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r
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G
70
DEß PßlESTEK-JOHAMES,
ZWEITE ABHANDLUNG,
ENTHALTEND CAPITEL IV, V UND VI,
VON
FRIEDRICH ZARNCKE,
MITGLIED OEB KONIOL. SACHS. OESELLSCHAFT DEB WISSENSCHAFTEN.
I Des VIII. Bandes der Abhandlnngen der philologisch-historischen CUsse der KOnigl.
: Sftchsischen Gesellschaft der Wissensehaften
; N» I.
^ LEIPZIG
BEI S. HIBZEL.
1876.
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i$-^3/.v^
JAN 71885
Vom Verfasser übergeben den 1. August 1876.
Der Abdruck vollendet den 27. October 1876.
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DER PRIESTER JOHANNES,
ZWEITE ABHANDLUNG,
ENTHALTEND CAPITEL IV, V UND VI.
VON
FRIEDRICH ZARNCKE,
MITGLIED I). KOL. SACHS. OESELLSCH. D. WISSENSCHAFTEN.
AbiMMll. d. K. S. Oesellsch. d. Winsenseb. XIX.
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Ueber die Sage vom Priester Johannes habe ich bereits in den
nachstehenden UniversitHtsprogrammen gehandelt :
I, De patriarcha lohanne quasi praecursore presbyteri lohannis (In merooriani
A. G. Spolinii, lO. Januar 1875). 17 S. 4«.
II, Quis fueril qui primus presbyter loliannes vocalus sit, quaeritur (Renun-
ciantur philosopliiae doctores a I. Nov. I87i usque ad d. ullim. Oct. i
1875 creali). 28 S. 4<». I
III, De epislola, quae sub nomine presbyteri lohannis fertur (Renunciantur ^ f
phil. üoctoros a 1. Nov. 1873 usque ad d. ultim. Oct. 1874 ereati). f
58 S. i«. j
IV, De epislola Alexandri papae III ad presbyterum lohannem (In memoriaro
I. A. Ernesti, 20. Januar 1875). 20 S. 4«.
\\ De rege David filio Israel lilii lohannis presbyteri (In memoriam C. F. Kre-
gelii de Stmibach, 17. Juli 1875. 23 S. 4".
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)
i
In dem letzten meiner Progranmie über die Sage von dem Priester
Johannes (iNr. II, S. 28, Rennntiationsprogramm auf das Jahr 1874/75)
habe ich die Absicht ausgesprochen, diesen Gegenstand in einem zu-
sammenhängenden Werke zu bearbeiten. Als ich aber an die Aus-
führung ging, wurde mir klar, dass ich mehr in Aussicht gestellt habe,
als mir zu leisten möglich sein würde. Zunächst musste ich bald ein-
sehen , dass bei der Menge der auf mir ruhenden Pflichten nur die
Ferien, zumal die längeren im Herbste, mir Zeit zu einer zusammen-
hängenden wissenschaftlichen Arbeit gewährten: ich sah, dass ein-
zelne ausgearbeitete Partien ein volles Jahr in meinem Pulte liegen
blieben, ehe ich zu ihrer Fortsetzung gelangen konnte, so dass ich die
Vollendung des Ganzen auf eine gar nicht abzusehende Zeit hinaus-
1
I geschoben sah, während welcher das Ausgearbeitete ununterbrochen-
der Gefahr ausgesetzt blieb, durch die Forschungen Anderer überflüssig
; gemacht zu werden. Dazu kam, dass ich immer mehr die Erfahrung
machte, wie unendlich viel an kleinen bisher noch unbeachteten No-
tizen in unseren Handschriften verborgen sei, so dass es mir nahezu als
ein eitles Beginnen erschien, jetzt schon etwas Abschliessendes bieten
zu wollen. Endlich hatte ich von Anfang an nicht die Absicht, die
fremden Nalionallitteraturen herbeizuziehen, und doch hätten auch diese
eine erschöpfende Behandlung verlangt, wollte man die Sage als Ganzes
darstellen. Ich habe mich daher entschlossen, auch meine ferneren
Untersuchungen als Beiträge erscheinen zu lassen, die nur einzelne
Puncte möglichst abschliessend zu erledigen bemüht sein sollen.
Mit dieser Wiederauflösung meines Planes war auch gegeben,
dass nun auf die Reihenfolge der behandelten Materien ein besonderes
Gewicht nicht mehr zu legen war; nur disponirle ich den Stoff* in
einzelne Capitel, für die ich eine bestimmte Ordnung feststellte. Diese
(Kapitel sollen sein: I, Der Patriarch Johannes und der Priester Jo-
hannes. II, Der Brief des Priesters Johannes. HI, Der Brief des Papstes
I
>l
1*
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4 Friedrich Zarncke,
Alexander ill an denselben. IV, Der Priester Johannes als Vorfahr
des Dschingiskhan. V, Der Priester Johannes als früherer Lehnsherr
des Dschingiskhan. VI, Der Reiseroman und die Legende. VII, Der
Priester Johannes in Aethiopien, Armenien und Georgien. VIII, Schluss.
Die zunächst hier vorliegende Abhandlung umfasst die Capitel
IV — VI, eine folgende wird die Capitel I — III, eine dritte VII und VIII
enthalten. Ueberall werde ich mich bemühen, das Material, soweit
es mir bekannt und zuganglich ist, möglichst zu erschöpfen und mög-
lichst in extenso vorzulegen; ich meine, es soll eine academische
Arbeit wie diese, auch wenn die ausgesprochenen Ansichten sich im
Laufe weiterer Untersuchungen nicht durchweg bewähren sollten,
immer noch bestrebt sein, als Materialiensammlung eine grundlegende
Bedeutung zu behaupten. Als Muster hat mir in dieser Beziehung
Jacob Grimm's Abhandlung über die Gedichte des Mittelalters auf
Friedrich I vorgeschwebt.
Zu den hier vorliegenden Cap. IV und VI habe ich an dieser
Stelle Nichts hinzuzufügen. Mehr Veranlassung könnte Cap. V bieten,
das uns mitten in die verworrenen Schlinggänge der Ethnographie und
Geschichte Innerasiens führt. Doch sehe ich auch davon ab. Der
Cardinalpunct, um den sich Alles dreht, ist die Frage, ob die Wen-
dung, die wir seit Alberich die Sage nehmen sehen, allein zu er-
klären ist aus einer in Europa vor sich gegangenen Ideenassociation
und Ideenrectißcation, oder ob Vorgänge in der innerasiatischen Ge-
schichte hiezu einen Anstoss gegeben haben, seien es die Vorgänge
selber, sei es eine novellistisch sagenhafte Auffassung derselben. Ich
habe mit jener ersteren auszukommen vermeint, es selbst nicht für
unmöglich gehalten, dass sie durch Bar- Hebraeus einen Einduss auf
die spätere Auffassung asiatischer Geschichlschreiber ausgeübt habe.
Aber hier hat die orientalische Geschichtsforschung, zumal die Kritik
der sichern wie der sagenhaften Berichte über Dschingiskhan's Empor-
kommen noch ein Wort mit zu reden; und so lange wir nicht den
vollen Bericht des Simon von St. Quentin wiedergefunden haben, ist
auch in unserm Material eine Lücke, die ich mir nicht verhehlen darf.
Möge meine Arbeit jedcsfalls den Erfolg haben, für diese ge-
wiss nicht uninteressante Frage Beachtung und Theilnahipe zu er-
wecken, und wenigstens auf diese Weise zur Erzielung einer defini-
tiven Antwort das Ihrige beitragen.
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CAPITEL IV.
Der Priester Johannes als Vorfahr des sog. König David,
des Mongolen Dschingiskhan.
I. Jacob Ton Tltry In Damiette.
Noch einmal sollte die Sage vom Priester Johannes in der Ge-
schichte der Kreuzzüge in ganz ähnlicher Weise mächtig erregend
hervortreten, wie sie es bei ihrem ersten Entstehen gethan hatte.
Das geschab zur Zeit der Kämpfe um Damiette im Jahre 1221.
Bei dieser Phase der Sage war wesentlich betheiligt der be-
kannte Kreuzprediger Jacob von Vitry (f als Cardinal in Rom 1243),
der sich im October 1216 nach Ptolemais (Accon) begab, wo er
Mitte December anlangte, um dort die Bischofswürde zu übernehmen,
die ihm schon vor seiner Ueberfahrt angetragen worden war, zum
Lohn für die Verdienste, welche er sich als Kreuzprediger um das
heilige Land erworben hatte: ein hochbegabter, rastlos thätiger, leicht
cnthusiasmirter Mann, der fortan lebhaft betbeiligt war an den Ge-
schicken der Christen im Orient.
Indem sein reger Sinn Umschau hielt, woher wohl den Kreuz-
fahrern Hülfe zu beschaffen sei, richtete sich sein Augenmerk ganz
besonders nach dem Osten. Er theilte die allgemeine Annahme von
der grossen Menge der Christen im Innern Asiens, und als Mittelpunct
derselben schwebte ihm der Priester Johannes vor, dessen Bild in
ihm in jener typischen Gestalt lebte, wie die Sage im Occident es
ausgebildet hatte. Credo ^ sagt er, sicut in multorum relatione didicij
quod fere tot sunl Chrisiiani inter Sarracenos quot sunt Sarraceni^ qui
coiidie cum lacrimis Dei exspectani auxilium et peregrinorum succesmm
(1217, Brief an Ludgardis, hsgg. von St. Gönois in den Nouveaux
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n
6 Friedrich Zarncke,
Meinoires de l'acad. royale de Belgique 1849, Bd. XXIII, S. 39). Ei-
lst zwar übel zu sprechen auf die vielen ketzerischen Ansichten, mil
denen das Christenthuni dieser zwischen den Saracenen Wohnenden
inticirt sei, er wendet nanienthch seinen ganzen Zorn gegen die Nesto-
rianer, die über die Naturen in Christo anders urtheilten als die rö-
mische Kirche, und zu ihnen gehörte ja leider auch der Priester Jo-
hannes : Et taliter errant (so zu lesen) omnes^ qui sunt in terra pres-
^H' byteri lohannis, sicut mihi dixit quidam mercator, ctim miper inde ve-
nerat^ quod omnes de novo facti sunt lacobitae^ qui dicunt tinam tantum
in Christo esse naturam (ebenda S. 43). Aber das schmälerte seine
Hoffnung auf ihre Hülfe nicht, ja sein lebhafter Geist sah sie schon
horanmarschiren : Credo autem quod Christiani hahitanies inter Sarra-
cenos popdos (I. non) sunt minores quam Sarraceni. Mutti autem reges
Christiani habitantes in partibus Orientis usque in teiram presbyteri lo-
haunis^ audientes adventum crucesignatorum^ ut eis venianl in au<jcilium^
movent guerram cum Sarracenis, Sarraceni autem, quia multas et va-
rias habent sectas, valde inter se sunt divisi (ebenda S. 42).
Indessen, so schnell kam die Hülfe nicht, und als Jacob im
Jahre 1220 oder Anfang des Jahres 1221 die zwei ersten Bücher
seiner Historia Hierosolymitana abfasste, scheint er ziemlich resigniit
zu haben. Er handelt von jenen Christen im Osten, er spricht von
ihrer grossen Anzahl, von der Macht des Priesters Johannes, aber er
wagt es nicht mehr, in seiner Schilderung einer Hoffnung auf sie Aus-
druck zu geben : Sunt aliae nationes, non solum in terra sancta vel inter
Sarracenos, sed seorsim per se in maiori parte Indiac habitantes. Ilos
autem Nestorinos seu Nestorianos appellanl, a quodam haeresiarcha Ne-
storio, qui perversa doctrina sua ex magna parte orientalem regionem
letaliter infecit et maxime illos, qui in terra potentissimi principis, quem
presbyterum loannem vulgus appellat, commorantur, Ili omnes Nestoriani
sunt cum rege suo, qui cum lacobinis longe plures esse dicuntur quam
Latini vel Graeci. Ut enim de his, qui seorsim habitant, quorum infi-
nitus est numerus, taceamus, inter Sarracenos non paudores, ut dicitur,
sunt Christiani infidelibus coniuncti et eorum dominationi subiecti, quam
sint ipsi Sarraceni, Qui licet Machomeli legem pestiferam recipcrc no-
luissent, ab haereticis tarnen miserabiliter sunt corrupti. Praedictus au-
tem perditionis filius Nestorius u. s. w. (Ilisl. Hier, bei Bongarsius,
Gesta Dei per Francos, Hanoviae 1611, S. 1092 fg.).
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Der PftlKSTEE JoflAffNES. 7
Aber seine Erwartung sollte doch nicht ganz zu Schanden wer-
den. Nicht lange, und wenigstens auf eine Zeitlang ward ihm die
Freude, an eine glänzende Erfüllung seiner Hoffnungen glauben zu
dürfen.
Im Frühling des Jahres 1218 hatten die Kreuzfahrer, ausser
Stande in Syrien Erfolge zu erzieleii, Aegypten zum Object ihrer An-
griffe gewählt. Drei hervorragende geistliche Herren begleiteten das
Heer, der Cardinall^at Pelagius, der Bischof von Ptolemäis, unser
Jacob von Vitry, und der bekannte Kreuzprediger, der Kölner Schola-
stiker Oliver. Nach unsäglichen Anstrengungen und nach l)hUigen
Kämpfen gegen das Entsatzheer des Sultans von Aegypten hatten die
Kreuzfahrer am 5. November 1219 die Stadt Damiette eingenommen.
Aber, so gross auch der Jubel ttb^ diesen Sie^ in Europa war, die
Lage des christlichen Heeres ward dadurch nur wenig gebessert, und
die Hoffnung auf die von Friedrich l\ versprochene Hülfe allein hielt
noch den Muth aufrecht^). Da, im Frühling 1221, ging im fernen
Osten ein neuer Hoffnungsschimmer auf. Nachrichten, die aus jenen
Gegenden kamen, erzählten von einem mächtigen Herrscher, der die
Saracenen im Rücken zu fassen im Begriffe sei, mit gewaltigen Heeres-
massen heranrücke, bereits das Persische und andere Reiche nieder-
geworfen habo und nate vor Bagdad stehe.
Die Lage war ähnlich wie im Anfang der iOer Jahre des 12.
Jahrhunderts. Auch damals die Verlegenheit der Christen hoch ge-
stiegen, auch damals plötzlich ein mächtiger Feind der Saracenen
im Ostea. Bereits damals hatte das Gerücht aus dem gemeinsamen
Gegner der Muhammedaner den Verbündeten der Christen gemacht,
und so hatte sich jene Sage von einem mächtigen christlichen Könige
im fernen Innern Asiens gebildet, der herbeiziehe um bei Beschützung
des hetligeB Grabes bebülflich zu sein. Dieselbe Ideenassociation
wiederholte sich jetzt, man knüpfte an die noch immer unberichtigt
*) Der Hochmeister der Templer, # Pelms de Monte acuto, schrieb im September
1220 (Math. Paris ed. Wals S. J63) : Exspectavimus iam praeterea diu Impefa-
torein et nobiles alias, per quos speravimus rekvari, m quorum adventu opus mul-
torum manibus inchoatum ad ßnem sperabamus perducere optatum, Si vero de spe
succursus huius in proccima aestate, quod absit, frustraremur, utraque terra, Syriac
videlicet et Aegypti, tarn Uta, quae nuper est acquisita, quam illa, quae diu pos-
sessa est, in casu dubio sunt constittUae.
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8 Feiemiicu Zaünckb,
in dea Köpfeo der Zeitgenossen lebende Anschauung von damals an,
man machte den neuen vermeintlichen Bundesgenossen zu einem Nach-
kommen jenes und nannte ihn David.
Die Enttäuschung war freilich diesmal noch schmerzlicher als die
frühere. Hatte man sich damals nur in den auf den Erwarteten ge-
setzten Hoffnungen getäuscht, so stand es jetzt schlimmer; denn der
vermeintlich christliche Bundesgenosse war in Wirklichkeit kein An-
derer als Dschingiskhan, der Führer der Mongolischen Horden, die im
Jahre 1219 bis an die östliche Grenze des Chalifenreiches vorge-
drungen waren.
Wie zu erwarten, war es besonders unser Jacob, der durch diese
Mittheilungen in Exaltation versetzt wurde. Schienen sich doch seine
schon vor vier Jahren gehegten, dann fast wieder aufgegebenen Hoff-
nungen so ganz plötzlich zu bestätigen. Und wenn wir auch nicht be-
haupten dürfen, dass die Christianisirung des MongolenfUrsten allein
von ihm ausgegangen sei, ^m wenigsten, dass er dabei nicht mit
vollster bona fides gehandelt habe, so werden wir doch wohl nicht
irren, wenn wir ihm auf die Ausbeutung dieses Gerüchts einen ganz
besonderen Einfluss zuschreiben, und ihn auch nicht für unempfindlich
dafür halten, dass er auf diese Weise ein gewissermassen ihm eigen-
Üiümliches Agitationsmittel in die Hände bekam, das auch ihm selber
eine Folie zu gewähren im Stande war. Im Besitze eines ähnlichen
ihm eigenthümlichen Mittels war der Cardinallegat Pelagius. Gleich
nach der Eroberung Damiette's war ein arabisches Buch mit Prophe-
zeiungen aufgefunden worden, die den Kreuzfahrern einen glücklichen
Ausgang der damaligen Verlegenheiten zu versprechen schienen und
aus denen der Cardinallegat einiges Schmeichelhafte für sich selbst
glaubte herauslesen zu dürfen. Er sorgte für eine Uebersetzung und
für Verbreitung jener Prophezeiung. Sane posl captam Damiatam k-
galus apostolicae sedis reciiari fecil i» auribw multiludinü mmmatim
et intei'preldlive librum arabice scriptum^ mit Prophezeiungen, quorum
quaedam iam evidenter apparent complefae^ quaedam pendenl de fuluro
:Oliver, Histor. Damiatina cap. 33, bei Eccard, Corp. bist. med. aevi II,
S. 1428). In gleicher Weise behandelte nun der Bischof von Ptole-
mais die christianisirenden Gerüchte von dem Heranrücken der Mon-
golen als seine Domaine. Er wurde in seiner Auffassung von diesen
noch bestärkt durch eine Stelle in eben jenem geheimnissvollen Buche
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Der Priester Johannes. 9
seines geistlichen Collegen. Additur praeterea^ sagt Oliver von dem
Inhalte jener Prophezeiung, de duohus regibus^ qtiorum unm asseritur
vetUurus ofe Oriente^ alim ab occidente lerosolytnam in iUo anno^ quo
pascha erit tertio die Aprilis. Auf Friedrich II hoffte man seit Jahren
und seit seiner Kaiserkrönung im November 4 220 mit doppelter Zu-
versicht, das war also der König aus dem Westen ; kein Zweifel, der
zweite König, der aus dem Osten kommen sollte, war der so uner-
wartet heranrückende König David. Im Jahre 1222 tiel Ostern auf
den 3. April: es traf Alles zusammen, der Untergang der muhammeda-
nischen Macht musste binnen Jahresfrist erfolgen.
Das über die Verhältnisse um Damiette gut unterrichtete Chro-
nicon Turonense, das bis zum Jahre 4227 geht (bei Bouquet, Recueil
des historiens XVUI, S. 300 fg.) giebt uns ein recht anschauliches
Bild von der Betriebsamkeit der beiden Prälaten. Da heisst es (es
handelt sich um den spater so unglücklich ausfallenden Zug gegen
Kairo und vorerst um die Einnahme von Mansurah) : Ad illud obsi-
dendum et debellandum Pelagim omnimode legatm suspirabaL Movebat
£um praedpue liber quidam ab ipso inter nmnt$brias hostium reperlus^
in quo continebatur ^ quod lex Machümeti sexcentis annis tantummodo
duraret^ menseque lunio exspiraret^) et quod de Hispaniis veniret^ qui
eam penilus aboleret. Et ideo legatus^ qui de Hispania natus erat, illum
librum verissimum aeslimabaL Ex alia parte Acconensis episcopus pu-
blice praedicabat^ quod David rex utriusque Indiae ad Christianorum
auxilium festinabal^ adducens secum ferocissimos populos^ qui more bei-
luino Sarracenos saerilegos devorarent. Wer aus seinen Briefen und
Selbstschilderungen ein Bild von dem lebhaften rührigen Wesen des
Jacob V. Vitry gewonnen hat, der wird sich leicht vorstellen können,
mit welchem Eifer er dieses hoffnungsreiche Gerücht wird verbreitet
und für seinen Zweck ausgenützt haben, und wie bald das ganze
Heer der Kreuzfahrer in und um Damiette erfüllt gewesen sein wird
von den sanguinischen Deutungen des beredten Predigers. Ein ganz
besonderes Interesse noch bietet der Umstand, dass offenbar der Brief
des Presbyter jetzt herangezogen wurde und die besonderen Züge
^) Offenbar darum rückte man auch , obwohl noch lange nicht Alles zu dem
Zuge gegen Süden ausreichend vorbereitet war, doch bereits am ?9. Juni aus dem
Lager. Vgl. Wilken, Gesch. d. Kreuzz. 6, 319.
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10 Friedrich Zarncke,
hergeben mussle zur Completirung des Bildes von dem erwarteten
Retter. Denn jene Hinweisung auf die roenschenfressenden Völker
des Königs David bezieht sich offenbar auf § 17 und 18 der Inter-
polation C des Presbyterbriefes: Qtios [gentes] cum volumm dtmmus
super inmicos noslros et duiur eis licentia maiestate nostra^ quod eos
devoreuL El continuo nullm hominum^ nulluni animalium remanel^ quin
slalim devoretur, u. s. w. So hielt man sich auch in Einklang mit den
Berichten von den grausamen Verwüstungen und Metzeleien der Mon-
golen. Auch sonst entnahm Jacob der Epistola seine Auffassungen.
Die Epistola hatte in § 11 erklärt: In voto habemus visil^re sepulchrum
domini cum maximo exercitu . , , et debellare inimicos crucis Christi.
Dies Versprechen gelange jetzt zur Ausführung, meinte Jacob v. Vitry,
und seine lebhafte Phantasie legte seinem König David entsprechende
ausdrückliche Aeusserungen in den Mund (s. u.). Auch dass er ihn
zum König von Indien machte, beruht auf der Angabe des Briefes,
gewiss nicht auf den Berichten seiner Gewährsmänner, die wohl vom
Priester Johannes wenig wussten.
Die verschiedenen Machthaber im heiligen Lande unterhielten
damals ihre Kundschafter im Osten, von denen sie schriftliche Be-
richte empfingen, so der Graf Raymund von Tripohs, die Tempel-
herren, u. A. Diese Berichte wurden mit Eifer gelesen, aus dem Ara-
bischen übersetzt und verbreitet. Zwei derselben sind uns erhalten,
von denen der eine eine vollständige Schilderung der Kriegszüge der
Mongolen seit der Unterwerfung von Ost-Turkestan im Jahr 1218 bis
zum Ende Februars 1221 bietet. Dieser Bericht, der, wie wir von
Jacob erfahren, zunächst an den Grafen von TripoUs gelangte, war
früher nur aus einer Zeitzer Handschrift bekannt und von Eccard im
Corp. bist. med. aevi II, S. 1451 fg. als Relatio de Davide rege Tar-
tarorum Christiano herausgegeben, ohne doch in seinem eigentlichen
Interesse vollständig erkannt zu sein. Seitdem sind noch mehrere
andere Abschriften bekannt geworden, und es kann nunmehr als
authentisch bewiesen angesehen werden, was ich in meinem Pro-
gramm Nr. V (1 7. Juli 1 875) aus inneren Gründen mit Sicherheit be-
haupten durfte, dass Jacob von Vitry es war, der diese Relatio über-
setzen liess und verbreitete. Es war gewissermassen sein Pendant
zu dem prophetischen Buche des Pelagius.
Der rührige Prälat war nun nicht damit zufrieden, die Hoffnungen
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Dkr Priester Johannes. i 1
und den Muth der im Orient anwesenden Christen durch seine Mit-
theilungen aufzurichten, er wandte sich auch brieflich an die Macht-
haber des üccidents, schilderte ihnen in ausführlichen gleichlautenden
Briefen die Lage des Orients und sandte ihnen Abschriften jener Re-
latio, resp. jener beiden Berichte mit, und versetzte so auch das
Abendland in Aufregung und gespannte Erwartung. Auch hierin war
ihm der Cardinallegat vorangegangen, der, wie wir aus den Annales
prioratus de Dunstaplia (hsgg. von Luard, London 1866, als Theil
der Rer. Brit. med. aevi scriptores, Annales monastici III) wissen, im
Jahre 1220 Abschriften seiner arabischen Prophezeiung im Abend-
lande verbreitet hatte*).
Wir haben noch Abschriften von drei derartigen Briefen des
Jacob V. Vitry, zunächst an den Papst Houorius III (hsgg. von d'Achery
Spicilegium sive collectio vet. aliq. scriptorum III, S. 590 fg.), dann
an den Herzog Leopold von Oestreich (vgl. St. Genois a. a. 0. S. 17),
der ja zwei Jahre (1217 — 1219) im Orient und längere Zeit auch
vor Damiette gewesen war, endlich an die Pariser Universität (hsgg.
von Giles, Incerti scriptoris narratio, London 1846, S. 40 fg.). Wir
dürfen annehmen, dass Jacob es nicht bei diesen drei Briefen hat
bewenden lassen, er wird auch an andere Fürsten des Abendlandes
seinen Brief gerichtet haben. Auch der Cardinallegat Pelagius, mit
dem Jacob in ganz gutem Vernehmen gestanden zu haben scheint,
hat sich, wenn wir recht berichtet sind, an der Verbreitung bethei-
ligt. Wenigstens geben die Dunstapler Annalen, die zum Jahre 1221
(S. 69) eine Abschrift der Relatio aufgenommen haben, dieselbe für
einen Brief des Pelagius aus: Eodem anno veneruni huimmodi lilerae
ad regem Henricum a Pelagio legalo Damietae, Das ist nun natürlich
falsch, denn die Relalio kann nur die Einlage eines Briefes des Pe-
lagius gewesen sein, und Wilmanns irrte daher, wenn er im Archiv
') S. 62 : Eodem anno quoddam scriptum arabicum inventum est apud Da-
micttam, quod Pelagius, apostolicae sedis lajatus , tränst ulit in Latinum, quod et
Homam misit , et inde usque ad nos jurlatum est. In quo sub tjuadam verboittm
obscuritate continetur terrae lerosolymitanae destructio et eiusdem recuperatio et Da-
miettae captio et tarn Aegypti quam regni Turcorum perditio, — Eine Abschrift
dieser Prophezeiung hat sich vielleicht erhnllen in einer lls. der Society of Gray's
Inn, wonach Giles den Anfang iiat abdrucken lassen in »Incerli scriptoris narralio«
S. 77 fs. u.).
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12 Fkiedrich Zarncke,
10, 235 Anna. 5, und ihm nach Scheffer-Boichorst in der Ausgabe
der Chronik des Alberich in den iMon. Germ. hist. Script. XXIII S. 911,
den Pelagius wirklich für den Verfasser der Reiatio hielt. Aber so
viel sollten wir aus den Worten schliessen dürfen, dass der Brief an
den König Heinrich von England, dessen Einlage die Reiatio bildete,
von Pelagius und nicht von Jacob herrührte.. Freilich kann auch ein
Versehen vorgekommen sein; der im Occident bekanntere Pelagius
kann fälschlich für den Correspondenten gehalten sein, um so eher,
als man von ihm schon früher, wie erwähnt, die Verbreitung eines
andeien Documentes kannte. Jedesfalls scheint in Betreff der Mit-
theilung an den Papst der Cardinallegat wirklich fälschlich an die
Stelle des Bischofs von Ptolemais getreten zu sein. Wir besitzen
noch, wie wir sahen, den Brief des Jacob von Vitry an den Papst;
dessenungeachtet beruft sich Honorius III in seinem Rundschreiben
an div^ Erzbischöfe und Kirchen des Occidents, das uns freilich bis
jetzt nicht im Wortlaut, sondern nur durch ausztigliche Mittheilungen
in den Dunstapler Annalen und bei Alberich bekannt ist (s. u.). nur
auf Pelagius, von dem dann auch besondere, die Georgier betreffende
Mittheilungen folgen. Sollte wirklich Jacob von Vitry seine Uebcr-
setzung dem Pelagius zu dem Behufe überlassen haben, sie noch ein-
mal dem Papste zuzusenden und dadurch seine, des Bischofs, Zu-
sendung in den Schatten zu stellen? Es ist kaum glaublich. Und so
möchte ich meinen, dass überhaupt die Verbreitung der Reiatio über
das Abendland allein von Jacob v. Vitry ausgegangen sei. Es wären
also vier Briefe desselben nachgewiesen. Vielleicht gelingt es, noch
mehr Abschriften von solchen aufzufinden, vielleicht taucht gar noch
einmal in einem Archive ein Originalexemplar auf, was besonders
auch wegen der schlechten Ueberlieferung zumal der Namen in den
uns bekannten Abschriften sehr zu wünschen sein würde.
