  er  foUte 
fic^  ober  balb  überjcugcn,  bafe  mit  fitoifo^  »o^t  ber  Sönig,  aber 
nod)  nid^t  fein  Solf  befiegt  »ar.  3)enn  gleit^  nac^  feinem  ab* 
juge  griffen  bie  Sljbcr  ju  ben  SBaffen;  ?ßaft^ad  fetbft  fteflte 
fid)  an  bie  ®pi^e  bcr  ^lufft&nbifc^en,  benen  fid^  auc^  bie  Monier 
angefc^Ioffen  Ratten,  unb  belagerte  ^abalo^  auf  bcr  Surg  öon 
©arbeö.  ®a  entfanbte  Ät^röd  bcn  mebif^en  ^cerfü^rer  JWajare^ 
mit  SBerftärfung  nac^  St|bicn.  5ßa!ttjaiS  flo^  oor  ber  Übermacht 
JU  bcn  @ried)en,  Xabalo^J  ttjurbe  befreit  unb  bie  S^ber  entwaffnet, 
©eitler  ücrtor  baS  I^bifc^c  SBolf  feine  beräumte  ^cgdtäd^tigfcit. 
Stad^bem  fi^bien  entwaffnet  würbe,  griff  STJasarcS  auc^  bie  uneinigen 
®riec^en  an.  ®nige  öon  ben  le^teren,  bic  bcn  weifen  SRat  bc« 
5ß^^fi{cr«^  if^alcd,  einen  SSerteibigung^bunb  mit  bem  9ÄitteIpunfte 
gu  %to^  JU  fc^Iie^en,  üerfc^mä^t  ^aben,  ergaben  fic^  freitoidig  ben 
?ßerfern,  anbere,  griene  t>oxan,  Icifteten  ücrcinjclt  SEBiberftanb. 
yiad)  bem  ^Iblcben  bcd  9){ajarc«^  fe^te  ^arpagod  ben  stampf  fort, 
bemächtigte  fic^  nad^  tapferer  9(bwe^r  ^^otäa'd,  ^cod'  unb  anberer 
©tdbtc  ber  Monier,  beren  SBcwo^ncr  teitö  nac^  bcn  fernen  3Beftcn 
au^wanbertcn,  teil«  jur  Unterwerfung,  2!ribut  unb  üeiftung  ber 
^ccrcöfolge  an  bie  ^erfer  gcjWungen  würben,  ^adfelbc  ©c^id* 
fal  traf  auc^  bic  ^nfclbcwo^ncr;  blog  (£^io«  erfreute  fic^  nadi^er 
glimpflicherer  ^cbingungen.  9(ud^  Slaricn  unb  Sofien  waren  gegen 
bic  ^erfer  aufgcftanbcn.  Äarien  unterwarf  fic^  ^arpagoö  o^ne 
Äampf,  bie  ©täbte  ber  2t)Iier  Icifteten  aber  SBiberftanb,  in  erfter 
Sinie  XantI)o«  unb  ftauno«.  SKit  ber  erblichen  i^erwaftung  bcr 
eroberten  Sänber  würbe  »^arpago«  betraut. 


20  3.  83.  ^xbM,  t^tod  ber  ^xofit.  «O.  XlII,  & 

S)urc^   bic  Eroberung  ß^bicnö  »urbe  ©ab^Ion  in  feiner  po* 

litifc^cn  @jriftenj  aufg  äu^erfte  bebro^t.    Äbgefe^en  öon  bcm  cnt* 

tarnten  ^g^pten  f)attt  ed  feinen  |>inter^alt  mc^r  unb  ber  angriff 

ber  ^crfer  toax  jeben  Slugenblicf  }u  ertoorten.     ©nen   SJorfiofe 

unternahmen    bie  5ßerfer  bereite   im   Jrü^ja^r  546  ö.  S^r.  öon 

^lam  auö  unb  in  gred^  würbe  ein   perfifd^er  Statthalter   ein- 

gefeßt,  aber  öorber^anb  rid^tete  §tt)xo^  fein  Jlugenmerf  auf  ba^ 

meiftenteil^    ftammöerwanbte    Dftiran,      (£^   fte^t  je^t   feft,   baß 

9Äebien j^   9}?ac^t   nie   über  bie  grofee  ®al jtoüfte  ^inau^reic^te ;  im 

fernen  DfOiSbeden  blühte  baö  SReic^  SBaftrien  auf,  ba^  auc^  in  ber 

5)?argifd|en  SKüfte  gebot.    Die  (Spftenj  biefe^  arifc^en,  burc^  feine 

Äultur   ^eröorragenben  SReic^eö  ift  fraglos,   aber  bic  gefc^id^tlid)e 

Überlieferung  ift  naimu  gänjlic^  üerflungen.    9llö  ein  fianb  bce 

Dftenö  tDirb  jmar  S9attrien  in  9tt)efta  öftere  genannt  unb  in  ben 

?)afcl^t  fommt  and)  ein  Äönig  üon  Saftra,  namens^  Siiftafc^pa,  uor, 

ber  irrtümtid)   bem  glcidjnamigen   Sld^ämeniben   gteid^gefc^t  loirb, 

aber   fonft   toirb    abfohit  nic^tjo   über  93aftrien   berid)tet;  lebiglid) 

entnehmen   mir  ber    großen    Se^iftuninfdjrift    be^   2)areio^,    baß 

bei  feiner  3;^ronbefteigung   ©attrien   mit  9)?argiana   aU   ein  be= 

fonbercö,  oon    einem   Satrapen   oerroaltete^   ©ebiet  bem  ^^3erfer«= 

reid)  einöerleibt  tuarb,   ein  i^organg,   ber  ben  ÜRürffd^Iufe  geftattet, 

baB    93aftrien     unter    Ät)ro^    al^    ein    felbftänbig    abgegrenjteö, 

Don   einem   bcfonberen   Öanbpfteger   Dermaltete©   Staatsgebiet   er* 

obert  mürbe.     9?orböftüc^  öon  Saftrien  t)auften  arifc^e  Stämme 

ber  Sogbcr,  in  ber  Umgegenb  beö  ^amunfeeö  ber  §araiüa*Slreier, 

oranger,    9lrad|oten    unb    Säten.     S)iefc    Stämme    maren    oor 

Äl)roß'   9Iuftreten   felbftänbig,    aber    beim    SRegierung^antritt   bei^ 

2)arcio!ä  ää^Iten  fie  bereite  ju  perfifd)en  ^rooinjen.    yiad)  ^ero» 

bot,  ber  ^ier  einer  guten  perfifdjen  Cuelle  folgt,  untermarf  ft^rod 

unmittelbar  nad)  bem  lt)bifc^en  Kriege  bae  „obere  ?lfien",  inbem 

er  ein  3?olt   nac^  bem   anbern  übermültigte.     'Die  9?ieberlaffung 

Ät)refc^ata  am  3a<rarted  beioeift  burd|  i^ren  Siamen,  bafe  fie  ent* 

meber  üon  Ä^ro^  felbft  ober  atö  Denfmal   feiner  (Eroberungen  in 

Sogbiana  angelegt  mürbe.    (£d  ^at  fic^  aud^  eine  (^innerung  an 

Den  Äampf  bes  Äqroö  mit  ben  Drangern  ermatten.    Daö  einftige 

iReid)    ber   99aftrer   erhielt   je^t   mit  9J?argiana  einen  königlichen 

Statthalter.    Drangiana,  3Irien,   S^oraömien,  Sogbiana,  ?lrac^o* 

fien,  einzelne  Stämme  im  ®ebietc  bes  $)amunfee^,  mie  bie  Satta« 

gi)ben,   unb   3Wafa   im   fpäteren   fogenannten   ®ebrofien    bilbeten 

feitljer  felbftänbige   Satrapien.     Der  93creic^   biefer  (Eroberungen 


tlO.  XIII,  8  eiübcrung  öon  Dftiran.  21 

TOiirbe  burcft  ben  Jlufelauf  bee  Sajarte^  unb  Snboß  begrenjt,  bie 
Ät)ro0.  wie  toir  aniiel^men  bürfen,  alö  Suftcrftc  ®rcnje  feinet 
?Rctd^e^  in  ?luöficf)t  na^iii. 

SBic  lange  bie  Äämpfe  in  Dftiran  bauertcn,  ift  nid)t  auö* 
iumacf)en.  9?atürlirf)eni)eife  na^m  bie  Sraberung  unb  Drganifa* 
tion  auögebel)nter ,  uon  cinanber  burd^  SBüften  unb  ©teppen 
obgetrennter  ®ebiete  mehrere  Saläre  in  Slnfpruc^.  Unter  foli^en 
iser^ältniffen  mag  9?af)onneb  Don  SJab^Ion  bie  öon  Dften  ^er 
jeinem  9teid)e  brol)enbe  ®efa^r  unterfd^ä^t  l^aben.  3Enbem  et 
feine  Ätaft  in  ©treitigfeiten  mit  ber  mäcf)tigen  ^riefterfc^aft  t)cr* 
geubete  unb  ben  eingettjutjelten  9lberglauben  feines  SSoIteö  burc^ 
bie  Öeöorjugung  ber  alten  ®ötter  unb  SSernad^Iäffigung  be^  bab^* 
lonifc^en  ®ötterfreife<^  auf  t)arte  ^obe  ftellte,  ging  Jlt)roö  fe^r 
be^utfam  üor.  Der  oerläfeli^fte  unter  ben  perfifd^en  ©tammfürften 
®obrt)aö  mürbe  an  bie  ©pi^e  ber  SSermaltung  oon  3lff^rien  ge* 
fteUt,  meldiegf  bie  Xigriöfurten  be^errfc^te,  unb  mit  ben  unju» 
friebenen  ©lementen  in  S8abt)Ion  tjatte  man  SBerbinbungen  ange* 
fnüpft.  3)ie  in  bab^Ionifc^er  ®efangenf^aft  lebenben  3uben 
erfreuten  fic^  jmar  einee  grofeen  SSo^Iftanb^  unb  betrieben  mit 
©ifer  §anbel,  aber  bie  .t)offnungen  auf  bie  SßJieber^erftellung  ber 
Stabt  3erufalem  unb  be^  2^empelö  erhielten  burd^  bie  (£robe== 
rungen  bes  Ät)ro0  unb  burift  feine  ben  SBabtjIoniern  feinbfelige 
Stimmung  neue  9?a^rung.  3n  ben  ©euterojcfajanifd^en  ifizbtn 
mirb  Äl)roig  aU  ber  gottgefenbete  Wann  genannt,  ber  bie  Suben 
in  i^r  SJatertanb  freilaffen  mirb,  mir  muffen  ba^er  annehmen, 
ha^  jmifcften  i^m  unb  ben  3uben  SBejie^ungen  angefnüpft  mürben. 
l)ie  bab^Ionifd^e  ^riefterfd)aft  in  itjrem  (Sifer  ^atte  es  überfe^eit^ 
t>Q^  fie  mit  ber  Stellung  beö  öer^afeten  Äönigö  auc^  bie  ©elb== 
ftänbigfeit  be^  2anbe^  preisgab,  9?abonneb  bagegen  mar  um  bie 
©idjerung  ber  ©renken  beforgt  unb  fein  ©o^n  Selfdjaruffur,  ber 
©elfd^ajar  ber  99ibel,  bejog  mit  bem  babtjlonifd^en  ^eere  baö  fiager 
an  ber  SRorbgrenje,  mo  ber  ^auptan  griff  ber  ?ßerfer  ertoartet 
mürbe. 

3nt  3al)re  539  ü.  üifi,  mürbe  ber  lange  geplante  Singriff 
Dorgenommen.  Ä^ro^  fe^te  über  ben  J^lufe  ©ijata,  brang  mit 
feinen  Xruppen  in  ba^  ®ebiet  oon  ©ippar  ein  unb  lieferte  9?a- 
bonneb  bei  Dpiö  am  Äanal  5Rifallat  eine  ©d^lad^t.  Die  ®abt)* 
lonier  mürben  gefc^lagen,  SWabonneb  fuc^te  fid)  nad^  SBorfippa 
.^u  retten,  ©ippar  fiel  o^ne  ©c^mertftreid)  in  bie  §änbe  be« 
©ieger^  unb  in  9Iffab  brae^  gegen  9labonneb  ein  äufftanb  aud. 


22  3   S-  lirÄkf.  ffqiM  ber  »to&c.  flO.  Xllt,  3 

(SobrQas,  ber  tKtfift^e  Stammfürft  unb  bamalä  Statt^Itei  oon 
^ff^rien,  eilte  mit  bem  perfifdieii  ^oitrab  gegen  ^ab^lon  iinb  bie 
ungeheure  S^ftiing  ergab  fi^  ben  *IJet(eni.  5)iefe«  Sreigniä  fam 
ben  3^'9«i°ff'i  f^  unglaublich 
Dor,  bo6  SrjQ^tungeii  in  Umlauf 
gefegt  mürben,  bie  bie  Sinna^me 
bet  ©tobt  einet  Überliftung  buti^ 
bie  Werfet  ju((^rictien.  9uf  biefe 
333«ife  mitb  bie  (Stjä^lung  über 
9(BIeitung  beä  ©up^Tatroaffetd 
butd)fl^toö  bei  ^robot  entftanben 
fein.  @d  ift  immerhin  bie  3^ennu' 
tung  anfpiec^nb,  baB  Ü^obr^aS 
bai  EBaffin  uon  @ippar  aufgelaffen 
unb  bun$  ^bfütiTung  be$  i^u|- 
Rxtffer^  in  ))araUe[  laufenbe  Sa= 
näle  bie  ^ab^Ionier  eingefc^üc^tert 
^at,  roorauf  am  16.  Xifti,  etioa 
SInfang  Oftobet,  bie  <£tabt  fapi> 
tuliette.  9tur  ba«  ()arf  befejtigte 
fifinigäuiertel  f)ielt  no(^  unter 
bem  .ttönigäfo^n  ^elfajat  ftanb. 
Slabonneb  feßte  Don  Sotfippa  au* 
ben  itampf  fort,  mürbe  aber  ge* 
fangen  genommen,  ©ein  roeite' 
leS  St^idfal  ift  unbefannt  "ißt' 
reit«  am  3.  SDiaidieft^uan  ^ielt 
Jtqroä,  Don  ben  ^JJrieftern  unb 
bem  Siolfe  mit  Subel  begrübt,  fei» 

nen  ©injug  in  ®abi)lon.  %d}t  läge  nacfe^er  na^m  Wobnjaö  bae 
föniglit^e  ^fiertel,  raobei  ^etfctiagar  ben  ©olbatentob  gefunben  f)at. 
?(iif  foldje  Sieife  mürbe  in  nidjt  gonj  sloanjig  3a^ren  ba« 
gefantte  ^öorbetafien  üon  Hijro«  unb  beffen  ^ßetfern  erobert.  Sbet 
bet  finge  ^etfafürft  uertiel  bie  SufeftQpfen  feiner  affijrifcften  ®0f 
flänger  unb  nwr  eifrig  beftrebt,  feine  ^etrfc^aft  in  ben  ?tugen  ber 
iUßlter  nicftt  ül*  Stoberung,  fonbem  lebiglic^  ali  ^Eiinaftiemet^el 
etft^einen  ju  laffen.  Üliot^  mebr  aU  in  3Jiebicn  gab  fit^  filfrois  in 
iSab^lon  für  ben  gefetilic^en  9Ia(^fD[ger  beä  9Iabonneb  and  unb 
ber  blinbe  Sifet  bet  SRarbufptiefter  ^at  i^m  babei  öortrefffit^ 
iEicnfte   geleiftet.    ©t   liefe    bafl   9Jeid(   S^abylon  forme0  befte^n. 


aC.  XII1,3  einnähme  Don  «obiibn. 


9(iii.  b.    Xici  9)af1amjqlinbc[. 


na^m  bcn  Sitel  eineö  Äönig^  üon  ®abt)fon  an,  ber  btc  fctbftänbigc 
bab^Ionifc^e  @pont)mie  jur  3?oraugfe^ung  ^attc,  fo  ba§  er  fi^ 
f eitler  Äönig  öon  Sab^Ion,  Sönig  ber  Sänber  nannte  unb  biefe 
litttlatur  biö  auf  Xerjeö  I.  al^  rec^tmöfeig  angefe^en  tourbe.  2)er 
3;itcl  „Äönig  ber  Sänber"  bejeid^netc  bie  .^errfd^aft  über  ganj 
SBorberafien  mit  3lu<gfcl^Iu6  öon  ®ab^Ion  unb  bie  (Sinna^me  bicfcr 
allgemein  aU  geiftlid^e^  3^"*^""^  9lfieng  unb  gef|eiligter  (Sötterfi^ 
^od)ge{|aItenen  ©tabt  mar  ju  feiner  ©infü^rung  am  beften  geeignet. 
?luf  biefen  Umftanb  ()in  mirb  mol^l  bie  'Jatfad^e  jurücfäufü^rcn 
fein,  ba§  Ätjro^  unb  feine  SRac^foIger  fogar  ben  Sitel  eineg  Äönig* 
Don  SBab^Ion  jenem  ber  Sänber  öoranfteüten.  Sb)xo^  fafete  fomit  unter 
ber  ©ejeid^nung  „Sänber"  ben  ganjen  S^omplej  feiner  ^rrf^aft 
auf,  in  meld^em  aber  93abl)lon  eine  beüorjugte  Stellung  einnahm;  er 
mar  auc^  beftrebt,  jmifd^en  ^erfien  unb  !8ab^Ion  eine  9lrt  ^erfonaU 
Union  befte^en  ju  laffen,  bcren  Slusbrudt  in  ber  (Ernennung  bci^ 
jur  9?ac^foIge  berechtigten  ©o^neö  Jtambl)fe^  jum  Äönige  oon 
SBab^Ion  ju  erfe^en  ift. 

St^roö  mar  nicf|t  alö  (Eroberer  nadö  öabtjlon  eingebogen, 
©ein  erfteö  9Berf  mar  bie  9Sertünbung  beö  grieben^,  ber  ber  gür* 
forge  beö  jum  Stattfialter  t)on  Sab^Ion  befteßten  (Sobrlja^  anoer«' 
traut  mürbe.  Sine  gemiffe  UnMar^eit  liegt  aUerbingd  in  SSertjält* 
niffen,  bie  Ä^ro^  in  Sabljlon  eingefüf)rt  ^at:  an  einer  Seite  fte^t 
fein  So^n  alß  fiönig  oon  ©abt)Ion,  an  anberer  fein  l^ertrauend* 
mann  al^  Statthalter.  35ie  ©rftärung  bietet  einigermaßen  bie  3n=* 
fc^rift  be«^  9iaffamjt)linber^,  bie  über  bie  S?orgänge  mä^renb  ber 
erften  iage  ber  perfifc^en  §errfd)aft  Sluffc^lufe  gibt.  35emfelbett 
jufolge  teerten  bie  ®ötter  oon  9itfab,  meiere  9?abonneb  nad)  95a* 
b^lon  ^erabgefü^rt  tjatte,  in  i^re  Stäbte  jurüct,  nac^  ber  bamaligen 
bab^lonifc^en  ?luffaffung  im  S^^^^'  ^^6  Mabonneb  bie  frcmben 
©Otter  eingeführt  ^atte.  SWarbuf  ftanb  an  ber  Seite  be^  ft^ro^, 
ber  „feine  §anb  ergriffen  ^at",  er  blicfte  „auf  bie  ^^aten,  bie 
fegen^üoUen,  unb  auf  feine  (be<i  Stt^xo^)  geredjte  $)anb  .  .  .  Seinen 
(beö  ft^roÄ)  3"9  "öd)  .  .  .  Sab^lon  befahl  er".  3Bir  erfe^en 
barauö,  baß  fid)  ttl)rofi^  allen  formellen  ^4[^erpflici^tungen  eine^  gcfe^ 
mäßigen  ftönig^  oon  95abi)lon  unterjogen  ^at,  bafe  er  bem  alten 
f)er!ommen  gemäß  bie  ,^anb  bed  Sei  ergriff  unb  baß  er  Don 
ber  ^JJriefterfc^aft  unb  bem  SSolfe  als  König  an  SJabonneb^  Stelle 
anerfannt  mürbe.  Siabonneb  mürbe  banac^  nid)t  nur  gefd^lagcn 
unb  gefangen  genommen,  fonbern  oon  ber  5)?riefterfc^aft  megen  an* 
geblid)en    J^reoel^  gegen  9)iarbuf  unb   fein   babt)(onifd)e^  ©ötter* 


$10.  XIII,  3  Ih^tod  in  ^b^Ion.  25. 

gcfolfle  bc^  Z\)xom^  Dcriufttg  erflart  unb  Jil)ro^  an  feiner  Stelle 
unb  im  SRamen  bed  aRarbu!*93eI  jum  Äönige  tjon  ©ab^Ion  auö* 
gerufen.  SRocJ^bem  Ä'^ro^  bie  §änbe  be«J  ©el  ergriffen  f^aitt,  toat 
er  nac^  ber  bab^Ionif^en  SRed^töanfd^auung  bered^tigt,  feinen  ©ol^n 
jum  Äönige  öon  SBab^Ion  ju  ernennen  unb  i^n  in  biefer  ©igen* 
fc^aft  and)  bie  öorgefd^riebenen  fiiiltöerpflid|tungen  öerrid^ten  jii 
laffen.  38ir  befinben  un^  im  glücflid^en  öefi^e  eine«  Äontraft^ 
täfeld^enö  (fitjroö  9ir.  XVI  bei  ©trafemaier;  ögl.  meine  ^or* 
fd|ungen  jur  ®efci^icl^te  beö  Altertum«  1, 27  fgb.),  bo«  in  biefer 
grage  bie  entfd^eibung  abfc^Iie^enb  treffen  läftt,  benn  in  biefem 
ftontrafttäfeldben  loerben  gleic^jeitig  ba«  crfte  Sa^r  öon  Ä^ro«, 
Äönig«  ber  fiänber,  unb  ffambijfe«,  ftönig«  öon  Sabt)Ion  er* 
toä^nt.  (Segen  biefe  gang  beftimmte  ?lnnal^me  mufe  jeber  ß^^^f^ 
t)erftummen.  SBa^rfd^einlid)  tourbe  ftambt)fcö  mit  bem  Xitel  eine« 
itönig«  öon  95abt)Ion  ou«geftattet,  um  Ät)ro«  al«  Äönig  bei  ge* 
n)iffen  3^i^^"^onien  ju  üertreten,  ba  biefe  Xitulatur  noc^  mä^renb 
be«  erften  3a^re«  be«  ÄQro«  n^ieber  erlofd^. 

aWit  8abl)Ion  würben  and)  bie  bi«^erigcn  babt)Ionifrf|en  3Beft*» 
länber,  SOiefopotamien  unb  ©tjrien,  bem  ^ßerferreid)  einöerleibt. 
3)ie  ftönige  unb  Sßetoo^ner  biefer  Sänber  brad^ten  Xribut  naä)  93a* 
bXjlon  unb  ^ulbigten  Äpro«.  6«  finb  barunter  bie  ftönige  öon  Tloab, 
(rbom,  ^litjilifteren  unb  ben  ^^^önijierftäbten  ju  üerfte^en ;  infonber* 
^eit  mürben  in  It)ro«  Stönige  unb  SRic^ter  öon  ftt)ro«  al«  ftönig 
Don  99abl)ton  befteUt.  5)urd^  bie  ?ßotitif  mürben  biefe  ©emo^ner 
'Stjrien«  für  5ßerfien  gemonnen,  ein  bei  ber  bamal«  bereit«  in  3tu«'= 
fic^t  genommenen  Sjrpebition  nad^  ^g^pten  nic^t  ju  unterfd^ä^enber 
Umftanb.  Der  Sd^Iufeftein  biefer  ^oKtif,  gemifferma^en  ber  3ln«» 
fang  be«  ?lngriffe«  auf  §[gt)pten,  ift  in  bem  SBer^alten  be«  ftpro« 
gegen  bie  in  Sabt)(on  gefangen  gehaltenen  3uben  ju  erfe^en. 

35ie  Jpoffnungen  ber  in  ©abtjlon  lebenben  3uben,  ebenfo  mie 
bie  feinen  9Jamen  üer^errlid^enben  a33ei«fagungen  maren  Stjro« 
TOO^l  befannt,  unb  c«  mar  eine  feiner  erften  ^errfd^er^anblungen 
in  ^ab^Ion,  bag  er  jur  Stüdfefir  ber  ^uben  nac^  Serufalem  unb 
jur  SBieber^erftellung  be«  Icmpel«  feine  (SinmiUigung  erteilt  l^at. 
S)ic  3uben  follten  ben  ^^^erfern  untertänig  bleiben,  fic^  ober  in  natio* 
naien  unb  fultifd^en  ?lngelegen^eiten  einer  befd^ränften  ©elbftüer* 
maltung  unter  ber  Dberauffid^t  eine«  bem  perfifd^en  Statthalter 
unterfte^enben  JBeamten  erfreuen.  Sereit«  im  Sü^re  538  t).  6^r. 
erliefe  5l^t)ro«  ben  berühmten  SSefe^l,  ben  lempel  be«  @otte«  in 
3erufalem  in   genau   angegebenen  5)imenfionen   auf  feine  ftoften 


26  3-  «.  *rÄäef,  Ä^co«  bcr  ©rofec.  «£.  XIH,  3 

aufzubauen,  unb  bie  einft  t)on  dtebufabnejar  auS  bem  ©alomo-* 
nifc^cn  Xcmpcl  locggefü^rtcn  unb  nac^  SBab^Ion  gebrachten  golbenen 
unb  filbernen  Geräte  jurücfjufteQen.  ©(eic^fam  n^urbe  ben  babt^ 
lonifd^en  3ubcn  geftattet,  nad|  ber  §cimat  i^rer  Säter  jurürf jufe^ren 
unb  fid^  in  bem  tt)üft  liegenben  3erufalem  unb  in  ber  Umgegenb 
anjufiebeln.  Unter  ber  ficttung  öon  jttjölf  ^heften,  an  beren  ©piftc 
ber  3)aöibibc  3ctubbabel  «nb  ber  3obofibe  3ofua  ftanben,  jogen 
im  3a^re  537  o.  E^r.  42360  freie  3»dnner  mit  i^ren  ^amilien 
unb  @f(ai?en  nad^  3erufa(em;  mit  ber  ^ioUiie^ung  be$  fönigßd^en 
Srlaffe^  ttjurbe  ein  fdniglic^er  ©eamter,  namens  ©c^efd^baffar,  beauf« 
tragt.  3)a  nun  bie  3uben  bie  SKad^fommen  ber  im  Sanbe  ücr» 
bliebenen  3^raetiten  uon  ber  3;empelgemeinf(l^aft  auÄjufc^lie6en  be* 
ftrebt  njaren,  bie  äbgemiefenen  aber  ©efc^loerbe  an  ben  Äönig 
ergriffen,  mar  ber  2^empefbau  inö  ©tocten  geraten,  ©in  betratet* 
tid^er  Steil  ber  Suben,  meiftenteife  ^anbeteleute,  üerblieb  in  SBablj* 
Ion  unb  größeren  ©täbten  be^  9ieic^d.  ^übifc^e  Kolonien  in  ^abt)* 
Ion,  @ufa,  SIgbatana,  SR^agä  fommen  bereite  unter  Xerje^  I.  oor. 


9?aci^bem  nun  ba^^  gefamte  äJorberafien  untermorfen  morben 
mar,  traf  St\)io^  ^Vorbereitungen  ju  bem  entfc^eibenben  angriff 
auf  ?Ig^pten  unb  übergab  beffen  Seitung  feinem  tatfrdftigen  ©o^n 
Äambt)fc«J.  S)ie  Analogie  mit  ben  gelbjügen  gegen  fi^bien  unb 
®ab^Ion  läßt  aud|  ^ier  ber  begrünbeten  i^ermutung  JRaum,  baß 
Äi)ro^  erft  nac^  grünblic^er  ©rmägung  ber  einfc^Iögigen  i^er^ält» 
niffe  unb  naci^  aUfeitigen  Vorbereitungen  ben  entfcf)eibenben  ©d)Iag 
gegen  baö  morfd)  gemorbcne  5ßI|araonenreic^  ju  führen  entf^Ioffen 
mar.  3)a  er  aber  mit  ber  Untermerfung  ber  Steppenftämme  im 
9?orboften  feinet  Meic^e«^  ooUauf  befd)dftigt  mar,  unb  bie  alö  Vor* 
auöfe^ung  bed  geplanten  3"9^^  "^^  ng^pten  ju  betrad)tenbe 
Crbnung  bcr  5)inge  in  bem  ®renjlanbe  ^Igtjptenö,  in  ^aläftina 
unb  ©tjrien  —  mie  feit^er  bie  perfifd)e  Satrapie  „jenfeitö  bei$ 
Stromes^"  üulgär  genannt  mirb  — ,  meiere  Satire  in  Änfpruc^ 
nehmen  mufete,  beauftragte  Äl}rod  feinen  @o^n  Äamb^fed  mit  ben 
nötigen  Vorbereitungen,  ja  ju  Snbe  feiner  ^errfc^aft,  at«J  er  fid^ 
felbft  an  bie  Spi^e  be^  ^eereö  fteUte,  um  bie  unbänbigen  9loma« 
ben  bee  Sajarteegebieteg  ju  paaren  ju  treiben,  ernannte  er 
in  Vefolgung  eine«  bei  ben  ^^erfern  I)crfömmlic^en  ©efejed, 
meld^eö  ben  ftönig  oerpflid^tete,  oor  einem  gelbjuge,  ben  er  felbft 
JU  führen  bie  ?lbfic^t  ^atte,  feinen   9?ac^foIger  ju   ernennen,  i^n 


HC.  Xm,  3  Kdto«'  %ob.  27 

f,um  ätet^äoeitoefer,  bei  fpejiell  mit  ben  i^DitKteitungen  ju 
bem  äg^tifc^en  ^Ibjuge  betraut  toai.  Sfqroä  felbft  jog  nac^ 
bem  äugeiften  S^ocboften  ber  bamold  befannten  ^elt  gegen 
roenig  betannte  Siomabenftämme  am  red)ten  Ufer  beä  3osortefi. 
(£ä  ^anbelte  fit^  ntdit  um  (Srobeiungen,  fonbein  ki^rod  iDoUte 
ben  iSinfäHen  ber  9iomaben  in  bü*  i^m  unterroorfene  reiche 
Stulturlonb  am  Ojo*  ein  S^tl  Jeßen.  Mu«  ben  fpärlit^en 
iDueQen,  bte  und  barüber  überliefeit  nioiben  finb,  er^eQt  nur 
io  triet,  büfe  fi(%  bie  Don  ben  ^^'i*'^"  toUeftiO  al&  <Batet 
bejeii^neten  Stomaben  tapfer  Derteibigten  unb  bag  im  Kampfe 
mit  i^nen  im  ^o(^fommer  beö  3a^reä  530  u.  6^r.  Storno 
felbft  feinen  Untergang  gefunben  ^t.  ^ie  liRat^ric^ten  über 
feinen  Xob  getien  toeit  augeinanber;  ali  Xatfadje  barf  nur  bc 
Rauptet  »erben,  ba|  er  in  ben  nörbfic^  non  9EWargiana  ge[egenen 
Steppen,  enttoeber  bereite  beim  <£inbruc^  in  baä  <8teppenlanb, 
ober  bur(^  flarie  (öegenioetir  ber  Slfomaben  jum  Äödjug  gesroungen, 
in  einem  Xreffen  Dentjunbet  nmrbe  unb  balb  barauf  geftorben  ift. 
5>er  mächtige  ©rofaerer  erlag  )onad)  ben  im  Äampfe  mit  ben 
9tomaben  erhaltenen  33iunben  unb  »urbe  in  $afaigabä  bei-^ 
gefegt,  mo  fein  ®rabmal  noc^  jur  3eit  ber  mafebonififttn  Srobe* 
rung  unwrfe^rt  baftanb.    SRit  bem   in   einiger    Sntfetnung  Don 


'^66.  6.    "XXii  logenonnte  <Srab  bei  H^id^. 

■iWurg^b  auf  ben  Xrümmern  eine«  antifen  ^alafle«  befinbUt^en 
unb  mit  einer  furjen,  auf  einen  näf)er  ni(t)t  bejei^neten  Stänig 
flqrirö  aM  bem  fiaufe  bei  ^cftämeniben  bejug  tjabenben  Snfi^rift 
Derfe^enen  Äenotop^  mirb  baß  Don  ben  Segleitern  beä  91Iejanbet 
bef^riebene  Wrabmal  fcömerlii^  ibentifd)  fein.  G«  mürbe  mit 
;Hec^t  toon  aBeifebad)  tjertorgef)oben,  ba^  ber  ^ier  genannte  Aqro§ 


ben  i£itel  eineS  fiöntgd  ber  Sänber  titd|t  fü^rt,  bemnac^  meit  e^et 
für  Sttfxo^  bcn  Süngcrcn  in  Slnfpruc^  ju  nehmen  fei. 

$t)ro$  l^at  üon  S^^offonbanen  jtpei  ©ö^ne,  ^omb^fe^  unb 
SJarbija,  unb  brei  2:öc^ter,  9Uoffa,  eine  }»eite,  bic  mutmafelid^ 
9lofQne  ^icB,  unb  ?(rtt)ftonc,  ^interlaffcn.  9iod^  toä^rcnb  feiner 
Seben^jeit  ^atte  fi^roö  feinen  alteren  @oön  ftamb^fe«  jur  9^ad|foIc|e 
beftimmt  unb  mit  ben  jmei.  älteren  3;öcf|tem  öermä^It.  3)er  jüngere 
©arbija  »urbe  alö  Statthalter  mit  ber  SSertt)aItung  be^  einfügen 
"Sütid)^  t)on  Saftra  betraut.  Slaffanbane  mar  i^rem  ®ema^I 
im  Xobe  üorongegangen. 

(£ine  große  gefc^id^tlidie  (?*eftalt  ^at  burd^  Si^roÄ'  Job 
if(r  ®nbe  gefunben.  ?llö  ISroberer  ^at  er  feine  babtjlonifc^en, 
aff^rifd)en  unb  äg^jptifc^en  SBorgänger  n)eit  fibertroffen  unb  ein 
ÜBeltreid)  geftiftet,  bafe  fid)  allen  Unbilben  ber  3^^^  h^^  3;ro|, 
burc^  jmei  DoQe  3a^rt|unberte  atö  lebensfähig  erinied,  atö  @taats^^ 
mann  ftefjt  er  aber  einjig  ba.  ©ein  SReic^  bebeutet  einen  großen 
5ortfd)ritt  in  ber  ©efc^ic^te  ber  9)?enfc^^eit  unb  infonber^it  ber 
juribifcf|*fojiaIen  ?(nfd^auungen.  Ä^roS  ttjar  ein  gewaltiger,  uon 
(^lücf  begünftigter  Eroberer,  ber  toä^rcnb  jmeier  furjer  SDejennien 
baS  gefamte,  bamalö  befannte'  ^öorberafien  unter  feinem  ©jepter 
Dereinigt  ^at,  er  h>ar  aber  dud)  ein  meitblictenber  ©taatSmann, 
ber  mit  ben  ber  Ü?ergangen^eit  entnommenen  9J?uftern  gebrochen 
^t,  feine  (Eroberungen  aud|  noc^  mit  bem  ©d^ein  ber  Legitimität  ju 
ftüfeen  beftrebt  mar  unb  ben  eroberten  ©taaten  ein  getoiffeS  SKafe 
oon  ©elbftänbigleit  beliefe,  inbem  er  überaß  aU  legitimer  Stönig 
auftrat  unb  lebiglic^  bie  benfelben  einverleibten  fiänber  als  ^o* 
uinjen  feineS  „SReic^eö  ber  fiänber"  organifiert  ^at.  6r  »ar  in  allen, 
feinen  J^fern  ein  5ßerfer.  SBenn  mä^renb  ber  fejjten  5)ejennien  auf 
ÖJrunb  einiger. monumentaler  eingaben,  bie  nic^t  gut  erHärt  »urben, 
bie  perfifd^e  ?lbftammung  beS  Ätjroö  in  3^^if^^  fl^jogen  unb  er. 
felbft  für  einen  Glamiten  ausgegeben  mürbe,  fo  ift  biefer  ©rflärung 
ber  Umftanb  entgegen ju^alten,  bafe  bie  i^r  als  ®runblage  bie* 
nenbe  SSorauSfeßung  ber  ^errfc^aft  ber  Ä^ämeniben  in  Slam  öor 
,Vlt)roS  feineSfall«^  ben  latfad^en  entfprid^t  ^ie  SBorfa^ren  beS  Stt)xo^ 
^errfd^ten  biofein  ?lnfd)an,  ber  gröfeere  Seit  6IamS  mürbe  bagegen 
oon  einem  ^^errfd^er^auS  Vermaltet,  meld^eS  unS  ben  92af^meiS 
feiner  (Sjiftenj  in  ben  Snfd^riften  üon  3Ral  ämir  ^interlaffen  ^at. 
3)iefe  J^ürften  von  ÜRal  ?Imir  nennen  fid^  U^apixAia,  bie  einjige 
un<5  erhaltene  Angabe  ber  ?Uten  über  bie  ?lbftammung  bcS  fitiroS, 
bie  beS  Seroff oS  bejeid)net  ifju  aber  auSbrürflid)  als  „eingeborenen 


«C.  Xlll,  3  atfxoi  ein  «(tftT.  29 

Werfet".   'flU  «ßerfer  ftiftete  Äijroä  ein  groM  Slfltionalreit^,  inbem 

et  au«  bet  '^littt  feinet  S^öltsgenoffen  gcöBtenteti«  feine  ^ft**^«"« 

unb  ©attQpeti  jii  rodljlen  pflegte,  bie  ^etfet  als  ^ettfdjenbeö  iÖolf 

0011    allen    Steuern    unb 

@aben  befreite  unb  fie  le- 

bigtid^  jut  öeerfolge  Der» 

pflidltete.    «lö  «etflütuns 

für  i£|te  3)ienite  etljielten 

bie  *4^erfer  üänbeKien  in  et^ 

oberten  üönbetn,  fpejteU  in 

ü^bien,  mo  eine  ^ijtfanifdie 

yfieberlaffung  am  *lJibofo6 

iinb  an  einigen  gufiüffen 

bee  öermoö  erwähnt  loirb. 

formell  netblieb  'üQ' 
batana  bet  Sanfl  einer 
iKefibenjftabt,  wo  baö  fö= 
iiiftlic^e  ^rcf)iD  unbi£ct)QB- 
^,auö  uittetflebtatfit  rout« 
öen,  ebenfo  Sabijlon,  aber 
tatfüc^lid)  lief  betben  pet= 
jifdten  «täbten  bie  neue, 
nod)  in  Jtümmetn  er^al= 
tene,  Htönunfl?»  unb  S^e» 
iiräbniöftabt  ^arfargabä 
ben  'Vorrang  ab,   ju    ber 

jic^    aud)    bfl«   elantitiftftc       «i)li,7- ■JctioflenQiinli-WtolifleinbrSÄiiios. 
«uffl    gefeUt     öflt-     2)ie 

iiülionalen  Snftitutionen  blieben  beitet}en,  ja  fogat  nationale  ^t)' 
iiflftien  in  meuteren  Üänbetn,  wenn  fie  auc^  bet  Cb^ut  perfifcfter 
«totl^ltet  untetftelll  toutben. 

t£a  roaren  gemit;  tlug  etfonnene  tSinridttungen,  bie  ben  untet^ 
rootfenen  ^öltetn  bie  Derioten  geflangene  Selbftönbigteit  roenifli'tenö 
formell  erfe^eu  fußten.  l5em  äußeren  ©epräge  ber  babDlonifcben 
au«  ber  3*1'  bei  fioro«  flammenbeii  ÄonttoEttäfelfften  entnehmen 
mir,  ba§  ben  Sabi|lontern  biefe  Jittion  ber  Selbftänbtgtett  ge- 
(cf)mei(t)elt  ^t.  aber  Sgroe  Cerfianb  ee  auc^  ben  gegenfeitigen 
.^üB  unter  einzelnen  3*bl{ern  ootteil^aft  auSjunü^en,  infonber^eit 
tüo  3iiteteffen  ftammDetnianbter  Stämme  ober  Stöbte  Ijart  önein= 
anbet   gerieten.     Iiesöolb    blieb   bet  Streit  jntifi^en  Juben    unb 


30  3-  $•  ¥taSet  Je^to«  ber  &xoit.  %0.  XIII,  8 

@QmQTitem  unerlebigt  unb  ber  Xempelbau  t>on  Serufalem  mürbe 
eingefteUt.  Unter  ben  ))^öntjtf(^en  ©tobten  mürbe  @ibon  gegen 
X^roMnter  ben  ionifi^en  9RtIetoS  begünftigt.  ^ie  unruhige 
Set>ßlferung  biefer  @täbte  mürbe  einei^teUS  burd^  Q^eüorjugung 
ein^Iner  üorne^mer  ®efc^te(f|ter,  anbernteild  burc^  t^orbe^altlofe 
^egänftigung  ber  X^rannen  im  3^"^  gel^alten. 

9Iuc^  auf  bem  religiöfen  (S)ebiete  bebeutet  ba^  9leid^  be^ 
Sxjto^  einen  großen  ^ortf^ritt  Könige  üon  3(ffur  fämpften  unb 
morbeten  im  S^omen  i^red  gleid^nomigen  9{ationalgotted,  betrat^ 
teten  i^re  Gegner  a(^  ^einbe  be^felben  unb  folgen  ben  ^ampf  mit 
il^nen  a(^  religiöfe  ^erpflid^tung  an.  @(an}  anberd  mar  ^rod 
»erfahren.  ®r  mar  ein  ?lrier  unb  be^^alb  merben  mir  nit^t  fe^U 
ge^en,  menn  mir  in  i^m  einen  i^ere^rer  ber  arifd^n  Sic^tgötter 
fe^en.  3)a^  bie  Girier  il)re  eigene,  menn  aud^  fe^r  einfache  Statur« 
reiigion  nac^  3ran  mitgebracht  ^aben,  ift  unbebingt  anjune^men. 
^e  äSeieic^nung  bed  ^öd^ften  ober  grölten  arifd^en  @)otteS  ald 
^agmaf d^tu,  arifc^  liBagamasba,  ber  bereite  im  ^afftt  714  t).  (£^r. 
in  SWuffaffir  einen  Xtmptl  befajs,  ^aben  und  bie  aff^rifc^en  3n* 
fc^riften  erhalten.  S8ei  ^erobot  finben  fic^  aber  ?lnHänge  an  bie 
urf)9ränglid|e  mebifd^e  Sieligion,  bie  fid^  Don  ben  arifd^en  9lnf(^au« 
ungen  grunbfätjlic^  unterfd^ieb,  inbem  fie  bie  in  ber  (Srbe  gebun« 
benen  9?aturfräfte  göttlid)  üere^rte.  3)a  ber  Dpferbienft  unb  bie 
mit  bemfelben  Derbunbene  9ßa^rfagehinft  unb  Xräumebeutung  bei 
ben  3Webern  in  ber  §anb  eineö  befonberen  ©tanbed,  ber  SRager 
ober  SKagier,  lag,  fo  bejeic^net  man  bie  mebifd^e  SReligion  ald 
SÄagigmud.  ?tber  jur  2>^xt  bed  9tt)xo^  entftanb  eine  neue  fie^re 
bie  auf  @)runblage  ber  urarifd^en  ^nfc^auungen  aufgebaut,  eine 
et^ifd^e  SBcrtiefung  berfelben  repräfentiert.  ^fft  ipauptgnmbfa^  ift 
bie  .^eiligfeit  bed  ^uerd,  bie  in  bem  befonberen  haoma  genannten 
Dpfertranfe  jum  Jluebrudc  fommt  unb  fic^  ate  JReinlic^Ieit  ber 
©eele  im  menfd^Iid^en  fieben  mieberfpiegeln  foU.  SRad^  ber  fpäteren 
Segenbe  mar  ber  fromme  5ßrop^et  3arat^ufd)tra  Stifter  biefer  ftarf 
poftttDiftifd^  ange^audt)ten  Se^re;  biefelbe  fiegenbe  Derfe^t  merhofir« 
bigermeife  feine  Stiege  nac^  9}orbmeftmebien,  in  baS  heutige  ^berbeib^* 
fc^an,  boig  befanntermafeen  ate  3)urc^jugÄpforte  ber  ärier  galt 
Die  5ßerfönlicf|leit  bed  ßo^^^^wf^^ö  ^f^  ungefd^ic^tlid^,  aber  d^rono- 
logifd^e  eingaben  über  feine  ßcit  fomie  bie  ber  Stiftung  feiner  fie^re 
unb  ber  SRame  feine«;  mächtigen  ©d^irm^errn,  eined  „ftönigd"  SBiftaft^* 
pa,  finb  oon  großer  SBebeutung.  3)ie  Überlieferung  ber  ?ßerfer  fe^t 
ben  eintritt  feinet  Se^ramtc«  in  baö  erfte  Sö^r  bed  Ä^roö  unb  bamit 


9(0.  XIII,  3  fit)xv^  unb  bie  neue  i*e^re.  31 

ftimmt  auf«  gcnoucftc  bic  %cq  jener  ^eiligen  gW^^fK  totl6)t  an 
bcT  ©teile  flepflanjt  loorbcn  fein  foÜ,  ttjo  ßarot^ufd^tra  ben  Äönig 
SBiftafdipa  belehrt  ^atte,  unb  bie  auf  ®e^ei%  beö  e^alifcn  SRutalu- 
xoatxl  geföDt  worben  fein  foU.  3ur  3eit  bcö  S^roö  toar  ber 
«c^omenibe  »iftafdipa,  alfo  ein  SRann  auö  bem  föniglic^en  ©efc^Icc^te, 
©tott^olter  üon  ^art^ien  unb  fein  ©o^n  3)arcioö  üerfie^  ber  neuen 
Se^re  bie  SBebeutung  einer  Religion  beö  fönigüc^en  ^aufe^,  cö 
liegt  bemnac^  na^e,  ben  ^Äönig**  ^iftofd^pa  ber  ficgenbe  bem  gleid)* 
jeitig  lebcnben  töniglid^en  dürften  be^felben  9?omcng  gleicijäuftellen. 
3)ie  perfftntiij^e  ©tellung  be«  S^o^  jur  neuen  Se^re  ift  nid^t  be* 
fannt,  läfet  fid^  aber  boc^  einigermaßen  erfenncn. 

SBir  ^aben  jiDar  feinen  bireften  95eloeig,  bafe  fi^rod  ein  9Iura» 
mojbäer  gewefen,  aber  e^  ftef|t  feft,  bafe  ju  feiner  ß^it  bie  bem 
3arat^ufc^tra  jugefd^riebene  fie^re  unter  ben  5ßerfern  unb  ben  i^nen 
ftammüerttjanbten  ?lriern  i^ren  Urfprung  genommen  l^at  unb  bafe 
baö  bem  ft^ro^  fe^r  nal^efte^enbe  Oberhaupt  bcÄ  jüngeren  Äd^ä»* 
menibenjttjeigeö,  ber  ©atrape  üon  ^art^ien  §^ftaÄt)e«,  i^r  eifrigfter 
SBefdjirmer  toar.  ®ö  entftanben  bereite  ju  Stt)ro^'  3^^*  Xempel  unb 
Slltäre  ber  neuen  Se^re,  bie  bie  äJeaftion  unter  bem  falfc^en  SBar* 
bija  JU  befeitigen  beftrebt  toar.  3Benn  auc^  ber  ©tanbpunft  bee 
ßtjro^  JU  biefer  Se^re  unö  unbefannt  ift,  Iä§t  bo6)  bie  SBer»* 
folgungönjut  beö  falfc^en  SJarbija  ber  SBermutung  SRaum,  bafe  fie 
fic^  feinet  ^^ni^t^  erfreut  ^at.  .  Unb  bennoc^  na^m  fttjrod  feinen 
§lnftanb,  in  53abt)Ion  mit  feinem  ©ol^ne  ben  Warbuf  nad^  ber 
^erfftmmlic^en  SBeife  ju  preifen,  feine  unb  anberer  ©ötter  lempel 
ttjiebcr^erjufteUen  unb  ju  Derfc^önern  unb  in  3erufalem  bie  SBau* 
foften  für  ben  neuen  3a^t)etempel  ju  tragen. 

3)er  giftion  eine^  ©unbeöftaated  jum  Zxoi^  fd^uf  Ät)rod  gc=* 
famtftaatlic^e  Snftitutionen,  bie  bie  9?erfd^mel}ung  einftiger  ©taaten 
JU  einem  SBeltreid)  anbabnen  foUten.  ^ier^er  gehört  in  erfter 
Steige  ber  föniglid^e  oberftc  @eric^t§^of,  bem  aujäer  ber  JRec^t* 
fpred^ung  aud^  bie  (Srflärung  ber  6Jefe^e  oblag.  Sr  beftanb 
aufi^  fieben  für  bie  fiebenöjeit  öom  ftönige  ernannten  perfifdien 
Sii^tern,  bie  für  i^r  ®eba^ren  im  Amte  perfönlid^  öeranttoort* 
lic^  toaren.  2luf  fttjroß  get|t  auc^  bie  Snftitution  ber  „'SSoifU 
täter  beS  ^önigö"  jurücf,  ber  Stamme,  ©täbte  unb  ^erfonen,  bie 
fidf)  ouf  irgenb  eine  SBeife  um  ben  Äönig  öerbient  gemad^t  Ratten. 

©onjcit  fic^  bie  unö  }u  ©ebote  fte^enbeu  Cuellen  überblicfen 
laffcn,  loor  R^ro^  J^reunb  ber  bab^Ionifd^en  Sultur.  @r  ^at  bie 
babt)Ionifd^e  5)atierungömeife  behalten  unb  feine  Sanälei  bebiente  fic^ 


32  3-  »•  *t"<*,  il^to«  b«  «tole.  «D-      • 


bet  bab^tontfdien,  atamät^(^en  unb  Juo^t  auc^  8"eJt?(J^" -^"^ 

unb  SpW  ^n  Hen  SBett  bet  ^^^^^  ron^%2iTl£ 
f(^ä|en,  ba  fpStet  bie  «Rac^tic^t  ^etumginfl,  bafe  t«?«  ^"S^/X 
irämt  al.  erfte  grau  unter  ben  ^«iern,  «jj^'^*^  ^ 

»eber  ein  «aubenfmal  nod)  eine  3nf(^rtft  befannt,  bte  auf  »Dto- 

*       4n  9?ad,fommen  uerblieb  Wo^  nod,  in  flutet  ^^mm 
3ur  3eit  Jobot.  .riefen  -X  i>ie;»^^^^^^^ 

®er  mit  ben  perftfc^en  »er^ältniffen  fl^^^S"^^^  J'Hm  ^oie 
f c^ic^töfc^reiber  Xenop^on ,  bem  bie  iWifemirtynK^  .  L  ^^  ^^^^^ 
2)areioö  II.  unb  '?lrta;rer;re^  II.  iüo^I  be!annt  nJorr^lL  ^fA^i^en  aur 
9efc^icf)ttic^en  Senbenjroman  ,Äl)ros^,  »enn  aud)  in  (£i^^j^^^„  „nb 
Äoften  ber  gefd)icfttlicf)cn  Irene,  alö  9J?ufter  eine«  reÄLcjjj^(j,tcj 
meifen  .^errfrf)er^  auf;  an  feiner  ^luffaffung  freiließ  l)at  bie  06 
forfcfjunfl  fet)r  üiet  au^jufe(5en. 


Xrud  von  ^arimanu  A  Xdjlf,  Scf^^^tg. 


t3.3a;T9ans  Dff   JlUt    OfUllt  $<f^  ^ 

Preft  4ct  Jahr-  J  . 7  .    '  ^  €l«z«lpTcU  jc4t« 

2  ID.,  geb.  3  jn.  Uordera$taHsd>cn  0f sellsd)aft  (€.  U.)  «o  Pfennig 


V 


Cntftetjung  unb  Qerkunft 


tücr 


]onifcben  Säule 


1* 


\ 


i 


Uon 


Felix  Don  CufctTan 


mit  41  nbbilbungen  im  Text 


Ceipzig 
).  C.  Ijinildis'rdie  Budiljanblung 

1912 


Die  Uorderasiatiscfoe  0esell$d)aft  (€.  U.) 


mit  dem  Siiz  in  Berlin 

be^ioecf t  bie  gr^cberung  ber  t)orberaftatt|c^en  6tubicn  auf  &vunt>  ber  2)eiifmaier. 
®te  gibt  n)inenf(^aftti(l^e  tKrbetten  i^rer  ^itglieber  in  ^manglofen  ^eften  aU 
,,^ttteilungen  ber  ^orberafiatii^en  ©elellfd^aff'  unb  gemetitber* 
ftänb(t(^e  SJorftcHungcn  öicrtdiS^rlit^  unter  bcm  %\itl  „3)er  «Itc  Dricnt" 
^eraud.  ^rner  xvxfi  bie  (^efen{d)Qft  bie  ^efd^affung  neuen  ^atertatö  anregen 
unb  unterlaufen. 

3)er  ifi^rlit^e  aRitglicbSbeitrog  beträgt  1 0  äJiar  f ,  wofür  bie  „»Mitteilungen'' 
(fonft  IbWt.)  unb  „3)er  ?«te  Orient"  (jonft  2m.)  geliefert  werben.  —Auf- 
nahme atö  ^itglieb  erfolgt  burc^  ben  SBorftanb  ouf  einfache  9(nmelbung 
beim  ©d^riftfü^rer.  —  ga^Iung  ber  93eiträge  l^at  im  3owwot  an  bie 
;"\.  a.  i&inrid)«'jd^c  ^43u(^^anblung,  «erlag,  fieipaig,  SÖIumengaffc  2, 
ju  erfolgen. 

^erUorftanb  beftc^t  5. 3t.  au^:  $rof.  Dr.  g,  tjon  ßufc^an,  1.  «orfifecnber, 
©fibenbe,  5öerlin;  ^rof.  Dr.  m,  .t)ortmonn,  2.  «orfilenber,  ^erm^borf  (9»arf); 
^rof.  Dr.  3R.  ©obcrn^eim,  ©d^riftfü^rer,  53erlin*©^arlottenburg,  Stein* 
piai  2;  Dr.  $.  SBintfler,  SBilmerÄborf;  «ßrof.  Dr.  ör.  2Rei6ner,  »reölau; 
ßic.  Dr.  aifr.  3eremio8,  ßeip^ig;  ^rof.  Dr.  g.  (g.  «ßeifcr,  ÄönigSberg:  ^rof. 
Dr.  grbr.  ^ommel,  3Ründ)en.  —  ©erauJgeber  ber  „SJlitteilungen":  $rof.  Dr. 
f).  SBinrfler,  SBilmerÄborf  b.  öertin,  öingerftr.  79,  beg  „«Itcn  Orient" 
5)erfelbe  unb  Sic.  Dr.  ^Ifr.  ^crcmia«,  Seip^ig,  ^auptmannftrage  3. 

Inball  der  bitbcr  «rtd)len«n«n  Rctic  des  „fliten  Orient*'  (Preit  60  P«.): 


^gt)pter  atö  Krieger  u.  Eroberer 

in  «Pen-  7Slbb.  ©.aR.SWüHer.  5i 
©c^rift  unb   ©prac^e    ber   alten 

^g^pter.    ^it  3  «bbilbungen. 

^on  9B.  ©piegelberg.  82 
SKagie   unb  S^'uberei  im    alten 

tg^pten.    «on  «.  %8iebemann.  64 
%ott  u.  ^oten^iReid^e  im  (S^lauben 

ber   alten    Ägypter.     3.  «ufl. 

«on  «.SBiebemann.  2s 
«mulette  ber  alten  ^g^pter. 

^on  «.SBiebemann.l2i 
Unter^oltungdliteratur  ber    alten 

^g^pter.    2.  Auflage. 
Son  «.  3Biebemann.  34 

flmarna-geit.      ^g^pten  unb 
Sorberaften  um  1400  0.  S^r. 
53on  e.  ißiebul^r.  U 

Vrabien  oor  b.^^lam.  2.  «ufl. 

«on  O.^eber.  3i 
gforfd)ung9reifen  in  ©üb^Vrabien. 
3  Jfattenff.  unb  4  «bbitbungen. 

«on  O.^eber.  84 


®laferd  ^orfd^ung^reifen  in  ©üb« 
arabicn.-  2Rit  1  »ilb  ®lafer«. 
«on  O.  SBcber.  10« 

«ramöer.  SBon  91.  ©anba.  4s 

\Hfurbanipal   u.  bie  aff^rijc^e 
Jhiltur    feiner   Seit.    17  ^hb. 

fßon  %.  ^eli^fcl^.  1 1 1 
Äthiopien.  l«bb.3B.i??.Wüner.  6a 


^olitifc^e  ©ntwicflung  ^abl^lo« 
niend  unb  9lffQriend. 

»on  ^.  ©ind ler.  2i 
^immeU"  u.  ^eltenbilb  ber  ^abt^* 
lonier.     2  «bb.     2.  erweiterte 
Auflage.        «on  ^.  ^indler.  Sa;« 
9Beltf4dpfung,«ab^lomfd^e.l  fibb, 

^on  $.  SBindler.  81 
^ämonenbefc^wörung     bei    ben 
^abi^loniem  unb  «ff^rern. 

Son  O.SBeber  74 
Deutung   ber   3ufunft    bei   ben 
^abi^loniern  unb  9lf[^rem. 

fßon  «.  Ungnob.  10t 


(i^ortfc^ung  auf  bec  brüten  U«f4(ogf(t(e) 


Dem  Unbenken 
Don 

Otto  Pudiftein 

QQb.  6.  lulf  1856 
g«|l.9.mflrz1911 


üoriDort 


5)en  Äopf  einer  orientalifc^cn  ©c^ön^eit  fann  man  öon  toteren 
®eftc^tdpunften  aud  betrachten.  9Kan  fänn  il^n  einfad^  aU  ^ianjed 
benjunbcrn  unb  i^m  gegenüber  benfelben  fift^etifd^en  ®enu6  emp- 
finben,  ben  und  ein  (Sonnenuntergang  in  ber  SEBüfte  gelodert  ober 
eine  ÜÄonbnad^t  auf  ber  53urg  üon  Sitten  ober  ein  SWorgen  im 
^od^gebirge.  SIRan  fann  aber  ebenfogut  fid^  im  einjelnen  über  bie 
großen  bunflen  äugen  ober  über  bie  jart  gebogene  SRafe  freuen 
ober  bie  marmorg(eic^e  ^aut  ben^unbem  unb  man  fann  i^n  aud^ 
ant^ropologifd^  jergliebern  unb  barüber  nad^benfen,  ob  in  tl^m 
^et^itifd^e  @(emente  überwiegen  ober  femitifd^e. 

®enau  ebenfo  werben  toerfd^iebene  9)?enfd^en  ftd^  au^  ber 
ionifi^en  ©äule  gegenüber  fe^r  üerfd|ieben  toer^alten.  33er  Äft^e* 
ttfer  wirb  fagen,  ba§  fie  ju  ben  fd^önften  Dingen  gel^ört,  bie  und 
überhaupt  aud  bem  Altertum  überfommen  finb,  ber  ^iftorifer  wirb 
il^re  @ntwict(ung  Verfolgen  unb  üieHeid^t  i^re  fd^önfte  Slütejeit 
auf  ber  95urg  üon  Ätl^en  unb  i^ren  ©erfaß  unter  ben  römifd^en 
fiaifern  betrad^ten  unb  ber  le^niler  wirb  und  jeigen,  wie  i^r 
@d^aft  urfprünglid^  aud  ^olj  gewefen  fein  mug  unb  wie  t^re  S^or« 
bilber  nod^  ^eute  überaD  im  Orient  erl^alten  finb:  ^e  halfen,  bie 
bad  äSorbac^  tragen,  ftedEt  man  felbftüerftänbli^  ni^t  in  bie  feud^te 
@rbc,  fonbern  man  fteflt  fie  auf  eine  fteinerne  93afid  unb  ebenfo 
üerfiel)t  man  fie  oben  mit  einem  ©attel^olj. 

aber  aud^  toom  @tanbpunft  bed  (St^nogropl^en  fann  bie 
ionifc^e  ©äule  ftubiert  Werben,  unb  eine  fold^e  SBetrad^tung  foKen 
bie  nadifolgenben  93Iötter  enthalten.  @ie  werben  fid^  nid^t  mit 
ber  öft^etifd^en  SBirfung  unb  nid^t  mit  lonftruftiöen  ober  metrifd^en 
(Sinjet^eiten  befd^äftigen,  fonbern  überwiegenb  mit  ber  ornamen* 
taten  §ludgeftattung  bed  ÄapiteHd.  ®iefe  fann  naturgemafe  ber 
©t^nograp^  beffer  beurteilen,  ald  irgenb  jemanb  fonft,  weil  er  bie 
großartigen  Dmamentferien  ber  „primitiüen"  SBöIfer  fennt,  neben 


6  Sor)0ort. 

bcrcn  SRcic^tum  jebc  anbcrc  Drnamcntit  an  SKaffc  unb  an  SBcbcu* 
tung  koeit  jurücftritt. 

S)ad  ©rgcbnid  meiner  Unterfu^ung  ^abe  id^  im  17.  Seile 
ber  „Ausgrabungen  in  ©enbld^irli"  (SBerlin,  ®eorg  Stcimer,  1911) 
für)  angebeutet  unb  in  ber  @i^ung  ber  berliner  Strc^äologifc^en 
©efeüfdiaft  öom  7.  9?oö.  1911  fott)ie  in  ber  SJerfammlung  ber 
^orberaftatifd^en  ©efeQfd^aft  Dom  3.  Januar  1912  etn^ad  nd^er 
ausgeführt.  @S  toirb  l^ier  jum  erften  SRale  einem  größeren  Sreife 
jug&nglid^  gemad^t 

$)iefe  ©lätter  finb  bem  STnbenfen  öon  Dtto  ^ud^ftein  ge» 
n)ibmet,  mit  bem  mid^  eine  faft  breigigjä^rige,  niemals  getrübte 
^reunbfd^aft  Derbunben  ffat  unb  ber  nur  burd^  feinen  aQjufrü^en 
%ob  üer^inbert  mar,  feine  grunblegenben  ^orfd^ungen  über  bie 
ionifc^e  @aule  ju  bem  %bfd^(uffe  gu  bringen,  ju  bem  id^  fie  nun 
fül^ren  ju  fönnen  glaube. 

!Die  Tltfyc^affl  ber  in  biefem  ^efte  enthaltenen  3(bbi[bungen 
finb  ber  in  bemfelben  ä^erlage  erf^ienenen  @d^rift  ^uc^fteinS 
entnommen,  bie  1907  unter  bem  iitel  „®ie  ionifc^e  ©äule''  er* 
fd^ienen  ift.  Slu^erbem  üertoeife  id^  fc^on  je^t  auf  baS  47.  ^Berliner 
SBindEeImann*5ßrogramm  —  Dtto  ^ud^ft ein,  3)aS  ionifd^e  ftapiteö, 
©erlin,  ®eorg  Weimer,  1887,  unb  auf  baS  bort  gegebene  fc^r  öoH- 
ftänbige  fiiteratur«9}erjeid^niS.  (Sbenfo  mug  ic^  fd^on  ^ier  ooQ 
^anf barfeit  ber  fc^önen  Unterfuc^ung  oon  @.  9.  X^Ior  gebenfen, 
bie  unter  bem  Sitel  „The  winged  figures  on  Assyrian  and  other 
ancient  Monumente"  1890  in  ben  „Proc.  See.  Bibl.  Arch."  er* 
fc^ienen  ift.  2)iefer  auSgejeid^nete  %nt^rot)oIoge,  ber  fic^  noc^  je^t 
als  ber  9leftor  unferer  englifd^en  ^ad^genoffen  uneingefd^r&nfter 
SBere^rung  erfreut,  ^at  bamalS  als  ))oQftanbiger  outsider  ben 
Orientaliften  jum  erften  3Jlak  bie  ma^re  SBebeutung  beS  bis  ba^in 
unt)erftanbenen  unb  für  m^ftifc^  gehaltenen  „fiebenSbaumeS''  f(ar 
gemad^t.  ©eine  fd^dne  Unterfuc^ung  ^at  eine  Anja^I  Don  3"« 
fammenl^ängen  ergeben,  bie  in  ber  S^tttt  ber  ^ier  Don  mir  anju* 
fül^renben  Xatfad^en  Don  mefent(i(^er  Sebeutung  finb. 

SBerlin,  ben  12.  3anuar  1912. 

V.  rufctjan. 


tibi.  1.    fiopittll  Dom  «t^ene-Ztintiel  ju  fittne. 

(41a(^  ^iid^ßcin,  Xtt  ionifAt  SBuIt.) 


(Jür  bie  Jrofle  imc^  bet  Snlfte^wng  unb  ^tunft  bet  ionif^en 
@äu(e  fommt  aUein  nut  baä  ßapiteQ  in  SSetrac^t.  ^te  SBafiä  ift 
Oliv  bem  nn  fic^  fe(fifttiei[tänblic^en  Seftreben  fieiboigegangen,  ben 
ucfptünglidi  ^bljertien  Schaft  Don  betn  feuchten  Sib&oben  gu  iso- 
lieren unb  bie  ifolictenbe  ©teinpfatte  fünft(etifrf|  ju  geftalten; 
natütli^  fann  ber  etnfa^e  übet  geriefelte  fc^fanfe  ®d|aft  nut  auf 
eine  ^Öljerne  Säule  jurüdgefüfirt  werben,  bie  erft  im  Saufe  einer 
langen  Snttuidlung  burc^  @tein  erfe^t  mürbe.  Um  fo  fc^raieriger 
ift  bisher  baä  ffierftanbni«  beä  Sapitellä  geWefen.  3i^  felbfl  »et- 
mutete  feit  ^atirje^nten,  bog  bie  ionifdie  Säule  auf  eine  Dattel- 
\}a\mt  juriidge^t  unb  bafe  i^r  ftoviteß  einfod)  bie  firone  ber  $alme 
ift,  aber  eine  tücfcnlufe  ®eroeiäfü^rung  ift  erft  butc^  einen  gunb 
möglich  gemorben,  ber  1908  unlreit  ton  Senbfc^irli,  in  ©attft^e« 
Wöjä,  Bon  3o^n  ©arftang  gemacht  rourbe.  i^urdi  biefen  gfunb 
toiib  Dot  allem  ben  unfiudjtbaren  ^erfud^en,  bie  ionifd|e  Säule 
mit  einer  „Silie"  ju  tietgteit^n,   für  immer  ber  ©oben  entjögen. 

Senn  id)  nun  botan  ge^e,  im  einjelnen  ju  jeigen,  roie  fidi 
auä  bet  naturaliftifi^en  X>atftellung  einer  ißalme  anma^lici^  bie 
ionifct)e  Säule  enttoidelt  fiat,  Bersic^te  ic^  Don  oom^etein  auf  eine 
genaue  ^ef^teibung  beS  ^apitellg;  eine  fotc^e  möge  man  bei 
^u^ftein'  nat^lefen,  bet  an  bet  ^flnb  einet  fc^5nen  Seic^nunfl 
uon  SR.  ftolbereeq  au^  ben  gtunbtegenben,  aber  ni^t  ganj  leicht 
ju  etfaffenben  ^e^t  beS  tßitruD  ffiiebergibt  unb  erläutert,  ^benfo 
^abe  id^  ^ier  nichts  über  ben  ^bacuS,  ben  SanaliS  unb  ben  %ftta- 
goluS  äu  fagen,  bie  ict|  als  Det^ältniäm&feig  fpäte  ßutflten  befrachte, 

1}  „3)ae  ioniidjt  (Eopiltll",  Scriin  1887. 


8  g.  DPn  Suiiftan  S(C.  XIIF,  4 

unb  e&enfo  fpielen  ^ulDinug  unb  Salteu^  bei  meiner  Unterfudiung 
nur  eine  gatij  unteigeoTbnete  9}oUe.  @kini(^t  lege  ic^  aQein  nur 
auf  bie  93otuten,  auf  baA  ^mation  mit  bem  „(Sieiftob"  unb  auf 
bie  Den  SSitruD  jroai  nic^t  ertvätinten,  abei  boc^  fe^c  bebeutfamen 
$a(metten  in  ben3D't{fe[n 
jmifc^en  ben  Voluten  unb 
bem  fit)mation.  SJetflt. 
?tt>b.  1  unb  2. 

^nbem  i<^  Dorauäfenbe, 
roie  fpötei  ju  geigen  fein 
roitb,  baß  biefe  ß*'"'*«'' 
^almetten  ben  ^ruc^t- 
ftänben  bei  *ßatme  unb 
«U.  2.  Älticnilc^t«  Sapittn  oon  btr  «ttopoliä  *'«  *ßolwten  >&«"  ^^att« 
JU  at^n,  naäi  ^ui^pein,  Sit  ionift^t  ©äult.  mebetn  entfpredien,  roenbe 
ii^  mid)  fofocl  ju  einet 
grttärunfl  be«  ©erftab-tt^niationä.  ©i^on  au8  bet  3Ibb.  2  er- 
^ellt,  bag  biefed  Ül)ma  fi(^  nui  auS  einem  ItBIätterfianje  ent< 
rtirfett  ^oben  ionn,  unb  ältere  gotmen  loffen  biefe  ?Inno^me  ali 
eine  burtt^ud  jlDtngenbe  erft^einen.     ^en  bie  beiben,  f)iec  ^ig.  2 


unb  3  abgebilbeten  ^avitelle  tpon  bec  33urg  Don  ^l^en  no(^  nic^t 
l|iertion  übetjeugen,  ben  »erweife  id|  auf  ba»  ^iet  {J^ig.  4)  abgebil» 
bete  fiopitelt  Don  SWeanbrio  mit  feinen  jroei  ffllattfirfinjen,  Don 
benen  bie  991ätteT  beS  einen  nac^  unten  ^^"9^1)'  mä^renb  bie  be^^ 
jipeiten  nad|  oben  geciditet  unb  mit  i^ren  ®pi^en  burd)  ein  totu«° 
artiges  S9anb  jufammengtffalten  ftnb. 


S)ie  iDnif^c  Gaule. 


fi^matia  folt^er  ?(rt  finb  unä  aug  ?If)t)tteti  lange  belannt, 
unb  meine  Sluägrafeungen  in  ©enbft^irti  ^otien  jhjei  gtofee  ©afen 
ergeben,  bie  fi^er  in  biefen  fitetä  ge^ßren.  'Um  Itatften  finb  bie 
iBlattttänje   bei  einem  SBronsemöbet  beS  SBritift^en  JWufeum«  ju 


«bb.  4.    Ut'ioiiifcl)eS  („oeolilii)««")  flapilelt  auä  Sleanbtia, 
ffolbeneq.  nad)  $u^f(ein,  ^k  ionii^e  Sfiulf. 

etteimen,  Bon  bem  it^  f|iec  (Jig-  5)  eine  9lbfitlbung  reprobuiiete. 
©ofdie  ©(attfränje  ft^eineu  in  ber  ©ütgontbenjeit  red^t  fjäufig 
geipeien  ju  fein;  felbftDeiftänblic^  geböten  aud)  Sie  Diet  „fronen^ 
förmigen  3'"«'^"  i^"*  ^f'"  ^-  53-  $a(afte  bon  5Rtmrub,  bie 
%  §.  Süparb '  tie((^reibt,  ebenfo  roie  bie  gicitfi jeitig  gefunbenen 
SBroen'  unb  ©tierfüfee,  ju  einem  tolf^en  SStonjemöbel.  Sie  ^aben 
elnw  15  ein  im  Euid)meffer.  Sin  ät)ulic^eö,  nur  fe^r  tiel  mü(fi> 
»ereg  3ßöbet,  angeblich  ein  Xliton,  Dieüeic^t  ein  JRuftelager,  tft 
aus  äton  befannt;  ein  einjelner  gu|  ift  bei  ^errot  unb  (St)ipiej, 


1)  Nineveh  aod  Babylon,  p.  180  ber  cnB(<f<f)en  autgobc  unb  @.  136 
ber  3"ilc^[4(n  Üti«t(Sung. 


10 


%.  Dpn  Suf^aii 


ac.  Xlll,  4 


II  ®.  725,  ci[)gebilbet;  iwnn  bie  ä^'^n^^Ö  juwetföffig  ift,  be- 
finben  ftc^  auf  bem  gegoffenen  Stüde  jloei  iBIattEiänje  übet* 
einanbei,  beibe  mit  ben  @pigen  nac^  unten  unb  tion  cinanbei 
burc^  ein  futjeä  jqIinbTifd)eS  ©tücf  unb  burd)  einen  ftot^en  Xonrö 
getrennt. 


Original  im  Siit.  3Ruftuin. 

^ou  einem  weiteten,  ganj  befonbetä  jierlidien  unb  tunitDoHen 
SRöbel  biefer  ?Irt  befinbet  ficti  ein  einjelnet  Jufe  im  Stitifc^en 
ajlufeum.  9öie  Slbb.  6  ieigt,  tu^t  ber  eigentliche,  mit  einem  Slatt- 
(ranj  gefc^müdte  3"6  beö  SWöbelä  auf  bem  ffopf  eine«  fp^tnj- 
artigen  J^belrcefenS,  beffen  Hopf  utfpiünglit^  mo^l  au&  <£[fenbein 
gemefen  mar  unb  Derloren  gegangen  ift. 

SÜD  biefe  ^erlvenbung  Don  iBIattdänjen  für  3Röbe[  urfprüng- 
lidl  ju  ^aufe  ift,  bebarf  noc^  ber  Unterfuc^ung;  jebenfall*  finben 
fid|  dtinlic^e  Stflcfe,  aber  aa&  Stein  unb  in  fe^r  gio^n  ^inieu> 
fionen  a\i  @äulenbafen  Demianbt,  in  früher  ^tit  fc^on  in  9torb> 


ac.  xni,  4  'Cic  ionij^c  @Jult.  11 

©9tieii.  ®ie  ^ier  (gig.  7  unb  S)  abgebilbeten  ©tütfe  ftammen 
auä  ©enbft^itli;  baä  et)tece,  0-9ö  im  ©urc^meffer  ^altenb,  ift  in 
bet  9iä^e  be«  afot^obbon.^atofteä  flefunben,  aber  in  fefunbärer 
fiagerung;  fein  91I(et  ift  bo^er  nit^t  mit  @i(^ett|eit  ju  beftimmen. 


9tib.  6.     J^uB  einci^  ajfqnlc^m  äRSbeli.  XSionj«,  Oiiginal  im  DJrit.  Slufeum' 

hingegen  flammt  bae  jroeite,  noi^  fe^r  Diel  gtölere  (1'54  3;urd)= 
meffer),  auS  einem  iBaumert,  boö  mit  einiger  ©ic^er^t  in  ba« 
9.  Dorc^riftl.  Oo^i^^-  i»  uerlegen  ift  unb  jebenfaDä  fd^on  um 
720  D.  S^r.  burdi  Sranb  oernic^tet  tourbe.  Sa '  ftanben  am  Gnbe 

1)  «fli,  „«uBaiobfl.i.®tnbi(^trIi",  ^.IV,lBtiltiil911,<».!Htlmtr,3:afLUI. 


12  3.  oon  Suj^an  «CO.  XIII,  4 

einer  mächtigen  Freitreppe  btci  na^eju  gfeidje  Safen  biejet  Sit 
in  situ.  5"  i^'^sm  ä'erftänbnis  mu^  auf  bie  einfa(^re  (unb  njoftl 
filtere)  gotm  be*  gig.  7  abgebilbeten  Stüdeä  jutüdgegriffen 
BKrben.  Wlan  ertennt  ba  lofort  bie  beiben  Slotttränje,  Don  benen 
bet  untere  mit  ben  @pi^en  feinet  Slätter  natf)  oben  gerietet  ift, 
ber  obere  na^  unten;  an  beiben  Sränjcn  finb  bie  ©pi^n  roic 
eingerollt  ober  eingebogen  unb  au|erbem  noi^  gemetnfam  burd) 
einen  groften  mittleren  9Bu(ft  jufammenge^atten. 

©ei  ben  btei  gröfieren  SBofen,  Bon  benen  eine  ^ier  (gig.  8) 
abgebitbet  ift,  etfd^int  ber  untere  ffltättetfranj  bem  ber  Heineren 
©afe  bbUig  glet^artig  gebilbet;  aRitteltippen  unb  ©latttänber  finb 


Kbb.  7.    Vafit  mi  Scnbli^irli,  '/■>«  ^"  loiillii^en  &xäit. 


tjier  roie  bort  burc^  fta^e  Munbftäbe  §eruorget|o6en,  unb  ^ier  loie 
bort  finb  in  ben  3n>if(^entäumen  jtoifc^en  ben  fic^  Oeriüngenben 
Slottenben  ®ruben  entftonben,  bie  befonberS  bei  ben  brei  gröfeereii, 
wie  id|  annehme,  jüngeren  Sofen  beutlic^e  ©form  jeigen.  'iiuit 
ber  bie  beiben  atattfrdnje  aufammenlialtenbe  mittlere  ffiulft  ift 
beiben  93afen  gemein;  bafe  er  bei  bem  Heineren  ©tütfe  glatt  unb 
bei  ben  größeren  mit  einem  ^^lec^tbanb  unb  mit  SRofetten  ge> 
f^mfidt  ift,  entfpridit  nur  ber  reidieren  SIuSfQ^rung  biefer  ©tüäe. 
■tiingegen   ift   bei  ifinen   ber   obere  ffllattfron^s   uöHig  fflbftfinbig 


«G.  }£I1I,  4  2>it  i[>ni|(^  BiuU.  ]3 

löetferentroicfelt;  jiDai  fiiil>  feine  Umriffe  nod)  erhalten,  aber  bic 
fonft  burd)  JHuiibftä6e  t)etüi)rgef)obenen  ©latträiibet  finb  set- 
jt^lDuiiben  unb  bie  3BttteIrtppcn  butc^  einen  tauortig  gemunbenen 
aBulft  erfe^t.  3ttiifc^en  biefen  aJiittelrippen  finb  fo  18  ober  19 
Reibet  entftanben,  bie  gleichmäßig  je  Don  einer  ein^eitfii^en  unb 
in  fic^  fleidjloffenen  Äompofttion  aufgefüllt  erfc^eitien,  btren 
Stinimettienjc   in   ber  ©egenb  ber  olten  ißlatttfinber  liegt  unb 


^bb.  8.  S9a|i8  aui  Scnbfc^iili,  um  850  D.  S^.,  etwa  ■/»  ^"  »itnii^n  i»iiit. 

bie  im  iDe)'entli(^en  aa&  brei  ^olutenpaaren  beftet)t.  9{uf  biefe 
letjteren  merbe  id|  itiegen  ber  „tropfen"  noc^  jurüdfommen;  einft> 
weiten  muß  ^ier  fc^on  feftgefteHt  werben,  wie  bem  ©c^öpfer  bicfer 
großen  Safen  ficf)tlid}  baS  SierftänbniS  für  bie  nia^re  Statur  feiner 
Sfattfränäe  gefehlt  tjat. 

(£in  folc^er  <Sad|Dert|aIt  rcirb  jtoeifeKo^  manchem  Oenounber' 
(ic^,  ja  t)6Kig  unglaubwürbig  erfd]einen,  ba  man  ja  im  allgemeinen 
Bon  bem  Imnbroerttfmeifter  unb  Don  beni  Hünftler  annimmt,  baß 
fie  »erftel)en,  niad  fie  arbeiten.    3iuc  wir  Stlinograplien  wiffen  baS 


fceffer;  wir  lennen  jat|(cei(^e  (»erieii  auä  bem  Dtnaraenlcnfc^at  bet 
IJtimitiDen  SSötfer,  bie  einroanbftei  äeigtn,  toie  leitet  bem  ^nftler 


i 


^bb.  9.    €cTM  Dou  Scijinungen  auf  'Spttmi  Dun  btii  6aUimo-3n{tln. 

^I.  u.  2uf<^an,  ^itifigc  jur  VOlfcrfunbc  bn  Xmitf^tn  @(^uga<'<>'"' 

S3«Un,  *.  Meint«  1897. 

übei   bei  allgemeinen    (Ifomt  bei  urfprüngli(^e  begriff   uerlomi 
j)el)eii  fann.    @(^fagenbe  S8eifpie(e  t|ierfüi  tiabe  ic^  1897  in  meinen 


»O.  XIII,  4  ^ie  ionifc^e  @aule.  15 

„^Beiträgen  ^ur  SSöIfertunbc  bcr  S)eutfd^cn  ©c^ufeflcbictc"  Dcröffcnt* 
iic^t.  3)a  bcr  Sanb  jc^t  Vergriffen  ift,  reprobujiere  id^  l^ier 
(?lbb.  9)  eine  ber  Safein,  bie  ein  regelmäßig  auf  bcn  SBurffpeeren 
einiger  3nfeln  ber  @aIomogru))pe  toieberfe^renbe^  Ornament  jeigt. 
S)iefe  ©peere  finb  bre^runb;  ba^  Ornament  befinbet  fic^  an  ber 
ÜbergangöfteÜe  jlDifd^en  ©d^aft  unb  ©pi^e,  toie  auf  einem  ß^linber* 
mantel  unb  ift  l^ier  bon  breifeig,  a\ii  einer  fe^r  üiel  größeren  An* 
ja^l  Don  ®|)eeren  au^gema^Iten  ©tüden  abgerollt  tt^iebergegeben« 
3)aß  ed  fi^  urfprünglic^  um  jmei  nebeneinanber  f|0(fenbe  9)?änncl^en 
l^anbelt,  ift  o^ne  tt)eitered  einleud^tenb;  man  fielet  aud^,  n^ie  biefe 
immer  nac^Iöffiger  unb  flü^tiger  bargefteüt  toerben,  big  fd^Iiefe* 
lid^  —  auf  bem  legten  ©tüde  ber  t)orIefeten  9leil^e  —  nur  mel^r 
einige  „SBeDenlinien"  unb  runbe  ©c^eibd^en  übrig  geblieben  finb. 
©ajtoifc^en  aber  gibt  e^  ©tücfe,  bei  benen  ber  ©c^ni^er  öergeffen 
ju  ^aben  fd^eint,  toaS  oben  unb  toad  unten  ift,  ober  bei  benen  er 
ba,  n^o  eigentlich  bie  SBeine  finb,  ein  ®efic^t  ju  feigen  glaubt,  n^ie 
tttoa  bei  9?r.  18,  15,  21  ober  23;  bann  fommt  ein  ©tabium,  in 
bem  ber  äßann  e^  anfd^einenb  ate  unrecht  em^finbet,  baß  auf  ber 
einen  ^Ifte  bed  ^^Ibeö  jtoei  ®efid^ter  fte^en  unb  auf  ber  anberen 
nur  eineg;  er  mad^t  ben  »^e^ler  gut  unb  fd^ni^t  nun  aud^  auf  ber 
unteren  ^ölfte  jtoei  ©efidjter,  genau  mie  auf  ber  oberen,  betoußt 
unb  mit  öoKer  Überlegung,  benn  auf  Derfd^iebenen  ©peeren  finb 
au^na^mdlod  bie  ®efi^ter  beiber  ^dlften  untereinanber  immer 
ööHig  gleid^artig  ftilifiert,  toie  auS  ben  ©türfen  ber  unterften  JReil^e 
öon  2lbb.  9  l^eröorge^t.  ©o  fönnen  au^  öier  Seinen  jtoei  menfd^* 
ß^e  ®efid^ter  tt)erben  —  genau  fo,  toie  j.  SB.  ber  l^eralbifc^e  S)o|)pet- 
abier  fic^  nad^toeiöbar  auö  ber  geflügelten  ©onnenfd^eibe  entmirfelt 
l^at.  ^en  St^nogra^Ijen,  toie  gefagt,  finb  folc^e  SEBanblungen  be« 
fannt  unb  geläufig,  aber  ed  fd^ien  mir  nötig,  fie  l^ier  aud^  Dor 
einem  größeren  ober  tt)enigfteng  anberen  Seferfreife  ju  ertoä^nen. 
SRur  öon  einem  fold^en  Oefid^t^punfte  auÄ  finb  bie  brei  großen 
SBafen  Don  ©enbf^irli  überl^aupt  öerftdnbli^. 

3n3n)ifd^en  ge^t  fc^on  auS  ber  fleinen  ^ier  ^ig.  7  abgebilbeten 
JBafid  öon  ©enbfd^irli  ^ert)or,  auf  toie  einfache  ?lrt  ein  (Sierftab* 
Ä^mation  auö  einem  JBIätterfranje  entftel^en  fann.  3)ie  gig.  2 
unb  3  abgebilbeten  alten  ionifd)en  fia|)itelle  jeigen  primitive  3Bciter* 
bilbungen  biefe«  3;^pug.  S)erartige  SBanblungen  l^aben  fid^  Der* 
mutlid)  an  Derfd^iebenen  Orten  unb  ju  öerfd^iebenen  Qtit^n  mel^r* 
fac^  unb  Don  einanber  unabhängig  DoQjogen;  bod^  n^irb  man  big 
auf  ttjeitereg  wo^l  SRorb*©^rien   unb  bag   8.  ober  9.  öorc^riftl. 


16 


3f.  t)on  Sufc^an 


«€.  XIU,4 


3a^r^unbcrt  afö  ipctmat  unb  ate  entftc^ungdacit  bcd  ©crftab* 
Ä^mationS  betrachten  bürfcn\ 

3n  ganj  Q^nlic^et  «rt  toerben  loir  aber  auc§  für  bte  Soluten 
beg  iontf^en  ÄapiteK^  toeftaftatifcften  Urfprung  annehmen  muffen 
unb  babei  öon  bem  ^ier  gifl.  4  abgebilbeten  ÄaptteH  Don  9Jean- 
brta  augge^en  fönncn.  greifici^  muffen  toir,  um  biefen  tounber» 
baren  gunb  fiolbetoeij«  ganj  ju  öerfte^en,  bie  (anbidufige  (gr* 
Mdrung  feiner  ^orm  aufgeben  unb  nad^  einer  neuen  fud^en.  9?od) 
^ud^ftein  meint,  bie  fiilie  ^abe  ^ier  „nac^  f^tif^er  Art  if)ren 
Äeld^  Derloren  unb  eine  palmettenartige  3ööw"9  erholten,  toä^renb 


j: 1 


Wih.  10.    $(eoUf(^ed  ^of^itell  oon  ber  ^urg  }u  9lt^en, 
na4  $u4ftein,  ^ie  iomfd^e  @äule. 


bie  beiben  Blütenblätter  ju  foloffalen,  fe^r  wirlfamen  ©c^neden 
ober  SBoIuten  entnjidett  »orben  finb,  fo  bafe  fid^  baö  naturaliftifc^e 
SSorbilb  in  eine  ganj  fiinftlerifc^e,  nur  noc^  burd^  fiinien  unb 
formen  loirtenbe  ©d^öpfung  Dermanbelt  ^^ai"*,  SBelc^e  Setoanbtnii^ 
eg  ^ier  mit  ber  „fiilie"  unb  i^ren  „beiben  SBIütenblättern''  ^at, 
foU  glei^  gcjeigt  werben;  öor^er  aber  möd)te  i^  nod^  auf  baö 
^ier  gig.  10  abgebilbete  aeolifc^e  ÄapiteQ  ^in weifen.    6d  fte^  fo 

1)  (Sugen$eterfen  ^otte  bie  groBe  Qb^it,  mic^  auf  bad  ^ier^er  gc^ö^rige 
fc^öne  ©tüd  etrurifc^en  gfunborted  aufntertfam  ju  machen,  bad  \\6)  im 
Museo  preistorico  ethnogr.  in  9{om  befinbet.  &  ift  bec  berühmte  lleffeU 
Itfiger,  ber  oon  ^elbig  (Sülztet  II*  u.  1581)  bef((rieben  ift.  Sgl.  Mon.  ine- 
dit.  d.  Inst.  XI.  2.  7.    ^  %ai  amei  »lattfränae. 


ao.  xiii,4  ajit  ioiiiii^  ©fluif.  17 

lioHtommeit  in  bet  Hütte  j]mfd)eu  bem  fiapiteü  »on  9(eaiibria  unb 
bem  IQpifttien  ioiiift^en  Äapitell,  bat;  eiS  a\6  e^te  unb  fitt)ere  Üttet- 
gang^form  bejeic^net  ttietben  mu|.  9itemanb,  iDenigftenS  niemanb, 
bet  mit  et^nogropfei^en  Dtnamentrei^en  Dettraut  ift,  roitb  auti) 
nur  einen  ^ugenbtid  baran  5tveifeln  Eönnen,  baB  rcttHit^  bie 
fpäleren  ionifd)en  ^oviteQe  ficf)  aui  t^otmen  ent° 
mittelt  ^aden,  bie  bem  ^apiteU  Bon  9?eanbria 
nemanbt  mareii. 

3Bie  ift  aber  baS  ^{it)itell  bon  SJeanbiia 
enl[lanben!  3)o6  man  eS  immer  unb  immer  roieber 
auf  eine  Silie  )urüdfii(|ren  nioUte,  i[t  ein  eigen- 
artiger  unb  funft^iftorifcf)  iicf)er  fe^r  intereffanter 
iinb  le^rrei^er  3rrtum.  Sr  fi^tieBt  fid)  an  eine 
fd)öne  Unterfu(^ung  Don  2,  Sßordiatbtan.ber  — 
jiDcifeKoä  mit  iRecf)t  —  in  ^ttwi  <ßflanäen,  bem 
"iliap^ruä  unb  bem  £otuS,  alte  Sßorbilber  für 
bie  äg^ptifc^e  Ctnamentif  ertonnt  Ijat.  Sieben 
biefen  beiben  betannten  unb  gerabe  für  %^ten 
fo  ganä  befonbet*  tmjifd^en  ^flan^en  etfc^eint 
nun  ttaäj  ^uc^ftcin  „eine  neue,  in  bet  Oefamt« 
form  ä^nlif^e  ^flanje,  beren  3JorbiIb  in  ber 
Siatur  not^  nicf)t  roiebeterfonnt  rootben  ift.  ©ie 
iiat  eine  Sö(üte  mit  bteibtattrigem  ^üüteld),  jnwi 
ncit^  außen  überfaHenben  ©lumenblättern  unb 
einem  Äolben  in  bet  SKitte  unb  batf  fut^  ölö 

.Üilie*  bejeii^net  werben".    Sßuc^ftein  fegt  t)ier 

baö  SBort  „Sitie"  jroift^en  „®QnfefüBcf)en"  unb  abb.  11.  „liitfiditDtm 
t)ot  babei  urfptiinglic^  cielleic^t  gar  ni(t)t  an  eine  ^JQ^ni«  «nb  Silim", 
roirfliAe  Silie  gebaut,  mit  bet  bie  gemeinte  "om  3u6  einer  ägW- 
agflptifdie  Ctnamentform  audj  aufeerlidi  faum  ig  ^^p,,.  ■Slaä^  ^uä^. 
etnwö  gemein  fiat,  (onbetn  an  bie  (lerclbifc^e  ftein,  ^ie  toni(*t 
üilie,  befonbetÄ  an  bie  tlipifc^e  Üilie  ber  99outbon,  Säult. 

bie  in  bet  ^at  eine  fe^t  gto§e  ?(|nli(I|feit  mit  jenen  altägqptifdien 
^vormen  ^at. 

Selber,  nielleit^t  mit  burd)  einen  iingliid(id)cn  S^^aü,  finb 
in  ben  fpäteren  auäfüfttungen  ^^ucIjfteiniÄ  bei  bem  SEüorte  ,Äitie" 
bann  bie  „®änfefüBd|en"  roeggebliefien,  [0  baß  et  fpöter  Bon  wirf' 
(it^en  Silien  fpric^  unb  fc^IieBlitt)  aud)  an  folc^e  bentt.  Um  roaö 
ed  fic^  babei  ^anbelt,  ge^t  auä  ben  SIbb.  11  unb  12  (leroot;  roaS 
ba  al&  ,;üilien"  bejeic^net  mitb,  ift  freifid)  unteteinanbet  ted)t  Bet* 

Sri  »Ih  Client.    XHI.  4.  2 


18  3- oonSui^nn  «C.  XIII,  4 

fc^ieben.    3)w  oben  mieber^oltc  iBejc^teitiuitg  beclt  )ic^  mit  feinem 

bet   beiben   obflebilbeten    Xq^wn.    Sei  ben  „Silien"   ber  91b6.  12 

»etmtffert   wit   ben   breibtätttigen  ^iiUteld),  imb   bie  „fiilien"  ber 

^bb.  11  ^aben  au|er  btefem,  ben   jtoei  (^rofien  „Slumenblüttem" 

unb  bem  jfolben,  noc^  jmei  iDcitere,  fe^t  eigenartige  @ebi(be,  bie 

uie    ^Sngenbe    Xtopfen 

ausfegen.    SJiefen  felben 

„Xropfen"  begegnen  mit 

nidjt  feiten  in  bet  äg^p' 

tifc^en    Ornamentif;    fu 

finben  wir  fie  an  ,^ilien" 

felbft   bann,  roenn  biefe 

als    ^töngefc^mud     an* 

aebtadit   finb,  loie  j.  ©. 

auf    bem    ®ebätf    eineö 

©albfl(^infi(»gl.3lbb.l3). 

9&&.  12.    „SJlicn  unb  SotuB",  Dom  SSanb-      ^ag  bann  bie  „Xtopfen" 

|u6  «ine»  t^ebflnit^en  ©tabeB  ber  18.  3)qn.      (e{l)(t      na(^      aufnmctsj 

»a4  fudjflein,  ®ie  icnifdje  SHuU.  y,„(^„_     (^„^f^t     ni(^t8 

weiter,  aU  bafe  fie  mit  ben  „Silien"  felbft  ju  einem  otganifctfen 

®anjen  getnorben  finb,  ju  einem  in  fid)  gcjcl)loficnen  Ornament, 

ba^  in  beliebiger  Orientierung  iKnuenbet 

Werben  lann.  Xötfäc^lit^  fe^en  toir  Diel-  kVa'VVaVVaVWwB 
fac§  in  %pten  unb  au<i)  in  aff^rien  |l|iß|yi|li|  1 
(ogl.  3Ibb.  14)  ä^nfic^e  Ornamente  aud)  jJilllHiillllillll; 
gegenftänbig  angetrabt,  unb  9tb6.  ]5     ;  '■ 

jeigt,  ba§  berortige,  einmal  in  eine  fefte     ;  ; 

(Iform  geprägte  Ornamente   au(^,   ab'     \ 
raec^felnb   nad)    oben    unb   nac^   unten 
orientiert,     nebeneinanber     Dorlommen     ; 
(Önnen. 

34  meife  nic6t,  ob  bie  Uerfcbiebenen,     „.   . .     „  ..       -  , 
a!«    „Silien"  bejeic^neten   gönnen   ber    sp,<H„r<,'m«ebfiitri„rt»oi. 
ägqptifc^en  Drnamentif  alle  ouf  ein  unb    iaiimi.  3tit  «mcnop^i«  ll. 
baiSfelbe  pflanjlic^e  SBorbitb  jutüdge^en    i»aA*u<^firin,3)ieion.SauIe. 
ober   nic^t,   aber  id|  ^alle  eS  für  me^r 

al«  blofi  ma^rfc^einlic^,  bofe  loenigftenö  bie  „ßilien"  mit  ben 
(jängenben  „Xropfen"  urfprünglit!^  uon  ber  frut^ttragenben  ^alme 
itjren  ?lu3gang  genommen  l)aben.  3Ran  mufe  in  «gqiiten  ober 
fonft    im    Oriente    bie    ft^roet    fjerabtiöngenbeii    großen    traubigen 


910.  XIII,  4  3)it  ioiiijdit  @SuIt.  lg 

JnKfttftäiibe   ber  2>attelpalme  felbft  gefefjen  fiaben  iinb  inon  nmfe 
i^re  Riiitfd|aftli(^e  Sebetitung   fennen,   um  ju  uerfte^eii,  roie  bie 


«bb.  14.  9Iffqnf(fm  5rie«  au|  einem  buni  glafierHn  Sitaü 
am  htm  $ala[t  «tfumaflittHie  in  nimrob.  «ad)  $uAflcin, 

Sie  ionif(^e  Sdult. 


flbb.  15.  Ccnamente  Don  |)Tte4tf4en  Isafen,  natl)  TionttWui,  bei  fui^fttin, 
Sit  ionifdie  i33uU.  natflili^  t|at  bot  in  Cnglanb  honej  anekle  genannte 
Crnament  nii^tB  mit  LoDicera  ju  tun;  e*gt^t  auf  bie  $almt  jurüd:  faintette! 

^ttelpadne  ba  immer  lutebec  bon  neuem  ba€  ^iurbilb  für  ^iti- 
formen  aller  9lrt  abgibt  unb  fc^on  in  feljr  früher  ^eit  .ii'"'  f^txaU 
bifdien  Symbol  für  Oberäg^ten  ßirb. 


20  S-  vm  Su^an  «0.  XHI,  4 

3n  feiner  fonft  fo  flufeetorbentlid)  WcrttioIIen  Stubie  übet  bie 
äg^ptift^e  sßflanäenfäule  ber  Spätäeit  (Recueil  de  Trav.  rel.  ä  la 
Phil,  et  h  rArch.  igypL  et  assyr.,  Vol.  XXV)  bejroeifett 
?t.  Äßfter  freili^,  bafe  ber  alten  nber- 
äg^tif(^en  !Siat)))en))flanje,  bie  i^terieitä 
miebei  baS  ißotbilb  für  bk  äg^ptifc^en 
I  Öilienfäulen  obgob,  überl|(iupt  eine  be- 
ftimmte^Pflanje  jugtunbe  liegt,  unbmeini, 
nir  müfiten  „Dielmetir  annehmen,  ba^ 
roir  eä  ^ier  mit  einet  tein  omamentalen 
gorm  ju  tun  ()aben".  liefet  3){einung 
beS  gelehrten  ^g^totogen  fonn  ii^  mic^ 
niefit  anfcfiliefeen;  jeber  Stfinögtopfi 
Weife,  bafe  felbft  rein  geometnfc^en  3'^^" 
formen  urfprüngtid)  meift  organift^e 
Sorbilber  jugtunbe  liegen.  Ilie  fflot* 
ftellung,  bafi  getabe  eine  fo  tei^  ent« 
mitfelte  3'™f'"™'  i"'*  ^*f  ^eralbiftfie 
„Silie"  »on  Dfierägt)pten ,  bie  aU 
SBappenpflanjc  bie  ganje  üanbfcfiaft 
diatatterifiert,  auf  freier  Srfinbung  be= 
ni^en  {oQe,  mu^  bafier  Don  oorntiecein 
alei  ganj  unmöglii^  abgelehnt  toerben. 
3)adfelbe  gilt  natüilicf)  erft  ret^t  uon 
ber9lnficfit9iie9l«(©tttfragen®  59 ff.), 
ber  nad)  ®oobgeQiiä  SSotgang  bie  „Silie" 
fllö  Sotoäblüte  „in  falber  SSoUonfit^t" 
ertlärt  unb  bie  Sntftefiung  ber  tropfen- 
förmigen Slnfiängfel  auf  beEoratiO  fünft- 
ieriftfie  ©eficfitäpunfte  jurüdfufitt.  ^tm 
gegenüber  fiolte  itfi  mit  aßet  Snt[d|icben' 
fielt  baran  feft,  bog  bie  fieralbifi^e 
Stile  Don  Dbetägiipten  eine  ftill« 
fiette  Iiattelpfllme  ift  unb  bafe 
ifite  tropfenförmigen  MnfiÖngfel 
biefierabfiängenbeniCatteltrauben 
:2(bb.  16.'ägi|t)tij4e$almiauli:  [lebente  n. 
m  iBeilin«  äKuitum«,  Wta  .^^.^^„^^  ^^„^  „^^  ;„  „i^igj,  5;ji[p„ 

?rrC*uÄ5%Wten.    bie    Dattelpalme    auj    ba. 
ionitf^  esule.  einjige.  üoetfiflupt  für  größere  Sauten 


ao.xni.4 


uerroenbbare  Sau^olj 
liefert  unt)  wie  ba  ifire 
fdjlanfen  Stämme  feit 
je^ecunbnof^&i«  auf  bell 
heutigen  ^g  alä  3;räger 
unb  ©tüöpfeilet  »enDen« 
bet  nieeben,  fo  erft^eint  e§ 
iiutferbfiBerftänWi^bafe 
im  alten  Ägypten  fc^oii 
frü^  au(I|  Qxo%e  fteinetne 
«äulen  bie  Jorm  bon 
^^atmbäumen  annafimen. 
9Sie  QU«  ben  9(bt).  16 
iinbl?  jufef)en,  ^ot  mon 
fic^  ba  nic^t  mit  bem 
2c£)aft  fldein  begnügt, 
l'onbern  ben  ganjen  Saum 
ntit  feinen  aSebeln  jur 
Säule  gemotzt,  inbem 
man  bie  in  bet  Watut 
breit  ouSlabenben  28ebel 
bncdj  Umloidetn  miteinem 
Sanbe  jufammenraffte 
nnb  fo  eine  einfottje,  ted)- 


%b&.  18.  «gqplifi^  ^aliitcittn-Saurdi  unb 
i^ic  ftbltitiingen,  nai^  tlTtt)ui  3.  SoanJ, 
The  M^cenaean  Tree  and  Pillar  Cult. 
Sonbon  1901, 1—3  ÄflRpti^.  4—7  Si)(iri(* 
unb  aRqhnif^. 


95b.  IT.  SapxKll  einet  agoplift^cn  ^almfault 

nat^  grifft  I.,  pl.6], 

bti  ^nä)\ttm,  3!ie  ionifdie  Säuft. 

niftf)  unb  äft^etifd)  gteic^ 
befriebigenbe  ©äule  f(^uf. 
©0  roenigftenö  ift  bie 
S.K  ägljptifc^e  *ßfllmfäule 
^^  richtig  juetflären;  anbete 
>  freili^  moKen  hnffen,  baß 
fie  ouö  ber  ©itte  f)erDot= 
gegangen  fei,  ba§  obere 
Gnbe  Bon  glatten  ©tein- 
föulen  bei  fefttic^en  ©e» 
legentieiten  mit  ^alm« 
mebeln  ju  fdjmütfen;  ober 
bie  ^rt,  nie  auc^  glatte 
unb  gebünbette  ^apqruS* 
faulen  oben  mit  Sönbern 
äiifammengebunben  finb. 


22  5-  «n  Suf^ait  aio.  XIII,  4 

lim  bie  fdjiDaiifeii  uiib  nii  fid)  mcf)t  tragfä^tgcn  ütnoipen  unb  Blüten 
ttagfäfiig  etid)eineii  ju  faffen,  fr^eint  mir  flcnj  einbeutig  ju  be- 
metfeti,  baß  bei  ben  ägy^tiit^en  ^utinfäuten  luirflit^  her  ganje 
SBaiim  jiir  ®ä«Ie  gemacht  lourbe. 

Sie  aus  'Hbb.  18  fierDotgef)!,  feiiiit  auc^  bie  ültftetifd)«  unb 
bie    mijfenifdie  Hiinft  bie  Sntfteliiinß  uon  Sauten    unb  d[|nlid|en 


<Ö^MM 


Vbb.  19.    ^allcMialtni;  auf  einem  äpptifdien   3<elief    bcr  18.  Xqn.    Hn  i^i 

bit  beiben  JlTme  einet  €peife  unb  SianI  [penbenbtn  Settin. 
Hbb.  20.    Dattelpalme  auf  eintm  of(Qn|c^n  dtelicf  („Vlffuibanipal  in  bcr 
Stinlaubt")-  3Raii  beai^lt  bit  natucalißif^n  SBut^tlfi^SlIinße ;  anberöno  ftnb  fit 

tapiltUaitia  pilifiert,  dctqI.  mb.  32  anf  8. 32.  'Haä)  ^udiÄein,  'Xiie  ionift^e  Säule. 

3ierformen  anä  SPänmen.  J)ie  (t^önfte  unb  teidjfte  (£ntlui<flung 
übet  l}at  bie  ^iolnifäule  auf  »eftafiotif^em  SSoben  gefunben,  unb 
bo  finb  auä  ifjr  im  Üaufe  Don  menigen  ©enetationen  bie  iinmittel- 
lioren  3*Dtläufet  ber  ionticf)en  Säule  eiitftanben.  5;ieä  mürbe  fc^on 
^udiftein  erfnnnt  ^aben,  roenn  er  nic^t  biirc^  einen  unglücflic^en 
^{ufall  bie  f)erülbifcftc  äilie  ton  Obetäg^pten  für  eine  toirllic^ 
iülie  gehalten  ifättt.  "Seu  rid)tigen  3"fQ'nnienf)ang  wirb  man  am 
beften  eitennen,  luenn  man  Don  ber  !?etrail)tung  einer  mirflit^n, 
ftud)ttrQgenben  Dattelpalme  and^e^t,  beren  Jotmen  unä  ja  üDen, 


«O.  XIII,  4  -Die  ioiiiid&e  Sfiule.  23 

(ei  (ä  aus  luitüic^er  ?[nfd)aiiung,  fei  eS  auS  $()otogra))^ien  unb 
Qnberen  Sttibilbimgeii  geläufig  finb.  60  gitt  übrigen«  quo  Sg^pten 
unb  ouÄ  ?tiiflnen  äat)[teic(je  alte  erftaunltcf)  nalurgetoue  SarfteU 
lungen  Don  iattelpnlmen,  oud  benen  ^'utl)ftein  bie  ^ier  %bb.  19 
unb  20  teprobujieiten  gen)äE)it  ^at,  freilid)  o^ne  ben  nun  erft  Don 


fibti.  21.    Stil   ein«  ffianbbclldbuiig  anS  bunt  glafietltn  3<cfl'ln>    O""  b" 
^aWaht  iti  %tixon\aaUi  Slcburabnejai^  in  Slabqlon,  naä)  SB.  Jlnbtac. 

mit   nac^juhjeifenben  3uiammenf)ang   mit  ber  ionijdien  ©öufe  ju 
tennen- 

güt  biefen  9iai^roeiä  ift  allerbingS  nod)  ein  iRücIblid  auf 
SSab^lon  nötig:  ?tbb.  21  jeigt  nadj  einem  \tt)x  raeit  Detbreitetcn 
unb  aOgemein  beFannten  in  Suntbnid  ausgegebenem  Slotte  bex 
3)eutfd|en  Drient^®efetI|d|oft  einen  Xeil  ber  qu8  bunt  glüfietten 
Riegeln  EietgefteDten  SSanbbetleibung  von  ber  gaffabe  beö  I^ron» 
faaleS   Siebufabnejarö   Dom  ÄoBt  in  SBabqlon.     SWac^  ber  lanb- 


24  (5.  oon  2u|*an  «0.  XIII,  4 

läufigen  ©ttlätung  enthält  eS  oben  einen  gries  Don  fäc^tföcmigen 
@ebilben,  bie  butrfi  Sögen  miteinouber  Derbunben  finb,  unb  unten 
eine  Steige  ton  Stielen,  bie  sroei  lilienartige,  ineinoKber  gefterfte 
991üten  tragen,  beren  glätter  n>eit  überfallen  unb  fit^  einrollen. 
„%adi  ^iet  oetbinben  S3ögen,  mit  einem  einfacf)en  Slütenfdiema 
befe^t,  bie  großen  boppelten  Silien  unb  fteDen  einen  fortlaufenben 
griefi  (ler." 

3n  gleicfier  SBeife  fpric^t  5|3u[l^ftein  bei  ber  ©ef(^reibung  beö 
l|ier  gig.  22   abgebitbeten  ©tonbartenenbeS  oon  Slffur  uon  einer 


abb.  22.    etaiibarUnenbe  (?)  aui  ilffut,  nai^  ^ui^pein,  Sie  ionilc^c  @SuIr. 

©d|eibe,  bie  auf  jttpei  Äefdien  mit  aufgerollten  Slättem  ru^t.  ®en 
Sctjtüffel  jum  58et|tänbniö  jener  „boppelten  Silien"  unb  biefet  jWei 
fletc^e  bilbet  bie  l)iet  ?lbb.  23  leprobuäierte  Crt^oftatenrei^e  oon 
Saftf{^e»®öäü.  ©8  lann  feinem  ßro^if«'  unterliegen,  bofe  ber  in 
ber  3Ritte  beg  einen  iBlodeä  unter  ber  geflügelten  <Sonnenf(^eibc 
befinblic^e  ®egenftanb  mit  ben  „hoppelten  Silien"  Dom  fto^r  in 
Söab^lon  ibentifi^  ift  unb  ebenfo  aud)  mit  ben  awei  fielen  ber 
Stanborte  oon  ^ffur.  !Ciefer  ©egenftanb  ober  ift  o^ne  jebe  SWög- 
lidlfeit  eineö  ^toeifet^  <i"  ^almbaum;  et  nniB  tro^l  feiner  bretfac^u 
fitone  ate  foI(^er  fc^on   loegen  ber  ©ilbiiiig  feineö  Stamme*  an> 


«0.  XIII,  4  ^it  iDtiif^t  @Auk.  25 

gefproi^en  loetben,  obet  fluc^  loegen  ber  itin  iimgebenben  3)ämoiieii. 
(Seroifi  erf^iiit  mandiem  ber  btettacfje  SSipfel  auffallenb,  aber  et 
ift  ni(f)t  auffaüenbet  als  bie  übereinünbergeje^ten  Silien  unb  Äelc^e, 
mit  benen  Wh  it|n  Deigleic^en  inüffen;  berarttge  3!eibopptungen 
finb  äioor  unter  ben  3'"for"'eii  1>ei  ÄiiIturBÖlfet  »et^ältniämäfeig 
feiten,  aber  fie  finben  fi(^  bei  nieten  „ptimitiDen"  SJÖIfetn  fo  ^Öufig, 
bag  fie  bem  l£t^nogra)7^en  als  eine  ganj  alltägliche  Srfc^einung 
beFannt  finb. 

hingegen  bebütfen  bie  Dämonen  auf  ben  beiben  Ortlioftaten 
l)on  Saltft^e=®öäii  ^ier  noc^  einet  (Srläutetung.  3)ie  3)atfteIIung 
felbft    ift   aüetbingS    nut   eine   ungef(t)irfte  unb    fünftletifc^   fe^r 


Vbb.  23.     Cri^oFlalcii  Don  6att|(^{'®Bja  nad)  Olutflane,    3n>(i  Xamontn 

^Itcn  bi(  Sonnt  übtx  tintn  eben  befcut^teten  Salmbaum  fe|l. 

(2)it  3inl<i&iina  gibt  biiii^  ein  IBerfe^en  iaS  Spiegel bi Ib.) 

minberioertige  Sfieplif  einet  affljrifrfjen  ©ruppe,  abet  fie  ift  in^alt^ 
tic^  Don  nic^t  geringer  iöebeutung.  Die  Drientaliften  tennen  fdion 
lange  afft)rifrf)e  9{etief8  Don  ber  3trt  ber  ^iet  gig.  24  unb  20 
abgebilbeten  Söilbetwette.  Sffan  f)at  fie  in  früherer  3"*  Döllig 
miBDetftanben  unb  üller|anb  mi)fti|^eö3eiig  in  fie  ^ineingeöeimnifet. 
SBir  tniffen  tieule,  feit  ber  eingangs  erroä&nten  Stubie  @.  ©.  ^Ijlorö, 
baß  ber  mi)fHfrf|e  „CebenSbaum"  ganj  einfach  eine  Dattelpalme  ift, 
bie  uon  Dämonen  beftud)tet  mirb,  genau  fo,  wie  noc§  ^eute  überall 
in  Ägypten  unb  im  3'''e'ftromtanb  bie  Dottetbäume  fünftli^  oon 
2Renf(^n  befriiditet  werben  muffen,  loenn  fie  efebate  Jtüc^te  liefern 


b\ä  e.  ©.  %1^lox  i^n  trfaitnte  iinb  Meut^tete.    3^m  ift  duc^  We 
3ufQmmenfteIIun9  ju  uetbanlen,  bie  titer  J?ig.  26  reprobusictt  ift 


9Ib&.  27.    flflQrift^e  gruil^tbaifritg- Dämonen. 

unb  in  it|ter  ft^fagenben  Überjeugung^Iroft  roeitet  leiner  Srlaute- 
timg  bebatf.  ZlfioT  fteüte  audf  einige  ber  affflrift^eii  SBeftud|tung*' 
I)ämonen  juiammen  (Dgl.  ?(bb.  27),  et  mieö  baranf  §in,  bofe  fie 


aO.  XIJI,4  5;it  wniSäft  SSule.  29 

t>k  Sorbilber  i'eien,  aui  benen  fid)  in  bet  fpäteren,  feefonbcrä  in 
bei  äfniÜ\H)m  Äunft  bie  engel  enttoirfclt  Ratten,  unb  jeigte  au<^, 
toeldie  ^ebeutung  babei  ben  ^almbäumeit  unb  ben  (Stienibim  in 
her  Siifton  be§  ®äed)iel  Dom  Siempel  Safomoniä  jutommt.  9üe- 
manb  tann  (leute  boron  jnieifeln,  baß  biefe  aieutung  buri^auä  ju* 
trifft.  31u(f}  ba§  biefe  defnic^tenben  5)ämonen  immer  geflügelt 
bargeftetlt  finb,  aber  niemolö  flicgenb,  fönnen  mir  unfdjWjer  ber- 
fte^en;  bobutc^  unb  buc{§  i^re  majeftätifdie  ^Itung  fofl  bie  fafi 
übernatürliche  SRodjt  jum  Mugbruii  gelangen,  bie  ber  h)irtf(fyift= 
lidien  fflebeutung  ber  Xattefpalme  entfpric^t;  iniffen  mir  bodj,  ttie 
für  Diele  Sonbft^aften  beö  diente  ein  Sluöbteiben  ber  3)atteternte 
§unger«not,  ßlcnb  unb  Serberben  jiir  golge  f^at. 


abb.  28.    SruAtbarteitS-Dütiionen  naüf  $lüce,  *I.  15  bei  g.  ».  Sflior. 

S^ret  eigentUdjcn  Junttion  entfprecf)enb,  "werben  biefe  ge« 
flügelten  Dämonen  urfprünglic^  immer  mit  ber  männlichen  Halmen* 
blüte  in  ber  einen  unb  einem  Aürbdien  in  ber  anberen  §anb  bai- 
geftelft,  genou  roie  man  nodf  ^eute  in  ftgljpten  Jtrbeiter  fe^n 
fann,  bie,  raenn  [ie  auf  einen  ^afmbaum  flettern,  um  i^n  ju 
befcuditen,  ein  Sorbeten  tragen,  in  bem  fid)  nod)  roeitere  männ- 
liche ©(ütenftänbe  befinben;|Mmberte  ddu  roeiblicl)en  gtut^tftänben 
lönnen  mit  bem  ^poQenftaube  einer  einjigen  männlicf)en  iSfüte  be- 
fruchtet merben,  aber  njenn  eine  folc^e  feinen  ©taub  me^r  gibt, 
wirb  fie  auÄ  bem  fiörbcfjen  burcf)  eine  neue  erfeßt.  ©o  werben 
iiiefeS  unb  ber  „fonifdie  3°Pf*""  ä"  feftfte^enben  3[ttributen,  aui 
benen  man  auf  bie  Sebeutung  einer  SJarftellung  feibft  bann  nod| 
fcf)tiefien    (ann,  menn  fie  fonft  an  ficf)  Döllig  unDerftänbtit^  roöte. 


80  9-  von  £iiidiait  ilC.  XIII,  4 

©0  toirb  j.  S8.  bad  rein  ornamentale  ©itbnwrf  Decftänfalicö, 
bai  unä  bon  bem  bunt  glafiecteit  Xordogen  bon  fi^orfabab  bc< 
fannt  tft.  !Die  Criginaljtegel  finb  ja  unluieberbringlii^  iKrdiren, 
aber  wir  miffeii,  loie  ba  immer  ein  „JRab"  mit  einem  unferer 
tppif^en  gru(^tbarIeit8'5)ämonen  abluei^felte  (bgl.  Abb.  28)  — 
genau  »ie  in  ber  SBifion  beö  gjec^ieL  Siir  reiffen  jeljt,  bofe  biefeä 
„Mab"  bie  Stelle  cineS  5ßalmbaumeö  einnimmt,  unb  metben  njo^l 
annehmen  bürfen,  bafa  t&  tbicttidi  au(^  einen  ^almbaum  bebeutet, 
ber  in  bet  Snfi^t  bon  oben  bargeftellt  ift. 


9(66.  29.    Icil  ein«  ffldiefö  uon  f  crjtpolitJ. 

@enau  wie  wir  üon  ben  9?atutb5ltetn  au«  fjuubettföltiger 
@ifot|tung  wiffen,  bafe  eine  utiptünglic^  tein  natutaliftif(^e  5)ot- 
ftellung  im  Saufe  ber  '^tit  me^r  unb  me^r  ftilifiert  Wirb,  fo  bafe 
i^e  uif)nitngli(^e  SSebeutung  aQmä^Uc^  gonj  in  SSergeffen^eit  gerät 
unb  nur  me^r  bem  (£t^nogra))t)en  belannt  ift,  nit^t  met|i  bem 
Singebornen  felbft,  ber  fie  fi^nif^t  ober  malt  ober  flitzt,  fo  fct|en 
Wir  aud)  baä  aff^rifc^^bab^Ionifc^e  $efru(^tungämotio  im  Saufe 
ber  Sa^t^unberte  immer  unbeutlidfer  bargefteDt  werben.  Skbe 
@rinnening  an  Sn^att  unb  Sebeutung  ge^t  aQmfi^Iit^  verloren, 
unb  nur  eine  unbeftimmte  Ä^nlicl|!eit  ber  %otm  bleibt  ert|otten. 
Unbergfeidjlit^  fi^öne  Seifpiete  hierfür  geben  bie  ^ier  gifl.  29  unb 
30  nadi^qlor  reprobujierten  ^aiftellungen  au&  ilierfe;>o(id  unb 


so.  XTII,  4  2)if  toniidic  ©Sule.  31 

Don  bet  5ran(;i)iS'ii(uie,  ^df  ^offe,  bafe  fie  auc^  für  ein  nie^t 
et^no9rQp^i[(^  flef(§ul(e«  Sluge  überjeuaenb  finb,  ab«  i(^  möchte, 
um  ganj  btiitlic^  ju  fein,  ^iei  noä)  tinmal  auf  bie  SI6b.  9  «B.  14 
biefeö  §efteö  ömoeifen,  auf  bet  un«  bie  roeil|felnb«n  3if)i(f)ale 
einet  ornamental  geworbenen  'Darfteüung  ganj  befonber^-  beutlit^ 
toerben. 


9bb.  30.    @tJlififrK  XaifleQung  oon  $almbduincn  uiib  'SAmontR  auf  ba 
gtan¥oiS.So|e.   9ta(^  C.  ».  Iqlor. 

SBenben  mir  uiiS  nai^  biefem  et^nograp^ift^en  ISftutÄ  roieber 
^utürf  ju  ben  Drt^oftalen  Don  @aftf(^'Qlöjü,  fo  roerben  ntir  nid)t 
einen  Sugenblid  metiT  baran  jttpeifeln  IBnnen,  ba§  t|iet  ein  riet)» 
tigei  ^atmbaum  bargefteQt  ift,  eine  Sallelfialme;  ein  ^I^ämon,  ber 


Vbb.  31.    Stlb'Salba^iit  Ut  «enigS  afmna|fh))al  (884— H59). 
9ta<4  ^not,  II.  ^s-  ^^  l>(i  Viu^flein,  2:if  icnj|4(  Siule. 

fie  eben  befrut^tet  ^at,  ift  im  Öegtiffe,  fii^  j"  enlfernen,  jiiwi 
anbere  SJämonen  ftetien  neben  i^r  unb  polten  an  Söänbern  bie 
'Sonne  über  i^r  feft,  um  bai  Steifen  ber  tOftlic^en  ^immeUgabe 
ju  fit^em  —  genau  wie  auf  bem  affljtifc^en  SHelief,  baS  ^iet 
(^g.  25)  S.  26  reptobujiert  ift. 

%on  biefet  TiarfteUung  eineä  fieberen  unb  an  fid^  einrcanb^ 
freien  5ßalmbflume*   andflel)enb,   roirb   man    nun   au[f|  eine  ganje 


32  3-  Bon  SuWoii  ÄD.  XUI,  4 

Steige  Dennanbter  unb  äfinlicf)et  |}oimen  iid|ttg  nerftetien  unb  nun 
aiK^  aufliören,  non  „ßilien"  ju  reben,  idd  ganj  jroeifello*  3>QtteI- 
bäume  iDenigftenS  ber  urfprünglidien  !£iarfte[lung  jugcunbe 
liegen.  Sie  lange  bie  olte  S^ertoet^Slung  ber  ^etalbifc^en  ,^tlie" 
tion  Dberöflflpten  mit  einer  H)tr!lirf)en  ßilie  fottgewirlt  unb  mit 
^attnarfig  [ie  eine  richtige  Iieutung  Dieter  alter  3i"foEmen  Der* 


Vbb.  32.    Saube  it9  iBomtttQOtteS  oon  iBiwaia,  babiilonift^,  d.Sa^r^.D.Q^i. 
^aä)  $eiTol,  II,  ^g.  71,  bei  ^iii^rtttii,  Sie  ionif^c  @äult. 

^inbert  ^ot,  gef|t  in  feftr  (efitteidier  2Beife  auS  ^ud^i'teinä  ?(uf= 
faffung  ber  ©tü^en  ouf  ben  ^ier  (Jig-  31  unb  32)  abgebilbeten 
Sautien  ober  33albai^inen  ^eruor.  Sbrtüc^  fagt  er  Don  biefen 
©tüBen:  „S^t  ®^aft  ift  loie  ein  ?paImbflum(tomm  geiitbct,  mit 
ber  c^ara[terii"ti((f)en  Sorfe  auö  3*Iöttftümpfcn,  aber  ftatt  ber  ju 
etlDortenben  ©lotttrone  finben  mir  überrajdjenberrceiie 
ein  SilientapitelC,  unten  roie  bei  einem  fflufettfapiteU  umf^nürt 
iinb  ber  Selt^  obgefd&nitten  ober  werbedt  —  eben  bie  gorm  ber 
Silie,  bie  unö  boö  fc^öne  ^i^flslornament  auS  bem  ^alafte  9?ebu' 
fabnejatS    geboten    ^otte.    X)ieä  rounberbarc  Mompofit   Don 

1)  fßoK  mit  fle(P"rt.    D.  fi. 


%D,  XIII,  4  2)ic  ionif(^c  6äulc.  33 

^almftamm  unb  Siltc^  f^at  aud)  ^vL^blätttx,  ober  md)t  in  bcr 
Tcaliftifc^cn  SBcifc  bc^  Sg^ptifc^en  ^ap^ruö,  fonbcm  cbcnfaüä 
lilicnartig". 

®o  ift  fclbft  ein  fo  ungctoö^nlid^  fc^arffinniflcr  unb  fritifc^ 
veranlagter  gorfc^er  »ie  ^uc^ftein  burc^  ein  äWifeöe^tänbni«  feiner 
SBorgänger  in  faft  tragifc^  ju  nennenber  SBeife  »ie  burd^  ein 
Srrlidjt  auf  einen  Stbtoeg  geleitet  unb  fo  um  bie  i^m  fonft  fiebere 
Srud^t  einer  ebenfo  geiftreid^en  alö  mü^eöoUen  ©tubie  gebraut 
JDorben. 

3c^  felbft  aber  f)abe,  bem  ©c^Iuffe  biefer  furjen  Slbl^anblung 
jueilenb,  ^ier  nur  noc^  bag  »eitere  ©c^icffal  ber  reifen  S)attel* 
trauben  ju  beleuchten,  bie  mir  Slbb.  19  unb  20  in  no^  ööQig 
naturaliftifc^er  S)arfteQung  gefe^en  ^aben.  3c^  fiabe  bereit«  gcjeigt, 
wie  fie  bei  ber  SBappenlilie  öon  Oberägtipten  fid^  ju  ben  ,,^erab* 
faüenben  tropfen"  enttoidEelt  ^aben,  unb  ic^  möd^te  ^ier  nod^  barauf 
f)intt)eifen,  ttjie  fie  fic^  aU  fold^e  burd^  länger  al«  ein  Sa^rtaufenb 
ge^alten%  2Kan  fann  i^re  ©puren  nod^  auf  ben  abenteuerlich 
überlabenen  sufammengefegten  äg^ptifc^en  Äapitellen  beS  SReuen 
SReic^e«  unb  ebenfo  auf  benen  öon  ?ßerfepoIi«  berfolgen,  bie  l^ier 
(5ig.  33  unb  34)  abgebilbet  finb.  5)ag  erftere  geigt  auf  einem 
Sünbelfd^aft  aund^ft  jtoei  übereinanber  fte^enbe  fioto^-^apitellc, 
bann  ein  t^pifd^e«  ,,2iIien*fiapiteQ"  unb  über  biefem  nod^  einen 
t)on  jtoei  Uräu^fc^Iangen  geftü^ten  Slattleld^.  5Bon  ben  Sßoluten 
be«  ,,£ifien*fiapiteng"  aber  Rängen  jcberfeit«  brei  unöerJ^oItniömafeig 
lange  ^^Iropfen"  hierunter,  bie  ööQig  unöerftänbüd^  »ären,  »firbe 
man  fie  nid^t  t)on  ben  lang  ^erab^ängenben  ^^rud^ttrauben  ber 
Dattelpalme  ableiten  fönnen. 

9?oc^  intereffanter  ift  ba«  jufammengefe^te  ÄapiteH  Don  5ßerfe* 
poliö  (Stbb.  34);  ba  fe^en  »ir  junäc^ft  unten,  bireft  bem  ©äulen* 
fc^aft  auffi^enb,  einen  nad^  abwärt«  gettjanbten  SBIattfeld^,  d^nlid^ 
toie  bei  bem  JlapiteQ  öon  SWeanbria  ober  toie  bei  ben  brei  l^ier 
(gig.  1  bi«  3)  abgebilbeten  ÄapiteDen  öon  5ßriene  unb  öon  ber 
93urg  öon  STt^en;  bann  folgt,  auftoärtö  gelehrt,  ein  nur  toenig 
ftilifierte«  äg^ptifrf)eg  5ßaImfapiteII  unb  bann,  jtt)ifcf)en  biefem  unb 
ben  mächtigen,  ba§  ®ebalf  tragenben  ©tieren,  ein  ^ol^ed  SBerbin- 
bungdftücf  mit  einem  Ornament,  baö  an  9D?uffen  ober  an  Älammern 
öon  X^ronbeinen  erinnert.  Sei  ndf|erer  Setrad^tung  ertoeift  eg  fid^ 
aber  ate  au«  jtoei  ?ßaaren  öon  tt)pifd|en  SSoIuten  beftelfenb,  nur 

1)  Son  mir  gefperrt.    t>.  fi. 

XcrKUcOttcnt.   XII [,  4.  3 


bafe  beten  SBertiinbungsftürf  lottet^t  otieiitictt  ijt,  fiott  lüogtedjt, 
iDie  ba%  bei  uifpiüngUdfen  (Snlniictlunci  bieder  ^i^^^fornt  eitt)prec^eii 


83.    «e^plifi^  Säule  mit 

)U]amnitnge|e^lein  SapitcH,  aus 

«bb.  34.    $eTtif4ee  ftoliitea  nai^  Klandio   einem®tabe  betW.Iiqna^t.nad] 

et  CoBte.  Toyage  en  Perie,  II  pl.  61  bei   iBoti^aibl,  bei  $u(^(tein,  Xie  ion. 

^ui^liein,  Sie  ionifi^t  <3ivit.  <BäuU. 

ttfirbe.    SBit   feititen  ja^Ireit^e  affl)ri(c^e  SDiöbel  (ugt.  j.  99.   l)i« 
bie  9lbti.  5  auf  ®.  10),  bei  benen  baä  olte  «ßatintapitea  im  §anb* 


«C.  Xni,  4  1k  imii|d)e  gäule.  35 

wert  jehinbäc  unb  in  g(eic(|er  SSeije  mifeDetflanbeii  jur  SBetiuen* 
bung  gelangt.  Sbenfo  föiinen  aut^  aWuffen,  Älammern  ober 
anbete  SBetbtnbungäftürfe  gletc^  ber  ^iet  (gig.  35)  abgebilbeteii 
Älammet  on  affijtifdjen  3JiÜbe[n  gleic^möfeig  in  aufred)ter  unb  in 
liegenber,  alfo  eigentlid)  unorganifc^ei  Orientierung  uortommen. 
99ei  jenen  perfitcijen  fiapitellen  nun  jeigt  fi^  in  ben  Sinfeln  bev 
Voluten  ein  fleiner  runblit^er  Xropfen,  in  bem  ic^  abermals  einen 
Sleft  ber  uijprün glichen  ^I^atteltrauben  erfennen  ju  {oQen  glaube. 
5)en  gleichen  Urfprung  ft^reibe  i(^  üuc^  ben  S^ropfen  in  ben 
ißoluten  bet  grofeen  S8afen  uon  Senbfc^irli  ju  (»gl.  9lbb.  8  ©.  13), 
wenngleich  t|ier  bie  mangeinbe  Symmetrie  ber  einjtlnen  SBoliiten 
bie  3i^et^eil  ber  Deutung  etmaS  beeintröd)tigt. 

ißöUig  anbetd  ift  bie  SntroicMung,   bie  jene  grut^tftönbe  ber 
Dattelpalme  auf  gned|i)c^em  ^oben  genommen  ju  ^aben  fcl)etnen; 


9t)b.  35.    Klammer  auS  StoiijC  ober  £upf«  jui  Serbinbuiig  praeter  S^aft- 

flflde;   atii   bem    9t.  SS.  $a[aFI  in  SlJmrub.    iladf  $enot  II,  gtfl.  388,   bei 

$u(4flein,  Sic  ionif^e  Säule. 

ic^  glaube  roenigftenä  mit  einiger  @ic!|ert|eit  annehmen  ju  bürfen, 
bag  bie  häufig  an  btn  SSurjeln  ber  SSoluten  angebra^ten  3n)i(iel' 
.palmetten  beS  entniidelten  ionifc^en  ßapitellä  (ugl.  3.  8.  ^ier  bie 
i(bb.  1)  and)  auf  jene  gtut^tbüffl^el  ber  Dattelpalme  äutiidge^en. 
(£iner  meiner  filteften  unb  fd^aiffinnigften  5)^<"«be  ^at  [ic^  aQet* 
bingä  gefpTdcfiStDeife  unb  auc^  brieflich  gegen  biefe  !t>eutung  auS- 
^efproc^en  unb  fic^  babei  uoi  allem  auf  SapiteQe,  Wie  baS  ^ier 
{'Abb.  2)  auf  ©.  8  abgebilbete,  geftü^t  3n  bet  %at  fdjeinen  ^iet 
nienigftenS  bie  obeten  3n'i^elpalmetten  eine  rein  otnamentale  EBe* 
beutung  ju  ^aben,  unb  eS  ift  Von  Dorn^rein  flar,  bag  fie  an 
biefet  (Stelle  nit^tä  mit  Datteltrauben  ju  tun  ^aben  (önnen. 
Stber  au(^  bie  9(nfänge  bet  Voluten  biefeiJ  SapiteQä  finb  felbft 
buri^ud  untt)pift^,  unb  iä)  loürbe  nit^t  jbgetn,  baS  ganje  Kapitell 
für  miftnerftanben  unb  füt  fptelerifc^  begeneriert  ju  galten,  raenn 
■€#  nidU  fo  alt  roäre.  SJie  bie  Dinge  liegen,  wirb  notürlic^  ju« 
jugeben  fein,  bog  feine  obeten  ^i^ii^elpalmetten  nic^t  unmittelbar 


3ü  5.  öon  Sufd)on  «D.  XIII,  4 

alö  gruc^tftänbc  einer  5ßalme  angefprod^en  »erben  bürfen.  S(^ 
möd^tc  fie  aber  mit  SRebupIifation^formen  öerflleic^en,  toie  wir  fold^c 
au8  bem  DrnamentenfdEia^  ber  primitiven  SBöUer  jal^Ireic^  fenncn; 
eine  einmal  irgenbttjo  jur  @ntmidtung  gelangte  3^^^^^^  f^nn  ba 
beliebig  oft  loieber^olt  unb  aud)  an  ©teilen  ongebradjt  loerben^ 
benen  fie  urfprünglid^  ganj  fern  fein  foQte. 

9?atürlicl^  tüirb  eö  jebem  freifte^en  muffen,  für  bie  ^toxdtU 
palmetten  be^  t^pifc^en  ionif^en  SapiteQS  einen  anberen  Urfprung 
anjunc^men,  unb  id(  l^abc  fie  auc^  felbft  lange  Qtit  auf  blofeen 
horror  vacui  jurücfgefü^rt,  aber  ic^  möd^te  je^t  unb  bii^  auf  n)et» 
tere^  babei  bleiben,  bafe  fie  auf  bie  grud^tbüf^el  ber  Dattelpalme 
jurüdgel^en.  Jlatürlid)  ift  i^re  äufeere  gorm  ftetS  burd^  ben 
jmifd^en  Ät)mation  unb  Soluten  toor^anbenen  SRaum  bceinflufit, 
in  ben  fie  gleic^fam  ^ineinfomponiert  ttjerbcn  unb  ben  fie  oft  reftlo^ 
auffüllen;  aber  i^rem  SBefen  unb  il^rem  Urfprung  nad)  l^aben  fie 
fidjer  eine  ernfte  SBebeutung  unb  muffen  enttoidlungSgefdii^tlic^, 
nid)t  nur  ate  btofee  SRaumfüIlungen  betrachtet  ttjerben. 

S)ie^  ift  ^ier  loo^I  auc^  ber  Sßla^,  einen  anberen  ©moanb 
ju  befprec^en,  ben  id^  fclbft  mel^rfac^  gegen  meine  Ableitung  ber 
ionifd^en  @äule  aud  ber  Dattelpalme  in  Srtoägung  gebogen  ^abe. 
Die  ?ßalme,  ioenn  toir  fie  un^  au§  i^rer  Jpirflid^cn  unb  natür» 
lid^en  gorm  in  ein  fäulenartigeg  ®ebilbe  auö  ©tein  übergegangen 
benfen,  follte  öon  SRed^tjo  toegen  eine  2(rt  SRotationöfigur  bitben,  toie 
bie  borifd^e  ©äule  ober  wie  etwa  bie  äg^ptifd^e  5ßalmfäule.  ©tatt 
beffen  jeigt  i^r  Kapitell  eine  ganj  l^eröorragenbe  Differcnjicrung 
feiner  gtäd^en  mit  bem  bcntbar  größten  Unterfd^iebc  jwifc^cn 
gjorber»  unb  ©eitenanfid^t.  Diefer  ®inwanb  i)at  mir  nid^t  wenig 
^opfjerbred^en  gemad^t  unb  mid^  immer  wieber  öon  neuem  ju 
einer  Überprüfung  meiner  STnfd^auung  öon  bem  ß^^föntmen^ange 
jwifdien  Dattelpalme  unb  ionifd^er  ©äute  öeranla^t.  S^  glaube 
inbe^,  ben  fc^einbaren  SBiberfprudj  aud  bem  eigenartigen  SBer* 
^filtni^  jwifd^en  SRelief  unb  SRunbftuIptur  erflären  ju  foHen.  ®e» 
Wö^nlic^  nimmt  man  an,  bag  bie  bilbenbe  5!unft  öon  ber  Stunb« 
ffulptur  augge^t  unb  erft  fpäter  jur  plaftifd^en  äuggeftattung  ber 
gläc^e,  jum  JReüef,  gelangt.  Die§  fd^eint  für  ba^  öor^iftorifc^e 
@uropQ  Geltung  }u  ^aben  unb  gilt  fii^er  für  bie  groge  äße^rja^I 
ber  primitiöen  SBöIfer  —  aber  eg  gilt  n  i  d|  t  für  ben  alten  Crient. 
Die  aff^rift^en  2;ortoIoffe  mit  il^ren  brei  SSorberbeinen  unb  bie 
©pj^injbafen  öon  ©enbfd^irli  mit  ben  brei  Hinterbeinen  unb  ben 
jwci  ©c^Weifen,  reben   ba   eine  fel^r  berebte  ©pradje.    3nt  olten 


ao.  XIII,  4  Die  ioniii^t  ©fiule.  37 

Dttent  ift  man,  isetiitjftenS  in  einer  gcroiffen  3^'*/  oud)  6et  ber 
SRunbifuIvtut  won  einer  me^r  ober  raenigec  teiii  f  Udjen^of  ten 
SBetracfttunfl  —  e%  barf  lPof|t  gejagt  mcrben,  uom  Melief  —  auä= 
gegangen.  'Huä)  rcenn  man  eine  freifte^enbe  Safiö  etioo  in  ber 
?(orni  uon  jwei  netwneinanber  fte^enben  ®vt)injen  ^erftellen  raollte, 
bilbete  man  junä(^ft  bie  jmei  Seitenanfi(l)ten,  bann,  immer  in 
etoa^   (loserem   9Ie[ief,  bie   ^otbetonfic^t    uiib    id)lieBlid),    meifl 


Mb.  36.    Xioppeli4)^inf-9afiä  Doti  6eiib|<^iTli,  um  730  u.  S^t.    Slad)  ..'Hui' 
gialiunetn  in  Senbfi^iTli",  IV,  lOeilin,  ®.  mnmtr  1911. 

ttiiebetnm  re^t  f(acö, -bie  ?ln|i(tit  üon  hinten.  Saki  tonnte  es 
lei^t  ge|(^e£Kn,  bofe  jebe  ©p^inj,  roie  bie  9(fib.  36  jeiflt,  in  ber 
@eitenanfi(^t  jloei  unb  in  ber  uon  hinten  ipiebentm  gmei  ^inter^ 
beine  befam.  6tanj  befonberä  öilfloä  mar  man  aber  in  bet  Se- 
banblung  ber  Jtügel;  in  ber  @eitenanficf|t  jroat  gab  eS  roeitet 
feine  Sc^roierigCeit,  ba  fonnte  man  gleid)(am  auS  bem  ^Sollen 
fdiaffen;  um  fo  fc^mieriger  War  baö  9JtübIem  für  bie  Slnfii^t  Don 
hinten;  ba  roufete  man  (eine  anbere  ßöfung,  aU  bie  au§  unferer 


38  g.  Pon  Sui^mi  SIC.  XIU,  4 

?[bbilbuiig  eiftt^tlic^e,  mit  i^ren  großen  glatten  t^ladien;  man  Dec* 
jic^tete  auf  jebe  fünftknfdie  ^u§fcf)müctung  unb  begnügte  fi(^ 
bamit,  eine  ebene  Unterlage  für  bie  Säule  ju  fdiaffen. 

3n  ä^nlt(^er  ÜBeife,  mö^te  tc^  glauben,  ift  aud^  bie  Iiiffeien- 
jietung  bcr  Sßorber-  unb  ber  Seitenanfit^t  beim  tonift^n  ÄopitcD 
JU  erltären.  Wan  begnügte  fi^  bamit,  bie  ^almiuebet  nur  für 
bie  9!orberanftct]t  te[iefartig,  als  S^otuten.  ju  bttben,  unb  f(^uf  für 
bie  !g€itenQnficf)ten  glatte,  faft  fdimudlole  glädjen,  bie  —  BieHeiti^t 
nit^t  ganj  jufaQig  —  an  bie  9tü(ffeite  unjeier  !S)op))etfp^in£ba{en 
erinnern. 


«bb.  37.    Htbicuk  Doii  ^d^Ii'fiai»  iia^  ^ttrot. 

Jieine  geringe  Sdimierigteit  für  ben  togifc^en  9(6(Q«f  tiefer 
Unterfut^ung  bilbet  fct)[iegli(^  bie  ^et^ttifc^e  ^ebicula  bon  iSogtiaS- 
Höi  unb  9afili=fifljfl.  ©ie  ift  ^ier  (3ig.  37}  abgebilbet,  nur  ber 
l^oUflänbigfeit  miÜen,  o^ne  ba^  itf)  tvagen  möchte,  t[)re  beiben 
Säulen  mit  <Std|ett|eit  auf  ben  ^afmbaum  ju  bejie[)en.  3c^  tDüibe 
ni(^t  jögern,  baä  ju  tun,  unb  mürbe  i^re  iSoIuten  für  fpäte  unb 
red)t  begeneiterte  ^almmebel  erfldien,  menn  man  nid|t  bie  EBilb» 
merfe  üon  Sugtiaö-fiöi  jeßt  famtlic^  in  eine  fo  fe^t  ftü^e  3"' 
jurüdnerfe^en  mürbe,  greilid)  bürfen  mir  unS  nic^t  Der^^fen, 
bofi  bie  <£^rono(ogie  Don  IBog^aä'^öi  gtgenmdrtig  not^  DdÖig  in 
bei  Suft  liegt.    Xatierbar  unb  batiert  finb  bi^  je^t  gonj  aOein 


^0  XIII,  4  Sie  ionift^e  €äu[€.  39 

nur  bie  lontafefn,  bie  wir  gerne  mit  §.  SB  i  n  d  I  e  r  unb  änberen 
in  baS  13.  »orc^tiftt.  Sofir^.  [e^n.  Sfliec  niemanb  lnei§  ()eute,  in 
toelt^em  geitlic^  SJer^öltniffe  btefe  ©c^tifltafeln  ju  ben  93au- 
ttKifen  unb  ju  ben  Sleliefä  bon  iSog^aS^Söi  flehen.  9hemanb  ^t 
bist)«  feftjuftellen  twrmoc^t,  ob  biefe  Xa^eln  mit  ben  gtogen  ^au- 


W)b.  38.    Sionjcft^aU,  angc6li<^  in  Clqtnpia  gcfunbtn,  je^l  im  aRuftum  Don 

Stl^n,  ttma  '/t  b.  m.  9t.    Kugtn   am  ERanbt  mit  tinn   in  baS  6.  Dor^r. 

Satfxfi.  geft^tm  aiamdifc^en  ^nf^rift.    ^aäf  $tnat,  III,  p.  783. 

toerfen,  mit  bei  ^uptmaf[e  ber  SletiefS  unb  mit  bei  ^et^itifc^en 
^(feninf(^rift  tpon  boit  gleit^altiig  finb  ober  ob  fie  nii^t  etma  als 
'3(^utt  längft  tiergangenei  3a^t[|unberte  bei  irgenb  meieren  ^Ianie> 
rungS«  ober  3luff(^üttungSatbeiten  an  i^ren  legten  ^unbort  ge- 
langt finb.  ®ie|e  »oUftänbige  Unfit^rfieit  ift  auä  mefir  benn 
einem  ®runbe  felir  beKagen^roett  —  fo  emyfinbe  iäf  e«  roie  einen 
jjerifinlidien  St^merj,   bafe   nrit   über  boä  roirflid)e  Sttter  beS  Bon 


^u^ftein  an  einsm  ber  ©utgtote  non  ©oglfctS-fiöi  entberften 
Sönig«,  biefe«  fc^Önften  SBilbmerfeS  beS  gflnjen  tiet^tti((^n  Suttur- 
(leifed,  au<^  nid|t  annä^emb  untenti^tet  finb  —  aber  id)  glaube. 


Abb,  39,     $almt  iii)it(fien  ®pl|injen  auf  einein  mqfeiüjrficm  Siefldrinfl. 
'/,  b.  ID.  ®c.  nodi  a.  3-  eoonö. 

bafe  gerobe  biefe  lliifid)erf)eit  in  bet  G^ronotogic  öon  Soji^QS-Söi  uns 
au[§  bet  Sßetpflic^tung  überl)ebt,  un§  fd|on  je^t  nä^er  mit  jener  ?(ebi=  - 
cu(a  unb  if)ren  ©änlen  ä"  bef^jäftigen.    SJofit  ober  mörijte  iiJi  ^iet 


Hbb.  40.  Vul|(^iiilt  au«  tintx  Sdialc  Don  flmat^uS,  gqpern. 


HD(^  botan  erinnern,  bafi  bie  ?lebicula  »on  SDgl)QÖ*Söi  in  DöHig 
gleidier  "Hxt  atidi  in  ber  fiet^itifc^en  Snfdjrift  tion  bort  (^fili- 
flajo)  crfdieint  unb  bo&  fie  eine  SieODOnbte  oiif  einer  angebtid)  iir 


«D.  XJfl,  4  3)tc  ionifc^e  ©äulc.  41 

DIt)mpia  gcfunbcncn  Sronjcfc^alc  \)at,  öon  bcr  eine  ?lbbttbung 
^ier  jig.  38,  ©.  39,  naä)  5|Jerrot  reprobujiert  ift  unb  bie  nicf)t 
leidet  jemanb  in  eine  fo  frfi^e  Qtxt  toie  baö  13.  öord^riftt.  3a^r^. 
äurüdjuüerfe^en  geneigt  fein  bürfte.  Sie  trägt  eine  aramäifdie 
3nfc^rift:  5)em  SWagib,  ©o^n  be«  SKep^a. 

Sebenfallö  möd^te  id^  cö  einfttüeilen  nod^  baf)ingeftellt  fein 
laffen,  ob  bie  SSoIuten  ber  ^et^itifd^en  Hebicula  Don  SBog^ag^Äöi 
mit  frühen  „ionifdien"  SSoIuten,  alfo  mit  einer  5ßaImfrone  ju* 
fammen^ängen  ober  ob  fie  tttoa  auf  anbere,  öielleid)t  agt)ptifcl^e 
^ßflanjenformen  jurüdge^en.  Um  l^ier  filar^eit  ju  fd^affen,  tt)ürbe 
baö  gange  grofee  ^ier^er  gef)örige  SKaterial  au§  Supern  unb  auö 
bem  mt)fenifd^en  ^utturfreife  ^erangejogen  werben  muffen,  moju 
eö  ^ier  an  SRaum  gebri^t  SBieüeic^t  fann  id^  bei  einer  fünftigen 
®elegen{)eit  auf  biefe  intereffanten  formen  jurüdfommen.  ipier 
möd^te  id^  nur  jtoei  5ßroben  geben,  bie  eine  (SIbb.  39)  öon  einem 
Siegelring  auö  ÜÄt)fenä,  bie  anbere  (?(bb.  40)  üom  SRanbe  einer 
©d)ale  aug  Slmat^uö  auf  St)pern.  S)ie  mt|fenifä)e  ©arfteDung 
toirb  man  mit  einiger  ©icf)er^eit  auf  einen  5ßatmbaum  begießen 
bürfen.  2)ie  fd^eibenförmige  Silbung  ber  gruc^tftänbe  ift  toof)! 
tüie  bie  anfc^einenbe  SRoIieit  ber  ganjen  Slrbeit  auf  bie  fpröbe 
2^ed^nit  unb  auf  bie  Äleinl^eit  ber  öerfügbaren  gläd^e  jurüdju* 
führen. 

hingegen  ift  bie  c^prifct)e  S)arfteIIung  tt)irflid^  ro^  unb  jcigt 

aufeerbem  bie  benfbar  gröfete  3)egeneration   eine^  un§  fd}on  Don 

früher  ^er  befannten  STOotiöeö,  baö  in  feiner  urfprünglid^en  gorm 

etnja  unferer  ^hb.  25  auf  ©.  26  entfpro^en  ^aben  mufe.    3Ran 

crfennt  eben  nod^,  ba^  e^  fid^  um  einen  5J5aImbaum  ^anbelt,   ber 

öon  35ämonen  befrud^tet  toirb,  bie  gleid£)äeitig  bie  ©onne  über  i^m 
galten. 

(Sine  nod^  toeiter  Dorgefc^rittene  Degeneration  fef)en  toir  auf 
ber  ©^ale  DonÄurium,  (£l)pern,  bie  id)  ^ier  (Abb.  41)  nad^  ^errot 
(III,  ©.  789)  reprobujiere.  D^ne  bie  öorl^anbenen  3^^f^)^"* 
formen  »ürbe  niemanb  imftanbe  fein,  bie  fd^alenförmigen  ®ebilbe 
itoifc^en  ben  Dämonen  rid^tig  gu  beuten. 

9?ad^  biefem  ©jfurfe,  bei  bem  eg  mir  nur  barauf  anfam,  an* 
jubeuten,  loelc^e  großen  3(rbeitSgebiete  ^ier  noc^  na^egu  brac^ 
liegen  unb  toie  lol^nenb  eine  rein  et^nograpl^ifc^e  SBetra^tung  ber 


42  S.  öoii  Öujc^Qu  «D.  XllI,  4 

Zierformen  bcö  ml)tenifd)cn  Slrcifcd  unb  i^rer  SScrtüaubtcn  fein 
loürbe,  faffe  ic^  nunmehr  bcn  3nf)alt  bcr  üorftc^enbcn  ©lättcr  in 
bic  folgcnben  i^cfcn  jufammen: 

1.  Sic  „SBappcnlilic"  öon  Dbcrägtjpten  ift  eine 
Dattelpalme. 

2.  2)a^  Sier[tab*Ät)ma  unb  feine  SJernjanbten  finb 
and  SBIattfränjcn  entftanben. 

3.  S)ie  ionifc^en  9Soluten  ^aben  nic^tö  mit  irgenb 
iüeld^en  Silien  ju  tun,  fie  finb  au^  5ßa(mlüebeln 
hervorgegangen. 

4.  2)ie  ionifc^c  ©äule  ge^t  auf  natura[iftifd)e  2)ar* 
ftellungen  ber  S)attc(pa[me;äurüd,  genau  tuie  baÄ 
griedjif^e  Jüp^abet  auf  baö  „p^önijifc^e^ 


nadjfdirirr! 

Äurj  üor  ber  3tuögabe  biefeö  ^efteö  erf)alte  id^  burc^  bic 
befonbere  @ütc  bon  ?ßrof.  Sugen  ^ßeterfen  Senntniö  einer  3Rit* 
tcilung  oon  ®iot)anni  ^inja  im  Annuario  della  Associa- 
zione  artistica  fra  i  cultori  di  architettura,  Rom  1912, 
p.  74 — 79.  S)tc  9KitteiIung  ift  betitelt:  „Le  origini  della colonna 
uegli  ordini  ionico  o  dorico^*  unb  ift  jtocifcllo^  unabl^öngig 
üon  meinen  eigenen  ^ier  ocröffentlid^ten  Unterfuc^ungen,  obtt)o^I 
fie  jeitlid^  fe^r  nal^e  mit  i^nen  jufammcnfällt.  SRcinc  erftc  üor* 
läufige  $Kittei(ung  (in  „Ausgrabungen  in  ©cnbfc^irli",  ^^cft  IV, 
p.  359  ff.)  ift  im  ©ommer  1911  gcbrudt,  mein  ausführlicher  SBortrafl 
in  ber  SBerlincr  ?lrd&aeoIogifc^en  ©efcHfd^aft  ift  am  7.  SRoücmber  1911 
gehalten,  5ßinja'S  Vortrag  in  SRom  jttjci  Xage  fpdtcr  am  9.  SWoöembcr. 
@r  tommt  ju  bcm  ©c^Iuffe,  bafe  bic  ionif^e  unb  bic  borifc^e  Saufe 
fid)  auö  bem  ?ßatmbaume  cnttpidelt  f)ätten,  bic  eine  unter  materifc^en, 
i)ie  anbere  unter  plaftifc^en  ®efic^tSpunftcn.  SBaö  5ßinja  für  bcn 
3ufammenf|ang  bcr  borif^cn  ©äulc  mit  bcm  ?ßalmbaum  anführt, 
erfd^cint  mir  nic^t  5tt)ingenb;  umfome^r  freue  id)  mic^  ber  Über«» 
einftimmung  unferer  Änfic^ten  über  bcn  Urfprung  ber  ionifd^en  ©fiulc. 


'Jlbb.  41.    8ilbtTnt  uiib  Dergolbelc  S<i|ale  Don  Cuiium,  ISQptni,  jepi  i 
SeiD-Doif,  faft  ',,  b.  m.  &x.    9io(^  90ettot,  lU,  p.  789. 


©w 


M(ü  Ötünt 


t.  (ff>itb€mann,  (Dtof.  Dr.  ilffrt5:  Qet  Sterftuft  5<r  aft^n  At^^pUt, 

3.  (P^incftfct,  Siigo:  ({la4  Q^o^Ja^idt!    6ttt  nac^^efaffince  J^a^mcn^ 

4.  (prABeft,  (prof.  ^tifttn  (p.:  ^aretoe  I. 


3*  ۥ  '^inxii^B'fdt  (gu^^anbfuns 


I  I 

I 


\^ 


WAY    3  1919 


14. 3a9T3ttns  D(t  Hite  Oritnt  f «fi  t 

£tmttno*rRän6ft«B<  f)arR«ffuna<n  ,      .... 

Pitii  <M  Jabi-  J  ^  A  einulpnit  icdtt 

,.»8«   (4  lirlt.)  I..r«.«.4rt,«  w»  d«  „",„„' 

2  ID.,  ttb.  3  m.  Uotderasiaiischen  Stselitdiafl  (€.  U.)  eo  ntnuit 


Der  Tierkult 


ber  alten  Hgypter 


Don 


Dr.  nifreb  IDiebemann 

Pror«flfor  an  b«r  Unioerlltät  Bonn 


Eeipzig 
).  C«  f)inri(l)sTcl)<?  Bud)l)anblung 

1912 


Die  Uordera$iati$d)e  0€$ell$d)aft  (€.  U.) 


mit  dem  Sitz  in  Berlin 

bejroedt  bie  t^örberiiiig  ber  üocberafiatifc^en  ©tubien  auf  ®runb  ber  ^citfmäler. 
@ie  gibt  tDiffenf^aftlic^e  arbeiten  i^rer  Vlitglteber  in  ^mangtofen  heften  ol^ 
,,9Ritteilungen  ber  Sorberafiatifc^eu  defedfc^af t''  itnb  gemcinDer- 
ftänbli(^e  ^arfteHungen  bierteliä^rli^  unter  bem  Sitel  ,,^er  9(te  Orient" 
^eraud.  S^rner  miß  bie  ®efeIIMaft  bie  93ef(^affung  neuen  äJlateriatd  anregen 
unb  untec|lü(en. 

.  2)er  ia^rlic^eaHitgliebdbeitrag  betragt  10  anarf.tuofür  bie  ,,Vlitteitungen" 
(lonft  15  g».)  unb  „5)er  «Ite  Orient"  (fonft  2  3«.)  geliefert  werben,  —ffuf- 
na^me  atö  SRitglieb  erfolgt  burc^  ben  Sorftanb  auf  einfädle  t(nmelbung 
beim  ©d^riftfü^rer.  —  3^^^><nfl  ^^^  ^Beiträge  l^at  im  gannar  an  bie 
3.  6.  ^inric^«'fd^e  öuii^^onblung,  »erlag,  8ei<)aig,  Sfumengaffe  2, 
ju  erfolgen. 

Der^orftanb  befte^t  a-  3t.  au«:  $rof.  Dr.  %,  Don  Sufc^an,  1.  Sorftfeenber, 
Sübenbe,  iBerlin;  $rof.  Dr.  m,  ^artmann,  2.  »orfij^enbtr,  ^ermdborf  {^axl); 
$rof.  Dr.  9R.  6obern^eim,  ©(^riftffl^rer,  $erIin«(S)^artottenburg,  Stein* 
plai^  2;  Dr.  $.  IBindler,  3Bi(meri»borf;  $rof.  Dr.  »r.  ^eigner,  ®rei»(ou; 
ßic.  Dr.  «Ifr.  SeremiaS,  fieipaig;  ^rof.  Dr.  g.  d.  Reifer,  ftönig«berg;  ^rof. 
Dr.  grbr.  kommet,  SWünci^cn.  —  Herausgeber  ber  „SRitteilungen":  $rof.  Dr. 
H.  »indter,  SBi(mer«borf  b.  ©erlin,  ©ingerftr.  79,  be«  „«(ten  Orient": 
i)erfelbe  unb  Sic.  Dr.  ^Ifr.  3eremia«,  Scipaig,  ^lauptmannftraftc  3. 


