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Full text of "Der Dane Claudius Claussen Swart (Claudius Clavus) : der alteste Kartograph des Nordens, der erste Ptolemausepigon der Renaissance."

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THE  LIBRARY  OF 

YORK 

-UNIVERSITY 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2014 


https://archive.org/details/derdaneclaudiuscOObjor 


DER  DÄNE 


CLAUDIUS  CLAUSS0N  SWART 

(CLAUDIUS  CLAVUS), 

DER  ÄLTESTE  KARTOGRAPH  DES  NORDENS, 
DER  ERSTE  PTOLEMÄUS-EPIGON  DER  RENAISSANCE. 

EINE  MONOGRAPHIE 

VON 

AXEL  ANTHON  BJÖRNBO  ,UND  CARL  S.  PETERSEN. 

NEUE  BEARBEITUNG. 

UNTER  MITWIRKUNG  DER  VERFASSER  ÜBERSETZT 

VON 

ELLA  LESSER. 

MIT  DREI  KARTEN,  EINER  SYNOPTISCHEN  NAMENTAFEL  UND  EINEM  FACSIMILE  DES 
NEUGEFUNDENEN  CLAVUS -TEXTES. 


INNSBRUCK. 

VERLAG  DER  WAGNER'SCHEN  UNIVERSITÄTS-BUCHHANDLUNG. 

1909. 


DRUCK  DER  WAGNE R'SCHEN  UNIV.-BUCHDRUCKEREI  IN  INNSBRUCK. 


J)as  vorliegende  Werk  verdankt  seine  Entstehung  einem  Zufall.  Im  Herbst  1900  fand  JBjörnbo 
nämlich  die  im  Kapitel  VII B  publizierte  mittelalterliche  Beschreibung  des  Nordens  in  einer  Wiener 
Handschrift,  die  er  nach  München  geliehen  hatte,  um  einen  darin  enthaltenen  mathematischen  Text  zu 
kollationieren.  Sobald  wir  uns  darüber  klar  geworden  waren,  daß  hier  eine  bisher  unbekannte  Quelle 
zur  Geschichte  der  Geographie  des  Nordens  vorliege,  wurden  wir  darüber  einig,  die  Sache  gemeinsam 
zu  verfolgen. 

Vor  allem  galt  es,  womöglich  mehr  Handschriften  desselben  Textes  zu  finden.  Es  gelang,  noch 
eine  zu  entdecken,  abermals  in  Wien,  während  Untersuchungen  anderwärts  sich  als  fruchtlos  erwiesen 
Wir  haben  außer  einer  Durchforschung  der  uns  bekannten  gedruckten  Handschriftenkataloge  Unter- 
suchungen an  Ort  und  Stelle  in  den  Bibliotheken  in  Paris,  London,  Oxford,  Cambridge,  Kebenhavn, 
Lund,  Linköping,  Kalmar,  Vexiö,  Skara,  München,  Nürnberg,  Dresden,  Augsburg,  Wien,  Klosterneuburg, 
Prag,  Linz,  Melk,  Amsterdam,  Utrecht,  Leiden,  Haag,  Groningen,  Leeuwarden,  Zwolle,  Deventer,  Haarlem, 
Verona,  Padova,  Venezia,  Milano,  Parma,  Modena,  Bologna,  Pirenze,  Siena,  Koma  und  Napoli  angestellt. 

Sodann  waren  unsere  Bestrebungen  auf  eine  genauere  Untersuchung  der  alten  handgezeich- 
neten Karten  von  den  beiden  Typen,  von  welchen  A.  E.  Nordenskiöld,  Er.  R.  v.  Wies  er  und  Josef 
Fischer  Exemplare  in  Warszawa  bzw.  Pirenze,  Koma  und  Wolfegg  gefunden  haben,  gerichtet.  Es 
zeigte  sich  nämlich  schnell,  daß  diese  Karten  (die  sogenannten  A-  und  B-Karten),  wie  Kap.  V  das  aus- 
einandersetzt, in  der  engsten  Verbindung  mit  dem  Text  in  den  Wiener  Handschriften  standen.  Die  an 
Ort  und  Stelle  vorgenommene  Untersuchung  der  bisher  bekannten  Karten  (mit  Ausnahme  der  in  War- 
szawa), ferner  einer  bisher  unbekannten  Karte,  die  in  Koma  gefunden  wurde,  sowie  der  Handschriften, 
wozu  diese  Karten  gehörten,  gab  das  Material  ab  zu  der  Darlegung  des  Zusammenhangs  der  Quellen, 
welche  den  ersten  Teil  (Kap.  I — V)  des  Werkes  ausmacht.  Die  genauere  Behandlung  von  Claudius 
Clavus'  schriftstellerischen  Tätigkeit  bildet  den  zweiten  Abschnitt  (Kap.  VI — IX).  Trotz  verschiedener 
Mängel,  die  uns  bewußt  sind,  meinen  wir  einen  Teil  der  Fragen,  die  sich  darboten,  geklärt  und,  was 
die  übrigen  anbelangt,  eine  Grundlage  für  weitere  Forschungen  gegeben  zu  haben. 

Das  Werk  ist  aus  enger  Zusammenarbeit  der  Verfasser  hervorgegangen.  Vor  der  Redaktion  sind 
viele  Fragen  mündlich  erörtert  worden,  und  während  der  Arbeit  sowie  bei  der  Korrektur  haben  wir  einander 
beständig  kontrolliert  und  kritisiert.  Im  wesentlichen  rühren  aber  die  Seiten  1 — 11,  36 — 43,  48 — 63 
73—90,  96—100  und  153—162  von  Petersen,  die  Seiten  13—35,  44—47,  64—72  und  163—194  von 
Björnbo  her,  während  Seite  91 — 95  und  195 — 209  gemeinsam  geschrieben  sind.  Von  den  Textausgaben 
Seite  101 — 152  und  den  Beilagen  rühren  in  der  Hauptsache  die  Textbehandlungen  und  Textübersetz= 
ungen,  Beilage  1  und  3,  die  Zusätze  sowie  die  konstruierten  Karten  von  Björnbo,  die  Textkommentare, 
die  Personen-  und  Ortsnamenverzeichnisse  sowie  Beilage  2  von  Petersen  her. 


IV 


Was  die  Stoffbehandlung  betrifft,  haben  wir  uns  nicht  damit  begnügen  wollen,  mit  den  Karteu- 
typen uud  geographischen  Textschilderaugen  zu  operieren,  sondern  haben  es  versucht,  die  Fragen  ein- 
gehender und  methodischer  zu  erörtern,  namentlich  indem  wir  die  allzu  oft  vernachläßigten  Ortsnamen 
sowohl  cpaelleukritisch  als  sprachlich,  womöglich  tabellarisch  untersuchten  und  die  auch  oftmals  ver- 
nachläßigten Ortsbestimmungen  zahlenkritisch  oder  zeichnerisch  behandelten. 

Das  vorliegende  Werk  ist  keine  unmittelbare  Übersetzung  der  dänischen  Abhandlung  über 
Claudius  Clavus,  die  wir  im  Jahre  1904  in  „Det  Kgl.  Danske  Videnskaberues  Selskabs  Skrifter"  ver- 
öffentlichten, sondern  eine  neue  Bearbeitung,  für  welche  die  genannte  Abhandlung  die  Grundlage  bildet. 
Studienreisen,  welche  die  Verfasser  seitdem  in  England,  Frankreich,  Holland,  Deutschland,  Österreich 
und  Italien  unternahmen,  haben  unsere  geographischeu  Kenntnisse  erweitert  und  neues  Material  zu- 
sammengebracht (vgl.  unsere  Publikation:  Anecdota  cartographica,  edd.  Axel  Anthon  Björnbo  et  Carl 
S.  Petersen,  Hauniae  1908)-  Besprechungen  der  dänischen  Clavusmonographie  oder  selbständige  Be- 
handlungen naheliegeuder  Stoffe  durch  Männer  wie  Jos.  Fischer,  Axel  Olrik,  Siegm.  Günther, 
Ove  Vangensten,  Karl  Aubert  u.  a.  sowie  persönliche  Mitteilungen  derselben  und  mehrerer  anderer 
haben  zu  Änderungen  zahlreicher  Einzelheiten  Veranlassung  gegeben,  während  die  Hauptergebnisse,  zu 
denen  wir  schon  1904  gelangt  waren,  bisher  sich  bestätigt  und  den  Beifall  unserer  Fachgenossen  ge- 
funden zu  haben  seheinen. 

Die  wichtigste  Umarbeitung  hat  in  Bezug  auf  die  Textausgaben  selbst  (Kap.  VII)  stattgefunden, 
indem  wir  teils  aus  Bücksicht  auf  des  Lateins  unkundige  Leser,  teils  um  unsere  eigene  Auffassung  klar- 
zulegen, deutsche  Übersetzungen  von  beiden  Werken  des  Clavus  gegeben  haben,  die  bisher  nur  mit 
dänisch -norwegischen  Übersetzungen  vorlagen.  Außerdem  haben  wir  Gustav  Storrns  nur  auf  nor- 
wegisch vorliegende  Beschreibung  von  der  Nanziger  Haudschrift,  worin  sich  das  früher  bekannte  von 
Clavus'  Werken  befindet,  mit  aufgenommen.  Zu  beiden  Werken  wurde  —  namentlich  aus  Rücksicht 
auf  nichtnordische  Leser  —  ein  umfangreicher  Kommentar  hinzugefügt,  der  vorher  fast  ganz  fehlte. 

Erhebliche  Umarbeitungen  haben  ferner  stattgefunden  am  Schlüsse  der  Einleitung,  am  ersten 
Teil  von  Kap.  II  (über  die  A-  und  B-Karten),  bei  Kap.  VI  (die  Ortsnamen  bei  Clavus)  und  Kap.  VIII 
(Clavus'  Quellen).  Am  wenigsten  umgearbeitet  sind  Kap.  I  und  III — V,  jedoch  auch  in  diesen  sind 
Änderungen  gemacht  und  neue  Mitteilungen  hinzugefügt. 

Die  allerneuesten  Aufschlüsse,  welche  uns  zu  spät  zugingen,  um  mit  in  den  Text  zu  kommen, 
befinden  sich  hinten  in  einem  Nachtrag.  Mehrere  von  diesen  Zusätzen  und  Berichtigungen  haben  wir 
wie  die  Unterschriften  zeigen,  Prof.  Jos.  Fischer  zu  verdanken,  der  sie  uns  gütigst  zur  Verfügung 
gestellt  hat.  Wie  aus  diesen  Mitteilungen  hervorgeht,  werden  erneute  Untersuchungen  vielleicht  in 
wesentlichen  Punkten  unsere  Darstellung  der  Geschichte  der  A-  und  B-Karten  vertiefen  und  die  Auf- 
fassung der  einzelnen  Phasen  in  dem  Schicksal,  das  die  jüngere  Clavuskarte  in  den  Händen  der  deut- 
schen Kopisten  Nicolaus  Germanus  and  Henricus  Martellus  gehabt  hat,  ändern.  Hierzu  bedarf  es  in- 
dessen einer  gründlichen  Behandlang  der  ganzen  lateinischen  Ptolemäusüberlieferung,  die  uns  zu  fern 
lag,  die  aber  von  Jos.  Fischer  aufgenommen  ist  uud  ihm  zweifellos  reiche  Früchte  tragen  wird,  wenn 
es  ihm  gelingt,  diese  große  und  sehr  wichtige  Arbeit  durchzuführen.  Sogar  recht  weitgehende  Ver- 
schiebungen in  der  Auffassung  der  Stellung  der  A-Karten  zu  einander  werden  jedoch  die  Darstellung 
von  Clavus  und  seinem  Werk  nicht  in  erheblichem  Maße  ändern  können,  solange  nicht  neue  Quellen 
auftauchen. 

Von  den  Mängeln  an  unserer  Arbeit,  deren  wir  uns  bewußt  sind,  ist  die  Frage  bezüglich  des 
Zusammenhangs  der  A-Karten  unter  einander  nach  unserm  Ermessen  von  weit  geringerer  Bedeutung 
als  die  Eeihen  von  Namen  in  Norwegen  und  auf  Gotland,  von  denen  es  uns  nur  gelungen  ist  nach- 
zuweisen, daß  hier  keine  wirklichen  Ortsnamen  vorliegen,  sondern  ein  willkürlich  von  Clavus  gewähltes 
Nennsystem,  dessen  Schlüssel  wir  nicht  haben  finden  können.  Selbst  wenn  Axel  Olrik  darin  recht 
haben  sollte,  daß  hier  ein  an  sich  sinnloser  Keimvers  (Remse)  oder  dergleichen  vorliegt,  so  befriedigt 


V 


diese  Lösung  erst  dann  völlig,  wenn  die  sprachlichen  Bestandteile  dieses  Reimverses  klargelegt 
sind.  An  dem  Tage,  wo  das  geschieht,  wird  unsere  Arbeit  und  namentlich  unsere  Ausgabe  des  neu- 
a'efundenen  Olavus-Textes  an  diesem  bestimmten  Punkte  veraltet  sein.  Wir  hoffen,  daß  dies  bald 
geschehen  möge. 

Einem  Mangel  an  der  dänischen  Clavusmonographie,  worauf  ein  Rezensent  mit  Eecht  auf- 
merksam gemacht  hat,  nämlich  dem  Fehlen  eines  Registers,  ist  in  der  vorliegenden  Umarbeitung  ab- 
geholfen worden. 

Ernstliche  Schwierigkeiten  boten  sich  bei  der  Ubersetzung  der  Ortsnamen,  nicht  zum  wenigsten 
bei  den  von  Clavus  selbst  erdachten  Nennsystemen,  deren  Schlüssel  es  uns  zu  finden  gelang,  und  wo  die 
Schwierigkeiten  also  überwunden  werden  sollten.  Wenn  wir  in  unserm  Text  teilweise,  in  der  Über- 
setzung der  Clavustexte  aber  durchweg  die  landläufigen  deutschen  Namenformen  wie  Schweden,  Nor- 
wegen, Dänemark,  Schonen,  Jütland,  Fünen,  Seeland,  Drontheim,  Apenrade,  Kopenhagen  u.  s.  w.  ver- 
schmäht und  uns  an  die  ortsüblichen  nordischen  Namenformen  Sverige,  Norge,  Danmark,  Skäne,  Jyl- 
land,  Fyen,  Sjaslland,  Trondhjem,  Aabenraa,  Kebenhavn  u.  s.  w.  gehalten  haben,  während  die  deutschen 
Bezeichnungen  nur  im  Kommentar  benutzt  oder  angeführt  worden  sind,  so  ist  das  mit  gutem  Bedacht 
und  nach  reiflicher  Überlegung  geschehen.  Eine  mitwirkende  Ursache  hierzu  war  natürlich  das  Unbehagen, 
welches  z.  B.  Deutsche  gegenüber  Mißgeburten  wie  Allemagne,  Tyskland,  Germany,  Autricke,  Alsace, 
Vienne,  Berlino,  Amburgo,  Munich,  Nuremberg,  Lybaek,  Mulhouse,  Basle,  Mayence,  Zurigo  u.  s.  w.  u.  s.  w. 
mit  Fug  und  Recht  empfindeD.  Der  Hauptgrund  war  indessen  die  Rücksicht  auf  die  altnordischen  Namen- 
formen, die  in  den  Clavus-Texten  vorkommen  und  uicht  durch  ausländische  Entstellungen  wiedergegeben 
werden  dürfen.  Ob  lateinische  Formen  wie  Dania,  Svecia,  Haunias  mit  Dänemark,  Schweden,  Kopen- 
hagen oder  mit  Danmark,  Sverige,  Kebenhavn  übersetzt  werden,  hat  weniger  auf  sich,  aber  wenn  ein 
Text  Formen  wie  Dannemarchia,  Obenraa,  Truntheim,  Seeland,  Keobenhaun  u.  s.  w.  enthält,  so  hat  der 
wissenschaftliche  Benutzer  Anspruch  darauf,  deu  Namen  zu  erfahren,  der  in  der  eigenen  Sprache  des 
Verfassers  Geltung  gewonnen  hat  und  den  er  kennen  muß,  um  die  sprachliche  Namenentwicklung  ver- 
folgen zu  können.  Der  geographische  Fachmann  hat  überhaupt  die  Verpflichtung,  die  einheimischen 
Namenformen  zu  kennen  und  in  Ehren  zu  halten,  und  eine  in  einer  Weltsprache  abgefasste,  wissen- 
schaftliche Arbeit,  die  sich  an  ein  ganz  internationales  Publikum  wendet,  muß  sich  von  den  zufälligen 
in  der  benutzten  Sprache  eingenisteten  Entstellungen  einzelner  gangbarer  Namen  freihalten;  diese 
müßten  vielmehr  nur  in  Reisehandbücher  und  Hotelreklamen  hineingehören  und  am  liebsten  auch  aus 
ihnen  ausgerottet  werden. 

Bevor  unser  Werk  fertig  war,  raffte  ein  plötzlicher  Tod  unsere  treue  Mitarbeiterin  Ella  Besser, 
die  mit  Interesse  und  persönlicher  Aufopferung  die  mit  großen  sprachlichen  Schwierigkeiten  verbundene 
Übersetzungsarbeit  übernommen  hatte,  dahin.  Abgesehen  vom  Nachtrag,  einem  Teil  der  Fußnoten  und 
der  Textkommentare  war  die  Übersetzung  jedoch  von  ihrer  Hand  fertiggestellt  —  und  mit  Beistand 
zuerst  unseres  Freundes  des  Bibliothekars  Raphael  Meyer,  dann  des  Herrn  Gustav  Barg  um, 
denen  wir  für  gute  Hilfe  danken,  wurde  das  Werk  vollendet,  dem  die  Verstorbene  soviel  Arbeit  ge- 
widmet hatte  und  das  es  ihr  leider  nicht  vergönnt  war  in  völlig  fertiger  Gestalt  zu  sehen. 

Für  Ausleihe  der  genannten  Wiener  Handschriften  nach  München  und  Kebenhavn  bringen 
wir  der  Direktion  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien  unseren  ergebenen  Dank  dar.  Seine  Hoheit  Fürst 
Waldburg- Wolf  egg,  der  Präfekt  der  Vatikanbibliothek  Herr  Pater  F.  Ehrle,  die  Direktionen  der 
Biblioteca  Nazionale  in  Firenze,  der  Universiteitsbibliotheek  in  Leiden  und  der  Biblioteca  Ordynancyi 
Zamoiskiei  in  Warszawa  haben  Anspruch  auf  die  größte  Erkenutlichkeit  unsererseits,  teils  für  die 
Liebenswürdigkeit,  die  sie  durch  die  erteilte  Erlaubnis  zur  freiesten  Benutzung  der  kostbaren  Hand- 
schriften, welche  die  obenerwähnten  Karten  enthalten,  bewiesen  haben,  teils  für  das  Entgegenkommen, 
womit  sie- unsere  schriftlichen  Anfragen  beantwortet  haben.  Wir  bedauern,  in  diesem  Zusammenhange 
nicht  auch  die  Biblioteca  Mediceo-Laurenziana  in  Firenze,  deren  Handschriften  unsere  Studien  uns  zu 
benutzen  zwangen,  nennen  zu  können. 


VI 


Zu  besonderem  Dank  sind  wir  Herrn  Oberbibliothekar  E.  W.  Dahlgren  in  Stockholm  ver- 
pflichtet, der  uns  zur  Benutzung  und  Keproduktion  eine  Photographie  der  für  uns  wichtigsten  der 
genannten  A-Karten  (Tafel  1)  freundlichst  überließ,  ferner  Herrn  Hofrat  Prof.  Fr.  v.  Wies  er  in  Inns- 
bruck, Herrn  Prof.  Jos.  Fischer  in  Feldkirch  und  Herrn  Dozenten  Dr.  Axel  Olrik  in  Kebenhavn 
samt  andern  Landsleuteu,  die  jeder  auf  seine  Art  mit  Verständnis  und  Interesse  das  Erscheinen  unserer 
Arbeit  gefordert  und  zur  Vervollständigung  des  Inhalts  beigetragen  haben.  Die  zu  unseren  Studien 
notwendige  Unterstützung  erhielten  wir  von  der  Carlsberg -Stiftung. 

Kgl.  Bibliothek,  Kßbenhavn. 


Die  Verfasser. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 


Einleitung 

1 

A.  Die  Überlieferungen  and  ihr  Znsammenhang-. 

Kapitel  I. 

Die  Auflassung  des  Nanziger  Werkes  ....... 

13 

II. 

Die  Karten  des  A-  und  B-Typus  ....... 

19 

„  HL 

Die  Wiener  Handschriften  ........ 

44 

„  IV. 

Die  Ulrner  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb  ...... 

48 

„  v. 

Der  Wiener  Text  und  die  dazugehörige  Karte  ..... 

64 

B.  Inhalt,  Quellen  und  Bedeutung1  der  beiden  Werke. 

Kapitel  VI. 

Die  Ortsnamen  bei  Clavus  ........ 

73 

Island  .......... 

76 

Grönland  .......... 

81 

Norwegen  und  üotland  ........ 

90 

Schweden  .......... 

95 

„  VII. 

Die  beiden  Clavus -Texte  ........ 

101 

A.  Ausgabe  des  Nanziger  Textes  mit  Ubersetzung  .... 

101 

B.  Ausgabe  des  Wiener  Textes  mit  Übersetzung  .... 

130 

„      VIII.  Clavus'  Quellen  

153 

A.  Ptolemäus       .  . 

153 

B.  Reisebuch  und  Kompaßkarten  ...... 

162 

C.  Eigene  Beobachtung  ........ 

169 

D.  Nordische  Quellen  ........ 

183 

*  IX. 

Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung  ....... 

195 

C.  Beilagen. 

1.  Der  Text 

zur  Nordlandskarte  (At)  im  Cod.  Magliab.  XIII.  16  . 

213 

2.  Auszug  aus  Regers  Registrum  alphabeticum 

3.  Synoptische  Tafel  über  die  Namen  in  Clavus'  jüngerem  Werke 
Namen  der  Nanziger  Karte  .... 

4.  Facsimile  des  Clavus -Textes  in  den  Wiener  Handschriften 

5.  Nachtrag       .  . 

A.  Zusätze  und  Berichtigungen 

B.  Personen-Register  ..... 

C.  Register  der  Ortsnamen  .... 

6.  Facsimile  der  Nordlandskarte  (A,)  im  Cod.  Magliab.  XIII.  16 

7.  Karte  konstruiert  nach  dem  Wiener  Texte 

8.  Karte  konstruiert  nach  dem  Nanziger  Texte 


Druckfehler-Berichtigungen. 


Seite 

Zeile 

von 

2 

6 

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5 

14 

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6 

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2  (Note  1) 

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3  (Note  1) 

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8 

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7 

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10 

5 

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11 

7 

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15 

1  (Note  2) 

oben 

17 

7 

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12 

oben 

19 

9 

oben 

19 

11 

oben 

20 

9 

oben 

23 

1  (Note  1) 

ol>en 

23 

2  (Note  2) 

unten 

25 

3 

oben 

29 

4 

unten 

30 

14 

oben 

30 

17 

oben 

33 

6 

oben 

40 

8 

unten 

50 

24 

oben 

62 

6 

oben 

77 

14 

oben 

78 

21 

oben 

78 

24 

oben 

78 

33 

oben 

80 

13 

unten 

81 

21 

oben 

87 

12 

unten 

87 

10 

unten 

90 

16 

oben 

102 

13 

oben 

103 

21 

unten 

104 

1  (Note  2) 

unten 

oben 

121 

1  (Noten) 

oben 

121 

14  (Noten) 

unten 

122 

7 

unten 

125 

5  (Noten) 

oben 

133 

9  (Noten) 

unten 

149 

13  (Noten) 

unten 

157 

2 

unten 

166 

25 

oben 

177 

6 

unten 

184 

13, 16, 17,35 

oben 

195 

6 

unten 

197 

3 

oben 

200 

9 

unten 

213 

2  3 

u  nten 

213 

Note  6) 

ausgeht 

217 

11 

217 

28 

steht: 
aufgeklärt 
Ordenszahlen 
demnächst 
dermaßen 
schreiben 
bereisten 

legen 
im  Schluß 
bei  Namen 
Karte 
dem 
deß 
fehlt 
auf  Grönland 
als  wir  .  .  .  wissen 
Bei  Arbeiten 
zu  den 
1901 
sol 
3802 

an  Martellus'  Karten 
gezeichnet 
den  Afi-Hs. 
mit  denen 
Handschriften 
Nordwegen 
kein 
eingelaufen  ist 
die  16 
wird 
des  Isländers 
eingeweihten 

Bs 
einziger 
Der  Name 
wird 
im  Not 
Kristiana 
die  20 
(Storms  Note), 
(Demi)  (d.  h.  die  gebildeten) 
nunmalige 

Kapische 
nunmaligen 
in  Eifel 
seinen 
wagt  man 
der  jüngsten 
Max'Clintock 
12 
Ursino 
bereisten 
weitbereisten 
frequentibus  c), 

0tfacia 
uilla  obero 


soll  heißen: 
aufgeklärt. 
Ordnungszahlen 

darauf 
folgendermaßen 
schreibe 
gereisten 
liegen 
am  Schlüsse 
mit  Namen 
Karten 
denen 
daß 
fehlen 
Grönlands 
höher  zu  schätzen  weiß,  als  ^ 
Durch  die  Arbeiten 
an  die 
1900 
soll 
4802 

an  den  Martellus-Karten 
umgezeichnet 
der  A„-Hs. 
mit  den 
Karten 
Norwegen 
sein 

unterlaufen  sind 
16 
werden 
der  Isländer 
geweihten 
B3  oder  der  Ulmer-Karte 
einzigem 
Den  Namen 
werden 
in  Not 
Kristiania 
die  20  ersten 
(Storms  Note). 
(Demi) 
jetzige 

Kaspische 
jetzigen 
in  der  Eifel 

ihren 
wagen  wir 
einer 
Mac  Clintock 
12  oder  24 
Orsini 
weit  gereisten 
weit  gereisten 
frequentibus 

Otfacia 

{uilla 
obero 


Einleitung. 


Unter  den  wenigen  namhaften  Autoren  des  dänischen  Mittelalters  gibt  es,  mit  Ausnahme  des 
Geschichtschreibers  Saxo  Grammaticus  (zirka  1200  n.  Chr.),  kaum  einen,  welcher  so  oft  erwähnt 
und  so  eingehend  behandelt  worden  ist,  als  der  Geograph  Claudius  Clavus  oder  Nicolaus  Niger. 
Man  ist  allerdings  noch  nicht  darüber  einig  geworden,  welche  Arbeiten  ihm  mit  Kecht  zuzuschreiben 
bind,  oder  in  welchem  Umfange  er  seine  Zeitgenossen  und  Nachfolger  beeinflußt  hat;  darüber  aber  ist 
man  klar,  daß  die  Lösung  der  mit  seinem  Namen  verknüpften  Fragen  von  größtem  Interesse  für  das 
Verständnis  der  älteren  Kartographie  und  Geographie  sein  wird.  Zur  Lösung  einiger  dieser  Fragen 
sollte  die  gegenwärtige  Abhandlung  einen  Beitrag  liefern,  und  sucht  dieselbe  einen  wesentlichen  Teil 
ihrer  Berechtigung  darin,  daß  sie  sich  teilweise  auf  einem  bisher  unbekannten  Material  aufbaut.  Es 
wird  zweckmäßig  sein,  als  Einleitung  eine  Ubersicht  zu  geben  über  die  älteren  einschlägigen  Arbeiten 
und  die  verschiedenen  Gesichtspunkte,  die  sich  geltend  gemacht  haben. 

Es  gebührt  dem  Franzosen  Jean  Blau  (f  1842)  das  Verdienst,  zuerst  eine  originale  Arbeit 
des  dänischen  Geographen  ans  Licht  gezogen  zu  haben.  In  der  Bibliothek  zu  Nancy  liegt  eine  im 
Jahre  1427  abgeschlossene  Handschrift  (Cod.  Nanc.  lat.  441),  welche  Jacobus  Angelus'  lateinische 
Übersetzung  von  Ptolemäus'  Geographie  enthält,  und  welche  dem  sich  für  geographische  Studien 
lebhaft  interessierenden  Kardinal  Guillaume  Fillastre  (f  1428)  gehörte.  In  dieser  Handschrift 
findet  sich  als  eine  Art  von  Anhang  des  Ptolemäustextes  eine  Beschreibung  von  den  nordischen  Län- 
dern  mit  zugehöriger  Karte,  verfaßt  von  Claudius  Clauus  (oder  Clauius)  Cymbricus,  wie  ihn  der  Kar- 
dinal nennt.  Eine  Ausgabe  dieses  Textes  und  ein  Faksimile  der  Karte  nebst  Beschreibung  des  ganzen 
Kodex  und  Erörterung  seiner  Geschichte  gab  Blau  im  Jahre  1836 1).  Uber  den  Kardinal  und  seine 
geographischen  Studien  war  er  imstande,  vielerlei  Interessantes  mitzuteilen,  von  Clavus  aber  wußte  er 
nur  das,  was  aus  dem  Texte  hervorging,  und  zwar  daß  er  auf  der  dänischen  Insel  Fünen  geboren  war 
und  den  Namen  Claudius  Clauus  (oder  Clauius)  Suartho  trug;  übrigens  vermutete  er,  daß  der  Kardinal 
ihn  persönlich  gekannt  und  sowohl  Beschreibung  als  Karte  geradezu  bei  ihm  bestellt  hätte.  Auf 
Blaus  Ausgabe  folgte  bald  (1844)  eine  neue  von  Gi  Waitz  (f  1886) 2);  dieser  beschränkte  sich  nicht 
allein  darauf  B 1  a  u  s  Text  abzudrucken,  sondern  er  unterzog  die  Nanziger  Handschrift  einer  eingehenden 
Prüfung,  wodurch  es  ihm  möglich  wurde,  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Irrtümern,  die  der  Vorgänger 
begangen  hatte,  zu  berichtigen  und  in  mehreren  Beziehungen  korrektere  Anschauungen  über  die  Uber- 
lieferung des  Werkes  darzulegen.    Durch  Waitz',  ebenfalls  von  einem  Faksimile  der  Karte  begleitete, 


')  Menwires  de  la  societe  rotjale  des  sciences,  lettres  et  arts  de  Nancy  1835,  Nancy  1836,  S.  LIII  ff.  u.  S.  66  ff. 
—  Vgl.  Catalogue  general  des  Mss.  des  bibl.  de  France,  Tome  IV,  Paris  1886,  S.  187. 

s)  Nordalbingische  Studien,  Neue  Ausgabe  1,  Kiel  1858,  S.  175  ff.    Erste  Ausgabe  war  uns  nicht  zugänglich. 

Björubo  u.  Petersen.  Claudius  Clavus.  1 


2 


Einleitung. 


Ausgabe  geriet  die  weniger  zugängliche  von  Blau  fast  in  Vergessenheit1).  Auf  Waitz  beziehen  sich 
auch  mehrere  Gelehrte,  die  in  der  folgenden  Zeit  den  Clavus  erwähnen,  ohne  jedoch  irgendwie  neue 
Gesichtspunkte  oder  neues  Material  zu  liefern.  Erst  im  Jahre  1868  machte  der  dänische  Gelehrte 
Holger  Fr.  Rördam  in  seiner  Schrift  über  den  däuischen  Geschichtsforscher  Lyskander2)  (f  1624) 
darauf  aufmerksam,  daß  dieser  mit  Bezugnahme  auf  den  deutschen  Humanisten  F  r  i  e  d  1  i  e  b  (I  r  e  n  i  c  u  s) 
einen  Claudius  Niger  nennt,  und  zwar  nahm  Kör  dam  an,  daß  dieser  Claudius .  möglicherweise  mit 
dem  von  der  Nanziger  Handschrift  bekannten  Claudius  Clauius  (Suartho)  identisch  sein  könnte.  Das 
angeführte  Zitat  bei  Fried  lieb  fand  er  nicht,  seine  Hypothese  aber  wurde  durch  die  Untersuchungen 
seines  Landsmannes  Edv,  Erslev  (f  1892)  vollauf  bestätigt3);  denn  dieser  wies  nach,  daß  bei  Friedlieb 
ein  Werk  „des  gelehrten  aus  Dänemark  stammenden  Claudius  Niger"  als  dessen  Hauptquelle  für  die  Nord- 
lande zitiert  würde.  Durch  einen  Vergleich  der  umfangreichen  Irenicus- Zitate  mit  dem  Nanziger 
Werke  gewann  er  die  Uberzeugung,  daß  Claudius  Niger  und  Claudius  Clavus  wirklich  identisch 
sein  müßten,  ein  Resultat,  dem  die  spätere  Forschung  einstimmig  beigepflichtet  hat.  Aus  Friedliebs 
Aufklärungen  schloß  Erslev  ferner,  daß  Clavus  ein  Zeitgenosse  von  Erich  dem  Pommer  (König 
in  Dänemark  1412 — 1439)  gewesen  sei,  und  daß  er  auf  dessen  Aufforderung  hin  eine  von  einem  Texte 
begleitete  Karte  von  „ganz  Dänemark"  entworfen  habe.  Schließlich  lieferte  er  den  Beweis,  daß  Clavus 
nicht  nur  von  Lyskander,  sondern  auch  von  anderen  älteren  dänischen  Autoren,  wie  dem  berühmten 
J.  J.  Pontanus  (f  in  Holland  1639)  und  dem  als  Geschichtschreiber  bekannten  Erich  Pontoppidan 
(f  1764)  erwähnt  worden  sei4).  Dagegen  vermißt  man  bei  Erslev  eine  genauere  Erörterung  des  Verhält- 
nisses der  Irenicus -Zitate  und  des  Nanziger  Textes.  Letzterer  war  indessen  schon  vor  der  Veröffent- 
lichung von  Erslevs  Untersuchungen  von  neuem  herausgegeben  worden,  und  diesmal  in  einer  Gestalt,  die 
dem  Leser  einen  viel  deutlicheren  Eindruck  des  Originals  gab  als  die  älteren  Ausgaben  von  Blau  und 
Waitz.  Dem  internationalen  Amerikanistenkongreß  zu  Kopenhagen  1883  legte  nämlich  der  berühmte 
schwedische  Polarforscher  Freiherr  A,  E.  Nordenskiöld  (f  1902)  eine  vorzügliche  Photolithographie 
nicht  nur  der  Karte,  sondern  auch  der  begleitenden  Textseiten  vor 5),  dieselbe,  die  er  später  seiner 
Abhandlung  über  die  Eeisen  der  Gebrüder  Zeno  beifügte6). 

Werfen  wir  nun  einen  Blick  über  diese  älteren  Untersuchungen,  so  sehen  wir,  daß  es  nach 
und  nach  gelungen  war,  verschiedenes  über  Clavus  zu  erfahren.  Eine  Arbeit  von  ihm  war  ans  Licht 
gezogen,  seine  Blütezeit  ungefähr  festgestellt,  und  was  die  älteren  Autoren  von  ihm  wußten,  zum  Teil 
aufgeklärt,  Eine  deutliche  Vorstellung  seiner  Bedeutung  für  die  Geschichte  der  Geographie  hatte  man 
dennoch  nicht  gewonnen,  und  eine  solche  zu  erhalten  war  auch  kaum  möglich,  so  lange  das  Studium 
der  ältesten  nordischen  Geographie  noch  so  wenig  gepflegt  war.  Die  folgenden  Jahre  brachten  indessen 
auf  diesem  Gebiete  einen  mächtigen  Aufschwung.  Neues  wertvolles  Material  wurde  aus  Bibliotheken 
und  Archiven  hervorgeholt  und  ganz  neue  Gesichtspunkte  zur  Geltung  gebracht.  An  der  Spitze  staud 
bekanntlich  Nor denskiöl d,  dessen  imposanter  Facsimile -Atlas  im  Jahre  1889  erschien7). 


•)  Sonderbarerweise  nennt  Beauvois  im  Artikel  „Clavus"  in  La  gründe  Encyclopdäie  nicht  die  Ausgabe 
von  Blau. 

2)  H.  F.  Rördain,  Klavs  Christoffersen  Lyskanders  Leimed,  samt  hans  Bog  om  Danske  Skribmter,  Keben- 
havn  (Kopenhagen)  1868,  S.  199,  Note  1. 

3)  Edv.  Erslev,  Jylland,  Studier  og  Skildringer  til  Danmarks  Geograp,  K:benhavn  1886,  S.  120  ff.  Tafel  5 
ist  ein  Faksimüe  von  Clavus'  Karte  nach  Waitz. 

4)  Schon  im  Jahre  1859  hatte  F.  Geerz  (Geschichte  der  geographischen  Vermessungen  und  der  Landkarten 
Nordalbingiens,  Berlin  1859,  S.  17)  auf  den  von  Pontanus  erwähnten  Claudius  Niger  aufmerksam  gemacht  und 
erklärt,  daß  er  nicht  entscheiden  könnte,  ob  seine  Karte  mit  der  von  „Donnus  Nicolaus"  identisch  sei,  eine,  wie  wir 
bald  sehen  werden,  ganz  falsche  Vermutung. 

6)  A.  E.  Nordenskiöld,  Trois  cartes  precolumbiennes  representant  une  partie  de  V Amerique  (Groenland), 
Stockholm  1883. 

*)  Derselbe,  Studier  och  forskningar  föranlcdda  af  mina  resor  i  h'öga  Norden,  Stockholm  1883;  deutsche 
Ausgabe  (Studien  und  Forschungen  etc.),  Leipzig  1885. 

7)  Derselbe,  Facsimile -Atlas,  Stockholm  1889;  englische  Ausgabe,  ibid.  1889. 


Einleitung. 


3 


Hier  wird  in  Kapitel  V1)  eine  Übersicht  gegeben  über  die  älteste  kartographische  Literatur 
der  Nordlande,  die  aus  sämtlichen  bis  dahin  bekannten  Quellen  geschöpft  ist.  In  Bezug  auf  Clavus 
schließt  Nordens kiöld  sich  Erslev  an,  daß  er  nämlich  mit  Friedliebs  Claudius  Niger  identisch 
sei  und  daß  er  infolge  der  Aufforderung  des  dänischen  Königs  (Erich  der  Pommer)  die  Karte  und 
die  Beschreibung  der  Nordlande  ausarbeitete.  Er  behauptet  aber,  daß  der  Verfasser  dem  Kardinal 
Fillastre  ganz  unbekannt  gewesen  und  daß  Text  und  Karte  in  der  Nanziger  Hundschrift  nur  eine 
Kopie  sei,  welcher  Ansicht  Waitz  übrigens  auch  schon  gewesen  war.  Von  dem  Umfange  von  Clavus' 
originaler  Arbeit  hat  er  ganz  neue  Anschauungen.  Indem  er  sich  auf  einen  Ausspruch  des  Kardinals 
Fillastre  (auf  den  wir  später  zurückkommen  werden)  auf  der  8-  Europakarte  seiner  Ptoleniäus-Hand- 
schrift  beruft,  kommt  er  zu  der  Schlußfolgerung,  daß  die  Karte  des  Clavus  nicht  den  nördlichsten  Teil 
von  Skandinavien  und  Grönland  umfaßte,  und  daß  der  Kardinal  „in  diesem  Falle"  aus  einer  andern 
Quelle  geschöpft  haben  müßte,  „für  welche  leider  keine  weitere  Anhaltspunkte  gegeben  werden."  Die- 
selbe Quelle  vermutete  Nordenskiöld  in  den  charakterisierenden  Legenden  von  Engländern,  „Carelen", 
Slawen  und  Preußen,  die  man  auf  Clavus'  Karte  findet  (Britanni  anglicati  apostate ;  Carelorum  inft- 
delium  regio  maxime  septentrionalis ;  Slauorum  regio  Insidiatrix ;  Peruersa  prutenorum  nacio  uel  nocio); 
und  nach  den  Zeitbestimmungen,  welche  ihnen  vermutlich  entnommen  werden  konnten 2),  versetzte  er 
diese  unbekannte  Quelle  in  den  Anfang  des  13-  Jahrhunderts.  Ferner  fand  er  einen  Beweis  für  seine 
Behauptung,  daß,  so  wie  die  Clavuskarte  bei  Fillastre  zu  finden  wäre,  ihr  verschiedene  Quellen  zu 
Grunde  lägen:  Es  befindet  sich  nämlich  auf  der  Karte  eine  doppelte  Gradabteilung.  Dieser  Umstand 
sollte  nach  seiner  Ansicht  teils  Beobachtungen  oder  einer  auf  Beisebüchern  begründeten  Berechnung 
zuzuschreiben  sein,  teils  einer  fehlerhaften  Gradabteilung  auf  einer  Portolankarte  (Kompaßkarte).  Unter 
den  Beiträgen  zur  nordischen  Kartographie,  welcher  der  Facsimile- Atlas  uns  brachte,  war  einer,  der 
an  und  für  sich  sehr  bedeutungsvoll  war  und  der  auch  für  die  Auffassung  von  Clavus  und  seinen 
Arbeiten  eine  eingreifende  Bedeutung  bekam.  In  der  Zamoiskischen  Majoratsbibliothek  in  Warschau 
fand  Nordenskiöld  eine  prachtvolle  Handschrift,  welche  die  Geographie  des  Ptolemäus  in 
Jacobus  Angelus'  Ubersetzung  enthielt  und,  nach  der  Schrift  zu  urteilen,  aus  der  letzten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  stammte.  Hierin  befand  sich  eine  Karte  über  die  nordischen  Länder  3)  in  einem 
bis  dahin  wenigstens  in  seiner  Gesamtheit  unbekannten  Typus,  und  zeichnete  sich  diese  besonders  durch 
die  überraschend  richtige  Konfiguration  Grönlands  und  der  dänischen  Inseln  aus,  sowie  durch  die 
korrekte  Lage  der  nordischen  Länder,  inklusive  Grönlands,  zu  einander  (der  A-Typus).  Diese  Karte 
bezeichnete  Nordenskiöld  als  eine  Bearbeitung  des  Prototypus  der  zahlreichen  Karten  über  den 
hohen  Norden,  welche  sich  in  den  lateinischen  Ptolemäusausgaben  befinden,  auch  für  diejenigen,  wo 
Grönland  fehlerhafterweise  nördlich  von  Norwegen  angebracht  wird  (der  B-Typus,  die  „Doniskarte"), 
sowie  für  die  so  oft  debattierte  Zenokarte.  Woher  diese  Karte  ursprünglich  stammte,  meinte  er  mit 
Sicherheit  bestimmen  zu  können,  denn  E.  W.  Dahlgren  hatte  ihn  darauf  aufmerksam  gemacht4),  daß 
sie  entstellte  nordische  Zahlwörter  als  Benennung  von  Flüssen  längs  der  Ostseeküste  enthielt.  Ihre 
nordische  Abstammung  war  also  zweifellos.  Andrerseits  befanden  sich  auf  der  Karte  durchaus  korrekte 
lateinische  Inschriften,  und  Nordenskiöld  entnahm  daraus  folgendes;  „es  ist  unwiderleglich  beweisbar, 
daß  die  hier  in  Frage  stehende  Karte  auf  einer  nordischen  Urkunde  fußt;  diese  ist  vermutlich  von 
einem  im  Lateinischen  nicht  sein:  bewanderten  Manne  verfaßt  und  dem  Ptolemäus  hinzugefügt  von 


')  Ibid.  8.  52  ff. 

2)  Die  Engländer  wurden  unter  König  Johann  (1208)  in  den  Bann  getan,  die  Karelen  in  Finland,  an 
welche  Nordenskiöld  bei  Clavus'  Careli  infideles  denkt,  im  Jahre  1296  vorn  schwedischen  Marschall  Thorkel 
Knutsson  (f  1306)  bekehrt:  die  Bekehrung  der  Preußen  wurde  erst  im  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  voll- 
endet, obgleich  sie  schon  im  10.  ihren  Anfang  genommen,  während  die  östlich  von  der  Elbe  wohnenden  Slawen  im 
12.  Jahrhundert  eine  Zeitlang  zum  Heidentum  zurückkehrten. 

■')  A.  E.  Nordenskiöld,  Facsimile-Atlas  tili  leartografiens  äldsta  historia,  Stockholm  1889;  englische  Aus- 
gabe, ibid.  1889.    Tafel  30  ist  ein  Faksimile  der  Zamoiski-Karte. 

4)  Vgl.  Facsimile-Atlas,  S.  56. 

1* 


4 


Einleitung. 


einem  guten  Lateiner,  der  in  den  nordischen  Sprachen  nicht  gut  bewandert  war.  Dieser  Urtypus  (der 
A-Typus),  der  im  Gegensatz  zu  Clavus'  originaler  Karte,  so  wie  Nordenskiöld  dieselbe  auffaßte,  die 
ganze  skandinavische  Halbinsel,  Island  und  Grönland  darstellte,  sollte  dann,  nachdem  der  Kompaß 
später  zur  Auwendung  gebracht  worden  war,  wegen  Unkenntnis  der  Deviation  zu  dem  obengenannten 
B-Typus  mit  Grönland  nördlich  von  Norwegen  umgezeichnet  worden  sein.  Grönlands  überraschend 
richtige  Form  auf  der  Zamoiskikarte  mußte  also  aus  einer  Zeit  stammen,  da  noch  ein  reger  Verkehr 
zwischen  Grönland  und  den  übrigen  nordischen  Ländern  bestand,  der  Kompaß  dagegen  unbekannt 
war,  und  Nordenskiöld  behauptete  deshalb,  daß  das  Original  verfertigt  sein  mußte,  ehe  die  nor- 
dischen Seeleute  mit  dem  Gebrauch  des  Kompasses  bekannt  gewesen  wären,  vielleicht  im  Anfang  des 
13.  Jahrhunderts.  Dies  Original,  meint  er,  ist  zugleich  eine  der  von  Fillastre  zur  Bearbeitung  von 
Clavus'  Karte  benutzten  Quellen,  indem  er  von  diesem  Grönland  und  das  nördlichste  Skandinavien 
entnommen  habe.  Die  wesentlichste  Abweichung  der  Zamoiski  -  Karte  vom  Original,  bestehe  dann 
dariu,  daß  jene  in  einer  neuen  Projektion  (der  trapezförmigen  „Donis" -Projektion)  umgezeichnet  ist, 
während  dieses  ohne  Zweifel  in  der  alten  Ptolemäischen  äquidistanten  gezeichnet  war. 

Nordenskiöld s  Untersuchungen  hatten  weitgehende  Folgen;  sie  riefen  gleich  zwei  neue 
Beiträge  zur  älteren  Geschichte  der  Geographie  der  Nordlande  hervor:  eine  Abhandlung  von  dem  nor- 
wegischen Historiker  Gustav  Storm  und  die  Darlegung  von  noch  mehr  neuem  Material  durch 
den  bekannten  österreichischen  Geographiehistoriker  Hofrat  F.  R.  v.  Wieser.  Gustav  Storms  (f  1903) 
Abhandlung  über  Clavus  x)  bildet  die  gründlichste  und  vielseitigste  Behandlung  der  hierher  gehörigen 
Fragen,  die  bis  dahin  geliefert  worden  ist.  Mit  außerordentlicher  Tüchtigkeit  ist  alles,  was  durch 
frühere  Forschungen  zerstreut  uud  stückweis  vorhanden  war,  zu  einem  gesammelten  Ganzen  vereinigt 
und  viel  neuer  Stoff  ans  Tageslicht  gefördert.  Storm  geht  der  Sache  auf  den  Grund  und  wendet  sich 
zuerst  zur  Nanziger  Handschrift,  die  er  eingehend  und  sorgfältig  beschreibt,  so  daß  Blaus,  Waitz' 
und  nun  gar  Erslevs  Auseinandersetzungen  dadurch  überflüssig  werden.  Storms  genaue  Unter- 
suchungen führten  ihn  zu  dem  Resultat,  daß  Kardinal  Fillastre  viele  Jahre  hindurch  danach 
gestrebt  hatte,  in  den  Besitz  der  Ptolemäus -Ubersetzung  des  Jacobus  Angelus  zu  gelangen,  daß  er 
zirka  1417  ein  Exemplar  ohne  Karte  errungen  hatte,  daß  er  während  seines  Aufenthaltes  in  Italien 
1427  nach  einer  griechischen  Ptolemäus-Handschrift  die  Karten  zeichnen  ließ  und  dann  erst  die  Arbeit 
des  Clavus  kennen  lernte.  Von  dieser  wurde  eine  Abschrift  in  seinen  Ptolemäus  eingefügt,  jedoch  an 
unrechter  Stelle  (zwischen  der  ersten  und  zweiten  Afrikakarte).  Bei  genauerer  Betrachtung  von  Clavus' 
Text  und  Karte  bemerkte  Storm,  daß  der  Text  am  Schluß  dichter  als  anderswo  geschrieben  war, 
offenbar  weil  der  Schreiber  zu  wenig  Platz  berechnet  hatte ;  auch  fanden  sich  auf  der  Karte  viel  weniger 
Namen  als  im  Text,  während  namenlose  Städtezeichen  und  Flüsse  einen  größeren  Reichtum  an  Namen 
auf  dem  Original  voraussetzen  mußten.  Hieraus  folgerte  er:  „Die  Wiedergabe  des  Kardinals  ist  also 
durchgehends  eine  verkleinerte  Kopie,  während  sowohl  die  Beschreibung  als  die  Karte  im  däni- 
schen Original  größer  gewesen  ist"  2).  Zu  demselben  Resultate  meinte  er  noch  sicherer  auf  andere 
Weise  kommen  zu  können.  Er  verfolgte  nämlich  den  Weg,  welchen  Erslev  vor  ihm  eingeschlagen 
hatte:  zu  den  Geographen  des  16.  Jahrhunderts  zurückzugehen.  Und  hier  wies  er  nach,  daß  nicht  allein 
Friedlieb  (1518),  sondern  auch  Johann  Schöner  (1515)  Clavus  in  reichem  Maßstabe  benutzt,  ja 
ihn  geradezu  abgeschrieben  hatten.  Daß  diese  oft  gleichlautenden  Clavus-Auszüge  der  zwei  deutschen 
Geographen  nur  geringe  Ähnlichkeit  mit  dem  Nanziger  Texte  zeigen,  beunruhigt  Storm  nicht  weiter. 
Er  betrachtet  dies  einfach  als  Folge  einer  vom  Kardinal  Fillastre  oder  seines  Schreibers  beim  Nieder- 
schreiben der  Nanziger  Handschrift  vollzogenen  Abkürzung  des  Textes,  durch  welche  die  von  den 
beiden  deutschen  Geographen  bewahrten  Fragmente  aus  Clavus'  ursprünglichem  Texte  weggefallen  wären 3). 

')  Gr.  Storm,  Den  danske  Geograf  Claudius  Clavus  eller  Nicolaus  Niger  in  Zeitschrift  Yiner,  Stockholm  1889, 
S.  129—146  u.  1891,  S.  13—37. 

2)  l.  c.  S.  138.    Die  Aushebungen  von  Storm. 

3)  Diesen  Mangel  an  Übereinstimmung  berührt  Storm  nur  leicht;  daß  unser  Referat  jedoch  mit  seinem 
Gedanken  pal  t,  ist  aus  seiner  Ausgabe  des  Nanziger  Textes  (l.  c.  S.  23 — 24)  ersichtlich ;  da  sagt  er  nämlich  in  den 


Einleitung. 


5 


Die  Ortsbestimmungen  bei  Friedlieb  (Schöners  erklärte  er  auf  eine  andere  Weise)  waren  fast  alle 
von  denen  der  Nanziger  Handschrift  abweichend;  aber,  sagt  Storm,  „die  natürliche  Erklärung  hiefür 
ist  die,  daß  Friedlieb  eine  detailliertere  Karte  benutzt  und  die  genaueren  Zahlen  danach  berechnet 
hat.  Die  ursprüngliche  Karte  ist  also  weit  größer  und  mit  viel  mehr  Namen  versehen  gewesen,  als 
die  Nanziger  Karte"  x).  Diese  ausführlichere  Clavische  Karte  fand  Storm  jetzt  in  der  von  Norden- 
skiöld  gefundenen  Zamoiski-Karte.  Er  machte  nämlich  darauf  aufmerksam,  daß  sowohl  bei  Fried- 
lieb als  bei  Schöner  Namen  und  Berichte  vorkämen,  „welche  sich  nicht  in  der  Nanziger  Hand- 
schrift, wohl  aber  in  der  Zamoiskischen  Karte  fänden.  Das  Resultat  hiervon  scheint  offenbar  nur  das 
sein  zu  können,  daß  die  Zamoiskische  Karte  von  Gl.  Clavus  stammt  und  wesentlich  eine  treue  Kopie 
seiner  Arbeit  ist"  In  diesem  Resultat  wurde  Storm,  teils  durch  eine  Note  des  Kardinals  auf  der 
8.  Europakarte2),  teils  durch  die  von  Dahl g reu  hervorgehobenen  entstellten  nordischen  Zahlwörter 
noch  mehr  bestärkt.  „Diese  AVörter  stammen  deutlich  genug  nicht  nur  von  einem  nordischen,  sondern 
ganz  bestimmt  von  einem  dänischen  Original  in  einer  Sprachform,  die  kaum  älter  als  das  15.  Jahr- 
hundert ist  (die  Ordenszahlen  forste,  annen,  tredie,  fierde,  d.  h.  erste,  zweite,  dritte,  vierte).  Dadurch 
steht  es  fest,  daß  die  Zamoiski-Karte  von  einem  dänischen  Geographen  zunächst  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert her  stammt  und  dann  muß  dieser  mit  Cl.  Clavus  zusammenfallen"  3). 

Storm  geht  demnächst  zu  einer  näheren  Betrachtung  von  Clavus'  Persönlichkeit  und  Werk 
über.  Er  beweist,  daß  dieses  in  Italien  entstanden  sein  muß.  Es  setzt  nämlich  die  Kenntnis  von 
Ptolemäus'  Geographie  voraus,  in  deren  Geist  es  eine  ergänzende  Schilderung  des  hohen  Nordens 
gibt,  setzt  außerdem  die  Benutzung  von  einem  Reisebuch  von  zirka  1380  (Itineraire  Brugeois)  voraus, 
sowie  von  italienischen  Kompaßkarten,  von  welchen  es  den  Küstenrand  und  die  Ortsnamen  an  der 
Ostsee  entlehnt  hat.  Mit  großem  Scharfsinn  weist  Storm  eine  Spur  von  Clavus'  Aufenthalt  in  Italien 
nach.  In  Briefen  des  päpstlichen  Sekretärs  Poggio  vom  8-  Januar  1424  und  4-  Mai  1434  wird  ein 
Nicolaus,  quidam  doctus  homo  natione  Gothus  erwähnt,  der  in  Rom  1424  in  Gegenwart  Vieler  erzählt 
hat,  daß  er  im  Kloster  zu  Sorö,  in  der  Nähe  von  Roskilde  (auf  der  Insel  Seeland),  ein  vollständiges 
Exemplar  des  Livius  gesehen  habe.  Diesen  Nicolaus  Gothus,  den  schon  G.  Voigt4)  als  einen  Dänen 
bezeichnete,  identifiziert  Storm  jetzt  mit  Clavus,  und  er  gibt  triftige  Beweise  für  die  Richtigkeit  dieser 
Annahme5).  Die  Person  und  das  Leben  des  Clavus  stehen  hiedurch  in  einem  ganz  neuen  Licht; 
Storm  bezeichnet  ihn  als  .einen  wandernden  Gelehrten,  der  sich  viele  Jahre,  vielleicht  seit  1412 — 13 
seiner  Studien  wegen  in  fremden  Ländern  aufgehalten  hat."  Im  Winter  142,3 — 24  ist  er  nach  Rom 
gekommen  und  hat  hier  in  humanistischen  Kreisen  Impulse  empfangen,  die  ihn  zu  einer  Ergänzung  des 
Ptolemäus  für  den  hohen  Norden  getrieben  haben.  Am  Schluß  seiner  Abhandlung  wendet  Storm 
sich  gegen  Nordenskiöld  und  versucht  dessen  Annahme,  daß  die  Zamoiski-Karte  aus  dem  13.  Jahr- 
hundert stammen  sollte,  zu  widerlegen ;  er  erklärt  die  Beweise,  auf  welche  Nordenskiöld  sich  beruft, 
auf  andere  Art  und  behauptet,  daß  die  früher  erwähnten  charakterisierenden  Legenden  auf  der  Nanziger 
Karte  eher  auf  den  Anfang  des  15-  als  den  des  13-  Jahrhunderts  deuten.  Er  führt  an 6),  daß  der 
Ausdruck  apostate  für  die  Engländer  viel  besser  ins  15.  Jahrhundert  paßt,  da  John  Wiclifs  Ketzerei 
weit  verbreitet  war,  als  ins  13-,  wo  König  Johanns  Achtung  nicht  dazu  berechtigt,  das  englische 
Volk  ein  abgefallenes  zu  nennen;  die  Bezeichnung  insidiatrix  von  den  Slawen  und  perversi  von  den 
Preußen  findet  er  im  15.  Jahrhundert  viel  angebrachter,  wo  die  wendischen  Orte  und  das  Auftreten 


kritischen  Noten  ausdrücklich :  an  dieser  Stelle  ist  dieses  Stück,  an  jener  jenes  weggelassen,  und  die  als  „weg- 
gelassene" bezeichneten  Stücke  sind  gerade  diejenigen,  die  wir  bei  Schöner  und  Friedlieb  antreffen. 
')  l.  c.  S.  145. 

2)  Wie  oben  bemerkt,  erkennt  auch  Nordenskiöld  die  Bedeutung  dieser  Note,  die  er  doch  ganz 
anders  deutet. 

3)  l.  c.  S.  146. 

4)  G.  Voigt,  Die  Wiederbelebung  des  klassischen  Alterthums,  2.  Aufl.,  Berlin  1880,  I,  S.  251. 

5)  Ymer  1891,  S.  17—18. 
«)  l.  c.  S.  22—23. 


6 


Einleitung. 


der  preußischen  Ritter  auf  der  Insel  Gotland  der  dänischen  Königin  Margarete  (f  1412)  viele 
Schwierigkeiten  bereiteten.  Vor  allem  hebt  er  hervor,  daß  bei  Careli  infideles  nicht  an  die  Karelen 
in  Finland  gedacht  ist,  sondern  daß  die  Eskimos  in  Grönland  —  dem  Lande,  auf  dem  die  Legende 
auf  Clavus'  Karte  angebracht  ist  —  damit  gemeint  sind.  Mit  Hilfe  der  Clavus-Fragniente  bei  Schöner 
und  Friedlieb,  der  Nanziger  Karte,  der  Zamoiski-Karte  und  deren  . Ableger "  (der  Donis-Karte)  gibt 
Storm  am  Schluß  seiner  Abhandlung  eine  kritische,  kommentierte  Ausgabe  des  Nanziger  Textes, 
begleitet  von  dem  seinerzeit  von  Nordenskiöld  gegebenen  Faksimile.  Vorausgesetzt,  daß  Storm 
das  Verhältnis  der  Quellen  zu  einander  richtig  aufgefaßt  hat,  muß  man  diese  Ausgabe  eine  vortreff- 
liche nennen,  und  werden  sich  nur  wenige  Einwendungen  gegen  dieselbe  erheben  lassen. 

Zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Abschnitt  von  Storms  Abhandlung  —  also  dermaßen,  daß 
die  beiden  Forscher  sich  nicht  mit  ihren  beiderseitigen  Anschauungen  bekannt  machen  konnten  — 
erschien  (1890)  der  zweite  durch  Nordenskiölds  Facsimile -Atlas  hervorgerufene  Beitrag  zur  ältesten 
Kartographie  der  Nordlande:  F.  R.  v,  Wiesers  Besprechung1).  Dieser  erkennt  völlig  die  Wichtigkeit 
der  ans  Licht  gezogenen  Zamoiski-Karte  und  gibt  Nordenskiöld  dirin  recht,  daß  diese  und  die 
Karte  der  Gebrüder  Zeno,  was  Grönland  betrifft,  von  demselben  Original  stammen  müssen.  Gleich- 
zeitig macht  er  aber  darauf  aufmerksam,  daß  er  vor  längerer  Zeit  in  Firenze  drei  handschriftliche 
Karten  gefunden  habe,  welche  —  einige  unwesentliche  Details  abgerechnet  —  vollständig  mit  der 
Zamoiski-Karte  übereinstimmen  -).  Nordenskiölds  Ansicht,  daß  das  Original  der  Zamoiski-Karte 
aus  dem  Anfang  des  13-  Jahrhunderts  stamme,  teilt  er  vollständig  und  findet  einen  neuen  Beweis  für 
deren  Richtigkeit  in  folgender,  auf  einer  der  Karten  befindlichen  Notiz:  Liuonia  nouiter  per  prutenos 
fratres  ad  christi  fidem  conuersa  se  extendit  ad  boream.  Über  diese  Notiz  äußert  v.  Wieser  sich 
dermaßen:  „Diese  Bemerkung  weist  bestimmt  auf  das  13-  Jahrhundert.  Die  Bekehrung  der  Liven 
begann  zirka  1200,  im  Jahre  1237  verbanden  sich  die  Ritter  des  Deutschen  Ordens  mit  den  Inlän- 
dischen Schwertrittern  und  unterwarfen  bald  ganz  Livland,  Kurland  und  Esthland.  Wir  stehen  also 
vor  der  interessanten  Tatsache,  daß  man  im  Norden  Europas  Kartenbilder  von 
überraschender  Treue  zu  entwerfen  verstand  in  einer  Zeit,  aus  der  uns  sonst  — 
abgesehen  von  den  Portulani  der  Italiener  und  Katalanen  —  nur  schematische 
Radkarten  und  rohe  Routenkarten  erhalten  sind"3).  Auch  Nordenskiölds  Annahme, 
daß  die  originale  nordische  Karte  in  der  alten  Ptolemäischen  äquidistanten  Projektion  gezeichnet 
worden  sei,  konnte  v.  Wieser  bekräftigen;  denn  eine  der  Karten  in  Firenze  war  wirklich  in  dieser 
Projektion  gezeichnet.  Über  Clavus  und  sein  Werk  sprach  er  sich  nur  in  folgender  Note  aus:  „Auch 
die  neuerdings  viel  besprochene  Karte  des  Claudius  Clavus  in  dem  Ptolemäus-Kodex  aus  dem  Jahre 
1427  auf  der  Stadtbibliothek  in  Nancy  beruht,  wie  Nordenskiöld  nachweist,  zum  Teil  auf  nordischen 
Originalkarten  des  XIII.  Jahrhunderts." 

Die  außerordentlich  wichtigen  Funde,  über  welche  v.  Wies  er  in  seiner  Besprechung  berichtete, 
legte  Nordenskiöld  der  Öffentlichkeit  1892  in  einer  wirklich  prächtigen  Gestalt  vor*),  und  in 
seinem  neuen  großartigen  Werke  Periplus  5)  (1897)  behandelt  er  die  Frage  über  den  Ursprung  und 
das  Alter  der  Karten  aufs  neue.  Seine  Anschauungen  sind  im  großen  und  ganzen  dieselben,  die  er 
schon  früher  im  Facsimile -Atlas  dargelegt  hatte,  er  präzisiert  sie  nur  noch  mehr  und  sucht  sie  durch 
eingehendere  Beweise  zu  begründen.  Daß  die  Nordlandskarten  aus  einer  Art  von  Zusammenarbeiten 
zwischen  einem  der  lateinischen  Sprache  und  der  wissenschaftlichen  (Ptolemäischen)  Geographie  unkun- 
digen Nordländer  und  einem,  in  der  Ptolemäischen  Geographie  wohlbewanderten,  den  nordischen 
Sprachen  dagegen  unkundigen   Südländer  hervorgegangen  sein  müssen,  scheint  ihm  jetzt  ebenso  ein- 

')  Petzrmanns  Mitteilungen,  Bd.  36,  Gotha  1890,  S.  270  ff. 

2)  Über  diese  Karten  und  die  Handschriften,  in  denen  sie  enthalten  sind,  s.  Kap.  II. 

3)  l.  c.  S.  276.    Die  Aushebung  von  v.  Wieser. 

4)  A.  E.  Nordenskiöld,  Bidrag  tili  Nordens  äldsta  kartografi,  Stockholm  1892,  Tafel  1—3. 

6)  A.  E.  Nordenskiöld,  Periplus,  Utkast  tili  sjokortens  och  sjöböckernas  äldsta  historia,  Stockholm  1897, 
Kap.  10,  S.  86-91  u.  Tafel  32.    Englische  Ausgabe,  Stockholm  1897,  S.  85—90  u.  Tafel  32. 


Einleitung. 


7 


leuchtend  wie  früher.  Während  er  aber  zuvor  au  zunehmen  geneigt  war,  daß  das  Alter  der  Origin  al- 
karte in  den  Anfang  des  13-  Jahrhunderts  verlegt  werden  könne,  so  äußert  er  sich  jetzt  dahin,  daß 
das  Original,  nach  welchem  diese  Karten  mit  einigen  wenigen  Hinzufügungen  kopiert  sind,  sich  aus 
dem  Schluß  des  13.  oder  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  schreiben.  Dies  geht  nach  seiner  Überzeugung 
nicht  allein  aus  der  mit  der  Wirklichkeit  übereiustiimnenden  Lage  Grönlands  hervor,  ein  Umstand, 
dessen  Bedeutung  er  im  Facsimile -Attas  ausführlicher  auseinandergesetzt  hat,  sondern  auch  aus  der 
durch  v.  Wieser  hervorgehobenen  Kartennotiz  über  Liuonia,  welche  nouiter  zum  Christentum  bekehrt 
ist,  sowie  aus  dem  Umstände,  daß  die  Krim  auf  einer  der  Karten  den  alten  und  seltenen  Namen 
„Gazara"  trägt.  Die  Karten,  meint  er  noch  immer,  sind  „  vermutlich "  skandinavisch-byzantinischen 
Ursprungs,  und  da  sich  deren  vier  in  lateinischen  Handschriften  von  Ptoleinäus'  Geographie  befinden, 
hat  das  Original  wohl  „zu  einem  nach  Italien  im  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  überführten  griechischen 
Ptolemäus-Kodex  gehört,  ein  Verhältnis,  das  noch  mehr  dadurch  bekräftigt  wird,  daß  sich  die  fünfte 
Kopie  in  einer  Arbeit  von  Buondelmonte  befindet,  der  sich  angeblich  lange  auf  den  Inseln  des 
Archipelagus  aufhielt,  um  griechische  Handschriften  einzusammeln."  Nordenskiöld  vermutete  des- 
halb, „daß  wir  hier  eine  lateinische  Übersetzung  eines  in  Konstantinopel  gezeichneten  griechischen 
Originals  vor  uns  haben,  und  daß  dies  nach  Angaben  der  weit  bereisten  nordischen  Männer,  welche 
die  byzantinischen  Kaiser  in  ihrem  Dienst  hatten,  ausgeführt  ist.  Mehrere  Waräger  - —  so  nannten 
sich  die  nordischen  Söldner  im  kaiserlichen  Heere  zu  Byzanz  — ,  vielleicht  sogar  der  spätere  König 
von  Norwegen  Harald  Haardraade  (f  1066)  selbst,  hatten  Island  und  Grönland  befahren,  ehe  sie 
in  den  Dienst  des  Kaisers  traten."  Aus  derselben  Zeit  —  dem  11.  Jahrhundert  —  stammen,  nach 
Nordenskiölds  Ansicht,  verschiedene  von  den  Nachrichten,  die  man  in  Clavus'  Beschreibung  über 
den  hohen  Norden  findet l). 

Storms  Annahme,  daß  Clavus  der  Urheber  dieser  Karten  sei,  findet  er  immer  noch  „durchaus 
widersinnig".  Auf  Clavus'  Karte  in  der  Nanziger  Handschrift  ist  die  Form  der  Länder  gänzlich  von 
der  auf  den  skandinavisch-byzantinischen  Karten  abweichend.  Während  auf  diesen  die  Ortsbestimmungen 
genau  miteinander  übereinstimmen,  weichen  sie  von  denen  auf  der  Nanziger  Karte  und  in  dem 
begleitenden  Text  gänzlich  ab,  und  sind  diese  Abweichungen  gar  zu  groß,  als  für  beim  Kopieren  ent- 
standene Ungenauigkeiten  erklärt  werden  zu  könneu.  Ein  Vergleich  der  Legenden  auf  Clavus'  Karte 
mit  denen  der  skandinavisch-byzantinischen  führt  zu  demselben  Resultat.  „Clavus  war  als  Däne  mit 
den  skandinavischen  Sprachen  vertraut,  wogegen  der  Kompilator  der  skandinavisch-byzantinischen 
Karten  nicht  einmal  die  ersten  Zahlwörter  der  Sprache  kannte."  Die  unverkennbare  Ähnlichkeit,  die 
in  einem  Teil  der  Legenden  vorhanden  ist,  hat  darin  seine  einfache  Erklärung,  daß  Clavus  zur  Aus- 
arbeitung seiner  Beschreibung  und  Karte  nicht  allein  seine  eigene  Erfahrung,  sondern  auch  die  Quellen 
benutzte,  die  in  Italien  zu  seiner  Verfügung  standen.  Die  wichtigste  und  inhaltreichste  von  diesen 
dürfte  wohl  gerade  die  Karte  genannt  werden,  von  der  die  Zamoiski-Karte  und  die  von  v.  Wies  er 
gefundenen  florentinischen  Karten  eine  Übersetzung  sind.  Storms  Erklärung  der  auf  der  Nanziger 
Karte  gegebenen  Charakteristik  der  Nachbarn  der  nordischen  Völker  kann  Nordenskiöld  nicht  bei- 
stimmen;  er  sieht  es  fortdauernd  für  wahrscheinlich  an,  daß  hier  eine  ältere  Quelle  vom  Schluß  des 
13.  oder  dem  Anfang  des  14-  Jahrhunderts  vorliegt.  Im  Nanziger  Text  meint  er  jedoch  Spuren  von 
noch  älteren  Quellen  gefunden  zu  haben.  Hier  wird  nämlich  erzählt,  daß  der  norwegische  König 
Olaf  der  Heilige  (f  1030)  seinen  heidnischen  Bruder  durch  Gottes  sichtbare  Hilfe  auf  der  Insel 
Summershaun  überwand.  „Clavus  hat  hier,  sagt  Nordenskiöld,  eine  Nachricht  unverändert  ein- 
fließen lassen,  die  dem  Wortlaute  nach  von  einem  Manne  herrühren  sollte,  der  in  Olaf  des  Heiligen 
Gefolge  kämpfte,  also  im  11.  Jahrhundert  lebte." 

Die  teilweise  sehr  ausführlichen  Besprechungen  des  Periplus,  von  hervorragenden  Forschern  in 
der  Geschichte  der  Geographie  und  Kartographie  wie  Storm,  v.  Wieser,  S.  Ruge(f  1905),  Kretschmer 

')  Das  Inkonsequente  in  Nordenskiölds  Annahme,  daß  die  zum  Teil  noch  vom  11.  Jahrhundert  stam- 
menden Mitteilungen  der  Waräger  den  erst  um  das  Jahr  1300  ausgearbeiteten  Karten  zu  Grund  legen  sollten,  soll 
im  Schluß  des  2.  Kapitels  näher  erörtert  werden. 


8 


Einleitung. 


u.  A.  wareu  selbstverständlich  alle  darin  einig,  des  Werkes  außerordentliche  Bedeutung  als  Quellensamm- 
lung  anzuerkennen;  die  Kesultate,  zu  denen  der  Verfasser  gekommen  zu  sein  meinte,  wurden  jedoch 
von  Vielen  einer  sehr  scharfen  Kritik  unterworfen.  Nordenskiölds  Annahme,  daß  die  Kompaß- 
karten (Portolani)  katalanischen  und  nicht  italienischen  Ursprungs  seien,  konnte  man  sich  nicht  an- 
schließen und  ebenso  ging  es  mit  der  Behauptung,  daß  die  Nordlandskarten  skandinavisch-byzan- 
tinischen Ursprunges  seien.  Sowohl  Storni  wie  v.  Wies  er  und  S.  Buge  sprachen  sich  bestimmt 
dagegen  aus. 

In  seiner  Besprechung  hielt  Storm  x)  in  aller  Kürze  seine  Auffassung  von  Clavus  als  Urheber 
der  Nordlandskarteu  aufrecht.  Die  von  Nordenskiöld  aus  den  scheinbaren  Differenzen  zwischen 
der  Nanziger  Karte  und  der  sogenannten  skandinavisch-byzantiuischen  Karte  gezogenen  Schlüsse 
beweisen  in  seinen  Augen  nichts,  denn  „der  Verfasser  hat  ganz  übersehen,  was  ich  bewiesen  zu  haben 
glaube,  daß  die  Nanziger  Karte  nicht  direkt  von  Claudius  Clavus,  sondern  vom  Kardinal  Filiastrus 
oder  seinem  Schreiber  stammt,  daß  sie  im  Jahre  1427  willkürlich  auf  dasselbe  Format  wie  die  übrigen 
Teile  der  Ptolemäushandschrift  reduziert  und  nacli  ihren  Prinzipien  umgearbeitet  ist."  Die  von 
Nordenskiöld  gemachten  Versuche,  das  Original  der  Nordlandskarte  ins  13.  oder  14-  Jahrhundert 
zu  verlegen,  sind  nach  Storms  Meinung  „ganz  mißglückt".  Ein  genügender  Beweis  dafür,  daß  alle 
diese  Karten  aus  dem  15.  Jahrhundert  stammen  und  nicht  älter  sein  können,  ist  der,  daß  sie  alle  als 
Stadt  in  Schonen  Erici  portus  nennen,  womit  nur  das  von  König  Erich  dem  Pommer  im  Jahre 
1413  angelegte  Landskrona  gemeint  sein  kann,  dieselbe  Stadt,  die  Clavus  im  Nanziger  Texte  Erich- 
stadh  nennt.  Übrigens  findet  Storm,  daß  die  Karten  auch  in  andrer  Weise  deutlich  auf  den  Anfang 
des  15-  Jahrhunderts  deuten;  sie  haben  nämlich  alle  „Legenden,  welche  den  lateinischen  Ptolemäus- 
Karten  entlehnt  sind"  (also  nach  1409  entstanden);  und  Was  Clavus'  Erzählung  von  König  Olafs 
und  Haralds  Kampf  auf  der  Insel  Summer shawi  betrifft,  so  kann  Storm  „sich  nicht  genug  wun- 
dern, daß  ein  Verfasser  von  Nordenskiölds  Bang  nicht  mehr  Kritik  hat,  als  daß  er  diese  anerkannt 
unhistorische  Sage  des  15.  Jahrhunderts  wie  eine  historische  Quelle  des  1 1 .  Jahrhunderts 
benutzt!!"  2). 

Mit  Storm  stimmt  v.  Wieser3)  in  der  Annahme  überein,  daß  die  Karten  nicht  skandinavisch- 
byzantinischen Ursprunges  sind.  Er  verweist  sie  in  eine  Klasse,  die  er  folgendermaßen  charakterisiert: 
„Die  Karten,  auf  denen  das  Ptolemäische  Bild  der  Nordlande  durch  alt-skandinavische  Karten  ergänzt 
scheint."  Zu  dieser  Klasse  rechnet  er  Clavus'  Karte  in  der  Nanziger  Handschrift  und  die  handschrift- 
lichen Karten  des  A-  und  B-Typus,  v.  Wies  er  kann  nicht  damit  einverstanden  sein,  daß  diese 
letzteren  byzantinisch  sein  sollten.  „Ich  kann  nicht  verhehlen,"  sagt  er,  „daß  mir  diese  Ansicht  völlig 
unhaltbar  scheint.  Für  den  Zusammenhang  mit  Byzanz  liegen  keinerlei  greifbare  Anhaltspunkte  vor 
dagegen  weisen  alle  Indizien  nach  Italien."  Alle  mit  diesen  Karten  versehenen  Ptolemäus-Hand-' 
Schriften  sind  in  Italien  geschrieben  und  haben  lateinischen,  nicht  griechischen  Text.  Es  ward  in 
Italien  Gebrauch,  die  Ptolemäus-Handschriften  und  später  auch  die  gedruckten  Ausgaben  mit  tabulae 
modernae  extra  Ptolemaeum  zu  versehen.  Bei  der  Ausarbeitung  dieser  Karten  benutzte  man  vom 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts  an  skandinavische,  niederländische  und  deutsche  Kartenzeichner,  teils 
gelehrte  Kosmographen,  teils  praktische  Seeleute.  Wir  kennen  mehrere  solche  nordische  Kartographen 
bei  Namen.  „Die  ursprünglichsten  Züge"  zeigt  die  Karte  des  Claudius  Clavus  in  Fillastres 
Ptolemäus-Handschrift,  und  „nicht  viel  jüngere  Vorbilder"  liegen  den  Karten  des  A-  und  B-Typus  zu 
Grunde.  „Die  Bearbeiter  dieser  beiden  Kartentypen  waren  keine  Skandinavier,  da  sie  sonst  —  nach 
D.  Dahlgrens  scharfsinniger  Bemerkung  —  sicher  die  mehrfach  vorkommenden  Ausdrücke  „fursta", 
„auenas",  „trodiena",  „fierdis"  mit  prirnus,  secundus,  tertius,  quartus  (fluvius  oder  siuus)  übersetzt 
hätten,  wie  das  Claudius  Clavus  in  dem  Text  zu  seiner  Karte  wirklich  getan  hat."    Diese  beiden 

')  Nordisk  tidskrift  för  vetenskap,  honst  och  indnstri,  utg.  af  Letterstedtska  füreningen,  Stockholm  1899, 
S.  157—161. 

2)  Die  Aushebungen  von  Storm. 

3)  Petermanns  Mitteilungen,  Bd.  45,  Gotha  1899,  S.  191  —  193.    Die  Aushebung  von  v.  Wie  sei-. 


Einleitung. 


9 


Karten  typen  findet  man  also  in  solchen  Handschriften  und  Ausgaben  von  Ptolemäus,  „für  welche 
Henricus  Martellus  Gerrnanus  und  Nicolaus  Germanus,  also  zwei  Deutsche  oder  Niederländer,  die  Karten 
gezeichnet  haben."  Henricus  Martellus  wird  „ausdrücklich"  als  Verfasser  der  Karte  in  der 
Ptoleinäus-Handschrift  1935/24g  (Cod.  Magliab.  XIII,  lß)  der  Biblioteca  Nazionale  in  Firenze  bezeichnet: 
Henricus  Martellus  Germanus  fecit  has  Tabulas.  Nicolaus  war  ein  mathematisch  ausgebildeter  Kosrno- 
graph,  der  beim  Zeichnen  seiner  Karten  eine  neue  Projektion,  die  trapezförmige,  anwandte.  Er  bearbeitete 
Ptolemäus'  Karte  wiederholt  für  verschiedene  italienische  Fürsten;  in  seinen  Dedikationen  „hebt  er 
ganz  speziell  hervor,  daß  er  eine  Karte  von  Dänemark,  Skandinavien,  Grönland  und  den  benachbarten 
Gebieten  angefertigt  und  den  Ptolemäus-Karten  beigefügt  habe,"  und  diese  Karte  über  den  hohen 
Norden  wurde  auch  von  Zeitgenossen  „ausdrücklich  als  seine  Arbeit  zitiert."  „Nach  all  dem  Gesagten 
kann  es  wohl  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  daß  die  in  Kede  stehenden  Nordlandskarten  in  Italien 
gezeichnet  wurden  und  daß  wir  den  Henricus  Martellus  und  den  Nicolaus  Germanus  als  die  Verfasser 
der  unter  B.  und  C.  (d.  h.  die  A-  und  B-Typen)  aufgeführten  Redaktionen  derselben  zu  betrachten 
haben."  Auf  Storms  Annahme,  daß  Claudius  Clavus  der  Verfasser  sein  sollte,  geht  v.  Wieser  nicht 
weiter  ein,  sondern  bemerkt  nur  in  einer  Note:  „Die  von  G.  Storm  vertretene  Ansicht,  daß  Claudius 
Clavus  auch  die  Karten  von  dem  Typus  B.  und  C.  (d.  h.  die  A-  und  B-Typen)  gezeichnet  habe,  läßt 
sich  nach  den  obigen  Ausführungen  entschieden  nicht  halten.  Sie  ist  auch  von  Nordenskiöld  (Periplus 
S.  90  ff.)  mit  triftigen  Gründen  zurückgewiesen  worden.  Die  zwischen  diesen  Karten  und  der  des 
Claudius  Clavus  herrschenden  Ubereinstimmungen  erklären  sich  naturgemäß  daraus,  daß  alle  drei  Typ?n 
auf  verwandten,  zum  Teil  wohl  auf  gemeinsamen  Vorlagen  beruhen." 

Die  Bedeutung  der  zutage  geförderten  Nordlandskarten,  seiner  eigenen  und  Nordenskiölds 
Forschungen  faßt  v.  Wies  er  in  folgender  Betrachtung  zusammen:  „Die  besprochenen  Nordlandskarten 
vermitteln  uns  die  bis  vor  kurzem  unbekannte  Tatsache,  daß  die  skandinavischen  Seeleute  schon  seit 
dem  13.  Jahrhundert  relativ  treue  Karten  aufzunehmen  und  zu  zeichnen  verstanden  ohne  Kenntnis 
des  Kompasses,  sondern  in  rein  empirischer  Weise  nach  den  Regeln  der  praktischen  Schiffahrtskunst, 
ganz  ähnlich  wie  die  seefahrenden  Völker  von  Südeuropa.  Und  das  ist  es,  was  diesen  Karten  beson- 
dern Reiz  verleiht  und  ihre  Bedeutung  für  die  Geschichte  der  Kartographie  markiert." 

Der  Anschauung  v.  Wiesers,  daß  die  Karten  des  A-  und  B-Typus  aus  dem  Anfang  des 
15- Jahrhunderts  stammten  und  deutschen  Kosmographen  und  Kartenzeichnern  zugeschrieben  werden 
müßten,  schlössen  sich  mehrere  Forscher  an.  In  seiner  Anmeldung  des  Periplus  trat  S.  Rüge1), 
welcher  jedoch  Storms  Abhandlung  in  Ymer  nicht  zu  kennen  schien,  dieser  Annahme  bestimmt  bei, 
ohne  sie  mit  weiteren  Beweisen  zu  belegen;  und  ganz  ohne  Vorbehalt  schloß  Professor  Karl  Ahlenius 
(f  1906)  in  Upsala  sich  v.  Wies  er  s  Resultaten  an,  obgleich  er  sich  früher  in  seinem  vortrefflichen 
Buche  über  den  schwedischen  Historiker  und  Geographen  Olaus  Magnus  (f  1557)  ebenso  unvor- 
behalten  Storms  Auffassung  dieser  Frage  angeschlossen  hatte  2). 

Die  von  Storm  verteidigte  Anschauung,  daß  Clavus  wirklich  der  Urheber  der  streitigen  Nord- 
landskarte des  A-Typus  sei,  hat  indessen  in  der  allerletzten  Zeit  einen  eifrigen  Verteidiger  in  Professor 
JoSi  Fischer  in  Feldkirch  gefunden.  Während  sein  Buch 3)  auf  andern  Gebieten  viel  neues,  durch 
umfassende  Studien  in  Europas  Bibliotheken  und  Archiven  gesammeltes  Material  bringt  —  wir  brauchen 
nur  den  Fund  von  Martin  Waldseemüllers  berühmten  Weltkarten  von  den  Jahren  1507  und 
1516  zu  nennen  — ,  so  stützt  er  sich  in  Bezug  auf  Clavus  in  der  Hauptsache  auf  Storm  und  erklärt 
auch  offen,  daß  es  sein  Hauptzweck  sei,  dessen  Arbeiten  in  Deutschland  bekannt  zu  machen.  Alle  Be- 
weisführungen Storms  werden  aber  aufs  schärfste  beleuchtet  und  in  allen  Einzelheiten  durch  neue,  aus 

')  Deutsche  geographische  Blätter,  Bd.  23,  Bremen  1900,  Heft  4. 

2)  Vgl.  K.  Ahlenius,  Till  kännedomen  om  Skandinaviens  geografi  och  kartografi  under  1500-talets  senare 
hälft  in  Skrifter  utg.  af  kgl.  humanistiska  vetenskaps-samfundet  i  Upsala,  VI,  5  (Upsala  1900,  S.  2,  Note  1)  mit 
K.  Ahlenias.  Olaus  Magnus  och  hans  framställning  af  Nordens  geografi,  Upsala  1895,  S.  31  ff. 

3)  Jos.  Fischer,  Die  Entdeckungen  der  Normannen  in  Amerika,  Freiburg  i.  Br.  1902,  Kap.  5;  englische 
Ausgabe,  London  1903. 

ßjörnbo  u.  Petersen.  Claudius  Clavus.  2 


10 


Einleitung. 


Fischers  eigenen  Untersuchungen  hervorgezogene  Argumente  fester  gestellt.  Den  Schwerpunkt  seines 
Buches  bildet  indessen  die  ausführliche  Schilderung  des  in  Italien  wirkenden  deutschen  Kartographen 
Nicolaus  Germanus,  über  dessen  Leben  und  Arbeiten  zahlreiche  neue,  interessante  und  zuverlässige 
Aufklärungen  gegeben  werden.  Da  Nicolaus  Germanus  einer  der  deutschen  Kartographen  ist, 
dem  v.  Wieser  die  streitige  Nordlandskarte  zuschreibt,  werfen  Fischers  Untersuchungen  über  ihn 
auch  indirekt  ein  Licht  auf  die  Clavusfrage.  Fischer  kann  drei  Eedaktionen  von  Ptolemäus' 
Geographie  nachweisen,  die  in  den  Zeitabschnitt  von  1466 — 1482  fallen  und  die  alle  von  Nicolaus 
Germanus  vorgenommen  sind.  Von  diesen  Redaktionen  enthält  die  älteste  keine  moderne  Nord- 
landskarten, die  mittlere  Nordlandskarten  vom  A-Typus,  die  jüngste  Nordlandskarten  vom  B-Typus. 
Daß  nicht  Nicolaus  Germanus,  sondern  Clavus  den  A-Typus  geschaffen  hat,  sieht  Fischer  durch 
Storms  Argumentation  hinreichend  dargelegt,  und  in  den  neuen  Aufklärungen  über  Nicolaus 
Germanus'  Tätigkeit,  die  er  glücklich  zutage  förderte,  findet  sich  auch  kein  Beweis  fürs  Gegenteil. 
Dagegen  hält  er  bestimmt  daran  fest,  daß  Nicolaus  Germanus  den  B-Typus  geschaffen  hat. 
Fischer  hat  nämlich  in  Wolfegg  diejenige  Handschrift  von  Ptolemäus'  Geographie  gefunden,  welche 
die  Grundlage  für  die  Ulmer  Ausgabe  1482  und  deren  B-Karte  gebildet  hat,  und  diese  Handschrift 
zeigt  in  allen  wesentlichen  Punkten  Ähnlichkeit  mit  den  sicheren  Nicolaus  Germanus-Hand- 
schriften, z.  B.  sind  ihre  Karten  in  der  von  ihm  eingeführten  neuen  Projektion  gezeichnet.  Fischer 
betrachtet  darum  den  B-Typus  als  eine  Neubildung,  die  einer  späteren  Zeit  angehört  und  im  Verhältnis 
zu  Clavus  für  eine  überarbeitete  Quelle  von  geringerem  Werte  angesehen  werden  muß.  Auch  über  die 
Gründe  von  der  Bildung  dieses  Typus  führt  er  neue  Gesichtspunkte  vor,  indem  er  zeigt,  daß  in  den 
oben  erwähnten  Noten,  die  Fillastre  —  ehe  Clavus'  Werk  in  seine  Hände  gelangte  —  dem  Ptole- 
mäus-Text  der  Nanziger  Handschrift  hinzufügte,  Anschauungen  über  Grönlands  Lage  dargelegt  werden, 
die  weit  besser  der  Darstellung  dieses  Landes  im  B-  als  im  A-Typus  entsprechen. 

In  allerneuester  Zeit,  während  die  dänische  Ausgabe  gegenwärtiger  Abhandlung  unter  der 
Presse  war,  erschien  JoSi  Fischers  und  Fi  R.  v.  Wiesers  imposante  Publikation  der  von  Fischer 
gefundenen  Waldseemüllerschen  Weltkarten.  Unter  Hinweis  auf  Fischers  eban  erwähnte  Aus- 
führungen werden  hier  die  viel  besprochenen  Nordlandskarten  dem  Clavus  vindiziert  !),  so  daß  auch 
v.  Wies  er  sich  nun  Storms  Hypothese  angeschlossen  hat. 

Während  der  Drucklegung  der  dänischen  Ausgabe  unsrer  Clavus-Monographie  erschien  auch 
E.  W.  Dahlgrens  hochinteressanter  Nekrolog  über  „Nordenskiöld  als  Forscher  in  der  Geschichte 
der  Geographie  und  Kartographie".  Aus  demselben  erhellt,  daß  auch  Dahlgren  an  die  Richtigkeit 
von  Storms  Hypothese  glaubt  und  lang  3  geglaubt  hat.  Ebenfalls  finden  wir  hier  die  Erklärung, 
warum  die  oben  erwähnten  „Beiträge  zur  ältesten  Kartographie  des  hohen  Nordens  *  ohne  begleitenden 
Text  publiziert  wurden:  Die  Ansichten  Nordenskiölds  und  seines  Mitarbeiters  (Dahlgren)  in 
Bezug  auf  die  Karten  des  A-Typus  gingen  so  stark  auseinander,  daß  sie  es  vorzogen,  dieselben  nicht 
näher  zu  kommentieren2). 

Unter  diesen  Umständen  muß  es  festgestellt  werden,  daß  Storms  Hypothese,  Clavus  sei  der 
Urheber  der  originalen  A-Karte,  von  den  noch  lebenden  Gelehrten,  welche  sich  eingehender  mit  der 
Frage  beschäftigt  haben,  allgemein  angenommen  ist. 


Betrachten  wir  indessen  die  drei  in  Bezug  auf  den  Ursprung  des  A-Typus  erschienenen 
Hypothesen;  denn  auch  Hypothesen,  an  denen  niemand  mehr  festhält,  können  Wahres  enthalten: 
Nordenskiölds  besteht  darin,  daß  der  A-Typus  sehr  alt  ist  und  das  Resultat  eines  Zusammen- 
arbeitens von  Skandinaviern  und  byzantinischen  Gelehrten  sein  muß,  während  das  in  der  Nanziger 

')  Jos.  Fischer  und  F.  R.  v.  Wieser,  Die  älteste  Karte  mit  dem  Namen  Amerika  ans  dem.  Jahre  1507 
und  die  carta  marina  aus  dem  Jahre  1516  des  M.  Waldseemüller,  Innsbruck  1903,  S.  25. 
2)  Ymer  1902,  S.  272  u.  274. 


Einleitung. 


1  1 


Handschrift  überlieferte  Werk  des  Clavus  eine  viel  jüngere,  teilweise  auf  die  Karten  vom  A -Typus 
basierte  Arbeit  ist.  —  Storms  Hypothese  sagt,  daß  alle  drei  Urkunden:  die  A-Karten,  das  Nanziger 
Werk  und  die  Fragmente  bei  Schöner  und  Fried  lieb  auf  ein  und  dasselbe  Werk  des  Clavus 
zurückzuführen  seien,  jedoch  so,  daß  die  A-Karten  uns  das  Original  am  besten  wiedergeben,  wäbreud 
das  Nanziger  Werk  reduziert  und  bearbeitet  ist.  —  v.  Wiesers  ursprüngliche  Ansicht  bestand  darin, 
daß  die  A-Karten  in  verhältnismäßig  später  Zeit  auf  Grundlage  altnordischer  Quellen  von  deutschen 
Kartographen  konstruiert  worden  sind,  und  er  betrachtet  Clavus'  Werk  als  eine  selbständige,  teilweise 
nach  den  Quellen  der  A-Karten  entstandene  Arbeit.  Man  muß  eingestehen,  daß  sich  alle  drei  Stand- 
punkte auf  gute  Argumente  stützen,  daß  sie  aber  auch  so  schwache  Punkte  in  sich  tragen,  daß  sie 
kaum  eine  gründliche  Kritik  dulden  können.  Für  Storm,  aber  gegen  Nordenskiöld  und  v.  Wieser 
sprechen  die  vielen  miteinander  genau  übereinstimmenden  Legenden  der  A-Karten  und  der  Auszüge 
bei  den  deutschen  Geographen,  welche  letztere  zweifellos  auf  denselben  Clavus  zurückgehen,  der  das 
Werk  in  der  Nauziger  Handschrift  verfaßte.  Gegen  Storm,  aber  für  Nordenskiöld  und  v.  Wieser 
sprechen  die  auffälligen  Verschiedenheiten,  welche  sowohl  betreffs  der  Konfiguration  der  Länder,  als 
auch  der  Lage  der  Örtlichkeiten  zwischen  der  Nanziger  Karte  und  den  A-Karten  bestehen.  Gegen 
Nordenskiöld  sprechen  schließlich  die  Namen  auf  deu  A-Karteu,  welche  das  Original  derselben  auf 
Clavus'  Zeit  verweist. 

Der  Schwerpunkt  der  Frage,  der  sichere  und  unangreifbare  Ausgangspunkt  ist  offenbar  der, 
daß  die  Auszüge  bei  Schöner  und  Friedlieb  dieselbe  Quelle  wie  die  A-Karten  und 
denselben  Verfasser  wie  das  Werk  in  der  Nanziger  Handschrift  haben.  Hält  man  an 
dieser  Tatsache  fest  und  gleichfalls  an  derjenigen,  daß  die  weitere  Schlußfolge,  nämlich  das  Zurück- 
gehen der  drei  Quellen  auf  dasselbe  Werk  auf  unüberwindliche  Schwierigkeiten  stößt,  so  wird  man  als 
letzten  und  einzigen  Ausweg  zu  der  Annahme  gezwungen,  daß  Clavus  zwei  Werke, 
beide  in  Form  einer  mit  einer  Beschreibung  versehenen  Nordlandskarte  abgefaßt 
hat:  das  eine  ist  das  in  der  Nanziger  Handschrift  überlieferte;  die  Karte  des  andern  dagegen  ist  in 
den  A-Karten  zu  finden  und  Fragmente  von  dem  dazugehörigen  Text  sind  bei  den  deutschen  Geographen 
vorhanden.  Diese  Theorie  vom  Zusammenhange  der  drei  Quellen  wird  von  allen  den  Argumenten 
gestützt,  welche  das  Beweismaterial  der  älteren  Theorien  ausmachten  und  kann  von  keinem  der 
Gegenargumente,  an  denen  jene  Theorien  scheiterten,  angegriffen  werden.  Daß  diese  Lösung  der 
streitigen  Frage  bis  jetzt  noch  nicht  in  Vorschlag  gebracht  worden  ist,  da  man  doch  aus  dem  vor- 
liegenden Materiale  auf  logischem  Wege  zu  derselben  und  zu  keiner  andern  gelangen  muß  und  soll, 
mag  vielleicht  wunderbar  erscheinen.  Uns  gebührt  jedoch  nicht  die  Ehre  die  zu  dieser  richtigen  Lösung 
führenden  logischen  Schlüsse  gezogen  zu  haben.  Die  Lösung  war  uns  nämlich  vorderhand  gegeben, 
indem  die  Grundlage  unserer  Behandlung  der  Clavusfrage  in  dem  Funde  des  zu  den  A-Karten  gehörigen 
von  den  deutschen  Geographen  benutzten  Clavus-Texte  bestand. 

Um  der  Regel  zu  folgen,  deß  jede  Quelle,  ehe  sie  mit  andern  Quellen  zusammengestellt  wird, 
für  sich  allein  so  gründlich  wie  möglich  untersucht  werden  muß,  unterziehen  wir  zuerst  die  älteren 
Quellen  einer  selbständigen  Untersuchung  und  lassen  vorläufig  den  neuen  Clavus-Text  außer  Betracht. 
Wir  wenden  uns  darum  zum  Nanziger  Text  und  zu  den  A-Karten,  welche  beide  als  selbständige  und 
selbständig  überlieferte  Quellen  angesehen  werden  müssen,  während  die  Clavus-Fragmente  bei  den 
deutschen  Geographen  als  eine  in  den  neuen  Clavus-Text  inbegriffene  Uberlieferung  zweiten  Ranges 
erst  zusammen  mit  diesem  einer  genaueren  Untersuchung  unterzogen  werden. 


2* 


Kapitel  I. 

Die  Auffassung  des  Nanziger  Werkes. 


Um  seine  Auffassung  zu  begründen,  daß  der  Clavus-Text  in  der  Nanziger  Handschrift,  die 
Auszüge  bei  Schöner  und  P riedlieb,  sowie  die  A-Karten  ihren  Ursprung  von  ein  und  demselben 
Werke  haben,  sucht  Storm  zu  beweisen,  daß  im  Nanziger  Texte  bedeutende  Teile  von  Clavus'  ursprüng- 
lichem Texte  ausgelassen  sind  und  daß"  die  Nanziger  Karte  eine  verkleinerte  und  beschnittene  Kopie 
von  Clavus'  originaler  Karte  ist l).    Hiergegen  lassen  sich  jedoch  gewichtige  Einwendungen  erheben. 

Daß  in  der  Nanziger  Handschrift  Teile  des  Clavus-Textes  ausgelassen  sind,  beruht  nach  Storms 
Ansicht  auf  Mangel  an  Platz  in  dem  betreffenden  Codex.  Diese  Anuahme  wird,  seiner  Meinung  nach, 
dadurch  bekräftigt,  daß  die  letzten  3 — 4  Zeilen  des  Clavus-Textes  dichter  als  der  übrige  Text  geschrieben 
sind  und  unten  auf  der  Kehrseite  eines  Blattes  abschließen.  Dieser  Konklusion  widersprechen  indessen 
aufs  bestimmteste  die  grüudlichen  Aufschlüsse,  welche  Storm  uns  selbst  über  die  Handschrift  gibt2). 
Er  zeigt  uns  nämlich,  daß  der  Clavus-Text  von  einer  Haud  geschrieben  ist,  die  sonst  nirgends  in  der 
Handschrift  vorkommt,  und  zwar  auf  einer  Duerne  (Bl.  182 — 185)  (während  die  Handschrift  sonst  aus 
Quaternen  besteht),  und  daß  diese  Duerne  erst  nach  dem  Abschluß  des  Haupttextes  (Ptolemäus' 
Geographie)  und  sogar  an  einer  verkehrten  Stelle  eingefügt  ist.  Von  Platzmangel  konnte  nur  die 
Rede  sein,  falls  der  hinzugefügte  Text  sich  auf  den  letzten  Seiten  eines  Kodex  befand,  dessen  Umfang 
schon  vorderhand  gegeben  war.  Geschieht  die  Hinzufügung  dagegen  wie  hier  auf  einem  später  ein- 
gefügten Bogen,  so  gälte  die  Theorie  vom  Platzmangel  nur  dann,  wenn  das  in  Präge  stehende  Aus- 
gelassene von  so  geringem  Umfange  wäre,  daß  der  Schreiber  es  nicht  der  Mühe  wert  gefunden  hätte, 
mehrere  Blätter  hinzuzufügen.  Die  Auszüge  bei  Schöner  und  Friedlieb,  die  wir  im  Nanziger 
Texte  vermissen,  sind  indessen  so  umfangreich,  daß  sie  in  der  Nanziger  Handschrift  mehrere  Seiten 
füllen  würden.  Der  Abschreiber  sollte  also,  da  er  die  Abschrift  des  Clavus-Textes  in  Angriff  nahm, 
den  auszufüllenden  Platz  mehrere  Seiten  zu  klein  berechnet,  einen  halben  Bogen  statt  eines  ganzen 
genommen  haben  und  als  er  sah,  daß  der  Text  auf  diesem  längst  nicht  Platz  fand,  es  unterlassen 
haben,  einen  neuen  halben  Bogen  zum  Weiterschreiben  zu  nehmen.  Wir  müßten  also  nicht  einen 
Mangel  an  Platz  voraussetzen,  sondern  einen  traurigen  Mangel  an  Papier.  Kurzum,  die  Theorie  vom 
Platzmangel  ist  ganz  unhaltbar,  und  wenn  dies  der  Fall  ist,  deutet  der  Umstand,  daß  die  Schrift  am 
Schluß  des  Clavus-Textes  etwas  zusammengedrängt  ist,  weit  eher  darauf  hin,  daß  der  Abschreiber  den 
vom  Texte  auszufüllenden  Platz  auf  ein  Haar  berechnet  hat  und  daß  es  ihm  auch  gelungen  ist,  alles 
Gewünschte,  d.  h.  den  ganzen  Text,  mit  zu  bekommen. 


•)  Vgl.  S.  14,  Note  2. 

')  Vgl.  Ymer  1889,  S.  129—137. 


14 


Kapitel  I. 


Auch  von  andrer  Seite  kann  Stornis  Annahme  von  den  Auslassungen  der  Kritik  unterworfen 
werden.  Es  wäre  nämlich  sehr  wunderbar,  wenn  Fillastre  es  unterlassen  haben  sollte,  die  Aufschlüsse 
des  Clavus  über  Thüle,  über  die  Pigmäen  und  ihre  Kajaks,  über  die  wilden  Lappen  und  die  ungläubigen, 
von  der  andern  Seite  des  Nordpols  nach  Grönland  hinabziehenden  „  Karelen "  in  seinem  Werke  auf- 
zunehmen. Wie  sehr  mußten  nicht  solche  Berichte,  nach  den  Noten  des  Kardinals  zum  Ptolemäus-Text 
der  Nanziger  Handschrift  zu  urteilen,  sein  Interesse  gefangen  nehmen?  Legenden  dieser  Art,  welche  die 
Phantasie  der  Südländer  in  Bewegung  setzten,  waren  ja  überhaupt  das,  was  man  in  alter  Zeit  vorzugs- 
weise vom  Norden  zu  wissen  wünschte.  Für  Storms  Theorie  ist  auch  das  bedenklich,  daß  nur  eine 
einzige  der  Legenden  der  Nanziger  Handschrift,  die  nämlich  von  der  insula  feminarum,  bei  Schöner 
und  Friedlieb  wiedergefunden  wird,  während  die  zahlreichen  Legenden,  welche  diese  beiden  Autoren 
unabhängig  von  einander  dem  Clavus  entnehmen,  sich  fast  ganz  decken. 

Während  also  Storms  Beweisführung  in  Bezug  auf  den  Text  als  mißglückt  betrachtet  werden 
muß,  so  ist  andrerseits  seine  Annahme,  daß  die  Nanziger  Karte  die  reduzierte  Wiedergabe  einer 
ursprünglich  größeren  Clavus-Karte  sei,  sehr  annehmbar.  Er  weist  nach,  daß  das  Werk  des  Clavus  dem 
Kardinal  Fillastre  erst  in  die  Hände  geraten  ist,  als  ein  großer  Teil  von  dessen  Ptolemäus- Abschrift 
und  den  dazugehörigen  Karten  ausgearbeitet  waren  Für  die  Clavus-Karte  war  das  Format  also  im 
voraus  bestimmt.  Wenn  man  sich  erinnert,  daß  zu  damaliger  Zeit  im  allgemeinen  für  die,  geographische 
Karten  enthaltenden  Handschriften  ein  sehr  großes  Format  angewandt  wurde,  und  daß  das  Format  der 
Nanziger  Handschrift  verhältnismäßig  klein  ist,  hat  man  guten  Grund  anzunehmen,  daß  die  Clavus- 
Karte,  um  demselben  angepaßt  zu  werden,  bedeutend  reduziert  werden  mußte.  Das  für  uns  Entscheidende 
ist  aber,  ob  diese  Reduktion  in  einer  Verkleinerung  oder  in  einer  Beschneidung 
der  äußeren  Ränder,  oder  sowohl  in  einer  Verkleinerung  als  in  einer  Beschnei- 
dung bestanden  hat.  Denn  gerade  in  einer  der  äußeren  Ränder  zeigen  die  Nanziger  Karte  und 
die  A- Karten  den  auffälligsten  Unterschied,  indem  die  A-Karten  Grönland  wie  eine  lange  Halb- 
insel mit  der  Richtung  von  Nordnordost  nach  Südsüdwest  darstellen,  während  die'  Nanziger  Karte 
uns  nur  die  Ostküste  dieses  Landes  bis  zu  einem  Punkte  herab  gibt,  der  in  den  äußersten  linken 
Kartenrand  fällt 2). 

Wir  müssen  indessen  daran  festhalten,  daß  kein  Grund  für  die  Annahme  vorhanden  ist, 
Clavus'  Karte  sei  bei  der  Übertragung  in  das  Format  der  Nanziger  Handschrift  sowohl  verkleinert  als 
beschnitten.  Das  Kopieren  einer  gradierten  Karte  ist  offenbar  in  der  Weise  vor  sich  gegangen,  daß 
das  Gradnetz  zuerst  auf  den  zu  Gebote  stehenden  Platz  gezeichnet  ist,  daß  dann  auf  dem  Original 
ziemlich  viele  Stützpunkte  gewählt,  die  auf  das  Gradnetz  der  Kopie  mit  den  dem  Original  entsprechenden 
Längen  und  Breiten  übertragen  sind  —  und  solche  Stützpunkte  sieht  man,  sogar  in  großer  Anzahl, 
auch  deutlich  auf  der  Nanziger  Karte.    Demnächst  sind  diese  Stützpunkte  aus  freier  Hand  nach  dem 


')  Vgl.  Ymer  1889,  S.  136—138. 

'■)  Storms  Äußerungen  über  die  Beschneidung  sind  undeutlich.  Wir  müssen  die  Worte  S.  138 :  „Die  Wieder- 
gabe des  Kardinals  ist  also  durchgehends  eine  verkleinerte  Kopie,  während  sowohl  die  Beschreibung  als  die  Karte 
im  dänischen  Original  größer  gewesen  ist,"  wo  das  Wort  durchgehends  unklar  ist,  mit  den  Worten  S.  145  ver- 
gleichen :  „Die  Karte  (d.  h.  die  ursprüngliche)  ist  also  weit  größer  gewesen  und  mit  viel  mehr  Namen  versehen,  als 
die  Nanziger  Karte.  Von  deren  (d.  h.  der  ursprünglichen  Karte)  Eigentümlichkeiten  will  ich  hervorheben  ....  das 
Vorgebirge  Neu  weit  oben  im  Nordwesten"  (nach  der  Zamoiski-Karte  im  äußersten  Norden  an  Grönlands  Westküste). 
Ferner  sind  zu  vergleichen  die  Worte  S.  145 :  „Die  Note  des  Kardinals  .  .  .  erwähnt  nämlich  im  Gegensatz  zur 
Nanziger  Karte  einen  nördlichen  Ozean  außen  um  Grönland  herum :  aber  auch  dies  findet  man  auf  der  Zamoiski- 
Karte,  und  nur  hier  wieder.  In  diesem  Falle  gibt  die  Zamoiski-Karte  also  Cl.  Clavus'  Ideen  besser  wieder  als 
die  Nanziger  Karte."  Schließlich  sind  zu  vergleichen  die  Worte  S.  16 :  „Die  Zamoiski-Karte  muß  auch  hier  eine 
vollständige  Wiedergabe  von  Clavus'  echter  Karte  sein."  Nach  den  hier  referierten  Stellen  kann  kein  Zweifel 
darüber  obwalten,  daß  Storm  die  Zamoiski-Karte  für  eine  größere  und  vollständigere,  die  Nanziger  Karte  für  eine 
kleinere  und  unvollständigere  Kopie  von  ein  und  derselben  Clavus-Karte  ansieht;  dann  muß  aber  seiner  Ansicht 
nach  die  Nanziger  Karte  beschnitten  sein,  da  auf  ihr  die  auf  der  Zamoiski-Karte  deutlich  hervortretende  grönlän- 
dische Westküste  fehlt. 


Die  Auffassung  des  Nanziger  Werkes. 


Original  miteinander  verbunden  worden,  während  die  Abzeichen  für  Städte  und  Flüsse,  sowie  die  Namen 
zuletzt  angesetzt  sind.  Eine  Verkleinerung  des  Originals  ist  darum  vorderhand  durch  die  Absetzung 
des  Gradnetzes  gegeben,  so  daß  im  allgemeinen  wegen  des  kleineren  Formats  die  Notwendigkeit  einer 
Beschneidung  überhaupt  nicht  in  Frage  kommt.  Zu  einer  Beschneidung  dagegen  wird  man  nur  in 
den  einzelnen  Fällen  greifen,  in  welchen  der  selbstverständlich  große  Vorteil  einer  Verkleinerung  zu 
entgehen  gewährt  werden  kann;  denn  dadurch  erreicht  man,  da  wo  es  zweckmäßig  ist,  die  Entfer- 
nungen des  Originals  direkt  auf  die  Kopie  übertragen  zu  können.  Die  Chance  dafür,  daß  in  dem 
konkreten  Falle  eine  Verkleinerung  vorgenommen  sei,  ist  indessen  viel  größer,  als  die  Chance  für  eine 
Beschneidung;  eine  Verkleinerung  kann  nämlich  immer  glücklich  ausfallen,  während  eine  Beschneidung 
sich  nur  in  ganz  besonderen  Fällen  günstig  zeigt 1). 

Daß  in  dem  hier  vorliegenden  Falle  eine  Verkleinerung  und  keine  Beschneidung  stattgefunden 
hat,  darauf  deutet  die  von  Storm  selbst  hervorgehobene  Tatsache,  daß  die  vielen  auf  der  Nanziger 
Karte  befindlichen  Ortszeichen  ohne  Namen  ausschließlich  an  den  Stellen  vorkommen,  wo  für  die 
Namen  wenig  Platz  gewesen  ist.  Es  gibt  aber  ein  Mittel,  das  Storm  nicht  benutzt  hat,  um  noch 
bestimmter  zu  konstatieren,  daß  keine  Beschneidung  stattgefunden  hat.  Dieses  Mittel  besteht  in  einer 
systematischen  Vergleichung  zwischen  dem  Text  und  der  Karte  der  Nanziger  Handschrift,  zwischen 
den  im  Texte  angegebenen  und  den  der  Karte  entnommenen  Längen  und  Breiten.  Ein  solcher  Ver- 
gleich ist  am  besten  durchzuführen,  indem  man  eine  Karte  nach  dem  Texte  zu  zeichnen  versucht,  und 
diese  Methode  führt  zu  weit  sichereren  Kesul taten  als  die  von  Storm  angewandte,  aber  nicht  durch- 
geführte, nämlicb  die  Längen  und  Breiten  des  Textes  da,  wo  eine  Verbesserung  notwendig  oder 
annehmbar  war,  nach  der  Karte  zu  korrigieren.  Das  Resultat  unsrer  Kartenzeichnung  findet  sich  auf 
Beilage  8;  doch  muß  bemerkt  werden,  daß  das  ansprechende  Resultat  nur  dem  Umstände  zu  verdanken 
ist,  daß  die  Nanziger  Karte  als  Vergleichobjekt  zur  Verfügung  stand.  Am  wünschenswertesten  wäre 
es  gewesen,  wenn  die  Karte  einzig  und  allein  nach  den  Angaben  des  Textes  hätte  gezeichnet  werden 
können;  die  Zahlen  im  Text  sind  aber  so  verdorben,  daß  sich  dies  an  verschiedenen  Stellen  nicht 
durchführen  ließ. 

Beim  Zeichnen  der  Karte,  die  wegen  des  bequemen  Vergleichs  mit  der  Nanziger  Karte  in 
deren  Projektion  ausgeführt  ist,  haben  wir  folgendes  Prinzip  verfolgt.  In  allen  den  Fällen,  wo  die 
Zeichnung  mit  den  Längen  und  Breiten  des  Textes  durchgeführt  werden  konnte,  sind  diese  beibehalten; 
es  ist  aber  die  Rücksicht  auf  die  Nanziger  Karte  genommen,  daß  da,  wo  eine  Abweichung  von  der- 
selben konstatiert  werden  konnte,  diese  mit  einem  Pfeil  bezeichnet  worden  ist.  Der  Pfeil  weist  von 
der  betreffenden  Örtlichkeit  weg  und  endet  an  der  Stelle,  wo  sie  auf  der  Nanziger  Karte  liegt.  Wenn 
sieb  dagegen  auf  der  konstruierten  Karte  ein  Pfeil  befindet,  der  nach  einem  Orte  hinweist,  so  wird 
dadurch  bezeichnet,  daß  dem  Texte  aus  irgend  einem  Grunde  nicht  gefolgt  werden  konnte,  sondern 
daß  es  notwendig  war,  sich  nach  der  Nanziger  Karte  zu  richten.  Der  Ausgangspunkt  des  Pfeiles 
bezeichnet  dann  die  Stelle,  wo  die  betreffende  Örtlichkeit  nach  der  im  Texte  befindlichen  Zahl  hätte 
angebracht  werden  sollen  2).  Da  diese  letzten  Fälle  in  verschiedener  Hinsicht  von  Interesse  sind,  wollen 
wir  sie  einzeln  durchnehmen. 


')  Die  Möglichkeit,  daß  die  Dimensionen  der  Nanziger  Handschrift,  d.  h.  das  Verhältnis  zwischen  deren 
Höhe  und  Breite,  nicht  zu  denen  der  Originalkarte  paßte,  welcher  Urnstand  noch  außer  einer  Verkleinerung  zu 
einer  Beschneidung  Veranlassung  geben  konnte,  können  wir  außer  Betracht  lassen.  Die  ^Karte  müßte  nämlich 
annehmlich  an  den  Seitenrändern,  und  zwar  besonders  am  linken  Seitenrand,  beschnitten  worden  sein ;  nun  ist  die 
Nanziger  Karte  aber  länglich  (sie  nimmt  zwei  Seiten  ein)  und  das  keineswegs  schmale  Spatium  an  den  Seiten- 
rändern zeigt,  daß  nichts  im  Wege  gewesen  wäre,  die  Karte  noch  zu  verlängern. 

2)  Die  häufiger  vorkommenden  Fälle,  in  welchen  die  Gradzahlen  im  Nanziger  Texte  fehlt,  oder  wo  die 
Minutenzahlen  auf  den  Platz  der  fehlenden  Gradzahlen  gestellt  sind,  können  leicht  korrigiert  werden,  indem  die 
Kartenzeichnung  auch  ohne  Anwendung  der  alten  Karte  immer  zeigt,  welche  Zahl  gewählt  werden  soll.  Da  Storms 
Korrektionen  hier  ganz  mit  den  unsrigen  übereinstimmen,  wollen  wir  diese  Fälle  nicht  näher  erörtern. 


16 


Kapitel  I. 


1.  Der  westliche  Teil  (occidentalia)  der  Insel  Lolland  (im  Süden  von  Seeland)  liegt  nach  dem  Text 
auf  43°  0'  ö.  L.,  sein  östlicher  (orientalia)  ebenfalls  auf  43°  0'  ö.  L.  Da  dies  sinnlos  ist,  haben  wir  nach 
der  Nanziger  Karte  das  letzte  43°  in  45°  korrigiert.  Storni  korrigiert  in  seiner  Textausgabe  in  42° 
und  44°  wegen  einer  verkehrten  Deutung  des  Gradnetzes  auf  der  Nanziger  Karte  x). 

2.  Die  Stadt  Falsterbo  in  Scbonen  liegt  dem  Texte  nach  auf  50°  20''  n.  Br.,  d.  h.  tief  unten  in 
Mitteleuropa,  ganz  außerhalb  der  Karte.    Wie  Storm  korrigieren  wir  nach  der  Nanziger  Karte  50°  in  58°. 

3.  Die  Stadt  Markaryd  in  Smäland  liegt  dem  Texte  nach  auf  5 1 0  0'  n.  Br.,  also  ebenso  sinnlos  wie 
Falsterbo.  Über  diesen  Ort  gibt  die  Nanziger  Karte  keineD  Aufschluß;  um  den  vermeintlichen  Fehler  so  klein' 
wie  möglich  zu  machen,  korrigieren  wir  wie  Storm  51°  in  (U°. 

4.  Vltimum  regni  Promontorium  in  Norwegen  eben  vor  Nedrosia  Metropolis  liegt  dem  Texte  nach 
auf  66°  40'  n.  Br.  Wie  Storm  korrigieren  wir  nach  der  Nanziger  Karte  66°  in  65°,  da  die  Küste  sonst 
—  siehe  den  Pfeil  auf  der  konstruierten  Karte  —  in  einem  runden  Bogen  außen  um  Truniheym  insula 
gelegt  werden  müßte,  wodurch  wir  in  offenbaren  Konflikt  geraten  würden  mit  des  Textes  eigenen  Worten 
über  den  Teil  von  Norwegen,  der  gegen  Norden  und  den,  der  gegen  Süden  wendet. 

5.  Promontorium  quod  in  dorso  Islandiae  est  uersus  occidentem  liegt  dem  Texte  nach  auf  64°  0'  n.  Br. 
Wie  Storm  korrigieren  wir  nach  der  Nanziger  Karte  64u  in  65°,  da  wir  sonst  dieses  Vorgebirge  würden 
südlicher  legen  müssen  als  das,  welches  im  Text  ausdrücklich  bezeichnet  wird  als  Promontorium  quod  autem 
magis  meridionale  est,  und  das  sowohl  nach  dem  Text  als  nach  der  Karte  auf  64°  10'  n.  Br.  liegt. 

6.  Im  nördlichsten  Teil  von  Norwegen  zählt  der  Text  5  Vorgebirge  auf  und  nach  jedem  derselben 
eine  Bucht,  so  daß  wir  nach  sinus  quartus  haben: 

Item  quintum  (Promontorium)  45°  o'  ö.  L.  —  71°  o'  n.  Br. 

et  eius  sinus  vltimus  47°  o'  ö.  L.  —  71°  0'  n.  Br. 

Da  wir  indessen  auf  derselben  Küste  nach  einem  andern  Abschnitt  des  Textes  haben: 

Item  in  quinto  sinu  est  et  insula  posita        46°  0'  ö.  L.  —  71°  0'  n.  Br. 

et  in  ultimo  sinu  est  insula  in  gradibus  48°  30'  ö.  L.  —  72°  o'  n.  Br., 
so  ist  hier  offenbar  ein  Widerspruch  zwischen  den  beiden  Abschnitten  des  Textes  vorhanden,  indem  auf  der 
letzten  Stelle  6  Buchten,  auf  der  ersten  dagegen  nur  5  angegeben  sind.  Der  Vergleich  mit  der  Nanziger 
Karte  zeigt,  daß  an  der  ersten  Stelle  zwischen  quintum  Promontorium  und  sinus  ultimus  ein  sinus  quintus  und 
ein  Promontorium  sextum  (oder  ultimum)  fehlt.  Die  Zahlen  zum  sinus  ultimus  des  Textes  gehören  zu  dem 
fehlenden  Promontorium  ultimum;  denn  das  letzte  Vorgebirge  auf  der  Karte  vor  der  schwedischen  Grenze 
liegt  gerade  auf  47°  0'  ö.  L.  Auf  diesen  Mangel  an  Übereinstimmung  im  Text,  den  Storm  nicht  bemerkt 
hat,  haben  wir  bei  der  Kartenzeichnung  Rücksicht  genommen,  indem  wir  den  sinus  ultimus  des  Textes  zu 
einem  Vorgebirge  gemacht  und  die  Buchten  zu  beiden  Seiten,  für  welche  die  näheren  Bestimmungen  fehlen, 
aus  freier  Hand  gezeichnet  haben. 

Dieser  letzte  Mangel  an  Übereinstimmung  zwischen  den  beiden  Abschnitten  des  Textes  ist  von  beson- 
derem Interesse.  Die  Lücke  im  Text  kann  nämlich  nicht  gut  als  ein  Abschreibefehler  erklärt  werden,  da 
der  Abschreiber  dann  zuerst  zwei  Linien  übersprungen,  dann  zur  Zahl  in  der  letzten  der  übersprungenen 
Linien  zurückgekehrt  sein  und  schließlich  wieder  eine  Linie  überschlagen  haben  müßte.  Es  kommt  uns 
wahrscheinlicher  vor,  daß  hier  eine  Konfusion  des  Clavus  vorliegt;  dieser  sollte  dann  zuerst  seine 
Karte  gezeichnet  und  erst  später  die  Längen  und  Breiten  derselben  entnommen 
haben,  um  sie  in  den  Text  einzuführen.  Verschiedene  Abweichungen  zwischen  Karte  und  Text, 
namentlich  die  vielen,  die,  wie  die  konstruierte  Karte  zeigt,  ganze  Grade  entweder  in  Länge  oder  Breite 
betragen,  könnten  dann  auf  verkehrtem  Ablesen  der  Karte  beruhen.  Eines  ganz  ähnlichen  Versehens  hat 
Storm  sich  ja  schuldig  gemacht  (vgl.  oben  Lolland).  Derartige  Fehler  in  der  Ausziehung  der  Längen  und 
Breiten  nach  einer  Karte  sind  auch  viel  leichter  zu  begehen,  als  gewöhnliche  Abschreibefehler  und  besonders 
können  die  obengenannten  aufeinander  folgenden  Abweichungen  von  ganzen  Graden  (auf  Norwegens  Nord- 
küste) weit  besser  auf  diese  Weise  erklärt  werden.  Wir  heben  dies  besonders  hervor,  weil  wir  hier  vielleicht 
einen  Wink  über  eine  Arbeitsmethode  bekommen,  die  gerade  diejenige  ist,  die  wir  aus  andern  Gründen 
Ursache  haben,  dem  Clavus  beizulegen  (vgl.  Kap.  V  und  VI). 

Die  konstruierte  Karte  beweist,  daß  Text  und  Karte  trotz  der  Abweichungen  gleichzeitig  vom 
Verfasser  ausgearbeitet  sein  müssen,  oder,  wie  oben  angedeutet,  der  Text  auf  Basis  der  Karte.  Auf 
großen  Strecken  der  Küsten  Schwedens,  Schonens  und  des  südlichen  Norwegens,  sowie  auf  Seeland 
und  Fünen  finden   sich  fast  gar  keine  Abweichungen   oder  jedoch  so  geringe,  daß  man  sie  zu  den 


')  Storms  Versehen  besteht  darin,  daß  er  die  Längenzahleti  der  Karte  auf  die  rechts  neben  der  Zahl 
stehenden  Teilungsstriche,  statt  auf  die  an  der  linken  Seite  der  Zahl  befindlichen  bezieht. 


Die  Auffassung  des  Nanziger  Werkes. 


IT 


zufälligen  rechnen  muß.  Wenn  wir  die  obenerwähnte  Reihe  von  Abweichungen  an  Norwegens  nörd- 
licher Küste  ausnehmen,  finden  sich  die  bedeutendsten  Abweichungen  infolge  der  konstruierten  Karte 
in  Jütland;  dies  findet  aber  in  ganz  einfacher  Weise  dadurch  seine  Erklärung,  daß  es  dem  Ab- 
schreiber, natürlich  ganz  besonders  im  Anfang  des  Textes,  wo  sich  die  Beschreibung  über  Jütland 
befindet,  schwer  gewesen  ist,  die  Zahlen  des  Clavus  zu  lesen. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  ist,  wegen  Storms  Theorie  über  die  Beschneidung  der 
Nanziger  Karte  am  linken  Außenrande,  die  Deutung  dessen,  was  man  in  Betreff  auf  Grönland  aus 
der  konstruierten  Karte  herauslesen  kann.  Ein  Blick  auf  diese  zeigt,  daß  die  Differenzen  zwischen 
Text  und  Karte  in  Bezug  auf  dieses  Land  so  unbedeutend  sind,  daß  man  sie  als  zufällig  betrachten 
muß,  wenn  von  einer  in  den  feineren  Details  so  ungenau  ausgeführten  Karte  wie  der  Nanziger  Karte 
die  Bede  ist  (man  betrachte  z.  B.  nur  ihre  Gradabteilung). 

Grönland  auf  der  Nanziger  Karte  entspricht  also  ganz  der  Beschreibung  von  Grönland  im 
Nanziger  Text.  Kommt  nun  noch  dazu,  daß  an  den  andern  Außenrändern  der  Karte  auch  kein  Fall 
konstatiert  werden  kann,  der  auf  Beschneidung  deutet,  so  bleiben  nur  zwei  Möglichkeiten  übrig:  ent- 
weder, daß  weder  Text  noch  Karte  beschnitten  sind,  oder  daß  Eillastre  eine  kritische  Bearbeitung 
von  Clavus'  Werk  vorgenommen,  sowohl  Text  als  Karte  beschnitten  habe,  und  zwar  konsequent,  so  daß 
bei  der  Bearbeitung  keine  Differenzen  zwischen  denselben  entstanden  sind.  Daß  letzteres  nicht  der 
Fall  ist,  dafür  leistet  die  Kartenzeichnung  uns  indessen  sichere  Garantie.  Ein  kritischer  Bearbeiter 
würde  keine  solche  schreiende  Differenzen,  ja  offenbare  Sinnlosigkeiten  und  Widersprüche,  wie  die 
obigen  haben  passieren  lassen ;  er  würde  nicht  so  viele  Rubriken  bei  den  Zahlenangaben  des  Textes 
in  blanco  haben  stehen  lassen,  umsoweniger  als  ein  Vergleich  mit  der  Karte  ihn  darüber  aufklären 
könnte,  welche  Zahl  da  stehen  sollte;  er  würde  auch  nicht  Grade  und  Minuten  miteinander  verwech- 
selt haben,  wie  der  Abschreiber  des  Nanziger  Textes  es  öfters  getan  hat.  Überhaupt  trägt  dieser 
Text,  und  darüber  ist  man  sich  auch  seit  Waitz  klar  gewesen,  das  deutlichste  Gepräge  einer  ganz 
kritiklosen  Abschrift 1). 

Der  beim  Zeichnen  der  Karte  systematisch  vorgenommene  Vergleich  des  Clavus-Textes  und 
der  Clavus-Karte  in  der  Nanziger  Handschrift  führt  also  zu  dem  Resultat,  daß  beide  miteinander  in 
jeder  Beziehung  ein  Ganzes  ausmachen,  daß  sie  sich  ganz  und  gar  decken,  abgesehen  von  den  beim 
Abschreiben  und  Kopieren  entstandenen  oder  auch  vom  Verfasser  selbst  bei  der  Ausziehuug  der 
Breiten  und  Längen  begangenen  Versehen.  Wir  betrachten  es  damit  als  festgestellt,  daß  die  Nan- 
ziger Karte  eine  verkleinerte  —  aber  nicht  beschnittene  —  in  Bezug  auf  Namen 
und  andere  Details  unvollständige  Kopie  einer  echten  Clavus-Karte  ist,  und  daß 
der  Nanziger  Text  eine  kritiklose  aber  vollständige  Abschrift  des  echten  zur 
Karte  gehörigen  Clavus-Textes  ist. 

Ist  diese  Auffassung  von  Clavus'  Werk,  wie  es  in  der  Nanziger  Handschrift  vorliegt,  eine  richtige, 
muß  es  bei  einer  textkritischen  Ausgabe  desselben  tür  ganz  unberechtigt  angesehen  werden,  so  wie  Storni  es 
tut,  die  Namen  der  A-Karten  und  die  Clavus- Zitate  bei  Schöner  und  Friedlieb  als  Variante  zu  benutzen. 
Was  ferner  die  Zahleri  des  Textes  betrifft,  ist  es,  selbst  wenn  eine  offenbare  Sinnlosigkeit  vorliegt,  sehr 
zweifelhaft,  ob  man  sie  in  einer  kritischen  Ausgabe,  so  wie  Storm  es  häufig  tut,  nach  der  Karte  korrigieren 
darf.  Die  Sache  ist  ja  die,  daß  man  sich  drei  Wege  denken  kann,  durch  welche  die  Abweichungen  zwischen 
Text  und  Karte  hervorgerufen  sein  können.  Sie  können  auf  Fehlern  beim  Kopieren  der  Karte,  auf  Fehlern 
beim  Abschreiben  des  Textes,   und  schließlich   auf  von  Clavus  begangenen  Fehlern  bei  der  Ausziehung  der 


')  Die  Möglichkeit,  daß  Fillastre  selbst  die  Nanziger  Karte  nach  dem  Clavus-Texte  zusammengestellt 
haben  sollt0,  brauchen  wir  nicht  zu  erörtern,  da  er  ausdrücklich  sagt:  Hee  descripcio  et  tabula  edite  sunt  a  quodam 
Claudio  cymbrico,  ferner  quidam  Claudius  cymbricus  Ulm  septentrionales  partes  descripsit  et  fecit  de  Ulis  tabulam  que  jun- 
gitur  Europe  (Ytner  1889,  S.  135 — 136).  Übrigens  findet  man  ja  auf  der  Karte  viele  im  Texte  fehlende  Namen, 
welche  Clavus  wohl,  Fillastre  dagegen  nicht  gekannt  haben  kann,  und  da  der  Abschreiber,  sei  es  Fillastre  oder 
sein  Schreiber,  so  oft  nicht  imstande  sind,  die  Zahlen  im  Clavus'  Originaltexte  zu  lesen,  so  ist  jener  selbstverständlich 
auch  nicht  imstande  gewesen,  auf  Grundlage  des  Textes  eine  so  genaue  und  richtige  Karte,  wie  die  Nanziger  es 
ist,  zu  konstruieren. 

Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  3 


18  Kapitel  I. 

Längen  und  Breiten  aus  der  Karte  entstanden  sein.  Welchen  dieser  Fehler  wir  vor  uus  haben,  ist  in  den 
meisten  Fällen  unmöglich  zu  entscheiden.  Es  würde  darum  das  richtigste  sein,  die  Zahlen  des  Textes  jeden- 
falls zu  behalten  und  in  einer  Kubrik  daneben  die  entsprechenden  Längen  und  Breiten  der  Karte  anzugeben. 
Einen  besseren  Uberblick  gibt  übrigens  die  konstruierte  Karte,  wo  alle  solche  Differenzen  durch  die  Pfeile 
bezeichnet  sind.  Unter  keiner  Bedingung  darf  es  für  richtig  angesehen  werden,  so  wie  Storm  es  tut, 
die  Zahlen  des  Textes  in  gewissen  Fällen  nach  der  Karte  zu  berichtigen,  dies  dagegen  in  andern  ganz  ana- 
logen Fällen  zu  unterlassen.  Er  korrigiert  die  Zahlen  für  TJendesusel,  aber  nicht  für  Vdhenskaun ;  für 
Slesuigh,  aber  nicht  für  Aoflotentas  (d.  h.  Aoslo  ciuitas)  und  Hamer;  für  primuui  Promontorium  und  sinus 
secundus  an  Norwegens  Nordküste,  aber  nicht  für  quintum  Promontorium  an  derselben  Küste,  für  das  Vor- 
gebirge an  der  Grenze  von  Schweden  und  Norwegen  und  für  den  nördlichsten  Punkt  von  Jütland  —  und 
doch  sind  dies  alles  ganz  analoge  Fälle. 

Wir  führen  dies  nicht  an,  um  Storms  vortreffliche  Arbeit  herabzusetzen,  die  keiner  als  wir  höher 
zu  schätzen  wissen,  sondern  um  hervorzuheben,  welch'  ausgezeichnetes  textkritisches  Mittel  die  Karten- 
zeichnung für  Texte  wie  die  des  Ptolemäus  und  Clavus  ist,  und  wieviel  aus  einer  solchen  Karte  heraus- 
gelesen werden  kann,  wenn  ihre  Konstruktion  auf  einem  bestimmten,  konsequent  durchgeführten  Prinzip 
basiert  ist.  Es  ist  für  uns  von  Bedeutung  dies  zu  konstatieren,  weil  in  dieser  Abhandlung  später  von 
demselben  Mittel  Gebrauch  gemacht  wird,  und  zwar  in  einem  Falle,  wo  die  Karte  und  der  Text,  die  mit- 
einander konferiert  werden  sollen,  uns  nicht  wie  hier  gemeinsam  überliefert  sind,  so  daß  die  ursprüngliche 
Zusammengehörigkeit  also  nicht  vorderhand  gegeben  ist. 


Kapitel  IL 

Die  Karten  des  A-  und  B- Typus 


Die  Darstellung  des  A-  und  B -Typus  vom  hohen  Norden  war  lange  Zeit  hindurch  haupt- 
sächlich durch  gedruckte  Karten  und  Globen  bekannt,  die  alle  jünger  waren  als  die  B-Karte  in  der 
Ülmer  Ausgabe  von  Ptolemäus'  Geographie  vom  Jahre  1482  (die  sog.  Donis-Karte).  Wenn  man  sich 
mit  diesen  Kartentypen  beschäftigte,  so  geschah  dies  nur,  weil  man  in  ihnen  Beweise  oder  Gegen- 
beweise in  Bezug  auf  den  langwierigen  Streit  fand,  der  darüber  geführt  wurde,  wie  weit  die  Berichte 
über  die  Reisen  der  Zenier  echt  seien  oder  nicht.  Erst  der  Fund  handschriftlicher  Karten,  welche 
älter  waren  als  die  Ulmer  Ausgabe,  und  der  carta  marina  des  Olaus  Magnus  stellten  die  Zenokarte 
auf  den  ihr  mit  Recht  gebührenden  Platz  in  der  Geschichte  der  Geographie,  nämlich  als  eine  spätere 
Kompilation  mehrerer  älteren  Karten.  Bei  Arbeiten  von  Storni,  Lucas1)  u.  A.  ist  das  jetzt  so  fest 
gestellt,  daß  wir,  wo  es  sich  um  den  Ursprung  des  A-  und  B -Typus  handelt,  ganz  von  der  Zeno- 
karte absehen  und  uns  zu  den  handschriftlichen  Karten  des  A-  und  B -Typus  halten  können,  welche 
unabhängig  von  den  B-Karten  in  den  gedruckten  Ptolemäus-Ausgaben  sind. 

Die  Zahl  solcher  Karten  des  A-Typus  beschränkt  sich  nicht  auf  die  vier  von  Nordenskiöld 
und  v.  Wies  er  ans  Licht  gezogenen.  Im  Winter  1900 — 1901  teilte  Bibliothekar  Raphael  Meyer  uns 
als  Antwort  auf  eine  darauf  bezügliche  Vorfrage  mit,  daß  sich  in  der  vatikanischen  Bibliothek  zwei 
A- Karten  befänden,  und  diese  beiden  waren  dieselben,  von  denen  der  Präfekt  der  vatikanischen 
Bibliothek,  Pater  F.  Ehrle,  Fischer  im  selben  Winter  Mitteilung  machte,  und  die  dieser  1902  in 
seinem  in  unsrer  Einleitung  erwähnten  Werke  veröffentlichte  Es  sind  also  bis  dato  sechs  hand- 
schriftliche Karten  des  A-Typus  vom  hohen  Norden  ans  Tageslicht  gekommen.  Fünf  von  diesen 
gehören  zu  lateinischen  Handschriften  von  Ptolemäus'  Geographie,  wo  sie  ebenso  wie  viele  andere 
tabulae  modernae  zur  Ergänzung  von  Ptolemäus'  Karten  dienten,  nämlich  da,  wo  diese  veraltet 
waren.  In  diesen  ergänzten  Ptolemäus-Handschriften  ist  auch  jene  Weltkarte,  mit  der  Ptolemäus  seine 
Kartensammlung  eröffnete,  korrigiert  und  mit  der  Nordlandskarte  vom  A-Typus  in  Übereinstimmung 
gebracht.  Auf  diese  korrigierten  Weltkarten  hat  Fischer  schon  die  Aufmerksamkeit  gelenkt2)  und 
die  beiden  im  Vatikan  befindlichen  veröffentlicht;  noch  früher  aber  (1856)  war  eine  derartig  korri- 
gierte Weltkarte,  die  J.  G.  Kohl  in  einer  Handschrift  im  British  Museum  fand,  veröffentlicht  worden. 
1904  fand  Carl  S.  Petersen  außerdem  eine  ähnliche  in  Leiden.    Dahingegen  scheint  man  bis  jetzt 


')  Vgl.  die  nachfolgende  Übersicht  über  die  A-Karten. 
2)  Fischer,  Die  Entdeckungen  etc.  S.  85. 


3* 


20 


Kapitel  11. 


nicht  bemerkt  zu  haben,  daß  Ptolemäus'  Karte  über  Sarraatien  ebenfalls,  sowohl  in  den  Hand- 
schriften als  in  den  gedruckten  Ausgaben,  wo  A-  oder  B-Karten  vorkommen,  nach  diesen  korrigiert 
ist.  insofern  es  sich  um  die  nördlich  von  der  Ostsee  belegenen  Strecken  handelt. 

Auch  von  handschriftlichen  Nordlandskarten  des  B- Typus  sind  verschiedene  zur  Kenntnis 
gebracht.  1887  veröffentlichte  Gh.  Euelens  eine  derartige  in  Brüssel  befindliche,  und  teilte  gleich- 
zeitig mit,  daß  sich  eine  ganz  ähnliche  in  Paris  befände;  er  nahm  an,  daß  diese  beiden  Karten,  obgleich 
sie  nicht  in  der  Donisprojektion  gezeichnet  sind,  doch  Ableger  einer  Doniskarte  (B-Karte)  seien;  einen 
bestimmten  Beweis  konnte  er  jedoch  nicht  dafür  liefern.  Gleichzeitig  mit  der  Veröffentlichung  der 
von  ihm  in  Wolfegg  1901  gefundenen  B- Karte  teilte  Fischer  mit,  daß  Karten  dieses  Typus'  vom 
Schluß  des  15.  und  vom  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  keineswegs  selten  seien.  Als  Beispiele  führt  er 
die  von  Euelens  erwähnte  Pariser  Handschrift  und  Waldseemüllers  Weltkarte  vom  Jahre  1507 
an1).  Ferner  fand  Björnbo  im  Herbst  1901  zwei  handschriftliche  Nordlandskarten  vom  B-Typus:  die 
eine  in  einer  Ptolemäus-Handschrift  in  der  vatikanischen  Bibliothek,  die  andere  in  einer  Ptolemäus- 
Handschrift  in  Firenze;  letztere  war  diejenige,  die  Fischer  infolge  Marzis  Mitteilungen  als  A-Karte 
bezeichnete2).  Schließlich  ist  die  seinerzeit  vom  Admiral  Zahrtmann  erwähnte  handschriftliche  Nord- 
landskarte 3)  in  der  Universitätsbibliothek  in  Kopenhagen  wiedergefunden  worden.  Wie  Norden- 
skiöld4)  vermutete,  erweist  sich  diese  als  eine  B-Karte,  die  indes,  ebenso  wie  eine  kleinere  von 
Björnbo  im  Jahre  1900  in  München  gefundene  handschriftliche  Karte  dieses  Typus,  nach  der  Karte 
in  den  gedruckten  Ptolemäus-Ausgaben  kopiert  ist. 

Ehe  wir  die  einzelnen  Karten  und  deren  Abhängigkeit  von  einander  näher  betrachten,  soll 
hier  eine  Übersicht  über  das  ganze  Kartenmaterial  gegeben  werden.  Wir  stellen  diejenigen  Karten 
obenan,  die  sich  infolge  der  Kriterien,  welche  wir  durch  die  nachfolgende  Untersuchung  in  Händen 
haben,  der  verlorenen  Hauptquelle  am  meisten  nähern. 


A- Karten. 

Handschriftliche  Karten  unabhängig  sowohl  von  den  gedruckten  Karten  dieses 

Typus'  als  von  der  Zenokarte. 

Kartenzeichner:  Henricus  Martellus  Germanus. 

Aj  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  Cod.  Magliab.  lat.  Gl.  XIII,  Nr.  16  (alte  Signatur  1935/249)  in 
der  Biblioteca  Nazionale  in  Firenze;  Pergament;  Kartenfläche  74  X  56  cm;  15.  Jahrh.,  undatiert; 
gefunden  von  v.  Wieser;  publiziert  von  Nordens kiöld  in  Bidrag  tili  Nordens  äldsta  karto- 
grafi,  Stockholm  1892,  Tafel  I;  verkleinerte  Reproduktion  in  Periplus,  ibid.  1897,  S.  87.  In 
der  gegenwärtigen  Abhandlung  Beilage  5. 

ax   Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  nicht  publiziert. 


')  Fischer,  l.  c.  S.  79,  Note  1  u.  S.  90. 

s)  Fischer,  l.  c.  S.  77  u.  78,  Note  7.  ■—  Die  Aufschlüsse,  die  Fischer  von  Dr.  Marzi  erhalten  hat, 
sind  öfters  ungenau;  es  ist  z.  B.  nicht  richtig,  wenn  Marzi  mitgeteilt  hat,  es  finde  sich  im  Cod.  Magliab.  XIII,  16 
keine  Weltkarte  mit  Grönland  (Fischer,  l.  c.  S.  86,  Note  1).  Die  Halbinsel  ist  da;  nur  der  Nauie  Grone-, 
landia  fehlt. 

3)  C.  C.  Zahrtmann,  Bemeerkninger  over  de  Venetianerne  Zeni  tüskrevne  Reiser  i  Norden,  Nordisk  Tidsskrifl 
for  Oldkyndighed  II,  1833,  S.  16 — 17.  Englische  Übersetzung  in  Journal  of  iJie  Royal  Geograph  ical  Society  V,  London 
1835,  S.  114  ff.  Durch  die  Wiederauffindung  dieser  Karte  ist  Zahrtmann  von  der  gegen  ihn  von  Maj or  gerich- 
teten Beschuldigung  entlastet  worden.  Letzterer  insinuierte  nämlich,  daß  die  Karte  gar  nicht  existiere  und  Zahrt- 
manns  Besprechung  derselben  erlogen  sei.  Vgl.  R.  H.Major,  The  voyage  of  the  Venetian  brothers  Nicola  &•  Antonio 
Zeno  to  the  north em  seas,  London  1873,  S.  58 — 59. 

4)  Nordenskiöld,  Studier  och  forskningar,  S.  30 — 32. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


2-1 


Kartenzeichner :  Nicolaus  Germanus. 

Aa  Nordlandskarte  in  Ptolernäus-Hs.  Plut.  XXX  Cod.  3  in  der  Biblioteca  Laurenziana  in  Firenze  i) ; 
Pergament;  (Doppel-)  Blattfläclie  59,6  X43,3  cm;  Kartenhöhe  29,3,  Kartenbreite  unten  55,0, 
oben  36,5  cm;  15.  Jahrh.,  undatiert;  gefunden  von  v.  Wie  ser;  publiziert  von  Norde nsk  i  <">  1  <1 
in  Bidrag  tili  Nordens  äldsta  kartografi,  Stockholm  1892,  Tafel  III;  verkleinerte  Reproduktion 
in  Periplus,  ibid.  1897,  S.  85- 

a,   Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  nicht  publiziert. 

A3  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  in  der  Biblioteka  ordynancyi  Zamoiskiei  (Zamoiskische  Majoruts- 
bibliothek)  in  Warschau;  Pergament;  Kartenfläche  (?)  nach  Nordenskiöld:  56,8  X  31,3  cm; 
15.  Jahrh.,  undatiert;  gefunden  von  Nordenskiöld;  publiziert  in  dessen  Facsimile- Attas, 
Stockholm  1889,  Tafel  XXX2);  verkleinerte  Reproduktion  in  P.  W.  Lucas,  The  voyages  of  (he 
brothers  Zeno,  London  1898,  Tafel  II;  Ausschnitt  bei  G.  Storm  in  Norsk  geografisk  Selskabs 
Aarbog  II,  Kria.  1891,  Tafel  4. 

a3  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  nicht  publiziert. 

A4  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  Cod.  Urbin.  lat.  274  in  der  Biblioteca  Apostolica  Vaticana  in 
Rom;  Pergament;  (Doppel-)  Blattfläclie  59,8  X  44,1  cm;  Kartenhöhe  30,0,  Kartenbreite  unten 
54,5,  oben  39,1  cm;  15.  Jahrh.,  undatiert;  gefunden  von  Fr.  Ehrle  und  Raphael  Meyer; 
publiziert  von  Jos.  Fischer  in  Entdeckungen  der  Normannen  in  Amerika,  Freiburg  i.  Br. 
1902,  Tafel  II. 

a4  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. :  publiziert  von  Fischer,  1.  c.  Tafel  I. 

A5  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  Cod.  Urbin.  lat.  275  in  der  Biblioteca  Apostolica  Vaticana  in 
Rom;  Pergament:  (Doppel-)  Blattfläche  57,0X44,1  cm;  Kartenhöhe  30,3,  Kartenbreite  unten 
53,2,  oben  35,0  cm;  15.  Jahrh.,  undatiert;  gefunden  von  Fr.  Ehrle  und  Raphael  Meyer; 
publiziert  vou  Jos.  Fischer,  1.  c.  Tafel  IV. 

a5  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  publiziert  von  Fischer,  1.  c.  Tafel  III. 

Kartenzeichner:  Henricus  Martellus  Germanus. 

A6  Nordlandskarte  (Skizze)  im  Anhang  zur  Descriptio  Cicladum  aliarumque  insularum  Christophori 
Bondelmonti  Plut.  XXIX  Cod.  25  in  der  Biblioteca  Laurenziana  in  Firenze  3) ;  Papier ;  (Doppel-) 
Blattfläche  43,6  X  28,6  cm,  mit  Anhang  rechts  von  7,7  X  28,6  cm ;  Kartenhöhe  28,6,  Karten- 
breite unten  48,2,  oben  33,6;  15.  Jahrh.,  undatiert;  gefunden  von  v.  Wieser;  publiziert  von 
Nordenskiöld  in  Bidrag  tili  Nordens  äldsta  kartografi,  Stockholm  1892,  Tafel  II,  und  in 
Periplus,  ibid.  1897,  Tafel  XXXII. 

a6  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  nicht  publiziert. 

a7  Weltkarte  im  Insularium  illustratum  Henrici  Martelli  Germani,  Cod.  Leid.  Vossian.  23,  Fol.  in 
der  Universitätsbibliothek  zu  Leiden.  Gezeichnet  um  das  Jahr  1490;  gefunden  von  Carl 
S.  Petersen;  nicht  publiziert1). 

a8  Weltkarte  im  Insularium  illustratum  Henrici  Martelli  Germani,  Cod.  Addit.  Nr.  15760  im 
British  Museum4).  Gezeichnet  ca.  1489 — 1490;  gefunden  und  veröffentlicht  von  J.  G.  Kohl 
in  der  Zeitschrift  für  allgemeine  Erdkunde,  Berlin  1856,  Taf.  VII;  bessere  Reproduktion  in 
D.  Jose  de  Lacerda,  Exame  das  viagens  do  doutor  Livingstone,  Lisboa  1867;  außerdem  in 
N  ordenskiöld,  Periplus,  Stockholm  1897,  S.  123. 


')  Vgl.  Bandini,  Cat.  Codd.  lat.  Bibl.  Laurent.  II,  S.  69—70. 
s)  Beschreibung  der  Zamoiskischen  Hs.  daselbst  S.  55 — 56. 
»)  Vgl.  Bandini,  l.  c.  II,  S.  41-42. 

4)  Axel   Anthon   Björnbo  &  Carl  S.  Petersen,  Anecdota    cartographica   septentrionalia,  Havniae 
(Kopenhagen)  1908,  S.  5—6. 


22 


Kapitel  II. 


B- Karten. 

I.  Handschriftliche  Karten  unabhängig  von  den  gedruckten  Karten  dieses  Typus'. 

Kartenzeichner:  Nicolaus  Germanus. 

Bx  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  Plut.  XXX  Cod.  4  in  der  Biblioteca  Laurenziana  in  Firenze x) ; 
Pergament;  (Doppel-)  Blattfläche  57,6X42,0  cm;  Kartenhöhe  29,6,  Kartenbreite  unten  54,5, 
oben  32,0  cm;  15.  Jahrb.,  undatiert;  gefunden  von  v.  Wies  er  oder  Marzi;  der  Typus  fest- 
gestellt von  Björnbo;  nicht  publiziert. 

b1  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  nicht  publiziert. 

B2  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  Cod.  Vatic.  lat.  3810 — 3811  in  der  Biblioteca  Apostolica  Vati- 
cana  in  Rom;  Pergament;  (Doppel-)  Blattfläche  57,3  X  42,2  cm;  Kartenhöhe  30,2,  Kartenbreite 
unten  54,8,  oben  31,9  cm;  15-  Jahrb.,  undatiert;  gefunden  von  Björnbo;  nicht  publiziert. 

b2  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs. ;  nicht  publiziert. 

B3  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  in  Schloß  Wolfegg  (Württemberg);  Pergament;  (Doppel-) 
Blattfläche  58,0X44,0  cm;  15.  Jahrh.  Nach  Mitteilung  von  Jos.  Fischer  vom  25.  Mai  1904 
ist  es  nun  mit  Hilfe  von  Chemikalien  gelungen,  hinten  in  der  Hs.  eine  ausradierte  Datierung 
zu  entdecken:  [me]  scripsit  Florenüae  finiuifque  Octubris  4.  1468.  Gefunden  von  Jos.  Fischer 
und  publiziert  in  dessen  Entdeckungen  der  Normannen  in  Amerika,  Freiburg  i.  Br.  1902, 
Tafel  VI  2). 

b3  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs.;  publiziert  von  Fischer,  1.  c.  Tafel  V. 

II.  Andere  handschriftliche  Karten  von  diesem  Typus. 

Kartenzeichner:  Unbekannter  Flamländer. 

B4  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  Cod.  14887  in  der  Bibliotheque  Royale  in  Brüssel;  Perga- 
ment; Kartenfläche  (nach  No r denskiöld)  ca.  65  X  45  cm;  datiert  1485;  gefunden  von 
Ch.  Ruelens  und  publiziert  in  dessen  Monuments  de  la  geographie  des  bibliotheques  de  Bel- 
gique,  Bruxelles  1887,  Tafel  IV. 

Kartenzeichner  (oder  nur  Schreiber):  Johannes  de  Krickenborch. 

B5  Nordlandskarte  in  Ptolemäus-Hs.  fonds  latin  Cod.  4804  in  der  Bibliotheque  Nationale  in  Paris 3) ; 
Kartenfläche  (nach  Ruelens)  54,1  X  30,5  cm:  datiert:  Exscripsit  Johannes  de  krickenborch 
scriptor  in  Gandavo  anno  natali  Christiano  31CCCCLXXXV;  erwähnt  von  Ruelens,  1.  c.  S.  2, 
und  von  Fischer,  1.  c.  S.  79 — 80;  nicht  publiziert. 

b5  Korrigierte  Weltkarte  in  derselben  Hs  ;  erwähnt  von  Fischer,  1.  c.  S.  80;  nicht  publiziert. 

Kartenzeichner:  Unbekannti 

Be  Nordlandskarte  auf  einem  losen  Blatt,  eingebunden  in  eine  Kartensammlung,  signiert  B,  981 
(ohne  Text)  in  der  Universitätsbibliothek  in  Kabenhavn  (Kopenhagen);  Papier;  16.  — 17.  Jahrh. : 
undatiert;  Kartenfläche  58-5X32,5  cm;  gefunden  von  Zahrtmann4);  nicht  publiziert. 

B7  Nordlandskarte  in  einer  geographischen  Miscellan-Hs.  Cod.  lat.  Monac.  10691  in  der  k.  Hof- 
und  Staatsbibliothek  zu  München5);  Papier;  Kartenfläche  ca.  12  X  8  cm;  ca.  1524;  gefunden 
von  Björnbo;  nicht  publiziert. 

')  Vgl.  Bandini,  l.  c.  II,  S.  70. 

2)  Beschreibung  der  Wolfegger  Hs.  daselbst  S.  79,  Note  1. 

3)  Vgl.  Cat.  Codd.  Mss.  Bibl.  Begiae,  Pars  III,  Tomus  IV,  S.  3. 
*)  Vgl.  oben  S.  20,  Note  3. 

5)  Vgl.  Cat.  Codd.  lat.  Bibl.  Begiae  Monacensis,  Tomus  IV,  Pars  I,  S.  157 — 158. 


Die  Karten  des  A-  nnd  B-Typus. 


23 


Kartenzeichner :  Henricus  Glareanus. 

b8  Weltkarte  in  der  Universitätsbibliothek  in  München;  ca.  1510;  gefunden  von  v.  Wieser; 
publiziert  von  Oberhunimer  im  Jahresbericht  der  geogr.  Gesellschaft  in  München  1892  und 
von  Jos.  Fischer  und  v.  Wieser,  Die  älteste  Karte  etc.  des  Waldseemütter,  Innsbruck 
1903,  S.  10. 

b9  Weltkarte  in  der  Universitätsbibliothek  in  Bonn;  datiert  1510;  gefunden  von  A.  Elter  und 
publiziert  in  dessen  De  Henrico  Glareano  etc.,  Bonn  1896,  und  in  Nordenskiölds  Periplus. 
8.  173  »). 

Die  mächtige  Ptolemäus-Handschrift,  in  der  diese  Karte  sich  befindet,  hat  auf  einem  Vorsatz- 
blatt folgende  neuere  Inschrift:  Ptolemaei  Cosmographia  Angelo  interprete.  Cod.  membr.  in  fol.  massimo 
del  secolo  XV  con  belle  miniature  attribuite  a  Gherardo  e  (!)  Monte  di  Giovanni  di  Firenze.  Auf 
Fol.  lv  steht  der  Titel  des  Werkes  in  koloriertem  Rahmen  und  darunter  die  Worte:  Henricus  Mar- 
tellus  Germanus  fecit  has  tabulas.  Auf  Fol.  2r  beginnt  Jacobus  Angelus'  Dedikation  an  den  Papst 
Alexander  V,  und  darauf  folgt  der  eigentliche  Ptolemäus-Text.  Auf  diesen  folgen  40  Karten,  die 
teilweise  mit  beschreibendem  Texte  versehen  sind 2). 

1.  Die  korrigierte  Weltkarte  a1,  mit  einer  hauptsächlich  auf  klassischen  Quelleu  beruhenden  Welt- 
beschreibung  (vgl.  S.  20,  Note  2).  Nur  die  nordischen  Länder  sind  auf  dieser  Karte  korrigiert; 
Afrika  stimmt  mit  Ptolemäus  überein. 


')  Hierzu  kommt  noch  eine  handschriftliche  Karte,  die  Henry  Stevens  in  England  gefunden  haben  sol 
(Fischer,  I.e.  S.  79),  und  mehrere  nach  der  Ulmer  Karte  (B-Typus)  gezeichnete  südeuropäische  Seekarten  (Kompaß 
karten),  die  in  Kapitel  IX  erwähnt  werden.    Dagegen  sind  die  Nordlandskarte  und  die  Weltkarte  im  Cod.  Paris. 
11523,  die  wir  im  Jahre  1904  untersucht  haben,  identisch  mit  den  gedruckten  Karten  der  Ulmer  Ausgabe,  und 
ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Karten  in  Schloß  Maihingen,  was  uns  Jos.  Fischer  gütigst  mitgeteilt  hat.  Vgl. 
die  dänische  Ausgabe  unsrer  Clavus-Monographie,  S.  75 — 76  (33 — 34). 

2)  Die  in  dieser  Hs.  an  die  tabulae  modernae  geknüpften  Beschreibungen  finden  sich  je  nach  ihrer  Größe 
neben  den  Karten,  auf  ihren  Kehrseiten  oder  auf  Blättern  für  sich.  Was  die  Zeit  betrifft,  zu  welcher  die  verschie- 
denen tabulae  modernae  entstanden  sind  —  vgl.  darüber  Gallois,  Les  geographes  allemands  de  la  renaissance,  Paris 
1890,  S.  19  ff.  —  wäre  es  sicher  von  Bedeutung,  drei  lateinische  Ptolemäus-Hss.  in  der  vatikanischen  Bibliothek  zu 
untersuchen,  nämlicb  die  Codd.  Vat.  lat.  5698  und  5699  so  wie  den  Cod.  Urbin.  lat.  377.  Von  diesen  ist  5698,  der 
leider  undatiert  ist,  sehr  alt,  d.  h.  vor  1450,  was  aus  der  Schrift  und  der  bei  den  Karten  angewandten  Technik  her- 
vorgeht. In  dieser  Hs.  finden  sich  nur  die  27  Ptolcmäisehen  Karten  und  keine  tabulae  modernae.  5699  und  277 
sind  mächtige,  reich  ausgestattete  Ptolemäus-Hss.  5699  führt  den  Titel:  In  hoc  ornatissimo  codice  continentur  Pto- 
lemei  Ph  iladelph  i  cosmographie  Ubri  octo  cum  pictura  universi  Orbis  et  cum  additione  provinciarum  noviter  reper- 
tarum  et  alia  nonnulla ;  über  der  Vorrede  steht:  Cosmographie  Ptolemei,  ex  greco  in  latinum  per  Iacobum  Angeln  m 
Florentinum  traduete  ad  Alex  a  ndr  u  m  summ  um  pontificem  prefatio  ;  vor  den  Tafeln  steht :  E  numero  scriptorum  m  inim  us 
Hugo  Nicolai  de  Commiuellis  natione  Francus  me  una  cum  tabulis  sequentihns  ad  instantiam  Petri  del  Massaio 
Florentini,  qui  me  picturis  decorauit ,  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  sexagesimo  nmo  (d.  h.  1469)  Florentiae 
scripsit  ßniuitque  die.  rigesima  octaua  mensis  Nouembris  ;  277,  die  das  Wappen  des  Herzogs  von  Urbino  trägt,  führt 
den  Titel:  In  hoc  ornatissimo  codice  cotinentur  (sie!)  Cosmogroplne  (sie!)  Ptolemaei  viri  Alexandrini  de  situ  orbis 
Ubri  VIII  ex  graeco  in  latinum  per  Iacobum  Angel  um  Florentinum  tradueti ;  vor  den  Tafeln  steht:  Claudii 
Ptolomei  Cosmographie  textus  explicit  per  me  Vgonetn  Comminelli  de  Macer  iis  supra  Mosam  in  Francia: 
Florentiae  die  quinta  lanuarii  1472.  Laus  Deo.  In  diesen  beiden  Hss.,  wo  namentlich  das  Titelblatt  und  die  Welt- 
karte mit  prächtigen  Miniaturen  geschmückt  sind,  finden  sich  ungefähr  dieselben  tabulae  modernae,  nämlich  in  5699 
Mispania  modema  der  Descriptio  Hispanie  nova  in  277  entsprechend;  und  demnächst  Gallien,  Italien,  Etrurien,  Pelo- 
ponnes,  Kreta  (Chandia  modema  in  5099,  Descriptio  Crete  nova  in  277)  und  Ägypten  (Aegyptus  cum  Etiopia  modern« 
in  5699,  Descriptio  Aegypti  nova  in  277),  ferner  in  beiden  Hss.  Stadtpläne  über  Milano,  Venezia,  Firenze,  Roma, 
Konstantinopel,  Damascus,  Jerusalem,  Kairo  und  aullerdem  in  277  Alexandria  und  Volaterra.  Die  Karten  der 
beiden  Handschriften  zeigen  uns ,  daß  die  modernen  Karten  sogar  in  größerer  Anzahl  vor  dem  Jahre  1469 
existierten.  Von  Interesse  ist  ebenfalls  der  leider  undatierte  Cod.  Paris.  3802,  wo  man  fol.  72v  am  Schluß  vom 
7.  Buch  des  Ptolemäus-Textes  folgende  Subskription  findet:  Claudii  Ptolomei  Cosmographie  textus  usque  ad  tabulas 


24 


Kapitel  II. 


2.  Ptolemäus'  Karte  von  den  Britischen  Inseln. 

3.  Eine  tabula  moderna  von  den  Britischen  Inseln  mit  Beschreibung. 

4.  Ptolemäus'  Karte  von  Spanien. 

5.  Eine  tabula  moderna  von  Spanien  mit  Beschreibung, 
ß.  Ptolemäus'  Karte  von  Frankreich. 

7.  Eine  tabula  moderna  von  Frankreich  mit  Beschreibung. 
S.  Ptolemäus'  Karte  von  Germanien. 

9.  Eine  tabula  moderna  von  Germanien  (Uberschrift:  Descriptio  Germaniae  moderne)  mit  einer  langen 
Beschreibung.  Auf  dieser  Karte,  die  v.  Wies  er  in  seiner  Besprechung  von  Nordenskiölds 
Facsimile-Atlas  genannt  hat l) ,  befindet  sich  auch  der  südlichste  Teil  von  Dänemark ,  dessen  Kon- 
figuration und  teilweise  auch  die  Namen  von  einer  Nordlandskarte  des  A-Typus  entlehnt  sind. 

10.  Die  Nordlandskarte  At  (Überschrift:  Descriptio  Gottie,  Swetie  et  Norwegie)  mit  einer  Beschreibung 
(siehe  Beilage  l). 

1  1.  Ptolemäus'  Karte  von  Rhätien  u.  s.  w. 

12.  Ptolemäus'  Karte  von  Italien. 

13.  Eine  tabula  moderna  von  Italien  (sehr  groß,  dreiblättrig)  mit  Beschreibung. 

14.  Ptolemäus'  Karte  von  Sardinien. 

15.  Ptolemäus'  Karte  von  Sicilien. 

1 6.  Tabulae  modernae  von  Sardinien,  Sicilien,  Korsika  und  Kypern.' 

1 7.  Ptolemäus'  Karte  von  Sarmatien,  wo  die  nördlich  von  der  Ostsee  gelegenen  Länder  einer  Nordlands- 
kartc  des  A-Typus  entlehnt  sind. 

]  8.  Ptolemäus'  Karte  von  Dacien. 

19.  Ptolemäus'  Karte  von  Makedonien  und  Griechenland. 

20.  Eine  tabula  moderna  von  der  Balkanhalbinsel. 

21.  Eine  tabula  moderna  von  Kreta. 

'   22 — 25.  Ptolemäus'  vier  Karten  von  Afrika. 

26.  Ptolemäus'  erste  Karte  von  Asien. 

27.  Eine  tabula  moderna  von  Kleinasien  mit  Beschreibung. 
28 — 30.  Ptolemäus'  zweite  bis  vierte  Karte  von  Asien. 

3 1 .  Eine  tabula  moderna  von  dem  Heiligen  Lande  mit  Beschreibung. 
32 — 39.  Ptolemäus'  fünfte  bis  zwölfte  Karte  von  Asien. 

40.  Eine  tabula  moderna  vom  Mittelmeer  (Kopie  nach  einer  Kompaßkarte).  Von  Nord-Europa  ist  bier 
nur  Jütland  mitgenommen,  und  dies  hat  die  Aufschrift:  Danismarchia  (vgl.  Ax). 

Wie  man  hieraus  ersieht,  ist  diese  Handschrift  besonders  reich  an  tabulae  modernae,  und  aus 
den  zu  den  Tafeln  1,  9,  17  und  40  gehörigen  Bemerkungen  geht  hervor,  daß  Tafel  10  (d.  h.  Aj) 
überall,  wo  nur  Gelegenheit  vorhanden  war,  benutzt  worden  ist,  um  sowohl  die  ursprünglichen 
Ptolemäus-Karten  als  auch  die  modernen  Tafeln  mit  der  Auffassung  der  A-Karten  vom  hohen  Norden 
in  Übereinstimmung  zu  bringen. 

Aus  der  oben  angeführten  Notiz  auf  Pol.  1T  geht  mit  Sicherheit  hervor,  daß  sämtliche  Karten 
von  Henricus  Martellus  selbst  gezeichnet  sind.  Daß  die  Weltkarten  a7  und  a8  in  seinem  Insu- 
larium  im  British  Museum  und  in  Leiden  dies  ebenfalls  sind,  darf  man  daraus  entnehmen,  daß  diese 
Karten  dieselbe  Technik  wie  die  der  Karten  AL  und  ax  haben.  Besonders  charakteristisch  für  diese 
Karten  ist  das  Anbringen  von  zierlichen,  aber  schematisch  ausgeführten  Bäumen  in  den  nördlichsten 
Gegenden  (Finmarken  und  Grönland),  wodurch  diese  Gegenden  als  bewaldete  bezeichnet  werden;  Berge 
werden  durch  stumpfe  Kegel  dargestellt  und  Skandinaviens  Verbindung  mit  dem  Kontinent  durch  eine 
schmale  Landzunge,  die  auf  Nicolaus  Germ  an us'  A-Karten  nicht  wiedergefunden  wird.  Gemeinsam 


fätciter  finit  per  me  Vgonem  Comminelli  e  Francia  natum  inter  scriptores  minimum.  Fol.  123r  am  Schluß  von 
Ptolemäus'  8.  Buch  steht:  Clauäii  Ptolemei  uiri  Alexandrini  cosmographie  octauus  et  xütimus  Uber  efiam  feliciter 
explicitur.  Scripsit  Vgo  Comminelli  ex  francia  natus.  Composuitque  Petrus  Massaius  Florentmus.  Demnächst 
folgen  auCer  Ptolemäus'  Karten  mehrere  tabulae  modernae  und  Stadtpläne :  Ispania  novela,  Gallia  novela,  Italia  novela, 
Tuscia  novela  (d.  h.  Etrurien),  Morea  novela  (d.  Ii.  Griechenland),  Candia  novela,  Egyptus  novelo,  Mediolano,  Venetia, 
FJorentia,  Koma,  Andernopoli,  Hostantinopoli (!),  Damaschus,  Hierusalem,  Cairus,  Alexandria. 
i)  Vgl.  oben  S.  6,  Note  1. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


25 


für  a8  und  Al  ist  temer  die  Aufschrift  für  die  Ostseeländer  Germania  per  totum,  welche  auf  den 
andern  Karten  des  A-Typus  fehlt  l). 

Diese  besonderen  Abzeichen  an  Martellus'  Karten,  sowie  der  Umstand,  daß  er,  wie  wir 
sahen,  die  verschiedenen  tabulae  niodernae  mit  einander  verglichen  und  verarbeitet  hat,  bestärken  uns 
in  der  Annahme,  daß  wir  in  Ubereinstimmung  mit  v.  Wies  er  Martellus  für  einen  wirklich  kriti- 
schen Kartographen2)  und  nicht  nur,  wie  Nordens kiöld  es  tut3),  für  einen  Kopisten  halten  müssen. 
Wieweit  der  zur  Ax  -Karte  gehörige  Text,  der  offenbar  durch  eine  Kompilation  mehrerer  älterer  Berichte 
und  Kartenlegenden  entstanden  ist,  Martellus  selbst  zuzuschreiben  ist,  sehen  wir  uns  nicht  imstande 
endgültig  zu  entscheiden;  im  Grunde  ist  aber  nichts  dagegen  einzuwenden,  da  der  Inhalt  des  Textes 
zeigt,  daß  dieser  zur  Zeit  der  Kalmarer  Union  erschienen  ist,  und  das  Vorhandensein  von  Martellus' 
InsulaHum  beweist,  daß  der  Verfasser  ein  ebenso  guter  Korograph  als  Kartograph  war.  Eine  genauere 
Untersuchung  seiner  prächtigen  Ptolemäus-Handschrift  und  deren  vieler  tabulae  modernae,  sowie  die 
seines  bisularium,  würde  gewiß  überhaupt  für  die  Geschichte  der  Geographie  von  nicht  geringem  Interesse 
sein4).  Für  uns  hat  natürlich  seine  Nordlandskarte  (Ax),  die  einzige  der  A-Karten,  welche  in  der 
älteren  äquidistanten  Projektion  gezeichnet  ist,  am  meisten  Bedeutung,  weil  sie,  wie  wir  später  sehen 
werden,  diejenige  der  A-Karten  ist,  die  dem  verlorenen  Original  am  nächsten  kommt. 

A 2  —  A  5  und  B, — B3. 

Der  Name  des  Anfertigers  der  Ptolemäus-Handschriften,  in  denen  sich  diese  sieben  Nordlands- 
karten befinden,  werden  durch  folgende  Über-  und  Unterschriften  angegeben. 

A2  Überschrift  (Dedikation):  Illustrissimo  principi  ac  domino  Borsio  duci  Mutine  ac  regit  Marchioni 

Estensi  Eodigiique  comiti  Donnus  Nicholaus  Germanus 5).    Keine  Unterschrift. 
A3 — A5  und  B3  Überschrift  (Dedikation):  Beatissimo  patri  Paulo  secundo  pontifici  maximo  Donnus 
Nicolaus  Germanus. 

A3  Unterschrift  (wo?)  Nobilium  e  numero  scriptorum  Antonius  unus  Stirpe  Vitellensis  scripxit  me  a 
vertice  ad,  im  um  (1). 

A4  und  B3  Unterschrift  (nach  Ptolemäus'  Text,  vor  den  Tafeln):  Hinc  sequunlur  tabulae. 
A5  Unterschrift  (nach  Ptolemäus'  Text,  vor  den  Tafeln) :  Hinc  sequuntur  tabulae.    Opus  Donni 
Nicolai  Germani. 

B3  Unterschrift  (nach  den  Tafeln):  Opus  Donni  Nicolai  Germani  secundum  Ptholomeum  finit. 

Bx — B2  Überschrift  und  Dedikation  sowie  Einleitung  stehen  in  blanco. 

BL — B2  Unterschrift  (unter  der  letzten  Tafel):  Opus  Donni  Nicolai  Germani. 

Hieraus  geht  hervor,  daß  alle  diese  Handschriften  von  der  Werkstatt  des  bekannten  Karten- 
zeichners Nicolaus  Germanus  („Donis")  stammen,  über  den  Jos.  Fischer  so  viele  Daten  gesam- 
melt hat 7).    Zu  ganz  demselben  Resultat  gelangt  man,  wenn  man  die  Technik  dieser  Handschriften 

')  Über  die  Technik  der  A, -Karte  ist  zu  bemerken,  daß  die  Meere,  Seen  und  Flüsse  blau  gemalt,  die  Länder 
ungefärbt,  am  Rande  aber  mit  einem  gelben  Farbentone  überlegt,  die  Berge  gelbbraun  mit  dunkleren  Schattierungen 
gemalt  sind,  während  die  Städte  wie  auf  vielen  der  älteren  Kornpaßkarten  durch  schematische  Abbildungen  von 
Burgen,  Türmen  oder  kleinen  Häusern  markiert  werden.  Daß  die  Flütse  vor  dem  Kolorieren  durch  schwarze  Punkte 
augegeben  waren,  sieht  man  daraus,  daß  mehrere  von  ihnen  nur  noch  punktiert  sind,  indem  sie  beim  Kolorieren 
überschlagen  sind. 

2)  Vgl.  Petermanns  Mitteilungen  1899,  S.  192. 

3)  Vgl.  Nordenskiöld,  Peripltis,  S.  87. 
*)  Vgl.  unter  A„  unten  S.  29  ff. 

6)  Vgl.  Fischer,  l.  c.  S.  116.  Ähnliche  Überschrift  in  der  bekannten  Ptolemäus-Hs.  in  Modena,  die  auch 
(vgl.  unten  S.  27)  von  Nicolaus  Germanus  herstammt. 

6)  Vgl.  Nordenskiöld,  Faesimile- Atlas,  S.  55  und  Periplus,  S.  87.  Dieser  Antonius  ist  offenbar  der 
Schönschreiber,  der  den  Text  für  Nicolaus  Germanus  schrieb;  er  steht  also  zu  ihm  in  demselben  Verhältnis, 
wie  der  Franzose  Hugo  Comminelli  zu  Pietro  Massaio  (vgl.  S.  23,  Note  2). 

7)  Fischer,  /.  c.  S.  75—90  und  die  Beilagen  1— VII. 

Bjürnbo  u.  Petersen.  Claudius  Clavus.  4 


2ß  Kapitel  11. 

vergleicht.  Diese  stimmt  nämlich  ganz  überein  bei  A2 — A5,  welche  eine  Gruppe  für  sich  bilden,  sowie 
bei  Bt — B3,  welche  ebenfalls  eine  Gruppe  für  sich  bilden,  indem  B3  jedoch  in  gewisser  Beziehung 
eine  Sonderstellung  einnimmt.    Trotz  gewisser  Verschiedenheiten,  z.  B.  bei  der  Behandlung  und  dem 
Kolorieren  der  Karten,  herrscht  doch  so  große  Ähnlichkeit  zwischen  den  beiden  Gruppen,  daß  sie,  ! 
wenn  auch  wahrscheinlich  zu  verschiedenen  Zeiten,  doch  aus  derselben  Werkstatt  hervorgegangen  sein 
müssen.    Die  wichtigsten  Übereinstimmuugspunkte  sind  folgende:    Ungefähr  dieselbe  Größe  und  das-  ! 
*elbe  Format;  dieselbe  Projektion  der  Karten  („Donis'"),  mit  demselben  Gradeinteilungssystem  und  mit 
den  Gradzahlen  in  übereinstimmender  Weise  auf  dem  purpurroten  oder  blauen  Grunde  des  Karten-  Ii 
rahmens  angebracht;  die  Städtezeichen  durch  kleine  mit  Gold  oder  Farbe  ausgefüllte  Kreise  auf  den 
Karten  angebracht;  Meere,  Seen  und  Flüsse  blau;  Flußnamen  rot;  Namen  im  Inlande  schwarz  oder  I 
rot;  Ländernamen  vergoldet  oder  rotbraun,  in  Felder  gezeichnet  oder  mit  Strichen  umrahmt;  Berge 
durch  bronzierte  Felder  mit  dunkleren  Schattierungen  angegeben;   Inseln  verschiedenfarbig;  gewisse  ] 
Landesteile  von  den  übrigen  durch  gerade,  meistens  rote  und  mit  einem  zart  gelblichen  oder  grau- 
lichen Farbenton  überzogene  Linien  begrenzt. 

Die  Verschiedenheiten  zwischen  der  A-  und  B  -  Gruppe  bestehen  namentlich  darin,  daß  die 
Karten  in  den  Handschriften  der  A-Gruppe  feiner  und  genauer  ausgeführt  und  in  etwas  mildereu 
Farben  gehalten  sind,  jedoch  mit  stärkerer  Auwendimg  von  Vergoldung,  welche  letztere  in  der  B-Gruppe 
teilweise  durch  gelbe  oder  weiße  Farbe  erstattet  ist.  Außerdem  muß  der  Anwendung  von  violetter  j 
Farbe  als  Grundfarbe  der  Ländernamen  auf  den  B-Karten  gedacht  werden.  Die  Verschiedenheiten  sind 
jedoch  nicht  größer,  als  daß  Jeder,  der  einmal  eine  von  Nicolaus  Germanus'  Ptolemäus-Hand- 
schriften  gesehen  hat,  die  anderen  schon  beim  flüchtigen  Anblick  wird  bestimmen  können. 

Daß  die  A-Gruppe  die  dem  Original  am  nächsten  stehende  ist.  darauf  deutet,  außer  der  durch- 
gehend» genaueren  Ausführung  uud  der  kostbareren  Ausstattung,  alleine  der  Umstand,  daß  wir  betreffs 
solcher  Namen,  die  ganz  sicher  mit  wirklichen  Namen  identifiziert  werden  können,  zu  konstatieren  imstande  j 
sind,  daß  die  Formen  auf  den  B-Karten  durchgehends  verwischter  und  entstellter  sind,  als  die  Formen 
der  A-Karten  (siehe  die  Tabelle  Beilage  3)  und  im  Gegensatz  zu  diesen  von  unkundiger  Hand  ge- 
schrieben sind,  z.  B.  ist  luste  pmö  (d.  h.  Promontorium)  zu  lustemö  p.  und  ebenso  optena  pmon  zu  opfe- 
namon  p.  verändert.  Außerdem  sind  die  Namen  von  Engronelant  (nördlich  von  Norwegen)  auf  den 
B-Karten  offenbar  durch  eine  Auswahl  der  Namen  von  Pillappelant  (nördlich  von  Norwegen)  und  ; 
Gronelandia  (westlich  von  Island)  auf  den  A-Karten  entstanden.  Es  sind  also  mehrere  übrigens 
teilweise  schon  von  Storm  und  Fischer  aufgestellte  Gründe  zur  Annahme  vorhanden,  daß  die 
A-Gruppe  eine  ältere  Bedaktion  als  die  B-Gruppe  bezeichnet,  eine  Annahme,  von  der  man  im  voraus 
nicht  überzeugt  sein  konnte,  weil  nur  eine  der  betreffenden  Handschriften  eine  Datierung  enthält,  oder 
vielmehr  enthalten  hat  (B3). 

Da  die  zu  Nicolaus  Germanus'  B-Gruppe  gehörigen  Handschriften  überhaupt  die  einzigen 

sind,  in  denen  sich  eine  Nordlandskarte  des  B-Typus  befindet,  die  beweislich  älter  ist  und  unabhängig  j 

von  den  Ulmer  Ausgaben,  darf  man  annebmen,  daß  Nicolaus  Germanus  durch  Bearbeitung  des 

A-Typus  den  B-Typus  geschaffen  hat.    Zu  diesem  Kesultat  kommt    auch  Fischer  auf  Basis  der 

Wolfegger  Handschrift  (B3),  der  einzigen  ihm  von  den  Handschriften  der  B-Gruppe  bekannten  1).  Der 

Fund  der  beiden  anderen  aus  Nicolaus  Germanus'  Werkstatt  hervorgegangenen  Handschriften  der-  J 

selben  Gruppe  kann  nur  dazu  dienen,  diese  Annahme  zu  bestärken. 

Betrachten  wir  die  Tabelle  der  Namen  auf  den  älteren  A-  und  B-Karten,  so  geht  es  deutlich 

....  .  . 

hervor,  daß  Martellus'  Karte  (Ax)   eine  selbständige   Überlieferung    vom   Original    der  A-Karten  ' 

bezeichnet,  Nicolaus  Germanus'  Karten  A, — A5,  die  ebenfalls  jede  für  sich  nach  dem  Original  I 

kopiert  sind,  durch  gegenseitiges  Supplieren  eine  andere  selbständige  Überlieferung,  während  Bi — B2 

eine  augenscheinlich  willkürliche  Bearbeitung  bilden,  die  in  derselben  Werkstatt  aber  von  einer  anderen 

Hand  ausgeführt  sind,  B3  ist  schließlich  ein  noch  entstellteres  Exemplar  dieser  B-Redaktion.  Trotzdem 


')  Fischer,  l.  c.  S.  85  tf. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


27 


kann  nachgewiesen  werden,  daß  Bt — B3  direkt  zu  demselben  Original  zurückzuführen  sind  wie  A2 —  A5 ; 
denn  in  einigen  Punkten  sind  diese  B-Karten  besser  als  die  A-Karten.  Sie  haben  z.  15.  öbenro  statt 
oberon  (Aabenraa,  Apeurade),  cobename  statt  ohename  (Köbenha"vn,  Kopenhagen)  und  für  die  Stadt 
Asseus  auf  Füuen  haben  sie  wie  Al  aspres,  das  auf  A2 — A5  fehlt.  Die  durch  Bl — B3  bezeichnete 
Redaktion  kann  also  nicht  zur  Seite  geschoben  werden. 

Eine  andere  Frage  ist  die:  wann  ist  der  Zeitpunkt  dieser  Redaktionen ?  Wie  Fischer  nach- 
gewiesen hat,  sind  die  beiden  hier  erwähnten  nämlich  nicht  die  einzigen  von  Nicolaus  Germanus 
vorgenommenen l).  Es  findet  sich  eine  dritte,  die  durch  drei  Handschriften  repräsentiert  ist :  eine  in 
Modena  vom  Jahre  146G,  eine  in  Paris  (Bibliotheque  Nationale,  fonds  latin  4805) 2),  welche  dieselbe 
Dedikation  an  deu  Herzog  Borso  von  Este  enthält,  die  sich  in  A2  befindet,  und  eine  in  Nürnberg, 
beschrieben  von  Rai  de  l3).  In  dieser  dritten  Redaktion  finden  sich  nur  die  2l  alten  Ptolemäischen 
Karten,  während  sich  in  der  A-Redaktion  auller  der  A-Karte  noch  zwei  derjenigen  tabulae  modernae 
befinden,  welche  wir  bei  Martellus  und  in  den  beiden  vatikanischen  Handschriften  von  1469  und 
1472  fanden  (d.  h.  die  von  Spanien  und  Italien),  und  in  der  B-Redaktion  außer  diesen  und  der  B-Karte 
noch  ein  oder  zwei,  nämlich  von  Frankreich  und  dem  Heiligen  Lande 4).  Mit  gutem  Recht  betrachtet 
Fischer  deshalb  diese  dritte  Redaktion  ohne  Nordlandskarte  oder  andere  tabulae  modernae  für  die 
älteste  und  stellt  darum  als  sichere  Zeitgrenzen  für  die  A-  und  B-Redaktionen  die  Jahre  1466  (erste 
Redaktion)  und  14S2  (Ulmer  Ausgabe)  auf;  bei  der  Bestimmung  innerhalb  dieser  Grenzen  stößt  er 
jedoch  auf  eine  Schwierigkeit,  die  er  zu  lösen  sich  nicht  imstande  sieht.  Da  die  Dedikation  an 
Paul  II.  dessen  päpstliches  Regiment  von  1464 — 71  dauerte,  nur  in  den  A-Redaktionen  (A3 — A5) 
vorkommt,  muß  man  annehmen,  daß  diese  aus  der  Zeit  vor  1471  stammt,  und  diese  Annahme  wird 
dadurch  bestärkt,  daß  Herzog  Borso,  dem  das  vierte  Exemplar  dieser  Redaktion  (A2)  dediziert  ist, 
im  selben  Jahre  1471  wie  Paul  II  starb.  Auf  sämtlichen  Karten  dieser  Redaktion  (A2 — A5)  ist 
indessen  Holstein  von  den  es  umgebenden  Ländern  durch  rote  Linien  von  Meer  zu  Meer  begrenzt,  mit 
einem  besonderen  Farbentone  überlegt  und  mit  der  Aufschrift  ducatvs  elfacie  versehen.  Nun  wurde 
Holstein  aber  erst  im  Jahre  1474  ein  Herzogtum,  also  kann  die  zweite  Redaktion  erst  nach  dem 
Jahre  1474  vollendet  worden  sein;  denn  so  wie  die  Aufschrift  ducatus  elfacie  ausgeführt  ist  (in  Rubrik 
mit  goldenen  Buchstaben  wie  die  anderen  Ländernamen),  kann  sie  keine  spätere  Hinzufügung  sein. 
Wir  geraten  daher  ebenso  wie  Fischer  in  das  Dilemma,  daß  die  A-Redaktion  vor  das  Jahr  1471 
und  doch  nach  1474  verlegt  werden  muß 5).  Wir  halten  hier  eigentlich  nur  eine  Erklärung  für 
denkbar.  Daß  die  Nordlandskarten  A2 — A-  nach  dem  Jahre  1474  ausgearbeitet  sind,  muß  nach  dem 
Dargelegten  für  überwiegend  wahrscheinlich  angesehen  werden,  selbst  wenn  die  Verhandlungen  über 
die  Errichtung  des  Herzogtumes  von  etwas  älterem  Dato  sein  sollten :  und  daß  die  Dedikationen  an 
Paul  II  und  Herzog  Borso  vornan  in  denselben  Handschriften  spätestens  im  Jahre  1471  nieder- 
geschrieben sind,  darf  nicht  bezweifelt  werden.  Rein  logisch  betrachtet,  muß  also  die  Ausarbeitung 
dieser  vier  Handschriften  spätestens  1471  angefangen,  jedoch  nicht  vor  1474  zur  Eintragung  der 
Nordlandskarte  gelangt  sein.  So  logisch  die  zu  dieser  Konklusion  führenden  Schlußfolgerungen  auch 
sind,  so  hätten  wir  sie  doch  kaum  zu  ziehen  gewagt,  wenn  wir  nicht  mit  gutem  Grunde  vermuten 
könnten,  daß  alle  vier  Handschriften  gleichzeitig  ausgearbeitet  seien.  Nicht  allein  die  Technik,  die 
Miniaturen  des  Titelblattes,  die  charakteristischen  Verzierungen  an  den  Ecken  der  Karten  und  die 
dabei  angewandten  Farben  stimmen  überein,  sondern  was  viel  mehr  bedeutet,  bei  der  oben  erwähnten 


')  Fischer.  1.  c.  S.  78. 

l)  Cat.  Codd.  Mss.  Bibl.  Regiae,  Pars  III,  Tom.  IV,  S.  2.  Vgl.  Fischer,  l.  c.  S.  78.  —  Codd.  lat.  V.  F.  32 
und  V.  F.  33  in  Museo  Borbonico  in  Napoli  gehören  vielleicht  zu  derselben  Redaktion ;  namentlich  V.  F.  32  erinnert 
stark  an  die  sicheren  Nicolaus  Germanus-Hss. 

3)  Raidel,  Commentatio  critica,  Norimbergae  1737,  S.  26  11. 

4)  Daß  die  B-Redaktion  mehrere  tabulae  modernae  als  die  A-Redaktion  enthält,  deutet  natürlich  darauf 
daß  letztere  die  ältere,  jene  die  jüngere  sei. 

s)  Fischer,  l.  c.  S.  80. 

4* 


1>S 


Kapitel  II. 


Aufschrift  auf  Holstein  ducatus  el/acie  siud  die  goldeueu  Buchstaben  bei  el/'acie  mit  Hilfe  von  zwei 
schwarzen  Tintenstricheu  zu  olfatie  verändert,  und  diese  Berichtigung  ist  in  allen  vier  Handschriften 
A2 — A5  in  ganz  derselben  Weise  ausgeführt.  Diese  Korrektion,  die  man  früher  nicht  bemerkt  hat  — 
sie  ist  an  den  Reproduktionen  auch  nicht  zu  erkennen  *)  —  beweist,  daß  alle  vier  Handschriften  sich 
vor  ihrer  schließlichen  Vollendung  gleichzeitig  bei  dem  Herausgeber  Nicolaus  Germanus  befanden. 
Daß  über  drei  Jahre  von  dem  Augenblick  an  vergangen  sind,  seit  die  Vorreden  niedergeschrieben 
sind,  der  ganze  Ptolemäus-Text  fertig  geschrieben  und  die  sieben  Tafeln  vor  der  Nordlandskarte  aus- 
gearbeitet waren,  kann  uns  eigentlich  nicht  Wunder  nehmen,  namentlich  mit  Betracht  auf  die  hübsche 
Schrift,  die  reiche  Koloration  und  die  übrige  feine  Ausstattung. 

In  diesem  Zusammenhange  wäre  es  angebracht  auf  einen  Umstand  aufmerksam  zu  machen, 
der  eine  passende  Erklärung  in  der  Entstehungsweise  finden  könnte,  die  wir  hier  betreffs  der  zweiten 
Redaktion  angenommen  haben.  In  den  beiden  Handschriften  der  B-Redaktion,  welche  die  Karten  Bx 
und  B2  enthalten,  hat  Nicolaus  Germanus  die  Dedikation  und  die  Einleitung  in  blanco  stehen 
lassen,  während  die  Miniaturen,  die  wie  gewöhnlich  die  erste  Seite  der  Einleitung  schmücken 
sollten,  ausgeführt  sind.  Dieses  könnte  nun  derart  aufgefaßt  werden,  daß  er  seine  Vorreden  nicht  an 
bestimmte  Personen  richten  wollte,  ehe  er  ganz  sicher  war,  ob  dieselben  auch  in  deren  Hände  gelangten, 
eine  Vorsicht,  die  um  so  erklärlicher,  wenn  unsre  Annahme  richtig  ist,  daß  sowohl  Papst  Paul  als 
Herzog  Bor  so  während  der  Ausarbeitung  der  an  sie  gerichteten  Handschriften  der  vorigen  Redaktion 
starben;  denn  Nicolau s'  Tätigkeit  ist,  woraufhin  Fischers  Forschungen  auch  deuten,  augenschein- 
lich ganz  fabrikmäßig  betrieben  worden. 

Diese  ganze  Theorie  über  die  Zeitbestimmung  wird  übrigens  leicht  ins  Schwanken  geraten 
durch  die  Datierung,  die  sich  hinten  in  der  Wolfegger-Handschrift  (B3)  befindet:  [mej  scripsit  llorentiae 
finiuitque  Octubris  4.  1468 2).  Diese  Unterschrift  ist  nun  freilich  wegradiert,  vielleicht  sogar  von 
Nicolaus  Germanus  selbst,  weil  sie  in  der  Handschrift  ungültig  war,  zu  welcher  das  betreffende 
Pergamentblatt  jetzt  gehört.  Überhaupt  ist  eine  annullierte  Subskription  eine  höchst  zweideutige  Quelle 
und  namentlich  fast  wertlos,  wenn  das  betreffende  Blatt  von  einer  Stelle  stammt,  wo  man  ganz  fabrik- 
mäßig gearbeitet  hat  und  immer  wieder  Abschriften  von  ein  und  demselben  Text  geliefert  und  diesen 
für  Geld  verkauft  hat.  Zudem  war  das  Pargament  so  teuer,  daß  man  dies  nicht  kassierte,  weil  etwas 
in  dem  Augenblick  ungültiges  darauf  stand;  man  schabte  und  wusch  die  Pergamentblätter,  aber  man 
warf  sie  nicht  weg.  Wenn  Jos.  Fischer  in  einem  Briefe  an  uns,  gleichzeitig  indem  er  uns  freund- 
lichst über  die  Datierung  aufklärt,  mit  den  Worten  schließt:  „Die  Rezension  A  ist  deshalb  1467  anzu- 
setzen," so  wagen  wir  uns  diesem  Ausspruche  nicht  unbedingt  anzuschließen,  selbst  wenn  wir  es  für 
möglich  halten  könnten,  daß  in  Nicolaus  G er m an us' Werkstatt  so  anhaltend  gearbeitet  sein  sollte, 
daß  es  ihm  in  drei  aufeinander  folgenden  Jahren  —  1466,  1467  und  1468  —  gelungen  sein  sollte, 
drei  Redaktionen  dieses  umfangreichen  Werkes  mit  seinen  vielen  Tafeln  und  seiner  kostbaren  Aus- 
stattung zu  liefern,  jede  Redaktion  sogar  in  wenigstens  drei  bis  vier  Exemplaren.  Fischer  fährt 
fort:  „Die  Legende  ducatus  olfatie  war  im  Jahre  1467  noch  nicht  berechtigt,  aber  ist  vielleicht  durch 
frühere  Verhandlungen  erklärlich.  Weil  irrig,  blieb  1468  die  Bezeichnung  ducatus  weg,  ein  Umstand, 
der  (sonst)  schwer  zu  erklären  ist,  wenn  man  die  Bezeichnung  ducatus  olfatie  1474  ansetzt  und  die 
Rezension  B  später.''  Aber  dies  Raisonnement  hält  nicht  Stich;  denn  ducatus  ist  nur  auf  B2  und  B3 
ausgelassen;  auf  Bx,  die  in  jeder  Beziehung  das  Gepräge  trägt,  mit  den  beiden  andern  zugleich  aus- 
gearbeitet zu  sein,  findet  sich  die  Bezeichnung  ducatus,  und  das  Auslassen  derselben  auf  den  beiden 
andern  Karten  ist  eher  der  Tatsache  zuzuschreiben,  daß  die  B-Karten  überhaupt  nicht  so  genau  wie 
die  A-Karten  sind. 

')  Weder  aus  Nordenskiölds  Beschreibung  der  Zarnoiski-Karte  (A3)  noch  aus  dessen  Reproduktion  geht 
es  hervor,  wie  die  Korrektur  auf  der  Karte  gemacht  worden  ist.  Von  Seiten  der  Direktion  der  Zamoiskischen 
Majoratsbibliothek  erhielten  wir  aber  die  gütige  Mitteilung,  daß  die  Korrektur  auf  Äa  durchaus  auf  dieselbe  Weise 
wie  auf  den  uns  durch  Autopsie  bekannten  A2,  A4  und  A6  gemacht  worden  ist. 

2)  Vgl.  oben  S.  22. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


L".l 


Das  Entscheidende  ist  also,  ob  man  der  Bezeichnung  dueatus  für  Holstein  oder  der  Datierung 
in  der  Wolfegger  Handschrift  die  größte  Bedeutung  beilegen  will.  Behauptet  man  die  Gültigkeit  der 
Datierung  mit  Bezug  auf  die  B3- Karte,  so  muß  man  das  Wort  dueatus  sowohl  für  die  A-  als  für  die 
B-Redaktion  wegerkläreu,  oder  auch  B3  für  ins  Jahr  1408  gehörig  erklären,  B2  für  älter  als  1474- 
A2 — A-  und  Bl  für  jünger  als  1474-  Letzteres  geht  aber  kaum,  da  die  B-Redaktion  nach  allen 
Kriterien  jünger  sein  muß  als  die  A-Redaktion;  darauf  deutet  auch  bestimmt  die  Form  olfacia  oder 
otfacia  auf  den  B-Karten,  d.  h.  die  Form,  welche  der  Name  erst  durch  die  Korrektur  f  in  f  auf  den 
A-Karteu  erhielt. 

Hält  man  am  einzig  natürlichen  Verständnis  des  Wortes  dueatus  fest,  so  muß  man  die 
Datierung  in  der  Wolfegger  Handschrift  wegerklären  und  mit  dem  Resultat  schließen,  zu  dem  wir 
gelangten,  ehe  wir  über  die  Existenz  der  Datierung  orientiert  waren,  daß  nämlich  „Nicolaus  Ger- 
manus' erste  Ptolemäus-Redaktion  1466  abgeschlossen  war,  daß  die  zweite  (die 
A-Redaktion)  vor  1471  angefangen  und  nach  1474  abgeschlossen  war,  die  dritte  (die 
B-Redaktion)  erst  nach  1474  angefangen,  aber  vor  1482  abgeschlossen  war."  Jos. 
Fischer  wird  es  wahrscheinlich  vorziehen,  das  Wort  dueatus  wegzuerklären ;  wir  sind  dagegen  zunächst 
geneigt,  die  Datierung  wegzuerklären  und  an  unserm  früheren  Resultat  festzuhalten. 

A6. 

Die  letzte  der  A-Karten  nimmt  eine  Sonderstellung  ein,  indem  sie  nicht  wie  die  andern  hand- 
schriftlichen A-Karten  einer  Ptolemäus-Handschrift,  sondern  einer  Handschrift  von  Bondelmontes 
Beschreibung  der  Kykladen  beigefügt  ist i).  Gerade  dieser  Umstand  bewirkte,  daß  diese  Karte  dazu 
berufen  wurde,  eine  Rolle  bu  der  Bestimmung  von  der  Entstehung  der  A-Karten  zu  spielen,  indem 
Nordenskiöld,  ohne  übrigens  die  betreffende  Handschrift  genauer  untersucht  zu  haben,  die  Hypo- 
these aufstellte,  daß  Ax  —  von  der  er  A(;  für  eine  direkte  Kopie  hielt  —  „eine  unveränderte  Kopie  oder 
lieber  Übersetzung  der  skandinavisch  -  byzantinischen  Originalurkunde "  2)  sei,  welche  Bondelmonte 
in  einer  griechischen  Ptolemäus-Handschrift  von  seiner  Reise  im  griechischen  Archipelagus  mitgebracht 
[  hatte.  Für  die  Geschichte  der  A-Karten  ist  es  daher  trotz  der  auffälligen  Flüchtigkeit  in  Norden- 
skiölds  Gedankengang  von  gewisser  Bedeutung  zu  konstatieren,  was  die  Handschrift,  in  der  sich  A6 
befindet,  eigentlich  enthält. 

Die  Bondelmonte-Handschrift  ist  von  Papier  (Bl.  1  jedoch  aus  Pergament),  hat  74  numerierte 
Folien  und  2  unnumerierte ;  sie  enthält  auf  fol.  lr  einige  geographische  Notizen  über  Italien  und  Griechen- 
land auf  italienisch,  fol.  lv  einen  6-linigen  Vers  in  Kapitalschrift3),  2r — 47v  den  lateinischen  Bondelmonte- 
Text  von  einer  Hand  aus  dem  15-  Jahrhundert  geschrieben. 

Wo  der  Bondelmonte-Text  schließt,  ist  von  derselben  Hand  fol.  48r — 49v  eine  Beschreibung  von 
Kypern  hinzugefügt.  Der  Anfang  des  Bondelmonte-Textes  ist  der  gewöhnliche.  Den  fast  unleserlichen  Schluß 
hat  Rostagno  gedeutet  durch  Vergleich  mit  Cod.  Gaddianus  60  in  der  Biblioteca  Laurenziana.  Derjenige, 
welcher  den  Text  in  der  AB -Handschrift  geschrieben,  hat  einen  Platz  für  die  Karten  frei  stehen  lassen,  ganz 
wie  im  Cod.  Gaddian.  60;  aber  während  die  Karten  im  letzten  beständig  fehlen,  sind  sie  in  der  Au-Hs. 
von  einer  andern  Hand  hinzugefügt,  die  außerdem  den  Text  durch  verschiedene  Einschiebungen  und  Rand- 
noten von  recht  erheblichem  Umfange  vermehrt  hat. 

Jos.  Fischer  hat  uns  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  es  Henricus  Martellus  sein 
muß,  welcher  die  Ay -Karte  gezeichnet  hat,  weil  deren  Technik  in  verschiedener  Weise  der  in  At 
ähnelt;  namentlich  hob  Fischer  die  kegelförmig  abgestumpften  Berge  hervor.  Diese  Annnahme 
Fischers  wird  aufs  vollständigste  bekräftigt,  wenn  man,  wie  wir  es  jetzt  getan  haben,  die  A6-Hs. 
nicht  allein  mit  der  Ax-Hs.  vergleicht,  sondern  auch  mit  Martellus'  Insularium,  wie  dies  im  Cod. 

')  im  Jahre  1420  kam  Bondelmonte  nach  einem  mehrjährigen  Aufenthalt  im  griechischen  Archipelagus 
nach  Italien  zurück.  Vgl.  E.  Legrand,  Dhcription  ies  lies  de  l'archipel  par  Christophe  Buondelmonti,  Paris  1897, 
S.  XXI— XXVI. 

2)  Nordenskiöld,  Periplus,  S.  177. 

3)  Abgedruckt  von  Bandini,  Cut.  <'<>dd.  lat.  Bibl.  Laureut.  LI,  41. 


30 


Kapitel  II. 


Addit.  15760  im  British  Museum  und  im  Cod.  Vossian.  23,  2"  in  der  Universitätsbibliothek  in 
Leiden  vorliegt. 

Durch  diesen  Vergleich  zeigt  es  sich  nämlich  sogleich,  daß  Cod.  Laurent.  29,  25  (A6-Hs.) 
ganz  einfach  die  Arbeitshandschrift  ist,  der  Martellus  sich  bedient  hat,  um  auf  Grundlage  des  Bon- 
delmonte-Textes  Material  zu  seinem  eigenen  Insularium  zu  sammeln.  Es  ist  Martellus  selbst,  der 
die  Karten  über  die  Kykladen  in  dieser  Handschrift  gezeichnet  hat:  er  ist  es,  der  die  Randnoten  hin- 
zugefügt sowie  die  Einschiebungen  in  den  Text  gemacht.  Sowohl  die  Randnoten  als  die  Einschiebungen 
finden  sich  nämlich  wiederholt  in  seinem  fertigen  Insularientext.  Während  die  Texte  in  der  At-Hs. 
sowie  in  den  beiden  Insularien-Handschriften  von  einer  der  wohlbekannten  zierlichen  aber  charakterlosen 
italienischen  Schönschrifthänden  vom  Schluß  des  15.  Jahrhunderts  geschrieben  sind,  so  sind  in  allen 
drei  Handschriften  die  Karten  von  derselben  charaktervolleren,  aber,  orthographisch  gesehen,  weniger 
geübten  Hand  gezeichnet,  die  Text  und  Karte  in  der  Bondelmonte-Handschrift  hinzugefügt  hat,  und 
diese  Hand  muß  also  Martellus'  eigene  sein. 

Weder  in  den  A6-Hs.  noch  im  Insularium  beschränkt  Martellus  sich  jedoch  auf  die  Be- 
arbeitung von  Bondelmontes  Beschreibung  der  Kykladen  und  auf  die  Erweiterung  derselben  mit 
Zitaten  aus  den  Klassikern  und  neueren  Autoren;  er  fügt  eine  Reihe  von  Karten  und  Beschreibungen 
hinzu,  welche  zum  Teil  mit  denen  in  der  A1-Hs.  erwähnten  tabulae  modernae  zusammenfallen. 

Fol.  49v,  gleich  nach  der  Beschreibung  von  Kypern,  schreibt  Martellus: 

1 .  {Item  post  Cypri  insule  seqilüur  descriptio  terre  sanctey  l)   et  immediate  sequitur  Sicilia  insula  |  que 
paucis  absoluemus. 

2.  Cursica. 

3.  Sardignia  [!]. 

4.  MaioricU  minorica. 

5.  Albion  siue  briUtnica  insula. 

6.  et  taprobana. 

7.  Italia.  2) 

8.  hispania. 

9.  galliu. 

10.  germania.  [!] 

11.  Noruegia  siue  gottia. 

1 2.  Oretia. 


12. 

Asia 

minor  pen insula. 

14. 

Universalis  totus  habitabilis  id  est  forma  [!]  mundj. 

Auf 

diese  Einschiebung,  die  offenbar  Martellus'  Register  über  die  folgenden  Karten  ist,  folgt 

1. 

fol. 

ö0r 

Kartenskizze  von  Kypern. 

2. 

50v 

Beschreibung  von  Sardinien  (teils  erste,  teils  (Schluß)  Martellus' Hand). 

3. 

» 

51r 

Beschreibung  von  Sicilien  (ebenfalls). 

4. 

51v- 

— 52r  Kartenskizzen  von  Sardinien  und  Sicilien  (Martellus'  Hand). 

5. 

» 

52v 

Beschreibung  von  Korsica  (erste  Hand  und  Martellus'  Hand). 

6. 

53r 

Karte  von  Korsica  (Martellus). 

7. 

> 

53v 

unfertige  Kartenskizze  von  Majorca  und  Minorca  (Martellus). 

541' 

leer. 

8. 

» 

54Y 

Beschreibung  von  Majorca  und  Minorca  (Martellus). 

9. 

» 

55r 

Karte  von  Majorca  und  Minorca  (Martellus). 

» 

55v- 

-56r  leer. 

10. 

» 

56v- 

— 57r  Karte  von  Kreta  (Martellus). 

1  1. 

» 

57T- 

— 58r  Beschreibung  des  Heiligen  Landes  (erste  Hand). 

12. 

» 

58v- 

— 591'  Karte  vom  Heiligen  Lande  (Martellus). 

13. 

» 

59v 

Auszug  aus  Tacitus'  Mitteilungen  über  das  Heilige  Land  (Martellus). 

» 

601' 

leer. 

')  Die  Worte  in  <()>  sind  später  ausradiert  worden,  jedoch  so,  daß  sie  noch  leicht  leserlich  sind. 
2)  Über  das  Wort  Italia  hat  Martellus   (oder  vielleicht  eine  dritte  Hand)   die  Worte   terra  sancta 
hineinget'ügt. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


31 


14.  fol.  60v — 61''  Karte  von  Westeuropa  mit  einem  Teil  von  Jütlands  Westküste,  Kopie  nach  einer  Kompali- 

karte (Härtel  lus). 
,    61 v — 62r  leer. 

15.  »    62v — 63r  Karte  vom  Mittelmeer,  Kopie  nach  einer  Kompaßkarte  (Martellus). 
»     63T— 64r  leer. 

16.  »    64v — 651'  Karte  vom  Schwarzen  Meer,  Kopie  nach  einer  Kompaßkarte  (Martellus). 

17.  »    65v — 66r  Nordlandskarte  Ae  (Martellus). 

18.  »    66v — 671"  Weltkartenskizze  in  Ptolemäus'  Projektion  a6  x)  (Martellus). 

19-    »    67v — 68r  Beschreibung  von  Großbritannien  und  Irland  (erste  Hand  und  Martellus). 

20.  »    68v  Kartenskizze  von  Großbritannien  und  Irland  (Martellus), 

21.  »    69r  Kartenskizze  von  England  und  Schottland  (Martellus). 

22.  »    69v  Kartenentwurf  vom  Kaspischen  Meer  (Martellus). 

23.  »    70r  Kartenentwurf  von  Irland,  auf  dem  neben  lacus  fortunatus  die  den  Kompaßkarten  entnommene 

Legende  Insule  in  isto  lacu  sunt  in  numero  CCCLXVIII  steht  (Martellus). 

24.  »    70v  Kartenskizze  von  Korsica  (Martellus). 
»     7  1 r  leer. 

25.  »    71Y  Kartenskizze  von  Rhodus  (Martellus). 

26.  »    71  A — B  enthält  nur  einen  Umriß  zweier  Inseln,  bei  denen  der  Name  Formentera  steht  (Martellus). 

27.  »    72r— T  Beschreibung  von  Taprobane  (erste  Hanl). 

28.  »    7  3r  Karte  von  Taprobane  (Martellus). 
„    7  3v  leer. 

29.  »    741'  Karte  von  Cinpangu  insula,  d.  h.  Japan  (Martellus). 
„    74v  leer. 

Aus  diesem  Inhaltsverzeichnis  geht  deutlich  hervor,  daß  die  erste  Hand,  nachdem  sie  den 
Bondelmonte-Text  abgeschlossen,  mehrere  Beschreibungen  von  den  in  demselben  geschilderten  Ländern 
hinzugefügt  hat,  und  daß  der  Bondelmonte-Text  ein  vollendetes  Ganze  ausmacht,  während  Martellus' 
Hinzufügungen  hier  und  da  auf  den  zur  Eintragung  d?r  Karten  leer  gebliebenen  Stellen  eingeschoben 
sind.  Die  hinzugefügten  Karten  und  Beschreibungen  sind  von  allen  möglichen  Quellen  herbeigeholt 
und  haben  oft  einen  vom  Bondelmonte-Text  und  seinen  Karten  durchaus  abweichenden  Charakter. 
Während  dieser  verhältnismäßig  ordentlich  geschrieben  ist,  so  sind  die  Hinzufügungen  durchgehends 
sein-  nachlässig  ausgeführt,  die  hinzugefügten  Karten  sind  entweder  ganz  unkoloriert  oder  das  Kolo- 
rieren ist  sehr  fahrlässig  und  ungenügend  vorgenommen  und  die  Technik,  die  Wahl  der  Farben,  ja 
sogar  die  Schrift  der  Namen  ist  deutlich  von  der  Quelle  beeinflußt,  der  die  betreffende  Karte  entnommen 
ist.    Alles  deutet  bestimmt  auf  die  Arbeitshandschrift. 

Unter  diesen  Verhältnissen  kann  Nordenskiölds  Hypothese,  daß  die  Al -Karte,  oder  die 
A(; -Karte  hier,  der  lateinische  Prototypus  für  den  A-Typus  sei,  nicht  standhalten;  denn  mit  demselben 
Recht  könnte  man  sagen,  daß  alle  andern  Hinzufügungen  des  Martellus  in  den  A:-  und  A6 -Hand- 
schriften, die  unwiderlegbar  von  lateinischen  oder  italienischen  Quellen  stammen  —  Plinius,  Tacitus, 
italienischen  Kompaßkarten  und  tabulae  modernae  aus  Ptolemäus-Ausgaben  (über  Gallien,  Italien  und 
Spanien)  —  von  Bondelmonte  nach  Italien  überführt  seien. 

Eine  gründliche  Untersuchung  von  Martellus'  A6- Karte  wird  auch  zeigen,  daß  sie  keine 
direkte  Kopie  von  der  originalen  A-Karte  sein  kann.  Sie  ist  nämlich  jedenfalls  von  zwei  A-Karten 
abhängig,  von  denen  die  eine  eine  von  Nicolaus  Germanus'  Kopien  ist,  die  andere  eine  Karte, 
die  Martellus'  At -Karte  näher  steht.  Dies  geht  daraus  hervor,  daß  die  UnÜbereinstimmungen,  welche 
durchs    Kopieren   zwischen    Nicolaus    Germanus'   und   den   andern  A-Karten   entstanden  sind. 


')  Diese  Weltkarte  muß  von  derselben  Zeit  sein  wie  die  Weltkarte  im  Insularium,  d.  h.  nach  dem  Jahre 
1487  (Rückkehr  des  Bartolom eo  Diaz);  sie  ist  in  derselben  Projektion  gezeichnet,  enthält  an  der  Südspitze  von 
Afrika  dieselben  Namen  wie  jene  (c.  de  speranza,  golfo  de  past+rj,  u.  s.  w.  bis  ilha  de  fonti),  und  ebenso  auf  der 
Ostküste  (raptwm  Promontorium  und  prassum  Promontorium ).  In  einer  Beziehung  weicht  sie  aber  von  der  Karte  im 
Insularium  ab;  sie  zeichnet  nämlich  südöstlich  von  Afrika  eine  große  Insel  ohne  Namen  (Madagaskar?).  Die  Welt- 
karte hat  auch  die  eigentümlich  gewundene  Einrahmung,  die  wir  von  der  Weltkarte  im  Insularium  kennen  und 
die  dem  Martellus  eigen  ist. 


32 


Kapitel  II. 


Naniensverdopplungen  auf  der  Aß- Karte  veranlaßt  haben.  Während  die  beiden  nördlichsten 
Namen  der  Üstküste  Grönlands  auf  Martellus'  Ax -Karte  südlich  vom  Polarkreise  liegen  und  die 
Formen  ther  Promontorium  und  heuer  fluvius  haben,  sind  sie  auf  Nicolaus  Germanus*  A-Karten 
(A2 — A5)  weit  über  den  Polarkreis  hinaus  gerückt  und  haben  die  Formen  ther  promontoriu  n  und 
boier  (oder  boger)  fluvius.  Auf  der  A6-  Karte  findet  sich  nun  sowohl  ther  Promontorium  und  beuer 
fluvius  südlich  vom  Polarkreise  als  ther  Promontorium  und  boier  fluvius  nördlich  vom  Polarkreise. 
Dies  kann  nur  durch  eine  Kombination  von  einer  von  Nicolaus  Germanus'  A-Karten  mit  eiuer 
andern  von  ihm  unabhängigen  A-Karte  entstanden  sein.  Eine  ähnliche  Namensverdopplung  hat  Afi 
für  die  Stadt  Slagelse  (lat.  slaglosiu)  auf  Seeland,  indem  sie  sowohl  wie  At  slaglo  als  wie  A2 — A5 
floglosia  gibt.  Andere  Namensverdopplungen  —  oder  Dittographien  —  hat  Aß  für  Skälholt  auf  Island, 
nämlich  steloch  wie  Ax  (A2 — A5  haben  stelonck)  neben  einem  undeutlichen  stalodin  (?),  das  sonst  nicht 
vorkommt,  aber  dem  wirklichen  Namen  scalotensis  näher  liegt.  Für  Vendsyssel  (nördlichster  Teil  von 
Jütland,  auf  den  A-Karten  als  Stadt  betrachtet)  hat  A6  ferner  uindesusel  wie  Nicola us  und  die 
viel  bessere  Form  uendesusel,  die  sonst  nicht  vorkommt,  während  At  das  verdorbene  andesusel  hat. 
Für  ein  Vorgebirge  auf  Westgrönland  hat  Aß  sadi  Promontorium  wie  Nicolaus  Germanus  und 
ladi  Promontorium;  der  Name  fehlt  auf  A1.  Eine  Abhängigkeit  von  Nicolaus  Germanus'  Karten 
scheint  auch  bei  der  Anbringung  der  Wörter  ultimus  terre  terminus  habitabilis  an  verschiedenen 
Orten  im  nördlichsten  Grönland  stattzufinden.  Zeichen  dieser  Abhängigkeit  siud  außerdem  die  trapez- 
förmige Projektion,  in  der  Afi  gezeichnet  ist.  und  der  Name  von  Holstein  ducatus  elfacie  (vgl.  oben 
S.  27—28)  i). 

Diese  Beispiele  machen  es  einleuchtend,  daß  Martellus'  A(;- Karte  nach  zwei  älteren  Karten 
zusammengestellt  ist,  von  denen  die  eine  sicherlich  von  Nicolaus  Germanus  stammt,  gleichzeitig 
aber,  daß  sie  nicht  allein  von  seiner  und  von  der  Ax- Karte  abhängig  ist.  Die  für  Aß  speziellen 
Formen  für  Skälholt  und  Vendsyssel,  die  sicherlich  dem  Urtypus  am  nächsten  kommen,  ferner  die 
beiden  Namen  ici  fluvius  nördlich  von  Trondhjem  (Drontheim)  und  nerf  fluvius  im  südlichen  Grön- 
land, die  nicht  als  Dubletten  oder  Dittographien  erklärt  werden  können  und  nur  auf  Aß  vorkommen, 
zeigen,  daß  diese  Karte  in  verschiedener  Beziehung  eine  selbständige  und  zugleich  gute  Uberlieferung 
bildet,  so  daß  wir  um  zum  Urtypus  zu  gelangen,  alle  sechs  handschriftlichen  A-Karten  in  Betracht 
ziehen  müssen  und  nicht  Aß  zur  Seite  schieben  dürfen 

Nach  allem  bis  jetzt  Dargelegten  wird  die  chronologische  Beihenfolge  der  A-Karten  als  einiger- 
maßen sicher  angesehen  werden  können.  A2 — A5  sind  die  ältesten,  seien  sie  nun  zirka  1467  gezeichnet 
oder,  wie  wir  noch  immer  annehmen  möchten,  im  Zeitraum  von  1471 — 1474;  At  ist  etwas  jünger, 
steht  aber  doch  entschieden  dem  Originale  näher;  Aß  ist  die  jüngste  Karte  (nach  1487)  und  beruht  auf 
einer  Kompilation  des  Originals  und  einer  der  Karten  A2 — A5. 