In zweien der Briefe, in dem an den Papst und dem an die Pariser
Universität, hat sich die Unterschrift erhalten : DaL in exercitu Damiatae
(ante Damietlam) odava {in octavis) Paschae. Die Jahreszahl hat sich
nicht erhalten, d'Achery setzt den Brief ins Jahr 1219 und ihm nach
die Späteren, wie d'Avezac u. A. , auch noch Potthast in der Bibl.
hist. med. aevi S. 283. Aber in dem erwähnten Programm habe ich
bereits aus dem Inhalte des Briefes wie der Reiatio den Beweis ge-
liefert, dass er Ostern 1221 geschrieben worden ist; ich brauche
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Der Prii^stek Johannes. 13
darauf nicht zurückzukomniea, obwohl sich die Beweise leicht noch
vermehren Hessen. Da nun 1221 Ostern auf den 11. April fiel, so
ist die Octava Paschae jenes Jahres der 18. April.
In der Woche nach Ostern 1221 dürfen wir uns also in der
Canzlei des Jacob von Vitry in Damiette ein reges Leben denken.
Gewiss wai-en iMehrere bei der Vervielfältigung der Briefe, bei der
Redaction, Revision und Abschrift der Relatio, resp. des zweiten klei-
neren Berichtes betheiligt, die, wohl in demselben Räume, mit ein-
ander und mit dem Bischof zu verkehren im Stande waren, ein Um-
stand, der Manches in der Ueberlieferung der Relatio erklärt.
Ich lasse nun den Wortlaut der Stelle folgen, in welcher sich
Jacob über die Gerüchte von der Ankunft des Königs David aus-
spricht, und in welche die Relatio oder die beiden Berichte einge-
schoben wurden. Der Brief ist von d'Achery ohne Bezeichnung der
Handschrift herausgegeben, St. G^nois lasst ihn nicht abdrucken, er-
wähnt aber, dass die Varianten der Genter Hs. nur Kleinigkeiten be-
träfen, dasselbe kann von dem Abdrucke gesagt werden, den Giles
geliefert hat. Ich folge also dem Abdrucke bei d'Achery, S. 591^.
Der ganze Brief gewährt einen anschaulichen Einblick in die damalige
Lage der Verhältnisse im Kreuzheere. Es sei gestattet darauf hin-
zuweisen, dass damals in Aegypten (oder, wie die gewöhnliche Be-
nennung war, in Babylonien = Kairo) Malec el Kamel, in Damascus
Malec el Moaddhem, von den Occidentalen Coradin genannt, regierte;
ihr Bruder Malec el Aschraf, von den Christen Seraph genannt, be-
herrschte das ganz nördlich gelegene an Georgien grenzende Chelat;
sie alle waren Nachkommen des Saladin, gehörten also zur Familie
der Ejubiden, während in Iconium, d. h. dem mittleren und östlichen
Klein-Asien, noch ein Seljucide, Alaaddin Kai Kobad, die Herrschaft
führte. Die Abschwenkung der Mongolen gegen Norden erklärte sich
Jacob aus der Absicht derselben, sich erst die Flanke zu decken und
daher die Reiche Iconium und Chelat zu unterwerfen, ehe sie auf
Jerusalem marschirten.
S. 591** . . . nostrorum statu semper in melius crescente^ inimico-
rum conditio veryens ad occasum in deterius profluebat^ praesertim quum
inter se Sarraceni pugnam et dissensiones haherent, rex Damasci Cora-
dinus, qui castrum peregrinum obsederat [im Novemb. 1220], cum magna
confusione multis ex suis interemptis recessisset, Frater eius^ dictus
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14 Fkiedkich Zaunckü:.
Seraph^ midiem regem Imloriim David terram mam invasisse^ a par-
tibus noslris cum exercitu suo coactus est recedei^e. Hie anlem rex
< Davide vir poterHmimm et in arviis rniles slrenuiui^ callidtis ingenio et
victoriomdmus in praelio. quem dominus in diehns nostris suscitavit^ ut
esset malleus paganorum et per/idi Machometi pestiferae Iraditionis et
execrabilis legus exterminator , est quem vulgus Preshyteiiim loannem
appellat: qui cum fratrum suorum minimus esset ^ sictäi de sancto
rege Israel^ David propheta, legimus^ omnibus praeposiUis est et in
regem divinitus coronatus. Quam mirabiliter autem dominus ipmim his
diebrns promoverit et eius opera magnificaverit, gressus illius dingem et
popnloH innumeros^ gentes, tribus et lin^fuas eius ditioni subiiciem^ ex
transcripto chartae subsequenlis patebit^ quam de arabico in laiinum per
fideles interpretes^ prout melius poluimus^ transferre procuravimm.
" Hier folgen nun in den Briefen an die Pariser Universität und
an den Herzog von üeslreich die beiden Berichte (Chartae) ; in dem
Briefe an den Papst fehlen sie. Darnach fährt Jacob v. Vitry fort:
Habet autem rex David tres exercitus^ quorum nnum misit in ter-
ram Colaph [Calaph bei Giles, gemeint ist Chelat] fratris soldani Ae-
gyptii^ alium misit in Baldach^ tertium misit vet^sus Mausam^ quae prisco
nomine Ninive nuncupatur. Et iam non distat ab Antiochia nisi per XV
dietas^ festinans venire usque ad terram promissionis ^ ut visitet sepul-
chrum domini et reaedificet civitatem sanctam. Prius tarnen proposuit
domino concedente subiugare nomini Chnstiano terram soldani Iconiensis^
Calaphiam (^/a/);)tam bei Giles, wieder ist CÄe/a^ gemeint) , Damascum
et omnes regiones interiacentes (das sind die Gebiete von Haleb. von
Hama und Emessa, und die einiger Atabeks, wie z. B. der von Ma-
redin, Mossul, Dscheziret ben Omar, Sandschar und Arbel) , ut nee
unum post se relinquat adversarium.
Praecedentium litterarum exemplarium (exemplaria bei d'Achery)
aitulerunt comiti Tripolitano homines ipsius, ex partibus Ulis venientes,
Meixatores etiam a partibus Onentis species aromaticas et lapides pre-
tiosos deferentes^ consimiles litteras attulerunt, Quotquot autem de par-
tibus Ulis veniunt, idem dicunt. De exercitu etiam nostro quidam a sol-
dano Aegypti capti fuerunt, quos fratri suo Coradino misit Damascum,
Coradinus rex Damasci misit eos domino suo chalifae Baldachiensi, Ille
autem regi David pro magno munere pt^aedictos captivos transmisit. Qui
postquam eos Christianos esse cognovit, a vinculis absolutos usque An-
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Der Prikster Johannes. 15
tiochiam reduci praecepiL Qui praedictos minores et aUa gtuimplnrima
de rege David nobis retuleruni.
Soldanus igikir Aegypti per nuntios praedicti caliphae Baldachiensis
audiens praedicti regis David instiperabilem potentiam et mirabiles trium-
phos et qualiter tarn fere per ducenlas diaetas terram Saracetwrum in
manu potenti occupasset^ nee erat^ qui valeret ei resistere, consternatus
animo ei mente confusus^ . . . versuchte Frieden zu schliessen. Ckri-
stianorum autem exercitm praedictis rumoribus exuUabat et confirmabatur
in domino^ et maxime postquam litleras Romanorum imperatoris Frederici
cum nuHÜis afßrmantibtis recepimus^ quod domino concedente cum magna
virtuie et magnifico apparaiu venturus esset in proximo Augusto.
Dauo wird von der mehrerwähnten Prophezeiung gesprochen:
de duobus regibus novis^ quorum unus venturus est a partibus Occidenti%
ßlium a partibus OrietUis obviam praedicto regi in dvitatem sanctam
venlurum praedixit. Dies wird dann, wie schon erzählt, auf den ge-
nannten David und auf Friedrich II bezogen.
Auch Oliver in seiner Historia Daniialina giebt uns ein lebendiges
Bild von der aufgeregten Stimmung, in welche die Christen im Orient
durch die Mittheilungea des Pelagius und Jacob v. Vitry versetzt wor-
den waren. In der^ wie es scheint den Ereignissen gleichzeitigen
Fortsetzung jenes Werkes schreibt er, etwa im Juli 1221, als es
sich um den Zug gegen Kairo handelte (bei Eccard, Corp. hist. med.
aevi H, S. 1427, cap. 33), in lebhafter Ekstase, der im Beginne ein
Mosaik von Bibelstellen genug zu thun versucht*): Incipiam et com-
plebo^ dicit dominus, Ecce^ ego faciam verbum^ quod^ quicunque au--
dierit^ ünnient ambae aures eius (I Reg. 3, 12. 11). Meum est do-
minium in regms hominum (vgl. Dan. 4, 14. 22), consilium meum sta-
bit et omnis vohmtas una fiei (Jes. 46, 10). Non est qui resistere va-
*j Dies Mosaik auf seine Originalstellen zurück zuf üb ren ist mir nur durch die
freundliche Unterstützung des Herrn Diaconus Dr. Rönsch in Lobenstein gelungen,
dem ich auch die folgenden Bemerkungen verdanke. An einigen Stellen haben die
LXX Leearten, die Olivers Worten näher stehen als die Vulgata, so lob 9, Kt in
der Vulgata: Quis dicere potest : Cur ita facis?, in den LXX: Ti; ipsi aur<p Tt
iicoi7)aac; Der mit Regem Indorum beginnende Satz ist nicht mehr Anführung aus
der Bibel. Was die Buchstaben *. m. o. s, m. v. e. betriflt, so stellen sie wohl eine
Apposition zu David vor, und könnten vielleicht, wenn man bei so geringen Anhalts-
momenten Überhaupi eine Vermuthung wagen darf, bedeuten: serimm meum obe-
dientem, servum meum verum electum (oder valde egregium).
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A*
%.
16 PlUßDRICH ZaRNCKE,
leal vuUui meo (vgl. Sapienlia II, 22. Daniel 4, 32). Non est sa-
jnentia^ non est prudentia^ non est consilium contra dispositionem volun-
tatis meae (Proverb. 21, 30), tamquam momentum slaterae, sie est ante
me orbis terrarum (Sapienl. 11, 23). Quis dicel mihi, quid fedsti
(vgl. Dan. 4, 32. lob 9, 12)? aut quis stabit contra iudiäum meum
(vgl. iNahum 1,6). Inveni David, s, m. o. s, m. v, e. Regem In-
dorum, an praecepi iniurias meas vindicare, contra bestiam tot capitum
insurgere (vgl. Psalm 73, 13 fg. Apocal. 13, 1), cui contra regem Per-
sarum victoriam contuli, magnam partem Asiae pedibus eius subiecin.
Dann fährt er fort: Rex Persarum, in nimiam elatus superbiam, Asiae
monarcha esse voluit. Contra hunc rex David, quem dicunt ßium lo-
hannis presbyteri, primitias victoriae tulü (über die in diesen Worten
liegende Verwechslung des Chowarezmschah mit dem in der Reiatio
genannten Bex Persarum s. u.), deinde reges alios sibi subiugavit et
regna et, sicut, fama celeberrima nunciante, didicimus, non est potestas
super terram, quae ipsi valeat resistere, Executor creditur esse divinae
vindictae, malleus Asiae, Sane post captam Damiatam legatus apostoli-
cae sedis recitari fecit in auribus multitudinis summatim et interpretative
librum arabice scriptum qui über Clemenlis intitulatur de
revelationibus (actis Petro inter resurrectionem et ascensionem
(Ganz wie oben in dem Briefe des Jacob v. Vitry) Huic pro-
phetiae literae plurimae de victoria regis David scriptae, cuius fama inter
Christianos et Sarracenos vulgata est, suffragantur (so wird die verderbte
Stelle zu lesen sein). Ytdimus etiam, in argumentum huius rei, captivos
Christianos a nuntiis regis David in Daldach liberatos, quos captos in
obsidione Damiatae rex Dabilonis calipho miserat pro munere. Der Aus-
druck malleus Asiae lässt noch den EinHuss Jacobs v. Vitry durch-
schimmern. — Im August 1221 (S. 1433, Cap. 37) heisst es von den
muhammedanischen Fürsten : Diu mtdtumque laborabant principes, utrum
persofialiter fratri subvenirent in Aegypto an exercitum dividerent obsi-
dendo aliquam munitionem Christianorum. Urgebat potentia regis David,
qui victor contra regem Persarum in finibus Persidis et Raldach potenter
agebat; propter hoc timebant a finibus suis elongari. Endlich bei Ge-
legenheit der Verhandlungen Ende August, als die Christen sich aus
der traurigsten Lage nur durch Rückgabe Damielte's retten konnten,
lUsst er den ägyptischen Sultan die Seinigen zur MUssigung auffordern
(ebenda): regem Persarum (gemeint ist der Chowarezmschah) propo-
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Der Priester Johannes. 17
mit in exemplum^ qui nimis elatus animo propter multos eventus ab ipso
rege Babilonis (Aegyplens) aliisque regibus Asiae servitulis seil subiec-
tionis iugum exegil^ quem rex David campestri proelio devicit^ Persidem
absttdit^ civitales maximas et opulentissimas destruxit. Der Ausdruck
campestri proelio beruht nicht bloss auf der Relatio § 46, sondern
dieser muss damals öfter gebraucht worden sein, denn der Auszug
aus dem Schreiben des Honorius bietet ihn ebenfalls (s. u.).
Im Abendlande war nun namentlich der Papst bemüht, die ihm
zugekommenen Nachrichten zur Auffrischung des Eifers für die Kreuz-
züge zu verwenden. Er erliess, wie wir aus Alberich sehen, ein
Rundschreiben an die Erzbischöfe Galliens, und auch an die Geistlichen
Englands, wie uns die Dunstapler Annalen melden. Wir haben von
diesem Rundschreiben nur die beiden nachstehenden Excerpte. Zu-
nächst eins bei Alberich z. J. 1221 (Mon. Germ. hist. Scr. XXIII, 911):
Hie scribit summus ponlifex Honorius omnibus archiepiscopis Galliarum^
cardinalem Pelagium scripsisse a parlibus transmarinis, quod rex Davide
qui presbyler lohannes appellatur^ vir timens Deum^ in manu potenti
Persidem ingressus^ et^ Soldano Persidis bello campestri devicto^ terram
eins per viginti quatuor dietas invadens et occüpans^ in ea tenet quam
plurimas munitas dvitates et castra^ tantumque ab illa parte processil^
ut nonnisi per decem dietas distet exercitus eins a Baudas [d. i. Baldach]^
maxima et famosa civitate^ quae Chalifae^ eius videlicet, quem Sarraceni
suum summum sacerdotem appellant^ sedes esse dicitur specialis^ cuius
timore soldanus Halapiae^ cognatm soldanorum fratrum Damasci et Ba-
biloniae^ vires suas^ quas praeparaverat contra christianum exercitum^
qui Damiatae consistit^ compulsus est convertere contra regem memora-
tum^ et quod idem legatus Pelagit^ misit nuncios suos in Avigniam [d. i.
Abkhaz]^ terram Georgianorum^ qui sunt viri catholici et potentes in armis^
rogans et obsea^ans^ ut et ipsi ex parle sua guerram moveant Sarracenis.
Dasselbe erzählen, nur kürzer, die Dunstapler Annalen*), deren Ein-
tragungen seit dem Jahre 1221 jährlich gemacht, also absolut gleich-
*) Wenn Scheffer-Boichorst zu jenem Excerpl bei Alberich a. a. 0. bemerkt,
dass in den Dunslapler Annalen sich noch ein »Bruchslück« jenes Briefes erhalten
habe, so ist er zu dieser Annahme wohl durch die Form der directen Rede ver-
leitet worden. In Wirklichkeit ist das Excerpt der Dunslapler Annalen kein wort-
getreuer Theü des Originals, und es ist daher auch unrichtig, wenn es in der
Luard' sehen Ausgabe in Anführungszeichen gesetzt ist.
Abliaadl. d. K. S. aesellscli. d. Wissensch. XIX. ä
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18 Friedrich Zarncke,
zeitig sind, zu dem geoannten Jahre (S. 66 der Luard'schen Ausgabe) :
Eodefn anno^ sicut Honorim papa III seripsit omnibm ecclems, rex Dar-
vid^ qui vtUgo dicitur presbyler lohannes^ habuit conflictum cum soldano
Persidis e/, eo fugato^ per XXIV dietas obünuit rex in Perside castra
et civitates munitas, ita quod non dislabat a famosissima civiiate Baldcut^
ubi est papae paganorum sedes specialis^ nisi per X dietas. Populus etiam
Georgianm^ in arms strenuus, in fide catholicm^ contra Sarracenos »ibi
vicinos guerram movit. Diese letztere Nachricht wird von Pelagius
gemeldet sein, sie steht nicht in dem Briefe des Jacob v. Vitry, und
Pelagius führte, wie auch Alberich angiebt, seit 1220 im Auftrage des
Papstes die Unterhandlungen mit den Georgiern, die in der That in
jenem Jahre ihren Beistand in Aussicht stellten. Vgl. Wilken, Gesch.
d. Kreuzz. 6, 297 u. Anm. ; Oliver, Hist. Damiatina bei Eccard cap. XX,
S. 141 6 fg.
Aber der erste Theil des Briefes beruht durchaus auf dem Briefe
des Jacob v. Vitry, und wenn die Berufung auf einen Brief des Pe-
lagius nicht auf einem Miss Verständnisse beruht (s. o.), so muss der-
selbe nahezu wörtlich übereinstimmend berichtet haben mit Jacob.
Statt des soldanus Alaptae cognatus soldanorum fralrum Damasci et Ba-
biloniae wird bei Jacob v. Vitry ein Bruder der letzteren, der Sultan
von Chelat, genannt, gewiss richtiger; jene Lesart wird nur ein Schreib-
fehler sein, wie auch in dem Briefe des Jacob v. Vitry bei Giles ein-
mal statt Calaphiam (Chelat) geschrieben ist Alappiam, Beachtenswerth
ist allerdings die Correctur cognatus statt frater; denn in der That
war der Sultan von Ilaleb zwar auch ein Ejubide, aber kein Bruder,
sondern nur ein Vetter der Sultane von Damascus und Aegypten.
Die Ziffer per viginti quatuor dietas ist ein Fehler, der aber im Briefe
des Honorius muss gestanden haben, da sowohl Alberich wie die
Dunstapler Annalen jene Ziffer geben; die Angabe Jacob's ducentas
dietas steht durchaus im VerhUltniss zu den sonstigen Angaben der
Kelatio und der zweiten Charta, die wiederholt bei den einzelnen Län-
dern Längen von 10, 20 (40), 47 Tagereisen angeben.
Auffallend ist es, dass sich keine Andeutung über diese Ver-
hältnisse in den Briefen des Honorius an den Kaiser Friedrich II findet.
Kaum ist es glaublich, dass er ihm Nichts davon sollte mitgetheilt
haben, aber die mehrfachen Schreiben, in denen er im Jahre 1221
den Kaiser zum Kreuzzuge mahnt (vom 13. Juni, bei Kaynald 1221
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Der Priester Johannes. 19
cap. 6; 20. Juli ebenda cap. 7; und 19. Novemb. ebenda cap. 18),
enthalten Nichts vom König David. Sollten die Leiter der hohen Po-
Hlik tiefer geblickt haben? Aber woher sollte ihnen diese tiefere Ein-
sicht gekommen sein?
Auch ausser dem Rundschreiben des Jacob v. Vitry und dem
des Papstes Honorius liefen noch andere Berichte aus dem Kreuz-
heere im Abendlande ein. Alberich sagt a. a. 0.: In litteris etiam,
quas miserant Tefnplarii^ legebatur^ quod idem rex David in parlibm
Orientis iuxta Persidem quoddam regnum acquisivit^ in quo sunt trecentae
civüaies^ exceptis castellis et casalibus^ et aliud regnum^ in quo trecentae
eirciter cum castellis^ flumina LXVI currenlia^ et quod exeroitum in
quadraginta partibus divisit et in qualibet parte centum millia pugna-
tores constituit. Et quae hie scribuntur de rege Davide facta sunt hoc
anno (also 1221). Von den Notizen, die hier gegeben werden, steht
die letzte in der Relatio § 47, die mittlere in der zweiten Charta § 1,
wenn man, wie höchst Wahrscheinlich ist, hinter CCC den Ausfall
von dvitates annimmt; die erste findet in keinem der beiden Berichte
ein Analogon, da diese beide für die Hauptstädte so grosse Ziffern
nicht angeben. Der Brief der Templer hatte also entweder noch eine
andere Quelle, oder es sind Fehler in den Zahlen vorgekommen.
Zum Priester Johannes wurde der König David auf doppelte
Weise in Beziehung gesetzt. Einmal als Nachkomme desselben; die
Relatio macht ihn zum Urenkel. Das aber war für eine populäre Auf-
fassung zu fein, diese stempelte ihn zum Sohne. So selbst die Zeitzer
Hs. der Relatio, dem Inhalte dieser entgegen, in der ersten Capitel-
überschrift: De rege David filio regis lohannis. Ebenso Oliver: rex
Davide quem dicunt filium lohannis presbyteri. Andererseits fasste man
diesen Namen, wie schon Wolfram es gethan hatte, als typische Be-
zeichnung, und übertrug ihn direct auf David. So Jacob v. Vitry in
seinem Briefe, entsprechend der schon früher von ihm dargelegten
Auffassung, est quem vulgus presbyterum lohannem appellat. So auch
in der Ueberschrift zu der Relatio in seinem Briefe (in A und B) :
David regis Indorum^ qui presbyier Johannes a vulgo appeUatur^ und
in dem Rundschreiben des Papstes Honorius III (in beiden auf uns
gekommenen Excerpten) : rex Davide qui vulgo presbyter Johannes ap-
pellatur.
Auch der Einmarsch der Mongolen in Russland ward, in An-
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20 Friedrich Zarncke,
knttpfuDg an jene Mittheilungen aus dem Orient, anfangs in Europa
selbst noch dem christlichen König David zugeschrieben. Aber in Be-
treff dieses begann sich in Europa der erste Zweifel zu regen und man
fing an auf die richtige Spur zu kommen. Alberich schreibt a. a. 0.:
In isto quoque anno (1221) nunciatum est in Francia^ quod idem rex
David vel eim^ ul quidam dicebant^ filius iam venerat in Comaniam^
quae est ultra Hungariam^ et in partes Russiae^ tibi quasdatn terras in-
credulorum destruxit et maxime Comanorum^ et habuit ibi fortissimum
bellum per menses quinque. De Russis etiam sibi resistentibus mtdta
millia^ de Prutenis quoque paganis absque numero interfedt^ et quod
magna civitas Tornax^ id est Ornacia, ab eis destructa est^ ad quam
mercatores de longinquis partibus ibant^ et ferebatur^ quod erant in exer-
citu eorum quadraginta reges ^ archiepiscopi vel episcopi sexaginla. Et
moratus est idem rex David drca partes illas fere per biennium ; et multa
alia de eis incredibilia sunt dicta^ sed haec pauca sufficiunt : dicunt enim
quidam^ quod neque Christiani sunt neque Sarraceni. Die Westarmee
der Mongolen drang im Jahre 1221 durch den Caucasus ins sud-
liche Russland ein, wo damals die Kiptschaks (Cumanen, Polowzer)
hausten. Die Grossfürsten von Russland verbanden sich mit den letz-
teren, wurden aber am 31. xMai 1223 völlig aufs Haupt geschlagen.
Die Mongolen rückten dann ins russische Reich ein. Sie kamen bis
über den Dniepr und nach Nowgorod. Vgl. d'Ohsson 1, 337 fg. Ihre
Anführer waren die früheren, also nicht der König David selbst, viel-
leicht einer seiner Söhne ; es war jedesfalls schon eine Rectificirung,
wenn das Gerücht an die Stelle des Königs seinen Sohn setzte. Dann
kehrten die Mongolen durch die Steppe nördlich vom kaspischen See
wieder heim in ihr Vaterland, nachdem sie, wie Alberich richtig an-
giebt, zwei Jahre nördlich vom Caucasus Krieg geführt hatten. Schon
früher hatten sie sich aus Persien zurückgezogen.
Zu diesem Rückzuge scheint die Wiedereinnahme Damiette's das
Ihrige beigetragen zu haben. Wenigstens sagt uns Alberich zum Jahr
1 222 : Supradictus rex David et exercitus eiuSy quos Hungari et Comani
Tartaros vocabant et adhuc sequaces eorum in partibus transmarinis Tar-
tar cognominantur^ cum audissent Damiatam esse perditam^ per insulas
maris (?), prout melius potuerunt^ in patriam suam reverterunt et tota
fama^ quae de Ulis sparsa fuit^ in brevi evanuit.
So waren denn alle Illusionen, denen man sich im Frühling 1221
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Der Priesteb Johannes. 21
um Damielte hingegeben hatte, völlig zerstreut. Damielte war wie-
der verloren, der vermeintlich aus dem Osten zu Hülfe kommende
christliche König war wieder verschwunden. Man stand wieder da,
wo man im Jahre 1217 gestanden hatte, aber nicht, wie damals, voll
Hoffnung auf die Zukunft, sondern niedergeschlagen. Tief verstimmt
kehrte der feurige Kreuzprediger, Jacob v. Vitry, im Jahre 1227 aus
dem Orient heim und Hess sich bald darauf von dem neuen Papst
Gregor IX, seinem persönlichen Freunde, der bischöflichen Würde
von Ptolemais entheben. Gregor machte ihn dann zum Cardinal und
als solcher lebte er noch bis zum Jahre 1243, wo er in Rom starb.
Von einer ganz eigenthümlichen Wendung, die die Sage in ei-
nigen Gegenden des Abendlandes nahm, erzählen uns die Annales
Marbacenses (Mon. Germ. bist. Scr. XVII, 142 fg.) oder Argen-
linenses pleniores (Böhmer, Fontes rer. Germ. III, 66 fg.), die
bis zum Jahre 1238 reichen. Diese, offenbar von dem Einfall der
Mongolen in Russland 1221/22 berichtend, erzählen ohne sie zu nen-
nen, dass das Gerücht gegangen sei, sie wollten auf Köln marsch iren
und die Leiber der aus ihrem Volke herstammenden drei Könige
wieder holen. Besonders hätten die Juden über ihre Herankunft ge-
jubelt, und sich von ihr Befreiung aus dem Exil versprochen. Darum
hätten sie auch den König jener Schaaren einen Sohn David's genannt.
Die Worte lauten: Anno MCCXXII de terra Persarum exerdtm ma-
gnus valde et fortis^ egressm de finibus suis^ per adiacentes sibi provin-
das tramitum fecit Qui dicehaniur fuisse homines magnae proceritatis
et staturae horribüis, Quod tarnen non credimus. Sed qua de causa
egressi fuerint vel • quid egerint ignoramus. In brevi vero reversi sunt
ad propria, Dicebant tarnen quidam^ quod versus Coloniam vellent ire
et tres Magos de gente eorum natos ibidem accipere, Unum tarnen sei-
mus^ quod ludaeorum gens super eodem rumore ingenti laeticia exulta-
bant et vehementer sibi applaudebant, nescio quid de futura libertate sua
ex hoc provenire sibi sperantes. Unde et regem illius mtUtitudinis filium
David appellabant. Wie sich das Gerücht von dem Verlangen nach
den Reliquien der drei Könige bilden konnte, liegt auf der Hand. Es
brachte ja bereits die erste Nachricht von dem Presbyter Johannes
denselben in Verbindung mit den drei Königen. Auch später noch
erhielt sich jene Annahme. In dem Briefe des Yvo Narbonensis, den
uns Matth. Paris zum Jahre 1243 (Wats S. 540) erhalten hat, wird
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22 Friedrich Zarncks,
als einer der Gründe, die die Tartaren in Betreff ihrer Einbrüche in
den Westen anzugeben pflegten, auch der angeführt: propter Magos
reges ^ quorum sacris corporibus omatur Colonia^ in palriam suam re-
portandos. Woher aber die Aufregung und die freudigen Hoffnungen
unter den Juden? Was konnten diese vom Herannahen eines Christa
liehen Königs zu hoffen haben? Dem Chronisten ist dies offenbar selbst
ein Räthsel. Wir aber können den Grund nachweisen. In einigen
Exemplaren von der Relatio über den König David hatte sich in der
Canzlei des Jacob v. Vitry in Damiette statt rex Indorum der Feh-
ler rex ludeorum eingeschlichen, so in dem Exemplar an die Uni-
versität Paris und in dem an den Herzog Leopold von Oeslreich. So
kam die Nachricht von einem heranrückenden König der Juden nach
dem Abendlande, und zwar in scheinbar ganz authentischer Form.