Inbali  der  bisber  crtcbienentn  Qeltc 

ägQpter  atö  Ihieger  u.  (Eroberer 
in  «Pen.  7«bb.  SB.aÄ.SWüIIer.  5i 

Schrift  unb  ©prad^e    ber  alten 
Sg^pter.    9Hit  3  9(bbilbungen. 

»on  3B.  Spiegclbcrg.  82 

^ierfult  ber  alten  £gt)pter. 

$on  91.  ^iebemann.Ui 
äRagie   unb  3<<u^erei  im    alten 
^[g^pten.    Son  91.  SBiebemann.  64 

Unter^altungdliteratur  ber   alten 
Ägypter.    2.  9(uflage. 

IBon  9[.  SBiebemaun.  34 
Sote  u.  ^oten«9iei(!te  im  ©tauben 
ber   alten   ^g^pter.     3.  9[ufl. 

»on  9(.  ® iebemann.  2a 
9(mulette  ber  alten  älg^pter. 
«on  a.  ©iebemann.l2i 

)(marna«3eit.      ^g^pten  unb 
Sorberofien  um  1400  b.  (£^r. 
«on  S.  «Riebu^r.  1» 

Arabien  bor  b.^dlam.  2. 9luf{. 

9on  O.^eber.  3i 


dei  „HIten  Orienl**  (Prei»  60  Pi.): 

I  Sorfc^ungdreifen  in  ®äb"9(rabien. 
3  5f artenf!.  unb  4  «bbilbungen. 

ISon  O.  SBeber.  84 
d^laferS  ^orfc^ungSreifen  in  ®flb« 
arobien.    9Rit  1  ©Üb  O^lafer«. 

$ou  O.  SBeber.  IO2 


Slramfier.  Son  9(.  Sanba.  48 

9(furbanipal   u.  bie  afft^rifd^e 
Ihtitur   feiner   3eit.    17  9lbb. 

93on  S.  S)e(i|»f(^.lli 
^[t^iopien.  19lbb.SB.iK.Wfl(Ier.  6t 


$oIitiic^e  dntmicflung  93ab))Io« 
niend  unb  9(ff^riend. 

»on  H.  ®in(f  1er.  2i 
()immeld-  u.  ^eltenbilb  ber  ^ahtf^ 
lonier.     2  91bb.    2.  erweiterte 
tluflage.        fßon  ^.  SBincTler.  Ss.s 
tBeltf  4öpfung,  «ab^Ionif  4e.  1  «Ibb. 

Bon  ().  SBindler.  81 
^fimonenbefc^wDrung     bei    ben 
SSab^Ioniem  unb  flff^rern. 

»on  O.  «Beber.  74 


(9ortfc|ung  out  ber  brUlm  Umf^tagfritc) 


3m  äUcrtum  Ijabcn  im  Ärctfc  bcr  morgcnlänbild^cn  toic  bcr 
abcnblänbifd^cn  SBößcr  bic  ^(g^ptcr  ate  bie  locifcftcn  aQcr  SKcnfcl^cn 
gegolten,  ^erobot,  ber  erfte  grted^ifd^e  ©efud^er  bed  SRiltale«,  beffen 
©c^ilberung  erhalten  geblieben  ift,  ber  um  450  ü.  (S^r.  baö  ßanb 
burd^forfd^te,  toar  üon  einer  gerabeju  fanatifd^en  ©c^märmerei  für 
ba§  SSott  erfüllt.  3)ie  ^iftorifer  unb  ©eogro^j^en  ber  fpäteren 
Sa^r^unberte  folgten  feinen  ©ebanfengängen.  @d  galt  aU  bt* 
fonberer  SRu^meStitel  unb  gelegentlich  gerabcju  aU  ®rforberni^ 
für  einen  berfil^mten  9Rann,  in  Stg^pten  getoefen  ju  fein,  bort  ben 
Setiren  ber  5j}riefter  gelaufd^t  }u  ^aben,  Don  i^nen  über  bie  »elt* 
bettjegenben  gragen  unterrid^tet  toorben  ju  fein.  93on  großen 
©taat^männern,  tt)ie  St)furg  unb  ©olon,  tourben  berartige  ©tubien* 
reifen  ebenfo  gut  berid^tet  toit  üon  ben  bebeutenbften  3)id^tern,  tt)ie 
^omer,  Drpl^eu^  unb  ©uripibe^,  Don  SKat^ematifern,  loie  ®uboju^ 
unb  Slrd^imebeö,  üon  ^^ilofop^en,  tt)ie  Xf^aU^  unb  ^lato.  SBenn 
auc^  bie  meiften,  »enn  nid^t  aße  biefe  ©rjä^Iungen  nic^t  auf  XaU 
fachen,  fonbern  au^fd^Iie^K^  auf  freier  ©rfinbung  berufen,  fo 
geigt  bod^  gerabe  ber  Umftanb,  ba§  man  fold^e  gabeln  für  er* 
forberlid^  l^ielt,  um  fo  beutlic^er,  in  toie  ^o^em  ®rabe  man  aU 
befte  DueUe  ber  öerfd^iebenartigften  SBei^^eit  baö  Stiltal  anjufe^en 
fid^  getoö^nt  ^atte. 

S)ie  d^riftlidfien  ©d^riftftcUer  blieben  mit  i^ren  Sobfprüd^en 
^inter  ben  Ijeibnifd^en  nid^t  jurud.  ^ie  ^oftelgefd^id^te  l^ob  aU 
einen  Shi^me^titel  beö  SKofeö  i)ttt>ox,  ba§  er  in  aller  SBei^^eit  ber 
Äg^t)ter  unterrid^tet  getoefen  fei.  3)ie  Sird^enfd^riftfteHer  fonnten 
felbftücrftänbtid^  bie  ?lbgötterei  bcr  Sg^^jter  nid^t  bißigen,  aber  fie 
beurteilten  bod^  biefe  ^eibnifi^e  9{eIigion  im  SSergteid^e  ju  ben 
©lauben^formen  anberer  SBöIfer  auffaUenb  mitb.  SBenn  fie  bie 
Acoren  ber  alten  Ägypter  tabelten  unb  öertoarfen,  fo  ^oben  fie 
baneben  immer  toieber  bie  fonftige  betounbern^toerte  ®infid^t  unb 
ÄenntniÄfüQe  bc§  SBoIfed  an  ben  Ufern  be^  9?ile^  mit  befonberem 
5Ra(^bruc!e  ^erDor. 

1* 


4  ^-  SBiebemann,  ^er  ^ierfult  ber  alten  Sig^^ter.      HO.  XIV,  1 

^iefe  ^od^ac^tung  f^at  ben  gaU  ber  aüag^pttfc^en  ^(tur  ju 
überbauern  üermo^t.  äB&l^renb  bed  ganjen  iDhttelalter^  unb  bis 
tief  in  bie  d^eujeit  hinein  f)at  fte  fid^  ungefc^tDäc^t  fortgeerbt. 
®Utö  t)on  neuem  n)ar  Don  äg^^tifd^en  @(el)eimniffen  bie  Siebe, 
ja^Ireid^e  ®e^eim(el)rer  unb  i^re  @)efo(g^leute,  9fiofenfreu}er«'  unb 
greimaurerfd^ufen  behaupteten  in  i^rem  SBefi^e  ju  fein.  ?tllgemein 
gel&ufig  ift  bie  ©jene  in  ber  Qanhtiflbtt  öon  ©c^ifaneber  unb 
3Rojort,  in  loelc^cr  bie  (Sintoei^ung  in  bie  ticfften  ©e^eimniffe 
unter  Slnrufung  ber  äg^ptifc^en  ®ötter,  3fi^  unb  Dfiri^,  erfolgt 
©elbft  in  ben  ©ele^rtenfrcifen  ^errfc^te  ber  ®(aube  an  baö  gort* 
(eben  ber  altüberlieferten,  ög^tifd^en  äßei^^eit  9(m  $(nfange  be^ 
19.  3a§r^unbert^  fpielten  im  SWItale  f elbft  bie  ©ruber  öon  Sujor 
ober  toie  fie  fic^  unter  SSertoertung  einer  falfc^en  Stbleitung  bed 
iRameni^  oon  Su^or  üon  bem  (ateinifc^en  lux  ,,Sic^t''  aud^  nann^ 
ten,  bie  Pratres  lucis  „bie  SBrüber  öom  fiic^t",  eine  gro^e  Siotie. 
©ie  behaupteten,  niemals  bad  93en)ugtfein  i^red  ed^ten  unb  engen 
3ufammen§ange^  mit  ben  uralten  Sorfa^ren,  ben  Ägyptern,  öer* 
loren  ju  ^aben.  S^ampoUion,  ber  93egrünber  ber  9(g^pto[ogie, 
liefe  fid^,  ate  er  auf  feiner  dg^ptifd^en  Steife  nadi  Äairo  fam, 
burd^  i^re  Behauptungen  bemegen,  fid^  in  ber  großen  ^^ramibe 
in  i^re  ®e^eimniffe  eintoei^en  }u  laffen.  Sr  ^offte  auf  biefem 
SBege  tatfdd^Iid^en  Jluffc^Iufe  über  bag  fianb  feiner  ©tubicn  ge«- 
»innen  ju  fönnen. 

@igent(id^  toax  eS  erft  bie  burd^  (S^ampoQion'd  t)on  biefen 
p^antaftifd^en  fie^ren  unbeirrten  ©c^arffinn  begrünbete  ©ntsifferung 
ber  ^ieroglQp^en,  bie  (£rfd^Iiefeung  bed  Sn^alted  ber  äg^ptifc^n 
Xejrte,  koelc^e  ben  uralten  9tu§m  beS  $}o(fe^  jerftörte  ober  boc^ 
»efentlid^  einfd^ränfte.  ©ie  ^at  gejeigt,  bafe  bie  ©cbeutung  Itg^p- 
tenö  auf  feinen  Seiftungen  auf  bem  ®ebiete  ber  öerfeinerten  Sebeni^* 
fünft,  be^  ^nbioerfeö,  bc^  Äunftgett)erbes>,  ber  ftaattid^en  Crgani* 
fation,  ber  ©efe^gebung,  be^  bi^  in  baö  einjetnfte  bringenben 
ttienn  aud^  meift  tt)cnig  ftjftematifd^en,  religiöfen  unb  m^ftifc^cn 
3)enfeng  unb  Xräumcnö  berul)tc.  3^9^^^^  o^^^  W  ^^^  äBiffen* 
fc^aft  erliefen,  bafe  bie  alten  ^ig^pter  gcrabe  auf  benjenigen  ®e* 
bieten  feine  SWeifter  toaren,  beren  ®rforfc^ung  i^nen  bie  ©(^rift* 
fteDer  bed  Slltertum^  jum  befonbern  9lu^me  anzurechnen  pflegen. 
äBeber  bie  ejraften  S3iffenfd|aften,  toie  ÜRat^ematif  unb  Stftronomie, 
noä)  bie  abftrafte  SBiffenfc^aft  ber  $^i(ofop§ie  ^aben  auf  bem 
©oben  bed  alten  9?i(ta(e^  eine  tatfäd^Ii(|e  ©lüte  }u  geioinnen  t)er* 
moc^t. 


«0.  XIV,  1  3)ic  »ciiS^cii  bcr  Ägypter.  5 

®icd  aQc^  ift  aber  neuere  ©rfenntnig,  für  bad  gefamte  Alter- 
tum ftanb  bie  Jatfadje  bcr  ^oI)en  SBeid^cit  ber  tg^pter  feifcufeft. 
3)icfe  SBeid^eit  überragte  nad^  allgemeiner  Überjeugung  bad  SBiffen 
aller  anbern  SBöIfer  in  bem  gleichen  ®rabe,  in  bem  bad  älter  ber 
ag^ptifc^en  gefd^ic^tlic^en  Überlieferung  bie  3^itbauer  ber  ®efc^id^te 
ber  übrigen  Stämme  übertraf.  Äonnte  man  bod),  toxt  bied  noc^ 
?ßlato  burd^  einen  5ßriefter  au^  ©aiö  au^fpred^en  lägt,  im  SSer- 
gleid^e  ju  ben  ^tg^ptern  bie  ©riechen  nur  afe  ftinber  bejeid^nen. 
@o  grofe  aber  biefe  G^rfurc^t  üor  bem  SBolfe,  feinem  lun  unb 
äSiffen  aud^  fein  mod^te,  ed  fonnte  boc^  nic^t  ausbleiben,  bag  ber 
Sieifenbe,  ber  üon  i§r  erfüllt  in  baS  Jiiltal  fam,  §ier  manche«  fanb 
unb  ^örte,  roa^  feinen  Gmpfinbungen  »iberfprad^,  fein  Urteil  um« 
juftürjen  bro^te.  ^n  einjetnen  fällen  l^anbelte  eS  ftc^  babei  um 
yiadix\d)ttn  über  ©ebräud^e  ber  SBorjeit.  @o  menn  berichtet  tonxbt, 
mon  §abe  im  fianbe  einft  SRenfc^enopfer  bargebrac^t  biefe  feien 
aber  im  fiaufe  ber  3cit  aUmä^lic^  aud  bem  &tbxau(i)t  gefd^munben. 
^ann  tonnten  bie  9lgQptenfd^märmer  behaupten,  ^ier  l^anbele  eS  fi^ 
um  böSmillige  SSerleumbungen  ober  um  unabfid^tlic^e  Irrtümer 
fc^le^t  unterrid^teter  ©eric^terftatter,  eine  berartige  ^Barbarei  fönne 
bei  ben  SDMnnern  an  ben  Ufern  beS  SRileS  unmöglich  üorgefommen 
fein.  ®anj  anberd  lag  bie  @ac^e,  toenn  (Sitten  in  SBetrad^t  famen, 
toeld^e  noc^  fortbeftanben  unb  n^elc^e  niemanb  überfe^en  fonnte, 
ber  aud^  nod^  fo  flüchtig  ben  Soben  ^g^ptenS  betrat.  Unter  ber>« 
artigen  ©rfc^einungen  mar  für  ©riechen  unb  SRömer,  für  Reiben 
unb  ©Triften  am  auffoüenbften  unb  am  fc^toerften  oerftänblic^  ber 
S^ierfult,  ber  im  gangen  Sanbe  unb  in  allen  Reifen  ber  ©eoölfe* 
rung  ^errfc^te. 

^ie  @)riec^en  Ratten  bamald  langft  oergeffen,  bag  einft  auc^ 
auf  ^ellenifc^em  ®oben  ^iertult  beftanben  ^atte.  Die  legten 
©puren  einer  berartigen  SSerel^rungdform  »aren  nod^  oor^anben 
in  ber  SBerbinbung  beftimmter  ®ott^eiten  mit  beftimmten  iieren, 
beS  3^"^  ""*  ^^^  ?lbler,  ber  §era  mit  bem  SRinbe  ober  ^fau, 
ber  9lt^ena  mit  ber  Qule,  auf  tueld)e  Did^ter  unb  plaftifc^e  ^enN 
mäler  anfpielten  unb  koelc^e  bis  in  bie  9{ömerjeit  hinein  auf  ben 
im  Sluftrage  beS  Staates  unb  ber  ©emeinben  geprägten  SKünjen 
feftge^alten  tourben.  ?lllein,  biefe  SBerfnüpfungen  mit  üeren 
Ratten  anbere  Srflärungen  unb  Umbeutungen  gefunben.  Diefe 
®efc^öpfe  toaren  ju  Begleitern,  Dienern,  Symbolen,  fünftlerifc^en 
?luSbrudSmeifen  ber  ®ott^eiten  ober  i^rer  ©genfd^aften,  i^reö 
9luSfet|enS,  i^reS  SlicfeS  geworben.    Der  ®runbgebanfe,  bie  gött* 


6  31.  SBicbcmonn,  3)er  2:icrfuU  bct  alten  *flt|ptcr.     «C.  XIV,  1 

lid^c  SRatur  bci^  %mt^,  toax  bcn  ©riechen  bcr  flaffifc^en  Qtit 
ööüifl  cntfc^tDunbcn.  ©ic  ^ttcn  fie  üergcffcn  cbcnfo  tote  ber  Sauer, 
bcr  in  ^cutfc^Ianb  baä  ©torc^neft  auf  feinem  §aufe  fd^ont  unb 
bic  Sule  über  feinem  ©d|eunentor  annagelt,  nid^t  me^r  an  bie 
götttid^e  ober  bämonifd^e  Statur  biefer  ®ögel  benft.  Sr  fd^rt  nur 
fort,  eine  Sitte  ju  beobad^ten,  bie  it)m  öon  feinen  JBorfa^ren  ald 
rid^tig  unb  nu^bringenb  überliefert  »orben  ift. 

3n  ^gtjpten  liejj  fid^  eine  folc^e  Äuffaffung  ber  Siere,  mt 
fie  in  i^rer  locferer  geworbenen  SJerbinbung  mit  ben  ©Ottern  in 
fyellad  möglich  toax,  nid^t  annehmen,  ^ort  niaren  biefe  3Befen 
riic^t  ^Begleiter  unb  niebere  35iener,  nid^t  ber  Slui^brucf  beftimmter 
(Sigenfc^aften  ber  ©ott^eit.  ^a  Raufte  in  pr&d^tigen  Stempeln, 
Rainen,  ©een  ba^  @ott*Iier,  öon  einer  ja^Irei^en  ©d^ar  üon 
^rieftern  unb  grommen  gehegt  unb  gepflegt,  genährt  unb  ange» 
betet.  3n  ben  ^riüat^aufem  ^ie(t  man  in  fleinen  fapeQenartigen 
Släfigen  auS  ©tein,  ^olj  ober  SSronje  SBöge(,  ©d^Iangen,  Heine 
S^ierfügler  unb  brachte  i^nen  ald  ^au^gßttem  ®ef diente  unb  Opfer 
bar.  Sluf  ben  gelbern  t)or  ben  2;oren  unb  in  ben  ©trafen  ber 
©tdbte  »angelten  ©perber,  3bife,  Äa^en  um^er,  beren  Dualen 
unb  Xöten  ftreng,  gegebenenfalls  mit  bem  Xobe  beftraft  lourbe- 
^rojeffionen  tonnte  man  fe^en,  bei  benen  ein  %m,  tüit  ber 
^pidftier  t)on  ^^mnenfingenben  Jünglingen  begleitet,  ben  SRittet« 
punft  ber  $eret)rung  ber  gläubigen  SOtenge  bilbete.  Sfoftfpielige 
©egrobniffe  jogen  öorüber,  bei  benen  baS  öerftorbene  ^eilige  S^ier 
)u  feiner  legten  SRu^eftätte  überführt  tourbe.  ®alt  baS  ^ier  afö 
befonberS  e^m)ürbig,  fo  bilbete  fein  ®rab  einen  eigenen  Q3au.  ©o 
erhoben  fid^  um  1500  \),  @^r.  im  SBerei^e  ber  ©räberftabt  k)on 
©aqqara  auf  erl)ö^ten  2;erraffen  Heine  ÄapeUen.  ?tn  jeber  i^rer 
t)ier  ©den  toax  ein  Pfeiler  angebrad^t;  an  brei  ©eiten  berbanb 
eine  äBanb  biefelben,  mä^renb  an  ber  vierten  ©eite  ber  9taum 
offen  toax  unb  ^ier  eine  2;reppe  ju  ber  fiapeQe  hinaufführte,  um 
ben  ?tnbäd|tigen  einen  bequemen  3"8ö"9  h^  gewähren.  S)a8  2:ier 
felbft,  bem  i^re  SBerelirung  galt,  ru^te,  umgeben  üon  feinen  ©ei* 
gaben,  unter  ber  Äapelle  in  einer  g^Ifengruft. 

^dufiger  als  in  foldien  ©injelgrdbern  beftattete  man  bie  ®e- 
fc^öpfe  in  grojsen  9(nlagen,  in  n^eldjen,  toie  in  ber  ?(piSgrabftStte 
beS  ©erapeumS  ju  äßemp^iS,  jebeS  einzelne  in  einer  gefonberten 
3eIIe  feine  Xotenfammer  unb  jug(eid|  ein  äBo^ngemac^  für  feine 
unfterblidje  ©eele  erhielt.  3n  ber  9ld^e  »ar  ber  gemeinfame  Äult* 
räum  für  aüe  bie  Snfaffen  ber  ©ruft  ju  fud)en.    S)ie  SWac^t  ber 


«D.  XIV,  1  ®räbcr  ^eiliger  Zxtxt.  7 

^icr  rul)cnbcn  333cjcn  tpurbc  fc^r  ^od^  öcranfc^lagt.  SSorncI)mc 
^erjönli(|fcitcn,  »ic  ein  föniglid^cr  ^inj,  ein  ©o^n  SRamfe^  II., 
tieften  fic^  in  i§rer  9Kitte  i^re  legte  SRu^eftdtte  bereiten,  um  8lnteil 
an  i^rcm  göttlichen  ©c^uge  }u  gewinnen.  Siebet  ate  fol^e  SReu- 
anlogen  ^etjufteUen,  legte  man  in  funftloferer  unb  weniger  loft- 
fpieliger  SBeife  umfangreidie  SKaffengrüfte  an.  ipierju  öemertete 
man  gern  naturlid^e  ^0^(en  im  @ebirge  ober  auc^  alte  @räber, 
bcren  einftige  menf^lid^e  3n^aber  öon  ®rabräubern  i^rer  Seigoben 
beraubt  toorben  »aren  unb  beren  Seid^name  gleichfalls  ber  SSer» 
nid^tung  an^eim  gefaDen  toaren.  3n  i^nen  Raufte  man  bie  %\txr 
leieren  ju  ^unberten  unb  Xaufenben  auf.  äReift  entl^ielt  babei 
jebe  einzelne  Einlage,  je  nad^  bem  @)Iauben  bed  ®aud,  in  koeld^em 
fie  fic^  befanb,  nur  eine  beftimmte  5;ierart,  toie  bie  feit  Sö^t^un« 
berten  ausgebeuteten  3bißgrfifte  bei  ©aqqara,  bie  SRiefengruft  für 
Shrofobile  bei  SKonfalut,  eine  Slffengruft  ju  X^eben.  An  anbern 
@teQen  brachte  man  aud  ber  Umgegenb  ober  auc^  t)on  fern  l^er 
alle  üerenbetcn  ^eiligen  Jiere  jufammen  unb  bettete  fie  unbelfim* 
mert  um  il^re  öerfd^iebenen  Slrten  gemeinfam  in  bie  gleid^e  ®ruft 
ober  auf  bem  gleid^en  @räberfelbe. 

^e  Sel^anblung  ber  Seid^en  toax  babei  nic^t  immer  eine  be* 
fonberS  forgfame,  boc^  ftnb  in  einer  SRei^e  üon  gäUen  bie  liere 
fo  gut  erhalten,  baft  i^e  joologifc^e  93eftimmung,  bie  Unterfud^ung 
ber  Sinjel^eiten  i^reS  5tnocf|enbauS,  i^rer  SRuSleln  unb  @el)nen, 
i^eS  geüeS  unb  i^rer  gebern  bem  3;ier!unbigen  möglid^  ift.  9iic^t 
feiten  l^at  man  bie  Seid^name  üergolbet  in  @ärge  gebettet,  mit 
fieinen^anbbinben  unb  bem  fogenannten  SRumienfarton  umgeben, 
mit  Sagen  üon  Seinetoanb  unb  $a))Qru§,  meldte  man  Dermittelft 
@ummi  arabicum  ju  einer  feften  9Kaffe  jufammengeflebt  ^atte.  3" 
fold^em  3^^^^  benugte  man  au8  ©parfamfeitSgrünben  meift  ftatt 
neuem  $ap^ruS  alte  bereits  befd^riebene,  nunmehr  aber  nid^t  me^r 
gebrauchte  glätter.  üBei  ber  Stuflöfung  fold^er  Startonagen  ^aben 
bie  mobemen  ^orfc^er  toerti^oHe  Urfunben  auS  ber  ^tolemäerjeit, 
Jeile  t)on  ^anbfc^riften  griec^ifd)er  5)id^ter  unb  ©c^riftfteHer,  frei* 
(ic^  Dielfad^  jerriffen  unb  befc^mugt,  jutage  ju  förbem  üermoc^t. 
!£)ie  9Rü§e  unb  bie  biSkoeilen  er^eblid^en  Soften,  n^eld^e  bei  ber« 
artigen  Seftattungen  ber  ^eiligen  Xiere  aufgen^enbet  toerben  mußten, 
jeigten  bem  frembcn  JReifenben  im  Slltertum  beutlid^,  njie  fe^r  bie 
Heutige  3u^^^i^i^9  ^^  ^efd^öpfe  ffir  baS  SenfeitS  bem  alten 
^lg9|)ter  am  ^erjen  lag,  toit  menig  man  an  ber  im  Sanbe  totxU 
verbreiteten  ^od^acf)tung  öor  bem  Xiere  jioeifeln  burfte. 


8  «.  «Biebcmonn,  3)€r  Xicrfult  bcr  attcn  Ägypter.     «O.  XIV,  1 

Die  3;atfac^c  loar  ba.  S)a^  2;icr,  toclc^e^  bcr  ®ricc^c  atö 
tief  unter  fid^  ftcl)cnb  an^af),  toclc^c^  nur  ju  feinem  5)ienfte,  feiner 
S^Q^rung  ober  ju  feinem  93ergnügen  biente,  badfelbe  Xier  Qolt 
f)m  bei  ben  ipeifeften  aDer  9)2enfc^en  aU  Zeitig  unb  ate  gSttüc^. 
3)iefer  ®ebante  erfd^ien  ben  grie^ifc^en  SBeobad^tern,  ben  JReifenbcn 
toie  ben  ©c^riftftenern,  fo  eigenartig  unb  unfa|bar,  ba%  fie  glaub* 
ten,  fic^  eifrigft  bemühen  ju  muffen,  um  ©rflärungen  für  ben 
äg^))tifd^en  2;ierfult  ju  finben,  welche  geeignet  »aren,  i^n  mit  ber 
}um  ^ogma  getDorbenen  ^öl^eren  (Sinfid^t  ber  9ti(taIbetD0^ner  in 
ffiinttang  ju  bringen.  Sine  lange  SReil^e  ^ierl^er  gehöriger  5Bor- 
fd^I&ge  finb  öon  ben  ©d^riftfteüern  be^  Stltertume^  gemad^t  tüorben. 
93or  aQem  gefd^a^  bied  burc^  einen  Wlann,  ber  ju  ben  nid^t  fe^r 
ja^Iret^en  SBertretern  ber  griec^ifc^en  Siteratur  gehört,  beren  SRame 
ben  ^eid  ber  ^ad^gele^rten  ju  äberfd^reiten  t)ermoc^t  ^at.  @d 
loar  bied  ^lutarc^  Don  (S^aeronea,  beffen  fiebendbefc^reibungen  be« 
rü^mter  SRänner  bi^  in  bad  öorigc  Sa^r^unbert  hinein  im  ge* 
famten  SBereid^e  ber  europ&ifc^en  Äutturtoelt  eine  loeitoerbreitete 
unb  beliebte  Scftüre  bilbeten.  3n  einer  befenberen  Schrift,  toelc^e 
er  in  bem  §o§en  Sdter  oon  etn^a  ad^jig  Sauren  um  120  n.  &^r. 
Oerfa^te,  ^at  er  bie  ©age  oon  3fig  unb  Dfiri^  be^anbelt  unb  bei 
biefer  Gelegenheit  aud^  aber  bie  fonftigen  Setiren  ber  ftg^ptifc^en 
SRetigion  unb  i^ren  tieferen  Sinn  fi^  gedufeert.  greilic^  ȟrbe 
man  irren,  koenn  man  l^offte  bei  ^tutard^  mir{(id^  rein  äg^tifc^e 
fie^re  ju  finben.  @^  ift  fe^r  n^a^rfd^einlic^,  bag  er  ftg^pten  felbft 
ni^t  fannte.  3ebenfaüd  oerftanb  er  feine  Sprache  nic^t  unb  »ar 
fiberaQ  auf  anbere  @(eto&^ri}männer  angen^iefen,  beren  Angaben  er, 
loie  er  bad  Oon  feinen  93iogra))^ien  §er  getoo^nt  loar,  in  eifriger 
©amme(t&tigteit  jufammentrug.  ®ie  berart  gewonnenen  ^uffd^(uffe 
gab  er  nid^t  in  i^rer  urfprfingKd^en  Raffung  lieber;  er  brachte 
fie  in  ein  ©Qftem,  bad  oon  grted^ifc^«p^i(ofopl^ifc^en  SJorfteQungen 
ausging.  SBie  feine  ganje  3^^^  glaubte  er,  bafe  bie  (M6tter  ber 
SBöIfer  eigentli^  äberaU  bie  gleichen  feien  unb  §ielt  fid^  ba^er  für 
bered^tigt,  jur  (Srflärung  äg^ptifd^er  Se^ren  o^ne  toeitered  grie* 
d^ifc^e  ®ebanfengänge  ju  oertoerten.  Snfolgebeffen  er^filt  man  in 
feinem  SBerfe  nid^t  ed^t  äg^ptifc^e  Steligiondauffaffungen,  fonbern 
ein  ®ilb  oon  bem,  n)ad  man  im  beginne  bed  jn^eiten  Sa^r^unbertd 
n.  6^r.  in  gebilbeten,  gried^ifc^en  Greifen  über  bie  äg^ptifd^e  9leR- 
gion  badete.  Sßon  biefem  ©tanbpunft  aud  erfolgte  benn  auc^ 
feine  Seljanblung  bed  äg^ptifc^en  Xierfulted,  bei  ber  bie  groge 
3a^(    ber    Oorgebrad^ten   ^efc^önigungdoerfuc^e    Oon    oorn^erein 


1K0.  XIV,  1  ^ntife  (grflärungcn  bcg  ftulte«.  9 

jcigt,  bafe  er  felbft  feinen  einjtgen  berfelbcn  al^  tpitflic^  burd)* 
fc^lagenb  anfo^. 

Unter  ben  SSorfd^lfigen  ^lutard^d  fpiett  bie  9iü^(ic^feit^t^eoric 
eine  gro^e  SRotte.  SBegen  i^re^  Sinkend  unb  i^rer  SBraud^barfeit 
l^abe  man  bad  9{inb,  ba^  @c^af,  bad  Sd^neumon  üere^rt.  2(ud 
gleid^em  ®runbe  gelte  ber  3bi^  ötö  ^eilig,  ber  bem  9D?enf^en  bie 
antt)enbung  beö  Äl^ftierö  gelehrt  ^obe.  |[g^ptifd)  finb  folc^e  @e* 
banfengänge  ebenfo  n^enig  n)ie  bie  baneben  t)on  ^lutord^  ange^ 
führten,  man  ^abe  eine  Steige  üon  gieren  ^od|ge^a(ten^  meil  man 
in  i^ncn  gewiffe  unbeutUd^e  Silber  ber  göttli^en  SKad^t  watjrju* 
nehmen  geglaubt  l^abe,  bie  jum  ®ottume  fid^  etioa  fo  t)er^ie(ten, 
tt)ie  baö  95ilb  ber  Sonne  in  ben  ^Regentropfen  jur  Sonne  felbft. 
©0  ffait  man  baö  Ärofobif  tjere^rt,  »eil  e^  feine  3""9^  ^^^^ 
unb  au^  bad  göttliche  SGBort  feiner  Stimme  bebürfe*  Ober  ba^ 
SBiefel,  toeil  ed  mit  bem  D^r  empfange  unb  mit  bem  9)2unbe  ge« 
bare,  alfo  ein  ?lbbilb  ber  Sntfte^ung  ber  SRebe  fei.  Ober  bie 
Sd^Iange,  toei(  fie  nid^t  altere  unb  oljne  ^(lieber  leidet  ^inglei« 
tenb  fid^  fortbeioege  unb  bamit  ben  Sternen  gleid^e.  Unäg^ptifd^ 
ift  ferner  bie  öon  5ßlutard^  öerjeid^nete  gurd^ttl)eorie.  3ebe  un* 
üemünftige  unb  tierifd^e  SRatur  fei  ein  Seit  be^  böfen  ®eifte^, 
bementfpred^enb  fei  aud^  bie  Seele  be^  un^eilbringenben  ©otteS 
5;^p^on  in  Xiere  verteilt  toorben.  Um  biefe  böfe  SRad^t  ju  be* 
fänftigen  unb  ju  begütigen,  l)abe  man  ben  Stieren  mit  Sere^rung 
gebient.  ^reilic^  l^abe  man  gelegentlid^  aud^  bie  bem  %\)pf)on  ge« 
toeiliten  Siere  getötet,  um  bem  ®otte  toe^e  ju  tun  unb  bie  Qaf)l 
feiner  greunbe  ju  öerminbern,  ober  um  i^n  ju  beftrafen,  toenn  er 
eine  Sanbplage  über  %^pten  fc^icfte.  (Sine  anbere  ®rftärung  liefe 
ben  Sult  auf  eine  ftaat^fluge  SSorf^rift  jurücfge^en.  ©in  liftiger 
ftönig  l)abe  ben  öerfd^iebenen  Ägyptern  befohlen,  öerfd^iebene,  öon 
SRatur  einanber  feinbtid^  gefinnte  Xiere  ju  öere^ren,  um  ^ierburd^ 
Uneinigfeit  jtoifd^en  bie  SSere^rer  üerfd^iebener  Xiere  ju  bringen, 
^ier  ift  Urfad^e  unb  SBirfung  Dertoed^felt.  Xatfäd^lid^  ^at  ftc^ 
gelegentlid^  jloifc^en  ben  Sln^ängern  öerfd^iebener  2;iergattungen 
geinbfc^aft  enttoidtelt.  5)iefe  würbe  burc^  bie  SSerfd^ieben^eit  ber 
in  ben  einzelnen  Orten  öere^rten  Siere  öeronlafet,  ber  ®egcnfa^ 
ift  aber  nid^t  ju  i^rem  3^^^^  erfunben  Sorben. 

@in  weiterer  ®ebanfe,  ben  ?piutard^  nur  anbeutet,  SDiobor, 
ber  57  D.  6^r.  ^g^pten  bereifte,  bagegen  breiter  bel^anbelt,  ^at  bis 
in  unfere  ß^it  hinein  ^n^änger  )u  finben  t)ermod|t.  ^anac^  ^ätte 
ein  Äönig  ober  ber  ®ott  DfiriS,  um  Unorbnung   unter  ben  ein* 


10  Sl.  S»icbemonn,  Der  2:icrfu(t  bcc  oltcn  Ägtjptct.     «D.  XIV,  1 

jcincn  Slbtcifungcn  fcinc!^  §ccrcä  ju  üermcibcn,  bcn  öcrfc^icbcncn 
^Truppenteilen  ©tanbarten  üerlie^en,  toelc^e  bie  91nfü^rcr  ju  tragen 
Ratten.  Auf  biefe  ©tanbarten  fe^te  man  bie  SBilbcr  t)on  lieren. 
3)anf  ber  l()ierburc^  erreid^ten  Orbnung  fiegten  bie  Äg^ter  im 
5hiege  unb  glaubten  nun  ben  lieren  i^r  ^il  ju  öerbanfen.  JBon 
biefem  3)anfedempfinben  befeelt,  führten  fie  bie  göttlid^e  SSerel^rung 
ber  liere  ein.  —  SKd^tig  ift  ^ier,  ba§  bie  ©Über  ^eiliger  Xicre 
auf  ©tanbarten  getragen  »urben,  ä^nlic^  wie  fic^  auc^  in  ttff^rien 
entfpred^enbe  ©tanbarten  finben.  TOan  f^at  aber  nid^t  au8  3R\i* 
Derftänbnid  biefe  3^^^^"  fpäter  angebetet,  fonbem  man  f^at  afö 
©tanbartenjeid^en  für  $rieftcr!oQegien,  SBürgerabteilungen,  ©oU 
batenlorp«  bie  SBilber  berjenigen  3;iere  J)erttjertet,  toeld^e  fie  Der» 
ehrten,  unb  bie  bal^er  in  ^eg  unb  f^rieben  i^re  ©d^u^bömonen 
bilbeten.  92ic^t  baS  ©tanbartenbilb  ift  bad  Urfpränglic^e,  bad 
Zeitige  Xier  ^at  i^m  (Sntfte^ung  gegeben. 

Slnbere  93orfd^I5ge,  mld)t  ^lutarc^  ern^ä^nt,  fönnen  über« 
gangen  »erben.  9?ur  eine^,  ben  er  felbft  Dertoirft,  mu§  no^  ge» 
bad^t  koerben,  ba  er  in  ber  fonftigen  antifen  fiiteratur,  befonberd 
bei  bem  unter  Sluguftud  lebenben  Q^rammatifer  ^^gin  unb  auc^ 
bei  mobemen  ©ele^rten  SBertretung  gefunben  f)at  3^m  jufolge 
Ratten  fid^  bie  ®dtter,  um  bem  böfen  ©et^X^pIion  ju  entgelten,  in 
iiere  üertoanbelt.  3)ie  ®efd^öpfe,  beren  ®eftalt  fie  bamafe  ge* 
rettet  f)af>t,  feien  i^nen  gen^ei^t  geblieben  unb  Ratten  SSerel^rung 
gefunben.  3n  ben  äg^ptifc^en  Xe^ten  ift  in  ber  Xat  bat)on  bie 
Hiebe,  ba§  gelegentlid^  ©ötter  bie  ©eftalt  üon  ^eiligen  3;ieren  an* 
nahmen,  ©o  »urbe  berid)tet,  bafe  3fid  einft  bie  ®eftalt  einer  ^ei* 
ligen  ^^  tttoaf)ltt  unb  ^orud  bie  bed  9(pid,  um  unbe^eQigt  Don 
bem  @otte  ©et  nac^  ber  ©tabt  ?(pid  }u  gelangen.  SlQein,  an 
biefer  unb  ä^nlid|en  ©teÜen  f oU  nid^t  ber  Xierlult  erflärt  »erben ; 
er  »irb  Dielme^r  Doraudgefe^t.  3BeiI  bie  Xiere  ^eilig  »aren, 
barum  füllten  fic^  bie  ®ötter  in  i^rer  ®eftalt  geborgen.  (SS 
Hegt  genau  ber  gleiche  ®ebanfengang  Dor,  toie  toenn  ber  3^ote  er« 
flärt,  fein  ®eftc^t  fei  toie  baö  be«  9lnubig«'©c^afald  ober  toenn  ber 
3auberer  fid^  bei  feinen  ©efd^toörungen  für  einen  ®ott  au^iebt. 
Die  ^{ngleic^ung  an  eine  oor^anbene,  allgemein  oere^rte  ®efta(t 
foU  ^ö^ere  ^ad)t,  9(nfe^en  unb  ©c^u^  gemä^rleiften. 

So  toar  benn  feiner  ber  Don  ^(utarc^  unb  ebenfo  loenig  ein 
anberer  Don  ben  ftlaffifcrn  Dcrjeic^neter  ®runb  für  bie  3;ierDer- 
e^rung  auf  äg^ptifd^er  Überlieferung  begrünbet  unb  ebenfo  loenig 
tonnte  einer  Don  i^nen  aU  bie  tatfäc^Iic^e  Jßeranlaffung  biefer  iSx* 


«O.  XIV,  1  SWobcmc  (£r!Iärunfl«t)CTf ud)c.  1 1 

fc^ctnung  angefcl|cn  »erben.  Unter  bcn  ntobernen  gorfd^crn  befaßten 
fic^  naturgemäß  junacfift  bte  ^g^ptologen  mit  ber  ^^Qge.  93on  ben 
ja^Ireic^en  ä^orfd^ISgen,  bte  t)on  biefen  ausgingen,  genügt  ed  eined 
meiter  üerbretteten  ju  gebenfen.  3^m  jufolge  n>äre  ber  S^ierfult 
urf^)rfinglid^  gar  nid^t  emft  gemeint.  3n  ber  ^ßoefie  unb  in 
naiDer  ^^antafie  ^abe  man  tttoa  ben  9J2onbgott  einem  3bid,  bie 
®8ttin  Saft  einer  Sa^e  öerglic^n.  ©old^e  poetifc^e  SJorfteHung^- 
art  fei  au^  in  ber  bilbenben  ^unft  üblid^  geloorben  unb  ^abe 
fc^tießlid^  für  tatffic^Iid^  n^a^r  gegolten.  SBei  anberen  ^eiligen 
Xieren  Ratten  too^I  n>irf(ic^e  @reigniffe  ber  SorfteQung  jugrunbe 
gelegen  n^ie  bei  bem  ^^önij:.  Steiger  §dtten  DieQeid^t  einft  in  bem 
iempelbejirf  öon  ^eliopotiö  gcniftet,  toären  längere  3^^^  aUjä^r* 
lic^  toiebergefe^rt,  bann  aber  fortgeblieben.  jE)a  ^abe  ed  atö  äBunber 
erfc^einen  muffen,  toenn  fid^  an  bcrfelben  ©tette  fpäter  bod^  ein* 
mal  toieber  ein  Steiger  einftellte. 

!Diefer  @rf(ärungdt)erfu^  beutet  bie  U)efent(ic^en  3^9^  ^^^ 
ägt)ptifd^en  @rjä^(ung  t)om  ^^önij:,  Don  feinem  ^obe,  feiner  @elbft«i 
Verbrennung,  ber  Sntfte^ung  bed  neuen  ^^öni{  aud  ber  9lfd^e 
nid^t  Sie  fönnte  nur  für  bie  Don  flaffifd^en  9[utoren  be^uptete, 
in  ben  ägt)ptifc^en  Xe;rten  jebo^  nirgenbd  ern^ä^nte  Sßieberfe^r  be^ 
$^öni£  nad^  Dielen  Salären  angeführt  tt^erben.  9ber  aud^  ab« 
gefe^en  §iert)on  n^ürbe  eine  fold^e  rationaliftifd^e  9(b(eitung  uralter 
religiöfer  Sorfteöungen  auö  mifeöerftanbenen  poetifc^en  Silbern 
unb  Xatfad^en  nic^t  im  Sintlange  mit  bem  fielen,  toad  bie  9le(i« 
giondforfc^ung  über  bie  Silbung  berartiger  ®(aubendf&|e  ge« 
le^rt  ^at. 

SBor  allem  muJ5  eine  fold^e  (£rflärung^tt)eife  fc^toeren  95e- 
beulen  unterliegen,  toenn  e^  fic^  um  ein  ®efd^öpf  ^anbelt,  bad, 
tt)ie  ber  $^öni£,  überhaupt  nic^t  Don  biefer  SBelt  ift.  ^er  ög^p*« 
tifc^e  5ߧönij  befielt  gleichzeitig  nur  einmal  ate  ein  gabetoefen, 
ald  baö  I)eilige  3;ier  be«  Sonnengottes,  bie  SJerförperung  ber  in 
ber  @Iut  ber  STOorgenröte  neu  entftel)enben,  an  bem  §immel  em«» 
porfteigenben  SRorgenfonne.  ©eine  ®eftalt  mirb  in  ja^Ireic^en, 
freiließ  nid^t  immer  untereinanber  übereinftimmenben,  ögQptifd^en 
'DarfteQungen  im  allgemeinen  a(S  bie  eined  9iei^erS  Dorgefü^rt. 
©ein  9tame  ift  Sennu,  kooraud  bad  griec^ifc^e  $^dni£  entftanben 
ift,  unb  biefeS  993ort  bejeid^net  ben  götttic^en,  nic^t  ben  irbifc^en 
SRei^eroogel.  3n  jüngerer  3rit,  in  ber  flaffifd^en  unb  in  ber  ^rift- 
liefen  fiiteratur  erfd^eint  ber  ^^öni;  a(S  buntfarbiger  %b(er  unb 
nod^  fpäter  fogar  aU  ^au. 


12  «.  SBicbcmann,  5)cr  2:ier!uU  bet  attcn  «gti^tcr.     «O.  XIV,  1 

3)te  äuffaffung  atö  Stbicr  finbct  fic^  bereite  bei  ^erobot, 
o^ne  ba^  ju  erfe^en  tväre,  loie  biefer  ju  il)r  getommen  tft.  3n 
ber  btö^et  befannten  9)^Qt§oIogie  bed  alten  ^(g^pten^  fptelt  ber 
abicr  feine  Koüe.  S)te  angäbe  gried^if^er  ©d^riftftener,  er  fei  in 
3;§eben  göttlid^  öere^rt  toorben,  läfet  fid^  aud  bcn  Denhnälem 
nic^t  belegen,  iDcnn  fid^  aud^  äblermumien  mel^rfad^  in  Ober* 
ög^pten  gefunben  l^aben.  ^ad  @d^riftseid^en  für  ben  Suc^ftaben 
a,  in  metd^em  man  einen  9(bler  ffai  feigen  n^oUen,  fteQt  melme^r, 
loie  'Don  joologifd^er  Seite  gejeigt  morben  ift,  ben  äg^ptifd^en  Ha^^ 
geier  bar.  2)er  SJogel,  ber  in  ^Ig^pten  aU  löniglic^ed  unb  gött» 
lid^e^  ®efc^öpf  erfc^eint,  ift  ber  Sperber,  in  beffen  ®eftalt  ber 
Sonnengott  auftritt,  befonberö  aud^  loenn  er  ben  Äönig  mit  feinen 
^(ügetn  }u  fd^ügen  bebad^t  ift.  3n  feiner  »Normung  fliegt  nac^ 
beifi  Xobe  bie  Seele  bed  ^önigd  ju  bem  SReid^e  ber  ®ötter  hinauf. 

ßrft  in  ^eQeniftifd^er  3^*^  ^^^^  i"  ?ig^pten  ber  Äbler  ber 
fönigli^e  SBogel.  @r  ift  bad  S^^^^^r  ntit  bem  bie  ptolemfiif^en 
Äöniggmünjen  gegiert  finb.  3n  römifd^er  ^tit  ift  er  bad  ®efc^öpf, 
totid)^  bie  ®ötter  trägt,  koie  bied  befonberd  jaljlreid^e  ^arfteQungen 
auf  Xonlampen  geigen.  93or  altem  bilbet  er  ben  SSogel,  melc^er 
fic^  bei  ber  Äpot^eofe  ber  ftaifer  über  bem  S^eiter^aufen  ergebt. 
SRüngen  ber  fonftantinifc^en  Spod^e,  koelc^e  ber  Sßieberfe^r  glucf« 
lid^er  3^^^^"  gelten,  geigen  ben  ^^5ni{,  mie  er  auf  bem  ^olgftogt 
fte^t.  3n  !optifd^en  3eiten  enbtid^  gilt  ber  $^öni£«?lbler  al^ 
Sinnbilb  ber  Sfuferftel^ung  unb  ift  in  biefer  SBebeutung  ebenfo 
loie  ber  ^fau  in  bie  d^riftlic^e  Silberfprad^e  übergegangen,  in 
toelc^er  er  bann  aU  ber  aud  feiner  Sfd^e  gu  neuem  fieben  er« 
koad^enbe  $^dni£  n^eiterlebte.  ^ie  ber  9lbler  überhaupt  gu  einer 
folc^en  Stellung  lommen  fonnte,  ift  befonberd  in  jüngfter  3^it 
me^rfad^  erörtert  loorben.  3Jlan  f^at  feftgeftellt,  ba%  er  in^befon« 
bere  in  Serien  n^enigftend  feit  bem  3.  oord^rtftlic^en  ^a^r^unbert 
entfprec^enb  aufgefaßt  tourbe  unb  ^at  angenommen,  i^n  atö  ber« 
artigen  ®dttert)ogel  in  Stfien  aud^  bid  in  ein  nieit  ^O^ered  3iÜtx* 
tum  hinauf  t)erfolgen  gu  !önnen.  92ac^  einer  bab^Ionifd^en  fiegenbe 
^ätte  (Stana  einen  Äbler  t)or  einer  Sd^lange  gerettet,  ber  äbler 
^abe  i^n  hierauf  in  ben  ^immel  getragen,  mo  er  eine  Steige  ber 
^errfc^erf^mbole  bed  ?lnu  geraubt  gu  ^aben  fc^eint,  bann  aber 
toieber  gur  Grbe  ^erabgeftürgt  »urbe.  §ier  fommt  in  ber  lat 
ein  ?lbler  oor,  allein  feine  Stellung  ift  eine  tocfentlic^  anbere, 
»ie  bei  ber  ^^önis*Sagc  unb  bei  ber  Äaifer*?lpotl)eofe,  fo  bafe 
gtoifc^en  beibcn  3luffaffungen  biö^er  eine  feftftellbareiSBerbinbung 


to.  XIV,  1  5)er  ^^öitij.  13 

fc^It  SKöfllic^  »ärc  cö  ja,  ba§  an  btc  griec^ifc^c  ^I^SmjöorfteUung 
anflingcnbc  ©cbanlengänge  bereit«  in  üot^eDeniftifc^er  3^^^  ^^ 
SBorbetaficn  ^crrfd^ten  unb  üon  ^ier  au«  ju  iperobot«  Qtxt  nad^ 
Sg^pten  öorgebtungen  toären,  betoeifen  lä^t  ftc^  bicfe  ?lnna^me 
aber  bi«^er  norfi  nirf|t. 

Der  Hauptfehler  in  allen  antifen  unb  in  bem  größten  Xeile 
ber  mobernen  (Erörterungen  über  ben  lierfult  beruht  barauf,  baji 
fie  ftc^  augfd^liefelid^  auf  dgijptifd^e  (Srfd^einungen  ftü^en  ju  fönnen 
glauben.  S)ie  göttliche  SSere^rung  aUer  Siere  ober  beftimmter 
Tierarten  finbet  fic^  aber  auf  ber  @rbe  bei  ben  öerfd^iebenften 
SSöIfem  fo  toeit  verbreitet,  ba§  biefe  ®ebanfengänge  nic^t  auf  ort* 
lid^en,  eng  umgrenjten  SBorftellungen  berul^en  fönnen.  SRögen  bie 
einfd^Iägigen  Slnfc^auungen  noc^  fo  n^ed^felnbe  unb  mannigfache 
9(u«geftaltung  gefunben  ^aben,  fie  entfpringen  bod^  in  i^rer  erften 
©runblage  allgemein  menfd|(id^en  (Sebanfenhreifen  ober  üieQeicI^t 
richtiger  @ebanfen!reifen,  toelc^e  fic^  bei  bem  Sröenfd^en  auf  einer 
beftimmten  ^ulturentloicflungdftufe  einjufteQen  pflegen.  @ie 
ge^en  auf  eine  3^^^  jurücf,  in  loeld^er  ber  SRenfc^  ber  i^n 
umgebenben  5Ratur  ^ilflo«  gegenüberftanb ,  in  toeld^er  er  in 
aDem,  befonber«  in  aUem  il)m  nid^t  oI)ne  »eitere«  SBerftänblid^en 
ba«  Sßalten  ge^eimni«DoQer  Gräfte  ju  erfennen  glaubte,  ^a^ 
%m,  ba«  Don  i^m  äujserlic^  fo  Oerfd^ieben  toar  unb  i^m  bod^ 
xoieber  in  oiefen  feiner  fieben«au§erungen  glid^,  loelc^e«  folgerid^tig 
^anbelte,  oft  beffer  »ie  er  fetbft,  mu^te  i^m  al«  ber  ®i$  fold^er 
bämonifd^en  SRad^t  erfd^einen.  @«  fonnte  il)m  nügen,  me^r  aber 
nod^  fd^aben;  im  SBad^en  toie  im  2^raume  mufete  i^n  fein  SBilb 
unb  fein  (Sinflufe  Verfolgen.  Sine  ®renje  jtoifc^en  feineögleid^en 
unb  bem  Jiere  jog  ber  ÜÄenfd^  am  anfange  feiner  ©nttoicflung 
ebenfo  koenig,  tt)ie  e«  nod^  je|t  ba«  ^nb  tut.  @o  !am  er  balb 
baju,  biefe  ^efd^öpfe  ju  oermenfc^Iid^en  unb  i^nen,  um  fie  gut  ju 
ftimmen  unb  um  ben  ©d^aben  abjutoel^ren,  mit  bem  fie  i^n  unb 
bie  ©einigen  bebro^en  fonnten,  SBere^rung  ju  toibmen.  S)iefe 
brauchte  bann  nid^t  in  einer  »irflid^en  Slnbetung  ju  befielen,  fie 
befdiränfte  fic^  Vielmehr,  auc^  in  Ifg^pten,  häufig  auf  ein  ©d^onen 
be«  2;iere«  unb  auf  ein  ©orgen  für  feine  ©equemlid^feit,  befonber« 
für  feine  ©peife  unb  S^ranf. 

33on  re(igion«miffenfd^aftlic^er  unb  auc^  oon  äg^ptologifd^er 
©eite  ^at  man  oielfac^  ben  äg^ptifc^en  Xierfult  a(«  Xotemi«mu« 
bejeic^net.  Urfprünglic^  ge^t  biefer  ©egriff  befanntlid^  auf  ben 
®Iauben  ber  norbamerifanifc^en  Snbianer  jurüdt,  bafe  i^r  ©tamm 


14  ^-  SSiebemann,  ^er  ^ierfult  ber  alten  ^g^^tet.    910.  XIY,  1 

öon  einem  S^otcm,  einem  liere,  bi^toeilen  and)  einer  ^flanje,  ab* 
ftamme,  beren  95ilb  fic  bann  eintdtotoiert  tragen.  ®ad  S^otem* 
tier  tturb  balb  gefürd^tet,  balb  öerel^rt,  feine  Sfitung  meift  ftrcng 
beftraft  SRit  bem  Xotemi^muö  öcrbinben  fid^  ^fiufig  (S^efitten. 
S)ie  Anhänger  bed  Sotem  bürfen  nid^t  untereinanber  l^eiraten, 
ober  muffen  im  ®egcnteil  mit  i^ren  ©tamme^genoffen  jur  G^e 
fd^reiten. 

3n  $g^|>ten  fel^tt  jundc^ft  le^terer  ©ebraud^.  ^er  ^nge^örige 
eined  @(aud,  in  bem  ein  ^eiliged  Xier  Dere^rt  n^irb,  fann  ebenfogut 
einen  @>augenoffen  el^elid^en,  ber  bad  gleid^e  ^ier  üere^rt,  toie  ben 
^(ngel^Srigen  eined  anberen  ®avi^,  ber  biefed  S^ier  nid^t  achtet  unb 
t)erjel^rt.  ©benfotoenig  ift  t)on  einer  ?tbftammung  üon  einem  liere 
für  feine  Anhänger  bie  SRebe.  ©elbft  ber  Sönig,  bem  unmittel* 
barer  göttlid^er  Urfprung  jugefd^rieben  n)irb  unb  ber  t)on  bem 
meift  aU  ^Ife  gebadeten  ©onnengotte  abftammt,  mirb  nid^t  t>on 
biefem  Xiere  erjeugt.  ®er  ®ott  nimmt  t)ielme§r  na^  dg^ptifd^en 
einge^enben  SBerid^ten,  um  Später  bed  {finftigen  ßönig^  ^u  merben, 
bie  menfc^Iid^e  ®eftalt  b^  augenblidEIid^  auf  bem  3;^rone  fi|enben 
^errfd^erö  an. 

SReift  öerbinben  fid^  mit  bem  Xotemi^muö  ©t)eifet)erbote  ober 
®ebote,  inbem  ein  SBerje^ren  beÄ  ©tammtater^  ate  ftrafbare 
©ünbe  erfd^eint,  ba  eg  benfelben  öernid^tet,  ober  umgefe^rt  afe 
eine  Stottoenbigfeit,  um  in  t)öQige  ®emeinfd^aft  mit  i^m  ju  treten. 
3n  ^g^pten  beftanben  ©peifet)orfc^riften  fo  gut  n^ie  überaD  auf 
ber  @rbe.  ©ie  fpieten  aber  feine  größere  SioUe  unb  toerben  nur 
feiten  ertod^nt.  ©^ftematifd^  aufgeführt  loerben  fie  erft  in  ben 
®auliften  ber  ©pdtjeit,  in  toeld^en  für  jeben  (Sau  bie  ritueUen 
aSerbote  angemerft  »erben.  Unter  biefen  erfc^einen  aud^  ©peife« 
Verbote,  aUein  biefe  ^aben  mit  Xotemidmud  nid^td  ^u  tun,  benn 
fie  betreffen  gelegentti^  überhaupt  nid^t  bie  ^eiligen  Xiere  bed  be» 
treffenben  ®aud,  fonbem  ganj  anbere  ©efd^öpfe.  SBo^er  biefelben 
ftammen,  entjie^t  ftd^  unferer  ftenntnid.  9Ran  ^at  Dielfac^  an 
^^gienifd^e  ®ebanfengdnge  gebaut  unb  fc^eint  bafür  jund^ft  bie 
©itte  ju  f|)red^en,  bafe  bidloeilen  bei  ber  ©c^Iad^tung  ber  SKnber 
ein  drjtlid^er  SBeamter  jugegen  toax,  um  ba«  lier  unb  fein  ®Iut 
ju  prüfen,  ob  e^  rein  unb  bamit  efebar  fei.  S^atfdd^tid^  barf  man 
aber  ^ier  nid^t  bie  mobeme  gleifd^befc^au  öergleid^en.  3)aÄ  3;ier, 
n^eld^e^.  3^i^^n  ^^^  ^ranf^eit,  eigenartige^  Sene^men,  iBerUKid^* 
fungen,  fonberbare  gdrbungen  jeigte,  erwies  fid^  bamit  ate  mit 
einem  S)ämon  behaftet.    SBer  baoon  afe,  lief  ®efa^r,  ben  S>dmon 


KD.  XIV,  1  ©^cifcocrbotc.  15 

in  fic^  aufjuncl^mcn,  ju  feiner  SBo^nunfl  ju  iperben  unb  in  feine 
©emalt  ju  fommen.  @o  genügt  eS  in  bem  äJ^ard^en  Don  ben 
bciben  ©rübcm,  ba§  bie  grau  einen  ®paf)n  be^  ®aumeö,  in  bem 
ficti  SatQu  Derförpert  f)at,  üerfd^Iudt,  bamit  Satau  nunmehr  in 
i^r  loeilt.  Sttö  fic  ein  Äinb  gebiert,  tritt  er  ofe  biefe^  toieber  an 
bad  3:age^Iid^t. 

©ne  längere  {Rei^e  ber  SSerbote  toar  auf  beftimmte  Sage  be* 
fd^ränft.  ®o  foDte  man  am  22.  bed  ÜRonatd  Xl^otl^  feine  gifc^e 
effen,  »eil  fid^  an  biefem  3;agc  bie  ffiörpcr  üon  ®cgnem  ber  ®ott- 
^eit  in  gifd^e  öertoanbelt  Ratten,  ©benfoloenig  burfte  man  bie 
2;iere  am  28.  (S^oiaf  ju  fic^  nel^men,  ba  fic^  bamate  ber  Snfaffe 
ber  ©tabt  SKenbe^  in  einen  gifd^  öertoanbelte.  SBefonberö  bei 
flaffifd^en  ©c^riftfteQern  finb  bcrartige  SCngaben  erhalten,  bod^ 
mad^t  bie  SBerfnü^fung  ber  SBorfd^rift  mit  einem  m^t^ologifd^en 
Sreigniffe  häufig  einen  fe^r  gejtpungenen  ©inbrudt.  @ie  ift  aüem 
2lnf(^eine  nad^  erft  entftanben,  afö  ber  eigentlid^e  ®runb  beö  @t^ 
braud^eS  im  Äreife  be§  äg^ptifc^en  SSoIfeg  bereite  üergeffcn  toar. 

3)ie  einjige  ©teile,  an  ber  in  einer  l^iftorifd^en  3nfd^rift  üon 
ber  Unreinheit  bie  SRebe  ift,  toeld^e  ba^  (Sffcn  eine^  beftimmten 
Siere^  mit  fid^  bringe,  finbet  fid^  in  bem  ©iege§beridt)te  be^  ÄönigS 
^ßianc^i  t)on  Äthiopien.  ?(fe  biefer  um  730  ö.  S^r.  ganj  Ägypten 
big  nad^  SKemp^iö  ^in  burd^jog,  ba  empfing  er  biejenigen  gürften 
nic^t  in  feinem  ^alafte,  toel^e  gifd^e  a^en,  benn  bag  mad^e  unrein, 
^ier  ift  eg  d^arafteriftifd^,  bafe  ber  gif^  nic^t  baö  ^eilige  3:ier 
ber  St^iopen  toar,  fonbem  ber  SBibber  bed  ?tmon  öon  yiapata, 
fo  bafe  alfo  aud^  in  biefem  gaUe  baö  ©peifeüerbot  auf  (Srtoägungcn 
jurüdgel^en  mu^,  bie  oon  bem  eigentlid^en  Xiertulte  unabhängig 
loaren.  SebenfaQ^  mü^te  man,  um  ben  dgt)ptifc^en  3;ierfult  in 
ben  Xotemi^mud  einzufügen,  biefen  o^ne^in  aHm&^Iid^  red^t  unffar 
geworbenen  ^Begriff  aller  ber  Sigen^eiten  entfleiben,  loeld^e  i^m 
urfprünglic^  jufamen,  unb  bad  toirb  fid^  feinedfaUS  empfetjten 
tonnen. 

9D?eift  ^aben  bie  SSöIfer  ben  ®Iauben  an  bie  göttliche  Siatur 
ber  Siere  abgeftreift  ober  bod^  abgefc^loäc^t,  loenn  fie  auf  eine 
^ö^ere  ©tufe  ber  (SntloicHung  gelangt  toaren.  3n  ^(g^pten  blieben 
bie  glcid^en  ©ebanfcngänge  big  in  bie  fpäteften  Qtitm  erhalten, 
tro^  aDer  ^odEjenttoidKung  ber  fonftigen  materiellen  unb  geiftigen 
Sultur.  3)cr  ftreng  fonferoatiüe  ©inn  beg  ®oßeg,  ber  auf  äffen 
®ebieten,  öor  affem  aber  auf  bem  ber  religiöfen  SSorfteffunggloelt 
ftetig  ^errfd^enb  blieb,  ^at  aud)  biefen  Überreften  ber  ©enfart  einer 


16  «.  »icbemann,  3)«  XierfuU  bei  oltcn  Ägypter.      «C.  XIV,  1 

uralten  SBorjeit  ^auer  unb  93(üte  tDö^renb  langer  3a§rtaufenbe 
ju  erhalten  t)ermod)t.  ^legenttic^  f^ai  man  freiließ  geglaubt,  einen 
umgefelirten  (Sntn^icflungdgang  im  ütUtale  annel^men  ju  foDen 
unb  f^at  öermutet,  ber  ücrlult  beruhe  auf  einer  Steigerung  bed 
9(berg(aubend,  auf  einer  Übem)uci^erung  beS  j^ulted  ber  großen 
ibealen  ®8tter  burd^  biefe  nieberen  SBefen,  ber  3?erfaII  ttg^ptcn^ 
i^abt  biefe  @rfc^einung  mit  ftd^  gebrad^t.  9Ran  tt?urbe  ju  einer 
folc^en  Jlnfid^t  baburc^  geführt,  bafe  ber  Xierfult  in  ber  Spfitjeit 
Sig^^jten^  eine  fef)r  grofee  SioQe  fpielte,  tt)ie  bie^  bie  SBeric^te  ber 
filaffifer  erroiefen  unb  ja^Ireic^e  üer^SRefropoIen  auS  biefen 
jüngeren  3^iten  beftätigten.  3)agegen  fd^ienen  bie  3nfc^riften  ber 
älteren  3^^*  ^^^  fitilteö  nur  feiten  ju  gebenfen.  Jür  einjelne 
Xiere  mujste  man  babei  freilid^  gleid^  eine  ^u^na^me  machen. 
2)ie  groge  Verbreitung  bed  j^ulted  bed  kpi^ftiered  ging  aud  ja^I* 
reid^cn  ^^ejten  öon  1500  ö.  S^r.  an  ettoa  abm&rtö  {jerüor;  anbere 
angaben,  barunter  fold^e  in  ben  ^^ramibeninfc^riften,  ertoiefen 
fein  SSor^anbenfein  bereite  in  ber  ©lütejeit  be«  Alten  9iei(^ed. 
3)er  ®ebanfe  miberfprad^  aurf)  ber  bei  ben  griec^ifc^en  ©d^rift* 
fteüern  erhaltenen  äg^ptift^en  Überlieferung,  roelrf)e  bie  ©nfü^rung 
ber  9?ere^rung  bed  ?Ipi§,  be^  9RneDie*®tiere«,  bed  ©odEe^  ben 
erften  Königen  bed  fianbed  jufc^rieb.  ®o  follte  nad|  bem  im  aD« 
gemeinen  gut  unterrid^teten,  in  ber  erften  §älfte  bed  britten  Sa^r* 
^unbertd  t).  6^r.  tätigen  äg^ptifd^en  ©efc^id^tefc^reiber  SIRanet^o 
ffiaiec^o«,  ber  jtteite  Äßnig  ber  jtteiten  S)l)naftie,  bie  9?ere^rung 
einer  SRei^e  ^eiliger  liere  angeorbnet  ^aben,  Ȋ^renb  fllian, 
jebenfaü^  einer  älteren  Slngabe  folgenb,  bereite  ben  angeblich  erften 
^önig  be^  fianbe^  9Rened  a(d  S^eranlaffer  be^  ^pidfulted  nennt, 
^enn  auc^  eine  fold^e  auf  föniglic^en  ^efeljl  erfolgte  Einrichtung 
ber  SBerc^rung  fagenf)after  9?atur  ift,  fo  geigt  bie  ©rjä^Iung  boc^, 
baJ3  man  am  92i(e  ben  Glauben  an  bie  ®ttttlic^teit  ber  Xiere  in 
bie  älteften  ß^iten  bci^  Jtg^ptcrtum«  jurücffü^ren  ju  muffen  glaubte. 
Die  SRic^tigfeit  biefer  9(nfd)auung  ^at  bie  (Sntbedtung  ber 
©rabfelber  ber  9?agabajeit,  ttielc^e  ber  ^^ramibenjeit  in  ^tg^pten 
oorangegangen  toar,  ermiefen.  3n  i^nen  unb  auf  ben  i^nen  ent» 
ftammenben  3)enfmälern  fpielten  bie  ^eiligen  Siere  eine  grofee 
9JoUe.  9Sor  ben  Käufern  würbe  bad  99ilb  bed  Stieret  ober  feined 
Stopfe«^  alÄ  Übel  abnje^rcnbeö  3^^^^^^  öufgc|>fIonjt,  ber  Stopf  allein 
über  genftern  unb  Xüren  angebradit;  ä^nli^e  SBilber  grub  man 
JU  gleid^em  3^^^^  owf  3^öpfen  ein.  3Benn  fid|  ber  Äönig  feinem 
3?oIfe  in  feierlid)er  SBeife  jeigte,  bann  tourben  bie  Silber  ^eiliger 


%0.  XIV,  1  Seitliche  «crbreituug  bc«  tuUcö.  17 

3;ierc  öor  i^m  ein^crgetragen.  2(uf  bcn  SBarfen  pflauätc  man  ftc 
auf  8tanbarten  ouf,  um  in  i^ncn  ©d^u^gottlicitcn  ju  getoinnen. 
ÄapeUcn  tourbcn  abgebilbet,  in  bcnen  liere,  n)ic  bcr  3bi§,  afö 
®ott{)eitcn  toeiltcn.  3n  ^^ierform  audgcfd^nittene,  flad^e  Stein* 
platten  tt>urben  üorn  auf  ber  SStuft  getragen  unb  bem  Soten  in 
baö  ®rab  gelegt.  ?ruf  funftgewerblid^en  ©egenftänben,  Äämmen, 
SKcffergriffen  ufto.  tourben  l^eilige  2!iere,  in  langen  Steigen  an- 
georbnet,  eingegraben. 

SJon  biefer  3«it  an  ift  ber  3;ierfult  im  Sanbe  ftets^  üorf)anben 
geblieben,  ^reilid^  ift  e§  i^m  ergangen  mie  ber  SBere^rung  ja^I* 
reicher  anberer  äg^ptifd^er  ®ott^eiten.  6r  erfreute  fid)  nic^t  immer 
ber  gleidjen  Seliebtl^eit.  Seine  Verbreitung  mar  eine  nwc^felnbe 
unb  meift  ttiaren  e^  nur  wenige  befonberg  au^ermä^fte  3;iere, 
mie  ber  Slpi^,  baö  Sud^og-'ftrofobil,  ber  ^oruö^gatte,  meldte  in 
weiteren  Greifen  ja^Ireid^e  3ln^änger  befafeen,  toa^renb  bie  grofee 
SD?affe  ber  f)eiligen  liere  fid^  mit  wenigen  Verehrern  begnügen 
mu^te.  9Ba^  bem  Sierfulte  jeitmeife  fd^abete,  mar  eine  Slrt  ?(uf* 
ffärung  unb  ^ö^erentmidEIung  be§  6Jotte^begriffe#.  Die  me^r 
geiftig  aufgefaßten  ®ott^eiten  traten  in  einjelnen  ^erioben  mel^r 
in  ben  SSorbergrunb.  Sie  be^errfd^ten  üon  ^immlifd^en  ®egenben 
aud  bie  Sßelt  unb  mahlten  menfd^lic^e  ®eftalt,  menn  fie  ftd^  i^ren 
irbifc^en  ?lnl)ängern  jeigen  moDten.  5)ie  ^öf)er  gebilbeten  5ßriefter 
mußten,  menn  fie  biefer  erhabenen  SBefen  gebadeten,  fc^meren  9[n» 
ftofe  an  ber  Sio^eit  ber  3;iergottl^eiten  nehmen.  Iro^bem  murbc 
ber  Äult  ber  liere  auc^  in  ben  größeren  Jempeln  niemate  mirf* 
Ud^  aufgegeben.  (Sinjelne  öon  i^nen  blieben  ftetig  bie  3nfaffen  ber 
3;empelfanftuare,  anbere  lebten  in  i^rer  9?ä^e  ate  itjre  ©enoffen, 
greunbe  unb  SBermanbte,  mie  in  äWemp^iö  Stü^e  für  ben  Äpid  ober 
in  einem  tl^ebanifd^en  Xempel  eine  9leil)e  öon  ^unb^fopfaffen. 

9Beit  umfaffenber  afö  in  ben  großen  lempeln  blieb  mäl)rcnb 
ber  3^i*  ^^  ^intt  llg^ptenS  bie  SBetonung  beö  3;ierfulte^  im 
ftreife  ber  breiten  2Raffe  beg  SBolfe«.  SBon  biefen  SBoßdtulten 
fpred^en  bie  Snfd^riften  ber  Siempel  unb  ®räb^  nur  audna^md« 
meife.  Sie  bef^&ftigt  ber  Glaube  ber  ^errfc^enben  unb  reichen 
Steile  ber  Seüölferung,  ben  ?lnfd^auungen  ber  SWebriggefteUten 
gegenüber  t)er^alten  fie  fic^  möglid^ft  able^nenb.  2Bo  fie  fid^  i^nen 
nic^t  t)büxQ  Derfd^ließen  fonnten,  ba  fuc^ten  fie  fie  menigftend  ben 
Xempelle^ren  einzufügen  unb  fie  i^re  urfprüngli^e  Selbft&nbigfeit 
ganj  ober  bod^  teilmeife  einbüßen  ju  laffen.  Sieber  nod^  mied 
man  nur  in  unflaren  Snbeutungen  auf  bie  t)olt^tümlid^en  SBor-^ 

S>€t  «de  Orient.    X1V,1.  2 


18  ^.  SBicbemoiin,  5)fr  2:icrfutt  ber  otteii  Jlßtjptcr.     «0.  XIV,  1 

ftcUnngen  ^in  unb  erflärtc  fic  für  ein  großem  ®c^etmni^.  So 
flefc^af)  bte§,  njenn  man  ettua  beö  uralten  ^Jolfeglaubenö  gebadete, 
baft  fid^  bte  9(ufcrftcf)ung  bc^  ®otteö  Cfiriö  auf  t)egetattt)cm  SBege 
tJoUjogen  f|abc.  ?Iuö  feinem  ficid^name  feien  ^I^ren  gefprofet  unb 
in  biefen  ^abc  fid)  ba§  neue  Seben  be«  Dfiri«  afö  ber  0ott  9tepera, 
ber  öJott  @aat!orn  gejeigt. 

9;^on  bem  tatfäci^lid)en  öJfauben  bee  äg^ptifcl^en  ßleinbürgerö  unb 
Sauern  unb  üor  altem  t)on  bem  für  biefe  äußerft  mic^tigen  3;ierfulte 
legen  bie  ©telen  ärmerer  ßeute  3cugni^  ab,  ttjeld^e  in  fünftlerifdjer 
Durd^fü^rung  ^äufig  uiel  ju  ttjünfc^en  übrig  laffen,  religion^gefrf)id^t* 
lic^  aber  nidjt  feiten  um  fo  intereffanter  finb.  S^re  9Ingaben  tverben 
ergänjt  burc^  iaf)(rcid)e  lierftatuen,  bi^njeilen  in  SebenÄgröfjc  unb 
J)rärf)tiger  9lu^füf)rung,  tpie  bie  Stuf),  ttjeld^e  9?at)iüe  in  einer 
ÄapeQe  ^u  2)er  el  bal)art  entbedfte  unb  todd)t  eine  ber  fc^önften 
überhaupt  öor^anbenen  ^^ierftatuen  bilbet.  ^ierju  treten  ja^Uofc 
?lmulette  in  3liergeftalt  in  glafierter  fiiefelerbe,  in  hartem  Stein, 
in  S^ronje  unb  fogar  in  (Sbetmetall.  gerner  gelegentliche  S)ar= 
fteUungen  ber  SSere^rung  üon  3;ieren,  t)on  ®ocf,  SBibber,  Ärofobil, 
9lffe  unb  anberen  in  ben  fonft  biefem  ©tauben  gleid^gültiger  gegen* 
überftefienben  Xotenpapl)riö  unb  JRelief^.  (Snblic^  ift  einer  langen 
gleite  t)on  forgfättig  einbalfamierten,  jumeiten  in  tiebebotler  SBeifc 
unb  in  faft  ^umoriftifd)  njirfenben,  tebenötoa^ren  ©teltungen  jur 
testen  SHu^e  gebetteter  Jiermumien  ju  gcbenfen.  (Sinjetne  unter 
i^nen  finb  genau  fo  be^anbelt  tt)orben  n)ie  Dermögenbe,  oerftorbcnc 
SKenfd^en  unb  ^aben  umfangreid)e,  fc^ön  gefc^mürfte  Särge  unb 
^Beigaben,  .f^ersenö^Sfarabaeen,  2)iener*Statuetten  unb  anberen  mc^r 
ermatten.  3m  lüefentticficn  aber  bilbete  in  biefer  3^**  ^ei^  ©tüte 
bed  Sanbe^,  Don  ben  ^t)ramiben*(Srbauern  an  abmärtd  biö  ettoa 
jum  3at|te  lOuü  o.  (Sfjr.  bie  Xierüereljrung  im  loefenttic^en  einen 
SBoItefuIt,  in  ben  ^ö^eren  Streifen  ttjurbe  fie  bamatö  tauer  betrieben. 
3n  biefe  brang  ber  Wlaube  erft  im  erftcn  3a^rtaufenb  o.  S^r. 
mieber  mit  UoUer  9J?ad}t  ein. 

®iefe  ®rfc^einung  ^ing  nic^t  fo  fe^r  mit  einem  SBed^fel  in 
religiöfen  ®runbanfd|auungen  jufammen,  ald  mit  politifc^en  JBor» 
gangen.  5)ie  grofeen  ®ötter  be^  ßanbeö,  9tmon,  ^ta^,  9Äont^ 
unb  anbere  waren  c^  gemefcn,  auf  toctd^e  in  ber  Ölütejeit  be« 
SReidf)ed  bie  ^^araonen,  ber  ,^of,  bie  Sornel^mcn  unb  9leic^cn  i^r 
3utTauen  festen,  ©iefe  Weftalten  bewährten  fid)  je^t,  in  ben 
kämpfen  |[g^ptenö  mit  bem  Jluiltanbc  in  ber  erften  §älftc  be-sJ 
erften  3at)rtaufenb^  D.  E^r.  nid|t.     (So   gelang  i^ncn   nit^t,   bie 


«0.  XIV,  1  »olf«!ult  u!tb  groftc  mtttt.  19 

Siicbcrlagcu  bcr  ^Igtjptcr  in  bcn  Äriegcn  mit  bcn  ?(t^iopicrn,  ?(ffi]* 
rern,  93abt)(onicrn,  5ßerfcrn  ju  öcr^inbcrn,  Slu^  im  Innern  er* 
füUteu  [ic  bic  bcrcd^tigtcn  Sraartungen  bc§  SBoIfcö  nid^t.  "iCer 
Mücfgang  bc§  3?oItet)crmögcnö,  bic  3crfaf|rcn^cit  aQer  S8cr^ä(tniffc, 
bic  93crarmung  bcr  ®runbbcfi^cr,  bic  Unfic^cr^cit  bcr  ©trafen, 
bic  95ürgcrfämpfc,  bo^  aßcö  jcigtc  bcutlic^,  bafe  ;,bic  alten  ®öttcr 
entmcbcr  nic^t  bic  nötige  2Rad|t  bcfafecn,  um  bic  Stg^ptcr  gegen 
folc^c  llnbiH  ju  fcl)ü^en,  ober  baft  fic  an  i^rcn  §In^ängern  im  9?if== 
tolc  ha^  marmc,  fd)u^bereitc  3ntcre[fc  öerloren  l^atten,  meld^cö  fic 
if)ncn  in  bcr  SBorjcit  jnjutoenben  gctoo^nt  gcmcfen  n^aren.  Cb 
aber  ü)Jac^tIofigfcit  ober  Untreue  bcr  0runb  ju  bcr  mangelhaften 
©öttcr^ilfc  toar,  icbcnfaDö  ^attc  unter  folc^en  Umftänben  baö 
ägl)ptifc[)c  33o(f  aud^  in  feinen  ^ö^ern  ftrcifen  feinerlei  3ntercffe 
mef|r  baran,  fid^  bem  Äufte  biefer  ®öttcr  ju  tt)ibmen,  if)rc  Scmpct 
ju  be)d)cn!cn,  in  i^rem  I)ienftc  ju  fro^nben. 

So  fam  benn  bcr  fiutt  bcr  großen  ©ötter  in  ?l6na^mc,  i^rc 
Sempet  üeröbeten,  i^rc  Stn^änger  njurben  immer  tDcnigcr  an  QqI)1 
unb  nad)Iäffiger  in  bcr  SScre^rung.  Slnbcrc  ®öttcr  traten  an  i^rc 
©tcQc.  3u"äd)ft  toar  cö  Dfiri^,  bcr  t»on  bcr  ueränberten  ®c«» 
finnung  be§  ®oItcö  Ku^en  baüontrug.  35a§  9(nfc^cn  biefcö  ^^oten- 
^errfd^crö  loud^ö  je  me^r  man  auS  biefer  ftetig  unerfreulicher 
>Dcrbenbcn  3Bclt  feine  SSlicfc  auf  baö  Senfeit^  richtete,  in  bcr  §off«» 
nung,  in  biefem  baä  ®türf  ju  finben,  loel^cö  baö  35ic§fcitö  bem 
Sanbc  üerfagte.  S)ic  ^rieftcrfoUcgicn  bcr  großen  Xempel  tjcr* 
fud|tcn,  n)ie  fic^  bic^  inöbefonbere  bei  bem  großen  Ämon^Icmpct 
JU  J^cben  nocf|  öcrfolgen  läfet,  junäd^ft  biefen  an  SRac^t  unb  Sin^ 
flufe  load^fenbcn  Dfirii^glaubcn  in  bcn  SBcrci^  i^rc«  2cmpclfulte§ 
^ineinjuäic^en.  ®ie  errid)teten  Dfiriö^ÄapcUcn  unb  formten  bic 
ölten  TOpt^en  jugunften  i^rer  Heiligtümer  um.  ®o  njurbe  im 
®cgcnfai5e  ju  bcn  altern  Scrid^ten  behauptet,  Cfiri^  fei  in  3;^cbcu 
in  ober  bei  bem  9lmon*»Xcmpel  geboren  tt)orben.  93ci  bem  ©^unfu^ 
Xempel  ju  ftarnaf  entftanb  alö  ®eburt§raum  be^  ®otteö  bcr 
2:cmpcl  bcr  Slpet,  einer  ®öttin,  tücld^c  in  ®cftalt  eincd  5Rilpferbcö 
Cftriö  baö  ßcben  gegeben  fiabcn  foDtc.  9?od)  ^lutard^  mei§  t)on 
bcr  SSerbinbung  bc^  Dfiriö  mit  lieben  }u  bcrid)ten.  @r  crjä^lt, 
ein  SRann,  namenö  ^am^lcö  in  Xlieben  ^abc  beim  SBafferfd^öpfen 
eine  Stimme  auö  bem  icmpel  bc^  3^"^»  ^-  ^*  ^^^  Simon  ücr* 
nommen,  locldic  i^m  befahl,  bic  ®eburt  beg  großen  ß5nig^,  bc^ 
wohltätigen  Dfirid,  ju  DerÜinbigcn.  @r  fjabc  bann  aud^  ben  ®ott 
nufcrjogcn. 

2* 


20  «f.  Sßiebcmonn,  3)er  ^icrhilt  bcr  alten  Ägypter.     310.  XIV,  1 

3)er  SScrfud)  ber  t^cbanifc^cn  5ßric[tcrfd^aft  mißlang.  3)er 
©laube  an  bie  alten  Heiligtümer  be^  Dfiriö,  bcfonberg  an  ba^  ju 
9(b^bog,  war  im  SSoIfe  ju  feft  eingetpurjclt,  ate  bafe  [ie  Ijfitten 
uerbrängt  tocrben  fönncn.  S)aiu  mufete  aber  für  baö  ©mpfinben 
beg  SBoIfe^  bie  (Srtuagung  treten,  bafe  Cftriö  jtoar  für  ba^  jen» 
feitige  3)afein  Don  größter  SBebeutung  ioar,  bafe  man  aber  baneben 
banad^  trad^ten  muffe,  für  baö  3)ieöieit^  ®rfa|  ju  finben  für  bie 
bi§I)erigen,  al^  ungenügenb  erfannten  ®ötter.  liefen  Srfa^  Juckte 
man  in  ben  alten  luä^renb  Sa^rtaufenben  öere^rten,  aber  nic^t 
cntfpred^enb  bead)teten  Sßolfi^gott^eiten.  @ie  fiatten  fid^  im  SBcr* 
taufe  ber  3^^*^"  f"^  ^^"  einjelnen  unb  feine  Jö^^ifi^  nü^lid)  er* 
miefen,  fie  Ratten  bem  Kleinbürger  unb  SBauern  in  Äranf^eit  unb 
9tot  beigeftanben.  3e^t  foUten  fie  aud^  für  bie  l^ö^ern  ©tänbe  in 
njeiterem  Umfange  tätig  fein.  ®ie  foUten  ganj  ?ig^pten,  im  3nnern 
unb  bem  Sluölanbe  gegenüber,  jur  Seite  fte^en. 

Dag  erftc  ber  f)eiligen  Xiere,  »elc^eö  auf  ®runb  biefer  poli«^ 

tifd)  religion^gefd)id)tlid)en   ®eban!engänge  in  ben   9?orbergrunb 

trat,  ipar  bie  fia^e,   roeldje  in  i^rer  ^eiligen  ©tabt  SBubaftiö  im 

S)elta  bereite  in  ber  Srü^jeit  9?ere^rung  gefunben  §atte.   3n  einer 

Safee  pflegte  fid)  bie  GJöttin  biefeg  ®au*,   bie  milbe,  ©utcS  fpen* 

benbe  ©öttin  Saft  ju  t)erförpern.    Sieben  biefer  götttid^en  Saft- 

Ka^e  mürben   ^ier  aud)   bie  übrigen  ^a^tn  üere^rt.    3o^lteid^e 

Sa^enmumien  unb  Sta^enftatuetten,  tt)eldE)e  man   in  gut  naturati* 

ftifdjer  SBeife  a\\^  ©ronje  ju  fertigen  imifete,   ^aben   fi^   in   ben 

unmeit  beö  heutigen  Crte^  S^flojig  gelegenen  2!rümmer^ügeln  ber 

©tabt  SBubaftiö  gefunben.    5)ie  tlaffifd)en  ?lutoren  fpredjen   öon 

ber  ^ier  ^errfc^enben  fta^en^SBerefirung   unb  ja^lreic^e  ©etpo^ner 

ber  ®egenb  tragen  SRamen,  meldje  mit  bem  SWamen  ber  Äafte  ge» 

bilbet  Juaren,  mie  if|r  ju  ®^ren  fogar  ein  Äönig  ^gt)pteng  ^imoi 

„ber  Äater**  IE)ie&.    3^re  gro&e,  ganj  ?tgt|pten  umfpannenbe  SKac^t 

ertpieä  bie  Äa^e   furje  Qdt,  nad)bem  man  begonnen   ^atte,   i^r 

^ö^ere  S?erel)rung  ju  mibmen.    Sie  Derfc^affte  ifiren  Anhängern, 

einer  in  SBubaftid  anfäffigen  Dffiäier^familie,  bie  ?ß^araonentuürbe, 

5)er  JBcgrünber  biefer  Äönig§bt)naftie,  ber  um  950  t>.  6^r.  auf  ben 

X^ron  gefommene  3djefd)ünf  I.,  ber  Sifaf  be§  ?llten  3;eftamente^, 

jog  gegen  ?ßaläftina  in  baö  gelb.   So  gelang  if)m,  Serufalem  ju  er* 

obem,  feinen  Xempel  au^juplünbern   unb  fo  bie  fiegreic^e,  Seute 

bringenbe  Ittaft  feiner  @)ott^eit  aud)  im  ?luglanbe  ju  erproben. 

©einen  ^uptauffdjtoung  na^m  bcr  lierfult  in  ber  fog.  foiti» 

fc^en  Qtxt,  Don  etma  700  ü.  Sl)r.  an  abmärl^.    Damals  gelang 


«C.  XIV,  1  »(Ute  b€S  licrfultc«^.  21 

c^j  ben  Stuötäubcrn  in  ftctig  »Qd^fciibcr  !^ai)l  in  ba^  3liltal  tuu 
jiibringcn,  fi^  ^ier  ^duölic^  nicberjutaffen  unb  gcfd^Ioffene  Äolo* 
nien  ju  grünbcn.  ®icfcd  Sorbringen  bcr  gremben  rief  im  Steife 
beS  ^Cg^ptertunt!^  auf  aQen  Gebieten,  indbefonbere  q\i6)  auf  bem 
^eö  ®Iauben^,  eine  ftorle  nationaliftifd^e  Setoegung  f|ert)or.  ©ei 
ben  ®ried)en  ^errjd)te  in  religiöfen  S)ingen  eine  9(rt  internatio* 
naier  ?(uffaffung.  @ic  Dermeinten  i^re  ®ötter,  n)ie  bereite  bemertt, 
überall  in  ber  grembe  toieber  ju  finben.  3)er  ägt)ptifc^e  ?(mon  ent- 
^pxa6)  i^nen  bem  3^"^^  ^taf)  t)on  ÜRemp^id  bem  ^ep^acftoö,  ber 
Sonnengott  ^oru^  bem  StpoKo,  ber  Sonnengott  9ta  bem  ^eliod, 
bie  93aft  Don  Subaftiö  ber  ^Irtemi^,  bie  SReitI)  t)on  ®a*iö  ber 
9tt^ena.  Derartige  ®Ieicl^fteUungen  würben  üon  ben  §errfcl^ern 
be^  9ti(ta(e^  begünftigt,  beren  ©emü^ungen  barauf  gerichtet  [ein 
mußten,  ba^  Don  i^nen  be^errfc^te  dg^ptifc^e  SBoff  i^ren  au«* 
länbifd^en  Untertanen,  ben  ©Otbnern  unb  fiaufleuten,  öon  benen 
bie  ©teuerfraft  unb  ber  ©d^ufe  be«  fianbeS  fe^r  loefentlid)  abging, 
anjugtcid^en.  ®egen  [old^e  58cftrebungcn  bilbetc  ber  3;ierfult  bie 
naturgemäße  SReaftion.  ®r  toiberfprac^  bem  ®efü^I  ber  Stein* 
ofiaten,  ber  ^erfer,  ber  ^Qenen,  ber  S^raeliten  in  gleicher  SBeije, 
tx  toiberftanb  aDen  Sbentififation^oerfu^en.  ©o  warb  er  jum 
Äenuieic^en  be«  ed^ten  ÜlQlptzx^,  mit  beffen  innerften  SBefen  er 
bermad^fen  blieb,  auc^  ali  bad  pfjilofop^ifd^er  toerbenbe  Renten  i^n 
cigentlid^  jum  Äbfterben  ^ätte  bringen  unb  burd^  ^ö^er  enttoirfette 
®ott^eiten  ^ätte  erfe^en  foQen. 

©0  ift  eö  gefommen,  ba§,  aU  bie  alte  äg^ptifc^e  SReligion 
jufammenbrad^,  als  ber  alte  ®(aube  ^öf)ern  9te(igionen  meieren 
mußte,  baß  ba  bie  großen  Götter  bed  SRiltale«  t)er^ä(tni«maßig 
fd^neQ  üerfd^manben,  bie  Xierüere^rung  aber  blieb,  ^ne  ganje 
SRei^e  biefer  einft  göttlich  öerel^rten  ®efd^öpfe  i^at  x\o6)  bei  ben 
je^igen  95ett)of(nern  beö  fianbe«  i^r  9lnfe^en  fid^  betoa^rt:  bie 
©d)Iange,  an  einsetnen  Drten  baö  SRinb,  üor  alfem  aber  bie  fia^e. 
S^or  legterer  loar  bie  ©odfad^tung  fo  groß,  baß  ber  3ölam  [ud^en 
mußte,  fid^  mit  i^r  abjufinben,  für  fie  au«  ber  mul)amebanif^en 
Überlieferung  eine  SBere^tigung  abzuleiten.  9Kan  bcl^auptete,  ber 
$rop^et  SRu^ameb  f|abe  bie  Sa^en  fe^r  geliebt  unb  in  @rtnne* 
rung  hieran  toerbienten  biefe  ®efd^ö))fe  befonbere  ?ßffege  unb  ©d^o* 
nung  35er  Umftanb,  baß  biefe  SBe^auptung  gerabe  am  9?i(e  auf* 
tritt,  ttjeift  auf  i^ren  Urfprung  ^in.  @ö  ^anbelt  fid^  um  eine  (Sr* 
finbung,  meldjc  ben  ^totd  verfolgte,  ein  uralte«  SSoIteempfinben, 
n)eld)e«  man  nid)t  auszurotten  bermoc^te,   fo  weit  al«  möglid)  ju 


22  ^.  SBicbcmann,  Xcr  Jicrhilt  ber  ölten  «g^ptcr.    ^1£.  XIV,  1 

iölomifieren.  35er  (Sfefont,  ber  in  ber  J^rü^jeit  al^  ®ottt|eit  galt, 
ttjie  flache  5ß(atten  in  feiner  ®eftalt  unb  fein  auf  einem  ?ßfa^Ie 
aufgepffonjteö  tBilb  aU  95arfen=©tanbartc  beiüeifen,  ^at  biö  in 
unfere  ^6i  hinein  feine  Übet  abrte^renbe  Sebeutung  behalten. 
93iö  jum  @nbe  beg  t)origen  3a^r^unbertö  ^ing  ju  biefem  3^erfe 
ein  auggeftopfter  Meiner  (Sfefont  über  bem  ©ngange  in  einen  ara* 
bifc^en  .^of  neben  bem  alten  ^otel  bu  9KI  in  Sairo.  Sin  anbereii 
©teilen  in  äg^ptifd^en  ©täbten  bient  ein  audgeftopfteS  Jlrofobil 
ju  ä^nlic^em  ©cl)u^e  unb  fo  laffen  fid^  ja^lreic^e  toeitere  Seifpielc 
für  ein  fortleben  ber  alten  ®cbanfengänge  aufführen. 

35ie  3öf|I  ber  Jiere  unb  3^iergat tu ngen,  njeldie  im  Diiltalc 
93ere^rung  fanben,  njar  eine  ungemein  gro^e.  Unter  iljnen  be* 
gegnete  man  ?lffen,  Sötoen,  ffagen,  SBölfen,  ©d)afalen,  ,^unben, 
Sd^neumon,  Statten,  Siefanten,  SRilpferben,  Dfapi,  Siinbern,  3i^9^"f 
©^afen,  firofobilen,  ©d^ilbfröten,  ^röfd^en,  SRaubdögeln  aller  «rt, 
(Sulen,  Sbifen,  9Jeif)ern,  ©d^toalben,  ja^lrcid^en  gifc^en,  ©erlangen, 
fiäfern,  fliegen  unb  öielen  anberen.  ©ogar  auö  ÜKenfd^en*  unb 
Vierteilen  jufammengefe^te  g^betoefen  finb  ju  nennen,  meiere  bie 
alten  Slg^pter  freiließ  für  mirflic^  üor^anbene  ©efc^öpfc  hielten,  benen 
man  gelegentlid)  auf  ber  Sogb  begegnen  !onnte.  9Kan  fann  o^ne 
Übertreibung  fagen,  bafe  nad^  §luön)eiö  ber  ägiiptifc^en  lejte,  ber 
flaffifd)en  ©c^riftfteller  unb  ber  3;iermumien  loeitau^  ber  größte 
5;eil  ber  ben  |[g^ptern  befannten  ^^iern^elt  jrtjar  nic^t  im  ganjen 
Sanbe,  aber  bod)  über  beffen  &a\xt  unb  Drtfc^aften  öertcilt,  §o(^* 
ac^tung  unb  Slnbetung  gefunben  ^at. 

Um  burd)  ba^  ©etoirr  biefer  ®efc^öpfe  einen  Seitfaben  ju 
getoinnen,  mu|  man  t7on  einer  bereite  im  Slltertum  gemachten 
93eobad^tung  au^ge^en.  3)iefelbe  rü^rt  t)on  ©trabo  Don  Slmafia 
f|cr,  ber  um  25  t).  Sf|r.  Silg^pten  bereifte  unb  unter  ber  9tegierung 
be^  ftaiferö  Xiberiu^  ftarb.  Seine  ©d)ilberung  bt^  9?iltale#, 
loelc^e  ba^  17.  93uc^  feiner  ®eograp^ie  bilbet,  ift  pebantifc^  unb 
nid)t  feiten  rec^t  langn^eilig  gefc^rieben.  Slnbrerfeit^  ift  er  aber 
toeit  tritifd)er  alö  ber  anfprec^enber  erjä^lenbe,  naiüe  unb  über* 
mägig  leichtgläubige  ^erobot  unb  bie  meiften  anbern  flaffifc^en 
©c^njärmer  für  %^pten  unb  tg^ptertum.  ©trabo  bemerft,  in  Wo* 
memptii^  unloeit  üon  Stle^anbria  toerbe  eine  ^u^  gehalten  mie  in 
3)i?emp^i^  ber  ?lpi^,  in  ^eliopoliö  ber  SWneüiö.  2)iefe  hielten  bie 
^tg^pter  für  ®ötter.  SBei  anbern  ^Igtjptem  innerhalb  unb  aufecr* 
f)alb  bed  Deltas  gälten  bie  Slinber,  ©tiere  ober  ^ü^e  nic^t  ald 
Wötter,  fonbern  afö  ^eilig.    @r  mad)t  bemnac^  einen  Unterfc^ieb 


«O.  XIV,  1  («ott-Jicre.  23 

jmifc^cn  Jierinbiöibuen;  bic  ©ötter  luarcn,  unb  lierflattuugcu,  bic 
alö  ^eilifl  flattcn.  Diefe  9?erfd)ieben^eit  xoirb  burd^  bic  Denfmäler 
in  uotlem  Umfange  bcftätigt.  Sluö  biefen  gc^t  ^ert)or,  bafe  eö  je» 
tueifö  auf  (Srben  nur  einen  3lpiö  geben  fonnte,  ber  afö  ®ütt  JBer» 
e^rung  beanfvrud)te  unb  fanb  ösJ  gab  nur  eine  ®üttin  Statut  in 
Subaftiö,  nur  einen  3(mon*3Bibber  im  grofeen  2^empel  ju  Äarnat, 
nur  ein  ®ud)od«ftTofobiI  in  bem  ^aupttempel  ju  t£rocobilopoIisJ 
im  ga^fim.  ^Dagegen  fonnte  man  saf){lDfe  I)eiligc  9iinber,  Äa^en, 
üföibber,  Ärofobile  im  fianbe  finben.  3n  erfteren  Wefdjöpfen  t)atte 
eine  ®ott^cit  if)re  irbifc^e  a?erförperung  genommen.  Sediere  maren 
beren  ?(rtgenoffen  unb  tonnten  afö  fold^e  möglid^fte  S^onung  unb 
freunblic^e  SBe^anblung,  nid)t  aber  eine  audgefproc^ene  Anbetung 
bea  nfprudien. 

5)ie  ©ott^'Siiere  waren  bie  3n^aber  einer  SRei^e  oon  lempeln. 
3)er  120  n.  S^r.  in  ©amofata  am  ©up^rat  geborene  fiucian  be* 
mer!t:  „S)ie  agt)ptifc^en  lempel  n^aren  gro§  unb  f^ön,  au^toert«» 
üoUcn  (Steinen  erbaut  unb  mit  ®oIb  unb  SKalerei  gefd)mürft. 
SBenn  man  aber  nac^  bem  ÜKamen  be^  ®otteÄ  frug,  bem  fie  ge* 
ioei^t  waren,  bann  erfuf|r  man,  ba§  biefer  ®ott  ein  3tffe,  ein  3biö, 
ein  95od  ober  eine  Äage  war."  Siemens  üon  SCIejanbrien,  ber 
um  150  n.  S^r.  alö  §eibe  geboren  würbe,  fpäter  jum  S^riften* 
tume  übertrat,  bie  Stellung  eineö  5ßre^bt|tcr^  erlangte  unb  etwa 
218  n.  ilfyc,  ftarb,  bestätigt  üucianö  ?lngabe  mit  ben  3Borten: 
„3Benn  man  in  bagi  ?tUerf|eiIigfte  eine^  äg^ptifc^en  Xempelö  eintrat, 
fo  jeigten  bie  5JJriefter  eine  Sa^e,  ein  Ärofobil,  eine  Schlange,  bie 
ben  ®ott  bed  jempelä  bilbete."  S)iefe  ©d^ilberungen  treffen  für 
ja^Ireid)e  äg^ptifc^e  lempel  ju.  2)er  fog.  9?aod,  ber  in  bem  Sttler» 
l)eiligften  ftanb  unb  ber  bie  ®ott^eit  fetbft  umfc^Ioft,  bilbete  in 
einer  SRei^e  öon  Jällen  einen  Käfig,  in  bem  baö  ^eilige  lier 
Raufte.  3(n  anberen  Crten,  an  benen  fic^  ba^  Xier  in  bem  engen 
Ääfig  gar  ju  unbetjaglic^  befunben  ^ätte,  biente  ju  feinem  ?luf* 
ent^alt^orte  eine  befonbcre,  mit  bem  Xempel  in  SBerbinbung  fte^enbe 
Einlage. 

3n  ajiemp^id  würbe,  wie  ©trabo  berichtet,  ber  Stpid  in  einem 
tjeiligen  SRaume  göttlid)  üere^rt.  SBor  biefem  befanb  fid)  ein  §of, 
bei  bem  auc^  ein  befonberer  9iaum  für  bie  SDiutter  beö  ©tiere^ 
angelegt  war.  3n  biefen  öof  liefe  man  ju  beflimmten  ^^ten  ben 
©tier,  befonberd  um  i^n  Jr^mben  ju  jeigen.  S)iefe  fonnten  \\)n 
aber  aud^  bur^  bie  Xüre  feinee  ^eiligen  ®emac^ed  fe^en.  ^j^enn 
ber  ?lpid   furje  3^it   i"   ^^^  §ofe   ^erumgefprungen   wor,   bann 


24  Ä.  »icbcmonn,  ^cr  2:tcr!ult  bcr  alten  Äfltjpter.    9IC.  XIV,  1 

ffil^rtc  man  i^n  in  feine  Se^aufung  jurüd.  Xcrfclbc  ©d^riftfteüer 
befc^reibt  anä)  einen  Scfud^  bei  bem  ^olobile  im  ga^üm:  „©ei 
bcr  ©tabt  Grocobilopoli«  lebt  in  einem  See  ein  ftrofobil,  bod  ben 
^eftern  gegenüber  jaf)m  ift.  @d  f)t\%t  Suc^od  unb  mirb  mit 
©rot,  Jleifc^  unb  9Bein  gefüttert,  toeld^ed  bie  gremben  mit}«* 
bringen  pflegen,  tüenn  fie  fommen,  um  boö  3;ier  ju  fe^en.  SRein 
®Qftfreunb,  ein  fe^r  geachteter  ÜRann,  tt)el(^er  und  bort  bie  ^eiligen 
^inge  jeigte,  ging  mit  und  an  ben  @ee.  @r  ^atte  oon  ber  3SlafiU 
jeit  einen  Keinen  Äuc^en,  gebratene^  S^fd^  unb  ein  gläfd^c^cn 
^onigmet^  mitgebracht.  SBir  fanben  bad  iicr  am  Ufer  liegenb. 
Da  gingen  bie  ?ßriefter  ^in,  einige  öffneten  if|m  ben  Stadien,  einer 
ftecfte  ben  Suchen  l^inein,  bann  bad  S'^ifc^  unb  go§  ben  üRetb 
^inter^er.  .^ierauf  fprang  bad  ftrofobil  in  ben  ®ee  unb  fc^toamm 
an  bad  jenfeitige  Ufer.  Unterbeffen  fam  ein  anberer  grember,  ber 
eine  gleid^e  ®abe  bei  fid)  ^atte.  S)ie  ^efter  nal^men  biefe  in 
©mpfang,  gingen  um  ben  ©ee  ^erum  unb,  als  fie  ba§  fitofobil 
gefunben  Ratten,  gaben  fie  i^m  bad  9Kitgebrac^te  auf  bie  gleiche 
SBeife  wie  bie  üorige  ©abe.**  ©n  etwa  2800  Sa^re  dftered  Sielicf 
aud  bem  ©onnen*^eiIigtum  ju  ?lbufir  geigt,  ba§  bad  3;ier  am 
Ufer  bed  ©cc^  eine  9(rt  ipürbe  befafe,  weld^e  teitoeife  geberft  ttmr 
unb  in  bie  ed  fid^  jurüdfjiel)en  fonnte. 

Und^nlic^  biefen  ®ott»3;ieren,  toeld)e  in  me^r  ober  weniger 
enger  ®efangenfc^aft  if|r  fieben  »erbrachten,  lebten  bie  Eiligen 
Siere  in  grei^eit.  ©ie  fd^üfete  ber  ®(aube  ber  äWenge.  ?[uf  i^rer 
SBerle^ung  ftanben  fd^Were  ©trafen,  bisweilen  fogar  ber  lob. 
i3Ber,  fagt  S)iobor,  eind  ber  ^eiligen  Xiere  borffi^Iid^  umbringt, 
ft  beS  Xobed  fd^ulbig.  Sötet  man  aber  eine  Sa^e  ober  einen 
3bid,  fo  mufe  man  auf  jeben  gatl  fterben,  mag  man  ba«^  Xier  ab* 
fic^tlic^  ober  unabfic^tfid^  getötet  ^aben.  S)ie  SWenge  läuft  ju* 
fammen  unb  mift^anbelt  ben  Xäter  auf  bie  graufamfte  SBeife  unb 
bad  gefc^iel^t  bi^weifen  o^ne  jebeö  ric^terlid^e  Urteil.  3m  Snfd^tuf^ 
hieran  wirb  ein  c^aralteriftifd^er  ©injelfall  erjä^It,  ber  fid^  in  ber 
3eit  nic^t  lange  Dor  59  t).  S^r.  jugetragen  I)aben  mufe.  3)amalö 
tötete  ein  JRömer  eine  Äa^e.  Da  fammette  fid^  bie  SWenge  bei 
tem  ,^aufe  be«  Idterd  unb  Weber  bie  gürbitte  angefe^ener  SRänner, 
bie  ber  Aönig  abgefanbt  ^atte  nod)  bie  aDgemeine  ^uxtfft  oor  9tom 
waren  imftanbe,  bie  3;obedftrafe  Don  bem  SRanne  abjuwenben,  ob- 
wohl er  bie  Zat  nic^t  mit  ?[bftc^t  DoQbrad^t  ^atte. 

S)ai^  ©erfiältnid  jWifd^en  ben  ©ott^Xieren  unb  ben  ^eiligen 
Vieren  malte  man  ficf),  foweit  man  bie«  ju  Verfolgen  üermag,  in  ber 


«D.  XIV,  1  ^eilige  ticrc.  25 

?(rt  einer  SBtonarc^ie  aue.  S)q§  &oiU%\tx  xoax  ber  Äönig  feiner  QiaU 
tung,  für  bie  eö  f orgte,  bie  e^  f d^fifete  unb  f fir  bie  e^  im  ©rmorbungö* 
faQe  bie  95tutrad^c  ju  übernehmen  üerpffid^tet  toax.  S)iefe  SBenbetta 
ttjurbe  entweber  t)on  i^m  felbft  in  bie  §anb  genommen  unb  an 
bem  SKenfci^en  öoUjogen,  ober  fie  fiel  feinen  übrigen  Untertanen, 
ben  ©efd^Ie^tdgen offen  beö  erfc^Iagenen  Xiere^  ju.  @ine  Dermut* 
lid^  in  ber  9?ä§e  Don  STOempl^iÄ  gefunbene  ©tele  be^  Söerliner  ÜRu* 
feumd,  ioeld^e  ju  oberft  bad  SBilb  einer  mit  jtoei  Römern  unb  ber 
©onnenfd^eibe  gefrönten  JBtilfenfd^Iange  tragt  unb  toeld^e  einer  gc* 
töteten  ©erlange  geloei^t  ift,  läfet  biefe  felbft  (enteren  ®eban!en  in 
gried^ifc^en  SJerfen  au^fpred^en:  „SBIeibe  gegenüber  bem  großen 
©teinblode  am  Streujmege  fte^n,  o^  grembling,  unb  ®u  toirft 
finben,  bafe  er  üon  ©d^riftjei^cn  bur^furd^t  ift  Saute  Älage 
laffe  über  mid^  ertönen,  bie  id^  burc^  fetnblid^  gefinnte  ^änbc  ju 
ben  Unterirbifdien  gebrad)t  tourbe,  id^  bie  ^eilige,  langlebige 
©erlange.  3Ba^  nü^t  ed  Dir,  S)u  gurc^tbarfter  ber  SRenfd^en, 
bafe  3)u  mic^  biefeö  Seben^  beraubt  l^aft?  3)enn  Dir  unb 
mit  Dir  Deinen  Äinbern,  toirb  meine  Siad^fommenfd^aft  jum 
göttlichen  Ser^ängniö  werben,  benn  Du  ^aft  in  mir  fein  SSäefen 
getötet,  ba§  aöein  auf  ©rben  märe,  ©onbern  fo  jaf)lreid^, 
mie  ber  ©anb  am  ©tranbe  be«  SReere^,  fo  jal^Ireid)  ift  au^ 
bog  auf  ber  Grbe  meilenbe  ®efd^Ied^t  ber  liere.  gürma^r,  ni^t 
öte  ©rften,  fonbern  afö  Seiten  merben  fie  Dic^  in  ben  §abe^ 
ftürjen,  nad^bem  Du  mit  Deinen  eignen  äugen  ben  lob  Deiner 
Äinber  gefe^en  ^aben  mirft." 

Die  SBerle^ung  be^  %kxt^  toar  bemnad^  ein  SBcrbrec^en  gegen 
fein  ganje^  ®efd^Ied^t  unb  gegen  feinen  fiönig.  (£g  loar  nic^t  gc« 
rabeju  ein  ©öttermorb,  mie  loenn  man  ben  Slpiö  tötete,  ed  loar 
aber  boc^  ein  ©tngriff  in  ba«  Meid)  ber  ©ott^eit.  ©a^  man  fic^ 
burc^  bie  SBcr^ältniffe  gejmungen,  ein  fold^e«  ®efd)öpf  ju  töten, 
fo  fud^te  man  wenigften^  bie  Sat  toieber  gut  ju  mad^en  unb  baS 
lier  JU  üerfö^nen.  9Kan  brachte  i^m  üor  ber  ©d^Iad^tung  ein 
D<)fer  bar,  mie  bie«  baö  aSdrc^en  oon  ben  bciben  Srübern  fd^if* 
bcrt,  ober  forgte  für  ein  e^renüofle«  SSegräbnid  nad^  bem  lobe. 
Unterliefe  man  eine  folc^e  TOaferegel  ober  wax  ba^  lier  attju  ^eilig 
unb  feinem  Jtönige  gar  ju  fe^r  an  baö  iperj  geloac^fen,  bann 
mufetc  feine  ©rmorbung  ben  3^^^^  ^^  ®otte8  gegen  ben  Xatcr 
unb  baö  ®emeinn)efen,  ba«  i^n  getoä^ren  liefe,  ^eroudforbern.  ©o 
griff  man  benn  ju  fd^toeren  ©trafen,  um  bo«  ®ott*lier  ju  t)er? 
^inbern,  Unglüd  über  baä  fianb  ju  bringen,  feine  Drafel  ju  öer- 


26  ^Ä.  SBicbemoim,  Xcr  %mMi  ber  alten  li^itx.    «0.  XIV,  1 

njciflcrn,  Unheil  üorficrjufagcn  unb  ^erbcijui^ufcn ,  feine  Art» 
flenoffen  flcgcn  bic  SKenfc^en  auöäufenben.  Der  ©c^u^  ber  fteU 
(igen  2iere  beruijte  bemnac^  nic^t  nur  auf  einer  ^oc^ac^tung 
öor  ben  ®efc^öpfen  fetbft,  fonbern  x>ox  allem  auf  ber  5«^^^  ^»r 
bem  Xierfönige,  bem  auc^  im  3!empelfulte  eine  ©teÖung  ein* 
geräumt  n^ar. 

3n  ber  ^iftorifc^en  3cit  be^  Slg^ptertumö  ^at  ba«J  @ott*^ier 
im  SRiltalc  eine  boppelte  SBebeutung  befeffen.  @d  mar  junädjft, 
mie  eben  audgefü^rt,  ber  Dberfte  feiner  ®attung.  3n  biefem 
Sinne  fprec^en  bereite  bie  ^^ramibenteyte  öon  bem  Stier  ber 
Stiere,  ©benfo  gab  e«  ben  SBibber  ber  SBibber,  ber  noc^  auf 
einer  öon  5ßtolemäuö  5ß^ilabelp^u^  errichteten  Stele  erfc^eint,  ben 
Sd^afal  ber  Sc^afale  ufro.  3)er  gleiche  ®ebanfe  mirb  in  ben 
JReKefd  aud)  bilblic^  bargefteUt.  So  mirb  auf  einer  Stele  bic 
©öttin  beö  3Beftenö,  bie  Schlange  9}?erfeter,  angerufen;  baö  8e* 
gleitbitb  jeigt  aber  nid)t  nur  eine  Schlange,  fonbern  beren  imölf, 
bie  ®öttin  ift  üon  einer  Slei^e  i^rer  3(rtgenoffen  begleitet  3« 
bemfelbem  Sinne  jeigen  meitere  Stelen  lange  SHei^en  üon  Schlangen, 
aSibbern  unb  fonftigen  lieren.  Slußer  afö  Xierfönig  gilt  t>a^ 
öJott'^Iier  aber  aud)  alö  bie  SJertörperung  ber  geiftiger  aufgefafeten 
®ott^eiten  ber  einzelnen  ®aue  bed  9hltaled.  Der  Stpid  ift  bad 
mieber^olte  neue  Seben  bed  ^taf),  bie  äBieber^olung  bed  $ta^,  ber 
Erneuerer  beö  Sebens^  be^  ^ta^;  ber  SBibber  in  3;^eben  ift  bie 
Snforporation  be^  bortigen  ®otte«f  Simon,  ba^  Strofobil  in  ga^um 
bie  bed  ®otteiJ  Sebaf. 

Wian  ffat  biefe  3?erförperungöformen  ber  ®ötter  ald  ein  ®r* 
gebnid  ber  materiellen  Denfmeife  ber  alten  äg^pter  aufgefaßt 
Diefe  Ratten  fic^  feinen  ®ott  benfen  fönnen,  ber  boc^  oben  uom 
^immet  ^er,  aud  mciter  Jerne,  feine  3)iad)t  ausübte.  Sie  Ratten 
\\)xt  ® Otter  perfön  lic^  in  t^rer  3)fitte  ^aben  mollen  unb  fie  fi(4 
auö  biefem  ®runbe  in  üeren  uerförpert  oorgeftellt,  xoelc^e  man 
in  Xempeln  bttüaf)xtt  unb  oere^rte.  Dabei  ^abe  man  fic^  für  bie 
einzelnen  Heiligtümer  jemeiliS  diejenigen  Xiere  audgemä^lt,  melc^ 
befonber)^  ^eroorftec^enbe  (£igenfc^aften  befagen,  bie  man  auc^  bem 
betreffenben  3!empelgotte  jufc^rieb.  Diefe  (irmägungen  finb  info- 
fern richtig,  al«^  fie  bie  materielle  Denfroeife  ber  'Jlg^pter  ^eroor- 
tftbtn  unb  i^ren  SBunfc^,  i^re  ©ötter  perfönlic^  bei  fic^  ^ier  auf 
Srben  ju  ^aben.  3n  i^rem  jmeiten  Xeile  aber,  in  bem  «f^inmeid 
auf  bie  ®rünbe  für  bie  iJlufi^ma^l  ber  einjelnen  Xieroerffirperungeji 
für  beftimmte  ®ottf)eiten,  entfprec^en  fie  nic^t  ben  Xatfac^en. 


«C.  XIV,  1  iietöcrförijcrunflen  bcr  ©öttcr.  27 

Scfaaf  t)Qt  in  feinem  göttlid^en  fitrn  nic^tö  mit  (Sigenfdiafteu 
be^  ÄTofobifö  ju  tun,  Cfiri^  ift  fein  ß^ugungögott,  ber  bem  SEBibber 
ähnelte,  Saft  gleid^t  afö  ©öttin  nid)t  ber  Sa^e.  Unb  ba«  gefit 
nodj  toeiter!  Cbmot)!  ba^  Sier  alö  SSerförperung  beä  ®otteg  gilt^ 
iüirb  cd  tro^bcm  im  ®Iauben  ganj  anberö  aufgefaßt  mie  biefer. 
S)cr  8l))iö  foQ  5ßtal)  entfprec^en,  aber  er  gilt  nic^t  aU  ©d^öpfer 
unb  ^taf)  gibt  feinerfeitö  feine  Drafel,  toie  bicö  ber  lebenbe  St^id 
ju  tun  lpei|.  3m  übrigen  ttjirft  5|3taf)  bei  Sebjeiten  afe  ®ott,  ber 
?lpiö  gelüinnt  erft  nad^  feinem  jobe  feine  öolle  göttlid^e  firaft- 
^an  foUte  femer  ertoarten,  bafe  man  fic^,  wenn  3{))i§  ber  3:ier 
geworbene  Sßtaf)  toax,  über  bie  öertoanbtfd^aftlid^e  SBejie^ung  beiber 
©eftalten  einig  geworben  tuäre.  S)aö  tpar  aber  nid^t  ber  gall. 
SBenn  ouc^  eine  lange  Steige  üon  Jejten  ben  ?(pid  afö  ©o^n  ober 
afö  (Srjeugniö  bed  5ßta§  bejeid^net,  fo  toirb  bod^  bie  3(rt  feiner 
©rjeugung  burd^  ben  ®olt  nirgenbö  gefcf)ilbert.  Unb  anbere  ®e* 
loä^rdmänner  berichten,  ber  ?(piö  fei  burd^  einen  äRonbftra^t  er» 
jeugt»  ujorben,  obn^o^I  ber  SKonb  loeber  mit  ^ta^  noc^  mit  einer 
anbern  ®eftalt  feinet  Äreifed  in  näherer  S9ejief|ung  fte^t.  9?ur 
cinö  bcr  l^eiligen  Xiere  ift  mit  feinem  ®otte  toirflid^  Derfc^moljen, 
Jöä^renb  bie  übrigen  i^ren  ®Bttern  bauemb  fremb  blieben.  @e 
tuar  bied  ber  ©perber  ober  J^Ife,  bcr  mit  bem  ©onnengotte  eine 
untrennbare  Sin^eit  bilbete. 

®erabe  biefe  §(uönat)me  gegenüber  bem  fonftigen  ß^^^fP^^^^ 
jn)ifd)en  ®ott  unb  SBerförperung  läfet  ba^  33erftänbnig  biefer  eigen^ 
artigen  ®cftaltung  bed  äg^ptifd^en  licrfulted  gewinnen.  SRan  ^at 
in  bcr  (£rfd|cinung  baö  Srgcbniö  eineö  religiöfcn  Sompromiffee 
öor  fid^.  3)ie  älteftc  Scöölferungdfc^id^t  bed  9?i(ta(cö  ^ulbigte  bem 
licrfulte.  3n  fleinen  SapeUen,  in  Drtfc^aften  unb  Käufern 
tourben  im  Söcginne  ber  bereite  ermähnten  9?agabajeit  Sicre  gehegt 
unb  angebetet.  3n  bem  ictoeifigen  ^auptorte  ber  öerfd^iebenen 
Älcinreid^e,  in  toelc^e  bamafö  nod^  baö  Siittal  jerfiet  unb  ml6)t 
im  großen  unb  ganjcn  ben  fpäteren  ®aucn  entfprac^en,  Raufte  im 
%tmptl  bad  Dbertier  bcr  ®egenb;  ein  ©tier,  ein  Ärofobil,  eine 
Sta^c,  ein  ^^Ik  unb  berartige  ®cf^öpfe  mc^r.  Sni  SSerlaufe  ber 
genannten  5ßeriobe  brang  oon  Dften  l^er  ein  (Srobcrcrüolf  in  bad 
JRiltal  ein,  toclcfieö  i)'6\)tx  entroidfelte  unb  geiftiger  gebadete  ®ötter 
mit  fic^  brachte.  2)iefe  mcnfc[;enä^nlid^en  ®eftalten,  tocld^e  mcift 
in  ben  l^immlifc^cn  |)ö^en  tociltcn  unb  fid^  nur  audnal)mdn)cife 
auf  6rbcn  im  fixcife  i^rcr  8(nf)ängcr  pcrfönlid^  jcigtcn,  fud^te  man 
mit  ben  alteingefeffencn  Vergöttern  ju  öcrfc^mcljcn.    9Won  crflörtc 


28  «.  »tcbemanit,  ^cr  %{txhi\t  bet  alten  Ägypter.     «D.  XIV,  1 

jemeite  gonj  [d^emotifd)  bad  C^autier  fär  bte  93er!örperung  bed« 
jcnigcn  ®ottc^,  toclc^cn  bcr  ©tamm  bcr  bcn  einzelnen  ®au  bc* 
{e^enben  Stöberet  am  ^öc^ften  Dete^rte,  o^ne  [id^  tDeitet  um  ®k\ä)' 
^eit  obet  If^nlici^feit  bed  @tnntn^a(ted  bet  beiben  göttHc^en 
®eftQlten  ju  fümmctii.  ©eibe  ©cbanfcntei^cn  toatcn  anbretfcite 
anä)  3u  üetf^iebenattig  unb  im  ^ugenblide  i^tet  ßufammen» 
fd)toci§ung  ju  feft  audgebilbet,  afö  bafe  fie  ol^ne  loeitete^  im  fioufc 
bet  Qt\t  fic^  t)on  felbft  ausgeglichen  Ratten.  @o  galten  benn  ^ier 
unb  ©Ott  tfieotetifd)  a(d  g(eid^,  entfptac^en  [ic^  abet  in  äBa^t^eit 
feinedtoegd.  9tut  an  einem  fünfte  gelang  bie  StuSgleid^ung.  (£& 
toax  bieö  in  ^ictaconpolis,  bet  ©pctbetftabt,  in  meldet  bie  @r* 
obetet  am  ftüt)eften  unb  am  längsten  i^ten  @inf(ug  ge(tenb  machten. 
§iet  n)utben  bet  Sonnengott  ^otuS  unb  bet  i^alU  n^itfli^  eind. 
Sot  allem  ttug  ju  biefet  3Setfd|meIjung  bei,  bafe  öon  .^ietaconpolis 
bad  ägt)ptifc^e  ^^ataonentum  ausging,  beffen  leitenbe  6)ottf)eit 
einetfeiti^  bet  Sonnengott  unb  anbtetfeitS  bet  galfe  toat.  Snfolge* 
beffen  fanben  junäc^ft  ^iet  unb  bann  aud^  im  übtigen  ^Ig^pten 
^Ife  unb  Sonnengott  im  unb  butd^  bad  ^^ataonentum  i^ten 
inneten  ß^fonimentjang  unb  i^te  @in{|eit.  ^iefelbe  ift  bemnad) 
aud^  ^iet  nid^t  butd^  eine  toitflic^e  ®(eid^^eit  üon  ®ott  unb  Xiet 
eingetteten,  fonbetn  auf  inbiteftcm  9Bege  butd^  i^te  beibetfeitigc 
Sejie^ung  }um  ^önigdtum  be^  Sanbed. 

^bet  tein  äugetlidje  &om))tomig,  bet,  abgefe^en  üon  biefem 
einen  fünfte,  jtoifdjen  ben  menfd^engeftaltigen  (Möttetn  bet  dx- 
obetet  unb  ben  Xtetgott^eiten  bet  Singebotenen  ftattfanb,  (ögt  fid) 
aud^  in  bet  ägtiptifd^en  ^unft  üetfolgen.  (£t  §at  feinen  bilblic^en 
?(ugbtud  in  ben  SWifdigeftalten  gcfunben,  welche  in  gtofect  3^^! 
auf  ägt)ptif^en  2)cnfmäletn  öotgefü^tt  njetben  unb  biefe  fo  ftcmb* 
attig  toitfen  taffen.  ?(uf  ben  menfd)lic^en  fieib,  bet  bcm  einen 
Xeile  bet  3Rifd^gefta(t  iutam,  f^at  man  ben  Sopf  bedjenigen  ^eiligen 
lieteS  geftiUpt,  »elc^ed  man  i^m  angliebetn  »ollte.  9iut  fe^t  üct 
einjelt  ttitt  baS  umgefc^tte  SBet^ältniS  ein,  toie  bei  bet  ©^iny, 
bie  auf  bem  lietleib  ben  SRcnfd^enfopf  ttägt.  S)icfe  gilt  abet  bcn 
ftg^ptetn  ald  ein  loitffic^  lebenbe«  Xiet,  in  beffen  ®eftalt  fic^  bie 
©öttet  auf  ©tben  jeigten,  n)cnn  fie  als  SB&d^tet  bcS  Xotcn  obet 
befttmmtet  ©egenben  aufjutteten  gebadeten.  StiemalS  fjat  man  ben 
SSetfud^  gemacht,  jtoifc^en  ben  beiben  Seftanbtcilen  bet  ®ilbet  eine 
innete  ^etbinbung  }u  gewinnen,  n)te  bieS  in  entfpte^enben  ^Qen 
bie  Wtied^en  mit  intern  feinet  euttoidEetten  5tunftempfinben  getan 
^ben.    ^nn  biefe  äJ^ifd^geftalten  üotfü^ten  n)oQten,  n>ie  etnm  ben 


«D.  XIV,  l  aRifc^gcftoIten.  29 

2)?inotaurug,  ber  in  bcm  fiab^nt^c  auf  Ärcta  bcr  ©agc  rtod^ 
gekauft  ^atte  unb  ber  auf  bem  fietbe  einedi  SRcnfc^en  ben  ^opf 
eineö  ©ticrcö  trug,  fo  gaben  fie  bei  feiner  S)arfteUung  bcm  ©tier* 
fopfe  etloa^  äRenfc^Iid^e«,  bem  SWenfd^enleibc  ettt)a^  9io^e^,  3;ierifc^eg, 
um  au^  beiben  SSeftanbteilen  eine  Slrt  ©in^eit  ju  formen.  Slid^t 
anber^  üerfu^ren,  ^äufig  freilid^  in  finbUd^  naitoer  3Beife,  bie 
mittelaltertid^en  Äünftler,  toenn  fie  bei  ber  8Sorfflf|rung  ber  ©üan* 
geliften  auf  beren  SWenfd^enförpern  i^re  f^mbolifc^en  ^^ierföpfe 
anbrad^ten,  bei  Su!ad  bad  ^au^t  be^  ©tiere^  ober  bei  So^anned 
ba^  be^  Äblerg.  S)en  Ägyptern  lag  ein  fi^nlid^eS  Seftreben  fern. 
§ier  blieb  ba^  Auffegen  be^  Xierfopfeö  fletö  unorganifd^  unb  öoH* 
fommen  öujserlid^. 

2)ie  Sßerbinbung  erfd)eint  in  ben  dg^pfif^en  SReliefö  mit  i^rer 
getooUten  fc^ematifd^en  Steifheit  jur  9?ot  ertröglid^.  ®erabeju 
farifaturen^aft  aber  loirft  fie  in  ber  ©Jjätjeit,  toenn  bie  ®ötter 
felbft  in  unäg^<)tifci^er  (Setponbung  unb  in  freierer  Haltung  er* 
fd^einen.  9Benn  bann  ein  ald  ätdmer  gefleibeter  SRann  mit  bem 
©perberfopfe  ju  5ßferbe  fifet,  um  al^  §oru^  baä  Srofobit  mit 
feiner  fianje  ju  erfted^en  ober  mit  bem  ©d^afalfopfe  baftel^t,  um 
ate  ber  ©nfü^rer  ber  2;oten  ?lnubig  aufjutreten,  bann  begreift 
man  ben  ©pott,  mit  bem  bie  römifd^en  ©att)rifer  bie  ägtjptifd^en 
^ulte  überhäuften.  @d  ift  babei  nid^t  unintereffant,  ju  beobachten, 
loie  ^äufig  mobeme  Äarifaturenjeid^ner,  menn  fie  tierföpfige  ®e«* 
ftalten  aU  ÜRenfd^en  fid^  bewegen  laffen,  ju  töUig  gleid^er  3)ar* 
ftedung^loeife  gelangen  toie  bie  gried^ifd^*agQ))tifc^en  Sünftler,  atö 
fie,  t)on  emften  ®runbgebanfen  auöge^enb,  i|ren  Oöttern  bie  Älei* 
bung  ber  bamaligen  Ferren  ber  SSBelt,  ber  römifd^en  Segionare, 
öerliefien. 

^ie  altdg^ptifd^en  ÜRifc^bilber  finb  bemnad^  nid|t,  toie  nid^t 
feiten  angenommen  toorben  ift,  Jpierogl^pftenjcid^en,  ttjeld^e  bei  bcr 
mangelhaften  ^udbrud^fä^igfeit  bed  fänftlerif(^en  l^önneni»  ber 
alten  ^(g^pter  ben  einjclncn  ®ott  burd^  ein  befonbcri^  in  bie  ?lugcn 
faDenbe^  SRcrfmal  fennjei^nen  foHten.  @ö  finb  ööQig  emft  gc* 
meinte  3)arftellungen,  in  benen  bie  beiben  urfprünglid^  getrennten 
^ö^ern  3Befen,  mi^  in  bem  neuen  STOif^gotte  ber  l^iftorifi^en 
3cit  mit  einanber  t^erbunbcn  toorben  toaren,  in  if)rer  2)oppeInatur 
jur  ^j(nfc^auung  famen.  ^Ifo  tttoa  %mon  t)€rcint  mit  bem  SBibber, 
©ebaf  mit  bem  Äro!obiI,  I^ot^  mit  bem  3biö,  5Baft  mit  ber  Äa^c. 

993äl)renb  bed  gefamten  ß^i^raumed  üon  etma  1000  b.  &ft. 
an  abtoärtd  toar  bad  ?lnfe^en  ber  ^eiligen  Xiere  ein  fel}r  groged. 


30  ^i-  'Biebcmonn,  3)ct  ^licrfutt  bcr  atten  «ßtjptcr.     «C.  XIV,  l 

a^  galt  in  ber  Qtxt  bcr  5ß)ammctid^ibcn  unb  nod^  jii  bcr  bcr 
ißtolcmäer  ate  ein  bcfonbcrcr  SRu^mcätitel  ber  ^^araoncn,  tocnn 
fic  für  bicfe  ®efc^öpfe,  für  i^re  3nt^ronifation  unb  für  i^rc  Sc* 
ftattung  gcforgt  unb  rcid)e  ®e(bmittri  jur  Sßerfügung  geftcUt  Ratten. 
9hir  fdtcn  cr^ob  fid^  eine  smeifelnbe  Stimme,  »ie  xiad)  bem  99e« 
richte  beö  ^iftorifer^  3)io  ©affiuö  bie  beö  Äaiferd  ?ruguftu^,  bcr 
beu  9Ipid  nic^t  !ennen  lernen  ttjollte  unb  erf forte,  er  pflege  nur 
(Götter  aniubcten,  nid^t  ©ticre.  ©^mpat^ien  tüirb  er  ftc^  mit  bcr* 
artigen  aufflärerifd^cn  ®ebanfcn  bei  bem  tiergldubigen  ^olfe  nic^t 
erworben  ^aben.  ©ein  @n!el  ®ermanifuö  »or  anberer  Anficht. 
99ei  feinem  Slufent^alte  im  Sliltole  befud^te  er  ben  Slpiö,  ber  i^m 
freiließ  baburd^,  ba^  er  nic^t  auS  feiner  ^anb  freffen  ftjollte,  bcn 
lob  öor^erfagte.  äße^rere  ber  fpcitern  Ä'aifer  erfanntcn  ben  fiult 
be^  ©tiered  Don  äJi^emp^id  an.  9^oc^  Julian  liejs,  aU  er  ma^renb 
feiner  furjen  ^Regierung  öerfu^te,  boö  .^eibentum  ju  neuem  Öeben 
ju  erttjcden,  auf  SKünjen  baö  ©ilb  beö  Slpi^  anbringen,  ©r  gab 
i^m  bie  ®eifd^rift  ,,2)ic  ©id^er^eit  bed  ©taateö"  unb  badete  babci 
jtoeifelöot)ne  an  bie  bebeutungöüolle  göttliche  firaft,  toelc^c  er  bcr 
2iergottf)eit  jufd)reiben  }u  muffen  glaubte. 

SBei  bem  äg^ptifd^en  9?oKc  felbft  führte  ber  3:ier!ult  bid  in 
fpäte  Seiten  hinein  me^rfad)  ju  fc^toeren  ftonfliften.  Unter  ^abrian 
brod)  ein  Slufftanb  auö,  al^  man  nad)  längerer  Q^xt  einen  Äpi§ 
^efunben  ^atte,  ba  man  fic^  über  beffen  Sufent^altöort  nic^t  }u 
einigen  üermodjte.  SBor  allem  aber  brad^te  bie  S^atfac^c  ©treitig* 
feiten  mit  fid),  ba^  bie  ^eiligen  3;iere  ber  Derfd^iebenen  ®aue  t)cr* 
fc^iebene  xoaren  unb  blieben.  3n  einer  SJei^e  öon  \^aVitn  ttjurbc 
iaö  ®efc^öpf,  welc^cö  ber  eine  ®au  öerc^rte,  oon  ben  SBctoo^ncrn 
beö  Stad^bargau^  üerfolgt  unb  gegeffen.  Diefer  ß^i^fpölt  gab 
4cfonber^  in  gcftjciten  ju  ^rügelefen,  ju  üRorb  unb  lotfc^lag 
3?eranlaffung.    3)ieö   ging,   toie  Suücnal   in  einer  feiner  ©at^ren 

beridjtet,  noc^  in  ber  3^^^  ""^  ^00  "•  ^^^'  fo  ^^i^  ^^  We  fana* 
tifterte  9D?enge  ber  oberägt)ptifd)en  ©tabt  3)enbera  bei  einem  bcr* 
artigen  $anbgcmenge  bie  Seidie  eineö  im  Kampfe  gefallenen  ©cgnerd 
in  ©türfe  jerrift  unb  biefe  menfdjtic^n  Überreftc  ucrfc^lang.  ©n 
äl)nlid|cr  93orfall  fpielte  fid^  nid^t  lange  banad)  in  a)?ittelägpptcit 
ab.  3)ie  ®ett)of)ner  bcr  ©tabt  Dj^rl)^nc^od  toarcn  barüber  erboft, 
bafe  bie  ©intoo^ncr  Don  Stjnopoli^,  ber  .^unböftabt,  il)ren  l)ciligen 
^ifd^,  ben  O;^r^l)nc^od,  agen.  ©ie  fingen  ba^er  einige  ber  Don 
bcn  .9t)nopoUten  ^o^  Dere^rten  ^unbc,  fc^lac^tctcn  bicfelbcn  unb 
t)crje^rten  fic  al8  Opfcrmat)l.    .^nerüber  entbrannte  ein  förmlicher 


«C.  XTV,  1  Äämofc  für  bic  ^ciliflcn  3:ietc.  31 

Sürflerfrieg,  ber  foIcf)cn  Umfang  annafjm,  bafe  bic  Kömer  ein* 
fd^reiten  mußten,  obtt)oi|I  fie  firf)  fonft  im  oHgemeinen  J)rinjipieQ 
nic^t  um  bic  religiöfcn  3^W9tcitcn  i^rer  Untertanen  flimmerten. 
@ie  bracf|tcn  bic  ©trcitenben  audcinanbcr  unb  beftroftcn  bic  @d)ul* 
bigen,  of)nc  ^ierburc^  freiließ  bem  ®egcnfa^e  i^rer  ©laubcnö^ 
onfcI)auungen  ein  ©nbc  bereiten  ju  fönnen. 

2)ie  ^(gl)pter  fd^Iugen  fic^  njcgcn  beö  ©c^onenß  unb  beö 
9?icl)t=^3(^onen^  ber  cinjelnen  ^eiligen  lierc  bic  fföpfe  blutig, 
^citte  man  fie  aber  gefragt,  njorin  bcnn  eigentlid)  ber  Unterfcl)ieb 
beftet)e  jmifc^en  ben  ben  l)erfd)iebcncn  ^^ieren  jugrunbc  liegenbcn 
tieferen  Weban!cngängen,  fo  to&xtn  fie  um  eine  jutreffenbe  9(nt* 
rooxt  fet)r  verlegen  gemefen.  ^^atfäc^Iic^  beftanb,  fott)cit  eingaben 
au©  bem  ?ntertum  öorücgcn,  jtoifdien  ber  ©ebcutung,  bie  man 
ben  einjcinen  Vieren  jufd^rieb,  fcinerlei  Öcgcnfa^.  ©in  fold^cr 
lüar  I)ier  ebcnfott)enig  üor^anben  tmc  jtoif^en  ben  geiftig  f)öf)er^ 
ftel^enbcn,  mcnf^enä()n(id^en  ®öttern  bcö  Sanbes^.  SBenn  man 
auc^  biömeitcn  bei  bem  einen  feine  ©c^öpfermac^t,  bei  bem  an* 
bern  feine  §errfd)ertätigfcit,  bei  bem  2)rittcn  feine  hricgcrifc^e 
®cfinnung  me^r  betonte,  fo  lüollte  man  bamit  ben  übrigen 
®ott^eiten  bic  gleichen  ©igenfc^aften  nic^t  abfprcd)en.  ©ic 
fonnten  biefelbcn  Jätigfeiten  im  gegebenen  3Iügcnbliffc  genau 
cbenfo  gut  aushüben  »ic  ber  in  bem  jettjeiligcn  Xcytc  beftimmt  ge^ 
nannte  unb  angerufene  ®ott.  3m  ®runbc  genommen  entfprac^cn 
fid)  alle  äg^ptifd|cn  ©öttcr  in  i^rer  9?atur  unb  in  ifjrcm  SBir^ 
lung^freifc  fo  gut  n)ie  ooIKommen.  ^ad  gleicf)c  ift  bei  ben  f^tu 
ligen  3;iercn  ber  gall  9?ur  ber  üöQigc  SRangel  an  ftjftematifc^em 
©inn,  bie  ®lei%ültigfeit  gegen  bic  (Srgebniffc  fogifd)en  5)enfen^ 
auf  religiöfem  ®ebictc,  meldje  bic  ?igt)pter  bauernb  bef)errfd|tcn, 
l)abcn  cö  ermöglicht,  bafe  alle  bie  öerfc^iebenen  liere,  n)e(d)en  fie 
glaubten  i^rc  SScre^rung  joBcn  ju  muffen,  tro^  if)rer  gleichartigen 
JCufgaben  unb  Seiftungen,  burc^  bie  3ö{|rtaufcnbe  f|inburct)  neben* 
einanber  it)rc  ®öttlic^feit  fidf)  betoafirten.  ©icrburcf)  finb  fie  ju 
einer  ber  f)ert)orftec^enbften  Sigent)eiten  ber  ägt)ptifd)cn  SRcligion  im 
SSoItegfauben  unb  mclfac^  aucl|  im  Äutte  ber  ^ö^cm  Äreife  gc* 
toorben  unb  bi^  in  bic  3^^*  be<^  Untergang^  beö  3lgl)ptertums^  ge* 
blieben. 


32  fiitctatur. 


Biittatuv. 

SBiebeinaiin,  ^.,  Le  Culte  des  Animaux  cn  K^ypte  (Maseon.  VIII  8.  211ff<, 

309  ff.). 

—  Quelques  Remarques  sur  le  Culte  des  Animaux  en  Kgypte  (Mus^on. 

N.S.  VI  6.  113  ff.). 

—  ^erobotd  Btoeited  »u^  @.  271  ff. 

—  l^u  bem    S^ierlult    bei   alten  ^Sg^pter  (Mölanges    Charles   de    Harles 

6.  372  ff.). 
^a^ptxo,  0.,   Quelques  Cultes   et   quelques  Croyances   populaites  det 

llgypUens  (£tudes  de  Mythologie  II  @.  395  ff.), 
gimmermann,  %,,  ^er  figl^ptifc^e  Sieifult  noc^  ber  ^Carfteflung  ber  kixä^tn* 

fc^riftftetter  unb  bie  dg^ptifc^en  ^enlmfilet  (8onnet  ^Ciffertotion).   SHt^^ 

^ain  9l.'2.  1912. 

—  ^ie  $^9ni(fage  (Ideologie  unb  (»iauht  IV  8.  202  ff.). 


IDtiitf  0011  ^actmaitii  &  Qolf.  Sclp^tg. 


i4.3aH««9  D«r  Jltte  Orient  igcft  2 

»»reif  dtt  Jibr.  hlr.«.*.«,kT«  «*«  n«  €tiiiclprei$  icd« 

2  m.»  geb.  3  m.  Uordera$iatisd)en  Gesellschaft  (€.  U.)  60  Pfennig 


Kambufes 


Pon 


lustin  ü.  Prdsek 


Ceipzig 
I.  C.  QinridisTdie  Budibanblung 

1913 


Die  Uorderä$iati$d)e  0e$ell$d)aft  (€.  U.)    ' 

mit  dem  S(u  in  BttWu 

'  f^totäi  bie  gfJ^Tberuttg  ber  üorberaftatt|(^en  6tubten  auf  ®runb  htx  ^enhnfiler. 
@te  gibt  toiffenfd^afti^e  9[rbeiten  t^rer  SllitgUeber  in  ^mangtofen  ^eften  al« 
„Vtxtttilunqtn  ber  Sotberaftatifc^en  ®efetlf(^aft"  unb  gemeintiex- 
{l&nbltd^e  ^atpettungen  biertetififtrltcl^  unter  bem  ^ttcl  ,,^ er  Kl te  Orient 
^erattS.  grerner  tvtd  bie  <SyefelIf(!^aft  bie  SSefd^affung  neuen  SRateriald  onregen 
unb  unterflü|en. 

i)ert&^rtic^e9litg(tebiSbettrQg  betragt  lOtRarf,  wofür  bie.^Syittteilungen'' 
(fottft  15  »t)  unb  .,3)er  «Ite  Orient"  (fonft  2  3».)  geliefert  werben.  —  «uf- 
nannte  afö  9litg(ieb  erfolgt  burc^  ben  Sorftanb  auf  einfache  ^(nmelbuiig 
beim  ©d^riftfü^rer.  —  3^^'^ii>t9  ^^^  iOeitrage  ^at  im  Januar  an  bie 
3.  H.  ^inrid^rfc^e  ^ud^^anblung,  Serlag,  Seit^a^S^  !Blumenga{fe  2, 
au  erfolgen. 

^er  Sorfianb  befielet a-  Qt.  aud:  $rof.  Dr.  %.  ryon  fiufc^an,  1.  I^orrtfrenber, 
®übeKbe,  Berlin;  $rof.  Dr.  SR.  igartmann,  2.  ^orft^enber,  ipermdborf  (Sf^arf): 
$rof.  Dr.  9R.  ©obern^etm,  ©c^rtftfü^rer,  Berlin -(ir^artottenBurg,  Steiu^ 
plat  2;  $rof.  Dr.  $.  SBindler,  SBttmerdborf;  $rof.  Dr.  $3r.  SReigner,  Sredlaii; 
8ic  Dr.  mit.  aferemia»,  fieipaig;  $rof.  Dr.  gf.  (g.  «ßeifcr,  ftönig«berg;  $rof. 
Dr.  grbr.  kommet,  SRünd^en.  —  Herausgeber  ber  „Mitteilungen":  ^rof.  Dr. 
H.  »indtler,  SBitmerÄborf  b.  öerlin,  öingcrftr.  79,  beg  „«(tcn  Orient": 
f)erferbe  unb  ßic.  Dr.  Süfr.  ^eremia«,  Ceipaig,  i&au|)tmannftro6c  3. 

Inhalt  d<r  bisher  crtdiicncMcii  IJcftc  des  ,,Jflten  Orient"  (Preis  60  Pf.): 


Ägypter  atö  j^rieger  u.  (^oberer 
in  «Pen-  T^hh,  ^MMülitr.  5i 

<3(!6r{ft  unb  Qptad^t  ber  atten 
Ägypter.    Mit  3  «bbitbungen. 

^on  S.  Spiegetberg.  82 

i:terfutt  ber  alten  ^gt)pter. 

^on  "ä.  SBiebemann.Ui 

Magie  unb  3°^^^^^^  ^^  ^^^^^ 
ägtlpten.    ^on  %.  SBiebemann.  64 

Unter^altungdliteratur  ber  alten 
dg^pter.    2.  Auflage. 

%on  «.  SBtebemanu.  84 
Xote  u.  ^oten«9{eid)e  im  i^laubtn 
ber   alten   Ägypter.     3.  «ufL 

Sou  «.  Siebemonn.  2« 
«mulette  ber  alten  ^g^pter. 
San  «.  ©iebemann.l2i 

9lmarna-3cit.  Ägtjpten  unb 
35orbcrarien  um  1400  o.  ©^r. 
3.  guflage.      58on  e.  <Rtebuf  r.  la 

Arabien  bor  b.3[«rQm.  2.  Sufl. 

$on  O.^eber.  3i 


fJorfd^ungSreifeu  in  Süb-Krabien. 

3  Äartenff.  unb  4  «Ibbilbungen. 

®on  O.  ©eber.  8* 
®Iafcr8  eJorfdjungSteifen  in  6üb- 

arabien.     Mit  1  $ilb  ®lafer«. 
«on  O.  SBcber.  10^ 

«ramäcr.  SJon  91.  Sanba.  4» 

9l|urbanipal   u.   bie  afjtjriidie 
Äiiltur   feiner   3eit.    17  W)b. 

«on  g.  3)clijjf(^.lli 
at^iopictt.  19lbb.mdR.Müner.  6> 


^olitifd^e  (Sntwtdlung  ^ob^lo- 
niend  unb  ^fft^rienS. 

$on  H.  ^indler.  2i 
$)immetö-  u.  $Seltenbi(b  ber  ^bt^ 
lonier.     2  ^hb.    2.  erweiterte 
Auflage.        $on  ^.  ^incfler.  ^i  » 
SBeltf  ct)öpfung,  «abplonif  (f»e.  1  flbb, 

$on  ^.^incfler.  8i 
S)ömonenbef4wörung     bei    ben 
IBab^loniem  unb  «ff^rem. 

»on  O.  »eber.  74 


(9or(fc|ung  ouf  ber  brüten  Umfi^Iaofdtc) 


3m  ^od^fommet  bed  ^a^red  530  t).  &^r.  ereitte  SS^rod  ben 
<3)ro^en  in  ben  @te))))€n  Snnetirand  unenoartet  ber  ^ob  unb 
nad^  bem  SBiQen  bed  großen  Xoten  beftieg  fein  älterer  @o^n  ßam« 
bubfd^ijia,  in  gr&jifierter  «^orm  Slamb^fed,  ben  X^ron  bed  „Stetd^ed 
ber  Sanber'',  bad  fein  Sßater  in  uer^&(tni8mä|ig  n^enigen  Sauren 
burc^  Umfid)t  unb  Energie  auf  ben  Krümmern  morfc^  geworbener 
SSeItrei(^e  S^orberafiend  gefd^ffen  ^atte. 

Sm  ©egenfa^  ju  ^rod  ift  ed  eine  toeit  fc^koierigere  Stufgabe, 
ein  bem  kpo^ren  gefd^id^tlic^en  ©ad^Der^alt  entf^red^enbeS  $BUb 
t)on  bed  jtamb^fec^  Seben  unb  SBirfen  gu  enttoerfen.  ^er  jkoette 
^erferldnig  fe(bft  i^at  feine  iRac^rid^ten  ^interlaffen ;  ed  ift  immerhin 
möglich,  ba^  bei  ber  in  abf eßbarer  3^^^  h^  er^offenben  f^fte^ 
matifc^en  Srforfc^ung,  fpe^ieQ  bed  Ilaffifd^en  99obend  üon  Stgbatano, 
Originalbofumente  aud  feiner  Qtxt  auftauchen  tt)erben.  Sie  %u^ 
grabungen  in  @ufa  unb  Sab^Ion  ^aben  jebo^  bi^^er  nid^t^  ber« 
gleichen  an  ben  3^ag  gebracht.  Sie  au^  ber  3^it  ^^^  ^amb^feS  ^er« 
rü^renben  ^ontrafttäfelc^en  aix^  ISab^lon  finb  nur  uon  äBert  für 
bie  ^eftfteUung  ber  @^rono(ogie  bed  Eamb^fe^,  bie  je^t  ald  be« 
finitiu  feftfte^enb  anjufe^n  ift.  gür  bie  ß^arafterifierung  beö 
Üamb^fed  fte^en  unS  ba^er  Iebigli(^  SBeric^te  ju  QkhoU,  bie  und 
©riechen,  in  erfter  Sinie  ^erobot  unb  Stefiaä,  ^interlaffen  ^aben. 
Ser  ^erobotifd^e  S9erid^t  ift  leiber  ftarf  beeinfluß  üon  ber  Dorge« 
falten  99eurteikng  aQed  ^erfifc^en,  bie  feit  ben  legten  3a^en  bei$ 
Sareiod  I.  in  ^g^pten  t)or^errfd^enb  UKir,  unb  g^t  t)on  ber  irrigen 
^nna^me  aus^,  S^amb^fed  f^aht  im  Übermut  unb  3&^iorn  bie 
fc^euglic^ften  ^rebel  begangen  unb  fei  fd^(ie|Iic^  in  ^a^nftnn 
\)crfallen. 

Sie  noc^  }u  erörternbe  @ri&^Iung  t)on  bem  angeblichen  9ipvi* 
morb  beft&tigt  bieS  ^ur  @(enäge.  9ßir  l^aben  eg  im  gegebenen 
^alle  mit  einer  äg^tifd^en,  gegen  ^amb^fed  grunbf&^Iid^  unfreunb^ 
liefen  ©rjo^tung  ju  tun,  bie   fi^  auc^  iperobot  feiner  bcfannteii 


4  3.  «.  *tä.^cf,  Äamb^fc«.  «C.  X1V,2 

^[uffaffung  cntfpre^cnb  jured^t  gcmad^t  ^ot.  Sr  jog  fic  einem 
i{|m  gleid^faU^  befannten,  anbcr^  (autenben  perfifd^en  Serid^t 
t)or,  »eil  fic  feiner  9lnfc^auung  Don  ber  burd^  bie  ®ötter  jur 
Sü^nung  feiner  greöel  über  Sambt)fe§  üer^angten  Strafe  entfprac^. 
&  ift  bejeidEinenb,  bafe  bie  perfifrfjen,  öon  ^erobot  l)ie  unb  ha 
öertoerteten  ?(ngaben  nid^t^  üon  ben  angeblid^en  ©reneltoten  beö 
Äamb^fe^  ju  berichten  njiffen.  SBir  Ijaben  eö  ^ier  alfo  mit  einer 
fpäteren  äg^ptifd^*griec^ifd^en  SKad^e,  einem  tenbenjiöfen  9toman 
5U  tun,  ber  bie  9lufftänbe  ber  Sig^pter  gegen  bie  5ßerfer  xtä)U 
fertigen  »oüte  unb  ba^er  mit  größter  SBorfic^t  I)eranäujie^en  ift. 

Samb^fcö  ftanb  jur  ßeit  beö  §inf d)eiben§  feinet  SSaterS  tDoi)l  in 
ber  erften  Slüte  be^  2Ranne§aIterö,  njenn  njir  bie  in  bem  ^aufe  ber 
9(d^ämeniben  ftetö  eingehaltene  SRegel,  berjufolge  lebigli^  berjenige 
So^n  beö  früheren  ÄönigS,  tpeld^er  feinem  SBater  nad)  bem  öoU* 
jogenen  SJegierungöantrittc  alö  erfter  geboren  ttjurbe,  afö  X^ron* 
erbe  anjufe^en  loar,  bereite  für  bie  ^nttn  üor  5)areio§  I.  gelten 
laffen  toollen.  S)a  Samb^fe^  nad)  ^^erobotö  ^ier  geujife  öerlä^lic^em 
pcrfifd^en  93crid^t  ber  6^e  be§  Äi}ro^  mit  ber  loc^ter  beö  ?(d)ä* 
meniben  ^^arnaSpeö,  fiaffanbane,  entfproffen  ttjarunbauö  poUtifc^en 
©rttJägungen  ber  jeitlic^e  SXnfa^  biefer  &)t  üor  bie  X^ronbefteigung 
bed  Ät)roö  in  2(nfd|an;  bie  im  3.  559  ö.  S^r.  ftattgefunben  ^atte, 
nid^t  einzuräumen  ift,  fo  fte^t  ber  ®ettenbmad^ung  be^  ertoä^nten 
I^ronbefteigungögeje^ie^  nic^tö  im  SBegc.  SBo^I  ttjurbe  mebifc^cr* 
feitS  fiamb^feö  für  einen  Sotjn  ber  ©rbtoc^ter  beö  üon  fit)roö  gc« 
ftürjten  Slft^ageö,  Stm^ti^,  ausgegeben,  aber  biefer  burc^fid^tigen 
Jittion  lag  lebiglid)  bie  Jenbenj  jugrunbe,  bie  Stc^ämeniben  aU 
birefte  unb  erbbered^tigte  SWad^folger  beS  legten  9D?eberfönigS  ftin- 
iufteQen. 

Der  @^e  beS  Äl)roö  mit  Safjanbane  mar  nod^  ein  bem  5fam- 
b^feS  odterlid^er*  toie  mütterlid)erfeitö  ebenbürtiger  ®o^n  namenö 
iSarbija  (babt)Ionif(^  Sarjia,  gräjifiert  ©merbiö)  entfprungen. 
^J?ac^  ÄtefiaS  ^ie§  biefer  jüngere  @o^n  beö  Ät)ro§  Jan^oyarfeö, 
nad)  Xcnop^on  Janaojarcö;  eg  ift  immerhin  möglid),  t>a\i  bieö 
ber  urfprünglic^e  Siame  ift,  ber  fpäter,  aU  ber  ?ßrinj  Ijeranmuc^v^, 
bem  5Wamen  SBarbija  rteid^en  mufete.  SO?an  toiU  aber  audj  ben 
^J^amen  XanVio^arfe);?  al§  tanwachsathraka,  minore  imperio  fretus, 
alfo  als  eine  9(rt  Sitef  auffaffen,  toa^  für  baS  ®rftIingSrec^t  bed 
ÜWamenö  Sarbijö  jeugen  mürbe.  9(Herbingö  behielt  ber  le^tere  9?ame  bie 
iiefd)ic^tlid)c  Sered)tigung.  9(ufter  ben  beiben  Söhnen  ^interliefe  Sitfxo^ 
nöd)  brei  löd^ter.  S)ic  ältcftc  ^teJ3  ?rtoffa,  ein  9?ame,  ber  im?(t)efta  in  ber 


>JIC.  XIV,  2  ftamb^fed  unb  bie  Samilie  bed  ft^ro«.  5 

gorm  ^utaofa  loicberfommt  6^  ift  jtoar  ntrgcnbd  überliefert,  bafe 
aud|  fie  j^affanbaneni^  ^oc^ter  getuefen,  ober  bie  ^o^en  i^r  Don  beit 
^erfern  bezeugten  Q^ren  fotüie  ber  Umftanb,  bo^  fie  nad^etnanber  ®e« 
ma^Iin  öon  brei  perfifc^en  Königen  geworben,  fd^einen  biefe  SBermu- 
tung  jur  %at\ad)t  ju  erljeben.  3)er  9?anie  ber  jioeiten  3;oc^ter,  toeld^c 
fiQmb^fe!5  aud^  ju  feiner  ©ema^lin  erforen,  ift  jmar  nic^t  ange« 
geben,  ober  aud  bem  ^efionifc^en  99eric^t  ge^t  f)tx\)ox,  bag  bie 
Sdimefter  unb  &tmafßn  bed  ^omb^fed,  bie  fid^  ber  ^öc^ften  ®unft 
bed  Königs  erfreute  unb  i^n  aud^  nad^  ^g^pten  begleitete,  ben 
9{amen  Sto^ane  trug,  ^erobot  fagt  audbrüdtli^,  i>a%  biefe  jkueite 
^od^ter  beS  ^^rod  aud^  mätterlid^erfeitd  mit  ^amb^feS  unb  SSorbija 
üerfd^toiftert  toax.  Die  britte  unb  jüngfte  Softer,  bie  fpätere  fiieblingö* 
gema^Kn  bed  Dareiod  L,  ^ieg  Strt^ftone. 

k\)xo^  f^at  Samb^feS  fel^r  frü|  jur  92ad^foIge  beftimmt  unb 
i^m  unmittelbar  nod^  ber  @inna^me  Don  93ab^Ion  ben  Xitel  eined 
Stönigd  oon  ^ab^Ion  beigelegt.  Sine  geloiffe  Unflar^eit  ift  in 
biefer  STOaferegel  nid^t  ju  oerfennen  (ÄD.  XIII^  3, 24),  ba  nad^  bcw 
uns  oorliegenben  inf^riftlid^en  CueUen  biefeS  bab^tonifc^e  itönig« 
tum  bed  Stamb^feS  noc^  in  feinem  erften  So^rc  auS  unS  unbe* 
fonnten  ©rünben  wieber  aufgefjört  ^ot  ju  ejiftieren  unb  nad^ 
fünf  Salären  £ambt)feg  in  einem  jtontralttäf eichen  einfad^  a(S  rr®^^" 
bei^  Königs"  namhaft  gemacht  toirb,  balb  borauf  jebod^  aU  ber  mit 
großen  S^ollmad^ten  auSgeftattete  Sleic^doem^alter  unb  äRit^errfc^er 
feinet  SBaterö  im  SBorbergrunb  erfdE)eint,  ate  biefer  fid|  anfd^idtc, 
feinen  legten  ^(bjug  gegen  bie  (Steppennomaben  bed  Dftend  ju 
unterne^en,  mit  ber  auSbrücfli^en  Slufgabe,  bie  jum  Eingriff  auf 
^g^pten  nötigen  SSorbereitungen  ju  treffen,  ©(ei^jeitig  foQ  ^^roS 
ben  jüngeren  @of|n  Sarbija  a($  Statthalter  mit  ber  äSermaltung 
be^  einftigen  SReid^eS  Don  Saftra  betraut  ^aben,  eine  Angabe,  bie 
allerbingd  Dom  gefc^ic^tlid)en  @tanbpunft  auS  einem  berechtigten 
3weifel  begegnen  mufe. 