Man  wird  jetzt  einsehen,  daß  Henricus  Martellus  eiu  wirklich  bedeutender  Kosmograph 
zu  nennen  ist,  wenn  auch  keiner  von  denen,  die  durch  eigene  Anschauung  neue  Bahnen  für  die 
Geographie  eröffnen.    Er  ist  aber  ein  sehr  fleißiger  Kompilator  gewesen,  dessen  Sammlungen,  in  An- 


')  Auch  in  der  Technik  ist  A„  von  Nicolaus  Germ  an  us  abhängig,  indem  die  Städte  nicht  durch 
Bilder  von  Häusern,  Burgen  oder  Kircheu  (wie  sonst  bei  Martellus),  sondern  durch  kleine  mit  roter  Farbe  aus- 
gefüllte Kreise  markiert  werden.  Auch  die  Einrahmung,  die  Gradeinteilung  und  die  Randnoten  mit  Zonenangaben 
erinnern  vielfach  an  N  i  c  o  1  a  u  s' Manier.  Übrigens  ist  An  in  jeder  Beziehung  eine  Skizze,  die  sehr  schnell  und  nach- 
lässig ausgeführt  ist:  Länder  und  Insel  sind  deshalb  auch  nicht  koloriert;  nur  das  Wasser  ist  mit  dunkelblauer 
Farbe  angestrichen,  wodurch  öfters  die  im  Wasser  stehenden  Namen  unleserlich  werden.  Im  Vergleich  mit  den 
übrigen  zierlichen  A-  und  B-Karten  bietet  AK  deshalb  keinen  ansprechenden  Anblick,  um  so  weniger,  weil  die  untere 
linke  Ecke  der  Karte  ausgelassen  und  rechts  ein  Papierstreifen  angeklebt  werden  mußte,  da  die  Karte  für  das  kleine 
Format  der  Handschrift  viel  zu  groli  war. 


Die  Karten  des  A-  unrl  B-Typus.  ga 

l  betraclit  seiner  Zeit,  ungewöhnlich  umfangreich  und  für  die  Geschichte  der  Kartographie  von  beson- 
ders großem  Interesse  sind.  Es  herrscht  kein  Zweifel  darüber,  daß  Nicolaus  Germanus,  wenn 
Martellus'  Arbeiten  dereinst  ans  Tageslicht  gebracht  sind,  gegen  diesen  ganz  in  den  Schatten 
treten  wird. 

In  den  beiden  florentinischen  Handschriften  wird  das  Interesse  in  erster  Reihe  durch  die 
modernen  Handschriften  in  der  Aj-Hs.  gefesselt;  ferner  durch  die  dazugehörigen  Beschreibungen  über 
t     1-  Die  Welt,  2-  Großbritannien,  3.  Spanien,  4.  Frankreich,  5.  Germanien,  6-  Die  Nordlande  (unsre  Bei- 
lage 1),  7.  Italien,  8.  Die  Balkanhalbinsel,  9-  Kreta,  10-  Kleinasien  und  11.  Palästina,  von  denen  sich 
mehrere,  jedenfalls  zum  Teil  in  einem  oder  auch  in  beiden  Insularien  wiederfinden  (Nr.  2,  7,  8,  9,  ll)1). 
[     Demnächst  wird  es  aber  zur  Untersuchung  von  Martellus'  Tätigkeit  von  besonderem  Interesse  seiu, 
t     daß  wir  in  der  x\6-Hs.  sein  Arbeitsmanuskript  haben,  welches  wir  mit  seinen  vollständigen  Werken  in 
j     den  beiden  Iusularien  vergleichen  können;  in  einer  oder  der  andern  Form  ist  nämlich  das  Material, 
das  in  der  Ae-Hs.  gesammelt  ist,  in  die  Insularien  übergegangen,  deren  Inhalt  sich  gegenseitig,  trotz  ver- 
schiedenartiger Anordnung,  einigermaßen  deckt.    Nur  Nr.  8  (die  Beschreibung  von  Majorca  und  Mi- 
norca),  Nr.  22  (Das  Kaspische  Meer)  und  Nr.  29  (Japan)  scheinen  in  den  Insularien  zu  fehlen.  Hieraus 
läßt  sich  ersehen,  daß  zu  einer  Behandlung  des  Martellus  alle  vier  Handschriften  (die  beiden  in 
Firenze.  die  Londoner  und  die  Leidener  Handschrift)  herangezogen  werden  müssen.  Wir  werden  gewahr, 
daß  einer  fehlenden  Nordlandskarte  in  den  Insularien  nicht  erwähnt  wird;  und  dennoch  haben  wir 
I  keine  A-Karte  aus  diesen  anführen  können.     Dies  findet  darin  seine  natürliche  Erklärung,  daß  sich 
I  wohl  eine  Nordlandskarte  in  den  Insularien  befindet,  daß  aber  keine  von  ihnen  die  Nordlande  voll- 
ständig giebt.    In  der  Londoner  Handschrift  umfaßt  die  Nordlandskarte  nur  die  Skandinavische  Halb- 
I  insel  in  der  uns  vom  A-  und  B-Typus  bekannten  Gestalt,  sowie  den  nördlichsten  Teil  von  Jütland  als 
eine  losgerissene  Insel  mit  dem  Namen  Vendesis  ( Tendsyssel).    In  der  Leidener  Handschrift  befindet 
sich  dagegen  eine  Nordlandskarte,  welche  mit  den  A-  und  B-Karten  durchaus  übereinstimmt,  nur  daß 
Island  und  Grönland  darauf  fehlen.    Da  nun  die  Lage  dieser  Länder  darüber  entscheidend  ist,  ob  wir 
eine  A-  oder  B-Karte  vor  uns  haben,  muß  man  also  sagen,  daß  die  Nordlandskarten  der  Insularien 
I  zu  keinem  dieser  Typen   gehören,  sondern  nur  ein  Fragment  von  dem  gemeinsamen  Original  der 
I  A-  und  B-Karten  sind.    Wenn  wir  in  unserer  Beilage  3  die  Namen   dieser  beiden  Karten  nicht 
|  aufgenommen  haben,  so  ist  der  Grund  der,  daß  beide  nicht  allein  auf  dem  Original  der  A-  und  B-Karten 
fußen,   sondern  auch  zahlreiche   Namen  und  einzelne  Geographica  (wie  z.  B.  die  obengenannte  Insel 
Vendesis)  einer  ganz  andern  Quelle  entnommen  haben,  ferner  weil  wir  anderwärts  in  einer  Aus- 
I  gäbe  von  bis  jetzt  noch  nicht  herausgegebenen  Karten  vom  hohen  Norden  (A.  A.  Björnbo  &  Carl 
j  S.  Petersen,  Anecdota  cartographica  septentrionalia,  Havniae  (Kebenhavn)  1908)  beide  Karten  als 
Facs.  II — III  veröffentlicht  und  in  einer  Tabelle  (Tab.  2 — 3)  nachgewiesen  haben,  welche  Namen  von 
derselben  Quelle  wie  die  A-Karten  stammen,  und  welche  anderswo  entnommen  sind.  Gleichzeitig  haben 
wir  gezeigt,  daß  diese  andere  Quelle,  die  kaum  etwas  andres  als  Nicolaus  Cusanus'  verlorene  Ori- 
ginalkarte sein  kann,  auch  von  Waldseemüller  benutzt  ist2),  und  daß  mehrere  ihrer  Namen  sieh 
auf  dem  Teile  von  Dänemark  wiederholen,    der  sich  in  der  At-Hs.  auf  Martellus'  Karte  von 
Germanien  befindet.    Auf  dieser  Karte,  von  deren  deutschen  Bestandteilen  v.  Wieser  nachgewiesen 
J  hat,  daß  sie  als  die  beste  Wiedergabe  des  verlorenen  Cusanusoriginals  aufgefaßt  werden  müsse  3),  findet 
I  man   nämlich   Jütland,   die   dänischen   Inseln  sowie  die  deutsche  Küste  genau  in  der  von  den  A- 
Karten  her  bekannten  Gestalt,  aber  mit  Namen  versehen,  die  teils  den  A-Karten  entsprechen,  teils, 


')  In  den  Insularien  findet  man  neben  anderen  Beschreibungen  von  Italien  auch  die  des  Nicolaus  Ger- 
manus (publiziert  von  Jos.  Fischer,  l.  c.  S.  115 — 116);  da  man  in  der  ArHs.  eine  andere  Beschreibung  Italiens 
findet,  liegt  die  Annahme  nahe,  dafi  Martellus  erst,  nachdem  er  die  A,-Hs.  fertig  hatte,  Kenntnis  von  Nicolaus 
Germ  anus'  Arbeiten  erhielt,  und  sie  bei  der  Au-arbeitung  des  Insulariums  benutzen  konnte.    Vgl.  jedoch  S.  43. 

2)  Vgl.  auch  die  dänische  Ausgabe  dieses  Werkes  S.  203—205  (161—163). 

3)  Vgl.  v.  Wieser,  Verhandlungen  d.  Ges.  deu'&cher  Naturforscher  und  Arztr,  11.  Versainrnl.,  Leipzig  1906, 
I  II.  T.  S.  172. 

Bjurubo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  5 


34 


Kapitel  11. 


wie  schon  gesagt,  ebenso  wie  die  fremden  Namen  auf  den  Nordlandskarten  der  beiden  Insularien 
von  Cusanus  herstammen.  Eine  ähnliche  Karte  von  Germanien  findet  sich  in  dem  in  Leiden  befind- 
lichen Insularrum;  auch  auf  dieser  sind  Jütland  und  eiuzelne  Inseln  vorhanden,  jedoch  fast  ohne 
Namen,  so  daß  diese  Karte  mit  Bezug  auf  die  Nordlande  kein  Interesse  hat. 

Martellus  ist  ein  unermüdlicher  Kompilator  gewesen.  Außer  Ptolemäus  und  zahlreichen 
andern  Klassikern  hat  er,  wie  wir  schon  haben  nachweisen  könuen,  Bondelm onte  benutzt,  sowie 
Nicolaus  Germanus'  Karten  und  dessen  Beschreibung  von  Italien,  Cusanus'  Karte  von  Germanien, 
mehrere  Kompaßkarten,  die  originale  A-Karte,  sowie  alle  übrigen  tabulae  modernae;  schließlich  hat  er 
die  neuesten  portugiesischen  Karten  von  Afrika  benützen  können  und  außerdem  einige  Stadtpläne  (z.  B. 
eine  von  Konstantinopel  im  Insularium  in  London)  von  ganz  derselben  Art,  wie  man  sie  in  den  beiden 
S.  23  Note  2  genannten  Vatikanischen  Handschriften  und  im  Cod.  Paris.  4802  findet. 

— B7 . 

Eine  der  ältesten  dieser  Karten  ist  sicherlich  die  Brüsseler  Karte  B4,  die  vor  1485  gezeichnet 
ist.  Gallois1)  und  N or  dens kiöld  2)  nehmen  an,  daß  sie  älter  als  Nicolaus  Germanus'  Karte 
sei,  weil  sie  in  der  äquidistanten  Projektion  gezeichnet  ist.  Fischer3),  welcher  persönlich  die  Karte 
untersucht  hat,  behauptet,  daß  Kuelens  recht  hätte,  wenn  er  annähme,  sie  sei  eine  Kopie  von  einer 
Karte  von  Nicolaus  Germanus'  B-Bedaktion.  Eine  nähere  Untersuchung  der  Niimenformen  zeigt 
indessen,  daß  sie  eine  Kopie  der  B-Karte  in  der  Dimer  Ausgabe  1482  ist.  Sie  hat  nämlich  Entstel- 
lungen wie  Einlant  für  Finlant.  Falsterde  für  Falsterbede,  Kiesol  für  Knesol,  Wisbe  für  Uisbu  —  alles 
dies  Formen,  die  erst  aufgekommen  sind,  als  die  Wolfegger  Handschrift  (B3)  in  der  ersten  Ulmer  Aus- 
gabe zum  Druck  wiederkopiert  wurde.  Daß  die  Karte  in  der  äquidistanten  Projektion  gezeichnet  ist, 
wird  in  diesem  Falle  kein  Beweis  für  die  Unabhängigkeit  von  Nicolaus  Germanus;  denn  trotz 
des  Unterschiedes  in  der  Projektion  zeigt  das  Gradnetz  eine  Abhängigkeit  von  dessen  Karten.  Auf 
Clavus'  Nanziger  Karte  und  der  Ax -Karte  sind  die  Längengrade  nämlich  halb  so  lang  angesetzt  wie 
die  Breitengrade,  und  die  Gradeinteilung  für  jeden  Grad  ausgeführt.  Bei  Nicolaus  Germanus  da- 
gegen werden  nur  die  mit  5  teilbaren  Längengraden  abgetragen,  während  das  Verhältnis  zwischen 
Längen-  und  Breitengraden  wegen  der  Trapezform  der  Karte  wechselt.  Auf  der  Brüsseler  Karte  sind 
gerade  nur  die  mit  5  teilbaren  Längengrade  angesetzt  und  das  Verhältnis  zwischen  Längen-  und 
Breitengraden  ist  nicht  wie  bei  Clavus  und  Henricus  Martellus  1  zu  2,  sondern  108  zu  125.  Die 
Abhängigkeit  von  Nicolaus  Germanus  geht  auch  aus  der  auf  der  Brüsseler  Karte  angewandten 
Art  und  Weise  hervor,  die  Gradzahl  mitten  zwischen  die  Teilungsstriche  und  nicht  dicht  an  diese 
heran  zu  schreiben. 

Die  Karte  B5  in  Johannes  de  Krickenborchs  Ptolemäus-Handschrift  hat  Prof.  J.  L. 
Heiberg  gütigst  für  uns  untersucht,  und  später  haben  wir  selbst  Gelegenheit  gehabt  die  Handschrift 
einzusehen.  Aus  diesen  Untersuchungen  geht  hervor,  daß  dieselbe  eine  gewöhnliche  in  Nicolaus 
Germanus'  Projektion  gezeichnete  B-Karte  ist.  Daß  sie  ferner  eine  Kopie  der  gedruckten  Ulmer 
Karte  ist ,  zeigen  die  für  diese  charakteristischen  Namenentstellungen :  Flautena  für  Offlondena 4), 
Otfacia  für  Olfacia,  Falsterde  für  Falsterbede,  Einlant  für  Finlant,  Wisbe  für  Uisbu  u.  s.  w. 
(vgl.  oben). 


')  L.  Gallois,  Les  g&ographes  allemands  de  la  renaisscmce,  Paris  1890,  S.  20. 

2)  Nordenskiöld,  Facsimile-Atlas,  S.  56. 

3)  Fischer,  l.  c.  S.  85,  Note  2. 

4)  Als  Kriterium  der  direkten  Abhängigkeit  ist  der  Name  Flautena  unsicher;  denn  diese  Namenform 
fand  sich,  wie  es  scheint,  auch  auf  Nicolaus  Cusanus'  Karte,  die  mehrere  Namen  der  Ulmer  Karte  mitnimmt. 
Vgl.  Björnbo  &  Petersen,  Anecdota  cartographica,  Tab.  II— III.  Auf  der  Nordlandskarte  in  Martellus'  Insu- 
larium (Cod.  Addit.  15760)  findet  sich  z.  B.  flautena  neben  der  richtigeren  Form  offlandena  (=  Uplandene),  wo  die 
erste  Form  wahrscheinlich  der  Cusanus-Karte  und  nicht  der  Ulmer  Karte  entnommen  ist. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


35 


Die  in  der  Universitätsbibliothek  zu  Kjbenhavn  aufbewahrte  Karte  (B6)  ist  ebenfalls  ei'ie  Kopie 
von  der  Karte  in  einer  der  Ulmer  Ausgaben.  Zusammen  mit  zwei  andern,  von  derselben  Hand  ge- 
zeichneten handschriftlichen  Karten  ist  sie  vorn  in  eine  Sammlung  von  gedruckten  Karten  von  Skan- 
diuavien  eingefügt.  Die  erste  dieser  drei  Karten  ist,  wie  eine  ßleistiftinskription  auf  der  Kückseite  der 
Karte  angiebt,  die  Kopie  einer  Nordlandskarte  in  Olaus  Magnus'  Historia  gentium  septentrionalium 
1567 ;  von  der  dritten  heißt  es  in  derselben  Weise,  dal]  sie  eine  Kopie  von  der  ihr  entsprechenden 
Karte  iu  der  Ausgabe  von  1555  sei;  die  mittlere  ist  die  hier  besprochene  Karte  B6  und  hat  auf  der 
Rückseite  die  Bleistiftinskription:  „Copie  af  Cl.  Ptolomaei  Cosmogr.  Ed.  Ulmi  1482."  Daß  diese  Angabe 
richtig  ist,  zeigt  erstens  die  Projektion,  welche  die  des  Nicolaus  Germanus  ist,  zweitens  die  Größeu- 
verhältnisse  der  Karte  58,  5  X  32,  5  cm,  beinahe  ganz  dieselben  wie  die  der  Ulmer  Karten  58,  4  X 
32,  6  cm und  schließlich  die  Naruenforinen ,  welche  die  Entstellungen  der  Ulmer  Karte  in  einer 
durchgehends  noch  entstellteren  Gestalt  wiedergeben.  Als  Beispiel  läßt  sich  anführen:  Einlernt  für 
Finlant,  Hicsol  für  Knesol  (1482:  Kiesol),  Ottackt  für  Otfacia,  Hodie  für  Hedre,  Flaukria  für  Flautena, 
Holvelant  für  Ho/relant,  Jsadaros  für  Nadar  und  Os,  Lucie  für  Tirie  —  und  so  ferner.  Daß  die  Karte 
eine  späte  Kopie  aus  dem  16.  oder  17.  Jahrhundert  ist,  geht  daraus  hervor,  daß  sie  von  derselben 
Hand  wie  die  Kopia  der  Olaus  Magnus  Karte  von  1567  gezeichnet  ist.  Abgesehen  von  dem  histori- 
schen Interesse,  das  sich  an  diese  Karte  durch  deren  Erwähnung  in  Zahrtmanns  ausgezeichneter 
Abhandlung 2)  über  die  Reisen  der  Zenier  knüpft,  ist  sie  wertlos. 

Uber  die  Karte  B7  können  wir  uns  in  Kürze  fassen.  Sie  ist  eine  sehr  verkleinerte  Kopie 
der  B- Karte  in  der  Ulmer  Ausgabe  1486  und  nimmt  nur  die  wichtigsten  Namen  derselben  mit.  Daß 
gerade  die  Ausgabe  1486  benutzt  ist,  zeigt  der  auf  der  Rückseite  der  Karte  (fol.  211v)  und  auf  ein 
darauf  folgendes  halbes  Folio  aufgenommene  Text  (die  Namen  der  B-Karten  mit  Längen  und  Breiten), 
welche  nämlich  ein  Auszug  von  zwei,  später  zu  erwähnenden  Texteinschiebungen  in  der  Ausgabe  von 
1486  ist  (vgl.  Kapitel  IV).  Ob  die  in  derselben  Handschrift  aufgenommenen  9  Tafeln  von  Germanien 
(fol.  235 — 39)  irgend  welches  Interesse  haben,  lassen  wir  dahin  gestellt  sein.  Die  Nordlandskarte  nebst 
Beschreibung  gehört  jedenfalls  einer  späteren  Zeit  (ca.  1525)  an  und  ist  wertlos. 

Diese  beiden  Weltkarten,  die  der  Schweizer  Henricus  Glareanus  auf  lose  Blätter  gezeichnet 
hat,  sind  später  iu  Exemplare  eingebunden  von  respektive  Waldseemüllers  Cosmogr aphiae  Intro- 
duetio,  Deodatae  1507,  und  Ptolemäus'  Geographie,  Ulm-  1482.  Jos.  Fischer  und  v.  Wieser  be- 
weisen in  ihrem  bekannten  Werke:  Die  älteste  Karte  mit  dem  Namen  Amerika  aus  dem  Jahre  1507 
und  die  Carta  marina  aus  dem  Jahre  1516  des  M.  Waldseemüller ■,  Innsbruck  1903,  S.  9 — 10,  daß 
beide  Karten  des  Glareanus  Kopien  von  Waldseemüllers  großer  im  Holzschnitt  ausgeführter  Welt- 
karte vom  Jahre  1507  sind.  Nachdem  diese  letztere  wiedergefunden  ist,  hat  Glareanus'  Karte  jeg- 
lichen Wert  als  Quelle  verloren.  Was  übrigens  Walsdeemüllers  Karte  von  1507  betrifft,  so  kann  be- 
treffs der  Nordlande  leicht  nachgewiesen  werden,  daß  sie  eine  Kopie  der  gedruckten  B-Karte  in  der 
Ulmer  Ausgabe  ist.  Als  Beweis  genügt,  daß  sie  Emlant  (oder  Einlant)  für  Finlant  und  Otfacia  für 
Olfacia  hat. 


Wir  haben  jetzt  die  uns  bekannten  handschriftlichen  Nordlandskarten  des  A-  und  B-Typus 
durchgenommen.  Daß  dieselben  alle  auf  ein  und  dasselbe  Original  zurückzuführen  sind,  darüber  hat 
immer  nur  eine  Meinung  geherrscht,  und  ist  dies  auch  für  Jeden,  der  nur  einen  Blick  auf  die  Länder- 
umrisse und  den  Namenvorrat  der  verschiedenen  Karten  wirft,  so  einleuchtend,  daß  eine  nähere  Be- 
weisführung davon  überflüßig  sein  würde.    Zu  einer  jedenfalls  annähernden  Bestimmung  der  Ent- 


')  Diese  Dimensionen  bedeuten  Höhe  und  unteren  Rand  der  Karte. 
»)  Vgl.  oben  S.  20. 


5* 


36 


Kapitel  11. 


stehungszeit  dieses  Originals  ist  es  gewiß  möglich  durch  ein  genaueres  Studium  der  Kopien  zu  gelangen. 
Die  Namenmenge  ist  so  umfassend,  daß  eine  sprachliche  und  historische  Untersuchung  doch  wohl  zu 
einem  Resultat  führen  muß.  Eine  solche  Prüfung  ist  indes  nur  von  Storni1)  vorgenommen  worden; 
seine  Resultate  werden  aber  gewiß  wesentlich  verschärft  werden  können.  So  lange  man  nämlich,  wie 
er,  nur  eine  einzelne  Karte  (die  Zamoiskikarte)  zur  Verfügung  hatte,  war  eine  derartige  Untersuchung 
schwierig;  man  hatte  kein  Mittel  um  zu  entscheiden,  welche  Ortsnamen  dem  Original  entnommen 
waren  und  von  welchen  man  annehmen  konnte,  daß  sie  während  des  beständigen  Wiederkopierens 
hinzugefügt  wären;  ebenfalls  hatte  man  kein  Mittel  um  zu  unterscheiden,  wie  und  in  welchem  Grade 
die  Namenformen  des  Originals  von  den  Kopisten  mißverstanden  und  entstellt  worden  waren.  Jetzt 
besitzen  wir  dagegen  statt  einer  einzelnen  Karte  ein  so  ergiebiges  Material,  daß  man  sich  danach  einen 
klaren  Begriff  von  dem  Namenreichtum  und  der  Sprachform  des  Originals  machen  kann;  denn  die 
sechs  zur  Verfügung  stehenden  A-Karten  sowie  die  drei  alten  B-Karten  sind,  wie  wir  oben  sahen, 
nicht  die  Kopien  eines  und  desselben  Mannes,  sondern  mehrere  teilweise  selbständige  Überlieferungen: 
A2-A5  Nicolaus  Germanus'  A-Karten,  Bj-Bg  die  drei  B-Karten,  die  in  dessen  Werkstatt  fabriziert 
worden  sind,  At  Henricus  Martellus'  eine  Karte,  und  Ati  die  zweite  Martellus-Karte,  die,  wie 
wir  nachgewiesen  haben,  wohl  von  Nicolaus  Germanus'  Redaktion  beeinflußt  ist,  aber  doch  in 
verschiedenen  Beziehungen  eine  von  ihm  unabhängige  Überlieferung  repräsentiert. 

Auf  zwei  verschiedenen  Wegen  versuchen  wir  nun  im  folgenden  die  ungefähre  Abfassungszeit 
des  Originals  nachzuweisen.  Durch  eine  sprachliche  Untersuchung  wollen  wir  suchen,  darüber  ins 
Reine  zu  kommen,  auf  welche  Sprachperiode  das  Original  durch  die  Formen  der  Ortsnamen  verwiesen 
wird,  und  durch  eine  historische  Untersuchung  der  mitgenommenen  Lokalitäten  werden  wir  uns 
bestreben  derartige  zu  finden,  deren  Entstehen  zu  einem  bestimmten  historischen  Zeitpunkt  zurückzu- 
führen und  deren  Aufnahme  also  entscheidend  für  die  Entstehungszeit  der  Karte  ist.  Zu  der  sprachlichen 
Untersuchung  haben  wir  besonders  mittelalterliche  Diplome  benutzt;  jedoch  haben  wir  nur  auf  Ori- 
ginaldiplome Rücksicht  genommen,  dagegen  solche  außer  Acht  gelassen,  die  alleine  in  Abschriften  der 
späteren  Zeiten  vorliegen,  weil  die  Abschreiber  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  die  Sprachform  des  Ori- 
ginals nicht  respektierten,  sondern  diejenigen  ihrer  eigenen  Zeit  benutzten 2). 


')  Vgl.  Ymer  1889,  S.  146  und  Nordisk  Tidskrift  1899,  S.  160. 

-)  Bei  dieser  Untersuchung  wurden  als  Quellen  namentlich  benutzt:  Scriptores  verum  Danicarum  medii  aevi, 
quos  collegerunt  J.  Langebek,  P.  F.  Suhrn,  L.  Engelstoft  et  E.  C.  Werlauff,  I — IX,  Haunise  (Kcbenhavn) 
1772—1878  (zitiert  als  S.  R.  D. ;  Bd.  IX  (Registerband)  enthält  die  umfangreichste  Sammlung  von  dänischen  Orts- 
namen); Adami  Breniensis  Gesta  Hamaburgen&is  ecclesiae pontificum  (in  Monumenta  German iae  historiea,  Scriptores  VII, 
Hannoverse  1846);  Saxonis  Grammatici  Historia  Danica.  Recensuit  et  commentariis  illustravit  P.E.Müller.  Opus 
morte  Müller i  interruptum  absolvit  J.  M.  Velschow,  I — II,  Haunise  (Kebenhavn)  1839 — 58  (zitiert  als  Saxo); 
Liber  eensus  Daniae.  Kong  Valdemar  den  Andens  Jordebug,  udgivet  og  oply&t  af  0.  Nielsen,  Kabenhavn  1873  (zitiert 
als  Liber  eensus  Daniae;  enthält  Materialien  und  Vorarbeiten  zu  einem  Matrikel  über  Dänemark  unter  König  Val- 
demar Sejr  (f  1241);  für  dänische  Ortsnamen  die  älteste  und  wichtigste  Quelle);  Li.br i  memoriales  capituli 
Lundensis.  Ltrnde  Domkapitels  Gaveb0ger  („Libri  datici  Lundenses").  Raa  ng  udgivne  ved  C.  Weeke,  Kebenhavn 
1884 — 89  (zitiert  als  Libri  memoriales  Lundenses ;  die  den  Zitaten  beigefügten  römischen  Zahlen  geben  das  Jahrhundert 
an,  die  arabischen  das  Drittel  des  Jahrhunderts;  also  bedeutet  XIII1  13.  Jahrh.,  1.  Drittel) ;  Claudius  Clavus, 
Chorographie,  herausg.  von  Gustav  Storm  in  Ymer  1891  (das  Nanziger  Werk);  Kr.  Erslev,  Testamenter  fra 
Danmarks  Middelalder,  Kebenhavn  1901  (zitiert  als  Testam. ;  enthält  originale  lateinische  und  dänische  Testamente 
des  dänischen  Mittelalters);  Kr.  Erslev,  William  Christensen  u.  Anna  Hude,  Bepertormm  diplomaticum 
regni  Daniel  mediaevalis.  Fortegnelse  over  Danmarks  Breve  fra Middelalderen,  I — III,  K  .benhavn  1894 — 1907  (noch  nicht 
beendigt);  Diplomatarium  Arna-Magnaeanum.  Edidit  G.  J.  Thorkelin,  I— II,  Haunise  (Kebenhavn)  1786  (enthält  die 
ältesten  Urkunden,  die  jedoch  nachlässig  und  ungenau  wiedergegeben  werden,  weshalb  das  Buch  bei  Erörterungen 
von  Ortsnamen  recht  unbrauchbar  ist) ;  Kj<bbenhavns  Diplomatarium.  Udgivet  af  0.  N  i  el  s  e  n,  1 — VIII,  Kabenhavn 
1870—87  (enthält  Urkunden,  Akten  und  Briefe  zur  Geschichte  von  Kebenhavn) ;  Ribe  Oldemoder  (Avia  Ripensis). 
Udgivet  af  0.  Nielsen,  Kabenhavn  1869  (enthält  Urkunden  und  Akten  in  Bezug  auf  die  Stadt  und  das  Stift  Ribe 
in  Jütland);  Diplomatarium  Vibergense.  Udgivet  af  A.  Heise,  Kabenhavn  1879  (enthält  Urkunden  und  Akten  in  Bezug 
auf  die  Stadt  und  das  Stift  Viborg  in  Jütland);  Codex  Esromensis.  Udgivet  ved  0.  Nielsen,  K  ;benliavn  1880—81 
(enthält  Briefe  und  Akten  in  Bezug  auf  das  Kloster  Esrom  in  Nordseeland) ;  Diplomatarium  Flensboryense.   Udgivet  af 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


37 


Trotz  des  großen  Reichtums  von  Ortsnamen  auf  den  Karten  wird  nnsre  Untersuchung  doch  nur 
eine  begrenzte  Anzahl  derselben  umfassen.  Es  ist  einleuchtend,  daß  sie  nur  auf  Namen  basiert  werden 
kann,  deren  Bedeutung  über  jeden  Zweifel  erhaben  ist;  dadurch-  wird  schon  ein  bedeutender  Teil  des 
Namen  Vorrats  auf  den  Karten  ausgeschloßen ;  die  meisten  Ortsnamen  in  Norwegen,  auf  Island,  Grön- 
land und  Gotland  haben  sich  nämlich  bis  jetzt  jeglicher  Identifikation  entzogen.  Außer  diesen  muß 
eine  andre  Gruppe  von  der  sprachlichen  Untersuchung  ausgeschloßen  werden.  Ziemlich  viele  Ortsnamen 
sind  in  ihrer  lateinischen  Form  wiedergegeben;  als  europäisches  Gemeingut  haben  diese  also  kein  sprach- 
liches Beweisführungsvermögen.  Dies  ist  bei  den  allermeisten  Ortsnamen  in  Schweden,  Norwegen  und 
auf  Island  der  Fall,  wenn  sie  überhaupt  gedeutet  werden  können:  A)-osia  (Västeräs),  Ussalia  (Upsala), 
Lincopia  (Linköping),  Soriensis  (d.  h.  Scarensis,  Skara),  Aosia  (Ahns),  Lodosia  (Lödöse),  Amerensis 
(Hamar)  Stauangerensis  (Stavanger),  Bergensis  (Bergen),  Nedrosia  (Trondhjem,  Drontheim),  Holensis 
(Hölar);  ferner  bei  den  meisten  Länder-  und  Landschaftsnamen:  Holsatia,  Dada,  Gottia,  Suecia,  Scania, 
Hallandia,  Norbegia,  Idandia,  Feonia,  Sielandia,  Gottia,  insula,  Ferensis  (die  Färöer).  Immerhin  bleiben 
ziemlich  viele  Ortsnamen  zurück,  auf  die  eine  sprachliche  Untersuchung  aufgebaut  werden  kann,  am 
meisten  in  Dänemark,  einzelne  auch  in  Norwegen  und  Schweden;  bei  diesen  stoßen  wir  jedoch  auf 
zahlreiche  Entstellungen,  welche  die  Untersuchung  erschweren.  Bei  einigen  ist  die  Identität  wohl  un- 
bestreitbar, die  Formen  aber  sind  so  verdorben,  daß  sie  nicht  in  Betracht  kommen  können;  bei  an- 
deren scheinen  nur  einzelne  Buchstabenverbindungen  ganz  sicher  zu  sein;  ganz  unbeschadet  sind  nur 
wenige  durchs  Fegefeuer  des  Wiederkopierens  hindurchgegangen.  Eine  nähere  Prüfung  von  der  Art  und 
Weise  der  Entstellungen  wird  jedoch  zeigen,  daß  die  Vokale  im  großen  und  ganzen  weit  mehr  gelitten 
haben  als  die  Konsonanten,  und  dies  ist  auch  sehr  verständlich.  Kopisten  nämlich,  denen  das  Ver- 
ständnis für  das,  was  sie  kopieren,  ganz  fehlt,  verwechseln  o  und  e,  i  und  e,  a  und  o,  a  und  u  u. 
s.  w.  natürlich  viel  leichter  als  z.  B.  k  und  g,  p  und  b,  t  und  d,  wo  sich  die  Buchstabenformen  an 
und  für  sich  durch  charakteristische  Verschiedenheit  auszeichnen.  Eine  sprachliche  Untersuchung  läßt 
sich  also  nicht  so  gut  bei  dem  Vokalsystem  vornehmen;  man  muß  sich  dem  Konsonantensystem  zu- 
wenden. Dieses  unterlag  aber  im  Laufe  der  Zeiten  in  den  nordischen  Sprachen  so  durchgreifender 
Veränderungen,  daß  sich  auf  diesem  Wege  sehr  gut  ein  Resultat  erzielen  läßt.  Da  Dänemark  dasjenige 
der  nordischen  Länder  ist,  welches  den  reichhaltigsten  und  am  wenigsten  entstellten  Namenvorrat 
liefert,  werden  wir  mit  der  Untersuchung  der  Namen  dieses  Landes  beginnen. 

Innerhalb  des  Zeitraumes,  in  welchem  man  die  Entstehungszeit  der  Originalkarte  gesucht  hat 
(das  13.  bis  zum  15.  Jahrhundert),  geht  bekanntlich  eine  bedeutende  Entwicklung  mit  der  dänischen 
Sprache  vor,  eine  Entwicklung,  welche  einerseits  den  schon  früher  eingetretenen  Gegensatz  zum  Nor- 
wegisch-Isländischen noch  mehr  verstärkt,  und  andrerseits  die  Sprache  bestimmt  vom  Schwedischen 
loslöst.    Der  Übergang  vom  „ älteren  dänisch"  (zk.  1050 — 1350)  zu  ,, altdänisch "  (zk.  1350 — 1500)  *) 

H.  C.  P.  Seidel  in,  1— II,  Kabenhavn  1865 — 73  (enthält  Briefe  und  Akten  in  Bezug  auf  die  Stadt  Flensborg) ; 
Urkundensammlung  der  ScMeswig-Hölstein-Lauenburgischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Geschichte,  1 — IV,  Kiel  1839 — 75  : 
P.  Hasse,  Schkswig-Holstein-Lanenbnrgisvhe  Begeben  und  Urkunden,  I — III,  Hamburg  u.  Leipzig  1886 — 96;  Diploma- 
tarium  Norvegicum,  I — XVI,  Christiania  1849 — 1903  (noch  nicht  abgeschlossen) ;  Svenskt  Diplomatarnim,  I — III.  Stockholm 
1875— 1902  (noch  nicht  abgeschlossen) ;  Scripta  h ist orica  Islandor um,  XII,  Hafnise  (Kabenhavn)  1816  (Register  über  die 
in  den  isländischen  Sagen  vorkommenden  Ortsnamen) ;  Urkundenbuch  der  Stadt  Lüheck,  I — XI,  Lübeck  1843  ff.  (noch 
nicht  abgeschlossen);  Hansisches  Urhundenbuch,  I — X,  Leipzig  1876 — 1907;  Mecklenburgisches  Urkundenbuch,  I — XXI, 
Schwerin  1863 — 1903;  Pommersches  Urkundenbuch,  I — VI,  Stettin  186-1—1906.  —  Ferner:  J.  P.  Trap,  Kongeriget 
Danmark,  3dje  Udgave  ved  H.  We  i  t  e  m  e  y  e  r  ,  1  —  V,  Ksbenhavn  1898 — 1906  (zitiert  als  Trap3;  historisch  -  topo- 
graphisch -  statistisches  Standartwerk  über  Dänemark);  P.  A.  Münch,  Ilixtorisk-geografisk  Beskrivelse  over  Kongeriget 
Norge  i  Middelalderen,  Moss  1849  (hauptsächlich  auf  Grundlage  der  isländischen  Sagen);  CG.  Styffe,  Skandinavien 
under  Unionstiden,  2.  uppl ,  Stockholm  1880  (enthält  eine  historisch-geographische  Beschreibung  von  Dänemark,  Nor- 
wegen und  Schweden  im  Zeitraum  1389 — 1448). 

')  Vgl.  A.  Noreen,  Geschichte  der  nordischen  Sprachen,  in  Pauls  Grundriss  der  germanischen  Philologie,  2.  Auf- 
lage, I,  Strasburg  1901;  Verner  Dahlerup,  Det  danske  Sprogs  Historie,  Ksbenhavn  1896,  deutsche  Übersetzung 
von  W.  Heydenreich,  Ulm  1905;  A.  Noreen,  Altschwedische  Grammatik,  Halle  1904.  Die  Bezeichnungen  für 
die  verschiedenen  Perioden  der  nordischen  Sprachen  schwanken  bei  den  Philologen  der  Neuzeit.    Die  von  uns  ange- 


38 


Kapitel  11. 


wird  betreffs  der  Konsonanten  u.  a.  durch  den  durchgreifenden  Übergang  vou  p,  t,  k  nach  einem  be- 
tonten Vokal  zu  b,  d(dh),  g(gh)  charakterisiert,  der  freilich  nicht  mit  einem  Schlage  eintrat,  aber  in  der 
Sprache  lange  vorbereitet,  erst  zirka  1350  allgemein  durchgedrungen  war.  Der  Ubergang  t  y  d(dh) 
zwischen  Vokalen  war  schon  vor  1350  allgemein  geworden,  dialektisch  nachweisbar  schon  im  13.  Jahr- 
hundert (vielleicht  schon  vor  1200),  im  Auslaut  nach  einem  Vokale  aber  wohl  kaum  nachweisbar  vor 
um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts;  dasselbe  gilt  vom  Übergang  k  y  ff(gh),  während  der  Übergang  p  y  b 
zwischen  den  Vokalen  erst  zk.  1350  eingetreten  zu  sein  scheint,  im  Auslaut  nach  dem  Vokale  etwas 
später.  Eine  Untersuchung  der  dänischen  Ortsnamen  auf  den  Nordlandskarten  wird  nun  zeigen,  daß  ihre 
Sprachformen  auf  die  Zeit  verweisen,  da  diese  Konsonantenübergänge  durchgeführt  waren. 

Eckernförde.  Die  Originalkarte :  Igernefior.  Liber  census  Daniae:  Ykcernceburgh  und  Ykcernburgh;  plattdeutsche 
Diplome  vom  14.  und  15.  Jahrhundert:  Ekerenvorde,  Ekerenuorde,  Ekeluorde;  Claud.  Clavus  (im  Nan- 
ziger Werk  zirka  1427):  Eghernefiordh.  (Vgl.  Joh.  Steenstrup  in  Haandbog  i  det  nordslesvigske 
Spörgsmacds  Historie,  Kebenkavn  1901,  S.  70,  —  französische  Ausgabe:  Manuel  historique  de  la  question 
du  Slesvig,  ibid.  1906,  S.  72.) 

Baage  bei  Fünen.    Die  Originalkarte:  Boge.    Liber  census  Daniae:  Bok<p. 

Bogense  (auf  Fünen).  Die  Originalkarte  gewiß  Bogens,  jedenfalls  g.  1 4 1  J  noch  Bokeness;  Claud.  Clavns: 
Bogens. 

Drager  (auf  Amager).  Die  Originalkarte  i.  (d.  h.  insula)  dragor.  Diplom  1333:  Draki/xfr,  1408:  Draghtjn  -, 
Claud.  Clavus:  Dragh^r. 

Kege  (auf  Seeland).  Die  Form  auf  der  Originalkarte  unsicher,  alle  Überlieferungen  haben  jedoch  g.  Diplom 
1299:  K(/>kce,  1329:  K(/></>ke,  1344:  K&ke,  1385:  K(j>kce  (noch  im  plattdeutschen  von  1408  und 
1423),  1378:  K<Pghce,  1394:  Ky<pghce,  1397:  K<t>ghi>,  1408:  K(/>ghe. 

Nsestved  (auf  Seeland).  Die  Originalkarte  Nestued.  Der  Name  wird  abgeleitet  vom  altnord.  4>veiti.  Diplom 
von  1140  (Aarb<J>ger  for  nordisk  Oldkyndighed  1882,  S.  22s):  Nestweit;  Liber  census  Daniae: 
Neswit;  Libri  memoriales  Lundenses  XII3  (S.  21):  Nestveth;  Testam.  1261:  Ncestwith,  126^:  Ntfistwet 
und  Neswit;  Diplom  1268:  Ncestweth,  1293:  Ncestwith,  1397:  Nestweth,  14s 8:  Nestweth;  Testam. 
1398:  Ncestwith  und  Nwstived;  im  14.  und  15.  Jahrhundert  in  den  Diplomen  die  latinisierten 
Formen  Nestuedis  und  Nestwedis  (allgemein  von  zirka  1350  an);  Claud.  Clavus:  Nestuedh. 

Aabenraa  (Apenrade).  Die  Originalkarte  Obenro.  Liber  census  Daniae:  Opmf>r;  Aabenraa  Byskraa  (Apen- 
rader  Stadtrecht)  1335:  Opneraa;  Diplom  1366:  Oppenraa,  plattdeutsch  1419:  Oppenra;  Claud.  Clavus: 
Obersraa  (korrigiert  von  Storm  in  Obenraa).  (Vgl.  Steenstrup,  1.  c.  S.  69;  franz.  Ausg.  S.  71.) 

Kobenhavn  (Kopenhagen).  Die  Originalkarte  wahrscheinlich  Cobenhaun.  Der  isländische  Name  war  Kaup- 
mannahöfn  oder  Höfh;  Saxo  (zirka  1208):  merratorum  portus;  die  Diplome  vom  ]  2.  Jahrhundert  oft 
nur  Castrum  de  Hafn  (1  186,  1193)  oder  villa  de  Hafn  ( ]  1 98),  1268  noch  Hafen;  die  Diplome  von 
der  ersten  Hälfte  des  1 3.  Jahrhunderts  allgemein  Kopmanmehafn,  Kopmannahafn,  Kif>pmannehafn  (l248 
Copmannoshaucen) ;  Liber  census  Daniae:  Kiopmanhafn,  die  allgemeine  Form  am  Schluß  des  13.  und 
im  Anfang  des  14.  Jahrhunderts;  im  14.  Jahrhundert  erscheinen  die  Formen  K</>pendehafn,  Ki/>pen- 
hafn,  die  im  15.  und  auch  noch  im  16.  Jahrhundert  die  allgemein  gebräuchlichen  sind:  im  Anfang 
des  15.  Jahrhunderts  tritt  dann  vereinzelt  K(j>bendehafn  auf  (1426);  in  plattdeutschen  Diplomen  vom 
14.  und  15.  Jahrhundert:  Kopmanhauen,  Kopenhagen,  Kopenhauene;   die  lateinische  Form  ist  Hafnce. 

Die  „ altdänische "  Sprachform  in  allen  diesen  Ortsnamen  ist  selbstverständlich  nicht  zufällig, 
und  man  ist,  von  ihr  ausgehend,  zu  der  Schlußfolgerung  berechtigt,  daß  das  Original  der  Nordlands- 


wandten  stimmen  mit  den  noch  in  Dänemark  gebräuchlichsten  überein.  Zum  näheren  Verständnis  soll  bemerkt  werden : 
„ältestes  dänisch"  umspannt  die  Periode  von  zirka  800  bis  1050,  als  die  Sprache  noch  im  wesentlichsten  auf  einer 
gemeinsamen  nordischen  Sprachstufe  stand  („altnordisch") ;  die  einschlägigen  Schriftdenkmäler  bestehen  eigentlich 
nur  aus  Inschriften  auf  Runensteinen.  Die  Periode  „älteres  dänisch"  wird  von  zirka  1050 — 1350  angesetzt;  in  dieser 
Periode  löst  sich  die  dänische  als  eine  selbständige  Sprache  von  den  anderen  nordischen  Sprachen  los ;  die  Schrift- 
denkmäler sind  wesentlich  Gesetze,  Arzneibücher,  und  betreffs  der  Ortsnamen  das  Liber  census  Daniae  („Kong  Wal- 
demars Jordebog"),  aufierdem  Saxos  lateinische  Geschichte  von  Dänemark,  sowie  lateinische  Annalen  und  Diplome. 
Die  Periode  „älteres  dänisch"  wird  von  der  Periode  „alt  dänisch"  (zirka  1350 — 1500)  abgelöst,  in  welcher  sich  die 
schon  früher  begonnene  Entwicklung  des  dänischen  als  einer  selbständigen  Sprache  vollzieht;  die  Schriftdenkmäler 
sind  religiöser,  juristischer,  historischer  und  geographischer  Art,  größtenteils  Übersetzungen,  sowie  eine  Menge 
Diplome.  Die  Periode  „alt  dänisch"  wird  von  „neuerem  dänisch"  (von  zirka  1500  bis  zur  Gegenwart)  abgelöst,  und 
diese  zerfällt  wieder  in  verschiedene  Unterabteilungen. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typu.s. 


39 


karte  oder  die  Quellen,  von  denen  sie  stammt,  mit  Bezug  auf  Dänemark  frühestens  aus  dem  14.  Jahr- 
liundert,  zunächst  aber  aus  der  Zeit  nach  1350  stammt. 

Auch  andre  Lautübergänge,  die  in  der  „  altdänischen "  Sprachperiode  vollzogen  sind,  können 
in  den  Kopien  und  dadurch  in  der  Sprachform  der  Originalkarte  nachgewiesen  werden.  Der  Spirant  g 
ging  früh,  in  einzelnen  Fällen  vielleicht  schon  im  Anfang  des  1 3-  Jahrhunderts,  nach  einem  Vokal  zu 
einem  konsonantischen  u  über  (geschrieben  u,  v)  w,  ugh). 

Ein  Eeispiel  von  diesem  Übergang  sieht  man  auf  den  Karten  bei  Seemen  (Skagen,  die  Nordspitze 
Jütlands);  in  den  isländischen  Sagen:  Vendilskagi,  in  Diplom  1394:  Schawen,  1413:  Skaghen  (plattdeutsch 
1342:  Srhaghen,  1408:  Schagen);  Claud.  Clavus:  Skagen. 

Der  Spirant  d  wird  im  „älteren  dänisch tt  durch  th,  im  „ altdänischen "   im  In-  oder  Auslaut 
durch  dh  oder  d  bezeichnet;  auf  den  Karten  ist  in  den  allermeisten  Fällen  d  gebraucht: 
Middelfart  (auf  Fünen).    Die  Original  karte :  Medelfar.  Die  isländischen  Sagen:  MeSalfararsund ;  Liber  census 

Daniae:  Mcethlcefar  und  Mosthcelfar ;  Diplom  1425:  Medelffar;  Claud.  Clavus:  Medelphar. 
Tstad  (in  Schonen).    Die  Originalkarte  wahrscheinlich  lsthede,  jedenfalls  d.  Testam.  vor  1350  und  1358 — 
1410  allgemein  Ystath,  1404:  Ystadh;  Libri  inemoriales  Lundenses  XIV  2—3 :  Ystat,  Ystath,  Öystathce; 
Diplom   13ß4:    Vstede,   latinisiert    1386:    Ystadis,   adjektivisch    Ystadiensis  (1366);   Claud.  Clavus: 
Ysthedh. 

Falsierbo  (in  Schonen).  Die  Originalkarte  Falsterbede  oder  Falsterbode.  Plattdeutsche  Diplome  1300  — 1350: 
Falsterbothe,  1361:  Falsterbode,  1316  —  1  9  :  Valsterbode,  1336  :  Falstrebuthe  und  Falsterbodhe ;  dänische 
Diplome  1396,  1400:  Falsterbothce,  1405:  Falsterbodhce ;  Claud.  Clavus:  falsterbede. 

Einzelne  Male  hat  man  doch  der  älteren  Schreibweise  gefolgt.  Die  Originalkarte  hat  sicherlich 
Vethelis  uilla  (Vejle  in  Jütland)  gehabt;  die  ältere  Forin  Vcethel  ist  noch  zirka  1400  allgemein;  Diplom 
1436:   Wedhle,  plattdeutsch  1423:  Wedele;  Claud.  Clavus:  Veldhlis  (korrigiert  von  Storm  in  Vedhlis)1). 

Unter  den  dänischen  Ortsnamen  können  ferner  solche  Formen  nachgewiesen  werden,  die  in 
Diplomen  und  andern  Quellen  kaum  vor  dem  Schluß  des  14.  oder  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts 
vorkommen.    Dies  gilt  von: 

Bornholm.  Die  Karten  Bernholn.  Die  isländischen  Sagen  allgemein  Borgundarhölmr,  seltener  Borghölmr; 
Adamus  Bremensis  (zirka  1070):  Hulmus  (d.  h.  Holm,  »ein  Name,  welcher  noch  in  Schonen  gebraucht 
wird«,  Trap3  III,  S.  12);  Saxo  (zirka  1208):  Boringia;  Liber  census  Daniae:  Burghcendce-,  Bur- 
ghemde- und  Burghendholm;  Libri  memoriales  Lundenses  XIII1:  Bwlanddholm,  XIV1:  Borghandce- 
holm,  XIV2:  Borendeholm  und  Borendhohn;  die  Dipl. me  1268:  Borandaholm,  1410:  Borundeholm, 
1413:  Borndeholm;  plattdeutsche  oder  lateinische  in  den  Hansastädten  ausgefertigte  Diplome  haben 
1366:  Bornholm,  1433:  Borneholm,  allgemein  im  plattdeutschen  im  15.  Jahrhundert;  Chronologia 
rerum  memorabilium  ab  anno  1030  usque  ad  annum  132  3  (S.  R.  D.II,  S.  528):  Borenholm  ;  Claud. 
Clavus :  Bornholm. 

Anholt.  Die  Karten  Anaol  oder  Anaold.  Der  Name  kommt  ziemlich  selten  vor.  Liber  census  Daniae :  Anund, 
das  auch  überall  in  den  in  S.  K.  D.  aufgenommenen  Quellen  vorkommt.  Diplom  vom  15.  Oktober  1441: 
Anolt.  (Vgl.  S.  Bugge  im  Arkiv  för  nordisk  filologi  VI,  Lund  1890,  S.  244;  0.  Nielsen  in  Blan- 
dinger  udg.  af  Universitets-Jubilceets  danske  Samfund  I,  Kobenhavn  1881 — 87,  S.  ]7l). 

Auch  die  Formen  für  Vendsyssels  Name  scheinen  jedenfalls  auf  das  1 4.  Jahrhundert  zu  deuten.  Das 
Original  hat  gewiß  TJendesusel  wie  A6  gehabt.  In  den  isländischen  Sagen  heißt  Vendsyssel  (nördlichster 
Teil  von  Jütland)  Vendill  oder  Vendilskagi  (auch  Name  für  Skagen),  bei  Adamus  Bremensis  (zirka  1170) 
und  Saxo  (zirka  1208)  Wendila  (vgl.  Joh.  Steenstrup  in  Oversigt  over  Videnskabernes  Selskabs  Forhand- 
linger  1896,  S.  381  —  82).  Die  ältesten  dänischen  Formen  sind:  Jütisches  Gesetz  (1241,  »Jyske  Lov«): 
Wcendlce;  Liber  census  Daniae:  Wcendlesysel  und  Wendelsysel,  welch'  letztere  Form  sich  noch  im  Diplom 
1375  findet;  erst  im  14.  Jahrhundert  Formen  ohne  l,  z.  B.  im  Diplom  1324:  Vennesysyl,  1328:  Vcenncesysoel, 
1354:  Wendsysel  und  Wendesysel,  welche  Form  am  Schluß  des  14.  und  im  1 5.  Jahrhundert  allgemein  ist; 
in  plattdeutschen  Diplomen  schreibt  man  1362  Wentsusel  und  1365  Wendesysele  (beide  vom  Dänenkönig 
Valdemar  Atterdag  (t  1375)  ausgestellt);  bei  Claud.  Clavus  findet  man  Uendesusel.  Vendsyssels  Name 
scheint  also  auch  auf  das  1 4.  Jahrhundert  als  die  früheste  Abfassungszeit  von  dem  Original  der  Nordlands- 
karte zu  verweisen. 


')  Wenn  man  sich  auf  das  igenwfior  (vgl.  oben)  der  Karten  ohne  den  Auslaut  d  verlassen  könnte,  würden 
wir  auch  auf  das  „alt-dänische"  verwiesen  werden,  wo  der  Auslaut  d  nach  dem  ;•  stumm  geworden  war  (z.  B.  gar  für 
garth,  ior  für  iorth) ;  aber  ein  d  kann  beim  Abschreiben  leicht  nach  igernefior  weggefallen  sein,  da  es  auf  den  Karten 
an  der  betreffenden  Stelle  sehr  an  Platz  gefehlt  hat  (vgl.  auch  das  nibar  (Nie.  Germ.)  gegen  vibard  (Henr.  Mart.)). 


10 


Kapitel  II. 


Neben  den  neueren  Formen  findet  man  jedoch  auch  einzelne  ältere.  Alle  Überlieferungen  haben 
Viberg  (Stadt  Viborg  in  Jütland)  die  ältere  Form,  welche  in  Diplomen  noch  ums  Jahr  1400  neben  den  jün- 
geren Formen  Wiburgh  und  Wiborgh  allgemein  ist. 

Für  Dänemark  führt  also  eine  Untersuchung  von  der  Sprachform  der  Ortsnamen  zu  dem 
Resultat,  daß  die  Originalkarte,  oder  die  Quellen  aus  deneu  sie  geschöpft  hat,  dem  Schluß  des  14.  oder 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts  angehört  und  keineswegs  älter  sein  kann. 

Was  Schweden  betrifft,  so  ist  der  größte  Teil  der  aufgenommenen  Ortsnamen  in  ihren  latei- 
nischen Formen  wiedergegeben,  sie  haben  also  keine  Bedeutung  für  die  vorliegende  Untersuchung; 
dasselbe  gilt  von  Namen  wie  Scening  (Skäninge)  und  Stokalm  (Stockholm),  deren  Sprachform  nichts 
über  die  Zeit  der  Abfassung  angeben  kann.  Nur  ein  schwedischer  Ortsname  bleibt  zurück,  nämlich 
Sudercobing  (Söderköping),  wo  das  b  charakteristisch  ist.  Freilich  gingen,  wenn  auch  nur  sporadisch 
und  meistens  in  offiziellen  Dokumenten,  sowohl  im  schwedischen  als  im  norwegischen  während  der 
Unionszeit  unter  dem  überwältigenden  Einflüsse  der  dänischen  Sprache  (die  Personalunion  mit  Dänemark 
seit  1389)  die  Konsonanten  Je,  t,  p  nach  einem  betonten  Vokale  zu  g,  d,  b  über,  aber  eine  Form  wie 
Sudercobing  ist  im  schwedischen  ganz  unbekannt  und  läßt  sich  kaum  aus  irgend 
einer  schwedischen  Quelle  herleiten.  Sie  wird  am  natürlichsten  als  eine  dänische 
Form,  frühestens  aus  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  erklärt.  Daß  ein  Südländer  oder 
ein  in  Italien  wirkender  deutscher  Kartograph  gerade  diese  Form  wählen  sollte,  ist  ganz  unwahrschein- 
lich, denn  die  ihm  zu  Gebote  stehenden  geographischen  und  kartographischen  Hilfsquellen  wie  Kompaß- 
karten und  Reisebücher  haben  die  schwedische  (und  ältere  dänische)  Form:  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380) 
hat  Sudercoping  und  Zenocopinghe  (Jönköping),  und  die  italienischen  Kompaßkarten  kennen  nur  Formen 
wie  Suderpigeh,  Sodechpingh  u.  s.  w.  immer  mit  p.  Die  Form  Sudercobing  deutet  also  nicht  allein  auf 
dieselbe  Abfassungszeit  der  Originalkarte  wie  die  der  dänischen  Ortsnamen,  sondern  sie  enthält  auch  einen 
Fingerzeig,  zu  welcher  nordischen  Sprache  dieses  Original  oder  dessen  Quellen  gehören. 

In  Schweden  und  längs  der  Ostküste  der  Ostsee  befindet  sich  auf  allen  Kartenkopien  diejenige 
Reihe  merkwürdiger  Flußbezeichnungen,  welche  Dahlgren  zuerst  als  nordische  Zahlwörter  erkannte. 
Ganz  gewiß  sind  diese  Zahlwörter  zum  Teil  stark  entstellt;  Formen  wie  agna,  anguen  (d.  h.  anden  = 
zweiter)  fors,  finistar  (f er ste=  erster)  sind  weder  dänisch  oder  schwedisch,  norwegisch  oder  isländisch; 
aber  Formen  wie  fierdena,  trediena,  trediera  scheinen,  wenn  man  von  den  Endungen  na,  ra  absieht, 
o-ar  nicht  entstellt,  und  diese  Formen  können  doch  kaum  etwas  andres  sein  als  dänische  Zahlwörter 
vom  14-  oder  15.  Jahrhundert,  was  ja  auch  Storm  schon  ausgesprochen  hat1).  Sie  scheinen  also  nach 
derselben  Richtung  zu  zeigen  wie  der  Name  Sudercobing. 

Es  würde  demnach  entscheidend  sein,  ob  die  Ortsnamen  in  Norwegen,  Grönland  und  auf  Island 
ähnliche  Winke  zur  Bestimmung  von  Zeit  und  Entstehung  enthielten  wie  die  dänischen  und  schwedi- 
schen; hier  sind  aber  die  meisten  Namen  —  abgesehen  von  den  latinisierten  Formen  —  ganz  unver- 
ständlich. Bis  diese  gedeutet  werden,  kann  also  aus  denselben  kein  Schluß  über  die  Abfassungszeit 
oder  Entstehung  gezogen  werden;  andrerseits  muß  bestimmt  hervorgehoben  werden,  daß  sie,  so  unver- 
ständlich sie  auch  seien,  doch  nicht  als  Gegenargumente  gegen  die  Resultate,  zu  welchen  die  Unter- 
suchung des  übrigen  Namenvorrats  führen  mußten,  gelten  können.  Es  bleiben  von  den  übrigen  Orts- 
namen der  Karten  also  nur  zwei  norwegische  zurück,  nämlich  Helgeland  (im  nördlichen  Nordwegen) 
und  Bäh us  (an  der  Westküste  von  Schweden),  aus  deren  Sprachform  man  Schlüsse  ziehen  kann. 
Obgleich  sie  nicht  in  der  besten  Überlieferung  des  Martellus  (At)  zu  finden  sind,  herrscht  doch 
gewiß  kein  Zweifel  darüber,  daß  sie  auf  der  Originalkarte  gestanden  haben,  da  sie  in  Formen  auf- 
treten, welche  charakteristisch  sind  für  diese  Reihe  von  Nordlandskarten  und  die  sich  nicht  auf  süd- 
ländischen Kartenarbeiten  befinden  (vgl.  Kap.  VIII  B.). 

Helgeland.    Beim  nördlichen  Norwegen  befindet  sich  eine  größere  Insel,  namens  Holrelnnt,  die  von  Storm 
mit  Helgeland  identifiziert  wird  und  als  ein  Abschreibefehler  für  Hölielant  (eher  doch  Htelielant)  erklärt 


i)  Vgl.  Ymer  1889,  S.  146. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typu.-. 


II 


wird.  Die  isländischen  Sagen  haben  Hälogaland;  die  norwegische  Form  ist  bis  zur  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts Hdlogalanä  und  noch  bis  zum  Schluß  des  Jahrhunderts  die  allgemein  gültige,  ja  sogar  noch 
recht  häufig  im  15.  Jahrhundert;  die  zusammengezogene  Form  Halgoland  kommt  zum  erstenmale  1385 
vor;  im  1  5.  Jahrhundert  sind  die  Formen  Halgaland,  Halgheland  die  gebräuchlichen.  Siehe  S.  Bugge, 
Om  Navnet  Hälogaland  (Norsk  historisk  Tidsskrift  I,  Kristiania  1871,  S.  136  ff.). 
Bähus.  Die  älteste  Form  für  diesen  Namen,  der  erst  1308  erscheint,  ist  Bägahus,  und  diese  Form  ist  das 
14.  Jahrhundert  hindurch  in  norwegischen  Diplomen  die  allgemein  gültige.  Daneben  tritt  jedoch  schon 
früh  sowohl  in  norwegischen  als  in  schwedischen  und  dänischen  Diplomen  die  Form  Bawahus  oder 
Bawcehus  auf,  möglicherweise  ursprünglich  ein  Danismus  (Noreen,  Altschwedische  Grammatik 
§  279,  l).  Nach  1350  findet  sich  auch  die  auf  sämtlichen  A-  und  B-Karten  vorkommende  Form 
Bahus  in  allen  nordischen  Sprachen  und  in  plattdeutschen  Diplomen. 

Die  beiden  norwegischen  Namen  deuten  also  wieder  auf  den  Schluß  des  14.  Jahrhunderts,  die 
Form  Haelielant,  die  nur  aus  der  zusammengezogenen  Form  des  Namens  entstanden  sein  kann,  jedoch 
zunächst  auf  das  15  Jahrhundert1),  und  ihre  Sprachform  scheint  eher  auf  dänischen  als  auf  nor- 
wegischen Ursprung  zu  deuten.  Helgelands  Name  findet  sich  auch  auf  den  italienischen  Kompaß- 
karten, oft  freilich  ziemlich  stark  entstellt,  die  speziell  norwegische  Form  (Hälogaland)  blickt  aber  doch 
hindurch  (vgl.  Kap.  VIII  B.). 

Daß  die  sprachliche  Begründung,  die  Abfassungszeit  der  Karten  in  den  Schluß  des  14.  oder 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts  zu  verlegen,  richtig  ist,  läßt  sich  außerdem  auf  historischem  Wege  durch 
eine  Untersuchung  der  mitgenommenen  Lokalitäten  bestätigen.  Größtenteils  sind  diese  freilich  so  alt 
und  ihr  erstes  historisches  Erscheinen  so  unsicher,  daß  aus  ihnen  keine  weitere  Schlüsse  gezogen  werden 
können.  Dies  gilt  demgemäß  von  den  meisten  dänischen  Städten.  In  jedem  der  drei  nordischen 
Hauptlande  ist  jedoch  eine  Lokalität,  deren  Aufnahme  für  die  Abfassungszeit  Zeugnis  ablegt. 

In  Schweden  findet  sich  die  Stadt  Vadstena  in  der  Form  Vasten  (das  vascon,  nascon,  vasion  der 
Karten);  da  sie  sich  auf  allen  vier  Kartenüberlieferungen  befindet  und  auf  allen  in  derselben  Weise 
angebracht  ist,  hat  sie  natürlich  auf  der  Originalkarte  gestanden  und  ist  kaum  ein  späterer  Zusatz. 
Vadstena  entstand  als  Ort  um  das  berühmte  Kloster,  dessen  Grundlegung  schon  im  Jahre  1346  be- 
schlossen war,  aber  erst  ziemlich  viel  später  zur  Ausführung  kam.  Nachdem  die  heilige  Birgitta 
(f  1373)  1374  in  der  1384  eingeweihten  Klosterkirche  begraben  war,  wuchs  durch  das  großartige  Her- 
beiströmen der  Pilger  um  das  Kloster  bald  ein  Ort  heran,  der  anfangs  Laglösa  köpung  genannt  wurde. 
Im  Jahre  1400  erhielt  dieser  durch  die  Königin  Margrete  (f  1412,  die  Tochter  von  Valdemar 
Atter  dag)  die  Rechte  einer  Stadt.  Das  Mitnehmen  von  Vadstena,  das  schon  früh  weit  und  breit 
berühmt  wurde  (Itineraire  Brugeois  von  zk.  1380  nennt  auch  Wasteri)  deutet  wieder  auf  die  Zeit 
nach  zk.  1350  hin2). 

Als  Landschaftsname  nördlich  von  Hailand  erscheint  Bahus.  Auf  einer  kleinen  Insel  im  Gö- 
taälf  legte  der  norwegische  König  Haakon  V  Magnusson  (f  1319)  im  Jahre  1308  die  starke 
Festung  Bdgahus  an,  nach  welcher  die  Landschaft,  die  früher  verschiedene  andre  Namen  trug  (Viken, 
Elfsyssel)  im  15.  Jahrhundert  den  Namen  Bahushen  erhielt3). 

Unter  den  Orten  in  Schonen  findet  sich  auf  allen  Karten  zwischen  Malmö  und  Heisingborg 
ein  Erici  p^ortusy,  das  von  Storm  als  Erichshavn  d.  h.  Landskrona  gedeutet  wird.  Falls  diese 
Deutung  richtig  ist,  findet  man  hier  auch  einen  bestimmten  Haltepunkt  für  die  Zeit  der  Abfassung 
der  Karten;  Landskrona  wurde  nämlich  1413  von  König  Erich  dem  Pommern  ange- 
legt. Es  muß  jedoch  bemerkt  werden,  daß  eine  Bezeichnung  wie  Erichshavn  für  Landskrona  kaum  in 
Annalen  oder  Diplomen  nachgewiesen  werden  kann ;  dagegen  legt  Claudius  Clavus  (Nanziger  Handschrift 
zk.  1427)  ein  Erichstad  auf  dieselbe  Stelle  wie  das  Erici  portus  der  A-Karten. 

Sowohl  sprachliche  als  historische  Gründe  stimmen  somit  entschieden  gegen  Nordenskiölds 
Behauptung,  daß  das  Original  der  Nordlandskarte  aus  dem  13.  oder  Anfang  des  14.  Jahrhunderts 


1)  Vgl.  Ymer  1891,  S.  21,  Note  1. 

2)  Styffe,  l.  c.  S.  197. 

3)  A.  E.  Holmberg,  Bohusläns  historia  och  beskrifning,  2.  uppl.  I,  Örebro  1867,  S.  3—5. 
Bjürnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  6 


42 


Kapitel  II. 


stammen  sollte  oder  sogar  zu  noch  älteren  Quellen  zurückzuführen  sei.  Den  Argumenten,  auf  welche 
er  die  Behauptung  stützt,  ist  es  dagegen  schwierig  zu  widersprechen,  da  seine  Ansichten  von  Zeit  und 
Entstehung  an  nicht  geringer  Unklarheit,  teils  sogar  an  innerem  Widerspruch  leiden. 

Wie  in  der  Einleitung  bemerkt  wurde,  nimmt  er  an,  daß  das  Original  der  Nordlandskarte 
skandinavisch-byzantiuischen  Ursprunges  sei,  durch  gemeinsame  Arbeit  nordischer  in  Geographie  und 
Kartographie  unkundiger  Männer  und  griechischer,  mit  Ptolemäus'  Geographie  durchaus  vertrauten 
Gelehrten  entstanden.  Diese  nordischen  Männer  will  Nordenskiöld  unter  den  Warägern  finden, 
die  des  griechischen  Kaisers  berühmte  Leibgarde  bildetn.  Welcher  Art  man  sich  diese  gemeinsame 
Arbeit  als  möglich  vorstellen  könnte,  ob  man  dabei  mündliche  oder  schriftliche  Mitteilungen,  vielleicht 
sogar  kartographische  Quellen  benutzte,  darüber  spricht  er  sich  nicht  aus;  das  Resultat  dieser  gemein- 
samen Arbeit  sollte  jedenfalls  das  Original  der  vorliegenden  ISiordlandskarte  geworden  sein,  das  dann 
im  Jahre  1420  von  Bondelmonte  mit  einer  griechischen  Ptolemäushandschrift  nach  Italien  gebracht 
und  in  die  lateinischen  Handschriften  von  Jacobus  Angelus'  Ptolemäusübersetzung  übergegangen 
sein  sollte.  Hier  kommt  nun  Nordenskiölds  Unklarheit  zum  Vorschein,  wenn  nämlich  davon  die  Rede 
ist,  in  welche  Zeit  die  Abfassung  der  Originalkar  fce  zu  verlegen  sei.  Im  selben  Atemzuge,  iu  dem  das 
Mitarbeiten  der  Waräger  festgestellt  wird  (vorübergehend  wird  sogar  Harald  Haarderaade  (f  1066) 
als  mögliche  Quelle  für  die  nördlichsten  Gegenden  (Grönland  und  Island)  genannt),  wird  betont,  daß 
die  Originalkarte  aus  andern  Gründen  am  Ende  des  13.  oder  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  entstanden 
sein  muß.  Die  Verbindung  zwischen  Warägern  als  Quelle  und  einer  Abfassung  etwas  vor  oder  nach 
1300  muß  indessen,  von  historischem  Standpunkte  aus,  als  ganz  unwahrscheinlich  angesehen  werden. 
Das  Warägerkorps,  das  im  10.  und  11.  Jahrhundert  überwiegend  aus  Skandinaviern  bestand,  erlitt 
nämlich  gegen  Ende  des  11.  Jahrhunderts  in  seiner  Zusammensetzung  wesentliche  Veränderungen;  von 
da  an  wurde  es  nicht  allein  von  Skandinaviern,  sondern  auch  von  Engländern  rekrutiert  und  am  Schluß 
des  12.  Jahrhunderts  heißt  es,  daß  die  Waräger  Engländer  seien  und  englisch  sprechen.  Freilich 
werden  im  vierten  Kreuzzuge  (1204)  Dänen  genannt,  die  in  des  griechischen  Kaisers  Dienst  gegen  die 
Latiner  kämpften;  vom  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  an  wurde  der  Besuch  der  Skandinavier  in  Kon- 
stantinopel aber  seltner  und  seltner,  zuletzt  bestand  das  Korps  ausschließlich  aus  Engländern  und  in 
dieser  Gestalt  existierte  es  bis  zu  Konstantinopels  Fall  (I453)  1).  Die  Theorie  von  der  Mitarbeit  der 
Waräger  an  der  Abfassung  der  Originalkarte  muß  also  eine  Abfassung  am  Schluß  des  13.  oder  Anfang 
des  14.  Jahrhunderts  ausschliessen,  und  umgekehrt,  wird  die  späte  Abfassungszeit  festgehalten,  so  können 
die  Waräger  nicht  in  Betracht  kommen.  Schon  hiedurch  wird  die  Theorie  von  der  Überführung  des 
Originals  durch  Bondelmonte  auf  schwache  Füße  gestellt,  und  noch  grundloser  wird  diese  Theorie, 
wenn  man  die  Beschaffenheit  der  Bondelmonte-Handschrift  und  die  Stellung  der  A-Karte  (A6)  in  der- 
selben einer  genauen  Prüfung  unterzieht,  wie  wir  es  oben  ausführlich  getan  haben.  Dazu  kommt  noch, 
daß  die  zahlreichen,  zum  Teil  sehr  alten  Handschriften  von  Bondelmontes  Arbeit,  die  Björnbo 
in  den  italienischen  Bibliotheken  zu  untersuchen  Gelegenheit  gehabt  hat,  keine  Spur  einer  Karte  des 
A-Typus  haben.  Von  den  Gründen  von  Nordenskiölds  Theorie  bleibt  also  nur  das  Vorkommen 
des  Namens  Gazara  als  Name  für  die  Krim  auf  einer  der  Kartenkopien  (Martellus')  und  die  Legende 
von  Livlands  Bekehrung  zurück,  auf  welche  v.  Wies  er  zuerst  die  Aufmerksamkeit  gelenkt  hatte. 
Das  Vorkommen  des  Namens  Gazara,  auf  den  Nordenskiöld  viel  Gewicht  legt,  weil  er  seiner  An- 
sicht nach  sehr  alt  und  selten  ist,  bedeutet  aber  wenig,  ja  eigentlich  gar  nichts,  da  der  Name  sich  auf 
vielen  anderen  Karten  des  14-  und  15.  Jahrhunderts  findet,  z.  B.  auf  Angelino  Dalortos  Karte 
von  13252),  auf  Atlas  catalan  von  13753)  (was  Nordenskiöld  selbst  bemerkt),  ferner  in  der  Ptole- 
mäus-Handschrift  Cod.  Harb  3686  (British  Museum)  von  der  Mitte  des  15.  Jahrh.  fol.  41v:  taurica 


')  Vilb..  Thomsen,  Der  Ursprung  des  russischen  Staates,  Gotha  1879,  S.  114 — 115. 

2)  Vgl.  A.  Magnaghi,  La  carta  nautica  costruita  nel  1325  da  Angelino  D<dorto,  Firenze  1898. 

3)  Vgl.  die  Reproduktion  in  Choix  des  documents  geographiqucs  conserve's  ä  la  biWiothbqwe  nationale,  Paris 
1883,  Tab.  XVI;  oder  in  Nordenskiöld,  Periphis,  Tab.  XII;  vgl.  ibid.  S.  31  u.  89. 


Die  Karten  des  A-  und  B-Typus. 


43 


chersonesus  nunc  Gazaria,  endlich  in  Martellus'  Insularien,  Cod.  Addit.  15760,  fol.  74v — 75r:  Ga- 
zaria, Cod.  Voss.  23,  2°,  fol.  75T— 76r:  Gazar,  und  Cod.  Laur.  29,  25  (die  A6-Hs.)  fol.  G4T— 65r: 
Gazaria.  Was  schlielilich  die  Notiz  über  Livlands  Bekehrung  zum  Christentum  betrifft,  die  zweifels- 
ohne im  J3.  Jahrhundert  vollzogen  wurde,  so  bedeutet  deren  Erscheinen  auf  einer  einzelnen  A-Karte 
unter  so  vielen  nichts,  wenn  diese  Karte  in  einer  Arbeitshandschrift  &teht,  zu  welcher  ein  uns  bekannter 
Mann  (Martellus)  am  Schluß  des  15-  Jahrhunderts  aus  zahlreichen  älteren  und  neueren  Quellen 
Material  zusammengetragen  hat,  und  darunter  auch  vielfach  Kompaßkarten  benützt  hat,  wo  gerade  der- 
artige Legenden  öfters  vorkommen1).  In  keiner  Beziehung  hält  Nordenskiölds  Argumentation  also 
Stich,  und  sowohl  sprachliche  wie  historische  Gründe,  die  sich  den  Karten  selbst  entnehmen  lassen, 
deuten,  wie  wir  sahen,  bestimmt  auf  eine  Abfassung  im  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  hin. 

Im  folgenden  werden  wir  sehen,  daß  das  Original  der  Nordlandskarte  nicht  allein  aus  dem 
15.  Jahrhundert  stammt  und  eine  dänische  Arbeit  ist,  sondern  auch,  wie  Storni  behauptete,  von 
Claudius  Clavus  selbst  verfaßt  ist. 

')  In  seinem  Vortrag  Die  kartographische  Darstellung  der  Entdeckungen,  der  Normannen  in  Amerika  (Amerika- 
nisten-Kongreß in  Stuttgart  1904)  ist  auch  Jos.  Fischer  entschieden  der  Ansicht,  daß  diese  Legende,  die  sich  in 
Martellus'  Nordlandsbeschreibung  (Beilage  1)  wenigstens  teilweise  wiederholt,  dem  Martellus  zu  vindizieren 
und  seinem  ganzen  Charakter  nach  als  „eine  Eintragung  eines  Südländers"  zu  betrachten  sei.  Aus  demselben  Vortrag 
ersieht  man,  dal!  Fischer  den  Quellenzusammenhang  zwischen  Martellus'  und  Nicolaus  Geriuanus'  Nord- 
landskarten  anders  auffaßt  als  wir  es  oben  getan  haben.  Er  meint,  daß  Aj  j  ü  n  g  e  r  als  Afi  ist,  und  daß 
beide  wenigstens  an  einer  bestimmten  Stelle  eine  B-Karte  benutzt  haben.  Nördlich  von 
Skandinavien  haben  Nico  laus  Germanus'  A-Karten,  und  zwar  in  Übereinstimmung  mit  dem  Original  (vgl. 
Kap.  VII B)  eine  Meeresstraße,  die  sowohl  auf  den  B-Karten  als  auf  Ax  durch  einen  Meeresarm  ersetzt  worden  ist 
während  auf  A„  die  Korrektur  der  Meeresstraße  in  einen  Meeresarm  auf  der  Karte  selbst  ersichtlich  ist.  Es  ist  gar 
nicht  ausgeschlossen,  daß  Fischer  recht  hat ;  denn  der  wahre  Zusammenhang  und  die  chronologische  Reihenfolge 
undatierter  Quellen  ist  nicht  leicht  auseinanderzusetzen,  wenn  es  sich  um  einen  Kompilator  wie  Martellus 
und  ein  Arbeitsmanuskript  wie  die  A6-Handschrift  handelt,  zumal  wenn  das  verlorene  Original  bei  sämtlichen  Quellen 
benutzt  worden  ist  und  die  Änderung  eine  wirkliche  Verbesserung  bedeutet.  Jedenfalls  reicht  Fischers  Kriterium 
doch  nur  um  einen  gegenseitigen  Zusammenhang  zwischen  den  B-Karten,  At  und  A„  an  einer  bestimmten  Stelle 
nachzuweisen,  während  unter  den  vorliegenden  Umständen  die  Chronologie  von  A,  und  A6  erst  durch  eine  genauere 
Untersuchung  aller  vier  Martellus-Handschriften  endgültig  entschieden  werden  kann.  Für  uns  bleibt  es  die  Haupt- 
sache, daß  sämtliche  neun  Karten  (A, — A6  und  B, — B3)  auf  dem  Originale  fußen,  daß  aber  die  ArKarte  in  wesent- 
lichen Hauptpunkten  (Projektion,  Gradierung,  Schreibweise  der  Ortsnamen  und  Anbringung  der  Lokalitäten)  dem 
Originale  näher  steht  als  die  anderen  A-Karten  —  sei  es  auch,  daß  sie  an  einer  Stelle  verändert  und  verbessert 
worden  ist,  und  daß  einzelne  Namen  von  einer  Nicolaus  Germanus-Karte  (emeland,  nascöla,  aluena  f.)  eingeführt  sind  — , 
während  Af>  eine  sehr  wichtige  aber  durchgehends  unreine  Quelle  ist. 


Kapitel  III. 
Die  Wiener  Handschriften. 


Nachdem  die  Untersuchungen  des  Nanziger  Werkes  und  der  A-Karten  jetzt  soweit  geführt 
worden  sind,  wie  es  ohne  die  Zusammenstellung  mit  andern  Quellen  möglich  ist,  gehen  wir  zur  Be- 
handlung der  neuen  Quelle  über,  deren  Fund  den  Anlaß  zur  gegenwärtigen  Abhandlung  gegeben  hat. 
Diese  Quelle  besteht  aus  einem  Clavus-Text,  der  sich  in  zwei  lateinischen  Wiener  Handschriften  befindet 
und  den  wir  deshalb  zum  Unterschied  vom  Nanziger  Text  den  Wiener  Text  nennen  wollen.  Indem 
wir  vorläufig  auf  die  textkritische  Ausgabe  in  Kap.  VII  verweisen,  werden  wir  die  Handschriften,  in  denen 
sich  dieser  Text  befindet,  näher  beschreiben. 

Codex  Vindobonensis  latinus  5277  x),  der  im  folgenden  durch  V  bezeichnet  wird,  ist  eine 
Handschrift  in  großem  Quartformat,  Blattfläche  31,  5  X  22,  0  Cm.;  sie  besteht  aus  33  Bogen  mit 
wechselnder  Blätterzahl,  im  ganzen  385;  der  Beschreibstoff  ist  Papier,  das  in  den  verschiedenen  Bogen 
von  sehr  mannigfaltiger  Beschaffenheit  ist;  so  findet  man  z.  B.  nicht  weniger  denn  zehn  verschiedene 
Wasserzeichen;  die  Foliierung  ist  neu.  Alle  diese  Umstände  sowie  derjenige,  daß  die  letzten  Blätter 
mehrerer  Bogen  leer  stehen  und  daß  die  Handschrift  die  verschiedenartigsten  Texte  enthält,  zeigen  uns, 
daß  dieselbe  aus  einer  Reihe  loser  Hefte  besteht,  die  erst  nach  der  Vollendung  der  Texte  zu  einem 
gemeinsamen  Bande  gesammelt  sind. 

Der  größte  Teil  der  Texte,  darunter  auch  der  Clavus-Text,  ist  von  dem  ursprünglichen  Besitzer 
der  Handschrift,  Johannes  Vögelin  aus  Heilbronn2),  geschrieben.  Es  können  aber  mindestens  sechs 
andre  an  der  Arbeit  beteiligte  Hände  nachgewiesen  werden;  immerhin  ist  aber  so  gearbeitet,  daß 
Vögelin  korrigierte,  was  die  andern  schrieben.  Diese  andern  sind  offenbar  Vögelins  Schüler,  da 
sie  unter  seiner  Kontrolle  gearbeitet  haben.    Die  verschiedenen  Hände  haben,  und  zwar  oft  sehr  nach- 

')  Vgl.  Tabulae  Codd,  mss.  praeter  graecos  et  orientales  in  Bibl.  Palatino, -Vindob.  IV,  Wien  1870,  S.  82 — 83. 
Die  Hs.  wird  von  Gerhardt  besprochen  in  Monatsber.  der  Berliner  Akad.  1867,  S.  46  u.  1870,  S.  143.  Vgl.  auch 
Wappler,  Zur  Gesch.  der  deutschen  Algebra  im  15.  Jahrh.,  Zwickau  1887,  S.  3,  und  Cantor,  Vorlesungen  über 
Geschichte  der  Mathematik,  2.  Aufl.,  Leipzig  1900,  II,  S.  240  u.  424;  vgl.  1.  Aufl.,  Leipzig  1892,  II,  S.  219  u.  389. 

2)  Vögelins  Geburtsjahr  ist  unbekannt;  er  starb  in  Wien  1549.  Wir  treffen  seinen  Namen  das  erstemal 
1517,  als  er  Lehrer  an  der  Schule  des  Augsburger  Domkapitels  war;  1525  wurde  er  als  collega  civilis  collegii  Vien- 
nensis,  d.  h.  als  Lehrer  beim  St.  Stephans-Kollegium  berufen,  wo  er  Mathematik  dozierte.  Durch  Dekret  vom 
11.  Dez.  1528  wurde  er  auHerdem  als  Professor  astronomiae,  theoreticae  et  a/iotelesvtaticae,  nec  non  geogrqphiae  an  die 
Universität  zu  Wien  berufen.  Er  wirkte  bis  zu  seinem  Tode  1549  in  dieser  Stellung  und  war  ein  angesehener 
Lehrer,  auf  dem  Gebiet  der  Mathematik  sogar  ein  recht  hervorragender  Gelehrter.  Vgl.  Allg.  deutsche  Biogr.  XL, 
S.  142-143. 


Die  Wiener  Handschriften. 


45 


lässig,  durch  einander  geschrieben.  Die  leicht  hingeworfenen  Randnoten,  die  kaum  leserlichen  Berech- 
nungen, welche  viele  Seiten  füllen,  die  schlechten  mathematischen  Figuren,  der  Mangel  an  Kolumnen, 
Linierung,  Initialen  u.  dergl.  zeigen,  daß  die  Hefte  —  außerdem  daß  sie  Texte  enthielten,  für  welche 
V  ö  g  e  1  i  n  Gebrauch  hatte  —  zu  Kladden  gedient  haben.  Ein  vorn  in  die  Handschrift  aufgenommenes, 
übrigens  weder  vollständiges  noch  genaues,  von  Vögelins  eigener  Hand  geschriebenes  Inhaltsverzeichnis 
zeigt  jedoch,  daß  er  selbst  die  Hefte  hat  zusammenfügen  lassen. 

Daß  die  Hefte  nicht  chronologisch  geordnet  sind,  zeigen  folgende  Datierungen: 

Fol.  100v:  ...  Explicit  tractatus  de  quantitate  trium  solidorum  curporum  secundum  sententiam1) 
Ptolomoii  in  Almagesto.    Anno  1520  in  die  animarum.    (Vögelins  Hand.) 

Fol.  236v:  ...  Finitur  de  corporibus  vel  figuris  Isoperimetris.  Viennue  Pannoniue  per  G.  G.  Aubin- 
gensem  VIII  Calendarum  Nouembrium  Anno  huius  seculi  quinto  et  uicesimo.  (1525  — Gotzmanns  Hand.) a) 

Fol.  246T:  .  .  .  anno  domini  1524  Ingohtudij.  In  domo  dotis  S.  Mauricij  Domino  Magistro  Joanne 
Kneussle  procurante  diuina  Decima  septembris.  (Vögelins  Hand.)3) 

Fol.  276v.  Dicht  unter  dem  Clavus-Text  (vgl.  Facsimile,  Beilage  4)  hat  Vögelin  selbst  einen 
Entwurf  zu  einer  Bekanntmachung  oder  einem  Anschlage  betreffs  seiner  geographischen  Vorlesungen  in  Wien 
geschrieben;  diese  fallen  sicherlich  in  den  Zeitraum  von  1528 — 49.  Der  Entwurf  ist  zweimal  geschrieben, 
da  der  erste  Vögelin  nicht  befriedigt  zu  haben  scheint.  Der  korrigierte  Entwurf  lautet  folgendermaßen: 
Quisquis  audire  cupis  eisagogen  in  Claudium  Ptolomeum  Geographorum  sine  controuersia  principem  Cras  hora 
duodeciina  ad  cenaculum  domini  Conventoris  contubernij  liliorum  venito,  vbi  de  oportuna  legendi  hora  conue- 
nietur.  Continet  autem  eisagoge  illa  quicquid  futuro  Geographo  necessarium  est;  Quam  Johannes  Vögelin 
Haylprunnensis  ita  perspicue  docebit  nt  quiuis  vel  sphere  vel  numerorum  etiam  imperitus,  hac  audita  se  factum 
geogruphum  sit  gloriaturus  4). 

Das  Alter  der  Handschrift  wird  durch  diese  Datierungen  aufs  deutlichste  bestimmt  und  zwar 
in  die  Zeit  von  1520  bis  1549  (Vögelins  Tolesjahr)  verlegt,  vielleicht  zunächst  in  den  ersten  Teil 
dieses  Zeitraums.    Der  Clavus-Text  nimmt  in  der  Handschrift  folgenden  Platz  ein: 

Bogen  21  (fol.  2471  —  260v),  eine  Septerne  also,  enthält  auf  den  Blättern  247v— 248v  (247r 
ist  leer)  eine  mit  Vögelins  Hand  geschriebene  Beschreibung :  Instrumentum  quo  maximus  dies  discitur 
in  qualibet  regione  cognita  eins  eleuatione  polari.  Fol.  249r — 260v  enthält  leicht  hingeworfene  Collectanea 
in  Ptolemei  Geographiam,  von  Vögel  in  geschrieben  und  mit  einigen  eingeschobenen  Bemerkungen 
von  Gotzmann  versehen.  Diese  Collectanea  füllen  den  größten  Teil  der  folgenden  Quinterne  (Bogen  22, 


')  Hier  steht  snärn;  Wappler  liest  fehlerhaft  suam. 

-)  Georg  Gotzmann  von  Aubing  hat  hier  ein  Heft  (fol.  231r— 236v)  geschrieben  und  unterschrieben. 
Nach  den  Annalen  der  Wiener  Universität  wurde  er  am  13.  April  1521  immatrikuliert  und  Baccalaur  am  22.  Sept. 
1526.    Als  er  im  Jahre  1525  das  Heft  für  Vögelin  schrieb,  war  er  also  noch  Student. 

3)  Diese  Unterschrift  ist  bis  jetzt  nicht  bemerkt  worden. 

4)  Dieser  Entwurf  und  der  Umstand,  daß  dieselbe  Hand  im  Jahre  1524  eins  der  anderen  Hefte  in  Ingolstadt 
unterschrieben  hat,  läßt  keinen  Zweifel  übrig,  daß  es  Vögelins  Hand  ist.  Wir  betonen  dies  aus  folgendem  Grunde. 
Auf  eine  Vorfrage,  welche  Björnbo  an  Max  Curtze  richtete,  ob  dieser  nicht  vielleicht  Handschriften,  welche  den 
Clavus-Text  enthielten,  kannte,  erfolgte  die  Antwort,  daß  Curtze  den  Textim  Cod.  Vindob.  5277  bemerkt,  ihn  sonst 
aber  nirgends  angetroffen  habe.  Es  sei  ihm  klar,  daß  der  Text  interessant  sei ;  er  habe  aber  nicht  die  Absicht  ihn  zu 
behandeln,  da  er  ihm  zu  fern  läge.  Später  schrieb  Curtze  an  Björnbo:  „Sie  behaupten  S.  140  (vgl.  Björnbo, 
Studien  über  Menelaos'  Sphärik,  Abh.  zur  Gesch.  der  mathem.  Wissensch.  14,  Leipzig  1902),  daß  der  eben  genannte 
Kodex  von  der  Hand  Vögebns  geschrieben  sei.  Dem  ist  sicher  nicht  so.  Das  einzige  Stück,  welches  dieser  Mann 
geschrieben  hat,  ist  Blatt  347r — 350v.  Dieses  Stück,  das  aus  zwei  ineinandergelegten  Bogen  von  kleinerem  Formate 
als  die  übrigen  besteht,  und  deutlich  die  Spuren  von  früherer  Zusammenlegung-  zeigt,  trägt  die  Notiz :  Magistro 
Beuzuberger  gehörig  (350v,  sonst  leer)  und  von  dessen  Hand  am  Anfange  von  Blatt  347r  die  Bemerkung:  Vögelin 
scribebat  et  inveniebat.  Diese  Schrift  Vögelins.  die  also  sicher  ächt  ist,  ist  aber  nicht  die  der  übrigen  Handschrift- 
theile,  so  daß  ich  Ihnen  hier  entschieden  entgegengesetzter  Meinung  bin  und  bleiben  muss!  Sonst  kommt  der  Name 
Vögelins  im  ganzen  Mscpte,  das  ich  von  A  bis  Z  durchgearbeitet  habe,  überhaupt  nicht  vor."  Björnbo  erwiderte 
hierauf,  daß  die  Angabe  Vögelin  scribebat  et  inveniebat.  eine  allgemeine  Verfasserangabe  sein  müsse,  und  das  genannte 
Textstück  eine  Abschrift  von  Vögelins  eigenen  Manuskripten,  jedoch  nicht  von  ihm  selbst  abgeschrieben; 
denn  die  Datierung  Ingolstadt  1524  und  der  angeführte  Vorlesungsanschlag,  den  Curtze  übersehen  haben  müsse, 
erhob  es  über  jeden  Zweifel,  daß  die  Haupthand  der  Hs.,  welche  den  Clavus-Text  geschrieben  hatte,  Vögelins 
eigene  sei.    Die  Diskussion  wurde  hiermit  durch  Curtzes  plötzlichen  Tod  abgebrochen. 


46 


Kapitel  III. 


fol.  261r — 270v),  «lereu  letzte  Seiten  jedoch  leer  stehen.  In  der  nachfolgenden  Sexterne  (Bogen  23,  fol. 
271r — 282v)  befindet  sich  auf  den  Blättern  27  lr — 2761'  der  Clavus-Text  und  auf  diesen  folgen  un- 
mittelbar einige  mathematische  Opuscula,  wie  fol.  276v — 2771'  ein  Stück  mit  der  Uberschrift:  De  lineis 
Semper  appropinquantibus  et  nunquam  concurrentibus  und  fol.  27 7V — 278r  eins  mit  der  Überschrift: 
Circa  proportiones  irrationales  Annotata  —  alles  mit  Vögel  ins  Hand  geschrieben  und  nicht  datiert. 
Der  übrige  mathematische,  astronomische  oder  astrologische  Inhalt  der  Handschrift  geht  uns  hier  nichts 
an.  Es  bleibt  nur  noch  zu  bemerken,  daß  der  Clavus-Text  in  Vögelins  Inhaltsverzeichnis  vorn  in 
der  Handschrift  (fol.  lr)  unter  dem  Titel  Uadices  Geographie1)  Claudij  Clauß2)  angeführt  ist. 

Da  Vögelins  Schriftzüge,  wie  wir  sie  im  Clavus-Text  und  in  dem  nachfolgenden  Entwurf 
zur  Bekanntmachung  seiner  Vorlesung  finden,  einen  ziemlich  verschiedenen  Charakter  haben,  ist  kein 
zwingender  Grund  zu  der  Annahme  vorhanden,  daß  sie  gleichzeitig  geschrieben  sein  sollten;  es  ist 
gut  möglich,  daß  Vögel  in  den  Entwurf  auf  ein  Heft  geschrieben  hat,  das  zufällig  zum  Gebrauch  bei 
der  Ausarbeitung  der  von  ihm  angezeigten  Vorlesung  über  die  Einleitung  zu  Ptolemäus'  Geographie 
vor  ihm  lag.  Während  der  Entwurf  sicherlich  in  Wien,  d.  h.  nach  dem  Jahre  1525  geschrieben  ist, 
kann  dasselbe  also  nicht  vom  Clavus-Text  behauptet  werden.  Seihst  die  Wasserzeichen  geben  keine 
sichere  Aufklärung,  wo  unc1  wann  Vögel  in  ihn  abschrieb.  Die  den  Text  enthaltende  Sexterne  besteht 
aus  einer  Art  Papier,  die  sich  in  keinem  andern  der  datierten  Bogen,  ja  überhaupt  sonst  nirgends  in 
der  Handschrift  wiederfindet.  Dies  Papier  ist  also  weder  von  der  Sorte,  auf  der  Gotzmann  in  Wie® 
1525  schrieb,  noch  von  der,  welche  Vögelin  und  Gotzmann  zu  der  oben  erwähnten  Colledanea  in 
Ptolempi  Geographiam  benutzten  und  ebenfalls  nicht  von  der,  die  Vögel  in  selbst  1520  oder  vier  Jahre 
später  1524  in  Ingolstadt  benutzte.  Da  sich  übrigens  in  V  im  ganzen  14  Sorten  Papier  vorfinden, 
lassen  sich  aus  diesen  negativen  Aufklärungen  keine  weitere  Schlüsse  ziehen.  Der  Vollständigkeit 
wegen  soll  nur  noch  angeführt  werden,  daß  das  Wasserzeichen  in  dem  deu  Clavus-Text  enthaltenden 
Bogen  aus  einem  gekrönten  Doppeladler  besteht,  der  am  untersten  Ende  im  Zeichen  A+A  endet.  Wir 
müssen  daher  die  Jahre  zk.  1520  und  1549  (Vögelins  Todesjahr)  als  die  Grenzen  festhalten,  inner- 
halb welcher  Vögel  in  den  Clavus-Text  abgeschrieben  haben  kann,  jedoch  mit  der  Beschränkung,  daß 
die  Abschrift  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ungefähr  um  die  Zeit  1525 — 28  gemacht  worden  ist.  In 
diesen  Jahren  hegann  nämlich  Vögelins  Tätigkeit  in  Wien.  Da  wir  nachweisen  können  (vgl.  Kap.  IV), 
daß  Schöner  und  Eriedlieh  den  Wiener  Text  beziehungsweise  1515  und  1518  benutzt  haben,  gibt  V 
uns  keine  Aufschlüsse  über  die  Geschichte  des  Textes,  sondern  bekräftigt  nur  ganz  im  allgemeinen,  daß 
er  im  Anfange  des  16-  Jahrhunderts  bei  den  deutschen  Gelehrten  Aufsehen  erregt  habe. 

Ehe  wir  zur  Besprechung  der  zweiten  Wiener  Handschrift  übergehen,  wollen  wir  noch  kurz 
die  ein  gewisses  Interesse  beanspruchende  Frage  berühren,  inwiefern  Vögelin  ein  gewissenhafter  Ab- 
schreiher gewesen  sei.  In  dieser  Hinsicht  ist  es  genügend  darauf  hinzuweisen,  daß  seine  Abschriften 
verschiedener  mathemathischer  Werke,  die  Curtze  und  Björnbo  mit  viel  älteren  und  durchaus  zu- 
verlässigen Handschriften  verglichen  haben,  sich  weder  als  besonders  gut,  noch  als  besonders  minuziös 
herausgestellt  haben,  daß  sie  aber  auch  nicht  vorsätzlich  entstellt  oder  bearbeitet  sind.  Ein  Vergleich 
mit  der  zweiten  Wiener  Handschrift  bekräftigt  diese  Wertschätzung  Vögelins  als  Abschreiber,  indem 
es  sich  zeigt,  das  sein  Clavus-Text  nicht  besonders  genau  ist,  daß  aber  doch  guter  Grund  zu  der  An- 
nahme vorhanden  ist,  daß  er  sich  in  keinem  Punkte  vorsätzlicher  Berichtigungen  oder  Auslassungen 
schuldig  gemacht  hat. 

Codex  Vindobonensis  iatinus  3227  3),  der  im  folgenden  durch  W  bezeichnet  wird,  ist  eine 
Handschrift  in  kleinem  Quartformat,  Blattfläche  21  X  16  Cm.  Dieselbe  besteht  aus  194  Blättern  und 
der  Beschreibstoff  aus  drei  Sorten  Papier,  deren  Wasserzeichen  sich  alle  in  der  vorigen  Handschrift, 
jedoch  in  keinem  der  Hefte,  mit  denen  wir  uns  beschäftigt  haben,  wiederfinden.    Die  Handschrift  ist 


')  Radices  Geographien:  die  damalige  Bezeichnung  für  geographische  Längen-  und  Breiteutafeln. 

2)  Clauß  =  Clausson  (nun:  Clausen),  d.  h.  Sohn  des  Claus  (dänische  Form  für  Nicolaus). 

3)  Vgl.  Tabidae  codd.  mss.  praeter  graecos  et  orientales  in  Bibl.  Palatina-Vindob.  II,  Wien  1868,  S.  239. 


Die  Wiener  Handschriften. 


47 


ganz  vollständig,  die  Bogen  sind  in  Ordnung  und,  was  für  nns  besondere  Bedeutung  hat,  fol.  88 — 194 
bestellen  aus  ein  und  demselben  Papier.    Der  Inhalt  ist  folgender: 

Fol.  lr — 1 87v  enthalten  einen  unsres  Wissens  unbekannten  Text,  der  bezeichnet  wird  als:  Cuspiniani 
commentaria  in  Dionysium  (d.  h.  Dionysios  Periegetes'  Geographie)1).  Dieser  Text  besteht  aus  Aus- 
zügen von  geographischen  Autoren  des  Altertums.  Da  augenscheinlich  öfters  für  spätere  Eintragungen  Platz 
freigelassen  und  der  Text  also  in  der  Weise  entstanden  ist,  daß  nach  und  nach  von  verschiedenen  Seiten 
Notizen  zusammengetragen  und  hineingefügt  sind,  darf  man  annehmen,  daß  er  von  Cuspinianus'  eigener 
Hand  geschrieben  und  bei  seinem  Tode  im  Jahre  1529  in  unfertigem  Zustande  von  ihm  hinterlassen  ist. 
Dieser  Teil  der  Handschrift  hat  weder  Linierung,  Kolumnen  oder  überhaupt  irgend  welche  Art  von  Vor- 
bereitung zur  Beschreibung  des  Papiers.    Datierungen  sind  gar  nicht  vorhanden. 

Fol.  I88r— 191T  stehen  leer. 

Fol.  192r — 194r  enthält  den  in  zwei  Kolumnen  geschriebenen  Clavus-Text.  Da  er  von  einer  Hand 
geschrieben  ist,  die  nicht  die  entfernteste  Ähnlichkeit  mit  der  des  Cuspinianus  hat,  und  das  leere  fol.  194v 
(die  letzte  Seite  der  Handschrift)  ebenso  wie  die  fünf  vorhergehenden  Seiten  in  Kolumnen  geteilt  ist,  kann 
wohl  kein  Zweifel  darüber  herrschen,  daß  der  Clavus-Text  nach  dem  Tode  des  Cuspinianus  zuhinterst 
in  die  Handschrift  hineingetragen  ist.  Der  Abschreiber  hat  augenscheinlich  berechnet,  daß  derselbe  6  Seiten 
füllen  würde,  hat  darum  diese  letzten  6  in  Kolumnen  abgeteilt,  aber  nur  für  die  5  Gebrauch  gehabt.  Als 
des  Cuspinianus'  Hinterlassenschaften  in  den  Besitz  der  Wiener  Universitätsbibliothek  übergingen,  muß 
man  annehmen,  daß  der  Clavus-Text  dem  damals  uneingebundenen  Codex  in  Wien  nach  dem  Jahre  1529 
beigefügt  ist.  Da  der  Clavus-Text  auch  nicht  datiert  ist,  so  sind  wir  darauf  angewiesen,  den  Zeitpunkt  der 
Eintragung  lediglich  nach  der  Schrift  zu  bestimmen.  Diese  war  den  Beamten  an  der  k.  k.  Hofbibliothek 
in  Wien,  an  die  wir  eine  darauf  bezügliche  persönliche  Vorfrage  gerichtet  haben,  unbekannt.  Die  Paläo- 
graphen  Prof.  Traube  (f  1907)  in  München,  Prof.  Boll  in  Würzburg  und  Bibliothekar  Weeke  (t  1905) 
in  Kcbenhavn  verlegen  sie  aber  in  die  Zeit  1525 —  1575,  zunächst  in  die  erste  Hälfte  dieses  Zeitraumes. 
Irgend  welche  nähere  Zeitbestimmung  für  W  wird  kaum  erreicht  werden  können,  es  sei  denn,  daß  es  möglich 
wäre,  den  Abschreiber  mit  einem  bekannten  Manne  zu  identifizieren.  Die  Handschrift  ist  in  jüngerer  Zeit  in 
einen  Pappeinband  mit  Lederrücken  eingebunden,  und  auf  letzterem  befindet  sich  folgender  Titel :  Cuspiniani  | 
Comment.  in  ]  Diongsium.  ||  Clauss  Nigri  \  Begnorum  septent.  |  Descriptio.  ||  Cod.  Univ.  227  |  olim  976. 


Wir  haben  also  zwei  Abschriften  desselben  Textes  zu  unsrer  Disposition  und  beide  schreiben 
sich  aus  dem  Anfang  oder  der  Mitte  des  16.  Jahrlranderts;  sie  sind  beide  jünger  als  die  Abschriften  des- 
selben Textes,  die  Schöner  und  P riedlieb  beziehungsweise  1515  und  1518  benutzten  und  geben 
uns  keine  Aufklärung  über  die  ältere  Uberlieferungsgeschichte  des  Textes.  Die  genauere  Untersuchung 
führt  zu  dem  Resultat,  das  W  in  jeder  Beziehung  bedeutend  über  V  steht.  Daß  sie  von  einander  un- 
abhängig sind,  beweist  die  Zusammenstellung  der  Namen,  die  in  der  Tabelle,  Beilage  3,  vorgenommen 
ist.  Die  Schreibweise  der  Namen  weicht  nämlich  so  sehr  von  einander  ab,  daß  die  eine  Abschrift 
kaum  eine  Kopie  der  andern  sein  kann.  Tn  V  sind  ausserdem  mehrere  Lücken,  so  daß  sie  unmöglich 
als  Vorlage  für  W  gedient  haben  kann,  während  diese  andrerseits  so  deutlich  geschrieben  ist,  daß  es 
undenkbar  scheint,  Vögel  in  sollte  die  in  V  befindlichen  Namenformen  dem  W  entnommen  haben: 

')  Johannes  C  u  s  p  i  ni  a  n  u  s  (eigentlich  Spießhaymer),  geb.  in  Schweinfürt  1473,  studierte  in  Wien, 
an  welcher  Universität  er  im  Jahre  1500  Rektor  wurde.  Er  war  Diplomat  und  Philologe,  nach.  1515  Wortführender 
im  kaiserlichen  Reicbsrat ;  gestorben  im  Jahre  1529.    Vgl.  Allg.  deutsche  Biogr.  IV,  S.  662  ff. 


Kapitel  IY. 

Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb. 


Die  einleitenden  Worte  des  Wiener  Textes  seine  Form  und  ganze  Methode  deuten  darauf 
hin,  daß  er  ebenso  wie  der  Nanziger  Text  eine  ergänzende  Beilage  zu  Ptoleniäus'  Geographie  bilden 
sollte.  Man  würde  daher  mit  einem  gewissen  Recht  erwarten  können,  ihn  in  einigen  der  zahlreichen 
Handschriften  oder  Ausgaben  dieses  Werkes  aufgenommen  zu  sehen  oder  wenigstens  daselbst  eine  Spur 
desselben  zu  finden.  In  dieser  Hinsicht  sind  jedoch  bis  jetzt  alle  Nachforschungen  gescheitert.  Von 
den  Ptolemäus-Handschriften  ist  bis  Dato  die  Nanziger  Handschrift  die  einzige,  in  der  ein  Clavus-Text 
gefunden  ist ;  auch  nicht  der  Text,  der  zur  Nordlandskarte  in  Martellus'  Ptolemäus-Handschrift  ge- 
hört (Beilage  1),  kann  auf  Clavus  zurückgeführt  werden,  und  zu  den  anderen  Nordlandskarten  desselben 
Typus  gehört  keine  Beschreibung.  Das  ist  recht  auffallend,  da  diese  Karten,  wie  es  sich  später  zeigen 
wird,  dem  Clavus  zugeschrieben  werden  müssen  und  vermutlich  zugleich  mit  dem  Wiener  Text  aus- 
gearbeitet sind.  Was  die  gedruckten  Ptolemäus-Ausgaben  betrifft,  so  befinden  sich  in  mehreren  der- 
jenigen, welche  Nordlandskarten  vom  B-Typus  enthalten,  einige  Beilagen,  deren  möglicher  Zusammen- 
hang mit  den  Arbeiten  des  Clavus  nicht  ohne  weiteres  abgewiesen  werden  darf,  und  darum  müssen  wir 
diese  Ausgaben  einer  genaueren  Untersuchung  unterwerfen. 

Die  erste  Ausgabe,  welche  die  Nordlandskarte  vom  B -Typus  enthält,  ist  die,  welche  im  Jahre 
1482  von  Leonardus  Hol2)  in  Ulm  gedruckt  wurde,  und  zwar,  wie  oben  gesagt,  auf  Grundlage  der  ' 
Wolfegger-Handschrift  (B3).  Diese  Ausgabe  repräsentiert  also  Nicolaus  Germanus'  dritte  Ptole- 
niäus-Redaktion.  Schon  1486  erschien,  ebenfalls  in  Ulm,  eine  neue  von  Johannes  Reger  aus 
Kemnat3)  gedruckte  Ausgabe;  nachdem  Leonardus  Hol  Konkurs  gemacht  hatte,  übernahm  Reger 
nämlich  dessen  Offizin.  Diese  letzte  Ausgabe  ist  eigentlich  nur  ein  Abdruck  der  von  1482,  jedoch  ist 
sie  um  verschiedene,  den  Ptolem äus-Text  supplierende  Beilagen  vermehrt4). 

Vor  der  Widmung  des  Nicolaus  Germanus  an  Papst  Paul  II  befindet  sich  in  dieser 
Ausgabe  ein  42  Blätter  enthaltendes  Registrum  alphabeticum  super  octo  libros  Ptolomei,  und  auf  die 


')  Vgl.  die  Textausgabe  Kap.  VII. 

2)  Vgl.  K.  D.  Hassler,  Die  Buchdruckergeschichte  Ulms,  Ulm  1840,  Kol.  115—118  und  Allg.  deutsche  Bio- 
graphie XII,  S.  747. 

s)  Vgl.  Hassler,  l.  c.  Kol.  129—132  und  Allg.  deutsche  Biographie.  XXVII,  S.  552. 

4)  Was  die  genauere  bibliographische  Beschreibung  betrifft,  kann  verwiesen  werden  auf  Brun  et,  Manuel 
de  Lihraire,  5.  Ed.  Tome  IV,  Paris  1860—65,  S.  953—954;  W.  Eames,  A  litt  of  editions  of  PtoUmys  Geograph)/, 
TS.  York  1886,  S.  5—7:  Nordenskiöld,  Facsimile- Atlas,  S.  14—16. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb. 


49 


Karten  folgt  als  Schluß  des  Werkes  eine  Abhandlung  von  24  Blättern  mit  dem  Titel  De  locis  ac 
mirabilibus  mundi.  In  früheren  Zeiten  hat  man  allgemein  angenommen,  daß  Nieolaus  Germanus 
Verfasser  dieser  Beilagen  sei;  Fischer  zeigt  jedoch,  dass  dies,  jedenfalls  in  Bezug  aufs  Eegister,  nichl 
richtig  sein  kann1).  Er  macht  nämlich  darauf  aufmerksam,  dass  in  diesem  (fol.  B5V)  bei  Hegers  Ge- 
burtsort  Kemnat  steht:  Chemmat  siue  chetaori  litbery  2,  c^ap.y  10;  ta^bulay  A  e^uropey.  Jlic  iohannes 
reger  dttxit  originem.  Et  anno  etatis  sue  32  composuit  hoc  registrum  in  vlma  anno  domlhi  1486. 
Schlägt  man  die  Hinweisungen  nach,  findet  man  ganz  richtig  auf  fol.  c3v  dem  Ptolemäus- Text  bei- 
gefügt: Kemmat  Chetaori  33x\% — 49x\»i  an&  au^  tabula  quarta  Europae  (d.  h.  der  alten  Ptolemäischen 
Karte  über  Germanien)  ist  der  Name  Chetaori  hinzugefügt.  Das  Register  stammt  also  sicherlich  vom 
Buchdrucker  Johannes  Reger.  Da  sich  in  der  Abhandlung  De  loch  etc.  Hinweisungen  aufs  Register 
befinden,  ist  Fischer  geneigt,  und  zwar  mit  vollem  Rechte,  dem  Reger  auch  diese  zuzuschreiben. 

Das  Register  enthält  ein  alphabetisches  Aufzählen  von  den  Städten  und  Ländern  des  Ptolemäus- 
Textes  und  der  hinzugefügten  modernen  Karten.  Die  recht  weitläufigen  Beschreibungen  der  einzelnen 
Lokalitäten  sind  grösstenteils  den  Klassikern  entlehnt.  Mit  besonderer  Vorliebe  hält  sich  Reger  hier, 
wo  es  sich  irgend  tun  lässt,  bei  Legenden  von  Märtyrern  und  Heiligen  auf,  in  vollständiger  Über- 
einstimmung mit  dem,  was  er  in  der  Einleitung  zum  Register  sagt  (fol.  A1v):  Tertio  quod  lector  attendat: 
breuia  scripta  sub  ciuitatibus.  nam  ibi  in  summario  ut  plurimi  de  vita  sanctorum  inueniet  aliquando 
breuia.  aut  pars  eorum  subscribitur  ciuitatibus.  Diese  Notizen  sind,  nach  Fischers  Erklärung,  aus  der 
im  Jahre  14502)  verfaßten  Mappa  mundi  spiritualis  des  französischen  Bischofs  Jean  Germain  ab- 
geschrieben. In  Beilage  2  haben  wir  das  gesammelt,  was  das  Register,  außer  den  Hinweisungen,  an 
losen,  den  hohen  Norden  betreffenden  Notizen  bringt.  Die  Namenformen  der  im  Register  erwähnten 
nordischen  Lokalitäten  sind  offenbar  der  in  der  Ausgabe  befindlichen  B-Karte  entnommen,  während  die 
hinzugefügten  Notizen  durchaus  keinen  Anknüpfungspunkt  an  die  Arbeiten  des  Clavus  haben. 

In  der  Abhandlung  De  locis  ac  mirabilibus  mundi  haben  wir  über  den  hohen  Norden  nur  eine 
von  Solinus  entlehnte  Notiz  über  Thüle  gefunden  (Kap.  XVI). 

Die  beiden  hier  erwähnten  Beilagen  sind  von  der  Ulmer  Ausgabe  1486  in  die  römischen  Aus- 
gaben von  1490,  1507  und  1508  übergegangen,  und  die  Abhandlung  De  locis  etc.  ist  außerdem  in 
die  Straßburger  Ausgabe  von  1513  aufgenommen3). 

Der  Ausgabe  1486  ist  noch  eine  besondere  Beilage  hinzugefügt.  Sie  ist  in  den  Ptolemäus- 
Text  auf  fol.  c4  nach  der  Beschreibung  von  Germanien  (lib.  II,  cap.  X)  hineingeschoben  und  trägt  die 
Überschrift  Tabula  moderna  extra  Ptolomeum  posita.  Ein  zweiter  Zusatz  befindet  sich  auf  fol.  d3v  nach 
der  Beschreibung  von  Sarmatien  (lib.  III,  cap.  V);  hier  lautet  die  Überschrift:  Tabula  moderna  Prussie, 
Suecie;  Norbegie,  Gotcie  et  Russie  extra  Ptolomeum  posita.  Diese  beiden  Textbeiträge  bilden  zusammen 
eine  Nordlandsbeschreibung  von  ähnlichem  Umfange  wie  der  Wiener  Text.  Wie  dieser  besteht  sie  aus 
einer  Aufzählung  geographischer  Ortlichkeiten  und  beigefügten  Längen  und  Breiten,  und  die  Namen 
erinnern  in  mancher  Beziehung  an  die  des  Wiener  Textes;  so  findet  man  hier  z.  B.  die  von  den  A- 
und  B-Karten  bekannten,  auch  in  dem  Wiener  Text  befindlichen  dänischen  Zahlwörter  als  Flußnamen. 
Obgleich  diesen  Textbeiträgen  die  für  den  Wiener  Text  charakteristischen  beschreibenden  Legenden  ganz 
fehlen,  und  die  Namen,  soweit  sie  kontrolliert  werden  können,  durchgehends  viel  entstellter  sind  als 
die  des  Wiener  Textes,  sind  sie  doch  augenscheinlich  mit  denselben  nahe  verwandt.  Nordenskiöld 

')  Fischer,  Die  Entdeckungen  der  Normannen  etc.  S.  80. 
")  Ibid.  S.  80,  Note  3. 

3)  Sonderbarerweise  finden  sich  Reger s  Registrum  und  Abhandlung  auch  in  einigen  Exemplaren  der  Aus- 
gabe vom  Jahre  1482,  worüber  Jos.  Fischer  sich  wundert.  Die  Sache  wird  von  den  Ptolemäus-Bibliographen  ein- 
gehend erörtert.  Daß  diese  Beilagen  in  der  1482-Ausgabe,  die  sowohl  in  Blätterzahl  der  Bogen  als  Typen  nicht  nur 
vom  Ptolemäus-Texte  der  1482-Ausgabe,  sondern  auch  vom  Ptolemäus-Texte  und  Beüagen  der  1486-Ausgabe  abweichen, 
wirklich  von  Reger  verfaßt  und  erst  im  Jahre  1486  gedruckt  sind,  erhellt  daraus,  daß  sie  die  oben  erwähnte,  von 
Fischer  hervorgezogene  Notiz  enthalten.  Wahrscheinlich  wurde  im  Jahre  1486  ein  Sonderabdruck  der  Beilagen  ge- 
nommen, welcher  dazu  bestimmt  war,  den  Exemplaren  der  Restauflage  der  1482-Ausgabe  angefügt  zu  werden.  In  K0ben- 
havn  findet  man  Exemplare  aller  dieser  Drucke :  1482-Ausgabe  mit  und  ohne  Beilagen  und  1486-Ausgabe  mit  Beilagen. 
Bjombo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  7 


50  Kapitel  IV. 

scheint  den  Textbeiträgen  einen  gewissen  Wert  beizulegen  und  findet,  daß  sie  im  Gegensatz  zur  Ab- 
handlung De  locis  etc.  Zeugnis  von  einer  gewissen  Kenntnis  des  hohen  Nordens  in  sieh  tragen  x).  Hierin  irrt 
er  sich  indessen.  Die  beiden  Textbeiträge  sind  nämlich  nach  der  in  der  Ulmer  Ausgabe 
aufgenommenen  B-Karte  gemacht;  der  Karte  sind  sämtliche  Namen  entnommen  und  aus  ihr 
sind  Längen  und  Breiten  ausgezogen.  Der  Verfasser,  welcher  kaum  ein  andrer  sein  kann  als  der  Buch-  | 
drucker  Johannes  Keger  selbst,  hat  augenscheinlich  keine  andre  Quellen  als  gerade  die  B-Karte  i 
benutzt.  Ein  Vergleich  zwischen  den  Namenformen  in  den  Texfcbeiträgen  und  denen  auf  der  B-Karte 
zeigt  dies  so  klar,  daß  ein  detaillierter  Nachweis  dieses  Faktums  überflüssig  sein  dürfte,  wenn  v.  Wieser 
nicht  einer  andern  Ansicht  gewesen  wäre ;  er  sagt  nämlich  2) :  „  Die  zu  der  Nordlandskarte  .  .  .  gehörigen 
topographischen  Verzeichnisse  in  der  Ulmer  Ausgabe  .  .  .  von  148(3  ....  sind  wahrscheinlich  nicht 
nach  der  Karte  dieser  Ptolemäus-Ausgabe  gemacht,  sondern  nach  der  skandinavischen  Vorlage  derselben, 
da  die  Längen-  und  Breitenangaben  bis  auf  5  Minuten  detailliert  sind,  was  nach  der  gedruckten  Karte 
kaum  möglich  gewesen  wäre.  Diese  Verzeichnisse  erinnern  an  den  analogen  Text  (den  Nanziger  Text), 
welcher  der  Karte  des  Claudius  Clavus  beigegeben  ist." 

Ohne  Zweifel  hat  v.  Wies  er  darin  recht,  daß  es  Schwierigkeiten  verursacht  haben  kann, 
nach  der  gedruckten  B-Karte  Längen  und  Breiten  mit  einer  Genauigkeit  von  5  Minuten  anzusetzen; 
diese  Genauigkeit  war  indessen  im  Ptolemäus-Texte  zu  finden  und  mußte  folglich  auch  in  den  Beiträgen 
angestrebt  werden;  jedenfalls  hält  v.  Wiesers  Schlußfolgerung  folgendem  Faktum  gegenüber  nicht  Stich. 

Auf  den  Karten  vom  A-  und  B-Typus  sind  in  Rücksicht  auf  den  Platz  die  Ortsnamen  mit 
zugehörigen  Epitheta  (c'mitas,  uilla,  fluuius  u.  s.  w.)  oft  in  zwei  Zeilen  geschrieben:  der  Ortsname  in 
der  einen  und  sein  Epitheton  in  der  andern,  entweder  gerade  darunter  oder  etwas  zur  Seite.  Durch  ein 
gedankenloses  Kopieren  hat  sich  jedoch  in  einer  bestimmten  Gruppe  von  Karten  —  Nicolaus  Ger- 
nianus'  dritter  Redaktion  — -  und  zwar  nur  in  dieser,  der  Fehler  eingeschlichen,  daß  ein  solches 
Epitheton  (uilla)  als  selbständiger  Ort  aufgefaßt  ist  und  deshalb  kein  eigenes  Ortszeichen  bekommen  ; 
hat.  Dies  ist  mit  den  Namen  oberto  uilla  (Aabenraa,  Apenrade)  und  istrude  uilla  (Ystad)  der  Fall.  Im 
Textbeitrage  von  1486  ist  nun  an  den  betreffenden  Stellen  folgendermaßen  vorgegangen: 


Oberto  37  Vs— 57  Vi 2 

Uilla  38V2— 57V2 

Villa  ,  .  .  472/3— 58  V8 

Istrude  49  —59 


Derartige  Zeichen  trügen  nicht.  Übrigens  ist  v.  Wiesers  Vermutung,  daß  die  Textbeiträge  der  skan- 
dinavischen Originalkarte  entnommen  sein  sollten,  der  Tatsache  gegenüber  ganz  unhaltbar,  daß  dies 
eine  Karte  vom  Typus  A  gewesen  ist,  was  er  ja,  selbst  nachgewiesen  hat,  während  die  in  den  Text- 
beiträgen für  Island  und  Grönland  gegebenen  Längen  und  Breiten,  bei  denen  der  Unterschied  zwischen  . 
dem  A-  und  B-Typus  zum  Vorschein  kommt,  dem  B-Typus  entspricht.  Daß  nun  die  B-Karte,  welche 
den  Textbeiträgen  zu  Grunde  liegt,  diejenige  ist,  die  in  der  Ulmer  Ausgabe  gedruckt  vorliegt,  ergiebt 
sich  auf  ähnliche  Weise  wie  die  direkte  Abhängigkeit  der  Brüssler,  der  Pariser  und  der  Kebenhavner 
Karte  (B4,  B-  und  B6)  von  derselben  gedruckten  B-Karte.  In  den  Beiträgen  kommen  nämlich  wieder 
die  entstellten  Namen  vor:  Emlant  für  Finlant,  Falsterde  für  Falsterbede,  Siniscar  für  Sunstar,  Trogeie 
für  Trogere,  Thirthos  für  Tirhos,  Kiesol  für  Knesol,  sowie  auch  verschiedentlich  irrtümliches  Lesen  be- 
merkbar ist,  das  sich  nur  von  der  gedruckten  Karte  mit  ihren  schwer  leserlichen  Namen  schreiben  kann: 
wir  erwähnen  nur  Eorsca  für  Forsca  (=  Ferste)  und  Bysbe  (auf  der  gedruckten  Karte  wisbe)  für  das  uisbu  j 
der  älteren  handschriftlichen  Karten.  Uberhaupt  geben  die  Namen  in  den  Textbeiträgen  die  entstell- 
testen Formen  für  die  Namenreihen  auf  den  alten  Nordlandskarten,  deren  gradweises  Schlechterwerden 

')  Facsimile- Atlas,  S.  16.  Auch  Ed.  Erslev  scheint  den  Textbeiträgen,  die  er  dem  Nicolaus  Germanus 
vindiziert,  einen  selbständigen  Quellenwert  beizulegen.  Vgl.  Dornte  geografisk  Selskabs  Tidssh-rift  Vü,  Kgbenhavn 
1884,  8.  171. 

2)  Petermanns  Mitteilungen  1899,  S,  193,  Note  3. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb. 


51 


die  Tabelle  (Beilage  3)  uns  zu  verfolgen  befähigt.  Der  Grund  hierzu  ist  wohl  teilweise  darin  zu  suchen, 
daß  der  Verfasser  der  Beiträge,  Johannes  Keger,  mehr  Buchdrucker  als  Gelehrter  war.  teils  liegt 
es  darin,  daß  die  Namen  auf  der  B-Karte  der  Ulmer  Ausgabe  wirklich  viel  unklarer  und  schwerer  zu 
entziffern  sind  als  die  auf  den  älteren  handschriftlichen  Karten. 

Den  Arbeiten  des  Clavus  und  ganz  besonders  dem  Wiener  Text  gegenüber  spielen  die  hier  be- 
sprochenen Karten  und  Texte  eine  ganz  untergeordnete  Kolle,  weil  sie  späte  und  sehr  entstellte  Uber- 
lieferungen sind,  bei  denen  nachgewiesen  werden  kann,  daß  sie  alle  von  einer  bestimmten  handschrift- 
lichen Karte,  nämlich  der  Wolfegger  Karte  ausgegangen  sind.  Werden  die  Namen  derselben  mit  denen 
des  Wiener  Textes  verglichen,  so  können  die  gedruckten  Karten  und  alle  ihre  Abkömmlinge  ruhig  zur 
.Seite  geschoben  werden. 

Aus  unserer  Behandlung  der  A-  und  B-Karten  und  der  älteren  Ptolemäus-Ausgaben  geht  hervor, 
daß  wenn  diesen  Karten  ursprünglich  ein  beschreibender  Text  beigefügt  war,  muß  er  ihnen  frühzeitig 
entrissen  sein.  Weder  Henricus  Martellus  noch  Nicolaus  Germanus  kennen  einen  solchen 
Text 1 )  und  auch  nicht  in  Deutschland,  wo  das  Bild  der  Nordlande  vom  B-Typus  nach  dem  Erscheinen 
der  Ulmer  Ausgabe  Eingang  fand,  hat  man  im  15.  Jahrhundert  irgend  welchen  begleitenden  Text  ge- 
kannt. Die  Beschreibungen  des  hohen  Nordens,  die  man  aus  den  Handschriften  und  gedruckten  Werken 
des  15-  Jahrhunderts  kennt,  haben  alle  —  natürlich  mit  Ausnahme  des  Nauziger  Textes  —  einen  zu- 
fälligen oder  zusammengeflickten  Charakter  und  sind  auf  klassische  oder  mittelalterlich  legendenhafte 
Quellen,  auf  Kompaßkarteulegenden,  Keiseerlebnisse  oder  auf  derartige  lose  mündliche  Berichte  auf- 
gebaut, die  von  Dienern  der  Kirche  oder  von  hanseatischen  und  englischen  Seeleuten  südwärts  gebracht 
wurden.  Es  können  verschiedene  derartige  Nachrichten  über  den  hohen  Norden  nachgewiesen  werden; 
außer  den  schon  genannten  machen  wir  z.  B.  aufmerksam  auf  die  Bemerkungen  bei  Aeneas  Sylvius 
(Cosmographia  Pii  Papae,  Parisiis  1509) 2),  auf  Martin  Behaims  Globus  (1492)  3),  in  Hartmann 
Schedels   Cronica  (1493)  4)   und   in  Michael    Behaims  (1416  —  74) ä)   und   Conrad  Celtis' 

1 )  Vgl.  Nicolaus  Germanus'  Besprechung  der  Nordlandskarte  in  seiner  Vorrede  (F i s c h e r ,  Die  Ent- 
deckungen der  Normannen  etc.  S.  119). 

2)  Über  Aeneas  Sylvius  als  Geograph  s.  G.  Voigt,  Pius  IT.  und  sein  Zeitalter,  II,  Berlin  1862, 
S.  302 — 320:  Alfred  Berg,  Euro  Silvio  in  seiner  Bedeutung  als  Geograph,  Halle  a.  S.  1901  (vgl.  S.  Rüg  es  Kritik 
in  der  Deutschen  Literaturzeitung  XXIII,  Nr.  17);  H.  Müller,  Enea  Silvio  de  Piccolomini's  litterarische  Thätigkeit  auf 
dem  Gebiete  der  Erdkunde,  Fürth  1903.  Keiner  dieser  Verfasser  erörtert  Aeneas'  sparsame  Mitteilungen  über  die 
Nordlande. 

3)  Die  beste  Reproduktion  von  Behaims  Globus  findet  man  bei  F.W.  Ghillany,  Geschichte  des  Seefahrers 
iBitter  Martin  Behaim,  Nürnberg  1853.  Was  Behaim  über  Island  sagt,  erörtert  Thoroddsen,  Geschichte  der 
isländischen  Geographie,  Leipzig  1897,  I,  S.  88;  vgl.  auch  Dansk  geografisk  Selskabs  Tidsskrift  X,  Kjbenhavn  1890, 
S.  123.  Die  übiige  Behaim-Literatur  s.  S.  Günther,  Geschichte  der  Erdkunde,  Leipzig  und  Wien  1904,  S.  75,  Note  4. 

*)  Z.B.  Fol.  232  Bemerkungen  über  die  heilige  Brigitta  (mit  Bildern),  Fol.  254  über  „Christiernus  könig 
zu  Tenmark"  und  seine  Reise  nach  Rom  (mit  Bildnis  des  Königs),  Fol.  202  über  Norwegens  Bekehrung,  Fol.  280 
über  die  Lage  von  „Tenmarck,  Schweden,  Norweden"  und  eine  kurze  Übersicht  über  die  Geschichte  der  Nordlande 
seit  Valdemar  IV  (Atter dag).  Die  Weltkarte  (vom  A-Typus)  auf  Fol.  28GV  ist  herausgegeben  von  Norden- 
skiöld,  Facsimile-Atlas,  S.  9.  —  Vgl.  übrigens  Schultheis'  Artikel  in  Globus  LXV ;  Loga,  Die  Städteansichten 
in  Schedels  Weltchronik,  Berlin  1888;  Haitz,  Hartmann  Schedels  Weltchronik,  München  1899. 

5)  Vgl.  Sammlung  für  Altdeutsche  Literatur  und  Kunst,  hrsg.  von  F.  H.  v.  d.  H a g e n ,  B.  J.  Docen  etc.  Bd.  1, 
Stück  1,  Breslau  1812,  III:  Michael  Beham,  S.  56-71;  Chr.  Molbech,  Om  Michael  Beheim,  og  hans  Reise  til  Dan- 
mark og  Norge  Aar  1450  in  Historisk  Tidsskrift  VI,  Kabenhavn,  1845,  S.  321 — 28.  Auf  die  Möglichkeit,  Behaim  habe 
den  Wiener  Text  gekannt,  wurden  wir  erst  durch  Ove  C.  L.  Vangensteens  Besprechung  der  dänischen  Ausgabe 
unsrer  Clavus-Monographie  aufmerksam  gemacht  (vgl.  Archivio  storico  italiano,  Serie  V,  Tomo  39,  Firenze  1907,  S.  1 — 7). 
Vangensteen  sagt  nämlich  :  „Nella  sua  descrizione  dei  paesi  nordici  troviamo  tanta  conformitä  coli' opera  di  Clavus, 
che  ci  pare  impossibile  che  quel  poeta  non  abbia  conosciuto  Lopera  —  benche  non  faccia  menzione  del  nome  di  Groen- 
landia."  Wir  bedauern  aber,  da(i  diese  Ähnlichkeit  zwischen  Behaims  Gedicht  und  dem  Wiener  Text  nach  unsrer 
Anschauung  nicht  auf  einen  Quellenzusammenhang  schliefen  läCt ;  denn  auf  der  einen  Seite  erzählt  Behaim  vieles, 
das  er  nicht  im  Wiener  Text  hat  lesen  können,  auf  der  anderen  Seite  stimmt  sein  Bericht,  wenn  stellenweise  eine 
gewisse  Ähnlichkeit  vorhanden  ist  (Leben  der  Wildlappen,  Größe  und  Fahrzeuge  der  Eskimos),  nur  recht  oberflächlich 
mit  Clavus  überein;  und  die  Ähnlichkeit  kommt  eben  nur  zum  Vorschein,  wenn  beide  etwas  wahres  zu  erzählen 

7* 


:r2 


Kapitel  IV. 


Gedichten  (c.  1500)  Ein  systematisches  Gesamtbild  der  Nordlande  in  Textform  kann  dagegen  im 
15.  Jahrhundert  nur  im  Nanziger  Text  nachgewiesen  werden. 

Erst  im  Verlauf  des  16.  Jahrhunderts  eignen  sich  die  sich  für  die  wissenschaftliche  Geographie 
interessierenden  Kreise  m  Deutschland  eine  gründlichere  und  vielseitigere  Kenntnis  der  geographischen 
Verhältnisse  des  hohen  Nordens  an,  als  die  immer  schlechter  werdenden  B-Karten  zu  geben  imstande 
waren.  Dies  wird  besonders  durch  das  Erscheinen  der  Werke  der  süddeutschen  Geographen  Johann 
Schöner  (Johannes  Schonerus)2)  und  Franz  Friedlieb  (Franciscus  Irenicus-)3)  bewirkt. 
Pastor  Johann  Schöners  Luculentissima  quedam  terre  totius  descriptio  4)  kam  in  Nürnberg  1515  als 
Beschreibung  seines  Globus  vom  selben  Jahre  heraus;  Franz  Friedliebs  Germaniae  exegeseos  Volu- 
mina duodecim  erschienen  1518  in  Hagenau.  Beide  Verfasser  schöpfen  hauptsächlich  ihr  Wissen  über 
den  hohen  Norden  von  Clavus,  den  sie  wiederholt  mit  großer  Veneration  als  den  Ersten  hervorheben, 
der  die  den  Klassikern  unbekannten  nordischen  Reiche  und  Länder  geschildert  hat.  Aus  ihren  Clavus- 
Zitaten  geht  deutlich  hervor,  daß  sie  von  Andern  verhältnismäßig  sehr  wenig  in  Bezug  auf  den  hohen 
Norden  erfuhren,  und  daß  sie  in  bedeutendem  Umfange  aus  Clavus'  Werk  ausgeschrieben  haben. 

Wie  oben  (Kap.  1)  erwähnt,  hatten  Schöners  und  Friedliebs  Nordlandsbeschreibungen 
mit  dem  Nanziger  Text  Berührungspunkte  und  auch  viel  Ähnlichkeit,  waren  jedoch  mit  demselben  lange 
nicht  so  nahe  verwandt,  daß  man  für  alle  drei  eine  gemeinsame  Quelle  annehmen  dürfte.  Dagegen 
werden  wir  jetzt  zeigen,  daß  Schöner  den  Wiener  Text,  jedoch  in  Verbindimg  mit  der  gedruckten 
B-Karte  und  andern  Quellen,  und  zwar  auf  eine  recht  freie  und  selbständige  Art  und  Weise  benutzt 
hat,  während  Fried  lieb  sich  da,  wo  er  den  Clavus  zitiert,  einzelne  Ausnahmen  abgerechnet,  dem 
Wiener  Texte  eng  anschließt5).  In  der  nachfolgenden  Zusammenstellung  des  Textes  der  Wiener  Hand- 
schriften mit  den  bei  Schöner  und  Fried  lieb  vorkommenden  Auszügen  desselben,  haben  wir  darum 
auch  Friedliebs  Auszug  vorangestellt,  wodurch  wir  dessen  Wiedergabe  ohne  Umstellung  seiner  ein- 
zelnen Teile  ermöglichen,  während  Schöners  auf  andere  Weise  geordneter  Auszug  umgestellt  werden 
mußte.  Die  in  die  Auszüge  eingeschalteten  Namen  und  Textteile,  die  in  den  beiden  Wiener  Hand- 
schriften fehlen,  sind  Petit  gedruckt,  sofern  sie  nicht  auf  der  B-Karte  oder  in  den  Textbeiträgen  der 
Ulmer  Ausgabe  nachweisbar  sind,  in  welchem  Falle  sie  kursiv  gedruckt  sind. 


Friedlich.  Schöner. 


Cap.  XVIII.  De  Noruegia, 
mir  abilibusque  rebus  in  ipsa. 

.  .  .  Cum  iunioribus  nobis  res  sit, 
quorum  industrie  ac  exquisit«  sedu- 


Der  Wiener  Text. 


haben.  Schon  daß  das  Wort  Schreiinge  und  nicht  der  Name  Kareli  als  Bezeichnung  für  die  Eskimos  verwendet  wird, 
deutet  darauf,  daß  B  e  h  a  i  m  seine  Nachrichten  selbst  auf  seiner  Reise  in  Norwegen  gesammelt  hat,  ohne  Clavus' 
Arbeiten  zu  kennen  und  vielleicht  überhaupt  ohne  schriftliche  Berichte  andrer  zu  benützen. 

')  Fr.  Moth,  Conradus  Celtis  Protucius,  Kolding  1898,  S.  241  ff.  Th.  Geiger,  Konrad  Celtis  in  seinen 
Beziehungen  zur  Geographie  in  Münchener  Geographische  Studien  II,  München  1896,  S.  25  ff. 

-')  Johann  Schöner,  geb.  16.  Januar  1477  in  Karlsstadt  in  Franken,  studierte  in  Nürnberg,  wurde  im 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts  Pfarrer  in  Bamberg,  1526  Professor  der  Mathematik  am  Nürnberger  Gymnasium,  in 
welcher  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  (16.  Januar  1547)  verblieb.  Vgl.  Ällg.  deutsche  Biographie  XXXII,  S.  295— 297; 
Gallois,  Les  geographes  allemands,  Paris  1890,  S.  70  ff. ;  H.  Stevens  u.  C.  H.  Coote,  Johann  Schöner,  London  1888. 

3)  Franz  Friedlieb,  geb.  1495  zu  Ettlingen  in  Baden,  kam  1517  nach  Heidelberg,  wo  er  mit  Männern 
wie  Peutinger,  Pirckheimer,  Reuchlin  u.  A.  verkehrte.  1524  wurde  er  Pfarrer  in  Ettlingen;  vom  Jahre 
1531  bis  zu  seinem  im  Jahre  1559  erfolgten  Tode  war  er  Pfarrer  in  Gemmingen.  Vgl.  Ällg.  deutsche  Biographie  XIV, 
S.  582—583. 

4)  Die  von  uns  benutzte  Ausgabe  (in  der  kgl.  Bibl.  zu  Kabenhavn)  ist  ohne  Jahr  und  Druckort  und  führt 
den  Titel:  Luculentissima  quedam  terre  totius  descriptio:  cum  multis  vtilissimis  etc.  wie  in  der  Originalausgabe  (vgl. 
Stevens  u.  Coote,  Johann  Schöner,  S.  149  —  150).  Der  Text  dieser  Ausgabe  stimmt  ganz  mit  dem  von  Storm 
(  Ymer  1889,  S.  138  tf.)  benutzten  überein,  weicht  aber  vielfach  von  dem  von  Jos.  Fischer  (/.  c.  S.  61  ff.)  zitierten 
ab,  indem  letzterer  mehrere  Erklärungen  und  Hinzufügungen  enthält. 

*)  Storm,  Ymer  1889,  S.  143. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb.  53 


Friedlieb. 

litatis  nie  nunc  pcenitet,  qui  ad  de- 
seribendai  germanias  quodam  sydere 
allecti,  natique  uidebantur,  quibus 
Germania  in  summa  eius  amplitu- 
dine  uideri  contigit,  et  tarnen  ab  his 
nihil  adhuc  egregie  de  gerinanicis 
insulis  elaboratuin  est.  Quare  ego 
adductus,  ea  quse  partim  relatu  Joan. 
Hasfurt  habemus,  qui  nuper  ab  in- 
sulis illis  primo  pedem  retulit,  par- 
tim assidua  lectione  nobis  conipa- 
rata  sunt,  laconicismo  quodam  enar- 
rare  statuimus. 

Vitiums  prseterea  locus  iliic  est 
cruce  Christi  signatus,  ubi  nec 
christi  ani  audent  sine  regis  facta 
facultate  longius  proficisci,  et  hoc 
non  nisi  adiuncto  comitatu  magno. 
Ab  illo  inde  loco  (ut  Nicolaus 
niger  mathematicus  profitetur)  uer- 
sus  occasum  longissimo  ambitu 
terre  habitant  primo  Vuildlapp- 
manni,  quorum  gradus  44.30- 
C>6. 20.  referuntur,  homines  sylue- 
stres, Danorum  tarnen  regi  tribu- 
tarii.  Post  illos  uersus  occasum 
Pygmaeos  agere,  exiguos  mortales, 
lnngitudinis  cubitalis ,  Nicolaus 
niger  mathematicus  collegit. 


Ioanni  Escendensi  preeterea  per- 
suasum  est,  damione.s  uarii  generis 
hominum  seruituti  subiectos,  in  Nor- 
uegia  reperiri. 

Möns  mari  Noruegico  circumseptus 
(Hechelberg  dictus)  inferni  aut  pur- 
gatorii  speciem  representat.  Hunc 
horrendo  clamore  instincti  uultures 
ac  corui  nigerrimi  circumuolando 
perterrefaciunt.  Totus  pra^terea  mons 
eiulatu  lachrymabili  intonat,  clamor 
ad  unum  miliare  dilatatus  diffunditur. 
Duo  quoque  fontes  illic  horrent  di- 
uersissimi,  primus  intensissimo  f'ri- 
gore,alius  calöre  intractabili  pra^ditus, 
caetera  elementa  longe  excedunt.  Nec 
ultra  octo  pedum  spacio  a  se  inuicem 
absunt.  Tumultu  illo  itaque  admo- 
niti  accolse,  cultni  diuino  plus  csteris 
mortalibus  deduntur. 


In  meridionalibus  etiam  Nor- 
uegise    Nadhegi-in  Promontorium 


Schöner. 


[Uuildlappmanni :  quorum  regio 
Pilappelandia]  .  .  .  ibi  enim  nimius 
[i.  e.  vltimus]  limes  cruce  christi 
signatus  est  :  ne  christiani  audeant 
absque  licentia  regis  vltra  acce- 
dere  :  etiam  comitatu  forti.  Et  est 
in  gra.  40.0  67-0.  Et  ab  hoc  loco 
versus  occasum  longissimo  ambitu 
terre  habitant  dicti  Vuildlappmanni 
homines  syluestres  omnino :  sin- 
gulis  annis  regi  tributa  persol- 
uentes.  Et  ab  illis  ad  occasum 
morantur  Pigmei  parui  :  longitu- 
dine  cubitales  :  quos  vidit  Claudius 
Chlaus  niger  captos  in  mari  in 
nauicula  modica  de  corio  prepa- 
rata  :  que  hac  nostra  tempestate 
in  ecclesia  Cathedrali  Nodrosie 
reseruatur.  Habent  ibidem  nauem 
longam  etiam  de  Corio  :  que  quon- 
dam  cum  Pigmeis  etiam  capta  erat. 


Hec  itaque  portio  permaxima 
Ptholemeo  incognita  permansit.  Sunt 
vtique  asperrime  et  frigidissime  : 
montuose  et  syluestres  ac  nemorose 
regiones  :  quarum  incole  plus  de 
piscatura  et  venatione  viuunt  quam 
de  pane  :  quia  raro  ibi  annona  ob 
frigoris  excellentiam. 

(Gronelandia]  .  .  .  Ibidem  est 
Promontorium    quod  Nadhegrum 


Der  Wiener  Text. 


[Wildlappenland]  .  .  .  Vltimus 
limes  cruce  Christi  signatus,  ne 
christiani  audeant  absque  licencia 
regis  ultra  accedere  etiam  cum 
comitatu  maximo,  habet  gradus 
43,o.  67,0.  Et  ab  hoc  loco  uersus 
occasum  longissimo  ambitu  terre 
habitant  primo  Wildlappmanni,  qui 
sunt  homines  omnino  syluestres  et 
pilosi,  sicut  depinguntur ;  et  sol- 
uunt  regi  tributum  singulis  annis. 
Et  post  illos  magis  uersus  occasum 
sunt  Pigmei  parui  cubitalis  longi- 
tudinis,  quos  uidi  captos  in  mari 
in  parua  naui  de  coreo,  que  nunc 
pendet  in  ecclesia  cathedrali  Ne- 
drosie ;  est  et  ibi  longa  nauis  de 
coreo,  que  etiam  quondam  cum 
talibus  Pigmeis  capta  fuit. 


[Norbegia]  .  .  .  Nadhegrun  Pro- 
montorium, ubi  est  Spiritus  nia- 


54 


Kapitel  IV. 


Friedlich. 

est,  cuius  grad.  ."5  9. 35-  G3.  ubi 
malignus  Spiritus  aereo  corpore  in 
prsesentia  cernitur  ab  Omnibus. 

Haud  procul  Lisce  Promonto- 
rium Noruegie_,  ubi  candidi  fal- 
cones  capiuntur,  cuius  dimensio 
35.  62-10-  sestimatur. 


Cap.  XIX.  De  Thiße  Gro- 
landia  terra;  termino ,  et 
aliis  ins  Ulis. 

Thyle  Noruegne  pars  est,  inter 
Daniam  et  Noruegiam.  Nec  repu- 
tatur  insula,  licet  limite  uel  tractu 
maris  separetur  a  terra,  glacies 
tarnen  eam  ad  octo  rnenses  terrae 
conglutinat. 


Quemadmodum  mare  quod  a 
Danis  Nardlimbaduch  dicitur,  lon- 
gissimo  tractu  Vuildlappenland  ab 
Vermenland  diuidit,  perpetua  ta- 
rnen glacie  pene  eam  constringente. 


Cesterum  mare  congelatum  a 
Danis  iuxta  Ynesegk  Promonto- 
rium horrere  peihibetur,  cuius 
aqua  Gotlandia^  uersus  Oriente tn 
et  septentrionem  perlongurn[!]  trac- 
tum  mare  ingreditur,  sub  grad. 
41.  66.  ubi  et  diem  XXIIII  hora- 
rum  esse  asserunt. 

Grolandia?  prteterea  insulas  Cher- 
sonesus  dependet  a  terra  inacces- 
sibi<(li^,  a  parte  septentrionem  [!] 
uel  ignota  propter  glaciem.  Pro- 
ficiscuntur  tarnen  Caroli  infideles 
quotidie  cum  exercitu  in  Grolan- 
diam,  et  hoc  absque  dubio  ex 
altera  parte  poli  septentrionalis. 
Non  igitur  Oceanus  alluit  limen 
terrae  recte  sub  polo,  ut  omnes 
priscorum     auctores  profitentur, 


Schöner. 

dicitur  :  sub  gra.  longitu.  26.  vsque 
ad  31.  lati.  vero  63.0.  Vbi  Spiri- 
tus malignus  aereo  corpore  Omni- 
bus visibiliter  apparet. 


Noruegia  regio  habet  insulas 
decem  et  octo  :  terre  in  hyeme 
propter  glaciem  continuas  et  raro 
separatas  :  nisi  valde  calida  estate. 
quarum  vna  est  [Tile]  .  .  . 


Tile  que  est  pars  Noruegie  nec 
reputatur  insula  :  licet  limite  vel 
tractu  maris  separetur  a  terra  : 
quoniam  glaties  eam  octo  vel 
nouetu  mensibus  terre  coniungit  : 
et  ideo  terra  firma  reputatur. 

Eam  Cambriam  modo  vocant  : 
olim  vltima  ex  cognitis  a  Romanis  : 
de  qua  loqnitur  Vergilius.  Tibi 
deseruiat  vltima  Tile.  Diues  est  fru- 
gum  :  etiam  auri  et  argenti  ac  ferri. 
Eius  medium  gra.  longitu.  24.30 
latitu.  60.35. 

.  .  .  Vermelandia  et  Vintlandia 
alias  Ventelandia  longissimo  tractu 
per  mare  Nordinhoduch  (quod 
mare  congelatum  apud  nos  dicitur) 
a  regionibus  infra  dicendis  diui- 
ditur  :  quoniam  glatie  fere  per- 
petua iunguntur  regna.  Eius  me- 
dium est  in  gradi.  37.0.  63.30. 

Uuildlappmanni  :  quorum  regio 
Pilappelandia.  In  ea  est  promon- 
toiium  quod  Yuesegk  dicitur:  et 
ibidem  est  Emporium  in  gra.  38.10. 
66.0.  vbi  mare  congelatum  Nord- 
hebodhij  apud  eos  vocatur.  cuius 
aqua  per  longum  tractum  ingre- 
ditur mare  Gottlandie  versus  orien- 
tem  et  Septentrionem. 

.  .  .  Gronelandia  quam  et  Engro- 
nelanäiam  vocant.  Chersonesus  est: 
dependet  enim  a  terra  inaccessi- 
bili  aparte  Septentrionis  vel  ignota 
propter  glaciem. 


Der  Wiener  Text. 

lignus  aereo  corpore  Omnibus  uisi- 
biliter  app;irens,  30,3.3.  63,0. 

Liste  Promontorium,  ubi  capiun- 
tur falcones  albi,  35, o.  62,io. 

Habet  Noruegia  18  insulas, 
terre  in  hyeme  propter  glaciem 
Semper  continuas  et  raro  separatas, 
ni  ualde  calida  estate. 


Tyle  pars  Norbegie  est  nec  re- 
putatur insula ,  licet  limite  uel 
tractu  maris  separetur  a  terra, 
quoniam  glacies  eam  octo  uel 
nouem  mensibus  terre  coniungit, 
et  ideo  reputatur  terra  firma. 


Sic  intelligendum  est  de  mari 
Nordhinbodnen ,  quod  longissimo 
tractu  diuidit  Wildlappenland  ab 
Vermenlandh  et  Findland,  quoniam 
glacie  fere  perpetua  iunguntur 
regna. 


.  .  .  Ynesegh  Promontorium  et 
emporium,  ubi  mare  congelatum 
appellatur  Norduenbodhn  —  per 
longum  tractum  aqua  ipsius  ingre- 
ditur mare  Gotlandie  uersus  Orien- 
ten) et  septentrionem  —  cuius 
gra  lus  4 1  ,o.  66,0.  dies  horarum  24. 


.  .  .  Grolandie  insule  chersonesus 
dependet  a  terra  inaccessibili  a 
parte  septentrionis  uel  ignota 
propter  glaciem.  Ueniunt  tarnen 
Kareli  infideles,  ut  uidi,  in  Gro- 
landiam  cum  copioso  exercitu  quot- 
tidie  et  hoc  absque  dubio  ex  altera 
parte  poli  septentrionalis.  Non 
ergo  alluit  oceanus  limen  terre 
recte  sub  polo,  ut  omnes  autores 
prisci  autumant. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedheb. 
Schöner. 


55 


Der  Wiener  Text. 


Friedlieb. 

ueluti  honestissime  nobis  Niger 
matheniaticus  ostendit. 

Grolandiam  etiam  crerarum  refer- 
tissimam  testatur  Johannes  Escen- 
densis. 

Nobilitatur  et  foeminarum  insula, 
ubi  nunquam  mares  partu  eduntur, 
cuius  gradus  26.  63.  referuntur. 

Cap.XX.  Descriptio  Daniie, 
Cimbrorumque  Chersonesi 
et  adiac  entiu  ni  insular  u  m , 
a  ueteribus  prcetermissa. 

Nunc  ad  mathematieas  rationes 
Iranscendam,  quibus  et  germaniam 
nostram  breui  traditione  excurram, 
et  inaxime  insulas,  a  quarum  forma- 
tione  Ptolemaeus,  Marinus,  Hip- 
parchus,  aliique  greci  iuxta  et  latini 
procul  abierunt.  Protulerunt  enim 
se  hominum  ingenia  in  ceteris  regio- 
nibus  germanie,  nemo  tarnen  insula- 
ruoi  germanicarum  periculum  fecerat, 
nisi  nuper  Claudius  Niger,  qui  totius 
Cimbrorum  Chersonesi  extensionem 
hactenus  ornnibus  ignotam ,  multa 
experientia  tradidit ,  qua?  impulsu 
lo.  Virdung  Hasfurdensis  mathema- 
tici  nobilis  posteritate  ac  successori- 
bus  reddere  uoluimus. 

Ab  occidentali  itaque  parte  post 
Albim  Chersonesi  illius  descriptio- 
nem  auspicatus  est  Hamburgo  cui 
longitud.  et  latitud.  32.0.  26.20 
tribuit. 

Inde  Holfatise  [!]  littori.  32.  57. 
Frisiae  inferiori.  33.  57.20- 

Burglanensi  uero  ciuitati.  36. 
58.20- 

Inde  ad  septentrionalem  eius 
partem  Vendisisel  ciuitatem  sub 
gra.  39.  59.40.  posuit,  duobus  ei 
adiunctis  littoribus. 

Ad  orientem  uero  Skane  Pro- 
montorium grad.  40.:j:>.  59.55.  et 
Viburgum  urbem  parum  a  mari 
distantem  grad.  40.  59.20.  adiunctis 
ipsis  littoribus  ac  sinubus. 

Inde  Sclauorum  extensiones  ad- 
uersus  septentrionem  Lubeco  regni 
Danorum  capiti  34.:,,o.  56.  grad. 
concessit. 

Prussie  duas  insulas  ignobiles 
quattuor  littora  duos  sinus  tribuit. 
Primo  littori.  54.:}0-  57-20.  Vltimo 
uero.  55.40-  58-10- 

Liuonise  prseterea  septem  in- 
sulas, sinusque  Septem  adiecit, 
primum  sinum  Ostrogotthiam  nun- 


.  .  .  Regio.ies  a-perrime  extra 
Ptholemeum  obseruate :  per  quendam 
Claudium  Chlaus  nigrum:  haruui 
regiouum  inquilinum  :  sequuutur  Sar- 
matiam  ad  septentrionem  multum 
protense  :  et  sunt  :  [Dacia  siue  Dania 
regio]  .  .  . 


.  .  .  Est  insula  femmarum, 
ubi  nunquam  femine  concipiunl 
mai-es,  que  uocatur  Faemeao  26,o. 
63,0. 


.  .  .  Ego  Claudius  Clauß  Niger 
.  .  .  regna  subscripta  .  .  .  posteris 
fkleliter  perennare  curaui,  que  Pto- 
lemeo,  Hipparcho  et  Marino  erant 
incognita. 


Cimbrorum  Chersonesus  extensio 
occidentalis  post  Albim  fluuium. 
Hamburg  ciuitas  imperialis  parum 
procul  a  mari  32, o.  56,20  .  .  . 

.  .  .  Holzacie  littus  32, o.  57,0... 

.  .  .  Frisie  inferioris  littus  33,0. 
57,20  .  .  • 

.  .  .  Burglanensis  ciuitas  35,0. 
58,20  .  .  . 

.  .  .  Septentrionalis  descripcio  : 
Vendesisel  ciuitas  39,0.  59,40- 
<2  Buchten)  .  .  . 

...  Orientalis  descripcio :  Skauen 
Promontorium  40,35.  59,.">5  .  .  . 
Viburg  ciuitas  parum  a  mari  di- 
stans  40,0.  59,20.  <^mit  littus  und 
sinus)  .  .  . 

.  .  .  Lubk  ciuitas  imperialis, 
caput  regni  Danorum  .  .  .  34,80. 
56,0.  Regni  Sclauorum  extensio 
septentrionalis  .  .  . 

.  .  .  Prusci<a).  <^2  insulse,  4 
littora,  2  sinus).  Primum  littus 
54,o.  57,20-  Quartum  littus  55,40. 
58,10  ■  •  • 

.  .  .  Primus  Liuonie  sinus  —  et 
uocabatur  quondam  0stergh8- 
dhengh    —    cuius    gradus  sunt 


56 


Kapitel  IV. 


Friedlieb. 

cupabat,  cuius  gradus.  59-20. 
59.55.  allegauit,  ultimi  sinus  uero. 
59.20-  64. 

Orientalis  autem  Visogotthiae 
sinum  primum  Hunnorum  dixit, 
ubi  ruptura  maris  Oeeani  longo 
tractu  intrat  de  Norenbodhen  ut 
ipsi  eorum  lingua  dicunt  mare 
Grolandie_,  et  gradus  continet. 
58.20.  64.  Huic  et  quinque  in- 
sulas ascripsit,  et  urbem  Stbokohn 
magnam  sub  grad.  53-30.  62. 


Postea  ipsius  Danias  descriptio- 
nem  subiit,  cui  ad  partem  orien- 
talern quatuor  promontoria  tribuit. 
Primo  gradus.  51.25-  60.  Vltimo. 
48.25.  58.35. 

Ad  meridiem  uero  Ischede  ciui- 
tati  grad.  48-25.  58.35.  Helsenberg 
urbi  44-50-  58.35.  per  quinque  et 
quattuor  sinus  distinxit. 


Cap.  XXI.  De  quibusdam 
insulis  Danim  nondum  dictis, 
et  ciuitatibus  eor undem. 

Referuntur  praeterea  insulae  licet 
ignobiles  plures  in  Daniae  partibus, 
ueluti  Heildstlandis,  quae  sola  in 
circunferentia  XV.  insulas  corn- 
plectitur. 

Promontorium  praeterea  Neu 
dictum,  cuius  grad.  14.  69-39. 
ultimus  est  terrae  terminus  nobis 


Schöner. 


Suetia  :  que  et  Göttin  occiden- 
talis  dicitur.  habet  auri  et  argenti 
fodinas  mnltas  et  reputatas.  Cuius 
medium  est  in  gradi.  longitu.  39.0. 
61.40. 


Stocholma  43.38.  60.30. 


Vpsalia  39.45.  61.15.  ibi  sancta 
Brigitta  vidua  mirabilis  in  spiritu 
prophetie  migrat. 

Gottia  meridionalis  habet  gra. 
39.0.  59.30. 


Elebogum  35.46.  57.0. 

Lumda  36.30.  57.23. 

Dacia  siue  Dania  regio  :  tota  pene 
insularis  multis  constat  partibus 
maris  faucibus  intercepta.  Est  enim 
prima  eins  orientalis  et  potissima 
pars  Scania  cuius  medium  sub  gra. 
36-0.  57.4  0.  Occidua  autem  pars 
regni  Jutia  est  :  quem  Chersonesum 
Cimbricam  Ptholeaieu3  appellauit. 
Preterea  plures  habens  insulas  vide- 
licet  Seelandiam.  Falsteriam.  La- 
landiam.  Fioniam  etc.  quarum  See- 
landia  proxima  Scanie  olim  a  Ptho- 
lemeo  Longobardorum  patria  dicta  : 
locupletissima  est  cuius  medium 
habet  gradus  34-10.  56.51. 


Der  Wiener  Text. 

59,20.  59,55  <7  insulse,  7  sinus)-. 
Sinus  ultimus  59,20.  64,30- 

.  .  .  Uestgedhengh  orientalis  de- 
scripcio :  Finnorum  primus  sinus 
—  iuxta  ruptura  maris  oeeani 
Ostrogothorum,  vbi  longus  tractus 
maris  de  Norenbodhn  ingreditur 
mare  Gotlandie  —  et  gradus  habet 
58,20-  64,30  -  -  •  Sthokolm  ciuitas 
magna  parum  distans  a  mari 
53,30.  62,20.  et  habet  quinque 
insulas  ignobiles  .  .  . 


.  .  .  Sanderg2dhm  descripeio 
orientalis  .  .  . 

.  .  .  Eegni  Danorum  orientalis 
descripeio:  <^4  promontoria^>.  Pri- 
mus sinus  et  Promontorium  51,35. 
60,0.  Quartum  Promontorium  48,25. 
58,35  •  .  . 

.  .  .  Meridionalis  partis  descripeio : 
.  .  .  Ysthede  ciuitas  48,25.  58,35  . . . 
Helsenborg  ciuitas  44,50-  58,35  ... 


Elleboghen    ciuitas  47,20- 


58,55- 


...  et  habet  Hallindh  [aber: 
Hayldhlandis  descripeio]  insulas 
15  in  circumferencia  .  .  . 

.  .  .  New  Promontorium  14,0. 
69,30.  New  ultimus  terre  ter- 
minus nobis  in  illa  parte  cognitus 


Die  Uliner  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb.  57 


Friedlieb. 

cognitus,  duodecim  insulas  pos- 
sidet. 


Necnon  decem  et  octo  insulas 
soli  Noruegise  concesserunt.  Is- 
landias  uero  XIIII. 

Ciuitates  autem  totius  regni 
Danorum  maxim§  sunt,  Hoppen- 
hagen,  ubi  rex  residet,  cuius  grad. 
44.40.  57.  78. 


Othonia  urbs  in  quo  corpus 
S.  Kanuti  regis  choruscat. 


In  Noruegia  Berga  urbs  maxima 
et  emporium,  grad.  35.5.  63.15. 


Falsterbod.  Calmarii  ciuitas 
magna  grad.  52.40-  61.5. 

Item  Kumtzhone  Promontorium 
occidentalis  Daniae,  ubi  fodiuntur 
auri  minerse  anno  salutis  1425 
reperte,,  cuius  gradus  ferantur  44. 
59.30- 


Schöner. 


Hebc  itaque  traditione  Claudii  Nigri 
doctissimi  mathematici  ex  Danie  par- 
tibus  oriundi,  impulsuque  prseterea 
Joannis  Virdung  nuper  e  Dania  re- 
deuntis  ingressus  surn ,  ut  Daniae 
eiusque  insularum  ignorantiam  pari 
discrimine  doctis  quam  bebetibus  in- 
dultam  discutereui,  ac  successoribus 
nostris  huius  questu,  uberiorem  ulte- 
rioris  exquisitionis  ansam  praeberem. 
Id  auteui  quidquid  est,  Claudio  Nigro 
debetur,  qui  precibus  regis  Dauorum 
impulsus,  totius  Daniae  descriptionem 
sibi  desumpsit,  quam  ob  nullam  eius 
editionem  bactenus  uisam ,  curioso 
successori  commuuicare  uoluimus.  In- 
terim uale,  et  iis  boni  consule. 


Copenhagna  35.24.  56.30. 
sedes  resris  dacie. 


Roschilde  34.16.  56.20. 


Ibi  est 


Bergen  24.16.  61.15. 


Nodrosia  20.56.  60.50.  dae  ecclesie 
episcopales.  ibi  sanctus  Olaus  marty- 
rizatus. 


Islandie  ciuitates  Thirtos  5.50. 
64.44.  Nadar  6.40.  66.27. 

Gotlandia  insula  Suetie  conter- 
mina  habet  gradus  longitudinis  48.0. 
Latitudinis  vero  60.0. 

Bespue  uel  wisbuy  5.5.  59.50. 

Rumefalche.  46.35.  60.15. 


Der  Wiener  Text. 

habet  gradus  15,40.  70,10-  et  habet 
12   insulas  per  gyrum  facientes 
solennes  portus  .  .  . 
<(Norwegen  1 8,  Island  1 4  insulse)>. 


.  .  .  Keobenhaun  uilla  murata 
cum  portu  maximo  46,5.  58,0.... 

.  .  .  Koskildis  ciuitas  parum  a 
mari  distans  44,40-  57,50  .  .  . 

.  .  .  Otthonia  ciuitas,  in  qua  re- 
quiescit  corpus  sancti  Kanuti  regis 
Danorum,  Anglorum,  Sclauorum  et 
Gottorum,  40,20.  57,15  •  .  • 

,  .  .  Bergen  ciuitas  maxima,  Pro- 
montorium et  emporium  regni  33,0. 
63.15  .  .  . 

.  .  .  Nedrosia  siue  Trunthheim, 
ciuitas  regalis,  ubi  requiescit  cor- 
pus  sancti  Olaui  regis  Norbegie 

29.39.  63,5  •  ■  . 

.  .  .  Falsterbod  emporium  47,25. 
59,0  •  .  .  Kalmarn  ciuitas  magna 

52.40.  61,5  .  .  . 

.  .  .  Knutzhouet  Promontorium, 
ubi  foditur  minera  auri  reperta 
anno  Christi  1425,  44, o.  59,30  ... 


.  .  .  Insula  Gotlandie: 

Visbu  ciuitas  cum  portu  ma- 
ximo 5  7,40.  61,55  .  .  . 


Björubo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus. 


8 


58 


Kapitel  IV. 


Die  genaue  oft  sogar  wortgerechte  Übereinstimmung  zeigt  uns  aufs  deutlichste,  daß  uns  in 
den  Wiener  Handschriften  eine  vollständige  Form  desjenigen  Clavus-Textes  erhalten  ist,  welcher  von 
den  deutschen  Geographen  excerpiert  wurde.  Der  Vergleich  zeigt  ferner,  daß  dieselben  unabhängig 
von  einander  zur  Quelle  gegangen  sind,  und  daß  die  Wiener  Handschriften  wiederum  unabhängig  von 
den  gedruckten  Arbeiten  der  beiden  deutschen  Geographen  sind.  Da  auch  die  Handschriften  unter  sich 
unabhängig  waren,  so  haben  wir  also  vier  selbständige  Überlieferungen  des  neuen  Clavus-Textes.  Als  | 
Clavus-Überlieferung  betrachtet  scheint  Friedliebs  Auszug,  und  dies  ist  auch  Storms  Meinung,  zu-  J 
verlässiger  als  S c h ö n e r s.  Die  Bestimmungen  der  Längen  und  Breiten  stimmen  bei  Friedlieb  bei- 
nahe durchgehends  mit  dem  Wiener  Texte  überein,  während  bei  Schöner  besonders  die  Zahlen  der 
Längen  stark  abweichen.  Die  Anordnung  der  beschriebenen  Länder  ist  bei  Fried  lieb  betreffs  der 
Küstenbeschreibung  des  Festlandes  von  Hamburg  bis  Heisingborg  in  Schonen  dieselbe  wie  in  den  beiden  I 
Wiener  Handschriften,  während  sie  bei  Schöner  durchgehends  von  diesen  abweicht.  Auch  was  die 
Menge  der  Namen  betrifft,  stimmt  Friedlieb  weit  besser  mit  den  Handschriften  überein  als  Schöner. 
Beide  bringen  indessen  Legenden,  die  infolge  ihres  Inhalts  und  des  ihnen  im  Texte  erteilten  Platzes 
sehr  gut  dem  Clavus  entnommen  sein  könnten,  obgleich  sie  in  den  beiden  Handschriften  fehlen;  und 
das  könnte  wiederum  zu  der  Annahme  führen,  daß  der  Text  der  Handschriften  etwa  unvollständig  sei. 

Dies  ist  jedoch  ganz  unwahrscheinlich.    Der  Text  der  Wiener  Handschriften  ist  eine  Küsten-  I 
beschreibung,  die  mit  der  Mündung  der  Elbe  als  Ausgangspunkt  sich  längs  der  Festlandsküste  ganz  J 
bis  Finmarken  hinauf  erstreckt,  demnächst  auf  Grönland  übergeht,  dann  in  rückgängiger  Ordnung  die 
Insel  Island,  die  Färöer,  die  dänischen  Inseln  und  schließlich  Gotland  beschreibt.    Die  beschreibenden 
Legenden  sind  mit  dem  Texte  verflochten  und  diesem  nicht  zuletzt  für  sich  alleine  beigefügt.  Daß 
hier  etwas  ausgelassen,  und  was  dies  gewesen  sein  sollte,  ist  nicht  leicht  einzusehen. 

Daß  der  Text  der  Wiener  Handschriften  vollständig  ist,  und  daß  die  bei  den  deutschen  Geo- 
graphen befindlichen  Legenden,  welche  nicht  im  Wiener  Texte  stehen,  anderswo  herstammen,  kann  auch 
daher  entnommen  werden,  daß  alle  für  Schöner  und  Friedlieb  gemeinsamen  Textteile  auch  in 
den  Handschriften  vorkommen,  während  die  sich  nicht  in  diesen  befindlichen  Legenden  niemals  von 
beiden  Geographen  angeführt  werden.  Es  kommt  also  nur  auf  den  Versuch  an,  nachweisen  zu  können, 
ob  die  betreffenden  Legenden  wirklich  anderswo  herstammen  könnten.  Macht  man  diesen  Versuch,  so 
glückt  er  auch  bei  den  meisten. 

Am  schnellsten  werden  wir  in  der  Beziehung  mit   Friedlieb  fertig.    Er  gibt  gewissenhaft  seine 
Quellen  an,  und  deren  Zahl  ist  von  so  erstaunlichem  Umfange,  daß  man  sich  über  die  große  Belesenheit  des 
nur   23jährigen  Mannes  wundern  muß.    Mit  Bezug  auf  die  Nordlandsbeschreibung  im  10.  Buche  enthält 
Kap.  XVI :  De  quibusdam  rebus  circa  Scandiam  repertis,  et  de  ipsa  insula  Scandia  und  Kap.  XVII :  De  Islandia, 
Baltia,  Saxonicis  ac  aliis  insulis  eine  ziemlich  bunte  Auswahl  von  Zitaten  der  verschiedensten  Verfasser,  unter 
ihnen  auch  Schöner.    Clavus  wird  mit  keinem  Worte  erwähnt.    Die  folgenden  Kapitel  (XVIII — XXI)  ent- 
halten die  eigentliche  Nordlandsbeschreibung  und  der  Verfasser  beruft  sich  hier  auf  drei  Quellen :  Claudius  | 
Niger,  Johannes  Escendensis1)  und  Johannes  Vir dungs  mündlichen  Bericht.  Wie  die  Zusammen-  j 
Stellung  zeigt,  ist  dem   ersteren   (also   dem  Clavus)   ungefähr  der  ganze  Stoff  zu  verdanken;  von  Escen- 
densis schreiben  sich  nur  die  beiden  petit  gedruckten  Abschnitte  (S.  53  u.  55),  wo  derselbe  als  Quelle 
angeführt  wird.    Es  bleibt  nur  noch  die,  sowohl  bei  Schöner  als  in  den  Wiener  Handschriften,  fehlende 
Beschreibung  des  Berges  Hechelberg  übrig,  für  welche  keine  Quelle  angegeben  wird.    Nach  dem  Platze  zu  j 
urteilen,  müßte  man  zunächst  der  auch  von  Storm  angenommenen  Ansicht  huldigen,  daß  dieser  Passus  von  j 
Clavus  stammte.    Daß   dies  indessen  nicht  der  Fall  ist,  zeigt  eine  andre  Stelle  bei  Priedlieb,  lib.  VII,  ' 
cap.  XXIV:  Rettulit  mihi  nuper  Joannes  Virdung  astrologus  doctissimus  e  Danice  partibus  rediens,  in  Nor- 
uegia  forntidolosissimwn  montium  omnium  conspici  (Heclielberg)  dictum,  ubi  tantum  clamorem  exoriri  eiulentium 

')  Johannes  Escendensis  (Estwood,  Escuidus),  englischer  Astrolog  im  14'.  Jahrhundert.  Sein 
1489  in  Venezia  gedrucktes  Werk  Summa  astronomica  s.  judicialis  de  accidmtibus  mundi  wurde  im  Jahre  1347  ver- 
faßt: vgl.  Jöcher,  Allg.  Gelehrten-Lexicon  II,  S.  414;  Deschales,  Cursus  seit  Mundus  mathettiaticus  I,  Lugd.  1690, 
S.  84.  Die  zitierten  Stellen  fanden  wir  nicht  in  diesem  Werke ;  es  finden  sich  aber  mehrere  unedierte  astrologische 
Arbeiten  des  Johannes  Escendensis,  z.  B.  in  den  Oxforder  Hss.  Cod.  Seiden.  79  supra  (fol.  91r — 131»)  und 
Digb.  176.  Im  letzteren  finden  sich  auch  Aufschlüsse  über  dessen  Leben;  vgl.  Catalogi  codd.  mss.  Bibl.  Bodleianae, 
IX  conf.  G.  D.  Macray,  Oxonii  1883,  Kol.  187—190. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb.  59 

asseruit,  ut  pene  integrum  miliare  tumultus  dilatetur,  fontesque  duos  diuersissimos  sattere  retulit,  unutn  intollerandp 
frigiditatis,  alium  intensissimi  culoris  fernere,  in  parua  tarnen  distanüa,  coruosque  nigerrimos  crudelissimo  clamore 
montem  sine  intermissione  circunsonare,  ut  accolis  religioni  deditissimis  persuasum  sit,  purgatorii  speciem  montem 
hunc  prue  se  ferre1).  Die  Legende  haben  wir  also  einer  mündlichen  Erzählung  von  Johannes  Virdung 
(aus  Hasfurt)  zu  verdanken. 

In  Bezug  auf  Friedlieb  ist  jetzt  alles  klar.    Abgesehen  von  den  oben  genannten  drei  Stücken 
!  ist  sein  Auszug  als  eine  weit  unvollständigere,  aber,  was  Zahlen  und  Namen  angeht,  ebenso  wertvolle  Über- 
lieferung als  die  Wiener  Handschriften  anzusehen,  und  darf  somit  bei  der  kritischen  Behandlung  derselben 
angewandt  werden. 

Weit  verwickelter   dagegen  ist  die  Darlegung  der  von  Schöner  benutzten  Quellen.    Seine  Schil- 
derung der  im  Wiener  Texte  besprochenen  Länder  findet  man  an  verschiedenen  Stellen  seines  Werkes.  Die 
Hauptschilderung  steht  Fol.  B4  und  behandelt  nur  Dänemark,   Schweden,   Norwegen   mit  Thüle,  Grönland 
|  mit  den  Polarregionen,  sowie  Gotland.    Die  Überschrift  dieses  Abschnittes  Eepiones  usperrime  extra  Pthole- 
j  meiim  obseruate  per  quendam   Claudium   Chlaus  nigrutn  gibt  deutlich  die  benutzte  Quelle  (Clavus)  an.  Die 
1  übrigen  im  Wiener  Text  geschilderten  Länder,  nämlich  Island  uud  die  Küstenländer  der  Ostsee,  werden  in 
einem  andern  Zusammenhange  behandelt  und  dies  gilt  auch  von  den  nordischen  Städten,  die  in  einem  Ab- 
schnitte für  sich  zusammen  mit  Europas  übrigen  Städten  besprochen  werden. 

Wir  können  zuerst  das  ausscheiden,  was  Schöner  über  Island  und  die  Küstenländer  der  Ostsee 
sagt  (beziehungsweise  Fol.  A2V  und  B1v  —  B3r).  Daß  diese  Länder  gmz  ohne  Zusammenhang  mit  den  übrigen 
Nordlanden  behandelt  werden,  und  daß  Clavus  nicht  genannt  wird,  muß  sogleich  Zweifel  erregen,  ob  er  hier 
auch  als  Quelle  gedient  habe.  Die  Beschreibung  von  Island  ist,  wie  Storm2)  bemerkt,  identisch  mit 
einer  in  verschiedenen  anderen  Werken  des  1 5.  Jahrhunderts  vorkommenden.  Daß  Clavus  nicht  die  Quelle 
ist,  darauf  deutet  auch  der  Umstand,  daß  Friedlieb  Island  an  zwei  Stellen  bespricht:  in  Kap.  XVII  mit 
kurzem  Hinweis  auf  Schöner  und  in  Kap.  XXI,  wo  er  sagt,  daß  Island  14  Inseln  hat,  welcher  Ausspruch 
mit  den  Wiener  Handschriften  übereinstimmt. 

Friedliebs  Beschreibung  der  Küstenländer  der  Ostsee  stimmt  vollständig  mit  der  in  den  Wiener 
Handschriften  übereiD,  während  Schöners  Schilderung  viel  inhaltsreicher  ist  und  einen  ganz  andern, 
modernen  Charakter  hat.  Aber  zu  Schöners  Zeit,  als  die  neuen  Karten  über  Germanien  schon  in  die 
Ptolemäus- Ausgaben  aufgenommen  waren,  wußte  man  schon  so  viel  mehr  von  Norddeutschland  und  den 
Ländern  an  der  Ostsee,  daß  besonders  ein  deutscher  Geograph  in  Betreff  auf  diese  Länder  mit  vollem  Rechte 
Clavus  zur  Seite  schieben  konnte  (vgl.  Kap.  VIII B). 

Jetzt  ist  nur  noch  Schöners  eigentliche  Nordlandsbeschreibung  Fol.  B4  übrig.  Schon  Storm 
nahm  an2),  daß  das  Vergil-Zitat  {Georgkai,  30)  über  Thüle  nicht  von  Clavus  stamme.  Woher  Schöner 
übrigens  zu  der  Bemerkung  kommt,  das  Thüle  auch  Cambria  (Wales)  genannt  wird,  haben  wir  nicht  finden 
können ;  der  ganze  Schluß  seiner  Beschreibung  von  Thüle  stammt  jedoch  offenbar  nicht  von  Clavus  und  ent- 
behrt ja  auch  ganz  einer  Parallele  bei  Friedlieb,  welcher  hier  Wort  für  Wort  mit  den  Wiener  Hand- 
schriften übereinstimmt. 

Die  Legende,  mit  der  Schöners  Nordlandsbeschreibung  abschließt :  Sunt  vtique  asperrime  etc.,  findet 
man  auch  nicht  in  den  Wiener  Handschriften  und  bei  Friedlieb.  Daß  dieselbe  nicht  Clavus  zu  verdanken 
ist,  könnte  auch  daraus  hervorgehen,  daß  sie  sich  in  beinahe  gleichlautender  Gestalt  auf  verschiedenen 
italienischen  und  catalanischen  Kompaßkarten,  sowohl  vor  wie  nach  Clavus  wiederfindet,  z.  B.  auf  Angelino 
Dalortos  Karten  von  1325  3)  und  1339  („Dulcert")  4),  auf  den  catalanischen  „Atlas  catalan"  von  1375  5), 
Mecia  de  Viladestes  von  1413  6)  und  der  undatierten  im  Museo  Borbonico  in  Napoli  7)  sowie  auf  der 

')  Vgl.  Saxo,  Historia  danica,  ed.  Müller,  I,  1,  S.  17;  Itineraire  Brugeois  in  Joacli.  Lelewel, 
Geographie  du  mögen  äge.  Äpilogue,  Bruxelles  1857,  S.  287;  Ahlenius,  Olaus  Magnus,  Upsala  1895,  S.  160 — 164 
und  174  ff. ;  Thoroddsen,  Geschichte  der  isländischen  Geographie  I,  Leipzig  1897,  S.  60—69,121—133  und  in  Dansk 
geogmfisk  Selskabs  Tidskrift  X,  Kobenhavn  1890,  S.  1U3— 136. 

«)  Vgl.  Ymer  1889,  S.  138—139. 

:!)  Diese  wenig  bekannte  Koinpalikarte  wurde  in  Facsimile  publiziert  von  A.  Magna ghi,  La  carta  nautica 
costruita  nel  1325  da  Angelino  Dalorto,  Firenze  1898.  Die  Karte  gehört  dem  Fürsten  C  o  r  s  i  n  i  und  wird  in  seinem 
Palast  in  Firenze  aufbewahrt. 

4)  Publiziert  in  Nordenskiöld,  Periplus,  Tafel  VIII- — IX;  vgl.  auch  Comptes  rendus  de  la  societe  de 
•  geographie,  Paris  1887,  S.  28—35.  5)  Vgl.  oben  S.  42,  Note  3. 

fi)  Publiziert  in  Gabr.  Marcel,  Choix  de  cartes  et  de  mappemondes,  Paris  1896. 

')  Publiziert  in  Björnbo  u.  Petersen,  Anecdota  cartographica  septentrionalia,  Havniae  1908,  Facs.  I, 
Tab.  1  u.S.  4;  hier  werden  alle  Namen  und  Legenden  der  vorclavischen  Kompaßkarten  in  Bezug  auf  die  Nordlande 
zusammengestellt.  Vgl.  G.  Uzielli  e  P.  Amat  di  S.  Filippo,  Studi  biografici  e  bibliografici  sulla  storia  della 
Geografia  in  Italia  II,  Roma  1882,  S.  231. 

8* 


60 


Kapitel  IV. 


Portulankarte  Nr.  16  in  der  Biblioteca  Nazionale  in  Firenze 1),  ferner  auf  den  Karten  von  Andrea  del 
Bianco  (1436)  2),  Bartolomeo  Pareto  (1455)  3)  und  Benincasa  (1473,  1482  4))  und  1508  5)).  Wir 
führen  nur  zum  Vei-gleich  die  Legende  an,  so  wie  sie  auf  der  Karte  von  1339  geschrieben  steht:  Noruegia 
est  regio  asperrima  et  frigidissima,  montuosa,  siluestris  et  nemorosa,  cuius  incole  plus  de  piscaria  et  de  venacione 
viuunt  quam  de  parte,  quia  rara  ibi  annona  ob  magnum  frigus  quod  ibi  facit.  Auch  auf  der  Nordlandskarte  in 
Martellus'  Insularium  im  Cod.  Mus.  Brit.  Addit.  15760  findet  sich  eine  ähnliche  Legende:  Noruegia  Regio 
latissima  quasi  Insula  frigidissima  piscihus  et  uenacionibus  uiuit  tota  montusa  (!)  et  nemoribus  pleno,  cuius  extrema 
per  medium  annum  Imbribus  cooperta  sunt,  unde  incole  cnndelis  ita  de  die  sicut  In  nocte  utuntur  6),  die  wohl  einer 
Kompaßkarte  entnommen  ist. 

Hiermit  sind  die  von  Schöner  in  der  eigentlichen  Nordlandsbeschreibung  eingeflochtenen  Legenden 
erledigt.  Außer  diesen  kommen  verschiedene  Namen,  und  zwar  zum  Teil  Dubletten  vor,  die  entweder  von 
den  Wiener  Handschriften  und  Friedlieb  abweichen  oder  daselbst  ganz  fehlen.  Sie  sind  einer  Karte 
vom  Typus  A  oder  B  entnommen,  die  Schöner  mit  dem  Clavus  - Texte  kombiniert  hat. 
Die  Namen  lauten  folgendermaßen: 

Gottia  meridionalis  wie  auf  den  Karten;  Wiener  Hss.  S<finderg<fidhin ;  Friedlieb  kein  Name. 

Suetia  que  et  Gottia  occidentalis  wie  auf  den  Karten ;  Wiener  Hss.  Uestgipdhengh ;  Friedlieb  Visogotthi^cey. 

Gronelandia  quam  et  Engronelandiam  vocant,  wo  weder  die  Wiener  Hss.  noch  Friedlieb  eine  solche 
Zusammenstellung  kennen. 

Vermelandia  et  Vintlandia  alias  Ventelandia,  wo  die  Wiener  Hss.  nur  Vermenlandh  und  Findland 
kennen,  Friedlieb  nur  Vermenland. 

Uuildlappmani  quorum  regio  Bilappelandia,  wo  die  erste  Form  mit  den  Wiener  Hss.  und  Friedlieb 
übereinstimmt,  die  zweite  mit  den  Karten. 

Hierzu  kommen  in  dem  Abschnitt  De  Europe  ciuitatibus  folgende  Städte  vor,  die  nicht  als  solche 
in  den  Wiener  Handschriften  und  bei  Friedlieb  wieder  vorkommen: 

auf  Island :  Thirtos,  Nadar, 

in  Schweden:  Vpsalia,  ibi  sancta  Brigitta  vidua  mirabilis  in  spiritu  prophetie  migrat. 
auf  Gotland :  Bespue  uel  Wisbuy,  Bumefalche, 
in  Schonen:  Lunda. 

Daß  die  von  Schöner  benutzte  Karte  diejenige  aus  der  Ulmer  Ausgabe  von  1486  ist,  kann  nun 
bewiesen  werden.  Die  Namen  Nadar,  Vpsalia,  Bumefalche  und  Lunda  sind  freilich  gemeinsam  für  die 
meisten  A-  und  B-Karten,  sowie  Thirtos  für  die  B-Karten;  die  Notiz  hingegen  über  Upsala  und  die  ver- 
schiedenen Formen  des  Namens  Visby  (auf  Gotland)  deuten  bestimmt  auf  die  Ausgabe  von  1486.  Über  die 
Notiz  bemerkt  Storm:  »Hier  ist  offenbar  Vadstena  übersprungen47);  dies  ist  aber  nicht  der  Fall.  Schöner 
hat  ganz  einfach  diese  Notiz  aus  Begers  Begistrum  (siehe  Beilage  2)  ausgeschrieben,  wo  gerade  dieselbe 
Verwechslung  von  Upsala  und  Vadstena  begangen  ist.  Ferner  kann  die  Form  Bespue  nur  als  eine  weitere 
Entstellung  von  Bysbe  aufgefaßt  werden ;  letztere  Form  findet  sich  indessen  in  der  Textbeilage  derselben 
Ausgabe,  aber  auch  nur  dort.  Die  Form  ist  entstanden  durch  eine  Fehldeutung  von  wisbe  auf  der  Karte 
von  1486,  von  welcher  sich  gewiß  die  Dublette  Wisbuy  bei  Schöner  schreibt.  Da  alle  handschriftlichen 
A-  und  B-Karten  uisbu  und  die  Wiener  Handschriften  Visbu  haben,  so  werden  wir  wieder  auf  die  Ulmer 
Ausgaben  verwiesen. 

Als  Schöner  seine  Nordlandsbeschreibung  ausarbeitete,  hat  er  also  die  Ulmer 
Ausgabe  von  1486  fleißig  benutzt,  und  die  in  dieser  aufgenommene  Nordlandskarte 
von  der  dritten  Redaktion  des  Nicolaus  Germanus  hat  einen  tiefgehenden  Einfluß  auf 
seine  Vorstellungen  von  den  nördlichen  Gegenden  gehabt.  Sein  eigener  Globus  vom  Jahre 
1515  8),  den  sein  Buch  beschreiben   soll,   hat  von   dieser  Karte   seine  Form  für  die  nördlichen  Länder  ent- 


')  Publiziert  in  Ongania,  Tafel  XIII;  vgl.  Uzielli  u.  Arnat  di  S.  Filippo,  l.  c.  S.  230. 

2)  Publiziert  in  Ongania,  Tafel  IX;  vgl.  Uzielli  u.  Amat  di  S.  Filippo,  l.  c.  S.  67 — 68,  wo  die 
älteren  Reproduktionen  angeführt  werden. 

3)  Publiziert  in  Kretschmers  Atlas,  Tafel  V ;  vgl.  Uzielli  u.  Amat  di  S.  Filippo,  l.  c.  S.  73—75. 

4)  Uzielli  u.  Amat  di  S.  Filippo,  l.  c.  S.  81.    Ausschnitt  bei  Kretschmer,  Tafel  IV,  1. 

6)  Uzielli  u.  Amat  di  S.  Filippo,  l.  c.  S.  106.  Diese  Karte  befindet  sich  jetzt  in  der  vatikanischen 
Bibliothek  („Vat.  nov.  8")  und  hat  die  Inskription:  Andreas  Benincasa  Anconitanj  composuit  Ancone  Anno 
domini  1508.    Die  Karte  war  früher  in  Muse'o  Borgione. 

G)  Vgl.  Björnbo  u.  Petersen  Anecdota  cartographica  septentrionalia,  Facs.  III  und  Tab.  2 — 3. 

7)  Vgl.  Ymer,  S.  141,  Note  1.    Das  Kloster  und  die  Grabstätte  der  hl.  Brigitta  war  Vadstena,  nicht  Upsala. 

8)  Abbildungen  in  Jomard,  Monuments  de  la  geographie,  Tafel  15  — 16  und  in  Nordenskiöld, 
Facsimile- Attas,  S.  78—79. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlich. 


61 


lehnt,  gibt  also  den  B-Typus  wieder  und  mit  diesem  stimmt  auch  seine  Beschreibung  (Fol.  Aj)  überein, 
von  mare  glatiale  siue  concretum  vel  congelutum,  das  Islandiam  insulam,  Pilappelandiam,  Engronelandiam  a 
parte  septentrionis  bespült;  denn  diese  Beschreibung  paßt  augenscheinlich  nicht  auf  Karten  vom  A-Typus. 
Wunderbar  ist  es,  daß  Schöner  des  Mangels  an  Übereinstimmung  nicht  erwähnt,  der  zwischen  dem  Wiener 
Texte  und  den  B-Karten  von  Grönland  und  Island  herrscht;  denn  wie  wir  später  sehen  werden,  entspricht 
der  Wiener  Text  hier  durchgehends  dem  A-Typus.  Da  er  indessen  die  Ortsbestimmungen  des  Wiener  Textes 
verwirft  und  sie  mit  seinen  eigenen  zu  seinem  Globus  passenden  ersetzt,  hat  er  vielleicht  gar  keinen  detail- 
lierten Vergleich  zwischen  dem  Wiener  Texte  und  den  B-Karten  vorgenommen.  Daß  er  es  in  verschiedenen 
Fällen  vorgezogen  hat,  sich  der  deutlichen  Landschaftsnamen  der  Karten  zu  bedienen  oder  sie  als  Dubletten 
anzuführen  und  Clavus'  beschreibenden  Text  mit  denselben  zu  verknüpfen,  ist  leicht  begreiflich ;  verschiedene 
Namen  des  Wiener  Textes  könnten  wohl  einem  in  den  nordischen  Sprachen  unkundigen  Deutschen  Schwierig- 
keiten verursachen.  Auch  Friedlieb  hat  mit  diesen  zu  kämpfen  gehabt.  Der  von  Schöner  ausgelassene 
Name  Liuonia  et  uocabatur  quondam  OstergJiipdhengh,  wie  es  im  Wiener  Text  heißt,  gibt  er  durch  Ostrogotthia 
wieder,  wahrscheinlich  indem  er  sich  auf  das  nachfolgende  ruptura  maris  oceani  Ostrogotltorum  stützt.  Das 
Veslg</)dhengh  gibt  er  durch  VisogottJtia  wieder,  vielleicht  in  Analogie  mit  dem  Vorhergehenden. 

Ein  deutliches  Zeichen,  wie  durchgreifend  der  Einfluß  der  B-Karte  auf  Schöners  Nordlands- 
beschreibung gewesen,  ist  die  bei  ihm  stattfindende  Vermischung  von  Norwegens  und  Grönlands  Beschreibung. 
Grönland  ist  nämlich  zwischen  Norwegen  (mit  dem  dazugehörigen  Thüle)  und  Wärmland  mit  dem  nachfol- 
genden Lapmarken  („Wildlappenland")  hineingeschoben,  wodurch  das  norwegische  Vorgebirge  Nadhegruin  bei 
Grönland  aufgeführt  wird.  Hierfür  kann  nur  der  Grund  angegeben  werden,  daß  Schöner  seine  Beschreibung 
nach  den  Ländernamen  der  B-Karte  geordnet  (sowie  er  auch  seinen  Globus  nach  derselben  gezeichnet  hat), 
indem  er  von  Süden  nach  Norden  aufwärts  gegangen  ist.  Seine  Ordnung  wird  dadurch  folgende :  Däne- 
mark,  Schweden,  Norwegen  mit  Thüle,  Engroneland  (auf  der  B-Karte  die  Benennung  für  Norwegen  nördlich 
von  Nidaros)  Wärmland,  Lapmarken.  Nach  Lapmarken  folgt  auf  der  B- Karte  wieder  ein  Engroneland 
(das  wirkliche  Grönland),  das  Schöner  unerwähnt  läßt,  weil  er  das  norwegische  Engroneland  schon  mit 
dem  Gronelandia  l)  des  Clavus-Textes  identifiziert  hat.  Wir  werden  später  darauf  zurückkommen,  wie  die 
Entstehung  des  Namens  Engroneland  zu  erklären  und  wie  seine  doppelte  Anwendung  entstanden  ist.  Was 
Schöner  betrifft,  so  ist  er  ganz  einfach  in  die  Falle  gegangen,  die  der  B-Typus  des  Nicolaus  Ger- 
manus ihm  gelegt  hatte. 

Diese  ganze  Auseinandersetzung  zeigt,  wie  frei  Schöner,  im  Gegensatz  zu  Friedlieb,  den 
Wiener  Text  benutzt  hat,  und  wir  können  diesen  darum  auch  ruhig,  so  wie  er  in  den  Wiener  Hand- 
schriften vorliegt,  als  einen  durchaus  vollständigen  betrachten.  Daß  Schöner  sich  auch  mit  Bezug 
auf  Ortsbestimmungen  ganz  von  der  von  Clavus  angegebenen  Grundlage  emanzipiert,  ist  schon  erwähnt, 
und  es  kann  hier  hinzugefügt  werden,  daß  dies  sicherlich  mit  seinen  Globuskonstrnktionen,  mit  dem 
durch  die  Entdeckung  Amerikas  neugeschaffenen  Weltbild,  sowie  mit  der  Feststellung  des  O-Meridians 
durch  Porta  saneta  insula  in  der  Inselgruppe  Madeira  zusammenhängt2).  Sagt  Schöner  doch  selbst, 
daß  die  Entdeckungen  im  Süden  und  Westen  uns  weit  über  die  Klassiker  hinausführen  und  gibt  er  in 
seiner  Einleitung  eine  ausführliche  Anleitung,  wie  man  am  richtigsten  Ortsbestimmungen  vornehmen 
und  die  Lage  der  Orte  untereinander  feststellen  soll. 

Außer  bei  Schöner  imd  Friedlieb  finden  sich,  wie  auch  Storni3)  nachweist,  bei  andern 
deutschen  Geographen  des  16-  Jahrhunderts  Notizen  über  den  hohen  Norden,  die  offenbar  auf  den- 
selben Clavus-Text  (den  Wiener  Text)  zurückgehen.  Wilibald  Pirckheimer  bringt  in  seiner  Ger- 
maniae  ex  variis  scriptoribus  perbreuis  explicatio  (Norembergae  1530)  fol.  C2  Nachrichten  über  die  wilden 
Lappen  (wildlappmanni),  Grönland  (Gronlandia)  und  die  Karelen  (Caroli).  Andreas  Althamerus 
führt  in  seinen  Scholia  in  Cornelium  Tacitum  de  situ,  moribus,  populisque  Germaniae  (Norimbergae 
1529)  Fol.  55 v  Zitate  an  über  das  Land  der  wilden  Lappen  (Bilappenland)  und  „Nordhebodhij,"  und 
Sigismund  v.  Herberstein  kombiniert  in  seinen  Berum  Moscoviticarum  Commentarii  (Wien  1549) 
dem  Clavus  entnommene  Aufschlüsse  mit  seinen  russischen  Nachrichten.  Nichts  deutet  jedoch  bei 
diesen  Verfassern  darauf  hin,  daß  sie  selbst  den  Wiener  Text  gekannt  oder  gar  benutzt  haben  sollten; 
wie  auch  Storm  bemerkt,  spricht  alles  dafür,  daß  sie  nur  die  Auszüge  bei  Schöner  und  Friedlieh 


')  Vgl.  Storm,  Ymer  1889,  S.  139. 

2)  Vgl.  Schöners  Buch  Fol.  NgV. 

3)  Vgl.  Ymer  1891,  S.  35. 


62 


Kapitel  IV. 


excerpiert  haben.  Auch  nicht  bei  Peter  Apian,  der  1524  einen  Cosmoyraphicus  Uber  in  Schöners 
Stil  herausgab,  kann  man  direkte  Kenntnis  des  Wiener  Textes  nachweisen.  Seine  Namen  von  Ländern, 
Inseln  und  Städten  des  Nordens  (Kol.  77 — 78,  98)  mit  zugehörigen  Längen  und  Breiten  sind,  wie  die 
Namenformen  und  Gradbestininrangen  zeigen,  nach  Schöner  abgeschrieben,  und  die  ihm  sonst  zu  Ge- 
bote stehenden  Lokalitäten  hat  er  auf  eine  freiere  Art  und  Weise  den  gedruckten  B-Karten  entnommmen, 
wodurch  drollige  Irrtümer  eingelaufen  ist,  wie  wenn  z.  B.  erici  p(ortusy  der  Karten  bei  ihm  zu 
Etipum  proui^ncidy  in  Schonen  geworden  ist.  Dagegen  werden  wir  später  zeigen,  daß  der  bayerische 
Geograph  Jacob  Ziegler  den  Wiener  Text  gekannt  und  betreffs  einzelner  Namen  zur  Ausarbeitung 
seiner  Scondia  (1532) x)  benutzt  haben  muß. 

Unter  den  Gelehrten  Süddeutsehlands,  und  zwar  namentlich  in  Franken  und  Bayern,  dem 
Mittelpunkt  des  wissenschaftlichen  Studiums  der  Geographie  in  den  ersten  Zeiten  des  Humanismus, 
finden  wir  also  das  zweite  Werk  des  Clavus  bekannt  und  benutzt.  Wie  man  des  Werkes  handhaft 
wurde,  darüber  läßt  sich  mit  Sicherheit  nichts  sagen;  nur  eine  Vermutung  kann  man  wagen,  wie  dies 
geschehen  sein  könnte.  Aus  Friedliebs  Worten  geht  hervor,  daß  der  kürzlich  (nuper)  aus  Dänemark 
zurückgekehrte  Mathematiker  Johannes  Virdung  aus  Hasfurt2)  seine  Aufmerksamkeit  auf  den  Wiener 
Text  gelenkt  und  ihn  aufgefordert  hat,  ihn  ans  Licht  zu  ziehen.  Von  demselben  Virdung,  der  Ver- 
schiedenes über  nordische  Verhältnisse  zu  erzählen  gewußt  hat,  kann  möglicherweise  auch  die  Bemer- 
kung bei  Friedlieb  stammen,  daß  Clavus  sein  Werk  infolge  einer  Aufforderung  des  dänischen  Königs 
(Erich  des  Pommern)  abfaßte3),  indem  Vir  dun  g  vermutlich  diese  Nachricht  während  seines  Aufent- 
haltes in  Dänemark  kann  erfahren  haben.  Es  scheint  uns  die  Vermutung  nahe  zu  liegen,  wenn  wir 
nach  Friedliebs  Zusammenstellung  von  Vir  dun  g  und  Clavus  schließen  wolleu,  daß  es  gerade  Vir- 
dung gewesen  sein  könnte,  der  den  Wiener  Text  nach  Deutschland  gebracht  habe.  Daß  spätestens  im 
Anfange  des  16.  Jahrhunderts  ein  erstes  Exemplar  aus  Dänemark  nach  Deutschland  gekommen  ist, 
schließt  auch  Storm  aus  Friedliebs  Worten.  Innerhalb  welcher  Jahre  Vir  dun  g  in  Dänemark 
war,  darüber  haben  wir  jedoch  keine  bestimmte  Nachricht  finden  können:  Friedlieb  sagt  eben  nur 
(1518),  daß  er  nuper  zurückgekehrt  sei;  mit  diesem  nuper  kann  jedoch  gut  ein  Zeitraum  von  mehreren 
Jahren  gemeint  sein.  Da  Schöner  1515  denselben  Wiener  Text  vor  Augen  gehabt  haben  muß,  den 
Friedlieb  1518  benutzte,  muß  Virdung,  wenn  er  wirklich  den  Clavus-Text  südwärts  gebracht  hat, 
entweder  vor  1515  zurückgekehrt  sein,  oder  er  hat  seinen  süddeutschen  Freunden  während  seiner  Reise 
eine  Abschrift  geschickt.  Er  stand  nämlich  mit  dem  gelehrten  Kreise,  zu  dem  auch  Schöner  gehörte, 
in  Verbindung. 

Sollten  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  in  Dänemark  Abschriften  von  diesem  zweiten  Werke 
des  Clavus  existiert  haben  —  und  daß  dies  der  Fall  gewesen,  ist  sehr  wahrscheinlich,  da,  wie  wir 
später  sehen  werden,  alles  darauf  hindeutet,  daß  dies  Werk  im  Gegensatz  zum  Nanziger  Werke  im 
Norden  verfaßt  ist  —  so  sind  die  Abschriften  doch  sicherlich  bald  verloren  gegangen.  Die  Nachrichten, 
welche  dänische  Gelehrte  wie  Lyschander  und  Pontanus  über  Clavus  und  sein  Werk  bringen, 

')  Vgl.  Kap.  VI  (unter  „Island"). 

2)  Johannes  Virdung  aus  Hasfurt  in  Unterfranken  wurde  am  Schluß  des  15.  Jahrhunderts  geboren 
und  starb  zirka  1550.  Von  seinem  Leben  weiß  man  nicht  viel  mehr,  als  was  man  aus  seinen  Schriften  ersehen 
kann.  Er  war  Mathematiker  und  Astrolog  und  scheint  in  Deutschland,  Frankreich  und  Italien  ein  Wanderleben 
geführt  zu  haben.  Nach  Dänemark  wurde  er  berufen;  „um  dem  Könige  Christiern  II.  die  Genesis  auszulegen." 
Über  diese  Reise  spricht  er  in  seinen  Tabulae  resolutae,  Norimb.  1542,  fol.  b2 :  In  comitatu  dum  esses  accito  mihi  ad 
Danorum  regem,  ultra  mare  Balthicum,et  ad  alios  postea  (  ymbrorum  Regulos  .  .  .  Daß  er  später  mit  König  Christiern 
in  Verbindung  stand,  geht  aus  einem  Briefe  vom  kgl.  Sekretär  Chr.  Vinter  an  diesen  hervor,  datiert  Speyer 
22.  Juni  1528,  worin  steht :  „Hasfurt  haffuer  oc  scriffuit  meg  tili  paa  e.  n.  natiuitet  vti  thette  indgangende  aar  .  .  ." 
(d.  h.  Hasfurt  hat  mir  auch  auf  E.  G.  Nativität  in  diesem  eingehenden  Jahre  zugeschrieben) ;  vgl.  Allg.  deutsche 
Biographie  XL,  S.  9 — 10:  C.  F.  A 1 1  e  n ,  'Breve  og  Aldstyhker  til  Oplysning  af  Christiern  JI's  og  Frederik  l's  Historie  I 
Kobenhavn  1854,  S.  528. 

3)  Bemerke  Friedliebs  Worte  (vgl.  oben  S.  57)  .  .  .  Claudio  Nigra,  qtii  precibus  regis  Danorum  impulsus, 
totius  Daniae  descriptionem  sibi  desumpsit.  Mit  tota  Dania  können  zur  Zeit  der  Kalmarunion  sehr  gut  alle  drei 
nordischen  Reiche  gemeint  sein. 


Die  Ulmer  Ausgaben,  Schöner  und  Friedlieb. 


63 


Bahren  augenscheinlich  nicht  aus  selbständiger  Kenntnis,  sondern  aus  Friedliebs  Clavus-Zitaten  her1). 
Lyse  hander  zitiert  Clavus  am  häufigsten;  Ed.  Erslev  hat  schon  auf  dessen  Scriptores  danici  und 
die  Vorrede  zu  seiner  großen  ungedruckten  und  unvollendeten  Geschichte  von  Dänemark  aufmerksam  ge- 
macht, es  kann  aber  noch  hinzugefügt  werden,  daß  er  vorn  im  Verfasser- Verzeichnis  in  De  danske 
Kongers  Slectebog  (1622)  Claudius  Niger  als  eine  von  ihm  benutzte  Quelle  anführt 2).  Nichts  deutet 
jedoch  daraufhin,  daß  Lyschander  selbst  im  Besitze  von  Clavus'  Werk  gewesen  sei,  oder  es  auch  nur 
gesehen  haben  sollte.  Der  einzige  Platz,  der  möglicherweise  eine  genauere  Kenntnis  desselben  verrät, 
als  z.  B.  Friedlieb  sie  hat,  befindet  sich  in  Den  Gr<pnlandsle  Chronica  (Kebenhavn  1608),  wo  die 
vom  Wiener  Texte  und  den  A-Karten  bekannten  grönländischen  Namen  Bl.  D  <(4^>  notiert  werden  —  ohne 
daß  jedoch  Clavus  mit  einer  Silbe  erwähnt  wird;  diese  Namen  hat  Lyschander  indessen,  wie  Storm 
zeigt 3),  entweder  von  der  Zeno-Karte  abgeschrieben  oder  sie  aus  einer  andern  auf  diese  zurückgehende 
Quelle  geschöpft.  Ebensowenig  wie  Lyschander  kann  Pontanus  mehr  von  Clavus  gewußt  haben, 
als  was  er  sich  durch  Friedlieb  aneignen  konnte4);  und  was  Erich  Pontoppidan  betrifft,  so  hat 
er  seine  Weisheit  einzig  und  allein  von  Pontanus5).  Schon  am  Schluß  des  16.  Jahrhunderts  hat 
man  in  Clavus'  Vaterland  kaum  etwas  andres  von  ihm  und  seinem  Werke  gewußt,  als  was  man  da- 
rüber bei  Friedlieb  lesen  konnte,  und  in  den  dänischen  Bibliotheken  wird  man  gewiß  vergebens 
nach  Abschriften  suchen. 

In  Deutschland  wurde  dagegen  der  Wiener  Text  recht  häufig  benutzt,  bis  das  Erscheinen  von 
Zieglers  Scondia  (1532)  und  Ol  aus  Magnus'  Historia  de  gentibus  septentrionalibus  (1555)  ihn  in 
der  Hauptsache  überflüssig  machten. 

')  Vgl.  Ed.  Erslev,  JyUand,  Kebenhavn  1886,  S.  129—130. 

2)  In  seinem  Verfasserlexikon:  Scriptores  Danici  bringt  Lyschauder  folgenden  Artikel  über  Clavus 
(H.  F.  Rördam,  Klavs  Christoffersen  Lyskjunders  Levneä,  samt  hans  Bog  om  Danske  Skribenter,  Kebenhavn  1868, 
S.  199) :  „Claudius  Niger,  Philosophus  et  Matkernatieus  doctissimus,  multarum  rerum  usu,  longa  peregrinatione  et 
cloctissimorum  Virorum  conversatione  clarissimus,  reliquit :  Daniae  descriptionem  integram  et  absolutam,  e*  mandato 
Regis  Danici  concinnatam,  qvam  postea  Franciscus  Irenicus,  instruetu  Johannis  Virdungi  Hasfurdensis,  Mathematici 
nobilissimi,  e  Dania  redeuntis,  in  lucem  edidit.  Iren.  lib.  II.  cap.  21."  In  der  Vorrede  zu  seiner  Geschichte  von 
Dänemark  sagt  Lyschander  ferner  (Rördam  1.  c,  S.  174 — 175):  „Cornelius  [!]  Niger  hat  sich  auch  in  ähn- 
licher Weise  vorgenommen,  mit  der  Feder  dis  dänischen  Reiches  Nachahmung  aufzureißen  und  darzustellen,  und  es 
aus  dem  Reiche  geschickt,  um  es  in  den  Druck  zu  stellen,  damit  es  publicum  bonum  werde  und  Deutschland  und 
allen  fremden  Reichen  vor  Augen  komme  und  Allen  zum  Nutzen  und  Frommen  werde." 

3)  Storm,  Om  Kilderne  til  Lyschanders  „Grfyrilandske  Chronica".  Aarböger  for  nordisk  Oldkijndighed  og 
Historie,  Kebenhavn  1888,  S.  204  ff. 

4)  Pontanus  sagt  (Rerum  Dauicarum  Historia,  Amstelodami  1631.  S.  785) :  „Laudatur  inter  Danos  quoque 
aut  e  Dania  oriundas  Nicolaus  sive  Claudius  Niger  mathematicus.  Cui  obstrictos  profitetur  doctos  omnes  Franciscus 
Irenicus  ob  Daniae  universe  delineationem,  quam  ille  petitione  Regis  impulsus  deproperarit  illo  suo  tempore  perele- 
gantem, eodem  memorante  Irenico." 

5)  Pontoppidan  sagt  (Det  danske  Atlas  I,  Kabenhavn  1763,  S.  XIX;  deutsche  Übersetzung:  Dänischer 
Atlas  I,  Kopenhagen  und  Hamburg  1766,  S.  XVI — XVII) :  „Hiernächst  soll  ein  Mönch,  der  Schwartze  Claus  (eigentl. 
Sorte  Claus)  genannt,  einen  Riss  über  ganz  Dännemark  gemacht  haben.  Dieses  berichtet  [J.  J.]  Pontanus,  doch  ohne 
die  Zeit  oder  die  Güte  der  Arbeit  anzuzeigen"  und  in  einerNote  fügt  er  hinzu :  „Da  die  Deutschen  Nicolaus  und  Claus 
insgemein  für  einerley  Namen  annehmen,  so  könnte  man  vielleicht  muthmaßen,  es  wäre  bemeldter  Claus  eben  derselbe 
Nicolaus  Donis,  ein  Mönch,  der  die  erste  Landkarte  über  diese  nordischen  Länder  gemacht  haben  soll,  welche  sich  in 
der  ältesten  Ausgabe  der  geographischen  Bücher  des  Ptolemäus  vom  Jahre  1482  befindet  und  mit  der  Natur  der  Länder 
sehr  wenig  übereinstimmt.  Von  dem  Namen  dieses  Mannes  schreibt  unser  gelehrter  [Doctor  E.  D.]  Hauber  in  seinem 
Abriß  einer  Historie  der  Land-Charlen,  S.  17 :  „Dieser  Nicolaus  wird  von  andern  Hahn,  von  andern  Donis,  von  andern 
Germanus  genennet,  und  hält  diese  Nahmen  für  eines  der  vortrefflich  gelehrte  Hr.  Fabricius,  Bibl.  Graecae  L.  IV . 
C.  XIV.  p.  413.  Nehme  ich  den  möglichen  Fall  an,  daß  obbemeklter  Claudius  des  Pontanus,  der  hier  im  Lande  den 
Beynauien  der  Schwarze  bekommen  hat,  derselbe  Kartenmacher  gewesen  sein  kann,  der  anderwärts  Donis  und  Hahn 
genennet  wird,  so  dürften  alsdann  diese  letzten  Namen  vielleicht  durch  einen  Scbreibefehler  oder  durch  eine  undeut- 
liche Verkürzung  Dauns  oder  Dahn  anstatt  Donis  oder  Hahn  anzeigen ;  denn  auCerhalb  Landes  bekamen  Petrus  de  Dada 
und  andere  Gelehrte  vor  Zeiten  Zunamen  von  ihrem  Vaterlande,  ob  sie  schon  zu  Hause  andere  Namen  führten.  Doch 
dies  ist  nur  eine  ungewisse  Muthmaßung." 


Kapitel  V. 

Der  Wiener  Text  und  die  dazugehörige  Karte. 


Leider  gehört  zum  Text  in  den  Wiener  Handschriften  keine  Nordlandskarte,  ebensowenig  wie 
sich  eine  solche  bei  Schöner  und  Friedlieb  findet.  Trotzdem  ist  es  wohl  keinem  Zweifel  unter- 
worfen, daß  zum  Wiener  Texte  ursprünglich  eine  Karte  gehört  hat.  Zur  Bestätigung  dieser  Annahme 
können  nicht  allein  derartige  naheliegende  Gründe  angeführt  werden,  wie  z.  B.,  daß  Clavus'  zweite 
Arbeit  —  der  Nanziger  Text  —  von  einer  zum  Texte  gehörigen  und  mit  ihm  gleichzeitig  ausgearbeiteten 
Karte  begleitet  war,  sowie  auch,  daß  Clavus'  Vorbild,  Ptolemäus,  seiner  Geographie  detaillierte  Karten 
beifügte,  welche  zu  supplieren  es  offenbar  die  Absicht  des  Clavus  gewesen  ist;  man  ist  aber  aus 
des  Wiener  Textes  eigenen  Worten  zu  der  Schlußfolgerung  berechtigt,  daß  er  ursprünglich  mit  einer 
Nordlandskarte  zusammen  ausgearbeitet  ist.  Die  Einleitungsworte:  Ego  Claudius  Clauß  .  .  .  regna  sub- 
scripta  mihi  uisu  experimentali  mathematicaliter  cognita  picture  diligentia  necnon  scriptibili  memoria 
posteris  fideliter  perennare  curaui  müssen  nämlich  folgendermaßen  wiedergegeben  werden :  „  Ich  Claudius 
Claussen  .  .  .  habe  es  unternommen,  durch  sorgfältige  Zeichnung  sowie  durch  schriftliches  Gedächtnis 
die  mir  durch  eigene  Beobachtung  genau  bekannten  untengenannten  Länder  der  Nachwelt  getreu  zu 
verewigen."  Hieraus  kann  nichts  andres  verstanden  werden,  als  daß  der  Text  von  einer  Karte  begleitet 
war,  ja  daß  Clavus  sogar  das  Hauptgewicht  auf  diese  gelegt  hat,  wodurch  uns  vielleicht  ein  Wink 
über  seine  Arbeitsmethode  gegeben  wird,  die  nach  derselben  Richtung  verweist,  wie  die  Seite  16  be- 
sprochenen Differenzen  zwischen  dem  Nanziger  Texte  und  der  Nanziger  Karte. 