Die Marbacher Annalen liefern uns einen interessanten Bericht von
den Folgen jenes Schreibfehlers*). Wenn aus dem David filius lo-
hannis ein filius David geworden ist, so beweist das nur, dass man
es hier mit der mündlichen Sage zu thun hat, die solche Einzel-
heiten leicht ihren Tendenzen gemäss umzumodeln vermag. Aber aus
Allem sieht man, wie sehr das Abendland durch jene Nachricht in
Aufregung versetzt ward.
Die Hoffnungen auf den König David waren schnell wieder er-
loschen, aber der Volksphantasie gehörte auch dieser Name nunmehr
an, und sie musste auch ferner suchen, mit ihm sich abzufinden.
n. Die Relatio und die beiden Chartae.
1. Die Ueberlieferung.
Die Relatio, welchen Namen wir zu gebrauchen fortfahren, ist bis jetzt
in vierfacher Ueberlieferung bekannt, die zweite Charta in zweifacher, die
dritte Charta nur in einer. Wir unterscheiden diese Berichte der Kürze halber
als I (Relatio), II (zweite Charta) und III (dritte Charta).
^) Doch hängt hiermit schwerlich zusammen, wenn später die Tartaren für die
von Alexander d. G. eingeschlossenen Juden gehalten wurden. So bei Richerius
Senonensis in BÖhmer's Fontes rer. Germ. III, 56 (Lib. IV, cap. \9) : Quidam eos
a Tharso Ciliciae nominatos dicebant. Alii vero asserebant eos ludaeos illos esse,
quos ferunt ab Alexandro rege magno intra Caspios montes quondam fuisse inclusqs.
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Der Priester Johannes. 23
1. Die Belatio, die erste Charta.
A, in Gent auf der Stadt- und Universitäfs-Bibliothek Nr. 554, kloin 4%
Pgmt., aus dem Ende des 13. Jahrb., enthält fünf Briefe des Jacob v. Vilry.
Der fünfte ist derjenige, der die Belatio als Einlage enthält, er ist gerichtet
an den Herzog Leopold von Oestreich. Der Eingang des Briefes mit der Adresse
ist nicht gedruckt. Die Belatio führt die üeberschrift: Excerpta de istoria Da-
vidy regis ludeorum (I. Indorum), qui presbyter lohannes a vulgo appellatur.
Abgedruckt von M. Le Baron Jules de Saint-G^nois in der Einleitung zu seiner
Abhandlung »Sur des lettres in^dites de Jacques de Vilry, 6crites en 1216
(pr6sent6 k la s^ance du 8 Novembre 1847)«, in den »Memoires de TAcad^mie
Boyale des scfences, des lettres et des beaux-arts de Belgique, Tome XXIII,
Bruxelles 1849a, p. 19 — 26. Da der Abdruck sorgfältig zu sein scheint, so
ist von einer neuen Vergleichung abgesehen worden, und ich muss die Ver-
tretung des Textes dem Herausgeber zuweisen.
B, in London, in der Bibliothek der Society of Gray^s Inn, Nr. 3. Es
wird nicht angegeben, ob Pergament oder Papier, und aus welcher Zeit. Die
Partie Bl. 108 fg. ist von J. A. Giles herausgegeben alsv»fhcerti Scriptoris nar-
ratio de rebus in hello sancto gestis a. d. MCCXVII — MCCXVIIL Primum edi-
dit ex unico codice, qui in bibliotheca Aulae-Graianae servatur. London 1846«.
Dieser Titel ist durchweg falsch. Der abgedruckte Theil der Handschrift ent-
hält vielmehr: 1) S. 7 fg. des Drucks Oliver's Buch »de captione Damiatae«;
2) S. 40 fg. den in Bede stehenden Brief des Jacob v. Vitry ; 3) S. 61 fg. eine
Uebersicht über die Verhältnisse im Orient, die als Anhang des sogen, dritten
Buches von Jacob v. Vitry's Historia Orienlalis (Hierosolymitana) bei Bongars,
Gesta Dei per Francos I, 1125 stehen; 4) S. 77 fg. eine »prophetia de Saracenis
longa, obscura et inutilis omninoa, wahrscheinlich die, auf welche der Legat
Pelagius so fest baute; nur Anfang und Ende (letzteres freilich nicht mehr zur
Prophezeiung gehörend) abgedruckt. — Der Brief des Jacob v. Vitry ist an die
Universität Paris gerichtet : Viris venerabüibtis et in Christo carissimis Stephano
decano et Philippo cancellario Parisiensibus et aliis universis magistris et scho-
laribus in civitate Parisiensi commorantibus L , divina permissione Aconensis
ecclesiae minister indignus, talenta sapientiae et scientiae domino cum usuris
reportare. Postquam u. s. w. Die Belatio führt wie in A die Üeberschrift:
Excerpta de Historia gestorum David regis ludeorum (I. Indorum) , qui pres-
byter loannes a vulgo appellatur. Auffallend ist, dass man in Damiette zwei-
mal den Schreibfehler ludeorum für Indorum gemacht hat.
Einer dritten Ueberlieferung des Briefes fehlt die Belatio. Er ist, ohne
Angabe der Quelle, zum Abdruck gebracht von d'Achery in dem Spicilegium
sive Collectio veterum aliquot scriptorum IH, 590 fg. Der Brief ist hier an den
Papst Honorius gerichtet: Sanctissimo patri ac domino H, dei gratia summo
pontifici I.j divina permissione Aconensis ecclesiae minister indignus, tam debitam
quam devotam cum osculo pedum reverentiam, Postquam u. s. w. Wie dieser
Brief ohne Belatio, so sind die beiden folgenden üeberlieferungen dieser ohne
Brief auf uns gekommen.
C, in den Annales prioratus de Dunstaplia, früher von Hearne,
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24 Friedrich Zarncke,
zuletzl und besser hsgg. von H. R. Luard, London 1866 (zur Sammlung der
Rer. Brit. med. aevi scriplores gehörig, als Vol. III der Annales monastici).
In dieser Ausgabe steht die Belatio S. 69 — 74 , eingeführt mit den Worten :
Eodem anno venerunt huiusmodi literae ad regem Henrtcum a Pelagio legato
Damiettae, Die Annalen sind bis zum Jahr 1210 von derselben Hand ge-
schrieben, dann von anderer, und vom Jahre 1221 an sind die Eintragungen
offenbar Jahr für Jahr gleichzeitig (Pr^face p. IX).
D, in Zeitz, auf der Slifls-Bibliothek, Pgmt. fol. aus dem 13. Jahrh. Es
ist der bekannte »Liber Sanctae Mariae de Posavia (Posaugia, Bossaugia) v, der
Ekkehard^s Wellchronik und die Historia Damiatina Oliver's enthält. Vgl. über
ihn G. Waitz in den Mon. Germ. bist. Script. VI, 1i Nr. 7. Hinter Oliver's
Werke steht unsere Belatio, von zwei Händen geschrieben, von denen die
zweite mit dem in den Zusammenhang nicht passenden cum in § 57 beginnt.
Die Belatio ist ohne Ueberschrift und daher in den Beschreibungen der Hs.
meist übergangen; dafür ist sie in sechs Capitel geiheilt, die aber nicht ge-
zahlt und ziemlich ungeschickt überschrieben sind. 1) De rege David filio re-
gis lohannis (§ 1 — 21) ; 2) De proelio regis David et Chancana regis Persarum
(§ 22 — 28); 3) Quomodo rex David expugnavit Chamamisan (§ 29 — 46);
4) Quomodo rex David suhiugavit sibi regnum soldani (§47 — 49) ; 5) De situ
regni soldani (§ 50 — 52) ; 6) De nunciis regis David et calipho (§ 53 — 66) .
Aus dieser Hs. ist die Belatio herausgegeben von Eccard im Corp. bist. med.
aevi II, S. 1451 fg. unter dem selbstge wählten Titel »Belatio de Davide
rege Tartarorum Christiane«. Durch freundliche Unterstützung des
Herrn Prof. Dr. Fedor Bech in Zeitz gelang es, die von Eccard nicht näher
bezeichnete Hs. wieder aufzufinden, und ich habe dann den im Ganzen gut
gelesenen Text Eccard's genau mit der Hs. coUationirt.
II. Die zweite Charta.
Sie hat sich nur in A und B erhalten, unmittelbar hinter der Abschrift
der Belatio, ehe der Tenor des Briefes seinen Forlgang nimmt. Die Ueber-
schrift lautet in beiden Hss. (die ich für II der zuweilen wünschenswerthen
Unterscheidung wogen mit a und b be/eichnf) : Que sequuntur ex alia carta
[charta b) translata sunt.
HI. Die dritte Charta.
Diese, zumeist übereinstimmend mit II, ist mir zur Zeit nur aus einer
. Handschrift der reichen Stifts-Bibliothek in St. Florian bekannt (Cod. XI. 220
Fol., Bl. 231^ vgl. Czerny, die Handschriften der Stifts-Bibliothek St. Florian,
S. 95) , auf welche mich Herr Prof. Schönbach in Graz die Güte hatte auf-
merksam zu machen. Die Charta ist auf die früher leer gebliebene Bückseite
von einer Hand aus dem Anfange des 13. Jahrh., also wohl gleich beim Ein-
treffen des Berichtes, eingetragen. Eine genaue Abschrift verdanke ich der
Gefdlligkeit des Herrn Capitular Albert Czerny.
Leider lernte ich diese Charta zu spät kennen, um sie noch für die geo-
graphischen Untersuchungen verwenden zu können; doch werden diese wenig
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Der Priester Johannes. 25
dadurch verloren habeo, da III keineswegs durch Correclheil hervorlriU. Um
die Heranziehung im Einzelnen gegebenen Falls zu erleichtern, habe ich die
Paragrapheneintheilung entsprechend der in II vorgenommen. § 8 erscheint
wie ein Auszug aus dem letzten Theile der Relatio; er entspricht Rel. § 47.
50 und 52.^ 53. 54.
Von diesen Ueberlieferungen stehen A (a) und B (b) einander besonders
nahe, wie ein Blick in die Varianten vor Augen führt. Nicht nur sind beide
innerhalb eines Briefes des Jacob v. Vitry erhalten, nicht nur enthalten beide
auch die zweite Charta und tlber der Relatio wie über dieser dieselbe Ueber-
schrift, beide mit demselben Fehler ludaeorurrij der so eigenthüm liehe Folgen
haben sollte (s.o.}, sie haben auch eine Anzahl Lesarten gemein, die sich
zum Theil als Interpolationen kennzeichnen. So wenn in § 16 für vultis eum
pro nihüo morti tradere mit wohlfeiler und wenig angebrachter Zurückbeziehung
auf das Vorhergehende gesagt wird: vultis eum morti tradere pro verbis dia-
bolicis vobis annunciatiSj videlicet pro hiisy quae vobis dixit puer, quem minui
fecistis et interfici, Ist hier die corngirende Interpolation klar, so liefert keine
Entscheidung eine Stelle in § 53, wo das Motiv für den Kriegszug des Königs
David gegen die christlichen Georgier verschieden angegeben wird in CD : quia
non sunt vere credenteSj in AB : quia, quum essent Christiani, confoederati erant
cum Sarracenis. Es machen sich hier verschiedene Auffassungen, die in Da-
miette herrschten, geltend. Deutlich aber wird die gemeinsame abgeleitete
Quelle von AB bezeugt durch das Fehlen aller der Zwischensätze, die in Weise
der arabischen Schriftsteller zu einem Namen einen Segenswunsch hinzufügen,
so fehlt in AB § 3 quem deus protegatj und cuius animae deus parcat, § 54
qui semper triumphel et vivat; diese standen natürlich im arabischen Original
und sind nicht erst in einer späteren Redaction der lateinischen Uebersetzung
hinzugekommen. Hiernach würden AB eine Art zweiter Redaction vorstellen,
und dazu könnte der Umstand, dass in beiden auch noch die Charta II ent-
halten ist, wohl passen. Denn anfänglich kannte der Brief des Bischofs von
Accon wohl nur 6ine Charta; ausdrücklich spricht er nur von 6iner solchen
(ex transscripto chartae subsequentis patebit, quam de arabico in latinum trans-
ferre procuravimus ; praecedentium litterarum exemplarium attulerunt, wo
d'Achery freilich exemplaria liest). Während nun die Briefe expedirt wurden,
kamen weitere Nachrichten und auch diese wurden nun den früheren ange-
schlossen. So dürfte auch aus dem Schlüsse der Charta II Omnia praedicta
nomina sunt in persica lingua die Interpolation in AB § 5 gekommen sein quod
lingua persica dicitur flumcn Geos (auch diese fehlerhafte Form des Namens ist
durchweg AB gemeinsam] ; an eine durch Abirren des Auges veranlasste Lücke
[flumen . . . ßumen) zu denken ist weniger wahrscheinlich. Sonach repräsen-
tiren A und B in der Ueberlieferung nur ^inen Strang, es kommt ihnen in
Differenzfällen nur 6ine Stimme zu, und bei Abweichungen von A und B unter
sich entscheidet die üebereinstimmung von A oder B mit einer der anderen
Handschriften gegen resp. B oder A.
Wenn demnach A und B eine in mancher Beziehung abgeleitete Quelle
sind, so gebührt ihnen doch der Vorrang in der Ueberlieferung, weil sie allein
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26
Friedrich Zarn<!ke,
uns den vollen Text erhalten haben. Sowohl G wie D haben Lücken, zumal
in den fremdländischen Namen. Aber diese Kürzungen führen nicht auf eine
gemeinsame Vorlage zurück, sondern sind jede für sich aus einer noch voll-
ständigen Vorlage entstanden. Jede der gekürzten Stellen kann als Beispiel
dienen. Wir wählen § 47 fg. :
AB C D
veoit citra flamen Geos et ce-
pit (48) Gboarismen et Moa et
Bendei [Meabendi B] u. s. w.
.... Seheri, quae omnes sunt
magnae civitates, praeter alia
castra parva et villas, quae
fuerunt CG, (49) et regnum
Soldani Sooiar [Semar B], in
quo sunt bae civitates Mu-
sabar, Delbikan, Descbaan,
Curcbaan ; et alia provincia,
quae vocatur Dalgor, in qua
sunt octo magnae civitates,
et regnum de Mazendran, in
quo sunt octo civitates ma-
gnae et CG castra. Et terra
ista in longiludine est u. s. w.
venit contra flumen Geon et
cepit viginti tres civi-
tates, quae omnes sunt
magnae civitates praeter alia
parva castra et villas, quae
fuerunt GG ; et regnum sol-
dani Salmar, in quo sunt
quatuor civitates, eta-
lia provincia, quae dicitur
Delgor, in qua sunt octo ma-
gnae civitates, et regnum de
Maredran , in quo sunt octo
civitates magnae et GG ca-
stra. Et terra illa in longi-
tudine est u. s. w.
venit circa flumen Geon et ce-
pit viginti quatuor ma-
gnas civitates praeter vil-
las et alia parva castra, quae
fuerunt GG. Gepit eliam re-
gnum soldani Gattay, in quo
sunt quatuormagnaeci-
vitates, et aliam provin-
ciam, quae dicitur Dolgoy,
in qua sunt octo magnae ci-
vitates. Subiugavit etiam sibi
regnum de Marcndran, quod
regnum est in longitudine u.
s. w.
Selbst, wollte man zugeben, dass die Zusätze in D wie cepit, subiugavit
auch über dem Texte C hätten entstehen können, so beweisen doch die ge-
sperrt gedruckten Worte (ganz abgesehen von der verschiedenen Ziffer, die ja
hüben oder drüben Fehler der Ueberlieferung sein könnte) , dass G wie D
selbstständig den ihnen vorliegenden Text gekürzt haben.
Nur gegen Ende ist an zwei Stellen eine gemeinsame Vorlage für G und
D nicht von der Hand zu weisen, in § 62 und dem Anfang von § 63, und in
§ 66. Beide Stellen haben dem arabischen Original schwerlich angehört. Warum
sollten A und 6, die sonst so vollständig abschreiben, gerade hier ausgelassen,
gerade den Schluss gekürzt haben? § 66 ist vielmehr der salbungsvolle Ab-
schluss, den die geistlichen Herren in Damiette zur Erhöhung des Eindrucks
für wünschenswerth hielten. Noch deutlicher ist die Interpolation bei § 62 und
63, die im arabischen Original nicht gestanden haben können, denn sie füh-
ren andere Zeugen ein als jene arabischen Berichterstatter des Grafen von Tri-
polis, und zerreissen den Zusammenhang von § 59 fg. mit § 63 fg. Da man
annahm , dass diese christlichen Gefangenen durch die in § 54 fg. erwähnte
Gesandtschaft des Königs David in Bagdad befreit worden wären, so schob
man die Erzählung von ihnen da ein, wo von jener Gesandtschaft die Rede
gewesen war. Ob jene Gefangenen das in § 63 — 65 Erzählte wirklich be-
richtet haben, mag dahingestellt bleiben. War dies der Fall, so schioss der
arabische Bericht mit § 61 ; ihn schon mit § 53 schliessen zu lassen , geht
nicht, da der Anfang von § 54 noch offenbar arabische Vorlage verräth (rex
David, qui semper triumphet et vivat).
Wenn wir so in C und D zwei grössere gemeinsame Interpolationen fin-
den, so ist doch das Verhältniss von G zu D nicht so enge, wie das zwischen
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Der Priester Johannes. 27
A und By und es schien mir nicht gestattei, CD als nur ^inen Strang zu be-
handeln und ihnen im Fall des Zusammenstimmens nur 6ine Stimne zuzu-
sprechen: dazu weichen im Einzelnen die Lesarten zu frei von einander ab.
Bei jeder anderen Ueberlieferung wtlrde eine solche Aufstellung grosse Schwie-
rigkeiten verursachen und man sich schwer entschliessen sie zuzugeben. Ver-
gegenwärtigen wir uns aber, wie die verschieaenen Exemplare unserer Relatio,
die ins Abendland geschickt wurden , entstanden , so werden wir ein buntes
Kreuzen der Ueberlieferung nicht auffallend finden. Gewiss war in Damiette,
da Eile Noth that, eine grössere Anzahl von Geistlichen eifrig bei der Ver-
vielfältigung der Briefe und Relationen thätig, wahrscheinlich innerhalb des-
selben Raumes ; so konnte durch mannigfache Vorkommnisse der einfache und
durchgehende Anscbluss einer Abschrift an ihi^ Vorlage durchkreuzt werden,
so konnte die in § 62 fg. beliebte nachtrygliche Interpolation fttglich in zwei
Texte kommen, die im Uebrigen nicht aus derselben Vorlage abgeschrieben
waren.
Auf dieser Auffassung beruht die Methode meiner Textgestaltung, indem ich
ein Znsammenstimoien von C und D als ausreichend angenommen habe, die
Lesart des Textes zu bestimmen, während ich den Hss. A und B nur ^ine
Stimme gewährte, deren Widerspruch im Fall der Uebereinstimmung von G
mit D also nicht in Betracht kam. Aber ich wttsste allerdings selbst kein Mo-
ment geltend zu machen, woraus dies Verhältniss als ein absolut gesichertes
erwiesen werden könnte. Nähme man C und D, trotz ihrer grösseren inneren
Abweichungen, dennoch als aus derselben Vorlage hervorgegangen an, so würde
eine Lesart von CD der von AB nicht entscheidend, sondern nur gleichberechtigt
gegenüberstehen, d. h. es wäre nur eine Differenz der Lesarten in den beider-
seitigen Vorlagen zu constatiren, über die erst weitergehender Kritik das Ur-
theil zustände; alle Fälle, in denen in den Varianten eine Lesart von AB er-
scheint, würden hieher gehören, und dann einer erneuten Beurtheilung zu
unterziehen sein. Um es in einem Bilde klarer vorzuführen, meiner Auffassung
entspricht das folgende Schema :
Vorlage
. X
(ForUassang der Segenswünsche ;
einige Zusätze)
A B
(Interpolatiob in § 6Sfg.)
während die andere Möglichkeit sich in folgendem Schema documentiren würde :
Vorlage
.
X y
(Fortlassung der Segenswünsche ; einige Zusätze) (Interpolation in § 62 fg.)
Dodi wird die Entscheidung über diese verschiedenen Möglichkeiten nur
an untergeordneten Stellen von Bedeutung.
Da G und D ohne den Brief Jacob's v. Vitry auf uns gekommen sind, und
C geradezu dem Pelagius zugeschrieben wird, so legte sich auch die Frage
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28 Fribdrigh Zarncke,
nahe, ob etwa CD als Bedaction des Pelagius, AB als die des Jacob v. Vitry
zu fassen sei, ob also z. B. in § 53 die verschiedenen Lesarten in Betreff des
Krieges gegen die Georgier nicht etwa eine Verschiedenheit der Auffassung
des Pelagius von der des Jacob v. Vitry documentiren. Zu den Verhältnissen
beider würde dies wohl passen. Pelagius führte seit 4220 Verhandlungen mit
den Georgiern, er mochte an dem ihnen schuld gegebenen Bündniss mit den
Saracenen mit Becht Anstoss nehmen, und Mangel an Orthodoxie des Glau-
bens mochte ihm als ein wahrscheinlicheres Motiv vorkommen. Da ich aber
überhaupt an der Betheiligung des Pelagius bei der Verbreitung der Belatio
noch Zweifel hege (s. o.), so kann ich auch diese Erwägung nicht für zutreffend
halten.
lieber G ist nichts Besonderes zu bemerken. Dagegen hat der Text in
D eine oft durchgreifende stilistische Umarbeitung erfahren, es ist wiederholt
ein klarerer Ausdruck, eine bessere lateinische Periodisirung erstrebt worden,
ich habe daher in § 66 dem grammalisch minder guten pro quo den Vorzug
gegeben vor dem geläufigeren wnde, das D bietet. Diese Correcturen wur-
den schwerlich in Damiette selbst vorgenommen, sie werden der späteren
Ueberlieferung im Abendlande zuzuweisen sein. In die Canzlei von Damiette
selbst weisen mit Sicherheit nur die Lesarten, in denen A und B oder C und D
übereinstimmen; denn im Abendlande ist für diese eine gemeinsame Quelle
nicht mehr möglich gewesen.
Einige selbstständige Interpolationen finden sich in jeder der üeberliefe-
rungen.
Einige Fälle giebt es, in denen das durch die obigen Schemata angedeu-
tete Abhängigkeitsverhältniss nicht zuzutreffen scheint, indem die Lesarten sich
kreuzen AC : BD, AD : BC. Es sind, wenn ich Nicht« übersehen habe, die
folgenden Fälle: 4) AC : BD. 6y awtem BD, fehlt AC; 9<> nulhim scire AC, se
n. sc. BD; 20® cursores equites AC, bloss cursores BD; 21^ demum AC, deinde
BD; 26*^ suae B, eim AC ; 40' quod AC, quia BD; 44" unum BD, unde AC;
47* circa BD, contra C, cilra A; 56<* intremus AC, mtraremus BD; 57*- "-^
geht es ziemlich bunt durch einander, vgl. die Stelle. 2) AD : BC. 8« regem
David BC, bloss David AD; M^ regem Persarum AD, regem praefatum BC;
22* et BC, fehlt AD; 24^ gentis maximae copiam BC, gentis maximam copiam
AD; 29^ possit AD, posset BC; 36* quod mitteret BC, qui mitteret AD; 43*» of-
ferens BC, afferens AD; 47^ crucibus AD, partibus BC. Man sieht, das sind
kleine stilistische Abweichungen und kleine Verschreibungen , in denen, bei
sorgloser Ueberlieferung, der Zufall leicht eine Rolle spielen konnte, einige
führen sich vielleicht auf neuere Lesefehler zurtlck ; partibus wird in B wie C
eine selbstständig vollzogene naheliegende Correctur für das unklarere cruci-
bus sein.
Noch 6in mit der Entstehung unserer Belatio und ihrer Abschriften zu-
sammenhängender Umstand verdient Beachtung. Wenn man nach den Regeln
der festgestellten handschriftlichen Ueberlieferung den Text constituirt, was
erhält man? Natürlich, wie immer, die von den selbstständigen Abweichungen
der einzelnen Ueberlieferungen gereinigte, ursprüngliche Vorlage. Aber was
war in unserem Falle diese Vorlage? Nicht ein definitiv festgestelltes, abge-
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Der Priester Johannes. 29
rundetes und dann publicirtes Werk , sondern die erste Uebersetzung des
Dolmetschers, von der Jacob v. Vilry selbst entschuldigend schreibt: pei' fide-
les interpretes , prout melius potuimuSy transferre procuravimus. Diese lag in
der Canzlei vor, vielleicht flüchtig durchcorrigirt von Jacob v. Vilry. Indem
man sie aber vervielföltigte, besserte man weiter, und so enthalten die Va-
rianten unseres Textes wahrscheinlich eine Anzahl Lesarten, die Jacob v. Vitry
oder seine Freunde mit gutem Grunde in die Abschriften einführten, und an
deren Stelle nun die kritische Ausgabe die verworfenen Lesarten der Vorlage
wieder in den Text einfuhren musste. Aus dieser höchst eigenthUm liehen
Sachlage ergab sich bei der Herausgabe die Berechtigung zu folgendem Ver-
fahren. Es sind alle Zusätze, mochten sie nun bloss stilistischer Natur oder
wirkliche Interpolationen, mochten sie in einer oder mehreren Handschriften'
(AB) erhalten sein, mit in den Text aufgenommen, aber cursiv gesetzt wor-
den. Diejenigen Aenderungen aber, die an Stelle des im Texte Stehenden
getreten waren, sind in den Anmerkungen gesperrt gedruckt. So kann das
Auge mit Schnelligkeit übersehen, wie die verschiedenen Relationen, die von
Damiette ausgesandt wurden, gestaltet waren. Dasselbe ist auch der Fall mit
den in D vorgenommenen Aenderungen. Die in D fortgefallenen Stellen
wurden in eckige Klammern [] geschlossen, schon um die Varianten nicht
überfüllen zu müssen mit Bemerkungen über die zahlreichen Ausfälle in D.
In Betreff der Orts- und Ländernamen, die zum Theil in so corrumpirter
Gestalt vorliegen, dass man an die Ueberlieferung der malbergischen Glossen
erinnert wird oder an das bekannte Twaetihaoyk für Godefridus, galt es be-
sonders sorgfältig zu sein. Geändert ist hier die Form eines Wortes nur in ganz
seltenen Fällen, wo Irrthum kaum möglich erschien. Sonst ist in der Regel
die Form, die A (a) bot, in den Text genommen, die der übrigen Hss. in die
Varianten gesetzt. Ganz besonders empfahl sich dies Verfahren bei II, wo der
grössere Theil der Namen aller Erklärung spottet. Das Weitere bieten die
geschichtlichen und geographischen Bemerkungen.
Ob die Relatio aus dem Arabischen (oder, wie Bormans bei St. G6nois
S. 48 lieber will, aus dem Syrischen] und dagegen die Charta II aus dem
Persischen übersetzt sei, wie St. G^nois S. 47 und S. 49 behauptet, überlasse
ich den Orientalisten zu entscheiden.
Zum Schlüsse sei noch ausdrücklich bemerkt, was ich schon an anderer
Stelle ausgesprochen habe, dass, seitdem ich BC kennen lernte, meine frühere
Annahme, A sei im Gegensatze zu D wesentlich interpolirt, nicht mehr auf-
recht zu erhalten war. Auch die ausführlichere Genealogie in BGD kann ich
jetzt nicht mehr für Interpolation halten, und muss auch § 45 patris statt
fratris acceptiren, so auffallend es ist, dass die Gattin des rex Persaruro eine
Gross tante David's sein soll. Uebrigens wäre auch fratris nicht ohne An-
stoss. Was sollte es heissen amila regis Israel, fratris David? Die amita, die
Vaterschwester, des Königs Israel musste ja auch die amita des David sein;
wozu also jene Bezeichnung?
Die Bezifferung der §§, die Intei*punction , die Scheidung von u und v,
die geregelte Einführung der grossen Buchstaben, die Verwendung von ae und
oe statt des e der Hss. rührt von mir her.