Über  bie  ^ugenbjeit  beS  Jlamb^feS  liegen  äugerft  fpärlic^c 
9Jac^ricf|ten  üor.  3Bir  wiffen  lebiglid^,  bafe  er  im  3.  539  in  ®e* 
gteitung  feinet  SSaterS  an  bem  ^^Ibjuge  gegen  SBab^Ion  teilnahm, 
greilic^  ift  babci  ber  Umftanb  nic^t  aufter  ac^t  ju  laffen,  ba|  er 
bamalS  blutjung  mar,  ba  er  bei  feiner  X^ronbefteigung  nod^  linber« 
loS  mar  unb  bie  ®eburt  feinet  @rben  erft  erwartete. 

9Rit  Jtamb^feS  übernahm  ein  tatfräftiger,  feiner  ^idt  tootfU 
bemühter  ^errfc^er  bie  ä^ermaltung  bed  großen,  oom  $amir  unb 
ber  Solimanfette  bis  jum  e^luffe  Don  ^Ig^pten   unb  bem  @(eftabe 


6  3.  ».  ^rħc!,  ffamb^fe^i.  «€.  XIV,  2 

ber  ^ropontiÄ  [id^   au^bc^nenbcit  SRctd^c^  bcr  ^crfcr.    3^^^^^^^^ 
[oloeit  c^  gcftattct  ift,  aug  bcn  fpärtid^  überlieferten  Angaben   ber 
•Alten  fid^  ein  Urteit  jnbilben,  l^at  ftambt)feö  öorgefd^tDebt:  bie  innere 
^luögeftaltung  beÄ    riefig   ongenjod^fenen  SSeltreic^g  unb   bie  (Sv^ 
oberung  be^  afrifanifd^en  ftontinent^.    3""äd^f*  ^^tte  er  natürlich 
bie  erfte  ?lufgQbe  ju  löfen.    ©ie  un^  ju  ©ebote  fte^enben  Duellen 
bieten  jrtar  fe^r  toenige  9(n^aItSJ)unfte  jur  ©eurteilung  ber  bon 
Äamb^feS  in  ber  SReic^^öertt^altung  eingefd^Iagenen  9iid^tung,  e« 
Ififet  fid^  aber  bod^   auö  ben  ©rofamen  bcr  gefd^id^tlid^n  Über- 
lieferung ein  beftimmter,  ben  befannten  SKaferegeln  be§  Ä^rod  ent^ 
gegengefe^ter  ßwg  in  ben  ftaatömannifd^en  ?lbfid^ten  be^  fiamb^fed 
ermitteln,    fttjro^,  h)ie  auö  beffen  SBetJorjugung  ber  SWeber  unb 
ber  gegen  95abt)Ion  an  ben  Xag  gelegten  .^anblung^tüeife  f^ttüox* 
feud^tet,  berficffid^tigte   bis  jur  äufeerften  ^rcnje   ber  S^töffifl^^^^ 
bie  ©igentünilid^feiten  ber  eroberten  9teidf)e,  fo  baß  baö  ^erferreid^ 
JU  feiner  3^^*  ^i^t  ^^^^  einem  Konglomerat  üon  formell  felbftän* 
bigen,  nur  burd^  bie  5ßerf6nlic^feit   beö  §errfd)erg  unb  bur^  bie 
^riDilegierte  ©teQung  ber  ^erfer  alö   §errfdf|ert)oIf  öerbunbenen 
StaatSgebilben,  bem  fogenannten  „9?eicf|e  ber  fianber",  aU  einem 
feft  jufammengefügten  SReid^e  ä^nlic^  toar.    Äambt)feö  jebod^,  im 
(Segenfa^  ju  ber  üon  feinem  ffiater  eingeljaltenen  9hc^tfd)nur,  fa^ 
ba§  ?Reid)  alö  einen  blofe  burd)   feinen  SBiHen   öerrtalteten  ©n« 
t)eit^^ftaat  an.    3^"*^^^^^^^^"  ^^^  8?ermaltung  jum  3toe(fe  meiterer 
(Sroberungen    unb    felbftljerrlid^e    JRegierung^form    finb    ^aupt- 
merfmale  ber  .^tamb^feifc^en  ?Reid)^politif,  rteld^e  in  ber  bei  ben 
^^erfern   üblichen  ^Beurteilung   beö  Stamb^feS   afö  unumfd^rfinlter 
93e^errfd)er,  oean&vri^,  im  ®egenfa§  jum  „Sater"  Sl)rog,  i^ren  tref* 
fenben  ÄuSbrud  fanben. 

9?ac^  ber  unter  ben  ^^erfern  t)orf)errfc^enbcn  ®etoo^n^eit,  bie 
fpäter  aud^  in  ben  aöeftifd^en  ©afeungen  a(^  religiöfed  S?erbienft 
angefefjen  mürbe  unb  ^ie  unb  ba  im  Orient  no^  ^eutjutage  t)or« 
tommt,  heiratete  Kambtjje^  juerft  feine  jttjei  älteren  S^toeftern, 
9ltoffa  unb  eine  jüngere,  für  bie  nac^  ber  unfere^  ©afür^altenö 
begrünbeten  Siermutung  ber  SRame  SRojane  in  ?Infprud)  ju  nehmen 
ift.  ©päter  führte  er  nod^  mehrere  eble  ?ßerferinnen  ^eim,  unter 
benen  namentlid)  ^^aibt)me,  bie  %o6)tx  bed  ?((^ämeniben  Dtane§, 
ern7ä^nt  toirb. 

5Mefe  S^eöerbinbungen  fc^einen  ju  großer  SRiDalität  einjelner 
fönigtid^er  (grauen  %nlaf  geboten  ju  ^aben.  (£in  fe^r  biestiger 
Umftanb  »urbe  bon  ber  Jorfc^ung  bi^fier  nid)t  nac^  ®ebfl^r  bc- 


«O.  XIV,  2  3)ic  inncte  ^olitif  M  ftomb^fc*.  7 

rürffi^Hgt,  nämlic^  bte  ©teQung  ber  «toffo  ju  ÄQmbt)jc«,  infonbcr- 
^cit  im  SBcrgleid^  mit  i^rem  fpätercn  ®cr^ältniä  ju  5)areio8.  3>ie 
SRadjrid^teit  über  «toffa^  ©nflufe  auf  bic  SRcgicrungS^anblungcn 
bc^  $t)ftafpiben  flicken  h)o§I  unöcr^ältniömäSig  ja^Ircid^cr,  aber 
eind  fteHt  ftc^  au«  aßen  ^crau«:  bie  Xatfad^e,  bafe  ?ltoffa  ate  bic 
diteftc  %oä)ttt  bc«  Ät)TOg  i^rer  gtad^fommenfd^aft  baö  S^ronfolge- 
rcd^t  unter  allen  Umftänben  ju  magren  öerftanb  unb  aud^  i^rem 
©o^n  Serjcö  jur  ^crrfd^aft  ber^alf.  SBic  ftanbcn  nun  bie  SJinge 
unter  Samb^fe«?  3"^^  SBeantttJortung  biefer  grage  ift  in  crfter 
Steige  l^eröorju^eben,  ba§  aßen  Siac^ric^ten  jufolgc  ?Uoffa  t^ren 
©ruber  unb  Oema^I  Samb^fe«  nac^  Ägypten  nid^t  begleitete;  ja 
bie  bon  ^erobot  bertoertete  perfifc^e  Überlieferung  befagt  auäbrüi* 
lic^,  bafe  Äamb^fe«  nid^t  bon  i^r,  fonbern  öon  ber  jtoeiten  jüngeren 
©d^tpefter  unb  ®ema^Iin,  bie  mit  if|m  ben  ag^ptifd^en  unb  ät^io* 
pifd^en  gelbjug  mitma^te,  bie  9tac^fommenfc^aft  erwartete.  S)ie§ 
bercd^tigt  jur  Annahme,  ba§  jWifd^en  Äamb^fed  unb  ätoffa  ein  gc* 
fpannte«  SBerljältni«  eingetreten  toar,  eine  e^eli^e  ©ntfrembung,  bie 
burd^  bie  ipinneigung  beö  Äamb^fe«  jur  JRojane  unb  beren  SJeüor* 
jugung  nod^  junel^men  mu^tc.  9lad)  §erobot  na^m  $feubo*©merbi« 
ätoffa  ate  föniglid^e  ®emat)lin  in  feinen  |)arem  auf,  nirgenb«  tovtb 
aber  erwätint,  bafe  Jttoffa  in  if)m  ben  Söetrüger,  ber  fi^  ben  SRomen 
unb  bie  Äed^te  i^rcö  leiblichen  SJruberä  SBarbija  angemaßt  ^at, 
entbedt  f)ätte. 

3)a0  SBer^ältni^  beö  Äambt)fed  ju  ?ttoffa  tpar  bemnod^  öou 
?(nfang  an  fein  freunblid^eö  unb  toirb  fid^  im  Verlauf  ber  3^^^ 
nod)  öerf (flimmert  Ijaben.  9(ber  aud^  ©arbija  ttjirb  über  bie  öon 
Äamb^fe«  in  ber  SReic^^üertooftung  unb  ttjo^t  aud^  in  bem  fönig- 
liefen  ^aufe  eingefc^lagene  Mid^tung  ungehalten  getporben  fein. 
9JJögIid^  ift  eö  immerhin,  ba^  bei  bem  gefpannten  ©er^ältniö 
jwifd^en  fiamb^fe«  einerfeit«  unb  SBarbija  unb  2(toffa  anbrcrfett« 
nod)  anbere  Umftänbe  mitgefpielt  ^aben.  Der  unbefannte  Serfaffer 
be«  (e§ten  öuc^e«  ber  Xenop^ontifd^en  Ä^ropäbie  berietet  über 
Unruhen,  bie  im  5ßerferreidj  nac^  bem  Stbleben  be«  Sttftoi  au«^ 
brad^en.  ®«  entftanb  ein  Äampf  unter  feinen  beiben  Söhnen,  ber 
einigen  Oebieten  ben  rtißfommenen  JBortoanb  jum  Äufrul^  bot. 
2lud^  §erobot  betont,  ba§  einige  SSöIferfc^aften  oon  ftamb^e« 
„na^^er  toieberum"  unterworfen  tourben,  unb  biefe  ^aäftiäft  ift 
nur  unter  ber  ?(nna^me,  bafe  einige  bereit«  oon  fi^ro«  unterrtor* 
fene  Sänbcr  gegen  Äamb^fe«  ju  ben  SBaffen  griffen  unb  »ieberum 
gebänbigt  ttjerben  mußten,  erflärfic^. 


8  3.  «.  *taScf,  Äamb^fc^.  «O.  XIV/2 

2(n  bicfen  Unruhen  »qj-  crud^  Sarbija  beteiligt.  3n  feiner 
monumentalen  Snfd^rift  auf  Dem  gelfen  Don  ^efjiftun  fagt  2)aretoio 
Ia|)ibarif(i^  iurj:  „Sener  fiamb^fe^  f^attt  einen  SBruber,  namend 
SBarbija,  bon  berfelben  SKutter  unb  bemfelben  SBatfcr  tok  Samb^fcö. 
3)a  tötete  Sambt(feg  jenen  SBarbija."  9lun  toirft-  f:d)  öon  felbft  bic 
grage  nad^  bem  ®runbe  -biefet  gräfetid^en  SKaferegel  auf.  35ic 
Haffifc^en  Quellen  »iffen  öon  einer  ©d^ulb  beö  SBarbija  gar  nic^tö 
ju  berid^ten,  fonbem  befd^ulbigen  eintjellig  ben  fiamb^feiS,  bafe  biefer, 
burc^  unbegrunbeten  SBerbad^t  Derfü^rt,  feinen  einzigen,  darüber  um^ 
bringen  liefe.  35er  Umftanb,  bafe  ber  an  SBarbija  beganjfne  SKorb 
ftrengftend  üer^eimlic^t  n^erben  foQte,  unb  ber  fna)^ie^erid|t  beS 
©areioÄ  laffen  oermuten,  bafe  ftambt)feÄ  aflen  Sfeithb^^atte,  in 
bcjug  auf  ben  3;ob  feinet  SBruber^  eöoas  ju  öerfB^toeigen  ober 
iu  t^erbeden,  unb  bamit  ftimmen  bie  griec^ifcfien  "'^^rtftfteDei^ 
überein,  tt)enn  fie  beftrebt  finb,  SBarbija  afe  Dpfer  beö^i^b^fe« 
^insufteÜen,  »obei  auc^  ein  |)erf önjid^eä  Tlotio,  bie  ©iferf ud^t  auf  gc» 
toiffe  in  ?ßerferh:eifen  gepriefene  93orjüge  beö  Sarbija  :^U|c|pielt 
.  f  '  ^aben  f oQ.  .^ierl^er  gehören  bie  @r jol^Iungen  Dotf  bet.  ^fpexlidftn 
%  @efc^ic!Iid^{eit  bed  ^arbija,  bie  <r  cor  ßan^^^eS  b^üBlQil^J^unbct 
•l)aben  foU,  bafe  er  aDein  in  bem  ^efdmfcn^^etferfiecfi?^^  biefe 
(^ja^Iung  mürbe  aderbingd  twrau^fe^eu;.  bafe'  ^rbijja  bAt  agt)p« 
*  tifd^en  ^^Ibiug  bed  ^ambtjfed  mitma^tef  ~  i^fiqjRbe  nmac^  einen 
t)on  bem  ^t^iopenlönig  an  ^amb^fed  g€|anbteu  ^gett^fu^fpannen. 
3)iefe  perfönlid^en  Siorjüge  be^  SBarbijq  l|q!6ttt  JDOI^I .  is  bem  Don 
Siatur  ^errfd^füi^tigcn  unb  mifetrauifd^en  ^^Jsjn^f^*'  bej!  ffierbad^t 
erregt,  bafe  Sarbija  nat^  ber  |)errfd^aft  fttefc;  «^'l^kfer  SSerbad^t 
iDirb  fein  un0egrünbeter  geioefen  fein.  @in  ^r<jjrtn  ober  bie  bem 
öarbijü  in  einem  3^^  ä"*^^^  geworbene  Sncrfennung  einiger 
^erfcr  Önnen  unmöglid^  allein  afe-Urfad^e  eirreö  Srubermorbed 
angefe^en  n)erben.  3)ie  93eliebt^eit  bed  Sarbija  bei  ben  ^erfern,  ba<o 
unfreiutblid^  SSer^ältnid  ber  Sltoffa  ju  ßamBl^fed  unb  bie  {[ufftänbc 
•einiger  SSöHer  ttjerben  Äamb^fed  toeit  ei^er  oeranlafet  ^aben,  ben  ©ru* 
ber  ^eimlid^  umbringen  ju  laffen,  um  fid^  bei  bem  bcabfic^tigten 
'.  .^eeredjug  nad^  ^^ten  ben  SiüdEen  ju  beden.  Stgenb  eine  bem 
5lamb^fe§  feinblid^e  ^anblung  be^  8arbij|a  mug  alS  unmittelbare 
^ranlaffung  }ur  Studfü^rung  ber  n^ol^I  überlegten  a)?agregel  an^ 
genommen  tt^erben.  Qi  liegt  ba^er  bie  begrünbete  S^ermutung 
na^,  bafe  SBarbija  ju  ben  bei  beginn  ber  ^errfc^aft  bed  ftamb^fe« 
auSgebrod^enen  Unruhen  in  getoiffer  SSejie^ung  Stellung  genommen 
I)at,  unb  auf  biefe  feine  Stellungnahme  n)irb  bie  un^eibofle  ©nt- 


•*'^... 


IL*- 


«D.  XIV,2  ftamS^fcö  unb  ©orbiia.  v  9 

f (Reibung  bc^  Jtamb^fe^,  bcn  ©ruber  ^cimlid^  Bcfcittgen  ju  laffen, 
jurücfjufü^ren  fein.  3n  bicfer  SBejiel^ung  ift  bie  Snf^rift  öön 
SBel^iftun  aU  ber  t)9rld|ltd^fte  unb  ben  Gegebenheiten  jeittid^  näc^fte 
3euge  anjufe^en.  9lo^  berfetben  liefe  ^amb^feö  feinen  ©ruber  in 
ftrengfter  ©erbiorgen^eit  öor  beut  Slufbrud^e  nod^  ^g^pten  um- 
bringen. ®er  3Korb.  mürbe  burc^  langer«  3^^  gelieim  gehalten 
unb  blofe  .einige  ©ertrauen^änner  bed  Sambt^fe^  n>aren  in  ba^ 
@(e^eimnid  eingemetl^t,  tpelc^ed  erft  gegen  @nbe  ber  Siegierung 
beö  Äamb^Je^  jur  Äenntniö  breiterer  Greife  ber  ©etoößerung  ge« 
langte.  SBenn  ein  äßagier  ed  magen  burfte,  öffentli^  aU  SBorbija 
auf jutreten,  fo  mufe  kool^I  bad  ^kl^eimnid  junäc^ft  nur  für  einen  fe^r 
engen  ÄreiS  ber  perfifd^n  ^ofgefeHf^aft  entfd^Ieiert  gemefen 
fein,  yiaä)  ^erobot  toax  ed  ber  an  bem  SÄorb  be^  ©orbija 
beteiligte  unb  megen  feiner  Xreue  t»on  fiamb^fed  ^od^gefc^ä^te 
^erfer  ^ßrejagpeS  felbft,  nad^  Shefiaö  ein  SKagier  unb  einige  ^of- 
eunud^n,  bie  ba3  @el^mniS  verrieten.  Über  bie  9rt  bed  SDtorbeS 
marcn  üetfd^icbene  SSerfionen  in  Umgang,  ^robot  felbft  ^at 
beren  ä^^^^C|M|n6t:  nad^  einer  berfelben  foQ  ©arbija  t>on  ^re^ 
ja^pe^'*Wf  lüieSwgb  getocjt  unb  bei  biefer  (Gelegenheit  umgebrad^t 
toorben  fein,  nad^  ber  onbern  tpurbe  er  im  Sioten  äRcere  ertran!t. 
SRac^  Ätefia«  \jat  e«  ber  ^au))tanftifter  beg  9Äorbe0,  ber  SKagier 
©pl^enbabated,  burd^  feingefponnene  Umtriebe  betpirft,  bafe  SBarbija 
^eimlid^  ©tierblut  trinfen  mufet^  toorauf  ber  bem  l^ingerid^teten 
Äönigdfol^ne  perfönlic^  äljnlid^e^Sftörber  an  feiner  ©tatt  mit  ber 
©tatt^alterfc^aft  t)on  ©aftrien  betraut  toorben  fein  foQ.  ^a^  le^tere 
trifft  aber  nid^t  ju,  ba  infd^rifttid^  ber  ^erfer  3)abarfc^ifc^  afö 
®att(xp  t)on  Söaltrien  jur  ^tit  be^  Äamb^fe^  genannt  »irb.  @onft 
mar  bie  Überzeugung  aUgemein,  bafe  fi^  ©arbija  noc|  am  £eben 
befinbe,  aber  auf  ®e^eife  feinet  fSniglid^en  ©rubere  megen  ftaatd» 
gefä^rlid^er  Umtriebe  in  ©eüoal^rfäm  gehalten  merbe.  Suc^  bie 
Duette  beö  ^rogu^,  ber  ber  rid^tige,  jefet  aud^  infd^riftlid^  bezeugte 
9?ame  beö  fj)äteren  ^feubo«@merbi^  befannt  mar,  nennt  einen 
SÄagier  afe  SJottftredEer  beö  ÜÄorbe^,  ein  Umftanb,  ber  bie  fpatere 
fcfbftbemufete  ^anblung^meife  be^  5ßfeubo*©merbi^  begreifen  läfet. 


%{it  bem  ^obe  bed  ©arbija  mar  ba^  legte  ^inb^rnid  für  ben 
löngft  geplanten  äg^tifd^en  tS^tbjuge  befeitigt.  @^  liegt  atterbingS 
na^e,  bafe  burc^  bie  inneren  3Birren  aud^  bie  in  ben  legten  3W^ren 


10  3-  «•  *taÄef,  Äomb^fe*.  «C.  XIV,  2 

bed  ^rod  bereits  in  Angriff  genommenen  SSorbereitungen  menn 
nid^t  obgebrod^en,  fo  bod^  toenigftenS  unterbrod^en  loutben.  ^ie 
griec^ifc^en  ©c^tiftfteüer,  in  erfter  Steige  §etobot,  ber  ^icr  eine 
gute  petfifc^e  QueQe  ju  9tate  gejogen  ^at,  erjagten  einmutig,  bo§ 
^mb^feS  in  großartigem  SKage  ^Vorbereitungen  für  ben  get)lanten 
äg^t^tifd^en  ^elbjuge  traf,  aber  fie  ge{|en  aUe  t)on  ber  SBoraui^« 
fe^ung  aM,  baß  ^amb^feS  bie  t)ier  \)on  feiner  Xfjronbefteigung  bi<^ 
jum  Aufbruch  auS  Serien  öerfloffenen  So^re  auf  biefe  SSorbereitungen 
oem^enbete.  ^ieS  erfd^eint  bei  einge^enber  Skurteilung  ber  Sretgniffe 
unm&glid^.  Die  inneren  9lnge(egen^eiten  ^aben  jtoeifeUod  bie  ^tit  beS 
StönigS  länger  in  9lnff)ru^  genommen,  ald  man  vermutet.  2)ie 
iBegeben^iten  nad^  bem  Xobe  bed  ^amb^fed  mögen  babet  ald  9){aß« 
ftab  gelten.  3)areiod  !onnte  erft  nac^  minbeftenö  brei  ober  öier 
Sauren  bie  einjelnen  9[ufftänbe  betoättigen.  SBenn  toir  auc^  jugeben, 
baß  bie  Stellung  beS  .tamb^feS  afö  So^n  unb  red^ttid^  @rbe  be^ 
Stt)roS  günftiger  mar  ai^  jene  be«  3)areio§,  fo  muffen  toir  bcnnoc^ 
eine  Ifingere  ©panne  3^it  mof)I  jmei  ober  brei  3a^re,  üoraufe^en, 
bie  jur  SBieber^erftellung  ber  inneren  SSer^ältniffe  erforberlic^ 
maren.  %uc^  ber  fßtx%k\ä)  mit  \>t\\  afft^rifd^en  unb  bab^Ioni^^ 
fc^en  SSorgängern,  beren  Seifpiel  Äamb^feö  in  mand^er  ®e« 
gie^ung  nad^a^mte,  läßt  biee  Dermuten.  @an^erib,  3(ffar^abbon, 
9(ffurbani))al,  S^ebufabnejar  fämpften  auc^  mit  ^(g^f)ten,  9tffar^abbon 
unb  ?lffurbani^)al  bef)errfd^ten  ba«J  eroberte  fianb  burd^  mehrere 
3fa^re,  91cbufabnejar  burd^jog  e^  fiegreid^  bis;  nad^  S^ene  —  bieö 
läßt  auf  umfaffenbe  SBorbereitungen  fd)(ießen,  an  bie  man  fic^  jur 
3eit  bed  S:tf}co^  unb  JSamb^fei^  mo^I  noc^  teb^aft  erinnerte.  SBaren 
bod)  feit  bem  QuQt  9{ebufabnejarS  bis  jur  ^^ronbefteigung  bee 
Stambt)fed  erft  38  Sa^re  berfloffen.  ?lber  nirgenbö  erfahren  mir, 
baß  bie  SBorbereitungen  mer  ober  no^  me^r  Sa^re  gebauert 
Ratten,  mie  eS  bei  Äamb^feö  ber  gall  gemefen  fein  foU. 

9}un  muffen  auc^  bie  bamaligen  SBert)ä(tniffe  in  9lgt)pten  in  rid)« 
tige  ©rmägung  gejogen  merben.  ®eit  570  ^errfd^te  am  9lii  ein 
@mporfömmIing,  ^Imafti^,  ber  fid)  jmar  nad^  Jhäften  hmüf^tt, 
aiQ\)pttn^  Tlad)t  unb  befonberS  feine  9Be^rfraft  ju  ^eben,  aber 
bamit  nur  geringen  ©rfolg  fiatte.  ISineSteilö  begegnete  ber 
bie  gremben  unb  in  erfter  fiinie  bie  ®riec^en  begünftigenbc  Äönig 
ber  Unjufrieben^eit  ber  ^ö^eren,  oon  ber  5ßriefterfc^aft  geführten 
Alaffen,  anberntei(0  mar  bad  äg^ptifc^e  SoK  (ängft  p^t^ftf^  be« 
generiert.  ®ie  ©ic^er^eit  ber  ®ren}en  »ar  feit  ben  Q^ittn  ber 
XXI.  35t)naftie  ben  fremben  ©ölbnern  anvertraut,  bie  aber  größten« 


910.  XTV,  2  3)ie  S^orbcrcitungcn  gefleu  äß^ptcn.  1 1 

tcilö  jur  3^i^  ^^^  erftcn  ^ßfornmctic^  bcm  fianbc  bcn  SRücfen 
fc^ttcn.  Ämofig  tourbc  jttjar  butd)  eine  3lrt  nationaler  Dp^)ofition 
gegen  bie  fremben  ®ölbner  auf  ben  Jl^ron  erhoben,  aber  bic  9Ser- 
^filtniffe  ertoiefen  fic^  möcf)tiger  atö  baö  toerle^te  ©efu^I  bei^  SSotfefii, 
unb  ber  neue  fiönig,  tooDte  er  %t)pten  toor  ber  ©roberungc-fuc^t 
SBab^Iond  retten,  mugte  fic^  nod|  me^r  aU  feine  S^orgdnger  auf 
bic  ®rieci^en  öerlaffen,  ja  fpäter  fogar  bie  @in!ünfte  ber  ^^empet 
für  ben  Unterhalt  berfelben  öertoenben.  SWit  |)ilfe  ber  @rterf|cn 
fd^uf  ?lntafid  eine  ftarfe  glotte  auf  bem  SRittelmeer  unb  fc^Iofe 
mit  bem  ^^^rannen  öon  ©amoÄ,  5ßoI^frateö,  ein  @d^u^*  unb  S^ru^* 
bünbni^.  S)ad  ^rtjortreten  ber  ?ßerfer  unter  S^ro^  öeranlafete 
i^n,  mit  S^bien,  ©abtjlon  unb  ©porta  einen  Defenfiüöertrag  ein* 
juge^cn,  aber  im  entfd^eibenben  Slugenblid,  ol^  ber  Ärieg  mit 
ftroifoS  au^brac^,  t)erfagte  ber  S^unb,  S^bien  unb  balb  nad^^er 
au^  SBab^lon  fielen  in  bie  ^änbe  ber  ?ßerfer  unb  Ämafid  tourbe 
genötigt,  feine  ganje  ?lufmer!famfeit  bem  Sd^ufe  ber  eignen  ®rengen 
ju  ttnbmen,  ba  i^n  bie  ?poIitif  be§  Ä^ro«  in  Serien  über  bie 
Äbfid^ten  ber  ^ßerfcr  auf  ng^pten  nid^t  im  un!(aren  tiefe. 

klfo  erft  nad^  SBetoältigung  ber  Slufftänbe  unb  nad^  JBefeiti* 
gung  beö  unbequemen  ©rubere  »arÄamb^fe«  imftanbc,  ju  bem  lange 
geplanten  angriff  auf  ^tg^pten  ju  fc^reiten.  Der  Umftanb,  bci\{ 
biefer  Singriff  bereite  ju  Sebjeiten  be«  Äl)rod  eine  befc^Ioffene 
(Sac^e  toax  —  toar  bod)  nadf|  ber  ©inna^me  Don  ÖJaja  ber  3"* 
gang  ju  ber  SBüftenftrafee  in  perfifc^en  ^änben  — ,  gab  fpäter 
bie  äJeranlaffung  ju  ©rjä^Iungen,  burc^  tpelrf|e  bie  ^erfer  toie  bie 
?i[g^pter  ber  perfifd^en  (&coberung  ben  Schein  ber  Cegitimität  öer* 
fc^affen  n)oQten.  SBiemeit  bie  perfifc^en  ^Vorbereitungen  jum 
Angriff  auf  %^pten  jur  2eben^äeit  bed  Ä^ro«  t)orgefd^ritten 
waren,  läfet  fid^  nic^t  me^r  feftfteüen.  (Sd  ift  anjuneljmen,  bafe 
ft'amb^fe^  einen  neuen  ^lan  entrtarf,  um  %^pten  gleic^jeitig  bon 
ber  äanb==  unb  Seefeite  anjugreifen.  5)ieö  ert)eüt  inöbefonbere 
au<^  bem  5Bemüf|en  feiner  Diplomatie,  bie  Slraber  unb  bie  ©ried^en 
^gt)ptend  ju  gewinnen,  ba  ftc^  in  ben  ^änben  ber  erfteren  ber 
Sc^Iüffel  beö  Sanbwegeö  befanb,  bie  Unteren  bagegen  burd)  itire 
glotte  ben  ©nfauf  in  bie  5RiImünbungen  be^errfd^ten.  Äambpfee 
trat  ba^er  in  5ßert|anb(ungen  mit  ben  ?(rabern  ber  ®inait)albinfel, 
bie  i^m  ba§  jum  Durd^jug  ber  SBufte  erforberlic^e  SBaffer  be* 
fcfiaffen  foöten,  fuc^te  ©ejie^ungen  ju  ben  QJricc^en  anjufnüpfen 
unb  füt)rte  gleic^jeitig  geheime  SPer^anblungen  mit  ber  bem  Ämafi^ 
feinblirf)en  äg^ptifc^en  ^riefterpartei. 


12  3.  «.  ^:ßra8ef,  Äombtjfc*.  «O.  XIV,  2 

SIIc  ^auptquellen  bcftattgcn,  bafe  e^  bcn  ^^crfcrn  gelang,  ein* 
ffugreic^e  äg^ptifc^e  Sßürbenträger  jum  SSerrat  ju  ben)egen.  9lac^ 
^erobot  tDQt  ed  ein  engerer  Sanbdmann  bed  ®efd)icl^tdfc^reiberS,  ber 
gried^tfc^e  ©ölbnerfü^rer  !iß^anedj  aug  ^alifarnaffo^,  ber,  angeblich 
Don  ^tmof id  beleibigt,  fic^  mit  Äamb^fe^  in  get)cime  ücrräterifc^e  SBer* 
binbung  fe^te,  jeboc^,  üor jeitig  entlaröt,  ju  l^aftiger  glud^t  na^  Äili* 
fien  ücranlafet  njurbe.  @r  felbft  entfam  glüdlic^,  wenn  and)  mit  fna)}pcr 
9?ot,  feinen  SJerfoIgern,  aber  feine  ^nber  blieben  in  Ägypten.  3n 
i^m  gewann  ^amb^fed  einen  genauen  Kenner  bed  äg^ptifd^n  ^eer<» 
toefend;  au^  toaun  feine  ^ienfte  für  ben  SBüftenjug  kuidjtig. 
9taä)  ÄteftaS  öerriet  ein  einflufereid^er  SJerfc^nittener  be§  ^^arao, 
namend  ^ombap^eu^,  bem  ber  ägtiptifc^e  ©tatt^alterpoften  aU 
^eig  be^  »errat«  in  «ugfid^t  gefteüt  »urbe,  bie  dg^tifc^en  SBer* 
teibigungämajäregeln,  ©rüden  unb  3Bege  an  bie  5ßerfer.  3)iefer 
SBerfc^nittene  fd^etnt  mit  bem  Dberpriefter  ber  Sieit^  öon  ©ai«  unb 
@(ro^abmirat  Uja^orfutennet  ibentifc^  ju  fein,  ber  und  ein  ^oc^" 
wichtige«  ©otument  feine«  öerräterifc^en  Iretbe«  in  ber  Snfd^rift 
feiner  jefet  im  SBatifan  aufbettja^rten  ®rabflele  ^interliefe.  ©o^n 
be«  Dberöorfte^er«  be«  berühmten  SWeit^^eiligtum«  ju  ©ai«,  ^efa* 
neit^,  unb  einer  hochgeborenen  SWutter,  bie  benfelben  9?amen  Xu* 
miriti«  trug  tvxt  eine  2;oc^ter  be«  oon  ?(mafi«  geftürjten  Üönig« 
^2(prie«,  mag  Ujafiorfutennet  oon  ^au«  au«  bem  $(mafi«  feinblic^ 
gegenüber  geftanben  l^aben.  yia6)  ber  bemotifc^en  S^ronif  ^at 
3lmafi«  ben  ^riefterfc^aften  öon  SWcmp^i«,  ^eliopoli«  unb  Su* 
bafti«  bie  f^önften  ®üter  entjogen  unb  biefelben  an  bie  griec^ifc^en 
©ölbner  üerteilt,  tt)oburc^  er  fic^  ben  grimmigen  ^aft  be«  ge- 
famten  ägtjptifd^en  5ßriefterftanbe«  jujog.  Uja^orfutennet  berichtet 
fetbft,  bafe  er  auf  ®ef|eife  bc«  ämafi«,  infolge  Don  Umtrieben,  bie 
bie  „gremben",  »of)l  ®ried)en,  gegen  i^n  angejettclt  Ratten,  feine« 
!i}.^often«  a(«  Dberpriefter  oon  ©ai«  enthoben  tourbe,  n)orauf 
er  ba«  ?tmt  eine«  Orofeabmiral«  befleibete.  tiefer  priefterlic^e 
SBürbentragcr  tritt  in  feiner  3nfc^rift  bermafeen  für  bie  ^erfer 
ein,  baB  ber  ®ebanfe  an  ben  oon  i^m  fe(bft  bereit«  üor  bem  Sin« 
falle  ber  ^IJerfer  begangenen  SSerrat  nid^t  abjutoeifen  ift. 

Stuf  9(nraten  be«  ^^antö  ober  üietme^r  bem  ©eifpiele  feiner 
afft)rifci^en  SSorgänger  folgenb,  liefe  fid^  Äamb^fe«  in  SJer^nbtangcn 
mit  ben  SEBüftenarabern  ein. 

(Sin  für  bie  ?ßerfer  ^oc^njid)tiger  biplomatifc^er  (Srfolg  ttwr 
ber  SbfaQ  be«  burc^  bie  Umtriebe  famifd^er  Flüchtlinge  in  ©parta 
bcunrul^igten  X^rannen  öon  ©amo«,  ^oltjfrate«,  oon  9lmafi«,  ber 


SSL€),  XIV,  2  Xer  $cerc«äug  flfflcn  Äflijptcn.  13 

unücrjüglid^  40  Äricgöfc^iffc  au^rüftcte  unb  mit  bcn  i^m  öcrbdd^- 
tigcn  ©amietn  bemannte,  tt)obet  er  bem  ffamb^fe^  inSgcEieim  an* 
fann,  »ebcr  ©^iffe  nod^  ^Bemannung  je  ^eimfc^ren  ju  laffcn. 
Surd^  bcn  ?lbfaH  be^  ^ol^Irote^  unb  ben  9?errat  bcö  Uja^orfu« 
tennet,  burd^  bcffcn  Serfd^ulbung  bie  äg^ptifd^e  glotte  untätig 
blieb,  erlangte  Äamb^fe^  baS  Übergctoid^t  über  bie  äg^ptifd^e  ©cemad^t 
unb  bie  ^erfer  fonnten  mit  SRec^t  be^au^jten,  bafe  er  i^nen  ba^ 
Wcer  erobert  l^abe. 

S)er  Ärieg  njurbe  526  ö.  S^r.  eröffnet.  3m  ^od^fommer 
biefcd  Sa^reS  toaren  bereits  bie  ^ßerfer  in  @t)rien  fonjentriert  unb 
festen  fic|  gegen  Sg^pten  in  Setoegung.  3^re  auS  p^önijifc^en, 
ionifd^en  unb  Klififd^en  ©d^iffen  beftel^enbe  ^iottt  öerfammelte 
fic^  bei  3He,  bem  je^igen  ?Kfä.  35en  Oberbefehl  über  bie  gefamte 
perfifd^e  ©treitmad^t  übernahm  fiamb^feg  felbft,  begleitet  öon  feiner 
jttjeiten  ©d^Ujefter  unb  ©ema^Iin  unb  öon  bem  Sc^ämeniben  3)a- 
teioS,  beffen  SBater  ^^ftaöped  bie  SSerttjaltung  üon  ^art^ien  unb 
^t)rfanien  übertragen  »ar.  ?ltoffa  na^m  an  bem  ^clbjuge  nid^t 
teil.  Dagegen  »erben  ber  einftige  fi'önig  öon  S^bien,  ftroifoS, 
bamate  fc^on  ein  gebred^Iic^er  ®reiS,  unb  ber  ©ruber  beö  5ßoI^- 
frateS  tjon  ©amoS,  ©^lofon,  ate  Samb^feS'  SSegteiter  genannt. 

3Benn  3lffä  afö  S?erfammIungSort  ber  perfifc^en  glotte  genannt 
h)irb,  fo  liegt  bie  SJermutung  na^e,  ba§  fiamb^fcS  mit  feinem 
.^eere  bie  SKd^tung  ber  uralten  flönigöftrafec  einfc^Iug  unb  baS 
lanbeinnjörtÄ  liegenbe  3erufalem  mieb.  3n  bem  feften,  ben  3^fl™9 
öon  ber  äg^ptifd^en  ©eite  ju  ber  Äönigftrafee  ^ütenben  ®aja  foH 
ber  Äönig  feine  ©c^ä^e  beponiert  l^aben.  SBon  ben  ?lrabern  rcic^* 
(ic^  mit  SBaffer  öerfe^en,  fonnte  eS  ÄambtifeS  toagen,  ben  fürjercn, 
ober  ttjafferlofen  3Q3eg  über  Sen^foS,  an  bem  Serge  Äafioö  öorbci, 
,^u  tt)äl)len,  SBä^renb  beg  SKarfd^e«,  Dhobcr— 9?oüember  526  ö. 
(i^r.,  ftarb  3ImafiS  unb  ^interlie^  feinem  ©o^ne  5ßfammetid^  III., 
bem  5ßfammenit  beS  ^erobot,  bie  SBerteibigung  beö  Sieid^eS,  unter 
Umftänbcn,  bie  ben  oljnebieS  gefunfenen  9Kut  ber  ^g^pter  ju  lieben 
feineSfaH^^  geeignet  toaxtn. 

3tT)ei  ttjic^tige  ^Begebenheiten,  ber  SlbfaH  beS  ^ol^frateS  unb 
ein  ^öd)ft  felteneö  SWaturereigniS,  begleiteten  bog  91bleben  beS  SlmafiS. 
3)er  bereits  erttJä^nte  SlbfaQ  beö  ^ßoI^frateS  fiel  in  bie  3^^^ 
beS  3BüftcnjugeS  unb  jur  felben  3^^*  tuurbe  auS  S^^eben  ein 
3?egcnfan  gemelbet,  ber  ba§  abergläubige  SBolf  ber  %^pter  in 
bcn  größten  ©(^rcdcn  öerfe^te.  3)tc  5ßcrfer  burc^jogen  unter* 
beffen  bie  SBüfte  unb  näherten  fid)  ber  ®renäfcftung  unb  bem  bc* 


14  3-  S.  $iääet,  ftambpit«.  «£).XIV,2 

feftigten  Sager  t)on  ^elufion,  tDO  bie  &g^tif(§en  ©treitfräfte, 
ou^er  ben  eingeborenen  Negern  aud^  bie  ionifd^'^farifc^n  @&lbner, 
9(uffteIIung  genommen  Ratten,  ^r  9inU\d  bed  perfifc^n,  oon 
bem  Verräter  ^^oned  geführten  ^ered  ^erfe^te  bie  "ä^t^ttt  unb 
&x\^tn  in  eine  fotd^e  SBut,  bag  fie  feine  ftinber  fojufogen  t)or 
ben  9Cugen  bed  93aterd  abfc^loc^teten  unb  i^r  93lut  mit  993ein 
gcmifc^t  tranlen.. 

fSox  ^elufion  !am  ed  balb  na^^er  ju  einer  gro^n  ©d^Iac^t, 
in  ber  bie  ^erjer  fiegten  unb  bie  Ägypter  in  bie  t^tud^t  gefd^Iagen 
luurben.  ^od)  nad^  me^r  ote  70  Sauren  fa^  ^robot  auf  bem 
@(^lad^tfelbe  bleid^enbe  ^nod^n  ber  beiberfeit^  in  ber  ©c^ad^t  ge« 
faQenen  Shneger,  totld^  über  bod  @(^icffal  bed  tQufenbj[ä^en 
ög^tifd^en  9leid^ed  für  immer  entfd^ieb. 

^fammetid^  n^arf  fid^  mit  bem  gefc^lagenen  ^re  nad^ 
3){emp^id,  ^mb^fe^f  jeboc^  belagerte  ^elufion,  um  fic^  burc^  bie 
Ginna^me  biefeS  loid^tigen  SoQmerfed  ben  ätüden  ju  beden, 
bie  SBerbinbung  mit  ^[ien  ju  fid^rn,  oon  ^ier  aud  bie  Srobe« 
Hing  beS  ^etta^  fortjufe^en  unb  9D{em)>^id  t>on  ber  glotte  abju« 
fc^neiben.  Die  perfifd^e  glotte  erhielt  Sefe^l,  in  bie  öftli(^en  9KU 
mflnbungen  einzulaufen.  2>iefe  Aufgabe  ftieg  aOerbingd  auf  ^inber« 
niffe,  ba  fid^  bie  ^Bemannung  ber  famifd^n  ©d^iffe  bie  ^mfe^r 
erjkDang  unb  @amod  felbft  ju  belagern  anfing;  aud^  bie  Sefa^ung 
t)on  $e(ufion  tt)iberftanb  tapfer  ben  Werfern  unb  bie  S^ftung 
tourbe  erft  nac^  längerer  ^Belagerung  erobert.  @rft  je^t,  M^I  im 
(£int>eme]^men  mit  Ujal^orfutennet,  gelang  ed  ber  perfifd^en  trotte, 
in  bie  92i(mänbungen  einzulaufen  unb  einige  Deltaft&bte  ju  be« 
fe^en.  S)er  SBeg  nad^  9Kempl^id  ftanb  frei  unb  ftamb^ed  fa^e 
ben  (Sntf^Iu^,  bie  alte  SRefibenjftabt  ber  ^^araonen  ju  belagern. 

Stng^id^td  ber  ^atfoc^e,  bag  bie  gefamte  fig^tifc^e  ©treit« 
mac^t  in  äßemp^iS  eingefd^Ioffen  toar,  tonnte  man  mit  ©id^er^t 
t)oraudfe^en,  ba|  ber  SBiberftanb  ))on  furjer  Stauer  fein  toerbe; 
im  gänftigften  j^aD  ^atte  fid^  bie  ©tabt^ttabeUe,  bie  berühmte 
„njei|e  üRauer",  in  ber  fic^  ?Pfammetid^  mit  feiner  gamitie  einge- 
fd^Ioffen  ^tte,  längere  ^<At  Ratten  fSnnen.  ftamb^fed  forberte  ba^er 
burd)  einen  m^tilenifd^n  ^olb  bie  ©tabt  jur  Übergabe  auf; 
üU  aber  bad  ^olbfd^ff  t)or  ben  ©tabtmauern  9[nfer  UHirf,  lourbe 
ed  Don  ber  iBebdlterung  genommen  unb  bie  ^Bemannung  nteber« 
gemad^t;  einzelne  ^rperteile  ber  C^rmorbelen  mürben  fogar  bem 
^fammetic^  in  bie  3it<ii>^'Q^  gebrad^t.  'iDer  ®rimm  bed  ^krfer* 
fönigd  flammte  ob  biefer  Serle^ung  bed  geheiligten  Stec^ted  m&c^ttg 


_    _    * 


9(D.  XIV,  2  ($Toberuii0  t>on  äg9))teii.  15 

auf  unb  bie  Belagerung  ber  SHefenftabt  n)urbe  energifd)  in  ^3tn-> 
griff  genommen,  yiadj  geraumer  3^^^  tapitulierte  3Rtmp^\^  {amt 
bem  ftdnig  auf  ®nabe  unb  Ungnabe,  jmif^en  28.  ^kiai  unb 
2».  3)la\  525  ü.  (S^r. 

3Rit  bem  gatl  ber  ^Kiuptftabt  toax  bad  ©c^idfal  bed 
^fiaraonenreic^S  befiegelt.  £a^  ganje  Sanb  folgte  bem  ^eifpiele 
t)on  9Kem))^id  unb  fügte  fid)  ber  ^erfifd^n  ^errfcf)aft.  3iux  bie 
f)eUige  ^riefterftabt  ^eliopDlid  leiftete  SBibcrftanb,  mürbe  aber  mit 
leichter  äKü|e  überwältigt  unb  erlitt  babei  äJenoüftungen,  beren 
(Spuren  nod^  nad^  Sa^r^unberten  fid^tbar  maren. 

$ambt)fe^  trat  in  "^(g^pten  in  bie  gu§ftapfen  feined  SBaterS 
unb  gab  ftd|  mit  bloßer  9(nglieberung  bed  eroberten  SReic^ed  an 
fein  „SReidi  ber  Sanber"  aufrieben.  S)ie  ^erfömmlid^e  SBerttJaltung 
be!^  l^anbeS  lieg  er  befte^en;  blof^  in  bie  mic^tigften  ^eftungen 
unb  @täbte  legte  er  perfifd^e  Bejahungen,  ^e  äg^ptifd^^natiO' 
naieu  *i£rabitionen  unb  infonber^eit  ber  nationale  Sultu^  ber 
6)ötter  foUten  aud^  unter  ber  perfifd^en  f^errfc^aft  fortleben,  ßam« 
htjl\t^  felbft  befud^te  balb  nad^  bem  ^Ik  t>on  ältemp^td  bie  Sf^m* 
ftätte  ber  entthronten  dg^tifc^en  ^Qnaftie,  @aid,  too  er  t)on  bem 
in  feine  früheren  äSürben  toieber  eingefe|teu  Uja^orjutennet  feier** 
li^  empfangen  unb  in  bie  äß^fterieu  ber  Göttin  92eitl^  eingeloei^t 
mürbe,  ^ie  ganje  fd^offe  Oppofition  ber  übermäd^tigen  ^efter^^ 
fc^aft  gegen  SCmafid  erflingt  auS  Uja^orfutennetd  Porten  auf  ber 
SSatifanifc^en  @tele>  iebod^  beleuchtet  fie  aud^  bie  @teQung  biefer 
^efterfd^aft  ju  ber  ^^rembl^errfd^aft:  „92ad^bem  ber  @rog^err 
aQer  BSifer  Sambat^t  gefommen  mar  na^  ^g^ten  —  bamald 
maren  bie  Bölfer  aller  Sänber  bei  i^m  — ,  bel^errf(^e  er  aU 
Stüm%  biefed  Sanb  in  feiner  ganzen  ^u^be^nung. . . .  &  übertrug 
mir  bod  Jlmt  eined  Dberften  ber  ^rjte  unb  lieg  mid^  bleiben  an 
feiner  @eite  ald  t^eunb  unb  S^empelpriefter.  @ein  amtlid^  SRame 
mürbe  i^m  ju  Seil  atö  ftönig  9)ttafturia.    3d^  gab  i^  AenntniS 

Don  ber  @(rfige  ber  @tabt  @aid,  als  ber  @tätte  ber  92eit^ , 

nac^  allen  t^n  @eiten  ^in,  bagu  aud^  Don  ber  ^ol^en  Bebeutung 
ber  Skm&d^ei  ber  9}eit^  . . .  baju  auc^  Don  ber  ^^n  Bebeutung 
ber  @äblammer,  ber  9torbIammer,  ber  Sommer  ber  äRorgenfonne 
9tia  unb  ber  Sammer  ber  91benbfonne  Xum.  S)ad  finb  bie  ge- 
^eimnidDoUen  $1&^  aQer  ®ötter.  Unb  vif  beflagie  mid^  beim 
Sdnige  ftambat^et  megen  alter  ^^emben,  meldte  fid^  niebergelaffen 
Ratten  im  (^ted^oufe  ber  9ieit^,  bag  fie  |inau^etrieben  mürben, 
bamit  bad  (Stotted^u^  ber  %eit^  baftflnbe  in  feinem  DoQett  ®tan}e, 


16  3».  ^täücf,  Äamb^fe«.  «C.  XIV.2 

toic  eg  frül^cr  bcr  5^0  tüöt.  S)a  gab  bcr  Sönig  bcn  i^efc^l, 
^inauSjutretben  alle  ^remben,  meldte  ftd^  niebergelaffen  Rotten  in 
bem  Oottcö^aufc  bcr  S?cit^,  unb  ntcbctäurcifecn  aUc  i^rc  ^ütten 
unb  aQc  t^rc  Oerätc  in  bicfem  Oottcel^aufe,  unb  mufetc  jener  felber 
fid^  I)inaugbegebcn  ou^er^alb  ber  UmtoaUung  biefeö  ®ottc^I|aufce. 
Der  Äönig  gab  SBefe^I,  }u  reinigen  bicfe§  ®etteg^auö  ber  9?eitt) 
unb  i^tn  jurücfjugeben  aQe  feine  SBetDOl^ner  unb  ju  ernennen  bie 
Seute  ate  Diener  be^  ©ottcö^aufeö.  Sr  gab  ben  Söefe^I,  jurücf* 
jufteOen  ba^  ^eilige  SBermögen  ber  9teit^,  ber  großen  SRutter,  unb 
aQer  ®fitter  in  ®aig,  n)ie  eS  früher  getDefen  toax.  @r  gab  ben 
$efe^(,  lieber  aufjuri^ten  bie  Orbnung  aQer  i^rer  ^efte  unb  aQer 
i^rer  Umjüge,  njie  eö  frül^er  ber  g^Q  h>ar.  S)a^  aQe^  tat  ber 
^önig,  bietoeil  id^  i^m  Senntnid  gegeben  ^abe  Don  ber  ^o^en  $e^ 
beutung  Don  @aiS  .  .  .  9lad^bem  ber  Sönig  ^ambat^et  nad^  ®ai^ 
gefommen  mar,  begab  er  fid^  felber  in  bag  ®otte^^auS  ber  Sieit^. 
(£r  bezeugte  bie  SSere^rung  ber  großen,  erhabenen,  ^eiUgen  (Göttin 
in  jeber  guten  SBeife,  ber  9leit^,  ber  grofeen  SEftutter,  unb  ben 
großen  @öttern  in  ®ai^,  mie  ed  getan  l^atten  aQe  frommen  jlö« 
nige  .  .  .  (£d  ermie;^  ber  Jiönig  aQei^  ®ute  bem  ®otted^aufe  ber 
9}eit^.  @r  lie^  reid^en  bie  Xrante^fpenben  bem  @migen  im  ^aufe 
ber  9?eit^,  toie  e^  getan  Ratten  aQe  ÄÖnige  früherer  3^^*-  ^ 
tat  fol^ed,  bien)eil  ic^  i^m  ^enntnid  gegeben  l^atte  Don  aQem  &uttn 
ju  tun  biefem  ®otted^aufe.  3d^  fteQte  feft  ba^  SSermögcn  ber 
9?eit^,  ber  großen  TOutter,  toie  foId)e§  ber  Äönig  befohlen  ^atte, 
für  bie  Dauer  ber  ©toigfeit.  3d^  liefe  aufrid^ten  bie  Denfmfiler 
ber  ^zxtf),  ber  ^errin  Don  Saiö,  in  aQer  guten  SBcife,  toie  eö  tun 
foQ  ein  gefd|idEter  Diener  feinet  §erm.  3d^  toar  ein  guter  9)2ann 
Dor  feinem  9(ngefid)te.  3d)  fc^ü^te  bie  fieute  bei  bem  fe^r  fc^loeren 
Unglüd,  n^elc^eS  fid)  ereignete  im  ganjen  Sanbe  unb  U)ie  gleic^e«^ 
f id^  nic^t  ereignet  ^atte  in  biefem  Sonbe.  3d^  fc^irmte  ben  ©djtoac^cn 
gegen  ben  SRüc^tigen,  id)  fd)ü^te  ben,  luelc^er  mic^  et)rte,  unb  e^ 
marb  i^m  fein  befte«  3;eil." 

Diefe  3^u9cnfd^aft  eineö  in  t|0^er  ©teQung  lebenben  3^^*' 
genoffen,  abgefe^en  Don  bem  unmäßigen  Sob,  ba^  er  fidö  felbft 
joQt,  unb  Don  ber  abftofeenben  Sd^toärmerei  für  bie  gremb^err» 
fc^aft,  ftraft  bie  tenbenjiiJfen  Slngaben  beö  Don  ^erobot  Derroerteten 
griec^if(^«äg^tijd|en  9fiomanS  fiügen.  3n  fc^roffem  ©egenfo^  ju 
Dem  f aitifd^en  Dberpriefter  berichtet  ^erobot  Don  ber  ©(^änbung  be$ 
Üeic^nam^  bcö  Slmafiö  auf  ®e^eife  beö  5ßerferfönigö.  Äambt)fe§  l^abc 
ben  SBefe^l  gegeben,  i^n  auö  feinem  ®rabe  I)erDorjujerren^  ihn  ju 


«C.  XIV, 2  Xie  öo9pttfd)e  $olüif  bed  ftamb^fed.  17 

geigein,  i^m  bie  ipaare  audiuretgen  unb  alte  möglich  @(^mad^  an« 
jutun,  unb,  ba  bct  cinbalfamierte  fieid)nam  SBiberftaijb  leiftete, 
fc^Itefelie^  feine  SBerbtcnnung  angeorbnet.  i^erobot  bemerft  felbft, 
bafe  bieg  einen  argen  greücl  gegen  bie  religiöfen  ©a|ungen  nicf)t  nur 
ber  ?ßerfer,  fonbern  auc^  ber  ^g^pter  bebeutete,  aber  ber  üRSr 
fc^enft  man  ^eute  noc^  @tauben,  n)ietDO^(  bie  @te(e  bed  Uja^orfu« 
tennet  gerabe  baS  6i(egenteil  beridjtet. 

3)icfe  ^od)toic^tige  DueQc  geftattet  ung  einen  wifffornmenen 
Sinblicf  in  bie  ?ßoIitif  beö  Äambt)fcg  gegen  Ägypten.  3Bir  fe^en, 
bag  ein  3;eil  ber  äg^^jtifd^en  ^ßriefterfc^aft  ber  perfifc^cn  ^errfc^aft 
nid^t  feinblid^  gegenüberftanb  unb  ba§  Äamb^fe^  gegen  bie  religiöfen 
(UetDO^n^eiten  ber  Sgt)pter  fc^onenb  vorging,  ein  SJerfa^ren; 
baS  feiner  ^^Jolitif  ein  günftige^  B^^Ö^^^^  au^ftellt.  ©n  grofee^ 
Sntgegenfommen  5eigte  er  aud^  in  ber  SBe^anblung  ber  ©riechen 
bie  aud  ben  ög^ptifd^en  ^Heiligtümern  entfernt  tpurben.  (Sbenfo 
tourben,  toie  bie  jüngft  entbecften  aramoifc^en  ^apt)ri  lehren,  bie 
jubifd^en  Äoloniften  in  ber  Umgegenb  öon  ©tjene  unb  ©lep^an* 
tine  mit  ä)?ilbe  be^anbelt,  tool^I  be^|alb,  n^eil  fie  bei  bem  beabftd^tigten 
ipeereöjug  nad^  ^t^io^)ien  nic^t  entbe^rlid^  »aren. 

3n  n^enigen  äßonaten  eroberte  Jtamb^fed  bad  le^te  äBeltreid^ 
be§  alten  Oriente  unb  ber  Sinbrurf  biefer  Stataftrop^e  tt^ar  ein  fo 
mächtiger,  ba|  fid)  auc^  bie  griec^ifd^en  S^ac^barftaaten  ßtjrene 
unb  9arfa  nebft  einigen  nomabifc^en  Sib^erftammen,  bie  an  ber 
^üfte  Don  9){armarifa  i^r  fieben  fämmerKc^  frifteten,  freiloiQig 
bem  $[ambQfed  untertt)arfen.  ^ie  fc^onung^DoUe  ^e^anblung  ber 
Ä^renäerin  Sabife,  ber  üertoitioeten  ®ema^Iin  beö  Stmafiö,  bie  58am* 
b^feS  mit  aUen  @^ren  in  i^r  äSaterlanb  entlieg,  mag  baju  in 
^of)em  SOtage  beigetragen  ^aben.  ^er  ^önig  9(rfefiIaod  III.  t)on 
fit)rene  fd^Iog  mit  bem  5ßerferfönig  einen  aSertrag  unb  öerpflic^* 
tcte  fidj  jur  jä^rlic^en  3;ributleiftung. 

^em  ^eifpiele  feinet  ä^aterd  folgenb  lieg  ^amb^feg  anfangt 
bem  entthronten  ^ammetid^  rüdfid^tdDoQe  Se^anblung  juteil 
toerben.  ^r  tenbenjidfe  äg^tifd^<^gried^ifc§e  Sioman  bed  Y.  S^btd. 
fabuliert  aüerbingd  Don  ber  .Einrichtung  bed  @o^ned  bed  ^am» 
metic^  unb  ber  @ntmärbigung  jeiner  ^od^ter  burc^  ßamb^fe^,  aber 
ber  3ufammen^ang  ber  (^jö^Iung  fe^t  auc^  bie  @nttoürbigung  ber 
^öd^ter  mehrerer  äg^ptifd^er  ®rogen  Dorau^,  folgtid^  eine  aQge» 
meine  äSerfoIgung  ber  ^ß^eren  ©c^ic^ten  bed  S^olfed,  bie  bie 
gleidijeitigen  ^eric^te  aui^fc^Iiegen.    2)agegen  t|at  eS  ben  Snfd^ein, 

3)ft  nitc  Orient,  XIY,  2.  2 


18  3.  «.  ¥r«cf,  ftamb^fc«.  WD.  XIV,  2 

i>a%  ^ammctid^  mit  feiner  gamitie   im  Snnern  t)on  ^crften   in* 
temiert  ttuirbe. 


3n  üer^öItniMa^ig  fe^t  turser  3^^^  kDurbe  bad  uralte 
^^araonenreid^  untertDorfen  unb  ber  tatfräftige  ^erferfönig  tonnte 
je^t  baran  benfen,  bie  @roberung  t7on  ganj  Slfrifa,  foloeit  e^  ba^ 
mal«  bclannt  »ar,  in  Singriff  ju  nehmen. 

S)ic  fienntniffe  ber  ?llten  uon  Stfrifa  toarcn  jur  3^^^  ^ 
ßamb^fed  anwerft  bürftig.  2)en  |[g^ptem  loaren  lebiglic^  ber 
mittlere  Xeil  bed  ^tuggebiet«  bed  3lxU,  bie  ^ufte  be«  Stoten  SKeere« 
unb  einige  Oafen  ber  lib^f^en  3Büfte  befannt.  2!)ie  ^renäer  unb 
SJarfaer  unteri^ie(ten  geluiffe  S3e)ie^ungen  ju  ben  SBeluo^nem  be^ 
centralen  ©uband  unb  t)ieQeid^t  aud^  bed  Stigergebietd,  aber  i^re 
Informationen  reid^ten  nic^t  fo  loeit,  um  bie  nötige  ®runb(age  fär 
bie  Untertoerfung  beö  innern  äfrifa  ju  bieten;  toar  boeö  bie  SBüfte 
©a^ara  bi«  in  bie  neuefte  3^it  herein  ein  für  größere  militfi» 
rifd^e  Unternehmungen  ein  unübertoinbHd^e«  ^inbernid,  loie  ber  ita* 
lienifd^e  gelbjug  in  Xri^olid  berebt  bejeugt.  SJabei  ift  noc^  ber 
toid^tige  Umftanb  ju  be^er jigen,  bag  bie  SBejie^ungen  ber  ^renöer 
§u  3«ntralafrifa  nid^t  unmittelbar,  fonbem  bloß  burd^  Vermittlung 
ber  ©a^arobetoo^ner,  namentlich  ber  SRafamonen,  unterl^alten  tourben. 

5)ie  befte  Äenntni«  be«  bamaligen  Stfrifa  toar  bei  ben  ^§ö» 
nijiern  t)oraudjufegen.  2>ie  t^rifd^en  unb  in  i^ren  ^ugftapfen  bie 
fart^agif^en  ©d^iffer  Ratten  bie  SBeftfüfte  Sfrifag  bi«  naA  ©ene- 
gambien  ^in  bereits  entbecft  unb  üon  Septid  unb  ben  ^fen  ber  fleinen 
©^rte  avi^  betrieben  bie  Äart^ager  einen  lebhaften  Sauf^^anbel 
mit  ben  Dafiten  ber  mittleren  ©a^ara  unb  mit  ben  Setoo^nern 
be«  Xfabfeebedteng.  S)en  ?ß^önijiern  felbft  gelang  e«  jtoifc^en 
608  big  605  ö.  6^r.,  ganj  «frifa  in  ber  oft-loeftlid^en  9Kc^tung  ju 
umfd^iffen.  ©inen  praftifc^en  Srfolg  f)attt  biefe  f^toer  ju  bejtt)ei- 
felnbe  go^rt  atterbingd  nid^t,  aber  bie  ^[nfd^auungen  öon  ben  toirl- 
lid^en  9{aumt)er^ältniffen  Sfrifad  ^aben  baburc^  bod^  eine  toxU* 
fommene  Äorreftur  erfahren. 

Äamb^fed  tooDte  ganj  Äfrifa  erobern,  fotoeit  e«  bamal«  be- 
fannt toar,  unb  plante  be^ufd  SCui^fü^rung  feine«  ®ebanten«  brei 
©jpebitionen :  gegen  Äart^ago  —  biefe  in  Serbinbung  mit  ben 
^^önijiern  — ,  gegen  bie  STmmonfd^e  Dafe  unb  gegen  ben  ftt^io* 
pifc^en  5ßriefterftaat  oon  JRapata.    6«  ift  mit  SRed^t  anjune^men, 


t(0.  XIV,  2  ^ie  innerafnfanifc^en  (Svoberungen.  19 

bafe  bcr  SJertoirflic^unfl  bicfcr  äbfi^tcn,  toclc^c  alle  bi^^erigen 
Unternehmungen  aftatifd^er  ©ro^reid^e  gegen  afrifa  toettau^  in 
©d^atten  fteöten,  bie  üoHc  Seru^tgung  Äg^^ten«  unb  bie  SBefefti* 
gung  ber  perfifc^en  ^errfd^aft  in  bcm  untertoorfenen  Sanbe  üoran* 
ge^cn  mußten,  ^erobot  gibt  felbft  ju,  bafe  Äamb^fe^  ouc^  bei  ben 
JBotbereitungen  ju  biefen  geplanten  (Sjpebitionen  mit  großer  Um* 
fid^t  t)orging  unb  infonber^eit  über  SRapata  genaue  Srfunbigungen 
burc^  einl^eimifd^e  föunbfd^after  einjie^en  lie^. 

3uerft  foHte  Sart^ago  burd^  ein  p^öniäifc^e«  ©d^iffdfieer  an* 
gegriffen  »erben,  aber  biefer  ?ßlan  fd^eiterte  an  bem  entfcl|iebenen 
3Biberftanb  ber  5ß^önijier,  mit  i^rer  giotte  i^re  eignen  Stammet* 
genoffen  ju  befriegen,  toobei  fie  fid^  auf  einen  mit  Äamb^feö  \>ox  bem 
äg^ptifd^en  5^1bjugc  abgef^Ioffenen  Sertrag  beriefen.  3)a  ftam* 
b^fed  über  feine  eigene  glotte  uerfügte,  mu^te  bcr  ^lan  ber  @r* 
oberung  Aart^agod  aufgegeben  toerben. 

ßambqfeS  fagte  alfo  jegt  eine  @j:pebition  gegen  bie  %mmond« 
oafe  unb  eine  anbere  gegen  9lapata  ind  %uge.  X^eben  in  Ober« 
äg^pten  lourbe  atö  3(udgangdpunft  beiber  auderfe^en.  ®egen  bie 
Dafe  tourben  leichtere,  gegen  bie  Unbilben  ber  SBüfte  lieber* 
ftanbdfä^ige  ^ugtruppen  beftimmt.  3lad)  einem  fiebentägigen  äßarfc^ 
foQen  fie  bie  ©tabt  Dafi^,  ^eute  el-ß^arbfd^e^,  erreid)t  ^aben, 
nad^^er  ging  aber  jebttjebe  ©pur  öon  il^nen  Derloren.  ®er  im 
Altertum  allgemein  verbreiteten  ÜÄeinung,  baö  perfifd^e  §eer  fei 
burc^  giugfanb  öerfd^üttet  toorben,  fteQen  ftd^  bie  Erfahrungen 
neuerer  Qtit  entgegen,  bie  eine  berartige  fiataftrop^e  ate  unmögttd^ 
erf^einen  laffen.  SBir  fe^en  un^  ba^er  genötigt,  bie  ©rörterung 
be^  SRifeerfoIge«  ber  5ßerfer  ba^ingefteDt  bleiben  ju  laffen.  SBenn  bie 
Dafiten  fpdter  behaupteten,  fie  todren  infolge  beö  perfifd^en  5Ki§- 
erfolget  unbehelligt  geblieben,  fo  ift  bagegen  ^er))orju^eben,  bag 
fie  bem  SRac^folger  beg  Samb^fe^,  5)areio^  I.,  tributpflid^tig  Ujaren, 
tt)ie  bie  befannte  Sempelinfc^rift  t)on  eWS^arbfd^e^  berichtet 

2ln  bie  ©pi^e  be^  3^*9^  9^8^"  Siapata  fteHte  ftc^  Samb^fe^ 
felbft.  5)er  ?lufbrud^  biefer  ®£pebition  ift  in  bie  SBintermonate 
524  bi^  523  ö.  ß^r.  ju  fe^en.  3)ie  unö  ^u  ©ebote  fte^cnben 
®erid^te  ftammen  inggefamt  oon  ben  ©ried^en,  finb  größtenteils 
DertDorren  unb  ber  rid^tige  ®ang  ber  ©reigniffe  ift  nur  auf  bcm 
SBege  einer  einge^enben  ^üfung  berfelben  j"  erfennen,  ba  fie 
übermäßig  ben  fpäteren  Änfd^auungen  ber  aufftänbifc^en  Ägypter 
JRec^nung  tragen.  S)ie  J^erobotifd^e  ©rjä^lung  gc^t  öon  ber 
SBoraudfeftung  auS,  baß  bie  ©ypebition  planlos  unternommen  Ujurbe 


20  3.  ».  *tdficf,  »omb^fc«.  «O.  XIV,  2 

unb  infolge  biefer  ^(anlofigfett  fc^eiterte,  »obei  fid^  entfe^Hc^ 
ipungerfienen  ereignet  l^aben  foDen,  bte  JSamb^fed  ju  einem  in 
f)5cl^ft€nt  ^a^t  bef(^toerIid^en  unb  mit  ungeheuren  33erluften  üetbun*» 
benen  9tü(f  juge  ))eranlQ^ten.  2)ie  fpateren  SBerid^te  finb  meiftenteitö 
Don  jperobot  ab^&ngig.  9iun  aber  fpre^n  gegen  biefe  ätid^ng  ber 
ölteren  gried^ifc^en  @efd^ic^tdfc^reibung  bie  ^tfad^en.  Unter  per« 
fifd^en  ©atrapien  ^ur  3^^^  ^areiod'  I.  toerb^  aud^  abgabefteie 
^t^iopier  angeführt,  ^mb^fed  ffat  fi(^  fomit  einen  betrac^tUc^n 
%tU  oon  92orbfttl^iopien  untertoorfen.  Z)ie  ©puren  Don  Wtla%* 
regeln ;  bie  ^amb^fed  traf,  beftfttigen,  ba^  er  ben  f^toierigen 
9Bäftenn)eg  nac^  W)u  ^ameb  mieb  unb  ben  altert  ^^araonenloeg 
aber  ^oroi^fo  Dorjog.  Seine  SSorrat^fammern  in  ber  Umgegenb 
bed  britten  9{iIfaDed  blieben  nod^  nad^  brei  Sal^r^unberten  ald  be« 
ftimmte  ©puren  feiner  (S^pebition  eoibent.  Sud  beren  Sage  ju 
fc^Iie^en  brang  alfo  ^amb^fed  toieiter  gegen  ©üben  üor  ate  feine 
aff^fd^en  SBorgftnger,  unb  bad  Qiü,  koeld^  er  erreid^te,  toax  bad 
geheiligte  SRapata  am  @0tterberge  @arfal,  bamatd  ©i^  eined  too^I 
mfid^tigen,  aber  toa^rfd^einlid^  in  getotffer  politifc^r  I93e}ie^ung 
t)on  dg^ten  abhängigen  »eid^d  (8(.0.  VI,  2, 24),  burc^  beffen 
(Eroberung  ber  ^erferfftnig  bie  größten  ^errfd^  toon  9}ini)>e,  93a« 
b^Ion  unb  ©aid  in  ©d^atten  fteQen  kooDte.  SMed  ift  i^m,  toenn 
aud^  nur  teilkoeife,  gelungen.  2)ie  Sti^iopen  unter  bem  9>2amen 
j^ufd^ija  erfd^einen  feit^er  in  bem  JBerjeid^nid  ber  ben  ^erfem  gur 
jä^rli(|en  Xributleiftung  unb  ^»eeredfolge  oerpflid^teten  Sftlfer« 
fd^ften.  X)ie  ftarfe  perfifd^e  SBefa^ung  Don  (Slep^antine  ^atte  bie 
Aufgabe,  bie  perfifd^  Ober^o^eit  über  llt^iopien  ju  fi^em.  ^er 
^atte  Stimb^fed  infolge  einer  ^Igeburt  feine  ©d^toefter  unb  @k« 
mal^lin  oerloren;  biefed  Ereignis  fann  atö  Verbürgt  betrachtet 
n^erben,  koenn  au^  ber  &g^tifd^«gried^ifd^e  Stoman  tenbenjidd  be« 
ftrebt  ift,  ^mb^fed  felbft  ald  ben  unmittelbaren  Urheber  bed  %obe& 
ber  Königin  ^injufteDen. 


$^or  ißapata  fa^  fic^  tamb^fed  ptö^Kc^  jur  mdttffx  gendtigt 
9(ud  %^pten  famen  ernfte  iRad^rid^ten,  bie  i^m  ben  ä^erjid^  auf 
tmtm  ©roberungcn  auferlegten.  S)er  9Wcfjug  gefc^a^  auf  ffirjeftem 
äBege  burd^  bie  fc^recfUd^e  nubifd^e  SBüfte,  toobei  ber  Sldnig  jtoi« 
f^cn  ^fcl^iö  unb  bem  fpätercn  5ßremnisf  einen  großen  3;eil  feinet 
.^cre^g  einbüßte.    9iod^  jur  3eit  be«  »uguftuö  tourbcn  ©anb^uget 


«O.  XIV,  2  mtVLn%  in  ^erficn.  21 

an  bcr  StcÜc  gcjeigt,  loo  bad  jurücffc^renbe  §ccr  grftitenteite  bcn 
Unbilbcn  bcö  UBüftcnjuqe^  untertag. 

3)ic  ©rcigniffc  in  §gt)^)ten  fd^cinen  in  na^cm  3ufQi«n^«"^anfl 
mit  ber  gefä^tü^en  Sekuegung  geftanben  ^aben,  beten  ©d^uplag 
^erfien  mit  bcn  SWad^barlänbetn  eben  bamalö  bot.  3)ic  lange  Sb* 
»cfen^eit  bed  Äönigö  unb  bc^  i^m  treu  ergebenen  ^eere^  ^attc  in 
^erficn  (Srfd^einungen  l^eröorgerufen,  bie  auf  eine  allgemeine  ®ärung 
in  breiten  ©d^id^ten  bed  ^errfd^enben  SSoKe^  fd^Iiefeen  liefen  unb  bie 
unDerjüglid^e  SBieberfel^r  beö  fiamb^feö  gebieterifc^  forberten.  Sei« 
ber  finb  »ir  au^erftanbe,  irgenb  einen  plaufiblen  ®runb  für 
biefe  Srfd^einungen  anjufü^ren.  SRur  ba^  fte^t  feft,  bafe  ber  an 
SBarbija  begangene  unb  öor  bem  5?oIte  öer^eimlic^te  äRorb  bie 
Gärung  jur  ^olge  l^atte. 

Sn  feiner  fnappen  ?(rt  berichtet  ber  9?ad^foIger  beö  Äamb^feö 
in  ber  berühmten  Jelfeninf^rift  üon  95e^iftun,  bafe  UKl^renb 
feiner  Slbtoefen^eit  in  Äg^^Jten  unter  ben  ^erfern,  bie  ^Hanmäfeig'' 
lebten,  ein  Äufftanb  audbrad^,  ber  fic^  gegen  bie  ^errfd^aft  unb 
bie  ?ßerfon  beö  Jiamb^fe^  richtete.  An  bie  ©pi^e  ber  Setoegung, 
bie  in  ibren  legten  3^^^^^^  ^^^  $<^u^  ber  St^ämeniben  überhaupt 
bebro^te  unb  bie  äBieber^erfteQung  bed  SReberreid^d  Dorfa^,  ftellte 
fic^  in  einem  fonft  unbefannten,  too^I  irgenbloo  in  Dfti)erfien  5U 
fud^nben  Drte  ^ßifd^ijauöaba  ein  SÄagier,  namens  ©aumata.  I)er 
Umftanb,  ha%  ber  Slufftanb  unter  bcr  gü^rung  eine^  3Ragierd  unb 
^ö^fttoa^rfd^cinlid^  in  Oftpcrfien,  in  bem  ©tammgcbictc  ber  ?ld^ä* 
meniben,  feinen  Urfprung  na^m,  ift  beben  tu  ng^DoH,  ba  aud  i^m  ju 
folgern  ift,  bafe  bcr  SRagier  flugcrtoeife  bie  Unjufriebenl^cit  ber 
^erfer  mit  5tamb^fed  für  fid^  unb  kool^(  auc^  für  bie  SRagier 
au^jubeuten  ftrebtc.  S)en  ©d^Iüffel  ju  ber  Situation  bietet  aber 
ber  weitere  S8erid)t  bed  ©areio«,  n^cld^cr  im  ©nflang  mit  ben  grie* 
d^if^en  ©d^riftfteaern  be«  V.  unb  IV.  3^tg.  ü.  e^r.  beftätigt,  baB 
fid|  ®aumata  —  ßomete^  ber  DueDe  beö  2;rogu^  5ßompeiud  —  für 
ben  ermorbeten  Sarbija  ausgab. 

^r  9(ufftanb  na^m  an  einem  14.  Slbar  beS  fed^ften  ober 
fiebenten  Sa^rcd  be^  Samb^fe^  —  je  nad^  bcr  ©teUung,  bie  man 
)u  ber  jur  ©tunbe  noc^  offenen  $ragc  bed  alt))erfifd^en  JSalcnbcrd 
einnimmt  —  feinen  Anfang,  ©iö  ju  biefer  ^t\t  blieb  bcr  Xob 
be^  SBarbija  oer^eimlid^t,  unb  toenn  cd  ^aurnata  toagen  burfte, 
fid^  für  ben  getöteten  ^önigdfo^n  audiugeben,  fo  mugte  er  in  bad 
©c^eimnid  feinet  Xobed  eingetoei^t  geioefen  fein  unb  in  näheren 
93c}ie^ungcn  ju  bemfelben  geftanben   ^abcn.    %n^  ben  Angaben 


22  3-  ».  *ta5c!,  ftümb^fc«.  «O.  XIV,  2 

be^  Jpcrobotifc^cn  unb  be^  Ätcfianifc^cn  ©crid^tc^  ftcllt  fic^  ^crauö, 
bog  ein  3)?Qgier  an  ber  (Srmorbung  bed  SBarbija  in  ^rüorragen« 
ber  SBcife  beteiligt  toat,  bafe  er  fid)  fpäter  für  ben  festeren  ausgab 
unb  ba^  erft  ttjfi^renb  be^  afrifanifd^en  Äricg^jugeö  ber  toa^re  ©ad^* 
ber^alt,  nQtürIic]^ertt)eife  juerft  ben  näd^ften  SRitgliebern  bed  fdntg«^ 
lid^en  jpaufe^,  beton  nt  niurbe.  3)ie  bro^enbe  ©efa^r,  bo^  ßam« 
b))|e^  feinen  männlid^en  (Srben  ^interlieg,  mag  bobei  ntitgefpielt  ^oben. 

@d  jeugt  t)on  groger  ^(ug^eit  beiS  @aumata,  bog  er  anfangt 
nid^t  atö  mebifd^er  äRogier,  fonbern  ol^  ^erfer,  old  ber  näc^fte 
S(nt)em)Qnbte  bed  ^önigd  auftrat.  93racf|  bod^  ber  t)on  i^m  ge« 
leitete  Slufftanb  in  ?ßerfien  auö  unb  fanb  ?ln^ang  juerft  unter 
einem  ^eil  ber  ?ßerfer,  bemjenigen,  ttjelc^er  ftc^  nac^  bem  iJieb* 
ling  be«  SBoIfeö  SBarbija  feinte  unb  an  bem  ®[auben  feft^iett,  \>a% 
biefer  noc^  am  Seben  fei. 

Stafci^  verbreitete  fid()  ber  9Iufftanb  nac^  ben  d^ac^barlänbcrn, 
in  erfter  9lei^e  nad^  SRebien.  %px\UWla\  tourbe  bereite  nad^  bem 
neuen  $önig  SBarjia  aud^  in  SBab^Ion  batiert.  @^  ift  fe^r  toalft* 
fd^einlid^,  bag  babei  ©erud^te  über  ben  angeb(id)  ungünftigen  @tanb 
beö  afrifanifd^en  gelbjuge«  au^fd^Iaggebenb  »aren. 

9?un  njar  eö  für  ®aumata  eine  Seben^frage,  aud)  ben  3Bcften 
bes;  SReid^^  }u  gewinnen,  betjor  Samb^fe«  mit  feiner  ?(rmee  au^ 
?fg^pten  jurüdEfe^rte.  @r  fd^idte  ba^er  nad)  feiner  ihdnung  Soten 
in  aQe  S&nber  bed  SSSefiend  unb  auc^  nad^  $Igt)pten,  um  ben  $5U 
fem  unb  bem  §eere  ju  öerfünbigen,  bafe  fie  fortan  an  ©teile  be^ 
Äamb^fe^  bem  SBarbija  ©el^orfam  fd)ulbeten. 

3u  ®nbe  bed  So^re^  523  ö.  S^r.  crfd^ien  Äamb^fe^  mit 
feinem  tt)o^I  burd^  ungeheure  SSertufte  gefc^wäc^ten,  aber  troftbcm 
noc^  fd^lagfertigen  §eere  in  Ägypten,  ttjo  bereite  ©puren  einer  alle 
©c^id^ten  be^  SSoKeö  burd^bringenben  Unjufrieben^eit  Uja^rjune^* 
men  waren.  3)ie  Ummäljung  in  ?ßerfien  ^atte  bei  ben  Ägyptern 
bie  Hoffnung  auf  bie  ?(bfc^ütt(ung  ber  bereite  läftig  gettiorbenen 
3remb^errfd)aft  toadigerufen.  Snfolgebeffen  fanb  fi'amb^fe«  eine 
burc^auö  üeränberte  Sage  öor:  ben  ?lufftanb  in  ben  Äerngebieten 
beö  Steid^g,  ber  für  ben  goß;  bag  ber  »al^re  ©ac^oer^alt  oon  bem 
©c^idfal  bed  Sarbija  nod^  weiterhin  geheim  gehalten  werben  foQte, 
ba§  ®efd)(ec^t  ber  Stc^ämeniben,  bie  ©teHung  ber  angeftammten 
gürften^äufer  unb  be8  5ßerferüottcg  auf«  fdE|loerfte  bebro^te,  unb 
bie  Unjufrieben^cit  eineg  leifö  ber  Stg^ptcr  mit  feiner  ^errfd^aft. 

ftamb^fe^  mufete  fid^  ba^er  für  bie  SBefanntgebung  beÄ  an 
Sarbija  begangenen  äRorbed  aU  bad   einzige  SRittel,  ben  ^Betrug 


9(0.  ZIV,  2       ^er  9Ragter  (daumata  greift  nad)  bet  ^one.  23 

bed  äßagierd  ju  entrarüen,  entfc^eiben.  ^ierburc^  unb  bur^  bie 
nunmehr  jur  @eroig^eit  getvorbene  äJermutung,  bag  bai  Hud« 
fterben  bed  filteren  3^^^9^^  ^^  ^(cl^ämentben  ^eranrüde,  toerben 
n^o^I  bie  Srfcl^einungen  ber  Unjufrieben^eit  unb  Unbotmäfsiglett  im 
?ßerfer^eere  hervorgerufen  toorben  fein,  bie  fiamb^fe«  energifd^ 
unterbräcfte.  (£d  fann  bei  bem  @rn[t  ber  £age  nic^tkounber  nehmen, 
menn  er  babei  rüdftc^tdlod,  ja  nac^  unferen  ober  anä)  na6)  ba* 
moligen  griet^ifd^en  gegriffen  groufam  öorging.  SBir  l^aben 
und  bei  Beurteilung  ber  bem  ^amb^fed  jugefc^rtebenen  ®reueU 
taten  immer  ju  Dergegentofirttgen,  bag  aQe  9?a(i^rtci^ten  über  fold^e 
aud  ber  trüben  OueDe  bed  bem  jtamb^fed  grunbf&^Iici^  feinbKd^ 
gefinnten  ag^ptifdi^gried^ifd^en  Stomand  ftammen  unb  bedl^alb  mit 
größter  SBorfid^t  aufjune^men  finb. 

?lnberd  ftanb  ed  mit  ber  JBetoegung  unter  ben  Äg^tern.  @8 
mirb  fpäter  t)on  argen  SBertoüftungen  berid^tet,  bie  ^amb^fed  xo&f)* 
renb  feinet  bem  Stüdjuge  aud  ^t^iopten  folgenben  Sufent^alted 
im  fianbe  angerid^tet  ^aben  foU.  3n  ^eben  n^urben  nod^  jur  ^txt 
©trabond  lempel  gejeigt,  beren  ßcrftörung  Äamb^fed  jur  Saft  ge* 
legt  tt)urbe.  @d  liegt  na^e  anjune^men,  bag  ftd^  X^eben  irgenb 
eine  SSerfd^uIbung  gegen  ben  ^önig  ^atte  )u  fd^ulben  fommen  (äffen, 
bie  eine  ftrenge  3ßagrege(ung  burd^  ßamb^fed  unb  infolge  beffen 
auc^  ben  92tebergang  ber  @tabt  herbeiführte.  äBirb  bod^  ßamb^fed 
aQgemein  afö  ^tt^ibxtx  ber  berühmten  SImmonftabt  betrautet,  menn 
fic^  aud^  nic^t  in  2lbrebe  fteHen  lägt,  bag  beren  SRiebergang  be* 
reit«  feit  ber  ©inna^me  unb  5ßtünberung  burc^  bie  Slff^rer  ?tffur* 
banipafö  batierte.  SebenfaQd  mug  bad  93erf^ulben  X^ebend  fe^r 
\d)Xotx  getoefenfein  ober  in  einer  fritifd^en,  für  bie?ßläne  be^Äönigd 
befonberd  bebro^Itc^en  3^^^  ftattgefunben  ^aben,  tmt  ber  SSergleic^  mit 
ber  ^anblungdkoeife  bed  ^amb^fed  gegen  SD^emp^id  (e^rt,  beffen  Se^ 
n^ol^ner  fi^  bod^  arg  an  feinem  ^erolb  vergriffen  Ratten  unb  tro^bem 
oer^älnidmägig  gltmpflid^  babonfamen;  ed  ift  ba^er  bie  93er mutung 
berechtigt,  ba§  im  gegebenen  galle  bie  Unterbrficf ung  eine«  gefä^rlid^en 
äufftanbed  ber  X^ebäer  in  ^rage  ftanb.  3n  biefelbe  ßeit  ift  aud^  ber 
SSerfud^  bei^  entthronten  ?ßfammeti^,  bie  Verlorene  3)oppeIfrone  ju» 
rüdjugetoinnen,  ju  verlegen,  benn  fonft  to&xt  eä  fester  unbenfbar,  bafe 
er  noc^  angefid^tS  ber  gefamten  perfifd^en  ^eereämad^t,  nac^  feiner 
Slieberlage  in  ber  entfc^eibenben  ©d|Ia^t,  nac^  bemgaHe  feiner  §aupt* 
ftäbte  unb  nad^  feiner  Gefangennahme  folc^  einen  SJerfuc^  getoagt 
^aben  foQte.  S)te  unbeftimmten  3la6)xxd)itn  über  ben  von  ungeheuren 
93erluften  begleiteten  9{ü(f  jug  ber  $erf er  aud  ^t^iopien,  bie  tooijll  bem 


jurücffe^renben  ^eere  bed  Stamb^fe^  Doraudgeeift  toavtn,  mögen  ^am* 
mtdä)  5u  bem  SSerfud^,  fein  93o(f  gegen  ben  |)etfifci^en  Sroberer  aufju« 
tDtegeln,  t)eranlQ^t  ^aben.  ^ambt^feS  koar  aber  auf  feiner  ^ut ;  bie 
^(ane  bed  ^fammetid^  blieben  i^m  aid^t  verborgen  unb  er  traf 
äRagregeln,  um  ben  bro^enben  %ufftanb  im  ßeime  ju  er** 
ftiden.  ^ammetid^  ald  ^nftifter  bed  ^omplott^  bfigte  fein  fieben 
ein.  S)a^  feine  ipinrid^tung  eine  in  ben  ?(ugen  ber  SRad^fommcn 
fd^n^r  n)iegenbe  äJerfc^uIbung  wax,  beftätigt  in  feinen  99etrac^« 
tungen  inbireft  ^robot  felbft,  n^enn  er  fagt,  ^ammetid^  f)ättt 
too^t  ^g9))ten  mieber  belommen,  affo  ba|  er  fianbpfleger  baruber 
gen^orben  märe,  mei(  bie  ^erfer  bie  @ö^ne  ber  Könige  in  (S^ren  ju 
galten  pflegten ;  unb  f elbft  h)enn  bie  9.täter  fic^  empört  Ratten,  n)ar 
ed  bei  ben  ^erfern  ^ett)o§n^eit,  beren  ^errfd^aft  ben  @ö^nen  ju« 
rüdjuerftatten.  97atürUd^  twrfielen  mit  bem  entthronten  ^önig 
aud^  dorne^me  ^gt)pter,  bie  fic^  mit  i^m  fompromittiert  Ratten, 
ben  ftrafenben  Knorbnungen  bed  Stambt)fed ;  ba^  biefe  ^rt,  ja  fo» 
gar  graufam  »aren,  I&gt  fid)  burd^  bie  ©etvo^n^t  ber  ^exi  unb 
burd^  ben  @rnft  ber  Sage  erttären.  '^er  äg^ptifc^^griec^ifc^  9{o« 
man  f^öpfte  a\\^  ben  9Kagrege[n  gegen  Unbotmäßige  ben  toiO«^ 
fommenen  ©toff  jur  Äonftruierung  einer  ttnrflic^en  ©d^rerfend* 
^errfd^aft,  ber  jubem  burc^  S^orfäUe  in  ber  nfi^ften  Umgebung  bed 
^önig^  neue  92a^rung  erhielt. 

3n  ber  äRitte  ber  tenbenjiöd  gegen  ^amb^fed  aufgebaufc^tcn 
äg^ptifd^'grie^ifc^en  @rjä^(ungen,  bie  fpätei  in  bem  don  ^obot 
t)enoerteten  Stoman  SCufna^me  gefunben  ^aben,  fte^t  ber  angebliche 
Kpidmorb.  „%tö  JSamb^fed  nac^  3ßemp^i^  fam",  berid^tet  ber  IBater 
ber  ^d^id^te,  „n^ar  ben  ^[g^ptern  ber  91pid  erf^ienen,  unb  a(d 
biefer  erfc^ienen  mar,  legten  bie  ^g^pter  fofort  i^re  fd^önften  ftlei*^ 
ber  an  unb  jubelten.  ®a  nun  ftamb^fed  fa^,  mie  bie  dg^pter 
alfo  taten,  ^atte  er  fie  fd^on  im  SBerbad^t,  baß  fie  fo  freubig  mären, 
mei[  ed  i^m  in  %[t^iopien  unglfidtlid^  ergangen,  unb  ließ  bie  ä^or« 
fte^er  ber  ©tabt  )u  fid^  entbieten.  Unb  a(d  fie  t)or  i^n  gefommen, 
fragte  er  fie,  marum  bie  %^ter  nic^td  bergleic^en  getan,  aU  er 
bad  erftemal  ju  97lemp^id  gemefen,  fonbern  erft  je^t,  ba  er  fäme, 
nad)bem  er  einen  %t\i  feinet  f)eered  verloren.  2)a  fagten  fie,  ed 
märe  i^nen  ein  @iott  erfd^ienen,  ber  fe^r  feiten  ju  erfd^einen  pflegte, 
unb  menn  er  erfc^iene,  fo  feierten  alle  %9pter  ein  i^reubenfeft. 
9[U  ßambpfed  bied  gehört,  fügte  er,  fie  belögen  i^n,  unb  aU  £üg« 
ner  beftrafte  er  fie  mit  bem  Xobe.  9}ac^bem  er  nun  biefe  umge« 
bracht,    lies    er    bie  ^riefter    ju    fic^    entbieten,    unb    ali    bie 


«D.  XIV,  2  i)er  angeblich  9[pt«motb.  25 

5ßTtcftcr  iftm  bcnf dbcn  öefd&cib  gaben,  fagtc  er,  er  tooUtc  batb  er* 
folgen,  ob  ein  ja^mer  @ott  ju  ben  llg^ptern  gefommen.  Sttö  er 
bied  gefprod^en,  befal^l  er  ben  ^riefiem,  fte  foQten  ben  Stpid  ^er« 
Idolen,  unb  fte  gingen  |in,  i^n  ju  ^olen.  Jlfö  nun  bie  ^efter 
ben  ^id  brachten,  jog  ^ambt^fed,  gleich  ttne  ein  9%afenber,  feinen 
^o(d^  unb  moQte  i^n  bem  ^pid  in  ben  Squ^  fto^en,  traf  aber  ben 
©^entel.  Slldbann  ladete  er  nod^  bie  ^riefter  ald  Summföpfe 
aix^,  ha  fie  ©ötter  eieren,  bie  t^Ieifd^  unb  Stut  ^ben  unb  @ijen 
fügten.  S^iti^t  gebot  er  bie  ^riefter  ju  geigein,  bie  ober  oon  ben 
|[g^^)tern  feiernb  angetroffen  würben,  ju  töten.  S)er  Äpid  öer* 
enbete  nad^l^er  infolge  feiner  Sertounbung  unb  bie  ^riefter  be« 
gruben  i^n,  o^ne  ba%  ed  ftamb^fed  erfuhr." 

®iefe  Srjö^Iung  fanb  aDgemein  QUauben  unb  nod^  in  un» 
ferer  3«i^  f*"^  namhafte  gorfd^er  beftrebt,  i^re  ®Iaubtoürbigfcit 
ju  retten,  obgleid^  ber  unbefangene  Sefer  berfelben  ben  @inbrud 
getoinnt,  ha%  fie  aU  äSorau^fe^ung  bed  angeblic^n  äBa^nfinnd 
bed  Samb^fed  erfonnen  ift.  SBir  ^aben  genügenbe  99emeife  üon 
ber  für  bie  bamalige  3^t  ungeloö^ntid^en  Unbefangenheit  bed  fi^rod 
unb  bed  Stamb^feS  in  bejug  auf  bie  religiöfen  SSorfteQungen  unb 
©ebräuc^e  untertoorfener  SSöIfer.  Sild  junger  äßann  na^nt  ^am^ 
htfit^  an  bed  93aterd  @tatt  an  ben  Steuja^rdfeierlid^feiten  in  ^a* 
b^Ion  teil  unb  in  @aid  lieg  er  fic^  fogar  in  bie  9J?Qfterien  ber 
92eit^  einn^ei^en.  ®runbfä^(ic^  erfannte  er  fonac^  bie  ^Berechtigung 
bed  Shilted  üon  ^lU*  unb  lofalen  (Sottifeiten  an.  ^otte  er  ber 
@tabtgöttin  t)pn  ®aid  bie  i^r  jugel^örige  &ftt  em^iefen,  fo  ift  umfo« 
me^r  ooraudjufe^en,  bag  er  aud^  bie  ^Sd^fte  ©ottl^eit  bed  fianbed,  ben 
im  @tier  Derlörperten  ©penber  ber  9KIfc^n)eIIe,  in  @^ren  ^ielt.  @d^on 
ber  Umftanb,  bag  ber  ®ott  ald  @tier  in  ^g^pten  Dere^rt  mürbe, 
mugte  auf  fein  Qkmüt  einkoirfen.  9[ud^  ben  Vriem  in  Sran  koar 
bad  9linb  koegen  ber  SBo^Itaten,  bie  ed  bem  äRenfc^n  barbietet, 
^eilig  unb  mit  bem  Urin  ber  ^u^  nimmt  nod^  ^eutjutage  ber  perfif (^e 
^riefter  bie  Dorgefc^riebene  Steinigung  üor.  @d  ift  fomit  audge« 
fc^Ioffen,  bag  fid^  Samb^fed  bei  gefunbem  SBerftanb  ein  berartiged, 
bie  ^efü^Ie  aÜer  flgl^ter  in  l^dd^ftem  @(rabe  t)er[e^enbed  9ene^« 
men  ^abe  ju  fd^ulben  fommen  laffen.  ^erobot  fe^t  aud^  audbrüdtlid^ 
t)oraud,  bag  ftamb^fed  bereitd  nad^  feiner  9lü(ffe^r  aud  ^t^iopien 
n^a^nfinnig  gen^orben  mar,  aber  gleid^^eitig  lägt  er  i^n  99?agregeln 
treffen,  bie  üon  einem  burc^aud  gefunben  äJerftanb  3^U9^^^  ablegen. 
Uja^orfutennet  (ebte  nod^  ju  3^^^^^  ^^  ^areiod,  aber  bon  einer 
folc^en  Greueltat,  toxt  ber  bem  ßamb^fed  jugefd^riebeneStpidmorb,  koeig 


26  3.  ».  *tä&c!,  Äomb^fc«.  «O.  XIV,  2 

er  nidCitö  ju  berichten.  Stad^  ber  SBefeitigung  bed  @)aumQtQ  burd^ 
iDarciog  erhoben  fid^  bic  meiflcn  arifc^en  ßfinbcr  bcd  Dftcnd  mit 
SBobqlon  gegen  bie  ^d^ftmeniben,  ober  bod  jule^t  eroberte  ^g^pten 
blieb  ru^ig.  SSäre  bied  begretflid^,  menn  fid^  ftamb^fed  totrHic^ 
fold^  eine  S3erle|fung  bed  religiöfen  @(efä^te  bed  Solfed  ^fitte  ju 
fd^ulben  fommen  laffen? 

9?un  finb  mir  in  ber  Soge,  monumentol  ju  ertoeifen,  baft  fi(^ 
in  bem  Stpidmorb  bed  ßornb^fed  eine  fpätere,  ben  Slnfic^ten  bed 
äSoIfed  jur  3^^^  ^iii^^  Snarod  ober  Slm^rtaioiS  entff^red^enbe  @r« 
bid^tung  toieberfpiegelt.  SDSoriette  üerbonfen  tt)ir  bie  Sntbedung 
be^  ©erapeion  t)on  SD^emp^id.  Unter  ja^Ireid^en  St))iSmumien,  bie 
bort  öorgefunben  tourben,  gibt  e«  jWei  Äpiäftclen  au8  ber  ßrit  be8 
Äamb^fe«.  ©ner  ber  ©tiere  ttjurbe  ber  Snfd^rift  ber  ©tele  ge* 
mag  im  9?ooember  524  t>.  @^r.,  alfo  M^renb  beS  ät^iopifc^en 
^Ibjuged,  a(d  ^amb^fed  Don  Stg^^ten  abn)efenb  n>ar,  in  ^ei^mm« 
lid^er  SBeife  beigefe^t.  ©ein  unmittelbarer  9{ad^foIger  k)erenbete  im 
3.  518  t).  @^r.,  ed  f)at  fomit  toä^renb  ber  .^errfd^aft  bed  ftam* 
b^fed  in  ^tgtjpten  lebigUc^  eine  ein5ige  9lpidbeife^ung  ftattgefunben 
unb  ftamb^fed  koor  überhaupt  nid^t  in  ber  fiage,  bejüglid^  biefer 
93eife^ung  irgenb  ittoa%  anjuorbnen.  ^ie  ©teleninfd^rift  bed  in 
SRebe  fte^enben  "Hpii  beftätigt  meiter,  bog  ber  ^id  bed  Sa^reS  524 
0.  (£^r.  in  ber  burc^  ^erfommen  oorgefd^riebenen  SBeife  ju  feinen 
JBorgängern  im  ©erapeion  öerfammelt  tourbe.  SBenn  bie  ©telcn* 
infd^rift  bie  Eingabe,  n^ann  ber  im  3*  518  t).  (SX)x.  Derenbete  SpiS 
inftaDiert  mürbe,  außer  ad^t  lägt,  fo  ift  biefeS  ©d^meigen  ba^in 
ju  beuten,  bag  ber  in  $rage  fte^enbe  ©tier  erft  nac^  ber  9ei^ 
fe^ung  feined  SSorgängerd  jum  93orfd^ein  gefommen,  bag  fein  oft 
ermähnter  SBorgänger  auf  natürliche  SBeife  üerenbet  unb  feine 
äßumie  mit  ^Beibehaltung  beS  öorgefc^riebenen  3^cmonicD8  beige* 
fe^t  toorben  ift.  3lad)  ^.  93rugfd^  ift  auf  ber*©tele  Äamb^feö  fnieenb, 
alfo  ald  SSere^rer  beg  Wpx^  abgebilbet.  ^er  @r)ä^(ung  beS 
ägt)ptif(^  •  griec^if c^en  {Romano  ttjirb  fomit  burc^  biefe  3;atfad^en 
t)onenbd  ber  ^oben  entjogen. 

9{un  mug  folgerid^tig  bie  t^rage  aufgemorfen  merben,  koann 
bie  (Srjal^tung  Don  bem  ^pidmorb  entftanb  unb  ju  toeld^em 
3tt>cc!e  fie  crbid^tet  mürbe.  9?on  einem  Jlugenjeugen  ober  3^*' 
genoffen  fann  fie  unmöglid^  ^errü^ren.  (£in  $lpidmorb  ^ätte  bie 
®efä^Ie  ber  tgt)pter  o^ne  Unterfd^ieb  bed  ©tanbed  aufd  tieffte  Der«- 
le^t  unb  fie  mit  unDerfö^nlid^em  ^ag  gegen  ^amb^fed  unb  bie 
^erfer   erfüllt.     4^on  einer  folc^en   ®efinnung   finbet  fic^  aber 


SIO.XIV,  2  3)er  Xob  bed  llamb^fed.  27 

in  *}(g^^ten  feine  ®p\xx,  ja  bie  Xatfad^en  beft&tigen  e^er  ba^ 
Gegenteil.  (Sinem  tim^nfinnigen  äBäterid^,  ber  fic^  an  intern  SlQer« 
^eiligften  t^ergriffen,  i^re  ©ottl^eiten  t>nla(S)t,  gemorbet  unb  Der^ 
btonnt  f^&ttt,  toürbcn  bie  erft  üor  furjer  3^*  untertoorfenen. 
^I[gt)pter  faum  bie  Xreue  gegolten  ^aben.  Die  Srjä^Iung  fann 
alfo  erft  nad)  ^amb^fed'  Xob  entftanben  fein  unb  ^erobot  ^at 
fie  ficb  feiner  Sluffaffung  gemag  ^ure^tgemad^t,  ha  fic^  in  i^r 
feine  ^nfc^auung  t)on  ber  bur^  bie  @)ötter  afö  @ü^nung  feiner 
(freuet  über  ^omb^fed  t)er^ängten  SBeftrafung  kuiberfpiegelte. 

Snbeffen  fanbte  @(aumata  ^erolbe  noc^  bem  SBeften  unb 
nad)  ^Igi^pten,  bie  bem  ^eere  Derfänbigen  follten,  bog  fortan 
iSarbija,  @o^n  bed  ^xo^,  aU  £5nig  an  ©teile  bed  ^amb^fed 
^^orfam  beanfpruc^e.  SßoIIte  ßamb^fed  feinen  aufd  ^öc^fte 
gef&^rbeten  X^ron  retten,  fo  mugte  er  energifd^  unb  jielbetougt 
Dorge^en.  @r  entfd^(oj^  fic^  bal^er  jur  eiligen  Slücife^r  nad^  ^erfien, 
betraute  mit  ber  93ertDa(tung  %9ptend  einen  t)ome^men  ^rfer, 
namend  ^r^anbe^,  unb  brac^  im  ^rü^ja^r  522  t).  S^r.  untrer- 
jfigli^  nac^  ®t)rien  auf.  Srgenbloo  in  äJ^ittelf Qrien ,  am 
n)a^rfc^einlid^ften  in  ^amat,  bad  bie  Segenbe  fpäter  in  llgbatana 
umtaufte,  begegnete  einer  ber  Soten  bed  ®aumata  bem  perfifc^en 
i^eere,  Seine  SSerfid^erungen  fanben  bei  ben  ?ßerfern  ®Iauben, 
moburd)  eine  gefä^rtid^e  Semegung  inmitten  j)erfe(ben  entftanben 
fein  mu^. 

^amb^fed  erfannte  bie  @$efa^r  in  it)rem  ganjen  Umfange. 
iSx  lieB  äberall  befannt  machen,  ha%  ein  Seträger  nad^  ber  ^one 
greife,  unb  tooQte  in  größter  ®ile  ^erfien  erreichen.  ?lber  bei 
^efteigung  be^  ?ßferbeg  öerlounbete  er  fic^  am  ©d^enfel  unb 
ftarb  nad^  iti^an^ig  ^agen.  Ob  fid)  ^amb^fe^  bie  SSertuunbung 
Dorfd^Iid^  juflcfügt  ffai  ober  ob  e^  ein  bloßer  S^faß  getoefen  ift,  ift 
aud  ben  und  ju  Gebote  fte^enben  97a^ri^ten  nid^t  me^r  ju  ent« 
fc^eiben.  98a^rfd)einlic^  ift  aUerbing^,  ba^  ^ier  ein  unglücfHd^er 
3ufaD  toaltete.  ©terbenb  foU  fiambt)fed  ben  ^erfern  ben  toa^ren 
©ad^Der^alt  entbedt,  fein  ^orge^en  gegen  S^arbija  bebauert  unb 
bie  ^erfer  jum  Äampf  gegen  ben  Setrüger  ermuntert  ^aben. 

5)er  3;ob  f^at  Äamb^fed  in  einer  für  ^erfien  ^ö^f*  fl^fo^^' 
üoUen  Q^t  ereilt.  Äamb^je^  toar  finberloö  unb  mit  i^m  ftarb  bie 
ältere  Sinie  ber  Äc^ämeniben  au^.  S)ie  jüngere  öon  Sei^pe^  II. 
abftammcnbe  fiinie,  bcren  fortf^reitenbe  Slei^e  Äriaramneö,  ?lrfa» 
me^  unb  ^^ftadpeö  bilbcten,  tourbe  jefet  erbberechtigt.  3^re  ©d^id* 
fale  bi^  gum  Xobe  beS  ftambt)fe^  finb  na^egu   unbefannt.    SBon 


28  3.  «.  *täSef,  ftamb^fe«.  «O.  XIV,  2 

Äriaramne^  unb  Ärfamc^  ift  au^er  bcn  Kanten  nic^tß  fibcrticfert, 
®areio§  nennt  fie  »o^I  ate  feine  unmittelbaren  SSorfa^ren,  aber 
in  einer  2lrt  unb  SBeife,  bie  blofe  auf  i^ren  S^arafter  ate  ^Dot» 
männer  fd^Iie^en  I&|t.  6d  ift  immerhin  möglidf,  ba^  biefen  ^injen 
cid  na^en  ä^eriuanbten  bed  föniglid^en  ^ufed  ^o^ere  $i[mter 
anvertraut  n^aren.  ipQftad|)e^  koar  ju  ßamb^fed'  unb  tno^I  aud^ 
f^on  ju  Äproö'  3«i^  ©atra))  von  ^^artl^ien  unb  ^^rfanien,  ber 
ditefte  feiner  ©ö^nc,  3)arjat)of(^,  gräsifiert  5)areio^,  bei  Ätjrod'  lob 
ungefähr  jtoanjig  Sa^re  alt,  t)erfa^  ald  %rf(^tibara  ober  fion^n« 
tröger  eine  ber  ^öc^ften  ^offteQen,  in  melc^er  Sigenfd^aft  er  ben 
ganzen  afrifanifc^en  ^Ibjug  mitmachte.  &  (iegt  auf  ber  ^anb, 
ba|  fid^  bei  ber  ^nber(ofig!eit  bed  ^amb^fe^  unb  nac^bem  bad 
®e^eimnid  beS  ©d^icffatö  bed  9)arbija  ent^uUt  n^orben  xoax,  bie 
Sugen  ber  $erfer  auf  ben  burd^  feine  audgejei^neten  (Sigenfc^aften 
^ert)orragenben  Z)areiod  richteten.  S^eQeic^t  gel|t  ber  S9erid^t  über 
einen  n^unberbaren  Xraum,  ber  fi^rod  bie  jufänftige  SBebeutung 
bed  SängUngS  a^nen  liefs,  auf  biefe  Hoffnungen  ber  $erfer  jurud. 

S)a^  X^ronfolgered^t  be«  3)areioö  war  jtoeifello^,  tt?enn  e« 
gelang,  bem  äl^agier  @(aumata  ald  ^Betrüger  b(og)ufteUen ;  ed  n^ar 
aber  feine  (eid^te  SCufgabe,  bad  Verführte  93oIf  in  ben  Oftprot)in)en 
bed  Steid^d  t)on  bem  richtigen  ©ad^üer^alt  ju  überzeugen.  @(aumatad 
(Borge^en  n^ar  fe^r  Bug.  Um  jebem  3^eifel  über  feine  3bentität  mit 
bem  jüngeren  ^^rodfo^n  ben  ^oben  ju  entjiel^en,  trat  er  anfangt 
überall  ald  ^erfer  auf  unb  na^m  aud|  ^toffa  iu  feinen  ^rem 
auf.  ^ie^  mag  am  meiften  ju  feiner  aDgemeinen  ^nerfennung 
ate  ^önig  beigetragen  ^aben.  9(uj^er  fi^bien  unb  ^g^ten  ^aben 
aSe  fiänber  bem  ©aumata  ge^ulbigt,  ja  ed  ^at  ben  9(nfc^in,  bag 
fic^  anfangt  auc^  2)areiod  ber  f^loierigen  Situation  anbequemen 
mu^te,  n^oQte  er  bie  ^ü^rung  über  bie  unter  feinem  Oberbefehl 
aud  llg^^ten  jurüdfe^renbe  9(rmee  in  feiner  ^anb  behalten.  S)ie 
@attaptn  DroiteS  in  S^bien  unb  ^r^anbed  in  $tg^)>ten  blieben 
neutral,  aQerbingd  in  ber  9(bfid^t,  im  Grüben  ju  fifd^en  unb  au^ 
©atra^n  felbftänbige  ^errfc^er  ju  n^erben. 

%Ue  iRac^ri^ten  beftatigen,  baf;  bie  äg^tifd)e  9(rmee  unter 
SDareiod'  gtt^rung  nac^  Sran  jurücfgefel^rt  n^ar.  Unterbeffen  mar 
(S)aumata  eifrig  beftrebt,  feine  jperrfd^aft  aUfeitig  ^u  befeftigen  unb 
aud^  nad^  SBeftcn  auszubreiten.  9Bie  meit  i^m  bieS  gelang,  entjie^t 
fic^  unferer  ^enntnid;  fot)iet  fte^t  aber  feft,  bag  fein  betrug  au^ 
meiter^in  unentbedtt  blieb.  Sie  in  baS  @k^eimnid  eingeweihten 
^erfonen  werben  fid)  Wo^I  gehütet  ^aben,  ben  richtigen  @ac^t>er« 


«0.  XIV,  2  2)ie  ^rrfi^aft  ht^  (Skiumota.  29 

^It  }u  betraten,  ba  @ktumata  Dor  ®raujamfetten  nid^t  jutärf^ 
fd^redte^  unb  bie  ^Beteuerungen  bed  fterbenben  ^ombt^fed  blieben 
unbeaij^let. 

3)areto^  feCbft  gibt  in  feiner  Snfc^rift  an,  bafe  e§  niemanb 
gegeben  f)at,  toeber  einen  ^erfer  r\ü6)  einen  9Keber  nod^  irgenb 
einen  be«  föniglic^en  (Sefd^Iec^tdJ ,  ber  bem  ®aumata  bie  ^nv*^ 
fc^aft  entriffen  ^fttte.  2)Qg  9SoIf  fürd^ete  nad^  feinen  SBorten, 
(Saumoto  fönnte  Diele  fieute  töten,  bie  t)ormate  ©orbija  gefannt 
Ratten,  unb  infolgebeffen  tvagte  niemanb  eine  ^u^erung  gegen 
i^n,  bid  5)areio§  fant.  Um  bie  SBeftlönber  ju  gewinnen,  uet* 
fügte  @aumata  bie  ^Befreiung  Dom  ^egdbienfte  unb  t)on  allen 
Steuern  auf  brei  Sa^re  unb  überl^ufte  nac^  §erobot^  Serid^t 
äße  SBölfer  mit  großen  SBo^ltaten,  eine  SWa^regel,  bie  i^re 
SEBirfung,  abgefe^en  t)on  Ägypten  unb  S^bien,  nid^  tjerfe^It  ^at. 

2)agegen  fteUte  ®aumata  SSerfuc^e  an,  ben  ^erfern  gegenüber 
bie  3^8^^  ^^  Slegierung  ftrammer  anjujie^en.  SBenn  ^areio^ 
fpater  berichtet,  ba^  er  %tmpd  aufbaute,  bie  (^umata  jerftört 
^atte,  unb  bag  er  bem  $oIfe  baS  äßeibelanb,  bie  SJie^^erben  unb 
bie  S03of)nungen,  unb  ^mar  in  ben  Käufern,  bie  i^nen  ^umata 
entriffen  f^attt,  miebergab,  fo  ift  baraud  ju  folgern,  ba|  ©aumata 
ber  t)on  ^^ftadped  begünftigten  neuen  arifd^en  Se^re  feinblic^ 
gegenübertrat  unb  bajs  er  aud^  einen  S^eil  ber  ^erfer  feinblid^  Be«- 
^anbelte.  2)a  er  nid^t  in  5ßerfien,  fonbern  in  SKebien  feinen  ©i^ 
aufgefd^Iagen  l^atte,  fo  ift  bie  äSermutung  begrünbet,  ba^  ©aumata, 
nadjbem  er  t)on  ben  meiften  $rot)injen  anerfannt  toorben  loar,  bie 
^erfer  felbft  feinblic^  ju  be^anbeln  anfing,  inbem  er  bie  neue 
arifd^e  Se^re  öerfolgte  unb  ben  ^errfc^enben  perfifc^en  ®efd|Ied^* 
tem  ober  5£Ianen  i^r  (Eigentum  entjog. 

^ie  Sßirhtngen  biefer  äßa^egel  (äffen  ftd|  nic^t  beurteilen, 
ba  bie  ^errfc^aft  @(aumatad  }u  für}  bemeffen  »Kir.  %m  9.  @arma<^ 
paba  ^tte  er  bie  jperrfc^aft  an  fid^  geriffen  unb  am  lO.lBagajabifd^ 
»urbe  er  erfc^Iagen,  ed  betrug  alfo  ber  3citabftanb  jloifd^en  feiner 
X^ronbefteigung  unb  feinem  $aQe  fc^merlic^  me^r  aU  brei  3Jlo* 
nate.  SRadjbem  injtoifd^en  bie  perfifc^e  Armee  unter  3)areioÄ'  Ober- 
befehl aud  ^g^ten  jurüdgefe^rt  nmr,  fe^te  fid^  biefer  indge^eim 
ins  einöerne^men  mit  ben  ^)crfifd)en  ©tammffirften,  bie  ftd^  eben* 
faDS  burc^  bie  Ufurpation  bed  @(aum«ta  in  t^rer  privilegierten 
Stellung  gefd^rbet  füllten.  ^Der  allem  ^nfd^ein  nad^  nid^td  a^nenbe 
@(aumata  mürbe  im  SifajautKitif^  überfaUen  unb  nad)  tapferer 


30  3.  ».  *tÄäef,  llamfilife».  «ß.  XIV.  2 

®eflcntpc^r  am  10.  öagajabifd^  ober  Sifc^ri,  (£nb€  ©eptemfc«»  522, 
crfd^tagcn,  »orauf  SJarcio«  bic  QüQtl  bct  ^)crrfd^aft  ergriff. 

Äamb^fed  gehört  ju  jenen  großen  ®eftalten  be«  Altertum^, 
beren  Sitb  burd)  bie  fpätcre  einfeitige  ®ef(^id^töfci^retbung 
gefalfd^t  tourbe.  SWit  X^emiftoHe«,  «Ifibiabe^  unb  »bcriu^ 
teilt  ber  ©o^n  beä  Ä^ro«  ba^felbe  ©(i^idtfal.  SßJic  bie  ^Beurteilung 
beö  2;iberiu^  big  in  bie  jüngfte  Qtxt  herein  Don  ber  bur^  ben 
©tanb|)unft  ber  ©enotorenoppofition  beeinflußten  ©c^ilberung  bed 
Xacitud  abhängig  loar,  fo  koar  ed  aud^  ^amb^fed  befd^ieben,  ber 
dlad^ioelt  im  Sid^te  bed  fig^tif d^  i*  grie^if^en  ^omand  aU  gott« 
i)ergeff ener,  öon  maniafalifd^cr  Xobfuc^t  befeffener  SEBüterid^  ju  er» 
fd^einen.  6rft  bie  infd^riftlic^en  gunbe  unb  bie  toiffenfd^aftlic^e 
Äritif  unferer  Qtxt  ^aben  auc^  in  bie  fiamb^fifd^e  grage  flaree 
fiid^t  gebrad^t  3"  ^^^  falfc^en  Slnfd^auung  Don  ber  Sebeu» 
tung  bed  $Qmb^[ed  mag  auc^  bie  f urje  ^auer  feiner  Stegieruug  beige« 
tragen  ^aben;  ebenfo  wirb  auf  biefen  Umftanb  jurüdtjufü^ren 
fein,  baß  fein  ?lnbenfen  in  ber  ^elbenfage  feine«  ©ottcd 
fo  gut  toie  erlofd^en  ift.  @rft  fiirjlid^  ^ot  ^üfing  mit  bem 
i^m  eigenen  ©d^arfblid  in  bem  ^urtoataSpa  ber  iranifc^en 
^elbenfage  ben  ^interliftigen  SReid^dDertocfer  entberft,  ben  ber  So* 
nig,  im  ©egriff  einen  toeiten  3«Ibjug  burÜ^  öbe  SBüften  ju  unter- 
nehmen, t)on  bem  er  nic^t  jurüdffe^ren  foü,  ate  feinen  Ser* 
treter  in  ber  SJertoaltung  beö  SReid^«  einfe^t,  biö  biefer  fid^  afe 
«in  ©laubengfeinb  entpuppt.  SJiefe  Srja^Iung  birgt  in  fi(^  eine 
)oenn  au^  fe^r  ftarf  verblaßte  Erinnerung  an  ben  äg^tifc^n 
f^elbjug  bed  ßamb^fed  unb  an  bie  Derräterifc^e  9ioIIe  bed  9Ragier^ 
^aumata,  aber  ber  9hme  bed  Jlamb^fe«  lommt  in  i^r  nic^t 
mit  t)or. 

Sinjelne  Xatfac^en  aud  ber  ^Regierung  bed  Samb^fe«  toaxm 
cnd)  ben  Suben  befannt,  aber  ber  yiamt  bed  ^nigd  felbft  oerfiel 
bei  i^nen  ber  SSergeffen^eit.  ®^  ^at  (ebiglic^  ben  %nf(^ein,  baß 
unter  bem  oielbefprodjenen  2>areiod  bem  3Reber  Samb^fed  ge* 
meint  ift. 

S^on  großem  Sntereffe  n^dren  DerlaßHc^e  Angaben  über  bie 
(Stellungnahme  beS  Samb^fed  }u  ber  geiftigen  Strömung,  bie  ba« 
matö  ben  größeren  Xeil  ber  $erfer  unb  tvo^l  aud^  ber  Srier  bed 
iranif^en  Dften«  ergriffen  ^at.  Seiber  muffen  loir  in  biefer  JBe« 
^ie^ung  mit  SJerinutungen  vorliebnehmen,  ba  ed  feinen  ein« 
^igen  Serid^t  gibt,  ber  unS  tluffc^luß  geben  fönnte.  3)en 
einzigen  ^n^alt^punft  bietet   bie  Snfd^rift  oon  SBe^iftun.    SBenn 


\ 


«D.  Xiy,2  ^ie  ^btutung  ht9  tmnbt^fe«.  31 

in  bcrfclbcn  öon  bcn  SWafena^mcn  bc^  ®aumata  gegen  Xem^jel 
berid^tet  toirb,  btc  jDareto^  toiebcr^erftcücn  liefe,  jo  fe^en  btefe 
3)i2afena^inen  ben  beftiinmten  ©egenfo^  gu  ^amb^fed  doraud  unb 
loffen  ben  ©d^Iufe  ju,  bafe  ^amb^fed  ber  bon  ^^ftadped  unb 
f)>dter  toon  3)Qretod  begänftigten  neuen  arifd^en  Se^re  freunbltd^ 
gegenäberftanb. 


1nl)aitsDerzeict)nis. 

^ie  Duetten 3 

^amb^fed  unb  bie  gfamilie  bed  Sl^rod 4 

Xie  innere  $olitiI  bed  j^amb^fed 6 

«orbiiaö  Xob 8 

^cr  ^eercg^ug  gegen  Äg^^ten 11 

Äamb^fe«  unb  Ägypten 15 

Wit  innerafrifanifc^en  (Eroberungen 18 

^ie  Oörung  in  ^etfien 21 

^aumata  a(d  ®egenldnig 23 

IDie  bem  ^amb^fed  §ur  Soft  gelegten  Greueltaten  in  ^gt^pten  unb  ber  an« 

geblit^e  fipi^moxb 24 

^er  Job  be«  Äamb^fe« 27 

^ie  55ebeutung  be8  Äamb^fc« 29-31 


\ 


t4.3a9t$ans  Der  ÜIU  Ofieitt  ^tft  3 

Pfeif  dt«  3abr-  ^'  w  ^  Cinzelprclt  icdes 

ftMacs   (4  Uellt)  ber«u»«€0€ben  von  der  ß,,„, 

2  m..  ftcb.  3  m.  Uorderasiatischen  Gesellschaft  (€.  U.)  60  Picnnie 


TTad]  Bogbasköi! 


Cin  nadigelaffenes  Fragment 


pon 


Hugo  IDInckler 


Eeipztg 
I.  C  f)mrict)sTct)e  Budiljanblung 


Die  Uordera$iati$d)<  0esell$d)aft  (€.  U.) 


mit  dem  Sfiz  in  Bertin 

be^tpectt  bie  ^örberimg  ber  oorberafiatifd^en  ^tubien  auf  d^runb  ber  Denfmaler. 
@ie  gibt  n)iffenfc^aft(i(^e  wirbelten  i^rer  ^itglieber  in  jtvongtofeu  ^eften  al^ 
,,9RitteiIungeu  ber  ®orbetaiiatifd)en  (Bc]tU\ä^a\V'  imb  gemeinter« 
ftanblic^c  ^^arftcUuiiflcn  öicrteliofttlid)  unter  bcm  3:itel  „3)cr  «Itc  Orient" 
^erauS.  Serner  min  bie  (S^efeüfd^aft  bie  ®e|c^affung  neuen  Sl^ateriald  anregen 
unb  nnterflfigen. 

^er  iä^rlic^e  ^itgliebdbeltrag  betragt  10  ^^ar!,  loof  ür  bie  ,,^itteUungen" 
(ionft  15  3».)  unb  ,,^er  «Ite  Orient"  (fonft  2  9R.)  geliefert  »erben.  —  Auf- 
nahme aU  2Slit%\\th  erfolgt  bur^  ben  ^orftanb  auf  einfache  9(nnielbung 
beim  Schriftführer.  —  3ö^I""Ö  ^^^  S9eitr5ge  l^at  im  Sanuar  on  bie 
3.  ®.  $inridj«'fc^c  33uc^t)anblung ,  Scrlog,  Öcipjig,  S3Iumengaj|c  2, 
5u  erfotgen. 

3)erSorftanb  beftc^t  j.  3t.  auö:  $rof.  Dr.  ^.  oon  Öujcfton,  1.  aSorFifeent^^t, 
©übcnbe,  ©crlin;  ^ßrof.  Dr.  m.  ©artmann,  2.  ^Jorfi^enber,  ^erinSborf  (9Äarf); 
$ro|.  Dr.  SR.  Soberii^cim,  ©c^riftfü^rcr,  Berlin  *©^ar(ottenburg,  6tein- 
ploft  2;^^rof.  Dr.  O.  SSeber,  33crlin=5Ricberfd)ön^anfen;  ^rof.  Dr.  «r.  SKeiSnei, 
»rcdlan;  Sic.  Dr.  «Ifr.  Scremiad,  fieipjig;  %xol  Dr.  J}.  (5.  Reifer,  Äöuig«-- 
berg:  $iof.  Dr.  ^rbr.  f)ommeI,  SUiündjcu.  —  Herausgeber  ber  „aWittcilungen 
«Prof.  Dr.O.^Beber,  55erlin=9Uebcrfd^ön^auien,  fiinbcnftr.  35,  be§  ,,tlften  Orient 
Xcrielbc  unb  Sic.  Dr.  ?(Ifr.  3ereinia§,  Seipjig,  St^reberftraSe  5. 


,t* 


n 


1iib«li  der  bisher  erfdiieneiieii  Ifelie 

^gtipter  a(d  l^rieger  u.  (Eroberer 
inÄficn.  7$Ibb.  2B.«K.»lüUer.  5i 

©d)rift  unb  ©pra(^c  ber  alten 
$tg^pter.    ^it  8  ^bbilbungen. 

3Jon  «B.  Spiegelbcrg.  Sa 

Xicrfutt  ber  alten  Ägdptcr. 

$011  91.  ^iebemann.Ui 
3}2agie   unb   3<^^<^<^^ci  ^^^    °^ten 
^gt)pten.    "^ow  9t.  SSiebcmann.  64 

Unter^altungSliteratur  ber  attcn 
ÄgDpter.   2.  ^tuftagc. 

$on  %.  ^iebemauH.  3 
5^ote  u.  Xolcn*?Rcid)e  im  (iilauben 
ber    atten    iSg^pter.      3.  9(ufl. 

$on  ^.^iebemann.  2^ 
$(mu1ette  ber  atten  ä[gi)pter. 
»on  «.  ®iebcmQmi.l2i 

9marna«3cit.  Ägypten  unb 
^l^orberafien  um  1400  o.  S^r. 
3.  Auflage.      ?3ün  6. 9iiebuf)r.  1« 

Arabien  Dor  b.  3^Iam.  2.  «uf(. 

5üton  O.Scbcr.  3i 


At%  „JlUcn  Orienr*  (Frei»  6o  pi.): 

$ocf(^ungdrelfen  in  @üb«9(rabien. 

3  iTortenff.  unb  4  9(bbitbungen. 

S3on  O.SBcber.  84 
Q)(aferd  t!rorjd)ungdreifen  in  @fib- 

arabien.     "SStxi  1  $i(b  ®(aierS. 
»on  O.  SBeber.  10« 

^ramöer.  »on  ^.  @anba.  4s 

9(fnrbanipal   u.   bie   aff^riic^e 
Atnitur    feiner    3eit.     17  %h\i, 

»on  3.  ^elit^f^.Ui 
Äthiopien  19(bb.9B.iW.'i»uller.  6i 


^otitifc^e  (Snt)ui(flung  »abplo* 
nienS  unb  Vlffi^riend. 

»on  $.  ?Bin(f ler.  2i 
Himmels«  n.  $BeItenbitb  ber  »abi?« 
lonier.     2  W>\>.     2.  ertt«iterte 
9(uflage.        »on  H-  ^incfter.  B«|s 
^eItf(t)öpfung,»ab^Ionif(!be.l9(bb. 

»on  H-  9Bin(f fer.  8i 
^ämonenbefd^mörung     bei    ben 
»abQloniern  unb  ^(fftjrern. 

»on  O.  SBebcr.  74 


(f^ortfet^nng  ouf  bei  DrUtrn  Uflif4)lQ0ieUr) 


ettua  feit  Scginn  bcr  80  er  Saläre  bed  öorigen  Sa^r^unbett^ 
^atte  bic  Srfenntniö  fid|  ©o^n  gebrochen,  bafe  neben  ober  jtoif(^en 
bcn  beiben  großen  Kulturen  ber  ©up^rat  *  2;igri^Iänber  unb  beg 
SRiltale^  eine  britte  mit  bem  ©i^e  in  fileinafien  unb  Serien  ju 
unterfc^eiben  toaxt,  SBenngleic^  fie  getoife  jenen  beiben  nid^t  an  ©e* 
beutung  DöDig  gleic^^ufteKen  mar,  fd)ien  bod^  bie  SntkDidlung  eineS 
eigenen  ©d|riftf^ftemö  i^r  eine  getoiffe  ©elbftänbigfeit  ju  fiebern  unb 
nötigte  ba^  SSotf,  baö  i^r  Xrdger  war,  mit  etnjag  anberen  äugen 
anjufeöen,  alö  fo  manrf)c  anbre,  bie  wir  nur  auö  ben  Slngaben 
ber  Äeilinfc^riften  ober  ber  äg^ptifcf)en  SRac^ric^ten  fennen.  ®g 
toaren  juerft  in  ben  70  er  Sauren  burcf)  9?ei|enbe  einige  ber  3n- 
fdjriften  in  einer  big  ba^in  ööÜig  unbefannten  ^ierogl^p^enartigen 
©d)rift  befannt  geworben,  Weld)e  juerft  in  Serien  (§amatl^)  unb 
bann  aud^  im  S^auruögebiet  aufgefunben  worben.  3"^^*  brad^te 
333.  3Brig^t,  ber  feine  ©rgebniffe  in  einem  53udE|e  „The  empire  of 
the  Hittitea"  jufammenfafete,  biefe  Snfd^riften  mit  bem  namentfid^ 
burrf)  feine  Äämpfe  mit  ben  äg^ptifc^en  fi'önigen  ber  18.  unb 
19.  D^naftie  au^  ben  dg^ptifc^en  Snfc^riften  befannten  9?oIfe  ber 
.jCbeta"  in  3"fömmen^ang  unb  eine  Unterfuc^ung  öon  ©a^ce, 
nebft  einer  Veröffentlichung  aüer  big  ba^in  befannten  Snfd^riften 
im  7.  39anbe  ber  Transactions  of  the  Society  o(  Biblicai  archaeo- 
logy  öer^alf  biefer  ©rfenntniö  wo^I  ju  allgemeiner  ®eltung. 

Die  erfte  §älfte  ber  80  er  3a^re  bed  öorigen  Sa^r^unbertg 
^at  in  3)eutfc^lanb  manrfien  jungen  9Wann  bem  ©tubium  ber  alt* 
orientalifc^en  filulturen  jugefü^rt,  beffen  Strbeiten  feitbem  ma§- 
gebenb  geworben  finb  für  bie  @ntwidlung  jener  big  ba^in  in 
3)eutf^Ianb  nur  öereinjelt  gepflegten  3Biffenfc|aft.  S)iefe  müßten 
nid)t  ben  geuereifer  ber  Sugenb  bcfeffen  t)aben,  wenn  fie  nic^t  bag 
neue  ?ßrobIem  angejogen  ^ätte  3)cr  ©d^rciber  biefer  3^^^^^  ^^t 
bamalg  mit  guten  greunben  auc^  feine  nod)  im  S)riU  befinblic^en 
Gräfte  an  bem  fcf)Wierigen  ®egenftanbe  üerfu^t  —  natürlid^  mit 
bem  Srfofge,  ben  bie  93emü^ungen  öon  2l99®-©(^ü^en  an  einem 
®egenftanb   ^ö^fter  firitif  nur  ^aben   fönnen.    Stber  ang  §erj 

1* 


4  $ugo  mndltt,  'Sladi  ä3og^adIöi!  ZO.  XIV,3 

getoad^fcn  ift  btc  „^ctljitifc^e"  3^agc  ipol^l  allen  gcbticbcn  uitb 
mand^cr  f)at  fic^  fpätcr  mit  geübteren  Gräften  unb  im  JBoUbefi^ 
aller  don  ber  SDSiffenfci^aft  gelieferten  Hilfsmittel  noc^  einmal  baran 
öerfud^t.  SBenn  baS  9iätfel  ber  „l^et^itifd^en"  ^ierogl^p^en  no(^ 
immer  nic^t  aU  gelöft  gilt,  fo  l^at  ed  nid^t  am  SRangel  Hon 
©d^arffinn  unb  gleife  gelegen.  @S  fehlen  eben  getoiffe  ®orbc* 
bingungen,  toelc^e  j.  93.  für  bie  (Jntjifferung  ber  Äeilf^rift  unb 
ber  Hieroglyphen  geboten  »aren. 

3)ie  93ef(^äftigung  mit  bem  ®egenftanbe  {onnte  aber  nici^t 
me^r  unterbrochen  toerben.  SBenn  aud^  bie  neueren  Snfc^riften 
il^re  —  übrigens  too^l  faum  fe^r  in^altsooßen  —  9?ad^ri^ten  ni^t 
^ergeben  moQten,  fo  betrad^tete  man  bo6)  bie  Angaben  ber  übrigen 
orientalifd^en  Sßößer  über  bie  „Cheta"  mit  anberen  3tugen  unb 
gelangte  baju,  fid^  eine  einigermaßen  rid^tige  SSorfteltung  oon  i^rer 
95ebeutung  für  ben  ©nttoidlungSgang  ber  SSorberafiatifc^en  (Sk* 
fd^ic^te  ju  bilben.  Die  jufammenfaffenbe  ©e^anblung  in  ^ßerrot- 
ß^ipiej'  Histoire  de  Tart  dang  Tantiquite  ift  afö  erftcr  SBerfuc^, 
bie  gefd^id&tlid^en  SRad^rid^ten  im  3iifQ"^n^^"^önge  mit  ben  monu* 
mentalen  Überreften  fleinafiatifd^er  Saufunft  ju  be^anbeln,  für  i^rc 
3eit  tlaffif^  getoefen  unb  nod^  je^t  toertüoQ. 

S)ie  Qaf)i  ber  Snfd^riften  in  ber  ^mo%l\)p\)tn^(S)x\^  öermc^rtc 
fid^  feitbem  faft  aHjd^rlic^  unb  jebc  neue  gorfc^ungSreife  bringt 
je^t  eine  ober  einige  unbefannte  anS  Sid^t.  ®S  ^anbelt  fic^  babci 
auSfc^ließlid^  um  öffentlid^  aufgefteßte  ®enfmaler  —  alfo  im 
toefentlid^en  ©telen  ober  gefeinfd^riften,  SBei^inf^riften  u.  bgl.  — , 
JU  benen  man  noc^  eine  Slnja^l  oon  Siegeln  fügen  fann.  3)aS 
bis  je^t  befannte  ift  jufammengefafet  in  bem  bis  auf  bie  te^te 
3eit  fortgeführten  „Corpus  inschptionuni  Hettiücanim^^  Don 
2.  SKefferfc^mibt  (ÜRitteilungen  ber  »orberafiatifd^en  ©efeOfd^aft 
fieipjig.  ^xnnd)^).  S)ie  ©ntjifferungSfragc  ift  burc^  biefeS  An* 
»ad^fen  beS  ©toffeS  aber  nid^t  mefentlid^  geförbert  toorben.  35ic 
toid^tigften  Angaben  über  bie  „®^eta"»®efd^id^te  in  ben  S)enf ma- 
lern anberer  SJölfer  toaren  jtoeifelloS  bie  ber  ogt^ptifd^en  Snfc^riften. 
9tur  burd^  fie  unb  bie  beutlid^  erfennbare  ^ebeutung  ber  S^eto 
gur  3^^^  ^^^  ^^*  ^^^  ^^-  D^naftie  f^attt  man  überhaupt  ben 
©d^lüffel  für  baS  SSerftfinbniS  ber  ganjen  S^eta-grage  finbcn 
fönnen.  S)ie  befannteften  unb  toid^tigften  biefer  Urfunben  loaren 
tool^l  ber  ©iegeSberid^t  SRamfeS'  II  über  feinen  Ärieg  gegen  ben 
e^eta-Äönig  iWuttalu  unb  bie  „©c^lad^t  bei  Äabefd^"  (am  DronteS) 
fott)ie  ber  SBortlaut  beS   mit  SRuttalu'S  ©ruber  unb  SRad^folger 


«ID.  XIV,  8  grfl^ere  iKa^ric^ten  über  bie  ^et^iter.  5 

gcfd^Ioffcncn  grcunbfd^aft^bünbmffc^,  bcr  in  fo  mcrtoürbigcm 
©cgenfa^c  ju  bcr  3(rt  ftc^t,  mit  bcr  bic  „cicnbcn  S^cta'*  in  bcn 
©icgc^bcric^tcn  bc^anbclt  ju  »erben  pflegten.  3m  biplomatifd^en 
SSerfefjr  bebiente  man  fic^  eben  einer  anberen  Stu^brudöiüeife  afe 
in  ben  ©iegeöberid^ten. 

SBenigcr  fonnte  man  ben  aff^rifd^en  Slad^ric^ten  entnehmen. 
3ur  3^it  ^^^  Sluöbe^nung  ber  S^eta  njar  2lfft)rien  felbft  erft  im 
9Cufftreben  begriffen  unb  in  ber  ^tit,  »o  eö  SSorberafien  be^errfd^t 
i)ai,  tvax  bie  fo  erobernbe  Äraft  be^  IIeinafiatifd)en  SReicf)eö  längft 
gebrochen  unb  fein  ®ebiet  Don  neuen  SBöIfern  überfd^toemmt  ttjorben. 
(£^  fonnte  alfo  ju  feinen  ßufammenftöfeen  jtoifcfien  beiben  SDfä^ten 
mefir  fommen  unb  barum  fid^  in  aff^rifc^en  ©iege^berid^ten  auc^ 
nid|t  biel  ©ebeutenbe^  über  bie  ®efdf)id)te  ber  iif)tta  —  ober  toie 
fie  bort  ^eifecn  (S^atti  —  finben. 

Sine  fe^r  beutlic^e  ©pur  ber  erobernben  ^^ätigteit  ber  ^f)tta 
fanb  fic^  aUerbingö  auc^  in  ben  3nfdjriften  ber  2(ff^rer  üom  11. 
big  7.  3o^r^unbert.  ©ie  bejeic^nen  aU  6^atti*fianb  loeniger  ba^ 
i^nen  fern  liegenbe  flieinafien,  fonbern  öor  aÖem  ©^rien,  »o^I 
auc^  mit  jiemlicf)  totit  nad)  ©üben  reic^enber  Slu^be^nung  big 
jum  nörbtic^en  ^aläftina  ^in.  33er  ®runb  hierfür  tt)irb  un8 
fpäter  ju  befd^äftigen  ^aben.  3m  Anfang  ^at  biefe  Xatfac^e 
im  3wfönimen^ange  mit  bem  Umftanbe,  ba§  aud)  bie  Stgtjpter 
oorwiegenb  öon  i^ren  ßi^fommenftöfeen  mit  ben  S^eta  in  biefen 
®egenben  fprec^en  unb  ba^  bie  „^et^itifc^en"  §ierogIt)p^eninfd^riften 
ebenfaQö  üornjiegenb  in  ©^rien  unb  bem  ^^auruögebiete  gefunben 
mürben,  baju  geführt,  bafe  öielfac^  baran  feftge^alten  tourbe,  auc^ 
in  biefen  ©egenben  ben  eigentlid^en  ©i^  ber  ß^attimad^t  ju  fud^en. 
6ö  toar  inbeffen  unmöglich,  ^ier  einen  geeigneten  ÜÄittelpunft  unb 
bor  allem  ein  ®ebiet  ju  finben,  ba^  einer  auöbe^nung^fäftigen, 
erobernben  SBeüölferung  als  ^uSgangSpunft  unb  9iüdE^alt  ^&tte 
bienen  fonnen  SSielme^r  fonnte  man  nur  im  ^erjen  öon  ßlein* 
afien,  alfo  in  fiappabofien,  nad^  einem  folc^en  fuc^en  unb  jugleid^ 
oon  {|ier  auö  auc^  eine  äuöbe^nung  ber  betreffenben  Kultur  nac^ 
bem  toeftlid^en  ftleinafien  jugefte^en.  Sappabofien  »ar  alfo  baS  ju* 
näc^ft  liegenbe  Sanb,  melrf)e§  ben  für  ben  gefugten  SRittelpunft  ent» 
fpred^enben  JBebingungen  genügen  fonnte.  9?on  ^ier  auö  öerftanb  fid^ 
eine  Ausbreitung  berSeüölferungfotoo^l  oftmärtö  nac^  bem  nörblid^en, 
unb  öon  ^ier  fortfc^reitenb  über  baS  übrige  ©^rien  bis  in  ben  XauruS 
Ijinein.  Unb  nad^  ber  anberen  ©eite  öerftanb  eS  fid),  ttjenn  ju 
@nbe  beS  8.  Sa^r^unbertS,  too  Sappabofien  ftarf  unter  aff^rifd^en 


®inffu§  geraten  toav,  bie  toeftUdic  SRac^barlanbfcl^aft  iß^r^gien  ate 
@ife  einer  fleinaftatifd^en  ©rofemac^t  erfc^eint,  toelc^c  baö  6rbc 
bcr  alten  (S^atti  anjutreten  bemüht  ift  (f.  unten  über  SKita  oon 
2Rugfi). 

3i)te  fonftigen  S^aci^rid^ten  geftatten  faum,  über  baö  ^tnaug- 
ju!ommen,  tt)aö  bie  Snfd^riften  ber  beiben  großen  Äulturreic^c 
boten.  Slud  ber  älteren  3^^*  toaren  nur  bie  Srtuö^nungen  in 
einem  alten  bab^Ionifc^en  a[troIogifc^en  SJSerfe  öor^anben.  3)a  ba§ 
aber  nur  in  ?lbfci§rift  auö  bem  8.  Sa^r^unbert  erhalten  ift  unb 
gelegentlich  aud^  Sreigniffe  au^  einer  fpäteren  Qtit  afö  ber  feiner 
Äbfaffung  entl^ält,  fo  fonnte  aud^  ni^t  ätueifeUoS  fein,  ob  bie  85e* 
jugnafime  auf  baö  2anb  Häti  (fo  oft  ^ier  gefd^rieben!)  nic^t  erft 
auö  einer  üertiältnidmäfeig  fpäteren  3^i^  l^errü^rte.  äud^  ift  bcr 
3n^a(t  biefer  (Ermahnungen  gefc^ic^tlic^  unb  geograpl^ifd)  bebeu« 
tung^Iod. 

?lud)  bie  gelegentlidje  SWennung  Don  ß^atti  in  ben  armenifc^en 
Seilinfc^riften  beg  8.  3a^r^unbertö  getoä^rt  nur  belanglofe  (SinjeU 
Reiten  über  eine  3cit,  beren  SSer^ältniffc  man  auä  ben  afft)rif(fien 
Siad^rid^ten  beffer  !annte.  6g  l^anbelt  fic^  nur  um  Segebeu^eiten, 
ttjeld^e  »eiter  fein  Sic^t  über  bie  allgemeine  Söebeutung  ber  6^atti 
ergaben  unb  fie  finb  eigentUd^  faum  je  beachtet  tüorben. 

^aS  (entere  fann  man  aUerbingd  nid^t  fagen  oon  ben  paar 
®rtDä^nungen  in  ber  Sibel.  3m  (Gegenteil  ^at  man  fofort  erfannt, 
bafe  bie  ^ier  genannten  G^ittim  bie  E^eta  ober  S^atti  fein 
müßten.  9D?an  ^at  baöon  fogar  ben  SRamen  ^ittiter  ober  ^et^iter 
für  baö  IBoIf  geprägt.  2fber  eö  l^anbelt  fid^  babei  nur  um  gc* 
legentlid^e  ©rttiä^nungen,  toel^e  junäc^ft  i^rerfeitö  erft  einer  toeiteren 
äufflärung  burd^  infd^riftlidfie  9Jad^rid|ten  beburften,  e^e  fie  manche 
gein^eiten  if)rer  Slngaben  ent^üöten.  3""ä^ft  fonnte  man  im 
S[nfd^(ug  an  bad,  n)ad  bie  äg^ptifd^en  i)?ad^rid^ten  boten,  nic^t  oiel« 
me^r  entnehmen,  atö  bafe  aud)  bie  biblifd|e  Überlieferung  in  öor* 
ifraelitifd^er  3^it  ^i"^  ^errfd^aft  ber  S^ittim  in  5ßaläftina  an* 
na^m  unb  nod^  in  gefc^id^tlic^cr  3^^*  Überrefte  einer  S^ittim- 
95et)ölferung  an  ber  SRorbgrenje  beg  Sanbeg  Sfraet,  am  ^ermon, 
fannte. 

aSenn  eine  Äufftärung  ber  gef^idjtlid^en  SBebeutung  ber  S^atti 
nur  t)on  infd^riftUc^en  Sßad^ric^ten  erwartet  »erben  fonnte,  fo  toaren 
in  bem  meiten  (Sebiete,  toeld^e^  bie  ß^atti  befeffen  Ratten  in jwifd^cn 
eine  beträd^tlid^e  Angabt  üon  3)enfmälern  bcr  barftcHcnbcn  unb 
ber  SBaufunft  befannt  getoorben,  toelc^e  eine  8JorfteUung  öon  bem 


«O.  XIV,  3  gtfi^crc  3lad^xid)tm  über  bic  ©ct^itcr.  7 

SBcfcn  unb  bcr  Sluöbreitung  ber  „^ct^ttifd^cn"  Äultur  gaben.  SlQcd 
»aä  öon  früher  l^cr  bcfannt  toar,  Ratten  5ßerrot»6^i^)teä  jufammen« 
gcfaJBt.  S)tc  t)on  i^ncn  auöfü^rlid§  gefd^ilbcrte  Sftuinenftätte  üon 
^og^aSlöi  mar  barauf  t)on  ^umann  nod)  einmal  bejud^t  unb 
ein  ©tabtplan  aufgenommen  toorben.  9Son  (Sinjctfunben  abgcfe^en 
toaren  in  3erabi^,  berStdtte  bed  alten  Äard^emid,  öon  englifdier  ©eitc 
SBerfud^ögrabungen  angefteHt  toorben,  beten  (Srgebniffe  [id)  im 
SBritifc^en  SIRufeum  befinben.  6ö  finb  ©fulpturen  unb  „^et^itifc^e" 
§ierogIt)|>^eninfcl^riften,  meldte  offenbar  einer  ä^it  nid^t  öor  1000 
U.  &)X.  angehören.  5ßcrrot*ß^i)}iej  fonnten  biefe  nod^  in  einem 
Siad^trage  ju  i^rer  „Histoire"  fd^ilbern.  %xoi}  ber  toielöer^eiJBenben 
^Tnfänge  finb  biefe  erften  Unternehmungen  ber  neuen  „^etlfiter"* 
95egeifterung  erft  in  ber  atterjüngften  3cit,  unb  gtoar,  foweit  bis  je^t 
befannt  ift,  mit  ganj  augerorbentlid^em  Srfolge  fortgefe^t  morben. 

2Cuc^  in  S)eutfd^Ianb  xoai  bad  neue  gorf^ungdgebiet  ent* 
fpredjenb  ber  nachhaltigen  ^örberung  ber  SBiffenfc^aft  t)om  alten 
Orient,  bie  gerabe  bei  unS  in  bie  80er  Sa^re  fäÖt,  nid^t  au^er 
ad)t  gelaffen  Sorben  unb  baS  jur  $}eranfta(tung  t)on  Ausgrabungen 
begrünbete  „35eutfd[)e  Drient*Somite"  glaubte  feine  Sätigfeit  am 
öer^ei^ungStJoQften  aud^  auf  bem  neuen  ®ebiete  beginnen  ju  fönnen. 

3n  ber  ©bene  nörblid^  öom  @ee  toon  Äntiod^ia,  bem  foge* 
nannten  2lm!  (b.  i.  eine  Sbene  jmifd^en  jttjei  ®ebirgSjügen),  toaren 
öom  Direftor  beö  Dttomanifd^en  SKufeumS  §ambi*be^  fotoie  t)on 
beutfd^en  ©ele^rten  beim  S)orfe  ©enbfc^irli  in  einem  9?uinenpgel 
JU  jage  liegenbe  ©fulpturen  bemerft  toorben,  unb  ba  man  fid^ 
^ier  im  eigentlid^ften  S^atti*fianbe  ju  befinben  glaubte,  fo  fonnte 
man  fiel)  erfolgreid^e  3luSgrabungen  unb  eine  Sluffldrung  ber  S^atti* 
frage  Don  bort  öerfpred^en.  Unter  ber  Seitung  üon  g.  ö.  Sufd^an 
ift  feit  1888  öier  mal  bort  gegraben  unb  ein  großer  SCeil  ber 
JRuinen  bloßgelegt  »orben.  S)aS  SrgebniS  toar  Don  großer  SBid^tig* 
feit  für  bie  ®efc^id)te  ©^rienS  unb  feiner  ßwftänbe  im  2.  3a^r* 
taufenb  bis  etma  jum  8.  3a^r^unbert  D.  6^r.;  bie  eigentlid^e  S^atti« 
frage  ift  aber  gerabe  burdE)  bie  ©rgebniffe  an  biefer  ©teile  ttjenig 
aufgehellt  toorben.  ®S  toar  eben  eine  irrige  Slnfd^auung,  i>a^  bie 
6l|atti  i^re  ^eimat,  ben  STOittelpunft  iljrer  STOad^t,  im  nörblid^en 
Serien  gehabt  Ratten.  ?lu^  ^icr  beftätigte  fid^  Dielme^r,  baß  ©t)rien 
ein  Don  ben  @^atti  einft  überfc^memmteS,  aber  fe^r  balb  aud^  an« 
beren  (Sinflüffen  untertoorfeneS  ®ebiet  »ar,  fo  baß  bie  d^attifd^e  Se* 
Dölferung  unb  Äultur  fe^r  balb  Don  einer  anberen  SeDölferung 
wenn  nid^t  Derbrängt,  fo  bod^  mit  i^r  Derquidft  mürbe. 


8  S^VLQo  mnditx,  92q(^  »og^aMai!  ^O.  XIV,  3 

Senbf^irÜ  jlente  ^4  ald  bie  @tfitte  bed  in  ben  ^eilinft^tiften  be# 
9.-7.  ^al^r^unbertd  I)äuftg  ertoft^nten  fleinen  f^rifc^en  „Stbm^xti^^"  —  mir 
würben  ettoa  fagen  @laued  —  6am'al  '^erauS.  3n  feinen  Xenfmfilem  fonnte 
man  eine  ältere,  no(!^  t)or  1000  anjufetenbe  ßunfi  t)on  ber  bed  9.  unb  ber 
folgenben  ^a^r^unberte  unterfc^etben.  (Sine  fü^renbe  Stellung  ^aben  (Sau  unb 
@tabt  nie  gel^abt,  man  f^at  ftc^  alfo  Dor^uftellen,  ba^  baS,  »od  ei$  ^ier  gab, 
au(!^  in  ben  t)ielen  gleichartigen  ,,^auptftabten"  fil^nlic^er  „ftdnigreic^e''  ©^riend 
}H  finben  gewefen  ift.  5E)ie  reic^ften  SJlittel  unb  bamit  bie  erften  Jhöfte  {lanben 
ben  grürften  biefer  „Staaten''  nic^t  ^u  Gebote  unb  bad  ^ier  ®eleiftete  tann  alfo 
nur  ben  ^urc^fc^nitt  einer  „$rot)in}'''$unft  gebilbet  l^aben.  ^ie  ^enfmäler 
finb  5ubem  in  einer  ^tit  entftanben,  xoo  Serien  unb  $aIfifHna  in  ber  3^' 
f|)litterung  il^rer  fleinftaatlic^en  Organifationen  9(nfä|e  ju  einem  Don  ^en 
(Srogftaaten  unab^öngigen  2thtn  mad^ttn.  ^ie  (Srjeugniffe  i^rer  iBeftte» 
bungen  fteQen  fic^  alfo  bar  ali  bad  SBerl  einer  aui$  früheren,  t^attifc^en  unb 
bann  namentlid^  aramäifc^en  Seftanbteilen  gemifd^ten  ^eüöllerung,  »elc^e  in 
einem  gemiffen  ®egenfa^e  ju  ben  Ü^rogftaaten  ftanb,  o^ne  bag  [tt  natürlich 
imftanbe  geroefen  m&re,  in  i^rer  B^^fP^i^terung  eine  eigene  Kultur  frei  ^u 
entwideln.  ^ie  9(nle^nung  an  baiS  frühere  unb  an  bie  Ttad^t  mächtiger  9lad^* 
barn  —  n^ie  namentlich  ^[ffQrien  —  mac^t  fic^  fofort  bemerllic^. 

Snfc^iiften  finb  aud  ber  früheren  3^it  nic^t  gefunben  »orben,  alfo  üor 
affem  feine  in  „I|et!^ittfc^en''  ^ierogl^pl^en.  ?)agegen  finb  mehrere  in  ber  Sucj^« 
ftabenf(!^rift,  ber  fogenannten  „pbönicifc^en'',  ju  Xage  gefommen,  meiere  oon 
d^aufdnigen  üon  Sam^al  ^errfl^ren,  bie  jum  ^eil  au9  ben  aff^rif c^en  Snfc^rif ten 
beiS  9.  unb  8.  ^a^r^unbertd  befannt  maren.  @ie  geigen  im  Einfang  noc^  eine 
fanaanfitfc^e  ober  amoritifd^e  (^^önicifc^e)  Sprache,  um  aQmfi^Iic^  immer 
mel^r  htn  aram&ifc^en  (Sinflug  gu  üerraten.  ^ie  legten  fdnnen  atö  rein  ara- 
mfiifc!^  be^ei^net  »werben  (um  720).  STlan  fann  l^ier  alfo  ben  entfprecl^enben 
Vorgang  nie  in  ^ff^rien  feftfteHen,  too  ungefähr  in  ber  gleichen  3^i^  ^i^  <^^^ 
SanbeSf^rac^e  ebenfalls  aU  UmgangiSfprad^e  Dom  ^ramfiifc^en  oerbrfingt  worben 
ifl.  @ine  groge  ©tele  $lffar^abbond  jeigt  ©am'al  bann  ald  affprift^e  ^rotoin^« 
l^au^tftabt,  toa^  ed  um  700  gen^orben  fein  bürfte 

Unmittelbare  Sluffc^Iflffe  über  bie  C^^attifrage  l^aben  fic^  aud  biefen 
Srunben  alfo  nic^t  ergeben,  wir  fetjen  t)ielmel|r  bie  @(^i(ffale  einer  norbf^rifc^en 
@tabt  unter  bem  (Sinfluffe  ber  oerfcbiebenen  (Sroberungen  unb  l^eoöüerung^ 
f(!^ic^ten,  welche  fi^  aQm&^Iic^  über  fie  ergoffen  ^aben.  9on  ben  eigentlidi 
c^attifc^en,  Idnnen  mir  unmittelbare  @f)uren  nid^t  noc^weifen,  fonbern  nur 
im  allgemeinen  Sinne  bereu  (^nflüffe  erfennen. 

(Sold^e  Sinftüffe  muffen  bann  naturgem&g  in  ben  ©futpturen 
ber  älteren  3^*  gefunben  »erben,  für  bie  unS  bie  unmittelbaren 
infd^riftlic^en  3^w9"iff^  ^^  ©enbf^irli  felbft  fehlen.  6^  ift  felbft» 
Derftänbli^,  bog  audE)  bod  (bebtet  t7on  Sam'al  Don  ber  großen 
(Stnmanberung  betroffen  n^orben  ift,  beren  @tnn)trhingen  n)ir  je^t 
bis  naä)  8ab^Ionien  ^in  feftfteÖen  tonnen.  ^a§  gleich  gilt 
natürltd^  anä)  bom  übrigen  @^rien  unb  n^ettere  $unbe  ^aben 
bad  beftätigt.  @o  f^at  in  ^a^*tUa\n,  im  DueDgebtet  bed  S^abär, 
a(fo  fd^on  im  Iinfdeu))^ratenfifcl^en  @)ebtet,  im  eigentlichen  3)?efo^o« 


«D.  XIV,  3  ScnbWitli,  Ztü  :paIof,  ©aftft^c^ööju.  9 

tamien,  ÜÄ.  ö.  Oppenheim  2)cnfmalcr  öon  ganj  gleicher  STrt  —  fo»» 

lüof)!  bcm  ©cgcnftanb  al^  her  3;cd^nif  naä)  —  gcfunbcn,  toic  bie 

äftcrcn  t)on  ©cnbfd^irli.  Uitb  ebcnfo  Iiaben  bic  Stu^grobungcn  bcr 

Siücrpoomniöetfitti  in  ©aftfd^C'^göju  erjcugniffc  bcrfclbcn  fiunft 

ju  S^agc  gcförbcrt.    SD?an  fonn  fic  nic^t  afö  c^attifd)   im  engeren 

Sinne  bejeid)nen,  wo^l  aber  finb  fie  auö  einer  Äultur  ^erüorge«* 

gangen  unb  jeigen  bic  ftarfen  ©n»ir!ungen   ober  9?ad|toirfungen 

eben   jener  erften  unö   befannten   d^attifc^en  Setoölferunggfcl^id^t, 

beren  ©intoanberung  toir  im  ^Beginne  beg  2. 3at|rtaufenb  feftfteQen 

fönnen,    unb  bie  einen   nacf)^altigen  Sinflufe  auf  bie  ß^f^^nien* 

fe^ung  ber  Dorberafiatifd^en  Seöölferung  gehabt  i)at  Snbererfeit^ 

aber  muffen  'biefe  2)enfmälcr  aud^  afö  ©rjeugniffe  ber  lanbfd^aft* 

lidjen  SSerfd^iebenl^eit  gelten.  3n  all  ben  ®auen  unb  „Äönigrci^en" 

®t)rienö   finb  auc^  bie  übrigen  SBeüöIferung^elemente  an  ber  SJe«» 

einffuffung  ber  95eüölferung  beteiligt.  SDfan  fann  biefe  Srjeugniffe 

unb  bie  fiultur,  toeld^e  fie  ^erüorgebrad^t  f)at,  n\6)t  ate  (^attifd^ 

im  engeren  Sinne  bejeid^nen,  njo^t  aber  in  bem  ©inne,  ba§  eine 

ftarfe,  ja  bie  grunblegenbe  ©eeinfluffung  t)on  ber  erften  S^atti* 

fc^irflt  ausgegangen  ift.    3Bie  baS  im  einjelnen  fid^  barfteQt  ober 

in  toie  loeit  mir  über  bie  Vorgänge  bereits  tatfädf)Iicf|eS  feftfteQen 

fönnen,  »irb  unS  noc^  }u  befd^äftigen  ^aben. 