Es  befindet  sich  im  Wiener  Texte  ein  andrer  Passus,  der  vielleicht  wie  eine  Andeutung  auf 
eine  begleitende  Karte  aixsgelegt  werden  kann  und  uns  in  diesem  Falle  über  deren  Ausstattung  Auf- 
klärung gibt.  Bei  der  Erwähnung  von  Lapmarken  ( „ Wildlappenland " )  steht  nämlich  Wildlappmanni, 
qui  sunt  komines  omnino  syluestres  et  pilosi,  sieut  depinguntur,  und  hier  müssen  die  ausgehobenen 
Wörter  übersetzt  werdeu ;  „so  wie  sie  abgebildet  werden".  Darf  man  vermuten,  daß  hiermit  auf  eine 
Abbildung  von  behaarten  Waldmenschen  auf  Clavus'  Karte  hingewiesen  wird?  Auf  Karten  Abbil- 
dungen anzubringen,  war  sowohl  vor  wie  nach  Clavus  sehr  allgemein.  Schon  auf  den  mappoe  mundi 
des  früheren  Mittelalters  findet  man  bildliche  Darstellungen;  solche  wurden  auch  auf  Kompaßkarten 
aufgenommen  und  erscheinen  dort  besonders  in  größerer  Menge  auf  weniger  bekannten  Ländern,  in 
die  man  alle  Art  Mythen  und  Fabeln  verlegte.  Auch  für  die  nordeuropäischen  Gegenden  können  zahl- 
reiche Beispiele  von  Abbildungen  angeführt  werden.  Auf  der  catalanischen  Kompaßkarte  von  Mecia 
de  Viladestes  vom  Jahre  1413  findet  sich  im  nördlichen  Eismeer  eine  hochinteressante  bildliche 
Darstellung  eines  verankerten  Schiffes,  daneben  die  eines  bemannten  Bootes  und  eines  Walfisches.  Im 


Der  Wiener  Text  und  die  dazugehörige  Karte. 


nördlichsten  Norwegen  findet  man  auf  derselben  Karte  Abbildungen  von  drei  Falken,  einem  Eisbären 
und  einem  kleineren  Säugetiere  (einem  Lemming?) 1).  Auf  Angelino  Dalorto's  Karte  von  1339 
befindet  sich  auf  der  südlichen  Küste  von  Norwegen  das  Bild  eines  Falken  mit  der  öfters  vorkom- 
menden Legende:  Hic  sunt  vrsi  albi  .  .  .  Hic  sunt  gilfalcos2).    Bei  der  gleichartigen  Legende:  Hic 

I  sunt  ursi  et  falcones  albi  et  consimilia  auf  einer  mappa  mundi  des  15.  Jahrhunderts  finden  sich  Abbil- 
dungen eines  Bären,  eines  Falken  und  eines  Kenntieres  3).  Auf  dem  Portolano  Nr.  1  in  der  Bibliotec;i 
Nazionale  in  Firenze  vom  Jahre  1447  (der  sog.  genuesischen  Weltkarte)  ist  ein  Eisbär  mit  der  Anmer- 
kung forma  ursorum  alborum 4)  abgebildet.    Bilder  wie  diese  können  leicht  Veranlassung  gegeben 

I  haben  zu  den  Worten  des  Wiener  Textes:  Liste  'Promontorium,  ubi  capiuntur  falcones  albi,  und  liegt 
es  deshalb  nahe  zu  erörtern,  ob  Clavus'  obige  Bemerkung  über  die  wilden  Lappen  nicht  wie  eine 

1  allgemeine  Hindeutung  auf  derartige  Kompaßkarten-Abbildungen  verstanden  werden  könnte.  Abbil- 
dungen von  Lappen  können  nun  gerade  nachgewiesen  werden.    Sowohl  auf  dem  catalanischen  Porto- 

I  lano  Nr.  16  in  der  Biblioteca  Nazionale  in  Firenze  von  za.  1400  5),  als  auf  der  oben  erwähnten  catala- 
nischen Karte  vom  Jahre  1413  sind  im  höchsten  Norwegen  Renntiere  mit  Keitern  in  langen  Mänteln, 

I  mit  Tiara  oder  turbanähnlichen  Kopfbedeckungen  und  mit  an  den  Händen  festgebundenen  Jagdfalken 
abgebildet6).    Auf  Andrea  del  Biancos  Weltkarte  von  1436,  also  gerade  zu  Clavus'  Zeit,  befinden 

I  sich  Bilder  mehrerer  pelzbekleideter  oder  behaarter  Menschen  mit  der  Anmerkung:   In  ac  parte  est 

I  massimum  frigus,  quia  est  sub  tramontana  et  nasitur  omines  siluestros  ').  Auf  eine  solche  Abbildung 
könnten  Clavus'  Worte  von  den  behaarten  Waldmenschen  ja  sehr  gut  hindeuten.  Auch  auf  späteren 
Nordlandskarten  finden  sich  ähnliche  Darstellungen,  so  auf  Pierre  Descelliers'  Karte  von  1546 
im  Lande  Vuillappia  ein  in  Pelz  gekleidetes  Mädchen  in  einer  mit  Tannen  bewachsenen  Berglandschaft, 
in  der  auch  ein  Bär  und  ein  Wildschwein  zu  finden  sinds).  Die  zahlreichen  Bilder  auf  01a us 
Magnus'  carta  marina  von  1539  zeigen,  daß  auch  nordische  Kartographen  später  Karten-Illustrationen 

I  angewandt  haben.  Nach  all  diesem  darf  mau  wohl  nicht  gerade  mit  Bestimmtheit  behaupten,  daß  die 
zum  Wiener  Texte  gehörige  Karte  bildliche  Darstellungen  gehabt  habe  —  uns  kommt  es  jedoch  nicht 
unwahrscheinlich  vor. 

Obgleich  wir  also  festhalten  müssen,  daß  der  Wiener  Text  ebenso  wie  der  Nanziger  Text 
von  einer  Karte  begleitet  gewesen,  ist  jedoch  bis  jetzt  keine  dem  Wiener  Texte  entsprechende  des 
Clavus'  Namen  tragende  Karte  gefunden  worden;  aber  —  es  kann  bewiesen  werden,  daß  die 
im  vorhergehenden  so  oft  genannten  Karten  vom  A-Typus  wirklich  Kopien  von 

|  der  zum  Wiener  Texte  gehörigen  Clavus-Karte  sind.    Elemente  dieser  Nachweisung  hat 

\  Storm  schon  in  seiner  Beweisführung  für  den  gemeinsamen  Ursprung  der  Zamoiski  -  Karte  und 
Schöners  und  Friedliebs  Clavus-Zitate  gegeben.  Jetzt,  wo  wir  statt  der  alleinigen  Zamoiski-Karte 

I  nicht  weniger  denn  sechs  A-Karten  zu  unsrer  Disposition  haben,  statt  Zitate  den  ganzen  Clavus-Text, 
und  wo  wir  darüber  klar  sind,  daß  der  Nanziger  Text  mit  seiner  Karte  eine  Arbeit  für  sich  ist,  wird 
die  Beweisführung  eine  viel  leichtere,  und  kann  derart  argumentiert  werden,  daß  jeglicher  Zweifel  oder 

I  Widerspruch  hinfällig  wird. 

Stellt  man  die  Namen  des  Wiener  Textes  mit  denen  auf  den  sechs  handschriftlichen  A-Karten 
zusammen,  so  wie  dies  in  der  Tabelle  (Beilage  3)  gemacht  ist,  wird  man  sich  von  der  durchgehen  ds 
sehr  guten  Übereinstimmung  gleich  überzeugen;  man  wird  auch  gewahr  werden,  daß  die  Namen  der 

')  Vgl.  S.  59,  Note  6.  —  Die  das  Bild  vom  Walfischfange  begleitende  Legende  ist  abgedruckt  in  Björnbo 
u.  Petersen,  Anecdota  cartograpliica  septentrionalia,  Tab.  1,  S.  16. 

2)  Vgl.  S.  59,  Note  4. 

3)  Vgl.  Penplus,  Tafel  XXXIX. 

*)  Publiziert  von  Ongania,  Tafel  X:  vgl.  Theob.  Fischer,  Die  mittelalterlichen  Welt-  und  Seeharten. 
\  Venedig  1886,  S.  155  ff. 

5)  Vgl.  S.  60,  Note  1. 

°)  Vgl.  auf  Waldseeniüllers  carta  marina  (1516)  die  Darstellung  eines  Renntieres  mit  Reiter  und  eines  Mammuts. 
;J  Vgl.  Lelewels  Atlas,  Tafel  XXXII  und  Periplns,  S.  19. 
s)  Vgl.  Periplus,  Tafel  LH. 
Bjdrnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  9 


66 


Kapitel  V. 


Karten  sich  gegenseitig  supplieren,  so  daß  ihr  gemeinsamer  Namenvorrat  dem  Texte  besser  entsprechen, 
als  die  Namen  auf  jeder  einzelnen  von  ihnen  es  tun.  Der  Grund  hiezu  ist  natürlich  der,  daß  alle 
Karten  mehr  oder  weniger  unvollständige  Kopien  eines  gemeinsamen  Originals 
sind.  Trotzdem  bleiben  im  Texte  eine  Anzahl  Namen  übrig,  die  auf  keiner  der  Karten  nachgewiesen  l 
werden  können;  dies  ist  indessen  namentlich  an  solchen  Orten  der  Fall,  wie  Schonen,  die  dänischen 
Inseln,  Island,  Gotland  und  Norwegen  an  der  Strecke  von  Stavanger  bis  Trondhjem  (Drontheim),  wo  die 
im  Wiener  Texte  benannten  Lokalitäten  so  dicht  aneinander  liegen,  daß  die  Auslassungen  auf  den  Karten 
annehmlich  durch  Platzmangel  entstanden  sein  können.  Betreffs  andrer  Gegenden  ist  dann  wieder  der 
Namen  Vorrat  der  Karten  reicher  als  der  des  Textes;  dies  ist  namentlich  bei  Schweden  und  der  Ostsee- 
küste von  Stralsund  bis  zur  schwedischen  Grenze  hinüber  der  Fall.  In  Bezug  auf  Schweden  muß 
jedoch  hervorgehoben  werden,  daß  die  Namen  längs  der  Küste  im  Text  und  auf  der  Karte  sich  fast 
ganz  decken,  und  daß  der  Wiener  Text  als  eine  Küstenbeschreibung  gehalten  ist,  die  von  Orten  inner- 
halb des  Landes  prinzipmäßig  nur  diejenigen  mitnimmt,  von  denen  man  sagen  kann,  daß  sie  dicht  an 
der  Küste  liegen.  Auf  andern  Teilen  der  Karte  entsprechen  die  Namen  dagegen  denen  des  Textes  so 
genau,  daß  die  ursprüngliche  Zusammengehörigkeit  von  Text  und  Karte  einem  mehr  als  wahrscheinlich 
vorkommt.  Daß  keine  absolute  Ubereinstimmung  stattfindet,  braucht  uns  nicht  zu  verwundern  und 
kann  unter  keinen  Umständen  als  Gegenbeweis  gegen  die  Zusammengehörigkeit  dienen.  Wir  müssen 
nämlich  teils  die  Möglichkeit  in  Betracht  ziehen,  daß  beim  Kopieren  Namen  hinzugefügt  sind,  wie 
dies  der  Fall  war  bei  den  schon  früher  bemerkten  und  öfters  erwähnten  Namen  für  Holstein  ducatvs 
elfacie1),  teils  müssen  wir  erinnern,  daß  auch  in  Fillastres  Kopie  von  Clavus'  zweitem  Werke  (dem 
Nanziger  Werk)  die  Übereinstimmung  zwischen  Text  und  Karte  betreffs  der  Namen  nicht  sonderlich 
genau  war. 

Indessen  gibt  nicht  einmal  eine  durchgehende  Übereinstimmung  der  Namen  einen  durchaus 
sichern  Beweis  für  die  Zusammengehörigkeit;  denn  je  besser  die  Namen  und  deren  Keihenfolge  der 
Wirklichkeit  entsprechen,  desto  schwächer  wird  der  Beweis.  Ein  gemeinsamer  Fehler  oder  eine  gemein- 
same von  der  Wirklichkeit  abweichende  Übereinstimmung  beweisen  daher  mehr  als  viele  der  Wirk- 
lichkeit entsprechende  Übereinstimmungen.  Solche  gemeinsame  Fehler  oder  charakteristische  Überein- 
stimmungen kommen  indessen  häufig  vor;  es  glückte  schon  Storm  vermittelst  der  Auszüge  bei 
Schöner  und  Friedlieb  einige  derselben  hervorzuziehen.  Von  den  für  Text  und  Karten  gemein- 
samen geographischen  Fehlern  können  angeführt  werden:  Kolding  (in  Jütland)  nördlich  von  Vejle, 
Plön  nördlich  von  Kiel,  Västeräs  sehr  weit  nördlich  von  Stockholm,  Skara  an  der  Küste  zwischen 
Stockholm  und  Kalmar,  Ahus  in  Schweden  statt  in  dem  damals  dänischen  Schonen,  Simrishamn  an 
Hallands  Westküste,  statt  an  Schonens  Ostküste  —  alles  dies  Fehler,  die  auch  im  Nanziger  Werke 
vorkommen.  Von  merkwürdigen,  von  der  Wirklichkeit  abweichenden  Übereinstim- 
mungen zwischen  Text  und  Karten  können  die  sonderbaren  früher  erwähnten 
Flußbezeichnungen  erste  Aue,  zweite  Aue  u.  s.  w.*)  genannt  werden,  sowie  die 
Reihen  von  Namen  auf  Grönland,  Island,  Norwegen  nördlich  von  Drontheim  und 
Gotland,  die  man  bis  jetzt  noch  auf  keine  befriedigende  Art  und  Weise  als 
wirkliche  Ortsnamen  zu  deuten  vermocht  hat.  Da  die  Namen  des  Wiener  Textes  hier 
Wort  für  Wort  mit  denen  auf  den  A-Karten  übereinstimmen,  die  doch  auf  ganz  anderm  Wege  über- 
liefert sind,  können  diese  Namen  also  nicht  so  sehr  entstellt  sein,  wie  man  bisher  angenommen  hat, 
und  wir  werden  später  sehen,  daß  ihre  Deutung  einen  ganz  unwiderlegbaren  Beweis  für  die 
Zusammengehörigkeit  des  Wiener  Textes  und  der  A-Karten  liefern.  Ferner  können  als  charakteristische 
Übereinstimmungen  hervorgehoben  werden:  erstens  das  zu  den  mittelalterlichen  Anschauungen  keines- 

1)  Vgl.  S.  27—29. 

2)  Die  sonderbaren  Narnenformen  auf  den  A-Karten  fursta,  auenas,  trediera,  ßerdena  u.  s.  w.  sind,  was  ein 
Vergleich  mit  dem  Wiener  Texte  zeigt  (vgl.  Beilage  3),  nichts  andres  als  Entstellungen  der  Bezeichnungen  forste  aa 
(erste  Aue),  annen  aa  (zweite  Aue),  tre.äie  aa  (dritte  Aue),  fierde  aa  (vierte  Aue)  u.  8.  w.  Aue  in  älterem  Deutsch  — 
Flülichen. 


Der  Wiener  Text  und  die  dazugehörige  Karte. 


67 


wegs  passende  Anbringen  von  Thüle  als  einer  Insel  an  der  norwegischen  Küste,  zweitens  die  wunder- 
bare Legeude  vom  Kreuze  Christi  im  Lande  der  wilden  Lappen,  an  dem  keiner  vorüberzuziehen  wagt, 
drittens  das  Vorgebirge  New  am  weitesten  nördlich  an  Grönlands  Westküste,  welches  als  die  äußerste 
Grenze  der  Erde  bezeichnet  wird. 

Obgleich  also  dermaßen  kein  Zweifel  mehr  vorhanden  sein  kann  über  die  Zusammengehörigkeit 
des  Wiener  Textes  mit  dem  Original  der  A-Karten  und  die  detaillierten  Namensuntersuchungen  im 
folgenden  Kapitel  dies  noch  mehr  bekräftigen  werden,  wollen  wir  hier  dennoch  ebenso  wie  beim  Nan- 
ziger Werke,  und  zwar  reichlich  so  viel  aus  Rücksicht  für  die  textkritische  Behandlung  der  Ortsbestim- 
mungen im  Wiener  Texte,  einen  systematischen  Vergleich  von  Text  und  Karte  vornehmen,  teils  indem 
wir  die  Längen  und  Breiten  der  Karten  ausziehen,  teils  indem  wir  eine  Karte  nach  dem  Texte  kon- 
struieren. Zum  Ausziehen  der  Längen  und  Breiten  eignet  Henricus  Martellus'  At  -  Karte 
sich  am  besten.  Während  nämlich  die  andren  Karten  vom  A-Typus  in  Nicolaus  Germanus' 
trapezförmiger  Projektion  gezeichnet  sind,  ist,  wie  schon  erwähnt,  Ax  in  Marinus'  rektangulärer  Pro- 
jektion ausgeführt,  wo  die  Breitengrade  doppelt  so  lang  wie  die  Längengrade  angesetzt  sind.  Da  diese 
ältere  Projektion  von  Clavus  auf  seiner  in  der  Nanziger  Handschrift  kopierten  Karte  angewandt  sein 
muH,  so  ist  ein  triftiger  Grund  zu  der  Vermutung  vorhanden,  daß  auch  seine  den  Wiener  Text 
begleitende  Karte  in  derselben  Projektion  gezeichnet  war.  Ax  ist  darum  die  einzige  der  A-Karten,  die 
nicht  umgezeichnet  ist.  Wenn  man  nun  Örtlichkeiten  wählt,  wo  die  Namen  im  Wiener  Texte  und  auf 
den  A-Karten  sicher  identifiziert  werden  können,  wenn  man  ferner  ihre  Längen  und  Breiten  aus  den 
Karten  auszieht  und  sie  mit  denen  im  Wiener  Texte  vergleicht,  zeigt  es  sich  wirklich  auch,  daß  Ax  so 
viel  besser  als  die  andern  A-Karten  zum  Texte  paßt,  daß  der  Unterschied  nicht  allein  dem  Umstände 
zu  verdanken  sein  kann,  daß  Ax  viel  größer  als  die  andern  ist,  wodurch  ja  die  Ausziehungsfehler  ver- 
ringert werden.  In  der  Tabelle  haben  wir  darum  nur  eine  Rubrik  für  die  von  Ax  ausgezogenen  Längen 
und  Breiten  aufgenommen.  Der  Vergleich  zwischen  ihnen  und  denen  des  Wiener  Textes  gibt  indessen 
ein  außerordentlich  günstiges  Resultat.  Man  vergleiche  z.  B.  bei  Grönland,  wo  der  stete  Wechsel  von 
Vorgebirge  und  Flußmündung  es  möglich  gemacht,  die  Längen  und  Breiten  für  beinahe  alle  Lokalitäten 
des  Wiener  Textes  auszuziehen.  Die  Abweichung  zwischen  Text  und  Karte  beläuft  sich  höchstens  auf 
iL  °i  übersteigt  selten  lji  0  und  hält  sich  in  der  Regel  auf  5'  bis  10' 1).  Wo  die  Abweichungen  10' 
überschreiten,  ist  in  der  Regel  eine  Reihe  von  den  Zahlen  der  Karte  größer  als  die  des  Textes,  oder 
umgekehrt,  so  daß  eine  kleine  Verschiebung  einer  ganzen  Küstenlinie  stattgefunden  hat,  während  die 
Entfernungen  zwischen  den  aufeinander  folgenden  Orten  in  Text  und  Karte  ungefähr  übereinstimmen. 
Die  Zahlen  zeigen  klar  und  deutlich,  daß  jeglicher  Gedanke  an  einen  möglichen  verschiedenartigen 
Ursprung  oder  an  eine  bewußte  Bearbeitung  vollständig  aufgegeben  werden  muß.  Ein  besseres  Resultat 
zu  erzielen,  könnte  man  kaum  erwarten,  wenn  von  einem  Texte  die  Rede  ist,  den  wir  nur  in  Ab- 
schriften aus  zweiter  oder  dritter  Hand  haben,  und  von  einer  Karte,  die  kaum  eine  direkte  Kopie  nach 
dem  Originale  ist.  Die  Ubereinstimmung  ist  eine  derartige,  daß  man  zwischen  den  Zahlvarianten  des 
Textes  ohne  großes  Risiko  diejenige  wählen  darf,  welche  der  entsprechenden  der  Karte  entnommenen 
Zahl  zunächst  liegt,  und  daß  man,  wo  ein  Zweifel  über  die  Identifikation  der  Text-  und  Kartennamen 
obwaltet,  sich  auf  die  Ubereinstimmung  der  Lage  stützen  kann,  sofern  nicht  geradezu  bestimmt  eine 
Konfusion  von  Seiten  des  Verfassers  oder  des  Abschreibers  nachgewiesen  werden  kann.  Das  in  solchem 
Falle  vorzügliche  Kontrollmittel  der  Kartenzeichnung  wird  beinahe  immer  zeigen,  daß  man  das  Richtige 
erwählt  hat. 


')  Wie  die  Tabelle  (Beilage  3)  zeigt,  sind  die  Differenzen  zwischen  den  Längen  des  Textes  und  der  Karte 
durchschnittlich  nicht  doppelt  so  groß,  wie  die  Differenzen  zwischen  den  Breiten,  wie  zu  erwarten  war,  weil  die 
Breitengrade  der  Karte  doppelt  so  groß  sind  wie  die  Längengrade.  Die  Ursache  davon  ist,  daß  die  Längen  mit  viel 
größerer  Sicherheit  ausgezogen  werden  konnten  als  die  Breiten,  indem  sich  die  Karte  über  zwei  Blätter  erstreckt 
und  durch  das  Einbinden  in  der  Mitte  zwei  Kniffe  mit  einer  tiefen  Rille  dazwischen  erhalten  hat.  Hierdurch  wurde 
der  Photograph  auch  verhindert,  den  mittleren  Teil  der  Karte  mitzubekommen  (vgl.  die  Reproduktion  in  Norden- 
skiöld,  ßidrag  tili  Nordens  äldsta  kartografi,  Tafel  1). 

9* 


68 


Kapitel  V. 


Bei  der  Kartenzeichnung  ist  man  beim  Wiener  Texte  bedeutend  günstiger  gestellt  als  beim  Nanziger. 
Im  Wiener  Teste  fehlen  fast  gar  keine  Zahlen  und  sind  sie  in  zwei,  ja,  wo  'Friedlieb  die  Längen  und 
Breiten  angibt,  sogar  in  drei  von  einander  unabhängigen  Uberlieferungen  aufbewahrt.  Die  Angaben  des 
Wiener  Textes  von  Vorgebirgen,  Küsten,  Buchten  und  Flußmündungen  sind  demnächst  so  reichhaltig  und 
folgen  so  dicht  aufeinander,  daß  wir  in  viel  geringerem  Grade  als  beim  Nanziger  Texte  zur  Aufzeichnung 
von  langen  Küstenlinien  aus  freier  Hand  gezwungen  werden  und  daß  die  wenigen  Fälle,  wo  eine  Orts- 
bestimmung in  allen  Versionen  des  Wiener  Textes  verkehrt  ist,  genau  nachgewiesen  werden  können.  Wo 
die  Kartenzeichnung  eine  Korrektion  der  Zahlen  zu  erfordern  scheint,  wird  man  auch  oft  gewahr,  daß  sich 
auf  der  betreffenden  Stelle  ein  Bruch  in  dem  gleichmäßigen  Steigen  oder  Abnehmen  der  Längen  und  Breiten 
befindet.  Die  Kartenzeichnung  haben  wir  nach  dem  Texte  alleine  vorgenommen,  und  zeigte  es  sich,  daß  fünf 
Korrektionen  notwendig  waren.  Der  Vergleich  mit  den  A-Karten,  den  wir,  um  unbewußten  Erschleichungen 
zu  entgehen,  erst  nach  der  Vollendung  der  Kartenzeichnung  vornahmen,  zeigte,  daß  die  Korrektionen  durch 
die  Karten  bewährt  werden.    Es  sind  folgende: 

1.  Primus  sinus  Pruscie  liegt  dem  Texte  nach  auf  55°  ö.  L. ;  wir  korrigieren  in  57°  ö.  L.  Die 
Reihe  der  Längenzahlen  in  der  Nähe  dieser  Küstenbestimmung  ist  54°  30' —  55°  o' — 55°  40' —  56°  O' 
(Variante  55°  ü')  —  55°  0' —  57°  50'  —  58°  30' —  59°  20'  und  zeigt  deutlich  einen  Bruch,  der  weg- 
fällt, wenn  55°  in  57°  korrigiert  wird.  Bei  der  Kartenzeichnung  gibt  55°  eine  Landzunge  statt  einer  Bucht 
(siehe  den  Ausgangspunkt  des  Pfeiles).  Wird  hier  in  57°  korrigiert,  so  entsteht  dagegen  die  Bucht.  Die 
Korrektion  wird  durch  die  A-Karten  bewährt,  die  gerade  unter  57°  ö.  L.  ein  primus  sinus  Prussie  hat. 

2.  Secundus  sinus  nördlich  von  Arosia  (Västeräs,  in  Schweden)  liegt  dem  Texte  nach  auf  54°  2(/  n.Br., 
wodurch  die  Bucht  ganz  unten  nach  Deutschland  verlegt  wird.  Wir  korrigieren  in  64°  20',  wodurch  der 
Bruch  in  der  Reihe  64°  30'  —  54°  20'  — 64°  20'  —  64°  0'  wegfällt. 

3.  Femthe  aa  fiuuii  ostia  nördlich  von  Kalmar  (in  Schweden)  liegt  dem  Texte  nach  auf  62°  25'  n.Br. 
Wir  korrigieren  in  61°  25',  wodurch  der  Bruch  in  der  Reihe  62°  5'— 61°  40'—  61°  30'  —  62°  25'  — 
61°  15'  —  61°  5' — 61°  o'  wegfällt.  Bei  der  Kartenzeichnung  würde  6  2u  25'  einen  tiefen  schmalen  Meer- 
busen bilden,  der  sich  1°  nordwärts  und  zwar  zwischen  zwei  dicht  aneinander  liegenden  Buchten  krümmte 
(siehe  den  Pfeil).  Die  Korrektion  61°  25'  gibt  dagegen  eine  Küstenlinie  genau  wie  auf  der  A1 -Karte,  die 
eine  Flußmündung  auf  zirka  61°  30'  n.Br.  hat.  Daß  dieser  Fluß  auf  der  Karte  den  Namen  seta  fluuius 
(sechste  Aue)  führt,  während  kein  femthe  aa  (fünfte  Aue)  zu  finden  ist,  rührt  nur  davon  her,  daß  dieser 
letzte  Name  weggefallen  und  der  Name  seta  einen  Platz  höher  gerückt  ist. 

4.  Fulsterbode  reef  und  Falsterbod  emporium  (in  Schonen)  liegen  dem  Texte  nach  beide  auf  59°  n.Br. 
Mit  dieser  Breite  wird  sich  das  Riff  wie  ein  Meerbusen  ins  Land  hineinstrecken,  der  Markt  nördlich 
von  den  nachfolgenden  Städten  Skanör  und  Malmö  liegen,  Skanör  somit  einen  Vorsprung  bilden  (siehe  die 
Pfeile),  was  gar  keinen  Sinn  hat.  Korrigiert  man  59°  in  58°,  welches  am  natürlichsten  sein  würde,  so 
kann  die  Kartenzeichnung  ausgeführt  werden;  diese  Korrektion  aber  wird  nicht  durch  die  A-Karten  bewährt, 
die  Schwedens  südlichsten  Punkt  auf  58°  30'  ä  58°  45'  n.  Br.  legen.  Am  natürlichsten  ist  darum  59°  in 
58°  30'  zu  korrigieren  und  anzunehmen,  daß  hier  nicht  ein  Abschreibefehler,  sondern  eine  ähnliche  Kon- 
fusion im  Ausziehen  der  Breiten  vorliegt,  wie  diejenige,  die  Clavus  augenscheinlich  im  Nanziger  Texte 
begangen  hat 1). 

5.  Die  Insel  Taasing  (bhasind  W,  basind  V)  liegt  dem  Texte  nach  auf  40°  55'  ö.  L.  und  57°  20'  n.  Br., 
wodurch  diese  kleine  Insel  mitten  auf  die  große  Insel  Fünen  verlegt  wird.  Wenn  man  auf  ihre  wirkliche 
Lage  und  ihren  durchaus  korrekten  Platz  im  Nanziger  Text  Rücksicht  nimmt  (vgl.  die  nach  diesem  Texte 
konstruierte  Karte),  so  muß  die  Länge  für  richtig  angesehen  werden,  indem  nach  dem  Wiener  Texte  die 
Stadt  Svendborg  auf  40°  50'  ö.  L.  liegt.  Die  Breite  muß  also  korrigiert  werden.  Einen  Abschreibefehler 
vorauszusetzen  und  in  56°  20'  zu  korrigieren  ist  jedoch  unmöglich,  da  die  Lage  der  Insel  Taasing  dann 
mitten  auf  der  Insel  Langeland  wäre.  Wir  sind  daher  genötigt,  in  56°  50'  zu  korrigieren,  wodurch  die 
Insel  ihre  richtige  Lage  zwischen  Svendborg  und  Langeland  erhält,  ganz  wie  sie  sowohl  auf  den  A-Karten 
wie  auf  der  Nanziger  Karte  liegt.  Diese  durchaus  notwendige  Korrektur  von  1I2°  zwingt  uns  wieder  zu  der 
Voraussetzung  einer  von  Clavus  begangenen  Konfusion  beim  Ausziehen  der  Breiten. 

Dieser  letzte  Fall  drängt  uns  die  Uberzeugung  auf,  daß  sowohl  der  Wiener  als  auch  der  Nanziger 
Text  als  Begleitschreiben  zu  einer  Karte  abgefaßt  sind,  und  zwar  so,  daß  die  Ortsbestimmungen  der  Texte 
aus  den  schon  fertigen  Karten  ausgezogen  sein  müssen.  Je  weiter  die  Untersuchung  fortschreitet,  desto 
mehr  Beweise  haben  wir  an  der  Hand,  daß  dies  gerade  die  Art  und  Weise  gewesen  ist,  wie  Clavus'  Texte 
entstanden  sind.  Die  in  den  obengenannten  Fällen  1  und  3  notwendigen  Korrektionen  könnten  gut  als 
Abschreibefehler  erklärt  werden,  welche  dann  in  einer  beiden  Wiener  Handschriften  zu  Grunde  liegenden 
Abschrift  begangen  sein  müßten.  Es  ist  aber  ebenso  wahrscheinlich,  daß  auch  hier  von  Clavus  selbst 
begangene  Ausziehungsfehler  vorliegen.    In  unsrer  Restitution  des  Wiener  Textes  lassen  wir  darum  auch  in 


»)  Vgl.  S.  16—17. 


Der  Wiener  Text  und  die  dazugehörige  Karte. 


09 


den  oben  genannten  Fällen,  mit  Ausnahme  von  Fall  2,  die  verkehrten  Zahlen  stehen,  weil  wir  nur  die  von  den 
Abschreibern,  nicht  die  vom  Verfasser  begangenen  Fehler  korrigieren  dürfen. 

Jetzt  liegt  es  nahe  zu  untersuchen,  ob  nicht  andre  Fälle  vorhanden  sein  sollten,  wo  der  Vergleich 
zwischen  der  konstruierten  Karte  und  den  A-Karten  uns  vermuten  lassen,  daß  ähnliche  Ausziehungsfehler 
stattgefunden  haben.    Folgende  drei  Fälle  kommen  hier  in  Betracht: 

1.  Annen  au  fluuii  Ostia  nördlich  von  der  Stadt  Ystad  (in  Schonen)  liegt  dem  Texte  nach  auf 
48°  20'  ö.  L.  Wenn  man  einen  Fehler  von  1°  annimmt  und  in  49°  20'  korrigiert,  verschwindet  der  Bruch 
in  der  Keihe  51°  35' — 50°  30' — 50°  5'  —  48°  20'  — 49°  0'  —  48°  25'  —  47°  40',  und  wir  entgehen 
der  Zeichnung  eines  tiefen  Meerbusens  (siehe  den  Pfeil),  die  nicht  durch  die  A-Karten  bewährt  wird. 

2.  Borghsznes,  Seelands  Südostspitze,  liegt  dem  Texte  nach  auf  47°  o'  ö.  L.  Die  Kartenzeichnung 
gibt  für  das  »Nes«  (Nase,  Landzunge)  eine  südlich  um  die  Insel  Falster  sehr  weit  in  die  Ostsee  hineinragende 
Landzunge.  Wenn  man  in  46°  o'  ö.  L.  korrigierte,  würde  das  Mißverhältnis  als  Abschreibefehler  erklärt 
werden  können.  Die  A-Karten  zeigen  jedoch,  daß  eher  ein  Ausziehungsfehler  von  l1^0  (4-7°  0'  statt  45°  30') 
angenommen  werden  muß. 

3.  Holbekz  auf  Seeland  liegt  nach  W  auf  44°  O'  ö.  L.  —  in  V  fehlt  diese  Lokalität.  Das  nach- 
folgende Holbekh  uilla  läßt  annehmen,  daß  die  Genitivform  Holbekz  als  Anfang  zu  Holbekz  nes  oder  Holbekz 
houedh  (d.  h,  Holbsek's  *)  Landzunge)  aufgefaßt  werden  muß.  Benutzt  man  44°  o',  fällt  der  ganze  nordwestliche 
Teil  Seelands  weg  (siehe  den  Pfeil).  Bei  der  Annahme  des  Ausziehungsfehlers  43°  o'  statt  44°  ()'  ver- 
schwindet das  Mißverhältnis,  und  Seelands  richtige  Form,  wie  sie  auf  den  A-Karten  zu  sehen  ist,  tritt  hervor. 

Anmerkung.  Bei  Kyl  ciuitas,  die  dem  Texte  nach  auf  56°  5'  n.  Br.  liegt,  während  der  vorher- 
gehende »nördliche  Hafen«  auf  56°  30'  liegt  und  der  nachfolgende  »südliche  Hafen«  auf  56°  20',  ist  die 
Zeichnung  kaum  durchzuführen.  Ob  hier  ein  Abschreibefehler  56°  5'  statt  56°  25'  vorliegt  oder  ein  Aus- 
ziehungsfehler 56°  5'  statt  56°  35',  läßt  sich  kaum  entscheiden.  Daß  eins  von  beiden  der  Fall  sein  muß, 
zeigen  die  A-Karten. 

In  den  hier  angeführten  Fällen  haben  wir,  obgleich  die  Korrektionen  nicht  wie  bei  den  früher 
erwähnten  Fällen  durchaus  notwendig  sind,  die  Kartenzeichnung  mit  den  korrigierten  Zahlen,  und  nicht  mit 
denen  des  Textes  dui-chgeführt.  Die  Pfeile  zeigen  hier  wieder  die  Korrektionen.  In  dem  restituierten 
Wiener  Texte  haben  wir,  wie  oben,  und  aus  demselben  Grunde,  die  Zahlen  der  Handschriften  trotz  der  Nicht- 
übereinstimmung mit  den  A-Karten  beibehalten. 

Vergleichen  wir  nun  die  A-Karten  mit  der  konstruierten  Karte,  so  zeigt  es  sich,  daß  der 
Kartentypus  durchgehends  derselbe  ist,  und  daß  die  Küstenlinien  erstaunlich  gilt  zu  einander  passen. 
Die  Lage  der  Länder  zu  einander,  Eigentümlichkeiten  wie  z.  B.  die  Meeresverbindung  zwischen  der 
Ostsee  und  dem  Eismeer,  die  merkwürdigen  entstellten  Formen  von  Norwegen,  Island  und  Jütland  und 
die  dem  A-Typus  eigentümliche,  richtige  Form  Grönlands  zeigen  die  vollständigste  Übereinstimmung. 
Und  nicht  nur  in  den  Hauptsachen,  nein,  auch  in  den  Einzelheiten  ist  die  Ubereinstimmung  vor- 
herrschend. Erst  bei  genauerer  Untersuchung  zeigen  sich  die  Verschiedenheiten,  von  denen  wir  hier 
die  wichtigsten  hervorheben  wollen. 

Man  vermißt  auf  der  konstruierten  Karte  einen  Teil  der  auf  den  A-Karten  vorhandenen  Inseln. 
Meistens  liegt  dies  darin,  daß  der  Wiener  Text  sich  damit  begnügt,  die  Anzahl  der  zu  jedem  Lande  gehörigen 
Inseln  zu  nennen,  ohne  ihre  Lage  anzugeben.  Sie  konnten  darum  nicht  auf  der  konstruierten  Karte  ange- 
setzt werden  und  durch  diesen  Mangel  wird  der  Charakter  der  skandinavischen  Halbinsel,  Grönlands  und 
Islands  bedeutend  verändert.  Die  synoptische  Tabelle  zeigt  jedoch,  daß  die  Anzahl  der  Inseln  auf  den 
A-Karten  so  ziemlich  mit  den  Angaben  des  Wiener  Textes  übereinstimmt.  Von  den  mit  Namen  benannten 
Inseln  fehlen  auf  der  konstruierten  Karte  Ösel,  Tonsberg,  Thüle,  Helgeland  (holrelant)  und  magarester 
(Magere?)2).  Von  diesen  ist  Ösel  im  Wiener  Text  die  eine  der  sieben  kleinen  zu  Livland  gehörigen  Inseln 
(insulre  ignobiles).  Tensberg  wird  wohl  im  Wiener  Texte  genannt,  es  wird  jedoch  keine  Erklärung  hinzu- 
gefügt. Das  im  Text  über  Thüle  Gesagte  paßt  ganz  zur  Lage  auf  den  A-Karten ;  es  fehlen  leider  nur  die 
Ortsbestimmungen.  Helgeland  und  Magero  werden  gar  nicht  im  Text  genannt.  Ein  direkter  Widerspruch 
zwischen  den  A-Karten  und  der  konstruierten  Karte  findet  bei  der  dänischen  Insel  Baago  statt.  Nach  den 
A-Karten  liegt  sie  nördlich  von  Fünen,  nach  den  Zahlen  des  Wiener  Textes  hingegen  weit  in  die  Nordsee 
hinaus 3) ;  hier  findet  also  eine  ähnliche  Differenz   statt,   wie  bei  der  Insel  Vdhenskaun  im  Nanziger  Werke. 

')  Holbsek  (Stadt  auf  Seeland). 

Die  Karten  haben  iuagarester  oder  magaresier,  so  daß  es  sehr  zweifelhaft  ist,  ob  diese  Insel,  wie  Storm 
meint,  gleich  Magere  ist;  vgl.  Ymer  1891,  S.  20' 

8)  An  dieser  Stelle  sind  offenbar  die  Zahlen  des  Wiener  Textes  verdorben ;  denn  nach  dem  Platze  im 
Wiener  Text  soll  die  Insel  wie  auf  der  Karte  nördlich  von  Fünen  liegen. 


70 


Kapitel  V. 


Eine  ziemlich  augenfällige  Abweichung  von  den  A-Karten  zeigt  die  konstruierte  Karte,  indem  die 
Landverbindung  zwischen  Lapmarken  und  Grönland  fehlt.  Daß  die  A-Karten  hier  wirklich  Clavus'  Auf- 
fassung wiedergeben,  wird  später  gezeigt  werden.  Da  der  Wiener  Text  indessen  keine  Ortsbestim- 
mungen für  diese  auch  auf  den  A-Karten  namenlose  Küste  geben,  hat  sie  bei  der  Kartenzeichnung  nicht 
mitaufgenommen  werden  können.  Wenn  dagegen  auf  einigen  der  A-Karten  die  Namen  auf  Grönlands  Ost- 
küste sich  viel  höher  nach  Norden  erstrecken  als  auf  der  konstruierten  Karte,  so  verdanken  wir  dies,  wie 
schon  früher  erwähnt1),  dem  Eifer  der  Kopisten,  namentlich  des  Nicolaus  Germanus,  die  nackte 
Küstenstrecke  auszufüllen. 

Eine  leere  Küstenlinie  entsteht  auf  der  konstruierten  Karte  im  nördlichen  Norwegen,  weil  im  Wiener 
Texte  zwei  Namen  der  A-Karten  fehlen.  Ob  dies  ein  Fehler  des  Clavus'  oder  der  eines  Abschreibers  ist, 
kann  natürlich  nicht  entschieden  werden. 

Die  durchgreifendste  Differenz  findet  an  der  Ostseeküste  zwischen  Stralsund  und  Schweden  statt, 
sowie  im  Innern  der  skandinavischen  Halbinsel,  wo  auf  den  A-Karten  zahlreiche  Ortschaften  und  verschiedene 
Binnenseen  zu  finden  sind,  die  der  Text  nicht  anführt.  Ob  diese  Verschiedenheiten  aus  irgendwelchem 
Prinzip  des  Clavus  herrühren  oder  andre  Ursachen  haben,  kann  erst  gleichzeitig  mit  der  Frage  von  den  von 
ihm  benutzten  Quellen  und  von  dem  Umfange  der  von  den  Kopisten  unternommenen  Überarbeitung  der 
originalen  A-Karte  entschieden  werden  (Kap.  VIII). 

Iu  der  Frage  von  der  Zusammengehörigkeit  der  A-Karten  und  des  Wiener  Textes  spielen  die 
hier  hervorgehobenen,  teilweise  sogar  nur  scheinbaren  Differenzen,  den  zahlreichen  und  durchgreifenden 
Übereinstimmungen  gegenüber  keine  Rolle.  Sie  zeigen  nur  auf  der  einen  Seite,  daß  die  uns  jetzt  vor 
Augen  liegenden  A-Karten  nicht  nach  dem  Wiener  Texte  gemacht  sein  können,  und  auf  der  andren 
Seite,  daß  dieser,  von  dessen  vielen  beschreibenden  Legenden  sich  nur  einzelne  Spuren  auf  den  Karten 
finden,  nicht  von  unkundiger  Hand  nach  den  Karten  ausgearbeitet  sein  kann,  so  wie  z.  B.  Regers 
Textbeilage  in  der  Ulrner  Ausgabe  von  1486  nach  der  gedruckten  B-Karte.  Das  Verhältnis  zwischen 
dem  Wiener  Text  und  dem  Original  der  A-Karten  muß  analog  mit  dem  Verhältnis  zwischen  dem 
Nanziger  Text  und  der  Nanziger  Karte  aufgefaßt  werden:  den  einen  Teil  des  mitzuteilenden  Stoffes 
hat  der  Verfasser  zweckmäßiger  gefunden,  nur  auf  der  Karte  anzugeben  —  den  andern  nur  im  Text. 
Trennt  man  also  Karte  und  Text,  so  gibt  jeder  für  sich  nur  ganz  unvollständig  das,  was  der  Verfasser 
hat  geben  wollen :  eine,  soweit  es  in  seiner  Macht  stand,  vollständige  kartographische 
und  beschreibende  Schilderung  der  Nordlande  (vgl.  die  Einleitungsworte  des  Wiener  Textes). 
Erst  wenn,  wie  im  Nanziger  Werke,  die  A-Karten  und  der  Wiener  Text  wie  ein  zusammengehöriges 
Ganzes  aufgefaßt  werden,  entsteht  diese  einheitliche  Darstellung  des  Nordens.  Es  muß  jedoch  bestimmt 
hervorgehoben  werden,  daß  die  Karte  dem  Verfasser  die  Hauptsache  gewesen  ist,  und 
daß  der  Text  auf  Grundlage  und  als  Supplement  zu  dieser  entstanden  ist,  und 
dessen  Ortsbestimmungen  ganz  und  gar  abhängig  von  denen  der  Karte  sind.  Die 
ursprüngliche  Zusammengehörigkeit  des  Wiener  Textes  und  des  Originals  der  A-Karten,  die  wir  nun 
über  allen  Zweifel  erhaben  glauben,  beweist  die  Richtigkeit  von  Storms  energischer  Behauptung,  daß 
die  ursprüngliche  A-Karte  ein  Werk  des  Dänen  Claudius  Clavus  sei,  eine  Behauptung, 
die  ja  insofern  in  den  Karten  selbst  ihre  volle  Bestätigung  finden,  als  dieselben,  wie  wir  sahen  (Kap.  II), 
in  einer  durchaus  dänischen  Sprachform  des  15.  oder  Schluß  des  14.  Jahrhunderts  abgefaßt  sind. 


Hiemit  können  wir  den  ersten  Teil  unsrer  Untersuchungen  abschließen.  Es  wurde  darin  der 
Zweck  verfolgt,  den  Zusammenhang  zwischen  den  verschiedenen  Quellen,  in  denen  Clavus'  Arbeiten 
aufbewahrt  sind,  darzulegen,  und  wollen  wir  in  Kürze  die  Hauptresultate  dieser  Darlegung  rekapitulieren. 

Es  ist  nachgewiesen,  daß  das  Nanziger  Werk  die  Abschrift  einer  von  Clavus  in  Italien  ver- 
faßten Arbeit  ist,  daß  diese  Abschrift  in  Bezug  auf  den  Text  vollständig  ist,  und  daß  die  Karte  wohl 
ein  geringes  Format  hat,  trotzdem  aber  dasselbe  Gebiet  umspannt  wie  das  Original.  Daß  dieses  Werk 
in  keiner  andern  Beziehung  zu  den  übrigen  Clavus-Uberlieferungen  steht,  als  daß  es  vom  selben  Ver- 
fasser stammt,  haben  die  Untersuchungen  auf  verschiedene  Weise  klar  zutage  gelegt. 


»)  Vgl.  S.  32. 


Der  Wiener  Text  und  die  dazugehörige  Karte. 


71 


Von  Clavus  zweitein  Werke  haben  wir  gezeigt,  daß  es  ebenso  wie  das  Nanziger  Werk 
ursprünglich  aus  einer  Karte  (dem  Original  der  A- Karten)  mit  begleitendem  Text  (dem  Wiener  Text) 
bestanden  haben  muß. 

Um  nun  den  Zusammenhang  und  die  Geschichte  der  Überlieferungen  zu  veranschaulichen, 
haben  wir  eine  Stammtafel  über  beide  Arbeiten  des  Clavus  entworfen.  Die  Stammtafel  über  das  Nan- 
ziger Werk,  dessen  Original  wir  Ct  nennen,  ist  ebenso  einfach,  wie  die  über  das  andre  Werk,  dessen 
Original  wir  C2  nennen,  verwickelt  und  weitläufig  ist.  Der  Text  und  die  Karte  dieses  Werkes  sind 
frühzeitig  von  einander  getrennt  worden,  oder  wir  kennen  vielmehr  das  Werk  nur  durch  von  einander 
getrennte  Kopien  des  Textes  und  der  Karte,  die  zu  verschiedenen  Zeiten  respektive  nach  Deutschland 
und  nach  Italien  gelangt  sind.  Die  Untersuchung  der  Ptolemäus-Handschriften  des  Nicolaus  Ger- 
manus und  des  Henricus  Martellus  bekräftigen,  daß  um  1465 — 70  eine  Kopie  der  Karte  ohne 
begleitenden  Text  nach  Norditalien  gekommen  ist.  Diese  bis  jetzt  noch  nicht  gefundene  erste  Kopie 
ist  in  der  Stammtafel  mit  (A)  bezeichnet.  Von  dieser  schreiben  sich  die  handschriftlichen  Karten 
At — A6  sowie  die  älteren  B1 — B3  von  dem  durch  Nicolaus  Germanus  gebildeten  B-Typus,  jedoch 
derart,  daß  mehrere  dieser  Karten,  wie  die  Stammtafel  zeigt,  von  einander  entlehnt  haben.  Die  letzt- 
genannte dieser  italienischen  Karten  B3  wanderte  nordwärts  nach  Deutschland  und  bildete  hier  die 
Grundlage  für  die  gedruckte  B-Karte  in  den  Ulmer  Ausgaben  von  1482  und  1486,  von  welchen  sich 
nicht  allein  die  vielen  neueren  Karten  vom  B-Typus,  sondern  auch  Begers  Textbeilagen  (R  in  der 
Stammtafel)  in  der  Ausgabe  von  1486  schreiben. 

Erst  im  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  gelangte  der  Text,  jedoch  ohne  die  dazugehörige  Karte, 
nach  Deutschland.  Alle  Textüberlieferungen  scheinen  nämüch  auf  ein  und  dieselbe  ziemlich  späte  und 
stark  verdorbene  Abschrift  zurückzuführen  zu  sein,  und,  wie  wir  nachgewiesen  haben,  darf  es,  bis  neue 
Aufschlüsse  etwa  gefunden  werden,  zunächst  angenommen  werden,  daß  es  Johannes  Virdung  von 
Hasfurt  ist,  der  während  seines  Aufenthaltes  in  Dänemark  diese  Abschrift  genommen  und  sie  den 
deutschen  Geographen  zugestellt  hat.  In  der  Stammtafel  haben  wir  darum  diese  verschollene  erste 
Abschrift  mit  (H)  bezeichnet.  Aus  dieser  haben  Schöner  (1515)  und  Friedlieb  (1518)  unab- 
hängig von  einander  Auszüge  gemacht,  während  Vögel  in  etwas  später  (um  1525)  sowie  ein  unbe- 
kannter Wiener  Geograph  kurz  nach  1529,  wiederum  unabhängig  von  einander  und  von  den  vorigen, 
dieselbe  abgeschrieben  haben  (vgl.  die  Stammtafel  S,  F,  V,  W).  Bei  Schöner  macht  sich  das  merk- 
würdige Verhältnis  geltend,  daß  Clavus'  Text  hier  mit  dem  entstellten  Kartentypus,  den  Nicolaus 
Germanus  auf  Grundlage  von  Clavus'  vor  langer  Zeit  nach  Norditalien  überführter  Karte  gebildet 
hatte,  zusammentrifft  und  kombiniert  wird. 


N 


(f) 


A3  A4  A5 


Bx  B2  B3 
-1482 


A6 


B4  B5  B6  B7 
etc. 


1486  +  B  1 


(H) 


F 


W 


72 


Kapitel  V. 


Noch  eine  Frage  wäre  zu  erledigen:  welches  der  beiden  Werke  das  älteste  sei.  Die  genauere 
Untersuchung  des  Inhaltes  derselben  kann  keinen  Zweifel  darüber  obwalten  lassen;  schon  aus  ganz 
äußeren  Gründen  kann  indessen  festgestellt  werden,  daß  das  Nanziger  Werk  das  älteste  ist. 

Mit  Hilfe  der  Noten,  die  Kardinal  Fillastre  den  Ptoleinäiscken  Karten  der  Nanziger  Hand- 
schrift hinzufügen  ließ,  beweist  Storni  ganz  unwiderlegbar1),  daß  der  Kardinal  das  in  der  Nanziger 
Handschrift  aufbewahrte  Werk  von  Clavus  während  seines  Aufenthaltes  in  Italien  1427  kennen  lernte. 
Dieses  Werk  muß  also  unbedingt  spätestens  im  Jahre  1427  verfaßt  sein.  Der  Wiener  Text  dagegen 
muß  nach  dem  Jahre  1425  abgefaßt  sein;  denn  es  wird  darin  erwähnt,  daß  in  diesem  Jahre  bei  einem 
Vorgebirge  an  Schonens  Westküste  Gold  gefunden  ist.  Es  würde  immerhin  einige  Zeit  vergangen 
sein,  ehe  die  Mitteilung  über  diesen  Fund  Italien  erreicht  haben  könnte,  und  da  Fillastre  den  Clavus 
nicht  persönlich  gekannt  hat,  sondern  sein  Werk  durch  Übermittlung  erhalten,  kann  man  kaum 
annehmen,  daß  das  Nanziger  Werk  im  selben  Jahre,  wo  es  dem  Kardinal  in  die  Hände  geraten  ist, 
entstanden  sein  sollte.  Also  sind  nur  zwei  Möglichkeiten  vorhanden,  entweder  muß  der  Nanziger  Text 
älter  sein  als  der  Wiener,  oder  auch  sie  sind  beide  im  Jahre  1426  verfaßt.  Die  letzte  Möglichkeit 
ist  aber  mehr  als  unwahrscheinlich.  Die  beiden  Werke  sind  trotz  ihrer  Ähnlichkeit  doch  so  ver- 
schieden, ihre  Längen-  und  Breitenangaben  so  sehr  von  einander  abweichend  und  ihre  kartographischen 
Bilder  über  die  Nordlande  so  ungleich,  daß  sie  unmöglich  gleichzeitig  von  ein  und  demselben  Manne 
verfaßt  sein  können.  Keinem  wird  es  auch  einfallen,  zwei  faktisch  so  verschiedene  Werke  über  genau 
denselben  Stoff  zu  verfassen.  Es  muß  eine  kürzere  oder  längere  Reihe  von  Jahren  zwischen  deren 
Abfassung  liegen;  folglich  ist  das  Nanziger  Werk  das  älteste. 

Was  übrigens  die  Zeit  der  Abfassung  des  Nanziger  Werkes  betrifft,  so  haben  wir  nichts  zu 
Storms  Angabe  hinzuzufügen;  daß  es  nämlich  nach  dem  Jahre  1413  (Landskronas  Gründungsjahr), 
und  zwar  in  Italien,  verfaßt  sein  muß,  zunächst  wohl  ums  Jahr  1424,  d.  h.  das  von  Poggio  erwähnte 
Jahr,  in  welchem  er  den  mit  Clavus  identischen  Nicolaus  Gothus  in  Rom  getroffen  hat2).  Das 
jüngere  Werk  dürfte  somit  erst  mehrere  Jahre  nach  1425  entstanden  sein. 


»)  Vgl.  Ymer  1889,  S.  136. 
2)  Vgl.  Ymer  1891,  S.  17—18. 


Kapitel  VI. 
Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


Nachdem  wir  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  den  wechselseitigen  Zusammenhang  zwischen 
den  verschiedenen  Uberlieferungen  der  beiden  Werke  des  Clavus  nachgewiesen  haben,  wollen  wir  in 
den  folgenden  den  Inhalt,  den  Wert  und  die  Bedeutimg  dieser  Werke  betrachten,  sowie  ihr  Verhältnis 
zu  einander  klarlegen,  uud  ebenfalls  nachweisen,  welche  Quellen  der  Verfasser  zu  denselben  benutzt 
hat.  Eine  notwendige  Voraussetzung  für  eine  eingehende  Behandlung  dieser  Fragen  ist  indessen  das 
Verständnis  der  von  Clavus  angeführten  Ortsnamen.  Was  das  Nanziger  Werk  betrifft,  so  hat  Storm 
die  in  demselben  vorkommenden  Ortsnamen  so  eingehend  und  erfolgreich  behandelt,  daß  wir  uns  darauf 
beschränken  können,  unsre  weiteren  Erörterungen  als  Noten  in  der  Textausgabe  (Kap.  VII)  anzubringen. 
Für  uns  gilt  es  vor  allen  Dingen,  uns  Klarheit  über  die  Namen  in  Clavus'  zweitem  Werke,  dem  neu- 
gefundenen Wiener  Texte  und  den  dazu  gehörigen  A-Karten,  zu  verschaffen.  Daß  uns  bei  dieser  Unter- 
suchung viele  Schwierigkeiten  entgegentreten  werden,  ist  schon  vorderhand  einleuchtend.  Da  nämlich 
der  Wiener  Text  nur  in  späteren  durch  Ausländer  angefertigten  Abschriften  vorliegt,  deren  Verfasser 
der  nordischen  Sprachen  durchaus  unkundig  waren,  sind  dessen  Ortsnamen  natürlich  oft  in  hohem 
Grade  entstellt.  Ebenso  bilden  die  A-Karten,  nach  unserm  Ermessen,  eine  Uberlieferung,  die,  betreffs 
der  Namen,  nicht  allein  unvollständig,  sondern  auch  sehr  entstellt  ist,  und  hiezu  kommt  noch  der  eigen- 
tümliche Fall,  daß  Text  und  Karte  frühzeitig  von  einander  getrennt  wurden,  so  daß  die  Namen  des 
Textes  und  die  der  Karten  ihre  Entstellungsprozesse  ganz  unabhängig  von  einander  durchgemacht 
haben.  Namen,  welche  in  Wirklichkeit  nichts  mit  einander  gemein  haben,  können  dadurch  im  Text 
und  auf  den  Karten  eine  zufällige  Ähnlichkeit  bekommen  haben,  und  umgekehrt  können  hinwieder  die 
in  Wirklichkeit  identischen  Namen  auf  so  viel  verschiedene  Weise  entstellt  sein,  daß  die  ursprüngliche 
Zusammengehörigkeit  einem  kaum  glaublich  erscheinen  würde,  wenn  man  nicht  Schritt  für  Schritt  die 
Entstellung  verfolgen  könnte.  Skälholt  auf  Island  hatte  —  um  nur  ein  Beispiel  anzuführen  —  zweifellos 
im  Original  die  Form  Scalotensis  ciuitas;  im  Wiener  Text  ist  der  Name  in  Stiolocen  ciuitas  und  Sno- 
locen  ciuitas  entstellt,  auf  den  Karten  hat  er  alle  Grade  der  Entstellung  durchgemacht:  stalodin,  steloch, 
stelotk,  stelonch,  slelonsk,  nelönick,  bis  die  Entstellung  im  Texte  der  Ulmer  Ausgabe  von  1486  mit  der 
Form  Nelsnick  kulminiert.  Falls  die  Zusammengehörigkeit  solcher  entstellten  Namen  des  Textes  und 
der  Karten  nicht  nach  einem  unwiderlegbaren  Prinzipe  klar  dargelegt  werden  kann,  setzt  man  sich 
dem  Versehen  aus,  dieselben  Fehler  zu  begehen,  welche  frühere  Ausleger  begangen  haben,  indem  sie, 
die  Lautähnlichkeit  mit  wirklichen  Ortsnamen  benutzend,  Namen,  die  faktisch  nur  verschiedenartige 
Entstellungen  eines  und  desselben  Namens  sind,  als  zwei  ganz  verschiedene  Lokalitäten  auffaßten.  Um 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  10 


u 


Kapitel  VI. 


bei  dem  obigen  Beispiele  zu  bleiben,  nimmt  Breels dorff  an,  daß  Slelocth  (s.  die  Zeno-Karte)  mög- 
licherweise Steinsholt  sein  könne,  Olafur  DaviÖsson,  daß  das  uelö  nist  (d.  h.  nelönick)  in  der  Ulmer 
Ausgabe  Vallanes  sei. 

Ein  flüchtiger  Vergleich  der  verschiedenen  Kartenkopien  untereinander  zeigt  eine  andre  Art 
von  Entstellungen.  Wegen  des  oft  sehr  ungenügenden  Platzes  sind  öfters  zwei  Namen  zu  einem 
zusammengelaufen  oder  aus  einem  Namen  sind  zwei  Namen  gemacht.  Aus  den  Karten  allein  ist  das 
in  jedem  einzelnen  Falle  Stattgefundene  kaum  möglich  zu  konstatieren;  auch  hier  muß  der  Vergleich 
mit  dem  Texte  einen  auf  die  richtige  Spur  führen.  Derartige  Entstellungen  haben  vermutlich  statt- 
gefunden, wenn  z.  B.  auf  Island  A4  hos  und  os  hat,  At  dagegen  hosos,  A2 — A5  t<Qi}ir  und  hos, 
B1 — B3  und  die  Ulmer  Ausgabe  dagegen  tirchos  oder  tirhos,  oder  wenn  auf  Seeland  nardi-amb'g  (d.  h. 
Vordingborg)  in  der  Ulmer  Ausgabe  1486  zu  Nardi  und  Ansig  geworden  ist. 

Eine  sichere  und  zuverlässige,  d.  h.  eine  als  Grundlage  der  Namendeutung  anwendbare  Identi- 
fikation der  Namen  von  Text  uud  Karte  kann  aus  diesen  Gründen  kaum  auf  eine  mehr  oder  weniger 
deutliche  Übereinstimmung  im  Laut  oder  in  der  Schreibweise  aufgebaut  werden.  Da  nun  indessen  der 
Wiener  Text  und  die  A-Karten  ohne  Zweifel  zusammengehört  haben,  und  wir  annehmen  müssen,  daß 
der  Text  entstanden  ist  c  durchs  Ausziehen  der  auf  der  verloren  gegangenen  Originalkarte  längs  der 
Küsten  liegenden  geographischen  Lokalitäten  (vgl.  S.  15 — 17  und  68),  so  wird  die  Reihenfolge  der 
Namen  im  Text  und  auf  den  Karten  ohne  Zweifel  die  sicherste  Grundlage  für  die 
Angabe  ihrer  Zusammengehörigkeit  sein.  Durchaus  entscheidend  wirkt  dieses  Kriterium 
jedoch  nicht,  da  die  Anzahl  der  Namen  von  Karten  und  Text  sich  selten  vollständig  decken;  es  sagt 
immerhin  soviel,  daß  wenn  im  Texte  ein  Name  dem  andern  vorangeht,  dies  auch  normaliter  auf  den 
Karten  der  Fall  sein  muß.  Nur  wo  die  verschiedenen  A-Karten  im  Widerspruch  zu  einander  stehen, 
darf  von  diesem  Prinzipe  abgewichen  werden.  Wird  dasselbe  befolgt,  so  darf  die  Identifikation  der 
Namen  im  übrigen  vorgenommen  werden  —  außer  nach  der  Lautähnlichkeit  ■ —  nach  der  geographischen 
Lage  und  der  Art  der  betreffenden  Lokalität:  d.  h.  die  Identifikation  muß  derart  geschehen,  daß  die 
von  Clavus  aus  der  Originalkarte  ausgezogenen  Ortsbestimmungen  des  Textes  so  genau  wie  möglich 
den  Längen  und  Breiten  entsprechen  sollen,  welche  wir  aus  den  auf  uns  gekommenen  Kopien  der 
Originalkarte  ausziehen  können,  und  ein  Flußname  auf  der  Karte  soll  einem  Flußnamen  des  Textes, 
ein  Städtenamen  einem  Städtenamen  u.  s.  w.  entsprechen.  Selbstverständlich  ist  A1?  die  nicht  in 
Nicolaus  Germanus'  Projektion  umgezeichnet  ist,  die  A-Karte,  welche  in  dieser  Beziehung  mit  der 
größten  Chance  für  ein  zuverlässiges  Resultat  benutzt  werden  darf.  Verfährt  man  in  dieser  Weise,  so 
gibt  es  nur  wenige  Fälle,  wo  über  die  Identifikation  der  Text-  und  Kartennamen  ein  Zweifel  obwalten 
kann.  Dagegen  kommt  häufig  vor,  daß  die  derart  identifizierten  Namen  ganz  verschieden  von  einander 
sind;  als  Beispiele  können  wir  anführen;  torriborg  und  colesing,  grintz  und  archius,  manh  und  naf, 
eeynth  und  h\en,  heyde  und  ceum  oder  crui  (das  trin  der  Zeno-Karte);  dennoch  ist  es  über  jeglichen 
Zweifel  erhaben,  daß  die  Identifikation  beinahe  immer  richtig  ist.  Die  Prinzipe,  auf  denen  sie  beruht, 
sind  die  einzigen  zum  Ziele  führenden,  und  die  auf  Grundlage  der  Identifikation  unternommene  Deutung 
garantiert  oft  auf  die  sonderbarste  Weise  für  ihre  Richtigkeit.  In  der  als  Beilage  hinzugefügten  Tabelle 
teilen  wir  das  Resultat  dieser  Identifikation  der  Text-  und  Kartennamen  mit,  und  werden  wir  nun  auf 
Grundlage  des  in  dieser  Tabelle  gegebenen  Materials  zur  Deutung  der  Namen  übergehen. 

Vergleicht  man  den  Namenvorrat  im  Nanziger  mit  dem  im  Wiener  Texte  uud  auf  den 
A-Karten  wird  man  nicht  umhin  können  zu  bemerken,  daß  dieser  sehr  viel  reicher  ist  als  jener;  man 
wird  aber  zugleich  gewahr  werden,  daß  Reichtum  und  Armut  hier  in  einem  ganz  besonderen  Verhältnis 
zu  einander  stehen.  In  betreff  der  Meere,  der  Landschaften,  Städte  und  Inseln  ist  der  Namenvorrat 
ungefähr  derselbe  in  den  beiden  Werken:  es  finden  sich  allerdings  im  Wiener  Texte  und  auf  den 
A-Karten  Namen,  die  nicht  im  Nanziger  Texte  vorkommen,  und  umgekehrt;  die  für  jedes  Werk  eigen- 
tümlichen Namen  sind  jedoch  meistens  leicht  verständlich  und  durchgehends  wenig  entstellt.  Bei  den 
Vorgebirgen,  Buchten  and  Flüssen  herrscht  dagegen  ein  auffälliger  Unterschied.  Der  Nanziger  Text 
beschreibt  die  Küsten  mit  ihren  Vorgebirgen  und  Buchten  auf  Ptolemäische  Weise  in  allgemeinen 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


75 


Wendungen  wie:  meridionalis  laieris  descripcio,  prima  eius  exteusio,  post  extensionem  primum  extensio, 
que  deinde  subscribitur,  que  ad  ortum  flectitur,  —  primum,  secundum  u.  s.  w.  Promontorium  et  eius 
sinus,  et  quod  in  dorso  eius  est  uersus  occidentem  u.  dgl.  Der  Wiener  Text  Bedient  sich  ganz  gewiß 
auch  solcher  Bezeichnungen  wie  primus  sinus,  primum  littus,  primum  Promontorium;  aber  während  sie 
im  Nanziger  Text  ganz  besonders  in  Schwellen,  Norwegen,  auf  Island  und  in  Grönland  hervortretend 
sind,  haben  der  Wiener  Text  und  die  A-Karten  gerade  an  diesen  Stellen  ein  ganz  andres  Aussehen. 
In  Schweden  wechseln  hier  die  lateinischen  Zahlwörter  für  die  Vorgebirge  mit  dänischen  für  die  Flüsse. 
In  Norwegen,  auf  Island  und  in  Grönland  sowie  auf  Gotland  sind  die  lateinischen  beschreibenden 
Ausdrücke  im  Stile  des  Ptolemäus  ganz  verschwunden  und  mit  bestimmten  Namen  ersetzt.  Diese 
hat  man  bis  jetzt  immer  als  Ortsnamen  wirklicher  Vorgebirge  und  Flüsse  aufgefaßt,  und  man  muß 
zugestehen,  daß  es  vorderhand  ungereimt  wäre,  sie  auf  andre  Weise  zu  verstehen. 

Die  Deutung  eben  dieser  Namen  als  respektive  norwegische,  isländische,  grönländische  und 
gotländische  Ortsnamen  hat  aber  immer  unüberwindliche  Schwierigkeiten  gekostet,  und  während  man 
glauben  sollte,  daß  das  beständig  wachsende  Material  größere  Klarheit  gebracht  haben  müßte,  ist  dies 
so  wenig  der  Fall  gewesen,  daß  man  eher  vom  Gegenteil  reden  könnte. 

Während  Ed.  Erslev1)  sich  an  die  Deutung  der  dänischen  Namen  hielt,  haben  H.  P.  E g g e r s, 
H.  F.  J.  Estrup,  Zahrtmann,  J.  H.  Bredsdorff,  Joachim  Lelewel,  Nordenskiöld  und 
Japetus  Steenstrup2)  durch  ihre  Studien  der  Zeno-Karte  den  auf  dieser  benutzten  isländischen 
und  grönländischen  Clavus-Namen  ihre  Aufmerksamkeit  gewidmet,  und  haben  sie  teilweise  mit  den 
ihnen  entsprechenden  auf  der  gedruckten  B-Karte  zusammengestellt.  Lelewel  berührt  bei  der  Be- 
handlung der  B-Karte  auch  die  Deutung  der  unverständlichen  norwegischen  und  gotländischen  Namen. 
Diese  letzteren  hat  auch  G.  Lindström3)  zu  deuten  versucht,  während  die  isländischen  Namen  auf 
einer  Keihe  alter  Karten  (darunter  verschiedene  Karten  des  Clavus),  von  ölafur  Daviösson4) 
behandelt  sind.  Schon  der  Umstand,  daß  kaum  zwei  der  genannten  Forscher  irgendwo  denselben  Namen 
auf  dieselbe  Weise  verdolmetschen,  muß  einen  gewissen  Zweifel  über  die  Richtigkeit  ihrer  Resultate 
wachrufen,  und  Kiben  si&  bei  den  späteren  Gelehrten:  Storm,  Thoroddsen,  Hans  Hildebrand, 
Ahlenius,  Oscar  Brenner,  Jos.  Fischer  und  F.  W.  Lucas,  welche  sich  mehr  oder  weniger 
eingehend  mit  der  Frage  beschäftigt  haben,  auch  keinen  weiteren  Beifall  gefunden.  Wir  fühlen  uns 
besonders  veranlaßt,  die  Namen  dieser  Männer  hier  anzuführen;  denn  ihr  Schweigen  ist  uns  lehrreicher 
gewesen  als  die  Resultate  der  andern;  es  hat  uns  nämlich  in  unsrer  Uberzeugung  bestärkt,  daß  man 
auf  den  bis  jetzt  betretenen  Wegen  kein  befriedigendes  Resultat  erzielte.  Wenn  wir  in  unsrer  folgenden 
Untersuchung  dazu  kommen,  die  von  den  älteren  Forschern  errungenen  Resultate  durchwegs  über 
Bord  zu  werfen,  haben  wir  trotzdem  ein  volles  Einsehen  der  Schwierigkeiten,  mit  welchen  sie  zu 
kämpfen  gehabt  haben,  und  das  Bewußtsein,  wie  viel  besser  wir  jetzt  dran  sind.  Statt  einer  einzelnen, 
späten  und  ungenauen  Karte  liegt  jetzt  ein  umfassendes  Kartenmaterial  vor,  dessen  ältere  und  jüngere 
Bestandteile  auszuscheiden  uns  geglückt  ist,  und  dessen  innerer  Zusammenhang  hat  bestimmt  werden 


1)  Ed.  Erslev,  JyUand,  Ksbenhavn  1886,  S.  139. 

2)  H.  P.  Eggers,  Om  Grönlands  Psterbygds  sande  Beliggenhed  in  Det  kgl.  danshe  Landhutisholdnings  Selskabs 
Skrifter  IV,  K^benhavn  1794,  S.  239  ff.  (über  die  Namen  S.  313  ff.).  —  H.  F.  J.  Estrup,  Nogle  Bemcerkninger 
angaaende  Grönlands  £sterbygd  in  Det  skandinaviske  Litteratur-Selskabs  Skrifter  XX,  K  benhavn  1824,  S.  243  ff  — 
Zahrtmann,  l.  c.  (vgl.  S.  20,  Note  3)  S.  1  ff.  —  J.  H.  Bredsdorff,  Om  det  wldste  bekjendte  Kort  over  Grönland 
in  Nordisk  Tidsskrift  for  Oldkyndigheä  III,  K  benhavn  1836,  S.  193 — 211.  —  Derselbe,  Brfydrene  Zenos  Reiser  in 
Grönlands  historiske  Miniesmwrker  III,  Kfcbenhavn  1845,  S.  529  ff  —  Lelewel,  Geographie  du  mögen  äge  IV,  Breslau 
1852,  S.  79  ff.  —  A.  E.  Nordenskiöld,  Om  bröderna  Z°nos  resor  in  Studier  och  forskningar,  Stockholm  1883,  S.  1  ff. 
(deutsche  Ubersetzung:  Studien  und  Forschungen,  Leipzig  1885).  —  Japetus  Steenstrup,  Zeniernes  Rejser  i  Norden 
in  Aarb<t>ger  for  nordisk  Oldkyndighed  og  Historie,  benhavn  1883,  S.  136  ff.  (französische  Übersetzung:  Les  voyages  des 
Frh-es  Zeni  dans  le  Nord  in  Compfe  Rendu  des  Americanistes,  C'openhagen  1884,  S.  150 — 189). 

3)  G.  Lindström,  Anteckningar  om  Gotlands  medeltid  I,  Stockholm  1892,  S.  56  ff. 

4)  Ö.  DaviJsson,  Um  Landfrcedissögu  Islands  in  Timarit  hins  islenzka  bökrncnntafjelags  XIV,  Reykjavik 
1-893,  S.  136  ff         •  ^ 

10* 


76 


Kapitel  VI. 


können;  während  man  früher  gänzlich  die  korrigierende  Stütze  eines  Textes  enthehren  mußte,  hat  man 
letzt  im  Wiener  Texte  ein  vortreffliches  Korrektiv,  das  um  so  vortrefflicher  ist,  als  der  Text  uns  von 
der  Karte  unabhängig  überliefert  worden  und  die  Wahrscheinlichkeit  also  vorhanden  ist,  daß  die  auf 
den  Karten  eingelaufenen  Fehler  im  Texte  vermieden  sein  können,  und  umgekehrt.  Man  kann  getrost 
behaupten,  daß  jeglicher  Deutungsversuch  ohne  den  Wiener  Text  scheitern  und  in  den  Sand  verlaufen 
würde.  Betreffs  eines  einzelnen  Landes,  nämlich  Islands,  scheint  dieser  Text  uns  sogar  einen  Wink 
zu  geben,  der  nach  einer  ganz  bestimmten  Richtung  deutet.  Wir  wollen  deshalb  mit  diesem  Lande 
anfangen. 

Island. 

Zwischen  der  Beschreibung  von  Grönland  und  Island  steht  im  Wiener  Texte  unmittelbar  vor 
den  Worten  Descripcio  Yslandie  meridionalis  eine  Notiz,  deren  Verständnis  offenbar  von  bedeutender 
Wichtigkeit  ist.  Prof.  L.  Traube  in  München  hat  uns  gütigst  die  betreffende  Stelle  folgendermaßen 
gedeutet:  Nota:  ista  nomina  sicut  Oos  sunt  nomina  litter arum  gotücarum  (W;  Gothorum  V)  et  non 
locorum.  Litterae  gotticae  war  bei  den  Gelehrten  des  16-  und  17.  Jahrhunderts  eine  Bezeichnung  für 
die  Runenbuchstaben  —  Olaus  Magnus  nennt  z.  B.  das  Runen-Alphabet  alphabetum  Gothicum, 
und  einer  von  Ole  Worms  (f  1654)  Büchertiteln  über  dieses  Thema  heißt:  Runir  seu  danica  lite- 
ratura  antiquissima  vulgo  Gothica  dicta.  Die  Notiz  muß  also  folgendermaßen  wiedergegeben  werden: 
Man  bemerke:  Die  Namen  hier,  wie  z.  B.  Oos,  sind  Namen  von  Runenbuchstaben 
und  nicht  Ortsnamen.  Die  Notiz  liefert  also  eine  Erklärung  zu  gewissen  Namen  im  Texte,  und 
wie  sie  hier  steht,  muß  sie  sich  entweder  auf  Grönland  oder  möglicherweise  auf  Island  beziehen.  Für 
die  grönländischen  Namen  paßt  sie  indessen  nicht  — ■  hier  findet  sich  auch  kein  Name  wie  das  in  der 
Notiz  erwähnte  Oos;  betrachtet  man  dagegen  die  isländischen,  wird  man  unter  den  allerersten  Eos 
(das  os  der  Karten)  finden,  und  eine  nähere  Untersuchung  wird  zeigen,  daß  deren  größter  Teil  — 
natürlich  mit  Ausnahme  der  „Städtenamen'1  Hölar  und  Skälholt  —  wirklich  die  bekannten  nor- 
dischen Runennamen  sind,  allerdings  in  einer  zum  Teil  etwas  entstellten  Form.  Daß  die  Notiz 
gerade  vor  Island  angebracht  ist,  scheint,  besonders  weil  das  Wort  iste  angewandt  wird,  weniger  natürlich, 
und  sind  wir  deshalb  geneigt  anzunehmen,  daß  die  Notiz  eine  durch  die  Unachtsamkeit  eines  Abschreibers 
in  den  Text  aufgenommene  Randnote  ist.  Ob  nun  diese  Randnote  von  Clavus1  eigener  Hand  stammt, 
scheint  uns  dagegen  einigem  Zweifel  unterworfen  zu  sein ;  denn,  wie  wir  später  sehen  werden,  sind 
die  isländischen  Namen  nicht  die  einzigen,  die  nicht  wirkliche  Ortsnamen  sind.  Wir  möchten  deshalb 
viel  eher  glauben,  daß  die  Notiz  von  einem  Leser  hinzugefügt  wäre,  der  vom  isländischen  Benennungs- 
system etwas  (vgl.  die  Bemerkung  sicut  Oos),  von  den  anderen  Systemen  dagegen  nichts  verstanden 
hat;  jedenfalls  ist  die  Notiz  im  Norden  hinzugefügt. 

Die  nordischen  Runennamen  in  ihrer  ältesten  uns  bekannten  Form  kommen  in  einem  alten 
nordischen  Runengedicht  vom  Anfang  des  13-  Jahrhunderts  und  in  isländischen  Runenreimen  aus  un- 
gefähr derselben  Zeit  vor.  Sie  sind  herausgegeben  von  Kr.  Kälund  in  den  Smastgkker,  udgivne  af 
Samfund  til  udgivelse  af  gammel  nordisk  litteratur,  Kabenhavn  1885,  S.  100  ff.  und  von  Ludv.  F.  A. 
Wimm  er  in:  Die  Runenschrift,  Berlin  1887,  S.  275  ff. 

Von  Clavus'  Zeit  aber  —  d.  h.  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  —  besitzt  man  leider  keine 
Aufzeichnungen  von  Runennamen,  die  weitere  Aufschlüsse  geben  als  die  genannten  Gedichte;  erst  ein 
paar  Jahrhunderte  später,  als  die  Runenschrift  schon  außer  Gebrauch  war,  findet  man  bei  den  gelehrten 
Runologen  des  16.  und  des  17.  Jahrhunderts  eingehendere  Erklärungen  über  die  Runennamen.  Von 
besonderer  Bedeutung  für  unsere  Erörterung  sind  des  Isländers  Arngrimur  Jönsson's  (f  1648) 
Crymogwa  sire  rerum  Islandicarum  libri  III,  Hamburg  [1609],  des  Schweden  Johann  Th.  Bureus' 
(t  1652)  Svenska  ABC  Boken  medh  Runer,  Stockholm  1611,  des  Dänen  Ole  Worm's  (f  1654) 
RrH  +  K  s.  Danica  literatura  antiquissima,  Hafniaa  (Kebenhavn)  1636,  endlich  des  Schweden  Olof 
Vereljus'  ('(•  1682)  Manuductio  compendiosa  ad  Runographiam  Scandkam  antiquam  rede  intelligendamy 


Die  Ortsnamen  Lei  Clavus. 


77 


Upsalia  1675.  Bei  diesen  Autoreu  findet  man  nicht  nur  die  alten  Bunennamen  in  zahlreichen  Varianten, 
sondern  auch  mehrere  Namen,  deren  dazugehörige  Runen  zur  Zeit  der  alten  Runengedichte  des  13.  Jahr- 
hunderts noch  unbekannt  waren,  während  sie  zur  Zeit  des  Clavus  sicher  existierten.  Die  Quellen  der 
gelehrten  Runologen,  teils  alte  nunmehr  verschollene  Aufzeichnungen,  teils  die  im  Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts noch  nicht  ganz  erloschene  mündliche  Tradition,  sind  uns  nun  verschlossen.  Von  der  späteren 
Zeit  dagegen  liegt,  außer  der  gedruckten  Literatur,  besonders  vom  17.  und  18.  Jahrhundert  eine  recht 
umfassende  handschriftliche  Literatur  vor,  auf  die  wir  jedoch  hier  nicht  eingehen  werden1).  Auf  Grundlage 
von  sowohl  gedrucktem  als  ungedrucktem  Material  arbeitete  der  Isländer  Jon  Öl  afsson  aus  Grun- 
navxk  (f  1779)  im  Jahre  1752  seine  nie  zum  Druck  beförderte  Runologia  aus,  von  welcher  zahlreiche 
Abschriften  vorliegen.  Das  Original  befindet  sich  in  der  Arnamagnäanischen  Handschriftensammlung  in 
der  Universitätsbibiothek  zu  Kebenhavn,  signiert  A.  M.  413,  2°  (ältere  Signatur  Addit.  8-  fol.)  2). 

Von  den  22  Namen  in  der  Beschreibung  von  Island  im  Wiener  Texte  können  nur  zwei  — 
Hölar  und  Skälholt  —  als  wirkliche  Ortsnamen  erklärt  werden.  Von  den  übrigen  20  zeigt  es  sich 
nun,  daß  die  16  faktisch  Runennamen  sind,  nämlich  folgende: 

eos  (in  der  Notiz  oos);  A4  und  B3  os  =  oos  (öss),  Name  der  a  (o)-Rune  (;  (4).    Bedeutung:  Mündung. 
laycher  =  laugur  (logr),  Name  der  1-Kune  P.    Bedeutung:  Wasser. 

$m:  Ax  ihijr ;  A3  und  A(;  thir ;  A2,  A4  und  A5  tir  =  tijr  (tyr),  Name  der  t-Bune  T.    Bedeutung:  Name 
des  Kriegsgottes. 

storgyys)  A6  stangenis;  A3  und  A5  Stange  =  stung'm  yys  (stunginn  tss),   Name  der  punktierten  i-Bune  \. 

Bedeutung:  Eis  (mit  Punkt). 
knesol;  At  knosol;  A2  — A6  knesol  =  knesol,  wird  in  »Der  dritten  grammatischen  Abhandlung*  (Snorra  Edda, 

Hafniae  1852  II,  769)  als  Name  der  gebrochenen  s-Bune  H  angeführt.    Bedeutung:  Sonne  (gebrochen). 
madher;  die  Karten  meiere  =  madur  (madr),  Name  der  m-Rune  Y.    Bedeutung:  Mann. 
nadher;  A2 — A5  nader  oder  noder  =  nod  (naud),  Name  der  n-Bune  h.    Bedeutung:  Not. 
ar;  die  Karten  <(/^>ar<^>of>  =  ar  (dr),  Name  der  a-Eune  \.    Bedeutung:  Jahr. 
bercke  W,  berche  oder  birche  V  =  bjarkan,  Name  der  b-Rune  fc.    Bedeutung:  Birke. 
conus  ~  koon  (kann),  Name  der  k-Rune  Y.    Bedeutung:  Geschwür. 

doos;  A2,  A4  und  Aö  dos  =  dos,  duss  (fürs),  Name  der  ^-Eune  ^.    Bedeutung:  Kobold. 

eeyr  =  yr  (tjr),  Name  der  y  (R)  -  Rune  k,  die  bisweilen  auch  eir  oder  eyr  geschrieben  wird.  Bedeutung:  Eibe. 

yys  =  ys  (is),  Name  der  i-Rune  I.    Bedeutung:  Eis. 

soolh;  A1  sol  <^V>  (von:  sol  -\~  is,  die  vorhergehende  Rune);  A3  sol  —  sool  (söl),  Name  der  s-  oder  z-Rune  <t>, 

Bedeutung:  Sonne. 
reynd)  A1  terd  =  reid,  Name  der  r-Rune  K.    Bedeutung:  Reiten. 
icr  =  ivr  (i<r),  Name  der  u-Rune  n.    Bedeutung:  Funke. 

Die  Sprachform,  in  welcher  diese  16  Runennameu  in  Clavus'  Islandsbeschreibung  auftreten, 
ist  sehr  verschiedenartig.  Teilweise  werden  sie  in  ihrer  isländischen  Form  wiedergegeben,  wie  es  mit 
eeyr  und  reynd  der  Fall  ist,  teilweise  sind  dänische  Endungen  den  isländischen  Stammformen  angehängt, 
z.  B.  laycher,  madher;  mitunter  sind  die  Formen  rein  dänisch  wie  nadher  (var.  noder),  bercke  (var. 
birche)  oder  conus. 

Die  vier  übrigen  Namen  auf  Island  sind  unzweifelhaft  ebenfalls  Bunennamen.  Wenn  wir  sie  oben 
nicht  mitgerechnet  haben,  ist  die  Ursache  die,  daß  sie  teils  abweichende  Formen  aufweisen  (synt),  teils  eine 
durchgreifendere  Entstellung  voraussetzen  (haffclioos,  hauosj,  so  daß  die  Identifikation  mit  den  bekannten 
Kunennamen  wenn  auch  wahrscheinlich,  so  doch  recht  unsicher  bleibt. 

Synt  ist  vielleicht  =  sun  (Sonne),  nach  Bure  der  Name  einer  Spezialnorm  der  s-Bune  H,  und 
zwar  1  ,  nach  Worm  Namenvariant  der  H-Eune  selbst. 


')  Die  betreffenden  Handschriften  findet  man  am  besten  in  den  von  Kr.  Kälund  ausgearbeiteten  Hand- 
schriftenkatalogen: Katalog  over  den  arnamagnmanske  händskriftssamling,  I — II,  Kebenhavn  1889—94,  und  Katalog 
over  de  oldnorsk-islandske  händskrifter  i  det  störe  kongelige  bibliotek,  Kabenhavn  1900.  In  der  dänischen  Ausgabe 
unseres  Buches  sind  S.  139  (97)  mehrere  dieser  Handschriften  verzeichnet. 

2)  Eine  vortreffliche  Übersicht  über  die  Geschichte  der  Runen  gab  Ludv.  F.  A.  Wimm  er:  Om  unäer- 
stfcgelsen  og  tolkningen  af  vore  rune»ündes»icerker,  Kebenhavn  18D5  (Univeisitätsprogram).  Eine  Spezialität  wie  die 
Namen  der  Runen  hat  er  aber  selbstverständlich  hier  nicht  erörtern  können, 


78 


Kapitel  VI. 


Choas  W  und  V;  chaos  0;  hos  A2 — A5  zeigt,  wenn  c  mit  t  ersetzt  wird,  Übereinstimmung  mit  Formen 
wie  J'uss  (Arngr.  Jönsson),  Duss  (Worm),  Thuss  (Verelius),  alle  Namenvarianten  von  fürs,  dem  alten 
Kamen  der  #-Rune  (s.  oben).    Die  von  Clavus  benutzte  Form  wäre  dann  thoos. 

Haffclioos  W,  haffilios  V  könnte  vielleicht  als  haffthoos  oder  halßhoos  aufgefaßt  werden,  d.  h.  eine 
—  sonst  unbekannte  —  Zusammensetzung  von  thoos,  die  dann  der  Name  einer  eigentümlichen  Form  der 
/>-Rune  sein  müßte  (A.  M.  723a  nennt  sie  fc).  Wenn  eine  sehr  starke  Entstellung  angenommen  werden 
darf,  wäre  es  aber  doch  vielleicht  besser  angebracht  den  Namen  haffclioos  als  halfaars  aufzufassen;  letzterer 
Name  kommt  nämlich  in  einer  Eunentafel  im  Cod.  Lincop.  Hist.  47  Nr.  127  (Linköping  Stiftsbibliothek 
in  Schweden)  vor  als  Bezeichnung  der  ^-Rune,  nach  Bure  (Elementa  Bunica  1599)  die  Bezeichnung  der 
ae-Rune  in  Dalarne  (Mittelschweden). 

Hauos  W  und  V ;  hanog  A1  ;  hanos  A4 ;  hauos  Afi  (auf  einzelnen  Karten  zweimal)  könnte  vielleicht  als 
eine  durch  die  dänische  Aussprache  (g^>u)  erklärbare  Entstellung  des  Runennamens  hagel  (isländisch  hagall) 
d.  h.  Hagel,  Name  der  h-Rune       aufgefaßt  werden. 

Wie  die  Namen  zeigen,  ist  das  von  Clavus  angewandte  Runenalphabet  das  nordische  in  seiner  jün- 
geren Gestalt,  die  sogenannten  »gestochenen  Runen*  oder  »Valdemarsrunen*.  Die  Runenschrift  entstand 
im  2.  oder  3.  Jahrhundert  n.  Chr.  entweder  auf  Grundlage  der  lateinischen  Kapitalschrift  (Wimm er) 
oder  des  lateinischen  und  griechischen  Alphabets  in  Verbindung  mit  einander  (Sophus  Bugge,  Otto 
v.  Friesen).  Das  älteste  Runenalphabet  mit  24  Zeichen  war  gemeinsam-germanisch  und  wurde  zu  Inschriften 
auf  Steinen  (doch  nicht  in  Dänemark)  und  losen  Gegenständen  benutzt.  Von  der  Mitte  des  9.  Jahrhunderts 
an  finden  wir  aber  ein  besonderes  nordisches  Runenalphabet  mit  nur  16  Zeichen,  die  überall  im  Norden 
(Dänemark,  Schweden  und  Norwegen)  zu  Inschriften  auf  Steinen  (Runensteinen)  verwendet  wird.  Dieses 
Alphabet  wird  aber  nach  zerstreuten  Versuchen  aus  dem  Schluß  des  10.  und  Anfang  des  1 1.  Jahrhunderts 
im  13.  Jahrhundert  von  einem  mehr  mit  dem  lateinischen  übereinstimmenden  Alphabet  von  mindestens 
24  Zeichen  abgelöst,  und  zwar  durch  die  Runenreformen  des  Isländers  Tor  od  Runenmeister  unl  Olav 
Hvitaskjald.  Dieses  neue  Alphabet,  die  »gestochenen*  Runen  oder  Valdemarsrunen  (nach  dem  Dänen- 
könig Valdemar  Sejr  (f  1  24  l)  benannt,  welcher  der  Tradition  zufolge  einen  bedeutenden  Einfluß  auf  ihre  end- 
liche Redaktion  hatte),  war  noch  lange  Zeit  in  Entwicklung  und  konkurrierte  mit  dem  lateinischen  Alphabet. 

Die  Anwendung  der  Runennamen  in  einer  dänischen  geographischen  Arbeit  des  15-  Jahrhunderts 
liefeit  einen  neuen  und  recht  interessanten  Beitrag  zur  Geschichte  der  Runen  im  Mittelalter,  ist  jedoch  an 
sich  nicht  weiter  Erstaunen  erregend,  wenn  man  den  noch  lange  Zeit  hindurch  gemachten  Gebrauch  der  Runen 
überall  im  Norden  bedenkt  »Bis  auf  unsre  Zeit  sind  eine  Menge  Runeninschriften  auf  Kirchen-Mauern, 
-Türen  und  -Wänden,  sowie  auf  Leichensteinen,  Glocken,  Taufbecken  und  Altarschreinen,  auch  auf  Rauch- 
fässern, Monstranzen,  Reliquienkästchen  und  andern  eingeweihten  Gegenständen  bewahrt  worden*  (P.  Kabke). 
Zahlreiche  Runenleichensteine,  Runenstäbe  oder  »Primstave«  zu  kalendarischem  Gebrauche  (»Runeksevler «) 
Handzeichen  (Signaturen)  von  Runen  deuten  auf  deren  Anwendung  im  täglichen  Leben.  In  den  däni- 
schen Volksliedern,  deren  Blütezeit  in  das  13.  und  14.  Jahrhundert  fällt,  spielen  die  Runen  bekanntlich 
eine  außerordentliche  Rolle,  nicht  so  viel  als  Zeichen  für  Mitteilungen,  sondern  mehr  als  magische  Zeichen, 
und  von  einer  derartigen  Gebrauchsanwendung  können  wir  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  Spuren  im  Volks- 
aberglauben verfolgen.  Auch  als  Schriftzeichen  in  der  Literatur  haben  die  Runen  sicherlich  eine  weit  größere 
Verbreitung  gehabt,  als  wir  nach  den  wenigen  Überresten  der  handschriftlichen  Runenliteratur  zü  konstatieren 
imstande  sind.  Von  zirka  1300  stammt  in  Dänemark  der  berühmte  Codex  Runicus,  die  Handschrift  des 
Schoner  Gesetzbuches;  aus  dem  Anfange  des  1 5.  Jahrhunderts  das  Fragment  der  schwedischen  Marienklage; 
eine  dritte  —  ebenfalls  schwedische  —  Runenhandschrift  existierte  noch  zu  Ole  Worm 's  Zeit,  ist  aber 
wahrscheinlich  1728  beim  Brande  Kabenhavns  zugrunde  gegangen.  Man  weiß,  daß  noch  andre  Runenhand- 
schriften vorhanden  gewesen,  die  aber  jetzt  ganz  verschwunden  sind.  Noch  im  16.  Jahrhundert  war  die 
Anwendung  von  Runen  für  schriftliche  Aufzeichnungen  in  Dänemark  nicht  ungewöhnlich.  So  schrieb  z.  B. 
1546  der  Reichsadmiral  Mogens  Gyldenstjerne  (t  1569)  sein  Tagebuch  mit  leichter  und  fließender 
Runenschrift;  der  Bischof  von  Roskilde  Joachim  Rönnow  (f  1544)  notierte  in  seiner  Aristoteles-Ausgabe 
ein  erweitertes  Runenalphabet,  und  der  Kanonikus  Bendt  Bille  (f  1555)  benutzte  Runen  zu  verschiedenen 
privaten  Aufzeichnungen.  Durchs  ganze  Mittelalter  hindurch  hat  man  also  in  Dänemark  die  Runen  gut 
gekannt  und  allgemein  benutzt,  und  dies  scheint  besonders  bei  Männern  der  Kirche  der  Fall  gewesen  zu  sein; 
darum  ist  auch  durchaus  nichts  Auffallendes  darin,  daß  Clavus,  der  sicherlich  eine  kirchliche  Erziehung 
genossen  hat,  die  Runen  gekannt  hat. 


')  Vgl.  P.  G.  Thorsen,  Om  Hümmes  Brug  til  Skrift  udenfor  det  monumentale,  Kobenkavn  1877;  P.  Kobke. 
Oiii  Buiierne  i  Norden,  2.  Ausg.,  Kobenhavn  1890;  L.  F.  Leffler,  Fornsvenska  runhandskrifter  in  Nordiskt  Tidskrift, 
Stockholm  1879,  S.  603—616;  B.  M.  Olsen,  Bunerne  i  den  oldislandske  Literatur,  Kabenhavn  1883. 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


79 


Die  isländischen  Namen  bei  Clavus  sind  in  verschiedene  kartographische  Arbeiten  des  16-  Jahr- 
hunderts übergegangen.   Jetzt,  da  wir  über  ihre  Bedeutung  im  reinen  sind,  wird  es,  trotz  der  oft  sehr 
ausgeprägten  Entstellung  nicht  schwierig  sein,  diese  (Eimen-)  Namen  von  denen  auszuscheiden,  die  aus 
andern  Quellen  geschöpft  sind.    Daß  dieselben  in  großer  Ausdehnung  in  den  zahlreichen  Ptolemäus- 
Ausgaben  des  15.  und  16.  Jahrh.  auf  den  Nordlandskarten,  zu  deren  Ausarbeitung  die  A-  oder  B-Karten 
benutzt  wurden,  wiederzufinden  sind,  ist  ganz  selbstverständlich;  aber  auch  Autoren,  auf  deren  Karten 
Islands  Konfiguration  ganz  unclavisch  ist  und  deren  nordische  Länder  überhaupt  eine  ganz  andre  und 
richtigere  Gestalt  bekommen,  haben  einzelne  isländische  Namen  den  Clavus-Karten  entnommen.  Choas 
proirontorium  und  Madher  Promontorium  in  Jacob  Zieglers  Scondia  1532  x)  sind  dem  Clavus  ent- 
lehnt; die  Formen  zeigen  jedoch,  daß  Ziegler  sie  nicht  einer  uns  bekannten  handschriftlichen  oder 
gedruckten  Karte  entnommen  hat,  sondern  einer  viel  genaueren,  oder,  da  seine  Formen  ganz  dieselben 
wie  die  im  Wiener  Texte  sind,  daß  er  sogar  diesen  gekannt  und  benutzt  hat.    Auf  Olaus  Magnus' 
großer  carta  marina  von  1539  2)  findet  sich  als  Städtename  auf  Island  Berghe.    Es  ist  bis  jetzt  uner- 
klärlich, gewesen,  wie  man  dazu  kommen  konnte,  die  bekannte  norwegische  Stadt  Bergen  nach  Island  zu 
verlegen;  jetzt  darf  man  aber  annehmen,  daß  dies  Berghe  nur  eine  weitere  Entstellung  des  Eunennamens 
berche  (bjarkan)  ist;  es  findet  sich  jedoch  auf  keiner  uns  bekannten  A-  oder  B- Karte  wieder,  so  daß 
man  annehmen  muß,  daß  Olaus  in  Italien,  wo  sein  Werk  verfaßt  wurde,  zu  einer  ausführlicheren 
und  genaueren  Karte,  als  den  uns  bekannten,  Zutritt  gehabt  hat.    Bergen  als  isländische  Stadt  findet 
man  noch  bei  Gerhard  Mercator  (1569)  und  Abraham  Ortelius  (1570)  wieder.    Auch  andre 
isländische  Namen  bei  diesen  beiden  berühmten  Kartographen  verraten  ihren  zweifellosen  Clavischen 
Ursprung:  Mercators  und  Ortelius'  Tulios,  Ortelius'  Honos  fl.  sind  nur  noch  weitere  Entstel- 
lungen des  Tirhos  (von  Tir  -\-  chos?)  und  Hauos  fl.  der  A-Karten  und  Ölafur  Daviössons  Erklärung 
.dieser  Namen  als  respektive  Dalir  und  Hünaflöi  gehören  offenbar  nirgendwo  hin.    Auf  der  in  der 
Universitätsbibliothek  in  Kebenhavn  aufbewahrten  B-Karte  (B6)  sieht  es  aus,  als  wäre  Nidaros  (Dront- 
heim)  nach  Island  verlegt;  das  nadaros  der  Karte  ist  aber  nur  eine  Vermischung  der  beiden  Kunen- 
namen  nadar  und  os.  Dagegen  ist  es  verkehrt,  wenn  Thoroddsen3)  und  Lucas4)  sagen,  daß  auch 
auf  der  Karte  in  der  Ulmer  Ausgabe  (1482)  Nidaros  auf  Island  zu  finden  ist,  denn  das  Vorhandensein 
zweier  Städtezeichen  gibt  an,  daß  auf  dieser  Karte  Nadar  und  Os  noch  von  einander  getrennt  gehalten 
sind;  in  seiner  Textbeilage  in  der  Ulmer  Ausgabe  1486  hat  Eeger  sich  auch  in  diesem  Punkte  nicht 
verwirren  lassen. 

In  weit  größerer  Ausdehnung  hat  die  berühmte  Zeno-Karte  (1558)  (Eunen-)  Namen  von 
Clavus'  Island  entlehnt.  Wie  Storm  nachgewiesen  hat,  ist  das  Island  dieser  Karte,  betreffs  der  Form, 
auf  eine  sehr  willkürliche  Weise  von  Olaus  Magnus'  Karte  überführt  worden,  indem  die  nord- 
östlich von  der  Insel  befindlichen  Eisschollen  als  Land  aufgefaßt,  diesem  einverleibt  sind  und  Namen 
bekommen  haben.  In  Bezug  auf  die  Namen  ist  Nicolo  Zeno  dagegen  zwei  Quellen  gefolgt;  wie 
Brenner5)  nachgewiesen,  hat  er  einige  dem  Olaus  Magnus,  andere  hingegen  dem  Clavus  ent- 
nommen. Eine  Zusammenstellung  der  auf  der  Zeno-Karte  befindlichen  isländischen  Namen  mit  denen 
der  A-Karten  und  denen  bei  Olaus  Magnus  ist  schon  von  Lucas  vorgenommen.  Da  es  jetzt  nach- 
gewiesen ist,  von  wem  diese  Namen  ursprünglich  stammen,  und  was  sie  eigentlich  bedeuten,  könnte  es 


')  Neue  Ausgabe  durch  Hans  Hildebrand  in  Skrifter  utg.  af  svenska  sällskapet  för  anthropologi  och 
geografi  1878—1880,  Stockholm  1882  (Bd.  1,  1878,  Nr.  2). 

2)  Gefunden  in  der  kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München  und  herausg.  von  Oscar  Brenner:  Die 
ächte  Karte  des  Olaus  Magnus  vom  Jahre  1539.  Christiania  Videnskabs-Selskabets  Forhandlinger  1886,  Nr.  15,  Chri- 
stiania  1887.    Größere  Ausgabe  ohne  Titelblatt  in  den  Hauptbibliotheken  der  Nordlande. 

3)  Thoroddsen,  Geschichte  der  isländischen  Geographie,  1,  Leipzig  1897,  S.  87 ;  Derselbe,  Oversigt  over 
de  geografiske  Kundskaber  om  Island  f(j>r  Reformationstiden  in  Dansk  geografisk  Tidsskrift  X,  Kgbenhavn  1890,  S.  123. 

4)  F.  W.  Lucas,  The  Annais  of  the  Voyages  of  the  Brothers  Nicolo  and  Antonio  Zeno,  London  1898, 
Appendix  IV. 

5)  Brenner,  l.  c.  S.  19. 


80 


Kapitel  VL 


liier  angebracht  sein,  nochmals  eine  solche  Zusammenstellung  vorzuführen,  weil  dadurch  ein  noch 
klareres  Licht  fällt  auf  die  Art  und  Weise,  auf  welche  der  jüngere  Nicolo  Zeno  kompiliert  hat. 


Die  Zeno-Karte 

Olaus  Magnus 

A4 

Anafiord 

Hanafiord 

Tuhos 

tir  hos 

tirhos 

Juocl 

Jokel 

Vestrabor 

Vestrabord 

Honos  f. 

hanos 

hanos  f. 

Conesol 

knesol 

kenesol 

Olensis 

Holensis 

holesis 

hollesis 

Havos 

hauos  f. 

hauos 

Noder 

noder 

nader 

Mane 

macre 

macr*- 

dos 

dos 

dos 

Aisol 

harsol 

harsol 

Valen 

Valien 

Slelocth 

slelöch 

slelonsk 

Flogascer 

Foglasker 

Scalodin 

Scalholdin 

Ochos 

Chaos 

Kok 

Kok 

Die  Zusammenstellung  zeigt,  daß  Zeno  möglicherweise  A4  (cod.  Urb.  lat.  274)  oder  B,,  (cod.- 
Vat.  lat.  3811),  d.  h.  die  der  Zeno-Karte  am  nächsten  stehenden  uns  bekannten  Clavus-Karten  benutzt 
haben  kann.  Da  sich  indessen  sowohl  A4  als  B2  im  Vatikan  befinden,  ist  es  wahrscheinlich,  daß  für 
Island  beide  Karten  benutzt  worden  sind.  Für  Grönland  kann  hingegen  bewiesen  werden,  daß  Zeno 
vorzugsweise  A4  benutzt  hat.  Nur  die  grönländischen  Namen  dieser  bestimmten  A-Karte  decken  und 
erklären  nämlich  die  der  Zeno-Karte.  Wie  bei  Zeno  fehlen  spichbod  und  nurdum,  ebenfalls  steht 
diuer  statt  driuer  und  glü  statt  ygi  oder  ijhi;  außerdem  ist  gerade  auf  A4  hien  undeutlich,  weil  die 
beiden  mittleren  Buchstaben  von  dem  vergoldeten  Polarkreisstrich  bedeckt  sind,  und  eine  Flußlinie 
vor  dem  Namen  so  läuft,  daß  man  ein  C  vor  demselben  lesen  kann,  was  das  Chä  bei  Zeno  erklärt. 
Wenn  sich  bei  Zeno  außer  dem  Chä  auch  das  richtige  hien  findet,  hat  er  doch  bei  diesem  Namen 
wahrscheinlich  seine  Zuflucht  zu  einer  zweiten  Karte,  vielleicht  A5,  genommen,  die  sich  in  derselben 
Sammlung  der  Vatikanischen  Bibliothek  wie  A4  befindet,  und  zwar  in  der  des  Herzogs  von  Urbino 
(cod.  Urb.  lat.  275),  oder  B3 ;  vgl.  die  Tabelle,  Beilage  3. 

Es  ist  nunmehr  kein  Grund  vorhanden,  näher  auf  die  von  Eggers,  Bredsdorff,  Lelewel, 
Daviösson  u.  a.  vorgenommenen  Deutimgen  der  isländischen  Namen  auf  der  Zeno-Karte  einzugehen; 
wir  können  uns  damit  begnügen  auf  Lucas1)  zu  verweisen,  wo  sie  zusammengestellt  sind.  Es  muß 
nur  noch  betont  werden,  daß  die  genannten  Forscher  alle  davon  ausgingen,  daß  die  sämtlichen  Namen 
der  Zeno-Karte  wirkliche  isländische  Ortsnamen  wären;  aber  während  die  dem  Olaus  Magnus  ent- 
lehnten Namen  sich  ohne  Schwierigkeit  identifizieren  ließen,  konnte  bei  den  den  A-Karten  entnom- 
menen trotz  aller  Scharfsinnigkeit  der  Deuter  nur  mit  der  größten  Schwierigkeit  eine  entfernte  Ähn- 
lichkeit mit  einzelnen  isländischen  Lokalitäten  gefunden  werden.  Der  Grund  hiezu  liegt  jetzt  klar  vor 
uns.  Jedoch  muß  bemerkt  werden,  daß  Brenner  bestimmt  aussprach,  daß  die  betreffenden  Namen 
unverständlich  seien,  und  denselben  vorsichtigen  Standpunkt  nahmen  auch  Thoroddsen,  Hilde- 
brand und  Ahlenius  ein,  die  sich  ebenso  wenig  wie  Storm  und  Nordenskiöld  auf  irgend 
welche  Deutung  einließen. 


')  Lucas,  l.  c.  Appendix  V, 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


81 


Grönland. 

In  allgemeinem  und  wissenschaftlichem  Interesse  kann  sich  sicherlich  kein  Teil  der  alten 
A-Karten  mit  Grönland  messen.  Während  zweier  Jahrhunderte  war  in  der  kartographischen  Literatur 
das  auf  diesen  Karten  gegebene  Bild  von  Grönland  fast  das  allein  herrschende;  noch  heutigen  Tages 
erweckt  seine  überraschend  richtige  Form  und  Lage  das  Erstaunen  der  Forscher,  und  die  vielseitigsten 
Versuche  sind  angestellt,  um  eine  Erklärung  für  diese  relative  Vortrefflichkeit  zu  finden.  Wie  wir  in 
einem  späteren  Abschnitte  zu  beweisen  versuchen  werdeu,  findet  sich  im  Wiener  Text  eine  bis  jetzt 
unbekannte  Erklärung,  welche  gewiß  die  Ursache  zu  dieser  Vortrefflichkeit  klarlegt.  Hier  werden  wir 
uns  nur  mit  den  Clavischen  Grönlandsnamen  beschäftigen,  die  sich  bis  dato  jeglicher,  auch  nur  einiger- 
maßen wahrscheinlichen  Deutung  entzogen  haben. 

Während  der  von  Nicolaus  Germanus  geschaffene  B-Typus  mit  der  Verlegung  Grönlands 
nördlich  von  Norwegen  in  den  Ptolemäus-Ausgaben,  sowie  in  andern  kartographischen  Arbeiten  des 
15.  und  anfangs  des  16.  Jahrhunderts  der  allein  maßgebende  war,  gewann  der  A-Typus  in  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  die  Oberhand.  Dies  ist  dem  Erscheinen  der  Zeno-Karte  zu  verdanken,  die  mit 
Bezug  auf  Grönland  außer  einer  einzelnen  selbstgemachten  Hinzufüguug  (<S.  Tomas  Zenobium)  durchaus 
die  Karte  des  Clavus  wiedergab.  Seit  Kuscellis  Ptoleniäus-Ausgaba  vom  Jahre  1561  wurde  die 
Zeno-Karte  in  die  Ptolemäus-Ausgaben  aufgenommen;  sie  wurde  von  Mercator  in  seiner  großeu 
Karte  von  1569  und  von  Ortelius  in  seinem  Kartenwerk  von  1570  adoptiert  und  erst  langsam  im 
17.  Jahrhundert  durch  die  neu  eingeholten  Nachrichten  der  damaligen  Polarforscher  und  die  zunehmende 
Kenntnis  der  älteren  nordischen  Berichte  über  Grönland  verdrängt.  Betreffs  des  außerordentlichen  Ein- 
flusses der  Zeno-Karte  verweisen  wir  wieder  einmal  auf  die  Auseinandersetzung  bei  Lucas  und  erinnern 
hier  nur  an  die  allgemein  bekannte  Tatsache,  daß  Frobisher  1576  mit  der  Zeno-Karte  als  einziger 
Führer  gegen  Norden  zog  und  sowohl  Grönland  als  die  Passage  zwischen  Grönland  und  Labrador 
fand.  Die  nordischen  Gelehrten  dagegen,  die  im  16-  Jahrhundert  anfingen,  sich  mit  der  kartographischen 
Darstellung  von  Grönland  zu  beschäf  eigen,  beriefen  sich  anfangs  auf  die  alten  Segelan  Weisungen,  auf 
Ivar  Baardsens  Bericht  über  Grönland,  sowie  auf  die  alten  isländischen  Quellen,  und  ignorierten 
die  Zeno-Karte.  Die  erste  selbständige  Karte  über  Grönland  nach  der  von  Clavus  gezeichneten  wurde 
zirka  1570  von  dem  Rektor  der  Schule  zu  Skälholt  SigurÖur  Stefänsson  (Sigurd  Stephanius) 
ausgearbeitet;  jedoch  ebenso  wenig  wie  die  folgenden  Kartographen,  der  dänische  Bischof  Hans 
Poulsen  Besen  1605,  die  Isländer  G.  Thorlacius  1606  und  Th.  Thorlacius  1668— 69  %  ent- 
nimmt er  der  Zeno-Karte  irgend  welchen  Namen.  Diese  Karte  wurde  dagegen  von  anderen  dänischen 
Gelehrten  des  17.  Jahrhunderts  fleißig  "benutzt,  z.  B.  von  Lyschander  in  „Den  Granlandske  Chronica" 
1608  und  Matthias  Henrichsen  Schacht  (f  1700)  in  seinen  uugedruckten  Collectanea  enarra- 
tionum  historicarum  de  GronJandia  (Original  in  der  arnamagnäanischen  Sammlung  in  der  Universitäts- 
bibliothek zu  Kebenhavn:  A.  M.  364,  2°,  Abschrift  u.  a.  in  der  Neuen  kgl.  Sammlung  in  der  kgl.  Biblio- 
thek daselbst  Nr.  1290,  2°).  Noch  bis  1778  war  die  Zeno-Karte  „in  gewissen  Beziehungen  die  beste 
Karte  von  Grönland"  2),  oder  mit  andern  Worten:  das  von  Clavus  geschaffene  Kartenbild  ist  erst  bis 
dicht  an  unsre  Zeit  hinan  von  besseren  oder  zeitentsprechenderen  Karten  abgelöst  worden. 

Diese  Tatsache  muß  natürlich  den  Wunsch  erregen,  auch  die  eigentümlichen  grönländischen 
Namen  bei  Clavus  zu  verstehen.    Die  älteren  Ausleger3)  arbeiteten  auf  Grundlage  der  Zeno -Karte, 

')  Reproduktionen  dieser  Karten  bei  K.  I.  V.  Steenstrup,  Om  0sterhjyden  in  Meddelelser  om  Grönland  IX, 
Kabenhavn  1889. 

2)  Storm,  Om  Zeniernes  Reiser  in  Det  norske  geoyrafiske  Selskabs  Aarbog  II,  Kristiania  1891,  S.  4. 

3)  Auch  über  die  verschiedenen  Erklärungen  der  grönländischen  Namen  gibt  Lucas,  l.  c.  Appendix  V. 
eine  vortreffliche  Übersicht. 

Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  11 


82 


Kapitel  VI. 


schlugen  aber  ganz  verschiedene  Wege  ein  Und  kamen  zu  ganz  verschiedenen  Resultaten.  Lelewel1) 
nahm  seinen  Ausgangspunkt  von  der  modernen  Karte  Grönlands,  ließ  die  Lage  der  Lokalitäten  das 
entscheidende  sein,  sah  von  den  Namenformen  ganz  ab  und  erreichte  dadurch  eine  Identifikation,  die 
in  Wirklichkeit  keine  Identifikation  ist;  denn  Erklärungen  wie,  daß  pr.  Neum  Cap  Seidon  sei,  pr.  Na 
Cap  Svartehuk,  fl.  Hein  Bearsund,  fl.  Nice  Frideriksfiord,  pr.  Trin  Cap  Farewel  u.  s.  w.,  führt  uns  der 
Lösung  des  Rätsels  —  nämlich  der  Erklärung  von  der  „Bedeutung"  der  Namen  —  keinen  Schritt 
näher.  Andre  Forscher  versuchten  ein  wirkliches  Verständnis  zu  erlangen.  Allerdings  äußerten  sich 
weder  Eggers  noch  Zurla  über  die  Namen:  Estrup2)  dagegen,  der  ebenso  wie  diesa  Autoren  von 
der  Zuverlässigkeit  des  Berichts  und  der  Karte  der  Zenier  überzeugt  war,  sprach  die  Überzeugung  aus, 
daß  die  Namen  wahrscheinlich  dem  im  Berichte  erwähnten  Fürsten  Zichmni  zu  verdauken  seien;  er 
bemerkte  indeß  zugleich:  „übrigens  hat  keine  der  auf  den  Karten  angenommenen  Benennungen  der 
Vorgebirge  und  Flüsse  die  entfernteste  Ähnlichkeit  mit  irgend  welchen  von  denen,  die  sich  in  den 
isländischen  Berichten  finden,  mit  Ausnahme  des  Namens  Avorf,  der  im  Klange  etwas  mit  Hvarf 
übereinstimmt.  Sogar  Avarf  ist  wahrscheinlich  ebenso  wie  die  andern  eine  von  Zichmni's  eigenen 
Benennungen."  Daß  einige  der  Namen  von  Zichmni  stammen,  darin  ist  Bredsdorf f 3),  welcher 
auch  an  der  Zuverlässigkeit  des  Berichtes  der  Zenier  festhält,  einig  mit  Estrup;  übrigens  meint  er,  daß 
die  Namen  teilweise  entstellte  Wiedergaben  sind,  entweder  nach  den  Namen  der  grönländischen  Lokali- 
täten, wie  die  alten  Nordländer  sie  brauchten,  oder  daß  sie  jedenfalls  nordischen  Wörtern  nachgebildet 
seien;  indem  er  aber  versucht,  die  einzelnen  Namen  zu  deuten,  muß  er  meistens  einräumen,  daß  er  entweder 
keine  passende  Lösung  finden  kann,  oder  auch,  daß  die  Anbringung  der  Lokalitäten  auf  der  Zeno-Karte 
nicht  mit  dem  übereinstimmt,  was  aus  den  alten  nordischen  Quellen  hergeleitet  werden  kann.  Als 
Probe  von  Bredsdorffs  Deutungen  wollen  wir  hier  anführen:  „Neum  promontor.  kann  das  islän- 
dische ä  nef um  sein,  eine  recht  passende  Benennung  für  ein  Vorgebirge";  „Nha  promontor.  weiß  ich 
nicht  zu  erklären";  „Diuer  flumen  kann  die  Benennung  Dyrafjördr  sein,  die  bei  Björn  Jonsen  von 
einem  Orte  in  der  Ostansiedelung  gebraucht  wird,  aber  die  Lage  entspricht  demselben  nicht",  u.  s.  w. 
Ehe  Bredsdorff  seine  Deutungen  veröffentlichte,  erklärte  Zahrtmann4)  mit  besonderer  Energie, 
daß  der  Bericht  der  Zenier  vollständig  erdichtet  und  daß  die  Karte  auf  Grundlage  mehrerer  älteren 
Karten  entstanden  sei,  daß  Diuer  flumen  (Dyrefjorden)  und  Pederf5)  (Peders  Viig)  die  einzigen  Namen 
seien,  die  sich  in  den  alten  nordischen  Ohorographien  wiederfänden,  und  daß  das  Spichbod  der  „Donis"- 
Karte  der  einzige  Name  sei,  „der  das  Gepräge  holländischer  Abstammung  trage";  über  die  Bedeutung 
und  den  Ursprung  der  Namen  sprach  er  sich  jedoch  nicht  weiter  aus. 

Mit  der  größten  Bestimmtheit  wurde  gleichzeitig  von  zwei  berühmten  Forschern:  Norden- 
skiöld  und  Japetus  Steenstrup  die  Behauptung  ausgesprochen,  daß  die  Namen  nicht  die  von  den 
alten  isländischen  und  nordischen  Quellen  bekannten  Namen  der  grönländischen  Lokalitäten  sein  könnten; 
Steenstrup  fügte  noch  hinzu,  daß  es  auch  keine  von  den  Eskimos  angewandte  Ortsnamen  sein  könnten. 
Übrigens  divergierten  ihre  Anschauungen  über  den  Ursprung  und  die  Bedeutung  der  Namen  in  hohem 
Grade.  Nordenskiöld6)  fand  wie  Bredsdorff  in  den  grönländischen  Namen  der  Zeno-Karte  Laut- 
ähnlichkeit mit  den  nordischen  Sprachen  und  auf  sprachlichem,  besonders  lautlichem  Wege,  versuchte  er 
sie  als  nordische  Wörter  zu  deuten.  Mit  Hinweis  auf  seine  eigenen  ausführlichen  Zusammenstellungen  der 
Namen  von  der  Zeno-Karte  mit  denen  von  der  Karte  in  der  Ulmer  Ausgabe  von  1482  wollen  wir  als 
Beispiele  seiner  Deutung  folgende  Namen  anführen:  Nha,  Na  =  Nha-wahlr  (Narwal),  Diuer  =  Dyr 
(Tier),  Feder  =  Fjöör  (Feder,  Daune),  Hit  =  Hit  (Beutel,  Sack),  Nice  —  Nes  (Nase,  Landzunge),  Spich* 


')  Lelewel,  Geographie  du  mögen  äge  IV,  S.  98. 

8)  Estrup,  l.  c.  S.  259—260;  vgl.  oben  S.  75,  Note  2. 

3)  Bredsdorff,  Grönlands  historiske  Mindesnuerker  LH,  S.  609  ff. ;  vgl.  Nordisk  Tidsskrift  for  Oldkyndiglied 
III,  S.  201—205. 

*)  Zahrtmann,  l.  c.  S.  17;  vgl.  S.  20,  Note  3. 

6)  So  liest  Zahrtmann  den  Namen  Feder  f^luvii  ostia}. 

")  Nordenskiöld,  Studier  och  forslcningar,  S.  52 — 53. 


l)ie  Ortsnamen  bei  Clavuä. 


83 


bodus  =  Spikboäi,  Späckbäda  (Speckscher),  „Zusammensetzungen  mit  -bada  oder  -boda  wird  oft  bei 
den  schwedischen  Scheren  angewandt,  um  die  weit  hinaus  liegenden  äußeren  Scheren  zu  bezeichnen", 
Irin  =  Tryni  (Kussel),  Han  =  Hani  (Hahn),  Hian  -  -  Hren  (Renntier),  Naf  =  Nef  (Schnabel), 
Bojer  =  Boer  (Stadt,  Hof),  Ther  =  Tjara  (Theer).  Nordenskiöld  spricht  sich  übrigens  mit  der 
größten  Vorsicht  über  die  Richtigkeit  dieser  Deutungen  aus  und  will  keineswegs  behaupten,  das  Rätsel 
gelöst  zu  haben.  Er  scheint  u\\c\\  später  seine  Deutungen  nicht  zufriedenstellend  gefunden  zu  haben; 
in  Periplus1)  hält  er  nur  daran  fest,  daß  die  Namen  „in  hohem  Grade  von  denen  in  den  nordischen 
Sagen  abweichen",  und  daß  sie  „sehr  schwer  zu  erklären  sind."  Sehr  vorsichtig  spricht  sich  auch 
W.  Thalbitzer  über  die  Bedeutung  der  Wörter  aus,  wenn  er  sagt2):  „With  respect  to  the  names 
in  Greeuland,  which  are  especially  attached  to  rivers  and  promontories,  they  appear  to  be  pretty  cor- 
rupt  and  the  niajority  of  them  have  never  been  satisfactorily  interpreted.  The  name  Nice-fluvius  given 
to  one  of  the  southernmost  rivers  on  the  west  coast  undeniably  suggests  the  Old  Norse  hnisa,  a  por- 
poise  (delphinus  phoeaceus),  which  to  this  day  occurs  in  the  Greenlandic  Eskimo  language  as  an  old 
Scandinavien  loan-word  with  its  original  meaning  retained.  If  this  is  accidental  or  not  must  still 
remain  an  open  question."  Nach  dem  Erscheinen  der  dänischen  Ausgabe  des  gegenwärtigen  Werkes 
ist  der  Verfasser  jedoch  von  dieser  Auffassung  zurückgekommen  3). 

Zu  einem  ganz  andern  Resultat  kam  Japetus  Steenstrup,  indem  er  dieselbe  Methode, 
nämlich  die  der  Lautähnlichkeit  verfolgte.  Bekanntlich  verficht  er  die  Ansicht,  daß  das  Engroneland 
der  Zeno-Karte,  welches  er  als  Engroueland  liest,  Eiderstedt  in  Friesland  sei,  und  in  Ubereinstimmung 
mit  dieser  Auffassung  deutet  er  auf  dem  Wege  der  Lautgleiche  alle  grönländischen  Namen  als  nach 
Nord-  Friesland  gehörig.  Als  Beispiel  führen  wir  hi  ?r  an  4) :  Neum  pr.  =  Nien  -  dämm,  nha  —  Nai- 
baul,  Diuer  =  ?  Dünen ,  Feder  f.  =  St.  Peder  Kirchspiel ,  Han  f.  =  Hanum ,  Kirchdorf  auf  Föhr, 
Lande  =  Landehj  bei  Lögumkloster  u.  s.  w. 

Andre  Gelehrte,  welche  sich  mit  der  Zeno-Karte  oder  mit  den  A-Karten  beschäftigt  haben, 
ließen  die  Frage  über  die  grönländischen  Namen  vorsichtshalber  offen  stehen,  indem  sie  sie  entweder 
mit  Schweigen  übergangen  oder  deren  Unverständlichkeit  offen  eingeräumt  haben.  Es  gilt  dies  von 
Ed.  Erslev,  Storm,  Lucas  und  Jos.  Fischer;  ebenfalls  muß  Nordenskiöld  in  seinen  späteren 
Arbeiten  über  dieses  Thema  hierher  gerechnet  werden.  Dieser  Standpunkt  ist  auch  gewiß  der  einzig 
verantwortliche,  so  lange  man  nicht  den  Schlüssel  zum  Verständnis  der  rätselhaften  Namen  gefunden 
hat;  denn  keiner  der  hier  angeführten  Deutungsversuche  kann  auch  nur  als  annähernd  befriedigend 
gelten.  Die  Namen  als  von  Zichmni  erfunden  aufzufassen,  ist  nicht  mehr  tunlich,  da  es  als  bewiesen 
angesehen  werden  darf,  daß  der  ganze  Bericht  der  Zenier  erdichtet,  daß  ihre  Karte  eine  entstellte  Kopie 
nach  älteren  Karten  ist,  und  daß  Zichmni 's  historische  Existenz  mehr  als  zweifelhaft  sein  dürfte. 
Andrerseits  muß  es  sicher  angenommen  werden,  daß  Clavus'  grönländische  Namen  keine  wirkliche  von 
andern  Quellen  bekannte  Ortsnamen  sein  können.  Es  bleibt  dann  nur  noch  die  vermutliche  Ähnlich- 
keit mit  nordischen  Wörtern  übrig;  aber  wie  gefährlich  ein  auf  der  bloßen  Lautgleiche  aufgebautes 
Prinzip  ist,  sieht  man  daraus,  daß  man  auf  diesem  Wege  zu  den  verschiedenartigsten  Resultaten  gelangen 
kann.  Uns  ist  es  immer  klar  gewesen,  daß  die  grönländischen  ebenso  wie  die  isländischen  Namen  auf 
einem  Nennsystem  beruhen  mußten,  wenn  auch  der  Wiener  Text  diesmal  durchaus  keinen  Fingerzeig 
zur  Lösung  des  Rätsels  enthält. 

Stellt  man,  wie  es  auf  der  Tabelle  geschehen  ist,  die  Namen  der  verschiedenen  Karten  mit 
denen  des  Wiener  Textes  zusammen,  so  bemerkt  man  gleich,  daß  sie  sich  in  der  Hauptsache  decken, 
wenn  es  auch  klar  darliegt,  daß  bald  die  Formen  der  Karten,  bald  die  des  Textes  Entstellungen  der 
ursprünglichen  Formen  sein  müssen;  es  wird  aber  nicht  möglich  sein  zu  entscheiden,  welcher  Art  die 

')  Periplus,  S.  90. 

2)  W.  Thalbitzer,  A  phonetical  study  of  tue  Eskimo  language  in  Meddelelser  om  Grönland  31,  Kebenhavn 
1904,  S.  32. 

3)  Ibid.  S.  392—393. 

4)  Steenstrup,  l.  c.  S.  212—213  und  150  ff. 

11* 


84 


Kapitei  VI. 


Entstellungen  in  jedem  einzelnen  Falle  sind,  ehe  man  zu  dem  Verständnis  der  einzelnen  Kamen  gelangt 
ist.  An  einer  Stelle  scheint  jedoch  eine  Differenz,  und  sogar  eine  recht  auffällige,  zwischen  den  Karten 
und  dem  Texte  obzuwalten.  Auf  13°  0'  ö.  L.  und  64°  10'  n.  Br.  ist  dem  Texte  nach  ein  secundum  \ 
Promontorium;  auf  13°  0'  ö.  L.  und  64°  25'  n.  Br.  führt  A1  einen  Namen  an,  der  zunächst  als  vy  pr. 
gelesen  werden  muß;  dem  entsprechend  hat  A6  yc  pr.,  A2  ygi  pr.,  A5  yi  pr.,  A3  yhi  pr.,  A4  ghi  pr., 
B3  und  die  Ulmer  Ausgaben  y  pr.  Falls  das  Prinzip  unsrer  Namenzusammenstellung  in  der  Tabelle  1 
richtig  ist,  müssen  also  diese  verschiedenen  Formen,  welche  augenscheinlich  auf  ein  und  dieselbe  Grund- 
form zurückweisen,  mit  des  Textes  secundum  Promontorium  identifiziert  werden.  Nun  steht  es  aber 
merkwürdigerweise  fest,  daß  das  secundum  Promontorium  gar  nicht  Grönlands  zweites  Vorgebirge  ist, 
indem  Tuoer  das  erste,  Eeynth  das  zweite,  secundum  also  faktisch  das  dritte  ist.  Es  ist  somit 'keinem 
Zweifel  unterworfen,  daß  da  ursprünglich  ein  Wort  gestanden  hat,  welches  einerseits  als  das  Zahlen- 
zeichen für  secundum  aufgefaßt  werden,  andrerseits  die  sonderbaren  Formen  auf  den  Karten  veranlassen 
konnte.  Ein  solches  Wort  kann  kaum  ein  anderes  als  ij  sein,  welches  gleichzeitig  als  die  Zahl  II  und 
als  die  Präposition  i  (d.  h.  in)  aufgefaßt  werden  kann.  Man  ist  also  vollkommen  berechtigt,  statt  des 
sicherlich  verkehrten  secundum  Promontorium  ein  ij  Promontorium  zu  lesen. 

Auch  der  Name  Grönlands  in  Clavus'  zweiter  Arbeit  verursacht  indessen  Schwierigkeiten.  Während 
das  Nanziger  Werk  und  der  Wiener  Text  je  nur  einen  Namen  anführen  und  zwar  bezw.  die  lateinischen 
Formen  Gronlandia  und  Grolandia,  haben  alle  A-Karten  mit  Ausnahme  der  besten  (A1)  zwei  Namen 
für  dies  Land:  Gronelanth  oder  Gronelandia  und  Engrolant  oder  Engronelanth  (mit  noch  mehr  orto- 
graphischen  Varianten,  siehe  die  Tabelle).  Der  erste  Name  Gronelandia  ist  zwischen  zwei  Strichen 
angebracht  (rubriziert),  was  auf  den  Karten  immer  Ländernamen  bezeichnet  (vgl.  Magne  germanie 
pars,  Sarmatie  europe  pars,  Gottia  occidentalis,  Norbegia,  Sielandia  u.  s.  w.).  Der  zweite  Name  Engrone- 
lanth dagegen  ist  mit  kleinerer  Schrift  geschrieben  und  auf  den  Karten  A3  und  A4  längs  der  Ostküste 
zwischen  naf  fl.  und  lande  fl.  angebracht;  auf  den  Karten  A2,  A5,  A6  steht  er  dagegen  quer  über  der 
Halbinsel  weiter  südlich  als  der  Hauptname  Gronelandia.  Wie  andre  Provinznamen  (z.  B.  Bakus,  Lüste) 
ist  er  meistens  mit  braunroter  Farbe  ohne  Rubrizierung  geschrieben,  und  demnach  müßte  Gronelanth 
(Gronelandia)  als  der  Hauptname  des  Landes,  der  wirkliche  Ländername  aufgefaßt  werden,  Engronelanth 
dagegen  eher  als  der  Name  eines  kleineren  Teiles  des  Landes,  z.  B.  der  Ostküste  oder  des  südlichen 
Teiles  der  Halbinsel.  Auf  den  B-Karten,  wo  Grönland  nördlich  von  Norwegen  hingeschoben  ist,  ist  der 
Hauptname  Gronelandia  ganz  verschwunden  und  nur  der  Beiname  Engronelanth  zurückgeblieben,  ohne 
jedoch  bei  der  kalligraphischen  Ausstattung  als  ein  wirklicher  Ländername  hervorgehoben  zu  werden. 

Der  sonderbare  Name  Engronelanth  ist  immer  ganz  unerklärbar  gewesen,  und  die  meisten  For- 
scher haben  sich  mit  dem  Zugeständnis  begnügt,  daß  sie  ihn  nicht  verständen.  Die  wenigen  Erklärungen, 
die  vorgekommen  sind,  wie  Fr.  Krarups1)  „Indgranland11  (d.  h.  das  innere  Grönland)  und  Japetus  . 
Steenstrups  „Indgreftsland"  (d.  h.  Land  des  Eingrabens  =  Eiderstedt)  wirken  auch  nicht  überzeugend; 
und  wenn  Storm2)  annimmt,  daß  die  Lautähnlichkeit  zwischen  dem  Gronelant  der  Karten  und  ihrem 
in  Norwegen  angebrachten  Engronelant  (Entstellung  von  Engromelant  d.  h.  Angermanland)  bewirkt 
haben  sollte,  daß  die  letztere  nach  Grönlands  Ostküste  verlegt  worden  war,  setzt  er  ganz  gewiß  eine 
allzu  große  Willkürlichkeit  bei  dem  betreffenden  Kartenkopisten  voraus.  Eine  weit  näher  liegende 
Erklärung  gibt  uns  der  Wiener  Text.  Als  dritter  von  den  Flüssen  Grönlands  an  der  Ostküste  findet 
sich  hier  zwischen  Manh  fl.  (das  naf  fl.  der  Karten)  und  Spieldehbedh  fl.  (das  spichbod'  fl.  der  Karten) 
der  Name  Eyngromenlandz  aa  fluuii  ostia  (V;  Eyngromenden  landz  aa  fluuii  ostia  W.).  Dies  Eyn- 
gromenlandz  aa  kann  kaum  etwas  andres  sein  als  das  ganz  einfache  eyn  Groenenlandz  aa  (neudänisch: 
en  Granlands  Aa,  d.  h.  eine  Grönländische  Aue  oder  Fluß),  also  eine  ähnliche  Flußbezeichnung  wie 
die  bekannten  Aa-Namen  in  Schweden  und  längs  der  Ostseeküste.  Wir  nehmen  an,  daß  sich  von 
diesem  Namen  das  Engronelanth  der  Karten  schreibt:    Clavus  hat  diesen  Flußnamen  auf  seine  Karte 


')  Fr.  Krarup,  Om  Zeniernes  Bejse  til  Norden  in  Dansh  geograßsh  Tidsskrift  II,  Kebenhavn  1878,  S.  148- 
2)  Ymer  1891,  S.  35—36. 


Die  Ortsnamen  bei  ClaVüS. 

beschrieben ;  der  Platz  auf  dem  ziemlich  sclimalen  Grönland  ist  für  das  recht  lange  Wort  zu  eng 
gewesen;  dies  ist  daher  entweder  von  ihm  selbst  oder  von  einem  Kopisten  in  zwei  Zeilen  geschrieben 
und  durch  ein  Mißverständnis  geteilt,  teils  in  Engroneland,  das  wegen  der  Ähnlichkeit  mit  dem  Namen 
des  Landes  Groneland  zu  einem  Provinznamen  gemacht  worden  ist,  teils  zu  dem  noch  fortwährend  als 
Fluß  fungierenden  lande.  Daß  der  Name  den  Kopisten  Schwierigkeiten  verursacht  hat,  ersieht  man 
schon  an  der  Art  und  Weise,  wie  er  auf  den  Karten  behandelt  ist.    Während  auf  A2,  A4,  A5  und  A(; 

;  die  Verwandlung  vom  Flußnamen  zum  Landschaftsnamen  vollzogen  ist,  so  befindet  sich  die  Zamoiski- 
Karte  (A3)  olfenbar  auf  einem  Übergangsstadium.  Quer  über  die  Wörter  en  gronelan  steht  hier  san  de, 
und  zwar  derart,  daß  die  Wörter  zwei  Lesarten  gestatten,  entweder  endegronelan  san  oder  eher  en 
gronelandesan,  d.  h.  eine  leichte  Entstellung  von  en  gronelandes  aa.   Auf  der  Originalkarte,  oder  jeden- 

j  falls  auf  der  vermutlich  vorhanden  gewesenen  und  nach  Italien  gelangten  ersten  Kopie,  ist  also  der 
lange  Name  zerstückelt,  kreuz  und  quer  geschrieben  worden,  und  aus  diesem  Sammelsurium  haben  sich 
die  beiden  Namen  lande  und  Engroneland  losgelöst.  Da  Martellus'  A1 -Karte  nur  den  Namen  lande 
hat,  ist  wahrscheinlich  in  Nicolaus  Germanus'  Werkstatt  das  verzwickte  Engroneland  entstanden, 
und  zwar  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  Nicolaus  Germanus'  verkehrtes  Lesen  von  dem  Namen 
Ängermanland  {Engroneland  statt  Engromeland,  vgl.  das  Engromelandi  der  Nanziger  Karte  and  das 

i  Engromelandh  auf  A6)  schuld  darau  ist,  daß  er  eben  Engroneland  aus  der  ihm  unverständlichen  Wort- 
verbindung' herauslas. 

Gegen  diese  unsere  Erklärung  scheint  nur  die  Einwendung  erhoben  werden  zu  können,  daß  es 
höchst  auffällig  ist,  inmitten  einer  Reihe  unverständlicher  Einzel namen  plötzlich  eine  dänische  Wort- 
verbindung wie  „en  Grönlands  Aa"  zu  finden.  Dies  würde  besonders  auffallend  sein,  wenn  die 
andern  Namen  wirkliche  Namen  oder  einer  andern  Sprache  als  der  dänischen  entnommene  Wörter 
wäreu,  was  sie  aber  nicht  sind.  Sieht  man  von  den  lateinischen  Epitheta  Promontorium  und  fluuii 
ostia  ab  und  liest  die  Namen  des  Wiener  Textes  von  oben  herunter,  indem  man  mit  Thoer  anfängt 
und  mit  New  aufhört  und  sie  beständig  mit  den  ihnen  entsprechenden  Namen  der  A-Karten  vergleicht, 
so  wird  man  bemerken,  daß  die  bis  jetzt  durchaus  unverständlichen  lind  unerklärlichen 
Namen  Bedeutung  bekommen.  Mit  Hilfe  einer  unbedeutenden  Verbesserung  der  Textnamen  auf 
Grundlage  derjenigen  der  Karten,  darunter  die  Einschiebung  der  Form  ij  statt  des  oben  erwähnteu 
sicherlich  verkehrten  secundum  (Promontorium)  bilden  die  grönländischen  Namen  folgenden  Vers: 

Thcer  boer  eeynh  manh  ij  eyn   Grcenenlandz  aa, 

Es     wohnt  ein    Mann  in  einer  Grönlands  Au  (Fluß) 

ooc  Spieldehbedb*  mundke  hanyd  heyde; 

und  Spieldehbedh      tat         er  heißen 

meer  hawer  han  äff  nidefildh*, 

mehr    hat    er   von  dem  lausigen  Fell 

een  hanh  hawer  üesk  hynth  feyde. 

als     er      hat    Speck  den  fetten 

Nordhum     driwer    sandhin  naa*    new*  new* 

Vom  Norden  treibt's  den  Sand  aufs  Neue  Neue 

Die  mit  *  bezeichneten  Wörter  verlangen  eine  genauere  Untersuchung,  die  kursiv  gedruckten 
sind  diejenigen,  bei  denen  wir  die  Wortformen  des  Textes  mit  Hilfe  derjenigen  der  Karten  korrigiert 
haben,  und  für  diese  Korrekturen  wollen  wir  hier  sogleich  Rechenschaft  ablegen: 

thcer]  thoer  W,  theoy  V.  Durch  das  ther  der  Karten  kommt  ein  vortrefflicher  Sinn  in  die  erste  Zeile  des 
Verses,  es  erklärt  aber  nicht  die  entstellten  Formen  des  Textes ;  diese  werden  indessen  durch  die 
Annahme  der  Form  thcer  erklärt.  Ther  und  thcer  sind  verschiedene  altdänische  Schreibweisen  für  das 
neudänische  unbetonte  der  (d.  h.  es). 

ij]   Die  Korrektur  ist  infolge  obiger  Auseinandersetzung  vorgenommen. 

Grcenenlandz  aa]  Daß  der  Vers  sich  auf  das  Land  bezieht,  an  welches  sich  dessen  einzelne  Wörter  als  Orts- 
bezeichnungen anknüpfen,  ist  sehr  wahrscheinlich.  Wir  korrigieren  deshalb  in  "Übereinstimmung  mit 
dem  Engroneland  der  Karten  V's  Eyngromenlandz  in  eyn  Grcenenlandz  und  sehen  von  der  Möglichkeit  ab, 


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Kapitel  VI. 


duß  sich  in  W's  Eyngromenden  landz  ein  »Ängermanlands«  verbergen  sollte,  wie  es  mit  den  Kamen 
Engromelandi  der  Nanziger  Karte  und  Engromelandh  der  A6- Karte  der  Fall  ist. 

haucr\  hain  W,  harnt  V,  datier  An  oaner  A2 — A6.  Nimmt  man  an,  daß  der  Text  den  ersten  Teil  des 
Wortes  und  die  Karten  den  zweiten  unentstellt  bewahrt  haben,  so  bekommt  man  die  Verbalform  hauer 
(neudänisch  har,  von  have  (d.  h.  haben) ),  wodurch  der  Vers  Sinn  bekommt.  Die  Originalkarte  hat  dann 
die  Form  hauer  gehabt,  der  Text  zunächst  häw'  (d.  h.  hatcer),  was  am  besten  die  Entstellung  harn' 
erklärt,  die  in  V  in  härm  aufgelöst  worden  ist. 

hynth]  hyrch  W  und  V,  hüc  A1,  hic  A2 — A6.  Eine  Entstellung  von  hyrch  zu  hynth  ist  leicht  zu  erklären, 
und  wir  nehmen  darum  an,  daß  im  Texte  das  einem  hit  oder  lüt  auf  den  Karten  entsprechende  hynth 
gestanden  hat,  alle  drei  verschiedene  altdänische  Formen  für  das  Wort  hint  (d.  h.  jenes),  wodurch  der 
Vers  Sinn  bekommt. 

driiver]  drub  W  und  V,  dritter  die  A-Karten.  Die  Form  der  Karten  gibt  den  rechten  Sinn,  und  wir  setzen 
deshalb  ein  dritver  (neudänisch  driver,  d.  h.  treibt)  statt  des  sinnlosen  drub,  indem  die  Abkürzung 
driw'  die  Entstellung  leicht  erklärt. 

Der  ganze  Charakter  des  Verses  deutet  darauf  hin,  daß  es  der  Vers  eines  Volksliedes  oder 
jedenfalls  im  Volksliederstiel  gedichtet  ist:  ein  vierzeiliger  Strophenbau  mit  dem  Keime  zwischen 
der  zweiten  und  vierten  Zeile  (heyde  —  feyde)  und  mit  dem  Refrain  (nordh  um  driwer  sandhin  naa 
new  new)  ').  Es  steht  einem  natürlich  vollständig  frei  anzunehmen,  daß  Clavus  selbst  den  Vers 
gedichtet  hat;  näher  liegt  jedoch  die  Annahme,  daß  es  ein  schon  vorhandener  Vers  sei,  den  er  in 
Bereitschaft  gehabt,  und  nach  dem  Inhalt  zu  urteilen  wäre  es  dann  zunächst  ein  Anfangsvers.  Nach 
dem  Erscheinen  unsrer  dänischen  Clavus-Monographie  ist  das  betreffende  Lied  wirklich  gefunden 
worden  2),  und  zwar  zeigt  es  sich,  daß  der  hier  vorliegende  Vers  eine  Lokalisierung  des  Anfangsverses 
im  schwedischen  Volksliede  „Kung  Speleinan"  (Arwidsson  Nr.  10)  ist.  Von  diesem  Liede  liegt  nur 
eine  einzelne  Aufzeichnung  vor,  die  schon  im  Jahre  1862  von  Sophus  Bugge3)  als  eine  Variante 
des  dänischen  Liedes  „Angelfyr  og  Helmer  Kamp"  (D.  g.  P.  19,  Grimm  Nr.  38,  Prior  Nr.  20) 
erkannt  wurde,  indem  die  beiden  Lieder  mittelalterliche  Bearbeitungen  einer  uralten  Sage  sind,  deren 
älteste  Porm  die  isländischen  Sagen  von  Hervor  (Hervararsaga)  und  Örvarodd  (Orvaroddsaga)  j 
bilden,  und  die  auch  in  Saxos  lateinischer  Geschichte  von  Dänemark  vorliegen*). 

Der  Anfangsvers  der  schwedischen  Form  des  Liedes,  das  also  auch  im  15-  Jahrhundert  in 
Dänemark  bekannt  gewesen  sein  muß,  lautet: 

Dher  bodde  een  kiempe  vid  Hebingborg, 
Es   wohnte    ein    Kiese    bei  Heisingborg 
Kung  Speleman  mände  han  heta 
König  Spielmann    tat       er  heißen 

')  Die  nordische  Volksliederdichtung  liegt,   was  Dänemark  betrifft,  in  dem  großen,  in  der  europäischen 
Volksliederforschung  bahnbrechenden  Werke  von  Svend  Grundtvig  vor:  Danmarks  gamle  Folkeviser  I — VII, 
Kobenhavn  1853—1906  (zit.  als  D.  g.  F.).  Nach  Grundtvigs  Tod  (1883)  wird  das  Werk  von  Axel  Olrik  fortgesetzt 
(Beiträge  zur  Geschichte  des  Werkes  gab  Carl  S.  Petersen  in  Danske  Studier  1905,  Kebenhavn  1905).    Die  nor- 
wegischen Volkslieder  sind  herausgegeben  von  M.  B.  L  a  n  d  s  t  a  d ,  Norske  Folkeviser,  Kristiania  1853,  und  von 
Sophus  Bugge,  Gamle  norske  Folkeviser,  Kristiania  1858,  die  schwedischen  von  E.  G.  Geijer  &  A.  Afzelius, 
Svenska  folkvisor  frän  forntiden  I — III,  Stockholm  1816—46  (neue  Ausgabe,  ibid.  1880)  und  von  A.  J.  Arwidsson, 
Svenska  fornsänger  1 — III,   Stockholm   1834—42.    Was  Island  und   die  Färöer  betrifft  sind  gedruckt:  Svend 
Grundtvig  &  Jön  Sigurdsson,  Islenzk  fornkvwbi,  Kobenhavn  1854  —  83,  und  V.  U.  Hammershaimb,  I 
Fwröiske  Kvceder,  Hefte  1—2,  Kebenhavn  1851—55;  die  wichtigste  Quelle  aber  ist  die  in  „Dansk  Folkemindesamling" 
in  der  kgl.  Bibliothek  zu  Kebenhavn  aufbewahrte  handschriftliche  Sammlung:  Svend  Grundtvig  &  Jorgen  | 
Bloch  F(f>royja  kvwbi  —  Corpus  carminwn  Fceroensium  —  Fcerfemes  gamle  Folkeviser  I  — XVI,  Kobenhavn  1872  —88,  ] 
mit  2  Supplementbd.,  ibid.  1896 — 1905.  Deutsche  Ubersetzungen  von  nordischen  Volksliedern  sind:  Wilh.  Grimm,  " 
Altdänische  Heldenlieder,  Heidelberg  1811;  G.  Mohnike,  Altschwedische  Balladen,  Stuttgart  und  Tübingen  1836; 
Rosa  Warrens,  Dänische  Volkslieder  der  Vorzeit,  Hamburg  1858.    Englische  Übersetzung:  Alex.  Prior,  Ancie.nt  j 
Danish  Ballads  I — III,  London  a.  Edinburgh  1860.  Französische  Ubersetzung:  L.  Pineau,  Le  Romancero  scandinave,  j 
Paris  1906. 

2)  Vgl.  KarlAubertin  Danske  Studier  1907,  S.  228—29. 
»)  D.  g.  F.  II,  S.  790. 

*)  Saxo,  ed.  P.  E.  Müller,  Lib.  V,  S.  250— 51. 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


87 


Visst  hade  han  mera  boda  sölf 

Wohl  hatte  er  mehr  Geschmeide  (?)  Silber 

An  andra  fläsket  dhet  feta 
Als  Andre  Speck  den  fetten 

Uren      drifver      noran       äfvan,  sunnan  für  noran. 
Der  Schauer  treibt  vom  Norden  herunter  vom  Süden  vom  Norden  ') 

Die  Übereinstimmung  mit  dem  Verse  auf  Clavus'  Karte  von  Grönland  springt  in  die  Augen. 
Ersteus  sind  die  einzelnen  Zeilen  des  schwedischen  Liedes  genau  wie  die  entsprechenden  bei  Clavus  gebaut: 
Zeile  1  sagt,  wo  der  Mann  wohnt,  Zeile  2,  wie  er  heißt,  Zeile  3 — 4,  daß  er  mehr  von  einer  Sache  als 
von  einer  andern  besitzt;  noch  mehr  bedeutet  es  abar,  daß  Zeile  4  mit  der  eigentümlichen  Bemerkung 
von  „dem  fetten  Speck"  fast  wörtlich  gleichlautend  ist.  Dennoch  ist  der  Vers,  so  wie  er  von  Clavus 
geschrieben  wurde,  nicht  als  eine  einfache  dänische  Variante  des  schwedischen  Liedes  aufzufassen;  bei 
der  Einsetzung  des  Namens  Grönland  in  die  erste  Zeile  hat  Clavus  nämlich  ganz  deutlich  den  Vers 
lokalisieren  wollen,  ohne  daß  es  jetzt  möglich  sein  wird,  eine  begründete  Meinung  in  Bezug  auf  die 
i  Verhältnisse  und  Ereignisse  zu  haben,  die  eine  derartige  Lokalisierung  veranlaßt  hätten 2). 

Unter  diesen  Umständen  wird  der  schwedische  Vers  offenbar  nicht  bei  der  Institution  der 
noch  nicht  erklärten  Wörter  in  Clavus'  Vers  benutzt  werden  können;  diese  Wörter  müssen  aus  dem 
Verse  selbst  heraus  erklärt  werden. 

Am  wenigsten  Schwierigkeit  verursacht  Spieldehbedh,  der  Name  des  in  der  Grönlandsaue  wohnenden 
Mannes ;  es  kann  nämlich  ein  wirklicher  Personenname  von  ungefähr  derselben  Form  nachgewiesen  werden. 
Auf  einem  aus  dem  1 1 .  Jahrhundert  stammenden  Runensteine  von  Uppland  in  Schweden  liest  man  folgende 
Inschrift  (hier  in  restituierter  Sprachform  wiedergegeben) 3) :  Elina  let  giara  merlci  at  Spial^aiybuSa  ok  at 
Socein  ok  at  Andvit  ok  at  BucjnaR  syni  sin  ok  Egla  ok  Sirld  at  Spial^aiybuda  bönda  sinn.  <Q£yann  vaR  daudr 
i  Hulmgardi  t  Olafs  grid.  YppiR  risti.  Daß  das  Spieldehbedh  der  Wiener  Handschriften  und  das  spichbod' 
der  Karten  derselbe  Name  wie  das  Spialdbudi  des  Runensteins  ist,  ist  einleuchtend,  und  wir  lesen  daher  in 
dem  Verse  a.if  den  Karten  den  Männerntimen  Spieldehbedh  (Spielbode).  Der  Name  Spialdbudi,  dessen  beide 
ersten  Silben  mit  dem  altnordischen  spjall  oder  spell  »ein  Schade,  der  jemandem  zugefügt  wird«,  in  Ver- 
bindung gebracht  wird,  haben  wir  im  dänischen  nicht  gefunden;  seinen  ersten  Teil  muß  man  aber  augen- 
scheinlich in  einem  Ortsnamen  wie  Spjellerup  voraussetzen 4). 

Schwieriger  ist  das  Verständnis  von  nidefildh.  Das  Wort  erinnert  in  der  durch  die  Überlieferung  uns 
gegebenen  Form  an  NiPafioll  (»die  dunkeln  Berge*)  in  Volu-spo  ä) ;  daß  dieser  mythologische  Name  hier  vor- 
liegen sollte,  ist  jedoch  kaum  anzunehmen.  Axel  Olrik6)  erklärt  indessen  nidefildh  als  eine  Zusammen- 
setzung vom  altdänischen  nid  (Nebenform  zu  gnid  =  mittelniederdeutsch  nete,  nii)  d.  h.  »Ungeziefer,  Läuse« 
und  fild  (altnordisch  feldr)  d.  h.  »Fell«.  Das  Wort  nidefildh  würde  dann  bedeuten:  »Läusefell,  lausige 
Felle«.  Obgleich  dieses  Wort  in  den  Lexika  über  die  ältere  dänische  Sprache  nicht  zu  finden,  ist  seine 
Existenz  jedoch  um  so  wahrscheinlicher,  als  die  Form  fildh  <  feldr  die  richtige  dänische  Lautbildung  gibt 
(vgl.  ild  (^eldr,  d.  h.  Feuer).    Wir  akzeptieren  deshalb  die  von  Olrik  vorgeschlagene  Erklärung  des  Wortes 


')  Nu  drifver  uren  öfver  sundet  för  noran  (d.  h.  Nun  treibt  der  Schauer  über  den  Sund  vom  Norden)  bildet 
nach  Olrik  die  natürliche  Restitution  der  sonst  sinnlosen  Verszeile. 

2)  In  einer  Besprechung  unsrer  dänischen  Clavus-Monographie  (in  Danske  Studier  1905,  S.  213 — 214)  ver- 
sucht Axel  Olrik  den  Charakter  des  Verses  näher  festzustellen,  indem  er  ihn  als  eine  Nachahmung  oder 
Travestie  der  Volkslieder  bezeichnet,  die  Clavus  selbst  wahrscheinlich  während  einer  Überwinterung  in 
Grönland  gemacht  hat,  und  zwar  um  seine  Reisegefährten  —  unter  denen  Olrik  auch  einen  mit  dem  Namen 
Spieldedbedh  vermutet  —  wegen  Proviantmangels  zu  erheitern.  Obwohl  wir  selbst  der  Ansicht  sind,  daß  Clavus  in 
Grönland  gewesen  ist  (vgl.  Kap.  VIII  C),  und  daß  Spieldehbedh  (oder,  wie  es  nach  den  Karten  heißen  muß,  Spielbode) 
ein  Personenname  ist,  kommen  Olriks  Hypothesen  von  der  Überwinterung,  dem  Proviantmangel  u.  s.  w.  uns 
jedoch  zu  phantastisch  vor,  um  ernsthaft  diskutiert  zu  werden. 

3)  E.  Brate,  Runverser  in  Antiqvarisk  tidskrift  för  Sverige  X,  Stockholm  1887—1891,  S.  334—336. 

4)  0.  Nielsen,  Olddanske  Fers mnavne,  Kebenhavn  1883,  S.  86.  —  In  V.  Dahlerup  &  Johs.  Steen- 
strup,  Navnebog.,  Kebenhavn  1902,  finden  sich  S.  83  mehrere  (von  den  Autoren)  gebildete  Zusammensetzungen 
mit  Spjeld(e). 

6)  Eddalieder,  hrsg.  von  Finnur  Jönsson  I,  Halle  a.  S.  1888,  S.  9  (Vers  48). 
6)  Danske  Studier  1905,  S.  171. 


88 


Kapitel  VI. 


nidefildh  und  entgehen  dadurch  der  in  unsrer  dänischen  Monographie  in  Vorschlag  gebrachten  Textkorrektur 
uide  sildh  (d.  h.  weiße  Heringe). 

Dagegen  scheint  uns  der  Refrain  Nordhum  driwer  sandhin  naa  new  new  immer  Schwierigkeiten  zu 
bereiten,  wenn  es  eine  passende  und  natürliche  Erklärung  gilt.  Es  leuchtet  ein,  daß  dieser  Refrain  schließlich 
nur  als  eine  Variante  von  dem  des  Liedes  »Angelfyr  og  Helmer  Kamp«  zu  betrachten  ist:  »Men  nu  driffuer 
wreden  [d.  h.  uren]  paa  huiden  sannd  for  nordenn«  (d.  h.  Nun  aber  treibt  der  Schauer  auf  den  weißen 
Sand  vom  Norden).  Ferner  ist  es  klar,  daß  nordhum  zunächst  als  nordh  um  zu  lesen  ist  und  jedenfalls  ein 
Mißverständnis  für  nordhen  (d.  h.  vom  Norden,  altnordisch  nordan,  mittelniederdeutsch  norden) ;  dennoch  darf 
man  nicht  korrigieren,  weil  Clavus  sehr  wohl  nordh  um  schreiben  konnte,  und  alle  Überlieferungen  uns 
diese  Form  geben.  Die  letzten  Worte  naa  new  new  bereiten  aber  ernsthafte  Schwierigkeiten.  Naa,  welches 
Wort  dem  Zusammenhange  nach  unzweifelhaft  als  Präposition  aufgefaßt  werden  muß,  erklärt  Olrik1)  als  aa 
(altdänische  Form  für  paa,  d.  h.  auf),  mit  einem  vom  vorhergehenden  sandhin  hinübergezogenen  n  —  ein 
sprachliches  Phänomen,  zu  welcher  der  Übergang  vom  altnordischen  upp  ä,  altdänisch  uppaa,  in  neudänisch 
paa  (auf)  ein  Analogon  bildet2).  Indem  Olrik  nun  das  Wort  (n)aa  aufs  vorhergehende  Substantivum 
sandhin  bezieht,  betrachtet  er  new  new  als  Adverbien,  und  versteht  den  Refrain  folgendermaßen  (ohne  Text- 
korrektur): »Vom  Norden  treibt's  auf  den  Sand  nun  nun*3).  Diese  Erklärung  der  beiden  letzten  Worte 
überzeugt  uns  aber  nicht.  Wir  bezweifeln  nämlich,  daß  man  in  den  Refrains  der  Volkslieder  ähnliche  durch 
Wiederholung  verstärkte  Ausrufe  finden  kann,  und  sind  deshalb  immer  noch  zunächst  geneigt,  das  Wort 
new  als  ny  (d.  h.  neu)  aufzufassen,  und  anzunehmen,  daß  die  Wiederholung  daher  stammt,  daß  die  Worte 
des  Refrains  zu  Ende  waren,  ehe  Clavus  alle  die  auf  seiner  Karte  angelegten  Lokalitäten  benannt  hatte, 
weßhalb  er  das  Schlußwort  wiederholen  mußte.  Wenn  also  eine  Erklärung  überhaupt  möglich  ist,  bleiben 
wir  zunächst  bei  der  von  uns  früher  gegebenen:  »Nordfra  driver  Sandet  paa  ny«,  wollen  aber  am  liebsten 
das  Wort  driver  unpersönlich  auffassen,  so  daß  die  Übersetzung  heißt:  »Vom  Norden  treibt's  den  Sand 
auf's  Neue.« 

Wie  wir  in  der  dänischen  Ausgabe  gesagt  haben,  fühlt  man  sich  versucht,  das  Wort  ij  (in)  mit 
dem  sonst  immer  in  den  Volksliedern  vorkommenden  Worte  toit  (bei)4)  zu  ersetzen,  eine  Korrektur,  die  schon 
durch  die  Formen  vy,  yc,  ygi,  yi  der  A-Karten  bewährt  werden  konnte,  von  dem  y  der  B-Karten  und  dem 
entsprechenden  secundum  des  Wiener  Textes  jedoch  unserer  Anschauung  nach  bestimmt  widersprochen  wird. 
Der  Versuchung  zu  korrigieren  ist  Olrik  erlegen,  und  zwar  sucht  er  secundum  als  eine  Übersetzung  eines 
dänischen  ivit  (bei)  zu  erklären.  Mit  andern  Worten:  er  will  ein  wit  lesen,  während  wir  es  vorziehen,  bei 
der,  paläographisch  gesehen,  einzig  natürlichen  Erklärung  zu  bleiben. 

Wir  nehmen  darum  an,  daß  der  Vers  folgende  Gestalt  gehabt  habe: 

Thser  boer  eeynh  manh  ij  eyn  Grcenenlandz  aa, 
ooc  Spieldehbedh  mundhe  hanyd  heyJe ; 
meer  hawer  han  äff  nidefil  1h, 
een  hanh  hawer  flesk  hynth  feyde. 

Nordh  um  driwer  sandhin  naa  new. 

Auf  deutsch: 


Es  wohnt  ein  Mann  in  einer  Grönlands  Au  (d.  h.  Fluß), 
und  Spjellebod  tät  er  heißen; 
mehr  hat  er  von  dem  lausigen  Fell, 
als  er  hat  Speck  den  fetten. 

Vom  Norden  treibt's  den  Sand  auf's  Neue. 


Auf  modernem  dänisch: 

Der  bor  en  Mand  i  en  Grenlands  Aa 
og  Spjellebod  monne  han  hedde; 
mer  haver  han  af  Luseskind, 
end  han  haver  Flsesk  hint  fede. 

Norden  driver  (det)  Sandet  paa  ny. 

Wir  haben  in  unsrer  Restitution  des  Verses  nichts  verändert  an  der  in  mehreren  Beziehungen  sonder- 
baren Orthographie,  mit  welcher  er  in  den  Handschriften  auftritt.  Daß  er  in  dänischer  und  z.  B.  nicht  in 
isländischer  oder  norwegischer  Sprache  geschrieben  ist,  ist  unverkennbar  und  auch  an  und  für  sich  sehr 
natürlich,  weil  der  Schreiber  ein  Däne  war;  mehrere  der  orthographischen  Eigentümlichkeiten  bedürfen 
jedoch  einer  näheren  Beleuchtung.  Dies  gilt  besonders  den  Schreibweisen  wie  eyn  oder  eeynh,  heyde,  feyde, 
hanyd,  und  der  häufigen  Anwendung  der  Verbindung  nh:  eeynh,  manh,  hanh.    Es  scheint  uns  jedoch  uner- 


')  Dansice  Studier  1904,  S.  213. 

'')  In  unserer  dänischen  Clavus-Monographie  korrigierten  wir  naa  in  paa  —  nannten  aber  auch  die  Mög- 
lichkeit aa.  Durch  Olriks  Erklärung  entgehen  wir  aber  einer  Textkorrektur  und  bleiben  dennoch  bei  dem- 
selben Wort. 

3)  „Ein  starkes  unruhiges  Naturbild"  nennt  Olrik  diesen  Refrain  mit  den  Schlußwörtern  „nun  nun". 

4)  „Ude  ved  Aa"  (Ude  wit  aa  —  Draußen  bei  der  Au)  u.  dgl.  ist  eine  im  dänischen  Volksliede  stehende  Wen- 
dung, und  wird  namentlich  in  Anfangszeilen  benutzt,  um  irgend  eine  an  Ort  und  Stelle  wohnende  Person  einzuführen. 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


laubt,  alle  diese  orthographischen  Eigentümlichkeiten  als  Abschreibefehler  aufzufassen  —  dazu  kommen  sie 
allzu  häufig  vor;  daß  dagegen  beim  Abschreibeprozeß  hie  und  da  ein  Buchstabe  verdoppelt  sein  könnte 
(peynh  —  eyn)  oder  ein  dänisches  ce  in  zwei  Buchstaben  aufgelöst  wäre,  ist  natürlich  möglich,  berührt  diese 
Frage  aber  nicht.  Hiezu  kommt  noch,  daß  dieselbe  Orthographie  auch  anderswo  im  Wiener  Texte  angewandt 
ist.  Der  Name  Hailand  kommt  zweimal  vor,  und  das  eine  Mal  steht  in  beiden  Handschriften  Hayldland (is} 
und  bei  Fried  lieb  Heü<ldland(isy.  Die  Insel  Möen  wird  in  der  besten  Handschrift  Monh  geschrieben, 
und  daß  der  Name  mit  zwei  Konsonanten  geendet  hat,  zeigt  das  Mond  der  zweiten  Handschrift,  sowie  das 
meb  der  Karten.  Auch  im  Nanziger  Text  können  einzelne  Schreibweisen  derselben  Art  wie  die  hier 
besprochenen  nachgewiesen  werden;  dort  steht  z.  B.  NordincMxpind  und  Mipnh.  Die  eigenartige  Orthographie 
im  grönländischen  Verse  ist  also  sicherlich  die  des  Verfassers  selbst  und  weder  durch  Änderungen  von 
dänischen  oder  durch  Mißverständnisse  von  ausländischen  Abschreibern  entstanden.  Wir  erkennen  in  ihr 
Spuren  von  der  Mutter  spräche  des  Verfassers  in  engerem  Verstände:  denFünerDiali-kt. 

Es  muß  über  allen  Zweifel  erhaben  angesehen  werden,  daß  die  wichtigsten  Eigentümlichkeiten  der 
dänischen  Dialekte  sich  schon  im  1 5.  Jahrhundert  entwickelt  hatten,  wenn  sie  auch  in  den  damals  geschrie- 
benen Urkunden  nur  sehr  sporadisch  vorkommen,  und  zwar  wenn  die  Schreiber  der  durchs  Auge  erlernten 
Orthographie  untreu  werden  und  sich  auf  ihr  Ohr  verlassen1).  Eigentümlich  für  den  Füner  Dialekt  ist 
u.  a.  das  häufige  Ausfallen  der  Nasallaute,  die  durch  nasale  Vokale  ersetzt  werden,  ferner  daß  oft  ein  schwach 
artikuliertes  i  oder  j  als  Übergangslaut  zwischen  dem  Vokal  und  einem  darauffolgenden  Konsonanten  (beson- 
ders einem  t)  eingeschoben  wird;  ebenfalls  fällt  der  offne  rf-Laut  immer  im  Auslaut  weg,  während  er  im 
Inlaut  entweder  ganz  wegfällt  oder  zu  j  wird 2).  Diese  Eigentümlichkeiten  finden  sich  schon  in  den  Füner 
Sprachdenkmälern  des  15.  und  16.  Jahrhunderts3).  In  den  Komödien  des  Sektors  Christiern  Hansen 
in  Oilense  von  zirka  1530  4)  findet  man  im  »Urteil  des  Paris«:  tyin  (din  =  dein),  veynne  (vende  =  wenden), 
kayller  (kalder  =  ruft),  fallier  (falder  =  fällt),  gaille  (Galde  =  Galle),  in  der  »Dorotheas  Komödie«:  af  stej 
(af  Sted  —  fort)  sich  auf«  wej  (im  Wege)  reimend;  in  »Der  ungetreuen  Gattin4:  mtfiyde  (vielleicht  Impf,  von 
m:de  =  begegnen).  In  den  Zunftartikeln  der  Odenser  Schustergesellen  von  1405 — 06  5)  findet  sich 
eyntemv  —  eller  (enten  — •  eller  =  entweder  —  oder);  in  ihren  Zunftartikeln  von  1508  6)  delye  (Dele  — - 
Teile),  vre  (vred  =  böse),  gilbrtpire  (Gildebredre  =  Gildenbrüder),  brtpre  (Bredre  =  Brüder),  Onsse  (Odense). 
In  ähnlicher  Weise  mit  der  Aussprache  übereinstimmende  Schreibweisen  finden  sich  bei  jütischen  Gerichts- 
.zeugen und  in  andern  jütischen  Sprachdenkmälern7);  Vilh.  Thomsen8)  hat  nachgewiesen,  daß  dieselbe 
Orthographie  in  Briefen  der  Königin  Elisabeth,  Christiern  II.  Gemahlin'1),  vorkommt,  und  daß  sie 
durch  Beeinflussung  von  der  Aussprache  des  Inseklialektes  entstanden  sei;  sie  schreibt  z.  B.  hayn  (han  =  er), 
myn  (kan  =  kann),  layn  oder  laynd  (Land),  deyn  (den  =  der),  seynde  (sende  =  senden),  ayl  (al  ==  all), 
fagle  (falde  =  fallen),  hoyle  oder  hoylye  (holde  =  halten)  u.  s.  w.  Die  oben  hervorgehobenen  Schreibweisen 
(eey»h;  eyn,  hanyd,  feyde,  heyde,  Hayldland,  Nordinckbfiind)  bei  dem  von  Fünen  stammenden  Claudius  Clavus 
müssen  daher  zunächst  als  eine  ähnliche  Äußerung  des  Dialektes  seiner  Geburtsinsel  angesehen  werden,  die 
Formen  feyde,  lieyde,  hanyd  als  eine  Vermischung  von  phonetischer  und  etymologischer  Schreibart.  Die 
Füner  Aussprache  finden  wir  auch  in  dem  Namen  Knushouet  (Knudshoved  bei  Nyborg),  worin  das  entstellte 
Kunshonet  korrigiert  werden  muß,  und  in  der  Form  new  (ny  ==  neu)  wieder.  Ob  dagegen  die  in  beiden 
Werken  des  Clavus  vorkommende  Verbindung  nh  (eeynh,  manh,  hanh,  Monh,  Mijmh)  etwas  anderm  als 
graphischer  Laune  oder  Ungeübtheit  des  Verfassers  zuzuschreiben  ist,  lassen  wir  dahingestellt  sein ;  h  findet 
man  in  mittelalterlichen  Schriften  bald  mit  und  bald  ohne  bestimmte  Bedeutung  hinzugefügt;  der  eine  der 
Füner  Schreiber,  welcher  die  oben  erwähnten  Zunftartikel  der  Odenser  Sehustergesellen  von  1508  abschrieb, 
bediente  sich  häufig  eines  scheinbar  ganz  überflüssigen  h,  indem  er  schreibt:  ellerh,  seeduaneh,  ydermereh, 
aarh  och  dagh,  naarh,  fyrh,  voxh,  skallh. 

Das  jetzt  erzielte  Eesultat,  daß  die  Namen  auf  Grönland  in  Clavus'  jüngerem 
Werke  einen  Vers  im  Volksliederstile  ausmachen,  war  nur  durch  den  Wiener  Text  zu 

')  Vgl.  O.  Nielsen,  Gamle  jydske  Tingsvidner,  Ko  benhavn  1882,  S.  XV— XVI. 

2)  Vgl.  Dines  Andersen  in  Kort  Udsigt  over  det  philologisk-historiske  Samfunds  Virksomhed  H,  benhavn 
1883— 94,  S.  47  ;  Marius  Kristensen,  Nyclansk,  K  benhavn  1906,  S.  74—77  in  Smaskrifter  udgime  af  Selskabet 
for  germansk  Filologi,  Nr.  12. 

3)  Vilh.  Thomsen,  Qm  oprindelsen  til  nogle  ejendommeKgheder  i  den  danske  reiskrivnmg  in  Forftandlinger 
p«a  det  4rle  nordiske  Filolognnfrde,  K-  benhavn  1893,  S.  205  tf. 

4I  Herausg.  von  S.  Birket  Smith,  De  tre  celdste  danske  Skuespil,  K  : benhavn  1874. 

b)  0.  Nyrop,  Sämling  af  Dan  mark*  Latsskraaer  fra  Middelalderen,  Heft  1,  K  rbenhavn  1895,  S.  14 — 23. 

6)  Ibid.  Heft  2,  K  ibenhavn  1896,  S.  299  —309. 

7)  Vgl.  oben  Note  1.  8)  Vgl.  oben  Note  3. 

9)  Gedruckt  in  Brere  og  AktMgkkrr  til  Oplysning  om  Christiern  //'*■  Historie  udg.  aCC.  P.  Allen,  I,  Kabeuhavn  1854. 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  12 


90 


Kapitel  VI. 


erreichen;  die  Namen  der  Kurten  dagegen  sind  teils  gar  zu  entstellt,  teils  in  zu  mangelhafter  Weise 
überliefert,  als  daß  ein  solches  Resultat  durch  sie  allein  erzielt  werden  konnte.  Für  die  Institution 
der  Namen  des  Textes  haben  einige  von  ihnen  unleugbar  ihren  Wert,  sehr  oft  sind  sie  aber  bis  zur 
Unkenntlichkeit  entstellt,  wenn  z.  B.  sämtliche  Karten  haben:  naf  =  manh  des  Textes;  ceum,  crtti 
oder  trin  =  heyde;  einer  =  han;  hoen  =  een1). 

Zur  Uberlieferungsgeschichte  der  Volkslieder  gibt  der  grönländische  Vers  einen  Beitrag,  der 
nicht  ganz  unbeachtet  bleiben  darf.  Die  nordischen  Volkslieder  sind  nämlich  erst  durch  Aufzeichnungen 
aus  dem  16-  Jahrhundert  bekannt;  aus  dem  Mittelalter  selbst  liegen  an  dänischen  Liedern  nur  zwei 
Linien  im  Cod.  Arnamagn.  37,4°  vom  13-  Jahrh.  vor:  Haui  ihat  Skanunga  wrliki  ma'cen.  toco  vithar  orcet 
aldrigh  a>n  (d.  h.  lassen  wir's  den  ehrlichen  Schoner  Männern,  Unrecht  nahmen  sie  noch  nie  an),  zwei 
Linien  in  der  Runenhandschrift  des  Schoner  Gesetzes  von  zirka  1300:  drepmde  mik  en  dr(f>m  i  nat 
um  silki  ok  terlik  peel  (d.  h.  träumte  mir  diese  Nacht  ein  Traum  von  Seide  und  echtem  Pelz),  acht  Verse 
aus  dem  Liede:  „Ridderen  i  Ujorteham"  (der  Ritter  im  Hirschfell)  in  der  Linköpinger  Handschrift  von 
zirka  1450  (D.  g.  F.  67.  A),  sowie  der  Refrain:  fforthy  standh  landh  j  iraadh  (d.  h.  denn  es  steht  das  Land 
im  Not)  aus  einem  der  „Marsk  Stig-Liedertt  in  der  Neuen  kgl.  Sammlung  123,4°  (1454) 2).  Zu  diesen 
vier  einzigen  Aufzeichnungen  vom  Mittelalter  kommt  also  hier  noch  das  Bruchstück  eines  Liedes  —  ein 
Vers  —  in  einer  geographischen  Arbeit  aus  der  ersten  Hälfte  des  15-  Jahrh.  auf  bewahrt,  eine  Arbeit,  die  teils 
auf  Karten  von  zirka  1475  überliefert  ist,  hier  jedoch  in  einer  unvollständigen  und  sehr  entstellten,  teil- 
weise ganz  unkenntlichen  Gestalt,  teils  in  Handschriften  von  zirka  1525  und  hier  in  einer  vollständigen 
und  viel  weniger  entstellten  Form.  Sogar  in  dieser  letzten  Gestalt  ist  die  Uberlieferung  za.  25  Jahr«?  älter  als 
die  sog.  Karen  Brahes  Folio-Handschrift,  die  älteste  in  der  eigentlichen  dänischen  Volksliederüberlieferung. 

Grönland  in  dem  Verse  eines  dänischen  Volksliedes  zu  finden,  könnte  etwa  Verwunderung 
erwecken,  ist  aber  doch  nicht  ohne  Analogie.  Das  Lied  vom  „  Herrn  Luno  und  der  Meerfrau "  (D.  g.  F. 
Nr.  43,  Warrens  Nr.  VI,  Prior  Nr.  130,  nur  in  einer  dänischen  Aufzeichming  bekannt)  erzählt,  wie 
Herr  Luno  ein  Schiff  bauen  läßt,  fortsegelt  y  haffuen  frem  (ins  Meer  hinaus),  einer  Meerfrau  begegnet, 
die  er  mit  Hilfe  von  Runen  an  einen  Stein  bindet.  Der  Refrain  heilSt:  „Sie  holen  ihr  Gold  auf  Grön- 
land", und  die  letzten  Linien  lauten: 

Herr  Luno,  er  segelt  nach  Grönland  heim, 
Die  Meerfrau  sitzet,  gebunden  an  den  Stein. 
Sie  holen  ihr  Gold  auf  Grönland. 

In  Liedern  von  den  Färöern  wird  Grönland  häufiger  erwähnt,  meistens  jedoch  in  Verbindung 
mit  Märchen  von  Kämpfen  mit  Zauberern  in  den  nördlichen  Gewässern,  so  im  Liede  von  „Tormod- 
Skjald",  der  sich  faktisch  auf  Grönland  aufgehalten  hat  (H  ammershaimb  IL  S.  108)  und  Gongu- Rulvs 
kvoebi  (ibid.  II,  S.  127),  das  dem  dänischen  Liede  vou  „Rosmer  Havinand"  entspricht  (D.  g.  F.  Nr.  41) 
und  das  sich  auch  auf  norwegisch  findet  (Landstad  Nr.  5);  nur  muß  bemerkt  werden,  daß  Grönland 
nicht  in  den  dänischen  und  norwegischen  Aufzeichnungen  dieser  Lieder  vorkommt3). 


Norwegen  und  Gotland. 

Im  Gegensatz  zu  Island  und  besonders  zu  Grönland  gelangte  Clavus'  Darstellung  von  Norwegen 
in  der  Geschichte  der  Kartographie  zu  keiner  weiteren  Bedeutung,  worüber  man  sich  auch  nicht  wun- 

')  Aus  diesem  Grunde  wird  es  auch  kaum  möglich  sein,  sich  einen  Begriff  von  der  Sprachform  zu  hilden, 
welche  der  Vers  auf  den  Karten  gehabt  hat;  es  muß  jedoch  erwähnt  werden,  daß  die  orthographischen  Eigentümlich- 
keiten, in  denen  wir,  was  den  Text  betrifft,  eine  Beeinflussung  der  Füner  Aussprache  erkannten,  sich  auf  den  Karten 
nur  in  dem  Worte  hie  fd.  h.  hü)  nachweisen  lü'  t. 

2)  Vgl.  Johs.  Steenstrup,  Vore  Folkeviser,  Kebenhavn  1891,  S.  316 — 317;  A.  ülrik  in  Dansl-p  Slulier 
1905,  S.  169—70. 

3)  Auch  in  andern  ungedruckten  färöischen  Liedern  wird  Grönlands  Name  genannt;  vgl.  S  v.  Grundtvig's 
und  J0rgen  Bloch's  handschriftlichen  Ftyroyja  kvcebi  —  corpus  carmhmm  Fceroensium  —  Feerfy&rnes  gamle  Follcevisa 
(kgl.  Bibliothek  K'-ibenhavn)  V,  S.  229  ff. ;  Grimmars  lcrceAi;  VII,  S.  247  ff. :  JSkuh  TisvceU  („öbygflir.  i  Grönland"). 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


91 


dem  kann.  Nicht  allein  muß  die  Form  Norwegens  auf  den  A-Karten  als  sehr  mißglückt  angesehen 
werden,  sondern  Clavus'  Werk  wurde  auch  bald  durch  die  vortrefflichen  Karten  arbeiten  von  Ziegler 
und  Ol  aus  Magnus  in  den  Schatten  gestellt.  Uber  die  Namen  in  Norwegen,  besonders  im  nörd- 
lichsten Teil  des  Landes,  und  auf  Gotland  haben  sich  nur  wenige  Forscher  geäußert.  Storni1)  gibt 
es  gänzlich  auf,  die  nordnorwegischen  Namen  zu  deuten;  er  sieht  sie  jedoch  als  wirkliche  Ortsnamen 
an  und  spricht  die  Vermutung  aus,  daß  sie  aus  deutschen  oder  niederländischen  Seebüchern  stammen, 
daß  sie  aber  bis  zur  Unkenntlichkeit  entstellt  sind.  Das  Gotland  des  Clavus,  sowohl  auf  der  Nan- 
ziger Karte  als  auf  den  A-Karten  ist,  unsres  Wissens,  nur  von  G.  Lindström2)  zum  Gegenstand 
ausführlicher  Besprechung  gemacht.  Seinen  Bemerkungen  über  das  Alter  und  das  wechselseitige  Ver- 
j  hältnis  der  Karten,  aus  denen  hervorgeht,  daß  er  sich  Nordenskiöld  anschließt,  können  wir  nicht 
beistimmen;  von  den  Namen  meint  er  keinen  andern  als  Visby  identifizieren  zu  können,  sowie  daß  ihre 
ursprüngliche  Bedeutung  überhaupt  unmöglich  zu  entziffern  sei. 

Die  soeben  mit  Bezug  auf  Grönland  erzielten  Resultate  zeigen  jedoch,  daß  die  Clavus-Über- 
lieferungen  keineswegs  so  entstellt  sind,  daß  eine  Namendeutung  aus  solchen  Gründen  unmöglich 
sei.  Es  liegt  daher  nahe  anzunehmen,  daß  dasselbe  Hindernis  für  das  Verständnis  der  Namen  im  nörd- 
lichen Norwegen  und  auf  Gotland  wie  für  das  der  Namen  auf  Island  und  Grönland  vorliegt,  nämlich 
die  Anwendung  eines  Nennsystems. 

Ganz  abgesehen  von  der  möglichen  Bedeutung  der  Namen  in  Norwegen  und  auf  Gotland  so 
steht  eine  Sache  fest:  wirkliche  Ortsnamen  können  es  nicht  sein.  Untersuchen  wir  nämlich  diese 
Namen  etwas  genauer,  so  wie  sie  in  der  Tabelle  (Beilage  3)  zusammengestellt  sind,  so  werden  wir  bemerken, 
daß  die  aus  12  Namen  bestehende  Reihe  (von  En  arme  bis  Ynesegh),  welche  in  Norwegen  gleich  auf 
Nidaros  folgt,  auf  Gotland  wiederholt  wird,  wo  sie  genau  in  derselben  Reihenfolge  gleich  auf 
Visby  folgt.  Hie  und  da  fehlt  einer  der  Namen  auf  einzelnen  Karten;  im  Text  sind  an  einer  Stelle 
zwei,  an  einer  andern  ein  einzelner  Name  übersprungen;  aber  über  die  gesamte  Überlieferung 
herrscht  kein  Zweifel:  sie  gibt  für  Gotland  12  Namen,  welche  die  12  im  nördlichen  Norwegen 
decken.  Es  liegen  hier  also  keine  wirkliche  Ortsnamen  vor,  sondern  ein  Kunstpro- 
dukt, ein  Nennsystem,  und  zu  diesem  gehören  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  8  unerklärlichen 
Namen  auf  Gotland,  welche  sich  den  oben  erwähnten  12  direkt  anschließen,  sowie  die  beiden  Namen 
Apetanc  und  Vithu  zwischen  Ttnsberg  und  Lister  im  südlichen  Norwegen,  die  mit  Nr.  2  und  3  von 
den  erwähnten  12  zusammenfallen. 

Damit  ist  das  Problem  über  die  norwegisch  -  gotländischen  Namen  in  Wirklichkeit  gelöst:  die 
Namen  sind  nicht  Ortsnamen  und  haben  für  die  Geschichte  der  Geographie  nur  das  Interesse  der 
Kuriosität.  Natürlich  können  in  diesen  Namen  Dinge  von  allgemeinerem  Interesse  verborgen  sein,  ganz 
wie  es  bei  den  beiden  andern  Nennsystemen  der  Fall  war;  darüber  kann  im  voraus  aber  nichts  gesagt 
werden;  dies  wird  sich  erst  zeigen,  wenn  der  Schlüssel  zum  System  gefunden  ist,  und  müssen  wir  vorder- 
hand einräumen,  daß  wir  das  Rätsel  zu  lösen  nicht  imstande  gewesen  sind,  sondern  daß  wir  uns  damit 
begnügen  müssen,  anzudeuten,  nach  welcher  Richtung  hin  wir  unsere  Lösungsversuche  gemacht  haben. 

Die  Deutung  des  norwegisch-gotländischen  Benennungssystems  wird  nicht  dadurch  unmöglich 
gemacht,  daß  seine  Wörter  bei  der  Abschrift  zur  Unkenntlichkeit  entstellt  sind;  denn  dort,  wo  die 
Wörter  sich  wiederholen,  sind  sie  leicht  erkennbar.  Daß  z.  B.  ynesegh,  iueseh,  uirsech  und  masegh  aus 
ein  und  derselben  Grundform  hervorgegangen  sind,  steht  außer  Zweifel.  Sehr  bedeutende  Entstellungen 
kann  diese  Grundform  deshalb  nicht  erlitten  haben;  ebenso  wie  bei  den  andern  Nennsystemen  gilt 
jedoch  hier  dasselbe  Prinzip,  daß  man  keine  Restitution  vornehmen  kann,  ohne  den  Schlüssel  zum 
System  gefunden  zu  haben.    Folgendes  könnte  hier  vielleicht  auf  die  richtige  Fährte  leiten: 

Auf  der  A6 -Karte  entspricht  ein  ici  dem  En  arene  oder  En  äene  des  Wiener  Textes,  dasselbe  Wort, 
welches,  wo  es  auf  Gotland  wiederholt  wird,  im  Texte  Eefine  oder  Eeone,  auf  den  Karten  onane  heißt.  Die 
Deutung  En  annen  (d.  h.  ein  andrer)  liegt  sehr  nahe,  erklärt  aber  nicht  das  merkwürdige  ici. 


')  Tmer  1891,  S.  20—21. 
2)  Vgl.  oben  S.  75,  Note  3. 


92 


Kapitel  VI. 


Die  Wörter  im  System  sind  derart  angebracht,  daß  zwei  und  zwei  mit  demselben  Konsonanten  oder 
mit  einem  verschiedenen  Vokal  anfangen.  Wir  haben :  |  a  —  a  oder  o  \  v  —  w  |  s  —  s  \  c  —  c  |  t  —  t  |  e  ■ —  i 
oder  u  |  s  —  s  \  c(t)  — c  (k)  \  v  (u)  —  v(u)  \  t  — t  \.  Nimmt  man  nun  auch  auf  alle  vorkommenden  Varianten 
Rücksicht,  so  ist  die  Existenz  dieser  »Stabreime«,  wenn  man  sie  so  nennen  darf,  so  sicher,  daß  man,  von 
ihnen  ausgehend,  verschiedene  Varianten  verwerfen  kann.  Das  obengenannte  masegh  kann  demgemäß  nicht 
gebraucht  werden,  weil  es  einem  Worte  entsprechen  soll,  das  mit  e  anfängt  (enog  oder  euegh) ;  im  tollegr 
des  Wiener  Textes  muß  das  t  dem  c  im  rober  der  Karten  weichen,  weil  das  Wort  einem  knaper  oder  cuapar  \ 
entsprechen  soll.  Auf  diese  Weise  können  die  Anfangsbachstaben  in  16  von  den  20  Wörtern,  um  die  es 
sich  handelt,  festgestellt  werden;  nur  die  4  mit  Vokalen  anfangenden  sind  und  bleiben  unsicher. 

Es  sieht  aus,  als  wenn  die  Schlußsilbe  in  jedem  zweiten  Worte  in  der  Regel  die  Anfangssilbe  im 
folgenden  bildete.  Wir  haben  demnach:  [  salecrogh  —  crogher  |  content  er  —  terefer  (oder  tar  roner  = 
taer  ouer  [d.  h.  darüber]?)  |  gnesegh  —  seger  |  sancolder  —  cober  oder  {(yollegr  \  vonchiadh  oder 
notialch  —  tyalder.  Düi-fte  man  sich  bestimmt  auf  diese  Wiederholung  verlassen,  wäre  dies  eine  große 
Hilfe  •  bei  der  Wahl  der  Varianten,  indem  eine  Menge  derselben  verworfen  werden  könnte ;  diese  Regel  wird 
indessen  überall  da  hinfällig,  wo  ein  Vokal  oder  ein  v  am  Anfang  des  Wortes  steht. 

Diese  Eigentümlichkeiten  könnten  darauf  hindeuten,  daß  wir  mit  einem  besonders  künstlich  ver- 
schlungenen Verse  oder  mit  einem  Kryptogram  zu  tun  haben.  Schließlich  wäre  es  noch  bemerkenswert,  daß 
einzelne  Wörter,  wie  z.  B.  contenter,  die  ohne  Zweifel  in  ganz  unentstellter  Form  überliefert  sind,  scheinbar 
nicht  das  Verständnis  erleichtern,  und  daß  die  vielen  Endungen  auf  er,  die  Doppelvokale,  die  /r's  und  w's  alle 
miteinander  darauf  hindeuten,  daß  die  uns  vorliegende  Sprache  eine  nordische  ist,  und  nicht  z.  B.  ein  verdrehtes 
Griechisch,  Latein,  Plattdeutsch  oder  Lappisch;  wir  haben  auch  in  keinem  Wörterbuche  über  diese  Sprachen  nur 
ein  einziges  Wort  des  Nennsystems  oder  einen  uns  zum  Verständnis  helfenden  Faden  finden  können. 

Diese  verschiedenen  Charakteristiken,  zusammen  mit  dem  Umstände,  daß  einige  der  Wörter  auf  ent- 
stelltes Isländisch  deuten  könnten,  erweckte  bei  uns  den  Gedanken,  ob  hier  vielleicht  ein  isländischer  Vers 
mit  einer  Art  Stabreim  vorliegen  könnte.  Prof.  Finnur  Jönsson,  an  den  wir  uns  wandten,  war  jedoch 
nicht  dieser  Ansicht;  er  hielt  die  Wörter  nicht  für  isländisch,  und  meinte,  daß  die  Anwendung  der  ver- 
meintlichen Reinibuch-itaben  nicht  mit  den  in  der  noi-dischen  Bardenpoesie  gebräuchlichen  Regeln  über  den 
Stabreim  übereinstimmte.  Liest  man  indessen  die  Wörter  rückwärts,  d.  h.  fängt  man  mit  dem  gotländischen 
tganestddh  an,  so  kann  man  wohl  die  regelrechten  Reimstäbe  herausbekommen,  zumal  wenn  man  einige  der 
Wörter  in  vei-schiedene  zerlegt ;  zugleich  kann  man  einen  gewissen  —  vielleicht  nur  zufälligen  oder  schein- 
baren —  Rhythmus,  sowie  Verslinien  von  5  oder  4  Silben  herausbringen;  einen  wirklichen  Sinn  erhält 
man  aber  auf  diese  Weise  nicht,  so  weit  wir  sehen  können.  Obgleich  mehrere  der  Wörter  durch  eine 
passende  Auswahl  unter  den  Varianten  wohl  wie  nordische  (dänische)  Wörter  aussehen  könnten,  so  sind  da 
andre,  die  ganz  rätselhaft  und  unkenntlich  erscheinen.  Allen  20  Wörtern  einen  zusammenhängenden  Sinn  | 
zu  geben,  wollte  uns  deshalb  nicht  gelingen. 

Da  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  dafür  vorhanden  ist,  daß  Clavus,  ebenso  wie  bei  den  isländischen 
und  grönländischen  Namen,  eine  Wörterreihe  gewählt  hat,  die  in  seinem  Gedächtnisse  bereit  lag,  liegt  der 
Gedanke  sehr  nahe,  daß  das  gotländisch-norwegische  Namensystem  einen  Reimvers,  einen  Kinderreim,  ein 
Rätsel,  ein  Zauberformular,  eine  ärztliche  Vorschrift  (Rezept)  oder  dergleichen  bildet,  und  die  obengenannten 
charakteristischen  Eigenschaften  —  die  Buchstabenreirae,  sowie  die  beständigen  Wiederholungen  der  Silben  — 
könnten  dieser  Annahme  eigentlich  auch  zugute  kommen.  Unsre  Versuche,  das  Rätsel  auf  diese  Weise  zu 
lösen,  hat  jedoch  zu  keinem  Resultate  geführt;  ebenfalls  haben  wir  keinen  Leitfaden  in  der  uns  bis  jetzt 
bekannten  hierhergehörigen  Literatur  gefunden,  wie  z.  B.  A.  C.  Bangs  Sammlung  von  norwegischen  For- 
mularen und  Reimverschen *). 

Natürlich  ist  es  auch  sehr  gut  möglich,  daß  die  Wörter  Glossen  ohne  inneren  Zusammenhang  sein 
können,  dann  wird  es  aber  beimhe  unmöglich  die  richtige  Deutung  zu  finden,  jedenfalls  haben  wir  kein 
Mittel  in  Händen,  wodurch  die  Richtigkeit  der  Deutung  zu  erproben  wäre.  Indessen  wäre  es  ja  denkbar, 
daß  die  Namen  hier,  ebenso  wie  die  isländischen,  Wörter  einer  bestimmt  begrenzten  Klasse  sein  könnten. 
Eine  bei  uns  wachgerufene  Vermutung,  daß  es  sich  hier  um  Tier-,  besonders  Vogelnamen  handelte,  haben  wir 
trotz  Suchens  in  älteren  und  neueren  faunisti sehen  Werken  nicht  durchführen  können.  Auf  die  älteren  — - 
dänischen  und  norwegischen  —  Verzeichnisse  von  Tiernamen,  die  übrigens  kaum  weiter  zurückgeführt  werden 
können  als  zu  den  Wörtersammlungen  und  topographischen  Schriften  des  16.  Jahrhunderts,  hat  Pastor 
0.  Kalkar,  der  Verfasser  des  dänischen  Wörterbuches2)  uns  aufmerksam  gemacht.  Aus  diesen  kann  freilich 
ein  recht  vollständiges  Material  von  Tier-  und  in  erster  Linie  Vogelnamen  geschöpft  werden;  erschöpfend  ist 

')  A.  C.  Bang,  Norske  Hexeformiüarer  og  magiske  Opskrifter  in  Videnskabsselskabets  Skrißer  II,  flistor.-ßlos. 
Klasse  1901,  Nr.  1,  Kristiania  1901  —02 ;  Finnur  Jönsson,  L<f>nskrift  og  lejlighedsoptegnelser  fra  et par  islandske  hänM 
skrißer  in  Smästykker  udgivne  af  Sa )  fttnd  til  Udgwelse  af  gammel  nordisk  Litteratur,  I,  Kibenhavn  1884—91,  S.  185—94. 

2)  0.  Kalkar,  Ordbog  til  det  celdre  danske  Sprog  (1300-1700),  Bd.  1—4,  K0benhavn  1881—1907. 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


93 


dies  Material  aber  doch  nicht1).  Für  unsre  Untersuchung  hat  es  sich  jedenfalls  als  ungenügend  erwiesen 
und  je  mehr  verschiedene  Arten  von  Tiernamen  zur  Identifikation  herbeigezogen  werden  müssen,  desto 
unsicherer  wird  es  natürlich,  da  die  Zufälligkeiten  dadurch  größeren  Spielraum  gewinnen.  Es  kann  demnach 
ganz  zufällig  sein,  wenn  der  letzte  Teil  der  Wörter  tyanesaldh  (Var.  rumefalck)  und  vonchiadh  (Var.  notiälch) 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  den  Vogelnamen  Falk  und  Kjeld  (oder  Kjwlk)  zu  haben  scheint,  und  eine 
Identifikation  dieser  Wörter  mit  den  betreffenden  Vogelnamen  darf  nur  vorgenommen  werden,  wenn  man  die 
sämtlichen  Wörter  des  Nennsystems  als  Vogelnamen   wiederfindet;   hierzu   sind   wir   aber   nicht  imstande 

|  gewesen.  Ebenfalls  kann  es  ein  Zufall  sein,  wenn  man  in  den  Wörtern  tior  (Var.  tier,  tiar,  tion)  und  termor 
(Var.  terefer,  tarroner)  eine  Ähnlichkeit  mit  den  Vogelnamen  Tjur  und  Terner  (diese  Form  ist  jedoch  Mehr- 
zahl von  Terne)   erkennen  will.    Etwas  mehr  Gewicht  dürfte  man  vielleicht  darauf  legen,   daß  die  Wörter 

I  erogher  und  tyalder,  die  wohl  kaum  sehr  entstellt  sein  können,  auffallend  an  die  Vogelnamen  wie  Krage 
(norwegisch  Kraaka)  und  Tjeld  (isländisch  tjaldur)  erinnern,  und  merkwürdig  muß  man  es  doch  wohl  auch 
nennen,  daß  man  im  Vogelnamen  Sanätollen  (allerdings  die  bestimmte  Form)  oder  Sandtal  ein  Wort  hat,  das 
eine  unverkennbare  Ähnlichkeit  mit  dem  sonst  so  rätselhaften  sancolder  hat  (Var.  saurolder,  sansols,  faucols.) 

;  Hiermit  sind  aber  auch  alle  die  Vogelnamen  hervorgezogen,  von  welchen  unter  den  Wörtern  des  Nennsystems 
überhaupt  die  Kede  sein  konnte.  Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  andern  Tiernamen,  so  wird  die  Identifikation 
womöglich  noch  unsicherer.  Eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  einzelnen  Fischnamen  kann  wieder  auf  Zufällig- 
keiten bei-uhen,  wenn  z.  B.  segh  an  Seig  (auch  Sei  genannt)  erinnert,  tolleyr  (oder  cober)  an  Koljer  (d.  h. 
Kuller),  cuapar  (Var.  knaper,  enaper)  an  Qvappe;  durch  das  Auffassen  des  unsicheren  Vmer  (oder  Uiuer)  als 
Uwer  könnte  man  eine  Ähnlichkeit  mit  dem  Fischnamen  Uver  finden  (auch  in  Formen  wie  JJer,  Ouer,  Auer). 
Aber  bei  Wörtern  wie  apotane,  wultu,  comenter,  euegh,  iuesegh  haben  wir  durchaus  keine  Tiernamen  wieder- 
erkennen können. 

Eine  gewisse  Möglichkeit  ist  also  offenbar  vorhanden,  daß  in  der  Namenreihe  alte  Tiernamen  ver- 
borgen sind;  diese  Möglichkeit  ist  jedoch  sehr  problematisch.  Der  am  wenigsten  von  allen  entstellte  Name 
—  comenter  —  ist  gewiß  kein  Tiername,  ja  das  Wort  kann,  falls  es  nicht  in  mehrere  Wörter  zerlegt  wird, 
nur  als  ein  dänisches  Wort  aufgefaßt  werden,  nämlich  der  PflaDzenname  Körnender  (blomme  [d.  h.  Pflaume]). 
Hiermit  werden  wir  also  ins  Pflanzenreich  hinübergeleitet,  und  schlägt  man  dann  im  Register  zu  Jenssen- 
Tusch,  Nordiske  Plantenavne  (K. benhavn  1867)  auf,  so  findet  man  außer  Körnende  (Pflaume)  Pflanzen- 
namen wie  Seg,  Knapper,  Kokle  und  Kolla,  Tjelg  und  Tjäle,  Kraga  und  Krake,  Tjor,  Toi  oder  Tall,  die 
alle  mit  Wörtern  des  norwegisch-gotländi sehen  Nennsystems  identifiziert  werden  können.  Vielfach  sind  es 
gerade  dieselben  Wörter,  die  sowohl  als  Tier-  wie  als  Pflanzennamen  aufgefaßt  werden  können.  Wir  kommen 
also  mit  dem  letzten  Resultat  ebenso  weit  wie  mit  dem  ersten,  einige  Wörter  können  identifiziert  werden, 
andre  nicht,  und  wenn  wir  die  Annahme  festhalten  wollen,  daß  die  Namenreihe  aus  abgerissenen  Glossen 
bestehe,  werden  wir  genötigt,  entweder  mehrere  Wortklassen  zu  kombinieren  oder  den  ganzen  nordischen 
Namenvorrat  zu  durchsuchen.  Dann  sind  wir  aber  gerade  ebenso  weit,  wie  Nordenski öld  es  seinerzeit 
mit  den  grönländischen  Namen  war,  welche,  da  eine  bessere  Quelle  auftauchte,  sich  doch  nicht  als  nordische 
Kennwörter,  sondern  als  eine  an  Verben  und  Partikeln  reichhaltige  Wortverbindung  erwiesen. 

Die  uns  zu  Gesicht  gelangten  Besprechungen  unsrer  dänischen  Clavus-Monographie  haben  nicht  direkt 
zum  näheren  Verständnis  dieser  mystischen  Namen  beigetragen.  Mit  größter  Ausführlichkeit  hat  Olrik 
sich  über  dieselben  geäußert 2),  und  da  seinen  Äußerungen  viel  Gewicht  beigelegt  werden  muß,  weil  er  auf 
dem  Gebiete  der  Folklore  Svend  Grundtvigs  Nachfolger  geworden  ist,  führen  wir  seine  Worte  hier  an: 

»Noch  einer  andern  Frage  begegnen  wir  in  Bezug  auf  Cl.  Swart;  was  sind  das  für  wunderliche 
Wortfolgen,  die  er  zu  den  Namen  seiner  Karte  gebraucht  hat,  und  die  bis  jefzt  sogar  dem  Ratvermögen  der 
....  Herausgeber  unüberwindlich  gewesen  sind.  .  .  .  Wir  finden  hier  Buchstabenreime  und  Schlußreime 
(oder  doch  eine  Ai-t  von  Parallelismus)  in  solcher  Menge,  daß  das  trochäische  Gepräge  des  Rhytmus  aufs 
deutlichste  hervortritt.    Mit  andern  Worten:   es   ist   ein   Reimvers3).    Selbst  wenn  derselbe  in  seiuer 


')  Wir  verweisen  hier  nur  auf  Peder  Claussen,  Norrigis  Bescriffudse  (Samleck  Skrifter  udgivne  af 
Gustav  S  tor  in,  Kristiania  1881,  S.  389  ff. ;  „Ora  Fische"  (d.  h.  Über  Fische)  ibid.  S.  60  ff'.),  eine  der  ältesten  ein- 
sc!  lägigen  Quellenschriften  ;  deutsche  Übersetzung:  Topographia  Norwegice,  d.  i.  Eigentliche  Beschreibung  des  Königreichs 
Nonvegen,  s.  1.  1685,  S.  112  ff.;  Jonas  Rainus,  Norriges  Beskrivelse,  Kgbenhavn  [1715],  S.  244  ff.;  Erich  Pon- 
toppidan.  Norges  natwrlige  Historie  II,  Ks  benhavn  1753,  S.  91  ff.,  deutsche  Übersetzung:  Versuch  einer  natürliche)) 
Historie  von  Norwegen  II,  K  benhavn  1754,  S.  194  ff.;  englische  Übersetzung:  The  natural  History  of  Norway,  London 
1755.  Die  neuere  ornithologische  Literatur  —  auch  was  die  nordische  Nomenclatur  betrifft  —  wird  angeführt  bei 
G.  Kotthoff  &  L.  A.  Jägerskiöld,  Nordens  fäglar,  Stockholm  1898. 

-)  Danske  Studier  1905,  S.  215. 

3)  Olrik  benutzt  hier  das  auch  von  uns  gebrauchte  nordische  Wort  Ramse  (oder  Remse),  d.  h.  eine 
Reihe  von  Wörtern,  die  keine  Sätze  oder  zusammenhängenden  Sinn  bilden,  also  eine  Wörterreihe  im  Gegensatz  zu 


94 


Kapitel  VI. 


Lautform  etwas  entstellt  auf  uns  gekommen  ist,  so  sind  wir  nicht  im  Zweifel,  daß  er  nicht,  wie  die  grön- 
ländische Strophe,  aus  verständlichen  Wörtern  bestanden  haben  kann.  Andrerseits  nähern  sich  verschiedene 
Glieder  bekannten  Wörtern.  .  .  .  Aber  das  zeichnet  ja  gerade  die  Abzählverschen *)  aus :  Sinnlosigkeit  im 
ganzen,  halbes  Verständnis  in  den  Einzelheiten,  ebenso  wie  wir  sie.  noch  heutzutage  kennen  (»Enneke  ben- 
neke«  2)  u.  dgl.).  Vermutlich  beruhen  dieselben  auf  älteren  Abzählverschen  mit  wirklichem  Sinn  darin,  deren 
wörtliche  Bedeutung  vergessen  ist,  und  darum  sind  sie  zu  bloßen  Abzählverschen  herabgesunken.  Die  nor- 
wegische und  gotländische  Namenreihe  sind  dann  solche  Abzählverschen  aus  dem  15.  Jahrhundert.  Sie 
zeichnen  sich  dadurch  aus,  daß  das  buchstabenreimende  Element  stärker  ausgebildet  ist  als  in  der  Jeztzeit, 
was  natürlich  ist,  da  sie  der  Stabreimdichtung  zeitlich  so  viel  näher  liegen.« 

Eine  von  der  vonOlrik  vorgeschlagenen  recht  abweichende  Erklärung  der  norwegisch-gotländischen 
Namenreihe  hat  uns  der  Vizestadtarzt  A.  Ulrik  brieflich  vorgelegt3).  Beim  Studium  der  krankhaften  Tanz- 
epidemien des  Mittelalters 4)  kam  er  auf  den  Gedanken,  daß  das  Wort  apotane  (zweites  Wort  der  Namen- 
reihe) als  apoteke  zu  erklären  sei.  Als  Apoteker  wuiden  zu  Clavus'  Zeit  die  14  Nothelfer  bezeichnet,  die 
von  den  von  der  Tanzwut  Befallenen  angerufen  wurden.  Vitus  (St.  Veit)  war  einer  dieser  heiligen  Not- 
helfer, und  zwar  wurde  er  namentlich  im  Jahre  14)8  in  Straßburg  während  der  damaligen  Tanzepidemie 
von  den  in  den  Straßen  herumziehenden  Tanzwütigen  mit  Gesang  angerufen.  Nach  dem  Wort  apotane  folgt 
nun  als  drittes  Wort  der  Namenreihe  vithu  oder  vitu,  und  wenn  unsere  Erklärung  des  ersten  Wortes  En 
arene  als  En  annen  (eine  andere)  richtig,  und  En  arene  apotane  =  En  atmen  apoteke  also  als  eine  Art 
Überschrift  aufzufassen  sei,  so  wäre  das  erste  Wort  des  eigentlichen  Reimes  eben  Vithu.  »Meine  Hypothese«, 
sagt  Ulrik,  »ist  nun,  daß  Clavus  im  Jahre  1418  in  Straßburg  gewesen  ist  und  bei  einem  solchen  Aufzug 
von  Tanzwütigen  ohne  die  Worte  zu  verstehen  die  Anrufe  und  den  Gesang  der  Kranken  aufgezeichnet  hat, 
indem  er  jedoch  nur  die  Laute  und  die  Buchstabenreime  richtig  aufgefaßt  und  wiedergegeben  hat.  Nach 
Heck  er  hat  man  im  14.  Jahrhundert  ein  Beispiel  von  einer  ähnlichen  Entstellung,  da  unter  einer  ähnlichen 
Epidemie  zu  Aachen  1374  St.  Johannes  angerufen  wurde  mit  dem  Gesang:  »Here  sant  Johan  so  so, 
vrisch  und  vro,  here  sant  Johan«,  und  dieser  Anruf  von  Ausländern  als  eine  Beschwörung  und  als  Anruf 
eines  Dämons  namens  »Frisckes«  mißverstanden  wurde.« 

Leider  scheinen  die  in  Straßburg  1418  gesungenen  Anrufe  nicht  aufbewahrt  zu  sein,  so  daß  diese 
Hypothese  nicht  näher  geprüft  werden  kann;  gegen  dieselbe  spricht  das  nordische  Kolorit  der  Wörter  :und 
der  Umstand,  daß  die  beiden  anderen  Nennsysteme  mit  dem  nordischen  Kulturleben  verknüpft  sind  und  den 
Zeitgenossen  leicht  verständlich  waren,  während  eine  entstellte  deutsche  Beschwörung  für  die  Leser  ein 
Rätsel  sein  würde,  was  offenbar  nicht  mit  dem  Wunsche  des  Verfassers  übereinstimmen  würde.  Auch  deuten 
die  Eigentümlichkeiten  der  Namenreihe  so  bestimmt  auf  ein  bewußtes  Kunstprodukt  hin,  daß  Ulrik s 
Hypothese  fast  zu  natürlich  scheint. 

So  lange  man  die  Namen  nicht  versteht,  und  keinen  richtigen  Schlüssel  zu  dem  benutzten  Nenn- 
system gefunden  hat,  so  ist  eine  kritische  Textbebandlung  offenbar  unmöglich,  weil  die  Grundlage  für  die 
richtige  Wahl  unter  den  Varianten  fehlt.  Ganz  hilflos  sind  wir  jedoch  nicht,  wenn  wir  es  als  festgestellt 
betrachten,  daß  die  Namen  in  Norwegen  —  wenn  nicht  in  der  Ortho graphie,  so  doch  im  Laut  und  Stamm 
mit  denen  auf  Gotkmd  identisch  sein  sollen,  ferner,  daß  die  Anfangsbuchstaben  paarweise  gleich 
sein  sollen  (Alliteration),  endlich  daß  bei  jedem  zweiten  Wort  die  Schlußsilbe  gleich  der  Anfangssilbe  des 
folgenden  Wortes  sein  soll.  Dann  werden  die  unten  fett  gedruckten  Buchstaben  wenigstens  lautlich  sicher- 
gestellt : 

En  annen         apotane  eneg  iueseg 

vitu  wultu  seger  sancolder 

seg  salecrog  colder  cnaper 

croger  comenter  viuer  vontiald 

terouer  tien  tialder  tianesald 

Wie  man  sieht  sind  6  Wörter  lautlich  ganz  sicher,  bei  6  anderen  ist  nur  ein  Buchstabe  unsicher, 
indem  nämlich  vitu  mit  vita,  salecrog  mit  selecrog,  eneg  mit  enog,  seger  mit  segur,  sancolder  mit  sancolder 


einer  Wortverbindung.  Solche  Ramsen  mit  Buchstaben-  oder  Schlulireiinen  oder  mit  beiden  werden  oft  bei  Kinder- 
spielen zum  Abzählen  oder  zum  Begleiten  von  körperlichen  Bewegungen  benutzt,  wie  z.  B    „Pripe  nine  sause  - 
Der  Fuchs  steht  hinterm  Hause"   oder   „Ilse  Bilse  —  Niemand   will  se-   u.  dgl.    Ein   solches  Reim-  oder  Abzähl- 
verschen sollte  also  nach  Olrik  hier  vorliegen. 

')  olrik  benutzt  hier  das  Wort  Tmlleremse,  d.  h.  Remse  zum  Abzählen;  vgl.  vorige  Note. 

2)  Anfang  von  einem  von  Kindern  in  Dänemark  oft  benutzten  Abzählverschen. 

3)  Brief  vom  15.  Dezember  1904. 

*)  Vgl,  F.  G.  Heck  er,  Die  Tanzwut,  eine  Krankheit  im  Mittelalter,  Berlin   1832;  Derselbe,  Die  großen 
VolksJcrankheiten  des  Mittelalters,  Berlin  1865, 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


95 


und  vontiald  mit  votltiald  ersetzt  werden  können.  8  Wörter  bleiben  übrig,  in  denen  mehrere  Buchstaben 
unsicher  sind: 

1.  En  armen,  bei  welchem  die  Varianten  so  stark  von  anderen  abweichen,  daß  alles  unsicher  bleibt. 

2.  apotane,  wo  nur  die  beiden  Konsonanten  p  und  t  in  allen  Varianten  vorkommen. 

3.  wultii,  welches  mit  wulta,  möglicherweise  auch  mit  wltu  oder  wlta  ersetzt  werden  kann. 

4.  terouer  ist  eigentlich  die  einzige  Form,  welche  die  vorliegenden  Varianten  wie  torouer,  terefer, 
tarroner,  termor  erklärt.  Während  ter  aber  durchs  vorhergehende  comenter  sichergestellt  wird,  ist  -oue-  mit 
-eno-  ersetzbar. 

5.  iueseg;  hier  wird  i  durch  die  Variante  g  fast  sichergestellt,  während  u  ebensogut  n  heißen  kann; 
das  nachfolgende  e  dagegen  ist  recht  sicher,  indem  nur  auf  einigen  Karten  die  Variante  r  (iursey)  vor- 
kommt, und  die  Variante  a  (masegh)  auf  ein  dänisches  m  als  orthographische  Variante  für  e  gedeutet  werden 
kann,  vgl.  oben  salecrog  und  selecrog,  tarroner  und  terouer. 

6.  cnaper  kann  ebenso  gut  cuaper  heißen ;  die  Möglichkeit  cnapar  oder  cuapar  wird  unwahrscheinlich, 
wenn  man  sie  mit  den  vielen  sicheren  er-Endungen  der  vorliegenden  Namenreihe  vergleicht. 

7.  Viuer  ist  ganz  unsicher. 

8.  tianesald  ist  auch  sehr  unsicher,  indem  tiane  etwa  mit  tarne  oder  gar  turne  und  sald  z.  B.  mit 
falk  oder  gar  mit  salk  oder  fald  ersetzt  werden  dürfen. 

Wenn  wir  in  der  nachfolgenden  Ausgabe  des  Wiener  Textes  (Kap.  VII)  die  Konsequenzen  der  gegen- 
wärtigen Erörterung  nicht  gezogen  haben  und  die  Worte  tarroner,  tier,  masegh,  tolleyr  und  Uonchiaäh  nicht  in 
tcerouer,  tien,  iucesegh,  colleyr  und  uonthialdh  korrigiert  haben,  obwohl  wir  überzeugt  sind,  daß  diese  Korrek- 
turen richtig  sind,  so  ist  es,  weil  einerseits  die  obige  ßestitutionsgrundlage  noch  angefochten  werden  kann 
und  andrerseits  die  Korrekturen  uns  einer  endgültigen  Erklärung  oder  einem  wirklichen  Verständnis  scheinbar 
nicht  näher  bringen. 


Schweden. 

Auch  in  Schweden  begegnen  wir  einer  Art  von  Nennsystem.  Als  ein  solches  müssen  nämlich 
die  dänischen  Flußbezeichnungen  mit  beigefügter  Ordenszahl  betrachtet  werden,  auf  welche  Dahlgren 
zuerst  die  Aufmerksamkeit  hinlenkte.  Diese  Erklärung  der  Anwendung  von  Zahlwörtern  kommt  uns 
viel  wahrscheinlicher  vor,  als  die  von  Ahlen  ins1)  vorgeschlagene,  daß  dieselben  nämlich  irgendeinem 
Seebuche  entnommen  sein  sollten:  denn  eine  solche  Numerierung,  die  ganz  mechanisch  bei  jeder  neuen 
Landschaft  von  vorne  anfängt,  kann  nicht  in  den  auf  uns  gekommenen  Seebüchern  nachgewiesen 
werden  und  muß  auch  für  besonders  unpraktisch  als  Führer  für  eine  Seereise  erklärt  werden.  In  den 
Seebüchern  pflegen  ganz  anders  genaue  und  bezeichnende  Wendungen  angewandt  zu  werden. 

Sonst  liegen  die  Namen  in  Schweden,  wie  dies  auch  in  Dänemark  der  Fall  ist,  außerhalb  des 
Gebietes  der  Nennsysteme,  sie  sind  wirkliche  Ortsnamen  und  kommen  als  solche  anderswo  zur  Be- 
handlung. Dagegen  beruhen  die  Namen,  mit  welchen  der  Wiener  Text  die  verschiedenen  Teile 
Schwedens  benennt,  gewiß  auf  einer  freieren  von  Clavus  gemachten  Namenbildung. 

Das  schwedische  Reich  wird  von  Clavus  in  seiner  jüngeren  Arbeit  in  drei  Teile  geteilt  und 
gibt  er  ihm  jedenfalls  im  Texte  keinen  gemeinsamen  Namen.  Der  Nanziger  Text  nennt  Schweden : 
Europae  Suessia  quae  est  Gothia  oder  Suecia  que  olim  Gothia  est  dicta,  und  die  Nanziger  Karte  hat 
Sueüca  Regio  neben  Danorum  Regio  und  Noruegica  Regio.  Die  A-Karten  haben  für  die  östlich  von 
der  Ostsee  belegenen  Länder  Gottia  orientalis,  für  das  nördlich  gelegene  Land  Suecia  que  et  Gottia 
occidentalis  und  für  das  Land  um  die  schwedischen  Seen  Gottia  meridionalis.  Diesen  lateinischen 
Benennungen  entsprechen  im  Weener  Texte  die  sonderbaren  dänischen  Benennungen  Östergh<f>dengh , 
Uestgtfidhengh  und  S<f>nderg(f>dhin.  Diese  Namen  wird  man  kaum  in  anderen  älteren  Quellen  wieder- 
finden: wahrscheinlich  sind  sie  dann  von  Clavus  selbst  gebildet,  offenbar  auf  Grundlage  des  in  Däne- 
mark im  15.  Jahrhundert  (z.  B.  in  Rim7cr<ßniJcen) 2)  als  Name  der  Bewohner  von  „Gedingelaud- 
( Schweden)  vorkommenden  Volksnamen  G<f>ding  (siehe  Kalkars  Wrörterbuch  über  die  ältere  dänische 


>)  Ahlenius,  Olaus  Magnus,  Upsala  1895,  S.  23. 

:)  Den  danske  B.imhr<j>nike.    Tnjkt  af  Gotfred  uf  Gehmen,  K  ;benhavn  1495.   Zahlreiche  neue  Ausgaben. 


90 


Kapitel  VI. 


Sprache  II,  p.  120).  Ob  dein  Clavus  Namen  wie  Ostergötland  und  Vestergötland  vorgeschwebt  haben, 
ist  schwer  zu  beurteilen;  ein  „ Södergötlancl "  existiert  bekanntlich  nicht  —  jedoch  kann  bemerkt  ! 
werden,  daß  auch  Ol  aus  Magnus  Gothia  in  drei  Teile  teilt:  Vestrogothia,  Osirogothia  und  Meridionalis 
Gothia,  daß  sein  Bruder  Johannes  Magnus  Sinaiandice  quas  nonnuüi  Meridianam  Gothiam  appellant 
sagt l),  und  daß  man  im  Cod.  Paris.  18504  (vgl.  unten  S.  1  '2)  Gothica  australis  neben  Gothica  occiden- 
talis  findet. 

Ein  großer  Teil  des  Namen  Vorrats  in  Clavus'  zweiter  Arbeit  hat  sich  demnach  nicht  als  wirk- 
liche Ortsnamen  erwiesen,  sondern  als  vom  Verfasser  willkürlich  erwählte  Benennungen:  auf  Island  die 
Runennamen,  in  Grönland  ein  Vers  im  Volksliederstil,  in  Norwegen  und  auf  Gotland  ein  und  dasselbe 
System  von  unsicherer  Herkunft,  in  Schweden  und  an  der  östlichen  Küste  der  Ostsee  abwechselnd 
dänische  und  lateinische  Zahlwörter  —  mit  andern  AVorten:  Reihen  und  Reime,  die  ihm  im  Sinne 
gelegen  haben.  Wenn  Clavus  dies  Verfahren  erwählt  hat,  das  doch  einen  jeglichen  Ausländer,  der 
seine  Arbeit  benutzte,  irre  leiten  mußte  und  auch  irre  geleitet  hat,  -  -  welchen  Begriff  müssen  nicht 
die  Zuhörer  bei  Vögelin s  Vorlesungen  über  Ptolemäus'  Geographie  vom  hohen  Norden  bekommen 
haben!  —  so  darf  man  hieraus  gewisse  Schlußfolgerungen  ziehen,  nicht  nur  darüber,  was  für  Clavus 
das  Prinzipale  in  seiner  Arbeit  war,  sondern  auch  darüber,  unter  welchen  Verhältnissen  dieselbe  ent- 
standen sei. 