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3^0 Friedrich Zarncke,
2. Geschichtlich- geographische Bemerkungen.
Unsere Relatio gewährt ein besonderes Interesse dadurch, dass sie eine
durchaus gleichzeitige Quelle ist. Sie zeigt alle Vorzüge und alle Mljngel einer
Zeitungscorrespondenz : die Frische des Eindrucks, der die Gemülher aufs leb-
hafteste beschäftigt, und manche Ungenauigkeiten in Einzellieiten, die ja das
Gerücht nicht zu vermeiden im Stande ist. Es soll nun im Nachstehenden
versucht werden, die Angaben der Relatio an der wirklich beglaubigten Ge-
schichte zu prüfen und das Richtige vom Unrichtigen zu scheiden. An man-
chen Stellen wird leider die oft unglaubliche Unsicherheil der Ueberlieferung
Störend in den Weg treten. Die geographisch-geschichtlichen Hülfsmittel, die
Ausbeute versprachen, glaube ich gewissenhaft ausgenutzt zu haben (auch
Hammer's Aufsätze in den Wiener Jahrbüchern 1819, Bd. 7; nicht aber Barbier
de Meynard's Dictionnaire de la Perse, Paris 1864), doch blieben mir leider
die orientalischen Quellen meist verschlossen, da die schöne Sitte früherer Zeit,
dem Originaltexte eine lateinische Uebersetzung beizugeben, nicht mehr befolgt
wird und so Quellen ersten Ranges, wie z. B. Ibn Athir, der Benutzung nahezu
entzogen bleiben. Manches, was im Folgenden, namentlich gegen Ende, wo
di6 kleinen Sultane genannt werden, unentschieden gelassen werden musste,
wird ein Orientalist wahrscheinlich spielend bestimmen können, wenn er den
Ibn Athir vergleicht, der alle diese Ereignisse miterlebte und in Mossul, nicht
fem von der Gegend, wo höchst wahrscheinlich unsere Relatio entstand,
wohnte. Auch die Benutzung Nissawi's und DschuweYni's habe ich schmerz-
lich entbehrt. Neben der Relatio (I) musste auch die zweite Charta (II) herbei-
gezogen werden, die, noch übler überliefert, auch noch von untergeordneterem
Interesse ist als I. Unbenutzt geblieben ist die dritte Charta (III) , wesent-
lich nur eine schlechte Variante von II.
Zu I, § 1—28. II, § 1.
Die Relatio nennt das Land des David nicht, sie giebt nur die Genealogie
desselben an, und dass er in Abhängigkeit gestanden habe von dem Chan-
chana (I, § 1 — 5).
Die Genealogie kann auf geschichtliche Geltung keinen Anspruch erheben ;
dass die christlichen Namen David, Israel, Johannes nicht von den
mongolischen Fürsten selbst geführt, sondeni ihnen nur von den Christen
zugelegt wurden, liegt auf der Hand. Beim Priester Johannes vermuthete
man, wie wir sahen, eine Verwechselung mit dem Titel seines Ti^gers Kuchan
oder Kurchan j aber genealogisch steht dieser in gar keinem Verhältniss zu
Dschingiskhan ; bei dem Namen Israel könnte man Namensähnlichkeit an-
nehmen, der Vater Dschingiskhan's hiess YissujaX (Yesukai) ; aber zwischen
David und Dschingiskhan oder seinem früheren Namen Temudschin ist eine
Brücke nicht zu schlagen. Auch bedarf es solcher Vermuthungen nicht, denn
wir haben viele Betspiele, dass fremde Könige im Occident mit christlichen
oder ganz frei gewählten Namen genannt wurden. So hiess Malek al Moad-
dhem bei den Christen Coradinus , Malek al Kamel Meledin , im Jahre 1247
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Der Priester Johannes. 31
wird ein soldanus David erwähnt; vgl. RaynaM cap. 71. Dem Papst Pias II
schob man einen Briefwechsel mit dem soldanus lohannes unter, dem abesst&i-
schen Könige Zara Jacob wies man 4444 ohne Weiteres den Namen Constan^
tißus zu. und auch der Name Thomas, den Eugenius 4439 einem Könige von
Indien beilegte, wird schwerlich viel authentischer sein. Von den beiden nicht
christlichen Namen scheint der eine türkisch, der andere mongolisch zu sein.
So wird ein Anführer der Kangii Sarsig Chan als Stammverwandter der Mon-
golen im Jahre 4224 erwähnt (Vambery, Bokhara S. 444), und Bildungen wie
Boka, Buka, -boga, -bugha finden sich in den Namen der mongolischen Häupt-
linge häufig, so ein Khan der Tartaren Bukka (Desguignes, übers, v. Dähnert,
4, 4 45), Buka^Turkman (das. 3, 64), ein Sintu Boka (Vambery S. 434. 436),
Buka Boscha (das. 456),-4rtÄ Buka (das. 464 fg., ah Arig-bugha bei Desg. 3,
95. 448. 452. 455), ein Gesandter an Dschingiskhan Bukadai (Desg. 3, 20),
Kerboga ein Feldherr der Seljuciden (Desg., Einl. 304. 2, 243 u. ö.), ein Buga
Timur, Khan von Tschagatai (Desg., Eini. 345. 3, 334). Die erste Hälfte des
Namens liegt ganz im Argen : BiUga ist besser bezeugt als Bidga, welche Worte
leicht eines aus dem andern verlesen werden konnten, und man könnte hier
au Dschingiskhan's Bruder BdgaXai (Desg. 3, 495. 368); an den mongolischen
Minister Belkatai (das. 3, 82), an den tärkischen Prinzen Belgadei (das. Einl.
332. 3, 4 4) sich erinnern; aber Schwierigkeiten bereitet noch das räthselhafle
de, das dem sonstigen Stile der Genealogien durchaus nicht entspricht, und
das doch, zum Namen gezogen, gar keine Anknüpfungspuncte gewährt. —
Die Vorfahren Dschingiskhan's hiessen nach Abulgasi in seiner Geschichte der
Mongolen (Uebersetzung von Desmaisons S. 74 fg.) in aufsteigender Linie : Yissu-
jaY, Bartankhan, Kabulkhan, Tumenekhan, BaYssankurkhan, KaYdukhan, Dutu-
meninekhan. Es erscheint also keiner der Namen unserer Genealogie in der Reihe.
Dass David der jüngste seiner Geschwister gewesen sei (§ 3 und 4), dass
einer seiner Brüder vor ihm regiert habe, und er dann, obwohl der Jüngste,
gewählt worden sei, widerspricht der Geschichte, nach der Dschingiskhan
mehrere jüngere Brüder hatte und vom Anfange an als der bestimmte Nach-
folger seines Vaters galt (Desg. 3, 43). Freilich kam er sehr jung, erst drei-
zehn Jahre alt, zur Herrschaft. Die Erzählung von seiner Reise zum Chan-
chana und seiner Flucht (§ 6—24) gehört in ihrer Motivirung wohl ganz der
Sage an. Aber eine Veranlassung zu ihr mag durch die Geschichte gegeben sein.
Denn allerdings ward er in seiner Jugend einmal gefangen gehalten und ent-
ging seinen Gegnern nur durch eine kühne Flucht. Davon erzählt d'Ohsson,
Hist. des Mong. 4, 42 fg. Von einer Tante (nicht aber Grosslante) Dschingis-
khan's (§45 und 47) weiss die Geschichte zu erzählen. Abulfeda 4, 279
Duscht Chan, qui maledicti Genkizcham pairuam in matrimonio habebat; sie sei
ihm besonders behülflich gewesen bei der ersten Ausbreitung seiner Macht.
Uebrigens ist die Zeit von der Thronbesteigung bis zu den ersten grossen
Kriegserfolgen viel zu kurz bemessen. Dschingiskhan (geb. 4 455) kam be-
reits 4467 zur Herrschaft, aber erst seit 4202 datirte die Ausbreitung seiner
Macht. Durch Besiegung namentlich der Kerait und Naiman ward er dann
so mächtig, dass er sich gegen die Kaiser von Nord-China auflehnen konnte.
Der Lehnsherr David's heisst in der Relatio magnus rex Persarum, qui
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32 Friedrich Zarncke,
vocabatur Chanchana, sein Land erstreckt sich nach § 5 von Chassar bis Bella-
sagun. Erstere Stadt ist zweifelsohne das noch jetzt bekannte, also sicher
gegebene Kascbgar; über die Lage des in den mittelalterlichen Quellen öfter
angeführten Belasagun, Belasgun, Balasgun schwankt man. Spruner in deg^
Histor. geogr. Hand-Atlas zur Gesch. Asiens etc. 2. Aufl. (4855) Nr. V ver-
legt es nördlich vom Jaxartes, etwa 88^ L (v. Ferro), und 46^ n. Hr., wo es
allerdings einige mittelalterliche Karten bei Leiewel als Balasangun ansetzen,
Yule dfigegen (Gatbay and the way thither) verlegt es südlich vom Altai-Ge-
birge, etwas östlich vom heutigen Kutschun, etwa 408» L und 46^ n. Er.
Zweifelsohne ist Yule's Angabe vorzuziehen, und sie passt auch für unsere
Stelle vortrefl'lich. Unter dem Reiche des Chanchana ist also Ost-Turkestan ver-
standen.
Nun sind hier offenbar mannigfache Miss Verständnisse durch einander ge-
mischt. In jener Gegend hat nie ein rex Persarum geherrscht; auch hat ein
rex Persarum nie den Namen Chanchana geführt (obwohl er allerdings rex
regum hiess) , endlich bat Dschingiskhan nie weder zu einem rex Persarum
noch zu dem Beherrscher von Ost-Turkestan in Abhängigkeitsverhältniss ge-
standen. Zu diesen Fehlern fügt § 28 noch einen neuen, indem dort das
Reich des Lehnsherrn regnum regis regum Sarracenorum genannt wird. Die
muhammedanische Religion aber war in jenen Gegenden keineswegs die herr-
schende. Es ist hier ein bekannter muhammedanischer Titel übertragen wor-
den. Vgl. z. B. Quatrem^re, Histoire des Mongols en Perse par Reschid-Eldin
\, M le kaän illustre^ le roi des rois (CIslamisme,
In Wahrheit waren die Verhältnisse vielmehr diese. Ost-Turkestan war
seit 4426 das Hauptland des Reiches der Karakitai, das eben der sog. Priester
Johannes gegründet hatte. Von diesem Reiche war der Stamm der Mongolen
nicht abhängig, wohl aber von den Kaisern von China aus der Dynastie der
Kin. Diese beanspruchten Tribut und Anerkennung als Lehnsherren. Vgl.
d'Ohsson, Hist. des Mong. 4, 3 fg. 422. Desg. 3, 30 fg. Dschingiskhan lehnte
sich 4240 hiegegen auf und führte 4244 glückliche Feldzüge in Nord-China.
Nach China weist also das Vasallenverhältniss, nach China vielleicht auch
der Name Chanchana. Dorthin auch die in § 23 ganz richtig erwähnte Ver-
mählung mit einer Tochter des Königs de Machachi. Ueber dies Wort, eine
Contraction von Mahachina, Gross-Gbina, bandelt Yule I, S. GXVIIIfg. Anm. 4.
Allerdings war Dschingiskhan nicht gleich anfangs mit einer chinesischen Prin-
zessin verheirathet, aber 4209 vermählte er sich mit der Tochter des Fürsten
von Tangut Li-gan-tsuen, Desg. 3, 30, und 4244 mit der des Kaisers Yün-tsi,
Desg. 3, 37.
Jene Verhältnisse hat also das Gerücht gar wohl gekannt, aber es hat sie
in falsche Beziehung gebracht zu dem Kampfe der Mongolen gegen die Kara-
kitai unter Kutschluk, der 4208 den letzten Gurkhan der Karakitai vom Throne
gestossen hatte. Dieser Kampf begann erst 4247 und endete 4218 mit der
Unterwerfung der Karakitai. Wenn es § 27 heisst, der Besiegte sei in gol-
denen Fesseln ins Land des David geführt worden, so hängt diese Sage wohl
ganz in der Luft. Weder in China noch in Karakitai fand Deraitiges statt.
Der Kaiser aus der Kin-Dynastie Tchong-hei fiel während des Krieges im
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Der Prib$t£r Johannes. 33
September 1213 \m einem Aufslande in seiner Hauptstadt, d^Ohsson 1, 138,
und Kutschluk wurde 1218 auf seiner Flucht von den Mongolen eingeholt und
sofort getödtet, Desguignes 3, 46.
Zu jener Vermengung der Erinnerungen an die auf China bezüglichen
Vorgänge mit dem Kampfe gegen Karakitai tritt nun noch die unrichtige Ver-
wendung des Namens rex Persarum, Aber erklärlich ist auch diese. Im Jahre
1194 war der letzte der persischen Seljuciden Thogrul-Schah durch den
Ghowarezmschah Tagasch vom Throne gestossen und bald darauf gestorben,
und bis 1201 war fast ganz Persien, Khorassan, Erak, Mazenderan, Adher-
bidjan u. a. dem Ghowarezmschah Alaeddin Muhammed zugefallen. Nunmehr
konnte dieser als König der Perser gelten, und so bezeichnen ihn auch occi-
dentalische Schriftsteller. Wenn z. B. Oliver in der Historia Damiatina cap. 37
(Eccard 11, 1433) Anfang August 4221 erzählt: Urgebat potentia regis David,
qui Victor contra regem Persai'um in finibus Persidis et Baldach potenter age-
baty so denkt er an die schleunige und unerwartete Besiegung des Chowarezm-
schahs Muhammed durch die Mongolen ; noch deutlicher ist dies, wenn er bald
darauf den massvollen Sultan Maiek al Kamel die Seinigen auffordern lässt,
die ungunstige Lage der Christen nicht übermUthig auszunutzen: regem Per-
sarum proposuit in e^remplum , qui nimis elatus animo propter multos eventus
ab ipsoque rege Babilonis aliisque regibus servilutis seu subiectionis iugum exe-
gitj quem rex David campestri proelio devicit, Persidem abstulit u. s. w. Im
Briefe des Papstes Honorius III wird für i^ex P. gesagt soldanus Persidis. Immer
sch.webte der mächtige Siegeslauf und dann plötzliche Fall des Chowarezm-
schahs vor. Unsere Relatio aber war besser unterrichtet. Sie unterschied
den letzteren von den alten Königen von Persien und that dieser wahrschein-
lich gar keine Erwähnung. Die Politiker und Gelehrten in Damiette aber,
als sie die Relatio lasen, vermissten gerade diesen rex Persarum; der Name
des Chowarezmschahs war ihnen nicht geläufig, sie hielten die Besiegung
dieses für ein Ereigniss zweiten Ranges, jenen Sieg über den Lehnsherrn aber,
auf den die Relatio den Hauptaccent legte, für den auch ihnen bekannt ge-
wordenen grossen Sieg der Mongolen, und so machten sie aus dem Lehns-
herin den rex Persarum, des geographischen Miss Verständnisses sich nicht be-
wusst werdend (dazu lagen ihnen die fernen Lande zu sehr im Nebel) , und
nicht merkend, dass der ihnen bekannt gewordene Sieg über den rex Persa-
rum in Wirklichkeit in der Relatio eben der Sieg über den Ghowarezmschah war.
Spuren, dass im arabischen Original das Richtige wird gestanden haben, zei-
gen sich noch in § 32 regressus esl ad terram , quae dicitur Chata , und in
der ganz unmotivirlen Erwähnung eines soldanus Cattay in § 48 (in D) ; denn
Gattay ist der Name für Nord-China.
Das Land dieses Pseudo- rex -Persarum wird in § 28 noch eingehender
besprochen. Hier ist die Begrenzung jedoch eine andei'e als in § 5, denn in
§ 28 ist auch Transoxanien hinzugerechnet. In dieser Beziehung widerspricht
hier der Bericht nicht nur § 5, sondern auch § 32, wo die Städte Bokhara
und Samarkand ausdrücklich als strittig angegeben werden. Diese üngenauig-
keit der Angaben erklärt sich ebenfalls leicht. Seit Gründung des Reiches
der Karakitai 1126 hatte Transoxanien zu demselben gehört. Erst 1208, als
Abhandl. d. K. S. OeRellsch. d. Wißsennch. XIX. 3
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34 Frikdrich Zarnoke,
Kutschluk in Verbindung mit dem Chowarezmschah Mubammed den letzten
Herrseber von Karakitai vom Throne sliess, ging ein Tbeil von Transoxanien
in die HMnde des Chowarezmsebah über. Leicht konnte nun dieser TbeiJ, der
bereits 1208 das nächste Streitobject. abgegeben hatte (Vambery S. 123), als
strittig auch zwischen den neuen Beherrschern von Karakitai, den Mongolen,
und dem Chowarezmschah erscheinen. Wirklich begann ja auch hier 1219
der Kampf.
Die geographischen Angaben in § 28 verlangen noch eine Erörterung. Ein
Theil ist ganz klar. So in Ost-Turkestan : Chasahar d. i. Kaschgar, Chatem
d. i. Kothan, in Transoxanien : Choagent d. i. Khokand, Bakara d. i. Bokhara,
Samarchanda d. i. Samarkand, Phargana d. i. Ferghana. Femer wird Bissi-
behelech wohl das bekannte Bischbalig sein, und in alia Melelh wohl Almalig
stecken, eine bekannte Stadt in Osl-Turkestan. Ob Lakehelech eine Verderbniss
aus Charghalig (bei Yokand, vgl. Ritter's Geogr. v. Asien VII, 402), wohl iden-
tisch mit Khabalig, das sich auf einigen mittelalterlichen Karten bei Lelewel
eingetragen findet, oder aus Tajebalig (Ritter a. a. 0. Vll, 418) ist, oder ob
noch ein anderer Name damit gemeint sei, lässt sich nicht entscheiden; die
Ueberlieferung ist so unsicher, dass sie keine ausreichende Anknüpfung zu Ver-
muthungen bietet. In Asguchent möchte Aksu oder auch Akhsi, Akhsikat
(Ritter, Asien VII, 415. 430 u. ö. ; Akhsikat das. VII, 625. 735, bei Lelewel auf
mittelalterlichen Karten des 13. Jahrh. nordöstlich von Samarkand angegeben),
oder etwa das jetzige Uzkend, Yuskend gemeint sein ; an Ardukend = Kaschgar
wird nicht zu denken sein , denn Kaschgar ist ja schon genannt. Ist schon
dies Alles zweifelhaft, so weiss ich mit Agagya (Againa B) und vollends mit
Damagalcha {Damagatha) gar Nichts anzufangen* denn dass in letzterem etwa
die berühmte chinesische Stadt Khanbalig gemeint sei, ist nicht zu vermuthen,
da bis dahin sich das hier in Betracht stehende Reich der Karakitai niemals
erstreckt hat. Ebenso unklar ist die zweite Hälfte der Distanzberechnungen.
Während Kaschgar, Ferghana, Khokand, Bokhara ganz deutlich sind, wird von
da an Alles unklar; ich weiss nicht, was man unter Zarmich (Zarimch, Gar-
mich, Gamarith) , Bocarichi [Bocarithy Bocarigu) , Alvar [Alnar] zu verstehen
hat, und welche Richtung hier die Distanzmessung einschlügt. Sollte Zarunch
die richtige Lesart sein, so könnte man an Zernuk zwischen Otrar und Bokhara
denken, das Abulgasi erwähnt (Desmaisons S. 109: Zornouq), vielleicht wäre
mit Alvar dann Otrar gemeint. Mit Bellasag^im [Rabasithim] kommen wir wie-
der auf bereits besprochenes Terrain.
Auch in § 32 möchte man auf die blossen Lesarten hin [Bellaseth B,
Bellefetum A, Bellecharim D) geneigt sein Bellasagtim in den Text zu setzen ;
aber dies würde nicht riehlig sein. Zu den zwischen Chowarezm und den
Mongolen strittigen Städten Transoxaniens kann Bellasagum nimmermehr ge-
hört haben. D'Ohsson a. a. 0. l, 631 vermuthet »Bilad Charazm, c^est ä dire
le pays de Kharazm«, aber auch das würde keinen in den Zusammenhang pas-
senden Sinn geben, denn das Land Chowarezm war ja nicht strittig. Sollte
Benakat (Finakat) an der Nordseite des Oxus gen>eint sein? Vgl. Ritter VII,
731. 739.
Die Länder jenseits des Oxus, also Transoxanien und Ost-Turkestan wer-
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Der Priester Johannes. 35
den auch in der zweiten Charta aufgeführt. Aber auch hier ergeben sich grosse
Schwierigkeiten. Zuerst wird genannt die terra Caracher [Baracher B) ; das
kötinte wieder Kaschgar sein, vielleicht aber auch die weit östlichere Stadt
Raraschar, oder gar Caracorum, dieser später so viel genannte Ort, den Yule
auf seiner Karte etwa iO Langengrade östlich von Belasagun in gleicher Breite
mit Bischbalig ansetzt, dessen Ruinen man noch heute nördlich von dem Ge-
birge Ruku üaban zu finden vermeint. Dann terra soldani Betrich [Bogrich B),
mir unbekannt; die ten^a quae dicitur Sacchero (Sachini B) iisque Sagibus {Sa-
chier B) ist vielleicht das Land des türkischen Stammes der Sakar am Oxus
(Ritter 8, 407). Dann sind verständlich Pharaga, d. i. Fcrghana, und Mar-
gana (Acargana A) d. i. Marghinan oder Marghalan neben Ferghana (Ritter 7,
734 fg.), ferner Coegent. d. i. Khokand, und Bocara, Wieder entzieht sich der
Erklärung Harsinoth [Arsmoc B) ; schwerlich ist hier an Arsareth, das Land
der zehn jüdischen Stämme (Ritter 8, 204) zu denken, das wohl bloss der
Sage angehört. Eher an Akhsikath, das oben hei Asgtichent besprochen wurde.
Zu § 29—31.
Nach der Eroberung der transoxanischen Länder und Städte, die aller-
dings in diesem Umfange nicht sogleich erfolgte, wie die Relatio später selbst
bestätigt, kommt David nach der terra^ quae dicitur Alaanary quae est in con-
finio Indiae^ und erobert dies Land, als dessen Hauptstadt, und Residenz eines
rex Persarum, Gasne, d. i. Ghazna, genannt und gerühmt wird. Offenbar denkt
sich die Relatio hier einen andern rex Persarum als vorhin, und sie lässt nun
diesen ebenfalls besiegt werden. Zunächst, welches Land ist hier gemeint?
Maveraelnahr, das sonst auch wohl einfach Alnar genannt wird, kann es, ob-
wohl d'Ohsson 2, 631 es vermuthet, nicht sein, vielmehr glaube ich, dass
wir einen sehr häufigen, in unserer Relatio auch sonst noch vorkommenden
Schreibfehler vor uns haben, dass u (r) und n verwechselt sind und wir
zu lesen haben Alaavar, worunter ich das damals seit langen Jahren mit
Ghazna verbundene indische Labore verstehe. Dann ist geographisch Alles in
Ordnung. Freilich geschichtlich ist auch bei diesem fernen Lande, wie sich
zeigen wird, mancher Irrthum mit untergelaufen.
Allerdings hatte es Jahrhunderte lang eigene Könige von Ghazna gegeben.
Gegen Ende des zehnten Jahrh. war dies Reich durch Sebekteghin gegründet,
und hatte beträchtliche Theile von Persien und Indien seiner Herrschaft unter-
worfen, aber bereits 1183 unter Khosruschab war es zu Grunde gegangen, und
auch die an seine Stelle getretene Herrschaft der Ghuriden (zunächst des Gaiath-
eddin und Schehabeddin) war bereits wieder untergegangen, der Chowarezm-
schah Muhammed hatte ihr im Jahr 1208 unter Gaiatheddin Mahmud den Garaus
gemacht. So konnte also seitdehi nicht mehr von einem eigenen rex Persarum
in Ghazna die Rede sein. Alte, festgewordene Erinnerungen haben hier die
Auffassung der Begebenheiten in diesen Gegenden gestört. Denn freilich ha-
ben die Mongolen heftig um Ghazna und Labore gekämpft, aber dieser Kampf
hing zusammen mit dem Kriege gegen den Chowarezmschah, und wurde recht
eigentlich erst, als dieser besiegt war, gegen dessen heldenmüthigen Sohn
Dschelaleddin geführt, der sich nach Ghazna durchgeschlagen halle. Es hat
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36 Friedrich Zarnckb,
also unsere Relatio einen Irrthum und ein oorepov irpotepov begangen, indem
sie den Kampf um Ghazna als ein selbstsMindiges Ereigniss behandelt, einen
eigenen rex Persarum in Ghazna elablirt und die Einnahme dieses Landes
früher erzUhlt als den Ausbruch der Feindschaft zwischen Dschingiskhan und
dem Ghowarezmschah. Im Februar 4221 musste Dschelaleddin aus Ghazna
fliehen. Erst seit 1225 gelang es ihm wieder zu Macht und Ansehen zu ge-
langen, ja sogar das westliche Persien noch einmal in seinen Besitz zu bringen.
Interessant ist was unsere Relatio von der BlUthe der Söfls in Ghazna
berichtet, dass sie dort 600 Funduks hatten, ausser welchen noch 500 Mo-
scheen und ebensoviel Schulen sich dort fänden. So viel ich weiss ist uns
etwas Aehnliches sonst nicht berichtet, aber es^ stimmt durchaus zur Wahr-
scheinlichkeil. Die Süfis waren eine besonders über das östliche Persien und
Indien sich verbreitende Seele, und so war in Ghazna für sie ein natürlicher
Mittelpunct gegeben. (Vgl. Dozy, Hei Islamisme, 4863, S. 209). Von der
religiös-orthodoxen Richtung in der Stadt erzählt noch Sultan Baber (geb. 1483,
vgl. Ritler 8, 442).
Zu § 32—46.
Mit dem Kampf gegen den Ghowarezmschah treten wir in grössere geschicht-
liche Helle. Durch die Besiegung des Kutschluk 124 8 grenzte das Reich der
Mongolen an das Gebiet des Chowarezmschahs, der seit 4208 einen Theil von
Transoxanien in Besitz halte. Dieser, Alaeddin Muhammed, stand damals auf
der Höhe seiner Triumphe. Nachdem Khorassan, Mazenderan , das Persische
Erak , Adherbidjan und jener Theil von Transoxanien seinem Reiche einver-
leibt war, hatte er 4208 auch das Reich der Ghunden erobert und 4245 das
von Ghazna, das ein Sciave Tadge eddin Ildiz in seine Gewall gebracht hatte.
Hier halle er im Archiv Documente gefunden, die bewiesen, dass schon früher
der Ghalif von Bagdad Nassir Ledinallah den Theilfürsten Schehabeddin von
Ghazna gegen ihn aufgereizt habe. Er beschloss dies zu rächen, Hess in einer
Versammlung den Ghalifen absetzen und einen neuen an seine Stelle ernennen.
Dann machte er sich 4217 zu einem Kriegszuge gegen ihn auf, eroberte das
ganze westliche Persicn und stand im Begriff, auf Bagdad zu rücken, als auf
der Höhe seines Glückes der Umschlag eintrat (Abulfeda 4, 283: e fastigio
gloriae ad extremam miseriam deturhatus fuii) ; zwischen Hamadan und Bagdad
nöthigte die strenge Winterkälte ihn twv Umkehr. Er setzte Statthalter ein
und marschirte langsam nach Chowarezm zurück.
Doch war es nicht die Winterkälte allein gewesen, die seinen Siegeszug,
der bereits die Sultane von Syrien und Aegypten besorgt zu machen begann,
unterbrach. Gerade um jene Zeit fochten die Mongolen mit Kutschluk von
Karakitai und der Krieg neigte sich zu ihren Gunsten. Die Besiegung des
alten Bundesgenossen des Chowarezmschahs musste auch diesen in Mitleiden-
schaft zu ziehen drohen, und so war seine Nähe gefordert. Abulfeda (Adler
4, 263) sagt denn auch, wo er die Rückkehr Muhammed's erzählt: praesertim
quum ipsi metus incumberet, ne forte Tartari teiTÜoiHum suum absente se in-
vaderent. Die übermüthige Ermordung der Kaufleute in Olrar, auf den un-
vorsichtigen Befehl Muhammed's hin, gab dann die Veranlassung zum Ausbruch
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Der Priestbr Johannes. 37
des Krieges, der im Winter 4219 begann (im Herbsl brach Dschingiskhan von
Irtisch auf, d'Ohsson ], S. 457], als Muhammed kaum in seine Staaten zurück-
gekehrt war, und der bereits mit den ersten Schlägen den Cbowarezmschab um
Haus und Hof brachte. Wie ein gehetztes Wild scheuchten die Feldherren
Dschingiskhan^s ihn vor sich her, bis er endlich auf einer Insel des Kaspischen
See^s eine Zuflucht, bald aber auch (47. Februar 4224] daselbst seinen Tod
fand.