Sei  ber  ganzen  Beurteilung  btefer  Srrogc  mug  man  ftc^  t)on  ber  lange 
3cit  öongbor  gc»efencn  ©orfteflung  frcimad^en,  als  ob  man  bei  ber  (grflärung 
größerer  ^ulturobf^nitte  t>om  ^efen  einer  Seüößerung  ausgeben  I5nnte,  met<^e 
und  ald  politifc^e  QHnt)eit  burc^  bie  C^nl^eitlic^feit  i^rer  Sprache  bezeugt  ift. 
j^ulturüölfer  finb  nie  rafferein,  fonbem  ftetd  bad  (^jeugnid  einer  ganzen  ^n« 
ja^I  üon  Schichtungen  me^r  ober  minber  üerfcl)iebener  SöIIermaffen.  Sfnfofem 
fttVL  einer  gcmiffen  3eit  —  bic  aber  in  bcn  altoricntalifc^cn  Ser^filtniffcn  nid^t 
5u  weit  ju  begrenzen  ift  —  bie  Seüdlferung  eines  ßuIturlanbeS  gemiffe  ein* 
tieitlic^e  SRerfmale  entmidelt  ^at,  bie  fie  alS  ein  einl^eitlici^eS  fßolt  erfci^einen 
laffen  —  mie  bie  heutigen  ^ultumationen  (Europas  —  lann  man  auc^  biefe 
als  Präger  beS  betreffenben  ^uUurobfc^nitteS  auffaffen.  @ie  ift  bann  aber  lein 
UröoK  im  Sinne  ber  ©pract)roiffcn|(^aft,  fonbem  baS  Ergebnis  einer  S^ifc^ung 
ber  früheren  unb  bcr  legten  ©roberungSfdöic^ten.  3"  l>er  Siegel  gibt  bic  Icjtc 
bcr  IBcodlfcrung  bie  Sprache  unb  bamit  ein  ^ennjci(!^cn,  baS  i^r  für  unS 
leicht  bcn  Stempel  aufaubrücten  fc^cint.  3n  9Birf(ic^!ett  braucht  baS  burd^auS 
nidjt  aujutrcffcn  unb  oor  allem  finb  bic  frül^ercn  Sc^ic^tcn  ebenfalls  in  Änfo^ 
ju  bringen.  So  finb  bic  mobcmcn  grranjofcn  feine  9lomancn,  fonbem  loffcn 
fcItifc^cS  SBcfcn  erfennen.  3)ic  ^Rumänen  finb  nod|  weniger  9iomanen,  fonbem 
jcigen  öielmc^r  flawifd^c  SDlerfmalc.  aSdre  in  granfreic^  bic  leltifc^c  Äultur 
bcr  crobemben  römif^cn  überlegen  gcwefcn  (b.  ^.  tofire  bie  römifc^c  Über« 
fd^wemmung  ©aUicnS  nict)t  bic  Äolonificrung  bur^  ein  Äulturüolf,  fonbem 
bie  (ginwanberung  eincS  primitioen  QoIfeS),  fo  wfiic  bic  Sprache  btencidjt 
fcltifc^  geblieben  unb  wir  würben  ^anfrcic^  unb  feine  Ühiltur  alS  (irjeugniS 


10  ^«öo  »indlcr,  Kod^  ^Bog^odWi!  "äD.  XIV,  3 

einer  feltift^en  9eDö(!etung  anfeilen  —  ebenfo  falfc!^.  ^iefed  Set^filtnid  befte^t 
j.  16.  in  9{orbitaIien  mit  feiner  burc^  germani{d)e  @inmanberung  beeinflußten 
Seöölferung,  »elcfte  fi(^  fo  ftarf  oom  fübitalienif^en  SBefen  untcrfc^eibet. 

(Sin  SuIturDoH  ift  ba§  StäcugniS  t)on  öcrfc^icbenen  uac^* 
ctnanbcr  im  fianbe  anfäffig  geworbenen  95eööHerungöfcl^i(^ten, 
toeld^e  miteinanber  üerid^moljen  ftnb  unb  boburd^  neue  ©igen* 
fd)Qftcn  cntttJtcfelt  ^aben.  3cbe  neu  ^injufommcnbc  ^at  bem  Sanbe 
unb  ben  früheren  ©c^id^tcn  cttoo^  Sleucä  gebracht  unb  ift  t)om 
Sanbe  unb  ben  alteren  3nfaffen  beeinflußt  toorben  —  baö  ift  bc* 
fonberg  in  ben  unö  ^ier  befc^äftigenben  9SerI}aItniffen  ber  gaü. 
3ur  Sntlüicftung  einer  ßultur  gehört  alfo  bie  SBobenftänbigfeit 
i^rer  Iräger,  unb  ipenn  toir  beöl^alb  einen  beftimmten  Äutturab* 
fd^nitt  jeitlicl^  mit  bem  5Wamcn  einer  Station  in  SSerbinbung 
bringen  ipollen,  fo  ift  baS  ©rforberni^  bafür,  bafe  bie  Diation, 
bie  unö  in  ber  betreffenben  ß^it  afö  etloaö  ein^eitlic^ed  erfc^eint, 
fid^  auf  bem  ©oben  beö  in  93etrad)t  fommenben  Sanbeö  in  ber 
gebadeten  SBeife  enttoidelt  ^at,  unb  bafe  bie  fennjeid^nenben  SKert^ 
male  i^rer  Äultur  i^r  SBert  unb  in  biefer  ßeit  unb  auf  biefem 
©oben  enttoicfelt  finb. 

3n  biefem  ©inne  aber  fann  man  öon  Serien  unb  gar  ben 
©up^ratlänbern  nid^t  afö  §eimat  einer  ,,l^et^itifd)en"  ©eöölferung 
unb  Äultur  fpred^en.  SBo^I  fönnen  loir  immer  flarer  fe^cn,  bafe 
bie  S5et)ölferung  biefer  Sänber  et^noIogifdE)  tt)ie  fuItureH  ftarf  burc^ 
bie  c^attifc^e  Eroberung  beeinflußt  toorben  ift.  Sßo^I  mag  aud  ben 
unmittelbar  ber  ©roberungöjeit  ange^örenben  S)en!mdfern  fic^ 
^erau^fteHen,  baß  fie  aud^  bie  Äultur  biefer  Sänber  ftarf  beeinflußt 
^aben  —  namentlid}  in  SKefopotamien  bid  na^  9lff^rien  ^incin, 
toirb  fid^  öielleid^t  nod^  üieleö  in  bem  ©inne  aufflären  —  aber  ben 
83oben  biefer  Sänber  fann  man  ate  ^eimat  einer  ^etl^itifd^cn  ffiultur 
nid^t  anfe^en.  S)er  fann  öietme^r  nur  baö  Sanb  gettjefen  fein, 
too  bie  E^atti,  fo  lange  fie  afö  großem  9SoIf  beftanben,  i^ren  eigent* 
liefen  ©i^  gehabt  unb  öon  wo  fie  fid^  über  bie  anberen  Sänber 
erobernb  ausgebreitet  \)obtn.  3)aS  ift  aber  ßfeinafiien  mit  bem 
gentrum  Sap|)abofien.  §ier  ^at  fid^  bie  c^attifd^e  Station  ent* 
toidelt,  Don  ^ier  auö  ift  fie  borgebrungen  unb  ^ier  ^at  fie  ba$ 
^erauägebilbet,  waö  im  ftrengen  ©inne  aU  i^reSuItur  angefe^en 
»erben  muß. 

$ie  8erf(^iebung  hti  geograp^ifc^en  ^egriffe^  (S^atti  bur(^  bie  ^(ff^rer, 
Don  ber  »ie  noc^  ju  fpre(^en  ^aben,  unb  feine  Übertragung  auf  Serien 
fann  bei  Slac^ri^ten,  welche  Ouellen  entflammen,  bie  ficft  biefer  ©eje^nung^- 
weife  bebienen,   ju  Smeifeln  führen,   ob  man   e«  wirMic^   mit  urfprüngli(^en 


«O.  XIV,3         a)cr  gunb  öon  tU^maxna  unb  bic  ^ct^itcr.  H 

„(^attifc^en''  &r{(^einungen  ^u  tun  l^at,  ober  ob  ed  fi4  um  bie  Übertragung 
^anbett,  bie  bann  natürlich  aud)  gan^  anberd  gearteted,  al9  c^attifd^  be^eid^nen 
lann.  @o  fproc^en  bie  9()f^rer!dnige  feit  3:igIat<'$Uefer  IlL,  t)on  einer  9^eue« 
rung  in  i^ren  ^alaftbauten,  bie  fie  ali  „nad^  bem  SRufter  eineS  6)t)atti« 
$oIafted"  eingeführt  ^erüor^oben.  (Sin  bSt^c^iläni,  b.  i.  ein  Sorgeb&ube  mit 
@&ulen,  tt»ar  h\^  ba^in  in  ^ff^rien  fremb.  ^ber  mar  ed  d^ottifc^  ober  ifi  ^ier 
üielme^r  (£t}otti  im  aff^rifd^en  6inne  ju  f äffen,  ber  ©Qrien  unb  $^önicien 
mit  umfaßt?  l)oc^  wo^I  e^er  bad  Ie|tere  utrb  bann  ^anbelt  ed  fic^  laum  um 
tiroai  eigentlich  „(S^attifc^ed",  b.  ^.  um  eine  (£inrid)tung,  totld)t  i^ren  Ur« 
fprung  in  c^attifd^er  ^aufunft  unb  (Srfinbungdgabe  gel^abt  I|at. 

(Sine  fe^r  iDefcntlid^e  ©rtuciterung  unfcrcS  (SinbUcfeö  in  bic 
^ctl^itifd)e  ®efd)tc^tc  brachte  bcr  feit  1888  betonnt  getporbcne  2!on* 
tafelfunb  üon  üMmavna  in  Sig^pten.  S)ie  Sriefe  ber  ftönige 
ber  t)orberafiatifd)en  (Staaten  folPte  ber  ft|rifd)en  unb  paläftinen* 
fifdien  SafaHenfürften  an  ben  5ß^arao  bradjten  wieber  2luffd)Iüffe 
über  bie  SBeDöIferungööer^äftniffe  ber  öerf^iebenen  Sänber  unb 
ber  größte  ?(ntei[  biefer  ?[uffc^Iüffe  tarn  ttjo^l  ber  §ett)iterfrage 
jugute.  aSerben  bod),  abgelesen  öon  ber  Stuf^eKung  ber  politifc^en 
SBejie^ungen  ^(g^ptenö  unb  feiner  9?afanenftaaten  ju  ben  S^atti 
im  14.  3af)r^unbert  jnjet  Sprachen  neu  befannt  (SKitani  unb  9(r* 
jatt)a  f.  unten  ©.  14)  unb  jum  erften  Wlak  baS  Übergreifen 
,,t|et^itifd)er"  SJöHer  nad^  SKefopotamien  unb  Jlff^rien  bejeugt. 
?lud|  bie  Srfenntniö  t)om  inneren  SIeinafien  alö  eigentlidjen  ©i^ 
ber  ©^attimad|t  mufete  fi^  au8  biefen  Sriefen  ergeben,  ttjenngleic^ 
öiele  ber  Sluffc^Iüffe  erft  fe^r  allmä^Uci^  gemürbigt  tüerben  tonnten 
ober  erft  gelegentlid)  burd;  ipinjufommen  neuer  Sinjel^eiten .  in 
i^rer  Sebeutung  erfannt  tuerben. 

^ie  n^tc^tigfte  unb  öon  öorn^erein  in  bie  9(ugeu  fadenbe 
Xat|ad)e,  welche  ber  gunb  lehrte,  n?ar  aber  bie  ber  9?erbreitung 
unb  Sebeutung  babt)tonifc^en  ©c^riftioefen^  im  öorberen  Orient. 
S)ie  9toDe  be^  SBab^Ionifdjen  erfd^ien  toie  bie  beö  2ateinifd)en  im 
3}?ittelalter,  unb  eö  brängte  fid)  f^on  bamafö  bie  grage  auf,  ob 
nid^t  auc^  ber  berühmte  6^eta*93ertrag  JRamfe^'  IL  urfprünglic^  in 
Äeilfc^rift  unb  bab^lonifd^er  Sprache  abgefaßt  getoefen  tuäre,  ba 
ja  ber  5ß^arao  fid)  be^felben  SSerftänbigung^mittelö  im  9Serfe^r 
mit  feinen  eigenen  SSafaUenfürften  toie  mit  allen  übrigen  ftönigen 
SBorberafienö  bebiente  \  3Baö  man  bamate  öoraudfe^en  fonnte,  fanb 


^  3<^  ^^^f  ^i^  S^oge  in  meiner  erften  iJHtteilung  über  bie  el«9(marna« 
Briefe  (@i(ungdberi(^te  ber  berliner  ^fab.  b.  SBiffenfc^.  1888)  auf  unb  fie  »urbe 
betagt  unb  in  ber  %o\qt  weiter  in  ben  og^ptifd^en  Oueüen  verfolgt  oon 
SS.  W.  STlüfler  O/irten  unb  (Suropa  u.  Wl^^äi».  1912,3  8.  6).    ^ad  3a^r  1907 


12  ^ugo  SBindter,  ^aö^  99og^adföt!  «D.  X[V,3 

bann  mandjcrlci  Scftätigung  in  (gigcntümlic^fciten  bcr  äg^ptifd^cn 
Snfc^riftcn  bei  9?ac^ricf)tcn  über  bie  öorberofiatifci^en  ßdnbcr,  um 
fc^Iiefelic^  butd^  -bie  neueren  gunbe,  bie  un§  ^ier  befonberd  be» 
fd^öftigen  follen,  in  fcitener  SBeife  beftätigt  ju  toerben. 

Der  Qn^aü  fügte  e^,  bafe  ungefähr  gleid^ieitig  Urfunben  bc« 
fannt  tourben,  njeld^e  ebenfaüö  3^"9"i^  ^^  ^i^  Verbreitung  ber 
Äeilfd^rift  unb  jttjar  gerabe  in  Äleinafien  ablegten,  alfo  auf  bem 
eigentlid^en  ©oben  ber  ß^attimad^t.  greitid^  tüar  man  [id^  ja  über 
biefe  ©ebeutung  fiappabofienä  noc^  nid^t  Mar  unb  bie  neuen  Ur- 
funben mufeten  junädift  bie  SReinung  gerabe ju  irre  führen,  ©ie 
finb  in  einem  entfteHten  ©abt)IonifdE)  abgefaßt,  beffen  3Befen  ju 
erfennen  erft  ben  Vereinten  95emüf)ungen  fd^arffinniger  gorfd^er 
gelang.  9Som  „I)et^itifd^en"  SBefen  laffen  fie  toenig  ober  nichts  er- 
fennen unb  ber  ^erüorfte^enbfte  Sln^atepunft  »ar  too^I  bie  ^Sufige 
SBertpenbung  be^  Sanbeggotteö  üon  2lf  f^rien  in  ber  Silbung  ber 
^erfonennamen,  »elc^e  aud^  fonft  bab^tonif^en  ober  aff^rifc^en 
S[)arafter  tragen.  SOian  toar  ba^er  geneigt,  biefe  Urfunben  in  eine 
3eit  aff^rifd^en  Sinf(uffe§  in  jenen  ®egenben  ju  fe^en  unb  ba 
fie  fc^on  i^rer  ©c^rift  nac^  in  möglid^ft  frü^e  3cit  ju  fe^en  loarcn, 
fo  bad)te  man  an  bie  erfte  befannte  STu^bel^nung  Slff^rien^  gegen 
Äleinafien  ^in,  unter  ©almanaffar  I.  (um  1300). 

SBir  loerben  fef)en,  bafe  biefe  9lnna^me  jtoeifeHoö  irrig  loar 
unb  je^t  too^{  aud^  o^ne  heiteres  aufgegeben  toorben  ift.  9Benn 
eö  biö^er  ^atte  fd)eincn  fßnnen,  al8  »enn  biefe  Urfunben  faum  me^r 
alö  eine  frembe  9D?crfmürbigfeit  in  ber  fleinafiatifc^en  ®efd^id^te 
barfteüten,  fo  tt)irb  fid^  unö  ergeben,  bafe  fie  im  ®egenteil  je^t 
fid)  au§  ber  regelmäßigen  ®nttt)idtlung  SIeinafienö  öerfte^en  unb 
ein  micf)tigeg  3^"9"i^  ^^^  „§ettnter"*®ef^i^te  bilben. 

3unäd^ft  fanben  fie  »enig  SBürbigung,  ba  fie  eben  afö  eine 
öereinjcite  9D?erfn)ürbigfeit  erfd^ienen  unb  aud)  ju  gering  an  An« 
ja^t  ttjaren,  als  bafe  fie  öiele  ?{uffd^Iüffe  Ratten  geben  fönnen. 
Jreitid^  ^ätte  njo^I  in  ben  me^r  aU  jioanäig  Sauren  feit  i^rem  erften 
Sefanntioerben  Diel  mef)r  für  bie  Sttoeiterung  i^reg  SSerftänbniffeö 
gefc^efien  fönnen.  SBä^renb  fie  urfprüngli^  alö  im  ^anbel  er* 
lüorben  nur  aflgemein  qU  auS  „Äappabofien"  ftammenb  befannt 
getoorben  »aren  unb  beS^alb  aU  „fappabofifd^e  fieilfc^riftur* 
funben"  begeid^net  tourben,   gelang   eö,  ben   Drt  i^rer  ^erfunft 


htad^tt  bann  bie  SS^eilfc^riftteste  fo((^er  Urfunben  unb  barunter  aucJ^  bie  Don 
aiamfc«  IL  (unten  ®.  27  f.). 


«C.  XIV,  3  l^eiltnf^rifteu  aud  ^et^itifc^em  (Siebtet.  18 

genau  fcftjufteHcn.  @d  ift  bcr  Mumcn^ügcl  Rül*tcpe  beim  S)orfe 
fiara-Üjüt,  cttoa  brei  ©tunbcn  öftKc^  üon  ftatfartje.  Slußcr  bcn 
feinctäeit  üon  ®oIcnifd^cff  öerfiffcntlid^ten  finb  nod^  öcreinjclte 
tafeln  feitbem  Mannt  gegeben  toorben,  aber  aufeerbem  ift  eine 
no^  größere  5!lnja^I,  bie  in  Saifanje  unb  fionftantinopel  ja^rc* 
lang  öerf auflief  toaren,  in  ben  §anbel  gefommen.  (Sine  ©ammrung 
bat)on  befifet  §.  SB.  ^\lpxt(i)t,  fie  finb  inbeffen  nod^  nid^t  öeröffent- 
li^t  motben. 

S)ag  SBefannttocrben  öon  immer  neuen  Snfc^riften  in  ber 
„l^et^itifd^en"  §ierogI^p^enfd^rift  belebte  ba^  3ntereffe  an  bem  Hein* 
afiatifd^en  ^(turgebiet  ftetd  neu,  tt^enn  aud^  ber  eigentlid^e  @d^lüffel 
jum  SBerftdnbnig  biefer  Snfd^riften  »ie  ber  6^atti»®efd)i^te  über« 
^aupt  nod)  immer  fehlte.  3n  ben  90  er  Sauren  beö  legten  3a^r» 
^unbert^  führte  S^antre  jtoei  ^orfd^ungdunterne^mungen  au^,  n>e(d^e 
ber  Unterfud^ung  fleinafiatifd^er  unb  öorttjiegenb  fap<)abofifd^cr 
9{uinenft&tten  gett^ibmet  n^aren.  ^ud)  ^üUUpt  unb  bad  altbe« 
fannte  fSogfyaitbi  n^urben  t)on  i^m  aufgefud^t  unb  SSerfuc^d« 
grabungen  angefteöt.  ß^antre'g  Äufmerffamfeit  galt  aber  me^r  \)ov^ 
gefc^ic^tlid^en  ober  arc^äologifd^en  @(egenftänben  unb  fo  n^ar  fein 
Srgebnid  für  bad  SBefanntn^erben  t)on  gefd^riebenen  Urfunben  nur 
gering  —  üjenigftenÄ  toenn  man  eg  an  bem  mifet,  toa^  ba^  bon 
i^m  aufgefud^te  Q3og^a^föi  fpöter  geliefert  f)at 

3mmer^in  braute  er  Don  bort  ein  paar  ©tüde  Don  Slontafeln 
mit  Äeilfd^rift  unb  in  einer  unbefannten  ©prad^e  ^eim,  bie  bon 
©d^eil  in  bem  Söerid^te  über  bie  ?tu8grabungen  öerfiffentlid^ttourben^ 
%ud^  ber  beutfc^e  fieutnant  ©c^afer  ^atte  ein  gleichartige^  ©tüd 
Don  bort  mitgebradE)t,  unb  ate  bann  SB.  ^tld  auf  einer  Umfd)au 
nad^  Der^eigung^DoIIen  ^[u^rabung^ftätten  in  ^(einafien  93og^ad« 
föi  befugte,  fonnte  au^  er  biefen  Satfad^en  ©ntfpred^enbeg  feft* 
fteUen«. 

3n  3)cutfc^Ianb  toaren  injüjifd^en  bie  Sluögrabungen  ber  neu 
begrünbeten  S)eutfd^en  Drient»®efenfd^aft  mit  reid^en  5IÄitteIn  in 
Sab^Ion  unb  bann  in  Äffur  in  angriff  genommen  toorben.  3)ie 
Änteilnal^me  Weiterer  fireife  »ar  baburd^  naturgemäß  nad^  ben  alten 
maßgebcnben  SRittelpunften  be§  Alten  Orients  gelen!t  unb  für  bie 
SRebengebiete  tonnten  ^öc^ftenS  bie  befd|eibenen  $roittel  SJereinjelter 
in  Änfprud^  genommen  toerben.  Srogbem  mußte  ber  ^öd^mann  fid^ 


^  Ghantre,  Mission  en  Cappadoce. 

<  bgl.  ben  9eeifebert(^t  ^m  in  ber  3eiti(!^r.  für  (St^nologie. 


14  ^ugo  Studier,  ^ad)  ^ogf^amU  KD.  Xiy,3 

fagen,  bajs  bie  toid^tigften  f^unbe  ouf  unfetem  ®tb\tt  nid^t  immer 
bort  gemadjt  tDorben  tuaren,  )do  man  fte  vermutet  ^atte  unb  bag 
baS  Unverhoffte  eine  grofee  MoUc  in  ber  Slu^grdbcrtätigfcit  fpielt. 
SBoren  boc^.  bie  fo  aufeerorbentlid^  erfolgreid^cn  franjöfift^en  ^u^ 
grabungen  in  ®ufa  abermofö  ein  ßeugnig  biefer  alten  ©rfal^rung. 
SBo^(  Ratten  aud^  fie  n)id^tige  unb  ja^Irei^e  Urfunben  unb  ^enf« 
mäler  ber  elamifd^en  Kultur  unb  ®efci^id^te  geliefert,  aber  nic^t 
weniger  unb  faft  nod^  loid^tigere  auS  bort^in  t)erfc^Ie|)pten  ^enE« 
malern  ©abt)Ionien8. 

Smmer^in  mufete  man  fid^  jagen,  bafe  nad^  ben  bcfannt  ge* 
U)orbenen  Xatfad^en  ber  Soben  Don  SBog^adtöi  me^r  afö  bie  Don 
ben  Sefuc^ern  aufgelefenen  SBrudE)ftüdte  an  Urfunben  bergen  tourbc 
unb  ba^  man  ba^er  ^ier  im  ^erjen  öon  Äteinafien  hoffen  burftc, 
Denfmäler  ju  finben,  toeld^e  unter  ben  befte^enben  SBer^ättniffen 
bie  näd^fte  üRöglid^feit  bieten  »firben,  üerft&nblid^e  ober  bod^  bcm 
SSerftänbniö  erfd^liefebare  9?ad^rid^ten  ju  liefern.  3Ba8  man  tociter 
nodf)  fdiliefeen  fonnte  »ar  folgenbe^:  eUSlmarna  I)atte  und  ätoci 
neue  ©prad^en  fennen  geleiert,  toeldfie  bem  „l^et^itifd^en"  Seüölfc» 
rungdgebiete  angefjörten.  S)ie  Don  SRitani  unb  bie,  beren  fid^  ber 
Äönig  Don  Ägypten  in  einem  ©d^reiben  an  ben  Äönig  Don.  ?tr* 
jaloa  bebient.  S)ie  legtere  finbet  fid^  jugleic^  in  einem  loenig  Der* 
ftönblid^en  ©riefe,  ber  bie  „©öl^ne  Sapaja"  ertoä^nt,  bie  in  9?orb* 
3frael  fi|en,  ettoa  im  ®ebiete  beg  fpdteren  „ßp^raim".  üRit  ber 
„SD?itanifprac^e"  boten  bie  Xejte  Don  Sog^adföi  feine  ©erü^rung, 
bad  tonnte  man  fofort  erfennen.  2)agegen  n^aren  Slnl^altdpunfte 
Dor^anben,  aQerbingö  bei  bem  geringen  Umfange  ber  Xejte 
nid^t  ftreng  bctoeifenbe,  todä)t  auf  eine  na^e  SBerü^rung  ober  gar 
©leid^l^eit  mit  ber  ©prad^e  ber  anberen  beiben  ©riefe  beuteten. 
Da  ber  einigermaßen  Derftänblic^e  ber  beiben  ©riefe  an  ben  Äönig 
Don  Slrjatoa  gerichtet  mar,  fo  nannte  man  fie  „©prad^e  Don  Ar* 
jama",  unb  fud^te  biefeS  fianb  junäd^ft  im  ^et^itifd^en  SWac^t* 
bereicfie,  o^ne  ba§  eine  näf)ere  Unterbringung  glücfen  tooQte.  SBir 
toerben  fe^en,  baß  biefe  aud^  je^t  noc^  nid)t  ganj  fidler  ift  — 
loenn  nic^t  bie  Urfunben  Don  ©og^adföi  nod^  toeitere  Äuffc^lüffe 
enthalten.  SBenn  fid^  bie  ©ermutung  über  bie  ©prac^e  beftfitigte, 
fo  fonnte  man  junäd^ft  Dermuten,  in  ©og^adföi  bie  jpauptftabt  eben 
Don  %xiatoa  ju  finben.  S)ag  biefed  fianb  bann  auc^  im  S^atti* 
bereic^e  eine  maßgebenbe  JRoIIc  gefpielt  ^aben  mußte,  ^dtte  fid^  o^ne 
toeitered  ergeben  unb  man  fonnte  auf  jeben  gaQ  ^offen,auf  biefe  SBeifc 
ber  fiöfung  ber  ß^attifragc  um  ein  guted  ©tudt  nä^er  ju  fommen. 


ao.  XIV,  3      Sorbcteitungcn  jur  erforfct|unfl  öon  ©ogl^oSfdi.  15 

^ad  mar  bet  8tanb  bet  ^inge,  ald  i^  mi^  entf^Io^,  ben  SBerfuc]^  ju 
ma(i)en,  eine  Unterfud^ung  ber  9iutnenftötte  Don  ^og^adföi  ind  SBerl  p  fe^en. 
^ag  ein  (^folg  ^u  erf|offen  fei,  lonnte  man  annehmen;  bag  bei  »iffenf^aft« 
liefen  9orf(!^ungen  ber  ^udgang  oft  ein  anberer  ift,  aU  man  üor^er  annimmt, 
unb  bag  bad  befonberd  bon  ^(u^grabungen  gilt,  war  mir  ein  in  ^(eifc^  unb 
IBlut  übergegangener  (Sebanfe.  ^ag  ber  (Srfolg  bie  STnnal^me  übertreffen  unb 
bie  aud  ben  wenigen  miffenf(]^aftli4en  ^nl^alt^punlten  gewonnenen  ^erec^« 
nungen  in  ungeahnter  SEBeife  übertrumpfen  würbe,  war  eine  gern  ertragene 
@nttöuf(^ung.  Xie  ^nna^me,  bog  Sogl^adfdi  bie  ©täite  üon  ^erobotd  $teria 
fei  —  wie  man  meift  annal^m  —  war  bamit  no(!^  üerträgli<]^.  S)ie  Unmög- 
iid)feit  ergab  bie  tluSgrabung. 


IL 

(Sin  mittcltofer  ®clef)rter  t)Qttc  für  ©cfttcbungcn  jut  Durch- 
führung t)on  äuggrabungcn  ju  ber  Qtii,  too  mir  btcfc  Sbcc  tarn, 
feinen  leisten  ©tanb.  SBic  bemerft,  toaren  feit  einigen  Sauren 
bie  äufmcrtfamfeit  unb  bie  öffentlidien  SRittel  ju  tlu^grobungen 
burd^  bie  Unternehmungen  ber  SJeutfc^en  Drient»®efenfcl^aft  feft* 
gelegt,  äuc^  toäre  eg  tDO^I  nid^t  leidet  gett)efen,  felbft  beim  83or* 
^anbenfein  öon  SKitteln  auf  bem  getDö^nlid^en  SBege  burd^  SRegie- 
rungSöermittlung  einen  german  für  Sluggrabungen  t)on  ber  Sür* 
fifc^en  Regierung  ju  erhalten,  ©erobe  bie  lefttere  ©^toierigfeit 
^at  midi  auf  ben  SBeg  geführt,  auf  bem  id^  meine  Slbfid^t  burc^* 
juffi^ren  t)ermod)te.  SlQerbingS  mu^  id^  babei  bemerfen,  bag  ed 
auc^  eine  SBerfettung  üon  glüdltd^en  Umftänben  toar,  toelc^e  mic^ 
aud^  mit  ben  für  bie  3)urd^fü^rung  geeigneten  $ßerfönlid^feiten  ju* 
fammenfü^rte  unb  bafe  ic^  ba^  ®Ificf  gehabt  f)ait,  bei  btefen  ar- 
beiten greunbe  unb  SD?itftreiter  ju  finbcn,  o^ne  beren  Setftanb 
eö  mir  nic^t  möglid^  gemefen  toäxt,  irgenb  ettoaS  ju  erreichen. 

3m  Sa^re  1892  l^atte  mein  für  bie  ©rforfc^ung  ^ß^öntjien^ 
intereffierter  alter  greunb  unb  ©c^üIer  SBil^etm  Don  Sanbau  auf 
meinen  SSorfd^Iag  ^in  bie  3bee  aufgegriffen,  ber  bamate  befannt 
getDorbenen  Muffinbung  öon  p^önijif d^en  3nfc^riften  bei  ©ibon  nad^- 
juge^en.  (Sine  Unterrebung  mit  bem  3)ireftor  beg  Dttomonifc^en 
äKufeumÄ  S)r.  D.  ^ambi^be^,  ber  felbft  etnft  berühmt  geworbene 
gunbe  in  ©ibon  gemad^t  ^atte  (befonberö  ben  ©arg  Xabnitö,  be^ 
SSater^  Sfd^munajar^  unb  ben  fogenannten  „8KeEanber-©ar!o- 
p^ag")  ergab,  ba§  bie  einfad^fte  unb  mit  Dertiältni^möfeig  befd^ei- 
benen  SRitteln  burc^fü^rbare  STOöglid^feit  einer  Sluögrabung  todre, 
fie  im  9tamen  unb  unter  fieitung  eine§  Scamten  be^  Dttomanifc^en 
STOufeumö  au^jufu^ren,  hjobei  öoHfommene  Verfügung  über  bie  9Ser- 


16  $U0O  aßindlcr,  ^ad^  «Oßl^agföi!  ,  ^ü.  XIV,  3 

öffcnttid^ung  bc^  (Sefunbcncn  unb  etttjoigc  5)oppcIftüc!c  al^  ?lntcil 
jugcftanben  ttjurben. 

Unter  biefcn  Scbingungcn  tDurbcn  bic  äßittcl  öon  greifen: 
öon  Sanbau  für  1903  jur  SBcrfügung  gcftcQt.  S)ic  gunbfteQc  bcr 
Snfd^riftcn  toar  beim  Sefannttoerbcn  bcg  ^unbc«  t)on  5:^coborc 
2RQcrtbt-b€^,  Äonfcrüator  am  Dttomamfdjcn  ÜRufcum,  aufgcfuc^t 
unb  crftmalig  untcrfu^t  toorbcn.  Er  toax  ba^cr  bcr  gegebene  Ser* 
trauenSmann  beö  SKufeumS,  ber  bie  Seitung  ber  Ausgrabungen 
übernehmen  foUte.  3cf|  fiaht  in  ben  Sauren  1903  unb  1904 
ben  betbemale  mit  ben  öon  SB.  ö.  Sanbau  jur  SSerfügung  gefteUten 
SKitteln  burd^gefü^rten  STuSgrabungen  beigetDO^nt,  »el^e  ^aupt* 
fäd^Ii^  ber  gunbftätte  jener  Snf^riften  galten,  toeld^e  fic^  als 
^^ernpel  beS  (Sfd^mun  (fc^ar  fobefd^)  l^erau^fteüte.  Sei  biefer  ®e« 
legen^eit  Ijobt  \6)  in  Sßacribt^be^  einen  fürforglid^en  unb  auf  ba^ 
fleinfte  bebac^ten  SKann  fennen  gelernt.  Die  gemeinfam  öerbrac^tc 
3eit  bei  ben  bortigen  STrbeiten  ift  für  mid^  eine  Se^rjeit  getoefen, 
welche  Diele  meiner  l^ergebrad^ten  europäifd^*„n)iffcnfd^aftIid^cn*' 
Änfic^ten  geänbert  f)at 

@^e  man  an  eine  SluSgrabung  Don  Sog^adföi  ge^en  fonnte, 
war  eS  nötig,  fid)  an  Ort  unb  ©teile  Don  ben  Dermutlid^en  äuö» 
fid^ten  ju  überjcugen.  Die  SRittel  ju  einer  foId)en  ©rhinbigungSreife 
fteöte  grei^err  SB.  D.  Sanbau  jur  SBerfügung,  ber  aud^  felbft  bie  ^tit 
ber  (SinleitungöDer^anblungen  mit  mir  in  Äonftantino<)eI  Derbrac^te. 
3ur  Meife  »ar  ein  grofel^errlid^eS  3rabe  nötig,  baS  burd^  bereit^ 
toilligeS  ©ntgegenfommen  ber  f.'  Deutfc^en  ©otfd^aft  fe^r  fc^neD 
befci^afft  tourbe.  Die  ßcit  brängte,  benn  eS  toar  fc^on  6nbe  ©ep* 
tember  1905  unb  im  Dftober  tt)irb  boS  3Better  in  ben  ^ö^er  ge* 
legenen  leiten  ffileinafien«  mand^mal  fd^on  rec^t  unbc^aglic^. 
SBir  foDten  ^ßroben  baDon  benn  aud^  fennen  lernen. 

Auf  meine  ©itte  loar  3Racribi»bet)  mir  Don  ber  Serloaltung 
beS  Dttomanifd^en  9Rufeum8  alä  Segleiter  mitgegeben  ttorben. 
3n  G«R*fd^e^ir,  tt)o  bie  Slnatolifd^e  ©ifenba^n  i^re  Qüqjt  bie  erfte 
SZad^tru^e  galten  Ififet,  trafen  toir  unS  —  er  über  ©mt)ma  Don  Ä^a« 
folüf  (©p^efuÄ)  fommenb  ~  unb  legten  am  nä^ften  SRorgen  »eiter 
mit  ber  ®efc^tDinbig!eit,  meldte  anatolifd^e  ©ifenba^nen  enttoirfefn, 
bie  öbe  unb  »enig  befiebefte  ©trede  Don  ®SK-fd^e^ir  nad^  Jfngora 
jurfid. 

®on  9lngora  finb  eö  fünf  3;agemärf(^e  bi«  ®ogI)aö!öi.  ^Mcr 
begann   bie  3nlanbreife.     9?ad|    breitägigem    herumlaufen    unb 


1K£).  XIV,  8  (Srfie  (grlunbungdreife.    1905  17 

^ilfd^en  tDQt  bad  nötigfte  beifamnten,  ober  beffer  bad,  toa^  %n* 
gora  Don  biefem  ju  liefern  Dermod^te,  unb  loir  fonnten  alfo  atö 
ftunbfd^after  ind  fianb  ber  i^et^iter  (od^ie^en.  Sd^  toflrbe  niemanb 
empfehlen,  glei^falld  o^ne  Sleifeaudräftung  nod^  S^ngora  }u  gelten. 
Sn  ber  Site  fonnten  ü^tr  nic^t  einmal  einigermaßen  (eiblid^e  ^ferbe 
erl^Iten.  9U  ©öttel  bienten  und  bie  orientalifc^en  äRartertoerf« 
jeuge,  toel^e  stoeifeUod  in  (Suropa  einen  $Ia^  in  ber  ^olterfammer 
beanfpruc^en  fonnten.  ^ür  bie  furje  Steife  glaubten  n)ir  ed  aber 
aushalten  ju  fönnen,  loeit  U)ir  eben  mujsten,  unb  ed  ift  ja  ou^ 
gegangen.  Sber  p^ilofopl^ifc^er  Srgebung  unb  fpartanifd^er  ^uU 
bung  Don  ©Ueberfc^merjen  ^at  ed  beburft. 

%m  14.  Cftober  fonnten  Xüh  Don  ^ngora  aufbred^en.  ^ad 
toax  fär  bad  anatolifc^e  Stiima  reic^Iic^  fp&t.  Son  Stngora  bid 
^og^adfdi  liegen  bie  Ebenen  bed  großen  fleinafiatifc^en  ^oä)* 
plateaud  ^toifd^en  750  bid  1000  m  über  SDZeer  unb  man  mu|  fic^ 
ni^t  bie  Ißorftellungen  Don  orientalif^er  ^i^e  mad^en,  ioenn  man 
fid^  für  biefed  Slima  r&ftet.  (Sd  gibt  einen  rec^t  füllen  ^erbft 
unb  fraftigen  äBinter.  3n  S3og^adfÖi  felbft,  in  einer  $ö^e  Don 
ungef&^r  1000  m  ^abe  id^  Don  ber  ^i^e  aud^  im  ^od^fommer  nic^t 
ju  leiben  gehabt  —  abgefe^en  titoa  Dom  ©onnenbranb  — ,  tt)o^l 
aber  mir  bie  9t&(^te  ettoad  n^ärmer  gen^finfd^t.  SSon  ber  $i^e  tt^ar 
alfo  je^t  nichts  ju  befürd^ten,  im  92ad^tquartier  tat  ein  ^uer  im 
offenen  ^erbe  fel^r  too^l,  unb  toenn  man  bie  äJ'^ittagdraft  mai^te, 
fo  fud^te  man  nic^t  ben  ©chatten  auf,  fonbern  blieb  im  @onnen<* 
fd^ein  figen  —  loenn  bie  @onne  fd^ien.  3"  befürchten  toar  nur 
ber  ^[udbrud^  an^altenber  9iegengüffe.  ®ie  äBege  &)erben  bann 
fc^neQ  unbenu^bar,  benn  loenn  ni^t  bie  ganje  @traße  Derfumpft 
ober  n)eggefd^n)emmt  toirb,  fo  bietet  bie  erfte  ©teile,  too  ber  3Beg 
einen  SBafferlauf  freujt,  ^alt.  Gö  fd^eint  gegen  bie  Statur  bed 
anatolifd^n  93auern  ju  fein,  fein  Seben  einer  Srfide  anjuDer« 
trauen.  @r  fä^rt  ober  reitet  neben  biefer  burd^  bad  SBaffer.  Sßad 
id^  an  93rüden  (mit  9ludna§me  ber  großen  ©teinbrüde  über  ben 
^alt)i)  gefe^en  l^abe,  beftanb  aud^  nur  aud  ®erippen  Don  SSalfen« 
lagen  SBa^rfd^einlid^  ffattt  man  ben  ^Bohlenbelag  nü^lid^er  Der>" 
toenbet,  ald  i^n  fo  nu|lod  auf  bem  SBege  liegen  ju  laffen.  ^enn« 
^olj  ift  l^ier  ein  rarer  ®egenftanb.  S5a  bie  SBafferläufe  in  ben 
4)od^ebenen  oft  toenig  Gefälle  ^aben,  neigen  fie  jur  Serfumpfung 
unb  bei  ftarfem  Stegen  toirb  bed^alb  bad  fianb  neben  ber  ^räcfe 
unter  Sßaffer  gefegt  unb  bamit  ift  jeber  SJerfe^r  unterbrochen. 

(£d  ging  aQed  ol^ne   toeitere  ©d^loierigfeiten   ab,   am  fünften 

Dct  filtt  Orient.  XIV,  3.  2 


Sag  {onnten  mir  unfern  (^n}ug  in  fBogf)a^tb\  galten.  Suffe^en 
erregte  er  weiter  nidEit,  man  ift  ^ier  gewohnt,  9leifenbc  ju  fc^cn. 
3lud^  ^t  ber  türlifd^e  Sauer  ju  öiel  ßeben^art  in  fi^,  um  eine 
abtoeid^enbe  ©rfci^einung  mit  unjiemlid)er  SReugier  ju  begaffen. 
Sad  fommt  ^öd^ftend  einmal  in  einer  @tabt  feiten^  ber  l^alb«* 
mäc^figen  Sugenb  t)or,  toirb  aber  aud^  ba  ba(b  Don  ben  Srmac^fenen 
unterbrüdt  toerben.  3n  Serlin  toürbe  eine  cntfpred|enb  fremb* 
artige  ©rfc^einung  einen  Sluffauf  jur  golge  l^aben,  ber  ein  be* 
träd^tlid^eg  5ßoIijeiaufgebot  in  Scmegung  fegen  toürbe.  3m  Drien» 
taten  ftedt  eben  ate  angeborene^  Srbe  innerlid^  verarbeitete  ®e« 
fittung.  Sn  ben  anatolifd^en  Dörfern  befielt  eine  »o^ltuenbe 
Sinrid^tung.  3eber  Ort  \)at  eine  2J?nfäfir«6ba,  ein  SReifenben* 
Unterfommen.  (gin  befonbered  ^auö  ift  beftimmt,  bem  gremben 
atö  Unterfommen  ju  bienen  unb  bie  SBerpflegung  nebft  SSerforgung 
t)on  9lad^t(ager  ufU).  toirb  abn)ec^felnb  Don  ben  Snfäffigen  über» 
nommcn.  S)er  ©inl^eimifd^e  geniest  baS  Unterfommen  umfonft, 
bcnn  er  erttjibert  eS  an  feinem  Orte,  ber  grembe  ja^It  Sac^fd^ifd^. 
Dem  Unterfommen  in  S^ang  ift  baS  meift  borjujie^en,  eö  mufe 
fc^on  ein  re^t  armfeligeö  Dorf  fein,  too  man  fo  fd^Ied^t  in  ber 
9Wufafir*oba  untergebrad^t  ift,  toie  in  einem  3)urd^fc^nittc^an.  3^ 
^abe  man^e  re^t  au^fömmlid^e  3){ufafir«oba  gefunben.  SIQerbing^ 
Ratten  mx  gelegentlidCi  aud^  einmal  aU  Slßitbemo^ner  ein  paar 
©tücf  SRinbbie^,  inbcffcn  ift  biefeg  ®efc^Icc^t  burc^aug  bertrdglic^ 
unb  ber  menfc^Iid^en  9?atur  entfc^ieben  n)eniger  jun^iber,  ate  bie 
fonftigcn  SRitbetoo^ner,  bie  bem  SKenfc^en  gegenüber  öon  fo  auf* 

bringlid^er  3"*"^^^^«^*  fi^^  ^i^  i^  f^>"fi  ^^^  ^^^  c^riftlic^cn 
©^rer  gefunben  i)abt.  SSor  biefen  muffen  aber  bie  fteinen  ©pring* 
tiere,  bie  auc^  in  ber  aRufäfir^öba  überaQ  ja^Ireid^  toaxtn,  fd^on 
gar  feine  anbere  9{ettung  me^r  fe^en,  toenn  ic^  i^nen  genießbar 
erfd^einen  foQ.  Unfer  93crl)&Itni§  ift  barum  ein  fü^Ie^  —  unb  ic^ 
\)aht  nie  ba^  SSerlangen  nad)  einer  Snberung  empfunben,  n)enn 
ic^  mit  anfa^,  toit  anbere  Europäer  koeniger  gleichgültig  empfanben. 
©c^Itmmer  ift  bad  &t\ä)kä)t,  bad  i^  me^r  in  ben  S^and  unb 
ben  ftäbtifc^en  „^otelö"  (!)  verbreitet  gefunben  ^abe  unb  bem  ic^ 
ftetd  bad  3^^^^  überlaffe:  ber  ^ürfe  ald  urfprünglid^er  9?omabe 
^at  ed  nic^t  gefannt,  benn  bad  3^1^^^^^*^  Vertragen  nur  glo^  unb 
Sau8.  ©r  nennt  cS  ,,93ettlau8''  (tad^t-biti),  ein  ©etoci«,  bafe  er  e« 
erft  mit  bem  üertt)ei^Iirf)enben  ®influ§  ber  Äultur  fennen  ge» 
lernt  ^at 

Unfer  9Beg  ging  in  ben  fünf  2:oQen  bid  STdli-^oagab,  Stt^xtfl,  ftata^bctir. 


aO.  X1V,3  (gr^e  (gtfunbunggreife.   1905.  19 

©ongurlu.  Son  ^ier  ift  ed  nur  ettua  fünf  @tunben  6id  ^og^adföi,  »o  tuir  am 
nftd^ften  3:nge  nac^mittagiS  eintrafen,  nac^bem  »ir  nod^  ha^  tttoa  eine  ^albe  €tunbe 
bat)on  gelegene  2)orf  ^filbad  na^  $lltertfimetn  bur(^forf(!^t  Italien.  (£d  fanben  ftc^ 
nur  einige  Orabfteine  aud  fpätbijäontinif^er  Seif,  meift  in  Käufern  üermouert. 

50ie  bur^^ogene  Sanbfc^aft  bietet  »enig  ^emerfenfmerted.  tiefer  gan^e 
Xeif  9lnatoUen8  befielet  aud  iialebenen,  bie  ringsum  üon  9lanbgebirgen 
umgeben  flnb,  fo  bog  fie  groge  ^effel  mit  flachem  ^oben  barfteHen.  ^ai  man 
bad  9ianbgebirge  überfc^ritten,  fo  fteigt  man  in  einen  glei(]^artigen  ^effel  ^inab. 
^ad  Sanb  tft  bünn  beüölfert,  man  mug  oft  einen  falben  ^ag  unb  me^r  reiten, 
of|ne  eined  ber  an  bie  (greifen  geflebten  Dörfer  ju  ®t\\^t  ju  befommen. 

^a^  £anb  ift  überaO  ein  mel^rere  SJleter  mächtiger  fruditbarer  (Srbboben. 
9Iu(^  bie  nieberen  Serge  finb  Don  einer  ftarfen  Srbfrufte  bebedt  unb  muffen 
einft  fiarfe  Seroalbung  getragen  ^aben.  2)ie  Seoölferung  ift  fpärlic^,  bie  SBaffer» 
löufe  ftnb  menig  reic^t^altig.  ^ie  9lanbgebirge  unb  bie  ^od^ebenen  finb  ^u 
niebrig  um  bauernbc  Suflüffe  ju  f^jeifen. 

Untern)egd  fa^en  mir  eine  ^^erfammlung  oon  äRtllionen  oon  @taren, 
welche  bereit  maren,  in  w&imere  ®egenben  abzufliegen.  Sie  bebecften  einen 
ganzen  Serg.  @onft  toaren  SBafferodget  in  ben  fumpfigen  (Siegenben  ^u  be« 
merten,  ^a^Ireidje  ©törd^e,  barunter  aud)  fc^ioarje. 

3n  Sog^Qöföt  beftelit  feine  3Rufäfir*6ba,  fonbern  ^ier  ift  ei^ 
(£^ren^flicf)t  be§  ©runbbefiger^  auö  altem  üorne^men  ©cfd^ted^t, 
3tci*be^,  in  einem  ftattlic^en  §Qufe,  bog  für  ben  Dtientalen  ein 
©^lofe  barfteüt,  bie  SReifenben  auf june^men.  §ier  ift  jebcr  befannt, 
ber  bie  aUberü{)mte  9luinenftätte  befud^t  l^ot  unb  t)on  jebem  n^u^te 
man  ttxoa^  ju  erjagten,  ^ier  Ratten  toir  aud)  bad  einjige  nennend»- 
toerte  Slbenteuet  unferer  Keife.  Stiö  öome^meren  gremben  ^atte  man 
und  f^öne  fcibenc  SBetten  (SKatrafeen)  gegeben  unb  id^  banfte  bem 
©d^öpfer,  nad)  ben  ©ttapajen  bed  enblofen  (Smpfangdma^Ied,  mit 
meinem  ®efä^rten  unb  meinen  93erbauungdbefc^n)etben  allein  ju 
fein,  al«  2Racribi*be^  plö^Iic^  fe^r  lebhaft  tourbe.  ©d  fteDte  ftd^ 
^eraud,  ba^  fein  fd^öned  ©taatöbettjeug  öon  jenen  lierd^en  toim* 
melte,  bie  o^ne  SSorurteil  ©eibe  toie  SBoHe  unb  S3aumtooDe  ate 
3Bol)nftatte  toä^Ien,  am  liebften  aber  babei  bem  SKenfc^en  überall- 
hin fotgen.  ®er  anfäffige  (Suropäer  mad^t  nicf)t  oft  im  ßeben  i^rc 
Sefanntf^aft,  man  muß  eben  bei  und  ober  im  Orient  nac^  alter 
SEBeife  reifen,  toenn  man  aud|  bad  fennen  lernen  toiH.  S)em 
©(^aben  »ar  aud  ben  reid^en  SSorräten  bed  ^aufed  leidet  öon  ber 
^armlod  baju  Iacf|cnben  S)ienerf^aft  abgeholfen  unb  toir  lagen 
mieber  auf  feibenem  ^füf)Ie  mit  —  jucfenbem  ®efü^(.  3)er  arme 
SKacribi  f^at  fid^  gefragt,  bid  er  »ieber  in  Sngora  einen  anberen 
äßenf^en  anjiel^en  tonnte.  (£r  ^atte  auc^  ^ier  fid^  toieber  al^ 
greunb  unb  in  orientalifd^er  ©aftfreunbfc^aft  für  mi^  in  bie 
©c^anje  gefd^Iagen. 


^ 


20  ^ugo  aBincfler,  ^ad^  »og^aMOt!  910.  XIV,  3 

3)ic  nfic^ftcn  brci  %a%t  (19.-21.  Df tober)  toarcn  bcr  Unter» 
fud^ung  ber  9luinen  gett^tbmet  unb  unfere  Sufmerffamfeit  galt 
natürüd^  t)or  aQem  ber  ^ftfteQung  bed  ^unborted  ber  Xontafe(n. 
@c^on  am  SSorabenb  ^atte  man  und  beft&tigt,  ha%  fold^e  ))ielfa(^ 
gefunben  unb  üon  Steifenben  geEauft  niorben  n)dren.  9[Q}u  groge 
SBic^tigfett  legten  bte  unüerborbenen  (S(emäter  btefen  @d^d|en  nid^t 
bei.  Srjä^It  unb  anfd^aultd^  gef^ilbert  ipurbe  aud^,  ba^  Xontafeln 
t)on  einer  ©röge  barunter  getoefen  feien,  u^ie  fie  mein  ©tu^en  er« 
regen  mugte,  benn  bergleid^en  toar  eigentlich  nur  in  einem  ^Qe 
befannt:  bie  aJtitani^Xafeln  üon  eUSmarna.  9Ran  üerfprac^  aud^ 
und  groben  Don  Xafetn  ju  oerfd^affen,  fo  bag  toir  fd^on  am 
Kbenb  und  mit  gefc^tt^eUtem  ^erjen  jur  Sftu^e  gelegt  Ratten,  bid  bie 
^oc^ftimmung  bie  gef^ilberte  Stbfü^tung  fanb. 

Sie  eigentHd^e  ^unbfteQe  toar  balb  feftgeftellt  unb  toir  fonnten 
teild  felbft  Reinere  @täc!e  aufgeben,  teild  fie  t)on  frein)itligen 
©ud^em  auf  lieben  fe^en,  toeld^e  auf  bem  0bl^ange  ber  „gto^en 
^ait**,  bem  be^errfd^enben  ^auptberg  bed  ©tabtgebieted,  jloifc^en 
ben  ^inabgeroQten  ©teinen  ber  ISefeftigung  lagen.  S(u(^  ein  oben 
geöffneter  @tabtn  ergab  einige  ©täcfe,  unb  n>ir  fonnten  a(fo  o^ne 
koeitered  feftfteDen,  bag  eine  ^udgrabung  an  biefer  ©teile  einju* 
fe^en  ^aben  n)firbe.  Sa^  ein  früherer  {(udgräber  bei  biefer  @ac^« 
tage  bie  ^ale  unberfi^rt  gelaffen  ^atte,  üemiunberte  und  ettt>ad, 
erregte  aber  unferen  (S)roQ  burc^aud  ni^t 

Auf  biefe  SBeife  tourben  toä^renb  unferer  Anmefen^eit  im 
ganjen  34  Heine  93rud^ftudEe  gefunben  ober,  toie  t)erf))rod^en,  früher 
gefunbene  gebracht.  @inige  ba\)on  beftätigten  bie  und  gemachten 
Angaben  über  frfil^er  gefunbene  Xafeln  Don  au|erge)DÖ^nIid^er 
®rö^e.  @d  muffen  alfo  n^o^I  red^t  anfe^nlid^e  @tüde  Don  SÜeifenben 
ttmoxitn  unb  Derfd^iep))t  toorben  fein.  Um  bie  gleiche  Qüt  toirb 
ed  too^I  geloefen  fein,  bag  unfer  fpaterer  IBanKer  in  bem  fed^ 
©tunben  entfernten  3o}gab,  Xfd^aufd^og^lu,  ein  ©tfld  einer  ^afel 
mittlerer  ®r&^e  nad^  SiDerpooI  brad^te.  @d  ift  Don  $inc^  unb 
©a^ce  DerBffentlid^t  &)orben. 

S)ie  Don  und  aufgelefenen  ober  em^orbenen  ©tücfe  koaren 
loenig  umfang«  unb  in^altreit^.  @ie  fprac^en  me^r  burd^  i^r  9}or- 
^anbenfein  unb  i^r  Äu^ered  ald  burd^  i^ren  Sn^alt  S)iefed  ^ugere 
erinnerte  in  ©d^rift  unb  9e^anb(ung  bed  Xoned  fokoie  burc^  bie 
au^ergen^ö^ntic^e  &xb%t  einiger  baDon  fofort  an  bie  aRitani^Zafeln 
bed  gunbed  Don  eUÄmarna.  SRur  ^ier  unb  bann  toieber  in  ber 
neu^aff^rifc^en  Qtit  finbet  fid^   biefe  forgföltige  ©e^anblung  bed 


«0.  XIV,  3  ^ie  crpcn  Xoiitafelfunbc.  21 

loncd  unb  Don  einigen  aufeeTgenjö^nlidien  ©tüden  berfelben  SBiblio* 
t^ef  abgcfe^en,  mußten  bie  großen  ^^afeln  aU  eine  Sigen^ett  üon 
aJHtani  erfd^einen. 

SBenn  folc^e  Sufeerlid^fciten  irgenbtoie  in  ben  burd^  ct- 
Jlmorna  üertretenen  Äulturjufammen^ang  toiefen,  fo  liefen  aber 
einige  Heine  ©tücfe  mit  ©id^er^eit  erfennen,  bafe  man  eS  mit  Ur- 

funben  auö  ungefähr  ber  glcid^en  3^^*  h^  *^"  ^^^^-  ^^^^^  ^^^ 
Stücfen  in  ber  unbefannten,  an  bie  t)on  2Irjatt)a  erinnernben 
Sprache,  »aren  brei  batunter,  welche  babljlonifc^  abgefaßt  toaren. 
SJaüon  toar  ba«  eine,  toenngleid^  nur  je  »enig  SBorte  ou8  ber 
3Ritte  ber  ^tikn  erl^alten  toaren,  beutlic^  ber  Anfang  eined  ©riefet 
unb  jtoar  ganj  in  bem  3;onc  ber  fiönig^briefe  öon  el  *  Slmarna. 
T^em  äußeren  Slu^fe^en  nad^  n)ürbe  jeber,  menn  baS  ©tüdc^en  nic^t 
an  Ort  unb  ©teile  gefunben  loorben,  fonbern  meHei^t  im  §anbcl 
aufgetaud^t  »fire,  e§  of|ne  95ebenlen  ate  au«  bem  eI*Slmarnafunbe 
^errü^renb  angefel^en   unb  toerfud^t  l^aben,   ob  eS  nid^t  an  eine 

ber  befannten  SWitanitafeln  angefügt  merben  fönnte. 

(Sd  ift  ein  @tü(f  bom  Slnfange  bed  IBriefei»,  bet  ben  formelhaften  ^n^ali 
unb  bementfpred^enb  auf  bei  9lüdfeite  ben  @d^(u6  bed  IBriefeS  enthalt.  %uf 
ber  SSorberfeite  ftnb  je  ein  ober  gwei  SSBorte  ber  erfien  17  geilen,  ouf  ber 
:Ru(tfeite  bie  legten  6  geilen,  fßom  92amen  bed  Sm^föngeri»  ober  tibfenberd 
ift  in  geile  1  nur  ein  gcid^en  erhalten,  eine  SSermutung  in  biefcr  ©inficftt  »ar 
banac^  ni^t  mdgli(!^,  bagegen  geigten  bie  anberen  gci^^n/  ^^6  ein  „(Sro^iönig" 
an  feinen  „trüber'',  einen  anberen  ®ro|Iöntg  gefc^rteben  ^otte,  unb  bag  don 
bem  Serfe^r  bur^  „S9oten"  bie  9iebe  gemefen  n)ar.  Unter  ^ergleic^  ber  fpäter 
belannt  gemorbenen  @tü(fe  oon  lOriefen  »trb  man  mo^I  annehmen  fönnen,  bag 
ed  fic^  um  einen  ber  Briefe  ^anbelt,  meiere  ^»ifc^en  9{amfed  II.  unb  ^attufil 
gemec^felt  mürben,  aH  fte  t^r  grogeiS  IBünbnid  fd^loffen.  Snbeffen  bleibt  babei 
manc^ed  bunfel.  ^ad  brau(t)t  und  in  biefem  graue  nic^t  aHjufe^r  ju  !rdnfen, 
benn  bie  iBebeutung  biefeil  ©tücfed  beruht  nid^t  in  bem,  »ad  ed  und  mitteilt, 
fonbern  in  ber  9{olIe,  bie  ed  in  ber  ®efd^i(!^te  unfered  gfunbed  fpielt.  Xarin 
mar  ed  ein  SBegmeifer,  ber  nidt)t  me^r  trügen  fonnte,  unb  mit  i^m 
l^ielt  iä)  bie  ^emigl^eit  in  ber  ^anb,  bag  in  Sog^adföi  9{a(^rt(^ten  aud  ber 
el«9(marna-geit  gefunben  toerben  mügten. 

^ad  mürbe  burc^  bie  beiben  anberen  ©tüde  beftätigt.  &  ift 

tro|bem  (e^rreic^,  toie  man  bei  anfc^einenb  jmeifeltofen  latfad^en 

irre    ge^en    fann.    35enn    wenngleid^   ^ier    bie   Folgerung    „el- 

3lmama*3cit"  ebenfalls  tid^tig  toax,  fo  toeife  id^  je^t  nid^t,  ob  bad 

bamalö  aU  jtoeifello^  Sngefe^ene  in  jeber  ^infid)t  richtig  ift. 

(Sd  ^anbelt  fid|  mieber  um  ein  fteined  Srud^ftüd,  bad  nur  ein  paar 
geilenanfänge  enthält,  ^em  äujseren  ^Infe^en  —  ^on  unb  @(^rift  nad^  — 
mügte  man  fofort  annehmen,  bog  ed  )u  ber  Gattung  ber  „IGafaHenbriefe''  ge« 
^drt  ^ätte,  mie  fie  oon  Serien  unb  ^alöftina  an  ben  (Urogfönig  nac^  ^g^pten, 
^ier  alfo  nad^  S^attt,  gefc^idt  mürben,    ^efe  seigen  befanntli^  eine  eigene 


rol^e  @(^tift  unb  eine  jteniUd^  na^Iaffige  ^el^anblung  bed  %ont^,  i)tefe  ftnben 
ftd^  auc^  ^tet  unb  gan^  tute  beim  meinen  6tü(!e  mürbe  fieser  ieber^  bei  bad 
©tüdc^en  im  ^anbel  gefunben  ^fitte,  ed  auf  feine  3uge^dng!ett  jum  el' 
9[marna't!funbe  unterfuc^t  ^aben.  ^ad  ift  fo  auffällig,  bag  i(^  auc^  je^t  bie 
9[nna^me  nici^t  oon  ber  ^anb  »eifen  möd^te,  bog  ei$  ftc!^  um  ein  fo((^ed  ©tüd 
^anbelt.  ^em  »iberfprid^t  nur,  bag  folc^e  Oriefe  Don  SafaQen  anberivritig 
über^au^t  ni(]^t  gefunben  morben  finb.  ^Herbingd  bilben  ja  auc^  bie  erhaltenen 
@tü(fe  bed  93rief»e(i^feld  mit  Königen  nur  einen  t9erfd)minbenben  9[nteil  bed 
üom  grogen  ^önigdarci^itje  gefunbenen. 

dagegen  fönnen  mir  bie  ©etegeni^eit,  meiere  bad  ©d^riftftücf  betraf,  je^t 
fefiftellen.  @d  ^anbelt  mirftic^  Don  norbf^rifc^en  Angelegenheiten  unb  ^mar 
Don  Abmachungen  ^wifd^en  bem  Don  @ubbi(uliuma  jum  Sfönig  Don  ^n6^\ä^t 
ernannten  ketti.  SBir  l^aben  ben  Vertrag,  ber  bad  beiberfettige  SJer^öUnid 
regelt.  Unfer  ©tfid  fönnte  alfo  Don  einer  ^meiten  Abfc^rift  l^errü^ren  unb  ju 
einem  in  bem  erl^altenen  Seil  bed  93ertra(\ed  fe^Ienben  Paragraphen  gehören. 
&  fann  aber  au^  ein  ©tüd  eined  1Briefe§  fein,  melc^er  ^u  ben  Dornet* 
gegangenen  ^er^anblungen  gehörte,  mie  mir  fi^nlid^eS  bei  bem  großen  Ägypter* 
Dertrage  l^aben.  ^em  jüngeren  bed  Etüded  nad^  ift  bad  Derftänblic^er,  benn  ed 
fann  fc^merlid^  Don  einer  grogen  SBertragdtafel  ^errül^ren. 

^ie  menigen  erhaltenen  SBorte  lauten: 

1.  —  3Rine  ©ilber  in  —    —    —    __    _    — 

2.  ber  Äönig  Don  (£^atti     —    —    — .    —    — 

3.  aud§ie^t       —    —    —    _    —    —    — 
i.  5:ette  —    —    —    —    ———     -    — 

5.  ©treitmagen        —    —    —    —    — -    — 

6.  inmitten     —    —    —    —    —    —    —    — 

7.  —     —     -     «.    —    _    —    _-    —    — 

9)^erlmürbig  ift  bie  (Sinrttdung  Don  3ei(s  3  unb  5.  ^ad  menig  erhaltene 
I&§t  bo(^  ben  Schlug  ju,  bag  ed  fi^  um  bie  Abmachung  ber  SafaHenpflic^ten 
Xetti'd  l^anbelt  (Tribut;  ^eeredfolge). 

3)ag  btittc  ©tücf  in  bab^Ionifd^cr  Sprache  gcliört  einem  SBc» 

rid^t  an,  fär  ben  bid  jegt  noc^  fein  genau  entfpre^enbed  ©etten» 

ftücf  vorliegt.    @S  ift  tiax  gef daneben  unb  ^at  t)on  Seute  ge» 

fpTOd^en.    ^a  eS  bab^tonifd^  abgefaßt  ift,  fo  mug  ed  ft^  um  ein 

mit  einem  anbeten  ©taate  getoed^felted  ©c^riftftücf  ge^anbelt  ^aben, 

man  benft  alfo  junäc^ft  ebenfaQd  an  einen  SBertrag,  toenngleid^ 

bie  erhaltenen  fo  genaue  (Sinjel^etten,  tote  fie  ^ter  gegeben  geipefen 

ju  fein  fc^etnen,  nic^t  enthalten.  9J2an  märbe  ft^  bann  ju  benfen 

^aben,  ba^  genaue  Seftimmungen  aber  S3eute  getroffen  loaren: 

1.  _    ^    ___   —   -.—   —   -- 

2.  ©eute  ((befangene)  biefe  —    —    —    —    — 

3.  biefe  Don  ben  $ferben     —    —    —    —    — 

4.  biefe  Don  ben  Äinbern    —    —    —    —    — 

5.  biefe  Don  ben  ©trafen     —    —    =    —    — 

6.  3u  fc^iden  —    —    —    —    —    —    —    — 

7.  ju??    —    —    —    —    —    —    —    — 


WD.  XIV,  3  mdtt\\t.    SUbfttditx  nad^  S^efedföi.  23 

SJon  ben  übrigen  @tücfen  in  ber  Sanbedfprad^e  ift  nid^t^ 
ttjcitcr  mc^r  ju  berichten,  fic  l^abcn  nad^  ben  fpäter  gcmad^tcn 
gunben,  ebenfo  toie  bie  früher  befannt  geworbenen  (®.  13),  \)ou 
Iduficj  fein  befonbere^  3ntereffe.  Unferc  brei  öerbienen  aber,  toenn 
fie  aud^  in^altlic^  jefet  neben  bem  jpSter  befannt  getoorbenen  öer« 
fd^minben,  eine  ©eac|tung,  infofern  fie  für  bie  ®ntttjirflung  be« 
Unternehmend  eine  Sebeutung  getoonnen  ^aben.  9J2it  i^rer  ^ilfe 
toar  ed  ermöglid^t,  jebem,  ber  fe^en  tootlte,  ben  SBetoeid  ju  liefern, 
ba§  ^ier  ein  gunb  bem  t)on  el*2tmarna  ä^nlid^  erhofft  toerben 
fonnte.  Unb  loenn  man  fic^  auc^  n)of|(  begnügt  ^dtte,  eine  tmtzxt 
ausbeute  an  Urfunben  in  ber  fremben  ©prad^e  ju  finben,  fo  bot 
bad  SSorfommen  Don  bab^Ionifd^en  ©d^riftftücfen  bod^  ungleid^ 
auc^  bie  Hoffnung,  ba^  man  baburd^  bie  erften  n)id^tigen  ^n^alte 
für  eine  @ntratfelung  ber  neuen  ©prad^e  erhalten  fönnte. 

^ad  toaren  meine  Hoffnungen,  toie  id^  fie  auf  ®runb  bed 
99efunbed  gefaxt  ^atte  unb  auf  bem  nun  angetretenen  SRücfiuege 
fonnten  bereite  bie  6nttt)ürfe  für  bie  jur  5)urd^fü^rung  nötigen 
9)2a^na^men  burd^gefprod^en  toerben.  Sie  Dorgefd^rittene  Sa^red« 
5eit  nötigte  )ur  &k,  ed  toar  aber  mit  einem  geringen  Ummege 
möglich,  noc^  bad  ettoa  fünf  @tunben  Don  ^og^adföi  gelegene 
9lefe$föi  }u  befugen,  um  aud^  Don  biefem  einen  perfönlid^en  @in< 
brudE  JU  gen^innen.  @d  gilt  befanntli^  aU  ©tätte  bed  galatif^en 
SaDium.  @in  ^elbn)ad^ter  ^atte  und  ^ef^reibungen  Don  bort  ge« 
funbenen  Steinen  mit  Äeilinfc^riften  gemalt,  tocld^e  mit  fo  großer 
ßuDerfi^tlid^feit  gegeben  tt^urben,  bag  bad  arc^äologifc^e  ®en)iffen 
itoaxiQ,  ben  ^eg  ju  unternehmen,  loenn  aud^  ber  Erfolg  ber  Orient« 
rcifenben  in  fold^en  gaUen  too^Ibefannte  fein  würbe. 

3)er  SBeg  nad^  SRefedföi  ift  ^eute  nod^  in  einem  fo  merhoürbig 
guten  ß^f^^^i^^^^  ^^B  fi<^  f^^^  antifer  Urfprung  f^on  baburd^ 
Derrät  (Sttoa  IV«  ©tunben  Don  93ogl^adföi  jeigten  ja^Ireid^e 
©teine  an  einer  Sudbud^tung  bed  äBeged,  ba%  l^ier  einmal  ein 
®au  geftanben  ^aben  mug.  Sine  Diertel  ©tunbe  weiter  liegt  ein 
großer  bearbeiteter  ©tein,  ber  ald  ©odel  für  ein  gröfeered  3)enf- 
mal  gebient  ^aben  mufe.  3m  3a^re  1907  ^at  ÜÄacribi»be^  i^n 
bloßgelegt  unb  bie  Umgebung  na^  ©puren  Don  etwaigen  Saulid)« 
feiten  unterfud^t,  ed  ^at  fi^  aber  nic^td  weiter  gefunben.  @d  fann 
a(fo  nur  ein  Dereinjelted  ^enfmal  ^ier  geftanben  l^aben.  3mmer^in 
jeugt  ed  für  ben  S^arafter  ber  ©traße  ald  einer  ^auptDerfe^rdaber 
—  bod^  wo^I  römif^en  Urfprungd,  wennglei^  man  für  bad  Doraud« 
)ufe^enbe  ^enfmal  ein  ^ö^ered  Altertum  annehmen  möchte. 


@d  ^ätte  boc^  )oo^(  buTC^Qu^  nic^tö  )ounbetttc|ed  an  ftc^,  ba% 
nac^  bet  großen  ^auptftobt  ouc^  entfpred^enb  ausgebaute  ©tragen 
geführt  Ratten  unb  ba^  in  einet  Der^ältniMägig  geringen  @nt« 
fernung  S)en{niä(er  geftanben  Ratten,  n^eld^e  bie  SRa^e  ber  großen 
®tabt  verrieten.  ®o  to&xt  ed  aud^  burd^auS  n^a^rfc^einlid^,  ba% 
fc^on  in  Stefedföi  mieber  eine  ©tabt  üon  ^ebeutung  aud^  in  filteret 
3eit  gelegen  gewesen  tofire.  S)er  Ort  (20  km  ssw,  öon  SSog^aSföi)  liegt 
in  einem  anbern  ber  befdbriebenen  lalfeffel,  alfo  in  einer  S33elt  für 
firf).  3Bie  abgefc^Ioffen  biefe  3;ä(er  fein  !önncn,  tarn  mir  rec^t  an 
ber  ^errf c^enben  Temperatur  jumSBetou^tf ein.  SKä^renb  eS  inSBog^a^ 
föi  re^nerifc^  unb  falt  gen)efen  xoax,  unb  toir  noc^  am  9Korgen  bis 
jum  Ubertoinben  beS  trennenben  ©ebirgSjugeS  bitterlid^  gefroren 
Ratten  —  tDOI^I  am  meiften  loo^renb  ber  ganzen  Sieife  —  »urbc  cS 
beim  Sbftieg  in  ben  neuen  jleffel  mer!(id^  be^aglid^er.  ^  ^atte  un<» 
tern)egd  beobad}ten  tonnen,  toie  bie  @eite  beS  93ergeS,  auf  ber  loir 
ritten,  üon  SBotten  -bcfd)attet  unb  barum  falt  toar,  »ä^renb  »ir 
ben  ^(uSblicf  auf  fonnenbeftra^Ite  ^ö^en  Ratten.  3n  ißefeSföi  Ratten 
wir  ttjo^l  aud)  bie  erfte  nid^t  falte  SRad^t  (22./28.  Dftober)  auf 
ber  ganjen  Steife.  ^aS  bemerfte  ic^  um  fo  angenehmer,  als  ic^ 
mitten  in  ber  9{ad^t  an^  bem  mit  bem  ®emeinbe«9tinbt)ie^  ge« 
teilten  DrtS^otcI  ^erauStrat  —  ttjeniger  um  im  Änblicf  meines 
geliebten  orientalifc^en  Sternhimmels  )u  f^lpelgen  unb  meinen 
@(ebanfen  nadjju^ängen,  alS  um  ben  ^ier  aud^  für  mein  (Smpfinben 
ju  legionen^aft  auftretenben  fleineren  (£inn)ol^nern  ju  entgegen,  nielc^e 
bie  Gelegenheit  benu^ten,  um  bie  frembcn  änfömmlinge  mit  ber 
i^nen  eigentümlichen  Seb^aftigfeit  unb  @inbringlid^feit  gu  inter» 
Dien)en.  @o  ftanb  id^  geraume  Qtit  t)or  ber  Xür  unb  gab  ben 
@kbanfen  nad^,  für  bie  id|  auf  Steifen  fonft  feiten  Stimmung  unb 
3eit  gefunben  ^abe.  (£ine  SCuSfic^t  auf  einen  fc^önen  &:foIg  koar 
baS  Ergebnis  ber  legten  Xage,  h)ie  mod^te  bie  fd^Ueglic^e  Sdfung 
fic^  geftalten? 

^ber  f^Iieglic^  trieb  mic^  bie  9kc^tfä^Ie  Don  meinem  Soften 
an  ber  Xür  hinter  bie  gaftlic^e  Sc^ranfe  jurüct.  ^enn  oom  ^ufe 
fic^  ju  entfernen  unb  näd^tlid^e  Spaziergänge  ju  unternehmen  ift 
ein  unftatt^afteS  äSergnügen.  Sc^on  bie  ftarfen  unb  biffigen  3)orfo 
t)unbe  — -  bie  im  SBinter  als  Sc^utJ  gegen  bie  SBöIfe  nötig  finb  — 
mürben  menig  $}erftanbniS  für  dergleichen  SSergnügen  befunben, 
unb  moStimifc^e  9Inf(!^auung  überhaupt  ift  ber  iDteinung,  bag  bie 
yiad)t  jum  Schlaf  ba  ift.  ^eS  91ac^tS  fann  man  barum  nur  auf 
verbotenen  $faben  manbeln  unb  toer  eS  tut,  toirb  bementfprec^enb 


«O.  XIV,  3  «üdreife.  25 

angefe^cn  toerben.  Sd^  fui^te  ai\o  ben  @c^u^  bed  gaftlid^en  X)acl^ed 
mieber  auf.  3^  tounfc^te  je^t  meinen  europfiifd^en  Steigungen 
nic^t  einmal  fo  meit  bie  düfiel  gelaffen  ju  ^aben,  um  auc^  nur 
Dor  ber  $audtfir  in  reiner  Suft,  ©temengefunfet  unb  grauer  93er« 
gangenl^eit  gefd^toelgt  ju  l^aben.  ^enn  brinnen  empfing  mic^  bie 
fraffc  ®egenttjart  mit  ber  Sluöbünftung  öon  9Knbern,  unferer 
^ferbe  unb  ^Begleitung.  Snbeffen  ic^  badete  an  bie  Xabaföatmo« 
fp^äre,  in  Jber  man  in  S)eutfd^en  95icrftuben  fid^  be^oglid^  ju  füllen 
genötigt  ift,  unb  —  bie  SBagfdjale  fanf  kuieber  einmal  jugunften 
orientalifd^r  innerer  Äultur  ....  3)te  ©puren,  bie  in  SRefe^Wi 
feftfteübar  finb,  tueifen  nic^t  über  bie  gried^ifd^^römifd^e  (galatifc^e) 
3eit  hinauf,  iro^bem  ift  ed  fd^Xüer  öorfteUbar,  ba§  nid^t  fc^on 
in  älterer  ^txt  ^ier  eine  Änfieblung  öon  ©ebeutung  getoefen  »äre. 
^ie  c^attifd^en  @t&bte  muffen  ba^  Sanb  jiemlic^  bid^t  bebedt 
^aben  unb  jeber  Xalfeffel  ^at  tool^I  feine  ^auptftabt  gehabt,  ^ie 
Dielen  92amen,  totldft  bie  neuen  Urfunben  bieten,  laffen  fic^  fonft 
faum  unterbringen.  @d  folgt  aber  baraud  no^  nic^t,  bag  fold^e 
Drte  auc^  9lefte  ber  alteren  SSergangen^eit  bttDafftt  ^aben  muffen. 
2)ie  93erU)enbung  bed  ©teined  ift  bei  ^et^itifd^en  ^Bauten  lool^I 
ftetd  fel^r  fparfam  getoefen  unb  man  ftanb  t^orkpiegenb  unter  bem 
@inf(ug  bab^Ionifc^er  Überlieferung  mit  ber  audfc^Iieglid^en  93er« 
menbung  bed  Se^mjiegel^.  @täbte,  bie  baraud  gebaut  toaren,  jer« 
fielen  in  formlofe  Se^m^ügcl,  beren  Sn^alt  nur  folc^e  ©tüde  auf- 
betoa^rt  ^at,  bie  bei  einer  etn^aigen  ^(ünberung  unb  S^^^^^^^S 
nid|t  fortgefc^Ieppt  n)urben.  SBon  ben  @(eb&uben  fönnen  ©puren 
nur  infofern  erhalten  fein,  afe  man  fic^  bei  i^nen  be^  ©teined  — 
jum  ©c^mucf  ober  jur  93efeftigung  bebient  ^atte.  äBo  bad  nic^t 
ber  ^Q  koar,  ba  ift  ed  aud|  benfbar,  ba^  {eine  älteren  ©puren 
me^r  }u  finben  finb.  2ßan  n)irb  fid^  au^  bie  Dielen  @(auftäbte 
bed  c^attifc^en  fianbed  ni^t  aQe  allju  grogartig  DorfteUen  bfirfen. 
^ie  ^auptftabt  bilbete  in  jeber  99e$ie^ung  eine  Sudna^me. 

3(^  tonnte  in  9{efedt5i  eine  fffLh\^  ^unt  otogen  eingerichtete  unb  mit 
Öfen  jum  2)ut(!^^ie^en  ber  ^iragef^nur  iierfe^ene  SBafferflafd^e  an^  Xon  mit 
Semolung  erwerben.  @te  befinbet  fiA  in  ber  Sammlung  bed  f  ^-  &•  Sanbau. 
®onft  maren  nur  ffeine  unbebeutenbe  Q^egenfiftnbe,  ®emmen  u.  bgl.  o^ne  6e« 
fonberen  SBert  in  ben  ^finben  ber  8eb0Iferung. 

93on  9?efedföi  ging  ber  9tüdtoeg  über  (Sregli  unb  Sdfi^^ojgab 
nac^  Slngora,  too  toir  am  26.  Ottober  n)ieber  eintrafen  unb  bie 
©puren  ber  anftrengenben  Steife  oor  aQem  —  abtoufd^en. 

S)ie  itoeitägige  Sifenba^nfa^rt  führte  und  aud  ber  3i^iIifotion 
oon  ^ngora  nac^  ßonftantinopel,  U)o  bie  nötigen  9)efprec^ungen 


26  ^ugo  mnditx,  9la4  »og^aMöi!  WD.  XIV,  3 

mit  ben  Seitern  beö  Dttomanifc^en  SRufeum^  erlebigt  tt)urben,  unb 
bann  fonnte  id^  mit  bem  ®efü^Ie  nad^  §aufc  fal^ren,  ben  ^ian 
gu  einem  erfolgreid^en  S^Ibjuge  in  bcr  %a\(S)t  ju  ^aben,  toenn  c^ 
gelänge,  ba§  ju  befd^affen,  toa^  jum  Ausgraben  Xüie  jum  Ärieg«^ 
führen  öon  grunblegenbcr  Sebcutung  ift. 

iir. 

3)er  ®rlebigung  biefer  Stufgabe  tt>ar  ber  SBinter  getoibmet. 
6^  tDurbe  jundd^ft  ber  aSerfud^  gemaci^t,  bie  für  eine  crfte  Unter* 
ne^mung  in  Snfd^Iag  gebrachten  üer^ältnidmägig  fe^r  befc^eibenen 
SWittel  üon  einflußreicher  ©teile  ju  erbitten,  bei  totlä^v  eine  rege 
Anteilnahme  für  ba^  Unternehmen  beftanb.  Snbeffen  toaren  ju 
SRate  gejogene  ©eurteiler  anberer  SKeinung  über  Sog^a^föi  aU^ 
iä)  unb  fo  mußte  auf  biefen  SBeg  toerjid^tet  »erben.  @g  traf  fic^ 
aber,  baß  bie  SBorberafiatifd^e  ©efeüfd^aft  unb  bag  ©erliner  Orient* 
Komitee  Heinere  Summen  verfügbar  J^atten.  3)iefe  tonnten  für 
unferen  3^^*  ftöff^S  gcmad^t  toerben  unb  ba^  fe^Ienbe  in  ettoo 
gleidf)er  ipö^e  f teilten  meine  greunbe  ®r.  ®eorg  §a^n  unb  SRilitär« 
Dberjjfarrer  Otto  ©trauß  (©panbau)  jur  SBerffigung.  @o  Ratten 
toir  im  ©ommer  bie  öon  unS  felbft  öeranfd^Iagte  Summe  für 
unfern  vorläufigen  3*^^  htttit  unb  toaren  in  ©tanb  gefegt,  ju 
ben)eifen,  toer  rid^tig  über  bie  in  93og^ad!öi  eröffneten  Xu^fic^ten 
geurteilt  f^attt. 

?lm  17.  3uli  ritten  toir  frühmorgens  toieber  in  3itt*be^'d  Äonaf 
ein  unb  n)urben  nun  fc^on  afö  alte  Sefannte  (mit  angenehmen  SBac^ 
fd^ifd^erinnerungen)  empfangen,  ^er  f8tt)  genießt  ald  @rbe  eines  alten 
gürftengefc^Ied^teS  nod^  großes  ^nfe^en  unb  man  muß  mit  feinem 
Einfluß  red^nen,  toenn  man  o^ne  ©d^toierigteiten  in  ber  @kgenb 
arbeiten  toill.  6inem  unter  bem  Kamen  ber  Regierung  felbft 
ge^enben  Unternehmen  n)ürbe  natürlid^  niemanb  offene  ©c^mierig* 
leiten  bereiten,  allein  eS  gibt  aud^  anbere,  nid^t  toeniger  große. 
Unb  bei  fold^en  ift  ber  ©uropäer  ftetS  im  Stadtteile,  »eil  er  nid^t 
über  ben  unerfd^öpflid^en  JBorrat  an  3^^*  ö^tfügt,  toie  ber  Drien* 
tale.  Unb  ju  biefer  ?(rt  Kriegführung  gehört  afe  erfteS  SRittel 
eben  ^t\t\  SBir  l^aben  gute  greunbfd^aft  mit  bem  5Be^  gehalten  — 
er  i)at  üiele  SInliegen  gehabt,  üon  einer  guten  ^lafd^e  Kognaf  bis 
jur  SluS^ilfe  auS  augenblidflic^er  SSerlegen^eit  —  er  f^at  unS  bafur 
aud^  in  feiner  SIrt  Sienfte  erliefen.  (Sin  ^rbeiterauSftanb  kourbe 
burd^  fein  STOac^ttoort  o^ne  toeitereS  beigelegt  —  fteine  greunb* 
fd^aftSbienfte  lohnen  fi(^  im  Orient  fc^on! 


«O.  XIV,  3  (Srftc  ©ünnjagne  1907.  27 

SBir  rechneten  auf  etn)a  a6)t  äßod^en  Strbett  unb  tDoQten  biefe, 
ha  ed  ja  ipoc^fommer  toai,  unter  ben  Sitten  ober  fiaub^fitten  üer*- 
bringen.  STOir  fd^toebten  babei  ©rinncrungen  an  ©ommerfrcuben 
im  fiibanon  öor!  Obgleich  man  aber  auc^  ^ier  in  ßleinafien  im 
.©ommer  ^ö^er  auf  bie  SBerge  fteigt,  um  eine  ©ommerfrifd^e  unter 
bem  ^tltt  ju  ^erbringen  —  fo  tat  ed  Qxa*ht)i)l  —  fo  tourbe  xd) 
in  meinem  SBärmebebürfni^  bitter  enttäufd^t.  SBir  tonnten  unfer 
3elt  am  gufee  beö  eigentlichen  S3ergfegcte  ber  Säü^üMale  aufftellen, 
too  eine  genügenbe  Duelle  entfpringt.  (5§  ift  bie  ©teHe,  too  im 
ndd^ften  3a^te  unfer  §aud  errid^tet  »urbe.  5)a§  befc^eibene  Qtlt, 
bad  un$  beiben  genügen  mugte,  bot  unter  ber  brennenben  XageS« 
fonne  bie  Sem<)eratur,  tt)elc^e  man  im  türfifd^en  SBabe  nic^t  un«» 
angenehm  emf'finbet,  bie  aber  für  eine  ÜJ^ittagdru^e  ni^t  gerabe 
bad  ift,  toa^  erquicfenb  n)irft.  8alb  nad^  Sonnenuntergang  mad^t 
fid^  eine  ftarfe  9lb{ü^(ung  ber  fiuft  bemerflid^  unb  barauf  pfeift 
t)on  ben  fallen  SBergen  ein  ftarfer  ?[benbtt)inb,  ber  ju  einer  Sfiad^t 
überleitet,  in  ber  fd^on  fe^r  ätoingenbe  ®rünbe  toirlen  muffen,  um 
einen  jum  ä^erlaffen  beS  toärmenben  Sägern  ju  überreben.  @o 
fa^en  n)ir  bed  StbenbS  im  ^eutenben  äBinb  oor  unferem  3^^^^/ 
um  unfere  3ßa^(jeit  ju  üerje^ren,  n>ä^renb  ber  äßantel  fid^  bläßte, 
^ann  toar  man  in  ber  9{egel  abgefüllt  genug,  um  ol^ne  aUju  aud« 
gebefinte  ^örmlid^teiten  in  bad  3^^^  i^  {ried|en,  bai^  gerabe  für 
jmei  SKann  SRaum  bot,  bie  unöerbroffen  an  i^rer  ?lrbeit  toaren, 
unb  jloifd^en  benen  bei  biefem  engen  3ufammenfein  nie  ein  ge^ 
reijted  SSort  ober  nur  ein  ungebulbiger  @ebanfe  ftd^  geregt  l^at, 
tro^bem  beibe  in  biefer  3^^^  förperlic^  fd^mer  ju  (eiben  gehabt 
^ben. 

Sine  Saub^aQe  bot  ber  ^üd^e  Unterfommen,  in  ber  ein  ^oc^ 
bulgarifd^er  ^Ibftammung  ioeniger  redjt  aber  re^t  fc^Ied^t  feinet 
Slmte^  n)altete.  äJ^einem  erfahrenen  ^reunbe  ^atte  er  fid^  burd^ 
einige  Äenntni'^  be^  3)eutfd^en  enHjfo^Ien,  toomit  mir  ba^  3)afein 
tttoai  erleid^tert  n)€Tben  foQte.  3)er  9J2ann  ^atte  feine  fünfte 
früher  in  einem  beutfc^en  ^ofpital  an  ben  hänfen  ankläffen 
bürfen.  3d^  Iiabe  feine  ©treidle  mit  ®Ieic^mut  l^ingenommen,  benn 
ic^  bin  ftetd  auf  Steifen  mit  bem  @ebanfen  gegangen,  bag  bad 
aSergnügcn  nid^t  aQjutoeit  gefuc^t  »erben  foU.  9lber  mein  armer 
9)?acribi  ^at  btn  ärger  für  und  bo))peIt  unb  breifac^  gefd^Iudt 
unb  er  tonnte  fic^  nid^t  an  Xontafeln  fc^ablod  galten!  Sine 
itoeite  Saub^ütte  mugte  mir  ben  ©Ratten  für  meine  S^ontafel« 
ftubien  geben  unb  fonnte  balb  in  ausgiebige  Senu^ung  genommen 


28  ^ugo  Windlet,  92a(^  93ug^adf0i!  9(0.  XIV,  3 

iverben.  !Der  ganje  Sagerpla^  toar  mit  einem  aud  SaubtDerf  ge« 
ftodjtenen  ^o^en  Qann  umgeben,  bet  jugleid^  ben  nötigften  SBinb« 
fd^u^  abgab.  (Sine  Strerfe  batoon,  etoa^  tiefer  toax  eine  größere 
Saub^ütte  eingerid^tet,  totlä)t  fünf  äBefen  befc^irmte,  bie  n)0^(  nie 
beffere  Xage  in  i^rem  S)afein  gefe^en  ^aben  —  unfere  ^fcrbcl 
Sie  ^aben  i^r  SBrot  faft  auöft^Iiefelid^  mit  Slid^t^tun  twrbient, 
mä^renb  fonft  alled  reic^Iici^  ju  tun  ^atte.  3^re  92a(^barfc^aft 
^atte  natürlich  einen  gen^altigen  $(iegenäberf(u^  jur  ^^olge  unb 
für  mid)  ^atte  bad  bie  ^nne^mli^feit,  ha%  id)  mit  bebecftem  ^opf 
unb  S^acfen  unb  ^nbfc^ul^en  an  ben  ^änben  meine  Xontafeln 
abfc^retben  mu^te,  menn  i^  nic^t  bei  jebem  ^t\6)tn  auff|ören  moOte, 
um  bem  übermäßigen  Sntereffe  ju  tt)e^ren,  wcl^e^  bie  jutraulit^en 
Xierc^en  an  meiner  ?lrbeit  nahmen.  9Ran  ift  ja  in  unfcrer 
aSiffenf^aft  melfac^  fo  ängftlic^  beforgt  um  bie  SBa^rung  geiftiger 
(Srftgeburtdrec^te. 

93on  ber  Sagerftätte  (tt)ie  je^t  öon  ber  5?orberfeite  beö  1907 
erbauten  $)aufeÄ)  au«  uberblidt  man  ben  Xatteffel  öon  SBogl^adtöi 
unb  3äfba§  (©.  19)  big  jur  Sergfette,  tt)el(^e  i^n  im  SBeften  abfc^Iie^ 
3m  SRücfen  Hegt  bie  §ö^e  ber  »ütjüt-fale,  ipelrfje  an  bie  Cft^ö^n 
bee  Sergfeffete  anfc^Iießt 

©0  Ratten  tt)ir  un«  fd^nell  eingerid^tet  unb  meine  SIeiftifte 
tDaren  gejpi^t  um  bie  erhofften  llrtunbenfc^fi^e  ju  Rapiere  ju 
bringen. 

SIRan  erinnere  fic^,  tuaS  auf  ®runb  ber  bid  ba^in  befannten 
latfad^en  über  bie  ju  ertüartenben  ©rgebniffe  geurteilt  »erben 
mufete:  3)ie  Sprache  be«  Sanbe«  bie  üom  Sanbe  ärjatoa  ber  tU 
3tmarna*SBriefe  unb  bie  Urfunben  ber  et*?lmama*3cit  ange^örig. 
3)ie  näc^fte  Folgerung  toäre  alfo  getoefen,  Äuffd^tüffe  über  Ar* 
jama  ju  erl^alten  unb  feinen  3ßitte(punft  in  SBogl^adföi  ju  finben. 
9lber  fd^on  bie  ®röge  bed  ©tabtgebieted  lieg  auf  eine  augergeniö^n* 
lid^e  ©ebeutung  beö  Drte«  unb  bamit  beö  fianbeg  fc^Iiegen. 

X)ie  (Srinartung  foQte  nic^t  aQju  lange  gefpannt  bleiben. 
9(m  21.  3uli  fonnten  bie  ^Irbeiten  an  ber  ^nt)\xUMt  begonnen 
tuerben  unb  öom  erften  Xage  an  !amen  Urfunben  ju  Sage- 
3unac^ft  nur  fleine  Stücfe.  5)ie  früher  aufgelefenen  loaren 
auf  bem  ^b^ange  bei^  Burgberg«  in  bem  ^erabgeroQten  @^utt 
gefunben  toorben,  unb  jtoar  innerhalb  eine«  jiemlid^  fd^arf 
umgrenjten  Streifend.  6«  ergab  fid^  ba^er  oon  felbft  bie  Auf* 
gäbe,  Don  bem  fel^r  audgebe^nten  SBergab^ange  junfic^ft  biefen 
JU  unterfud^en   unb  jn)ar  mußte  bad  gefd^e^en,  inbem  man  ben 


HD.  XIV,  3  »ufflnbuno  bei»  ^xi^itn».  29 

@^utt  i)on  unten  nad)  oben  t)orrü(fenb  n)egräumte.  @d  toax 
eine  S(rbeit  üon  nic^t  ju  unterfd^ä^enber  ©efa^r  f&r  bie  S(r^ 
beiter,  ba  ber  unverhoffte  Sinfturj  über^&ngenber  (Srb«  unb  @tein* 
maffen  jeittoeife  nur  mit  größter  Sufmerffamfeit  tiermieben  loerben 
tonnte.  3e  tmttt  bie  Arbeit  bergan  rücfte,  um  fo  größer  n)urben 
bie  gefunbenen  @täcfe.  3)er  ergiebige  (Streifen  verengte  fid^  nac^ 
oben  ^in  ettoad,  ber  Erfolg  jeigte,  ba^  iKacribi  oon  Stnfang  an 
mit  glücHic^em  l^licfe  bie  eigentlid^e  gfunbfteQe  ri^tig  umgrenjt 
f)attt.  Sßeber  linfS  nod^  red^td  bon  bem  Streifen  ^at  fic^  ettoad 
gefunben  unb  im  n&c^ften  Sa^re  ergab  fic^,  bag  am  Staube  bed 
93erggi|)fefö  bie  eigentliche  OueDe  ber  @(^a^e  gelegen  ^atte. 

S)ie  ST^e^rja^I  ber  jundd^ft  gefunbenen  ©tücfe  jeigte  ben  be«^ 
reitd  befannten  (S^arafter  in  ber  unbefannten  ©prad^e.  @ie  toaxtn 
Von  Verfd^iebenartigftem  Sn^alte,  aQein  Vorerft  noc^  ju  Hein,  um 
bie  |$rage  ^u  beantworten,  toelc^e  bor  aQem  noc^  offen  toax:  an 
todd^tx  ©teQe  ber  alten  SEBelt  n^ir  und  befanben.  2)a^  ed  ein 
großer  äJättelpunft  gen)efen  n>ar,  n^ar  je^t  o^ne  loeitered  Kar,  unb 
ba§  ed  nid^t  bie  9tefte  bed  Slrd^ivd  eined  unbebeutenben  ^önigd 
unb  ©taated  gen)efen  fein  fonnten,  bie  und  t&gli^  in  ber  3^^( 
Von  100—200  in  bie  |>anbe  fielen,  ftanb  jefet  aud^  feft.  S)ie  aud 
ber  ©prad^e  erfc^Ioffene  ^inbeutung  auf  "ilxffitoa  mu^te  fd^on  nac^ 
ben  erften  S^agen  aufgegeben  n^erben. 

Salb  geloa^rten  vereinzelte  ©tfidEe  in  bab))(onif^er  ©prad^e 
ben  9uffc6Iug.  Sd  n^aren  Vorerft  fleine  SBruc^ftüdEe  Von  9)riefen, 
ganj  nac^  ber  ertoarteten  eI«Slmarna«%rt,  9tefte  bed  bi))Iomatifci^en 
S3riefkDed^fete  gloifd^en  jtoei  fiflnigen.  Sd  toaren  bied  ber  Sönig  Von 
%^ten  unb  ber  ^önig  von  (S^atti.  @d  koar  alfo  fc^on  nac^ 
wenigen  Xagen  fein  ß^^if^t  nie^r,  bag  toir  und  auf  bem  Soben  ber 
^auptftabt  bed  S^attireid^ed  befanben  unb  bag  wir  bad^önigd« 
arc^iv  ber  S^atti^errfc^er  aud  ber  3^^  ^^n  bereu  SBejie^ungen  ju 
^g^pten  gefunben  Ratten,  ^ai  toax  bie  ß^it  Von  el'Smarna 
unb  bie  unmittelbar  barauf  folgenbe,  alfo  bad  15.— 13.  3a^r» 
^unbert  Vor  @^r.  5)ie  erften  ©tüde  enthielten  bie  Kamen  ber  be* 
treffenben  Könige  no^  nic^t.  9luc^  eine  ^iemli^  VoQftanbig  er«* 
^altene  S^afel,  welche  von  einer  Slbmad^ung  jwifd^en  Sg^l^ten  unb 
S^^atti  \pxaä),  nannte  abwei^enb  Vom  fonftigen  Sraud^  bie  9?amen 
ber  ver^anbelnben  ^errfd^er  nid^t,  fo  bag  bie  n&^ere  Seftimmung 
guerft  noc^  nid^t  möglid^  War;  bajs  man  bei  SBer^anblungen  unb 
SBerträgen  ^wifd^en  ^g^pten  unb  S^atti  an  ben  großen  SSertrag 
jwifd^en  9tamfed  II.  unb  „g^etafar",  wie  er  bamald  ^ieg,  badete, 


30  ^ugo  »indler,  92a(^  »og^a«!Oi !  «0.  XIV,  S 

toax  fel6ftoerftänbltci^,  zttoa^  hierauf  unmittelbar  bejägltd^ed  ju 
finbcn,  ^ättc  id^  aber  boc^  nic^t  erhofft  —  burd^brungen  tjon  bcm 
peffimiftifc^en  ^fa^rung^fa^e,  bag  bte  SntlDicflung  ber  Xatfac^en 
fic^  ja  bo^  immer  anberS  boQjie^t  aU  man  berechnet  ^at. 

!Die^maI  [oQte  aber  bad  nid^t  ju  ^offen  ©eiuagte  Xatfat^e 
»erben.  9lm  20.  Äuguft,  nad^  ettoa  20tfigigem  arbeiten  toar  bic 
in  baS  @erö[I  beS  Sergab^anged  gelegte  93refd)e  bid  ju  einer  erften 
Slbteilunggmauer  üorgerfidEt  Unter  biefer  lourbc  eine  fc^ön  erbaltene 
Xafel  gefunben,  n^elc^e  fdjon  burd^  i^r  ^u^ered  einen  ®uted  Der« 
^eifeenben  ©nbrurf  ertoerfte.  ©n  ®Iidt  barauf  unb  —  afle  meine 
Sebenöerfa^rungen  üerfanfen  in  JRid^t^.  ^ier  ftanb  e^,  »ad 
man  jonft  Dieüeidit  im  @d^er)  aU  frommen  Sßunfc^  fic^  erfe^nt 
^ätte:  SRamfeä  fd^rieb  an  ©^attufil  —  ci-devant  ß^etafar  —  über 
ben  beiberfeitigen  Vertrag.  SBo^I  ttjaren  in  ben  legten  lagen  immer 
me^r  Keine  SBruc^ftücfe  gefunben  ttjorben,  in  benen  toon  bem  Ser- 
trage 3»ifd^en  ben  beiben  ©taaten  bie  SRebe  »ar,  aOein  ^ier  »ar 
ed  nun  befiegelt,  ha^  »irfü^  ber  berühmte  93ertrag,  ben  man  aud 
ber  I)ierogI^p^ifd)en  Überlieferung  auf  ber  ^em|)elmanb  t)on  ßamaf 
fannte,  aud)  t)on  ber  anberen  uertragfd^üegenben  @eite  aud  feine 
93elcud^tung  erhalten  foUte.  {Ramfe^  mit  feinen  3;iteln  unb  feiner 
^[bftammung  genau  tuie  im  S^ejrte  bed  93ertragd  bejeid^net,  fc^reibt 
an  S^attufil,  ber  ebenfo  angeführt  »irb,  unb  ber  Sn^alt  bed 
@d^reibend  bedt  fic^  »örtlid^  mit  Paragraphen  bed  SBertragd.  @d 
ift  alfo  nid^t  ber  eigentli^e  enbgültige  S-ejrt  be8  ©ertragt  felbft, 
fonbern  ein  ©(^reiben,  mie  ed  über  biefen  geloec^fett  »orbcn  ift, 
DieQeic^t  ber  le^te  t)on  äg^ptifc^er  ©eite  äberfanbte  @nt)Durf, 
meld^er  bem  in  S^atti  feftgefteQten  enbgü(tigen  SBortlaute  jugrunbe 
gelegt  »urbe.  Übrigen^  »urbe  aud^  ein  fleined  Sruc^ftud  (Dom 
3lnfang  ber  betreffenben  lafel)  einer  gleiten  Äbfc^rift  biefeö 
©(^reibend  gefunben.  SBie  aud^  anbere  toid^tige  ^{tenftfide  ift  ed 
alfo  minbeftend  boppelt  im  Strc^iD  aufbeföa^rt  toorben. 

Sd  »aren  eigenartige  ©efü^Ie,  mit  benen  gerabe  ic^  eine  folc^ 
Urfunbe  betrachten  fonnte.  Slc^tje^n  Sa^re  »aren  ed  ^er,  bag  ic^ 
im  bamaligen  5IKufeum  öon  Sutaq  ben  Ar jattja -» SSrief  Don  el» 
9lmarna  unb  in  SBerlin  bie  3Ritani»©prad^e  fennen  lernte.  2)amate 
^atte  ic^  in  JBerfoIgung  ber  burc^  ben  5""^  ^^^  eI*Ämarna  er- 
f d)(offenen  ^atfad)en  bie  93ermutung  geäußert  (Dgl.  @.  1 1 ),  bag 
aud|  ber  9{amfed>93ertrag  urfprängli^  in  ^eilfc^rift  abgefaßt  ge- 
»efen  fein  bürfte,  unb  je^t  ^ielt  ic^  eined  ber  barüber  getoec^feltcn 
Schreiben  in  i^änben  —  in  fd^önftcr  Äeilf^rift  unb  gutem  JBab^ 


\ 


«G.  XIV,  3      9lamfei»k)ettYag.    ^ie  ^auptftabt  bed  (S^attireic^eiS.  31 

lonifd^!  ®d  »ar  bod&  ein  fcitcncg  ß^f^^J^^^^^ff^^  ^^^  einem 
9Wen[rf)cnIcbcn,  »ic  bog  beim  erftcn  ©ctreten  orientalifd^en  JBoben^ 
in  %^|)ten  einft  ©rfc^Ioffenc  jefet  im  J&erjcn  fiIein*Slfiend  feine 
©eftätigung  fanb.  SBunberbar  »ie  ein  5Wdtc^enfd^icffQl  ber  1001 
Siä^te  fonnte  fold^  ein  ß^tf^mmentreffen  erfd^einen  —  unb  boä) 
foQte  baö  nddifte  3a^r  no^  märd^en^aftererd  bringen,  ote  bie  Ur* 
funben  aDe  gcfunben  »urben,  in  benen  bie  ®eftalten  toiebet  auf* 
tQud^ten,  tDel^e  in  biefen  ad^tje^n  Sagten  mi^  fo  oft  befd^äftigt 
Rotten,  afe  ber  fiönig  öon  SKitani,  lufdjratta,  in  ^attifd^cr  Se* 
leud^tung  crfd^ien  unb  afö  gar  ber  gürft  öon  Slmuri,  äjiru,  ber 
®egner  9lib*?(bbi*g  öon  S^blod  unb  ber  ^ec^t  im  ^jl^önigifc^en 
Äarpfenteid^e,  in  Urfunben  auftoud^te,  loeldfie  Wie  ein  Sommentar 
ju  feinen  ©riefen  au^  el*?tmarna  ttjirfen  mußten!  ®d  toar  bod^ 
eine  feltene  SSerfnüJjfung    öon   Umftänben    in   einem  5IKenf^en* 

leben ! 

SKittlertoeile  toax  aud^  eine  anbere  JJi^age  gelöft  toorben,  toeld^e 
mid|  täglid^  befd)äftigt  l^attc,  feitbem  taglid^  immer  neue  Urfunben 
bef tätigen,  ba^  mir  bie  ^auptftabt  ber  S^atti  ausgruben.  3n 
ben  biö^erigen  9tad^rid£)ten  mar  fie  nid^t  genannt  —  mar  man  fic^ 
ja  boc^  fiber  bie  Sage  be^  Sl^attiftaote«  felbft  öielfad^  im  unHaren 
gemcfen  (©.  7).  Snjmifd^en  maren  über  2000  ©tücfe  burc^  meine 
^anbe  gegangen  unb  burc^gefel)en  morben  unb  bie  ^rage  nad^  bem 
SRamen  ber  ©tabt,  auf  beren  ©oben  mir  un8  befanben,  ^atte  mi^ 
babci  ftctö  befd^äftigt.  3)abei  fiel  ein  ftänbiger  ©raud^  auf:  bie 
melen  in  ben  öerfc^iebcnartigften  Urfunben  ermähnten  Sdnber,  fo* 
mcit  fie  im  S^attibercic^e  lagen,  merben  ftet§  aU  „Sanb  ber 
©tabt  X"  bejeid^net,  b.  ^.  e§  mar  bie  ftrcnge  äuffaffung  burd^- 
geführt,  monac^  ein  „Sanb"  ober  eine  „ßanbfc^aft"  ba^  ift,  ma^ 
mir  etma  einen  ®au  benennen  mürben,  ein  ©tüdf  Sanb,  bad  nur 
einen  feften  TOittelpunft  ^at,  feine  ©tabt  ober  ipauptftabt,  ben 
©erteibigung^punft,  mol^in  man  fid)  in  goflen  ber  ®efa^r  jurüd* 
jie^t,  mä^renb  bag  offene  fianb  mit  feinen  Dörfern  preisgegeben 
mirb.  SDie  „©tabt"  ift  ber  ©i§  bc«  ®otteg  ber  Sanbfd^aft,  beffen 
®egenmart  eben  bie  ©tärfe  beS  DrteS  augmad^t,  l^ier  ift  barum 
auä)  ber  natürlid^e  ©i^  beS  iperrfc^erd,  ber  ja  ber  ©tatt^atter  beS 
®otteä  ift.  S)aÄ  fü^rt  auf  bie  ©ermutung,  bafe  ber  S^ame  ber 
^auptftabt  ber  gleite  mic  ber  beS  SanbeS  gemefen  märe,  alfo 
(Sl^atti,  unb  in  ber  %at  fanben  fic^  bann  aud^  Ermahnungen  ber 
„©tabt  e^atti",  fo  bafe  fein  Smeifel  an  ber  SRid^tigfeit  be§  ©cöIuffeS 
blieb.  ®g  ift  freilid^  fein  SRame  mie  ©abljlon,  SRiniöe,  ©ufa,  9)?em* 


32  i>nQo  äBiiKfter,  ^a^  ^o^^aMil  tUD.  XIV,  3 

pf^x^,  bei  nie  in  ber  &t^d)\<S)tt  ber  lueftlic^en  a(ten  SBelt  ganj  t>er^ 

loten  gegangen  toäre.    ®Qnj  n^ie  bie  ©efd^ic^te  bed  SBoIfed  felbft 

t9ar  er  böHig  Detgeffen  toorben,  bie  ^Itur,  loeld^e  er  üertrot,  fann 

anä)  an  Urfprüngli^feit  nid^t  mit  bec  t)erglid^en  n^erben,  loeld^e 

jenen  9tamen  i^ren  ®(an}  t^ertiel^en  f^at,  aber  i^r  SBoIf  f^at  tro^' 

bem  eine  toid^tige  SRoQe  in  ber  @nttoitf(ung  jener  alten  93elt  unb 

n^enn  fein  9^aine  unb  ber  feiner  SBo^nftätten  lange  ganj  Derfc^oHen 

tuaren,  fo  erhalten  n^ir  |e^t  burc^  i^re  SBieberentbedung  um  fo  un« 

gea^ntere  neue  Sluffd^Iüffe. 

S)ie  Sd^reibtoeife  feI6|t  gab  fel^r  mtttiDoUt  tCuffd^Ififfe.  gunfic^ft  beioied 
fte  bie  (gc^t^eit  bet  oft  angesmeifelten  fteilf^rift-Segenbe  ber  }toei|pra4igen 
®ilberla|)fel  bed  gewö^nlid^  Tar-rik-tim-me  getefenen  ^önig^  bom  m&t  ala  me-e 
benn  biefe  (Sd^reibmetfe  ^ötte  früher  nie  geto&l^It  luerben  tonnen.  SBeiter  erflfirt 
fte  bie  no4  in  aff^rifd^en  ftönigi^inf Triften  ^fiufige  Ungenautgtett  im  &t' 
btaud^e  ber  ^beogramme  für  ,,Sanb''  unb  ,@tabt''.  9Ran  iß  ft4  f  on  itfftt 
barüber  ftar  geoefen,  ba|  biefe  Stad^Iäffigleit  fi^  au9  ber  ald  9iegel  angenom* 
tnenen  Übereinfümmung  bed  Spornend  bon  ^au|)tftabt  unb  fianb  erll&rte  unb 
bann  au(^  einmal  „@tabt  X"  für  „fianb  X''  ober  umgele^rt  gefegt  n^urbe,  mo 
biefe  flbereinftintmung  nic^t  ^utraf. 

^icr  brid^t  bie  ^anbfc^rift  SBincflerg  ab.  Sliebergefd^rieben 
tourbe  fie  in  ber  ß^i*  ^om  29.  Sanuar  bi§  jum  6.  Äpril  1910. 

Über  ben  ttjeiteren  ©erlauf  ber  (Sjpebition  öon  190(5  Dgl. 
OLZ.  1906  @p.  621ff. 


^artmann  &  SBoIf,  Sei^Atg. 


t4.3ft»t9««'9                   Der  mte  Orieit  Stp  4 

Pfdf  dct  3abf-                                    '     ^       i7  ^  «  a  eitiel^ftl«  Itin 

fanget  (4  Q(ftc)                                 •mwiege^eii  «m  «er  ^,H„ 

2  m.,  9<b.  3  ID.  Uorderasiati$d)cn  6eiellsd)aft  (€.  U.)  §o  Ffamit 


Darciosi. 


Pon 


lustin  ü.  Präsck 


Eeipzig 
).  C.  Qinrid)s'r<fte  Bud)banblung 

1914 


Die  Uordera$tati$d)(  0esell$d)aft  (€.  U.) 

mit  dem  Sitz  In  Berlin 

be^mcdt  bie  gf^tberung  ber  Dorberafiatifd^en  8tubten  auf  d^runb  ber  Xcnfmäler. 
Sie  gibt  tDtffenfti^aftlid^e  flrbetten  i^rer  SO'litgli&ber  in  ^wanglofen  ^eftrn  aU 
„3Sl\itt\lnnqtn  ber  Sorberafiatifdien  (S^efetl)(!^aft"  unb  gemeint>er- 
tlanbli(^e  ^arfleHungen  üierte()o6rIi(f|  unter  bem  Xitel  ,,^ er  9(1  te  Orient" 
^rau9.  Semer  XQxti  bie  (S^efeÜic^oft  bie  ^efd^affung  neuen  IRateriatd  anregen 
unb  unterftü^en. 

Der  ia^rlic^e  S9litgliebd6eitrag  betragt  10  äRarf ,  mof  ür  bie  ,,S92ittei(ungen" 
(fonft  15  Vt.)  unb  „5)er  «Ite  Orient^'  (fonft  2  »l.)  geliefert  »erben.  —  «uf- 
na^nte  ald  SRttgtieb  erfolgt  bur^  bcn  ^orftanb  auf  einfache  Snmetbung 
beim  64riftfül^rer.  —  3<t^luit0  ^^^  Beiträge  ^at  im  Januar  an  bie 
3.  ©.  ^inritfti'fc^c  Su^l^onblung ,  »erlag,  Ceipjig,  Slumengaffe  2. 
^u  erfolgen. 

XcrSorftanb  beftc^t  j.  3t.  aui:  "^xol  Dr.  5.  »on  iJufc^an,  1.  Sorfiftcnber, 
®übenbc,  öcrlin;  $rof.  Dr.  3)^  ©artmann,  2.  Söorfi^cnber,  ©ermdborf  (S^lorf); 
^of.  Dr.  91.  Sobern^eim,  ©d^riftfü^rer,  ^Serlin^S^arlottenburg,  Stein« 
plat  2;  ^^Jrof.  Dr.  O.  IBcbcr,  löerlin^SRiebcrfc^ön^aufcn;  $rof.  Dr.  S3r.  SWeiSner, 
^redlau;  D.  Dr.  «1fr.  Scremiad,  Seip^ig;  $rof.  Dr.  $.  (£.  Reifer,  i^önig«« 
bcrg;  $rof.  Dr.  grbr.  ©ommcl,  SJ^flnd^en.  —  $erau§geber  ber  ,,^itteilungen 
$rof.  Dr.D.SSebcr,  93erlin»<Ricberfd)ön^aufcn,  iJiubenflr.  35,  bciS  „«Itcn  Orient 
Dcrfclbe  unb  D.  Dr.  ?llfv.  3cremiog,  ßcip^ig,  Sct|rcberftro6c  5. 

Inbali  der  bisher  er[d)icttciien  1)etic  des  ,,Jilten  Orient"  (Preis  60  PI.): 

^orfc^ungireifen  in  8üb*«rabien. 
3  Jfartenft.  unb  4  «bbilbungen. 

$on  O.SBeber.  84 
^laferS  tJforfcbungdreifen  in  8äb- 
arabien.     S^it  1  9ilb  (SlaferS. 

»on  0.  «5eber.  lOi 


4*, 


H 


ägi^ptcr  ald  Strieger  u.  (Eroberer 
inÄfien.  7«bb.  3B.SK.9iüIler.  5i 

S<brift  unb  Sprache  ber  alten 
iJtg^pter.    ^it  3  «bbilbungeu. 

^on  «8.  Spicgelbcrg.  8a 

XicrtuU  ber  alten  Ägtipter. 

$on  91.  ':EBtebemann.l4t 

Vtagie    unb   3^"^^^^^   ^i"    ^^^^^^ 
tägt^pten.    »on  91.  Siebemann.  64 

Unter^altungdliteratur  ber  alten 
Ägypter.    2.  9luflage. 

»on  91.  ^iebemann.  34 
Xote  u.  %oitn*^t\&^t  im  Glauben 
ber    alten    äfg^pter.      3.  «ufl. 

^on  Ä.jSiebemann.  22 
tlmulette  ber  alten  äg^pter. 

»on  «.  9Biebemann.l2i 

91marna«3^it-  ^g^pten  unb 
^orberafien  um  1400  ü.  d^v. 
3.  Auflage.      iöon  ij.  9«ebu^r.  I2 

Arabien  öor  b.^^Iam.  2.  ?IufI. 

*on  Clt^cbcr.  3i 


9lramäer.  Son  91.  Sanba.  4s 

9tfurbanipal   u.   bie   af{t)rijd)e 
Äultur    feiner    3cit.     17  «bb. 

Son  9.  i^eliftf(4.11r 
Äthiopien.  l?lbb.gB.iR.SWflller.  6i 


$olitif(^e  (Sntmidlung  ^abi^Io« 
nien^  unb  9(ffQriend. 

$on  $.  SSindler.  2i 
i^immeU'  u.  Seltenbilb  ber  Babij« 
lonier.     2  9lbb.     2.  erweiterte 
9lttflage.        Son  ©.  9ßin(!let.  Ss  t 
Seltfd)dpfung,  Sab^lonif^e.  1  VtbB. 

Son  ©.  Sintfler.  81 
i)amonenbefi!^tDdrung     bei    ben 
93abt)lonicrn  unb  SffQrern. 

«on  O.  SBebcr.  74 


((^ortiriung  auf  bct  biUtcn  llmf^laftfettt) 


Unter  ben  beufbax  ungünftigften  ^eri^ältniffeu  beftteg  im 
^erbft  bed  ^al^teS  522  t>.  (£^x.  ber  @o]^n  beiS  9[.d^meniben 
|)^ftaft>e6,  Xarjabaufd^  (!do^I  2)arian)of(^  avi^iu\pxzd)^n),  t>on 
ben  ^ab^Ioniern  iI)Qtian)ufd^,  bon  ben  Qubtn  ^ariah>ef(^^  bon 
hcn  ©ried^cn  Sareios;  genannt,  ben  toanicnben  X^ion  bed 
^crferrcidöeö. 

®d^on  ber  Umftanb,  bag  2)areiod  nid^t  unmittelbar  nad^ 
feinem  ad^ämenibifd^n  Vorgänger,  fonbem  erft  nac^  ^efeitigung 
eines  fe^r  gefäl^rlid^en  UfurpatorS  gur  $errfd^aft  gelangt  toar, 
mu^te  ju  SBebenlen  Slnla^  geben.  Set  SBerfu^  beS  iDtagierS 
Qiaumata,  bie  C^errfc^aft  über  baS  ^erferreid^  ben  3Rebern  in  bie 
^änbe  ju  f))ielen,  n)ar  bodf  ein  %en)eid,  ba^  man  ber  offiziellen 
9^ad^rid^t  über  ben  Xob  bed  ^arbija  im  äJoIfe  feinen  ©lauben 
fc^enfte,  unb  @aumata  {onnte  mit  Siedet  heffanpten,  aU  angebe 
lid^er  Bol)n  beS  großen  Sttfto^  ju  ber  ^errfd^aft,  jumal  nad^ 
bem  jöl^en  £obe  bei^  Aamb^feS,  allein  bered^tigt  gu  fein. 

yiun  tDurben  burc^  eine,  n)enn  aud^  nur  furje  9legierung 
olle  ©runblagen  ber  ^olitifd^en  @d^öpfung  beS  Stgxo^  im  ®runb 
erfd^üttert.  Um  bie  ®unft  ber  Golfer  bul^Ienb,  erlieg  Q^aumata 
eine  breijäl^rige  Steuerbefreiung  im  ganzen  Steid^e,  berfolgte  bie 
neue  im  arifd^en  ^ran  entftanbene  Seigre,  ern)ieS  ftd^  bort  gnäbig, 
h)o  e^  fein  Vorteil  gebot,  unb  beließ  aud^  bie  t^äut)ter  ber  jünger 
ren  Sld^ämenibenlinie,  ben  Satrapen  ^^ftafpeS  in  ^artbien 
unb  ^^rfanien  unb  feinen  Sol^n  !Dareiod,  in  il^ren  SteQungen. 
Selanntermagen  fel^irte  Xareioi^  an  ber  Spi^e  ber  perfifd^en 
Hrmee  aud  ^g^pten  }uräd,  n)oraud  ju  fd^Iiegen  ift,  ba%  il^m  aud^ 
üon  @aumata  ber  Cberbefel^I  anvertraut  n)urbe.  (£S  liegt  auf 
ber  ^anb,  bog  ber  Ufurpator  burd^  beriet  SRagnal^men  ben 
Glauben  ber  SeboIIerung  an  feinen  angeblid^  ad^ämenibifd^en 
Urfprung  }u  ftärlen  utib  ben  l^ie  unb  ba  ftd^  bemerfbar  mad^en^ 
ben  Strgkool^n  @ingen)ei]^ter  unfd^äblid^  ju  mad^en  bemül^t  toar. 


4  3.  «.  $r«cl,  5)aTeio«  I.  «£).  XIV,4 

XareioS  mar  fic^  mol^l  feiner  fd^küierigen  äage  bemußt  unb 
ttof  beSl^alb  foglei^  naä)  feiner  Sl^ronbefteigung  iD^QBnal^men, 
bic  für  bie  3w!unft  jebem  3^^*!^^  ön  feiner  rechtmäßigen  ^crt* 
fd^aft  ein  ^kl  fe^n  foHten.  Cr  i^otte  noä)  ju  3^^^^  bes  ^am^ 
b^fe^  eine  Sod^ter  beg  einflugreid^en  ©tammfürften  ©obr^o^ 
i^eimgefül^rt,  bie  ii^m,  nod^  bebor  er  ßönig  tDurbe,  brei  @öl^ne, 
Slrtobajane^,  Slriabigne»  unb  einen  bem  ÜRamen  naä)  unbefann* 
ten,  fd^enfte.  2)iefe  @öl^ne  toaren  nac^  ber  bei  ben  ^erfern 
üblid^en  Sied^tdauffaffung  nid^t  tl^ronbered^tigt.  2)Qreiod  ent» 
fd^oß  fi^  bedl^Qlb,  nad^bem  er  jum  ßönig  aus^gerufen  h>orben 
mar,  mel^rere  i^rouen  an^  bem  $aufe  ber  Std^ämeniben  in  fei^ 
nen  ^orem  auf junel^men,  in  erfter  9ieil^e  bie  i:od^ter  bei^  Sttfxo^ 
unb  $ßitn)e  beS  Aamb^feS,  Sltoffa,  bie  bolb  entfd^eibenben  Sin» 
flug  auf  il^n  gen)Qnn,  bie  jüngere  Sod^ter  beS  Stt^xod,  SCrt^ftone, 
unb  bie  Sod^ter  beö  Sarbija,  5ßarmtjö.  3)urd^  biefe  5Jerbin= 
bungen  mürbe  er  6rbe  ber  auggeftorbenen  älteren  Sinie  feinei^ 
^Qufe§.  Slber  oud^  ber  Xod^ter  beS  @tammfürften  OtaneiS,  ^ffaU 
b^me,  bie  ftd^  rül^men  burfte,  ben  ©aumata  entlarbt  ju  l^aben^ 
unb  bie  gleid^faDd  aU  frül^ere  ©emal^Iin  bed  Aomb^fe^  anju^ 
feigen  ift,  tDurbe  bie  &)xt  }utei(,  bes  jtönigi^  ©emol^Iin  ju  toer^ 
ben.  außer  biefen  bier  finb  noä)  jtoei  fjrauen  bcg  2)Qreio§  be» 
lannt,  ^ßl^ratagune,  Sod^ter  feinet  33ruber8  Slrtaneg,  unb  eine 
fed^fte,  bie  il^m  ben  Sol^n  2lrfameneö  gebar. 

®en  ®ieg  über  ®aumata  Derbanftc  ©oreiog  in  erfter  8inie 
ber  treuen  Slnbänglidjleit  ber  ©tammffirften,  eS  lag  alfo  nol^e, 
3unäd)ft  fie  nod|  näl^er  burd^  Slu^seid^nungen,  Privilegien  unb 
®fiterfd^enfungen  an  feine  ?ßerfon  ju  fetten.  SOSenn  ein  Qfol&r* 
l^unbert  f|)äter  5ßIaton  fogt,  baß  2)areiog  fein  SReid^  in  ficben 
leile,  bor  Qaf)l  ber  fieben  ©tammfürften  entft)red^enb,  geteilt 
f)abe,  fo  ift  in  biefer  Stngabe  aUerbingS  ein  ^robuft  ber  f})ätercn^ 
bon  ben  änfd^auungen  beS  auj^gel^enben  5.  ^al^rl^unbertS  b.  &fx, 
beeinflußten  2:rabition  ju  erbliden,  ber  njal^re  Äern  ift  aber 
tro^bem  nid^t  ju  berlennen.  ^n  rid^tiger  S3orauSfid^t  ber  ©d^toie* 
rigfeiten,  bie  fid^  au§  ber  unfid^eren  Sage  leidet  enttüidteln  lonn* 
ten,  mußte  %axexo%  barauf  bebad^t  fein,  ber  Streue  ber  ©tamm-- 
fürften  aud^  in  S^f^nft  fidler  ju  fein;  er  l^at  fte  be^l^alb  tual^rl^aft 
foniglid^  belol^nt.  Sie  l^atten  tool^I  freili^  bie  ©rtoeiterung  il^rer 
i)oIitifd^en  !Red^te  erniartet,  aber  ein  fold^e«  Stnfinnen  toar  mit 
ben  ftaatdmonntfd^en  (Drunbfät^en  bed  .^önigiS  nid^t  Vereinbar. 
3)e§]&alb  jog  er  e§  bor,  bie  ©tammfürften  mit  äußeren  (S^ren* 


«O.  X1Y,4  %xt  ^^TonbefieiQung.  5 

bejetci^nungeu  uub  großen  ©üterfc^enlungen  ju  belohnen.  Otane^ 
unb  feinen  92Qt^fommen  kunrbe  bie  93efteiung  üon  iebtpeber 
Untertanigfeit  bem  ftöntgc  unb  »ben  übrigen  ©tammfürften 
gegenübet  juteil  unb  noäf  im  5.  ;3>^'^^'^-  ^-  ^^^'  toaxzn  bie  Ota- 
niben,  fofern  fie  ©efe^e  befolgten,  ba^  einjige  Don  aller  Unter* 
tonigleit  befreite  ©efd^Ied^t  unter  ben  Sßerfern.  Slufeer  bev 
erblichen  SluSgeid^nung  burd)  bog  mebifd^e  (Sl^renfleib  erl^ielt 
Otanes  nod)  auegebel^nte  Sänbereien  in  bem  f^Iu^gebiete  beSl 
IaJ)|)aboIifd^eu  ^xx^,  ate  beren  .lpau^)tort  ©ajiura  galt.  ®ieö 
gab  f|)äter  ben  Ia^))abofifd^en  Slriaratl^iben  Seranlaffung,  i^ren 
Stammbaum  auf  Otane^  jurüdjufül^ren.  ^^barne^  n)urbe  mit 
ber  erblidfien  ©tabtl^alterfd^aft  unb  großen  ®ütern  in  2lrmenien 
bebad^t,  too. feine  92at^Iommen  noc^  nad)  200  t>.  (£f)x.  ertDÖl^nt 
toerbcn.  (äobr^aö  tüurbe  aU  Slnfü^rer  ber  fönigli^en  S5ogen* 
f^ü^en  mit  ber  Obl^ut  über  bie  ?ßerfon  beö  ÄönigS  betraut. 


(&9  ift  aller  &xnnh  üor^anben,  biefe  ^uS^ei^nungen  ber 
©tammfürften  als  ben  unmittelbaren  Stnlafe  ju  ber  nal^eju  aü^ 
gemeinen  @mt)örung  gegen  S)areiog  anjufel^cn,  bie  glcid^  nad^ 
feiner  Sl^ronbefteigung  au§brad^.  S)en  Steigen  eröffneten  (Slam 
unb  S3abt)Ion.  ^n  bem  fufifd^en  Seil  beö  einftigen  ßlam,  ber 
bei  ben  ^ßerfcrn  nad^  bem  Stamme  ber  Ujier  Utüabfd^a  ober 
K^njabfd^a  l^iefe,  pflanzte  aU  erfter  ein  getüiffer  Slfd^ina,  ©ol^n 
be§  nnjjabaranma,  nod^  im  3Binter  522 — 521  ö.  &)x.  bie  ^Jal^nc 
ber  6m|)örung  auf.  ©iefer  öereinjelte  SSerfud^  tpurbe  burd^  ein 
föniglid^eS  $eer  rafd^  unterbrüdCt,  Slfd^ina  felbft  gefangen  genom= 
men,  bem  2)areio§  borgefül^rt  unb  auf  beffen  ©el^eife  bem  genfer 
übergeben.  SBeit  gefäl^rlid^er  Wax  ber  erfte  Sufftanb  in  ©ab^Ion, 
ber  gleid^jeitig  mit  ber  erften  Siad^rid^t  üon  bem  ©turje  be§  ®au:= 
mata  auöbrad^.  3)iefe  ben  ftontralttäfeld^en  entnommene  An* 
gäbe  jeugt  t>on  ber  grofeen  Unjufriebenl^eit  mit  bem  Sl^ron* 
med^fel,  bie  in  SSab^Ion  5pia^  gegriffen  l^atte.  9ln  bie  ©^)i^e  ber 
3lufftänbifd^en  fteHte  fid^  ein  SBab^Ionier  namen§  9iibintubel, 
ber  fid^  für  einen  ©ol^n  be^  großen  Siebulabnegar  ausgab,  beffen 
Siamen  annal^m  unb  auf  bie  l^erlömmlid^e  SBeife  jum  Äönige 
bon  SBab^Ion  aufgerufen  tourbe.  ^ier  mar  bie  ©efal^r  fo  grofe, 
ia^  ®areio§  fid^  entfd^Iofe,  \>zx\bnlxä)  eiujugreifen.  Aber  aud^ 
9iibintubcl  toar  ein  umfid^tigcr  Gegner,  (gr  l^ielt  ben  Sigrid 
befe^t  —  3)arcioö  fe^te  fid^  alfo  mit  feinem  ©eere  bon  SKebien 


6  9.  9.  VtaSef,  ^axdxa  I.  9(£.  XLV,4 

ouö  in  58ch)Cflung  —  unb  mad^tc  ben  )ißerfern  burd^  eine  ^lotiUe 
bcn  Übergang  über  ben  ©ttom  ftrettig.  2)areiog  fe^te  fein  ^cct 
in  «Schlauchbooten  über,  fd^Iug  am  13.  Xejember  beS  ^ai^reS 
522  ö.  ei^r.  nod^  am  ligris^  mit  feiner  teilmeife  !amelbertttenen 
Äeiterei  ben  bab\jIonifd)en  öegen!önig  unb  fiegte  fünf  Sage 
nai)i)tx  über  9iibintubel  bei  ber  ©tabt  3öJönnu  am  Supl^rat, 
ioobei  üielc  äufftänbifd^e  bon  bem  ®trom  fortgeriffen  tourben. 
Xa^  offen  ftel^enbe  glac^lanb  ergab  \xä)  bem  ©icger,  nur  bie 
auf  bie  $e)tig{eit  il^rer  äßauern  |)ocf)enbe  dliefenl^auptftabt  trotte 
t>en  Werfern.  3)ie  S)auer  ber  93elagerung  ift  nid^t  genau  angegeben, 
aber  bie  Datierung  einf(J|Iägiger  Äontrafttäfclc^en  läfet  ber  SBer- 
mutung  9laum,  bag  bie  @labt  etma  ac^t  !l)bnate  nad^  ber  @c^Ia(^t 
bei  3öäannu  gefallen  ift.  SHbintubel  geriet  in  bie  ^önbe  be* 
^-ßerferf önigs  unb  mufete  für  feine  Äül^nl^eit  mit  bem  geben  bü^en. 

S^areioö  fö)Iwg  je^t  für  längere  ißexi  in  SBabljIon  feinen  ®tb 
auf.  aKililerloeile  aber  brad^  ein  furdijtbarer  Slufftanb  aii^,  ber 
aufecr  bem  Stammlanbe  bes  Äönigö,  5ßerfien,  jum  jtoeiten  3KaIe 
©ufiona,  SOJebien  mit  Slffljrien  unb  ätrmenien,  ^artl&ien,  ©tjr* 
fanien,  3)largiana  unb  bie  inneriranifdjen  ©tämme  ber  Safen 
unb  Sattag^bcn  ergriff..  ®a  fid)  bie  Satrapen  bon  Jtg^pten 
unb  a^bien,  h)ie  unten  bargelegt  hjerben  h)irb,  neutral  ber^iel* 
tcu,  fo  blieben  Xareio§  aufeer  bem  eben  unteriDorfenen  $ab))Ion 
blof?  33ahrien  unb  bie  Sänber  jenfeitS  be§  (gupl^rat  treu,  ^n 
afl  ben  genannten  Sönbern  bradfi  ber  äufftanb  gleid^jeitig  auÄ. 

5ür  S)arcioö  unb  fein  95oIf  tüar  ber  Umftanb  bon  größter 
Sßid^tigfeit,  bafe  bie  Stufftänbifd^en  jtüar  gleidijjeitig  ju  ben 
aSaffen  griffen,  e§  aber  an  einem  planmäßigen  gemeinfamcn 
SBorgel^en  fel^Ien  ließen.  3)er  gefäl^rlid^fte  ^erb  ber  QSmpörung 
toar  9Rebien;  in  Sßerfien  fiel  nur  ein  Seil  ber  S3ebölferung  bon 
bem  Könige  ab,  lüol)!  bie  ben  arifdfien  Werfern  ftammfremben  etn- 
l^eimifd^en  ©tömme,  aber  über  einen  urfäd^Iid^en  3"fö"^^^'^* 
l^ang  jmifd^en  biefem  Slufftanb,  ber  fid^  bis;  nad^  Ärad^ofien  Der* 
pflaujte,  unb  bem  ber  ÜWeber,  finbet  fid^  in  bem  infd^riftlic^n 
99erid|t  be§  ÄontgS  feine  ?lnbeutung.  1)ic  SWarger,  Sattag^bcn 
unb  ©afen  Serben  tvo^l  aud^  unter  bcn  toiberfpcnftigen  Sonb^ 
fd^aften  unb  SSoIfern  genannt,  aber  il^ren  ?lufftänben  toar  nod^ 
allem,  toa^  barüber  gemelbet  toirb,  feine  93ebeutung  betjumeffen. 

3)en  (S^arafter  eines  nationalen  ÄampfeS  gegen  bie  perft^ 
fd^n  Sel^errfd^er  trug  ber  Hufftanb  ber  3)teb€r,  on  beffen  @pt^e 
fid^  ein  9?ad^fomme  beS  erften  Ä^ajcare§,  namen«  f^ratoartifd^, 


gefteUt  t)atte.  ^^erftPÜtbigertDeiie  gab  ftd)  biefer  gtaiDortifd^ 
nic^t  für  ben  iRac^fommen  be^  festen  3)^eber{öing^  3([t^aged  axx^ 
unb  nai^m  andf  beffen  92Qmen  nic^t  an,  jonbern  legte  ftd^  aU 
Aönig  ben  9{ameu  ^^fc^atl^rita  bei.  Oh  üieUetd^t  je  ein  uni» 
foni't  unbefannter  ^JJtebextönig  ben  9?amen  ei^fc^at^tita  trug,  ift 
mit  unferen  gcgenn^ättigen  |)ilfömitteln  nic^t  feftjuftenen;  fei« 
nedfoUä  ift  ts^  aber  angängig,  bei  €]^fd)att)rita  an  ben  belannten 
2lnfn^rer  ber  Simnterier,  SJiannäer  unb  a)ieber  Äafc^tarit  jnr 
3eit  bcs  5Kff^rerfönigg  ^ffari^obbon  ju  benfen.  Slu^er  SRebien 
fci^Ioffen  fic^  an  iit)]fi)aii)xxta  bie  einft  mebifc^en  ^robinjen 
Urarti^^Slrntenien,  ^ff^rien  unb  mo^l  anä)  ^^xfanien  an;  bie 
Sagartier  bei  Strbela,  ein  ben  arifd^en  iDiebern  unb  ^^erfern 
ftommbern)anbted  93oIf,  ^aben  to6f)i  ebenfaQS  bie  ^^oi^ne  bei^ 
^ufrubri^  aufgepflanzt.  2)er  fagartifd)e  älufftanb  berlief  analog 
jenem  ber  SWcber,  aber  feine  SJebeutung  erlitt  Cinbu^e  bur^ 
bie  $IanIofig(eit,  bie  fid)  in  ber  ^rollamierung  beS  angeblich 
oud^  Don  ji^a^ared  abftammenben  Sfd^itrantadima  jum  ^Qönige 
offenbarte. 

S)ie  Überlieferung  bejüglid)  biefer  ^ufftänbc  befriebigt  nnii 
nur  in  geringem  Tla^t,  fo  ba^  ton  auf  blo^e  Sennutungen  an^ 
gen>iefen  finb.  !Dareios$  felbft  beurteilte  rid^tig  bie  qu^  äßebien 
brol^enbe  Oefal^r,  berfügte  aber  für  ben  Stugenblid  nur  über  ein 
berl^ältni^mä^ig  Heiner  ^eer,  bas  er  überbied  ju  teilen  ftd^  ge< 
nötigt  fal^.  Cin  Seil  unter  bem  Cberbefebl  beö  Stammfurften 
SJibama  ober  ^ijbarneiä  mürbe  gegen  bie  SKeber  bcorbert.  Un* 
h)eit  ber  ®renje,  bei  bem  Crte  SDtarufd^,  ftie§  SSibarna  am  12. 
(Januar  520  b.  &fx.  auf  bie  ^lufftänbifd^en,  mu^te  fid^  aber 
mit  feinen  S^ruppen  in  bie  iüeftmebifci^e  Sanbfd^aft  Äampoba 
Snrädjiel^en  unb  bort  bie  Slnfunft  bon  SBerftärlungen  abtoarten. 
Um  bie  ®d^arte  aui^utoti^n,  tourbe  einem  Slrmenier  namend 
S)abarf(i)ifd)  bie  Slufgabe  übertragen,  bon  SBeften  aud  3)}ebien 
anzugreifen.  6r  jog  bemgemöfe  nad^  SCrmcnicn  unb  lieferte  bei 
3wja  am  21.  9Kai  521  ben  SDIebern  eine  ©c^Iac^t,  ber  bie  Äömpfe 
bei  ber  SSurg  Itgra  (31.  9Wai)  unb  bei  ber  SBurg  U)ama  (21, 
Qfuni  520  b.  &fx.)  folgten.  Slu^  btefe  Äömpfe  bebeuteten 
feinen  (Srfolg  ber  ^erfer,  ba  fic^  aud^  T^abarfd^ifd^  gejhoungen 
fol^,  bm  jtönig  um  öilfe  anjugel^n  unb  fid^  mit  bem  SReft 
feiner  Streitfröfte  nad^  Armenien  jurüdjujiei^en.  Xareio^  fe|te 
Xobarfd^tfc^  ob  unb  übergab  ben  Oberbefel^I  einem  eblen  $er« 
fer  namend  $aumifo.    2)tefer  erhielte  enblid^  am  31.  2)ejember 


520  ö.  dffx.  bei  ^jala  in  Affinen  einen  Meinen  (grfolg  über 
bie  iD^eber  unb  lata  baburd^  in  bie  Soge,  offenfib  gegen  bie  9uf^ 
ftänbifd^en  Uorjugel^en.  Sein  am  12.  ^uni  519  ü.  6J^r.  bei  Xu« 
tijara  errungener  Sieg  fid^erte  ben  5ßerfern  bie  §errfd^aft  über 
Armenien,  aber  ben  (Sl^fci^atl^rita  in  SRebien  anzugreifen  toagte 
er  felbft  nid^t.  ®a  begab  fid^  S)areiog  |)erfönlid^  nad^  SRebien, 
jog  ^aumifa  mit  feinem  ^eere  l^eran  unb  lieferte  bem  (S^fd^a« 
t^rita  im  ^erbft  519  b.  (£f)x.  bei  ^nburuf^  an  ber  ©ren^e 
bon  3ltro))atene  eine  entfd^eibenbe  @(^Iad^t;  ber  mebifd(fe  @e« 
gen!önig  tpurbe  aufd  ^aupt  gefd^Iagen  unb  fud^te  3uflud^t  in  ben 
öftlid^ften  ©egenben  feinet  rafd^  jufammenftürjenben  Sieic^e^. 
3n  9iaga  eingel^olt,  n)urbe  er  nad^  ^gbatana  gebrad^t,  gräglic^ 
üerftümmelt  unb  f^lieglid^  anS  ftreuj  gefd^Iagen.  ^ei^t  ergab 
fid^  3Rebien  bem  Sieger;  blofe  bie  5ßartl^er  unb  ^ijrfanier  ber«^ 
blieben  nod^  unter  ben  SBaffen. 

S)urd^  ben  ^aU  bed  Cl^fd^atl^rita  ipurbe  ba^  Sd^itffol  beö 
^erferreid^j^  entfd^ieben.  Sinige  Sanbfd^aften  trotten  nod^  bem 
fiegreid^en  ^^ftafpiben,  aber  fie  maren  nid^t  mel^r  imftanbe, 
bem  ftönige  baS  ttbergemid^t  ju  entreißen.  S)er  ))affenbe  9u« 
genblid,  bie  jerf^Iitterten  jträfte  gegen  ben  gemeinfamen  f^inb 
ju  bereinigen,  toai  mit  bem  Sage  ber  @d^Iad^t  bon  ^nburufd^ 
für  immer  berfäumt. 

(&^  ift  anjunel^men,  bag  (S^fc^atl^rita  nad^  feiner  9Heber^ 
läge  bei  ben  ^artl^ern  unb  ^^rfaniern  S^f^^^t  fud^en  n)oDte, 
benn  mit  il^rer  $ilfe  iDäre  ei^  möglid^  gen>efen,  bie  ^erbinbung 
jmifd^en  ben  3)iebem  unb  ben  ?lufftänbifd^en  in  ^erfien  l^erju«^ 
ftellen.  Slber  er  tourbe  l^art  an  ber  ©renje  bon  9Äebien  gefangen 
genommen  unb  ber  $ater  be8  AönigS,  $9ftaf))e8,  ber  @tattl^alter 
bon  5ßartbicn,  n)urbe  baburd^  in  ben  @tanb  gefegt,  jur  Dffenftbc 
überkugelten.  Sr  l^at  iDol^I  nad^  bem  @iegeSbertd^te  feines  @o]^^ 
neS  bei  Sifpaujatifd^  an  einem  5.  fj^'&^ör  —  ba8  Qfal^r  ftcl^t 
nid^t  feft  —  bie  ?lufftänbifd^n  gefd^Iagen,  aber  erft,  nad^« 
bem  er  SSerftärfungen  au8  SRaga,  to6f)l  3;nH)^)en,  bie  (S^fd^a- 
tl^rita  berfolgt  l^atten,  erl^alten,  ergriff  er  bie  Offenfibe  unb 
trug  an  einem  3.  2t|)ril  bei  5ßatigrabona  einen  entfd&eibenben 
@ieg  babon,  Vorauf  ftd^  ^artl^ien  unb  ^ijrfanien  unterwarfen. 

50itttlern)eile  jog  ein  au8  Sßerfern  unb  2Rebem  jufammen« 
gefegtes  ^eer  unter  ber  f^ül^rung  eines  mebtfd^en  ©enerold  na* 
mens  3:ad^maft)aba  gegen  bie  @agartier  unb  lieferte  il^nen  eine 
©d^Iad^t.    ®ie  ©agartier  lüurben  bcftegt,  il^r  Äonig  Jfdfiitrau» 


OD.  X1V,4  3)Qmo»'  (Sieg.  9 

toc^ma  gefangen  genommen  unh  in  ber  bamaligen  ^au^tftobt 
Slffijrienß,  ?(ibela,  l^ingeric^tet. 

SJon  bem  Slufftanbe  ber  aJiarger  melbet  bie  ^nf^tift  bon 
8c(/iftun  fel^r  »enig;  es^  tpirb  nur  überliefert,  bafe  il^r  Anführer 
nomeng  groba  üon  bem  ^atxoptn  bon  33aftrien  2)abar[ci^ifd^  — 
mol^I  5U  unterfd^eiben  tyon  bem  S)abar{d^if(i^,  ber  ben  Eingriff 
gegen  S^fd^otl^rita  in  Slrmenien  eröffnet  l^atte  —  befiegt  tvurbe. 

9$on  aQ  ben  Sänbern,  bie  fid)  gegen  2)areiog  erl^oben  l^atten, 
blieb  blofe  Dftperfien  unter  ben  SBaffen;  aud^  biefe  ^etoegung 
h)ärc  S)areiog  berl^ängnii^boll  geworben,  menn  ii^re  Seilne^mcr 
bon  Stnfang  an  Stnlel^nung  an  bie  3J{eber  gefud^t  bötten.  2>er 
Stufftanb  brad^  in  ber  in  bem  Gebiete  ber  Utier  gelegenen  ©tabt 
Saraba  au^.  (£in  geloiffer  ^aJ^ja^bata  trat  auf,  gab  fid^  für  ben 
@ol^n  be§  ^tfxo^,  Sarbifa,  au^  unb  fanb  bei  einem  Xeil  bed 
^erferboIfeS,  mol^l  bei  bemjenigen,  meld^er  noc^  ein  9!omaben^ 
leben  füi^rte,  Glauben.  2)areiofi;  fanbte  gegen  ^al^jajbata,  ber 
ben  R'önigStitel  angenommen  l^atte,  ben  ^erfer  Slrlabarbija  an^, 
ber  juerft  mit  hen  Stufftönbifd^en  bei  SRac^a  jufammenftiefe  — 
bag  Qal^r  ftel^t  nid^t  feft,  bie  ^fnfd^rift  gibt  nur  ben  25.  3}tai 
an.  ^al^iajbata  n)urbe  befiegt  unb  jur  l^lud^t  nad^  ^ifd^ifaubaba 
genötigt.  3lm  6.  ®arma)[)aba  —  aud^  l^ier  fel^lt  bie  :^a]^redan« 
gäbe  —  tourbe  er  auf  einem  $)erge  5|Jarga  gefdölagcu  unb  gefan^ 
gen  genommen,  toorauf  er  in  ber  perfifd^en  @tabt  Ubabaitfd^aia 
l^ingerid^tet  iDurbe. 

5ßerfien  lourbe  itoax  burdb  ben  gatt  beä  äJal^jajbata  jum 
(Sel^orfam  gebraut,  aber  eine  ^eereSabteilung,  bie  er,  n)obl  noc^ 
bor  ber  Slnfunft  be^  Strtabarbiia,  gegen  ben  Satra|)en  öon 
Slrad^ofien,  SSibana,  beorbert  l^atte,  blieb  nod^  unter  ben  3Saffen. 
93ibana  griff  fie  nad^l^er  jtoeimal,  bei  ftapifd^afanifd^  unb,  ctloa 
jtt)ei  ajionate  fj)äter,  in  ber  Sanbfd^aft  ©anbumaba,  an.  ^n  ber 
itotiUn  ©d^lad^t  tourben  bie  (Smi)örer  nal^eju  aufgerieben,  ^fft 
anfül^rer  fud^te  B^P^c^t  in  ber  ^eftung  Slrfd^aba,  fiel  aber  balb 
na^l^er  in  bie  ^änbe  bcö  Siüana  unb  ftarb  ben  Job  cincö  be* 
fiegtcn  ^od^berrotcrö. 

(grft  je^t  burfte  fid^  S)areiog  beö  ®iege§  über  bie  Änpnger 
beö  ijmciten  5ßfeubübarbeg  riil^men,  ja  bie  Unterbrüdung  ber 
äufftänbe  im  ^xan  l^attc  aud^  getoid^tige  (groberungen  auf  bem 
©ebietc  ber  ^nbtx  jur  i$olge.  Unter  feinen  Untertanen  fül^rt 
3)areto8  bie  ^inbu  ober  Qfnber  an,  ol^ne  jebod^  il^r  (Sebtct  näl&er 
abjugrenjen.    Wadb  ben  amtlid^en  ©tcuerliftcn  entrid^tctc  bie  in* 


10  3.  ».  *t«cf,  a)oreio«  I.  «O.  XIV,4 

bifd^e  Satra^jte  einen  ungel^euren  ^a^re^jini^  t)on  360  lalenteit 
®oIbftaub,  mag  auf  eine  öerJ^ältni^mofeig  grofec  ^tu^bei^nung 
fc^iefeen  läfet.  2)iefc  Satra))ie  tft  in  bem  unteren  Äabultal  unb 
in  ben  anliegenben  Xeilen  be^  Stromgebiets  beS  ;SnboS  ju  fud^en. 
Xa  fie  in  ben  an&  ber  unmittelbar  bem  Sf^t^enjuge  borangel^n« 
ben  ^^it  ftautmenbcn  Steuerbejirföüerjeid^niflen  angefül^rt 
h)irb,  fo  mufe  il^re  Unterwerfung  in  bog  crfte  Xejennium  ber 
iRegicrung  beä  Xarciog  fallen;  fomtt  liegt  eg  ual^e,  biefe  (£r* 
obenmg  mit  ber  Söemältigung  beö  5Iufftanbeö  in  31ra(^oficn  in 
ißerbinbung  5U  bringen. 

3)ic  ^el^i|tun'=:3"W^ift  gibt  jtüar  feinen  2lnl^altg))unft,  ber 
bie  einjelnen  $[ufftänbe  d^ronoIogifdC^  genau  einjuorbnen  ge^ 
ftatten  ipürbe,  eö  ftel^t  aber  feft,  bafe  im  ;j"V.  518  b.  Kljr.  bie  Äul^e 
im  ganjen  9teid^e  n^ieberl^ergefteUt  Würbe,  ^areiog  würbe  in 
aQen  Seilen  beS  ungeheuren  äieid^eg  alg  red^tmäßiger  ^errfd^r 
anerfannt  unb  eg  fam  ie^t  bie  Steige  an  bie  SatraJ)en  bon 
äg^^)ten  unb  S^bien,  bie  im  irüben  ju  fifdfjeu  beftrebt  Waren. 
3uerft  l^iefe  eg  unter  bem  frifd^en  ©inbrucf  beö  Siegel  mit  Slrij- 
anbeS  abjured^nen.  3nit  ber  9tegelung  ber  äg^^tifc^en  %erWa{* 
tung  ftanb  aber  baö  SSerl^alten  bcS  ftönigg  gegenüber  ben  3"i>«" 
in  engem  3wfQ^^^"^öng.  J^nmitten  ber  faum  fonfolibicrten 
iübifd^en  ©emeinbe  waren  Sifferenjen  bon  großer  Xragweite 
entftanben.  (rine  bon  bem  5ßropl)eten  ©aggai  gefül^rte  Partei, 
bie  Woi^I  auf  bie  iranifd^en  ?lufftänbe  i^re  Hoffnungen  fe^te  unb 
meffianifd^e  5ßro))^ejeiungen  berfünbete,  fe^tc  fic^  bie  Sßieberl^er« 
fteliung  beS  t)on  9iebufabnejar  jerftörten  9leid^g  ber  ^abibiben 
afg  ))oIitifd^eg  '^xd  unb  brängte  junäd^ft  auf  bie  l^ortfe^ung  bed 
auf  Sttjto^  (Sel^eig  eingefteüten  3:em)[)elbaueg.  3^^"^^^'^^'^  9^9 
auf  biefed  Snfinnen  ein  unb  legte,  ol^ne  bie  ^Bewilligung  beg  mit 
ben  SCuff täuben  boU  befd^äftigten  jtönigg  abjuWarten,  am  24. 
ßlul,  9Cnfang  <SeJ)tember  520  b.  (ifft.,  ben  ®runbftein  ju  einem 
neuen  2;em))el.  ©aggai  unb  feine  Partei  forbcrten  je^t  3^^^* 
babel  auf,  \xd)  jum  ftönige  bon  :^uba  proHamieren  ju  laffen, 
aber  bie  einfid^tigeren  Elemente  unter  ben  ^uben,  ber  ^ro^l^et 
©efarja  an  ber  Spi^e,  festen  fein  Vertrauen  in  bie  bon  3)areioö 
abgefallenen  SBöIfer  unb  l&ielten  3^^'^6abel  bon  bem  in  bejug 
auf  etwaige  fj^'^fl^"  bebenflid^en  SSorgel^en  ah.  S^^^^^^^^ 
entging  tro^bem  feineSWegö  bem  SlrgWol^n  ber  5ßerfer.  S>€r 
©tattl^alter  ber  jWifd^en  ®ui)]^rat  unb  bem  iWtttelmeer  liegen* 
ben  gatrapic,  5Bifd^tonna  ober  Ufd^tanni  (Satenai  beg  ic^igen 


aaXIV,4  3>ottio«  unb  bie  Suben.  H 

tejta^Xcjtcö,  ©ifinncö  beö  3[ofc|)^us),  liegte  gcflen  i^n  35crbac^t 
unb  begab  fic^  mit  einigen  feiner  Sieontten  ^etfönlid)  nai)  ^crw* 
falem,  wo  er  3c^ubbabcl  unb  bie  ®emeinbeälte|ten  tt)egen  yixäfU 
befolgung  beö  fönigüd^en  ajcrbotsi  beg  3:enH)elbaueö  jur  SSerant* 
mortung  50g.  3erubbobeI  berief  fid^  auf  bie  33en)iQigung  bed 
^0ro^,  bie  aud^  in  bem  @taatdarc^it)  Don  ^gbatana  gefunben 
n)urbe,  toorouf  2)areiog  feine  (Sinmitligung  jur  S^ttfe^ung  beä 
2:em|)elbauefii  erteilte,  \a  fogar  einen  größeren  ^Beitrag  au^  ben 
(ginfünften  ber  t>on  Sifd^tanna  ^ermatteten  ®atra|>ie  ^jenfeiti^ 
bc§  Strome^"  jwr  görberung  be^  SBoneö  flüfeig  machte.  Xnid) 
biefc  großmütige  gntfd^eibung  be§  3)areio^  mürben  feine  j[übi* 
fd^n  ®egncr  entwaffnet  unb  ben  SBeftrcbungcn  bel^  2)aüibiben, 
beö  5ßroj)^eten  «öaggai  unb  feiner  Sni^änger  mar  für  immer  bcr 
93oben  entjogen,  ja  bie  35at)ibiben  Verloren  aud)  ben  jübif^cn 
Statt^alterpoften.  2lm  3.  Stbar  (§ebruar*9Jiärj  515)  mürbe  ber 
Üempelbau  öoöenbet.  Scitbem  mar  bie  jübifd^e  5ßriefterfd^aft 
eine  ber  mäc^tigftcn  Stü^n  ber  SCci^ämenibenl^errfc^aft. 

@rft  je^t  ftanb  ber  äBeg  nac^  ^g^))ten  bem  Aönige  offen. 
(&^  mar  bereits  l^od^  an  ber  3^^^/  ^^  SZillanbe  bie  löniglid^e 
Slutorität  mieber^erjuftelien.  £er  bon  Aamb^feS  eingefe^te 
©tattl^alter  2trljanbe§  benaljm  fid^  im  Sanbe  mie  ein  felbfton«' 
biger  Serrfc^er  unb  Sarcioö  läßt  in  feiner  ©el^iftun^i^nfd^rift 
burd^bliden,  baß  i^m  bon  bem  äg^ptifd^en  Satrapen  leine  ^ilfe 
gegen  bie  @mpörer  gefanbt  mürbe.  Unter  anberem  ließ  ^rt)anbeS 
©ilbermünjen  mit  feinem  -iJilb  unb  feiner  6|)on^mie  prägen, 
bie  feiner  maren  aU  bie  be§  ÄönigS,  unb  in  ber  SSermaltung  besJ 
fianbeS  bebrüdte  er  bie  einl^eimifd^e  SBeböIIerung  aufd  l^ärtefte 
unb  mar  beftrebt,  ben  in  bcr  gried^ifd^eu  ^flanjftabt  ©arfe  mü* 
tcnben  33ürgerfrieg  für  feine  perfönlid^en  Seftrebungen  ausJju«^ 
nü^en.  Sr  fanble  nämlid^  ben  SRarapl^ier  Slmafig  mit  ber  fjlotte 
unb  einer  beträd^tlid^n  Iruppcnmad^t  gegen  Sarle;  aber  erft 
nad^  einer  neunmonatli^en  SBelagerung  mürbe  bie  tapfer  Dertei* 
bigte  ®tabt  bejmungen.  SSäl^renb  ber  3indUf)x  moÖte  SlmafiS 
bie  @tabt  Ätjrene  überrumpeln,  aber  ber  58erfudt>  fd^eiterte  unb 
bie  jum  eiligen  SRüdtjug  genötigten  5ßerfer  mürben  überbieS  nod^ 
feiten^  ber  fiibljer  l^artnodfig  berfolgt.  ®ie  in  bie  ®emalt  ber 
^crfer  geratenen  SBarfäer  mürben  fpäter  t)on  Sareioö  in  93af* 
trien  angefiebelt. 

5fir  ben  9RißerfoIg  biefer  Srpebition  moDte  Slrpanbeg  beren 
J^ül^rer  §ur  SSerontmortung  jieftcn,  biefe  aber  nal^men  ibre  3«* 


12  3.  «•  $ra&et  S>areio«  L  «O.  X[V,4 

flud^t  ju  beut  jtöntge.  iDareios  lieg  t^or^er  hie  ^emaltung  bed 
ar^anbcö  —  ipoi^l  burd^  ben  au§  bct  3«t  bciJ  Äamb^f c8  lool^Ibe* 
lanntcn  Cbctpricftcr  Don  ©aiö  Ujal^orfutcnct  —  einer  Unter* 
fud^ung  unterbieten  unb  fal^  fid^  burd^  ba^  ^efultat  berfelben  ber« 
anlogt,  energifd^  einjugreifen.  @egen  Snbe  bed  ^^al^red  518  ober 
in  ben  erften  Sagen  beS  nöd^ftf olgenben  ;^a]^reS  erfd^ien  ber  ^nig 
felbft  in  Stg^^ten  unb  lieg  ben  n)iberf))enftigen  @atra})en  l^in« 
rid^ten.  3=e^t  erging  fein  Sluftrag  an  Ujal^oriutenet,  bie  nadi 
Jtamb^feS  ^bjug  in  Unorbnung  geratenen  ^erl^öltniffe  n^ieber- 
J^erjufteDen,  eine  äWagnal^me,  bie  il^ren  eigentlid^n  3*^edf,  bic 
^erul^igung  bed  93oHeg,  nid^t  üerfel^Ite. 