Wir  haben  im  vorhergehenden  öfters  auf  verschiedene  Umstände  aufmerksam  gem-acht,  die  uns 
zu  zeigen  scheinen,  daß  für  Clavus  das  Kartenzeichnen,  das  Aufziehen  der  Küstenlinien  und  Formen 
der  Länder  das  Prinzipale  gewesen  sei.  Auf  Grundlage  seiner  Kartenzeichnung  hat  er,  wofür  wir 
wiederholt  Beweise  gefunden  haben,  seine  Texte  abgefaßt,  indem  er  aus  den  Karten  die  Längen  und 
Breiten  auszog  und  ihre  Küstenlinien  und  Länderumrisse  so  genau  wie  möglich  beschrieb.  Nur  wenn 
wir  Clavus'  Arbeitsmethode  derart  auffassen,  wird  die  Anwendung  der  Nennsysteme  uns  verständlich.  Wo 
seine  Kenntnis  der  Lokalitäten  der  zu  besehreibenden  Länder  nicht  hinreichte,  um  dem  Leser  durch  bloße 
Namenangaben  den  Lauf  der  Küstenlinien  zu  veranschaulichen,  da  zog  er  es  im  Nanziger  Texte  vor, 
Vorgebirge  und  Flüsse,  Buchten  und  Küsten  in  Ptolemäischem  Stile  mit  lateinischen  Ausdrücken  und 
Wendungen  zu  beschreiben.  Es  war  ihm  natürlich,  sich  bei  dieser  Arbeit  der  lateinischen  Sprache  zu 
bedienen.  Das  Nanziger  Werk  wurde  ja  in  Italien  und  zum  besten  der  italienischen  Gelehrten  abgefaßt, 
und  wandte  er  deshalb  selbstverständlich  dasselbe  Verfahren  an,  wie  Ptolemäus,  dessen  Methode  und 
Stil  „  klassisch K  und  für  die  neugeborene  wissenschaftliche  Geographie  tonangebend  war.  Uberall  aber,  wo 
in  seiner  ersten  Arbeit  die  Ptolemäische  lateinische  „Beschreibungsweise8  angewandt  ist,  da  treten  in 
seiner  zweiten  Arbeit  die  selbstgemachten  Nennsysteme  auf.  Dal]  er  sich  jetzt  meistens  der  nordischen 
Sprache  bedient,  kann  kaum  auf  andre  Weise  als  durch  die  Annahme  erklärt  werden,  daß  die  Verhält- 
nisse, unter  denen  das  jüngere  Werk  entstand,  ganz  andere  waren  als  die,  unter  denen  das  ältere  aus- 
gearbeitet wurde.  Die  Anwendung  der  dänischen  Zahlwörter,  des  nordischen  Runen alphabets,  des  Volks- 
liederverses u.  s.  w.  scheint  darauf  hinzudeuten,  daß  Clavus'  zweite  Arbeit  im  hohen  Norden  entstanden 
sei.  Wir  haben  am  Schluß  des  ersten  Abschnittes  nachgewiesen,  daß  der  Wiener  Text  mit  zugehöriger 
Karte  jünger  sein  müßte  als  das  Nanziger  Werk;  wir  wagen  daher,  sowohl  infolge  der  nordischen 
Benennungssysteme  als  infolge  des  heimischer  klingenden  Tones  der  Sprache,  der  uns  aus  der  jüngeren 
Arbeit  entgegenklingt,  anzunehmen,  daß  der  Abstand  zwischen  der  Abfassung  der  beiden  Werke  nicht 
allein  ein  Abstand  der  Zeit,  sondern  auch  einer  des  Ortes  sei,  und  werden  wir  später  bei  der  Unter- 
suchung der  Grundlage,  auf  welchem  das  jüngere  Werk  beruht,  gewahr  werden,  daß  diese  Annahme 
noch  auf  viele  verschiedene  Weisen  bestärkt  werden  kann. 


')  Ahle ni  us,  Glaus  Magnus,  S.  282—283. 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


97 


Lassen  wir  nun  die  Benennungssysteme  beiseite,  so  bleibt  eine  betni.elillir.lio  Monge  X;t iikmi 
übrig,  die  annebmlich  wirkliclie  Ortsnamen  sind;  die  meisten  in  Dänemark,  nicht  so  viele  in  Schweden 
und  Norwegen,  nur  ganz  vereinzelte  in  Island  und  Gotland  und  ■  gar  keine  in  Grönland.  Die  über- 
wiegende Anzahl  dieser  übriggebliebenen  Namen  ist  trotz  verschiedener  Entstellungen  leicht  wieder  zu 
erkennen;  nur  bei  einem  geringeren  Teil  derselben  ist  die  Identifikation  schwierig  oder  gar  unmöglich. 

Einen  Anhaltspunkt  für  die  Deutung  der  Namen  wird  man  vorderhand  in  der  Lage  der  <  >rte 
zu  finden  erwarten.  Mit  einem  gewissen  Rechte  kann  man  folgendermaßen  räsonieren:  wenn  ein  Name 
auf  den  A-Karten  oder  auf  der  nach  dem  Wiener  Texte  konstruierten  Karte,  z.  B.  auf  der  Küstenlinie 
zwischen  Svendborg  und  Nyborg  (auf  Pünen)  angebracht  ist,  muß  die  zum  Namen  gehörige  Lokalität 
auch  in  dieser  Gegend  gesucht  werden,  und  ist  der  Name  sehr  entstellt,  so  kommt  es  nur  darauf  an, 
unter  den  Lokalitäten  der  betreffenden  Landstrecken  denjenigen  zu  finden,  dessen  Name  sich,  sowohl 
sprachlich  als  paläographisch  am  besten  mit  dem  des  Textes  und  der  Karten  in  Übereinstimmung 
bringen  läßt.  Einen  zweiten  Anhaltspunkt  wird  man  auch  in  den  Epitheta  suchen,  die  fast  immer  im 
Texte  und  mitunter  auf  der  Karte  den  Namen  begleiten  (Promontorium,  insula,  ciuitas,  uilla,  fluuius). 
!  Die  genauere  Untersuchung  wird  indessen  zu  großer  Vorsicht  in  Schlüssen  dieser  Art  ermahnen;  es 
kann  nämlich  nachgewiesen  werden,  daß  die  Anbringung  einer  Lokalität  z.  B.  zwischen  Svendborg  und 
Nyborg  keineswegs  eine  Garantie  dafür  ist,  daß  die  Lokalität  wirklich  dort  liegt,  sowie  daß  ein  Epi- 
theton wie  z.  B.  insula  durchaus  keine  Sicherheit  dafür  gibt,  daß  die  Lokalität  wirklich  eine  Insel  ist. 

Sollte  man  an  irgend  einer  Stelle  von  Clavus'  Werk  eine  genauere  Annäherung  an  die  Wirklichkeit 
zu  finden  erwarten,  müßte  es  doch  Füneu.  die  Geburtsinsel  des  Verfassers  sein;  diese  müßte  er  doch  an- 
nehmlich am  besten  kennen,  und  hat  er  sie  sowohl  im  Nanziger  als  im  Wiener  Texte  einer  besonders  aus- 
führlichen Besprechung  unterworfen.  Aber  gerade  betreffs  der  Anbringung  von  Lokalitäten  im  Verhältnis 
zu  einander  zeigt  Fünen  sonderbare  Abweichungen  von  der  Wirklichkeit.  Die  konstruierte  Karte  —  die 
A-Karten  haben  hier  nur  einen  verschwindenden  Teil  des  reichen  Namenvorrats  aufnehmen  können  — 
zeigt,  daß  Fyenshoved  (Fünens  Nordspitze)  auf  die  Südseite  der  Insel  in  die  Nähe  von  Svendborg,  Knuds- 
lioved  bei  Nyborg  dagegen  auf  Fgenshoveds  Platz  auf  die  Nordspitze  von  Hindsholm  verlegt  ist;  daß  Amahhe 
Hoved  von  Nyborg  nach  Bogense  hinauf  gelegt  und  daß  Hindsgavl,  das  in  Wirklichkeit  westlich  von  Middelfart 
liegt,  östlich  von  dieser  Stadt  in  der  Nähe  von  Bogense  angebracht  ist. 

An  andern  Stellen  steht  es  nun  ebenso  schlecht:  In  Jütland  liegt  Koldwg  nördlich  von  Vejle,  in 
Holstein  Plön  nördlich  von  Kiel  und  Eckernförde ;  das  Schoner  Simrishamn  (Somershaun)  ist  nach  Bähus  oder 
Hailand  in  die  Nähe  von  Lödöse  verlegt,  Eüeholm  ist  von  Blekinges  südlicher  Küste  nach  Schonens  West- 
küste gerückt,  und  das  Schoner  Aahus  ist  nördlich  von  der  dänischen  Grenze  in  Schweden  hineinverlegt;  in 
Norwegen  ist  das  beim  Kap  Lindesnses  liegende  Korshavn  auf  die  Strecke  zwischen  Stavanger  und  Bergen 
gerückt.  Unwesentlicher  ist  es  in  diesem  Zusammenhange,  daß  Vesteräs  (Arosia)  und  Skara  als  Küsten- 
städte  aufgefaßt  sind,  daß  das  übrigens  richtig  angebrachte  Lödöse  zu  Schweden  gerechnet  wird  und  daß  die 
westjütischen  Städte  im  Verhältnis  zu  den  ostjütischen  verkehl t  angebracht  sind:  Eibe  liegt  ungefähr  auf 
demselben  Breitengrade  wie  Flensborg,  Börglwn  auf  derselben  Breite  wie  Kolding. 

Es  ist  nicht  erlaubt  anzunehmen,  diese  Abweichungen  von  der  Wirklichkeit  kennten  dadurch  ent- 
standen sein,  daß  die  ursprünglichen  Zahlbestimmungen  durch  das  wiederholte  Abschreiben  des  Textes  ver- 
dürben sein  sollten.  Die  Form  des  Textes  spricht  nämlich  bestimmt  dagegen.  Dieser  ist  ja  nicht  allein, 
wie  wir  schon  früher  betont  haben,  eine  Küstenbeschreibung,  sondern  eine  Küstenbeschreibung  nach  einem  ganz 
bestimmten  Plane.  Clavus  wählt  sich  eine  Stelle  an  der  Küste  als  Ausgangspunkt  und  zählt,  von  diesem 
ausgehend,  die  Lokalitäten  in  der  Ordnung  auf,  wie  er  sie  zu  finden  annimmt.  Bei  den  Inseln  bewegen 
wir  uns  also  in  einem  Kreislaufe  längs  der  Küste,  und  ist  dieses  Prinzip  überall  konsequent  durchgeführt. 
Die  genannten  von  der  Wirklichkeit  abweichenden  Anbringungen  von  Örtlichkeiten  können  deshalb  zu  keiner 
Art  von  Abschreibe-  oder  Kopierfehlern  gezählt  werden,  sondern  müssen  dem  Verfasser  als  möglicher 
Gedächtnisfehler  zugeschoben  oder  als  Gedankenlosigkeit  aufgefaßt  werden,  oder,  was  das  allerwakrschein- 
lichste  ist,  von  Unwissenheit  herstammen. 

Derartige  Differenzen  sind  übrigens  nicht  gerade  besonders  charakteristisch  für  den  Wiener  Text; 
sie  finden  sich  auch  häufig  im  Nanziger  Texte.  Auf  der  nach  diesem  konstruierten  Karte  liegt  Kolding 
nördlich  von  Vejle,  Skagen  südlich  von  Viborg  in  gleicher  Höhe  mit  Kolding,  Vendsyssel  westlich  von 
Sallingsyssel,  Svendborg  nördlich  von  Nyborg,  Esrom  zwischen  Na?stved  und  Vordingborg,  Simrishamn  hoch 
oben  bei  Lödöse,  die  norwegische  Stadt  Hamar  in  Halland  südlich  von  Lödöse,  Oslo  und  Olaui  villa  (Sarps- 
borg??)  in  Halland,  Ahus  in  Schweden  und  die  norwegische  Stadt.  Tensberg  wie  eine  Insel  an  der  Küste 
von  Halland.    Auch  hier  sind  die  mitten  im  Lande  liegenden  Orte  als  Küstenorte  aufgefaßt,  z.  B.  Vesteräs 

Bjöi'nbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  13 


98 


Kapitel  VI. 


(Arus),  Strenglins,  Hamar,  wie  auch  das  Verhältnis  der  Breite  zwischen  west-  und  ostjütischen  Städten 
durchaus  verkehrt,  ist:  Kibe  liegt  auf  gleicher  Höhe  mit  Kiel  und  Plön,  Skagen  und  Vendsyssel  mit  Kolding. 

Man  würde  hier  einwenden  können,  daß  die  Zahlen  des  Nanziger  Textes  durchgehends  so  verstüm- 
melt sind,  daß  diese  Abweichungen  von  der  Wirklichkeit  kaum  dem  Verfasser,  dahingegen  dem  Abschreiber 
zugeschrieben  werden  müssen ;  möglich  ist  es,  daß  einige  der  Sonderbarkeiten  wirklich  dem  Abschreiber  in 
die  Schuhe  geschoben  werden  können,  bei  allen  ist  dies  jedoch  nicht  möglich.  Erstens  kann  der  Verfasser 
an  den  fehlerhaften  Zahlenangaben  selbst  die  Schuld  tragen,  indem  er  sie  aus  der  Karte  verkehrt  ausgezogen 
haben  kann;  zweitens  verbietet  der  Text  selbst  ganz  bestimmt,  die  überwiegende  Anzahl  von  Fehlern  als 
Unachtsamkeiten  des  Abschreibers  aufzufassen.  Der  Nanziger  Text  ist  nämlich  in  der  Hauptsache  auf  dem- 
selben Prinzip  aufgebaut  wie  der  Wiener  Text,  d.  h.  als  eine  fortlaufende  Küstenbeschreibung  mit  einem 
einzelnen  Punkte  als  Ausgangspunkt.  Faßt  man  z.  B.  den  Text  für  Fünen  ins  Auge,  so  zeigt  es  sich  freilich, 
daß  der  Verfasser  nicht  im  geringsten  im  Zweifel  über  Svendborgs  wirkliche  Lage  ist,  da  sich  im  Texte  die 
richtige  Reihenfolge  findet:  Ellemose,  Hindsholm,  Nyborg,  Svendborg,  Agernake;  wenn  nun  die  nach  den 
Zahlen  konstruierte  Karte  nichts  destoweniger  folgende  Reihenfolge  bringt:  Ellemose,  Hindsholm,  Svendborg, 
Nyborg,  Agernake,  so  muß  dies  entweder  einem  Abschreibefehler  in  den  Zahlen  oder  einem  vom  Verfasser 
begangenen  Fehler  beim  Ausziehen  aus  der  Karte  zugeschrieben  werden. 

Was  die  andern  Differenzen  betrifft,  auf  die  wir  hingewiesen  haben,  so  stimmt  dagegen  die  Anbrin- 
gung im  Texte  genau  mit  den  Zahlen  überein  und  ist  hier  keine  andre  Erklärung  möglich,  als  die  Fehler 
dem  Verfasser  zuzuschreiben. 

Wiederum  hätte  man  ja  auch  zu  der  Vermutung  Recht,  daß  die  verkehrten  Anordnungen  von  Quellen 
herrührten,  die  Clavus  bei  Abfassung  seiner  Arbeiten  benutzt  habe.  Von  diesen  Quellen  kann  in  der  Be- 
ziehung aber  kaum  von  andern  als  dem  Reisebuche:  Itinernire  Brugeois  (vgl.  Kap.  VI  IIB)  die  Rede  sein; 
dies  hat  keine  der  obenerwähnten  Fehler,  indem  die  Ordnung,  in  welcher  die  nordischen  Lokalitäten  hier 
aufgerechnet  werden,  mit  der  Wirklichkeit  übereinstimmt,  nur  mit  der  einen  Ausnahme,  daß  Plön  scheinbar 
nördlich  von  Kiel  gelegt  wird. 

Bei  einer  geographischen  Arbeit  aus  späterer  Zeit  würden  freilich  die  obenerwähnten  Fehler 
Zweifel  und  Bedenken  mit  Bezug  auf  die  wissenschaftlichen  Fähigkeiten  und  die  Wertschätzung  des 
Verfassers  erwecken:  wenn  aber  vorn  Mittelalter  die  Rede  ist,  stellt  sich  die  Sache  jedoch  anders.  Der- 
artige Fehler  kommen  nicht  allein  in  großer  Menge  auf  den  südeuropäischen  Kompaßkarten  vor,  son- 
dern auch  bei  Autoren,  welche  viel  ausgedehntere  Kenntnisse  und  ein  viel  reicheres  Material  zu  ihrer 
Verfügung  hatten,  als  Clavus  es  besaß.  Auf  seiner  großen  Carla  marina  macht  Ol  aus  Magnus  ganz 
ähnliche  Fehler:  er  legt  Horsens  (Jutland)  nördlich  von  Aarhus,  Faaborg  (Fünen)  zwischen  Svendborg 
und  Nyborg,  Orebro  (Mittelschweden)  nördlich  von  Hjälmaren  u.  s.  w. 

Man  muß  also  beim  Suchen  der  Anhaltspunkte  für  die  Deutung  der  Namenformen  bei  der  Lage 
der  Örtlichkeiten  in  Clavus'  Werken  vorsichtig  sein  und  ebensowenig  darf  man  zu  großes  Gewicht  auf  die 
Epitheta  legen,  welche  den  Lokalitäten  hinzugefügt  werden ;  denn  auch  hier  können  sowohl  in  dem  älteren 
wie  in  dem  jüngeren  Werke  Abweichungen  von  den  wirklichen  Verhältnissen  nachgewiesen  werden.  Im 
Nanziger  Texte  haben  die  Städte  Dragor,  Tonsberg  und  Drontheim  (Truntheym)  alle  das  Epitheton  insula ; 
Insel  wird  auch  Ladehorn  genannt,  von  Storm  mit  dem  Berge  Lyderhorn  bei  Bergen  identifiziert,  und  die 
Halbinsel  Listerland  bekommt  den  Beinamen  sinus.  Einzelne  dieser  Fehler  finden  sich  im  Itineraire  Brugeois 
wieder  und  haben  sich,  wie  auch  Storm1)  vermutet,  hieraus  in  den  Nanziger  Text  eingeschlichen  (vgl. 
Kap.  VIll  B).  In  Clavus'  jüngerem  Werke  sind  verschiedene  dieser  Fehler  wohl  korrigiert  worden  —  Dront- 
heim wird  hier  ganz  richtig  als  der  zweite  Name  der  Stadt  Nidaros  aufgefaßt  und  Lister  wird  richtiger 
Promontorium  genannt,  —  aber  die  Städte  Dragar  und  Tonsberg  werden  beständig  als  Inseln  bezeichnet  und 
andre  Verkehrtheiten  oder  weniger  korrekte  Bezeichnungen  sind  noch  hinzugekommen.  Der  Nanziger  Text 
hat  ganz  richtig  Sallingsyssel,  der  Wiener  Text  verkehrt  Salling  Herred  (in  Jütland);  die  Auffassung  von 
Hindsholm  (Fünen)  als  Promontorium  ist  richtiger  als  das  uilla,  und  portus  magnui  des  Wiener  Textes;  ver- 
kehrterweise machen  die  A-Karten  die  norwegische  Landschaft  Helgeland  zu  einer  Insel,  und  wenn  der 
Wiener  Text  üovre  ein  Promontorium  nennt,  so  ist  dies  auch  ganz  falsch. 

Der  Verfasser  scheint  also  häufig  gar  nicht  orientiert  zu  sein  mit  Bezug  auf  die  Art  der  ver- 
schiedenen Lokalitäten  und  daher  wird  der  Wert  der  angewandten  Epitheta  als  Stütze  für  die  Deutung 
der  Namen  recht  illusorisch.  Noch  weniger  Gewicht  darf  man  aber  auf  die  Anwendung  der  Bezeich- 
nungen eiuitas  und  uilla  legen;  diese  werden  offenbar  nach  eigenem  Gutdünken  beigefügt.  Ciuitas 


')  Ymer  1891,  S.  19. 


Die  Ortsnamen  bei  Clavus. 


99 


wird  nicht  allein  von  Städten,  die  wirkliche  Städte  oder  Flecken  sind,  gebraucht,  sondern  auch  von 
Lokalitäten,  die  dies  durchaus  nicht  sind;  so  werden  z.  B.  Kloster  Bßfrglum,  Kreis  Vendsyssel  und  die 
Färöer-lnseln  cinitafes  genannt.  Es  geht  auch  nicht  an,  eiuitas  in  der  Bedeutung  „ Bischofsitz "  auf- 
zufassen, da  das  Wort  auch  bei  denjenigen  Städten  augewandt  wird,  die  nicht  der  Sitz  eines  Bischofs 
warm  (z.  B.  Fleusborg,  Lödöse,  Kalmar  und  die  Städte  iu  Schonen).  Andrerseits  wird  uilla  nicht  allein 
für  kleine  Städte  mit  städtischen  Privilegien  angewandt,  sondern  auch  für  Dörfer  (wie  die  auf  Fünen 
gelegenen  Dörfer  Sallinge  und  Stige),  ja  sogar  bedeutende  Städte  wie  Kebenhavn  heißen  uillce,  während 
'ciuitas  oft  für  Städte  gebraucht  wird,  die  sich  weder  durch  ihre  Größe  noch  durch  ihren  Einfluß 
besonders  bemerkbar  machen.  Außerhall)  des  dänischen  bleiches  werden  dagegen  alle  Städte  (nur  mit 
einer  einzigen  Ausnahme  (Ribnitz))  ciuitates  genannt1). 

Für  die  Deutung  der  Ortsnamen  sind  diese  Resultate  recht  deprimierend.  Wenn  ein  Name 
so  entstellt  ist,  daß  er  nicht  mit  Sicherheit  aus  seiner  eigenen  Wortform  identifiziert  werden  kann, 
verlassen  uns  offenbar  alle  andern  Stützpunkte,  und  wird  eine  Korrektion  nur  sehr  schwer  das  Richtige 
treffen.  Hiezu  kommt  noch,  daß  für  Lokalitäten  wie  Berge.  Landzungen,  Bäche  und  Flüsse  unsre 
Kenntnis  der  damaligen  Ortsnamen  sehr  beschränkt  ist,  aber  eben  bei  solchen  Lokalitäten  ist  die 
Identifikation  schwierig  und  unsicher,  während  die  Städte-  und  Dörfernamen  in  der  Regel  identifiziert 
werden  können.  Der  Ortsnamen  in  Clavus'  zweitem  Werke,  bei  denen  die  Identifikation  uns  unmöglich 
war,  sind  leider  ziemlich  viele: 

In  Norwegen  gibt  der  Wiener  Text  auf  der  Strecke  Lister-Trondhjem  die  Namen  Bobchara,  Horiza, 
Trollenbyern,  Nadhegrin,  Grintz  aa  an.  Es  spricht  nichts  dagegen,  daß  es  wirkliche  Ortsnamen  seien;  denn  sie 
liegen  ganz  außerhalb  des  norwegisch-gotländischen  Benennungssystems.  Sie  mit  wirklichen  Ortsnamen  zu 
identifizieren  ist  uns  jedoch  nicht  möglich  gewesen.  Erstens  existieren  sehr  wenige  Varianten  (zu  einigen 
sogar  gar  keine)  und  die  von  den  Karten  gelieferten  weichen  vom  Texte  so  entschieden  ab,  daß  sehr  starke 
Entstellungen  stattgefunden  haben  müssen,  wenn  z.  B.  das  Bobchara  des  Textes  auf  den  Karten  die  Variante 
burn  f.  hat,  sein  Grintz  aa  die  Variante  archius  f..  Zweitens  sind  diese  Namen  über  eine  recht  große 
Küstenstrecke  zerstreut  und  hat  man,  wie  oben  nachgewiesen,  in  ihrem  Platze  auf  der  konstruierten  Karte 
nicht  die  geringste  Garantie  für  ihre  wirkliche  Lage ;  auch  ist  man  ganz  im  unklaren,  ob  sie  an  der  Küste 
oder  tiefer  ins  Land  hinein  gesucht  werden  müssen.  Die  Korrektionen  haben  darum  durchaus  keinen  festen 
Grund  und  Boden.  Nur  einen  dieser  Namen  wagen  wir  zu  korrigieren,  und  zwar  den  Namen  Trollenbyern 
(Var.  Trollenpiern :  betreffs  des  wechselnden  b  zu  p  vgl.  Tumsberg  in  W  gegen  Tüsperck  in  V),  welcher  sehr 
an  verschiedene  Troldfjaelde,  Troldtinder  u.  dgl.  gerade  auf  der  Strecke  zwischen  Bergen  und  Trondhjem 
erinnert.  Wir  vermuten  daher,  daß  Trollenbyern  (gewiß  richtiger  Trollenbyern)  eine  Entstellung  von  Trollen- 
byerrene  (die  Teufelsgebirge)  ist.  Gerade  dieser  Name  könnte  indessen  zu  einer  ganz  anderen  Auffassung  dieser 
norwegischen  »Ortsnamen*  führen,  einer  Auffassung,  die  wir  jedoch  mit  dem  größten  Vorbehalt  darlegen 
möchten.  Offenbar  wird  der  lacus  penarum  des  Nanziger  Textes  und  der  A-Karten  in  diese  Gegend  Norwegens 
(d.  h.  zwischen  Bergen  und  Trondhjem)  verlegt,  und  muß  man  bei  demselben  an  die  volkstümlichen  Vor- 
stellungen von  Seen  und  Höhlen  als  Eingang  zur  Hölle  oder  Folterstätte  denken.  Die  Aufnahme  von 
Dovrefjaffd  auf  der  Nanziger  Karte  und  Lyderhorn  im  Nanziger  und  Wiener  Texte  —  beide  im  Volks- 
glauben als  Sammelplatz  für  Hexen  und  übernatürliche  Wesen  bekannt,  erstere  auch  als  Aufenthaltsort  für 
Riesen  und  Zauberer  (Jsetter  und  Trolde)  —  scheint  uns  ferner  darauf  hinzudeuten,  daß  Clavus  es  passend 
gefunden  hat,  gerade  in  der  Beschreibung  dieser  Gegenden  einen  Teil  seines  mythologischen  Wissens  zu  ent- 
laden, das  in  seinem  auf  mittelalterliche  Weise  mit  den  verschiedenartigsten  Dingen  angefüllten  Gehirn  ge- 


')  Jobs.  Steenstrup  nimmt  in  seinen  Studier  over  Kong  Valdemars  Jordeboij,  K'benhavn  1874,  S.  127  an» 
dali  der  Unterschied  zwischen  civitates  und  villce  forenses  derjenige  ist,  daß  cirit«s  eine  Stadt  bezeichnet,  welche  ihre 
städtische  Hinrichtung  vom  Staate  erhalten  hat  „namentlich  durch  ein  bestätigtes  Stadtrecht",  villa  forensh  dagegen 
eine  Stadt,  die  sich  als  Kaufstadt  (Kj  bingi  auf  eigene  Hand,  aber  mit  Hülfe  von  Privilegien  gebildet  hat.  Steen- 
strups  Distinktion  wird  von  H.  Hildebrand  beigetreten  [ßveriges  Medeltid  I,  2,  Stockholm  1894,  S.  325).  Möglicher- 
weise hat  die  damalige  Autfassung  Clavus  bei  seiner  Besprechung  der  dänischen  Städte  vorgeschwebt:  sicher  ist  es 
jedoch  nicht.  Von  seeländischen  Städten  waren  auller  Roskilde  Köbenhavn  und  vielleicht  Holbsek  civitates :  die 
beiden  letzteren  bezeichnet  (Jlavus  jedoch  als  rillce.  In  Schonen  war  nur  Lund  civitas;  Clavus  aber  nennt  alle 
dortigen  Städte  ciritatcs.  Daß  die  Begriffe  civitas  und  villa  für  Clavus  ganz  vage  sind,  darauf  deutet  auch  der  Umstand, 
daß  mittelgroße  Städte  wie  Malmö  und  Ystad  im  Wiener  Texte  civitates,  auf  den  dazugehörigen  A-Karten  villce 
genannt  werden. 

13* 


100 


Kapitel  VI. 


goren  hat.  Ein  solches  mythologisches  Wissen  von  einem  hosen  Luftgeist  knüpft  sich  an  das  Vorgebirge 
Nadhegrin  (Var.  Nadhegrun,  Nadhegrim  oder  Nadhegrum).  Jedesmal  wenn  wir  zu  diesem  Worte  zurückge- 
kehrt sind,  um  möglicherweise  eine  Erklärung  desselben  zu  finden,  sind  wir  von  der  Ähnlichkeit  mit  dem 
altnordischen  Ndgrindr  (plur.)  überrascht  worden,  dem  einzigen  Worte  in  Wörterbüchern  über  nordische  Sprachen, 
welches  mit  diesem  Ortsnamen  Ähnlichkeit  hat.  Ndgrindr  kommt  in  drei  Eddaliedern  (Lokasenna  Vers  63, 
Skirnismäl  Vers  35,  Fiolvinsmäl  Vers  26)  vor  als  Bezeichnung  für  die  »Einfriedigung  um  den  Aufenthaltsort 
der  Toten*;  es  ist  zusammengesetzt  aus  ndr  =  Leichnam,  Gespenst  und  grind  =  Einfriedigung.  Beide 
Wörter  existieren  noch  in  der  norwegischen  Volkssprache,  ndr  als  nua  —  in  der  Gegend  zwischen  Bergen 
und  Trondhjem  aber  als  naade1),  d.  h.  einer  Form,  die  das  nadhe  bei  Clavus  erklären  könnte. 

Der  folgende  Name  Grintz  aa  könnte  dann  natürlich  verstanden  werden  als  »Der  Fluß  (die  Aue) 
neben  der  Einfriedigung  um  den  Aufenthaltsort  der  Toten*.  Auch  diese  Bezeichnung  würde  zu  den  mytho- 
logischen Vorstellungen  passen;  denn  sowohl  die  Eddalieder  (Völuspä  Vers  36,  Grimnismäl  Vers  28)  als  Saxo 
(ed.  Müller  I,  S.  51)  denken  sich  das  Totenreich  von  einem  Fluß  umgeben.  Selbstverständlich  müßten  Trollen- 
byerrene  (die  Zaubeigebirge)  dann  auch  in  mythologischer  Bedeutung  verstanden  werden,  was  ganz  natürlich 
wäre;  denn  daß  die  Zauberer  (Troldene),  die  mittelalterlichen  Nachkömmlinge  der  Riesen  (Jaetterne)  des  Alter- 
tums, in  Gebirgen  wohnten,  war  eine  über  den  ganzen  Norden  allgemein  verbreitete  Vorstellung  (vgl.  Jotun- 
heim,  d.  h.  Riesenheim,  Alpenregion  in  Mittelnorwegen,  ein  Name,  welcher  sein  nächstes  Analogon  in  den 
Riesengebirgen  findet). 

Eine  wesentliche  Bekräftigung  der  hier  mit  aller  Vorsicht  dargebrachten  Hypothese  wäre  es,  wenn 
auch  die  »Ortsnamen"  Bobchara  und  Horiza  sich  als  mythologische  Bezeichnungen  verdolmetschen  ließen,  was 
uns  jedoch  vorläufig  nicht  gelungen  ist.  Daß  die  Endung  a  in  den  beiden  AVörtern  als  ,aaÄ  (altnordisch  a) 
verstanden  werden  muß,  bezweifeln  wir  nicht;  dadurch  kommen  wir  aber  nicht  weiter. 

Von  andern  uns  unverständlichen  oder  in  ihrem  Verständnis  jedenfalls  zweifelhaften  norwegischen 
Namen  des  Wiener  Textes  wollen  w  r  Farn  civitas  und  Mestebrodh  Promontorium  nennen.  Mestebrodh,  das 
sich  in  allen  Uberlieferungen  auch  auf  den  Karten  und  ungefähr  in  ganz  derselben  Form  wiederfindet,  also 
nicht  sehr  entstellt  sein  kann,  ist  uns  ganz  unverständlich;  Storni  s  Deutung  von  Farn  civitas  (Var.  Faren, 
auf  den  Karten  farensis)  als  Sarpsborg  am  Kristianiafjord  muß  als  sehr  unsicher  angesehen  werden.  Das 
Verständnis  dieses  letzteren  Namens  wird  auch  in  hohem  Grade  erschwert  durch  den  Mangel  an  Überein- 
stimmung zwischen  dem  Wiener  Texte  und  den  A-Karten,  der  im  südlichen  Norwegen  zwischen  Oslo  und 
Lister  vorhanden  ist  (vgl.  die  konstruierte  Karte  im  Vergleich  mit  den  A-Karten).  Auf  den  A-Karten 
fehlt  der  Fluß  Varna  oder  vielmehr:  auf  seinem  Platze  findet  sich  eine  Stadt  namens  farensis;  auf  Fariis 
Platz  liegt  amerensis  (Hamar)  und  auf  Hamar's  Platz  repuris  civitas  magna  (oder  repuris  grandia  oder  grandie 
repuris)  gerade  südlich  vom  lacus  penarum.  Schließlich  kommt  Tansberg  teils  als  die  Inseln  tons  beres  und  teils 
als  litus  tumebor  vor.  Infolge  unserer  Auffassung  von  Clavus'  Arbeitsmethode  müssen  wir  zunächst  an- 
nehmen, daß  die  Karten  das  Ursprüngliche  wiedergeben,  während  der  Text  verkehrt  ausgezogen  sei ;  da  aber 
repuris  civitas  magna  eine  ganz  rätselhafte  und  unbekannte  Lokalität  ist,  und  die  Namen  auf  diesem  Teil 
der  Karten  stark  zusammengedrängt  sind,  könnte  man  zu  der  Auffassung  geneigt  sein,  grandie  repuris  zu 
dem  drüber  stehenden  lacus  penarum  gehören  zu  lassen,  dies  in  grandis  teporis  zu  korrigieren  und  anzu- 
nehmen, daß  civitas  magna  von  dem  naheliegenden  Staranger  civitas  in  diese  Wortverbindung  hineingeraten 
sei.  Es  ist  überhaupt  sehr  gut  möglich,  daß  beim  Kopieren  der  Karte  auf  dieser  Strecke  von  Norwegens 
Küste  die  Verschiebung  einer  Reihe  von  Namen  stattgefunden  hat. 

Außer  den  norwegischen  sind  verschiedene  dänische  Namen  uns  schwer  erklärlich.  Mit  Hinweis  auf 
unsere  Bemerkungen  in  den  Noten  zur  Textausgabe  führen  wir  dieselben  hier  an :  auf  Fünen  Logdhez  portus, 
auf  Seeland  Ozoenes,  Thorsan  (oder  Thorsam)  portus,  Vrenes  (oder  Uienes),  Kagenes  (oder  Ragenes) ;  im  0re- 
sund  die  Insel  Syoholm,  in  Schonen  das  Vorgebirge  Knudshoved  (das  cunutis  orot  der  Karten).  Von  den 
meisten  dieser  Namen  fehlen  Varianten  auf  den  Karten. 

Der  Wiener  Text  mit  der  dazugehörigen  A-Karte  enthält  also  noch  verschiedene  dunkle  Punkte  und 
trotz  Storms  scharfsinniger  Deutung  des  Nanziger  Textes  gilt  von  diesem  dasselbe.  Weder  die  Namen 
Sioholm  oder  Vdhenskaun,  Lotho  oder  Ougard,  Slarcoteris  promoutorrium  oder  Ras  fluvius  haben  bei  ihm 
irgend  welche  Erklärung  gefunden. 


')  Vgl.  Ivar  Aasen,  Oräbog  över  det  norske  Folkesprog,  2.  Udg.,  Kristiania  1873. 


Kapitel  VII. 
Die  beiden  Ciavus- Texte. 


A. 

Ausgabe  des  Nanziger  Textes  mit  Übersetzung. 

Die  aachfolgende  Ausgabe  weicht  im  Texte  nur  wenig  von  der  von  Storni  in  Ymer  1891, 
S.  24 — 34  gegebenen  ab.  An  zirka  25  Stellen  lesen  wir  die  Handschrift  anders  als  Storni  (vgl. 
den  Apparat) ;  keine  einzige  dieser  Stellen  hat  aber  ein  besonderes  Interesse,  und  sehr  oft  sind  wir 
gezwungen  worden,  durch  eine  Korrektur  schließlich  bei  der  von  Storni  ohne  Korrektur  befolgten 
Lesart  zu  bleiben,  wenn  er  z.  B.  Heising/«/))-  liest,  wo  wir  Helfingfafir  lesen,  aber  in  Helsing/i<f>r  korri- 
gieren. In  der  Hauptsache  sind  wir  vorsichtiger  als  Storni  gewesen,  weil  wir  nun  wissen,  daß  der 
Xanziger  Text  nichts  mit  den  A-  und  B-Karten  zu  tun  gehabt  hat,  und  somit  aus  sich  selbst  heraus 
restituiert  werden  muß.  Glücklicherweise  ist  der  Text  der  Nanziger  Handschrift  wenig  entstellt,  und 
die  Textrestitution  deshalb  nicht  scliwierig,  wie  es  aus  den  wenigen  Korrekturen  in  der  nachfolgenden 
Ausgabe  deutlich  hervorgeht. 

Was  aber  die  Zahlen  und  die  Ubersetzung  betrifft,  so  weicht  unsere  Ausgabe  stark  von 
Storms  ab:  denn  in  der  Uberzeugung,  daß  der  Nanziger  Text  vom  Verfasser  selbst  nach  der 
Karte  und  als  Beiblatt  zu  derselben  gemacht  worden  ist  (vgl.  Kap.  I),  versuchten  wir  die 
Übersetzung  mit  der  Nanziger  Karte  vor  Augen  zu  macben,  und  zeigte  es  sich  dann,  daß  viele  Stellen 
von  Storni  nicht  klar  verstanden  worden  sind,  weil  er  nicht  daran  gedacht  hat,  daß  die  Worte  des 
Textes  immer  die  Lokalitäten,  die  Küsten-  und  Grenzlinien  sehr  genau,  wenn  auch  in  einer  mitunter 
recht  unbeholfenen  und  naiven  Form,  beschreiben  und  geradezu  textlich  wiedergeben. 

Die  Zahlen  —  d.  h.  die  Längen  und  Breiten  des  Textes  —  sind  in  Übereinstimmung  mit 
unsrer  S.  17 — 18  gegebenen  Begründung  nur  korrigiert,  wenn  sie  an  sich  sinnlos  sind.  In  allen 
übrigen  Fällen  aber,  wo  ein  Abschreibefehler  oder  eine  Konfusion  des  Verfassers  offenbar  oder  scb einbar 
stattgefunden  hat,  haben  wir  nicht  korrigiert,  sondern  die  Zahl  durch  einen  *  bezeichnet.  Die  Größe 
und  Art  des  Fehlers  sind  dann  meistens  aus  den  nebenstehenden  Zahlen  der  Nanziger  Karte  ersichtlich, 
oder  sie  ergeben  sich  durch  einen  Vergleich  mit  der  nach  dem  Nanziger  Texte  gezeichneten  Karte. 

Zur  Ausarbeitung  des  Kommentars  benutzten  wir  hauptsächlich  die  S.  36 — 37  angeführten 
Quellen,  haben  es  aber  nicht  unterlassen  mit  den  früher  in  den  südlichen  Ländern  vorkommenden 
Xamenformen  zu  vergleichen,  indem  wir  nicht  nur  Itinuraire  Brugeois,  II  Conoscimiento  und  die  süd- 


102 


Kapitel  VII. 


europäischen  Kompaßkarten  benutzten,  sondern  außerdem  die  unseres  Wissens  noch  nicht  bekannten 
geographiscben  Tafeln  im  Cod.  Pa-is.  18504-  Geschrieben  sind  diese  Tafeln  erst  im  Anfang  des 
15.  Jahrhunderts;  die  zahlreichen  Entstellungen  der  Namen,  sowie  die  Formen  für  die  Namen  von 
Köping,  Bergen  und  Viborg  (Kaupinga,  Biargina  und  Vibiarga)  zeigen  aber  deutlich,  daß  hier  eine 
Abschrift  einer  alten  norwegisch-isländischen  Quelle  vorliegt.  Die  betreffenden  Tafeln 
finden  sich  fol.  202v — 208v  und  2101',  und  zwar  handeln  vom  hohen  Norden: 


Fol.  208v:    Prouincia  Danorum: 


Lunda  metropolis  =  Lund, 

Roskeada  [d.  h.  Roskelda]  =  Koskilde, 

Othensia  =  Odense, 

hethabia  —  Hedeby  [d.  b.  SlesvigJ, 


ßippa  =  Eibe, 
Vibiarga  —  Viltorg, 
Birgila  =  Barglum. 


Nomina  ciuitatum  in  suethia: 


Alpsa  [d.  h.  Apslaj  ciuitas  =  Oslo  [d.  h.  Kristiana], 

Biargina  =  Björgvin  [d.  Ii.  Bergen], 

Nicbirosa  [d.  h.  NidarosaJ  =  Nidaros  [d.  h.  TrondhjemJ, 

Scara  =  Skara, 

Liunga  =  Ljung, 


Kaupinga  =  Kopiug, 
Tuna  — -  Tuna, 
Strigiii  fil.  h.  Strigiuin  ?  | 
Sigituna  =  Sigtuna, 
Arosa  Vesteräs. 


Strengnäs? 


Fol."  2ior:    Nomina  insularum  p]  in  regno  suenorum: 


Gotbica  australis  =  Södergötland 
Gothica  occidentalis  =  Vestergötland, 
Guasmannia  [d  b.  Wasmannia]  Vestmanland, 
Südermannia  =  Södermanland, 
Nerlj  [d,  b.  Nerej?]  =  Närike, 
Tiudia  [d.  b.  TiundiaJ  =  Tiundaland, 
Fedundria    —  Fjedrundaland, 
Atanth  [d.  h.  Alanth]  =  Aland, 


Gutblandia  =  Gotland, 

Guaranda  [d.  h.  Waranda|  =  Värend, 

Findia  =  Finland, 

bestia  —  Hestbolm? 

belsingia  =  Helsingland, 

Guarmellandt  [d.  b.  Warniellandi  J  =  Vermland. 
Teuste  =  Tjust. 


Fol.  205r:    In  occeano  septentrionali  ab  Oriente  ad  occidentem: 


Insula  pbanesiorum, 

Albacia, 

Yperborea, 


Apolitana, 
Gangania, 
Glosaria, 


Orcbades, 

Thile, 

Scotia, 


biitannia, 
hybernia. 


Auf  diese  Art  und  Weise  hoffen  wir  einen,  betreffs  der  Ortsnamen  bei  Clavus,  so  weit  dies 
möglich  ist,  recht  vollständigen  Kommentar  herbeigeschafft  zu  haben.  Die  Epitheta  dagegen  haben 
uns  öfters  in  Verlegenheit  versetzt,  namentlich  bei  der  Ubersetzung,  erstens  weil  die  dänischen  Begriffe 
„Kaufstadt  (Kebstad),  Stadt  (By),  Flecken  (Fhekke)  und  Dorf  (Landsby)"  nicht  mit  den  deutschen 
Bezeichnungen  übereinstimmen.  Indessen  haben  wir  daran  festgehalten,  dasselbe  Wort,  so  weit  möglich, 
immer  durch  ein  Wort  wiederzugeben,  z.  B.  civitas  immer  mit  „Stadt",  villa  immer  mit  „Ortschaft" 
(d.  h.  Kleinstadt,  Flecken  oder  Dorf),  gauz  abgesehen  davon,  ob  die  betreffenden  Lokalitäten  zu  Clavus' 
Zeit  Bischofsitze,  kleine  Städte  (dänische  .Kaufstädte")  oder  Dörfer  waren'  gleichfalls  haben  wir  prin-i 
zipiell  Promontorium  mit  „Vorgebirge"  übersetzt,  obgleich  die  Übersetzung  „Landzunge"  unsre  Begriffe 
von  der  betreffenden  Lokalität  (z.  B.  Hindsholm,  Agernaes  oder  Skagen  im  Wiener  Texte)  besser 
wiedergeben  würde. 

Da  wir  die  Nanziger  Handschrift  nicht  persönlich  untersucht  haben,  und  also  keine  neuere 
als  die  von  Storm  gelieferten  Aufschlüsse  geben  können,  so  haben  wir  es  vorgezogen,  da  Storms 
Erläuterungen  nur  in  norwegischer  Sprache  vorliegen,  nachfolgend  eine  Ubersetzung  dieser  für  die 
richtige  Beurteilung  der  Nanziger  Handschrift  und  der  ganzen  Clavus-Frage  so  wichtigen  Aufschlüsse 
zu  geben,  d.  h.  Ymer,  1889,  S.  129 — 137.    Storm  schreibt: 


Die  beiden  (Jlavus-Texte. 


L03 


»Guillaume  Fillastre  (Filiastrus),  ein  französischer  Geistlicher  aus  Maine,  der  Kanonikus  in 
Rheims  gewesen  war,  nahm  an  den  kirchlichen  Streitigkeiten  zu  Karls  VI.  Zeit  teil,  wurde  1411  Kardinal 
von  St.  Markus  und  Legat  in  Frankreich  (t  1428,  84  Jahre  alt),  beschäftigte  sich  in  Italien  viel  mit 
geographischen  Schriften  und  hat  Abschriften  hinterlassen  von  mehreren  gerade  damals  ans  Licht  gezogenen 
Werken  des  Altertums,  darunter  Pomponius  Mela,  sowie  dem  lateinischen  Ptolemäus.  Mehrere  dieser 
Abschriften  befinden  sich  noch  in  der  Bibliothek  zu  Rheims  und  sind  vom  Kardinal  selbst  geschenkt.  Herr 
Bibliothekar  Cormeaux  in  Rheims  hat  mir  gütigst  folgendes  über  die  dortige  Handschrift  mitgeteilt.  Der 
Titel  ist:  »Cosinographia  Tholomei  Alexandrini  summi  astronomi  ex  greco  in  latinum  versa  per  Jacobum 
Augelum  Floi'entinum,  latine  et  grece  lingue  peritissimum,  anno  Domini  millesimo  quadringentesimo  IX0, 
tempore  magni  et  incomparabilis  scismatis. *  Darauf  folgt  Jacobus  Angelus'  Dedikation  an  den  Papst 
(Beatissimo  patri  Alexandro  V°  pontifici  maximo  Jacobus  Angelus:  Ad  tempora  Claudii  Ptholomei  viri  Alex- 
andrini cogitanti  mihi  illud  occurrit  etc.)  mit  Hinzufügung:  »Iste  Alexander  fuit  assumptus  tertius  in 
papatu  in  concilio  Pisano,  et  habuit  totalem  obedienciam,  preter  Hyspanos,  Scotos,  et  paucos  Ttalicos  et 
Bavaros.«  Unten  auf  der  Seite  hat  der  Kardinal  Fillastre  eigenhändig  folgende  Notiz  geschrieben,  die  bis 
jetzt  noch  nicht  vollständig  entziffert  worden  ist:  »Ego  Guillelmus,  cardinalis  sancti  Marci,  hunc  librum 
quem  habere  multis  annis  prosecutus  sum  et  habitum  de  Florencia  transcribi  hic  feci,  dono  bibliothece 
ecclesie  Remensis,  quem  bene  custodiri  precor.  Credo  enim  hunc  esse  primum  in  Galliis.  Scriptum  manu 
propria  Constancie,  in  concilio  generali,  anno  concilii  quarto,  et  domini  Martini  pape  Ytl  anno  primo  et 
Domini  1418  mense  januarii.«  Auf  derselben  Seite  befindet  sich  Filiastrus'  Wappenschild  (Hirschkopf 
mit  Hörnern),  umgeben  vom  Kardinalshut  und  dem  St.  Markuslöwen.  Die  Handschrift  —  239  Blätter  —  ent- 
hält Jacobus  Angelus'  Übersetzung,  ohne  Karten;  auf  dem  Lederumschlag  des  Holzeinbandes  steht 
geschrieben:  » Cosmographia  Ptholomei«,  und  auf  einem  der  Vorsatzblätter  steht:  , hic  cathenatus  10a  februarii 
anno  1417*  (nicht  1412,  wie  man  früher  las).  Aus  diesen  Aufschlüssen  ersehen  wir,  daß  sich  der  Kardinal 
während  mehrerer  Jahre  (nach  1409)  bemüht  hat,  sich  ein  Exemplar  von  Angelus'  Ubersetzung  zu  ver- 
schaffen, daß  es  ihm  aber  erst  während  des  Aufenthaltes  am  Konstanzer  Konzil  geglückt  ist,  eines  Exemplars  aus 
Florenz  habhaft  zu  werden;  die  dort  (zirka  1417)  erworbene  Handschrift  ließ  er  augenblicklich  abschreiben 
und  sandte  im  Jan.  1418  das  abgeschriebene  Exemplar  nach  Rheims.  Bei  der  Ankunft  in  Rheims,  im  Februar 
desselben  Jahres  (1417  steht  geschrieben,  weil  man  in  Rheims  den  25.  März  als  Jahresanfang  rechnete) 
wurde  die  Handschrift  dort  »cathenatus«.  Im  Jahre  1418  kannte  der  Kardinal  also  von  der  Übersetzung 
nur  Handschriften  ohne  Karten,  welches  für  das  Folgende  von  Bedeutung  ist;  er  nimmt  selbst  an,  daß  das 
von  ihm  übersandte  Exemplar  das  erste  vom  lateinischen  Ptolemäus  sei,  das  nach  Gallien  gekommen  ist. 

Die  Handschrift  in  Nancy  trägt  ebenso  wie  die  Rheimser  Handschrift  auf  dem  ersten  Blatte  das 
Wappenschild  des  Kardinals  (Hirschkopf),  umgeben  vom  roten  Kardinalshut  mit  Quasten ;  auf  beiden  Seiten 
des  Hutes  stebt  ein  G  (Guillelmus)  mit  Lilien  darin,  um  seine  französische  Legatenwürde  zu  bezeichnen. 
Die  Handscbrift  besteht  aus  zwei  Teilen,  dem  ursprünglichen  Buche  von  21  Bogen  und  den  Beilagen,  den 
fünf  darauf  folgenden  Bogen.  Dies  macht  zusammen  215  Blätter  aus.  Von  den  2 1  ersten  Bogen  haben 
die  20  je  8  Blätter  gehabt,  der  21.  (der  letzte  Bogen)  dagegen  nur  6;  der  erste  Bogen  hat  aber  nur  die 
beiden  ersten  und  die  beiden  letzten  Blätter;  es  fehlen  nämlich  zwischen  dem  zweiten  und  dritten  Blatte 
4  Blätter;  vom  21.  Bogen  sind  das  erste  bis  fünfte  Blatt  vorhanden  (Bl.  157 — 161),  während  das  zum 
ersten  Blatt  gehörige  sechste  Blatt  fehlt.  22. x)  bis  24.  Bogen  haben  ebenfalls  8  Blätter,  während  in  die 
Mitte  des  23.  Bogens  4  Blätter  (l 82 — 185)  eingeschoben  sind,  so  daß  dieser  Bogen  ausnahmsweise  12  Blätter 
hat;  der  25.  Bogen  hat  6  Blätter  und  der  26.  nur  4;  außerdem  waren  vor  dem  21.  Bogen  2  Blätter  (eine 
Weltkarte)  eingeschoben,  welche  jetzt  jedoch  fehlen. 

Das  eigentliche  Buch,  Blatt  1 — 161b  (Bogen  1 — 2l)  ist  durchgebends  von  ein  und  derselben  Hand, 
einer  hübschen  Halbfraktur  aus  dem  Anfang  des  1 5.  Jahrhunderts,  geschrieben;  nach  Waitz'  Urteil  (Nord- 
albingische  Studien,  V,  176)  i»t  die  Handschrift  eine  italienische.  Es  findet  sich  nur  eine  einzige 
Note,  die  nach  der  Vollendung  des  Textes  geschrieben,  jedoch  nicht  viel  jünger  als  dieser  ist,  offenbar  aus 
der  ersten  Hälfte  des  1 5.  Jahrhunderts.  Nach  Abschluß  des  Buches  findet  man  auf  der  halben  offenen 
Seite  Bl.  löl^,  von  einer  ebenfalls  etwas  jüngeren  Kursivhand  ausgefüllt,  Bemerkungen  über  das  Verständnis 
von  Ptolemäus'  Zahlenangaben  (Ad  intelligendum  numeros  Ptolomei  sciendum  est  u.  s.  w.).  Dieses  Buch 
(Bl.  1 — l6l)  ist  eine  vollständige  Abschrift  von  Jacobus  Angelus'  Übersetzung  oder  »Cosmographia«. 
Seine  erste  Seite  trägt  die  herkömmliche  Dedikation  an  Papst  Alexander  V.  mit  der  Überschrift  in  roten 
Buchstaben:  »Beatissimo  patri  Alexandro  Vu  Pontifici  maximo  Jacobus  Angelus«  mit  der  Hinzufügung  (eben- 
falls in  rot):  »iste  Alexander  fuit  tempore  magni  scismatis  factus  in  pisano  concilio  anno  MCCCCIX0«.  Zu 
bemerken  ist,  daß  in  die  Initiale  vor  »Beatissimo«  ein  großes  A  gezeichnet  ist,  so  daß  es  also  die  ursprüng- 
liche Absicht  war  »Ad  beatissimum«  u.  s.  w.  zu  schreiben;  denn  dies  ist  die  ursprüngliche  Überschrift,  die 


')  In  Storms  Abhandlung  steht  liier  21.;  es  muß  aber  22.  sein. 


104 


Kapitel  VII. 


sich  auch  in  andern  Handschriften  der  Kosmographie l)  findet.    Da  sich  keine  Spur  von  diesem  A  in  der  ; 
Rheimser  Abschrift  befindet,  muß  ich  deshalb  annehmen,  daß  die  Nanziger  Handschrift  das  direkte  Original 
der  Rheimser  Handschrift  ist  und  demnach  die  aus  Florenz  erworbene,  vom  Kardinal  erwähnte  Kopie. 

Die  oben  erwähnte  Note  steht  ganz  unten  auf  Bl.  35b  in  Ptolemäus'  zweitem  Buche  unter  dem' 
Kapitel  über  Germania  und  lautet:  »In  ista  parte  septentrionali  Europe  omittit  Tholomeus  plurimas  regiones 
ad  septentrionem  de  quibus  quia  ipse  Australis  fuit  credo  eum  non  habuisse  noticiam  omittit  enim  magnum 
sinum  Cogdanum  qui  ex  occeano  e  directo  Anglie  et  Scotie  exiens  transit  vsque  ad  Prussiam  et  Poloniam 
et  diuidit  Almaniam  a  Norwegia  et  Suesia  in  quo  sinu  est  Dacia  Jnsula  et  Regnum  quam  forte  alio  nomine 
vocat  et  in  isto  sinu  maris  capiuntur  Aleca  habundantius  et  per  hunc  nauigatur  de  Prussia  ad  Galliam  et 
econtra.  Omittit  eciam  mare  quod  dicitur  congelatum  quia  per  majorem  partem  anni  est  glaciatum  et  est 
inter  Norwegiam  et  Grolandiam  quam  eciam  omittit  maxime  septentrionalem  [  regionem  ad  Occeanum  septen- 
trionalem  2)  versus  Occidentem  et  jnsulam  Tyle.« 

Diese  Note  stammt  nicht  von  der  Hand  des  Kardinals,  ist  aber  augenscheinlich  von  ihm  diktiert. 
Die  Namen  »Sinus  Codanus 4  und  »mare  congelatum«  hat  der  Kardinal  von  den  römischen  Geographen 
(Mela,  Plinius  oder  Solinus)  aber  nicht  von  Ptolemäus  entlehnt,  denn  dieser  wendet  sie  nicht  an. 
Alles  übrige  trägt  einen  moderneren  Charakter,  und  könnte  von  einer  mündlichen  Mitteilung  stammen; 
offenbar  ist  es  der  Kardinal  selbst,  der  über  die  Lage  der  Ostsee  in  Verhältnis  zu  seinem  Vaterlande  Gallien 
Bericht  erstattet.  Eine  so  genaue  Kenntnis  der  nordischen  Meere  und  Länder  könnte  man  jedoch  kaum  hei 
andern  als  bei  einem  Nordländer  zu  finden  erwarten;  Grönland  ist  nämlich  auf  keiner  Kompaßkarte  des 
14.  Jahrhunderts  und  auch  nicht  in  Ranulf  de  Glanvilles  Geographie  zu  finden.  Es  kommt  daher 
sehr  deutlich  zum  Vorschein,  daß  der  Inhalt  dieser  Note  mit  der  unten  zu  behandelnden  dänischen  Geographie 
in  Verbindung  steht. 

Der  zweite  Teil  der  Nanziger  Handschrift  fängt  auf  Bl.  162  an,  enthällt  die  Ptolemäischen  Karten, 
und  bezeichnet  sich  selbst  als  Beilage  zur  Kosmographie.  Das  Titelblatt  (I62a)  lautet  folgendermaßen: 
»Secuntur  viginti  sex  tabule  quas  supra  in  vltimo  libro  describit  tholomeus  .  videlicet  decem  de  Europa, 
quatuor  de  affrica  uel  libia  quod  idem  est  .  et  tluodecim  de  Asya.  Quarum  cuiu^libet  descripcionem  quot 
et  quas  continet  regiones  et  versvs  quam  celi  partem  ad  orientem  .  occidentem  .  austrum  vel  septentrionem 
respiciant  in  quo  climate  sub  quibus  paralellis  ac  dierum  quantitates  et  insignes  ciuitates  notare  poteiis 
tarn  in  ipsis  tabulis  quam  in  descripcione  cuiuslibet  illarum  in  dicto  vltimo  libro.  Et  si  vis  poteris  illarum 
tabularum  facere  comparacionem  ad  totalem  tabulam  ante  positam  que  diuiditur  in  XXVI  tabulas  ut  lacius 
quelibet  Regio  valeat  inspici  in  magna  quantitate  quam  in  parua.  Quelibet  enim  istarum  tabularum  potest 
fieri  ita  magna  sicut  tota  tabula  describitur. * 

Aus  dem  letzten  Salze  geht  hervor,  daß  vor  Bl.  162  eine  Weltkarte  gewesen  ist,  wie  sie  es  in 
allen  Ptolemäus- Ausgaben  zu  sein  pflegte. 

Die  Beilage  (Bl.  162 — 215)  ist  von  mehreren  gleichzeitigen  Händen  geschrieben, 

a)  die  Karten  auf  den  Innenseiten  der  Blätter  162b — 181,  186 — 211  sind  mit  kleiner  Kursiv- 
schrift teils  schwarz,  teils  rot  gezeichnet, 

b)  der  Text  auf  den  äußeren  Seiten  (Kehrseiten)  162  — 181,  186 — 21  1  der  Karten  liefert  mit 
größerer  Kursivsshrift  die  Erklärung  zu  den  Karten, 

c)  Bl.  182—185,  Text  und  Karten,  teils  rot,  teils  schwarz,  Kursivschrift, 

d)  Bl.  212 — 215  Halbfraktur. 

Keine  dieser  Hände  sind,  infolge  Herrn  Cormeaux'  Aufschlüsse,  die  des  Kardinals.  Daß  diese 
ganze  Arbeit  vom  Kardinal  redigiert  ist,  ersieht  man  aus  der  Note  auf  Bl.  190,  die  wir  hier  anführen: 
»Quarta  africe  tabula  tota  pene  ad  austrum  et  vltra  egiptum  continet  getuliam  libiam  inferiorem  ethiopiam 
junctam  Egipto  nubiam  Indiam  inferiorem  que  ad  ethiopiam  ueigit,  et  ipsam  ethiopiam  que  sunt  sub  zodiaco 
et  omnes  ethiopes  eciam  vltra  lineam  equinoctialem  in  tota  latitudine  zodiaci.  Et  in  istis  india  et  ethiopia 
est  terra  presbyteri  Johannis  christiani  qui  dicitur  regnare  super  72  reges,  quorum  12  sunt  infideles 
reliqui  christiani,  sed  diuersorum  rituum  et  sectarum.  Vitra  equinoctialem  pauca  est  cognicio  nisi  quod  ibi 
est  amplissima  regio  Agisimba  que  sub  ista  tabula  comprenditur  et  Signatur  in  fine  ad  austrum.  Istius 
presbyteri  Johannis  duo  ambassatores  vnus  christianus  et  alter  infidelis  hoc  anno  domini  Millesimo  quadrin- 
gentesimo  vicesimo  septimo  quo  hec  tabule  descripte  fuerunt  venerunt  ad  Regem  Aragonum  Alfonsum 
quos  vidit  cum  rege  in  Valencia  dominus  cardinalis  de  Fuxo  legatus  sedis  apostolice  ad  dictum  regem,  et 
dixerunt  ei  quod  venirent  ad  papam  Martinum  quintum,  quem  christianus  reputabat  Christi  vicarium.  Hec 
dictus  cardinalis  pape  retulit  me  Cardinali  sancti  Marci  presente  qui  has  feci  d esc r ibi  tabulas,  et 
ex  greco  exemplari. 


>)  Siehe  Bulletin  scientifique  publik  pctr  VAcadlmie  Inipe'riale  de  St.  PiUrsbowg,  X,  1842,  S.  97  ff.  (Storrns  Note.) 
-)  Von  [  an  ausgelassen  bei  Blau  und  Waitz  (Storras  Note), 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


105 


Der  Kardinal  hat  also  während  seines  Aufenthaltes  in  Italien  1427  diese  Karten  nach  einem 
griechischen  Ptolemäus  zeichnen  und  in  seine  ältere  Handschrift  der  Kosmographie  einführen  lassen  l).  Diese 
Kartensammlung  bestand,  wie  oben  erwähnt,  aus  den  26  Spezialkarten  von  Europa  u.  s.  w.)  sowie  der 
Weltkarte.  Es  sind  hier  indessen  1 1  Europakarten,  und  der  Text  deutet  an  verschiedenen  Stellen  auf  die 
elfte  hin  (die  über  den  Norden);  diese  Texte  sind  also  redigiert,  nachdem  die  Zeichnung  der  26  Karten 
vollendet  war.  Auf  die  Karten  und  den  Text  folgen  auf  Bl.  212 — 215  eine  kurze  Beschreibung  der  auf 
den  Karten  dargestellten  Länder,  ihre  klassischen  Namen,  ihre  modernen  Namen  und  Sprachen,  sowie  die 
Längen-  und  Breitengrade;  auch  hier  ist  nur  von  Karten  von  Europa  die  Rede,  und  ist  diese  Beschreibung 
also  nach  dem  Zeichnen  der  Karten  abgefaßt,  aber  ehe  man  etwas  von  der  elften  wußte.  Auch  diese  Be- 
'  Schreibung  stammt  demnach  aus  dem  Jahre  1427  ...  .  2) 

Diese  geographische  Beschreibung  hat  der  Kardinal  offenbar  gleich  nach  der  Vollendung  der  Karten 
zu  eigenem  Bedarf  ausarbeiten  lassen,  und  hat  sie  danach  benutzt,  um  einen  Text  zu  den  Karten  daraus  zu 
1  lüden,  der  auf  deren  Umschlag  niedergeschrieben   wurde.    Zu  Ptolemäus'  erster  Karte  (Britannien)  hat  er 

demnach  in  Übereinstimmung  mit  der  Beschreibung  auf  Bl.  212  folgenden  Text  geliefert: 

»Prima  europe  3)  tabula  continet  insulas  Britanniam  seu  Albion  que  nunc  Anglia  cum  Scocia  Yberniam  Tyle 
orcades  et  alias  insulas   adiacentes  et  hec  in  oceano.    Extra  occeanum  ad  orientem  partem  germanie,  ad 
austrum  particulam  galie,  inter  quas  partes  Benus   fluuius  intrat  occeanum.    Quibus  autem  regionibus  cir- 
j   cumscribitur  et  nomina  insignium  ciuitatum  vide  in  libro  viij  supra  et  ita  de  singulis  tabulis." 

Hierzu  fügt  er  folgende  Note  über  die  schon  ausgeführten  Karten:  »Et  nota  quod  ubi  tabula  tenet 
duas  paginas  habenda  est  ac  si  pictura  esset  simul  juncta.  Ita  quod  medium  vacuum  inter  duo  folia  nichil 
facit.  Et  opportuit  pingere  ab  vna  parte  solum  quia  pergamenum  non  potuisset  sustinere  picturam  maris 
ab  vtraque  parte  propter  nimiam  humiditatem  picture  et  ideo  fuit  pictura  solum  ab  vna  parte  et  jn  grosso 
pergameno  quod  postea  fuit  rasum  et  atenuatum*. 

Zur  vierten  Tafel:  ,  Quarta  europe  tabula  continet  germaniam  que  multas  habet  partes  cum  jnsulis 
adiacentibus  jn  qua  tabula  est  pars  boemie.  Et  ad  austrum  pars  pannoniarum  que  sunt  hungaria  et  dal- 
macia.  In  Bassa  almania  sunt  jussia  holzacia  frisia  marchia  pomeria  Saxonia  guelcia  (!)  vathfalia  (!).  In 
Alta  sunt  mitzena  slesia  hassia  franconia  Boemia  morauia  sueuia  Bauaria. « 

Zur  achten  Tafel :  s  Octava  europe  3)  tabula  continet  Sarmatiam  europe,  id  est,  illas  Regiones  que 
sunt  ab  Germania  ad  septentrionem  versus  orientem  in  quibus  est  Polonia  pruthia  lituania  et  alie  ample 
regiones  vsque  ad  terram  incognitam  ad  septentrionem  partem  dacie  et  tauricam  Chersonesum  usque  ad 
paludem  meotin.  Et  ibi  thanay  fluuius  qui  diuidit  europam  ab  asia  in  parte  septentrionali  et  versus 
orientem.  Item  continet  vltra  quam  ponit  tholomeus  noruegiam  suessiam  Rossiam  vtramque  et  sinum 
eodanum  diuidens  germaniam  a  nouergia  et  Suessia.  Item  alium  sinum  vltra  ad  septentrionem  qui  omni 
anno  congelatur  in  tercia  parte  anni.  Et  vltra  illum  sinum  est  grolandia  que  est  versus  insulam  tyle  magis 
ad  orientem  et  ita  tenet  totam  illam  plagam  septentrionalem  vsque  ad  terram  incognitam  de  quibus  tholo- 
meus nullam  facit  mencionem  et  creditur  de  illis  non  habuisse  noticiam.  Ideo  hec  viija  tabula  est  multo 
amplior  describenda.  Propter  quod  quidam  Claudius  cymbricus  illas  septentrionales  partes  descripsit  et  fecit 
de  illis  tabulam  que  jungitur4)  europe  et  ita  erunt  xj. 

Et  tarnen  nullam  fecit  mencionem  de  jllis  duobus  sinibus  maris  nouergie  et  grolandie.  In  hijs 
Regionibus  septentrionalibus  sunt  gentes  diuerse  jnter  quas  vnipedes  et  pimei,  jtem  griffones  sicut  in  Oriente 
vt  vide  in  tabula.* 

Es  ist  deutlich  zu  erkennen,  daß  der  Kardinal  diese  Bemerkungen  teils  aus  der  darauf  folgenden 
Beschreibung,  teils  aus  der  Note  zu  Blatt  35  und  teils  aus  Clavus'  Text  und  Karte  zusammengesetzt  hat. 
Diese  hat  er  also  erst  bei  der  Ausarbeitung  der  Beschreibung  zur  achten  Karte  kennen  gelernt  und  be- 
schlossen, dieselbe  als  elfte  Karte  von  Europa  in  seine  Kartensammlung  einzufügen.  Hierüber  gibt  er 
Blatt  179  auf  der  Kehrseite  der  zehnten  Karte  von  Europa  (der  griechischen  Halbinsel)  Aufklärung: 
»Sequitur  descriptio  regionum  Septentrionalium  videlicet  danmarchie  que  alias  dania  vel  dacia  dicitur.  Jtem 
suessie  nouergie  grolandie  et  insularum  adiacencium  de  quibus  tholomeus  non  egit  set  omisit  forsan  illas 
regiones  ignorans  ut  videri  potest  in  3°  libro  vbi  agit  de  dacia  et  partibus  septentrionalibus.  Et  in  hac 
descriptione  est  tabula  de  illis  regionibus  que  est  vndecima  europe.  Hee  descripcio  et  tabula  edite  sunt  a 
quodam  Claudio  cymbrico  de  hoc  supra  scribitur  in  descriptione  octaue  tabule  europe  in  qua  eciam  omit- 
tuntur  iste  Regiones.  * 

')  Deshalb  bin  ich  auch  geneigt,  die  Richtigkeit  dessen  zu  bezweifeln,  was  Nordenskiöld  behauptet 
(Facsimile-Atlas  S.  10),  daß  Jacobus  Angelus'  Cosmographie  gleich  die  Ptolemäischen  Karten  aufgenommen  hätte. 
(Storms  Note.) 

2)  Hier  folgt  bei  Storm  als  Beispiel  dieser  Tafeln  diejenige,  die  auf  Germanien  Bezug  hat. 

3)  Bei  Storm  steht  eiiropa. 

4)  Dieses  Wort  ist  später  hinzugefügt  mit  derselben  Hand.    (Storms  Note.) 

Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  14 


106 


Kapitel  VII. 


Es  ist  also  der  Wunsch  des  Kardinals  gewesen,  Cl.  Clavus'  Karte  und  Kartenbeschreibung  nach 
Bl.  179  einzufügen;  da  dies  aber  nicht  in  den  Bogen  paßte  (dessen  Mitte  nach  Bl.  181  war),  hat  der  Buch- 
binder es  vorgezogen,  die  4  Blätter  nach  Bl.  181  einzufügen,  wodm-ch  diese  zwischen  die  erste  und  zweite 
Karte  von  Afrika  gerieten,  —  wieder  ein  Zeugnis  davon,  daß  die  Blätter  eingefügt  wurden,  nachdem  die 
Kartensammlung  vollendet  war.  Damit  ist  es  gegeben,  daß  Kardinal  Fillastre  erst  im  Jahre  1427  — 
während  er  mit  der  Herausgabe  seiner  Kartenbeschreibung  beschäftigt  war  —  die  dänische  geographische 
Arbeit  kennen  gelernt  hat.  Der  Ausdruck  »quidam  Claudius  Cymbricus«,  der  sich  zweimal  wiederholt,  liefert 
außerdem  den  deutlichsten  Beweis,  daß  dem  Kardinal  die  Arbeit  eines  ihm  unbekannten  Nordländers  in  die 
Hände  geraten  ist,  und  daß  er  eine  Kopie  derselben  in  sein  Werk  eingetragen  hat.  Es  ist  demnach  ganz 
verkehrt,  wenn  man  geglaubt  hat,  daß  der  Kardinal  diese  Arbeit  bei  Cl.  Clavus  bestellt  habe,  oder,  wie 
Blau  sich  ausdrückte,  >daß  der  Kardinal  dies  nicht  getan  haben  würde,  wenn  er  nicht  den  Verfasser  und 
dessen  Arbeit  gekannt  habe.«  Schon  Waitz  ist  darüber  im  Reinen  gewesen,  daß  Cl.  Clavus'  Karte  und 
Kartenbeschreibung  im  Buche  des  Kardinals  nur  eine  Kopie,  und  sogar  eine  vielfach  entstellte  Kopie  sei. 

Aus  der  späteren  Geschichte  der  Nanziger  Handschrift  interessiert  uns  nur  ein  einzelner  Punkt. 
Sowohl  auf  dem  ersten  wie  auf  dem  letzten  Blatte  ist  mit  schwarzer  Tinte  eine  Art  Wappenschild  gezeichnet, 
deren  Inhalt  zwei  Sterne  mit  einer  Namenziffer  in  aufrechtstehender  Linie  sind,  sowie  die  Jahreszahl  1543. 
Die  Buchstaben  hat  Blau  E  Z  G  N  gedeutet ;  soweit  ich  mich  darauf  verstehe,  muß  aber  F  T  Z  C  N  L  gelesen 
werden;  ich  würde  ohne  Bedenken  dies  als  »-Fratrum  Terziariorum  Conventus  iVanceiani  Lotharingise * 
gedeutet  haben,  die  Tertiarier  in  Nancy  haben  nämlich  die  Handschrift  besessen,  und  eine  Hand  aus  dem 
17-  Jahrhundert  hat  sogar  auf  dasselbe  Blatt  die  Worte  geschrieben:  »Fratrum  Tertiariorum  Conventus 
Nanceiani. «  Was  mich  aber  doch  bedenklich  macht,  ist  Blaus  Behauptung,  daß  diese  Mönche  erst  im 
17.  Jahrhundert  das  Buch  kauften.  Die  Richtigkeit  hiervon  habe  ich  nicht  kontrollieren  können.  Diese 
Frage  würde  nur  von  Bedeutung  sein,  wenn  Blaus  Annahme  richtig  wäre,  daß  nämlich  der  Besitzer  vom 
Jahre  1543  mit  schwarzer  Tinte  Korrekturen  und  Hinzufügungen  an  der  Handschrift  vorgenommen  habe, 
und  besonders  daß  alle  Hinzufügungen  mit  schwarzer  Tinte  auf  Cl.  Clavus'  Karte  (siehe  diese)  von  diesem 
Besitzer  gemacht  wären.  Dies  muß  aber  verkehrt  sein.  Alle  Städte  auf  der  Karte  sind  mit  schwarzer  Tinte 
geschrieben ;  aber  da  diese  teils  richtigere  Formen  als  die  Beschreibung  selbst  haben  (z.  B.  Oslo  für  das 
Aoflo  tentas  der  Beschreibung),  und  die  Karte  Städte  hat,  welche  in  der  Beschreibung  fehlen  (z.  B. 
Wasten  und  Skeninge),  so  ist  es  undenkbar,  daß  ein  französischer  Besitzer  vom  Jahre  1543  diese  hinzu- 
gefügt haben  sollte.  Zu  dieser  Annahme  wurde  Blau  augenscheinlich  durch  den  Ausdruck  »Britanni  Angli- 
cati  apostate«  hingeleitet,  indem  er  an  Englands  Übergang  zum  Protestantismus  im  16.  Jahrhundert  dachte; 
die  Erklärung  liegt  jedoch  näher.  Ich  nehme  es  als  ganz  abgemacht  an,  daß  sowohl  diese  als  alle  anderen 
Hinzufügungen  auf  der  Karte  von  einer  Hand  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  und  nicht  im 
16.  Jahrhundert  geschrieben  sind. 

Die  4  Blätter  ( 1 8 2 — 185)  in  der  Nanziger  Handschrift  sind  von  einer  Hand  geschrieben,  die  man 
sonst  nicht  in  der  Handschrift  findet,  die  aber  ganz  denselben  Charakter  und  dasselbe  Alter  wie  der  ganze 
zweite  Teil  dieser  Handschrift  haben;  die  Hand  gehört  also  einem  Kopisten  des  Kardinals  an,  und  zwar 
wahrscheinlich  einem  Italiener,  weil  der  Kardinal  sich  ja  im  Jahre  1427  am  päpstlichen  Hofe  aufhielt.  Von 
den  4  Blättern  enthalten  die  5  ersten  Seiten  und  Seite  8  die  Beschreibung,  während  Seite  6  und  7  die 
Karte  bilden.  Die  Beschreibung  zerfällt  in:  die  drei  ersten  Seiten  mit  der  Überschrift  , Europe  D&nia  que 
dicitur  Dannemarchia  vel  Dacia«,  Seite  4  mit  Überschrift  »Europe  Suessia  que  et  Gothia«,  Seite  5  mit 
Überschrift  »Europe  Noruegia*,  während  Seite  8  (die  norwegischen  Kolonien)  keine  Überschrift  hat.  .  .  -1) 


In  der  nachfolgenden  Ausgabe  des  Nanziger  Textes  werden  folgende  Kürzungen  benutzt: 

N    =  Cod.  Nanceian.  441  (die  Nanziger  Handschrift). 

W  =  Cod.  Vindob.  lat.  3227     1  .  . ,      w.        „    j   ,  •«  % 

V    =  Cod.  Vindob.  lat,  5277     f    ^  beid<m  Wl6ne1'  Handschnften)- 

B2  =  Cod.  Vatic.  lat.  3810 — 3811  I     ,XT.    .   n  ,  „  „  ,  ,  ,.  N 

t/        ttt-  ii-  T.i.  t     ..     tt    j  i  •  rj.   )    (Nicol.  Gei'manus  B-Kedaktion). 

ß3  =  Wolfegger  Ptolemaus-Handschrilt   /     v  ' 

=  Hinzufügungen  des  Kardinals  Fillastre. 

[]  =  Hinzufügungen  der  Herausgeber. 


')  Im  folgenden  sucht  Storm  nun  nachzuweisen,  daß  der  Nanziger  Text  verkürzt  und  die  Karte  verkleinert 
und  beschnitten  ist  (vgl.  Kap.  I),  ferner  daß  das  Nanziger  Werk  mit  dem  Original  der  A-Karten  und  mit  der  von 
Schöner  und  Fried  lieb  benutzten  Nordlandsbeschreibung  identisch  sei  (vgl.  Kap.  IV.). 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


107 


Nanziger  Text.  ] 

<Europe  Dania  que  dicitur  Danne- 
marchia  vel  Dacia.> 

Danmarchia  que  et  Dania  dicitur  in 
tres  diuisa  est  partes:  Skaniam  uel  Skan- 
5  diniam  siue  Skandinauiam,  Halindliiam 
et  Juciam. 

[Situs  Jucie.] 

Jucia   enim,   que   et  Chinibroruin 
chersonesus   dicebatur,   fines   habet  ab 
10  occidente  Germanicum  Occeanum  iuxta 


Karte.  Nanziger  Text. 

<In  Europa  Dania,  welches  Danmark 
oder  Dacia  genannt  wird.) 

Danniark,  welches  auch  Dania  ge- 
nannt wird,  ist  in  drei  Teile  geteilt: 
Skania  oder  Skandinia  oder  Skandinavia, 
Halland  und  Jylland. 

rJyllauds  Lage.] 

Jylland  nämlich,  welches  auch 
Halbinsel  der  Cimbern  genannt  wurde, 
hat  als  Grenze  gegen  Westen  den  Ger- 


5  Halindliiam]  Halindhram  N;  cfr.  Hallidh  W,  V.  8  et]  est  N. 


1 — 2  Europe  Dania  que  dicitur  Dannemarchia  vel  Dacia  hält  Storni  für  eine  von  Kardinal  Fil- 
lastres  Schreiber  hinzugefügte  Seitenüberschrift.  1 — 3  Dania,  Dannemarchia  ( Var.  Danmarchia),  Dacia. 

Der  Ländername  Dania,  der  sich  wohl  zum  erstenmal  beim  Ravennageographen  (zirka  670)  findet,  ist  eine  Latini- 
sierung des  Völkernamens  Danir  „Dänen"  (Dam)  (d.  h.  die  gebildeten),  der  kaum  vor  dem  6.  Jahrh.  vorkommt  (bei  Jor- 
danes,  Prokop  u.  a.j.  —  Daß  Ptolemäus'  Aaoxloovss  die  Danir  sein  sollten,  ist  eine  unbegründete  Vermutung.  Dan(ney- 
marchia  ist  eine  Latinisierung  des  Namens,  der  erst  im  9 — 10.  Jahrh.  auftritt :  beim  Angelsachsen  Wulfstan  (im  Dienst 
von  König  Alfred  dem  Großen  von  England  f  901)  Denamearc  und  auf  dänischen  Runensteinen  (der  kleine  Jaülinge- 
stein  zirka  930  genitiv.  tanmarkar  d.  h.  Danmarkar  und  der  große  Janlingestein  zirka  985  akkus.  tanmaurk  d.  h. 
Danmärk).  Die  Form  Dacia  ist  die  das  Mittelalter  hindurch  gebräuchliche.  Auf  den  südeuropäischen  Kompaßkarten 
kommen  alle  drei  Namenformen  vor:  dunemarch  bei  Giovanni  Carignano  zirka  1300,  Dacia  uel  danesmarche  und  Dania 
bei  Angelino  Dalorto  1325.  Weltkarte  in  Lamberts  Liber  floridus  1120  Dacia,  Ebstorfer  Weltkarte  (13.  Jahrh.)  Dacia 
regio  que  et  Gotia  orientalis  nach  Orosius  (I,  2,  21)  auf  Südosteuropa  bezogen  (ebenso  andere  Scheibenkarten),  Rainulphus 
Hyggedens  Weltkarte  (zk.  1360)  Dacia  gens  bellicosa.  3 — 4  Danmarchia  ...  in  tres  diuisa  est  partes. 

Eine  Einteilung  von  Dänemark  in  Jütland,  Schonen  und  Halland  scheint  recht  willkürlich.  Dänemarks  „Hauptländer" 
waren  in  alter  Zeit  folgende  drei :  Jütland  (mit  Fünen),  Seeland  (mit  umliegenden  Inseln),  Schonen  (mit  Halland,  Blekinge 
und  Bornholm).  4 — 5  Skania,  Skandinia,  Skandinauia,  d.  h.  Skäne  (Schonen).  Von  diesen  Formen  ist 
Skandinauia  die  älteste.  Bei  Plinius  (Hist.  nat.  IV,  13)  kommt  als  Insel  im  Meere  nördlich  von  Germaniens  Festland 
Scadinavia  vor  (andre  Lesarten :  scatinavia,  scandinavia).  bei  Ptolemäus  £y.av&ai  (die  3  kleineren  und  die  größere  scan- 
dische  Insel).  Etymologisch  ist  Scadinavia  dasselbe  Wort  wie  das  Skäne!/  (Skäne)  der  Isländer  (die  Endung  des  Wortes 
ist  das  altdeutsche  avi  —  altnordisch  ey  =  neunordisch  <f>).  Von  Skandinia  sagt  Storm :  „eine  sonst  unbekannte  Form, 
gewiß  als  Zwischenglied  zwischen  Skania  und  Skandinavia  aufgefunden."  —  Skania  muß  als  eine  direkte  Latinisierung 
von  Skdney  oder  Skäni  aufgefaßt  werden ;  bei  Adamus  Bremensis  Sconia,  bei  Saxo  und  auf  den  südeuropäischen  Kompaß- 
karten Scania.  Lamberts  Liber  floridus  Scanzia,  Ebstorfer  Karte  Scandinavia  insula,  Hyggedens  Karte  Scandinavia. 
5  Halindhia,  s.  unten  S.  114.  6—8  Jucia,  d.  h.  Jylland  (Jütland).  Der  Name  Jutia,  der  auch  immer  bei  Saxo  vor- 

kommt, ist  eine  Latinisierung  des  Völkernamens  Jotar,  der  wohl  zum  erstenmale  bei  Beda  (zirka  730)  in  den  latini- 
sierten Formen  Jutce  und  Juti  genannt  wird.  Die  Nanziger  Karte  hat  Jtitones.  Vom  Völkernamen  wird  auch  Jylland, 
abgeleitet,  bei  Adamus  Bremensis  Judlant  (Var.  Jutlant),  Itineraire  Brugeois  (zirka  1380)  Jutland,  in  den  isländischen 
Sagen  Jötland.  Jütlands  Grenze  war  in  uralter  Zeit  die  Eider  (prima  pars  Danice  quae  Judlant  dicitur,  ab  Egdore  in 
boream  longitudine  protenditur  sagt  Adamus  Bremensis  IV,  1) ;  es  wurde  in  Nord-  und  Süd-Jütland  (Nerre-  und  Sander- 
Jylland)  geteilt  (Saxo  nennt  die  Bewohner  Juti  australes  und  Juti  septentrionales) ;  die  Grenze  war  Skodborgaa  (1390 
Scholteburga)  oder,  wie  es  später  hieß,  Kongeaa  (Königsau) ;  die  Stadt  Ribe  südlich  vom  Fluß  ward  jedoch  zu  Nord- 
Jütland  gerechnet.  Im  Nanziger  Texte  wird  Holstein  wie  es  scheint  zu  Jucia  gerechnet.  Auf  der  Nanziger  Karte 
steht  aber  Holsatia.  8 — 9  Chimbrorum  chersonesus,  im  klassischen  Altertum  der  Name  für  die  jütische 

Halbinsel.  Die  Angorainschrift  (vom  Kaiser  Augustus  verfaßt)  nennt  fines  Cimbrorum,  Plinius  (Hist.  nat.  IV,  13) 
erwähnt  das  Promontorium  Cimbrorum,  und  bei  Ptolemäus  (II  11,  12)  wird  die  Halbinsel  KijißpWfi  yepw'rpoc,  genannt. 
Die  ursprüngliche  Heimat  der  Cimbern  war  ohne  Zweifel  der  Teil  von  Jütland,  der  sich  vom  Limfjord  südwärts  bis 
an  den  Mariagerfjord  erstreckt  und  der  noch  heutzutage  Himmerland  genannt  wird  (Liber  census  Daniae :  Himbersy&ceT) 
[über  das  Verhältnis  zwischen  Cimbri  und  Himber  vgl.  lat.  cornu  —  altnordisch  horn,  gotisch  haurn,  griechisch  vcdXajj-o; 
=  althochdeutsch  halm,  dänisch  halm  u.  s.  w.].  10  Germanicus  Occeanus,  bei  Ptolemäus  der  Name  des 

nördlich  von  Germanien  befindlichen  Meeres  zu  beiden  Seiten  der  cimbrischen  Halbinsel;  bei  Clavus  bezeichnet  der 

14* 


108 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text.  Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 

manischen  Ozean,  dieser  Küstenbeschrei- 
bung zufolge  vom  Fluß  Elbe  an: 
Kibe 

Vendsyssel 
Sallingsyssel 
Skagen 

Sein  nördlichster  Teil 

Gegen  Osten  wird  es  vom  Baltischen 
Meere  begrenzt  dieser  Beschreibung  nach: 


15  58,  25]  58,  21  N. 

Name  nur  das  Meer  westlich  von  der  jütischen  Halbinsel,  d.  h.  die  Nordsee  oder  das  Deutsche  Meer  (dänisch  Nordsaen 
oder  Vesterhavet,  deshalb  bei  Saxo  Oceanus  septcntrionalis  oder  Oceanus  occidentalis).  Oveanus  oder  Sinus  germanicm 
auf  den  mittelalterlichen  Scheibenkarten.    Ebstorfer    Karte  Britannicum  mare    nach  Adamus  Bremensis  (II,  19). 

11  Albis,  Elbe;  der  Name  Albis  kommt  schon  bei  Pomponius  Mela  (III  4,  1),  Plinius  (IV  13),  Strabo  (I  S.  14. 
VII  S.  290)  und  auch  bei  Ptolemäus  (II  11,  1)  vor.  Im  Jahre  9  v.  Chr.  drangen  die  Römer  unter  Cl.  Drusus  bis 
an  die  Elbe  vor,  im  Jahre  3  v.  Chr.  überschritt  Domitius  Ahenobardus  sie,  und  im  Jahre  5  v.  Chr.  gelangte  Tiberius 
wieder  bis  dahin  (Dio  Cass.  LVl5  Tac.  ann.  IV  44,  Dio  Cass.  LV  28).  13  Ripis,  Ribe  (Ripen) ;  eine  von  Däne- 

marks ältesten  und  merkwürdigsten  Städten;  auf  der  jütischen  Halbinsel  gelegen,  zirka  1  Meile  südlich  von  der 
Königsau  und  3/4  Meile  von  der  Nordsee ;  zirka  860  zum  erstenmal  genannt,  als  Ansgar  hier  eine  Kirche  baute ;  seit 
948  Bischofsitz;  im  12.  Jahrhundert  ward  der  Bau  der  Domkirche  begonnen;  bedeutender  Seehandel  mit  England 
und  Norddeutschland  (Atlas  Medicaeus  1351  nennt  portus  ripeis) ;  Hauptplatz  für  die  Ausführung  von  Ochsen ;  Münz- 
stätte schon  unter  Knud  dem  Großen  (f  1035),  noch  unter  Christian  III  (t  1559);  die  ältesten  Privilegien  von  Val- 
demar  Sejr  (f  1241)  erteilt ;  unter  König  Niels  (f  1134)  wurde  das  starke  Schloß  Riberhus  erbaut  (auf  Olaus  Magnus' 
carta  marina  1539  angeführt) ;  1443  ward  der  König  Christoffer  zu  Ribe  gekrönt.  Namenformen :  die  isländischen 
Sagen  B/par,  Adamus  Bremensis  Bipa,  Saxo  Bipa  und  Bipce ,  Liber  census  Daniaj  Bipce,  Cod.  Par.  18504  Bippa, 
Itineraire  Brugeois  Bipe,  Diplome  von  1398  Bipe  (allg.),  1409  Bipce  (allg.),  1416  Bibce,  1434  Biib  (=  der  nunmaligen  west- 
jütischen Aussprache  Biv.),  allg.  lateinische  Formen  Bipce  und  Bipis  (letztere  immer  auf  den  italienischen  und  katalani- 
schen Kompaßkarten  und  auf  der  Nanziger  Karte),  plattdeutsche  Diplome  von  1374  Bypen,  1398  und  1406  Bipen.  Die 
richtige  Länge  für  Ribe  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  32°  der  extensio  guae  post  Albim  est  flnvium  des  Ptolemäus- 
Textes  entsprechend.    33°  wäre  dann  ein  beim  Kopieren  der  Karte  entstandener  Fehler.  14  Uendesusel, 

Vendsyssel,  eine  spätere,  im  Mittelalter  entstandene  Bezeichnung  für  den  nördlich  vom  Linifjord  gelegenen  Teil  der 
jütischen  Halbinsel,  der  im  Altertum  und  im  frühen  Mittelalter  Vendel  hieß  (die  isländischen  Sagen  Vendill,  Adamus 
Bremensis  Venäila,  /Elnoth  (zirka  1120)  Wendle,  Saxo  Wendila  (vgl.  oben  S.  39).  Die  Bezeichnung  Syssel,  die  sich 
ursprünglich  nur  in  Jütland  und  nicht  auf  den  dänischen  Inseln  findet,  könnte  wiedergegeben  werden  durch  „amt- 
licher Bezirk"  und  ist  eine  von  Seiten  der  Könige,  möglicherweise  unter  englischem  Einfluß,  eingeführte  admini- 
strative Einteilung  des  Landes.    Namenformen  vgl.  oben  S.  39.    Die  Länge  31°  ist  sicher  Ausziehungsfehler  für  35°. 

15  Salinghesusel  umfaßte  im  Mittelalter  nicht  allein  die  Halbinsel  Salling,  die  sich  nordwestlich  von  Viborg 
in  den  Limfjord  hinausschiebt,  sondern  auch  die  Insel  Mors  in  demselben,  sowie  Fjends  Herred  (Harde)  in  dem 
jetzigen  Viborg  Amt.  Uber  die  Bezeichnung  Syssel  s.  oben  Uendesusel.  Namenformen :  Liber  census  Danise  Saling- 
sysasl;  die  Halbinsel  Salling  (vermutlich  ursprünglich  eine  Insel)  wird  1354  Sallingfe,  SaMnglund  und  Salling  geschrieben. 

16  Skagen,  Dänemarks  nördlichste  Stadt,  auf  der  schmalen  Landzunge  (altnordisch  skagi  bedeutet  Landzunge, 
die  sich  ins  Meer  erstreckt),  in  welche  die  jütische  Halbinsel  sich  zwischen  Skagerak  und  Kattegat  hinausschiebt, 
Horns  Herred,  Hjarring  Amt;  die  ersten  städtischen  Privilegien  1413  von  Erich  dem  Pommern  erteilt;  das  Leucht- 
feuer auf  Skagen  wurde  zuerst  unter  Frederik  11  (t  1588)  errichtet.  Namenformen  vgl.  oben  S.  39  (Itineraire  Brugeois 
Stauen  d.  h.  Seemen).  18  Die  Breite  59°  für  den  nördlichsten  Teil  von  Jütland  ist  sicher  Ausziehungs-  oder  Ab- 
schreibefehler  für  59°  30',  da  Stadt  Viborg  auch  auf  59°  n.  Br.  gelegt  wird.  Mehrere  Ptolemäus-Rezensionen  haben 
auch  59°  30'  (vgl.  Kap.  VIII A).  19  Mare  Balticum  kommt  als  Name  der  Ostsee  zum  erstenmal  bei  Adamus 
Bremensis  vor  (IV  10):  sinus  ille  ab  incolis  appellatur  Balticus,  eo  quod  in  rnodwn  baltei  longo  tractu  per  Scithicas  regiones 
tendatur  usque  in  Greciam  (nach  Schaferik,  Slav.  Alt.  I,  451  ff.  soll  der  Name  vom  altpreußischen  baltas,  „weiß" 
abgeleitet  werden).  Die  dänische  Bezeichnung  des  nördlich  und  südlich  von  den  dänischen  Inseln  befindlichen  Meeres 
scheint  von  alters  her  und  noch  zu  Christian  IV.  Zeit  (f  1648)  Bcelt  gewesen  zu  sein ;  das  Fahrwasser  zwischen  Fünen 
und  Seeland,  jetzt  Store  Bcelt  genannt,  hieß  in  den  isländischen  Sagen  Beltissund,  bei  Saxo  Balticum  fretum.  (Lille  Bcelt 


35  10  58  5 


littoris  descripeionem  haue  post  Albim 
fluuium : 

Ripis  32*     56  50     33       5i;  50 

Uendesusel  31*  58 

15  Salinghesusel  35  40  58 

Skagen  39       58  15 

Pars,    que   eius  maxime 

septentrionalis  est  40       59    *     40       59  30 

Ab  Oriente  terminatur  mari  Baltico 
20  secundum  descripeionem  hanc: 


20  1 
25  / 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


109 


Nanziger  Text. 

Nanziger  Karte. 

Uiburgh 

40  30  59 

40  10  59  10 

Viborg 

Arus 

40  20  [Do]  /o 

40  lo  Do  4D 

Aarbus 

Kaldingb 

39  50  [58]  15 

39  45  58  15 

Koldiug 

Vedhlis 

39  30  [58] 

Vejle 

25  Obenraa 

38  20  [57]  30 

38  15  57  40 

Aabeuraa 

Flenseborgb 

38      [57]  15 

Flensborg 

Slesuigb 

36  30  [57]  25 

36  30  57  25 

Slesvig 

Nanziger  Text. 


21  59,0]  0,  59  N.       24  Vedhlis]  Veldhlis  N;  cfr.  Vechlis  V,  Uechlis  W.       25  Obenraa]  Obersraa  N;  cfr.  obero  B2,  B3 


als  Name  des  Fahrwassers  zwischen  Fünen  und  Jütland  ist  ganz  neuen  Ursprungs ;  in  alter  Zeit  hielj  er  immer 
Meäelfarsund.)  21  Uiburgh,  Viborg,  eine  von  Dänemarks  ältesten  und  merkwürdigsten  Städten,  deren  Geschichte 
bis  ins  Altertum  zurückzuführen  ist,  als  sie  Hauptopferstätte  für  Jütland  war  (der  Name  stammt  vom  altnordischen 
ve  oder  vi  <=  Heiligtum,  und  bjürg,  berg,  bjarg  =  Berg :  die  Stadt  liegt  auf  einem  Hügel) ;  ungefähr  mitten  in  Jütland 
belegen  war  sie  im  Mittelalter  und  in  der  neueren  Zeit  Haupstadt  der  Halbinsel,  Sitz  des  Landesgerichts  und  der 
Ort,  wo  sowohl  die  Wahl  wie  die  Huldigung  (Krönung)  des  Königs  stattfand  (die  italienischen  und  katalanischen 
Kompalikarten:  vndberge  hie  coronatur  rex  dacie;  Olaus  Magnus  bringt  wie  auch  die  Kompaßkarten  auf  der  carta 
marina  1539  den  dänischen  König  und  das  dänische  Wappen  bei  Viborg  an) ;  wichtiger  Handelsplatz ;  Münzstätte 
unter  den  Königen  von  Knud  dem  Großen  an  (f  1035)  bis  Cristopher  II  (abgesetzt  1332);  Bischofsitz;  1130  wurde 
der  Grund  zur  Domkirche  gelegt;  im  Mittelalter  durch  Wälle  und  Gräben  befestigt;  das  Viborger  Schloß  wurde 
wahrscheinlich  vom  Könige  Svend  Grathe  (f  1150)  erbaut.  Namenformen  (vgl.  S.  40) :  die  isländischen  Sagen  Vebjörg, 
Cod.  Par.  18504  Vibiarga,  Adamus  Bremensis  Wiberch,  Saxo  Wiberga  und  Wibergum,  Liber  census  Daniae  Wibicergh 
und  Wybcergh,  noch  in  Diplom  1466  Wibergh;  Diplome  von  1317  Wibwgh,  1368  Wiburg  (so  auch  die  Nanziger  Karte), 
1399  u.  1417  WiborgJi,  Itineraire  Brugeois  Vilborch  (die  Endung  -borg  durch  eine  falsche  Analogie  mit  den  erst  um  das 
Jahr  1200  um  die  königlichen  Burgen  entstandenen  Städten  wie  Kallundborg,  Nyborg,  Vordingborg).  22  Arus, 

Aarhus;  jetzt  Dänemarks  nächstgrößte  Stadt,  an  der  Ostküste  der  jütischen  Halbinsel  bei  der  Aarhuser  Bucht  gelegen; 
eine  der  ältesten  Städte  des  Landes,  jedoch  im  Mittelalter  nicht  sehr  hervorragend  ;  nach  Adamus  Bremensis  Haupt- 
überfahrtsort von  Jütland  nach  Seeland,  Lünen  und  Schonen;  Bischofsitz  seit  948;  am  Schluß  des  Mittelalters  mit 
Mauern,  Wällen  und  Gräben  befestigt.  Namenformen :  die  isländischen  Sagen  Arus,  Adamus  Bremensis  Arhiisa,  Liber 
census  Daniae  Arus,  die  durchs  Mittelalter  hindurch  gebräuchlichste  Form  (noch  1487),  die  man  immer  auf  den  kata- 
lanischen Kompalikarten  findet  (sie  fehlt  auf  den  italienischen),  Arus  hat  auch  die  Nanziger  Karte ;  Diplome  von  1400 
Arhios,  1406  Ar/ms,  plattdeutsch  1391  Arhusen;  die  in  der  jütischen  Volkssprache  gewöhnliche  zusammengezogene  Form 
Aars  kommt  1404  vor,  1417  Aors:  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Arus.  23  Kaldingb,  Kolding;  Stadt  an  der 

ü.stküste  der  jütischen  Halbinsel,  am  Koldingfjord,  l'/2  Meilen  nördlich  von  der  Königsau;  im  Mittelalter  eine  recht 
ansehnliche  Stadt,  teils  wegen  Handels  und  Schiffahrt,  teils  wegen  ihres  Schlosses,  das  starke  Koldinghus,  von  dem 
Herzog,  dem  späteren  König  Abel  1248  erbaut:  wann  der  Ort  städtische  Privilegien  erhielt,  ist  unbekannt.  Im  Nan- 
ziger Texte  unrichtig  nördlich  von  Vejle  angebracht  (vgl.  S.  97).  Namenformen :  Liber  census  Daniae  Kaldgng,  Angelino 
Dalorto  1339  caldeng,  Diplom  1355  Koldingce  (Gen.),  Francesco  Pizigano  1367  caldench  und  guldincs,  Diplome  1390 
Castrum  Kaaldeenyh,  1396  Kaldingh,  1389  und  1423  Koldinghe,  plattdeutsch  1440  Kolingen,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380) 
üoldinghen.  24  Vedhlis,  Vejle;  Stadt  an  der  Ostküste  der  jütischen  Halbinsel  am  Vejlefjord,  alt,  aber  ohne 

weitere  Bedeutung;  wann  sie  zur  Stadt  erhoben  wurde,  ist  unbekannt.  Namenformen  s.  oben  S.  39  (Angelino  Dalorto 
1325  vuetal,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Veelt).  •  25  Obenraa,  Aabenraa  (Apenrade);  alte  Stadt  an  der  Ost- 
küste der  jütischen  Halbinsel  am  Aabenraafjord  (Apenrader  Föhrde) ;  wird  früh  als  Handelsplatz  genannt ;  das  alte 
Apenrader  Schloß  wurde  1411  von  der  Königin  Margrete  niedergerissen  und  ein  neues  erbaut.  Namenformen  s.  S.  38; 
erst  im  Anfang  des  16.  Jahrh.  dringt  die  hochdeutsche  Form  Apenrade  durch.  26  Flenseborgh,  Flensborg 

(Flensburg);  an  der  Ostküste  der  jütischen  Halbinsel  an  der  gleichnamigen  Föhrde  gelegen;  war  schon  eine  bedeutende 
Stadt,  als  sie  1284  ein  eigenes  auf  dänisch  geschriebenes  Stadtrecht  erhielt;  von  Mauern  und  Gräben  umgeben;  in 
der  Nähe  lag  ein  Schloß  (Mirienborgh),  wo  Erich  der  Pommer  im  Jahre  1413  mehrere  Briefe  ausgefertigt  hat.  Namen- 
formen: Diplome  von  1369  (plattdeutsch)  Vlensboryh,  1400  (plattdeutsch)  Flensborch,  1428  (plattdeutsch)  Fleriseborch, 
Flensborgh  und  Flensburg,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Flmsböreh.  27  Slesuigh,  Slesvig  (Schleswig);  Stadt 

an  der  Ustküste  der  jütischen  Halbinsel  am  Westende  der  Föhrde  Slien  (Schlei)  gelegen;  eine  der  am  frühsten 
erwähnten  dänischen  Städte ;  war  in  ihrer  Eigenschaft  als  Bischofsitz  (von  948  an)  und  Residenz  der  Herzöge  die 
wichtigste  Stadt  Süd-Jütlands ;  zum  Dom  wurde  am  Schluß  des  11.  Jahrh.  der  Grund  gelegt;  die  Stadt  war  von 
Mauern  umgeben;  in  der  Nähe  das  Schloß  Gottorp  (castro  gotorp  Angelino  Dalorto  1339),  oft  Residenz  der  Herzöge; 
nach  der  Stadt  bekam  Süd-Jütland  (das  Land  zwischen  der  Königsau  im  Norden  und  der  Eider  im  Süden)  früh  den 
Namen  Slesvig  (die  Herzöge  werden  in  den  ältesten  Quellen  bald  h<ßrtigh  i  Jwtldand,  bald  dux  Jutice,  bald  dux  Slesvi- 


110 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text. 

Eghernefiordh 
Plöne 
30  Kiil  ciuitas 

Traun  fluui[i]  ostia 


Nanziger  Karte. 


37  [57] 
36*50  56  50 
36       56  30 
35  56 


Insule  lucie  adiacent  in  Baltico  qui- 
dem  mari:  Pheonia,  que  maxima  earum 
est  et  circumscribitur  sie: 


35  Medelphar  portus 

Agarnes  Promontorium 


39  50  57  50 

40  10  57  50 


35  30  56  50 


35  25  55  45 


Nanziger  Text. 

Eckernförde 
Plön 

Kiel,  Stadt 

Mündung  des  Flusses  Trave 

Bei  Jylland  liegen  im  Baltischen  Meere 
mehrere  Inseln :  Pyen,  welche  die  größte 
von  ihnen  ist,  wird  folgendermaßen  rundum 
beschriehen : 
Middelfart,  Hafen 
Agernaes,  Vorgebirge 


30  Kiil]  corr.  ex  Knl  N. 


31  Traun]  Train  N;  cfr.  Traun  W,  V. 


cenais  genannt).  Nament'ormen :  schon  in  ältester  Zeit  treten  zwei  Namen  für  die  Stadt  auf:  Hedeby  und  Slesvig; 
ersterer  findet  sich  am  frühesten  bei  Wulfstan :  cet  liceisum ;  auf  den  dänischen  Runensteinen  (Hedeby-  und  Dannevirke- 
steine  zk.  1000) :  häiißa  bu  und  at  hißa  bu.  Letzterer  Name  zuerst  in  Vita  Ansgarii :  Sliaswic  (in  der  dänischen  Volks- 
mundart in  Angeln  und  Fjolde  bei  Husum  heißt  die  Stadt  noch  jetzt  Sljasvij,  Slasvig) ;  bei  Adamus  Bremensis  finden 
sich  beide  Namen  Sliaswig  quae  et  Heidiba  dicitur;  die  isländischen  Sagen  Heidabcer  (Heidabyr)  und  SIceisvik  (Slesvilc), 
ebenfalls  im  Liber  census  Danite  Hetheby  und  Slceswich;  cod.  Paris.  18504  hethabia;  in  den  Diplomen  findet  sich  kaum 
ein  andrer  Name  als  Slesvig  (1263  Sleswich,  1266  Sleswic,  1268  Sieswik,  1351  Sleswich,  1390  Siezewik,  1400  Sleswyk, 
1403  Sleswik) ;  auf  der  angelsächsischen  Weltkarte  vom  10 — 11.  Jahrh.  Slesoic;  Francesco  Pizigano  1367  sclesuiche,  Itineraire 
Brugeois  (zk.  1380)  Sleyswyck ;  die  Nanziger  Karte  Slesuig.  Noch  zu  Christian  IV.  Zeit  (f  1648)  konnte  man  die  Bauern  die 
Stadt  Hedeby  nennen  hören.  28  Eghernefiordh,  Eckernförde;  Stadt  an  der  Ostküste  der  jütischen  Halbinsel 

in  der  Landschaft  Svanse  (Schwansen)  zwischen  Schlei  und  Eider  an  der  tiefen  gleichnamigen  Bucht  (Föhrde)  gelegen  j 
um  die  Burg  Ykcerribwgh  oder  Yh-oenueburgh  herum,  die  im  Liber  census  Danise  genannt  wird,  entstanden;  der  Ort  wird 
schon  1288  als  Stadt  erwähnt  und  ward  1418  befestigt,  war  aber  ohne  Bedeutung.  Namenformen  s.  oben  S.  38. 
29  Plöne,  Plön;  Stadt  in  Holstein,  zk.  3'^  Meilen  südöstlich  von  Kiel,  zwischen  dem  großen  und  kleinen  Plöner  See 
gelegen;  wird  schon  1071  als  fester  wendischer  Ort  auf  einer  Insel  im  See  erwähnt;  im  Schutze  der  von  den  Holsteinern 
auf  dem  Bischof  berge  1173  angelegten  Burg  blühte  die  Stadt  auf  und  erhielt  1236  Stadtrechte.  Namenformen:  der 
gewöhnliche  Name  im  14 — 15.  Jahrh.  war  Plone,  es  kommt  jedoch  auch  Plone  vor,  z.  B.  im  Diplom  von  1366  (opidum 
Plöne),  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Pinne.  Die  Länge  36°  50'  sicher  Ausziehungsfehler  für  35°  50',  da  Plön  nicht  an 
der  Küste  liegt  (vgl.  die  nach  dem  Wiener  Texte  konstruierte  Karte).  30  Kiil,  Kiel ;  Stadt  in  Holstein  am  Kieler 
Busen ;  wird  schon  im  10.  Jahrh.  erwähnt,  erhielt  1242  Lübecker  Stadtrecht  und  war  vom  14.  Jahrh.  an  Mitglied  des 
Hansabundes ;  im  13.  Jahrh.  ward  das  Schloß  erbaut,  1320  das  Gymnasium  gegründet.  Namenformen :  die  gewöhnliche 
Form  im  14.  Jahrh.  ist  Kyl,  im  15.  Jahrh.  auch  Kyle ;  1361  und  1363  wird  KU  geschrieben  (Giovanni  Carignano  zk.  130U 
Kit),  1368  Kyl,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Kiel.  31  Traun,  Trave;  Fluß  in  Norddeutschland,  fließt  in  einem 

westlichen  Bogen  durch  Holstein,  an  Segeberg  und  Oldesloe  vorbei,  und  mündet  bei  Travemünde  in  die  Ostsee.  Zum 
Schutze  der  Travemündung  ließ  Heinrich  der  Löwe  1160  einen  festen  Turm  bauen,  den  die  Dänen  1219  zu  einer 
Burg  erweiterten.  Die  Stadt  Travemünde  gelangte  1329  in  den  Besitz  von  Lübeck.  Namenformen:  die  gewöhnliche 
Form  in  plattdeutschen  Diplomen  vom  Anfang  des  15.  Jahrh.  ist  Trauerte,  zuweilen  kommt  auch  2Vawe«<M>  vor; 
Travemünde  wird  1429  Trauenemünde  geschrieben,  1425  Trauenemunde,  1370  und  1431  Trauenmunde,  1418  Trave- 
münde. 33  Pheonia,  Fyen  (Fünen),  die  zweitgrößte  der  dänischen  Inseln,  gehörte  ursprünglich  zum  Viborger 
Landsthing  und  benutzte  das  jütische  Gesetz.  Zur  Unionzeit  bekam  die  Insel  ihr  eigenes  Landsthing,  wo  auch  den 
Königen  gewöhnlich  gehuldigt  wurde.  Sie  ist  immer  eine  der  fruchtbarsten  und  am  besten  bewirtschafteten  der 
dänischen  Inseln  gewesen.  Namenformen :  die  isländischen  Sagen  Fjön,  Adamns  Bremensis  Funis,  Saxo  Feonia  und 
Pheonia,  Liber  census  Danise  Feonia  und  Fio?tia,  die  südeuropäischen  Kompaßkarten  haben  fino-nia,  finonya,  finonja; 
die  Nanziger  Karte  wie  der  Text  Pheonia ;  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Fym,  d.  h.  Fyn  (?) ;  die  jetzige  dänische  Form 
Fyen  schon  in  Diplom  1354.  35  Medelphar,  Middelfart;  Stadt  an  der  Westseite  von  Fünen  am  Kleinen  Belt 
(Vends  Herred,  Odense  Amt);  zu  Valdemar  Sejr's  Zeit  (f  1241)  lag  hier  schon  eine  königliche  Burg;  ursprünglich 
ist  es  wohl  nur  ein  Fischerdorf  gewesen,  das  erst  1496  städtische  Privilegien  erhielt;  uralter  Überfahrt  ort  nach 
Jütland  (der  Name  bedeutet  „der  mittlere  Überfahrtsort",  der  nördliche  war  bei  Strib,  der  südliche  bei  Assens); 
Sammelplatz  für  Delphinfänger.  In  der  Nähe  der  Stadt  lag  das  im  Wiener  Texte  erwähnte  Schloß  Hindsgavl. 
Namenformen  s.  oben  S.  39.  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Meldenaer,  d.h.  Medeluaer.  36  Agarnes,  Agern.es; 
Nordspitze  von  Fünen  (Krogsbolle  Kirchspiel,  Skam  Herred,   Odense  Amt).    Namenformen:   Liber  census  Daniae 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


111 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


40  10  57  50 


40 

50 


Bogens  uilla 

Ellemose  sinus  40  10  57 

Hinsholm  Promontorium    40  50  57 

40  Niborg  portus  41  10  57  35 

Suinborg  portus  41  10  57  50* 

Agernake  uilla  40  50  57  15 

Asnes  uilla  portus  39  50  57  30 

Vocatur  autem  et  bec  proprie  Obdhonis 

45     Insula,  vnde  eius  mediterrauea  ciuitas 
est  dicta  Ottonia  uel  Odbeuzhoe,  id  est 


Nanziger  Text. 

Bogense,  Ortscbaft 

Ellemose,  Bucbt 

Hindsbolm,  Vorgebirge 

Nyborg,  Hafen 

Svendborg,  Hafen 

Agernakke,  Ortschaft 

Assens,  Ortschaft  und  Hafen 

Sie  wird  aber  eigentlich  auch  Odo's 
Insel  genannt,  weshalb  ihre  Biunen- 
stadt  Ottonia  oder  Odhenzhojf,  d.  h. 


39  Hinsholm]  Rinsholm  ?  N.  41  Suinborg]  corr.  in  Suinborg  N.  44  Obdhonis]  Storni  liest  Odhon's. 


Akcernces.  37  Bogens,  Bogense;  Stadt  an  der  Nordküste  von  Fünen  am  Kleinen  Belt;  wann  sie  zur  Stadt 

erhoben,  ist  unbekannt;  sie  wird  zum  erstenmal  1288  genannt,  als  König  Erich  Msendved  (f  1319)  ihre  Privilegien 
bestätigte ;  diese  wurden  von  den  späteren  Königen,  u.  a.  von  Erich  dem  Pommern  1425  genehmigt.  Namenformen 
s.  oben  S.  38.  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Boghms  (im  Volksmunde  Bowns).  38  Ellemose;  Moor  in  Vejlby 

Kirchspiel,  Vends  Herred,  innerhalb  der  Baaring  Bucht,  westlich  von  Bogense.  39  Hinsholm,  Hindsholm ; 

Fünens  nordöstlichste  Halbinsel  (Bjserge  Herred,  Odense  Amt),  die  nur  mittelst  einer  schmalen  Landzunge  mit  dem 
übrigen  Fünen  zusammenhängt;  war  früher  eine  Insel.  Namenformen:  Liber  census  Daniaä  Hcegncezholm  (altnordisch 
hegnah-  bedeutet  „Einhegung").  40  Niborg,  Nyborg;  Stadt  an  der  üstseite  von  Fünen  am  gleichnamigen 

Fjord,  der  vom  Großen  Belt  ins  Land  hineinschneidet:  wuchs  als  Stadt  heran  um  das  vielleicht  schon  1170  von  einem 
Neffen  Königs  Valdemars  des  Großen  (f  1182)  erbaute  Schloß,  das  jedenfalls  doch  zu  Valdemar  Sejr's  Zeit  (f  1241) 
existierte;  nahm  schon  früh  durch  seine  zentrale  Lage  mitten  im  Reiche,  sowie  als  Hauptüberfahrtsort  von  Fünen 
nach  Seeland  einen  hervorragenden  Platz  ein ;  es  ward  hier  oft  Hof  gehalten,  und  seit  der.  Mitte  des  13.  Jahrh.  wurde 
die  Stadt  immer  häufiger  der  Versammlungsort  für  die  großen  Reichsversammlungen,  die  1282  zu  einer  festen  Staats- 
institution mit  richtender  und  gesetzgebender  Gewalt  wurden  („Danehof").  1284  wurde  beschlossen,  daß  der  „Danehof" 
immer  in  Nyborg  abgehalten  werden  sollte ;  1413  geschah  dies  zum  letztenmal,  als  der  Reichskanzler,  Bischof  Peter 
Jenssan  Lodehat  von  Roskilde,  Graf  Gerhard  VI.  Söhnen  den  Besitz  des  Herzogtums  Schleswig  absprach ;  die  von  Val- 
demar Sejr  erteilten  städtischen  Privilegien  genehmigten  und  erweiterten  die  späteren  Könige.  Namenformen :  Liber 
census  Danise  Nyburgh,  die  im  Mittelalter  allgemein  gültige  Form,  Diplome  von  1354  und  1423  Nyborgh,  Itineraire 
Brugeois  (zk.  1380)  Nieuborch.  41  Suinborg,  Svendborg;  Stadt  an  der  Südküste  von  Fünen  am  gleichnamigen 
Sund ;  nach  Odense  die  bedeutendste  Stadt  auf  Fünen.  Ursprünglich  nur  ein  Fischerdorf,  später  ist  (wahrscheinlich 
im  12.  Jahrh.)  die  Burg  erbaut,  nach  der  die  Stadt  ihren  Namen  erhielt;  wird  1229  zum  erstenmal  erwähnt;  erhielt 
vom  Könige  Valdemar  Sejr  (t  1241)  städtische  Privilegien ;  ward  vom  Herzog  (späteren  König)  Abel  (f  1252)  befestigt ; 
1389  von  der  Flotte  der  Hansestädte  während  des  Krieges  der  Königin  Margrete  mit  dem  Könige  Albrecht  von 
Schweden  überfallen.  Namenformen:  1229  Hwineburgh,  1266  Swineborg,  1372  Swinburgh,  1385  Swynburgh,  Itineraire 
Brugeois  (zk.  1380)  Zwinborch ;  erst  im  15.  Jahrh.  erscheinen  die  Formen  Siveneborgh,  Suenneborgh,  Suenborg.  Die 
Breite  57°  50'  vermutlich  Abschreibe-  oder  Ausziehungsfehler,  z.  B.  für  57°  20',  da  Svendborg  im  Wiener  Texte  und 
auf  den  A-Karten  richtig  liegt.  42  Agernake  identifiziert  Storm  mit  Avernako  (Insel  im  Kleinen  Belt  südlich 
von  Faaborg  (Salling  Herred,  Svendborg  Amt).  Avernake  wird  indessen  im  Liber  census  Dani«  Wcestrce  dragfuj), 
1536  und  1539  jedoch  Arnakke  genannt;  möglicherweise  erklärt  sich  diese  Nichtübereinstimmung  dadurch,  daß  Ager- 
nake mit  dem  auf  der  Ostseite  von  Fünen  liegenden  Arnakke  Hoved  (dem  Arnake  des  Wiener  Textes)  identisch  ist. 

43  Asnes,  Assens ;  Stadt  am  Kleinen  Belt  auf  der  Westseite  von  Fünen ;  wann  sie  Privilegien  erhielt, 
ist  unbekannt;  ihre  größte  Bedeutung  bestand  darin,  daß  sie  ein  viel  benutzter  Überfahrtsort  von  Füaen  nach  dem 
Festlande  (Aaresund  bei  Haderslev  (Hadersleben))  war.  Namenformen:  Liber  census  Daniae  Asnces,  eine  das  ganze 
Mittelalter  hindurch  gebräuchliche  Form.  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Asmees,  d.  h.  Asne.es.  44 — 45  Ohdhonis 
insula  findet  sich  als  Name  von  Fünen  kaum  anderswo;  er  ist  von  Clavus  erfunden,  und  hat  sich  dieser  von  der 
schon  damals  gebräuchlichen,  ganz  entstellten  Form  des  Namens  der  Hauptstadt  Odense  zu  diesem  Ausdruck  verleiten 
lassen  (im  11.  Jahrh.  Othenswl,  d.  h.  „Odins  Heiligtum" ;  schon  im  Liber  census  Daniee  Othcens(j)  und  in  den  isländi- 
schen Sagen  Oöinsey,  welches  als  „Odinsg"  verstanden  werden  muß.  Vgl.  unten  bei  Odense).  46  Ottonia  uel 
Odhenzhoa,  Odense;  Hauptstadt  von  Fünen,  mitten  im  Lande  8/4  Meile  südlich  vom  gleichnamigen  Fjord  gelegen; 
ihre  Geschichte  reicht  bis  ins  heidnische  Altertum  zurück,  wo  sie  die  Hauptstätte  der  Odinsverehrung  war  (der  Name 
bedeutet  „Odins  Heiligtum",  vgl.  Viborg) ;  987  zum  ersteninale  genannt,  als  der  deutsche  Kaiser  Otto  III.  einen 


Ü2 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text. 

Odonis  insula.  Teuent  ipsius  occiden- 
talia  Vuenzelline-hi,  Boginghi  et  Fog-el- 
linghi;  orientalia  Viuningh[iJ;  meri- 

50  dionalia  Salinglii,  in  qua  parte  est 
Salinga,  paterua  uüla  Claudij  Clauii 
Snartlionis,  Nielis  Petri  Tuchonis  fili[ij 
et  Margarete  Ingredis  Cicilie  Osee 
Strangonis   Viningh   genitj,  pareium 

55  istaruin  presenciuru  corographi,  in  gra- 
dibus  40       57  30 

et  septentrionalia  eius  teneut  Skoghingi; 
media  autem  teneut  Odhoniughi 

40    5  57  30 


Nanziger  Karte. 


40 


57  30 


Nanziger  Text. 

Odo's  0  genannt  wird.  Li  ihrem  west- 
lichen Teile  wohnen  die  Wenzellinger, 
Bogingher  und  Fogellingher,  in  dem 
östlichen  die  Vinningher,  in  dem  süd- 
lichen die  Salingher,  in  welchem  Teile 
Sallinge  liegt,  Vaterstadt  von  Claudius 
Clauius  Suartho,  Sohn  von  Niels,  Peder 
Tygesens  Sohn,  und  von  Margarete  In- 
grid Ceeilie  Aase,  Tochter  von  Strange 
in  Vindinge,  der  Chorograph  dieser 
gegenwärtigen  Länder,  unter: 
und  in  ihrem  nördlichen  Teile  wohnen 
die  Skoghinger,  in  der  Mitte  aber  die 
Odhoningher. 


48  Boginghi]  Koginghi  N.        52  Nielis]  Storra  liest  Melis.        54  Viningh]  Viningli  N.  Storni  liest  Vtningm 


Schutzbrief  in  Bezug  auf  einen-  Bischof'sitz  in  Odense  ausstellte,  den  die  deutsche  Mission  zu  seiner  Zeit  dort  zu 
errichten  gedachte;  Münzstätte  unter  Knud  dem  Großen  (f  10.35)  und  den  folgenden  Königen;  noch  unter  Erich  dem 
Pommern  wurden  hier  Münzen  geprägt;  Ädamus  Bremensis  bezeichnete  die  Stadt  als  magna  civitas;  Bischofsitz;  die 
Könige  hielten  sich  dort  häufig  auf  um  Gericht  zu  halten;  die  größte  Berühmtheit  erhielt  die  Stadt  im  Mittelalter 
ah,  Hauptort  der  Verehrung  König  Knuds  des  Heiligen,  der  hier  1086  in  der  von  ihm  erbauten  St.  Albani-Kirche 
ermordet  und  1101  vom  Papst  kanonisiert  wurde ;  die  wiederholten,  auch  von  fremden  Ländern  aus  gemachten  Wall- 
fahrten zu  seinem  Grabe  wurden  eine  reiche  Einnahmequelle  für  die  Stadt  und  gaben  die  Veranlassung  zu  dem 
großen  St.  Knuds-Markt  im  Juli;  wann  die  städtischen  Privilegien  erteilt  wurden,  ist  unbekannt.  Namenformen: 
Auf  den  Münzen  zu  Knuds  des  Großen  Zeit  (abgekürzt)  OthsvL,  Odso.  und  Odns.,  Adamus  Bremensis  Odansue,  /Elnoth 
(zk.  1100)  Ötkeriswi,  schon  1183  in  St.  Knuds  Klostersiegel  zu  Othense  entstellt,  Liber  census  Danise  Othcens<t>,  die  islän- 
dischen Sagen  Odinsei/  (aber  auch  Oiinsve),  Saxo  Othoniensis  paifm  und  Othence,  Diplome  von  1329  Othenshtjxj),  1393  Otthens, 
1400  Odhens,  1417  Odensce  und  Othcnsty,  1397  (plattdeutsch)  Odensee,  die  lateinischen  Formen  waren  Othence-,  Otthinia  und 
Otthonia  (die  jetzige  Füner  Form  in  der  Aussprache  ist  Ons),  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Ilordenze.  47  tenent 
ipsius  occidentalia  u.  s.  w. :  Die  Aufzählung,  welche  Clavus  im  folgenden  von  den  Harden  auf  seiner.  Gelrurtsinsel 
gibt,  ist  keineswegs  vollständig;  von  Fünens  12  Harden  fehlen  6,  nämlich  Aasum  (Liber  census  Danise  Äsvmhceretm 
Bjserge  (Bycerghcereth),  Lunde  (Lundcehwreth),  Skam  (Schammehcereth),  alle  in  Odense  Amt,  Sunds  (Sundzhareih),  und 
Gudme  (GutlmmJuereth),  beide  in  Svendborg  Amt.  48  Vuenzellinghi,  die  Bewohner  von  Vends  Herred, 

Odense  Amt;  der  nordwestlichste  Teil  des  Amtes,  der  gegen  Westen  und  Norden  am  Kleinen  Belt  liegt;  heißt  im 
Liber  census  Danise  Wcendwslcethcereth,  1440  Vcendz  liceret.  48  Boginghi,  Bewohner  von  Baag  Herred,  Udense 

Amt;  der  südwestlichste  Teil  des  Amtes,  gegen  Süden  und  Westen  am  Kleinen  Belt  belegen;  heißt  im, Liber  census 
Danire  Bokwhcereth,  1425  Bog  hceret.  48 — 49  Fogellinghi;  auf  Fünen  befindet  sich  keine  Harde,  auf  die  dieser 

Name  passen  könnte;  Storni  vermutet  „einen  Schreibfehler  für  Foburghiiighi,  Einwohner  von  Foburg  (Eaaborg)" ; 
dies  ist  aber  sehr  unwahrscheinlich,  da  Faaborg  gar  keine  Harde  war,  sondern,  wie  Storm  auch  richtig  bemerkt, 
zur  Harde  Salling  gehörte,  nach  welcher  Clavus  die  Salinghi  benannte ;  man  könnte  eher  einen  derartigen  Gedächtnis- 
fehler vermuten,  wie  deren  öfter  bei  Clavus  vorkommen :  auf  Laaland  findet  sich  eine  Harde  Fuglse,  die  im  Liber 
census  Danise  Fugltehwreth  und  Fughwlshcereth  genannt  wird  —  nach  Clavus'  Art  von  Namenbildung  würde  FogeUingJii 
regelrecht  „Bewohner  von  Fuglseherred"  sein.  49  Vinninghi,  Bewohner  von  Vindinge  Herred,  Svendborg 

Amt,  der  nordöstlichste  Teil  des  Amtes,  der  gegen  Osten  am  Großen  Belt  liegt;  wird  im  Liber  census  Danise 
Vinnynghmreth  genannt.  50  Salinghi,  Bewohner  von  Salling  Herred,  Svendborg  Amt,  die  südwestliche  Spitze 

Von  Fünen,  gegen  Südwesten  am  Kleinen  Belt  gelegen;  wird  im  Liber  census  Danise  Salwnyluereth  genannt. 


51  Salinga,  Sallinge;  Dorf  im  Hillerslev  Kirchspiel,  Salling  Herred,  Svendborg  Amt. 


51—52  Claudij 


Clauii  Suarthonis  etc.,  über  Clavus'  Namen  und  Familie  siehe  Kap.  IX.  54  Viningh,  Vindinge;  Dorf 

in  Vindinge  Kirchspiel,  Vindinge  Herred,  Svendborg  Amt  (nach  dem  Dorfe  haben  Gemeinde  und  Harde  ihren 
Namen  bekommen).  57  Skoghingi,  Bewohner  von  Skovby  Herred,  Odense  Amt,  liegt  gegen  Norden  am 

Kleinen  Belt;  heißt  im  Liber  census  Danise  Schogbyhcereth.  58  Odhoninghi,  Bewohner  von  Odense  Herred,. 

Odense  Amt,  inmitten  von  Fünen;  heißt  im  Liber  census  Danise  Otliu'nshcereth. 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


113 


Nanziger  Text. 

60  Circa  autem  laanc  insulani  sunt  plures 
parue  insule  et  magne  decenter  sub  con- 
sequenti  descripcione  in  eodem  inari  Bal- 
tico : 

Hielm  Insula  40  10  58  10 

65  Alse  Insula  39       57  20 

Liwde  Insula  39*10  57  30* 

Thasindh  Insula  41       57  10 

Lawindli,  cuius  septentrio- 

nalia  41  50  57  30 


Nanziger  Karte. 


70  Et  ipsius  meridionalia 
Sproue  deserta 


41  30  56  40 


39 
40 
41 


57  15 
57  10 
57  5 


42 


57  30 


41  50  57  10 

41  30  56  40 

42  57  30 


Nanziger  Text. 

Eund  um  diese  Insel  sind  mehrere 
kleine  und  leidlich  große  Inseln  in  dem- 
selben Baltischen  Meere   folgender  Be- 
schreibung nach: 
Hjselm,  Insel 
Als,  Insel 
Ly0.  Insel 
Taasinge,  Insel 

Langeland,  deren  nördlicher  Teil 

und  deren  südlicher  Teil 
Sprog0.  unbewohnt 


66  Liwde]  Hwde  N.  68  Lawindh]  Lamidh  (d.  h.  Lawidh)  N.  71  Sproue]  Sprone  N. 


64  Hielm,  Hjselrn ;  Insel  im  Kattegat,  .Ebeltoft  Kirchspiel,  Mols  Herred,  Randers  Amt,  '/„  Meile  vom 
jütischen  Festlande  entfernt  und  l'/2  Meilen  südöstlich  von  der  Stadt  iEbeltol't;  am  bekanntesten  als  Aufenthaltsort  des 
an  König  Erich  Klippings  Mord  (1286)  teilhaftigen  Marschall  Stig  Andersen  Hvide  (f  1293),  der  hier  1290  eine  Burg 
aufführte,  von  wo  aus  er  die  dänischen  Küsten  ausplünderte ;  die  Burg  ward  1306  oder  1307  von  König  Erich 
Msendved  eingenommen  und  zerstört ;  die  Insel  ward  später  längere  Zeit  von  den  Königen  zu  wilder  Stuterei  benutzt : 
es  ist  verkehrt,  wenn  Clavus  die  Insel  zu  Fünen  gehören  läßt;  sie  gehörte  zu  Aabosyssel  in  Jütland.  Namenformen : 
Liber  census  Danise  Hicelm,  1307  Hialm,  1317  Hyelm,  1431  Hyalm.  65  Alse,  Als  (Alsen) ;  Insel  im  Kleinen  Belt. 

bei  Aissund  von  der  Halbinsel  Sundeved  (Sundewitt)  des  Festlandes  getrennt;  auf  der  Insel  lagen  3  Schlösser  (Sander- 
borg, Nordborg  und  Kegheborg),  die  1377  den  Holsteinern  überlassen  wurden ;  sie  gehörte  in  kirchlicher  Beziehung 
zu  Fünen.  Namenformen :  Liber  census  Danise  Alsce  und  Alsia,  im  Wiener  Text  Als<f>,  alle  drei  Namen  im  Mittelalter 
gleich  gebräuchlich,  vom  15.  Jahrh.  an  auch  die  deutsche  Form  Alsen.  66  Liwde,  Lya;  Insel  im  Kleinen  Belt 

(Salling  Herred.  Svendborg  Amt),  etwa  l/4  Meile  südlich  von  der  Füner  Halbinsel  Horneland;  war  zu  König  Valdemar 
Sejr's  und  noch  zu  weit  späterer  Zeit  Krongut;  die  Insel  war  reich  an  Wild:  Hirsche,  Damm-  und  Edelwild,  sowie 
Pferde;  am  bekanntesten  ist  sie  durch  die  Gefangennahme  König  Valdemar  Sejr's  durch  Graf  Heinrich  von  Schwerin 
in  der  Nacht  zwischen  dem  6.  und  7.  Mai  1223.  Namenformen :  Liber  census  Danise  Lyuth<j>,  1313  Lyuthee,  1431 
Lythfy.  Nach  dem  Texte  liegt  die  Insel  westlich,  nach  der  Karte  richtiger  südlich  von  Fünen ;  worin  der  Fehler 
steckt,  ist  nicht  zu  entscheiden,  da  sowohl  Länge  als  Breite  von  einander  abweichen.  67  Thasindh,  Taasinge; 

eine  wegen  ihrer  Naturschönheit  berühmte  Insel  (Sunds  Herred,  Svendborg  Amt)  südlich  von  Fünen,  von  dem  sie 
durch  den  schmalen  Svendborg  Sund  getrennt  ist  ;  war  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrh.,  zusammen  mit  Fünen, 
im  Besitze  der  Grafen  von  Holstein,  ward  von  König  Valdemar  Atterdag  eingelöst  und  1395  von  der  Königin  Mar- 
grete  dem  Füner  Bischofstuhl  überlassen.  Namenformen:  die  isländischen  Sagen  ßörslundr  (Var.  fjörslundr),  Liber 
census  Danias  Tfiosland,  welche  Form  in  allen  Quellen  des  13.  und  14.  Jahrh.  und  1408  vorkommt;  später  kommen 
Formen  vor  wie:  losind,  Tasing,  Tosing,  Taasing  und  Taasen ;  letztere  ist  die  jetzt  an  Ort  und  Stelle  gebräuchlichste 
Redeform.  68  Lawindh,  Langeland;  Insel  im  südlichsten  Teile  des  Großen  Belt  (belt.e  auf  der  Nanziger  Karte) 

zwischen  Fünen  (l'/4  Meile  von  dessen  Küste  entfernt),  Seeland  (2'/2  Meilen  von  dessen  Küste  entfernt)  und  Laaland 
(durch  den  l3/4  Meilen  breiten  Langelandsbelt  von  dieser  Insel  getrennt);  nach  Valdemar  Sejr's  Tod  1241  fiel  sie 
seinem  Sohne,  dem  späteren  König  Abel  zu  und  blieb  lange  im  Besitze  seiner  Nachkommen  (der  Herzöge  von 
Schleswig) ;  Valdemar  Atterdag  (f  1375)  brachte  die  Insel  wieder  unter  die  dänische  Krone.  Namenformen :  Wulf- 
stans  Reisebericht  Langaland,  Adamus  Bremensis  Langland,  Liber  census  Danise  Langwland,  Langeland  und  Langland, 
die  südeuropäischen  Kompaßkarten  und  II  Conoscimiento  Jangland,  letzteres  auch  Ganglante;  im  15 — 17.  Jahrh.  kommen 
oft  die  Formen  Lavind  oder  Laven  vor,  nach  der  Volksmundart.  71  Sproue,  Sproga ;  kleine  Insel  mitten  im 

Großen  Belt  zwischen  Kors^r  und  Nyborg;  im  schol.  107  an  Adamus  Bremensis  erwähnt:  inier  Seland  et  Funem 
insula  est  parvula,  quam  Sprogam  dicunt;  ea  est  spelunca  latronum,  magnus  timor  omnium  transeuntium ;  zk.  1160 — 70 
legte  König  Valdemar  der  Große  (f  1182)  hier  eine  Befestigung  gegen  die  Wenden  an,  die  jedoch  nie  weitere  Be- 
deutung erhielt;  die  Insel  ist  vermutlich  bis  in  die  neuere  Zeit  hinein  unbewohnt  gewesen;  sie  gehörte  bis  ins 
19.  Jahrh.  zu  Vindinge  Herred,  Svendborg  Amt,  auf  Fünen  (jetzt  zu  Slagelse  Herred,  Sora  Amt,  auf  Seeland).  Namen- 
formen: Liber  census  Danise  Sprowm,  später  schreibt  man  Sprouffe,  Sprove  und  Sprou  (letztere  Form  die  jetzige 
Volksmundart). 

Bjurnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clayus.  15 


114 


Kapitel  Vll. 


Nanziger  Karte, 


Nanziger  Text. 

Lalandia    insula ,  cuius 

Occideutalia  43       57  43  57 

Et  eius  Orientalia  43::;      57  45  57 

75       Item  ad  orientem  Eglieruefiordh  in 
niari  appellato  Cholbierghliede  est: 

Ferneren  Insula  37  30  56  55     37  30  56  55 

Et  illius  parua  Insula        39       56  50     38  55  56  50 

Situs  Halindhie. 

80  Latera  Hallindhie  que  contigua  sunt 
Noruegie  in  locho  iuxta  Promonto- 
rium Starcoteris,  cuius  sunt  gradus 

36       61  40     36       61  40 
et  protensa  linea  ab  hoc  loco  usque  ad 

sr>     medium  regionis  latus  Suecie  in  situ, 

cuius  gradus  sunt  46  10  66  46  20  65  55 


Nanziger  Text. 

Laaland,  Insel,  deren  westlicher  Teil 

und  deren  östlicher  Teil 

Ferner  liegt  östlich  von  Eckernförde 
in  dem  sogenannten  Kolbergerheide  Meer: 
die  Insel  Fehmern 
und  deren  kleine  Insel. 

Hailands  Lage. 

Hallands  Grenzen,  welche  Norge  berühren 
an  einer  Stelle  bei  Staerkodders  Vor- 
gebirge, welches  liegt  unter 
und  an  einer  ausgedehnten  Linie  von 
dieser  Stelle  an  bis  zur  Mitte  der 
Grenze  vom  Eeiche  Sverige,  welche 
gelegen  ist  unter 


76  Cholbierghliede]  thobierghhede  N.       77  Femeren]  Femiereui  N.       81  locho]  lotho  N.       85  latus]  Lacus  N. 


72  Lalandia,  Laaland;  Insel  in  der  Ostsee  südlich  von  Seeland;  war  im  Mittelalter,  ebenso  wie  die  öst- 
licher liegende  Insel  Falster,  oft  den  Plünderungen  wendischer  Seeräuber  ausgesetzt,  zeitweise  sogar  von  ihnen  be- 
wohnt (verschiedene  Ortsnamen  deuten  vielleicht  auf  slawischen  Ursprung,  z.  B.  Kramnitse,  Billitse,  Binnitse,  Tillitse, 
Kuditse,  Korselitse  —  s.  F.  Schiern,  Om  den  slaviske  Oprindelse  til  nogle  Stednavne  paa  de  danske  Smaa0er  in  Histo- 
riske  Studier  II,  Kabenhavn  1857,  S.  440  ff.);  im  14.  Jahrh.  war  die  Insel  dem  holsteinischen  Grafen  Johann  III  dem 
Milden  (f  1359)  verpfändet  und  wurde  vom  Könige  Valdemar  Atterdag  (f  1375)  wieder  eingelöst;  sie  gehörte  bis  in 
die  neueste  Zeit  unter  das  Füner  Stift  (bildet  nun  mit  Falster  ein  eigenes  Stift  und  Amt).  Namenformen :  Wulfstans 
Reisebeschreibung  Lceland,  Adamus  Bremensis  Laland,  Saxo  Lalandia,  Liber  census  Daniae  Laland  und  Lalandia. 

74  43°  0'  falsch  herausgezogen  für  45°  0';  vgl.  S.  16.  75  Eghernefiordh;  vgl.  oben  S.  110. 

76  Cholbierghhede,  Kolbergerheide;  Name  des  Teiles  der  Kieler  Bucht,  welcher  zwischen  Fehmern  und  der 
Kieler  Föhrde  liegt.  77  Femeren,  Fehmern;  Insel  in  der  Ostsee,  durch  den  Fehmernsund  von  Holstein  getrennt; 

war  im  frühen  Mittelalter  von  Wenden  bewohnt,  stand  seit  Mitte  des  11.  Jahrh.  unter  der  dänischen  Krone  und  war  in 
geistlicher  Beziehung  dem  Füner  Stift  Untertan ;  sie  war  Jahrhunderte  hindurch  der  Streitapfel  zwischen  den  dänischen 
Königen  und  den  holsteinischen  Grafen,  bis  sie  1435  zusammen  mit  dem  Herzogtume  Schleswig  an  Graf  Adolf  über- 
lassen wurde ;  1420  hatte  der  Dänenkönig  Erich  der  Pommer  sje  erobert  und  aufs  grausamste  geplündert.  Namen- 
formen: Adamus  Bremensis  Imbra,  Liber  census  Danise  Ymbrce,  die  in  den  lateinischen  Formen  Imbria  (Ymbria)  in 
lateinischen  Annalen  und  Diplomen  gebräuchlich  ist;  die  gewöhnliche  Form  in  plattdeutschen  Quellen  ist  Femeren 
oder  Vemaren.  78  Illius  parua  insula  existiert  nicht  (vgl.  jedoch  die  A-Karten  und  den  Wiener  Text);  östlich 

von  Fehmern  war  indessen  früher  ein  Grund  oder  Inselchen.  79 — 80  Halindhia-Hallindhia  (vgl.  Haiin dia 

S.  118  und  Halandi  auf  der  Karte),  Landschaft  auf  Schwedens  Westküste,  von  der  Stadt  Laholm  im  Süden  bis  Kungs- 
backa  im  Norden ;  bildete  bis  zum  Jahre  1645  mit  Schonen  und  Blekinge  den  östlichsten  Teil  des  dänischen  Reiches 
(Danorum  Regio  auf  der  Nanziger  Karte).  Clavus  gibt  Hailand  eine  viel  zu  große  Ausdehnung,  wenn  er  es  auch  das 
ganze  südöstliche  Norwegen  (Oslo  und  Hamar  Stift)  und  einen  Teil  des  schwedischen  Vestergötlands  umfassen  läßt. 
Namenformen  :  die  isländischen  Sagen  Mailand,  Saxo  Hallandia,  Liber  census  Dania?  Hallandia  und  Holland,  Diplome 
1361  Hallandia  (allg.),  1387  Hallandh,  1389  Hallwnd,  1394  Hallend  (Clavus'  Halindhia  <  Hailand  entspricht  dem  obigen 
Thasindh  <  Thosland).  81  in  locho ;   wenn  die  nachfolgende  Erklärung  von  Promontorium  Starcoteris  richtig 

ist,  wäre  diese  Stelle  im  südlichsten  Norwegen  zu  suchen.  Die  Erklärung:  lotho  =  locho  —  loco  ist  indessen 
erlaubt,  da  im  Mittelalter  namentlich  in  Italien  die, Form  lochus  =  locus  vorkommen  kann;  vgl.  z.  B.  Andrea  del 
Bianco's  Kompaßkarte  vom  Jahre  1436:  „tile  est  lochus  inabitabilis  .  .  ."  und  ,.Ciuitas  et  lochus  Sante  marie  .  .  ." 
81 — 82  Promontorium  Starcoteris.  Axel  Olrik  hat  uns  freundlichst  folgende  Mitteilung  zur  Verfügung  gestellt: 
„Diese  Bezeichnung  gilt  vermutlich  Oddernws  bei  der  Stadt  Kristians^and  (Lister  und  Mandals  Amt  im  südlichsten  Nor- 
wegen), welches  Vorgebirge  Clavus  oder  seine  Zeitgenossen  ganz  willkürlich  auf  den  Riesen  Sta'rkodder  bezogen  haben. 
Die  richtige  Form  des  Namens  war  Starlcadr  (die  isländischen  Sagen),  im  älteren  dänisch  Starkathcer,  d.  h.  den  stserke 
Odder  (der  starke  Otter) ;  vgl.  A.  Olrik,  Danmarks  heltedigtning  II  [noch  nicht  gedruckt]  auf  Grundlage  von  Mit- 
teilungen von  Magnus  Olsen  [in  Kristiania]."    Über  Starkair  s.  Müllenhoff,  Deutsche  Altertumskunde  V,  S.  301—56. 


Die  beiden  Clavus-Textc. 


115 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Nanziger  Text. 


Eins  ineridioualia  que  luciain  spectaut 
et  occeauo  aluitur  sie  describitur  post 
Starcoteris  promoutoriuui : 


welclier  gegeu 


(J0 


95 


Aoslo  ciuitas 
Olaui  uilla 
Somerzhauu  portus 
Lodese  ciuitas 
Hamer  ciuitas 
Sioholm 


37*15  61 
38  50  61 

40  60 

41  60 
43*  60 
44  60 


50 
10 

30 
10 
10 


Situs  Scanie. 

Meridionalis    lateris    descripeio  iu 


Sein  südlichster  Teil. 
Jyllaud  wendet  und  vom  Ozean  bespült 
wird,  wird  von  Staerkodders  Vorgebirge 

De? 

an  so  beschrieben: 

38  30  61  30    Oslo,  Stadt 

Olafs  Ortschaft 

39  55  60    5     Simrishamn,  Hafen 

Lödöse,  Stadt 
44  45  60         Hamar,  Stadt 
Seholm 

Skänes  Lage. 

Beschreibung  der  Südseite  dem  0re- 


89  Starcoteris]  startoteris  N.  91  Aoslo  ciuitas]  Aoflotentas  N.  92  Olaui]  Olani  N.    Storni  liest 

Olaui  statt  Olani.  93  Somerzhauu]  Somerzhaim  N.    40,  0—60,  0]  40,  60 — 0,  0  N.    Storm  liest  Somershaun  statt 

Somerzhaim.  94  41,  0-60,  30]  41,  60—30,  0  N.  95  43,  0—60,  10]  43,  60—10,  0  N.  96  44,  0-60,  10] 

44,  60—10,  0  N.  97  Scanie]  stanie  N.  98  lateris]  lacus  N. 


91  Aoslo,  Oslo  (jetzt  Stadtteil  von  Kristiania),  am  nördlichsten  Teil  des  tiefen  Kristianiatjords  gelegen, 
war  schon  im  Mittelalter  die  vornehmste  Stadt  des  südlichen  Norwegens;  wurde  kurz  nach  der  Mitte  des  11.  Jahrb. 
vom  Könige  Harald  Haardraade  (f  1066)  angelegt,  war  Bischofsitz  und  öfters  Residenz  der  norwegischen  Könige. 
Am  Schluß  des  13.  Jahrh.  wurde  hier  die  starke  Burg  Akershus  angelegt,  die  in  der  folgenden  Zeit  die  Haupt- 
residenz des  Königs  war ;  ganz  fehlerhaft  wird  die  Stadt  von  Clavus  zu  Halland  gerechnet.  Namenformen :  Die 
isländischen  Sagen  Oslo  und  Aslö,  Saxo  Asloa,  Diplome  1287  Asloa,  1416  Osslo,  1417  Oslo  und  Aslo,  1423  (plattdeutsch) 
Anslo,  1440  Asloia,  Atlas  Medicseus  1351  c.  ardola  d  h.  cfapitulum  de]  asloia,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Hanslo 
(d.  h.  Anslo),  Cod.  Paris.  18504  Alpsa  (d.  b.  Apsla)  ciuitas,  Nanziger  Karte  Oslo.  Die  Länge  37°  15'  stimmt  nicht  mit 
der  Karte,  unsicher  warum.  92  Olaui  uilla  wird  von  Storni  mit  Sarpsborg  identifiziert;  diese  Stadt  liegt  im 

südöstlichen  Norwegen  am  Flusse  Glommen  und  wurde  1018  vom  Könige  Olaf  dem  Heiligen  angelegt,  war  Tingsted 
(Gerichtsstelle)  für  Borgarting,  welches  ursprünglich  ganz  Viken  (d.  h.  das  Land  um  den  Kristianiafjord),  später  nur 
Borgarsyssel  (das  Land  östlich  vom  Kristianiafjord)  umfaßte :  sehr  groß  wurde  die  Stadt  nie :  von  Olaf  dem  Heiligen 
wurde  sie  nur  Borg  genannt,  erhielt  aber  später  wegen  ihrer  Lage  am  Sarpsfosseii  (Fos  =  Wasserfall)  den  Namen 
Sarpsborg;  von  Clavus  ganz  unrichtig  zu  Halland  gerechnet.  93  Somerzhaun  wird  von  Storm  mit  Simrishamn 

identifiziert,  alte  Stadt  im  südöstlichen  Schonen,  ursprünglich  vielleicht  nur  Hafenplatz  für  die  Binnenstadt  Tomarp ;  sie 
wird  aber  schon  im  13.  Jahrh.  und  oft  später  als  eigene  Stadt,  Hafen  oder  Markt  erwähnt,  da  die  Hanseaten  ihren  Herings- 
fischfang in  der  Nähe  betrieben,  war  übrigens  von  geringfügiger  Bedeutung;  wird  von  Clavus  unrichtig  angebracht 
und  fälschlich  zu  Halland  gerechnet.  Namenformen  :  Diplome  1361  (plattdeutsch)  Sotnershauen,  1378  (lat.)  Synibris- 
hafn,  die  südeuropäischen  Kompaßkarten  somershans  (Angelino  Dalorto  1325  und  1339),  sormecants,  somercans,  somech 
und  somerans ,  11  Conoscimiento  Sormeauns  (außerdem  Formeans,  Formeanes  und  Sormences) ,  Itineraire  Brugeois 
Somerzham.  94  Lodese,  Lödöse;  Stadt  am  Fluße  Götaelf  (Elf  oder  Alf,  norwegisch  Elv  =  Fluß)  in  Vestergöt- 

land,  im  Mittelalter  Schwedens  einzige  Seestadt  gegen  Westen,  und  deshalb  von  gewisser  Bedeutung ;  wurde  1368 
von  einer  hanseatischen  Flotte  zerstört;  im  15.  Jahrh.  wurde  4  Meilen  näher  dem  Meere  eine  neue  Stadt  Nya-Lödöse 
angelegt,  die  1473  Privilegien  erhielt ;  von  Clavus  unrichtig  zur  angrenzenden  dänischen  Provinz  Halland  gerechnet. 
Naraenformen :  Die  isländischen  Sagen  Hljööfrus  und  Ljodhus,  Diplome  1285  L<bdhosia,  1313  Lythosia,  1326  Ludhosia, 
Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Lodese,  Diplom  1413  LQdJtese.  95  Hamer  (so  auch  auf  der  Nanziger  Karte), 

Hamar,  Stadt  in  Norwegen  am  See  Mjgsen  in  der  Landschaft  Hedemarken;  Bischofsitz,  übrigens  ohne  große  Be- 
deutung :  wird  von  Clavus  unrichtig  zu  Halland  gerechnet.  Namenformen ;  Die  isländischen  Sagen  Hanta rr  oder 
llamarkaupängr,  norwegische  Diplome  allg.  (Dat.)  j  Hanire,  1423  (plattdeutsch)  Homer.  Die  Verschiedenheit  in  der 
Länge  (43°  gegen  44°  45')  beruht  vielleicht  darauf,  daß  das  Stadtzeichen  für  Hamar  fehlt  und  das  Zeichen  auf  44°  45' 
mit  dem  Namen  Hamer  zu  Sioholm  gehört.  96  Sioholm,  d.  h.  Seholm  (oder  schwedisch  Sjöholm),  unbekannte 

Lokalität  in  diesen  Gegenden.    Im  Wiener  Texte  Syoholm  als  Insel  im  £*resund  auf  Hven's  Platz  (vgl.  unten). 
97  Scania,  Skäne  (Schonen);  südlichster  Teil  der  skandinavischen  Halbinsel;  von  den  ältesten  Zeiten  her  einer  der 
drei  Hauptteile  des  dänischen  Reiches  (vgl.  oben  unter  Halland)  mit  eigenem  Gesetzbuch  („Skaanske  Lov",  dessen 
älteste  Handschrift  mit  Runen  geschrieben  ist,  vgl.  oben  S.  90)  und  Landesgericht  (Landsting),  wo  die  dänischen 

15* 


j  j^g  Kapitel  VII. 

Nanziger  Text.  Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 

0resundb.  ubi  capiuntur  alleca:  sund  zu,  wo  Heringe  gefangen  werden: 

100  Helsingborgh  45  59         45       58  50  Heisingborg 

Erichstadh  46  30  58  50    46  15  59         Ericbstad  (d.  Ii.  Landskrona) 

Elleby  portus  47    5  58  40    46  45  58  45    Malmö,  Hafen 

99  0resundh]  eresudh  N  (cfr.  122).  101  Erichstadh]  Erichstadn  N.  102  Elleby]  Ellebij  N. 


Könige  sich  von  ihren  Untertanen  jenseits  des  Sundes  huldigen  ließen;  während  der  uuruhigen  Verhältnisseim 
14.  Jahrh.  bald  in  Holsteins,  bald  in  Schwedens  Besitz,  wurde  aber  1360  von  Valdemar  Atterdag  wieder  für  Dänemark 
erworben.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Skäney  oder  Skän,  Wulfstans  Reisebericht  (zk.  900)  Sconeg,  Adamus 
Bremensis  Sconia,  Saxo  Scania,  Liber  census  Danise  Scania,  Giovanni  Carignano  (zk.  1300)  Scania,  Marino  Sanuto 
(zk.  1320)  Scania  de  regno  dacie,  Diplome  1396  Slcawj)  und  plattdeutsche  1355  Schone,  1360  Skone,  1368  Schöne,  ltine- 
raire  Brugeois  (zk.  1380)  Sconen,  Nanziger  Karte  Scaningi.  99  0resundh,  0resund ;  Meerenge  zwischen  Seeland 

und  Schonen,  die  das  Kattegat  mit  der  Ostsee  verbindet.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Eyrarsunä  und 
Eyrasnnd,  Diplome  1368  (preszimd  und  (pressund,  1390  <f><f>reswnd,  Nanziger  Karte  (preson,  1428  (plattdeutsch)  Orssunde, 
öfters  nur  Sund,  Sunt  oder  Zand;  ltineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Zee  horsüt.  99  ubi  capiuntur  alleca:  Der 

Heringsfischfang  im  £  resund.  welcher  am  St.  Bartholomäi  Tage  (24.  August)  anfing  und  am  St.  Dionysi  Tage  (9.  Ukt.) 
schloß  und  im  ganzen  Norden  berühmt  war,  wird  schon  von  Arnoldus  Lubicensis  (zk.  1210)  und  Saxo  erwähnt. 
Arnold  sagt  (Chron.  Slavor.  III,  5) :  „Omnibus  divitiis  abuudant  [sc.  Dani]  propter  piscationem,  que  quotannis  in 
Scania  exercetur,  ad  quam  omnium  circumquaque  nationum  negotiatores  properantes  aurum  et  argentum  et  cetera 
queque  preciosa  illuc  deferunt,  et  comparatis  halecibus  eorum,  que  illi  gratis  ex  divina  habent  largitate,  quasi  pro 
vili  quodam  commercio  sua  optima  nonnunquam  etiam  se  ipsos  naufragando  relinquunt."  Bei  Saxo  (ed.  Müller, 
S.  11)  heißt  es:  „Ab  hujus  [sc.  Sialandiae]  ortivo  latere  occasivum  Scaniae  media  pelagi  discindit  interruptio,  opimam 
prasdae  magnitudinem  quotannis  piscantium  retibus  adigere  soliti.  Tanta  siquidem  sinus  omnis  piscium  frequentia 
repleri  consvevit,  ut  interdum  impacta  navigia  vix  remigii  conamen  eripiat,  nec  jam  praada  artis  instrumento,  sed 
simplici  manus  officio  capiatur."  Auch  Marino  Sanuto  sagt  auf  seiner  Karte  (Cod.  Paris.  4939,  fol.  9) :  „In  hoc  mari 
est  maxima  copia  aletiorum."  Über  den  Heringsfang,  welcher  noch  durchs  ganze  15.  Jahrh.  in  voller  Blüte  stand, 
hat  der  französische  Edelmann  Philippe  de  Maizieres,  der  zur  Zeit  des  Königs  Valdemar  Atterdag  (f  1375)  den  0resund 
passierte,  eine  sehr  lebendige  Schilderung  gegeben ;  vgl.  Bibliotheque  de  1'  ecole  des  hautes  etudes,  Fase.  110,  Paris 
1896,  S.  247 — 48.  Vgl.  auch  Sartorius,  Geschichte  des  Ursprungs  der  Hansa,  II,  12  ff. ;  Rud.  Lundberg,  Det  stora  sill- 
fisket  i  Skäne  under  medeltiden  in  Antiqvarisk  Tidskrift  för  Sverige  XI,  Nr.  2,  S.  5 ;  Schäfer,  Das  Buch  des  lübecki- 
schen Vogts  auf  Schonen,  XLV1I  ff.  100  Helsingborgh,  Heisingborg;  Stadt  in  Schonen  an  (Eresunds 
schmälster  Stelle,  gegenüber  der  Stadt  Helsing0r  auf  Seeland;  entstand  um  die  vom  10.  Jahrh.  stammende  Burg  herum 
und  war  wegen  seiner  Lage  im  Mittelalter  ein  wichtiger  Ort,  wo  die  dänischen  Könige  sich  öfters  aufhielten  (1327 
Reichstag  [Danehof]);  1418  wurde  die  Stadt  durch  Feuersbrunst  zerstört;  ihre  Bedeutung  wurde  geschwächt  durch 
die  bei  Helsingar  von  Erich  dem  Pommer  zk.  1423  wegen  des  Sundzolls  aufgeführte  Burg.  Namenformen :  Die  islän- 
dischen Sagen  Heising  iaborg,  Adamus  Bremensis  Halsinpurgh,  Saxo  Heisinga  und  Helsingum  oppidum,  Liber  census 
Daniaa  Hmlsingbwrgh  und  Hcelsyngburgh,  Diplome  1253  Hwlsingceburgh,  1353  Heisingburg,  1401  Helsingeborgh,  1425 
Helsingborch,  1440  (plattdeutsch)  Helschenborgh  und  Helschenborch,  ltineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Helsingborch,  Nanziger 
Karte  Heisingborg.  101  Erichstadh  wird  von  Storm  aufgefaßt  als  „der  gleichzeitige,  schnell  in  Vergessenheit 
geratene  Name  von  Landskrona"  (vgl.  oben  S.  41 — 42).  Auf  Landskronas  Platz  in  Schonen  am  0resund  lag  in  alten 
Zeiten  ein  Fischerdorf  (Saaby);  1410  legte  König  Erich  der  Pommer  hier  das  erste  Karmeliterkloster  der  Nordlande 
an,  und  d.  14/3  1413  fertigte  er  die  städtischen  Privilegien  für  die  um  das  Kloster  herum  emporblühende  Stadt  aus, 
und  nannte  sie  Landeskrone;  1428  wurde  sie  von  den  Hanseaten  und  1452  von  den  Schweden  abgebrannt  und  aus- 
geplündert; trotz  ihres  guten,  natürlichen  Hafens  erlangte  sie  deshalb  nie  einen  hervorragenden  Platz  unter  den  Städten 
in  Schonen.  Namenformen:  Testam.  1415  Landescrone,  Diplome  (plattdeutsche)  1422  Landeskronen  und  1428  Landes- 
cronen.  102  Elleby,  Malmö;  Stadt  in  Schonen  am  0resund;  wird  zum  erstenmal  1116  genannt,  lag  aber 
damals  südlicher  als  jetzt  und  weiter  von  der  Küste  entfernt;  erst  im  Anfange  des  14.  Jahrh.  erhielt  sie  ihre  jetzige 
Lage;  wurde  1336  von  Gräben  umgeben,  wozu  Erich  der  Pommer  zunächst  eine  Ringmauer  fügte  und  später  (1434) 
einen  Königshof,  der  den  ersten  Anfang  zu  dem  Schloß  Malmöhus  bildete;  sie  wurde  früh  eine  blühende  Stadt  und 
stand  in  der  lebhaftesten  Verbindung  mit  den  Hanseaten,  von  welchen  ihr  wegen  einer  Landzunge  der  Name  Ellen- 
bogen gegeben  wurde.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Mälmhaugar,  Testam.  1346  Mahn^gh,  1358  Malmoy, 
1398  Mahnoghe,  1410  Mahnte,  Diplom  1352  Malm<f>ghe  (allg.),  1378  Malm<j>,  1382  Malm<t>w,  1387  Maalmifiwce,  1422 
Malmtye.  Plattdeutsche  Diplome  vom  14—15.  Jahrh.  Elenboghen,  Elbogen,  Ellenboghen,  Mellenboghen,  Melboghen,  Mm- 
boghen,  ltineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Melleboghen. 


\ 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


117 


105 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Skanor  portus  47  10  58  20 

Falsterbede  48  50*20 

Ab  Oriente  sie  describitur : 
Ystkedb  uilla  50  59 

Ab  hac  ciuitate  Uues  usque  ad  me- 
dium latus  predicte  regiouis  Suecie  per 
liueam   exteusam    terminatur  residuum 
110  regiouis  Dauorum  inclusiue. 


lu  Scania 
sunt : 

Luudis  ciuitas 
115  Madhkerutk 


uille    mediterrauee  hec 


47  40 
49 


59  30 
51* 


Nanziger  Text. 

47  30   58  20   Skanör,  Hafen 

48  25   58  20  Falsterbo 

Gegen  Osten  wird  es  so  beschrieben: 
50  T 10  V]  59        Ystad,  Ortschaft 

Von  der  Stadt  Ähus  an  bis  zur  Mitte 
der  Grenze  vom  oben  genannten  Keiche 
Sverige  wird  der  Rest  des  Reiches  der 
Dänen  durch  eine  ausgedehnte  Linie  inneu 
begrenzt. 


48 


In  Skäne 
städte : 
59  30   Lund,  Stadt 
Markaryd 


sind    folgende  Binneu- 


103  Skanor]  Skainor  oder  Skanior  N. 
108  latus]  lacus  N.  112  Scania]  stania  N. 

Madhkeruch. 


106  Ysthedh]  Yschedh  N.  Storni  liest  Ysthedh  statt  Yschrdh. 
115  Madlikeruth]  Madhkeruch  N.   Storm  liest  Madhkeruth  statt 


103  Skanor  (so  auch  die  Karte),  Skanör;  Stadt  auf  der  südwestlichen  Landzunge  von  Schonen;  war  im 
Mittelalter  einer  der  bedeutendsten  Handelsplätze  in  Dänemark,  und  zwar  wegen  des  großen  Heringsfanges  im  £re- 
sund  (vgl.  oben).  Hier  war  außerdem  die  Stelle,  wo  die  sogenannte  biskayische  Flotte  bei  der  Rückkehr  vom  süd- 
westlichen Europa  den  preußischen  und  livländischen  Kaufleuten  begegnete  und  Waren  austauschte.  Die  Namen 
andine  oder  dondina  auf  den  südeuropäischen  Kompaßkarten  sind  vielleicht  eine  Bezeichnung  dieses  Jahrmarkts, 
d.  h.  eine  Entstellung  von  nundinae  (vgl.  E.  W.  Dahlgren  in  Nordenskiölds  Facsimile-Atlas  S.  52,  Note  2).  In  den 
Perioden,  wo  weder  Markt  noch  Fischfang  stattfand,  lag  die  Stadt  fast  öde,  da  die  Anzahl  der  festen  Bewohner  nur 
gering  war.  Nördlich  von  der  Stadt  lag  eine  starke  Burg;  1368  wurde  Skanör  sowie  das  naheliegende  Falsterbo 
von  den  Hanseaten  ausgeplündert.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Skaneyri,  Liber  census  Danise  Scawfir, 
Diplome  1254  und  1353  Scan<j)r,  1348  nundinae  Skamßr,  1389  SkanJnf»;  plattdeutsch  1355  Schönere,  1361  Schoner,  1365 
Sehonore,  1435  Schonöre,  die  Kompaßkarten  scamor,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Chuno'r  und  Scanior.  104  F al- 

sterb ede,  Falsterbo  ;  Stadt  auf  der  südwestlichsten  Landzunge  von  Schonen  in  der  Nähe  von  Skanör;  war  wie  letztere 
während  des  Heringsfanges  ein  wichtiger  Handelsplatz,  jedoch  von  etwas  geringerer  Bedeutung.  Namenformen  vgl.  oben 
S.  39.  Die  Breite  50°  20'  Abschreibefehler  für  58°  20';  vgl.  S.  16.  106  Ysthedh  (vgl.  unten  S  121  Ystedh),  Ystad; 

Stadt  auf  Schonens  Südküste  an  der  Ostsee;  wird  zum  erstenmal  um  die  Mitte  des  13.  Jahrh.  genannt,  war  aber  ohne 
besondere  Bedeutung;  auch  hier  werden  ..deutsche  Auslieger"  (d.  h.  fest  wohnende  Handelsleute)  erwähnt.  Namen- 
fornien  s.  oben  S.  39 ;  Marino  Sanuto  (zk.  1320)  Ystadi,  die  Kompaßkarten  ystach  (1325  und  1339),  ystricho  und  istacfi, 
II  Conoscimiento  Ystac  oder  Ystat,  ctie  Nanziger  Karte  Ystedh,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Hystede.  107  Oues  (so 

auch  die  Kartei,  Ähus;  Stadt  auf  Schonens  Ostküste  an  der  Mündung  von  Helgeä;  wird  schon  im  frühen  Mittelalter  als 
Platz  von  Bedeutung  genannt;  entstand  neben  dem  Schloß  Aoseh us,  das  von  den  lundensischen  Erzbischöfen  angelegt 
war;  erhielt  im  14.  Jahrh.  städtische  Privilegien.  Namenformen :  Diplome  1299  Aivis,  1308  Aoos,  die  allg.  lateinische 
Form  war  Aosia,  plattdeutsche  Diplome  1361  Ahnsen  und  1390  Ahus,  die  Kompaßkarten  Aossia  (1325),  Aoxia,  Aosia 
und  Osisia,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Dons  (d.  h.  Aous).  —  Es  ist  nicht  richtig,  wenn  die  schwedische  Grenze  bei 
Llavus  schon  bei  Ähus  angegeben  wird.  114  L  u  n  d  i  s  (so  auch  die  Karte),  Lund ;  Stadt  in  Schonen,  nicht  weit 

vom  Meere;  eine  der  ältesten  Städte  im  Norden;  schon  in  der  heidnischen  Zeit  lag  hier  eine  ansehnliche  Stadt  mit 
Opferhain  und  Göttertempel,  die  bedeutenden  Land-  und  Seehandel  trieb,  letzteren  vermittelst  des  damals  schiff- 
baren Flüßchens  Höjeä.  Nach  der  Einführung  des  Christentums  wurde  Lund  Bischofsitz ;  unter  König  Knud  dem 
Heiligen  (t  1086)  wurde  der  Grund  zum  berühmten  Dom  gelegt'-  1104  wurde  die  Stadt  Residenz  für  den  Erzbischof 
des  Nordens  und  spielte  als  solche  eine  grolle  Rolle;  1137 — 47  wurde  sie  mit  Mauern  und  Türmen  befestigt;  im  Dome 
wurden  die  dänischen  Könige  gekrönt  und  nördlich  von  der  Stadt  empfingen  sie  die  Huldigung  des  Volkes ;  hoch 
unter  Erich  dem  Pommer  war  Lund  Münzstätte.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Lundr  und  Lund,  Adamus 
Bremensis  Lundona,  Saxo  Lundia,  Liber  census  Danise  Lund,  die  allg.  Form  in  lateinischen  Diplomen  ist  Lundis,  in 
dänischen  Lund,  in  plattdeutschen  Landen,  Cod.  Par.  18504  hat  Lunda  metropolis,  Marino  Sanuto  (zk.  1320)  Lundis 
Metropolis  dacie,  die  Kompaßkarten  haben  lendes,  lundes,  lande  und  lamd.es,  II  Conoscimiento  landis  und  londis.  Itineraire 
Brugeois  (zk.  1380)  Landen  (d.  h.  Londeri).  115  Madhkeruth,  Markaryd;  Dorf  in  Smäland  (Schweden)  dicht 


IIS 


Kapitel  VII. 


L20 


Nanziger  Text. 

lnsule  adiacent  Halindie: 


Nanziger  Karte. 


Tunsbergh  insula 
Trendel  parua 
Vendhenskaun 
Holuz  insula 


37  30  61 
40  40  59 
42  50  58 
44  60 


20 
40 

50 


Sellandia  que  a  cane  marino  sie 
appellata  in  0resvndh  siniiliter  sita  sie 
circumseribitnr : 


Slaghlosia  non  longe  a 
125      dns  sunt 


man,  cums  gra- 
43  58 


37  30  61  20 
40  40  59  40 
42  50  58  50 
44       59  55 


Nanziger  Text. 

Bei  Hailand  liegen  die  Inseln: 
Tensberg,  Insel 
Trindel,  kleine  [Insel J 
Vendelskage  (d.  h.  Grenen) 
Anholt,  Insel 

Sjaelland,  welches  nach  dem  Seehund  so 
benannt  gleichfalls  am  0resund  gelegen  ist, 
wird  folgendermaßen  rundum  beschrieben : 
Slagelse,   nicht  weit  vom   Meere,  liegt 
auf 


119  Vendhenskaun]  Vdhenskanu  N.    Storm  liest  Vdhenskaun  statt  Vdhenskanu.  122  Storm  versteht 

nickt  die  Abkürzung  sir  und  korrigiert  in  est. 


an  der  Grenze  Schonens,  Station  auf  dem  Wege  von  Heisingborg  nach  Jönköping  und  deshalb  in  Itineraire  Bru- 
geois  (zk.  1380)  aufgenommen  (Madkerod).  Die  Breite  51°  0'  offenbar  Abschreibefehler  für  61°  0';  vgl.  S.  16. 
117  Tunsbergh,  T0nsberg;  Stadt  in  Norwegen  an  der  Westseite  vom  Kristianiafjord,  eine  der  ältesten  Städte  in 
Norwegen,  wird  schon  unter  König  Harald  Haardraade  (f  1066)  erwähnt,  war  öfters  Aufenthalts-  oder  Zufluchtsort 
der  Könige;  auf  einem  Felsen  nördlich  von  der  Stadt  lag  schon  im  12.  Jahrb.  eine  Feste,  die  von  König  Haakon 
Haakonsjn  (f  1263)  erweitert  und  verstärkt  wurde  und  den  Namen  Tunsberghus  erhielt.  Hier  auf  dieser  Burg,  einer 
der  wichtigsten  des  Reiches,  wohnte  Königin  Margrete  oft.  Von  Clavus  wird  Tgnsberg  ganz  unrichtig  als  Insel 
aufgeführt  und  zu  Halland  gerechnet.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Tunsberg  oder  nur  Berg,  Saxo  Tuns- 
bergum,  norwegische  Diplome  allg.  (Dat.)  a  Tunsberge,  lat.  1306  Tunsberghae.  Auf  den  italienischen  Kompaßkarten 
verdorbene  Formen  wie  Giovanni  Carignano  zk.  1300  tromberg,  Angelino  Dalorto  1325  und  1339  trunberg,  Francesco 
Pizigano  1367  tuborge,  II  Conoscimiento  Tru(n)berec,  die  Nanziger  Karte  Tunsberg.  118  Trendel,  der  kleine 

Steingrund  Trindel  n.  ö.  von  Syrodde  auf  der  Insel  Laesj,  einer  der  gefährlichsten  Gründe  des  Kattegats.  Die  Wracke 
der  auf  Trindel  gestrandeten  Schiffe  gehörten  dem  König ;  von  Clavus  unrichtig  zu  Halland  statt  zu  Jütl  ind 
gerechnet.    Namenformen:  Diplom  1419  (plattdeutsch)  Trendele.  119  Vendhenskaun,  Vendelskage;  jetzt  i 

Grenen,  die  äußerste  Spitze  der  jütländischen  Halbinsel  nach  Norden  (Gren  =  Asp,  Zweig) ;  kei  e  Insel.  Auf  der 
Karte  liegt  eine  Insel  gerade  auf  42°  50'  ö.  L.  und  5  0  5J'  n.  Br.  Der  Name  Veenskon  auf  der  Karte  gehört  aber 
zu  drei  Inseln  auf  36"  bis  38°  ö.  L.  und  59°  25'  bis  59°  45'  n.  Br.  Die  Korrektur  Vdhenskanu  =  Vendhenskaun  wird 
durch  die  Form  Veenskon  der  Karte  bekräftigt.  120  Holnz  muß  nach  Storm  dasselbe  wie  Anholt  sein,  eine 

Insel  im  Kattegat  nördlich  von  Seeland ;  mit  diesem  Namen  wird  die  Insel  jedoch  sonst  nie  genannt.  Der  Wiener 
Text  hat  Aneholth,  A,  Ana/ld,  die  übrigen  A-Karten  Anaol.  Die  Insel,  die  im  Mittelalter  dem  König  gehörte,  wurde, 
wie  noch  heute,  zu  Jütland  gerechnet;  die  Einwohner  lebten  hauptsächlich  von  gestrandeten  Gütern,  trieben  aber 
auch  Seehundsfang.   Namenformen  s.  oben  S.  39.  121  Sellandia,  Sjaelland;  die  größte  der  dänischen  Inseln,  ' 

schon  im  Mittelalter  Dänemarks  Hauptland  (tarn  fortitudine  virorum  quam  opulentia  frugum  celeberrima  sagt  Adamus  j 
Bremensis)  mit  eigenen  Gesetzen  und  Gerichtsort  (Landsting)  in  der  Stadt  Ringsted.    Im  älteren  Mittelalter  war  > 
Roskilde  Hauptstadt  und  Residenz,  erst  unter  Erich  dem  Pommern  wurde  Kabenhavn  dazu  erhoben  (1416).  Namen- 
formen :  Die  isländischen  Sagen  Sjöland,  Själand,  Sjolönd,  Scelundr,  Scelund,  Selundr,  Selund,  Silundr,  Thietmar  von 
Merseburg  (f  1028)  Selon,  Adamus  Bremensis  Seland,  Saxo  Sialandia,  Liber  census  Daniaa  Selandia,  Sellandia  und 
Syaland,  lateinische  Diplome  1193  Sialandia,  1352  Sellendia,  1354  SyeUandia  (allg.)  und  Syellendia,  1376  Sy<j>lendia, 
dänische  Diplome  1354  Sielland,  1400  Siceland  und  Selwnd,  1419  Sicelwnd;  die  Kompaßkarten  Insula  salandia  (Ange- 
lino Dalorto  1325  u.  A.),  Isola  sandia  (Francesco  Pizigano  1367),  Silandia  (Anon.  catal.,  Firenze),  salant  (Mecia  de 
Viladestes  1413) ;  möglicherweise  ist  der  Name  eduxelant,  cauodoxelant  und  cauodexelant  auf  Jütlands  Nordspitze,  die  \ 
auf  diesen  Karten  der  Insel  Seeland  ganz  nahe  liegt,  als  capitulum  de  xelant  (d.  h.  Seeland  Bistum)  zu  verstehen  I 
(Conte  Freducci  1497  hat  C.  de  siland).    11  Conoscimiento  Salanda,  Salandi,  Salendia  und  eibdat  que  dizen  (Jolanda, 
Itineraire  Brugeois  Zeland  insula.  121  —  122  que  a  cane  marino  sie  appellata  (vgl.  caniscida  d.  h.  canis  \ 

insula  auf  der  Karte) ;  dieselbe  Etymologie  (Saalland  =  Seehund sland),  die  man  auch  im  Wiener  Text  findet,  hat 
Sophus  Bugge  aufgestellt  (Arkiv  för  nordisk  filologi  VI,  Lund  1890,  S.  237  ff.).    Andere  Etymologien  sind  Seland  j 
(d.  h.  Seeland)  (vgl.  0.  Nielsen,  Blandinger  udgivne  af  Universitets-Jubilaaets  danske  Samfund  1,  Kabenhavn  1881 — 87, 
S.  169  ff.)  und  „Das  große  Land"  (vgl.  Marius  Kristensen  in  Udsigt  Over  det  philologisk  -  historiske  Samfunds  Virk- 
somhed  11,  K0benhavn  1883—94,  S.  182 — 83).  124  Slaghlosia,  Slagelse;  sehr  alte  Stadt,  die  im  11.  Jahrh. 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


119 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Nanziger  Text. 


Nestuedh 
Var  dhin  ghbu  rgh 
Crucis  portus 
Kebingh  portus 
130  Heisingher 
Holbek 


44  57  40 

45  57  20 

45  30  57  30 

46  58 

45  58  20 
44  40  58  30 


Mediterrauea  eius  ciuitas  est: 
Roskildh  45  58 


Nsestved 
Vordingborg 
Korshavn  (?) 
45  50  58  Ivebenhavn 
Heisinger 
Holbaek 

Seine  Binnenstadt  ist: 

44  45  58  ßoskilde 


130  Heisingher]  Helfinghar  N.    Storni  liest  Helsingh(j>r  statt  Helfinghcj»:  133  Roskildh]  Rosklidh  N. 


als  Münzstätte  genannt  wird;  städtische  Privilegien  erhielt  sie  zum  erstenmal  1280  vom  Könige  Erich  Klipping; 
diese  wurden  von  mehreren  seiner  Nachfolger,  u.  a.  auch  von  Erich  dem  Pommer  bestätigt;  1376  hielt  Königin 
Margrete  Danehof  (Reichstag)  in  Slagelse.  Die  Stadt  lebte  hauptsächlich  vom  Landbau,  trieb  aber  auch  einen  recht 
bedeutenden  Handel,  da  sie  ihren  eigenen  Hafen  hatte,  und  zwar  eine  Meile  südwestlich  der  Stadt  am  Großen  Belt. 
Namenformen :  Saxo  Slaglosia  und  Slaglosa,  Liber  census  Danise  Slaul<f>s(e  und  Slceglwsce,  Diplome  vom  14 — 15.  Jahrh.  im 
allg.  Slaulosie,  Slaulfee  oder  Slaircelsce,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Glaueis  (d.  h.  Slaurfs),  plattdeutsches  Diplom  1429 
Sinnlosen.  126  Nestuedh,  Naestved;  Stadt  im  südlichen  Seeland:  wird  schon  im  12.  Jahrh.  als  Stadt  genannt, 

und  war  in  den  folgenden  zwei  Jahrhunderten  eine  der  bedeutendsten  Städte  dieser  Insel ;  trieb  lebhalten  Land-  und 
Seehandel;  war  unter  Erich  dem  Pommer  Münzstätte.  Namenformen  s.  oben  S.  38.  127  Vardhinghburgh. 

Vordingborg;  südlichste  Stadt  auf  Seeland ;  existierte  schon,  bevor  Valdemar  der  Große  die  Burg  anlegte,  nach  welcher 
die  Stadt  benannt  wurde.  Städtische  Privilegien  erhielt  sie  von  Erich  dem  Pommer,  bedeutete  aber  nichts  im  Ver- 
gleich mit  der  Burg;  von  dieser  aus  wurden  nämlich  die  Seezüge  unter  den  Königen  Valdemar  dem  Großen  und  Val- 
demar Sejr  gegen  die  Wenden  unternommen;  hier  fertigte  letzterer  am  Reichstage  1241  das  jütische  Gesetz  aus; 
hier  war  Valdemar  Atterdags  Lieblingsaufenthaltsort,  und  Erich  der  Pommer  hielt  hier  öfters  Reichstag.  Namenformen: 
Die  isländischen  Sagen  Vordun ijaborg,  Saxo  Worthyngum  und  Orfhunga,  Jütisches  Gesetz  Warthiugburgh,  Liber  census 
Danite  Worthin jb wrgh  und  Worthmburgh ,  Chronica  Danorum  prseeipue  Sialandica  1028 — 1282  (S.  R.  D.  11,  629) 
Orthingeburgh,  Diplome  vom  14—15.  Jahrh.  Wardingborgh,  Wordingborgh,  Woringburgh .  128  Crucis  portus 

faßt  Storni  als  eine  Bezeichnung  für  die  Stadt  Korsir  auf.  die  dann  freilich  ganz  falsch  auf  der  südöstlichen  statt 
auf  der  westlichen  Küste  von  Seeland  angebracht  sein  sollte.  Richtiger  wäre  es  offenbar,  den  Crucis  portus  mit 
dem  Chorsaa  portus  (Kors  =  Kreuz  =  crux)  des  Wiener  Textes  zu  identifizieren,  wo  Kors  r  Corshays  (d.  h.  Corshuyr  ?) 
heißt.  Eine  Lokalität  mit  diesem  Namen  findet  man  indessen  nicht  auf  Seeland.  Dagegen  findet  sich  ein  Kors- 
havn auf  der  nordöstlichen  Halbinsel  von  Fünen,  dem  Hindsholm.  129  Kebingh  portus,  Kabenhavn; 
wie  weit  zurück  in  der  Zeit  die  Bebauung  an  dieser  Stelle  reicht,  weiß  man  nicht  ;  sicher  ist  nur,  daß  hier  ein 
kleines  Fischerdorf  lag,  als  König  Valdemar  der  Große  seinem  Freunde,  dem  Erzbischof  Absalon  (f  1202)  die 
Stelle  schenkte.  Dieser  ließ  zum  Schutz  der  Insel  gegen  die  wendischen  Seeräuber  einen  festen  steinernen 
Turm  bauen,  und  kann  somit  als  der  Gründer  der  gröl  ten  Stadt  der  Nordlande  betrachtet  werden.  Überreste  von 
Absalons  Burg  wurden  anläßlich  der  Wiederaufführung  des  abgebrannten  Christiansborger  Schlosses  im  Jahre  1907 
im  Schloßhof  gefunden.  Wegen  seiner  günstigen  Lage  und  gutem  Hafen  (K&benhavn  =  Kaufmannhafen)  blühte  die 
Stadt  schnell  empor,  und  wurde  im  Jahre  1416,  nachdem  sie  längere  Zeit  den  Roskilder  Bischöfen  gehört  hatte, 
Haupt-  und  Residenzstadt.  Namenformen  s.  oben  S.  38.  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Cape  /hauen.  130  Hei- 
sing her,  Heisings;  Stadt  auf  Seelands  Nordoatküste  an  der  schmälsten  Stelle  des  C  resund,  Heisingborg  gegen- 
über. Noch  im  13.  Jahrh.  war  hier  kaum  eine  städtische  Bebauung ;  erst  unter  Erich  dem  Pommer  erhielt  die  Ort- 
schaft städtische  Privilegien  und  eine  feste  Burg  (Krogen  oder  Crekrog,  das  nunmalige  Kronborg).  Die  Stadt  wurde 
von  König  Erich,  der  im  Jahre  1425  den  Sundzoll  einführte,  sehr  begünstigt  und  erhielt  in  den  folgenden  Jahrhun- 
derten eine  außerordentliche  Bedeutung  als  die  Stelle,  wo  alle  Schiffe,  die  passierten,  Zoll  zahlen  mußten.  Namen- 
formen:  Liber  census  Daniffi  Hcelsiny^r  und  Heisingher,  Diplome  1342  Helsingh  o<j>r,  1433  Hcelssinght/ir,  1435  Ha?lsing<j>r, 
plattdeutsche  1428  Helsinghore,  1440  Helschenore.  131  Holbek,  Holoaek ;  Stadt  auf  Seeland  am  Holbsekfjord ; 
wird  im  Jahre  1199  in  einem  Donationsbriefe  an  Erzbischof  Absalon  als  Hof  genannt;  unter  König  Valdemar  Sejr 
(f  1241)  wurde  hier  ein  Schloß  angelegt,  und  von  da  an  erhielt  die  Stadt  eine  gewisse  Bedeutung.  Stadtrechte  erhielt 
sie  vermutlich  unter  Erich  Maendved  (f  1319).  Namenformen :  Liber  census  Daniaj  Holcebec,  Diplome  1356  Holbek, 
1377  (plattdeutsch)  Holbeke.  133  Roskildh,  Roskilde,  mitten  auf  Seeland  an  dem  schmalen  tiefen  gleichnamigen 
Fjord,  eine  der  ältesten  Städte  im  Norden,  schon  im  10.  Jahrh.  Residenz  und  Bischofsitz  (civitas  maxima,  sedes  regia 
Danorum  sagt  Adamus  Bremensis);  der  Grund  zum  jetzigen  berühmten  Dom,  welcher  die  früheren  hölzernen  und 


120 


Kapitel  Vit. 


Nanziger  Text. 


135 


Suuor  abacia 

Esserom  abacia 
Insula  Falster 
Menli  insula 
Dragher  parua 
140  Bornholrn 


hic  sepeli-  44  20  &.{ 
untur  Keges 

Daniae    44  40  57  30 

46       57  20  c.4( 


Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 

7  50  Sorg,  Kloster 


57  20 


Esrorn,  Kloster 
Insel  Falster 


hier  werden  die  Könige 
von  Danmark 
begraben 


47 
46 


58 


c.  47       57  55    Meen,  Insel 


58    5     46  30  58    5    Drager,  kleine  [Insel] 


49    5  58  40*  c.  49  40  58    5  Bornholm 


134  Suuor]  Snuor  N.  136  Esserom]  Essieron  N.    Daniae]  danaie  N.  140  Storm  liest  58,  20. 


steinernen  Kirchen  ablöste,  wurde  von  Absalons  Nachfolger  Bischof  Peder  Sunes3n  (f  1214)  gelegt;  die  Stadt  wurde 
von  König  Svend  Grathe  (f  1157)  befestigt ;  zirka  1151  bildete  sich  hier  eine  Gesellschaft  (die  Roskildebrttder)  zur 
Bekämpfung  der  wendischen  Seeräuber ;  die  Stadt  hatte  im  Mittelalter  zahlreiche  Kirchen  und  Klöster ;  sie  war 
Münzstätte  schon  unter  König  Knud  dem  Großen  (t  1035),  und  im  Dom  errichtete  Erich  der  Pommer  1423  einen 
herrlichen  Marmorsarkophag  für  die  Königin  Margrete ;  vom  14.  Jahrh.  an  ging  es  aber  mit  der  Stadt  abwärts ; 
Pest  und  Feuersbrunst  verheerten  sie,  und  1416  wurde  die  Residenz  nach  Kabenhavn  verlegt.  Namenformen :  Die 
isländischen  Sagen :  Röiskelda,  Röskelda,  Hröaskelda,  Hröiskelda,  Hröarskelda,  Adamus  Bremensis  Roschald,  Saxo  Roslcildia 
und  Roskild(e,  Liber  census  Danise  Roskildw,  Cod.  Par.  18504  Roskeada  (d.  h.  Roskelda),  Diplome  1341  Roskildls  (allg.), 
1376  Roskilde  (allg.),  1391  (plattdeutsch)  Roschilde,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Rosalde  (d.h.  Roscilde).  134  Suuor, 

Sora,  am  gleichnamigen  See,  entstand  um  die  Mitte  des  12.  Jahrh.  um  das  von  Erzbischof  Absalons  Vater  angelegte 
Cistercienserkloster  herum  ;  die  Ortschaft  war  immer  ohne  Bedeutung  und  erhielt  erst  im  17.  Jahrh.  städtische  Privilegien. 
Das  Kloster  dagegen  erlangte  namentlich  durch  Absalon  große  Bedeutung.  Hier  lebte  Saxo  als  Mönch  und  schrieb  seine 
Geschichte  von  Dänemark;  auch  später  zeichneten  sich  die  Sorz-Brüder  durch  literarische  Tätigkeit  aus;  möglicher- 
weise erhielt  auch  Clavus  hier  seine  erste  Ausbildung  (vgl.  Kap.  IX).  In  der  Klosterkirche  wurden  außer  Absalon, 
der  größten  Gestalt  des  dänischen  Mittelalters,  die  dänischen  Könige  begraben  von  Christoffer  II  (f  1332)  an  bis  Mar- 
grete (f  1412),  deren  Leichnam  im  Herbst  1412  nach  Sora,  aber  schon  im  nächsten  Jahre  nach  Roskilde  geführt  wurde 
(vgl.  oben).  In  den  Diplomen  hieß  Sor<3  im  allg.  Sora  ;  1417  Soer.  134 — 136  hic  sepeliuntur  Reges  Daniae 

steht  in  der  Handschrift  neben  sowohl  Suuor  als  Esserom,  gehört  aber  nur  dem  ersten  Namen  an;  vgl.  oben. 
136  Esserom,  Esrom;  Kloster  im  Nordseeland,  im  12.  Jahrh.  als  Cistercienserkloster  unter  Mitwirkung  des  hl.  Ber- 
nard de  Clairvaux  gegründet,  wurde  Mutter  von  mehreren  großen  Cistercienserklöstern  in  Dänemark  und  Norddeutsch- 
land (z.  B.  Sora  und  Colbaz) ;  die  Mönche  trieben  Acker-  und  Gartenbau,  versäumten  aber  nicht  die  Geschicht- 
schveibung ;  in  der  Klosterkirche  liegt  Königin  Helvig ,  Valdemar  Atterdags  Gemahlin  begraben.  Namenformen : 
Diplom  1378  Esrom.  137  Falster,  Falster;  Insel  in  der  Ostsee  südlich  von  Seeland;  vgl.  oben  S.  114  unter 

Laaland.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Falstr,  Wulfstans  Reisebericht  (zk.  900)  Falster,  Adamus  Bremensis 
Falstra,  Saxo  Falstria,  Liber  census  Danise  Falstria,  Diplom  1400  Fcdster.  138  Manh,  Mgen ;  Insel  in  der 

Ostsee  südöstlich  von  Seeland;  ihre  wichtigste  Erwerbsquelle  war  im  späteren  Mittelalter  der  zwischen  Maen  und 
Schonen  (vgl.  oben  S.  116)  betriebene  Heringsfang.  Auf  der  Insel  die  Stadt  Stege,  die  um  das,  vermutlich  von  Valdemar 
dem  Großen  angelegte,  Schloß  Stegehus  oder  Stegeborg  herum  entstanden  ist.  Die  andre  Stadt  der  Insel,  Borre,  wurde 
1510  von  den  Lübeckern  zugrunde  gerichtet  und  ist  jetzt  nur  ein  Dorf.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Mcfm  und 
M<f»n,  Adamus  Bremensis  Moyland,  Saxo  Meonia  und  Maina,  Liber  census  Daniae  M<j>n  und  M(jxj>n,  Diplome  1286,  1317 
und  1387  MH>n,  1267  M<j>n,  die  lateinischen  Formen  waren  Meonia,  Myonia,  Meyonia,  M<jmia,  plattdeutsche  Diplome 
1342  Mone,  1428  Wime.    (Über  die  Schi  eibweise  M<j>nh  s.  oben  S.  89).  139  Draghar,  Dragar;  Dorf  an  der 

Ostküste  der  Insel  Amager  im  Sunde  nicht  weit  von  Ksbenhavn.  Die  Hanseaten  allein  hatten  hier  seinerzeit  700 
Läden  („Boder"  d.  h.  Buden)  wegen  des  Heringfanges.  Im  Nanziger  sowie  im  Wiener  Texte  ist  Drager  unrichtig  als 
Name  der  Insel  angegeben.    Namenformen  s.  oben  S.  38.  140  Bornholm  (so  auch  die  Karte),  Bornholm; 

Insel  in  der  Ostsee,  5'/^  Meilen  von  der  schwedischen,  12'/2  von  der  deutschen  Küste  entfernt,  war  wegen  ihrer 
günstigen  Lage  schon  in  vorhistorischer  Zeit  ein  wichtiger  Handelsplatz  (römische  Münzfunde  vom  1 — 3.  Jahrh.  v.  Chr.), 
hatte  im  frühesten  Mittelalter  (nach  Wulfstans  Bericht  zirka  900)  einen  eigenen  König,  wurde  sehr  spät  (erst  im 
11.  Jahrh.)  bekehrt;  gehörte  dem  Erzbischof  zu  Lund,  welcher  auf  der  Nordspitze  der  Insel  die  starke  Burg  Ham- 
mershus  anlegte,  wo  die  Erzbischöfe  während  ihren  Streitigkeiten  mit  den  Königen  mehrmals  Zuflucht  fanden ; 
1360  erwarb  Valdemar  Atterdag  die  Insel  für  die  Krone.  Namenformen  s.  oben  S.  39.  Kommt  in  verdorbenen 
Formen  auf  den  Kompaßkarten  vor:  bundocJi,  bundolh,  bunedoro,  brundolo,  brundolch,  II  Conoscimiento  Bondelet,  Bon- 
delech  und  Bondola.  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Borenhohn.  Die  Längen  und  Breiten  im  Text  und  auf  der  Karte 
stimmen  nicht,  unsicher  warum. 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


121 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Nanziger  Text. 


<Europe  Suessia  que  est  Gothia.) 

Suecia,  que  olim  Gotbia  est  dicta,  ter- 
minos  habet  ab  occasu  prefatum  Danie 
145      latus  et  orieutalis  Noruegie  ex  eadem 
parte  uersus  septentriouetu  usque  ad 
situui,  cuius  gradus  sunt  51  71* 

Pars  eius  uieridionalis  littoris,  quod 
150  exteuditur  in  Sarmatico  occeano,  cuius 
descripcio  bee  est  post  Ystedb: 


Oues  ciuitas 
Kalmarn  ciuitas 
155  Strengenes  ciuitas 


52 
54 
57 


60 

60  40 
62 


<In  Europa  Sverige,  welches  Gütland 
ist.> 

Sverige,  welches  früher  Götland  genannt 
wurde,  hat  als  Grenzen  gegen  Westen 
Danniarks  oben  genannte  und  des  öst- 
lichen Norges  Grenze  von  derselben 

51  72  Stelle  an  gegen  Norden  bis  zu  einem 

Orte,  welcher  liegt  unter 
Der  südliche  Teil  seiner  Küste,  die 
sich  in  den  Sarmatischen  Ozean  erstreckt, 
dessen  Beschreibung  von  der  Stadt  Ystad 
an  die  folgende  ist: 

52  60         Ähus,  Stadt 
54    5  60  40    Kalmar,  Stadt 
57    5  62  Strengnäs,  Stadt 


141—142  Storni  liest  et  statt  est.        141—143  Gothia]  Gochia  N. 


145  Storni  liest  Orientale  statt  orientalis. 


141 — 142  <Europe  Sueasia  que  est  Gothia>:  Seitenüberschrift.  Das  nunmalige  Schweden  wurde 
ursprünglich  von  zwei  Volksstämmen :  Svear  (altnordisch  Sviar)  und  Götar  (altnordisch  Gautar)  bewohnt.  Erstere, 
deren  Name  uns  in  der  Geschichte  zuerst  begegnet  (Tacitus:  Suiones),  bewohnten  das  Land  um  den  Mälarsee  (Sviariki, 
Svi^jod);  von  Uppland  nördlich  des  Mälarsees  verbreiteten  sie  sich  früh  gegen  Süden  über  Södermanland  und  gegen 
Westen  über  Vestnianland.  Das  Land  der  Svear  war  von  dem  der  Götar  durch  mächtige  undurchdringliche  Wälder 
(Kolmärd  und  Tived)  getrennt.  Das  Land  der  Götar  (Gautariki)  umfaßte  hauptsächlich  Öster-  und  Vestergötland,  im 
Süden  und  Westen  der  Seen  Venern  und  Vettern.  Zwischen  den  beiden  Volksstämmen  wurden  bittere  Kämpfe  aus- 
gefochten,  auch  nachdem  sie  ums  Jahr  800  unter  die  Könige  der  Svear  vereinigt  worden  waren.  Eine  Zeitlang 
(1133 — 1250)  hatten  die  Svear  und  Götar  wechselweise  die  Herrschaft  und  den  Königsthron  inne;  erst  im  Jahre  1250 
beendete  ein  neues  Königshaus  (die  Folkungar)  die  Streitigkeiten  der  beiden  Stämme,  obschon  der  Gegensatz  zwischen 
ihnen  noch  eine  Weile  dauerte.  Namenformen:  Die  allg.  lateinischen  Formen  waren  Svecia  und  Got(h}ia,  Svei  und 
Got(hi)\  Francesco  Pizigano  (1367)  schreibt  jedoch  Svenzia  und  die  katalanischen  Konipaßkarten  (1375  und  1413) 
Svessia,  Suesia  oder  Suezia ;  II  Conoscimiento  hat  Sueuia  (oder  Suebia)  und  Itineraire  Brugeois  Sueuen  siue  sueuia.  Da 
Kardinal  Fillastre  in  seinen  Noten  in  der  Nanziger  Hs.  immer  Suesia  oder  Suessia  schreibt,  der  Nanziger  Text  dagegen 
Suecia  und  die  Karte  Suetica  Regio,  so  müssen  wir  mit  Storm  die  Worte  Europe  Suessia  que  est  Gothia  für  eine  vom 
Kardinal  hinzugefügte  Seitenüberschrift  halten.  Bemerkenswert  ist,  daß  Gautlanal  und  Svi^ioö  neben  Danmorc  auf  der 
isländische  i  Scheibenkarte  vom  13.  Jahrh.  (Antiquites  Russes  II,  Copenhague  1852,  PL  4)  vorkommen;  die  Ebstorfer 
Karte  hat  sueonia,  Cod.  Par.  18504  regnum  suenorum ,  Pietro  Vesconte  (1320)  Suenden  uel  gotia  neben  suetia,  Andrea  del 
Bianco  (1436)  Sueda.    Die  Breite  71°  falsch  ausgezogen  statt  72°.  1-13 — 147  Auf  der  Nanziger  Karte  liegt  dieser 

Grenze  entlang  auf  norwegischer  Seite  die  Coberbyerghe  (Kupfergebirge).  150  Sarmaticus  occeanus  kommt 

schon  bei  Ptolemäus  als  Name  des  östlich  von  der  cimbrischen  Halbinsel  belegenen  Meeres  vor:  Sap^axta  4]  £v  'Eupwirj. 
Nach  dem  Erscheinen  der  lateinischen  Ptolemäusübersetzung  wurde  dieser  Name  von  den  Geographen  und  Geschichts- 
schreibern (z.B.  Olaus  Magnus)  öfters  benutzt.  Auf  den  Konipaßkarten  wurden  andre  Namen  verwendet:  Mare 
noricum  siue  gochlandie,  mare  noricon  et  suecie,  mare  norion,  mare  gochlandie,  mar  de  allemania  e  di  gotilandie  e  de 
suesia;  vgl.  im  Wiener  Texte  mare  gothlandie.  154  Kalmarn,  Kalmar;  Stadt  an  Schwedens  üstküste  (in  Smä- 

land)  am  Kalmarsund;  wird  schon  kurz  vor  der  Bekehrung  des  Landes  als  ein  vorzüglicher  Hafenplatz  erwähnt;  war 
im  Mittelalter  und  zur  Zeit  der  Kalmarer  Union  eine  der  bedeutendsten  Handelsstädte  Schwedens  und  eine  starke 
Grenzfestimg.  Auf  dem  Schlosse  zu  Kalmar  ließ  Königin  Margrete  Erich  den  Pommer  als  König  der  drei  nordischen 
Reiche  krönen  und  hier  legte  sie  1397  ihren  Vorschlag  zur  Unionsakte  für  die  drei  Reiche  vor.  Namenformen :  Die 
isländischen  Sagen  Kalmarnar  und  Kalmarn,  Saxo  Calmarna,  Lateinische  Diplome  vor  1350  Calmaria  und  Kalmarnia, 
plattdeutsche  1390  Calmeren  (allg.),  1436  Calmem,  die  Kompaßkarten  Calmam  (d.  h.  calmam)  u.  a.  verdorbene  Formen, 
II  Conoscimiento  Calman,  Nanziger  Karte  Kalmar,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Keelmar.  155  Strengenesj 

Strengnäs ;  Stadt  in  Södermanland  auf  einer  Landzunge  im  Mälarsee ;  war  in  der  heidnischen  Zeit  sicher  Hauptopfer- 
stelle der  Svear  in  Södermanland ;  vom  12.  Jahrh.  Bischofsitz ;  der  Dom  wurde  1291  eingeweiht;  Privilegien  1336  von 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  16 


122 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Nanziger  Text. 


Arus  ciuitas  60       62  40 

Castrum  Vibor  et  insula     61  30  62  40 
Pars    eius    septeutrionalis   in  mari 
quieto  extenditur  hoc  modo  post  fines 
160  maxime  septentrionales  Noruegie  et  Suecie 
predictas : 

Prima   eius    extensio    uersus  orientem 

gradus  habet  54       70  40 

Post  extensionem  primam 
165      extensio  56  70 

Dalin  fluuij  ostium  57  68 

Qui  deinde  subscribitur      58  67 
Qui  ad  ortum  flectitur  in  ostio  occiden- 

tali  Kas  fluuii  60  67 

170  Ostium    Orientale  Easis 

fluuij  62  67 

Flexus  fluuij  61*  66 

Est  et  Visingli  lacus  magnus  et  dulcis 

in  gradibus  51       62  30 

175  Et  Vone  lacus  uere  eiusdem  magnitudinis 

in  gradibus  61*      66  30 


59  15  62  40 
c.61  30  62  40 


54 

56 
57 

58 


70  40 

70 
68 
67 


60  30  66  45 

61  45  67 

62  66 

c.51  62  30 
c.51       66  10 


Vesteräs,  Stadt 

Burg  Viborg  und  Insel 

Sein  nördlicher  Teil  erstreckt  sich  in 
das  ruhige  Meer  auf  diese  Weise  von 
den  oben  genannten  nördlichen  Grenzen 
von  Norge  und  Sverige: 
Sein  erster  Vorsprung  gegen  Osten  liegt 
auf 

Der  Vorsprung  nach  dem  ersten  Vor- 
sprung 

Dal-Elfvens  Mündung 

Die  demnächst  bezeichnete  [Stelle] 

Die  [Stelle],  wo  es  gegen  Osten  biegt  in 
der  westlichen  Mündung  des  Flusses  Ras 

Ostliche  Mündung  des  Flusses  Eas 

Die  Biegung  des  Flusses 

Da  ist  auch  der  große  und  süße  Vising- 

see  auf 

Und  der  Venersee  von  genau  derselben 
Größe  auf 


164  Storni  liest  prima  statt  primam. 
V  corr.  ex  f  . .  N.  176  61]  corr.  ?  N. 


166  fluuij]  flij  N. 


173  Visingh]  V  corr.  ex  f  N. 


175  Vone] 


König  Magnu3  Erichsson  geschenkt;  hier  wurde  häufig  Reichstag  abgehalten,  und  die  Bischöfe  in  Strongnäs  spielten 
während  der  Unionsstreitigkeiten  eine  große  Rolle.  Namenformen:  Diplome  1344  Stnengcences,  1345  Strengenes,  1401 
Strengnces;  Cod.  Paris.  18504  hat  Strigium,  möglicherweise  t=  Strengnäs.  156  Arus  (so  auf  der  Karte),  Vest  jräs ; 

Stadt  in  Vestmanland,  existierte  vermutlich  schon  zur  heidnischen  Zeit  als  Hauptopferstelle  von  Yestmanhmd ;  im 
Mittelalter  Bischofsitz ;  wegen  der  nördlich  der  Stadt  belegenen  Bergwerksdistrikte  wurde  hier,  teilweise  von  ein- 
gewanderten Deutschen  bedeutender  Handel  getrieben.  Das  Schloß  (Vesteräshus)  wurde  am  Schluß  des  14.  Jahrb.  ange- 
legt. Namenformen :  Die  allg.  lat.  Form  war  Arosia,  in  Diplomen  allg.  Westeraros  oder  Vestra  Aros,  alltäglich  nur  Aros 
(io  auch  Itineraire  Brugeois),  dänisches  Diplom  1417  Westrceams,  Cod.  Par.  18504  Arosa.  157  Vibor,  Viborg;  Stadt 
in  Finland,  entstand  um  das  vom  schwedischen  Marschall  Torkel  Knutsson  (vgl.  oben  S.  3,  Note  2)  1293  angelegte  Schloß 
(Viborgshus),  erhielt  aber  erst  städtische  Privilegien  im  Jahre  1403;  wurde  bald  eine  Stadt  von  Bedeutung,  Hauptstadt 
von  Karelen;  das  Schloß  war  nach  Stockholm  die  wichtigste  Festung  des  schwedischen  Reiches.  Namenformen:  Diplome 
Wiborgh  und  Wiborg,  1  tineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Biborch  (d.h.  viborch).  158—159  Mare  qui  e  tum,  Das 

ruhige  Meer,  ohne  Zweifel  eine  Reminiscenz  an  Tacitus'  mare  pigrum  oder  Plinius'  mare  mortuum,  verschiedene  Be- 
zeichnungen des  nördlichen  Eismeeres  (occeanus  septentrionalis).  166  Dalin  fluuius,  Dal-Elfven;  einer  der 
größten  Flüsse  in  Schweden,  dessen  Quellen  an  der  Grenze  Norwegens  liegen;  er  strömt  durch  die  Landschaft  Dalarne 
(vgl.  Dalingi  unten  und  auf  der  Karte),  bildet  mehrere  Binnenseen,  von  denen  Siljan  der  größte  ist,  und  läuft  etwas 
südlich  von  der  Stadt  Celle  in  den  botanischen  Meerbusen  aus,  also  nicht  wie  Clavus  sagt,  ins  Eismeer. 
169  Ras  fluuius;  darüber  sagt  Storni :  „unbekannter  Name.  Nach  der  Gradbestimmung  sollte  es  der  Fluß  bei 
Viborg  (Sahna)  bedeuten."  Wäre  es  aber  nicht  denkbar,  daß  hier  eine  Reminiscenz  und  falsche  Anbringung  des 
Flusses  Tä  bei  Ptolemäus  vorliege?  „Ra"  kommt  nach  ihm  aus  zwei  Quellen  bei  den  Hyperboräern  und  mündet 
ins  Kapische  Meer.  172  Die  Länge  61°  0'  vermutlich  Ausziehungsfehler  für  62°  0'.  173  Visingh  lacus, 
Visingsö;  Insel  im  Vettern,  dem  zweitgrößten  von  Schwedens  Binnenseen;  wird  im  älteren  Mittelalter  öfters  als 
Aufenthaltsort  der  Könige,  namentlich  derer  von  Sverkers  Stamm  erwähnt;  König  Magnus  Laduläs  z.  B.  starb  hier 
1290;  im  jüngeren  Mittelalter  wird  die  Insel  selten  erwähnt;  Clavus  hat  sie  offenbar  dem  Itineraire  Brugeois  (Vin- 
singo)  entnommen.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Vtsinsey  und  Vist'ngsey,  plattdeutsches  Diplom  1391  Wgsin- 
gesifxj).  175  Vone  lacus,  Venern;  der  größte  von  Schwedens  Binnenseen.  Namenformen:  Die  isländischen 
Sagen  Vcenir  und  Vceni,  Diplom  1346  Vceni.    Man  wäre  geneigt,  Vone,  als  Abschreibefehler  für  Ycene  aufzufassen, 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


123 


Nanziger  Text.  Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 

Mediterranee  ciuitates  in  hoc  regno  Biuuenstädte  in  diesem  Reiche  sind 


sunt  hee : 

folgende : 

Vpsale 

Upsala 

Skare 

Skara 

Lynckebiugh 

Linköping 

Vesgede 

Vestgötar 

Strengenes 

Strengnäs 

Ougard 

Ougard  [?] 

Ver.son 

Vexiö  [?] 

Abo 

Abo 

179  Storni  liest  Upsale  statt  Vpsale.  184  Storni  liest  Ougard  statt  Ougard. 


wird  aber  dann  gezwungen,  einen  ganz  ähnlichen  Fehler  im  Wiener  Texte  vorauszusetzen.  Mehrere  A-Karten  haben 
jedoch  Vena  lacus  oder  uena.  Die  Länge  61°  0' ist  offenbar  Abschreibefehler  für  51°  0'.  177 — 186  Vpsale-Abo, 

Storm  sagt:  „Die  Liste  von  Upsala  bis  Abo  scheint  von  einer  andern  Quelle  zu  stammen,  weil  Strengnäs  wieder 
einmal  aufgeführt  und  Abo  in  Finland  zum  Binnenland  gerechnet  wird."  Er  hätte  hinzufügen  können :  „außerdem 
fehlen  hier  die  Ortsbestimmungen  ausnahmsweise  vollständig,  und  Vesgtf>de  muß  identisch  sein  mit  dem  nachfolgenden 
Vestgoti."  Eine  ähnliche  Quelle  wie  die  hier  von  Storm  vermutete  ist  offenbar  die  in  der  Einleitung  (oben  S.  102) 
abgedruckte  Liste.  Es  ist  indessen  wahrscheinlich,  daß  die  Namenreihe  Vpsale-Abo  dennoch  von  Clavus  selbst  nach 
dieser  Quelle  abgeschrieben  und  nicht  von  Fillastre  eingefügt  ist;  wenigstens  sind  die  Narnenforraen  dieser  Liste, 
besonders  Lynck<j>bingh  und  Vesg<t>de,  dänischen  Ursprungs.  179  Vpsale,  Upsala;  Stadt  in  Upland  in  Schweden ; 

eine  der  ältesten  Städte  Schwedens ;  war  im  Altertum  Hauptopferstelle  von  Upland  (der  Göttertempel  wird  beschrieben 
von  Adamus  Bremensis  lib.  IV,  cap.  26  -28)  und  Hauptsitz  der  Könige  der  Svear.  Um  1270  Erz  bischofsitz ;  1287 
wurde  der  Grund  zum  berühmten  Dom  gelegt  (dem  Schutzheiligen  Schwedens,  St.  Erich,  gewidmet) ;  die  Könige  wurden 
hier  gekrönt.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Üppsälir,  Adamus  Bremensis  Ubsola,  Saxo  Upsala,  die  allg.  latein. 
Form  ist  Upsalia,  Angelino  Dalorto  1325  vpsal" ,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Upsala,  Diplome  1416,  1417  und 
1423  Vpsale.  180  Skare,  Skara;  Stadt  in  Vestergötland  in  Schweden;  wird  schon  zur  heidnischen  Zeit  alseine 

bedeutende  Stadt  erwähnt,  war  Gerichtsstelle  und  Sitz  der  Jarls  der  Vestgötar;  um  die  Mitte  des  11.  Jahrh.  wurde 
Schwedens  erster  Bischofsitz  hier  errichtet;  kurz  darnach  wurde  der  Grund  zum  Dome  gelegt;  und  derselbe  wurde 
in  der  Mitte  des  12.  Jahrh.  eingeweiht;  hier  wurde  das  jährliche  Landsting  abgehalten  und  Erich  der  Pommer  1396 
als  König  von  Schweden  anerkannt.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Skarir  und  &  SJeörum,  Adamus  Bremensis 
a'ritas  Skaranis,  die  südeuropäischen  Kompaßkarten  scarsa  und  lacus  scarse  (d.  h.  Venern,  vgl.  oben)  und  scaris  (?) 
(Dalorto  1325),  Cod.  Par.  18504  Scara,  Diplom  1397  Scare,  plattdeutsch  1440  Schare.  181  Lynckobingh; 

Linköping;  Stadt  in  Östergötland  in  Schweden,  im  heidnischen  Altertum  Gerichts-  und  Marktplatz  der  Landschaft, 
im  12.  Jahrh.  Bischofsitz  mit  Dom;  hier  wurden  die  alljährlichen  Landstinge  abgehalten.  Namenformen:  Angelino 
Dalorto  1325  lincopia,  neben  Lyncop'a  die  allg.  Form  in  lateinischen  Diplomen;  plattdeutsche  Diplome  1361  Linko- 
pinghe,  1432  Linköping;  die  Form  Lynckebiugh  ist  eine  ausgeprägte  dänische  Form  (vgl.  oben  S.  40). 
182  V  e  s  g  0  d  e ,  auf  der  Karte  und  unten  Zeile  190  Vestgöti ;  Name  der  Einwohner  in  Vestergötland,  das  Uestg<f>dhengh 
des  Wiener  Textes,  Gottia  occidentalis  der  A-Karten  und  im  Cod.  Par.  18504,  resgocia  bei  Francesco  Pizigano  1367. 
Die  Form  Vesgede  ist  eine  dänische  Form.  183  Strengenes,  vgl.  oben  S.  121.  184  Ougard,  unbe- 

kannte Lokalität;  vielleicht  dem  tmgßtjardia  der  Kompaßkarten  entliehen,  welcher  Name  von  Hamy  in  Bulletin  de 
Geographie  historiejue  et  descriptive  1888,  Paris  1888,  S.  396  als  Nugardia  (Doublette  zu  Nogardia)  erklärt  wird.  Auf 
A2  findet  man  ungardia  aliter  reualea  civitas,  auf  A3 — A6  ungardia-  reualea  ciuit.  mit  nur  einem  Stadtzeichen.  Auch 
11  Conoscimiento  hat  Ungradia  oder  Vngardia  und  der  Herausgeber  (Marcos  Jimenez  de  la  Espada)  erklärt  den 
Namen  als  Novgorod.  Edv.  Moritz,  1.  c,  S.  52,  vermutet  vngardia  =  Chunigard,  Doppeltname  für  Nowgorod. 
185  Verson  wird  von  Storm  als  Vexiö,  Hauptstadt  in  Smäland  und  Bischofsitz,  erklärt;  vgl.  die  Kompaßkarten 
ve.r"  (1325),  cap.  de  vexiom  (1339),  cauo  de  uexiom,  cauodesion,  und  cauodesiom  (1413).  Möglicherweise  ist  Verson 
aber  eine  Entstellung  von  Vastcn  (vgl.  Wasten  der  Nanziger  Karte  und  im  Itineraire  Brugeois),  d.  h.  Vadstena  in 
Östergötland  am  Vetternsee  (vgl.  oben  S.  41).  —  Auf  der  Nanziger  Karte  findet  man  außerdem  Skeninge  und 
Stokliolm.  Skeninge  ist  eine  alte  Stadt  in  Östergötland;  wann  sie  Privilegien  erhielt,  ist  unbekannt;  mitunter 
Aufenthaltsort  der  Könige;  mitunter  wurden  hier  Reichs-  und  Kirchenversammlungen  gehalten.  Namenformen : 
Diplome  1248  Skening,  1341  Slticeningie  (gen),  1401  Skwningie  (gen),  1407  Skeninge.  Itineraire  Brugeois  Sceuingen. 
Über  Stockholm  vergl.  unten  in  der  Ausgabe  des  Wiener  Textes .  186  Abo,  Abo ;   Stadt  im  südwest- 

lichen Finland,  im  Jahre  1157  von  den  Schweden  angelegt.    Unter  König  Birger  Magnusson  (f  1321)  wurde  das 

16* 


124  Kapitel  VII. 

Nanziger  Text.              Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 

Tenent   auteru    eius    septeutrionalia  In  seinem  nördlichen  Teil  wohnen  aber 

Dalingi,   Stalbergi   et   ipsius   orientalia  die  Dalingar  und  die  Stälbergar,  in  seinem 

Finnalappi    siluestres   et   Finnones,   et  östlichen  Teil  die  Wald-Finnlappen  und 

190  meridionalia  Vestgoti.  die  Finnen,  im  südlichen  Teil  die  Vestgötar. 