Zu den £ntstehungsursachen dieses Krieges bringt nun unsere Relatio einen
Beitrag, der kaum von der Hand gewiesen vsrerden dürfte. Dass die Chalifen
von Bagdad dem Ghow^arezmschah von allen Seiten Feinde auf den Hals zu
hetzen bemüht waren , wissen wir auch sonst. Schon früher war dies ge-
schehen, vgl. d'Ohsson 4, 485. 487 fg.; wir sahen, welche Docuroent; Mu-
hammed in Ghazna fand. Dass nunmehr der Ghalif doppelt thätig in dieser
Richtung sein mussto, je mehr er direct vom Chowarezmschah bedrängt wurde,
liegt auf der Hand. So erzählen uns denn die muhammedanischen Schriftsteller,
dass Nassir es war, der den Dschingiskhan gegen Muhammed aufstachelte; nur
andeutend und zweifelnd Ibn Athir »Wenn die Behauptung der Perser, dass
Nassir die Tartaren ins Land gerufen habe, wahr ist, so ist dies eine That,
neben welcher das grösste Verbrechen gering erscheinta (Weil, Gesch. d. Chal.
3, 384 Anm.]; bestimmter schon Abulfeda (Ausgabe von Adler] 4, 329: Huic
Nasero quoque Tartaricam irhputant calamitatem. Hunc enim aiunt Tartaros ex-
citasse et allicuisse in territorium Muslemicum eo fine, ut Chovarezimschahum
Muhammedemf Tacaschi filium, quem capitalt odio persequebatur, exercerent et
pessumdarent, eoque a vexanda Iraca averterent. Vgl. noch d^Ohsson 4, 210 fg.
Anm., 2, 632. Weil, Gesch. der Chalifen 3, 384 Anm., 382. Und Abulgasi
(Desmaisons S. 403] sagt ganz direct von Dschingiskhan: Malgrd l^ambassadeur,
que lui envoya de Baghdad le Khaliphe Nassir, il n^accorda aucune attention
aux propositions , qui lui furent faites jusqu^au moment u. s. w. Mir-
khond und Nisawi handeln ausführlich über diese Gesandtschaft.
Dem fügt nun unsere Relatio noch die Angabe hinzu, der Chalif habe
sich des Patriarchen der Nestorianischen Christen bedient, um den Dschingis-
khan herbeizulocken. D*Ohsson (2, 629. 632] erblickt hierin blosse Wichtig-
thuerei des Verfassers der Relatio, der sich hier als Nestorianischer Christ ver-
rathe. Aber, wenn wir die mannigfachen Bezichun;^en beachten, die gerade
von den Christen des Ostens und Inner-Asiens zu den Gegnern der Saracenen
unterhalten wurden, so ist die Annahme wohl nicht unmöglich, dass diese Be-
hauptung zu einem Theile auf Wahrheit beruhe. Ob freilich die Nachricht
von der späteren Gesandtschaft des David an den Chalifen und von dem Zei-
chen des Kreuzes auf dem Banner derselben (§ 54 fg.] ebenfalls auf Wahrheit
beruht, mag dahin gestellt bleiben. Hier mag ein Missyerständniss mit unter-
gelaufen sein, oder vielleicht fand sich der Chalif in seiner misslichen Lage
zu Concessionen an die so zahlreich im Lande vorhandenen Christen bewogen,
entfernte auf Wunsch des Patriarchen eine diesem unbequeme Moschee, und
gestattete bei besonderen Veranlassungen ein ähnliches Vorrecht, wie es die
Georgischen Christen in Jerusalem genossen. In dem Tractatus de decem na-
tionibus im Anhange des Itinerars des Joh. Hese heisst es von ihnen: Quando
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38 Friedrich Zarncke,
veniunt ad sanctum sepulchrum. non solvunt Sarracenis trihutum et ingrediuntur
lerusalem cum vexillis erectis, quia Sarraceni eos timent.
Sonst entspricht Alles j^ar wohi der Geschichte. Ausdrücklich werden
treugae zwischen Dschingiskhan und Muhammed erwiihnt (§ 32 und 33) ; ein
solcher Vertrag war nach Ahulgasi (Desmaisons S. 403) wirklich durch
Dschingiskhan^s Gesandten Mahmud Üvady mit Muhammed abgeschlossen wor-
den, und Dschingiskhan N\iderstand lange den Anreizungen des Chalifen, ihn
zu brechen. Was das Datum desselben betriffl, so ist kein Zweifel, dass der-
selbe 1217 bereits geschlossen war, da die Virhandlungen mit dem Chalifen
in den October dieses Jahres fallen. Vgl. Weil, Gesch. der Chalifen 3, 384
Anm. Ob derselbe freilich wirklich die Abtretung von ganz Transoxanien zum
Gegenstande \ atte, ist wohl mehr als zweifelhaft, da noch wahrend seines Zugs
gegen den Westen Muhammed einen Statthalter in Otrar hatte. Dieser Zug
1217/18 wird richtig skizzirt; wir kommen auf die einzelnen Ländernamen
weiter unten zurück. Der Chalif wird Alenanzer LedinaUa genannt, d. i. AI
Nassir Lidini-I-Iahi. Letzteres bedeutet »Beschützer der Religion Allah's« (Weil,
3, 366), also auch die üebersetzung auxilium divinae legis ist ganz zutreffend.
Der Nasal in dem Namen AI Nassir [Alenanzer] erkläia sich ausreichend aus
der arabischen Aussprache des Wortes, bei der überdies die Aehnlichkeit
des Namens Almanzor auch mitgewirkt haben mag. Richtig wird er filius
Mostadi genannt; Nassir hiess Ibn al Musthadi. ' Wenn sein Name zweimal
genannt wird, und zwar das zweite Mal abweichend von der früheren Be-
nennung: nomen eins vocaltir Ramasne [Romangur C), so ist dies letztere Wort
schwerlich etwas anderes als eine üble üeberlieferung, es kann nur verschrieben
sein für i4/e/ianj3wr ; femer ist es das Wahrscheinlichste, dass in der ursprüng-
lichen Vorlage an der ersten Stelle dieser Name gar nicht stand, sondern ein-
fach Ledinalla. So ist denn Alles klar und verständlich. Auch die Regierungs-
zeit des Chalifen ist genau angegeben. Nassir kam Ende März 1180 zur Heir-
schaft, hatte also im März 1221, wo die Relatio abgefasst worden sein muss,
gerade 41 Jahre regiert. Er starb am 6. October 1225 (Weil, Gesch. d. Chal.
3, 363 und 450). Auch die Verhältnisse in Bagdad sind richtig angegeben.
Beide, sowohl der Chalif wie der Patriarch, residirten dort*) : der Patriarch
inmitten der Stadt, der Chalif ausserhalb derselben in einem eigenen Stadt-
viertel. Der Letzlere reitet also nur von einem Theile Bagdads zum andern.
Richtig ist auch, dass der Chalif Nassir sich fast nie öffentlich zeigte. Von
seinem Sohn und Nachfolger sagt Abulfeda (Adler 4 , 329) : conspiciendum se
suis dahat, contra quam pater eins fecerat^ perraro in puhlico solilus comparere.
1) Assemanus in der Bibl. Orient. Clement. Valic. III, t (De Syris Nestorianis),
S. 626: Bagdadum . . . Chalipharum Mosulmanorum usque ad annum Hegirae 65&,
Christi 4258, sedes fuii. Ibi \eslorianorum patriarchaSy qui apud chaliphws plurimum
pollebant, domicilium fixere^ ui ex rebus eorum gestis ab Aviro et Gregorio Barhebraeo
conscriptis liquct: diplomata practcrca a chaliphis oblinuerCj ut Graecis et lacobitis
Melropolitanis inde eieclis sibi solis liceret in tirbe Bagdado commorari sedemque
ßgcre. Ifinc novi patriarchae eleciio ibidem facienda in Pontipcali praescribitur. Qui-
que Nestorianorwn anlistes appeltabatur, eum Bagdadi patriarcham lacobitae Graeci-
que nuncupare coeperunt.
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Der Priester Johannes. 39
Ich weiss nicht, ob jene in § 40 erwähnte ausdrückliche Abmachung, dass die
Patriarchen nicht mit christlichen Fürsten über die Verhältnisse des Chalifen-
reiches correspondiren durften, anderweit berichtet wird ; die Wahiheit der An-
gabe ist keinesfalls zu bezweifeln. Ungenau ist es, wenn in § 43 die Rückkehr
des Ghowarezmschahs angegeben wird als eingetreten auf die Nachricht von
dem schon erfolgten Einbrüche der Mongolen in seine Besitzungen. Der Krieg
brach erst 1219 aus. Weil 3, 384. Auch kommt die Relalio mit sich selbst
in Widerspruch, wenn sie, nachdem sie vorher ^§ 33) ganz Transoxanien an
die Mongolen hat abtreten lassen, jetzt berichtet, dass Muhammed, dessen Län-
der (also, genau genommen, diesseits des Oxusj ja schon überritten sein soll-
ten, über den Oxus dem David entgegengehen lässt. Aber diese letztere An-
gabe ist der Geschichte entsprechend. Muhammed rückte den Mongolen bis
nördlich vom Aral-See entgegen (Weil 3, 384), zog sich dann zurück und im
Februar (nach Ibn Athir, dem Weil 3, 385 wohl mit Recht folgt) oder im März
(nach Abulfaradsch, dem d'Ohsson 1, 228 fg. folgt) 1220 erfolgte bei Buchara
die entscheidende Niederlage Muhammed's. Dieser floh mit einigen Getreuen
(d'Ohsson i, 24i fg.), und starb am 17. Febr. 1221 auf einer Insel im Kas-
pischen See (Vambery, Gesch. Bochara's 1, 147, wo mit gewohnter Salopperie
fälschlich 1220 angegeben ist). Unsere Relatio ward geschrieben, als man über
sein Schicksal noch im Ungewissen war.
Zu § 47—53.
In dieser Partie werden die Eroberungen der Mongolen diesseits des Oxus
aufgefühlt, mit Ausnahme von Ghazna, das bereits oben vorweg genommen
war. Einen Fehler macht die Relatio darin , dass sie den David selber den
Zug nach dem Westen mitmachen lässt (distat a Baldach per quinque dietas
§ 52). Das war nicht der Fall. Dschingiskhan blieb am Oxus und wandte
sich darauf nach Ghazna, und von da wieder zurück ins Innere Asiens. Für
die vierzig Abtheilungen, in die nach § 47 David sein Heer eintheilte, möchte
man gerne mit B »vier« lesen. Denn in so viel Hauptheere vertheilte Dschingis-
khan in derThat seine Völker (vgl. u. A. Woil, Gesch. d. Chal. 3, 386), aber
die Ueberlieferung weist auf die übertreibende Zahl von 40.
Von den geographischen Namen entzieht sich eine nicht geringe Anzahl
der Bestimmung, und im Folgenden soll daher wesentlich nur das ganz sicher
Scheinende angegeben werden. Ob es sich bei der gar keine Gewähr bie-
tenden Ueberlieferung der Mühe verlohnen wird, auch die übrigen Namen noch
zu behandeln, mag dahingestellt bleiben ; einem Orientalisten, der eingehende
Kenntniss von den gleichzeitigen Quellen besitzt, wird es vielleicht möglich
sein, die Untersuchung noch weiter zu führen, namentlich mit Hülfe des Per-
sischen vielleicht noch das Eine oder Andere genauer nachzuweisen. Einer
erschöpfenden uimI methodischen Untersuchung wird stets die Ueberlieferung
ein nahezu unübersteigliches Hinderniss in den Weg legen. Ich bezeichne,
wie oben angegeben, die Relatio mit I, die zweite Charta mit II, die
dritte mit HI.
1. I, § 48; II, § 2; HI, § 2. Es sind die Städte von Chowarezm und
Khorasan, die hier aufgezählt werden. Zweifellos ist Choarismen = Chowarezm;
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40 Friedrich Zarnckb,
Sarches (in 11 Sirchos. Sireos) = Soiachs 'auch hei Ihn Haukai Sarches, vgl.
Ritter, Asien 8, 277. Sarkhas auf einigen mittelalterliehen Karten bei Leiewel,
Geogr. du moyen age, Alias, 1851); Thus [Chios, in H Thos^ Tos) = Tüs;
Tarsis'iTersis) =Turschiz; Dargan = Dschardjan, östlich von der Süd-Osl-
eeke des Kaspischen See^s, jetzt in Ruinen, oder vielleicht Darchan am Oxus;
Chorasan; Nichagyar = Nischapijr; Termode = Termed, Termez; Nassa =
Nesa, Nissa ; Bastem (in II, Baston, Baifan in I) = Bastam ; Bolche = Balkh ;
in Mero (in II, }foa, Mea in I) steckt zweifelsohne Merw, und Ceregi ist wohl
Kerki; ob Techris etwa Tocharistan meint, ist weniger sicher zu sagen.
Bei Segistan möchte man zuniichst an Sedschestan denken, falls diese Pro-
vinz damals bereits von den Mongolen überzogen worden war; Herat war
1320 nur vorübergehend in den Hunden der Mongolen gewesen, die definitiv in
diesen Gegenden erst 1222 siegten ; vielleicht ist Bagistan gemeint; in Saarsüan
möchte man Laristan vermuthen, aber so tief in den Süden scheinen die Mon-
golen damals nicht gekommen zu sein ; Messedenh {Messedali) für Mesched zu
nehmen, ist kaum gestattet, da, als Tüs noch blühte, Mesched schwerlich be-
reits eine Bedeutung hatte; Mean [Melim Seheri [Seihen , Schere, Seeri in II)
könnte man mit Iran Schehri (Ritter 8, 239) zusammenbringen wollen, aber
das ist eine Bezeichnung für Nischapür (Rilter 8, 322) und dieser Ort ist ol)en
bereits genannt. Aller Erklärung scheinen zu spotten iVan/t/ [Maurvum; in II
Muhum. Maummerie] ; Baguarda [Lingtmrdan] ; Edabamagan [Hedemagan] ; Che-
chi. In II ist Coresen [Corellen) terra soldani Machemoth wohl Khorasan, nicht
Chowarezm, denn auch Khorasan war bereits seit zwei Decennien sein Haupt-
land. Von Mero, Maummerie [Mahum]^ Sirchos [Sireos)j Thos [Tosj^ Bastem,
Schere [Seeri] ist bereits die Rede gewesen ; Nassachor [Nesaur] ist ohne Zwei-
fel Nischapür. Sarasten [Seresten) vermag ich nicht zu bestimmen; Barach
scheint dem Baguarda in I entsprechen zu sollen ; bei //e/re (Herce) darf man
wohl an Herat denken; allerdings ward diese Stadt nach d'Ohsson erst am
14. Juni 1222 eingenommen, nach Desguignes 3, 63 aber bereits 1221; Abul-
gasi löst den Widerspruch, Herat war bereits 1220 vorübergehend in den
Händen der Mongolen gewesen (Desmaisons S. 126). Jeder Erklärung ent-
ziehen sich mir aber Amanchioniro (Ämonzen) ; Dadli [Dvbuli) ; Gaharamien
[Haborm) ; Damerigagi [Damarichasi] . Die Relatio giebt die Zahl der kleinen
Städte und Lager auf 200, die Charta H auf 230 (232) an.
2. I, § 49. H, § 3 und 4. III, § 3 und 4. Es folgt in I dtis regnum
soldani Soniar \Salmar, Semar, Cattay) ; in II heisst es terra soldani Senetha
Scenecha), Ein solcher Fürst [soldanus wohl für Atabek gebraucht) ist mir
nicht bekannt; die gemeinte Gegend scheint aber am Südostufer des Kaspi-
schen See's gesucht werden zu müssen. Den dritten Namen giebt II wohl am
correctesten Dehestan (Devestam, in I Deschaan, Desicham), und mit Curchaan
[Chuetam, in II Gargan, Gargau) ist zweifelsohne Corciin neben Dehist^n ge-
meint. Sollte in Delbikan (in I, Debihagan, Vibangari in II) etwa Derbi Kaneh,
der Palast auf der Citadelle von Teheran (Rilter 8, 609) , welche Stadt noch
nicht erwähnt ward, stecken? Der geographischen Lage wegen ist dies freilich
wenig wahrscheinlich; auch Talekhan (westlich von Balkh) führt uns zu weit
von^ der durch Dehist^n und Corc^n angewiesenen Gegend, desgl. der Bezirk
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Der Priester Johannes. 41
Talekhan am Kaspiscben See ;Riller 8, 593) nordwestlich von Teheran. Nichts
anzufangen weiss ich mit Musahar [Misaurum, in II Nessihor, Nessier).
Daran schliesst sich in I eine provincia Dalgor [Delgor , Delgoc, Dolgoy,
und in II entspricht regio de Canttm et de Herim (Decantandehensin) , nicht
bloss der Reihenfolge nach, sondern auch dadurch, dass beide 8 magnas civi-
tates enthalten sollen. An Deregoz (nach 1) oder Damghan (nach II) zu den-
ken, hiesse ziemlich unwahrscheinlich drauf los rathen.
Dann folgt, völlig klar, regnum de Mazenderan mit acht grossen Städten,
in II regiones Maherentzedran (in b verderbt in regines Maaharem Rediamos)
mit zehn grossen Stiidten utyji 250 grossen Befestigungen. Mit Recht heisst es
in I, dass hier das Ende der Lander des Chowarezmschah sei.
3. I, § 50 und 51. II, § 5 und 6. HI, § 5 und 6. Es folgt in I: magnum
Arach^ d. i. regnum soldani Tagiel [Tagyel] in introitu regni Persarum, Mit
Tagiel wird Togril gemeint sein, und dies wird der Alabek sein, den Des-
guignes Einl. S. 316 erwähnt: Gothbeddin Thogrül, Sohn des Saignr, der in
Erak zur Zeit des Modhaffcreddin abuschadgia saad (1194—1226) regierte.
Die Gegend, die gemeint ist, ist deutlich; es ist das persische Irak, und fast
alle Städte, die genannt werden, lassen sich leicht bestimmen : Ray [Rahi) ist
= Rei, das alte Rhagae; Auher [Aer] = Abh^r; Schenianan [Seheman] =
Semnan; Caxisvin [Causniny Casum) = Kazwin; Senchan [Cenean] = Zendjan;
Cham [Cames] = Küm (Kümls?) ; Chaseam = Kaschan; Amedam = Hamadan;
Esbokan [Eheban] = Isfahan ; Setichehan [Cenzeham)^ in welchem man zunächst
ebenfalls Zendj^n suchen möchte, ist vielleicht Zengawtn ; Conine [Choone] wohl
= Ghomein; Amiana [Ainiana] vielleicht = Awromän, und Schemeneth etwa =
Senendedj. Es entziehen sich mir der Erklärung SchariaCj vvofür B Johem
giebt, und Sanguhaa, wofür ß Sangarahau liest. — Ausserdem, heisst es,
seien in diesem Lande noch mehr als 300 Lagerplätze.
Die Charta II ist in der entsprechenden Stelle wenig klar. Sie zählt drei
Potentaten auf: 1) regiones soldani magni, qui potentior est praedictiSj Cajoreseth.
An Stelle des letzteren iNaniens stehen in b zwei: Chaoreth, Sevakem^ unde
veniunt optimi bocaramni Homeral, so dass man irre wird, ob hier ein Eigen-
name oder zwei Ortsnamen gemeint sind. Doch ist hier in b wohl ein Schreib-
fehler, denn ganz ähnlich heisst es bald darauf in a und b: Sephen, unde ve-
niunt optimi bagaramni [bocarii a) Hamedam [Harnet b). Eine geschichtliche
Person, die unter dem überlieferten Namen Cajoreseth versteckt sein möchte,
weiss ich nicht anzugeben. 2) terra soldani Teor in Delharach (dafür in b:
Ther en del Barach] ; weder der Eigenname noch der Landesname ist mir klar.
3) inde venit prope ßaldach et cepit a latere terram Debihagan [de Biang h) ;
früher war Debihagan an Siellc von Delbikan in I genannt. Darin sollen 47
grosse Städte und mehr als 420 (320) kleinere sein. Man möchte glauben, es
könnte Nichts Anderes als das persische Irak gemeint sein. Auch darf man
unter Sephen, Sevahem wohl Sephan, den Pehlvi-Namen für Isfahan vermuthen
(Ritter 9, 41); Leray [lerahe] ist vielleicht = Rei, Hamedam [Hamet, Homerat)
sicher = Hamadan, Chon [Chan] = Cham, Aschar (Hassaharum) = AbhAr
oder Hiss^r; Chassehen [Casehen] = Kaschan. Ohne Erklärungsversuch lasse
ich Casuhil [Chachasm).
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42 Friedrich Zarncke,
4. I, § 52*. II, § 7. HI, § 7. In l folgt terra de Diarhachan [Diaherlam],
nicht, wie man leicht geneigt sein könnte anzunehnien, Diarbekr, sondern
Aderbadagan, Adarbigan (Ritler 9, 768. 769) , gewöhnlieh Adherbeidjan (Az-
derbeidschan) genannt, wie die aufgeführten Städte bezeugen : Bellochan (Bella-
can) = Abded Paiikhan (vgl die Karte zu der ffanz. Uebersetzung von Malcolm's
Gesch. Persiens) ; Cohai [Cheai) = Khoi ; Change [Chang) wohl Ganja, Gendje
(bei Abulfeda Conga) ; Eschenii [Eschmi = üschnu ; Äramre Annume] = ür-
mia, Urumia (Ritter 9, 943) ; Menaga = Meragha, Maragha ; Chanogun = Kha-
naga (Ritter 9, 643. 914); Sardahan = Sertehen (vgl. Karte zu Malcolm; an
Serdschihan , 5 Farsangen nordöstlich von Sullajua , ein Schloss mit 50 dazu
gehörigen Dörfern, vgl. Hammer, Wiener Jahrbb. 1819, VH, 274, ist der Lage
wegen nicht zu denken) ; Solemeste = Solmas. Wahrscheinlich steckt in Mirris
[Nurcis) wohl Tebriz, in Eiohan [Heboran) wohl Eriwan; in Enusch'aar etwa
Ardischai (Ritter 9, 945 fg.) ; Teclenwdi könnte verschrieben sein für Dilm^n,
und nur Gyardun und Munedo scheinen mir jeder Deutung zu spotten.
Die Charta H hat an dieser Stelle terra soldani Sardahan (Sardaham),
welcher Name in 1 als Ortsname auftrat und auch als Eigenname keine Deu-
tung zulässt, da an Serdsche Khan wohl nicht zu denken ist. Dann werden
vier civit^les aufgeführt, darunter ganz klar: Selemesth (Celeniestrim) = Sol-
mas; Marahage [Marahache] unde venu terra , qua capita abluuntur = Ma-
ragha; unentschieden muss bleiben, ob Marahan [Marchiam) etwa = Marand
ist, und noch grössere Schwierigkeit macht Harmam (Haema) ; ist dies Eriwan?
oder sind die Haccarenses gemeint, die Hakkrar, südlich vom Wan-See, west-
lich von Tebriz? An Harran, östlich von Haleb, ist nicht zu denken, da diese
Stadt schon tief im arabischen Machtgebiete lag.
5. I, § 52^. H, § 8. Hier ist es mir nicht gelungen, Klarheit zu gewinnen.
In I heissl es: provincia, qxiae dicitur Chanka [Cancha, Chanta) mit 20 Städten
und 120 Lagern, et regnum istud vocatur regnum Ebebeth [Ebibich, soldani Ebi-
bec)y quod dicüur parvum Arach, id est parvum regnum ^) . Daran seh liesst sich
dann die Angabe, dass der König David nur noch fünf Tagereisen von Bagdad
entfernt sei. Die Bezeichnung parvum Arach, das kleine Irak, kommt sonst
nicht vor, es werden nur das arabische und persische Irak einander gegenüber-
gesetzt; an jenes ist aber hier nicht zu denken. Der Name Chanka führt nicht
weiter, man müsste ihn denn für das im Norden Adherbeidjan's liegende Ganja
nehmen ; aber dann würde die Benennung parvum Arach ganz unerklärlich sein ;
ebenso, wollte man unter Chanka etwa das oben ebenfalls bereits vergebene
Khanaga versleben. Auch der Name Ebibek, in dem man doch zunächst den
Namen Abubekr sucht, passt auf keinen der Herrscher und Atabeken jener
Gegenden. Dürfte man das Land neben Adherbeidjan und Georgien suchen,
so würde sich der bekannte Uzbek, » filius Pehluvani, dominus Aderbiganae et
Ranae [vel Iranae]«, wie Abulfeda 4, 263 ihn nennt, herbeiziehen lassen. Aber
dem scheint 11 zu widersprechen, wo doch wohl dasselbe Land gemeint wird,
*) Vielleicht ist dasselbe Land gemeint bei Johannes de Piano Carpini (Recueil
IV, 709, wo aufgezählt werden Armcni, Cangiti, Comani], Vgl. seine Reise durch
das Land der Kangitae, die den Comanen benachbart sind, das. 749.
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Der Priestee Johannes. 43
da unmittelbar dahinter wie in I die Entfernung von Bagdad angegeben wird,
und zwar dieselbe wie in I, t^que Baldach Ö dietas. In II aber wird, was
in 1 nicht klar ist, die Entfernung direct auf das vorher genannte Land be-
zogen : et haec est ultima regio Persidis ex parte nostra, 11 nennt dies Land
terra amiralis Bobair (Bobacce b), 11 grosse und 170 kleine Städte enthaltend,
mit der Metropolis Kerne (Chome). Der Name jenes Emir ist mir nicht be-
kannt, und sollte die Hauptstadt Kerne = Küm sein, das II allerdings früher
noch nicht nannte, so würden I und II hier und schon früher weiter ausein-
ander gegangen sein, als wir sonst zu vermulhen Grund haben. — Unter
Muscebech (Musehec, Ammusther] ist doch wohl Mausa, Mossul, d. i. Ninive,
zu verstehen.
6. 1, § 53. Zum Schluss wird in I noch erwähnt, dass die Spitze des
Heeres der Mongolen in Georgien angekommen sei. Man siebt hier, wenn man
die Vaiianlen beachtet, wie man es sich auf verschiedene Weise zurecht zu
legen suchte, dass der für einen Christen gehaltene Tartarenfürst doch auch
gegen Christen zu Felde zog^). — Von diesem Einfall in Georgien erzählt
d'Ohsson a. a. O. 1, 326. Im Februar 1221 kehrten die Mongolen noch einmal
dorthin zurück und vernichteten in der Nähe von Tiflis das dort versammelte
Heer der Georgier, vgl. ebenda S. 327 fg. Dies letztere Ereigniss mag noch
gemeint sein; schwerlich die abermalige Niederlage der Georgier im Herbste
1221.
Ueberblicken wir das Bild der l^änder und Städte, das die Belatio vor uns
aufrollt, so finden wir, dass es durchaus correct den Zug des Heeres wieder-
giebt, das unter dem Namen der »westlichen« Armee (vgl. Abulfeda 4, 295:
Tartari haue legionem occidenlalem appellabant) von Dschingiskhan zur Ver-
folgung des Chowarezmschah ausgesandt wurde und das bis in die Nähe von
Bagdad kam und in Georgien einrückte.
Zu § 54—66.
Was hier von der Botschaft des Königs David , von seinem Antrage an
den Chalifen und von dessen Bitte erzählt wird, ist mir durchaus unklar, und
wird auch wenig klarer, wenn für teneUs in § 58 gelesen wird tenetj und
^j Die Georgier hatten übrigens anfangs selber in dem Glauben gestanden, die
Mongolen seien Christen. Ihre Königin Russutana schrieb 122 4 an den Papst Ho-
norius III : Si vos audistis, Uli mali hornines, Tartan, intraverunt terram nostram
et muUa damna intuleruni genti nostrae et interfecerunt sex millia de nostris, et nos
non cavebamus ab ipsis, quia credebamus eos Christianos esse; sed posteaquam in-
telleximus eos non esse bonos Christianos, collectis viribus insurreximus in eos et inter-
fecimus XXV millia de Ulis et reliquos fugavimus de terra nostra. Vgl. Raynald,
Ann. eccl. 4 224 Nr. 17 fg. — Freilich wie stimmt zu dieser prahlerischen Rede
die Erzählung von Abulfeda (Adler 4, 321) : Anno 4224 accedebant Tartari ad Tau-
rizam et postulabant ab eins domino üzbeko, filio Pehluvani (dem Manne der Russu-
tana) , ut, si amicos se cupiat bellique calamitatum immunis esse velit, Chovarezmicos,
(fuotquot penes se habeat, omnes tradat. Parebat Uzbek, imbellis et socors Homo et
ad indigna quaeque paratus, partimque occidebat Tartarorum capitales hostes, Cho-
varizmicos, partim compeditos una cum splendidi^ muneribus mtttebat Tartaris, eoque
eximebat ipsorum furori suam ditionem.