^aß)  nad^l^er,  unmittefbar  nad^  ber  Beilegung  ber  iranifd^n 
SEBirren,  tourbe  auc^  Croite^  in  Sijbien  bon  feinem  @d^ictfal  er« 
eilt,  ^ud^  er  manbelte  in  ben  f^ugtapfen  be^  ^r^anbe^,  umgab 
fid^  mit  einer  ^eibtoad^e  bon  1000  au§erlefcnen  ))erftfd^en  San« 
gentrögern  unb  befeitigte  feine  perfönlid^en  ®egner,  ben  eblen 
Werfer  3)titrobate$  unb  beffen  @o]^n  Jtranafd^eS.  9iad^bem 
2)arciog  ber  2(ufftonbe  .^err  gehjorben,  rief  er  Droiteg  ab,  biefcr 
aber  magte  e§,  ben  Überbringer  bed  töniglid^en  S)elreted  auf 
bem  SlüdCtoege  l^eimlid^  umbringen  ju  laffen.  iüurd^  biefe  ®e« 
h)alttat  tourbe  2)areiod  genötigt,  gegen  OroiteS  entfd^ieben  auf« 
jutreten.  2)a  il^m  biefer  ju  mäd^tig  bünüe  unb  bie  ^(usftd^t, 
il^n  mit  offener  ®ekoaIt  ju  fturjen,  fel^r  gering  n^a^r,  betraute 
^areio§  ben  5ßerfer  Sagaiog  bamit,  ibn  l^eimlid^  ju  befeitigen. 

3)areio8  toar  nid^t  nur  ein  getoaltiger  ftriegäl^err,  fonbem 
aurf)  ein  l^erborragenber  Staatsmann,  fa,  feine  (ärfolgc  auf 
ftaatiSmännifd^em  Gebiete  toaren  nod^  bebeutenber  ale  feine  Irte- 
gerifd^en  Üaten.  92ad^bem  er  bie  Sufftonbe  ju  ^oben  gekoor«- 
fen,  fagte  er  bie  ftraffere  SSerbinbung  eiujelner  Seile  be«  9teid^ed 
ins  Äuge,  unb  ^toar  in  tvzxt  grögerem  2Wagc  aU  cö  Si\fxo^  beab^ 
fid^tigt  l^atte.  Um  bie  J)oIitifd^e  ;3fIIufion  be§  jb^rod  toar  e«  gc« 
fd^el^en,  feitbem  ber  grögere  Seil  be«  SReid^S  mit  ben  SBoffen 
jurüdferobert  werben  mugte.  S)ag  Sleid^  ber  Sänber  l^atte  ftd) 
nid^t  betoäl^rt  unb  bad  93eift)icl  eincS  5ßl^raorte8  ober  ?lrtjanbcli 
l^atte  gejeigt,  bag  t^  unter  einer  fd^n)adben  ^errfd^erl^anb  auger« 
ftanbe  toar,  bem  erften  mod^tigen  3[n<)raII  ju  n)iberfte]^n. 
®areio8  errang  ben  ©ieg  mit  ©tife  eine§  Seifö  ber  ^erfer  unb 
3ßeber,  infonberl^cit  burd^  bic  treue  ffirgebenl^eit  ber  Stamm« 
fürften.    ©iefe  tourben  bal&er  jc^t  jum  öerrenbolfe  im  (Segen« 


NJ 


«[£).X1V,4  3>ie  Stefoim  ber  Senooltuitg.  13 

fa|e  ju  ben  unterjochten  Golfern.  (Sii^elne  t>on  ü^nen  kourben 
mit  ©runbbefi^  in  ben  ©otropien  befd^enft,  beffen  Sxtrag  il^nen 
geftottete,  [xä)  bem  lönigltd^en  2)tenft  )u  toibmen  unb  hn  ®e« 
folge  beS  ÄönigiS  ober  ber  @atrQ))en  ju  leben. 

CSd  entftanben  fomit  itoei  fd^arf  bon  einanber  gefd^tebene 
^ebölierungi^fd^id^ten;  neben  ben  l^errfd^enben  ^erfetn,  mit 
benen  ein  Xetl  ber  tool^I  arifd^en  iDJeber  jufammengefc^molien 
n^ar,  bic  breite  äJiaffe  ber  33el>errfd^ten.  iDiit  ftaatsmännifd^em 
Slide  fol^  S)Qreiod  bie  92otn)enbigIeit  einer  gteid^mä^igen  SBe« 
^anblung  oUer  SBel^errfd^ten  ein^  bic  fie  in  il^rer  (Eigenart 
{(^ü^te  unb  ber  SBol^Itat  einer  georbneten  '^ertDoItung  teill^af^ 
tig  mad^te.  2)iei$  n)ar  ber  @runb  ber  großartigen  $ertualtung§« 
reform,  bie  erft  burd^  bie  römifd^e  ^robinjbertoaltung  in  ^dfaU 
ten  gefteHt  toerben  foQte.  ®ie  foUte  einesteils  gum  S(uSgang§^ 
);)unft  einer  neuen  Ära  für  bie  bel^errfd^ten  33ölfcr  loerben,  benen 
man  nad^  ben  Iangn)ierigen  SBirren  ber  Sürgerfriege  ben  er« 
neuerten  äBol^Iftanb  aU  ^oIqz  einer  ftreng  tontroüierten  ^uS« 
fül^rung  beS  Ilar  auSgefprod^enen  föniglid^en  SBiDenS  unb  einer 
georbneten  9fied^tS^fIege  in  SluSfid^t  fteUte,  anbernteilS  foDte  fie 
bie  burd^  bie  Jtataftro))]^e  beS  ftamb^feS  unb  beren  unmittelbare 
folgen  erfd^ütterte  ^errfd^erfteüung  ber  ätd^ämeniben  unb  beS 
);)erfifd^*mebifd^cn  ^errenboIfeS  auf§  neue  befeftigcn. 

yiaä)  ben  Angaben  ber  ^uben  lögt  fid^  bie  S^xt  biefer  9le* 
form  annäl^emb  beftimmen.  Xa  es  im  ^oifxe  516  b.  (£i)x.  leinen 
perfifd^en  ©tattl^alter  in  Ql^ba  mc^r  gab,  Qferufalem  bielmei^r 
bem  Satrapen  „jenfeitS  beS  Stromes"  SSifd^tanna  unb  bem  bic* 
fem  untcrgeorbncten  Untcrftattl^altcr  in  Samaricn  unterftanb, 
fo  ergibt  fid^  barauS,  baß  bie  ^ern^altungSrcform  bcS  2)areioS 
t)or  bem  !y^df)xe  516,  a(fo  unmittelbar  nad^  ber  ^ctoältigung 
ber  Sufftänbe  burd^gcfül^rt  mürbe.  2)areioS  teilte  baS  Sieid) 
in  jloanjig  SSermaltungS*  unb  ©teuerbcjirfe,  ®atra|)ien  genannt. 
®iefe  20  neuen  ®atrai)ieu  mürben  auf  ber  (Srunblage  eineS 
gleid^mößigen  @teuerauSmaßeS  gebilbet,  toobei  aber  bie  Sinie 
jtoifd^en  jenem  Seile  bon  ^ßerfien,  ber  bem  ©areioS  hjäl^renb 
ber  Slufftänbe  treu  geblieben  toar,  unb  ben  unterworfenen  San* 
bem  fd^ärfer  gejogen  unb  gefd^id^tlid^  gegebene  SBerpItniffe  nur 
infomeit  berüdtfid^tigt  lourben,  als  jte  mit  bem  (ärunbgebanlen 
einer  einl^eitlid^en  9teid^SteiIung  in  (Sinflang  }u  bringen  toa^ 
ren.  2)ie  fold^ertoeife  einjufül^renbe  einl^eitlid^e  S8erh)aItungS* 
reform  foUte  eine  rafd^e  SBerbinbung  beS  ÄönigS  unb  ber  3^"" 


14  3.  S.  ^ikM,  ^mio9  I.  ft£.  XIV,4 

txalfteUen  mit  ben  entlegenen  @atra))ten  emtögltd^n.  3)te 
(ärenjen  eingelnet  £änber  tputben  infolge  biefet  Stefotm  einer 
burd^greifenben  9iet)ifton  unterzogen,  bie  (Eigenart,  bie  ®en>o^n^ 
l^eiten  unb  lultifd^n  93er]^öltniffe  einjelner  SBölfer  mürben  aber 
tunlid^ft  gefd^ont,  toie  fid^  bieS  infonberl^eit  in  ber  iOeibel^altung 
einzelner  SoIf^[|)rad^n  im  offiziellen  ^erfel^r,  ja  fogar  in  ben 
ben  ftönig  t)erl^errlid^nben  Sßrunlinfd^riften  an  ben  äßanben 
feiner  ^aläfte,  an  bem  Reifen  bon  SBd^iftun,  an  bem  ben  Stil 
mit  bem  9toten  ^eere  betbinbenben  Aanale,  fon)ie  in  ber  @elbft« 
t)erh)altung  ber  ©riec^enftäbte  JtleinafieniS,  in  ber  ^elaffung 
bed  n^enn  auc^  nur  befd^ränften  SJlünjrec^tes  in  ben  ^änben  ber 
jin^^flid^tigen  Sanbfd^aften  unb  @täbte  unb  in  ber  ^oc^l^altung 
lofaier  ^ulte  lunbgibt.  ^n  bem  99ereid^  bed  einftigen  c^olbäi^ 
fd^en  9teid^ed  be§  dlebulabnejar,  bad  eigenttid^e  Sobtjlonien  no<l^ 
aus^genommen,  unb  in  HQtfpttn  bebiente  man  fid^  feitl^er  in  bem 
offiziellen  Serlel^r  ber  bei  ber  99eböl!erung  beS  äBeftend  bereit« 
borl^errfd^enben  aramäifd^en  @^ra(^e. 

^n  ber  Sern)altung  tourbe  ba^  ^«Prinji^  ber  ^olitifc^en  Ober^ 
auffid^t  cingefül^rt.  !i){eben  bem  mit  n>eitge]^enben  ©ered^tfamea 
au^geftatteten  @atra^n  n)urben  in  einzelnen  @atra))ien  bon  il^ 
unabhängige  äßitit&rbeamte,  xdeptxvoi  genannt,  beftellt.  3n  ein« 
Zelnen  Rollen,  fo  in  SBeftfteinafien,  fül^rte  ber  jlaranod  ben 
Oberbefei^I  über  bie  ©treitfräfte  mel^rerer  @atra)}ien.  Xk  ©a= 
iXQptn  felbft  ald  l^öd^fte  3(bilbeamte  n)urben  ben  ebelflen  ^ami^ 
Ken  ber  ^erfer,  ja  fogar  ber  näd)ften  Umgebung  be^  Äönigd  ent^ 
nommen;  bie  SefteKung  bon  Sinl^eimifd^n  gehörte  z"  ^^ 
Hu^nal^men.  9lad^  au^en  toar  bie  Stellung  bed  oatra|)en  eine 
glänzenbe,  la  fie  glid^  z^^^^^^^i^  ^^Q^^  ^^^  ^^^  ftonigd  feTbft. 
Sie  l^atten  bie  2:ru))^en  für  ben  Stönig  au^z^^^^  ^^^  ^^^ 
Steuern  in  ber  feftgefe^ten  $ol^e  an  ben  föniglid^n  @d^a^  ah' 
Zufül^ren,  aber  aud^  für  bie  Hebung  bes^  ^Bol^Iftanbee  ber  ^e^ 
böllerung  zu  forgen;  im  übrigen  l^atten  fie  in  ben  (Frenzen  il^rer 
^atxapk  freie  ©anb,  aflcrbingd  unter  fteter  Kontrolle  ber  fönig* 
lid^en  ©el^eimfd^reiberi»  fotoie  ber  fUegenben  tlnterfud^ungdfom« 
miffion  „ber  9tugen  unb  O^ren  be§  ftönigd",  bie,  ben  @enb^ 
grafen  ^axU  be§  ®ro^en  äl^nlid^,  baS  Sieid^  forttool^renb  zu  6e« 
reifen,  unerwartet  in  ber  ^aitapk  zu  erfd^einen  unb  Sefd^toer« 
ben  ber  93ebö(ferung  im  9}amen  be^  ftönigS  unmittelbar  ent« 
gegenjunel^men  ))flegten.  (i)en)ö]^nlid^  tt)urbe  jiebe  Satrapie  Don 
„ben  äugen  unb  O^ren  beS  Äönigö"  in  gemiffen  3^if^u^öu* 


«C.  XIV,4  S)ie  @ott(M)ien.  15 

mcit  bcfuc^t,  im  ^ebarffiifaUc  pflegten  fie  ober  aud^  unertoattet 
ju  crfd^einen.  Qcber  ijerfud^  ber  Unbotmäfttöfeit  feiten^  ein- 
jelnet  Satrapen  h)urbe  ftveng  Vint>  rücffid^ti^toö  unterbtüdt. 

Slu^er  ber  jtoecfmä^igen  Übeüpad^ung  ber  Satrapen  unO 
bcv  Jeilung  ber  SJertüaltungögeiüalt  jmifd^en  mel^reren  fid^  tt)ec^* 
felfeitig  fontroUiercnben  ^Beamten  iDurben  burc^  35areiog  S^n^ 
traleinrid^tungen  jugunften  rajd^er  unb  fidlerer  Xurci^fül^rung 
feiner  Xefretc  eingefül^rt,  unter  benen  bie  SReid^äftraßen  unb  bic 
SReid^öpoft  ben  erften  Sßla^  einnal^men. 

2)areio§  erl^ob  @ufa  jum  Stange  ber  ftänbigen  löniglid^en 
SRefibenj.  3^^^*^^^  ^^^^^  f^^^n  Ä^ros;  ju  ®ufa  refibiert,  aber 
feit  3)areio§  I.  iDurbe  biefe  @tabt  jur  erften  Stefibeng  ber  ^erfer«^ 
lönige.  ®g  erfd^ien  begl^alb  eine  rafd^e  SSerbinbung  ber  neuen 
Slefibenj  mit  \>t\x  entlegenen  Sotrapicn  nötig.  9tun  ioaren 
grofee  ©trafeenjüge  fd^on  ber  aff^rifd^en  5ßeriobe  befannt.  3)ie^ 
feS  bereits  t)or^anbene  Stra^enne^  l^at  Sareiod  in  großartigem 
aWaße  ergänjt,  inbem  er  ein  aKe  Seile  beS  Sieid^ö  gleid^mäfeig 
berüdtfid^tigcnbes  ©^ftem  \)on  löniglid^en  ©trafen  iuS  Seben 
rief,  fo  bafe  baburd^  aud^  bie  entlegenften  ®ebiete  feinen  Jrup* 
pen  unb  feinen  S3oten  rafd^  jugänglic^  gemacht  mürben.  Auf 
Orunb  ber  nM  ju  ®ebote  ftei^enben  OueHcnangaben  laffen  fid^ 
einige  biefer  ©trafeenjüge  nod)  l^eute  Verfolgen.  2)ie  alte  ^ecr:== 
unb  ^anbelSftraße  Don  92init)e  ober  9lfd(iur  burd^  bie  (Sngpäffc 
beö  3ögtoS  nadf)  Sgbatana  würbe  burd^  2)areio§  tuieberl^erge* 
ftellt,  mit  einer  anberen  toon  ©arbeS  über  K^arran  nad^  3)tebien 
fül^renben  ©trafee  berbunben  unb  bis^  nad^  ©ufa  fortgefe^t.  3)iefe 
le^tere,  furjtoeg  aU  ^.ÄönigSftrafee"  bejeid)nete,  h>ar  baju  be^ 
ftimmt,  bie  Serbinbung  jwifd^en  ^onien  unb  Ä^bicn  mit  @ufa 
ate  Äönigöfi^  l^ersuftettcn.  2^er  burd^  §eröbot  überlieferten, 
aber  jloeifelloi^  einer  amtlid^en  perfifd^en  OueHe  entnommenen 
83efd^reibung  biefer  Straße  öerbanfen  h)ir  naivere  Slngaben 
über  bic  perftfd^en  SReid^Sftraßen.  ^l^r  gegen  SBeften  am  h)ci^ 
teften  gelegener  SusgangSpunft  toar  ©pl^efoö  unb  ber  ganje  3Beg 
fül^rte  burd^  betooljnteö  unb  fid^ereö  Sanb,  im  ganjen  in  einer 
Sänge  öon  450  5ßarafangcn  (=  26&3  Äilom.)  mit  111  Stationen, 
überall  an  ber  Straße  würben  foniglid^c  3laften  unb  fd^öne  $er* 
bergen  eingerid^tct.  S)ic  Straße  fül^rte  burd^  S^bien,  5ßl^r^gien, 
Äappabolien  bi§  jur  ©renjc  bon  ftilifien,  burd^  Süb'^ärmenien, 
3)iatiene,  Äff^rien  unb  Äiffien  nad^  Sufa.  SBidbtige  ^^lußüber* 
gänge,  wie  ber  über  ben  ©altjg  an  ber  ®ren$fdöetbe  jWifd&en 


16  3.  9.  ^Bitl  ^aieioiB  I.  «D.  XIV,4 

^^r^gten  unb  Aap^abolten,  ebenfo  bte  miUtättfd^  totd^ttgen 
5ßäffe,  h)ic  bic  Ätltltfd^cn  unb  S^rifd^cn  Pforten,  toarcn  burd^ 
©rücfciitore  unb  SBaci^en  gefd^ü^t,  bic  jcbcrmann  pQfficrcn  raupte, 
ber  h)citcr  tctfcn  moQte.  Suf  bcr  gonjen  ©ttedc  üon  @Qrbe^ 
nad^  @ufa  gob  e§  111  JRaftcn  auf  450  Sßatafangcn  ober  13,500 
gricd^ifd^c  Stabien.  ®tc  JRcifc  bon  (£t)^cfod  über  @arbe§  nad^ 
©Ufa  pflegte  man  in  93  Sagereifen  jurüdjulegen.  SBortreffli^ 
tvax  ber  Äurierbienft  auf  biefen  ©trafen  etngerid^tet.  S)ie  ^er^ 
fer  crjöl^Itcn,  fo  biete  Sagereifen  ber  gange  2ßeg  betrage,  fo  öielc 
5ßferbe  unb  Seute  feien  borl^anbcn  unb  5ßferb  unb  SReitcr  liefen 
fid^  h)eber  burd^  ©d^nee,  nod^  burd^  Siegen,  nod^  burd^  §i^c, 
nod^  burd^  baS  ^unlel  ber  yiai)t  bon  ber  ©rfäHung  il^rer  $flid^t 
abl^altcn.  3Jie  rcitenbe  5ßoft  Wax  fo  eingerid^tet,  bafe  ein  33otc 
bem  näd^ftfolgenben  ben  SSefel^l  ober  Srief  übergab,  unb  nid^ts 
toax  bamaB  gefd^toinber  ate  biefe  SBoten,  beren  Seiftungen  mit 
bem  fjluge  ber  Äranidfie  berglid^en  h)urben.  SHIe  <)ribaten  SSrief* 
fdiaften  mürben  bon  eigene  baju  beftimmten  Beamten  gelefen, 
aber  bie  burd)  biefe  Sßoft  beförberten  ©riefe  unb  ©efel^Ie  beö 
Äönigfif  blieben  bon  jebtoeber  Übertoad^ung  frei  unb  toaren  gu 
biefcm  3^^*^  ^tt  bem  föniglid^en  Siegel  öerfel^en. 

^n  bie  ©atrapieneinteiFung  beg  3)areiog  tourben  alle  Seile 
be§  Keid^eg  aufeer  bem  treu  gebliebenen  9Beft<)erfien  unb  einigen 
fcrnliegenben  ©renggebieten  einbegogen.  ©erjenige  Seil  bon 
^^eifien,  toeld^er  toöl^renb  ber  ?lufftänbe  treu  gu  bem  angeftamm* 
t^n  Äonige  gel^alten  l^atte,  rourbe  mit  grofecn  SJorredbten,  infon* 
berl^eit  mit  ber  ©teuerfreil^eit  auggeftattet.  3^  ^^  ®rcngge* 
bieten,  bie  enttoeber  au§  t)oIitifd^en  SRüdtfid^ten  ober  infolge  frei= 
billiger  Untcrtoerfung  btofe  gu  Oefd^enlen  berpflid^tet  blieben, 
gäl^rten  bie  Rold^er  in  bem  Sal  be§  5ßl^afi8,  bie  atte  fünf  Qfabrc 
je  l^unbert  Anaben  unb  l^unbert  ÜRäbd^n  abgufül^ren  gel^alten 
h)urben,  bie  Ät]^ioJ)en  Siorbnubien«,  ioeld^e  nod^  in  ber  SRtttc 
bc§  5.  Sal^r^.  t).  S^r.  alle  brei  3af)rc  gttjci  S^önij  ungeläutcrten 
(Solbeg,  5toetl^unbert  ®ben]&oIgbäume,  fünf  ät^io^iifd^e  jhtaben 
unb  gn)angig  groge  (£Ic)7]^antcngä]^ne  aU  ©efd^enfe  gu  entrtd^ten 
l^atten,  unb  einige  ©tämme  in  ©übarabien,  benen  e8  oblag,  jä^r* 
lid^  taufenb  5ßfunb  SBeil^raud^  gu  bringen. 

3)ic  eingelnen  ©atra^)ien  unterfdfiieben  fid^  nad^  Umfang 
unb  ©teueraugmafi,  ja  e§  l^at  ben  ?lnfd^ein,  ha\i  in  begug  auf 
bie  Steuerbert)flid)tung  bie  3)areio§  treu  gebliebenen  Sauber  fd^o* 
nungSboHer  bel^anbelt  tourbcn.    SluffaHenb  ift  biefer  Unterfd^ieb, 


aD.XlV,4  a)ic  »cftcuerung.  17 

iDenn  man  bic  Steueraus^mQ^e  einzelner  oatrapien  in  ä3er^ 
glcid)  jtcl^t.  Xaä  treu  gebliebene  2anh  „jenfeit^  be^  ©tromcö", 
nield^eS  ba^  gefamte,  )enfeit&  be^  Sitpl^rat  bi^  5ur  ©renje 
Äg^ptenö  gelegene  ©ebtet  unb  bie  gdec^ifd^^p^önijifc^c  ^nfel 
Ä^ptoö  umfaßte,  f)att^  tro^bem  lebiglic^  ,350  Salcnte  ©ilber  ju 
entrichten,  SBaftrien  unb  3)Jargiana  300  lal.  Silber,  ©ogbiana 
mit  ben  ^art^ern,  K^orafmiern  un\>  Stretern  ebenfalls  300  Jal. 
Silber.  Unöer^ältnt^mäfeig  ^oc^  lourben  jene  Satrapien 
belaftet,  bie  fic^  gegen  ben  Äönig  empört  i^atten,  Sufiana 
mit  800  Zal  Silber,  SBab^Ion  mit  1000  Zal  Silber,  abgefe^en 
öon  ber  9Ser^)fIi(i^tung,  jäl^rlic^  an  ben  löniglic^en  §of  500  ber* 
fd^nittcne  Änaben  ju  liefern,  bie  oft|)erfifd^e,  feitl^er  afö  Äarma* 
nien  bcfannte,  bnrc^  ©aumata^  unb  ^abjajbataö  ^ßronuncia- 
mento  fompromittierte  Satrat)ie  mit  600  Zal.  Silber,  obh>o]^I 
fie  gröfetenteilö  nur  SBüftenfläd^en  auf jumeifen  l^atte, 

3)a^  uns  burc^  ^erobot  überlieferte  Satrapienüerseic^niö 
ijt  ein  mertboHe^  äflenftücf  jur  ^Beurteilung  ber  einfcf)Iägigen 
SReform  beö  3)areioö.  SBßir  entnel^men  bemfelben,  baß  bei  ber 
geftfteHung  beö  Umfanget  einzelner  Satrapien  J)oIitifd|e  unb 
praftifd^e  ®efic^töpunlte  in  gleid^em  SKafee  mitgefpielt  l^aben. 
2)areioö  fc^mebte  babei  ber  ®ebanfe  üor,  ben  einjelnen  Sönbern 
unb  SBöIfern  bie  5DiögKd)feit  ju  Slufftänben  ju  nei^men. 

^m  ganjen  l^atten  19  SatraJ)ien  7740  %al.  Silber,  eine  ein*' 
jige  360  Salente  ®oIb  ju  entrid^ten.  SBenn  man  Don  bem  in 
^erfien  gefe^Iid)  eingeführten  35Jertt)eri^äItnig  jtoifc^en  Silber 
unb  ®oIb,  1:13V3,  au^gel^t  unb  bon  ber  ganzen  Summe  140 
lalente  Silber  für  bic  93efa^ung  in  Äilifien  abjiel^t,  fo  gelangt 
man  ju  bem  ©rgebniö,  bafe  alle  Satrapicn  jufammen  14  560 
Hai.  Silber  jäl^rlic^  ju  fteuern  l^atten. 

2lte  Sd^Iufeftein  ber  neuen  Satra^jicncinteilung  ift  bic  2ln* 
läge  einer  neuen  JRctd^öl^auptftabt  nnjufe^cn.  Scal^cju  in  ber 
aWitte  be§  t)erfifd^en  StammlanbeS  grünbctc  2)arcioS  in  ber  3^^ 
jh)ifd^en  ber  ^eh)ältigunfl  ber  iranifd^en  Slufftänbe  unb  bem 
Sf^tl^enjugc,  ettüa  518  bi§  513  ö.  &)x.,  in  5ßortipora  ober  ^^arfa, 
ber  „^erferftabt",  eine  neue  iHcid^^bQUptftabt  unb  föniglid^c 
Sd^a^fammer,  bie  biShJcilcn  aud^  ben  fiönig  unb  beffen  .^of  be* 
Verbergen  foKte.  SJatfädblid^  bcl)iclt  Sufa  ben  9?ang  ber  Siebling§* 
refibeuj,  aber  bic  ^rollamierung  bon  feierlid^en  Staatgalten 
blieb  ber  neuen  ^auptftabt  borbebalten.  3)arciod  felbft  unb 
fpäter  aud^  feine  Wad^folgcr  fd^müdftcn  bic  neue  „^erfcrftobt". 

2>ct  mit  Ciicttf.    XIV.4.  2 


18  3  »•  *räSeI,  IJorcio«  I.  «C.  XIV,4 

für  tDcIc^c  feit  bcn  lagen  Slleyanbers^  b.  ®r.  ber  9lame  5ßerfct)oIi^ 
übltd^  hjurbe,  mit  t)räd^tigen  ^oläftcn,  unb  in  ber  klafft,  bei 
yiaä)\ä)A^3iu\tzm,  errichtete  ber  Äönig  für  fid^  unb  feinen  ©tamm 
eine  nod^  l^eutjutage  in  gutem  3#önbe  erl^altene  fjelfengtuft. 
Sie  5ßalaftbauten  t)on  Sßerfet)oIiS  gingen  auf  ©e^eife  be§  mofe- 
bonifd^en  (gröberer^  im  ^oifxe  330  b.  (£f)x.  in  glammen  auf, 
aber  bie  im))ofanten  ©äulenreil^en,  bie  fd^onen  Xore,  bie  ptai^ 
tigen  Zxep\>tn  berleil^en  ber  n)üften  ©egenb  nod^  je^t  ein  eigene 
tümlid^e^  Gepräge.  (£g  n^äre  aber  berfel^lt,  in  $erfe|)oIi§  ben 
ftänbigen  üDiittel^unft  beö  JRetdöeö  ju  feigen;  e^  toax  bielmel^r  ein 
gel&eiligter  geftort,  eine  ?lrt  ÄrönungSftabt,  bem  Äreml  bon 
SRo^Iau  gleid^. 

3Kit  ber  SertDaltung^reform  unb  ber  Slnlage  einer  neuen 
3iexd)SffavipU  unb  jhönung^ftabt  l^ing  aud^  bie  Sinfül^rung  eine^ 
ijrunlboHen  $of jeremonieII§  jufammen.  ^n  feinen  ©runbjügen 
n)ar  ba^felbe  üon  aff^rifd^cn  nad^gebilbet.  Der  jtönig  um^ 
gab  fid^  mit  einem  glängcnben  ©efolge,  ba^  an^  mel^reren 
Jaufenb  ebelfter  5ßerfcr  bcftanb.  (&^  galt  ate  l^öd^fte  6^rc 
unb  iugleid^  aU  Snabe,  bem  ^offtaat  be^  .^önigS  anjugel^oren. 
®er  3itt^i*t  jw  bem  Äönige  tryax  fel^r  erfd^toert,  unb  nur  Ipenigen 
atugerlefenen  hjurbe  bie  ®nabe  juteil,  jur  Slubienj  borgelaffen 
ju  njerben.  2Ber  ol^ne  (Srlaubni^  bor  ben  Äönig  trat,  berficl  bem 
lobe.  Slu^genommen  tuaren  lebiglid^  bie  ^jerfifd^en  Stamm* 
fürften,  aber  ber  SKifebraud^  biefeS  SSorred^tö  burd^  Qntajjl^erncö 
toax  für  2)areiog  ein  erioünfd^ter  SSormanb  ju  SBefeitigung  bed* 
felben.  3)em  Äönige  ftanben  ftetS  jal^Ireidje  95ertrauen8männer 
JU  (Sebote,  bie,  in  berfd^iebene  ®ru|)pen,  je  nad^  il^rer  SBürbc 
unb  amtlid^en  Stellung,  geteilt,  öftere  ober  feltcuer  3^*^^  §u 
bem  Äönige  jU  erl^alten  <)flegten.  9Bar  einmal  einem  ^erfcr 
ber  3it^i^ttt  }u  bem  $ofe  be8  Äonigg  bewilligt,  fo  toax  ber  auf 
biefe  SfBeife  atu^gejeid^nete  bcrpflid^tet,  fortiüäl^renb  in  ber  Stalle 
be^  jtönigS  ;u  bertoeilen,  unb  jöl^Ite  ju  ben  Sifd^genoffen  be# 
^errfd^erS.  9?ad&  ben  Sendeten  ber  ©ried^en  toaren  ber  O^re, 
mit  bem  Äönige  ju  f<)eifen,  täglid^  15  000  ?ßerfonen  teiH^afttg, 
iooju  ein  tägli^ier  Sluftoanb  bon  400  Talenten  Silber  erforber* 
lid^  toar.  Unter  ben  9Hd^ti)erfem,  bie  in  ben  §offtaat  be« 
3)areiog  aufgenommen  iourben,  lüerben  namentlidö  brei  ®ried^n 
genannt:  ber  einftige  üljrann  bon  3)HIet,  .?>iftiaio§,  ber  taren* 
tinifd^e  Ärjt  5)emofebe8  unb  ber  bertrieBene  Äonig  bon  @t)arta, 
I^emaratoS. 


2LD.  XIV,4  ^et  aweite  Stufftanb  t>on  Oab^lon.  19 

^tt  ber  dtetd^SeinteUung  ^ing  auc^  bie  neue  S(b|c^ä|ung  bes^ 
gefamten  $oben^  sufonimen,  ber  nai^  ^Qxafaugen  benne{|en 
iDurbe;  t>anaä)  n>urbe  bie  jeber  ®atxa))ie  auferlegte  @teuerlei[tung 
verteilt.  3(uf  biefe  %rt  flogen  bem  löniglid^en  Sd^a^e  unge« 
^eure  Sinlünfte  iu,  ober  bie  regelmäßige  ^efteuerung  gab  Sin« 
lag  iu  niieberl^olten  Unrui^en. 

3Cn  bie  ®t>i^^  t)er  un^ufriebenen  Völler  trat  bieSmal  Sa« 
b^lon,  unb  jtDar  tpöl^renb  beS  ^ufentl^alte^  be§  Aönig^  in  ÜJlc^ 
bien  unb  ^erfien,  ber  ber  92euorbnung  ber  Serkpaltung  gekpibmet 
xoax.  5)ic  3^i*  biefcß  jiueiteu  babylonifc^en  Slufftanbe«  ift 
nid^t  naiver  angegeben,  aber  gemiffe  Süden  unb  Unregelmäßig^ 
leiten  in  ber  Datierung  ber  auS  ben  ;3a]^ren  515  unb  514 
ü.  C^r.  ftammenben  Aontralttäfeld^en  laffen  ber  Vermutung 
9{aum,  baß  bie  bon  ^erobot  erkpäl^nte  Belagerung  \)on  Sabl)« 
Ion  burd^  2)areio^  mit  biefem  3n)eiten  Slufftanbe  jufammenfäHt. 
iIRerIn>ürbigertoeife  n)ar  ber  f^ül^rer  bed  ^ufftanbed,  ben  bie 
Bab^Ionier  jum  Könige  aufgerufen  Ratten,  n)eber  ein  Bab^Io« 
nier  nod^  ein  £^albäer.  3)er  Aönig  fagt  in  feiner  SDlonumental* 
infd^rift,  baß  Ärad^a,  ber  ©ol^n  be§  ^albita,  alfo  ein  9Kann  bon 
(^albäifc^cr  ober  urartäifd^er  Slbftammung,  in  ber  'S>iabt  S)ubala 
bie  93ab^Ionier  aufgeloiegelt,  ftd^  für  einen  So^n  bes  großen  ?ic* 
bufabnejar  ausjgcgcben  unb  aud^  beffen  üoHstümlidtien  5Ramen 
angenommen  l^abc.  Xem  fnapj)  gel^altenen  SBcrid^te  bcö  S)areio§ 
ift  ju  entnel^mcn,  baß  biefer  äufftanb  tüof)l  Vorbereitet  unb  or* 
ganifiert  loar.  Srad^a  mar,  n)ir  frül^er  5RibintubcI,  ein  umfid^^ 
tiger  Slnfül^rer,  aber  er  l^at  in  3)areio^  einen  cbenfo  umfid)tigen 
unb  entfd^foffenen  ®cgner  gefunben,  ber  ben  Slammfürften  2Bin* 
bafrana  ober  Qntapl^erneö  mit  ber  Unterbrüdung  be§  gefäl^r* 
lid^en  Slufftanbcg  betraute.  ;3"t^'^^^«^^  ]^^t  ^^"  2lrad^a  in 
Babylon  ein,  aber  bie  ©tabtben)o]^ner  leifteten  l^inter  il^rcn 
aWauern  einen  äußcrft  salben  Sffiiberftanb  unb  mürben  erft  nad^ 
einer  langbauemben  Belagerung  bejtDungen.  3wr  S^it  beö  ©ero= 
bot  berfiel  biefe§  (Sreigniö  bereits  ber  gefd^äftigen  ©agcnbtlbimg, 
bie  ha^  3Scrbienft,  93abljIon  auf  eine  l^interliftigc  SBeifc  ein^ 
genommen  ju  l^aben,  bem  S^tJ^toS,  Sol^n  bcS  aßegabtjjoö,  ju= 
juerfenncn  bcftrebt  toar.  Slrad^a  mit  feinen  üornebmften  Slnl^än*' 
gern  ftarb  am  Äreuj  unb  bie  SRiefenmaucm  ber  Stabt  mürben 
an  einigen  loreingängen  gefd^Ieift.  ®er  Äonig  ful^rte  jmar  aud^ 
meiterl^in  ben  Sitel  eines  ftonigä  bon  SBabcI,  aber  tatfäc^Iid^  gab 
eS  feitl^cr  ^mifdfjcn  SBabljlon  unb  ben  übrigen  ®atrai)tcn  feinen 


20  3-  «.  *t4ficf,  3)«rcio«  I.  %D.  XIV,4 

Untcrfd)tcb  mcl^r,  ja  bic  auferlegte  @teueiDer))fUd|tung  l^ric^t 
fogar  für  bte  äJermutung,  bog  äSob^Ion  berl^ältniSmägig  l^ol^er 
befteuert  tpurbe.  äud^  ©ufiana  griff  hjieberl^olt,  unter  gül^rung 
eine^  getoiffen  Sltamtta,  ju  ben  SEBaffeu,  aber  (SobrijaS  fteflte  in 
bem  aufgewiegelten  Sanbe  rafd^  bie  SRul^e  mieber  l^er. 

^m  .^a^re  512  b.  &)x.  hxaä)  anäf  in  bem  faiiSl^er 
treuen  öaftrien  ein  Slufftanb  auö.  Seiber  toiffen  mir  nur, 
bafe  mel^rere  ®(i^Iad)ten  gefd^Iagen  hjurbcn,  lüorauö  ju  folgern 
ift,  bafe  biefer  äufftanb  größere  2)imenfionen  angenommen  l^at. 
35a  unter  ben  gefd^Iagenen  Slnfül^rern,  bereu  Siamen  in  bie  Hei* 
neu  Qnfd^riften  d^ronologifd^  cingereil^t  finb,  fein  Saftrier  nam^ 
l^aft  gemad^t  tüirb,  fo  ift  biefer  äufftanb,  mit  meld^em  bie  5ßeriobe 
ber  inneren  SBirren  in  5ßerfien  abfd^Iiefet,  auf  jeben  gaU  erft 
nad^  bem  ätoeiten  Slufftanb  Don  Sabtjlon  unb  ©ufiana  anjufe^en. 


2tlö  SBegrünber  einei^  neuen  2)ijnaftiejn)eige^  mufete  3)areioi^ 
natürlid)  auc^  auf  Eroberungen  bebarf)t  fein,  moUte  er  ben  ^er* 
fern  im^)onieren  unb  bei  ben  untertoorfenen  33öIIern  ©l^rfurd^t 
ertoedten.  Slber  in  9SerfoIgung  biefer  ©roberungögelüfte  ioar  er 
h)eit  mel^r  einem  Sluguftuß  aU  feinen  SSorgängern  äl^nlici^,  in* 
bem  er  fic^  ein  beftimmteö  3*^^  \^Wf  ^^g  ju  errcid^en  nid^t  nur 
fein  Jjerfönlic^er  ©l^rgeij,  fonbern  aud^  praltifd^e  ©rtoägungen 
geboten. 

^m  großen  gaujen  begnügte  fi^  Sareioö  mit  ©roberungen, 
bie  feinem  mül^fam  jurüdferoberten  Sfteid)e  natürlid^e  ®renjeu 
bieten  foDten.  ^n  Slfien  finb  e§  bie  am  Sübabl^ang  be^  Äau= 
fafuö  gelegenen  Eänber  unb  einige  3)iftrifte  Oft*  unb  Süb- 
arabienö,  in  ?lfrifa  einige  an  9(orbätl^io^)ien  greujeube  ©ebiete, 
burd^  bereu  SBefi^  bie  SReid^^greuje  einigermaßen  abgerunbet 
iourbc.  Sie  außer  ben  befannten  ®atraj)ien  in  fpäteren  ^n- 
fd^riften  be§  Äönigö  naml^aft  gemadjten  Sauber  ^utija,  SWat*^ 
fd^ija  unb  Äutfd)ija  ioerben  tool^I  auf  bie  ©ebietöertoeiterungen 
in  ?tfien  unb  3(frifa  jurüdjufül^rcn  fein. 

Sein  öau)jtaugenmerf  rid^tete  aber  Xareiog  auf  ben  großen 
norbweftIid)en  Äontinent,  hjeld^cr,  loenn  man  bielleic^t  bon  bcu 
Eroberungen  ber  ägt|ptijc^en  ^()utmoftben  im  ®ebiet  bed  oft« 
lic^n  9ÄitteImeere§  abfeilen  toiH,  big  bal^in  lein  orientalifd^er 
Srobercr  betreten  l^atte. 


^0.  XIV,4  (Sroberungfabft^ten  gegen  (Sutopa.  21 

S)arciüö  richtete  ba^cr  fein  Sugcnnicrf  juöötbcrft  auf  ben 
öftltd^cn  Seil  ber  Salfanl^albinfel  unb  beauftragte  btn  Satrapen 
SlriaramneS  mit  ber  ©rforfd^ung  ber  SBeft^  unb  9iorbfüfte  be^ 
^onto^.  ®iefe  ßjpebition  totrb  Siad^ric^tcn  über  bie  reid^en 
Äornlänber  ©übrufelanbs  mitgebracht  l^aben,  bie  für  bie  abfielet 
beg  3)areioö,  ©robcruugen  in  ben  Säubern  jenfeitö  be§  93alfan§ 
ju  unternel^men,  mafegebenb  ioaren.  S^^x\t  mürben  bie  grie== 
c^ifc^e  g?flanäftabt  »tjjanj  unb  ber  at^enifc^c  ^^t^ilaibc  SRil- 
tiabeö  alß  Sel^errfd^er  ber  d^erfonnefifdien  S)üIonfer  jur  äner* 
lennung  ber  ^)erfifd^en  Oberl^ol^eit  gegmungen.  Q^fölgc  ber  SSe«^ 
fi^nal^me  öon  93)}äanj  unb  Kl^erfonneS  mürben  bie  5ßerfer  ju 
»Ferren  ber  9J{eerengen  unb  S)areio§  ftanb  nunmel^r  fein  ^inber* 
ni§  für  ben  gej}Iantcn  (Sroberung^jug  nad^  ®uro<)a  im  SBegc. 

Seiber  ift  bie  2^xt  biefes  S^gc^  nid^t  genau  angegeben  unb 
blofe  auf  ®runb  bon  meitgel^enben  (grörterungen  ift  berfelbe  in 
bie  ^exi  naä)  ber  SSoHenbung  ber  ^rad^tbauten  bon  ?ßerfe^)oIi^ 
unb  einige  ^al^re  bor  bem  Slbleben  be^  majebonifd^en  ÄönigS 
äm^ntaö  I.,  etma  511 — 510  b.  &)x,,  an jufc^en. 

3)ie  aufeergriedf)ifdf|en  Croberungen  beö  2)areioö  in  ©uropa 
merben  al^  ber  3"9  9^9^^^  i>ic  Sftjtl^en  fd^IedE|tI)in  aufgefaßt, 
über  ben  Sf^tl^cnjug  bc§  ©areios  liegt  jtoar  bei  |)erobot 
ein  umfangreid^er  ©erid^t  bor,  ber  aber  ouö  inneren  ®rünben 
fel^r  borfid^tig  J^eraniUjiel^en  ift,  ba  f)erobot  in  feiner  Erörterung 
ber  ®i^e  unb  ber  ^)oIitifd^en  SSerl^ältniffe  ber  Sf^tl^en  fid^  bon 
einem  nad^lueiölid^  falfd^en  ®tanbt)unfte  leiten  liefe. 

3)ie  3!onier  l^atten  bereite  über  ben  ^ftro§  eine  SBrüdte  gc* 
fd^Iagen,  bereu  ©teile  in  einer  (Entfernung  bon  jloei  Sagereifen 
bon  ber  (ginmünbung  be§  ®trome§,  l^öd^ftloal^rfc^einlidö  jtüifd^u 
9leni  unb  ^faftfd^i,  ju  fud)en  ift.  .^ier  fül^rtc  ber  5ßerferfonig 
fein  gemaltigeö  $cer  über  ben  mäd^tigen  ®trom  unb  fal^  baö 
für  feine  ßrieger  ganj  frembartige  Sf^tl^enlanb  bor  fid). 

©rft  je^t  begann  alfo  ber  eigcntlidie  Sftjtl^ensug  be§ 
2)areioö,  über  beffen  Seranlaffung  unb  ©imenfionen  bie  unö  ju 
Gebote  ftel^enben  9?ad^rid^ten  ber  Alten  fei^r  tveit  bon  einanber 
bifferieren.  Sffienn  $crobot  benfelbcn  ab  Sergeltung  für  ben 
fl^tl^ifd^en  ©nfaH  in  SJorbcrafien  jurjett  be§  Ä^ajareS  l^inftellen 
tDill,  fo  ift  barin  lebiglid^  ein  fd^üd^tcrner,  burd^  bie  geiftige 
Strömung  feiner  S^xt  unb  Umgebung  entfd^ulbbarer  ?lnlauf  jur 
?ßragmatifierung  bon  jeitlid^  toeit  bon  einanber  entfernten  6r* 
cigntffen  ^u  crfel^en. 


22  3'  ».  *tÄ6cf,  3)areio»  I.  «O.  X1V,4 

Xie  0eüflrap^ifd)cn  ^inbcrniffc,  bie  ba§  Sf^tl^cnlonb 
bot,  marcu  3)arctos  id^tüerlid^  bcfannt.  Slad^bcm  Xa^ 
rcio^  bic  S3cmad^un9  ber  ^ftroi^brucfc  bcu  ionifd^cu  X^ran* 
neu  übcrlaffcn  t)atU,  ]oü  er  mit  feinem  großen  ^ccrc  im 
SBcrIaufc  bon  ätoei  SüiouQtcn  bie  Sf^tl^en  biö  an  ben  S)on  ücr* 
folgt  l^aben,  burd^  baö  Sanb  ber  33ubiner  big  ju  ber  ^albgrie^ 
ci^ifd)eu  Stabt  öclonog,  bereit  Stelle  ^öd^fttüai^rfci^einKci^  baö 
ic^jige  Äiea>  einnimmt,  Dorgcbrungen  fein  unb  na6)  einem  fieben* 
tagigen  iDiarfcö,  nad^bem  er  an  einem  glufe  Oaro«  ac^t  Surgen 
angelegt  fjatte,  bie  Sänber  ber  äWelan^Iainer,  ?lnbrot)]^agen  unb 
9teurer  burd^jogen  l^atte  unb  bon  ben  @renjen  bed  l^anbe^ 
ber  Slgat^^rfcn  abgefd^Iagen  ioorben  toat,  bon  ben  Sfptl^cn  fo 
lange  in  i^rem  iJanbe  aufgel^alten  h)orben  fein,  biß  er  mit  fei* 
nem  »'peerc  in  grofee  Siot  geriet. 

SÖenn  man  bie  bem  Äönige  zugemutete  Stoute  auf  ®runb 
ber  je^t  befannten  SSerl^ältniffe  genau  J)rüft,  fo  ergibt  fid^  bic 
Unmöglidifeit  ber  ^erobotcifd^en  35erfion  bon  felbft.  Ser  ganje 
®f^t()enjug  beö  Sareioö  erftrecfte  fid^  im  günftigften  gaUe  über 
bie  Xauer  eine£;  ofteuroJ)äifd^en  Sommert,  ba  bie  fonft  unent- 
bel^rlidie  übern)interung  in  ben  SBerid^ten  §erobotg  nid^t  über* 
liefert  unb  anfonft  außbrücHid>  bic  Stauer  besJ  3wgeö  bon  bem 
Übergang  über  ben  ^\tto^  btö  jur  Stürflel^r  ju  ber  ^^ftro^brüdc 
blofe  mit  60  Sagen  befriftet  ioirb.  Slud^  bie  grörterung  ber 
geograj)]^ifd^en  Situation,  mic  fie  bei  §erobot  borlicgt,  geigt  fid^ 
bei  aUfeitiger  5ßrüfung  ber  9?er]^ältniffc,  infonberl^eit  ber  ^inber* 
niffe,  bie  bie  überfd^rcitung  ber  jal^Ircid^cn  großen  Ströme 
einem  großen  §eerc  ätoeifelloö  bieten  mufete,  aU  unmöglid^.  3)ie 
9?od^rid^t  bon  ad^t  Surgen,  bie  Sarcioi?  am  5löenbe^)unft  fcincö 
3itgeg  angelegt  l^abcn  foK,  gel^t  einfa^  auf  bic  !£atfad^e  jurütf, 
ba^  bie  griecbifd^en  Äaufleute  in  bem  iJanbe  ber  Subiner  ober 
Weurer  bic  nod^  l^cutjutagc  borl^anbcnen  altflan^ifd^cn  JBurg* 
ftätten  anjutreffcn  pflegten.  3)cr  gcfd^id)tlidöc  Äcrn  bcö  ganjen 
93crid^tcg  liegt  in  ber  2lnnal^mc,  bafe  bie  Sftjtl^en  tatfäd^Iid^  in  ba« 
Qfnncre  bc§  auägcbcl^nten  unb  untoirtlid^cn  Sanbe«,  aKeS  l^intcr 
ftd|  bernid^tenb  unb  bcrtoüftcnb,  3urüdgckt)td^en  maren,  unb  bog 
fid^  S)areiog  burd^  biefe  bem  Cl^araltcr  bc8  Sanbcd  entfpred^nbe 
Saltif  in  bag  i^nncre  l^tncinlorfen  liefe,  inbem  er  rafd^cr,  aK  e8 
fonft  bie  SScrl^ältniffc  in  biefem  Sanbe  geftatten,  ben  ^ttftfftn 
nad^fe^te  unb  babet  in  eine  bebenflid^c  Sage  geriet,  bie  il^n  unter 
preisgäbe  eine«  großen  2:eiIcS  fetner  Srup^n  }um  fd^Ieuntgen 


3*ücfjug  gcjiDungcn  ffabzn.  2)ic  öon  ^crobot  c^araftcrificrtc 
loftif  bcr  Sf^tl^cn  bcfinbet  fic^  fotüo^I  mit  i^rcn  nationalen 
eigcnfc^aftcn  aU  and)  mit  bcr  ))l^^fio9ra|)^ifc^cn  Scfd^affcnl^cit 
bcö  Sanbcg  in  boUcm  Cinflang,  eine  Jaftil,  bic  öftet^  in  ruffi* 
fdjcn  ebenen  gegen  bic  Jßoltn,  Jataren,  iürlen,  gegen  ftarl  Xn., 
ja  fogar  gegen  9iapüIcon  L,  mit  ©rfolg  befolgt  iourbc.  ®em 
Ätönige  ®fo))afig  mutbe  bie  Stufgabe  juteil,  bic  üorftürmenben 
^^5etfer  in  bie  ©teppen  am  3)on  ju  locfen,  um  fte  bort  in  SSer«» 
binbung  mit  bem  Cberfönig  ^banti^^rfoö  —  beibe  Scamen  f)a^ 
ben  einen  reci^t  ffptl^ifd^en  Slnflang  unb  bürfen  ballet  ate  gc*« 
fc^id^tlid^  angejel^en  metben  —  unb  mit  ^ilfe  beö  3Rangete  an 
Lebensmitteln  ju  öernid^ten.  ®iefer  fing  angelegten  gaUe  ift 
SaxeioS  mit  fna|)))er  ^ot  entgangen,  nad^bem  er  nod^  red^tjeitig 
—  nad)  ÄtefiaS  nad^  fünfjel^n  lagemärfc^en  —  bic  ©rfolg^ 
lofigfeit  beS  n)eiteren  ^^orflogeS  eingefel^en  i^atte.  ^ür  ben  SRüd« 
}ug  toitb  er  fid^  am  2)n|eftr  entfd^ieben  l^aben,  nad^bem  er  be^ 
reitS  fül^Ibare  ^erlufte  ju  t)er3ei^ncn  l^atte,  aber  tro^bem  noc^ 
imftanbe  tvax,  bag  $eer  im  lam^ffäljigen  ^wftanbe  jum  ;3ftro8 
jurüdfjufül^ren.  ^^  n)äre  eine  fül^ne  93ermutung,  moQte  man 
annehmen,  bafe  er  big  jum  2)nie))r  borgebrungcn  loäre.  ®ic 
glül^enbe  ©ommerl^i^e,  bie  bur^  ben  erfd^öpfenben  SJlarfd^  in 
unbefannten  unb  größtenteils  fd^mer  jugöngüc^cn  ©egenben 
l^eraufbefd^loorenen  ^inberniffe,  bie  burd^  bie  ®f^tl^en  angerid^^ 
Ute  SSernjüftung,  ber  SRangel  an  fiebenSmitteln  unb  gutem 
Irinftoaffer  unb  —  last  not  least  —  bic  rcifeenbcn  gluten  be§ 
3)nieftr  n)erben  iool^I  in  ben  Steigen  ber  5ßerfcr  Äleinmut  l^er^ 
öorgerufen  l^aben.  (£8  tourbe  fd^on  bemerft,  bafe  in  bem  unS 
Dorliegenben  Sendete  beS  §erobot  einer  ©tromüberfd^rcitung 
burd^  SareioS  feine  ©cioäl^nung  gcfd^icl^,  unb  ber  über  bie  geo* 
gra^)]^ifd^en  SSerl^ältniffe  83effarabien§  unb  SWeurufelanbS  oorgüg** 
Hd^  informierte  ©trabon  beftätigt  auSbrüdlid^,  baß  ®areio8  in 
ber  fogcnannten  SBüfte  ber  ®eten,  äioifd^en  ber  ®onau  unb  bem 
®nieftr,  aU  er  ®e\af)x  lief,  infolge  SBaffermangete  mit  fei» 
nem  ganjcn  $eere  ju  öerburften,  jur  Umfel^r  gcjtoungen  tourbe. 
2)ie  SBerlufte  ber  5ßerfer  toäl^renb  biefeS  mifeglüdtten  §eere§jugeg 
muffen  red^t  groß  getoefen  fein.  3SBenn  ber  Äönig  fpäter  unter 
feinen  Untertanen  aud^  bic  ,,überfeetfdöcn''  ©alen  ober  ©ft)t^en 
anfiil^rt,  fo  ift  bie«  lebiglid^  ate  ^ßral^Ierei  anjufel^en.  ©efd^ei^ 
bener  Hingt  ber  etnjtge  monumentale  SSerid^t  über  biefe  (£j<)e* 
bttton,  ben  ®aretoS  in  ber  fünften  Äolumne  ber  <)erftfd^n  S5er* 


24  3-  ^-  ?tä8cr,  i>orcio«  I.  «O.  XIV,4 

fion  bcr  S3c^i)tuu*3ii|c^rtft  Iiinterlicfe.  3)icfem  öcrid^tc  cntnclj- 
nicn  mir,  bafe  ©aretoi^  über  ba«  aJiccr  gefegt,  btclc  ©f^tl^cn  gc^ 
tötet  unb  bcn  9lcft  mit  einem  ?tnfül^vcr  namens  Shutfa  gc^ 
fangen  genommen  i)ai.  3)er  tnapp^  Stil  b^^  95erid^te§  läfet 
im  Sergleic^  mit  bev  Slugfül^rlic^Ieit,  beten  fid^  ber  Äönig  fonft 
bei  auf jäl^Ien  feiner  Säten  befleißigte,  mit  ^uq  unb  Sfted^t  auf 
^>^n  gänjlid^en  awifeerfolg  beö  Slptl^ensuge^  fd^Iießen. 

Unter  ben  9?amen  Sfubra  unb  ^auna  tafabara, 
b.  1^.  ber  bie  Jßetafoj^  tragenben  Q^onier,  lüurbe  ausJ  2löra- 
Ken  unb  ÜKafebonien  eine  neue  Satrapic  errid^tet  unb  bem 
Satrapen  aud^  bie  Dberauffid^t  über  ben  Äönig  bon  9KaIebonien 
übertragen,  baö  erfte  befannte  33eif))iel  in  ber  Söeltgefd^tc^te, 
bafe  ein  ^Eeil  beö  europäifd^en  Äontinent^  einem  außereuro* 
päifd)en  ©taati^gebilbe  untergeorbnet  iuurbe.  %nä)  bie  bie  üJlün- 
bung  best  .§eKef))ont  bel^errfd^enben  gelfeninfeln  gemnoS  unb 
;;^mbrog  mürben  ))erfifd^,  ein  beutlid^er  Singerjeig,  morauf  ber 
tatlräftigc  Äönig  bereits  fein  Slugcnmer!  gerid^tet  l^at. 


(£g  mar  ju  ermarten,  baft  Sareioö  nad)  ber  Stnnejion  t)on 
Ül^ralien  unb  9)iafcbonien  feine  ©roberungen  gegen  Sßeften  fort* 
fe^en  merbe,  aber  in  3tg^pten  mar  i^m  ein  grofecö  ^inberniS 
entftanben,  baS  aud^  nad)  ^ab^Ion  ^tnüberjugreifen  brol^te. 
äfö  Sanb,  baiJ  mäl^renb  ber  iranifd)en  SBirren  treu  ju  3)orcioS 
geftanben,  mürbe  Ägypten  öielfac^  berüdtfid^tigt  unb  nad^  bem 
JaÜe  beö  el^rgcijigen  Slr^anbc!^  fogar  feine  SJermaltung  in  bie 
.§änbe  eincS  einljcimifd^en  ®rofeen,  beö  Ujal^orfutennet,  gelegt. 
^n  ber  SSermenbung  biefes  Ijod^ftel^enben  3:g^<)tcrö  an  ber  S})i^c 
ber  Sanbcööermaltung,  bem  nad^  bem  Seridjte  ber  55atifanif(^n 
Stele  aud^  ©eamte  J)erfifd)cr  5ÄbIunft  unterftanben,  befunbcte 
3)areiog  feine  l^ol^e  ad)tung  für  baö  5SoIf.  Äurj  tjor  «nfunft 
beg  S)areioö  im  Sanbe  berenbete  ber  ^\>x^  unb  mürbe  unter 
Seitung  eines  <)erfifd^en  ©encrafö  in  ber  l^erfömmlid^en  SBcifc 
beftattet.  Ser  Äönig  berf<)rad)  100  Salente  bcmjenigen,  meiern* 
einen  neuen  Wfx^  f inben  mürbe.  .  68  mar  aud^  ein  95emei8  einer 
feltenen  Serüdfp^tigw^^g  ^^^  religiofen  ©mpfinbenö  ber  Äg^<)ter, 
baß  S)areioS,  als  er  feine  SBilbfäuIe  bor  bem  ^tal^tempcl  in 
yjl^mpJfx^,  unb  jmar  bor  ber  JftamfeS'  II.  aufftcHen  moHte,  bem 
9Biberf|)rud^  ber  5ßriefter,  meldte  be]^auj)teten,  bicS  gcjiemc  nur 
einem  bem  großen  SRamfeS  an  Säten  ebenbürtigen  ^crrfd^er,  ftd^ 


«C.  X1V,4  Ägypten.  25 

fügte.  Stg^ptifd^c  «aumciftcr  unb  Ärjtc  mürben  an  ben  $of 
beö  Äönigä  berufen  unb  ®aretoö  fud^tc  fic^  in  Ägypten  als  föntg* 
lid^cr  öaul^crr  ju  berenjigen,  ujobon  infonber^eit  ber  berül^mte 
Äanalbau  unb  ber  2:emi)el  beö  t^iebäifd^en  Simon  in  ber  Cafe  el 
gl^argcl^  ein  berebteö  3^wgm0  ablegen.  9lber  audj  ba&  (Semein* 
tool^I  beg  Äanbei^  erfreute  fid^  feiner  eifrigen  gürforge  unb  baö, 
mag  barüber  berid^tet  tpirb,  läfet  i^n  aU  Staatsmann  in  gün* 
ftigftem  Sichte  erfc^einen.  .t^terl^er  gehört  in  erfter  Sinie  bie  gort^ 
fe^ung  beö  feit  9icd)o  IL  t)ernad)Iäffigten  SlanalbaueS  bom  5RiI 
jum  SRoten  9Jieere,  bie  mol^I  mit  ber  burd^  bie  QcjJ)ebition  besJ 
Sftjlaj  Don  Äart^anba  berfudjten  ©rforfd^ung  beö  grt^tl^rätfc^en 
2Reere§  unb  mit  bzn  beabfid^tigten  perfifdien  Eroberungen  in 
©übarabien  jufammenl^ängt.  SS  leuchtet  ein,  ba§  3)areiog  bie 
Hbfid^t  ^atte,  auf  ®runb  ber  bon  Sf^Iaj  gefammelten  ©rfal^* 
rungen  bie  SSerbinbung  2lcgijptcnö  mit  ^erfien  auf  bem  ®ee* 
toege  burd^  ben  befinitiben  ^lusbau  beö  SHIfanalö  jU  förbern. 
3)ic  Slid^tung  beö  bon  ®eti  I.  in  Eingriff  genommenen  unb  crft 
bon  ben  ^tolemäern  jum  Slbfd^Iufe  gebrad^ten  ftanalS  ift  an 
einjelnenSteHen  noc^  Ijeute  in  einer  iRei^e  fünftlid)  aufgeworfener 
^ügel  erfennbar,  auf  benen  ;3iitfd^riftfteine  mit  gleid^Iautcnbem 
Xejt  in  ber  <)erfifd|en,  fufifd^en,  bab^Ionifd^en  unb  ägt)ptifd)en 
®pxaä)z  aufgerid^tet  mürben.  6inige,  anfd^einenb  burd^  geuer 
jerftörte  iJragmentc  finb  in  unferer  3^^*  ä^m  33orfd)cin  gelom^ 
men.  ®ie  bei  bem  93au  beS  ©uejfanalö  im  Qaiftc  1866  ge* 
funbcne  bierfprad^igc  ^nf^tift  bon  Sd)aluf  ift  gröfetenteilö  mo^I* 
bcl^alten  auf  un§  überlommen.  5)er  Sluöbau  beS  Äanal§  fd^ei- 
tcrte  an  ber  bamals  allgemein  geljegten  85efürd^tung,  bafe  baö 
angeblid)  l^öl^er  liegenbe  SRote  SReer  mittele  beS  ÄanaK  Stg^pten 
überfluten  mürbe;  infolgebeffen  foH  2)areio§  bie  bereite  jur 
©älfte  fertige  Arbeit  l^aben  mieber  5ufd^ütten  laffen. 

yiaä)  bem  Slijtl^eujuge  maren  in  3lgt)<)ten  gemiffe  %n^ 
jcid^en  bon  Unjufriebenl^eit  ma]^rjunel)men,  bie  mol^I  tief  im  na- 
tionalen El^arafter  beg  3lg\)pter§  begrünbet  mar,  beren  unmittel* 
bare  Urfad^  aber  nidf|l  mel^ir  ju  ermitteln  ift.  3)areio8  fal^  bie 
9iotmenbigfeit  ein,  eine  über  bie  9)cafecn  ftar!e  93efa^ung  bon 
120  000  SDIann  nad^  ttg^^)ten  ju  legen  unb  biefelben  in  ben  be* 
feftigten  Sagern  bon  ©ab^^nä  unb  iDlarca  an  ber  Stirnfeite  gegen 
Serien,  in  6Ieit)]^antine  gegen  SJubien  berfammelt  ju  Italien, 
eine  ftarfe  SBefa^ung  ftanb  ftet«  fd^Iagfertig  in  ber  SBeifeen 
2)iauer  bon  2Remp]^i§  bem  Satrapen  ju  ®ebote.    ®te  Saft  ber 


26  3.  «-  ?T4ief,  ^tatcioö  I.  «C.  XIV,4 

SSct^jflcgunfl  bicfer  ungcl^curcn  ^ccrc§mad^t  fiel  bem  Sanbc  ju 
iiiib  bieg  mag  bcr  .t)am)tflrunb  bcr  aUc  ©c^ic^tcn  bc8  3SoHe§ 
burrfibrinflenbcn  ßrbttterung  gegen  bic  5ßcrfer  gehjefen  fein. 
®egcn  ©nbc  ber  ^errfd^afl  beö  3)areiog  galante  bereite  jmifd^cn 
ben  5ßexfcrn  unb  ben  Ägyptern  eine  unüberbriidbare  Äluft.  Sa 
bie  5ßctfer  in  Ermangelung  il^rer  eigenen  glotte  auf  bie  ^l^öni^ 
iier  unb  Ägypter  angeh)iefen  toaren,  fo  toax  bie  anti^jcrfifd^c 
©timmung  in  3tg^|)tcn  feineSfallg  für  ben  bcabfid^tigten  Äampf 
mit  ben  ®ried|en  unbebcnflid^. 

Slbgefe^cn  bon  ber  Untcrbrüdung  ber  Äufftänbe  im  ijj^an 
unb  93ab^Ion  f)ai  ]iä)  SareioS  aU  ^iegSl^err  unh  Eroberer 
n>enig  betätigt.  ®ie  Eroberungen  in  Sübarabien  U)aren  im 
großen  ganzen  belanglos,  ber  @I^tI;en$ug  unb  bie  loieberl^olten 
Eroberungöjüge  gegen  bie  europäifd^en  ©riechen  toaren  Iläglic^ 
gefd^eitert.  Sagegen  liegt  bie  n)eltgefci^id^tli^e  ^ebeutung  be^ 
Dareiog  in  feiner  5Rei^§organifation,  in  ber  ^Jövberung  ber 
neuen  nationalen  SReligionälel^re,  in  feiner  gürforge  für  bic 
n)irtfd|aftlid^e  Hebung  beg  großen  3teid)eö  unb  in  ber  fd^onung^* 
öollen  ärt,  bie  er  ben  Eigentümlici^fciten  einjelner  ^^olfer  ge^ 
genüber  anjutocnbcn  für  geeignet  fanb,  in  fd^arfem  (äegenfa^e 
jU  feinen  friegerif^en  unb  rüdffid^tölofeu  mefot)otamifci^en  33or* 
gangem,  ben  großen  SJebulabnejar  nid^t  aufgenommen,  ^n 
feinen  ^^f^^^f*^^  betont  er  iool^I  mit  ®toIj  feinen  |)erftfd^n 
Urfprung,  er  ioar  aber  bei  jeber  (Selegenl^eit  beftrebt,  ben  Hgtfp* 
ietn  alä  Äg^J)ter,  \a  fogar  ben  Hellenen  al8  ^eHeue  ju  erfc^ei* 
neu.  @enaue  Stad^rid^ten  geben  3^ugniS  bon  feinem  SBol^tooDen 
gegen  bie  Qubäer  unb  Stg^^ter,  ja  fogar  gegen  ipolttifd^  fomt>ro* 
mittierte  (Sried^en.  ©efd^id^tlid^  gebüljrt  2)areio8 1.  baS  55crbienft, 
bie  ©reujen  bcö  |)erftfd^en  Kationalreid^eö  für  nal&eju  jtoct  Qfo^r* 
bunbcrte  burd^  ben  ®ebirg§Iamm  bes  Äaufafoö    fohjie    burd^ 

ben  ©tromlauf  be8  Qi^J^^*^^  ^^"^  ^^^  3^^fiwff^  ^^^  3»nboS 
fcftgelegt  ^u  l^aben.  SWur  baS  burd)  bie  SSßüfte  gefd^ü<jte  unb  für 
größere  Streitlräfte  unjugänglid^e  Xlrabien  bel^ielt,  abgefel^n 
t)on  ber  fübloeftlid^en  SOBüfte,  feine  Unabl^ängigleit. 

yjlxt  ber  gefd^id^tlid^n  Sebeutung  be§  SareioS  beftnben  ftd^ 
aud^  bie  Angaben  über  feinen  (B^araltcr  unb  fein  ©trfen  auf 
bem  ®ebiete  be8  fJrtebenS  in  boDem  Etnflang.  ©te  unS  ju  ®e* 
böte  ftel^enben  95ertd)te  unb  Urteile  berfd^tebener  tBoüer,  bic  ben 


.HD.  XIV.4  Xateio0  dd  Staatsmann.  27 

5ßerfcrn  äu  feiner  ^^it  Untertan  iDarcn,  rül^mcn  in  erfter  Sinie 
feine  ®ered^tigfeit  unb  ©anfbarfcit.  Sern  ©atraj)en  bon 
S^bien,  DroiteS,  nal^m  eö  2)areioiJ  übel,  bafe  er  beffen  tuenn  aud^ 
be«  SSerratö  übcrluiefenen  SSerbünbeten  ^JJolijfrateö  bon  ©arnoö 
umbringen  Heß,  toeil  fid^  biefer  33erbienfte  um  feine  ^erfon  er^ 
Sorben  l^otte  unb  unter  bie  föniglid^en  ©uergeten  aufgenommen 
mar.  2Ber  immer  fid^  um  3)areiog  berbient  gemad^t  l^at,  tourbc 
in  n)al^r]^aft  löniglid^er  SBeife  belol^nt. 

3Son  ber  ftaatSmönnifd^en  SBegabung  be8  ®areio§  jeugt 
aud^  feine  SSerorbnung,  bie  e8  auf  bie  SBefeitigung  ber  Sßribat^ 
rad^e  abfol^  unb  bie  Verfolgung  bon  an  einjelnen  berübten  SBer^ 
bred^en  bem  Äönige  borbel^ielt.  %uii)  alö  ®cfe^geber  crn)arb  er 
fid^  einen  großen  ?iamen,  [a  bie  Ägypter  ^jflegten  i^n  neben  il^re 
beften  einl^eimifd^en  ©efe^geber  ju  fteQen. 

SJidfitöbeftoioeniger  tonxbe  2)areio§  bon  ben  5ßerfern  im  ®e»* 
genfa^  äu  feinen  beiben  SSorgängern  aU  „Ärämer"  beurteilt,  h)ol^I 
in  9lnbetrad^t  feiner  auf.praftifd^e  3ibedEe  gerid^teten  ©innegric^«« 
tung,  bereu  Üragtoeite  bereit«  ben  3^tt9^woffen  flar  toar.  3)ie 
iJorfdfiung  unferer  Jage  ftimmt  in  ber  ffirfenntni«  überein,  bafe 
®areio§  feinen  ©l^rgeij  aU  ^errfd^er  h)eit  mel^r  in  energifd^ 
betätigter  gürforgc  für  bie  toirtfd^aftlid^e  fjörbcrimg  einjelncr 
Sauber  aU  in  Suffpeid^erung  toter  ©d^ä^e  fud^te.  6«  ift  befon«« 
ber«  l^erborjul^eben,  bafe  bie  Äg^jjter,  h)enn  fie  aud^  bon  ^er* 
fien  fid^  lo^jurei^en  beftrebt  tDaren,  Sareio«  bennod)  ju  ben 
größten  ©efe^gebern  il^reS  SBaterlanbeg  jäl^Iten.  S)a§  bon  bem 
Äönig  gegebene  S5eifJ)ieI  fanb  eifrige  JRad^al^mer.  Äein  SSoII 
beg  alten  Orients  barf  fid^  rül^men,  fo  biel  ?$ürforge  für  ba§  2luf* 
blül^en  ber  Selb*»,  (Sarten*  unb  ?BaIbh)irtfd^aft  unb  für  bie  SWe)^«^ 
rung  ber  SBeboIferung  an  ben  Sag  gelegt  ju  l^aben  loie  bie  5ßerfer 
jurjeit  be§  S)areio§.  2)er  Äönig  p^^c^^t  felbft,  befonber§  in  fei* 
nen  jungen  ^al^ren,  einjelne  ®atraj)ien  ju  bereifen,  um  il^ren 
toirtfd^aftlid^en  g^ortfd^ritt  perfonlid^  in  ?(ugenfd^ein  ju  nel^men; 
ft)äter  beauftragte  er  bamit  feine  Vertrauten.  I)er  gel^obene 
SoIfStDol^Iftanb  in  einer  ^attapk  tüurbe  bem  betreffenben  ©a* 
traj)en  alg  SSerbienft  angered^net  unb  aud^  belol^nt:  S)ie  ira* 
nifd^e  Wattonalgetool^nl^ett,  fünftlid^e  5ßarfanlagen  anjulegen, 
fanb  im  ganjen  SReid^e  JRad^al^mung.  yioä)  in  fj)äterer  S^ü 
rül^mte  man  bie  Anlagen  bei  bem  loniglid^en  5ßalafte  in  ©ibon. 
^n  bem  berül^mten  2)efret  an  ben  @atra|)en  (SabataS  bon  TOag^» 
nefia  äußert  ®areio8  feine  S^f^^^^^^^t  t>ö6  ®abata8  ^flan* 


28  3.  «.  ¥t4Äef,  «)areio«  I.  «D.  X1V,4 

jcn  QUO  SBab^Ionten  in  feinem  Slmti^bejirf  eingcfüi^rt  i)at,  unb 
über  bie  ^Pflege  beS  eblen  ®artenbaucö  in  ftleinafien  »uffd^Iufe 
gibt.  2luc^  bie  gc^)riGfcnen  ®ärten  beig  Äimon  in  Sttl&cn  ftnb 
imVl  als  %ad^bilbung  J)erfifd|et  Anlagen  anjufel^cn.  Suf  btcfc 
SBeife  f)ob  fid|  bex  2öo]^I[tanb  SSorberafien§  betart,  bafe  er  erft 
bon  ber  Ölütejett  be§  2lbbafibifd)en  (£l^alifatö  übertroffen  marb. 

ffiinjig  fte^t  bie  großartige  (£inh)irfung  be§  ftönigö  auf  bie 
gciftige  ©ntloicHung  ber  5ßerfer  ba.  ®r  tvax  ber  ©rjiel^er  feinet 
SSoIIeS,  ber  Url^eber  feiner  Sd^rift  unb  feiner  bebeutfamen  in^ 
fd^riftlicfien  fiiteratur,  ber  @ci^öi)fer  feiner  nationalen  Ännft,  ber 
mäd^ttgc  Sd^irml^err  unb  görberer  ber  neuen  Sfteltgion,  bie  er 
felbft  ate  arifd^  bejeid^nct  unb  jur  nationalen  Seigre  crl^ob. 
Ä1jro§  gebürt  ba§  sRerbienft,  ro^e  |)irtenftäntme  3U  einem  95oIf 
ber  gröberer  gefammelt  ju  l^aben,  Äambtjfe§  blieb  bem  rollen 
El^arafter  beö  5SoIfe§  treu,  an  3)areioö  foloie  an  ben  ad^äme^ 
nibifc^en  5ßrinjen,  ^Jelbl^erren  unb  Staatsmännern  feiner  3^^^ 
h)trb  man  fd^on  ben  Ginflufe  ber  babijlonifdien  ftultur  auf  bcn 
berebclten  arifd^en  ©infd^Iag  getoal^r.  Sie  beborjugtc  Stellung 
ber  35erier  in  §eer  unb  Slmt  brad^te  e§  mit,  bafe  bie  männlid^e 
Qfugenb  fd^on  Don  Äinb  an  für  il^ren  fünftigen  ^eruf  im  ÜRili 
tär:*  unb  ^ibilbienft  erjogen  loerben  mußte.  25ie  9?ac^rid^tcn  ber 
Otiten  beftättgen,  boft  bie  ©Bl^ne  ber  ^erfer  in  ber  JReitfunft,  in 
MrtegSübungcn,  SBal^rfteitSliebe  unb  alten  Oeföngen,  bie  getDiß 
aud^  religiofe  Sa^ungcn  entl^telten,  unterrid^tet  lourben.  Sefon- 
bere  Sorgfalt  iourbe  ber  (ärjiel^ung  ber  ^ßrinjen  beS  fontglic^n 
$aufe§  juteil,  bon  bencn  bie  Äenntniffe  religiöfer  SBorfd^riften 
unb  bolffommene  ©eVoanbl^eit  in  forperltd^en  Übungen  berlangt 
njurbe;  ja  anä)  bie  geiftige  Silbung  lourbe  geförbert  unb  ber 
SdEiloefter  unb  ®emal^Iin  be§  SareioS,  2(toffa,  rül^mte  man  unter 
ben  ®ried[)en  nad},  fie  l^ätte  afö  erfte  unter  ben  ^jerftfd^en  f^rauen 
©riefe  gefd^rteben. 

Sine  ]^od^h)id)tige  ginrid^tung,  bereu  Urfprung  <tud^  auf 
2)areio§  jurüdjufül^ren  fein  ioirb,  ioar  bie  föniglid^e  Äanjlei,  ber 
eß  oblag,  über  alle  3^^ifl^  ^^^  Sfteid^gbertDaltung  eine  ftreuge 
ttberftd)t  bic^  in§  ®etatl  jU  fül^ren.  ®8  iDurben  ftreng  offizielle 
unb  genaue  Siften  über  bie  einjelnen  SatraJ)ien,  bie  Sleid^gctn* 
fünfte,  bie  .t^eereSberteilung  unb  bie  föniglid)en  Straßen  geführt 
unb  Slbfd^riften  iion  benfelben  an  l^ol^e  ^Beamte  unb  militärifdbe 
Steffen  Verteilt.  Sluf  biefc  53?eife  ftnb  nn^  foftbare  3)ofumcittc 
erl)alten,  tote  ba?  Satra^ten»«  unb  @teuerfretfeberjeid&ttt§    be« 


9(£.  XIV,4        Xaretod  aU  götberer  bei  ftulturbeprebutigen.  29 

2)arcio!^,  bic  mit  dnem  ntoberncn  SRctfcfouricx  tocrglei^barc  ©c* 
{d^reibung  ber  t)on  ®Qrbeg,  begiel^ungi^lDeife  bon  (Spl^efog  nac^ 
®ufa  fül^renben  tVtöntggftrafee  unb  f<)ätcr  aud^  ba^  ^ccxcg^jcrgcid^*: 
ni^  bcjT*  ^^ccrcf'.  ®eit  Ä^ro^  tourben  Slbfd^rtftcn  fömgltd^cr  S)c* 
freie  in  bem  Stei^i^ard^ib  bon  Slgbotona  aufbetoal^rt,  toeld^c^ 
xooijl  erft  burd^  2)areii)ö  feine  innere  ©inrid^tung  erl^ielt,  infon*» 
berf)cit  bie  in  il^rer  SBefc^affenl^eit  ftarl  an  bic  grofec  85el^iftun* 
<3nfd|rift  erinnernbe  Slnorbnung,  bafe  toid^tige  ©reigniffe  unb  ©e*' 
gebenl^eiten  aus  ber  älegierung^jeit  eined  jeben  Aönigd,  eine 
Slrt  SRetd^^d^ronil,  bic  ßaatXixal  SttpS-epat  bc^  Ätcfiag,  auf  ©d^af«» 
Rauten  für  bie  9?ad^Iommcnfd^aft  bericid^net  kuerben  foQten. 
Sei  ben  jüngftcn  Ausgrabungen  ber  beutfd^en  Crientgefellfd^aft 
in  Sabtjlon  ift  ein  in  bab^Ionifc^er  8prad^c  berfa^teS  Fragment 
einer  Äo^jic  ber  großen  33el^iftun^3^nfd^rift  jum  SSorfc^ein  gefom* 
men,  ein  33eh)eiö,  bafe  iDid^tigc  ©reigniffe  bc§  ©taatöIcbcnS  aud^ 
in  ben  ^auptftäbten  ein.^clner  @atra))ien  mittele  ^^nfd^riftcn 
jur  Äcnntni§  ber  Sebölferung  gcbradfit  h)urbcn,  bamit  bie  (gr* 
inncrung  an  fic  für  bic  Siad^fommcnfc^aft  erl^altcn  bliebe.  2lud^ 
Scrjcid^niffe  ber  föniglid^cn  SBol^Itötcr  ober  (£uergeten  tüurben 
amtlicl^  gcfül^rt  unb  aufbekDal^rt.  Sie  ätgenba  ber  löniglid^en 
^anjlci  ipar  eine  umfangreid^e,  ba  feit  TareioS  alle  föniglid^cn 
Sefcl^Ie  auf  fd^riftlid^em  SEßegc  ergingen. 

Unter  allen  äd^ämeniben,  ja  allen  ®cbietern  beö  alten  Qfran^ 
f)ai  ®areiü§  ber  $tjftafj)ibe  ant  meiften  um  bie  SScrclüigung  feiner 
latcn  burc^  monumentale  SBauten  Sorge  getragen.  SBäl^renb 
ber  3Sorbercitungcn  jum  Stuömarfd^  gegen  bie  Sfijtl^cn  liefe  er 
an  beibcn  Ufern  ber  Stuömünbung  beS  SSoöporog  aii^  htm  ^ßon^ 
to3  jloci  Säulen  bon  toeifeem  Stein  aufrid^ten  unb  —  nad^ 
.'pcrobol  —  „SJamcn  I)inein]^auen,  aff^rifd^  auf  ber  einen,  l^el* 
leuifd)  auf  ber  anberen  Seite,  bon  allen  SSöIfern,  bie  er  mit  firf^ 
fül&rte".  ®§  liegt  l^ier  eine  bem  berül^mten  4)eere§berjeid^niS 
be^  lerjcfi;  onaloge  (grfd^einung  bor,  bie  ,,aff^rifd^",  fomit  in  ber 
Weilfd()rift,  unb  l^eüenifd^  auSgefül^rt  njar.  ©ine  anbere  ^n^ 
fd)riftfäule  be§  Dareioö,  beren  ^nl^alt,  natürlid^  in  freier  SBie*« 
bergabe,  unö  ^erobot  erl^altcn  l^aben  ioill,  ipurbe  an  ben  learoS* 
quellen  in  Jl^rafien  aufgefteHt.  ®te  in  ber  ^älfte  beS  borigen 
;|^abr]^unbert8  burd^  ben  engltfd^en  ®eneral  Q^od^muS  an  Ort 
unb  Stelle  angeftettten  ^iad^forfd^ungen  blieben  jtoar  erfolglog, 
aber  bie  OrtSnotabeln  toufeten  nodEi  bon  einer  „im  aitf^rifd^" 
berfafeten  ^nfd^rtft  ju  erjol^Icn. 


30  3-  «.  *t«cf,  a)arcioÄ  I.  «C.  XIV,4 

2)ie  groBartigftc  unter  ben  uni^  erl^altcucn  ^ufd^riften  bc» 
!?arcü)g  unb  jugictd)  bie  bcbcutcnbftc  ^cljeninfdirtft  bcr  SBcIt, 
btc  fogar  baö  berüljmtc  Stnf^raner  a)ionumcnt  bc§  äuguftu^ 
in  ©d^attcn  [tcUt,  ift  bic  in  fd^totnbclnber  ^öl^c  am  gelfcn  toii 
93c]^i8tun  ober  Sifutun  in  bcn  brci  bcbcutenbftcn  Sprad^cn  beö 
Sieid^g,  bcr  allpcrfif^en,  fufifd^en  unb  bab^Ionifd^en,  forgfältifl 
eingemeißelte  -^nfc^rift,  bie  ®ir  ©.  (E.  9lah)Iinjon  als  junger, 
ber  englifd^en  ®efanbtfd^aft  in  Sel^eran  jugeteilter  Cffijicr,  im 
«erlaufe  ber  Qal^re  1836  biö  1844,  unter  fteter  Sebenggefaör 
unb  bloß  mit  3w^ilfenal^me  feine§  SinoIcB  lopiert  ^at.    ©iefc 
fogenannte    große  :3nfd^rift  bon  ©el^iftun,    im  SSergleic^    mit 
ben  Heineren,  t^on  fulturgefd^id^tlic^  fel^r  mid^tigen  S!ulpturen 
begleiteten  ;3fnfd^riften,  erregte  bereits  im  Slttertum  bie  Auf* 
merffamleit  ber  geleierten  Äreife  unb  tourbe  bon  bcm  bon  fttefia^ 
abl^ängigen  ©d^riftftenerlreig  famt  ber  gangen  fjelfenanlage  ber 
©emiramiS  ber  ©age  jugefd^rieben.    ®er  [teile,  gegen  Cften  fw^ 
rid^tenbe  SBergabI)ang,  an   beffen   guß   bie   uralte    »f^cerftraßo 
bon  Sab^Ion  nad^  bem  Qinnern  bon  50iebten  unb  nad^  Xgbatano 
öorbeifül^rte,  h)urbe  in  einer  §5^e  bon  mel^r  aU  100  aWcter 
fünftlid^  geglättet  unb  bie  auf  biefe  ?Irt  l^ergeftcHte,  fenfred)t 
l^erabfattenbe  iJIäd^e  l^orijontal  in  jipei  Hälften  geteilt,  in  bcrcn 
oberer  nod^  l^eutjutage  bie  in  bem  fjelfen  eingegrabene  loloffale 
(Seftalt  beS  auf  feinem  Sl^rone  fi^enben  ÄönigS,  n)elc^er  feinen 
^uß  auf  ben  IgaU  beS  auf  ber  ^rbe  liegenben  ©aumata  ober 
^feubobarbeS  fe^t,  fid^tbar  ift.    5Sor  bem  Könige  fielet  man  neun 
9lebeIIenfüI)rer  in  einer  unb  berfelbcn  5Rei^e,  aUe  an  einen  ein* 
Sigcn  Stridf  gebunbcn,  mit  entblößtem  Äopfe,  jeber  in  feiner  na* 
tionalen  Srad^t;  bloß  ber  neunte  unb  le^te,  ber  ©ftjtl&c  ©funfa, 
trägt  auf  bem  Äopfe  eine  l^ol^e  fpi^c  ©ebedCung.     ®ie  untere 
$älfte  entl^ält  bie  große  ^nfc^rift  in  brei  Sprad^en  unb  fteben 
Abteilungen,  iDorin  3)areio8  SRed^enfd^aft  über  feinen  jtom^f 
mit  ben  Slufftänbifd^en  unb  über  ben  Sf^tl^euäug  ablegt.    Un* 
btiben  bon  nal^eju  jtDei  unb  einem  l^alben  i^al^rtaufenb  l^abeu 
infonberl^eit  bem  babtjlonifd^en  Jejt  großen  ©d^aben  jugeffigt^ 
im  aWittelalter  nal^m  fogar  ein  ©teßbad^  feine  SRid^tung  über 
benfelben,  toeSl^alb  bie  ?(nfang§}eid5en  einjelner  ^txUn  Iciber 
an  ©teilen  bertüifd^t  finb,  bie  jur  (SrHärung  entfpred^enber  ober 
teilioeife  unberftänblid^er  Äquibalentc  in  ben  beiben  übrigen 
©prad^en  geeignet  toären.    3)ie  bon  5Rah)Itnfon  felbft  beforgte 
Sejtauggabe  biente  bis  in  bie  iüngfte  Qdt  aU  ®runblage  ber 


«O.  XIV,4  3)ic  3nf(örift  t>on  »c^Utun.  31 

gorfc^img,  aber  bic  nac^  unb  nad^  gemouncne  Übci5cugung, 
bafe  fid^  in  btcfc  unb  in  bic  urfprünßlic^cn  Stopkn,  bcr  ptxnlidf^ 
ftcn  gürforgc  bcö  Äo<)iftcn  jum  Iro^,  gcl^lcr  unb  Süden  cingc^ 
fd^Iid^cn  l^abcn  mußten,  mit  bcr  gcftftcllung  gepaart,  bafe  bic 
gcfölDanb  ben  äcrftörenbcn  einftüffen  bcr  SBittcrung  Iciber  nidjt 
gcnügcnb  SBiberftanb  leiftct,  liefen  Stimmen  nac^  cinefr  in 
icbcm  35ctail  genau  unb  mit  ben  teci^nif^cn  TOittcIn  bcr  ;3c^t* 
jcit  burd^jufül^rcnben  JRcöifion  bcö  Sejte«  bcr  ^nfd^rift  laut  mcr=» 
ben.  9ia^  bem  erften,  üon  fd^önem  ©rfolgc  gcfröntcn  SBcrfud^ 
bc«  amcrifanifd^en  Dricntaliftcn  ä.  SS.  SBiUiamö  Qadtfon  fallen 
fid^  bic  Üruftccg  bcö  a3ritifl^  aßufcum  üeranlafet,  im  <3al^rc  1904 
8.  SB.  Äing  unb  SR.  (E.  2:]^om|)fon  mit  einer  neuen  ÄoIIation 
ju  beauftragen.  83cibc  ©clcl^rtc  liefen  fid^  auf  einem  Sd^lücbc* 
gerüft  an^  33rettern  unb  SÄauItiergurtcn  mittefö  eines  ettüa 
70  aWeter  langen  Seilet,  ba^  über  bcr  ^nfd^riftennifd^c  bcfeftigt 
mar,  l^crab  unb  brad^ten  auf  biefe  SSJeife  bic  äufeerft  fd^mierige 
ÄoIIation  binnen  toeniger  SBod^en  jum  Slbfd^Iufe.  ®§  liegt  nal^c 
anäunel^men,  bafe  bcr  Äönig  nod)  mcl&rerc  ©cnfmälcr  biefer 
2lrt  an  tocrfd^icbenen  Orten  feinet  SRcid^eö  errid^ten  liefe,  in 
benen  er  über  fein  SBirfen  fotüo^I  ben  3citgcnoffen  alö  aud^  bcr 
9iad^h)clt  95crirf)t  erftattete.  2)ic  in  Sabijlon  jum  SBorfd^ein 
gcfommcnc  Äopie  bcr  babljlonifd^en  SSerfion  bcr  grofecn  Qfn* 
fd^rift  \px\ä)i  berebt  für  biefe  Vermutung. 

ßinc  bcfonbcrc  perfifd^e  Schrift  h)irb  erft  unter  ©arcioö 
crtüäl^nt  unb  auf  biefe  latfad&e  fufet  bic  t)on  g.  .§.  35Beifebad^  ber^ 
trctcnc  Slnfid^t,  bafe  5)arcioö  fie  atö  eine  ^Screinfad^ung  bcr  neu* 
fufifd^en  Sd^rift  cingcfül^rt  l^at.  Seit  3)arcioö  I.  fommt  biefe 
Sd^rift  in  jal^Ircid^cn  Qnfd^riftcn  bor,  bcr  bic  meiften  unb  unter 
biefcn  iüicberum  bic  grofete,  iuie  luir  gefeiten  l^abcn,  il^m  gleidö*= 
fatt§  il^rcn  Urfprung  berbanfen.  SarcioS  fagt  fclbft,  bafe  er 
^[nfd^riften  „in  anberer  ©eife  (?),  nämlid^  auf  arifd^,  iüa§  öor* 
maU  nxift  mar",  l^at  berfaffcn  laffen.  ^^m  SScrglcid^  mit  bcr  neu* 
bab^Ionifd^cn  unb  fufifd(|cn  Äcilfd^rift  hthentet  bic  altpcrfifd^ 
Schrift  einen  großen  gottfd^ritt,  ba  fie  ben  lonfonanttfd^cn  Cl^a* 
rafter  trägt  unb  bon  :3fbeogrammcn  nal^cju  ganj  abfielet;  fie 
fd^cint  aber  Icbiglid^  ju  monumentalen  3^^*^^  bermenbet  toor* 
ben  fein,  ba  im  mcftlid^en  Jcile  bcö  SRcid^S  bic  aramätfd^c 
©prad^e  unb  ®d()rift  nal^c  allgemein  jur  SSermenbung  !am. 

2)arcto8  ift  aud^  bcr  Url^cbcr  bcr  erften,  ben  mirtfd^aftlid^en 
SScrl^ältntffen  ber  3^^*  5Rcd&nung  tragenben  ÜRünjlDäl^rung.    @8 


32  3.  ».  ?ra8ef,  3)oreio«  L  «D.  XIV,4 

fd^njcbtc  t^nt  babci  ba^  ftaati^männifd^  l^oi^c  3^^^  ^^^f  ^^  ^^^ 
neuen  SKünjc  einen  allgemeinen,  für  ia^  ©efamtreid^  au^fd^lteg^ 
lid^  gültigen  SBertmeffer  einjufü^ren,  bem  gegenüber  bie  bii^ 
i^er  int  Umlauf  befinblid^e  äRünje  einzelner  Sieid^j^tcile  jur  ©c* 
beutung  einer  2ofaImünje  l^erabgebrücft  toerbcn  folltc.  3"  ^^^^ 
fem  S^edt  Hefe  ®areio§  möglid^ft  feine  golbene  SWünjen  prägen 
unb  fc^Iofe  fid^  im  allgemeinen  eng  an  ba^  I^bifd^e  SRünjf^ftcm 
be§  ilroifo^  an.  Xer  333eitunterfd^ieb  jtoifdöen  ®oIb  unb  Sil= 
ber  würbe  nad^  g.  $.  3Beifebadb§  jüngften  Grörterungen  im 
iBer^&ttnid  üon  n^U'A  feftgelegt  ^ad  ^täft,  ©olbmänsot 
5U  prägen,  bcl^ielt  \\ä)  !3)areio8  al8  fein  Jftegal  bor;  i>cn  ©atra» 
pen  nnb  ben  lofalen  ^errfd^ern  iourbe  ba§  befc^ränfte  Stecht 
ber  ©ilberprägung  überlaffcn.  SBor  35areiod  bcfafe  5ßerficn 
feine  eigenen  SWünjen;  biefcm  llmftanbc  unb  bem  SRamen 
Sapstxö?  entnimmt  man  mit  i^ug  unb  SRed^t,  bafe  bie  unter 
biefem  9?amen  furfierenbe  SOJünje  erft  25areiü§  prägen. unb  in 
Umlauf  fe^en  ließ.  Qn  enger  Slnlel^nung  an  ba§  3Äünjf^ftcm 
be§  Äroifoö  fül^rtc  3)areioö  baö  ^auptgolbftüdt  im  ®enjid)t  eines 
3)oppeItaIer8  unb  neben  il^m  ben  Silberfiglog  aU  SReid^Smün* 
jen  ein,  fo  bafe  ein  ® areif o^  20  Silberfiglen  gleid)  mar;  neben 
bem  Silberfigluö  blieb  bie  lofale  Sifbermünje  beftel^en. 

* 

9iadf)  2)areioö'  ftaatömännijdfier  Qbee  füllten  fic^  bie  5ßerfer 
üon  ben  öon  i^nen  bel^errfd^ten  5SöIIern  aufeer  burd^  il^rc  l^err* 
fd^enbe  politifd^e  Stellung  unb  burd)  ben  ftarf  ausgeprägten  na* 
tionalen  Sinn  nod)  burdf)  ba§  95elenntniö  ju  ber  aU  bie  Sieligion 
be§  löniglid^en  §aufe§  unb  bes  perfifd^en  5SoIfe8  geltenben 
Seigre  untcrf treiben.  2)e§  3)areio§  Sater  ^ijftafpeS  ift  jener 
SSiftafc^pa  ber  abeftifd^en  I}ciligen  Sage,  unter  beffen  ^nii 
bie  Seigre  aufgefommen  mar;  jc^t,  nad^bem  il^r  2)areioö  ben 
l^öfifd^en  unb  nationalen  Gl^arafter  berliel^en,  werben  lool^I  ein* 
jelne  il^rer  Sa^ungen  in  ein  Sljftem  gcbrad^t  iDorben  fein,  beffen 
©runbäügc  in  ben  ^nfdjriften  be^  Xareioö,  fpejieü  in  bereu 
ßingangöformeln,  erbalten  finb.  9?ad^  unb  nad^  bal^nt  fid^  bie 
©rfenntniö  ben  SSeg,  bafe  fid^  aud)  bie  Seigre  beö  fogenannten 
3arat]^ufd^tra  an^  htn  urfprünglid^cn  cinfad^en  Sa^ungen  ber 
9Irier  gebilbet  l^at  unb  bafe  ii^re  ©nttpidflung  mel^rere  Stufen  auf* 
weift.  (Sine  biefer  ©ntwidtlungöftufen  tüirb  burd^  bie  religioi^* 
pontifd[)en  SWafenal^men  beg  Sareio«  I.  djaraflerifiert,  bte  ficb 


«D.XIV.4  i)ic  ^arifc^c"  «digion.  33 

in  üuftcrcn  gornicn,  infoubcrl^cit  in  bejug  auf  bie  Jiöcgräbniflfart 
pcrfifd^er  Äönigc,  üon  bcn  Sa^ungcn  bcö  Slbcfta  uutcrfd^cibcn. 

3)arciog  felbft  bcjcid^nct  bic  ücl^rc,  toeld^c  er  öon  {emcm 
a3ater  öeretbt  i^at,  afö  ,,arifc^cd  ©cfcfe".  S)cr  l^öd^flc  ©Ott  bic«: 
fcö  ,,®cfe^cö"  l^cißt  nid^t  mcl^r  SJaga  inajba,  fonbcrn  Slurn* 
majba,  ,,bcr  l^cl^re  ©ott"  bcr  jüngeren  iJinie  ber  2ld^ämeniben, 
burd^  bcf Jen  ®nabe  ®areiog  bie  ^errfc^aft  jugcfaQen  toar.  Slurcu» 
maäba  l)ai  S)areio2^  bie  ^errfdjaft  uerliei^en,  in  feinem  SRamen 
ühtz  biefer  fie  axil^,  ^\ki6)  ^uramajbad  ©nabe  iDurbe  ba^  £anb 
üon  2)areio^  t^ermaltet,  Sluramasba  gen)äl)rtc  bem  2)areios^ 
$ilfe,  bamtt  er  bie  ^errfc^oft  erlangte,  burd^  ^luramajbad  @nabe 
l^at  Sareiog  feine  ©cgner  jum  SJoben  geworfen  —  überl^auj)! 
alles,  \va^  !2)areiod  ))o(lbrad^t  l^atte,  gefd^al^  burd^  Sluramajba^ 
®nabe.  demjenigen,  ber  t>zn  Qnl^alt  ber  großen  93el^iftun^:JJn^ 
fc^rift  nidjt  bem  aSoIIe  Verbergen,  fonbern  berlünben  toerbe,  möge 
nad^  bem  Sc^Iußgebet  be^  Äönig«  Sluroma^ba  ein  greunb  fein; 
bcn  aber,  ber  bag  ©cgcntcil  tun  ioirb,  möge  Sluramajba  fd^la* 
gen  unb  fein  (äcfd)Icd|t  ausrotten. 

S)ieö  finb  Slttributc  bcs  „©otteö  bcr  Strier",  bcn  ®areiüö 
in  feinen  ^nl^^^ft^^^  ^^^  ,,übrigen  (Söttern"  boranfteUt.  9}iit 
3tcd)t  fonnte  S)areio8  feinen  ®ott  als  „arifd^"  bcäcid^ncn,  ba  bcr 
Urfprung  beS  Sluramajbafultcö  tief  in  bie  arifd)e  SSorgeit  l^inab* 
reid^t.  Unter  ber  gorm  Slffaramajafd)  ioirb  eine  bcn  Slff^renr 
frembc  ®ott]^eit  bereite  unter  Slffurbani^^al  crioäl^nt,  bie  toir 
mit  §ommeI  bem  Sluramajba  glei^fctjeu  bürfen.  S)ic  bon  ^a^ 
reioö  im  arifd^en  Seil  beö  grofeen  SRcid^S  mit  allen  il)m  ju  ®ebotc 
ftel^cnbcn  9Jiad^tmitteIn  gcförberte  Seigre  h)ar  fonad^  in 
il^rer  ©runblagc  eine  ^jol^tl^ciftifd^e.  ^Ifxe  ^jolitifd^c  öebeutung 
lag  in  bem  ®efe^e,  ba§  2)areio§  al§  Äid^tjd^nur  für  feine  ^anb^ 
lungcn  galt.  ®ic  ^Scl^iftun^'^nfd^rift  bietet  feinen  i^nljalt:  „5Rad^ 
bem  ®efe^e,  fagt  ®areio8,  l^errfd^te  (?)  id^,  unb  toeber  .  .  ., 

nod^ Unred^t  ....    einem  ÜJiann,  meld^er  meinem 

.^aufe  gebleut  l^at  (?),  bcn  l^abe  id^  fcl^r  bel^ütct,  unb  luer  fd^a* 
bete  (?),  ben  l^abc  id^  fel^r  gcfdjlagen.  Unred()t  ^abe  id^  feinem 
....  getan."  95ßenn  aud^  biefe  Stelle  in  bcjug  auf  ba8  rid^^^ 
tigc  SBerftänbniS  nod^  fel^r  biel  ju  loünfdjen  übrig  läfet,  fo  tft 
bod^  ber  @d^Iu§  juläffig,  bafe  l^ier  toeniger  ftaatsbürgerlid^e  oi^ 
religiöfe  ober  fultifd^e  S8er<)flid^tungen  gemeint  finb.  SIber 
3)areio§  l^at  aug  bicfcn  SBcrtJfliAtungen  ben  Ijolitifd^en  SSorteil 
•ßejogen,  hibem  er  fie  mit  jenen   gegen    fein   &au^   berbanb, 

!Dct  alte  Orient.    XIV,4  ^ 


U  3- 1$  $rÄSe!,  i)amo«  I.  «O.  XIV,4 

fomtt  5u  einet  qQc  ^etfer  binbcnben  dtegierung^form  erl^ob 
unb  jebei^  ^ergel^en  gegen  biefelbe  aU  Staatdüerbreci^en,  ol^ 
,,8ägc",  betxQd^tete. 

StUe  aud  :^i^f^^^ft^i^  ^^^  2)Qreto0,  an^  Stngaben  ber  (Srie^ 
c^en  unb  etnjelnen  ausi  ber  älteren  ^txt  in  ber  StbeftaUteratur 
geretteten  ©a^ungen  gen)onnenen  religtöfen  Satfad^en  beftati'- 
gen,  bog  baS  bofe  ^rtnjt))  ber  ^cxt  be^  Xaretod  unb  ber  Don 
btefem  begünftigten  orifd^en  Se^re  nod^  fremb  toar.  ^n  bet 
$au))tfQ(i^e  tpor  urf))rüngltd^  biefe  ilef)xt  ein  etl^if^  burc^gebil« 
beter  @onnem  unb  9RonbIuIt,  mobei  bem  3Jlonh  in  ber  ©eftolt 
bed  ^albmonbd  ober  ber  aRonbfd^eibe  ha^  $QomQ«0))fer  borgen 
brad^t  tourbe,  baiS  ^euer  aber  als  3(bbilb  ber  @onne  bie  göttlid^c, 
bie  gtnfterniS  berfd^eud^enbe  ©id^el  bebeutet. 

Zxoiii  feinem  Sifer  für  bie  neue  löniglid^e  Steligion  bejeugtc 
'!S)areiod  feinen  ftaat^männifd^en  SBIidE  in  ber  ^el^anblung  natio- 
naler Äulte  ber  einjelnen  SJöIfer,  bie  in  il^rem  religiöfem  ümp' 
finben  unb  allen  äußeren  Äultformen  unbel^inbert  blieben.  Scn 
{^nUn  erteilte  er  feine  (£intt)iÜigung  jur  SBieberl^erftcHung  be^ 
in  feinein  3lui(bau  jurjeit  bed  ft^rod  ind  @toden  geratenen  !£em> 
pefö  Don  ;3f^wfoIem,  in  ber  Oafe  (B^argel^  ftiftete  er  felbft  ben 
nod)  beutjutagc  erbaltenen  Jempel  bes;  t]^ebäifcf)cn  Sntou. 


"änä)  als  SBau^err  l^at  X^areiouJ  eine  umfangreicfje  lätig 
feit  enttüidelt  unb  3öerle  l^interlaffen,  bie  nod^  je^t  in  il^ren 
Xrümmern  bie  gröftte  S5eh)unberung  erregen.  Sereitö  nad^  fei- 
nem Siege  über  bie  iranifdien  ©nipörer  berief  er  äg^t>tifc6c 
?)aumeifter  an  feinen  .§of  unb  beauftragte  fte  mit  bem  Sau 
eine«  neuen  5ßalafte§  in  SßerfeJ)oIi§.  5)amit  lüar  eine  rege  ©ou* 
tätig!eit,  jumeift  in  5ßerfe^)oIi§  unb  ©ufa,  ing  geben  gerufen 
unb  biefer  Sauluft  beS  3)areio8  berbanlen  bie  ^erfer  il^ren  alte- 
ften  nationalen  ®til,  ber  stoar  t)on  fremben,  bab^Ionifd^en,  oQttP 
tifd^en,  gtied^ifd^en  unb  bieüeid^t  auc^  pl^önisifd^en  SRuftern  ob 
gängig  loat,  aber  eö  toorjüglid^  toerftanb,  ben  ^jl^^ftfd^n  «erl^ält- 
niffen  ber  ^)erfifd^en  ftemlänber  geredet  ju  toerben,  unb  ba^er 
in  unferen  ?lugen  tro^  merflid^er  Cntlel^nungen,  fotoeit  bie  auf 
un«  überfommenen  überrefte  einen  ©d^Iuft  julajfcn,  oI«  eine 
felbftänbige  iRunftrid^tung  erfd^eint.  ffi«  gilt  bal^er  mit  Siecht 
3)areioö  I.  aK  Sd^opfer  ber  perfifd&en  Äunft. 

«udb  bie  (»runblage  ber  großartigen  »auten  bed  3)areto^ 


«O.  XIV,4  f)ie  »auten  bei  Dardo^  S5 

in  ^crfc|)oIig  ift  bcx  nad^  aff^rtfd^cm  9Ruftcr  fci^r  geräumige, 
bte  Umgebung  überragenbe  unb  geebnete  ^la^.  ^n  genüget 
Entfernung. uon  bem  Sßeftranb  liefe  für  fid^  ber  Äöntg  einen 
^Qlaft  erbauen,  beffcn  ©röfeenberl^ältniffe  unb  ©runbrife  nod^ 
iefet  gut  ju  erfennen  finb.  S)er  $alaft  toax  gegen  iSübcn 
orientiert  unb  beftel^t  an&  einer  in  berfelben  SRid^tung  offen* 
ftel^enben  unb  bon  iWti  ©äulenreil^cn  getragenen  ^oxffaüt,  Die 
Don  jtoei  quabratifci^en,  blofe  au8  ber  Sßor^alle  jugänglid;cn 
d^iäumen  mit  boHen  SKänben  gefd^Ioffen  h)irb,  au«  einem  luei* 
teren  quabratifd^en  i^nnenraum,  beffen  S5ecfe  auf  fed^gel^n  in  bier 
Sleil^en  georbneten  Säulen  rul^te  unb  beiberfeit^  bon  mel^rereu 
fleineren  SRäumen  umgeben  n)ar.  3)er  grofee  quabratifd^e  Kaum 
toax  ber  n)id^tigfte  2;eil  beS  ^alafteS  unb  l^iefe  nad^  einem  2:ei{ 
be£^  in  ii^m  einft  aufgefteHt  getoefencn  Sl^roneg  at)abana.  ^m 
^intergrunbe  toax  nod^  ein  großer  abgefd^Ioffener  @aal  mit  SRe« 
benräumen,  ^lulptnxcn  unb  ^nfc^riften  fd^müdten  nod^  ietjt 
bte  SBänbe  beS  ^ala]ted;  unter  ben  @IuI))turen  finbet  man  öfteri^ 
bad  im  @tein  gel^auene  Silb  beS  S)areiod.  Serül^mt  ift  ba^ 
55ilb  beö  mit  bem  Sötoen  ringenbcn  ftönigS. 

(£th)a  in  ber  äRitte  ber  geebneten  f^Iäd^e  ift  ein  mächtiger 
5orbau,  bon  bem  brei  al8  Sorflügcl  ju  benfenbe  5ßfciler|)aarc 
erbalten  finb;  er  biente  al^  (SingangSl^aDe  ber  berül^mten  „$un^ 
bertfäulenl^alle",  eine§  riefigen,  bon  l^unbert  ©äulen  getrageneu 
geftfaaleS,  ber  an  brei  Seiten  burd)  eine  maffibe,  mit  jloei  Sür* 
eingängen  bcrfcl^cnen  5D?auer  abgefd^Ioffen  ift,  fid|  gegen  Slorben 
aber  mit  einer  breiten  SSorl^atte  bon  jmeimal  ad^t  ©äulen  öffnet. 
®er  ganje  ^an  ift  auö  h)eifeem  SKarmor  au^gefül^rt  unb,  ein 
SBunberh)erI  erften  9iangc§,  mit  feiner  breiten  ^xtxixeppt  unb 
ber  ^rad^t  ber  aufrec^tftel^enben  ©äulen  unb  SBänbe  nod^  l^eute 
großartig;  er  trägt  feit  bem  f^jäteren  SRittelalter  ben  Kamen 
Sfd^il^il  SRenare  (=  bierjig  ©äulen). 

3)ie  breite  bon  bem  gluffe  ^ßnlloar  beloäffertc  Salmulbe  bon 
^erfepoIi§  umral^men  beiberfeitS  mäd^tige  SBerglel^nen,  in  benen 
[xäf  bic  bon  S)areio8  errid^teten  fjelfengräber  ber  2ld)ämeniben 
befinben.  S>er  Slöntg  errid^tete  norbtoeftlid^  bon  If^il^il  2)Jc* 
nare  für  \iäf  eine  nad^  <)]^r^gifd^er  Art  in  ben  Reifen  gel^aueuc 
(Srabfammer,  l^od^  über  ber  Crbe,  bie,  je^t  5Rad^fd^*i*3luftem 
genannt,  nod^  l^eute  bag  l^od^fte  i^ntereffe  be8  grembcn  erregt. 

©iS  in  fein  ©reifenalter  Hieb  ®areio8  rüftig  unb  noc^ 
nad^  ber  ©d^Iad^t  bei  SRaratl^on  tooUte  er  in  ?ßerfofi  an  ben  gc- 


planten  SÜQtn  gegen  %tf)m  unb  %^pten  teihte^men.  Xics^  n>aT 
^cranloffung,  ba|  er,  bem  bei  ben  Werfern  l^ertömmüd^n  @k» 
fe^e  gemä^,  bie  Siegelung  ber  Si^ronfolge  Dornal^m.  S)ie  t)on 
\i)m  getroffene  (Sntfd^eibung  fiel  jugunften  be^  älteftcn  ©ol^ne^ 
ber  SCtofJQ,  Xerseä,  bed  erften  ®ol^neS,  ber  S)areiog  ald  Aönig 
geboren  kourbe.  $alb  barauf,  486  D.  (£]^r.,  fegnete  er  nad^  fe(i^d> 
unbbreigiglöl^riger  ^errfd^aft  bo^  3^^^'^^^^- 

(Sine  ber  größten  ©eftalten  in  ber  ©efd^id^te  beä  allcti 
Orientier  fd^ieb  mit  bem  ®ol^ne  be^  ^^ftafped  and  bem  £eben. 
jll)2t  erfter  unter  ben  (gröberem  SJorberafien^  l^at  ©areioö  feine 
'Waffen  über  bie  3}^eerengen  nad^  bem  europäifd^en  SBeften  ^in 
übergetragen,  aber  feine  @röge  lag  meit  mei^r  in  ben  9Ber!cn 
bcgi  5ri^^^"^-  i^  ^^^  SBefeftigung  feinet  mül^eboH  unb  in  Ijeifeen 
Äämpfen  loiebereroberten  9leid)e8,  i>a&  er  an§^  einem  lofen  Staa^ 
tenüerbanb  in  ein  feftgefügted  @anje  bern)anbeltc,  unb  in  all- 
feitiger  ?förberung  beö  SBol^Iftonbej^  ber  bon  il^m  be^crrfc^ten 
SJöIfer.  Seine  |)errfd^aft  toar  eine  ftramme,  im  (äanjen  ttjar  aber 
SareioS  n)o]^hDoIIenb,  geredet,  in  jal^Ireid^en  ^äHen  aud^  groB« 
mutig,  ^^n  aü  feinem  Senel^mcn  ift  ein  grunbfätjlic^cr  Unter- 
fd^ieb  gegen  baö  SBüten  ber  Slff^rer  unb  bie  SRücffid^töIofigfeit  ber 
©ab^Ionier  nid^t  ju  berfennen.  <2cine  (Erfolge  loaren  auc^  banacfa 
bcfdjaffen;  bie  ^ilbung  unb  ®e[ittung  ber  5ßerfer  l^aben  fid^  burd) 
fein  ^uinn  merflic^  gel^oben,  aber  aöed,  maö  ber  grofee  ftönig 
fd[)uf,  befanb  fidf)  in  boHem  (ginHang  mit  ber  nationalen  (gigen- 
ürt  feineö  SSoIfeö,  baö  er  bem  Slulturfreid  ber  gebilbeten  ÜKittel* 
mccrböifcr  näl)er  gcbrad^t  l^at.  Sein  Slnbenlen  lebt  nid^t  nur 
in  ber  ®efd^id^te,  fonbern,  atten  Stürmen  ber  S^xtm  jum  Sro^ 
aud;  in  ber  fafanibifd^en  unb  mol^ammebanifd^en  Srabition.  ÄU 
Xara  ift  ®areio8  ber  einsige,  ber  Jrabition  feinet  Sßolfe«  bc« 
fanutc  SRepräfentant  ber  einftigen  ©rofec  ber  ?ld)ämeniben. 


Dtutf  »on  ^Ttmonn  ä.  Oolf  In  Sci^ila. 


Wissenschaftliche  Nenigkeiten 

ans  dem  Verlage  der 

J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung 

in  Leipzig 
Nn  5  Januar  1909 


Diui  ViruUhnisii  sitken  tmbtrakmit  mmä  porUjrn  t»  Diemtm.  —  Amh  nur  Att^ 
MfAt  Üman  dii  Werkt  vm   der  Mekrtmkl  der  Bmkhtmdhmgem  ^ergüegi  werden^ 


Uü  Bernd  21  kam  soebm  zum  ÄttMuts: 

Realencyklopädie 
für  protestantische  Theologie  und  Kirche 

Begründet  von  J.  J.  Herzog. 

In  dritter,  verbesserter  nnd  vermehrter  Auflage 
unter  Mitwirkung  vieler  Theologen  u.  anderer  Gelehrten 

herausgegeben  von 
Professor  D.  Albert  Hauck. 
31  Bände,  gr.  8®.  M.  210 — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  253  — 

So  ist  denn  dieses  Hauptwerk  deutscher  theologischer  Forschung 

—  etwa  400  Gelehrte  sind  daran  beteiligt  —  dieses  2^ugnis  einmü- 
tiger  Zusammenarbeit  verschiedenster  Richtungen,  glücklich  voUendetl 

—  Das  etwa  eine  halbe  Bandstärke  erreichende  Register  wird  noch 
gegen  Ostern  1909  nachfolgen  und  den  ganzen  Reichtum  des  Ge- 
botenen erst  voU  zur  Geltung  bringen;  der  Satz  hat  bereits  begonnen. 

Ein  Orientierungsheft  mit  Probeseite  des  Registers  und  dem 
genauen  Inhaltsverzeichnis,  geordnet  nach  den  Herren  Mitarbeitern, 
wozu  diese  auch  biographische  Daten  zu  geben  die  Freundlichkeit 
hatten,  steht  auf  Wunsch  kostenlos  zur  Verfügung. 

Ober  du  Werk,  das  auf  «her  17000  Seiten  mehr  als  4800  Artikel  bietet,  ftussert 
sicli  ein  angesehener  Theologe,  den  wir  um  sein  Urteil  baten,  n.  a.fo]gendermas8en: 
„Was  hier  zustande  gekommen  ist,  kann  tatsächlich  als  ein  getreues 
Bild  protestantischer  wissenschaftlicher  Theologie  unserer  Tage 
gelten.  Dies  sn  geben,  ist  des  Werkes  Zweck.  Es  wUl  nicht  so  sehr  ein  be- 
quem antwortendes  Nacfaschlagebuck  sein  —  auch  nach  dieser  Seite  wird  es 
durch  das  sorgfiUtig  ausgearbeitete  im  Druck  befindliche  Register  hervorragende 
Dienste  leisten  — ,  es  bietet  vielmehr  neben  kurzen,  registrierenden  Artikeln 
aber  mehr  nebensächliche  Dinge  eine  Sammlung  von  zusammenfassenden  Ab- 
handlungen und  Monographien.  Diese  Sonderart  der  Realencyklopädie  untere 
scheidet  sie  wesentlich  von  allen  anderen  Werken  ähnlicher  Art,  wie  dem  Sammel- 
werk katholischer  Theologie  von  Wetzer  und  Weite,  sowie  dem  als  Nachschlage- 
werk geplanten  Unternehmen  von  M.  Schiele  oder  den  von  engeren  Gesichtspunkten 
ans  angelegten  kleineren  Werken  von  Zeller,  Meusel,  Zöpffel  oder  auch  von  den 
nur  begrenzte  Gebiete  umspannenden  Realwörterbttchem  und  Encyklopädien  .  .  . 
Die  Realencyklopädie  ist  also  ein  wissenschaftliches  Sammelwerk,  das 
nicht  nur  fttr  grosse  Bibliotheken  bestimmt  ist,  sondern  sich  so  recht  fttrdieHand- 
bibliothek  jedes  Theologen  eignet,  der  nicht  gänzlich  anf  wiasenschaftliches 
Axl>eiten  verzichtet" 

P.  3*9  I 


Verlag  der  J.  C.  ffinricbs'sdien  Bochhandhing  in  Leipzig. 


Harnack,  D.  Dr.  Adolf,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 
BeitrSge  zur  Einleittins  In  das  Neue  Testament,    gr.  8*. 

L  Lukas,   der  Arct,    der  Verfasser  des  dritten  Evangeliums  und 

der  Apostelgeschichte.    (YU,  i6o  S.)   1906.  M.3.5o;  geb.  M.  4.30 

Pkof.  Lie.  Dr.  C.  Giemen,  Bonn,   In  der  Theolog.  Rnndsehan  (1907,  Nr.  4): 

„Was  H.  aber  die  Anfscichnimg  der  evaog.  Tnuttdon  fiberiiaopl  antfWuty 
ist  ymm  sefaMT  HanpttheM  gaM  «aaMitogig  mid  fehkeliUifai  aiaileifiltfg.  Mir 
feiert  seine  bemmdeniswerte  Kanst,  gewiddltlldie  Endiciaangea  in  Ihrer  Eigca- 
tamUdikett  sa  erfeaen  and  verwkkelte  ZanmttcnhiDge  mit  genialem  Scksrfbaik 
aaftalfisen,  wieder  wahre  THomphe.  Wie  xatreffend  werden  hier  &  eteadnea 
Evangelien  chazakterisieit,  wie  feia  die  Bedeatang,  die  das  errte  ipifcer  gewann, 
erkürt!" 

IL  Sprüche  und    Reden   Jtsa.    Die  awtile  Quelle  des  Matthäus 
und  Lukas.    (TV,  220  S.)     1907.  M.  5 — \  geb.  M.  5.S0 

Prof.  D.  R.  Knopf,  Wien,  in  der  Christi.  Welt  (1907,  Nr.  46): 

„H.  rekonstmiert  nad  aatemcht  die  Qnelle  tob  Reden  und  SpfttdMn 
Jcsn,  die  im  ersten  nnd  dritten  Evangeliom  Terarbeitet  ist,  mit  einer  bisher  no^ 
nicht  TerBnchtea  Ganaal^dt:  tfaie  aanerordsntUch  wertvolle  Untsnnchnng,  die 
anmittelbare  Bedentnng  filr  Kemfimgen  der  historischen  Theolog^  der  Pcssdnlkk- 
kdt  Jesa,  hat" 

nL  Die  Apostelgeschichte.  (VI,225S.)  1908.  M.  5  —  ;geb.M.5.So 
Prof.  D.  Dr.  H.  Holtsmann  in  der  Deutschen  Llteratarseitung  (1908,  Nr.  18): 

„Ukiter  allen  Umständen  ist  durch  die  vorliegende  Veröffentlichang  dcB 
schon  im  Urteil  der  alten  Kirehe  etwas  so  kars  gekommeaea  Bache  vollste  Wcstaaf 
cuteil  geworden  .  .  .  Dazu  kommt  im  ganzen  die  richtig  gegriffene  FormaUcraag 
und  Durchführung  des  leitenden  Gedankens,  im  einseinen  eine  Menge  von  aber- 
raschenden,  anregenden  nnd  belehrenden  Behauptungen,  die  das  Buch  ohne  Zwdlel 
aa  «laem  Ausgaagspoakt  fttr  neu«  FhigesleUaiq^  and  UrteiUbÜduagen  aaf  Isage 
hiaans  amchsn  werden." 

Biagehcad  hat  sich  a.  a.  aach  ProC  D.  W.  Boassat,  Qötthigim,  ia  einam 
30  Seiten  um&sseadea  Aufimts  der  Theol.  Rnndschaa  (1908,  Heft  6)  pliimiit 
Die  prinzipielle  Bedeutung  der  Arbeit  sieht  er  duin,  daas  H.  „den  skh 
jagenden  Versuchen,  die  Arbeit  des  Verfiusers  der  Apg.  last  filr  jeden  Vers  asf 
sdae  Vorgänger  aafzateOen  aad  iha  nar  ab  mShsam  arbefteadea  Redaktor  sa 
verstehea,  ein  energisches  Halt  sagerafen,  aad  dam  er  In  so  efadriagUoher  Weiss 
den  schrihstelleriBchen  Charakter  des  Lukas  in  heUes  Licht  sa  setsen  vessucht  hat'* 

Dia  drei  Teile  erschienen  auch  in  einem  Bande  als: 

Ufiterauchitiig:en  zu  den  Schriften  des  Lukas. 

M.  13*30;  in  Leinen  geb.  M.  15  — 

Hamackt  D.  Dr.  Adolf,  Professor  an  der  Unitr.  BerUn: 

Dan  Weaeo  des  Chriateotums«  Secheehn  Vorlasnsgen,  vor 
Studierenden  aUar  Fakultttten  im  Wintersemester  1S99/1900  an 
der  Untversitftt  Berlfai  gehalten.  56.— 60.  Tausend.  Durch  An- 
merkungen vermehrt.  Mit  neuem  Vorwort  (XU.  189  S.) 
gr.  8^  X908.      IL  a— ^;  kart.  ML  2.50;  in  Leinen  geb^  hL  3 — ; 

m  Liebhaberband  M.  5  — ; 
Anmerkungen  allein  (XVI  S.)  M.  —  xo 

—  Irenlua*    Schrift   zum  Erweise  der   apostoliscben  Verkttndiginig 
s.  S.  21  nnd  23. 


/■ 


WtnenschftftUche  Neuigkeiten. 


Die  religiSse  Erfahniog:  in  ilirer  Mannigfaltigkeit«  Mate- 
rialien und  Stadien  m  einer  Psychologie  und  Pathologie  des  reli- 
giösen Lebens.  Von  Pirofl  Dr.  William  James.  Ins  Deutsche  über- 
tragen Ton  Prof.  D.  Dr.  Georg  Wobbermin.  (XXI,  479  S.)  8^ 
1907.  Bit  6 — ;  in  Leinen  geb.  M.  7  — 

Prof.  Dr.  R.  GrfltiinacharyRoslocky  in  der  Theologie  d.  Gegenwart  (1908,9) 

„Dm  ist  ein  Werk,  ftr  das  unser  Weit  intiiiisMt,  vm  seiner  AbgesehUAn» 
heit  nnd  hEnfigcn  Verwendong  wittsBy  kaoni  bim  eicht»  jedcTi  der  nv  etwas  Sinn 
ftr  Eigenartiges,  Seltenes,  ins  Pathologische  Streifendes  hat,  wird  ynm  Anfimg  bis 
ta  Ende  durch  die  Menge  des  ans  lebendigen  nnd  geschichtlichen  Beobachtungen 
gesammelten  Stoffes  gespannt  werden  .  .  .  Das  Bndi  stelil  aber  auch  nach  swei 
Seiten  Probleme:  einmal  regt  es  an  sa  einer  Abgrensnng  und  Sicherstellung  der 
gesund  religidsen  Phlnomene  gegenftber  den  pathologischen,  dann  aber  auch  sa 
einer  Feststellung  des  Verhältnisses  von  Religionspsychologfe  su  ReHgkmsmela- 
physih  und  Dogmatflt.  In  dieser  swelten  Richtung  laufen  auch  die  Äusserungen 
und  Forderungen,  die  Wobbermin  einleitend  darbietift.** 

Prof.  D.  Wilh.  Schmidt,  Breslau,  urteilt  auf  S.  314  seines  Buches  ,J)ie  ver- 
schiedenen T]rpen  religiöser  Erfahrung  und  die  Psychologie",  in  dem  er  sich 
eingehend  mit  James  auseinandersetzt,  über  diesen: 

„Der  von  dem  Terdienstvollen  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Psychologie, 
William  James,  eingeschlagene  Weg  hat  den  Wert  einer  erstmaligen  Rekognos- 
sierung  im  grossen  eines  so  gut  wie  noch  unbeschrittenen  Versuchsfeldes  und  irit 
als  solcher  yon  nicht  su  nnteischätsender  pidagogischer  Bedeutung.  Dadurch, 
dass  er  Ton  den  verschiedensten  Daten  aus  den  Zugang  su  dem  Phinomen  nicht 
nur  erwigt,  sondern  wirklich  betritt.  Schritt  f&r  Schritt  verfolgt,  tatsichlich  er- 
probt, wird  sdn  Unternehmen,  snmid  in  dem  Stadium  von  heute,  wertvoll  und 
ItfHieidi. 

Zeitschrift  fftr  Religlonspsyehologte  (Band  11,  Heft  6): 

„Wir  wissen  dem  Obersetser  Dank,  dass  er  bei  der  Obcisetsnng,  dem  QdÜbb 
des  Verfassers  folgend,  in  Form  und  Inhalt  in  jeder  Weise  VoUendetes  geboten 
nad  sweifellos  damit  der  Religionspsychologie  in  Deutschland  einen  grossen  Dienst 
erwiesen  hat." 

Eingehende  Besprechungen  bmchlen  femer  u.  a.:  Pkof.  D.  S.  Eck,  Giessen, 
im  der  TheoL  Literatnrseitung  (1907,  Nr.  84);  Piiv.-Doa.  lic  Dr.  M.  Scheibe, 
Leipzig,  in  der  Theot  Rundschau  (1908,  Heft  a);  Dozent  Lic.  Th.  Stein- 
aana,  Gaadenf^,  in  Religion  andGeisteskultur  (I.  Band,  Heft4). 

Kleitiert,  Professor  D.  Dr.  Paul,  Berlin: 

Musik  lind  Religion,  Gottesdienst  und  Volksfeier.    Rück- 
schau mid  Ausblick.  (VII,  106  S.)  8®.  1908.    M.  1.60;  geb.  M.S.SO 

Prof  D.  Otto  Baum  garten,  Kid,  in  der  Evang.  Freiheit  (1908,  Heft  10): 

„In  entzfickender,  selbst  musikalischer  Sprache  und  mit  sdtner  mudkslischer 
FeinlUiligkeit  vermag  K.  Musik  und  Religion,  Gottesdienst  und  Volksfeier  in  ihrsr 
notwendigen  Verbundenheit  darzutun.  Eine  Ffllle  neuer  Gesichtspunkte  wird  la 
anmutigster  Weise  mit  der  Charakteristik  der  Ohrendcn  Musiker  verbunden  — 
eine  wundervolle  Einfahrung  in  die  Geschichte  der  Kirchenmusik.*' 

Theologisches  Literatnrblatt  (1908,  Nr.  38): 

„Die  fOr  jeden  Gebildeten  klar  und  anschanHch  gnehiiebcne  Schrift  aa 
lesen,  muss  sonderlich  einem  Theologen  eine  Erquickung  und  Freude  sein,  zumal 
sie  auch  in  hervorragender  WeiM  dazu  helfen  kann,  dass  der  weitverbreiteten  glnz- 
Bcben  Unkenntnis  in  der  „altera  theologia**  weniger  wflrde,  wenn  man  sieh  Kl.*s 
Schrift  namentlich  in  ihrem  hochinteressanten  historischen  Teil  sum  Studium 
dienen  liesse.  Dann  würden  auch  seine  vielen  praktischen  Anregungen  lücht  ver- 
geblich gesciuieben  sein.^ 


Verlag   der  J.  C.  Hinrichs'scheii  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Kleinert,  Professor  D.  Dr.  Paul,  Berlin:  Homiletik.  (VI,  240  S.) 
gr.  8®.     1907.  M.  3  — ;  in  Leinen  geb.  M.  3.80 

Prof. D.  Julius Smend,  StraMborg,  in  der  Dentschen  Lit»Zeit«Bg(i9o8| Nr.  10): 

„Was  dies  Buch  so  lesenswert  macht,  ist  neben  der  aassefgewöhnlidien 
Weite  des  Gesichtskreises  die  seltene  fachliche  nnd  allgemeine  Belesenheit,  Über 
die  der  Verf.  verfUgt,  der  feine  Geschmack,  kraft  dessen  er  die  Ergebnisse  seines 
eindringenden  Nachdenkens  nnd  Beobachtens  in  gewihltester  Fcmn  dambicteB 
weiss,  nnd  die  flberans  geistreiche  Diktion  .  •  •  Dasn  kommt  ein  auf  so  engem 
Sanm  nnr  selten  anzatrdfender  Reichtum  lehrreicher  Beispiele." 

In  welch  glftcklicher  Weise  es  dem  Verf.  gelangen  ist,  Theorie  und  Praxis 
sn  iSrdcm,  erhellt  ans  den  folgenden  xwei  Urteilen.   In  einem  20  Seiten  nrnfirnrn 
den  Anftatx  der  Theolog.  Rnndschan  sagt 

Prof.  D.  Heinrich  Bassermann,   Heidelberg  (1908,  Heft  3  n.  4): 

„Man  merkt  es  diesem  geistTollen  Bndie  an,  dass  es  ans  einer  grflndUchen 
Beschlftignng  mit  den  eigentlichen  Problemen  der  Homiletik  erwachsen  ist;  es 
begnflgt  sich  nicht  mit  ehiem  geistreichen  Reden  nm  diese  Probleme  hemm  nnd 
verliert  sich  anch  nicht  in  nnfmchtbare  nnd  kleinliche  Erörterungen  von  nntcige- 
ordneten  Nebenpunkten,  Über  die  die  Theorie  wenig  sagen  kann.  Mit  einem 
Worte,  diese  Homiletik  ist  wirklich  als  Theorie  d.  h.  systematisch  gedacht**    Und 

Prot  Lic.  Fr.  Niebergall  schreibt  in  der  Evang.  Freiheit  (1908,  Heft  3): 

„Mir  will  als  umfassendes  Kennaeichen  dieser  Homiletik  das  erscheinen: 
sie  ist  wirklich  ein  gans  praktisch  es  Buch.  Denn  sein  Schwergewicht  bcreht  aaf 
der  StoiF-  und  vor  allem  auf  der  Formenlehre.  Und  darin  steht  so  (Ibemns  Tiei 
Gutes  und  BewShrtcs,  dass  man  auch  als  ilterer  Prediger  immer  wieder  auf  neue 
nnd  wichtige  Bemerkungen  siossen  wird.*' 

Leipoldtf  Lic.  Dr.  Jobannes,  Priv.-Dos.  an  der  Univ.  Halle: 
Geschichte  des  neutestamentlichen  Kanons,  gr.8^  1907/0S. 
L  Die  Entstehung.  (Vm,  a88  S.)  M.  3.60;  geb.  M.  4.50 

n.  MittelalterundNeuzeit  (IVyiSiS.)    M.  3.40;  geb.  M.  3.30 

Literarisches  Zentralblatt  (1908,  Nr.  31): 

„Diese  Kanonsgeschichte  hat  unstreitig  ihre  besondere  Bedeutung  • . .  Die 
dnsdnen  Gruppen  neutestamentl.  Bücher  werden  von  vornherein  getrennt  behandelt, 
und  zwar  in  der  Reihenfolge,  wie  sie  beilige  Schrillen  geworden  sind:  Apokalypsen, 
ETangrlien,  Apostelbriefe  und  Apostelgeschichten.  Diese  Methode  erscheint  sehr 
glttcklich.  Sie  trigt  wesentlich  zu  der  Khtfheit  und  Übersichtlichkeit  bri«  die 
einem  in  dem  gansen  Werke  in  wohltuender  Weise  entgegentreten.  Durch  sie 
werden  die  Motive  der  Kanonisierung  in  ein  besonders  helles  Liebt  gestellt.  Sie 
hat  es  ermöglicht,  dass  das  Werk  nicht  nur  den  Theologen  von  Facb,  sondern  allen 
denen  sur  ibrderlicben  Lektüre  empfohlen  werden  kann,  die  mit  historischem  In* 
teresse  an  das  N.T.  herantreten  .  .  .  Der  kleingedmckte  Text  enthält  eine  so 
grosse  Anzahl  geschickt  ausgewählter  QucUenstellen  und  weist  auf  die  vorhandenen 
Probleme  mit  solcher  Offenheit  und  Gründlichkeit  hin,  dass  auch  der  eingeweihte 
Theologe  bei  dem  Studium  auf  seine  Rechnung  kommt  .  .  .  Die  Geschichte  des 
Kanons  in  Mittelalter  und  Neuzeit  ist  in  einer  Ausführlichkeit  dargestellt,  die  ihres- 
gleichen noch  nicht  gehabt  hat.  —  Zu  der  wissenschaftlichen  Gründlich- 
keit, Unbefangenheit  und  Vorsicht  kommt  ein  feines  Verständnis  für  die 
Lebensinteressen  der  Kirche  und  des  einzelnen  Frommen  an  der  Bibel  und  ihrer 
Geschichte  und  für  ihre  modernen  Nöte,  so  dass  die  Lckttlrc  des  Bndies  für 
uns  von  Anfang  bis  zu  Ende  ein  ungetrübter  Genuss  war.'* 

Soeben  enekien: 
Gregory,  D.  Dr.  Caspar  Ren^,  Professor  an  der  Univ.  Leipsig: 

EinleituoK  ia  das  Neue  Testament.    (VI,  804  S.)    gr.  8*. 
1909.  IL  10  — ;  in  Leinen  geb.  li.  ii.so 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten. 


Heisenbergt  Dr.  Aagost,  Honorarprofessor  an  der  Univ.  Würzburg: 

Qrabeskirche  und  Apostelkirche.  Zwei  Basiliken  Konstan- 
tins. Untersuchungen  zur  Kunst  und  Literatur  des  ausgehenden 
Altertums.     2  Bände.    Lex.«8®.  1908.    M.  40 — ;  geb.  M«  45  — 

L:  Die   Grabesidrche  in  Jerusalem. 

EL:  Die  Apostelkirche  in  KonstantinopeL 

(Vm,  234  S.,  14  Taf.  u.  14  Fig.;  VIII,  284  S.,  10  Tat  u.  3  Fig.) 

Dr.  H.  Bergner  in  der  Theolog.  Literaturseitang  (1909,  Nr.  i): 

«,£§  gehört  der  ganie  Mat,  Spftrrion  und  kritiiche  Scharfblick  eines  sogleich 
Bflchtemen  mid  einbildongsrelchen  Gelehrten  dato,  nm  eine  Anfgabe  sa  Utoen,  an 
der  alle  Vofglnaer  gescheitert  sud.  H.  erörtert  sunlchst  die  schriftlichen  QnellcB. 
In  einer  mcisterhaiten  Exegese  bringt  er  den  Bericht  des  Kosebins  in  Oidnnng, 
der  im  sllgemeinen  Aber  die  Lage  nnd  Bedentnng  der  koostantinischen  Banten 
orientiert  ...  (In  Band  II}  gibt  H.  anf  S.  17a — 268  eine  nngemem  sorgfältige 
Ikonographie  der  Bilder  .  .  .  Hier  bringt  fsst  jede  Seite  neae  BriLenntnisse.  Und 
Tor  allem  gewinnt  Bysans  seinen  historischen  Ehrenplatz  surflck.  HaUe  man  es 
bisher  in  dem  Streit  ,,Orient  oder  Rom*'  noch  in  weitem  Bogen  nmgangen,  so 
erweist  es  sich  nun  fOr  die  justinianische  Zeit  als  Mittdponkt  der  spätgiiediischen 
Knltnr  nnd  als  Qnellort  nnsAhliger  Konstvorstellangen ,  die  dss  ganze  Abendland 
anf  Jahrhunderte  hinaas  befrachteten  .  .  .  Beide  Binde  sind  in  einer  wirkli^ 
meisterhaften  Prosa  geschrieben,  breit,  behaglich,  ruhig  n.  Yomehm  aach  irrenden 
Vor-  n.  Mitarbeitern  gegenftber.    Anf  gleicher  Höhe  stehen  Drock  n.  Aasstattnng." 

Kleinerty  Professor  D.  Dr.  Paul,  Berlin: 

Zur  christlichen  Kultus-  und  Kulturgeschichte.  Neue, 
wohlfeile  Ausgabe.        (Ol,  330  S.)   8^.      M,  2.50;  geb.  M.  3.50 

Inhalt:  Ober  die  Anfinge  der  christL  Beredssmkeit.  —  Das  erste  Werden 
des  deutschen  Kirchenliedes.  —  Schweifende  Kleriker  im  Mittelalter.  —  Luther 
im  Verhältnis  sur  Wissenschaft  und  ihrer  Lehre.  —  Vom  Anteil  der  UniTersitit 
aa  der  Vorbildung  ftUs  öffentliche  Leben.  —  Besiehungen  Friedrichs  des  Grofc:£en 
sur  Stiftung  der  Universität  Berlin.  —  GrundsKtse  evangelischer  Kirchenve.&ssung. 

Ninck,  Johannes:  Jesus  als  Charalcter.    Eine  Untersuchung. 
(Vm,  376  S.)  8®.  1906.  ^M.  3.50;  geb.  M.  4.50 

y^Ninck  wiU  durch  sorgfUtige  psychologische  Analyse  sn  einer  schirferen 
Erftssung  der  PersönUchkcit  Jesu  beitragen.  Dass  er  damit  ein  Thema  trifft,  das 
durch  die  hochgespannten  theologischen  Debatten  der  Gegenwart  in  den  Brennpunkt 
des  allgemeinen  Interesses  gerltekt  ist,  leuchtet  sofort  ein  .  .  .  Unbefiingen  wird 
er  den  Forschem  von  rechts  und  von  links  gerecht  Um  so  dankbarer  wird  msa 
die  wertvoUe  Gabe  begrfissen,  die  Frucht  einer  gründlichen  Gedankenarbeit,  be- 
wundernswerter Belesenheit,  liebevoller  Versenkung  in  den  Gegenstand.  Viele 
Goldkömer  finden  sich  in  den  einsrlnen  Kapiteln,  aber  dss  Wichtigste  ist  die 
klärende  Gesamtanschauung  von  der  Person  Jesu.'*     Ludwig  Schneller,  Köln. 

Becker»  Lic  Dr.  Hans:  Augustin.     Studien  zu  seiner  geistigen 
Entwicklung.     (IV,  156  S.)     gr.  8®.    1908.     M.  3 — ;  geb.  M  4— 

„B.V  Studie  ist  auch  insofern  wertvoll,  als  er  nachweist,  wie  die  „Be- 
kehrung**  Augustins  keineswegs  einen  absoluten  Bruch  mit  der  Vergangenheit  be- 
deutet nnd  nicht  so  plötslich  vor  sich  ging,  wie  man  gewöhnlich  annimmt.  Ge- 
rade in  der  Entwicklung  des  inneren  Lebens  dieses  „Titanen  in  der  Geisteswelt** 
liegt  der  Nerv  dieser  ftberaus  fleissigen  nnd  durch  sorgfUtige  Quellensitate  be- 
reicherten Schrift,  die  einen  Fortschritt  in  der  Erfassung  dieser  epochemachenden 
Penönlichkeit  gegenaber  den  Vorsrbeitenmsrkiert."  Reformation  (1908, Nr.  10). 


Verlag  der  }.  C.  Hioriclis'scheii  BochhamMnng  in 

Havekoss»  August:  QawiMensfiriede.    Em  Wort  mr  kircklkh- 
religii^sen  Not  der  Gegenwart  (m,  xfoS.)  8^  1997.  M-a — *,  geb.3 — 

Du  Boch  iteht  ftbor  dem  GtgeiUHiU  der  thfolc^giiirhta  RiehtangcA:  Die 
«pilgern.  ET.-lnth.  Kirchenseitmig*'  hat  es  in  zwei  7  Spalten  nmfiuwpdes 
Aftikda  eiogebend  gewiirdigt,  und  Prof.  Fr.  Niebergall-Heidclbcrg  hat  et  ■ 
einer  llngercn  Betprechong  wiim  empfoUcn.  Er  rihmt  tn  den  i^ehr  eindmckn- 
vollen  Bache*'  unter  anderem  die  „mit  feinem  nnd  gerechtem  Venttadalf^ 
gegebene  psychologische  Analyse  der  Rechtfertigmigslehre. 

Hubert»  Gerhard:  Chrirtentum  ynd  Wissenschafti    Sechs 

Vortrage.    (IH,  176  &)    gr. 8^.  1908.        M.  2—;  geb.  M.  3 — 

Ans  der  Einfflhrnng    „Wir  behaupten:   Christantam   nnd  Winenschaft 
sind  nicht  widerdnander,  sondern  fiirelnanderl    Den  Benpcis  Ar  diese 
in  erbringen,  wollen  die  folgenden  sechs  Vortrige  vemehen.    Es  sott 
ontefsacht  werden,  ob  die  modene  Kosmologie,  äologie  nnd  Fsfohologie  mit 
AiisÜicheB  Gotteeglanben  vereinbar  sind;  sodann  sollen  die  widitigstcB  Ai 
der  Christenheit  aber  Person,  Werk  nnd  AnferstehuQg  Jesn  Chrisd  in  Kfirse 
hhi  gepttit  werden,  ob  sie  sidi  winenscfcalllioh  halten  lassen.'* 

Die  JBinleiiung  steht  ais  aehieeütger  ProepM  kogtenloe  xu  Diensiem. 

„Die  Lektüre  dieses  Boches  ist  unbedingt  su  empfehlen.  Der 
Aufbau  bt  einfach  und  klar,  die  Bewelsl^rang  von  wohltuendem  Fortachritt,  die 
Art  der  Daistellung  frisch  nnd  lebensvoll  .  .  .  Das  Buch  ist  so  voll  von  trdSen- 
den  Bemerkungen,  kritisiert  die  materialistischen  Behauptungen  so  auJ«eaeichne^ 
stellt  die  Unabhängigkeit  unsrer  geistigen  Persönlichkeit  auf  to  feste  Fttsse  und 
ist  In  der  christlichen  Schlussverkflndigung  so  originell,  dass  die  Lcktfiie  eben  so 
fördernd  als  kurzweilig  ist.**    Evanf.*prota&tant«  Kirch#pbUtt(i9p8,  Nr.a4). 

Ihmels,  D.  Ludwig,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig:  Eios  ist  aot. 

Predigten,  gehalten  in  der  Universitätakirche  su  Leipzig.    Zweite 
Auflage.    (Vn,  «39  S.)     gr.  8*.     1907. 

M.  S.20;  in  Leinen  geb.  M.  3.10;  mit  Goldschnitt  lil  3.60 

Evangelische  Kirchenseitnng  (1907,  Nr.  29): 

„Tiefe  Gedankenarbeit  und  enge  Verkntlpfong  des  Textes  mit  dem  pcrste- 
liehen  christlichen  Leben  xeichnen  diese  Predigten  aus.  Der  Verf.  ilihrt  die  Ge- 
meinde in  das  Verständnis  des  göttlichen  Worts  hinein  und  baut  die  Predigt  steito 
auf  eine  genaue  Erkllrung  des  Textes  auf.  Fein  versteht  er  es  auf  die  Bedenken 
und  Einwinde  des  MenidiAheRens  einxngehen  ...  Er  verteidigt  dabei  nicht 
bloss  die  christliche  Wahrheit,  sondern  er  aeigt  auch  den  Suchenden  die  Wege, 
am  sur  Gemeinschaft  mit  Gott  durch  Christtts  an  gelangen." 
Hannoversche  Pastoral*Korrespondens  (1907,  Nr.  10): 

„Was  uns  diese  Predigten  wert  macht,  ist  die  glflckllche  Synthese  swiachcn 
Ventandesschirfe  und  HenenswSrme,  zwischen  „WlssenschalUlchkeit"  und  vollem 
Verständnis  fDr  die  Aufgaben  der  Zeit  und  die  Notlage  des  modernen  Menschen  . .  . 
Wir  begrüssen  sie  als  ein  Master,  das  uns  die  Richtung  fllr  eine  gesunde  Fort- 
entwicklung  der  Fredigt  zeigen  kann.** 

Schumann,  Dr.  Alexis,  Pfarrer  in  Leipzig:  Alexander  Vinet. 
Sein  Leben,  seine  Gedankenwelt,  seine  Bedeutung.  (VI,  21$  S. 
mit  I  Abb.)     8*.     1907.  M.  2 — ;  in  Leinen  geb,  M.  3  — 

Die  Studierstube  (1908,  Heft  4): 

.  .  .  .  „Ein  äusserst  anregendes  Buch  .  •  Eine  gute  Analyse  der  Schriften  VA 
ist  an  den  betreffenden  Stellen  seines  Lebensganges  eingewoben ;  alsEInffihrnng 
in  V.*s  Eigenart  ist  surselt  kein  besseres  Buch  anzugeben.*' 

«Das  lichtvoll  geschriebene  Buch  ist  sehr  geeignet,  auf  diese  wichtige 
Fnge  der  Zukunft  der  evangelischen  Kirche  (FVeihelt  der  Kirche  vom  Staat)  vor- 
zubereiten.* Pastoralblltter  (1908,  Januar). 


Wissenschaftliche  NenigkeiteiL 


MSIler»  Professor  Dr.  Ernst  tob,  Berlin: 
Dio  ElendenbrüderKhafteo»   Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
Fremdenfttrsorge  im  Mittelalter.  (IV»  176  S.)  gr,  8^  1906. 

IL  3.50}  in  Leinen  geb.  M.  4.50 

„ven  MöUtr  hat  eioe  Meng«  lokalgcschichtlicher  Notizen  ans  der  Zer- 
ilrcQ«Bg  fldasig  »ntiininengelesen  und  omsichtig  venurbeitet  nnd  ein  ergebnisrdchei, 
kkures  vad  iQteresnntcf  Bnch  geschrieben,  über  die  Verbreitung  der  Elenden- 
hrtdeiBchaften,  ihre  Zweck«  und  Ziele  nnd  ihren  Ursprang  hat  er  eist  rechtes 
licht  Teibreitet/'  Theologischer  Jahresbericht  (1906). 

Preitsf,  lic.  Dr.  Hans:  Die  VorateIluiig;eQ  Yom  Antiehrlst 

im  späteren  Mittelalter,  bei  Luther  und  in  der  konfessionellen  Pole« 

nik.    Ein  Beitrag  zur  Theologie  Luthers  nnd  sur  Geschichte  der 

chrisIL  Frömsiigkeit.    (X,  995  &  m.  5  Tafelbildem.)  gr.  8^.   1906. 

M.  8—;  in  leinen  geb.  M.  9  ^ 

Ftof.D.  F.  Kropatscheck»  BresUo,  im  Theolog.  Lit-Berickt  (i907,Nr.  8): 

fjütm  Vefdieait  ^on  P.  ist  es,  durch  die  wscMiingenen  Wegs  der  sehr 
baaten,  iurbsnrsickeii  litemtnr  mit  EinnThlnw  der  Maesten  Z^  nnd  der  Seklea 
skkws  lUchtliDien  gesogen  «n  haben  ...  In  den  Anmerkaogea»  den  BütteUaagen 
ans  Handscbiiften  steckt  eine  Fttlle  oensn  Hateriala.  Besonders  die  tum  ersten 
Ma^  umwerteten  Handschii>t«A  ans  WicDi  MSadien,  JesH^  Gotha  aeigsn,  dass  4sr 
Verf.  mit  einem  ungewöhniioben  Mass  von  Grfiadlichkeit  an  die  Arbeit  gegangen 
ist»  ebenso  die  Benntznng  aahlreicher  seltener  Wiegcodmcke.  Dabei  ist  der  Stil 
des  Baches  stets  lebendig»  mit  vielen  geschicht^kilosophischen  Betrachtungen 
darchsetst  Das  wertvolle  Bach  wird  sich  ohne  Fmge  in  der  fleissigen  Benutzung 
eist  in  seinem  gansen  Werte  erKhliessen.*' 

Wauer,  Lic.  Dr.  Edmund: 

EntgtebuDg  nod  Ausbreituag  dos  Klarisseocrdeos,  be- 
sonders in  den  deutschen  Minoritenprovinzen.  (IV,  179  S.)  gr.  8^. 
1906.  M.  4.80;  in  Leinen  geb.  M.  5.80 

Stadtarchivar  Dr.  K.  von  Kaaffnngen   in   der   Zeitschrift   ffir   Kirchen- 
geschichte (XXVm,  i): 

„Diese  überans  verdienstliche  Schrift,  die  speäell  im  «weiten  Teile 
«SB«  wettvoUe  Sammlong  des  Materials  anpreist,  verschafit  ans  einen  dankenswerten 
Sinbtick  in  die  Geschichte  der  Entstehung  und  Ausbreitung  des  Klarissenordens, 
besonders  in  Hinsicht  auf  die  deutschen  Minoritenprovinsen.  Durch  die  Unter- 
SBchung,  die  wir  mit  lebhaftem  Dank  begrtlssen  d&rfen,  werden  die  Darstelinngco 
von  Ed.  Lempp  und  von  L.  Lemmens  fiber  das  gleiche  Thema  fiberholt'* 

Wilhelm,  Dr.  Friedrich,  Ptiv.-Doz.  an  der  Univ.  München: 

Deutsche  Legenden  und  Legendare.  Texte  und  Unter- 
suchungen zu  ihrer  Geschichte  im  Mittelalter.  (XYl,  234  u.  57  S.) 
gr.  8®.    1907.  M.  8 — ;  in  Leinen  geb.  M.  9  — 

P]roi:D.E.v.Dobschüts,Strsasbufg,in  der  Theolog.  Lit.-Zeitung  (1908, Nr.  18): 

„Die  Arbeit  ist  mit  grossem  Fleiss  und  gutem  kritischen  Urteil  gemacht 
Die  Beschreibung  der  einzelnen  Handschriften  und  die  Untersuchung  ihrer  Ge- 
schichte aeigt  eine  ungewöhnliche  Sorgialt.'* 

Literarisches  Zentralblatt  (1908,  Nr.  14}: 

„Ein  Buch  von  erstaunlichem  Fleiss  und  emsigster  Gelehrsamkeit  .  .  .  eine 
sehr  beachtenswerte  Leistung,  wohl  geeignet,  auf  dem  behandelten  Gebiete 
eine  fUuende  Rolle  zu  tbernehmen  und  vorbildlich  zu  wirken." 


Verlag  der  J.  C  Hinrichs'schen  Bucfahandlung  in  Leipzig. 

Dalman,  Professor  D.  Dr.  Gustaf,  Vorsteher  des  Deutschen  evangel 
Instituts  für  Altertumswissenschaft  des  Heil.  Landes  in  Jerusalem: 

Petra  und  seine  FelsheiligtOmer.    (vm,  364  S.)    Lex.«S* 
Mit  347  Ansichten,  Plänen,  Grundrissen,  Panoramen.    1908« 

M.  28—;  in  Leinen  geb.  M.  30  — 

Das  nabatiische  Petra  im  Sflden  Pallstinas,  die  heilige  Stadt  und  Metiopok 
eines  den  Edomitem  yerwandten  Volkes,  ist  seit  einigen  Jahren  in  erhöhtem  lüow 
beachtet  worden.  Die  auf  Tiermaligem  Aufenthalt  in  der  Felsenstadt  beruhende 
Arbeit  Dalmans  widmet  ihren  meist  eist  neuerdings,  zum  Teil  vom  Autor  sdbct 
entdeckten  gottesdienstlichen  AltertSmem  eine  umfassende,  vielleicht  erschöpfende  Be- 
handlung. Es  werden  darin  u.  a.  beschrieben  gegen  60  sakrale  Gruppen  (HeUigtfimer), 
180  Pfeileridole,  29  AIULre,  68  Opfermahlstfttten,  144  Lustrationsbecken  und  mehrere 
hundert  heilige  Nischen.  Der  reiche  Stoff  wird  anschaulich  gemacht  durch  75  Pline, 
38  Durchschnitte,   154  Originalphotographien  und  131  geseichnete  Ansichten. 

Auch  ist  die  Geschichte  der  einxigartigen  Stadt  an  der  Grenze  zweier  Wflsten, 
ihre  Lage  und  ihre  Religion  durch  eine  Reihe  von  Abhandlungen  beleuchtet. 

Bd  der  Situation  Petras  in  einem  Grenzgebiet  orientalischer  und  okziden> 
taler  Kultur  und  in  unmittelbarer  Nähe  des  Bodens  der  Geschichte  Isneis  ist  zu 
erwarten,  dass  die  klassischen  Archiologen  ebenso  wie  die  Orientalisten  und  Theo- 
logen sich  mit  seinen  in  den  Fels  gegrabenen  Altertflmem  werden  befassen  mtasen. 

Aber  auch  sonst  werden  sie  jeden,  der  filr  eine  originelle  Natur  und  Knnst 
Sinn  hat,  mit  Staunen  erfüllen.  Die  Ausstattung  des  Werks  wird  als  eine  dcsi 
Inhilt  entsprechende  reiche  und  gediegene  bezeichnet  werden  dflrfen. 

Prof.  Dr.  Hugo  Gressmann,  Berlin,  würdigt  in  einer  3  Spalten  um- 
fassenden Besprechung  der  Deutschen  Literaturzeitung  (1908,  Nr.  44)  den 
hohen  wissenschaftlichen  Wert  des  Werks  besonders  f&r  AltertumswissenBcfaail, 
Geographie  und  Religionsgeschichte  und  schildert  nach  eigener  Anschauung  ein- 
drucksvoll die  einzigartigen  Naturschönheiten  Petras  und  seiner  Umgebung.  Er  sift: 

„Man  glaubt  sich  vcisetzt  in  ein  verwunschene^  Tal  voll  feenhailer  Pracht  und 
mirchenfaafter  Schönheit"  Sein  Urteil  über  die  Arbeit  fasst  er  in  folgende  Sitae 
zusammen:  „Das  Buch  zeichnet  sich  aus  durch  eine  scharfe  Beobachtungsgabe  und 
eine  nflchteme  Darstellung  der  Fundgegenstfinde.  Eine  Ffllle  von  Abbüduagcn, 
die  fast  simtlich  zum  erstenmal  reproduziert  sind,  sind  dem  Verstfindnis  des  Be- 
schriebenen sehr  förderlich  und  liefern  ein  vortreffliches  Anschauungsmaterial.  .  . 
Das  Werk  ist  deshalb  fttr  uns  so  wertvoll,  weil  es  uns  zum  ersten- 
mal ein  lebendiges  Bild  von  altsemitischen  Heiligtümern  Ter- 
mittel t  .  .  .  Bei  der  grossen  Ähnlichkeit,  die  man  zwischen  allen  scmttiadicB 
Volksreligionen  konstatieren  kann,  dürfen  wir  von  hier  aus  interessante  Rflck- 
schlösse  auch  auf  die  altisraeUtische  Religion  ziehen.*' 

BeitrSg^e    zur  Wissenschaft   vom  Alten   Testament.    B* 

Herausgegeben  von  Rudolf  KitteL 

Das  neue  Unternehmen  ist  gedacht  als  eine  in  selbständigen,  zwanglosen 
Heften  erKheinende  Sammlung  grösserer  und  kleinerer  Monographien  zur  alt- 
testamentlichen  Wissenschaft,  den  letzteren  Begriff  im  weitesten  Sione  ge&ssi. 
Was  also  irgend  Aber  die  Litemtur,  Geschichte,  Geogmphie,  Archiologie,  Kultur, 
Religion  und  Moral  des  Volkes  Israel  oder  des  vorchristlichen  Judentums  in 
wissenschaftlicher  Form  Aufschlnss  zu  geben  bestimmt  ist,  soll  hier  eine  Stätte  finden. 

Bisher  erschienen: 
Kittel,  D.  Dr.  Rudolf,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig: 
Studien   zur  hebräischen  ArchSolosfie  und   Religions- 
beschichte.      Vier  Abhandlungen  über:  Der  heilige  Fels  auf  dem 
Moria,  seine  Geschichte  und  seine  Altäre;  Der  primitive  Felsaltar 
und  seine  Gottheit;  Der  Schlangenstein  im  Ridrontal  bei  Jerusalem; 

8 


Wissenschaftliche  Keuigkeiten. 