Insule  adiacent  Suecie:  Bei  Sverige  liegen  die  Inseln: 

In  Occeano  quidem  Sarmatico  Gyylland  Im  Sarinatischen  Ozean  die  Insel  Gotland. 

insula.    Et  uilla  in  ea  Visbu  Und  darauf  die  Ortschaft  Visby 

59       61         59  20  61 

195  01and  insula                    55       60       c.  55       60  Öland,  Insel 

192  Occeano]  Occione  N.    Gyylland]  corr.  ex  Gvvlland  N.  193  Storni  liest  ejus  statt  m  ea. 


Schloß  (Abo  Hus)  aufgeführt  und  die  Stadt  wurde  Bischofsitz;  der  Dom  wurde  im  Jahre  1300  eingeweiht;  1318 
wurde  die  Stadt  von  den  Russen  geplündert;  sie  war  eine  bedeutende  Handelstadt  mit  vielen  deutschen  Ein- 
wohnern und  vielfach  von  der  Hansa  abhängig.  Namenformen:  Abo  mit  Adj.  Aboensis  allg.,  Itineraire  Brugeois 
Hobo.  188  Dalingi  (so  auch  die  Karte),  entspricht  offenbar  den  Daten  im  Itineraire  Brugeois,  d.  h.  den  Ein- 

wohnern in  Dalarne,  die  zuletzt  bebaute  von  den  Landschaften  des  alten  Svearike.  In  Dalarne  wurde  schon  im 
Mittelalter  ein  bedeutender  Bergbau  getrieben ;  von  den  Gruben  wird  auf  der  Nanziger  Karte  Coberbyerghe,  Koppar- 
berget  (d.  h.  Kupferberg),  genannt,  dessen  Bearbeitung  schon  im  13.  Jahrh.  angefangen  hatte.  Die  Einwohner  in 
Dalarne  (Dalkarlarne)  nahmen  zur  Unionszeit  (1389 — 1520)  an  der  schwedischen  Opposition  gegen  die  Unionskönige 
eifrig  teil.  188  Stalbergi  (auch  auf  der  Karte),  entspricht  dem  Staelberch  im  Itineraire  Brugeois,  wird  von 

Storni  als  die  Bewohner  von  Norberg  aufgefaßt,  d.  h.  von  den  ältesten  und  bedeutendsten  der  Eisengruben  in  Dalarne, 
lange  nur  Jernberg  genannt.  189  Finnalappi  [ßndlilappi  auf  der  Karte),  entspricht  den  Finlandbappen  (d.h. 

Finlaudlappen)  im  Itineraire  Brugeois,  wo  es  offenbar  eine  Bezeichnung  für  die  Bewohner  von  Finland  ist.  Bei  Clavus 
sind  die  Finnalappi,  da  er  sie  siluestres  nennt,  am  natürlichsten  als  die  schwedischen  Lappen  in  Norrland  zu  ver- 
stehen, die  nach  ihrer  Lebensweise  in  Fischlappen,  Waldlappen  und  Gebirgslappen  eingeteilt  werden.  Über  bildliche 
Darstellungen  der  Lappen  vgl.  oben  S.  65.  Auch  Olaus  Magnus  nennt  Lappones  syluestres.  Der  Name  Wildhlappe- 
landi  auf  der  Nanziger  Karte  entspricht  den  Namen  Wildlappenland  und  Wildlappmanni  im  Wiener  Texte.  Da 
hier  die  Bezeichnung  sylvestres  mit  den  wilden  Lappen  verknüpft  ist,  so  scheint  es,  als  ob  Clavus  die  Finnlappen 
nicht  von  den  wilden  Lappen  unterscheidet.  189  Finnones,  auf  der  Karte  Findlandi,  die  Bewohner  von 

Finland.  Die  allg.  Bezeichnung  der  Nordländer  für  dieses  Land  war  im  Mittelalter  Östcrland,  welches  den  bekann- 
testen südwestlichen  Teil  des  Landes  umfaßte,  während  der  nördliche  Norrebotten  hieß.  Der  Name  der  Finnen 
kommt  schon  bei  den  Klassikern  vor:  Ptolemäus  <I>iwo'.,  Tacitus  Fenni.  Bei  den  Geographen  des  Mittelalters  hießen 
sie  bald  Fenni,  bald  Fluni,  mitunter  Fennones.  Saxo  hat  Finnia  und  Phinnia,  die  angelsächsische  Weltkarte 
Scridefinnas.    Marino  Sanuto  Finlandia,  Cod.  Par.  18504  Findia.  190  Vestgoti,  vgl.  oben  S.  123. 

192  Occeanus   Sarin aticus,   vgl.  oben  S.  121.  192  Gyylland,   auf  der  Karte  Guthland,  Gotland; 

die  größte  Insel  Schwedens,  mitten  in  der  Ostsee;  wurde  1361  vom  Dänenkönig  Valdemar  Atterdag  erobert; 
1366  wurde  bestimmt,  daß  die  Insel  zukünftig  zu  Dänemark  gehören  sollte.  1392  eroberten  sie  die  Vitalie- 
brüder, welche  jedoch  schon  1398  von  den  preußischen  Ordensrittern  vertrieben  wurden;  1408  wurde  sie  von 
der  Königin  Margrete  eingelöst,  und  1437 — 49  war  sie  der  Aufenthaltsort  für  den  vertriebenen  Unionskönig  Erich 
den  Pommer.  Erst  1645  wurde  die  Insel  wieder  mit  Schweden  vereinigt.  Namentlich  im  früheren  Mittelalter 
war  die  Insel  wegen  ihrer  Handelsverbindungen  berühmt,  und  tritt  deshalb  auf  den  Kompaßkarten  als  ein  Haupt- 
bestandteil und  Mittelpunkt  der  Nordlande  auf,  ja  gibt  sogar  der  Ostsee  ihren  Namen  (vgl.  oben  S.  121).  Die  Form 
Gyylland  (korr.  aus  Guulland)  ist  dänisch ;  die  allg.  lateinischen  Formen  waren  Gotia  und  Gotlandia ;  die  Kompaß- 
karten haben  Gothlanda,  Gothlandia,  Gotilandia,  Goylandia  und  Galandia,  II  Conoscimiento  Gotlandia  und  Golandia, 
Marino  Sanuto  Gotia,  Cod.  Par.  18504  Guthlandia,  Itineraire  Brugeois  Goland.  Mehrere  Kompaßkarten  heben  die  90 
Kirchspiele  Gotlands  hervor.  Die  Einwohner  hießen  1191  Gutlandi,  1361  (vgl.  unten  193)  Gutenses.  193  Visbu, 

Visby  ;  Gotlands  Hauptstadt,  war  schon  im  12.  Jahrh.  Mittelpunkt  für  die  internationalen  Handelsverbindungen  in 
der  Ostsee  und  wurde  früh  Mitglied  der  Hansa ;  im  14.  Jahrh.  stand  die  Stadt  auf  dem  Höhepunkt  ihrer  Berühmt- 
heit, erlitt  aber  einen  furchtbaren  Stoß  durch  Valdemar  Atterdags  Eroberung  und  Ausplünderung  1361.  Die  Stadt 
war  von  Mauern  umgeben,  deren  Umkreis  '/8  Meile  ausmachten,  und  die  mit  40 — 50  Türmen  versehen  waren,  von  denen 
einzelne  70  Fuß  hoch  waren.  Namenformen:  Allg.  waren  Visbu  oder  Visby  mit  v,  u  oder  iv  und  i  oder  y,  z.  B. 
Wisby  auf  dem  alten  Kreuz  vom  Jahre  1361  über  den  bei  der  Eroberung  gefallenen  gutenses.  Die  Kompaßkarten 
haben  visbi  oder  uisbi,  II  Conoscimiento  durch   Umstellung  Bisuy  (d.h.  uisbij).  195  01and,  auf  der  Karte 

(plandh,  Insel  Öland  in  der  Ostsee,  gegenüber  der  Stadt  Kalmar;  sie  wurde  1361  vom  König  Valdemar  Atterdag 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


125 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Nanziger  Text. 


Iii  uiari  quidein  quieto  quatuor  inhabi- 
tabiles,  quarum  prima  gradus  habet 

53       71  20  c.53       71  20 
Secunda  uero  gradus  habet  55  30  70  20  c.  55  30  70  20 


200  Et  tercia  gradus  habet 
Quarta    uero   et  ultima 
gradus  habet 


57 


69 


c.57 


69 


59       67  30  c.59       67  30 


Im  ruhigen  Meere  vier  unbewohnte,  von 


welchen  die  erste  liegt  auf 


Die  zweite  aber  liegt  auf 
Und  die  dritte  liegt  auf 
Die  vierte  und  letzte 


djer  liegt  auf 


<Europe  Noruegia.> 
Noruegie  Situs. 

205  Regio  eius  que  uersus  meridiem  ter- 
minatur  in  Occeano  Deucaledonio  sie 
se  habet  post  Stercoteris  Promontorium: 


Liste  sinus 

35       63  30 

35 

Corshaun  portus 

33       62  30 

Stauanger  ciuitas 

29       62  30 

•j 

Occidentale  eius  latus 

sie  describitur: 

Bergen  ciuitas 

29  64 

28 

<In  Europa  Norge.> 
Norges  Lage. 

Sein  gegen  Süden  vom  Deucaledoni- 
schen  Ozean  begrenztes  Gebiet  verhält 
sich    folgendermaßen    von  Stserkodders 
Vorgebirge  an: 
63  20    Lister,  Bucht 

Korshavn,  Hafen 

62  30    Stavanger,  Stadt 

Seine  Westseite  wird  so  beschrieben : 

63  50    Bergen,  Stadt 


206  Occeano]  Occiano  N.    Deucaledonio]  deucadonio  N.  212  describitur]  describitur  29,  0—64,  0  N. 

213  ciuitas  29,  0—64,  0]  ciuitas  25,  0—65,  0  N. 

geplündert,  wurde  gleich  danach  den  wendischen  Hansastädten  verpfändet,  1366  aber  dem  König  Haakon  zurück- 
gegeben; 1367  wurde  sie  von  König  Albrecht  dem  Mecklenburger  erobert  und  kam  später  in  Königin  Margretes 
Gewalt;  die  Insel  kommt  auf  den  meisten  südeuropäischen  Konipaßkarten  vor,  und  zwar  in  den  Formen  insula 
colaä,  colant  oder  cullanda,  11  Conoscimiento  hat  colanda  und  cälanda.  203 — 204  Noruegia,  Norge  (Norwegen), 

umfaßte  im  Mittelalter  außer  dem  nunma'igen  Königreich  auch  Teile  des  heutigen  Schweden  (Bohuslän,  Herjedalen, 
Jemteland),  die  Orkneyinseln  und  die  Shetlandsinseln  (doch  nur  bis  1469),  die  Färöer,  Island  und  Grönland.  Im  Jahre 
1380  wurde  das  Land  mit  Dänemark  vereint.  Namenformen:  Die  isländischen  Sagen  Norvegr  und  Noregr,  Ottars 
Reisebericht  (zk.  900)  Nordmannaland,  Adamus  Bremensis  Norvegia  (ebenso  Marino  Sanuto  und  viele  andre  Quellen), 
Saxo  Narvagia,  im  Privilegium  für  die  Hamburgerkirche  891  Noriveon,  in  den  päpstlichen  Urkunden  von  Gregorius  IV 
und  seinem  Nachfolger  gens  Nortwphorum  oder  Noricenorum,  auf  den  südeuropäischen  Karten  des  Mittelalters  Noruergia, 
Norveca,  Noruega,  Nortwegia,  Norega  und  als  Völkername  N<  rweci  neben  der  normalen  Form  Norvegia,  isländische  Scheiben- 
karte Norvegie,  11  Conoscimiento  Noruega  oder  Nuruega,  ltineraire  Brugeois  (zk.  1880)  Noruegya,  plattdeutsches  Diplom 
1361  Norweghen,  hochdeutsches  Diplom  1427  Nbrweien,  norwegische  Diplome  allg.  Noregh  oder  Noreg.  Die  Nanziger  Karte 
hat  Noruegica  Regio  als  Ländername,  und  in  dem  Lande  die  Völkernamen  Nordhmanni,  Vernielandi,  Gentelandi  und  En- 
gromelandi,  d.  h.  die  Bewohner  von  bezw.  dem  eigentlichen  Norwegen  und  den  heutzutage  schwedischen  Provinzen 
Vermland,  Jemteland  und  Angermanland.  Vgl.  Adamus  Bremensis  Nordtnannia  und  Normanni  allg.  für  Norwegen. 
206  Occeanus  Deucaledonius,  bei  Ptolemäus  Aoov.aX-rjSövio;  Yxswk,  das  Meer  nördlich  von  Ka\rfiovia  (Schott- 
land). Auf  der  Nanziger  Karte  findet  man  nicht  diese  Bezeichnung,  sondern  südwestlich  von  Norwegen  und  südlich 
von  Island  den  Namen  Vesthaf  (vgl.  Adamus  Bremensis  Occeanus  occidentalis).  209  Liste,  Listerland;  die  süd- 

lichste Halbinsel  Norwegens,  ein  Teil  von  Lister-  und  Mandals  Amt  (in  älteren  Zeiten  Agdafylki);  hier  unrichtig  als 
Bucht  bezeichnet,  im  Wiener  Texte  richtiger  als  Vorgebirge.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Listi  und  Listir, 
Diplom  (lateinisch)  1361  Listria,  1308  (lateinisch)  und  1389  (dänisch)  Listet,  eine  allg.  norwegische  Form,  während 
die  Form  Liste  dänisch  ist.  210  Corshaun,  Korshavn;  Hafen  und  Flecken  in  Lister-  und  Mandals  Amt  westlich 

vom  Vorgebirge  Lindesmes.  211  Stauanger  (so  auch  die  Karte),  Stavanger;  Stadt  im  südwestlichen  Norwegen, 

eine  der  ältesten  Städte  Norwegens,  Kaufstadt  schon  im  11.  Jahrb.,  Bischofsitz  vom  Anfang  des  12.  Jahrh.  an ;  vom 
13.  Jahrh.  an  wird  hier  ein  königliches  Schloß  genannt;  die  Stadt  war  eine  wichtige  Handelsstadt,  bis  Bergen  sie 
überflügelte.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  StafYuigr,  Diplome  1292  Stafangr,  1308  Stavcmgr,  1388  und  1403  Staf- 
wangr,  alle  drei  allg.  norwegische  Formen.  Die  allg.  lateinische  Form  war  Stauangria  mit  Adj.  Stauangrensis,  Stauan- 
griensis  oder  Stauangerensis.  213  Bergen,  Bergen;  Norwegens  wichtigste  Handelstadt  und  eine  der  ältesten 


L26 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text. 

Nanziger  Karte.            Nanziger  Text. 

Vltimmn  reirni  promon- 

Utia  tiuuer&ie  vorgeoirye  ues  neicnes 

215      toriurn                         25  30 

66* 

OO 

Nedrosia  metropolis  26 

66 

1U  ob 

JNidaros  (d.  h.  Irondnjemj,  Hauptstadt 

Proinontoriuüi  quod  sub- 

Das  darauf  folgende  Vorgebirge 

sequitur  25 

66 

30 

25 

30  66 

30 

Septentrionalis  lateris  descripcio 

sie 

se 

Die  Beschreibung  der  Nordseite  verhält 

220      habet  post  primuni  Promontorium 

in 

sich  folgendermaßen  vom  ersten  Vor- 

Nordmckb0md 29 

68> 

Oft 

29 

bo 

4U 

gebirge  in  Kordbotten  an 

Item  secundum  33 

68 

40 

33 

68 

40 

Ebenso  das  zweite 

et  eius  sinus  36* 

67 

40  < 

[34 
(35 

67 
67 

40 
50 

und  seine  Bucht 

225  Item  tercium  36 

69 

36 

69 

KnfMTsn   flu«  nrifffi 

et  eius  sinus  38 

68 

40 

•38 

68 

35 

und  seine  Bucht 

Item  quartum                   39  30 

70 

25 

39 

35  70 

25 

Ebenso  das  vierte 

215  25]  corr.  ex  26  N.  218 

25]  corr. 

ex  26  N.  Storni 

liest  26  statt  25. 

Städte  des  Landes ;  wurde  als  Kaufstadt  um  1070 — 75  vom  König  Olaf  Kyrre  (f  1093)  angelegt,  war  aber  möglicher- 
weise schon  vor  dieser  Zeit  Hafen;  König  Olaf  legte  auch  den  Grund  zur  Domkirche;  die  Stadt  war  Bischofsitz, 
hiiufig  Aufenthaltsort  für  die  Könige  und  Mittelpunkt  für  den  west-  und  nordländischen  Fischhandel,  sie  wurde 
öfters  von  Feuersbrunst  verheert ;  vom  13.  Jahrh.  an  erhielten  die  Hanseaten  Zutritt  zu  der  Stadt  und  bildeten  von 
der  Mitte  des  14.  Jahrh.  an  ein  eigenes  „Kontor"  mit  eigener  Versammlung,  Altmeistern  und  Rat;  sie  rissen  bald 
den  ganzen  Handel  an  sich  und  traten  sehr  übermütig  auf;  die  Stadt  wurde  1394,  1428  und  1429  von  den  Vitalie- 
brüdern geplündert;  neben  der  Stadt  lag  das  reiche  St.  Michaelskloster  Munkalif  (Benediktiner-Orden).  Namen- 
formen :  Die  isländischen  Sagen  Björgvin,  Björgin  und  Björgyn,  Saxo  Berginum  oppidum,  Historia  Norvegise  (s.  „Monu- 
menta  historica  Norveghe",  ed.  6.  Storm,  Kristiania  1880)  Bergonia;  die  allg.  lateinische  Form  war  Bergce;  die  süd- 
europäischen Kompalikarten  haben  bergis  (so  auch  die  Nanziger  Karte),  bregis  und  (Mecia  de  Viladehtes  1413)  bergen, 
II  Conoscimiento  Regis,  Itineraire  Brugeois  Berghem  und  Berghen,  Cod.  Par.  18504  Biargina:  Diplome:  norwegische 
1308  und  1366  Biorgvin  und  Biorgwin,  1389  Bergvin,  1440  Bergen;  andere  1370,  1407,  1416  und  1417  Berghen. 
215  Die  Breite  66°  40'  ist  Ausziekungs-  oder  Abschreibefehler  für  65°  40';  vgl.  S.  16.  216  Nedrosia,  Nidaros, 

der  alte  Name  für  Trondhjem  (Drontheim),  eine  der  ältesten  und  wichtigsten  Städte  Norwegens,  in  der  Landschaft 
Trandelagen  (Äandheimr) ;  war  997  von  König  Olaf  Tryggveszn  an  der  Mündung  des  Flusses  Nid  angelegt  (daher 
der  Name  Niö-ar-ös,  d.  h.  Nid-Flusses-Mündung) ;  im  12 — 13.  Jahrh.  Aufenthaltsort  der  Könige,  welchen  hier  gehuldigt 
wurde.  Norges  Schutzheiliger  König  Olaf  der  Heilige  („Hellig  Olaf"  t  1066)  wurde  hier  beerdigt,  und  Trondhjem 
wurde  eine  der  berühmtesten  Wallfahrtstätten  im  Norden.  Der  Grund  zum  imposanten,  noch  nicht  vollendeten 
Dom  wurde  von  Olaf  Kyrre  (f  1093)  gelegt;  1182  wurde  die  Stadt  Erzbischofsitz:  im  13.  Jahrh.  wurde  der  Name 
der  Landschaft  auf  die  Stadt  übertragen.  Beide  Namen  kommen  bei  Saxo  vor.  Auch  auf  den  südeuropäischen 
Kompaßkarten  und  im  11  Conoscimiento  kommen  beide  Namen  vor  (nidrosia  oder  niäroxia  und  tronde  oder  trunde). 
Die  isländischen  Sagen  haben  Nidarös  und  Thröndheimr,  Historia  Norvegiae  Throndemia,  Itineraire  Brugeois  Truiiclten 
(d.  Ii.  Trunthem).  Norwegische  Diplome  haben  Nidaros  (1297  u.  s.  w.  allg.),  Nidaross  (1366),  Nidkaros  (1388),  Nydros 
(1440).  Allg.  lateinische  Formen  waren  Nidarosia,  Nidrosia  u.  ähnl.  (adj.  Nidrosiensis).  Cod.  Par.  18504  Nichirosa 
(d.  h.  Nidarosa).  221  Nordinckbeind,  auf  der  Karte  Nordhindh  Bondh  (im  Wiener  Texte  Norenbodhn,  Nordhen- 

bodhn  und  Nordhinbodnen),  das  nördliche  Eismeer,  welches  sich  nach  den  Vorstellungen  der  Normannen  als  eine 
große  Bucht  in  das  unbekannte  große  von  Ungeheuern  und  Kobolden  (Trolde)  bewohnte  Land  hineinschob  (jötun- 
heimar,  utgarflr) ;  dieses  Lnnd  erstreckte  sich  vom  nördlichen  Rußland  bis  nach  Grönland  hin  (vgl.  unten  Kap.  VIII  D). 
Diese  Bucht  heil  t  in  der  Historia  Norvegise  vom  Anfang  des  13.  Jahrh.  ille  profundissimus  septentrionalis  sinus,  in  Länd- 
näma  und  Hauksbök  Hafsbotn,  bei  Ivar  Baardsen  in  einigen  Handschriften  landnorden  Botnen,  in  anderen  Trollebotnen. 
Letzterer  Name  kommt  auch  in  norwegischen  und  färöischen  Balladen  vor.  Auf  der  Nanziger  Karte  finden  sich  außer 
Nordhindh  Bondh  auch  die  lateinischen  Namen  des  Eismeers:  1.  mare  congelatum ,  ein  Name,  welcher  zuerst  bei  Plinius 
und  Varro  und  öfters  auf  den  südeuropäischen  Kompaßkarten  vorkommt,  2.  mare  tenebrosum  und  mare  quietum  (vgl. 
das  mare  pigrum  bei  den  Klassikern  (Adamus  Bremensis  erwähnt  lib.  IV,  39 :  tenebrosa  rigentis  occeani  caligo).  Nor- 
dinckt(j>ind  ist  dänische  Dialektform ;  vgl.  S.  89.  Die  Breite  68°  0'  ist  Abschreibefehler  für  68°  40'  oder  Ausziehungs- 
fehler für  68°  30'.  223—224  Die  Länge  36°  0'  ist  Ausziehungs-  oder  Abschreibefehler  für  34°  0'  oder  35°  0'.  ' 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


127 


Nanziger  Text. 


Nanziger  Karte. 


Nanziger  Text. 


et  eius  sinus  43 

70 

43 

70 

5 

und  seine  Bucht 

Item  quintiun  45 

71* 

44 

55 

71 

45 

Ebenso  das  fünfte 

230 

[et  eius  sinus]  [4(3 

71  40] 

c.46 

71 

40 

[und  seine  Bucht] 

[Item  sextmu  et  vltimumj  47 

71* 

47 

72 

[Ebenso  das  sechste  und  letzte] 

et  eius  sinus  vltimus  [49 

71  30] 

c.  49 

71 

30 

und  seine  Bucht,  die  letzte 

Est  et  lacus  penarum  in 

Es  findet  sich  auch  in  Norge  der  Höllen- 

Noruegia  in  situ  32 

65  30 

c.31 

40 

65 

30 

peinsee  belegen  auf 

235 

Insule  adiacent  Noruegie  hee: 

Bei  Norge  liegen  diese  Inseln: 

Islandia,  cuius  liec  est  deseripcio: 

Island,  dessen  Beschreibung  so  ist: 

Eius  quod  magis  septentrionale  est  Pro- 

Sein nördlichstes  Vorgebirge 

montorium                   19  10  07  50 

19 

10 

67 

50 

Quod  inde  sequitur  19 

66  30 

19 

66 

30 

Das  nachfolgende 

240 

Et  illo  eciam  vicinius  se- 

und  ebenfalls  das  diesem  zunäcbst  fol- 

quens 19 

65  30 

19 

65 

35 

gende 

Quod  autem  magis  nieri- 

Das,  welches  am  südlichsten  liegt 

dionale  est  19 

64  10 

19 

64 

15 

Et  quod  in  dorso  eius  est  uersus  occi- 

und  das,  welches  auf  dessen  Bücken  gegen 

245 

dentem  gradus  habet  17 

64* 

17 

65 

Westen  ist,  liegt  auf 

Et  aliud  iam  prodictum  sequens 

proinon- 

und  ein  andres  dem  eben  genannten  fol- 

torium in  eadem  parte  17 

67 

17 

67 

gendes  Vorgebirge  auf  derselben  Seite 

234  Storni  liest  66  statt  65. 

246  Hier  steht  cpd 

Cm, 

d.  h. 

prodictum,  nicht  prodcimutn,  wie  Storni  ineint. 

Ob 

man  in  predictum  (pdcm)  korrigieren 

soll,  oder, 

wie  Storni  es 

tut, 

in  proximum,  ist  unsicher. 

229—232  Über  die  Einschiebsel  in  []  vgl.  S.  16.    71°  0'  (bis)  Ausziehungsfehler  vgl.  S.  16.  233  Lacus 

penarum:  Infolge  mittelalterlicher  Vorstellungen  waren  nicht  nur  die  Vulkane  Folterstellen  für  die  verdammten 
Seelen  (z.B.  Vesuv  und  Ätna,  Hekla  auf  Island;  vgl.  Saxo,  ed.  Müller,  I,  S.  15 — 16).  sondern  die  Abfahrt  zur  Hülle 
fand  man  in  den  tiefen  Berghöhlen  oder  den  Kraterseen.  Solche  Höhlen  und  Seen  heißen  in  Norwegen  und  auf 
Island  helvüi,  pisl  oder  pinsl,  no.h  häufiger  in  der  Mehrzahl  pinslur,  d.h.  Peinigungsstätte ;  sie  finden  sich  auf  zahl- 
reichen Stellen  in  Norwegen.  Beispiele  in  J.  Fritzner,  Ordbog  orer  det  gamle  norshe  Sprog  I — Hl,  Kristiania 
1886—96  unter  helviti  und  pinsl.  Wo  in  Norwegen  Clavus  sich  den  lacus  penarum  gedacht  hat,  läCt  sich  deshalb 
nicht  erraten.  Östlich  des  Sees  liegt  auf  der  Nanziger  Karte  douerfyeldh  d.  h.  douerfyeldh  (vgl.  S.  99 — 100). 
236  Islandia  (so  auch  auf  der  Karte),  Island;  Insel  im  nördlichen  Atlantischen  Ozean,  40  Meilen  von  Grönland, 
130  von  Norwegen,  119  von  Schottland,  wird  zum  erstenmal  825  v  n  dem  irischen  Mönche  Dicuilus  mit  dem  Namen 
Thüle  erwähnt  (vgl.  unten  Kap.  VIII A).  Keltische  Einsiedler  hatten  die  Insel  erreicht,  bevor  sie  in  den  Jahren 
.860—70  von  Norwegen  entdeckt  wurde;  den  Namen  Island  (d.h.  Eisland)  erhielt  sie  vom  Viking  Flöki  VilgerOarson. 
In  den  Jahren  870 — 930  (die  „LandnäuiS"Zeit,  Periode  der  Ansiedelung)  wurde  die  Insel  als  Freistaat  von  ausgewan- 
derten norwegischen  Bauern  und  Häuptlingen  gegründet:  zk.  930  wurde  das  Alting  (Reichstag)  errichtet:  im  Jahre 
1000  wurde  das  Christentum  eingeführt  und  1152  wurde  die  Insel  in  geistlicher  Beziehung  dem  Erzbischof  von 
Lrontheim  unterlegt;  1262 — 64  wurde  der  norwegische  König  Haakon  Haakonss_n  Islands  Oberherr;  1388  kam  sie 
mit  Norwegen  unter  Dänemark,  mit  welchem  Lande  sie  bis  jetzt  verbunden  blieb.  Das  14 — 15.  Jahrh.  war  für  Island 
eine  Zeit  des  Verfalls,  da  die  Insel  von  häufigen  Epidemien  und  Naturereignissen  (vulkanischen  Eruptionen)  heim- 
gesucht wurde.  Der  allg.  Name  war  im  Mittelalter  wie  heute  Island  oder  Ysland  (so  Itineraire  Brugeois),  latinisiert 
Islandia  oder  Yslandia,  vereinzelt  Hislant.  Im  Mittelalter  wurde  Island  mit  Thüle  identifiziert.  (Adamus  Bremensis 
sagt  z.  B. :  Thyle  nunc  Island),  und  deshalb  wird  Island  auf  den  Karten  des  Mittelalters  meistens  insula  tile  genannt 
Schon  auf  der  angelsächsischen  Weltkarte  vom  10.  Jahrh.  findet  man  jedoch  den  Namen  island,  ebenso  findet  man  auf 
Edrisis  Karte  vom  11.  Jahrh.  Rislanda,  auf  der  Weltkarte  im  Dom  zu  Hereford  (13.  Jahrh.)  ysland  neben  iile,  auf  der 
isländischen  Scheibenkarte  vom  13.  Jahrh.  tile  und  Island  und  bei  Rainulf us  von  Hyggeden  (1360)  Yslandia  und 
Islandia;  auf  der  katalanischen  Kompaßkarte  Nr.  16  zu  Firenze  findet,  sich  eine  ganze  Legende  über  islandes,  wäh- 
rend auf  den  Kompaßkarten  vor  Clavus  sonst  nur  der  Name  tile  vorkommt:  vgl.  Anecdota  cartographica  S.  16.  Mit- 
unter wird  der  Name  in  lateinischen  Quellen  übersetzt  (Historia  Norvegiae:  Glaciei  terra  oder  Glacialis  insula). 
245  Die  Breite  64°  0'  ist  Ausziehungs-  oder  Abschreibefehler  für  65°  0':  vgl.  S.  16. 


128 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text.  Nanziger  Karte. 

Sunt  autem  in  hac  insula  ciuitates 
mediterranem  hee: 
250  Hollensis  18       65  20     17  40  65  20 

Scalotensis  18       67  17  40  67 

In  hac  enim  insula  equi  omnes  sunt 
gradarij,  parui  et  albi  et  ipsi  ad  modum 
feni  conimedunt  pisces  exiccatos. 
255  Feni0e,  in  qua  singule  nascuntur  femine 

et  nunquam  mares         22       64  10  c.  22  10  64  10 
Fare3  22  10  68       c.  22  10  67  50 

Summershaun   insula,    in   qua  sanctus 
Olaus  Rex  et  martyr  debellabat  fratrem 
260      suum  infidelem  uisibili  adiutorio  dei, 
quod  oculis  uidisse  fauet 

28  30  63  10  c.28  30  03  10 


Nanziger  Text. 

Es  finden  sieb  aber  auf  dieser  Insel 
folgende  Binnenstädte : 
Hölar 
Skälholt 

Auf  dieser  Insel  geben  alle  Pferde 
in  Schritt,  sind  klein  und  weiß,  und  sie 
fressen  getrocknete  Fische  wie  Heu 
Feinae,   wo   nur  Weiber   und  niemals 

Männer  geboren  werden 
Fa?r0 

Sumniershavn.  Insel,  wo  der  heilige  Olaf, 
König  und  Märtyrer,  seinen  ungläubigen 
Bruder  überwand  mit  Gottes  sichtbarer 
Hülfe,  was  erfreulich  ist  mit  eigenen 
Augen  gesehen  zu  haben 


253  ad  modum]  admodum  N. 
statt  exiccatos. 


254  Storm  liest  comedunt  statt  coniniediint.    Storm  liest  exaratos 


250  Hollensis,  Hölar;  Hof  (nicht  Stadt)  in  Hjaltadalr  in  Skagafjaröarsysla  im  Norden  Islands;  wurde 
1106  Bischofsitz  (der  erste  Bischof  war  Jön  Ögmunöarson  (der  Heilige)).  Dänische  (lateinische)  Annalen  vom  Mittel- 
alter haben  Holensis  als  die  allg.  Form,  die  isländischen  Sagen  Hölar,  Hölastadr  und  &  Hölwm.  251  Scalo- 
tensis, Skälholt;  Hof  (nicht  Stadt)  in  Arnessysla  im  Süden  Islands;  wurde  1056  Bischofsitz,  wo  der  Bischof  über 
ganz  Island  residierte,  bis  das  Nordland  im  Jahre  1106  als  selbständiges  Bischofsturn  ausgeschieden  wurde  (vgl.  oben 
unter  Hölar).  Die  dänischen  (lateinischen)  Annalen  des  Mittelalters  haben  Formen  wie  ScalahoU  und  Scalholtensis$ 
die  isländischen  Sagen  Skälholt  oder  Skälaholt.  Die  allg.  lateinische  Form  war  Scalotensis.  252  equi:  Auf 
Island  hat  das  Pferd  mehr  als  anderswo  eine  groCe  Rolle  gespielt,  da  es  bis  zu  unserer  Zeit  das  einzige  Transport- 
und  Beförderungsmittel  des  Landes  war.  Das  isländische  Pferd  ist  klein,  stark  behaart  und  unansehnlich,  ist  aber 
trotz  seiner  Langsamkeit  sehr  ausdauernd,  stark  und  genügsam,  und  ähnelt  in  allen  diesen  Beziehungen  dem  nor- 
wegischen Pferd.  Im  allgemeinen  gingen  die  Pferde  das  ganze  Jahr  hindurch  auf  dem  Feld  und  verschafften  sich 
selbst  ihr  Futter,  mit  Ausnahme  einzelner  Reitpferde,  welche  in  Ställen  gefüttert  wurden.  Dafi  die  Pferde  auf  Island 
„getrocknete  Fische  wie  Heu  fressen"  wird  kaum  anderswo  berichtet.  Vgl.  Daniel  Bruun,  Hesten  i  Nordboernes 
Tjeneste  (d.  h.  das  Pferd  im  Dienste  der  Normannen)  paa  Island,  Faereerne  og  Grönland,  Kabenhavn  1902. 
255  Femee,  im  Wiener  Texte  insula  feminarum  que  uocatur  Fcemefyfj):  Die  Anbringung  dieser  Insel  im  nördlichen 
Atlantischen  Ozean  rührt  ohne  Zweifel  von  ltineraire  Brugeois  her,  wo  Femo  auf  dem  Wege  von  Norwegen  nach 
den  Färöern  liegt.  Die  Sage  von  Frauen  (vgl.  die  Amazones  der  Klassiker)  im  nördlichen  Europa  ist  alt  und  weit 
verbreitet  (findet  sich  z.  B.  bei  Paulus  Diaconus  I,  15,  Alfreds  des  Großen  Bearbeitung  von  Orosius  und  im  Reise- 
bericht des  Juden  Ibrahim  vom  9.  Jahrh.).  Durch  die  Ähnlichkeit  zwischen  Kcmnland  (d.  h.  Finland),  altnordisch 
Kvcnland  und  „Kvindeland"  (d.  h.  Frauenland),  altnordisch  Kvennuland  verleitet,  verlegt  Adamus  Bremensis  (lib.  IV  19) 
seine  terra  feminarum  nach  den  „littora  Baltici  maris"  und  erzählt:  „cum  [feminaV]  pervenerint  ad  partum,  si  quid 
masculini  generis  est,  fiunt  cynocephali,  si  quid  femini,  speciosissimae  mulieres",  und  bei  Ibrahim  heißt  es,  daß, 
wenn  ein  Knabe  geboren  wird,  so  wird  er  sofort  getötet.  Möglicherweise  liegt  ein  Variant  dieser  Sage  hinter  Clavus' 
Worten :  „Femee,  in  qua  singule  nascuntur  femine  et  nunquam  mares".  Eine  andre  „Fraueninsel"  findet  sich  im 
westeuropäischen  Volksaberglauben,  z.  B.  bei  Giraldus  Cambrensis  (13.  Jahrh.)  und  nach  ihm  auf  den  südeuropäischen 
Kompaßkarten  (Mecia  de  Viladestes  1413  farnoya) ;  vgl.  Hamy  in  Bulletin  de  geographie  historique  et  descriptive 
1888,  S.  364.  257  Faree,  die  Färöer,  eine  Gruppe  von  17  bewohnten  und  mehreren  kleinen  unbewohnten 
Inseln  im  Norden  des  Atlantischen  Ozeans:  sie  wurden  zuerst  von  irischen  Mönchen  besucht,  welche  hier  als  Ein- 
siedler wohnten;  diese  wurden  aber  von  den  Normannen  vertrieben,  welche  Island  und  die  Färöer  fast  gleichzeitig 
(ums  Jahr  900)  bebauten.  Anfangs  wurde  auf  der  Insel  ein  Freistaat  gegründet,  der  aber  bald  Norwegen  unter- 
legt wurde.  Die  Inseln  bildeten  ein  Bischofsturn ;  im  Jahre  1380  wurden  sie  zugleich  mit  Norwegen  mit  Däne- 
mark verbunden,  eine  Verbindung,  die  noch  heutzutage  dauert.  Namenformen :  Die  isländischen  Sagen  Fcercyjar, 
Saxo  Ferogia,  Hereford  Karte  Fareie,  Diplome  1252  Fareie,  1297  Fwrüyia.  Allg.  lat.  Form  war  farensis,  ltineraire 
Brugeois  hat  Furo.           258  Summershaun:  Die  mit  diesem  Ort  verknüpfte  Legende  beruht  auf  Sagen,  welche 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


L29 


Nanziger  Text.  Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 


Ladehorn  insula                26  30  64  30- 

c.  26 

30 

64 

40 

Lyderhorn,  Insel 

Truntheym  insula             [25]  30  66 

c.  25 

30 

66 

Trondhjem,  Insel 

In  sinu   primi  et  secundi  promontorij 

In  der  Bucht  zwischen  dem 

ersten 

und 

sunt  due  insule,  prima  que  est 

zweiten  Vorgebirge  liegen 

iwei  Inseln, 

26  30  67 

c.26 

15 

67 

10 

die  erste,  welche  liegt  [auf  J 

Secunda  est  in  gradibus     28  68 

c.  28 

68 

XJLx}    ÄWüluü    llt^u  <IU1 

In  secundo  sinu  est  insula  in  gradibus 

In  der  zweiten  Bucht  liegt 

eine 

Insel 

34  30  68 

c.  34 

30 

68 

auf 

Item  in  tercio  sinu  est  insula  in  gra- 

Ebenso liegt  in  der  dritten 

Bucht 

eine 

dibus                            38  69 

c.  38 

69 

Insel  auf 

Et  m  quarto  smu  est  insula  m  gradibus 

Und  in  der   vierten  Bucht 

liegt 

eine 

42  30  70  30 

c.  42 

30 

70 

30 

Insel  auf 

Item  in  quinto  sinu  est  et  insula  posita 

Ebenso  ist  in  der  fünften 

Bucht 

eine 

46  71* 

c.  46 

72 

Insel  gelegen 

Et  in  ultimo  sinu  est  insula  in  gradibus 

Und  in  der   letzten  Bucht 

liegt 

eine 

48  30  72 

c.48 

50 

72 

10 

Insel  auf 

Gfronlandie  situs. 

(Irönlands  Lage. 

Pars  eius  maxime  meridionalis  gradus 

Dessen  südlichster  Teil  liegt 

auf 

habet                             7       63  15 

7 

63 

30 

263  64]  Storni  liest  63  statt  64.  264  [25],  30]  30,  0  N.  274  42]  corr.  ex  43  N.          279  Gron- 

landie]  Groulandie  ?  N. 


sieh  im  14 — 15.  Jahrb..  um  König  Olaf  den  Heiligen  und  seinen  (Halb)bruder  Harald,  den  späteren  König  Harald 
Haardraade  (f  1066)  bildeten.  Die  Sagen  (vgl.  Ludvig  Daae,  Norges  Helgener,  Christiania  1879,  S.  100  ff.)  machten 
die  beiden  Brüder  zu  Gegensätzen :  Olaf  ist  der  fromme  Heilige,  Harald  Gegner  des  christlichen  Glaubens,  der  Feind 
seines  Bruders  und  Mitbewerber  um  den  Thron,  ja  sogar  Teilnehmer  an  seinem  Morde  —  alles  ganz  unhistorisch; 
als  Olaf  in  der  Schlacht  bei  Stiklestad  (1030)  fiel,  war  Harald  nur  15  Jahre  alt.  Die  Feindschaft  zwischen  ihnen 
wird  in  einem  dänischen  Volksliede  geschildert  (vgl.  Sv.  Grundtvig,  Danmarks  gamle  Folkeviser  II,  S.  134 — 139)  und 
in  einer  Olafs-Legende  aus  Ribe,  ums  Jahr  1465  niedergeschrieben  (vgl.  Gustav  Storni  in  Forhandlinger  i  Videnskabs- 
Selskabet  i  Christiania  Aar  1885,  Nr.  3)  findet  man  die  Episode  ausführlich  erzählt,  auf  welche  Clavus  anspielt ;  man 
sieht  daraus,  daß  „Gottes  Hilfe"  darin  bestand,  daß  die  Feinde  Olafs  in  Stein  verwandelt  wurden.  Da  die  Ribe- 
Legende  den  Kampf  nach  Munsterhauen  (d.  h.  Mosterhavn  auf  der  Insel  Moster  zwischen  Bergen  und  Stavanger)  ver- 
legt, vermutet  Storm,  daß  das  Summershaim  bei  Clavus  ein  Schreibfehler  oder  Gedächtnisfehler  ist  (vgl.  denselben 
Namen  in  Hailand).  Die  Bemerkung  „quod  oculis  uidisse  fauet"  deutet  eher  auf  eine  literarische  als  auf  eine  volks- 
tümliche, mündliche  Quelle  hin ;  dennoch  hat  Clavus  schwerlich  die  Ribe-Legende  in  der  uns  bekannten  Form 
benutzt.  263  Ladehorn,  im  Wiener  Text  Ladhehorn.  Lyderhorn:  Berg  (nicht  Insel,  wie  Clavus  unrichtig  sagt) 

direkt  westlich  von  der  Stadt  Bergen,  spielte  im  Volksglauben  eine  hervorragende  Rolle  als  Sammelplatz  für  Hexen; 
die  dänischen  Hexen  fahren  wie  die  deutschen  zum  Blocksberg,  mitunter  auch  zum  Hekkenfjeld  (d.  h.  Hekla  auf  Island1) 
oder  nach  Trommenfjeld  bei  Tromsa  (im  nördlichsten  Norwegen);  die  schwedischen  Hexen  dagegen  ziehen  Bläkulla 
auf  Öland  und  Nasafjäll  in  Norrland,  die  norwegischen  Lyderhorn  bei  Bergen,  Dovrefjeld,  Varda  und  Domen  in  Fin- 
marken  vor  (vgl.  Paul  Hermann,  Nordische  Mythologie,  Leipzig  1903,  S.  76  ff.).  Lyderhorns  altnordische  Form  war 
Lögdarhorn,  die  im  15.  Jahrh.  natürliche  dänische  Form  wäre  deshalb  L<j)de[r]horn,  nicht  LadeJiorn,  wie  die  beiden 
Clavus-Texte  schreiben.  264  Truntheym;  wie  oben  (216,  unter  Nedrosia)  bemerkt  der  jüngere  Name  der  Stadt 

Trondhjem,  welche  hier  unrichtig  als  Insel  bezeichnet  wird.  276  Die  Breite  71°  0'  ist  Ausziehungsfehler  für 

72<>  0';  vgl.  S.  16.  279  Gronlandia  (so  auch  auf  der  Karte),  Grönland;  das  Land  wurde  zum  erstenmale 

von  dem  Normannen  Gunnbjarn  (Sohn  von  Ulf  Kraki)  im  Anfang  des  10.  Jahrh.  gesehen,  als  dieser  durch  Sturm 
gegen  Westen  verschlagen  ward.  Im  Jahre  982  zog  dann  Erich  der  Rote  (Eirikr  Raufli)  von  Island  aus,  um  das  Land 
wiederzufinden.  Er  fand  es  und  nannte  es  Grcenland  (Grsenaland,  d.  h.  das  grüne  Land),  damit  seine  Landsleute  Lust 
bekommen  sollten  dahin  zu  ziehen ;  es  wurde  denn  auch  von  isländischen  Ansiedlern  bebaut,  und  die  Isländer 
ließen  sich  in  den  verschiedenen  Föhrden  des  südlichen  Teiles  der  Westküste  nieder,  wo  sie  zwei  Kolonien  bildeten, 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  17 


130 


Kapitel  VII. 


Nanziger  Text. 

Primuni  eius  Promontorium  10 


65 


Nanziger  Karte.  Nanziger  Text. 

10       04  50    Dessen  erstes  Vorgebirge 


Secundum  eius  Promonto- 
rium 11  68 

285  Tercium  eius  Promontorium  15  71 
Ab  boc  autem  promontorio  uersus  orien- 
tem  extenditur  patria  uastissiina  usque 
in  Rusland  exclusiue.    Tenent  autem 
septentrionalia   eius   Careli  infideles, 

290  quorum  regio  extenditur  sub  polo 
septentrionali  uersus  Seres  orieutis, 
quare  polus  nobis  septentrionalis  est 
eis  meridioualis  [in]  gradibus  66 


295  Sat  patententer. 


Explicit  Claudius. 


11       68  10    Dessen  zweites  Vorgebirge 

15       71  Dessen  drittes  Vorgebirge 

Von  diesem  Vorgebirge  an  erstreckt  sich 
aber  gegen  Osten  ein  ungebeures  Land 
ganz  bis  Rußland.  In  dessen  nördl 
licben  Teilen  wohnen1  aber  die  un- 
gläubigen Karelen,  deren  Gebiet  sich 
am  Nordpol  gegen  die  Seren  des 
Ostens  erstreckt,  weshalb  der  für  uns 
nördliche  Polarkreis  für  sie  im  Süden 
ist  auf 

Offenbar  genug.    Hier  schließt  Claudius. 


291  Storm  liest  orientales  statt  orientis.  292  quare]  corr.  ex  quarum  N. 


die  Ost-  und  Westansiedlung ;  das  Christentum  wurde  hier  durch  die  Fürsorge  des  norwegischen  Königs  Olaf 
Tryggvesen  (•(•  1000)  verbreitet,  und  Grönland  wurde  dem  Erzbischofstuhl  in  Bremen  unterstellt;  1126  wurde  ein 
eigener  Bischofsitz  in  Gartor  (in  der  Ostansiedelung)  errichtet ;  im  Jahre  1261  verlor  Grönland  ebenso  wie  Island  seine 
Selbständigkeit  und  kam  an  Norwegen,  1380  an  Dänemark,  zu  welchem  Lande  es  noch  gehört.  Von  dem  Untergang 
der  Ansiedelungen  und  dem  Auftreten  der  Eskimos  u.  s.  w.  vgl.  unten  Kap.  VIII  G  Namenformen:  Die  isländischen 
Sagen  Grcenland,  Diplome  1252  Gn  nelandia,  1297  und  1308  Grönaland,  1366  Gr^nlande,  1388 — 89  Grönland  und  mehr- 
mals Grönland,  Adamus  Bremensis  Grönland  und  Grolandi,  katalanische  KompaOkarte  Nr.  16  in  Firenze  mar  de  Gron- 
landia  als  Name  der  Ostsee,  Itineraire  Brugeois  Groenland,  Brief  von  Papst  Nikolaus  V  (1448)  Grenolandi^ay. 
In  der  französischen  Ubersetzung  des  Briefes  an  Papst  Nikolaus  V  mit  Beschreibung  von  Norwegens  Wundern- 
Gronolonde.  In  Historia  Norvegiae  übersetzt  in  Viridis  terra  (als  Völkername  Viridenses) ;  vgl.  illa  verde  auf  den 
Kompaßkarten  des  15.  Jahrh.  287  patria  uastissima;  über  die  Landverbindung  zwischen  Grönland  und 

Rußland  vgl.  oben  (221)  unter  Nordinckb^ind  und  Kap.  VIII D.  Nach  der  Nanziger  Karte  ist  dieses  Land  nicht  nur 
von  den  Careli  infideles  bewohnt,  sondern  auch  von  vnipedes  maritim!  und  Pigrnei  maritimi ;  danach  folgt  Griffonum  regio 
vastissima  und  wildhlappelandi.  Aus  welchen  Quellen  Clavus'  Berichte  über  diese  Sagenvölker  geschöpft  sind,  ist  kaum 
ausfindig  zu  machen  (über  die  Griff'one.i  siehe  übrigens  „Die  Kosmographie  des  Istrier  Aithikos",  hrsg.  von  H.  Wuttke, 
Leipzig  1853,  S.  XXVI  ff.;  über  die  pigmei,  die  im  Wiener  Text  mit  den  Careli  identifiziert  werden,  und  die  vnipedes 
vgl.  Kap.  ArIIID).  Den  Namen  Griff'ones  findet  man  auch  auf  der  genuesischen  Weltkarte  vom  Jahre  1447  und  auf  der 
berühmten  Scheibeukarte  der  Borgia-Sammlung  (15.  Jahrh.,  Periplus  Tafel  XXXIX).  288  Rusland:  der  alte  nor- 

dische Name  für  Rußland  war  Garöariki  oder  Bjarmaland:  in  der  alten  isländischen  Geographie  (E.  C,  Werlauff,  Sym- 
bol» ad  geographiam  medii  arvi,  Haunia?  1821)  findet  sich  auch  der  Name  Ruzzaland;  in  mittelalterlichen  dänisch- 
lateinischen Annalen  findet  man  neben  den  lateinischen  Formen  (Russia,  Rossia  u.  dgl.)  auch  Ruslandt.  Itineraire 
Brugeois  hat  RucJn'a  und  Ruehyia,  Adamus  Bremensis  Ruzzia,  die  Kompaßkarten  Rutenia  oder  Rossia,  die  isländische 
Scheibenkarte  vom  13.  Jahrh.  hat  Rvsia  und  Bia'ma'  habitauit  hie.  289  Careli  infideles,  d.  h.  die  Eskimos, 

vgl.  unten  Kap.  VIII D.  291  Seres,  d.h.  die  Chinesen;  das  nordöstliche  Asien  heißt  bei  Ptolemäus  Serica 

(•(]  Sfjptx-f]),  das  Volk  Seres  (Srjps?). 


B. 

Ausgabe  des  Wiener  Textes  mit  Übersetzung. 

Unsere  Ausgabe  des  Wiener  Textes  ist  hauptsächlich  auf  den  beiden  Wiener  Handschriften 
(W  und  V;  vgl.  Kap.  III)  aufgebaut,  in  welchen  der  Text  in  seiner  vollständigen  Gestalt  aufbewahrt 
ist.  Sämtliche  Varianten  dieser  Handschriften  sind  in  dem  textkritischen  Apparate  angegeben,  mit 
Ausnahme  derjenigen,  die  als  rein  orthographische  bezeichnet  werden  müssen :  t  und  c,  u  und      i  und  y, 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


131 


e  und  (ce);  wo  es  sich  um  Eigennamen  handelt,  sind  jedoch  auch  verschiedene  von  diesen  Varianten 
mitgenommen.  In  solchen  Fällen  ist  prinzipmäßig  die  Orthographie  von  W  bewahrt,  da  diese  Hand- 
schrift im  Gegensatz  zu  V  die  Schreibart  des  15.  Jahrhunderts  wiedergiebt. 

Da  bewiesen  ist,  daß  Friedliebs  und  Schöners  Clavus-Zitate  aus  dem  Wiener  Texte 
ausgeschrieben  sind  (Kap.  IV),  so  werden  auch  Varianten  von  diesen  angegeben,  jedoch  keine  Zahlen- 
varianten von  Schöner,  da  seine  Ortsbestimmungen  sowie  die  von  ihm  benutzten  Namen  der  ge- 
:  druckten  B-Karte  in  den  Ulmer  Ausgaben  nicht  aus  dem  Wiener  Text  stammen.  Von  den  A-  und 
B-Karten  und  auch  von  Clavus'  älterem  Werke  (N)  haben  wir  in  dem  textkritischen  Apparate,  um 
Vergleiche  anstellen  zu  können,  solche  Namen  angeführt,  die  entweder  bei  der  Auswahl  unter  den  zur 
Verfügung  stehenden  Varianten  behilflich  sein  oder  zur  Dokumentation  der  Bichtigkeit  einer  notwen- 
digen Textkorrektur  beitragen  könnten.  Eine  einzelne  Variante  aus  Olaus  Magnus'  carta  marina  (0) 
ist  an  der  Stelle  angeführt,  wo  diese  Karte,  wie  oben  nachgewiesen  (vgl.  S.  79),  eine  Clavus-Überliefe- 
rung  repräsentiert,  welche  besser  als  die  uns  bekannte  ist. 

Um  bei  der  Bestitution  des  Wiener  Textes  so  wenig  fremde  Elemente  wie  möglich  einzuführen, 
haben  wir  unter  den  Zahlenvarianten  so  gewählt,  wie  die  Kartenzeichnung  nach  dem  Texte  es  gebot, 
uud  nur,  wenn  diese  nicht  imstande  war,  uns  ein  genügender  Leitfaden  zu  sein,  haben  wir  unsre 
Zuflucht  zu  den  A-Karten  genommen.  Wenn  Friedlieb  Zahlen  angibt,  während  die  in  den  Wiener 
Handschriften  von  einander  abweichen ,  haben  wir  selbstverständlich  die  Zahl  gewählt ,  welche 
zweien  Quellen  gemeinsam  war  und  von  der  dritten  Quelle  abwich.  Wenn  aber  die  Quellen  die- 
selbe Zahl  geben,  so  haben  wir  in  keinem  einzigen  Falle  korrigiert,  da  es,  wie  schon  früher  betont, 
immöglich  zu  entscheiden  ist,  ob  der  Fehler  ein  Ausziehungsfehler  von  Clavus  oder  ein  Abschreibfehler 
in  den  nach  dem  Süden  gekommenen  Abschriften  von  Text  oder  Karte  sei.  Die  Zahlen,  bei  denen  ein 
Fehler  vorliegen  muß,  haben  wir  indessen  mit  einem  *  bezeichnet,  und  die  Größe  des  Fehlers  in  den 
Noten  unter  dem  Texte  angegeben.  Uberhaupt  haben  wir  so  viel  wie  möglich  Textkorrekturen  ver- 
mieden und  namentlich  keine  weiteren  Hinzufügungen  vorgenommen,  selbst  wenn  diese  auch  sehr  ein- 
leuchtend schienen.  Wir  taten  dies  wieder  aus  dem  Grunde,  daß  die  Mängel  sehr  gut  die  Schuld  des 
Verfassers  sein  können,  welcher  ebensogut  wie  die  Zahlen  verkehrt  aus  der  Karte  ausgezogen  haben 
zu  können,  die  eine  oder  andere  der  Lokalitäten  übersprungen  haben  kann.  Solche  Lakunen  haben 
wir  jedoch  in  Noten  angegeben. 

Bei  der  Wiedergabe  der  zahlreichen  Ortsnamen  haben  wir,  überall  wo  es  tunlich  war,  die 
Schreibweise  der  Handschriften  bewahrt.  Diese  ist  keineswegs  konsequent;  die  Quellen  haben  näm- 
lich z.  B.  -borg,  -borgh,  -bürg,  -burgh,  -burckh  neben  einander;  und  es  würde  kaum  für  jeden  ein- 
zelnen Fall  möglich  zu  entscheiden  sein,  ob  die  Orthographie  dem  Verfasser  oder  den  Abschreibern 
zuzuschreiben  wäre;  auch  geben  uns  die  Karten  in  dieser  Beziehung  durchaus  keine  Anleitung,  da 
deren  Nameu formen  offenbar  wegen  Platzmangels  ursprünglich  in  der  kürzesten  Form  geschrieben 
waren  und  außerdem  von  den  Abschreibern  oft  stark  verkürzt  oder  gar  gauz  gemißdeutet  sind.  Wo 
die  Form  der  Handschriften  entstellt  ist,  haben  wir  selbstverständlich  derart  korrigiert,  daß  wir  auf 
die  Schreibweise  in  sämtlichen  Quellen  Bücksicht  nehmen;  wir  haben  aber  die  Form  gewählt,  welche 
uns  am  besten  die  Sinnlosigkeiten  in  den  Überlieferungen  erklären  konnte.  Daß  hierdurch  Formen 
entstanden  sind,  die  von  den  allgemein  gebräuchlichen  abweichen,  konnte  nicht  vermieden  werden; 
daß  wir  überall  das  Bichtige  getroffen  haben  sollten,  wagen  wir  nicht  zu  behaupten. 

Was  die  Übersetzung  betrifft,  gelten  die  obigen  (S.  101 — 102)  in  Bezug  auf  den  Nanziger  Text 
gemachten  Bemerkungen  auch  für  den  Wiener  Text.  Hinzuzufügen  ist  nur,  daß  wir  die  Bunennamen, 
die  nicht  zu  übersetzen  waren,  in  ihrer  isländischen  (altnordischen)  Orthographie  wiedergegeben  haben. 
Die  Namen  der  Nennsysteme,  die  noch  unverständlich  sind,  sind  unübersetzbar. 

In  der  Ausgabe  des  Wiener  Textes  werden  folgende  Kürzungen  benutzt: 

W  =  Cod.  Vindob.  lat.  3227. 
V  =  Cod.  Vindob.  lat.  5277. 
F  ==  Friedliebs  Clavus-Zitate. 

17* 


132 


Kapitel  Vll. 


S  =  Schöners  Clavus-Zitate. 

AL  und  A6  =  Henricus  Martellus'  A- Karten. 

A2 — A5,  Bx — B3  =  Nicolaus  Germanus'  A-  und  B-Karten. 

N  =  Cod.  Nanceian.  441  (Nanziger  Handschrift). 

0  =  Olaus  Magnus'  carta  marina. 

M.1  =  Henricus  Martellus'  Karte  von  Germanien  im  Cod.  Magliab.  XIII,  1 6. 

M2  —  Henricus  Martellus'  Karte  von  Skandinavien  im  Cod.  Mus.  Brit.  Add.  15760. 

M3     -  Henricus  Martellus'  Karte  der  Nordlande  im  Cod.  Leid.  Voss.  23.2°. 


1  Ego  Claudius  Clauß  Niger,  Nicolai  Petri 
Tucouis  et  Margarete  Christierni  Straugonis  Vin- 
ninch  filius,  Cirubricus,  regua  subscripta  mihi 
uisu  experinientali  ruathematicaliter  coguita  pic- 

5  ture  diligeatia  uecnou  scriptibili  memoria  posteris 
fideliter  pereunare  curaui,  que  Ptolemeo,  Hip- 
parcho  et  Marino  erant  incognita. 


Ich,  der  Däne  Claudius  Clausseu  Swart,  Sohn 
von  Claus,  Peder  Tj^gesans  Sohn,  und  von  Margarete, 
Tochter  von  Christiern  Strangesen  Vinning,  habe 
es  unternommen,  durch  sorgfaltige  Zeichnung, 
sowie  durch  schriftliches  Gedächtnis  die  mir  durch 
eigene  Beobachtung  genau  bekannten,  unten  ge- 
nannten Länder,  welche  Ptolemäus,  Hipparch  und 
Marinus  unbekannt  waren,  der  Nachwelt  getreu 
zu  verewigen. 


io    Cimbrorum  Chersouesus  extensio  occidentalis  post         Halbinsel  der  Ciniberu,  Ausdehnung  gegen  Westen 
Albim  Humum:  vom  Fluß  Elbe  an: 

Longitudu  Latitudo 

Hamburg  ciuitas  imperialis  paruin  procul  Hamburg,  freie  Eeichsstadt  nicht  weit 

a  mari  32    0   56  20        vom  Meere  entfernt 


1  Clauß]  Claufz  W;  Claufs  V;  Chlaus  S.    Nicolai]  W,  V  ;  cf.  Nielis  N  (Schreibfehler  für  Niclis  i).        2  Tuconis] 
Cucenis  "W,  V;  cf.  Tuehonis  N.    Margarete]  W;  Margarethe  V.     Christiemi]  Cersticierni  W,  V.  2 — 3  Vinninchj 

Utinich  W ;  Virnich  V;  cf.  Vinning-Ii  und  Viningh  N.    Cimbricus]  W,  S,  F;  Cymbricus  V.  4  experimentali]  W; 

experienfcali  V.  6  fideliter]  V;  uideliter  W.  6—7  Ptolemeo,  Hipparcho  et  Marino]  Ptolomeo,  Hyparcho  et 

Marino  W;  Hipparcho,  Ptolemeo  et  Marino  V;  Ptole.  Marin<us>,  Hipparch<us>  F.  10  Cimbrorum]  W,  S,  F  ; 

Cymbrorum  V.    Chersonesus]  V,  S,  F ;  Chernosesus  W.  12  Longitudo  Latitudo]  V ;  om  W.  14  56,  20]  V  j 

56,  3  W;  26,  20  F. 


1 — 3  Über  Clavus'  Familie  s.  Kap.  IX.  3  Cimbricus  nennt  Clavus  sich,  weil  er  in  Übereinstimmung 

mit  den  jurisdiktioneilen  Begriffen  des  Mittelalters  seine  Geburtsinsel  Fünen  zu  Jütland  rechnet.  Cimbricus  wäre 
eigentlich  mit  „Jütländer"  zu  übersetzen.  Einen  Mann  aus  Fünen  als  Jütländer  zu  bezeichnen,  würde  aber  mit  den 
heutigen  Begriffen  so  schlecht  übereinstimmen,  daß  wir  das  umfassendere  Wort  „Däne"  vorziehen.  6 — 7  que 

Ptolemeo,  Hipparcho  et  Marino  erant  incognita.  Über  die  Kenntnisse  der  Klassiker  von  den  Nord- 
landen siehe  0.  Peschel,  Geschichte  der  Erdkunde,  hrsg.  von  S.  Rüge,  München  1877,  S.  1  ff.  Die  geographischen 
Arbeiten  von  Hipparch  aus  Nikäa  (2.  Jahrh.  v.  Chr.)  und  Marinus  aus  Tyrus  (2.  Jahrh.  n.  Chr.)  kennt  Clavus  nur 
durch  deren  Erwähnung  in  Ptolemäus'  Geographie.  10  Cimbrorum  Chersonesus  vgl.  N  8 — 9.  11  Albis 
vgl.  N  11.  13  Hamburg  soll  der  Sage  nach  um  eine  vom  Kaiser  Karl  dem  Großen  (t  814)  angelegte  Festung 

und  Kirche  entstanden  sein ;  der  Ort  war  zuerst  nur  von  Fischern  bewohnt,  blühte  aber  trotz  wiederholten  Plün- 
derungen der  Slawen  und  Normannen  schnell  empor.  Am  15.  Mai  834  wurde  in  Hamburg  vom  Kaiser  Ludwig  dem 
Frommen  ein  Erzbistum  gegründet,  und  zwar  wegen  der  Bekehrung  der  Nordlande ;  Ansgar,  Dänemarks  und  Schwedens 
Apostel,  wurde  der  erste  Erzbischof;  845  wurde  die  Stadt  von  den  Dänen  zerstört,  und  der  Erzbischofsitss  wurde 
nach  Bremen  verlegt;  erst  1104  wurde  ein  nordisches  Erzbistum  (in  Lund)  errichtet.  Vom  12.  Jahrh.  stand 
Hamburg  unter  den  holsteinischen  Grafen  und  1201 — 27  unter  dem  Dänenkönig  Valdemar  Sejr;  1215  erhielt  die 
Stadt  von  Kaiser  Otto  IV  die  Rechte  einer  freien  Reichsstadt  (civitas  imperialis);  in  Verbindung  mit  Lübeck  gründete 
Hamburg  den  Hansabund,  und  war  eine  der  wichtigsten  Städte  desselben.  Namenformen :  Adamus  Bremensis  Ham- 
maburg,  Giovanni  Carignano  zk.  1300  und  Atlas  Medicseus  1351  amborg,  Itineraire  Brugeois  Hambuerch,  plattdeutsche 
Diplome  vom  14 — 15.  Jahrh.  allg.  Hamborch,  Hamborgh  und  Hamborg.  Die  Originalkarte  hat  sicher  häbnrg  gehabt, 
woraus  bei  Nicolaus  Germanus  die  Dittographie  hanburg  und  naburg. 


Die  beiden  Clavus-Tcxte. 


133 


15 

Longitudo 

Latituilo 

Thitmersken  Chersonesus 

31 

56 

50 

Ditnruarschen,  Halbinsel 

Holzacie  littus 

32 

57 

0 

Holsteins  Küste 

Frisie  inlerioris  littus 

33 

57 

20 

Nordfrieslands  Küste 

Ripis  ciuitas 

34 

57 

40 

Eibe,  Stadt 

20    Burglanensis  ciuitas 

35 

58 

20 

Bergham,  Stadt 

Eius  littus  Robierghhede 

36 

58 

20 

Ihre  Küste  Kubjaerghede 

16  Thitmersken]  Thitmeskem  W;  Thimesken  V.  17  Holzacie]  Holfatise  F.    32]  W,  F ;  33  V.    57,  0]  W  ; 

57  V.  20  35]  W,  V ;  36  F.  21  Eius]  V  ;  Eeius  W.    Robierghhede]  Kobierghhede  V ;  Kobierghhde  W. 


16  Thitmersken,  Dithmarschen ;  Landschaft  im  westlichen  Holstein  zwischen  Eider  und  Elbe;  gehörte 
im  früheren  Mittelalter  zur  Grafschaft  Stade  und  wurde  1145  dem  Bremer  Erzbischof  geschenkt;  stand  1188 — 1227 
unter  Dänemark ;  war  demnächst  eine  freie  Bauernrepublik  unter  dem  Schutz  der  Bremer  Erzbischöfe ;  schlug  1320 
und  1404  siegreich  die  Angriffe  der  holsteinischen  Grafen  zurück;  im  letzteren  Jahre  fiel  Graf  Gerhard  VI  mit  dem  Kern 
des  holsteinischen  Adels.  Namenformen:  Adamus  Bremensis  Tedmarsgoi  (von  den  Einwohnern),  Chronicon  Danicum 
1074 — 1219  (S.  R.  D.  III,  262)  Thetmarsia,  Liber  census  Danise  thetmwrsch,  Annales  Ryenses  usque  ad  annum  1288 
(S.  R.  D.  I,  166)  Thidmershia,  plattdeutsche  Diplome  vom  Anfang  des  15.  Jahrh.  Ditmerschen,  Dytmersschen  und 
Dytmerssen.  17  Holzacia,  Holstein,  im  Mittelalter  auch  Nordalbingien  genannt,  bestand  aus  vier  Teilen : 

dem  eigentlichen  Holstein,  Storniarn,  Wagrien  und  Dithmarschen ;  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrh.  wurden  die  drei 
ersteren  unter  den  Grafen  des  schaumburgischen  Hauses  vereinigt,  während  Dithmarschen  sich  mehr  und  mehr  zu 
einer  freien  Bauernrepublik  entwickelte  (vgl.  oben) ;  1201  wurde  Holstein  von  den  Dänen  unter  Herzog  Valdemar 
(später  Valdemar  Sejr)  erobert;  nach  dessen  Gefangennahme  durch  Graf  Heinrich  von  Schwerin  erhielt  aber  Graf 
Adolph  IV  sein  Staramland  wieder  (1225).  Die  holsteinischen  Grafen  blieben  erbitterte  Feinde  Dänemarks,  schlössen 
Bündnisse  mit  den  Herzogen  von  Schleswig  (den  Nachkommen  des  Dänenkönig  Abels  (t  1252))  und  suchten  dieses 
Land  an  sich  zu  knüpfen.  Die  Grafen  Gerhard  der  Große  (f  1340)  und  Johann  der  Milde  (f  1359)  waren  sogar  eine 
Zeithi  ng  die  wirklichen  Herren  in  Dänemark,  bis  Gerhard  in  Randers  ermordet  wurde  und  der  Dänenkönig  Valdemar 
Atterdag  das  Land  wieder  sammelte.  Unter  dessen  Nachfolgern,  Königin  Margrete  und  namentlich  König  Erich  dem 
Pommer,  wurde  von  dänischer  Seite  ein  erbitterter,  aber  vergeblicher  Streit  mit  Holstein  geführt,  um  Südjütland 
(Schleswig)  zu  erobern  und  es  in  seine  alte  Verbindung  mit  dem  übrigen  Dänemark  zu  bringen.  Namenformen:  Die 
isländischen  Sagen  Holtsetaland,  Adamus  Bremensis  Transalbiani,  Nordalbingi  und  Holcetari,  Saxo  und  Itineraire  Bru- 
geois  Holsatia  (allg.  lat.  Form),  Marino  Sanuto  (zk.  1320)  Holsatia  oder  Olsatia,  plattdeutsche  Diplome  im  14 — 15.  Jahrh. 
allg.  Holsten,  hochdeutsches  Diplom  1428  Holsteyn.  —  Über  die  Bezeichnung  ducatus  für  Holstein  s.  S.  28 — 29. 
18  Frisia  inferior,  Nord-Friesland;  Land  an  der  Westküste  Schleswigs  von  der  Eider  bis  zur  Vidaa  mit  anliegenden 
Inseln;  war  im  Altertum  wenig  bebaut;  im  9 — 11.  Jahrh.  nahmen  die  Friesen  das  Land  ein;  sie  standen  direkt  unter 
dem  Dänenköllig,  nicht  unter  dem  Herzog  von  Schleswig,  und  hatten  eine  Art  von  Selbstregierung;  sie  suchten  die 
Küste  gegen  das  Meer  mittels  Deiche  zu  schützen,  dennoch  litt  das  Land  viel  von  Sturmflut  (vgl.  Saxo,  ed.  Müller, 
I.  p.  10),  z.  B.  1218,  1362  und  1436.  Im  Jahre  1252  fiel  König  Abel  in  einem  Kampf  mit  den  Friesen,  welche  Aufruhr 
gegen  ihn  gemacht  hatten.  Namenformen:  Saxo  Fresia  minor,  Diplom  1187,  Schleswiger  Stadtrecht  zk.  1200  und 
Liber  census  Danise  Utlandia  oder  Utland;  1261  nannten  sich  die  Einwohner  selbst  Frisones  in  Vtlandia  constituti 
(Hamb.  Urkundenbuch  I,  538),  Annales  usque  ad  annum  ]265  (S.  R.  D.  I,  210)  Strantfresia;  Kompaßkarten  (Carignano, 
Dalorto  und  Atlas  Medicasus)  fri.cia,  Atlas  catalan  und  anonyme  Karte  in  Napoli  ffrixa,  Mecia  de  Viladestes  1413 
ferisia  (vielleicht  eher  West-  und  Ostfriesland  als  Nordfriesland ;  vgl.  E.  Moritz,  Die  Entwickelung  des  Kartenbildes 
der  Nord-  und  Ostseeländer,  Halle  1908,  S.  32):  im  Vergleiche  zwischen  Erich  dem  Pommer  und  Herzog  Adolph  von 
Schleswig  1424  (S.  R.  D.  VII,  404)  Norfrisia.  Adamus  Bremensis'  Fresia  umfaßt  nicht  Nordfriesland.  —  Frigie  auf 
den  A- Karten  aus  frixie  oder  frizic  <littus>.  19  Ripis  vgl.  N  13.  20  Burglanensis  ciuitas,  Barglum; 

im  Mittelalter  ein  Kloster,  nun  Rittergut  in  Vendsyssel  in  Nordjütlands  nördlichstem  Teil  (B0rglum  Herred,  Hjarring 
Amt) ;  war  ursprünglich  ein  Kronengut,  auf  welchem  König  Knud  der  Heilige  sich  aufhielt,  als  die  Bauern  in 
Vendsyssel  im  Jahre  1086  den  Aufstand  machten,  der  bald  zu  seinem  Tode  führte ;  zwischen  1134  und  1139  wurde 
der  Könighof  dem  Orden  der  Prämonstratenser  übergeben,  und  von  dem  Kloster  Steinfeld  in  Eifel  wurde  eine 
Canonicus-Wohnung  unter  Leitung  von  einem  Probst  und  einem  Prior  gegründet.  Das  so  errichtete  Kloster  erhielt 
bald  großes  Ansehen;  der  Bischof  von  Vendsyssel  wählte  es  zum  Bischofsitz  (bis  1554);  die  Kirche  wurde  Dom- 
kirche  des  Stiftes.  Königin  Margrete  ließ  sich  in  die  Bruderschaft  des  Ordens  aufnehmen.  Namenformen:  die  allg. 
lat.  (adjektivische)  Form  war  Burglanensis.  Die  südwesteuropäischen  Kompaßkarten  haben  Burgalensis  oder  Burga- 
lencis,  II  Conoscimiento  Burgalensis,  Cod.  Par.  18504  Birgila,  Diplome  1330  Byrlum,  1335  Borghlim,  1401  Burghlwna, 
1407  Barium;  plattdeutsche  Diplome  1430  Burlum  und  1435  Burglum.  —  burgrauen  (A,,  A8  und  M3)  von  bürg- 
lauen  ;  burgrafen  (A2— Aä)  mit  deutschem  f  für  dänisches  v.  21  Robierghhede  ist  entweder  der  Lehmhügel 

Rubjcergknude  in  Vendsyssel  (Vennebjserg  Herred),  dessen  höchster  Punkt  237  Fuß  hoch  ist,  und  welcher  mit  steilen 


134 


Kapitel  VII. 


Loagitudo 

Latitudo 

Secundum  eius  littus 

37 

58 

20 

Tertium  eius  littus 

58 

20 

Salmgehseret  siuus  eius 

38 

40 

58 

35 

38 

40 

58 

55 

Sinus  tertms 

38 

50 

59 

15 

Siuus  cjuartus 

38 

55 

59 

25 

Septeiitrioiialis  descripcio: 

V  PYI  fl  P<1  <5P  l  f'llllf.M*! 
¥  CJJAICOIOCI  L-XlllUCtO 

39 

59 

40 

Priuiuui  littus 

39 

30 

59 

55 

Secundum  littus 

40 

20 

59 

55 

Orientalis  descripcio: 

Skaueu  Promontorium 

40 

35 

59 

55 

Littus  Orientale 

40 

55 

59 

40 

Sinus  orientalis 

41 

59 

30 

Viburg  ciuitas  parum  a  mari  distans 

40 

59 

20 

Eius  Promontorium 

40 

35 

59 

15 

Extimus  sinus 

40 

20 

59 

0 

Intimus  eius  sinus 

39 

30 

59 

10 

Arus  ciuitas 

39 

55 

58 

45 

Sinus  orientalis 

4() 

20 

58 

45 

Vitiums  eius  sinus 

40 

30 

58 

30 

Kaldinckh  vi  IIa  murata 

40 

10 

58 

10 

Uethlis  uilla  murata  parum  a  mari 

38 

10 

57 

40 

Eius  Orientale  littus 

39 

57 

40 

Secundum  littus 

38 

40 

57 

30 

Medelfar  passus  in  Pheoniam  insulam 

38 

30 

57 

30 

Ihre  zweite  Küste 
Ihre  dritte  Küste 
Salling  Herred,  ihre  Bucht 
Zweite  Bucht 
Dritte  Bucht 
Vierte  Bucht 

Beschreibung  der  Nordseite: 

Vendsyssel,  Stadt 
Erste  Küste 
Zweite  Küste 


50  Eius  littus  extremum 


38 


57  25 


Beschreibung  der  Ostseite: 
Skagen,  Vorgebirge 
Küste  gegen  Osten 
Bucht  gegen  Osten 

Viborg,  Stadt  nicht  weit  vom  Meere  entfernt 
Ihr  Vorgebirge 

Der  äußerste  Teil  [ihrer]  Bucht 

Der  innerste  Teil  ihrer  Bucht 

Aarhus,  Stadt 

Bucht  gegen  Osten 

Ihre  letzte  Bucht 

Kolding,  befestigte  Ortschaft 

Vejle,befestigte  Ortschaft  unweit  des  Meeres 

Ihre  Küste  gegen  Osten 

Zweite  Küste 

Middelfart,    Uberfahrtsstelle    nach  der 

Insel  Fyen 
Ihre  äußerste  Küste 


23  eius]  W ;  om  V.  24  eius]  V;  om  W.  25  Salingehseret]  Saligenharret  W,  V;  cf.  Salinghe- 

susel  N  und  salinge  hert  der  A-K arten.  29  Septentrionalis]  V;  Septemtrionalis  W.  30  Vendesisel]  W;  Ven- 

dosiselV;  Vendisisel  F.  34  Skauen]  SkaueW;  SkaiueV;  cf.  Scaue  und  Scauen  der  A-Karten.  35  Orientale] 

orientalis  W,  V.  37   Viburg]  V,  P ;  Uiburg  W.    59,  20]  W,  F ;  59,  30  V.  42  58,  45]  W ;  58,  30  V. 

44  Kaldinckh]  Fialdinckh  V;  Fialdinkh  (k  korrigiert)  W;  cf.  Kaldingli  N.    58,10]  W;  57,10  V.  45  üethlis] 

Uechlis  W;  Vechlis  V.  47  57,  30]  V;  57,  37  W.  48  57,  30]  W;  57,?  am  Rande  korr.  in  57,  30  V. 


bis  zu  180  Fuß  hohen  Abhängen  gegen  die  Nordsee  hinabfällt  —  er  wird  in  den  Segelanweisungen  und  Karten  des 
16.  Jahrb..  verzeichnet  —  oder  die  Dünenstrecke  Raabjcerg  Miler  (Horns  Herred,  Hjerring  Amt),  einige  bis  130  Fu(J 
hohe  nackte  Dünen.  Zu  der  Fehldeutung  Kobiergh  für  Rubiergh  ist  Kyen  für  Ryen  (Rügen)  ein  Analogon.  Die  Karten 
haben  nur  hedre  (d.iuhedke  oder  hedce)  litus.  25  Salingehseret,  in  N  15  richtiger  Salinghesusel ;  auf  den 

Karten  als  zwei  Städte  salinge  und  hert.  30  Vendesisel  ciuitas,  in  N  14  Uendesusel  ohne  das  unrichtige 

Epitheton.  Namenformen  vgl.  S.  39.  34  Skauen  vgl.  N  16.  Stemmen  ist  die  phonetische,  Skagen  (N  16)  die  etymo- 

logische Schreibart.  37  Viburg  ciuitas  parum  a  mari  distans.    Diese  Bemerkung  bezieht  sich  nur  auf 

L'lavus'  Karte;  denn  in  der  Wirklichkeit  liegt  Viborg  l'/2  Meilen  von  dem  nächsten  Arm  des  Limljords,  und  die 
Stadt  ist  immer  eine  ausgeprägte  Binnenstadt  gewesen;  vgl.  N  21.  44  Kaldinckh  villa  murata.  Ob 

Kolding  selbst  befestigt  war,  ist  unsicher;  das  stark  befestigte  Koldinghus  Schloß  wurde  1248  von  Herzog  Abel  auf- 
geführt; vgl.  N  23.  caldige  (A,)  und  caldige  (A„j  von  caldige  —  caldinge  (Ag — A5).  45  Uethlis  uilla  murata. 
Ob  Vejle  selbst  befestigt  war,  ist  unsicher ;  daneben  lagen  aber  die  Festen  Borgvold  (in  Diplom  1351  Castrum  Wethcel) 
und  Rosborg  (1406  wurde  Mogens  Münk  mit  Rotsborgh  belehnt);  vgl.  N  24.  48  Medelfar  vgl.  N  35  und 
unten  unter  Fünen. 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


135 


Sinus  ultinius 

Longitudo 

Latitudo 

38 

57  90 

Tjf»tvi",p  Rur*  Vit. 

Littus  ultimum 

38 

5 

57  10 

*J  1  lv 

Tjpf p  T\  ii  <ifp 

Plenseborffhis  portus 

38 

57 

r  1  pii  ^linrcTP?*  TTa  fpn 

55  Fleuseborghis  ciuitas 

37 

20 

57  90 

Fl  pTi  shnrer    Sfn  d  f 

J-  lCilO'JUl  li^     kJ  L/C1A  l  L 

Slesuigh  ciuitas 

36 

30 

57  15 

MlptiViO"  fttarlf, 

kJJLCöVltij     k J  UtlAi  u 

Portus  eius 

30 

30 

1  Ii  i*    TT  DTP  11 

-L11J.      J  -l.cl.lC/-LJ- 

Igernefyordh  uilla 

36 

30 

56  25 

Kclcpnifördp  Orisrluiff, 

Portus  eius 

36 

25 

56  25 

Tin*  TTjif'pi'i 

Uli.      11  1 1  1 '    1  1 

60  Piene  uilla 

35 

35 

5fi  40 

Plön  Ortschaft 

Portus  meridionalis 

35 

40 

56  35 

r)py  m'iflliplip  TTjTfpn 

Kylis  portus  septentrionalis 

35 

25 

56  30 

TmpIs  nöfrlliplipv  TTafpn 

Kyl  ciuitas 

35 

5 

56*  5 

Kiel.  Stadt 

Portus  meridionalis 

35 

25 

56  20 

Der  südliche  Hafen 

65  Traun  portus  primus 

35 

5 

56  15 

Erster  Hafen  der  Trave 

Portus  strictus 

35 

10 

56 

Der  enge  'Hafen 

1  ,ii  hlr    pi m To ö    i m navi  >i  1 1 c     pn       r    rönii i     1  In _ 
UllfJa.    l_,lU.Hjrlo    11111        Irillö.    Ceti  LH  lo    L  Vh*  111  X-'el™ 

Lübeck,  freie  Reichsstadt, 

Hauptstadt  des 

norum    anno    Christi    1240,  partim 

Dänenreiches  im  Jahre  1240  n.  Chr., 

distans  a  mari 

34 

30 

56 

nicht  weit  vom  Meere 

entfernt 

54  Flenseborgbis]  W ;  Flenseborgis  V. 

55 

Flenseborgbis  ciuitas]  W;  om  V. 

56  Slesuigh] 

Slesinkh  W;  Slesingk  V;   cf.  Slesuigh  und  Slesuig  N. 

57  36,  30]  V  ;  36,  20  W.  59 

eius]  V ;  om  W. 

36,  25]  W  ;  korr.  aus  36,  35  V.          60  Piene]  V ; 

Plae  W;  cf.  Plöne  N.          62  Kylis]  W;  Kilis  V. 

63  Kyl]  W : 

Kyyl  V.  67  Lubk]  W,  V:  Lubec<o>  F ;  cf.  Lubick  der  A-Karten.  67—68  Danorum]  V,  F;  Dauorum  W. 

69  56]  W,  F  ;  50  V. 


54  Zwischen  Meä&fiar  und  Ffenseborgh  ist  Ohenro  (Grundform  auf  den  Karten  obero  (B2 — B3)),  d.  h.  Aabenraa 
(Apenrade)  übersprungen;  vgl.  X  25.  —  Ob  F 1  e  n  s  e  bo  r  ghi  s  portus  mit  also  portus  (Alsenhafen)  der  Karten' 
identisch  ist,  ist  unsicher.  55  Flenseborghis  ciuitas  vgl.  N  26.  54 — 69  in  diesen  Zeilen  sind 

in  V  sämtliche  Ortsbestimmungen  eine  Zeile  nach  unten  disloziert.  56  Slesuigh  vgl.  N  27.  58  Igerne- 

fyordh vgl.  N  28.  60  Piene  vgl.  N  29.  63  Kyl  vgl.  N  30.    Die  Breite  56°  5'  falsch  ausgezogen  oder 

abgeschrieben;  vgl.  S.  69.  65  Traun  vgl.  N  31.  67  Lubk,  Lübeck;  wird  zum  erstenmale  unter  dem  wen. 

dischen  Fürsten  Gottschalk  (1043 — 66")  genannt,  wurde  aber  1138  zerstört;  die  heute  existierende  Stadt  wurde  demnächst 
im  Jahre  1143  vom  Grafen  Adolph  II  von  Holstein  gegründet.  1157  kam  die  Stadt  unter  Heinrich  den  Löwen,  welcher 
die  1341  vollendete  Domkirche  gründete.  1201  wurde  die  Stadt  vom  Dänenkönig  Valdemar  Sejr  erobert,  welchem  hier 
1203  von  den  Fürsten  Norddeutschlands  als  Oberherrn  gehuldigt  wurde ;  unter  dessen  Gefangenschaft  in  Schwerin 
(1223  —  25)  riß  Lübeck  sich  wie  das  übrige  Norddeutschland  von  der  dänischen  Herrschaft  los  und  unterwarf  sich 
dem  Kaiser  Friedrich  II,  welcher  1226  die  Stadt  zu  einer  freien  Reichsstadt  (civitas  imperialis)  erhob.  Später  wurde 
Lübeck  die  Hauptstadt  in  der  Hansa  und  spielte  deshalb  eine  ganz  außerordentlich  große  Rolle  in  der  Geschichte 
der  Nordlande,  namentlich  Dänemarks,  dessen  Handel  in  immer  größerem  Umfange  von  Lübeck  erobert  wurde.  Zur 
Zeit  der  Kalmarunion  war  die  berühmte  Hansastadt  eine  Großmacht  im  Norden  und  kämpfte  öfters  mit  den  dänischen 
Königen,  namentlich  mit  Valdemar  Atterdag  (1340—75)  und  Erich  dem  Pommer  (1396—1438).  1428  griff  z.  B.  eine 
große  hanseatische  Flotte  Kabenhavn  an,  wurde  aber  zurückgeschlagen.  Sowohl  in  sozialer  wie  in  politischer  Be- 
ziehung war  Lübeck  also  zu  Clavus'  Zeit  ein  Faktor  ersten  Ranges ;  ein  Ereignis  in  Dänemarks  Geschichte  im  Jahre 
1240,  das  seine  Worte  caput  regni  Danorum  erklären  konnte,  kennt  man  indessen  nicht;  in  diesem  Jahre  herrschte  König 
Valdemar  Sejr  über  Dänemark,  nachdem  er  alle  seine  deutschen  Eroberungen  hatte  aufgeben- müssen.  Im  Jahre  1340 
aber  zwang  Graf  Gerhard  der  Große  von  Holstein  durch  einen  Vergleich  in  Lübeck  Herzog  Valdemar  von  Schleswig  zu 
einem  Tausch  von  Nordjütland  mit  Südjütland.  Tatsächlich  herrschte  Gerhard  aber  über  Dänemark.  Schon  in  demselben 
Jahre  wurde  er  jedoch  in  Randers,  gerade  als  er  einen  Aufstand  der  Nordjüten  unterdrückt  hatte,  von  dem  jütischen 
Edelmann  Niels  Ebbesen  ermordet,  und  am  19.  Mai  1340  wurde  durch  einen  neuen  Vergleich  in  Lübeck  der  dänische 
Prinz  Valdemar  zum  König  erkoren  und  begann  als  Valdemar  IV  Atterdag  (d.  h.  Wiedertag)  das  Reich  zu  sammeln. 
Möglicherweise  beziehen  Clavus'  Worte  sich  auf  diese  Frei  gnisse,  und  1240  wäre  dann  mit  1340  zu  ersetzen.  Namen- 
formen: Die  isländischen  Sagen  Ljbikka.  Adamus  Bremensis  Liubice,  Saxo  Lubeca  und  Lubecum,  Kompaßkarten  lubccJi 
oder  lubench,  II  Conoscimiento  Lubec,  Labet  und  Lüber  (die  beiden  letzten  verdorben),  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380) 
lAtbeke,  Diplome  1294  Lubeque  und  Lißck,  plattdeutsche  1266  und  1352  Lubfke  (allg.),  1381  Lubek,   1294  und  1401 


136 


70 


Kapitel  VII. 


Longitudo  Latitudo 


80 


85 


Regni  Sclauorum  extensio  septentrionalis: 

Die  Ausdehnung  des  Slawenreiches  gegen  Worden: 

Portus  magnus 

OO 

OD 

J_7 CI      gl  \JL3~  iiaicii 

Eius  priniuin  littus 

OD 

OU 

OD 

kjclilc    CloLt?  JLYLLoljt? 

Uismaria  ciuitas 

OD 

AC\ 

DD 

DO 

11  loJi-Lcli  ^  kjudvlu 

Rostokh  ciuitas  et  portns 

OV 

ZU 

OO 

AC\ 

T?r»<if  nplr     £sf  *i  rl  f   n  n  fl    T~l  fl"f pii 

J.IjUöLUC'Iv^    OuitvlL     LI  11  LI    11  eil  eil 

Rebanes  uilla 

A9 

1  n 

OD 

ninnifv     ( )i*T"<5r*niiTT, 

ItlUJUlbA^  LöL/lIdlli 

42 

40 

56 

t/V 

5 

Hafen 

üilUb  UHUS 

A% 
*±o 

fS6 

0\J 

Portus  Sundensis 

oo 

Ssfv~il  611T1  npv     Y\  il  TPTl 
kj LI  cilo  LLllUCl     1  i  chlyJl L 

Suiidis  ciuitas 

A&> 

*±o 

oo 

AO 

Sfvol  «liTi  n     S'f.si  ni", 
Oul  cllötlU-tl^  tjuciu.li 

Hostiuui  Aderiui  fluuii  occidentale 

Ah 

55 

30 

Westliche  Mündimg  des  Oderflnsses 

Ryen  Promontorium 

45 

20 

56 

Rügen,  Vorgebirge 

Littus  primum 

45 

40 

56 

Erste  Küste 

Littus  secundum 

47 

10 

56 

Zweite  Küste 

Littus  tertium 

48 

35 

56 

Dritte  Küste 

Littus  quartum 

50 

56 

Vierte  Küste 

71  septentrionalis]  V;  septemtrionalis  W;  aduersus  septentrionem  F.  72  magnus]  W;  mgnus  (sie!)  V. 

74  Uismaria]  W;  Vismaria  V.    ciuitas]  W;  portus  V.  80  Sundis]  V;  Sundus  W.  81  Aderini]  Aderinj  V; 

Aderim  W.  82  Ryen]  Kyen  V;  Keyen  W.  83  primum]  1  W;  om  V. 


(lat.)  Lybek,  1425  Lubike.    Der  Form  Labk  bei  Clavus  ähnelt  zunächst  LubJce,  eine  Form,  die  uns  in  dänischen 
Diplomen  von  den  Jahren  1420  und  1425  begegnet.  71  Regnum  Sclauorum  vgl.  Slauorum  regio  insidiatrix  , 

auf  der  Nanziger  Karte.  In  beiden  Fällen  bezeichnet  der  Ausdruck,  wie  Storm  behauptet,  die  wendischen  Städte 
(civitates  Slauiw  oder  Slavicce),  den  engeren  Teil  der  Hansa  mit  Lübeck  an  der  Spitze,  zu  dem  auch  die  folgenden 
Städte  gehören.  Vgl.  den  Völkernamen  Sclaui  auf  der  angelsächsischen  Weltkarte  vom  10 — 11.  Jahrh.  und  auf  der 
Hereford  Karte  (1280);  auf  einer  1475  gedruckten  Erdkarte  (Facsimile-Atlas  Fig.  2)  vom  14.  Jahrh.  findet  sich  Slavia. 
Marino  Sanuto  (zk.  1320)  hat  Sclavia  oder  Sclauia.  74  Uismaria,  Wismar;  Seestadt  im  Großherzogtum 

Mecklenburg-Schwerin  (seit  1301),  war  im  Mittelalter  Mitglied  des  llansabundes.  Namenformen:  In  plattdeutschen 
Diplomen  kommen  neben  Wismaria  Formen  wie  Wissmarie,  Wis(s)mare,  Vismar  (1365),  Wissemer,  Wismer  (1400  und 
dän.  Diplom  1425),  Wismere  (1427)  vor,  Marino  Sanuto  (zk.  1320)  Wismaria,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Wismare, 
Giovanni  Carignano  (zk.  1300)  uismaria,  Kompaßkarten  vesmaria  (1351)  vsmaria  (1339,  1367,  1375)  vsmiaria  (1325). 

75  Rostokh,  Rostock;  Seestadt  im  Großherzogtum  Mecklenburg-Schwerin  (seit  1323),  war  ursprünglich  eine 
slawische  Ansiedelung  (Roztoc),  welche  im  11.  Jahrh.  vom  Obotritenfürsten  Gottschalk  Stadtrechte  erhielt;  wurde  1160 
vom  Dänenkönig  Valdemar  dem  Großen  erobert  und  abgebrannt,  zirka  1170  aber  wieder  aufgebaut  und  bald  von 
Deutschen  bevölkert ;  1218  erhielt  sie  wieder  durch  Herzog  Borwin  I  städtische  Privilegien ;  wichtiges  Mitglied  des 
Hansabundes.  Namenformen:  Allg.  Form  in  plattdeutschen  Diplomen  ist  im  13.  Jahrh.  Rozstok,  13 — 14.  Jahrh.  Rostok 
oder  Rostoc,  1418  Rostogk,  1427  Rostok  e.  Variante  der  Grundform  sind  Rostock,  Rozstokh,  Rozstocke  u.  s.  w.  Itineraire 
Brugeois  (zk.  1380)  Rooscoot  (d.  h.  Roostooc),  Giovanni  Carignano  (zk  1300)  Roisloc,  Kompaßkarten  rostoch  (1325),  rostoche 
(1367),  roystoch  (1351),  royodoch  (1339)  u.  s.  w.  76  Rebanes,  Ribnitz ;  kleine  Stadt  im  Großherzogtum  Mecklen- 

burg-Schwerin am  Ribnitzer  See,  eine  Meile  nordöstlich  von  Schwerin ;  1271  erhielt  sie  das  lübsche  Recht.  Die  Form 
Rebanes  ist  ungewöhnlich;  in  Diplomen  von  zirka  1400  kommen  allg.  V  ormen  wie  Rybbetutz,  Ribbenisse  u.  ähnl.  vor.  \ 
Itineraire  Brugeois  Rilbenesse.  79 — 80  Sundis  (gen.)  und  Sundensis  (adj.),   Stralsund;   Stadt  in  Pommern, 

angelegt  1209  von  Jaromar  I  (Fürst  von  Rügen),  wurde  bald  eines  der  bedeutendsten  Mitglieder  der  Hansa;  1429 
wurde  sie  von  den  Dänen  angegriffen,  welche  jedoch  geschlagen  wurden.  Namenformen:  Sowohl  Sundis  als  Sundensis 
sind  allg.  lateinische  Formen  des  Mittelalters;  in  plattdeutschen  Diplomen  findet  man  1333  Stralsund,  1376  Strafcs- 
sunde  (Variante  dieser  Form  sind  Stralcesundas,  Stralessundt,  Stralessont),  1377  Zünde,  1390  Sunde  (allg.),  1401  Stral- 
sund e,  Itineraire  Brugeois  Sont,  Kompaßkarte  1351  xunt  und  londis  magna,  die  anderen  Kompaßkarten  lundis  magna. 

81  Hostium  Aderini  fluuii  occidentale,  Oder;  auf  den  Karten  an  dieser  Stelle  der  Ptolemäische 
Name  istula,  welcher  sonst  mit  Weichsel  identifiziert  wird.  Die  Form  Aderinus  ist  uns  sonst  unbekannt;  odraaufA, 
stammt  aus  einer  jüngeren  deutschen  Quelle  (Nicolaus  Cusanus,  vgl.  S.  33),  woher  auch  stetina  kommt.  Namenformen 
auf  älteren  Karten:  Ebstorfer  Weltkarte  13.  Jahrh.  odera,  Marino  Sanuto  (zk.  1320)  odra,  Giovanni  Carignano  (zk.  1300) 
odera,  Kompaßkarten  1325  odra,  1339  adra,  1367  orda.  82  Ryen,  Rügen;  Insel  in  der  Ostsee,  an  der  pommerschon 


Die  beiden  I  'lavus-Texto. 


137 


östiuin  Orientale  Aderiui  fluuii,  ubi  est 

Lougitudo 

Latitud 

0 

Die  östliclie  Mündung  des  Oderiiusses, 

iuitiuni  Pomerie 

50 

56 

wo  der  Anfang  Pommerns  ist 

Priuiuni  littus 

51  15 

56  40 

Erste  Küste 

becunduni  httus 

52  30 

56  30 

Zweite  Küste 

\  ltimuui  littus  m  ostio  Kubnis 

53 

57 

Letzte  Küste,  an  Rubons  Mündung 

Iruscie  priiiiiim  littus 

54 

57  20 

Pxejissens  erste  Küste 

Secundum  littus 

54  30 

57  30 

Zweite  Küste 

lertiuui  littus 

55 

57  40 

Dritte  Küste 

Quartum  littus 

55  40 

58  10 

Vierte  Küste 

Turunci  fluuii  ostia 

56 

58  30 

Mündung  des  Turuntusflusses 

88  Aderini]  Aderinj  V ;  Aderin  W.         89  Po 

inerie]  Pomerie  V; 

Pomarie  W;  cf.  Pomeria  A„  A6,  M3;  Pouiaria  N. 

istio]  V;  hostio  W.            93  Prusciel  W,  Prusc 

ie  V;  Prussie  F. 

54]  W,  V;  54,30  F.           97  56]  W;  55  V. 

Küste,  Stralsund  gegenüber.  Ursprünglich  von  Germanen  bewohnt,  während  der  Völkerwanderung  von  den  slawischen 
Bauen  (Bujanen)  besetzt.  Der  Dänenkönig  Valdemar  der  Große  unterwarf  die  Insel,  nachdem  sein  Freund  Bischof 
Absalon  1168  die  Stadt  Arkona  erobert  hatte;  nun  wurde  die  Insel  bekehrt  und  mit  deutschen  Ansiedlern  gefüllt; 
sie  gehörte  zu  Dänemark  und  zum  Roskilder  Bistum,  hatte  aber  ihre  eigenen  Fürsten,  welche  öfters  selbständig 
waren  und  gegen  Dänennirk  kämpften,  wie  z.  B.  Jaromar  II,  welcher  1259  Kgbenhavn  angriff.  Da  der  einheimische 
Fürstenstaimn  1325  mit  Witzlaw  IV  erlosch,  kam  Rügen  infolge  der  1221  geschlossenen  Erbverbrüderung  an  seinen 
Neffen  Herzog  Wartislaw  II  von  Pommern- Wolgast.  Erst  1438  wurde  die  Insel  vom  Dänenkönig  Erich  dem  Pommer  an 
seinen  Vetter  Herzog  Wartislaw  IX  förmlich  abgetreten.  1309  und  1317  verwüsteten  Sturmfluten  die  Insel  und  rissen 
einen  Teil,  Rüden  genannt,  davon  ab.  Namenformen :  Saxo  Rupia,  Liber  census  Danke  R<f>,  Diplome  1278  Ruiani,  1302 
Byani  (von  den  Einwohnern),  1338  Ruya  (allg.),  1341  und  1375 — 76  Raye  (allg.),  1376  und  1413  Rügen,  1396  Rughen, 
Marino  Sauuto  izk.  132Ui  Ruia.  Kompaßkarten  Ruya  oder  Ruia,  U  Conoscimiento  Ruyna,  Nanziger  Karte  Rylaiid.  Auf 
den  A-Karten  ist  der  Name  in  Ruron  entstellt,  während  deren  Ruya  (oder  rura)  insula  aus  den  Kompalikarten  her- 

1  stammt  (vgl.  Kap.  VIII B).  88  Üstium   Orientale  Aderini  fluuii:  diesem  Namen  entspricht  auf  den 

Karten  das  Ptolemäische  cronon.  Über  die  Erklärung  dieses  Namens  und  der  nachfolgenden  Ptolemäischen  Flulhiamen 
vgl.  Schafarik,  Slawische  Altertümer  1,  Leipzig  1843,  S.  493  ff. ;  Müllenhoff,  Deutsche  Altertumskunde  II,  Berlin  1887. 

I  S.  351 — 52  und  die  Noten  in  C.  Müllers  Ausgabe  von  Ptolemäus'  Geographie,  Paris  1883.  89  Pomeria, 

Pommern,  war  im  früheren  Mittelalter  ein  Hauptteil  des  alten  wendischen  Reicbes ;  hatte  vom  Jahre  1062  an  seine 
eigene  Fürsten,  welche  1181  den  Herzogtitel  erhielten  ;  im  12.  Jahrb..  wurde  das  Land  bekehrt.  Der  erste  Herzog 
Bugislaw  l  wollte  Dänemark  erobern,  wurde  aber  von  Bischof  Absalon  zur  See  besiegt  und  gezwungen,  die  Oberhoheit 
des  Dänenkönigs  Knud  VI  anzuerkennen.  Die  pommersche  Prinzessin  Euphemia  heiratete  den  Dänenkönig  Christopher  II, 
deren  Sohn  war  Valdemar  IV  Atterdag,  mit  welchem  der  königliche  Mannesstamm  in  Dänemark  erlosch.  Valdemars 
Tochters  Tochter  Maria  von  Mecklenburg  heiratete  Herzog  Wartislaw  VIT  von  Pommern,  und  als  Valdemars  Tocbter, 
Königin  Margrete,  kinderlos  starb  (ihr  Sohn  Olaf  war  früher  gestorben),  so  wurde  der  Sohn  von  Wartislaw  und  Maria 
Erich  König  in  Dänemark,  wo  er  Erich  der  Pommer  genannt  wurde.  Namenformen:  lat.  Diplom  1421  Pomerania 
lallg.i,  plattdeutsch  1424  Pomeren  (allg.),  1428  Pomern,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Pomerland,  Marino  Sanuto 
izk.  132iii  Pomerania,  Francesco  Pizigano  (1367  und  undatiertes  Fragment)  Pomercmria,  eine  andere  Kompaßkarte 
(Mecia  de  Viladestes  1413)  Partnern/,  Nanziger  Karte  Pomaria.  König  Erich  der  Pommer  nannte  sich  du.r  Pomarnie, 
Pomeranie,  Pomeranensis,  Pomarensis  oder  hertugh  (hertigh)  i  Pomeren,  Eomarm,  Pommern,  Pomern.  92  Rubnis 

igen.i;  auf  den  Karten  Rubon,  das  Ptolemäische  Rubon  oder  Radon.  93  Pruscia,  Preußen;  ursprünglich  Name 

des  Küstenlandes  zwischen  Pommern  und  Kurland,  wo  die  Pruzzen  wohnten;  die  Sprache  war  litthauisch.  Im  11.  Jabrh. 
versuchten  die  polnischen  Herzöge  das  Land  zu  bewältigen;  um  es  zu  bekehren,  wurde  der  deutsche  Orden  1226  her- 
beigerufen, und  in  der  Zeit  1230— 83  wurde  das  Land  von  den  deutschen  Rittern  erobert;  nach  1283  wanderten  zahl- 
reiche deutsche  Ansiedler  ein  und  das  Land  wurde  ganz  verdeutscht.  Mittelpunkt  des  Handels  wurde  bald  das  1310 
eroberte  Danzig,  welches  m  der  ponnnerscheu  Provinz  Pomerellen  lag.  1398—1408  besaß  der  Ordensstaat  Gotland, 
welches  er  von  den  Dänen  erobert  hatte.  1346  wurde  Esthland  von  den  Dänen  gekauft.  Zk.  1380  nach  dem  Sieg  über 
die  Litthauer  (bei  Rudau  1370)  stand  der  Staat  in  seiner  größten  Blüte.  Namenformen:  Lat.  Diplome  1294  Pryscia, 
1363  Pracia,  1369  Prascia  und  Prussia  (beide  allg.).  Plattdeutsche  Diplome  des  15.  Jahrh.  haben  Prutzen,  Prussen, 
toätzen,  Prewssen.  Ebstorfer  Weltkarte  |13.  Jahrh.)  Prucia,  Giovanni  Carignano  (zk.  1300)  Prusia,  Marino  Sanuto 
(zk.  1320)  Pratia,  Kompaßkarten  pruxia  (i367)  Pratenja  (1375),  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Pruchya,  Nanziger  Karte 
Eeruersa  prutenorum  nacio  uel  noch  (vgl.  S.  3 — 5).  97  Turunci  (gen.),  auf  den  Karten  Turonitns  oder  (durch  Ver- 
Björubo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  18 


138 


Kapitel  VII. 


Primus  sinus  Pruscie 
100  Secundus  sinus 

Cercliiu.  fluuii  ostia 

et  habet  duas  iusulas  ignobiles. 

rrinnis  Liuonie  sinus  —  et  uocabatur  (|uondiiiii 

0stergli0dheugh  —  cuius  gradus  sunt 
105  Secundus  sinus 

Ferste  aa  fluuii  ostia 

Sinus  tertius 

Auiien  aa  fluuii  ostia 

Sinus  quartus 
110  Sinus  quintus 

Threde  aa  fluuii  ostia 

Sinus  sextus 

Fierdbe  aa  fluuii  ostia 

Sinus  ultimus 
115      et  habet  septem  insulas  ignobiles. 

lestgedheiigh  orientalis  descripcio : 

Finnorum  primus  sinus  — ■  iuxta  ruptura 
maris  oceaui  Ostrogotborum,  vbi  longus 


Longitudo  Latitudo 

55*  58  40 

57  50  59  5 

58  30  59  30 


Preußens  erste  Bucht 
Zweite  Bucht 

Mündung  des  Flusses  Chersinns  und  [bei 
Preußen  ]  sind  zwei  unbedeutende  Inselu 

Erste  Bucht  in  Livland  —  und  es  liiess  früher 


59  20 

60  40 

61  20 
61  30 
62 

62 
62 
62 

61  20 
60  30 
59  20 


59  55 
61 

61  20 

61  55 

62  25 
63 

63  30 
64 

64  5 
64  30 
64  30 


0stergadiug 


—  liegt  auf 
Zweite  Bucht 
Erste  Aue.  Flußmündimg 
Dritte  Bucht 

Zweite  Aue,  Flußmündung 
Vierte  Bucht 
Fünfte  Bucht 
Dritte  Aue,  Flußmündung 
Sechste  Bucht 
Vierte  Aue,  Flußmüudung 
Letzte    Bucht   und   [bei    LivlandJ  sind 
sieben  unbedeutende  Inseln 

Vestergedings  Beschreibung  gegen  Osten: 

Die  erste  Bucht  der  Finnen  —  nahe  daran 
wird  der  Ozean  der  Ostgötar  unter- 


101  58,  30]  W ;  58,  30  korr.  aus  58,  39  V.  102  ignobiles]  V ;   iugnobiles  W.  103  Liuonie] 

Liuonie   V,  F :  Linonie  W.     uocabatur]  W ;  uocatur  V.  104  £ sterghedhengh]   Osterghodhengh  W ;  Oster- 

ghedengh  V;   Ostrogotthia<m>  F;   cf.  Gottia  orientalis  der  A-Karten.  106  ostia]  V;  ostra  (sie!)  W. 

108  Annea]  Amne  W:  Amen  V.     ostia]  V;  ostra  W.      G2,  25]   V:  52,25  W.  111   Threde]  W,  V;  cf.  Tredie 

(na)  der  A-Karten.  III  und  113  ostia]  V;  ostra  W.  115  et ...  ignobiles]  W ;  om  V. 

gadhengh]  Uestgdhengh  W;  Vestidhengh  V;  Visogotthi<aV>  F;  cf.  Gottia  occidentalis  der  A-Karten. 
norum]  Sinuorum  W ;  SynnorumV:  Hunnorum  F;  cf.  Finnones  N  und  Fin<de>lant<h>  der  A-Karten 
V,  F ;  reptura  W.  118  maris]  W,  F:  marum  V.    oceani]  V,  F;  occeani  W. 


11(1  Fest- 
117  Fih- 

ruptura] 


wechselung  mit  dem  Namen  Turon  (Thorn),  auf  den  Kompaßkarten)  Turm,  entspricht  dem  Ptolemäischen  Turuntus 
oder  Turuntas.  99  55°  0'  falsch  ausgezogen  für  57°  0';  vgl.  S.  68.  101  Uerchin,  das  Ptoleniäische  rl/er- 

sinus  oder  ehesinus;  auf  den  Karten   stark  entstellt.  103  Liuonia,  Livland,    nun  Gouvernement  in  Rufi- 

land  (eine  der  drei  Ostseeprovinzen) ;  war  schon  im  Altertum  den  Dänen  und  Schweden  bekannt,  die  als  Wikinger 
hierher  kamen,  wurde  dagegen  erst  durch  ein  verschlagenes  bremisches  Schiff  dem  übrigen  Europa  1159  bekannt. 
Bald  kamen  deutsche  Ansiedler  an,  und  die  Bekehrung  der  Liven  (ein  esthnischer  Volksstamm)  begann ;  1201  wurde 
Riga  gegründet  und  1202  der  Orden  der  Schwertritter  gestiftet;  1224  wurde  der  südliche  Teil  Esthlands  erobert  und 
1237  die  Schwertritter  mit  dem  deutschen  Orden  vereint  (vgl.  oben  unter  Pruscia).  Namenformen :  Plattdeutsche 
Diplome  im  15.  Jahrh.  Lieff'land,  Lijfland,  Lijfflande,  Lyfflande  und  Liff'lande.  Die  allg.  lateinische  Form  war  Liuonia 
(so  auch  die  Ebstorfer  Weltkarte  (13.  Jahrh.)  und  Marino  Sanuto  (zk.  1320)),  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Lyuoniu 
sine  lyflaiul.    Lite faii ia  u.  ähnl.  auf  den  Kouipaßkarten  ist  Lithauen.  104  0stergh0dhengh,  vgl.  S.  95. 

106  F0rste  aa,  über  diesen  und  die  folgenden  dänischen  FluCnamen  vgl.  S.  5,  66  und  96.  115  Zu  den 

7  unbedeutenden  Inseln  gehört  auf  den  Karten  oxilia  (Üsel),  deren  Name  jedoch  sicher  von  den  Kompaßkarten  her- 
stammt (vgl.  Kap.  VIII  B).  116  üestgadhengh,  vgl.  S.  95.  117  Finni,  vgl.  N  189. 
118  Oceanus  Ostrogotborum  und  mare  Gotlandie  sind  Bezeichnungen  für  verschiedene  Teile  der  Ostsee, 
letztere  für  den  nördlicheren  Teil  um  die  Insel  Gotland,  erstere  für  den  südlicheren  Teil  zwischen  Schweden  und 
Deutschland  :  OstroyotJ/ia  ist  nämlich  eine  lateinische  Form  für  ^>stergfi0dhengh,  d.  h.  Östergötiand  in  Schweden.  Auf 
den  A-  und  B-Karten  mare  gotticum  nördlich,  mare  sarmaticum,  germanicum  oder  sabuloms  pmtus  südlich  in  der  Ostsee. 
Auf  den  südeuropäischen  Kompaßkarten  heißt  die  Ostsee  mar  di  allemania,  di  gotilandia,  di  suesia  oder  mare  noricuni 
(oder  norion) ;  vgl.  Björnbo  und  Petersen,  Anecdota  cartographica  septentrionalia,  Tab.  1  (S.  16). 


Diu  beiden  Clavus-Texte. 


L39 


Longitüdö 

pO  tractus  maris  de  Noreubodhn  ingre- 
ditur  mare  Gotlandie  —  et  gradus 
habet 

Secundus  sinus 

Arosia  ciuitas 
125  Tertius  sinus 

Annen  aa  flunii  ostia 

Quartus  siuus 

Thredie  aa  fluuii  ostia 

Quintus  siuus 
130  Fyerdhe  aa  fluuii  ostia 

Ultinius  siuus 

Sthokolm  ciuitas  magna  paruin  distans 
a  mari 

et  habet  quiuque  insulas  iguobiles. 

135       Sendergedhin  deseripcio  orientalis : 

Primus  siuus  est  iu  ore  Sthokolm 

Skarensis  ciuitas 
Tertius  sinus 
140  Feuithe  aa  fluuii  ostia 
Quartus  sinus 


Latitudo 

brochen,  da  wo  die  lange  Meerenge 
von  Nordbotten  ins  Gotlanclsmeer  ein- 
tritt —  und  diese  liegt  auf 
Zweite  Bucht 
Ve^teräs,  Stadt 
Dritte  Bucht 

Zweite  Aue,  Flußmündung 
Vierte  Bucht 

Dritte  Aue,  Flußmündung 
Fünfte  Bucht 
Vierte  Aue,  Flußmündung 
Letzte  Bucht 

Stockholm ,  Großstadt  nicht  weit  vom 
Meere  entfernt  und  [bei  Vestergtfdiugj 
sind  fünf  unbedeutende  Inseln. 

Besehreibung  von  Sendergtfding  gegen  Osten : 

Erste  Bucbt  ist  bei  der  Einfahrt  nach 

Stockholm 
Skara,  Stadt 
Dritte  Bucht 

Füufte  Aue,  Flußmündung 
Vierte  Bucht 


58  20  64  30 

58  54*20 

57  64  20 

56  20  64 

55  40  63  55 

55  20  63  30 

54  30  63  20 

54  30  62  50 

54  20  62  15 

54  30  62  15 

53  30  62  20 


54  30  62  5 

54  61  40 

53  25  61  30 

52  30  62*25 

52  40  61  15 


120  Norenbodhn]  Norendbudhn  V ;   Nore  bodhij  W;   Norebodhe  F;  cf.  Nordhindh  Bhondh  und  Nordinck- 
baind  N.  12t  Gotlandie]  Grolandie  W,  V.    64,30]  W,  V;  64  F.  124  Arosia]  W;  Arasia  V;  cf.  Arosia 

der  A-Karten.  126  Annen]  Auen  W;  Arnen  V.  128  aa]  W:  a  V.  130  Fyerdhe]  V;  Fyerde  W. 

aa]  a  W,  V.    54,20]  W;  54,30  V.  132  Sthokolm]  F;  Schokoinn  W;  Stockolm  V;  cf.  Stokalm  A,,  A6. 

133  62,20]  W,  V;  62  F.  135  Sandergadhin]  Sanderaghin  W;  Sondergadhin  V;  cf.  Gottia  meridionalis  der 

A-Karten.  136  Sthokolm]  Schokolm  W;  Stockolm  V.    62,  5]  W  ;  52,  5  V.  138.  Skarensis]  W;  Sckaren  V; 

cf.  Soriensis  der  A-Karten.  140  Femthe]  Femche  W,  V. 


120  Norenbodhn,  vgl.  unten  256,  376  und  N  221.  123  54°  20'  falsch  ausgezogen  oder  abgeschrieben 

für  64°  20';  vgl.  S.  68.  124  Arosia,  vgl.  N  156.    Nach  Arosia  ist  ein  Förste  aa  überschlagen:  die  Karten 

haben  hier  einen  Fluß  ohne  Namen.  132  Sthokolm,  Stockholm;  Schwedens  Hauptstadt,  liegt  teils  auf  Inseln, 

teils  auf  dem  Festlande  nördlich  und  südlich  des  Mälarsees;  erst  zk.  1187,  nachdem  die  Stadt  Sigtuna  von  wendischen 
Seeräubern  zerstört  worden  war,  wurde  die  Insel  Stadsholmen  (oder  Stockholmen)  befestigt,  um  die  Einfahrt  zum 
Kälarsee  zu  schützen,  und  es  blühte  hier  ein  Flecken  empor.  Der  berühmte  Birger  Jarl  (t  1266),  die  größte  Gestalt 
des  mittelalterlichen  Schwedens,  erbaute  das  Schloß  und  erteilte  dem  Flecken  städtische  Privilegien  (1255) ;  sein  Sohn 
König  Valdemar  (abgesetzt  1278)  erhob  Stockholm  zur  Hauptstadt.  Das  ganze  Mittelalter  hindurch  bildete  die  Insel  (Stads- 
holmen) die  eigentliche  Stadt,  obwohl  die  Bewohner  der  Vorstadt  Norrmalm  auf  dem  Festlande  schon  1288  als  Bürger 
gerechnet  wurden.  Im  Kampfe  zwischen  König  Albrecht  (mit  dem  Beinamen :  der  Mecklenburger)  und  Königin  Margrete 
ha  tten  die  deutschen  Anhänger  des  ersteren  die  Stadt  inne  und  verübten  allerlei  Grausamkeiten,  bis  Albrecht  1389  gefangen 
genommen  wurde  und,  um  wieder  frei  zu  werden,  im  Jahre  1395  die  Stadt  übergab.  Schon  sehr  früh  war  Stockholm 
die  wichtigste  Handelsstadt  Schwedens.  Namenformen :  lateinische  Diplome  1361  und  1409  Stockolm  (allg.  auch  auf 
Münzen  im  Anfang  des  15.  Jahrb.),  plattdeutsche  1421  Stdkhohne  und  1434  Holme.  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380) 
Bfochulin  (d.  h.  Stochuhn),  II  Conos'-imiento  locus  stoeol  oder  estoeol,  Kompaßkarten  stoeol,  stocull  oder  stocl,  auch  mit  locus 
oder  stagno,  Nanziger  Karte  Stokhölm.  Namenformen  ohne  h  (d.  h.  ohn  statt  holm)  sind  sonst  nicht  bekannt. 
st <Qi>ocalnagä  oder  stokalmti  mahgna  auf  den  Karten  sind  Entstellungen  für  stokohn  ciuitas  magna  (A,). 
135  Sandergadhin,  vgl.  S.  95 — 96.  138  Skarensis,  vgl.  N  180.    Soriensis  auf  den  Karten  gleich  sca- 

wensis.    In  der  Nähe  von  Skara  ist  ein  secundus  sinus  überschlagen.  140  62°  25'  falsch  ausgezogen  oder  abge- 

schrieben für  61°  25';  vgl.  S.  68. 

18* 


140 


Kapitel  VII. 


Kulmarn  ciuitas  magna 

Saathe  aa  fluuii  ostia 
145  Sextus  sinus 

Aosia  ciuitas 

et  habet  tres  insulas  ignoMles  et 
unam  magnam,  que  uocatur  ®l'ändia, 
que  haltet 

i5u       Kegui  Daiiiiriiiii  orieotalis  descripcio: 


Loßgitndo 

52  40 
52 
52 
52 

53 
52 


Latitudo 

61    5  Kalmar,  Großstadt 

61  Sechste  Aue,  Flußmündung 

60  30  Sechste  Bucht 

60  30  Ahus,  Stadt 

und  [hei  Sanderg^dingJ  sind  drei  all 
60  40  bedeutende  Inseln  und  eine  grolie, 
60  welche  Oland  heißt  und  liegt  auf 

Beschreibung  des  Diiiieiueiches  gegen  Osten : 


155 


Primus  smus  et  Promontorium 

51 

35 

60 

Erste  Bucht  und  Vory'ebiro'e 

Förste  aa  fluuii  ostia 

50 

30 

59 

40 

Erste  Aue,  Flußmündung 

Secundum  Promontorium 

50 

5 

59 

25 

Zweites  Vorgebirge 

Annen  aa  fluuii  ostia 

48* 

20 

59 

20 

Zweite  Aue,  Flußmündung 

Tertium  Promontorium 

49 

59 

Drittes  Vorgebirge 

Quarten  Promontorium 

48 

25 

58 

35 

Viertes  Vorgebirge 

Meridionalis  partis  descripcio: 

Beschreibung  der  Südseite: 

Ysthede  ciuitas 

48 

25 

58 

35 

Ystad,  Stadt 

Falsterbode  reef 

47 

40 

59= 

Falsterbo,  Riff 

Falsterbod  emporium 

47 

25 

59* 

Falsterbo,  Markt 

Skanoer  portus 

47 

20 

58 

45 

Skanör,  Hafen 

Elleboghen  ciuitas 

47 

201 

58 

55 

Malmö,  Stadt 

Magnus  Skanie  portus 

46 

40 

58 

50 

Skänes  großer  Hafen 

Elleholm 

46 

58 

40 

Elleholm 

Erichzhaun  portus 

45 

30 

58 

35 

Erichshavn  (d.  h.  Landskrona),  Hafen 

Helsenborg  ciuitas 

44 

50 

58 

35 

Heisingborg,  Stadt 

143  Kaluiarn]  W;  KalmariV:  Calmarii  F;  cf.  Kalmarn  N  und  Calmarn  A,.  144  Seethe]  SartlieW, V-, 

cf.  Seta  der  A-Karten.  147  insulas  ignnbiles]  V;  ignobiles  insulas  W.  149  60]  6  W,  V.  150  Dano- 

.rum]  V;  Dauomm  W;  Danise  F.  151  51,35]  W.  V;  51,25  F.    60]  F,  6  W,  V.  152  Farste]  Forste  W,  V. 

153  59,  25]  W;  korr.  aus  59,  26  V.  154  Annen  aa]  Aruen  a  W;  Arueni  a  V.  156  Quartum]  W,  V; 

Vltim<o>  F.    58,35]  W;  korr.  aus  58,36  V.  157  partis  descripcio]  V;  korr.  aus  descripcio  partis  W. 

158  Ysthede]  V;  Yschede  W;  Ischede  F.  162  Elleboghen]  Elleboghei  W:  Ellebogel  V;  Elebogura  S. 

164  Elleholm]  V;  Elleholm  W.  165  Ericlizhaun]  Grichzhoun  W;  Grichzhooiuij  V;  cf.  Erichstadh  N  und  Erici 

portus  der  A-Karten.  166  Helsenborg]  Helsenberg  W,  F;  Helsenbergh  V;  cf.  Elsibors  der  A-Karten  und  Hel- 

singborgh  N.    ciuitas|  W,  V;  urb<i>  F. 


143  Kai  mar  n,  vgl.  N  154.    In  der  Nähe  von  Kalmar  ist  ein  quintus  sinus  überschlagen,    calmaur  der 
Karten  entstellt  für  calmarn  (A,).  144  Swthe  aa  ^=  se'a  auf  den  A-Karten.    Neben  der  Brechungsform  skM 

(sechste)  findet  man  auch  im  Westdänischen  scBte  ohne  Brechung.  Cf.  Kalkars  Wörterbuch  III,  8.  709. 
146  Aosia,  vgl.  N  107.  148  01andia,  vgl.  N  195.  150  Regnum  Danorum,  vgl.  N  1—3. 

154  48"  20'  falsch  ausgezogen  oder  abgeschrieben  für  49°  20';  vgl.  S.  69.  158  Ysthede,  vgl.  N  106.  Ba3 

istrude  der  Karten  -wahrscheinlich  entstellt  aus  isthüdi.  159—160  Falsterbod(e),  vgl.  N  104.    Von  der 

Landzunge  bei  Falsterbo  erstreckt  sich  ein  Riff  mit  einer  Tiefe  von  weniger  als  4  Faden  zk.  8  Kilometer  in  die 
Ostsee  hinaus;  es  findet  sich  schon  auf  den  Seekarten  des  16.  Jahrh..  vgl.  Björnbo  und  Petersen,  Anecdota  carto- 
graphica  septentrionalia,  Facs.  V.  —  59"  0'  Ausziehnngsfehler  für  58°  30';  vgl.  S.  68.        161  8  k  an  aar.  vgl.  N  103. 

162  Elleboghen,  vgl.  N  102.  163  Magnus  Skanie  portus  bezieht  sich  unzweifelhaft  auf  den 

großen  jährlichen   Heringslang  in   ßresund   bei   Skanör  (vgl.  N  99).  164  Elleholm,   Schloß  und  Gut  in 

Blekinge  westlich  von  Karlshamn,  gehörte  dem  Erzbischof  in  Lund,  war  aber  im  Anfang  des  15.  Jahrh.  der  mäch- 
tigen Adelsfamilie  Tott  verpachtet;  der  um  das  Schloß  entstandene  Flecken  wurde  1450  zur  Stadt  erhoben. 
165  Erichzhaun  —  erici  portus  der  Karten  —  muß  Landskrona  sein;  vgl.  S.  41  und  N  101.  166  Helsen- 

borg, vgl.  N  101).  Formen  mit  herg  statt  borg  kennt  man  sonst  nicht,  und  da  die  A-Karten  rhibors  haben,  liegt 
sicher  ein  Abschreibefehler  vor. 


Die  beiden  Olayus-Texte. 


L4J 


Loiifitudo  Latitudo 

Oceidentalis  dles-eieipeio:  Be.schreilning  der  Westseite: 


Primiini  littns 

-1    1  11  II  1  1  [  11       l  1  l.  I.  1  1 

44 

35 

5S 

40 

TCr^fp  \\  nst.p 

.1  -iL  ö  L .11  LI  o  \J\J 

1  70 

Secunduiii  littus 

44 

50 

5S 

^5 

Zwpitp  ICii'-ifp 

/  J  VV     i  Uv?     JiUO  Kj\j 

Tertium  littus 

45 

i  s  in  vj^-s    ii  uo  uu 

Quartuni  littus 

45 

IC/ 

50 

1 5 

V  l  PT*f,p    K  ii  sfp 

•   ivl  IIU  llUOUv 

Fgrste  aa  flunii  ostia 

45 

40 

59 

30 

Erste  Aue.  Flußniünduii"' 

o 

Quiutuiu  littus 

45 

50 

15 

Fünfte  Küste 

1  7Pi 

XI*) 

Annen  |  aaj  flium  ostia 

44 

45 

59 

40 

Zweite  Aue  Fhißmüiidimo' 

U  TT                          ,111'.        _I_    1  II  III  II  II  1  III  Ii  M  >^ 

Knutzhouet  proiuoutoriuui .  ubi  foditur 

R  nilfislloVPfl    V  orö*pl^iro'p  wn  piup  1111  .Tulirp 

-*-■»  u. u. \j  y  1   i  i  .     t  yj L  (2              ^  «_ ^    \r  v    Cl  11  \j  1111  tj  ililli.  \J 

miuera    auri    reperta    auuo  Christi 

1 n    ( lln*    o'pfiiTirlpiiP  iTnlfliinnp  o*p- 

1425 

44 

59 

30 

grabeu  wird. 

Huius  anguli  primus  siuus  habet 

44 

50 

45 

Erste  Bucht  dieses  Vorsprungs  liegt  auf 

180 

Forste  aa  fluuii  ostia 

44 

20 

00 

5 

Erste  Aue,  Flußmündung 

Secuudus  siuus 

44 

60 

20 

Zweite  Bucht 

Auuen  aa  fluuii  ostia 

44 

35 

60 

35 

Zweite  Aue,  Flußmüuduug 

Tertius  siuus 

44 

10 

60 

50 

Dritte  Bucht 

Quartus  siuus 

44 

61 

Vierte  Bucht 

185 

Hayldlilandis  deseripeio  meridionalis: 

Hallamls  l{esclireil»uiig'  gegen  Süden: 

Forste  aa  fluuu  ostia. 

43 

40 

61 

5 

Erste  Aue,  Flußmüuduug 

Priuiuui  promoutoriiun 

43 

20 

61 

Erstes  Vorgebirge 

Secundum 

42 

30 

60 

55 

Zweites 

Tertium 

42 

60 

40 

Drittes 

190 

Quartum 

41 

25 

60 

40 

Viertes 

(Quiutuiu  iu  iutroitu  portus  Saniershaun 

41 

60 

40 

Fiiuftes,  Lei  der  Einfahrt  iu  deu  Hafeu 

Simrishamu 

L^odese  ciuitas 

41 

30 

61 

Lödöse,  Stadt 

Occideutalis  descripcio: 

Beschreibung  der  Westseite: 

195 

Primus  cliersouesus 

4lt 

"TV 

50 

60 

\J\J 

50 

Erste  Halbinsel 

Priuiuui  littus  - 

41 

61 

10 

Erste  Küste 

Secuuduiu  littus 

41 

01 

1  p. 
lo 

Zweite  Küste 

Tertium  littus 

41 

5 

61 

40 

Dritte  Küste 

Ferste  aa  huius  partis  fluuii  ostia 

41 

62 

Erste  Aue  auf  dieser  Seite,  Flußmündung 

200 

(partum  littus 

40 

20 

62 

Vierte  Küste 

et  habet  Halliudh  iusulas   15  iu  cir- 

und   um   Hailand   herum   liegen  15 

cumfereucia. 

Inseln 

170  58.55]  W;  korr.  aus  58,5(5  V.  175  Aimen|  Arnen  W,  V.  176  Knutzhouet]  Kumtzhoner  V: 

Kumtzhonc  F-.  Kuinthz  Ioiipc  W ;  cf.  Cunutis  orot  (d.  h.  Canuti  Lovet)  der  A-Karten.  176 — 177  foditur  .  .  . 

reperta]  W,  V;  fodiuntur  auri  minerse  reperte  F.  178  59,30]  W,  F;  59,  45  V.  180  Farste]  V;  Fekste  W. 

182  Annen]  Auen  W;   Arnen  V.  185  Hayldhlandis]  W,  V;  Heildstlandis  F.  191  Semershaun  | 

Somersliaim  W,  V.  193  Laodese]  Laodest  W,  V;  cf.  Lodese  N.    ciuitas]  W;  om  V.  197  littus]  W;  om  V. 

198  littus]  W;  om  Y.  201  Hallindh]  Hallidh  W,  V;  cf.  Halindhia,  und  Hallindhia  N. 


176  Knutzhouet;  eine  Lokalität  mit  diesem  Namen  haben  wir  nicht  auf  dieser  Küste  finden  können. 
Nachrichten  über  Goldminen  in  diesen  Gegenden  sind  uns  auch  nicht  bekannt.  Cunutis  orot  der  Karten  ist  wahr- 
scheinlich aus  canuti  hovrt  entstellt.  185  Hayldhlandis,  vgl.  S.  89  und  N  79 — 80.  186  Ferste  aa 
entspricht  einem  troäia  f  auf  den  A-Karten.          191   Samershaun,  vgl.  N  93.          193  Leodese,  vgl.  N  94. 


142 


Kapitel  V1L 


Long 

tudo 

Latitudo 

Regiii  Sorbegie  meri(Uoualis  descripcio : 

Beschreibung  des  Reiches  Sorge  gegen  Süden : 

205 

Aslo  ciuitas 

40 

5 

62 

15 

Oslo,  Stadt 

Varna  fluuii  ostia 

40 

30 

62 

30 

Mündung  des  Varnaflusses 

Portus  eius 

40 

20 

62 

30 

Sein  Hafen 

Vone  fluuii  ostia  magna 

39 

40 

62 

40 

Große  Mündung  des  Venern  usses 

Portus  eius 

39 

62 

30 

Sein  Hafen 

210 

Promontorium  primum  Norbege 
Farensis  ciuitas  super   Tunsberg  habet 

Norges  erstes  Vorgebirge 

?  Stadt  oberhalb  Tensberg,  liegt  auf 

gradus 

38 

20 

62 

Secundum  Promontorium 

37 

30 

61 

40 

Zweites  Vorgebirge 

Tertiuni  Promontorium 

37 

62 

Drittes  Vorgebirge 

215  Apetane  fluuii  Ostia 

37 

5 

62 

20 

?  Flußmündung 

Quartum  Promontorium 

36 

40 

62 

30 

Viertes  Vorgebirge 

Uitu  fluuii  ostia 

36 

55 

62 

40 

?  Flußmündung 

Quintum  Promontorium 

36 

30 

62 

40 

Fünftes  Vorgebirge 

Amerensis  ciuitas  super  ostia  Uitu  fluuii 

36 

63 

Hamar,    Stadt,    oberhall)    des  ?  —  flusses 

220 

Mündung 

Huius  capitis  primum  Promontorium 

35 

30 

62 

25 

Erstes  Vorgebirge  dieses  Vorsprungs 

Liste  Promontorium,  ubi  capiuntur  fal- 

Lister,  Vorgebirge,  wo  die  weißen  Falken 

cones  albi 

35 

62 

10 

gefangen  werden 

Secundum  Promontorium 

34 

30 

62 

25 

Zweites  Vorgebirge 

225 

Tertium  Promontorium 

34 

30 

62 

35 

Drittes  Vorgebirge 

Stauanger  ciuitas 

34 

62 

55 

Stavanger,  Stadt 

Corshaun 

33 

35 

62 

35 

Korshavn 

Bobchara 

33 

62 

55 

? 

Sumershaun 

33 

5 

62 

40 

Sumershavn 

230 

Bergen  ciuitas  maxima,  Promontorium  et 

Bergen,   sehr   große   Stadt,  Vorgeliirge 

emporium  regni 

33 

63 

15 

und  Stapelplatz 

204  Norbegie]  V;  Norbeige  W;  Noruegise  F;  cf.  Norbegia  der   A- Karten.  205  Aslo]  V;  Also  YY; 

cf.  Aslo  A,.  206  Varna]  V;  Yarne  W.  208  Vone]  W,  V;  cf.  der  A-Karten  Yona,  An  Vone  fl.  hostia. 

211  .Farensis]  Faren  W;  Farn  V;  cf.  Farensis  der  A-Karten.  Tunsberg  |  Tumsberg  W;  Tu  sperck  V;  cf.  Tunsbergh 
und  Tunsberg  N,  litus  tumebor  der  A-Karten  und  tons  beres  (A3).     habet  gradus]  W;   om  V.  214  Promon- 

torium J  W;  om  V.  217  Uitu]  W;  Vita  V.  218  62,40]  V;  62,43  W.  219  Amerensis]  Ameren  W,  V; 

cf.  Amerensis  der  A-Karten.    Uitu]  Vitu  V;  Uictu  W.  222  Liste]  Lisce  W,  F;  Lyste  V;  cf.  Liste  A,  und  N. 

225  Promontorium]  W;  om  V.  226  Stauanger]  Stananger  W,  V;  cf.  Stauanger  N  und  Stauangerensis 

der  A-Karten.  227  Corshaun]  W;  Corshaum  V.  228  Bobchara]  V;  Bobcharu  W;  cf.  burn  fluuius  der 

A-Karten.  229  Sumershaun]  Samershaim  W,  V;  cf.  Summei'shaun  insula  N.  230  Bergen]  W,  V,  S; 

Berga  F.    ciuitas  maxima]  W,  V;  urbs  maxima  F.  231  33]  W,  V:  33,5  F. 


204  Regnum  Norbegie,  vgl.  N  203—4.  205  Aslo,  vgl.  N  91.  206  Varna;  vielleicht 

Varma  (Vormen),  dessen  Name  jedoch  nur  auf  den  oberen  Lauf  des  Glommen-Flusses  Bezug  hat.  Möglicherweise 
meint  Clavus  das  Kloster  Varna  (nunVoerne)  in  Borgarsysla  (nun  das  norwegische  Amt  Smaalenene).  208  Vone; 

Entstellung  von  Vseni  (Venern).    Der  Name  des  Sees  ist  hier  auf  dessen  Abfluß  (Götaelf)  bezogen. 
211  Farensis;  nur  A3  hat  hier  farensis,  welchen  Namen  Storni  nach  der  Aussprache  Sarsborg  mit  Sarpsborg 
identifiziert.    Man  könnte  etwa  civitas  farensis  als  die  Stadt  am  Farris-Fluß  auffassen;  wie  alt  der  Name  Far-etv 
ist,  können  wir  aber  nicht  sagen;  vgl.  Norske  Videnskabs  Selskabets  Skrifter  1882,  S.  9  und  60.  Tunsberg, 
vgl.  N  117.  215  Apetane  und  217 — 19  Uitu  gehören  zu  dem  norwegisch-gotliindischen  Nennsystem;  vgl. 

S.  90  ff.  219  Amerensis,  vgl.  N  95.  222  Liste,  vgl.  N  209.    Über  die  weißen  Falken  vgl.  S.  65. 

226  Stauanger,  vgl.  N  211.  227  C  or  s  Ii  au  n ,  vgl.  N  210.  228  Bobchara,  vgl.  S.  99— 100. 

229  Somershaun.  vgl.  oben  191  und  N  258.  230  Bergen,  vgl.  N  213. 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


143 


Longitucto 

32 

31  30 
31  10 


Latitudo 

G3  10 
G3  10 
63 


30  35 
30  3i » 
30 


63 
63 
63 


Ladhehoru 
Horiza  flimii  ostia 
235  Trollenbyerrene 

Nadhegrin  Promontorium,  ubi  est  Spiritus 

malignus  aereo  corpore  omnibus  uisi- 

biliter  apparens 
Grintz  aa  fluuii  ostia 
240  Douerfyeld  Promontorium  altissimum 
Nedrosia  siue  Trunthheim,  ciuitas  regalis, 

ubi  requiescit  corpus  sancti  Olaui  regis 

Norbegie  29  39   63  5 

Occidentalis  descripcio: 
245  En  anuen  fluuii  ostia  30        63  30 

Apocane  29  45  63  50 

Septentrionalis  descripcio: 
Uithu  fluuii  ostia  30  40  63  50 

Wultu  31  20  64 

160  Segh  fluuii  ostia  32  20  64  5 

Sarlecrogh  32  35   64  35 

Crogere  fluui  ostia  34  20   64  35 

Comenter  35  20  65 

Enegb  fluuii  ostia  40        65  25 

255  Ynesegli  Promontorium  et  emporium,  ubi 
mare  congelatum  appellatur  Nordhin- 
bodbn  —  per  longum  tractum  aqua 
ipsius  ingreditur  mare  Gotlaudie  uersus 
orientem  et  septenfcriönem  —  cuius 
200      gradus  41  66 

dies  borarum  24. 


Lyderhorn 

?  Flußmündung 

Teufelsgebirge 

Nadhegrin  (?),  Vorgebirge,  wo  ein  böser 

Geist  ist,  der  sich  in  luftiger  Gestalt 

allen  sichtbar  zeigt 
Grintz  Aue  (?),  Flußmündung 
Dovrefjasld,  sehr  hohes  Vorgebirge 
Nidaros  oder  Trondhjem,  Hauptstadt,  wo 

der  Leichnam  des  heiligen  Olaf,  Königs 

von  Norge,  ruht 

Beschreibung  der  Westseite: 
Eine  zweite  Flußmündung 
'?  [Vorgebirge] 

Beschreibung  der  Nordseite: 
?  Flußmündung 
?  [Vorgebirge] 
?  Flußmündung 
?  [Vorgebirge] 
?  Flußmündung 
?  [Vorgebirge] 
?  Flußmündung 

?  Vorgebirge  und  Markt,  wo  das  Eismeer 
Nordbotten  genannt  wird  —  durch  eine 
lange  Meerenge  tritt  dessen  Wasser 
gegen  Osten  und  Norden  ins  Gotlands- 
meer  hinein,  -  -  welches  liegt  auf 

Tag  von  24  Stunden 


233  Ladhehoru]  W;  Ladhehorii  V;  cf.  Ladehorn  iusula  N.  235  Trollen byereiine]  Trollen  byern  W; 

Trollenpiern  V;  cf.  die  Variante  für  Tunsberg  (oben  211).  236  Nadhegrin]  P;  Nadhegrim  V;  Nadhegrun  W;  Nadhe- 

gruui  S.  239  Grintz]  V;  Grincz  W;  cf.  arcfaius  üuuius  der  A-Karten.  240  Douerfyeld]  Douerfgeld,  W,  V; 

cf.  Doueriyeldh  N.  241  Nedrosia]  W ;  Neidrosia  V ;  Nodrosia  S ;  cf.  Nedrosia  &  Nidrosia  N  und  Nodrosia  der 

A-Karten.    Trunthheim]  W ;  Truchaim  V ;  cf.  Truntheym  insula  N.  242   sancti]  W ;  s.  V.    Olaui]  Olani  W,  V. 

243  Norbegie]  Norbegie  V ;  Norbeige  W.  245  En  annen]  En  arene  V ;  En  a'ene  W ;  cf.  ICI  fluuius  A6. 

248  Uithu]  W;  Vithu  V.  249  Wultu]  V;  Wltu  W;  cf.  Uultu  der  A-Karten.  254  Enegh]  W;  Euegh  V; 

cf.  Enog  der  A-Karten.  255  Ynesegh]  W,  V;  Ynesegk  F;  Yuesegk  S;  cf.  iuesech  etc.  der  A-Karten. 

256  Nordhinbodhn]  Nordhi'bodliij  W;  Nordhirbod  hy  V;  Nordhebodhij  S;  cf.  oben  120.  258  Gotlaudie]  V,  F; 

Gottlandie  W,  S.  259  septentrionem]  V,  F,  S;  septemtrioneni  W. 


233  Ladhehoru:  vgl.  S.  99—100  und  N  263.  234—239  Horiza-Trollenbyerrene-Nadhe- 

grin-  Grintz  aa;  vgl.  S.  99-  100.  240  Douerfyeld,  Dovrefjseld ;  Gebirg.skomplex  im  mittleren  Norwegen 

zwischen  Urkedal  und  Gudbrandsdal ;  im  engeren  Sinne  die  Gebirge  in  Dovre  Kirchspiel;  vgl.  Nanziger  Karte 
Douerfyeld h.  241  Nedrosia  siue  Trunthheim;  vgl.  N  216  und  264.  245 — 255  En  annen- 

Ynesegh,  norwegisch -gotländisches  Nennsystem;  vgl.  S.  90  ff.  253  Comenter;  nach  diesem  Namen  sind 

die  den  Namen  terfnor  fluuii  ostia  und  thion  (A,  tiem)  Promontorium  der  A-Karten  entsprechenden  Namen  im  Texte 
ü b?rsch lagen  ;  vgl.  Tarroner  und   Tier  unten  480 — 82,  wo  dieselbe  Namenreihe  vorkommt.  256  Nordhin- 

bodhn; vgl.  oben  120  und  N  221.  258  mare  Gotlaudie;  vgl.  oben  121.  261  dies  horaruin  24; 

vgl.  unten  Kap.  VIII  C. 


144 


Kapitel  Vil. 


Loiifdi  udo 

Wildlnpweiilanil  descripeio  oeÄntaKs 
maritima: 

2(15  Mestebrodh  44  30 

Vitiums  liiues  cruce  Christi  signatus,  ne 
cliristiaui  audeant  absque  licencia  regis 
ultra    accedere   etiaru    cum  comitatu 
270      maximo,  habet  gradus  43 

Et  ab  hoc  loco  uersus  occasum  longissirno 
auibitu  terre  habitant  primo  Wildlappmanui,  qui 
sunt  homines  omuirio  syluestres  et  pilosi,  sicut 
depinguutur;  et  solmmt  regi  tributum  singulis 
275  aunis.  Et  post  illos  ruagis  uersus  occasum  sunt 
Pigmei  parui  cubitalis  longitudinis,  quos  uidi 
captos  in  mari  in  parua  naui  de  coreo,  que  nunc 
pendet  in  ecclesia  cathedrali  Nedrosie;  est  et  ibi 
longa  nauis  de  coreo,  que  etiam  quondam  cum 
280  talibus  Pigrueis  capta  fuit. 

Habet  Noruegia  18  insulas,  terre  in  hyeme 
propter  glaciem  Semper  continuas  et  raro  sepa- 
285  ratas,  ni  ualde  calida  estate. 

Grolandie  insule  chersonesus  dependet  a  terra 
inaccessibili   a  parte    septentriouis    uel  ignota 
propter  glaciem.  Ueniuut  tarnen  Kareli  infideles, 
290  ut  uidi,   in  Grolandiam  cum  copioso  exercitu 


Latitudo 

Kiistcitbes^lit-eibiui^  von  Wil(lla|»i>enlan<l  gegen 
Westen : 

06  20  ? 

Äußerste  Grenze  durch  ein  Kruzifix  be- 
zeichnet, damit  die  Christen  es  nicht 
ohne  die  Erlaubnis  des  Königs  wagen, 
weiter  vorzudringen,  nicht  einmal  mit 
()7  großem  Gefolge,  liegt  auf 

Und  von  dieser  Stelle  au  wohnen  gegen 
Westen  auf  einer  sehr  weiten  Landstrecke  zuerst 
die  wilden  Lappen,  ganz  wildlebende  und  be- 
haarte Menschen,  so  wie  sie  abgebildet  werden; 
und  sie  leisten  dem  Könige  alljährlichen  Tribut. 
Und  nach  ihnen  weiter  gegen  Westen  sind  die 
kleinen  Pigmäen,  eine  Elle  lang,  welche  ich  ge- 
sehen habe,  nachdem  sie  auf  dem  Meere  gefangen 
waren  in  einem  Fellboote,  das  nun  in  der  Kathe- 
drale zu  Nidaros  hängt ;  dort  ist  ebenfalls  ein 
langes  Fahrzeug  aus  Fellen,  welches  ebenso  ein- 
mal mit  solchen  Pigmäen  genommen  wurde. 

Norge  hat  IS  Inseln,  die  im  Winter  durch 
Eis  immer  mit  dem  Festlande  zusammenhängen 
und  selten  getrennt  sind,  wenn  der  Sommer 
nicht  sehr  warm  ist. 

Die  Halbinsel  der  .Insel  Grönland "  erstreckt 
sich  von  einem  nördlich  unzugänglichen  oder 
wegen  Eises  unbekannten  Lande.  Dennoch 
kommen,  wie  ich  gesehen  habe,  die  ungläubigen 


263  Wildlappenland]  V;  Wildlappenn  land  W.  269 — 270  comitatu  raaxinio]  W;  magno  comitatu  V ; 

comitatu  magno  F;  comitatu  forti  S.  270  habet  gradus]  W;  et  est  in  gradibus  S;  om  V,  F.  272  Wild- 

lappmanni]  W;  Wildlapmanni  V;  Uuildlappmanni  S  (bis);  Vuildlappmanni  F;  cf.  Wildhlappelandi  N.  273  syl- 

uestres] V,  F,  S;  siluestres  W.  276  Pigmei]  W,  V,  S;  Pygmae<os>  F;  cf.  Pigmei  N.  277  coreo]  W; 

choreo  V;  corio  S.  278  ecclesia]  V,  S;  eclesia  W.     cathedrali]  V,  S:  Kathedrah  W.    Nedrosie]  Nidrosie  V; 

Modrosie  W;  Nodrosie  S;  cf.  oben  241.  279  coreo]  W ;'  choreo  V;  corio  S.  283  Noruegia]  W,  S,  F; 

Nordwegia  V.     insulas]  V,  S,  F ;  om  W.  284  propter  glaciem  semper]  V;  semper  propter  glaciem  W. 

28)  ni |  W;  nt  V.  287  ^Grolandie]  W,  V,  F;  Gronelandi<a>  S.  288  a  parte  septentrionis]  V,  S;  a  parte 

septenitrionis  W ;  a  parte  septentrionem  (sie!)  F.  289  Kareli]  Kariii  W;  KaroliV;  Caroli  F;  cf.  Careli  N. 


263  "Wildlappenland ;  vgl.  S.  65  und  N-Karte.  265  Mestebrodh;  nach  den  Karten  ein  Vor- 

gebirge ;  unbekannte  Lokalität.  267  Vltimus  limes  etc.,  Kruzifixe  wurden  benutzt  sowohl  zur  Bezeichnung  von 

Landesgrenzen  als  auch  zum  Erlassen  von  Verboten;  vgl.  Fritzners  Wörterbuch,  Artikel  kross.  Das  hier  erwähnte 
Verbot  bezieht  sich  vielleicht  auf  die  wiederholten  Verbote  gegen  Handelsverkehr  zwischen  Ausländern  und  den  Be- 
wohnern von  Helgeland  und  Finmarken  (das  nördlichste  Norwegen».  Über  solche  Verbote  unter  Erich  dem  Pommer 
siehe  Huitfelds  Geschichte  Dänemarks  (Ausgabe  in  Quarto  III)  unter  den  Jahren  1420,  1425,  1431,  1432;  vgl.  auch  G. 
Schianning,  Forse.g  til  de  Nordiske  Landes,  saerdeles  Norges,  Gamle  Geographie,  Kabenhavn  1751,  S.  94.  272  Wild- 
lappmanni;  vgl.  S.  65  und  N-Karte.  274  soluunt  regi  tributum;  die  Finlappen  zahlten  dem  norwe- 

gischen König  eine  alljährliche  Steuer;  vgl.  Schis nning,  1.  c.  S.  96  tf.  276  Pigmei;  vgl.  unten  Kap.  VIII  C — D. 

287  Grolandie  insule  chersonesus;  aus  diesem  Ausdruck  geht  hervor,  daß  Clavus,  wenn  er  Grönland 
eine  Halbinsel  nennt,  in  Widerspruch  zu  der  Auffassung  älterer  Autoren  zu  geraten  meint.  Adamus  Bremensis 
nennt  wirklich  Grönland  eine  Insel,  und  dieselbe  Auflassung  zeigt  ein  Brief  von  Papst  Nikolaus  V  vom  Jahn1  1448; 
vgl.  unten  Kap.  VI  11  D.  287—97  vgl.  Kap.  VIII  C— D. 


Die  beiden  Clavus-Texte. 


14". 


quottidie  et  hoc  absque  dubio  ex  altera  parte 
poli  septentrionalis.  Non  ergo  alluit  oceanus 
limeu  terre  recte  sub  ]>olo,  ut  omnes  autores 
prisci  autumant;  nec  dixit  mendaciuni  nol tilis 
295  niiles  lohannes  Mandeuil  Auglicus,  qui  dixit  se 
de  Seres  Indie  uauigasse  uersus  unam  insulam 
Norueo-ie. 


Karelen  fortwährend  in  grollen  Heerscharen  nach 
Grönland  und  zwar  ohne  Zweifel  von  der  andern 
Seite  des  Nordpols.  Also  bespült  der  Ozean 
nicht  die  Grenze  des  Festlandes  gerade  unter 
dem  Polarkreis,  wie  alle  alten  Autoren  behaupten  ; 
der  edle  Ritter,  der  Engländer  Johannes  Man- 
deville  log  also  nicht,  wenn  er  sagte,  daß  er  von 
China  nach  einer  Insel  von  Nonje  p-esegelt  sei. 

O        O  O 


Longiturto 

Latitudo 

;>i  in 

Descripeio  orientalis  Grolamlic : 

Grönlands  Beschreibung  gegen  Osten 

Tha?r  Promontorium 

18 

65 

35 

Es  Vorjyebiro'p 

Boer  fluuii  ostia 

16 

20 

65 

30 

Wohnt,  Flußmündung 

Eeynh  Promontorium 

15 

20 

65 

Rm  Voro'pbiro'p 

Manh  fluuii  ostia 

13 

40 

64 

40 

]\hmn,  Flußmündung 

305 

Ij  Promontorium 

13 

64 

10 

Tu  Vr»vo"pl")iro*p 

Iii.        J  \J  1_      v7  t-JlL  g  Ks 

Eyn  Grcenenlandz  aa  fluuii  ostia 

12 

25 

64 

Riner  (b'önbinds  An    Flu liniiindmio- 

Ooc  Promontorium 

12 

20 

63 

40 

Und,  Vorgebirge 

Spieldehbedh  fluuii  ostia 

11 

30 

63 

30 

Spjellebod,  Flußmündung 

Muudhe  Promontorium 

11 

25 

63 

Tä.f,    Vovö'pI  »iro'p 

-I-  CIJ             T  vi  iiCIJll  ti  ^ 

310 

Hanyd  fluuii  ostia 

10 

40 

62 

50 

Er,  Flußmündung 

Heyde  Promontorium 

10 

30 

62 

40 

Heissen,  Vorgebirge 

Meer  fluuii  ostia 

10 

62 

40 

Mehr,  Flußmündung 

Hawer  Promontorium 

9 

25 

62 

40 

Hat,  Vorgebirge 

Hau  fluuii  ostia 

9 

30 

62 

50 

Er,  Flußmündung 

315  Äff  Promontorium 

9 

15 

63 

10 

Von,  Vorgebirge 

Nidefildh  fluuii  ostia 

9 

40 

63 

20 

Dem  lausigen  Fell,  Flußmündung 

Een  Promontorium 

9 

35 

63 

40 

Als,  Vorgebirge 

Hanh  fluuii  ostia 

10 

30 

64 

Er,  Flußmündung 

Hawer  fluuii  ostia 

10 

30 

64 

30 

Hat,  Flußmündung 

320 

Plesk  fluuii  ostia 

11 

40 

64 

55 

Speck,  Flußmündung 

Hynth  Promontorium 

11 

30 

65 

40 

Den,  Vorgebirge 

Feyde  fluuii  ostia 

13 

66 

10 

Fetten,  Flußmündung 

Nordh  um  Promontorium 

13 

35 

67 

10 

Vom  Norden,  Vorgebirge 

291  quottidie]  V,  F ;  cottidie  W.  292  septentrionalis]  F  ;  7"aiisV;  septemtrionalis  W.    oceanus]  V,  F  ; 

oeceanus  W.  293  autores]  W ;  authores  V;  auctores  F.  295  lohannes]  W;  Joannes  V.    Mandeuil]  W; 

Monte  vill  V.  297  Noruegie]  W;  Norbegie  V.  301  Thasr]  Thoer  W;  Theoy  V;  cf.  Ther  der  A-Karten. 

303  Eeynh]  V;  Eeynth  W.  304  13,40—61,40]  W;  13,20—63,40  V.  305  Ij]  Secundum  V:  2'»  W; 

cf.  vy,  yi,  y  etc.  der  A-  und  B-Karten.  306  Eyn  Grcenenlandz]   Eyngromenlandz  V;  Eyngromenden  landz  W; 

cf.  En  gronelan  |  de  |  san  A3.  308  Spieldehbedh]  cf.  Spichbod'  der  A-Karten.  313  Hawer]  Ha  wV;  Hawr  W. 

319  Hawer]  Hain  W;  Harm  V;  cf.  oben  Haw  (V)  und  Dauer  At.  321  Hynth]  Hyrch  W,  V;  cf.  Hic  og 

Hiic  der  A-Karten.  323  67,  10]  V;  67,  5  W. 


295  lohannes  Mandeuil  Anglicus,  Johannes  de  Mandeville,  englischer  Ritter  (1300 — 1372],  schrieb 
auf  französisch  1355 — 56  eine  Schilderung  des  Morgenlandes,  welche  eins  der  beliebtesten  Werke  des  Mittelalters 
war  und  trotz  ihrer  Fabeln  und  Lügengewebe  überall  Zutrauen  erweckte.  Es  wurde  in  zahlreiche  Sprachen  über- 
setzt, auch  ins  Dänische  (herausg.  von  Lorenzen,  Kabenbavn  1882).  Monte  vill  (V)  ist  die  deutsche  Form  des  Namens. 

296  S  e  r  e  s  I  n  d  i  e ,  die  indischen  Seren,  d.  h.  die  Chinesen  ;  bei  Ptolemäus  Serica  =  China.  Eine  Stelle  bei 
Mandeville,  auf  welche  Clavus' "Worte  Bezug  haben  können,  haben  wir  nicht  gefunden.  301—329  Thaer-New; 

Nennsysteni:  Vers  eines  dänischen  Volksliedes;  vgl.  S.  81 — 90.  319  Hawer  fluuii  ostia,  falsch  ausgezogen 

für  Hawer  Promontorium;  vgl.  die  A-Karten  (Tafel,  Beilage  3). 

BjOrnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  19 


14(5 


Kapitel  VII. 


Longitudo 

Latitudo 

325  Driwer  fluuii  ostia 

14  0 

67  40 

Treibt's,  Flußmündung: 

Sandhin  Promontorium 

12  35 

68  20 

Den  Sand,  Vorgebirge 

Naa  Promontorium 

12  10 

68  30 

Auf's,  Vorgebirge 

New  Promontorium 

14 

69  30 

Neu,  Vorgebirge 

New  ultimus  terre  terminus  nobis  in  illa 

Neu,    die   äußerste  Greuze  des 

Landes, 

330      parte  cognitus  habet  gradus 

15  40 

70  10 

welche  uns  auf  dieser  Seite 
ist,  liegt  auf 

bekannt 

et  habet  12  insulas  per  gyrum  facientes 
solennes  portus. 
Et  ultimus  locus  uisibilis  habet  gradus 

335  Nota :  ista  nomina  sicut  Oos  sunt  nomina  litte- 
rarum  gotticaruni  et  non  locorum. 

Desciipcio  lfslandie  iiieridionalis : 


und  rund  um  [Grönland]  sind  12  Inseln, 
welche  ausgezeichnete  Häfen  bilden 
2t »         72         und  der  äußerste  sichtbare  Puukt  liegt  auf 

Man  bemerke :  Die  Namen  hier,  wie  z.  B.  Oos, 
sind  Namen  von  Runenbuchstaben  und  nicht 
Ortsnamen. 

Islands  Beschreibung  gegen  Süden : 


Synt  Promontorium 

99 

09 

9A 

Smit~i  l' -M      V  Avn'aln  l*n'0 
OUL1  l  .  J,     V  UI^cUlI^c 

340 

Oos  fluuii  ostia 

22 

03 

20 

Öss,  Flußmündung 

Thoos  Promontorium 

21 

40 

63 

/-urs,  Vorgebirge 

Laycher  fluuii  ostia 

21 

30 

63 

20 

Logr,  Flußmündung 

Tür  proniontorium 

21 

63 

25 

Tyr,  Vorgebirge 

Stongen  yys  fluuii  ostia 

21 

20 

63 

40 

Stunginn  iss,  Flußmündung 

345 

Knesol  Promontorium 

21 

64 

Knesöl,  Vorgebirge 

Haffthoos  fluuii  ostia 

21 

30 

64 

25 

?-#urs,  Flußmündung 

Hauol  Promontorium 

21 

5 

64 

40 

Hagall,  Vorgebirge 

Hollensis  ciuitas 

21 

30 

65 

Hölar,  Stadt 

Madher  Promontorium 

21 

20 

65 

10 

Maör,  A^orgebirge 

350 

Nadher 

22 

65 

25 

Nauö 

Ar  fluuii  ostia 

22 

20 

65 

20 

Ar,  Flußmündung 

Bierken  Promontorium 

22 

40 

65 

20 

Bjarkan,  Vorgebirge 

Conus  Promontorium 

22 

50 

65 

Kaun,  Vorgebirge 

Doos  fluuii  ostia 

22 

40 

64 

45 

#urs,  Flußmündung 

355  Eeyr  promoutorium 

23 

64 

40 

Yr,  Vorgebirge 

Yys  fluuii  ostia 

22 

40 

64 

30 

Iss,  Flußmündung 

Soolh  Promontorium 

23 

20 

64 

20 

Söl,  Vorgebirge 

Beynd  fluuii  ostia 

23 

63 

40 

Beiö,  Flußmündung 

Scalotensis  ciuitas 

22 

20 

63 

35 

Skälholt,  Stadt 

325  Driwer]  Drub  W,  V ;  cf.  Driuer  der  A-Karten.  328  New]  W,  V ;  Neu  F.    69,  30]  W,  V ;  (59,  39  F. 

330  habet  gradus  15,40—70,10]  W;  ora  V.  332  12]  W;  duodecira  F ;  vndecim  V.  333  solennes]  V; 

solemnes  W.  334  Et  ultimus]  W;  Yltimus  V.  335  sicut]  scc'  V;  stc'  W  (d.  h.  sie').  336  gotti- 

carum] W;  gotthorum  V.  340  Oos]  Eos  W,  V;  cf.  Os  A,   und  335  oben.  341  Thoos]  Ohoas  W,  V; 

Chaos  0;  cf.  <C>hos  der  A-Karten.  343  Tür]  Tim  W,  V;  cf.  Thyr,  Thir  und  Tir  der  A-Karten.    21]  W;  korr. 

aus  21,20  V.    63,25]  W;  korr.  aus  63,45  V.  344  Stongen  yys]  Stogyys  W;  Storgyys  V;  cf.  Stangenis  Ag. 

63,40]  W;  korr.  aus  62,40  V.  346  Haffthoos]  Haffclioos  W;  Haffilios  V.    64,  25]  V;  korr.  aus  64,20  W. 

347  Hauol]  Hanos  W,  V.  348  Hollensis]  Hollen  W,  V;  cf.  Hollensis  der  A-Karten  und  N.         319  21,  20]  V; 

korr.  aus  20,  20  W.  352  Bierken]  Be'rkeW;  Bircke  V;  Berghen  0.    Promontorium]  V;  Promontorium  habet  W.  I 

359  Scalotensis]  Stiolocensis  W;  Snolocensis  V;  cf.  Scalodin  A0  und  Scalotensis  N. 


333  solennis    -  illustris  (Ducange).  335—336  Nota:  ista  nomina  etc.  ursprünglich  vermutlich 

eine  Randnote:  vgl.  S.  76.  338  Yslandia,  vgl.  N  236.  339—361  Synt-Wr;  Nennsystem:  Runen- 

namen ;  vgl.  S.  76—79.  348  Hollensis,  vgl.  N  250.  359  Scalotensis,  vgl.  N  251. 


Die  beidefi  Clavus-Texte. 


I  17 


360 


365 


370 


3/o 


Lougitudo 

Wr  Promontorium  22  40 

et  habet  14  insulas  in  gyro  facientes 
bonos  portus. 

Iusula  By0ru0  inter  Grolandiam  et  Ys- 
landiam 

Inter  Tslandiam  et  Norbegiani  Farre-00 

iusula  et  ciuitas,  cuius  gradus 
Alia  parua  insula 

Est  iusula  feuiiuarum,  ubi  nunquam  fe- 
uiine  coucipiunt  mares.  que  uocatur 
Farne  30 

Tyle  pars  Norbegie  est  uec  reputatur  insula, 
licet  limite  uel  tractu  maris  separetur  a  terra, 
quoniani  giaeies  eain  octo  uel  nouem  niensibus 
terre  coniungit,  et  ideo  reputatur  terra  firma. 
Sic  intelligendum  est  de  mari  Nordhinbodnen, 
quod  lougissinio  tractu  diuidit  Wilcllappenland 
ab  Vermenlandli  et  Findland,  quomani  glacie 
fere  perpetua  iuuguntur  regna. 


380 


17  25  63  30 


26  25 
25  5 


26 


Latitudo 

63  25    Ur,  Vorgebirge 

und  rund  um  [Island]  sind  14  Inseln, 
welche  gute  Häfen  bilden. 
Die  Insel  Bjerng  zwischen  Grönland  und 
Island 

Zwischen    Island     und     Norge  Fyer0, 

Insel  und  Stadt,  welche  liegt  auf 
Eine  andre  kleine  Insel 
Da  ist  die  Fraueninsel,  wo  die  Frauen 
niemals    Knaben   empfangen,  welche 
Faema  heißt 
Thüle  ist  ein  Teil  von  Norge  und  wird  nicht 
als  Insel  angesehen,  obgleich  es  durch  einen  Kanal 
oder   eiue   Meerenge  vom  Lande  getrennt  ist, 
weil  das  Eis  es  während  acht  oder  neun  Monaten 
mit  dem  Lande  verbindet,  und  deshalb  wird  es 
als  Festland  augesehen.  Ebenso  muH  man  es  in 
Bezug  aufs  Meer  Nordbotteu  auffassen,  das  durch 
eine  sehr  lange  Meerenge  Wildlappenland  von 
Vermland  und  Finland  treunt,  weil  die  Länder 
durch  ein  fast  ewiges  Eis  verbunden  werden. 


64  25 
64 


63 


Longitudo  Latitudo 


Insule  circa  clierseiiesuiii  Cpnbrorum 
suut  hee: 

385  Primo    Trendel     parua  periculosissuua 

nauibus  gradus  habet  41 
Aneholth  due  prima  41  40 


60 

59  30 


Die  Inseln  um  die  Halbinsel  der  (Jinibern 
sind  folgende: 

Erstens  liegt  die  kleine  den  Schiffen  sehr 

gefährliche  [Insel]  Trindel  auf 
Anholt,  zwei  [Inseln],  die  erste 


Secunda 


42  10  59  20    Die  zweite 


361  63,25]  V;  63,52  W.  362  gyro]  V;  giro  W.  364—65  Yslandiam]  W;  Islandiani  V. 

366  Xorbegiam]  V;  Norweiam  W.  367  insula  ....  gradus]   W;  ciuitas  et  insula  V.  371  Fameaa] 

W,  V;  cf.  Feniee  X  und  Femo  der  A-Karten.     26—631  W,  F;  ora  V.  372  Tyle]  W,  V;  Thyle  F:  Tile  S. 

Norbegie]  W,  V;  Nornegie  F,  S.  373  maris]  W,  F,  S;  om  V.     separetur]  V,  F,  S;  seperetur  W. 

376  Nordhinbodnen]  Nordhiuboduch  W,  V;  Nardlimbaduch  F;  Nordinhoduch  S.  377  Wildlappenland]  W,  V; 

Vuildlappenland  F.  378  Vermenlandh]  W,  V;  Vermenland  F;   Vermelandia  S.      Findland]  W;   Flindland  V; 

Vintlandia  S ;  cf.  Fin<de>lant<li>  der  A-Karten  und  Findlandi  N.  379  iunguntur  regna]  W,  S  ;  iungitur  regno  V. 

3;'5  Trendel]  Srendet  W;  Srendl  V;  cf.  Tred  der  A-Karten  und  Trendel  N.  386  gradus  habet]  W;  om  V. 

387  Aneholth]  Anehobch  W.  V:  cf.  Anaold  A,. 


364  Byern«  ;  vermutlich  die  Inseln  Gwmbjaraareyjar  (oder  -ske'r)  der  isländischen  Sagen;  vgl.  Kap.  VIII D. 
366  Farreaa,  vgl.  N  257.  371  Farne  00,  vgl.  N  255.  372  Tyle;  vgl.  Kap.  VIII A.  376  Nor- 

dhinbodnen; vgl.  oben  120  uiid  256— 57  und  N  221.  377  Wildlappenland;  vgl.  oben  263  und  272. 

378  Vermenlandh;  Landschaft  in  Schweden  nordöstlich  von  Venern,  an  Norwegen  angrenzend.  Auf  der  Nan- 
ziger Karte  gehört  Verme&etmdi  zu  Norvegica  Regio.  Auf  den  A-  und  B-Karten  ist  es  unsicher,  ob  Vermelant(h)  zu 
Schweden  oder  Norwegen  gehört.  Der  Name,  welcher  meistens  Vermaland  geschrieben  wurde,  kommt  schon  auf  der 
Karte  des  Giovanni  Carignano  (zk.  1300)  vor:  uamerlant.  Vor  Vermenlandh  ist  Yvnt(h)elant(Ti)  und  Engromelanä(h) 
überschlagen.  Ventelant  ist  Jämtland,  ein  nunmehr  schwedisches,  früher  norwegisches  Land,  vgl.  Gentelandi  auf  der 
Nanziger  Karte.  Engramelwnä  (ygl.  Engromdamh'  der  Nanziger  Karte)  ist  ein  schwedisches  Land,  Angermauland,  welches 
L'lavus  fehlerhaft  zu  Norwegen  rechnet;  vgl.  S.  84— 86.  378  Findland,  vgl.  N  189.  383  chersonesus 

Cymbrorum,  vgl.  N  8-9.  385  Tr en d el ,  vgl.  N  118.  387  Aneholth,  vgl.  N  120.    Daß  Clavus  tat- 

sächlich mit  zwei  Inseln  Anholt  rechnet,  geht  aus  den  Karten  hervor;  vielleicht  ist  die  nördlichste  Lsesa. 

19* 


148 

390  Boghea 
Als  a 

Femereu  prima 
Secunda 

395 

Plieonie  iiisnle  deseripcio: 

Medelfar  portus 
alias 

Finis  illius  passus 
400  alias 

Asnes  uilla  et  portus  habet 

Aghernes 

Liydhez  portus 

Eius  sinus 
405  Faborczliouet 

Faborkh  uilla  et  portus 

Faborkh  sinus 

Bgentz  uilla 

Swinsbouedh 
410  Suinborkh  portus  et  uilla  murata 


390  Boghea]  Bogheos  W,  V.  391  Als?]  Alb  W,  V;  cf.  Als  der  A-Karten  und  Alse  N.    37,40]  W; 

37.  4  V.  392^93  prima]  W;  om  V.  396  Pheonie]  Phoenie  W,  V;  cf.  Feonia  der  A-Karten  und  Pheonia  M 

397  Medelfar]  V;  Medhelfar  W;  cf.  Medelphar  N  und  Medelfar  A,.    portus]  W;  om  V.  398  alias]  W; 

om  V.    57,  25]  V ;  57,  27  W.  400  alias]  W ;  om  V.  401  Asnes]  V ;  Afnes  W ;  cf.  Asnes  N  und  Aspres 

der  A-Earten.    et]  W:  extra  V.  402  38,301  W;  38,40  V.  403  Liydhez]  Loydhez  W,  V.  405  Fa- 

borczhouet]  Faborczhonet  W:  Fabortzhonet  V.  408  Egentz|  Egeycz  W;  Egeitz  V.  409  Swinsbouedh] 

Swinshonedh  W,  V.  410  Suinborkh]  Smerborkh  W,  V;  cf.  Suinborg  N  und  Suinpor8  B,. 


390  Boghee,  die  Insel  Loga  oder  Baagd  zwischen  Füuen  und  Jütland  (Baag  Herred,  Odense  Amt),  hier 
(vgl.  die  konstruierte  Karte)  unrichtig  in  der  Nordsee  angebracht,  auf  den  A-Karten  im  Kattegat  nördlich  von  Fünen, 
Namenformen  vgl.  S.  38.  391   Alsa,  vgl.  N  65.  392-93  Femeren,  vgl.  N  77.    Auch  die  Karten 

haben  zwei  Inseln  Femeren.  396  Pheonia,  vgl.  N  33.  397  Medelfar,  vgl.  N  35  und  S.  39. 

398  alias;  ob  die  doppelte  Ortsbestimmung  ursprünglich  ist  oder  nicht,  ob  sie  sich  auf  zwei  verschiedene  Karten 
oder  auf  zwei  Abschriften  des  Wiener  Textes  bezieht,  müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen;  die  Kartenzeichnung  zeigt; 
daß  38°  25'  und  57°  25'  die  richtige  Bestimmung  ist.  399—400  Finis  illius  passus  —  alias.    Die  Über- 

setzung von  Finis  ist  unsicher;  unten  417  bedeutet  das  Wort  "Vorsprung,  Landzunge;  die  richtige  Ortsbestimmung 
ist  38°  15'  und  57°  20';  vgl.  vorige  Note.  401  Asnes,  vgl.  N  43.  402  Aghernes;  die  Halbinsel 

Avernses  zwischen  Assens  und  Faaborg  (Dreslette  Kirchspiel,  Baag  Herred,  Odense  Amt).  N's  Agames  Promontorium 
(N  36)  ist  Fünens  Nordspitze  (Krogsballe  Kirchspiel,  Skam  Herred,  Odense  Amt).  403  Liydhez,  die  Korrektur 

Loydhez  >  Liydhez  unsicher.  N's  Hwde  (iL  h.  Liwde),  welches  auf  derselben  Stelle  liegt,  muß  Ly*j  Insel  sein  (N  66).  In 
S.  R.  D.  IX,  452  findet  man  die  Namenform  Liytho  neben  Lhithj)  oder  Lyuthce.  405  Faborczhouet;  einen 

solchen  Namen  kennt  man  nun  nicht;  nach  der  Ortsbestimmung  sollte  es  sich  um  die  Südspitze  „Knollen"  der  Halb- 
insel Horneland  westlich  von  Faaborg  Stadt  handeln.  406  Faborkh,  Faaborg,  Stadt  auf  Fünen  am  Kleinen 
Belt;  wird  zum  erstenmal  1229  genannt,  wurde  zur  Stadt  erhoben  von  "Valdemar  Sejr  (f  1241);  ihre  Privilegien 
wurden  später,  z.  B.  1419  durch  Erich  den  Pommer,  bekräftigt.  Die  Stadt  war  recht  ansehnlich  und  befestigt. 
Nauienformen :  allg.  war  Foburg(h),  Diplom  1384  Faaburgh,  Itineraire  Brugeois  (zk.  1380)  Fobrrch.  408  Egentz;  | 
Dorf  Egense  (Sunds  Herred,  Svendborg  Amt).  409  Swinsbouedh;  einen  solchen  Namen  kennt  man  sonst  ! 
nicht;  nach  der  Lag'  sollte  es  die  Landspitze  an  der  westlichen  Einfahrt  zu  Svendborg  Sund  sein  (beim  Rittergut 
Lehnskov  in  Egense  Kirchspiel).           410  Suinborkh,  vgl.  N  41. 


Kapitel  VII. 
Lougitudo  Latitudo 

34  30  58  40  Baaga 


37 

40 

56 

40 

Als 

oo 
37 

56 

zo  \ 
25  i 

Fehmeru,  die  erste 

37 

38 

5 

56 
56 

20  \ 
20  f 

Die  zweite 

Beschreibung'  der  Insel  Fyen: 

38 

25 

58 

jliclaeliart.  riaien 

38 

Dl 

2o 

oder 

38 

15 

57 

50 

Vorsprung  desseu  Uberfalirtsstelle 

38 

15 

57 

20 

oder 

38 

30 

öl 

20 

Assens,  Ortschaft  uud  Hafen,  auf 

38 

30 

57 

10 

Avernses 

08 

A  A 

40 

r  i 

Di 

Lij0  s  (rj  Maien 

39 

Ol 

Dessen  Bucbt 

oy 

zo 

0  i 

r  aa  uoi  gnoveu 

39 

40 

57 

Faaborg,  Ortschaft  und  Hafen 

40 

57 

Faaborg  Bucht 

40 

30 

57 

Egense,  Ortschaft 

40 

40 

56 

55 

Svendshoved 

40 

50 

57 

Svendborg,  Hafen  und  befestigte  Ortschaft. 

Die  beiden  Clavus-Texte. 


I  19 


Loagitudo 

Latituilo 

Fyynzhouet 

41 

90 

57 

Pyenshoved 

Nyburkli  uilla  magna  murata  et  portus 

4-1 

1 0 

<.>  { 

90 

Nyborg,  große  befestigte  Ortschaft  und 
Hafen 

Kuusliouet 

M 

■iL 

90 

Knudshoved 

Cuius  medium 

4.1 

<)<J 

F>7 

9P« 

Dessen  Mitte 

Finis 

4-1 

90 

*S7 

OJ 

Vorsprung 

Hinzholin  uilla  et  portus  maguus 

41 

1 0 

57 

9P> 

Hindsholm,  Ortschaft  und  großer  Hafer 

Monkebierg 

4-0 

■SO 

9^ 

Munkebjaerg 

Alse  aas  portus 

40 

20 

57 

20 

Hafen  von  Allesa  Aa 

Stige  uilla 

-U  t 

•iV 

90 

O  i 

9n 

Stige,  Ortschaft 

Ottliouia  ciuitas,  iu  qua  requiescit  corpus 

Odense,    Stadt,   wo    der   Leichnam  des 

sancti  Kanuti  regis  Danorurn,  Anglo- 

iieuigen  Knud  ruht,  Königs  der  Danen, 

rum,  Sclauorum  et  Gottorum 

lO 

90 

1  'S 

Angelsachsen,  Wenden  und  Goten 

Bo vgliens  promon  torium 

-±\J 

4-0 

9P> 

Bogense,  Vorgebirge 

Bovgliens  uilla 

39 

40 

57 

30 

Bogense,  Ortschaft 

Aruake  Promontorium 

39 

40 

57 

30 

Arnakke,  Vorgebirge 

Hinzgauel  portus 

39 

^7 

30 

Hinclsgavl,  Hafen 

In  medio  huius  insule  est  Salingh  uilla, 

Mitten  auf  dieser  Insel  liegt  die  Ortschaft 

in  qua  natus  est  auctor  anno  Christi 

Sallinge,  wo  der  Autor  im  Jahre  1388 

1388,  14.  septembris  duabus  horis  ante 

n.  Chr.  geboren  ist,  den  14.  oeptember 

ortum  solis 

40 

57 

20 

zwei  Stunden  vor  Sonnenaufgang 

luxta  haue  insulam  sunt  plures  ignobiles, 

Bei  dieser   Insel  liegen  mehrere  unbe- 

inter quas  est  Thasind  maior,  cuius 

deutende,   unter  denen  Taasinge  die 

gradus 

40 

55 

575 

20 

größte  ist,  welche  liegt  auf 

412  Fyynzhouet]  Fyynzhonet  W;  Fyyntzhonet  V.    41]  W;  V?.  413  murata  et  portus]  W;  et  portus 

murata  V.  415  Kuusliouet]  Kunshouet  W;  KunChonet  V.  418  Hinzholm]  Huczholm  W;  Hultzholm  V; 

cf.  Hinsholm  N.    41.  10]  W;  41,20  V.  419  57,25]  W;  korr.  aus  57,35  V.  420  Alse  aas]  Alle  aas  W; 

Alle  eus  V.          421  57,25]  W;  korr.  aus  37,25  V.  422  Otthonia]  W;  Orthonia  V;  Othonia  F;  cf.  Ottonia  N. 

ciuitas]  W,  V;  urb.s  F.  423  Kanuti]  V,  F;  Camsti  W.    Danorum]  V;  Dauorum  W.  425  Bovghens]  Bor- 

gheus  W,  V.  426  Bovgliens]  Borgheus  W,  V.  428  Hinzgauel]  Huczgankh  W;  Hutzgauch  V.    39]  39  W; 

39,?  V.  430  auctor]  W;  om  V.  433  hanc]  V:  om  W.  431  Thasind]  Bhasind  W;  Basind  V;  cf. 

Thasindh  N. 


412   Fyynzhouet.  Fyenshoved,  die  Nordspitze  der  Halbinsel  Hindsholm  (Stubberup  Kirchspiel,  Bjaerge 
Herred,  Odense  Amt),  hier  unrichtig   östlich  von  Svendborg  angebracht.  413  Nyburkh,  vgl.  N  40. 

415  Knushouet.  Knudshoveö  auf  der  Halbinsel  fester j  bei  Nyborg;  über  die  Schreibweise  vgl.  S.  89. 
418  Hinzholm  uilla  et  portus,  in  N  richtiger  Promontorium  (vgl.  N  39),  Halbinsel  in  Bjserge  Herred,  Odense 
Amt;  dicht  dabei  die  kleine  Stadt  Kerteminde  (Itineraire  Brugeois  Kierchen  müne).  419  Monkebierg;  der 

Name  unbekannt,  nach  der  Lage  Munkebo  Hügel  (Loddenhej,  zk.  59  m)  in  Bjserge  Herred.  420  Alse  aa, 

vermutlieh  identisch  mit  Stavis  Aa  durch  Alles0-Broby  (1515  Allesze-Brouby)  nunmehr  Nassbyhoved-Broby  Kirchspiel: 
diese  Au  nahm  früher  seinen  Auslauf  in  Odense  Fjord,  Baaga  Strand  (Tra.p3  KI,  S.  346  und  405),  mündet  aber  nun  in 
Odense-Kaual.  421  Stige  uilla,  Dorf  Stige  (Lumby  Kirchspiel,  Lunde  Herrerl,  Odense  Amt),  nun  an  der  Mün- 

dung von  Odense  Kanal,  früher  bei  Odense  Fjord.  422  Otthonia,  vgl.  N  46.  423  Angloruni;  Knud  der 

Heilige  führte  nicht  den  Titel  re.r  Anglorum;  mit  dieser  Bezeichnung  denkt  Clavus  vielleicht  an  die  von  ihm  geplanten 
Fahrten,  um  England  für  die  dänische  Krone  wieder  zu  erobern.  Rex  Sclauorum  et  Gottorum  nannten  die  dänischen  Könige 
sich  erst  von  Valdemar  Atterdag  an.  425  Bovghens  Promontorium;  als  Vorgebirge  ist  der  Name  nicht 

bekannt;  nach  der  Lage  müßte  es  Hals  Odde  (auch  Enebserodde  genannt)  sein  (Norup  Kirchspiel,  Lunde  Herred, 
Odense  Amt).    Diese  Landzunge  schließt  Odense  Fjord  ab.  426  Bovgliens  uilla,  vgl.  N  37.  427  Ar- 

nake  Promontorium;  nach  der  Lage  in  der  Nähe  von  Bogense,  nach  dem  Namen  muß  es  aber  zunächst  Arnakke 
Hoved  bei  Nyborg  sein;  vgl.  A.  D.  Jargensen  in  Danske  Samlinger  2.  Reihe,  I,  S.  376  ff.  Vgl.  N  42:  Agernake  =  Aver- 
nakg  oder  Arnakke.  428  Hinzgauel  portus;  Schloß  Hindsgavl  (Middelfart  Landbezirk,  Vends  Herred,  Odense 

Amt),  wird  zum  erstenmal  1287  erwähnt.  Nanienformen :  Liber  census  Daniae :  Hcei/fnuethscogh  iuxta  McBthoelfar,  Diplome 
1387  Hynsrtjhmiel,  1434  Hinzeyawel.        429  Salingh,  vgl.  N  51.         434  Thasind  ,  vgl.  N  67.         435  57°  20'  ist 


150 


Kapitel  Vit. 


Longitudo  Latitudu 

/  41  25  56  50  V  TT  ,   .        .     .  ,  T       .  , 

(  ,  „         V  und  eine  andre  ist  Lanu-eland 

\40    0  56  30/  ° 

42  57  10    Und  die  kleine  Insel  Sproge 

1 42  55  5(3  40  \  ,  T    ,    ,       •  n     i  .   r  * 

(  ,  ,  _  ;  Darnach  Laaland,  zwei  |  Inseln  ,  die  erste 

\  44  20  56  40  /  L  J 

(46  57  30  \  n.    T     ,  v  ,  , 
(  ~    )  Die  lnsel  J-  alster 

\46  30  57  50/ 

47  58         Die  hohe  Insel  Meen 

46  20  58  10    Die  Insel  Drager 

45  58  30  Saholm 


Et  alia  Langenland 
Et  Sproue  insula  parua 
^  Inde  Lalandh  due  prima 

Falster  insula 

Monh  insula  alta 
445  Draghor  insula 
Syoholtn 

Canis  liiarini  insula,  nulgariter  Seeland, 


ita  describitur: 

Thornborgh  43  5 

450  Corshuyr  portus  43 

Üxames  43 

Koholm  43  30 

Nestued  uilla  et  portus  44  20 

Vardhinborgh  uilla  et  portus  44  50 

455  Borghsznes  47* 


Seehnndsiiisel,  gemeiniglich  Sja41aml,  wird  so 
beschrieben : 


57 

20 

Taarnborg 

57 

20 

Kors3r,  Hafen 

57 

0xnses  (?) 

57 

Koholm 

57 

10 

Naestved,  Ortschaft  und  Hafen 

57 

20 

Vordingborg,  Ortschaft  und  Hafeu 

57 

15 

Borgsna?s 

439  Sproue]  Sprone  V;  Spreone  W:  cf.  Sprone  N.  440 — 41  Inde  Lalandh]  In  Lalandh  W;  Inla- 

huidi  V.  444  Monh]  W;  Mond        cf.  Menh  N.  445  58,10]  W;  korr.  aus  57,10  V.  446  Syo- 

holni]  W;  Syelsolm  V;  cf.  Sioholm  oder  Sieholm  der  A-Karten  uud  Sioholm  N.    58,30]  V;  korr.  aus  45,  30  W. 
449  Thornborgh]  W;  Tornborg  V.  450  Corshuyr]  Corshays  W,  V;  cf.  Torsar  A,.  451  Oxsenes]  Ozoenes 

W,  V.  454   Vardhinborgh]  W:  Vardhiinborgh  V;  cf.  Vardhinghburgh  N.  455  Borghsznes]  W;  Borgsnes  V. 


falsch  herausgezogen  für  56°  50';  vgl.  S.  68.  437—38  Langenland,  vgl.  N  68.  439  Sproue,  vgl. 

N  71.  440 — 41  Lalandh  due  prima,   vgl.  N  72.    Die  secunda-lnsel  ist  überschlagen:  die  Karten  haben 

bis  4  Inseln  mit  dem  Namen  Lalanä.  442—43  Falster,  vgl.  N  137.  444  Monh,  vgl.  N  138.    Iber  die 

Schreibweise  vgl.  S.  89.  445  Draghor,  vgl.  N  139.    Idnagor  auf  den  Karten  =  i<nsula>  dragor. 

446  Syoholm,  vgl.  N  96.  Der  Lage  nach  ist  Syoholm  sowohl  hier  als  auf  den  A-Karten  identisch  mit  Hven  oder 
Saltholm,  Inseln  in  0resund ;  keine  dieser  Inseln  hat  aber  unseres  Wissens  einen  derartigen  Namen  gehabt  (Diplom  1 280 
und  Kebenhavns  Stadtrecht  1294:  Saltholm).  Auf  der  Halbinsel  Stevns,  die  noch  auf  Karten  des  18.  Jahrh.  als  Insel 
betrachtet  wird,  liegt  aber  der  Hof  Seholm  (Diplom  1346  Syoholm ;  vgl.  Trap3  II,  S.  852),  ein  übrigens  in  den  Nord- 
landen recht  allgemeiner  Ortsname.  In  N  liegt  die  Insel  viel  nördlicher  im  Kattegat  oder  Skagerak  an  der  Westküste 
von  Hailand  oder  noch  nördlicher.  447  Canis. marini  insula  —  Seeland,  vgl.  N  121.  449  Thorn- 

borgh, Taarnborg;  stark  befestigtes  Schloß  (Taarnborg  Kirchspiel,  Slagelse  Herred,  Sora  Amt)  auf  der  Ostseit" 
von  Kors^r  Nor  (d.  h.  Nehrung);  vermutlich  im  12.  Jahrh.  als  Wehr  gegen  die  wendischen  Seeräuber  angelegt;  spielte 
in  den  inneren  Streitigkeiten  im  14.  Jahrh.  eine  Rolle;  wann  es  zerstört  wurde,  weiß  man  nicht.  Namenformen: 
Diplome  1322,   1399  und  1425   Thornburgh.    Auf  den  Karten  colesing  (stark  verdorben).  450  Corshuyr, 

Korser;  Stadt  an  der  Westküste  von  Seeland  am  Großen  Belt,  sehr  früh  Überfahrtsstelle  nach  Fünen,  hatte  übrigens 
trotz  der  bequemen  Lage  keine  weitere  Bedeutung;  die  ältesten  Privilegien  vielleicht  1425  von  Erich  dem  Pommer 
erteilt  (vgl.  Trap'  II,  S.  605).  Die  verdorbene  Form  Corshays  der  Hss.  vermutlich  aus  Corshuyr,  Corshyyr  oder  Cors- 
huyr, vielleicht  eine  Wiedergabe  der  Füner  Aussprache.  Namenformen :  Diplome  1381  Kors<j)(j)r,  1425  Korss<t>r,  Itineraire 
Brugeois  (zk.  1380)  Karsoer.  451  Ox genes;  Korrektur  unsicher.    Südlich  von  der  Stadt  Skelsker  liegt  in 

Vester  Flakkebjasrg  Herred  (Sora  Amt)  am  Rittergut  Basnaes  eine  Landzunge  0xmes;  wie  alt  dieser  Name  ist,  wissen 
wir  aber  nicht.    Ein  Oxenaes  kennen  wir  in  diesen  Gegenden  gar  nicht.  452  Koholm;  nach  der  Lage  eine 

der  vielen  kleinen  Inseln  an  der  Südküste  Seelands  zwischen  0xnses  und  Gavne ;  den  Namen  kennen  wir  aber  nicht. 

453  Negtued,  vgl.  N  126  und  S.  38.  454  Vardhinborgh,  vgl.  N  127.  Der  Name  auf  den  Karten 

stark  verdorben  und  in  zwei  geteilt:  nardi  amb't/  (d.  h.  uardiiigborg),  455  Borghsznes;  der  Name  ist  unbe- 

kannt; nach  der  Lage  sollte  es  die  Landzunge  (Nses)  bei  Kallehave  sein,  in  welche  die  Baarse  Herred  hinausläuft, 
vielleicht  ist  es  aber  als  <Vording>borgsnses  aufzufassen.  Baarse  Herred  hieß  im  Liber  census  Daniaj  Burghushcertä 
Burgh(j>shcereth,  im  Diplom  1320  Burusce  ff    47°  0' ist  falsch  herausgezogen,  wie  es  scheint  für  45°  30';  vgl.  S.  69. 


Die  beiden  Clnvus-Texte.  [5J 


Longitudo 

Latitudo 

Chorsua  portus 

45  30 

57 

25 

Kors  Aa  Hafen 

Koaghe 

45  30 

57 

40 

K0ge 

Kgobenhaun   uilla   murata   cum  portu 

Kebeuhavu,  befestigte  Ortschaft  mit  selir 

maximo 

46  5 

58 

großem  Hafen 

Helsinglifcor  uilla  et  portus  in  ore  ponti 

44  40 

58 

30 

Heisings,  Ortscliaft  und  Hafen  am  0  resund 

Koskildis  ciuitas  paruui  a  mari  distans 

44  4o 

57 

50 

Roskilde,Stadt  nicht  weit  vomMeere  entfernt 

Ureues 

44  30 

58 

10 

V-naes 

Holbekz  [ues] 

44* 

58 

Holbasks  [naes] 

Holbekh  uilla 

43  40 

57 

40 

Holbaek,  Ortschaft 

Kagenes 

43 

57 

30 

?-na?s 

Slaglosia  parum  a  mari 

43  50 

57 

25 

Slagelse,  nicht  weit  vom  Meere 

Insula  Boruliolm  lial>et 

J49  30 
1&0  50 

58 

58 

30» 
30/ 

Die  Iusel  Bornholm  liegt  auf 

470 


Insul,!  Gntlandie : 


Die  Insel  Holland: 


Visbu  ciuitas  cum  portu  maximo 

57 

40 

61 

55 

Visby,  Stadt  mit  sehr  großem  Hafen 

Eius  iutroitus 

57 

61 

55 

Seine  Einfahrt 

Eu  anneu  Promontorium 

57 

5 

61 

35 

Ein  zweites,  Vorgebirge 

Opetane  fluuii  ostiu 

57 

45 

61 

20 

?  Flußmündung 

Uithu  Promontorium 

57 

45 

61 

20 

?  Vorgebirge 

Segh  fluuii  ostia 

58 

35 

60 

55 

?  Flußmündung 

Salecragh  Promontorium 

59 

60 

45 

?  Vorgebirge 

Crogher  Promontorium 

59 

30 

60 

50 

?  Vorgebirge 

Oomeuter 

59 

30 

61 

15 

?  [Vorgebirge?] 

Tarroner 

59 

20 

61 

20 

?  [Vorgebirge?] 

457  Chorsaa]  Thorsn n  W;  Thorsam  V;  ef.  Crucis  portus  N.  458  Koeghe]  W ;  Keoche  V.         459  Keoben- 

baun]  Keobenham  W;  Koobentham  V;  Hoppenhagen  F;  Copenhagna  S.    uilla]  V;  uilla  uilla  W.  461  Helsin- 

ghgor]  Helfingli0Or  W,  V.    ore  ponti]  W,  V;  cf.  £resvndh,  Cresudh  und  0reson  N.    44,40]  W;  korr.  aus  44,60  V. 

462  Roskildis]  V;  Koskildis  W;  Roschilde  S.  463  Urenes]  Vrenes  V;  Uienes  W.  464  Holbekz  [nes]  ] 

Holbekz  W;  om  V.  44—58]  W;  om  V.  465  uilla]  W;  om  V.  57,  40]  W;  korr.  aus  47,  40  V.  466  43—57,  30]  W; 
korr.  aus  43,50—57,25  V.  470  Gotlandie]  W;  Gottlandie  V;  Gotlandi<a>  S.  472  Eius]  V;  Eus  W. 

473  En  annen]  Eeane  W;  Eeone  V;  cf.  Onane  der  A-Karten  und  En  arene  V  =;  En  a'ene  W,  S  oben  245. 
475  Uithu]  W;  Vithu  V;  cf.  oben  217,  219,  248.  476  Segh]  W;  Seg  V;  cf.  oben  250.  477  Salecragh]  V  ; 

Salekragh  W ;  cf.  oben  251.  478  59,  30]  W ;  50,  30  V.  479  59,  30]  V ;  59,  3  W .         480  Tarroner]  V ; 

Tarrener  W;  cf.  oben  253,  Note. 

457  Chorsaa  portus,  unbekannte  Lokalität;  vgl.  N  128.  458  Koeghe,  K0ge;  Stadt  auf  See- 

land* Ustküste  bei  Kege  Bucht,  alte  Stadt,  welche  schon  im  12.  Jahrh.  genannt  wird,  hatte  im  Mittelalter  eine  gewisse 
Bedeutung  für  den  Heringsfang  und  den  Handel  mit  Lübeck ;  die  ältesten  Privilegien  1288  von  Erich  Mamdved  erteilt ; 
1342  von  den  Holsteinern  zerstört.  Schutzbrief  für  die  Stadt  1414  durch  Erich  den  Pommer  ausgefertigt;  befestigt 
jedenfalls  von  der  Mitte  des  15.  Jahrh.  an.  Namenformeu  S.  38.  Das  tauga der  Karten  aus  c    •  g  ?  459  Kaoben- 

haun;  vgl.  N  129  und  S.  38.  Das  (c)obenam(e)  der  Karten  aus  coben(h?Jaun.  461  Helsingheor,  vgl.  N  130. 

falsigar  der  Karten  leicht  erklärliche  Entstellung  von  heteigtpr.  462  Roskildis,  vgl.  N  133.  463  Urenes, 

oder  Vienes,  haben  wir  in  diesen  Gegenden  nicht  gefunden.  Die  Insel  Oura  im  Isefjord  hieß  schon  früh  in  der  Aus- 
sprache Ore,  wurde  aber  im  Liber  census  Danise  sowie  in  Diplomen  des  14.  Jahrh.  Warthaära  geschrieben. 
464  Holbekz  [nes];  über  die  Korrektur  vgl.  S.  69.    44°  0'  wie  es  scheint  Ausziehungs-  oder  Abschreibefehler  für 
43°  0'.  465  Holbekh,  vgl.  N  131.  466  Kagenes;  den  Namen  haben  wir  nicht  in  diesen  Gegenden 

gefunden;  sollte  der  Lage  nach  Refsnses  (ursprünglich  B<j>thsnes)  oder  Asna?s  (Asknes)  sein.  467  Slaglosia, 

vgl.  N  124.         468—469  B  o  r  n  h  o  1  m ;  vgl.  N-Karte  u.  S.  39.          470  G  o  1 1  a  n  d  i  a ,  vgl.  N  192.  471  Visbu, 

vgl.  X  193.  473 — 491   En  annen  —  Ty  anesaldh;   diese   Namen  gehören  zum  norwegisch-gotländischen 

Nennsystem;  vgl.  S.  90  ff.  475  Uithu ;  nach  "diesem   Namen  ist  das  uulta  der  Karten  überschlagen;  vgl. 

Wiiltit  in  Norwegen  (oben  249). 


152 


Kapitel  VII. 


Tier  fluuii  ostia 
Masegh  fluuii  ostia 
Seger  estus 

485  Sancolder  Promontorium 
Tolleyr  promoutorium 
Kuaper  fluuii  ostia 
Uiuer  promoutorium 
Uoncbiadh  Promontorium 

490  Tyalder  Promontorium 
Tyanesaldli  Promontorium 


Longitudo 

59 

59  35 
60 

59  40 
59  20 
58  55 
58  30 
57  40 
57 
57 


Latitudo 

61  40 

62  20 
62  30 
62  40 
62  40 
62  30 
62  35 
62  30 
62  20 
62 


?  Flußmündung 
?  Flußmündung 
?  Brandung 
?  Vorgebirge 
?  Vorgebirge 
?  Flußmündung 
Vorgebirge 
Vorgebirge 
Vorgebirge 
Vorgebirge 


482  59,0—61,40]  W;  59,20—61,20  V.  485  Sancolder]  W;  Saurolder  V.  488  Uiuer]  W; 

Viuer  (oder  vielleicht  Vmer)  V.    62,  35]  W;  62,  30  V.  489  Uonchiadh]  W;  Vouchiadh  V.    57,  40]  V;  52,  40  W. 


482  Tier;  nach  diesem  Namen  ist  das  eng  oder  erig  der  Karten  überschlagen;  vgl.  Enpgh  in  Norwegen 
(oben  254). 


Kapitel  VIII. 
Clavus'  Quellen. 


Auf  die  gründlichste  und  eingehendste  Weise  ist  von  Storm  die  Frage  behandelt  worden, 
welche  Quellen  Clavus  bei  der  Ausarbeitung  seines  in  der  Nanziger  Handschrift  aufbewahrten  Werkes 
benutzt  hat,  und  Storms  Untersuchungen  konkludieren  dahin,  daß  Clavus  wesentlich  aus  drei  Quellen 
geschöpft  hat,  dem  Ptolemäus,  den  italienischen  Kompaßkarten  (Portolanen)  und  einem  praktischen 
Reisebuche  (Itinerarium).  Storms  Untersuchung  bezog  sich  natürlich  zunächst  auf  das  Nanziger 
Werk;  aber  in  der  verkehrten  Uberzeugung,  daß  diese  Arbeit  und  die  Zamoiski-Karte  auf  ein  und 
dasselbe  Werk  zurückzuführen  sei,  zog  er  diese  damals  einzig  bekannte  A-Karte,  soviel  es  irgend  tunlich 
war,  mit  in  die  Untersuchung  hinein.  Da  wir  indessen  durch  den  Fund  des  Wiener  Textes  zu  einem 
Storm 's  entgegengesetzten  Resultate  gekommen  sind,  haben  wir  uns  genötigt  gesellen,  von  diesem 
neuen  Gesichtspunkte  aus  die  Frage  über  die  Quellen  des  Clavus  von  neuem  in  Erwägung  zu  ziehen, 
und  ganz  natürlich  nimmt  die  Untersuchung  mit  Ptolemäus  ihren  Anfang. 


A.  Ptolemäus. 


Welchen  Einfluß  Ptolemäus'  Geographie  auf  Clavus  gehabt,  hat  Storm  ausführlich  auseinander- 
gesetzt und  in  allen  Einzelheiten  näher  nachgewiesen.  Was  in  dieser  Beziehung  vom  älteren  Werke  gilt, 
das  läßt  sich  auch  vom  jüngeren  sagen.  Wie  bei  jenem,  so  ist  auch  bei  diesem  der  Text  im  Stile  des  Ptole- 
mäus abgefaßt,  „mit  seinen  kurzen  geographischen  Bemerkungen,  seinem  Aufzählen  von  Städten,  Flüssen, 
Meerbusen,  Inseln  und  Vorgebirgen,  seiner  Angabe  der  geographischen  Länge  und  Breite  der  Orte"  1). 
Sowohl  der  Nanziger  wie  der  Wiener  Text  sind  als  Supplemente  zu  Ptolemäus'  Werk  angelegt,  und 
Storms  Bezeichnung  von  Clavus  als  „einem  Geographen  von  Ptolemäus'  Schule"  trifft  für  beide 
Werke  zu.  Aber  nicht  allein  die  Methode  und  die  Disposition  sind  ptolemäisch,  auch  in  den  geogra- 
phischen und  kartographischen  Einzelheiten  ist  die  Abhängigkeit  fühlbar  und  bedeutende  Entlehnungen 
finden  statt,  wie  Storm  deren  schon  verschiedene  hervorgehoben  .hat.  Die  britischen  Inseln,  die 
jütische  Halbinsel,  die  deutschen  Nordsee-  und  Ostseeküsten  und  zum  Teil  auch  die  dänischen  Inseln 
haben  nicht  allein  auf  der  Nanziger  Karte,  sondern  auch  auf  den  A-Karten  eine  deutliche  Ähnlichkeit 
mit  Ptolemäus'  kartographischem  Bilde  des  hohen  Nordens.  Schon  bei  einer  ganz  oberflächlichen 
Betrachtung  springen  diese  Ähnlichkeiten  in  die  Augen,  wenn  man  Ptolemäus'  erst?  und  vierte  Europa- 


')  Ymer  1891,  S.  14. 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus. 


20 


154 


Kapitel  VIII. 


karte  neben  Clavus'  Karten  legt.  Eine  nähere  Untersuchung  zeigt  indessen,  daß  die  Ähnlichkeit 
nicht  allein  darauf  beruht,  daß  Clavus  skizzenmäßig  die  Ptolemäischen  Küsten- 
umrisse nachgezeichnet  hat,  sondern  auch  darauf,  daß  die  Zahlen,  d.  h.  die  Längen 
und  Breiten  bei  Ptolemäus  die  feste  Grundlage  gebildet  haben,  auf  welche  er  sein 
Bild  vom  hohen  Norden  aufgebaut  hat. 

Der  Ptolemäus-Text,  welcher  Clavus  zur  Disposition  gestanden  hat,  ist  natürlich  nicht  der 
griechische  Originaltext,  sondern  Jacobus  Angelus'  lateinische  Ubersetzung;  diese  ward  1409  voll- 
endet, wurde  bald  in  zahlreichen  Abschriften  über  Italien  zerstreut  und  gab  den  Anstoß  zu  der  Wieder- 
geburt der  wissenschaftlichen  geographischen  Studien.  Eine  kritische,  auf  handschriftlichem  Material 
beruhende  Ausgabe  dieser  Ubersetzung  liegt  indessen  nicht  vor;  man  ist,  falls  man  keinen  Zutritt  zu 
den  Handschriften  selbst  hat,  auf  die  .ältesten  gedruckten  Ausgaben  angewiesen,  welche  infolge  der 
damaligen  unkritischen  Arbeitsmethode  nur  ein  Nachdruck,  und  zwar  oft  ein  recht  ungenauer,  einer 
einzelnen  Handschrift  sind.  Für  die  bei  Clavus  in  Betracht  kommenden  Länder  haben  wir  die  Aus- 
gaben Vicentiae  1475  (editio  princeps),  Ulmse  1482  (1486)  und  Borns  1490  miteinander  verglichen, 
und  es  zeigte  sich,  daß  die  Jütland  und  die  dänischen  Inseln  betreffenden  Längen-  und  Breitenangaben 
keineswegs  miteinander  übereinstimmen.  1482  und  1490  zeigen  jedoch  auch  in  Bezug  auf  eingeschobene 
Legenden  solche  Ubereinstimmungen,  daß  man  annehmen  muß,  sie  seien  auf  ein  und  dieselbe  Hand- 
schrift zurückzuführen  —  möglicherweise  ist  1490  nur  ein  Nachdruck  von  1482  oder  1486  — ,  während 
1475  als  eine  selbständige  Bezension  betrachtet  werden  muß.  Die  Abweichungen  zwischen  den  beiden 
Textüberlieferungen  sind  zu  häufig  und  zu  bedeutend,  als  daß  sie  als  Druckfehler  aufzufassen  seien. 
Sie  können  auch  nicht  gut  von  willkürlichen  Änderungen  der  Herausgeber  oder  der  Buchdrucker  her- 
stammen, denn  sie  können  schon  in  den  älteren  lateinischen  Handschriften  nacbgewiesen  werden.  Auf 
unsre  Bitte  hat  Herr  cand.  mag.  Julius  Nielsen  zwei  alte  Angelus-Handschriften  in  der  Vatikani- 
schen Bibliothek  gütigst  für  uns  kollationiert:  1.  Cod.  Vat.  lat.  5699  x)  und  2.  Cod.  Vat.  lat.  2052 2). 
Außerdem  haben  wir  selbst  Gelegenheit  gefunden,  folgende  aus  dem  15.  Jahrhundert  stammenden 
Ptolemäus-Handschriften  zu  vergleichen:  3 — 5.  Cod.  Paris.  4801,  4803  und  4805 3),  6.  Cod.  Bodl. 
Can.  Mise.  487*),  7—8.  Cod.  Laurent.  30,3  (A2)  und  30,4  (jBj),  9.  Cod.  Magliab.  XIII,  16  (AJ5), 
10.  Cod.  S,  Marc.  Flor.  187  (=  couv.  soppr.  J.  I.  17) 6)  und  11.  Cod.  Biccardian.  3042  (datiert  1474)  7). 

Vergleicht  man  diese  1 1  Handschriften  mit  den  Ausgaben,  so  zeigt  es  sich,  daß  Vat.  5699 
und  die  drei  Nicolaus  Germanus-Handschriften  (Paris.  4805,  A2  und  B1)  im  großen  und  ganzen  mit  den 
Ausgaben  von  den  Jahren  1482  und  1490  übereinstimmen,  daß  Ax  (Henricus  Martellus'  Handschrift) 
eine  eigene  Textrezension  darbietet,  während  die  übrigen  6  Handschriften  mit  der  Ausgabe  vom  Jahre 


')  Über  diese  Handschrift  vgl.  S.  23,  Note  2. 

2)  Diese  Handschrift  ist  eine  schön  geschriebene  Pergament-Handschrift  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jaln'h., 
die  nur  den  Ptolemäus-Text  ohne  Karten  enthält.  Jul.  Nielsen  hat  uns  gegenüber  die  Vermutung  ausgesprochen, 
daß  die  Hs.  möglicherweise  das  für  den  Papst  Alexander  V.  bestimmte  Exemplar  von  Jacobus  Angelus'  Übersetzung 
sei  —  also  vom  Jahre  1409  —  und  der  Präfekt  der  Vatikanischen  Bibliothek  F.  Ehrle  trat  dieser  Anschauung  bei. 
Sicher  ist  es,  daß  diese  Hs.  sowie  Cod.  Vat.  lat.  5698  (vgl.  S.  23,  Note  2)  genau  zu  untersuchen  sind,  wenn  die  lateini- 
schen Ptolemäus-Übersetzungen  einmal  zur  Behandlung  koinmen.  Die  Namen  auf  den  Karten  iri  5698  liegen  den 
griechischen  näher  als  die  in  irgend  welcher  anderen  uns  bekannten  lateinischen  Ptolemäus-Handschrift. 

3)  Über  den  Cod.  Paris.  48U5  (Nicolaus  Germanus'  erste  Rezension)  vgl.  S.  27,  Note  2.  Die  Codd.  Par^s. 
4801  und  4803  sind  anonyme  lateinische  Handschriften  von  Ptolemäus'  Geographie  und  zwar  vom  15.  Jahrh.  und 
ohne  Karten. 

4)  Cod.  Bodl.  Can,  Mise.  487  in  Bodleian  Library  in  Oxford  ist  eine  lateinische  Hs.  von  Ptolemäus'  Geographie 
aus  der  Mitte  des  15.  Jahrh.  und  ohne  Karten. 

s)  Über  diese  drei  florentinischen  Hss.  mit  den  Karten  A„,  Bt  und  At  vgl.  S.  20  ff. 

6)  Cod.  S.  Marco  187  (neue  Signatur:  conveuti  soppresi  J.  I.  17)  befindet  sich  in  Biblioteca  Nazionale  in 
Firenze,  ist  aus  dem  15.  Jahrh.  und  bat  keine  Karten. 

7)  Cod.  Riccard.  3042  befindet  sich  in  Biblioteca  Riccardiana  in  Firenze,  hat  keine  Karten  und  trügt  die 
Datierung  1474. 


Clavus'  Quellen.    A.  Ptolernäus. 


155 


1475  stimmen.  Aus  C.  Müllers  Ausgabe  vou  Ptolernäus'  griechischem  Text1)  geht  übrigens  hervor, 
daß  schon  in  den  griechischen  Handschriften  diese  Varianten  vorhanden  waren.  Über  den  Grund  dieses 
Verhältnisses  wagen  wir  uns  nicht  zu  äußern  und  auch  nicht  darüber,  wie  häufig  die  Verschiedenheiten 
im  ganzen  Ptolemäus-Texte  sind;  wir  haben  nur  darauf  hinweisen  wollen,  daß  sie  vorhanden  sind  und 
daß  sie  bei  der  Beschreibung  der  Nordlande  in  den  hier  anzustellenden  Untersuchungen  zur  Vorsicht 
ermahnen.  Wir  wissen  nämlich  nicht,  welche  Ptolernäus -Handschrift  Clavus  vor  Augen  gehabt  hat 
und  ebenfalls  nicht,  ob  sich  in  andern  Handschriften  nicht  noch  äußerlichere  Abweichungen  geltend 
gemacht  haben.  Außerdem  wird  das  Vergleichen  der  Zahlen  bei  Ptolernäus  und  Clavus  dadurch 
erschwert,  daß  die  Zahlen  des  Nanziger  Textes,  besonders  mit  Bezug  auf  Jütland  fehlerhaft  sind,  daß 
auf  der  Nanziger  Karte  viele  Namen  fehlen,  und  schließlich  dadurch,  daß  die  aus  der  Ax-  Karte  aus- 
gezogenen Längen  und  Breiten  nur  annähernd  Clavus'  Zahlen  wiedergeben.  Die  einzige  der  Clavus- 
Uberlieferungen,  auf  welche  man  sich  beim  Vergleiche  mit  Ptolernäus  sicher  verlassen  kann,  ist  daher 
der  geläuterte  und  kritisch  behandelte  Wiener  Text. 

1.  Ostseeküste. 

Betreffs  der  südlichen  Ostseeküste  herrscht  bei  den  Längen-  und  Breitenangaben  vollkom- 
mene Übereinstimmung  zwischen  den  lateinischen  Ptolemäus-Ausgaben ,  deu  obengenannten  Angelus- 
Handschriften  und  Müllers  griechischem  Text.  Hier  findet  sich  selbstverständlich  eine  ausgezeichnete 
Gelegenheit  konstatieren  zu  können,  wieweit  Clavus'  Ostseeküste  nur  flüchtig  nach  Ptolernäus  entworfen 
ist,  oder  ob  sie  wirklich  genau  nach  seinen  Zahlen  nachgezeichnet  sei.  Ein  direkter  Vergleich  ist 
jedoch  nur  teilweise  möglich,  da  der  Wiener  Text  die  Ptolemäischen  Namen  nur  für  Sarmatien  auf- 
nimmt.   Der  Vergleich  gibt  folgendes  Resultat: 


Ptoleniäus. 

Wiener  Text. 

Cbroni  flu.  ost. 

50°      ö.  L. 

56° 

n.  B. 

Ostium  Orientale  Aderini  50°      ö.  L. 

56n 

n.  B. 

Rudonis  flu.  ost. 

53°  > 

57° 

» 

Rubnis  osti<(uni)>            53°  » 

57° 

» 

Turunti  flu.  ost. 

56° 

58° 

30'  » 

Turunci  flu.  ost,             56°  » 

58° 

30'  » 

Cbesini  flu.  ost. 

58°  30'  » 

59° 

30'  „ 

Cerohin  flu.  ost.             58°  30'  » 

59° 

30'  » 

Eine  so  genaue  Übereinstimmung  kann  nur  dadurch  erklärt  werden,  daß 
Clavus  bei  dieser  Küstenstrecke  die  Zahlen  des  Ptolernäus  genau  abgetragen  hat. 

Die  vom  Flusse  Chronos  westlich  gelegene  Ostseeküste  folgt  bei  Ptolernäus  dem  56.  Breiten- 
grad. In  den  Wiener  Text  sind  keine  der  Ptolemäischen  Namen  aufgenommen,  die  Küstenlinie  folgt 
aber  diesem  Breitengrade,  indem  primum  littus  regni  Sclauorum,  Uebanes  uilla,  eins  littus,  portus  Sun- 
deusis,  Ryen  Promontorium,  dessen  littus  primum,  secundum,  tertium)  quartum  alle  auf  56°  n.  B.  liegen. 
Ferner  liegt  hostium  Aderini  fluuii  oeeidentale,  das  dem  Vistulae  flu.  ost.  des  Ptolernäus  entspricht, 
ebenso  wie  dieses  auf  45°  ö.  L.;  da  Clavus  indessen  den  Fluß  in  einen  großen  Meerbusen  (Delta) 
münden  läßt,  liegt  bei  ihm  die  Breite  der  Mündung  auf  55°  30',  wogegen  sie  bei  Ptolernäus,  der  sie 
ganz  bis  zum  Küstenrande  hinaufführt,  auf  56°  liegt;  portus  Sundemis  aber,  das  zufolge  des  Wiener 
Textes  unmittelbar  an  der  Küste  liegen  muß,  verlegt  Clavus  auf  45°  ö.  L.,  56°  n.  B.,  genau  die  Ptole- 
mäischen Zahlen  für  Vishdas  Mündung. 

Nehmen  wir  die  nicht  umprojizierte  A1 -Karte  zu  Hilfe,  so  werden  wir  gewahr,  daß  deren  Flußmündungen 
an  dieser  Küste  mit  denen  des  Ptolernäus  zusammenfallen.  Daß  die  Zahlen  keine  genaue  Übereinstimmung, 
sondern  nur  eine  gewisse  Annäherung  zeigen,  beweist  nur,  daß  die  A-Karten,  wie  schon  gesagt,  keine  so  sichere 
Uberlieferung  sind,  wie  der  Wiener  Text  es  ist. 


')  Claudii  Ptoleintei   Geograph ia  rec.  Carolus  Müller,  vol.  I,  pars  I,    Paris  1833:  Thüle  S.  105, 
üerinauiens  Nordküste  S.  247,  Jütland  S.  249  —50,  die  Inseln  bei  Jütland  S.  275—76,  Sarmatiens  Küste  S.  411—12. 

20* 


156 


Kapitel  VIJI. 


P  t  o  1  e  in  ä  u  s. 


Calusii  flu.  ost. 
Sueui  flu.  ost. 
Viadi  flu.  ost. 
Vistulae  flu.  ost. 


37°      o.  L. 
39°  30'  » 
42°  10'  , 
45° 


56°  n.  B. 

56°  » 
56°  , 

56°  » 


Culusius  flu.  36°  55' 

Suanus  flu.  39°  40' 

Nuarus  flu.  42°  15' 

Istula  flu.  s.  Odra  45°  10' 


L. 


56°  10'  n.  15. 
56°  15'  » 
55°  40'  » 
55°  30'  » 


Die  Ostseeküste  nimmt  bei  Ptolemäus  dort  ihren  Anfang,  wo  die  Ostküste  der  jütischen  Haibinse 
mit  Germaniens  Nordküste  zusammenstößt,  auf  35°  ö.  L.  56°  n.  B.  (quae  ad  ortum  flectitur).  Der  Wiener 
Text  hat  keinen  bestimmten  Namen  für  die  Biegung  der  Küste;  sie  muß  aber  ungefähr  bei  portus  strictus 
auf  35°  10'  ö.  L.,  5G°  n.  B.  beginnen,  und  nach  Ax  beginnt  sie  gerade  auf  35°  ö.  L. 