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44 Friedrich Zarncke,
wenn es in § 59 ohne me heisst: ut in terra isla (»dieser«, nach niiUelaller-
lichem Gebrauche.) badulum suum statitat. Verlangt der König David, dass der
Chalif Bagdad räumen solle? Man muss es annehmen, denn der Patriarch
hatte ja schon vorher seinen Sitz dort gehabt. Aber der Chalif antwortet gar
nicht darauf. Offenbar soll dann die Ermordung des bajulus in Kaswin § 63
zu der Erwähnung des bajulus in § 59 in Beziehung stehen. Aber in wie
fern ist dies der Fall?
Uebrigens ist das, was hier beiläufig erzählt wird, richtig. Die Mauern
von Jerusalem hatte Coradin (d. i. Maiek al Moaddhem) im März 4249 nieder-
brechen lassen : muri redacti sunt in acervos lapidum praeter templum domini
et turrim Davidj Oliver, hist. Damiatina bei Eccard 2, 4409, cap. 49. Abulfeda
[von Adler) 4, 277. Wilken, Gesch. d. Kreuzz. 6, 236 fg.
Auf der Fahne der Gesandten des Königs David ist ein Kreuz. Ein ähn-
liches Zeichen müssen die Mongolen wirklich geführt haben, und schwerlich
bloss um die Christen zu täuschen, wie die Königin Russutana es ihnen schuld
giebt. Vgl. Raynald, Ann. ecci. 4224 Nr. 48: Joannes porro magister equitum
litteras misitj in quibus asserit^ Tartaros sex illa Georgianorum millia primum
interfecisse, quod per speciem religionis praelato cf*ucis vexillo ipsos decepissent,
Caeterum, fraude detecta, u. s. w. Abel Remusat, M^moircs sur les rclations
politiques u. s. w. I, 402: Les historiens de Pologne rapportent aussi qu*ä la
bataille de Walstadt les Mongols portoient un grand ^tendard, sur lequcl ^toit
la figure de la lettre X : maximum vexillum, in quo depicta erai Graeca littera X.
Vgl. auch § 47 diviso exercitu in quadraginta crucibiis^).
Von der Ermordung des von Dschingiskhan in Kaswin eingesetzten Com-
mandanten (wie einen solchen auch Uamadan erhalten hatte) ist uns, so viel
ich weiss. Nichts überliefert. Aber die Relatio darf hier wohl als Ergänzung
unserer Quellen gelten. Dtmn nur durch ein derartiges Ereigniss scheint
sich die Wuth zu erklären, mit der die Mongolen die Stadt verwüsteten und
die Einwohner ermordeten, vgl. d'Ohsson 4, 325.
Rückblick.
Uebersehen wir die Resultate unserer Conlrole, so müssen wir
zugestehen, dass die Berichterstatter der Relatio im Ganzen sehr gut
unterrichtet waren. Erst mit der Unterwerfung des Reiches der Kara-
kitai 4 218 werden die iMongolen dem Westen sichtbar; was früher
liegt, ist in den Nebel der Sage gehüllt und manche richtigen An-
gaben sind falsch bezogen. Aber die Besiegung von Ost-Turkestan,
der Zug des Chowarezmschah gegen Bagdad, seine plötzliche Heim-
*) Ich bin dieser Stelle in den polnischen Quellen nicht weiter nachgegangen,
da au der Richtigkeit von Henuisal's Angaben nicht zu zweifein ist, bemerke aber,
dass Kopietz in seiner Dissertation de incursionc per Mongolos in Silesiam facta anno
\%\\ die beregte Stelle nicht anführt.
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Deb Pribster Johannes. 45
kehr, der Zug der Mongolen durch Transoxanien, Chowarezm, Khora-
san, Irak, Mazenderan, Adherbidjan bis nach Georgien und in die
Nähe von Bagdad, das Alles ist genau der Wahrheit entsprechend
geschildert, ja über den Zusammenhang der Ereignisse, die Verbin-
dung des Chalifen mit den Feinden des Chowarezmschahs und be-
sonders über die Rolle, die die Christen dabei spielen mochten, bie-
tet die Relatio beachtenswerthe neue Momente ; in ihren Schilderungen
ist mancher nicht unwichtige Zug aufbewahrt ; auch der Kampf gegen
Ghazna ist richtig dargestellt, nur dass dies Reich in Folge alter Er-
innerungen als ein selbstständiges behandelt ist, während es in Wirk-
lichkeit damals eine Provinz des Chowarezmschahs war. Nachdem
dieser Fehler begangen war, erforderte es die Disposition der Relatio,
den Krieg gegen Ghazna dem zum Theil früheren, zum Theil gleich-
zeitigen Kampfe gegen den Chowarezmschah voraufzusenden, weil auf
diesen das Hauptgewicht der Erzählung fiel. Auch Abulgasi erzählt
die Einnahme von Ghazna früher als die Verfolgung des Chowarezm-
schahs. Ein grosser Fehler der Relatio, indem sie den Beherrscher
der Karakitai »rex Persarum« nennt, ist wohl erst von den Ueber-
setzem in Damiette begangen, die den mächtigen »rex Persarum«
vermissten und nicht beachteten, dass es der Chowarezmschah (Cavars-
misan) war, den sie so zu nennen gewohnt waren.
I. ERSTE CHARTA, RELATIO DE REGE DAVID.
!• In nomine patris et filii et Spiritus sancti. Amen\
i. Haec est materia tocius^ processus regis David ^, filii regis
Israel, [filii regis Sarchisi"*,] filii regis lohannis, [filii de Bulgaboga^
Neslorinorum^] credentis in Christo Ihesu.
3. Rex David praefatus^ quem Deus protegatS est*" minor fra-
trum suorum*. 4. Pater eius, rex Israel, cuius animae Deus parcat*",
habuit sex filios, et hie fuit minor* omnium*". 5. Mortuo patre eius
1. *) Dieser Eingang fehlt C. 2. ^) fehlt AB. ^) Davidis A, sonst aber auch
in A unflectirt, ^] Sarcisi C. •) Bulchabot B, Bidgaboga A; Nestorinorum zu-
gesetzt C. 8. ^ fehlt C. «) der Zwischensatz fehlt AB. ^) erat A. *) fralribus
suis C, 4. ^] der Zwischetisatz fehlt AB. *) minimus AB. ™) omuibus C.
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46 FmuBicH Zarrcke,
successit et" frater eins primogenitus , et tarn ipse rex quam pater
eius, rex Israel, et avi et proavi eius eranl obedientes magno "^ regi
Pei^sarum, qui vocabalur** Chanchana^ quoil' dicitur in* lingua noslra
»rex regum«, et teira sua erat^ a Chassar" usquo Bel]asagum% quae
terra est ultra flumen, quod lingua persica dicitur flumen^ Geon*.
§• Praefatus autem^ rex Pei-sarum convocans astroiogos suoß'
quaesivit ab eis, ut ei futura praedicerent et quae Ventura* essent
post mortem eius^ ?• Qui iuxta consuetudinem eorum ceperunf"
puerum unum"^ virginem, quem minui fecerunt utroque brachio, et
sanguinem eius recipientes in uno vase coniuraverunt illum. 8* Puer%
antequam mortuus esset, praedixit eis omnia. Dixii quoque^ quendam
regem* David nomine\ valde nobilem, debere sibi subiugare regnum
Persarum. Praedictus* Chanchana, rex Persarum*", super hoc* con-
suluit eos™, [et] si scirent in provincia illa regem aliquem", qui vo-
carelur David. 9. Qui dixerunt nulluni'' scire, qui vocarctur^ hoc no-
mine*^; «tamen' rex Israel habuit" ülium unum parvulum\ ^qui voca-
batur" David,! qui nullius valoris est«. If* Dixit ergo'' rex prae-
fatus"^ astrologis: »Mittamus fratri suo^ ut nobis eum mittat, et sie'
occidamus eum et de nomine^ ipso nos liberabimus'«. 11. Misit pro-
pterea' nuncios suos ad regem Indiae^^ videlicet'' fratrem David, ut
ei fratrem suum mitteret, quia*^ ei volebat benefacere et^ honorifice
5. ") in AB, *») fehlt AB. p) vocalur B, ^) Canchaiia B und so fort, Chan-
cara D und so fort, ') qui A. «) fehlt B. *) exit C. ») Chasar AB, ^) Bella-
zacum B, Bellagacum C, Bellasichum A, Bellagaram D, ^) quod bis flumen AB,
^) Geos AB, ebenso in der Charta II. Da AB und II die Uebereinstimmung der
Namen mit der persischen Sprache ausdrücklich hervorheben, so sollte man glauben
Geos wäre die persische Form, Das ist aber nicht der Fall, Der Name lautet
nur Gihün oder G^hÜD (das g italienisch, toie dsch, ausgesprochen) , 6« ^) fehlt AC,
*) congregatis (convocalis Ä) asirologis suis AB. *) Tutura ^4. **) ipsius
A, 1. "") receperunl B, ^) fehlt B, 8. ^) El puer AB, puer aulem D. ^) eis
bis quoque (ergo A) AB. *) fehlt AD, ^) hiernach quondam, wohl ursprünglich
Wiederholung von quendam, A, ') Sic praed. AB, ^) rex Pers. fehlt A, Praed.
Ch. r. P. fehlt C durch Abirren des Auges von Pers. zu Pers. *) haee D, "•) sup.
6*5 eos] quaesivit ab eis quid (quod yl) super hoc dicerenl^Ä. ") reg.
aliq. fehlt B. 9. **) se nulluni BD, p) vocelur B. **) in AB. ^) Tunc unus eo-
rum: »rex Isr.« B. ^) habet AB. *) parvum B, ") vocatur .4^. 10. ') au-
lem A, etwa für ergo zu lesen vero ? *') praefatis C. *) fehlt B, ^) in AB. *) de-
liberabimus B, liberemus A. 11. *) praeterea CD, ergo AB, ^) in AB. ^) in D.
^) quod A. «) fehlt A,
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Der Priester Johannes. 47
promovere. !£• Frater vero' David, receptis super hoc nunciisS cuna
quibusdam ßdelibus siiis\ de quibus pocius' confidebat, misit fratrera
suum ad regem Persarum^, ignorans pravum consilium eius^ 13. Ve-
niente mUem"^ puero ad regem Persarum, laetatus est valde rex de
adventu suo. 14# Puer autem'' osculalus est terram coram eo^ eum-
que devotissime salutavit, qui valde formosus erat. Quem statim ut
vidit rex, misertus est ei^.
IS. Aderant ibi duae uxores ipsius"^ regis, quarum una erat filia
regis lohannis, amita regis Israel', patris' David, altera erat* ßlia regis
Ganici", [ex qua filium habebat, qui vocabatur Philippus.] It« Quae^
dixerunt ei: » [Neque tu times Deum"*"!] Puer hie* sub fide vestra^
ad vos* advenit* et est sub umbra vestra, et pedibus** tetigit tapetum
vestrum''; et*^ vultis eum pro nihilo® morti tradere«. \1. Et valde
istud improperabaut ei uxores eius\ [nam* una erat** Christiana^ sei-
licet'' amita patris ipsius' David, et altera" incredula]. Sic rex vere-
cundiam habuit in corde suo, el consideravil^ quid de hoc facturus esseC
Demum^ permissione divina dimisif* eum repatriare. 18. In continenti
vero"^ puer cum suis equitavit et' inslinctu divino per noctem et diem'
equitavit* quadraginta leugas", [tantum properans"" reditum suum equi-
taturas suas"^ mutando]. !•• Post* hoc^ accesser unt ad regem scri-
bae et astrologi sui, improperantes* [ei], quod male fecerat, quia*
ipsum redire permiserat^. St. Rex aulem^ in continenti poenitens de
eo quod fecerat^ misit post eum cursores [equites*], ut eum apprehen-
derent. Quem' invenire non potuerunt. ih Evaserat enim^ volun-
12. ^ aulera B. «) nunc, suis B. ^) fehlt A. ») fehlt AB. ^) praefalum BC.
*) ign. bis eius] dnbilans quid (quod Ä) vellet facere de fratrc suo AB,
13. ") in A. U. ") in D. «) ante eum A. p) eius v4ä. 15. *») fehlt AB. ') Is-
raelis r, sofist unflectirt. «) fratris D. *) fehlt A. '>) Ganichi AB. 16. *) qui A.
") vos timetis B, Neque vos limeatis diutius A. *) iste C. ^) noslra A. ') nos A.
*) venit C. ^) pedibusque D. ^) tapete v. Z>, lapelia veslra A. ^) fehlt C, Quare
D. ®) pro nihWo fehlt AB, dafür hinter ivikdere: pro vcrbis diabolicis vobis
annunciatis, videlicet pro liiis^ quae vobis dixit puer, quem minui
fecisiis el interfici. 17. ') in AB. *) quarum AB. ^) earum C. *) Griana
A. ^) videlicet TAifi^^r amita. *) ipsius patris i4. ") alt. erat Ä. ") el 6is esset AB.
<>) Deinde D. p) permisil AB. 18. *») in D. ') fehlt A. «)perdiemetnoctem
AB. ^) fehlt D, dafür hinter leugas: explevit. ") leucas AB. ') properavit B.
") in A. 19. *) fehlt AB, in A steht autem hinter accesserunl. y) in D. *) im-
peranles A. *) qnura A. *) permisil B. 20. "") in B. *) in AB. *) fehlt auch B.
') qui A. 21. ^j autem A, Sic puer evasit D.
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48 Friedbich Zarncke,
late divina*". Ubicunque enim (I. eliamfj hospilabaiur^ genles illius re-
gionis confluenles ad eum^ mirantes ;l. mirabantur) de rediiu mo\ De-
mum*' venil ad terram fralris sui^
22. Posl haec" spacio" triura aDDorum mortuus est fraler eius.
Omnes vero" de regno convenientes elegerunt** ipsiim in regem ipso-
nim'^ pro eo quod ipse"^ videbatur formosus, discretus et' magnani-
mus. 2$« Et', virtule divina, primo bono omine" promoverunt'' eum
in ordinem'^ seciindum consiietiidinem praedecessorum suorum, de-
inde* unxerunt eum in regem, demum^ copulaverunt ei in uxorem
fiiiam regis de Machachi'.
24. Et in tantum ipse*" laboravit, quod gentSs maximam^ copiam
congregavit, quam utique dinumerare nemo"" poterat, et equitavit super"*
terram Chanchana, videlicel^ regis Persarum. 25* Cui praefatus rex
Chanchana^ Persarum^ occurrit in*" muititudine magna et ad invicem
pugnaverunt. 2t« Sic voluntate divina et auxilio vivificae crucis rex
David praevaluit' ipsumque devicit, et maior pars gentis suae*" occisa
fuit praeter quosdam, qui se lavarhro baptismatis abluerunt^ 27. Ca-
ptus est etiam dictus Gbanciiana, rex Persarum"", et aureis compedibus
astrictus" super"" currura** ductus est** captivus' in terram regis David'.
28\ Praedictus autem^ rex David subiugdvit sibi totam terram
illius, quod regnum vocatur regnum"* regis regum"" Sarracenorum"^.
In quo"" sunt sexaginta quatuor magnae^ civitates, *[quarum" una vo>
*•) domini A. ') in €. ^) deinde BD, ») fehlt A. 22. ") hoc A, ") Post
spacium D. ®) omoesqoe AB, ^) convenerunt in unuro (eum ^4, elegerunl-
que AB. **) in A, eorum B. ') in B. *j et fehlt AD; bei Herstellung dieser sehr
discutablen Stelle habe ich mich an Jacob i\ Vitry*s Worte in seinem Briefe gehalten :
Omnibus praepositus est et in regem diviniUis coronatus. 23* ') a C, per mit Acc.
D. *) homine Ä. *) promovil Ä. '^] ordine ^4. *) et d. ^Ä. y) deinde v4^, post
haec Z>. ') Damachagi ABC, vgl. die geographischen Bemerkungen; da die Lesart
von D der richtigen Form des Wortes am nächsten kommt, so habe ich diese in den
Text gesetzt, obwohl sonst die Methode den Text zu constituiren verlangt hätte, die Les-
art von ABC zu wählen, 24. *) David vero tantum D, ^) maximae BC,
«) fehlt C, ^) invasil D. *) in C. 25. ^) in A, «) fehlt D. ^) cum AB,
26. *) proeliavit i4. ^) eius i4C, regis Persarum Z>. *) qui I. b. abluti sunt
AB. 27. ") etiam (enim Ä) rex P. Ch. praedictus AB. ") constrictus B. ®) et sup.
AB, P) currus C. *i) fehlt AB. ') fehlt B. «) reg. D.] Israel D. 28*. *) in D.
") voc. regn. fehlt durch Abirren des Auges B. ^) reg. reg.] regndrum D. '') AD
schreiben Sarraceni u. s. w,, BC Saraceni u. s, w, *) in ipso regno Z>. ^) fehlt
B. ^) et protenditur in septuaginta et octo dietas D.
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Dbr Priester Johannes. 49
calur Damagaleha% alia Casaliar\ alia Lakehelech% alia^ Melelli, ö/jö*
Bissibehelech^ ChatemS Asguchent^, Chaogent*, Baka^a^ Samar-
chanda, Phargana, Agagya^ 28\ Inier Casar" usque ad" Phargana**
sunt X dietae, a Phargana usque ad^ Chaogenl** allae x dielae, a
Chaogenf usque Bachara* xx dietae*, a Bachara"* usque"" Zarmieh'^
vni dietae, a Zarmicli'' usque ad Bokarichi^ x dietae, a Bokarichi' usqüe
ad* Alvar^ x dietae, ilerum*" a Zarmich** usque ad* Bellasacum' x*^ dietae.""
29. Postmodura** venit rex David ad terram, quae dicilur Ala-
anar*, quae est in confinio Indiae. In provincia vero\ ubi* est prae-
fata civitas Alaanar", sunt tot" civitales, quas*" dinumerare'' nemo
possit^. 39« Civitas, in qua rex Persarum morari consueverat, Gasne'
vocatur, quae" maxiina civitas^ est et populosa" valde, in qua sunt
quingentae'' machoineriae"' et totidem scolae et sexcenti'' fundeci^
ubi hospitari consueverant sophi' Sarracenorum, qui dicuntur in lin-
gua nostra monachi. 31« Praefatus rex David pugnavit postmoduni*
cum rege praedictae** terrae, quae didtur'' Alaanar^ et devicit eum
et *[lota'' fere gens eins occisa est' praeter quandam partem, quae
conversa est* ad fidem nostrara^.]
*) Damagatha C. ^) Chasahar etc, C, dann fehlen sämmtliche Namen bis inet.
Agagya. ®) Latehelicum B, ^) in B. ®) in B. ') Bissibehe, Lech A, Bessibehelec
B. «) et. c. Chacen B. ^] Asguhenl B. ') Caogenl B. ^] Bachara B, *) Againa
B. 28^« ") Acasar A, Sunt a Chasahar C, Et a Termagasar B [aus in-ler acasar ge-
worden?). ») fehlt C. *») Pharnaga C. p) fehlt BC. ^) Caogent B, Chaegunl C.
') Chaegunt C, ^) Racharam C, *) a Ghaog. bis dietae fehlt durch Abirren des
Auges B, ") Ragani C. ^) usq. ad B. ^) Zarunch B, Gamarith C. *) Gamarith
Cy VIII d. bis Zarmicb fehlt, wohl durch Abirren des Auges, B; dann et usque.
y) Boearigu B, ad B.] Abocharilh C. ^) Bocharith C, Bocarigu B. *) fehlt C,
\ Alnar C, Abaar B, ^) item B, fehlt C, ^) a Garmich C, ararunch (/. a zarunch,
s, 0,) B. *) fehlt B, usq. ad fehlt C. ^ Rabasithim {wohl aus Bellasicbira ver-
schrieben) C. «) fehlt A. 29. ^) fehlt D. ») Alaanarum B, Alanar A. ^) fehlt B.
^) in qua Sita Z>. ") Alanar A. ") tantae AB, ^) ut eas Z>. p) divinare C,
^) posset BC. 30. ') Casne C, Gafne A, Cabie B. «) el D, *) fehlt D. ") copiosa
A. ^) octingentae B. *) malmariae C, maumeriae D. *) sexcentum C. ^) fundeci
BC, fundeti A, tundeti D. Es ist arabisch funduk, aus 7cavSo}(8iov, mlat. fundicus oder
fundacum, ital. fondaco, eigentlich ein Magazin und Einkehrhaus für Kaufleute. So
hatten im Jahr 4322 in Alexandria die Kaufleute von Marseille, Genua, Venedig und
Catalonien und viele andere ihre eigenen fundici. Vgl, Kunstmann, in den Hist. polit. Bll.
Bd. 39 (4857, I), S. 493. ») sophy D, sophistae A. 31. *) fehlt D. *») dietae B.
^) in A. ^) Alanar A. ®) omnem exercitum eius occidit praeter pau-
cos, qui ad fidem nostram conversi sunt D. '} fuit B. ^] fehlt B.
Abhandl. d. K. S. O^sellscb. d. Wissensch. XIX. 4
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50 Friedrich Zainckk,
32* Et subiugata^ sibi Iota terra illa reversus' est ad terram,
qaae dicitur^ Chata^ Tuqc erant treugae ioter regem Ghata"" et
Chavarsraisan", et*" erant^* inter eos terrae** pro indiviso, scilicet'
Bachara'' et* Sarmachant'' et"" Bellaseth"^. SS« Praefatus* Chavarsmisan
luisit nuncios suos ad regem David et concordavit cum eo, deditque
ei totam terram, quam habebat ^ ultra flumen' 6eon\ 34« Postquam
enim^ ipse fuit securus^ de rege David, congregavit gentem maxi-
mam"^ et ivit super quandam proviuciam, quae vocatur Chorasan%
[et super magnum Arach et parvum Arach, quae sunt magnae pro-
vinciae, et Diarbechen^, et venit prope Baldach ^ per sex dietas.
3S« Qui misit^ nuncios suos ad chalipham^ de Baldach ^, [qui domi-
natus fuerat in Baldach per annos xli, qui vocatur Allnanzer^ Ledi-
nalla"^, quod est interpretatum »auxiHum'' divinae legis«; istud est
32. ^) Subiugaia itaque Z>. *) regressus Z>. ^) vocalur i4. *) Catha Ä,
Ghanta A, Ohara D, Da das t überwiegend bezeugt ist, so bezweifle ich nicht, dass
hier der Name für China Kalai gemeint ist, der 49** in D in voller Form, freilich
an falscher Stelle, vorkommt. Es ist also Yule^s Behauptung, dass der Name Chatay
erst in der Mitte des Jahrhunderts in Europa durch die Reisenden, wie Johannes de
Piano Carpini etc. gehört worden sei, nicht zutreffend. Vgl. Yule I, CXXIII. *") Chara
Z>, de Gatha C, Chatarum A, es wird eine Genetivendung oder eine Präposition nicht
verlangt, wie rex lerusalem u. ä. °) Cavarmisan, später auch Gavarmisain B, Cha-
narsmisan Ä und so fort (u als n verlesen), Gharnamisan, Garnamisan, Chanar-
mysan bieten CD. Man sollte erwarten Gavarismscha, und einige Spuren weisen auch
wirklich auf diese Form noch hin, so Guarmischa in C (§ 49), Gavarraisa in B (§ 36),
Gavarmisae daselbst (§ 42), und Guarinsaham ebenda (§ 49). Aber die Schreibung
Gavarsrai- statt Gavarisra-, und -san statt -sc ha ist bereits in der Canzlei zu
Damiette eingeführt worden; die Bezeichnung war wohl fremd. Eine weitere Ent-
stellung war mit erneuter Metathesis Garnamisan, entstanden aus der falschen Le-
sung Ganarsmisan. ^) quia Z>. p) erat Z>. *») odium i). ') fehlt D. ") Ba-
charim D, Bochar AB, Rolhar C. ^) fehlt AB, etaliaeduaeC. ") Samarchant
A, Samarcanl B, fehlt C; ich habe der von der gegenwärtigen abweichenden, im MA.
aber ganz gewöhnlichen Form den Vorzug gegeben. ^) fehlt AB. "*) Bellaseth B,
Bellefetum A, Bellecharim D, fehlt C; vgl. die geschichtlich-geographische Einleitung.
33. *) Praedictus D. ^) habuit A. *) fluvium B. *) Geos AB. 34. ^) in A, etwa
vero zu lesen? ^) Securus itaque factus D. ^j magnam B. ®) Ghorasam A,
Gorosam B. ^) de Arbelhem B. ^) verschieden geschrieben: Baldach, Baldac, Baldahc,
Baldahl. Diese Schreibungen, schwankend in den verschiedenen Handschriften, sind im
Folgenden nicht einzeln aufgeführt. 35. ^) miseral B. ») chaliphim C, ehalyphum D
und so fort mit y. ^) Baldacensem A, Baldaceum B. *) Almanger C, Elevanz B.
™) Ledinalha A, Ledmabula B. ") fehlt C.
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Der Priester Johannes. 51
cognomentum'* eins, nomon eins vocatur Romanzur^ (?) , filiiis Mostadi*';
unde] et difüdavit' euin. Caliphas* vero^ magno timore duclus, quia"*
vires habere non poterat'', ut resisteret ei, consuliiit super hoc"^ fideles
suos. i$. Qui'' dixerunt ei^ ut rogaret laphelit*, patriarcham* Ne-
storinorum*', qui in civitate Baldach morabatur''^ quod'* raitteret® regi
David, ut treugas' fraogeret Chavarsmisan^ et** sie cessaret ab in-
festacione sua. 37« Praefatus ergo^ chaliphas nocte equilavit cum
[quibusdam de] suis, quia*" die equitare non consuevit* nisi statutis
diebus, et ivit ad domum patriarchae, qui morabatur intus"* in Bal-
dach [, quem statim" ut vidit patriarcha , honorifice suscepit eum*" et
iaetatus est valde de adventu suo]. Tunc allocutus est eum cali-
phas^ dicens [ei**]. »In maxirao articulo' peto auxilium tuum, et*
fidus amicus in necessitate probatur. 38. Ecce, nequam iste Gha-
varsmisan super nos* potenter advenit, et si occupaverit" terram istam,
omnes Christianos iuos'' morti tradet [, quia"^ eos valde odio habet]«.
39. De quo respondit siW patriarcha^ verum fore. Tandem dixit ei
caliphas, quod'' »hoc* modo me^ iuvare potestis^ Rex David et om-
nes. ahi^ qui custodiunf" legem vestram, obediunt vobis^ Rogo eigo^
^j cognomen C. ^) Romaugur C, Ramasne AB. ^) Monthadi A, Moucadi B.
') aedificavit B, ^) Caliphus C und so fort, nach der zweiten Declination, une auch D,
während AB caliphas, ae decUniren, wie damals die gewöhnliche Form war und wie
auch Jacob v. Vitry in seinen Briefen und Schriften hat. *) in D, ") quura A.
') h. n. pol.] non habe bat Z>. •') sup. hoc fehlt AB. 36. *) sibi zugesetzt C.
^) fehlt BC, *) laffelelh C, laffelech A, Aphelech B. Es ist dies der einheimische
Name für den Catholicus der Nestorianer , vgl. Assemani Bibl. Orient, 5, 2, 626,
wo er laceHch lautet. Unten § 58 lauten die Varianten lapheles und lafelyo, bei
Alberich zum Jahre 4237 und bei Matth. Paris, wird er lakelinus genannt, in den
Annales Colon, max. zu dems. Jahre lafelinus und lapheh'nus ; bei Ricoldus de monte
Crucis (ed, Laurent, p, 450) iafelic, quod interpretalur »universalis«; Burchard de
monte Sion (ebenda p. 94) laselich. Vgl. über ihn Quetif und Echard, Script, ord.
Praedicat. /, 405, wo lakelikus (•= Catholicus) für die richtige Form erklärt wird,
*) id est p. AB, ^) Nestolinorum D, Indorum ^^ ludaeorum A. ^) in AB, com-
roorabatur ^. ^) qui AD. ^] nunciarelD. ^ Ireugvas />. ^) Cavarmisa B,
^) ut vel D, 37. ») inD, ^] quod yl. *) consueveral D. ™) fehlt AB.
") fehlt A. ^) fehlt AB. p) Tunc bis caliphas] et rogavil eum Z>. *») fehlt auch
in A, ') in raaxima necessitate D, ^) quia D, 38. *) sup. n. fehlt B.