Die  Kesselwagen   des   salomonischen   Tempels.     (XD,  34a  S.  mit 
44  Abbildungen«)     1908.  M.  6.50;  geb.  M.  7.50 

Prof.  D.  J.W.  Roth  stein,  Halle,  in  der  DeatscheiiLit.-Zeitaii£(i9o8,  Nr.  35): 
,,Die  drei  ersten  Abhandlungen  haben  das  nicht  geringe  Verdienst,  einen 
s^r  wichtigen  Teil  des  durch  die  Ausgrabungen  ans  Licht  geförderten  Materials 
in  der  Hauptsache  zum  ersten  Blale  in  omfassender  Weise  unter  religionsgeschicht- 
Uchen  Gesichtspunkten  betrachtet  und  snr  Aufhellung  biblischer  Erinnerungen 
religiös-archiologischen  Inhalts  verwertet  zu  haben.  .  .  Ein  Studienaufenthalt  im 
hciägen  Lande  selbst  hat  des  Verfassers  Auge  geschärft  flir  die  Dinge  und  ihre 
Beurteilung,  auf  die  es  ihm  hier  ankommt.  .  .  Sehr  interessant  ist  die  letzte  Ab- 
handlung.** 

Herrmanil,  Lic.  theol.  Johannes,  Priv.-Doz.  in  Wien: 

Ezechielstudien«    (IV,  148  S.)     1908.    M.  4 — ^  geb.  M.  5  — 

Theologie  der  Gegenwart  (i9o3,  Heft  2): 

„Eine   eindringende   und   gründliche  Untersuchung.  .  .  ein  dankenswerter 
Beitrag  zur  Ezechielforschung;  namentlich  wird  sich  die  wissenschaftliche  Literar- 
kiitik  mit  seinen  Aufstellungen  auseinanderzusetzen  haben." 
Prof.  Dr.  H.  Gressmann,  Berlin,  in  der  Evangel.  Freiheit  (1908,  Heft  11): 

„Das  Buch  ist  mit  dem  schweren  Rüstzeug  der  Wissenschaft  geschrieben 
und  will  nicht  gelesen,  sondern  studiert  sein.  Die  mühselige  Kleinarbeit,  die  uns 
hier  von  dem  Wiener  Privatdozenten  geboten  wird,  lässt  den  Fleiss  und  das  Urteil 
des  Forschers  in  dem  gflnstigaten  Lichte  erscheinen.** 

Rothstein,  D.  Dr.  J.  W.,  Professor  an  der  Univ.  Halle: 
Juden  und  Samaritanen    Die  grundlegende   Scheidung  von 
Judentum  und  Heidentum.    Eine  kritische  Studie  zum  Buche  Haggai 
und    zur  jüdischen    Geschichte    im    ersten    nachexil.    Jahrhundert. 
(11,  82  S.)     1908.  M.  2—;  geb.  M.  3— 

Die  ftlr  die  alttestamentl.  Exegese  und  Literarkritik  wie  für  das  geschieht* 
liehe  Verständnis  des  Judentums  gleich  bedeutsame  Studie  behandelt:  L  Die  Zurück- 
weisung des  VIKil  DV  vom  Tempelbau  (Haggai  2,  10 — 14  und  Esra  4,  l — 5); 
n.  Serubbabeis  Ermutigung  durch  ein  Verheissungswort  (Haggai  2,  20 — 23); 
m.  Jahwes  Verheissung  an  die  Gemeinde  bei  der  Grundsteixilegung  zum  Tempel« 
bau  (Haggai  2,  15 — 19). 
Lohr»  D.  Dr.  Max,  Professor  an  der  Univ.  Breslau: 

Die  Stellung^  des  Weibes  zu  Jahwe-Relig^ion  und  -Kult. 

(IV,  54  S.)     1908.  M.  1.80;  geb.  M.  2.60 

Prof.  Dr.  Fritz  Wilke,  Königsberg,  im  Theolog.  Literaturblatt  (1908,  Nr.  49): 
9,Schon  die  Darbietung  und  Verarbeitung  eines  so  reichen  Materials  ver- 
dient die  lebhafteste  Anerkennung.  .  .  .  L.'s.  Arbeit  ist  durchaus  geeignet»  einer 
zutreffenden  Beantwortung  der  Frage  nach  dem  persönlichen  Leben  im  alten  Israel 
den  Weg  xu  ebnen." 


BiUia  Hebraica.     Adjuvantibus  professoribus  G.  Beer,  F.  Buhl, 
G.  Dalman,  S.  R,  Driver,  M.  Löhr,  W.  Nowack,  J.  W.  Roth- 
stein, V.  Ryssel  edidit  R, Kittel,  professor  Lipsiensis.  gr.8*.  1906. 
In  Halbleder  geb.  M.  10 — ,in  2  Leinenbdn.  M.  10.40,  geh.  M.  8  — 
Äuok  in  15  Einxelheften  xum  iVeüe  von  M,  1-^  bis  M.  L30, 
Die  ausserordentlichen  Vonige  dieser  neuen  Biblia   Hebraica   haben   ihr 
sofort   ungewöhnliche   Verbreitung   im  In-  und  Auslande  verschaflft.     Der  Text 
ruht  auf  dem  eigens  Ittr  dieses  Bibelwerk  mit  peinlichster  Genauigkeit  verglichenen 
maflsoretischen    Mustercodex,    der   editio   Bombergiana  (1524/25).    Die   Anmer- 
kungen geben  in  sorgHUtigster  Auswahl  die  bedeutendsten  abweichenden  Ircs- 
arten    sowie    die    beachtenswertesten   VerbessenmgsTorschllige    der    namhaftesten 
niodemen  Textkritiker;   sie   bieten   in   gedrängter   Kürze    einen    sprachlichen 
Kommentar  von  ausserordentlicher  Reichhaltigkeit. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipxig. 


Procksch,  Dr.  Otto,  Professor  an  der  Univ.  Greifswald: 
Das  nordhebraische  Sagenbuch:  die  Elohimquelle.  Über- 
setzt und  untersucht  (VI,  394  S.)  8**.   1906.  M.  12 — ',geb.  M.  13  — 

Prof.  D.  W.  Nowack,  Strassburg,  in  der  Theolog.  Lit-Zeitnng  (1907,  Nr.  19): 
,,In  jedem  Falle  verdient  das  Bach  von  allen,  die  sich  mit  den  Problemen 
der  ältesten  Geschichte  Israels  beschäftigen,  ernst  gewürdigt  sn  werden:  es  teigt 
so  viel  solide  Arbeit,  so  viel  Scharfsinn  nnd  Besonnenheit,  gibt  auch  da,  wo  es 
stun  Widersprach  reizt,  so  viel  Anregung,  dass  dem  Vcafaaser  der  aufrichtige 
Dank  seiner  Leser  sicher  ist." 
Theologie  der  Gegenwart  (1907,  Heft  i): 

„Schon  die  Übersetzung  und  Zusammenstellung  der  Quelle  zeigt,  dass  der 
Verf.  die  literarkritische  Methode  mit  grosser  Sicherheit  huidhabt.  Auch  sonst 
zeigt  er  sich  überall  als  vorurteilsfreier  und  selbstfindiger  Vertreter  der  wisMn- 
schaftl.  Betrachtungsweise  des  A.  T.  .  .  .  Jedenfalls  ist  das  Studium  des 
Werkes  nachdrücklich  zu  empfehlen.** 

Haupt,  Dr.  Paul,  Professor  an  der  Johns*Hopkins-Univ.  in  Baltimore: 
Biblische  Liebeslieden     Das   sogenannte   Hohelied   Salomos, 
unter  steter  Berücksichtigung  der  Übersetzungen  Goethes  und  Her- 
ders im  Versmasse  der  Urschrift  verdeutscht  und.  erklärt. 
(LVI,  135  S.)     8®.     1907.  kart.  M.  4.50;  geb.  M.  5.50 

Theologischer  Jahresbericht  (1907): 

„Die  Anmerkungen  enthalten  &st  eine  die  Jahrtausende  überschauende  En- 
cyklopädie  des  Wissens,  eine  Fülle  von  Parallelen  aus  dem  alten  und  heotiigen 
Orient,  aus  deutschem  und  anderem  Volksleben,  einen  staunenswerten  Reichtom 
archäologischen,  geographischen,  ethnographischen,  botanischen,  folkloristischen 
usw.  Materials.  Sie  durchzulesen  ist  ein  grosser  Genuss.  So  bedeutet  dieser  neue 
Kommentar  einen  mächtigen  Schritt  vorwärts." 

Haupt,  Dr.  Paul,  Professor  an  der  Johns-Hopkins-Univ.  in  Baltimore: 

Purim.  (Beiträge  zur  Assyriol.  VI,  2.)  (IV,  53  S.)    Lex.-8®.    1906. 

kart.  M.  4 — 
Lic.  Dr.  P.   Volz  in  der  Theolog.  Literaturzeitung  (1908,  Nr.  2): 

„Die   kleine   Schrift   ist   eine   ganze  Fundgrube  von  kult-,  religions-  und 
sprachgeschichtlichem  Material ;  zugleich  ein  ausgezeichnetes  Master  ftir  einen,  der 
sich  in  religionsgeschichtliche  Untersuchung  lernend  vertiefen  wiU.*' 
Literarisches  Zentralblatt  (1908,  Nr.  Il): 

„In  gedrängter  Darstellung  und  auf  umfängliches  wissenschaftliches  Biaterial 
gestützt,  unternimmt  H.  eine  neue  Untersuchung  der  vielbehandelten  Purlmfra^e, 
in  der  er  die  richtigen  Momente  der  bisher  aufgestellten  divergierenden  An- 
schauungen zu  vereinigen  sucht  .  .  .  Auf  die  vielen  Einzelfragen,  die  hier  auf 
engem  Raum  berührt  werden»  kann  nicht  näher  eingegangen  werden.  Jedcn&Us 
ist  H.'s  Schrift  ein  wichtiger  Beitrag  zu  einem  der  kompliziertesten  Probleme  der 
orientalischen  Religionsgeschichte.'* 

Hölscher«  Lic  Dr.  Gustav,  Priv.-Doz.  an  der  Univ.  Halle: 

Der  Sadduzäismua.     Eine  kritische  Untersuchung  zur  späteren 
jüdischen  Religionsgeschichte.    (IV,  1x6  S.)    gr.  8^   1906.    M.  2.80 

Neue  Philologische  Rundschau  (1907,  Nr.  7): 

„Der  Verf.  hat  die  Quellen  (Joaephus,  das  Neue  Testament  und  die  tal* 
mudischen  Schriften)  aufs  neue  geprüft  und  dabei  namentlich  ihre  Wertunterschiede 
betont  Er  ist  dabei  zu  Ergebnissen  gelangt,  die  von  den  henschenden  Ansichten 
nicht  unwesentlich  abweichen  .  .  .  Seine  Untersuchung  hat  er  mit  Scharons  und 
eindringender  Sachkenntnis  geftlhrt,  und  seine  Ergebnisse  machen  einen  sehr  Über- 
zeugenden Bindruck." 

10 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten. 


Vorderasiatische  Bibliothek. 

(Redaktion:  Alfred  Jeremias  und  Hugo  Winckler.) 

Die  nach  einem  einheitlichen  Arbeitsplan  angelegte  Sammlung  stellt  sich 
die  Aufgabe,  die  lUr  die  Kunde  des  Alten  Orients  irgend  massgebenden  Urkunden 
in  möglichster  VoUstiüidigkeit  in  Umschrift  und  Übersetzung  zusammensustellen 
und  allgemein  zug&nglich  zu  machen.  Die  Bearbeitung  der  einzelnen  Sttlcke 
liegt  ausschliesslich  in  den  Händen  von  Fachgelehrten,  und  jede  Arbeit  wird  den 
Charakter  einer  selbständigen  wissenschaftlichen  Leistung  tragen,  die  in  Behandlung 
von  Text  und  Sprache  wie  in  der  Übersetzung  dem  Stande  der  Wissenschaft  Ent- 
sprechendes zu  bieten  sucht.  Jedem  Stück  werden  ausser  einer  sachlichen  Ein- 
führung ein  Eigennamen-  und  Wörterverzeichnis  sowie  Erläuterungen  zum  Inhalt 
—  durch  geographische,  geschichtliche  oder  sonstige  ftir  das  Verständnis  bedeut- 
same Sachbemerkungen  —  beigegeben.  Auf  diese  legt  das  Unternehmen 
besonderen  Wert  Möglicl^t  schnelle  und  bequeme  Benutzbarkeit  ist  durch 
praktische  äussere  Einrichtung  gesichert. 

Ah  Eröffming  dieser  Serie  erschienen  im  Mai  1907 : 

Die  sumerischen  und  akkadischen  Königsinschriften,  in 

Umschrift  und  Übersetzung  herausgegeben  und  bearbeitet  von 
F.  Thureau-Dangin.  Mit  Verzeichnis  der  Eigennamen  und 
wichtigsten  Kultgegenstände  von  Prof.  Dr.  Stephen  Langdon. 
(XX,  275  S.)  8®.  1907.  M.  9  — ;  geb.  M.  10  — 

Prof.Dr.C.Bezold,  Heidelberg,  in  der  Deutschen  Li  t. -Zeitung  (1908,  Nr.  41) 
„Th.-D.  hat  sich  seit  mehr  denn  10  Jahren  wie  kein  anderer  lebender 
Assyriologe  in  die  Schwierigkeiten  der  rein  sumerisch  geschriebenen  Inschriften 
vertieft,  eine  Spezialisierung,  die  vom  schönsten  Erfolge  gekrönt  wurde.  Als  ein 
Hauptresultat  dieser  Studien  legt  der  verdiente  Gelärte  den  Fachgenossen  nun 
eine  möglichst  vollständige  Sammlung  der  Königsinschriften  vor.  .  .  Die  deutsche 
Ausgabe  unterscheidet  sich  von  der  französischen  besonders  durch  eine  äusserst 
willkommene  Zugabe:  in  knappen  Anmerkungen  versucht  der  Verfasser  jeweils 
die  Zeit  der  HerrKher  zu  bestimmen,  deren  Texte  erklärt  werden.  .  .  Gegen  30  im 
Original  noch  unveröfTenilichte  Stttcke  (ans  den  reichen  Schätzen  des  Louvre)  ge- 
langen zum  ersten  Male  zu  unserer  Kenntnis.  .  .  Das  von  Langdon  angefertigte 
GlosHur  und  Eigennamenverzeichnis  wird  treffliche  Dienste  leisten  und  hat  bei 
Stichproben  nur  ganz  selten  versagt.'* 

Seü  JuU  1907  erscheinen  in  Liefctttngen: 
Die  El-Armana-Tafeln,  in  Umschrift  und  Übersetzung  herausge- 
geben und  bearbeitet  von  Professor  Dr.  J.  A.Knudtzon,  Christiania. 
Lieferung  i  bis  10  (IV  u.  S.  1  —  960).    8^  je  M.  3  — 

Einer  Einleitung,  die  über  Fundorte,  Geschichte,  Inhalt,  Zeit  der  Tafeln 
nnd  im  Znsammenhang  damit  tlber  die  Eroberungen  der  Ägypter  in  Vorderasien 
und  das  Eindringen  fremder  Völker  in  diese  sacUtundig  orientiert,  schliesst  sich 
die  Umschrift  von  358  Tafeln  mit  möglichst  wortgetreuer  Übersetzung  und  tezt- 
kritischen  Noten  an.  Unsichere  oder  fragliche  Zeichen  sind  auf  4  autographischen 
Tafeln  in  184  Nummern  zusammengesteUt.  Eine  nach  den  Besitzern  geordnete 
„Liste  der  Originale'^  nennt  deren  gegenwärtigen  Aufbewahrungsort  und  die 
Stelle  des  Buches,  an  der  sie  behandelt  sind.  Namen-  und  Wörterverzeichnis 
werden  nebst  sachlichen  Anmerkungen  aus  der  Feder  von  Dr.  Otto  Weber 
das  Schiusaheft  bilden. 

hn  Druck  befinden  sieh: 
Die   Inschriften    Asurbanipals    und    seiner   Nachfolger.     Von 
Prof.  Ih,  M.  Streck. 

Zimächst  werden  dann  folgen: 
Die  Achämeniden-Inschriften.  Von  Prof.  Dr.F.H.  Weissbach. 

II 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs*schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Meissner,  Dr.  Bruno,  Professor  an  der  Univ.  Breslau: 

Kurzgefasste  assyrische  Grammatik«  Mit  Paradigmen- 
Tafeln  und  einem  Verzeichnis  der  in  diesen  vorkommenden 
Wörter.    (V,  80 S.)     gr.  8®.  1907.  M.  3—-,  geb.  M.   3.50 

(Hilfsbllcher  zur  Kunde  des  Alten  Orients.  3.  Band.) 
Dr.  Otto  Weber  im  Literarischen  Zentralblatt  (1908,  Nr.  35): 

„Dass  das  Gebotene  nach  jeder  Seite  hin  vortrefflich  ist  und  alles  Vertraacn 
▼erdient,  ist  bei  einem  so  vorzüglichen  Ass3rriologen  wie  Meissner  selbstverstfind- 
lieh  .  .  Die  Grammatik  wird  sich  sicherlich  und  mit  vollem  Recht  viele  Frennde  ^• 
winnen.  Sie  ist  eben  so  trefflich  zum  Selbststudium  wie  zum  Gebrauch  in  Vor- 
lesungen geeignet.  Besondere  Hervorhebung  verdient  noch  die  fast  durchweg 
geschickte  und  übersichtliche  Anordnung  des  Drucksatzes.'' 

C.  Fossey  in  der  Revue  critique  (1908,  Nr.  29): 

,,En  quelques  pages  pr6cises  et  daires,  M.  M.  a  condens^  tont  ce  qni  est  tk& 
cessaire  ä  un  d6bntant  pour  abordeI^  l'^tude  des  textes  assyro-babyloniens.  Soo 
livre  est  un  ezcellent  r6snm6,    au  counnt  des  demiers  progres  de  la  pbilologic.** 

Meissner,  Dr.  Bruno,  Professor  an  der  Univ.  Breslau: 

Seltene  assyrische  Ideog^ramme.  Lieferung  i  bis  6  (S.  i — 480 

u.  la  S.  Zeichentibersicht).  Lex.-8^  1906 — 1908.         je  M.  10  — 
(Assyriolog.Bibliothek,hrsg.vonFr.  Delitzsch  U.P.  Haupt(XX,  2—6.) 
Vollständig  in  8  Liefenmgen. 

Prof.  Dr.  F.  H.  Weissbach,    Leipzig,  in  der  Deutschen   Literaturzeitung 
(1906,  No.  43)  über  die  i.  Lieferung: 

„Fossey  hat  sich  fast  ausschliesslich  mit  dem  rein  mechanischen  Sammeln 
und  Ordnen  des  offen  zutage  liegenden  Gutes  begnügt,  während  Meissner  mehr 
in  die  Tiefe  dringt,  mit  einem  Worte  gründlicher  ist.  So  kann  kein  Zweifel  be- 
stehen, dass  Meissner's  Arbeit  die  Palme  zuzuerkennen  ist.'* 

Prof.  Dr.  St.  Langdon,  Oxford,  in  Babyloniaca  (II,  3]  über  die  i.bis4.  Lfrg.: 
„Not  only  has  Meissner  read  and  understood  well  known  tcxts  better  than 
maay  who  had  spedalized  upon  them,  but  he  has  apparently  exhausted  all  the 
new  and  important  material;  his  book  therefore  must  be  ramked  with  thoac  of 
Delitzsch  and  Brünnow  as  absolutely  indispensable  and  a  landmark  in 
the  history  of  the  subject.*' 

Revue  critique  (1906,  Nr.  37)  über  die  i.   Lieferung: 

„Je  ne  ferai  pas  l'^loge  de  ce  travail:  il  me  suffira  de  dire  qu'il  r^pond 
pleinement  h,  ce  qu'on  pouvait  attendre  d*nn  assyriologue  aussi  autoris^  quc 
Monsieur  Meissner.** 

Weber,  Dr.  Otto: 

Die  Literatur  der  Babylonier  und  Assyrer.  Ein  Über- 
blick. (XVT,  3 1 2  S.  mit  I  Schrifhafel  und  2  Abbildungen),  gr.  8^ 
1907.  M.  4.20;  in  Leinen  geb.  M.  5  — 

Prof.  Dr.  M.  Streck,  Wttrzburg, in  der  Deutschen  Lit-Zeitung  (1907,  Nr.  31): 

„Weber  hat  sich  setner  Aufgabe  entschieden  mit  grossem  Geschick  est« 
ledigt.  Das  weitschichtige  Material  erscheint  nach  Kräften  geb&ndigt  und  vot' 
trefflich  disponiert.  Auch  hat  es  W.,  dem  die  Gabe  einer  glücklichen  Fonngelnng 
eigen  ist,  vermieden,  in  einen  gelehrt  schwülstigen  Ton  an  verfallen,  nnd  auf  diese 
Weise  hat  er  auch  ein  frisches,  lesbares  Buch  geliefert  — IE*  steht  zu  erwarten, 
dass  W.^s  Darstellung  ihren  Zweck,  dem  grossen  Kreise  der  an  dem  Fortschritte 
der  orientalischen  Altertumskunde  Interessierten  ein  anschauliches  Bild  von  dem 
Wesen  und  den  einzelnen  Zweigen  der  babylon.-assyr.  Keilschriftlitcratur  zu  ver- 
mitteln, in  der  Hanptaache  sicher  enreichen  wird.'* 


/■ 


WiM^nscbaftUche  Neuigkeiten. 


1907  lu/^umen  %iu  ersohemen: 

Vorderasiatische  Schriftdenkmiler  derKöDiglicheaMiiMeii 
XU  Berlin.  Herausgegeben  von  der  Vorderasiatischen  Abteilung. 
37x26  cm.      Mit  Vorwort  von  Friedrich  Delitzsch. 

Du  neue  Unternehmen  hat  den  Zweck,  das  im  Laufe  der  Zeit  in  den 
Königlichen  Museen  su  Berlin  angesammelte  Material  an  KeilschrÜliurknndcii  in 
authentischer  Wiedergabe  der  Originale  zu  bieten.  Die  zuverllssige  Bearbeitung 
durch  bewährte  Fachgelehrte  und  die  Bedeutung  der  in  Frage  kommenden  Stücke 
steUen  das  Werk  den  Cuneiform  Texts  des  British  Museum  als  deutsches  Gegen- 
stack würdig  zur  Seite. 

Es  liegen  bisher  vor: 
Heft  I:  Sämtliche  in  sumerischer  und  semitischer  (babylon.-assyr.) 
Sprache  verfassten  historischen  Urktmden  des  Berliner  Museums 
sowie  die  dort  vorhandenen  Kudurru-Inschriften  und  eine  Auswahl 
privatrechtlicher  Dokumente;  insgesamt  1x5  Texte,  autographiert 
und  im  Inhaltsverzeichnis  mit  erläuternden  Bemerkungen  versehen 
von    Dr.  L.  Messerschmidt  und  Dr.  A.  Ungnad.     (XI,  96  S.) 

1907.  M.  12 — ;  kart  M.  12.50 

Beiheft    dazu:    Die    bildlichen    Darstellungen    auf    vorderasiatischen 

Denkmälern  der  Königlichen  Museen  zu  Berlin.     (11  S.  und  8  Tafeln 

in  Photolithographie.)     1907.  M.  8 — ;  kart.  M.  8.50 

In  mnstcrgilltiger  Weise  sind  die  fUr  die  RdigionswissensohaA  und  Ar- 
chSolofie  wichtigen  BUdstiicke  von  dem  Maler  AUred  BoUacher  geseichaet  woiden, 
da  eine  entsprechende  photographische  oder  sonst  mechanische  Wiedergabe  nn^ 
aasAhrbar  war. 

Heft   ni:     232    neubabylonische   Kontrakte,    vorwiegend    Naturalien 
betreffende  Geschäftsurkunden  aus  der  Zeit  von  Nabopolassar  bis 
Darius  II.;  kopiert  und  autographiert  von  Dr.  A»  Ungnad. 
(IV,  68  S.)     1907.  M.  8—;  kart.  M.  8.50 

Heft  IV:  212  neubabylonische  Kontrakte,  Geldgeschäfte  verschiedener 
Art  betreffende  Geschäftsurkunden  aus  der  Zeit  von  §amaS§umuldn 
bis  Darius  IL  (eher  aus  der  2eit  eines  Königs  HalluSu);  kopiert 
und  autographiert  von  DnA.  Ungnad.     (JV,  64  S.)     1907. 

M.  8—;  kart  M.  8.50 

Heft  V:  161  neubabylonische  Kontrakte,  Kauf,  Pacht,  Miete,  Schenkung 
und  andere  Rechtsverhältnisse  behandelnd,  aus  der  Zeit  von  Sanherib 
bis  Darius  U.;  kopiert  und  autographiert  von  Dr.  A.  Ungnad. 
(IV,  68  S.)    1908.  M.  8.50;  kart.  M.  9  — 

Heft  VI:  33 j  neubabylonische  Kontrakte  und  sonstige  Urkunden, 
kopiert  und  autographiert  von  Dr.  A.  Ungnad.  Mit  einer  clusono- 
logischen  Übersicht  aller  neubabylon.  Kontrakte  des  Berliner 
Museums,  einer  Konkordanz  zwischen  den  Museums-  und  Buch- 
nummem  der  einzelnen  Urkunden  und  einem  kurzen  Überblick 
über   die   Herkunft  der  verschiedenen  Sammlungen.     (XII,   90  S.) 

1908.  M.  12 — ;  kart.  M.  12.50 

Heft  II  (historische  Urknndcn  in  elaaitischer  und  «harmtoiathcr  6|»ache 
sowie  eine  Ansah!  Texte  vermischten  Inhalts)  folgt  später. 


»3 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Die  Palasttore  Salmanaasars  IL  von  Balawat.  Erklä- 
rung ihrer  Bilder  und  Inschriften  von  Oberst  a.  D.  Adolf  Biller- 
beck und  Prof.  Dr.  Friedrich  Delitzsch.  Nebst  Salmanassars 
Stierkoloss  und  Throninschrift  von  Fr.  Delitzsch.  (IV,  155  S.) 
Mit  4  Lichtdrucktafeln.  Lex.-8^.  1908.     M.  15 — ;  kart.  M.  16.20 

C.  Fossey  in  der  Reyne  critiqne  (1908,  Nr.  29): 

„M,  Billerbeck  a  d^crit  minitieusement  les  plaques  de  bronze  provcnant  de 
Balawat;  il  a  ^tadi^  k  ce  propos  Tarmöe  assyrienne  k  r^poque  de  SalmaDaaar  II, 
)a  garde  royale,  les  officiers,  rinfiuiterie,  les  chars  de  combat,  la  cavalerie,  )e 
g^nie,  etc.;  le  c^r^monial  dans  les  sacrifices  et  les  circonstances  solennelles;  le 
type  et  les  costames  des  adversaires  de  Salmanazar.  M.  Deiitssch  a  tianscrtt  et 
tiaduit  avec  sa  maltzise  ordinaire  le  texte  assyrien  qni  accompagne  les  reliefe, 
et  les  inscriptioDS  des  tanreauz  et  do  tröne  de  Salmanazar.'* 

Huber,  Dr,  P.  Engelbert,  O.  F.  M.,  München: 

Die  Personennamen  in  den  Keilschrifturkunden  aus  der 

Zeit  der  Könige  von  Ur  und  Nisin.   (Vni,  208  S.)    Lex.*8^.    1907. 

(Assyriologische  Bibliothek,  Band  XXL)  M.  36  — 

Dr.  A.  Ungnad  in  der  Deutschen  Literaturzeitung  (1907,  Nr.  46): 

„Den  babylon.  Namenbfichem  von  Ranke  ond  Tallqvist  tritt  Habers  Buch 
würdig  cur  Seite.  Die  Schwierigkeiten,  die  sich  dem  Verf.  bei  seiner  Arbeit  ent- 
gegenstellten, waren  erheblich  grösser  als  die,  denen  die  Bearbeiter  von  NamcB- 
listen  sp&terer  Epochen  der  babylon.-as8yr.  Literatur  aosgesetat  waren,  da  einerseits 
die  Namen  selbst  viel  weniger  klar  und  verständlich  sind,  andrerseits  anch  das 
Stndiam  der  sumerisch  geschriebenen  Texte,  denen  sie  entnommen  weiden  mflssca, 
oft  noch  in  den  ersten  Anfingen  steht  .  .  .  Demanfolge  sind  auch  die  Poskte, 
in  denen  man  verschiedener  Meinung  sein  kann,  ungleich  sahirdcher  als  bei  den 
▼crhiltnisrnSssig  leicht  verstfindlichen  Texten  sp&terer  Perioden.  Daraus  kann  in- 
des niemand  dem  Verf.  einen  Vorwurf  machen;  sein  Fleiss  und  die  UneigcnntUsig- 
keit,  mit  der  er  der  Namenforschung  auf  dem  von  ihm  behandelten  Gebiete  eine 
Grundlage  dargeboten  hat,  verdienen  bei  der  Unerquicklichkeit,  die  eine  solche, 
auf  unsicherem  Boden  geleistete  Arbeit  mit  sich  bringen  muss,  nur  erhöhtes  Lob." 


Leipziger  semitistisclie  Studien.  Herausgegeb.  von 

Dr.  Augast  Fischer  \md  Dr.  Heinrich  Zimmern, 
Professoren  an  der  Universität  Leipzig. 

Vor  kurzem  tcurde  vollständig: 
Zweiter  Band     1908.  M.  16 — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  1S.50 

Inhalt: 

Behrens,  Dr.  Emil:  Assyrisch-babylonische  Briefe  kultischen 
Inhalts  aus  der  Sargonidenzeit.  (in,  124  S.)  gr.  8^  1906.  M.  4  — 

Dr.  A.  Ungnad  in  der  Deutschen  Literaturseitung  (1907,  Nr.  3): 

Ȇberall  ist  die  sorgfUtige  philologische  Genauigkeit  der  Zimnieni'schen 
Schale  au  ▼erspttren.  IMe  von  B.  behanddten  Briefe  beziehen  sich  siintttch  auf 
religiöse  Angelegenheiten  und  geben  manche  wertvollen  Aufschlttase  über  die  ver* 
schiedenen  Zweige  des  Kultes.  Auch  die  lexikalischen  und  granunatikalischea 
IKgentfimlichkeiten  der  ilns  in  den  Briefen  entgegentretenden  .Vulgirsprache"  hat 
B.  «iBfekttd  gfwttidigt  und  namentikh  in  lexikalischer  Hinsicht  manchen  danken«- 
wot«  Beitiag  gtUtfert* 


/' 


Wissenschaftliche  Neui^eitea. 


Frank»  Dr.  Karl: 
Bilder  und  Symbole  babylonisch-assyrischer  Qotter. 

Nebst  einem   Beitrag   über  die   Göttersymbole  des  NazimaruttaS- 
Kudurru  von  H.  Zimmern.  (IV,  44  S.  mit  8  Abb.)  1906.    M.  1.80, 

C.  Fossey  in  der  Revae  critique  (1908,  Nr.  29): 

„Bien  des  d^taüs  restent  encore  k  ezpliqaer,  mais  il  est  certain  que  le 
travail  de  M.  F.  ouvre  une  voie  nou^elle  k  rinterpr^tation  d*aDe  s^rie  d'int^ressants 
monnments." 

hehn»  Dr.  Johannes,  Professor  an  der  Univ.  Würzburg: 

Siebenzahl   und  Sabbat  bei  den  Babyloniem  mid  im  Alten 

Testament  Eine  religionsgeschichtl. Studie.  (IV,  X32S.)  1907.  M.  4  — 

Prof.  D.  E.  Schttrer,  Göttingen,  in  der  Theolog.  Lit.-Zeitang  (1907,  Nr.  17): 
„Die  Hauptfrage,  welche  diese  sorgfUtige,  auf  umfassendster  Kenntnis  des 
assyriologischen  Bfaterisls  rahende  Studie  behandelt,  ist  die:  ob  die  Geltung  der 
Sieben  ids  bedeutsame  Zahl  und  damit  auch  der  Sabbat  auf  die  Siebensahl  der 
Planeten  znrückzufUhren  sei.  Der  Verf.  verneint  diese  Frage  —  wie  mir  scheint, 
mit  Recht." 

Perry,  Prof.  £.  Guthrie:     Hymnen    und   Qebete    an   Sin« 

(VI,  50  S.  mit  4  Tafeln  in  Autographie).     1907.  M.  2  — 

Revue  critique  (1907,  Nr.  36):  „Etüde  trte  consciendense  et  tres  soign6e". 

Ram»  Dr.  Hersch:  Qissat  Mftr  Elliä  (die  Legende  vom  hl. 
Elias).  Als  Beitrag  zur  Kenntnis  der  arab.  Vulgär-Dialekte  Meso- 
potamiens nach  Fol.  i  —  i8a  Kod.  Sachau  15  Kgl.  Bibliothek 
Berlin  herausgegeben,  übersetzt  und  mit  einer  Schriftlehre  versehen. 
(Vn,  40  S.)     1907.  M.  a  — 

Roberts,  Dr.  Robt.: 
Das  Familien-,  Sklaven-  und  Erbrecht  im  Oorän. 

(IV,  56  S.)     1908.  M.  a.2o 

Prof.Dr.J.Goldziher,  Budapest,  in  der  Deutschen  Lit-Zeitung(i9o8,Nr.a5): 
„Der  Verf.  hat  eine  ntltsliche  Arbeit  getan,  indem  er  Ülr  die  im  Titel  ge- 
nannten Verhältnisse  die  Gesetsgebung  des  Korans  in  sehr  grtbidlicher  und  auch 
formell  ansprechender  Weise  herausgehoben  und  mit  erschöpfenderer  Vollständig- 
keit dargestellt  hat,  als  dies  in  frilheren  Abhandlungen  geschehen  ist  Er  ver- 
bindet damit  die  Betrachtung  des  VerhSltnisses  der  Reform  Muhammeds  an  den 
vorislamischen  Rechtsgewohnheiten  und  gesellschaftlichen  Zustanden  der  Araber 
und  weist  die  Punkte  auf,  in  denen  jene  in  ethischer  und  sozialer  Beziehnng  dnen 
wirklichen  Fortschritt  zum  Bessern  bedeutet." 
Zuletxt  ersekienen: 

Pranl^  Dr.  Karl:  Babylonische  BeschwSrungsreliefs.    £in 

Beitrag  zur  Erklärung  der  sog«  Hadesrelie^    (VI,  94  S.  mit  5  Abb. 
im  Text  und  4  Tafeb.)     1908.     [UL  Band,  Heft  3.]         M.  3.50 

Schrank,Dr.  Walther:  Babylonische  Sühnriten,  besonders  mit 

Rücksicht  auf  Priester  und  Büsser  imtersucht   (XU,  112  S.)   1908, 

pn.  Band,  Heft  i.]  M.  4  — 

Dr.  A.  Ungnad  in  der  Deutschen  Literaturseitung  (1908,  Nr.  15): 

„Die  beiden  hier  genannten  Arbeiten  liefern  tflchtige  Beiträge  cur  Kennt- 
nis des  Beschwörungswesens,  das  in  der  babylon.  Religion  eine  so  grosse  Rolle 
spidt.  Eine  sorgftltige  Bdiandlung  hat  Schrank  dem  babylon.  Bttchwöruigs- 
kulte  angedeihen  lassoi.  Franks  Arbeit  beschäftigt  sich  mit  der  Erkllrung  ge- 
wiswr  amnlettartiger  ReUefii,  auf  denen  man  bisher  in  der  Regel  Ssenen  aus  der 
Unterwelt  dargestellt  su  sehen  glaubte." 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs^schen  BuchhaadluDg  in  Leipzig. 


Brody«  Direktor  Dr.  H.»  Prag,  u.  Prof.  Dr.  K.  Albrecht,  Oldenburg : 
Die  aeuhebrBische  Dichterschule  der  spanisch -arabischen 
Epoche.  Ausgewählte  Texte,  mit  Einleitung,  Anmerkungen  und  Wörter- 
verzeichnis herausgegeben.     (XII,  219  S.)   gr.  8^.     1905. 

M.  5.80;  in  Leinen  geb.  M.  6.80 

Li  englischer  Übersetzung  (XII,  2x8  S.)  1906.    M.  6.50;  geb.  7.50 

Prof.  Dr.  W.  Bacher,  Budapest,  In  der  Deutschen  Lit*Zeitung  (1906,  Nr.  2): 

„Das  Werk  wird  allen  Freunden  und  Kennetn  der  neuhebrÜschen  Poesie 
ab  erstes,  allen  Wflnschen  entsprechendes  Lesebach  dieser  Art  wiUkommen  sein.  — 
Die  grfiaste  Sorgfalt  ist  auf  die  Pnaktation  der  Texte  verwendet,  was  nm  so  wich- 
tiger ist,  aJs  die  exakte  Vokalisation  die  eiste  Grundbedingung  flir  das  rkhlig« 
Verstindais  der  Vene  nnd  die  Bestimmung  ihres  Metrums  ist  Und  da  auch  die 
Korrektur  des  Buches  als  eine  sehr  sorgfUtige  beseichnet  werden  kann,  wird  «ch 
der  Studierende  mit  vollem  Vertiaoen  der  Lektilre  dieser  Texte  hingeben  können." 

Prof.  A.  Blarx,  New-Yoik,  in  der  Orientalist.  Literaturseitung  (1906,  Nr  3]: 

„Die  Herausgeber  haben  ihren  Zweck,  ein  gutes  Hilfsmittel  cur  Einführung 
m  die  neuhebrftische  Poesie  sn  schaffen,  in  voUstem  Masse  erreicht;  ihr  Buch  be- 
deutet aber  auch  zugleich  eine  wirkliche  Bereicherung  unserer  Kenntnisse.  -*  Die 
Hauptbedeutung  des  Buches  liegt  in  der  musterhaft  korrekten  Herausgabe  ond 
Punktation  der  gut  gew&hlten  Gedichte,  deren  Verst&udnis  durch  Noten  und 
Wörterversdchnis  wesentlich  gefördert  wird.'* 

Prof.  D.  Dr.  H.L.  Strack,  Berlin,  im  Nathanael  (XXII,  4): 

„Allen,  die  mit  der  jüdischen  Literatur,  speziell  der  neuhebräischen  Poesie 
in  wissenschahlich  begründeter  Weise  sich  bekannt  machen  wollen,  sei  das  Buch 
warm  empfohlen.  .  .  .    Die  Ausstattung  ist  tadellos." 

Strack,  D.  Dr.  Herrn.  L.,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Einleitung    in    den   Talmud.     Vierte,  neubearb.    und    sehr 
erweit.  Aufl.    (Vin,  182  S.)   8^.    1908.        M.  3.30^  geb.  M.  4  — 

Aus  dem  Vorwort:  «Diese  Neubearbeitung  ist  sehr  eingehend  geworden. 
Die  Anordnung  des  Stoffes  ist  ftbefsichtlicher  gemacht.  Und  der  Umfimg  ist  trots 
knappem  Ausdrack  nnd  Anwendung  von  Abkflrsungen  um  drei  Bogen  gewndMea; 
des»  ich  habe  nicht  nur  im  einxelncn  ergftnst  und  gebessert,  sondern  auch  lingere 
Abschnitte  neu  eingefügt  und  die  Literatarangaben  sehr  erheblich  ▼ermdiit,  um 
anch  Gelehrten,  chrMicken  wie  jlLdischen,  ein  wenigstens  in  den  meislcn  Villen 
fifnkradks  oder  dodi  anregcndas  Nachschlagebach  diuxubieteB.* 

Prof.  Heinrich  Laible  im  Theolog.  Literaturblatt  (1908,  Nr.  44): 

n^it  einsige  bis  jetzt  existierende  Einleitung  in  den  Talmnd, 
welche  wissenschaftlichen  Wert  hat  . . .  Wer  die nachteme  Wahrheit  erfidurcn, 
w«r  etwas  Obj^tivcs  lernen  wfll  ttber  die  Gesdiidite  des  Talmuds,  über  BJpHhng  und 
wtsentlichen  Inhalt  der  Büschna,  Ober  die  beiden  Tafannde  und  die  sussnrkanmil 
sehen  Tmktate,  Aber  die  Gwrhtrhte  des  Talmadteztes,  ttber  die  Tannaiitn  und 
Amorfter,  über  die  Henneneutik  des  Talmuds,  ttber  die  weitschichtige  Literatur,  der 
kann  sidi  keinen  besseren  Ftthrer  nehmen  als  Stracks  Einleitung.* 

Barth,  Dr.  Jakob,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Sprachwiuengchaftliche   Untersuchungen   zum   Seml- 
tkcheo.     Emer  TeiL    (DI,  54  S.)    Lex.«8^.    1907«       M.  3  — 

&eT«e   s^nitique: 

„Voflk  un   mteoire  pldn  de  faits,  et  de  faits  qui  resterout.'* 

16 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten. 


1908  begatmen  fou  erwkemen: 
Die  altägyptischen  Pyramidentexte.  Nach  den  Papierabdrücken 
und  Photographien  des  Berliner  Museums  neu  herausgegeben  und 
erläutert  von  Dr.  Kurt  Sethe,  Professor  an  der  Univ.  (iöttingen. 

Die  unter  dem  Namen  der  .Pyramidentexte*  bekannt  gewordene  llterte 
religiöie  Literatur  der  alten  Ägypter,  die  in  den  Inschriften  Ton  ftlnf  Pyramiden 
der  ftLnften  und  sechsten  Djrnastie  bei  Sakkara  nns  erhalten  ist,  hat  Professor 
Dr.  Kurt  Sethe  in  Göttingen  nach  den  vorsügtichen  Papierabdrflcken  nnd  Pho* 
tographien  des  Berliner  Museums  neu  herauszugeben  unternommen.  Die  neue  Aus- 
gabe gibt  einen  suverllssigen  Text,  in  praktischer  und  übersichtlicher 
Form,  mit  Trennung  der  Sitae  und  Oberdnanderstellung  der  Paralleltexte.  In 
der  Wiedergabe  der  Schriftzeichen  Ist  es  das  Bestreben  des  Herausgebers  gewesen, 
Ton  einigen  allzu  gewöhnlichen  Zeichen  abgesehen,  die  Formen  der  Originale  bis 
ins  einzelne  mit  möglichster  Treue  zu  faksimilieren,  so  dass  die  Ausgabe  wohl 
darauf  rechnen  darf,  die  fttr  philologische  Zwecke  erforderliche  paliographlsche 
Genauigkeit  zu  besitzen.  —  Fttr  die  Benutzung  des  Textes  wird  dn  kritischer 
Apparat,  der  alle  Bemerkungen  zur  Lesung  entbilt,  eine  Konkordanz  flir  Mas« 
pero*s  Zeilen-  nnd  des  Grafen  Schack  Kapitelzihlung,  eine  kurze  Beschreibung 
der  Wfinde,  die  die  Inschriften  tragen,  sowie  genaue  Skizzen,  die  die  Grösse  der 
Lttcken  erkennen  lassen,  beigegeben  werden.  —  Die  Erliuterang  der  Texte  wird 
in  einem  kurzen  sprachlich-philologischen  Kommentar  und  in  einer  fortlaufenden 
Obersetzung  mit  kurzen  sachlichen  Bemerkungen  gegeben  werden.  —  Bin 
Glossar,  auf  Grund  der  Vorarbeiten  des  verstorboien  Grafen  Schack*,  soll  den 
Sprachschatz  der  Pyramidentexte  kurz  Terzeichnen.  —  In  einem  besonderen  pal&o- 
graphischen  Teil  wird  endlich  Professor  Heinrich  Schfifer  die  in  den  Pyra- 
miden Torkommenden  Zeichenformen  ftlr  archlologische  und  spezielle  paliographi- 
sehe  Zwecke  zusammenstellen.  —  Der  Umfang  des  ganzen  Werkes  ist  auf  etwa 
300  Bogen,  200  photoUthogimphische  Tafeln  nnd  5  Lichtdrucktafeln  im  Formate 
der  2^itachrift  flbr  Xgyptiidie  Sprache  geschätzt  —  Die  Ausgabe  erfolgt  In 
Lieferungen  zu  je  15  Bogen  oder  je  15  palAographischen  Tafeln,  die  in  etwa 
vicrteljShrlichen  Abstanden  erscheinen. 

Bisher  liegen  vor: 
Erste  Lieferung:  Die  Texte  der  Sprüche  i — 303  (Pjrr.  i — 467). 

240  S.  in  Autographie.  Lex.*8®.  hL  2  x  — 

Zweite  Lieferung:  Die  Texte  der  Sprüche  303 — 468  (Pyr.  467 — 905). 

XIII  S.  Einleitung  und  S.  241 — 508  in  Autographie.  M.  24.50 
Erster  Band  (»=»Liefrg.  i  u.  2).  XIII,  508  S.  M.  45.50;  geb.  M.  47.50 
Dritte  Lieferung:  Die  Texte  der  Sprüche  469  bis  508  (Pyr.  906 

bis  II 10).     120  S.  in  Autographie.  M.  10.50 

Junker,  Dr.  Hermann:  Qrammatik  der  Denderatexte. 

(VIII  S.  u.  207  S.  in  Autographie.)  Lex.«8^    1906.  M.  24 — 

Prof.  Dr.  Wilh.  Spiegelberg,Strassbttrg,  in  den  Gdttgel.  Ans.  (1908,  Nr.  2): 
„Junker  hat  hier  f&r  die  hieroglyphisch  geschriebene  Literatur  drj:  Ptole- 
mleneit  die  entscheidende  Arbeit  geleistet  .  .  .  Schon  der  Titel  des  Buches 
seigt,  dass  er  seine  Aufgabe  richtig  angefiust  hat,  denn  darin  spricht  sich  die 
richtige  Erkenntnis  ans,  dass  die  Texte  der  Ptolemfteraeit  keine  einheitliche  Gram- 
matik besitzen.  Aus  diesem  Grunde  wiU  J.  die  einzelnen  Inschriftgruppen  ge- 
sondert behandeln  und  gibt  als  eiste  der  drei  Grammatiken,  in  welchen  er  die 
Sprache  der  hieroglyphisch  geschriebenen  Ptolemiertezte  darzustellen  gedenkt,  die 
GJrsmmatik  der  Denderatexte." 

lic.  Dr.  }oh.  Leipoldt,  Halle,  im  Literar.  Zentralblatt  (1907,  Nr.  16): 
„Der  Torliegende  Band  ist  mit  peinUchster  Sorgfiüt  gearbeitet.  Lantlehn, 
Formenlehre  und  Syntax  werden  mit  gleicher  AusiUirUchkeit  dargestellt  Als 
Quellen  werden  nicht  nur  gedruckte  Publikationen  benutzt,  sondern  vor  aUem 
Berliner  und  G^ittlnger  AbUatKhe." 


Verlag  der  J.  C.  Hinricbs'schen  Borhhanrtlnng  in 

Mythologische  Bibliothek 

herausgegeben  von  der 
OMelbchaft  für  ▼ergleicbeiide  Mjrtheolonchwii^. 

Qu  Ustemchmen  will  eine  Saamdftell«  ida  ftr  Arbckei»  «w  dem  G«bitte 
4cr  i«pfleicbciid«n  Mythologie,  mit  der  AMcbt»  d«i  Weie»  des  MjtliQf  «i  et- 
griideo.  Die  VerfiffentlichnoffeB  (jibrlicb  etwa  90  Bogen  gpr-  S*)  weiden  dem  Mi^ 
gUedcm  der  gemumtea  GeKiUchaft  gegen  einen  Jabrffheitag  von  icbn  üvk 
kojttnftel  aqgotcttt    NlÜbere  AnitoUt  erteilt  der  Verlag, 

Erster  Bund    1907/08,  gn  8^     M.9 — ^  in  Leinen  geb.  BL  10.50 
Einbanddecke  M.  i*^ 

Inhalt: 

BSkleiiy  Dr.  Ernst:  Adam  und  Qaia  ina  lichte  der  vergtajcben- 
doi  Mjthenforachung.    (IV,  148  S.)     igof.     [Heft  a/3.]     M.4-* 

L^Mmano,  Dr.  Heinrich:  Aufgaben  und  Ziele  dcar  yergleichen- 
den  MythenfoTBchung.    (Vm,  s^  S.)    1908.    [Heft  4.]      IL  a  — 

Siecke,  Professor  Dr.  Ernst:  DrachenkSmpfe.    Unteiauchungen 
aar  indi^erman.  Sag^ikonde.  (ü»  123  S.)   1907.  [Heft  ij  M.  3  — 
Fmme^  erwifciim  soebtm: 

Siecke,  Professor  Dr.  Ernst:  Hermes,  der  Mondgott  Stadien 
wu  Aufhellung  der  Gestalt  dieses  Gottes^  (II»  98  S.)  1908. 
[Band  n,  Heft  i.]  M.  3  — 

Bischofff,  Dr.  Erich:  Babylonisch-Astrales  im  Weltbilde  des 
Thalmud  und  Midrasch.     (Vin,  172  S.  mit  12  Abb.)     8^     1907. 

M.  4.50^  in  Leinen  geb.  M.  5.40 

Prof.  Dr.  W.  Bacher,  Bndapect,  in  der  Deutschen  LI t.*Zelt an g  (1907,  Nr.  30): 

„Der  Verf.  hat  ein  ungemein  reichei  Material  ans  der  jüdischen  Tnufitionf- 
liteiatnr  snsammengetragen  nnd  dieses  im  Sinne  seiner  Gmndanffittsnng  beleocIitcL . . 
Wie  immer  man  aber  die  Tendeas  der  Sehrift  denhen  möge,  sicher  Ist,  data  sie 
als  höchst  bemerkenswerter  nnd  von  grosser  Vertranthdt  mit  den  Quellen  sengender 
Beitrag  cur  Erkenntnis  der  rabbinisehen  Gedankenwelt  gelten  darf.*' 

Prot  D.  S.  Oettli,  Greilswald,  im  Theolog.  Literatnrbericht  (1908,  Nr.  i): 

„Ein  wcrtToller  Beitng  xn  dem  Problem,  wie  die  altorientaÜscke  Weltaa- 
schaanag  auf  das  jfldische  Denken  gewirkt  hat*' 

Holldack,  Dr.  jur.  et  phil.  Felix: 

Zwei  Grundsteine   zu  einer  grusinischen  Staats-  und 
Rechtsgeschichte,  (xn,  256  S.)  8^.  1907.  U.  6.80;  geb.  M.  7.80 

Zentralblatt  fflr  Rechtswissenschaft  (1907,  Jannar): 

•  .  •  „reichliche  Belehrung  auf  einem  so  gut  wie  unbestellten  Boden"  .  .  . 

Revne  critiqne  d'histoire  et  de  litt^rature  (1907,  Nr.  33): 

„Qnelque  lointain  qne  nous  pandsse  le  sujet  an  prcasicr  aboid,  l^aatear  aaü 
le  rendre  interessant  par  la  profondear  et  Tacribie  qu^il  y  met  Le  lectear  qol 
s'attache  an  pass^  da  penple  armWen,  si  malheareax  Jusqa'  i  ea  joar,  tronvcra 
k  glancr  dans  ce  volame.  Les  inflaeaccs  perses,  islarniqnet,  toin  asqfiio-babyl^ 
nisnnes  sont  aasri  relerto  avec  soin.  Brsf  c*etl  an  tiaWu  de  ?alevr  .  .  ." 

i9 


Wiseenschaftlicbe  Neuigkeiteii« 


QnBBf  Mag.  tfaeol.  Karl  Konrad»  Friv.-Doa.  an  der  Univ.  Dorpat: 

Die  msmchen  Sekten.    Band  I:    Die    Gottesleute    oder 
Chi  Ästen,  nebst  Skakuneni  Maljowanzü;  Panijaachkowza  n.  a. 
(X,  716  S.)     Lex.^8^     1907.  M.  15 — ;  geb.  M.  16.50 

Pkol  D.  F.  Katttabttfch,  Halle,  in  d«r  Theolof,  Lit^-Z^itapg  (1908,  Nr.  7): 

»Jdiitohe Hiebt «D,ittcse«Wfrii Pili eiBi der ipteroMaattstep  nad  wert- 
vollsten in  der  neneren  Literatur,  die  aar  Konfesfionskaode  bei- 
steuert, so  beselchnen.  Es  ist  gleich  lehrreich  itlr  den  ein&chen  Historiker  des 
Giristcntiims  der  Rossen,  als  flbr  den  Religionspsychologen  . . .  Das  Werk  bietet  ans  • 
gBicichaetes, reiches, ktiäichgesichtclMiliatBiial...  Gmde dast G. kclnt  «eitere  Ab> 
ikbt  k$lt  als  die  des  historischen  Forschen^  deap  er  dies«  Absicht  aber  anch  Un  streng- 
stsp,  ernstesten  Sinn  hat  und  nicht  nar  als  Absicht,  sondern  mit  der  vollen  Fähig- 
keit, sie  nac^  der  G^geaart  selpes  d^epstsiides  an  eriUlen,  ipacht  sein  Bach  sa 
waitvoU.  G.  verflgt  ttber  die  Sprach-,  Laades-  and  Volkskepntnjs,  die  in  aUer* 
«Sfter  linie  in  Betracht  honunt;  er  hat  grosse  Reisen  äwrck  Snssland  gemacht; 
seihst  Dentvchmeae,  ist  er  dod>  voller  Interesse  lür  die  Eigenait  der  Wutioaal' 
nMnea;  er  hat  die  recht  grosse  rassische  Literstpr  Aber  setaen  Gegenstand,  «owohl 
die  aktenmlisige  als  die  lisonierende,  in  weitem  Umfimge  fc«enen  gelernt;  er 
kennt  die  technischen  Methoden  der  .Wertung  von  „Akten"  usw.  nach  jeder 
Richtung:  so  darf  man  sich  sunichst  einmal  ruhig  seiner  Führung  ttberlassep.*' 

Die  Christliche  Welt  (laaS,  Nr.  ai): 

y,Es  ist  keiBe  Frage,  dass  su  einem  lebenttoUen  VerrtiadniSi  zu  einer  wirk- 
lich deutlichen  YorrteUung  der  religiösen  Stimmungen,  der  GkubenssBschennngen 
und  gottesdiensilichen  Versammlungen  in  der  Urchristenhcit  das  Grass'sche  Werk 
geradezu  unschätzbare  Handhaben  bietet  .  .  .  Bfan  lese  das  Buch  und  kehre 
dann  zum  N.  T.  zuriek:  wie  gewinnt  alles  an  Farbe  und  Qreifbarkeit  ...  Es 
wire  dringend  zu  wttnschen,  dass  die  Erforscher  des  N.T.  sich  eifrig 
an  das  Studium  der  „russischen  Sekten'*  von  Qrass  machten  .  .  . 
Bndlich  aber  sei  der  Wunsch  ausgesprochen,  dass  noch  zwei  andere  Fachgelehrte 
sich  mit  G.  auseinandersetzten  und  die  von  ihm  gebotenen  Anregungen  auf  ihrem 
Gebiete  verwerteten.  Erstens  ein  Psychiater  .  .  .  Zweitens  verdienten  die  von 
G.  mitgeteilten  Chlilstenlicder  die  Aufmerksamkeit  der  Freunde  des  Volksliedes." 

Prof.  D.  N.  Bon  wet  seh,  Gfittingen,in  der  Deutschen  Li  t-Z  ei  tun  g  (1906,  Nr.  17): 

„Immer  wieder  muss  ftberraschen,  wie  lehrreich  die  Geschichte  der  russischen 
Sekten  für  das  Verständnis  von  Erscheinungen  der  alten  Kirche  ist.  Schon  dies 
macht  die  Enchliessung  jenes  noch  so  wenig  bekannten  Gebietes  durch  das  vor- 
liegende Werk  von  Grass  verdienstlich." 

Rost»  Dr.  Paul,  Priv.-Doz.  an  der  Univ.  Königsberg: 

Die  Sprachreste  der  DravSac^PoIabenim  Hannoverschen, 

gesammelt,    herausgegeben    und    mit   Wörterverzeichnis    versehen. 
(VII,  451  S.)     gr.  8®.     1907.  M.  16  — ;  geb.  M.  17.20 

Mitteilungen  derSchles.  Gesellschaft  für  Volkskunde  (i907,HeitXVIlI): 
„Für  die  Volkskunde  ist  die  Arbeit  von  grossem  Werte,  einmal,  indem  sie 
uns  über  die  tatsirMirbm  Reste  dieser  vidumfabelten  Sprache  aafkl&rt  und  ein 
reiches  Material  gibt;  sodann  ist  sie  besondera  iür  die  Gebiete  slavisch-deutscher 
Mischung  von  grossem  Interesse  dadurch,  dass  sie  die  vielen  slavischen  Namen 
sammelt  und  zum  Teil  erkUbt  und  damit  viele  Parallelen  zu  den  Namen  unserer 
östlichen  Provinzen  bietet;  endlich  gibt  R.  auch  wertvollen  Stoff  zur  Kexmtnis 
von  Sitte  und  Brauch  und  Lied." 

Prof.Dr.E.Mucke  in  den  Mitteilgg.desHist.  Vereins  f;Niedersachs.(i9o8): 
„Dieses   langerwartete,    in   jeder    Beziehung   mustergültige,    sehr 
fein  ausgestattete  Buch,  das  in  wissenschaftlicher  Beziehung  allen  An^nrttchen 
genügt,  kium  man  nur  warm  empfehlen." 

'9 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Bttchhandlnng  in  Leipzig. 

In  der  Serie  der  Griechischen  christlichen  Schriftsteller 
der  ersten  drei  Jahrhunderte,  herausg.  von  der  Kirchenvflter- 
Commission  der  KönigL  Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften,  er- 
schienen zuletzt: 

• 

Clemens  Alexandrinus.  Zweiter  Band:  Stromata  Buch  I — ^VL 
Herausgegeben  von  Dr.  Otto  Stählin,  Ptofessor  an  der  Univ. 
Würzburg.     (XIV,  519  S.)     gr.  8«      1906. 

M.  16.50;  in  Halbfranz  geb.  M.  19  — 

Prof.  D.  H.  Lietsmann,  Jcds,  in  der  Deutschen  Lit-Zeitnng  (1907,  No.  13): 
„Cber  den  BerUaer  Kircbenyltermiisgahen  waltet  fai  den  letzten  Jahren  ein 
gflnstiger  Stern:  jeder  neu  ertchicnene  Band  bat  einen  vollen  Gewinn  fttr  die 
Wiacnacbaft  bedentet,  sei  es,  dass  er  die  etstmalige  Zosunmenfiurang  nnd  Av»> 
nntxang  des  vorbandenen  Materials  brachte,  sei  es,  dass  an  die  Ungst  bekannte 
Übcrlieferong  hier  snerst  im  grossen  die  bessernde  Hand  gelegt  wvrde.  Za 
dieser  sweiten  Klasse  gehört  St 's  «weiter  Clemensband  .  .  .  Der  ente  Klassiker 
der  alezandriniscben  Theologie  hat  in  dieser  Ausgabe  eine  seiner  histotischea 
Bedcntnng  in  vollem  Umftinge  gerecht  werdende  Bebandlnng  crfiüurcn,  nnd  ava 
kann  der  Kirchenvater- Commission  ra  dieser  mnstergftltigen  Leistung  ■« 
GlOck  wflnschett.'* 

Pro£  Dr.  Panl  Koetschan  in  der  Tbeoiog.  Literatnrseitnng  (1907,  Nr.si): 

^St's  Ausgabe  ist  eine  Mnsterleistnng,  die  dem  Henasgebcr  wie  der 
dentschen  Wissenschaft  Ehre  macht*' 

Ein  3,  Band  mit  Oesamtregiater  wird  diese  demens-Äusgabe  1909  absekliumtL 

Der  erste  Band:  Protrqitilras  nnd  Ftadagogos  (LXXXm,  352  S.)  endiiea 
190$.    Preis  M.  13.50;  in  Halbfians  geb.  M.  16 — ^. 

Eusebius.  Zweiter  Band:  Die  Kirchengeschichte.  Bearbeitet  von 
Dr.  Eduard  Schwartz,  Professor  an  der  Univ.  Gdttingeo. 
Die  lateinische  Übersetzting  des  Rufinus.  Bearbeitet  von  Dr. 
Theodor  Mommsen,  weil  Prof.  an  der  Univ.  Berlin.  Zwieiter 
Teil:  Buch  VI  bis  X.  Über  die  Märtyrer  in  Palästina.  (Vn  and 
S.  509 — X040).  gr.8^    1908.    M.  17  — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  19.50 

Pft>f.  D.  Ad.  Jttlicher,  BCarborg,  in  der  Theolog.  Lit-Zeitnng(i9o8,Nr.9o): 

„Das  Material  rar  Entscheidung  der  gansen  verwickelten  literarischen 
Fkage  wird  aus  den  Handschriften  in  musterhafter  Obersichtlidikeit  Torgelegt,  nnd 
gelegentliche  Notiscn  unter  dem  Text  helfen  daxa,  den  Tatbestand  in  dieser 
Richtung  richtig  su  erfiusen  .  .  .  Bewundernswert  erscheint  mir  Schwaits  nach 
wie  vor  in  dem  sichern  Takt,  mit  dem  er  bei  Varianten  auswählt,  wie  In  der 
Zurfickhaltung,  mit  der  er  seine  Konjekturen  verwendet  ...  In  dem  Nachwda 
der  Autoren,  die  Ensebios  benutzt  oder  die  ihn  ausgeschrieben  haben,  kann  sich 
Schwartz  nicht  genugtmi.  Wer  den  Fortschritt  der  Wissentchaft  beobachten  will, 
vergleiche  bloss  diese  Vollständigkeit  und  Genauigkeit  mit  den  bisherigen 
Ausgaben  f  —  Im  Besitz  der  Prolegomena  und  Indices  ....  wird  nur  noch 
klarer  sein,  dass  wir  das  feste  Fundament  und  alle  Hilfimittel,  um  im  Vcntandnli 
von  Eusebs  KG  wdterzokommen ,    dieser   meisterhaften    Ausgabe   von   Schwaxts 


Die  Prolegomena^  Übereiehten  (Kaiserlitte^  BieekofBHaten^  Ökonomie  der 
KQ)  und  Register  erecheinen  als  dritter  TM  1909.  Übersiekten  und  Rß- 
gister  sind  im  Druck  bereits  beendet. 

Der  erste  Teil  von  Schwartz-ICommsens  Kirchengeschichte  des  Bttsebins 
(III,  507  S.)  erschien  1903.    Preis  l€.  x6— ;  in  Halbfnmz  geb.  M.  18.50 

Ober  die  kleine  Ausgabe  (ohne  Mommsens  Rufintext)  sidie  S.  23. 


so 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten. 


In  der  1907  begonnenen  Dritten  Reihe  der  Texte  und 
Untersuchungen  zur  Geschichte  der  altchristlichen  Lite- 
ratur,   hrsg.    Yon  Adolf  Harnack  u.  Carl  Schmidt,  erschienen: 

Des  heiligen  Iren8u9  Schrift  zum  Erweise  der  apostolischen 
Verkiindipios^  (EIc  iic(8etSiv  xoO  dico9CoXtxoO  XYipäYiMnof).  In 
armenischer  Version  entdeckt,  herausgegeben  und  ins  DeutscJie  Uber- 
setst  von  Lic.  Dr.  Karapet  Ter-Mekerttschian  und  Lic  Dr. 
Erwand  Ter-Minassiants.  Mit  einem  Nachwort  und  Anmerkungen 
▼on  Adolf  Harnack. (Vin,  69und  68S.)  gr.8®.  1907.  (31,1.)  M.  6  — 

Am  d«n   sahlreichen  sDerkcnncndeii  Urtcüen  ftber  die  bedcntsune  Pabli- 
katioB  sdcB  des  Raiunes  wegen  nur  folgende  hennegegriiTcn : 
TnL  Dr.  8.  Weber«  Freibug  L  B.,  in  der  Deutichea  Literatnr-Zeitang 
1907,  Nr.  33  (5  Spalten): 

,,Als  apologedscber  Traktat  iit  das  Weik  ein  lehr  intereanntet  Dokament 
aber  die  altchristliche  Glanbensbegrflndinig,  eine  Probe  der  Schriftanslegiing  jener 
Zdty  wie  eine  dankenswerte  Erhirtnng  and  KUrang  der  Theologie  and  der 
literarischen  Arbeit  des  Bischoft  von  Lyon;  and  die  Theologie  darf  den  armen. 
Heransgcbem  mit  dem  Glflckwnnscbe  svm  Fonde  ebenso  den  Dank  ftr  ihre  anf* 
■erfcaame  and  nicht  selten  schwere  Obersetserarbeit  aufrichtig  aoaqirechen.*' 

Theologischer  Literatarbericht  1905,  Nr.  3  (iVt  Spalten): 

y^e  Schrift  dient  nicht  bloss  sar  Ergftnxong  und  Erklirang  unseres  Us« 
herigcn  Wissens  Aber  Irenins,  sondern  sie  lisst  audb  die  Theologie,  spesiell  die 
Tkinitits*  und  Erlösungslehre  des  Ircnlus  und  damit  die  kirchliche  Lehre  des 
sweiten  Jahrhunderts  in  ein  helleres  Licht  treten;  auch  die  geradem  reforma- 
toriachen  Charakter  tragenden  Ansftthrungcn  Über  die  Ethik  sind  von  grossem  Interesse." 

Theologie  der  Gegenwart  I,  3: 

yyDie  auisehcneir^endste  Publikation  des  letaten  Jahres  auf  kirchl.  Gebiet." 
Eingehende  Besprechungen  brachten  femer  u.  a.  Prof.  D.  N.  Bonwetsch, 
Gflttingen,  in  der  Theolog.  Literatur-Zeitung  1907,  Nr.  6  (a  Spalten);  Prof.  Dr. 
J.  E.  Belser,  Tflbiogen,  in  der  Tfib.  Theol.  Qoaitalachrift  1907,  IV  (3  S.); 
Prof.  Dr.  F.  Diekamp,  Münster,  in  der  Theol.  Revue  1907,  Nr.  8  (3V«  Sp.); 
Prof.  Dr.  H.  Koch,  Braunsberg,  in  der  wissenachafd.  Beilage  der  Germania  1907, 
Nr.  8  (3*/i  S.);  Prof.  Dr.  J.  Kunse,  Gr«i&wald,  fan  TheoL  Literaturblatt  1907, 
Kr.  3  (3  Sp.);  Prof.  D.  Eb.  Nestle,  Maulbronn,  in  der  Berliner  philolog. 
Wochenschrift  1907,  Nr.  8  (aVt  Sp.);  Bulletin  de  Litt  Eccl6siastique  vom  3.  IIL  07 
(so  S.);  Reme  critique  1907  Nr.  2  (iVt  S.)*  The  Ezpositor  Mftrz  1907  (la  S.) 
wmd  Juli  1907  (10  S.);  La  CiWltk  Gatt.  Tom  7.  DL  07  (9  S.);  Riv.  delle  sdense 
tooL  1907  (7  S.);  Teolog.  Tidsskrift  1907,  VIII  (11  S.). 

Bonwetsch,  D.  G.  Nathanael,  Professor  an  der  Univ.  Götdngen: 
Die  unter  Hippolyts  Namen  überlieferte  Schrift  „Über  den  Glauben.'* 
Nach  einer  Übersetzung  der  georgischen  Version  herausgegeben.  — 
Kochy  Dr.  Hugo,  Professor  am  Kgl.  Lyc.  Hosian.  in  Braunsberg: 
Vincenz  von  Lerin  und  Gennadius.  Ein  Beitrag  zur  Literatur- 
geschichte des  Semipelagianismus.  —  Derselbe:  Virgines  Christi 
Die  Gelübde  der  gottgeweihten  Jungfrauen  in  den  ersten  drei  Jahr- 
hunderten.   (36  u.  23  u.  54  S.)     1907.     (31,  3.)  M.  3.50 

Schennann,  D.  Theodor,  Priv.-Doz.  an  der  Univ.  München: 
Phropheten-  und  Apostellegenden  nebst  Jüngerkatalogen  des  Doro- 
theus  u.  verwandter  Texte.  (VII,  368  S.)    1907.  (31,3.)  M.  11.50 

Schalkhaussert  Pfarrer  Dr.  Georg:  Zu  den  Schriften  des  Maka- 
rios  von  Magnesia.     (V,  218  S.)     1907.    (3i>4.)  hL  f  — 

Band  31  vollständig:  M.  28 — ;  in  Halbfranz  geb.  M«  30.50 

21 


Verlag  der  J.  C  Hinridis'sdiea  Bodilundhing  in  Leipzig. 

Schmidt»  Ftofessor  D.  Carl,  an  der  UdIt.  Beriln:  Der  eiste  de- 
mensbrief  in  altkopdscher.  Oberlieferong,  mtersnchl  und  heraus- 
gegeben,  (IV,  i6o  S.  mit  Lichtdruck -Paksünüe  der  Handschrift.) 
1908.  (3a»i.)  IL  9  — 

Dombart,  Gjnnnasialrelttor  Dr.  Bernhard:  Zur  TixlgeaeUcfale  der 
Civitaa  Dei  Augmtint  seit  dem  EntsIdieA  der  ersten  Drucke. 
(IV,  56  &)     1908,    (js.sa.)  M.  t  — 

R«Tne  critiqne  (190S,  Nr.  46): 

JLa  brochore  est  trb  inf^wasintc  el  s  me  poitie  gtetela.    Elk  sMt  ca 

pleinc  lami^re,  par  l*6tude  d'nn  cas  Hmit^,  rhistoire  ordinalre  des  textet  depms  Is 

Renaissance  .  .  .    Elle  eSt   la   melHeure  prenve  des  Services  qve  If .  D.  a  read« 

an  texte  de  saint  AngnSÜn." 

Bidez,  Joseph,  Professeur   ä  l'universittf   de  Gand:  La   traditioD 

maauscrite  de  Sozomäie  et  la  tripartite  de  Theodore  le  Lecteur. 

(IV,  96  S.)     1908.    (3S,3b.)  M.  4  — 

Di«  Sehrift  Ist  dm  Yorsrbsit  fllr  4le  «liatBStliaMiBlis   Tcrtaiivhe   &m 

SeimiMios,  mit  der  dk  Kirdt«ni«SerKMaatlssioa  der  K^.  ftiSMiMitKn  ^fcsrtissh 

ottr  IMfiHeMchaAsB  den  VerfiMMr  bssnnagt  aal. 

Weiss,  D.  Bernhard,  Professor  an  der  Unir.  Beilhi:  Die  Quellen 
der  synoptischen  Überlieferung.  (IV,  256  S.)  tQöS.  (32,3.)  11  8.50 

Prof.  D.  Adolf  HVrnack  In  einer  7  Spalten  nm&stenden  Besprechnng  der  Theo- 
logischen  Llteratnrteltang  (1908,  Nr.  16): 

„Ich  habe  so  ansfilhrllch  raferiert,  wie  es  der  Rahmen  dieser  Zelfsdrift 
Irgend  gestattet,  well  in  diesen  beiden  Werken  [das Referat  besogsich  sa- 
gleich  mit  anf  die  „Quellen  des  Lnkasevangelioms"]  die  grflndllchste  nad 
geschlossenste  Kritik  der  Synoptiker  Torllegt,  die  wir  flberhavpt 
besItten,  nnd  weil  hier  derjenige  Grad  von  Fleitt  und  ttnbcstodiencm  EUcr, 
von  Energie  der  KleiaarDeit  aad  Energie,  snm  I<iolit  vorsadringeB,  cfagcsetst  la^ 
den  so  viele  andet«  Arbeiten  anf  Aeaem  Felde  vcndsssn  kssen.** 

Lietzmann,  D.  Hans,  Professor  an  der  Univ.  Jena:  Das  Leben  des 
heiligen  Symeon  Stylites.  In  Gemeinschaft  mit  den  hCitgUedem 
des  Kirchenhistorischen  Seminai]^  der  Universität  Jena  bearbeitet 
Mit  einer  deutschen  Obcrsetsang  der  syrischen  Lebensbeschreibung 
und  der  Briefe  von  Prof.  Dr.  Heinrieh  Hilgenfeld  m  Jena. 
(Vni,  as7  S.).     1908.    (32,4.)  M.  9  — 

Es  werden  auf  Grand  neuen  handscbriftUdien  Materials  gqgebca:  die  Vtta 
des  Sjmeon  bei  Theodoret,  bist.  rel.  c  26,  die  von  Antonios  verfiuste  WtMf 
Steilen  ans  der  Vibi  Daniells  Stylltae,  die  syrische  Vita  and  die  noch  anedkattt 
BiieiB  ia  dentseher  Obersetsoag;  daca  aaf  Grand  dieses  Matetfall  eine  DaisSsnaag 
des  L«beas  des  ersten  Sinleaheiligen. 

Band  33  vollständig:  M.  33.50;  geb.  in  Halbfrans  M.  35  — 

Index    patristicus    sive    clavis    patrum    apostolicorum    operum. 

Ex  ed.  min.  Gebhardt-Hamack-Zahn,  lectionibns  editionum  minoram 

Funk   et   Lightfoot  admissis,  compo^uit  Edgar  L  Goodspeed. 

(VIII,  363  S.)  gr.  8«.  M.  3.80;  in  Leinen  geb.  M  4.80 

Prof.  D.  G.  Krftger,  Glessea,  kn  Literarischen  Zentralblatt  (1908,  Nr.  3$): 

„Diese  Konkotdans  sa  den  apostolischen  VStera  lEaan  Referent  anf  Gruid 

h&n6ger  Benatsang  nnr  dringend  empfehlen." 

Priv.-Dos.Lic  Dr.  J.  Leipoldt,  Halle,  im  Theolog.  Lit-Blatt  (1907,  Nr.  $0); 
„Goodspeeds  Arbelt  wird  illr  Foncher  aller  Art  biaachlMr  scia.  lA 
wflnsche  ihm  nnd  seben  Helfem,  dass  ihr  Werk  Sberall  rs^t  Msrig  benatst 
wird  .  .  .  Schon  durch  den  niedrigen  Preis  ist  glttckllcherwelse  dafttr  Sorge  ge- 
tragen, dass  der  Index  patristicos  la  weiteste  Krdse  dringt.** 

39 


WiBsenschiiatclie  Neulgkeiteou 


Zum  Gebrauche  in  VorleBungen  und  SemiAarttbnngen: 

Antonius*  Leben  des  heiligen  Symeon  Stylltes.  Fttr  Unter- 
richtszwecke herausg.  in  Gemeinschaft  mit  den  liKtgUedem  des 
Kirchenhistorischen  Seminars  der  Universität  Jena  von  Professor 
D.  Hans  Lietsmann.  (63  S.)  gr.  8^  1908.  (Sonderdruck  aus 
der  auf  S.  2  a  genannten  grösseren  Schrift.]  M.  —  60 

Dm  lUft  wyi  d«r  aoatestaaMiitL  Propidcatik  dieara,  weil  «s  ab  ein  Hailer- 
b•^llel  im  WachHaia  oad  die  teatgMchichd.  Eatwicklang  aolchcr  religiöten  Br- 
lihlangMloflfe  kkmiMlica  kaan  —  eine  Vondinle  lltar  das  Stodinm  der  Tezt« 
gcadüdite  der  Evangelien. 

Biblia  Hebraica  ed.  R«  Kittel    Band-  und  Heft^Ausgabe:  &  S.  9. 

Clemens  Alexandrinus:  Quls  dives  salvetur?  Text,  Bemerkungen 
und  Register.  Herausgegeben  von  Professor  Dr.  Otto  Stählin. 
(43  S.)    gr.  8^     1908.  M.  I  — 

Eusebins'  Kirchens^eschichte.  Kleine  Ausgabe  (Text  mit  kriti- 
schem Apparat).  Herausgegeben  von  Professor  Dr.  Eduard 
Schwarte.  (IV,  442  S.)  gr.  8^  1908«  [Griech.  Text  aus  der 
auf  S.  so  genannten  grossen  Ausgabe.]      hL  4^*;  geb.  M.  4. 80 

Vnf.  D.  A.  Jalicher,  yUxhvaeg,  In  der  Theolog.  Lit-Zeitang  (190S,  Nr.  20): 
„Dieser  Handauflgahe ,  die  zu  einem  anflterordentlicb  blUigen  Preise  wer 
kanft  wird,  mnss  jedermann  die  weiteste  Yerbreitnng  wfieschen.  Die  Hentettnag 
eines  so  aiu^zddineten  nnd  sogleich  aüitemein  sagSngUchen  Textes  des  wichtig- 
sten kirchenhistorischen  Werkes  ans  dem  Altertum  darf  man  als  eine  der  erfren- 
Uchsten  Erscheinungen  des  Tahres  1908  besdchnen.*' 

,J>ie  Enaeb-Aosgabe  der  Znknnll'*  (Dr.  Joh.  Leipoldt,  Haue).  —  „on- 
erhört  biUig*'  (Prot  D.  Eb.  Nestle,  BCanUmmn).  —  „Tbitretflidiy  ausserordent- 
lich preiswert  nnd  yortüglich  ausgestattet*'  ^Prot  Dr.  CGrfltsm  acher,  Heidelberg). 

Das  Freei>Lo]|^on.     Herausgegeben  von   Professor  D.  Dr.  C.  R*  | 

Gregory.    (Ol,  66  S.  mit  7  Abb.)    gr.  8^     1908.  hL  z—  \ 

Eine  Beschreibung  der  vier  tiim  griechischen  bibllichen  Handschriften,  die 
von  Charles  Lang  Freer  aus  Detroit  1907  in  Ägypten  erworl>en  wurden,  nebst 
Besprechung  eines  bisher  nur  ans  Hieronymus  bekannten  Einsthubs  in  den  Schluss 
des  Marlraa-Evattg.,  audi  ein  aagebttohes  Wort  Christi  nach  Markus  16,14  berichtend. 

FtUr  Übu^sswecke  an  neutestattientl.  oder  IhnL  UniversititssenifnafcB  Werden  j 

Bartien,  wenn  durch  den  Herrn  Leiter  bestellt,  su  Mk.  i  fftr  das  Expl.  abgegeben.  | 

Des  heiligen  IrenSus  Schrift  zum  Erweise  der  apostolischeo 

Verkiindigang.  Zweite,  verbesserte  Auflage  der  deutschen  Über- 
setsung.  Mit  Nachwort,  Anmerkungen  und  Quellenliste  von  Professor 
D.  Adolf  Harnack.  (n,  68S.)  gr.  8^  1908.  [Deutscher  Tert^ 
aus  der  auf  S.  a  i  genannt^i  grossen  Ausgabe.]    M.  1.60;  geb.  M.  1.50 

Poetische  Texte  des  Alten  Testaments  in  metrischer  und 

stroph.  Gliederung.  Fttr  Vorlesungen,  Seminarübungen  u.  Selbststudium. 

I:  Die  Dichtungen  Jesaias.   Herausgegeben  von  Prof.  Lic.  Dr. 

W.  Staerk,  Jena.    (DC,  34  S.)     1907.  M.  i  — 

U:  Arnos,  Nahum,  Habakuk.  Von  demselben.  (IX,  958.)  08.  ICi — 

Kartellzeitung  der  akadeai.-tbeolog.  Vereine  (1907,  Nr.  11): 

„Bei  akaifom.  Vorlesungen  wie  bd  Seminarftbungea,  aber  aneh  beim  Seibit- 
studium ein  fast  unentbehrliches  Hilfsmittel,  fllr  das  dem  ästhetisch  so  fela 
aebUdeten  Verfiuser,  der  sugleich  ein  grflndlicher  Kenner  des  hebriischen  Sprach- 
idioms  ist,  Torxflalkher  Dank  gebfthrt/' 

»3 


Verlag  der  J.  C  Hinricbs'schen  Bnchhandlnng  in  Leipzig. 


KSnigy  D.  Dr.  Eduard,  Professor  an  der  Univ.  Bonn: 
Hebrlische  Grammatik  für  den  Unterricht,  mit  Übungsstücken  und 
Wörterverzeichnissen,  methodisch  dargestellt  (VIII,  1 1 1  u.  88  S.)  8^.08. 

M.*3 — ;  in  dauerhaftem  Leinenband  M.  360 

RofMOf  Dr.  Jot.  C.  Renner,  Stift  Tepl,  schrieb  dem  Verlage  q.  a.  folfendet: 
„Die  Grammatik  beicicbnet,  iowcit  ich  es  bemteilen  kann,  einen  riesen- 
haften FortKhritt  in  der  pftdagoglscben  Methode.  Jeder  kann  ana  dem  Werke  aick 
selbst  nnterrichten ;  wer  tSit  Übungen  dvrcbnimmt,  mnss  eine  hohe  Fertigkeit 
erlangen  .  .  .  Ich  weiss,  dass  manche  Hflrer  nach  einem  Jahre  nicht  einmal  Icica 
konnten,  geschweige  schreiben.  Meine  Qeiki  Hbersctaen  die  tlbongen  nach  dnem 
Monat  ganx  ptlchUg/* 

Christlich«  Freiheit  (1908,  Nr.  46): 

„Wissenschaftlicher  nnd  praktischer  Chaiakter  finden  sich  hier  anfr  glflck- 
llchste  vereinigt  Es  ist  stamicnswert,  was  alles  anf  200  Seiten  geboten  wird. 
Yielfach  die  Formen  des  Altarabischen  als  Orlentierangsponkte  ftb*  die  geschichtiiche 
BctiBchtnng  des  Hebitischen  heransiehend,  hat  der  Verfasser  alles  Wesentliche 
in  seiner  Grammatik  dargelegt  nnd  es  sogleich  meisterhaft  verstanden,  der  ganaen 
Darstdlnng  ein«  Insserst  iassliche,  konkrete  Form  unter  möglichster  Vermeidnag 
allen  abstrakten  Regelwesens  sn  geben,  die  geeignet  erscheint,  beim  Anfingcr  die 
Freudigkeit  sum  Studium  dieser  Sprache  su  wecken.  An  den  grammatischen  Teil, 
der  anch  die  Syntax  in  ihren  GmndsSgen  behandelt,  schliessen  sich  Materialien 
sur  Einflbung  der  Grammatik  an,  die  auch  sum  Obersetscn  aus  dem  Deutschen 
ins  Hcbrftische  anleiten  und  ausser  susammenhingendcn  Lesestflckcn  noch  Ge- 
legenheit sum  Lesen  unpunktierter  Texte  bieten.  Dm  Schluss  bildet  ein  hebrÜsch- 
deutsches  und  ein  dentsch-hebrftisches  Wörtcnreixeichnis  mit  steten  Hinweisen  auf 
die  Grammatik.  —  Danach  kann  diese  neueste  hebrlische  Gramms- 
tik  nur  aufs  wirmste  Lehrern  und  Lernenden  empfohlen  werden, 
insbesondere  auch  den  Pfarrern,  die  in  Gefifthr  stehen,  bei  der  Ffille  prak* 
tiacher  Berufsarbeit  jegliche  FOhlnng  mit  der  Sprache  des  A.T.,  und  dadurch 
schliesslich  mit  der  alttestamentlicben  Wissenschaft  flberhaupt,  zu  Tcrlieren.  Gerade 
Ar  den  Selbstunterricht  dttrfte  das  Buch  nicht  ungeeignet  sein."- 


rar  ucB  oviDBtHiiicrricjii  uunic  oaa  jdvco  nicni  ungceignei  acm.  ^ 

fibertleht  n  Hlnrlehs'  ^WisseBsehafUieheB  Sevlgkelten««,  iaanar  19M. 

{auch  für  BtsUlbmgen  verwmdbar) 

Seite  I  Seite  Seite  Seite 

Albreckt: BeekTczte  i6   Havpt:  liebetlieder  zo  Tiwienr  Ziele.    .  i8  flcwHirt. Stadien  14.  li 
AatoBiiia:  Syaeon  .  9$  Hanpt:  Pttrim     .    .  zo  Lietawan:   Symmon  •■  Sethc:     PynuBideB- 


Seite 
Albreckt:  neekTczte  16 

«3 

Bttfth:  UatenochgB.  16 
Becker:  Aogntin  .  5 
Behrens:  Rnk  Briefe  Z4 
Beiiiige I.A. Test.  8.  9 
Biblin  Hebndcn  :  .  9 
Bides:  Sosonenoe  .  es 
BUlcrbcck:  Balawst  14 
Biscboff:  Astrales  .  18 
B«UeB:Adaaia.Qaia  18 
BoBwetsch :  Hippolyt  si 
Brody:  ncnh  Texte .  z6 
Cloacns  Alex.  so.  33 
Dalaan:  Petra  .  .  8 
Delitxsch :  Balawat .  14 
DetttsschiSciiriftdk.  13 
Doaibart:  Gv.  Dei  .  as 
KoBcbias :  K  G.  so.  33 
Fraak:  Beschwftrg..  15 
Frank:  Götterbilder  13 
Goodspccd :  ladex  . .  ss 
Giass:  Scktea  .  .  19 
Gregoiy:  EinlcStang  4 
Grsforv :  Frecr^l^Off .  sj 
Haraack:  Christeat.  a 
Hanwck:  Lukasschr.    a 


zo 
6 

XS 

S 

9 
6 


I  Seite 

Haapt:  LiebesSeder  zo 
Hanpt:  Pttrim 
Havcko«.  Friede  . 
Heba:  Siebensabl  , 
Heisenberg:  Basilik. 
Hemsann:  Esechiel 
Hubert:  Ckristeatani 
HUgenfeld:  Symeon  aa 
HoUdack:  Onintlst.  x8 
HdlschcrrSaddnsier  10 
Hvber;PersoBCBaaai.  14 
James:  rel.  Erfahrg.  3 
Ihmcls:  Plrediftea  .  6 
Iren.:  Zum  Erweis,  sx.ss 
Junker:  Grammatik  17 
Kittel :  bebr  Arch.  .  8 
Kletnert:  Abhandig.  5 
Kictnert:  Homiletik  4 
Kldnert :  Mnsik  .  .  3 
Knadtson:  Amama.  xx 
Koch:Leria  .  .  .  ax 
Koch:  Virgines  .  .  sx 
König:  Grammatik.  34 
Kodnnraabbildgn.  .  13 
Langdon:  Königsin- 

sc*  riften       .    .     .  xx 
Lcipoldt;  Kanon     .    4 


Löhr:  Weih  ...  9 
lfeiBsaer:GramBUtik  xa 
Meissaer:  Ideogram.  xs 
Messerichmidt ;   Ur» 

knaden  ....  13 
Möller:  Etendeabr. .  7 
Mytholoa.  Bibl.  .  .  x8 
Ninck:  Jesus.  .  .  5 
Perry:  Sin.  .  .  .15 
Preum:  Antichrist  .  7 
Ph>cksch:SaganbQch  xo 
Ram:  Eliaslegende  .  15 
Realencyklopädie  .  x 
Roberts :  Qoranrecht  X5 
Host:  Sprachieste  .  19 
Rothsteia :  Juden  •  9 
Schalkhauss«:  Ma* 

kariös     •    .    .    .  at 


dea ax 

Sfhmidt:  Clemens  .  aa 
Schraak:  Söhnrican  xs 
Schriftsteller  .  .  «  ae 
Schumann:  Vtnet  .  6 
Schwaitt:EHaab.  ao.as 


texte 17 

Siecke:      Drachen- 

kämpfe  .  .  .  .  x8 
Siecke:  HeruMS  .  .  x8 
Staerk:  poec  Texte  as 
Scählin:  demens  aew  a3 
Strack:  Talmud  .  .  xö 
Streck:  Asarbaaipal  xx 
Textea.UBters  ax«  se 
Thurean<*D  :KÖmga> 

insdiriften  •  •  .  xx 
T.-Mekerttschian:  sx.  33 
T.-Mtnaasiants :  sx  a3 
Ungnad :  Urkunden  13 
Vordetasiat.  BibL  .  xx 
Vorderasiat.  Schriftd.  X3 
Waoer:  Klarissen  .  7 
Weber:  Uteratnr  .  sa 
Weim:  Synoptiker  .  aa 
Weissbach:  Achimen,  xx 
Wilhelm:  Legenden  7 
Wobbermin:      laUg. 

Erfahrung  ...  3 
Zimmern:  Qöttaisym- 

t$ 


Wissenschaftliche  Nenlgkeiten 

und  Berichte  aus  dem  Verlage  der 

J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung 

in  Leipzig 


Japuar  19x0  (Nr.  6) 


Ditst   Verteichnisse  stehen  unberechnet  und  pario/rei  9u  Diensten,  —  Auch  tur  An- 
sicht  können  die  Werke  von  der  Mehruthl  der  Bvchhandlungen  vorgelegt  werden. 


LETZTE    NEUIGKEITEN: 

Biblia  Hebraica.  Adjuvantibus  professohbus  G.  Beer,  F.  Buhl, 
G.  Dalman,  S.  R.  Driver,  M.  Löhr,  W.  Nowack,  J.  W.  Rothstem, 
V,  Ryssel  edidit  R.  Kittel,  professor  Lipsiensis.  Editio  altera 
emendatior  stereotypica.  (XVI,  1320  S.)  gr.  8^.  1909. 
In  Halbleder  geb.  M.  i  o  ~> ;  in  2  Leinenbdn.  M.  1 0.40 ;  geh.  M.  8  — 
Auch  in  15  Einzelheiten  zum  Preise  von  M.  i  —  bis  M.  1.30 

Clemens  Alexandrinus.  Dritter  Band:  Stromata  Buch  VII  u.  VIU. 

—  Excerpta  ex  Theodoto.  —  Eclogae  propheticae.  —   Quis  dives 

salveiur.  —  Fragmente.  Herausgegeben  von  Dr.  O.  Stählin,  Professor 

an   der  Univ.  Würzburg.   Mit  Einleitung  und  3  Handschriftenproben 

in  Lichtdruck.  (XC,  231  S.)  gr.  8^  1909.      M.11 — ;  geb.  M.  13.50 

Die  grofie  Clemens- Ausgabe  der  Berliner  Akademie  ist  damit  abgeschlooen 
bis  anf  einen  IV.  Band,  der  Register,  Nachträge  und  Berichtignngen  enthalten 
und  191 1  folgen  toll.      Die  früheren  Bfinde  enthalten: 

I.  Band:  Protrepticus  und  Pädagogns.  1905.  M.  13.50;  geb.  M.  16  — 

II.  Band:  Stromata  Buch  I — VI.  1Q06.  M.  16.50;  geb.  M.  19  — 

Feine,  D.  Dr.  Paul,  Professor  an  der  Univ.  Breslau: 

Theologie  des  Neuen  Testaments.     (XII,  714  S.)    gr.  8^ 
1910.  M.  12.50;  in  Halbfranz  geb.  M.  14.50 

Gregory^  D.  Dr.  Caspar  Ren^,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig: 
Textkritik  des  Neuen  Testaments.  Dritter  (Schluß-)Band. 
(S.  995 — 1486.)     gr.  8®.     1909.  M.  12  — 

—  Dasselbe,  vollständig.       M.  36 — ;  in  Halbsaffian  geb.  M.  40  — 

Harnack,  D.  Dr.  Adolf,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Entstehung  und  Entwickelung  der  Kirchenverfassung 
und  des  Kirchenrechts  in  den  zwei  ersten  Jahrhunderten. 
Nebst  einer  Kritik  der  Abhandlung  R.  Sohm's:  „Wesen  und  Ursprang 
des  Katholizismus''  und  Untersuchungen  über  „Evangelium",  „Wort 
Gottes''  und  das  trinitarische  Bekenntnis.  (XII,  252  S.)  8^ 
1910.  M.  6.60;  in  Leinen  geb.  M.  7.50 

F.  367  ' 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

HSlseher,  Dr.  Uvo:  Das  Hohe  Tor  von  Medinet  Habu.    Eine 

baugeschichtliche   Untersuchung.     Mit    65  Abbildungen    im   Text, 
6    einfarbigen    und   4   doppelfarbigen  Tafeln.     (IV,  68  S.) 
35,5X25,5  cm.     1910.  M.  25 — ;  in  Leinen  geb.  M-  29  — 

fUr  Mitglieder  der  D.  O.-G.  M.  20  — ;  in  Leinen  geb.  M.  24  — 
(12.  Wiss.  Veröffentlichung  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft) 
Meissner^  Dr.  Bruno,  Prpfessor  an  der  Univ.  Breslau: 
Seltene  assyrische  Ideogramme.  Vollständig,  mit  ausführ- 
licher Zeichenübersicht  (12  S.)  sowie  assyrischem  und  sumerischem 
Wörterverzeichnis  Ti  3 2  Spalten  Buchdruck).  Zumeist  in  Autographie. 
(XX,72iS.)Lex.«8^i9io.  M.90 — ;  in  feinem  Halbsaf&anbd.M. 95.50 
(Assyriologische  Bibliothek.  XX.  Band.) 

Möller^  Dr.  Georg,  Direktorialassistent  am  Ägypt  Museum  zu  Berlin: 
Hieratische  PalMograpliie.  Die  ägyptische  Buchschrift  in  ihrer 
Entwicklung  von  der  5.  Dynastie  bis  zur  römischen  Kaiserzeit. 
L  Band:  Bis  zum  Beginn  der  18.  Dynastie.  Mit  9  Tafeln  Schnft- 
proben,  davon  7  in  Lichtdruck.  (VIII  S.,  20  S.  Einleitung  und 
76  Blatt  in  Autographie.)  35,5x27  cm.  1909.  geb.  M.  30  — 
n.  Band:  Von  der  Zeit  Thutmosis*  III.  bis  zum  Ende  der  21.  Dynastie. 
Mit  8  Tafeln  Schriftproben  in  Lichtdruck.  (IV  S.,  158.  Einlettmig 
und  74  Blatt  in  Autographie.)     1909.  geb.  M.  30  — 

Realeocyklopidie  für  protestantische  Tlieologie  u.  Kirche. 

Begründet  von  J.  J.  Herzog.  Unter  Mitwirkung  vieler  Theologen 
und  anderer  Gelehrten  in  dritter,  verbesserter  und  vermehrter  Auf- 
lage herausgegeben  von  D.  Albert  Hauck.  Lex.-8®. 
XXIL  Band:  Register  zum  Oesamt- Werke.  Unter  Mitwir- 
kung von  A.  Hauck  bearbeitet  von  H.  Caselmann.  (TV  S.  u. 
963  Spalten.)    1909.  M.  6  — ;  in  Hall;)franz  geb.  M.  8  — 

—  Dasselbe,  vollständig  (22  Bände).       M.  216 — ;  geb.  M.  260  — 

Ein  Ergänzungsband  soll  rg  12  folgen. 

Sdifirer,  D.  Emil,  Professor  an  der  Univ.  Göttingen: 
Qeschiclite  des  jüdischen  Vollces  im  Zeitalter  Jesu  Christi 
Vierte  Auflage.    Dritter  Band:  Das  Judentum  in  der  Zerstreuung 
und  die  jtldische  Literatur. 
(Vn,  719S.)  gr.  8^.  1909.  M.  IS — ;  in  Halbfranz  M.  17.2s 

—  Dasselbe,  vollständig  (3  Bände).  190X — 1909.  M.  47  — \  geb.  M,  S3.7S 

Soden,   Lic.   Dr.    Hans    Freiherr  von: 

Das  lateinisclie  Neue  Testament  in  Afrika  zur  Zeit  Cyprians. 
Nach  Bibelhandschriften  und  Väterzeugnissen,  mit  Unterstützung  des 
KgL  preußischen  historischen  Instituts  herausgegeben.  Mit  3  Re- 
gistern. (X,  663  S.)  8®.  1909.  M.  21  — ;  in  Halbfranz  M.  24  — 
(Texte  u. Untersuchungen  z.  Geschichte  der  altchristl,  Literatur.  33.Bd) 

Unraad,  Dr.  Arthur,  Professor  an  der  Univ.  Jena: 
Keilsclirifttexte  der  Gesetze  Hammurapis.    Autographie 
der  Stele   sowie   der   altbabylonischen ,    assyrischen  und   neubaby- 
lon.  Fragmente.     (V,  42  S.)     36,5x36  cm.     1909.  kart.  M.8  — 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  19x0). 


Alt,  Lic  theoL  Albrecht»  Privatdozent  an  der  Univ.  Greifewald: 
Israel  und  Äg^ypten.    Die  politischen  Beziehungen  der  Könige 
von  Israel  und  Juda  zu  den  Pharaonen.    Nach  den  Quellen  unter- 
sucht. (104  S.)  8^  1909.  M.  3.40;  in  Leinen  geb.  M.  3.40 

Unter  gldchmifliger  Verwertaiig  des  igyptischen,  hebriischen  und  aisy- 
riicheB  Qaellenmaterials  wird  hier  ein  bisher  nicht  genfilgend  gewürdigtes  Pro- 
blem untersucht.   Die  Mnsri- Frage  rückt  durch  diese  Arbeit  in  nene  Belenchtang. 

Prof.  D.  W.  Nowack,  Straflbnrg,  in  der  Theolog.  Lit.-Zeitang  (1909,  Nr.  34): 

„So  sahireich  auch  die  Monographien  Aber  den  Aufenthalt  Israels  in 
Ägypten  und  seinen  Aussug  sind,  so  wenig  hat  man  bisher  daran  gedacht,  die 
xsmelitiseh-ftgyptischen  Besidiungen  in  der  Zeit  der  beideneitigen  Selbstindigkeii 
der  Völker,  herausgelöst  aus  den  gröfleren  Zusammenhingen,  in  ihrem  eigenen 
Zuaammenbang  darzustellen  .  .  .  Nach  einer  treffenden  Cbarakteristik  der  Igyp- 
tischen, israelitischen  und  assyrischen  Quellen ,  die  für  diese  Untersuchung  in  Be- 
tracht kommen,  beginnt  A.  mit  der  Erörterung  der  Besiehnngen  zwischen  Sche- 
schonk  und  Salomo  .  .  .  Besonders  wertvoll  ist  die  von  A.  geführte  Untersuchung 
der  Bedehungen  Judas  sn  Assnr  und  Ägypten  in  der  Zeit  des  Jesaia . .  •  Die 
dritte  Untersuchung  beschlltigt  sich  mit  Necho  und  Nebukadnesar  . .  .  Die  Arbeit 
scichnet  sich  durch  umfassende  Kenntnis  der  gesamten  hier  in  Betracht 
kommenden  Quellen  und  der  sich  mit  ihnen  bcschÜtigenden  Literatur,  durch 
sclbstkndiges  und  ruhig  abwägendes  Urteil  und  Klarheit  der  Dar« 
Stellung  aus  .  .  ." 
Prof.  Dr.  A.  Wiedemann,  Bonn,  in  der  Orientalist Ltt-Zeitung  (i909,Nr.  1 1): 

„Ober  den  jetzigen  Zustand  unsers  Wissens  orientiert  das  nutsbringende 
und  die  Wissenschaft  fördernde  Werk  hi  «bersichüicher  Weise.** 

In  der  Sammlung  der  Beiträge  zur  Wissenschaft  vom  Alten 
Testament,  der  die  vorgenannte  Arbeit  angehört,  erscheinen  demnächst: 

Procksch,  Prof.   D.  Otto:  Zur  Geschichte  der  Septuaginta. 

Puukko,  Dr.A.F.:  Das  Deuteronomium.  Eine  literarkrit.  Untersuchung. 

Andrae,  Dr.  Walter:  Der  Anu-Adad-Tempel  in  Assur. 

(Ausgrabungen  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft  in  Assur.    A.  Bau- 
denkmäler aus  assyrischer  2^it  L)  Mit  94  Abbildungen  im  Text 

und  34  Tafeln.     (Vn,  95  S.)  3S»5XaS*S  c™-     »909- 

M.  40 — ;  in  Leinen  geb.  M.  44  — 
für  Mitglieder  der  D.  O.-G.  M.  33  — ;  in  Leinen  geb.  M.  36  — 
(10.  Wiss.  Veröffentlichung  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft.) 

Dieser  Band  bringt  die  erste  gröflere  Darstellung  aus  den  Ergebnissen  der 
dentschcn  Aosgrabnngen  in  Mesopotamien.  Der  Hauptwert  dieser  Pablikation 
bemht  auf  der  mit  peinlichster  Genanigkeit  darchgeftlhrten  Anfhahme  des  aus- 
gegrabenen Gebäudes;  dadurch  tritt  der  Band  in  eine  Reihe  mit  den  berühmten 
Werken  von  Layard,  Botta  und  Place.  Jede  kflnftige  Untersuchung  Aber  baby- 
lonisch-assyrische Architektur-  und  Kulturgeschichte  wird  sich  auf  diese  grund- 
legende Darstellung  des  ersten  bis  in  alle  Einselheiten  suverllssig 
untersuchten  altassyrischen  Tempels  stfitzen  mfissen. 

Prof.  Dr.  A.  Ungnad,  Jena,  in  der  Orientalist  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  5): 
„Der  Anu-Adad-Tempel  in  Assur  gehört  zu  den  assyrischen  Tempeln,  die 
sdt  den  frühesten  Tagen  der  Assyriologie  das  besondere  Interesse  der  Assyriologen 
in  Anspruch  genommen  haben;  verdankt  doch  die  'Wissenschaft  ihm  die  so  hoch- 
bedeutenden  Prismen  Tiglatpilesers  I.  Dieser  Bau  ist  nunmehr  mit  einer  Sorg- 
falt von  Andiae  ausgegraben  und  untersucht  worden,  wie  man  sie  sich  nicht 
größer  wflnschen  kann  •  .  .  Dem  Werke  sind  34  Tafeln  beigegeben, 
darunter  einige  Zeichnungen  und  Aufnahmen  Andraes,  die  an  peinlichster  Ge- 
nauigkeit schwerlich  ttbertroffen  werden  können." 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Bauer,  Leonhard,  Oberlehrer  am  Syrischen  Waisenhaus  in  Jerusaleo): 
Das  Palästinische  Arabisch.  Die  Dialekte  des  Städters  und 
des  Fellachen.  Grammatik,  Übungen  und  Chrestomathie.  2.»  voll- 
ständig umgearb.  Aufl.  (X,  256  S.)  8^  19x0.  M.  6  — ;  geb.  KL  7  — 

Pro£  D.  Dr.  G.  Dal  man,  Jerasalcm,  schreibt  in  seinem  Vorworte  tu  dem  Buche: 
„Das  hier  vorliegende  Buch  enthält  einen  Scbatc  sorgsamer  Beobachtungen 
aus  einer  langen  Reihe  von  Jahren.  Ich  wüfite  nicht,  dafl  irgend  ein 
lebender  arabischer  Dialekt  für  die  Einzelheiten  seines  Sprach- 
gebrauchs eine  zutreffendere  und  inhaltsreichere  Beschreibung  ge- 
funden hStte.  Eine  reiche  Sammlung  von  Lesestficfcen  ermöglicht  jedem  Be- 
nutzer ein  Eindringen  in  das  Leben  der  Sprache.'* 

Bertlins,  Professor  Dr.  Oskar:  Was  ist  Wahrheit?    Ein  Won 

zum  Kampfe  der  Weltanschauungen.  Zweite,  zum  großen  Teil 
umgearb.  Auflage.  (VIII  ,247  S.)  8^  1909.  M.  3  — \  geb.  M,  4  — 
Aus  dem  Vorwort:  „Das  Suchen  nach  Wahrheit  ist  eines  der  erfreuUchstea 
Zeichen  der  Gegenwart.  Es  lifit  auch  für  die  Zukunft  eine  ÜberwiDdunt;  der 
Irrtümer  unserer  Zeit  erhoffen.  Den  Bedftrfhisien  gebildeter  NichttheologtB 
sowie  auch  jüngerer,  noch  suchender  Theologen  zu  begegnen,  ist  der  Hanptzweck.'* 
In  2  Teilen  („Ist  der  Gottesglanbe  vernünftig?**  und  „Ist  der  cbristlicbe 
Glaube  Temünftig?**)  mit  insgesamt  31  Abschnitten  werden  bebandelt:  Zwei 
Hauptirrtümer  über  Gott  und  Über  die  Welt  —  Der  atheistische  MoDiamus.  — 
Der  Kantische  Irrtum  in  betreff  der  Kausalität.  —  Die  dreifiuüie  Kausalttit.  — 
Das  geistige  Leben.  —  Unzureichende  Gottesbeweise.  •—  Der  kosmologische  oder 
Kausalit&tsbewcis.  —  Das  Apostolikum.  —  Die  biblische  Schöpfungsgeschichte.  — 
Moderne  Schöpfungs-  und  Entwicklungstheorien.  —  Die  Menscheit.  Beruf  und 
Ausrüstung.  —  Das  Problem  der  Willensfreiheit.  —  Das  Böse  und  die  Erbsünde. 
—  Die  Weltregierung  Gottes.  —  Gebetserhörung  —  Das  Wunder.  —  Entwick- 
lung und  Offenbarung.  —  Der  Streit  um  „Bibel  und  Babel* ^  —  Der  Monothcis- 
mus  als  ursprüngliches  Geistesgut.  —  Die  Geschichte  der  Offenbarung;  besonder« 
im  Alten  Testament.  —  Zuverlässigkeit  der  alttestamentlichen  Geschichte.  Abia- 
ham.  Moses.  —  Die  Erlösung.  —  Die  Evangelien  als  Geschichtsquellen.  —^ 
Das  Johannesevangelium.  —  Jesus  Christus.  Sehet,  welch  ein  Mensch!  —  Die 
Jrei  Offenbarongen  Gottes:  Trinit&t.  —  Die  Auferstehung  Jesu  Christi.  —  Der 
erhöhte  Christus.  —  Der  heilige  Geist  -*  Ewiges  Leben.  —  Anhang:  Ober 
Autoritätsglauben.     Spinoza,  Schopenhauer,  Ed.  v.  Hartmann,  Haeckel,  Nietsschc. 

Böhl,  Dr.  Franz:  Die  Sprache  derAmarnabriefe  mit  besonderer 

Berücksichtigung  der  Kanaanismen.  (IV,  96  S.)   8®.  1909.  M.  3  — 

(Leipziger  semitistische  Studien.     V.  Band,  Heft  2.) 
Prof.  Dr.  H.  Grimme,  Freiburg,  inderOrientalist.  Lit. -Zeitung  (1909,  Nr.  10  : 

„6.,  ein  Schüler  von  Zimmern  und  Delitzsch,  schenkt  uns  in  diesem  Buche 
die  lange  vermiete  Einleitung  in  die  Sprache  der  Armarnatextc. 
Unter  Voraussetzung  einer  allgemeinen  Kenntnis  des  Babylonischen  bei  seinen 
Lesern  hebt  er  alles  hervor,  was  dem  Amarnadialekte  —  wenn  man  von  eincin 
solchen  sprechen  darf  —  seine  eigentümliche  Farbe  verleiht,  und  gibt  von  dessen 
auffälligsten  Erscheinungen  eine  vollständige  Liste  der  vorkommenden  FiUe. 
Weiter  bemüht  er  sich,  unter  sorgfältiger  Scheidung  der  Texte  in  lokale  Gruppen, 
die  Faktoren  zu  bestimmen,  die  das  Babylonische  in  Kanaan  becinflofit  habe»  . . . 
Den  Ausnihrungen  des  Verfassers  wird  man  zurzeit  Wesentliches  wohl  kauiri 
hinzuftlgen  oder  abstreichen  können  .  .  .  Das  Buch  mnfl  als  eine  gediegene 
Leistung  bewertet  werden  imd  verdient  seinen  Platz  in  der  Bibliothek 
jedes  Assyriologen  und  Hebraisten." 
Prof.  Dr.  6.  Meifiner,  Breslau,  in  der  Deutschen  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  51): 

„Da  man  an  die  Abfassung  einer  historischen  Grammatik  der  babyloo.- 
assyr.  Sprache  erst  gehen  kann,  nachdem  sämtliche  Perioden  nnd  Liteintnr* 
gattungen  besonders  behandelt  sind,  sind  Untersuchungen  wie  die  B^ 
äufierst  wichtig,  zumal  wenn  sie  so  umsichtig  und  in  jeder  Beclehnng 
zuverlässig  sind." 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


ßorchardtf  Professor  Dr.  Ludwig,  Direktor  des  Kaiserl.  Deutschen 
Archäolog.  Instituts  in  Kairo:  Das  Grabdenkmal  des  Königs 
Nefer-ir-ke-re.  (Ausgrabungen  d.  D.O.-G.  in  Abusir  1902/08.  V.) 
Mit  96  Abb.  im  Text,  7  einfarb.  und  3  mehrfarb.  Blättern.  (V,  91  S.) 
35>5^25,5  cm.     1909.  M.  30 — ;  in  Leinen  geb.  M.  34  — 

für  Mitglieder  der  D.  O.-G.  M.  24—;  in  Leinen  geb.  M.  28 — 
(II.  Wiss.  Veröffentlichung  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft.) 

Die  verwickelte  Baugeschichte  des  von  Nefer-ir-ke-re  begonnenen,  aber 
erst  unter  seinen  Nachfolgern  vollendeten  Tempels  wird  eingehend  darge- 
stellt. Unter  den  Einzelfunden  sind  besonders  die  pr&chtigen  Schein - 
gef&fie,  die  Gold  mit  Malachit-  und  LapislazuU-Einlagen  nachahmen,  aus- 
führlich beschrieben  und  mehrere  von  ihnen  (darunter  swei  farbig) 
rekonstruiert. 
G.  Maspcro  in  der  Revue  Critique  (1909,  Nr.  9): 

„II  ya  Ik  tonte  une  Serie  de  renseignements  pr6cieui,  et  en  grande 
partie  nouveaux,  sur  la  disposition  de  la  chapelle  et  sur  Tagencemcnt  des 
commnns,  tr^sors,  magasins,  celliers,  babitations  des  pr£tres  .  .  .  Une  quantit^ 
d'objets  de  differentes  epoques  ont  ete  d^ouvertes  au  cours  des  fonilles,  des  frag- 
ments  de  sculpture  qui  decoraient  la  chapelle  et  qui  sont  d'un  fort  bon  style, 
de  la  vaisselle  en  terre,  et  les  morceaux  de  plusieurs  vases  fictifs  qui  simulent 
des  va*es  k  libations.  B.  a  r^ussi  k  reconstruire  Tun  denx:  Vartiste  ^yptien 
avait  plaqn6  sur  une  ftme  en  bois  un  merveilleux  d4eot  de  verre  6maill6  multi- 
Colons,  avec  la  legende  de  Nuf^rkerte  en  bände  horizontale  sur  le  pourtour  de  la 
pause,  le  tout  se  detachant  en  bleu  sur  fond  jaone." 

Burchardt,  Dr.  Max:  Die  altkanaanäischen  Fremdworte 
und  Eljj^ennamen  im  Ägyptischen. 

I.  Teil.     Die  kritische  Analyse  der  Schreibung.     (VIII  S.  u.  60  S. 

in  Autographie.)     34X27  cm.     1909.  M.  8.50 

Aus  dem  Vorwort:  „Seit  Bondis  fleifiige  Sammlung  der  Fremd worte  des 
Ägyptischen  erschienen  ist,  sind  mehr  als  20  Jahre  verstrichen.  In  dieser  2^it 
ist  die  Menge  der  ägyptischen  Texte  um  ein  gewaltiges  gewachsen,  und  wir 
haben  überdies  gelemt,  die  seltsame  Schreibung  der  Fremdworte  richtiger  zu  be- 
urteilen. Es  erschien  mir  daher  von  Bedeutung,  diese  wertvollen  Reste  ver- 
schollener Sprachen  zu  sammeln,  um  so  mehr,  als  ein  sehr  gtoBer  Teil  derselben 
sicher  der  Sprache  des  alten  Kamum  angehört  und  somit  fflr  die  alttestament- 
liehen  und  semitistischen  Studien  von  weitgehendster  Wichtigkeit 
ist.  Ich  habe  diesen  Fremdworten  weiter  die  zahlreichen  Namen  von  Orten  und 
Personen  zugefügt,  die  die  ägyptischen  Texte  uns  ans  Palästina  und  anderen 
Ländern  Vorderasiens  erhalten  haben  .  .  .  Der  zweite  (Schlufi-)  Teil  der  Ge- 
aamtarbeit  soll  die  Liste  des  Materials  und  ein  ausführliches  Glossar  erhalten.'' 

Catenenstudien.  Herausgegeben  von  Prof.  Hans  Lietzmann»  Jena. 
I.  Die  Catene  des  Vaticanus  Gr.  762  zum  ersten  Korintherbriefe, 
analysiert  von  Lic.  Otto  Lang.     (VII  S.  u.  48  S.  in  Autographie.) 

26,5X34.5  cm-     1909.  M.  7  — 

Die  Catenenforschung  entbehrte  brauchbarer  Hilfsmittel  bisher  in  so  hohem 
Grade,  dafl  sie  bei  der  Bearbeitung  altchristlicher  Probleme  nur  in  ganz  be- 
schranktem Maße  herangezogen  worden  isL  —  Die  mit  dem  vorliegenden  Hefte 
beginnende  Reihe  von  Hilfsmitteln  wird  bei  Studien  zur  altchristlichen 
Kircheu-  und  Literaturgeschichte  wie  auch  zur  biblischen  Textkritik 
bisher  kaum  je  berücksichtigtes  Material  zugänglich  machen.  Das  l.  Heft  bringt 
also  Stoff  zum  i.  Korintherbrief.  —  Durch  uns  ist  auch  erhSltlich  die  Vorarbeit: 

Lang,  Lic.  theol.  Otto:    Die   Catene   zum  ersten  Korintherbrief, 
kritisch  untersucht.     (Dissertation.)      (38  S.)  S®.     1908.     M.  i  — 

5 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipsig. 


I,  Arnold  B.:   Randglossen  zur  hebrSischen  BibeL 

Textkritisches,  Sprachliches  und  Sachliches,     gr.  8®. 
I:  Genesis  und  Exodus.    (TV,  424  S.)     1908.  K.9.50 

II:  Leviticus,  Numeri,  Deuteronomium.  (355  S.)  1909.         M.  8  — 

Aus  Besprechungen  über  den  ersten  Band: 

Prot  Dr.  W.  Bacher,  Bndapest,  in  der  Dentschen  Lit-Zeitang  (1909,  Nr.  39): 

„Die  grofle  Mehrzahl  der  Randglossen  ist  ein  ttherraachender  Beweis  da- 
fiir,  daß  trotz  der  ungeheuren  Ffllle  der  exegetischen  Literatur  xum  Pentatench, 
durch  welche  die  Möglichkeiten  der  Auslegungen  für  einzelne  Verse  oder  Wörter 
gleichsam  erschöpft  zu  sein  schieneUf  tieferes  ^dringen  in  die  EigentünitichkcitcB 
und  Schwierigkeiten  des  Textes,  bei  dem  ein  lebendiges  Sprachgefühl  sich 
mit  Scharfsinn  paart,  noch  immer  neue  Möglichkeiten  su  eröffiien  und  die 
Bibelexegese  in  vielen  Einzelheiten  zu  fördern  vermag." 

W.  Frankenberg  in  der  Theolog.  Lit-Zeitung  (1909,  Nr.  14): 

„Mag  man  auch  dem  Verfiuser  in  vielen  Stflcken  nicht  zustimmen,  immer 
spftrt  man  es  bei  den  sprachlichen  Auseinandersetzungen,  dafl  hier  ein  Mann 
redet,  der  die  Sprache  des  A.  T.  wirklich  beherrscht,  und  daa  will 
gewid  viel  heißen  .  .  .  wer  aus  dem  Buche  etwas  Aber  die  Sprache  des  A.  T. 
lernen  will,  kann  viel  daraus  lernen." 

Piot  Lic.  Dr.  P.  Vols,  Tübingen,  im  Theolog.  Jahresbericht  (1908,  S.  116}: 

,,E.  nimmt  Gen.  und  Ex.  fast  Vers  fflr  Ven  durch,  geht  grUndlich  u 
Werk  und  UU8t  nichts  vorbei,  was  etwa  moderne  Exegeten  blofl  mehr  emicsid 
ohne  Rücksicht  auf  die  hebräische  Grammatik  oder  Sprache  behauptet  haben.** 

Theologische  Quartalschrift  (1910,  Nr.  i): 

„Der  Verfiuser  ist  wie  wenige  nicht  blofl  in  der  Sprache  des  A.  T,,  sonden 
auch  in  der  des  spateren  Judentums  und  in  dessen  Anschauungen  bewandert.  Er 
vermag  daher  eine  Ffille  neuer  sprachlicher  und  sachlicher  Erklä- 
rungen zu  bieten  ....  Man  darf  mit  Dank  den  kommenden  Binden  ent- 
gegensehen, und  man  wird  nicht  fehlgehen,  wenn  man  sagt,  dafl  nur  zum 
eigenen  Schaden  der  Alttestamentier  dieses  Werk  unbeachtet  llflt." 

In  der  Sammlung  der  „Griechischen  christlichen  Schriftsteller  der  ersten 
drei  Jahrhunderte"  liegt  abgesdilossen  vor: 

Ettsebtus.  Die  Kirchengeschichte  mit  der  lateinischen  Übersetzung 
des  Ruünus.  Herausgegeben  von  Dr.  Eduard  Schwartz,  Professor 
an  der  Univ.  Freiburg,  und  Dr.  Theodor  Mommsen,  weil.  Prof. 
an  der  Univ.  Berlin,  gr.8^.  M.  45 — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  52.50 
L  Teil:  Buch  I— V.  (in,  507  S.)  1903.  M.  16—  ;  geb.  M.  18.50 
H  Teil:  Buch  VI— X.  Über  die  Märtyrer  in  Palästina.  (VE  u. 
S.  509 — 1040.)  1908.  M.  17 — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  19.50 
nL  (Schluß-)  Teil:  Einleitungen  (zum  griech.  Text  von  Ed.  Schw  artz, 
zu  Rufin  von  Th.  Mommsen  f),  Übersichten  (Kaiser-  und  Bischofs- 
listen, Ökonomie  der  KG)  und  Register  von  Ed.  Schwanz. 
(CCLXXn,  216  S.)  1909.     M.  12 — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  14.50 

Von  dieser  „Kirchengeschichte"  erschien  1908  auch  eine 
Kleine  Ausgabe  (griech.  Text  mit  kritischem  Apparat)»  herausge- 
geben von  Ed.  Schwartz.  (IV,  442  S.)  gr.  8®.  M.  4 — ;  geb.  M.  4,80 

Der  Text  dieser  kleinen  Ausgabe  ist  ein  getreuer  Abdruck  der  gioftcu; 
nur  ist  die  Mommsen*sche  Revision  des  Rufinteztes  weggelassen.  Die  Zeilen-  und 
Seitenzahlen  der  groflen  Ausgabe  sind  am  Rande  btteichnet,  so  dafl  die  Prole- 
gomena  n.  Indices  der  groflen  Ausgabe  (Band  IQ)  auch  ftr  die  kl.  bimuchbar  sind. 


Wissenschaftlicbe  Neuigkeiten  Januar  1910). 


Feine,  D.  Dr.  Paul,  Professor  an  der  Univ.  Breslau: 
Theologie  des  Neuen  Testamente.    (XII,  714  S.)    gr.  8^ 

1910.  M.   12.50;  in  Hadbfranz  geb.  M.  14.50 

Gliedernng  des  Inhaltes.  L  Teil:  Die  Lehre  Jesu  nach  den 
Synoptikern.  (Jesn  messian.  Bewnfltsein.  —  Jesus  n.  das  A.  T.  —  Jera  Be- 
nrteünng  des  gegenwärtigen  Zosiandes  des  Menschen.  —  Das  Reich  Gottes.  — 
Die  Versfihniing.  —  Auferstehung,  Wiederkunft,  Gericht  —  Die  Ethik  Jesn.  — 
Die  bleibende  Bedeutung  der  Person  Jesu.)  —  II.  Teil:  Die  Lehre  des  Ur- 
christentums. I.  Die  theologischen  Gedanken  der  Urgemeinde,  2.  Die 
Theologie  des  Paulus.  (Die  allgemein.  Sflndhaftigkeit  und  der  Ursprung  da 
Sttnde.  —  Die  Stdlung  cum  Gesets  und  cum  Judentum.  —  Das  Schriftprindp.  — 
Gott  —  Christus.  —  Die  Bedeutung  des  Todes  und  der  Auferstehung  Jesu.  — 
Die  Rechtfertigung.  —  Der  heUige  Geist.  —  Die  Eschatologie.  —  Die  Ethik.  -^ 
Kirche  u.  Sakimmente.  —  Die  Theologie  der  Ptotoralbriefe.)  —  3.  Die  theologischen 
Anschauungen  der  nachpaulinischen  Schriften.  —  m.  Teil:  Die  Lehre  der 
Johanneischen  Schriften.  (Das  johanneische  und  das  sjrnoptiache  Christus- 
bild. —  Johannes  und  Paulus.  —  Johannes  und  die  griechisdie  Bildung.  — 
Die  Heilslehre  des  Johannes  im  einseinen.) 

Aus  dem  Vorwort:  „Die  Bedürfnisse  des  akademischen  Unter- 
richts sind  es  in  erster  Linie  gewesen,  welche  mich  veranlaflt  haben,  eine 
Theologie  des  Neuen  Testaments  xu  schreiben . . .  Die  wichtigsten  Probleme 
freilich  mUsscn  die  Studenten  in  vollem  Umfange  kennen  lernen.  Aber  nament- 
lich bei  den  theologisch  weniger  bedeutsamen  Schriften  des  Neuen  Testaments 
habe  ich  mich  bemttht,  mich  kurx  sn  fiusen.  Auch  war  ich  bestrebt,  das  schwere 
wissenschaftliche  Geachftta  möglichst  ra  beschränken  und  in  die  Anmerkungen  an 
▼erweisen,  um  das  Buch  leichter  lesbar  au  machen.  Daher  habe  ich  fiuit  durch- 
gSngig,  selbst  bei  technischen  Ausdrücken,  die  deutsche  Obersetzung  der  Uitezte 
in  der  Darstellung  angewendet  und  den  fremdsprachlichen  Text  in  Klammem 
dasugesetzt.  Demi  ohne  dafi  man  den  Originalausdruck  kennt,  ist  oft  ein 
wissenschaftliches  Urteil  unmöglich.  Immerhin  aber  kann  dies  Werk  auch  jeder 
Gebildete  lesen,  der  des  Griechischen  und  Hebräischen  nicht  kundig  ist.  In 
den  Literaturangaben  habe  ich  naturgemlfl  eine  Auswahl  des  Wichtigsten 
treffen  müssen.  Ich  hoffe  aber,  dem  Vorwurf  nicht  su  unterliegen,  dafl  ich  mich 
von  theologischen  oder  persönlichen  Sympathien  und  Antipathien  habe  leiten 
lassen.  Wenigstens  bin  ich  mir  bewuflt,  immer  auf  diejenige  Literatur  verwiesen 
SU  haben,  welche  mir  wichtig  erschien.  Vom  wissenschaftlichen  Gegner  lernen 
wir  ja  oft  mehr  als  vom  Freund.  Und  unsere  Studenten  müssen  die  Probleme 
kennen  lernen  in  der  Beleuchtung,  wie  die  theologische  Rechte  und  wie  die 
theologische  Linke  sie  sieht'* 

Qardiner»  Alan  H.,  M.  A«,  Oxford: 

The  Admonitions  of  an  Egyptian  Sage.    From  a  hieratic 

papyrus  in  Leiden  (Pap.  Leiden  344  recto).  With  18  plates  in  auto- 

graphy  and  i  in  collotype.  (116  S.)  34,5X27i5  cm.  1909.  M.  30  — 
Der  Leidener  Papyrus  wird  hier  cum  ersten  Male  ToUstSndig  in  Umschrift 
und  Obersetsung  vorgelegt.  Die  eingehende  Untersuchung  bringt  den  Nachweis, 
daü  es  sich  nicht  um  Prophezeiungen  handelt,  sondern  vielmehr  um  eine  Mahn- 
rede, in  einer  Zeit  politischen  Unglftcks  an  einen  schwachen  König  gerichtet, 
mit  einem  Rflckblick  in  ein  goldenes  Zeitalter,  d.  h.  ägyptisch  ausgedrückt,  in 
jene  Urzeit,  in  der  der  Sonnengott  Re  noch  als  gerechter  König  auf  Erden  herrschte. 
G.  Maspero  in   der  Revue  Critique  (1909,  Nr.    38): 

,Le  livre  aurait  mMt6  un  oompte  rendu  beauconp  plus  long:  ce  que  j'en 
ai  dit  montre  quelle  valeur  il  a  pour  les  Egyptologues  et   m6me    pour 
les  savants   ^trangers   k  TEgyptologie.     U  ilhve  M.  Gardiner   haut   dans 
ttotre  science." 
Prof.  Dr.  W.  M.  Müller  in  der   Orientalist.  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  11): 

nicht   nur   eine   Fundgrube   ffir   die  Philologie,  sondern 

auch   inhaltlich   interessant  ...     G.   hat    das   Verständnis    durch   seinen 
fleifligen    und  scharfsinnigen    Kommentar   weit  gefördert. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

QrasSy  Mag.  theoL  KarlKonrad»  Professor  an  der  Univ.  Doipat: 
Die  russischen  Sekten.     IL   Band.    Die  weifien  Tauben  oder 
Skopzen,  nebst  geistlichen  Skopzen,  Neuskopzen  u.  a. 
I.  Hälfte:  Geschichte  der  Sekte  bis  zum  Tode  des  Stifters. 
(448  S.)  gr.  S^  1909.  M.  8.50 

Über  Band  i:  Die  Gottesleute  oderChlüsten  (X,  716S.  gr  8*.  1907. 
^  ^5  — i  g®^'  ^*  10.50)  liegen  u.  a.  folgende  neuere  Urteile  vor: 
Prof.  D.  C.  Mir bt,  Marbug,  in  der  Historischen  Zeitschrift: 

iiWir  sind  durch  dieses  Bach  erheblich  weiter  gekoeunen,  denn  es  teilt  so 
viel  Qmellen  im  Worthuit  mit,  dafi  wir  einen  Einblick  in  das  Geistesleben  der 
Chiasteo  erhalten,  nnd  der  Über  grofle  Kenntnisse  Terftgende  Antor 
▼erfahrt  besonnen  «nd  kritisch.  Da  die  gemmte  in  Frage  kommende  Lite- 
ratur in  rossischer  Sprache  abgefait  und  sudem  AU  den  AusUnder  gar  nicht 
erreichbar  ist,  schulden  wir  dem  Verfasser  besonderen  Dank  fttr  die  ZugtegUch- 
machung  dieses  wichtigen  Gebietes.'* 
Pro!  D.  Fr.  Wiegand,  Greiftwald,  im  Theolog.  Lit.«Blatt  (1909,  Nr.  4a): 

,,Die  G.*8che  Arbeit  bedeutet  geradesu  die  Erschlieflang  eines 
völlig  neuen  Gebietes  für  die  kirchengeschichtliche  Forschung,  und 
sie  wM  um  so  wichtiger,  je  mehr  die  geistigen  Besiehungen  sum  europäschea 
Osten  bei  uns  wachsen.  Dabei  ist  der  Verfasser  eu  dieser  Aufgabe  im 
besonderen  Made  befähigt  und  ausgerastet:  ein  Balte,  der  das  RumiM^e 
▼oUanf  beherrscht,  der  nicht  nur  in  den  QueUen  und  in  der  Literatur  su  Hubk 
ist,  sondctn  auch  der  Eigenart  des  mssiMhen  Chcmkters  und  GemtttslebcBa  ein 
warmes  Verständnis  entgegenbringt;  suglelch  ein  wissenschaftlich  geschulter  deut- 
scher Gelehrter,  der  mit  dcfaerer  Hand  die  ungeordneten  und  wirren  Urkunden 
su  sichten  und  zu  beontzen  versteht.*' 

Sehr  anerkennend  iuSerten  sich  schon  frflher  u.  a.:  Prof.  D.  N.  Bonwetsch 
(Deutsche  LitZdtung  1906,  Nr.  17);  Prof.  D.  F.  Kattenbusch  (Theolog.  Lit- 
Zeitung  1908,  Nr.  7);  Prof.  D.  F.  Kr opat Scheck  (Theolog.  Lit-Bericht  1906. 
Nr.  II  u.  1908,  Nr.  14);  Lic.  Dr.  P.  Rohrbach  (Preui.  Jahrbacher,  BOi«  1908»; 
B.  von  Schrenck  (ChristL  Welt  1908,  Nr.  ai). 

Qreg^ory,  D.  Dr.  Caspar  Renö,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig: 

Einleitungr  in  du  Neue  Testament    (VI,  804  &)    gr.  8^ 

1909.         M.  10 — ;  in  Leinen  M.  ix.ao;  in  Halbfranz  M.  12  — 
Prof.  D.  Job.  Leipoldt,   Kiel,  im  Theolog.  Literaturblatt  (1909,  Nr.  9): 

„Die  Eigentflmlichkeit  tou  G.*S  neuem  Werke  besteht  darin,  daO  er 
die  Teile  am  ausfahrlichsten  gestaltet,  die  in  den  alteren  Werken  ihnlicher  Art 
am  kttrsesten  auszufallen  pflegten.  Fast  400  Seiten  widmet  er  der  Geschichte 
des  nentestamentlich^n  Kanons  .  .  .  Mit  ehernem  Fleiß  hat  er  einreichet 
liCaterial  beigebracht  Da«  gilt  namentlich  far  die  Zeit,  die  Th.  Zahn  in  setner 
monumentalen  Kanonsgeschichte  noch  nicht  bebandelt  hat:  lUr  die  ZtiX  nach 
Origenes.  Da  bietet  G.  eine  wahre  Fundgrube  von  wertvollem  Stoffe. 
—  Sehr  ansfahrlich  stellt  G.  die  neutestamentl.  Textkritik  dar.  Er  redet 
zuerst  mit  einer  Anschaulichkeit,  die  nur  einem  Fachmann  von  Ruf 
eigen  sein  kann,  von  der  Entstehung  und  ersten  Verbreitung  der  neutesta- 
mentl. Bücher.  Dann  beschreibt  er  die  wichtigsten  Handschrülen  des  N.  T.  und 
die  sonstigen  Hilfsmittel,  die  zur  TexthersteUong  verwandt  wurden,  weiter  die 
gedruckten  Ausgaben  und  verschiedene  Auflerlichkeiten  ...  G.  ist  gerade  auf 
diesem  Gebiete  völlig  zu  Hause.  So  ist  es  gerade  hier  eine  Lust,  seinen 
A  asfahrungen  su  folgen  .  .  .  Der  dritte  Teil  iftUt  bei  G.  am  ktüxesten  ans:  er 
bietet  die  eigentliche  literarische  Einführung  in  die  einzelnen  Schriften 
des  N.  T.  . .  .  Die  Register  [Sachen  und  Bibelstellen]  smd  vorstiglich.'' 
Pastoralblätter  (Bacherbericht,  September  1909): 

„Die  Einleitung  G.*s  darf  nicht  nur  Gelehrten  zur  Lektüre  empfohlen 
Werden,  sondern  vor  allem  auch  Geistlichen  fUr  ihre  Vorbereitung  auf  Bibel- 
stunden  und  Religionslehrern  fttr  den  bibelkundlichen  Unterricht.** 

8 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  19x0). 


Biblische  Zeitschrift  (1909,  Nr.  2): 

„Das  Buch  gehört  zweifellos  su  den  Werken,  die  man  nicht  blofl  studiert, 
sondern  auch  gern  liest.  ..  klares  historisches  Denken  und  ein  Wirklick - 
keitssinn,  der  es  verstdit,  in  die  Zeiten  des  N.  T.  und  seiner  Göchicht^  Üdk* 
xnrflekzuversetzen  und  in  konkreten  Einzelbildem  auch  dem  Femerstehcodcn'  die; 
Probleme  xa  ▼eianachaulichen.**  j^ 

Theologie  der  Gegenwart    (1909»  Heft  4}: 

„Hervorragend  nach  Anfrifl,  Inhalt  und  Form  der  Darstellung  ist  der  ganse 
zweite  Hauptteü  des  Boches,  die  Kritik  des  Textes.  Ein  gewaltiges  Materie^ 
wird  uns  hier  in  klarer,  übersichtlicher  Weise  suglnglich  gemacht^ 
und  man  merkt  es  den  Ausführungen  auf  jeder  Seite  an,  dafi  der  Verfasse^  hier 
ans  dem  vollen  schöpft  Auch  der  Fachgelehrte  nimmt  aus  diesem  Ab- 
schnitt eine  Fttlle  von  Anregungen  mit.'* 
Bayerische  Lehrerzeitung  (1909,  Nr.  34}: 

„Die  Gewissenhaftigkeit   des   historischen  Forschers,   von   der   jede   Seite 
Zeugnis  ablegt,    berührt  den  Leser  aufs  angenehmste.     Weiter  ist  die  einfsiche' 
klare  Darstellung  zu  rühmen,  ein  Vorzug,  der  das  Buch  ohae  wekana  auch 
dem  Laien  brauchbar  macht. 
Revue  Internationale.de  Theologie,  Bern  (1909,  Band  II,  S.  396  f.): 

„Eine  Arbeit,  die  die  erstaunlichste  Fülle  von  Material  enlhlliaad 
mit  Gelehrsamkeit  gesättigt  ist .  . .  Die  Darstellung  wird  auch  in  den  schwierigstell 
Partien  mit  grofler  Kunst  geradezu  populir  gehalten  •  .  .  Wir  empfehlen  das 
bedeutende  Werk  nachdrücklich  den  wissenschaftlich  interessie;$en Kreisea 
der  altkatholischen  Kirchen." 
Kirchliche  Zeitschrift  (1909,  Heft  4): 

„Die  Entstehung  und  erste  Verbreitung  der  neutestamentlichen  Bücher  wird 
mit  einer  Anschaulichkeit  beKhrieben,  als  wenn  der  Verfasse!^  in  Jener 
altersgrauen  Zeit  gelebt  hätte  und  ein  interessierter  Zuschauer  gewesen  wfre.*' 
Theologische  Zeitblättcr  (November  1909): 

,  jSin  überaus  reichhaltiges,  interessantes  und  lehnckhes  Bndi." 


Mit  Erseheinen  du  III.  B^mdea  wurde  soeben  voUständig: 
Gregory,  D.  Dr.  Caspar  Ren^,  Professor  an  der  Unir.  Letpsig: 
Textkritik  des  Neuen  Testamentes.    Drei  Bände,    gr.  8^. 

1900— 1909.  M.  36  — ;  in  C  Halbsaffian  geb.  M«  40  — 

L  Band:  Griechische  Handschriften.  —  Griechische  liturgische  Bücher. 

(S.  I — VI  und  I — 478.)     1900.  M.  la  — 

Inhalt:  Die  Urkundea:  Paliogimphie.  —  Majuskel-  und  Ifianskcl-HaBd« 
schriften  der  ETaagelien,  Apostelgeschichte  und  katholischen  Briefe,  IkoliaiMhen 
Briefe  und  der  Apokalypse.    Griechische  Utuigische  Bücher. 

n.  Band:  Die  Übersetztmgen.  —  Die  Schriftsteller.  —  Geschichte  der 

Kritik.     (S.  VII — X  u,  479 — 994.)     1902.  M.  12  — 

Inhalt:  Einleitung.  Die  östlichen  Ol>erBetzungen  (syrische,  figyptische,  äthio- 
pische, armenische,  georgische,  persische,  arabische).  —  Die  westlichen 
Übersetzungen  (altlateinische,  Vulgata,  gothische,  slavische,  sächsische,  fiflnkische, 
teutsche,  böhmische).  —  Kirchliche  Schriftsteller:  ihr  Zeugnis  und  ihre 
Namen.  Liste  der  Zeugen,  nach  Jahrhunderten  geordnet.  —  Geschichte 
der  Kritik:  iufiere  Form  des  Textes  (Reihenfolge  der  Bftcher,  Kapitel,  Verse, 
Interpunktion,  Rechtschreibung,  Leseseichen,  Trennung  Ton  Partikeln).  Der 
gaase  Text  (vom  An&ng  bis  1500;  1500  bis  1902). 

HL  Band:  Die  Klassen  des  Textes.  —  Nachträge.  —  Text  oder 
Kollationen  einiger  Bruchstücke  und  Handschriften.  —  Register. 
(S.  995 — 1486.)     1909.  M.  12  — 

Inhalt:  Einleitung:  Klassen  des  Textes,  Arbeitsweise. —  Naditiag:  Giie- 
chische  Handschriften.  Obersetsungen.  Schriftsteller.  Kritik.  —  Nacbschlag* 
listen:  AbkUrxungen.  Personen  und  Sachen.  Sodens  Nummern. 
Handschriften. 

9' 


Verlag  der  J.  C  Hmrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Gregory*s  „Textkritik"  bringt,  nach  desselben  Verfasseis  Grie- 
chischen Handschriften  des  Neuen  Testaments  (Leipzig  1908) 
eine  neue  Umgestaltung  und  Vereinheitlichung  der  in  seinen  ^^role- 
gomena"  zu  Tischendorfs  großer  Ausgabe  des  griechischen  Neuen 
Testaments  gegebenen  Handschriften-Liste;  sie  zählt  168  Grofischriften, 
14  Papyri,  2318  Kleinschriften  und  156z  (1568)  Lesebücher  auf,  also 
etwra  58  Grofischriften,  157  Kleinschriften  und  495  (502)  Lesebücdier 
mehr  als  die  „Prolegomena".   Im  Vergleiche  mit  diesen  letzteren  sagt 

Prof.  D.  Eberhard  Nettle  im  Literarischen  Zentralblatt  (1900,  Nr.  45): 
„Fast  ganz  nea  ist  die  60  Seiten  umfassende  Einleitung  in  die  griechi- 
schen liturgischen  Bttcher  (gegen  8  Seiten  der  Prolegg.),  die  ein  bisher  bei  vas 
so  gnt  wie  onbebantes  Feld  in  AngrifT  nimmt  und  namentlich  auch  den  Litar- 
gikern  empfohlen  sei." 

The  Nation,  New  York  (25.  Okt.  1900)  schreibt: 

„For  liilness  and  accoracy  of  infbcmation  respecting  the  sooroes  of  oor  Grcek 
New  Testament  the  present  n>lame  [Bd.  i],  for  the  gxoand  it  Covers,  abmds 
mirivaUed.'' 

H.  A.  A.  Kennedy  in  The  Expository  Times,  Edinburgh  (April  1901): 

This  [Bd.  l]  is  the  first  part  of  a  treatise  on  the  teztoal  critidsm  of  the 
N.  T.  by  the  greatest  living  aathority  in  that  department.  .  .  .  What  mnst  spe- 
dally  interest  the  stndent  of  textaal  critidsm  is  to  note  the  advance  in  the  sdence 
whidi  this  werk  records  as  oompared  with  the  Prolegomena  and  the  Ibnith 
edition  of  Scrivener.  .  .  .  It  is  boand  to  take  its  pUce  as  the  indispensable  aa- 
thority in  its  own  department." 

Theodore  E.  Schmaak  in  The  Lutheran  Church  Review  (Jan.  1903): 

„This  second  Tolnme  .  .  .  is  a  worthy  saocessor  of  the  magntfioent  intro- 
dnctory  volome  which  appeared  in  1900." 

Beilage  snr  Allgemeinen  Zeitung,  Mfinchen  (19.  Bfai  1903)  : 

„Als  ein  Repertorinm  aber  flU-  alle  einschligigen  Hiltenittä,  als  ein  Sam- 
melwerk für  jede  Notiz  Aber  Handschriften  und  Zeugnisse,  die  in  den  Dienst  der 
Textkritik  gestellt  werden  können,  ist  das  Handbuch  gans  etnxig  in  seiner  ArL 
Das  reichhaltige  Material  ist  nur  hier  mit  solcher  Vollstlndigkeit  xusammengctrsgcn 
mid  das  Werk   darum  unentbehrlich  .  ." 

Frederic  G.  Kenyon  of  the  British  Museum  betitelt  seine  Anseige  von  Bd.  i 
und  2  in  The  American  Journal  of  Theology  (1904,  S.  364 — 37a): 
„A  great  work  in  textual  critidsm'*,    und  scUiefit  sie:  „stndents  of  New 
Testament  textual  criticism  owe  him  a  debt  which   they   can  neither  adequatdy 
cxprcss  nor  repay." 

W.  Fritsemeier  sdireibt  vom  ersten  Band  in  der  Deutsch-Amerikan.  Zeit- 
schrift fflr  Theologie  und  Kirche  (Bd.  23,  Heft  2,  Juli—Ang.  1902): 
„Es  ist  eine  einfach  gewaltige  Arbeit  und  die  neutestamentliche 
Wissenschaft,  die  auf  mtthsamen  Wegen  versucht,  den  ursprfingUchen  nenteatamcnt- 
leben  Text  hersustellen,  ist  Gregory  ftir  sein  grofl  angelegtes  und  sicher  daichge> 
fthrtes  Werk  xu  gröfitem  Dank  verpdichtet" 

Prof.  Kirsopp  Lake,  Leiden,  in  der  Theolog.  Tijdsehrift  (Bd. 44,  Hft.  1): 
„The  third  volume  of  Dr.  C.  R.  Gregory's  Textkritik  completcs  thb 
great  work,  which  gives,  so  fitf  as  is  humanly  possible,  all  the  known  frcti 
about  the  apparatus  criticus  of  the  New  Testament  .  .  .  Whatever  may  be 
the  modifications  introdnccd  into  Textual  Criticism  by  von  Soden,  Gregory's  work 
will  remain  indispensable,  for  it  contains  innumerable  items  of  Information  whid 
caanot  be  found  elsewhere,  and  lie  outside  the  soope  of  von  Soden*s  book  .  .  . 
Sr.  Gregory 's  individual  labours  in  the  cataloguing  and  danilying  of  Mss.  tank 
only  second  to  those  of  Tischendorf,  cven  though  the  great  resonrces  of  von  Soden 
have  enabled  him  to  do  more  oollation  by  means  of  a  large  staff  of 

10 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Hautsch,  Dr.  Ernst:   Die  Evangelienzitate  des  Origenes. 

(IV,  169  S.)  8®.  1909.  (Texten. Untersuchungen.  34, 2a.)     M.  5.50 

Im  Verfolg  der  Arbeiten  von  Preoschen  und  Koetschan  werden  diejenigen 
Evangelienzitate  des  Origenes  besprochen,  deren  Text  durch  die  Exegese  gesichert 
wild.  Dabei  muflte  an^  die  wechselnde  Form  der  Zitate  onteisacht  werden.  Das 
Ergebnis  ist  im  wesentlichen  folgendes:  i.  Die  Lemmata  in  den  exegetischen 
Schriften  des  Origenes  bieten  oft  eine  andere  Textform,  als  die  nachfolgende  Exe- 
gese voranssetzt.  2.  Origenes  erlaubt  sich  in  allen  FkUen,  in  denen  es  ihm  nicht 
anf  genane  Wiedergabe  des  biblischen  Textes  ankommt,  Freiheiten  im  Zitieren, 
verbindet  und  vermischt  in  Zitaten  wiederholt  parallele  Stellen  miteinander,  führt 
ilberhanpt  sehr  viel  ans  dem  Gedächtnis  an.  3  Es  bleibt  jedoch  eine  bestimmte 
Reihe  von  Stellen,  bei  denen  die  Verschiedenheit  derselben  Zitate  an  verschiedenen 
Orten  durch  die  Erkllmng  bestätigt  wird,  also  anzaerkennen  ist,  dafl  Origenes 
nach  verschiedenen  Exemplaren  zitiert  hat. 
Zeitschrift  fflr  wissenschaftliche  Theologie  (Band  53): 

„Die  gründliche  nnd  umsichtige  Untersuchung  H.s  wird  sowohl 
den  Herausgebern  des  Origenes  wie  den  Textkritikem  des  N.  T.  von  hohem 
Nutzen  sein.*' 

Helimann»    Dr.    Siegmund,    Professor    an    der   Univ.    München: 

Pseudo-Cyprianus  de  XII  abusivis  saeculi.    (11,  62  S.)    8^ 
1909.  M.  3.50 

Die  Arbeit  bildet,  mit  der  auf  S.  25  genannten  von  Sickenberger, 
Heft  34,1  der  ^Texte  u.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  altchristl.  Literatur". 
Theologische  Revue  (1909,  Nr.  16): 

„Über  das  Vorkommen  der  Abusiva  in  den  Nationalliteraturen  der  Angel- 
sachsen und  Deutschen,  in  ober-  und  niederdeutscher  Folklore  hat  der  Verfiuiser 
ein  fiberreiches  Material  gesammelt." 
Review  of  Theology  and  Philosophy  (Juli  1909): 

„For  this  work  no  one  was  better  fitted  than  the  aooomplished  pupil  of 
Traube,  already  known  favourably  by  his  epoch-making  work  on  Sedulius  Scottns." 
Theologie  und  Glaube  (1909,  Nr.  7): 

„H.  hat  auf  Grund  eines  viel  reicheren  handschriftlichen 
Materials,  als  es  Hartel  zu  Gebote  stand,  eine  neue  Ausgabe  der  Schrift  besorgt 
nnd  zugleich  eine  eingehende  Untersuchung  fiber  deren  Alter,  Ursprung 
und  Bedeutung  für  die  mittelalterliche  lateinische  Literatur,  sowie  ftlr  die  National- 
literatur, insbesondere  die  deutsche,  angestellt,  die  diese  Schrift  in  einem  neuen 
Lichte  encheinen  liflt." 

Herrmanny  IJc.  Johannes,  Privatdozent  an  der  Univ.  Königsberg: 

Ezechielstttdien.  (IV,  148  S.)  8®.  1908.    M.  4  --;  geb.M.  5  — 

(Beiträge  znr  Wissenschaft  vom  Alten  Testament.     2.  Heft.) 

Prof.  D.  C.  Cornill,  Breslau,  in  der  Theolog.  Rundschau  (1909,  Heft  4}: 

„Alsdas  Bedeutendste,  wasseit  lange  Aber  Esechiel  geschrieben 
worden  ist,  und  einer  der  ragendsten  Marksteine  in  der  Esechiel- Forschung  er- 
scheinen mir  H.'s  Esechielstudien  .  .  .  Oberhaupt  xeichnet  sich  H.'s  Analyse  durch 
große  Vorsicht  und  Besonnenheit  aus  .  .  .  eine  Ffille  von  fruchtbaren  und  an- 
regenden Gedanken.*' 

Prof.  D.  A.  Bertholet,  Basel,  in  der  Deutschen  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  46): 
„ .  .  .  Überhaupt  bedeuten  H.'s  Studien  einen  wertvollen  Beitrag  sn 
einem  richtigen  Verständnis  der  Person  und  des  Buches  Hesekiels. 
Wenngleich  ich  nicht  so  weit  wie  H.  zu  gehen  vermag,  so  halte  ich  doch  seinen 
Nachweis,  dafl  Hesekiels  Buch  die  Schicksale  allmählicher  Ausarbeitung  und  re- 
daktioneller Weiterbildung  in  weit  höherem  Mafle  erftihr,  als  man  bisher  meist 
Wort  haben  wollte,  ftlr  aUer  Beachtung  wert." 

Prof.  Dr.  H.  Gressmann,  Berlin,  in  der  Evangel.  Freiheit  (1908,  Heft  11): 
„Das  Buch  ist  mit  dem  schweren  Rüstzeug  der  Wissenschaft  geschrieben 
und  will  nicht  gelesen,  sondern  studiert  sein.  Die  mUhseUge  Kleinarbeit,  die  uns 
hier  geboten  wird,  liflt  den  Fleifl  und  das  Urteil  des  Forschers  in  dem 
günstigsten  Lichte  erscheinen." 


II 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  JLeipzig. 


Hilberth  Gerhard,  Pastor  an  der  Lutherkirche  zu  Leipzig: 

Chrutentum  und  Wissenschaft.    Sechs  Vortrftge.    Zweite, 
vielfach  verb.  Auflage.  (UI,  176  S.)  8®.  1909.    M.  2  — ;  geb.M.  3  — 

Der  Verfiuser  prüft  in  den  drei  errten  Vortrigen  die  gesicherten  Ei^biiiiie 
der  modernen  Kosmologie,  BiOiOgie  und  Psychologie  und  vergleicht  sie  mit  dem 
etnschlSgigen  hihalt  des  chrbüichen  Gottesglaubens.  In  den  drei  weiteren  ent- 
wirft er  ein  Charakterbild  Jesu  und  spricht  aber  Jesu  Leben,  Sterben  und  Auf- 
entehea.  Die  Untersuchungen  führen  ihn  su  dem  Satze:  Christentum  und  Wissen- 
schaft sind,  im  Grunde  erfafit,  nicht  widereinander,  sondern  füreinander. 

Theolog.  Lit -Bericht  (1999,  Nr.  i): 

„Allen,  welche  mit  apologetischen  Fragen  und  dem  Verhältnis  von  Matnr* 
Wissenschaft  und  Christentum  sich  beschäftigen,  allen  auch,  welche  im  dgencn 
CSanbensleben  mit  Zweifeln  sich  quälen,  die  von  der  modernen  Natnrwinenschaft 
wachgerufen  sind,  sei  die  Schrift  wärmstens  empfohlen.** 
Evang.-protestant  Kirchenblatt  (Lit.-Beilage  1908,  Nr.. 24): 

„Das  Buch  ist  so  voll  von  treffenden  Bemerkungen,  kritisiert  die 
materialistischen  Behauptungen  so  ausgezeichnet,  stellt  die  Unabhängigkeit  nnssicr 
Persönlichkeit  auf  so  feste  FUfie  und  ist  in  der   christlichen   Schlufiverkflndiguag 
so  originell,  dafi  die  LektOre  eben  so  fördernd  als  kurzweilig  ist** 
Sachs.  Kirchen-  und  Schnlblatt  (1909,  Nr.  5): 

„Alles  beherrscht  dn  hoher,  sittlicher  Ernst,  der  sich  nicht  vergebens  sn 
Hörer  und  Leser  ak  sittliche  Persönlichkeiten  wendet  und  üt  einladet,  an  prfifca 
und  sieh  nicht  von  dem  trtigerisehea,  oberflichlichen  Urtol  der  Tagesmeinmg 
blenden  sn  lassen.  Die  drei  letzten  Vorträge  sind  wahre  Kabinett- 
stflcke.** 
Die  Reformation  (1908,  Nr.  12): 

„Es  bt  von  auflerordentlichem  Interesse,  den  Ansfllhningca  H.'s, 
die  bis  tief  in  die  schwierigsten  Probleme  der  natarwissenschafttidien  Fofschug 
hittcinfUiicn,  sn  folgen.  Bfitten  durch  die  Menge  der  Hypothesen,  die  sich  der 
aber  die  letzten  Dinge  grübelnde  Menschengeist  geschaffen,  filhrt  nna  der  Vcr- 
Ihssrr  an  der  Hand  scharfsinniger  Beweise  sn  der  These:  die  Erkenntnisse  der 
Wissenschaft  widersprechen  nicht  der  christlichen  Weltanschauung  .  .  .** 
Dealsch-amerikanische  Zeitschrift  fftr  Theologie  n.  Kirche  (1908,  3/4) : 

„Jeder  Vortrag  ist  von  zwei  Momenten  getragen:  weitgehende  Oricnlicrang 
auf  wissenschaftlicbem  Gebiete  und  freie  Anerkeannng  der  konstaliettcn  Tntnchcn 
auf  demselben  einerseits,  andererseits  gebtthrende  Würdigung  der  Tat«chcn  des 
inneren  Lebens  und  freimfltige  Verteidigung  der  GrundposMoufn  des  Christen- 
tnms.    Das  Werk  verdient  die  weiteste  Verbreitung.*' 

Hofffmannt  D.  Georg,  Privatdozent  ao  der  Univ.  Breslau: 
Die  Lehre  von  der  fides  implicita.    3.  (Schlufi-)   Band 
Vom  Ende   des  Reformationsseitalters   bis   zur  Gegenwart 
(Vn,  536  S.)     8®.  1909.  M.  IG — ;  in  Leinen  geb.  M.  11  — 

Von  dem  jetzt  vollständig  vorliegenden  Werke  umfaßt: 

Band  I:  Die  Lehre  von  der  fides  implicita  innerhalb  der  kathol 
Kirche.  (IV,  408  S.)  8®.  1903.  M.  8 — ;  in  Leinen  geb.  M.  9  — 
Band  II:  Die  Lehre  von  der  fides  implicita  und  die  Reformatoren. 
(VIII,  331  S.)  8^.  1906.  M.  4*50;  in  Leinen  geb.  M.  5.50 

Aus  Besprechungen  über  Band  I  u.  II: 

Prof.  D.  O.  Ritschi,  Bonn,  in  der  Theolog.  Lit-Zeitung  (1907,  Nr.  5): 

„Band  11  seichnct   sich  ebenso  wie  Band  I  durch    Gründlichkeit    und 

Sorgfalt  aus.** 

Tnt  D.  R.  Seeberg,  Berlin,  in  der  Deutschen  Lit-Zeitung  (1907,  Nr.  45): 
„Der  Verfiuser  bespricht  mit  derselben  Sorgfiüt  wie  in  ämd  I  den  Glaa* 

bcBsbegriir  der  vier  Reformatoren,  sieht  bei  jedem  die  Anschauung  von  der  Kirche 

hinsn  und  seigt  dabei  gewine  Oberreste  der  fides  implicita  auf  .  .  .'* 

12 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Janaar  1910). 


Prof.  D.  G.  Wobbermia,  Breslau,  in  der  ChriitL  Welt  (1908,  Nr.  2^: 

„BCit  erstaBnUchein  Fleüe  ist  ia  Band  I  die  einaokUgige  katboUsche 
Literatur  dorchfoncht  and  die  in  Betzacht  konunenden  Aiufilhningen  bzitiach 
bearbeitet  Eine  eben  10  bimachbare  Sammliing  and  soi^gftltige  Besprechung  des 
Materials  Air  die  Refonnatoren  bietet  der  2.  Band  .  .  .  Jedenfidls  gebflhrt  H. 
das  grofle  Verdienst,  Ar  alles  weitere  Studiam  dieser  rdigionsfMjchologischen 
Fragen  eine  solide  histoiische  Basis  beschafft  an  haben." 
Evang.  Kirchenblatt  fttr  Schlesien  (1907,  Nr.  29): 

„Die  Fartsetaung  des  gnmdgekhiten  Werkes  reiht  sich  dem  enten  Band 
würdig  an.  Der  Fkage,  wie  rieh  Luther,  Zwingli,  Melanchthan  und  Calvin  sa  der 
Titelfrage  gestellt  haben,  wird  aus  ihren  Schriften  mit  gründlichster  Sofgfrdt  and 
scharfiniuiiger  Erwägung  bis  in  die  letsten  Versweigangen  des  Problems  nach- 
gegangen and  das  Material  n>Ustindig  aufgerollt." 
Schlesisches  Pastoralblatt  [kathol.]  (1909,  Nr.  i): 

„Die  Arbeit  bieCet  eine  sehr  fleiflige  DarsteUang  der  Lehre  der  U.  Sduift, 
der  Kirchenväter  and  Theologen  der  kathol.  Kirche  aber  die  fides  impHdta.    Dar 
Verf.  hat  mit  anaaerkenaender  Objektivit&t  dne  lange  Reihe  von  Aassprilchen  vor- 
geltthrt  and  sam  Teil  nach  dem  dogmenhislorisehen  Fortschritt  antersucht" 
Deatscher  Merkar  [altkatholisch]  (1904,  Nr.  2): 

„Kein  Theologe  wird  an  H.'s  Werk  vorbeigehen  können,  da  jeder  sich 
mit  einem  Gegenstande,  der  wie  der  Begriff  des  Glaubens  so  tief  in  alle  Lebens- 
fragen der  Theologie  eingreift,  auseinanderaetaen  mufi.*' 

JeremiaSf  Lic  Dr.  Alfred,  Pfarrer  u.  Privatdozent  a.  d.  Univ.Leipsig: 
Das  Alter  der  babylonischen  Astronomie.  Zweite,  erweit 
Auflage  mit  1 5  Abbildgn«  u.  astronom.  2^ichniuigen.  Unter  Berück- 
sichtigung der  Erwiderung  von  P.  F.  X,  Kugler,    S.  J.  (92  S.)  8^. 

1909.     (Im  Kampfe  um  den  Alten  Orient.  3.  Heft)         M.  1.60 

Inhalt:   Sporen  der  altbabylon.  Kultur.   —   Waren  die  alten  Babylonielr 

Astronomen?   —   Alter  und  Einteilung  dca  Tierkreises.    ^    Daa  lanisohure  Jahr 

und  die  Schaltperioden.   —   PrIsessioB  und  Weltseitalter.   —   Umlauf  und   An*- 

Ordnung  der  Planeten. 