Während  der  Wiener  Text  an  Germaniens  Nordküste  die  Ptolemäischen  Flüsse  ausläßt,  welche  A1 
aufnimmt,  führt  er  andrerseits  eine  Reihe  von  Städten  an,  die  Aj  ausläßt.  Die  übrigen  A-Karten  haben 
sowohl  Fluß-  wie  Städtenamen ;  sie  bringen  aber  einige  von  ihnen  auf  eine  andre  Weise  an,  als  die  Zahlen 
des  Textes  zulassen.  Stralsund  verlegen  die  Längen  und  Breiten  des  Textes,  wie  wir  sahen,  bestimmt  an  die  Mün- 
dung des  Aderinus  (Istula),  aber  A2 — Aö  legen  es  an  die  Mündung  des  Viadus,  d.  h.  auf  zirka  42°  1  5'ö.  L.,  55°  4()' 
n.  B.,  statt  auf  45°  ö.  L.,  55°  40'  n.  B. ;  Ribnitz,  das  der  Wiener  Text  auf  42°  10'  ö.  L.,  56°  n.  B.  legt,  d.  h. 
etwas  westlich  von  Viadus  flu.  (42°  15'  ö.  L.,  55°40'n.B.:  A^,  bringen  A2 — A6  zusammen  mit  Rostock  westlich 
von  Suenus  flu.  an,  weshalb  Ribnitz  auf  diesen  Karten  auf  demselben  Längen-  und  Breitengrade  wie  Rostock 
liegt,  d.  h.  auf  zirka  39°  20'  ö.  L.,  55°  40'  n.  B.  Dieser  offenbare  Widerspruch  zwischen  dem  Text  und  den 
Karten  A2 — A6  kann  kaum  irgend  welchem  Mißverständnis  oder  einem  verkehrten  Ausziehen  von  Seiten  des 
Clavus  zugeschrieben  werden,  sondern  ist  weit  eher  die  Schuld  eines  Bearbeiters.  Wie  und  wodurch  die  Dif- 
ferenz entstanden  und  wem  sie  zunächst  zuzuschreiben  ist,  erscheint  uns  nicht  schwierig  nachzuweisen. 

A{  zeigt,  daß  Clavus  die  Oder  (Aderinus)  mit  Ptolemäus'  Vistula  [istula  siue  odra  A1)  identifiziert 
hat,  au  welchen  Fluß  er  Stralsund  (Sundis  ciuitas)  mit  Byen  Promontorium  gelegt  hat.  Nach  der  gelehrten 
Auffassung  des  15.  und  1 6.  Jahrhunderts  war  aber  Ptolemäus'  Vistula  nicht  die  Oder,  sondern  die  Weichsel, 
wogegen  Viadus  als  Oder  aufgefaßt  wurde.  Einem  deutschen  Bearbeiter  lag  es  daher  nahe,  die  norddeutschen 
Städte,  in  Übereinstimmung  mit  der  allgemeinen  Auflassung  ihrer  Lage,  zu  den  Ptolemäischen  Lokalitäten 
in  Verhältnis  zu  bringen,  und  da  auf  Nicolaus  Germanus'  Karten  (und  der  von  ihm  teilweise  abhängigen 
AG-Karte)  die  Versetzung  der  genannten  Städte  vorgenommen  ist,  dürfte  dieselbe  ihm  zuzuschreiben  sein. 
Daß  der  ihnen  auf  den  A2 — A(i- Karten  gegebene  Platz  nicht  Clavus  zuzuschreiben  ist,  darauf  deutet  auch 
der  Umstand,  daß  die  für  Ribnitz  und  den  Stralsunder  Hafen  gültigen  Zahlen  des  Wiener  Textes  sie  gerade 
nach  Viadus  bzw.  Vistula,  und  nicht,  wie  aus  folgender  Zusammenstellung  ersichtlich  ist,  nach  Suenus  und 
Viadus  hinführen. 


Viadi  flu.  ost. 
Vistulae  flu.  ost 


Ptolemäus. 

42°  10'  ö.  L.  56°  n.  B. 

45°  »      56°  » 


Wiener  Text. 

Rebanes  uilla  42°  10'  ö.  L.  56°  n.  B. 
Portus  Sundensis  45°  »      56°  » 


Die  miteinander  genau  übereinstimmenden  Zahlen  bürgen  nicht  allein  dafür,  daß  Clavus  sie  auf  die 


beigefügten  Flüsse  bezogen  hat,  im  Gegensatz  zu  dem,  was  auf  den  Karten  A2- 
auch  dafür,  daß  er  hier  wieder  die  Zahlen  des  Ptolemäus  benutzt  hat. 


-Afi  geschehen  ist,  sondern 


Wir  wagen  also  festzustellen,  daß  die  Küstenlinie  der  Ostsee  irn  Wiener  Text  und  der  dazu- 
gehörigen Originalkarte,  sowohl  mit  Bezug  auf  Germanien  wie  auf  Sarmatien  dadurch  entstanden  ist, 
daß  Clavus  auf  seiner  Karte  mit  der  peinlichsten  Genauigkeit  eine  Reihe  von 
Ptolemäus'  Längen  und  Breiten  eingetragen  hat.  Dieser  Teil  von  Clavus'  Werk  ist  also 
ganz  auf  Ptolemäus  aufgebaut,  und  S  t  o  r  m  hat  Unrecht,  wenn  er  behauptet,  daß  die  östlichen  Küsten  der 
Ostsee  von  den  italienischen  Kompaßkarten  entlehnt  seien  —  jedenfalls  gilt  dies  nicht  von  dem  jüngeren 
Werke,  also  auch  nicht  von  der  Zamoiski-Karte. 

Was  das  ältere  Werk  betrifft,  so  kann  mit  Bezug  auf  diese  Gegenden  die  Abhängigkeit  oder 
Unabhängigkeit  von  Ptolemäus  nicht  bestimmt  konstatiert  werden,  da  hier  alle  Namen  fehlen  und  die 
Flußmündungen  nur  sehr  oberflächlich  angedeutet  sind.  Bs  kann  jedoch  behauptet  werden,  daß,  wie 
schon  Storm  hervorgehoben  hat,  die  Küstenlinie  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  der  des  jüngeren 
Werkes  und  der  des  Ptolemäus  hat,  daß  beim  Ausziehen  von  Längen  und  Breiten  aus  der  Karte  die 
uiibenannten  Flußmündungen  ganz  nahe  an  Ptolemäus'  Zahlen  grenzen,  daß  der  Grenzpunkt  zwischen 
der  jütischen  Halbinsel  und  Germaniens  Nordküste  ungefähr  auf  35°  ö.  L.  liegt,  und  daß  die  Küste 


Clavus'  Quellen.    A.  "Ptolemäus. 


157 


sich  ganz,  wie  iu  dem  jüngeren  Werke  und  bei  Ptolemäus  nach  Nordosten  auf  Sarmatierj  zu  auf  zirka 
50°  ö.  L.  wendet,  während  die  Küstenlinie  selbst  durchgehends  nur  10  — 15'  unter  dem  56.  Breiten- 
grade lieo-t. 

2.  Die  kleineren  Inseln. 

Eine,  wenn  auch  etwas  andersartige  Abhängigkeit  von  Ptolemäus  zeigen  andre  Abschnitte  von 
Clavus'  Arbeiten.  Charakteristisch  für  das  Nordlandsbild  des  Ptolemäus  sind  u.  a.  die  drei  Reihen 
Inseln,  welche  er  um  die  jütische  Halbinsel  herum  im  Meere  anbringt:  die  drei  sächsischen  in  der 
Nordsee  vorm  Ausfluß  der' Elbe,  die  drei  alocischen  nördlich  von  der  jütischen  Halbinsel  und  die  vier 
scandischen  (drei  kleinere  und  eine  größere)  westlich  von  der  jütischen  Halbinsel  und  nördlich  von 
Germaniens  Festlandsküste.  Obgleich  diese  Inseln  mit  der  Kenntnis  eines  Nordländers  vom  geographi- 
schen Aussehen  der  Nordlande  durchweg  kollidieren  mußten,  hat  Clavus  nicht  von  Ptolemäus  abzu- 
weichen gewagt,  sondern  hat  die  Inseln  gewissenhaft  aufgenommen.  Keine  der  Inselgruppen  werden 
allerdings  in  seinem  Texte  erwähnt;  wie  Storm  nachgewiesen  hat,  findet  man  sie  aber  ganz  deutlich, 
nicht  allein  auf  der  Nanziger  Karte,  sondern  auch  auf  den  A-Karten.  Auf  der  Nanziger  Karte  sind 
die  sächsischen  Inseln  mit  Helgoland  (Hidieland)  identifiziert;  bei  den  alocischen  Inseln  steht  veenskon 
geschrieben,  während  die  drei  kleineren  scandischen  Inseln  als  unbenaunte  kleine  Inseln  nordöstlich 
von  Fünen  daliegen.  Auf  den  A-Karten  ist  das  Verhältnis  verwickelter.  A1  hat  gar  nicht  die  säch- 
sischen Inseln,  auf  den  übrigen  A-Karten  findet  man  sie  unter  ihrem  Ptolemäischen  Namen  Saxonum 
iusule ;  auf  Ax  sind  auf  dem  Platz  der  alocischen  Inseln  zwei  oder  drei  halbverwischte  Inseln,  während 
sie  auf  den  übrigen  A-Karten  fehlen;  die  drei  kleineren  scandischen  Inseln  sieht  man  dagegen  deutlich 
auf  allen  A-Karten  nordöstlich  von  Fünen  und  Boge  (Baag^),  jedoch  ohne  Namen. 

Bei  der  Bestimmung  der  Längen  und  Breiten  dieser  auf  Clavus'  Karte  aufgenommenen  Inseln  im 
Verhältnis  zu  den  Ptolemäischen  ist  man  wegen  des  totalen  Ignorierens  derselben  im  Wiener  Texte  aus- 
schließlich auf  die  aus  den  Karten  ausgezogenen  Zahlen  angewiesen;  die  in  den  Ptolemäus-Überlieferungen 
vorkommenden  Varianten  sind  hier  ganz  unbedeutend,  und  beruhen  vielleicht  nur  auf  Abschreibe-  oder 
Druckfehlern. 


Die  mittlere 
der 

P 

t  o  1  e 

m  ä  u 

s 

Nanziger 
Karte 

A- 

Karten 

Vicenza  1475 
Riccard.  3042 
Vat.  2052  und 

5699 
Par.  4801  und 

4803 
Marc.  Flor.  1 8  7 
Bodl.  Can.  Mise. 
487 

Ulm  1482 
Eom  1490 
Par.  4805 
Laur.  30,3  (A2) 
Laur.  30,4  (BJ 

i 

Magliab. 
XIII,  IG 

M 

Müllers 
Ausgabe 

ö.  L 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

3  sächsischen 

Inseln 

31° 

57°40' 

31° 

56°40' 

31° 

5  7°  40' 

31 

0 

57°  20' 

31° 

57°30' 

31° 

56° 

3  alocischen 

Inseln 

37° 

59°  20' 

37° 

59°20' 

37° 

59°20' 

37 

0 

59°20' 

37° 

59°  30' 

37" 

60° 

3  kleinen  scan- 

dischen Inseln 

41°  30' 

58° 

41°30' 

58° 

41'J3()' 

57°50' 

41 

°30' 

58° 

41u30' 

58° 

41°  30' 

58° 

Während  die  Breite  etwas  variiert,  ist  die  Länge  überall  genau  dieselbe,  und  mit  den  Resultaten 
der  vorhergegangenen  Untersuchungen  vor  Augen  wagt  man  zu  behaupten,  daß  auch  die  drei  Ptolemäischen 
Inselgruppen  direkt  nach  Ptolemäus'  Zahlen  von  Clavus  abgetragen  sind. 


L58 


Kai.itcl  VIII. 


3.  Die  große  scandische  Insel. 

Ptolemäus'  große  scandisclie  Insel  (appellatur  vero  proprie  et  ipsa  Scandia)  findet  Storni  in 
Clavus'  Seeland  wieder,  vou  dem  er  sagt:  „während  das  Caniscula  (d.  h.  Seeland)  der  Nanziger  Karte 
noch  durch  seiue  Form  an  Ptolemäus'  Scandia  erinnert,  hat  die  Zamoiski-Karte  einen  vollständig  neuen 
und  richtigeren  Umriß  von  Seeland"  J).  Die  Ähnlichkeit  zwischen  dem  Seeland  der  Nanziger  Karte  und 
dem  Scandia  des  Ptolemäus  ist  wirklich  sehr  auffallend,  uud  daß  Storm  darin  recht  hat,  daß  Clavus 
sie  identifizierte,  geht  aus  der  Länge  und  Breite  der  Insel  hervor,  die  in  beiden  Arbeiten  des  Clavus 
beinahe  ganz  ptolemäisch  ist.  Hier  haben  die  Texte  so  viele  Ortsbestimmungen,  daß  wir  nicht  bei  den 
Karten  Zuflucht  zu  suchen  brauchen;  da  Ptolemäus  indes  keine  Lokalitäten  auf  Scandia  kennt,  kann 
der  Vergleich  natürlich  nur  darauf  abzielen,  festzustellen,  daß  Seelands  Platz  derjenigen  von  Scandia 
entspricht. 


Ptolemäus 

N  a  n  z  i  g  e  r  Text 

Wiener 

Text 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B 

Partes  <^Scundiae)> 

extremae  sitae  sunt 

am  westlichsten: 

ad  occasum 

43° 

58° 

am  westlichsten: 

43° 

58° 

( Kagenaes 
|  Korsar 
am  östlichsten: 

43° 

67*30' 

Slagelse 
am  östlichsten: 

43° 

57°  20' 

ad  ortum 

46° 

58° 

Kobenhavn 
am  nördlichsten : 

469 

58° 

Kebenhavn 
am  nördlichsten : 

46°  5' 

£8Ü 

ad  septentriones  2) 

44°30' 

58°  30' 

Holbaek 
am  südlichsten: 

44°40' 

58°  30' 

Helsingar 
am  südlichsten: 

44"40' 

58°  30' 

ad  meridiem 

45° 

5  7 '»40' 

Vordingborg 

45° 

57°2ö' 

0xnaes 

43° 

57° 

Die  Zahlen  bei  Ptolemäus  und  die  des  Nanziger  Textes  stimmen,  mit  Ausnahme  von  zweien, 
miteinander  überein:  von  acht  Zahlbestimmungen  ist  an  der  einen  Stelle  nur  eine  Variante  von  10'  in 
der  Länge,  an  der  andern  eine  von  20'  in  der  Breite.  Bei  dem  jüngeren  Werke  sind  die  Abweichungen 
entschieden  bedeutender;  aber  auch  hier  liegt  Seelands  nördlichster  Punkt  unverrückt  auf  der  Ptole- 
mäischen  Breite.  Es  muß  dazu  hervorgehoben  werden,  daß  das  Seeland  der  A-Karten  den  Längen  und 
Breiten  des  Wiener  Textes  genau  entspricht,  also  dieselben  Abweichungen  vom  Scandia  des  Ptolemäus 
wie  dieser  zeigt. 

4.  Thüle. 

Der  63.  Breitengrad  bildet  bei  Ptolemäus  die  Grenze  für  die  bekannte  Welt;  von  diesem  heißt 
es,  daß  er  mitten  durch  die  Insel  Thüle  geht.  Auch  diese  aus  den  Vorstellungen  des  Altertums  über 
den  hohen  Norden  bekannte  Insel  ist  in  Clavus'  jüngerem  Werke,  sowohl  im  Wiener  Texte  wie  auf 
den  A-Karten,  aufgenommen.  Dagegen  fehlte  dieselbe  ganz  im  Nanziger  Werk.  Wenn  Storm  sagt, 
daß  Thüle  auf  der  Nanziger  Karte  „verkehrterweise  seine  Nordküste  verloren  hat  und  dadurch  Nor- 
wegen einverleibt  worden  ist"  3),  so  muß  dies  als  eine  der  unglücklichsten  Äußerungen  seiner  Lust,  alle 
Clavus-Uberlieferungen  unter  einen  Hut  zu  bringen,  aufgefaßt  werden.  Auch  läßt  sich  seine  Annahme 

')  Ymer  1891,  S.  15. 

'-')  Statt  58°  30'  n.  B.  hat  der  Cod.  Magl.  XIII,  16  (A,)  hier  58°  15'  und  der  Cod.  Riccard.  3042  (durch 
Schreibfehler)  48°  30'.    Statt  44°  30'  ö.  L.  hat  die  Ausgabe  Rom  1490  den  Druckfehler  48°  30'. 
3)  Ymer  1891,  S.  15. 


Clavus'  Quellen.    A.  Ptolernäus. 


159 


nicht  aufrecht  halten,  daß.  weil  Thüle  auf  der  ersten  Europa-Karte  iu  Kardinal  Fillastre's  Ptole- 
uiäus-Haudschrift  vorkommt  und  von  ihm  in  den  Noten  zur  ersten  und  achten  Europa-Karte  erwähnt 
worden  ist,  dieselbe  auch  auf  Clavus'  Karte  aufgenommen  sein  muß  uud  dort  der  Teil  von  Norweger 
sei,  welcher  die  Aufschrift  Stauanger  trägt ').  Der  Name  Thüle  war  nämlich  im  Mittelalter  ein  euro- 
päisches Gemeingut  und  kommt  in  vielen  Texten  und  auf  den  meisten  der  alten  Scheibenkarten  vor  t). 
Da  Clavus  dort,  wo  er  im  Wiener  Texte  Thüle  erwähnt,  keine  Gradbestimmungen  angibt,  sind  wir 
darauf  hingewiesen,  die  Abhängigkeit  von  Ptolemäus  aus  den  A-Karten  nachzuweisen. 


P  t  o  1 

e  m  ä  u 

s 

Vicenza  1475 

Vat.  2052 
Par.  480  1 
Eiccard.  3042 
Marc.  Flor.  187 
Bodl.  Can.  Mise. 

Par. 

4803 

Ulm  1482 
Korn  1490 
Vat.  5T.99 
Par.  4805 
Laur.  30,3  (A2) 

Müllers 
Ausgabe 

A-  Karten 

487 
Magl.  XIII,  1  6 

Laur.  30,4  (B, ) 

d 

Pars,  quae  maxime  ad  oc- 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ü.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

casum    tenditur,  gradus 

'2  9° 

fi3° 

29°  3  o' 

63° 

29°  30' 

63° 

29° 

63° 

29°  30' 

63° 

quae  maxime  ad  ortum  . 

31°40' 

63° 

3  1"4()' 

63° 

33"  40' 

63° 

31°  40' 

63° 

33°  ä 
33°  20' 

63° 

quae  maxime  ad  arctos  3)  . 

33° 

63°  15' 

33° 

(13°  15' 

33° 

03°  ]  5' 

30°  20' 

63°  15' 

32°  45' 

63°  15' 

quae  maxime  ad  austruoi  . 

33° 

62°  40' 

33° 

62°  40' 

33° 

62°40' 

30°  20' 

629  40' 

33° 

62°  20' 
02"  40' 

Medium  insulae  .... 

.33° 

63° 

33° 

63° 

33° 

63° 

30°  20' 

63° 

Diese  Zusammenstellung  zeigt,  daß  Clavus  die  Insel  auf  seiner  Karte  in  Übereinstimmung  mit 
Ptolemäus'  Längen-  und  Breiterlbestimmungen  abgetragen  hat,  und  es  erinnert  das  Thüle  der  A-Karten 
auch  zweifellos  an  das  des  Ptolemäus.  Während  Thüle  aber  für  die  Klassiker  überhaupt  der  nördlichst 
gelegene  Teil  von  der  olxoDuiv»]  (der  bewohnten  Welt)  war,  ist  die  Insel  für  Clavus  ein  Teil  von  Nor- 
wegen. Bei  dieser  Annahme  scheint  er  mit  den  Anschauungen  seiner  gelehrten  Zeitgenossen  zu  brechen. 
Seitdem  der  irische  Mönch  Dicuilus  im  9.  Jahrhundert  zuerst  die  Anschauung  aussprach,  daß  das  Thüle 
der  Alten  Island  sei,  war  diese  Anschauung,  wenn  auch  einige  Autoren  andern  Auffassungen  huldigten, 
das  ganze  Mittelalter  hindurch  die  allgemeine  und  auch  sogar  im  Norden  eine  sehr  verbreitete 2).  Die 
isländischen  Gelehrten  traten  derselben  bei  (z.  B.  in  der  Vorrede  zu  Landnäma  mit  Bezugnahme  auf 
Beda)  und  ebenso  Adam  von  Bremen,  Saxo  und  die  Historia  Norvegiae.  Wenn  Clavus  also  trotz  der 
im  Norden  gebräuchlichen  Annahme  sagt,  daß  Thüle  ein  Teil  von  Norwegen  ist,  so  ist  dies  einfach 
dadurch  begründet,  daß  Ptolemäus'  Bestimmungen  für  Thüle  diese  Insel  gerade  dort  liegen  ließ,  wo 
Clavus  aiis  andern  Gründen  die  Südküste  von  Norwegen  angegeben  hatte,  und  darum  war  er  ge- 
zwungen, sie  für  einen  Teil  dieses  Landes  zu  erklären.  Sie  geradezu  mit  dem  Festlande  zu  ver- 
binden, wagte  er  jedoch  nicht,  denn  Ptolemäus  sagt,  daß  Thüle  eine  Insel  sei;  darum  fügt  er  die  Be- 
merkung über  den  Meeresarm,  der  sie  vom  Festlande  trennt,  hinzu. 

')  Ymer  1891.  S.  140. 

2)  Schon  im  13.  Jahrh.  kommt  der  Xame  tile  auf  einer  isländischen  Scheibenkarte  vor  (im  Cod.  Hann.  Gl. 
kgl.  Saml.  1812,  4°  in  der  kgl.  Bibliothek  in  Ksbenhavn) ;  vgl.  Rafn,  Äntiquttis  Busses  II,  Copenhague  1852,  PI.  4; 
der  Xame  tile  st  ht  hier  neben  Island.    In  Südeuropa  Iii  Dt  sich  der  Name  auf  Karten  viel  älterer  Zeit  feststellen. 

3)  Statt  63°  15'  in..  B.  hat  der  Cod.  Par.  4805  hier  63°  0'. 


1G0 


Kapitel  VIII. 


5.  Die  ciiiibrische  Halbinsel. 

Von  eleu  europäischen  Nordlanden  bei  Ptolemäus  ist  jetzt  nur  noch  die  jütische  Halbinsel 
übrig.  Die  unverkennbare  Ähnlichkeit  zwischen  dem  Jütland  des  Ptolemäus  und  dem  des  Clavus  ist 
schon  von  Storm  hervorgehoben,  wenn  er  sagt:  „die  jütische  Halbinsel  hat  von  Ptolemäus  sowohl 
ihre  Richtung  nach  Nordost  wie  ihre  Form  und  ihre  Buchten  entnommen."  Es  bleibt  nur  noch  die 
Frage  übrig,  ob  es  auch  hier  möglich  ist,  nachzuweisen,  daß  die  Zahlen  des  Ptolemäus  geradezu  abge- 
tragen sind;  dies  ist  aber  nicht  tunlich,  teils  wegen  der  oben  erwähnten  starken  Abweichungen  zwischen 
den  Zahlen  der  verschiedenen  Ptolemäus-Überlieferungen,  teils  weil  die  Beschreibungen  von  Jütland 
in  den  Clavus-Texten  im  Verhältnis  zu  Ptolemäus  so  sehr  detailliert  sind  und  durch  das  Aufnehmen 
der  vielen  Orte  einen  so  ganz  andern  Charakter  haben.  Außerdem  sind  in  Jacobus  Angelus'  Ptole- 
mäus-Übersetzung  Fehler  oder  Mißverständnisse  unterlaufen,  welche  die  Zahlen  sinnlos  machen,  indem 
der  nördlichste  Punkt  von  Jütland  dem  Texte  nach  südlich  von  dem  darauf  folgenden  östlichen  Punkte 
liegt,  welches  deutlich  aus  folgender  Variantenzusammenstellung  der  Küste  von  der  Elbe  an  bis  zu  dem 
Punkte,  wo  die  Halbinsel  aufhört,  hervorgeht: 


P 

t  o  1  e 

m  ä  u 

s 

Vicenza  1475 

Vat.  2052 
Par.4801u.4803 
Riccard.  3042 
Marc.  Flor.  187 

Bodl.  Can. 

Mise.  487 

Par.  4S03 
„uel." 

Magl.  XIII,  16 

(Ai) 

Ulm  1482 
Vat.  5699 

ö.  L. 

n.  B. 

8.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

extensio  quae  post  Al- 
bim  est  fluuium  . 

32° 

56°50' 

32° 

56°50' 

32° 

56°50' 

33° 

56°50' 

31°  30' 

56°  50' 

extensio  quae  subsequitur 

35° 

58°  20' 

35° 

58°20' 

34°  20' 

58°10' 

35° 

58°20' 

35° 

58°  20' 

quae  etiam  subsequitur 

39° 

58°  20' 

quae  etiam  subsequitur 
et    maxime  septen- 

58°20' 

35°4()' 

58°  20' 

35°40' 

58°  20' 

35°  40' 

58°20' 

39°  40' 

59°  40' 

pars  eius  maxime  orien- 
talis2)  .    .    .    .  . 

44° 

59°30' 

44° 

59°30' 

44° 

58°  15' 

40°  20' 

59°  30' 

40° 

59°50' 

sinus  interior 

36° 

59°  15' 

post  extensionem  prima 

39°  30' 

59°  15' 

39°20' 

59°  15' 

39°  20' 

59"  15' 

3  9°  30' 

59°  15' 

quae  deinde  subsequitur 

40° 

58° 

quae  deinde  subsequitur 

37° 

57° 

37° 

57° 

37° 

57° 

37° 

57° 

37° 

57° 

quae  ad  ortum  flectitur 

35" 

56° 

35° 

56° 

35° 

56° 

35° 

56° 

35° 

56° 

')  Statt  58°  20'  n.  B.  hat  der  Cod.  Riccard.  3042  hier  58°  15'. 

'-')  Statt  59"  50'  n.  B.  hat  der  Cod.  Laur.  30,4  (13,)  hier  den  Schreibfehler  39"  50'. 

3)  Hier  hat  der  Cod.  Laur.  30,4  (B,)  wie  Laur.  30,3  (A2)  und  Müllers  Ausgabe  59°  20'  n,  13. 


Clavus'  Quellen.    A.  Ptoleuiäua. 


IUI 


Vergleicht  man  nun  diese  Bestimmungen  mit  der  Nanziger  Karte  (im  Nanziger  Text  fehlen 
die  Küstenbestimmungen  und  seine  Zahlen  sind,  wie  die  konstruierte  Karte  zeigt,  sehr  verdorben),  so 
wird  man  gewahr,  daß  die  jütische  Westküste  folgende  Punkte  passiert:  32°  —  56°  45',  35°  —  58°  20', 
39° — 58°  15',  wo  die  Breiten  indessen  etwas  unsicher  sind,  ferner  daß  die  Nordspitze  auf  40° — 59°  30' 
liegt,  der  östlichste  Punkt  auf  41°  — 58°  50'  und  daß  schließlich  die  Halbinsel  auf  35°  25'  — 55n  50' 
aufhört,  d.  h.  es  findet  eine  besonders  gute  Übereinstimmung  statt,  mit  Ausnahme  des  nördlichen  und 
östlichen  Punktes,  wo  der  lateinische  Ptolemäus-Text  sinnlos  ist. 

Was  den  Wiener  Text  betrifft,  so  zeigt  die  Zusammenstellung  die  Bestimmungen,  welche  genau 
oder  mit  starker  Annäherung  denen  des  Ptolemäus  entsprechen.  Ob  die  Zahlen  für  Berglum  und  Veud- 
syssel  dem  Texte  des  Ptolemäus  direkt  entnommen  sind,  wollen  wir  dahingestellt  sein  lassen.  Es  steht 
fest,  daß  eine  derartige  Übereinstimmung,  wie  wir  sie  sonst  öfters  zwischen  den  Zahlen  des  Ptolemäus 
und  Clavus  haben  nachweisen  können,  sich  für  Jütland  nicht  zeigt. 

Die  aus  den  A-Karten  ausgezogenen  Zahlen  sind  natürlich,  wie  immer,  unsicher.  Zum  Vergleich 
mit  Ptolemäus'  Jütlandszahlen  können  wir  jedoch  anführen,  daß  das  Vorgebirge  in  Dithmarschen  auf  31° — 


P 

t  o  1  e 

m  iL  u 

s 

Laur.  30,3 

Par.  4805 

Korn  1490 
Laur.  30,4 

Müllers  Aus- 
gabe 

Wiener  T 

3  x  t 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

ö.  L. 

n.  B. 

31°30' 

5<>°50' 

31°30' 

56°50' 

31°30' 

56°50' 

32° 

56°50' 

Dithmarschen .... 

31° 

5C,°50' 

35° 

58°30' 

35° 

58°20' 

35° 

58°20' 

35° 

58°20' 

35° 

58°  20' 

39° 

58°20' 

39° 

58°20' 

39° 

58°20' 

39° 

59°40' 

39° 

59°40' 

39° 

59°40' 

39° 

59°40' 

38°  40' 

59°30' 

Nordküste      .  . 

f39°30' 
\40°35' 

59°  5  5' 

40°  40' 

59°50' 

40°40' 

59°50' 

40°20' 

59°50' 

40°15' 

58°  30' 

Ostpunkt  

41° 

59°3()' 

36° 

59°15' 

36° 

59°  15' 

36° 

59°15' 

39°  20' 

59°20' 

39°20' 

59°15' 

39°20' 

59°  15' 

39°20' 

59°20' 

40° 

50° 

40° 

58° 

40° 

58° 

37° 

57° 

35° 

56° 

37° 

56° 

37° 

57° 

35° 

5f,° 

37" 

56° 

35° 

56° 

35° 

56° 

j  Traun  portus  primus 
1  portus  strictus 

35°5' 
35°10' 

56°  15' 

56° 

56°  55'  liegt,  das  bei  Barglum  auf  35°— 58°  30',  Jütlands  nördlichster  Punkt  auf  40°  30' — 60°,  der 
östlichste  Punkt  nördlich  von  Lübeck,  wo  die  Küste  sich  nach  Osten  wendet,  auf  35° — 56°,  also  eine 
besonders  gute  Übereinstimmung,  nur  wieder  mit  Ausnahme  des  nördlichen  und  östlichen  Punktes,  wo  die 
Zahlen  des  lateinischen  Ptolemäus-Textes  sinnlos  sind. 


Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus. 


21 


162 


Kapitel  VIII. 


Anmerkung.  Von  Ptolemäus'  erster  Europa-Karte  hat  Clavus  auf  seinen  Karten  Großbritannien, 
Irland  und  die  dazugehörigen  Inseln:  die  Shetlands-  und  Orkney-,  sowie  die  »ebudischen«  Inseln  aufge- 
nommen. Diese  Länder  werden  weder  im  Nanziger  noch  im  Wiener  Texte  genannt,  und  es  ist  selbstver- 
ständlich gar  nicht  die  Absicht  des  Verfassers  gewesen,  dieselben  zu  schildern ;  sie  sind  auf  der  Karte  nur 
eingetragen,  weil  sie  innerhalb  ihres  Gebietes  lagen.  In  Germanien  sind  auf  den  A-Karten  ziemlich  viel  mehr 
Ptolemäische  Namen  und  Lokalitäten  aufgenommen  als  die,  welche  der  Wiener  Text  angibt:  dort  finden  sich 
die  Flüsse  Amasiis  und  Visurgus  südwestlich  von  der  Elbe,  Cahtsius,  Sueuus,  Viadus,  Vistula  und  Chromis 
in  Norddeutschland  mit  der  Mündung  in  die  Ostsee,  die  Berge  Bondini,  Alauni,  Riffei  und  auf  kl  auch 
Venedici  montes;  dagegen  sind  keine  von  Ptolemäus'  Orten  und  von  seinen  vielen  Völkernamen  nur  die 
beiden  hauptsächlichsten  Ländernamen  Magne  Germaniae  pars  und  Sarmatie  Europe  pars  auf  den  A-Karten 
aufgenommen.  Diese  an  die  Nordlande  grenzenden  Länder  bilden  gewissermaßen  das  Ptolemäische  Funda- 
ment, auf  dem  die  Clavus-Karte  ruht. 

Die  hier  vorgenommene  Untersuchung  bekräftigt  in  jeder  Beziehung  Storms  Resultat,  daß 
nämlich  Ptolemäus'  kartographische  Darstellung  des  hohen  Nordens  in  Clavus'  Arbeiten  übergegangen 
ist,  und  zwar  nicht  allein  mit  Bezug  auf  die  großen  Verhältnisse,  sondern  auch  mit  Bezug  auf  die 
zahlreichen  Einzelheiten,  und  wir  müssen  hinzufügen,  daß  Clavus  überall,  wo  er  nur  konnte,  Längen- 
und  Breitenzahlen  ans  Ptolemäus'  Text  benutzt  hat.  Nicht  allein  in  der  Methode  und  Dar- 
stellungsform, sondern  auch  bei  den  Ortsbestimmungen  ist  Ptolemäus  darum 
unbedingt  die  Hauptquelle  und  das  Vorbild  des  Clavus. 

B.  Reisebuch  und  Kompasskarten. 

Daß  eine  Sammlung  von  Beiserouten  wie  die,  welche  Lelewel  unter  dem  Namen  Itineraire 
Brugeois l)  abgedruckt  hat,  von  Clavus  benutzt  worden  ist,  ist  von  S  t  o  r  m  bewiesen  2).  Nach  der  von 
uns  vorgenommenen  Sonderung  von  Clavus'  Leiden  Werken  gilt  Storms  Beweis  jedoch  besonders  dem 
Nanziger  Werke,  und  sein  Beweis  ist  mit  Bezug  auf  dieses  ganz  unwiderlegbar.  Ebenso  wie  im  Reise- 
buche wird  in  diesem  Texte  das  Fischerdorf  Drag(f>r  zu  einer  Insel  gemacht,  die  Karelen  werden  auf 
die  andere  Seite  von  Grönland  verlegt,  zwischen  Bergen  und  Island  wird  außer  Fare(f>  (die  Päröer)  die 
mytische  Insel  Fem<f>e 3)  angebracht,  kleine  Städte  wie  Markaryd  und  Plön  werden  mitgenommen,  und 
Visingh  lacus  wird  nach  der  insula  Vinsingo  des  Reisebuches  als  Name  für  den  Vettern-See  auf- 
genommen, lauter  von  Storm  hervorgehobene  Beispiele.  Dazu  kann  noch  hinzugefügt  werden,  daß 
die  drei  schwedischen  Städte  Vadstena,  Skeninge  und  Stockholm  in  der  hier  angegebenen  Reihenfolge 
auf  der  Nanziger  Karte  direkt  nach  dem  Reisebuche  aufgenommen  sind,  sowie  ferner,  daß  die  Völker- 
namen Dalingi,  Stalbergi  und  Findhlappi  den  dortigen  Dalen,  Staelberch  und  Finlandlappen*)  ent- 
sprechen. 

Clavus  hat  also,  was  für  einen  fahrenden  Gelehrten  ja  auch  ganz  natürlich  war,  ein  Reisebuch 
benutzt;  daß  dieses  aber  gerade  dieselbe  Form  und  Gestalt  wie  das  von  Lelewel  gefundene  gehabt 
haben  sollte,  ist  weniger  wahrscheinlich.  Teils  finden  sich  starke  Abweichungen  in  der  Schreibweise 
bei  den  für  Itineraire  Brugeois  und  das  Nanziger  Werk  gemeinsamen  Namen,  teils  ist  es  nicht  gut 
denkbar,  daß  Clavus  Städte  wie  Aalborg  in  Jutland,  Kerteminde  und  Faaborg  auf  Fünen,  Trelleborg 
und  Halmstad  im  östlichen  Dänemark,  Orebro  und  Grenna  in  Schweden  ausgelassen  haben  sollte. 
Wahrscheinlich  muß  Itineraire  Brugeois  deshalb  als  eine  neuere  Abschrift  einer  Sammlung  von  Reise- 
routen aufgefaßt  werden,  von  der  Clavus  eine  andre  abweichende  Version  besessen  hat. 

Es  ist  nun  die  Frage:  hat  dieses  Reisebuch  auch  auf  Clavus'  jüngeres  Werk  Einfluß  gehabt? 
Es  ist  an  sich  wahrscheinlich,  daß  die  Quellen,  auf  welche  sich  die  ältere  Arbeit  stützte,  auch  direkt 


')  Lelewel,  Geographie  du  moyen  äge.  epilogue  S.  285 — 308. 

2)  Ymer  1891,  S.  19—20. 

3)  Der  Name  Famoya  findet  sich  übrigens  auf  der  katalanischen  Kompaßkarte  des  Mecia  de  Viladestes 
vom  Jahre  1413;  vgl.  Anecdota  cartographka  Tab.  1. 

*)  In  L  e  1  e  w  e  1  s  Ausgabe  Finlandbappcn. 


Clavus'  Quellen.    B.  Reisebuch  und  Konipaßkarten. 


im 


oder  iiidirekt  auf  das  jüngere  Werk  Einfluß  gehabt  haben.  In  diesem  finden  sich  auch  wirklich  ver- 
schiedene von  den  Entlehnungen  des  älteren  Werkes.  Drag</>r  als  Insel,  die  Karelen  nördlich  von  Grön- 
land und  die  Insel  Fame<f)(f>  (das  Femo  (na}  der  A-Karten)  sind  die  augenfälligsten.  Daß  die  Namen 
des  schwedischen  Binnenlandes  sowohl  im  Wiener  Texte  wie  teilweise  im  Nanziger  Texte  fehlen,  kommt 
daher,  daß  Clavus'  jüngerer  Text  nur  eine  Küstenbeschreibung  ist,  und  braucht  nicht  von  irgend 
welchem  Beiseiteschieben  des  Eeisebuches  herzurühren.  Die  dazugehörigen  A-Karten  haben  dagegen 
die  Namenreihe  Vadstena,  Skeninge,  Stockholm,  wogegen  Markaryd,  Stalbergi  und  Dalingi  weggefallen 
sind  und  Visingh  lacus  durch  andre  Namen  ersetzt  ist.  Plön  ist  dagegen  sowohl  auf  der  Karte  als 
im  Texte  beibehalten  und  Faaborg  sowie  mehrere  der  norddeutschen  Namen  des  Reisebuches  sind 
hinzugefügt.  Von  diesen  Namen  beweist  Faaborg  indessen  nichts,  da  es  auf  Clavus'  Geburtsinsel  liegt, 
und  ebensowenig  beweisen  Namen  wie  Hamburg,  Lübeck,  Wismar,  Rostock  und  Stralsund,  welche  alle 
zu  Clavus'  Zeit  zu  den  bekanntesten  Hansestädten  gehörten  und  außerdem  in  älteren  Quellen,  wie 
z.  B.  auf  den  Kompaßkarten,  zu  finden  waren.  Dagegen  ist  das  nur  aus  dem  Reisebuche  bekannte 
Eibnitz  vermutlich  diesem  entlehnt.  Auf  den  A-Karten,  aber  nicht  im  Wiener  Texte,  finden  sich 
außerdem  zwei  der  vielen  östlich  von  Stralsund  gelegenen  Städtenamen,  die  das  Reisebuch  anführt, 
nämlich  Danzig  und  Riga;  von  diesen  gilt  es  dann  aber  wieder,  daß  sie  allgemein  bekannt  sind  und 
anderswoher  genommen  sein  können.  Wie  wir  sehen  werden,  ist  es  jedoch  zweifelhaft,  ob  diese  Namen 
echt  Clavisch  sind. 

Im  ganzen  beweisen  die  hier  angeführten  Beispiele,  daß  das  dem  älteren  Werke  zu  Grunde 
liegende  Reisebuch  auch  das  jüngere  Werk,  wenn  auch  vielleicht  in  geringerem  Grade,  beeinflußt  hat; 
ob  aber  diese  Beeinflussung  direkt  oder  indirekt  durch  das  ältere  Werk  verursacht  ist,  läßt  sich  kaum 
entscheiden. 


Schwieriger  ist  es,  sich  vollständige  Klarheit  über  Clavus'  Verhältnis  zu  den  südeuropäischen 
(den  italienischen  und  katalanischen)  Kompaßkarten  zu  verschaffen.  Storni1)  hat  wohl  recht  darin, 
daß  sich  auf  der  Zamoiski-Karte  — ■  sowie  auf  den  andern  A-Karten  —  mehrere  Namen  finden,  die 
sich  unstreitig  von  den  Kompaßkarten  her  schreiben;  dies  beweist  jedoch  nicht,  was  Storm  infolge 
seiner  Auffassung  vom  Zusammenhange  der  Clavus- Uberlieferungen  annehmen  mußte,  daß  Clavus  sie  den 
Kompaßkarten  entlehnt  habe,  fürs  Nanziger  Werk  nicht,  weil  in  diesem  kein  einziger  für  die  Kompaß- 
karten charakteristischer  Name  vorkommt,  und  ebenfalls  nicht  für  das  jüngere  Werk,  weil  die  Namen 
nur  auf  den  A-Karten  zu  finden  sind,  aber  in  dem  dazugehörigen  Wiener  Texte  fehlen;  die  A-Karten 
bilden  ja  aber,  wie  wir  uns  zu  überzeugen  wiederholt  Gelegenheit  gehabt  haben,  keine  so  echte  Über- 
lieferung wie  der  Wiener  Text  und  das  Nanziger  Werk.  Sind  sie  doch  nicht  allein  wie  die  Nanziger 
Karte  in  unvollständiger  Gestalt  überliefert,  sondern  auch,  was  viel  schlimmer  ist,  von  den  deutseben 
Kartenzeichnern  überarbeitet.  Wir  müssen  daher  äußerst  vorsichtig  in  den  Schlußfolgerungen  sein,  die  wir 
betreffs  Clavus'  Quellen  aus  den  für  die  A-Karten  speziellen  Namen  ziehen;  namentlich  müssen  wir 
uns  vor  allem  Klarheit  darüber  verschaffen,  für  wie  umfangreich  man  die  Überarbeitung  der  A-Karten 
kalten  darf. 

Storm  will  jedoch  nicht  allein  aus  den  Namen  Clavus'  Abhängigkeit  von  den  Kompaßkarten 
nachweisen;  er  nimmt  an,  daß  deren  Bild  vom  hohen  Norden  den  Clavischen  Kartentypus,  sowohl  die 
Nanziger-  als  die  Zamoiski-Karte  beeinflußt  habe.  Diese  Beeinflussung,  findet  er,  hat  besonders  an  der 
Ostsee  und  an  der  skandinavischen  Halbinsel  stattgefunden.  In  Bezug  auf  die  Ostsee  ist  Storms 
Behauptung  jedoch  ganz  unhaltbar.  Wir  haben  oben  nachgewiesen,  daß  Clavus  in  seinen  beiden 
Werken,  sogar  in  den  Details,  sich  dem  Ptolemäus  eng  anschließt;  hier  können  wir  hinzufügen, 
daß  die  Kompaßkarten  ein  ganz  andres  Bild  von  der  Ostsee  geben,  als  Clavus  es  tut.  Besonders  hat 
seine  Südostküste,  wo  Storm  die  Beeinflussung  nachzuweisen  sich  bestrebt,  bei  Clavus  die  von  Ptole- 
mäus angegebene  Richtung  von  Südwest  nach  Nordost,  während  die  dementsprechende  Küste  der 

')  Ymer  1891,  S.  16. 

21* 


L64 


Kapitel  VLU. 


Kompaßkarten  die  Richtung  von  Westen  nach  Osten  Hat.  Die  Ähnlichkeit  ist  demnach  durchaus 
negativ  und  hesteht  nur  in  der  Auslassung  der  Rigaischen,  Finnischen  und  Botanischen  Meerbusen. 
Eine  o-rößere  Ähnlichkeit  findet  sich  in  diesem  Punkte  zwischen  den  Clavus- Karten  und  Marino 
Sannt os  Karte  von  zirka  1320,  deren  Bild  von  Skandinavien  und  der  Ostsee,  besonders  wie  es  in  der 
Brüssler  Handschrift  1 405  vorliegt,  in  mancher  Beziehung  an  das  von  Clavus  entworfene  erinnert 1). 

Etwas  berechtigter  ist  es,  wenn  Storm  sagt,  daß  das  Skandinavien  des  Clavus  an  das  der 
Kompaßkarten  erinnert.  Die  Ähnlichkeit  beschränkt  sich  jedoch  darauf,  daß  die  Längenrichtung,  der 
Wirklichkeit  gerade  entgegengesetzt,  ostwestlich  ist,  und  daß  Clavus  ebenso  wie  die  Kompaßkarten  in 
Schweden  zwei  Seen  angibt.  Im  übrigen  ist  der  Typus  hei  ihm  ein  ganz  neuer,  namentlich  entspricht 
das  Norwegen  der  Nanziger  Karte  der  Wirklichkeit  weit  mehr  als  die  schematische  Darstellung  der 
Kompaßkarten.  Auch  Schonen  wird  im  Verhältnis  zum  übrigen  Dänemark  und  zu  Norddeutschland 
in  beiden  Werken  des  Clavus  richtiger  angebracht  als  auf  den  Kompaßkarten.  Was  endlich  die  ver- 
kehrte Längenrichtung  betrifft,  so  ist  es  eine  bekannte  Tatsache,  daß  in  älteren  Zeiten  eine  große 
Neigung  dazu  herrschte,  die  Distanz  der  Längen  im  Verhältnis  zu  derjenigen  der  Breiten  zu  über- 
schätzen; was  aber  viel  wichtiger  ist:  die  besonders  in  Clavus' jüngerem  Werke  in  die  Breite  gezogene 
Form  der  skandinavischen  Halbinsel  ist  eine  notwendige  Folge  davon,  daß  Ptolemäus'  Jutland  und 
seine  Ostseeküste  2°  zu  hoch  nach  Norden  verlegt  sind,  eine  Tatsache,  auf  die  wir  später  zurück- 
kommen werden.  Betrachten  wir  schließlich  die  beiden  Seen  in  Schweden,  so  liegen  diese  auf  Clavus" 
Karten  ganz  anders  als  auf  den  Kompaßkarten,  und  auf  der  Nanziger  Karte  mündet  der  nördlichste 
von  ihnen  ins  Eismeer  und  nicht  wie  auf  jenen  in  den  Kristiania-Fjord.  Außerdem  bringt  Clavus 
einen  See  in  Norwegen  an,  welchen  die  Kompaßkarten  nicht  kennen,  und  läßt  wiederum  ihre  beiden 
norddeutschen  Seen  aus.  Im  großen  und  ganzen  muß  man  darum  sagen,  daß  er  ohne  Rücksicht  auf 
die  Kompaßkarten  Ptolemäus'  Geographie  so  weit  folgt,  wie  diese  reicht;  daß  er  aber,  wo  sie  auf- 
hört, seinem  eigenen  Ermessen  nachgeht.  Daß  er  die  Kompaßkarten  gekannt  habe,  ist  wohl  keinem 
Zweifel  unterworfen,  da  sein  erstes  Werk  in  Italien  abgefaßt  wurde;  statt  sie  aber  zur  Richtschnur  zu 
nehmen,  hat  er  weit  eher  deren  Wert  unterschätzt  und  versucht,  sich  von  einem  Einflüsse  ihrerseits, 
der  sich  leicht  hätte  geltend  machen  können,  zu  befreien.  Ihre  Darstellung  von  dem  Teil  der  Nord- 
lande, wo  er  vorzugsweise  orientiert  war,  nämlich  den  dänischen  Inseln,  war  auch  nicht  besonders 
geeignet,  Zutrauen  bei  ihm  zu  erwecken.  Stellen  sie  doch  Seeland  durch  eine  kreisrunde  Scheibe 
nördlich  von  Jütland  dar,  Fünen  und  Langeland  als  Ovale  östlich  von  Seeland;  Samsa  wird  dagegen 
südlich  von  Seeland  und  im  Verhältnis  zu  Jütland  richtig  angebracht. 

Mit  Bezug  auf  die  Ortsnamen  muß  man  die  beiden  Werke  von  Clavus  streng  von  einander 
scheiden  und  dann  wird  man  in  dem  älteren  vergebens  die  für  die  Kompaßkarten  charakteristischen 
Namen  suchen.  Freilich  behauptet  Storm,  daß  Ahus'  Name  Oues  zu  diesen  gehört2);  auf  den  Kompaß- 
karten finden  sich  jedoch  nur  die  Formen  Aossia  (1325),  Aoxia  (1339,  Francesco-Pizigauo-Fragment 3), 
sowie  die  undatierte  Karte  im  Museo  Borbonico),  Aosia  (1367)  4)  und  üsisia  (undatiert  Nr.  16  in  der 
Biblioteca  Nazionale  in  Firenze).  Weiter  sagt  er,  daß  Simrishamns  Name  den  Kompaßkarten  ent- 
lehnt sei,  obgleich  er  in  Itineraire  Brugeois  vorkommt;  ferner  nimmt  er  an,  daß  das  Verson  des  Nan- 


')  Vgl.  Hamy,  Les  origiues  de  la  cartographie  de  VEitrope  septentrionale  in  Bulletin  de  geugraphie  hist.  et 
descript.  1888,  S.  349—50  und  PI.  VII;  vgl.  auch  Lelewels  Atlas,  Tafel  27.  Ein  Vergleich  der  Namen  auf  Clavus' 
und  Sanutos  Karten  deutet  nicht  auf  einen  Quellenzusammenhang,  und  eine  gewisse  Ähnlickeit  im  Typus  kann 
ganz  zufällig  sein. 

2)  Ymer  1891,  S.  16—17. 

3)  Auch  Mltenberger-Fragment  genannt;  publiziert  von  M.  Toeppen  in  Hansische  Geschichtsblätter  1880 — 81, 
S.  39 — 66.  Daß  diese  Karte  dem  Francesco  Pizigano  zuzuschreiben  ist,  erhellt  nicht  nur  aus  der  Schrift,  sondern 
auch  aus  der  Orthographie  und  den  gemeinsamen  Fehlern  (z.  B.  svenzia,  carmo,  vesgozia  —  este  regione)  und  aus 
der  Namenmenge  und  Auswahl.  Vgl.  Ta  b.  1  in  den  Anecdota  cartographica,  wo  die  Namen  der  Nordlande  zusammen- 
gestellt werden. 

4)  Francesco  Piziganos  Kompaükarte  vom  Jahre  1367  befindet  sich  in  Parma  und  ist  publiziert  von 
Jomard,  Monuments  de  la  geographie,  Tafel  X.    Über  die  anderen  Karten  vgl.  S.  59 — 60. 


Clavus'  Quellea,    B.  Reiscbuch  und  Kompaßkarten, 


165 


siger  Textes  von  ihrem  cap  (capitulum)  de  Vexiom  (Vexiö)  stammt,  obgleich  er  anderswo  selbst  nach- 
weist, daß  die  Eeihe  von  Städtenarnen  des  scliwediscben  Binnenlandes,  in  der  Verson  vorkommt,  von 
einer  besonderen  uns  übrigens  unbekannten  Quelle  stammt.  Es  ist  darum  Storm  nicht  geglückt, 
auch  mir  einen  einzigen  Namen  im  Nanziger  Werke  zu  finden,  der  mit  Bestimmtheit  oder  auch  nur 
mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  den  Kornpaßkarten  entlehnt  wäre.  Dagegen  könnten  zahlreiche 
Beispiele  an  Abweichungen  von  den  Kompaßkarten  angeführt  werden,  von  einem  Überschlagen  ihrer 
Namen  und  einer  abweichenden  Anbringung  solcher  Namen,  Avelche  für  sie  und  das  Nanziger  Werk 
gemeinsam  sind.  Es  ist  darum  wohl  keinem  Zweifel  unterworfen,  daß  Clavus  beim  Abfassen  des  älteren 
Werkes  mit  voller  Überlegung  die  Kompaßkarten  beiseite  geschoben  hat. 

Sodann  der  Wiener  Text.  Wir  haben  früher  (S.  64 — 65)  bemerkt,  daß  dessen  Erwähnung  von 
Falkenjagden  in  Norwegen  und  von  Abbildungen  behaarter  Waldmenschen  in  Lapmarken  vielleicht  auf 
bildliche  Darstellungen  auf  südeuropäischen  Kompaß-  oder  Scheibenkarten  Bezug  hätten;  die  Notiz  von 
der  Falkenjagd  kann  jedoch  von  vielen  andern  mittelalterlichen  Quellen  als  gerade  diesen  *)  herrühren, 
and  die  Bemerkung  über  die  Lappen  auf  Clavus'  eigene  Karte  hinweisen.  Unter  den  Namen  des 
Wiener  Textes  kann  außerdem  keiner  mit  Sicherheit  auf  die  Kompaßkarten  zurückgeführt  werden. 
!  Verschiedene  von  ihnen,  wie  die  Namen  von  Nord-Friesland,  Preußen,  Livland,  B^rgluni,  Hamburg, 
!  Lübeck,  Wismar,  Rostock,  Stralsund  und  Oder,  die  alle  in  dem  älteren  Werke  fehlen,  kommen  freilich 
auf  den  vorclavischen  Kompaßkarten  vor,  haben  aber  dort  durchgehends  andre  Formen  als  im  Wiener 
Texte,  sind  außerdem  größtenteils  im  Itineraire  Brugeois  aufgenommen  und  noch  dazu  allgemein 
bekannt.  Von  den  ganz  besonders  charakteristischen  Kompaßkartennamen  wie  Ruia,  Cauodexeland , 
oder  Eduxelant,  Randeus,  Orsnes,  Lacus  Alech,  Lacus  Neria,  Flumen  Nu,  Chiclobergis,  Mastranto, 
Eria  u.  s.  w.  erwähnt  der  Wiener  Text  dagegen  keineu  einzigen,  und  wir  gelangen  hierdurch  zu  der- 
selben Schlußfolgerung  wie  bei  dem  älteren  Werke,  daß  Clavus  die  Kompaßkarten  nur  in  sehr  geringem 
Umfange  benutzt,  vielmehr  ihren  Wert  unterschätzt  und  sich  bestrebt  hat,  sich  von  jeglicher  Beein- 
flussung derselben  zu  befreien. 

Gerade  darum   nimmt  es  wunder,  auf  den  Kopien  der  zugleich  mit  dem  Wiener  Texte  aus- 
gearbeiteten A -Karte,  die  auch  die  kartographische  Grundlage  für  denselben  bildete,  eine  Menge  sicherer 
■  Kompaßkartennamen  zu  finden.    Die  zunächst  liegende  Erklärung  ist  die,  daß  die  A-Karten  von  den 
jüngeren  deutschen  Kartenzeichnern  stark  bearbeitet  und  mit  den  Kompaßkarten  kombiniert  sind. 

Daß  in  der  Tat  bei  gewissen  Punkten  eine  Bearbeitung  vorgenommen  ist,  zeigen  folgende 
Beispiele : 

Die  Abgrenzung  von  Holstein  und  die  Aufschrift  ducatus  olfacie  stammt  sicherlich  von  Nicolaus 
Germanus;  auf  Henricus  Martellus'  A-Karten  und  seiner  Nordlandskarte2)  sind  weder  Grenzen  noch 
Namen  aufgenommen.  Dies  ist  dadurch  zu  erklären,  daß  Holstein  erst  im  Jahre  1474  Herzogtum  wurde, 
d.  h.  lange  nach  dem  Entstehen  der  originalen  A-Karte  (vgl.  S.  27).  Hier  haben  also  veränderte  politische 
Verhältnisse  die  Korrektur  veranlaßt. 

Der  Meeresarm,  welcher  auf  Nicolaus  Germanus'  A-Karten,  ganz  in  Übereinstimmung  mit  den 
Worten  des  Wiener  Textes  (l  17  ff.),  die  Ostsee  mit  dem  Eismeer  verbindet,  ist  auf  seinen  B-Karten  sowie  auf 
Martellus'  Karten  zu  zwei  tiefen  Meerbusen  verändert,  die  sich  jeder  von  seiner  Seite  ins  Land  hinein- 
schieben und  miteinander  parallel  laufen.  Durch  die  Änderung  kommt  man  der  Wirklichkeit  näher  und 
dieselbe  ist  deswegen  wahrscheinlich  dem  deutschen  Kartenzeichner  Nicolaus  Germanus  zu  verdanken, 
weil  er  wußte,  daß  Schweden  und  Kußland  mit  einander  zusammenhängen  (vgl.  S.  43,  Note  l). 

Die  7  Inseln,  welche  zwischen  Island,  Grönland  und  den  Britischen  Inseln  liegen,  führen  auf  Mar- 
tellus' Ax -Karte  die  alten  Ptolemäischen  Namen,  während  die  jüngeren,  schottischen  Namen  auf  den  übrigen 
A-  und  B-Karten  aufgenommen  sind  (vgl.  Beilage  3).  Entweder  Martellus  oder  Nicolaus  oder  auch  alle 
beide  müssen  also  hier  von  der  Originalkarte  abgewichen  sein.  Am  wahrscheinlichsten  ist  es  wohl,  daß  die 
6  südlichsten  dieser  Inseln  auf  der  Originalkarte  ebenso  wie  auf  der  Nanziger  Karte  keinen  Namen  gehabt 
haben,  während  die  auf  letzterer  fehlende  siebente  nördlichste  Insel  als  des  Wiener  Textes  „Bäreninsel  (Bjerne) 


')  Vgl.  Hamy,  1.  c.  S.  379  und  38U. 

-)  Im  Cod.  Voss.  Leid.  23.2°.    Vgl.  S.  33  und  Änecdota  cartographica  Facs.  2  und  Tab.  2 — 3. 


16(5 


Kapitel  V  I  Tl. 


zwischen  Island  und  Grönland«  aufgefaßt  werden  muß.  Falls  diese  Vermutung  richtig  ist,  haben  beide  Ko- 
pisten die  7  Inselnamen  aus  fremden  Quellen,  und  zwar  jeder  aus  seiner  eigenen  herbeigeholt. 

In  derartigen  Fällen  steht  es  fest,  daß  eine  Überarbeitung  stattgefunden  hat.  Nicht  so  sicher,  aber 
doch  sehr  wahrscheinlich,  ist  es,  daß  der  Städtename  Stetina  sowie  der  Flußname  Odra,  welche  jedenfalls 
in  diesen  Formen  im  Wiener  Texte  und  auf  Nicolaus  G  er  manu  s'  A-Karten  fehlen,  von  Henricus  Mar- 
tellus  nach  der  von  ihm  benutzten  deutschen  Quelle  (vgl.  S.  33)  hinzugefügt  sind;  da  die  Kompaßkarten 
aber  diese  beiden  Namen  kennen,  haben  diese  beiden  Fälle  keine  weitere  Beweiskraft  in  sich. 

Es  könnte  verlockend  sein  auch  dann  eine  Bearbeitung  anzunehmen,  'wenn  ein  im  Wiener 
Texte  fehlender  Name  nur  auf  Martellus'  oder  nur  auf  Nicolaus'  A-Karten  zu  finden  wäre.  Es 
können  jedoch  2  Beispiele  angeführt  werden,  die  uns  gleich  davon  überzeugen,  daß  diese  Annahme 
eine  übereilte  wäre. 

Auf  den  A-  und  B-Karten  des  Nicolaus  Germanus  findet  sich  in  Norwegen  ein  See  mit  Namen 
locus  penarum.  Der  Name  —  aber  nicht  der  See  —  fehlt  jedoch  auf  Martellus'  A-Karten1),  und  der 
See  ist  nicht  im  Wiener  Texte  erwähnt.  Die  Vermutung  liegt  daher  nahe,  daß  der  Name  nach  einer  fremden 
Quelle  von  Nicolaus  Germanus  hinzugefügt  sei.  Im  Nanziger  Texte  finden  sich  indessen  die  Worte: 
Est  et  lacus  penarum  in  Noruegia  in  situ  32°  0'  long.  65°  30'  lat.,  und  gerade  an  dieser  Stelle  hat  die  Nan- 
ziger Karte  einen  See  ohne  Namen.  Da  der  See  sowie  sein  Name  in  keiner  vorclavischen  Quelle  nachge- 
wiesen werden  kann,  und  Nicolaus  Germanus,  in  Anbetracht  seines  gänzlichen  Schweigens  über  Clavus 
den  Nanziger  Text  vei'mutlich  nicht  gekannt  hat  (vgl.  S.  51,  Note  l),  so  ist  lacus  penarum  offenbar  für  Clavus 
spezifisch,  muß  also  auf  der  originalen  A-Karte  gestanden  haben,  als  inländische  Lokalität  wie  die  schwe- 
dischen Seen  im  Wiener  Texte  unbeachtet  gelassen  und  zufälligerweise  von  Martellus  überschlagen  sein. 

Ganz  analog  verhält  es  sich  mit  dem  Namen  Engroneland  an  Norwegens  Nordküste.  Er  fehlt  bei 
Martellus  und  ist  nicht  in  den  Wiener  Text  aufgenommen;  das  Engromelandi  der  Nanziger  Karte  an  der- 
selben Küste  bezeugt  aber  die  Echtheit  des  Namens  und  auch,  daß  seine  ursprüngliche  Form,  wie  sie  auch 
auf  der  jüngsten  der  A-Karten  (A,;)  vorkommt  (vgl.  S.  85),  Engromeland  ist.  Da  der  Name  sich  nicht  in 
den  älteren  Quellen  findet,  muß  er  echt  sein,  obgleich  er  in  beiden  Texten  und  auf  der  besten  A-Karte  fehlt. 

Diese  Beispiele  ermahnen  zur  größten  Vorsicht  darin,  das  Vorhandensein  von  Korrekturen  und 
Zusätzen  auf  den  A-Karten  anzunehmen,  und  sie  beweisen,  daß  das  Nichtvorhandensein  eines  Namens 
auf  einer  oder  auf  mehreren  von  ihnen  keineswegs  ein  zu  befolgendes  Kriterium  ist.  Wir  müssen  im 
Gegenteil  die  Sache  von  der  entgegengesetzten  Seite  augreifen,  nämlich  mit  Hilfe  des  Nanziger  Werkes 
und  besonderer  Charakterzeichen  untersuchen,  wie  viele  der  Namen  auf  den  A-Karten,  deren  Echtheit, 
weil  sie  im  Wiener  Texte  fehlen,  angezweifelt  werden  können,  trotzdem  als  spezifisch  Claviseh  und 
darum  als  echt  angesehen  werden  müssen. 

Von  solchen  können  nun  verschiedene  angeführt  werden.  Wir  nennen  Venthelant,  das  sich  auf 
allen  A-Karten,  dagegen  weder  im  Wiener  noch  im  Nanzinger  Texte  findet;  es  hat  aber  die  parallele  Form 
Gentelandi  (Jemtländer)  auf  der  Nanziger  Karte  und  kommt  sonst  nicht  in  den  älteren  Quellen  vor.  Weiter 
die  Insel  Ilolrelant  an  der  Nordküste  von  Norwegen,  die  bei  Martellus  fehlt;  oben  (S.  40 — 4l)  ist 
nachgewiesen,  daß  Holrelant  eine  Entstellung  der  dänischen  Form  Hwlielant  ist,  der  Name  kann  also  nicht 
von  dem  alogia  oder  alolandia  der  Kompaßkarten  herrühren,  sondern  muß  echt  Claviseh  sein.  Dasselbe 
dürfte  auch  von  den  Namen  yona  lacus  und  uena  lacus  in  Schweden  gelten;  denn  auf  den  Kompaßkarten 
kommen  nur  die  Namen  scarse  oder  scarsa  lacus  und  stoeol  lacus  vor,  die  sich  übrigens  als  Dubletten  auf 
den  A-Karten  finden.  Unter  den  vielen  binnenschwedischen  Städten  —  diese  fehlen  alle  im  Wiener  Texte 
—  sind  da  zwei,  von  denen  man  sicher  annehmen  darf,  daß  sie  auf  der  originalen  A-Karte  gestanden  haben, 
nämlich  Vasten  (Vadstena)  und  Scening.  Diese  beiden  Städte  sowie  Stockholm  sind  nämlich  genau  auf  die- 
selbe fehlerhafte  Weise  im  Verhältnis  zu  dem  südlichsten  der  beiden  Binnenseen  (Vettern)  und  ihrem  Ausfluß 
angebracht,  wie  auf  der  Nanziger  Karte  die  ihnen  entsprechenden  Städte  Wüsten,  Skeninge  und  Stokholm. 
An  der  Südspitze  des  Vettern  haben  die  A-Karten  die  Stadt  Sudercdbing,  die  Nanzinger  Karte  dagegen  nur 
ein  Stadtzeichen.  Es  ist  viel  wahrscheinlicher,  daß  Clavus  das  Sudercoping  des  Eeisebuches  nur  mit  der 
Veränderung  des  schwedischen  p  in  das  dänische  b  auf  Jönköpings  Platz  angebracht  habe,  als  daß  es  Ko- 
pisten sein  sollten,  welche  den  Namen  nach  dem  suderpigeh,  sodechping,  sudegping  oder  sudechpinjs  der  Kom- 


')  Auf  den  Nordlands-  und  Skandinaviens  -  Karten  in  Martellus'  Insularium  (Anecdota  cartographica, 
Facs.  2 — 3  und  Tab.  2 — 3)  findet  sich  der  lacus  penarum;  das  bedeutet  aber  nichts,  da  diese  beiden  Karten  nicht  nur 
wie  auch  A6  von  Nicolaus  Germanus'  Karten  beeinflußt  sind,  sondern  viele  Namen  der  verlorenen  Cusanus-Karte 
wiedergeben,  und  auf  den  anderen  Kopien  dieser  Karte  findet  man  eben  lacus  penarum. 


Clavus1  Quellen.    B,  Reisebuch  und  Kompalikarten. 


L67 


paßkarten  hinzugefügt  haben  sollten.  Auch  das  Fin(dyiappeland  der  A-Karten,  das  ebenso  wie  das  finna- 
lappi  oder  findhlappi  des  Nunziger  Werkes  von  des  Reisebuches  pndlandlappen  entnommen  ist,  muß  als 
Clavisch  angenommen  werden.  Die  Kompaßkarten  kennen  den  Namen  nicht,  andre  Quellen  haben  Finlaudia, 
wie  Marino  Sanuto1)  oder  Finni,  wie  die  Hidoria  Norvegica2).  Etwas  unsicherer  ist  der  Name  Bahua, 
der  bei  Martellus  fehlt;  für  seine  Echtheit  spricht  die  dänische  Form  —  die  plattdeutsche  war  Bahusin 
—  sowie  das  gänzliche  Schweigen  aller  älteren  Quellen  über  diesen  Namen.  Daß  der  Name  von  Aabenraa 
(Apenrade)  sich  nur  auf  den  A-Karten  findet,  aber  im  Wiener  Texte  fehlt,  beruht  gewiß  nur  auf  einem 
Vergessen  von  Seiten  des  Clavus ;  der  Name  findet  sich  nämlich  im  Nanziger  Werke  und  hat  dort  ebenso 
wie  auf  den  A-Karten  das  dänische  b  (Obenraa)  im  Gegensatz  zum  p  im  Operom  auf  Dal or tos  Kompaß- 
karte von  1325  (vgl.  S.  38). 

Die  Noten  zum  Wiener  Texte  (Kap.  VII B)  liefern  ja  übrigens  einen  unwiderlegbaren  Beweis  dafür, 
daß  Clavus  sehr  oft  Lokalitäten  überschlägt,  was  ja  bei  den  numerierten  Lokalitäten  sowie  im  norwegisch- 
gotländischen  Nennsystem  besonders  deutlich  zum  Vorschein  kommt;  vgl.  Wiener  Text  253,  475  und  481. 

Die  Anführung  all  dieser  Beispiele  sollte  zeigen,  daß  sich  auf  den  A-Karten  eine  Anzahl  Namen 
befinden,  die,  obgleich  sie  im  Wiener  Texte  fehlen,  doch  sicherlich  von  Clavus  stammen.  Dies,  im 
Verein  mit  andern,  in  Kap.  V  aufgeführten  Gründen  kann  uns  nur  in  der  Vermutung  bestärken,  daß 
die  ursprüngliche  A- Karte  eine  weit  mehr  detaillierte  Karte  war,  als  die  auf  uns  gekommenen 
Kopien  es  sind. 

Sehen  wir  von  den  unerklärbaren  oder  unsichern  Namen  auf  den  A-Karten  ab,  wie  repuris3) 
im  südlichen  Norwegen,  alous  in  Schweden4),  bellandiar  auf  Thüle,  sowie  den  Meeresnamen  balteatus 
pontus  und  sabulosus  pontus,  welche  alle  im  Wiener  Texte  fehlen,  so  bleiben  als  möglicherweise  nicht 
ursprünglich  Clavische  Namen,  nur  die  früher  erwähnte  Reihe  von  Kompaßkartennamen  längs  der 
Ostsee  sowie  einige  binnenschwedische  See-  und  Städtenamen  übrig. 

In  der  folgenden  Zusammenstellung  haben  wir  diese  Namen  mit  den  entsprechenden  auf  Marino 
Sanutos  Karte  von  zirka  1320  (Mar.)5),  sowie  mit  den  vorclavischen  Kompaßkarten  verglichen,  nämlich: 
Giovanni  Carignanos  von  zirka  1300  (Car.) 6),  Angelino  Dalortos  von  1325  und  1339  7),  der 
medieeische  Weltatlas  von  1351  8),  Francesco  Piziganos  von  1367  9),  undatiertes  Pizigano-Fragment 
(Piz.)10)  und  folgenden  katalanischen  Karten:  »Atlas  catalan*  von  1375  X1),  Mecia  de  Viladestes  von  1413  12), 
der  undatierten  in  der  Biblioteca  Nazionale  (Museo  Borbonico)  in  Napoli  (Nap.)  13)  und  der  undatierten  Nr.  16 
in  der  Biblioteca  Nazionale  in  Firenze  (Fir.)14)  —  mit  Ausnahme  der  Karten  von  1325,  1339,  1375  und 
des  Pizigano-Fragmentes  sind  die  Namen  den  Originalen  entnommen. 

ruya  oder  rura  insula  (Rügen)  und  ruron  —  ruia  (Car.,  Mar.);  insula  ruya  (l 32 5,  1367);  ruya 
(1339,  1375  Kap.);  rudä?  (Fir.). 

oxilia  (Ösel)  ■ —  insula  oxilia  (1325,  Nap.);  oxilia  (1339,  1375,  1413,  Fir.);  oxillya  (1351;  inxula 
oxila  (Piz.);  isola  oxila?  (1367);  oxiliya  (135 1). 


»)  Vgl.  Hamy,  1.  c.  S.  349. 

2)  Storni,  Monumenta  historica  Norvegica,  Kristiania  1888,  S.  75,  82,  86,  88  u.  s.  w. 

8)  Was  die  mögliche  Erklärung  von  repuris  betrifft,  siehe  S.  100.  Auf  der  sogenannten  Cusanus-Karte 
(Eystath  1491),  sowie  auf  Waldseemüllers  carta  marina  (1516)  findet  man  die  Form  orepuris;  das  ist  aber  nur  der 
Name  repuris  mit  dem  Stadtzeichen  von  der  gedruckten  B-Karte  (Ulm  1482). 

4)  Nach  mündliclier  Mitteilung  an  uns  glaubt  E.  W.  Dahlgren,  daß  Alous  als  Alvastra  zu  erklären  sei; 
möglich  wäre  aber  auch  die  Erklärung  alous  =  alias,  nämlich  stoeol  lacus  alias  lacus  uena  oder  yona  lacus  alias 
screse  lacus ;  allerdings  kommt  alous  auf  allen  A-  und  B-Karten  vor,  öfters  neben  den  beiden  Wortverbindungen  mit 
dem  alias  oder  aliter,  was  der  letzten  Erklärung  kaum  zuträglich  ist. 

5)  Vgl.  Hamy,  1.  c.  S.  349—51. 

n)  Reproduktionen  in  Ongania,  Tafel  III  und  Periphis,  Tafel  IV. 

7)  Vgl.  S.  59,  Note  3—4.    Namenliste  der  Karte  von  1339  auch  bei  Hamy,  1.  c. 

8j  Reproduktionen  in  Ongania,  Tafel  V  und  Periphct.,  Tafel  X. 

9)  Vgl.  S.  164,  Note  4. 
<°)  Vgl.  S.  164,  Note  3. 

11  j  Vgl.  S.  42,  Note  3.    Namenhste  auch  bei  Hamy,  1.  c. 

12)  Vgl.  S.  59,  Note  6. 

13)  Vgl.  S.  59,  Note  7.    Namenliste  auch  bei  Hamy,  1.  c. 
»*)  Vgl.  S.  60,  Note  1. 


168 


Kapitel  VIII . 


dansor  (A-Karten).  dantzg  (B-Karten)  (Danzig)  —  Godansce  und  Godanensis  (l  325) ;  Godansce 
(1339);  tanzig,  Dancicha  und  Godanenssis  ( 1 3  5 1 ) ;  Danbing  und  Godansce  (l  36  7) ;  Danzicha  (Piz.);  Godanse 
(1375,  Fir.);  Gödanse  (Nap.).  —  Itin.  Brug. :  D^nseke. 

turon  (Tborn)  —  toron  und  tironia  (Gar.);  toronum  (Mai-.);  turon  (1325,  1339);  torom  ( 1 3 5 1 ) ; 
turon  und  turonia  (1367);  teom  (1413). 

riga  (Riga) —  riga  (Car.,  Mar.,  1325,  1339,  1375,  Piz.,  Nap.);  vga  (l 4 1 3).  —  Itin.  Brug.:  Kyghe. 

reualia  (Reval)  —  reualia  und  riualia  (1325);  p.  reualha  (1351);  riualia  (Piz.,  1375);  rinallia 
(Nap.);  reuelia  (1413,  Fir.). 

vngardia  (Ivanogrod  oder  Novgorod??)  *)  —  vngardia  (1325,  Piz.,  1413,  Nap.);  vnguardia 
(1339);  vusardia?  (Fir.). 

nogardia  oder  nogarden  (Novgorod)  —  nogardia  (Car.,  Nap.) ;  nogorado  (1325,  1339);  flm  nogorado 
(1367);  flume  nogoradn  (Piz.);  nogorodo  (Fir.). 

vironia  (Wirland?)  —  varlant  (Mar.);  vironja  (1325);  virona  (Piz.,  Fir.);  vuarlant  (Nap.). 

offlondena  (Uplandene)  —  offlondena  (Nap.);  ofrandena  (1367):  osrandena  (Piz.);  ofloudena  (1413). 

roderim  (Roden,  Roslagen)  —  roderim  (1325,  1367,  Piz.);  ledonim?  ( ]  3 5 1 ) ;  roderin?  und  riperia 
roden  (1339),  rodrin,  rodrim  und  d;e  Legende  »tota  aquesta  ribera  es  apelada  ribera  de  rodrim«  ( 1 4 1 3) ; 
[rojdrim  und  die  Legende  »tota  aquesta  ribera  ess  apelladi(!)  rodrim*  (Nap.). 

agaria(?)  —  undeutlich  agar  .  .  (Car.). 

Vfsalia  oder  u<(s^>salia  (Upsala)  —  Vpsal[ia]  (l 325). 

lincopia  (Linköping)  —  lincopia  (1325). 

lacus  screse  (Venern)  —  lacus  scarsa  und  scarsa  (1325);  lacus  scarse  und  scarsa  (1339);  scarsa 
(Car.  1367,  1375,  Fir.);  scarssa  (Nap.);  c.  scarsa  (l 35 1). 

lacus  stocol  (Mälaren)  —  lacus  stochol  (1325);  lacus  stocol  (1339);  lacgo(?)  stocolo  (Piz.);  stagnö 
stocol  (Nap.);  lacus  stocoll  (Fir.);  sanguse  stocol  (1413). 

Daß  die  beiden  schwedischen  Seenamen,  sowie  die  ganze  Naraenreihe  längs  der  Ostsee  von 
ruija  bis  roderim  direkt  aus  den  Kompaßkarten  genommen  sind,  ist  zweifellos  —  was  die  drei  schwe- 
dischen Städtenamen  betrifft,  ist  die  Sache  weniger  sicher.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  hat  Clavus 
nun  irgend  eine  Kompaßkarte  gekannt  und  möglicherweise  eine  Kopie  derselben  nach  dem  Norden 
mitgenommen;  aber  trotzdem,  gerade  weil  er  sonst  immer  den  Wert  der  Kompaßkarten  unterschätzt 
und  weil  die  ursprüngliche  A-Karte  im  Norden  entstanden  ist,  stellen  wir  in  Abrede,  daß  Clavus  selbst 
die  Entlehnung  all  dieser  Namen  aus  den  Kompaßkarten  vorgenommen  haben  sollte,  umsomehr,  da 
wir  nicht  den  Grund  einsehen,  sie  im  Wiener  Texte  auszulassen,  da  sie  größtenteils  Küstenstädte  sind, 
und  die  Dublette  ruron  (mit  Stadtzeichen)  neben  ruya  insula  auf  eine  fremde  Quelle  deutet.  Andrer- 
seits müssen  die  Kompaßkartennamen  auf  der  allen  uns  bekannten  A-Karten  zu 
Grunde  liegenden  Karte  gestanden  haben,  und  müssen  also,  falls  sie  nicht  echt  sind,  in 
das  Original  oder  noch  eher  in  die  von  uns  angenommene  erste  nach  Italien 
gelangte  Kopie  hineingetragen  sein.  Der,  welcher  diese  Namen  hineingetragen  hat,  ist  also 
entweder  eine  uns  unbekannte  Person,  oder  der  erste  der  uns  bekannten  A-Karten -Kopisten,  welcher 
diese  erste  verloren  gegangene  Kopie  benutzt  hat,  d.h.  Nicolaus  Germanus.  Welche  Kompaßkarte 
benutzt  worden  ist,  läßt  sich  selbstverständlich  nicht  konstatieren,  um  so  weniger,  weil  sie  verschollen 
sein  kann,  oder  weil  mehrere  solche  benutzt  sein  können.  Es  wäre  nur  noch  zu  bemerken,  daß 
Dalortos  Karte  von  1325  diejenige  ist,  welche  am  besten  mit  den  Kompaßkartennamen  der 
A-Karten  übereinstimmt,  da  nur  ein  einziger  von  ihnen  fehlt,  nämlich  offlondena 2). 


')  Vgl.  Ougard  im  Nanziger  Texte  (184)  wie  Abo  in  Finland  zu  Schweden  gerechnet.    Vngardia  erklärt 
Ed.  Moritz  als  Chunigard  anderer  Name  für  die  Stadt  Novgorod.    Vgl.  Moritz,  Die  Entwicklung  des  Kartenbild  es 
der  Nord-  und  Ostseeländer,   Halle  1908,  S.  52  und  59.    Adamus  Bremensis  schob  116:   „Ruzzia  .  .  .  etiam  Chungard  | 
appellatur.  eo  quod  ibi  sedes  Hunnorum  primo  fuit." 

2)  Nur  die  Namenformen  dansor  (Danzig)  und  screse  lacus  (Venern)  deuten  darauf  hin,  daß  eine  jüngere 
Karte  mit  entstellteren  Namen  als  die  auf  den  vorclavischen  Kompaßkarten  benutzt  worden  sei. 


Clavus'  Quellen.    C.  Eigene  Beobachtung. 


169 


C,  Eigene  Beobachtung. 

Es  ist  oben  nachgewiesen,  daß  der  Wiener  Text  jünger  als  der  Nanziger  Text  sein  muß  und 
im  Norden  entstanden  zu  sein  scheint.  Verschiedenerlei  deutet  wirklich  darauf  hin,  daß  Clavus  in  der 
Zeit  zwischen  der  Abfassung  der  beiden  Werke  sich  nicht  allein  im  Norden  aufgeb  alten,  sondern  auch 
Reisen  in  den  nordischen  Ländern  unternommen  hat.  Unter  diesem  Gesichtspunkte  müssen  wir  auch 
die  Worte  des  Wiener  Textes  betrachten,  daß  diese  Karte  (das  Original  der  A-Karten)  und  der  dazu- 
gehörige Text  auf  eigener  Beobachtung  und  genauer  Kenntnis  der  beschriebenen 
Länder  beruhe  (vgl.  S.  132). 

Um  die  Ausdehnung  der  von  Clavus  in  den  Nordlanden  gemachten  Reisen  zu  bestimmen, 
müssen  wir  zuerst  die  Stellen  heranziehen,  wo  er  sich  auf  selbständige  Beobachtung  beruft.  Sehen 
wir  von  Fünen,  seiner  Geburtsinsel,  und  Seeland,  wo  er  nach  Poggios  Briefen  schon  vor  dem 
italienischen  Aufenthalte  gewesen  sein  muß,  ab,  sind  die  Orte,  wo  er  sich,  nach  den  Worten  des  Wiener 
Textes  zw  urteilen,  aufgehalten  hat,  Trondhjem  (Drontbeim)  und  Grönland.  Was  Trondhjem  betrifft, 
so  geht  dies  aus  seinen  Worten  über  die  Pigmäen  (die  Eskimos)  hervor:  quos  uidi  captos  in  mari  in 
Warna  naui  de  coreo,  que  nunc  pendet  in  ecclesia  cathedrali  Nedrosie ;  est  et  ibi  longa  nauis  de  coreo, 
que  etiam  quondam  cum  talibus  Pigmeis  capta  fuit  (vgl.  S.  144).  Erstens  spricht  für  die  Richtigkeit 
dieser  Mitteilung  ein  paralleler  Bericht  bei  Ol  aus  Magnus,  welcher  aussagt,  daß  dieser  im  Jahre 
1505  seinerzeit  von  Eskimos  eroberte,  Fellboote  gesehen  habe,  die  als  Kriegstrophäen  am  Domkirchen- 
portal  zu  Oslo  aufgehängt  seien x),  ferner,  daß  zu  Clavus'  Zeit  schon  lange  Scharmützel  zwischen 
Eskimos  und  Nordländern  bestanden  haben  und  noch  bestünden 2) :  drittens  die  richtige  Unterscheidung 
zwischen  Kajak  (parua  nauis  de  coreo)  und  Umiak,  Frauenboot  (longa  nauis  de  coreo),  die  entschieden 
persönliche  Kenntnis  von  der  Sache  verrät3).  Eine  Übertreibung  ist  es  dagegen,  wenn  Clavus  die  Pig- 
mäen nur  eine  Elle  groß  angibt. 

Daß  Clavus'  Aufenthalt  in  Trondhjem  in  der  Zeit  zwischen  der  Abfassung  des  Nanziger  und 
des  Wiener  Textes  fällt,  erhellt  aus  mehreren  Zeichen.  Der  Name  Trondhjem  (Truntheim)  wird  in 
letzterem  korrekt  als  zweiter  (jüngerer)  Name  für  die  Stadt  Nidaros  aufgefaßt,  während  der  Nanziger 
Text,  wahrscheinlich  vom  Reisebuche  verführt,  verkehrterweise  Truntheym  insula  neben  Nedrosia  Metro- 
polis hat.  Die  Beschreibung  von  Norwegens  Westküste  von  Lister  bis  Trondhjem  ist  überhaupt  aus- 
führlicher und  stellenweise  korrekter  als  die  des  Nanziger  Textes.  Liste  sinus  ist  zu  dem  richtigeren 
Liste  Promontorium  geworden;  Bergen  hat  den  passenden  Zusatz  empor ium  regni  bekommen,  wodurch 
diese  Stadt  als  Stapelplatz  für  Norwegen  bezeichnet  wird;  Douerfjeld  hat  den  charakteristischen  Zusatz 
Promontorium  altissimum  erhalten;  die  Teufelsberge  sind,  ebenso  wie  das  Vorgebirge  Nadhegrin 
hinzugefügt,  letzteres  mit  der  Zugabe  ubi  est  Spiritus  malig nus  aereo  corpore  Omnibus  uisibiliter  appa- 
rens.  Diese  Legende,  welche  offenbar  aus  dem  örtlichen  Aberglauben  hervorgegangen  ist,  trägt  durchaus 
das  Gepräge,  aus  mündlichen  Mitteilungen  an  Ort  und  Stelle  herzurühren  (vgl.  S.  99 — 100). 

Ein  weniger  auffälliger,  aber  keineswegs  weniger  gewichtiger  Grund,  Clavus'  Aufenhalt  in 
Trondhjem  in  dem  Zeitraum  zwischen  der  Abfassung  der  beiden  Texte  als  Tatsache  hinzustellen,  ist  der 
Umstand,  daß  die  geographische  Breite  dieser  Stadt  im  Wiener  Texte  korrigiert  und  der  Wirklichkeit 
sehr  nahe  gebracht  ist.  Ganz  besonders  überzeugend  wirkt  diese  Korrektion,  wenn  sie  mit  Clavus' 
Breitenangaben  für  andre  Orte  und  deren  Abweichungen  von  der  Wirklichkeit  verglichen  wird.  Wir 


')  Olai  Magni  de  gentibus  septentrionalibus,  Romae  1555,  II,  Kap.  9 ;  vgl.  G.  h.  M.  (Grönlands  hhtoriske 
Mindesmwrlcer)  III,  S.  464 — 65. 

2)  Vgl.  unten  S.  175.    Nach  Olaus  Magnus  sollten  die  nach  Oslo  geführten  Kajaks  von  König  Haakon  VI. 
auf  einem  nach  Grönland  gehenden  Eroberungszug  erbeutet  worden  sein. 

3)  Ymer  1889,  S.  140. 

Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  22 


170 


Kapitel  VIII. 


haben  die  Breiten  einer  Keine  von  Orten  in  den  beiden  Clavus-Texten  mit  den  wirklichen  zusammen- 
gestellt und  sie  derartig  ausgewählt,  daß  sie  über  die  ganzen  Nordlau  de  zerstreut  sind. 


V\  irkliche 
Breite 

Nanziger 
Text 

Fehler 

Wiener 
Text 

Fehler 

0 

u 

r 

0 

0 

0 

0  i 

A  A 

44 

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55 

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10 

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OO 

55 

41 

58 

0 

+  2 

19 

58 

0 

+  2 

19 

f»o 

62 

40 

+  3 

20 

CO 

b2 

OA 

20 

+  3 

u 

Visby  

57 

0 

61 

0 

+  4 

Ö 

61 

55 

+  4 

55 

59 

55 

61 

50 

+  1 

55 

62 

15 

+  2 

20 

58 

58 

62 

30 

+  3 

32 

62 

55 

+  3 

57 

00 

24 

64 

0 

+  3 

30 

63 

15 

+  2 

51 

63 

26 

66 

0 

+  2 

34 

63 

5 

-hO 

21 

Islands  Nordspitze  . 

66 

32 

67 

50 

+  1 

18 

65 

25 

4-1 

7 

Islands  Südspitze     .    .  . 

63 

23 

64 

10 

+  0 

47 

63 

0 

^0 

23 

Grönlands  Südspitze     .  . 

59 

46 

63 

15 

+  3 

29 

62 

40 

+  2 

54 

Hieraus  ersieht  man,  daß,  so  lange  man  sich  au  die  südlicheren  Teile  der  Karten  hält,  die 
Fehler  bei  beiden  Texten  ungefähr  dieselben  sind  und  sich  um  -(-2°  bewegen.  Dies  ist  keineswegs 
ein  Zufall,  sondern  beruht  darauf,  daß  Dänemark  im  großen  und  ganzen  betreffs  der  Breiten  gut  ge- 
zeichnet ist  —  das  Zerrbild  von  Jütland  beruht  hauptsächlich  auf  den  Ptolemäus  entnommenen  fehler- 
haften Längenbestimmuugen.  Der  durchgängige  Fehler  von  zirka  2°  in  der  Breite  beruht  ebenfalls 
auf  der  Abhängigkeit  von  Ptolemäus.  Verlassen  wir  aber  die  von  ihm  gegebene  Grundlage,  so 
variieren  die  Fehler  sehr  stark  in  beiden  Texten.  Im  Nanziger  Texte  sind  sie  beständig  positiv  — 
im  Wiener  dagegen  schwanken  sie  zwischen  -|-  4°  55'  und  1°  V-  Die  tabellarische  Übersicht  gibt 
natürlich  ein  Zahlenbild  über  die  Verschiedenheiten  zwischen  den  beiden  Arbeiten  des  Clavus  sowie 
ihre  größere  oder  geringere  Annäherung  an  die  Wirklichkeit.  Die  Fehler  bei  den  vier  norwegischen 
Städten  zeigen,  daß  Norwegens  Konfiguration  im  Nanziger  Texte  große  Mängel  hat,  im  Wiener  dagegen 
ganz  entstellt  ist;  die  Fehler  bei  Stockholm  und  Visby  zeigen,  daß  Gotlands  Stellung  im  Verhältnis 
zuin  schwedischen  Festlande  eine  verkehrte,  aber  in  beiden  Werken  gleichartige  ist,  und  so  ferner- 
Alles  in  allem  zeigt  die  Übersicht,  daß  jeglicher  Gedanke  daran,  daß  Clavus'  Breiten- 
bestimmungen aus  eigentlichen,  systematisch  durchgeführten  Polhöhenberech- 
nungen  hervorgegangen  sein  sollten,  sogleich  aufgegeben  werden  muß.  Zur  Kor- 
rektur der  durchgehenden  Breitenfehler  bei  Ptolemäus  hat  er  offenbar  nicht  die  Mittel  gehabt,  und 
verläßt  er  die  von  ihm  gegegebene  Grundlage,  so  sind  seine  Breiten  von  der  von  ihm  vermuteten 
Form  der  Länder  abhängig,  sowie  von  den  Entfernungen  (Segellängen),  welche  er  aus  eigener  Erfahrung 
kennen  gelernt  hat,  und  von  der  von  Ort  zu  Ort  führenden  vermutlichen  Richtung.  Der  Typus  der 
Karte  oder  die  Form  der  Länder  sind  also  nicht  als  Resultat  einer  Reihe  auf  Observation  begründeten 
Ortsbestimmungen  hervorgegangen  -  -  ein  neuer  Beweis  dafür,  daß  das  Kartenzeichnen  aus  freier  Hand 
für  Clavus  das  Primäre,  das  Ausziehen  der  Breiten  und  Längen  das  Sekundäre  sein  mußte. 

An  einer  Stelle  hält  diese  Anschauungsweise  jedoch  nicht  Stich.  Die  oben  erwähnte  Breitenkor- 
rektion bringt  Trondhjems  Breite  der  Wirklichkeit  sehr  nahe.  Haben  wir  nun  aus  anderen  Gründen  Ursache 


')  Für  Skagen  haben  wir  die  Zahlen  der  Nanziger  Karte  benutzt;  im  Texte  wird  Skagen  auf  59°  0'  n.  Br. 
verlegt,  was  jedoch  nicht  mit  Ptolemäus  übereinstimmt,  so  daß  hier  die  Zahlen  der  Karte  richtig  sein  müssen. 


Clavus'  Quellen.    C.  Eigene  Beobachtung. 


171 


zu  der  Annahme,  Clavus  sei  in  Trondhjem  gewesen,  so  liegt  die  Schlußfolgerung  nahe,  daß  ein  innerer 
Zusammenhang  zwischen  der  Korrektion  und  dem  Aufenthalt  in  Trondhjem  besteht,  und  dies  ist  um  so 
wahrschein  Hl  her,  als  die  Neuerung  eine  Verbesserung  für  Trondhjem  ist,  jedoch  durchaus  keine 
solche  für  die  Karte  in  ihrer  Gesamtheit.  Dies  ist  leicht  zu  verstehen.  Wenn  eine  einzelne  Orts- 
bestimmung durch  eine  gewaltsame  Korrektion  aus  einer  Reihe  von  Bestimmungen  herausgerissen  wird, 
welche  auf  einer  Grundlage  mit  einem  durchgehends  ziemlich  konstanten  Fehler  beruhen,  muß  das  Gesamt- 
bild gestört  werden.  Wir  müssen  darum  annehmen,  daß  eine  zwingende  Ursache  der  Korrektion  zu 
Grunde  liegt,  und  diese  kann  doch  nur  eine  Observation  oder  ein  Surrogat  für  ein  solches  sein.  Welcher 
Art  diese  Observation  gewesen,  ist  kaum  irgend  welchem  Zweifel  unterworfen.  Die  Polhöhen  wurden  von 
alters  her  mit  Hilfe  der  Schattenlängen  zur  Mittagszeit  berechnet,  oder  noch  öfter  vermittelst  der  Dauer  von 
des  Jahres  längstem  und  kürzestem  Tage.  In  beiden  Fällen  ist  eine  trigonometrische  Dreiecksberechnung 
erforderlich;  eine  rohe  Annäherung  kann  man  jedoch  immer  durch  eine  einfache  Interpolation  zwischen  den 
Breitenkreisen  (Parallelen)  erlangen,  für  welche  der  längste  Tag  schon  berechnet  ist.  Besonders  weitgehende 
mathematische  Kenntnisse  hat  Clavus  kaum  gehabt;  die  Nanziger  Karte  zeigt  aber,  daß  er  —  nach  Ptole- 
mäus  —  Angaben  von  der  Dauer  des  längsten  Tages  für  die  Breitengrade  aufgenommen  hat:  für  den 
63.  Breitengrad  (21.  Parallele)  20  Stunden,  für  den  G6.  (22.  Parallele)  24  Stunden1);  daß  er  diese  Angaben 
nicht  ohne  Verständnis  abgeschrieben  hat,  zeigt  das  dies  horarum  24  des  Wiener  Textes,  welches  an  der 
ersten  Stelle,  wo  die  Breite  bis  66°  hinaufreicht,  parenthetisch  eingefügt  ist.  Nach  dem  Nanziger  Texte 
liegt  Trondhjem  (Nedrosia  Metropolis)  gerade  auf  66°  n.  Breite  und  auf  der  Nanziger  Karte  steht  das  Stadt- 
zeichen für  Nidrosia  deutlich  auf  dem  66.  Breitengrade,  d.  h.  Trondhjem  liegt  angeblich  so  hoch  nord- 
wärts, daß  das  Phänomen  der  Mitternachtssonne  hier  gerade  am  längsten  Tage  des  Jahres  hat  beobachtet 
werden  können.  Fast  in  keiner  andern  Stadt,  als  gerade  Trondhjem,  konnte  Clavus  deswegen  durch  einen 
Aufenthalt  daselbst  so  leicht  überzeugt  werden,  daß  dieser  Ort  auf  der  Nanziger  Karte  zu  weit  nördlich 
gelegt  worden  sei.  Eine  Beobachtung  oder  auch  nur  eine  zuverlässige  Mitteilung  von  den  in  Trondhjem 
ansässigen  Leuten  über  den  längsten  Tag  des  Jahres  mußten  ihn  davon  überzeugen,  daß  eine  Korrektion 
absolut  notwendig  sei.  Ums  Jahr  1430  war  nun  der  längste  Tag  in  Trondhjem  ungefähr  20  4  m  12  sec2), 
und  ein  Vergleich  mit  den  oben  erwähnten  Angaben  der  Nanziger  Karte  über  die  Dauer  des  längsten  Tages 
auf  63°  und  66°  n.  Breite  zeigt,  daß  Trondhjem  auf  63°  3'  9'  n.  Breite3)  gelegt  werden  muß,  welche  Zahlen 
auf  63°  5'  erhöht  werden  müssen,  da  Clavus  sich  auf  eine  Genauigkeit  von  5'  beschränkte  —  63°  5'  ist 
aber  gerade  die  Breite  des  Wiener  Textes  für  Trondhjem.  Daß  diese  Breite  eine  bedeutend  geringere  ist 
als  die  wirkliche,  liegt  darin,  daß  die  Korrespondenz  zwischen  der  Breite  und  der  Dauer  des  längsten 
Tages  schon  von  alters  her  verkehrt  berechnet  war  —  der  Polarkreis  lag  auch  nördlicher  als  66°  — ,  und 
Trondhjems  Breite  im  Wiener  Texte  zeigt  darum  auch,  daß  unsere  Vermutung,  jene  sei  nicht  durch  trigono- 
metrische Berechnung,  sondern  durch  einfache  Interpolation  zwischen  den  Hauptparallelen  der  Nanziger 
Karte  entstanden,  richtig  ist.  Aus  der  Genauigkeit  der  Beobachtung  dürfen  wir  vielleicht  den  Schluß  ziehen, 
daß  Clavus  persönlich  die  Länge  des  Tages  in  Trondhjem  beobachtet  hat. 

Wir  haben  so  lange  bei  dieser  Korrektion  verweilt,  weil  sie  uns  nicht  allein  einen  klaren 
Begriff  von  dem  Umfange  von  Clavus'  Wissen  und  Begabung  gibt,  sondern  auch  weil  sie  Norwegens 
mißgestaltete  Form  auf  den  Karten  vom  A-Typus  erklärt  und  also  beweist,  daß  eine  der  gewichtigsten 
Anklagen,  die  gegen  Clavus*  spätere  Arbeit  gerichtet  werden  kann,  einen  Teil  ihrer  Schwere  verliert, 
indem  der  unglückselige  Typus  von  Norwegen  auf  einer  übertriebenen  Ehrlichkeit  und  auf  dem  Kespekt 
des  Verfassers  vor  einer  wirklichen  Observation  und  deren  Konsequenzen  beruht.  Bleibt  man  nämlich 
bei  der  Btolemäischen  Grundlage  mit  dem  durchgehenden  Breitenfehler  von  2°  stehen,  und  respektiert 
außerdem  die  Segellängen  von  Stavanger  bis  Trondhjem,  so  muß  die  Hauptrichtung  dieser  Küste 
unbedingt  ost-westlich  statt  süd-nördlich  werden.  Man  sieht  dies  am  deutlichsten  bei  der  Voraussetzung, 
daß  Trondhjem  auf  der  Nanziger  Karte  auf  63°  5'  n.  Br.  hinabgelegt  werden,  während  sämtliche  Küsten- 
längen von  Stavanger  an  unverändert  bleiben  sollte;  hierdurch  entsteht  der  A-Typus.  Der 
südlich  von  Trondhjem  liegende  Teil   der   skandinavischen   Halbinsel   kann   nämlich   kein  denient- 

')  Der  Wortlaut  auf  der  Karte  ist:  22><s  et  vltimus  paralellus  (!)  maximam  dient  habet  horarum  24,  was 
66°  0'  entspricht. 

2)  Bei  dieser  Berechnung  ist  die  Variation  der  Schiefe  der  Ekliptik  berücksichtigt.  Im  Jahre  1431  war 
sie  23°  31'. 

3)  Der  Vergleich  ist  als  eine  allgemeine  Interpolation  (Regula  de  tri)  gedacht:  Wenn  4h  (Unterschied  zwischen 
24h  und  20h)  3°  entspricht  (Unterschied  zwischen  66°  und  63°),  welcher  Winkel  entspricht  dann  4m  12sec?  Die 
Beantwortung  dieser  Frage  dürfte  wohl  noch  im  Bereiche  von  Clavus'  Bereclmungsvermögen  gelegen  haben. 

22+ 


172 


Kapitel  VIII. 


sprechendes  Stück  gegen  Süden  gerückt  werden,  ohne  mit  den  britischen  Inseln  und  Dänemark  in 
Kollision  zu  geraten.  Erst  wenn  Ptolemäus'  Breiten  korrigiert  werden,  d.  h.  wenn  diese  Länder  zwei 
oder  drei  Grade  südwärts  gerückt  werden,  entsteht  der  nötige  Spielraum,  um  Norwegen  seine  auf  der 
Nanziger  Karte  vorhandene  richtigere  Form  zu  geben.  Seine  Hauptquelle,  den  Ptolemäus  zu  korri- 
gieren, das  wagte  Clavus  aber  nicht. 

Aus  all  diesem  hier  Angeführten  dürfen  wir  annehmen,  daß  Clavus  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  eine  persönliche  Kenntnis  von  der  norwegischen  Westküste  bis 
nach  Trondhjem  hinauf  gehabt  und  daß  er  sich  in  der  Zeit  zwischen  der  Abfassung 
des  Nanziger  und  des  Wiener  Textes  in  dieser  Stadt  aufgehalten  hat. 

Gegen  dieses  Resultat  könnte  die  Einwendung  erhoben  werden,  daß  Clavus'  Schilderung  der 
Eisverhältnisse  bei  Norwegen  (vgl.  Wiener  Text  284  und  374)  keineswegs  mit  der  Wirklichkeit 
übereinstimmt.  Was  er  von  den  nördlich  von  Trondhjem  gelegenen  Küsten  sagt,  kommt  hier  jedoch 
nicht  in  Betracht,  da  alles  darauf  hindeutet,  daß  er  nie  nördlicher  als  bis  zu  dieser  Stadt  gelangt  ist.  Es 
sind  darum  besonders  seine  Worte  über  das  südlich  von  Norwegen  gelegte  Thüle,  welche  so  bestimmt 
gegen  eine  persönliche  Kenntnis  der  norwegischen  Küste  sprechen ;  allzu  großes  Gewicht  darf  man 
jedoch  nicht  auf  dieselben  legen.  Clavus  arbeitete  nämlich  hier  wieder  unter  dem  Zwang  seiner  Haupt- 
quelle; er  legte  auf  seiner  Karte  Thüle  als  Insel  genau  nach  Ptolemäus  (vgl.  S.  159),  und  diese 
Insel  lag  deshalb  gerade  da,  wo  die  norwegische  Küste  ihren  Platz  haben  mußte.  Dieser  besondere 
Umstand  begründet  vollauf  die  bei  den  Haaren  herbeigezogene  Erklärung,  daß  Thüle  freilich  eine 
von  Norwegen  durch  einen  Kanal  getrennte  Insel  sei,  aber  dennoch  nicht  als  Insel,  sondern  als  einen 
Teil  von  Norwegen  angesehen  würde,  weil  das  Eis  sie  während  8 — 9  Monaten  mit  dem  Festlande 
verbände. 

Daß  Island  in  Clavus'  letzter  Arbeit  ebenso  wie  Trondhjem  südlich  gerückt  ist,  könnte  die 
Vermutung  aufkommen  lassen,  daß  dies  auch  durch  Beobachtung  m  von  Sonnenwendenphänomenen  ent- 
standen sei,  deren  Zusammenhang  mit  den  nördlichen  Breiten  den  alten  Nordländern  nicht  unbekannt 
war  l).  Wir  werden  indessen  gewahr  werden,  daß  die  Verrückung  Islands  einfach  eine  Konsequenz  von 
derjenigen  von  Trondhjem  sein  muß  und  dies  ist  um  so  wahrscheinlicher,  als  sie  allzu  groß  ist  (vgl. 
die  tabellarische  Ubersicht  S.  170)  und  sonst  auch  nichts  darauf  hindeutet,  daß  Clavus  seine  Kenntnis 
von  der  Insel  während  der  Zeit  zwischen  der  Abfassung  der  beiden  Teile  erweitert  haben  sollte. 


Die  zweite  Stelle  im  Wiener  Texte,  wo  Clavus  sich  auf  eigene  Beobachtung  beruft,  findet  sich 
bei  der  Beschreibung  von  Grönlandj  (vgl.  Wiener  Text  290).  Er  behauptet  in  Grönland  gewesen  zu 
sein  und  dort  große  Scharen  von  Eskimos  2)  gesehen  zu  haben.  Er  sieht  das  Land  als  eine  sich  vom 
nördlichen  Kontinente  aus  erstreckende  Halbinsel  an,  die  er  sich  so  weit  nach  Norden  fortgesetzt  denkt, 
daß  sie  den  Nordpol  umfaßt.  Er  stützt  diese  Annahme  darauf,  daß  die  Eskimos  vom  Norden  her  nach 
Grönland  hinabziehen,  räumt  aber  nebenher  ein,  daß  man  wegen  der  Eisverhältnisse  die  Richtigkeit 
dieser  Annahme  nicht  hat  konstatieren  können.  Daß  der  nördliche  Kontinent  zunächst  als  eine  Fort- 
setzung des  asiatisch-europäischen  Kontinents  aufgefaßt  werden  müßte,  daß  mit  andern  Worten  zwischen 
diesem  und  Grönland  eine  Festlandsverbindung  bestehe,  wird  nicht  geradezu  im  Wiener  Texte  aus- 
gesprochen, geht  aber  deutlich  aus  sämtlichen  A-Karten  hervor.  Da  das  Vorhandensein  einer  solchen 
Festlandsverbindung  im  Nanziger  Texte  durch  die  Worte  angegeben  wird:  Ab  hoc  autem  promontorio 
(d.  h.  tertio  Gronlandie)  uersus  orientein  extenditur  patria  uastissima  usque  in  Rasland  exclusiue,  ersieht 
man,  daß  Clavus  in  seiner  jüngeren  Arbeit  freilich  nicht  seine  frühere  Auffassung  aufgibt,  daß  er  sich 


')  Vgl.  N.  M.  Petersen,  Haandbog  i  den  gammel  -  nurdiske  Geografi ,  Kabenhavn  1834,  S.  130  — 131; 
G.  Storni,  Vinlandsrcisern"  in  Aarb^ger  for  nordisk  OldhjndigJied,  2.  Reihe  II,  Kobenhavn  1887,  S.  293  ff. 
z)  Kareli  —  Eskimos;  vgl.  unten  S.  192. 


Clavus'  Quellen.    C.  Eigene  Beobachtimg. 


173 


aber  vorsichtiger  und  zurückhaltender  ausspricht.  Später  werden  wir  sehen,  daß  seine  Auffassung  auf 
den  im  Mittelalter  im  hohen  Norden  gangbaren  Anschauungen  über  das  Eismeer  und  seine  Grenzen 
beruhte. 

Die  letzten  Worte  des  Wiener  Textes  über  Grönland  (292 — 97)  müssen  mit  folgenden  des  Nanziger  Textes 
verglichen  weiden:  Tenent  autem  septentrionalia  eius  (d.  h.  von  dem  obenerwähnten  uasiissima  patria)  Careli 
infideles,  quorum  regio  extendilur  sub  polo  septentrionuli  uersus  Seres  orientis,  quare  poltts  nobis  septentrio- 
nalis  est  eis  meridionalis  [in]  gradibus  66.  Sowohl  des  Wiener  wie  des  Nanziger  Textes  Worte  bereiten 
Schwierigkeiten.  In  ersterem  ist  es  unklar,  was  darunter  verstanden  werden  soll,  daß  der  Ozean  nicht  die 
Festlandsküste  (Urnen  terre)  rede  sub  polo  bespült.  Aus  dem  Nanziger  Texte  geht  es  klar  hervor,  daß 
die  Karelen  nach  Clavus'  Annahme  auf  dem  großen  Kontinente  um  den  Nordpol  herum  wohnen,  und  man 
könnte  wohl  vermuten,  daß  Clavus'  geographische  Begriffe  so  unklar  wären,  daß  er  meinen  könnte,  sie  wohnten 
so  weit  nördlich,  daß  sich  unser  Nordpol  »südlich«  von  ihnen  befände;  die  hinzugefügte  Gradbestimmung  66 
wäre  dann  aber  ganz  sinnlos.  Sehr  kühn  versucht  Storm  die  Schwierigkeiten  dadurch  zu  lösen,  daß  er 
polas  septentrionalis  durch  »Nordpol«  übersetzt,  polus  dagegen  durch  »den  nördlichen  Polarkreis«,  der  von 
Clavus  gerade  auf  66°  n.  Br.  gelegt  wird.  Obgleich  sich  auf  der  Nanziger  Karte  kein  Name  auf  dem  Polar- 
kreis findet  (auf  den  A-Karten  wird  er  circulus  arcticus  genannt)  und  obgleich,  wie  wir  oben  sehen,  der 
66.  Breitengrad  auf  der  Nanziger  Karte  als  22ui  et  ultimus  parallellus  (vgl.  S.  71,  Note  l)  bezeichnet  wird, 
würden  wir  Bedenken  tragen,  auf  Storms  Lösung  der  Frage  einzugehen,  wenn  nicht  gerade  seine  Distinktion 
zwischen  polus  septentrionalis  als  Nordpol  und  polus  als  Polarkreis  auch  die  im  Wiener  Texte  vorliegende 
;   Schwierigkeit  löste. 

Werden  nämlich  die  Wörter  rede  sub  polo  mit  »gerade  unter  dem  Pole«  oder  »gerade  beim  Pole« 
übersetzt,  so  gibt  der  Ausdruck  keineswegs  die  Ansicht  der  Klassiker  über  die  Ausdehnung  des  festen  (be- 
wohnten) Landes  wieder.  Strabo  nahm  nämlich  an.  daß  das  äußerste  Land  Britannien  sei,  dessen  Nordküste 
er  auf  60°  ä  61°  n.  Br.  ansetzte;  Pytheas  und  nach  ihm  E  r  a  t  o  s  t  h  ene  s,  Hipparch,  Mela,  Plinius 
und  Solinus  legten  das  äußerste  Land  Thüle  auf  65°  a  66°  n.  Br.,  Marinas  und  Ptolemäus  dagegen 
auf  62°  ä  63°,  während  Ptolemäus  den  641/2  Breitengrad  durch  unbekannte  skytische  Gegenden  legt1). 
Übersetzen  wir  nun:  »also  bespült  der  Ozean  nicht  die  Grenze  des  festen  Landes  gerade  unter  dem  Polar- 
kreise, so  wie  alle  alten  Autoren  behaupten«,  so  entspricht  der  Ausdruck  gerade  der  Auffassung  der 
Klassiker  von  der  Ausdehnung  der  bewohnten  Erde  (olxouaevYj).  Storms  Übersetzung  löst  also  zwei  sonst 
unlösbare  Schwierigkeiten,  eine  in  jedem  von  Clavus'  Werken,  und  muß  deshalb  richtig  sein.  Nur  eine 
Schwierigkeit  bleibt  noch  übrig.  Wir  sehen  nämlich  nicht  ein,  warum  Clavus  meint,  daß  seine  Annahme 
von  der  Fortsetzung  des  asiatisch-europäischen  Kontinents  über  den  Nordpol  hinaus  und  ganz  bis  Grönland 
zu  gunsten  für  Mandevilles  Fabel  von  dessen  Seefahrt  von  China  bis  zu  einer  der  norwegischen  Inseln 
spräche;  denn  diese  Fahrt  könnte  doch  ebenso  leicht  längs  der  Küste  der  ot.ouu.evYj  der  Klassiker  dicht  unter 
dem  Polarkreise  stattgefunden  haben,  wie  um  einen  großen  Polarkontinent  ganz  herum. 

Sehen  wir  von  dem  hier  behandelten  hypothetischen  Teile  der  Einleitung  zur  Grönlandsbe- 
schreibung ab  und  halten  wir  uns  an  Clavus'  positive  Kenntnisse,  so  bleibt  nur  wenig  übrig.  Um  so  be- 
deutungsvoller ist  aber  dieser  Rest;  denn  von  ihm  aus,  sowie  von  den  nachfolgenden  Ortsbestimmungen 
müssen  wir  die  Mittel  finden,  um  nachzuprüfen,  ob  Clavus  wirklich,  wie  er  behauptet,  in  Grönland  ge- 
wesen ist.  Wir  wagen  es  nämlich  nicht,  uns  ohne  weiteres  auf  seine  Worte  (ut  uidi)  zu  verlassen, 
selbst  wenn  wir  in  dem  zweiten  Falle,  wo  er  sich  auf  seine  eigene  Beobachtung  beruft,  beweisen  konnten, 
daß  er  die  Wahrheit  spricht.  Haben  wir  doch  sonst  keine  durchaus  sichere  Nachricht  über  die  Schiff- 
fahrt nach  Grönland  zwischen  dem  Jahre  1410  und  der  Wiederentdeckung  des  Landes  am  Schluß  des 
IG.  Jahrhunderts. 

Im  Jahre  140(3  segelten  Thorsteinn  Helmin gsson.  Snorri  Torfason  und  Thorgrimr 
Sölfason  von  Norwegen  ab,  mit  der  Absicht  nach  Island  zu  gehen,  wurden  aber  nach  Grönland 
verschlagen  und  hielten  sich  dort  vier  Winter  auf;  1410  kehrten  sie  alle  mit  ihrer  Schiffsmannschaft 
nach  Norwegen  zurück2).  1406  war  Clavus  18  Jahre  alt;  insofern  hätte  er  wohl  um  diese  Zeit  in 
Grönland  sein  können;  wir  müssen  aber  annehmen,  daß  seine  eventuelle  Grönlandsfahrt  bis  nach  der 
Abfassung  des  Nanziger  Wrerkes  verlegt  werden  muß.  Nichts  deutet  nämlich,  weder  auf  der 
Nanziger  Karte  noch  in  dem   dazugehörigen  Texte,  darauf  hin,  daß  der  Verfasser  eine  persönliche 


')  Claudii  Ptolemaei  Syntuxis  mathematka  (d.  h.  Almagest),  ed.  J.  L.  Heiberg,  I,  Lips.  1898,  S.  114, 14. 
2)  Vgl.  G.  h.  M.  III,  S.  41  u.  146—54;  Storm,  Islandshe  Annaler,  Christiania  1888-90,  S.  2,-8—90. 


174 


Kapitel  VIII. 


Kenntnis  von  Grönland  gehabt  haben  sollte,  und  eine  so  gute  Gröiilandsbeschreibuug  wie  die  des 
Wiener  Textes  kann  schwerlich  auf  Beobachtungen  eines  blutjungen  Mannes  beruhen ;  schließlich  läßt  sich 
mit  gutem  wenn  auch  nicht  mit  zureichendem  Grunde  annehmen,  daß  der  sicherlich  in  die  Zeit  zwischen 
der  Abfassung  des  älteren  und  jüngeren  Werkes  fallende  Aufenthalt  in  Trondhjem  in  direkter  Ver- 
bindung mit  der  vermeintlichen  Heise  nach  Grönland  gestanden  bat.  Ist  Clavus  in  Grönland  ge- 
wesen, müssen  wir  darum  annehmen,  daß  dies  nach  dem  Aufenthalte  in  Rom  1424  geschah;  aber  aus 
dieser  Zeit  haben  wir  so  gut  wie  gar  keine,  besonders  keine  sicheren  Nachrichten  über  Grönland.  Zwei 
päpstliche  Briefe,  einer  von  1448  und  einer  von  1492 — 93 2)  liegen  allein  vor.  Was  den  ersten  be- 
trifft, so  beruhen  seine  Angab?n  über  die  verzweifelte  Lage  der  grönländischen  Kolonien  möglicher- 
weise auf  einem  Falsum3),  während  in  dem  zweiten  ausdrücklich  ausgesprochen  ist,  daß  während  un- 
gefähr 80  Jahren  (d.  h.  seit  zirka  1412)  angeblich  keine  Verbindung  mit  Grönland  stattgefunden  habe. 
Die  Nachrichten,  daß  Didrik  Pining  und  P othorst  zirka  1494  und  gleichzeitig  Johannes  Scol- 
vus  Grönland  besucht  und  am  Vorgebirge  Hvitsark  an  dessen  Ostküste  eine  Freistätte  gefunden  haben 
sollten,  um  von  dort  aus  Freibeuterei  zu  treiben4),  gibt  keine  Aufklärung  über  regelrechte  Schiffahrt 
nach  Grönland  oder  Verbindung  mit  den  Kolonien.  Diese  Berichte  sind  also  nicht  dazu  geeignet,  die 
Möglichkeit  von  Clavus'  Grönlandsfahrt  zu  bekräftigen5).  Es  liegen  somit  keine  auch  nur  einigermaßen 
zuverlässigen  Nachrichten  über  die  Verbindung  mit  Grönland  aus  der  Zeit  vor,  in  welche  man  einen 
dortigen  Aufenthalt  von  Clavus  verlegen  könnte,  und  wir  müssen  deswegen  seine  Behauptung  mit  vieler 


')  Abgedruckt  in  G.  h.  M.  III,  S.  168 — 75;  in  Diplomatariuni  Norvegicum  VI,  S.  554  ff. ;  in  Jelic,  V  Eoan- 
ge'lisation  de  l'Anu'rique  avant  Christophe  Colomb  (Compte  rendu  du  congrls  scientifique  international  des  catholiques), 
Paris  1891,  S.  182  ff. ;  Fischer,  Entdeckungen,  S.  52 — 53:  Hey  wood,  Documenta  selecta  e  tabidario  secreto  Vuticmio, 
quae  Romanorum  pontificum  erga  Americae  popnlos  curam  ac  studia  tum  ante  tum  paido  post  insulas  a  Christophoro 
Colombo  rejjerfas  testantur,  phototypia  descripta,  1893,  S.  9  ff. 

2)  Jelic,  1.  c.  S.  183  ff. ;  Heywood,  1.  c.  S.  12;  Storni,  Nye  Efterretninger  o»i  det  gamle  Grönland  in 
(Norsk)  Hisforisk  Tidsskrift,  3.  Reihe  II,  Kristiania  1892,  S.  407  -  8 ;  Fischer,  1.  c.  S.  49—50. 

3)  Storm,  1.  c.  S.  399;  Fischer,  1.  c.  S.  53— 54.  Das  Schreiben  ist  an  zwei  Deutsche  Marcellus  und 
Matthäus  gerichtet,  die  durch  falsche  Vorwände  ihre  Ernennung  zu  Bischöfen  von  Skalholt  und  Hölar  sich 
erschlichen,  und  zwar  zu  einer  Zeit,  als  die  rechtmäßigen  Bischöfe  von  diesen  Diözesen  noch  lebten.  Wenn  im  päpst- 
lichen Briefe  die  Pflichten  der  Kirche  gegen  die  Gerneinden  in  Grönland  den  beiden  Betrügern  auferlegt  werden,  so 
haben  dieselben  sich  auch  hier  etwas  erschlichen;  denn,  wie  Fischer  richtig  bemerkt,  ein  Bischof  von  Garclar  in 
Grönland  war  schon  ernannt,  nur  daß  er  in  Norwegen  lebte.  Überhaupt  kennt  man  Bischöfe  von  Gardar  bis  zum 
Jahre  1536  (d.  h.  bis  zur  Reformation),  sie  waren  aber  Titulärbischöfe,  die  nie  nach  Grönland  kamen,  sondern  ringsum 
in  den  übrigen  Nordlanden  wohnten,  besonders  als  Vikarbischöfe  (in  Skalholt,  Roskilde,  Linköping).  Schon  in  den 
Jahren  1411,  1417  und  1421  war  der  grönländische  Bischof  Vikar  in  Roskilde  auf  Seeland,  und  vielleicht  war  es 
schon  im  14.  Jahrhundert  allgemein  oder  gar  Regel  geworden ,  da!)  der  Bischof  von  Gardar  in  Dänemark  oder 
Norwegen  wohnte,  während  ein  Officialis  sein  Amt  leitete.  1368  wird  in  den  isländischen  Annalen  berichtet,  daß 
der  Bischof  Alf  nach  Grönland  fuhr,  nachdem  kein  Bischof  daselbst  seit  19  Jahren  gewesen  war;  10  Jahre  danach 
(1378)  starb  Bischof  Alf  auf  Grönland,  erst  im  Jahre  1383  erfuhr  man  es  aber  auf  Island.  1387  wurde  Heinrich 
Bischof  von  Grönland,  es  scheint  aber  nicht,  daß  er  nach  Grönland  kam.  Damit  stimmt  es,  daß  der  Bischof  von 
Gardar  1351  in  Nidaros  und  1354  in  Oslo,  1388  in  Oslo,  1408  in  Swartland  im  nördlichen  Norwegen  war,  und  daß 
das  unten  (S.  175)  erwähnte  Trauungszeugnis  in  Gardar  im  Jahre  1409  nicht  vom  Bischof,  sonder. i  von  einem  Officialis 
ausgefertigt  wurde.  Was  im  Briefe  vom  Jahre  1448  in  Bezug  auf  die  Zerstörung  der  Ansiedelung  in  Grönland  und 
die  elende  Lage  der  noch  lebenden  Ansiedler  berichtet  wird,  deutet  jedoch  zunächst  darauf  hin,  daß  kurz  vor  1448 
irgend  eine  Verbindung  mit  Grönland  stattgefunden  habe;  denn  eben  in  solchen  Einzelheiten  pflegen  Betrüger  wohl 
unterrichtet  und  möglichst  genau  zu  sein,  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  liegt  jedenfalls  ein  Kern  der  Wahrheit 
in  den  vielleicht  stellenweise  erlogenen  oder  aufgebauschten  Berichten  über  Grönland,  die  dem  Briefe  zugrunde  liegen. 

-  Hat  vielleicht  Clavus  die  Nachricht  von  der  völligen  Zerstörung  der  Ansiedlung  nach  den  Nordlanden  gebracht? 
Vgl.  G.  h.  M.  III.  31  ff.  und  120  ff. 

4)  Storm,  Sfyfarrrm  Johannes  Scolvus  og  hans  lirise  til  Labrador  eller  Grönland  in  (Norsk)  Historisk  Tidsskrift, 
2.  Reihe  V,  Kristiania  1886,  S.  385—400.  L.  Daae,  Didrik  Pining,  ibid.  III,  Kristiania  1882,  S.  233— 45;  Mere  om 
Didrik  Pining,  ibid.  3.  Reihe  IV,  Kristiania  1898,  S.  195—97;  G.  h.  M.  III,  S.  473— 81. 

5)  Dasselbe  gilt  von  dem  Bericht  von  der  Ausrottung  der  norwegischen  Grönlandsschiffer  in  Bergen  1484 
vgl.  G.  h.  M.  III,  S.  470  ff. 


Clavus'  Quellen.    C.  Eigene  Beobachtung. 


175 


Skepsis  aufnehmen ;  gerade  darum  wäre  es  ja  aber  von  größtem  Interesse,  wenn  sie  als  eine  wahrheits- 
getreue zu  bezeichnen  wäre. 

Aus  Clavus'  Worten  geht  es  deutlich  hervor,  daß  er  die  Eskimos  als  Feinde,  und  zwar  als 
gefährliche  und  überlegene  Feinde  betrachtet.  Dies  stimmt  ganz  mit  den  wirklichen  Verhältnissen 
überein,  so  wie  diese  zu  der  hier  erwähnten  Zeit  gewesen  sein  müssen.  In  der  Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts stießen  die  Eskimos  mit  den  nordischen  Kolonisten  zusammen l) ;  sie  kamen  von  Norden  her 
längs  der  Westküste  und  zerstörten  zuerst,  wahrscheinlich  durch  Gewalttätigkeiten  seitens  der  Kolo- 
nisten gereizt,  kurz  nach  1341  die  am  nördlichsten  gelegene  Westansiedlung2) ;  nachdem  sie  sich  einige 
Jahre  auf  nördlicheren  Breiten  aufgehalten  hatten,  kamen  sie  1379  zurück  und  verheerten  diesmal  die 
Ostansiedlung3).  Letztere  bestand  jedoch  noch  1410-  Im  päpstlichen  Briefe  von  1492 — 93  findet 
sich  eine  Andeutung,  nach  der  vor  kurzem  Nachrichten  über  die  traurige  und  verlassene  Lage  der 
Kolonisten  eingeholt  waren;  als  aber  die  Europäer  am  Ende  des  16.  Jahrhunderts  in  Grönland  lan- 
deten, fand  man  dort  keine  Nordländer  mehr.  Weiteres  wissen  wir  bis  zum  heutigen  Tage  über  den 
schließlichen  Untergang  der  Kolonien  nicht.  Es  ist  anzunehmen,  daß  um  die  Zeit,  da  Clavus  nach  seinem 
italienischen  Aufenthalte  in  den  Norden  zurückkehrte,  das  Zerstörungswerk  der  Eskimos  weit  fortge- 
schritten war,  und  wenn  er  sagt,  daß  diese  häufig  (quottidie)  und  in  großen  Heerscharen  (cum  exercitu 
copioso)  herbeikamen,  so  liegt  darin  eine  Kundgebung  von  der  Gefährlichkeit  und  Unermüdlichkeit  der 
Angreifer.  Zu  dieser  Anschauung  kann  Clavus  kaum  durch  die  auf  uns  gelangten  schriftlichen  Quellen 
gekommen  sein.  Ivar  Baardsens  Beschreibung  von  Grönland  aus  dem  Schluß  des  14.  Jahrhunderts 
ist  nämlich  zu  einem  Zeitpunkte  abgefaßt,  als  die  Eskimos  sich  zurückgezogen  hatten4).  Das  letzte 
grönländische  Ereignis,  welches  die  isländischen  Annalen  erwähnen,  ist  eine  Verbrennung  auf  dem 
Scheiterhaufen  wegen  Ehebruchs  im  Jahre  1407 5)  nnd  das  letzte,  von  dem  die  auf  uns  gekommenen 
Diplome  berichten,  ist  eine  Hochzeit  in  Hvalsey  in  der  Ostansiedlung  im  Jahre  1408,  die  im  Jahre 
1409  in  Gardar  von  zwei  Priestern  attestiert  wirdfi).  Zu  welchen  mündlichen  Quellen  Clavus  Zutritt 
gehabt  hat,  können  wir  natürlich  nicht  wissen;  da  er  aber  in  der  Grönlandsbeschreibung  des  Wiener 
Textes  keinen  einzigen  Städtenamen  anführt,  während  die  Nanziger  Karte  ein  Stadtzeichen  auf  Grönland 
hat  und  der  Bischofsitz  Gardar,  wie  man  mit  Sicherheit  weiß,  so  lange  existiert  hat,  wie  unsere  übrigen 
Quellen  reichen,  hat  es  eher  den  Anschein,  als  wenn  seine  kurz  gefaßte  Erwähnung  der  Eskimos  auf 
Nachrichten  beruht,  die  erst  ziemlich  viel  später  als  1410  eingeholt  sind  und  zwar  zu  einer  Zeit, 
wo  die  Kolonien  so  gut  wie  aufgelöst  waren.  Hierin  läßt  sich  eine,  wenn  auch  nur  schwache,  indirekte 
Bestätigung  seiner  Worte,  die  Eskimos  selbst  gesehen  zu  haben,  finden;  daß  diese  von  Norden  kamen, 
darüber  kann  er  dagegen  aus  zahlreichen  geschriebenen  Quellen  Nachricht  bekommen  haben;  überdies 
wußte  er  es  auch  schon,  als  er  den  Nanziger  Text  schrieb.  Daß  Clavus  bei  seiner  Beschreibung  von 
Grönland  nicht  wirkliche  Namen,  sondern  ein  Benennungssystem  benutzte,  kann  unter  diesen  Umständen 
sowohl  zu  gunsten  der  Wahrheit  seines  Berichtes  wie  auch  als  das  Gegenteil  ausgelegt  werden;  jedenfalls 
zeigt  es  jedoch,  daß  er  entweder  keinen  Zutritt  zu  den  topographischen  Schilderungen  in  norwegischen 
und  isländischen  Quellen  gehallt,  oder  daß  er  sie  zu  benutzen  verschmäht  hat.  Ersteres  ist  aber 
weniger  wahrscheinlich,  da  er,  wie  wir  später  sehen  werden,  bei  seiner  Kartenzeichnung  von  Island 
und  Grönland  nordische  Quellen  benutzt  haben  muß. 

Das  alles  spricht  nicht  gegen  die  Möglichkeit  von  Clavus'  Grönlandsreise.  Wir  müssen  nur 
darüber  klar  sein,  daß  die  Anwendung  eines  Benennungssystem  es  Zweifel  erregen  konnte,  weil  es 
offenbar  sonst  gerade  dort  benutzt  wird,  wo  Clavus  keine  weitere  Kenntnis  des  betreffenden  Landes  hat. 

')  Vgl.  Finnur  Jönsson,  Den  islandsk-grfynlandske  kolonies  Historie  in  Noräislc  Tidskrift  1893,  S.  533 — 59; 
Storni,  Vinlandsrejserm  S.  347—48:  G.  h.  M.  I,  S.  169—70  und  III,  S.  240—41. 

2)  Jönsson,  1.  c.  S.  555;  Fischer,  1.  c.  S.  47—48;  G.  h.  M.  III,  S.  259. 

3)  Jönsson,  1.  c.  S.  555;  Fischer,  1.  c.  S.  48;  G.  h.  M.  III,  S.  33. 
*)  G.  h.  M.  III,  S.  259. 

5)  G.  h.  M.  III,  8.  41. 

6)  G.  h.  M.  III,  S.  41  und  146—154. 


176 


Kapitel  VIII. 


Um  seinen  Worten  den  rechten  Glauben  schenken  zu  können,  müssen  wir  deshalb  Beweise 
ganz  anderer  Art  haben.  Wir  müssen  nachweisen,  daß  das  Bild  von  Grönland  sich  im  Wiener  Texte 
mehr  der  Wirklichkeit  nähert  als  im  Nanziger;  wir  müssen  ferner  darlegen,  daß  dasselbe  in  keinem 
Punkte  mehr  gibt  als  das,  von  dessen  Richtigkeit  Clavus  sich  zu  überzeugen  imstande  gewesen  ist,  und 
schließlich  müssen  wir  unsere  Aufmerksamkeit  auf  solche  Ausdrücke  in  der  Beschreibung  lenken,  welche 
durch  ihre  Form  und  Anwendung  eigene  Beobachtung  sowie  persönliche  Kenntnis  verraten. 

Was  Grönlands  Lage  im  Verhältnis  zu  Island  und  Norwegen  betrifft,  so  ist  sie  in  dem  späteren 
Werke  überaus  korrekt,  war  dies  aber  auch  in  dem  älteren.  Wir  müssen  annehmen,  daß  Clavus  über 
die  Lage  sein  Wissen  aus  zweiter  Hand  gehabt  hat;  aus  welcher  Quelle  dies  geschah,  darüber  werden 
wir  später  Aufklärung  geben.  Auf  diesem  Wege  kann  also  nichts  über  die  Grönlandsreise  bewiesen 
werden.  Nun  aber  zur  Form  des  Landes.  Beinahe  alle  Forscher,  die  sich  mit  den  A-Karten  und  deren 
Ablegern,  darunter  namentlich  der  Zenokarte,  beschäftigten,  haben  besonders  dem  Bilde  von  Grönland 
Bewunderung  gezollt,  und  zwar  in  so  hohem  Grade,  daß  sie  behaupteten,  es  müsse  einem  Kartenzeichner 
zu  verdanken  sein,  der  selbst  das  Land  besucht  habe1).  Einige  waren  so  fest  davon  überzeugt,  daß  sie 
aus  der  Vortrefflichkeit  des  grönländischen  Bildes  beweisen  zu  können  glaubten,  daß  die  Gebrüder 
Zeno  in  Grönland  gewesen  wären;  denn  von  den  Zeniern  stammte  ja  ihrer  Meinung  nach  der  A-Typus, 
und  wer  anders  als  gerade  ein  Italiener,  ein  Venezianer  sollte  im  Mittelalter  imstande  gewesen  sein, 
eine  so  gute  Karte  zu  zeichnen,  und  wie  sollte  er  dieselbe  haben  ausführen  können,  ohne  das  Land 
erforscht  zu  haben2)  ? 

Jetzt  wissen  wir,  daß  das  Bild  von  Grönland  einem  Dänen  zu  verdanken  ist,  welcher  sich  die 
kartographischen  Kenntnisse  in  Italien  erworben  hatte.  Diese  Kenntnisse  fehlten  seinen  nordischen 
Zeitgenossen  gänzlich,  und  es  hat  sich  gezeigt,  daß  das,  woran  man  sich  bei  der  Zenokarte  besonders  stieß, 
nämlich  das  St.  Thomas-Kloster  hoch  oben  an  der  Ostküste,  eine  spätere  Ausschmückung  ist3).  Hat 
man  dann  nicht  noch  viel  mehr  Grund  anzunehmen,  daß  dieser  Däne  Grönland  besucht  habe,  zumal 
er  es  selbst  ausspricht?  Selbstverständlich  ist  diese  Betrachtung  eine  berechtigte;  wir  können  der 
Sache  aber  noch  näher  rücken.  In  dem  älteren  Werke  legt  Clavus  den  nördlichsten  Punkt  auf  die 
Ostküste  ganz  oben  auf  71°  n.  Br.,  spricht  sich  im  Vertrauen  auf  seine  nordischen  Quellen  mit  großer 
Sicherheit  über  das  mächtige  Land  aus,  das  sich  von  hier  aus  bis  nach  Rußland  hinüber  erstreckt, 
bringt  ein  Stadtzeichen  (Gardar?)  auf  der  Ostküste  an,  sagt  aber  nichts  von  der  Westküste.  In  dem 
späteren  Werke  ist  das  Verhältnis  ein  ganz  anderes.  Auf  der  besten  der  A-Karten  reichen  die  Be- 
stimmungen an  der  Ostküste  nur  eben  über  des  Polarkreises  66°  n.  Br.,  und  nach  dem  dazugehörigen 
Texte  nicht  einmal  so  weit.  Die  Festlandsverbindung  nach  Europa  hinüber  ist  zwar  dieselbe  wie  auf 
der  älteren  Karte,  aber  wie  eine  nackte  Küste  dargestellt,  ohne  die  mythischen  Volksnamen  der  älteren 
Karte;  im  Texte  wird  dieses  Land  als  wegen  Eises  unzugänglich  und  unbekannt  bezeichnet;  das  Stadt- 
zeichen der  Ostküste  ist  verschwunden  —  kurzum  ohne  direkt  mit  seinem  früheren  Werke  zu  brechen 
tritt  der  Autor  auf  allen  diesen  Punkten  einen  vorsichtigen  Rückzug  an.  Auf  der  Westküste  dagegen 
erstrecken  sich  seine  Bestimmungen  hoch  hinauf  gegen  Norden,  noch  höher  als  auf  der  Ostküste  des 
älteren  Werkes,  ganz  hinauf  bis  an  den  72°  n.  Br.,  so  daß  der  nördlichste  Punkt  der  Westküste  weit 
nördlicher  liegt  als  der  Punkt,  an  dem  die  Bestimmungen  an  der  Ostküste  beginnen. 

Dies  ist  kaum  das  von  Clavus  gewünschte  Resultat.  Ihm  mußte  die  namenlose  Küste  zwischen 
Lapmarken  und  Ostgrönland  in  hohem  Grade  unbefriedigend  sein,  und  noch  mehr  die  große  Lücke  in 
der  gleichmäßig  fortschreitenden  Küstenbeschreibung  des  Wiener  Textes  von  den  Pigmäen  herab  bis 
zum  südöstlichen  Grönland;  denn  die  beiden  Werke  zeigen,  daß  seine  Gedanken  mit  diesen  Gegenden 


')  Vgl.  z.  B.  Nordens kiöld,  Studier  och  forskningar,  S.  26;  Fischer,  1.  c.  S.  72. 

2)  Ed.  Erslev,  Nye  Oplysninger  om  Br<j>drene  Zenis  Bejser  in  Geografisk  Tidsskrift  VII,  K0benhavn  1884, 
S.  163—64:  Estrup  in  Skandinavisk  Litteratur  Selskabs  Skrifier  XX,  S.  259;  Bredsdorff  in  Nordisk  Tidsskrift  for 
Oldkyndighed  III,  S.  194  ff. 

3)  Über  die  Quelle  zu  den  Wundergeschichten  über  das  Kloster  St.  Thomas  in  Ostgrönland  vgl.  Storm, 

Nye  Eßeiretninger  S.  401—6. 


Clavus'  Quellen.    C.  Eigene  Beobachtung. 


177 


sehr  beschäftigt  gewesen  sind,  während  er  früher  der  Westküste  nicht  das  geringste  Interesse  schenkte. 
Die  Triebfeder  zum  Zugeständnis  seiner  Unwissenheit  hier,  wo  alles  ihn  dazu  veranlassen  mußte,  sein 
älteres  Werk  zu  verbessern  und  zu  vervollständigen,  kann  nur  die  gewesen  sein,  daß  er  in  der 
Zwischenzeit  eine  genauere  Kenntnis  der  Naturverhältnisse  an  Grönlands  Küsten 
erlangt  hatte.  Wie  waren  dieselben  denn?  Sie  waren  das  ganze  Mittelalter  hindurch  fast  in  jeder 
Beziehung  die  heutigen1).  Um  der  ältesten,  bekannten  kartographischen  Darstellung  von  Grönland, 
also  der  von  Clavus,  ihren  richtigen  Hintergrund  zu  verleihen,  werden  wir  deshalb  kurz  die  Er- 
fahrungen skizzieren,  welche  man  mit  Bezug  auf  die  Erforschung  Grönlands  von  der  Seeseite  aus 
gemacht  hat. 

Ein  jedes  Schill',  welches  mit  westlichem  Kurs  von  Island  oder  Norwegen  kommt,  wird  früher  oder 
später  auf  den  Eisstrom  stoßen,  der  vom  Polarbassin  her  längs  Grönlands  Ostküste  südwärts  treibt.  Wie 
breit  dieser  Eisgürtel  ist,  der  einen  von  der  Küste  trennt,  wird  von  der  Jahreszeit  und  den  Eisverhältnissen 
des  betreffenden  Jahres  abhängen;  aber  unter  allen  Umständen  wird  es,  selbst  zur  günstigsten  Jahreszeit 
(zirka  1.  September)  und  unter  den  günstigsten  Eisverhältnissen,  und  sei  man  auch  nur  durch  einen  ganz 
schmalen  Eisgürtel  von  der  sichtbaren  Küste  getrennt,  fast  nur  an  einer  einzelnen  Stelle  gelingen,  die  Küste 
mit  einem  Schiff  zu  erreichen.  Ein  jeglicher  Versuch,  das  Eis  an  anderen  Stellen  oder  zur  unrichtigen 
Jahreszeit  zu  durchbrechen  ist  mit  der  grösten  Gefahr  des  Unterganges  verbunden  und  führt  nur  dazu,  süd- 
westlich mit  dem  Eisstrome  weiterzutreiben;  es  heißt  also:  entweder  umkehren  oder  der  Eiskante  folgen. 
Geschieht  dies  in  nordöstlicher  Richtung,  so  hat  man,  ehe  man  zu  viel  höheren  Breiten  gelangt,  wo  das  Eis 
nicht  so  stark  zusammengepreßt  wird  wie  in  der  Dänemark-Straße,  starken  Gegenstrom  sowie  Eisgang,  und 
man  macht  die  Erfahrung,  daß  die  Aussicht,  das  Land  zu  erreichen,  eher  ab-  als  zunimmt;  das  stürmische 
Klima  verbessert  die  Sache  nicht. 

Ein  klares  Bild  dieser  Verhältnisse  geben  die  Reiseberichte  derjenigen  Expeditionen,  welche  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  die  Ostküste  von  der  Seeseite2)  aus  zu  erreichen  suchten.  Beinahe  typisch  ist  der  inter- 
essante Bericht  von  Jakob  Allday's  P]xpedition  im  Jahre  1579,  der  ersten  von  Dänemark  ausgesandten 
Expedition  zur  Wiedelentdeckung  Grönlands3).  Man  hatte  fortwährend  die  Küste  in  Sicht,  folgte  der  Eis- 
kante nach  beiden  Richtungen  und  machte  verzweifelte  und  beständig  mißglückte  Landungsversuche.  Die 
folgenden  Expeditionen  1581  unter  Mogens  Heinesen4),  1607  unter  Richardsen,  1652,  1653  und 
1654  unter  Dan  eil  erlitten  dasselbe  Schicksal.  Im  Jahre  1671  verschwand  eine  dänische  Expedition  unter 
Otto  Axelsen,  sichei'lich  bei  dem  Versuche  die  Ostküste  zu  erreichen.  1724  versuchte  der  von  Bergen 
ausgesandte  Hans  Fsester  an  die  Küste  zu  gelangen;  aber  trotz  unermüdlicher  Versuche  während  eines 
dreimonatlichen  Kreuzens  zwischen  60°  28'  und  66°  30'  n.  Br.  erreichte  er  nicht  sein  Ziel.  Nicht 
besser  erging  es  Richard  und  Munie,  die  1729  auf  der  Rückreise  von  Godthaab  an  der  Ostküste  zu 
landen  versuchten.  C.  T.  Egedes  und  C.  A.  Rothes  energische  Versuche  in  den  Jahren  1786  und  1787 
mißglückten  ebenfalls.  1769  verschwanden  zwei  Walfischfänger,  die  am  76°  n.  Br.  in  einiger  Entfernung 
von  der  Ostküste  im  Eise  festsaßen;  zwei  andere  trieben  mit  dem  Eise  bis  auf  den  69°  n.  Br.  abwärts  und 
kamen  auf  diese  Weise  davon.  Noch  schlimmer  erging  es  1787  27  oder  28  Walfischfahrern,  die  unter  dem 
75°  n.  Br.  im  Eis  festsaßen.  Zwölf  derselben  wurden  zerschmettert  und  die  Mannschaft  trieb  auf  Eisschollen 
gegen  Süden;  nur  ein  Drittel  erreichte  nach  vielen  Leiden  die  Kolonien  der  Westküste.  1833  verschwand 
Jules  de  Blossevilles  Schiff  spurlos  an  der  Ostküste.  In  den  Jahren  1859  —  60  machten  sowohl 
Schaffner  als  Max  Clintock  Landungsversuche;  diese  scheiterten  aber  durch  Eis  und  Sturm.  Die  von 
Taylor  1863  und  1865  gemachten  Versuche  wurden  durch  Eis  vereitelt.  1869  geriet  das  deutsche  Ex- 
peditionsschiff »Hansa*  während  energischer  Landungsversuche  ins  Binneneis;  es  versank,  und  seine  Besatzung 
trieb  sieben  Monate  lang  auf  einer  Eisscholle  südwärts,  ums  Kap  Farvel  herum,  und  erreichte  endlich 
die  Kolonien  an  der  Westküste.  1879  versuchte  das  dänische  Schiff  »Ingolf«,  Kapitän  Mourier,  das  Eis 
zu  durchbrechen,  was  aber  mißglückte.    Endlich,  im  Jahre  1883  gelang  es  Nordenskiöld  an  der  Ost- 

')  Genügende  Beweise  dafür  gibt  Fridtjof  Nansen  in  seiner  „geschichtlichen  Übersicht  über  frühere 
Versuche,  den  Eisgürtel  auf  Grönlands  Ostküste  zu  durchbrechen-  Kap.  X  in  Raa  Ski  over  Grönland,  Kristiania  1890, 
S.  250 — 85.  Deutsche  Übersetzung:  Auf  Schneeschuhen  durch  Grönland  1 — 2,  Hamburg  1891.  Vgl.  Thoroddsen, 
Den  grönländska  drifisen  vid  Island  in  Ymer  1884,  S.  145 — 60. 

2)  Vgl.  Nansen,  1.  c.  S.  250—85;  G.  h.  M.  HI,  S.  625—794:  C.  Pingel,  Om  de  vigtigste  Reiser,  som  i  ngere 
Tider  ere  foretagne  fra  Danmark  og  Norge  for  igjen  at  opsöge  det  tobte  Grönland;  C.  Ryder,  Tidligere  Expeditioncr 
til  Grönlands  (pstkyst  nordfor  66°  n.  Br.  in  Geografisk  Tilsskrift  XI,  Kebenhavn  1892,  S.  62—107. 

3)  Der  Bericht  ist  abgedruckt  in  G.  h.  M.  III,  S.  639 — 47.  Über  die  ältesten  Grönlandsexpeditionen  vgl. 
Carl  S.  Petersen,  To  Breve  fra  Albert  Meier  til  Henrik  Rantzau  in  Danske  Magasin  5  R.,  VI,  Kebenhavn  1908. 

4)  Vgl.  auch  Lyse  hander,  Den  Grij)nlandske  Chronica,  fol.  03 — P4. 

Bjornbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  23 


178 


Kapitel  VIII. 


küste  bei  Kap  Dan  auf  65°  36'  n.  Br.  zu  landen,  und  ohne  Mißgeschick  führte  er  sein  Schiff  (Sophie)  von 
der  gefahrbringenden  Küste  heimwärts.  1888  erreichte  Fridtjof  Nansen  dieselbe,  aber  nur  mit  Boot 
und  erst  nach  einem  langwierigen  Treiben  mit  dem  Eisstrome.  Während  seines  Aufenthaltes  in  Angmags- 
salik  in  der  Nähe  von  Kap  Dan  (65°  30'  n.  Br.)  1884 — 85  überzeugte  G.  Holm,  welcher  landwärts  nach 
der  Ostküste  kam  und  daselbst  überwinterte,  sich  davon,  daß  man  gerade  hier  im  Herbst  fast  immer  den 
Eisgürtel  würde  durchbrechen  können  und  dies  gab  (im  Jahre  1892)  Veranlassung  zur  Errichtung  der 
dänischen  Missionsstation  in  Angmagssalik,  wo  seit  1894  die  grönländischen  Handelsschiffe  einmal  jährlich 
(im  Herbst)  anlaufen.    In  einem  Jahre  gelang  es  jedoch  dem  Schiffe  nicht,  Land  zu  erreichen1). 

Wir  haben  hier  nicht  allein  diejenigen  Expeditionen  mit  Stillschweigen  übergangen,  die  wie  die  dänischen 
unter  Graah  (1829 — 30)  und  G.  Holm  mit  Böten  vom  Süden  her  an  die  Ostküste  gelangt  sind,  sondern 
auch  die,  welche  nördlich  von  68°  n.  Br.  nach  Land  geforscht  haben.  In  günstigen  Jahren  scheinen  die  Eis- 
verhältnisse dort  oben  nämlich  besser  zu  sein,  weil  das  Eis  weniger  kompakt  und  die  Bewegung  schwächer  zu 
sein  scheint.  Es  glückte  freilich  nicht  Hudson,  der  1607  die  Ostküste  zwischen  ßS1^0  und  73°  n.  Br.  befuhr, 
zu  landen;  1761  war  aber  der  Walfischfänger  Bohn  in  einem  Meerbusen  auf  70°  30'  n.  Br.;  1822  gelang  es 
Scoresby,  1823  Claveringnnd  Sabine,  1831  Albert  Haake  2),  1835  (?)  Pawkow,  1869  Kolde- 
wey,  1889  R.  Knudsen3),  1899  Nathorst*)  und  1900  dem  Schiffe  der  dänischen  Amdrup- Expedition 
unter  N.  Hartz  an  mehreren  Stellen  zwischen  69°  und  78°  n.  Br.  zu  landen5);  ebenfalls  gelang  es  1891 
Ryder  auf  73°  30'  n.  Br.  zu  landen,  während  der  Versuch  auf  südlicheren  Breiten  mißlang,  und  1884  waren 
norwegische  Walfischfänger  auf  68°  n.  Br.  und  noch  nördlicher  dicht  unter  Land.  Auch  in  älterer  Zeit,  namentlich 
in  der  Mitte  des  17.  Jahrh.  und  in  den  Jahren  1773 — 180]  waren  die  Walfischfänger  öfters  auf  nördlichen 
Breiten  (73 — 79°)  der  Küste  sehr  nahe6).  Im  Jahre  1906  endlich  landete  die  Danmark-Expedition  unter 
My  1  i  u s  -  E ri ch  s  e n ,  die  Grönlands  Entdeckung  vollendete,  zwischen  77°  und  78°  n.  Br. 

Der  Eisstrom,  welcher  die  südlicheren  Teile  der  ostgrönländischen  Küste  von  der  Seeseite  aus  so 
unzugänglich  macht,  wendet  sich  an  Grönlands  Südspitze  nordwärts  und  setzt  sich  eine  Zeitlang  an  der  West- 
küste fort;  an  diesen  südlichen  Breiten,  wo  sich  ein  wärmerer  Meeresstrom  um  ihn  legt  und  ihn  verzehrt,  hat 
der  Eistrom  aber  eine  weit  geringere  Bedeutung  und  verliert  sich  bald  ganz,  während  der  warme  Strom 
längs  der  Westküste  aufwärts  läuft  und  diese  verhältnismäßig  leicht  zugänglich  macht,  trotz  der  von  Grön- 
lands Gletschern  abwärts  treibenden  Eisberge,  die  wohl  die  Schiffahrt  gefährlich  machen,  den  Zugang  zum 
Lande  aber  nicht  eigentlich  sperren. 

Diese  besonderen  Verhältnisse  verursachen,  daß  Grönlands  Westküste  bis  auf  72°ä73°  n.  Br.  be- 
wohnbar ist.  Erst  beim  74°,  wo  das  Packeis  der  Melville  Bucht  (das  Mitteleis)  die  letzten  nördlichen  Aus- 
läufer des  warmen  Stromes  ablöst,  wird  das  Land  wieder  schwer  zugänglich  und  ist  das  Fortkommen  zur 
See  mit  größeren  Schwierigkeiten  verbunden.  An  dieser  Westküste  von  Kap  Farvel  aufwärts  bis  zum 
72°  n.  Br.  liegen  die  jetzigen  dänischen  und  an  dem  südlicheren  Teile  derselben  lagen  die  alten  norman- 
nischen Kolonien:  Die  Westansiedelung  auf  64°  ä  65°  n.  Br.  auf  dem  am  leichtesten  zugänglichen  Teile 
der  Küste,  die  Ostansiedelung  auf  60°  30'  ä  61°  30'  n.  Br.,  d.  h.  so  weit  südlich  in  der  Richtung  des 
Kap  Farvel  (59°  45'  n.  Br.),  daß  der  Zugang  noch  zuweilen  von  dem  von  der  Ostküste  kommenden  Eis- 
strom verhindert  wird.  Alle  Erfahrungen  zeigen,  daß  die  Bestrebungen  der  Expeditionen,  sobald  sie  die 
Landung  an  der  ungastlichen  Ostküste  aufgeben  und  sich  nach  der  Westküste  hinüber  begeben,  sehr  bald 
durch  den  Landgang  belohnt  werden.  So  erging  es  auch  den  vom  dänischen  Könige  Christian  IV  1605 
— 1607  abgesandten  Expeditionen,  als  sie  den  Engländer  James  Hall  als  Lotsen  bekamen.  Dieser  hatte 
nämlich  dadurch  die  Verhältnisse  kennen  gelernt,  daß  er  Davis  auf  seinen  kurz  vorher  (l 585  — 1587) 
gemachten  wohlgelungenen  Reisen  nach  der  Westküste  begleitet  hatte. 

Wie  gut  die  Nordländer  im  älteren  Mittelalter  diese  Naturverhältnisse  Grönlands  kannten,  zeigt 
uns  die  norwegisch-isländische  Literatur.  In  erster  Keihe  steht  hier  die  Beschreibung  des  Königsspiegels 
(Konungsskuggsjä),  die  zu  allen  Zeiten  als  leuchtendes  Beispiel  von  dem  klaren  Blick  unserer  Vorfahren 
und  ihrer  nüchternen  Auffassung  aller  Naturverhältnisse  dastehen  wird.    Hier  heißt  es  7) : 

')  Meddelelse  angaaende  Missionsstationen  Angmag ssalik  in  (Dansk)  Statstidende  1904,  Nr.  179.  Vgl.  Medde- 
leiser  oi)i  Grönland  6,  9  und  10. 

2)  Vgl.  'Petermanns  Mitteilungen,  Ergänzungsheft  28  (1871),  S.  VII. 

3)  Vgl.  Geografisk  Tidsslcrift  X,  Kebenhavn  1890,  S.  143. 

4)  A.  G.  Nathorst,  Tvä  somrar  i  norra  ishafvet  IE  und  Den  svenska  expeditionen  tili  ndrdöstra  Grönland 
1899  in  Ymer  1900,  Heft  2. 

:>)  Meddelelser  om  Grönland  27:  Carlsberyfondets  Expedition  til  (pst-Grfynldnd  1898—1900,  Kabenhavn  1902. 
6)  Meddelelser  om  Grönland  17:  C.  Ryder,  Den  <j>stgr<jmlandske  Expedition  1891 — 92,  Kabenhavn  1893. 
')  Konungsskuggsjä  —  Specülum  regale.    Ausgaben:  Sora  1768;  Kristiania  1848  (durch  Keys  er,  Munc 
und  Unger);  München  1881  (durch  Ose.  Brenner). 


• 


Clavus'  Quellen.    G.  Eigene  Beobachtung 


179 


Sobald  man  den  grösten  Teil  des  großen  Meeres  zurückgelegt  hat,  stößt  man  auf  der  See  auf 
solche  Massen  von  Eis,  daß  auf  der  ganzen  Welt  nichts  Ähnliches  derart  zu  finden  ist.  Dieses  Eis  ist  teil- 
weise so  flach,  als  wäre  es  auf  dem  Meere  selbst  gefroren,  von  einer  Dicke  von  4  bis  5  Ellen  und  liegt 
so  weit  vom  Lande  entfernt,  daß,  wenn  man  auf  dem  Eise  fährt,  nicht  weniger  denn  vier  bis  fünf  Tagereisen 
nötig  sind,  um  dasselbe  zu  erreichen.  Dieses  Eis  liegt  aber  mehr  nach  Nordosten  oder  nach  Norden  zu 
außerhalb  des  Landes,  als  nach  Süden  und  Südwesten  oder  nach  Westen  und  darum  sollte  jeder,  der  das 
Land  erreichen  will,  um  dasselbe  herum  nach  Südwesten  und  nach  Westen  segeln,  bis  er  an  all  den  Stellen 
vorbei,  wo  Eis  zu  vermuten  ist  und  dann  gerade  auf  das  Land  lossegeln.  Es  ist  aber  den  Seefahrern  un- 
aufhörlich widerfahren,  daß  sie  das  Land  zu  früh  gesucht  haben,  und  darum  sind  sie  vom  Eise  eingeschlossen 
worden.  Einige  von  ihnen,  mit  denen  dies  geschehen  ist,  sind  umgekommen,  andere  aber  sind  davonge- 
kommen; von  letzteren  haben  wir  einige  gesehen  und  deren  Reden  und  Berichte  gehört.  Alle,  die  in  dies 
Treibeis  geraten  sind,  haben  zu  dem  einen  Mittel  gegriffen:  sie  haben  kleine  Böte  genommen,  haben  diese 
mit  sich  aufs  Eis  gezogen  und  auf  diese  Weise  das  Land  gesucht;  das  Seeschiff  aber,  sowie  all  ihr  Hab  und 
Gut  ist  zurückgeblieben  und  dem  Untergange  preisgegeben;  einige  haben  sich  sogar,  ehe  sie  Land  erreichten, 
4 — 6  Tage,  ja  noch  länger,  auf  dem  Eise  aufhalten  müssen.  Dies  Eis  ist  von  ganz  wunderbarer  Be- 
schaffenheit; zuweilen  liegt  es  so  stille,  wie  es  zu  erwarten  ist,  mit  abgesonderten  Waken  oder  großen  Meer- 
busen :  zu  anderen  Zeiten  dagegen  hat  es  eine  so  starke  und  heftige  Fahrt,  daß  es  sich  nicht  langsamer  fort- 
bewegt, als  ein  Schiff  bei  gutem  Winde,  und  es  treibt  oft  ebenso  gut  gegen  den  Wind  als  mit  demselben, 
wenn  es  erst  recht  ins  Treiben  gekommen  ist.  Es  gibt  noch  eine  andere  Art  Eis  in  jenem  Meere  von  beson- 
derer Bildung  und  das  wird  von  den  Grönländern  »Fald-Jökler«  genannt.  Dies  ist  von  einer  derartigen 
Gestalt,  als  wenn  ein  hoher  Felsen  aus  dem  Meere  aufstiege;  und  es  vermischt  sich  nie  mit  anderem  Eise, 
sondern  hält  sich  immer  ganz  für  sich  allein4. 

Wie  man  sieht,  sind  die  Erfahrungen  betreffs  der  Befalirung  der  grönländischen  Küsten,  wie 
der  Verfasser  des  Königsspiegels  sie  uns  gibt,  durchaus  übereinstimmend  mit  den  in  neuerer  Zeit  ge- 
machten; das  ins  Treibais  Gelangen  bedeutet  meistens  Schiffbruch  und  das  Erreichen  der  Ostküste  ist 
nur,  und  zwar  mit  Mühe  vermittelst  Böte  möglich,  die  so  klein  sind,  daß  sie  aufs  Eis  gezogen 
werden  können.  Darum  lehrten  auch  die  alten  Segelanweisungen,  daß  man  an  der  Ostküste  Land- 
kennung  suchen,  alsdann  längs  der  Eiskante  bis  Hvarf1)  nach  Südwesten  gehen  und  darauf  nach 
Norden  auf  die  Ansiedlungen  lossteuern  sollte.  Wiederholt  werden  in  den  alten  Schriften  einerseits 
Warnungen  davor  ausgesprochen,  Land  zu  suchen,  ehe  das  Vorgebirge  Hvarf  (d.  h.  Wendestelle), 
passiert  sei,  andererseits  davor,  so  weit  südwärts  zii  gehen,  daß  man  Land  passiert  habe,  ohne  Land- 
kennung  bekommen  zu  haben.  Daß  die  vor  der  Ostküste  herrschende  Angst  auf  genauer  Kenntnis 
derselben  beruhte,  ersieht  man  daraus,  daß  schon  Erich  der  Rote  von  ihrer  Unbewohnbarkeit 2) 
überzeugt  war.  Auch  die  Schiff bruchsmeldungen  der  isländischen  Annalen3),  sowie  die  halb  sagenhafte 
Flöamanuasaga  bezeugen  dies;  letztere  schildert,  wie  Thorgils  Orrabeinsf ostri  im  Jahre  998 
'.  unter  Grönlands  Eisgletschern. "  Schiffbruch  litt  und  erst  nach  Verlauf  von  vier  Jahren,  nachdem  er 
zahllose  Widerwärtigkeiten  erlitten  hatte,  nach  Hvarf  und  weiter  abwärts  zu  den  Kolonien  gelangte4). 
Zwei  Fälle  können  jedoch  angeführt  werden,  bei  welchen  es  aussieht,  als  ob  die  alten  Nordländer 
an  der  Ostküste,  ohne  ihr  Schiff  einzubüßen,  ans  Land  gekommen  seien.  So  weit  sich  erkennen 
läßt,  glückte  dies  nämlich  Snaebjörn  Hölmsteinsson5)  und  wenn  in  den  isländischen  Annalen 


')  Hvarf  bedeutet  Wendestelle:  es  wurde  früher  mit  Kap  Farve l  (Grönlands  Südspitze)  identifiziert,  muß 
aber  nach  Finnur  Jönssons  eingehenden  Untersuchungen  das  Vorgebirge  Kangek  auf  der  Insel  Sermersok  mehr 
nordwestlich  sein ;  vgl.  F.  Jönsson,  Grönlands  gamle  Topograß  efter  Kilderne  in  Meddeleher  om  Grönland  20,  Keben- 
havn  1899,  S.  285—86.  Wenn  die  alten  Segelanweisungen  sagen,  daß  man  von  Norwegen  direkt  westlich  fahren  soll 
bis  Hvarf  (vgl.  G.  h.  M.  III,  S.  213  und  251),  so  scheint  dies  zu  zeigen,  daß  Hvarf  als  Grönlands  Süclspitze  betrachtet 
wurde.    In  andern  nordischen  Quellen  heiOt  es  jedoch  ganz  deutlich:  „am  südlichsten  liegt  Herjölfsnes". 

')  Vgl.  G.  h.  M.  r,  S.  177  u.  205. 

s)  Vgl.  G.  h.  M.  III,  S.  7  ff.  für  die  Jahre  1185,  1189—90,  1209,  1265,  1382—85,  1406. 

*)  Flöama  anasag  a  im  G.  h.  M.  II,  S.  1  ff.  und  in  Fornsögur,  herausg.  von  G.  Vigftisson  und  T  h.  Möbius, 
Leipzig  1860.  Daß  Thorgils'  Schiffsbruch  wirklich  an  der  Ostküste  stattfand,  weist  Nansen  aus  den  Worten  der 
Saga  nach,  und  derselben  Ansicht  sind  Holm  und  Garde,  die  auch  diese  Küste  befahren  haben.  Vgl.  Nansen, 
1.  c.  S.  251-54  und  Holm  und  Garde,  Den  dausJce  Konebaaäs-Expe&on,  Kebenhavn  1887,  Einleitung  S.  2. 

s)  G.  h.  M.  1,  S.  75—79. 

23* 


180 


Kapitel  VIII. 


steht:  „Die  Helgesülme  segelten  bis  nach  Grönlands  Öbygöir",  wo  man,  wie  Storm  zeigt,  unter 
„ObygÖir  (d.  h.  unbewohntes  Land)"  die  Ostküste1)  verstehen  muß,  so  sieht  es  aus,  als  wenn  es  auch 
diesen  Helgesöhnen  geglückt  sei.    Dies  ist  aber  sicherlich  ein  Ausnahmefall 2). 

Drüben  an  der  Westküste  hingegen  waren  die  Nordländer  weit  nach  Norden  vorgedrungen. 
Sie  hatten  ziemlich  weit  nördlich  von  den  Kolonien  im  Sommer  Fischfangstationen  (Nordrseta,  nörd- 
liche Aufenthaltsstelle)  und  sandten  Expeditionen  in  noch  weitere  Ferne.  Ob  dieselben  bis  zur  Ein- 
fahrt von  Smiths  Sund  oder  von  Jones'  Sund  vorgedrungen  sind,  oder  tief  in  die  Sunde  hinein,  wie 
einige  nicht  ohne  Grund  annehmen 3),  oder  ob  sie  nur  ein  gutes  Stück  nördlich  von  der  Insel  Disco 
gelangten,  wo  auf  der  Insel  Kingiktorsuak  bei  Uperuivik  (72°  55'  n.  Br.)  ein  Runenstein  gefunden  ist4), 
läßt  sich  kaum  bestimmt  entscheiden;  ausgemacht  ist  es  nur,  daß  sie  ziemlich  weit  nordwärts  über  den 
Polarkreis  hinaus  gelangt  sind,  da  sie,  wie  die  Berichte  zeigen,  die  Mitternachtsonue  haben  beobachten 
können5).  Das  Land  nördlich  von  den  bewohnten  Plätzen  auf  der  Westküste  wurde  „die  nördlichen 
öbygöir "  oder  „die  westliche  Obygö"  genannt. 

Erst  auf  diesem  Hintergrunde  treten  die  Eigentümlichkeiten  der  Beschreibungen  von  Grönland 
in  Clavus'  jüngerem  Werke  richtig  hervor.  Es  muß  dasselbe  auf  einer  eingehenden  Kenntnis  der 
Natur-  und  Schiffahrts Verhältnisse  an  den  Küsten  Grönlands  aufgebaut  sein,  und  der  Autor  maß  diese 
nach  der  Abfassung  des  älteren  Werkes  erworben  haben.  Man  darf  jedoch  nicht  annehmen, 
daß  die  Beschreibung  durch  eine  Ko mpil ati o n  aus  geschriebenen  Quellen  entstanden 
sei.  Ein  leidliches  Bild  ließe  sich  schon  aus  diesen  entwerfen,  falls  man  sie  auf  die  richtige  Weise 
zu  sondern  verstünde;  der  nächste  Abschnitt  wird  uns  aber  zeigen,  daß  man  ohne  eine  genaue  Kenntnis 
des  Landes  unstreitig  irre  geleitet  werden  wird.  An  einem  bestimmten  Punkte  hat  Clavus,  wie  wir 
sehen  werden,  sie  selbst  mißverstanden  und  hat  dadurch  einen  Irrtum  begangen,  welchen  zu  korrigieren 
er  nicht  imstande  war  (vgl.  unten  S.  186);  und  ebenso  haben  seine  Nachfolger,  sowohl  die  fremden 
Kartographen  als  auch  diejenigen  Nordländer,  die  Grönland  wieder  aufsuchen  wollten,  die  geschrie- 
benen Quellen  mißdeutet;  ja,  erst  in  aller  jüngster  Zeit,  nachdem  es  geglückt  ist,  die  ganze  grönlän- 
dische Küste  zu  erforschen,  ist  der  langwierige  Streit  über  die  Lage  der  Ostansiedlung  definitiv 

')  Storni,  Vinlandsreiserne  S.  364  und  0»i  det  i  H85  fra  Inland  fundne  „Ni/e  Land"  in  (Norsk)  Historish 
Tidsskrift  2.  Reihe  VI,  Kristiania  1885,  S.  263—64. 

2)  Nach  Bjern  Jönssons  Grönländischen  Annalen  soll  ein  Mann  Clemens  aus  Latrum  in  Adelvig  auf  Island 
geflüchtet  sein,  um  einer  Strafe  zu  entgehen,  und  zwar  auf  einem  englischen  Fischerschiffe.  Sie  Desuchten  die  Gun- 
hjarnareyjar  (Grönlands  Ostküste)  und  fanden  gutes  Gras,  Jische  und  Vögel.   Vgl.  G.  h.  M.  I,  125—27. 

3)  Man  stützt  sich  hier  auf  den  Bericht  vom  Jahre  1266  des  Priesters  Halldör  (vgl.  G.  h.  M.  III,  S.  211), 
welcher  erzählt,  wie  in  diesem  Jahre  die  Nordlaiulsfahrer  außergewöhnlich  weit  nach  Norden  gelangten  und  dann 
auf  Spuren  von  Skrälingern  (Eskimos)  stießen ;  darauf  schickte  die  Geistlichkeit  ein  Schiff  aus,  um  Nachforschungen 
anzustellen.  Die  ersten  Spuren  fand  man  in  Kröksfjardarheiiu,  segelte  dann  weiter,  wurde  von  Südsturm  gegen 
Norden  getrieben,  wo  man  neue  Inseln  sah.  Alsdann  folgen  Angaben  darüber,  wie  hoch  die  Sonne  um  Mitter- 
nacht stand  (vgl.  Fischer,  Entdeckungen  S.  33— 34).  Übrigens  wird  berichtet,  daß  alle  bedeutenden  Bauern  Grön- 
lands große  Schiffe  hatten,  die  alljährlich  die  weite  und  beschwerliche  Fahrt  nach  Greipar  und  KröJcsfjardarheiöi 
machten,  um  Seehunde  zu  fangen.  Es  war  da  an  „Grönlands  Nordspitze"  (norörskagi)  viel  Treibholz,  welches  von 
den  Marklandsbuchten  kommt.  In  G.  h.  M.  III,  881  ff.  wird  angenommen,  Greipar  liege  zwischen  67°  und  68°  n.  Br. 
auf  Grönlands  Westküste,  Kröksfjaröarheidi  sei  Lancastersund,  indem  man  nach  dem  Standort  der  Sonne  um  Mitter- 
nacht ausrechnen  konnte,  das  Schiff  Halldörs  sei  auf  75°  46'  n.  Br.  gewesen.  A.  Bugge  (in  Kringsjaa  XI,  7 
(15.  April  1898))  stimmt  für  bezw.  Kane  Bassin  und  Inglefield  Gulf.  G.  I Sachsen  (in  Norsk  Geografisk  SelsTcahs 
Aarbog  XVIII  Kristiania  1907,  S.  20—32)  meint,  daß  Greipar  Inglefield  Gulf  sei,  Kröksfjaröarheiöi  Jones'  Sund,  und 
er  meint,  daß  Halldörs  Schiff  nach  Kane  Bassin  verschlagen  wurde.  Daß  die  Normannen  in  Jones'  Sund  gewesen 
sind,  meint  er  dadurch  beweisen  zu  können,  daß  auf  der  St.  Helena-Insel  und  der  Djaevlea  (Teufelsinsel)  im  westlichen 
Teil  von  Jones'  Sund  (auf  Sverdrups  Polarexpedition  1898—1902  entdeckt),  d.  h.  auf  zirka  76°  10'  n.  Br.  künst- 
liche, nur  gegen  Süden  offene  Brutplätze  von  flachen  zirka  25 — 30  cm  hohen  Steinen  eingerichtet  waren,  und  zwar  für 
die  Eidervögel.  Den  Eskimos  kann  man  dergleichen  nicht  zutrauen,  dagegen  pflegt  man  seit  alters  her  in  Nor- 
wegen die  Eidervögel  auf  diese  Weise  zu  schützen. 

4)  Vgl.  G.  h.  M.  III.  S.  8i3  und  Tafel  IX,  3;  Winsor,  Narrative  and  critical  histonj  of  America  I,  Boston 
1889,  S.  66  ff.;  Fischer,  1.  c.  S.  34;  L.  Fr.  L  äff  ler  in  Svenska  Dagbladrt  14.  März  1906. 

s)  G.  h.  M.  III,  S.  243. 


Clavus'  Quellen.    C.  Eigene  Beobachtung. 


181 


entschieden  worden.  Schließlich  würde  das  nach  den  geschriebenen  Quellen  entstandene  Bild  des  Landes, 
selbst  wenn  es  einem  gelingen  sollte,  jeglichem  Mißverständnisse  zu  entgehen,  nicht  mit  dem  von 
Clavns  entworfenen  übereinstimmen.  Die  Halbinselform  mit  der  Wendestelle  Hvarf  würde  vielleicht 
entstehen,  die  unbewohnten  Landstriche  (die  Obygöir)  an  der  Westküste  würden  aber  als  Parallele  zu 
denen  an  der  Ostküste  erscheinen;  auch  würde  die  Westküste  nicht  die  fehlerhafte  Richtung  nach 
Nordosten  statt  nach  Nordwesten  haben,  wodurch  die  Stellung  der  Ost-  und  Westansiedlung  zu  einander 
ganz  verschoben  wird.  Das  von  Clavus  entworfene  Grönland  muß  von  einem  Manne  ausgearbeitet  sein, 
der  es  in  der  Hauptsache  nicht  nötig  gehabt  hat,  seine  Zuflucht  zu  geschriebenen  Quellen  zu  nehmen, 
sondern  der  selbst  das  Land  in  einem  den  Ortsbestimmungen  der  Karte  entsprechenden  Umfange  be- 
fahren hat,  mit  anderen  Worten :  entweder  hat  Clavus  selbst  eine  Erforschung  der  grönländischen  Küsten 
unternommen,  oder  er  hat  die  Hülfe  eines  Mannes  gehabt,  der  dies  getan  und  zu  dem  er  unbedingtes 
Zutrauen  gehabt  hat.  In  letzterem  Falle  wäre  also  die  Behauptung  von  eigener  Beobachtung  Un- 
wahrheit. In  unseren  Augen  spricht  aber  alles  dafür,  daß  sie  Wahrheit  ist;  denn  wer  sollte  zu  einer 
Zeit,  da  sicher  die  Westansiedlung  und  wahrscheinlich  auch  die  Ostansiedlung  zerstört  war,  und  die 
Schiffahrt  nach  Grönland  immer  seltener  wurde,  eine  Reise  unternommen  haben  von  einem  Umfange  wie 
die  sie  hat,  auf  deren  Resultaten  der  Wiener  Text  aufgebaut  ist,  als  gerade  ein  Mann,  welcher  Interesse 
für  Geographie  und  Kartenzeichnuug  batte?  Und  ist  es  denn  doch  nicht  unwahrscheinlich,  daß  einer,  der 
nicht  aus  persönlicher  Erfahrung  die  harten  und  zwingenden  Gründe  kennt,  welche  die  Erforschung 
der  Ostküste  verhindern,  die  Resignation  zeigen  sollte,  welche  Clavus  bei  der  Zeichnung  und  Beschreibung 
derselben  an  den  Tag  legt?  Ein  Stubengelehrter  oder  ein  Charlatan,  der  nicht  selbst  mit  den  Wider- 
wärtigkeiten der  Natur  gekämpft  hat,  würde  er  sie  respektieren  können  und  sich  nur  an  das  halten, 
von  dem  man  mit  Gewißheit  etwas  weiß,  ja  überhaupt  einen  so  bestimmten  Unterschied  zwischen  der 
Wirklichkeit  und  allen  irreleitenden  Berichten  zu  machen  verstehen,  welche  letzteren,  wie  wir  später 
sehen  werden,  schon  lange  vor  Clavus'  Zeit  in  Umlauf  gesetzt  waren?  Wahrscheinlich  ist  dies  nicht^ 
zumal  wenn  man  bedenkt,  Avas  aus  Clavus'  Karte  wurde,  als  sie  in  die  Hände  von  Leuten  solchen 
Schlages  gelangte,  wie  der  Stubengelehrte  Kompilator  Nicolaus  Germanus,  der  zuerst  die  Orts- 
namen der  Ostküste  längs  der  namenlosen  Küste  nordwärts  schmuggelte  und  später  Grönland  nördlich 
von  Norwegen  legte,  oder  wie  der  Charlatan  Nicolo  Zeno,  der  ein  Kloster  mit  Weingärten  und 
Wärmeleitungen  hoch  oben  in  dem  „unzugänglichen  und  wegen  Eises  unbekannten  Lande",  wie  Clavus 
es  nennt,  anbrachte. 

Als  ein  Zeichen  davon,  daß  Clavus  selbst  Grönland  befahren  hat,  könnte  man  vielleicht  seine 
Bemerkung  auslegen,  daß  dessen  Inseln  vortreffliche  Häfen  (solennes  portus)  bildeten;  da  die  Islands- 
beschreibung nun  aber  eine  ähnliche  Notitz  enthält  und  es  recht  unwahrscheinlich  ist,  daß  Clavus  bei  oder 
auf  Island  gewesen  sein  sollte,  kann  dennoch  diesen  Worten  keine  weitere  Bedeutung  beigelegt  werden. 
Deutlicher  als  alles  andere  spricht  dagegen  die  Art  und  Weise,  auf  welche  Clavus 
die  grönländischen  Ortsbestimmungen  am  nördlichsten  Punkte  der  Westküste  ab- 
schließt; die  vorletzte  wird  als  ultimus  terre  tenninus  nobis  in  illa  parte  cognitus  (70°  10'  n.  Br.), 
die  letzte  als  ultimus  locus  uisibilis  (72°  0'  n.  Br.)  bezeichnet.  In  all  ihrer  Nüchternheit  verraten 
diese  Worte  nicht  allein,  wie  sehr  es  dem  Verfasser  am  Herzen  gelegen  hat,  so  weit  wie  möglich  nach 
dem  Norden  zu  gelangen,  sondern  auch,  daß  da  ein  bestimmter  Punkt  war,  wo  er  aufhören  mußte, 
obgleich  er  die  Küste  sich  weiter  nach  Norden  erstrecken  sahi  Auf  dieselbe  Weise  drücken  sich  die 
Polarforscher  unserer  Zeit  über  den  Punkt  aus,  an  welchem  sie  am  weitesten  nach  Norden  gelangten 
und  zur  Umkehr  gezwungen  wurden,  und  es  ist  kein  Zufall,  daß  gerade  Nordenskiöld,  der  prak- 
tische Polarforscher,  es  eingesehen  und  so  energisch  verteidigt  hat,  daß  die  entsprechenden  Worte  auf 
den  A-Karten  ultimus  terre  terminus  die  Bedeutung  in  sich  trügen,  daß  der  ursprüngliche  Ver- 
fasser der  Karten  selbst  auf  dem  so  angegebenen  Punkte  gewesen  sein  müßte1). 

Wir  müssen  deshalb  erklären,  daß  Clavus'  Behauptung,  in  Grönland  ge- 
wesen zu  sein,  wahr  ist,  und  ebenfalls  daran  festhalten,  daß  er  in  dem  Zeiträume 

')  Facsimile-Atlas  S.  56. 


1S2 


Kapitel  VIII. 


von  1425 — 1460  dieses  Land  besucht  hat,  zu  einer  Zeit  also,  aus  welcher  wir  sonst 
gar  keine  sicheren  Nachrichten  von  Grönland  besitzen,  und  zwar  daß  er  dies  mit 
dem  bestimmten  Zwecke  vor  Augen  getan  hat,  seine  in  Italien  errungenen  Kennt- 
nisse zu  benützen,  um  das  ferne  Land  zu  kartographieren,  das  noch  von  keinem 
anderu  Menschen  auf  irgend  welcher  Karte  aufgenommen  war  —  mit  andern  Worten, 
daß  Clavus  sozusagen  Dänemarks  erster  wissenschaftlicher  Polarforscher  ist,  der 
älteste  der  vielen  Dänen,  welche  Grönland  erforscht  und  karto  graph  iert  haben. 

Um  so  mehr  ist  zu  bedauern,  daß  Clayus  so  wortkarg  ist  und  sich  so  bestimmt  an  die  bei 
Ptolemäus  erlernte  Form  für  wissenschaftlich  geographische  Darstellungen  hält;  denn  wie  viel 
möchten  wir  nicht  über  diese  erste  dänische  Polarfahrt  wissen!  Über  den  Weg  können  wir  uns  schou 
einen  Begriff  machen,  er  ist  der  gewöhnliche  und  einzig  natürliche:  zuerst  ein  mißglückter  Versuch,  die 
Ostküste  nordwärts  zu  erforschen,  dann  der  gewöhnliche  Weg  außen  ums  Kap  Farvel  herum  —  auf 
einmal  günstiges  Vordringen  an  der  Westküste.  Schwieriger  ist  es  zu  sagen,  wie  weit  nordwärts  er 
an  beiden  Küsten  gelangt  sei;  jedoch  darf  man  annehmen,  daß  er  an  der  Ostküste  nicht  sehr  weit 
nördlich  vorgedrungen  ist;  daß  er  dagegen  auf  der  Westküste  ziemlich  weit  über  den  Polarkreis  hinaus 
gelangt  ist,  vielleicht  bis  Disco,  vielleicht  auch  noch  nördlicher.  Wir  können  auch  in  der  Beschreibimg 
zwischen  den  Zeilen  von  Kämpfen  mit  dem  Eise  und  vou  Zusammenstößen  mit  Eskimos  lesen;  über 
den  Zustand  der  nordischen  Kolonien  erlangen  wir  jedoch  nur  eine  rein  negative  Aufklärung,  indem 
kein  einziger  wirklicher  Ortsname  genannt  wird.  Auch  erfahren  wir  durchaus  nichts  davon,  wie  Clavus 
nach  Grönland  gelangt  ist,  ob  er  ein  eigenes  Schiff  gehabt  hat  oder  ob  er  eine  Schiffsgelegenheit  mit 
einem  Handelsschiffe  benutzte,  das  alles  verbirgt  sich  hinter  seiner  wortkargen  Darstellungsform  und 
dem  Bruchstücke  jenes  Verses,  dessen  Wörter  als  Namen  längs  seiner  Schiffsroute  ausgestreut  sind  und 
einen  Riegel  vor  all  unsere  Wißbegier  schieben. 

Daß  das  von  Clavus  entworfene  Bild  von  Grönland  verhältnismäßig  so  gut  geworden  ist,  darf 
uns  nicht  Wunder  nehmen.  Die  besonderen  Naturverhältnisse  dienten  dazu,  ihm  sowie  den  älteren 
Nordländern  Klarheit  über  den  Kurs  zu  geben,  indem  die  Fahrt  gegen  das  Eis  einen  nördlichen,  mit 
dem  Eise  einen  südlichen  Kurs  bedeutete;  auch  die  Sonnen phänomene  — ■  die  Mitternachtssonne  —  sind 
im  nördlichen  Teil  von  Grönland  so  ausgeprägt,  daß  Clavus  hier  noch  leichter  als  bei  Trondhjem  mit 
einigermaßen  genauer  Sicherheit  entscheiden  konnte,  wie  weit  nördlich  oder  südlich  vom  Polarkreise  er 
sei.  Daß  Grönlands  Südspitze,  die  in  dem  älteren  Werke  zu  weit  nördlich  gelegt  war,  ebenso  wie  Island 
nach  Süden  geschoben  ist,  jedoch  lange  nicht  weit  genug,  rührt  von  den  Segelanweisungen  her,  welche, 
wie  wir  gleich  sehen  werden,  bei  Clavus'  Karten  eine  ebenso  große  Bolle  spielten,  wie  sie  es  vermutlich 
bei  seinen  Reisen  getan  haben.  Der  Hauptfehler  an  Clavus'  Karte  ist  der,  daß  die  westliche  Biegung 
der  Küste  nördlich  vom  Kap  Farvel,  welche  die  Veranlassung  zu  den  Namen  Ost-  und  Westansiedlung 
gegeben  hat,  fehlt,  gleichwie  die  Richtung  der  Westküste  überhaupt  verkehrt  ist;  aber  die  Angaben 
der  Richtung  sind  nun  einmal  durchweg  Clavus'  allerschwächste  Seite. 

Wir  kommen  hier  dazu,  die  Frage  aufzuwerfen,  ob  bei  den  Reisen,  deren  Resultat  Clavus' 
Karten  sind,  der  Kompaß  gebraucht  wurde  und  ob  es  möglicherweise  Unkenntnis  mit  der  Mißweisung 
sein  sollte,  welche  die  Verkehrtheit  von  den  Hauptrichtungen  der  Küstenlinien  bewirkt  hat 1).  Bei 
dieser  Untersuchung  müssen  wir  Jütland  und  seine  Lage  im  Verhältnis  zu  Fünen  und  Seeland  sowie 
die  Ostsee  gänzlich  ausschließen,  weil  Clavus  hier  ganz  abhängig  von  Ptolemäus  ist.  Dies  ist  auch 
bei  der  norwegischen  Küste  ganz  bis  Trondhjem  hinauf  der  Fall,  weil  wir  hier  andere  Gründe  haben 
nachweisen  können,  die  an  der  verkehrten  Richtung  schuld  gewesen  sind.  Nur  bei  Grönland,  Island, 
0resund  und  der  norwegischen  Küste  nördlich  von  Trondhjem  hätten  also  die  Mißweisungen  geltend 
gemacht  werden  können. 


')  Wie  bekannt,  nimmt  Nordenskiöld  an,  daß  der  B-Typus  auf  Grundlage  des  A-Typus  gebildet  ist,  und 
zwar  nachdem  die  Anwendung  des  Kompasses  allgemein,  geworden,  die  Miliweisung  jedoch  unbekannt.  Vgl.  Periplui 
S.  87  und  Studier  och  forshningar  S.  46. 


Clavus'  Quellen.    C>  Eigene  Beobachtung. 


183 


Auf  der  nach  dem  Wiener  Texte  konstruierten  Karte  sowie  auf  den  A-Karten  weicht  0resunds 
Hauptrichtung  zirka  70°  von  der  Linie  Süd-Nord  nach  Westen  ab,  in  Wirklichkeit  aber  nur  zirka  J 3° ; 
dieser  Fehler  setzt  also  eine  östliche  Mißweisung  von  zirka  57°  voraus.  Auf  dieselbe  Weise  erhält  man 
Fehler,  die  für  Norwegens  Nordküste  zirka  38°  westliche  Mißweisung  voraussetzen,  für  die  Linie  Skiilholt— 
Hölar,  welche  die  einzige  sichere  Linie  auf  Clavus'  Island  ist,  zirka  60°  östliche  und  für  Grönlands  West- 
küste zirka  42°  westliche  Mißweisung.  Vergleichen  wir  dies  damit,  daß  die  von  Clavus  angenommene 
Hauphichtung  für  Grönlands  Ostküste  zirka  12U  westliche  und  der  Kurs  von  Islands  bis  Grönlands  süd- 
lichstem Punkte  zirka  25°  westliche  Mißweisung  voraussetzen,  so  ist  es  klar,  daß  die  originale  A-Karte 
nicht  auf  dem  Gebrauch  des  Kompasses  basiert  sein  kann,  denn  die  hier  genannten  Mißweisungen  passen  weder 
zu  einander  noch  zu  den  wirklichen  Mißweisungen  zu  Clavus'  Zeit.  Es  muß  außerdem  bemerkt  werden,  daß 
in  den  hier  angeführten  Fällen  ungefähr  dieselben  Mißweisungen  für  die  Nanziger  Karte  vorausgesetzt  werden 
mußten.  Sollten  die  Eigentümlickeiten  der  jüngeren  Karte  von  Beobachtungen  am  Kompasse  herrühren,  so 
müßte  dasselbe  also  von  der  älteren  angenommen  werden;  diese  Annahme  würde  aber  nach  dem,  was  wir 
von  der  Entstehungsgeschichte  des  Nanziger  Werkes  wissen,  mehr  als  unwahrscheinlich  klingen. 

Wir  müssen  darum  Storni  beipflichten,  daß  Clavus,  selbst  wenn  er  den  Kompaß  gekannt,  ihn 
doch  in  der  Praxis  nicht  angewandt  haben  kann,  und  Ol  aus  Magnus'  Karte  muß  darum  immer 
noch  als  die  älteste  von  Nordländern  gezeichnete  angesehen  werden,  bei  welcher  der  Kompaß  und  seine 
Mißweisungen  sich  geltend  gemacht  haben. 

Uber  Clavus'  persönliche  Kenntnis  des  hohen  Nordens  erfährt  man  aus  dem  Wiener  Texte  nur, 
daß  er  in  Norwegen  und  in  Grönland  gewesen  sei  —  sowie  selbstverständlich  auf  Fünen.  Könnte 
man  nach  der  Korrektheit  der  Beschreibung  Schlüsse  ziehen,  wo  er  sonst  vermutlich  gewesen  sein  sollte, 
so  würde  man  zunächst  zu  dem  Resultate  kommen,  daß  er  sich  auf  Seeland  aufgehalten  habe,  was  ja 
schon  Poggio's  Briefe  bezeugen,  ferner  in  Lübeck  und  vielleicht  an  der  Schoner  0resundküste,  da- 
gegen kaum  in  Jütland,  Halland,  dem  östlichen  Norwegen  und  gewiß  nicht  in  dem  eigentlichen 
Schweden,  in  den  Ostseeländern  oder  in  Norwegen  nördlich  von  Trondhjem.  Daß  Clavus  in  Lübeck 
gewesen  sei,  könnte  man  vielleicht  aus  seiner  Beschreibung  der  vielen  Häfen  bei  der  Mündung  der 
Trave  schließen,  eine  Schlußfolgerung,  die  dadurch  bestärkt  wird,  daß  sie  einem  eigentlich  erst  einfällt, 
wenn  man  selbst  diese  Einfahrt  gesehen  hat.  Die  wirklich  gute  Beschreibung  von  Fünen  und  Seeland 
sowie  von  der  Westküste  von  Schonen  mit  ihrer  im  Vergleich  zu  den  sie  umgebenden  Teilen  der 
nordischen  Reiche  durchgängig  wohlgelungenen  Auslegung  deutet  auf  des  Autors  persönliche  Kenntnis: 
bezeichnend  ist  es  ebenfalls,  daß  diese  Teile  des  Landes,  mit  Ausnahme  der  Küste  von  Stavanger — 
Trondhjem,  die  einzigen  sind,  wo  unbekanntere  Lokalitäten  wie  Stige,  Egense,  Agernaes,  Taarnborg, 
Oxna?s,  Koholm  mitgenommen  sind,  und  wo  es  versucht  wird,  die  Küstenbeschreibung  ohne  Anwen- 
dung von  Benennungssjrstemen  durchzuführen. 


D.  Nordische  Quellen. 

Während  es  verhältnismäßig  leicht  zu  konstatieren  war,  zu  welchen  fremden  Quellen  Clavus 
Zutritt  gehabt  und  in  welchem  Umfange  er  sie  benutzt  hat,  so  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache,  daß  es 
schwer  nachzuweisen  sein  wird,  aus  welchen  nordischen  Quellen  er  geschöpft  hat.  Wir  wissen  jetzt, 
daß  er  sich  an  verschiedenen  Orten  des  hohen  Nordens  aufgehalten  hat  und  dadurch  imstande  war, 
nicht  allein  durch  eigene  Beobachtung,  sondern  auch  durch  mündliche  Mitteilungen  Material  für  seine 
Arbeiten  zu  sammeln.  Richtig  zu  entscheiden,  wo  seine  Erfahrungen  aufhören  und  wo  die  mündlichen 
Mitteilungen  anfangen,  ist  dagegen  selbstverständlich  meistens  unausführbar,  namentlich  dort,  wo  er 
sich  nicht  auf  eigene  Beobachtung  beruft  und  wo  wir  nicht  den  Einfluß  klassischer  oder  fremder 
mittelalterlichen  Quellen  nachweisen  können.  Hier  müssen  wir  uns  damit  begnügen,  nachzuweisen,  in 
wie  hohem  Grade  seine  Beschreibungen  mit  der  damals  allgemein  im  Norden  herrschenden  Auffassung 
übereinstimmen,  und  zwar  in  Bezug  auf  das  nördliche  Norwegen,  Finmarken,  Island  und  Ost-Grönland 
nördlich  vom  Polarkreise  —  kurzum  die  das  nördliche  Eismeer  umgebenden  Länder. 


184 


Kapitel  VIII. 


Daß  Clavus  hier  nicht  in  ausgedehntem  Maßstabe  geschriebene  nordische  Quellen  benutzt  hat, 
läßt  sich  schon  allein  daraus  schließen,  daß  er  im  nördlichen  Norwegen,  auf  Grönland  und  Island 
vorzugsweise  von  ihm  selbst  gewählte  Namen  benutzt.  Daß  er  trotz  alledem  von  den  Anschauungen 
der  Nordländer  über  diese  Gegenden,  über  welche  fremde  Quellen  ihm  beinahe  keine  Aufklärung  geben 
konnten,  beeinflußt  gewesen  ist,  hat  Storm  schon  verschiedentlich  hervorgehoben1).  Einleuchtend  ist 
es  auch,  daß  Clavus,  wenn  er  eine  Heise  nach  Grönland  unternehmen  wollte,  sich  erst  mit  den  Segel- 
anweisungen der  nördlichen  Meere  bekannt  gemacht  hat,  und  da  er  vermutlich  nicht  den  Kompaß 
gebraucht  hat,  liegt  der  Gedanke  nahe,  daß  seine  Anlage  der  Länder  ums  Eismeer  herum  mehr  oder 
weniger  von  den  alten  nordischen  Segelanweisungen  abhängig  ist,  denselben,  welche  auch  später  den 
Plänen  zur  Wiederentdeckung  Grönlands,  die  im  16.  Jahrhundert  vom  Erzbischof  Erich  Walchen- 
dorff2) ausgingen,  zu  Grunde  gelegt  wurden. 

Die  Segelauweisungen3)  sagen  zuvörderst,  duß  man  von  Norwegens  westlichem  Punkte,  dem  Kap 
Stat  aus,  siebenmal  12  Stunden  (eigtl.  7  dcegra  haf  oder  dcegra  sigling)  direkt  nach  Westen  fähren  soll,  um 
nach  Kap  Horn  auf  Islands  Südostküste  zu  gelangen;  sodann,  daß  von  Snsefellsnes  (zwischen  Faxa-  und 
Breiöifjördr  auf  Islands  Westküste)  der  kürzeste  Weg  nach  Grönland  ist,  d.  b.  nach  den  ältesten  Quellen 
(Olaf  Tryggvasons  Saga  und  Landnäma)  viermal  12  Stunden  nach  Westen;  das  Hauksbuch  sagt  viermal 
12  Stunden  von  Snsefellsnes  bis  Hvarf  in  Grönland  und  gibt  keine  Richtung  an;  Ivar  Baardsen  sagt 
2  Tage  und  2  Nächte  nach  Westen  von  Snsefellsnes  und  fügt  hinzu,  daß  die  Gunnbjarnareyjar  auf  dieser 
Route  »gerade  halbwegs  zwischen  Grönland  und  Island*  liegen,  daß  man  aber  zu  seiner  Zeit  diesen  alten 
Kurs  nicht  mehr  verfolgen  konnte,  wegen  des  vielen  vom  Nordosten  von  »Botnen«  herab  bis  zu  den 
Scheren  kommenden  Eises.  Als  den  neuen  Kurs  gibt  er  von  Snwfellsnes  aus  einen  Tag  und  eine  Nacht 
direkt  gegen  Westen  an,  dann  nach  Südwesten,  um  dem  ebengenannten  Eise  zu  entgehen,  und  darauf  einen 
Tag  und  eine  Nacht  direkt  in  nordwestlicher  Richtung  —  auf  diese  Weise  gelangt  man  nach  Hvarf1). 

Die  Anweisungen  für  die  direkte  Fahrt  von  Norwegen  nach  Grönland  geben  an,  daß  man  von 
Bergen  oder  der  nördlich  davon  liegenden  Insel  Hernar  (d.  h.  Henn3  in  Manger  Kirchspiel  in  Nordhordland) 
direkt  gegen  Westen  nach  Hvarf  auf  Grönland  fahren  soll  —  infolge  Olaf  Tryggvasons  Saga  kommt  man 
dann  zwölf  Seemeilen  südlich  von  Island:  Ivar  Baardsen  sagt:  »  zwölf  Wochen  zur  See*  (eigtl.  Uge  Sas  = 
Seemeile)  südlich  von  Reykjanes;  das  Hauksbuch  ersetzt  diese  sichere  Angabe  mit  der  unsicheren  und 
sagt:  Man  fährt  so  weit  südlich  von  Island,  daß  man  dessen  Seevögel  und  Walfische  sehen  kann,  und  fügt 
hinzu,  daß  man  auf  dem  Wege  die  Shetlands -Inseln  im  Süden  und  die  halbe  Höhe  der  Gebirge  auf  den 
Färöern  im  Norden  wahrnehmen  kann.  In  einer  jüngeren  Aufzeichnung5),  die  jedoch  vermutlich  auf  alten 
Quellen  beruht,  heißt  es,  daß  man  auf  der  Route  zwischen  Norwegen  und  Grönland  zwei  Drittel  des  Meeres 
bis  Irland  und  ein  Drittel  bis  Island  haben  soll.  Das  Hauksbuch  fügt  hinzu,  daß  von  Kolbeinsey  (d.  h. 
Mevenklint,  unbewohnte  Insel  15  Meilen  nordwestlich  von  Grimsey  auf  Island)  gegen  Norden  nach  Grönlands 
Gbygöir  eine  Fahrt  von  12  Stunden  (eigtl.  1  dsegrsigling)  ist. 

Die  letzten  Segelanweisungen  gehen  darauf  hinaus,  daß  man  von  Islands  nordöstlichem  Vorgebirge 
Langanes  viermal  12  Stunden  (Ivar  Baardsen  sagt  wieder  zwei  Tage  und  zwei  Nächte)  nordwärts  bis 
Svalbaröi  in  Hafsbotn  fähren  soll  und  schließlich,  daß  man  von  Reykjanes  auf  Island  —  nach  Landnäma  in 
fünf-,  nach  dem  Hauksbuche  in  dreimal  zwölf  Stunden  —  direkt  gegen  Süden  Jöldu-laup  auf  Irland  er- 
reichen kann:  diese  letzte  Route  nennt  Ivar  Baardsen  nicht6). 


')  Vgl.  Storni  in  Ymer  1891,  S.  34;  Ginnungagap  i  Mythologien  og  Geograßen  in  Arkiv  för  nordisk  ßlologi 
VI,  Lund  1890,  S.  344—45;  Columbus  paa  Island  og  vore  forfwdres  opdagelser  i  det  nordvestlige  Atlanterhav  in  Norsk 
Geograßsk  Selskabs  Aarbog  IV,  Kristiania  1893,  S.  78.  Vgl.  auch  Ed.  Erslev,  Brödrene  Zenis  Rejser  in  Geograßsk 
Tklsskrift  7,  S.  162. 

s)  G.  h.  M.  III,  S.  482  ff.  und  631  ff.  Vgl.  K.  J.  V.  Steens trup,  Om  (psterbygden  in  Meddelelser  om  Grön- 
land 9,  Kabenhavn  1886,  S.  3  ff. 

s)  G.  h.  M.  III,  S.  209—15,  250—52  und  489—92;  Steenstrup,  1.  c.  S.  4—5. 

4)  Diese  Angabe  stimmt  mit  F.  Jönssons  Annahme  überein,  daß  Hvarf  nicht  Kap  Farvel,  sondern  eine 
Stelle  auf  der  Westküste  sei.    Vgl.  S.  179,  Note  1. 
s)  G.  h.  M.  III,  S.  490—92. 

e)  Über  das  Verhältnis  dieser  Routen  zur  Wirklichkeit  vgl.  Storm,  Vinlandsreiserne,  S.  325.  Hier  kritisiert 
Storm  auch  die  von  N.  M.  Petersen  ausgeführten  Berechnungen  der  in  den  Segelanweisungen  angegebenen 
Distanzen:  vgl.  N.  M.  Petersen,  Haandbog  i  den  gammel-nurdiske  Geograß,  S.  135  ff.  Vgl.  auch  G.  Isachsen, 
Opdagelsen  af  Svalbard  in  Norsk  Geograßsk  Selskabs  Aarbog  18,  Kristiania  1907,  S.  1 — 19. 


Clavus'  Quellen.    D.  Nordische  Quellen. 


185 


Wie  stellt  sich  nun  Clavus  zu  den  Angaben  dieser  Segelanweisungen?  Da  sein  Irland  nach  Ptole- 
mäus  ausgelegt  ist,  kann  die  Eoute  Island-Irland  nicht  in  Betracht  kommen.  Mit  Bezug  auf  die  andern 
Routen  stimmt  dagegen  nicht  allein  Clavus'  jüngeres,  sondern  auch  sein  älteres  Werk  in  verschiedener  Be- 
ziehung mit  den  Segelanweisungen  überein.  In  beiden  Werken  wird  man  gewahr,  daß  Islands  südöstliches 
Vorgebirge  auf  derselben  Breite  wie  ein  Punkt  in  Norwegen  zwischen  Trondhjem  und  Bergen  liegt,  sowie 
daß  der  Parallelkreis  durch  Grönlands  Südspitze  etwas  südlich  von  Island  passiert  und  einen  südlicheren 
Punkt  von  der  Küste  Norwegens  trifft.  Hiermit  ist  die  für  beide  Werke  gemeinsame  Übereinstimmung  mit 
i  den  Segelanweisungen  zu  Ende,  so  daß  man  sie  fernerhin  von  einander  getrennt  behandeln  muß. 

Nach  dem  Nanziger  Werke  liegt  Norwegens  westlichster  Punkt  (ultimum  vegni  Promontorium)  genau 
|  auf  derselben  Breite  wie  das  nächstsüdlichste  von  Islands  vier  östlichen  Vorgebirgen,  während  Bergen  auf 
]  derselben  Breite  wie  Grönlands  südlichster  Punkt  liegt,  genau  so  wie  die  Segelanweisungen  es  angeben. 
\  Hiermit  hört  die  Übereinstimmung  auf,  besonders  verhalten  sich  die  Abstände  Stat-Island  sowie  Island-Grön- 
land nicht  wie  7  zu  4,  sondern  wie  1  zu  1,  indem  sie  genau  derselben  Länge  sind. 

In  dem  jüngeren  Werke  hat,  wie  schon  erwähnt,  Norwegens  Form  solche  Änderungen  erlitten,  daß 
Trondhjem  dessen  westlichster  Punkt  geworden  ist,  während  Bergen  in  einer  Bucht  weiter  nach  Osten  und 
in  Wirklichkeit  nördlicher  als  Trondhjem  liegt.    Die  Route  auf  den  A-Karten,  die   wir  mit  der  Segelan- 
weisung Stat-Horn  vergleichen  müssen,  wird  daher  Trondhjem-Synt  oder  Trondhjem-Thoos  und  die,  welche 
j  Snaefellsnes-Grönland  entspricht,   wird  Madher-Thser,   welche  nach  den  A-Karten  die  kürzeste  Entfernung 
I  zwischen  Irland  und  Grönland  ist.  Wird  Synt  benutzt,  so  wird  das  Verhältnis  zwischen  diesen  beiden  Abständen 
wie  2  zu  1,  wo  die  Segelanweisungen  7  zu  4  haben;  wird  das  auf  gleicher  Höhe  mit  Trondhjem  liegende 
Thoos  benutzt,  so  wird  das  Verhältnis  wie  16   zu  7-    Wir  haben  hier  die  nach  dem  Wiener  Texte  kon- 
struierte Karte  benutzt;  auf  derjenigen  A- Karte,  auf  welcher  die  äquidistante  Projektion  bewahrt  ist,  ist  das 
genannte  Verhältnis  zwischen  den  Entfernungen  Trondhjem-Synt  und  Madher-Thser  gerade  das  der  Segel- 
anweisungen 7  zu  4,  und  der  Abstand  von  Islands  Nordspitze  Nadher  bis  zu  dem  direkt  nördlich  davon 
liegenden  Vorsprunge  auf  der  namenlosen  Küste  zwischen  Grönland  und  Finmarken  stimmt  auch  genau  mit 
dem  kürzesten  Abstände  zwischen  Island  und  Grönland  überein,  entspricht  also  der  von  den  Segelanweisungen 
I  angegebenen  gleichen  Länge  von  Langanes  bis  Svalbaröi  x).    Dieser  Vergleich  ist  natürlich  nur  berechtigt 
I  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  von  Clavus  angewandte  Form  für  Marinus'  äquidistante  Projektion  uns 
I  einen  direkten  Vergleich  der  auf  den  Karten  mit  einem  Zirkel  gemessenen  Längen  und  Breiten  erlauben 
sollte,  was  ja  nur  für  kürzere  Entfernungen  in  der  Nähe  von  60°  n.  Br.  richtig  ist.   Clavus'  mathematische 
Kenntnisse  sind  aber  gewiß  so  primitiv  gewesen,  daß  wir  ruhig  annehmen  können,   er  sei  außerstande  ge- 
wesen, die  von  den  Klassikern  überlieferte  Projektion   irgend  welcher  Kritik  zu  unterwerfen,   so  daß  wir 
■  annehmen  dürfen,  er  habe  ganz  kritiklos  die  Abstände  auf  seiner  Karte  angesetzt,  ohne  darauf  Rücksicht  zu 
nehmen,  in  welcher  Richtung  sie  gingen  oder  wie  weit  nach  Norden  sie  lagen. 

Aus  diesem  ganzen  Vergleiche  scheint  es  hervorzugehen,  daß  Clavus,  als  er  in  Italien  sein 
erstes  Werk  schrieb,  gewußt  hat,  daß  man,  wenn  man  von  Norwegens  westlichstem  Punkte  in  gerader 
Eichtling  westlich  segelte,  zu  einem  Vorgebirge  an  Islands  Ostküste  käme,  und  indem  man  von  Bergen 
I  direkt  gegen  Westen  segelte,  an  Grönlands  Südspitze  gelange;  und  daß  er  auf  Grundlage  dieses  Wissens 
I  die  Nanziger  Karte  gezeichnet  hat.  Wir  brauchen  deswegen  nicht  anzunehmen,  daß  er  damals  irgend 
i  welche  genauere  Kenntnis  der  detaillierten  Segelanweisungen  gehabt  habe;  es  sind  weit  eher  einige 
|  Auszüge  derselben,  welche  in  dem  von  ihm,  neben  Ptolemäus,  als  Hauptquelle  benutzten  Reisebuche 
1  gestanden  haben. 

Als  Clavus  nach  seinen  Reisen  im  hohen  Norden  sein  zweites  Werk  schrieb,  muß  er  dagegen, 
(  was  wir  auch  erwarten  dürfen,  die  Segelanweisungen  in  detaillierter  Form  gekannt  haben,  vermutlich 
I  dieselben,  die  wir  aus  älteren  isländischen  Quellen  kennen,  und  heim  Zeichnen  seiner  jüngeren  Karte 
j  hat  er  nicht  nur  ihre  Angaben  mit  Bezug  auf  die  Richtung,  sondern  auch  mit  Bezug  auf  die  detail- 
lierten Distanzen  benutzt,  darunter  diejenige,  welche  die  Entfernung  von  Island  bis  Svalbardi  angibt. 
Letzteres  hat  er  dann,  ohne  den  Namen  zu  nennen,  als  ein  Vorgebirge  auf  der  auf  den  A-Karten  [ab- 
j  gesetzten  Landverbindung  nördlich  vom  Eismeere  fmare  congelatum)  aufgefaßt.  Auffallend  ist  es  jeden- 
|  falls,  daß  keine  der  sonst  immer  in  den  Segelanweisungen  vorkommenden  Namen  auf  Grönland  und 


')  Kolbeinsey  nördlich  von  Island  findet  man  nicht  bei  Clavus,  und  ein  Vergleich  mit  der  Route  Kolbeinsey- 
DbygOir  der  Segelanweisungen  läßt  sich  also  nicht  anstellen. 

Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  24 


186 


Kapitel  VIII. 


Island  genannt  werden.  Hierzu  ist  nur  zu  bemerken,  daß  Clavus,  wie  wir  gesehen  haben,  mit  Bezug 
auf  Namen  durchaus  seine  eigenen  Wege  einschlägt  und  daß  die  Ubereinstimmungen  zwischen  den 
A-Karten  und  den  Anweisungen  gar  zu  zahlreich  sind,  als  daß  sie  zufällig  sein  können. 

Eine  Reminiscenz  dieser  Namen,  die  jedenfalls  kurz  vor  Clavus'  Zeit  in  die  Angaben  der  Segel- 
anweisungen aufgenommen  war.  ist  gewiß  das  Bjerne  (Bäreninsel)  des  jüngeren  Werkes,  von  der  es 
heißt,  daß  sie  zwischen  Island  und  Grönland  liegen  soll.  Da  sich  an  dieser  Stelle  aber  keine  Insel 
befindet,  muß  dieselbe  durch  Mitteilungen  aus  zweiter  Hand  hierher  gelangt  sein.  Wir  sehen  indessen, 
daß  die  seit  Grönlands  allerfrühester  Bebauung  viel  besprochenen  Gunnbjarnarsker  oder  Gunnbjarnareyjar 
(d.  h.  Gunnbjörns  Inseln)  nach  Ivar  Baardsens  Kursangabe  halbwegs  zwischen  Island  und  Grönland 
liegen  sollten,  wegen  überhandnehmenden  Eises  aber  unzugänglich  geworden  wären.  Aus  einem  der- 
artigen Berichte  hat  Clavus  vermutlich  sein  Björne  bekommen;  da  es  aber  im  Nanziger  Werke  nicht 
erwähnt  wird,  kann  das  besprochene  Beisebuch  wohl  nicht  die  Quelle  gewesen  sein,  so  daß  der  Bericht 
vielleicht  von  Erkundigungen  herstammt,  die  ihm,  ebenso  wie  die  detaillierten  Anweisungen,  während 
der  in  der  Zeit  zwischen  der  Abfassung  der  beiden  Werke  vorgenommenen  Reisen  in  die  Hände  ge- 
fallen sind.  Daß  Ivar  Baardsen  die  Insel  ebenfalls  nicht  gesehen  hat,  liegt  in  der  Natur  der  Sache 
und  geht  aus  seinen  Worten  über  den  alten  und  neuen  Kurs  hervor;  sein  ganzer  Bericht  gleicht  auch 
eher  einem  Erklärungsversuche,  warum  er  die  Insel,  die  doch  vorhanden  sein  sollte,  nicht  gesehen  habe. 
Ivars  Erwähnung  der  Gunnbjarnareyjar  beruht  indessen  gewiß  auf  der  Mißdeutung  einer  älteren  Quelle. 
In  Wirklichkeit  können  diese  Inseln  nämlich  nichts  andres  als  Teile  von  Grönlands  Ostküste  sein,  von 
denen  man  annahm,  daß  sie  halbwegs,  jedoch  nicht  zwischen  Island  und  Grönlands  Ostküste,  sondern 
zwischen  Island  und  den  Kolonien  drüben  an  der  Westküste  lägen l). 

Wir  können  uns  schon  jetzt  einen  recht  klaren  Begriff  von  der  Art  der  Quellen  machen, 
welche  für  Clavus'  neuere  Karte  die  kartographische  Grundlage  bildeten,  auf  welcher  die  gegenseitige 
Lage  der  nördlichsten  Länder  sowie  deren  sichere  Ortsbestimmungen  beruhten.  Es  sind  seine  eigenen 
Reiseerfahrungen  und  als  ein  integrierender  Teil  derselben  die  alten  praktischen  Segelanweisungen, 
wozu  sich  als  Reminiscenz  des  Quellenmaterials  des  älteren  Werkes  ein  Reisebuch  mit  praktischen  An- 
gaben von  Reiserouten  gesellt.  In  einem  einzelnen  Punkte  haben  ihn  die  Segelanweisungen  bei  der 
neueren  Arbeitet  irregeleitet  (die  Byerne),  ganz  wie  das  Reisebuch  es  so  oft  bei  der  älteren  tat,  und  es  sind 
auch  verschiedene  seiner  Mißdeutungen  des  Reisebuches  und  dessen  Irrtümer  in  das  neuere  Werk  über- 
gegangen; wir  erinnern  hier  nur  an  den  Volksnamen  Kareli  statt  Eskimos.  Im  großen  und  ganzen 
muß  man  aber  zugestehen,  daß  er  seine  Quellen  klug  gewählt  hat,  indem  er  sich  so  viel  wie  möglich 
an  die  auf  rein  empirischem  Wege  entstandenen  gehalten  hat. 

Wie  er  bei  dem  älteren  Werke  die  Kompaßkarten  unterschätzt  (vgl.  S.  164 — 65),  ebenso  hat  er, 
wie  wir  jetzt  sehen  werden,  sich  in  seinem  jüngeren  Werke  von  der  Einwirkung  von  Überlieferungen 
frei  zu  machen  versucht,  von  denen  er  in  dem  älteren  Werke  teilweise  abhängig  war,  Uberlieferungen, 
die  nicht  aus  den  Erfahrungen  ungelehrter  Seeleute  und  Reisenden  direkt  hervorgegangen,  sondern  ein 
Produkt  von  Hypothesen  und  Kombinationen  von  Gelehrten  waren.  Da  eben  das  Resultat  dieser  Hypo- 
thesen und  Kombinationen,  nachdem  es  nach  Süden  gelangt  war,  die  Grundlage  für  die  Vorstellungen 
der  Gelehrten  über  den  hohen  Norden  bildete  und  u.  a.  die  Entstehung  von  Nicolaus  Germanus' 
B-Typus  verursachte,  so  wollen  wir  einen  Blick  auf  dieselben  werfen. 


')  G.  b.  M.  [,  S.  104  ff.  und  III,  S.  261 ;  vgl.  Fischer,  Entdeckungen,  S.  6,  welcher  nach  Mogk  (Die  Ent- 
deckung Amerikas  durch  die  Nordgermanen  in  Mitteilungen  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Leipzig  1892,  S.  64)  meint,  daß 
die  Gunbjarnareyjar  identisch  seien  mit  einer  Insel  zwischen  Island  und  Grönland,  welche  im  Jahre  1456  verschwand; 
es  findet  sich  nämlich  auf  Ruysch's  Karte  vom  Jahre  1508  (Facsimile- Atlas,  Tafel  XXXII)  eine  Insel  mit  der  Legende 
Insula  hec  in  anno  Domini  1456  fuit  Maliter  combusta.  Diese  Insel,  an  welche  auch  Nordens kiöld  glaubt,  gehört 
nach  Dahlgren  zur  Welt  der  Märchen;  vgl.  E.  W.  Dahlgren,  A.  E.  Nordenskiöld  säsom  forskare  i  historiM 
geografi  <><-li  kartograß  in  Ymer  1902,  S.  259. 


Clavus'  Quellen.   D.  Nordische  Quellen. 


IST 


Die  älteste  Auffassung  des  Eismeeres,  die  sich  bald  nach  Islands  und  Grönlands  Bebauung  in 
der  gelehrten  Literatur  kundgab,  treffen  wir  bei  Adam  von  Bremen1).  Die  neu  entdeckten  Länder 
werden  als  Inseln  aufgefaßt  und  Adam  läßt  die  Anordnung  der  Inseln  gegen  den  Nordpol  dieselbe 
wie  die  Reihenfolge  der  Entdeckungen  sein;  also:  Island,  Grönland,  Vinland  und  „nach  dieser  Insel 
findet  sich  kein  bewohnbares  Land  in  diesem  Ozean  —  alles  ist  mit  unerträglichem  Eis  und  undurch- 
dringlicher Finsternis  bedeckt Da  Adams  geographische  Begriffe  die  der  Badkartenzeichner  waren, 
so  war  er  fast  gezwungen,  die  neuen  Inseln  in  dem  um  die  kreisförmige  Weltscheibe  herumfließenden 
Ozean  nebeneinander  nördlich  von  Europa  anzubringen.  Deshalb  legt  er  Island  nördlich  von 
Norwegen,  Grönland  nördlich  von  Schweden  und  den  Riphäischen  Gebirgen  (d.  h.  Rußland)  und  Vinland 
noch  östlicher  dicht  an  den  Nordpol,  d.  h.  auf  die  Plätze  von  Spitzbergen,  bezw.  Franz-Josefsland  und 
den  neusibirischen  Inseln  in  umgekehrter  Reihenfolge  von  Westen  nach  Osten.  Übrigens 
sind  bei  Adam  offenbar  mehrere  Berichte  mit  einander  verschmolzen,  von  denen  der  eine  König 
Haralds  Erforschung  des  nördlichen  Ozeans  betrifft,  ohne  daß  es  sich  entscheiden  läßt,  ob  Harald 
gegen  Norden,  Nordosten  oder  Westen  (Grönland  und  Vinland)  segelte  2). 

In  den  isländischen  Quellen  dagegen  ist  ursprünglich  keine  TJnkorrektheit  vorhanden.  Grönland 
wird  hier  immer  richtig  in  den  Westen  von  Island  verlegt  und  ist  in  den  älteren  Sagen  beständig 
das  Land  „welches  Gunnbjörn,  Ulf  Krakis  Sohn,  sah,  als  er  gen  Westen  ins  Meer  hinaus  trieb, 
damals  als  er  die  Gunnbjarnareyjar  fand3)."  Dieselbe  klare  und  korrekte  Auffasssung  liegt  in  den 
Worten  „Island  und  Grönland  liegen  am  westlichsten  von  allen  uns  bekannten  bewohnten  Gegenden 
in  diesem  Dritteil  der  Welt",  die  in  einem  alten  Textfragmente  einer  Nordlandsbeschreibung  aus  dem 
14.  Jahrhundert  stehen4).     Eine  ähnliche  Auffassung   findet    man  in  Björn  Jönsons  Auszug5) 

'1  Adam us  Bremensis,  Gesta  pontificum  Hammaburgensium  Buch  IV:  DescrvpUo  insularum  aquilonis.  In 
Pertz'  Monumenta  7,  1846  durch  Lappenberg.    Kap.  10,  35—37  und  39-40.    Vgl.  G.  h.  M.  III,  S.  399— 409. 