") occupal B. ^) in AB. ^) quod A, 39. *) fehlt A, ^j De quo patriarcha
respondente D. ^] quia fi, /"lir Tandem d. ei c. q. steht calyphus dixit D.
*) Tali /). **) fehlt B. "") potes B, poteris D. ^) fehlt D, ®) cuslodiebant A,
confidenter und hinter vestram : o b s e r v a n t D. ^] nobis B, i'yh'x D, ^] in D.
4*
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52 Friedrich Zarncke,
vos^j ut per literas* et nuncios vestros'' regi David praecipiendo mit-
talis^ ut™ guerram moveat contra^ Cbavarsmisan , et sie cessabit a
molestacione nostra. [Scio enim pro cerlo, qiiod, si rex David ipsum''
molestare coeperit, in conlinenti ipse repalriabit. Natu (iara?) si hoc
mihi coinpleveritis, vobis et** omnibus, qui tenent legem vestram, quic-
quid volueritis, concedemus «.] 4f. Respondit ei patriarcha: »Vos sci-
tis**, quia' sacramento tenemur omnibus praedecessoribus vestris* et
vobis, ut nullas htteras mittamus alicui regi Ghrisiianorum, nee ahqua
nova [ei] significemus de torra vestra«. 41. Ad quod sibi* respondit
caliphas: »Ego dominus sum huius terrae et caHphas" prophelarum
Sarracenorum. Super hoc Hcenciam tibi"" concedo et h'tteras securi-
talis tiW [inde"] faciam^«. 42. Sic patriarcha exaudiens preces ca-
hphae, misit regi* David, ut dicto Cbavarsmisan treugas* infringeret^
Quo audito rex David "^ [congregavit*" genlem innumerabilem et equi-
tavit super] terram** Chavarsmisan''. 43. Audiens aulem^ istud Cba-
varsmisan^ ad propria rediit. De quo laetatus valde cahphas est,
offerens^ maximam^ quantitatem auri ipsi^ patriarchae. 44« Quam
patriarcha* omnino recipere"" recusavit: unum° lantum'' rogavit^,- ut
faceret ei** dirui' quandam machomeriam*, quae erat super ecciesiam
patriarchae^ [, quae sibi magnam inferebat molestiam]. Quam [prae-
fatus"] cahphas sie funditus subvertere'' fecit in nocte, quod'' in die
etiam"" Signum ilhus^ non comparuit% [et istud fuit primum malum
omen legis Sarracenae*]. 45. [Praeterea] postquam Cbavarsmisan ad
terram suam rediit, voluit libenter pacisci^ cum rege David, quod ille
^) in A. *) nosiras zugesetzt B, ^] tuos D, per nuntios veslros et literas C,
*) pr. na.] insinues D. "*) ut Ireugvam infringat inier se et Charna-
mysan Z>. ") inB, *) illum Ä. p) inA, 40. ^) Tuscis/). ') quod .4 C. «) no-
stris A. 41. *) sie C, fehlt AB, ^) Ego bis cal. fehlen durch Abirren des Auges C, in
Folge dessen ist prophelarum in propheta geändert und als Subject zum folgenden Satze
gezogen. ') vobis AB, *) vobis AB, ») fehlt B, y) facio Ä, l ra d a m Z>. 42. ') ad
regem D. *) treugvas D, ^) frangeret B, ^) aggressuseslZ>. ^) fehlt A,
®) Cavarmisae B, 43. ') in B, ^) Aud. a. i. Gh. fehlt durch Abirren des Auges
C, dann qui eingesetzt, ^) afferens AD, ^) magnam C. ^) in A, 44. *) fehlt C,
») fehlt C. ") unde AC, «) in AB, p) rogans D, *») fehlt C, ') daretque D.
■) maomeriam C, maumeriam D. *) der Zwischensatz fehlt B, wohl durch Abirren
des Auges von quae zu quae. ") dictus C, ^) subverli /). *) ul Z>. *) fehlt C.
y) ipsius B, fehlt A, *) comparueril /). *) Sarracenorum A, om. leg. S.] omnis
Sarraceniae C, 45. ^) paeificari i4Ä.
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Der pRiESTEi Johannes. 53
penilus recusavii. [Et sie] congiegavit^ gentena ioDumeraro'^ Chavars-
misan^ et transivit' flumen GeonS praeparans** se regi David [poten-
ter] oppositurum^ 4f« Quem rex David viriliter devicit in campo,
et malor*" pars gentis suae* occisa fuit™. Asserunt eum quidaro°
fuisse"* mortuuniP, quidam vero dubitant"*, ubi sit.
47. Iterato' congregavit gentem maximara'* rex David et secum^
alios sedecim magnos" viros, quorum unus"" habebat centum"^ millia
hominum, aliiis ducenta"" millia vel parum plus vel parum minus^, et
di Visit exercitum suum'' in quadraginta* crucibus** [, quarum quaelibet
continebat sub se c*" millia hominum, et] venit citra** flumen Geon®
et cepit 48. * [Choarisraen ^ et Moa et Bendei^ Tech^is^ Nauru*,
Sarches, Thus'', Tarsis^ Dargan, Chorasan", Nichagyar", Termode^
Baguarda^, Nassa**, Bastera', Edabamagam", Bolche\ Ceregi^ Segisten%
Saarsitan'', Messedali"", Chechi, Mean^ Seheri%] quae omnes sunt ma-
gnae civitates, praeter alia castra parva et villas^, quae fuerunt** cc,
49. et"" regnum Soldani Soniar**, in quo® sunt hae' civitates, [Musahar^,
Delbikan\ Deschaan*, Curchaan^] et alia provincia\ quae dicitur Dal-
gor", in qua sunt vui magnae civitates, et" regnum de Mazendran**,
^) autem zugesetzt D, ^) innumerabilera D, magnam C. ®) in D, ') transiit
A, Iraasiens B, Iransivil ultra Z>. ^) Geos AB, ^) properans A, praeparavit B.
*) obviaturum Ä/opponere D. 46.^) maxima C, ^) eius D. *") est D.
") enim quidam eum C (wohl enim für eum verschrieben, und dann eum ergänzt).
^) esse B. PjAsserunlquidam, IpsumCharnamysanforemorluum/).
^) dubitabant A, 47. ') Interim B, ^) magnam A. *) in D. ") fehlt B, poten-
tes D. ') alius D. *) 103 B. ^) tOt B. ^) vel parum vel minus B, fehlt C.
^) in A, diviso exercitu D, *) quatuor B, allerdings der Geschichte am meisten
entsprechend, denn nach Abulfeda u. A, t heilte Dschingiskhan sein Heer wirklich in
vier Abtheilungen. ^) partibus BC. **) 202 B. ^) circa BD, contra C. ®) Geos A.
48. ') Choatesmeum Ä ; diese Aufzählung fehlt C, dafür: viginti tres civitates; auch D
lässt sie fort, dafür: viginti quatuor magnas civitates praeter u. s. w., s. o. ^) et
M. e. B.] et Meabendi B. *») Tibris B. >) Maurvum B. ^] Chios A. >) Tersis B.
™) Corassam B. ") Nichaguar B. ^) Temed B. p) Linguardan B. ^) Vasa B.
') Bastem in II, § 2, Baston B, Baifan A. "] Hedemagam B. *) Belcha B. «) Ce-
rigi B. ") Segestem B. '^j Sabai-slam B. *) Messedenh B. ^) Melim B. *) Se-
then B. *) praeter villas et alia parva castra D. ^) sunt B. 49. ^) Cepit etiam
D. *) SemarÄ, Salmar C, Cattay D (vgl. zu 3%^). ®) quaei4. ') quatuor C, qua-
tuor magnae D, dann fehlen in CD die vier Namen. ^) Mi$aurum B, ^) Delbican B.
*) Desicham B, das Richtige bietet wohl II: DehistAn. ^j Chuetam B. *) aliam
provinciamD^ also anschliessend an cepii. ") Delgor C, Delgoc Ä^ Dolgoy Z>.
") Subiugavit eliam sibi D. ^) de Marendran />;, Demarendram i4, de Mare-
dran C, de Marendumer B.
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54 Friedrich Zarncke,
[in quo sunt viii civilates niai^iiae et cc caslraj ; el terra ista** in longi-
tudine est** xx dierum et in latitudine' xu. Et* hie est* tinis terra-
rum Cavarsraisan".
5f. Regniiin'' soldani Tagiel*' (?) est in* introitu regni Persarum,
quod^ dicitur [»magnum Arach«, id est] »magnum regnum«, quod
per tres menses tix"- potest equitari. 51. Et* caput hiiius regni est
quaedam** civitas, quae vocatur^ Ray**- *[Aliae® civitates vocanlur'
Auher^ Schariac^ Schemeneth*, Schemanan^ Causvin\ Senchan",
Cham", Amedan, Esbohan**, Sanguhaa^, Senchehan^ Conine', Amiana*]
et castra plus quam ccc. 5S. In terra de Diarbakan* sunt hae" ci-
vitates: [Mirris"", Eiohan'', Bellochan% Cohai^ Change*, Eschenii*,
Arami*e\ Enuschaar% Menaga, Sada, Chanogun, Tectemodi, Sardahan,
Gyardun, Munedo, Solemeste;] et terra isla** est xlvh dierum in lon-
gitudine. [Item in provincia, quae dicitur (]hanka% sunt xx civitates
et castra cxx^, et regnum istud vocatur regnum soldani^ Ebebeth^,
quod dicitur »parvum Arach«, id est »parvum regnum«.] Omnes'
praet'atas terras islas^ subiugavit sibi rex David et distat^ a Baldach"
per quinque dietas [et a Muscbech" per totidem dietas], 53« et"* Ca-
put exercitus David^ pervenerat in lerram"» Georgianorum', quos de-
vicit et abstulit eis xl castra, quia* non sunt* vere" credentes\
54, Post haec"^ rex David, qui semper triumphet'' et vivat^, mi-
P) Hla C:, quod regnum est i). ^) fehlt D. ') allitudine A, ") fehlt D.
*) fehlt B. ^) Cuarmiscba C, Guarinsaliam B, 50. ') Regis B, falsch anknüpfend an
das Vor auf gehende, •') Tagyel D, das Richtige wird Togril sein, vgl. die Einleitung.
») e. i.] cum B. ^j qui A, *) in D. 51. *) fehlt D, *») fehlt C. ^) quae voc. fehlt
C. *) Rahi i4, Fax Ä. ®) el civitates munitae quatuordecim D. 'j sunt
quatuordecim C, dann fehlen die Namen bis Amiana incl. ^] Aer B. ^) lohem B.
i) Sebem Enec B. ^) Seheman B. ^) Causnin A, Casum B. ") Ceneao B. ^) Ga-
mes, Chaseam B. ^) Ebeban B. ^) Sangarabau B, *i) Cengebam B. ') Cboone B.
») Aimana B. 52. *) Dediarbakan A, de Diarbachan D, Diabertam [ohne de) B, de
Biarachan C. ") sedecim C, aliae sedecim D, dann fehlen die Namen bis Solemeste
incl. ^) Nurcis B. ^) Heboran B. *) Bellacan B, y) Cheai B, *) Chang B.
*) Eschemi B. ^] Annume B. "") Enuscbaar 6m? Solemeste fehlen B. ^) illa C.
«) Cancha C, Chanta B. ') viginti sex C, «) in C, ^) Ebibich B, Ebibec C. *) el
omn. B. ^) fehlt D. *) castra locavit D. ") a Baldas C, Altisdac B. ") a
Musehec C, Ammusther B. 53. "") fehlt D. ^] in D, ^) terra A. ') perv. i. t. G.]
terram Georianorum intraverat D. «) quia (qui A)j cum essent (crant
B) Christiani, confoederali erant cum Sarracenis AB. *) fehlt C.
") veri C. ^) non s. v. cred. fehlt A. 54. ^) in AB. ») triumphelur C. ^) der
Zwischensatz fehlt AB.
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Dem PüiESTEft Johannes. 55
Sil nuncios [suos^ ad calipham de Baldaeh, qiii tulenint super caput
suum^ vexillum, in quo erat crux% quando^ intraverunt Baldach.
a. Qüibus*" dixerunt Sarraceni: »Quare fertis super "* caput vestrum
crucem*, cum sitis in' Baldach [(quae^ dicitur^ sarracenice* »Darhe-
selem^«, quod est interpretatum »> curia salutis«) et in facie' Sarra-
cenorum]?« 56. Quibus" dixerunt nuncii": »Dominus noster, rex
David, praecepit nobis, ut hoc modo intremus** terram^, [aliler vero**
non.] Quodsi noiueritis', revertemur«. 57« Significatum est* hoc ca-
liphae, qui dixit, ut* intrent" sicut velint\ Quos statim'' ut caiiphas
vidit'', honorifice^ suscepit [, assurgens eis, quos* iuxla se sedere
fecit], 58. Cui* nuncii * [ex** parte domini sui per interpretem locuti
sunt dicentes] : »Rex noster David"" vos salutat et significat, quod
noster laphelet^, id est palriarcha, multum se commendat® de vobis'
[, quod'^ sincerum semper habuistis animum erga** Christianos et ho-
norastis* ecciesias noslras], pro quo ipse^ concedit vobis* sextam
partem terrae, quam tenetis*", et vult habere Baldach, ut sit ibi",
sedes patriarchae nostri'' a. 51. Quibus dixit caiiphas: »Rex virtute
divina subiugavit sibi tantam^ terram et ubique personaliter esse non
potest. [Oportet ut per** terras conquisitas slaluat baiulos' suos;]
supplico* ergo\ ut me"(?) in terra ista baiulum"" suum statuat, et
dabo sibi"^ tantum pecuniae, quantum ipse* voluerit^«. 60. Nuncii
dixerunt: »Non venimus ad quaerendam* pecuniam; sed, quia* au-
divimus vos*" dirui fecisse sanctam civilatem'' lerusalem, tanlum*^ pe-
cuniae nobiscum^ feriraus, quod muros ipsius' auro et argento reae-
') in AB, *) Signum crucis D. ^) quum A. 55« ^) q. i. B. Q.] Inlran-
libusillis Baldach D. ^j supra C. ®) vestr. er.] vexilluiii C. ') de A. ») quod
A, **) fehlt B, *) saracene B, ^) Barheselem C, Detcselem B, Darchescheu A, das
Wort heisst Dar-üs-SelÄm, Stadt des Friedens. >) acie B. 66. ") Qui i). ") fehlt
D. **) inlraremus Äi). p) fehlt A. ^) fehlt B, ') voluerilis Ä, nosprohibuerilis
D. 67« ^) cum D, unverständlich ; mit diesem Worte setzt die zweite Hand ein, *) fehlt
BC, ^) inlrarentD. ^) volunt .4C, vellent D. *) fehlt C. *) Quibus in-
trantibus statim ul eos calyphus vidit D, ^) honesle B, *) für quos
steht eos hinter se C. 58. *) Ad quem C, ^) für das Eingeklammerte nur dixerunt
D. "") in D, *) laffelelh C, laphelec B, lafelyo D. «) fehlt B. 'j le D. ») qui A.
*) apud B, '") honorifice A, ohne Verbum, ^] fehlt A, *) nobis A, tibi D.
™) tenes i), wohl lenel jsu lesen. ") sibi A. ^) in D. 69. p) tolam B. *») ad A.
') ballivos Ä. ») Rogo C. *) in D, ") fehlt A. *) ballivum B. ^) iUi B, ei C.
x) fehlt C, y) et dabo bis voluerit fehlt A. 60. ') quaere B. *) quum A. ^) le D.
"") in B. ^) et tant. C (bezog das voraufstehende quia falsch). •) in D. ') eius B.
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56 Friedrich Zarncke,
dificabimus «. 61» Obtulit etiam^ nunciis exennia*" [valentia] centum
millia besancioruin*, quae nuncii recipere noiuerunt.
62« Contigil^ interea^, quod Melycaleem*" soldanus Babiloniae '^y miserat
in exennium^ calypho^ quosdam miiites Christianos, quos liberavit ad preces
nuncioruin. 63« Quorum quidam ex eis Aniiochiam venerum, qui haec et
nlios rumores'^ dixerunt, quod, quando' rex David pervenit ad terrara,
quae dicitur Casvin', quam sibi subiugavit\ dimisit ibi baiulura" suuni
cum paucis [de suis], et"" dimittens"^ ipsam'' terrara^ post tergum
suum, homines* illius civitatis interfecerunt baiidum'' regis et alios
de*" familia sua. 64. Quod veniens ad notitiam regis'', misit partem
genlis suae*^ ad obsidendam terram illam. Quae obsessa fuit per
sex dies®. 65. Septimo^ vero^ die in*" medio noctis ceciderunt Ires
turres [et tres telae* de muris] praedictae civitatis, et ingredientes
Christiani terram ipsam^ occiderunt* [in ea] octoginta millia homi-
num" pugnatorum".
66» Pro® quo** omnes credentes in Christo lesu monemus, ut orent Do-
minum^, ut regi David' Iriumphus conservelur el salus, qui obcdiens est Deo
et sanclae ecciesiae, qui liberat credentes de manibus^ incredulorum*, qui est
rex reguiPy qui deslruit" legem Sarracenorum, qui tuetur sanclam ecclesiam,
qui est rex Orientis.
6l« ^) in D. **) exenia B, xenia AD. *) bisanliorum C, byzantiorum B, bizan-
ciorura D. 62« *) das Klcingedrucktc fehlt in AB. *) enim (etiam ?) C. ") Melicha-
lehem O, ") nicht Babylon in Mesopotamien, sondern Kahira. Jenes Babylon wird im
Mittelalter, wie auch in dem Briefe des Presbyter, Babylonia deserta genannt, ®) exer-
cilum D, P) calipho C. 63. ^) in C, ') Quando (quum A) aulem AB. «) Chasvin
D, Chasum (7, Chasiuvi 5. *) subiugaveratD. ") ballivum Ä. "") fehlt BD.
^) relinquens D, *) ipsum A, fehlt B. ^) fehlt B. ^) autem D. *) ballivum B.
^] et a. d.] cum omni D. 64* ^) suam C, Quod cum (quum B) audisset
(audiisset ^) rex David ^5, Quod dum venisset ad not. regis Z). *) g. s.]
exe reit US Z). ®) vi diebus ^5. 66. ^ et seplimo C. «) in D. ^) fehlt A.
*) VI cubiti AB, der seltenere Ausdruck verdient wohl den Vorzug. ^) illam C
^) occupaverunl et B. ") fehlt C. °) fehlt A. 66. °) der § 66 fehlt ganz in AB.
P) für Pro quo steht Unde D. ^) mon. ut or. D.] orare debent C. ') reg. D.]
ei C, obwohl des rex David lange nicht Erwähnung geschehen ist. ^) manu C. *) in-
credentium C^. ") destruxit D.
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Der Priester Johannes. 57
II. DIE ZWEITE CHARTA.
L Subiugavit Dominus famulo suo, regi David, terram Caracher%
in qua sunt xu civitales magnae, et praeterea terram soldani Betrieb^,
in qua sunt vui magnae civitates. Praeterea terram, quae dicitur*"
Sacchero** usque Sagibus®, xx^ dietas, et inde usque Pharaga et Mar-
gana^ x dietas. Inde subiugavit sibi** terram Coegent', unde venit
copia optimi serici, quae durat usque Bocara*', quae continet intra
so ccc [civitates?] et lxvi^ flumina, et iudices seu"™ consules xu millia,
et continet xx dietas, et inde" usque ad terram Harsinoth" vm dietas^,
et inde usque ad** Sacchere*^ xx dietas*". Isla sunt' ultra flumen' Geos
et in medio istarum terrarum sunt col" oppida el villae magnae.
2m Citra"" flumen' Geos cepit dominium soldani Machemoth"^, cuius
terra dicitur Coresen'', in qua sunt hae civitates: Amanchioniro^,
Mero, Sirchos*, Thos% Maummerie^ Dadli% Sarasten^ Gaharamien%
Nossachor^ unde veniunt optimi baudekini^ Barach, Herre\ unde
veniunt lapides preciosi, Bastem*, Schere*", Damirigagi^; istae sunt
maiores civitates. De aliis oppidis et vilUs magnis ccxxx" sibi sub-
iugavit. 3« Acquisivit praeterea terram soldani Senetha", quae con-
tinet has civitates magnas*": Nessihor^, Debihagan**, Deheslte', Gar-
gan'. Et praeterea cepit regionem Decantan-de-hensin\ quae con-
tinet vni civitales magnas. 4. Praeterea cepit regiones Maherentze-
dran" et terram adiacentem cum x civitatibus magnis et'' ccl muni-
tionibus magnis.
5. Inde cepit regiones soldani magni, qui polenlior est onmibus
!• *) Baracher b. ^) Bogrich b. *^) quae dioltur fehlt b. ** Sachim 6. ®) Sa-
cliier 6. ') 40 6. ^) Acargana a. *") fehlt 6. *) terras Cogenl. b; Giles macht
hinter einer Reihe von Namen Puncto; welchem Zeichen in der Handschrift sie
entsprechen, sagt er nicht, ^) Dachara b. *j 366 b, civitates fehlt ab. ").sex b.
") fehlt b. ^) Arsmoc b. p) diaetae 6. **) fehlt b, ^) Satc. 6. «) I. s.j et Iransi-
vil b. *) fluvium b. ^) 260 6. 2. ') circa ö. *) Machemoriim ft. *) Corellen a.
y) Amonzen. 6. ') Sireos 6. *) Tos b. ^)^et Mahum. 6. ^) Dubuli b. ^) Se-
resten, b. ®) Haborm. 6. ^ Nesaur b. ^) baldelini b. ^) Herce b. ^) Basten a.
^) Seeri 6. *) Damarichasi b. ^) 232 6. 3. ") Scenecha 6. ^) fehlt b. p) Nessier b,
*») Yibangari 6. ') Deveslam b. «) Gargau 6. *) de Cantun : et de Herim 6. Was
bedeuten die in a angegebenen Strichlein? 4« ") reg. M.] Regines Maaharem. Rediamos
b, ^) fehlt b.
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58 Friedrich Zarncke,
praedictis, CaiGreselh"^, continenles m'' menses in longiludine^ et
totidem ia latitudine.
6. Inde cepit terrani soldani Teor in Delharach*. Inde* venit
prope Baldach et** cepit a latere terram Debihagan% continenlem xlvu
magnas civitates et faniosas"*, inter quas niaiores sunt Leray% Aschar',
Casuhil^, Chon'*, Chassehen*, Sephen, unde veniunt optirai bocaramni\
Hamedam\ et praeter praedictas xlvu civitates continet oppida et villas
magnas" ccccxx". 7. Postea cepit terram soldani Sardahan**, continen-
lem has civitates: HarmamP et Marahan**, Selemesth% Marahage', unde
venit terra, qua capita' abluuntur. Praelerea cepit terram amiralis
Bobair'', continentem xi civitates, cuius metropolis est Keme"", et clxx"*
oppida et villas magnas''. Et haec est ultima regio Persidis ex parte
nostra, et inde non est nisi plana^ terra usque Baldach, scilicet v*
dietae.
Omnia praedicta nomina sunt in* persica lingua.
III. DIE DRITTE CHARTA.
L Rex David filius lohannis presbiteri de India pro nomine do-
mini nostri lesu Christi exit a (silo?) terra sua cum magno exercitu
ad succursum terrae sanctae. Cepit a principio (sidira?), ibi sunt
XII civitates; et inde progressus cepit terram Beruth, in qua sunt
vui civitates. Deinde cepit terram Sago. Sunt autem de terra Sago
usque Quassay xxx dietae, et de Quassay usque Zarahanna et Memä
X dietae, et de Quassay usque Bocharä xxi dietae, et de Bocharä
usque Elcharnach viu dietae, et de Elcharnach usque Beletho xxi
dietae; et sunt in dominacione terrae quam in civitatibus supra dictis
parvae villae et castella plus quam ccxx. 2. Et transivit Geon, et
cepit terram regis Mehemoth, scilicet terram Chorassanem et sunt
e
5« ^) Chaoreth. darnach Sevahem, unde veüiunt optimi bocaramni
Homeral 6. *) quaiuor 6. ^) longitudinem, und dann latitudinem b. 6. ") The-
rendel., Barach 6. *) Deinde 6. ^) fehlt b. '^) de Biang 6. **) formosas b.
) lerahe 6. ^) Hasaliarum b. ^) Chachasm. b. ^) Chan b, *) Casehen b. ^] ba-
garanini b, bocarii a; vgl. oben 5^. *) Hamel. 6. "*) villas et oppida magna b.
") 320 b. 7. ^) Sardaham 6. p) Haema 6. ^) Marchiam b. ') Celeniestrim. 6.
«) Marahache 6. *) fehlt 6. «) admirabilem Bobaece b. "] Chome 6. '') Chu. b.
^) 320 6 (statt magnas). ^j plena a. ') 6 b. *) fehlt b.
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r
Der Priester Johannes. 39
ci vitales eius magnae Amöbondü, Neyrö, Marnö, Serahys, Thoys,
Meserdalchl, Serastam, Channe, Nesservarl, Balch, ücharö, Balsatam,
Dert, Demelhag et Seraslam. Et in parvis civitalibus et castris ccxxxii.
3. Et venit ad terram Senniar et cepit eani et sunt eius ci vitales
magnae Neshyr, Ebalbetham, Destyara, Carchä. Et cepit angelum de
(rore?) et sunt eins civitates magnae vm. 4« Et cepit Mecherdara et
tolam dominacionem ipsius; et sunt eius x.civilates magnae et ccv
caslella. 5. Et venit ad regionem Thaummesach, cuius dominium
dural per Ires menses in longum et Ires in latum et cepit totam.
6. Et venit ad regionem regis Thoyl, et haec est Echelath magna, et
sunl eius civitales magnae Kay et Elchar, Raylham, Theriuch et Cem,
Cassam, Nassaythar, Spaamen et Amadam, et de civitalibus et castris
ccccxx. ?• Et venit ad regionem Barbegam, et sunt eius civitates
magnae xlvui Saylem, Memä, Channa, Barvana, Nardeui, Regsoysam,
Chouey, Chardacha, Inar, Menä, Naxab, Salamas, Maxraicha et Herne.
Et venit Quieiam et cepit eam et dominacionem Heymyr et Roheyr,
et sunt XI civitates magnae et glxx villae et castra. 8. Habet rex
David servos secum numero cclv milia, qui de sua lege non sunt,
et cxxu milia militum de lege sua probatissimorum in acie. Defert
vero ante se {vgl. § 47) xl cruces pro vexillis. Et post un'amquam-
que crucem sunt c mililes in equis. Cepit eciam duo {vgl, § SO und S2)
regna Persarum maxima, et {vgl. § 53) debellavit lorianos, quia fece-
rant arengas cum Sarracenis et multis ex eis inlerfectis sibi sub-
iugavit eosdem. Et erat {vgl. § 54) iam prope Baldach '^ .... Tactae
sunt. Terra vero quam cepit dural dielis cl et una.
*) Nun drei oder vier Worte abgerieben, vom letzten Worte nur die Endsylben ere
deutlich lesbar.
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CAPITEL V.
Der Priester Johannes als früherer Lehnsherr des Mongolen
Dschingiskhan.
Mit der Geschichte vom Aufkommen der Mongolen oder Tarlaren,
die man fortan gemeinhin zusammenwarf, war die Sage vom Priester
Johannes und seinem Geschlechte nunmehr verknüpft, und in dieser
Verbindung ward sie zunächst festgehalten. Freilich, die Mongolen
selbst für Christen zu erklären, war nicht länger möglich. Aber so
fest sass der alte Irrlhum, dass man nicht zu einem völligen Auf-
geben desselben gelangen konnte, sondern die frühere Auffassung nur
uminterpretirte. Die Mongolen, so fasste man es nun, waren nicht
wirklich Christen, ihr Herr nicht wirklich der christliche Priester
Johannes, sie hatten sich nur fälschlich dafür ausgegeben: der von
ihnen niedergeworfene Lehnsherr (der rex Peisarum der Relatio)
war der eigentliche Priester Johannes gewesen; nachdem sie diesen
überwunden, hatte der Sieger seinen Namen angenommen. Der Prie-
ster Johannes galt hier wieder, wie bereits seit Decennien, als typi-
scher Name. Es war diese Wendung ein psychologisch sehr nahe
liegendes Correcliv der bisherigen Auffassung.
1. Albericus Trium fontium.
1232—1252.
Wir begegnen dieser neuen Auffassung sofort, sowie der Name
der Mongolen dem Abendlande wieder furchtbar zu werden anfing,
seit ihrem Vordringen im südlichen Russland im Jahre 1237. Der
Erste, der uns jetzt von ihnen berichtet, ist der Augustinermönch
Alb er ich, der in den Jahren 1232 — 1252 seine Chronik zusammen-
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Der Priester Johannes. 61
schrieb, die er bis zum Jahre 1241 führte. Wir sahen schon wieder-
holt, dass er, wie für alles Sagenhafte, so auch für den Priester
Johannes stets lebhaftes Interesse bewiesen hatte. Zum Jahre 1234
giebt er eine Uebersicht über die neun christlichen Secten*) (Mon.