Aus  dem  Vorwort:  ^^Meine  Streitschrift  soll  nicht  ein  Lehrbuch  ttber 
Astronomie  sein.  Ich  habe  einige  bekannte  astronomische  Erschönungen  in  Er- 
innerung gebiacht,  kein  Lehrbudi  geschrieben,  und  habe  geacigt,  dafl  de  im  allen 
Babylonien  bekannt  waren  und  dafi  sie  auf  andere  Gebiete  dea  Geisteslebens 
angewendet  worden  sind . . .  Auf  das  Wesen  der  astralen  Weltanschauung 
kommt  es  bei  dem  sogen.  Panbabylonismus  an ,  nicht  auf  die  astronomische 
Exaktheit  im  Sinne  heutiger  Wissenschaft** 

JIg,  B.,  u.  Professor  Dr.  Hans  Stumme:  Maltesische  Volkslieder, 

im  Urtext  mit  deatscher  Übersetzung  herausg.  (77  S.)  8^.  09.  M.  2.50 

(Leipziger  semitistische  Studien.  IIL  Band,  Heft  6.) 
Prof.  Dr.  H.  Grimme,  Fvelburg,  in  der  OrientaliBt.Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  lo): 
„Vierseiler,  wie  sie  das  sangeslustige  Völkchen  der  Malteser  gern  im- 
provisierty  hietet  das  Torliegende  Bndi  in  reicher  und  bunter  Auswahl  . .  1 
Einige  Dntxend  solcher  halte  schon  Mher  H.  Stumme  in  seinen  „Maltesischen 
Studien**  mitgeteilt,  doch  wird  ihre  reiche  Mannigialtigkeit  erst  aus  der  vor- 
liegenden Sammlung  klar,  die  B.  Hg  in  La  Notabile  und  La  Valletta  nach  dem 
Vortrsge  einfiicher  Leute  aus  dem  Volke  aufgeschrieben,  H.  Stumme  aber  durch- 
gesehen und  mit  einer  gut  orientierenden  Einleitung  und  wertvollen  WorterkUbrungen 
versehen  hat.  Dadurch  ist  ein  Büchlein  entstanden,  an  dem  Philologen 
und  Literarhistoriker  Ihre  helle  Freude  haben  müssen.** 

Eine  treflTliche  Ergänzung  bieten  Prof.  Stummes  Bücher: 
Maltesische  Mftrchen,  Gedichte  u.  Rätsel  in  deutscher  Übersetzung. 
(XVI,  102  S.)  8®.   M.  3.50  —  Maltesische   Studien.     Eine   Samm- 
lang prosaischer  u.  poetischer   Texte  in  maltes.  Sprache,    mit  Er-, 
länterungen.     (TV,  J24  S.)  8®  M.  4 — ► 

»3 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'scheii  Buchhandltmg  in  Leipzig. 

Kittel,  D.  Dr.  Rudolf,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig: 
Studien  zur  hebriisehenArchlolo^ie  und  Religionsgescfaichte. 
(Xn,  243  S.  mit  44  Abbildgn.)  8®.  1908.       M.  6.50;  geb.  M.  7.50 
(Beiträge  zur  Wissenschaft  vom  Alten  Testament     i.  Heft.) 

Theologie  der  Gegenwart  (UL  Jahrgang,  Heft  a): 

„Einen  wertvollen  Beitrag  an  dieiem  FoffBchnngqgebiete  (bihliache  AxdüKo- 
logie)  hat  K.  in  seinen  Stadien  geliefcit.  Diese  enthalten  4  Untersachvngcn : 
L  Der  heilige  Fels  auf  dem  Moria  nnd  seine  Altire;  IL  Der  primitive  Fdsahar 
and  seine  Gottheit;  m.  Der  Sdilangenstein  im  Kidrontal  bei  Jerasaiem;  IV.  Der 
Kesselwagen  des  salomonischen  Tempels.  Eigene  Beobachtung,  nrnfnasende 
Verwendung  allen  dnrch  die  Aasgrabnngen  flüssig  gemachten  Ma- 
terials nnd  hervorragende  philologisch-historische  Schalung,  die 
sich  bei  dem  Ver&sser  verbinden,  wirken  dahin  sosammen,  dafl  die  simtlkhcn 
behandelten  archäologischen  Probleme  am  ein  Bedeatcndea  gefördert  wcfdcB.** 
Pftof.  D.  W.  Nowack  in  der  Theolog.  Rnndschan  (1909,  Heft  7): 

„K.'s  Arbeit  (das  Referat  beiog  sich  auf  die  zweite  Stndie)  ist  das  Master 
einer  methodisch  angelegten  and  alle  in  Betracht  kommenden  Tnitanim  sotgssm 
abwigenden  Untersachong." 
Biblische  Zeitschrift  (1908,  Nr.  3): 

„Die  nflchtemen,  scharfrinnigen  Stadien  verdienen  hohe  Beachtung.^' 

König»  D.  Dr.  Eduard,  Professor  an  der  Univ.  Bonn: 
HebrSisclie  Grammatik  für  den  Unterricht,  mit  Übungsstücken  nnd 
Wörterverzeichnissen,  methodisch  dargestellt  (Vm,  xir  u.  88  S.)  8*. 
1908.  M.  3 — ;  in  dauerhaftem  Leinenband  M.  3.60 

Prof.  Lic.  Dr.  P.  Volz,  Tttbingen,  im  Theolog.  Jahresbericht  (1908,  S.  98): 

„Ein  Master  von  Gediegenheit,  Grftndlichkeit,  Wissenschaft- 
lichkeit,  das  Hebriische  in  den  weiten  Rahmen  der  orientalischen  Spiachcn 
eingestellt,  auf  knappem  Raum  viel  and  vielerlei  Wissenswertes  swsammfugediingt." 
Prof.  Dr.  Haffner,  LnDsbiack,  im  Allgem.  Lit.- Blatt  (XVm,  Nr.  10): 

„Wenn  auch  das  Bach  in  erster  Linie  fflr  den  Gebranch  an  deutschen 
Gymnasien  eingerichtet  eischeint,  so  ist  es  doch  ebenso  ein  iuflerst  brauch- 
bares Hilfsmittel  fflr  den  ersten  Unterricht  im  Hebräischen  an  den 
Universitäten,  und  wir  mflssen  ihm  fllr  beide  Zwecke  eine  gans  hervor- 
ragende Stelle  einriumen.^* 
Prof.  Dr.  F.  Wilke,  Wien,  im  Theolog.  Lit.-Bericht  (1909,  Nr.  zo): 

„Wenn  ein  Gelehrter  die  Qualifikation  zur  Abfiusung  einer  hebriiadien 
Gtammatik  besitzt,  so  ist  dies  sweifellos  der  Verfitfser  des  ,,historisch-kritischcn 
Lehrgebäudes  der  hebräischen  Sprache",  und  die  eigenartige  Methode, 
welcher  K.  bei  seiner  neuen,  dankenswerten  Arbeit  gefolgt  ist,  sichert  ihr 
auch  die  gebotene  Beachtung  in  der  FfiUe  der  Übungabflcher,  die  wir 
bereits  bedtsen." 
Die  Studierstube  (1909,  Nr.  2): 

„Eine  fiberaus  verdienstliche  hebr.  Grammatik  ...  In  der  Tat  hat 
hier  der  Verf.  den  Unterricht  im  Hebriischen  wunderbar  erleichtert 
und  echt  methodisch  gestaltet  .  .  .  Durchweg  erkennt  man  das  Bemflhen, 
die  spiachlichen  Erscheinungen  dem  inneren  Verständnis  nahesubringen.'* 

Aus  Urteilen  von  Fachlebrern  des  Hebräischen. 

Obeilehrer  E.  GL  am  Gymnasium  in  H.: 

,  Jch  habe  das  Buch  mit  groflem  Interesse  durchgeschaut  und  koaslatlert, 
däM  an  Reichhaltigkeit  und  doch  weiser  Beschränkung  in  der  Auswahl  des  SIoIEbb 
der  Meister  zu  erkennen  irt.   K.  ist  sicher  in  besug  auf  grammatisch-methodische 
Darbietung  eines  der  allerbesten  Gy  mnasiallehrbflcher.'^ 
Rabbiner  Dr.  M.  G.  am  Gymnasium  in  G.: 

„Besonders  kann  die  Grammatik  fflr  die  oberen  Klassen  der  Gym> 
nasien  und  fflr  den  hebr.  Fortbildungsunterricht  mit  gutem  Gewimen 
empfohlen  weiden." 

14 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Oberlehrer  Lic  W.  K.  am  Gymoasinin  in  M.: 

„Nachdem  ich  das  Lehrbach  geprflft  habe,  nehme  ich  keinen  Anstuid  in 
erkliicn,  dafi  ich  es  für  die  hebräische  Grammatik  der  Zuknnft  halte; 
der  Lehrer  des  HebriUschen  wird  um  so  mehr,  wenn  er  unter  den  sich  anbieten- 
den Büchern  su  wählen  hat,  den  „kleinen  König**  herausgreifen,  weil  er  in  dem 
vgroflen  König"  das  ausgeseichnetste  Hilftmittel,  das  es  geben  kann,  besitzt,  am 
des  spmchwisMnschaftlichen  Stoffes  des  Hebräischen  völlig  Herr  zn  werden.** 
Professor  Dr.  J.  K.  in  T.: 

„Die  Grammatik  bezeichnet,  soweit  ich  es  beurteilen  kann,  einen  riesen- 
haften Fortschritt  in  der  pädagogischen  Methode.  Jeder  kann  aas 
dem  Werke  sich  selbst  unterrichten.** 

Interessenten  steht,  solange  Abzflge  vorhanden  sind,  Prof.  Königs  Ab- 
handlung „Zur  Methodik  des  hebr.  Unterrichts**  (Sonderdruck  aus  der 
„Monatschrift  Uüi  höhere  Schulen*')  auf  Wunsch  kostenfrei  zur  VeriUgung. 

Kiissnert  Dr.  Gustav,   Pastor  zu  Mölln  in  Lauenburg: 

Was  ist  Christentum?    Ein  Mahnruf  und  Programm  für  alle, 

denen  die  religiöse  Not  unseres  Volkes  zu  Herzen  geht.  (IV,  S92  S.) 

gr.  8*^.  1909.  M.  6 — •,  in  Leinen  geb.  M.  7  — 

Aus  dem   Inhalt:   Schule,   Elirche,  Staat   und   Christentum.  —  Kultur, 

Kirche  und  Christentum.  —  Politik,  Kirche  und  Christentum.  —  Interkonfessionelle 

Beziehungen.  —  Internationale  Probleme.  —  Der   Zweck   des  Menschen.  —  Die 

Idee  der  Erlösung.  —  Das  Wesen  des  Christentums.  —  Aufgaben  ftlr  die  Kirche 

(Dogmadk;  Sittenlehre;  Predigt;  Jugend-Unterweisung;  Seelsorge;  Erziehung   zur 

Arbdt).  —  Aufgaben  des  Staates  bezw.  der  Gesellschaft  (Schule;  Kirche;  Presse; 

Volkserziehung;    Frauenfrage >  Bevölkerungs-Politik ;    Kolonial-Politik;    Bdission; 

Welt-Politik). 

Prof.  D.O.  Baumgartens  Evang.  Freiheit  (1909,  Heft  7)  urteilte: 

„Das  Buch  ist  eine  durchaus  eigenartige  Apologie  des  Christen- 
tums. Jede  theologisiersnde  Beurteilung  wird  fernzuhalten  gesucht.  Die  ge- 
fundene Formel  f^  das  Wesen  des  Christentums  wird  glänzend  entwickelt  und 
durfte  in  der  Tat  viele  und  ▼erschiedensie  vereinigen  können.  Blit  Kfihnheit  wird 
der  Zweck  der  Menschheit  in  diese  Welt  verlegt,  in  die  allseitige  ideal-reale 
Kultur  dieser  Erde.  Das  Ziel  „ewiges  Leben"  wird  in  zweite  Linie  gestellt.  Von 
diesem  Standpunkte  aus  werden  mit  erstaunlicher  Kombinationsgabe  und  oft 
groflem  Scharftinn  alle  Beziehungen  und  Fragen  des  irdischen  Lebens  herein- 
gesogen und  geltet  .  .  .  Die  Weltaufgabe  des  Christentums  ist  selten  so  um- 
fassend und  weltoffen  dargelegt." 
D.  E.Snlze  in  den  Protestant  Monatsheften  (1909,  Heft  5): 

„.  .  .    ein   ganz   vorzfigliches  Werk  .  .  .    Reiche  »Lebenserfahrung, 
vortreffliche  Beobachtungsgabe  .  .  .  kein  Parteünieressq  .  .  .     Ich  wünsche  dem 
Buche  recht  viele  Leser.    Jeder  wird  es  mit  Dank  aus  der  Hand  legen.*' 
Theolog.  Lit.-Bericht  (1909,  Nr.  9): 

„Ein  inhaltieiches,  warmherziges  Buch,  dessen  umfassende  Schilderungei^ 
besonnene  Kritiken,  tie^eifende  Ratschlige  allenthalben  Beachtung  und  meist 
auch  Zustimmung  ver^enenl  Als  Leser  sind  nicht  nur  Theologen,  son- 
dern religiös  Gesinnte  aus  allen  Konfessionen  und  aus  den  ver- 
schiedenen kirchlichen  Parteilagern  gedacht  , .  .** 
Zeitschrift  ftlr  Missionskunde  (1909,  Heft  10): 

„Ich  stehe  nicht  an,    Tendenz  und  Durchführung  des  Buches  hoch  an- 
zuerkennen und  dem  Werke  allseitige  Beachtung  zu  wünschen.' ' 
Sachs.  Kirchen-  und  Schuiblatt  (9.  IX.  1909): 

„K.  hat  einen  offenen  Blick  und  ein  klares  Urteil.  Wenn  er  zu- 
letzt die  Aufgabe  der  Gegenwart  als  Volkskultursrbeit  bezeichnet,  so  stimmt  das 
mit  der  Idee  vom  Reiche  Gottes  auf  Erden,  das  durchaus  internationaler  Art 
sein  mufi.  So  ist  das  Programm  wohl  begrftndet,  ansftthrbar  und  vielversprechend." 
Die  Innere  Mission  (1909,  Heft  12): 

„Es  ist  zn  wUnsdien,  dafl  das  Buch  einen  grofien  Leserkreis  finden  möge, 
da  die  AusfUhrungen  des  VetfiMsers  mit  einer  staunenswerten  Aufwendung 
von  Fleiß  und  Gründlichkeit  durchgefllhrt  sind." 


15 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  BachhancUuiig  in  Leipzig. 


Lehr»  D.  Dr.  Max,  Professor  an  der  Univ.  Königsbeig: 
Die  Stellung  des  Weibes  zu  Jahwe-Religioo  und  -Kult 

(IV,  54  S.)  8^  1908.  M.  1.80;  in  Leinen  geb.  M.  2.60 

(Beiträge  zur  Wissenschaft  vom  Alten  Testament.     4.  Heft.) 

Prof.  D.  £.  Sellin,  Rostock,  in   der  Theologie  der  Gegenwart   (DI,  2): 

„Eine  gründliche  Untersuchung  Über  die  Stellung  des  Weibes 
%,u  Jahwe-Religion  u.  -Kult  L.  will  die  These  von  Smend,  Stade  u.  a. 
prfifcai,  der  Jahwismus  sei  wesentlich  eine  Religion  der  Mfinner  gewesen,  habe 
die  Frauen  Wel  weniger  angegangen.  Nach  einer  Liste  aller  weiblichen  E^ges- 
i^unen  im  A.  T.,  die  schon  an  sich  dankenswert  ist,  prttit  er  die  sosiale  Steliong 
^iiw  Weihes,  die  Gelübde  von  Frauen,  das  Weib  als  Jahweprophetin  und  ihre  Be- 
teiligung am  Kulte  sowie  ihre  sonstigen  kultischen  Dienste.  Nach  allem  kommt 
er  SU  dem  gewifi  richtigen  Resultate,  dafi  jenes  Urteil  wohl  auf  die  sp&tere  jüdische 
Zelt  zutreffe,  auf  die  israelitische  hingegen  nicht.'* 
Prof.I>r.F.Wilke,  Wien,  im  Theolog.  Lit.-Bertcht  (1908,  Nr.  12): 

„Die  Untersuchung  ist  eindringend  und  auf  Grund  einer  umfassenden  Kennt- 
nis des  alttestamentlichen  Bfaterials  und  der  einschlägigen  Litemtur  geführt . . ." 

Medliltha«     Ein  tannaitischer  Midrasch  zu  Exodus.    Erstmalig  ins 
*    Deutsche  übersetzt  und  erläutert  (mit  Einleitung  über  Entstehung, 

Charakter  und  Abfassungszeit  der  Mechiltfaa)  von  Rabbiner  Dr.  J. 

Winter  und  Prof.  D.  Dr.  A.  Wünsche.    Mit  Beiträgen  von  ProC 

Drw  U  Blau.  (XXIV,  391  S.)  gr.  8^^.  1909.  M.  10 — ;  geb.  M.  ii.ao 

Dieser  älteste  Exodus-Kommentar,  nSchst  der  Bfischna  das  fiteste 
rabbinische  Schriftwerk,  konnte  bisher  infolge  der  teUweise  ungewöhnlichen  sprach- 
lichen Schwierigkeiten  des  Textes  nur  in  beschrioktem  UmCuge  wimwischsflltrli 
verwertet  werden.  Die  hier  cum  ersten  Male  gebotene  deutsche  Ober- 
set an  ng  macht  den  darin  enthaltenen  fitesten  jüdischen  TimditioiiSBloff  allgoacia 
«nginglkh.  Die  biblische  Altertumswissenschaft  kann  hier  die  fitssten 
Ansichten  und  Auffassungen  einer  Reihe  iür  sie  wichtiger  Dinge  kennen  Icfiien. 
Dem  Alttestamentier  wird  die  eingehende  Schilderung  der  Pesach^Fcier,  des 
Anssngs  aas  Ägypten,  des  Zusammentreffens  Moses  mit  Jethio  u.  a.  von  bejoodcwm 
latesesse  sein.  Für  die  Daistellnng  der  nentestamentlichen  Zeitgeschichte 
dürfte  es  bedeutsam  sein,  dafi  sich  aus  dem  Weriie  ein  tiemlich  sicheras  Bild  von 
dem  Stande  der  Bibelanslegnng  und  Bibelbetrachtung  im  Zeitalter  Jesu  gewinnen 
liflt.  Der  Kenntnis  des  Judentums  wird  das  Stadium  des  aus  der  ersten 
HUIte  des  aweiten  nachchristlichen  Jahrhunderts  stammenden  Schilftwcria  man^ 
neuen  Zug  hinsuftgen  können.  —  Zur  Brieichterang  der  Anschaffung  auch  in 
5  Lieferungen  (von  je  5^6  Bogen)  zum  Preise  von  je  M.  2. 
Theologischer  Jahresbericht  (1908,  S.  168): 

„Ein  sehr  verdienstliches  Werk  .  .  .  Die  Ausgabe  ist  auier- 
ordentlich  fleiSig,  mit  allerlei  wertvollen  Zugaben  (Einleitung,  ]^ 
gfater  der  in  Meeh.  enthaltenen  Gldchnime,  der  stmtllchcn  in  Mech.  aiticrtea 
Bibelstellen,  der  angeAhrten  Tannaun,  kurser  Abrifl  cur  Termindlogie  der  Medt)" 
IVof.  Dr.  W.  Bacher,  Budapest,  in  der  Theolog.  Lit-Zeitung  (1909,  Nr.  16): 

„Die  ntttzlichen  Beigaben  vervoHstindigen  den  Wert  des  Werkes,  das  man 
als  bedeutsame  und  verdienstvolle  Leistung  beseichnen  kann  . . .     Gans 
besonderes  Lob  verdient  die  vornehme  ftufiere  Ansstattung  des  Boches.'* 
Monatschrift  f)ir  Geschichte  und  Wissenschaft  des  Judentums (1909,  S.  486 — 497): 

„Die  Obersetzung  sucht  das  Original  so  wortgetreu  als  möglich  wieder- 
sngeben,  bleibt  aber  trotsdem  verständlich,  und  durch  die  jedesmalige  Hervor- 
hebung des  Stichworts,  auf  welches  sich  die  Aaslegnng  besieht,  wird  dem  Ver- 
itindlds  nachgeholfen  und  der  innere  Sinn  der  Sduiftdentung  dem  Letsr  ent- 
hallt  .  .  .  Das  Buch  ist  unstreitig  geeignet,  den  Zweck  su  erffilen,  den  sieh  die 
Verfasser  gesetzt  haben,  denen  den  Weg  zu  ebnen  und  den  Zugang  sn  der 
Midrasoh-Ltteratur  zu  erleichtem,  die  sich  ohne  Ffiirer  nidit  sureclt  finden,  und 
denen  die  Originalwerke  allzu  grofle  Schwleri^eiten  bieten  .  .  .  Wir  können 
es  den  Fachkreisen  bestens  empfehlen.** 

16 


-  "* 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Möller,  Dr.  George  Direktorialassistent  am  Ägypt  Museum  zu  BerUn: 

Hieratische  Lesestiicke»  für  den  akademischen  Gebrauch  her- 
ausgegeben.    36,5x26  cm.     (In   3   Heften.) 

1.  Heft:  Alt-  und  mittelhieratische  Texte.  (IV  S.  u.  25  Blatt  in 
Autographie).      1909.  kart  M.  4  — 

2.  Heft:  Literarische  Texte  des  Neuen  Reiches.  (IV  S.  u.  42  Blatt 
in  Autographie.)  1910.  kart  M.  5.50 

Zweck  dieser  Leflestftdce  kt,  dem  «kademischen  Unterricht  Meteivd  aas  schwer 
oder  gar  nicht  znginglichen  Handschriften  an  angemeaenem  Preise  an  liefen. 
Das  erste  Heft  entUUt  literarische  nad  geschSftUche  Texte  des  Mittleren  Reiche«; 
das  sweile  Heft  bringt  nur  literarische  Texte  des  Neuen  Reiches ;  hier  sind  fiut 
alle  Literatvmttnngen  vertreten,  so  dafl  die  Hefte  ebenaognt  rein  philo- 
logischen Übungen  wie  einer  Vorlesung  Aber  Sgyptische  Literatur 
angmnde  gelegt  werden  könnten.  Heft  3  winl  juristische  Teste,  Original*  und 
Mnsterbriefe,  sowie  Proben  aus  Rechnungen  des  Neuen  Reiches  enthalten. 

G.  Maspero  in  der  Revue  Critique  (1909,  Nr.  39)  über  Heft  i: 

„Ce  livre  r^pond  k  nn  besoin  de  nos  ^coles.  Ncms  n'avous  enjos- 
qu'ä  prtent,  ponr  cnseigner  le  d^chiffirement  de  Thi^ratique,  que  des  lecaefls  foit 
ooÜteuz  ...  Le  choiz  des  morceaux  est  fort  bon,  et  ils  sont  suffisanusent 
loogs  ponr  que  l'dire  alt  le  temps  de  s'habituer  Tocil  k  chaqne  tjrpe  . .  .  L*ex^* 
eutioa  est  remarquable  . . .  chaque  morceau  est  nn  fiic-siniil6  fidtie  du  mann- 
scrit  auqud  U  a  ^6  emprant^.  Le  Itrre  sera  donc  tr^s  utile  aux  d^butants, 
et  j*ai  bon  espofar  qu'avant  peu  il  seim  adopt^  dans  tous  Ics  oours  d'Egyptologie/* 
Prof.  D.  J.  Leipoldt,  Kiel,  im  Lit.  Zentralblatt  (1909,  Nr.  31): 

„Wer  einmal  Studenten  in  das  hieratische  Schrifttum  eingeftlhrt  hat,  weif 
wie  schwer  es  hSlt,  die  nötige  Zahl  von  Nachbildungen  hieratischer  Handschriften 
susammenzubekommen.  llft.*8  Lesestficke  schaffen  hier  Wandel  und  bilden  so 
eine  wertvolle  Erg&nsung  zu  Steindorffs  Urkunden  des  ägyptischen 
Altertums  . . .  Das  Buch  ist  auch  zum  Selbststudium  geeignet" 
Dr.  H.  Ranke  in  der  Orientalist.  Lit.« Zeitung  (1909,  Nr.  7): 

„Jeder,  der  den  bisherigen  Bilangel  an  hieratischen  Chrestomathien  kennt, 
wird  hierfilr  dem  Verfiuser  ganz  besonderen  Dank  wissen.  Ein  pallographiseh 
SU  verlassiges  Buch  dieser  Art  gehörte  auch  zu  den  dringendsten  Desideraten 
der  Ägyptologie." 

Möller,  Dr.  Georg,  Direktorialassistent  am  Ägypt  Museum  zu  Berlin: 

Hieratische  Paläographie.  Die  ägyptische  Buchschrift  in 
ihrer  Entwicklung  von  der  5.  Dynastie  bis  zur  römischen  ELaiser- 
zeit  35,5X27  cm, 

L  Band:  Bis  zum  Beginn  der  18.  Dynastie.  Mit  9  Tafeln  Schriftt 
proben,  davon  7  in  Lichtdruck.  (Vin  S.,  20  S.  Einleitung  und 
76  Blatt  in  Autographie.)  1909.  In  Leinen  geb.  M.  30  — 

IL  Band:  Von  der  Zeit  Thutmosis'  IIL bis  zum  Ende  der  21.  Dynastie. 
Mit  8  Tafehi  Schriftproben  in  Lichtdruck,  (IV  S.,  1 5  S.  Einleitung 
und  74  Blatt  in  Autographie.)     1909.    In  Leinen    geb.  M.  30  — 

Zwei  weitere  Bämde  soüen  in  etwa  haXbfährigen  Abständen  folgen. 

Prof.  D.  J.  Leipoldt,  Kiel,  im  Lit.  Zentralblatt  (1909,  Nr.  29)  ttber Band I : 
,,Der  Wert  der  von  M.  geschaffenen  Litten  kann  nicht  leicht  flbcrachatzt 
werden.  Bei  schwierigen  Stellen  wird  man  nun  viel  leichter  sa  sicheren  Lesungen 
kommen  als  frflher  .  .  .  Lehrreich  sind  anch  die  Beziehungen  swiscfaen  der  Ge- 
•chlehte  der  ägyptischen  Kunst  und  der  hieratischen  Schrift  .  .  .  Wir  freuen  uns 
auf  die  Vollendung  des  Werlces,  das  allen  Agyptologen  ein  notwendiges 
Arbeitsgerät  sein  wird.*" 

«7 


Verlag  der  J.  C.  Hiniichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 
Weitere  Urteile  über  Möller,  Hieratische  Paläographie,  Band  I: 

G.  Iftaspero  in  der  Reyoe  Critiqae  (1909,  Nr.  39): 

„L'ouvrage  est  tr^s  bon,  et  U  rendra  des  senrioes  non  seulemeat  «ox 
d^botaotSy  mais  aux  ^yptolc^ues  d6jk  experts  qai,  embamsi^s  par  an  signe  ob 
par  nn  grcmpe  dans  nn  mannscrit  de  bonne  allnre,  seront  bien  aiaes  d^aToir  aoos 
U  main  les  flteents  qnl  leor  pennettront  de  se  d^dder,  et,  an  beaoin,  de  rectifier 
leor  lectnre  ...  Le  dessin  des  hi^roglyphes  est  d*nne  pnrt6  rare,  K 
oelni  des  graphies  hi^xatiques  qni  en  d^iTent  est  d'nne  nettei^  qni  ne  laiase  ricn 
ä  düstrer  .  .  .  Mr.  Möller  nons  a  donn6  un  Instrument  de  travail  qniser- 
▼ira  k  denx  on  trois  g^nörations  an  moins,  et  qoeTon  oompletera  a  oonp 
str,  mats  qne  nnl  ne  songera  k  refiüre  d*ici  k  qnelqne  temps/' 
Dr.  Herrn.  Ranke  in  der  Orientalist  Lit*Zeitnng  (1908,  Nr.  7): 

„Es  ist  nicht  suviel  gesagt,  wenn  wir  bebanpten,  dafl  der  Vcifaiscr  mit 
seiner  Arbeit  eine  der  schmerslic^  empfundenen  Lflcken  in  der  igyptologisdicn 
lüeiatnr  ausftUt  .  .  .  Eine  kune,  aber  inhaltreiche  Einleitung  befaanddt  die 
Entstehung  der  hieratischen  Schrift  und  ihre  Entwicklung  von  etwa  a6oo — 1600 
T.  Chr.,  femer  die  fiuflere  Anlage  der  Handschriften,  die  Binfittsse  van  Schreib- 
material und  Schreibcichtung  auf  die  Entwicklung  der  Schrift  und  endlich  die 
Qoellhattdschriften,  elf  an  der  Zahl,  denen  die  auf  den  folgenden  TabeUen  ge- 
gebenen Schriftproben  entnommen  sind  ...  So  ist  eine  Fülle  von  teilweise 
neuem  Material  angesammelt,  und  auf  den  76  Tabellen  ziehen  etwa  600  ägyp- 
tische Schriftzeichen,  in  ihrer  Entwicklung  während  eines  vollen 
Jahrtausends,  an  unserem  Auge  vorüber.  Die  Anordnung  ist  praktisch  und 
ftbersichtlich.  Von  jedem  Zeichen  ist  sunächst  die  älteste  monumental  bdcgte 
Fonn  gelben,  übrigens  in  geradezu  unübertrefflicher  Ausführung.  Dana 
schlieflen  sich  in  chronologischer  Reihenfolge  ihre  „hieratischen"  Äquivalente  ans 
den  elf  Quellhandschriften  .  .  .  Den  Band  beschliefien  9  Tafeln  mit  Schrift- 
proben —  ihre  Ausführung  kann  vorzüglicher  nicht  gedacht  werden.  So  bildet 
dieser  Band  ein  unentbehrliches  Hilfsmitel  für  alle,  die  sich  mit  alt- 
mad  mittelhieratischen  Texten  zu  beschäftigen  haben.'* 

Mythologische  Bibliothek»  herausgegeben   von  der  Gesellschaft 
für  vergleichende  Mythenforschung,     gr.  8®. 
Von  dieser  Sammlung  liegen  neu  vor  : 

Hüsing,   Dr.  Georg:    Die  iranische  Überlief eruog  und 

das  arische  System.  (XVI,  248  S.)  1909.  [Band  II,  Heft  2.]     M.  8  — 

Schultz»  Dr.  Wolfgang:  RBtsel  aus  dem  hellenischen 
Kulturkreise,  gesammelt  und  bearbeitet.  I.  Teil:  Die  Rätseltiber- 
lieferung.    (XX,  159  S.)  1909.  [Band  HI,  Heft  i.]  M.  6  — 

Siecke,  Professor  Dr.  £rnst:  Hermes  der  Mondgott 
Studien  zur  Aufhellung  der  Gestalt  dieses  Gottes.  Mit  Nachträgen. 
(H,  118  S.)  1908.  [Band  U,  Heft  i.]  M.  4  — 

Früher  sind  eraehienen: 

BSklen»  Dr.  Ernst:  Adam  imd  Qain  im  Lichte  der  ver- 
gleichenden Mythenforschung.       (IV,  148  S.)  1907.  [I,  2/3.]    M.  4  — 

Lessmann,  Dr.  Heinrich:  Aufgaben  und  Ziele  der  verglei- 
chenden Mythenforschung.        (VIII,  52  S.)  1908.    [I,  4.]     M.  2  — 

Siecke,  Professor  Dr.  £rnst:  Drachenkämpfe.    Untersuchungen 

2ur  indogerman.  Sagenkunde.       (IE,  123  S.)  1907.   [I,  i.]    M.  3  — 

Erster  Band.     1907/08.     M.  9 — ;  geb.  M.  10.50;  Decke M.  t  — 

Zweiter  Band.  1908/09.  M.  12 — ;  geb.  M.  13.50;  DedkeM.  i  — 

Die  VeröffentlichangcD  der  Gesellschaft  ftlr  veiglelcheiide  Mjthenlbisdnmg 
(jährlich  etwa  20  Bogen  gr.  8®)  werden  den  Mitglielera  gegen  einen  Jahres« 
beitrag  von  zehn  Merk  kostenfrei  sngestellt    Nähere  Anskuaft  erteilt  der  Veiing. 

18 


Wisseoschaitliche  Neuigkeiten  (Januar  19x0). 

In  der  von  A.  Jeremias  und  H.  Winckler  redigierten  Sammlung 

Der  Alte  Orient.     Gemeinverständliche  Darstellungen, 

jährlich  4  Hefte  zu  je  60  Pf.;  Jahrgang  M.  2  — ;  in  Leinen  geb.  M.  3  — 

sind  zuletzt  erschienen: 
Delitzsch,  Fr.:  Asurbanipal  u.  die  assyr.  Kultur  seiner  Zeit  (17  Abb.) 
Ungnade  A.:  Die  Deutung  der  Zukunft  bei  Babyloniem  u.  Assyrem. 
Weber y  O.:  Glasers  Forschungsreisen  in  Südarabien.    (Mit  Gl.s  Bild.) 
Winckler, H.:  Das  Vorgebirge  a.Nahr-el-Kelbu.seineDenkmäler.(4Abb.) 

Inhalt  der  übrigen  Hefte: 

Ägypter  als  Krieger  und  Eroberer  in  Asien.   Von  W.  M.  Müller.  5,1 

Altbabylonisches  Recht    (i  Abb.)                    Von  B.  Meißner.  7,1 

Amama-Zeit  Agfyptenu.  Vorderasien  um  i400v.Chr.:  CNiebuhr.  1,2 

Arabien  vor  dem  Islam.     2.  Aufl.                     Von  O.  Weber.  3,1 

Aramäer.                                                              Von  A.  Sanda.  4,3 

Äthiopien,    (i  Abb.)                                   Von  W.  M.  Müller.  6,2 

Babylonische  Hynmen  und  Gebete.               Von  H.  Zimmern.  7,3 

Dämonenbeschwörung  b.  Babyloniem  u.  Assyrem.  Von  O.  W  e  b  e  r.  7,4 

Entzifferung  der  Keilschrift  (3  Abb.)     Von L. Messerschmidt  5,2 

Euphratländer  u.  das  Mittelmeer.   (3  Abb.)     Von  H,  Winckler.  7,2 

Festungsbau  i.  alt  Orient  (15  Abb.)   2.  Aufl.  Von  A.  Billerbeck.  1,4 

Forschungsreisen  in  Süd-Arabien.   (3  Karten,  4  Abb.):  O.Weber.  8,4 

Geschichte  der  Stadt  Babylon.                      Von  H.  Winckler.  6,1 

Hammurabi,  sein  Land  u.  seine  2^it  (3  Abb.)  VonFrdr.Ulmer.  9,1 

Hammurabis  Gesetze. (i  Abb.)  4. erweit  Aufl.    Von  H.  Wi nckler.  4,4 

Hettiter.  (9  Abb.)  2.  erweit  Aufl.      Von  L.  Messerschmidt.  4,1 
Himmels-   und    Weltenbild    der   Babylonier.     (2  Abbildungen.) 

2.  erweiterte  Auflage.                      Von  H.  Winckler.  3,2/3 

Hölle  und  Paradies  bei  den  Babyloniem.    2.  Aufl.:  A.  Jeremias.  1,3 

Keilschriftmedizin  in  Parallelen.  ( i  Schriftt)  2 .  Aufl. :  F.  v.  O  e  f  e  1  e.  4,2 

Lykier.  Geschichte u.  Inschriften.  (5  Abb.,  i  Kärtchen.)  Th.  Kluge.  11,2 

Magie  u.  Zauberei  im  alten  Ägypten.     Von  A.  Wiedemann.  6,4 

Ninives  Wiederentdeckung.                         Von  R.  Zehnpfund.  5,3 

Phönizier.     2.  Auflage.                                 Von  W.  v.  Landau.  2,4 

Phönizische  Inschriften.                               Von  W.  v.  Landau.  8,3 

Phrygien.     (15  Abbildungen.)                  Von  E.  Brandenburg.  9,2 

Polit  Entwickelung  Babylon,  u.  Assyriens.    Von  H.  Winckler.  2,1 

Sanherib,  König  von  Assyrien.                           Von  O.  Weber.  6,3 

Schrift  u.  Sprache  d.  alt  Ägypter.     (3  Abb.):  W.  Spiegelberg.  8,2 

Stadtbild  v.  Babylon,   (z  Abb.,  2  Pläne.)    Von  F.  H.  Weißbach.  5,4 
Teil  Halaf  u.  die  verschleierte  Göttin,  (i  Kartensk.  u.  15  Abb.) 

Von  M.  V.  Oppenheim.  io,x 

Tote  u.  Totenreiche d.  alt  Ä^^ter.  2.  Aufl.   Von  A.  Wiedemann.  2,2 

Unterhaltungsliteratur  d.  altÄgypter.  2.  Aufl.  Von  A.  Wie d emann.  3,4 

Urgeschichte^  biblisch-babylonische.  3.  Aufl.  Von  H.  Zimmern.  2,3 

Völker  Vorderasiens.     2.  Aufl.                       Von  H.  Winckler.  x,i 

Weltschöpfung,  babylonische,    (i  Abb.)         Von  H.  Winckler.  8,x 

Der  Zagros  u.  seine  Völker.    (3  Kart,  35  Abb.)    Von  G.  Hüs  i  ng.  9,3/4 

19 


Verlag  der  J.  C.  Htnrichs'schen  BuchhandluDg  in  Leipzig. 

Papyrus,  Hieratiscbe,  aus  den KgL Museen  zu  Berlin.43,5X33,5ciiL 

IV.  Band  Die  Klagen  de9  Bauern.  Bearbeitet  vom  Fr.  Vogelsang 
und  Alan  H.  Gardiner.  24  Lichtdruck-Tafeln,  Umschreibung  und 
Übersetzung.  (15  S.  Text  und  24  Tafeln  in  Autographie.)     1908. 

M.  1 7  — ;  in  Leinen  geb.  M.  2 1  — 

V.  Band.  Die  Erzählung  des  Sinuhe  und  die  Hirtengeschichte. 
Bearbeitet  von  Alan  H.  Gardiner.  18  Lichtdrtxrk-Tafeln,  Um- 
sdireibung  und  Übersetzung.  (15  S.  Text  und  18  Tafeln  in  Auto- 
graphie.) 1909.  M.  16  — ;  in  Leinen  geb.  M.  20  — 
(=  Band  I  u.  n  der  von  Adolf  Erman  herausgegebenen  Litera- 
rischen Texte  des  Mittleren  Reiches.) 

Diese  ftr  die.  Ägyptologie  wie  für  die  allgemcine  Litctmliu  m Imwi ■ictwft 
gani  hcnronagend  wichtigen  Schriltdenkmfiler  ans  dem  B^nae  des  swelten  Jahr- 
tausends ▼.  Chr.  werden  hier  sum  erstenmale  in  photogiaphischem  Faksimile  mit 
hieroglyphischer  Umschrift  und  Obersetsong  dargeboten.*  Die  Erzahloag  des 
Sinuhe  ist  auch  Air  den  Pallstinaforscher  und  ftr  den  Alttestamentier  voa 
hohem  latcrMse. 

Die  früheren  Bände  der  Hieratieehen  Papyrus  enthaUen: 

L  Band:   Rituale    ftir   den  Kultus  des  Amon  und  für  den  Kultns 

der  Mut.     67  Tafeln.  1901.  IL  21  — 

n.  Band:   Hymnen   an  verschiedene    Götter.      Zusatzks^itel   zum 

Totenbuch.    Verschiedenes.     1905.  53  Tafeln.  M.  18  — 

lELBd:  Schriftstücke  der  VI.  Dynastie  aus  Elephantine.  asTaf.  8  — 

Die   Fortsetzung   von    Band    III,   welche   in  Vorbereitung    ist,    wird    eis 

Faksimile  des  nnteir  dem  Namen  „Zaubersprtlche  für  Mutter  und  Kind*^  bekannten 

Pftpyms  sowie  eine  Auswidil  der  wichtigsten  Ostiaka  des  Berliner  Museums  gcl>eD. 

Rdchardt,   Dr.  Walther:   Die    Briefe    des    Sextus  JuIIiis 

Af ricanus  an  Aristides  und  Origenes,  herausgegeben.    (IV,  84  S.) 
8*.     X909.    (Texte  u.  Untersuchungen.     34,3.)  M.  3  — 

Diese  Ton  Heinrich  Gelser  s.  Z.  angeregte  Bearbeitung  der  Afriamusbrlefe, 
die  auf  erneuten  Kollationen  der  Handschriften  beruht,  solha  msprllnglich  einen 
TeU  der  filr  die  Beriiner  Kirchenviter^Ausgabe  geplsiiten  Ssmmhuig  der  Wcrice 
des  Africanus  bilden,  die  jedoch  durch  Gdlsers  Tod  sich  noch  auf  Jahre  Unaus 
Tersögem  dürfte.  Daher  wird  diese  auch  von  A.  Hamack  geforderte  Ausgabe  sa 
den  beteiligten  Kreisen  gewifl  Interesse  finden. 

Ritschi,  D.  Dr.  Otto,  Professor  an  der  Univ.  Bonn: 
Dogmengeschichte  des  Protestantismus.    Grundlagen  und 
Grundzüge  der  theologischen  Gedanken-  und  Lehrbildung  in  den 
protestantischen  Kirchen. 

LBand:  Prolegomena.  Biblicismus  und  Traditionalismus  in  der  alt- 
Protestant.  Theologie.    (X,  410  S.)  3^.    1908.  M.  9.50;  geb.  10.50 

Prof.  D.  F.  Kattenbnsch,  HsIIe,  in  der  Theolog.  Lit.-Zeitttng(i9io,  Nr.  i): 
„Gans  besonders  gern  bringe  ich  dieses  Werk  hier  zur  Anseige,  denn  et 
ist  eine  tüchtige  Leistung,  in  eindringendem,  selbstfindigem  Quallen- 
Studium  gegründet  und  ansgeseichnet  durch  frische  Behandlung  und  eiwogenet 
Urteil  ....  ein  bedeutendes,  ein  eben  so  fleifliges  wie  gedanken- 
reiches (Werk).*' 
D.  Dr.  E.  Sulse  in  den  Protestant.  Monatsheften  (1909,  Heft  r): 

,,R.'s  Schrift  beruht  auf  den  umfassendsten  und  aingekendsten 
Studien.  Die  Darstellung  ist  energisch  und  fesselnd.  Indem  er  jfthrdastgus 
bewundernswürdigen  Fletfl  seiner  Aufgabe  widmete,  bat  er  der  Theologie  und  der 
Kirche  ein  grofies  Opfer  gebracht  und  einen  gröflen  Dienst  beiden  gdeistct  .  . . 
Er  ist  frei  von  jeder  Tendens,  Ton  aller  Polemik.     Er  ist  rein  Historiker.** 


ao 


WissenschafUiche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Theologie  der  Gegenwart  (HL  Jahrgvig,  Heft  3): 

„Den  Weitaus  bedeutendsten  Beitrag  sur  Erforschung  der  ge- 
schichtlichen Entwicklung  des  alten  Protestantismus  nnd  sdner  Be- 
ziehungen zur  Refennation  hat  O.  Ritschi  in  dem  ersten  Bande  seiner  Dogmen- 
gesdikhte  des  Pratesduitismns  geliefert.  Der  giofisflgige  Plan,  den  sich  der  Ver* 
iasser  vorgenommen  hat,  besteht  in  einer  umfassenden  und  grondsitzUchen 
Untersuchung  der  fUr  die  gesamte  altprotestantische  Theologie-  und  Lehrentwicklnag 
maflgebend  gewordenen  Grundprinzipien  oder  konstitutiven  Gedanken.  Er  macht 
den  Versuch,  nicht  etwa  nur  deskriptiv  die  Entwicklung  der  allprotestaatischen 
Dogmatik  im  einzelnen  vorzuführen,  sondern  ihre  tatsächliche  Entwicklung  aoa 
dem  Ringen  verschiedener,  dem  Protestantismus  bereits  von  seinen  Anfängen  her 
immanenter,  aber  zugleich  auch  heterogener  Grundprinzipien  untereinander  in 
Wechselwirkung  mit  notwendigen  polemischen  und  praktischen  Angaben  ver- 
ständlich zu  machen/*  (Es  fol^  ein  eingehender  Beridit)  „Unsere  Kritik  kann 
sich  naturgemäfl  nur  auf  prinzipielle  nnd  methodische  Fragen  errtrecken.  Und 
da  suU  zunächst  unumwunden  anerkannt  werden,  dafl  hier  sin  energischer  Ver* 
such  vorliegt,  die  protestantische  Lehrentwicklung  aus  ihren  innersten  Motiven 
zu  verstehen  und  zu  erklären  . . .  Mit  einem  hervorragenden  Geschichts- 
werk haben  wir  es  zu  tun.  Dabei  zeigt  sich  auf  Schritt  und  Tritt  ohne  jede 
Aufdringlichkeit  ein  umfitfsendes  Quellen-  und  Lileratuntudium.  Was  aber  dann 
zweitens  rtthmend  hervorgehoben  werden  mufl,  ist  die  Objektivität  und  der 
historische  Sinn,  womit  der  Verfasser  der  reformator.  Gedankenarbeit  gqgenflbertrüt.*' 
Theolog.  Literaturblatt  (1909,  Nr.  15): 

„^n  gewaltiger  Stoff  ist  mit  aufierordentlicher  GrUndlichkeit  tniammen" 
getragen  und  mit  Umsicht  in  einer  lichtvoUen  und  klaren  Dantellnng  verarbeitet. 
Es  ist  dem  Rezensenten  eine  angenehme  Pflicht,  seiner  höchsten  Anerkennnng 
ttber  die  formal  wissenschaftliche  Höhe  des  Werkes  Ausdruck  an  geben» 
Die  Schilderung  des  späteren  Mdanchthon  ist  ein  Kabinettstfick  ?on  Charakteristik  . . . 
In  einer  fast  zur  Monographie  ausgewachsenen  Untersuchung  ttl^er  den  Witten- 
berger theologischen  Doktoreid  nnd  die  Bekenntmsverpflichtung  in  den  Statiien 
der  Wittenberger  theologischen  Fakultät  erweist  sich  R.  als  ein  Meister  der 
historischen  Methode  ...  Die  wissenschaftiiche  Tüchtigkeit  vonR^'s  Buch 
ist  unbestreitbar." 
Zeitschrift  ffir  wissenschaftliche  Theologie  (Bd.  53,  S.  82): 

„Endlich  eine  Untersuchung  tlber  den  Gegenstand  in  groflem  StSU" 

RothstetOt  !>•  Dr.  J.  W.,  Professor  an  der  Univ.  Halle: 
Juden  uod  Samaritaner.  (II,  82  S.)  8®.  1908.  2  ~;  geb.  3  — 
(Beiträge  zur  Wissenschaft  vom  Alten  Testament.     3.  Heft). 

Die  Studie  behandelt:  I.  Die  Zurückweisung  des  yiHT]  UV  vom  Tempel- 
bau  (Haggai  2,   10 — 14  und  Esia  4,   i — 5);    II.  Serubbabels  Ermutigung  durch 
ein  VerheiSuogswort  (Haggsi    2,   20 — 23);   III.  Jahwes  Verheifiung  an  die  Ge* 
meinde  bei  der  Grundsteinlegung  sum  Tempelbau  (Haggai  2,  15 — 19). 
Prof.  D.  E.  Sellin,   Rostock,  in  der  Theologie  der  Gegenwart  (SO,  2): 

„..  .Hat  R.  richtig  gesehen,  so  stehe  ich  nicht  an,  seiner  kleinen  Schrift 
eine  geradesn  epochemachende  Bedeutung  fflr  die  Geschichte  des 
Judentums  zususchreiben  .  .  .  Ich  habe  es  mir  angelegen  sein  lassen,  R.'s 
Schrift  aufs  grilndlichste  nacbsuprflfen,  und  kann  nicht  leugnen,  dafi  es  mir  mfiglich 
scheint,  er  habe  uns  mit  genialem  Blick  ein  ganz  neues  Fundament  fflr 
die  Geschichte  der  Entstehung  des  Judentums  gewonnen/* 
Prof.D.  W.Nowack,  Straflburg,  in  der  Theolog.  Rundschau  (1909,  Heft  11): 

„R.'s  Arbeit  ist  wesentlich  exegetisch-historischer  Art,,  sie  hat  aber  auch 
für  die  Religionsgeschichte  nicht  unerhebliche  Bedeutung,  weil  wir  durch  R..'* 
Auffassung  einen  neuen  Blick  in  die  nachexUische  Entwicklung  des  Jndentnott 
tnn,  wie  uns  das  mit  dieser  Klarheit  bisher  nicht  möglich  war ...  Es  ist  ein  be* 
schwerlicher,  mflhsamer  Weg,  den  R.  seine  Leser  ftthrt,  und  mir  fraglich,  ob  es  not- 
wendig war,  in  diesem  Um^ng  sie  alle  Gedankengange  nachmachen  su  lassen,  auf 
denen  er  su  seinem  Resultat  gekommen.  Aber  in  der  Hauptsache  wird  R« 
ohne  Zweifel  recht  behalten,  ich  bin  von  seiner  Auflassung  von  Haggai  2, 
10 — 19,   von  wenigem  abgesehen,  überseugt'* 

21 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'sdieii  Bachhandlang  in  Leipzig. 


Rothstein,  D.  Dr.  Joh.  Wilhelm,  Professor  an  der  Univ.  HaDe: 
Qnmdzfis^e  des  hebi^ischen  Rhythmus  and  seiner  Formen- 
bSdung,  nebst  lyrischen  Texten  mit  kritischem  KLonmientar. 
(Vm,  398  S.)  gr.  8®.  1909.     M.  12.40;  in  Leinen  geb.  M.  13.50 

Dts  Werk  erhebt  den  Ansprach^  das  verwickelte  Problem  ia  den  widit«sstieo 
Frigen  111  emem  befriedii^deii  Abschlnfl,  mindestens  einem  adicken  sehr  nahe 
gebmckt  an  baben.  Mit  Beachrinkung  aaf  die  wiikUche  Lyrik  ha^t  der  Veffiuaer 
eine  strenge,  methodisch  ernst  erwogene  Kritik  der  Texte  mit  seinen  theoretischcfli 
Untersnchnngen  verbonden.  Ein  ansfllhrllcher  Kommentar  liefert  an  der  Ex^gcae, 
aamal  der  Psalmen,  aelbat&ndige  Beltrige  nnd  stellt  die  Plsalmenezegese  wie  die 
Plalmcnkritik  auf  eine  feste  Grundlage.  Die  Bearbeitung  des  Hohen  Liedes  be- 
raht  auf  emer  besonderen  Auffassung,  die  es  In  allen  TeQen  sachtirh  yentind* 
lieh  macht. 
ProtDr.  H.  Gressmann,  Berlin,  in  der  Deutschen  Lit -Zeitung  (1909,  Nr.47): 

„Das  vorliegende  Werk  besteht  aus  drei  Teilen,  von  denen  der  cnte 
prinzipielle  Ausfthrungcn  Aber  den  hebrUschen  Rhythmus  enthllt  nnd  derawcile 
die  gewonnenen  Ergebnisse  an  einzelnen  Texten  praktisch  illustriert,  wihrcnd  der 
dritte  in  einem  Kommentar  die  kritische  Begründung  liefert  .  .  .  Am  weit- 
vollsten  sind  die  Beobachtungen  des  Ver&ssers  Aber  die  Strophenbildung.  Als 
die  Grundform  aller  strophischen  Gliederung  wird  mit  Recht  der  Zweiaetler,  d.  h. 
die  aus  zwei  Zeilen  gebildete  rhythmische  Periode,  hingestellt  .  .  .  Der  Korn* 
mentar,  der  im  wesentlichen  metrisch  und  textkritisch  ist,  wenngleich  eriinteinde 
Bemerkungen  allgemeiner  An  nicht  ganz  fehlen,  hat  zum  Teil  selbstlndigen  Wert, 
soweit  er  von  der  Metrik  unabhängig  ist  R.  hat  teils  die  Lesarten  der  alten 
Obersetzungen  herangezogen,  teils  eine  Fülle  eigener  Konjekturen  geliefert 
Lic.  Dr.  W.  Casparl,  Erlangen,  im  Theolog.  Lit -Blatt  (1909,  Nr.  29): 

„Ober  den  trefflichen  Kommentar  Allgemeines  zu  sagen,  hat  keinen  Weit, 
er  sei  hiermit  den  Psalmenfreunden  zur  Benutzung  empfohlen  .  .  .  Unterbaut 
ist  R.'s  stattliche  Publikation  mit  allgemeinen  Ausfilhmngen  Über  den  hebrfiiachcn 
Rhythmus,  welche  viel&ch  auf  einer  idealistischen  Psychologie  (nicht  im  Fldite- 
schen  Sinne)  beruhen.  Hier  findet  man  auch  das  Nötige  über  die  Methode,  über 
Textgeschichte,  über  hSufig  wiederkehrende  FUle  usw.** 
Literarisches  Zentralblatt  (1909,  Nr.  50): 

„Möchte  es  dem  verdienten  Ver&sser  vergönnt  sein,  dafi  seine  Gmndsitse 
allenthalben  vorurteilsfird,  d.  h.  unbeeinflufit  durch  abweichendes  Urteil  über  seine 
textliche  Behandlung  und  metrische  Benrteilnng  der  forgelegten  Proben,  gcprtft 
werden,  damit  alles  Wertvolle  und  Probehaltige,  Natürliche  nad  Ge- 
sunde seiner  rhythmischen  Grundsätze  zu  kräftiger  Förderung  der  schwie- 
rigen Probleme  voU  zur  Geltung  komme.'* 

Daraus  als  Sonderdruck  zu  Unterrichtzwecken: 

Psalmentexte  und  der  Text   des  Hohen  Liedes,  rhythmisch  und 

kritisdi  bearbeitet    (32  S.)     gr.  8^.  1909.  M.  i  *- 

Schermanny  D.  Theodor,  Privatdozent  an  der  Univ.  München: 
Qriechische  Zauberpapyri  und  das  Gemeinde-  und  Dank- 
gebet im  ersten  Klemensbriefe.     (VI,  64  S.)    8^    1909.    lüL  a  — 

(Texte  u.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur.  34,  a  b.) 
Theologisches  Literatnrblatt  (1909,  Nr.  44): 

„Eine  nette  kleine  Schrift  aus  der  sorgsamen,  genauen  und  zu  sichten  ver- 
stehenden Hand  eines  jttngeren  Milnchener  Forschers,  der  seinen  Fleifl  den  ent- 
legenen Gebieten  der  altehristUchen  Literatur  zuwendet ....  Den  reichsten  Ge- 
winn wird  die  Lexikographie  des  N.  T.  davontragen  .  .  .  Eins  wird  auch  noch 
durch  diese  Vergleichung  der  Gebetsworte  und  Formeln  dieser  Zauberpapyri  recht 
erkennbar:  der  dem  Christentum  vorangegangene  Synkretismus  von  Jftdischem  nnd 
AltSgyptischem  mit  einer  Vermischung  von  Jahveh,  Thor  und  Hermes.** 
Revue  critique  (1909,  Nr.  49): 

»,D*excd]ents  index  rendent  fiidle  Tusage  de  ce  travail  patient  qui  n*cst 
gucre  lui-mtee  qu'nn  index.'* 


22 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Schneider»  Dr.  phiL  et  med.  Hermann,  Dozent  an  der  Univ. 
Kultur  und  Denken   der  alten  Ägypter.    (Entwickhmgs- 

geschichte  der  Menschheit,    i«  Band)  Mit  9  Abbildungen  und  einer 
Kartenskizze.     2.  [Titel-]Ausgabe.    (XXXVI,  565  S.)  gr.  8^  1909. 

M.  13.50;  in  Leinen  geb.  M  14  — 

Der  Inhalt  gliedert  sich  in:  I.  Geographischer  und  politischer 
Überblick.  IL  Verfassung  und  Ständegliederung.  IIL  Kunst  und 
Schrift  IV.  Dichtung  und  Geschichtschreibung.  V.  Die  Wissenschaft. 
VI.  Die  Religion. 

Aus  Besprechungen  der  ersten  Ausgabe: 

Pkof.Dr.W.Spicgelberg,  Strafihiirg,ia  der  Hiitor. Zeitschrift  (ioo.Bd.,S.  130): 
„Unter  den  Tielen  DarBteUangen  Sgyptischer  Kulturgeschichte  wird  dieses 
Buch  stets  eine  besondere  —  und  ich  lüge  gleich  hinsn  —  auch  eine  hervor- 
ragende Stellung  einnehmen.'^  Die  allmähliche  Entwicklung  ist  „selten  mit  so 
feinem  Vcrstindnis  Ar  die  Psyche  der  alten  Ägypter,  noch  nie  anf  so  breiter 
Grundlage  dargestellt  worden  .  .  Besonders  gelungen  ist  das  Kapitel  tlbcr  die 
Medizm  der  alten  Ägypter;  es  ist  wohl  das  beste,  was  bisher  darüber  gesagt 
worden  ist  .  .  Auch  in  dem  Abschnitt  ttber  Religion  steckt  eine  Fülle  neuer 
nnd  fruchtbarer  Gedanken  .  .  Manche  mehr  divinatorisch  hingeworfene  Be* 
merkung  wird  noch  ihre  nachträgliche  Bestätigung  finden.  Das  gilt  namentlich 
von  dem  Schlufikapitel :  Die  ägyptische  Religion  und  das  Christentum.** 

Prof.  D.  J.  Leipoldt,    Kiel,    in  der  Zeitschrift   des   D.  Palästinavereins: 
„Nur  ein  Werk  deutscher  Zunge  kann  Schneiders  Arbeit  zur  Seite  gesteUt 
werden:  Ermans  Ägypten.*' 

Jahresberichte  über  das  höhere  Schulwesen  (1908): 

„Die  verschiedenen  Gebiete  staatlich -völkischen  Lebens  werden  nach- 
einander geschildert  Das  gibt  die  Möglichkeit,  den  Gang  ihrer  Entwicklung  voll 
snr  Anschauung  zu  bringen.  Und  man  mufl  sagen,  dafl  dies  dem  Ver&iser  in 
einer  wahrhaft  künstlerisch  abgerundeten  und  durchgearbeiteten, 
vorzüglich  geschriebenen  Darstellung  glänzend  gelungen  ist  .  .  .  Aller- 
dings mu0  das  Buch  studiert  werden,  aber  es  ist  ein  Buch,  das  studiert  zu 
werden  verdient. 

Günstig  beurteilten  das  Werk  femer  u.  a.:  Prof.  Dr.  F.  W.  v.  Bissing 
(Berliner  philol.  Wochenschr.  1908,  14):  Prof.  Dr.  H.Gressmann  (Theol.  Jahies- 
beridit  XXVIl);  Prot  Dr.  F.  Schwally  (Frankfurter  Zeitung  15.  xn.  1907);  Prof. 
Dr.  A.  Wiedemann  (Globus  1907,  23). 

Von  demselben  Verfasser  erschien  in  den  „Leipziger  Semitistischen 
Studien"  (als  erstes  Heft  des  fünften  Bandes): 

Zwei  AufgStze  zur   Relisionsgeschichte  Vorderasiens: 

Die  Entwicklung  der  Jahureligion  und  der  Mosesagen  in  Israel  und 

Juda.  —  Die  Entwicklung  des  Gilgameschepos.    Mit  2  Abbildungen. 

(m,  84  S.)  8®.  1909.  M.  1.80 

In  dem  ersten  Aufsatz  versucht  Seh.  kun  und  gemeinfiifilich  einen  Ober- 
blick der  Rcligionsentwicklung  in  Israel  und  Juda  auf  Grund  der  neuesten  Eigebnisse 
historischer,  philologischer  und  namentlich  religionsphilosophischer  Forschung  an 
bieten,  —  In  der  zweiten  Arbeit  wird  cum  erstenmale  das  bedeutendste  epische  Ge- 
dicht der  TorderasiatiBchen  Literatur  auf  seine  stoffliche  und  formale  Entwicklung 
untersucht;  es  ist  dazu  besonden  geeignet,  da  wir  Denkmiler  dazu  von  der  Zeit 
des  alten  Saigon  bis  herunter  auf  die  Tage  des  neuassyrischen  Reiches  besitzen. 
Dabei  ergibt  sich,  dafl  die  Entwicklung  derjenigen  der  grofien  hellenischen  und 
germanischen  Epen  durchaus  entspricht;  nur  gestattet  uns  die  babylonische 
Dichtung  einen  Blick  in  Vorstufen,  die  bei  den  anderen  grofien  Epen  zwar  ver- 
mutet sind,  aber  nicht  greifbar  vorliegen. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

SdhrifidenkinSlery  Vorderasiatische,  der  KönigL  Mnaeen 
zu  Berlin.  Heransg^eben  von  der  Vorderasiatischen  Abtaüimg. 
37X26  cm.  Mit  Vorwort  von  Professor  Dr.  Friedrich  Delitzsch. 

Zuläxi  sind  erMkienen: 
Heft  VH:  Kontrakte,  Listen  und  Privatbriefe  aus  der  Zeit  von  Sumu- 
lael  bis  Ammisaduga,  kopiert  und  autographiert  von  Professor  Dr. 
Arthur  Ungnad.     (IV,  82  S.)  1909.       M^  zo— ;  kart  M.  10.50 

Heft  Vm:  Urkunden  aus  der  Zeit  von  Sumu-abum  bis  ins  16.  Re- 
gierungsjahr Hanimurabis,  kopiert  und  autographiert  von  Professor 
Dr.  Arthur  Ungfnad.    QY,  64  S.)  1909.     M.  8 — ;  kart  M.  8.50 

Eteft  DC:  Urkunden  aus  der  Zeit  Hammurabis,  nach  seinem  16.  Regie- 
rungsjahr; kopiert  und  autographiert  von  Professor  Dr.  Arthur 
Ungnad.     (IV,  74  S.)     1909.  M-  9  — ;  kart  M.  9.50 

Heft  II  ist  noch  nicht  enchiencn  ;  in  Ansncht  genommen  ifaid  diflr: 
Hittariiche  Urkunden  in  elandtischer  Sprache  sowie  eine  Ansahl  Texte  Tcr- 
miiriitfn  Inhalts. 

Setiie»  Dr.  Kurt,  Professor  an  der  Univ.  Göttingen: 

Die  altSgyptischen  Pyramidentexte.  Nach  den  Papierab- 
drücken  und  Photographien  des  Berliner  Museums  neu  herausge- 
geben und  erläutert,    Lex.-8®. 

Erster  Band  (=Lfg.  i  u.  2).  XIII,  508  S.  M,  45.50;  geb.  M.  47.50 

3*  bis  5.  Lieferung:  Die  Texte  der  Sprüche  469 — 59a  (Pyramide 
906 — i6a6).  360  S.  in  Autographie.  je  M.  10.50 

Die   sechste  Liefenmg  wird  den  Schluß  der  „Texte**  enthalten  nnd  im  FYÜliishr 
19x0  eiseheinen;  die  Autographie  ist  bereits  beendet 

Ober  den  enton  Band  (Sprach  i — 468  -=■  Pyramide  i — 905)  urtcfltas 

Prof.Dr.  A.Ernian, Berlin,  in  derInternationslenWochenschrift(l909,Nr.i8) 
„Die  Pyramidentezte  hsben  fitr  nns  eine  Wichtigkeit  wie  kmam  etwmi 
aaderas  in  dem  Sdurilltam  der  Ägypter.  Wir  bücken  durch  sie  in  dea  Glmben 
des  ältesten  Ägypten  hinein,  und  wir  lernen  in  ihnen  seine  Sprache  in  nralter 
Gestslt  und  in  treuer  Oberlieferung  kennen;  sie  sind  fllr  uns,  amtatis  mutandis, 
was  die  Veden  fllr  die  indische  Pliilologie  sind,  die  Grandlage  fftr  Grammatik 
und  Lexikon  .  .  .  Wieviel  Untenuchungen  und  Vorarbeiten  geleistet  werden 
mußten,  bis  diese  dunkeln  Texte  so  reinlich  in  Sats  und  Worttrennung 
hergestellt  werden  konnteui  kann  nur  der  ahnen,  der  selbst  auf  diasem  Gebiete 
gearbeitet  hat** 

Dr.  G.  Roeder  im  Lit  Zentralblatt  (1908,  Nr.  51/52): 

y^the,  dessen  Kopien  auch  sonst  als  ansgesddinet  bekannl  sind,  hat  nach 
Papierabdrticken  und  Photographien  die  Inschriften  genau  gelesen  und  mehrfach 
nacbgeprflft,  so  dafi  fiJsehe  LcSrangen  oder  Veraehen  eigentlich  nicht  mehr  sldkcn 
geblieben  sein  können.  Er  gibt  die  Texte  nunmehr  nach  Sprachen  gegliedert  und 
hat  die  Fassungen,  in  denen  sie  in  den  ftnf  Pjrramiden  Torliegen,  untereinander 
gesetit,  so  dafl  man  mit  einem  Blick  die  Varianten  flbenieht;  alles  in  Sitae  ab- 
geteilt, um  der  richtigen  AufTassung  in  jeder  Weise  den  Weg  sn  ebnen.  S.  hat 
die  Inschriften  selbst  autographiert,  Stellung  und  Fom  der  Zeichen  sind  aoi^- 
fUtig  nachgeahmt.** 

Rd.  Naville  in  der  Sphinx  (XU,  4)  am  Schlufi  einer  I7aeitigen  Besprechung: 

„Nous  remerdons  k  nouTean  M.  S.  de  ce  qu'll  nous  fournit  une  61ltiaii  de 
oes  importants  textes  congue  sur  un  plan  qui  cn  facQite  gruidement  Ptede.** 

24 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Sickenberger,  D.  Joseph,  Professor  an  der  Univ.  Breslau: 
Prasrmente  der  Homilien  des  Cyrill  von  Alexandrien 

zum  Lukasevangelium.     (46  S.)     8^     1909.  M.  3.50 

Die  Arbeit  bildet  mit  der  auf  S.  II  genannten  von  Hellmann  Heft  34,  X 
der  ,,Texte  und  Untenuchnngen  cur  Geschichte  der  altchristlichen  Liteimtnr**. 

Theologische  Revue  (1909,  Nr.  16): 

„S.,  bekannt  durch  seine  sorgttltigen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Katenen^ 
Uteratur  in  diesen  TU.,  bietet  uns  hier  das  dritte  Opus  altkirchUcher  Lukashonne- 
neutik.  Unter  gewissenhafter  BerÜeksichtignng  seiner  Vorg&nger  beabsichtigt  S.« 
mit  seiner  Edition  nach  eigenem  Gettlndais  ,möglichBt  reine  Arbeit  an  machen', 
also  in  einem  kritisch  gereinigten  Texte  alle  griechisch  erhaltenen  Fragmente  der 
Lnkashomilien  des  h.  Cyrillus  von  Alexandrien  in  handlichem  Format  nnd  su 
fauligem  Preise  vonnlegen ;  näherhin  die  Lflcken  der  Ausgabe  Mais  nach  dem  Wort- 
kat  von  Anf  Codices  der  Niketaskatene  in  Rom  und  Florenz,  Paris  und  Manchen 
«asnAUen  ....  S.  kann  «tob  daimuf  aein,  dafl  er  die  mühevolle  Arbeit  so 
glftcklich  und  so  erfolgreich  snm  Abschloß  bmchte.'* 

Review  of  Theology  and  Philosophy  (Juli  1909): 

,,S.,  one  of  the  greatest  living  authorities  on  catenaci  givet  a  fretk  editioit 
of  the  fragments  of  Cyril  of  Alexandria  on  Luke  ....  It  is  superflnous  to 
praise  L.*s  work.  In  addition  to  doing  all  that  is  expected  of  an  editor,  he 
has  paid  special  attention  to  the  text  of  biblical  qnotations,  and 
thns  provided  fresh  evidenoe  ibr  vaxions  kitensting  readiag«.** 

Soden,   Lic.   Dr.   Hans   Freiherr   von: 

Das  lateinische  Neue  Testament  in  Afrika  zur  Zeit  Cyprians. 

Nach  Bibelhandschriften  und  Väterzeugnissen,  mit  Unterstützung  des 
Kgl.  preußischen  historischen  Instituts  herausgegeben.  Mit  3  Re- 
gistern   (X,  663  S.)   8^   1909.     M.  21 — ;  in  Halbfranz  M.  24  — 

(Texte  u.  Untersuchungen  zur  Geschichte  der  altchristlichen  Literatur.  33.  Band.) 

Das  Werk  will  den  einen  der  beiden  Haapttypen  der  iltesten  latoinwnhan 
ObefMtsnag  des  N.  T.,  den  sog.  afrikanischen,  in  seinem  gansen  Umiang  nnd  im 
Detail  seines  Textes,  wie  er  um  die  Mitte* des  3.  Jahrhunderts  bestand,  heraus- 
arbeiten. Dies  ermöglicht  die  in  den  ersten  Abschnitten  gegebene  Neurezension 
des  wichtigsten  Vertreters  desselben,  der  Zitate  Cyprians.  Mit  ihnen  werden  dann 
die  textverwandten  Bibelhandschriften  k,  e  nnd  h  sowie  andere  patristische  Zeug- 
nisse des  gleichen  Zeitraums  kombiniert.  Die  Untersuchung  strebt  hanptsieh- 
lich,  dnrch  systematische  Vergleichung  der  Obersetsungssprache  an  der  Haad  der 
Wortkonkordanz  die  Eigenart  und  die  fiheste  Gestalt  des  afrikanischen  Textes  au 
fixieren  nnd  den  Charakter  seiner  Entwicklung  zu  bestimmen.  Vokabeltabellen 
veranschaulichen  die  wesentlichen  Ergebnisse.  In  einem  flbersichtlich  eingerichteten 
Drude  mit  auf  die  Untersuchungen  fortlaufend  verweisendem  Apparat  wird  das 
ganze  N.  T.,  soweit  es  sich  in  afrikanischem  Text  rekonstruieren  lUt,  zusammen- 
gestellt (S.  364 — 610).  Register  der  N.  T. -Zitate,  der  besprochenen  griechischen 
nnd  lateinischen  Wörter  und  ein  Sachregister  gestatten  bequemes  Nachschlagen. 

Strack,  D.  Dr.  Hermann  L.,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Aboda  Zara.  Der  Mischnatraktat  ^Götzendienst",  herausgegeben. 
2.,  neubearb.  Auflage.  Mit  deutscher  Übersetzung.  (20  u. 
31  S.)   8^.  1909.    (Schriften  des  Inst  Judaicum.    Nr.  5.)  M.  i.xo 

Literarisches  Zentralblatt  (1909,  Nr.  36): 

„Die  Neubearbeitung  des  Textes  erstreckt  sich  nidit  nur  auf  Revision, 
sondern  auch  auf  Vermehrung  der  Anmerkungen.  Fflr  die  Peststellung  des  Textes 
sind  neun  verschiedene  Hilftmittel  benutzt.  Der  Textdruck  ist  ausgezeichnet. 
Das  zwischen  Text  und  Obersetzung  gestellte  VokabuUurium  orientiert  Ober  die 
einzelnen  Wortbedeutungen.'* 

«5 


Verlag  der  }.  C  Hinrichs'schen  Bnchhandlimg  in 


Weitere  Urteile  über  Stracki  Aboda  Zara: 

Bibliiche  Zeitschrift  (1909,  Nr.  3/4): 

„Die  aachlichen  Eriftutcnuigeo,   die  der  dentichcB  Obcnetzmig  bcifcAft 
sind,  bieten  einen  fottlanfenden  Kommentar  und  f&hrcn  in  die  etwas  fiemde  Ge- 
dankenwelt  des  Talmnd  ein.     Das   Schriftchen   dient   bestens   der  Ein- 
ffthrang  in  das  nachbiblische  Judentum. 
The  Jewish  Missionary  Intelligence  (1909,  Oktober): 

„We   are   heartily    grateful  to  Dr.  St  for  snpplying  all  theae  iHio  woald 
leam  at  first  band  the  character  of  Talmndic  Judaiam  with  the  meaas  whcrebf 
to  obtain  their  information  .  .  .*' 
Orientalistische  Lit-Zeitung  (1909,  Nr.  la): 

„Sowohl  die  Akribie  in  der  Fcststdlung  des  Textes  wie  die  SorgfiOt  in  der 
Ausarbeitung  des  Kommentars  und  der  Obersetsung  verdienen  volles  Lob.** 
The  Record  (1909,  August): 

„This  is  exactly  what  is  wanted  .  .  .  a  piain  and  pointed  tot  of 
the  original,  with  a  translation,  a  Yocabulary  and  simple  notes  —  what  more  can 
man  want  for  leaming  the  true  meaning  of  the  sources  of  Judaism? . . .  Sindents 
of  Judaism,  if  the  know  Gcnnan  .  .  .  cannot  do  better  than  buy  this  editk».'* 
RcTue  de  l'histoire  des  religions  (1909,  Juli-August): 

„La  traduction  de  M.  Strack  est  la  meilleure  qui  existe  et  la 
scule  qui  alt  ^te  pt€c6d6t  de  Pteblissement  critique  du  texte.  De  tr^  utiles  notes 
orientent  le  lectenr.'* 

Von  Prof.  Strack  wurden  außerdem  noch  folgende  Misch- 
natraktate  bearbeitet:  Joma  (Versöhnungstag),  2.  Aofl«  (40  S.) 
80  Pf.;  Pirq6  Aboth  (Sprüche  der  Väter),  3.  Aufl.  (58  S.)  ML  1.20; 
Scbabbath  (Sabbath),  (78  S.)  M.  1.50;  Sanhedrin-Makkoth  (Straf- 
recht imd  Gerichtsvolhug)  [im  Druck]. 

Van  demselben  Verfasser  erscheint  demnächst: 

Jesus,  die  Häretiker  und  die  Christen  nach  den  ältesten  jiuüsdien 
Angaben«    Texte,  Übersetzung  u.  Erläuterungen.     (Im  Druck). 

Torg^et  lic  Dr.  Paul,  Pfarrer  an  der  Melancbtbonkirche  zu  Berlin: 

Seelenglaube  und   Unsterblichkeitshoffiiung  im  Alten 
Testament.  (Vm,  256  S.)  8^.  1909.       M.  5— ;  geb.  M.  6  — 

Inhalt:  Der  Geist  und  die  Geister,  Geist  und  Seele.  —  Die  Sede  und  der 
Tod  des  Menschen.  —  Die  Scheol  als  Aufenthaltsort  der  Sede.  —  Das  Giab  und 
die  Toten.  —  Die  Traueigebr&uche.  —  Jahve  und  die  Totengeister.  —  Die  Un- 
sterblichkettshoffDung  in  Lnael.  —  Personen-  u.  Sadienregister;  SteUenregister. 
Prof.  D.  Dr.  Ed.  König,  Bonn,  im  Theolog.  Lit.-Blatt  (2909,  Nr. 35): 

„Der  Veriasser  hat  mit  weitem  BlidL  eine  rddie  Saxomlung  der  auf  den 
zu  behandehiden  Gegenstand  bcsttglidien  komparatiTen  Matexialicn  vcn  dem  Leser 
ansgebrdtet,  und  da  er  audi  vide  an  sein  Thema  nur  anstreifende  Grcnafragcn 
berflhrt  und  die  angenehme  Methode  befolgt,  die  Literatur  nidit  nur  sn  silieren, 
sondern  auch  die  an  den  sitierten  Stellen  stehenden  SStse  meistens  ihrem  Wort- 
laut  nach  zu  geben,  so  bildet  sdn  Buch  eine  willkommene  Fundgrube  von 
Kenntnissen  Aber  den  behandelten  Gegenstand. 
Lic.  J.  Herrmann,  Königsberg,  im  Lit.  Zentralblatt  (1909«  Nr.  43): 

„Das  recht  anziehend  gochriebene,  inhdtrdche  Buch  zeugt  von  Behenacho^ 
des  um&ngreichen  Stoffes;  es  ist  dem  Verfasser  gelungen,  ihn  zu  einem  lebens- 
vollen Bilde  SU  gestalten,  indem  er  Jahwistisches  und  Nidit-Jahwistisches,  Höheres 
und  Niederes,  Volksreligion  und  Religion  der  Führenden  zu  schdden  Tenucbt  und 
im'^nne  der  neuen  FragesteHungcn  selbstlndig  Entwicklungslinien  sieht.'* 
H.  G.  in  der  Evangelischen  Freiheit  (1909,  Heft  9): 

„Die  Darstellung  ist  klar,  besonnen,  ftuflerst  inhaltreich  und  an* 
regend,  auch  da,  wo  man  nicht  zustimmen  kann.  Sie  sd  jedem  aufs  beste 
empfohlen,  der  sich  lAer  diese  Probleme  orientieren,  die  bisherige  Forschung 
kenmen  lernen  und  ein  Urteil  bilden  wiU." 

a6 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  19x0). 


Uognad»  Dr.  Arthur,  Professor  an  der  Univ.  Jena: 

Keilschrifttexte  der  Gesetze  Hammurapis.  Autographie 
der  Stele  sowie  der  altbabylonischen,  assyrischen  und  neubaby- 
lonischen Fragmente.  (V,  42  S.)  36,5  ><26  cm.  1909.  kart.  M.  8  — 

Eine  wohlfeile  und  dabei  TollstSndige  Autgabe  der  Gesetse 
Hammurapis  war  bisher  ein  dringendes  Bedtlrfnis.  Das  vorliegende  Buch  sucht 
diesem  Mangel  abzuhelfen.  Es  bringt  nicht  nur  den  Text  der  berühmten  Stele 
selbst,  sondern  auch  die  unterdessen  neu  gefundenen  altbabylonischen  Duplikate 
sowie  die  verschiedenen  assyrischen  und  neubabylonischen  Fragmente  des  Kodex, 
die  letzteren  sum  ersten  Male  in  Autographie.  Eini{;e  Vorbemerkungen 
orientieren  Aber  die  Stellung,  die  die  einzelnen  Teztstttcke  im  Ganzen  der  Gesetz* 
Sammlung  einnehmen,  und  bieten  ein  Verzeichnis  simtlicher  vorkommenden 
Fehler  und  Irrtfimer  der  Keilschriftoriginale,  die  im  Text  selbst  zu  ver- 
bessern, nicht  für  wünschenswert  gehalten  wurde. 

Eine  Umschrift  und  Übersetzung  des  berühmten  Kodex  gibt: 
Winckler,  Prof.  Dr.  Hugo»  Die  Gesetze  Hammurabis,  in  Umschrift 
und  Übersetzung  herausgegeben.  Dazu  Einleitung,  Wörter-  und 
Eigennamen -Verzeichnis,  die  sog.  sumerischen  Familiengesetze  und 
die  Gesetztafel  Brit.  Mus.  8 27 -14,988.       (XXXÜ,  116  S.)  8^ 

1904.     M.  5.60;    in  Leinen  geb.  hC.  6.20 

Einer  Einleitung,  die  dem  Denkmal  seine  Stellung  in  der  babylonischen  Geschichte 
anweist,  folgt  eine  fibersichtliche  GegenflbersteUnng  des  Urtextes  in  lateinischen 
Buchstaben  (links)  und  einer  deutschen  Übersetzung  (rechts),  mit  kurzen,  teils 
teztkritischen,  teils  erl&utemdcn  Anmerkungen.  £^  Anhang  gibt  in  fthnlichcc 
Behandlung  die  sog.  sumerischen  Familiengesetze  und  eine  habylon.  Gcsetstafd 
jüngeren  Ursprungs.  Den  Schlufi  bildet  ein  Verseichais  babylonischer  Wörter 
und  Eigennamen. 

University  of  California  Publications.    Egyptian  Archaeology. 

Bisher  liegen  folgende  TeHe  vor: 
VoL  I:    The  Hearst  Medical  Papyrus.    Hieratischer  Text  mit  Ein- 
leitung u.  Vokabular.  Von  Dr.  George  A.  Reisner.    (Vm,  48  S.  u. 
17  Lichtdrucktafeln.)  34X127,5  cm.    1905.       in  Leinen  M.  25  — 

Vol.  II:  The  Early  Dynastie  Cemeteries  of  Naga-ed-D6r.  I.  Von 
Dr.  George  A.  Reisner.  (XII,  160  S.  u.  80  Tafeln,  davon  75  in 
Lichtdruck.)   1908.  in  Leinen  M.  75  — 

VoL  m:  The  Early  Dynastie  Cemeteries  of  Naga*ed-D6r.  IL  Von 
Arthur  A.  Mace.  (XI,  88  S.  mit  123  Figuren  im  Text,  und  60 
Tafeln,  davon  57  in  Lichtdruck.)  1909.  in  Leinen  M.  50  — 

Prof.  Dr.  J.  Pagel,  Berlin,  im  Lit.  Zentralblatt  (1906,  Nr.  4)  ftber  Vol.  I: 
„Vorliegende  Publikation  ist  für  die  Literaturgeschichte  der 
alt&gyptischen  Medizin  hochbedentsam.  Seit  der  Entdeckung  resp.  der 
Herausgabe  des  berühmten  Papyrus  Ebers  haben  wir  bisher  eine  Veröffentlichung 
von  ähnlichem  Range  noch  nicht  erhalten.  Rcisners  kostbare  Ausgabe  steUt  sich 
ihr  würdig  zur  Seite.** 

Prof.  Dr.  W.  M.Mttller  in  der  Orient.  Lit. -Zeitung  (1909,  Nr.9)  Aber  VoLO: 
„Die  Beschreibung  mehrerer  alter  Friedhöfe  ist  mit  unfibert  reff  lieh  er 
Geduld  und  Grflndlichkeit  ausgefilhrt.  So  war  es  R.  möglich,  ans  Material, 
das  dem  gewöhnlichen  Ausgraber  kaum  lohnend  genug  erschienen  wire,  sehr 
wichtige  Resultate  zu  gewinnen  .  .  .  Die  vergleichenden  Tabellen  des 
Buches  ftr  diese  Beobachtungen  werden  auf  lange  Zeit  ein  unentbehrliches 
Hilfsmittel  der  ägyptischen  Archäologie  bilden.'* 

27 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Untersuchungen    zur   Qeschichte    und    Altertumskunde 
Ägyptens.    Herausgegeben  von  Professor  Dr.  Kurt  Selbe. 

Die  Mit  1896  encheineDde  Sammlung  bringt  tystcmmtische  historiiche 
Arbeiten  im  weiteren  Sinne  ans  dem  Gebiete  der  ügyptoiogischen  WJSKnaduift 
die  für  die  vorhandenen  Zeitschriften  zu  umfiuigreich  sind  oder  eine  scbleonige 
Bekanntmachang  erfordern.  Die  Herausgabe  erfolgt  je  nach  dem  Eingang  ge- 
eigneter Beiträge  in  Bänden  von  etwa  130  Quartseiten.  Kleinere  dringliche 
Arbeiten  erscheinen  in  Heften,  von  denen  dann  mehrere  su  einem  Bande  vereinigt 
werden.     Jedes  Heft  wie  jeder  Band  ist  einsein  käuflich. 

ZukUt  ersehün: 

Die  Einsetzung  des  Veziers  unter  der  x8.  Dynastie.  Inschrift 
auf  dem  Grabe  des  Rerh-mi-re  zu  Schech-Abd  el  Guma,  neu  heraus- 
gegeben und  erklärt  von  Professor  Dr.  Kurt  Sethe.  Mit  einer 
photollth.  Tafel.  1909.  [V,  2.J  In  der  Serie  M.  12  -  ;  einzeln  M.  15  — 

Der  von  Newberry  vor  etwa  12  Jahren  entdeckte,  von  Gardiner  »leist 
behandelte  Text,  der  sich  in  dem  Grabe  des  kech-mi-re  zu  Theben  erhalten  hat, 
stellt  ein  ganz  eigenartiges  Dokument  aus  dem  ägyptischen  Altertum  dar.  Er 
enthält  die  Rede,  die  die  Könige  der  18.  Dynastie  bei  der  Einsetsong  des  Veziers 
an  den  neaernannten  Hinister  zu  richten  pflegten  und  in  der  sie  ihm  allgemeine 
Anweisungen  fUr  seine  Amtsftihmng  erteilten.  Der  Text,  dessen  ungewöhnliches 
Interesse  in  philologischer,  historischer  und  kulturhistorischer  Be- 
siehnng  in  die  Angen  spmng,  der  aber  bisher  dem  Verständnis  noch  die  gröftcs 
Schwierigkeiten  bot,  wird  hier  in  eingehender  Weise  neu  erklärt  .  .  .  Esseigt 
sich  dabei,  dafi  sich  ein  klarer  Gedankengang  durch  das  Ganze  hindnrchsieht  und 
daS  der  Text  nicht  nur  eine  Fülle  von  Anblicken  in  die  Denkweise  nnd  in  die 
etbiaehen  Vonlellnngen  der  alten  Ägypter  gewährt,  sondern  auch  eine  Reihe 
merkwttrdiger,  tatsädilicher  Angaben  Über  bisher  unbekannte  Einrichtungen  und 
Bräuche  des  öffentlichen  Lebens  birgt 

Vorher  sind  erschienen: 

Zur  Baugeschichte  des  Amontempels  von  Karnak.  Von  Professor 
Dr.  Ludwig  Borchardt.  1905.  [V,  i.]    M.  12 — \  einzeln  M.  15  — 

The  Inscription  of  Mes.  Von  Alan  H,  Gardiner.  1905.  [IV,  j.J 

M.  8  — ;  einzeln  M.  9.60 

Die  Mysterien  des  Osiris  in  Abydus  unter  König  Sesostris  IB. 
Von  Prof.  Dr.  H.  Schäfer.     1904.  [IV,  2.]    M.  8  — ^  einzeln  M.  9.60 

Die  altägyptischen  Pnmkgefäße  mit  aufgesetzten  Rand  Verzierungen. 
Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Goldschmiedekunst.  Von  Prof.  Dr. 
H.  Schäfer.    Mit  117  Abb.    1903.    [IV,  i.]    NL  7.60;  einzeln  M.  9  — 

Beiträge  zur  ältesten  Geschichte  Ägyptens.  Von  Professor  Dr. 
Kurt  Sethe,  mit  einem  Beitrag  von  Professor  Dr.  Eduard  Meyer. 
Z905.     [IIL  Band.]  M.  24;  einzeln  M.  29  — 

Imhotep,  der  Asklepios  der  Ägypter.  Von  Professor  Dr.  K.  Sethe. 
1902.     [II,  4.]  M.  7.60;  einzeln  Bl,  9  — 

Dodekaschoinos,  das  Zwölfmeilenland  an  der  Grenze  von  Ägypten 
und  Nubien.    Von  Prof.  Dr.  K.  Sethe    1901.  [II,  3.]  6  — ;  einzeln  7.50 

A  new  chapter  in  the  life  of  Thutmose  iU.  Von  Professor  Dr. 
James  H.  Breasted.     2900.     [II,  2.]         M.  5.40;  einzeln  M.  6.50 

Sesostris.  Von  K.  Sethe.  1900.  [II,  i.]  M,  4 — ;  einzeln  M.  5  — 

Die  Thronwirren  unter  den  Nachfolgern  König  Thutmosis  I.  — 
Die  Prinzenliste  von  Medinet  Habu  und  die  Reihenfolge  der  eisten 
Könige  der  20.  Dynastie.  Von  Prof.  Dr.  K.Sethe.   i896.[L  Bd.]M.  34  — 

28 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 


Weiss,  D.  Dr.  Bemhardi  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Das  Neue  Testameot  in  Luthers  Übersetzung,  nach  dem  Grund- 
texte berichtigt  und  verbessert.     Taschenausgabe,  mit  Parallel- 
und  Belegstellen.     (IV,  383  S.)  8^  1909. 
M.  1.50;  in  grau  Leinen  geb.  M.  2  — ;  schwarz  mit  Golddruck  M.  2.40 

Die  Eigenart  dieser  neuen  Oherseuung  liegt  darin,  dafi  sie  dem 
heutigen  Stande  der  Bibelwissenachail  in  vollem  Umüsnge  gerecht  wird,  ohn«  doch 
den  koatharen  Schatz  der  Sprache  der  Lutherbibcl  preiszugeben. 

Um  den  Text  des  N.  T.  ganz  unmittelbar  auf  den  Leser  wirken  zu  lassen, 
sind  sachliche  Anmerkungen  gmndsfttzlich  ferngehalten  worden.  Dagegtm  sind 
am  Fufi  der  Seiten  Parallel-  und  sonstige  alt-  und  nentestamentliche 
Belegstellen  in  soigftltiger  Auswahl  angemerkt.  Zur  Erleichterung  des  Ver* 
stindnisses  ist  der  Text  in  Sinnabachnitte  zerlegt,  w&hrend  Kapitel«  und  Vers- 
teÜUDg  durch  Randsiffem  angedeutet  sind.  Stellen,  die  sich  im  filtesten  Text 
nachweislich  nicht  finden,  sind  in  eckige,  erl&ntemde  Zuf&tse  Luthers  oder  des 
Herausgebers  in  runde  Klammem  gesetzt. 

Lic.  Dr.  H.  Windisch,  Leipzig,  in  der  Evang.  Freiheit  (1909,  Heft  6): 

„Ich  möchte  behaupten,    d»A  das  Luthersche  N.  T.   damit    endlich 
wieder   in    eine   brauchbare  Form    gebracht  worden  ist,    und  wünschen, 
dafi  diese  Ausgabe  alle  revidierten  und  nicht  revidierten  Ausgaben  in  Schule  und 
Haus  baldigst  verdrfinge.*' 
Theolog.  Lit.-Bericht  (1909): 

„Ihr  Vorzug  vor  den  mir  sonst  bekannten,  auch  vor  der  Weizsäcker- 
schen,   ist,    bei   sorglEltigster  Berücksichtigung   des   Grundtextes,   die  möglichst 
gröfite  Beibehaltung  des  altrertmuten  Luthertextes.** 
Pastor  G.  Hilbert,  Leipzig  (Verf.  von  „Christentum  u.  Wissenschalt**): 

„Das   ist  das,   was   wir   brauchen!     Eine    Verbindung   von    Luther 
und  Weizsäcker.** 
Pfarrer  D.  Dr.  A.  Schumann,  Leipzig: 

„Das    ist    in   der   Tat    die   Form    eines    deutschen    Neuen    Testa- 
mentes, die  wir  brauchten.*' 
Christliche  Welt  (1909,  Nr.  21): 

„Eine  vortreffliche  Ausgabe  eines  wirklich  revidierten  Luthertextes.'' 
Die  Reformation  (Lit.  Beilage  1909,  Nr.  i): 

„Gegenüber  den  verschiedenen  neuen  Obersetzungen,  die  auf  den  Luther- 
text keine  Rücksicht  nehmen  und  die  Bibelleser  diesem  entfremden,  verdient  dieses 
pietätvolle  Werk  den  Vorzug.** 
^>eminardirektor  Dr.  G.  Witzmann  am  Herzog-Ernst- Seminar  in  Gotha: 

„Das  Ideal  (für  den  Religionsunterricht)  mu£  darin  gesucht  werden,  die 
Lutherische  BibelübNcrsetzung,  die  nun  einmal  unanslöstich  in  unser  Volksbc- 
wufitsein  übergegangen  ist,  zwar  in  ihrer  Eigenart  beizubehalten,  sie  aber  so 
weiterzubilden,  dafi  sie  allen  wissenschaftlichen  Anforderungen  genflgt.  Hier 
haben  wir  eine  wahrhaft  wissenschaftliche  Obersetzung,  die  uns  doch 
vom  Geist  der  Lutherbibel  nicht  wegführt.  Ich  halte  das  Buch  zum 
Unterricht  in  Lehrerbildungsanstalten  fQr  sehr  geeignet** 
Professor  Dr.  P orger  am  Kgl.  Lehrerinnenscminar  in  Berlin: 

„Pietätvolle    Schonung    des    uns  vertrauten  Luthertextes    und  die  wissen- 
schaftliche Akribie  eines  Forschers  wie  B.  Weifi  haben   hier  ein  Unterrichtsmittel 
entstehen  lassen,   das  für  die  Vorbereitung  des  Schülers  auf  den  Unter- 
richt und  für  die  Unterrichtsarbeit  selbst  sich  hervorragend  eignet.** 
Preufiische  Lehrerzeitung  (Beilage  1909,  Nr.  8): 

„Eine   herrliche  Obersetzung   des  Neuen  Testaments,    welche    in    erster 
Linie  uns  Religionslehrern  überaus  wertvoll  ist.** 
Die  Grenzboten  (1909,  8.454): 

„Es  war  wohl  kaum  ein  anderer  zu  solchem  Unternehmen  so  berufen  wie 
Bernhard  Weifi,  der  ehrwürdige,  gelehrte  und  feinsinnige  Kenner  des  Neuen  Tesu- 
ments,  und  sein  Werk  darfallen  denen,  die  eine  solche  Ausgabe  bisher 
vermifit  haben,  warm  empfohlen  werden.** 

29 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Weissbach,  Dr.  F.  H.,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig: 

BeitrSge  zur  Kunde  des  Irak-Arabischeo.  Ente  Hifte: 
Prosa-Texte.    (208  S.)     8®.     1908.  M.  9  — 

(Leipziger  semitistische  Studien.    Band  IV,  Heft  i.) 

Das  vorliegende  Werk  nm&flt  die  erste  Hilfte  (Froaa«Texte:  Erx&hliiaceii, 
Sprichwörter  and  Gespr&che)  des  reichen,  auf  den  arabischen  Dialekt  des  Irak 
beztiglichen  Materials,  das  Professor  Weiflbach  in  den  }ahren  1901 — 1903  als 
Mitglied  der  babylonischen  Expedition  der  Deutschen  Orient-Gesellschaft  gcsaamclt 
hat  Der  genannte  wichtige  Dialekt  war  bis  vor  wenigen  Jahren  &st  unbekannt 
und  ist  erst  durch  Professor  B.  Meiflners  Arbeiten  enchlossen  worden,  nnter 
denen  an  erster  Stelle  su  nennen  ist:  Nenarabische  Geschichten  ans  dem 
Iraq,  gesammelt,  flbersetst  und  herausgegeben,  mit  grammatischem  Abriß  imd 
Gloaar  (1903  in  nnserem  Verlag  erschienen;  LVIII,  14S  S.  gr.  8S  ^  10 — )- 
Professor  Weiflbachs  oben  genanntes  Werk  stellt  eine  Fortsetsung  und  Eigiimaf 
der  Meiflncr'schen  Arbeiten  dar.  Seine  sweite  Hilfte  wird  in  etwa  13  Bogen 
folgende  Teile  nm&ssen:  poetiKhe  Texte,  darunter  etwa  60  Reiter-  and  200  Kri^^ 
lieder,  mit  mehreren  Melodien,  ein  reichhaltiges  Glossar  sowie  eine  aosftduliche 
Einleitnng  su  dem  ganzen  Bande  and  eine  Ansahl  von  Bemerkungen  su  beiden 
Heften  aus  der  Feder  des  Leipziger  Arabisten  Professor  A.  Fischer. 

Winckler,  Dr.  Hugo,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Keilinschriftliches  Textbuch  zum  Alten  Testament  Dritte, 
neubearbeitete  Auflage.  Mit  einer  Einführung.  (XX,  118  S.) 
gr.  8^  1909.  M.  3 — ;  in  Leinen  geb.  KL  3.so 

Aus  Urteilen  Aber  die  zweite  Auflage: 

Prof.  D.  J.  Meinhold,  Bonn,  in  der  Theolog.  Rundschau   (1905,  Nr.  i): 
„&  ist  zu  hoffen,  dafl  viele  Theologen,  und  nicht  blofi  Fachminacr,  si^ 
dies  billige  und  gute  Buch  anschaffen  und  studieren.*' 

Prof.  D.  S.  Oettli,  Greiftwald,  im  Theolog.  Lit.-Bericht  (1904.  Nr.  a): 

„Ein  Tortreffliches  Hilfsmittel  ...  In  gut  lesbarer  Obcisetiung, 
mit  Transkription  des  Textes  und  einigen  erkUrenden  Fuflnoten  ist  hier  eine 
geschickte  Auswahl  yon  Urkunden  dargeboten  —  man  kann  wohl  sagen: 
das  Wichtigste,  was  die  Keilschriftforschung  der  neueren  Zeit  als  Vergleichungs- 
nnd  Erginzungsmaterial  der  alttestamentlichen  Wissenschaft  geliefert  hat ...  Eb 
ist  eine  sehr  verdienstliche  Arbeit  .  .  .*' 

H.  G.  in  der  Monatsschrift   ftir  die   kircU.   Praxis   (1903,  la): 

„Dies  billige  Bflehlein  ist  lange  nicht  genug  bekannt  und  sei  dem  Theologen 
warm  empfohlen.*' 

Biblische  Zeitschrift  (1903,  Nr.  i): 

„.  .  .  ein  höchst  willkommenes  Hilfsmittel  sum  alttestamentlichen 
Studium.*' 

Dr.  O  Weber,  Orientalist.  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  12)  über  die  3.  AnfL: 
„Den  wichtigsten  Vorzug  der  neuen  Ausgabe  bildet  die  , Ein  f  Ah  rang*. 
In  dem  knappen  Rahmen  eines  Druckbogens  gibt  W.  hier  ein  klares  and 
anschauliches  Bild  der  geschichtlichen  Entwicklung  der  Keilschrift 
ach  reibenden  Völker,  mit  besonderer  Rücksichtnahme  auf  ihre  Besiehangcn 
au  dem  Westland  Oberhaupt  und  zu  Kanaan  im  besonderen.** 

Weitere  ,,Hilfsbücher  zur  Kunde  des  Alten  Orients"  sind: 

Meißnert  Prof«  Dr.  Bruno:  Kurzgefaßte  assyrische  Grammatik. 
(V,  80  S.)     gr.  8^     1907.  M.  3  — ;  geb.  M.  3.50 

Winckler»  Prof.  Dr.  Hugo:  Auszug  aus  der  vorderasiatischen  Ge- 
schichte.    (IV,  86  S.)    gr.  8®.    1905.         M.  3 — ;  geb.  iL  3.50 

30 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1910). 

Windisch,  lic.  Dr.  Hans,  Privatdozent  an  der  Univ.  Leipzig: 
Die  Frömmigkeit  Pliilos  und  ihre  Bedeutung  für  das  Christen- 
tuoL  (TV,  14öS.)   8^  1909.  M.  2.50;  geb.  M.  3.50 

Lic.  P.  Krflger  im  Lit.  Zeniralblatt  (1909,  Nr.  13): 

„Es  ist  dem  Verfasser  trefflich  gelangen,  die  Frömmigkeit  des 
Mannes  sn  charakterisieren,  der  gerade  nach  dieser  Seite  hin  gewftrdigt 
•ein  will.  Dafi  er  Philo  selbst  möglichst  viel  su  Worte  kommen  Ufit,  ist  sehr 
dankenswert  Die  Abhandlmig  zeichnet  sich  durch  Klarheit  und  schöne  Dar- 
stel  längs  form  ans.  Der  kurse  Hinweis  auf  die  f&r  die  dogmatischen  Kontro- 
versen der  Gegenwart  ans  der  Abhandlung  sich  ergebenden  Konsequenzen  ist 
geeignet,  im  Kampfe  um  die  religionsgeschichtliche  Methode  klirend  zu  wirken.*' 
E.P.  in  der  Evangelischen  Freiheit  (1909,  Heft  6): 

„Eine  wertvolle  religionsgeschichtliche  Studie.  .  .  Wer  sich  ein- 
mal mit  den  Schriflen  Philos  beschlfUgt  hat,  wird  die  vorliegende  Arbeit  dankbar 
sn  wflrdigen  wissen,  welche  die  unter  dem  Wust  der  aUegoriachen  Auslegung  so 
oft  verb(»rgenen  religiösen  Werte  zutage  gefordert  hat." 
Die  Reformation  (1909,  Kr.  4): 

„Der  Verfasser   hebt  die  Verwandtschaft  Philos  mit  dem  N.  T.  liebevoll 
hervor,  weist  aber  auch  die  Unterschiede  auf.    Im  einzelnen  würden  unsere  UrteQe 
darttbor  abweichen  .  .  .    Das  hindert  aber  nicht,  die  Schrift  der  Beachtung 
der  Neutestamentier  und  Religionshistoriker  zu  empfehlen.'* 
Zeitschrift  ffir  wissenschaftliche  Theologie  (Band  sO'- 

„Die  kleine  Monographie  kann  sich  mit  Eluen  neben  Boussets  Darstelinng 
des  religiösen  Lebens  Philos  und  Br^hiers  grofler  zusammenfassender  Arbeit  sehen 
lassen.     Verfasser  zeigt  sich  darin  als  tüchtiger  Philokenner.*' 

Wreszinsld,  Dr.  Walter,  Privatdozent  an  der  Univ.  Königsberg: 

Der  grosse  medizinische  Papyrus  des  Berliner  Museums 

(Pap.  BerL  3038),  in  Faksimile  und  Umschrift  mit  Übersetzung, 
Konmientar  und  Glossar  herausgegeben.  (XXI,  142  S.,  davon  xii 
In  Autographie.)  Iblit  24  Lichtdruck-Tafeln.  Lex.-8®.  1909.    M.4o— 

Der  vorliegende  Band  ist  als  der  erste  von  zweien  gedacht,  in  denen  die 
medizinischen  Urkunden  in  hieratischer  und  koptischer  Schrift  sn- 
nmmengeiaflt  werden  sollen,  soweit  sie  nicht  schon  in  einer  zureichenden  Pnbli» 
katioD  veröffentlicht  smd.  Einen  Teil  des  II.  Bandes  soll  die  Transkription  des 
von  Reisner  veröffentlichten  Pap.  Heaxit  bilden;  außerdem  wird  in  Band  II  ein  neu 
gefundener  Papyrus  (aus  der  Berliner  ägyptischen  Abteilung)  und  eine  Anzahl 
kleinerer  hieratischer  und  koptischer  StQcke  aus  andern  Sammlungen  veröffent- 
licht werden.  Die  medizinischen  Fragmente  von  Gardiner  aus  dem  m.  R.  werden 
sn  den  Kommentaren  herangezogen  werden.  Als  Abschlufl-Band  ist  geplant:  ein 
Wörterbuch  zur  gesamten  medizinischen  Literatur  und  eine  zusammenhingendc 
Darstelinng  der  Igyptisch-koptischen  Medizin. 
Prof.  Dr.  K.  Sudhoff,  Leipzig,  i.  d.  Mitteilungen  z.  Gesch.  d.  Medizin  (1909»  3S): 

yyWir  erhalten  hier  den  Papyrus  Hrugsch  major,  zun&chst  in  musterhafter 
moderner  Lichtdruckwiedergabe,  dUe  das  Original  fast  völlig  ersetzt  und 
der  firflheren  Reproduktion  in  jeder  Beziehung  unendlich  überlegen  ist  .  .  • 
Unter  allen  Umständen  bedeutet  die  vorliegende  Arbeit  eine  respektable  Et; 
Weiterung  unserer  Kenntnis  der  Medizin  der  alten  Ägypter.'* 
Dr.  G.Möller,  Berlin,  in  der  Deutschen  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  48): 

tfiit  Einleitung  enthllt  kurze  Angaben  Aber  den  Papyrus,  seine  Entrtehung, 
die  Orthographie,  die  Sprache,  sein  Verhältnis  zu  den  übrigen  Urkunden  und  die 
Disposition.  Es  folgt  sodann  die  Transkription  der  hieratischen  Texte  in  Hiero- 
glyphen mit  Obersetzung  und  Kommentar.  Ein  Überaus  sorgfältig  aus- 
gearbeitetes Glossar  und  ein  Faksimile  der  Handschrift  in  24  vorzüglichen 
Lichtdrncktafeln  bilden  den  Schlufl.*' 
Prof.  Dr.  J.  Pagel,  Berlin,  in  der  Berliner  klin.  Wochenschrift  (1909,  Nr. 43): 

„äne   kostbare    Bereicherung   unserer    ägyptisch -medizinischen   Ge- 
srhirJitsliteratur.  ** 

31 


Vertag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Zickendraht,  Lic.  Karl,  Pfarrer  in  Veitheim  (Schweiz): 
Der  Streit  zwischen  Erasmus  und   Luther  über    die 
Willensfreiheit.  (XII,  205  S.)  8®.  1909.  M.  4.50^  geb.  M  5.50 

Die  Monographie  stellt  sich  die  Aufgabe,  die  AoseinasdenetcuDg  swisdicm 
E.  und  L.  vom  ProUem  der  Willensfreiheit  aus  zu  verstehen.  In  ihrem  historischen 
Teil  geht  sie  den  Entwicklungen  nach,  die  zum  Erscheinen  der  verschiedenen 
Streitschriften  fUhren,  und  berücksichtigt  besonders  die  Mitwirkung  zeitgenössischer 
Briefe  und  Schriften.  Dem  Zusammenhange  der  entwickelten  Lehren  mit  der 
Überlieferung  der  kirchlichen  Vergangenheit  wird  vor  allem  in  den  Anmerkungen 
Beachtung  geschenkt;  das  Hauptgewicht  ist  aber  daratif  gelegt,  jene  Lehren  ans 
Tatsachen  innerer  Erfahrung  zu  begreifen.  Dem  entsprechend  ist  der  dogmatischen 
Besprechung  der  StreitBchriften  der  breiteste  Raum  gewährt. 

Orientalistische  Literaturzeitung.  Monatsschrift  für  die  Wissen- 
schaft vom  vorderen  Orient  und  seine  Beziehungen  zum  Kultur- 
kreise des  Mittelmeers.  Herausgeber:  Professor  Dr.  F.  E.  Peiscr, 
Königsberg.     Preis  des  Jahrgangs  (=  1 2  Nummern)  M.  1 2  — 

Umfang  des  Jahrgangs  1909:  IV  S.  u.  568  Spalten  Lex«-8^ 

Jede  Nummer  dieser  einzigen  orientalistischen  Monatsschrift 
bietet  zunächst  einige  wissenschaftliche  Abhandlungen;  darauf  folgen: 
Besprechungen  einschlägiger  Literatur,  Altertumsberichte  von  Museen  und 
Grabnngsplätzen,  Mitteilungen  über  gelelirte  Gesellschaften  und  Kongresse, 
Personalien,  Sprechsaal,  eine  Obersicht  literarischer  Neuigkeiten  und 
eine  sehr  reichhaltige  Zeitschriftenschau. 

Theologische  Literaturzeitung.  Herausgegeben  von  Professor 
D.  Dr.  Adolf  Harnack,  Berlin,  und  Professor  D.  Dr.  Emil 
Schürer,  Göttingen.    Jahrgang  (=  26  Nummern)  M.  18  — 

Umfang  des  Jahrgangs  1909:  VTII  S.  u.  728  Spalten  gr.  4®. 

Der  letzte  Jahrgang  brachte  aus  der  Feder  von  etwa  loo  Mitarbeitern 
eingehende  Besprechungen  Über  mehr  als  6oo  Werke  aus  allen  Gebieten  der 
Theologie  und  ibrer  Grenzwissenschaften.  Jede  Nummer  bietet  anfierdcm  eine 
sehr  reichhaltige  Bibliographie,  Übersichtlich  geordnet  nach  den  Rubriken: 
Deutsche  Literatur,  Literatur  des  Auslandes,  Aus  Zeitschriften,  Rezensionen. 
Prohenummtm  beider  Zntsehrifiin  auf  Wmuch  kosUnfreu 

Ülienieht  sti  Hinriehs'  „Wissensckafüieiieii  Neatgkeiteu^S  Jaanar  1910 

{flMh  für  Bestelltmgen  tertoendbar) 


Seite 

3 


Hellmann : 

Cyprian  .  .  .  ,  ii 
Hcmnann:  Exechiel  xx 
Hilbeit :  Christentum  1 2 
Hoffmann:  Fides  impl.  12 
Hölscher:    Medinet> 

Habu  ,  .  .  .  a 
Hücing;  iJberliefening  x  8 
Jeremias :  Astronomie  13 
Jlg:  Volkslieder.  .  X3 
Kittel:  Archäologie  .  14 
CleaxeiM  Alex.  .  .  x  j  König :  Grammatik  .  X4 
Delitzsch :  Schriftdk.  34 '  Küssner:  Christentum  15 
Ehrlich :  Randglossen  6  Lang:  Catene  in  I.  Kor.  5 
Eixsebins:  KG  .  .  6  Lessmann:  Ziele.  .  xft 
Feise:  Theologie  .  7  Löhr:  Weib  .  .  .  x6 
Gardiner :  Admonitioas  7  Mechiltha  .  .  .  .  x6 
Grass:  Sekten  .  .  8  Meissner: Grammatik  30 
Gregory:  Einleitung    8 ! Meissner :  Ideogran.    a 


AU:  Israel.  .  .  . 
Andrae :  Ann  Adad . 
Baaer;  AralMsch.  . 
Bertling:  WahrheU. 
Biblia  Hebraica  .  . 
Bohl :  Amamabriefe 
BÖklea:  Adamn.QainxB 
Borchardt :  Nefeiirkere  5 
Burchardt:     Fremd- 

v/orte 5 

Catenenstudien    .    .    5 


Seite 
Pseudo- 


Gregory:  Textkritik    9 
Hamack :    Kirchen- 

verfassang    .    .    .    x 
HaatM:h:  £v.-Zitate  ax 


Möller:  Lesestücke,  x; 
Möller:  PftlAographie  xj 
Mytholog.  BibKothek  xB 
Orient,  der  Alte  .    •  19 


Seite 

Orient.  Lit.>  Zeitung  33 
Pspjfms .....  so 
Rcalencyklopädie  .  3 
Reichardt:  Africanus  so 
Ritschi :      Dogmea- 

geschichte  ...  so 
Rochsteixi:  Joden  .  2X 
Rothstein:  Psalmen  aa 
Rothstein:  Rhythmus  aa 
Sthermaxm:  Silber- 

pspyri  ,  ,  .  .  99 
Schneider :  2  Auiaatse  33 
Schneider:  Kultur  .  33 
Schriftdenkmäler.  .  34 
Schulu:  Räuel  .  .  x8 
Schürer:  Geschichte  2 
Schwaru:  Eusebhu  6 
Sethe :     Pyramiden* 

texte 34 

Sethe:  Verier.  .  •  38 
Sickenherger :  Cyrill  25 
Stecke :    Drachen- 

kämpfe   .    .    .    .  x8 


SeUe 

Siecke:  Hermes  .  .  x8 
Soden:  Latein. N.T.  ac: 
Stfthlin:  Clemens  .  i 
Strack :  Aboda  Zara  25 
Strack :  Mischnatrakti  36 
Stumme:  Mlrchca  .  13 
Stumme:  äcudacn  .  13 
Stumme:  Volkslieder  13 
Theolog.  Lit.-Zeitang  33 
Torge :  Seelenglaabc  ^ 
Ungnad :  Hammerapi  ^ 
Ungnad:  Schriftdk.  14 
Univ.  of  Calif.Publ.  27 
Untersttchnngrn  .  .  at 
Weiss:  Neues  Testam.  a9 
Weissbach:  Irak*Arab.3o 
Wtndiler:  Amsng   .  30 

Winddcn  HammitfaUe? 
Wtnckler:  TcBtbuch  39 
WindUch:  Philo.  .  31 
Winter:  Mechlhha  .  x( 
Wressinski:  Fspysns  31 
Wünsche:  Mtdiilrttt  x6 


Zickendraht:  Luther  und  Erasmus  22 


32 


Dmck  rou  Hartmaon  &  Wolf,  Leipsig. 


Wissenschaftliche  NenigMten 

und  Berichte  aus  dem  Verlage  der 

J.  C  Hinrichs'schen  Buchhandlung 

in  Leipzig 
Januar  191 1   (Nr.  7) 

Diae   VtrttUhmsu  stehm  undgrecMmt  und  portofrei  tu  Diensten.  —  Auch  wur  Am^ 
siehi  kStmen  die  Werki  von  der  Mekrtahl  der  Buehhandlungen  vorgelegt  werdem. 


LETZTE  NEUIGKEITEN  UND  IN  KÜRZE  ERSCHEINENDE  WERKE, 

Bauer,  Rnratus  Dr.  Hans,  Bamberg:  Die  Tempora  im  Semi- 
tischen, ihre  Entstehung  und  ihre  Ausgestaltung  in  den  Einxel- 
sprachen.    (53  S.)    gr.  8**.     1910.  M.  3.50;  kart  M.  4,25 

(Beitr.  zur  Assyriologie  u.  semit  Sprachwissensch.  Band  Vm,  Heft  i.) 

Ebeling^,  Dr.  phil.  Erich,  Berlin: 

Das  Verbum  der  El-Amama-Briefe.   (41  S.)  gr.  8^  1910. 

(Zusammen  mit  Steinmetzer,  Schenkungsurkunde  in  Beiträge 
zur  Assyriologie.     Band  VIU,  Heft  2.)         M.  5 — ;  geb.  M.  5.75 

Erbt,  Oberlehrer  Lic.  Dr.  W.,  Posen:    Das  Markusevangelinm. 

Eine  Untersuchung  über  die  Form  der  Petruserinnerungen  und  die 
Geschichte  der  Urgemeinde.    (ca.  64  S.)    gr.  8^.     191 1. 
(Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.    16.  Jahrg.    H.  i.) 

Qemoll,  Martin,  München:  Qnindsteine  zur  Qeschichte  Israels. 

AlttestamentL  Studien.   Mit  2  Karten,   ca.  30  Bogen,   gr.  8^.     191 1. 

HamacICt  D.  Dr.  Adolf ,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 

Neue  Untersuchungen  zur  Apostelgescliichte  und  zur  Ab* 

fassungszeit  der  synopt  Evangelien,   (etwa  7  Bogen.)    8^     191 1. 

Holt, D.  Karl,  Professor  an  der  Universität  Berlin: 

Die  handschriftliche  Überlieferung  des  Epiphanius  (Anco- 

ratus  u.  Panarion).     (IV,  98  S.)     8®.     1910.  M.  3  — 

(Texte  und  Untersuchungen  zur  altchristl.  Literatur.  Bd.  36,  Heft  a.) 

Klauber,  Dr.  Ernst»  London:  Assyrisches  Beamtentum  nach 
Briefen  aus  der  Sargonidenzeit  (VI,  128  S.)  gr.  8^.  19x0.  M.  4.20 
(Leipziger  Semitistische  Studien.     Band  V,  Heft  3.) 

l^exa,  Dr.  Franz,  Prag:  Das  demotische  Totenbuch  der  Pariaer 
Nationalbibliothek  (Papyrus  des  Pamonthes).  Unter  Mitwirkung  von 
W.  Spiegelberg  herausgegeben.  (XV,  57  S.  in  Autogr.  m.  6  Tafeln) 
33X25,5  cm.    1910.  M.  20  — 

Lieblein,  Dr.  J.  D.  C,  Professor  a.  d.  Univ.  Christiania: 

Recherches  sur  rhistoire  et  la  civilisation  de  Tancienne 
Egypte.     I.  fasc.     (in.,  192  S.)     gr.  8^     1910.  M  6  — 

P.MO.  I  1 


Vermag  der  J.  C.  yinrichs'schea  ^pgjihanjiang  in  Ldprig. 


Meißner,  Dr.  Bruno  ^  Professor  an  der  Uniy.  Breslau: 

AssyrMogiscbe  Stu4ien.  Heft  V.  (48  S.)  gr.  8<».  IL  5  — 
(Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.    15.  Jahrg.  H.  i. 

MSUer,  Dr.  Georg,  Direktorialassistent  am  Agypt  Museum  zu  Berlin: 
Hieratische  Lesestücke,  fiir  den  akademischen  Gebrauch  heraus- 
gegeben.   36,5  x26  cm.    (In  3  Heften.) 

3.  Heft:  Musterbriefe  und  geschäftliche  Texte  des  neuen  Reiches. 
(4  S.  u.  34  61)     1910.  kart.  M.  5.50 

SachaQi  Dr.  Eduard,  Professor  an  der  Univ.  Berlin: 
Die  aramäischen  Papyrus,  gefunden  in  Elephantine.  (ca.  7  $  licht- 
drucktafeln und  30  Bogen  Text)    36x25  cm.     191 1. 

Schiffer,  Dr.  Sina,  Paris:  Die  Aramäer.  Historische  und  geo- 
graphische Untersuchungen,     (ca.  176  S.)     8®.     1911. 

SMmlz,  Lic  Heinrich,  Brivatdozent  an  der  Univ.  B^erlio: 
iälaiabe  und  .Uogliuibe  in  dar  W^t^efchichte.   Gja  Jj^m- 
peaftar  zu  Augustins  ,,De  CiviU^  dei*'.    Mit  einem  Exkurs:  Fnsitio 
dei,   ein  Beitrag  zur  Geschiebte   der  Theologie   und   der  k^ftik. 
(Xn,  244  S.)     gr.  8*.    1911. 

Sethe,  Dr.  Kurt,  Professor  an  der  Umversität  Göttingen: 

Die  altHgyptlachen  Pyramidentexte,  nach  den  Papierab- 
drücken und  Photographien  des  Berliner  MDuseums  neu  henmsge- 
glsbfQ  und  erläutert    Lex.  8^.     19 10. 

5.  u.  6.  Lieferung  (Rest  des  zweiten  Textbanck».)  K.  37.50 

Der  Text  vollständig,  2  Bände  M.  94  —  \  geb.  9S  — 

Steinmetzer,  Prof.  Dr.  Franz,  Prag:  Eine  Schenkttn^sarkunde 
^  des  Königs  Mliisichu.   (38  S.) 

(Zusammen  mit  Ebeling,  Verbumder  EUAmama-Briefe  in:  Beiträge 
zur  Assyriolggie.  {Band  VIII,  Heft  3.)  M.  S  — ;  geb.  IL  5^5 

Yhieodoret^s  Kirchengescliichte.     Herausgegeben   im  'Auftrage 
der  Kirchenväter-Kommission   der  KönigU   preufiischen    Akademie 
l^der  Wissenschaften  von  Dr.  Ldon  Parmentiex,  Professor  aa  der 
Univenttät  Lütüdh.    (CX,  4^7  S.)    gr.  8^    19 11. 
Pia  griechisch-christlicben  Schriftsteller.     19.  Band, 

Tbomsen,  Gymnasialoberlehrer  Dr.  Peter,  Dresden: 

Die  PalSstinaliteratur.  Sine  internationale  Bibliographie  in 
systematische:  Ordnung,  mit  Autoren-  und  Sachregister.  Zwettier  Band. 
Die  Literatur  der  Jahre  1905 — 1909.  (ca.  20  Bogen.)  8*.  191 1. 

Weifibach,  Dr.  F.  H.,  Professor  an  der  Univ.  Leipzig: 
Die  Keilinschriften  der  Achlmeniden.  (LX^gCIV  S.,  davon 
8  S.  Autographie  und  160  S.)     8*      1911.        M.  7,50;  geb.  8.50 
(Vorderasiatische  Bibliothek.     3.  Stück.) 


1 


Wissenschaftliche  Nettigkeiten  (Januar  19x1). 


Abe^  Dr.  Hans ,  Assist  a.  Kais,  deutsch.  Inst  f.  ägypt  Altertumsk.,  Kairo : 

Zur  Tooyergchmel?wig  im  AltSgyptischea.  (94  autogr.  S., 

mit  IV  S.  Text)     Lex.-8^    1910.  M.  la— 

G.  Maspero  in  der  Revae  Critique  (1910,  Nr.  43):  „Sa  dteoüftsflyoii, 
qni  est  fort  m^thodiqne,  compreod  halt  chapitres  .  .  .  Aatant  qu'il  m'ett  pernüs 
d'ea  juger  par  met  propres  rechercbcs,  M.  Abel  a  raison  dans  la  plupart 
des  cai.  Je  ferai  des  rterves  poar  un  ccrtain  nombre  des  ezemples  dt^  dans  son 
chapitre  VIU,  oa  la  longueur  de  la  phrase  me  paralt  exiger  la  pr^sence  de  deiix 
acoenlB  prindpanx:  partoot  aillenrs  j'accepterai  volontiers  Tensemble  de 
ses  conclttsions." 

Baiier^  Leonhard,  Oberlehrer  am  S3a'ischenWaisex^aus  in  Jerusalen;!: 

Das  PaIXstioische  Arabisch.    Die  Dialekte  des  Städteis  u|id 

des  Fellachen.  Grammatik,  Übungen  u.  Chrestomathie.    2.,  vollständig 

umgearb.  Aufl.    (X,  256  S.)    8*^.    1910.  M.  6  — ;  geb.  M.  7  — 

Prof.Dr.Friedr.Schwally,Gieflen,mTheol.Lit-Zeitung(i9lo,Nr.i5): 

,^e  Abfiusang  einer  KonTersationsgrammatik  setft  eine  praktisdie  Beherrschui^ 

der   Sprache   voraus,    wie   de   nur   durdi   langjährige   Obnng   erworben   werden 

kann.      Auf  Leonhard    Baaer   trifft   diese    Voraussetzung    zu,    wie    schon    seine 

im  Jahr  1903  erschienene,  ganz  ausgezdchnete  .Volkskunde  im  Lande  der  Bibfl* 

▼ermnten  licS.     Br  bat  nch  jetzt  durch  die  vorliegende  Arbdt  als  den  besten 

Kenner  des  palästinischen  Arabisch  erwiesen.     Ja  man  kann  noch  weit^ 

gehen    nnd    behaupten,    dafl  wir  m.  W.  f&r  keinen  anderen  lebenden  arabischen 

Dialekt   eine    so  zuverlässige,    vielseitige   und   inhaltsreiche    Konvex- 

sationsgrammatik  bentzen  . .  .     Wer  sich  mit  den  im  heutigen  Palästina  ge- 

qnrochcnen  arabischen  Dialekten  bekannt  machen  will,  kann  nichts  besseres  tup, 

ida  zu  dem  Boche  Leonhard  Bauers  zu  greifen.*' 

ProfessorDr.  B.Vandenhorr,  Mansteri.W.,inTheol.Revue(i9io,Nr.i8): 
„Dieses  Buch  wird  gewifi  für  jeden,  der  das  h.  Land  besuchen  und  mit  seinen 
Bewohnern  in  Verkehr  treten  will,  von  groflem  Nutzen  sein.  Enthält  es 
doch  dne  ansfflhrliche  Grammatik  der  beiden  vulgärarabischen  Mundarten, 
wdche  die  Bevölkerung  des  Landes,  die  städtische  und  die  ländliche  sprechen. 
Dazu  kommen  Übungen  zur  Satz-  und  Formenlehre  (127 — 159)  und  dne 
Chrestomathie  von  zu^mmenhängenden  Lesestflcken  in  beiden  Mundarten 
{161 — 208).  Ayflerdcm  noch  dnjge  $täcke  in  der  Mundart  der  Beduinen 
(208 ff.)  nebst  iliedern  aus  den  vffschiedenen  Gegenden  des  L^dcs  (}i4ff.), 
Rätseln  (22off.),  Gesprächen  (2390'.),  Sprichwörtern  (252 ff.).**  Pas  Buch 
bedarf  keiner  besonderen  Empfehlung. 

P.  Franz  Dunkel,  Jerusalem,  in  Das  heilige  Land  (1910,  Heft  2): 
„Der  grammatische  Teil  bietet  eine  ungeahnte  Menge  von  zutreffenden, 
gut  gewählten  Formen  und  Wörtern,  ihm  folgt  eine  reiche  Samm- 
lung von  LesestOcken,  die  jedem  Studierenden  das  Eindringen  in  das  lebend« 
Arabisch  ermöglichen  und  bedeutend  •rleicbtem.  Die  zusammenhängenden  Texte, 
Lieder,  Rätsel,  Grflfle  nnd  WOnsche  usw.  erachlieäen  ein  gutes  Stfick  Volks- 
weisheit und  Landessitte  . .  .  Auch  der  PaUstinaforsoher  kann  sich  nidit 
länger  der  «ch  ihm  auf  Schritt  nnd  Tritt  gdtend  mschenden  Bauernsprache 
des  Landes  entdehen,  da  gerade  die  Kenntnis  dieser  Sprache,  die  in  Aussprache 
nnd  Form  vieles  Altertümliche  bewahrt  hat,  ihm  vom  gröflten  Nutzen  ist.*' 

Böklen,  Dr.  Ernst,  Stadtpfarrer  in  Grofibottwar: 

Saeewittchenstudiea.     Erster  Teil:   Funfundsiebzig  Varianten 

im*  engeren   Sinn,    gesammelt   und   unter  sich    selbst   verglichen. 

(VI,  182  S.)    gr.  8«.     1910.  M.  10  — 

(Mythologische  Bibliothek  IIL  Band,  Heft  2.) 

Aus  d^m  Vorwprt:  „Es  wu  mir  um  dne  Probe  zu  tun,  die  mir  nnd  andern 
«eigen  sollte,  welchpn  Ertrag  die  Kenntms  zunächst  aodi  nur  dnes  dnsdnea 
wichtigeren  Märchens  in  dien  sdnen  flberiieferten  Formen  fitr  die  mythologische 
Forschung  abwerfen  möchte.'* 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs*schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Borchardty  Professor  Dr.  Ludwig,  Kairo: 
Das  Qrabdenkmal  des  Königs  Sa*hu>Re.  Bandl:  Der  Bau. 

(V,  162  S.  m.  X97  Abbildgn.  im  Text,  12  einfarbigen  und  4  mehr- 
farbigen  Blättern.)  SSiSX^SiS  coi.  1910.  M.  54 — ;geb.  M.  57  — 
Für  Mitglieder  der  Deutsch.  OrientgeseUsch.  M.  45  — ;  geb.  M.  48 — 
(14.  Wissenschaftliche  Veröffentlichung  d.  Deutschen  OrientgeseUschaft : 
Ausgrabungen  in  Abusir  VL) 

Mit  den  Grabungen  am  Grabe  des  Königs  Sahn-Re  sind  die  Arbdten  der 
Deatschen  Orientgesellschaft  in  Abosir  abgeschlossen.  Es  ist  das  Grabmal  des 
ersten  der  Könige,  die  sich  bei  Abusir  ihre  Ruhestätte  gesucht  haben.  Die  An- 
lage konnte  also  unbeirrt  durch  vorhandene  Bauten  sich  entfalten.  So  kommt  c% 
diä  das  „Grabdenkmal  des  Königs  Sahure"  heute  das  erwflnschte  Musterbeispiel 
fttr  diese  Bauten  aus  der  ftinften  Dynastie  ist  und  fttr  Lehrswecke  wohl  auch  fib- 
immer  das  beste  Demonstrationsobjekt  bleiben  wird.  Die  beiden  anderen,  dem 
Neuserre  und  dem  Neferirkere  gehörigen,  werden  Ar  Detailfiragen  der  Bau-  uid 
Kunstgeschichte  daneben  nach  wie  vor  wichtig  bleiben. 

Aufierdem  ist  die  Anlage  aber  die  best  erhaltene  von  allen.  Nicht  nur 
standen  die  W&nde  zum  Teil  in  betrftchtlicher  Höhe;  die  Sinlen  und  Architiave 
lagen  fiist  vollständig  vor,  soda£  man  die  Möglichkeit  hat,  eine  Seite  des  piick- 
tigen  Sialenhofes  mit  seinen  Palmensäulen  im  Berliner  Museum  wieder  aufsabanen. 
Auch  der  Reliefschmuck  ist  in  ganz  ungewöhnlich  grofien  Resten  erhalten.  So 
konnte  der  Bau  fast  bis  in  alle  Einzelheiten  rekonstruiert  und  ein  grofies  plastisches 
Modell  von  ihm  hergestellt  werden. 

Der  Portalbau  im  Tal,  der  Aufgang  sur  Höhe,  auf  der  die  Pjrrsmide  des 
Königs  und  die  der  Königin  liegen,  der  Totentempel  sdbst  in  seinem  exoteriKhcn 
und  esoterischen  Teil,  der  prächtige  Säulenhof  und  all  die  Nebcnxtnme,  wie  die 
Schatzkammern,  erstehen  bis  ins  Einzelne  vor  unseren  Augen. 

Die  Veröffentlichungen,  in  denen  Borchardt  die  Bauten  von  Abusir  bis  jetzt 
vorgelegt  hat,  sind  die  ersten  in  der  ägyptischen  Archäologie,  in  denen  Gebinde 
wirklich  für  baugeschichtUche  Zwecke  befriedigend  dargestellt  sind. 

Ein  zweiter  Band  wird  die  Reliefs  enthalten. 

Burchardty  Dr.  Max,  Berlin:   Die  altkanaanSischen  Fremd« 
Worte  und  Eigeonamen  im  Ägyptischen. 

L  Teü.  Die  kritische  Analyse  der  Schreibung.  (VIII  S.  il  60  S. 
in  Autographie.)     34X27  cm.    1909.  M.  8.50 

n,  (Schluß-)Teil.  Listen  der  syllabisch  geschriebenen  Worte,  sowie 
der  altkanaanäischen  Fremdworte  u.  Eigennamen.    (IV  S.  u.  87  S. 

in  Autographie.)     34X27  cm.     19 10.  M.  11.50 

Revue  S6mitique:  „Ce  travail  comble  une  lacune  sentie  depuit 
longtemps  pour oe qui conoeme la nature ezacte de la  transcription demots steitiqacs 
dans  les  textes  hi^roglyphiqnes,  surtout  dans  ceuz  de  la  18^  etdela  19*  dynastic, 
oii  ils  figurent  en  grand  nombie.  Les  essais  laits  dans  cette  Yoie  par  Bondi  et  Max 
Mflller  sont,  suivant  M.  Burchardt,  aujourd*hui  quelque  peu  airi^r^,  Tun  pir 
rinsuffisance  des  matdriaux,  Tautre  par  le  poids  acoordd  aus  vues  geographiqies 
au  ddtriment  des  vues  linguistiques.  C*est  dans  cette  unique  direction  que  M.  Bar- 
chardt  dinge  tous  ses  efforts  pour  atteindre  le  bnt  d6sir6. 

Pftr  bonhenr,  tont  steitisant  de  bonne  volonte,  sans  £tre  dgyptologoe  de 
mutier,  peut  se  rendre  compte  de  la  nouveUe  voie  qul  vient  d*tee  fnj€t  par  le 
savant  auteur.*' 

G.  F.  in  Rivista  delle  Scienze  Teologiche  (Mai  1910): 

,^'importanza  di  questo  studio  per  la  Ihigua  dell'antica  Pldestina  e  per 
regittok>gia,  non  sfiigge  ad  alcnno.  II  lavoro  h  condotto,  lo  ripetiamo,  bene:  il 
materiale  abbondante  . .  .  pubblicazione,  utilissima  non  solo  agli  egitto- 
logi,  ma  a  quanti  s'interessano  di  filologia  semitica." 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  191 1). 


Catenenstudien.  Herausgegeben  von  Prof.  Hans  Lietzmann,  Jena: 
I.  Die  Catene  des  Vaticanus  Gr.  762  zum  ersten  Korintherbriefe, 
analysiert  von  Lic.  Otto  Lang.  (Vn  S.  u.  48  S.  in  Autographie.) 
2Ö»5X34.S  cna.     1909.  M.7  — 

Durch  uns  ist  auch  erhältlich  die  Vorarbeit: 

Lang,   Lic.  theol.,  Otto:   Die  Catene   zum  ersten  Korintherbrief, 

kritisch  untersucht.    (Dissertation.)     (38  S.)    8^.    1908.        M.  z  — 

Prof.  D.  G.  Heinrici  in  Theolog.  Lit.-Zeitang  (1910,  Nr.  la):  „In 
die  CatenenforscboDg  ist  lebhaftere  Bewegung  gekommen,  seitdem  die  Berliner 
Akademie  der  Wissenschaften  dafür  eingetreten  ist  und  Hans  Lietzmann  die 
Leitung  anvertrant  bat  Sein  Vorgehen  ist  sachgemifl.  Schritt  vor  Schritt  er- 
öffnet er  die  Bahn,  die  daza  fahren  soll,  die  Wertstücke  der  patristischen  Literatur, 
die  in  den  Cätenen  erhalten  sind,  kritisch  su  sichten  und  nach  ihrer  Bedeutung 
in  volles  Licht  su  stellen  .  .  .  Die  beiden  Arbeiten  Längs  sind  die  ersten 
Frflchte  der  also  in  Angriff  genommenen  Catenenforschung  .  .  .  Lang  kommt 
wider  seine  ursprüngliche  Erwartung  zu  einem  sehr  günstigen  Urteile  Über  die 
Znverlissigkeit  und  Selbständigkeit  der  Cramercatene.** 

Ehrlich^  Arnold  B.,  New  York:  Randglossen  zur  hebrSischen 

Bibel,  Textkritisches,  Sprachliches  und  Sachliches,    gr.  8®. 

I:  Genesis  und  Exodus.     (TV,  424  S.)     1908.  M.  9.50 

n:  Leviticus,  Numeri,  Deuteronomium.     (355  S.)     1909.      M.  8  — 

m:  Josua,  Richter,  L  u.  ü.  Samuelis.     (346  S.)     19 10.         M.  8  — 

Piof.DJ.W.Rothstein,Breslau,inderTheolog.Rundschau(XIII,H.8): 
yyWenn  man  E.*s  Arbeit  mit  voller,  unToreingenommener  Hingebung  folgt,  ist 
es  von  erheblichem  Wert,  dafl  er  uns  zeigt,  an  wie  vielen  Stellen 
des  hebräischen  Textes  fflr  das  exegetische  Verständnis  und  auch 
für  die  Kritik  noch  ein  Fortschritt  möglich  ist,  und  zwar  lediglich 
aus  dem  (Iblichen  Wortlaut  heraus.  Man  gewinnt  auch  bei  sorgfiltiger 
nachprftfender  Lektfire  seiner  Arbeit  den  Eindrock,  dafl  er,  der  jfldischen  Ge- 
bltttes  von  Jugend  auf  hebräischen  Studien  ergeben  gewesen  ist  (vgl.  was  er  I 
S.  53  erzählt),  in  der  Sprache  der  alttestamentlichen  Schrift  und  in  der  der  nach- 
kanonischen jüdischen  Literatur,  zumal  der  Mischna,  wirklich  lebt,  also  auch 
manches  im  alttestamentlichen  Texte  in  seiner  Eigenart,  je  und  dann  auch  in 
seiner  Unart  aus  lebendigem  Sprachgefähl  hemus  besser  beurteilen  kann 
als  die,  welche  sich  sonst  mit  der  Auslegung  und  Kritik  des  hebräischen  Textes 
befassen  .  .  .  Das  Mafi  des  Beachtenswerten  und  Lehrreichen  ist  in  allen  Be- 
ziehungen so  grofl,  dafl  man  fiber  das  minder  gute  Material  gerne  hinweggehen 
mag;  um  so  leichter  kann  man  dies,  als  man  auch  in  jenem  immer  in  der  einen 
oder  anderen  Richtung  förderliche  Anregung  findet  Eins  freilich  darf  hier 
nicht  ungerägt  bleiben,  und  das  ist  die  gelegentlieh  mit  flberstarken  Ausdrucken 
herrorbrechende  Beurteilung  der  bisherigen  Arbeit  am  Alten  Testament  und  ihrer 
Vertreter  .  .  .  Mich  kann  freilich  all  das  nicht  hindern,  das  Werk  allen,  die  es 
angeht,  Lexikographen  und  Grammatikern,  Exegeten  und  Erforschern 
der  alttestamentlichen  Religionsgeschichte  angelegentlichst  su 
empfehlen.  Sein«  sorgfältige,  natürlich  kritische  Verwertung  bringt  unzweifel- 
haft Gewinn." 

Prof.  Dr.  W.  Bacher,  Budapest,  in  der  Deutschen  Lit.-Zeitung  (1909,  Nr.  39): 
„Die  grofle  Mehrzahl  der  Randglossen  ist  ein  flbemschender  Beweis  daf&r, 
dafl  trotz  der  ungeheuren  FUlle  der  exegetischen  Literatur  zum  Pentateuch,  dnrch 
welche  die  Möglichkeiten  der  Auslegungen  für  einzelne  Verse  oder  Wörter  gleich- 
sam erschöpft  zu  sein  scheinen,  tieferes  Eindringen  in  die  Eigentflmlichkciten  und 
Schwierigkeiten  des  Textes,  bei  dem  ein  lebendiges  Sprachgefühl  sich 
mit  Scharfsinn  paart,  noch  immer  neue  Möglichkeiten  zu  eröffnen  und  die 
;ese  in  vielen  Einzelheiten  zu  fordern  vermag.** 


Verlag  der  J.  C.  Hfarichs'schen  Bttchhandlungt  in  Leipgig. 

Ehrenreich,  Privatdozent  Dr.  Panl,  Berlin: 

Die  allgemeine  Mythologie  nnd  ihre  ethnologischeii  Ginod- 
lagen.     (Vm,  288  S.)     8*.     1910.  M.  10  — 

Die  Arbeü  bildet  das  1.  Heft  des  IV.  Sandee  der  „MyU'Oic^uekm 
Biblwthek^\  die  von  der  GeeelUekaft  ßr  vergL  MythmforeehutM  (sfegr.  Bertit^ 
1906)  herausgegeben  wird,  Sie  will  in  der  .^tkologfseken  BtbUoikA^  eim 
SoMmelstätte  bieten  für  Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  vergL  Mythologie.  Zu 
diesem  Zwecke  läßt  sie^  im  Umfmg  von  fährlieh  etwa  20  Bl^  gr.  OKm, 
JMandluugen  aus  dem  Gebiete  der  vergleiehendm  Sogenhmde  au^ehen^  fiir 
Mitglieder  kostenlos  gegen  den  Jakresbettrag  von  M.  10 — 

Profcnor  L.  tos  Sdiröder  in  Mitt  d.  ABthr.  Gesdlscb.  m  ¥^fD  (1910,  S.  243ff)e 

.  ,J>SM  vorliegende  Buch  ist  m  rechter  Zeit  enchienen  und  wird  g»> 
1^  nicht  anwesentlich  sur  Klärung  der  einigermaßen  verworrenen  SitnAtioa 
beitragen,  in  welcher  die  vergleidiend-m3rthologischen  Studien  steh  noch 
fBgenwärtig  befinden.  Ein  jeder,  dem  es  ernstlich  um  das  Gedeihen  dieMT 
Studien  xu  tun  ist,  muß  es,  wie  ich  meine,  freudigst  begrüßen,  daß  hier  aim 
hervorragender  Ethnolog  sich  darum  bemftht,  mit  Hilfe  dar 
allgemeinen  Völkerkunde  Licht  in  diese  Verworrenheit  hineinzubringen«  Die 
umfassende  Sachkenntnis,  über  welche  Ehrenreich  verfügt,  die  Ruha 
imd  Objektlvit&t  sMfies  TJrtMles  kann  nicht  anders  ab  wohlt&tfj^  flMUtad 
wirken. 

„Der  Band  bildet  die  erste  H&lfte  des  vierten  Bandes  der  „Mythologiichsn 
Kbliothek",  die  seit  1907  die  Gesellschaft  für  vergleichende  MyäienfofBchuag 
in  Berlin  herausgiebt.  Ehrenreich  steht  wesentlich  auf  dem  Boden 
der  tfondmythologie,  doch  nicht  im  extremen  Sinne.  Er  ist  nicht  dnrch 
S  i  e  c  k  e., beeinflußt",  wie  er  auf  Seite  V  des  Vorwortes  hervortiebt,  soodeca 
h^{  auf  Grund  selbständiger  Studien  die  Ansichten  von  Siecke  und 
Andrew  Lang  im  wesentlichen  für  richtig  erkannt.  Das  Studium  der 
Idfythologien  der  primitiven  Völker  hat  ihn  geldbrt,  daß  die  großen  Hünmels- 
Ucbier,  und  vor  allem  der  Mond,  in  denselben  die  überragend  wichtigste  RoUe 
spielen.  Das  mußte  ihm  S  i  e  c  k  e  s  Anschauungen  von  vornherein  plausibel 
erB<5hein^n  lassen  und  war  sehr  geeignet,  dieselben  kräftig  su  stütsen. 

„Indessen  verwirft  Ehrenreich  mit  Recht  die  doktrinären  Ober- 
treibung^n,  er  sieht  in  dem  Drama  der  Mondentwicklung  einen  unerschöpflich 
reichen  Born  mythologischer  Bildungen.  Doch  auch  die  Sonne  konunt  daneben 
stark  in  Betracht,  femer  gewisse  Sterne,  Sternbilder,  Auroren,  Himmel  und 
£r<de;  in  schwächerem  Grade  auch  meteorologische  &scheinungen,  Gewitter, 
Winde,  Wolkengebilde,  Regenbogen,  Nebel  u.  dgl.;  ebenso  Tiere  und  Pflanaen. 
Aber  det  Mond  bildet  den  weitaus  wichtigsten  Mythenstoff. 

„Sehr  wohltuend  wirkt  bei  Ehrenreich  der  stets  ruhip  und 
sadUlche  Ton  der  Untex^uchung,  das  entschiedene  Bestreben,  auch  den  Gegnern 
gerecht  zu  werden  und  von  ihnen  ru  lernen.  Sehr  deutlich  erkennt  und  seigt 
er  den  relativen  Wert  ganz  verschiedener  mythologischer  Ansichten  und 
Deutungen,  von  denen  manche  sich  direkt  zu  widersprechen  scheinen,  während 
sie  in  gewisser  Weise  doch  beide  recht  haben.  Viel  kommt  darauf  an.  welchen 
^itpunkt  man  bei  der  Beurteilung  einer  Göttergestalt  ins  Auge  faßt  oder 
dodi  in  den  Vordergrund  schiebt  Denn  gerade  die  wichtigsten  Göttergestalten 
haben  eine  lange,  oft  über  Jahrtausende  hin  sich  erstreckende  Geschichte,  in 
welcher  sich  viel  zu  wandeln,  sehr  Disparates  zusammenzuwachsen  vermag. 
Eine  Göttergestalt  kann  sehr  alte  lunare  Züge  an  sich  tragen,  kann  dteselboi 
mit  solaren  und  meteorologischen  Zügen  verbinden,  kann  Veg(etationigott 
und  Seelengott  sein.  Kein  Grieche  hat  den  Dionysos  jemals  für  eiiMn  Voodfott 
angesehen.  Er  war  ein  großer  Vegetationsgott  und  Seelenführer.  Dem  wider* 
spridit  aber  nicht,  wenn  die  Forschung  in  ihm  deutliche  Züge  eines  alten 
Mondgottes  erkennt.  Man  mag  ihn  nun  so  oder  so  benennen,  ea  ist  beides 
riehtig.  Und  selbst  wer  ihn  nach  der  jüngsten  Entwicklung  als  Weingott 
betrachtet,  hat  durchaus  nicht  unrecht.  Die  großen  GötCergsitaltStt,  anck 
aumche  geringere,  sind  höchst  komplizierte  Gebilde,  deren  Wesen  sick  nIcM 
mit  einer  Formel  auflösen  läßt. 


WiMenschaftKche  Neuigkeiten  (Januar  1911). 


t 


t 


,,U«d  wir  stehen  erst  am  Anfange  einer  veiglei&beoil-nlytMopfellCll 
\»  Wiaseoachaft.    Da  mp0  jeder  kenntnisreiche  und  ernst  strebende  Mitarbeiter 

willkonunen   sein.     Nicht  die  Promulgiemng   von  Dogmen,   seien   sie    nun 
Innar,  solar,  meteorologisch  oder  sonstwie  geartet,  kaum  lüis  Heil  f»Hngen» 
II''  sondern  einzig  nnd    allein    grofie,    gemeintome  Arbeit.    Bbrenreichs 

/'  Buch  ist  tnits  seines  ausgesprochen  lunaren  Standpunktes  doch  gana  dara 

i"  angetan,  Tennittelnd  und  versöhnend  an  wirken,  eine  Verständigung  anao- 

t  bahnen.   Als  Todfeinde  sind  nur  die  au  betrachten,  welche  der  vergleichenden 

I  M3fthok)gie  fiberbaupt  das  Bzlstenzrecht  absprechen  wollen. 

,J>ie  DUmdmythologiache  Richtung,  die  vor  einigen  Jahren  mit  so  groiac 
Vebemena  einsetate,  hat  sich  schon  jetst  unzweifelhaft  große  Verdienste  er- 
worben. Eines  der  größten  besteht  meines  Erachtens  darin,  daß  sie  ganz 
weaentlich  dazu  beigetragen  hat,  den  Bann  zu  brechen,  der  so  lange  anf  allen 
vergleichend-mythologischen  Studien  lastete.  Es  herrscht  wieder  einmal 
%  Leben  und  rege  Arbeit  «uf  diesem  so  lange  verpönten  Gebiete  —  freudige, 

I  eifrige,  überzeugungsvolle  Arbeit,  der  gegenüber  die  lange,  so  erfolgreiche 

B  Taktik  der  Gegner  —  Spott,   Ignorierung,  Veridlktlichtun  —  sich  als  ganz 

unwirksam  erweist.    Wer  gegenüber  dieeer  ehrlichen  Arbeit  aufkommen  wül» 
WIM  selbst  arbeiten  müssen  —  und  dann  soll  er  uns  willkommen  sein.    Bs 
muß  aber  auch  betont  werden,  daß  die  positiven  Resultate  der  mondmytho- 
j;  logischen  Schule  trotz  vieler  Extravaganzen  schon  jetzt  als  bedeutend  be- 

z^idmet  werden  dürfen.  Daß  der  Mond  im  M3rthus  der  Arier  wie  unzähliger 
anderer  Völker  eine  ganz  hervonrageude  Rolle  spielt,  ist  nietat  mehr  abcu- 
leugnen.  Dies  im  einzsinen  featzustellen  und  abzugrenzen,  wird  eine  Haupt- 
au^be  der  weiteren  Arbeit  sein,  bei  welcher  der  allgemeinen  VöUDerkmule 
eine  gewichtige  Stimme  zufällt. 

,. Charakteristisch  für  die  neue  Richtung,  und  auch  für  das  Buch  Ehren* 
r  e  i  c  b  i ,  ist  der  Umstand ,  daß  das  Märdien  mit  besonderer  Vorliebe  berücksich- 
tigt wird  —  last  mehr  als  der  eigentliche  Göttermytiius.  Auch  das  soll  nicht 
getadelt  werden.  Im  Gegenteil.  Die  mythologische  Bedeutung  des  Märchens 
war  schon  ft«t  vergessen,  in  Spott  und  Hohn  begraben.  Jetzt  ist  sie  wieder 
zu  Ehren  gebracht.  Und  auch  das  ist  ein  Verdienst  der  neuen  Schule.  Und 
wird  nur  eist  wieder  tüchtig  gearbeitst,  so  wird  auch  der  eigenüich  rellgiOee 
Mythus  wieder  zu  seinem  R^te  gelangen. 

„Im  einzelnen  könnte  ich  natürlich  mauclien  Widerspruch  gegenüber 
Bbrenreichs  Ausführungen  erheben;  z.  B.  wenn  er  von  dem  bei  so  vielen 
Völkem  auch  niederer  Kulturstufen  sicher  nachgewiesenen  obersten  H&mmels- 
weeen  Seite  78  sagt,  daß  es,  „weil  keiner  Verehrung  teilhaftig,  noch  nicht  als 
Gott  zu  bezeichnen  ist".  Es  handelt  sich  hier  vielmehr  um  6hi  aUerwichtigste 
und  lebenskräftigste  Wurzel  des  Gottglaubens,  die  wichtigste  Wurzel  der 
Religiott,  den  Oteuben  an  ein  höchstes  gutes  WeseU,  bei  dem  freilich  die 
Mytholo^e  eine  verschwindend  geringe  Rolle  spi^t.  Der  mangelnde  Kult 
ist  kein  Beweis  dagegen  (vgl.  meinen  Aufsatz  über  „Wesen  und  Ursprung 
der  Religion"  in  den  „Beitragen  zur  Weiterentwicklung  der  christlichen 
Religion",  Mflntiieu,  J.  F.  Lehmanns  Verlag,  1905).  Doch  ich  will  auf  diese 
und  andere  Differenzen  nicht  näher  eingehen.  Es  kommt  mir  an  diesem  Orte 
nur  darauf  an,  kräftig  hervorzuheben,  daß  hier  ein  ausgezeichnetes 
Buch  erschienen  ist,  welches  allen  Mitforschern  wie 
auch  einem  weiteren  Publikum  aufs  wärmste  em» 
pfohlen   werden    kann." 

Früher  erschienen  in  der  gleichen  Sanamlung: 

BSklen:  Adam  tmd  Qam.  1907  [121^]  iL  4-^ 

ffüaing:  Die  iranüehe  Überlteferung.  2909  [IT,  2]  M.  8-^ 

Le89fnann:  Aufgaben  und Zide  der  Afythenforeekung,  1908  [I,4J  M,  2  — 

Sehultx:  Rätsel  aus  dem  hellen.  Kuiturkreise.  1909  [m,  I\  M.  6 — 

Sieehe:  Draekenkämpfe.  1907  [1,4]  JC  5  — 

—    Eermee  der  MwidgotU  1909  [H  1]  M,  4-^ 

Prospekt  rait  ausltlliTHchen  Titelzngaben  steht  gern  sia  Diensten. 


Vertag  der  J.  C  HinrichB'schen  Buchhandliing  in  Leipzig. 


aemens  Alexandriniu.  Dritter  Band:  Stromata,  Buch  Vn  u.  vni: 
Excerpta  ex  Theodoto.  —  Edogae  propheticae.  —  Quis  dives 
salvetur.  —  Fragmente.  Herausgegeben  von  Dr.  O.  Stählin,  ft-o- 
fessor  an  der  Univ.  Würzburg.  Mit  EinL  und  drei  Handschrifteopr. 
in  Lichtdr.  (XC,  231  S.)  gr.  8^.  1909*  M.  11 — ;  geb.  M.  13.50 
(Die  griechisch-christlichen  Schriftsteller.     17.  Band.) 

Die  große  Clemens-Ausgabe  der  Berliner  Akademie  ist  damit 
abgeschlossen  bis  auf  einen  IV.  Band,  der  Register,  Nachträge  und 
Berichtigungen   enthalten    und    in   diesem  Jahre  folgen  solL 

Dte  früheren  Bände  enthaUen: 
L  Band:  Protrepticus  und  Pädagogus.  1905.  M.  13.50;  geb.  M.  16 — 
n.  Band:  Stromata.   Buch  I — VI.   1906.         M.  16.50;  geb. M.  19  — 

G.  Kr.  inLiterariiches  Zentralblatt  (19 10,  Nr.  31):  ,,Über  die  entcn 
beideD  Btnde  dieser  schönen  Ausgabe  ist  frflher  in  dinem  Blatte  berichtet  worden. 
Der  dritte  Band  bringt  cnnicbst  den  Schlufi  der  Stromata,  daxu  in  der  Rwil^ifwg 
den  im  ersten  Band  versprochenen  Oberblick  über  die  Orthographie  |des  Cod. 
Lanr.  V.  3.  Es  folgen  die  Excerpta  ex  Theodoto,  die  Edogae  propheticae  ond 
Qois  dives  salvetur.  .  .  .  Während  des. Druckes  ging  St.  die  KoUatioo  einer  von 
Mercati  neuentdeckten  Adumbntionenhandschrift  su,  über  die  er  S.  XLHI  noch 
Bericht  erstatten  konnte.  Sie  bietet  seiner  Meinung  nach  an  mehreren  Stelkn 
das  Richtige;  auch  mehrere  ihm  bei  dieser  Geleguiheit  mitgeteilte  Konjectnicn 
llercatis  empfiehlt  St  zur  Aufoahme  in  den  Text.  Beigegeben  sind  3  Reproduk- 
tionen aos  dem  Parisius,  dem  Laurentianus  und  dem  Soorialensis. 

Paul  Koetschau,  Weimar,  in  Theolog.  Lit-Zeitung  (1910,  Nr.  18): 
„.  .  .  Alles  was  über  Band  I  und  II  an  Lob  und  Anerkennung  gesagt  vordn 
ist,  gilt  in  besonderem  Mafie  auch  von  diesem  Band.  Die  teilweise  recht 
schwierigen  und  fehlerhaft  Überlieferten  Texte  sind  mit  solcher 
Genauigkeit,  Sorgfalt  und  Sachkenntnis  behandelt,  dafl  der  Leser 
und  Benutzer  sich  ftberall  vertrauensvoll  der  Ftthrung  des  bewfihrten 
Herausgebers  überlassen  kann  und  nur  sehr  selten  Anlail  zu  Widersprach 
findet .  . .  Sehr  sorgfUtig  und  eingehend  sind  die  Bemerkungen  su  den  Frsg- 
menten.  Die  verdienstlichen  Vorarbeiten  Zahns  in  seinem  Supplementum  Clemea- 
tinum  und  sonst  werden  gebührend  anerkannt,  aber  erst  Stählins  Arbeit  kann 
auch  hier  als  vorl&ufig  abschliefiend  bezeichnet  werden  ...  Der  Druck  dieses 
dritten  Bandes  darf  als  musterhaft  gelten." 

Prof.  D.  J.  Leipoldt,  Kiel,  in  Theolog.  Literaturblatt  (i9io,Nr.  11): 
St 's  grofie  Clemensausgabe  ist  nun  fiist  vollendet  Die  Clemenstexte  sind  sSmt- 
lich  gedruckt  Der  noch  ausstehende  rierte  Band,  der  bereits  im  Werden  ist, 
bringt  nur  die  Register,  dazu  Nachträge  und  Berichtigungen.  Wir  sind  sehr  dank- 
bar dafttr,  dai  die  Berliner  Ciemensausgabe  so  rasch  gefördert  wurde  ...  In  der 
Einleitung  zum  dritten  Bande  handelt  Stfthlin  zunichst  von  der  RechtschreibttBg 
der  Handschrift  Laur.  V.  3.  Die  ausführiichen  Angaben  werden  Sprach  forschern 
willkommen  sein.  Wesentliche  Verdienste  erwarb  sich  St.  um  die 
Clemensbruchstllcke.  Die  Bruchstttcke  wurden  zuerst  von  Theodor  Zahn  mit 
grfindUcher  Kritik  behandelt.  NLan  hätte  kaum  glauben  sollen,  dafi  ein  spaterer 
Heransgeber  noch  etwas  Arbeit  vorfände.  Aber  St  gelang  es  in  gewifi  eat- 
sagungsreicher  Kleinarbeit,  auch  hier  Neues  zu  bringen  .  .  .  Dankenswert  sind 
die  Znsammenstellungen  der  unechten  Bruchstttcke  und  der  Seiten  von  Heinsios.'' 

Th.Preger,Manchen,inBlättf.Efayer.Gymnasialschulw.(i9iO)H.s/$): 
„Von  St. 's  Ausgabe  des  Clemens  Alexandrinus  haben  die  ersten  zwei  Bände  von 
dUen  Seiten  eine  so  gflnstige  Aufnahme  gefunden,  dafi  es  völlig  gentigen  wflrde, 
vom  dritten  Band  zu  sagen,  er  schliefit  sich  den  vorhergehenden  würdig 
an  . .  .  Ein  rierter  Band  wird  die  ausführlichen  Register  enthalten.  Wir  staunen, 
wenn  wir  hören,  dafi  fflr  das  Wort-  und  Sachregister  das  Material  auf 
mehr  als  50000  Zetteln  bereits  gesammelt  ist.  Möge  die  gewaltige 
Arbeitskraft  dem  Herausgeber  erhalten  bleiben.'* 

8 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  191 1). 


Esra» Apokalypse,  die.  (IV.  Esra.)  I.  Teil:  Die  Überlieferung. 
Hrsg.  im  Auftrage  der  Kirchenväter-Kommission  der  königl.  preuß. 
Akademie  der  Wissenschaften  v.  Pfr.  Lic.  Dr.  Bruno  Violet.  (LXIV, 
446  S.)     8®.    1910.  M.  17.50;  geb.  in  Halbfrz.  M.  20  — 

(Die  griechisch-christlichen  Schriftsteller.     18.  Band.) 

In  sechaspaltiger  (stellenweise  siebenspaltiger)  Übersicht  ist  hier  der  lateinische 
Text  (nach  7  HSS)  mit  des  Herausgebers  deutschen  Übersetzungen  des  Syrers,  des 
Aethiopen,  der  beiden  Araber,  und  mit  Petermanns  lateinischer  Übersetzung  des 
Armeniers,  endlich  mit  dem  neu  gefundenen  saidischen  Fragmente  zusammen- 
gestellt. Die  Einleitung  enthält  eine  genaue  Darstellung  der  Überlieferung  und 
der  Benutzung  des  IV.  Esra. 