2)  Vgl.  Weinhold,  Die  Polargegenden  Europa»  nach  den  Vorstellungen  des  deutschen  Mittelalters  in  Sitzungs- 
berichte der  Wiener  Akademie  der  Wissenschaften,  l'hilos.-hist.  Abt.  Bd.  68,  S.  789  ff.  Storni,  Vinlandsrejseme, 
S.  299 — 300;  Yngvar  Nielsen,  Nordmcend  cg  Slcrcelinger  i  Vinland  in  NorsJc  Geografisk  Selshabs  Aarlog  16,  Kristiania 
1905,  S.  1 — 41.  —  Yngvar  Nielsen  unterscheidet  mit  gutem  Grund  König  Haralds  Fahrt  nach  Osten  und  seine 
Entdeckungsreise  im  nördlichen  Ozean ;  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  daß  er  Recht  hat,  wenn  er  behauptet,  daß  letztere 
Fahrt  von  den  Inseln  nördlich  von  Großbritannien  ausging  und  gegen  Westen  gerichtet  war,  um  Vinland  aufzu- 
suchen ;  jedoch  ist  es  ihm  nicht  gelungen,  einen  Beweis  dafür  zu  führen.  Adams  Bemerkung  Temptavit  hoc  nuper 
experientissimus  Nordmannorutn  princeps  Haraldus,  qui  latitudinem  septentrionalis  occeani  perscrutatus  navibus  tandem 
caligantibus  ante  ora  deficientis  mundi  finibus,  inmane  abi/ssi  baratrum  retroactis  vestigiis  pene  vix  salvus  evasit  knüpft 
nämüch  zunächst  an  das  Marcianus-Zitat  ultra  Thilcn  navigatione  unius  die!  mare  concretum  est  an  und  braucht  keine 
direkte  Verbindung  zu  haben  mit  der  vorhergehenden  Beschreibung  von  Vinland,  auch  nicht  wenn  man  zugibt,  daß 
die  Beschreibung  von  Haralds  Fahrt  ein  Beispiel  bildet  von  dem;  was  einem  auf  der  andern  Seite  der  Insel  Vinland 
begegnet :  post  quam  insulam  terra  non  invenitur  hahitahilis  in  illo  occeano,  sed  omnia  quae  ultra  sunt  glacie  intolerabili 
ac  caliyine  immensa  pleno  sunt.  Übrigens  hat  Nielsen  Unrecht,  wenn  er  sagt,  daß  Adams  Begriffe  unklar  waren; 
nach  der  Beschreibung  von  Island,  Grönland  und  Vinland  sagt  er  nämlich  von  einer  Fahrt  der  Friesländer:  Deinde 
relinquentes  hinc  Daniam,  inde  Britanniam  pervenerunt  ad  Orchadas.  Quibus  a  laeva  dimissis,  cum  Nordmanniam  in  dextris 
haberent  longo  traiectu  glacialem  Island  collegerunt.  A  quo  loco  maria  sulcantes  in  ultimum  septentrionis  axem, 
p  ost  quam  r  etr  o  s  e  omne  s  ,  d  e  quibus  supra  dictum  est,  insulas  viderunt  ....  subito  collapsi  sunt  in 
illam  tenebrosam  rigentis  occeani  caliginem  quae  vix  oculis  penetrari  valeret.  Et  ecce  instabilis  occeani  euripus,  ad  initia 
quaedam  fontis  sui  archana  recurrens  inf'elices  nautas  iam  desperatos  .  .  .  vehementissipio  impetu  traxit  ad  chaos.  Haue 
dieuuf  e*sc  voraginem  abyssi  illud  profundum  in  quo  fama  est  omnes  recursus  maris  qui  decrescere  videntur,  absorberi  et 
denuo  removi.  Adam  meint  also,  daß  man  von  der  Nordsee,  indem  man  Norwegen  umsegelt,  an  den  Inseln  Island,  Grön- 
land und  Vinland  vorbeifährt ;  dann  kommt  man  zum  Nordpol,  in  dessen  Nähe  das  Meer  fest  (gefroren)  und  alles  finster 
ist,  und  gleichzeitig  ist  man  an  der  Stelle,  wo  die  verborge. .en  Quellen  des  Ozeans  sind  und  seine  Wässer  herauf  und 
herab  strömen  (Ebbe  und  Flut),  und  wo  man  —  wie  Harald  —  riskiert,  in  den  unermeßlichen  Abgrund  zu  stürzen.  — 
Nur,  wenn  man  mit  den  mittelalterlichen  Weltkarten  (Scheibenkarten)  und  den  kosmologischen  Vorstellungen  ihrer 
Urheber  vertraut  ist,  versteht  man,  daß  Adams  Begriffe  und  Ausdrücke  in  völliger  Übereinstimmung  mit  den  karto- 
graphischen Anschauungen  seiner  Zeit  sind.   Vgl.  Björnbo  in  Aarb(j>ger  for  nordisk  Oldkyndighcd  1909. 

3)  G.  b.  M.  I,  S.  73,  89,  203-5  und  361. 
")  G.  h.  M.  III,  S.  393. 

*)  G.  h.  M.  IH,  S.  227. 

24* 


188 


Kapitel  VIII. 


einer  uralten,  verloren  gegangenen  Handschrift  ausgesprochen;  hier  steht:  „ Grönland  wendet  gegen 
Südwesten1-  sowie  bei  Ivar  Baardsen1),  wenn  er  sagt,  daß  das  Eis  von  Hafsbotn  von  Nordosten 
her  (ud  äff  landnordenbotnen)  zu  den  Gunnbjarnareyjar  hinabkäme.  Auch  in  Gripla  2);  einer  verloren 
gegangenen  Sammlung,  die  Björn  Jönson  anführt,  heißt  es  „das  Land  (Grönland)  erstreckt  sich  nach 
Südwesten " . 

Schon  frühzeitig  ergänzten  indessen  Islands  Gelehrte  die  Nachrichten  der  Seefahrer  mit  Hypo- 
thesen, wie  weit  Grönlands  Ostküste  sich  wohl  gegen  Norwegen  hin  fortsetzte.  So  viel  man  ersehen 
kann,  führen  die  hieher  gehörigen  Berichte  ins  12.  Jahrhundert  zurück,  vielleicht  nur  bis  zum  Jahre 
1194,  als  nördlich  von  Island  Land  (Svalbaröi) 3)  entdeckt  wurde.  Wahrscheinlich  sind  die  nämlichen 
Hypothesen  jedoch  vor  der  Entdeckung  von  Svalbaröi  ans  Tageslicht  getreten,  und  diese  hat  dann  nur 
dazu  beigetragen,  ihre  Eichtigkeit  zu  bekräftigen.  In  der  alten  isländischen  Chorographie  heißt  es 
nämlich4):  „Dänemark  zunächst  liegt  das  kleinere  Schweden,  dann  kommt  Oland,  dann  Gotland,  dann 
Helsingeland,  dann  Vermland,  dann  zwei  Kvenländer,  welche  nördlich  von  Bjarmeland  liegen.  Von 
Bjarmeland  erstrecken  sich  unbewohnte  Länder  (lönd  dbygö)  gen  Norden,  bis  Grönland  beginnt.  Südlich 
von  Grönland  liegt  Helluland;  diesem  zunächst  liegt  Markland;  und  dann  ist's  nicht  weit  bis  zu 
Vinland  dem  guten,  von  dem  einige  glauben,  daß  es  von  Afrika  ausgeht".  Ahnliche  Berichte  findet 
man  im  Hauksbuche  sowie  in  Björn  Jönsons  Auszug  von  Gripla.  Im  Hauksbuche  heißt  es5): 
„Schweden  liegt  östlich  von  Dänemark,  aber  Norwegen  liegt  nördlich  davon.  Nördlich  von  Norwegen 
ist  Finmarken;  von  dort  aus  dreht  sich  das  Land  nach  Nordosten  und  dann  nach  Osten,  ehe  man  bis 
Bjarmeland  kommt,  das  Garderiges  König  zinspflichtig  ist.  Von  Bjarmeland  erstrecken  sich  die  Länder 
bis  zu  den  Obygöir  nach  Norden,  bis  Grönland  beginnt.  Von  Grönland  aus  liegt  gegen  Süden 
Helluland,  danach  Markland;  von  dort  ist  es  nicht  weit  bis  Vinland.  von  denen  einige  glauben, 
daß  es  von  Afrika  ausgeht".  Der  Griplabericht  weicht  von  diesem  nur  durch  eingeschobene,  uns  nicht 
weiter  angehende  Stücke  ab.  In  einer  etwas  andern  Form  finden  sich  im  Anfange  von  Historia  Nor- 
vegica (zk.  1175)  Teile  derselben  Überlieferung,  kombiniert  mit  Auszügen  aus  Adamus  Bremensis;  hier 
wird  jedoch  bestimmt  unterschieden  zwischen  Karelen,  Kvenland,  Finland  sowie  den  beiden  nordöstlich 
von  Norwegen  liegenden  Bjarmeläudern  auf  der  einen  Seite  und  auf  der  andern  Grönland  und  den 
nördlich  von  diesen  wohnenden  Skrälingern,  von  denen  gesagt  wird,  daß  sie  westlich  von  Europa  liegen 


1)  G.  h.  M.  III,  S.  250. 

2)  G.  h.  M.  III,  S.  224 — 25.  Daß  die  Autoren  der  hier  erwähnten  Quellen  ganz  klar  darüber  sind,  daß 
Grönland,  obwohl  es  sich  gegen  Südwesten  erstreckt  und  also  eine  Ostküste  hat,  auch  eine  Westküste  hat,  zeigt  die 
Saga  von  Eirikr  Rauöi  und  Thorfin  Karlsefni,  wo  es  heißt:  „Eirikr  fuhr  südwärts  an  dem  Lande  entlang,  um 
zu  erforschen,  ob  es,  wenn  man  weiter  kam,  bewohnbar  war"  und  daß  er  im  nächsten  Sommer  „an  den  westlichen 
öbygö  fuhr",  d.  h.  zum  Lande  nördlich  von  den  Ansiedelungen  an  der  Westküste ;  vgl.  G.  h.  M.  I,  177,  205  u.  363. 
In  Gripla  steht  auch  ausdrücklich:  „Sodann  dreht  das  Land  sich  gegen  Norden":  vgl.  G.  h.  M.  III.  S.  225. 

3)  Storni,  Columbus  paa  Island,  S.  78—79:  G.  h.  M.  III,  S.  46  u.  816.  üb  Svalbaröi  die  nördlichsten  Teile 
von  Grönlands  Ostküste  oder,  wie  S  t  o  r  m  annimmt,  Jan  Mayen  oder  Spitzbergen  war,  spielt  in  diesem  Zusammen- 
hange gar  keine  Rolle.  G.  Isachsen,  Opdagelsen  af  Svalbard  in  Norsk  Geograßsk  SelsJcabs  Aarbog  18,  Kristiania 
1907,  S.  1 — 19,  erörtert  die  Frage  von  Svalbaröi  sehr  genau ;  er  kommt  zu  dem  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  rich- 
tigen Resultat,  daß  Svalbaröi  Spitzbergen  ist. 

*)  G.  h.  M.  III,  S.  221. 
s)  G.  h.  M.  III,  S.  216. 

6)  Historia  Nor 'vegice,  S.  74 — 75:  Versus  vero  septemtrionem  gentes  perplures  pac/anismo  (proh  dolor)  inservientes 
trans  Norwegiam  ab  Oriente  extenduntur,  scüicet  Kiriali  et  Kwceni,  cornuti  Finni  ac  utrique  Biarmones.  Sed, 
quae  gentes  post  istos  habitent,  nihil  certum  habemus.  Quidam  tarnen  nauta>  cum  de  Glaciali  insula  (Island ;  vgl.  die 
b-Karten;  s.  Fischer,  Entdeckungen  S.  89 — 90)  ad  Norvegiam  remeare  studuissent  et  a  contrarias  ventorum  turbinibus 
in  brumalem  plagam  propulsi  essent,  inter  Viridenses  (die  Grönländer)  et  Biarmones  tandern  appUcuerunt,  ubi  homiues 
mirce  inagnitudinis  et  virginum  terrant  (quae  gustu  aquae  concipere  dicuntur)  se  reperisse  protestati  sunt.  Ab  istis  vero 
Viridis  terra  (Grönland)  congelatis  scopulis  dvrimitur ;  quae  patria  a  Telensibus  (den  Isländern)  reperta  et  inhabitata  ac 
fide  catholica  roborata  t  er  minus  est  ad  occasum  Europae,  fere  contingens  Africanas  insulas,  ubi  inundant  oceani 
refluenta.  Trans  Viridenses  ad  aquilo  nem  quidam  homunciones  a  venatoribus  reperiuntur  quos  Scrmlinga 
appellant.    Fischer,  Entdeckungen,  S.  99  ff.,  macht  darauf  aufmerksam,  dal!  die  Bezeichnung  (Übersetzung)  terra 


Clavus'  Quellen.    D.  Nordische  Quellen. 


1X<I 


Saxo  dagegen  hat  recht  unklare  Begriffe  vom  höchsten  Norden,  wenn  er  sagt1):  „Gegen  Norden 
wendet  es  (d.  h.  Norwegen)  gegen  ein  Land,  dessen  Beschaffenheit  und  Name  unbekannt  ist,  wo 
keine  Menschen  wohnen,  wo  es  aber  von  seltsamen  Ungeheuern  wimmelt  und  welches  von  dem 
gegenüberliegenden  Teil  von  Norwegen  durch  ein  mächtiges  Meer  getrennt  ist.  Da  die  Schiffahrt  auf 
diesem  äußerst  unsicher  ist,  kommen  nur  sehr  wenige  glücklich  wieder  heim,  nachdem  sie  sich  auf 
dasselbe  hinausgewagt  haben". 

In  den  nordischen  gelehrten  Kreisen  ist  es  also  eine  allgemein  verbreitete  Überzeugung  gewesen, 
daß  zwischen  Bjarmeland  (dem  nördlichen  Rußland)  im  Osten  und  Grönland  im  Westen  eine  Festlands- 
verbindung sei.  Von  diesen  Anschauungen  ist  Clavus  im  Nanziger  Werke  offenbar  durchaus  ab- 
hängig, wenn  er  sagt,  daß  sich  von  Grönlands  Ostküste  ein  ungeheures  Land  nach  Rußland 2)  hin 
und  über  den  Nordpol  hinaus  bis  China  erstreckt,  und  wenn  er  dieses  Land  von  Pigmäen,  Einfüßlern 
und  Riesen  bewohnt  sein  läßt.  Diese  Anschauungen  sind  es  auch,  die  im  Verein  mit  der  bestimmten 
Angabe  der  Segelanweisungen  von  einem  nördlich  von  Island  gelegenen  Lande  Clavus  dazu  veranlassen, 
auf  der  neueren  Karte  eine  Festlandsverbindung  nördlich  ums  Eismeer  herum  anzulegen;  der  dazuge- 
hörige Text  zeigt  aber,  wie  klar  er  darüber  war,  daß  hier  ein  hypothetisches  Element  eingeführt  sei, 
und  für  wie  unsicher  er  die  Festlandsverbindung  hielt,  weil  der  vorausgesetzte  große  Nordpolskontinent 
unbekannt  und  nicht  erforscht  war;  die  mythischen  Völkernamen  werden  aufgegeben,  indem  nur 
Karelen  und  Pigmäen  genannt  werden,  welche  er  selbst  gesehen  hatte. 

Die  alten  Berichte  über  eine  Festlands  Verbindung  zwischen  Rußland  und  Grönland  trugen  in- 
dessen den  Keim  zu  einer  Auffassung  von  der  gegenseitigen  Lage  der  nordischen  Länder  in  sich,  die 
nicht  mit  der  Wirklichkeit  übereinstimmte  und  welcher  Clavus  auf  eine  glückliche  Weise  entgehen 
konnte,  weil  er  in  der  Hauptsache,  besonders  in  seinem  späteren  Werke,  sich  zu  den  auf  rein  empiri- 
schem Wege  (Segelanweisungen,  eigene  Beobachtung)  eingeholten  Aufklärungen  halten  und  sie  von  den 
Kombinationen  der  Gelehrten  sondern  konnte.  Ganz  anders  stellte  sich  die  Sache  für  die  Forscher, 
welche  nur  Zutritt  zu  diesen  letzteren  und  keine  Mittel  dieselben  zu  kontrollieren  hatten.  Soll  ein 
Kartograph  nämlich  nach  dem  Hauksbuche  oder  den  Berichten  der  isländischen  Chorographie  die  Küsten- 
linien des  Eismeeres  aufzeichnen,  spricht  die  Wahrscheinlichkeit  sehr  dafür,  daß  er  Grönland  zu  weit  nach 
Nordosten  legt,  weil  die  Berichte  nichts  davon  sagen,  wie  lang  die  Küstenlinie  von  dem  nordöstlich 
von  Norwegen  liegenden  Bjarmeland  über  die  Obygöir  hinaus  bis  zum  eigentlichen  Grönland  ist,  und 
ebenfalls  nichts  darüber,  daß  Grönland  sich  nach  Südwesten  oder  wie  weit  es  sich  nach  Süden  erstreckt. 


Viridis  für  Grönland  auch  anderswo  zu  finden  ist.  Im  Cod.  Par.  lat.  4801  (Ptolemäus-Hs.  von  zk.  1470)  findet  sich 
nämlich  zuletzt  eine  Kopie  einer  Kompaßkarte  eingetragen,  wo  gegen  Nordwesten  vom  nördlichen  Rand  der  Karte 
eine  Halbinsel  herabkommt  und  worunter  eine  Insel  liegt ;  nebenan  steht  insula  uiridis,  de  qua  fif  mentio  in  geographia. 
Übrigens  sind  sowohl  Storm  wie  Rüge  und  Fischer  darüber  einig,  daß  die  grüne  Insel  (illa  verde),  die  man  auf 
einer  gewissen  Klasse  von  Kompaßkarten  im  Atlantischen  Ozean  findet,  mit  Grönland  identisch  ist.  Diese  Karten 
gehen  uns  jedoch  hier  nichts  an ;  denn  sie  sind  alle  vom  16.  oder  Schluß  des  15.  Jahrhunderts  und  also  jünger  als 
Clavus'  Arbeiten,  mit  denen  sie  in  dieser  Beziehung  nichts  zu  tun  haben.  Auch  Waldseemüller  zeichnet  westlich 
von  Irland  eine  uiridis  insula  neben  dem  Clavischen  Grönland  auf  seine  Weltkarte  vom  Jahre  1507  ein.  Vgl. 
Storm,  Columbus  paa  Island,  S.  80  ff. ;  Rüge  in  Petermcmns  Mitteilungen  1894,  L.  B.  315. 
')  Saxo,  ed.  P.  E.  Müller,  S.  17—18. 

2)  Vgl.  oben  S.  130.  Die  Abhängigkeit  kommt  auch  bei  Clavus1  Auffassung  der  Verhältnisse  nördlich  der 
skandinavischen  Halbinsel  zum  Vorschein.  Im  älteren  Werke  läßt  er  nämlich  (siehe  die  Nanziger  Karte)  mare  tene- 
brosum  und  mare  quietum  sich  vom  Westen  her  nördlich  um  die  Halbinsel  hineinstrecken ;  dadurch  erreicht  er,  daß  die 
Küstenlinie  sich  in  die  von  den  isländischen  Quellen  angegebenen  Richtungen  biegt:  erstens  gegen  Osten,  dann  gegen 
Nordosten  und  endlich  in  einem  Bogen  gegen  Westen  bis  zu  Grönland.  Im  neueren  Werke  werden  die  Meere 
nördlich  von  Norwegen  mit  der  schmalen  Meeresstraße  vom  nördlichen  Ozean  nach  der  Ostsee  ersetzt,  so  daß  die 
Küste  von  der  norwegischen  Grenze  an  gleich  in  einem  Bogen  gegen  Westen  nach  Grönland  hin  sich  dreht.  Mög- 
licherweise versucht  Clavus  hier  ein  Kompromiß  zwischen  den  nordischen  Quellen  und  Ptolemäus,  welcher  an- 
nahm, Skandinavien  (Scandia)  sei  eine  Insel  (vgl.  jedoch  S.  158).  In  der  Hauptsache  ist  das  kartographische  Bild 
von  Skandinavien  viel  gelungener  im  älteren  als  im  neuen  Werk.  Letzteres  hat  indeß  den  Vorzug,  daß  die  breite 
schwedische  Nordküste  mit  dem  ganz  verkehrten  Ausfluß  des  Veuersees  ins  Eismeer  verschwunden  ist. 


19() 


Kapitel  VIII. 


Der  einzige  Fingerzeig,  daß  Grönland  westlich  von  Norwegen  hervorragen  muß.  ist  die  Angahe  von 
Helluland,  Markland  und  Vinland,  die  auf  Grönland  folgen  und  so  weit  gen  Süden  reichen,  daß  sogar 
davon  die  Rede  sein  kann,  der  südlichste  Teil  von  Vinland  hinge  mit  Afrika  zusammen.  Daß  die 
isländischen  Geographen  jedoch  nicht  den  leisesten  Zweifel  über  die  wirklichen  Verhältnisse  hegen, 
zeigt  die  Ergänzung  in  Gripla:  „Grönland  erstreckt  sich  nach  Südwesten",  sowie  die  Worte  in  der 
Historia  Norvegica  „Grönland  ist  Europas  Grenze  gegen  Westen  und  erstreckt  sich  heinahe  his  zu  den 
Inseln  Afrikas"  (vgl.  S.  188,  Note  6).  Solche  Ergänzungen  fehlen  indessen  im  Haukshuche  und  in  der 
isländischen  Chorographie,  und  wenn  dies  der  Fall  ist,  so  werden  die  Berichte,  wenn  sie  von  Leuten 
benutzt  werden,  die  die  Segelanweisungen  nicht  kennen  oder  nicht  richtig  zu  benutzen  verstehen,  irrige 
Vorstellungen  über  Grönlands  Lage  hervorrufen. 

Hierzu  kommt  außerdem,  daß  die  Mitteilungen  über  Grönlands  Naturverhältnisse r)  einen  zu 
der  Überzeugung  bringen  mußten,  daß  dieses  Land  hoch  oben  im  Norden  sei,  und  daß  die  geographischen 
Beschreibungen  der  mittelalterlichen  Gelehrten  Grönland  als  eine  dem  Nordpol  naheliegende  Insel 
betrachteten,  und  zwar  näher  als  Island  und  Norwegen.  Es  hängt  dies  wiederum  damit  zusammen,  daß 
das  kosmologische  System  des  älteren  Mittelalters  zu  den  rein  praktischen  Begriffen  der  nordischen 
Seeleute  nicht  paßte.  Wie  wir  es  schon  oben  bei  Adamus  Bremensis  (vgl.  S.  187)  bemerkten, 
wurde  von  den  Gelehrten  die  Erde  als  eine  auf  dem  Ozean  fließende,  runde  Scheibe  aufgefaßt;  die 
Inseln  lagen  im  Ozeane  um  die  Scheibe  herum ;  neu  entdeckte  Länder  wurden  als  Inseln  am  Außenrande 
angebracht.  Ja,  kürzlich  hat  Jos.  Fischer  sogar  mitgeteilt,  daß  eine  handschriftliche  Erdbeschreibung 
mit  zwei  Scheibenkarten  aus  den  Jahren  1483 — 86  vorliegt,  die  Grönland  wie  England  und  Norwegen 
als  runde  Insel  im  äußeren  Weltmeer  darstellen  2).  In  diesem  System  waren  die  Richtungsbegriffe  am 
Scheibenrande  andere  als  die  unsrigen  und  die  der  nordischen  Seefahrer.  Nord,  Süd.  Ost  und  West  waren 
ja  Punkte  am  Scheibenrande,  und  die  Hauptbestimmungen  waren  die  Abstände  vom  Rande  und  von  dem 
nächsten  der  vier  Richtungspunkte.  So  lange  diese  naive  Weltanschauung  nur  kartographisch  dargelegt 
wurde,  wie  auf  den  mittelalterlichen  Weltkarten,  spielte  sie  im  15.  Jahrb..  bei  den  Ptolemäisch  geschulten 
Kartographen  keine  so  große  Rolle;  wurden  aber  die  Begriffe  des  alten  Systems  in  Worte  gekleidet, 
nach  denen  man  gradierte  Karten  zeichnen  sollte,  so  war  reichliche  Gelegenheit  vorhanden,  sich  zu 
irren.  Mit  den  Anschauungen  der  Isländer  über  die  Landverbindung  von  Rußland  nach  Grönland 
stimmte  das  gelehrte  System  der  Südländer  so  schlecht  wie  möglich. 

Auch  im  Norden  waren  diese  Gelehrten-Begriffe  indessen  eingedrungen,  wie  es  aus  dem  Königs- 
spiegel zu  ersehen  ist.  Der  Autor  dieses  merkwürdigen  Buches  zeigt  gerade  bei  der  Erwähnung  von 
Grönlands  Lage,  daß  er  das  System  richtig  verstanden  hat  und  beherrscht;  immerhin  spürt  man 
jedoch  in  seinen  Worten  ein  Zweifeln  und  Zögern,  als  ob  die  Gelehrsamkeit  zu  seinen  eigenen  und 
seiner  Landsleute  Erfahrungen  nicht  recht  passen  möchte.  Er  sagt,  nachdem  er  Isidor  als  Gewährs- 
mann angeführt  und  die  Theorie  der  5  Zonen  entwickelt  hat 3) : 

„Es  ist  somit  am  wahrscheinlichsten,  daß  die  kalten  Zonen  im  Norden  und  Süden  an  den 
äußersten  Rändern  der  Welt  (ä  hinum  yztum  sidum  heimsens  til  nords  oc  sudrs)  liegen,  und  falls  ich 
mir  dieses  auf  richtige  Weise  vorgestellt  habe,  so  ist  es  nicht  unwahrscheinlich  (cei  Mikt),  daß  Grön- 
land unter  der  kalten  Zone  liegt;  denn  die  meisten,  welche  dort  gewesen  sind,  legen  das  Zeugnis  ab, 
daß  die  Kälte  daselbst  eine  gewaltige  Macht  erlangt  hat,  sowie  auch  Land  und  Meer  offenkundig  davon 


')  Nebenbei  soll  hier  bemerkt  werden,  daß  vermutlich  die  Natur  Verhältnisse  in  Grönland  dazu  beigetragen 
haben,  daß  man  im  Norden  eine  Landverbindung  nördlich  ums  Eismeer  annahm  ;  man  traf  ja  in  Grönland  dieselbe 
Fauna  wie  in  Lappland,  auch  von  Landtieren  (Remitiere,  Eisbären);  vgl.  Storni ,  Colmnbus  paa  Island,  S.  78. 

2)  Jos.  Fischer,  Die  kartographische  Darstellung  der  Entdeckungen  der  Normannen  in  Amerika.  Vortrat/ 
auf  dem  Amerikanisten-Kongresse  in  Stuttgart  1904,  Stuttgart  1906.  Ähnliche  Karten  mit  Grönland  als  Insel  im  nörd- 
lichen Weltmeere  finden  sich  in  mehreren  Abschriften  (vom  16.  Jahrh.)  einer  dänischen  Weltbeschreibung.  Vgl. 
Chr.  Pedersen,  Damke  Skrifter  udg.  af  C.  J.  Brandt  und  R.  Th.  F enger,  V,  Kobenhavn  1856,  S.  539. 

»)  G.  h.  M.  III,  S.  339—41. 


ülavus'  Quellen.   D.  Nordische  Quellen. 


191 


zeugen,  daß  alles  dort  durch  die  überwältigende  Kraft  von  Prost  und  Kälte  eingeschlossen  wird;  denn 
es  ist  alles  sowohl  im  Winter  als  im  Sommer  hart  gefroren,  und  beide  Teile  (d.  h.  Land  und  Meer) 
sind  mit  Eis  bedeckt.  Die  Leute  nehmen  auch  als  ganz  gewiß  an,  daß  Grönland  am  äußersten  Rande 
nach  Norden  zu  liegt  (at  Grcenaland  liggi  ä  ijtztu  sidu  Helmsens  til  nords),  und  ich  glaube  ebenfalls, 
daß  es  außerhall)  Grönlands  auf  dem  Weltkreise  (t'tt  or  kringln  helmsens  fra  Grcenalannde)  kein  Land 
gibt,  sondern  nur  das  leere  und  große  Meer,  das  um  die  Welt  herum  fließt  (iJat  er  umhvcerfis  rcennr 
heiminn)*. 

Mit  der  Ausnahme,  daß  Vinland  unerwähnt  bleibt,  stimmt  dies  ja  ganz  mit  Adamus  Bre- 
men s  i  s'  Darstellung. 

Es  läßt  sich  nicht  leugnen,  daß  alles  so  zurechtgelegt  war,  daß,  wenn  die  Nachrichten  über 
Grönlands  Lage  südwärts  wanderten,  sie  den  Gelehrten  falsche  und  verworrene  Vorstellungen  bei- 
bringen mußten1). 

Daß  man  im  15-  Jahrhundert  in  den  romanischen  Ländern,  wenn  man  überhaupt  etwas  von 
Grönland  wußte,  annahm,  daß  es  nördlich  von  Norwegen  läge,  davon  lassen  sich  verschiedene  Beispiele 
anführen.  Fischer  weist  nach,  daß  diese  Annahme  in  zwei  jener  Noten,  die  Kardinal  Fillastre 
dem  Ptolemäus-Texte  in  der  Nanziger  Handschrift  hinzugefügt  hat,  ausgesprochen  ist.  Hier  steht 
nämlich  (vgl.  S.  105)  Octava  eitrope  tabula  .  .  .  item  continet,  rltra  quam  ponit  tholomeus,  noruegiam, 
suessiam.  Rossiam  vtramque  et  sinum  codanum  diuidens  germaniam  a  noruergia  et  Suessia.  Item  alium 
tinum  vltra  ad  septentrionem ,  qui  omni  anno  congelatur  in  tercia  parte  anni.  Et  vltra  illum  sinum 
est  grolandia,  que  est  versus  insulam  tyle  magis  ad  orientem,  et  ita  tenet  totam  illam  plagam  septen- 
trionalem  usque  ad  terram  incognitam.  Und  an  einer  anderen  Stelle  (vgl.  S.  104):  Omittit  (tholomeus) 
eciam  mare,  quod  dicitur  eongelatum,  quia  per  majorem  partem  anni  est  glaciatium  et  est  inter  Nor- 
wegiam  et  Grolandiam,  quam  eciam  omittit  maxime  septentrionalem  regiouem  ad  Occeanum  septentrionalem 
versus  Occidentem  et  jnsulam  Tyle.  Sucht  man  —  sagt  Fischer  —  nach  diesen  Angaben  Grönland  zu 
zeichnen,  so  wird  es  nördlich  von  Norwegen,  östlich  von  Island  (Thüle)  zu  liegen  kommen"  2).  Ferner 
führt  er  an,  daß  Grönland  (Grinland)  auf  der  genuesischen  Weltkarte  vom  Jahre  1447  nördlich  von  Skan- 
dinavien 3)  gelegt  wird.  Er  hätte  außer  Adam  von  Bremen  auch  folgenden  Passus  aus  dem  Briefe  vom 
Papste  Nicolaus  V.  aus  dem  Jahre  1448  4)  hinzufügen  können:  lnsul(ay  Grenolandi<Cay,  quw  in  ultimis 
finibus  oceani  ad  septentrionalem  plagam  regni  Norwegie  in  provincia  Nidrosiensi  dicitur  situata.  Auch 
auf  dem  Laonglobus  vom  Jahre  1493  befindet  sich  Grblandia  ganz  deutlich  nördlich  von  Skandinavien5). 

')  Nicht  nur  die  Weltkarten  in  Radform  wirkten  störend,  auch  die  bei  Ptolemäus'  Weltkarte  angewandte 
konische  Projektion  konnte  auf  den  störend  einwirken,  der  gewohnt  war,  mit  den  leicht  faßlichen  Darstellungen  der 
iiquidistanten  Projektion  oder  der  Konipaßkarten  zu  arbeiten  und  dem  die  Folgen  einer  Übertragung  einer  Projektion 
in  eine  andere  nicht  klar  waren.  Nimmt  man  auf  diese  keine  Rücksicht,  so  wird  Grönland,  um  ein  naheliegendes 
Beispiel  anzuführen,  auf  den  korrigierten  Weltkarten  des  a-Typus  (a, — as)  scheinbar  eher  nördlich  als  westlich  von 
der  skandinavischen  Halbinsel  liegen. 

-)  Fischer  bemerkt,  daß  er  mehrmal»  seinen  philologisch  geschulten  Kollegen  den  Text  des  Kardinals  vor- 
gelegt und  immer  die  Antwort  erhalten  habe,  daß  Grönland  demnach  nördlich  von  Norwegen  anzubringen  wäre. 
Darüber  kann  auch  kein  Zweifel  obwalten.  Dann  ist  es  aber  klar,  daß  Nordenskiölds  Annahme  (vgl.  S.  4). 
der  Kardinal  Fillastre  habe  sein  hier  zitiertes  Wissen  aus  den  A-Karten  erhalten,  nicht  stichhalten  kann.  Denn 
derjenige,  der  die  A-Karten  benützte,  würde  sich  offenbar  nicht  so  ausgedrückt  haben,  wie  der  Kardinal  es  tut. 

s)  Fischer,  1.  c.  S.  89.  -  -  Auf  Lelewels  Reproduktion  (Epilogne,  Tafel  VI)  ist  Grinland  eine  Halbinsel, 
welche  von  Rußland  ausgeht  und  sich  gegen  Westen  in  den  Ozean  nördlich  oder  nordöstlich  von  Norwegen  hinaus 
erstreckt.  Übrigens  erklärt  H.  Wuttke  (Zur  Geschichte  der  Erdkunde  in  der  letzten  Hälfte  des  Mittelalters,  Dresden 
1870,  S.  45  und  Tafel  X),  daß  Grönlands  Name  sich  auf  der  Karte  nicht  befindet:  nach  der  Reproduktion  bei  Ongania 
(Tafel  X)  zu  urteilen  hat  er  Recht.  Die  Karte  ist  indessen  nicht  gut  erhalten ;  es  mag  sein,  daß  man  früher  einen 
Namen  hat  lesen  können,  welcher  nun  verschwunden  ist;  das  wahrscheinlichste  ist  aber,  daß  hier  von  Seiten 
Lelewels  ein  Irrtum  vorliegt. 

4)  G.  h.  M.  III,  S.  165  ff. ;  Jelic,  L'  evanr/elisatiot)  S.  182  tf.  Fischer,  Entdeckungen  der  Normannen,  druckt 
S.  52 — 53  den  ganzen  Brief  ab. 

5)  Bulletin  de.  la  societe  de  geographie  1860,  S.  419  und  Tafel  5.  —  Bemerke  auch  die  Aufzählung  der  zu 
Norwegen  gehörigen  Länder  des  Ordericus  Vitalis  (Jlistoria  eeclesiastica  X)  vom  Jahre  1141:   Orcades  insulce  et 


192 


Kapitel  VIII. 


Es  nuterliegt  kaum  irgend  welchem  Zweifel,  daß  der  Grund  zu  der  im  Süden  herrschenden 
Anschauung,  Grönland  läge  nördlich  von  Norwegen  teils  in  dem  Mangel  an  genauen  Angaben  bei 
einigen  der  alten  isländischen  Geographen  zu  suchen  ist,  teils  in  Adam  von  Bremens  fehlerhafter 
Annahme,  daß  die  Entdeckungen  der  Nordländer  in  nordöstlicher  und  nicht  in  westlicher  Richtung  vor 
sich  gingen,  hauptsächlich  aber  in  den  naiven,  mit  der  Wirklichkeit  so  schlecht  übereinstimmenden 
kosmologischen  Anschauungen  des  Mittelalters,  auf  dessen  Literatur  man  im  15.  Jahrhundert  noch 
vielfach  baute  und  bauen  mußte.  Fischer  hat  darum  ganz  recht,  wenn  er  sagt,  daß  Nicolaus 
Germanus  bei  der  Einführung  des  B-Typus  in  vollständiger  Übereinstimmung  mit  der  Anschauung 
seiner  Zeitgenossen  über  den  allerhöchsten  Norden  war.  Alle  Aufklärungen,  die  er,  abgesehen  von 
Clavus'  Karte,  über  den  hohen  Norden  hat  einholen  können,  müssen  ihm  sicherlich  die  Anschauung 
beigebracht  haben,  daß  das  Grönland  der  Clavuskarte  verkehrt  gelegt  sein  müsse.  Den  zur  Karte 
gehörigen  Text  kannte  er  ebensowenig  wie  das  Nanziger  Werk;  er  wußte  also  nicht,  daß  der  Autor 
selbst  iu  Grönland  gewesen  sei,  es  war  ihm  vielleicht  sogar  unbekannt,  daß  er  ein  Nordländer  sei.  Er 
ist  also  wahrscheinlich  außerstande  gewesen,  zu  entscheiden,  ob  der  Verfasser  der  Karte  eine  größere 
Autorität  besäße  als  alle  andern,  deren  Berichte  in  entgegengesetzter  Eichtling  gingen.  Schon  der 
Mangel  an  Namen  auf  der  Eestlandsverbindung  zwischen  Europa  und  Grönland,  den  Nicolaus  Ger- 
manus offenbar  in  jeder  Weise  zu  verbergen  suchte,  sowie  das  Mißverhältnis  zwischen  der  Namen- 
menge an  Grönlands  West-  uud  Ostküste  mußte  in  hohem  Grade  geeignet  sein,  ihm  Mißtrauen  zu  den 
Kenntnissen  des  ursprünglichen  Kartenzeichners  einzuflößen.  Die  Art  und  Weise,  in  welcher  nun 
Nicolaus  die  Korrektur  vornahm,  indem  er  die  grönländischen  Namen  mitten  zwischen  denen  von 
Finmarken  anbrachte,  und  daß  er  außerdem  ganz  unmotiviert  Island  einen  andern  Platz  gab,  muß 
unbedingt  getadelt  werden;  daß  eine  Korrektur  vorgenommen  wurde,  ist  dagegen  sowohl  erklärlich 
wie  verzeihlich.  Es  war  eben  im  15-  und  16-  Jahrhundert  für  die  Kartographen  Europas  nicht  leicht 
aus  dem  Wirrwarr  der  Berichte  klug  zu  werc'en  und  über  ihren  Wert  als  Quellen  zu  entscheiden.  Die 
meisten  Angaben  über  den  hohen  Norden  in  der  lateinischen  Literatur  waren  geeignet,  als  störende 
Elemente  zu  wirken.  Von  den  Dokumenten,  die  nach  Süden  gelangten,  war  Clavus'  Karte  die  einzige 
für  die  Kartographen  wirklich  wertvolle.  Das  Lob  oder  der  Tadel,  den  die  modernen  Forscher  den 
kartographischen  Darstellungen  vom  hohen  Norden,  und  ganz  besonders  von  Grönland,  aus  dem 
15.  oder  16.  Jahrhundert  gezollt  haben,  ist  deshalb  einzig  und  allein,  ihnen  selbst  ganz  unbewußt, 
davon  abhängig  gewesen,  wie  genau  der  betreffende  Kartenzeichner  Clavus  gefolgt  ist1).  Wir  brauchen 
nur  an  die  Zenokarte  zu  erinnern. 

Als  gutes  Beispiel  von  der  Willkürlichkeit  und  Unsicherheit,  welche  damals  unter  den  Geographen 
in  Bezug  auf  den  hohen  Norden  herrschten,  dient  die  Art  und  Weise,  in  welcher  der  Volksnarne  „die 
Karelen "  hin  uud  hergeschoben  wurde  und  für  uns  hat  dieses  Beispiel  das  besondere  Interesse,  daß 
auch  Clavus  sich  hier  hat  irre  leiten  lassen  und  die  Karelen  mit  den  westgrönländischen  Eskimos 
identifiziert  hat.  Ursprünglich  war  man  weder  im  Zweifel  darüber,  wo  die  Karelen  wohnten  oder 
darüber,  daß  der  Name  der  Eskimos  .Skrälinger"  sei.  In  dem  Zitate  von  Historia  Norvegice  von 
zirka  1175  wurden  z.  B.  Kiriali  unter  den  Volksstämmen  genannt,  die  jenseits  Norwegen  gen  Osten 
wohnen,  während  die  Scrwlinga  als  wunderbare  Männchen  bezeichnet  werden,  welche  die  Jäger  jenseits 
der  Grönländer  gegen  Norden  getroffen  haben  (vgl.  S.  188,  Note  6).    Auf  Angelino  Dalortos 


Finlanda,  Islanda  quoqiie  et  Grenlanda,  ultra  quam  ad  septentrionem  terra  non  repsritur.  Weniger  deutlich  scheint 
hier  wieder  die  Ansicht  zu  herrschen,  Grönland  liege  weiter  gegen  Norden  als  Norwegen  und  Island.  Vgl.  G.  h. 
M.  III,  S.  428. 

')  Ausnahmen  in  dieser  Beziehung  hilden  jedoch  für  Dänemark  und  Südskandinavien  die  Cusanus-Karte 
(vgl.  S.  33)  und  deren  Sprößlinge  und  für  Grönland  die  Cantino-Karte  vom  Jahre  1501—2.  Auf  letzterer  findet 
man  Grönland  in  einer  sehr  guten  Gestalt,  aber  als  einen  Teil  von  Asien  aufgefaßt  (a  punta  dasia):  diese  Dar- 
stellung ist  auch  ein  Resultat  wirklicher  Beobachtungen,  indem  Gaspar  Corte-Real  im  Jahre  1501  die  Küste 
von  Grönland  sah,  aber  vom  Eise  und  den  steilen  Felsen  verscheucht,  ohne  zu  landen  wegfuhr.  Vgl.  Harri sse 
Les  Corte-Real,  Paris  1883  und  Discovery  of  North  America,  Paris,  London  1891.  S.  63  ff.  u.  Tafel  VI. 


Clavus'  Quellen.    D.  Nordi-che  Quellen. 


193 


Kompaßkarte  vom  Jahre  1325  ist  Karelia  an  der  innersten,  nördlichen  Bucht  der  Ostsee  angebracht 
(vgl.  S.  59,  Note  3).  Marino  Sanuto  (zirka  1320)  bringt  ebenfalls  ganz  richtig  Karelen  und  Finland 
nordwestlich  von  Kußland  an,  und  auf  den  drei  uns  bekannten  Exemplaren  seiner  Karte  (Cod.  9405 
in  Brüssel,  Cod.  4939  in  Paris  und  Cod.  Tanner  190  in  Oxford)  steht  der  Name  Kareli  infideles  rechts 
oben,  also  zunächst  nordwestlich  von  der  innersten  Bucht  der  Ostsee  J).  Hierdurch  wird  der  Wohnsitz 
der  Karelen  indessen  gerade  dahin  verlegt,  wo  Grönland,  wie  man  annahm,  liegen  sollte.  Damit  waren 
aber  die  Elemente  zu  dem  Irrtum  gegeben,  den  der  Autor  von  Itineraire  Brugeois  beging,  wenn  er  die 
Eoute  angab  De  Ysland  usque  Graenland  per  mare.  Groenland.  Deinde  usque  Kareli2) ;  er  nimmt  also  an,  daß 
Grönland  jenseits  von  Island  liegt  und  die  Karelen  noch  weiter  hinaus  wohnen.  Selbst  wenn  wir  jetzt  auch 
keine  ältere  Karten  mit  Grönland  nachweisen  können,  von  denen  eine  die  Quelle  für  den  Autor  des  Keise- 
buches  hätte  sein  können,  so  zeigt  die  katalanische  Kompaßkarte  Nr.  16  in  der  Biblioteca  Nazionale  in  Firenze 
vom  14.  oder  auch  vom  Anfange  des  15-  Jahrhunderts,  daß  der  Name  Grönland  den  Kartenzeichnern  der 
romanischen  Länder  nicht  unbekannt  war.  Auf  dieser  Karte  hat  die  Ostsee  nämlich  die  Aufschrift:  Aquesta 
mar  es  appellada  mar  de  lamaga  (Alemannien),  de  suezia  e  de  gronlandia  .  .  .,  wo  gronlandia  sich  einge- 
schlichen haben  muß  statt  gotlandia,  und  zwar  durch  eine  Konfusion  oder  Verschreiben,  ganz  ebenso  wie 
in  Clavus'  Wiener  Text 3).  Wir  nehmen  deshalb  an,  daß,  während  die  oben  genannten  lateinischen  und 
nordischen  Quellen  die  Annahme  hervorgerufen  haben,  Grönland  sei  das  äußerste  Land  jenseits  Skandina- 
viens gegen  Norden,  die  naive  Darstellungsweise  der  Scheibenkarten  die  Schuld  daran  trägt,  daß  Karelia 
und  Grönland  neben  eiuander  gelegt  und  die  Karelen  mit  den  Skrälingern  identifiziert  worden  sind.  Was 
nun  Clavus  betrifft,  so  folgt  er  dem  Keisebuche  mit  gewohnter  Zuversicht,  nicht  allein  in  dem  älteren 
Werke,  wo  er  natürlich  kaum  die  Mittel  zur  Entdeckung  der  Fehler  besaß,  sondern  auch  iu  dem 
jüngeren,  obgleich  es  ihm  klar  geworden  sein  muß,  daß  der  nordische  Name  der  Eskimos  Skrälinger 
sei.  Storms  Annahme,  daß  der  Name  Kareli  aus  der  Eskimoer  Aussprache  des  Wortes  Skrälinger: 
Karälit,  entstanden  sein  sollte,  müssen  wir  mit  Nordenskiöld4)  bezweifeln;  die  hier  gegebene  Er- 
klärung erscheint  uns  weit  natürlicher. 

Außer  den  Karelen  nennt  der  Wiener  Text,  wie  wir  sahen,  die  Pigmäen  noch  weiter  westlich 
von  Norwegen  als  die  wilden  Lappen.  Daß  die  Pigmäen  ebenfalls  als  Eskimos  aufgefaßt  werden  müssen, 
schließt  Storni5)  daraus,  daß  dieselben  nach  Clavus'  Aussage  in  einem  Fellboot  gefangen  worden  sind 
und  daß  unter  allen  Volksstämmen,  mit  denen  er  in  Berührung  gekommen  ist,  allein  die  Eskimos  solche 
Böte  benutzten.  Es  mag  vielleicht  wunderbar  erscheinen,  daß  die  Karelen  und  Pigmäen  nicht  identifiziert 
werden,  obgleich  diese  beiden  Völker  Eskimos  sein  müssen  und  er  behauptet,  sie  beide  mit  eigenen 
Augen  gesehen  zu  haben.  Dazu  ist  nur  zu  bemerken,  daß  die  Leute,  welche  er  Pigmäen  nennt,  einige 
auf  offenem  Meere  aufgefangene  und  nach  Norwegen  mitgeführte  Eskimos  waren,  die  von  ihm  als 
Karelen  bezeichnete  dagegen  die  feindlichen  Eskimoscharen  in  Grönland  sind;  ferner,  daß  die  Volks- 
namen Karelen  und  Pigmäen  schon  auf  der  älteren  (Nanziger)  Karte  festgelegt  waren;  und  den  An- 
gaben dieser  Karte  bestrebte  Clavus  sich  natürlich,  so  viel  wie  möglich,  seine  späteren  Reiseerfahrungen 
anzupassen. 


')  Vgl.  Miller,  Mappaemundi  III,  132—34. 
-)  Lelewel,  Epilogue,  S.  287. 

3)  Viele  andere  Kompaßkarten  haben  hier  das  richtige  Gotlandia,  z.  B.  die  undatierte  katalanische  Karte  in 
der  Biblioteca  Nazionale  in  Napoli  (vgl.  S.  59,  Note  7),  Atlas  catalan  vom  Jahre  1375,  Mecia  de  Viladestes' 
Karte  vom  Jahre  1413,  die  undatierte  katalanische  Koinpaßkarte  in  Modena  vom  15.  Jahrh.,  Gratiosus  Benin- 
casas  Karten  von  den  Jahren  1482  und  1508  (vgl.  S.  60,  Note  4—5).  Cod.  Add.  Mus.  Brit.  11548  (datiert  1529)  hat 
mare  ahmanie  et  suetie  et  gotilande.  Mare  noricom  aiue  gotlandie  heißt  die  Ostsee  auf  anderen  Kompaßkarten  (Dalorto 
1325,  Pizigano  1367).  In  einer  lateinischen  Ptolemäus -Handschrift  vom  15.  Jahrb.,  wo  die  Tafeln  des  Autors  mit 
einer  Reihe  von  Kompaßkarten  ersetzt  worden  sind  (Cod.  Harleian.  3686  in  British  Museum),  findet  man  zweimal 
den  Namen  mare  moricum  (!)  et  gotlandie. 

*)  Nordenskiöld,  Periplus,  S.  91;  Storni  in  Ymer  1891,  S.  22. 

5)  Storm  in  Ymer  1889,  S.  140. 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  25 


194 


Kapitel  VIII. 


Eine  ganz  andere  Frage  ist  die:  aus  welchen  Quellen  hat  Clavus  die  Pigmäen  der  Nanziger 
Karte,  ihre  Riesen  (Griffones)  und  Einfüßler  ( Vnipedes)  geschöpft,  welche  alle  auf  der  Festlandsverbindung 
zwischen  Ostgrönland  und  Norwegen  angebracht  werden?  Es  ist  kaum  möglich,  nachzuweisen,  welche 
von  den  zahllosen  fabelhaften  Berichten  des  Altertums  und  Mittelalters  hier  benutzt  worden  sind.  Was 
die  Eiesen  betrifft,  so  waren  die  Kyklopen  des  Altertums  schon  frühzeitig  mit  den  Berggeistern  der 
Nordländer  oder  mit  den  Hünen  verschmolzen,  welche  im  höchsten  Norden  zu  Hause  sein  sollten,  wäh- 
rend die  Pigmäen  und  Einfüßler  in  die  verschiedensten  Gegenden  der  Welt  verlegt  wurden1). 

Von  Interesse  ist  in  diesem  Zusammenhange  der  von  Storm  herausgegebene2)  Brief  an 
Papst  Nicolaus  V  (1447 — -1455)  über  Norwegens  Lage  und  seine  Wunder.  An  der  Stelle  nämlich, 
wo  die  Übereinstimmung  zwischen  dem  Briefe  und  Antoine  de  la  Salle 's  zk.  1440  verfaßtem  Werk 
La  Salade3)  aufhört  (bei  Storm  Pag.  5,  Linie  11)  fängt  eine  Beschreibung  an,  die  in  verschiedener  Be- 
ziehung mit  den  Legenden  des  Wiener  Textes  über  die  wilden  Lappen  und  Pigmäen  übereinstimmt. 

Wir  führen  hier  an: 

Et  iouxte  le  boys  de  Gronolonde   ou   sont  Et  ab  hoc  loco  uersus  occasum  longissimo 

monstrez  en  figure  humaine,  ayans  tous  les  mem-       ambitu  terre  habitant  primo  Wildlappmanni,  qui 
bres  peluz  .  lesquelz  le  peuple  appellez  hommes       sunt  homines  omnino  syluestres  et  pilosi  .... 
sauuaiges  ....  Touteffoiz  arbres  y  cressent  .... 

Et  alez  tout  en  trauersant  le  midy  vers  les  Et  p>ost  Mos   magis   uersus   occasum  sunt 

montaignes  de  la  dite  terre  habitent  pignereux  (d.  h.       Pigmei  parui  cubitalis  longitudinis  .... 
Pygmees)  en  forme  de  petis  hommes  haulx  dune 
seule  couttee  .... 

Später,  bei  der  Erwähnung  von  Finmarken  (Venmarche)  nennt  der  Brief  außerdem  die  Steuer- 
verpflichtung  an  den  norwegischen  König,  spricht  sich  über  dieses  Thema  aber  viel  weitläufiger  aus 
als  der  Wiener  Text,  welcher  übrigens  die  Steuerverpflichtung  auf  die  wilden  Lappen  bezieht,  die 
hommes  sauuaiges  des  Briefes.  Daß  eine  Verbindung  zwischen  den  Berichten  des  Briefes  und  denen 
des  Textes  besteht,  darüber  kann  kaum  Zweifel  herrschen;  ob  diese  Verbindung  aber  darin  besteht,  daß 
der  Autor  des  Briefes  Clavus'  Werk  gekannt  und  exzerpiert  hat,  oder  ob  sie  beide  eine  der  älteren 
Quellen  benutzt  haben,  die  nach  Storms  Annahme  für  den  hier  besprochenen  Teil  des  Briefes  zu 
Grunde  liegen,  müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen;  letzteres  ist  doch  wohl  am  wahrscheinlichsten. 


')  Auf  der  Weltkarte  vom  Jahre  1447  findet  man  Griffones  im  nördlichen  Rußland  angebracht.  Auf  der 
Borgia-Karte  (Periplus,  Tafel  XXXLX)  findet  man  an  derselben  Stelle  die  Legende  montes  yperborei  in  quibus  griffones 
et  tigres  habitant.  Mehrere  alte  Scheibenkarten  haben  hier  oder  in  Asien  die  Legende  Hic  habitant  Griffe  homines 
nequissimi  mit  genaueren  Erklärungen.  Nach  K  o  n  r  a  d  M  i  11  e  r ,  Mappaemundi  IV,  16 — 17  und  V,  33  stammen  diese 
Legenden  aus  Aethicus  (ed.  Wuttke  1853,  Kap.  31 :  Griphus  gentes  proximam  oceani  partem  unde  ait  vetusta  fama 
processisse  Saxonum  sobilem  er  ad  German iam  proeliorum  feritate  peraccessisse  gentes  stultissimas,  velut  ferarum  et  stru- 
thionum  vel  crocodillorum  et  scorpionum  genera  sunt.  Tnter  alias  gentes  ad  aquilonem).  Tab.  Cottononiana  (angel- 
sächsische Weltkarte)  hat  Griphorum  gens  (Miller  1.  c.  III,  32).  Die  Ebstorfer  Weltkarte  hat  Grife  gentes,  unde' 
dicuntur  Saxones  ad  Germaniam  feritate  bellorum  processisse,  homines  inter  alias  velut  scorpio  inter  bestias,  und  unter 
Scitia:  Griphorum  iinmanitate  oppressi,  statura  proceri,  quadrupedum  atque  pennatum  genus  rapidissimumque  omnium 
ferarum  fertur  esse.  In  vertice  id  est  in  lateribus  Yperboreorum  moncium  nascuntur.  Totum  namque  corpus  illorum 
ymaginem  seu  formam  leonis  ostendit.  Alis  atque  et  facie  velut  aquile;  equis  vehementer  infest i.  Nam  homines  discerpunt, 
iuga  bouum  velut  duos  hyrcos  uuguibus  interimentes  dividunt  (vgl.  das  Bild  auf  der  Borgia-Karte).  Die  Herefordkarte 
hat:  Hic  habitant  Grifft-  homines  nequissimi.  Nam  inter  cetera  facinora  etiam  de  cutibus  hostium  suorum  tegumen'a  sibi 
et  equis  suis  faciunt.  —  Pigmäen  und  Einfüßler  fanden  wir  auf  keiner  Karte  vor  Clavus  in  nördlichen  Gegenden 
angebracht,  dagegen  spricht  Adaraus  B r e m e n s i s  von  Ymantopodes  und  Ciclopes  in  den  Riphäischen  Gebirgen 
östlich  von  Schweden  (IV,  Kap.  25). 

2)  Norsk  GeografisJc  Selslcabs  Aarbog  10,  Kristiania  1900,  S.  1  ff.  Der  Brief  findet  sich  im  Cod.  Rawlinson 
(Oxford,  Bodleian  Library)  399,  Fol.  69r — 70v.  Es  liegt  hier,  wie  aus  Storms  Ausgabe  hervorgeht,  eine  recht 
schlechte  Abschrift  vor. 

3)  La  salade  nouellement  imprimee  Laquelle  fait  mension  de  tous  les  pays  du  monde,  Paris  s.  a.  [zk.  1525], 
Fueillet  39 — 40  (nach  einem  Exemplar  in  der  kgl.  Bibliothek  zu  Kebenhavn). 


Kapitel  IX. 

Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


Was  mau  von  den  dänischen  Autoren  des  Mittelalters  weiß,  ist  in  der  Kegel  sehr  wenig,  wenn 
es  sich  um  ihre  Persou  uud  ihr  Leben  handelt,  und  danu  fast  immer  nur.  was  man  aus  ihren  Arbeiten 
schließen  kann.  Namen  wie  Henrik  Harpestraeng  (f  1244),  Bruder  Niels  (zk.  1470)  und  Peder 
Laale  (14.  Jahrh.)  sind  für  uns  eben  nur  Namen,  die  die  Uberlieferung  mit  verschiedenen  Werken 
zusammenknüpft,  und  zwar  einem  Arzneibuche,  bezw.  einer  Reimchronik  und  einer  Sammlung  von 
Sprichwörtern.  Selbst  von  einem  Autor  von  Saxos  (zk.  1200)  Bedeutung  sind  uns  ja  fast  gar  keiue 
positive  Nachrichten  bekannt. 

Was  Clavus  betrifft,  sind  die  positiven  Nachrichten,  die  wir  von  ihm  selbst  und  seinen  Zeit- 
genossen besitzen,  auch  sehr  spärliche.  Wenn  wir  sie  aber  mit  dem,  was  aus  seinen  Werken  und  deren 
Quellen  herausgelesen  werden  kann ,  supplieren ,  läßt  sich  doch  ein  wenn  auch  ziemlich  fragmen- 
tarisches Lebensbild  zeichnen.  Eine  Hauptfrage  stellt  sich  indessen  zuerst  ein,  und  zwar  eine,  ohne 
deren  Lösung  wir  auf  fast  die  Hälfte  von  dem.  was  wir  von  Clavus  zu  wissen  meinen,  verzichten 
müssen:  Hat  Storm  recht,  wenn  er  Clavus  mit  dem  von  Poggio  erwähnten  Nicolaus  natione  Gothns 
identifiziert  ? 

Storms  Argumentation  ist  diese1):  Nachdem  er  unwiderlegbar  bewiesen  hat,  daß  Clavus  in  Italien 
gewesen  sein  muß,  um  Ptolemäus'  Karten,  die  das  Muster  für  die  Nanziger  Karte  bildeten,  kennen  gelernt 
zu  haben,  sagt  er: 

,Es  wäre  ein  reiner  Zufall,  wenn  man  einen  in  Italien  studierenden  Dänen  aus  den  1420- 
Jahren  nachweisen  könnte.  Und  dennoch  scheint  dies  sich  machen  zu  lassen.  In  G.  Voigts  Die 
Wiederbelebung  des  classischen  Alterthums  wird  berichtet,  daß  ein  dänischer  Mann  Namens  Nicolaus  in 
Eom  im  Januar  1424  erzählt  hat,  daß  er  im  Sore-Kloster  bei  Boskilde  ein  Exemplar  von  Livius  gesehen, 
und  daß  er  dies  im  Beisein  von  Kardinal  Giordano  Orsino,  dem  Sekretär  Poggio  und  anderen  gesagt 
hatte.  Der  Bericht  veranlaßte  eine  Nachfrage  in  Dänemark,  die  jedoch  vergeblich  war  oder  ihr  Ziel  nicht 
erreichte.  Im  zitierten  Briefe  von  Poggio  vom  8.  Jan.  1424  wird  der  Berichterstatter  erwähnt  als  »quidam 
doctus  homo  natione  Gothus  qui  peragravit  magnam  partem  orbis,  homo  quidem  est  ingenio  acuto  sed 
inconstans*,  und  seinem  Bericht  nach  » libri  sunt  in  Monasterio  de  Sora,  ordinis  Cisterciensium,  prope 
Koschild  ad  duo  milliaria  theutonica,  hoc  est,  prope  Lubich  paulo  amplius  quam  est  iter  diei  uniusÄa).  In 


')  Vgl.  Ymer  1891,  S.  17—18. 

-')  Der  ganze  Brief  lautet  folgendermaßen  (vgl.  Poggii  Epütolae  ed.  Thomas  de  Toneliis,  Vol.  1,  Florentiffi 
1832,  S.  104) :  „Poggius  pl.  sal.  dicit  Nicoiao  V.  Gl.  —  Venit  huc  quidam  doctus  homo  natione  Gothus,  qui  pera- 
gravit magnam  partem  orbis ;  homo  quidem  est  ingenio  acuto,  sed  inconstans.  Idem  retulit  se  vidisse  X.  decades 
Livii,  duobus  voluminibus  magnis,  et  oblongis,  scriptas  litteris  Longobardis,  et  in  titulo  esse  unius  voluminis,  in  eo 
contineri  decem  decades  Titi  Livii,  seque  legisse  nonnulla  in  iis  voluminibus.    Hoc  ita  verum  esse  asserit,  ut  credi 

25* 


196 


Kapitel  IX. 


einem  späteren  Brief  aus  Firenze  vom  4.  Mai  1434  erwähnt  Poggio  dieselbe  »assertatio  cuiusdam  docti 
viri  qui  olim  in  Urbe  pluribus  aliis  mihique  narraverat  se  decades  Livi  decem  vidisse,  has  legisse  in  mona- 
sterio quodam  in  Dacia  ...  Is  fuit  Nicolaus  quidam,  natione  Gothus,  vir  vagus  atque  inconstans,  licet 
admodum  eruditus,  qui  sancte  juravit  esse  in  quodam  monasterio  Ordinis  Cisterciensium  tria  prsegrandia 
volumina«  u.  s.  w.  l)    Wie   man   sieht,   wird  dieser  Mann  bei  Poggio   nicht  »dänisch«  genannt,  sondern 


possit;  retulit  hoc  Cardinali  de  Ursinis,  multisque  praeterea,  et  omnibus  eisdem  verbis,  ut  opinor,  non  esse  haec  ab 
eo  confieta.  Quid  quaeris?  Facit  assertio  sua,  et  constans  vultus,  ut  credam  aliquid.  Melius  est  enini  peccare  in 
hanc  partem,  ex  qua  tanturn  lucrum  fieri  posset,  quam  esse  omnino  incredulus.  Itaque  volui  hoc  ad  te  scribere, 
ut  loquaris  cum  Cosmo,  desque  solicite  operam,  ut  haec  volumina  quaerantur;  nam  facile  erat  vobis.  Libri  sunt  in 
Monasterio  de  Sora,  ordinis  Cisterciensium,  prope  Roschild  ad  duo  milliaria  theutonica,  hoc  est,  prope  Lubich  paulo 
amplius  quam  est  iter  diei  unius.  Arrige  aures,  Pamphile.  Duo  sunt  volumina,  magna,  oblonga,  litteris  Longo- 
bardis,  in  Monasterio  de  Sora,  ordinis  Cisterciensium,  prope  Roschild,  ad  duo  milliaria  theutonica,  quo  adiri  potest 
a  Lubich  biduo  amplius.  Cura  ergo,  ut  Cosmus  scribat  quamprimum  diligenter  ad  Gherardum  de  Bueris,  ut,  si  opus 
sit,  ipse  eo  se  conferat;  imo  omnino  se  conferat  ad  Monasterium.  Nam  si  hoc  verum  est,  triumphandum  erit  de 
Dacis.  Cardinalis  mittet  illuc  nescio  quem,  aut  comrnittet  uni  propediem  disce.ssuro.  Nollern  hunc  tantum  bolum 
de  faucibus  nostris  cadere:  itaque  matura,  ac  diligenter:  ne  dormias.  Nam  haec  vir  ille  ita  affirmavit,  ut  quamvis 
verbosior  videretur,  tarnen  nulla  esset  causa,  cur  ita  impudenter  mentiretur,  praesertim  nullo  pi-oposito  mentiendi 
praemio.  Ego  igitur  ille,  qui  vix  credo  quae  video,  adducor,  ut  hoc  non  omnino  esse  falsum  putem,  et  hac  una  in 
re  honestum  est  fallt.  Tu  igitur  curre,  insta,  preme  Cosmum,  ut  aliquid  expendat,  quo  litterae  cito  tutae  deferantur. 
Vale.  Romae  die  VIII  Januarii  1424.  Quid  autem  egeritis,  cura,  ut  sciam.  Manu  veloci.  Dicas  haec  Leonardo 
nostro  Cancellario.  In  eo  monasterio  omnes  fere  Dacorum  reges  sepeliuntur."  —  In  diesem  Brief,  welcher  gleich 
nach  Poggios  Zusammentreffen  mit  dem  Nicolaus  Gothus  geschrieben  ist,  nennt  er  also  gar  nicht  den  Namen 
Nicolaus;  überhaupt  scheint  er  sich,  was  ja  auch  natürlich  ist,  herzlich  wenig  um  den  Berichterstatter  gekümmert 
zu  haben :  um  so  mehr  aber  interessierte  ihn  der  Bericht. 

')  Der  ganze  Brief  lautet  folgendermaßen  (vgl.  P.  Hochart,  De  V authrnt  leite  des  Annales  et  des  histoires 
de  Tacite,  Paris  1890  S.  312 — 14):  „Magnifico  Domino  meo,  Domino  Leonello  de  Este  Equiti.  —  Cum  essem  hodie 
in  secretiori  aula  summi  Pontificis,  una  cum  egregiis  quibusdam  viris,  in  quibus  vir  praestans,  atque  omni  laude 
dignus  Omiliadus  frater  tuus,  ac  Feltrinus  Eques  Ferrariensis  doctrina  et  dicendi  copia  excellens ;  inter  loquendum 
i  cidi  in  eum  sermonem,  ut  laudarem  multis  verbis  Titum  Livium  Patavinum,  eurnque  omnibus  Historicis  Latinis  et 
Graecis  dicerem  praeferendum.  Nam  ne  apud  Graecos  quidem  reperitur  quispiam,  qui  tanta  elegantia  et  gravitate 
sermonis,  septingentorum  annorum  tarn  amplam  materiam  scribendi,  tarn  difl'usam,  tarn  variam  tarn  magnificam,  et 
populi  omni  am  gentium  domini  ac  victoris  res  pace  et  bello  gestas  fuerit  complexus  quae  adeo  excellentes  et  egregiae 
extiterunt,  ut  omnibus  omnium  aliarum  nationum,  populoruni,  regumque  longo  intervallo  nnteponendae  esse  videantur. 
Sentiat  Plutarchus  quid  velit,  et  Graecos  Latinis  comparet:  nequaquani  tarnen  illos  adeo  extollere  verborum  magnifi- 
centia  potest,  ut  non  excellent  nostri  inter  suos,  et  veluti  heroes  inter  alios  judicentur. 

Cum  igitur  Feltrinus  meam  sententiam  comprobaret,  subdidi  maximum  lucrum  accessurum  Latinis  literis,  si 
reliqui  ejus  libri  reperirentur,  quod  ego  facile  futurum  esse  arbitrabar.  Cum  illae  haec  tanquam  vana  existimaret, 
dixi  non  tantum  moveri  me  iis,  quae  nuper  intellexeram  prodire  a  Mantua,  quantum  assertione  cujusdam  docti  viri, 
qui  olim  in  Urbe,  pluribus  aliis  mihique  narraverat,  se  decades  Livii  decem  vidisse,  hac  legisse  in  monasterio  quodam 
in  Dacia  ;  quo  in  loco  eas  esse,  hunc  alterum  postmodum  retulisse  dicant.  Is  fuit  Nicolaus  quidarn,  natione  Gothus, 
vir  vagus  atque  inconstans,  licet  admodum  eruditus,  qui  sancte  juravit  esse  in  quodam  monasterio  Ordinis  Cisterciensium 
tria  praegrandia  volumina,  et  oblonga,  conscripta  litteris  Longobardis,  et  nonnullis  praeterea  Gothicis  intermixtis,  in 
quibus  contineretur  (!)  decem  Livii  decades,  quarum  capita  esse  (d  h.  ipse)  legisset.  Atque  hoc  ita  asseveranter  affir- 
mavit, ut  eidem  fidem  haberein  praesertim  cum  non  esset  ibi  aliqua  causa  tarn  impune  mentiendi.  Itaque  per  facile 
adducor,  ut  existimem  eas  decades  ibi  esse,  cum  nunc  quoque  alius  testis  horum  librorum  reperiatur,  qui  se  quoque 
decades  omnes  vidisse  asseveret. 

Hoc  ut  ad  te  scriberem,  summopere  Feltrinus  rogavit.  Itaque  veluti  argumentum  epistolae  nactus  sumpsi, 
et  quidem  libens  occasionem  ad  te  scribendi,  praesertim  cum  idem  mihi  asseruerit,  te  studiis  deditum  Humanitatis,  Guarini 
nostri  doctissimi  viri  opera,  jam  doctum  atque  eloquentem  evasisse.  Quod  eo  mihi  gratius  fuit  quo  pauciores  sunt 
(de  potentioribus  loquor)  qui  vel  literarum  studiis  delectentur,  vel  doctis  viris ;  et,  si  verum  fateri  volumus,  excepto 
praestantissimo  atque  excellentissimo  Principe  parente  tuo,  qui  complures  cloctissimos  homines  ad  se  conquisivit, 
nullos  vel  p;iucos  doctos  in  Italia  reperies  (nam  apud  exteros,  potus  et  eibi  potius  quam  doctorum  ratio  habetur)  qui 
vel  sint  liberali  aliqua  diseiplina  imbuti,  vel  eos  in  quibus  illa  vigent,  aliquo  honore  dignentur.  Atqui  haec  quidem 
causa  est  potissima  cur  multa  perverse  a  Principibus  agantur,  cum  neque  ipsi  sapientiae  studere  velint,  neque 
colant  sapientiae  studiosos,  Quamobrem  gaudeo  ipse  mecum,  tibi  vero  gratulor,  qui  tuam  adolescentiam  non  cor- 
poris illecebris,  aut  voluptati,  ut  multi  mortalium,  dedicasti,  sed  studiis,  et  doctrinae,  quae  quoniam  ad  vitam  bene 
agendam,  hoc  est  ad  virtutem,  et  honestatem  maxime  conferunt,  persevera,  oro,  ut  coepisti  et  mentem  revoca  ad  ea 


Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


197 


»Gothus«;  jedoch  hat  man  gewiß  mit  Voigt  das  Recht  dazu,  kein  Gewicht  auf  diesen  Völkernamen  zu  legen, 
welcher  für  einen  Italiener  und  Humanisten  gewiß  den  ganzen  Norden  umfaßt.  Insofern  ist  nichts  hinderlich, 
diesen  bereisten  und  gelehrten  Nicolaus  für  dänisch  anzusehen. 

Was  mich  dazu  bringt,  es  als  sicher  anzunehmen,  daß  wir  hier  unseren  geographischen  Autor  haben, 
ist,  daß  Poggio  in  seinem  Briefe  vom  8.  Jan.  1424  in  Bezug  auf  Sora  Kloster  hinzufügt:  »In  eo  mona- 
sterio  omnes  fere  Dacorum  reges  sepeliuntur  « ,  denn  diese  Notiz  stimmt  ganz  merkwürdig  mit  dem,  was 
Cl.  Clavus  über  »Suuor  abaiia«  sagt:  hic  sepeliuntur  Eeges  Danie.  Nun  ist  es  beachtenswert,  daß  die 
älteren  dänischen  Könige  von  Valdemar  I  an  bis  Erik  Plovpeuning  alle  in  Eoskilde  begraben  wurden,  von 
den  folgenden  erhielt  Abel  seine  Grabstätte  in  Schleswig,  Christoffer  I  in  Ribe,  Erik  Glipping  in  Viborg, 
Erik  Menved  endlich  in  Ringsted;  Christoffer  II  und  sein  Sohn  König  Erik  wurden  aber  in  Sorfi  begraben, 
Valdemar  IV  wurde  ursprünglich  in  Vordingborg  begraben,  wurde  aber  kurz  nach  137  7  von  Margrete  nach 
Sor</>  gebracht;  ihr  Sohn  Olaf  erhielt  auch  seine  Grabstätte  in  Sorip  (l 387),  und  dahin  wurde  auch  Margietes 
Leichnam  im  Herbst  1412  geführt,  um  freilich  schon  am  4.  Juli  1413  nach  Roskilde  gebracht  zu  werden1). 
Wenn  nun  sowohl  der  in  Italien  reisende  »Nicolaus  Gothus«,  welcher  in  langer  Zeit  auswärts  herumgewandert 
hatte,  und  der  in  Italien  studierende  »Nicolaus  Niger«  oder  » Claudius  Clavus«  dieselbe  Notiz  haben,  die  nur 
bis  1413  historisch  richtig  war,  scheint  mir  dies  stark  auf  die  Identität  dieser  beiden  Männer  zu  deuten.« 

Die  beiden  hier  zitierten  Briefe  sind  indessen  nicht  die  einzigen,  in  denen  Poggio  den 
Nicolaus  Gothus  erwähnt.  Er  schreibt  noch  in  hohem  Alter  im  Jahre  1452  über  die  vergeblichen 
Nachforschungen,  die  der  von  Papst  Nieolaus  V  im  Jahre  1451  ausgeschickte  päpstliche  Legat 
Enoch  Aesculanus  in  Dänemark  anstellte2).  Dieser  wurde  nämlich  dahingeschickt  „ut  oderaretur, 
si  quae  latina  manuscripta  laterent"  3).  Nun  sieht  man  aber  deutlich,  daß  Poggio  nicht  mehr  von 
der  Wahrheit  des  Berichtes  überzeugt  ist.  Übrigens  wurden  nach  Poggios  Tod  (30.  Oktober  1459) 
mehrmals  Nachforschungen  über  die  Livius -Handschrift  angestellt,  aber  jedesmal  vergeblich4). 

quae  te  excelsurn  et  praeclaruni  possunt  reddere.  Nam,  si  quem  decet  vacave  studio  virtutis,  Principem  maxime 
opportet  illius  consequeudae  curam  praecipuam  habere.  Turpe  est  enim,  ab  iis,  quibus  opibus  et  potestate  praesis, 
virtute  aut  sapientia  superari ;  et  quamvis  consilia  amicorum  plurimum  soleant  conferre  potentibus  ad  deliberandum, 
atque  agendum ;  tarnen  non  egere  alterius  consilio,  quid  sit  utile,  quid  honestum,  quid  liceat,  quid  expediat,  per  se 
ipsum  cognoscere,  praeclaruni  atque  egregium  haberi  solet,  et  supra  communein  houiinuni  facultatem.  Quare  incumbe. 
quaeso,  atque  invigila  bonarum  artiuin  studiis  quae  tibi  multarum  rerum  copiam  subministrabunt,  per  quae  possis 
ad  mimmam  laudem  et  gloriani  pervenire.  Ego  tuus  sum,  licet  pusillus.  Vale.  Florentiae  4  Nonas  Maii." 
')  Vgl.  Kr.  Erslev,  Dronning  Margrete,  K'jbenhavn  1882,  S.  432. 

-)  Der  ganze  Brief  lautet  folgendermaßen  (vgl.  Cod.  Paris,  lat.  14394,  fol.  68r— v) :  „Poggius  pl.  sal.  dicit 
Francisco  C'oppino  viro  clarissimo.  —  Scio  pro  mutua  nostra  benevolentia  te  iis  rebus  omnibus  letari,  quas  in  meum 
comniodum  esse  opineris.  Ego  quicquid  egi,  otij  egi  et  quietis  gratia,  que  sum,  ut  iudico  (?),  ex  anhno  consecutus. 
Jam  enim  tempus  et  etas  ferre  videbatur,  ut  tanquam  veteranus  in  aliquam  coloniam  deducerer,  que  esset  susten- 
taculum  senectutis. 

In  fabula  decadum  Liuii,  quam  narras,  tu  parum,  ego  minimum  fidei  habendum  duco.  Toties  enim  sum 
huiusmodi  ostentationibus  ac  pollicitationibus  delusus,  ut  nesciam,  quid  aut  quatenus  sit  credendum.  Est  vetus 
historia,  et  usque  a  tempore  Martini  cepta,  Nicolai  cuiusdam  Gothi  asserentis  has  decades  litteris  longohardis  scriptae, 
nonnullis  gothicis  adraixtis  cavatribus,  esse  in  Dacia  seu  Neruegia  (!)  in  quodam  nionasterio,  qui  dicitur  de  Sora, 
aliquas  (!)  perquirendas  nonnulli  meo  rogatu  profecti  sunt,  qui  mihi  postinodum  retulerunt,  nullos  eiusmodi  libros  se 
in  eo  nionasterio  reperisse.  Alii  aliud  norainant,  ad  quod  quidam  meo  rogatu,  licet  in  casum  accesserunt.  Nouis- 
sime  a  summo  pontifice  missus  est  ad  eos  libros  perscrutandos  Enoch  Esculanus,  qui  adeo  diligens  fuit,  ut  nihil  jam 
biennio  uenerit  dignuni  etiam  indocti  hominis  lectione.  Nescio  igitur,  quantum  huic  nouo  inuentori  credendum  sit. 
Tu  tarnen  pro  tua  prudentia  hominem  conuenies  et  scrutaberis  diligentius,  quanam  in  prouincia  libri  sint,  si  adiuit,  si 
vidit,  si  legit,  quot  sint  volumina,  et  utrum  transcribi  an  precio  afFerri  possint.  Si  videbitur  aliquid  creti  atferre,  ut 
nonnihil  sperandum  sit,  dabitur  opera,  ut  libri  in  lucem  carcere  eruantur  [corr.  ex  eruentur].  Hoc  enim  meo  nomine 
promittas  etiam  sub  iiummudariorum  fiele  pro  qualibet  decade,  quam  ad  ine  primum  detulerit,  centum  aureos 
daturum.  Vereor,  ne  hic  homo  aliquas  pecunias  expiscari  velit,  quibus  ad  patriam  se  conferat  nunquam  postea 
rediturus.  Ideo  perquire  ab  homine  quam  potes  diligentius,  quid  sperandum  sit,  et  an  videatur  verba  ad  fallendmn 
hindere,  an  serio  et  consulto  loqui,  et  ad  me  eius  responsum  perscribas.  Neque  enim  rem  omnino  negligere  oportet, 
neque  niniiuin  credere.  Ego  tuas  litteras  expecto.  Vale  et  in  hoc  perquirendo  non  solum  diligens  sis,  sed  etiam 
curiosus.    Florentie  Kalendis  Augusti  L1452]." 

3)  Spondani  Contin.  Baronii  Annal.  eccles.  II,  S.  43. 

4)  Im  Jahre  1461  kam  der  päpstliche  Legat  Martinus  Friginus  nach  den  Nordlanden,  zum  Teil  um 
nach  Handschriften  zu  suchen  {Dänische  Bibliothek  IV,  K&benhavn  1743,  S.  380),  und  als  der  Ablaßhändler  Itzardus 


198 


Kapitel  IX. 


In  Bezug  auf  Clavus  hat  Storni  offenbar  alles  vorgebracht,  woraus  man  schließen  darf, 
Clavus  und  Nicolaus  Gotbus  seien  identisch.  Sein  Hauptargument  ist  offenbar  die  Übereinstimmung 
in  dem,  was  diese  beiden  Personen  in  Bezug  auf  die  Königsgräber  in  Sora  aussagen;  dies  Argument 
ist  aber  unserer  Ansicht  nach  so  vielsagend,  daß  wir  mit  Storm  an  die  Identität  glauben  müssen.  Im 
Vergleich  mit  diesem  Argument  des  gemeinsamen  Fehlers  bedeuten  die  anderen  Beweise  der  Identität 
sehr  wenig;  denn,  daß  Clavus  um  die  nämliche  Zeit  (zk.  1424)  in  Italien  gewesen  sein  muß,  daß  er 
ein  fahrender  und  vielbereister  Mensch  war,  das  alles  sagt  nur,  daß  die  Elemente  zu  einem  Gegen- 
beweis nicht  vorhanden  sind,  daß  keine  äußeren  Gründe  uns  an  der  Identität  zweifeln  lassen.  Ebenso- 
wenig und  ebensoviel  sagt  endlich  der  Name. 

Im  Wiener  Texte  nennt  er  sich  Claudius  Clausstfm  Niger  (filius  Nicolai),  im  Nanziger  Texte 
Claudius  Clauius  SuartJw  (filius  Nielis  oder  Niclis),  auf  der  Nanziger  Karte  Claudius  Clauus.  Schöner 
nennt  ihn  Claudius  Chlaus  Niger,  was  mit  dem  Wiener  Text  genau  übereinstimmt,  indem  Claussen 
Clauß  geschrieben  wurde.    Friedlieb  nennt  ihn  bald  Nicolaus  Niger,  bald  Claudius  Niger. 

Hiernach  muß  es  als  ausgemacht  angesehen  werden,  daß  sein  Patronymikon  Cl aussen  war, 
und  daß  das  Clavius  oder  Clavus  des  Nanziger  Werkes  entweder  eine  Latinisierung  des  dänischen 
Clauss0n  sein  oder  auf  einem  Mißverstehen  des  Abschreibers  beruhen  muß.  In  Dänemark  waren 
indessen  derzeit  die  Namen  Claudius  und  Nicolaus,  Claus  und  Niels  Synonyme x),  und  es  ist  darum 
unmöglich  zu  entscheiden,  ob  sein  eigentlicher  Name  Claus  Clauss3n,  Niels  Nielss?n,  Claus  Nielssen 
oder  Niels  Claussan  war.  Sicher  ist  jedenfalls,  daß  Poggios  Nicolaus  und  Friedliebs  Nicolaus 
Niger  um  des  Namens  Willen  mit  dem  Claudius  Claussan  Suartho  sehr  gut  identisch  sein  können.  Als 
Zunamen  hat  er  das  im  14.  und  15.  Jahrhundert  nicht  ungewöhnliche  Swart  (latinisiert  Niger)  gehabt, 
und  seine  Nationalität  bezeichnet  er  durch  das  Adjektiv  Cymbricus,  unter  welchem  er  auch  dem  Kar- 
dinal Fillastre  bekannt  ist  (quidam  Claudius  Cymbricus  nennt  der  Kardinal  ihn  beständig).  Daß 
ersieh,  obgleich  aus  Fünen  gebürtig,  als  Cymbricus  bezeichnet,  ist,  wie  Storm  bemerkt,  ganz  natürlich : 


Gravius  um  1510  Dänemark  besuchte,  gelang  es  ihm,  einen  „librum  notis  perscriptum  cum  venustissimis  tum  sua 
aetate  inusitatis  atque  incognitis"  zu  erwerben,  welches  Buch  nach  Rom  geschickt  wurde  (vgl.  P.  W.  Becker, 
De  rebus  inter  Joannem  et  Christianum  II,  Daniae  Reges  ac  Ludovimm  XII  et  Jacobum  IV,  Galliae  Scotiaeque  Reffes, 
Dissertatio,  Hauniae  1835,  S.  65).  Vielleicht  wurde  Leo  X  eben  dadurch  veranlaßt,  im  Jahre  1517  einen  seiner  Hof- 
geistlichen, Jo h.  H ei t m er s,  an  König  Christiern  II  zu  senden  mit  einem  Brief,  daß  er  in  Erfahrung  gebracht  habe, 
es  seien  auf  Kallundborg  Schloß  alte  Klassiker-Handschriften  über  Roms  Geschichte,  welche  er  nach  Rom  geschickt 
haben  möchte.  Als  Kompensation  verspricht  er  dem  Könige  und  allen  anderen,  für  die  der  König  es  verlangen 
möchte,  Ablaß  (vgl.  Nova  litteraria  marls  Baltici,  Lübeck  1699,  S.  347 — 49;  Dänische  BibliotJiek  IV,  S.  377 — 79;] 
E.  Pontoppidan,  Annales  ecclesiae  Dankte,  I,  K0benhavn  1741.  Vorrede  S.  10— 12).  Endlich  reiste  nach  Auffor- 
derung des  päpstlichen  Bibliothekars  (Philippus  Beroaldus)  der  Kantor  in  Bremen,  Martin  Grönning  nach 
Trondhjem,  wo  eine  Pergamenthandschrift  von  Livius  —  angeblich  mit  den  verlorenen  Dekaden  —  zu  finden  sei- 
Grönning  soll  wirklich  mit  der  Handschrift  zurückgekommen  sein;  er  starb  aber  1521,  ehe  er  sie  abgeliefert  hatte, 
und  nach  seinem  Tode  wurde  sie  von  seinen  Kindern  vernichtet  (!)  (vgl.  Gerh.  Schöning,  Beskr  weise  over  den, 
v'dt-berömte  Dom-Kirke  i  Trondhjem,  Trondhjem  1762,  S.  37  und  40;  E.  Pontoppidan,  1.  c.  II,  S.  309). 

Inwiefern  nun  diese  Livius-Handschrift  in  Trondhjem  wirklich  eine  solche  war,  und  zwar  mit  den  ver- 
lorenen Dekaden,  liilit  sich  selbstverständlich  ebensowenig  entscheiden  wie  die  Frage  von  dem  vom  Nicolaus  Gothus 
erwähnten  vollständigen  Livius  im  Sora-Kloster.  Sicher  ist  nur,  daß  in  den  mittelalterlichen  Klöstern  der  Nordlande 
-  und  ganz  besonders  denen  in  Dänemark  —  Klassiker-Handschriften  vorhanden  waren.  Um  bei  Sora  zu  bleiben, 
weiß  man  mit  Bestimmtheit,  daß  daselbst  Handschriften  von  Valerius  Maximus  und  Justinus  aufbewahrt  wurden, 
welche  beide  dem  Saxo  als  Vorbild  dienten,  als  dieser  um  das  Jahr  1200  seine  Dänemarks-Geschichte  sehrieb.  Um 
das  Jahr  1400,  zu  welcher  Zeit  Clavus  in  Sora  gewesen  sein  kann,  befanden  diese  beiden  Handschriften  sich  unzweifel- 
haft noch  in  der  Klosterbibliothek,  der  sie  von  Erzbischof  Absalon  geschenkt  waren.  Die  Valerius  Maximus- 
Handschrift  ging  bei  der  Feuersbrunst  Kabenhavns  im  Jahre  1728  verloren.  Die  Justinus-Handschrift  findet  sich 
noch  in  der  kgl.  Bibliothek  zu  Kebenhavn  (Gl.  kgl.  Saml.  450.  2°);  sie  ist  vom  12.  Jahrh.  und  trägt  die  Subskription: 
„Liber  sanete  mariae  de  Sora.  Per  manum  dom[i]ni  Absalonis  archiepiscopi"  (Faksimile  in  I'alwojrafisk  Atlas,  Dansk 
Afdeling,  K^benhavn  1903,  Nr.  4). 

')  Schon  aus  der  Namensbezeichnuiig  im  Wiener  Texte  erhellt  die  Identität  der  Namen  Claus  und  Nicolaus; 
denn  Claussan  (Sohn  von  Claus)  ist  hier  synonym  mit  Nicolai  (Sohn  von  Nicolaus). 


Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


199 


Püneu  gehörte  im  Mittelalter  in  gerichtlicher  Beziehung  zu  Jütland  und  wird  im  Nanziger  Werke 
auch  als  ein  Teil  von  Jütland  betrachtet  (vgl.  S.  110). 

Die  in  seinen  beiden  Werken  befindlichen  Aufklärungen  über  seine  Familie  sind  unklar  und 
schwer  mit  einander  in  Einklang  zu  bringen.  Dali  der  Name  seines  Vaters  Nicolaus  (Claus  oder  Niels)  war, 
steht  fest,  ebenfalls  herrscht  kein  Zweifel  darüber,  daß  die  Mutter  Margrete  hieß  -  -  im  übrigen  wird 
seine  Stammtafel  aber  verschieden  augegeben.  Im  Nanziger  Werke  nennt  er  sich  Nielis  Petri  Tuchonis 
filius  et  Margarete  Ingredis  Cicilie  Osee  Strangonis  Vinningh  genitm,  im  Wiener  Text  dagegen  Nicolai 
Petri  Tuconis  et  Margarete  Christierni  Strangonis  Vinninch  filias.  Während  die  Namen  niännlicher- 
seits  in  den  beiden  Stammtafeln  dieselben  sind,  stimmen  die  auf  weiblicher  Seite  merkwürdig  Avenig 
miteinander  überein:  nur  darin  sind  sie  sich  einig,  daß  sich  das  Geschlecht  der  Mutter  auf  einen 
„  Strange  in  Vindinge-  zurückführen  läßt.  Die  wunderliche  Namenreihe  des  Nanziger  Werkes  faßt 
Storm  als  eine  Angabe  der  Vorfahren  in  aufsteigender  Linie,  zuerst  männlicher-  und  dann  weiblicher- 
seits  auf,  und  daraus  entsteht  folgende  Stammtafel : 

Strange  in  Vindinge 

.-vj  Aase 

Cicilie 
cvj  Tucho 

Petrus 
oo  Ingrid 

Niels 
^  Margrete 

Claudius  Claussan  Swart 

Nach  dem  Wiener  Texte  ist  die  natürlichste  Auffassung  indessen  folgende:  „Sohn  von  Niels, 
Peder  Tygessens  Sohn  und  von  Margarete  Christiern  Strangessens  Tochter  in  Vin- 
dinge-. und  hierbei  sind  wir  stehen  geblieben,  ohne  jedoch  eine  festbegrüudete  Meinung  darüber  zu 
haben,  wie  die  vielen  weiblichen  Namen  des  Nanziger  Textes  verstanden  werden  sollen.  Da  die 
Stammtafel  durchgehends  als  unsicher  zu  bezeichnen  ist.  dürfen  wir  auch  nicht  in  der  Angabe 
von  der  Abstammung  der  Mutter  von  einem  Christiern  Strangess3n  einen  Beweis  dafür  finden,  daß 
Clavus  mütterlicherseits  mit  dem  bekannten  Geschlecht  der  Strangessöhne  verwandt  gewesen  sei 1). 
Diese  adlige  Familie  war  freilich  besonders  in  Jütland  zuhause,  kommt  aber  auch  im  14-  und  15.  Jahr- 
hundert auf  Fünen  vor  (sie  besaß  Güter  in  den  Harden  von  Gudme  und  Vindinge);  wir  haben  jedoch 
in  deren  Stammtafeln  keinen  Christiern  Strangessan  in  Vindinge  gefunden. 

Infolge  des  Wiener  Textes  ist  Claudius  Claussen  Swart  den  14.  September  1388  geboren 
„zwei  Stunden  vor  Sonnenaufgang u,  nach  den  miteinander  übereinstimmenden  Zeugnissen  seiner  beiden 
Werke  in  dem  Dorfe  Sallinge  (Salling  Herred,  Svendborg  Amt)  auf  Fünen.  Seine  Kindheit  fällt  also 
in  die  erste  Blütezeit  der  Kalmar-Union,  und  die  auf  der  Nanziger  Karte  befindlichen  herabsetzenden 
und  höhnischen  Aussprüche  über  die  Hansestädte  (Slauorum  regio  Insidiatrix)  und  die  Preußen  (Per- 
uersa  Prutenorum  nacio  uel  nocio)  müssen  als  das  Ergebnis  der  damaligen  politischen  und  nationalen 
Stimmung  angesehen  werden:  zur  Zeit  der  Königin  Margrete  verursachten  die  Hansestädte  dem  däni- 
schen Reiche  allerhand  Schwierigkeiten,  und  von  1398  bis  1408  waren  die  preußischen  Ritter  im  Besitz 
von  Gotland.  Daß  Clavus,  wie  aus  seinen  Werken  ersichtlich  ist,  die  lateinische  Sprache  vollständig 
beherrschte,  deutet  darauf  hin,  daß  er  eine  literarische,  d.  h.  geistliche  Erziehung  genossen  und  sich 
sogar  in  dem  Kreise  der  römischen  Humanisten  durch  eine  gewisse  Gelehrsamkeit  und  Bildung  einen 


')  Der  bekannteste  Mann  dieser  Familie  war  Niels  Ebbess0n,  welcher  im  Jahre  1340  den  Grafen  Ger- 
hard den  GroCen  in  Randers  ermordete  und  dadurch  sein  Vaterland  befreite. 


200 


Kapitel  IX. 


Platz  hat  erringen  können  [homo  doctus,  achnodum  eruditus  nennt  Poggio  ihn).  Verschiedenes  deutet 
darauf  hin,  daßjschon  iu  seiner  Jugendzeit  die  Grundlage  zu  seinem  Wissen  gelegt  ist,  und  zwar  wahr- 
scheinlich im  Kloster  zu  Sora.  Das  Nanziger  Werk  erwähnt  die  Gräher  der  dänischen  Könige  in  Sora; 
er  hat  Poggio  von  ihnen  erzählt,  hat  ihm  mitgeteilt,  daß  das  Kloster  ein  Cistercienser-Kloster  sei, 
und  ihn  genau  über  dessen  Lage  aufgeklärt;  Poggio  und  den  italienischen  Humanisten  gegenüberhat 
er  schließlich  bestimmt  erklärt  (juravit),  daß  er  daselbst  ein  vollständiges  Exemplar  des  Livius  in  drei 
Bänden  gesehen  habe:  er  hat  selbst  die  Inhaltsangaben  gelesen  (quarum  capita  ipse  legisset)  und  kann 
mitteilen,  daß  die  Handschrift  mit  longobardischen ,  teilweise  aber  auch  mit  gotischen  Buchstaben 
geschrieben  sei.    Hieraus  darf  man  annehmen,  daß  er  seine  Jugend  in  Sora  verbracht,  dort  also  auch 
wahrscheinlich  seine  Erziehung  genossen  hat.    Die  Cistercienser  Mönche  in  Sora  zeichneten  sich  durch 
literarische  Tätigkeit  aus;  hier  wurden  seit  Bischof  Absalons  Zeit  Annalen  abgefaßt1),  hier  lebte  im 
15.  Jahrhundert  der  bekannte  Bruder  Niels,  der  Verfasser  einer  Reimchronik,  und  zu  des  Klosters 
eigener  Geschichte  haben  die  Mönche  wertvolle  Sammlungen  hinterlassen 2).    Clavus  kann  hier  also 
weitergehende  Interessen  und  Impulse  erlangt  haben,  die  ihn  über  die  in  engen  Grenzen  gehaltenen 
geistlichen  Bande  hinausführten.    Aber  das  stille  Klosterleben  mit  seinem  Zwang  hat  sicherlich  nicht 
die  genügende  Anziehungskraft  für  ihn  gehabt.    P  o  g  g  i  o  s  Briefe  schildern  ihn  als  einen  homo  ingenio 
acuto;  sed  inconstans,  als  vir  vagus  et  inconstans,  und  vermutlich  sind  unruhiges  Blut,  Lust  zu  Aben- 
teuern und  Drang  zum  Reisen  die  Triebfedern  gewesen,  die  ihn  zu  dem  umherstreifenden  Leben  der 
wandernden  Gelehrten  veranlaßten :  peragravit  magnam  partem  Orbis  sagt  Poggio.  Wahrscheinlich 
hat  er,  wie  Storm  nachweist,  Dänemark  schon  1412 — 13,  also  etwa  25  Jahre  alt,  verlassen,  und  ist 
von  da  an  in"  Europa  umhergeschweift,  bis  er  im  Winter  1423 — 24  in  Rom  auftaucht.    Die  Männer, 
mit  denen  er  hier  in  Berührung  kam,  Männer  wie  Kardinal  Orsini  und  der  päpstliche  Sekretär 
Francesco  Poggio  (Bracciolini)  waren  eifrige,  von  Begeisterung  fürs  klassische  Altertum  ergrif- 
fene Humanisten.    Unermüdlich  waren  sie  in  der  Erforschung  der  Schätze  aus  dem  Altertum,  und  es 
ist  gewiß  keinem  Zweifel  unterworfen,  daß  die  Mitteilung  von  dem  Vorhandensein  eines  vollständigen 
Livius  in  Sora  dem  Clavus  Ansehen  in  ihren  Kreisen  verschafft  hat. 

In  Rom  oder  in  Pirenze  muß  ersieh  nun  also  mit  Ptolemäus'  Geographie  bekannt  gemacht 
haben,  eine  Bekanntschaft,  die  für  ihn  von  der  größten  Bedeutung  wurde  und  seinem  unruhigen  Leben 
ein  bestimmtes  Ziel  gab.  In  Pirenze  wirkte  der  Byzantiner  Manuel  Chrysoloras  als  Lehrer 
im  Griechischen;  einer  seiner  Schüler,  der  Florentiner  Jacobus  Angelus  (Giacomo  d'Angelo 
da  Scarparia)  übersetzte  Ptolemäus'  Geographie  ins  Lateinische.  Die  Ubersetzung  ward  1409 
vollendet  und  dem  Papst  Alexander  V  gewidmet.  Zu  dieser  Ubersetzung  zeichnete  der  Florentiner 
Francesco  di  Lapacino  die  Karten  nach  den  griechischen  Karten  und  übersetzte  deren  Legenden 
ins  Lateinische.  Das  Interesse  für  die  Geographie  war  also  gerade  um  die  Zeit,  als  Clavus  nach  Italien 
kam,  dort  wachgerufen  und  es  ist  natürlich,  daß  man  sich  an  den  weitbereisten  gelehrten  Nordländer 
wandte,  um  genauere  Aufschlüsse  über  den  Norden,  als  Ptolemäus  sie  gegeben  hatte,  einzuholen; 
schon  die  von  italienischen  Seefahrern  und  Reisenden  früher  eingeholten  Nachrichten  über  den  hohen 
Norden,  welche  den  Kompaßkarten  zugrunde  liegen,  mußten  es  ja  den  Gelehrten  Italiens  einleuchtend 
machen,  daß  das  Weltbild  des  Ptolemäus  mit  Bezug  auf  den  Norden  bedeutend  erweitert  werden 
konnte3).  Indem  er  auf  der  von  Ptolemäus  gegebenen  Grundlage  stehen  blieb,  dagegen  die  Kompaß- 
karten verwarf,  gab  Clavus,  gestützt  auf  sein  eigenes  Wissen  und  auf  ein  Verzeichnis  von  Reiserouten, 
deren  Brauchbarkeit  er  auf  seinen  Reisen  zu  würdigen  gelernt  hatte,  den  italienischen  Gelehrten  eine 
Karte   mit   zugehörigem  Texte   über  die  Nordlande.    Besonders  verweilte  er  bei  dem,  was  für  die 

')  Annales  Sorani  1202 — 31,  von  verschiedenen  Mönchen  bis  zum  Jahre  1347  fortgesetzt,  hinten  in  der  Justinus- 
Handschrift  des  Bischof  Absalon  eingetragen  (vgl.  S.197 — 98,  Note  4),  gedruckt  in  Scviptoves  verum  Danicarum  V,  456 — 58. 

2)  Namentlich  Liber  donationum  Sorensis,  gedruckt  in  Scriptores  verum  Danicarum  IV,  463 — 531  (vgl.  auch 
Monumenta  Sorana  varia  daselbst  S.  531—75). 

3)  Im  Cod.  Harleian.  (Brit.  Mus.)  3686  findet  man  eine  Abschrift  von  Ptolemäus'  Geographie  von  der  Mitte 
des  15.  Jahrb.,  wo  die  Ptolemäischen  Karten  durch  eine  Menge  von  Kopien  von  Kompaßkarten  ersetzt  worden  sind. 


Clavus  selbst  und  seine  Bedeutuno-. 


201 


italienischen  Geistlichen  von  Interesse  sein  konnte:  Aufschlüsse  über  Klöster.  Heilige,  Religionsverhält- 
nisse  (Britani  anylicati  apostate,  Carcli  infideles,  sanctus  Olans  rex  et  martyr  debellabat  fratrem  suum 
■infidelem  uisibili  adiutorio  dei  quod  oculis  uidisse  fauet).  Diese  seine  erste  Arbeit,  von  der  es  Kardinal 
Fillastre  durch  seine  klerikalen  Verbindungen  gelang,  eine  Abschrift  zu  erhalten,  war  die  erste 
auf  wissenschaftlicher  Grundlage  begründete  Erweiterung  von  Ptolemäus'  Geo- 
graph i  e. 

Wie  lange  Clavus  in  Italien  blieb,  ist  unbekannt;  aus  Poggios  Brief  vom  4.  Mai  14.">4  geht 
jedoch  hervor,  daß  er  damals  längst  mit  seinen  italienischen  Freunden  außer  Verbindung  geraten  war. 
Es  kann  deshalb  ziemlich  sicher  angenommen  werden,  daß  er  bald  nach  1424  Italien  verließ.  Seine 
Gedanken  hatten  jetzt  eine  bestimmte  Richtung  eingeschlagen,  sein  Interesse  für  eine  Aufgabe,  deren 
Lösung  mit  seinem  Reisedrange  und  seiner  Abenteuerlust  übereinstimmte,  war  geweckt  und  in  dem 
klaren  Bewußtsein  der  Mangelhaftigkeit  seiner  ersten  Arbeit  beschloß  er  eine  neue  und  bessere  Karte 
über  den  hohen  Norden  auszuarbeiten.  Mit  diesem  Zweck  vor  Augen  zog  er  gen  Norden  heimwärts. 
Möglicherweise  ist  er  in  seinem  Vorsatze  durch  die  Aufforderung  des  dänischen  Königs  Erich  des 
Pommer  bestärkt  worden;  dieser  war  1424  in  Venezia,  und  die  beiden  Männer  können  dort  zusammen- 
getroffen sein.  Mit  Abschriften  von  Ptolemäus'  Nordlandsbeschreibung  und  Karten,  vielleicht  sogar 
mit  Kopien  von  italienischen  Seekarten  ausgerüstet,  begab  er  sich  auf  die  Reise,  deren  Resultat  die 
Abfassung  des  Originals  der  A-Karten  mit  dem  dazugehörigen  Wiener  Texte  wurde.  Über  den 
Umfang  und  die  xYusdelmung  dieser  Reise  können  wir  uns  mit  Hilfe  des  kartographischen  Resultates 
einen  Begriff  bilden.  Er  ist  durch  Lübeck  und  vielleicht  durch  mehrere  naheliegende  Hafenstädte 
gekommen  und  hat  auch  die  dänischen  Inseln  besucht.  Er  ist  übers  Kattegat  und  längs  der  West- 
küste von  Norwegen  bis  Trondhjem  gesegelt;  wahrscheinlich  direkt,  nicht  über  Island,  ist  er  nach 
Grönland  gezogen  und  hat  die  Küsten  dieses  Landes  umsegelt  und  erforscht.  Nach  der  Heimkehr  hat 
er  dann  die  neue  Nordlandskarte  gezeichnet  —  wieder  eine  dazugehörige  Beschreibung  beifügend  — 
indem  er  die  auf  der  Reise  errungenen  Erfahrungen  und  die  genauere  Kenntnis  der  nordischen  Quellen 
anwandte,  sich  jedoch  immer,  soweit  möglich,  genau  an  Ptolemäus  betreffs  der  Küstenlinien  und 
Darstellungsform  haltend.  Hiermit  verschwindet  er  aus  unserem  Gesichtskreise.  Von  seinem  Todesjahre 
weiß  man  nichts.  In  nordischen  Diplomen  oder  ähnlichen  Quellen  wird  er  kaum  genannt;  es  kommen 
allerdings  recht  häufig  Namen  wie  Claus  S w a r t  und  Nicolaus  Fyenbo  vor ;  keiner  von  diesen 
kann  aber  mit  unserem  Verfasser  identifiziert  werden.  Das  Interesse  für  ihn  und  sein  Werk  ist  jeden- 
falls nicht  groß  gewesen;  es  fehlten  gewiß  auch  in  seinem  Vaterlande  die  zum  Verständnisse  der 
gelehrteu  Arbeit  nötigen  Vorkenntnisse.  Das  Werk  ist,  so  viel  sich  erkennen  läßt,  ohne  weitere  Spuren 
in  seinem  Vaterlande  zu  hinterlassen,  verloren  gegangen,  denn  was  die  dänischen  Gelehrten  des  16-  und 
17.  Jahrhunderts,  wie  Ly schander  und  Pontanus,  wußten,  verdanken  sie,  wie  schon  früher  bemerkt 
(S.  02 — 63).  einzig  und  allein  ihrer  Kenntnis  von  Friedliebs  Auszug.  Nur  die  Abschriften  und 
Kopien,  die  nach  und  nach  südwärts  in  die  Hände  der  Gelehrten  fremder  Länder  gelangten,  haben  in 
der  Geschichte  der  Geographie  Spuren  hinterlassen,  seinen  Namen  vor  der  Vergessenheit  gesichert  und 
sein  Werk  vom  Untergang  gerettet. 

Was  Clavus  zum  Geographen  machte,  war  sicherlich  der  durchaus  zufällige  Umstand,  daß  er 
gerade  zu  der  Zeit  nach  Italien  kam,  da  das  geographische  Studium  durch  die  Bekanntschaft  mit  der 
Literatur  des  Altertums  zum  Leben  erweckt  wurde,  und  daß  er  ZiTtritt  zu  den  humanistischen  Kreisen 
erlangte.  Waren  es  auch  nur  Zufälle,  die  ihn  auf  die  Bahn  der  geographischen  Wissenschaft  führten, 
so  ist  er  auf  diesem  Gebiete  als  die  erwachende  Renaissance  zu  bezeichnen.  Er  ist  ja  unseres  Wissens 
der  erste  moderne  Geograph,  der  die  von  den  Klassikern  festgestellte  wissenschaftliche  Methode  ver- 
folgt und  der  ein  neues  Glied  von  wesentlicher  Bedeutung  dem  vom  Altertume  geschaffenen  Weltbilde 
hinzufügt,  und  der  sich  dadurch  über  das  Niveau  der  eigentlichen  mittelalterlichen  Verfasser  erhebt. 
Es  ging  ihm  aber  wie  so  vielen  andern,  die  den  mächtigen  wissenschaftlichen  Arbeiten  des  Altertums 
gegenübergestellt  wurden,  er  wurde  überwältigt,  geblendet,  und  anstatt  daß  dieselben  seine  Originalität 
wachrufen  und  ihn  anspornen  sollten,  wurde  er  in  Form  und  Darstellung  ein  Nachahmer  und  im 
Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  26 


202 


Kapitel  IX. 


realen  Inhalt  ein  dem  Autoritätsglauben  ergebener  Mann.  Nur  an  einer  einzigen  Stelle,  da  wo  die  Rede 
von  der  Begrenzung  der  bewohnten  Welt  ist,  wagt  er  eine  Meinung  zu  äußern,  die  ihn  in  Opposition 
zu  den  Alten  (autores  prisci)  bringt.  Sonst  stützt  er  sich  überall,  wo  es  nur  überhaupt  möglich  ist, 
auf  Ptolemäus'  Geographie.  Vielleicht  ist  es  nur  Mangel  an  besserer  Erkenntnis,  die  ihn  an  deren 
verdrehtem  Bilde  von  England  und  Jütland  festhalten  und  die  wirklich  gute  Darstellung  dieser  Länder 
auf  den  Kompaßkarten  verwerfen  läßt;  an  andern  Stellen  bringt  die  Abhängigkeit  ihn  hinwiederum 
in  den  lächerlichsten  Widerspruch  mit  sich  selbst,  wenn  er  z.  B.  Thüle  zu  einer  Insel  bei  Norwegen 
macht,  das  doch  für  eine  Insel  nicht  angesehen  werden  darf,  oder  wenn  er  sein  ursprüngliches,  leidlich 
gutes  Bild  von  der  skandinavischen  Halbinsel  zerstört,  weil  es  ihm  klar  wird,  daß  Trondhjem  zu  weit 
nördlich  geraten  ist,  wenn  er  Norwegen  so  zeichnet,  wie  dies  seiner  Meinung  nach  aussehen  soll.  Die 
Abhängigkeit  von  dem  großen  Vorbilde  war  indessen  für  Clavus  sozusagen  eine  Naturnotwendigkeit. 
Nur  Ptolemäus  konnte  ihm  eine  Basis  für  die  Gradierung  der  Nordlandskarte  geben;  ohne  mathe- 
matische Kenntnisse  weiteren  Umfanges,  ohne  Fähigkeiten  selbständige  Höhenobservationen  zu  machen, 
schließlich  ohne  Kompaß,  war  er  also,  wenn  er  Ptolemäus'  Karte  verwarf,  einfach  hilflos.  Selbst 
wenn  er  Zweifel  über  deren  Tadellosigkeit  hegen  sollte,  ist  er  außerstande  gewesen,  sie  von  Grund  aus 
zu  korrigieren,  und  ist  es  ihm  ganz  unmöglich  gewesen,  mit  Hilfe  eigener  Erfahrungen  und  eigenen 
Wissens  ein  neues  Fundament  zu  legen. 

Das  kritiklose  Festhalten  am  klassischen  Vorbilde  ist  also  der  eine  Hauptzug  in  Clavus'  Ver- 
fasser-Physiognomie. Der  zweite  ist  eine  gewisse  Nüchternheit  in  der  Auffassung,  die  sicherlich  in 
Ptolemäus'  Schule  entwickelt  ist,  und  die  sich  ganz  besonders  im  späteren  Werke  geltend  macht. 
Bei  dem  unruhigen,  umher  streif  enden  Gelehrten,  welcher  durch  Abenteuerlust  in  der  Welt  umherkam, 
konnte  man  wohl  den  naiven  Erzählungsdraug  des  Mittelalters,  gepaart  mit  Vorliebe  für  fabelhafte 
Ausschmückung  und  Lust  zur  Prahlerei  zu  finden  erwarten.  Aber  auch  hier  bezeichnet  Clavus  in 
gewisser  Weise  eine  neue  Zeit.  Freilich  huldigt  er  in  vielem  dem  Aberglauben  seiner  Zeit  und  vergißt 
weder  -den  Höllenpeinsee "  zu  nennen,  noch  des  allen  sichtbaren  Luftgeistes  zu  erwähnen;  er  glaubt 
an  die  Fabel  von  der  Behaartheit  der  Lappen,  übertreibt  den  kleinen  Wuchs  der  Eskimos  sehr  und 
füllt  vielleicht  Norwegen  mit  mythologischen  Namen.  An  andern  Punkten  tritt  dann  aber  wieder 
eine  mehr  nüchterne  Betrachtung  hervor.  Er  gibt  mit  Entschlossenheit  einige  der  in  seinem  ersten 
Werke  auftretenden  fabelhaften  Völkerschaften  im  hohen  Norden  auf  und  beschränkt  sich  auf  diejenigen, 
für  deren  wirkliche  Existenz  seine  späteren  Reisen  Bürgschaft  leisteten.  Nüchtern  und  ehrlich  ist  seine 
Auffassung  von  Ost-Grönland  als  dem  unzugänglichen  und  nach  Norden  zu  unbekannten  Lande,  und 
sein  Schweigen  in  dem  jüngeren  Werke  über  die  von  den  Isländern  angenommene  Festlandsverbindung 
zwischen  Grönland  und  Rußland  zeigt,  daß  seine  persönlichen  Erfahrungen  über  die  Verhältnisse  an 
den  Küsten  des  Eismeeres  ihn  dazu  gebracht  haben,  sich  dieser  früher  von  ihm  selbst  gehuldigten 
Hypothese  skeptisch  gegenüber  zu  stellen.  Wenn  es  nicht  gerade  Ptolemäus  gilt,  so  fehlt  ihm  also 
die  Kritik  durchaus  nicht.  Überhaupt  ist  das  ganze  Bild  von  Grönland,  welches  das  jüngere  Werk  in 
so  hübscher  Weise  vor  dem  älteren  hervorhebt,  der  beste  Beweis  seiner  nüchternen  Auffassung  und  seiner 
ehrlichen  Darstellung.  An  den  Stellen,  wo  er  seine  eigene  Person  als  Gewährsmann  auftreten  läßt, 
haben  wir  fast  immer  einräumen  müssen,  daß  er  sowohl  die  Wahrheit  redete,  als  auch  daß  er  sich  als 
wohlunterrichtet  zeigte.  Wenn  er  zu  seinen  wichtigsten  Quellen  ein  praktisches  Reisebuch  und  die 
alten  Segelanweisungen  erwählte,  war  seine  Wahl  in  der  Tat  die  allerbeste  und  beweist,  daß  er  auch 
hierin  die  Sache  praktisch  und  richtig  angegriffen  hat.  Daß  er  auf  diese  Weise  verschiedene  Lokalitäten 
wie  die  Bären-  und  die  „  Fraueninsel B ,  die  in  die  sagenhaften  Regionen  gehören,  mit  aufnahm,  tut 
weniger  zur  Sache;  sich  von  deren  Nicht-Existenz  zu  überzeugen,  war  er  außerstande,  und  es  blieb  ihm 
dann  nichts  anderes  übrig,  als  den  Quellen  zu  folgen. 

Die  trockne  schematische  Darstellungsform  war  dem  natürlich,  für  welchen  die  Karte  die 
Hauptsache  und  der  Text  nur  eine  Art  von  erklärendem  Begleitschreiben  war.  Wir  haben  immer 
wieder  Zeichen  und  Beweise  dafür  hervorgesucht,  daß  die  Texte  des  Clavus  auf  Grundlage  der  schon 
gezeichneten  Karten  entstanden  sind.    Er  hat  damit  angefangen,  seinen  Kartenplan  zu  gradieren,  hat 


Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


203 


dann  auf  diesem  die  Punkte  für  die  Ptolemäischen  Ortsbestimmungen  eingetragen  und  auf  diesem  SkeM  te. 
das  aus  den  Hauptbestimmungen  für  Jütland,  die  Sü'lküste  der  Ostsee.  Seeland  und  Thüle  bestand, 
hat  er  darauf  seiue  aus  dem  Reisebuche  und  aus  eigener  Erfahrung  entnommenen  Namen  hinzu- 
gefügt, und  dann  hat  er  aus  freier  Hand  weiter  gezeichnet,  Schweden,  Norwegen  und  Gotland,  vielleicht 
ganz  unbewußt  etwas  von  den  südeuropäischen  Kartenbildern  wie  von  denen  des  Marino  Sanuto 
beeinflußt,  in  der  Hauptsache  aber  seinem  eigenen  Kopfe  und  seinem  eigenen  mangelhaften  und  lücken- 
haften Wissen  folgend.  Nur  einen  einzigen  Punkt  auf  der  ganzen  skandinavischen  Halbinsel  hat 
Clavus  auf  seiner  jüngern  Karte  vorderhand  in  das  Gradnetz  hineinlegen  können,  nämlich  Trondhjem, 
alles  andre  ist  nach  eigenem  und  bestem  Gutdünken  ausgeführte  Arbeit  aus  freier  Hand.  Wenn  die 
skandinavische  Halbinsel  erst  gezeichnet  war,  gaben  die  mehr  oder  minder  detaillierten  Segelanweisungen 
Grönlands  und  Islands  südlichste  Punkte  an,  und  nun  fehlten  nur  geringe  Einzelheiten.  In  wie  hohem 
Grade  seine  Karte  eine  Arbeit  aus  freier  Hand  war,  das  zeigt  ein  Vergleich  zwischen  den  einander  ent- 
sprechenden Ortsbestimmungen  im  älteren  und  jüngeren  Werke.  58  der  in  den  beiden  befindlichen 
Lokalitäten  gibt  es,  die  mit  Bestimmtheit  identifiziert  werden  können  und  deren  Breiten  und  Längen 
in  unveränderter  Gestalt  auf  uns  gekommen  zu  sein  scheinen;  unter  diesen  116  Bestimmungen  sind 
aber  nur  9,  die  in  den  beiden  Werken  zusammenfallen,  und  diese  9  sind  bald  Längen,  bald  Breiten, 
und  zwar  sind  sie  über  den  ganzen  Norden  zerstreut.  Wenn  die  Zahlen  im  älteren  und  jüngeren 
Werke  übereinstimmen,  so  ist  dies  also  eiu  reiner  Zufall,  der  hie  und  da  natürlich  vorkommt,  weil  die 
Werke  sich  im  großen  uud  ganzen  ähneln,  denselben  Verfasser  haben  und  ungefähr  auf  derselben  Grund- 
läge  aufgebaut  siud.  Wenn  dagegen  die  Längen  und  Breiten  auf  einer  von  Clavus'  Karten  und  in 
dem  dazugehörigen  Texte  nicht  übereinstimmen,  so  ist  ein  Fehler  vorhanden,  welcher  Art  er  auch  sei; 
denn  durchs  Ausziehen  aus  den  Karten  sind  die  Texte  entstanden. 

Der  beste  Beweis  dafür,  daß  Clavus  die  Texte  mit  seinen  Karten  vor  Augen  gemacht  hat,  ist, 
daß  die  Texte  sich  nur  schlecht  verstehen  und  übersetzen  lasseu,  wenn  man  nicht  immer  die  ent- 
sprechenden Karten  vor  sich  hat  und  Text  mit  Karte  vergleicht.  Erst  dann  begreift  man  die  in  mathe- 
matischer und  geographischer  Beziehung  unbeholfenen,  naiven,  ja  geradezu  kindlichen  Wendungen, 
welche  Clavus  benutzt;  gleichzeitig  ersieht  man  aber,  daß  er  sich  furchtbar  angestrengt  hat,  um  genau 
dasjenige  zu  sagen,  was  er  sagen  wollte,  und  daß  seine  Sprache  trotz  ihrer  Naivität  und  trotz  ihres 
Mangels  an  Fachwörtern  dennoch  ausreicht,  um  sich  verständlich  zu  machen. 

In  einer  Beziehung  spürt  man  indessen  in  den  Texten  einen  Hang  zum  Verbessern  der  Karten. 
Es  läßt  sich  nämlich  feststellen,  daß  in  beiden  Werken  die  Ortsnamen  auf  der  Karte  meistens  anders 
buchstabiert  sind  als  im  Texte.  Es  kommt  z.  B.  öfters  vor,  daß  man  im  Wiener  Texte  die  landes- 
übliche, auf  den  A-Karten  aber  die  latinisierte  Form  findet  (z.  B.  Farreea,  Leodese.  Seeland,  Ko  ghe, 
Stauanger,  Bergen,  Erichshauu,  Hayldhland,  0sterghgdhengh,  Uestgeclhengh  und  Sznderg^dhin  im  Wiener 
Texte  gegen  Ferensis,  Lodosia,  Sielandia,  Cauga,  Stauangerensis,  Bergensis,  Erici  portus,  Hallaudia,  Gottia 
orientalis,  occidentalis  und  meridionalis  auf  den  A-Karten);  im  Nanziger  Werke  werden  sehr  oft  die 
Namen  auf  der  Karte  einfacher  geschrieben  als  im  Texte  (z.  B.  Uiburgh,  Slesuigh,  Aoslo,  Helsingborgh, 
Kalmarn,  0resundh,  Tunsbergh  im  Texte  gegen  Wiburg.  Slesuig,  Oslo,  Heisingborg,  Kalmar,  j?reson, 
Tunsberg);  die  Ausnahme  01andh  auf  der  Karte  gegen  £land  im  Texte  deutet  darauf,  daß  Platzmaugel  auf 
der  Karte  eine  Rolle  gespielt  hat.  Im  jüngeren  Werke  läßt  sich  diese  mehr  komplizierte  Buchstabierung 
im  Texte  an  vielen  Stellen  nachweisen;  die  Ausnahmen  sind  aber  sehr  häufig;  meistens  ist  die  Uber- 
lieferung so  schlecht,  daß  sich  derartige  Unterschiede  nicht  sicher  feststellen  lassen.  Sicher  ist  aber, 
daß  in  keinem  seiner  Werke  Clavus  die  Ortsnamen  auf  seinen  Karten  im  Texte  genau  wiedergibt; 
vielmehr  ist  er,  was  Sprache  und  Orthographie  betrifft,  geneigt,  einen  und  denselben  Namen  stark 
zu  variieren. 

Natürlich  ist  der  Wert,  den  Clavus'  Arbeiten  über  den  hohen  Norden  haben,  sehr  relativ.  Mit 
dem  Maßstabe  späterer  Zeiten  gemessen  ist  er  nur  gering,  mit  dem  seiner  eigenen  oder  der  bald  auf 
ihn  folgenden  ist  er  bedeutend.  Das  Grönlandsbild,  das  erste,  das  überhaupt  innerhalb  der  karto- 
graphischen Literatur  erschien,  hat  ja  wiederholt  bei  den  modernen  Schriftstellern  Bewunderung  erregt: 

26* 


204 


Kapitel  IX. 


das  Bild  der  dänischen  Inseln  ist  ;iber  im  Grunde  nicht  weniger  gut.  Seeland  und  teilweise  Fünen 
sind  in  dem  jüngeren  Werke  sogar  besser  gezeichnet  als  auf  den  gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
entstandenen  nordischen  Karten.  Wir  können  deutlich  deu  Isefjord,  die  Kyge-  und  die  Prajsta-Bucht 
nachweiseu,  sowie  die  Vorsprüuge  bei  Kalleliave,  Agerse  und  Sjadlands  Odde,  welche  Punkte  Seeland 
charakterisieren:  auch  der  tiefe  Odensefjord  und  die  Halbinsel  Hindsholm,  die  bei  Fünen  so  deutlich 
in  die  Augen  fallen,  sind  zu  erkennen.  Jütlands,  Füuens  und  Seelands  korrekte  Lage  zu  einander, 
sowie  die  richtig  angebrachten  Inseln  Taasinge,  Laugeland  und  Laaland  stützen  die  richtigen  Einzel- 
heiten dergestalt,  daß  das  Totalbild  ein  durchaus  günstiges  werden  würde,  wenn  nicht  die  Haupt- 
richtung  des  0resunds  falsch,  und  Falster  und  Meen  verkehrt  gelegt  wordeu  wäre.  Trotzdem  sind 
mit  Bezug  auf  die  dänischen  Inseln  sowohl  das  Hauptresultat  als  auch  die  Einzelheiten  besser  als  auf 
den  Karten  von  Nicolaus  Cnsanus  (1491),  Jacob  Ziegler  (1532),  Olaus  Magnus  (1539)  und 
Sebastian  Münster  (1514);  ja  sogar  auf  Karten,  wie  die  von  Tramezini  1558  und  Camocius 
(1562)  in  Venedig  herausgegebenen,  oder  wie  die  von  Marcus  Jordanus  1585  bei  Braun  erschie- 
nenen steht  Fünens  und  namentlich  Seelands  Konfiguration  vor  den  A-Karten  zurück. 

Daß  übrigens  die  Darstellung  Dänemarks  durch  das  klassische  Zerrbild  Jütlands  und  durch 
die  oft  ganz  verkehrte  Anbringung  der  jütischen  Städte  —  die  Städte  auf  Fünen  und  Seeland  liegen 
alle  richtig  —  verunstaltet  wird,  darauf  haben  wir  öfter  aufmerksam  gemacht.  Dagegen  muß  hervor- 
gehoben werden,  daß  in  dem  neueren  Werke  an  der  Küste  von  Halland  und  Norwegen  Verbesserungen 
gemacht  sind,  indem  Oslo  und  Hamar  nach  Norwegen  verlegt  wurden,  während  das  Nanziger  Werk 
die  beiden  Orter  verkehrterweise  zu  Halland  rechnet.  Trotzdem  gehört  die  Küste  von  Heisingborg  bis 
Lister  zu  denen,  wo  Clavus'  Wissen  versagt;  in  der  Gesamtheit  ist  sie  nicht  besser  als  die  schwe- 
dische Küste  von  Ahus  bis  Stockholm.  Trotz  der  verkehrten  Hauptrichtung  ist  die  Küste  von  Lister 
bis  Trondhjem  besser. 

Überhaupt  sind  es,  mit  Ausnahme  von  Grönland,  die  südwestlichen  Teile  der  Karte,  wo  man 
die  Lichtseiten  von  Clavus'  Arbeiten  suchen  muß:  also  die  Gegenden,  über  die  seine  geographischen 
Kenntnisse  so  weit  reichen,  daß  er  wirklich  Wertvolles  hat  liefern  können.  Dagegen  muß  es  als  eine 
ausgemachte  Tatsache  betrachtet  werden,  daß  er  von  allem,  was  nördlich  von  Stockholm,  westlich  von 
Gotland  und  nördlich  von  Trondhjem  liegt,  nur  einige  Volksnamen  und  die  wichtigsten  Städtenamen 
kennt  und  im  übrigen,  hilflos  wie  ein  Kind,  weitertastet.  Und  doch  hat  sein  erneuter  Aufenthalt  in  Nor- 
wegen ihm  eine  gewisse  Kenntnis  über  diese  Gegenden  verliehen.  Er  muß  erfahren  haben,  daß  Dalarne, 
Jemtlaud,  Angermanland,  Vermland  und  Finland  nicht,  wie  er  früher  meinte,  Küstenländer  längs  des 
Eismeeres  seien;  er  muß  ebenfalls  darüber  belehrt  sein,  daß  der  Auslauf  des  Venern  sich  nicht  ins 
Eismeer,  sondern  ins  Kattegat  ergieße ;  wie  sich  das  Ganze  aber  im  Grunde  verhält,  darüber  ist  er  sich 
nicht  klar.  Der  Auslauf  des  Venern  wird  in  den  Norden  von  Oslo  verlegt;  die  Bottnischen  und 
Finnischen  Meerbusen  sind  gar  nicht  vorhanden  Angermanland,  Vermland,  Jemtland  und  Finland 
werden  in  einen  Halbkreis  als  die  nördlichsten  norwegisch-schwedischen  Länder  angebracht,  indem  sie 
durch  den  langen  Meeresarm  von  dem  Lande  der  Finulappen  und  der  wilden  Lappen  getrennt  sind. 
Die  schwedischen  Seen  Vettern  und  Mälaren  treten  immer  noch  als  ein  einziger  auf,  und  die  Städte 
des  schwedischen  Binnenlandes  werden  sowohl  in  dem  jüngern  als  in  dem  ältern  Werke  ganz  auf  gut 
Glück  irgendwo  angebracht.  Ein  gemeinsamer  Fehler  für  beide  ist  auch  die  Unwissenheit  über  das 
Faktum,  daß  Schweden  bei  Lödöse  bis  an  die  Küste  des  Kattegat  reicht. 

Wie  begrenzt,  ja  mangelhaft  Clavus'  Kenntnisse  über  die  nordische  Geographie  und  Ge- 
schichte sind,  wie  unsicher  und  unklar  sein  Wissen  über  verschiedene  Verhältnisse  im  ganzen  ist,  davon 
haben  wir  wiederholt  Beispiele  angeführt.  Wir  haben  auf  das  verkehrte  Anbringen  der  Städte  zu  ein- 
ander und  auf  ihre  verkehrte  Lage  im  Verhältnis  zu  den  Grenzen  der  Länder  und  Landschaften  auf- 
merksam gemacht;  wir  haben  nachgewiesen,  wie  oft  er  Stadt  als  Insel  und  Halbiusel  als  Meerbusen 
auffaßt.  Neben  verschiedenen  richtigen  Bemerkungen  und  Beobachtungen  kommen  ja  auch  Ungenauig- 
keiten  und  Verkehrtheiten  vor,  die  von  sehr  mangelhaftem  Wissen  zeugen.  Der  Nanziger  Text  giebt 
die  durchaus  uuhistorische  Sage  über  Olaf  den  Heiligen  wieder,  der  mit  seinem  ungläubigen  Bruder 

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Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


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Harald  bei  Sununershaun  kämpfte;  der  Wiener  Text  enthält  eine  Notiz  über  die  Machtentfaltung 
Lübecks  im  Jahre  1240,  die,  wie  es  scheint,  auf  einem  wunderbaren  Mißverständnis  oder  einer  groben 
Unwissenheit  über  die  wirklichen  Verhältnisse  beruhte.  Die  Auffassung  der  beinahe  das  ganze  Jahr 
hindurch  mit  Eis  belegten  Meerstraßen  zwischen  den  Inseln  Norwegens  und  dem  Festlande,  sowie  die 
von  dem  in  demselben  Zustande  befindlichen  Meeresarme  zwischen  Skandinavien  und  Lappland  stimmen 
keineswegs  mit  den  wirklichen  Verhältnissen  in  Norwegen  überein.  Die  Bemerkung  über  Man  de  vi  lies 
angebliche  Reise  zeigt  schließlich,  daß  Clavus  nicht  der  Mann  war,  Probleme  scharf  zu  durchdenken. 

Während  man  sicher  zu  der  Erkenntnis  gelangt,  daß  die  jüngere  Karte  große  und  unbestreit- 
bare Vorzüge  vor  der  ältern  hat,  könnte  es  wohl  zweifelhaft  sein,  welchem  der  beiden  Texte  man  den 
Vorzug  zu  erteilen  hätte.  Der  Namenvorrat  ist  in  beiden  Werken  ungefähr  gleich  vollständig;  denn 
die  Namen,  welche  dem  jüngeren  Ubergewicht  geben  könnten,  haben  sich  als  nicht  wirkliche  Orts- 
namen, sondern  als  selbstgemachte  erwiesen;  sie  dienen  also  nur  dazu,  irre  zu  leiten  und  ihr  geogra- 
phischer Wert  ist  somit  gleich  Null  oder  gar  als  negativ  zu  betrachten,  umsomehr,  als  Ynesegh  im 
nördlichen  Norwegen,  das  ohne  Zweifel  zu  dem  norwegiseh-gotländischen  Benennungssystem  gehört, 
ganz  unerlaubterweise  als  Marktplatz  bezeichnet  wird.  Es  ist  sehr  gut  möglich,  daß  ein  moderner  Leser 
den  Nanziger  Text  am  ansprechendsten  finden  wird.  Die  Form  ist  abgerundeter,  die  strenge  Durch- 
führung der  lateinischen  Sprache  giebt  eine  Einheit,  welche  dem  aus  verschiedenen  Sprachen  zusammen- 
geflickten Texte  des  jüngeren  Werkes  ganz  fehlt.  Letzterer  ist  wiederum  in  andrer  Beziehung  nicht 
ohne  Interesse,  indem  er,  auch  in  der  Schreibweise  der  Ortsnamen,  vielmehr  als  das  ältere  Werk,  die 
damalige  Umgangssprache  wiedergiebt.  Der  Nanziger  Text  dürfte  vielleicht  als  eine  politisch-topogra- 
phische Beschreibung  in  moderner  Bedeutung  charakterisiert  werden.  Die  nordischen  Länder  werden  nach 
politischen  Einheiten  geteilt,  ihre  Hauptnamen  angeführt,  ihre  gegenseitige  Abgrenzung  wird  gezeigt, 
die  sie  umgebenden  Meere  werden  genannt,  die  einzelnen  Teile  des  Landes  werden  in  einer  in  sich 
abgeschlossenen  Beschreibung  durchgegangen.  Alles  in  allem  gibt  er  einem  FremdeD  einen  keines- 
wegs ungeschickten  Begriff  über  die  geographischen  Verhältnisse  der  Nordlande. 

Mit  dem  Wiener  Texte  steht  es  anders.  Dieser  trägt  weit  mehr  das  Gepräge,  als  Begleit- 
schreiben einer  Karte  entstanden  zu  sein,  hervorgegangen  aus  dem  Bedürfnis  des  praktischen  Lebens 
und,  wie  auch  natürlich,  aus  der  persönlichen  Kenntnis  des  Verfassers  von  den  Nordlanden.  Charak- 
teristisch ist  hier  der  Eifer,  alle  solche  Aufklärungen  zu  liefern,  welche  Seefahrern  und  Kaufleuten 
dienen  könnten.  Der  Verfasser  notiert  sorgfältig  die  Städte  mit  großen  und  guten  Eäfen,  hebt 
Bergen  als  Stapelplatz  für  Norwegen,  Hamburg  und  Lübeck  als  freie  Reichsstädte  und  Falsterbo 
als  Marktplatz  hervor;  er  erwähnt  Trindel  bei  La3S0  als  besonders  gefährlich  für  Schiffe,  und  nennt 
das  Riff  bei  Falsterbo:  er  führt  an.  daß  sich  bei  Island  und  Grönland  Inseln  (Ska?rgaarde)  befinden, 
die  den  Schiffen  sichern  Schutz  gewähren;  er  nennt  Punkte,  die  wie  Mgen  als  Seezeichen  von  Bedeu- 
tung sein  könnten,  und  hebt  Landzungen  und  Inseln  hervor.  Das  schlimmste  bei  dem  Wiener  Texte 
bleibt,  daß  in  ihm  die  Nennsysteme,  offenbar  um  Text  und  Karte  bequem  zusammenzuhalten  -  -  ein 
ganz  unerlaubtes  Prinzip  -  benutzt  worden  sind.  Durch  die  Nennsysteme  hat  Clavus  der  Nachwelt 
einen  sehr  schlechten  Dienst  getan;  eben  an  diesem  Punkt  war  seine  Originalität  in  keiner  Beziehung 
am  Platze. 

Ist  es  also  —  mit  Ausnahme  von  Grönland  —  schwierig  zu  entscheiden,  welchem  Werke  der 
Vorzug  zu  geben  sei,  so  herrscht,  wenn  ihre  Bedeutung  in  der  Geschichte  der  Kartographie  ins  Auge 
gefaßt  werden  soll,  nicht  der  geringste  Zweifel  darüber,  daß  das  jüngere  Werk  in  dieser  Beziehung  das 
ältere  vollständig  überflügelt.  Die  Bedeutung  des  älteren  ist,  soweit  wir  zu  erkennen  vermögen,  gleich 
Null  gewesen,  die  des  jüngeren  läßt  sich  erst  ermessen,  wenn  man  gleichzeitig  die  Entwicklung-  der 
Kartographie  im  15.  und  16.  und  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  skizziert. 

Kardinal  Fillastre's  Abschrift  des  älteren  Werkes  scheint  seit  seinem  Tode  1427  in  einer 
entlegenen  Bibliothek  geruht  zu  haben,  Ins  Blau  sie  1836  ans  Licht  zog.  Das  Original-Manuskript 
ist  verloren  gegangen,  oder  liegt  in  einer  oder  der  andern  von  Süd-Europas  Bibliotheken  oder  Archiven 
begraben.    Es  ist  bis  heute  keine  einzige  Karte  ans  Licht  gebracht,  von  der  man  mit  Recht  sagen 


206 


Kapitel  IX. 


könnte,  daß  sie  sich  nach  der  Nanziger  Karte  gerichtet  hätte,  kein  einziger  handschriftlicher  oder  ge- 
druckter Text  gefunden,  der  aus  dem  Nanziger  Text  geschöpft  haben  könnte.  Wäre  nicht  zufällig 
Fillastre' s  Abschrift  gefunden  und  hervorgezogen,  würden  wir  nichts  von  der  Existenz  des  Werkes 
geahnt  haben;  nicht  das  geringste  Glied  in  der  Entwicklungsgeschichte  würde  uns  gefehlt  haben,  falls 
es  unbekunnt  geblieben  wäre. 

Ganz  anders  steht  es  mit  dem  jüngeren  Werke.  Ungefähr  alle  Untersuchungen  die  karto- 
graphischen Darstellungen  der  Nordlande  betreffend  waren  und  mußten  unsicher  und  schwankend 
bleiben,  so  lange  dieses  Werk  nicht  entdeckt  war.  Die  ganze  Diskussion  über  die  Zeno-Karte  und 
deren  Grönland  entbehrte  ihrer  natürlichen  Basis;  die  isländischen  Namen  bei  Ziegler,  Olaus 
Magnus  und  die  auf  mehreren  andern  alten  Karten  befindlichen  Namen  blieben  rätselhaft;  der  Ur- 
sprung zu  den  Nordlandskarten  vom  B-Typus  in  den  Ptolemäu sausgaben,  Art  und  Umfang  von 
Nicolaus  Germ  an  us"  Tätigkeit,  alle  Deseendenten  dar  B-Karten  lagen  im  Dunkel.  Nordenskiölds 
Fund  der  Zamoiski-Karte,  sowie  v.  Wiesers  der  drei  florentmischen  Karten  vom  A-Typus  waren 
daher  von  unschätzbarem  Werte.  Obgleich  die  Karten  anonym  waren,  so  mußte  es  doch  jedem  Kundigen 
klar  werden,  daß  hier  die  Grundquelle  sei.  und  der  Gang  der  Entwicklung  konnte  nun  in  der  Haupt- 
sache festgestellt  werden.  Die  Sage  der  Zeno-Karte  war  aus  in  dem  Augenblicke,  als  die  Zamoiski- 
Karte  gefunden  war,  die  Quellen  des  Olaus  Magnus  konnten  erschöpfend  behandelt  werden,  das 
spätere  Entstehen  des  B-Typus  und  dessen  Minderwertigkeit  konnte  außer  allen  Zweifel  gestellt  werden, 
und  mit  Hilfe  der  Clavusauszüge  der  beiden  deutschen  Geographen,  sowie  des  Nanziger  Werkes,  gelang 
es  Storm,  es  wahrscheinlich  zu  machen,  daß  Clavus  der  Grundleger  vom  A-Typus  sei,  eine  Behauptung, 
welche  jetzt  als  Tatsache  betrachtet  werden  darf. 

Nichts  grebt  gewiß  eiuen  bessern  Maßstab  für  die  Bedeutung  von  Clavus'  jüngerem  Werke 
als  dieser  Rückblick.  Zum  Schluß  wollen  wir  jedoch,  wie  Storm,  den  Einfluß  dieses  Werkes  und  seineu 
Gebrauch  iu  Einzelheiten  nachweisen.  Uber  die  Benutzung  des  Wiener  Textes  können  wir  auf  die 
Auseinandersetzung  oben  in  Kap.  III  und  IV  verweisen;  über  den  speziellen  Kartentypus,  wo  das 
Grönland  der  A-Karten  mit  andern  Karten  kombiniert  ist,  d.  h.  der  Zeno-Karte  und  deren  Ablegern, 
begnügen  wir  uns  damit,  auf  Lucas  zu  verweisen  (1.  c.  S.  27  ff.);  das  Erscheinen  der  A-  und  B-Karten 
in  den  lateinischen  Ptolemäus-Hiiudsehriften  uud  den  ältesten  Ausgaben  ist  in  Kap.  II,  und  die  Be- 
nutzung der  B-Karten  von  den  deutschen  Geographen  in  Kap.  IV  und  V  besprochen.  Dagegen  wollen 
wir  eine  Übersicht  derjenigen  Welt-  und  Nordlandskarten  geben,  wo  der  A-  oder  der  B-Typus  eine 
Rolle  gespielt,  und  namentlich  über  derartige  Karten,  wo  die  Clavischen  Ortsnamen  Eingang  gefunden 
haben.  Nach  Nordenskiölds  kartographischen  Publikationen  und  Kretschmers  Atlas  läßt  sich 
mit  Leichtigkeit  das  meiste  zusammenstellen. 

Zum  A-Typus  gehören  außer  den  6  handschriftlichen  A-Karten  A1 — A6  sowie  den  7  handschrift- 
lichen Weltkarten  ax  — as  (vgl.  Kap.  II)  folgende : 

Die  Karte  in  der  Ptolemäus- Ausgabe  Straßburg  1513  (Facsimile- Atlas  XXXV). 

Orbis  typis  universalis  1501 — 1504,  publ.  1513  (Lelewels  Atlas  XLIII). 

Reisch  in  Straßburg  1515  (F.-A.  XXXVIIIa). 

Laurentius  Frisius  1522  (F-A.  XXXIXa;  Kretschmer  XIV). 

Eobert  Thorne  1527  (F-A.  XLIa;  Kretschmer  XIV). 

Paris,  vergoldeter  kupferner  Globus  von  zk.  1530  (Harrisse,  Discovery  XXI). 
Paris,  hölzerner  Globus  1535  (Harrisse  XXII). 
Nürnbergsche  Mappamundi  von  zk.  1540  (F-A.  XLa). 
Cornelius  de  Judaeis  1593  (Kretschmer  XIX). 
Wytfliet  1597  (Kretschmer  XIX). 

Die  Zeno-Karte  und  deren  Ableger:  siehe  Lucas  S.  27  ff. 

Zum  B-Typus  gehören  außer  den  handschriftlichen  Karten  Bt — B7,  bj — b3,  b5,  b8 — b,,  sowie  den 
Nordlands-  und  Weltkarten  in  den  Ulmer  Ausgaben  1482  und  1486  (vgl.  Kap.  II)  folgende: 


Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


207 


Behaims  Globus-Karte  1492  (F.-A.  Fig.  40;  Ghillanys  Martin  Behaim). 
Laon-Globus  1493  (F.-A.  Fig.  41). 

Scbedels  Germania  im  Liber  cronicarum,  Nürnberg  1493  (F.-A.  Fig.  5). 
Eeisch  1503  (F.-A.  XXXIb). 

Waldseemüllers  Weltkarte  1  507  (Fiscber  und  v.  Wieser,  Tafel  1,  3  und  "). 

Waldseemüllers  Globus  1507  (ibid.  S.  14). 

Die  Ptolemäus-Ausgabe  Koni  1507  (F.-A.  Fig.  14)  und  150S. 

Die  Ptolemäus-Ausgabe  Venezia  1511  (F.-A.  XXXIII). 

Stobnicza,  Krakau  1512  (F.-A.  XXXIV). 

Boulenger  1514  (F.-A.  XXXVIIa). 

Leonardo  de  Vinci's  Globus  zk.  1514  (F.-A.  Fig.  45). 

Johannes  Stabius  1515  (Periplus  XLVIIa). 

Schoners  Globus  1515  (F.-A.  Fig.  46). 

Peter  Apian  1520  (F.-A.  XXXVIIIb;  Fischer  und  v.  Wieser  S.  37). 

Mappamundi  1525  (F.-A.  XXXVIIb). 

Benedetto  Bordone  15  28  (F.-A.  XXXIXb). 

Pietro  Coppo  1528  (Kretschmer  XIV). 

Grynaeus,  Basel  1532  (F.-A.  XL1I). 

Alonzo  de  Santa  Cruz,  Globus  1542  (Periplus  L). 

Honters  Weltkarte  1542  (Periplus  Fig.  67). 

Orontius  Finseus  1566  (F.-A.  Fig.  53). 

Kombinationen  des  A-  und  B-Typus  kommen  auch  vor,  z.B.  auf: 

Ruysehs  Weltkarte  von  1508  (F.-A.  XXXII). 

Peter  Apians  Weltkarte  von  1530  (Periplus  XLIV). 

Orontius  Finseus'  Weltkarte  von  1531  (F.-A.  XLIb). 

Die  Ptolemäus-Ausgabe  1548  (Kretschmer  XVIII,  wo  Lapland  und  Labrador  durch  das  Gronlandia 
der  A-Karten  verbunden  sind). 

Battista  Agnese  (16.  Jahrh.)  nimmt  auf  seinen  vielen  Karten  (vgl.  Periplus  XXIV  und  Ongania 
XVII,  33)  einen  etwas  veränderten  B-Typus  auf,  indem  er  Norwegen  nach  Norden  und  Nordwesten  verlängert 
und  dadurch  eine  Festlandsverbindung  mit  einem  Kontinent  oben  am  Nordpol  hervorbringt. 

Von  den  meisten  der  hier  genannten  Karten  vom  A-  und  B-Typus  (meistens  Weltkarten)  gilt  es, 
daß  sie  nur  wenige  von  den  für  Clavus  typischen  Namen  und  von  diesen  hauptsächlich  Ländernamen  ent- 
halten; hie  und  da  sind  jedoch  auch  die  spezifisch  Clavischen  Ortsnamen  aufgenommen,  welche  übrigens 
auch  auf  mehreren  derartigen  Karten  nachgewiesen  werden  können,  wo  der  Clavus-Typus  verlassen  und  teil- 
weise vor  neueren  Typen  in  den  Hintergrund  getreten  ist;  von  solchen  haben  wir  früher  Martellus'  Karten 
von  den  Nordlanden  und  Germanien,  Nicolaus  Cusanus'  Karte  von  Germanien,  Waldseemüllers  carta 
marina,  Zieglers  und  Olaus  Magnus'  Nordlandskarten,  Mercators  und  Ortelius'  Kartenwerke  her- 
vorgehoben; es  ließen  sich  aber  viele  andere  sowohl  gedruckte  als  handschriftliche  nennen. 

Es  ist  von  Interesse  zu  beachten,  daß  die  Clavischen  Ortsnamen,  sowie  das  Clavische  Skandinavien 
(Dänemark,  Norwegen  und  Schweden)  auf  einer  großen  Klasse  südeuropäischer  Kompaßkarten  Eingang 
gefunden  haben.  Diese  Klasse  von  Kompaßkarten  ist  bis  jetzt  nicht  zum  Gegenstande  genaueren  Studiums 
gemacht  worden,  und  von  besonderer  Bedeutung  ist  sie  auch  nicht,  wenn  man  sich  nicht  gerade  für  die 
italienischen  Kompaßkarten  in  ihrer  Verfallsperiode  interessiert,  oder,  wie  wir,  die  Tragweite  von  Clavus' 
Bedeutung  ergründen  will.  Ein  charakteristisches  Merkmal  für  die  Darstellungen  der  Nordlande  auf  diesen 
Kompaßkarten  ist  es,  daß  sie  Clavus'  Darstellung  der  Ostseeländer,  Dänemark  und  Skandinavien  mit  dem 
gewöhnlichen  England,  Schottland  und  Irland  der  Kompaßkarten  vereinigen;  sie  lassen  das  Clavische  Island 
aus,  nehmen  dagegen  die  aus  englischen  Quellen  entlehnte  Darstellung  der  Nordsee-Inseln  frislandia  und 
stillunda  auf,  jene  Inseln,  die  auf  der  Zeno-Karte  mit  Clavus'  Grönland  und  Olaus  Magnus'  Island1) 
kombiniert  wurden.  Grönland  dagegen  fehlt  immer  auf  diesen  Karten,  und  von  den  Ländern  nördlich  von 
der  skandinavischen  Halbinsel  und  dem  Clavischen  Meeresarm  wird  nie  etwas  mitgenommen.  Es  kann  darum 
hier  gar  nicht  die  Rede  von  einem  A-  oder  B-Typus  sein,  da  gerade  der  allerhöchste  Norden,  wo  der  Unter- 
schied zutage  tritt,  ganz  fehlt.  Erst  eine  eingehendere  Untersuchung  zeigt,  daß  es  ein  Teil  der  B-Karten 
in  der  Ulmer  Ausgabe  sein  muß,  der  in  die  Kompaßkarten  eingedrungen  ist.  Die  Clavischen  Namen  treten 
natürlich  auch  hier  in  einer  auf  traurige  Weise  entstellten  und  verstümmelten  Form  auf.   Nur  eine  Minder- 


l)  Storm,  Colwmbm  paa  Island,  8.  80 — 84. 


208 


Kapitel  IX. 


zahl  dieser  Kompaßkarten  ist,  so  weit  uns  bekannt,  veröffentlicht  worden;   wo  keine  Veröffentlichung  ange- 
führt wird,  sind  Björnbos  Keisenotizen  unsre  Quelle. 
Datierte  Kompaßkarten  dieser  Klasse  sind : 

1.  Jaume  Olives  von  Mallorca  1514  (Kretschrner  IV). 

2.  Cod.  Parnrensis  102:3,  datiert:  Vesconte  id  est  Ioannes  de  Maiolio  fecil  me  Janua  de  anno  domini 
1525  die  VIII  Julij  (nicht  in  Nordenskiölds  Verzeichnis,  Periplus  S.  64). 

3.  Kompaßkarte  in  der  Biblioteca  Ambrosiana  in  Milano,  datiert  1527. 

4.  Georgio  Calapoda  1552  (Periplus  XXVI)  hat  nur  ein  Stück  von  Jütlauds  Westküste  mit  ein- 
zelnen Clavischen  Namen,  sonst  älterer  Typus. 

5.  Cod.  Senensis  S.  V.  5,  datiert:  Mattem  Prunes  me  fecit  in  emitute  Maioricarum  anno  1553 
(Kretschrner  IV;  Lucas  S.  112). 

6.  Kompaßkarte  Nr.  12  in  der  Biblioteca  Casanatense  in  Rom,  datiert:  Jacobus  de  Maiolo  filius 
magistri  Veschonti  composuit  hanc  cartam  in  Janua  anno  domini  1558  die  XX  agustij.  fata  in  T  ospiialeto 
(vgl.  oben  Nr.  2). 

7.  Domingo  Olives  1568  (Periplus  XXIX). 

8.  Matheus  Prunes  in  civitate  Maioricarum  anno  1586  (vgl.  oben  Nr.  5)  (Bidrag  tili  Nordens  äldsta 
kartografi,  Tafel  8). 

9.  Cod.  Marcian.  Venet.  01.  IV,  Nr.  8,  datiert:  Jacobus  Scotus  Genuensis  in  Civitate  veteri 
faciebat  1589. 

JO.  Cod.  Veronensis  340  (Biblioteca  Capitolare  in  Verona)  datiert:  Jacobus  Scottus  Genouensh  loco 
leuanti  nie  fecit  Ciuitate  ueteri  anno  domini  1592  (vgl.  vorige  Nummer). 

11.  Kompaßkarte  Nr.  9  im  Archivio  di  Stato  in  Firenze,  datiert:  Beinaul  BertlioUomeus  de  Ferrieros 
et  Matheus  Prunes  in  civitate  Maioricarum  anno  1592  (vgl.  Nr.  5  und  8). 

Von  den  undatierten  Kompaßkarten  der  genannten  Klasse  kennen  wir: 

12.  Cod.  Egerton   (British  Museum)  2803,  zk.  1508.  Weltkarte. 

13.  Cod.  Mus.  Brit.  Add.  6431.    Französische  Karte  älter  als  1536. 

14.  Cod.  Senensis  S.V.  7.  1 6.  Jahrhundert. 

15-  Cod.  Vat.  nov.  IV  (Museo  Borgia)  16.  Jahrhundert;  große  Ähnlichkeit  mit  der  Prunes-Karte 
vom  Jahre  1553  (vgl.  oben  Nr.  5). 

16.  Korapaßkarte  Nr.  5  in  der  Biblioteca  Ambrosiana  in  Milano  (16.  Jahrhundert?). 

17  — 18.  Cod.  Riccardianus  1813  (Firenze)  und  Kompaßkarte  Nr.  11  im  Archivio  di  Stato  in 
Firenze,  beides  portugiesische  Karten  aus  dem  16 — 17.  Jahrhundert  mit  ausgeprägtem  B-Typus  und  sehr 
entstellten  Clavischen  Namen.  Unsre  Pausen  dieser  beiden  Karten  decken  einander  bis  in  die  feinsten 
Details  so  durchaus,  daß  hier  eine  künstliche  Überführung  von  Pergament  zu  Pergament  stattgefunden 
haben  muß. 

19.  Cod.  Vindob.  lat.  337,  fol.  II1',  1 7.  Jahrhundert,  unfertige  Nordlandskarte  vom  B-Typus  ohne 
Namen.    Auf  der  Weltkarte  in  derselben   Kompaßkartensammlung  hat  der  hohe  Norden   den  von  Olaus 

Magnus  festgesetzten  Typus. 

Um  nur  einen  Begriff  der  Clavusnamen  auf  diesen  Karten  zu  geben  und  das  wirkliche  Vor- 
handensein von  solchen  zu  dokumentieren,  wollen  wir  die  Namenreihe  von  Schonen  auf  Nr.  5  und  1 5  an- 
führen, Karten,  auf  welchen  die  Namen  durchgehends  am  wenigsten  entstellt  sind : 


.  a  t.  Prunes  1553: 

Vat.  nov.  IV. 

Die  Ulmer  Au  s 

no  sia 

nosia 

aosia 

fursta 

fursta 

fursta 

istrude 

strude 

istrude  uilla 

falsterde 

festeder  uilla 

falsterde 

sianot 

sjanot 

Sianock 

bogen 

elcebrogen 

erici 

erisi 

erici  p. 

c.  libors 

c.  iebors' 

elsibors 

auga 

anga 

anga  f. 

(  torest 

f  tost 

(  orat 

I  eimus 

I  eimus 

1  cunutis 

Diese  Zusammenstellung  beweist  genügend,  daß  es  Clavusnamen  sind ;  es  kommen  die  dänischen 
Zahlwörter  forste  (erste)  und  anden  (zweite),  die  Namen  erici  portus  (Landskrona)  und  das  nur  bei  Clavus 
vorkommende  Knudshoved  (cunutis  hauet)  vor.  Die  Formen  für  Falsterbo  und  Skanör  zeigen,  daß  es  die 
Ulmer  Karte  ist,  welche  die  italienischen  Kompaßkartenzeichner  benutzt  haben  müssen. 


I 


Clavus  selbst  und  seine  Bedeutung. 


209 


Von  Kompaßkarten,  welche,  ohne  die  hier  besprochenen  charakteristischen  Merkmale  aufzuweisen, 
den  B-Typus  aufnehmen,  kennen  wir 

1.  Charta  navigatoria  incerti  auctoris  von  1502  (Periplus  XLV). 

2.  Sog.  Pilistrina-Karte  zk.  1504  (Anecdota  cartographica  Facs.  IV). 

3.  Diego  Riberos  Kompaßkarte  von  1529  (Periplus  XLIX). 

4.  John  Rotz'  Karte  von  1542  (Cod.  Mus.  Brit.  20.  E.  IX). 

5.  Pierre  Descelliers  Kompaßkarte  von  1546  (Periplus  LH). 

Von  diesen  letzten  Karten  bilden  Nr.  2  und  4 — 7  eine  recht  häufig  vorkommende  Kombination 
vom  Skandinavien  der  Ulmer  Karte  und  dem  Dänemark  der  Cusanus-Karte. 

Das  hier  zutage  getretene  Material,  das  noch  keineswegs  als  erschöpfend  angesehen  werden 
darf,  zeigt,  welche  große  Bedeutung  Clavus'  jüngeres  Werk  in  Wirklichkeit  für  die  Nachwelt  gehabt 
hat.  Der  Beitrag,  den  er  durch  dasselbe  der  europäischen  Wissenschaft  und  Kultur  geliefert  hat, 
berechtigt  ihn  zu  einem  Platze  ersten  Banges  unter  den  nordischen  Autoren  des  Mittelalters. 


Bjöinbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus. 


27 


Beilagen. 


27* 


Beilage  I. 

Der  Text  zur  Nordlandskarte  (At)  im  Cod.  Magliab.  XIII.  16. 


Deseriptio  Gottie,  Swetie  et  Norvegie. 

Gottia,  Suuetia  ac  Noruegia  Eui'opse  quideni  prouinciae  sub  polo  ferme  artico  positse  perpendiculari 
quadam  radiatione  ab  ipso  feriuntur.  Quainobrem  frigidissimae  sunt  regiones;  ab  solis  enim  cursu  aequi- 
noctialique  circulo  maxime  distant;  quare  et  dierum  maximas  habent  uariationes.  Dum  enim  sol  per  sex 
zodiaci  signa,  quse  septentrionalia  dicuntur,  transit,  ab  ariete  uidelicet  in  librani,  ita  maximas  habent  dies, 
ut  dum  sol  in  tropico  cancri  fuerit,  in  quadam  earum  parte  mensis  unius,  in  quadam  duorum  nee  non  et 
trium  mensium  continuam  diem  habent  —  et  e  conuerso  noctem,  dum  per  sex  opposita  australia  signa  sol 
cursum  fecerit 1),  quemadmodum  per  parallelas  lineas  quibus  subiciuntur  animaduertere  licet 2). 

Fuereque  huiusmodi  tres  regiones  olim  in  tria  diuisae  regna;  nunc  uero  ferme  omnis  3)  Daciae  regi 
seruiunt.  Paludosae  quidem  prouinciae,  ut  uix  estate  nedum  hyeme  permeari  possint4);  nec^tamen  frequen- 
tibus 5),  montibus  ac  nemoribus  carent;  vnde  et  piscibus  et  uenationibus  qui  has  incolunt  regiones  facile 
nutriuntur  ac  uiu[u]nt  6).  Igne  uero  [et]  edificijs  ac  uestibus  et  pellibus,  quibus  maxime  habundant,  rigores 
intemperataque  frigora  ipsa  repellunt. 


')  Korrigiert  aus  fuerit. 

-)  Hier  wird  auf  die  Randnoten  der  Karte  verwiesen,  nämlich  am  66.  Breitengrad  (dem  Polarkreis) :  Vige- 
simus septimus  parallelus  differt  ab  equinoctiali  höre  12  habens  diem  maiorem  24  horarum  (vgl-  S.  171)  und  weiter 
nördlich:  Vigesimus  oetauus  parallelus  habens  diem  maiorem  continue  unius  mensis,  quando  sol  fuerit  circa  medietatem 
geminorum  usque  ad  medietatem  cancri,  wozu  andre  A-Karten  hinzufügen:  hoc  est  a  principio  iunij  usque  ad  finem 
eiusdem.  Ferner  am  nördlichsten:  Vigesimus  nonus  parallelus  habens  diem  maiorem  duorum  mensiumT continue, 
quando  videlicet  sol  fuerit  circa  principium  geminorum  usque  ad  finem  tauri;  hoc  est  a  medietate  mensis  mag  usque  ad 
finem  mensis  Julg  fere.  Noch  nördlicher  haben  andre  A-Karten  :  30  parallelus  habens  diem  maiorem  trium  mensium 
continue,  quando  uidelicet  sol  fuerit  in  medietate  tauri  usque  ad  medietatem  leonis,  hoc  est  a  principio  mensis  mag  usque 
od  finem  iulij.  Et  noctem  similiter  trium  mensium,  quando  sol  fuerit  in  signis  et  mensibus  oppositis.  Da  Martellus 
offenbar  in  seinem  Texte  auch  auf  diese  letzte  auf  seiner  eigenen  Nordlandskarte  fehlende  Randnote  verweist,  darf 
man  vermuten,  daß  alle  diese  von  Ptolemäus  herstammenden  Klimat  (Zonen)  angaben  auf  der  ursprünglichen  A-Karte 
standen.  Ähnliche,  wenn  auch  weniger  detaillierte  Angaben  finden  sich  ja  auf  der  Nan/iger  Karte.  —  Vgl.  übrigens 
die  Legende  auf  Martellus'  Skandinavienskarte  (Cod.  Mus.  Brit.  Addit.  15760):  Isti  habent  diem  maiorem  horarum  24. 
—  Ähnliche  Legenden  über  die  Mitternachtssonne  auf  den  Kompaßkarten  bei  der  Insel  Orchania  (Orkney) ;  vgl.  Anec- 
dota  cartographica,  edd.  Björnbo  et  Petersen,  Facs.  III  u.  S.  16. 

3)  Soll  heißen  omnes. 

4)  Vgl.  hiermit  die  öfters  erwähnte  Legende  auf  der  A,.-Karte :  Noruegia  et  liuonia  patrie  paludoxe,  vi  uix 
estate  permearj  possit  [!] ;  liuonia  nouiter  per  prutenos  fratres  ad  Cristj  fidem  conuersa.  Se  cxtendit  ad  boream.  Vgl.  S.  6  u.  43. 

B)  Soll  heißen  fretensibus. 

6)  Vgl.  hiermit  die  S.  60  zitierten  Legenden  auf  den  Kompaßkarten  und  auf  Martellus'  Skandinaviens- 
karte im  Cod.  Mus.  Brit.  Addit.  15760.  Bemerke  auch  die  Legende  Nortwegia  lata  et  frigida  et  pirate  sunt  auf  der 
Karte  des  Ranulphus  Hyggeden  von  zk.  1360,  sowie  die  Legende  auf  Walspergers  Weltkarte  vom  Jahre 
1448.  —  Vgl.  Anecdota  cartographica  Facs.  III  u.  S.  16 ;  K  o  n  r  a  d  Miller,  Mappaemundi  III,  S.  106 ;  Kretschmer 
in  Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  26,  Berlin  1891,  Tafel  10. 


214 


Ferocissimas  quippe  gentes  presertim  Gottia  ipsa  gignit,  nee  quidem  ab  ratione  (ut  Aristoteles 
inquit) :  ea  enim  natura  est  frigorius  ut  condenset  caloremque  repellat.  Quamobrem,  cum  naturalis  ipse 
calor  a  frigore  repellatur  impediaturque  ne  exire  possit  a  corpore  maiori,  circa  cor  atque  epar  uirtute  ope- 
ratur.  Vnde  robustiora  procerioraque  reddit  corpora|  x)  quemadinodum  ea  esse  diximus,  que  his  gignuntur 
regionibus,  queque  cum  Eomanis  maxima  gessere  bella  ac  uniuersam  uastauere  armisque  subegere  Italiam, 
et  presertim  Eomanam  urbem,  quam  captam  depopulatamque  incendijs  ac  flammis  tradidere.  Vnde  non 
iniuria  omnium  qui  in  mundo  sunt  hominum  ferocissimi  dicendi  sunt  Gotti.  —  Ac  de  Gottise,  Suetise  et 
Noruegiae  diuisione  situque  ac  coeli  qualitate  hactenus. 

Terminanturque  has  regiones  ab  ortv  Liuonia,  ab  occasu  occidentali  occeano,  a  meridie  Germania,  a 
septentrione  mari  ipso  congelato  atque  incognito ;  multasque  continent  ciuitates,  oppida  ac  flumina,  quorum 
nomina  ex  figuratione  ipsa  cognoscere  licet 2).  Multa  de  huiusmodi  regionibus  dicenda  essent,  quse  omnia 
breuitatis  causa  pretermisimus,  ea  tantum  que  necessaria  uidentur  referentes. 


Beilage  II. 

Auszug  aus  Regers  Registrum  alphabeticum. 


Cimbri  populi  Rhenum  fluuium  transeuntes  depositis  vbi  postea  aduatici  incoluerunt  circa  id 
flumen  impedimentis  omnem  Galliam  vexando  et  occupando:  solis  bellouatijs  resistentibus  iterque  per  Galliam 
prouinciam  romanorum  facientes  in  Italiam  contenderunt:  hos  memorat  Lucanus  in  primo:  quos  a  Dacia 
que  daunia  dicitur  venisse  opinio  est. 

Gottia  lieber)»  3  ca<(pitulunV)>  5  ta<^bula^>  moderna  liuonie  et  prussie.  Hic  circa  annum  domini  356 
tempore  constantie[!]  filij  constantini  magni  de  hijs  finibus  exit  gens  gothorum,  que  sub  constantino 
magno  imperatore  fidem  susceperant  [!]  et  pro  se  miserat  ad  concilium  nicenum.  que  inuadens  partes  imperij 
post  sertam  pacis  ex  toto  fidem  suscepit.  sed  cautela  dicti  imperatcris  arriani  non  rectam  fidem  suscepit 
que  vagata  est  per  orientem  italias  et  gallias  fere  300  annis  nouissime  vero  circa  annum  domini  600  ad 
hispanias  repulsa  sub  imperatore  mauritio  et  magno  gregorio  papa  et  rege  suo  richardo  in  nomine 
sancto  trinitatis  baptizata  est  atque  in  ciuitate  toletana  professa  est  factis  iuxta  sacra  concilia  nicenum 
constantinopolitanum  ephesinum  primum  et  calcedonensem.  Hic  s.  theophilus  episcopus  in  gottia  maiori 
transfert  bibliam  de  latino  in  linguam  gothieam.  et  ingenio  proprio  quo  acutissimus  erat  vltra  vulgares 
gothicas  literas  doctissime  inuenit. 

Nodrosia  tabula  moderna  norbegie.  habet  18  episcopos.  Hic  s.  olanus  [!]  gloriosus  appostolus 
huius  regionis  moritur  mar<(tyrizatus^>. 

Scennig  lieber)-  3  ca  <j)itulum)>  5  ta<(bula^>  moderna  liuonie.  Hic  s.  ingridis  monialis  linco- 
pensis  diocesis.  de  ordine  fratrum  predicatorum  migrat  confessor.  anno  domini  ]418fuerunt  in  ciuitate  con- 
stantiensi  germeone  [!]  auctoritate  sinodali  canonizati  et  cum  catholico  sanctorum  annumerati.  s.  nicolaus 
lycopensis.  Brunulphus  storensis  [!]  episcopus  et  ingridis  sancti  monialis  predicti  monasterij  ocke- 
nighen  [!]  ordinis  sancti  augustini  licopensis  diocesis  sub  m artin o  papa  5  et  sigismundo  Eoma- 
norum  rege. 

Vssalia  metropolis  li<^ber)>  3  ca<(pitulum)>  5  ta<(bula>  moderna  gotcie.  Hic  s.  brigitta  virgo 
mirabilis  in  spiritu  prophicie,  ad  quam  scribit  epistolam  de  concilio  zenonensi.  sanctus  Bernardus  migrat 

confessor. 


')  Der  Rest  des  Textes  stellt  auf  der  andern  Hälfte  der  Kehrseite  der  Karte. 
-\  A'erweist  auf  die  Karte. 


215 


Beilage  III. 

Synoptische  Tafel  über  die  Namen  in  Olavus'  jüngerem  Werke. 


In  der  nachstehenden  Tafel  werden  die  Namen  des  Textes  der  beiden  Wiener  Handschriften 
(W  und  V;  vgl.  Kap.  III)  mit  den  handschriftlichen  Kopien  der  mit  diesem  Texte  ursprünglich  zusammen- 
gehörenden originalen  A-Karte,  d.  h.  die  Karten  At — A6  (vgl.  Kap.  II)  zusammengestellt.  Mitgenommen  sind 
außerdem  die  drei  handschriftlichen  Karten  des  B-Typus,  die  von  der  Ulmer  Ausgabe  1482  unabhängig  sind, 
d.  h.  Bj — B3,  weil  sie  wenigstens  teilweise  selbständige  Kopien  der  originalen  A-Karte  sind.  Zuletzt  findet 
man  die  Namen  auf  der  gedruckten  B-Karte  der  Ulmer  Ausgabe  (U),  die  nach  B3  kopiert  ist.  Wegen  des 
besonderen  Interesses,  welches  man  für  die  Zeno-Karte  gehabt  hat,  sind  deren  isländische  und  grönländische 
Namen  hinzugefügt  (Z);  vgl.  hierüber  S.  79 — 80. 

Von  den  Lokalitäten  der  Wiener  Handschriften  werden  nur  die  Eigennamen  (in  diplomatarischer 
Wiedergabe)  und  solche  Küstenbestimmungen  und  Legenden  mitgenommen,  die  ein  Analogon  auf  den  Karten 
haben.  Von  den  Namen  der  Karten  werden  alle  innerhalb  des  von  Clavus  behandelten  Gebietes  angeführt. 
Sämtbche  Namen  mit  Ausnahme  derjenigen  auf  der  Zamoiski- Karte  (A3)  und  der  Zeno-Karte  (Z)  sind  nach 
den  Originalen  gelesen.    Folgende  Abkürzungen  werden  benutzt: 


c 

civitas 

ch 

chersonesus 

f 

ftuvii  ostia 

i 

insula 

1 

littus 

P 

Promontorium 

pt 

portus 

s 

sinus 

v 

villa 

216 


Synoptische  Tafel  ü 


W 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 


V 

Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 


Cod.  Magliab.  XIII.  16. 


ö.  L.     n.  B. 

O     /  0  / 


Cimbromm  Chsrsoiiesus 

5 

albis  f 

Harn  burg  c                         32    0  56  3 

10  Thitrueskem  ch                    31    0  56  50 

Holzacie  1                         32    0  57  0 

Frisie  inferioris  1                 33    0  57  20 

Ripis  c  34„.°„57  40 

15  Burglanensis  c  7'.  35    0~58  20 

littus  Kobierghhde               36    0  58  20 

Saligenharret  s                    38  40  58  35 

20  Vendesisel  c                        39    0  59  40 

Skaue  p                              40  35  59  55 

Uiburg  c                            40    0  59  20 

Arus  c                               39  55  58  45 

Fialdinkh  v                       40  10  58  10 

25 

Uechlis  v                          38  10  57  40 

Medelfar  passas  -38  30  57  30 

30  Flenseborghis  pt                  38    0  57  0 

Flenseborghis  c                   37  20  57  20 

Slesinkh  c                           36  30  57  15 

portus  eius   36  20 

Igernefyordh  v                     36  30  56  25 

35  portus                                36  25  56  25 

plae  v                                35  35  56  40 

Portus  rneridionalis              35  40  56  35 

Kylis  portus  septentrionalis  35  25  56  30 

Kyl  c                                 35    5  56  5 

40  portus  rneridionalis               35  25  56  20 

traun  portus  primus             35    5  56  15 

portus  strictus                     35  10  56  0 

Lubk  c                             34  30  56  0 


ö.  L.     n.  B. 

0     f  Ol 


Cyinbrorum  Chersonesus 


Albis  f 

Hamburg  c   32    0  56  20 

Thimesken  ch   31    0  56  50 

Holzatise  1   33    0  57  0 

Frisise  inferioris  1    33    0  57  20 

Ripis  c   34    0  57  40 

Burglanensis  c   35    0  58  20 

littus  Kobierghhede   36    0  58  20 

Saligenharret  s   38  40  58  35 

Vendosisel  c   39    0  59  40 

Skarue  p   40  35  59  55 

Viburg  c   40    0  59  30 

Arus  c   39  55  58  45 

Fialdinckh  v   40  10  57  10 

Vechlis  v   38  10  57  40 

Medelfar  passus   38  30  57  30 

Flenseborgis  pt   38    0  57  0 

Slesingk  c   37  20  57  20 

Portus  eius   36  30  57  15 

Igernefyordh  v   36  30 

Portus  eius   36  30  56  25 

Piene  v   36  25  56  25 

Portus  rneridionalis   35  35  56  40 

Kilis  portus  septentrionalis  35  40  56  35 

Kyyl  c   35  25  56  30 

Portus  rneridionalis   35    5  56  5 

Traun  portus  primus           35  25  56  20 

Portus  strictus   35    5  56  15 

Lubk  c   <35  10  56  0 

\34  30  50  0 


ö.  L.     n.  B. 

Ol  o 


Re^num  Danismarcliise 

elbis  f. 

hamburg   33  20    55  50 

(Stadtzeichen) ...  32  10    56  25 

thitumersorem  . .  31  35    56  55 


burgrauen   35  40   58  25 


andesusel  c          39  30  59  45 

scaue  p               40  40  60  0 

viberg                 40  15  59  15 

aris                     39  55  59  0 

caldige  uilla  . . .  f39  55  58  15 
8                140  25 

verhelis  uilla  ...  38  35  57  55 

oberon  uilla  ...  (37  25  57  45 
l  55 

also  portus           37  40  ?  ? 

frenseber  c           36  45  57  25 

sclenenic              36    0  57  25 

igernefier             36  30  57  15 

ploen                  36  15  57  0 


lubick   35  10   55  50 


I 


211 

in  Clavus'  jüngerem  Werk. 


3 

4 

0 

Afi 

Bi 

o 

B3 

6 

u 

Iii  \J  1  Ol\  .1  • 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Urbiii.  l;i t. 

Cod.  Laurent. 

( -od.  Laurent. 

Cod.  Vatic.  lat. 

1  'od.  Wolfegg. 

L'tolci  n;i  U83  US*7. 

274. 

275. 

XXIX.  25. 

XXX.  4. 

3811. 

Ulm  1482." 

f 

amasus  f 

amasus  f 

suenus  f 

amasus  f 

Amasus  f 

;  f 

uisurgus  f 

uisurgus  f 

visurgus  f 

uisurgus  f 

uisurgus  f 

s  Olier- 

Cimbr.  clterso- 

Cimbrl  clierso- 

Cimbfj  clierso- 

t 

nesus 

nesns 

nesiis 

dacia 

dacia 

albis  f 

AI  Iis  f 

albis  f 

albis  f 

alliis  f 

albis  f 

Albis  f 

hanburg 

hanburgk 

häburg 

hanburgk 

hanburgk 

hanburgk 

hanburck 

naburg 

insule 

saxonü  insule 

saxonü  insule 

Saxonü  Insule 

sorn 

chicumersore 

thitumersorn 

cliicumersorui 

chicumersoren 

chicumersocer 

i  f 

o  f 

o  f 

?lsacie 

ducatus  elsacie 

ducatus  elsacie 

Ducatus  elfacie 

ducatus  olfacie 

olfacia 

otfacia 

0tfacia 

olfacie  litus 

tus 

frigie  litus 

frigie  litus 

frigie  litus 

frigie  litus 

frigie  litus 

frigie  litus 

frigie  litus 

rupis 

rupis 

rupis 

rupis 

rupis 

Rupis 

Rupis 

m 

burgrafen 

burgrafen 

burgrauen 

burgra 

burgrasen 

burgbra 

burgbra 

hedre  litus 

hedre  litus 

he  re  litus 

hedre  litus 

hedre  litus 

hedre  litus 

jsalinge 

jsalinge 

j  salinge 

hert 

jsalinge 

jsalinge 

1  salinge 

(hert 

(hert 

\hert 

(hert 

(hert 

(hert 

litus 

lictus 

lictus 

dacia 

dacia 

Dacia 

dacia 

datia 

datia 

Dacia 

;el 

uindesusel 

uindesusel 

j  uindesusel 

uindesusel 

uindesusel 

uindesusel 

uindesusel 

(uendesusel 

sconen  p 

scauen  p 

scane  p 

Scauen  p 

Scaue  p 

Scauer  p 

Scaue  p 

uiberg 

uiberg 

Viberg 

uiberg 

uiberg 

uiberg 

uiberg 

arus 

arus 

arus 

arus 

arus 

arus 

arus 

caldinge  uilla 

caldinge 

caldige  uila 

caldinge  ui'la 

caldinge  uilla 

candinge  uilla 

candinge  uilla 

uilla 

uilla 

uechelis  uilla 

uechelis  uilla 

Vechelis  uilla 

uechelis  uilla 

uethelis  uilla 

ailla 

obero  uilla 

oberon  uilla 

oberö 

obenco 

obero  uilla 

uilla  obero 

j  uilla 

Roberto 

also  por. 

also  p 

alse  p 

also  p 

also  p 

also  p 

also  p 

fresebor 

fresebor 

freseber  uilla 

Sirseb  r 

Sirsebor 

Sirsebor 

Sirsebor 

sclesta 

sclesta 

scleffenic 

Sclesta 

Sclesta 

Sclesta 

Sclesta 

?r 

igernesier 

igernefier 

igernesier 

igernefier 

igernefier 

igernefier 

igernesier 

plonra 

ploena 

ploene 

plora 

plonva 

plonra 

plonra 

chorl 

thorl 

choli 

chorl 

chorl 

chorl 

chors 

trauen 

trauen 

traueno 

traue 

trauen 

trauen 

trauen 

lubigk 

lubick 

lubick 

lubick 

lubick 

lubick 

lubich 

ho  n.  P 


etersan,  Claudius 


Clavus. 


28 


218 


W 

Cod.  Vindoloon.  lat.  3227. 


V 

Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 

ö.  L.  n.  B. 

o    /        o  / 

Rcgni  Solanum  m  Extensio 

Portus  magnus  35  20  56  0 

Visraaria  pt  36  40  55  55 

Rostokh  c  et  pt  39  20  55  40 

Rebanes  v  42  10  56  0 

Portus  42  40  56  5 

Portus  Sundensis  45  0  56  0 

Sundis  c  45   0  55  40 

Hostium  Aderinj  fluuii  occid.  .45   0  55  30 

Kyen  p  45  20  56  0 

Littus  45  40  56  0 

Littus  secundum  47  10  56  0 

Littus  tertium  48  35  56  0 

Littus  quartum  50   0  56  0 

Ostium  Orient.  Aderinj  fluuii  50   0  56  0 
(initium  Pomeriffi) 

Primum  littus  51  15  56  40 

Secunduni  littus  52  30  56  30 

Vltimum  littus  in  ostio  Rubnis  53   0  57  0 

Pruscia?  prirnum  littus  54   0  57  20 

Secundum  littus  54  30  57  30 

Tertium  littus  55   0  57  40 

Quartum  littus  55  40  58  10 


Cod.  Magliab.  XIII.  16. 


ö.  L.  n.  B. 

o    '  o  ' 

Kegiii  Sclauormn  extensio 

45 

portus  magnus  35  20  56  0 

Uismaria  c  36  40  55  55 

Rostokh  c  et  pt  39  20  55  40 

50  Rebanes  v  42  10  56  0 

portus  42  40  56  5 

portus  Sundensis  45  0  56  0 

55  Sundus  c  45  0  55  40 

hostium  aderiin  fluuii  occid.  .45   0  55  30 

K0yen  p  45  20  56  0 

60  Littus  1   45  40  56  0 

Littus  secundum  47  10  56  0 

Littus  tertium  48  35  56  0 

Littus  quartum  50   0  56  0 

Ostium  Orient,  aderin  fluuii.. 50  0  56  0 

65     (initium  pomarie) 

primum  littus  51  15  56  40 

secundum  littus  52  30  56  30 

Vltimum  littus  in  hostio  Rubnis  53   0  57  0 

70  Pruscie  primum  littus  54  0  57  20 

Secundum  littus  54  30  57  30 

Tertium  littus  55   0  57  40 

Quartum  littus  55  40  58  10 

75 


SO 


Turunci  f  56  0  58  30 

85  primus  sinus  prucsie  55   0  58  40 

secundus  sinus  57  50  59  5 

90  Cerchin  f  58  30  59  30 

Primus  linonie  sinus  59  20  59  55 


ö.  L.    n.  B. 


Germanie  pars 


quondam  Osterghodhengh 


95 


Turunci  f  55  0  58  30 

Primus  sinus  Pruscire  55   0  58  40 

Secundus  sinus  57  50  59  5 

Cerchin  f  58  30  59  30 

Primus  Liuonne  sinus  59  20  59  55 


quondam  Osterghedengh 


calusius  f  36  55  56  10 

suanus  f  39  40  56  15 

nuarus  f  42  15  55  40 

istula  f  sine  odra  .45  10  55  30 

stetina  46  30  53  55 

pomeria 

istula  f  50   0  55  35 

pomeria 

aubor  f  53  5  57  0 

pruscia 


(iermania  per  totum 

Venefici  montes 
Venedicj  montes 
bedinus  mons 
alanus  mons 
Riffej  Montes 

dansor  55  50  58  10 

turon  56  25   57  40 

turon  f  56  40  58  40 

pruscia 

Sensor  f  58  30  59  45 

Livonia 


Livnnia 


219 


iski. 


A4 

Cod.  Urbin.  lat. 
274. 


A5 

Cod.  Urbin.  lat. 
275. 


Cod.  Laurent. 
XXIX.  25. 


Cod.  Laurent, 
XXX.  4. 


Cod.  Vatic.  lat. 
3811. 


u 

Ptolemäusausg. 
Ulm  1482. 


leuropa 


Magne  Germanie 
pars 

uismara 
calusius  f 
ro  stock 
rebenes 

suenus  f 
uiadus  f 

lundis  magna 
istnla  f 
rura  insula 
ruron 

Primum 
litus 

pomeramie 
LTonon  f 


Germanie  pars 


uismana 
calusius  f 
rostock 
rebenes 

suenus  f 
uiadus  f 

lundis  magna 
istula  f 
rura  insula 
ruron 

Pomeramie 

primum 

litus 

magnum 
cronon  f 


se-       litus  seeundum     Pomeramie  se- 


.  litus  pomeramie 

rubon  f 
jrussie    Primum  litus 
prussie 


Sannatie  eurupe 
pars 


Bondinj  montes 
alaunus 
Ritfei  moiites 
dansor 
turon 

turonitus  f 
Primus  sinus 
prussie 


Prnssia 

chersmicon  f 
Primus  liuonie 
Sinus 

liuoma 

Gotthia  orientalis 


cnudum  litus 
rubon  f 
prussie  primum 

litus 


Sannatie  enrope 
pars 


Bondinj  montes 
alaunus  mons 
Ritfei  montes 
dansor 
turon 

turonitus  f 
primus  sinus 
prussie 


Prussia 

chersmicon  f 
Primus  liuonie 
Sinus 

i 

liuonia 

Gottia  Orientalis 


Magne  Gcrmanie 
pars 

Vismaria 
calusius  f 
rostock 
rebenes 

suenus  f 
viadrus  f 

lundis  magna 
istula  f 
ruya  Insula 
ruron 

pomerie  [corr. 
es  poneramine] 
primum  litus 
maimum 


litus  secundus 
pomerale 

primum  litus 
prussie 


Gennanie  pars 


roscock 
rebenes 


istula  f 


Gerinaiiie  pars 


uismana 


rostoekrebenes 


istula  f 


St  etil! 


Primum  prussie 
littus 


Gcrmanie  pars 


istula  f 
rura  insula 

stetin 


Primum  prussit 
litus 


Sarmacia  Evrope      Sariuatic  enrope      Sannatie  enrope      Sannatie  enrope 
pars  pars  pars  pars 


Bondinj  montes 
Alaunj  mons 
Ritte  i  montes 
donsor 


Turon  f 
primus  sinus 
prussie 


l'rvssia 

Sersus  f 
primus  liuonie 
sinus 

ILivonia 
Gotia  orientalis 


dancz 


primus  prussie 
sinus 


primus  liuonie 
sinus 

(,.  . 

Ilinonia 
Gottia  orientalis 


danezg 


primus  prussie 
Sinus 


Primus  liuonie 
sinus 

liuonia 

Gottia  orientalis 


primus  prussie 
sinus 


primus  liuonie 

sinus 
liuonia 
liuonia 

Gottia  orientalis 


Gcrmanie  pars 


illusta  f 
rura  insula 

stetin 


Primum  Prussie 
litus 


Sarmacic  enrope 
pars 


dantzg 


Primus  prussie 
sinus 


primus  liuonie 

sinus 
jliuonia 

Ilinonia 
Gottia  orientalis 


220 


W 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 


Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 


Cod.  Magliab.  XIII.  IB. 


ö.  L.  n.  1>. 
o  /      o  / 


forste  aa  f  (il  20  61  20 


100 


Amnö  aa  f  62  0  52  25 

tlirede  aa  f  62  0  64  0 

105 

fierdhe  aa  f  60  30  64  30 

lly  üestghdeiigli 

Sinuorum  primus  sinus  58  20  64  30 

Arosia  c  57   0  64  20 

Anen  aa  f  55  40  63  55 

thredie  aa  f  54  30  63  20 

115  fyerde  a  f  54  20  62  15 

Schokolnn  Ciuitas  magna.  .  .  .53  30  62  20 

S0nder0gliin 

120  Skareä  c  54  0  61  40 

femcke  aa  f  52  30  62  25 

Kalmarn  c  52  40  61  5 

Sarthe  aa  f  52  0  61  0 

Aosia  c  '  52  0  60  30 

125  01andia  i  f  53  0  60  40 

\  52  0  60  0 


130 


135 


140 

Rcgni  dauorum  descripcio 

Primus  sinuy  et  Promontorium  51  35  60  0 

145  forste  aa  £  50  30  59  40 

Aruen  a  f  -48  20  59  20 

Yschede  c  48  25  58  35 


5.  L. 


forste  aa  f  61  20   61  20 


Amen  aa  f  

Threde  aa  f  


 62   0   62  25 

 62   0  64  0 


Fierdhe  aa  f  60  30  64  30 

Vcsti-'dbenftli 

8ynnorum  primus  sinus  ....58  20  64  30 

Arasia  c  57   0  64  20 

Arnen  aa  f  55  40  63  55 

Thredise  a  f  54  30  63  20 

Fyerdhe  af  54  30  62  15 

Stockolm  ciuitas  magna  . . .  .53  30  62  20 

Sondergedliin 

Sckaren  c  54  0  61  40 

Feniche  aa  f  52  30  62  25 

Kalmari  c  52  40  61  5 

Sarthe  aa  f  52  0  61  0 

Aosia  c  52  0  60  30 

glandia  i  (53   0  60  40 

1 52  0  60  0 


Rcgni  Danorum  descriptio 

Primus  sinus  et  Promontorium  51  35  60  0 

Forste  aa  f  50  30  59  40 

Arueni  a  f  48  20  59  20 

Ysthede  c  48  25  58  35 


ö.  L.  n.  11 

oxilia 

Riga  61  15  60  50 

fusta  f  61  15  61  25 

Reualea  ciuitas  ...  62  10  62  15 

auenus  f  62   0  62  30 

Virona  62  0  63  10 

trodiena  f  61  40  64  0 

offlandena  61  30  64  15 

fierde  f  60  30  64  35 

roderim  60   5  64  40 

/  Svetia 

l  (iottia 

arosia,  56  35  64  20 

agant  f  54  50  63  40 

stokalm  ciuitas 

magna  53   0  62  25 

soriensis  53  45  61  50 

Seta  f  52  30  61  30 

calmarn   52  45  61  5 

(Fluß)  52  0  61  0 

aosia  51  45  60  40 

oland  (  53  10  60  30 

\  52  25  60  5 

agaria  52  35  63  5 

vfsalia  49  15  63  25 

lintopia  44  5  62  50 

Scening  50  45  62  5 

vasion  50   0  61  55 

nascola  48  10  61  40 

sudercobing  47  50  60  45 

alous  46  10  61  45 


stocol  lacus 
aluena  f 


Dänorü  p  51 

firsta  f  .  .  . . , 

agus  f  

istrude  uilla 


45 
30 

...50  10 
. .  .47  30 
...48  30 


<  alias 

Iscrese 

(stokol 

<  alite 

[uena  1 

scania 

daeia 

60  5 
10 

däpnoi 

59  40 

fursta ' 

59  10 

aguen 

59  0 

istrude 

221 


A 

A 

A4 

A 

A6 

R 

R 

R 

TT 
u 

iamoiski. 

Loa.  urüin.  lat. 

Ooci.  uruin.  lat. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Laurent. 

L/OCt.  v  atic.  lat. 

Cod.  Wolfegg. 

Ptolemäusa  usg. 

274. 

275. 

XXIX  2b. 

XXX.  4. 

üul  1  - 

Ulm  148? 

oxilia 

oxilia 

oxilia 

oxilia 

oxilia 

oxilia 

oxilia. 

riga 

riga 

riga 

Riga 

riga 

riga 

Riga 

f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

lia 

(ungardia 

(ungardia 

(vngardia 

Vngardia 

ungardia 

ungardia 

ungardia 

i  ciuitas 

Ireualea  ciuitas 

(reualea  ciuitas 

ireualea  ciuitas 

f 

auenas  f 

auenas  f 

Auenas  f 

uirona 

uirona 

Virona 

uirona 

Virona 

uirona 

uirona 

1a 

trediena  f 

trediena  f 

trediena  f 

tredie 

'ia 

nogardia 

nogarden 

a 

oflandena 

oflandena 

offlädena 

oflädena 

oflandena 

0  flandena 

flautena 

f 

flerdis  f 

fierdis  f 

fierde  fl'  hostia 

1 

roderin  e 

roderin 

Roderin 

roderin 

roderin 

roderin 

roderin 

que  et 

j -uctia  que  et 

jSuctia  que 

(Swecia  qvc  et 

(Snetia  que  et 

^Suetia  que  et 

jSuetia  que  et 

f  Snetia  que  et 

ccidentalis 

(Gottia  occidentalis 

(Gottiaoccidentalis 

(Gotia 

(Gottiaoccidentalis 

(Gotia  occidentalis 

\  <tuttia  occidentalis 

(gottia  occidentalis 

arosia 

arosia 

arosia 

arosia 

arosia 

arosia 

Arosia 

agna  f 

agna  f 

agna  t 

agna  i 

a  f 

trediera  f 

trediera  f 

trediera  f 

trediena  f 

trediera  f 

trediera  f 

trediem  f 

n  f 

Ol  X 

JJ.t.1  tlclldi  I 

"h  Qrn  £»n  o  ■f' 

fi  erden  a  t 

fierdena  t 

iieruena  1 

herdena  f 

|ga  ? 

^cocalnaga 

schokalnaga 

stokalmti 
mangna 

Schokalnaga 

Schokalnaga 

Schokalna 

Schokalna 

eridioiialis 

Uottia  meridionalis 

(iottia  meridionalis 

Gottiameridionalis 

Gottia  meridionalis 

Gottia  meridionalis 

Gottia  meridionalis 

SOTlPlli-'H.' 
XDKJl  ICUS1S 

ftrtvipn  qi  s 

a? 

calmaur 

calmaur 

calmaurn 

calrnur 

calmur 

calniur 

calmur 

seta  f 

seta  f 

seta  f 

seta  f 

Seta  f 

Seta  f 

aosia 

aosia 

oasia 

aosia 

aosia 

aosia 

aosia 

olanth 

olandt 

olant  Insula 

olant 

olant 

olantli 

olanth 

agaria 

agaria 

Agaria 

agaria 

agaria 

agaria 

agaria 

ussalia 

ussalia 

Vsalia 

ussalia 

ussalia 

ussalia 

Vssalia 

? 

lincopia 

lincopia 

lintopia 

lincopia 

Lincopia 

lincopia 

lincopia 

scenig 

scenlg 

Scenlg 

scenlg 

Scenlg 

Scenlg 

Scenlg 

uascon 

uascon 

Vason 

Nascon  corr.  ex  uascon 

nasconla 

naseöla 

nascola 

)bing 

.sudercobing 

sudercobig 

Sudercobig 

Sudercobing 

Sudercobing 

Sudercobig 

Sucricobig 

alous 

alous 

Alous 

alous 

alous 

alous 

alous 

(yona  lacus 

(yona  lacus 

(Scarse.  Lacus 

(Screse  Lacus. 

[Screse  lacus. 

jSerese  lacus 

JSerese  lacus. 

}  uel 

}  alias 

<  scarse 

<    screse  lacus. 

\   schrese  lacus 

<    schrese  lacus 

■v   schrese  lacus 

lacus 

(schrese  lacus 

(schrese 

(alias  screse  lacus 

(aliter  yona  lacus 

'aliter  yona  Lacus 

laliter  iona  lacus 

(aliter  iona  lacus 

stochol  lacus 

(stocol  lacus 
<  alias 

(stokol  lacus. 
<    Lacus  stocol. 

(stockol  lacus 
\ 

/stocol  lacus. 
)   Scokol  Lacus 

(Scokol  lacus 

(Scokol  lacus 

\    lacus  uena 

[lacus  Vene 

I 

(alias  uena 

(aluena  f 

(aluena  f 

Scania 
dacia 

scania 
dacia 

Scania 

scania 
dacia 

scania 
dacia 

scania  et  dacia 

Scania  et  Dacia 

I  p 

däpnorü  p 

dänorfl  p 

dänorum  p 

dänorum  p 

dänorum  p 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

fursta  f 

f 

angue  f 

aguen  f 

ague  f 

aguen  f 

aguen  f 

aguen  f 

istrude  uilla 

istrude  uilla 

istrude  uilla 

istrude 
uilla 

istrude  uilla 

istrude 
uilla 

istrude 
uilla 

222 


W 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 


V 

Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 


Cod.  Magliab.  XIII.  16. 


ö.  L.  n.  B. 

II     /  o  / 

Falsterbode  reot'  47  40  59  ü 

falsterbod  emporium  47  25  59  0 

Skanaar  pt  47  20  58  45 

150  Elleboghei  e  47  20  58  55 

Magnus  skanie  portus  46  40  58  50 

ellckolm  46  0  58  40 

155  Grichzhoun  pt  45  30  58  35 

helsenberg  c  44  50  58  35 

Ferste  aa  f  45  40  59  30 

Arnen  f  44  45  59  40 

Kumthz  lonec  p  44  0  59  30 

160  1 

fakste  aa  f  44  20  60  5 

Anen  aa  l  44  35  60  35 

165  Hayldhlaiidis  descripcio 

f0rste  aa  f  43  40  61  5 

portus  semerskaini  41   0  60  40 

Laodest  c  41  30  61  0 

f0rste  aa  f  41   0  62  0 

170 

K'egiii  Norbeige  descripcio 

Also  c  40  5  62  15 

Yarne  f  40  30  62  30 

portus  eius  40  20  62  30 

175  Vone  f  39  40  62  40 

portus  eius   39  0  62  30 

faren  ciuitas  super 

tumsberg  38  20  62  0 

180  Apetane  f  37   5  62  20 

üitu  f  36  55  62  40 

Ameren  c  36  0  63  0 

185  lisce  p  35  0  62  10 

Stananger  e  34  0  62  55 

Corshaü  33  35  62  35 

190  bobchara  33  0  62  55 

samershaiin  33  5  62  40 

Bergen  c  33  0  63  15 

Ladhehorn  32   0  63  10 

horiza  f  31  30  63  10 

195  trollen  byern  31  10  63  0 

Nadhegrun  p  30  35  63  0 

grincz  aa  f  30  30  63  5 

douersgeld  p  30  0  63  0 


ö.  L.  n.  13. 

O      /  II  / 

Falsterbode  recf  47  40  59  O 

Falsterbod  emporium  47  25  59  0 

Skan00r  pt  47  20  58  45 

Ellebogel  c  47  20  58  55 

Magnus  skanie  portus  46  40  58  50 

Elleholm  46  0  58  40 

Grichzhooiuij  pt  45  30  58  35 

Helsenbergh  c  44  50  58  35 

Ferste  aa  f  45  40  59  30 

Arnen  f  44  45  59  40 

Kuintzhoner  p  44   0  59  45 

Farste  aa  f  44  20  60  5 

Arnen  aa  f  44  35  60  35 

Hayldhlaiidis  descriptio 

Farste  aa  f  43  40  (51  5 

portus  samershai  41   0  60  40 

Leodest  41  30  61  0 

farste  aa  f  41  0  62  0 

Regni  Norbegi»  descriptio 

Aslo  c  40  5  62  15 

Varna  f  40  30  62  30 

Portus  eius  40  20  62  30 

Vone  f  39  40  62  40 

Portus  eius  39   0  62  30 

farn  ciuitas  super 

tü  sperck  38  20  62  0 

Apetane  f  37   5  62  20 

Vita  f  36  55  62  40 

Ameren  c  36  0  63  0 

Lyste  p  35  0  62  10 

Stananger  c  34  0  62  55 

Corshaum  33  35  62  35 

Bobchara  33  0  62  55 

Samershaim  33  5  62  40 

Bergen  c  33  0  63  15 

Ladhehorn  32   0  63  10 

Horiza  f  31  30  63  10 

Trollenpiern   31  10  63  0 

Nadhegrim  p  30  35  63  0 

(irintz  aa  f  30  30  63  5 

Douersgeld  p  30  0  63  0 


ö.  L. 


n, 


falsterbede  47  30  58  45 

scanok  47  30   59  0 

elebragen  uilla  . .  .46  40  58  55 


erici  portus  46  15  58  50 

elsibors  45  15  58  55 

fursta  f  45  45  59  50 

(cmiutis (  44   5  59  45 

l  Orot  I 

forst  f  44  45  60  0 

auga  f  44  35  60  55 

trodia  f  44   0  61  20 

finistar  f  41  50  61  15 

lodosia  41  40  61  20 

Norvegia 

aslo  asto  c  40  30  62  15 

Jona  f  39  50  63  30 

farensis  40  40  63  0 

optene  f  37  30  62  35 

viater  f  37  20  63  0 

amorenß  38  30  62  50 

repuris  c.  magna . .  36  50  63  15 

liste  p  35  30  62  30 

stauägeresis  34  30  63  15 

bürget.  32  45  63  40 


223 


k3 

K 

A5 

A6 

Bt 

B, 

B3 

u 

amoiski. 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Vatic.  lat. 

Cod.  Wolfegg. 

Ptoleinäusausg. 

274. 

275. 

XXIX.  25. 

XXX.  4. 

3811. 

Ulm  1482. 

bede 

falsterbede 

falsterbede 

falserbede 

falsterbede 

falscerbede 

falsterbede 

falsterde 

stanock 

stanock 

stanock 

stanock 

stanock 

Sianock 

Sianock 

>gen 

elcebrogcu 

elcobrogen 

elcebrog-en 

eltrebogen 

eltrebrogen 

eltebrogen 

eltebrogen 

Lunda 

lunda 

limda  corr.  in 

lüda 

Lunda 

Luda 

Luda 

lunda 

or 

erici  por 

erici  por 

erici  p 

erici  p 

erici  p 

erici  p 

erici  p 

elsibors 

elsibors 

elsibors 

elsibros 

elsibos 

elsibors 

elsibors 

forsta.  f 

l'ursta  f 

forsta  f 

fostra  f 

for.  ca  f 

forsca  f 

anga  f 

anga  f 

anga  f 

anga  f 

(cunutis 

(cunutis 

J  tunutis 

j  cunutis 

j  cunutis 

(  cunutis 

(cunutis 

\orot 

\orot 

\ovt 

|orat 

t  orot 

\orat 

\orat 

dacia 

fors  f 

forst  f 

forst  f 

forst  f 

forst  f 

forst  f 

forst  f 

äga  f 

anga  f 

angve  f 

auga  f 

anga  f 

anga  f 

anga  f 

f 

trodia  f 

trodia  f 

trodia  f 

trodia  f 

trodia  f 

liallandia 

liallandia 

halandia 

Ii  all. Iii  ia 

hallädia 

hallädia 

liallandia 

an  f 

sumorsan  f 

sumorsan  f 

sumorsä  f 

sumorsan  f 

sumorsan  f 

Sumorsan  f 

Sumorsan  f 

lodosia 

lodosia 

ladosia 

lodosia 

Lodosia 

lodosia 

lodosia 

•  f 

snistar  f 

snistar  f 

finstar  f 

sinstar  f 

sunstar  f 

sunstar  f 

bahns 

Bahns 

bak  its 

hahus 

babus 

bab  Iis 

babus 

i 

Norbegia 

norbegia 

Norbegia 

noewegia 

norbegia 

norbegia 

norbegia 

asto 

asto 

asto 

asto 

asto 

asto 

asto 

yona  f 

yona  f 

vone  fi".  hostia 

yona  f 

yona  f 

iona  f 

Iona  f 

farensis 

farensis 

forensL 

farensis 

farensis 

farensis 

farensis 

limebor 

i  litus  tumebor 

j  litus  tumebor 

litus 

(litus  tumebor 

j  Litus  tumebor 

litus  tumebor 

litus  tumebor 

Isres 

\ions  beres 

\  ionsberes 

V 

ianibo: 

lions  beres 

lions  beres 

V 

opteä  f 

optena  f 

opteä  f 

opteä  f 

optena  f 

optem  f? 

unta  f 

unta  f 

uicen  f 

unta  f 

unta  f 

unta  f 

unta  f 

L 

amerensis 

amarensis 

amorensis 

amorensis 

ameresis 

amoresis 

amorensis 

[enarutn 

lacus  penarü 

lacus  penarü 

lacus  penarum 

lacus  penarum 

lacus  penarum 

lacus  penarum 

1  repuris 

grädia  repuris 

grädia  ci.  repuris 

repuris  grandia 

repuris 

repuris 

repuris 

repuris 

luste  p 

lu^te  p 

Lustemö  p 

lustemö  p. 

lüstern  ii  p. 

luscemi  p. 

Inste 

Inste 

luste 

Lnste 

laiste 

luste 

luste  p 

fctesis  V 

stauagecensis 

stauagecensis 

stauagecensis 

Stanägeresis 

Stauägetesis 

Stauargetensis 

Stauargerensis 

burn  £ 

burn  f 

burn  f 

burn  f 

burn  f 

burn  f 

burn  f 

r 

begesis 

r 

begesis 

bergesis 

begesis 

bengresis 

begensis 

begensis 

1  f? 

archius  f 

archius  f 

archius  f 

archius  f 

archius  f 

archius  f 

archius  f 

224 


w 

V 

K 

A2 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 

Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 

Cod.  Magliab.  XIII.  16. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  ;:a 

XXX.  3. 

Nedrosia   sine  trunth- 

heim  c  29  39  63  5 

En  aene  f  30  0  63  30 

200  apocane  29  45  63  50 

Uithu  f  30  40  63  50 

Wltu  31  20  64  0 

gegh  f  32  20  64  5 

Sarlecrogh  32  35  64  35 

205  Crogere  f  34  20  64  35 

Coment'  35  20  65  0 


210 

Enegh  f  40  0  65  25 

Ynesegh  p  et  emporium  41   0   66  0 
ubi  mare  congelatuni 
215     appellatur  nordhi'- 
bodhij 
mare  gottlandie 
WildlappenD  läiid  descripcio 

220  Mestebrodh  44  30  66  20 

Vitiums    limes  Cruce 

ypi     signatus ,  ne 

y_pi$VMi  audeant  abs- 
225     que    licencia  regis 

Ultra  accedere  43  0   67  0 

Wildlappmanni 
pigniei 

Kariii  infideles 
230  Desrriprio  grolandie 

thoer  p  18  0  65  35 

boer  f  16  20  65  30 

235  eeynth  p  15  20  65  0 

manh  f  13  40  64  40 

2m  Promontorium  13   0  64  10 

eyngromenden  landz  aa  f  12  25  64  0 

240 

Ooc  p  12  20  63  40 

spieldehbedh  f  11  30  63  30 

uiundhe  p  11  25  63  0 

hanyd  f  10  40  62  50 

245  heyde  p  10  30  62  40 

Meer  f  10   0  62  40 

hawr  p   9  25  62  40 

han  f   9  30  62  50 


ö.  L.  n.  B. 

o    i  oi 

Neidrosia    siue  true- 

haim  c  29  39  63  5 

En  arene  f  30  0  63  30 

Apocane  29  45  63  50 

Vithu  f  30  40  63  50 

Wultu  31  20  64  0 

Segh  f  32  20  64  5 

Sarlecrogh  32  35  64  35 

Crogere  f  34  20  64  35 

Comenter  35  20  65  0 


Euegh  f  40  0  65  25 

Ynesegh p  et  cmporium  41   0   66  0 

vbi  mare  congelatuni 

appellatur  nordhir- 
bod 

mare  gotlädiaj 
Wildlappeul.ind  descriptio 

Mestebrodh  44  30  66  20 

Vitiums    limes  cruce 

christi  signatus,  ne 

christiani  audeant 

absque  licentia  regis 

vltra  accedere  43  0  67  0 

wildlapmäni 
pigmei 

Karoli  infideles 
Descriptio  Grolandise 

Theoy  p  18  0  65  35 

Boer  f  16  20  65  30 

Eeynh  p  15  20  65  0 

Manh  f  13  20  63  40 

Secundum  Promon- 
torium  13   0  64  10 

Eyngromenlandz  aa  f  .12  25  64  0 

Ooc  p  12  20  63  40 

Spieldehbedh  f  11  30  63  30 

Mundhe  p  11  25  63  0 

Hanyd  f  10  40  62  50 

Heyde  p  10  30  62  40 

Meer  f  10  0  62  40 

Haw  p    9  25  62  40 

Han  f   9  30  62  50 


nodrosia  . 


ö.  L. 

O  I 

.  29  45  63  15 


n.  B. 

0  > 


(Fluß)  29  55  63  30 

opteampromütor'30  0  64  5 

(Fluß)  31   0  64  0 

auiltu  p  31  15  64  25 

(Fluß)  32  20  64  25 

feletrog  p  32  50  64  45 

comenter  p  ....  35  25  65  5 
termor  f  37  15  65  0 

tiem  p  38  10  64  45 

enog  f  39  50  65  45 

Iuesech  p  41   5  66  25 

Mare  Cougelatvm 


Mare  Gotticv 
Pillapelant 

mestebrot  p. . .  .42  25  66  45 

Vitiums  Limes 
crucis  cristj  sig- 
nato-:  f  Non 
licet  ultra  jre 


ther  p  18  0  66  5 

beuer  f  16  45  65  55 

hien  p  15  25  65  10 

naf  f  13  35  65  0 

vy  p  13  0  64  25 

laude  f  12  30  64  15 

(Vorgebirge)  ...  12  15  63  50 

spie  f  11  35  63  40 

müderh  p  11  20  63  15 

han  f  11   0  63  10 

ceum  p  10  25  62  50 

(Fluß)   10  15  62  50 

ouer  p   9  35  62  45 

ana  f   9  35  62  55 


nodrosia 


optena  promo". 
uictu  f 
uultu  p 
seche  f 
seletros  p 
crogera  f 
cometer  p 
termor  f 
engronelantli 

thion  p 
holrelant 
enog  f 
uirseg  p 
Mare  Congelat? 
Mare  Congelatü 

Gotticü  mare 

l'illappelanth 

tindlappelantli 

mestobrat  p 

uiagarest' 

Vitiums  limes 
cruce  •/pi  sig- 
natis.  Non  li- 
cet ultra  ire 


(ironelantli 

ther  p 

boier  f 

hien  p 
naf  f 

ygi  P 

jlade  f 
|engroiielantb 

spichbod'  f 
müder  p 
han  f 
crui  p 

aner  f 


i  cie 
)en 

|  san 


225 


1 

A5 

Aß 

Bi 

ß2 

Bs 

u 

z 

■bin.  lat. 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Vatic.  lat. 

Cod.  Wolfegg. 

Ptolemäusausg. 

Zenokarte. 

4. 

275. 

XXIX.  25. 

XXX.  4. 

3811. 

Ulm  1482. 

m  r 


nodrosia 


optena  pro. 
uictu  f 
uultu  p 
seche  f 
seletros  p 
croger  f 
tometer  p 
terrnor  f 
engronelant 

thion  p 
holrelant 
enog  f 
uirsech  p 

.  Mara  nuod  frequ- 
l  enter  congelatur 
uiare  Gotticum 
Pillappelantli 
finlappelantli 
niestobrat  p 
iuagarest' 
Vitiums  limes 
cruce  ypi  sig- 
natis.  non  licet 
ultra  ire 


Gronelantli 

ther  p 

Vioger  1 

hien  p 
naf  f 

yi  P 

(lande  f 
|engroneIät 

spichbod'  f 
müder  p 
han  f 
crui  p 


aner  f 

bo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus 


nodrosia 
ici  f 

optea  promöt' 
victu  f 
uultu  p 
seche  f 
seletrog  p 
crogere  f 
conaeter  p 
termor  f 
Engromelandli 


holrelant 
enog  f 
Iueseh  p 
Oeceantis  csngelatu: 


Göttien  niare 

Pillapeland 

iinlapeland 

Mestobrat  p 

Viagarest 

Vitiums  liraes 
Crucis  ypi  sig- 
natos.  Non  li- 
cet ultra  Ire 


Gronelantli 

ther  p 
boier  f 
ther  p 
heuer  f 
hien  p 
naf  f 

yc  P 

(lade  f 
|Engrolant 


müder  p 

ceu  p 
nerf  f 
auer 
ano  f 


nodrosia 


opteuamon  p 
uitir  f 
uultir  p 
sech  f? 
selectros  p 
eogere  f 
tometer  f 
termon  f 
engronelant 

tion  p 
halrelant 
enog  f 
uirsech  p 
Mare  Congelatvm 


mare  Gotticum 

pilappelanlli 

liulappelant 

mostebrat  p 
iuagarester 


ther  p 
boier  f 


Engroni'lanlh 


han  f 
crium  p 


nodrosia 


optanamon  p 
uictir  f 
uultir  p 
seche  f 
selectos  p 
trogero  f 
tometer  p 
termo  f 
engronelant 

tion  p 
***relat 
enog  f 
uirseh  p 
Mare  Congelatvm 


mare  Gotticum 

Pilappelantli 

finlappelant 

mostebrat  p 
srarest' 


{lande  f 
Engronelanth 


cnu  p 


anor  f 


nodrosia 


optenamon  p 
uitir  f 
uultir  p 
Seche  f 
selecros  p 
trogere  f 
tomenter  p 
termor  f 
engronelant 
tion  f 

holrelant 
enog  f 
uirsect  f 
Maro  Ciingelatvm 
Congelatum 

Gotticv  Mare 

pilappelantli 

liulappelant 

iuagarester 


ther  p 

boier  f 
hien  p 

y  P 

[lande  f 
^Engronelant 

spichbod'  f 
müd'  p 


aner  f 


nodrosia 


optenamon  p 
uitir  f 
uultir  p 
Seth  f 
selecros  p 
trogeie  f 
tomenter  f 
termor  f 
Engronelant 
tion  f 

holrelant 
enog  f 
uirsect  f 

Mare  Congelatvm 


/Mar 
l  Con 


'ongelatum 

Gotticv  Mare 

Pilappelantli 

llnlappelant 

margarester 


ther  p 

boier  f 
hien  p 

y  p 

(lade  f 
^Engronelant 

spichbod'  f 
müd'  p 


aner  f 


Grolandia 
Ther  p 

Boier  f 

Hian  p  Chä  p 
Naf  f 
Ghi  p 

{Lande  f 
Engronelant 

Munder  p 
Han  f 
Trin  p 


Auer  f 
29 


226 


w 

V 

K 

A2 

1 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 

Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 

Cod.  Magliab.  XIII.  16. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  2 

XXX.  3. 

atf  p   9  15 

250  nidefildh  f   9  40 

een  p   9  35 

hanh  f  10  30 

ham  f  10  30 

üesk  f  11  40 

255  hyrch  p  11  30 

feyde  f  13  0 

nordhum  p  13  35 

Drub  f  14  0 

Sandhin  p  12  35 

naa  p  12  10 

new  p  14  0 

new  ultimus  terre  ter- 
minus   nobis   in  illa 
265     parte  cognitus  15  40 


n.  B. 

o  / 

63  10 
63  20 

63  40 

64  0 
64  30 

64  55 

65  40 

66  10 

67  5 

67  40 

68  20 

68  20 

69  30 


70  10 


ultimus  locus  üisibilis . .  20  0  72  0 

270  Descripcio  Yslandie 

Synt  p  22  40  63  20 

eos  f  22  0  63  20 

choas  p  21  40  63  0 

Laycher  f  21  30  63  20 

275  tim  p  21   0  63  25 

stögyys  f  21  20  63  40 

Knesol  p  21   0  64  0 

haffclioos  f  21  30  64  25 

hanos  p  21   5  64  40 

280  hollen  c  21  30  65  0 

madher  p  21  20  65  10 

nadher  22   0  65  25 

ar  f  22  20  65  20 

berke  p  22  40  65  20 

285  conus  p  22  50  65  0 

doos  f  22  40  61  45 

eeyr  p  23  0  64  40 

yys  f  22  40  64  30 

soolh  p  23  20  64  20 

290  reynd  f  23  0  63  40 

stioloceü  c  22  20  63  35 

Wrp  22  40  63  52 

nnr  Insula  byern0   17  25  63  30 

295 


300 


L. 


B. 


Äff  p                          9  15  63  10 

Nidefildh  f                   9  40  63  20 

Een  p                         9  35  63  40 

Hanh  f  10  30  64  0 

Harm  f  10  30  64  30 

Flesk  f  11  40  64  55 

Hyrch  p  11  30  65  40 

Feyde  f  13  0  66  10 

Nordhum  p  13  35  67  10 

Drub  f  14  0  67  40 

Sandhin  p  12  35  68  20 

Naa  p  12  10  68  30 

New  p  14  0  69  30 

New  vltimus  terrae  ter- 

minus  nobis  in  illa 

parte  cognitus 


Vltimus  locus  visibilis  20  0  72  0 
Descrijitio  Yslandlse 

Synt  p  22  40  63  20 

Eos  f  22  0  63  20 

Choas  p  21  40  63  0 

Laycher  f  21  30  63  20 

Tim  p  21   0  63  25 

Storgyys  f  21  20  63  40 

Knesol  p  21   0  64  0 

Haffilios  f  21  30  64  25 

Hanos  p  21   5  64  40 

Hollen  c  21  30  65  0 

Madher  p  21  20  65  10 

Nadher  22  0  65  25 

Ar  f  22  20  65  20 

Bircke  p  22  40  65  20 

Conus  p  22  50  65  0 

Doos  f  22  40  64  45 

Eeyr  p  23  0  64  40 

YYs  f  22  40  64  30 

Soolh  p  23  20  64  20 

Reynd  f  23  0  63  40 

Snoloceli  c  22  20  63  35 

wr  p  22  40  63  25 

Insula  byarno  17  25  63  30 


ö.  L.  n.  B. 

O      /  Ol 

Daff  p   9  20  63  15 

nite  f   9  45  63  30 

hoen  p   9  50  63  50 

hair  f  10  40  64  10 

Dauer  p  10  40  64  35 

flescle  f  11  40  65  5 

Hiic  p  11  20  66  0 

Nurdum  p  13  20  67  15 

driuer  f  13  10  66  40 

Naa  p  12  5  68  45 

neum  p  13  20  69  30 

ultimus  terre  ter- 

minus 


Islands 

p  22  50  63  20 

Hosos  f  22  35  63  20 

I  p  21  45  63  10 

f  21  30  63  25 

thyr  p  20  55  63  25 

(FluR)  21  30  63  55 

knosol  p  21  10  64  15 

(FluR)  21  30  64  30 

hanog  p  21  15  64  50 

hollefi  21  45  65  0 

macre  p  •  .21  35  65  30 

ader  p  22  5  65  40 


esd 
>  os 
harsis 


(p)  22  50  65  35 
(p)  22  55  65  15 


(p)  23  10  64  45 

(f)  23   5  64  15 

solis  p  23  30  64  25 

terd  p  23  30  63  55 

steloch  22  20  63  40 


( Vorgebirge) . 
(Insel)  


..23  5  63  25 
J  17  15  64  0 
\  17  45  63  35 


ebude 
? 

egarmgena 

males 

postepidiü 


af  p 
nice  f 
hoen  p 
han  f 
oaner  p 
flescle  f 
hic  p 
feder  f 
nurdü  p 
driuer  f 

sadi  p 

nha  p 
neü  p 

Vltimus  termi- 
nus  terre  habi- 
tabilis 


islandia 

hos 
tir 

knesol 
hauos  f 

hollesis 

nader 


os 
dos 


harsol 


stelötk 


lecust 
tirie 

eg 

t 

Veist 
berra 


227 


i 

A 

A5 

A 

K 
Dl 

"R 
D2 

TT 

U 

7 

Li 

iin.  lat. 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Laurent. 

Lod.  V  atic.  lat. 

Lou.  Woltegg. 

rtolemausausg. 

Ulm  1489 

Zenokarte. 

4 
*• 

atO' 

XXIX.  25. 

XXX.  4. 

«Öl  1 
UOl  ±. 

af  p 

af  p 

af  f 

af  p 

af  p 

af  p 

Af  p 

nice  f 

nite  f 

Nice  f 

hoen  p 

hoen  p 

Hoen  p 

han  f 

hair  f 

hau  f 

han  f 

han  f 

han  f 

Han  f 

oner  p 

oaner  p 

oaner  p 

oaner  p 

oaner  p 

oaner  p 

Diauer  p 

flescle  f 

fleschle  f 

flesthe  f 

flescle  f 

flestle  f 

flestle  f 

Flest« 

hic  p 

hic  p 

hic  p 

hic  p 

hic  p 

hic  p 

Hit  p 

feder  f 

feder  f 

seder  f 

feder  f 

Feder  f 

nurdü  p 

nudrü  p 

nurdü  p 

nurdü  p 

nurdü  p 

driuer  f 

driuer  f 

driuer  f 

driuus  f 

Diuer  f 

sadi  p 

\ladi  p 
(Sadi  p 

fta  di  vi 

sadi  p 

sadi  p 

sadi  p 

Sadi  p 

nha  p 

Na  p 

na  p 

na  p 

nha  p 

neu  p 

Neuin  p 

neum  p 

neum  p 

n   fimiK1  türnn 
Lll  ulXXl  US       tcl  III  1- 

uiuiiiiuo  tt,ire 

e  habi- 

nus  terre  habi- 
tabilis 

terminus.  Vi- 
tiums Termi- 

termi- 

Vitiums  termi- 

nus.  Terminus 

re  habi- 

nus  terre  habi- 
tabilis 

Terre  habita- 
bilis 

islandia 

Islandia 

islandia 

islanda 

OS 

islanda 

os 

Islanda 

Islanda 

hos 
tir 

thir 

1 

V  tirchos 
1 

Vtirhos 
1 

1 

>tirhos 
1 

>  tirchos 
1 

sucnos 

1  TnVinc 

i i unus 

stange 

stägenis 

knesel 

knesol 

kaiiesol 

kenesol 

knesol 

kiesol 

Cenesol 

hauos  f 

hauus  f 

hanos  f 

Honos  f 

hauos 

hauos 

hauos 

hauos 

hauos 

Havos 

hollensis 

holesis 

hollesis 

hollesis 

hollesis 

hollesis 

Olensis 

macre 

macre 

macre 

macr 

macre 

macre 

Mane 

nad 

nader 

nadar  'i 

nadar  ? 

nadar 

Noder 

OS 

dos 

harsis 

OS 

dos 

os 
dos 

os 
dos 

os 
dos 

dos 

( 

harsol 

harsol 

harsol 

harsol 

harsol 

Aisol 

stulöck 

/steloch 
\stalodin  ? 

slelou 

slelonsk 

slelönik 

nelönick 

Slelocth 

lecust 

lecust 

leuist 

leuist 

leuist 

Leuist 

thirie 

turie  ?  ? 

tirie 

tirie 

tirie 

tirie 

eg 

y 

eg 
? 

eg 

y 

eg 

f 

eg 

J 

eg 

y 

ueist 

Veist 

Veist 

Veist 

Veist 

Veist 

berra 

? 

berra 

berra 

berra 

berra 

29* 


228 


W 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 


V 

Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 


Cod.  Magliab.  XIII.  16. 


Cod. 
XJl 


305 


ö.  L.    n.  B. 

O     /  Ol 


fa're00  i  et  c  26  25  64  25 

alia  parua  insula  25  5  64  0 

insula  feminarum  que  uocatur 

fame00   26  ü  63  0 


310 

Tyle  pars  norbegie 

Vermenlandh 
315  findland 

Insul«  Circa  Cliersonesum  Cymbroruni 

.srendet  parua  41  0  60  0 

Anebobch  due  prima  41  40  59  30 


320  f 


2^  42  10  59  20 


bogheos  34  30 

AU0  37  40 

136  0 


325 


ferneren  prima 


2^. 


pboenie  insulc  descripcio 


\37 
/  37 
138 


330  medhelfar  pt  38  25 

alias  38  0 

finis  illius  passus  38  15 

alias  38  15 

Afnes  v  et  pt  38  30 

335  aghernes  38  30 

Loydhez  pt  30  40 

eus  sinus  39  0 

faborczhonet  39  25 

faborkh  v  et  pt  39  40 

340  faborkh  s  40  0 

egeycz  v  40  30 

swinshonedh   40  40 

snierborkh  pt  et  v  40  50 

fyynzhonet  41  20 

345  nyburkh  v  et  pt  41  10 

Kunshonet  41  25 

cuius  medium  41  35 

finis  41  20 

huczholm  v  et  pt  41  10 

350  monkebierg  40  50 

Alle  aas  pt  40  20 

stige  v  40  20 


58  40 
56  40 
56  25 
56  25 
56  20 
56  20 


58  0 
57  27 
57  50 
57  20 
57  20 
57  10 
57  0 


57 
57 
57 
57 
57 


56  55 

57  0 
57  0 
57  20 
57  20 
57  25 
57  35 
57  25 
57  25 
57  20 
57  25 


ö.  L.  n.  B. 

o    /  o  ' 

farre00  c  et  i  26  25  64  25 

Alia  parua  insula  25  5  64  0 

insula  feminarü  quse  vocatur 
fameae 


Tyle  pars  norbegias 


Vermenlandh 
fündland 

Insuls  circa  Cliersonesum  Cyiubrorü 

srendl  parua  41   0  60  0 

Anebobch  duae  prima  41  40  59  30 

Secunda  42  10  59  20 

bogheos  34  30  58  40 

AII0  37  4  56  40 

ferneren  |  36  0  5625 

\  37   0  56  25 

Secunda  {  37   5  56  20 

\  38  0  56  20 

l'hoenie  insule  descriptio 

medelfar  |  38  25  58  0 

\38  0  57  25 

finis  illius  passus  J  38  15  57  50 

\  38  15  57  20 

Asnes  v  et  pt  38  30  57  20 

aghernes  38  40  57  10 

Loydhez  pt  38  40  57  0 

eius  sinus  39  0  57  0 

fabortzhonet  39  25  57  0 

faborkh  v  et  pt  39  40  57  0 

faborkh  s  40  0  57  0 

egeitz  v  40  30  57  0 

swinshonedh  40  40  56  55 

smerbokh  pt  et  v  40  50  57  0 

fyyntzhonet  41  20  57  0 

nyburkh  v  et  pt  41  10  57  20 

Kunßhonet  41  25  57  20 

Cuius  medium  41  35  57  25 

finis  41  20  57  35 

Hultzholm  v  et  pt  41  20  57  25 

Monkebierg  40  50  57  25 

Alle  eus  pt  40  20  57  20 

Stige  v  40  20  57  25 


ö.  L.  n.  B. 

O     I  Ol 

monarma 

ferensis  (  26  0  65  0 

\  26  50  64  30 

j  25  55  64  20 

Insel)  ; 

\  26  55  63  55 

,                       I  25  45  63  40 

lemo  < 

\26  25  63  5 


bellandiar  31  30  62  50 

Vcntbeland 

Vermelant 

emeland 

tred  c.  41  10  60  25 

,4  j  41  45   59  50 

anaold  ' 

\  42  20  59  35 

,,  (42  0  59  45 

anaold  (  ,  ,„ 

\42  40  59  25 

böge  39  50  57  55 

als  38  0  57  0 

„       _  I  36  0  56  45 

iemere  ; 

\  37  10  56  25 

,  (  37  40  56  45 

temern  < 

\38  45  56  25 

feonia 

medelfar  .38  40  57  25 

laspres  38  50  57  15 


fabor  39  40  57  10 

suntor  40  55  57  10 

vibard  41  25  57  25  uibar 


durai 

feresif 


femo 

orcha 
farai 
lierlai 
tbile 
bellai 
Ventbej 
Wermc  I 
ündela ' 

tred 
anaol 


böge 
als 

ferner 

femer 

feonia 
dacia 
fird' 


229 


A 

A- 

■°-6 

B 

"3. 

u 

oiski. 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Urbin.  lat. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Laurent. 

Cod.  Vatic.  lat. 

Cod.  Wolfegg. 

Ptolemäusausg. 

274. 

275. 

XXIX.  25. 

XXX.  4. 

3811. 

Ulm  1482. 

cluxiti 

clurfii 

duraj 

durai 

durai 

lcl  Cllölo 

1  erensis 

terensis 

förcnsis 

fenio 

a 

fenio 

t  Pin  fiTi  n 

t  p  m  n  n 

orchades 

orchades 

orchades  Insu. 

orchades  ins. 

Orchad'  insulc  numero 

Orchades 

Orchades 

farai 

farai 

farai 

farai 

farai 

faraj 

farai 

herlant 

herlant 

herlan* 

herlant 

herlant 

herlant 

herlant 

tliile 

tliile 

Tliile 

tltyle 

thyle 

thylc  ins. 

tliyle  instilc 

r 

bellandiar 

bellandiar 

bellcädia 

bellandiar 

bellandiar 

i 

uentelant 

uenthelanlh 

Vcntuelandli 

neuthelaut 

Venthelant 

uentlielant 

Venthelant 

h 

Wermelaut 

Wennelaiitu 

Vermelanth 

Vermelant 

Vermelant 

Vermelant 

Vermelant 

linlanth 

liudolanth 

flnlät 

ii  ii  i  'i  ii  t 

Ii  M  hlll  1 

linl  tili  t 

i  in  1  an i 

tred 

tred 

? 

tred 

tred 

tred 

tred 

anaol 

anaol 

anaol 

anaol 

Anaol 

anaol 

anaol 

anaol 

anaol 

anaol 

anaol 

böge 

böge 

Höge 

böge 

böge 

ols 

ols 

als 

als 

als 

als 

als 

femern 

feniare 

feinerem 

femaren 

femaren 

femorn 

femern 

femern 

feniare 

femaren 

femaren 

feonia 

feonia 

feonia 

feonia  ins. 

feonia 

feonia 

feonia 

dacia 

dacia 

dacia 

firdelfar 

fird' 

firedelfar 

firdelfar 

fidelfar 

fidelfar 

aspres 

aspres 

aspres 

aspres 

siitos 

sütos 

Sumtors 

sütors 

Sütors 

suntors 

nibar 

nibar 

nibas 

niban 

niban 

niban 

niban 

230 


W 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 


Cod.  Vindobon.  lat.  5277. 


Cod.  Magliab.  XIII.  16. 


ö.  L. 


B. 


ütthonia  c  40  20  57  15 

borgheus  p  40  40  57  25 

355  borgheus  v  39  40  57  30 

arnake  p  39  40  57  30 

huczgankh  pt  39  0  57  30 

Salingb  v  40  0  57  20 

bhasind  40  55  57  20 

360  Iangenland  J  41  25  5650 

140  0  56  30 

spreone  i  42  0  57  10 

In  lalandh  due  prima  I  42  55  56  40 

\44  20  56  40 

365 


falsteri  <  46   0  57  30 

370  \  46  30  57  50 

Mouk  i  47   0  58  0 

dragbor  i  46  20  58  10 

syoholm  45  0  58  30 

375 

Canis  inarini  insula  uulgariter  Seeland 

tbornborgb  43   5  57  20 

corshays  pt  43  0  57  20 

380  ozoenes  43  0  57  0 

Konolm  43  30  57  0 

nestued  v  et  pt  44  20  57  10 

Vardhinbo'gb  v  et  pt  44  50  57  20 

385  borghsznes  47   0  57  15 

tborsan  pt  45  30  57  25 

Koaghe  45  30  57  40 

Kaobenham  v  et  pt  46  5  58  0 

helfinghaor  v  et  pt  44  40  58  30 

390  Koskildis  c  44  40  57  50 

Uienes  44  30  58  10 

holbekz  44  0  58  0 

holbekh  v  43  40  57  40 

Kagenes  43  0  57  30 

395  slaglosia  43  50  57  25 

Insula  bornholm  f  49  30  58  30 

\50  50  58  30 

Insula  Gotlandie 

400  Visbu  c  et  pt  57  40  61  55 

eus  introitus  57  0  61  55 

eeane  p   57  5  61  35 


ö.  L.  n.  B. 

o    /        o  / 

Orthonia  c  40  20  57  15 

Borgheus  p  40  40  57  25 

Borgheus  v  39  40  57  30 

Arnake  p  39  40  57  30 

Hutzgauch  39  ?  57  30 

salingh  v  40  0  57  20 

basind  40  55  57  20 

Iangenland  i  41  25  56  50 

\40  0  56  30 

sprone  i  42   0  57  10 

Inlalandi  du*  prima  i  42  55  5640 

\44  20  56  40 


Mster  i  i  46  0  57  30 

\46  30  57  50 

Mond  i  47   0  58  0 

Draghor  i  46  20  58  10 

Syelsolm  45  0  58  30 

Canis  marini  insula  vnlgariter  Seeland 

Tornborg  43  5  57  20 

Corshays  pt  43  0  57  20 

Ozoenes  43  0  57  0 

Koholm  43  30  57  0 

Nestued  v  et  pt  44  20  57  10 

Vardhimborgh  v  et  pt  44  50  57  20 

Borgsnes  47  0  57  15 

Thorsam  pt  45  30  57  25 

Keoche  45  30  57  40 

Koobentham  v  et  pt  46  5  58  0 

Helfingheor  v  et  pt  44  40  58  30 

Roskildis  c  44  40  57  50 

Vrenes  44  30  58  10 

Holbekh  43  40  57  40 

Kagenes  43  0  57  30 

Slaglosia  43  50  57  25 

Jnsula  bornholm  / 49  30  5830 

\50  50  58  30 

.Insula  Gottlandi* 

Visbu  c  et  pt  57  40  61  55 

Eius  introitus  57  0  61  55 

Eeone  p  57   5  61  35 


ö.  L.  n,  B. 

O     /  Ol 

ortonia  40  35  57  20 

begrus  39  45  57  30 

(Insel)  41   0  56  55 

(Insel)  ca.  41  20  56  45 

(Insel)  42  0  57  20 

143  0  57  25 

lalant  ' 

\  44  15  57  25 

lalant  J  44  40  57  0 

\45  30  57  0 

lalant  !  45  25  5645 

\  46  10  56  45 

falster  j  46  5  5745 

146  30  58  0 

■A                      f  46  15  58  30 

ldmagor  ' 

\47  15  58  30 

sioholm?  j45  0  5845 

\45  45  58  45 

Silandia 

torsur  44  0  57  40 

nestued  44  25  57  25 

naräba  45  0  57  30 

tauger  45  25  57  50 

namia  46   5  58  5 

falsigor  44  45  58  25 

rascil  45  30  58  0 

heldec  44  0  57  25 

slaglo  43  50  57  10 

brenholn  / 49   0  59  ü 

\50  55  58  25 

Gottia  insnla 

nisbus  57  35  61  50 

(Einfahrt)  56  40  62  0 

anone  57  0  61  40 


> 

I 


231 


noiski. 

A4 

Cod.  Urbin.  lat. 
274. 

A5 

Cod.  Urbin.  lat. 
275. 

A6 

Cod.  Laurent. 
XXIX.  25. 

Cödi  Laurent. 
XXX.  4. 

B2 

Cod.  Vatic.  lat. 
3811. 

»3 

Cod.  Wolfegg. 

ü 

Ptolemäusausg. 
Ulm  1482. 

orconia 

orconia 

orconia 

orcoma 

orcama 

orconia 

orconia 

bergis 

r 

borgis 

bergos 

bergas 

bergas 

bergas 

lalant  1. 

lalant  1. 

lalant 

lalant 

Inlaut 

lalant 

lalant 

2. 

2. 

2. 

lalant 

lalät 

lalant 

3. 

3. 

3. 
4. 

falster 
meb 

falster 
meb 

falci V 
niebe 

(falster 
\ falster 
menb 

falster 
menb 

1 falster 
\  falster 
menb 

) falster 
\falster 
menb 

idnagor 

idnagor 

idnagar 

idnagor 

idnagor 

idnagor  > 

Idnagor 

sieholn 

sieholn 

sieholn 

sieholm 

sieholm 

Sieholm 

sielädia 
dacia 

colesig 
rovsur 

sielandia 
dacia 

colesing 
rorsur 

Silandia 

colesling 
rorsur 

Sielädia 

colesing 
rorsur 

siclanda 

colesing 
rorsur 

selanda 

colesing 
rorsur 

Selandia 

colesing 
rorsur 

nestned 
( nardi 
\amb'g 

nestrud 
J  nardi 
\äberg 

nestrud 
amberg 

nestued 
)  nardj 
\ambug'u 

nestued 
j nardi 
|anib'g 

nestued 
\  nardi 
\amb'g 

nestued 
J  nardi 
\anbg 

touga 
obename 
falsigar 
rastil 

tauga 
obename 
falsigar 
rastil 

tauga 

obenam  hen 

falsigar 

rastil 

touga 
cobename 
falsiga 
rastil 

touga 
cobename 
falsigar 
rastil 

touga 
cobename 
falsigar 
rastil 

tonga 
cobename 
falsigar 
rastil 

heldech 

colesig  (cf.oben!) 

heldec 

heldech 

heldech 

heldech 

heldoch 

flaglosia 

floglosia 

|  flogosia 
\slaglo 

floglosia 

floglosia 

floglosia 

floglosia 

i 

bernholu 

bernholn 

bernholn 

bernhol  m 

bernholm 

bernholn 

Bernholn 

Gottia 

uisbu 

Gottia 

uisbu 

Gotia 

nisbu 

Gottia 
uisburg 

Gottia 
uisburg 

Gottia 
uisbu 

Gottia 

wisbe 

onane 

onane 

onane 

j onane 
Ronane  f 

j onane 
Ronane  f 

onaus  f 

onaus  f 

i 


232 


w 

V 

Cod.  Vindobon.  lat.  3227. 

Cod.  Vindobon.  lat  5277. 

Cod.  Magliab.  XIII.  16. 

Cod. 

X 

ö.  L.  n.  B. 

O     '  O  I 

.„  opetane  f  57  45  61  20 

405 

Uithu  p  57  45  61  20 

segb  f  58  35  60  55 

Salekragh  p  59  0  60  45 

410  Crogh-  p  59  30  60  50 

Cometer  59  3  61  15 

ta'rener  59  20  61  20 

tier  f  59  0  61  40 

415  masegh  f  59  35  62  20 

seger  estus  60  0  62  30 

sancolder  p  59  40  62  40 

tolleyr  p  59  20  62  40 

Knaper  f  58  55  62  30 

420  Uiuer  p  58  30  62  35 

Uonchiadh  p  52  40  62  30 

tyalder  p  57  0  62  20 

tyanesaldh  p  57  0  62  0 

425 


430 


435 


ö.  L.  n.  B. 

O     >  Ol 

Opetanae  f  57  45  61  20 

Vithu  p  57  45  61  20 

Seg  f  58  35  60  55 

Salecragh  p  59  0  60  45 

Crogher  p  50  30  60  50 

Comenter  59  30  61  15 

Tarroner  59  20  61  20 

Tier  f  59  20  61  20 

Masegh  f  59  35  62  20 

Seger  sestus  60  0  62  30 

Saurolder  p  59  40  62  40 

Tolleyr  p  59  20  62  40 

Knaper  f  58  55  62  30 

Viuer?  p  58  30  62  30 

Vouchiadh  p  57  40  62  30 

Tyalder  p  57  0  62  20 

Tyanesaldh  p  57   0  6?  0 


ö.  L.  n.  B. 

O     t  o  t 

(Fluß)  57  10  61  15 

(Vorgebirge)  57  10  61  15 

uulta  57  45  61  10 

(Fluß)  58  30  60  55 

alegroth  59  15  61  0 

(Vorgebirge)  59  30  61  25 

(Vorgebirge)  59   5  61  40 

torouer  58  55  61  45 

(Fluß)  58  50  61  55 

engh  59  25  62  5 

iueseh  59  35  62  20 

fegur  59  50  62  30 

sansols  59  45  62  50 

tater  59  15  62  50 

cuapar  58  50  62  40 

(Vorgebirge)  58  10  62  45 

notialch   57  35  62  35 

noleber  57  0  62  20 

ramefak  56  55  62  5 

Mare.  Gerinanicvm  et  Sarmaticvni 


Mare  Germanicvm 
Oeeanvs  Dvecalledonius 
Oeeanvs  Iperboreus 
Oeeanvs  Occidentalis 


parta 

uulta 

seg  f 
alegr 

teveft 
tior  1 
eng 

segur1 

cober 


rurae 
Mare 

Sabul 
ponl 
Balte. 

tua 
üc.G« 


Oc, 

do: 
Oc. 


I 


233 


Cod.  Urbiii.  lat. 
•274. 


A5 

Cod.  Urbin.  lat. 
275. 


A6 

Cod.  Laurent. 
XXIX.  25. 


Cod.  Laurent. 
XXX.  4. 


B2 

Cod.  Vatic.  lat. 
3811. 


Cod.  Wolfegg. 


u 

Ptolemäusausg. 
Ulm  1482. 


pacta  f 

uulta 
alegiet 

terefer 
tiar  f 
eng 

segur 

cober 


rumfalch 
mare  sarmati- 

cum 
Sabulosus 

pontus 
Baltheatus 

pontus 
Occeanus  Ger- 

manicus 
Duecalledonius 

oceanus 
Oceanus  iper- 

boreus 


parta  f 

uulta 
seg  f 
alegret  ■ 


terefer 
tior  f 

uirseg 
segur 

cober 


rumefalck 
mare  sarmati- 

cum 
Sabulosus 

pontus 
Baltheatus 

pontus 
Germanicus 

oceanus 
Duecalledonius 

iperboreus  occ. 


Japete  f 
\parten  f 

uulta, 
seg  f 
alegerh 


tor*ner 

tiar  f 

engh 

iuesegh 

fegur 

faucols 

enaper 

nocialch 
noleber 
rumefack 
Mare  sarmati- 

cum 
Sabulosus  pötus 

Balteatus  Sinus 

Occ.  Germani- 
cus 

Occ.  Duecalle- 
donius 
Oc.  Iperboreus 


porta  f 

uulta 

seg  f 
alegerech 


terefer 

tior 

eng 

uirseg  f 
Segu 

cober 


uoleber 
rumefalk 


Sabulosus  pon- 
tus 

Balteatvs  Pötvs 

Germanicum 
mare 


mare  occeanum 


porti  f 

ülta 
seg  f 
olegerech 

terefer 

eng 
uirfeg 

Segu 

cober 


uoleber 
runiefalk 


Sabulosus  pon- 
tus 

Balteatus  ***vs 
Gemanicv  Mare 


porti  f 

uulta 

seg  f 
alegerech 

terefer 


uirseg  f 
Segur 

cober 


uoleber 
rumefalk 


Sabvlosvs  Pötvs 

Pontvs  Baltea- 
tvs 

Germanicvm 
Mare 


Iperborevm 


porti  f  ' 

vulta 
seg  f 
alegerech 

terefer 

Erig 
uirseg  f 

sog' 

cober 


uoleber 
rumefalk 


Sabvlosvs  Pon- 
tvs 

Pontvs  Baltea- 
tvs 

Germanicvm 
Mare 


Iperborevm 


örnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus. 


80 


234 


Namen  der  Nanziger  Karte. 


Europe  tabula  XI* 
Holsatia 
hselieläd 
Jutones 
5  ripis 
wiburg 
arus 
Slesuig 

Slauorum  regio  Insidiatrix 
10  ryland 
Pomaria 

Peruersa  prutenorum  nacio  uel  nocio 

Suetica  Regio 

findlandi 
15  findhlappi 

Dalingi 

Stalbergi 

Vestgoti 

arus 
20  Stokholui 

Skeninge 

W  asten 

Kalmar 

Oues 
25  Guthiand 

Danorum  Regio 

Scaningi 

Halandi 

Ystedh 
30  Skanor 

Lundis 

helsingborg 

hamer 

Oslo 


35  tunsberg 

Noruegica  Regio 

Nordhmäni 

Stauäger 

bergis 
40  Nidrosia 

Douersyeldh 

Coberbyerghe 

Vermelandi 

Gentelandi 
45  Engrouielandi 

Wildblappelädi 

Griffonü  regio  vastissima 

Pigmei  maritimi 

Vnipedes  maritimi 
50  Carelorum  infideliü  regio  maxie  septefonal' 

Gronlandia  provincia 

Quietum  mare 

Tenebrosum  mare 

Nordhiudh  ßondh 
55  Cougelatum  mare 

Vestbaf 

Islandia 

Orcadia 

Ibernia  insula 
60  Scotie  regio 

Britäni  anglicati  Apostate 

Veenskon 

0reson 

belte 
65  pheonia 

caniscula 

bornbolm 

01andh 


Beilage  IV. 


Facsimile  des  Clavus-Textes  in  den  Wiener  Handschriften. 


1—5:  Der  ganze  Text  im  Cod.  Vindob.  3227  (W)  d.  h.  fol.  192r— 194r. 

6—7:  Erste  und  letzte  Seite  im  Cod.  Yindob.  5277  (T)  d.  h.  fol.  271r  und  276r. 


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Beilage  V. 

Nachtrag. 


A. 

Zusätze  und  Berichtigungen. 

Zwei  Werke  von  Clavus.  Seite  11. 

Daß  Clavus  der  Verfasser  zweier  Beschreibungen  der  Nordlande  sei,  von  denen  die  zweite  als 
eine  „ erweiterte "  anzusehen  wäre,  hat  schon  Jos.  Fischer  in  den  Entdeckungen  der  Normannen  (S.  60) 
als  eine  Möglichkeit  hingestellt,  und  zwar  um  den  von  Friedlieb  (nach  dem  damals  unbekannten 
Wiener  Texte)  zitierten  Bericht  vom  Goldfunde  im  Jahre  1425  (d.  h.  ein  Jahr  nach  der  Abschrift  des 
Nanziger  Textes  durch  Fillastre)  zu  erklären.  Er  schreibt  nämlich:  „Nach  Irenikus  erwähnt  Claudius 
Niger  in  seiner  Beschreibung  des  dänischen  Keiches  beim  Vorgebirge  Kumtyhone  (d.  h.  Knutzhouet; 
vgl.  S.  141)  Goldgruben,  die  im  Jahre  1425  entdeckt  worden  seien.  Da  aber  Irenikus  eine  zweite, 
erweiterte  Beschreibung  des  Claudius  Clavus  vor  Augen  gehabt  haben  kann,  so  soll 
für  die  Datierung  der  Clavischen  Nordlandskarte  auf  diese  vereinzelte  Angabe  kein  weiteres  Gewicht 
gelegt  werden."  (Jos.  Fischer.) 

Die  Karte  B7  ist  von  Sebastian  Münster  gezeichnet.  Seite  22 

ii   und  35. 

Der  Codex  lat.  Monacensis  10691  ist  nun  von  Aug.  Wolkenhauer  näher  untersucht 
worden,  und  es  hat  sich  herausgestellt,  daß  dieser  Codex,  welcher  für  die  Kartographie  der  Nordlande 
ohne  Interesse  war,  in  anderer  Beziehung  vom  größten  Wert  ist,  da  das  Büchlein  Sebastian  Münsters 
eigenhändiges  Kollegienbuch  ist.  Vgl.  A.  Wolkenhauer,  Sebastian  Münsters  handschriftliches  Kollegien- 
buch aas  den  Jahren  1515 — 1518  und  seine  Karten,  Berlin  1909  (Abh.  d.  kgl.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttg. 
philol.-histor.  Klasse  N.  F.  XI,  3).  S.  42  kommt  der  Verfasser  unabhängig  von  uns  auf  genau  dieselbe 
Weise  wie  wir  zu  dem  Eesultat,  daß  B7  mit  der  zugehörigen  Namenliste  der  Ulmerausgabe  1486  ent- 
nommen ist. 


Unterschrift  des  Schreibers  der  Zamoiski-Handschrift  (A3). 

Die  Unterschrift  des  Schreibers  Antonius  Vitellensis  steht  am  Schluß  des  Kap.  II  des 
VIII.  Buches  des  Ptolemäus-Textes,  wie  sich  aus  dem  Zusammenhange  der  zitierten  Stelle  (Facsimile-Atlas 
S.  55)  ergibt;  vgl.  Ulmer  Ausgabe  1482:  „fiet  animadvertere  .  .  .  incipienda  sunt"  vor  „Tabula  super 
universale."  (Jos.  Fischer.) 

Björnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  31 


Seite  25. 


244 


Seite  27.  Das  Schicksal  der  Nürnberger  Ptolemäus-Handschrift. 

Der  von  Raidel  beschriebene  Codex  Ebnerianus,  eine  Nürnberger  Handschrift  mit  der  1.  l'to- 
leinäus-Rezension  des  Nicolaus  German  us.  befindet  sich  nicht  mehr  in  Nürnberg.  Dar  Codex  wurde 
seiner  Zeit  von  dem  Grafen  Apponyi  erworben,  wurde  aber  am  Schluß  des  vorigen  Jahrhunderts  ver- 
kauft und  befindet  sich  jetzt  in  Amerika  (New  York).  (Jos.  Fischer.) 

Seite  27.  Die  Dedikation  an  den  Papst  Paul  II. 

Außer  in  den  Handschriften  (A3 — A5)  der  A-Eedaktion  findet  sich  diese  Dedikation  in  der 
B3-Hs.  Vgl.  die  Reproduktion  des  Titelblattes  der  Wolfegger-Hs.  und  Beilage  VI  in  den  Entdeckungen 
der  Normannen.  (Jos.  Fischer.) 

Seite  28.  Die  Datierung  der  Wolfegger  Ptolemäus-Handschrift  (B3), 

Das  betreffende  Pergamentblatt,  auf  dem  sich  die  wegradierte  Datierung  findet,  gehört  wesent- 
lich zur  Wolfegger  Handschrift.  Die  Vorderseite  des  Blattes  und  die  erste  Spalte  sowie  die  Hälfte  der 
zweiten  Spalte  der  Rückseite  bieten  den  Schluß  des  Ptolemäus-Textes  (nach  Taprobane)  sowie  die  Sub- 
skription; unter  dieser  steht  die  ausradierte  Datierung.  Betreffs  des  Alters  der  B-Karten  hält  Fischer 
an  der  Ansicht  fest,  daß  man  von  der  handschriftlichen,  auf  einem  wesentlich  zum  Werke  gehörenden 
Blatte  angebrachten  genauen  Datierung  nicht  ohne  die  zwingendsten  Gründe  abgehen  darf.  Da  nun  B3 
auch  die  Dedikation  an  den  1471  verstorbenen  Papst  Paul  II  trägt,  so  steht  für  B3  an  sich  betrachtet 
nichts  im  Wege,  die  Datierung  14(37  anzunehmen;  es  spricht  die  Dedikation  sogar  dafür1). 

(Jos.  Fischer.) 

Seite  29.  Die  Herstellung  der  A,;- Handschrift. 

Nach  Fischers  Untersuchungen  der  Ae -Karte  geht  seine  Ansicht  dahin,  daß  diese  eine  von 
Nicolaus  Germanus  gezeichnete,  aber  von  Martellus  umgeänderte  Karte  ist,  so  daß  sie  beiden  Kar- 
tographen zuzuschreiben  wäre.  Nicolaus  zeichnete  nach  seiner  Ansicht  A6  wie  A2 — A5  nach  der 
Originalkarte  in  seiner  Projektion.  Dabei  entnahm  er  der  Originalkarte  einige  Angaben,  die  sich  auf 
A2  bis  A5  nicht  finden,  wie  ja  auf  den  verschiedenen  Karten  auch  sonst  festzustellen  ist,  daß 
Nikolaus  eine  Auswahl  trifft.  Martellus  brachte  dann  manche  Änderungen  an,  so  die  Land  Verbin- 
dung durch  einige  Federstriche;  die  Gebirge  zeichnete  er  zum  Teil  in  seiner  Weise  um,  und  auf  ihn 
gehen  verschiedene  Nameneintragungen  zurück,  was  im  einzelnen  am  Original  festzustellen  wäre. 

Wie  Martellus  die  Nordlandskarte  AG  nicht  ganz  selbst  zeichnete,  sondern  nur  eine  Nicolaus 
Germanus-Karte  umzeichnete,  so  verhält  es  sich  auch  mit  den  meisten  Karten  des  Textes  des  Insu- 
lariums  im  Cod.  Laurent.  XXXIX,  25.  Der  ursprüngliche  Text  war  bereits  von  Karten  begleitet  und 
diese  wurden  von  Martellus  sicher  zum  Teil  (ob  alle  —  muß  noch  untersucht  werden)  wie  A6  um- 
gezeichnet, so  die  ursprünglichen  Gebirge  „musch eiförmig"  oder  als  „abgestumpfte  Kegeln". 

(Jos.  Fischer.) 

Seite  51.  Hat  Michel  Beheim  Clavus'  Arbeit  gekannt? 

Nach  der  Drucklegung  von  Kap.  IV  der  gegenwärtigen  Arbeit  erschien  Ove  0.  L.  V äu- 
gen st  en,  Michel  Beheims  Reise  ttl  Danmark  og  Norge  i  1450,  Christiauia  1908  (Videnskabs  Selskabds 
Skrifter.  II.  Hist.-Filos.  Klasse  1908-  No.  2)  mit  einer  kritischen  Ausgabe  von  denjenigen  Gedichten 
Beheims,  welche  auf  seine  Reise  in  den  Nordlanden  Bezug  haben.  Daselbst  findet  sich  auch  eine 
synoptische  Tafel,  wo  Auszüge  aus  Clavus'  Arbeiten  mit  Beheimzitaten  zusammengestellt  werdeu.  Die 
Übereinstimmungen,  aus  denen  ein  Quellenzusammenhang  hervorgehen  sollte,  sind:   1)  der  Name  Wild 

')  Da  die  Techn.k  des  Textes  in  B.,  (dagegen  nicht  die  der  Tafeln)  von  B, — B2  vielfach  abweicht,  so  fragt 
sich  nur  noch,  ob  nicht  der  ganze  Text  nebst  Dedikation  im  Jahre  1467  geschrieben  sein  kann,  und  zwar  für  die 
erste  oder  zweite  Redaktion,  um  später  mit  den  Tafeln  der  dritten  Redaktion  vereinigt  zu  werden,  nachdem  die 
Datierung  ausradiert  war. 


245 


lapen  (Belieini),  welcher  Name  vor  Clavus  in  der  uns  bekannten  Literatur  der  Südländer  kaum  vor- 
kommt; 2)  die  Erwähnung  der  Schreiinge,  von  denen  Beheirn  sagt:   „die  sein  nit  lenger  wann 
gewahsen  dreier  spann";  vgl.  Wiener  Text  276  (Pigmei parui  cubitalis  longüudinis) ;  3)  die  Erwähnung 
der  Fellboote:    „von  leider  uude  pech   —  machen  sie  gantze  schiffe";   vgl.  Wiener  Text  277  —  SO: 
4)  die  Erwähnimg  der  Streitbarkeit  der  Schreiinge  ,Wy  dein  nu  seyen  sie  -  -  welcher  ir  einen  sieht 

—  oder  in  streiten  ueht  —  der  ist  doch  nit  ein  lasser  —  zu  ueld  vnd  uff  dem  wasser  —  sein  sey 
in  streiten  frech";  vgl.  Wiener  Text  290  (cum  copioso  exercitu);  5)  die  Behauptung,  daß  Rußland  an 
das  Land  dieser  Schreiinge  grenzt:  „Do  an  daz  reich  uil  na —  so  stößt  der  reüssenlant" ;  vgl.  Nanziger 
Text  286  ff  (uersus  orientem  extenditur  patria  uastissima  usque  in  Rusland  etc.). 

Da  Beheim  tatsächlich  in  Trondhjem  gewesen  ist,  hat  er  —  wie  Clavus  —  die  dort  befind- 
lichen Fellboote  sehen  und  die  an  dieselben  geknüpften  traditionellen  Erzählungen  erfahren  können. 
Der  Name  Schreiinge  bezeugt  sogar  positiv,  daß  er  von  Clavus  unabhängige  Nachrichten  über  die  Es- 
kimos erhalten  haben  muß.  Beweiskraft  haben  deshalb  nur  die  Punkte  1)  und  5),  d.  h.  der  Name 
Wild  lapen  und  die  Landverbindung  zwischen  Grönland  und  Rußland.  Für  die  Landverbindung 
kommen  indessen  mehrere  nordische  Quellen  (vgl.  S.  188  ff.)  und  für  die  Wildlappen  eine  unbekannte 

—  verlorene  ?  —  Quelle  in  Betracht,  diejenige  nämlich,  aus  der  sowohl  Clavus  schon  in  Italien  vor  dem 
Jahre  1424  als  auch  der  Schreiber  des  Briefes  an  den  Papst  Nicolaus  V  (1447 — 1455),  wie  es  scheint 
unabhängig  von  einander,  geschöpft  haben  (vgl.  S.  194);  denn  in  diesem  Briefe  steht  ja  eben  „hommes 
sauuaiges"  in  derselben  textlichen  Verbindung  wie  die  Wildlappen,  und  pigncreux  (d.  h.  pigmees)  haulx 
dune  seule  couttee,  gleichzeitig  den  Pigmei  maritimi  der  Nanziger  Karte  und  den  Pigmei  parui  cubi- 
talis longitudinis  des  Wiener  Textes  entsprechend. 

Nimmt  man  nun  an,  daß  eine  gemeinsame  uns  bis  jetzt  unbekannte  Quelle  sowohl  dem  Briefe 
an  Nicolaus  V  als  auch  den  Beheim'schen  Schilderungen  und  den  Arbeiten  des  Clavus  stellenweise  zu 
Grunde  liegt,  so  versteht  man.  weshalb  Michel  Beheims  Strophen  mehr  an  das  Nanziger  Werk,  das  er  kaum 
gekannt  haben  kann  (vgl.  S.  205 — 206),  als  an  den  Wiener  Text  und  die  A-Karte  erinnern;  von  den 
obigen  Punkten  stimmen  ja  nämlich  die  beiden,  die  Beweiskraft  haben,  1)  und  5),  mit  dem  Nanziger 
Werk,  und  5)  nur  mit  diesem;  dazu  kommen  aber  folgende  Strophen  bei  Beheim:  „sust  uint  mau 
maucherhant  —  von  vngläbigen  leüten  —  die  ich  nit  kan  peteüten  —  wann  ich  nit  verer  kam",  welche 
mit  der  Darstellung  der  Nanziger  Karte  von  einer  Reihe  von  anderen  (sagenhaften)  Völkern  (Griffones 

—  Unipedes  —  Careli  infideles)  längs  den  Küsten  des  Eismeeres  besonders  gut  übereinstimmen. 

Obwohl  wir  so  wenig  wie  nur  möglich  mit  .verlorenen"  Quellen  argumentieren  möchten,  so 
glauben  wir  in  diesem  Falle,  daß  eine  solche  sowohl  von  Clavus  in  Italien  bei  der  Ausarbeitung  des 
Nanziger- Werkes  als  auch  vom  Autor  des  Briefes  an  Nicolaus  V  und  fast  gleichzeitig  von  Michel 
Beheim  —  benutzt  worden  ist.  In  dieser  Quelle  fand  sich  dann  sicher  —  wie  z.  B.  bei  Adam  von 
Bremen  —  eine  Mischung  von  sagenhaften  und  wirklichkeitsgetreuen  Schilderungen  der  Völker  des 
äußersten  Nordens,  welchen  gegenüber  Beheim  sich  sehr  vorsichtig  verhält,  während  Clavus  erst 
im  jüngeren  Werke  nach  seiner  Nordlandsreise  den  Sagenstoff  auszuscheiden  versuchte  (vgl.  S.  176). 

Recht  sonderbar  ist  es  indessen,  daß  so  viele  von  den  mit  Clavus  verknüpften  Fäden  gerade 
in  Trondhjem  zusammenlaufen.  Es  läßt  sich  beweisen,  daß  Clavus  daselbst  gewesen  ist  (S.  169  ff); 
dahin  wurden  später  Leute  geschickt,  um  der  vollständigen  Livius-Handschrift  habhaft  zu  werden,  als 
die  Nachforschungen  in  Sora  scheiterten,  und  einer  von  ihnen  behauptete,  das  Buch  gefunden  zu  haben 
(vgl.  S.  198,  Note),  und  an  derselben  Stelle  endlich  hat  Beheim  Nachrichten  von  den  Nordlanden 
erhalten,  die  zum  Teil  auf  derselben  Grundlage  ruhen  wie  Clavus'  Schilderungen  von  den  Polarvölkern. 

Schöners  und  Martellus'  Legende  über  Norwegen.  Seite  60 

Daß  diese  Legende,  welche  auch  auf  den  Kompaßkarten  vorkommt,  schon  in  der  sog.  „Geographia  unc* 
universalis"  stand,  bemerkt  Vangensten  (1.  c.  S.  39).  Dieses  geographische  Lexikon  aus  dem  13.  Jahrh. 
ist  ediert  in  1.  Rudimenta  novitiorum,  Lübeck  1475;  2.  Zeitschr.  f.  deutsch.  Altertum  IV,  Leipzig  1844, 
S.  479 — 491.  Auch  in  R.  Higdens  Polychronicon  und  in  Eulogium  Hist.  (Script,  verum  Brit.  9,11  und 
41,  I)  kommt  die  Legende  vor. 


246 


Seite  60 
und  65. 


Ist  die  anonyme  katalanische  Kompasskarte  Nr.  16  in  der  Biblioteca  Nazionale  zu  Firenze 
dem  Kartenzeichner  Gabriel  de  Valsequa  von  Majorka  zuzuschreiben? 

Durch  das  Entgegenkommen  der  Direktion  des  Instituts  für  Meereskunde  zu  Berlin  und  die 
freundliche  Vermittlung  des  Herrn  Prof.  Dr.  Ed.  Moritz  hatten  wir  Gelegenheit,  eine  photographische 
Aufnahme  einer  noch  im  Privatbesitz  befindlichen  katalanischen  Kompaßkarte  vom  Jahre  1439  einzu- 
sehen. Die  Karte  trägt  die  Inskription  „Gabriell  de  ualsequa  la  feca  an  Malorcha  anv  MCCCCXXXVIIIIi, 
und  ihre  Technik  sowie  die  Ortsnamen  der  Nordlande  bezeugen,  daß  diese  Karte  entweder  von  derselben 
Hand  wie  auch  die  undatierte  katalanische  Florentiner  Karte  herrührt  oder  eine  Kopie  davon  sein  muß. 
Was  die  Technik  betrifft,  soll  nur  auf  die  sehr  charakteristischen  Darstellungen  der  Winde  in  den  vier 
Ecken  der  beiden  Karten  hingewiesen  werden;  was  die  Ortsnamen  betrifft,  genügt  folgende  Zusammen- 
stellung der  nordländischen  Namen  (vgl.  Anecdota  septentrionalia  Tab.  1): 


Gabriel  de  Valsequa 
1439 

dacia 

bungaleschis 

cadönel  j 

alm  / 

andeop 

dodorch 

gotops 

lubernich 

erja 

fi[non]ja  (?) 
jafnglantj  (?) 
(  Salandia 
^  silandia  (?) 
brundolo  (?) 
rud*  (?) 
reuelia 


Bibl.  Naz.  Flor. 
Nr.  16 

dacia 

cadonuela' 

almebu 

andeop 

dondorc 

gotops 

lubernjc 

erya  (?) 

tinouje  (?) 

janglant 

Silandia 


rnda  (?) 
reuelia 


Gabriel  de  Valsequa 
1439 

vsardia 

cavodesiom 

osisia 

rogostoch 

Somerans 

o\\conloeg 

lamdes 

lunde 

Noruega 

oxilia 

visbj 

colat 

Iis  [t]  er  (?) 
stillanda 
archania 
cotanas 


Bibl.  Naz.  Flor. 
Nr.  16 

vusardia 

cauodesion 

osisia 

rogostoch 

Somerans 

tKonloeg  (?) 

lamdes 

lunde 

Noroega 

oxilia 

visbi 


stilant 
arcania 
cotonas 


In  dieser  Zusammenstellung  sind  die  kursiv  gedruckten  Namen  Formen,  die  den  beiden  Karten 
eigentümlich  sind;  der  Name  gotops  (Gottorp)  findet  sich  überhaupt  sonst  nur  auf  italienischen  Kompaß- 
karten, und  zwar  in  anderen  Formen.  Von  den  Legenden  über  die  Nordlande  findet  sich  auf  der  Val- 
sequa-Karte  vom  Jahre  1439  nur  die  von  der  Ostsee  und  von  Stillanda. 

Die  Schrift  der  beiden  Karten  scheint  jedoch  nicht  identisch  zu  sein,  und  nach  ihr  zu  urteilen 
wäre  die  Valsequa-Karte  bedeutend  jünger  als  die  Florentiner  Karte,  zunächst  also  als  eine  Kopie  der- 
selben zu  betrachten;  dann  müßte  aber  Valsequa,  was  die  Dublette  Salandia  und  die  vier  auf  der 
Florentiner  Karte  fehlenden  Namen  bezeugen,  auch  eine  andere  Karte  benutzt  haben.  Da  die  nahe 
Verwandtschaft  der  beiden  Karten  als  Tatsache  betrachtet  werden  muß,  wäre  eine  genauere  Erörterung 
und  ein  Vergleich  derselben  am  Platze. 


Seite  99.  Die  Trolde  auf  Walspergers  Weltkarte. 

Auf  der  Weltkarte  des  Andreas  Walsperger  aus  dem  Jahre  1448  im  Cod.  Palat.  lat.  1362 
der  Vatikanischen  Bibliothek  findet  sich  eine  Legende  von  Trolli  in  Norwegen:  Hic  demones  frequenter 
in  figuris  hominum  apparent  et  hominibus  obsecuntur  et  hy  uocantur  trolli  (daneben  finden  sich  die 
Namen:  promontoria  no[r] iveianorum  und  latissimum  regmim  norwegie),  welche  Sage  nach  dem  Finder 
und  Herausgeber  der  Karte  Konr.  Kretschmer  auf  den  nordisch-isländischen  Fylgjurglauben  (Glaube 
an  Folgegeister)  hinweist.  Die  Bezeichnung  trolli  kommt  hier  zum  erstenmale  auf  einer  Karte  vor;  den- 
noch ist  kaum  anzunehmen,  daß  die  Legende  bei  Walsperger  etwas  mit  den  Trollengebirgen  bei 
Clavus  zu  tun  hat;  denn  Walspergers  Darstellung  der  Nordlande  ist  zu  schlecht,  als  daß  er  die 
Arbeiten  des  Clavus  hat  kennen  können.    Stellt  er  doch  Dänemark  als  Halbinsel  (Jütland)  mit  den 


247 


Städten  Kuppenhan  (Kabenhavn)  und  londoma  (Lund),  Schweden  als  Insel,  Norwegen  und  Island  (Ys- 
landia)  als  eine  zusammenhängende  Halbinsel  dar,  und  zwar  mit  Bergen  (pergen)  als  Stadt  in  Island, 
Trondhjem  (ngdrosia  metropolis)  und  die  Insel  ßornholm  (brondolch)  als  Städte  in  Norwegen.  Der 
letzte  Name  bezeugt,  daß  Walsperger  in  Gegensatz  zu  Kretschmers  Annahme  entweder  direkt 
oder  indirekt  aus  den  Kompaßkarten  geschöpft  haben  muß.  Vgl.  K.  Kretschmer,  Eine  neue  mittel- 
alterliche Weltkarte  der  vatikanischen  Bibliothek  in  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin 
26,  Berlin  1891,  S.  371-406. 

Die  dänischen  Ortsnamen  auf  -itse.  Seite  iu. 

Nach  den  neuesten  Untersuchungen  von  Johs.  Steenstrup,  die  uns  erst  nach  der  Druck- 
legung von  Kap.  VII  der  gegenwärtigen  Arbeit  zugänglich  wurden,  ist  es  ganz  unsicher,  ob  die  laa- 
ländischen  und  falsterschen  Ortsnamen  auf  -itse  auf  slawischen  Ursprung  deuten.  Vgl.  J.  Steenstrup, 
De  danske  Stednavne,  Kebenhavn  1908,  S.  43 — 45. 

Die  Verschiedenheiten  der  Ptolemäus-Rezensionen.  Seite 

154  55 # 

Die  römische  Ptolemäus-Ausgabe  vom  Jahre  1490  ist  in  Bezug  auf  die  Karten  ein  Abdruck 
der  Ausgabe  von  1478,  und  dasselbe  gilt  vermutlich  auch  vom  Text.  Die  Ubereinstimmung  des  Textes 
mit  den  Dimer  Ausgaben  1482  und  1486  hat  ihren  Grund  in  der  Text-Bezension  des  Nico  laus 
Germanus,  die  ihrerseits  wieder  zurückzugehen  scheint  auf  Cod.  Laurent,  lat.  XXX.  5-  Die  Reger'schen 
Zusätze  hat  die  1490-Ausgabe  der  1486-Ausgabe  entnommen,  aber  mit  Auslassungen.  So  findet  man 
z.  B.  in  der  1490-Ausgabe  nicht  die  Notiz  über  Reger  und  seinen  Geburtsort;  vgl.  Jos.  Fischer, 
Die  Entdeckungen  der  Normannen,  S.  80. 

Was  die  Verschiedenheit  in  der  Textgestaltuug  des  griechischen  Ptolemäus  betrifft,  muß  bemerkt 
werden,  daß  die  Verschiedenheit  der  griechischen  Ptolemäus-Karten  eine  derartige  ist,  daß  man  eine 
doppelte  Kezension  annehmen  muß.  Beide  Rezensionen  sind  indessen  sowohl  bezüglich  der  Karten  wie 
des  Textes  bei  den  lateinischen  Renzensionen  des  Nicolaus  Germanus  verwertet  worden. 

(Jos.  Fischer.) 


Neue  Aufschlüsse  über  Grönlands  Besegelung  im  15.  Jahrhundert, 

Gleichzeitig  mit  der  Drucklegung  des  letzten  Bogens  unserer  Arbeit  erschien  in  Danske  Magazin 
5.  Rsekke,  VI,  Kabenhavn  1909,  eine  Sammlung  von  Aktenstücken  zur  Beleuchtung  von  Grönlands 
Besegelung  (Aktstykker  til  Oplysning  om  Grönlands  Besejling)  aus  den  Jahren  1521 — 1607,  mitgeteilt 
von  Louis  Bobe.   Unter  diesen  befindet  sich  ein  von  Bobe  im  Reichsarchiv  zu  Kabenhavn  gefun- 
dener Brief  vom  3./3.  1551,  den  der  Bürgermeister  zu  Kiel  Carsten  Grip  dem  dänischen  Könige 
Christian  III  geschrieben  hat,  mit  neuen  Aufschlüssen  über  die  Besegelung  Grönlands  durch  Didrik 
Pining  und  Pothorst  unter  König  Christiern  I  (1448 — 1481).  Dieser  Brief  lautet  folgendermaßen : 
Durchleichtigesther,  groidmechtigesther,  hoichgeborner  koningk  und  gnedigesther  her. 
Mytt  underdenigesther  erbedinge  rnyner  schuldigen  plichtigen  und  stets  gehorszamen  densthen 
averschickke  ick  i.  k.  maytt;  de  begerthen  i.  k.  rnay"  vorschrevinge,  Osterforharde  belangende,  szo 
i.  k.  may1*  dem  gestrengen  ernvesthen  und  erbarn  heren  Iven  Reventlouwen  rittern,  itzt  ampth- 
manne  tho  Rendissborch,  gegeven  und  ick  in  nhamen  i.  k.  may**  de  sulvigen  up  vorschenen 
ummeslach  ingeloset  und  von  wegen  der  sulvigen  i.  k.  niay^  gestrengheit  veer  dusendth  marck 
lubisch,  dho  sulvesth  tho  füllen  kamener  noge  endtrichtet  und  bethalet,  upt  dat  underdenigesthe 
biddende,  dewyl  ick  Siverdth  Rantzouwen  myne  handthscriffth  up  de  veer  dusendth  margk,  szo  tho 
inloszinge  i.  k.  maytt;  vorschrevinge  gescheen,  uthgegeven  und  i.  k.  may**  itz  under  de  rechten 
hovetvorschrevinge  wedder  endthfanget,  myt  geborlicher  genochssamer  qwitantz  der  wegen  my 
wedder  umme  versorgen  und  by  kegenwardigen  thoschickken  und  averssenden  willen  etc.  Idth 
heffth  my  ock  i.  k.  may**  in  vorschenen  ummeslage  by  Clawes  Wenszynn  mundtlich  anwerven 
lathen,  dat  ick  i.  k.  niay*4  tho  gnedigesthen  gefallen  ichteszwes  von  hupschen  fremden  malwerke 
kopen  und  aversenden  mochte:  myt  boken  wer  i.  k.  mayt*  thor  noidthroffth  woll  bessorget,  und 


Seite 
174—75. 


24S 


is  doch  nicht  ssunderlichs  tlio  der  tydtli  van  boken  alhir  vor  banden  gewesen;  dat  malwerck 
oversth  belangende,  bebbe  ick  allen  möglichen  flyfc  angewendet,  is  doicb  hyr  des  sulvigens  nichts 
geschickhchs  averthokomende  gewesen,  szunder  hebbe  i.  k.  niay**  thoni  besthen  gekoffth  und  itzt 
by  kegenwardigen  avergesandth  twee  tabulas  generales  cosniographicas  mundi:  de  eyne  tho  Collen, 
de  ander  (szo  ick  anders  nicht  weet)  tho  Tubingen  gedruckket  wor  inne  iuw  ko.  mat1;  egendtlich 
to  besichtigende  szunder  dat  i.  ko.  mtfc  landth  Gronlandth  in  beyden  tabulen  gethagen  tho  der 
nyen  werlth  und  insulen  szo  durch  de  Portugaleszer  und  Hyspaniern  gefunden,  alszo  dat  rae 
landtfast  uth  Gronlandth  darhenn  in  kamen  kann,  item  dat  me  ock  uth  Lampelaudth  van  dem 
slothe  Wardthuisz  ock  landthfasth  in  Gronlandth  kamen  kan  etc.  Idth  szyn  dyt  jar  ock  tabulen 
uthgegan  van  i.  ko.  m.tt;  lande  Iszlande  und  van  den  wunderwercken  aldar  tho  besichtigende  und 
tho  erkundigende,  tho  Parys  in  Franckryken,  dar  uffendtlich  werdet  in  angethogen,  dat  Isslandth 
twee  mal  szo  grodt  alsze  Cicilien  hynder  Italien,  und  dat  de  beyden  sceppere  Pyningk 
und  Poidthorsth,  de  van  i.  ko.  may4t  hern  grothe  vader  koningh  Cbristierns  des 
erstens  durch  anfurderndth  ko.  ma**  tho  Porthugall  etc.  imt  norden  nye  insulen 
und  laude  uppthoszok  ende,  myt  etlichen  schepen  uth  gefertiget,  up  derklippen 
Wydthszerck  vor  Gronlandth  und  kegen  Sniefeldsiekel  up  Iszlandt  kegen  mer 
gelegen  eyn  groidth  baa  up  gerichtet  und  gemaket  umme  der  grönländisschen 
szeerefer  halven,  de  myt  velen  kleynen  schepen  szunder  bodem  anfallen  ander 
schepe.  in  veler  mennicheydth  de  sulvigen  tho  uvveraschende  etc.;  und  ick  bebbe 
nha  der  sulvigen  tabuleu  geschreven,  vorszee  my  der  sulvingen  aveHhokamende  und  i.  k.  m.**  myt 
dem  furderlichsten  thothoschikkende  I.  ko.  m.**  kennen  up  holthwerck  eyn  ider  van  den  tabulen 
beieggen  lathen  uud  eyne  uppe  eynem  vnd  de  andern  up  eynem  andern  i.  k.  m.u  huszern  thor 
lusth  hebben  etc.,  idth  kosten  my  ock  dusse  sulvigen  tabulen  beyde  theyn  daler,  gantz  denstlichen 
up  dat  underdenigesthe  biddende,  i.  ko.  inatt  willen  my  de  sulvigen  by  kegenwardigen  baden 
averssenden  etc.  Ick  hebbe  ock  myn  jargeldth,  datt  my  i.  ko.  matt  (des  ick  in  aller  undertheni- 
cheidth  danckbar)  thogesecht,  up  vorschenen  ummeslach  van  Breyden  Rantzouwens  sthadtholders 
amptschriver  tho  Szegeberge  Frantzen  Rugewoldth  gefordert  und  endtfangen  alsze  sostich  niargk 
lubisch;  alles  uth  dussen  orszaken,  dat  my  szelden  loiffwerdige  bodeschop  sthadet,  gantz  under- 
denige  in  hoghesten  gehorszame  biddende,  i.  ko.  ma**  des  keyn  myszgefallendth  dragen,  szunder 
dar  myt  gnedigesth  thofreden  szen  willen,  i.  ko.  ma"  ock  in  aller  truw  und  hoghesten  vormoge, 
lyves  uud  gudes  behechlichen  und  gefelligen  tho  denende  szy  ick  stets  flitich,  schuldich  und 
plichtich.  Datum  gantz  ilends  thom  Kyll  dinstags  nach  oculj  anno  etc.  im  LI  sten. 

I  knn  malt 
stets  underdenigesther  und  gehorszamer 
Carsthenn  Grypp 
niytt  egener  hanth. 

Um  festzustellen,  was  in  dem  Bericht  neu  ist,  müssen  wir  zuerst  bemerken,  daß  wir  keine  in, 
Köln  oder  Tübingen  vor  dem  Jahre  1551  gedruckten  Weltkarten  kennen,  auf  denen  Skandinavien 
Grönland  und  Amerika  mit  einander  zusammenhängen.  Auf  Caspar  Vopel  Medebachs  Globen  und 
Karten,  die  in  Köln  gemacht  worden  sind  und  auf  welche  wir  Bobd  aufmerksam  gemacht  haben, 
pflegt  nämlich  Amerika,  dagegen  nicht  Grönland  mit  der  alten  Welt  verbunden  zu  sein1). 

Wir  kennen  aber  mehrere  anderswo  gedruckte  Karten  aus  der  Zeit  vor  1551,  wo  eine  konti- 
nuierliche Landverbindung  von  Lapland  über  Grönland  nach  Nordamerika  vorkommt,  in  erster  Linie, 
wie  Bobe  bemerkt,  Zieglers  Nordlandskarte  (Straßburg  1532),  wo  man  von  WARDHVS  in  LA- 
PONIA  über  Land  nach  HVETSARCH  PROMONTORIVM  in  GRONLANDIA  und  weiter  nach  TERRA 

')  Die  grol'e  Weltkarte  iu  der  Hauslab'schen  Sammlung  zu  Wien,  auf  welche  wir  Bobe  aufmerksam 
gemacht  haben,  wird  in  seiner  Abhandlung  durch  ein  MilWerständnis  unsererseits  in  das  Jahr  1543  verlegt.  Sie 
ist  nach  Michow  vom  Jahre  1558  und  kommt  nlso  hier  nicht  in  Betracht.  Vgl.  Michows  Abhandlung  in 
Hamburgische  Festschrift  zur  Erinnerung  an  die  Entdeckung  Amerikas  I,  Hamburg  1892.  4°. 


249 


BACALLAOS  (New  Foundland)  koinman  kann.  In  den  nachfolgenden  zwei  Jahrzehnten  «raren  muh 
ähnliehe  Darstellunffsformen  des  äußersten  Nordens  recht  allgemein:  man  findet  sie  z.  I?.  in  der  latei- 
nischeu  Ptolemäusausgabe,  Basel  1  ö4< >  (Facsimüe- Atlas  Tafel  XLIV),  auf  Ruscellis  Karte  vom  Jahre 
1544  (vgl.  Kohl,  History  of  the  discovery  of  Maine,  S.  296),  in  Pedrezanos  italieniseher  Ptole- 
mäusausgabe, Venezia  1548  mit  Karten  von  Gastaldi  (F.-A.  Tafel  XLV)  sowie  in  andern  von 
Gastaldis  Kartenwerken,  und  in  Peter  Apians  Cosmographia,  Paris  1551  (ibid.  Tafel  XLIV).  Auf 
diesen  Karten  kommen  indes  die  Namen  von  Vardohus  und  Hvitsark  unseres  Wissens  nicht  vor. 

Es  ist  übrigens  nicht  unwahrscheinlich,  daß  Carsten  Grip  nicht  von  gewöhnlichen  auf  eine 
Ebene  projizierten  Karten  redet,  sondern  von  Globenkarten,  d.  h.  gedruckten  Papierstreifen,  die  zum  Auf- 
kleben auf  Holz-  oder  Pappkugeln  bestimmt  waren;  darauf  deuten  jedenfalls  die  Worte:  ,1.  ko.  mu 
kennen  up  holthwerk  eyn  ider  van  den  tabulen  beieggen  lathen  und  eyne  uppe  eyneni,  vnd  de  andern 
up  eynem  andern  i.  k.  ni".  huszern  thor  lusth  hebben."  Da  Vopels  haudgezeichneter  Erdglobus  in 
Kebenhavn  nicht  iu  Betracht  kommt,  so  denkt  man  unwillkürlich  zunächst  an  seinen  im  Stadtarchiv 
zu  Köln  befindlichen  gedruckten  Globus :  „  Nova  et  integra  universi  Orbis  descriptio  .  .  .  Caspar  Vopel- 
leus  Medebach  geographicam  Sphaeram  haue  faciebat  Coloniae  A.  1542."  Nach  Michows  Abbildung 
derselben  (1.  c.  S.  12 — 13  &  Tafeln)  hängt  Skandinavien  jedoch  nicht  mit  Grönland  zusammen. 

Wir  vermuten  also,  daß  Grips  Worte  so  zu  verstehen  sind,  daß  er  für  den  König  zwei  zum 
Aufkleben  auf  Holz  bestimmte  Globenkarten  gekauft  hat,  die  dazu  geeignet  wären,  als  Schmuck  in  den 
königlichen  Schlössern  zu  dienen,  und  daß  diese  Karten  den  Ziegler'schen  Typus  der  Nordlande 
wiedergaben. 

Sodann  spricht  Grip  von  einer  in  Paris  herausgegebenen  Karte  von  Island.  B  o  b  e  verweist  hier  auf 
Olaus  Magnus,  und  mit  vollem  Recht.  Es  muß  sich  nämlich  um  eine  in  Paris  im  Jahre  1548  gedruckte 
Spezialkarte  von  Island  handeln,  welche  eine  Kopie  oder  spezielle  Neubearbeitung  von  Olaus  Magnus' 
carta  marina  vom  Jahre  1539  ist.  Es  ist  ein  Holzschnitt,  datiert  „Parisiis,  Apud  Hieronymum  Gour- 
montium  Anno  1548."  Sie  ist  von  J.  Metelka  publiziert  in  den  Sitzungsberichten  der  kgl.  böhmischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Classe  für  Philosophie,  Geschichte  und  Philologie,  Jahrg.  1895,  Prag  1890, 
IV:  0  neznämem  dosud  rtjdäni  map//  Islandu  Olaa  Magna  z  r.  1548.  Da  steht  eben  oben  links  unter 
dem  Titel  ISLANDIA  eine  Legende,  die  mit  den  Worten  anfängt:  „HAEc  Insula  duplo  Sicilia  maior 
est  .  .  Westlich  von  Island  liegt  ferner  im  Meere  eine  Pelseninsel  mit  einem  Kompaß  d'ran  —  ganz 
wie  auf  der  carta  marina  vom  Jahre  1539.  Darunter  aber  steht  folgende,  auf  der  carta  marina 
fehlende  Legende,  die  man  bisher  nicht  recht  beachtet  hat:  „Möns  excelsus  Witzarc  appelatus,  in  cuius 
summitate  Index  marinus  f actus  est  a  duobus  piratis  Pinnigt  et  Pothorst,  iu  nautarum  protectionem  a 
Grundtlandia."  Auf  diese  Legende  weisen  offenbar  Carsten  Grips  Worte  hin.  Sie  ist  eine  ältere,  ver- 
kürzte oder  vielmehr  weniger  entstellte  Form  der  deutlich  verfälschten  Berichte  über  Pining  und 
Pothorst  in  Olaus  Magnus'  Historia  de  gentibus  septentrionalibus,  Roma  1555,  nämlich  in  II,  Kap.  9: 
„Huitsark  .  .  .  quae  mediam  navigationein  continet  ad  Gruntlandiam,  in  qua  genus  piratarum  reperitur." 
.  .  .  „  Orientaliora  autem  huius  terrae  (intermedia  rupe  Hvitsark  praedicta)  Norwegiam  respiciunt,  quae 
versus  insuperabilem  arcem  Kegis  Norwegiae  Vardahus  continuantur,  sed  ad  septentrionalem  plagam-  et 
partem  occidentalem  incognito  fine  terrarum  et  aquarum  ampliantur"  und  in  Kap.  11  :  „In  ea  [s.  Huitsark] 
circa  annos  Domini  1494  duo  insigniores  piratae,  Pining  et  Pothorst,  ab  omni  humano  consortio,  aqui- 
lonarium  regum  severissimo  edicto,  ob  atrocissima  latrocinia,  quasi  in  despectum  et  contemptum  om- 
nium  regnorum  et  armatorum,  cum  complieibus  suis  piratis  proscripti  habitabant,  multaque  crudelia 
facta  in  quoscunque,  sive  prope  sive  a  longe  navigantes,  committebant  .  .  .  In  huiusce  altissimae  rupis 
supercilio  compassus,  circulis  et  lineis  plumbeis,  satis  ampla  rotunditate,  opera  praedictorum  Pining  et 
Pothorst,  formatus  est:  quo  meta  compendiosior  latrocinari  volentibus  data  est,  ut  sciant  quorsum  opu- 
lentiores  depraedationes  extendi  possint." 

Das  meiste  dieses  Berichtes  muß  falsch  sein;  denn  Didrik  Pining  war  kein  Seeräuber, 
sondern  bald  Kaperführer,  bald  Admiral  für  den  dänischen  König  oder  andere  fürstliche  Personen;  im 
Jahre  1478  und  später  in  den  Jahren  1489  und  1490  wird  er  als  „Hirdstjore"  (d.  h.  Statthalter)  von 


250 

Island  genannt.  Gleichzeitig  war  er,  wenigstens  im  Jahre  i490  Befehlshaber  auf  Vardahus  in  Pinmarketl 
im  nördlichsten  Norwegen.  Er  war  also,  wie  es  scheint,  kgl.  Oberbefehlshaber  zur  See  und  auf  dem 
Lande  in  den  nördlichsten  Gegenden  des  dänisch-norwegischen  Reiches  (vgl.  L.  Daae,  Didrik  Pining 
in  Hiäorisk  Tidsskrift,  2.  Reihe,  3,  Kristiania  1882,  S.  233 — 45),  und  der  kgl.  Statthalter  auf  Island, 
derselbe,  welcher  zwei  neue  isländische  Gesetze  (die  Piningsdomar)  ausfertigte,  brauchte  gewiß  nicht  sich 
selbst  und  seine  Beute  in  Sicherheit  nach  Grönland  zu  bringen. 

Dagegen  braucht  die  Erzählung  von  dem  auf  einem  Felsen  angebrachten  Kompaß  gar  nicht 
falsch  zu  sein;  denn  d.  12./5-  1599  schrieb  Sivert  Grubbe,  welcher  den  König  Christian  IV  auf 
dessen  Fahrt  nach  dem  Eismeer  begleitete,  in  seinem  Tagebuche  (Cod.  Uldall.  449.  4°,  fol.  83r  in  der 
Kgl.  Bibliothek,  Kßbenhavn):  „Praeternavigavhnus  Nordkappen.  In  summitate  illius  montis  in  saxo  est 
incisa  conipassus";  vgl.  Danske  Magazin,  4.  Reihe,  2,  S.  393. 

Die  Anwendung  des  Wortes  piratae  auf  der  Pariserkarte  ist  also  an  sich  nicht  falsch;  denn 
so  mußten  die  Kaperführer  auf  Latein  bezeichnet  werden  und  wurden  es  auch  oft;  die  Erzählungen 
aber,  welche  Ol  aus  Magniis  —  vielleicht  durch  die  Zweideutigkeit  des  Wortes  verleitet  —  daran 
knüpft,  müssen  falsch  sein. 

Viel  besser  stimmen  die  folgenden  Worte  bei  Purchas  mit  der  Wirklichkeit  überein:  „Itern 
Punnus  and  Pothorse  have  inhabited  Island  certayne  yeeres,  and  some  times  have  gone  to  sea, 
and  have  had  their  trade  in  Groneland.  Also  Punnus  did  give  the  Islanders  their  Lawes  and  caused 
them  to  be  written,  which  lawes  do  continue  to  this  day  in  Island  and  are  called  by  the  name  Punnus 
Lawes"  (vgl.  Purchas,  Pilgrims  III,  S.  520).  Diese  Worte  brauchen  —  ebensowenig  wie  die  Legende 
auf  der  Pariserkarte  vom  Jahre  1548  —  in  irgendwelcher  Beziehung  falsch  zu  sein,  und  sie  beruhen 
angeblich  auf  einer  alten  Aufzeichnung,  welche  zusammen  mit  Ivar  Baardsens  Bericht  auf  den 
Färöern  gefunden  wurde  (G.  h.  M.  III,  S.  479—80). 

Diese  beiden  dem  Anschein  nach  zuverläßigen  Berichte,  die  eigentlich  nur  durch  die  späteren 
Übertreibungen  in  der  Historia  de  gentibus  septentrionalibus  verdächtig  wurden,  ergänzt  Carsten 
Grip  nun  auf  eine  Weise,  die  seinen  von  Bobe  gefundenen  Brief  zu  einem  wirklich  wertvollen 
Dokument  in  der  Geschichte  Grönlands  macht. 

Es  ist  nämlich  ganz  deutlich,  daß  Carsten  Grip  mehr  weiß  als  das,  was  er  auf  der  Pariser 
Karte  lesen  konnte.  Das  Wort  sceppere  (Schiffer),  wodurch  er  piratae  übersetzt,  zeigt,  daß  er  dieses 
Wort  korrekt  verstanden  hat,  und  seine  Wiedergabe  der  recht  unklaren  Worte,  die  die  Errichtung 
des  Index  marinus  (bei  Grip  baa)  auf  der  Karte  erklären  (in  nautarum  protectione  a  Grundtlandia) , 
zeigt  auch,  daß  er  sehr  wohl  unterrichtet  ist.  Er  sagt  nämlich:  „umnie  der  grönländisschen  szeerefer 
halven,  de  myt  velen  kleynen  schepen  szunder  bodem  anfallen  und  bezeichnet  also  die  Eskimos 

mit  ihren  kiellosen  Boten  als  „Seeräuber",  eine  Anwendung  des  Wortes  piratae,  die  vielleicht  manches 
in  dem  rätselhaften  Berichte  des  Ol  aus  Magnus  erklärt.  Zu  den  Namen  „de  beyden  sceppere  Pyningk 
und  Poidthorsth",  die  er  nach  der  Pariserkarte  wiedergibt,  fügt  er  aber  die  für  uns  wichtigste  Bemer- 
kung hinzu:  „de  van  i.  ko.  maytt;  hern  grothe  vader  koningh  Christierns  des  erstens  durch  anfurderndth 
ko.  matt  tho  Porthugall  etc  imt  norden  nye  insulen  und  lande  uppthoszokende  myt  etlichen  schepen 
uthgeferdiget."  Diese  Mitteilung  ist  nämlich  ganz  neu  und  verweist  Pinings  Entdeckungsfahrt  in  die 
Zeit  vor  1481  (Christiern  Fs  Todesjahr).  Der  erste  nordische  König  des  Oldenburgischen  Stammes 
sollte  also  nach  Aufforderung  des  Königs  Alfonso  V  von  Portugal  (1438 — 1481),  unter  dem  die  großen 
portugiesischen  Entdeckungen  begannen,  eine  Expedition  ausgerüstet  haben,  die  nach  den  Worten  bei 
Grip  und  Purchas  in  Grönland  war  und  mit  den  Eskimos  Handelsverkehr  und  Streit  hatte.  Die 
Jahreszahl  1494  bei  Olaus  Magnus  wird  dadurch  hinfällig,  oder  sie  kann  sich  wenigstens  nur  auf 
eine  fortgesetzte  Besegelung  Grönlands  durch  Pining  und  Pothorst  beziehen. 

Durch  Bobe's  Fund  werden  auch  die  bisher  recht  sagenhaften  Berichte  über  Johannes 
Scolvus  und  Gustav  Storms  daran  geknüpften  Hypothesen  (Historisk  Tidsskrift,  2.  Reihe,  5, 
Kristiania  1886,  S.  385 — 400)  aktuell.  Die  älteste  Quelle,  wo  Johannes  Scolvus'  Entdeckung  von 
Labrador  und  fretnm  Anian  erwähnt  wird,  ist  Francisco  Lopez  de  Gomara's  Historia  de  las 


251 


Indias,  1553,  wo  es  fol.  XXT  in  dem  Kapitel  „De  la  Tierra  de  Labrador"  heißt:  „Tambien  an  ido  alla 
hombres  de  la  Noruega  con  el  piloto  Joan  Scoluo  e  Ingleses  con  Sebastian  Gaboto  (d.  h.  Hierher  sind 
auch  gekommen  Leute  von  Norwegen  mit  dem  Pilot  Johannes  Scolvus  uud  Engländer  mit  Sebastian 
(Jabot)".  Dieser  Bericht,  welcher  zwei  Jahre  jünger  als  Grips  Brief  ist,  wurde  von  eiuem  Manne  ver- 
faßt, welcher  persönlichen  Verkehr  mit  Olaus  Magnus  hatte  und  selber  sagt,  daß  derselbe  ihm  vieles 
von  China  und  dem  Seeweg  von  Norwegen  aus  erzählt  hatte. 

Auf  einer  englischen  dem  Michael  Lok  zugeschriebenen  Karte  vom  Jahre  1582  findet  sich 
nordöstlich  vom  Groenland  ein  Land  mit  dem  Namen  „Jac.  Scolvus  Groetland". 

Bei  Cornelias  Wytfliet  findet  sich  in  seinem  Buche  Descriptionis  Ptolemaeicae  aitgmentum, 
Lovanii  1597,  S.  102,  und  1598,  S.  188  im  Kapitel  „Terra  Laboratoris  et  Estotilaudia"  folgendes:  „Secun- 
dum  detectae  huius  regionis  decus  tulit  Johannes  Scoluus  Polouus,  qui  anno  reparatae  salutis  1476  octo- 
ginta  et  sex  annis  a  prima  eius  lustratione  nauigaus  ultra  Noruegiam,  Groenlaudiam,  Frislandiamque,  Boreale 
hoc  fretum  ingressus  sub  ipso  Arctico  circulo  ad  Laboratoris  hanc  terram  Estotilancliamque  delatus  est". 

Endlich  erwähnt  Georg  Horn  (Ulysses  peregrinans,  Lovanii  1(371,  S. 335:)  Johannes  Scolnus 
P  o  1  o  n  u  s .  welcher  „  auspiciis  Christiani  I.  Regis  Daniae  fretum  Anian  et  Terram  Laboratoris  detexit  A.  1476 " . 

Storm  nimmt  an,  daß  Johs.  Scolvus  der  Navigator  Pinings  auf  der  Fahrt  nach  Hvitsark 
im  Jahre  1494  gewesen  ist,  daß  Olaus  Magnus  dem  Gomara  davon  berichtet  hat,  und  daß  die 
Quelle  des  Olaus  Magnus  eine  Kompaßkarte  ist,  wo  er  eine  Windrose  als  eine  Bake  aufgefaßt  hat, 
ferner  daß  Wytfliets  und  Horns  Berichte  nur  auf  Gomara  ruhen,  daß  die  Jahreszahl  1476  von 
ersterem  untergeschoben  ist,  um  die  Entdeckungen  der  romanischen  Völker  herabzusetzen,  und  daß  alle 
die  auf  uns  gekommenen  Mitteilungen  über  Scolvus  auf  Olaus  Magnus  zurückgehen.  Endlich 
identifiziert  er  Labrador  in  Gomaras  Bericht  mit  Grönland. 

Diese  Darstellung  wird  nun  durch  Grips  Brief  und  die  Legende  auf  der  Pariser  Karte  in  Frage 
gestellt.  Erstens  nämlich  würde  die  Jahreszahl  1476  bei  Wytfliet  ganz  mit  Grips  Darstellung  passen 
und  ebenso  Horns  Worte  „auspiciis  Christiani  I.  Regis  Daniae",  während  die  Hypothese  von  der  miß- 
verstandenen Windrose  wegen  Sivert  Grubbes  Worten  aufgegeben  werden  muß. 

Dagegen  lassen  sich  die  Berichte  sehr  leicht  dahin  erklären,  daß  Pining  und  Pot hörst 
mit  Scolvus  als  Navigator  im  Jahre  J476,  fünf  Jahre  vor  Chris tiern  l's  Tod,  im  Auftrag  desselben, 
aber  nach  Aufforderung  des  portugiesischen  Königs,  Grönland  besucht  haben,  daß  eine  mit  Scolvus' 
Namen  verknüpfte  Mitteilung  über  diese  Reise  nach  Süden  gekommen  sei  und  den  Berichten  von 
Gomara,  Wytfliet  und  Horn  sowie  der  Karte  von  Lok  zu  Grunde  liege,  während  die  Tradition 
von  derselben  Reise  im  Norden  mit  den  beiden  Namen  Pining  und  Pothorst  verknüpft  blieb  und 
zu  gegenseitig  unabhängigen  Berichten  Anlaß  gab,  teils  in  einer  alten  korrekten  isländischen  Aufzeich- 
nung, die  Purchas  benutzte,  teils  in  des  wohlunterrichteten  holsteinischen  Regierungsbeamten  Carsten 
Grips  Brief  an  den  König,  teils  in  Olaus  Magnus'  mehr  und  mehr  ausgeschmückten  und  entstellten 
Erzählungen.  Endlich  haben  wohl  die  auf  dieser  Reise  eingeholten  Erfahrungen  und  das  neu  erweckte 
Interesse  für  Grönland  Anlaß  zu  dem  von  J  e  1  i  c  (U  evangelisation  de  V  Amerique  avant  Christophe 
Colomb  in  Compte  rendu  du  congres  scientifique  international  des  catholiques,  Paris  1891)  gefundenen 
Briefe  des  Papstes  Alexander  VI  von  1492/93  gegeben;  denn  dieser  Brief  ist  ja  die  Antwort  auf  ein 
Gesuch  des  Benediktinermönches  Mathias  an  Papst  Innocens  VIII  (1484 — 92),  worin  er  um  Erlaubnis 
bittet,  als  Bischof  von  Gardar  nach  Grönland  zu  gehen,  um  das  fast  erloschene  Christentum  im  fernen 
Lande  wieder  zu  erwecken,  uud  deutet  an,  daß  vor  kurzer  Zeit  Kunde  über  Grönland  nach  Europa 
gekommen  sei.  Der  Zeit  nach  würde  dies  wieder  mit  einer  Expedition  im  Jahre  1476  sehr  gut  überein- 
stimmen, während  das  Jahr  1494  ausgeschlossen  ist. 

Ob  nur  eine  Expedition  stattgefunden  hat  oder  mehrere  auf  einander  gefolgt  sind,  ob  Scolvus 
nur  Grönland  oder  auch  das  damit  öfters  verwechselte  oder  identifizierte  Labrador  erreicht  hat,  ob  die 
Schiffe  Christierns  die  Ostküste  oder  —  was  viel  wahrscheinlicher  ist  —  die  Westküste  von  Grönland 
besucht  haben,  ob  diese  Reise  auf  die  Wiederentdeckung  Amerikas  durch  Columbus1)  Einfluß  gehabt 
')  1476  war  Columbus  in  dem  Meere  nördlich  von  Island  und  in  den  folgenden  Jahren  in  Portugal. 
Bj'imbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavus.  32 


252 


hat,  ob  die  verschollenen  Quellen  über  Scolvus  portugiesische  Seekarten  oder  Relationen  waren,  das 
alles  läßt  sich  auf  Grundlage  des  vorliegenden  Materials  nicht  entscheiden.  Daß  eine  dänisch-norwegische 
Staatsexpedition  kurz  vor  dem  Jahre  1481  stattgefunden  und  Grönland  besucht  hat,  läßt  sich  dagegen 
nach  dem  Erscheinen  von  Carsten  Grips  Brief  nicht  mehr  verneinen. 

Seite  176.  Eine  in  Schonen  gezeichnete  T-Karte  vom  12.  Jahrhundert. 

Bis  jetzt  waren  die  einzigen  bekannten  Karten  der  Nordländer  im  Mittelalter  einige  kleiue 
isländische  Zonenkarten  (Nachahmungen  von  Macrobkarten)  mit  dazugehörigen  Darstellungen  des  Welt- 
systems. Solche  Karten  finden  sich  in  den  Codd.  Arnamagn.  732  und  736,  4°  (Universitätsbibliothek 
in  Kebenhavn)  und  im  Cod.  Gl.  kgl.  Saml.  1812,  4°  (Kgl.  Bibliothek,  Kebenhavn).  Schematische  Ab- 
bildungen derselben  findet  man  bei  Bafn  (Antiquitates  Americanae,  Hafniae  1837,  S.  279),  Lelewel 
(Geographie  du  mögen  äge  II,  Titelkupfer)  und  Konrad  Miller  (Mappaemundi  III,  125/  Dazu  kommen 
mehrere  topographische  Karten  von  Jerusalem  und  eine  größere  Weltkarte,  eine  Art  T-Karte  mit 
vielen  Ländernamen,  aber  ohne  Länderkonfiguration,  vom  13.  Jahrhundert  im  obengenannten  Cod.  Gl. 
kgl.  Saml.  1812,  4°,  welche  letztere  Karte  wir  in  den  Kommentaren  zu  Clavus'  Texten  (Kap.  VII) 
mehrmals  benutzt  haben  (publiziert  in  Rafn,  Antiquites  Russes  II,  Copenhague  1853,  PI.  4). 

Zu  diesen  isländischen  Karten  gesellt  sich  nun  eine  um  das  Jahr  1150  und  jedenfalls  vor  1160 
in  Schonen  gezeichnete  T-Karte,  eine  Weltkarte  also,  welche  sich  in  den  von  den  Historikern  viel- 
benutzten sog.  Colbaz-Annalen  (Cod.  Berol.  lat.  Ms.  Teol.  Fol.  149)  findet,  bis  jetzt  aber  die  Aufmerk- 
samkeit der  Fachmänner  nicht  auf  sich  gelenkt  zu  haben  scheint. 

Die  betreffende  Handschrift  enthält  Annalen,  welche  nach  den  neuesten  Untersuchungen  durch 
L.  Weibull  teils  in  Lund,  teils  in  verschiedenen  nördlich  von  Lund  gelegenen  Dörfern  von  dänischen 
Geistlichen  niedergeschrieben  wurden;  schon  im  12.  Jahrhundert  kam  die  Handschrift  nach  Pommern, 
wo  die  annalistischen  Aufzeichnungen  fortgesetzt  wurden.  Vgl.  Die  Handschriftenverzeichnisse  der  kgl. 
Bibl.  zu  Berlin  XIII,  Berlin  1905,  S.  1007 — 11  und  Monumenta  Germaniae  29,  S.  174.  Die  neuesten  Unter- 
suchungen durch  L.  Weibull  erscheinen  in  Historisk  Tidsskrift,  Kebenhavn  1909  oder  1910.  Nach 
den  Annalen  finden  sich  auf  fol.  27r  zwei  Kreisfiguren,  von  denen  die  obere  das  Weltsystem,  die 
8  Himmel  (von  Sonne,  Mond,  Planeten  und  Fixsternen)  darstellt,  die  untere  dagegen  die  Erde  in  der 
gewöhnlichen  Kreisform  mit  einem  eingezeichneten  — In  den  drei  dadurch  entstandenen  Kreisausschnitten 
(einem  Halbkreis  =  Asien,  zwei  Viertelkreisen  —  Europa  und  Afrika)  findet  man  die  Ländernamen 
zerstreut  ohne  jegliche  Konfiguration.  Für  die  Nordlande  sind  von  Interesse  die  Namen  dacia  und 
Suithia  in  Europa,  sowie  der  Völkername  amazonia  im  nördlichsten  Asien  an  der  Grenze  von  Europa. 
In  diese  Gegenden  verlegt  auch  Adam  von  Bremen  die  Amazonen. 

Daß  die  Karte  wirklich  auf  dänischem  Boden  und  nicht  in  Pommern  (Colbaz-Kloster)  gezeichnet 
wurde,  beweist  die  violette  Farbe  in  dem  äußeren  Erdkreis;  denn  diese  Farbe  gehört  den  ursprünglichen 
dänischen  Verfertigern  der  Handschrift  an,  während  die  Eintragungen,  die  von  Pommern  herrühren, 
nie  mit  violetter  Tinte  ausgeführt  sind. 

Die  Karte  wird  publiziert  werden  von  Björnbo,  Adam  af  Bremens  Nordensopfattelse  in 
Aarb<f>ger  for  Nordisk  Oldkgndiglied,  Kebenhavn  1909. 

Seite  206.  Clavische  Ortsnamen  in  Berlingsens  Ptolemäus-Übersetzung. 

Jos.  Fischer  hat  uns  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  mehrere  dänische  Ortsnamen  in 
Francesco  Berlinghieris  italienischen  versifizierten  Ptolemäus-Übersetzung  vorkommen.  Uns  war 
dieses  Buch  (Firenze  zk.  1480)  bisher  nicht  zugänglich;  es  ist  uns  aber  nun  dank  der  Liberalität  der 
Direktion  der  Universitätsbibliothek  in  Upsala  gelungen,  das  Buch  einsehen  zu  können.  Es  zeigt  sich, 
daß  nicht  nur  die  jütländischen  Namen  des  Clavus  da  sind,  sondern  auch  viele  norddeutsche,  welche 
offenbar  einer  Clavus-Karte  des  A-  oder  B-Typus  entnommen  sind,  und  zwar  einer,  die  uns  sonst 
unbekannt  ist.  Diese  bei  Berlinghieri  vorkommenden  Namen  bilden  also  eine  mit  den  Namen  der 
alten  handschriftlichen  A-Karten  gleichwertige  Überlieferung.  Die  zwei  Stellen,  um  die  es  sich  handelt, 


253 


wollen  wir  deshalb  mit  Hervorhebung  der  Ortsnamen  hier  abdrucken,  indem  wir  in  Noten  die  Namen 
erklären  und  sie  mit  Hinweisungen  auf  die  Namen  tafeln  S.  21(3  ff.  versehen. 

1.  fol.  cc/,  col.  1,  lin.  22  ff.  [Liber  II  (cap.  17)  Sito  di  Germania  maguaj. 

VisurgO  L)  fiume  in  prima  si  diffonda  uedi  Albi 2)  riuo  magno  &  rifulgente  che  porta  lacqua  nitida 
&  profonda. 

Cimbrica  cliersoiieso 3)  ecco  alpresente  chersoneso  quasi  isola  uuol  dire  ouero  isola  insieme  &  con- 
tinente. 

5  Hoggi  si  dice  Dacia 4)  bor  uoglo  aprire  le  sue  degne  cictati  in  prima  decta  Titunieserc 5)  intendo 
referire 

Presso  alla  prima  extensione  electa  dopo  Albi2)  fiume  &  poi  e  la  riuiera  Olsacia  6)  etPhrygia7)  quindi 
ad  noi  sugg-ietta 

Et  Ripe8)  et  Burgrauen9)  qualuuque  intera  appresso  alla  secouda  extensione  Chllbriege  10)  et  poi 
10  Salinge  1  l)  lito  indi  era 

Presso  alla  tertia  &  la  quarta  si  pone  sopra  allito  Oeret 1 x)  et  Vendesiise 1 2)  cictate  appunto  oue  e 
Siauen  Acrone13). 

Balteato  li)  indi  ponto 14)  si  diffuse  cicta  Viborgo  15)  uedi  &  cictate  Arso  16)  Caldinege  17)  mirar 
non  si  recuse. 

15  Vechelai18)  uilla  uilla  Ombero19)  &  sparso  porto  Alse20)  et  la  cicta  Serlefauiche  21)  poi  Igerne- 
fidor  22)  assai  piu  scarso. 

Coil23)  cicta  Tiauon24)  dipoi  Lubiche  25)  grau  cicta  dopo  lextension  quinta  en  su  la  sexta  appunto 
lei  si  fiche 

Qual  uerso  loriente  &  uolta  &  pincta  Chaluso26)  fiume  uedi  et  in  su  la  foce  Vismuria27)  di  ciuil 
20  niuro  ha  ricincta. 

Rostoche 2S)  dopo  lui  cicta  si  loce  SllCUO29)  riuo  e  quello  indi  Viado 30)  fiume  si  uede  et  nitido 
et  ueloce. 

Cicta  Rebene31)  indi  in  sul  salso  guado  et  cicta  Siindi  magna32)  che  al  suo  duce  per  sua  comodi- 
tate  e  molto  a  grado. 

25  Lungo  le  mura  sue  londe  conduce  Vistllla 33)  fiume  Aderone33)  appellato  che  rigando  el  terren 
ghiacciato  luce. 


2.  fol.  ff7v,  col.  2,  lin.  31  ff  [Liber  III,  cap.  17:  Sito  di  Sarmatia  de  Europa]. 


Chosi  si  circunscriue  questo  lato  dopo  Vistula 33)  fiume   hora  Aderone 33)   appresso   de  moderni 
nominato. 

Pomaria34)  lito  e/  questo  &  qui  si  pone  el  fiume  Chrono35)  et  di  Prusia30)  e/  quellito  elqual  ter- 
30  minan  londe  di  Bubone37). 

Quella  e/  cicta  Peansca 38)  inde  expedito  Turunto 39)  fiume  uedi  et  poi  Chersino 40)  et  il  golfo 
prusia41)  e/  tutto  questo  sito. 


i)  Weser  (Ptol.)  2.  2)  EJbe  (Ptol.)  6.  3)  Cimbrische  Halbinsel  (Jütland)  3—4.  *)  Dänemark  5. 

5)  Dithmarschen  10.  e)  Holstein  12.  ')  [Nord-]  Friesland  13.  8)  Ribe  (Ripen)  14.  9)  Berglum  15. 

10)  Kobjserghede  16.  ")  Sallingherred  17—18.  VJ)  Vendsjrssel  20.  13)  Skagen  Vorgebirge  (acrone  = 

Promontorium])  21.  u)  Balteatus  Pontus  (Ostsee)  428—29.  15)  Viborg  22.  '«)  Aarhus  23. 

")  Kolding  24.  18)  Vejle  26.  I9)  Aabenraa  (Apenrade)  27.  20)  Als  (Alsen)  Hafen  29.  21)  Slesvig 

(Schleswig)  32.  22)  Eckernförde  34.  S3)  Kiel  39.  24)  Trave  41.  25)  Lübeck  43.  2S)  Calusius 

(Ptol.)  48.  27)  Wismar  47.  ;  8)  Rostock  49.  20)  Suevus  (Ptol.)  52.  30)  Viadus  (Ptol.)  53. 

3I)  Ribnitz  50.  32)  Stralsund  55.  3S)  Vistula  (Ptol.)  —  Oder  56  und  64.  ™)  Pommern  65—68. 

Chronus  (Ptol.)  64.  36)  Preußen  70—74.  ")  Rubon  (Ptol.)  69.  38)  Danzig  82.  39)  Turuntus 

(Ptol.)  84.  4»)  Chesiuus  (Ptol.)  90.  J1)  Preußens  Bucht  (siuus  pruscie)  85—86. 

32* 


254 

Liuonia  golfo42)  e/  questo  per  insino  ad  Surs©43)  fiiune  et  cicta  Riga44)  ha  in  foce  da  Anana45) 
hör  mira  ilcorso  repentino. 
35  Et  in  sulla  uscita  rapido  et  ueloce  uedi  la  cicta  decta  Proalea46)  questa  parte  hör  dagothi(!)  ha  nome 
&  uoce. 

Gotliia  uerso  Oriente47)  et  Tredeiea48)  fiume  e/  colui  et  laltro  e/  ilfiume  Fierde49)  qual  da  uiuente 

nie  non  si  intendea. 

Eccho  oue  Borystene  il  corso  perde  et  doue  porto  Boue  isola  face  col  londa  pura  et  non  torbida 
40  o  uerde. 

Hyppani  e/  quello  et  rapido  &  fugace  termine  dalexandro  magno  &  londe  amare  porta  onde  al  gusto 
non  piace. 


Daß  wir  hier  zirka  50  A-Kartennamen  vor  uns  haben,  ist  sehr  leicht  festzustellen.  Daß  erstens 
die  Namen  dem  jüngeren  Werke  des  Clavus  (Wiener  Text  und  A-Karte)  entnommen  sind,  zeigen  zahl- 
reiche eben  diesem  Werke  typische  Namen  und  Namenformen  (z.  B.  5)  10)  11)  20)  31)),  vor  allem 
aber  die  Flußbezeichnungen  „Ferste- An nen-Tredie-Fierde  aa",  d.  h.  das  von  Clavus  an  den  Küsten  der 
Ostsee  verwendete  Nenn-  oder  Numerierungssystem.  Daß  aber  die  Namen  nicht  aus  dem  Wiener  Text 
herstammen,  zeigen  die  da  fehlenden  Kompaßkartennamen  für  Danzig,  Beval  und  Kiga,  sowie  die 
Namen  porto  Alse  und  Ombero  (d.  h.  Oberö).  Daß  endlich  Berlinghieri  keine  der  uns  bekannten 
A-  oder  B-Karten  benutzt  hat,  sondern  eine  ältere  und  sehr  gute  (d.  h.  die  Originalkarte  oder  die 
angenommene  erste  Kopie),  erhellt  aus  mehreren  Namen,  welche  hier  in  einer  ganz  oder  doch  teilweise 
besseren  Überlieferung  vorliegen  als  diejenige,  die  die  bekannten  Karten  aufweisen.  Die  wichtigsten 
dieser  Namen  müssen  hervorgehoben  werden,  da  sie  einen  erstklassigen  Quellen  wert  haben.  In  den 
Namen  Olsacia,  Viborg,  Kipe,  porto  Alse,  Serlefauiche,  Igernefidor  (d.  h.  lgernefiord  *)),  Coil,  Sundi 
magna  und  Anana  liegen  die  hervorgehobenen  Buchstaben  dem  Wiener  Text  und  den  wirklichen 
Namen  näher  als  die  Formen  der  bekannten  A-  und  B-Karten.  Der  Name  Aderone  (Oder)  fehlt  auf 
den  Karten,  da  odra  (At)  kaum  echt  ist.  Im  Namen  von  Sallingherred  hat  Berlinghieri  Oeret 
(gegen  hert  auf  den  A-Karten),  so  daß  unsere  Korrektur  von  Saligenharret  in  Salingehceret  (W  25) 
sich  zu  bestätigen  scheint.  Endlich  hat  Berlinghieri  den  ersten  Teil  von  Kobierghhede:  Chubriege 
(d.  h.  Chubiergfe) )  bewahrt,  während  die  A-Karten  uns  sonst  nur  den  letzten  Teil  hedre  (d.  h.  hedhe) 
geben.  Die  Anfangsbuchstaben  Ch  machen  es  offenbar  sehr  zweifelhaft,  ob  die  Korrekturen  in  Robiergh- 
hede  (W  21)  und  Cholbierghhede  (N  76)  richtig  sind;  vielmehr  schrieb  Clavus  in  beiden  Werken  Cho- 
oder  Kobierghhede,  war  aber,  wie  so  oft,  in  Bezug  auf  die  Art  und  Lage  der  Lokalität  unsicher. 

In  Fällen  wie  die  hier  genannten  steht  Berlinghieris  Überlieferung  über  den  A-  und 
B-Karten  der  beiden  deutschen  Kartenzeichner,  im  ganzen  aber  sind  schon  wegen  der  italienischen 
Sprache  die  Clavischen  Namen  bei  Berlinghieri  mehr  entstellt  als  die  der  Karten.  Indessen  sind 
seine  Italienisierungen  wie  Oeret  für  Heuret  und  die  Endungen  o  für  ws,  i  für  is  u.  dgl.  leicht  zu 
beseitigen,  und  dasselbe  gilt  für  die  einfachen  Buchstabenvertauschungen  wie  -brieg(e)  für  -bierg,  -fidor 
für  -fiord}  Ar  so  für  Aros,  Tredeiea  für  Tredie  aa.  Hätte  Berlinghieri  statt  zirka  50  die  sämt- 
lichen Namen  der  A-Karte  versifiziert,  so  wäre  eine  fast  sichere  Restitution  der  A-Kartennamen,  wie 
es  scheint,  oft  ermöglicht  worden,  und  wir  hätten  bei  ihm  für  die  textkritische  Behandlung  des  Wiener 
Textes  eine  wesentliche  Stütze  erhalten. 

«)  Livlands  Bucht  (liuonie  sinus)  91—92.  43)  Farste  aa  99.  44)  Riga  98.  45)  Annen  aa  102. 

<«)  Reval  101.       ")  0sterg0ding  d.  h.  Livland  (Gothia  orientalis)  94—  95.       48)  Tredie  aa  104.       4!l)  Fierde  [aa]  107. 
*)  Über  dieses  d  vgl.  S.  39,  Note  1. 


B. 

Personen -Regist  er. 

(Die  nur  in  den  Noten  vorkommenden  Namen  von  Autoren  oder  Herausgebern  werden  nur  ausnahmsweise  mitgenommen.) 


Abel,  König  von  Dänemark  109,  111, 

113,  133—134. 

Absalon  119—120,  137,  198,  200. 
Adamus  Bremensis  39,  107—110,  112— 

114,  116—120, 123,  125—126,  128, 130, 
132—133,  135,  144,  159,  18?— 192, 
194,  245,  252. 

Adolph  IV,  Graf  von  Holstein  133. 
Adolph,  Herzog  von  Schleswig  114,  133. 
Aelnoth  108,  112. 
leneas  Sylvius  51. 
Aeseulanus,  Enoch  197. 
Aethicus  130,  194. 
Agnese,  Battista  207. 
Ahenobardus,  Domitius  108. 
Ahlenius,  K.  9,  75,  80,  95. 
Albrecht,    König   von   Schweden  111, 
125,  139. 

Alexander  V,  Papst  23,  103,  154,  200. 
Alexander  VI,  Papst  251. 
Alfonso  V,  König  von  Portugal  250. 
Alfred  der  Große,  König  von  England 

107,  128. 
Allday,  Jacob  177. 
Alonzo  de  Santa  Cruz  207. 
Althamerus,  A.  61. 

Andrea  del  Bianco  =  Bianco,  A.  del. 
Angelino  Dalorto  =  Dalorto,  A. 
Angelus,  Jacobus  1,  3—4,  23,  42,  103, 

105,  154,  160,  200. 
Ausgar  108,  132. 

Antonius  Vitellensis  =  Vitellensis,  A. 

Apian,  Peter  62,  207,  249. 

Apponyi,  Graf  244. 

Aristoteles  214. 

Arnoldus  Lubicensis  116. 

Aubert,  Karl  IV,  86. 

Augustinus  214. 

Augustus  107. 

Axelsen,  Otto  177. 

Baardsen,  Ivar  81,  126,  175,  184,  186, 

188,  250. 
Bang,  A.  C.  92. 

Bartolomeo  Pareto  =  Pareto,  B. 
Beda  Venerabiiis  107,  159. 
Behaim,  Martin  51,  207. 
Behaim,  Michael  51—52,  244—245. 
Benincasa,  Grazioso  60,  193. 
Berlinghieri,  Francesco  252—254. 
Bernard  de  Clairvaux  120. 
Bernardus,  Sanctus  214. 


Beroaldus,  Philippus  198. 

Bianco,  Andrea  del  60,  65,  114,  121. 

Bille,  Bendt  78, 

Birger  Jarl  139. 

Birger  Magnusson,  König  von  Schweden 
123. 

Birgitta,  die  heilige,  41,  51,  214. 
Björnbo,  Axel  Anthon  III— IV,  20,  22, 

42,  45—46,  208,  252. 
Blau,  Jean  1—2,  4,  104,  106,  205. 
Blosseville,  Jules  de  177. 
Bobe,  L.  247—250. 
Bohn,  Volquard  178. 
Boll,  F.  47. 

Bondelmonte,  Chr.  7,  21,  29—31,  34,  42. 

Bordone,  Benedetto  207. 

Borso,  Herzog  25,  27 — 28. 

Borwin  I,  Wendenfürst  136. 

Boulenger  207. 

Bracciolini  —  Poggio. 

Brahe,  Karen  90. 

Bredsdorff,  J.  H.  74—75,  80,  82. 

Brenner,  O.  75,  79—80. 

Brigitta  —  Birgitta. 

Brunulphus  214. 

Bugge,  Alex.  180. 

Bugge,  S.  39,  41,  78,  86,  118. 

Bugislaw  I,  Fürst  von  Pommern  137. 

Buondelmonte  =  Bondelmonte. 

Bureus,  J.  Th.  76—78. 

Cabot,  Seb.  251. 
Calapoda,  Georgio  208, 
Camocius  204. 

Carignano,  Giovanni  107,  110,  116,  118, 
132—133,  136-137,  147,  167. 

Celtis,  Conrad  51 — 52. 

Christian  III,  König  von  Dänemark  108, 
247—249. 

Christian  IV,  König  von  Dänemark  108, 

110,  148,  250. 
Christiern  I,  König  von  Dänemark  248 — 

251. 

Christiern  II,  König  von  Dänemark  62, 
89,  198. 

Christopher  I,  König  von  Dänemark  197. 

Christopher  II,  König  von  Dänemark  109, 
120,  137,  197. 

Christopher  der  Bayer,  König  von  Däne- 
mark 108. 

Chrysoloras,  Manuel  200. 

Claussen,  Peder  93. 


I  Clavering  178. 
Columbus,  Chr.  251. 
Comminelli,  Hugo  Nicolai  de  23—25. 
Constantinus,  Kömischer  Kaiser  214. 
Constantius,  Römischer  Kaiser  214. 
Coppino,  Francesco  197. 
Coppo,  Pietro  207. 
Cormeaux  103 — 104. 

Cornelius  de  Judaeis  =  Judaeis,  Cor- 
nelius de 
Corsini,  Fürst  59. 
Corte-Real,  Gaspar  192. 
Curtze,  M.  45—46. 

Cusanus,  Nicolaus  33—34,  136,  204,  207. 
Cuspinianus,  Joh.  47. 

Daa,  Ludv.  174,  250. 

Dahlgren,  E.  W.  VI,  3,  5,  8,  10,  40, 

95,  11-7,  167. 
Dalorto,  AngeLno  42,  59,  65,  107,  109, 

115,  118,  123,  133,  167—168,192—193. 
Danell,  David  177. 
DaviOsson,  Ü.  74—75,  79—80. 
Da  Vinci,  Leonardo  207. 
Davis,  John  178. 
Deseelliers,  Pierre  65,  209. 
Diaz,  Bartolomeo  31. 
Dicuilus  127,  159. 
Dionysius  Periegetes  47. 
Drusus,  Gl.  108. 

Ebbesen,  Niels  135,  199. 

Edrisi  127. 

Egede,  C.  T.  177. 

Eggers,  H.  P.  75,  80,  82. 

Ehrle,  F.  V,  19,  21,  154. 

Eirikr  Raudi  129,  179,  188. 

Elisabeth,  Königin  von  Dänemark  89. 

Elter,  A.  23. 

Eratosthenes  173. 

Erich  Plovpenning ,  König  von  Däne- 
mark 197. 

Erich  Klipping,  König  von  Dänemark 
113,  119,  197. 

Erich  Msendved,  König  von  Dänemark 

111,  113,  119,  151,  197. 

Erich  der  Pommer,  König  von  Däne- 
mark 2—3,  8,  41,  62,  108—109,  111— 

112,  114,  116-121,  123—124,  133, 
135,  137.  144,  148,  15U— 151,  201. 

Erich  der  Rote  —  Eirikr  Rauöi. 
Erslev,  Ed.  2-4.  50,  63,  75,  83. 


256 


Escendensis,  Johannes  55,  58. 

Escuidus  =  Escendensis,  Joh. 

Espada,  Marcos  Jimenez  de  la  123. 

Estrup,  H.  F.  J.  75,  82. 

Estwood  =  Escendensis. 

Euphemia,  Gemahlin  Christophers  II.  137. 

Ferneres,  Reinaul  Berthollomeus  de  208. 
Fillastre,  Guillaume  1,  3-4,  8,  10,  14, 

17,  66,  72,  103—108,  121,  123,  191, 

206-206,  243. 
Finaeus,  ürontius  207. 
Fischer,  Jos.   III — IV,  9 — 10,  19—23, 

25—35,  43,  49,  51—52,  75,  83,  174, 
^  188—192,  207,  243-244,  247,  252. 
Flöki  Vilgeröarson  127. 
Frederik  II,  König  von  Dänemark  108. 
Friedlieh,  Fr.  2—6,  11, 13—14,  17,  46— 

47,  52—63,  68,   71,   106,  131—132. 

198,  201,  243. 
Friedrich  II,  Kaiser  von  Deutschland  135. 
Friesen,  0.  v.  78. 
Friginus,  Martinus  197. 
Frisius,  Laurentius  206. 
Frobisher,  M.  81. 
Faester,  Hans  177. 

Gabriel  de  Valsequa  =  Valsequa,  G.  de. 
Garde,  V.  179. 
Gastaldi  249. 

Gerhard  der  Große,  Graf  von  Holstein 
133,  135. 

Gerhard  VI,  Graf  von  Holstein  111,  133. 
Germain,  Jean  49. 

Germanus,  Nicolaus  9—10,  21—22,  24, 
25— 2t),  31—36,  43,  48—51,  60-61, 
67,  70-71,  74,  81,  85,  132,  154,  156, 
165—166,  168,  181,  186,  192,  206, 

^  244,  247. 

Gherardus  e  Monte  di  Giovanni  23. 

Ghillany  207. 

Giraldus  Cambrensis  128. 

Glanville,  Ranulf  de  104. 

Glareanus,  Henr.  23,  35. 

Gomara,  Francisco  Lopez  de  250 — 251. 

Gottschalk,  Wendenfürst  135 — 136. 

Gotzmann,  G.  45 — 46. 

Gourmont,  Hieronym.  249. 

Graah,  W.  A.  178. 

Gravius,  Itzardus  197 — 198. 

Gregorius  der  Große,  Papst  214. 

Gregorius  IV,  Papst  125. 

Grip,  Carsten  247—252. 

Grubbe,  Sivert.  250 — 251. 

Grundtvig,  Svend  86,  93. 

Grynaeus,  Simon  207. 

Grönning,  Martin  198. 

Gunnbjörn,  Sohn  von  Ulf  Kraki  129, 187. 

Günther,  Siegm.  IV. 

Gyldenstjerne,  Mogens  78. 

Haake,  Albert  178. 

Haakon  Haakonsan ,  König  von  Nor- 
wegen 118,  127. 

Haakon  V  Magnusen,  König  von  Nor- 
wegen 41,  125. 

Hall,  James  178. 

Halldör,  Priester  180. 

Hamy,  E.  T.  123,  128. 

Hansen,  Chr.  89. 

Harald  Haardraade,   König  von  Nor- 
wegen 7—8,  42, 115, 118,  129, 187,  205. 
Harpestraeng,  Henrik  195. 
Harrisse,  H.  206. 


Hartz,  N.  178. 
Hasfurt  —  Virdung,  J. 
Hecker,  F.  C.  94. 
Heiberg,  J.  L.  34. 
Heinesen,  Mogens  177. 
Heinrich  der  Löwe  110,  135. 
Heinrich  von  Schwerin  113,  133. 
Heitmers,  Joh.  198. 
Hi'lmingsson,  Thorstein  173. 
Helvig,   Gemahlin  Valdemar  Atterdags 
120. 

Herberstein,  Sigism.  v.  61. 

Hig(ge)den  =  Hyggeden. 

Hildebrand,  Hans  75,  80,  99. 

Hipparch  132,  173. 

Hol,  Leonardus  48. 

Holm,  G.  178,  179. 

Hölmsteinsson,  Smebjörn  179. 

Honter  207. 

Horn,  Georg  251. 

Hudson,  Henry  178. 

Hvide,  Stig  Andersen  113. 

Hyggeden,  Rainulphus  107, 127,  213,  245. 

Ibrahim  128. 
Ingrid,  die  heilige  214. 
Innocens  VIII,  Papst  251. 
Irenicus  =  Friedlieb,  F. 
Isacbsen,  G.  180,  188. 
Isidor  190. 

Jaeobus  de  Maiolo  (Vesconte)  208. 
Jaromar  1,  Fürst  von  Rügen  136. 
Jaromar  II,  Fürst  von  Rügen  137. 
Jelic  174,  251. 
Jenssen-Tusch  93. 
Johann,  König  von  England  3,  5. 
Johann  III  der  Milde,  Graf  von  Holstein 
114,  133. 

Johannes  de  Maiolio  (Vesconte)  208. 

Jon  Ögmunöarson  128. 

Jönson,  Björn  82,  187,  188. 

Jönsson,  A.  76. 

Jönsson,  Finnur  92,  179,  184. 

Jordanes  107. 

Jordanus,  Marcus  204. 

Judaeis,  Cornelius  de  2U6. 

Justinus  198. 

Kälund,  Kr.  76—77. 

Kalkar,  0.  92. 

Karl  der  Große  132. 

Karlsefni,  Thorfin  188. 

Knud  der  Große,  König  von  Dänemark 

108  -109,  112,  120. 
Knud  der  Heilige,  König  von  Dänemark 

112,  117,  133,  149. 
Knud  VI,  König  von  Dänemark  137. 
Knudsen,  R.  178. 
Knutssou,  Th.  3,  122. 
Kohl,  J.  G.  19,  21,  249. 
Koldewey  178. 
Kramp,  Fr.  84. 

Kretschmer,  K.  7,  206,  246—247. 
Krickenborch,  Job.  de  22,  34. 
Kristensen,  Marius  118. 
Kobke,  P.  78. 

Laale,  Peder  195. 
Lambert  107. 

Lapacino,  Francesco  di  200. 

La,  Salle,  Antoine  de  194. 

Lelewel,  J.  75,  80,  82,  162,  191,  206,  252. 

Leo  X,  Papst  198. 

Leonardo  da  Vinci  —  Da  Vinci,  Leonardo 


Lindström,  G.  75,  91. 

Livius  5,  195,  197—198,  200,  245. 

Lodehat,  Peder  Jenssen  111. 

Lok,  Michael  251. 

Lucanus  214. 

Lucas,  F.  W.  19,  21,  75,  79—81,  83. 
Ludwig  der  Fromme  132. 
Lyskander,  C.  C.  2,  «2—63,  81,  201. 

Mac  Clintock  177. 
Maceriis,  de  =  Comminelli. 
Magnus,  Johannes  96. 
Magnus,  Claus  9,  19,  35,  63,  65,  76, 
79—80,  91,  96,  98,   108-109,  121, 

124,  169,  183,  204,  206—208,  249— 
251. 

Magnus  Erichsson  122. 
Magnus  Laduläs,  König  von  Schweden 
122. 

Maizieres,  Pinlippe  de  116. 
Major,  R.  H.  20. 

Mandeville,  Johannes  de  145,  173,  205. 
Marcellus  174. 

Margarete,  Königin  von  Dänemark  6, 
41,  109,  111,  113,  118—121,  124— 

125,  133,  137,  139,  197,  199. 
Margarete,  Mutter  Clavus'  132,  19'. 
Maria  von  Mecklenburg  137. 
Marinus  132,  173- 

Martellus,  Henricus  9,  21,  23-25,  26, 
2Ü— 36,  40,  42—43,  48,  51,  60,  67, 
71,  85,  132.  165—167,  207,  213—214, 
244. 

Martinus  V,  Papst  214. 
Marzi,  D.  20,  22. 
Massaio,  Pietro  del  23—25. 
Mathias  251. 
Matthäus  174. 

Mauricius,  Römischer  Kaiser  214. 

Mecia  de  Viladestes  — -  Viladestes. 

Medebach,  Casp.  Vopel  =  Vopel,  Casp. 

Mela  =  Pomponius  Mela. 

Mercator,  G.  79,  81,  207. 

Metelka.  J.  249. 

Meyer,  Raphael  V,  19,  21. 

Michow  248—249. 

Moritz,  Edv.  123,  133,  168,  246. 

Mourier  177. 

Munie  177. 

Müller,  C.  155. 

Münk,  Mogens  134. 

Münster,  Sebastian  204,  243. 

Nansen,  Fridtjof  177—179. 

Nathorst,  A.  178. 

Nicolaus,  Sanctus  214. 

Nicolaus  V,  Papst  130,  144,  191,  194— 
195,  197,  245. 

Nicolaus  Germanus  s.  Germanus. 

Niels,  König  von  Dänemark  108. 

Niels,  Verfasser  der  dänischen  Reim- 
chronik 195,  200. 

Nielsen,  Julius  154. 

Nielsen,  0.  39,  118. 

Nielsen,  Yngvar  187. 

Nordenskiöld,  A.  E.  III,  2—11,  19—25, 
28,  31,  41—43,  48—49,  59,  75,  80, 
82-83,  91,  93,  105,  177,  181—182, 
186,  191,  193,  206. 

Oberhummer  23. 

Olaf,  König  von  Dänemark  und  Nor- 
wegen 137,  197. 


257 


Olaf  der  Heilige,  König  von  Norwegen 
7—8,  115,  126,  128—129,  143,  204, 
214. 

Olaf  Kyrre,  König  von  Norwegen  126. 
Olaf  Tryggvasan,  König  von  Norwegen 

126,  130. 
Olafsson,  Jön  77. 

Olaus  Magnus  =  Magnus,  Olaus. 
Olav  Hvitaskjald  78. 
Olives,  Domingo  208. 
Olives,  Jaunie  208. 

Olrik,  Axel  IV,  VI,  86—88,  93—94,  114. 
Olsen,  Magnus  114. 

Ordericus  Vitalis  =  Vitalis,  Ordericus. 
Orosius  107. 

Orrabeinsfostri,  Thorgils  179. 
Orsini.  Giordano  195,  200. 
Ortelius,  A.  79,  81,  207. 
Ottar  125. 

Otto  III,  Kaiser  von  Deutschland  111. 
Otto  IV,  Kaiser  von  Deutschland  132. 

Pareto,  Bartoloineo  60. 
Paul  II,  Papst  25,  27—28,  48. 
Paulus  Diaconus  128. 
Pawkow  178. 

Pedersan,    Claus  (oder  Niels),  Vater 

Clavus'  132,  199. 
Pedrezano  249. 

Petersen,  Carl  S.  III — IV.  19.  21,  86,  177. 
Petersen,  N.  M.  184. 
Peutinger  52. 

Piccolomini  =  Aeneas  Sylvius. 

Pining,  Didrik  174,  247—251. 

Pirckheimer,  Willibald  52,  61. 

Pius  11,  Papst  =  Aeneas  Sylvius. 

Pizigano,  Francesco  109—110,  118,  121, 
123,  137,  164,  167—168,  193. 

Plinius  31,  104,  107-108,  122,  126,  173. 

Poggio,  Franc.  5,  72,  169, 183,  195—198, 
200—201. 

Pomponius  Mela  103—104,  108,  173. 

Pontanus,  J.  J.  2,  62—63,  201. 

Pontoppidan,  E.  2,  63,  93. 

Pothorst  174,  247—251. 

Prokop  107. 

Prunes,  Matheus  208. 

Ptolemäus  1,  3—10,  13—14,  19—31,45, 
48—50,  64,  96,  103—104,  107—108, 
121—122,  124—125,  130,  137—138, 
145,  153-162,  163—164,  170—173, 
182,  185,  189,  191,  200—202,  206— 
207,  243—244,  247,  252—254. 

Purchas  250 — 251. 

Pytheas  173. 

Raidel  27,  244. 

Ramus,  Jonas  93. 

Rantzow,  Breide  248. 

Rantzow,  Sivert  247 

Reger,  Johannes    48—51,   60,  70—71, 

79,  247. 
Reisch  206—207. 
Resen,  H.  P.  81. 
Reuchlin  52. 
Reventlow,  Ivan  247. 
Ribero,  Diego  209. 
Richard  177. 

Richard,  König  von  England  214. 
Richardsen,  Carsten  177. 


Rostagno  29. 
Rothe,  C.  A.  177. 
Rotz,  John  209. 
Ruelens,  Ch.  20,  22,  34. 
Rüge,  S.  7—9,  51,  189. 
Rugewoldt,  Franz  248. 
Ruscelh  81,  249. 
Ruysch  186,  207. 
Ryder,  C.  178. 
Rennow,  J.  78. 
Rardam,  H.  F.  2. 

Sabine,  Edw.  178. 

Salle,  Antoine  de  la  —  La  Salle,  An- 
toine  de. 

Sanuto,  Marino  116—117,  124—125,  133, 
136—138,  164,  167,  193,  203. 

Saxo  Orammaticus  1,  .38—39,  86,  107— 
110, 114—116, 118—121, 123, 125—128, 
133,  135,  137,  159,  189,  195,  198. 

Schacht,  M.  H.  81. 

Schaffner  177. 

Schedel,  H.  51,  207. 

Schöner,  Joh.  4—6,  11,  13—14,  17,  46, 
52—63,  71,  106,  131—132,  198,  207, 
245. 

Scolras,  Johannes  1^4,  250—252. 
Scoresby,  W.  178. 
Scot(t)us,  Jacobus  208. 
Sigismund,  Römischer  Kaiser  214. 
Solinus  49,  104,  173. 
Spießhaymer  =  Caspinianus. 
Stabius,  Johs.  207. 
Starcoter  —  Starkaör. 
Starkaör  114. 

Steenstrup,  Japetus  75,  82 — 84. 
Steenstrup,  Johs.  38—39,  99,  247. 
Stefänsson,  Sig.  81. 
Stephanius  —  Stefänsson. 
Stevens,  Henry  23. 
Stobnicza  207. 

Storm,  Gustav  4—11,  13—18,  Iii,  21, 
26,  36,  39—41,  43,  52,  58—63,  65  -66, 
69—70,  73,  75,  79—80,  83-84,  91, 
98,  100—107,  115—116,  121—124, 
129,  142,  153,  157—158,  160.  162— 
164,  173,  180,  183-184,  188—189, 
193—194,  198,  200,  206,  250—251. 

Strabo  108,  173. 

Strangesen,  Christiern,  Vater  der  Mutter 

Clavus'  132,  199. 
Stterkodder  =  Starkaör. 
Sunesan,  Peder  120. 
Svend  Crathe ,   König   von  Dänemark 

109,  120. 
Sverdrup,  O.  180. 

Sverker,  König  von  Schweden  122. 
Sylvius,  Aeneas  =  Aenens  Sylvius. 
Sölfason,  Thorgrirnr  173. 

Tacitus  30-31,  121—122,  124. 
Taylor  177. 
Thalbitzer,  W.  83. 
Theophilus,  Sanctus  214. 
Thietmar  von  Merseburg  118. 
Thomsen,  Vilh.  89. 
Thorlacius,  Gr.  81. 
Thorlacius,  Th.  81. 
Thome,  Robert  206. 
Thoroddsen,  Th.  51,  75,  79—80. 


Tiberius  108. 
Torfason,  Snorri  173. 
Toi'od  Runemeister  78. 
Tramezini,  M.  204. 
Traube,  L.  47,  76. 

Tygesan,  Peder,  Großvater  Clavus'  132. 
199. 

Ulf  Kraki  129,  187. 
Ulrik,  A.  94. 

Valdemar  I  der  Große,  König  von  Däne- 
mark 111,  113,  119—120,  136—137, 
197. 

Valdemar  II  Sejr,  König  von  Dänemark 
36,  108,  110—111,113,  119,  132—133, 
135,  148. 

Valdemar  IV  Atterdag,  König  von  Däne- 
mark 39,  41,  51, 113—114,  116,  119— 
120,  124,  133,  135,  137,  149,  197. 

Valdemar,  König  von  Schweden  139. 

Valdemar,  Herzog  von  Schleswig  135. 

Valerius  Maximus  198. 

Valsequa,  Gabr.  de  246. 

Vangensten,  Ove  C.  L.  IV,  51,  244—245. 

Varro  126. 

Verelius,  O.  76,  78. 

Vergil  59. 

Veschonte  —  Vesconte. 

Vesconte,  Pietro  121. 

Vesconte  =  Johannes  de  Maiolio. 

Vesconte  =  Jacobus  de  Maiolo. 

Viladestes,  Mecia  de  59,  64,  118,  126, 

128,  133,  162,  167,  193. 
Vinter,  Chr.  62. 
Virdung,  Joh.  58,  62,  71. 
Vitalis,  Ordericus  191. 
Vitellensis,  Antonius  25,  243. 
Vögelin,  Joh.  44—47,  71,  96. 
Voigt,  G.  5,  51,  195,  197. 
Vopel,  Casp.  248—249. 

Waitz,  G.  1—2,  3—4,  17,  103—104,  106. 
Waldseemüller,  M.  9,  20,  33,  35,  65, 

189,  207. 
Walkendorff,  Erik  181. 
Walsperger,  Andreas  213,  246—247. 
Wartislaw  II,  Fürst  von  Pommern  137. 
Wartislaw  VII,  Herzog  von  Pommern  137. 
Wartislaw  IX,  Fürst  von  Pommern  137. 
Weeke,  C.  47. 
Weibull,  L.  252. 
Wiclif,  J.  5. 

Wieser,  Fr.  R.  v.  III,  VI,  6—11,  19—24, 

33,  35,42,  50,  206—207. 
Wimmer,  L.  F.  A.  76—78. 
Witzlaw  IV,  Fürst  von  Rügen  137. 
Wolkenhauer,  Aug.  243. 
Worm,  0.  76—78. 

Wulfstan  107,  110,  113-114.  116,  120. 
Wuttke,  H.  191. 
Wytfliet,  C.  206,  251. 

Zahrtmann,  C.  C.  20,  22,  35,  75,  82. 
Zeno,  Gebrüder  2—3,  6,  79  -83, 181,  206. 
Zeno,  Nicolo  2—3,  6,  79—83,  181,  206. 
Zichmni  82—83. 

Ziegler,  J.  62—63,  79,  91,  204,  206—207, 

248—249. 
Zurla  82. 


o. 

Register  der  Ortsnamen. 

(Nur  die  Ortsnamen  in  der  eigentlichen  Clavus  -  Uberlieferung  und  die  mit  diesen  historisch  eng  verbundenen  sind  mit- 
genommen. Von  Namenfornien  werden  nur  die  in  den  Clavus-Überlieferungen  angeführt.    *  bedeutet,  daß  der  Name  von 

Clavus  erfunden  ist.) 


Abkürzungen.    A  -   A-Karten,  B  —  B-Karten  Seite  213 — 233.    ß  =  Berlinghieris  Ptolemäus-Übersetzung  S.  253—254. 

N  =  Nanziger  Text  S.  107—130.    n  =  Nanziger  Karte  S.  234.    W  =  Wiener  Text  S.  132—152. 
Reihenfolge  der  Buchstaben,    a  und  ä  deutsch  (ä  —  aa),  b,  c,  d  und  d,  e,  f.  g,  h,  i,  j,  k,  1,  m,  n,  o  und  ö  deutsch, 
p,  q,  r,  s,  t,  u  und  ü,  v,  w,  x,  y,  z,  a?  und  ä  schwedisch,  0  und  ö  schwedisch. 


Aabenraa  (Apenrade)  27,  38,  50,  10!) 

(N  25),  135  (W  54),  167,  254,  AB  28, 
„  ß  15- 

Abo  123  (N  186). 

Ähus  37,  66,  97, 117  (N  107),  121  (N  153), 
110  (W  146),  164,  208,  AB  124,  n  24. 
Aland  102. 

Ängermanland  60,  85,  147  (W  378),  166, 

AB  208,  n  45. 
Aarhus  109  (N  22),  134  (W  41),  254, 

AB  23,  n  7,  ßD13. 
Abo  N  186  =  Abo. 
*Ader  A,  282  =  Nadher. 
Aderinus  W  81,  88  =  Oder. 
Aderone  ß  25,  27  =  Uder. 
*Af  AB  249  =  Äff. 
*Atf  W  315. 

*Aga  A  163  =  Annen  aa. 

*Agant  A,  113  =  Annen  aa. 

Agaria  168,  AB  127  =? 

Agarnes  N  36  =  Agernses. 

Agernake  N  42  =  Agernakke. 

Agernakke  111  (N  42). 

Agernais  110  (N  36). 

Aghernes  W  402  —  Averna>s. 

"Agna  AB  113  =  Annen  aa. 

*Ague  A„  146  —  Annen  aa. 

'Aguen  AB  146  =  Annen  aa. 

*Agus  A,  146  =  Annen  aa. 

Alanus  mons  A,  80  —  Alaunus  mons. 

Alauni  mon(te)s  A  80  —  Alaunus  mons. 

Alaunus  mons  162,  AB  80. 

Albi  ß  1.  7  =  Elbe. 

Albis  N  11,  W  11,  AB  6  =  Elbe. 

*Alegerech  B  409  =  Salecragh. 

*Alegerh  A6  409  =  Salecragh. 

•Alegre*  A2  409  =  Salecragh. 

•Alegret  A  409  =  Salecragh. 


*Alegroth  A,  409  =  Salecragh. 

Alles 1  Aa  149  (W  420). 

Alociae  insulae  157. 

*Alogret  A3  409  =  Salecragh. 

Alous  AB  134  =  Alvestra? 

Als  (Alsen)  113  (N  65),  135  (W  54), 

148  (W  391),  251,  AB  29,  ß  15. 
Alse  N  65  =  Als  (Alsen). 
Alse  aa  W  420  =  Allesa. 
Alse  porto  ß  15  =  Als  (Alsen)  Hafen. 
Alsen  =  Als. 

Also  AB  29  =  Als  (Alsen). 

Als«  W  391  —  Als  (Alsen). 

Aluena  AB  140  =  Mälaren  und  Vettern. 

Alvestra  167,  AB  134(?). 

Amarensis  A5  182  =  Hamar. 

Amasus  AB  1  =  Ems. 

Amberg  An  383—384  =  Vordingborg. 

Amb'g  A2  383—384  =  Vordingborg. 

Amerensis  W  219,  A  182  =  Hamar. 

Ameresis  B2  182  =  Hamar. 

Amorensis  AB  182  =  Hamar. 

Amorenß  A,  182  =  Hamar. 

Anioresis  B3  182  =  Hamar. 

"Ana  A,  248  =  Han. 

•Anana  ß  33  =  Annen  aa. 

Anaol  AB  318—321  =  Anholt. 

Anaold  A,  318—321  —  Anholt. 

Andesusel  A,  20  —  Vendsyssel. 

Aneholth  W  387  =  Anholt. 

*Aner  AB  248  t=  Han. 

*Anga  AB  158,  163  =  Annen  aa. 

*Angue  AR  113  =  Annen  aa. 

•Angue  A4  146  =  Annen  aa. 

*Angve  A„  163  =  Annen  aa. 

Anholt  39,  118  (N  120),  147  (W  387), 

AB  318-321. 
Anian  fretum  250—251. 


*  Annen  aa  W  108,  154,  175,  182. 

*Ano  AG  248  =  Han. 

*Anone  A,  403  =  En  annen. 

•Anor  B2  248  =  Han. 

Aosia  W  146,  AB  124  =  Ahus. 

Aoslo  N  91  =  Oslo. 

Apenrade  =  Aabenraa. 

*Apetane  W  215. 

"Apete  A„  404  =  Opetane. 

*Apocane  W  246. 

"Ar  W  351. 

Aris  A,  23  —  Aarhus. 

Arnake  W  427  —  Arnakke. 

Arnakke  97,  149  (W  427). 

Arosia  W  124,  AB  112  =  Vesteräs. 

Arso  ß  13  =  Aarhus. 

Arus  N  22,  W  41,  AB  23,  n  7  =  Aarhus. 

Arus  N  156,  n  19  —  Vesteräs. 

Aslo  W  205,  A,  172  =  Oslo. 

Asnes  N  43,  W  401  =  Assens. 

Aspres  B  334  =;  Assens. 

Assens  27,  111  (N  43),  148  (W  401), 

AB  334. 
Asto  AB  172  =  Oslo. 
Atlantischer  Ozean  125  (N  206),  AB 

432—436,  n  56. 
'Auenas  A  102  —  Annen  aa. 
"Auenus  A,  102  =  Annen  aa. 
*Auer  Ap  247  =  Hawer. 
*Auga  AB  163  —  Annen  an. 
"Auiltu  A,  202  =  Wultu. 
Avernaes  148  (W  402). 

Baag  Herred  112  (N  48). 
Baag0  38,  69,  148  (W  390),  157,  AB  322. 
Bähus  40—41,  167.  AB  170. 
Bahus  AB  170  =  Bähus. 
Balteato  ponto  ß  13  =  Ostsee. 


259 


Balteatus  pontus  AB  428—429  =  Ostsee. 
Bäreninsel  =  Gunnbjarnareyjar. 
Barra  AB  300. 

Bedinus  mons  AB  79  —  Budinus  rnons. 

Begensis  B3  192  =  Bergen. 

Begesis  B,  192  =  Bergen. 

Be'gesis  A  192  =  Bergen. 

Begius  A,  355  —  Bogense. 

Beira  A3  300  =  Barra. 

Bellädia  A„  312  =  Bellandiar. 

Bellandiar  167,  AB  312. 

Belt  =  Storebselt  (Großer  Belt). 

Belte  n  64  =  Storebeelt  (Großer  Belt). 

Bengresis  B2  192  —  Bergen. 

Bergas  B  355  =  Bogens1. 

Bergen  37,  57,  79,  102,  125  (N  213), 

142  (W  230),  169—170.  184—185,  247, 

AB  192,  n  39. 
Bergesis  A„  192  -—  Bergen. 
Bergis  n  39  =  Bergen. 
Bergis  A  355  =  Bogense. 
Bergist  A3  355  =  Bogense. 
Bergos  B,  355  =  Bogense. 
Bernholm  B  397  =  Bornholm. 
Bernholn  AB  397  =  Bornholm. 
Berra  AB  300  =  Barra. 
"Beuer  A  233  —  Boer. 
•Bierken  W  352. 
Bjarmeland  =  Rußland. 
Björne  — -  Gunnbjarnareyjar. 
Bobchara  W  228  =  ? 
»Boer  W  302. 
Boge  AB  322  =  Baaga. 
Bogens  N  37  =  Bogense. 
Bogense  38.  111  (N  37),  141)  (W  425— 

426),  AB  355. 
'Boger  A  233  =  Boer. 
Boghea  W  390  =  Baaga. 
Boginghi  N  48  =  Baag  Herred. 
*Boier  AB  233  •==  ßoer. 
Bondinj  montes  AB  79  =  Budinus  mons. 
Borghsznes  W  455  =  Bofgsnaes. 
Borg'is  A5  355  ==  Bogense. 
Borgsnses  69,  150  (W  455). 
Bornholm  39,  120  (N  140),  151  (W  468- 

469),  247,  AB  397,  n  67. 
Bovghens  W  425 — 426  =  Bogense. 
Brenholn  A,  397  =  Bornholm. 
Britanni  3.  5,  201,  n  61. 
Bubone  ß  30  =  Rudon. 
Budinus  mons  162,  AB  79. 
Burgbra  B3  15  =  Barglum. 
Burgeß  A,  192  =  Bergen. 
Burglanensis  W  20  =  Barglum. 
Burgra  B,  15  ==  Barglum. 
Burgrafen  A  15  =  Barglum. 
Burgrasen  B2  15  =  Barglum. 
Burgrauen  A  15,  ß  9  —  Barglum. 
(*?)  Burn  AB  190  =  Bobchara. 
Byarno  W  364  =  Gunnbjarnareyjar. 
Bselt  =  Storebselt  (Großer  Belt). 
Barglum  55,  97,  99,  102,  133  (W  20), 

161,  AB  15,  ß  9. 

Caldige  A„  24  =  Kolding. 
Caldige  A,  24  =  Kolding. 
Caldinege  ß  13  —  Kolding. 
Cal  dinge  AB  24  —  Kolding. 
Calmam  (?)  As  122  =  Kalmar. 
Calmarn  A,  122  =  Kalmar. 
Calmaur  A  122  =  Kalmar. 
Calmaiirn  An  122  =  Kalmar. 
Calmur  B  122  =  Kalmar. 

ßjörnbo  u.  Petersen,  Claudius  Clavu 


Calusius  156,  162,  AB  48,  ß  19. 
Caniscula  n  66  —  Sjadland  (Seeland). 
Canis  marini  insula  W  447  —  Sjaelland 

(Seeland). 
Careli  N  289,  n  50  =  Eskimos. 
Cerchin  W  101  =  Chesinus. 
"Ceu  A„  245  =  Heyde. 
"Ceum  A,  245  =  Heyde. 
Chaluso  ß  19  =  Oalusius. 
Chersimcon  A3  90  =  Chesinus. 
Obersimten  A2  90  =  Ohesinus. 
Chersino  ß  31  =  Chesinus. 
Chersmioon  A  90  —  Chesinus. 
Chersonesus  Gymbrorum  W  383  =  Jyl- 

land  (Jütland). 
Chesinus  138   (W  101),  155,  AB  90, 

ß  31. 

Cliicumersore  A4  10  =  Dithmarschen. 
Chieumersoren  B3  10  =  Dithmarschen. 
Chicumersorm  A„  10  =  Dithmarschen. 
Chimbrorum    chersonesus    N  8  —  9  = 

Jylland  (Jütland). 
China  130  (N  291),  145  (W  296),  173, 

251- 

Cholbierghhede  [zu  korrigieren  in  <  ho- 
bierghhede  ?]  N  76  —  Kolbergerheide  (?). 

Choli  An  39  =  Kiel. 

Chorl  AB  39  =  Kiel. 

Chorsaa  W  457  =  Kors  Aa. 

Christiania  =  Oslo. 

Chrono  ß  29  =  Chronus. 

Chronus  137  (W  88),  155,  162,  AB  64. 
ß  29. 

Chubriege  ß  9  =  Rubjtergknude,  Raa- 
bjaarg  Miler  oder  Kolbergerheide. 

Cimbr.  chersonesus  A4  3  —  4  =  Jylland 
(Jütland). 

Cimbri  chersonesus  A5  3 — 4  =  Jylland 
(Jütland). 

Cimbrica  chersoneso  ß  3  =  Jylland  (Jüt- 
land). 

Oimbricus  Chersonesus  A  3 — 4  ==  Jyl- 
land (Jütland). 

Cimbrische  Halbinsel  —  Jylland  (Jüt- 
land) 

Cimbrj  Chersonesus  A0  3- — 4  =  Jylland 
(Jütland). 

Cimbroruin  chersonesus  W  10  =  Jyl- 
land (Jütland). 

Cobename  B  388  =  Kabenhavn  (Kopen- 
hagen). 

•Cober  AB  418  =  Tolleyr. 

Ooberbyerghe  n  42  =  Kupfergebirge 
(Kobberbjserge). 

Coil  ß  17  =  Kiel. 

Coleslg  A4  378  =  Taarnborg. 

Colesing  AB  378  =  Taarnborg. 

Colesling  A«  378  =  Taarnborg. 

"Comenter  W  253,  479,  A,  206. 

*Cometer  A3  206  =  Comenter. 

*Cometer  A  206  =  Comenter. 

Congelatum  AB  214 — 215  =  Eismeer. 

Congelatum  mare  n  55  =  Eismeer. 

'Conus  W  353. 

Corshaun  N  210,  W  227  =  Korshavn 

(Norge). 
Oorshuyr  W  450  =  Korsar. 
*Criü  B2  245  ■=  Heyde. 
*0rium  B,  245  =  Heyde. 
*Crog  A3  205  =  Crogere. 
*Croger  A  205  =  Crogere. 
'Crogera  A„  205  =  Crogere. 
"Crogere  W  252,  AB  205. 


"Crogher  W  478. 
Cronon  A  64  =  Chronus. 
Orucis  portus  N  128  •=  Korshavn  (Sjsel- 
land). 

"Crui  A  245  =  Heyde. 
"Cuapar  A,  419  —  Knaper. 
Cubor  A,  69  =  Rudon. 
Cunutis  orat  B 159 — 160  =  Knudshoved 
(Halland). 

Cunutis  orot  AB  159 — 160  =  Knuds- 
hoved (Halland). 

Dada  N  2,  AB  5,  19,  142—143,  161,  329, 

ß  5  =  Danmark  (Dänemark). 
"Daff  A,  249  =  Alf. 
Dalarne  122  (N  166),  124  (N  188),  162— 

163,  n  16. 
Dal-Elf  122  (N  166). 
Dahn  N  166  =  Dal-Elf. 
Dalingi  N  188,   n  16  =  Dalkarlar  (s. 

Dalarne). 
Dancz  B,  82  =  Danzig. 
Danczg  B  82  =  Danzig. 
Dänemark  — -  Danmark. 
Däni  AB  143,  n  26  —  Dänen  (s.  Danr 

mark). 

Dania  N  1  •=  Danmark  (Dänemark). 
Danismarchia  A,  5  =  Danmark  (Däne- 
mark). 

Danmarchia  N  3  =  Danmark  (Däne- 
mark). 

Danmark  (Dänemark)  3,  37-40,  42, 
55—57,  102,  107—120  (N  1—140), 
132—135  (W  10-69),  140—141  (W 
150—202),  147—152  (W  383—491), 
188,  213—214,  252—253,  AB  5,  19, 
142-143,  161,  329,  377,  n  26.  ß  5. 

Dannemai'chia  N  1 — 2  =  Danmark 
(Dänemark). 

Dansor  A  82  =  Danzig. 

Danzig  163,  168,  254,  AB  82,  ß  31. 

Däpni  A  142  —  Dänen  (s.  Danmark). 

"Dauer  A,  253  =  Hawer. 

Deutschland  33—35,  162,  AB  44,  75. 

Dithmarschen  133  (W  16),  161,  AB  10, 

ß  5- 

*Diuer  A4  258  =  Dnwer. 

Donsor  Afi  82  =  Danzig. 

"Doos  W  354. 

"Dos  AB  286  =  Doos. 

Douerfyeld  W  240  =  Dovrefjaeld. 

Douersyeldh  n  41  —  Dovrefjasld. 

Dovrefjseld  98-100,  127  (N  233),  143 

(W  240),  169,  n  41. 
Draghor  W  445  —  Dragar. 
Draghar  N  139  =  Dragar. 
Dragar  38,  98,  120  (N  139).  150  (W  445), 

162-163,  AB  372—373. 
"Driuer  AB  258  =  Driwer. 
'Driuus  B2  258  =  Driwer. 
"Driwer  W  32'. 
Drontheim  =,  Trondhjcm. 
Durai  AB  301  =  ?. 


Ebude  A,  296. 

Eckernförde  38-30,  110  (N  28) ,  114 
(N  75),  135  (W  58),  254,  AB  34, 
ß  15—16. 

"Een  W  317. 

"Eeynh  W  303. 

•Eeyr  W  355. 

Eg  AB  297  =  Eigg. 

Egarmgena  A,  298. 

33 


260 


Egense  148  (W  408). 

Egentz  W  408  =  Egense. 

Eghernefiordh  N  28  =  Eckernförde. 

Eigg  AB  297. 

Einfüßler  194,  245,  n  49. 

Eismeer  122  (N  158—159),  125  (N  196), 
165,  173,  177—180,  185—194,  245, 
248—250,  AB  214—216,  n  52—55. 

Elbe  55,  108  (N  11),  132  (W  11),  AB  6, 
ß  1,  7. 

Elbis  A,  6  =  Elbe. 

Elcebrogen  A  150  =  Malmö. 

Elcobrogen  A5  150  —  Malmö. 

Elebragen  A,  150  =  Malmö. 

Eifacia  Afi  11  =  Holstein. 

Elleboghen  W  162  =  Malmö. 

Elleby  N  102  =  Malmö. 

Elleholm  97,  140  (W  164). 

Ellemose  111  (N  38). 

Elsacia  A  11  =  Holstein. 

Elsibors  A  156  =  Heisingborg. 

Elsibo>'s  B2  156  =  Heisingborg. 

Elsibros  B,  156  =  Heisingborg. 

Eltebrogen  B3  150  =  Malmö. 

Eltreb'ogen  B,  150  =  Malmö. 

Eltrebrogen  B2  150  =  Malmö. 

Emeland  A,  315  =  Finland. 

Ems  162,  AB  1. 

*En  annen  W  245,  473. 

"Enaper  An  419  =  Knaper. 

"Enegh  W  254. 

"Eng  AB  414  =  Enegh. 

*Engh  A  414  =  Enegh. 

England  s.  Britanni. 

"Engrolant  A„  239  — Eyn  Grcenenlands  aa. 

Engromelaudh  A„  208  =  Angermanland. 

Engromelandi  n  45  =  Angermanlän- 
dingar  (s.  Angermanland). 

Engroneland  A4  208  =  Angermanland. 

*En  gronelan  de  san  A3  239  =  Eyn 
Grsenenlands  aa. 

"Engronelant  AB  239  —  Eyn  Grcenen- 
lands aa. 

Engrouelant  AB  208  =  Angermanland. 
*Engronelanth  AB  239  =  Eyn  Gramen- 
lands  aa. 

Engrönelanth  A2  208  =  Angermanland. 
"Engronelanth  B2  239  =  Eyn  Grcenen- 
lands aa. 

'Engronelät  As  239  —  Eyn  Grcenen- 
lands aa. 

*Enog  AB  212  =  Enegh. 

Erichshavn  =  Landskrona. 

Eriehstad  =  Landskrona. 

Erichstadh  N  101  —  Landskrona. 

Erichzhaun  W  165  =  Landskrona. 

Erici  portus  AB  155  =  Landskrona. 

Erig  B3  414  —  Enegh. 

*Esd  A,  284  =  Os  und  Doos. 

Eskimos  3,  6,  14,  51—52,  54,  61,  130 
(N  289),  144—145  (W  289—291),  162, 
169,  174—175,  192—194,  201,  245, 
248-251,  n  48,  50. 

Esrom  97,  120  (N  136). 

Esserorn  N  136  =  Esrom. 

Estotilanda  251. 

*Eyn  Grcenenlandz  aa  W  306. 

Fa«.  A3  324  =  Fehmern. 
Faaborg  148  (W  406),  163,  A,  339. 
Faaborghoved  148  (W  405). 
Fabor  A,  339  =  Faaborg. 
Faborczhouet  W  405  =  Faaborghoved. 


Faborkh  W  406  =  Faaborg. 
Falci?  Äe  369  =  Falster. 
Falscerbede  B2  147  =  Falsterbo. 
Falserbede  A„  147  =  Falsterbo. 
Falsiga'-  B,  389  =  Heisinger. 
Falsigar  AB  389  =  Heisinger. 
Falsigor  A,  389  =  Heisinger. 
Falster  56,  120  (N  137),  150  (W  442— 

443),  AB  369. 
Falsterbede  N  104,  AB  147  =  Falsterbo. 
Falsterbo  16,  34,  39,  50,  68,  117  (N  104), 

140  (W  159—160),  208,  AB  147. 
Falsterbod  W  160  =  Falsterbo. 
Falsterbode  W  159—160  =  Falsterbo. 
Fameee  W  371  —  Fraueninsel. 
Farai  AB  309  =  ? 
Farelv  142  (W  211). 

Farensis  W  211,  AB  177  =  Sarpsborg 

oder  Farelv. 
Faree  N  257  =  Fsere  (Färöer). 
Farreee  W  366  =  Fcere  (Färöer). 
Faster  A2  369  =  Falster. 
*Faucols  AG  417  —  Sancolder. 
"Feder  AB  256  ==  Feyde. 
Tegur  A,  416  =  Seger. 
Fehmern  114  (N  77),  148  (W  392—393), 

AB  324—327. 
*Feletrog  A,  204  =  Sarlecrogh. 
Femao  B3  306  =  Fraueninsel. 
Femar?  A3  327  =  Fehmern. 
Femare  A-  =  Fehmern. 
Femaren  B3  =  Fehmern. 
Feinere  A2  324 — 327  =  Fehmern. 
Feinerem  A„  324  =  Fehmern. 
Femeren  N  77,  W  392—393,  A,  324  = 

Fehmern. 
Femern  AB  324—327  =  Fehmern. 
Femo  A  306—307   -  Fraueninsel. 
Femoa  Bt  306  =  Fraueninsel. 
Femon*  A5  306  —  Fraueninsel. 
Femona  AB  306  =  Fraueninsel. 
Femorn  B,  326  =  Fehmern. 
*Femthe  aa  W  140. 
Femee  N  255  =  Fraueninsel. 
Feonia  AB  328  =  Fyen  (Fünen). 
Ferensis  AB  302—303  =  Faire  (Färöer). 
Feresis  A  302—303  =;  Faere  (Färöer). 
*Feyde  W  322. 

Fidelfar  B3  330  =  Middelfart. 
*Fierde  A  107,  ß  37  =  Fierde  aa. 
"Fierdena  AB  115  =  Fierde  aa. 
*Fierdeua  A  115  =  Fierde  aa. 
"Fierdhe  aa  W  113. 
*Fierdis  A  107  =  Fierde  aa. 
Findelanth  A  315  =  Finland. 
Findhlappi  n  15  =  Wildlappen  (land). 
Findland  W  378  =  Finland. 
Findlandi  n  14  =  Finländer  (s.  Fin- 
land). 

Findlappelanth  A2  219  =  Wildlappen- 
land. 

*Finistar  A,  166  =  Ferste  Aa. 

Finland  34—35,  43,  51,  54,  60,  102, 
124  (N  189),  138  (W  117),  147  (W378), 
167,  188,  193,  AB  315,  n  14. 

Finlant  B  315  =  Finland. 

Finlanth  A  315  =  Finland. 

Finlapeland  A„  219  =  Wildlappenland. 

Finlappelant  B  219  =  Wildlappenland. 

Finlappelanth  A  219  —  Wildlappenland. 

Finlät  AB  315  =  Finland. 

Finmarken  24,  124  (N  189),  144  (W  267), 
188,  194,  245,  n  15. 


Finnalappi  N  189  =  Wildlappen  (land). 
Finni  W  117  =  Finländer  (s.  Finland). 
Finnones  AN  189  =  Finländer  (s.  Fin- 
land). 

Tinstar  Afi  169  =  Ferste  Aa. 

Fird'  A  330  =  Middelfart. 

Firdelfar  AB  330  =  Middelfart. 

Firedelfar  B,  330  =  Middelfart. 

*Firsta  A,  145  =  Ferste  aa. 

Fiüsebor?  A3  31  =  Flensborg  (Flens- 
burg). 

Fjedrundaland  102. 

Flaglosia  A4  395  =  Slagelse. 

Flensborg  (Flensburg)  97,  99,  109  (N  26), 
135  (W  55),  AB  31. 

Flensburg  ===  Flensborg. 

Flenseborgh  N  26  =  Flensborg  (Flens- 
burg). 

Flenseborghis  W  54 — 55  =  Flensborg 

(Flensburg). 
*Fleschle  A„  254  =  Flesk. 
*Flescle  AB  254  =  Flesk. 
'Flesk  W  320. 
*Flesthe  Bt  254  =  Flesk. 
•Flestle  B3  254  =  Flesk. 
Floglosia  AB  395  =  Slagelse. 
Flogosia  A„  395  —  Slagelse. 
Fogellinghi  N  48—49  =  Fuglse  Herred. 
Forensis  An  177  =  Sarpsborg  oder  Farelv. 
*Fors  A4  162  =  Ferste  aa. 
*Forsca  B3  157  =  Ferste  aa. 
*Forst  AB  162  =  Ferste  aa. 
*Forsta  A  157  =  Ferste  aa. 
*Fostra  B2  157  =  Ferste  aa. 
Fraueninsel  14,  55,  128  (N  255—256), 

147  (W  369—371),  162—163,  AB  306— 

307. 

Frenseber  A,  31  =  Flensborg  (Flens- 
burg). 

Freseber  A6  31  =  Flensborg  (Flensburg). 
Fresebor  A  31  =  Flensborg  (Flensburg). 
Frigia  AB  13  =  Nord-Friesland. 
Frisia  inferior  W  18  =  Nord-Friesland. 
Frislanda  251. 

Fuglse  Herred  112  (N  48—49). 
Fünen  =  Fyen. 

*Fursta  AB  99,  157  =  Ferste  aa. 

*Fusta  Aj  99  —  Ferste  aa. 

Fyen  (Fünen)  1,  37,  56,  89,  97,  110- 
112  (N  33—59),  134  (W  48),  148-149 
(W  396—432),  AB  328,  n  65. 

Fyenshoved  97,  149  (W  412). 

*Fyerdhe  aa  W  130. 

*Fyynzhouet  W  412  =  Fyenshoved. 

Fa^re  (Färöer)  37,  99,  128  (N  257),  147 
(W  366—367),  162,  AB  302—303. 

"Ferste  aa  W  106,  152,  173,  180, 186, 199. 

Gazara  =  Krim. 
Gazaria  *=  Krim. 

Gentelandi  n  44  =  Jemtländingar  (s. 

Jemtland). 
Germania  AB  44,  75  =  Deutschland. 
Germanicum  Occeanum  N  10  =  Nordsee. 
*Ghi  A4  237  =  Y. 

Gothia  N  141  =  Sverige  (Schweden). 
Gothia  uerso  Oriente  ß  37  =  Livland. 
Gotia  An  110  t=  Sverige  (Schweden). 
Gotia  A6  399  =  Gotland. 
Gotia  orientalis  Ae  95  =  Livland. 
Gotland  37,  49,  57,  66,  90—95,  102,  124 

(N  192-194),  151— 152  (W  470— 491), 

193,  AB  399,  n  25. 


261 


Gotlandia  W  470  =  Gotland. 
Gotthia  orientalis  A4  95  =  Livland. 
Gottia  A,  110  =  Sverige  (Schweden). 
Gottia  AH  399  =  Gotland. 
Gottia  meridionalis    AB  118 — 119  = 

Sendergeding. 
Gottia  occidentalis  AB  110  =  Vester- 

götland. 

Gottia  orientalis  AB  95  =  Livland. 

Gotticuni  mare  AB  217  =  Ostsee. 

Grädia  100,  A  184  =  ? 

Urädie  100,  A  184  =  ? 

Grandia  100,  As  184  =  ? 

Grenen  (Skagens  Nordspitze)  18.  69,  118 
(N  119),  n  62. 

Griffones  n  47  =  Kämpfen. 

(*?)Grintz  aa  W  239. 

Grolandia  W  287,  290,  300,  364  =  Grön- 
land. 

Gronelädia  A4  230  =  Grönland. 

Gronelandia  A3  230  =  Grönland. 

Gronelanth  A  230  =  Grönland. 

Grönland  3—4,  9—10,  14,  17,  24,  26, 
32—33,  37,  40,  42,  51,  54—55,  60, 
61,  66—67,  69—70,  81—90,  129-130 
(N  279—293),  114—146  (W  287—334), 
170,  172—194,  207,  245,  247—252, 
AB  230,  n  51. 

Gronlandia  N  279,  n  51  =  Grönland. 

GrolJer  Belt  =  Storebselt. 

Gunnbjarnareyjar  147  (W  364—365), 
165—166,  184,  186—188. 

Guthland  n  25  =  Gotland. 

Gyylland  N  192  =  Gotland. 

Götaelf  142  (W  208),  AB  175. 

Häburg  A6  7  =  Hamburg. 

'Haffthoos  W  346. 

Hafsbotn  188. 

*Hair  A  252  =  Hanh. 

Halandi  n  28  =  Halländingar  (s.  Hailand). 

Halandia  A„  165  =  Hailand. 

Halindhia  N  5,  79  =  Halland. 

Halindia  N  116  =  Halland. 

Hallädia  AB  165  =  Halland. 

Halland  37,  56,  89,  107  (N  5),  114—115 
(N  79—96),  118  (N  116),  141  (W 
185—202),  183,  AB  165,  n  28. 

Hallandia  A  165  =  Halland. 

Hallindh  W  201  =  Halland. 

Hallindhia  N  80  =  Halland. 

Hälogaland  =  Helgeland. 

Halrelant  Bt  211  =  Helgelaud. 

Ha  mar  18,  37,  97—98,  115  (N  95),  142 
(W  219),  AB  182,  n  33. 

Hamburg  55,  132  (W  13),  163,  AB  7. 

Hamer  N  95,  n  33  =  Hamar. 

»Hau  W  314. 

*Han  AB  244  =  Hanyd. 

*Han  AB  252  =  Hanh. 

Hanburg  A4  7  =  Hamburg. 

Hanburgk  AB  7  =  Hamburg. 

•Hanh  W  318. 

'Hanog  Aj  279  =  Hauol. 

"Hanos  B2  278  =  Haffthoos. 

*Hanos  A4  279  ==  Hauol. 

Hansestädte  =  Sclaui. 

"Hanyd  W  310. 

'Harsis  A,  286  =  Ar  und  Yys. 
"Harsol  AB  288  =  Ar  und  Soolh. 
*Hauol  W  347. 
*Hauos  A  278  =  Haffthoos. 
*Hauos  AB  279  =  Hauol. 


"Hauus  Afi  278  =  Haffthoos. 
'Hawer  W  313,  319. 
Hayldhland  W  185  =  Halland. 
Hebrides  162,  165. 

Hedre  AB  16  =  Rubja-rghcde,  Raabjajrg 

Miler  oder  Kolbergerheide. 
Hekla  53,  58—59. 
Heldec  A  393  =  Holbsek. 
Heldech  AB  393  =  Holbsek. 
Heldeh  A3  393  =  Holbsek. 
Helgeland  32,  40-41,  69,  98, 144  ( W  267), 

166,  AB  211. 
Helgoland  157,  A  9,  n  3. 
Helluland  188. 

Helsenborg  W  166  =  Heisingborg. 
Heisingborg  56,  116  (N  100).  140  (W  166), 

208,  AB  156,  n  32. 
Helsingborgh  N  100  —  Heisingborg. 
Helsingheor  W  461  =  Helsingar. 
Helsinghjr  N  130  =  Heisinger. 
Helsingland  102,  188. 
Heisinger  119  (N  130),   151  (W  461), 

AB  389. 

He*re  B,  16  =  Rubjaergknude,  Raabjaerg 

Miler  oder  Kolbergerheide. 
Herlant  AB  310  =  Shetland. 
Hert  B,  17  =  Salling  (Halbinsel). 
Hesthobn  102. 
"Hey  de  W  311. 
*Hic  AB  255  =  Hyntb. 
Hielm  N  64  =  Hjaelm. 
*Hien  AB  235  =  Eeynh. 
*Hiic  A,  255  =  Hynth. 
Hindsgavl  97,  149  (W  428). 
Hindsholm  98,  111  (N  39),  149  (W  418). 
Hinsholm  N  39  =  Hind.sholm. 
Hinzgauel  W  428  =  Hindsga  vl. 
Hinzholm  W  418  =  Hindsholm. 
Hjselm  113  (N  64). 
*Hoen  A  251  =  Een. 
Hölar  37,   128  (N  250),   146  (W  348), 

AB  280. 
Holbek  N  131  =  Holbsek. 
Holbekh  W  465  =  Holbaek. 
Holbekz[nes]  W  464  =  Holbaeksnaes. 
Holbaek  69,  99,  119  (N  131),  151  (W  465), 

AB  393. 
Holbseksnaes  69,  151  (W  464). 
Holesis  A  280  =  Hölar. 
Hollensis  N  250,  W  348,  A5  280  =  Hölar. 
Holleß  A,  280  =  Hölar. 
Hollesis  B  280  =  Hölar. 
Hollesis  A  280  =  Hölar. 
Holn<z>  N  120  =  Anholt. 
Holrelant  AB  211  =  Helgeland. 
Holsatia  n  2  —  Holstein. 
Holstein  27—29,   32,   34—35,   37,  55, 

66,  133  (W  17),  165,  254,  AB  11—12, 

n  2,  ß  7. 
Holzacia  W  17  =  Holstein. 
(*?)Horiza  W  234 
*Hos  A  273  =  Thoos. 
*Hosos  A,  272—273  =  Oos  und  Thoos. 
Hvitsark  174,  248—249. 
•Hynth  W  321. 
Hajlielad  n  3  =  Helgoland. 

Ianibo«  A„  179  =  Tensberg. 
Ibernia  n  59  =  Irland. 
*Ici  A„  199  =  En  annen. 
idmagor  A,  372  =  Drager. 
Idnagar  AR  372  =  Drag-r. 
Idnagor  AB  372  =  Drag,  r. 


Igernefidor  ß  15 — 16  =  Eckernförde, 
[gernefier  AB  34  =  Eckernförde, 
lgerncfyordh  W  58  —  Eckernförde. 
Igernesier  A  34  =  Eckernförde. 
*lj  W  305. 

lona  fluvius  AB  175  =  Götaelf. 
lona  lacus  B„  137  =  Venern. 
Ions  beres  AB  179  =  Tensberg. 
Iperborevm  B8  434  —  Atlantischer  Ozean. 
Ireland  n  59. 
Irland  =  Ireland. 

Island  4,  16,  33,  37,  40,  42,  57,  59—60, 
66,  69,  76— SO,  127—128  (N  236—254), 
146  —  147  (W  338—366),  170,  172, 
182—183,  184,  187—188,  207,  247— 
252,  AB  270,  n  57. 

Eslanda  AB  270  =  Island. 

lslandia  N  236,  AB  270,  n  57  =  Island. 

Istrude  AB  147  =  Ystad. 

Istula  AB  56,  A,  64  =  Weichsel  (vgl. 
Oder). 

luagarest'  xVB  221  =  Magerj?? 
luagarester  AB  221  =  Magere?? 
"Luesech  A,  213  =  Ynesegh. 
"Iuesegh  Af)  415  =  Masegh. 
*Iueseh  AL  415  =  Masegh. 
"lueseh  AG  213  =  Ynesegh. 

Jemtland  54,  60,  147  (W  378),  166,  AB 
313,  n  44. 

Jucia  N  6—8,  32  =  Jylland  (Jütland). 

Jütland  s=  Jylland. 

.lutones  n  4  =  Jütländer  (s.  Jylland). 

Jylland  (Jütland)  33—34,  55—56,  107— 
110  (N  6—32),  115  (N  87),  132—135 
(W  10-69),  147—118  (W  383—395), 
160—161,  164,  183,  AB  3—4,  n  4,  ß  3. 

Jönköping  40. 

Kagenes  W  466  =  Kagenais. 

Kagemes  151  (W  466). 

Ealdinckh  W  44  =  Kolding. 

Kaldingh  N  23  =  Kolding. 

Kalmar  99,  121  (NT  154).  140  (W  143), 

AB  122,  n  23. 
Kalmarn  N  154,  W  143  =  Kalmar. 
Kämpfen  194,  245,  n  47. 
Karelen  (Volk)  =  Eskimos. 
Karelen  (Land)  188,  192-193. 
Kareli  W  289  =  Karelen  (Eskimos). 
*Kariesol  B,  277  ==  Knesol. 
"Kenesol  B2  277  =  Knesol. 
Kiel  69,  110  (N  30),  135  (W  62—63),  254, 

AB  39,  ß  17. 
Kiev  (=  Ougard,  Vngardia?)  123  (N  184), 

168,  AB  'i00. 
Kiil  N  30  =  Kiel. 
*Knaper  W  487. 
*Knesel  A5  277  =  Knesol. 
"Knesol  W  345,  AB  277. 
"Knosol  At  277  =  Knesol. 
Knudshoved  (Fyen)  97,  149  (W  415). 
Knudshoved  (Halland)  57,  141  (W  176), 

208,  243,  AB  159—160. 
Knusbouet  W  415  =  Knudshoved. 
Knutzhouet  W  176  =  Knudshoved. 
Kobberbjaerge  =  Kupfergebirge. 
Kobierghhede  W  21  =  Rubjaargknude, 

Raabjasrg  Miler  oder  Kolbergerheide. 
Koholm  150  (W  452). 
Kolbeinsey  =  Mevenklint. 
Kolbergerheide  114      76),  133  (W  21), 

254,  AB  16,  ß  9. 


33* 


262 


Kolding  66,  97,  109  (N  23),  134  (W  44), 

AB  24,  ß  13. 
Kopenhagen  =  Köbenkavn. 
Kors  Aa  151  (W  457). 
Korshavn  (Norge)  «7,  125  (N  210),  142 

(W  227). 

Korshavn  (Sjsclland)  11«  (N  128). 
Korsar  119  (N  128),  150  (W  450),  AB 
379. 

Koaghe  W  458  =  Kege. 
Krim  42—43. 
Kristiania  =  Oslo. 

Kupfergebirge    (Kobbcrbj  sarge)    [d.  h. 

Kölen  ?]  121  (N  143—147),  n  42. 
Kvenland  =  Finnmarken. 
Kvtenland  =  Finnmarken. 
Kyl  W  62—63  =  Kiel. 
Kabenhavn  (Kopenhagen)  27,  38,  57,  99, 

119  (N  129),  151  (W  459—460),  170, 

247,  AB  388. 
K'jbingh  portus  N  129  —  Kebenhavn 

(Kopenhagen). 
Kege  38,  151  (W  458),  AB  387. 
Kölen  (=  Coberbyerghe  ?  d.  h.  Kupfer- 

gebirge)  n  42. 
Keobenhaun    W  459    =  Kebenhavn 

(Kopenhagen). 
Köping  102. 


Laaland  =  Lolland. 

Labrador  250—251. 

(*?)Lacus  penarum  99,  127  (N  233),  166, 
AB  183. 

"Lade  A  239  =  Eyn  Gro3nenlands  aa. 
"Lade  A4  239  =  Eyn  Groenenlands  aa. 
Ladehorn  N  263  =  Lyderhorn. 
Ladhehorn  W  233  =  Lyderhorn. 
*Ladi  A„  259  =  Sandhin. 
Ladosia  A  168  =  Lödöse. 
Lalandh  W  440  =  Lolland. 
Lalandia  N  72  =  Lolland. 
Lalant  AB  363—368  =  Lolland. 
Lalät  B3  365  =  Lolland. 
'Lande  AB  239  =  Eyn  Groenenlands  aa. 
Landskrona  8,  41,  62,  116  (N  101),  140 

(W  165),  208,  AB  155. 
Langeland  113  (N  68),  150  (VV  437—438). 
Langenland  W  437  =  Langeland. 
'Laude  A,  239  =  Eyn  Groenenlands  aa. 
Lawindh  N  68  =  Langeland. 
'Laycher  W  342. 
Lecust  A  295  =  Lewes. 
Leuist  B  295  =  Lewes. 
Lewes  AB  295. 

Linapia  ?  A3  129  =  Linköping. 
Lincopia  AB  129  =  Linköping. 
Linköping  37,  123  (N  181),  168,  AB 
129. 

Lintopia  A  129  =  Linköping. 

Liste  N  209,  W  222,  A,  185  =  Lister. 

Lister  26,  54,  65,  98.  125  (N  209),  142 

(W  222),  169,  AB  185—186. 
Liuonia  W  103,  AB  94-95,  ß  33  =  Liv- 

land. 

Livland  6—7,  43,  55,  138  (W  103—115), 
*     AB  94—95,  ß  33. 
Livonia  A  94 — 95  =  Livland. 
Liwde  N  66  =  Lya. 
Liydhe<z>  W  403  =  Lye. 
Ljung  102. 

Lodese  N  94  =  Lödöse. 
Lodosia  AB  168  =  Lödöse. 


Lolland  1«,  56.  114  (N  72—74),  150  (W 

440-441),  AB  363—368. 
Lübeck  55,  135  (W  67).  163,  183,  AB  43, 

ß  17. 

Lubiche  ß  17  =  Lübeck. 

Lubick  AB  43  =  Lübeck. 

Lubigk  A,  43  =  Lübeck. 

Lubk  W  67  =  Lübeck. 

Luda  B.j  151  =  Lund. 

Lüda  B,  151  =  Lund. 

Lund  56,  60,  99,  102,  117  (M  114),  247; 

252,  AB  151,  n  31. 
Lunda  AB  151  =  Lund. 
Lundis  N  114,  n  31  =  Lund. 
Lundis  magna  A  55  =  Stralsund. 
Lüste  AB  185—186  =  Lister. 
Lustemu  B  186  =  Lister. 
Lyderhorn  98—99,   129  (N  263),  143 

(W  233). 

Lynckebingh  N  181  =  Linköping. 

Ly..  113  (N  66),  148  (W  403). 

Lödöse   37,   97,  99,   115  (N  94),  141 

(W  193),  AB  168. 
Leodese  W  193  =  Lödöse. 


*Macre  AB  281  =  Madher. 
"Madher  W  349. 

Madhkeruth  N  115  =  Markaryd. 
Magera  69,  AB  221. 
Males  A,  299- 

Malmö  56,  99,  116  (N  102),  140  (W  162), 

208,  AB  150. 
'Manh  W  304. 

Mare  Balticum  N  19  =  Ostsee. 
Mare  congelatum  AB  214—215  =  Eis- 
meer. 

Mare  germanicum  AB  430  =  Nordsee. 
Mare  germanicum  et  sarmaticum  A,  424 

=  Ostsee. 
Mare  Gotlandie  W  121  =  Ostsee. 
Maxe  gotticum  AB  217  =  Ostsee. 
Mare  occeanum  B,  434  =  Atlantischer 

Ozean. 

Mare  quietum  N 158— 159, 196=Eismeer, 
Mare  sarmaticum  A  424  =  Ostsee. 
Markaryd  16,  117  (N  115),  162—163. 
Markland  188. 
"Masegh  W  483. 
Meb  A  371  =  Meen. 
Mebe  A„  371  =  Meen. 
Medelfar  W  49,  397,  A,  330  =  Middel- 
fart. 

Medelphar  N  35  =  Middelfart 
'Meer  W  312.  . 
Meub  B  371  =  Meen. 
"Mestebrodh  W  265. 
"Mestebrot  A,  220  =  Mestebrodh. 
'Mestobrat  A  220  =  Mestebrodh. 
"Mestobroth  A3  220  =  Mestebrodh 
Mevenklint  (Kolbeinsey)  181—185. 
Middelfart  39,  110  (N  35),  134  (W  48), 

148  (W  397),  AB  330. 
Monarma  A,  301. 
Monh  W  444  =  Meen. 
Monkebierg  W  419  =  Munkebjaerg- 
"Mostebrat  ß  220  =  Mestebrodh. 
Mosterhavn  128  (N  258),  142  (W  229). 
*Müd'  B3  243  =  Mundhe. 
"Müder  A  243  =  Mundhe. 
•Müderh  At  243  =  Mundhe. 
•Mundhe  W  309. 
Munkebjicrg  149  (W  419). 
Mälaren  168,  AB  138—140. 


Meen  89,  120  (N  138),  150 

AB  371. 
Manb.  N  138  =  Meen. 


*Na  AB  261  =  Naa. 
*Naa  W  327,  A,  261. 
•Nadar?  B  282  =  Nadher. 
"Nader  AB  282  =  Nadher. 
Nadhegrin  W  236. 
"Nadher  W  350. 
*Naf  A  236  =  Manh. 
Narnia  A,  388  =  Kebenhavn  (Kopen- 
hagen). 

Narä'ba  A,  383—384  =  Vordingborg 
Nardi  äberg  A0  383—384  =  Vording- 
borg. 

Nardi  amb'g  Aß  383—384  =  Vording- 
borg. 

Nardj  ambug-u  B,  383—384  =  Vor- 
dingborg. 

Nascö  A3  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Nascola  A,  132  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Nascila  B.,  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Nascon  AB  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Nasconla  B2  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Nedrosia  N  216,  W  241  =  Trondbjem 

(Drontheim). 
*Nehü  A4  262  =  New. 
*Nerf  AP,  246  =  Meer. 
Nestned  A4  382  =  Nsestved. 
Nestrad  A  382  •=  Nujstvcd. 
Nestued  W  453,  AB  382  =  Nsestved. 
Nestuedh  N  126  =  Nyestved. 
*Neü  A  262  =  New. 
*Neum  AB  262  =  New. 
*New  W  328—329. 
*Nha  A  261  =  Naa. 
Niban  B  345  =  Nyborg.  . 
Nibar  A  345  =  Nyborg. 
Nibas  An  345  =  Nyborg. 
Niborg  N  40  =  Nyborg. 
*Nice  A  250  =  Nidefildli. 
Nidaroä  =  Trondhjem  (Drontheim). 
"Nidefildh  W  316. 

Nidrosia  n  40  =  Trondhjem  (Dront- 
heim). 

Nisbu  Aß  400  =  Visby. 
Nisbus  A,  400  •=  Visby. 
*Nite  A  250  =  Nidefildh. 
"Nocialch  A„  421  =;  Uonchiadh. 
*Noder  A4  282  =  Nadher. 
Nodrosia  AB  197  =  Trondhjem  (Dront- 
heim). 

Nogarden  A  105  =  Novgorod. 
Nogardia  A  105  =  Novgorod. 
•Noleber  A  422  =  Tyalder. 
Norbega  W  210  =  Norge  (Norwegen). 
Norbegia  W  204,   AB  171  =  Norge 

(Norwegen). 
Norberg  124  (N  188),  162—163,  n  17. 
Nordbotten  54,  56,  61,  89,  126  (N  221), 

139  (W  120),  143  (W  256),  147  (W  376). 

n  54. 

Nord-Friesland  55,  83,  133  (W  18), 
AB  13,  ß  7. 

Nordhenbodhn  W  256—257  =  Nord- 
botten. 

Nordhinbodnen  W  376  =  Nordbotten. 
Nordhindh  Bondh  n  54  =  Nordbotten. 
Nordhin anni  n  37  =  Norweger  (s.  Norge). 
*Nordh  um  W  322. 
Nordinckbednd  N  221  =  Nordbotten. 
Nordsee  107  (N  10),  AB  430—431. 


263 


Norenboilhn  W  120  —  Nordbotten. 

Borge  (Norwegen)  37,  40—41,  49, 
52—54,  57,  60  61,  65,  66,  70,  1)0-  95, 
OD — 101),  114  (N  81),  121  (N  145), 
122  (N  160),  125-12!»  (N  203—278), 
142—144  (W  204—285),  147  (W  372), 
159,  164,  169—172,  182—183,  184— 
185,  187—194,  213-214,  245,  247, 
250—251,  AB  171,  n  36—37. 

Noruegia  N  81,  203—204,  W  283  = 
Norge  (Norwegen). 

Noruegica  Regio  n  36—37  =  Norge 
(Norwegen). 

Norvegia  A,  171  =  Norge  (Norwegen). 

Norwegen  =  Norge. 

Norwegia  B,  171  =  Norge  (Norwegen). 

*Notiaich  A,  421  =  Uoncliiadh. 

Novgorod  123  (N  184).  168,  AB  100, 105. 

Nuarus  A,  53  ■=  Viadus. 

'Nudrü  AR  257  =  Nordh  um. 

"Nurdü  AB  257  =  Nordh  um. 

"Nurdum  A,  257  =  Nordh  um. 

Nyboro-  Hl  (N  40),  140  (W  413).  AB 
345. 

Nyburkh  W  413  =  Nyborg. 
N'ärike  102. 

Nai-stved  38,  119  (N  126),  150  (W  453), 
AB  382. 

*0aner  AB  253  — „  Hawer. 
Oasia  A„  124  =  Ähus. 
Ubenam  A  388  =  Kabenhavn  (Kopen- 
hagen). 

Obename  A  388  =  Kubenhavn  (Kopen- 
hagen). 

Obenamhen  AG  388  =  Kabenhavn  (Ko- 
penhagen). 

Obenco  Bt  28  =  Aabenraa  (Apenrade). 

Obenraa  N  25  =  Aabenraa  (Apenrade). 

Obero  B  28  =  Aabenraa  (Apenrade). 

OberO  A  28  =  Aabenraa  (Apenrade). 

Oberon  A  28  =  Aabenraa  (Apenrade). 

Oberon  A5  28  =  Aabenraa  (Apenrade). 

Obygöir  =  (Ostküste  und  nördliche  West- 
küste von)  Grönland. 

Oeceanus  congelatus  Afi  214  =  Eismeer. 

Occeanus  Deuealedonius  N  206  =  Atlan- 
tischer Ozean. 

Occeanus  duecalledonius  A  432 — 433  = 
Atlantischer  Ozean. 

Occeanus  Oermanicus  A  430 — 431  = 
Nordsee. 

Occeanus   Iperboreus    A  434  —  435  = 

Atlantischer  Ozean. 
Oceanus  occidentalis  A,  436  =  Atlan- 
tischer Ozean. 
Occeanus  Sarmaticus  N  192  -  -  Ostsee. 
Oddernses  114  (N  81—82),  115  (N  89), 

125  (N  207). 
Odense  57,  102,  111—112  (N  44—46), 

149  (W  422—424),  170,  AB  353. 
Üdense  Herred  112  (N  58). 
Oder  (vgl.  Weichsel)  136  (W  81),  137 

(W  88),   156,   254,   A,  56,   Ali  (54. 

ß  25,  27. 
Odhenzhoa  N  46  =  Odense. 
Odhoninghi  N  58  =  Odense  Herred. 
Odonis  insula  N  47  =  Odense. 
Odra  Al  56  =  Oder. 
Oeret  ß  11  [eigt.  Salinge-Oeret]  =  Sal- 

ling  (Halbinsel). 
Ott'ladena  Afi  106  =  Upplandene. 
Offlandena  Ai  106  =  Upplandene. 


Oflädena  1!,  106  =  Upplandene. 
üllandena  AI!  106  =  Upplandene. 
Ohdhonis   insula   N   44  —  45  =  Fyen 

(Fünen). 
Oland  A,  125  =  Öland. 
Olandt  A,  125  =  Öland. 
Olant  AB  125  =  Öland. 
Olanth  AB  125  =  Öland. 
Olaui  uilla  N  92  =  Sarpsborg. 
'Olegerech  B2  409  =  Salecragh. 
Olfacia  AB  11—12  =  Holstein. 
Ols  A  323  =  Als. 
Olsacia  ß  7  =  Holstein. 
Ombero  ß  15  =  Aabenraa  (Apenrade). 
"Onane  AB  402—403  =  En  annen. 
*Onans  B3  402—403  =  En  annen. 
*0ner  A5  253  =  Hawer. 
*Ooc  W  307. 
*Oos  W  335,  340. 
'Opetane  W  474. 
"Optanamon  B2  200  =  Apocane. 
"Optea  A  200  =  Apocane. 
*Opteä  AB  180  =  Apetane. 
"Opteam  A,  200  =  Apocane. 
*Optena  AB  180  =  Apetane. 
"Optena  A  200  =  Apocane. 
'Opteuamon  B  200  =  Apocane. 
'Optene  A,  180  =  Apetane. 
Orania  A3  353  =  Odense. 
Orcadia  n  58  =  Orkney. 
Orcama  B„  3)3  =  Odense. 
Orchades  AB  308  =  Orkney. 
Orcoma  AB  353  =  Odense. 
Urconia  AB  353  =  Odense. 
Orkney  162,  AB  308,  n  58. 
Ortonia  A,  353  =  Odense. 
*Os  AB  285 — 286  ==  Doos  oder  Conus. 
*Os  AB  272  =  Oos. 
Oslo  18,    97,    102,    115    (N   91),  142 

(W  205),  170,  AB  172,  n  34. 
Ostrogothi  W  118. 

Ostsee  56,  59,  108  (N  19),  HO  (N  32), 
113  (N  62—63),  121  (N  150),  124 
(N  192),  138  (W  118),  143  (W  258), 
155—157,  163—165,  167,  192,  AB  217, 
424—429,  ß  13. 

Otfacia  B,  11  =  Holstein. 

Otthonia  W  422  =  Odense. 

Ottonia  N  46  =  Odense. 

*Ouer  A,  247  =  Hawer. 

Oues  N  107,  153,  n  24  =  Ahns. 

Ougard  N  184  =  Chungard?  (=  Nov- 
gorod oder  Kiev?). 

Our  ,  151  (W  463). 

Oxilia  AB  97  =  Ösel. 

Oxa-nes  W  451  =  £xnces. 


'Pacta  A4  404—405  =  Opetane. 

Tarta  A  404-  405  =  Opetane. 

Tarten  A„  405  =  Opetane. 

Peansea  ß  31  =  Danzig. 

Pheonia  N  33,  W  49,  396,  u  65  = 
Fyen  (Fünen). 

Phrygia  ß  7  =  Nord-Friesland. 

Pigmei  W  276,  n  48  =.  Pigmäen. 

Pigmäen  14,  53,  144  (W  276),  193—194, 
245,  n  48. 

Pilappelanth  B  218  =  Wildlappenland. 

Pillapeland  A,.  218  =  Wildlappenland. 

Pillapelant  A,  218  =  Wildlappenland. 

Pillapelanth  A3  218  =  Wildlappenland. 

Pillappelanth  A  218  =  Wildlappen- 
land. 


Ploen  A,  36  =  Plön. 

Ploena  A  36  —  Plön. 

Ploene  A,.  36  —  Plön. 

Plön  66,  97,  98,  110  (N  29),  135  (W  60), 

162—163,  AB  36. 
Pläne  N  29  =  Plön. 
Plonra  AB  36  =  Plön. 
Plora  B,  36  =  Plön. 
Pbne  W  60  =  Plön. 
Pomaria  n  11,  ß  29  =  Pommern. 
Pomeraia  A  67 — 68  =  Pommern. 
Pomeramia  A  60 — 68  =  Pommern. 
Pomerania  A3  60  =  Pommern. 
Pomeria  W  89.  A  60—68  =  Pommern. 
Pommern  137  (W  89),  AB  60—68,  n  1 1, 

ß  29. 

*Porta  B,  404—405  =  Opetane. 
"Porti  B  404—405  =  Opetane. 
Postepidiü  A,  300. 

PreuCen  3,  5,  49,  55,  68,  13?— 138 
(W  93—102),  AB  70—74,  85—89. 
n  12,  ß  29,  32. 

Proalea  ß  35  =  Reval. 

Pruscia  W  93,  A,  72  =  Preußen  (Land). 

Prusia  ß  29,  32  =  Preul.ien  (Land). 

Prussia  AB  70—71,  85—89  =  Preußen 
(Land). 

Pruteni  n  12  =  Preußen  (Volk). 

Quietum  mare  n  52  =?  Eismeer. 

Raabjserg  Miler  133  (W  21),  254.  AB  16. 
ß  9. 

*Ramefak  A,  423  =  Tyanesaldh. 

Ras  122  (N  169). 

Rascil  A,  390  =  Roskilde. 

Rastil  AB  390  =  Roskilde. 

Rebanes  W  76  =  Ribnitz. 

Rebene  ß  23  =  Ribnitz. 

Rebenes  AB  50  =  Ribnitz. 

Regnum  Danorum  W  150  =  Da  n  mark 

(Dänemark). 
Regnum  Sclauorum  W  71  =  Sclaui. 
Repuns  10 J,  167,  AB  184  =  ? 
Reualea  A  101  =  Reval. 
Reval  168,  254,  AB  101,  ß  35. 
*Reyndh  W  358. 
Rhipaei  Montes  162,  AB  81. 
Ribe  (Ripen)  97,  98,  102,  108  (X  13), 

133  (W  19),  254,  AB  14,  n  5,  ß  9. 
Ribnitz  99,  136  (W  76),  156,  163,  AB  50, 

ß  23.  . 
Riffei  montes  A  81  =  Rhipaei  montes. 
Riga  163,  168,  254,  AB  98,  ß  33. 
Ripe  ß  9  =  Ribe  (Ripen). 
Ripen  =  Ribe  (Ripen). 
Riphaei  montes  =  Rhipaei  montes. 
Ripis  N  13,  W  19,  n  5  =  Ribe  (Ripen). 
Robierghhede    [zu   korrigieren   in  Ko- 

bierghhede  ?]     W  21   =  Raabjserg- 

knude,    Raabjajrg    Miler   oder  Kol- 

bergerheide. 
Roden  =  Roslagen. 

Roderim  A,  108  =  Roslagen  (Roden). 

Roderin  AB  108  =  Roslagen  (Roden). 

Roderine  A4  108  =  Roslagen  (Roden). 

Rorsur  AB  379  =  Kors^r. 

Roscoek  B,  49  =  Rostock. 

Roskilde  57,  99,  102,  119  (N  133),  151 

(W  462),  AB  390. 
Roskildh  N  133  =  Roskilde. 
Roskildis  W  462  =  Roskilde. 
Roslagen  (Roden)  168,  AB  108. 


264 


Rostoche  ß  21  =  Rostock. 
Rostock  136  (W  75),  156,  163,  AB  49. 
ß  21. 

Rostokh  W  75  =  Rostock. 
Rubjan-ghede    [zu    korrigieren    in  Ko- 

bjeerghedey]  133  (W21),  254,  Aß  16, 

ß  9. 

Riibjsergknude  133  (W  21),  254-,  AB  16, 
ß  9. 

Rubon  W  92,  A  69  =  Rudon. 
Rudon  137  (W  92),  155,  AB  69,  ß  30. 
Rügen  136  (W82),  167—168,  AB  58, 
n  10. 

•Rumefack  A0  423  =  Tyanesaldh. 
•Rumefalck  A  423  =  Tyanesaldh. 
•Ruinefalk  B  423  =  Tyanesaldh. 
'Rumfalch  A4  423  =  Tyanesaldh. 
"Runefalch  A3  423  >=  Tyanesaldh. 
Rupis  AB  14  =  Ribe  (Ripen). 
Rura  AB  58  =  Rügen. 
Ruron  A  58  =  Rügen. 
Rußland  49,   130  (N  288),   162,  172, 

187—189,  245,  AB  76. 
Ruya  A  58  =  Rügen. 
Ryen  W  82  =  Rügen. 
Ryland  n  10  =  Rügen. 

Sabulosus  pontus  AB  426 — 427  =  Ostsee. 
*Sadi  AB  259  =  Sandhin. 
St.  Uist  AB  299. 
*Salecragh  W  477. 
Salinga  N  51  =  Sallinge  (Dorf). 
Salinge  hert  AB  17  =  Salling  (Halb- 
insel). 

Salingehceret  W  25  —  Salling  (Halbinsel). 
Salinge-Oeret  ß  10—11  =  Salling  (Halb- 
insel). 

Salingh  W  429  =  Sallinge  (Dorf). 
Salinghesusel  N  15  =  Salling  (Halb- 
insel). 

Salinghi  N  50  =  Salling  Herred  (Fyen). 
Salling  Herred  (Fyen)  112  (N  50). 
Salling  (Halbinsel)  98,  108  (N  15),  134 

(W  25),  254,  AB  17,  ß  10—11. 
Sallinge   (Dorf)  99,   112   (N  51),  149 

(W  429—432). 
"Sancolder  W  485. 
•Sandhin  W  326. 
*Sansols  A,  417  =  Sancolder. 
*Sarlecrogh  W  251. 
Sarmatia  AB  76  =  Rußland. 
Sarmaticus  occeanus  N  150  =  Ostsee. 
Sarpsborg  97,   100,   115   (N  92),  142 

(W  211),  AB  177. 
Saspres  At  334    -  Assens. 
Saxonü  insule  157,  A  9  =  Helgoland. 
Scalotensis  N  251,  W  359  =  Skälholt. 
Scandiae  insulae  157 — 158. 
Scane  A„  21  =  Skagen. 
Scania  N  97,  AB  141  —  142  =  Skäne 

(Schonen). 

Scaningi  n  27  =  Skäningar  (s.  Skäne). 
Scanok  A,  149  <=  Skanör. 
Scarse  lacus  Ae  135  =  Venem. 
Scaue  AB  21  =  Skagen. 
Scauen  AB  21  •=  Skagen. 
Scauer  B3  21  =  Skagen. 
Scenig  A4  130  =  Skeninge. 
Scemg  AB  130  =  Skeninge. 
Scening  A,  130  =  Skeninge. 
Schleswig  =  Slesvig. 
Schokalna  B  116  =  Stockholm. 
Schokalnaga  AB  116  =  Stockholm. 


Schonen  =  Skäne. 
Schottland  =  Scotland. 
Schrese  lacus  AB  136 — 137  =  Venern. 
Schweden  =  Sverige. 
Sclaui  3,  5,  136  (W  71),  n  9. 
Scletfenic  A„  32  =  Slesvig  (Schleswig). 
Sclenenic  A,  32  —  Slesvig  (Schleswig). 
Sclesta  AB  32  -  Slesvig  (Schleswig). 
Scocalnaga  A  116  =  Stockholm. 
Scokol  lacus  B  138  =  Mälaren. 
Scotia  n  60  =  Scotland  (Schottland). 
Scotland  n  60. 
Scouen  A4  21  =  Skagen. 
Screse  lacus  AB  135—137  =  Venern. 
'Seche  AB  203  -  Segh. 
•Seder  B,  256  =  Feyde. 
Seeland  W  447  =  Sjselland  (Seeland). 
*Seg  AB  408  =  Segh. 
•Seger  W  484. 
*Segh  W  250,  476. 
*Segur  B  416  =  Seger. 
\Segur  AB  416  =  Seger. 
Selanda  Ba  376  =  Sjselland  (Seeland). 
"Selecros  B,  204  =  Sarlecrogh. 
*Selectos  B2  204  =  Sarlecrogh. 
•Selectros  B,  204  =  Sarlecrogh. 
'Seletrog  A„  204  =  Sarlecrogh. 
*Seletros  A  204  =  Sarlecrogh. 
Sellandia  N  121  =  Sjselland  (Seeland). 
Sensor  A,  90  =  Chesinus. 
Seres  N  291  =  Chinesen  (s.  China). 
Seres  Indie  W  296  •=  China. 
Serese  lacus  ß3  135  ==  Venern. 
Serlefauiche  ß  15  =  Slesvig  (Schleswig). 
Sersus  A„  90  =  Chesinus. 
*Seta  AB  123  =  -Ssethe  aa. 
Shetland  162,  AB  310. 
Sianock  B3  149  =  Skanör. 
Siauen  Acrone   [d.  h,  prom.]    ß  12  = 
Skagen. 

Siclanda  B2  376  =  Sjaeland  (Seeland). 

Sieholm  B  374  <=  Soholm. 

Sieholn  AB  374  =  Saholm. 

Sielädia  AB  376  =  Sjselland  (Seeland). 

Sielandia  AB  376  =  Sjselland  (Seeland). 

Sigtuna  102. 

Silandia  A  376  =  Sjselland  (Seeland). 
Simrishamn  66,  97',  115  (N  93),  141 

(W  191),  164,  AB  167. 
'Sinstar  B2  169  =  Ferste  aa. 
Sioholm  N  96,  A  374. 
Sirseb*r  B,  31  =  Flensborg  (Flensburg). 
Sirsebor  B  31  =  Flensborg  (Flensburg). 
Sjselland   (Seeland)   37,   56,  118—120 

(N  121—136),  150—151  (W  447—467), 

158,  183,  AB  376,  n  66. 
Skäne  (Schonen)  37,  56,  69,  99,  107 

(N  4—5),  115—117  (N  97—115),  140— 

141  (W  150—184),  183,  252,  AB  141, 

n  27. 

Skagen  38,  55,  97,  98,  108  (N  16),  134 

(W  34),  170,  AB  21,  ß  12. 
Skälholt  32,  73—74,  128  (N  251),  146 

(W  359),  AB  291—292. 
Skandinauia  N  5  =  Skäne  (Schonen). 
Skandinia  N  4  =  Skäne. 
Skania  M  4  =  Skäne. 
Skanor  N  103,  n  30  =  Skanör. 
Skanör  117  (N  103),  140  (W  161),  208, 

AB  149,  n  30. 
Skaneer  W  161  =  Skanör. 
Skara  37,  66.  97,  102,  123  (N  180),  139 

(W  138),  AB  120. 


Skare  N  180  =  Skara. 

Skarensis  W  138  =  Skara. 

Skauen  W  34  =  Skagen. 

Skeninge  40,  123  (N  185),  162—163, 
166,  214,  AB  130,  n  21. 

Skoghinghi  N  57  =  Skovby  Herred. 

Skovby  Herred  112  (N  57). 

Slagelse  32,  118  (N  124),  151  (W  467), 
AB  395—396. 

Slaghlosia  N  124  =  Slagelse. 

Slaglo  A  396  =  Slagelse. 

Slaglosia  W  467  =  Slagelse. 

Slaui  n  9  =  Sclaui. 

Slelöck  A4  291—292  =  Skälholt. 

Slelon  B,  291—292  =  Skälholt. 

Slelönik  B,  291—292  =  Skälholt. 

Slelonsk  B2  291—292  =  Skälholt. 

Slesuig  n  8  =  Slesvig  (Schleswig). 

Slesuigh  N  27,  W  56  =  Slesvig  (Schles- 
wig) 

Slesvig  (Schleswig)  18,  102,  109  (N  27), 

135  (W  56),  254,  AB  32,  n  8,  ß  15. 
'Snistar  A  169  =  Ferste  aa. 
•Sol  A3  289  =  Soolh. 
•Solis  Ä,  289  =  Soolh. 
Somerzhaun  N  93  =  Simrishamn. 
•Soolh  W  357. 
Soriensis  AB  120  =  Skara. 
Soriesis  AB  120  =  Skara. 
Sora  5,  120  (N  134),  200. 
*Spic  A,  242  =  Spieldehbedh. 
•Spichbod'  AB  242  =  Spieldehbedh. 
•Spieldehbedh  W  308. 
Sproga  113  (N  71),  150  (W  439). 
Sproue  N  71,  W  439  =  Sproge. 
Stacalnagav  A3  116  =  Stockholm. 
*Stäge  A,  276  =  Stongen  yys. 
*Stägenis  Afi  276  =  Stongen  yys. 
Stalbergi  N  188,  n  17  =  Norberg? 
Stalodin  A?  291—292  =  Skälholt. 
Stanägetesis  ?  A3  188  =  Stavanger. 
•Stange  A5  276  =  Stongen  yys. 
Stanoch  A3  149  =  Skanör. 
Stanock  AB  149  =  Skanör. 
Starcoteris  Promontorium  N  81 — 82  = 

Oddernses. 
Stauägecensis  A  188  =;  Stavanger. 
Stauagecesis  A2  188  —  Stavanger. 
Stauäger  n  38  =  Stavanger. 
Stauägeresis  AB  188  =  Stavanger. 
Stanägetesis  B2  188  =  Stavanger. 
Stauanger  N  211,  W  226  =  Stavanger. 
Stauargetensis  B3  188  =  Stavanger. 
Stavanger  37,  125  (N  211),  142  (W  226), 

159,  170,  Aß  188,  n  38. 
Steloch  A  291—292  =  Skälholt. 
Stelöck  A5  291—292  =  Skälholt. 
Stelonck  A3  291—292  =  Skälholt. 
Stelstk  A2  291—292  =  Skälholt. 
Stetin  B  59  =  Stettin. 
Stetina  A,  59  =  Stettin. 
Stettin  166,  AB  59. 
Sthokolm  W  132  =  Stockholm. 
Sthrese  lacus  A3  137  =  Venern. 
Stige  99,  149  (W  421). 
Stochol  lacus  A4  138  =  Mälaren. 
Stockholm  40,   56,   123  (N  185),  139 

(W  132),  162—163,  166,  170,  AB  116, 

n  20. ' 

Stockol  lacus  B,  138  =  Mälaren. 
Stocol  lacus  AB  138  =  Mälaren. 
Stokalm  Al  116  =  Stockholm. 


205 


Stokalmti  mangna  A„  116—117  =  Stock- 
holm. 

Stokholin  n  20  =  Stockholm. 
Stokol  lacus  A  138  =  Mälaren. 
*Stongen  yys  W  344. 
Storebrelt  (Grofier  Belt)  n  64. 
Stralsund  70,  136  (W  79—80),  155—156, 

163,  254,  AB  55,  ß  23. 
Strengenes  N  155,  183  =  Strengnäs. 
Strengnäs  98,   102,   121  (N  155),  123 

(N  183). 
Suanus  A,  52  =  Sueuus. 
Sudercoblg  AB  134  =  Söilerköping. 
Sudercobing  AB  134  =  Söderköping. 
Suecia  N  85,  143,  A3  109  =  Sverige 

(Schweden). 
Suenus  A  1  =  Ems. 
Snenus  A  52  =  Sueuus. 
Suessia  N  141  =  Sverige  (Schweden). 
Suetia  AB  109  =  Sverige  (Schweden). 
Suetica  regio  n  13  =  Sverige  (Schweden). 
Sueuo  ß  21  =  Sueuus. 
Sueuus  156,  162,  A  52,  ß  21. 
Suinborg  N  41  =  Svendborg. 
Suinborkh  W  410  =  Svendborg. 
Sumersan  A„  167  —  Simrishamn. 
Sumershaun  W  229  =.  Mosterhavn  oder 

Sumershavn. 
Sumershavn   7  —  8,  128  (N  258),  142 

(W  229). 

Summershann  N  258  =  Mosterhavn  oder 
Sumershavn. 

Sumorsä  AR  167  ■=  Simrishamn. 

Sumorsan  AB  167  =  Simrishamn. 

Sumorsta  A2  167  =  Simrishamn. 

Suintors  B,  343  =  Svendborg. 

Sundi  magna  ß  23  =  Stralsund. 

Sundis  VV  79—80  =  Stralsund. 

'Sunstar  AB  169  =  Ferste  aa. 

Suntor  A,  343  =  Svendborg. 

*Surso  ß  33  =  Ferste  aa. 

Sütor  A  343  Svendborg. 

Sütors  B  343  =  Svendborg. 

Sutos  A  343  =  Svendborg. 

Suuor  N  134  =  Sora. 

Svalbarüi  184—185,  188. 

Svendborg  97, 98, 111  (N  41),  148  (W410), 
AB  343. 

Svendshoved  148  (W  409). 

Sverige  (Schweden)  37.  40,  49,  56,  60, 
66,  68,  70,  95—96,  102,  114  (N  85), 
117  (N  108),  121—125  (N  141—202), 
138—140  (W  116  —  149),  164,  183, 
187—188,  193,  213—214,  247,  252, 
AB  109—110,  n  13. 

Svetia  Al  109  =  Sverige  (Schweden). 

Swecia  AR  109  =  Sverige  (Schweden). 

Swinshouedh  W  409  =  Svendshoved. 

*Synt  W  339. 

Syoholm  W  446  =  S^holm. 
*Ssethe  aa  W  144. 
„Södergötland"  =  Sendergeding. 
Söderköping  40,  166,  AB  134. 
Södermanland  102. 

Seholm  115  (N  96),  150  (W  446),  AB 
374. 

Semershaun  W  191  =  Simrishamn. 
Sendergedhin  W  135  —  Sandergeding. 
Sendergeding  56,  60,  95—96,  102,  139 
(W  135),  AB  118-119. 

Taarnborg  74,  150  (W  449),  AB  378. 
Taasinge  68,  113  (E  67),  149  (W  434). 


•Tarroner  W  480. 
*Tater  A,  418  =  Tolleyr. 
Tauga  A  387  =  Kege. 
Tauger  A,  387  =  Kege. 
Tenebrosum  mare  n  53  =  Eismeer. 
*Terd  A,  290  =  Reyndh. 
*Terefer  AB  412  =  Tarroner. 
"Tereser  A3  412  =  Tarroner. 
"Termo  B2  207  =  Tarroner. 
*Termon  H,  207  <=  Tarroner. 
*Termor  AB  207  =  Tarroner. 
Teufelsgebirge  (Troldbjajrgene)  99—100, 

143  (W  235),  246—247. 
Thasind  W  434  =  Taasinge. 
Thasindh  N  67  =  Taasinge. 
*Ther  AB  231  =  Thser. 
Thicumersorn  A,  10  =  Dithmarschen. 
Thicumesorn  A3  10  =  Dithmarschen. 
Thite  A  311  =  Thüle. 
*Thion  A  209—210  =  Tier. 
*Thir  A  275  =  Tür. 
Thirie  A5  296  =  Tiree. 
Thitmersken  W  16  =  Dithmarschen. 
Thitumersorem  A,  10  =  Dithmarschen. 
Thitumersorn  A-  10  =  Dithmarschen. 
Tholr  A2  39  =  Kiel. 
*Thoos  W  341. 
Thorl  A  39  =  Kiel. 
Thorn  138  (W  97),  168,  A  83. 
Thornborgh  W  449  =  Taarnborg. 
'Thredie  aa  W  111. 
Thüle  14,  49,  54,  59,  69,  102,  147 

(W  372—375),  158—159,  167,  172— 

173,  AB  311. 
Thuron  A3  83  =  Thorn. 
Thyle  B  311  =  Thüle. 
*Thyr  A,  275  =  Tür. 
*Th£er  W  301. 
*Tiar  A  413  =  Tier. 
Tiauon  ß  17  =  Trave. 
*Tiem  A,  210  =  Tier. 
"Tier  W  482. 
*Tiir  W  343. 

*Tion  B  209—210  =  Tier. 
*Tior  AB  413  =  Tier. 
*Tir  A  275  =  Tür. 

"Tirchos  BL  273—275  =  Tür  und  Thoos. 
Tiree  AB  296. 

Tirhos  B  273—275  =  Tür  und  Thoos. 
Tirie  AB  296  •=  Tiree. 
Titumesere  ß  5  =  Dithmarschen. 
Tiundaland  102. 
Tjust  102. 

Tolesing  A3  378  =  Taarnborg. 
"Tolleyr  W  486. 

*Tomenter  B,  206  =  Comenter. 

"Tometer  AB  206  =  Comenter. 

*Tor*ner  A6  412  =  Tarroner. 

*Torouer  A,  412  =  Tarroner. 

Torsur  A,  379  =  Korser. 

Touga  AB  387  =  Kege. 

Traue  B,  41  =  Trave. 

Trauen  AB  41  =  Trave. 

Traueno  AR  41  =  Trave. 

Traun  N  31,  W  65  =  Trave. 

Trave  110  (N  31),  135  (W  65),  161, 

170,  AB  41,  ß  17. 
Tred  AB  317  =  Trindel. 
"Tredeiea  ß  37  =  Tredie  aa. 
•Tredie  B,  104  =  Tredie  aa. 
"Trediena  A  104,  B,  114  =  Tredie  aa. 
"Trediera  AB  114  =;  Tredie  aa. 
Trendel  N  118,  W  385  =  Trindel. 


Trindel  118  (N  118),  147  (W  385),  AB  317. 

"Trodia  AB  164  =  Tredie  aa. 

"Trodiena  AB  104  =  Tredie  aa. 

'Trogere  B3  205  =  Crogere. 

"Trogero  B2  205  ==  Crogere. 

Trollenbyerrene  W  235  =  Teufelsgebirge. 

Trondhjem  (Drontheim)  37,  53,  79,  98, 
102,  126  (N  216),  129  (N  264),  143 
(W  241),  144  (W278),  169—172.  L85, 
214,  245,  247,  AB  197,  n  40. 

*Trui  A3  245  =  Heyde. 

Truntheym  N  264  =  Trondhjem  (Dront- 
heim). 

Trunthheim  W  241  =  Trondhjem  (Dront- 
heim). 

Tumebor  AB  178  =  Tensberg. 
Tuna  102. 

Tunsberg  W  211,  n  35  =  Tensberg. 
Tunsbergh  N  117  =  Tensberg. 
Tunutis  ort  A,  159—160  =  Knudshoved 

(Hailand). 
Turie  A6  296  =  Tiree. 
Taron  A  83  =  Thorn. 
Turon  A  84  =  Turuntus. 
Turonitus  A  84  =  Turuntus. 
Turuncus  W  97  =  Turuntus. 
Turunto  ß  31  =  Turuntus. 
Turuntus  13/  (W  97),  155,  A  84,  ß  31. 
"Tyalder  W  490. 
*Tyanesaldh  W  491. 
Tyle  W  372  =  Thüle. 
Tyrie  A4  296  =  Tiree. 
Tensberg  69,  97,  98,  100,  118  (N  117), 

142  (W  211),  AB  179,  n  35. 

Uascon  AB  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 

Uechclis  AB  26  =  Vejle. 

üeist  A  299  =  St.  üist. 

Uena  lacüs  AB  140  =  Mälaren  und  Vettern. 

Uendesusel  N  14,  AG  20  =  Vendsyssel. 

Uentelant  A4  313  =  Jemtland. 

Uenthelant  B  313  =  Jemtland. 

Uenthelanth  A  313  =  Jemtland. 

Uestgedhengh  W  116  =  VesterCT0ding. 

Uethelis  B2  26  =  Vejle. 

Uethlis  W  45  =  Vejle. 

Uiadrus  A2  53  =  Viadus. 

Uiadus  A  53  =  Viadus. 

Uiagarest'  A.,  221  =  Magere  ?  ? 

Uibar  A2  345  =  Nyborg. 

Uiberg  AB  22  =  Viborg  (Jylland). 

Uiburgh  N  21  =  Viborg  (Jylland). 

"üicen  AR  181  =  Uitu. 

»üictir  B,  201  =  üithu. 

*üictu  A"201  =  Uithu. 

Uindesusel  AB  20  —  Vendsyssel. 

*Uirfeg  B2  415  =  Masegh. 

Uirona  AB  103  =  Wirland  (?). 

*Uirse  A3  415  =  Masegh. 

"Uirsech  AB  213  =  Ynesegh. 

"Uirsect  Ba  213  =  Ynesegh. 

*Uirseg  AB  415  =  Masegh. 

"Uirseg  A„  213  =  Ynesegh. 

"Uirseh  B2  213  =  Ynesegh. 

Uisbu  AB  400  =  Visby. 

Uisburg  B  400  =  Visby. 

Uismaria  W  74,  AB  47  =  Wismar. 

Uisurgus  AB  2  =  Weser. 

*üithu  W  248,  475. 

*Uitir  B  201  =  Uithu. 

*Uitu  W  217. 

•Uiuer  W  488. 

•Ulta  B2  407  =  Wultu. 


266 


Ungardia  AB  100  =  Chilngard?  (Nov- 

gorod  oder  Kiev?). 
*Unta  AB  181  =  Uitu. 
•Uoleber  B  422  =  Tyalder. 
"Uonchiadh  W  48;). 
Upplandene  34-35,  108,  AB  106. 
Uppsala  37,  56,  60,  123  (N  179),  168, 

215,  AB  128. 
Urenes  W  463  =  Onr.iimW 
Ussalia  AB  128  =  Uppsala. 
"üulta  AB  407  =  Wultu. 
•üultii  B  202  =  Wultu. 
•üultu  A  202  =  Wultu. 


Vadstena  41,  43,  60,  123  (N  185),  162 

163,  166,  AB  131,  u  22. 
Vardhinborgh  W  454  =  Vordingborg. 
Vardhihgliburgh  N  127  =  Vordingborg. 
Vardahus  248—249. 

Varna  W  206  =  Vormen  oder  Vserne. 
Vasion  A,  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Vason  A„  131  =  Vadstena  oder  Vexiö. 
Vechelai  'ß  15  =  Vejle. 
Vechelis  A„  26  =  Vejle. 
Vedhlis  N  24  =  Vejle. 
Veenskon  n  62  =  Grenen. 
Veist  AB  299  =  St.  Uist, 
Vejle  39.  109  (N  24),  134  (W  45),  AB  26, 

a  15. 

Vendesisel  W  30  =  Vendsyssel. 
Vendesuse  ß  11  =  Vendsyssel. 
Vendhenskaun  N  119  =  Grenen. 
Vends  Herred  112  (N  48). 
Vendsyssel  18,  32-33, 39, 55, 97—98,  ß  11  • 
108  (N  14),  134  (W  30),  161,  AB  20, 
Vene  lacus  A„  140  =  Malaien  und  Vettern. 
Venediei  montes  162,  A,  77 — 78. 
Venedicj  montes  A,  78  =  Venediei  montes. 
Venefiei  montes  A,  77  =  Venediei  montes. 
Venern  122  (N  175),  142  (W  208),  166, 

168,  AB  136—137. 
Ventheland  A,  313  =  Jemtland. 
Ventheland  A„  313  =  Jemtland. 
Venthelant  B2  313  =  Jemtland. 
Venthelanth  A„  313  =  Jemtland. 
Verhelis  A,  26  =  Vejle. 
Vermelaudi  n  43  =  Verniländmgar  (s. 

Vermland). 
Vermelant  AB  314  =  Vermland. 
Vermelanth  A„  314  =  Vermland. 
Vermenlandh  W  378  =  Vermland. 
Vermland  54,  60.  102,  147   (W  378), 

188,  AB  314,  n  43. 
Verson  N  185  =  Vexiö  oder'  Vadstena. 
Vesgv:de  N  182  =  Vestgötav  (s.  Vester- 

götland).  i 
Vestergeding  56,  60,  95,  138  (W  116) 
AB  109—110,  n  18. 


Vestergötiand  56,  60,  102,  123  (N  182), 
124  (N  190),  AB  109—110,  n  18. 

VesteriU  37,  66,  68,  97,  102,  122  (N  156), 
139  (W  124),  Aß  112,  n  19. 

Vestgöti  N  190,  n  18  =  Vestgötar  (s. 
Vestergötland). 

Vesthaf  n  56  =  Atlantischor  O'/can. 

Vestmanland  102. 

Vettern  122  (N  173-174),  162-163, 

AB  138-140- 
Vexiö  123  (N  185),  164-165,  Ab  131. 
Vfsalia  A,  128  =  Uppsala. 
Viado  ß  21  =  Viadus. 
Viadrus  A„  53  =  Viadus. 
Viadus  156,  162,  A  53,  ß  21. 
Viagarest  A„  221  =  Magere?? 
"Vjater  A,  181  =  Uitu. 
Vil.ard  A,  345  =  Nyborg. 
Viberg  A  22  =  Viborg  (Jylland). 
Vibor  N  157  =  Viborg  (Finland). 
Viborg  (Finland)  122  (N  167)-' 
Vibor«  (Jylland)  40,  55,  102,  109  (N  21), 

134^  (W  37),  254,  AB  22,  n  6,  ß  13. 
Viborgo  ß  13  =  Viborg  (Jylland). 
Viburg  W  37  =  Viborg  (Jylland). 
•Vietu  An  201  =  Uitliu. 
Vindinge  (Dorf)  112  (N  54),  132  (W 

2—3),  198—199. 
Vindinge  (Landschaft)  112  (N  49). 
Viningh  N  54  =  Vindinge  (Dorf). 
Vinland  187—188,  190—191- 
Vinnineh  W  2—3  =  Vindinge  (Dort  ?). 
Vinninghi  N  49  =  Vindinge  (Landschaft). 
Virona  AB  103  =  Wirland  (?) 
Visbu  N  193,.  W  471  =  Visby. 
Visby  34,  50,  57,  60,  124  (N  193),  151 

(W  471),  170,  AB  400. 
Visingh  lacus  N  173  =  Vettern. 
Visino-sö  (Vettern)  122  (N  173  — 174), 

162-163,  AB  138—140. 
Vismaria  A„  47  =  Wismar. 
Vismuria  ß  19  =  Wismar. 
Vistula  ß  25,  27  =  Weichsel  (vgl.  Oder). 
Visurgo  ß  1  =  Weser. 
Visurgus  A„  2  =  Weser. 
Vngardia  AB  100  =  Chungard  ?  (=  Kiev 

oder  Novgorod?). 
Vnipedes  n  49  =  Einfüliler. 
Vone  fluvius  W  208,  A„  175  =  Götaelf. 
Vone  lacus  N  175  =  Venern. 
Vordingborg  74, 119  (N  127),  150  (W  454), 
AB  383—384. 


Viirend  102. 
Vserne  142  (W  206). 


Vormen  142  (W  206). 
Vpsale  N  179  =  Uppsala. 
Vsalia  A„  128  =  Uppsala. 
Vuenzellinghi  N  48  =  Vends  Herred. 
*Vy  A,  238  =  lj. 


"Waräger  7,  42. 
Wasten  n  22  =  Vadstena. 
Weichsel  (vgl.  Oder)  156,  162,  AB  56 

64,  ß  25,  27. 
Wermelant  A4  314  =  Vermland. 
Wormelanth  A  314   -  Vermland. 
Weser  162,  AB  2,  ß  1. 
Wiburg  n  6  =  Viborg  (Jylland). 
Wildlilappelädi  n  46  =  Wildlappen- 
(land). 

Wildlappenland  14,  26,  51,  53,  60,  61, 
64—65,  124  (N  189),  144  (W  263- 
280),  147  (W  377),  162—163,  167, 
194,  245,  Aß  218,  n  15,  46. 
Wildlappmanni  W  272  =  Wildlappen- 
land. 

Wirland  168,  AB  103. 
Wismar  136  (W  74),  163,  AB  47,  ß  19. 
*Wr  W  361. 
'Wultu  W  249. 

*Y  B  237  =  Ij. 
*Yc  A„  237  =  Ij. 
♦Ygi  A2  237  =  lj. 
"Yhi  A,  237  =  lj. 
*Yi  A5  237  =  Ij. 
Ynesegh  W  255. 

Yona  fluvius  AB  175  =  Götaelf. 
Yona  lacus  AB  135—137  =  Venen,. 
Yslandia  W  338,  364—366  =  Island. 
Ystad  39,  50,  56,  6!),  99,  117  (N  106), 
121  (N  151),  140  (W  158),  208.  AB 
'.  147,  n  29. 

Ystedh  N  151,  n  29  =  Ystad. 
Ysthede  W  158  =  "Ystad. 
Ysthedh  N  106  =  Ystad. 
*Yys  W  356. 

gflandena  (Druckfehler  für  Oflandena) 

B„  106  =  Upplandene. 
Üland  124  (N  195),  140  (W  148),  188,. 

AB  125,  n  68. 
01and  N  195  =  Öland. 
eiandh  n  68  =  Üland. 
01andia  W  148  =  Oland. 
0reson  n  63  =  0resund. 
0resund  116  (N  99),  118  (N  122).  140 

(W  163),  182—183,  n  63. 
0resundh  N  99  =■  0resund. 
0resvndh  N  122  =  0resund. 
Ösel  69,  138  (W  115),  167,  AB  97. 
0stergh0dhengh  W  104. 
Mstergv.ding  55,  95,  13S  (W  104),  AB  95. 
Östergötland  55. 
0xnces  150  (W  451). 


FACSIMILE  DER  NORDLANDSKARTE  IM  COD.  MAGLIAB.  XIII.  16. 


TAFEL  1. 


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NB.  DIE  SCHRIFT  FREI  NACH  DEM  ORIGINAL  WIEDERGEGEBEN. 


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F.  Hendriksens  Repr.  Atelier. 


KARTE,  KONSTRUIERT  NACH  DEM  WIENER  TEXT. 


TAFEL  2. 


12    13    14  15 


\ 

?  16  17  18  19  20  21  22  23  2*  25  26  27  28  29  30  31  32  33  34  35  3  6  3  7  38  3  9  40  41  42  A3  44  45  46  47  48  49  SO  51  5Z  53  54  55  56  57  58  59  60  61  62  63 
 ,  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1       i       i  1  1  1  1  1  1  1  1  '  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  1  i  1  1       i       I       i  I 


Ctuitas  im/ter/alis ,  reff  aus 
©  Ciuitas 

o  Villa ,  Portus  i/it^Ha/zn  ,£/nfWrium' 
©INSULA.0  -  med  enJtestemmelse  ~  Mit  1  Bestim, 

INSULA,0  -  med  to  Bestemnvelser —  Mit  2  Besti  nnun  gen 
h  3org 

o  INSULA  PARUA ,  HOLM 

*&Fjxld,  M/ocrg,  Tleu 

/^Promontorium^ ,  ßcts,  -kooed,  -hörn,  Firns  (•Punt) 

5inus  (s) 
--n-Zithis  (L) 
(£_Chersonesus  (ciier.) 
•Ostia, 

Passus 
-'—  Orcense  —  Grenze 

^Korrektion  Iii,,!, 


tO    t1     12    13    14    15    16  17 


19    20    21    22    23    24    25   26   27   28    29    30    3/    32    33    34    35    36    37    38    39    40    41     42  43 


5    46    47   4$    49    50    5/    52    53    54    55    56   57   SS    59     60    6t    62  63 

F.  Hendriksens  Repr.  Atelier. 


KARTE,  KONSTRUIERT  NACH  DEM  NANZIGER  TEXT.  taeel  3 

7     8      9     /0    H    12    a    74     fS    «    *7    'S    S9    20    2*    22    23   24    25   26    27  28    29    30    37    32   33   34   35  36    37  38    39    40   41    42    43    44    45    46    47   4-8    49  50    57    52   53   54   55    56    57  58    59   60   6/   62  63 


-l — I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  I  L_i_J___L-J  I     I     I     I  I  I  I  I  I     I     I     I     I     I     I     I  I  J  L  I  I 

9     10    //     /2    f3    74    75    16     17     18    19    20    2/    22    23    24    25    26    27    28    29    30    3/    32    33    34    35   36    37   38    39    40   41    42    43    44    45    46    47    4«    49    50  51 


52   53  54    55    56    57   58    59    60  6/    62  63 
F.  Hendriksens  Repr.  Atelier. 


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