Der  zweite  (Schlufl-)Teil  wird  erheblich  weniger  umfangreich  werden  und 
enthalten :  Eine  einheitliche  Teztbearbeitung,  die  Register  und  anhangsweite;  Die 
Bamchapokalypse. 

Eusebius.  Die  Kirchengeschichte  mit  der  lateinischen  Über- 
setzung des  Rufinus.  Herausgegeben  von  Dr.  Eduard  Schwarte, 
Prof.  a.  d.  Univ.  Freiburg,  und  Dr.  Theodor  Mommsen,  weiL 
Prof.  a.  d.  Univ.  Berlin,  gr.  8  ^.  M.  45  — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  5 a.50 
L  Teil:  Buch  I— V.  (HI,  507  S.)  1903.  M.  16— ;  geb.M.  18.50 
n.  Teil:  Buch  VI— X.  Über  die  Märtyrer  in  Palästina.  (VU  u. 
S.  509 — 1040.)     1908.         M.  17  — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  19.50 

IIL  (Schluß-)Teil:  Einleitungen  (zum  griech.  Text  von  Ed.  Seh  wart  z, 
zu  Rufin  von  Th.  Mommsen  f),  Übersichten  (Kaiser-  und  Bischofs- 
listen» Ökonomie  der  KG)  und  Register  von  Ed.  Seh  war  tz.  (CCLXXII, 
216  S.)     1909.  M.  12 — ;  in  Halbfranz  geb.  M.  14.50 

(Die  griechisch-christlichen  Schriftsteller,  9.  Band:  Eusebius  Werke.  U.) 

O.Stfthlin,Würzbg.,inBl&tt.f.6ayer.Gyninasialschalw.fi9io»H«7/8): 
„Der  erste  Abschnitt  der  EiDleituDg  handelt  von  den  Handschriften,  ÜberseUnngen 
and  modernen  Aasgaben  des  griechischen  Textes.  Dieser  Teil  ist  nicht  nor  fftr 
den  Text  der  Kirchengeschichte  grandlegend,  sondern  geradem  das 
beste  Schnlbetspiel  textkritischer  Methode,  das  ich  überhaupt  kenne. 
Schwartz  hat  hier  ganze  Arbeit  getan  ofld  ein  Ziel  erreicht,  ttber  das  man 
wohl  fiberhanpt  nicht  mehr  hinaaskommen  kann  . . .  Mit  Recht  wendet 
sich  Schwartz  mehrfach  gegen  die  Methode  SCammbftnme  der  HSS  anfzostellen. 
Sie  versagt  in  der  Tat  last  in  allen  Fftllen,  wo  eine  reiche  and  alte  Oberlieferang 
vorhanden  ist . . .  Sehr  lehneich  sind  auch  die  Untersachoogcn  Aber  die  Excerpte 
Easebfi  aas  Jastin  ond  Josephas  .  . .  Speziell  fUr  das  Verständnis  der  Kirchen* 
gesehichte  sind  die  Abschnitte  ttber  Chronologie,  die  Kaiser-  und  Bischoislisten, 
vor  allem  aber  die  „Ökonomie  der  Kirchengeschichte*'  wichtig.  Jede  literarische 
Betrachtung  des  Werkes  wird  von  diesem  letzten  Abschnitte  aasgehen  müssen  .  .  . 
Die  Register  sind  fünffach:  Biblischer  Index,  Literarischer  Index,  Penonen- 
namen,  Orts-  und  Völkemamen,  Wortregister  ...  So  scheiden  wir  mit  Dank  nnd 
Bewunderung  von  dieser  Ausgabe,  in  der  eines  der  wichtigsten  Werke  der  alt- 
christlichen Literatur  eine  seiner  Bedeutung  entsprechende  Bearbeitung  gefunden  hat*' 

Gerhard  Rauschen,  Bpnn»  io  der  Theolog.  Revue  (1910,  Nr.  xa): 
,,Die  Einleitung  zur  Kirchengesehidile  Rufins  wurde  noch  von  Mommsen  fertig- 
gestellt Er  zShlt  92  Hss.  dieses  Werkes  auf,  hat  aber  nur  die  vier  ältesten  be- 
nutzt und  auch  von  diesen  den  vollständigen  Apparat  nur  bei  den  beiden  letzten 
Büchern,  die  von  Rufin  selbst  herrühren,  mitget^t  Bei  der  Güte  der  Hss.  waren 
Konjekturen  nur  an  wenigen  Stellen  angebracht  Die  Berliner  neue  Ausgabe  der 
Kirchengeschichte  des  Eusebius  ist  eine  gewaltige  Leistung.  a8  Jahre,  von 
seiner  Jugend  bis  ins  reife  Mannenlter,  hat  Ed.  Schwartz  danu  gearbeitet,  und 
man  begreift  es,  daS  er  in  der  Vorrede  ,, nicht  ohne  Bewegung**  von  seinem  Werke 
Abschied  nimmt.    Wir   sind   ihm  zum  gröflten  Danke  verpflichtet. 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


Urteile  über  Eueebiuat  KirehengeeekiekU: 

Prof.  Dr.  Erich  Klos  t  ermann,  Kid,  in  Theolog.  Run  d8chau(i9io,H.  8): 
„. .  .  Erweckt  dieser  Schluflteil  auft  Neue  die  Bewunderung  fUr  die  von  SchwaiU 
in  langen  Jahren  geleistete  Arbeit,  so  ermöglicht  er  andererseits  erst  den  Tollen 
Gebrauch  des  früher  erschienenen  Textes.  Es  sei  ausdrflcklich  darauf  hin- 
gewiesen, dafl  diese  Einleitung  und  die  Indices  ebensogut  auch  zu 
der  in  gleichem  Verlag  erschienenen  kleinen  Ausgabe  benutzt 
werden  können.**     Ober  diese 

Kleine  Ausgabe  (griech.  Text  mit  kritischem  Apparat),  herausgegeben 

von  EA  Schwartz.  (IV, 442  S.)  gr.  8®.  1908.  M.  4 — ;  geb.  M.  4.80 
urteilt  Prof.D.  A.  Jülicher,  Marburg,  in  derTheolog.  Lit-Zeitg.  (1908,  Nr. 20): 
„Dieser  Handausgabe,  die  zu  einem  auflerordentlich  billigen  Preise  verkauft  wird, 
mufl  jedermann  die  weiteste  Verbreitung  wünschen.  Die  Herstellung  eines  so 
ausgezeichneten  und  zugleich  allgemein  zugänglichen  Textes  des  wichtigsten 
kirchenhistorischen  Werkes  aus  dem  Altertum  darf  man  als  eine  der  erfreu- 
lichsten Erscheinungen  des  Jahres  bezeichnen." 

„Die  Euseb«  Ausgabe  der  Zukunft  (Prof.  Dr.  Joh.  Leipoldt,Kiel). — „un- 
erhört billig"  (Prof.  D.  £b.  Nestle,  Maulbronn).  —  «.vortrefflich,  außerordentlich 
preiswert  und  vorzüglich  ausgestattet**  (Prof.  Dr.  G.  Grützmacher,  Heidelberg). 

Feine»  D.  Dr.  Paul,  Professor  an  der  Universität  Halle: 
Theologie  des  Neuen  Testaments.  Mit  Stellen-  u.  Sachregister. 
(Xn,  721  S.)  gr.  8^.  1910.  M.  12.50;  Halbfranz  geb.  M.  14.50 

Prof.  D.  Kirn,  Leipzig,  im  Theolog.  Literaturblatt  (1910,  Nr.  17): 
„.  .  .  Die  deutsche  Theologie  hat  Grund,  fttr  diese  Gabe  dankbar 
zu  sein  .  .  .  Feines  Buch  zeichnet  sich  von  vornherein  dadurch  ans,  dafl  es 
die  intensive  exegetische,  kritische  und  religionshistorische  Arbeit,  die  Ar  unser 
heutiges  Urteil  über  die  Probleme  des  Neuen  Testaments  in  Frage  kommt,  anft 
gewissenhafteste  verzeichnet  und  in  eingehender  Auseinandersetzung  mit  ihr  die 
eigene  Anschauung  begründet.  Und  so  wenig  sich  darum  die  theologiKhs  Indivi- 
dualitit  des  Verfassers  verbirgt,  so  ist  der  Leser  doch  in  den  Stand  gesetzt,  denen 
Urteil  jederzeit  mit  den  heute  bekannten  Forschungsergebnissen  und  den  Ansichten 
andrer  Bearbeiter  zusammenzuhalten.  Darin  liegt  aber  nicht  nur  eine  dankens- 
werte Orientierung  Aber  den  augenblicklichen  Stand  der  Fragen, 
sondern  auch  die  wirksamste  Anregung,  in  die  Überlegung  des  Sach- 
verhalts mit  einzutreten.  Wenn  man  von  einem  Studentenbuche  erwartet, 
dafl  es  nicht  sowohl  zum  Nachsprechen  als  zum  Nachdenken  Anlafl  gibt^  so  darf 
man  Feines  Buch  ein  solches  nennen  .  .  .  Schon  der  Aufrifl  des  Stoffes  llflt 
erkennen,  wie  sorgsam  Feine  begrtlndeten  Erwägungen  der  historischen  Kritik 
Rechnung  tritgt.  Das  Studium  s^er  Darstellung  selbst  vertieft  diesen  Eindruck 
und  er^zt  ihn  zugleich  in  wertvoller  Weise.  Oberall  tritt  dem  Leser  das 
Bestreben  entgegen,  der  Geschichte  ihr  Recht  werden  zu  lassen, 
aber  auch  dem  Glauben  zu  geben,  was  des  Glaubens  ist  .  .  .  Die 
Unbefangenheit  in  geschichtlichen  Fragen  hindert  den  Verf.  aber  nicht, 
zugleich  ein  sehr  lebendiges  Verständnis  fttr  die  religiösen  Werte  der 
neutestamentlichen  Gedankenwelt  zu  bewähren  .  .  .  Bei  Paulus  erhalten  wir  etoe 
treffliche  Charakteristik  des  Menschen  und  des  Theologen,  und  als  entscheidender 
Mittelpunkt  seiner  religiösen  Gedankenwelt  wird  seine  religiöse  Er&hrung,  die 
Erfahrung  gegenwärtiger  Erlösung,  geltend  gemacht.  So  kommt  bei  aller  kri- 
tischer Freiheit  doch  der  geschichtliche  Grund  und  der  religiöse  Gehalt  des  Evaa- 
geliums  zu  einer  kraftvollen  Aussage.  Der  Verlag  hat  durch  die  nachträgliche 
Ausgabe  eines  Stellen-  und  Sachregisters  (S.  715 — 721)  icrehse  dm 
Wunsche  vieler  Benutzer  entsprochen." 

P.  Lobstein  in  Le  Protestant  (1910,  Nr.  41):  „Par  lesoin  avec  lequel 
M.  Feine  a  d^pouilU  et  mis  k  profit  la  plus  rfonte  „litt^ture**  de  son  sojet,  par 
l'exactitude  qu*il  a  apport^e  k  la  txmctation  des  problteaes  discut6s  en  cemomcat, 
par  rimpartialit^  dont  il  a  fidt  prenve  en  rendant  compt«  des  questions  k  Pordre 
da  jour,  Q  a  rendu  k  ses  lectenrs  le  Service  pr^cieuz  d*ane  orientation 
g^ndralc  et  d*une  mise  k  point  de  la  science  biblique  du  Nouvcau  Tertammt*' 

IG 


Wissenschaftiithe  Neuigkeiten  (Jabuär  tgil). 


iSiin  weüerea  Urteil  über  F^ine^  Theologie  des  Neuen  Testgmenis : 
Prof.  Erich  Haupt,  Prof.  Feines  VorgSnger  auf  dem  Halleschen  Lehr- 
stuhl, Sufierte  sich  kurz  vor  seinem  Tode  in  einem  ausführlichen  Briefe: 
„.  .  .  Die  ganze  Art,  die  Probleme  anxu&ssen,  ist  bei  Feine  und  mir  wesentlich 
dieselbe.  Wir  vertreten  beide  eine  absolut  positive  Richtung  und  suchen  dabei  uns 
volle  Unbefangeaheit  gegenüber  den  Wegen  und  Resultaten  sehr  andrer  Richtung 
zu  bewahren.  Es  ist  wenigstens  unser  Wunsch,  dafi  unsre  Arbeit  den .  Charakter 
vorsichtiger  Besonnenheit  nie  verliert,'  dafi  aber  auch  dadurch  die  Scheuklappen, 
welche  so  viele  ernste  und  positive  Leute  an  sich  tragen,  durch  unseren  Dienst 
etwas  weniger  grofi  werden.  Aber  auch  abgesehen  von  dieser  aUgemeinen  Rich- 
tung unserer  Arbeit  ist  mir  geradezu  wunderbar  gewesen,  wie  oft  unsere  Auf- 
fassungen ganz  parallel  sind.  So  z.  B.  in  dem  Protest  dagegen,  dafi  Paulus  Syste- 
matiker sei,  in  der  Betonung  des  Damaskuserlebnisses  als  der  Wurzel  seiner  ganzen 
Theologie  und  ebenso  in  der  Betonung  des  Gedankens,  dafi  seine  Theologie  sich  nur 
aus  der  Kenntnis  seiner  individuellen  Persönlichkeit  verstehen  lädt.  Vor  allem  ist 
mir  die  saubere  exegetische  Grundlage  des  Werkes  sehr  sympathisch.  liier 
ist  wirklich  Ernst  damit  gemacht,  die  Gedanken  der  biblischen  Schriftsteller  so  dar- 
zustellen, wie  diese  sie  gedacht  haben  ...  Es  ist  mir  eine  grofle  Freude, 
daß  wir  nun  endlich  ein  Werk  haben,  das  wir  unsern  Studenten 
empfehlen  können;  eine  nüchterne,  klare,  nicht  blofi  in  Behaup- 
tungen sich  ergehende,  sondern  begründete  Darstellung  des  Lehr- 
inhalts des  N.  T.'* 

Für  Inhalt  und  Vorwort  siehe  unsere  „Wissenschaftlichen  Neuigkeiten"  Nr.  6. 


(,  Gymnasialoberlehrer  Dr.  Carl,  Berlin: 

Studien  zur  Odyssee«    I.  Band:    Das  Zagmukfest  auf  Scheria 

(X,  340  S.)     gr.  8^     1910-  M.  9  — 

(Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft.  1 5.  Jahrg.,  H.  2  —  4.) 

Inhalt:  Pompe  —  Herakliskos  —  Plynteria  —  Mimesis  —  "Aorptiiv  Xoporfoc 

—  Ballspiel  —  Agon  —  Das  Lachen  —  'AnoXo^ot  —  Tragödie  —  Ergebnis  — 

Namen-  und  Sachverzeichnis. 

Aus  dem  Vorwort:  „Die  vorliegende  Arbeit  macht  es  sich  zur  Aufgabe, 
das  PbaiakcDaben teuer  der  Odyssee  einschlieftlich  der  ccTCoXoyoi  als  ein  in  sich 
geschlossenes  Ganze  darzustellen.  Es  soll  gezeigt  werden,  dafi  die  ganze  Episode 
nicht  auf  freier  Erfindung  beruht,  sondern  dafi  ein  wirklicher  Vorgang  zugrunde 
liegt,  und  zwar  nicht  ein  einmaliges  Ereignis,  sondern  ein,  besonders  im  alten 
Orient,  alljährlich  sich  wiederholender  Akt  des  Kultlebens,  der  für  das  gesamte 
Denken  und  Empfinden  jener  Völker  von  gröfiter  Bedeutung  war,  da  das  Schicksal 
jedes  einzelnen  dann  fHr  ein  ganzes  Jahr  bestimmt  wurde  und  aufierdem  das 
iuflerliche  Schaugeprfinge  der  Phantasie  reiche  Nahrung  gab.  Aber  noch  ein 
anderes  war  daran  geknüpft,  die  ersten  Regungen  dramatischer  Spiele  sind  mit 
dem  Zagmuk  verbunden,  und  auch  in  unserem  Abschnitt  der  Odyssee  werden  erste 
Spuren  der  Tragödie  hervortreten.  Die  Arbeit  möchte  also  zur  Kommentierung 
der  Phaiakenepisode  und  zur  Vorgeschichte  der  attischen  Tragödie  ein  Scherflein 
beitragen  .  .  .  Der  zweite  Teil  dieser  Odysseestudien  wird  sich  mit  Odysieus* 
Aufenthalt  auf  Ithaka  beschäftigen." 

Haase,  Dr.  Felix,  Breslau: 
Zur   bardesanischen   Gnosis.     Literarische  und   dogmenge- 
schichtliche Untersuchungen.    (IE,  98  S.)     8®.     1910.      M.  3  — 
(Texte  und  Untersuchungen  Band  34,  Heft  4.) 

Das  literarische  VerhUtnis  des  berflhmten  Bardesanesdialoges  „Ober  das 
Schicksal"  zu  Eusebius  und  den  ps.-clem.  Recognitionen  wird  auf  Grundlage  einer 
Qaellcnsynopse  mit  einem  von  der  bisherigen  Forschung  abweichenden  Resultat 
unteisneht.  Die  Lieder  der  Thomasakten,  besonders  das  sog.  Lied  der  Seele^ 
und  die  pB.-melitonische  Apologie  werden  in  literarischer  und  reUgionsgeschicht- 
lieber  .Hinsicht  geprflft  Die  dogmatische  Stellung  des  B.  wird  auf  Grund  der  QueUcn 
gezeigt,  und  die  Bedeutung  des  syrischen  Astrologen,  Philosophen  und  Gnosttkeia 
ftr  die  Kirchen-  und  Dogmengeschichte,  Religions-  und  Kulturgeschichte  beleuchtet. 

II  2^ 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs^gchen  Budihandkmg  in  Leipzig, 
Harnack^   D.    Dr.    Adolf,    Professor    an  der  Universität  Berlin: 

Bin  Jfidisch-Christliches  Paalmbuch  aus  dem  ersten 
Jahrhundert  [The  Ödes  .  .  .  of  Solomon,  now  first  published 
from  the  syriac  version  by  J.  Rendel  Harris,  1909].  Aus  dem 
Syrischen  übersetzt  von  Johannes  Flemming.  (Vn,  134  ti.  III  S.) 
8^.     19 10.  M.  4.50  in  Leinen  geb.  M.  5.50 

(Texte  und  Untersuchungen  Band  35,  Heft  4.) 

Inhalt: 
I.  Einleitong:  Die  Handschrift.  —  Beweis,  dafl  das  von  Harris  entdeckte  Psalm- 
buch die  alten  „Oden  Salomos'*  sind.    Die  Oberliefemng  —  Voriäufiges  Aber 
das  Alter,  die  Ursprache  und  die  Einheit  der  Oden.  —  Ober  das  VeihUtnis 
des  syrischen  sum  koptischen  Texte. 
II.  Die  Oden  Salomos  in  deutscher  Obersetzung  nebst  Kommentar. 
III.  Geschichtliche  Untersuchungen:  Kritik  der  Oden  (Scheidung  des  Jfldiadien 
und  Christlichen).  —  Kritik   der  Oden,    Fortsetsnng  (Das   religiöae  Selbst- 
bewufitsein  des  jüdischen  Singers).  —  Die  Frömmigkeit  und  Theologie  des 
jüdischen  Singers.  —  Die  Zeitspuren.    Der  Ort.    Die  Unpimche.    D^  Ver- 
fasser und  sein  Kreis.  —  Der  christliche  Interpolator,  sein  Werk,  sein  Stand- 
punkt,  Zeit   und    Ort.  —  Zur   ästhetischen  Würdigung   der  Oden.  —  Was 
lernen  wir  aus  den  Oden  fUr  die  Geschichte  der  Entstdiung.  —  Initia  (Deutsdi). 
—  Initia  (Rflckabersetzung).  —  Sach-  und  Wortregister. 

Aus  der  Vorrede:  „Die  Feststellung  der  Tatsache,  dafi  wir  in  den  Oden 
ein  jüdisches  Psalmbuch  etwa  aus  dem  Anfang  unserer  Zeitrechnung 
und  in  nicht  viel  späterer  christlicher  Bearbeitung  erhalten  haben, 
genügt,  um  die  aufierordentliche  Bedeutung  des  neuen  Fundes  ans  Licht  sa  stellen. 
Seit  der  Entdeckung  der  »Apostellebre«  vor  bald  dreiflig  Jahren  haben  wir 
nichts  gleich  Wertvolles  erhalten  —  die  Bedeutung  des  Fundes  der  Fragmente 
des  Petrui-Evangeliums  und  der  Petrus-Apokalypse  mufi  hier  aurttcktreten  — ,  und 
in  mancher  Beziehung  ist  der  neue  Fund  sogar  noch  wichtiger  als  jener  urdirist- 
liche  Katechismus;  denn  wie  er  in  neuer  Weise  die  Originalität  und  Einzigartig- 
keit der  Verkündigung  Jesu  sichert,  so  ist  er  für  die  höhere  Kritik  des  Johannes- 
evangeliums epochemachend,  weil  diese  jüdischen  Oden  (nicht  erst  die  christliche 
Bearbeitung)  bereits  alle  wesentlichen  Stücke  der  jobanneischen  Theologie  samt 
ihrer  religiösen  Klangfiurbe  enthalten.  Die  Tat  des  «Johannes«,  sie  mit  Jesus 
Christus  su  verknüpfen  und  sie  au  noch  gröficrer  Erhabenheit  und  Werbekraft  sa 
bringen,  bleibt  gewaltig  genug;  aber  ue  erschöpft  sich  auch  gans  wesentlich  hierin." 
Prof.  D.  Riggenbach,  Basel,  in  Theolog.  Lit-Bericht  (1910,  Heft  10): 
„.  .  .  Eine  sorgfältige  Einseiuntersuchung  der  Oden  wird  erforderlich  sein,  was 
aber  immer  das  Ergebnis  der  weiteren  Forschung  sein  mag,  es  bleibt  das  Ver- 
dienst Harnacks,  durch  seine  Ausgabe  den  deutschen  Theologen  die 
Möglichkeit  und  Anregung  hierzu  gegeben  zu  haben." 

Prof.D.Wellhausen,Göttingen,  inGöttGelehrte  Anzeigen  (1909,  H.9): 
„.  .  .  Harnack  hebt  die  bezeichnenden  Züge  der  Oden  mit  Glück 
hervor.  Er  hält  dieselben  für  älter  als  das  vierte  Evangelium.  Für  ihre  Da- 
tierung benutzt  er  ebenso  wie  Harris  die  Vergleichung  des  Tempels  mit  kon- 
kurrierenden Orten  in  Nr.  4.  »Gewifi  bat  Harris  Recht,  dafl  es  sich  nm  den 
jemsalemischen  Tempel  handelt  und  wahrscheinlich  ist,  dafl  an  den  Tempel  von 
Leontopolis  (auch  Gatizim?)  als  Rivalen  gedacht  ist,  bzw.  auch  an  andere  jtUlische 
Opferstätten,  die  es,  wie  wir  jetzt  wissen,  in  der  Diaspora  gab.  Aber  dann  f<Jgt 
auch,  dafi  beide  Tempel  noch  stehn,  gegen  Harris.  Unsere  Ode  Ist  mitfain  vor 
70  A.D.  gedichtet.  Der  Verf.  verwirft  den  Tempel  von  Leobtopolts  nicht,  be- 
hauptet alter  seine  Inferiorität  gegenüber  dem  von  Jerusalem.«  Demgeg«nSber 
bleibe  ich  bei  meiner  Mrlnung.  Im  ersten  christlichen  Jahrhundert  gab  es  keine 
jüdischen  Opferstätten  mdir  auflerhalb  Jerusalems,  abgesehen  vom  Oniastenpd, 
und  dieser  selbst  war  damals  eine  Antiquität  geworden  und  bedeutete  gegenüber 
dem  von  Jemsalem  keine  Gefahr;  auflcidem  steht  das  Interesse  für  die  eiasig 
wahre  Kultnsstätte  diesen  Oden,  die  weit  eher  auf  dem  Standpunkte  von  Jon.  4, 
ai~«4  stehn,  gar  nicht  zu  Gesichte.** 

12 


Wissenschaftliche  Neuigkeitea  (Januar  1911). 


Harnacki  D.  Dr.  Adolf,  Professor  an  der  Universität  Berlin: 

Entstehung  und  Entwicklung  der  Kirchenverfassung 
und  des  Kirchenrechts  in  den  zwei  ersten  Jahrhunderten 
^  Nebst  einer  Kritik  der  Abhandlung  R.  Sohm's:  ,, Wesen  und  Ur- 
sprung des  Katholizismus"  und  Untersuchungen  über  ,,Evangelium'S 
,,Wort  Gottes*'  und  das  trinitarische  Bekenntnis.  (XU,  352  S.)  8^ 
19 10.  M.  6.60;  in  Leinen  geb.  M.  7.50 

▼.  KirchenheiinmZeit8chr.f.Recht8wi88ensch.(a.Reihe,Bd.IV,H.8): 
„In  26  Abschnitten  schildert  11.  das  Werden  der  Verfassung  in  den  Juden-  and 
in  den  heidenchristUchen  Gemeinden.  Er  zeigt,  wie  das  kirchliche  Recht  ent- 
stand, nicht  grundsfitaUch,  sondern  von  FaU  zu  FaU,  aber  aus  der  Notwendigkeit, 
wie  in  der  Verfassung  der  sittUch-rechtlichen  öffentlichen  Ordnungen  die  Kirche 
dem  Staat  Yoranschreitet,  wie  sie  die  Formen  der  Organisation,  im  Staate  ne- 
gierend, für  sich  nachahmt  und  so  von  der  Bildung  kleiner  Gesinnungsgenossen- 
Schäften  Über  freies  Vereinswesen  und  städtische  Verfiusung  aar  Prorinzial-  und 
Reichsverfassung  gelangt.** 

Prof.  Paul  Drews  in  Zeitschr.  f.  Kirchengeschichte  (Bd. XXXI,  H.3)- 
„ .  .  .  Zunächst  gibt  H.  9 die  Theorie  Sohms«  wieder;  sodann  lifit  er  die  Kritik, 
folgen,  indem  er  das  »Wesen  der  Kirche  und  das  Wesen  des  Kirchenrechts«, 
»die  Kirche  und  ihre  uraprflngliche  Organisation«  und  endlich  das  »Wesen  und 
und  den  Ursprung  des  Katholizismus«  ins  Auge  fafit.  Diese  Ausführungen 
sind  besonders  fein  und  scharfsinnig  und  scheinen  mir  in  der  Tat  Ent- 
scheidendes gegen  Sohm  ins  Feld  zu  führen.  Vor  allem  mache  ich  auf  die  treffenden 
Bemerkungen  Über  Recht  und  Religion  aufmerksam  . .  .  Als  Zusätze,  die  mit  dem 
Hauptthema  des  Buches  in  einem,  wenn  auch  nicht  gerade  engen  Zusammenhang 
stehen,  erscheinen  die  Untersuchungen  Über  »das  Grundbekennntnis  der  Kirche«  [»Ur- 
sprung der  trinitarischen  Formel«]  (S  187—198),  Über  das  »Evangelium«  [»Ge. 
schichte  des  Begriffes  in  der  ältesten  Kirche«]  (S.  199 — 239)  und  über  »Wort« 
»Wort  Gottes«  und  »Wort  (Worte)  Christi  im  Neuen  Testament«  (S.  240—252).*« 

Hilprechty  Dr.Hermann  V.,Prof.  a.  d.Pennsylvania*Univ. Philadelphia: 
Der  neue  Fund  zur  Sintflutgeschichte  aus  der  Tempel- 
bibliothek y.  Nippun  (Nach  dem  engl.  Original  ,,The  earliest 
Version  of  the  Babylonian  deluge  story  etc."  übers,  v.  Dr.  Rud. 
Zehnpfund.  (64  S.  m.  6  Abbildgn.)  gr.  8^.   1910.  M.  2  — 

Prof.  D.R.  Kittel,  Leipzig,  in  Theolog.  Literaturblatt  (1910,  Nr.  11): 
„Das  Ton  H.  gefundene  Objekt  wird  zunächst  n&her  beschrieben.  Es  ist  eine 
Tontafel  von  6,9  cm  Breite,  6  cm  Länge  und  2,a  cm  Dicke,  ursprünglich  auf  zwei 
Seiten  beschrieben.  Sie  ist  mehrfach  beschädigt  und  jedenfalb  nur  ein  Bmch- 
stftck  einer  ehedem  größeren  Tafel.  Ein  Datum  trägt  die  Tafel  nicht  ....  H. 
glaubt  die  Tafel  zwUchea  2137  und  2005,  also  um  2100  ansetzen  zu  soUen  .  .  . 
H.  glaubt  nachweisen  zu  können,  dafl  nicht  aUein  die  biblische  Veraion  an 
Alter  der  (neu  gefundenen)  ältesten  bekannten  babylonischen  nahestehe,  sondern 
dafl  im  besonderen  die  Schrift  P  des  Hexateuch  die  älteste,  nicht  die  jüngste 
Schicht  der  Genesiserzählung  darstelle." 

[Prof.  Kittel  sucht  die  Folgerungen  H.'s  als  zu  weit  gehend  zu  modifizieren  und 
äußert  sich  dann  am  Schlüsse  seiner  Besprechung]:  „AUe  diese  Bedenken  können  aber 
die  Tatsache  nicht  in  Frage  steUen,  didB  wir  es  hier  mit  einem  Funde  höchster 
Bedeutung  zu  tun  haben,  für  den  H.  wärmster  Dank  gebtthrt  Wieseine 
Altersbestimmung  und  Deutung  im  einzelnen  sich  schliessbch  darstellen  möge: 
seine  Bedeutung  bleibt  darin  bestehen,  dafl  er  uns  zeigt,  dafl  immer 
noch  neue  Versionen  der  Flntgeschichte  aus  uralter  Zeit  zu  er- 
warten sind.  Das  zeigt  das  Fimgment  klar:  wir  haben  eine  sehr  alte  i»nd 
eine  sehr  eigenartige  Fiatgeschichte  vor  uns." 

T.  G.  Pinchcs  in  Joum.  of  Roy.  As.  Soc.  (1910,4):  There  is  no  doubt 
that  we  hare  here  an  ezceedingly  intetesting  and  important  addition  to  our  know- 
ledge  of  the  Babylonian  deluge-legend. 


13 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandliing  in  Leipzig. 

Irenaeus*  Werk  gegen  die  Häretiker.  Bücher  4  und  5,  in 
armenischer  Version  entdeckt  von  Lic.  Dr.  Karapet  Ter  Mekert- 
t  s  c  h  i  an ,  z.  Zt.  Bischof  in  Tauris  (Persien).  Herausgegeben  von  Lic  Dr. 
Erwand  Ter  Minassiantz.  (VIU,  264  S.)  8°.  1910.  M.  10  — 
(Texte  und  Untersuchungen  Band  35,  Heft  2). 

Prof.Dr.H.Jordan,£rlangen,inTheolog.Literatarbericht(i9io,Nr.8): 
,,Die  Bedeutung  dieser  neu  entdeckten  armenischen  Version  wichst  natfixtich, 
wenn  es  richtig  ist,  was  der  Herausgeber  freilich  mit  aller  Reserve  ausspricht, 
dafi  es  sich  dabei  nicht  um  eine  Tochterübersetzung  aas  dem  Syrischen,  son- 
dern um  eine  direkte  Uebertragung  aus  dem  griechischen  Urtexte  handelt,  die 
in  einer  Epoche  besonderen  griechischen  Einflusses  in  Armenien  rund  um  das 
Jahr  700  gefertigt  sein  mag.  Bisher  können  wir  nicht  sagen,  ob  mehr  als  Buch 
IV  und  V  in  das  Armenische  flbersetst  worden  ist  .  .  .  Dem  Entdecker  und 
dem  Heransgeber  ist  unser  Dank  ffir  die  schöne  Gabe  und  diemfthc- 
▼olle  Arbeit  sicher.  Möchten  die  armenischen  Klosterbibliotheken  uns  noch 
den  einen  oder  den  anderen  solcher  Sch&tze  liefern,  die  sich  wtirdig  den  bis- 
herigen  Entdeckungen  der  armenischen  Theologen  an  die  Seite  stellen." 

Prof.  Erich  Klostermann,  Kiel,  in  Theolog.  Rundschau  (1910,  Heft  8J: 
„  ...  Es  wird  Sache  der  in  Arbeit  befindlichen  Berliner  IrenSns-Ansgabe  sein, 
den  Wert  des  neuen  Fundes  für  die  Teztkonstitution  abzuschfttxen  und  ihn  nadi 
Gebtthr  auszuntltzen." 

Kluge^  Dr  phil.  Theodor,  Berlin: 
Studien  zur  vergleichenden  Sprachwissenschaft  der  kau- 
kasischen Sprachen  II:  Die  lykischen  Inschriften,   gr.  8^.  (II,  135  S.) 
1910.  M.  5  — 

(Mitteilungen  der  Vorderasiatischen  Gesellschaft,  1 5.  Jahrgang,  Heft  i.) 

J.Imbert  in  Bulletin  de  la  Soci6t£  de  Linguistique  de  Paris(Nr.58;: 
„ ...  Au  reste,  ce  travail  de  longue  haieine  montre  que  ranCeur  n'a  rien  ignori 
de  ce  que  les  savants  scandinaves  Bogge,  Torp,  Thomsen  (Pedersen  a  6ti  onbli^) 
ont  6crit  de  plus  p£a6trant  sur  les  inscriptions  lyciennes;  il  a,  autant  qu*U  I'a  po, 
adopt6  leurs  legons,  mais  il  6tait  bantö  par  l'id^e  de  rapprocher  le  lycien  du  gioope 
les  langues  caucasiques.  Son  memoire  se  termine  par  un  petit  abr^6  de  gram- 
maire  et  un  lexique  des  mots  les  plus  fr^uents,  acquisitions  plus  ou  moins  pr^ 
caires  dues  h.  la  dirination  des  interprHes.  Klage  a  enrichi  ce  tr^sor  de  quelques 
trouTaUles  heureuses.** 

Kocii,  Prof.  Dr.  Hugo,  München.    Cyprian  und  der  römische 

Primat«     Eine    kirchen-  und   dogmengeschichtliche  Studie.    (IV, 
174  S.)     8®.     19 10.  M.  S.50 

(Texte  und  Untersuchungen     Band  35,  Heft  i). 

Aus  dem  Vorwort:  Diese  Studie  ist  sum  Bekenntnis  geworden.  Der 
Gedanke,  dafi  ich  damit  manchen  Enttäuschung  und  Schmerz  bereiteB  werde, 
durfte  mich  von  der  Veröffentlichung  nicht  abhalten.  Die,  deren  Wohlwolkn 
und  Freundschaft  ich  erfahren  habe  und  denen  ich  zu  Dank  Terpflicfatet  hin, 
dürfen  mir  glauben,  dafl  ihr  Schmers  nicht  gröfier  sein  kann  als  der  meine  es 
ist,  wenn  ich  von  ihnen  nicht  mehr  verstanden  werde.  „Melius  est,  nt  scandalom 
oiiatur,  quam  ut  veritas  relinquatur**,  hat  der  hl.  Bernhard  und  vor  ihm  Gregor  I. 
gesagt.  Wer  das  offen  ausspricht,  was  er  im  ernsten  Antlitz  der  Vergangenheit 
geschaut,  was  sich  ihm  in  stillen  Stunden  der  Arbeit  als  Uebcrseugnng  aufge- 
drungen hat,  entgeht  dem  furchtbarsten  Anathem,  das  es  gibt,  —  dem  Anathcn 
der  beleidigten  Wahrheit  und  des  gequälten  Gewissens." 

Prof.  N.  Bonwetsch  in  Theolog.  Literaturblatt  (1910,  Nr.  14): 
„.  .  .  Kochs  Untersuchung  der  Anschauungen  Cyprian's  vom  römischen  Primat 
ist  hier  und  da  etwas  breit,  aber  mit  klarem  Urteil  und  in  grandlicher 
Weise  geftUirt  Ihr  Ergebnis  ist  mir  Oberseugend.  Dafi  es  Ittr  seine  Lebens- 
stellung verhängnisvoll  werden  mußte,  hat  Koch  voll  erkannt,  aber  doch  den  Mut 
bekundet,  es  unverschleiert  vorsulegen." 

14 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1911). 


Pirof.D.G.  Krftger,  Gicflen,  in  Theolog.  Lit.-Zeitilng  (1910,  Nr.  16): 
„.  ,  .  [Kodis  Arbeit  ist]  eine  ausgezeichnete  KlarlcguDg  eines  an  sich 
gar  nicht  besonders  verwickelten,  aber  durch  die  Forschung  oft  genug  verwirrten 
Sachverhaltes  .  .  .  Referent,  den  Koch  mit  Recht  su  der  Gruppe  derer  zShlt,  die 
Cyprian  »als  Vertreter  einer  reinen  Episkopalverfassung,  allenfalls  mit  Anerkennung 
einer  symbolischen  Bedeutung  des  römischen  Bischof  llir  die  Einheit  der  Kirche, 
jedenfalls  mit  Ausschluß  eines  realen  und  aktiven  Primates  irgendwelcher  Art 
beseichnenc,  glaubt,  dafl  Kochs  überzeugende  Darlegungen  dieser  Auf- 
fiusung  nun  zum  endgültigen  Sieg  verholfen  haben  werden." 

Prof.D.KarlHoll,Berlin,inderDeutsch.Literatur-Zeitg.(i9io,Nr.i9): 
,,  .  .  .  Man  begrOflt  es  mit  besonderer  Freude,  dafl  gerade  Hugo  Koch  sich 
dieser  Frage  angenommen  hat.  Von  seiner  Gründlichkeit,  seinem  Scharf- 
blick und  seinem  unbestechlichen  Wahrheitssinn  liefi  sich  von  vornherein 
das  Beste  erwarten  .  .  .  Der  Wissenschaft  aUein  hat  K.  dienen  wollen,  und 
er  hat  ihr  einen  groflen  Dienst  geleistet,  indem  er  die  Dinge  wieder  richtig  stellte. 
Sein  Buch  gehört  nicht  nur  zum  Besten,  was  über  Cyprian  ge- 
schrieben worden  ist;  es  ist  eine  der  schönsten  patristtschen  Unter- 
suchungen, die  in  den  letzten  Jahren  erschienen  sind." 

C.  A.  Kneller,  S.  J.,  in  Stimmen  ans  Maria  Laach  (1910,  Heft  6): 
„In  wissenschaftlicher  Beziehung  fSllt  an  Kochs  Schrift  vor  allem  ihr  Blangel  an 
Originalitftt  auf  ...  Es  sind  im  Wesentlichen  nur  überall  wieder  die  alten 
Sachen,  die  man  schon  aus  den  Pamphleten  der  Altkatholiken  kennt  ...  Zu 
einem  geordneten  Beweis  kommt  es  im  ganzen  Abschnitt  nicht.  Stattdessen  aber 
wiederholt  er  immer  wieder,  Öfters  auch  in  Sperrdruck,  autoritativ  seine  Ansicht 
und  schlägt  sich  mit  seinen  Gegnern  herum.  Erschöpft  wird  der  Gegenstand 
nach  keiner  Richtung.  Was  gegen  die  Vertreter  anderer  Ansichten  vorgebracht 
wird,  sind  zudem  viellsch  kleinliche  Nörgeleien." 

C.  W.  in  Historisches  Jahrbuch  (1910,  Heft  3):  „Scheidet  B.  als 
Interpolation  aus  der  Diskussion  aus  und  bew&hrt  sich  die  von  Koch  vorgetragene 
Interpretation  der  einzelnen  Cyprianstellen  von  A — Z,  nun,  so  streichen  wir 
Cyprian  aus  der  Reihe  der  Primatszeugen  und  halten  trotz  Koch  an  dem  Satze 
fest,  dafl  weder  Cyprian  noch  irgendein  anderer  Kirchenvater,  mag  seine  Be- 
deutung und  sein  Einflufl  noch  so  hoch  einzuschätzen  sein,  der  » Kirche t  gleich- 
gesetzt  werden  darf." 

Kohl,  Regieningsbaumeister  Dr.  Heinrich,  Posen: 

Kasr  Firaun  in  Petra.   (IV,  43  S.  m.  39  Abbildgn.u.  1 3  Tafeln.) 
3SiSX»5»5cm.    .1910.  M.  16 — ;geb.M.  19  — 

für  MitgL  der  deutsch,  Orientgesellschaft      M.  13 — ;  geb.  M.  16  — 
(i  3.  WissenschaftL  Veröffentlichung  der  deutschen  Oriehtgesellschaft) 

E.  Herzfeldy  Berlin,  in  der  Orientalist.  Lit-Zeitung  (191Ö,  Heft  9): 
„Die  Arbeit  besteht  aus  einer  sehr  sorgfältigen  Aufnahme  und  Beschrei- 
bung der  Ruine,  einer  umfassenden  Rekonstruktion  und  einigen  Unter- 
suchungen über  ihren  eigenartigen  Gmndrifl,  ihre  wichtigen  Stuckdekorationen 
und  die  Systeme  der  petrSischen  Felsfassaden.  Die  Datierungsfrage  bleibt  bei 
diesen  Untersuchungen  offen.'* 

Revue  Biblique  (19 10,  Oktober):  ^,La.  ddconverte  de  M.  K. —  car  c*en 
est  une  —  est  d*avoir  ressaisi,  grice  k  des  vestiges  encore  en  place  et  au  r^eau 
des  trous  de  scellement,  tonte  la  d^coration  stuqu^  sous  laquelle  disparaissait 
jadis  cette  massive  construction  appareill^  ....  Non  seulement  dans  les  com- 
positions  soi-disant  »baroques«,  le  Khazneh,  ed-Deir,  etc.,  mais  jnsqu*  en  ces 
fagades  4*abord  Stranges,  le  Tonrkmanlyeh  par  ezemple,  ou  des  rang^s  de  pilastres 
nains  apparaissent  au-dessus  d'un  premicr  entablement  M.  K.  fait  voir  la  tentativc 
d'nn  scuiptenr  de  projeter  sor  une  paroi  de  roc  la  perspective  architectnrale  peinte 
par  le  d6corateur  pomp^en.  Photographiet  et  detrins  ne  laisient  gn^  de  donte 
sur  Pexactttude  de  cette  Interpretation  dont  on  pressent  aussitöt  la  port6e  poar 
l'histoirc  de  Tart  nabat^en.** 

15 


Verlag  der  J.  C.  Hinricbs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Liebleifi,  Dr.  J.,  Professor  der  Ägyptologie  an  der  Univ.  Chrktiania: 
Recherches  sur  rhistoire  et  la  clvilisation  de  Tancienne 
Ej^pte.  I.  Fasdcule:  Rdgne  thinite,  R^gne  collat^raux  d'H^a- 
kldopolis,  le  Premier  empire  thöbain,  Temps  des  Hyksos,  Tempire 
national  restitu^.     (III,  192  S.)     gr.  8^.     1910.  M.  6  — 

Prof.  Ä.  Wiedemann,  Poim,  in  Sphinx  (vol.  XIV,  2):  „In  der  vor- 
liegenden Schrift  wendet  sich  Lieblein  wieder  in  gröflerem  Umfange  chrono- 
logischen Fragen  zu.  Dabei  hilt  er  in  allem  wesentlichen  an  seinen  fHlhefcn 
Ansichten  fest  nnd  sucht  dieselben  durch  die  in  den  leisten  Jahren  gewonnenen 
Ergebnisse  der  neuen  Ausgrabungen  nnd  Forschungen  zu  ergänzen  und  zu 
statzen  .  .  .  Hoffentlich  Ufit  der  Verfasser  diesem  interessanten  und  lehrreichen 
Hefte  bald  die  Fortsetzung  folgen,  welche  die  ägyptische  Geschichte  in  ihrer 
jüngeren  Entwicklung  vorzuiftlhren  haben  wird." 

Meissner,  Dr.  Bruno,  Professor  an  der  Universität  Breslau: 
Seltene  assyrische  Ideojifrainnie.  Vollständig,  mit  aus- 
führlicher Zeichenübersicht  (i  3  S.)  sowie  assyrischem  und  sumerischem 
Wörterverzeichnis  (132  Spalten  Buchdruck).  Zumeist  in  Autographie 
(XX.  7  2 1 S.)  Lex.  8®.  1 9 1  o.  M.  go  — ;  in  fein.  Halbsaffianbd.  M. 9S.S0 
(Assyriologische  Bibliothek.     XX.  Band.) 

Otto  Weber  im  Literarischen  Zentralblatt  (1910,  Nr.  42):  ,,R.Briln- 
nows  »A  dassififd  list«  ist  1889  erschienen.  Sie  enthilt  eine  erschöpfende  Saoim- 
lung  aller  ein&chen  und  zusammengesetzten  Ideogfamme,  die  in  den  bis  dahin 
veröffentlichten  Keilschrifttezten  vorkamen.  Dieses  Werk  ist  all  die  Zeit  hindnrdi 
das  unentbehrlichste  Nachschlaeebnch  der  Asqrrlologen  gewesen.  In  dea  mehr 
als  20  Jahren,  die  seitdem  verflossen  sind,  ist  nun  eine  kaum  mehr  fibersehbare 
Ffille  neuer  Keilschrifttexte  veröffentlicht  worden  und  es  gab  wohl  kaum  ein 
größeres  Desideratum  innerhalb  der  assyriologischen  Literatur,  alt  eine  Er- 
gänzung des  Brünnowschen  Werkes  durch  eine  Sammlung  der  Ideogramme  in  den 
neuen  Te;iLten.  Diese  ist  nun  in  Meitsners  Werk  geboten  und  zwar,  wie  das  bei 
M.  gar  nicht  anders  erwartet  werden  konnte,  in  der  denkbar  zuverlässigsten 
und  praktischsten  Form.  Bei  Brfbmow  waren  rund  15000  Ideogramme  ver- 
zeichnet, M.  bringt  11  $21  Nummern  .  .  .  Selbstverständlich  hat  M.  auch  allent- 
halben die  im  Lauf  der  Zeit  natürlich  hier  und  da  als  notwendig  erwicteBcn 
Verbesserungen  zu  Brünnow  mitgeteilt.  Die  kritische  Sichtung  des 
Materials  ist  Überhaupt  der  grafle  Vorzug  der  M.schen  Sammlung.  M.  hat  sich 
nirgends  mit  mechanischer  Aneinanderreihung  der  Belegstellen  bcgnttgt,  sondern 
auf  Schritt  und  Tritt  auch  kritische  Beobachtungen,  Teztverbessernngen, 
Ergänzungen  und  Literaturnachweisungen  in  die  Sammlung  verarbeitet... 
So  hat  nun  die  Aviyriologie  in  den  BrUnnow-Melflnerschen  Listen  da  nnvcr- 
gleichlichts,  kaum  jemals  versagendes  Hilfsmittel,  das  den  kttnftigcn 
JOngem  unserer  Wissenschaft  den  dornenvollen  Weg  nach  Möglichkeit  ebnet  und 
zugleich  der  immer  genaueren  Erschlieflaog  der  sumerischen  Sprache,  f^  ds«  in 
den  Veröffentlichungen  aus  der  Tempelbibliothek  von  Nippur  sich  ungeahnt  reich- 
haltige Quellen  zu  erschlieflen  scheinen,  in  glttcklichster  Weise  veiarbcitet  .  .  . 
Die  Ausstattung  ist  des  monumentalen  Werkes  durchaus  würdig.'* 

Ninck,  Johannes:   Jeras  als  Charakter.    Eine  Untersachung. 

Zweite,  teilweise  geänderte  Ausgabe  mit  Registern  der  Namen,  Sachen 

u.  Bibelstellen.  (VIU,  396  S.)    8®.    1910.      M.  4— ;  geb.  M.  5  — 
Änderungen  und  Regisirr  der  zweiten  Ausgabe  allein  50  Pf. 

Aus  dem  Vorwort:  ,»Daa  vorliegend«  Budi  möchte  durch  sorgfältige 
psychologische  Analyse  zu  einer  schärferen  Erfassung  der  Persön- 
lichkeit Jesu  ein  wenig  beitragen.  Abseits  von  den  theologiachcB  Schulen 
stehend,  war  der  Verfasser  bestrebt,  sich  von  Parteiinteressen  freisnhaltoi,  amli 
die  entgegengesetzten  Ansichten  zu  verstehen  und  unbefangen  zu  lernen,  wo  immer 
wissenschaftliche  Forschung  sich  ihm  bot." 

16 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1911). 


Über  die  erste  Ausgabe  urteiUe  Ludwig  SchneUer,  Köln: 
„Ninck  will  durch  soigfUtige  psychologische  Analyse  cn  einer  schlrfenn 
Erfiming  der  Persönlichkeit  Jesu  beitragen.  Dafl  er  damit  ein  Thema  trifit,  das 
durch  die  hochgespannten  theologischen  Debatten  der  Gegenwart  in  den  Brennpnnkt 
des  allgemfeinen  btercsses  gerflckt  ist,  leuchtet  sofort  ein  .  •  .  Unbefimgcn  wM 
er  den  ForKhem  von  rechts  und  von  links  gerecht  Um  so  dankbarer  wird  man 
die  wertvolle  Gabe  bcgrttflen,  die  Fmcht  einer  gründlichen  Gedankenarbeit,  be- 
wundernswerter Belesenheit,  liebevoller  Versenkung  in  den  Gegenstand.  Viele 
Goldkömer  finden  sich  in  den  einzelnen  Kapiteln,  aber  das  Wichtigste  ist  die 
U&rende  Gesamtanschauung  von  der  Person  Jesu.'* 

Pfarrer  Dr.  Richard  Weitbrecht  in  der  Deutschen  Welt  (1907,  Nr.  27): 
„Es  ist  schwer,  aus  der  Fülle  all  des  Anregenden  und  Geistvollen  einzelnes  heraus- 
zuheben; man  kann  jedes  Kapitel  ftr  sich  lesen  und  wird  fitft  in  jedem  etwas 
Neues  und,  was  mehr  ist,  etwas  Wahres  finden  .  .  .  Wer  die  Schwie  igkeit,  ein 
richtiges  Charakterbild  Jesu  zu  entwerfen,  auch  nur  einigermafien  erwigt,  der 
wird  dieses  Buch  zum  Ausgezeichnetsten  rechnen,  was  über  Jesus 
seit  langem  geschrieben  ist*' 

Der  alte  Glaube  (Lit  Beilage  1907,  Nr.  5):  „Man  liest  das  schöne  Buch 
ohne  Ermüdung  mit  wachsendem  Interesse,  schliefllich  mit  fortgerissen  von  einer 
im  Preise  Jesu  sich  steigernden  edeln  Beredsamkeit  Wir  verkennen  keineswegs 
die  fühlbaren  Schranken  des  Werkes.  Indem  der  Verfasser  die  späteren  christo- 
logisch  dogmatischen  Ausdrücke  mit  aller  Absicht  meidet,  greift  er  zu  der  nach 
unserer  Oberzeugung  unzulässigen  Analogie  des  religiösen  Genies,  kommt  andi 
nicht  ohne  Ifinweis  auf  Okkultismus  aus.  Doch  bleibt  auch  nach  Abzug  dieser 
Mingd  noch  eine  Fülle  groAer  Erkenntnisse  und  feiner  Auslegung 
übrig,  so  daü  das  Buch  Predigern  wie  nachdenklichen  Bibellesem  eine  Fund- 
grube guter  Gedanken  sein  kann.'* 

Prockschy  D.  Otto,  Professor  an  der  Universität  Greifswald: 
Studien  zur  Geschichte  der  Septuaginta.    Die  Propheten. 

(136  S.)     8®.     1910.  M.  4 — ;  geb.  in  Leinw.  M.  5  — 

(Beitr.  zur  Wissenschaft  vom  alten  Testament  Hrsg.  v.  R.  Kittel  (H.  7). 
ReTue  biblique  (1910,  Juli):  „Le  but  de  ses  recherches  est  de  r^trouf er, 
piarmi  les  minuscules,  les  diffifirentes  famUles  avsquelles  appartiennent  les  manu- 
scrits  et  d'en  tirer  des  condusions  concemant  Fhistoire  de  la  rersion  greoque 
avant  Orig^e.  Les  minuscules  sont  s^partis  en  trob  groupes:  le  groupe  hezm« 
plaire,  le  groupe  pr6-hezaplaire,  le  groupe  de  la  recension  de  Luden.  Toutes 
£bs  variantes  sont  soigneusement  nüses  en  regard,  puis  un  chapitre  est  destin^  k 
montrer  les  rapports  de  ces  manuserits  entre  eux  et  leur  relation  avec  les  graads 
ondaux  .  .  .  L*^tude  de  M.  Procksch,  conduite  avec  beaucoup  d*acribie  et 
de  patience,  figure  dignement  k  c6t6  de  Celles  de  Lagarde  et  de  son 
<l^ve  Rahlfs  sur  le  mime  sujet*' 

PuukkOb  Mag.  Dr.  A.  F.,  Helsingfors:  Das  Deuteronomium.  Eine 

literarkritische  Untersuchung  (Vm,  303  S.)     8^     19 10. 

M.  6 — ;  geb.  in  Leinw.  M.  7  — 

(Beitr.  zur  Wissenschaft  vom  Alten  Testament  hrsg.  v.R.KitteL  Heft  $.) 
Prof.D.O.Procksch,GreiftwaldinTheoLLiteraturblatt(i9lo,Nr.ia): 
„In  dieser  Studie  sind  die  Arbeiten,  die  Staerk  und  besonders  Steuemagel  sur 
Entstehungsgeschichte  des  Deuteronomiums  gdeistet  haben,  wieder  aufgenommen 
und  mit  umfassender  Rücksicht  auf  die  Literatur  behandelt.  Der  erste  Teil  be* 
schiftigt  sich  mit  dem  Verhältnis  des  unter  Josua  gefundenen  Gesetzbuches  snm 
Deuteronomium,  mit  dessen  Grundgestalt  es  identisch  ist  (S.  i — 92);  der  sweüe 
mit  der  Zusammensetzung  des  Deuteronomiums  (S.  93 — 269).  Dabei  wird  nadi 
einem  allgemeinen  Ueberblicke  zuerst  der  geschiditliche  Rahmen  in  seinen  Be- 
standteilen untersucht,  dann  die  par&netische  Eingangs-  und  Schlufirede,  endlich 
die  Gesetzessammlung  selbst  Ein  Anhang  bietet  die  vermutliche  Urgestalt  des 
Deuteronomiums  in  deutscher  Uebersetzung.'* 

Priv.Doz.Dr.G.Hölscher,Hallea.S.inTheoLRnndschau(i9io,Heft9)i 
i^Die  Arbeit  bedeutet  eine  entschiedene  Förderung  des  Problems." 

»7 


Verlag  der  J.  C  Hmrichs'achen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Rothstein,  D.  J.  W.,  Professor  an  der  Universität  Breslau: 
Die   Nachtgesichte   des   Sachäfjä.     Studien    zur  Sadiaija- 
prophetie  und  zur  jüdischen  Geschichte  im  i.  nachexilischen  Jahr- 
tandert.    (IV,  219  S.)    8®.    1910.     M.6 — ;  geb.  in  Leinw.  li.  7  — 
(Beiti^.  zur  Wissenschaft  vom  Alten  Testament  hrs^.  v.  R.  Kittel.  Heft  8) 

Lic.  A.  Alt,  GreifsDhLld,  in  Theolog.  Literatttrblatt  (1910,  Mr.  19): 
„D^  heriöamlichen  Exegese  gegentlber  gewinnt  Rothsteins  Anf&fonng  des  Boches 
Saiharja  sogleich  dadurch  ihre  Eigenart,  dad  er  alle  Reden  nnd  Redeleile,  die 
nicht  unmittelbar  au  der  Schilderung  der  sieben  Nachtgesichte  gehören,  als  s^ua- 
dft^  auiscfaeidef,  ohne  ihre  Herkunft  von  Sacbaija  au  bestreiten.  Das  urspritaig- 
lidie  Buch'  der  Visionen  findet  er  in  1,  7 — 15;  3,  i — 4,  5 — 9;  3,  i — 7;  4,  x — 
6a  a,  lo'äß—i^;  5,  x— 11;  6,  1—8,  15a;  ihm  alldn  gilt  die  gante  TJater- 
sn'dhnng  .  .  .  D4fl  itt.  mit  dieser  Auffassung  gnmds&tzlich  im  Rechte  ill,  kana 
man  schon  heute'  sagtn;  mindestens  an  emem  Punkte  freilich  (su'  6,  15a) 
wird  sbxüe  Abgrensung  des  Visionsberichtes  verftndert  werden  mOssen  .  .  .  Die 
Exegese  des  Buches  Sacharja  hat  in  dem  ▼orliegenden  Buche  eine  bedeatende 
Förderung,  die  Entstehungsgeschichte  des  Judentums  eine  in  manchem 
Punkte  ungewöhnliche  Beleuchtung  gefunden;  es  bleibt  nur  au  wfbiiChen, 
dai  der  Verf.  uns  bald  die  Versprochene  Fortsetzung  und  Vollendung  seiner 
Sachaijastudien  ichenken  möge.** 

Sänhedrin-Makkoth^  die  Misnatraktate  über  Straffrecht  und 
Qerichtsverfahren.  Nach  Handschriften  und  alten  ]>acke& 
hra^.,  übers,  u.  erläutert  v.  Prof.  D.  Dr.  Herrn.  L.  Strack.  (56  u.  60  S.) 
^,  i®.     1910.  ht  2.40 

(Schriften  des  Institutum  Judaicum  in  Berlin,  Nr.  38.) 

Biblische  Zeitschrift  (1910,  Nr.  3):  „Sachlich  imd  andi  xuCfi  dncr 
Obertieferung  gehören  die  b«Men  Traktate  zusämmto.  ä,  hat  die  A'id^UM  so 
eingeHchtet,  daft  sie  sum  Selbststudium,  als  Grundlage  fllr  Vorlesungen  oad  eibt 
inh^tliehen  Verwertung  dienlich  ist.  Dem  vollständig  vokalisierten,  kritisch  ge- 
sicheren  Text  (olgt  eine  Vokabular,  als  Ergänzung  zu  den  biblischen  LezUm 
gedacht  Die  .Obosetzung  ist  zugleich  eine  Erläuterung,  die  noch  durch  sachliche 
und  exegetische  Anmerkungen'  gefördert  wird.  Für  die  biblische  Archäo- 
logie des  A.  und  des  N.  T.  ist  mit  der  Ausgabe  ein  neuer,  dankens- 
werter Behelf  geboten." 

W.  Bacher  in  Deutsche  Literaturzeitung  (1910,  Nr.  50):  ...Strack 
bietet  den  Traktat  Sanhedrin  in  seiner  ursprfinglichea  Ausdehnung,  indem  er  ihm 
den  inhaltlich  zu  jenem  gehörigen  Traktat  Makkoth  beigibt.  Dabei  gestattet  er 
sich  die  Neuerung,  die  drei  Kapitel  von  Makkoth,  als  12.,  13.  u.  14.  Kapitel  von 
Sanhedrin  zu  bezeichnen.  Da  auch  die  besondere  Fühlung  angegeben  ist,  wird 
die  Kongruenz  .mit  den  bisherigen  Ausgaben  nicht  gestört.  .  .  .  Besondere  An- 
erkennung verdient  bei  dieser  In  erster  Reihe  füi  Ldbrzwecke  bestimmtdft'  Xäij^sbe 
die  musterhafte  Korrektheit  im  Abdrucke  des  Mischnateztes  und  die  Akribie 
in   dessen    Punktation,    sowie  in  der  Hinzufflgung    von    Lesezeichen. 

Schermann^  D.  Theodor,  Professor  an  der  Universität  München: 
Der  litnrgische  Papyrus  von  Der-Balyzefa.    Eine  Abend- 

^alhlsKturgie  des  Ostermorgens  (VI,  45  S.)   8^.    1910.       M.  x.50 

(iTexte  u.  Untersuchungen  Band  36,  Heft  i  b). 

Dex  Papyrus,  um  den  es  sich  hier  handelt,  besteht  aus  drei  Blättern,  be- 
findet sich  jetzt  in  Oxford  und  dflrfte  aus  einem  Apollokloster  in  Obcxigypten 
stammen.  Die  bisherigen  Ausgaben,  welche  F.  de  Puniet  und  Ed.  Freih.  v.  d.  Goltz 
veranstalteten,  schienen  gewissen  paläographischen  Kriterien  und  Anhaltspunkten, 
welche  aus  der  ägyptischen  Kirchenordnung  zu  gewinnen  waren,  nicht  an  eat- 
sprccheo,  weshalb  der  Ver&sser  eine  Neuordnung  der  Blätter  und  eine  Bcstim« 
mnng  des  Charakters  der  zugrunde  liegenden  Lithurgie  versuchte.  Auf  Gnmdf 
sprachlicher  und  inhaltlicher  Parallelen  mit  Stellen  der  frtthägyptischea  Schrift- 
steiler  mag  das  Alter  der  Liturgie,  welche  der  im  VI.  bis  VIL  Jahrhnndcft  ge- 
schriebene Papyrus  enthält,  an  den  Anfang  des  III.  Jahrhunderts  gcaetst  werden. 


Wissenschaftiiche  Neuigkeiten  (Januar  _  191 1). 


Schneider, Dr.  m ed.  u.  Dr.  phil  Hermann,  Doz.  an  d.  Univ.  'Leip^g: 

Kultur  und  Denken  der  tUÄ^ftölütt  drrd  Jutfed.    (xm, 

665  S.)     8^    1910.  M.  13.50;  in  Leinen  geb.  M.  15  — 

(Schneider,  Entwicklungsgeschichte  der  Menschheit,  Zweiter  Band.) 
Inhalt:  Einleitung.  I.  Geographie,  Politische  Geschichte,  Verfassung 
und  Ständebildung.  IL  Die  Religion,  m.  Kunst  und  Schrift, 
Wissenschaft,  Literatur. 

Prof.  D.  H.  Zimmern  in  Literarisches  Zentralblatt  (1910,  Kr.  43): 
tfD«fl  Sehn.,  seinem  Fache  nach  nicht  sünftiger  Orientalist  oder  alter  Historä^er, 
sondern  Philosoph,  und  swar  ans  der  Mediain  herTorgegangener  Philosoph,  in 
einem  solchen  znnichst  wohl  etwas  sehr  kfihn  erscheinenden  Unternehmen  in  der 
Tat  den  vollen  Bemf  besitzt,  zeigt  dieser  zweite  Band  womöglich  noch  in  höherem 
Mafle,  als  et  schon  bei  dem  ersten  der  Fall  gewesen  war .  .  .  Wenn  vor  kurzem 
ein  bekannter  alttestamentUcher  Theologe  (1)  bereits  Ton  den  knappen,  vorUnfigcn 
ÄnSemngcn  Schn.s  hierflber  in  seiner  Schrift  »Zwei  An&fttze  zi^r  Religionsgeschichte 
Vordcrasiens«  in  einer  Besprechung  sagen  mufite,  dafl  es  »zu  dem  Besten  ge- 
höre, was  er  aus  neuerer  Zeit  darttbcr  gelesen  habe«,  so  dürfte  solches  Urteil 
noch  fai  erhöhtem  Mafle  von  der  weit  anafilhrlicheren  Behandlang  des  gleidien 
Gegenstandes  in  dem  vorliegenden  Boche  gelten.  Auch  die  DarsteBong  der 
bal^lonisch-assyrischen  Geschichte,  Kultur,  Religion,  die  der  »Laiec  Sehn,  hier 
bietet,  gehört  in  ihrer  Art  zum  Besten,  was  es  darüber  überhaupt  gibt  ...  In 
d^  Einleitung  stöflt  Sehn,  den  alttestamedtlichen  Theologen,  uiid  zwar  aüdi  denen 
lib^alster  Färbung;  unnötigerweise  etwa«  gar  unsanft  yo^  d^n  Kopf.  Jf!denfi3Is 
wird  diese  Brüskierung  der  doch  so  wünschenswerten  Wirkung  Seififtt  Bucüetf' 
sp^ell  auch  auf  diese  KreiM  nicht  gerade  förderlich  sein.  In  der  Sscbe  fi-eUich' 
hat  dabei  Sehn,  ih  weitem  Umfange  nur  ivL  sehr  recht*' 
Von  demsdben  Ver^ser  erschien  ftUher: 

Kultur  und  Denken    der  alten  Ägypten   (Entwicklungsgeschichte 
der  Menschheit,  Band  I.)    Mit  9  Abb.  u.  e.  KLartenskizze.  a.  Aus* 

Eabc.  (XXXVI,  565  S.)  gr.  8®.  1909.  M.  12.50;  geb.  M.  14 — 
ihalt:  L  Geographischer  und  politischer  Überblick.  IL  Verfassung 
und  StändegUederung.  III.  Kunst  und  Schrift  IV.  Dichtung  und 
Geschichtsschreibung.     V.  Die  Wissenschaft.     VI.  Die  Religion. 

Professor  W.  Baudissin  in  Theolog.  Lit.-Ztg.  (1910  Nr.  21): 
Bei  weitem  der  umfiingreichste  Teil  des  Bandes  ist  der  tlber  die  Religion  (S.  1 29—485). 
Eine  fortlaufende  geschichtliche  Entwicklung  der  babylonischen  Religion  kann 
ans  dem  uns  zurzeit  bekannten  Material  direkt  noch  nicht  ersehen  werden.  DaA 
der  Verfasser  sich  entschlossen  hat,  was  nicht  jeder  ihm  nachtuxi  möchte,  miV 
einer  aus  dem  Gegebenen  herMs  weiterspinnenden  Phantasie^  die  Lttcken  unserei' 
Urkunden  zn  erg&zen,  ist  nicht  ohne  Nutzen.  Der  eine  Wird  dies,  der  tndere 
jenes  wülkUrlich  fidden,  und  ktlnftige  Entdeckungen  und  Forschungen  werden  ge- 
wifl  manche  Partien  als  verfehlt  herausstellen.  Aber  mehr  als  von  den  Durch- 
schnitten durch  das  geschichtliche  Material,  die  wir  schon  besadeiii,  kamt  von 
diesem  Versuch  einer  geschichtlichen  Konstruktion  weitere  Untersuchung  ^nk 
Nachdenken  angeregt  werden  über  den  geschichtlichen  Platz,  der  den  eintemei^ 
religiSsen  Erscheinungen  zuzuweisen  ist.  Der  Verf.  geht  mit  Kflhnheit  und  iSnt- 
schiedenheit  durch  das  Gewirr  astrahnythologlsche  Anschauungen  und  dn*  ^tt' 
schiedenen  Konstruktionen  des  babylonischen  Weltbildes  (vgl.  auch  S.  S^Stfl)  .  .  . 

Ich  will  zunSchst,  zustimmend  Im  allgemeinen,  nicht  im  einzelden,  nb- 
tieren,  dafl  nach  dem  Verfiuser  die  uns  als  alttestamentliche  Religion  bis  über 
das  Exil  hinaus  niemals  die  des  Volkes  In  seiner  Gesamtheit  gewesen  ist.  .  . 
Der  schon  über  das  Gewöhnliche  in  Anspruch  genommene  Raum  gestattet  mit 
nicht,  wtiter  auf  die  Behandlung  des  Alten  Testaments  einzugehen.  Es  kam  mit' 
darauf  an,  das  am  meisten  Eigenartige  an  diesem  jedenfalls  gedankenreichen  Buich^ 
hervorzuheben,  die  gegen  die  Rassentheorie  gerichtete  Streichung  des  Semitismus 
ans  der  Kulturgeschichte  der  Menschheit. 

«9 


Verlag  der  }.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 

Schürer^  D.  Emil,  weiland  Professor  an  der  Universität  Göttingen: 
Qeschichte  des  jüdischen  Volkes  im  Zeitalter  Jesu  Christi 

4.  Auflage. 

Dritter  Band:  Das  Judentum  in  der  Zerstreuung  und  die  jüdische 
Literatur.  (¥£[,7198.)  gr.8^  1909.  M,i5 — ,  in  Halbfranz  M.  17, 2  5. 
Register  zu  Band  I — III  (Anfang  19x1)  M.  3 — ;  geb.  M.4  — 
Die  früheren  Bände  enthielten: 

Erster  Band:  Politische  Geschichte  Palästinas  von  der 
Makkabäerzeit  bis  zur  Umwandlung  Jerusalems  in  eine  römische 
Kolonie  (175  v.Chr.  bis  135  n.Chr.)   (IX,  780  S.)    1901.    gr.  8* 

M.  i8 — \  geb.  M.  2o.a5 
Zweiter  Band:  Die  inneren  Zustände  (Allgemeine  Kulturver- 
hältmsse,  Verfassung,  Synedrium,  Hohepriester,  Priesterschaft  und 
Tempelkultus,  Schriftgelehrsamkeit,  Pharisäer  und  Saduzäer,  Schule 
und  Synagoge,  das  Leben  imter  dem  Gesetz,  die  messian.  Hoff- 
nung, die  Essener)  (Vn,68oS.)  gr.8®.  1907.  M.14 — ;geb.M.i6.25 
Vollständig  in  drei  Bände  gebunden  M.  56.75 

(Das  Register  einzeln  in  Leinen  gebunden)  M*  57.75 

Schul,  in  Literarisches  Zentrslblatt  Ar  Deutichlaiid  (19 10,  Nr.  i): 
„Mit  dem  Torliegenden  Bande  ist  die  Fandgrabe  anseres  Wissens  Aber  Ge> 
schichte,  ZasÜLnde  and  Literatur  des  jfldischen  Volkes  vor  and  za  Jesu  Zeit,  die 
Schfirers  Buch  nan  schon  seit  35  Jahren  hUdet,  wieder  einmal  vollstindig.  Die 
Forschnngcn  der  1 1  Jahre,  die  seit  der  vorletstcn  Aaflage  Terstrichen  sind,  haben 
allem  diesem  Bande  eine  Vermehrnng  nm  fast  160  Seiten  gebracht.  Aof 
weldie  interessanten  and  wichtigen  Pankte  sie  sich  hauptsächlich  erstreckt,  ist  in 
dankenswerter  Weise  im  Vorwort  angegeben.  Die  Aosnutsong  der  Inschriftca 
nnd  Fapyii  hat  an  ihr  einen  ebenso  grofien  Anteil  wie  die  Llteiatkritik  and  die 
Gescfaichtsibrschang  im  weitesten  Umfiinge." 

C.  W.  in  Historisches  Jahrbuch  (1910,  Heft  2):  „Die  zahlreichen  E»^ 
weiterangen,  welche  die  nach  il  Jahren  (vgl.  Hist.  Jahrb.  XX,  120)  nötig  ge> 
wordene  vierte  Auflage  dieses  Bandes  aufweist,  »sind  fiut  durchweg  durch  neue 
Funde  nnd  neue  ForKhungen  notwendig  geworden.«  In  §  31  (das  Judentum  in 
der  Zerstreuung;  die  Proselyten)  waren  es  hauptsichlich  die  neu  gefundenen 
Papyri  aus  Elephantine,  die  eingehende  Berflcksichtigung  erheischten.  »Was  bis- 
her niemand  ahnen  konnte,  steht  jetxt  fest;  dafi  es  schon  im  6.  Jahrhundert  ▼. 
Qir.  im  äuflersten  Sflden  Ägyptens  eine  jüdische  Gemeinde  gegeben  hat,  die  seh 
als  solche  mindestens  ein  Jahrhundert  lang,  wahrscheinlich  aber  viel  länger  er- 
halten hat  und  den  Grundstock  der  jüdischen  Diaspora  in  Ägypten  gebildet  hat« 
.  .  .  Gelobt  und  empfohlen  au  werden  braucht  das  Buch  wahrlich  nicht  mehr, 
CS  hat  sich  ja  längst  einen  Plats  unter  denjenigen  wissenschaftlichen  Werken  er- 
obert, die  ein  gutes  Recht  auf  den  Titel  »Standard  workc  haben  1** 

Prof.Or. Hoberg,  Freiburg i.Br.  in  Lit  Rundschau  f.d.  kath.Deutschland 
(1910,  Nr.  8):  „  .  .  .  Dieser  Band  ist  besonders  wichtig,  weil  die  sahlrcichen 
Apokryphen  des  Alten  Testamentes  dargestellt  werden  und  die  Literatur  hicrfiber 
in  der  letzten  Zeit  sehr  reichhaltig  geworden  ist  .  .  .  Für  den  Historiker  und 
Bzegeten  ist  Schfirers  Geschichte  ein  unentbehrliches  Buch,  sumal  da  der 
Verf.  mit  gröfitem  Fleifl  und  lobenswerter  Sorgfalt  die  Literatur  in  ihren  mannigftdien 
Venweigungen  über  die  behandelten  Gegenstände  gesammelt  und  verseichnet  hat.** 

Prof.D.C)8karHoltzmann,Giefien,inDeutscheLit-Zeitg.(i9lo,Nr.2o): 
„Die  schlichte  Klarheit  der  Darstellung  und  die  sichere,  flbcrsicht- 
liehe  Ordnung  des  inmier  reicher  suströmenden  Stoffes  sind  Vonflge,  die  man 
längst  an  Schttrer  au  schätzen  weifl  .  .  .  Gerade  der  Vergleich  der  einzelnen 
Auflagen  seines  großen  Werkes  zeigt,  was  die  Wissenschaft  an  diesem  mit  streng- 
ster Konzentration  rastlos  immer  weiterarbeitenden  Manne  verloren  hat.  Wir 
werden  noch  lange  an  seinem  Reichtum  zu  zehren  haben.'* 

ao 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Jannar  191 1). 


Prof.  D.  BoQtset,  Göttingen  in  TheoL  Rundschaa  (19TO,  Heft  10): 
„  .  .  .  Seltenr  ist  es  einem  Gelehrten  vergönnt  gewesen,  ans  ▼erhSltnismlfiig  be- 
scheidenen Anfängen  sein  Lebenswerk  in  immer  wiederholter  neuer  Auflage  sa 
so  stolzer  Höhe  emporsaftthren  und  ihm  eine  so  eistannliche  und  universale  Weite 
SU  geben.  Selten  ist  es  einem  Forscher  so  gelungen,  auch  das  aller- 
entfernteste  und  entlegenste  Material  zur  Beleuchtung  und  geisti- 
gen Durchdringung  eines  einzigen  Gegenstandes  heranzuziehen 
und  ein  so  ungeheures  Wissen  um  einen  Mittelpunkt  einheitlich 
und  klar  zu  konzentrieren.  Es  ist  eine  freundliche  Fügung  des  Geschickes 
gewesen,  dafi  Seh.  kurz  vor  seinem  Abscheiden  noch  einmal  gerade  wieder  das 
ganze  Werk  in  einer  neuen  Auflage  hat  vollenden  und  es  wie  aus  einem  Gufl 
der  Ofifentlichkeit  hat  vorlegen  können.  Wenn  man  die  neue  Auflage  durchbllttert, 
•o  staunt  man  immer  von  neuem  Aber  den  Fleifl  und  die  Umsicht,  mit  dem  hier 
alles,  aber  auch  alles,  was  auf  dem  ganzen  Gebiet  in  dem  letzten  Jahrzehnt  ge- 
arbeitet worden  ist,  zusammengetragen,  gesichtet  und  mit  sicherem  Blick  beurtdlt 
Ist  .  .  .  So  erhalten  wir  in  der  jetzigen  Auflage  des  Schflrer'schen  Werkes  von 
neuem  einen  meisterhaften  Einblick  in  den  gegenwSrtigen  Stand  der 
Arbeit  auf  dem  ganzen  weiten  Gebiet.  Nun  ist  dem  Meister  die  Feder  aus  der 
Hand  gesunken.  Es  wird  Aufgabe  einer  jüngeren  Generation  sein,  sein  Werk 
fortzusetzen." 

Spiegelberg,  Dr.  Wilhelm,  Professor  an  der  Universität  Straßburg: 
Der  Sagenkreis  des  Königs  Petubastis.  Nach  dem  Straß- 
burger demotischen  Papyrus  sowie  den  Wiener  und  Pariser  Bruch- 
stücken hrsg.  (80  S.  u.  102  autogr.  S.  m.  22  Tafeln.)  SSX'S^S  <^°^* 
1910.  M.  45  — 

(Demotische  Studien,  herausgegeben  von  W.  Spiegelberg,  Heft  3.) 
„Auf  22  Lichtdrucktafeln  wird  dieser  neue  Papyrus  zugleich  mit  den  der- 
selben Handschrift  angehörigen,  von  Herrn  Seymour  de  Ried  erworbenen  Bruch- 
scficken  veröffentlicht.  Die  Bearbeitung  enthSlt  aufler  der  Umschrift  und  Obersetsung 
in  Buchdruck  ein  erschöpfendes  lexikalisches  und  grammatisches  Glossar,  sowie 
ein  palaeographisches  Kapitel  in  Antographie.  Da  der  neue,  aus  dem  Anfang  der 
römischen  Kaiwrseit  stammende,  sehr  gut  geschriebene  Text  viel&ch  erst  das  Ver- 
stindnis  der  spaten  und  schlechten  Wiener  Handschrift  ermöglicht,  so  ist  yon 
dieser  eine  neue  Übersetzung  mit  Umschrift  beigeittgt  worden,  so  dafl  dieses  Heft 
alle  bisher  bekannt  gewordenen  Stftcke  der  Petubastisnige  vereinigt.  Ein  allge- 
meiner Teil  setzt  sich  mit  der  geschichtlichen  und  literarhistorischen  Bedeutung 
des  gansen  Sagenkreises  auseinander,  der  namentlich  durch  das  hier  zum  ersten 
Male  bekannt  gegebene  Stück  ttber  den  Kampf  des  Königs  Petubastis  mit  den 
„13  Asiaten  der  Gegend  des  Schilisees"  auch  ittr  den  Alttestamentier  von  großem 
biteresse  ist*'. 

Strack,  D.  Or.  Herrn.  L.,  Professor  in  Berlin: 
Jesus,  die  Häretiker  und  die  Christen  nach  den  ältesten 
jüdischen  Angaben.     Texte,  Übersetzungen  und  Erläuterungen. 
(88  u.  40  S,)     gr.  8**.     1910.  M.  3  — 

(Schriften  des  Institutum  Judaicum  in  Berlin,  Nr.  37.) 

Samuel  Kraufl,  in  Zeitscbr.  f.  hebr.  Bibliographie  (1910,  Nr.  3): 
„Prof.  Strack  ist  bekannt  dnrch  die  Knnst,  anf  kleinem  Ranm  eine  Fülle 
wohldurchdachten  and  wohlgeordneten  Stoffes  meisterhaft  sa  geben. 
Aach  in  diesem  Bache  wird  ein  von  reichem  Stoffe  gefüllter,  geschlossener  Teil 
in  erstaunlich  knapper  Form  vorgelegt;  40  Seiten  enthalten  die  hebriischcn  Texte 
ans  der  Zeit  der  Tannaiten  und  der  Amorler,  deren  Obersetsang  nnd  Erllatemng 
anf  Seite  18 — 90  gegeben  wird,  wihrend  die  ersten  18  Seiten  ein  Vorwort,  An- 
gabe der  Hilfsmittel  zor  FestBtellosg  des  Textes,  Literatur  und  den  wichtigen 
Abschnitt  »Jüdische  Angaben  ttber  Jesam  in  der  Gr.  Kirche«  nnd  detto  »In  der 
lat.  Kirche«  umfassen.*' 

G.  He.  im  Literarischen  Zentralblatt  (1910,  Nr.  35):  Jeder,  der 
ttber  das  Judenchiistentam  arbeitet,  muß  zu  diesem  Buche  greifen." 


Verlag  der  J.  C.  Hinric)i3';sch^  BachhancjluDg  in  Leipzig. 

jüonad,  Dr.  Arthur,  Professor  an  der  Universität  Jena: 

Keilschrifttexte  der  Gesetze  Hammurapis  Autographk 
^er  Stele  sowie  der  altbabylonischen,  assyrischen  und  neubabylon. 
Fragmente.     (V,  42  S.)     36,5x26  cxp.     1909.  kart  M.  8  — 

Ö.tfo  Weber  in'  Li/tejfrisches  Zentralblatt  (i9to,  Nr.  13/14):  n^t 
4ieaer  Te^a«gabe  dpi  berüb^tfp  Codex  IjLammunkbi  und  ^ex  »gehörige  Texte 
I19I  Ucgi^afl  ei|i,e  längst  schjQaersli^ch  emp^^undene  Lücke  anfi  gltck- 
li/a.ha,le  ausgefüllt  .  .  .  Sije  gibt  in  wandervoll  klaoen,  d^  ^hmk^eriitel^ea 
.Duct^9  glflQlüicb  treffenden  An^qgraphien  den  gapi^en  Text  der  Stele,  der  alt« 
babylonischen  in  jSosa  nachtiSglich  gefundenen  va^^  4er  in  Abschriften  lAr  Asnr- 
))anji{p^  Bibliothek  erhalteQ;e|i  F^c^goe^te.  ^ynrei  .neubabylonische  Frag^neote  am 
dem  .Pi^l^er  V^uveum  werden  zpm  ersten  Male  im  Origin^fltcxt  publ^eit. 
pie  Vprl^i^^rkuagen  weisen  di«  Konkordans^  der  einzelnem  Stflcke  mit  4^ 
^tele  naq^  .ypd  g^b^  in  überaus  d^kenswerter  Weise  eine  Zus^ntif^f^^stellung 
fllex  in;^en  Texten  sich  findenden  Fehl^er  .  .  .  Mit  djle^  JTextansgabe 
jbat  sich  dfi*  V^iljis^er  alle  Mitfprscher,  ui^d  najio^ntlicb  Lehrer  und  Lernende  tm 
4en  Uni^^ersüätcp,  su  neuem  Dank  ;rerpflichtet.  Die  VerlagsbuchhaQdlnpg  hat 
4iinsh  Festsetzung  «ines  nväfiigi^n  Preiaes  die  allgemeine  Einführung  it*  Aif»- 
gabe  für  den  Unterricht  ennögUcht." 

C.  fqn^.nj   in  Journale  Asiatique  (1909,  Nov/I^ez):    ,JL  Uf^gmd  a 


eu  lWll<^te  id^  de  riunir  ces  importants  «f  t^riaux  <^ns  un^^ 
a  consulter,  d*un  prix  tr^s  modert,  et  poortant  elegante,  oon  antographic 
est  ezcellente.  La  compualion  des  diflMrevtcs  recensions  Ini  a  pannii  de 
ideTor  np  anes  giand  aoinbre  de  fautes  de  (9pie  ou  de  gravure ;  <|qalre  mgts 
pour  la  ^t/dt  seule.*' 

V92e(9,  p.  Heinr.  Jos.,    |lelig|,9ns-  nnd  Oberlehrer  in  Düsseldorf: 

Die  Haraiaoistik  im  Evangelientext  des  Codex  Canta- 

brigiensis.     Ein  Beitrag  sur  neutestamentlichen  Textkritik.    (IV» 

119  S.)     8^     1910.  M.  4  — 

(Te^e  upd  Untersuchungen.     Band  36,  Heft  la). 

PrKif.D.Eb.I4esM«>Maulbr9nn,}nTheolog.Lit^ratnrblatt(l9io»Kr.i.9): 
„  .  .  .  Die  erne^M  Unters.uchang  der  Frage  ist  Terdienstlich.  Sie 
vciUUifl  i^  drrei  Absetzten:  §  i.  ilarfnoojstik  in  sachlichen  Diferensen,  S.  8 — 12 
(15  Bei«p^ele);  §  2.  Harmonis^pc  fn  Obergingen  (bis  S.  aa);  §  3.  PAralUIe 
Variante  (15a  Beispiele)  bis  S.  44»  Das  ^^rg^bnis  S.  4S :  Die  pvangclientannonie, 
welche  dan  Codex  D  in  so  aosgadehntem  Blafle  beeixifluflte,  war  ein  Dtat/esmion, 
and  zwar  4as  des  Tatian,  das  also  uinprüi^Uch  griechisch  war,  aber  —  und  nun 
kommt  das  neue,  was  S.  46 — 63  bewiesen  werden  soll  —  eine  lateinische  Be- 
arbeitung neben  oder  vielmehr  über  sich  hatte;  das  lateinische  sei  interlinear  Über 
das  griechische  geschrieben  gewesen.  Die  zweite  HÜf^e  d^  Heftes  fÜUt  §  4  die 
•Liste  der  harmonistischen  Lesarten«  (S.  6a — 107)  i^id  das  Regtstp"  der  zitiertea 
SchriftsteUen  (S.  108^119).** 

Völker,  Dr.  phil.  Karl:  Der  Protestantismus  in  Polen  auf 

Grund  der  einheimischen  Geschichtsschreibung  dargestellt 
(VII,  240  S.)    gr.  8^     1910.  M.  6  — ;  geb.  in  Leinw.  M.  7  — 

Prof.D.PaulTschackert,Göttingfn,inTh,eol.Lit.-Zeitnng{i9io,  2|^r.i3): 
„.  .  .  Als  .Wegweiser  in  die  polnische  Hlst9jiograph|e  des  polnischen 
Protestantismus  wird  das  Buch  gute  Dienste  leisten  und  als  Nach- 
schlagewerk geradezu  unentbehrlich  sein  .  .  .  WShrend  wir  dentschcn 
Kiirchenbistoriher  meist  nur  einige  l^tei^isch  geschriebene  Qnellenwake  snr  Ge- 
«ol^icme  des  polnischen  Protestantismus  kenaan  und  benntacn,  wird  ans  hier  |dne 
ffffit  Fülle  lateinischer  und  polniKher  Literatur  diiDÜber  vorgeführt,  nnd  swpr  se 
sachgemäfi  i^id  übersichtlich  orientierend,  daS  man  sich  aaf  dl<t9|^m, 
meist  unbekannten  Felde  leicht  zurechtfindet  .  .  .  Das  Werk  soÜte  aaf  keiner 
gidüeren  Bibliothek  fehlen  und  der  Kirchenhistoriker  der  Nenseit  wird  m  gen 
dem  »Handwerkaenge«  seiner  Handbibliothek  einreihen." 


Wissenschaftliche  Neuigkeiten  (Januar  1911). 


^c.DrTh.Yrotfchkei$uiV)9iujhfl,iiiPo8encürHi&tortscheZeit8ckrtft: 
„Dtr  Wert  der  Arbeit  ist  um  so  grSfler/als'der  Verfasser  mit  seiner  eingehendem 
Kenntnis  der  einschlägigen  Geschichtswerke  ein  sicheres,  wissen- 
schaftlich geschultes  Urteil  verbindet  und  mit  sicherer  Hand  durch  die 
weitschichtige  Literatur  hindnrchfllhrt.  Für  jeden  Anf&o^er,  der  anf  dem  Gebiete 
der  polnischen  Reiormations-  vad  Kii«h^9g^Khichte  «js^poschs^UiA  arbeilon  wUl, 
ist  die  Arbeit  von  höchstem  Werte,  kein  anderes  Bach  orientiert  ihn 
ttber  die  einschlägigen  Vorarbeiten  nnd  Qnellenveröffentlichungen 
so  gnt  nnd  sicher;  aber  auch  dem  Kenner  wird  es  noch  manche  Handreichung 
tun  können.'* 

Weiß,  D.  Bernhard,  Exz.,  Professor  an  der  Universität  Berlin: 
Der  HebrSerbrlef  io  zeitgeschichtlicher  Beleuchtung. 

(iioS.)     -8^     1910.  M.  3.50 

(Texte  und  Untersuchungen,  Band  35,  Heft  3.) 

Prof.  D.  Riggenbach,  Basel,  in  Theolog.  Lit-^latt  (1910,  Nr.  20): 
i,Bine  Spezialstadie  des  nm  die  neatestamentliche  Wissenschaft  so  Terdienten 
Berliner  Exegeten  wird  man  stets  mit  lebhaftem  Interesse  zor  Hand  nehmen,  nnd 
anch  dann,  wenn  sie  wie  die  vorliegende,  nicht  beabsichtigt,  neue  Bahnen  zu 
weisen,  sondern  die  anderwirts  bereits  dargelegten  Anschanangen  des  Verfassers 
Ben  sn  begrflnden  nnd  aosznfllhren,  nicht  ohne  Gewinn  nnd  viellache  Belehmng 
studieren.  Die  Untersuchnng  will  darton,  daB  der  Hebräerbrief  wirklich  ein  Brief 
ist,  dazn  bestimmt,  die  pallstinensischen  jndenchristen  nm  die  Mitte  der  6jer  Jahre 
vor  dem  Rdckfall  in  gesetzUches  Jodentam  zu  warnen  .  .  •  Die  exegetische  Be- 
grfindnog  ist  mit  jugendlicher  Frische  und  gewohntem  Scharfsinn 
gegeben.*' 

Literarisches  Zentral blatt  (19 10,  Nr.  3a):  „Seine  Ansicht  ttber  die 
Abfassuttgsverhiltnisse  des  HebrSerbriefes  hat  Weifl  oft  genug  zum  Ausdruck  ge- 
bracht Es  ist  ihm  diesmal  darum  zu  tun,  durch  eine  genaue  Analyse  jedes 
einseinen  Abschnittes  die  von  Vers  zu  Vers  vorschreitende  Detailezegcse  der  Kom- 
mentararbeit zu  ergänzen.  Das  geschieht  in  fortlaufender  Auseinandetsetznng  mit 
V.  Soden,  dessen  Auflassung  des  Briefes  zu  der  von  Weifl  in  diametralem  Gegen- 
satz steht.** 

Zickendraht,  Lic.  Karl^  Pfarrer  in  Veitheim  (Schweiz): 
Der  Streit   zwischen  Erasmus  und  Luther  über  die 
Willensfreiheit.  (Xn,  205S.)  8^  1909.     M.  4.50;  geb.  M.  5.50 

J.  N.  in  Literarisches  Zentralblatt  (19KO,  Nr.  38):  ,jSoignUtig  legt 
er  den  Gedankengang  der  Eiozelschriften  dar,  g^t  den  Zusammenhängen  mit  der 
Gesamtanschauung  der  beiden  Geisteshelden  nach  und  den  Einflössen,  die  von 
anderwärts  her  anf  sie  eingewirkt  haben  .  .  .  Zickendrahts  Buch  wird  dem 
Forscher  besonders  auch  wegen  der  ausführlichen  Inhaltsübersicht,  des 
genauen  Namensregisters  und  der  Anmerkungen  willkommen  sein. 

He.  in  Zeitschrift  fftr  wissenschaftl.  Theologie  (1901,  Nr.  4): 
f,Eine  sehr  sorgfSltige  Neuuntersuchung  Aber  das  vielbehandelte  Th^ma. 
Interessant  ist  namentlidi  der  Nachweis,  dafl  der  entscheidende  Antrieb  zur  Ab- 
ikssang  der  Diatribe  des  Erasmus  von  England  ausgegangen  ist,  und  dafl  ein  Teil 
dieser  Schrift,  die  Widerlegung  von  Luthers  Assertio,  von  einer  Schrift  John 
Fishers,  des  Bischofs  von  Rochester,  abhängig  ist.  Sehr  inhaltreiche  An- 
merkungen am  Schlufl  versuchen  u.  a.'die  Beziehungen  von  Luther  und  Ensnns 
sn  Lanrentius  Valla  und  Augustin  anfzuhellen.** 

Prof.D.PaulWcrnle,Basel,inKirchenbl.f.d.reform.Schweis(i9lO,Nr.a5): 
„  .  .  .  Der  Verfasser  hat  sich  bemüht,  den  beiden  Männern  seines  Themas  gerecht 
sn  werden,  so  gnt  das  ein  ernster  Mensch  fertig  bringt.  Er  bringt  jedenfalls  auch 
lür  Cnumns  eine  Kenntnis  als  Vorbedingung  des  Verständnisses  herbei,  um  die 
ich  ihn  beneide,  er  konnte  eine  ganze  Reihe  unbekannter  Beziehungen  des  ErmsBStts 
zu  Vorgängern  in  der  Behandlung  seines  Themas  aufdecken  und  vor  allem,  er 
gehört  zu  den  ganz  wenigen  Menschen,  die  den  dickleibigen  Hyperaspistes  des 
Erasmus,  die  Antwort  anf  Luthers  Schrift  de  servo  arbitrio  durchgelesen  haben 
nnd  uns  anf  wenig  Seiten  sagen  können,  was  darin  steht 

23 


Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


DaB  letzte  Werk  Ton  Professor  Dr.  Carl  Hilty: 

Bestimmungsgemäss  nach  Prof.  H/s  Tode  erschien  im  Herist  i^tos 

Das  Evangelium  Christi.  MH  einigen  erlänt  Amneikgii. 
Taschenformat       M.  3  — ;  in  Leinen  M.  4  — ;  in  Leder  M.  5.50 

Die«cs  nachgelassene  Werk,  von  Hilty  fttr  den  dgencn  Gebnnch  nieder^ 
geschrieben  in  den  wohl  schwersten  Jahren,  als  er  anch  mit  dem  Lebca  bald  ab- 
achlicfien  sn  müssen  glaubte,  ist  mdir  noch  als  seine  andern  Schriften  dasn  be- 
stimmt, jedem  noch  nicht  ganx  dem  Materialismus  Verfiülenen  die  Vcnatwoitnng 
für  sicÄi  und  andere  auf  die  Seele  zu  legen  und  den  unvergleichlichen  Gesund* 
brunnen  des  reinen,  klaren  Evangeliums  Christi  in  seiner  erquickenden  Frisdic 
möglichst  echt  von  neuem  zu  crschlicfien.  Einige  Testproben  mögen  das  darin 
Gebotene  veranscuaulichen : 

Zu  Mtth.  10,  $:  „Die  Lehre  Christi  ist  die  einzige  mögliche  IdealitlL 
Mit  ihm  kann  man  in  dieser  Welt,  die  „im  Bösen  liegt*%  ideell  leben  und  ohne 
Schaden  durchkommen;  ohne  ihn  soll  es  nur  niemand  probieren;  er  kann  es 
nicht  durchführen,  die  Sache  wird  ihm  zu  achwer,  und  er  wird,  wenn  et  alcht 
zurückgeht,  so  wie  ein  sehr  drastisches  Bild  des  Evan^Iiums  es  beschreib^  m- 
fehlbar  zum  Einsiedler  oder  Menschenhasser." 

Zu  Mtth.  14,  30:  „Mut  gehört  vor  allem  zum  Christentum,  wie  in  allem 
Groflen;  das  Gebet  aber  war  du  richtige.  Auf  dasselbe  hin  streckt  der  Hnr 
noch  heute  in  allen  unseren  dunkeln  Stunden  die  Hand  nach  uns  aus.  Es  ict 
das  Gebet,  das  wir  am  meisten  gebrauchen,  nicht  das  Vaterunser,  das  für  aebr 
viele  Christen  zu  hoch  und  vielfach  zu  einer  blofien  Formel  geworden  ist,  die 
auch  gedankenlos  hergesagt  werden  kann.  Das  Wort:  „Herr,  hilf  mir^,  ans 
voller  Seele  gesprochen,  hilft  stets.** 

Zu  Job.  4, 14:  „Das  ist  noch  heute  der  st&rkste  Beweis  f&r  die  Wahrheit 
des  Christentums.  Es  gibt  keine  Philosophie,  welche  den  Durst  des  Menschen 
nach  Aufklärung  Über  den  Zweck  seines  Lebens  und  nach  Befriedigung  dmck 
dasselbe  vollkommen  und  dauernd  stillt,  so  dafl  er  niemals  wiederkehrt.  Das 
Christentum  allein  vermag  das.  Aber  das  Christentum  Christi,  wohlTcrstandcn, 
keine  blofle  Kircbensugehörigkeit" 


I 


Übersieht  lu  HinrieliB'  y^WiasenscliaftliebeB  Nenlgrkelten^S 

((Hich  für  Bestellungen  vencendbar) 


1911 


S«ite 
Abel:  Toovcncbmel- 

nmg 3 

Baner,  H.:  Tempora  i 
Bauer.  L.:  Ftüäsdn.- 

Aiahisch  ...  3 
Böklen :    Sneewitt- 

cheniMdieD      .    .  3 

BorchardtcOnbdkm.  4 
Bvrcbardt:   Aegypt. 

Fircmdworte      .     .  4 

Catenenstudien    .    .  s 


Kb«1iBg:  Vobum    . 

Khrearcich:  Mytho- 
logie   

Ehilich:1Uiidg)oaten 

Elbe:  MvknMrang. 

Bva-Apokalyiwe     . 

BoMbiiu:  Kvcben- 
setdi.     .... 

Foiie:  Theologie     . 


9 
xo 


Seite 
Fries :      Odysacestu- 

dien  I  .  .  .  ,  zt 
Gemoll :  Grundsteine  z 
Haaae,  Gnods  .  .  xi 
Hamack,  Zur  Apo- 

stelgesch.  .  *  .  z 
Hamack :    Kxrcben- 

Terfawnng  ...  13 
Hamack  :I^al]nbuch  za 
Hauck:  Kirchen- 

getchichte  V  .  .  z 
HUprecbt:     Sintünt* 

gescbicbte  .  .  '.  Z3 
Hiltv:  EvangeUom  .  34 
Holt:      Epipbanius- 

übcri. I 

Irenaeus :  Haex^ker  14 
Rlauba^Bcamtentum  z 
Rluge:Kattkaa.Spr.U  14 
Koch:  Cyprian  .  .  14 
Kohl:  Kaar  Firana  Z5 
Lexa:  Totenbttcb    .     z 


Seite 

Lieblein:  Recberchec  16 
Meissner:  Studien  V  9 
Meissner :  Ideogram.  z6 
MöUenLeMttuckelll  a 
Ninck :  Jesus  .  .  .  x6 
Prockscn:  Studien  .  xj 
Pttukko :  Deoterono» 

miuin X7 

Rotbston:  Nacbtge- 

sichte x8 

Sacbau,  Aram.  Fap.  s 
Sanbedxin-Makkoth  z8 
Schermann:   Laturg. 

Psp x8 

Schiffer:  Ammiber  .  a 
Schneider:  Ägypter  Z9 
Schneider:    Babylo* 

nier 19 

Schobt:  Glaube  .  .  3 
Schärer:  Geschichte  ao 
Schwarte:  Kirchen- 

gesch.  Eusebiui    .    9 


Sethe :  PyramideBt .  a 
Spiegelb«»g:  Sagcnr 

kreis sx 

Stählin  :Claa.  Ales.  8 
Steinmetxert  Schflidi 

ungsnrk.  .  .  .  a 
Strack:  Jesus  ...» 
Strack:  Sanhe^nm  .  x8 
Tbeodorct:  KirAcB 

gesch 


lit.  n 

Ungnad: 
teitte  . 
Violet: 
Vogels: 
Völker, 
mus 


aa 

9 
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»I 


Druck  von  Hartmann  &  Wolf  in  Lctpsig. 


Verlag  der  J.  C.  HinricLs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig 


DIE 


•  I 


PALÄSTINA-LITERATUR 

EINE  INTERNATIONALE 

BIBLIOGRAPHIE  IN  SYSTEMATISCHER  ORDNUNG 

MIT  AUTOREN-  UND  SACHREGISTER 

UNTER  MITWIRKUNG   VON 

HERM.  V.  CRIEGERN,   RICK.  HARTMANN,   SAM.  RAPP A  PORT 
CHR.  0.  THOMSEN,   WILL.  ZEITLIN 

UND   MIT  UNTERSTÜTZUNG 

DES  DEUTSCHEN  VEREINS  ZUR  ERFORSCHUNG  PALÄSTINAS 

DES  PALESTINE  EXPLORATION  FUND 

DER  ZIONISTISCHEN  KOMMISSION  ZUR  ERFORSCHUNG  PALÄSTINAS 

DER  GESELLSCHAFT  ZUR  FÖRDERUNG  DER  WISSENSCHAFT  DES 

JUDENTUMS 

BEARBEITET   UND   HERAUSGEGEBEN 

VON 

PETER  THOMSEN 

DR.  PHIL.,   GYMNASIALOBERLEHRER  IN  DRESDEN 

Zweiter  Band 

DIE  LITERATUR  DER  JAHRE  1905—1909 

XX j  316  Seiten;   Preis  ^fi.  8 — ,  in  Leinw.  geh.  ^^.  9 — 

Ans  dem  Vorwort. 

In  Band  I  konnte  ich  für  10  Jahre  2918  Nummern  geben,  jetzt 
für  die  Hälfte  der  Jahre  und  für  Nachträge  zum  ersten  Bande  3755 
Nummern.  Mehrere  Einzelabteilungen  sind  neu  eingefügt,  einige  er- 
heblich erweitert  worden.  Der  Umfang  der  Abteilungen  II:  Geschichte 
und  VI:  Das  heutige  Palästina  ist  ganz  bedeutend  gewachsen.  (Vergl. 
z.  B.  den  Abschnitt  „Zionismus".) 

Die  äußere  Anordnung  der  Titel  ist  auf  Wunsch  des  neuen  Ver- 
legers anders  geworden.  Das  Register  ist  auch  erheblich  ausgestaltet, 
indem  es  diesmal  außer  den  Verfassemamen  auch  Personen,  Sachen 
und  Orte  aufführt.  Es  empfiehlt  sich,  dasselbe  zu  allererst  nach  dem 
gewünschten  Verfasser  oder  Stichwort  zu  befragen;  es  wird  m.  E.  eine 
Auskunft  kaum  versagen. 


i'.  4o; 


Verlag   der   J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung   in  Leipzig 

III.  Historische  Geographie'und  Topographie 88 

A.  Allgemeines.    Schulbücher  88. 

B.  1:  Das  Land,  seine  Teile  und  Ortschaften  90  (a.  Außerbiblisches  90. 
6.  Znm  Alten  Testament  91.  c.  Znm  Neuen  Testament  94.  d.  Nach- 
biblisches 96).  2 :  Jerusalem  98  (Allgemeines  98.  Mauern  u.  Tore  100. 
Teiche,  Quellen  100.  Davidßtadt,  Zion  101.  Tempel  101.  Akra  102. 
Haus  des  Kaiphas,  Prätorium,  Via  dolorosa  102.  Qolgotha  104. 
Sonstiges  105). 

C.  Itinerarien  106  (Allgemeines  106.  Sammlungen  107.  Einzelne  Itine- 
rarien  108.    Zur  Kartographie  117). 

IV.  Archäologie 117 

A.  1:  Zusammenfassende  Darstellungen  117.  2:  Ausgrabungen  119  (All- 
gemeines 119.  Baalbekl21.  Teil  ta*annak  121.  Teil  el-mutesellim  122. 
Jericho  122.    Sinaihalbinsel  1^.    Gezer  123.    Sonstiges  125). 

B.  1:  Jerusalem  126.  2:  Andere  Orte  128  (Größere  Gebiete  128.  Einzelne 
Orte  130).     3:  Zur  Chronologie  133.     4:  Zur  Religionsgeschichte  133. 

C.  1:  Neue  archäologische  Funde  im  allgemeinen  136.  2:  Mosaiken  138. 
3:  Siegel.  Maße,  Gewichte.  Lampen  139.  4:  Münzen  141.  5:  In- 
schriften 142   (o.  Mehrsprachige  142.    b.  Ägyptische  u.  babylonische  142. 

c.  Semitische,  a)  Allgemeines  143.  ß)  Phönizische  145.  y)  Hebräische 
145.     6)  Aramäische  147.     e)  Samaritanische  149.     ?)  Arabische  149. 

d.  Griech.  u.  lateinische  im  allgemeinen  150.  Griechische  151.  Latei- 
nische 155). 

V.  Geographie 156 

A.  1:  Allgemeine  Darstellungen  156.  2:  Reisebticher,  Führer  159. 
3:  Reisen  160. 

B.  1:  Jerusalem  und  Judäa  163.  2:  Samaria  und  Galiläa  165.  3:  Das 
Tote  Meer  167.  4:  Damaskus  und  der  Libanon  168.  5:  Der  Haurän  169. 
6:  Ostjordanland  169.  7:  Die  südlichen  Teile  des  Landes  (Arabia 
Petraea)  170.     8:  Die  Sinaibalbinsel  171. 

C.  Geologie  171. 

D.  Klimatologie  und  Meteorologie  172.  Allgemeines  172.  Die  einzelnen 
Stationen  174.    Erdbeben  176. 

E.  Fauna  176.    Flora  177.     Sammlungen  178. 

F.  Karten  178.    Bilder,  Lichtbilder  182. 

G.  Populäre  und  erbauliche  Reisebeschreibungen  184. 

VL   Das  heutige  Palästina 190 

A.  Allgemeines  190. 

B.  1:  Verfassung,  Verwaltung,  Gesetzgebung  192.  2:  Bevölkerung  194 
(Allgemeines  194.  Juden  194).  3:  Die  fremden  Mächte,  Protektorat  198. 
4:  Verkehr  und  Handel  200  (Allgemeines  200.  Eisenbahnen  200. 
Hedschäzbahn  201.  Schiffsverkehr  202  Handel.  Konsularberichte  203. 
Banken  204.   Technische  Unternehmungen  205).    5:  Unterricht,  Schulen, 

c.  -  -       „     _ ,   -, 

deutsche  Kolonisation  219  (Allgeraeines  219.  Die  Kolonien  220. 
Schulen  221).  3:  Zionismus,  jüdische  Kolonisation  221  (a.  Zeitschriften 
u.  Zeitungen  221.  b.  Theoretisches  u.  Allgemeines  224.  Geschichte 
des  Zionismus  224.  Zionismus  u.  Territorialismus  226.  Das  Palästina- 
prograram  227.  c.  Kongresse  229.  d.  Organisation.  Die  Landes- 
vereine 231.  e.  Gemeinnützige  u.  geschäftliche  Unternehmungen  233. 
f.  Kolonisation  in  Palästina  236.  Allgemeines  2.%.  Berichte  über  die 
Kolonien  236.  Technik  u.  Industrie  240.  Soziales  241.  Unterricht, 
Schulen  242.  Sprachenfrage  243.  g.  Nichtzionistische  Unterneh- 
mungen 243). 


Verlag  der   J.  C.  Hinrichs'Bchen  Buchhandlung  in  Leipzig 

D.  1:  Der  Mam  245  (a.  Reli^ösea,  Aberglaube  245..  6.  Sekten  2«)- 
2:  Die  christiichen  Konfesaionen  247  («•  ^UgeE^J^es  247.  ö.  we 
griechUch- orthodoxe  Kirche  im  allgemeinen  250.  .^^^itnrgut  «J; 
Organisation  253.  Schulen  253.  Die  russischen  Anstalten  254.  wau 
fa&ten  255.  Einzelne  Ereignisse  255.  Union  mit  der  anglitan»^^ 
Kirche  256.  Die  Krisis  im  Patriarchat  257.  c.  Die  'S.«»  ««^/'»tj«^^ 
Kirche  im  allgemeinen  257.  Litnrgik  258.  MiwionstäUgkeit,  0««««»  r?^; 
Kirchen,  HosW  261.    Schulen  261.    Wallfahrten  262.    d.pieevw 

geliBchei   Koniessionen   im   allgemeinen   264.      I>enH<*-«.'f"S."^d 
iXit  265.     Judenmission  267      Zeltmission  267.     Amerikaner  und 

Engl&nder  268.    Schwedische  Mission  269).  .  „  cy,«     r  Infek- 

E.  Nosologie  270  («.  Allgemeines  270.    b.  Geschieht  iches  270.    c  Ist« 
tionskilnkheiten  270.    d.  Malaria  271.    «.  Psychiatrie  272.  /•  *«« 
u.  Ärzteschnlen  272.    g.  Sanitäres,  Krankenpflege  273.    A.  Kraniteii 
anstalten  274).  ^o 

Register  der  Verfasser,  Personen,  Sachen  u.  Orte 

TJussisch  S.  313;  Hebräisch  S.  314. 


"'***T!S&*T*.^cle8  Werkes,   die  Literatur   der  Jahre   1895  bis  190* 
Preis  TrriMTB*?.^?Sb^_^^    ist  in   unseren  Verlag   dber- 

gegangen. 

Ans  den  Besprechungen: 

G.  Hölscher  in  Theologisches  Literatur -Blatt  14.  Vlli^l^^.^^ 

Das  Werk   ist  mit   der  bekannten  Sorgfalt  des  Verfassers  gear 
und  seine  bibliographischen  Kenntnisse  dürften  ihm  eine  nahezu  v 
ständige   Zusammenstellung    aller   größeren,    kleineren   und   klein steri 
Arbeiten   des  genannten  Jahrzehntes  ermöglicht  haben.     Jeder  in  der 
Palästinawissenschaft  Arbeitende  wird  fortan  die  Bibliographie  benutzen 
müssen. 

A.  Sand  1er  in  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch.  d.  Judentums  Jhrg.  53: 

Ganz  besonders  angenehm  wird  die  systematische  Ordnung  und  das 
alphabetische  Register  empfunden  werden.  Die  Ordnung  des  Materials 
ist  vorzüglich.  Alle,  die  die  Palästina -Literatur  verfolgen,  besonders 
aber  die,  welche  sich  für  ein  Specialgebiet  interessieren  (denn  diese 
bedürfen  einer  besonders  sorgfältig  ausgearbeiteten  Bibliographie)  werden 
das  Werk    mit  Freuden   begrüßen   und  Th.  zu  Dank  verpflichtet  sein. 

E.  Schürer  in  Theologische  Literatur -Zeitung  1908,  21: 

Mit  lebhaftem  Dank  zu  begrüßen  —  hochwillkommen  —  ungeheure 
Stoffmasse. 

G.  Wildeboer  in  Deutsche  Literaturzeitung  1909,   10: 

Was  jeder  alttestamentliche  Theologe  und  Archäologe  doch  nicht  ent- 
behren kann,  das  wird  ihm  hier  in  der  bequemsten  Weise  dargeboten. 
Denn  nicht  nur  systematisch  geordnet  wird  ihm  die  komplette  Listö 
der  Errungenschaften  der  Forschungen  und  Studien  dargeboten,  sonderii 
ein  alphabetisches  Register  der  Verfasser  resp.  Stichwörter  ist  noch,  * 
um  den  Gebrauch  des  Buches  zu  erleichtern,  hinzugefügt.  l 


k 


V 


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Verlag  der  J.  C.  Hinrichs'schen  Buchhandlung  in  Leipzig. 


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Soeben  erschien: 


GRUNDSTEINE  ZUR 

GESCHICHTE  ISRAELS 

Alttestamentliche  Studien 

VON 

Martin  Gemoll 

MIT  ZWEI  KARTEN 
VIII.  480  Seiten.    M.  12—;  in  Leinwand  geb.  M.  13— 


Aus  dem  Vorwort. 

^.^rl^.  Die  auf  alttestaiuentlichem  Gebiete  vorliegenden  Probleme  wurden  bis- 

ezn  TG.        her  und  werden  auch  heute  noch  zumeist  mit  Hilfe  der  Quellenkritik,  also  auf 
kleinstei       philologischem  Wege,  zu  lösen  versucht.  Die  dabei  befolgte  Methode  führt  im 
pr  in  der      wesenthchen  dazu,  daß  man  in  jeder  Sage  oder  jedem  Teil  der  Überlieferung, 
benutzen      den  man  unter  Zugrundelegung  der  traditionellen  Voraussetzungen  nicht 
als  sinnvolles  und  widerspruchsloses   Granzes  begreifen  kann,  nach  ver- 
j,     ^3.       schiedenen  Quellen  zu  suchen  beginnt,  aus  denen  der  uns  überkommene 
^\  ^       Text  zusammengearbeitet  worden  sein  könnte.    Mir  lag  es  näher,  mein 
"°    .  j^       Heil  auf  anderem  Wege  zu  versuchen,  zumal  es  sich  für  mich  als  in  erster 
f    i  Linie  notwendig  herausstellte,  die  geographische  Lage  des  ältesten  Sitzes 

^^  ä'ese        Jahwes  zu  bestimmen.    Dieses  Ziel  immer  vor  Augen  behaltend,  gelangte 
erden        ^^^  jedoch  sehr  bald  zu  dem  Ergebnis,  daß  es  unbedingt  erforderlich  ist, 
.  ggjß  ler  geographischen  Terminologie  des  A.  T.  im  ganzen  mehr  Aufmerksamkeit 

zuzuwenden,  als  bisher  geschehen  ist.     Die  meisten  Arbeiter  auf  diesem 
Gebiete  ahnen  gar  nicht,  wie  problematisch  die  von  ihnen  auf  Treu  und 
reheore         Glauben  übernommenen  geographischen  Begriffe  sind,  denn  man  hat  sich 
eben  in  der  Regel  damit  begnügt,  aDe  scheinbaren  Widersprüche  quellen- 
scheidend und  weiterhin  mit  ausgiebiger  Heranziehung  von  Redaktoren, 
I  ^  ^nt-         •Interpolatoren,  Glossatoren  usw.  zu  beseitigen.   Im  Gegensatze  dazu  habe 
ehot^  **'^  d*'^  Versuch  gemacht,  die  Überlieferung  in  der  uns  überkommenen 

^  List^  «estalt,  d.  h.  tunlichst  als  Ganzes,  zu  verstehen,  und  das  führt  unweiger- 

onderi  ch  zu  fundamentalen  Abweichungen  von  den  herkömmlichen  Anschau- 

l  Qocb.  äugen  über  die  alttestamentliche  geographische  Terminologie.     Es  blieb 

mir  daher  nichts  anderes  übrig,  als  an  eine  mühevolle  Untersuchung  der 


Aus  dem  Vorwort  zu  Gemoll, 


wichtigsteu  geographischen  Begriffe,  soweit  deren  Behandlung  für  die  mir 
gestellte  Aufgabe  unerläßlich  war,  heranzutreten. 

Das  Eesultat  dieser  fast  vierjährigen  Arbeit  ist  das  vorUegende  Buch. 
Die  darin  enthaltenen  Einzelstudien  habe  ich  im  wesentUchen  in  der  Reihen- 
folge aneinandergereiht,  in  der  ich  sie  ausgearbeitet  habe,  wobei  ich  be- 
müht gewesen  bin,  jede  Untersuchung  möghchst  als  ein  für  sich  stehendes 
Ganzes  zu  behandeln,  um  meine  Forschungen  nicht  durch  einmal  gefaßte 
Ansichten  beeinflussen  zu  lassen.  Wenn  ich  trotzdem,  von  welcher  Seite 
ich  die  mir  gestellten  Fragen  auch  zu  beleuchten  versuchte,  immer  wieder 
zu  den  gleichen  Resultaten  gedrängt  worden  bin,  so  glaube  ich  daraus 
entnehmen  zu  können,  daß  ich  nicht  allzusehr  vom  rechten  Wege  abge- 
kommen sein  kann.  Ebenso  wenig,  freiheh  gebe  ich  mich  dem  Wahne  hin, 
über  die  betreffenden  Fragen  das  letzte  Wort  gesprochen  zu  haben,  und 
werde  die  im  folgenden  niedergelegten  Ansichten  korrigieren,  sobald  man 
mich  von  ihrer  Unhaltbarkeit  überzeugt.  Es  ist  ja  heute  sowieso  eine 
ziemUch  undankbare  Sache,  sich  mit  derartigen  Problemen  zu  beschäftigen, 
da  man  immer  darauf  gefaßt  sein  muß,  daß  irgendein  glücklicher  Aus- 
grabungsfund die  schönsten  Ei^ebnisse  rettungslos  über  den  Haufen  wirft. 
Nach  meiner  Ansicht  kommt  es  aber  auch  sehr  wenig  darauf  an,  ob  wir 
unsere  Anschauungen  in  Einzelheiten  über  kurz  oder  lang  zu  modifizieren 
genötigt  werden  sollten;  wichtig  ist  nur,  die  allgemeinen  geographischen 
Voraussetzungen  unserer  alttestamentUchen  Überheferung  möglichst  klar 
herauszuarbeiten,  damit  wir  allmählich  dem  Ziele  der  Aufhellung  dei  Ge- 
schichte Israels  näher  kommen.  Als  eine  diesem  Zwecke  gewidmete  Vor- 
arbeit möchte  ich  daher  auch  mein  Werk  betrachtet  sehen. 

Es  ist  wohl  heute  nicht  mehr  nötig  zu  versichern,  daß  ich  mich  bemüht 
habe,  so  viel  als  nur  irgend  angängig  von  andern  zu  lernen;  ich  glaube  es 
hinreichend  deutHch  gemacht  zu  haben,  wo  immer  ich  mir  die  Ergebnisse 
meiner  Vorgänger  zunutze  gemacht  habe;  wo  das  nicht  geschehen  ist, 
fühle  ich  mich  von  anderen  unabhängig.  Trotzdem  möchte  ich  aber  nicht 
verfehlen,  auch  an  dieser  Stelle  noch  derjenigen  Erwähnung  zu  tun,  in 
denen  ich  in  allererster  Linie  meine  Meister  verehre.  Nicht  ohne  Absicht 
habe  ich  das  erste  Kapitel  meines  Buches  dem  Begriffe  Mi^ndm-Mu^ri 
gewidmet,  denn  die  geniale  Behandlung  des  Musri-Problems  durch 
H.  Winckler  ist  für  meine  eigenen  Untersuchungen  von  grundlegender 
Bedeutung  geworden.  Aber  auch  sonst  habe  ich  aus  H.  Winclders  Schriften 
überall  entscheidende  Anregungen  empfangen.  Des  weiteren  nenne  ich 
die  Arbeiten  T.  K.  Cheynes  in  der  Encyclopaedia  Bibüca,  in  denen  ich  stet« 
ebenso  gründliche  yfie  geistvolle  Belehrung  gefunden  habe.  Wenn  ich 
dennoch  schließlich  zu  Ansichten  gekommen  bin,  die  von  denen  Chejmes 
in  äußerhch  auffallendem  Maße  abweichen,  so  möchte  ich  betonen,  daß 
die  prinzipielle  Übereinstimmung  unserer  beiderseitigen  Ergebniste  trotz- 
dem sehr  weitgehend  ist.  Letzteres  gilt  in  gleicher  Weise  von  dem  Verhältr 
nis  meiner  Arbeit  zu  denen  E.  Meyers,  insbesondere  dessen  „Israeliten 
und  ihre  Nachbarstämme",  und  in  vieler  Hinsicht  auch  von  den  Arbeiten 
F.  Hommels,  dem  insbesondere  die  Klärung  der  Bedeutung  der  Begriffe 
§ur-Ge§ur  ASur  zu  verdanken  ist.    Alle  diese  Gelehrten  glauben  noch  immer 


Grundsteine  znr  Geschichte  Israels. 


an  der  traditionellen  Lokalisierung  der  ganzen  Urgeschichte  Israels  im 
Südlande  Palästinas,  d.  h.  in  der  Wiiste,  festhalten  zu  müssen,  während 
ich  im  folgenden  den  Nachweis  erbracht  zu  haben  glaube,  daß  diese  Auf- 
fassung unbedingt  aufzugeben  ist.  Ich  kann  mir  aber  auch  aus  allgemeinen 
Erwägungen  überhaupt  nicht  vorstellen,  daß  die  wilden  „Südstämme'' 
die  einzigen  gewesen  sein  sollten,  die  uns  von  ihrer  Existenz  in  dem  ur- 
alten Kulturlande  Palästina  Kunde  hinterlassen  haben  sollten,  daß  sich 
gerade  ihre  Traditionen  erhalten  haben  sollten,  während  sich  die  Bewohner 
Kanaans  völlig  in  historischer  Finsternis  verflüchtigt  hätten.  Die  Ent- 
stehung unserer  alttestamentUchen  Überlieferung  scheint  mir  unter  solchen 
Voraussetzungen  geradezu  unmöglich.  Ich  gebe  mich  daher  der  Hoffnung 
hin,  daß  schon  allein  aus  diesen  Gründen  meine  Verlegung  des  Schau- 
platzes der  Urgeschichte  Israels  naidi  Kanaan  selbst  Beifall  finden  wird, 
und  ich  denke  eine  Verständigung  über  diese  Fragen  wird  um  so  eher  mög- 
lich sein,  als  auch  ich  der  Ansicht  bin,  daß  die  Tendenz  der  israelitischen 
„Geschichtschreibung*^  im  Laufe  der  Zeit  zu  immer  weitergehender  Ver- 
schiebung der  geographischen  Begriffe  geführt  hat. 

Sonst  wüßte  ich  nur  noch  die  immer  anregenden  Arbeiten  von  C.  Nie- 
buhr  und  C.  Steuemagels  kleine  Schrift:  „Die  Einwanderung  der  israeli- 
tischen Stämme  in  Eomaan"  als  für  die  Entwicklung  meiner  Anschauungen 
von  wesentlicher  Bedeutung  zu  nennen.  Leider  zu  spät  erst  lernte  ich 
H.  Brunnho&TB  fichtvolles  Werk  „Arische  Urzeit"  kennen,  so  daß  ich  ihm 
nur  noch  auf  den  letzten  Bogen  meines  Buches  Rechnung  tragen  konnte. 
Es  ist  sehr  zu  bedauern,  daß  es  diesem  geistvollen  Forscher,  der  seit  langen 
Jahren  die  Ansicht  vertritt,  daß  die  arischen  Stämme  vor  der  Abwanderung 
der  nachmafigen  Sanskrit- Arier  nach  Indien  in  der  Gegend  des  Kaspischen 
Meeres  gesessen  und  sich  bis  nach  dem  westfichen  Kleinasien  ausgedehnt 
haben,  bisher  nicht  gelungen  ist,  die  breitere  OffentUchkeit  für  sich  zu  ge- 
winnen. Anderseits  scheint  auch  ihm  noch  1910  unbekannt  gewesen  zu 
sein,  daß  seine  Ansichten  seit  1907  durch  die  Ausgrabungen  H.  Wincklers 
in  Boghazkiöi  glänzend  bestätigt  worden  sind. 

Ich  selbst  möchte  daran  anknüpfend  bemerken,  daß  es  fürderhin  auch 
nicht  dem  geringsten  Zweifel  mehr  unterfiegen  kann,  daß  die  Arier  auch 
in  Kanaan  einst  eine  führende  Rolle  gespielt  haben  und  daß  sie  es  gewesen 
sind,  von  denen  die  Israeliten  ihre  ReUgion  übernommen  haben.  Über 
diesen  Sachverhalt  war  ich  mir  längst  im  Klaren;  erst  kurz  vor  Beendigung 
des  Druckes  aber  fiel  mir  durch  Zufall  der  Nachweis  in  die  Hand,  daß  es 
speziell  nachmafige  Zarathustrier  gewesen  sein  müssen,  die  Jerusalem  gebaut 
und  die  wichtigsten  Heiligtümer  des  Landes  in  Pflege  gehabt  haben.  Die 
Stätte  des  Paradieses  selbst,  dessen  Namen  man  schon  seit  langem  aus  dem 
Iranischen  erklärt  hat,  ist  nunmehr  endgültig  wiedergefunden  und  damit 
ist  gegeben,  daß  Jahwe,  der  Gott  Israels,  mit  fast  absoluter  Sicherheit  ein 
arischer  Gott  gewesen  ist,  den  die  Israefiten  bei  ihrer  Einwanderung  in 
Kanaan  vorgefunden  haben.  Wäre  mir  diese  Erkenntnis  früher  gekommen, 
so  hätte  ich  mir  beträchtfiche  Umwege  ersparen  können;  vielleicht  ist  es 
aber  gerade  der  Sache  förderficher,  wenn  sich  jeder  Leser  selbst  überzeugen 
kann,  auf  welchem  Wege  ich  zu  meinen  Resultaten  gekommen  bin.    Jeden- 


QemoU,  Grundsteine  zur  (^leschichte  Israels. 


falls  bitte  ich  nunmehr  einzelne  Unebenheiten  meines  Buches,  die  dadurch 
entstanden  sind,  daß  ich  nur  mehr  die  letzten  Druckbogen  der  veränderten 
Sachlage  entsprechend  umgestalten  konnte,  entschuldigen  zu  wollen. 

Dem  Entgegenkommen  des  Verlages  ist  es  zu  verdanken,  daß  ich  dein 
Werke  die  im  Maßst^abe  der  Karte  des  Palestine  Exploration  Fund  ge- 
haltene Karte  desjenigen  Gebietes,  auf  dem  sich  nach  meiner  Ansicht  die 
.Q;anze  ältere  Geschichte  Israels  abgespielt  hat,  beigeben  konnte.  Ich  selbst 
bin  auf  Grund  des  Studiums  eben  dieser  Karte  zu  meinen  Ergebnissen 
gelangt,  und  ich  hoffe,  sie  wird  auch  anderen  gute  Dienste  leisten.  In 
Zukunft  wird  also  auch  demjenigen,  der  nicht  in  der  Lage  ist,  sich  Einsicht 
in  das  große,  nur  auf  reichen  öffentlichen  Bibliotheken  erhälthche  Werk 
des  P.  £.  F.  zu  verschaffen,  €relegenheit  geboten  sein,  sich  über  die  geo- 
graphischen Möglichkeiten  der  Uigeschichte  Israels  zu  orientieren. 

M.   G. 

Inhaltsübersicht. 


I.  Mißraim  -  Mu^ri.     . 

1.  Maori  in  Kleinasien  . 

2.  Mn^ri  in  Arabien  und 
Südpalastina  .... 

S,  Arabisohes  KuS  .    .    . 

4.  Die  „Ägypter"  im  A,  T 

5.  Das  Land  GoSen 

II.  Sur  -  Gesur  -  ASur. 

1.  Hagar  und  Ismael 

2.  Das  Land  Snr  . 
8.  GeSur  und  Asur 

4.  Maacha     .... 

5.  Das  Land  'Eber 

III.  Gilead. 

1.  Die  Jephthasage 

2.  Die  Gideonsage 

3.  Die  Genealogie  Gilead» 

4.  Die  Einwandenmgsaage 

5.  Gad  und  Gilead    .    .   . 

IV.  Die  Midianiter. 

1.  Die  Exodussage  .... 

2.  Der  Seher  Bileam      .    . 

3.  Die  fünf  Gewaltigen 
Sihons  von  Hedbon   .   . 

4.  Die  Kozbi-Episode     .    . 
r>.  Zur  Genealogie  Midians 

V.  Daniten  oder  Keniter? 
1.  Die   Probleme   der   Ge- 
schichte Dans 


Seite 


5 
17 
27 
35 

37 
40 
47 
Ö3 
60 


72 

88 

107 

116 

122 

136 
143 

153 
165 
175 


182 


2.  Silo 187 


3.  Das  Heiligtum  Dan  .   .  199 

4.  Die  Keniter 213 

5.  Bahab 223 

6.  Von   Dan  bis  Beerseba  228 

VI.  Der  Jordan  und  Jerusalem. 

1.  Der  Jordan 234 

2.  Der  Jordankreis    .   .   .  244 

3.  Das  Land  *Eber  ha- 
Jarddn 253 

4.  Jebus  -  JabeS     ....  263 

5.  Sichern    oder    die    §e- 
ohemiterstadt 273 

6.  Salem -Jerusalem    .   .   .  296 

VII.  Die  BeTÖlkenmg  Palästinas. 

1.  Kanaaniter  u.  Amoriter  311 

2.  Die  Hittiter 327 

3.  Die  floriter 349 

4.  Die  Keniter -Kanaaniter  364 

5.  Die  Lewiten 382 

VIII.  Der  Gottesberg. 

1.  Jahwe  und  Kanaan  .    .  401 

2.  Der   Horeb  •  Sinai    und 

der  Berg  Hör 408 

3.  Der  Auszug 423 

4.  Der  Beig  Jahwes  .    .   .  436 

Register. 

1.  Namen  und  Saehen  .    .  459 

2.  Bibelstellen  u.  Apokry- 
phen, Pseudepigraphen 

usw 470—480 


Karten. 

1.  Allgemeine  Übersichtskarte  (mit  besonderer  Berüoksiohtiguog  d^  arisohon 
Expansion  in  Vorderasien  und  der  Verbreitung  des  Namens  Mu^ri-Mi^raim). 

2.  Gelände  zwischen  Jerusalem  und  Ludd,  auf  dem  sich  die  ganze  Altere  Ge- 
schichte Israels  abgespielt  haben  dürfte.  (Auf  Grundlage  der  Karte  dos 
Palestine  Exploration  Fnnd  gezeichnet). 


fiammurabi 

fein  Canb  unb  feine  3eit 


Von 


Dr.  f rlebrjd)  Ulmer 


mit  3  nbbilbungen 


Ceipzig 
I.  C.  Ijinrid)s'((t)e  BucDbanblung 

1907 


9er  SLtit  Otitnt 

€emeinver$tändlid)e  Darstellungen 

hcramgcgcbcn  von  der 

(PorteraftA(tfc9en  titftll(<9aft 

9.  ^a^tt^ant^,  %tfi  1. 


XBenen  ber  »ielfa^  eroeiterten  Keubrutfe  tmp^djUt  H  fi4,  ^eti  na4 
Sarong,  ^,  fLufia^t  unb  6etten^l^t  ^u  attieren,  a(fo  §.  0.:  HO.  lY,  8*  6. 15. 


Pbrygjen 

unb  feine  Stellung 

im  kieinafiatifctjen  Kulturkreis 


Von 


Dr  Crld)  Branbenburg 


mit  1 5  nbbilbungen 


Ceipzig 
I.  C.  Qinrid)sTd)e  Budilianblung 

1907 


®er  Situ  Orient 

6tmemver$tXndlid)€  Darstellungen 

bCTAttt(Cgtbf1l  ?•!!  in 

9.  34«s««s.  S^ft  2. 


aiBegen  bet  k^ielfac!^  ettDeitcrtm  Steubrude  em^fie^U  eS  ft^,  jlett  luu^ 
3o^fian0,  ^t,  Auflage  imb  6eiten^I  )u  aitieien,  alfo  §.  8.:  90.  IV,  2*  6. 15. 


<S)er 


5agro0  ttttb  feine  ©öffter 


atdäoto^fduihostapiiifdit  ^8153^ 


©on 


Dr.  <Beor0  T^üfjini 


QnU  3  KArUnflijjen  un)  35  JSSBifbungen 


1908 


®er  3ELtU  Orient 

Semeinverstandlicbe  Darstellungen 

bcraMtcgcbcn  «•«  der 
9.  3a$tgang.  %tfi  3/4. 


SBegeit  ber  ütelfad^  ertoeiterten  9leubiude  empfiehlt  H  [id^,  ftet0  iia(( 
Sal^Tgang,  ^eft,  ^tuflage  unb  ©etten^^I  ju  sttieren,  a(fo  |.  9.:  HO.  IV,  2*  @.  15. 


Der  Teil  (lalaf 


unb 


bie  Dcrfctileierte  Göttin 


Von 


Dr.  max  freit)crrn  oon  Oppenheim 

Kairerlid)em  Csgationsrat 


mit  einer  Kartenfkizze  unb  15  Hbbilbungen 


Ceipzig 
J.  C.  IjinridisTdje  Budilianblung 

1902 


<S>tt  3ELttt  Ortend 

0emeinver$tSndlid)e  Darstellungen 

bcrautflcgcbcn  von  der 

(Porbera|taftr4en  £iefefffc9aft. 


SGBegen  ber  ütelfa4  emeiterten  ißeubrude  empfie^U  H  ftc^,   fleti  nadi 
3a^Tgan0,  ^ft  Kuflage  unb  @eitenaa^(  ^u  )tttcren,  alfo  j.  8.:  9(0.  IV,  2*  6. 15. 


Cbuarb  6lafers 

forscbungsreisen 


in 


Subarabien 


Pon 

Dr.  Otto  IPeber 


mit  einem  Bilb  6lasers 


Ceipzig 
I.  C.  Qinrid)s'rd)e  Budjijanblung 

1909 


<Sftt  SiUt  Orient 

6ememver$tSndlid)e  Darstellungen 

bcfMfgfStbttt  VMi  der 

(Por^eraftaftf^en  ^efefffc^af^. 


Segen  bec  ttielfad^  emetterten  92eubtu(fe  em()fle^It  ed  fi4,   fleti   tudl 
Sü^tdang,  ^,  Kuflage  unb  €eUen}a(I  au  jttteren,  alfo  a-  9.:  «O.  lY,  2«  S.  15. 


Die 


Deutung  bcr  3ukunft 


bei  hm 


Babyloniern  unt)  Tlffyrem 


Don 


Dr.  nrtbur  Ungnab 


Ccipzig 
J.  C.  Qinrid^'fdic  Buditianblung 

1909 


®er  SLtU  ÖtUnt 

Semeinverständlicbe  Darstellungen 

htrautflcgcbcn  ton  der 

(pprieraftafifc^en  ßtftttfdiaft. 

tO.  Jd^rgang.  %tft  3. 


tBegen  ber  I»ielfa4  enoetterten  Steubrude  imp^tfiU  ei  [vS^,  ftM  noet 
Sa^tflonfi,  .^eft,  Vufloge  unb  Seitenaa^I  §u  gitteren,  alfo  ^.  9.:  KO.  IV,  2*  6. 15. 


Das  Dorgebirge  am 
nal)r«el«Kelb 


unb 


feine  Denkmäler 


Don 


f)ugo  IPinckler 


mit  1  Kartenflcizze  unb  4  nbbilbungen 


Ceipzig 
J.  C.  f)inrict)sTct)e  Budjljanblung 

1909 


®er  SLitt  Orient. 

8enieinverständlid)e  Darstellungen 

Kerauigcscbcn  von  der 


IBegfn  ber  Otelfad)  ermetterten  92eubruc!e  em|)fte^It  t^  fid),  fleti  nodi 
Sa^tgang,  ^eft,  tluftage  unb  ©etten^a^I  ^u  aideren,  alfo  ).  9.:  tlO.  IT,  2*  ®.  15. 


nfurbanipat 


unb  bie 


affyrifcl)e  Kultur  feiner  3eit 


Pon 


f riebrid)  Delilfrd) 


mit  17  nbbilbungen 


Ceipzig 
I.  C.  Qiniid^s'fdje  Budibanblung 

1909 


ffemeinver$tSndlid)e  Darstellungen 

hcrittt0egcbcn  vtii  der 


SBegen  ber  üielfac^  emetterten  9teubrude  em|»fie^It  ed  ftd^,  fttü  nadi 
Sfo^rgang,  $eft,  Ituflage  unb  6ettensa^I  }u  gitteren,  alfo  }.  9.:  tO.  lY,  2*  €.  15. 


Die  Eykier 

It)re  6efdiici)te  unD  ibre  Infcbriften 


TRH  5  nbbilbungen  unb  Karteljen  ber  funborte 


don 


Dr.  phii  It)eobor  Kluge 


£eipzig 
K  C.  Qiniicbs'rcbe  Budibanblung 

1910 


®er  JEitit  ÖtittU. 

StmeinverstSndlicbe  Darstellungen 

bcMni^cgckcR  f  M  der 

(Oorberaftattf^en  6ef^(9Aft. 


Die  ftbbilbttitgen  2—5  ftnb  oon  ))ft  Shttfett.  VlatKmic  bet  IBtffenfd^ften 
in  Sien  gttttQfl  ftBetfaffen  warben. 


Babulonien 


in  feinen 


iDid]tigften  Huinenftatten 


Pon 


Dr.  Rubolf  3et)npfunb 


mit  16  Planen  ber  Ruinenfelber  unb  brei  nbbilbungen 


Ceipzig 
).  C.  f)inrid)s'fd)e  Budiljanblung 

1910 


®et  SLtU  Otitnt 

6emeinver$tSndlid)e  Darstellungen 

bcrattigcflebcN  ««n  der 

^or^erafta^tfc^en  ßtfttlfd^aft 

lt.  Ja^t^an^,  %tfi  3  «nb  4. 


fk%tn  bec  otelfad)  er»eiterten  Sieubrude  empfiehlt  ed  ft4,  fleti  luidl 
da^rgang,  ^ft,  «ufloge  unb  (Sftten^a^l  jü  ^ttieten,  alfo  a-  9.:  «O.  IT,  t*6. 15. 


Die  Hmulette 

ber  alten  Hegypter 


Don 


Dr.  TUfreb  IPiebemann 

ProfcITor  an  ber  Unlpsrptät  Bonn 


Teipzig 
1.  C.  (jlnrldjs'ftbe  Budjijanblung 

1910 


Der  fflte  Orient 

6emeinoerständlid)e  Darstellungen 

bcrausgegcbcn  von  der 

Oorderasiatisd)en  6e$e1Isd)aft 

12.  Jahrgang,  ßeft  i. 


Segen  ber  oielfaci)  erweiterten  92eubru(fe  empfiehlt  ed  fld^,  fletd  nod^ 
Sa^rgang,  $eft,  9[uf  (age  unb  Seiten^a^l  gu  gitteren,  alfo  }.  99. :  80.  IV,  2*  @.  16. 


Keilfcbriftbrjefe 

Staat  unD  defellfcbart 

in  ber 

babylonifct)«affyrifcl)cn  Brieflitcratur 


Von 


Dr.  Crnft  Klauber 


mit  «invr  RbMIbung 


Ceipzig 
I,  C.  f)inrf<l|sT(tl€  Budilianblung 

1911 


®er  Situ  Ötxent 

6einemver$tandlid)e  Darstellungen 

bcuttsflcgcbcn  von  der 

r 

12.  ^A^T^ang.  I^tfi  2- 


SBegen  ber  Dklfad^  ettpcttetten  Steubnide  empfie^U  ei  ftd^,  |let0  noA 
^a^gang,  ^eft,  ^luflage  unb  @€tieit^||I  |u  aittereti,  aI(o  §.  Q.:  90.  rv,  2*  6. 15. 


Der  mitbrakult 

Seine  Tlnfänge, 
Cntipi(klungsger(l)id)te  unb  feine  Dent^mäler 


Don 


Itjeobor  Kluge 


Mit  7  nbbiibungen 


£eipzig 
J.  C.  QinridjsTdje  Budjlianblung 

1911 


/" 


9er  3klU  Orient 

flenieinverstandlid)e  Darstellungen 

hcrtusgcgcbcn  von  4cr 

(PorberaftAttfc^en  C^er^fffc^Aft. 

12.  ^A^r^an^,  Igeft  3. 


fdegen  ber  tiülfa^  ermeiterten  Sleubtucfe  em))fie^It  el  fL4,  (kdi  nod» 
3a^0ang^  ^,  VufUtQe  unb  €etten^t  |u  §ttteten,  alfo  ).  8.:  KD.  IV»2*  6. 15. 


f)eenpefen 


unb 


Kriegfut)rung  ber  Kffyrer 


auf  ber  Höbe  il)rer  lllacl)! 


Pon 


Dr.  Jobannes  Qunger 

mit  9  nbbilbungen 


Ceipzig 
).  C.  l)inrid)sTd)e  Budjbanblung 

1911 


®<r  Situ  Orient 

Semeinverständlicbe  Darstellungen 

Itcraiitgcttbcii  ton  4cr 

(Porberaftatifc^en  Cefefffc^afiL 

12.  ^ü$x^Mi^,  %tft  4. 


^Sdegen  bet  vielfach  eroetterten  ^tubxudt  tmpfitifit  ei  {14,  itett  na^ 
^a^rgang,  $eft,  ^uftage  unb  ©eiten^^I  au  attteren,  alfo  ).  9.t€.  17,2*6. 15. 


Babylonircbs 

üumncn  un»  6ebetc 


3ipeite  nustpabl 


Don 


Dr.  Qeinrid)  3iiiimern 

ort.  Pro|«iror  an  6«r  UnlptriH«  Ctipzta 


Eeipzig 
J.  C.  I)inri(tis'|(l)e  Budibanblung 

191t 


Ott  Mit  Ctitnt. 

€emeinverst2nd1id)e  Darstellungen 

bcraiisf  ff  eben  vm  der 

^orberaftaftfcfen  ^efeSf^Aft. 

13.  JtL^t^an^.  %tfi  \. 


fk%tn  bet  »ietfa4  emeüertm  Keubnufe  empfie^  ei  M,  fte»  na^ 
St^gang,  <>eft,  «iiflage  uitb  6ettetiaa4(  ju  §itieten,  alfo  §.  8.:  «O.  IV,2*  8. 15. 


nffyrifcbe  ]agben 

nuf  Orunb  alter  Berldite  unb  Darftellungen 

St|ct)llb«r1  von 

Bruno  meißner 


mit  21  nbbllbungsil 


Celpzlg 

).  C.  QinMsTdie  Bud)l)anMung 

t9ll 


ffemeinver$tändlid)e  Darstellungen 

bcraut^cgcben  vor  4cr 
13.  ]iä$t^an^,  %tft  2. 


Segen  bet  bielfad^  ertoeiterten  9^eubnt(te  empfiel^lt  H  [läf,  ftetd  na^ 
gal^gang,  ©eft,  «uflage  unb  Seitengal)!  ^u  jitiercn,  dfo  j.  ».  «D.  IV,2*  S.  15, 


Kuros  ber  öroße 


Von 


)ustin  ü.  Präsek 


mit  7  nbbfibungcn  im  Text 


Ceipzig 
).  C.  QinridjsTdie  Budi^anblung 

1912 


®er  SLtU  Orient 

6enieinver$t4ndlid)e  Darstellungen 

bcrautgcgcbcn  von  4cr 
13.  2^it^an^,  %tfi  3. 


SBegen  ber  üielfad^  ettoeiterteit  9ieubrude  em|)fte^U  cd  fid^,  (itetd  tiact 
ga^rßang,  fieft,  «uflagc  unb  ©citcnjo^I  ju  jiticren,  alfo  j.  ©.  «O.  IV,2«®.  15. 


Cntftebung  unt)  fierkunft 


ber 


Tonifcben  Säule 


Pon 


Felix  Pon  Cufcban 


mit  41  nbbilbungen  im  Text 


£eipzig 
).  C.  QinridisTcbe  Buditjanblung 

1912 


9tt  ^ttt  Orient. 

0emeinver$tändlid)e  Darstellungen 
(PorbevaftA(tf(9en  ßiftflfdiaft 

13.  SafrgAti^.  l$<fif  4. 


9Begen  ber  Dielfdc^  enoetterten  iReubrude  em{)fie4tt  eS  ft4,  fleU  luuli 
3a^TQaii9,  $eft,  fluflage  unb  @eitenaa^I  ju  §ttieren,  a(fo  a- 1).  9(0.  I  V,2-  8  .  15 


DerTicrkult 


ber  alten  Ägypter 


üon 


Dr.  nifreb  lOiebemann 

ProfcfTor  an  b«r  Unipcrpiat  Bonn 


Ceipzig 
).  C.  QinridisTdje  Bud)t)anblung 

1912 


®er  3BiiU  Ötitnt 

GemeinverstSndliAe  Darstellungen 

bcriHigegfben  von  der 


^gen  ber  toietfac!^  eTtoeiterten  i^eubrude  em|)fie^(t  cd  ft(^,  ftetd  nac^ 
Sa^rgang,  $eft,  liluflage  unb  ©eiten^^I  au  kitteten,  alfo  }.  IB.  tUO.  IV,2*  @..  15 


Kambyfes 


Don 


Justin  V.  Vrä'sQk 


Ceipzig 
].  C.  fiinrid)s'r<l)e  Budjbanblung 

1913 


®er  MUc  Orient 

0emeinver$tändlid)e  Darstellungen 

ktTAutgcgcbcn  ««n  de? 

(Por^etAfiA(trc9tn  CefeST^Aft. 


iJBegen  bet  totelfad^  ettoeitetten  SIeubtucte  em|>fie^(t  e«  \\di,  ftet^  nad» 
Sa^rgang,  $eft,  tfuftage  nnb  ©eitenjal^I  }u  aitteren,  o(fo  a*  9.  W.  IV,2*  6. 15. 


Tlad]  Bogbasköil 


ein  nacl)gela|[enes  Fragment 


Don 


Hugo  IPinckler 


Ceipzig 
).  C.  fiinrid)s'i(t)e  Bud)l)anbiung 

1913 


®er  JEiiU  Orient 

0enieinver$tindHd)e  Darstellungen 

bcrauigcgcbcn  von  der 

Q^or^eraftaftfc^en  ßiftttf^aft 

14.  2^9^%^^^*  S<f^  3- 


SBegen  ber  bielfac!^  ettoetterten  92eubru(fe  empfiehlt  e§  fic^,  fletö  noi^ 
So^rgang,  $eft,  Stuflage  unb  @etten§Q^I  gu  gitteren,  olfo  5.  IB.  9(0.  IV,2*  S.  15. 


Dareios  i. 


Pon 


lustin  ü.  Präsck 


Ceipzig 
).  C.  I)inrid)s'rd)e  Buditianblung 

1914 


9er  SLttt  CtUnt 

6emeinver(tindiid)e  Darltcllungcn 

bcravtsfgcbcn  ^^n  der 


Xkgen  bev  nitl^ad^  ertoeiterten  ^^eubrude  em|)fie^(t  e9  [xd^,  ^M  ttodi 
Sa^rgang,  $eft,  ^TufTage  unb  Seiten^al^I  ^u  gitteren,  a(fo  §.  ».  90.  IV,2*  @.  15. 


Inhili  der  bUber  erl*ieiienen  JJeÜe  des  „flittn  Orient"  (Preii  *0P1.) 
(^ortK^unff  wn  Itt  iivelttn  llrnft^loftlrtte) : 


•^euku^ft   bet   gufunft    bei  ben 
Sab^loniern  nnb  Slff^retn. 

«Oll  a.  Ungnab.lO» 

fteewelen  unb  ^Cöfü^runß  bet 
«Iff^rer.  «on  3-  junger.  124 

^öOc  ünb  $Qrabic*  bei  ben  53abt)' 
tomcm.    2.  Sluflofle. 

«on  3t.  Seremia«.  l» 

53Qbi)Ionifd^c  ^^miicn  unb  ®ebcte. 

—  2.  'äu«»a^l.    Son  bcmfelben.lSi 
•«ffUtifc^e  3agben.    %vi]  örunb 
alter  ^eri(^tc  unbXarftcnungcn 
gejc^ilbcrt.    ^it  21  W>h. 

gjou  93runo  aJleiftncr.lS« 
Äciti(!^riftbtictc.  ©toat  unb  ©cjeÜ- 
f(ftQU  in  bcr  bab^Ionij^'oni?- 
Tifd)cn«riefIiterotut.  ajhtl^bb. 

Son  @.i^Iouber.l22 
iKItbobijlonif c^c«  SRed^t.  2Rit  1  «bb. 

5Bon  33.  gJleijBner.  7i 
^obtilonicn  in  leinen  luic^tigften 
JRuinenftätten.  16<p(änc,3^lbb. 

^on  5R.  3eftnpfnnb.ll84 
etablbilböonöab^lon.  9Wit  l«bb. 
unb  2  qjlQncn, 

SBon  8-.  §.  SBciöbad).  54 

^cicbt^tc  bcr  ©tabt  ^^obljlon. 

«on  $.  SBincffer.  6i 

IRod)  «^Sog^aSlöi!     (Sin   Srrdg* 
mcnt.  «on  §.  SBinrfler.Us 


I^Qrcioö  I.    »on  3-  ö.  $ra5ef.l44 

(luDl)ratIänbcr  unb  bag  9)littel- 
niccr.   SIKit  3  ^bbilbungen. 

^on  $.  SBincIIer.  7a 

gcftungSbou  im  9(1  teu  Orient. 
mt  15  9(bb.  2.«nflQqe. 

«on  91.  SSillcrbecf.  U 

^ammurabi.     ©ein  ßanb  unb 
>einc  3eit.    ^it  3  «bb. 

Son  g.  Ulmer.  9i 


^ammuTabi»Q(eie|e.Wttl^b6. 

4.  erweiterte  ^uftage. 

«on  ©.  fBindler.  4* 
ßettitcr.    9Hbb.    2.  erweiterte 

«ufl.        «on  S.  «Kefferfcbmibt.  4i 
entfte^ung  unb  ©erfunf  t  ber  3  o,n  i  - 
jc^en  @$ttte.     Sßtii  41  9[bb. 

^on  S-  Don  Sui(t)an.l34 
Jl  aurb  Q I  e  g.  «on  3-  «.  *raäef .14« 
(gntjifferung     ber     SeeUJc^rift. 

3?lbb.    «ou  S.  3)le(ferl(^mibt.  5« 
Reil|d)riftmebiain  in«PoratIe^ 

len.  ISd^riftt.  &rei^.  ü.  Oefcle.  4* 
fttiroS  ber  (Sirofte.    »iit7«b'  • 

bilbungen.     «on  3-  «•  ?räSef.l3s 
fintier.  ®efc^i(^te  u.  3nfd)riften. 

öabb.u.lÄarte.Soni^.Äliige.llt 
%tx  3Äit^ro!ult.     ©eine  2ln- 
f  änge,®ntn)idlungdge?4i  Ate  unb- 
feine  ^enfmdler.     »Ut  7  «bb. 

äSon  X^.  ft(uge.l23 
35ad  Sßorgebirge  oni  9ia^r*el- 
J^clb    unb    feine    5)en!mäler. 
1  ftortenff.  unb  4  ^b, 

Sßon  $.  $ßtitdler.l04 
9Hnit9e^  ^ieberentbedung. 

Son  91.  Sc^npfunb.  5t 

«ß^önijicr.    2.  Auflage. 

«on  ^.  0.  £anbau.  24 

$^öni5iicl)e  Snfc^riften. 

SJon  ®.  0.  Öonbau.  83 
!   <|5^rQö^cn.     >J}tit  15  5lbb. 
I  33on  @.  58ranbenburg.  9« 

©an^erib,  Äönig  t)on  «Ifrjrien. 

«on  O.  SBeber.  6« 
XeU  ^ataf  unb  bie  öcrfc^leierte 
©ötlin.     9Rit   1  jeartenff.   unb 
15§lbb.    SJon  8R.ö.Dppen^eim.lOi 
Urgeid)i(^te,   ^iblif^-bob^lon. 

3.  ^7(ufl.        «on  |>.  3immern.  2$ 
«ölfer  3Jorbcrafiend.   2.  Slufl. 

5Jon  ^.  aSincfler.  li 
3)cr  3agro5  u.  jcinc  SSiJÜer.  SWit 
3  Äortenff.  unb  35  9(bb. 

S5on  ®.  Süftng.9814 


Verlag  der  J>  C-Hinrichs'schen  Bachhandlung  in  Leipzig 

Studienbücher 

Blblia  Hebraica«    Adjnvantibns  profeMonbos  G.  Beer,  F.  Bohl,  G.  Dalman^ 

S.  R.  Driver,  M.  Löhr,  W.  Nowack,  L  W.  Rothstein,  V.  Ryssel  ed. R.  KitteL 

Editio    altera   emendatior  stereotypica,  iternm    recognita.     I^IS- 

In  Halbleder  geb.  M.  xo — ;  in  2  Leinenbdn.  M.  I0u4o;  geh.  M.  8  — 

Daraus  in  Einzelheften:  i.  Genetist  M.  I— ;  2.  Exodus  et  LeTi« 
ticus:  M.  1.30;  3.  Numeri  et  Deuteronominm:  M.  1.30;  4.  Libri  Jotnae  et 
Jttdicum:  M.  i  ~;  5.  Liber  Samuelii:  M.  I  — ;  6.  Liber  Regum:  M.  i  — ;. 
7.  Liber  Jesaiae:  M.  i  — ;  8.  Liber  Jeremiae:  M.  1.30;  9.  Liber  Ezechiel: 
M.  I — ;  10.  Xn  prophetae:  M.  I  — ;  II.  Liber  Psalmomm:  M.  1.30; 
lai  Proverbia  et  Job:  M.  1.20 ;  13.  Qninque  Volumina:  M.  i  — ;  14.  Daniel» 
Esra,  Nehemia:  M.  i  — ;  15.  Chronica:  M.  1.3a 

Dalman,  0. :  Qrammatik  des  jfldiscb-pallstiiiisdien  AramUsch.  Nach, 

den  Idiomen  des  palästinischen  Talmud,  des  Ookelostargum  und  Pro- 
phet entargum  und  der  jerusalemischen  Targume.  Zweite,  Tennehrte  md. 
vielfach  umgearbeitete  Auflage.  (XVI,  419  S.)  190S.  M.  12  —;  geb.  M.  13  — 

Delitzsch,  Frdr. :  Assyrische  LeseStfidce  mit  den  Elementen  der  Grammatik 
und  To'lständigem  Glossar.  Einfiihrung  in  die  assyrische  und  semitisch- 
babylonische Keilschriftliteratur.  Für  lücademischen  Gebrauch  und  Selbst- 
unterricht. Fünfte,  neu  bearbeitete  Auflage.  (Xil,  I83  S.,  daTOn  147  in 
Ahtographie.)     1912.  M.  18  — 

—  flrnndzflge  der  sumerischen  Grammatik,    (xxv,  158  s.)    1914- 

M.  16.75;  in  Leinen  geb.  M.  17.50 

—  Kleine  sumerische  Sprachlehre  f&r  Nichtassynologen.  Giammatlk, 
Vokabular,  Textproben.    (VIII,  142  S.)    1914.        M.  7.50;  geb.  M.  8.50» 

—  Sumerisches  Glossar.  (xxvii,296s.)  1914-  m.  30— ;  geb.M.31  — 
Berrmann,  J. :  Unpunktierte  Texte  ans  dem  Alten  Testament  F&r 

akademische  Übungen  und  zum  Selbstunterricht    (33  S.)    1913.    M.  i  — 

Jeremias,  A.:  Handbuch  der  altorientalischen  Geistesknltnr.   Mit 

215  Bildern  nach  den  Monumenten  und  zwei  Sternkarten.  (XVI,  366  S.) 
1913.  M.  10 — ;  in  Leinen  geb.  M.  ii.ao- 

KOnig,  F.  L:  Hebräische  Grammatik  fflr  den  Unterricht  mit  Obnngs- 

stttcken  und  NVörterrerzeichnis,  methodisch  dargestellt  (VIII,  lii  und 
88  S.)     1908.  M.  3  — ;  in  Leinen  geb.  M.  3.60* 

Meißner,  B.:  Kurzgefafite  assyrische  Grammatik.  Mit  Paradigmenufein 

und  Wolter  Verzeichnis.    (V,  80  S.)   I907.  M.  3— ;  geb.  M.  3.5a 

Poetische  Texte  des  Alten  Testaments  in  metrischer  und  strophischer 

Gliederung.     Für  Voriesungen,  Seminarübungen  und  Selbststudium. 
I:  Die  Dichtungen  Jesaias.    Herausgegeben  von  W.  Staerk. 

(IX,  34  S.)     1907,  M.  I  — 

II:  Amos,Nahum,Habakuk.  Von  demselben.  (IX, 2 5 S.)  1908.  M.  I  — 

Robertson,  A.  T.:  Kurzgefafite  Grammatik  des  ueutestamentHcheB 

Griechisch.  Mit  Berücksichtigung  der  Ergebnisse  der  Tcrgleichenden- 
Sprachwissenschaft  und  der  xotvi^ -Forschung.  Deutsche  Ausgabe  von 
H.  Stocks.    (XVI,  312  S.)    1911.  M.  5—;  in  Leinen  geh   M.  6  — 

Strack,  H.  L:  Mischnatraktate:  'Aboda  zara  („cötiendienst««);  2  auil 

1909;  M.  i.io.  — Joma  (»pVersöhnungstag**);  i.  Aufl.  1912;  M.  1.20.  — 
Pesahim  („Passahfest");  191I;  M.  1.80.  —  Pirqe  Aboth  („Spruche  der 
Väter**);  3.  Aufl.  1901  ;  M.  1.20.  —  Sabbat h  („Sabbat'O;  l^90;  M.  1.5a 
-  Sanhedrin-Makkoth  („Gerichtshof,  Geißelstrafe*');  1910;  M.  2.4a 
(Außer  Pirq6  Aboth  u.  Sabbath  sämtlich  mit  deutscher  Obersetsung.) 

Winckler,  H.:  Keilinschriftliches  Textbuch  zum  Alten  Testament 

Dritte,  neubearbeitete  Auflage.  Mit  einer  Einführung.  (XX,  I18S,) 
1909.  M.  3 — ;  in  leinen  geb.  M.  3.5O' 

Haitmuia  A  Wolf,  Ldpz%.