G. bist. XXIH, 935, 37); hier werden die Unterlhanen des Priesters
Johannes nicht (wie sonst in der Regel) zu den Neslorianern ge-
rechnet, sondern als eine eigene Secte aufgezählt: Oclavm ordo iolam \
illam multitudinetn Chrislianorum conlinel^ qtine presbytero lohanni
subiecla est. Zum Jahre 1237 (a. a. 0. 941, 23 fg.) liefert er einen
Auszug aus dem sanguinisch prahlerischen Briefe des Dominicaner-
priors Philipp über die gewaltigen Erfolge der Missionsthätigkeil im
Orient, in welchem die Unterlhanen des Priesters Johannes wieder
den Nestorianern zugesellt werden^): De alio quodam^ qui appellalur:
lakelinm^ qui praeest omnibus^ quos Nesloriana haeresis ab ecclesia
separavit^ cuius praelalio per Indiam maiarem et per regnum sacerdotis
lohannis et regna magis proxima dilatatur etc. Da in diesem Briefe
der Tartaren Erwähnung geschah, so fügt Alberich (denn ihm, nicht
dem Briefe, gehöien die Worte an) hinzu: Erant enim hoc tempore
Tartari^ quidam popultis barbarus^ mb potestate presbiteri lohannis con-
stitutus, Qms cum presbiter lohannes in bello^ quod habuit contra Medos
et Persas (man erkennt hier noch deutlich den Einfluss der Mitthei-
lung OUo's von Freising), in adiutorium suum advocasset et eos in
forteritiis et munitionibus locasset^ illi^ videntes^ se esse fortiores^ pres-
biterum lohannem occiderunt et terram eins ex magna parte occupaverunt^
regem unum super se statuentes^ quasi ipse esset presbitei' lohannes.
Dann fügt er noch hinzu : Et extunc fecerunt multa mala in terra^ ita
etiam quod hoc anno 42 episcopos in maiore Armenia interfecerunt,
Igitur rumor erat^ hunc populum Tartarorum in Comaniam et Hungariam
velle venire, Sed utrum hoc verum sit^ missi sunt de Hungaria quatuor
fratres praedicatores ^ qui usque ad veterem Hungariam per 100 dies
^] I. Latini, i. e. Romani ; t, Graeci atque Russi; 3. Suriani mit den Nestoriani ;
4. Armenii mit den Moriani ; 5. Georgiani und Avigniani ; 6. Jacobiani; 7. Nubiani ;
8. die des Priesters Johannes ; 9. Maronitae.
2) Vollständiger giebl den Brief Malthaeus Paris (ed. Wats, S. 372 fg.),
ebenfalls zum Jahre 1237. Daraus, mit Benutzung des Textes bei Alberich, von
Quelif und Echard Script, ord. Praedicat. I, 104 (1719), und Mosheim (Panisen)
Hisl. Tarlar. ecci. S. 36 fg.. Kinen kürzeren Auszug bringen auch die Annales Co-
lonienses maxinii z. J. U37. Vgl. Mon. G. hisl. Scr. XVII, 846, H fg.
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62 Faikdrich Zabncke,
iverunt. Qui reversi nunciaverunt^ quod Tartari veter em Hungariam
iam öccupaveranl et suae ditioni subiecerant. Später, zum Jahre 1239,
verweist Albericli in Betreff der Tartaren auf die, etwa 1250 er-
schienene Reisebeschreibung des Minoriten Johannes de Piano Carpini
(Historia Tarlarorum), aber eine Benutzung derselben ist nicht nach-
zuweisen. In obiger Darstellung gab er also, was man im Abend-
lande selber sich zurecht combinirt hatte, ohne Beeinflussung durch
solche, die nach Asien gewesen waren und dort nähere Nachrichten
einzuziehen gesucht hatten.
2. Vincentius Bellovacensis.
1253.
Dies wird bestJItigt durch die Darstellung des Dominicaners
Vincentius Bellovacensis, der 1253 sein Speculum historiale tiber-
arbeitete und bis 1250 fortsetzte. Zum Jahre 1202 (1203?) erzählt
er die Geschichte vom Aufkommen der Mongolen. Er verfährt noch
correcter als Alberich, indem er den Priester Johannes nicht als eine
typische Gestalt nimmt, sondern, sich der Auffassungen des Jahres
1221 erinnernd, den König David als den von den Mongolen be-
siegten Oberherrn ansieht, wobei er freilich, der populären Auf-
fassung folgend, den David nicht zum Urenkel, sondern einfach zum
Sohne des Priesters Johannes macht. So erzählt also Vincentius Lib. 30,
Cap*. 69^): Afino domini 1202'^) secundum quosdam Tartari post ocd-
sionem domini sui exienmt in populorum destructionem. Hi etenim prim
adhuc in tena sua^ videlicet Tartaria. qtiae affinis est Indiae^ resi-
dentes^ contra regem Davide dominum suum^ videlicet preshyteri lohannis^
quondam dominatoris et imperatoris Indiae filium , conh^iraverunt eumque
dolose machinando interfecerunt, Antea siquidem ab antiquo Tartaria
Indiae regi ftterat "subiecta cique pacifice et quiete debila nsque ad tempus
illud exsolverat tributa. Cumque praedictus rex ab eis tributum solitum
expeteiet^ ... so empören sie sich unter Cingischam^ der eine Reihe
^) Ich benutzte die Ausgabe von Job. Mentelin, Strassburg 1473 (i. Decerober) ,
die in 32 Bücher getheilt ist.
2j Gedruckt ist 1203, aber später 30, 80 heisst es 1202, und die aus Yincenz
abgeleiteten Quellen haben alle 1202; für die Geschichte der Mongolen würde
freilich 1203 zutreffender sein als 1202.
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Dbm Priester Johannes. 63
guter Emrichtungen schafft (so, der Geschichte durchaus entsprechend,
die Eintheilung in Decaden) und brechen in das Land des Königs
David ein. Rex autem David adventum eorum audiens improvise nee
ullatenus valens resistere^ cum ab una parte exerdtm effugere vellel ab
altera praeventus est et oppressus^ landemque cum tota familia ma praeter
unicam filiam membratim detruncatus^ quam videlicet super stilem prae-
dictus Cingiscam sibi uxorem accepü et de ea, ut dicitur^ filios generavit.
Diese christliche Gattin des Dschingiskhan erscheint auch später
noch wieder. Ich muss es Anderen überlassen festzustellen, was für
historische Vorgänge der nachfolgenden Erzählung zu Grunde liegen.
Vinc. 30, 70: Rabbanata vero^ monachus chrislianus^ sed tarnen Nesto-
rianus^ quia vivente David rege fuil ei familiaris et fortasse quandoque
consüiarius, post mortem ipsius David a filia eius^ uxore Cingiscam^ tan-
dem est evocatus^ et eidem^ occasione antiquae patris sui amicitiae et
quia christianus erat^ consiliarius ac poenitenciarius eius [actus esl^ Tar-
tarisque familiaris est effectus^ ipsa tarnen duntaxat vivente Cingiscam
permittente. At Uta mortua [actus est idem monachus Tartaris extraneus
et ab eis elongatus. Ipse autem Rabbanata^ tum mediante regis David
filia^ tum etiam mediante curiae [requentia^ multa de consiliis et [actis
Tartarorum noverat mtUtaque divinando eisdem revelabat. Die Domini-
caner (s. ü.), die Innocentius IV an die Tartaren sandle, hatten auch
an ihn Empfehlungsbriefe, aber der Berichterstatter spricht verächt-
lich über ihn : mercator erat et usurarius , , , et haereticus, dem katho-
lischen Glauben feind; moriens^ sicut credere dignum et iustum est^ ad
in[emum descendil.
Noch einmal kommt Vinccntius Gap. 87 auf den König David zu-
rück : Rege itaque David cum o-mnibus suis necato^ ut praedictum est^ a
Tartaris, Cingiscam ceterique Tartari de perpetralis supra modum gloriantes
flagiciis in tanlam amentiae exarseruni superbiam^ ut instigante diabolo
conciperent animo^ sicut domini sui terram, ita totum patdatim mundum
suo subiugare dominio. Und Cap. 88: Itaque post victotiam de Indis^
ut praedictum est, enigentes cervicem superbiae ac de totius mundi sub-
iectione praesumentes, ad Corasminos transmiserunt nuncios . . .
Es fragt sich nun, aus welcher Quelle Vincentius seine Nachricht
entnahm. Es ist wohl kaum einem Zweifel unterworfen, dass ihm hier
das Werk des Simon von St. Quentin vorlag, der 1247 mit Anselm
(Ascelin) im Heere des mongolischen Feldherrn BaYdjA sich aufge-
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vy
64 Friedrich Zarncke,
halten hatte, und auf dessen Reisebeschreibung wir noch eingehen
werden. Vincenz führte sein Werk anfangs bis zu Ende des 31. Buches.
Dies schloss er mit der Reise d<5s Papsles Innocenz nach Lyon und
der Krankheit des Königs Ludwig IX (1244), die den Entschluss dieses
hervorrief, das Kreuz zu nehmen. Hierzu gehört als Schluss Cap. i 05 fg.
des 32. Buches, in welchem ausdrücklich gesagt wird, dass der Verf.
im Jahre 1244 schreibe. Spater aber hat Vincenz seine Geschichte
fortgeführt, und zwar 1253, wie 32, Cap. 103 beweist, worin das
10. Jahr des Papstes Innocenz genannt wird. Was er nachtrug,
waren weniger politische Ereignisse, als vielmehr die grossen Missions-
reisen zu den Tartaren, die 1245 auf dem Concilipu Lyon beschlossen
und im Jahre 1246 begonnen waren ^). Von beiden hatte er Berichte,
über die Gesandtschaft der Dominicaner von Simon von St. Quentin,
über die der Franziscaner von Johannes de Piano Carpini. Von
ersterem werden die Nachträge des 30. Buches, von Cap. 69, jedes-
falls von Cap. 70 bis 89 herrühren: Cap. 87 nennt er die Gesandtschaft
der Dominicaner, und Lib. 32, Cap. 2 den Simon, und zwar 32, 25
ausdrücklich dessen Librum^ dessen Titel Gesta Tarlarorum gelautet zu
haben scheint. Lib. 32, 3 — 25 sind dagegen aus der Historia Tar-
tarorum des Johannes de Piano Carpini, die er zu dem Berichte des
ihm näher stehenden Dominicaners nur ergänzend hinzuzog. In 32,
(]ap. 26 — 52 folgen dann abwechselnd Mittheilungen aus beiden.
Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch 30, 69 von Simon
•
und nicht von Vincentius selber herrührt. Für Beurtheilung seines
Inhalts ändert das kaum Etwas. Es bleiben die abendländischen Com-
binationen, durch die man einige Uauptzüge aus der Geschichte der
Mongolen (Tartaren) mit der herrschenden Anschauung vom Priester
Johannes in Uebereinstimmung zu setzen versuchte. Die Erzählung
von einer mit Dschingiskhan vermählten lochter des Königs David
(des Priesters Johannes) tritt hier zuerst auf. Eine geschichtliche
Veranlassung ist wohl denkbar; denn Dschingiskhan hat mehr als
einmal die Tochter eines besiegten Feindes sich vermählt. Von einer
christlichen Frau desselben aber weiss man Nichts.
Beachtenswerth aber ist die iNennung des Jahres 1202 (1203).
*) Abgesehen von der Abschrift einer kurzen Beschreibung des heil. Landes
und von dem mit jenen Missionsreisen sich berührenden Kreuzzuge des Königs
Ludwigs IX nach Cypem, Aegypten und Syrien.
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Der Priester Johannes. 65
Wer diejeoigen waren , die der Verf. in den Worten seeundum quosdam
als seine Berichterstatter bezeichnet, wissen wir nicht. Gewiss waren
es orientalische, wahrscheinlich nulndliche Quellen; denn, wie sollte
man im Occident auf jenes Jahr gekommen sein? Auch finden wir
einen syrischen Schriftsteller, Abulfaradsch (s. u.), dasselbe Jahr als
den Beginn der mongolischen Macht angeben, und halten wir Simon
von St. Quentin für den Schreiber jener Worte, so befinden wir uns
ja mit ihm mitten im mongolischen Lager. Auch hat das Jahr 1202/3
wirklich eine nicht geringe Bedeutung in der Geschichte dieses
Volkes. In diesem Jahre besiegten sie den Stamm der Kerait unter
deren Ungkhan, mit dem sie bis dahin im Bundesverhältniss gestan-
den hatten, und sie erstarkten dadurch so, dass sie alsbald den Kampf
mit dem Naiman (1204 — 8), darauf selbst mit den Chinesen (1210)
und mit den Karakitai (1218) aufnehmen konnten, worauf sie zur
Bekriegung des Chowarezmschah (1219 — 21) schritten. Eine Reihe
Schriftsteller (Mirkhond, Raschid, Kondhemir, Abulgasi u. a.) giebt
auch dies Jahr als das an, in welchem Temudschin nach Besiegung
der Kerait den Namen Dschingiskhan annahm. Mehr freilich an
Uebereinstimmung mit der wirklichen Geschichte möchte ich nicht
annehmen. Wenn erzählt wird (Desguignes-Dähnert III, 19, auch bei
d'Ohsson I, 67), dass Dschingiskhan und Ungkhan zwiefache Vermäh-
lungen zwischen ihren Söhnen und Töchtern verabredet hatten, so
möchte ich darauf nicht die Angabe unserer Stelle zurückführen, dass
Dschingiskhan die Tochter des David sich vermählt habe. Und bedeu-
tende Züge weichen auch ab. Die Mongolen waren nicht den Kerait
tributpflichtig, sondern den Chinesen, und der Ungkhan fiel nicht in
dem Treffen. Er wurde erst später unter den Naiman getödtet; am
allerwenigsten konnte er je als rex Indiae bezeichnet werden. Von
einer Vermählung mit einer Tochter des Besiegten berichten die glaub-
würdigen Quellen Nichts. Wahrscheinlich griff der wiedererzählende
Europäer mancherlei Züge auf, die nicht zusammengehörten.
Eine weitere, und zwar wichtige Uebereinstimmung würde sich
allerdings ergeben, wenn sich nachweisen Hesse, dass die Kerait wirk-
lich Christen gewesen seien. Aber über diesen Punct hege ich doch
grosse Zweifel. Allerdings erzählt Abulfaradsch (Uebersetzung von
Bruns und Kirsch, Leipzig 1789) in dem Chronicon Syriacum S. 219
zum Jahr 398 (1007/8 p.Chr.): Eo anno gern quaedam Turcorum
Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissenscli. XIX. 5
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66 FniRDRiGH Zarncee,
mediterraneorum in Oriente Krit [Kerith] cognominaia^ inMessiam credidii
ei posiquam didicerai baptizata est propter miraculum in rege eorum
factmi. Vgl. auch Assemani, Bibl. Orient. (Rom 1719) III, 2, S. 483 fg.,
wo die Anecdote von der Bekehrung des Königs ausführlich erzählt
wird, unter Berufung auf Abulfaradsch, bei dem ich jedoch im syri-
schen wie arabischen Texte nur die oben angeführte Stelle finde.
Dasselbe erzählt der syrische Schriftsteller Mares (vgl. noch d'Ohsson
. I, 48, Anm. 2). Der Metropolitan von Merw hatte sich an den Patriar-
chen Johann von Bagdad gewandt und um Priester gebeten, 200,000
wären bereit mit ihrem König überzutreten. Aber was auf eine solche
legendenhafte Anecdote zu geben sei, über 250 Jahre vor der Zeit, in
der Abulfaradsch schrieb, braucht nicht ausgeführt zu werden. Natür-
lich bleibt Abulfaradsch bei der Annahme, dass die Kerait Christen
seien (s. u.). Wichtiger ist, dass der wohl unterrichtete Raschid-Eddin
(geb. 1247) die Kerait ebenfalls für Christen erklärt (Ausgabe von
Quatrem^re, Paris 1836, I, S. 93) und die grossen Begünstigungen
dieser unter Hulagu Khan (1258 — 1265) auf dessen Vermählung mit
einer keraitischen Prinzessin zurückführt^). Aber ist Raschid ganz un-
abhängig von Abulfaradsch? Wenn Ruysbroek die Naiman und Kerait
nestorianische Christen nennt, so darf man bei ihm nicht vei^essen,
dass er schon in Folge der Combination, die er sich über den Priester
Johann gebildet hatte, das Christenthum jener Stämme annahm, also
wohl nicht voraussetzungslos beobachtet hat. Wie leicht sich Europäer
zu der falschen Annahme verleiten liessen, namentlich Buddhisten für
Christen zu halten, davon führt Yule, Cathay and the way thither 11,
551, Anm. eine Reihe interessanter Beispiele an, und sie lassen sich
schon aus den Reiseberichten des 1 3. Jahrb. vermehren. Später hielt
z. B. Clavijo (1403 — 6) König und Volk von Indien und auch den
Kaiser von China für Christen, die ersteren griechischer Confession;
Vasco de Gama erklärte die Bewohner von Pegu und den angrenzenden
Ländern für Anhänger des Christenthums u. s. w. Wie manchen Täu-
schungen sehen wir die Missionäre in dieser Hinsicht verfallen; dass
auch Ruysbroek einer solchen sich hingab, kann nicht auffallend er-
scheinen, zumal wenn er nicht frei von Voreingenommenheit war.
^) Es ist daher nicht richtig, wenn G. Opperl S. 120 behauptet, dass »weder in
persischen , mongohschen noch chinesisclien Geschichtsbüchern« das Christenthum
der Kerait erwähnt werde.
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Der PüiRgTER Johannes. 67
Joh. de Piano Carpini, der durch die Voraussetzungen Ruysbroek's
nicht beirrt ward, erklärt die Naiman ausdrückhch für Heiden: Terratn
intrammus Naimanorum, qui sunt pagani: die Kerait erwähnt er nicht,
und auch sonst finden wir diese von den Reisenden nicht besonders
hervorgehoben. Im Weslen von Peking wird von Joh. de Monle Cor-
viuo wie von Oderich (s. u.) ein christHcher Stammeslierrscher erwähnt
und von beiden, was nahe liegen raussle, für einen Nachkommen
des Priesters Johannes erklärt. Auch isl es wohl möglich, dass
ziemlich in dieselbe Gegend Marco Polo (s. u.) das Land seines Pres-
byter verlegt. Aber Keiner von diesen nennt die Kerait, und man
muss allerlei Winkelzüge machen, wenn man die Kerait des Jahres
1202/3 in jene Gegenden verlegen wilP). Iridess ist es vielleicht nicht
unmöglich, dass auch Miltheilungen über das Christenthun) der Kerait
bei der Abfassung des Berichtes, den uns Vincenz erhalten hat, einen
Einfluss geübt und die Identificirung ihres Ungkhan mit dem Priester
Johannes noch näher gelegt tial)en. Al)er höchst merkwürdig wäre
dann, dass die genauere Kenntniss von den Vorgängen in Asien nur
bestätigt haben würde, was man schon vorher im Occident auf blosse
Combination hin erzählt hatte.
3. Die Gesandtschaften des Papstes.
Es ist ein wunderbarer Schwung in der Phantasie des Mitlel-
alters. Das Abendland zog damals dem Orient gegenüber den Kür-
zeren; Jerusalem war 1244 wieder verloren; Alles vor sich nieder-
schmetternd waren die Mongolen 1237 bis 1244 bis in die Mitte
Schlesiens und Ungarns gedrungen. Europa zitterte vor den fremden
^) Hiermit könnte man zusammenhalten den Bericht eines Gesandten, der
zwischen 1139 und 1443 aus China in Florenz bei Eugen lY eintraf und von dem
uns Poggius Nachricht gegeben hat (zuletzt herausgegeben von Kunstmann, die Kennt-
niss Indiens im 15. Jahrb., 1863, S. 61 fg.): Regnum esse ait prope Cataiam itinere
viginti dierum, cuius rex incolaeque omnes Christiani essent , haeretici tarnen, qui
Nestoriicie feruntur; eins gentis patriarcham se destinasse , ut certiora de nobis re-
ferret. Ecclesicts apud eos maiores omatioresque nostris esse, patriarcham auro argen-
toque opulentum. Aber man hat diese Mittheilungen mit Vorsicht aufzunehmen, da
Toscanelli's Brief vom Jahre 1474, der von demselben Gesandten handelt, diese
Nachricht nicht enthält , und Poggius selber über die Schwierigkeit klagt, die er
gehabt habe, sich über die einfachsten Dinge mit jenem Fremden durch einen arme-
nischen Dolmetscher zu verständigen.
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68 Friedrich Zarncke,
Horden. Und in dieser Lage fasste man nicht nur den Muth zu er-
neuten Kreuzzügen, sondern man beschloss, nunmehr gerade unter
den Mongolen in grossem Stile das Christenthum zu predigen. Aller-
dings die Illusionen, denen man sich noch immer hingab, erklären
Manches. Die Annahme, dass unzählige Christen im Innern Asiens
lebten, die wiederholt aus dem Osten kommenden Berichte, dass die
Mongolen dem Christenthum geneigt seien, die sich leicht daraus er-
klären, dass auf Dschingiskhan's Anordnung hin Buddhismus, Christen-
thum und Muhammedanismus in den mongolischen Staaten als gleich-
berechtigt anerkannt waren und die Herrscher, um ganz sicher zu
gehen und sich keine etwa möglichen Vortheile entgehen zu lassen,
die Ceremonien aller drei Religionsgesellschatten sich gefallen Hessen,
wohl selber mit machten*), endlich der Feuereifer der neugegriindelen
grossen Predigerorden, dem der oben erwähnte Brief des Priors Philipp
aus dem Jahre 1237 Ausdruck gab, das Alles muss man zusammen-
halten, um das Ueberraschende begreiflich zu finden.
Auf dem Concil zu Lyon waren die Missionsgesandtschaften be-
schlossen worden ; die beiden Orden der Dominicaner und Franziscaner
sollten je eine ausrüsten. Die der Franziscaner wurde dem Johannes
de Piano Carpini und dem Laurentius de Portugallia unterstellt, die
verschiedene Reiseziele wählten; die der Dominicaner dem Anselm
(oder Ascelin) de Lombardia.
a. Johannes de Piano Carpini.
1246.
Der gefahrvollste Auftrag war dem Beichtiger des Papstes,
dem Franziscaner-Provinzial Johannes de Piano Carpini, der sich
bereits in hohen Stellungen des Ordens bewährt hatte, zugetheilt,
die Reise zum Khan selber. Ihn begleitete auf der ganzen Fahrt,
zugleich als Dolmetscher, Benedict aus Polen, nachdem er den
^) Vgl. z. B., was Johannes de Piano Carpini erzählt: Dicehant eiiam nobis
firmiter asserendo Christiani, qui erant de familia (Dienerschaft) eins (des Mongolen-
kaisers) , quod d eher et fieri Christianus, cuius Signum erat, quod ipse clericos Christi-
anos tenehat et expensas eis dabat: habebat etiam seniper capellam Christianorum
ante maius tentorium suum, ubi cantant clerici publice et aperte ac pulsant ad horas,
ut caeteri Christiani, secundum mores Graecorum. Noch interessanter ist was
Ruysbroek erzählt.
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Deh Phiester Johannes. 69
Stephan aus Böhmen in Kiew hatte zurücklassen müssen. Am 5. März
1245 wurden die Credenzbriefe und das Schreiben an den Khan in
Lyon ausgestellt, wo sich der Papst damals aufhielt: Ostern verliess
Johannes Lyon und ging zunächst nach Polen. Am 4. Febr. 1246
brachen die Reisenden aus Kiew auf, um die Grenze des Mongolen-
reiches zu überschreiten, vom 4. bis 8. April hielten sie sich bei
Khan Batu auf, und reisten dann nördlich vom Aral-See weiter, am
22. Juli kamen sie beim kaiserlichen Heerlager in Nord-China, nahe
bei Caracorum, an (der Kaiser hiess Kuyftk), erhielten Ende August
Audienz, bekamen am 1 1 . November ein ziemlich schnödes Antwort-
schreiben, dessen ungefährer Inhalt uns in einem Briefe des Connetable
von Armenien vom Jahre 1248 erhalten zu sein scheint^), wurden am
13. November entlassen, waren im Mai wieder bei Balu und kamen
am 9. Juni 1247 in Kiew an, von wo sie sich alsbald zurück
nach Lyon begaben. Innocenz belohnte den Johannes durch die Er-
nennung zum Erzbischof von Antivari in Dalmatien, wo er bald, wohl
aufgerieben von den Strapazen der Reise, an einem 1. August ge-
storben ist; das Jahr kennen wir nicht, es muss zwischen 1248 und
1252 liegen. Bald nach seiner Heimkehr schrieb er seine Reise-
beschreibung nieder, und wenn ihn Jemand mit zudringlichen Fragen
belästigte, so Hess. er ihm aus dieser vorlesen. Er nannte sie »Historia
Mongalorum, quos nos Tartaros appellamus«. Die beste Ausgabe, der
ich mit Berücksichtigung der Lesarten (und mit Hinzunahme des
Vincentius) folge, ist von d'Avezac im Recueil de voyages et de mö-
moires IV (Paris 1839), S. 603 fg.
Johannes de Piano Carpini, so manches Falsche er namentlich
in geschichtlicher Beziehung berichtet, gehört doch durchaus zu den
kritischen Reisenden, seine Berichte sind von grossem Werthe für
die Kenntniss des damaligen Inner-Asiens, ja man darf es ihm geradezu
als ein Zeichen von Kritik auslegen, dass er mit Dem, was er schaute
und erkundete, die mitgebrachten Vorstellungen vom Priester Johannes
nicht vermengte. Das Reich dieses, an dessen Existenz auch er nicht
zweifelte, blieb für ihn in der Ferne, in Indien, wohin er selber nicht
*) Der Conoelable schreibt (d'Achcry Spicilegium, 2. Ausg. III, 626^): Cui
respondit Kan , quod Deus mandaverat avis suis et sibi, quod mitteret gentes suas
ad gentes pessimas tnter ficiendas. Super hoc, quod mandavit, utrum esset Christianus,
respondit, quod Deus sciebat, et si Dominus papa vellet scire, veniret.
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70 Friedrich Zarncke,
kam. So hat er uns nur eine Wundererzäh lung vom Priester Johannes
überliefert, die einen hübschen Beitrag zur Weiterbildung seiner Sage
abgab, nirgends aber durch unkritische Gombinationen die Genauig-
keit seiner Berichte gestört. Dass er jene Wundererzählung für wahr
hielt und wiedererzählt, wird man ihm schwerlich verübeln wollen^).
Selbstverständlich ist das christliche Reich in Indien von ihm selber
erst dem Priester Johannes zugesprochen worden (wie auch schon
aus den hergebrachten Worten qui vulgo presbyter lohannes appellahir
hervorgeht) , denn bei den Mongolen erzählte man sicher nicht von
diesem.
Nach dem Kampfe der Mongolen gegen die Kitai, deren Land
bis ans Meer reicht, worunter also, wie auch sonst, ganz richtig China
verstanden wird, lässt er den Dschingiskhan den einen seiner Söhne
gegen die Comanen senden, und fährt dann fort (bei d'Avezac S. 655,
bei Vincentius im Spec. bist. 32, 10): Alium vero filium misii cum
\ exercilu contra Indos^ qui minorem Indiam devicil. Hie autem nigri
mnl Sanaceni^ qui Aethyopes nuncupantur. Ilic (I. IHnc) autem exer-
citus ad pugnam contra Christianos^ qui sunt in India maiori processit.
Quod audiens rex terrae illius^ qui vulgo presbyter lohannes appellalur'^) ^
venit contra eos exercilu congregato et faciens imagines hominum cupreas
unamquamque in sella posuit super equum^ ponens ignem interius, et
posuit hominem cum folle post imaginem cupream super equum: et cum
multis imaginibus et equis taliter praeparatis venerunt contra praedictos
[Mongalos seu] Tartaros ad pugnam; et cum ad locum proelii per^
venissent^ istos equos umim iuxta alium praemisenmt; viri autem ^ qui
eranl retro^ posuerunt nescio quid super ignem ^ qui erat in praedictis
imaginibus^ et cum follibus fortiter suf/laverunt^ unde factum est quod ex
igne graeco homines comburebantur et equi^ et ex fumo aer est denigratus;
et tunc super Tartaros Indi iecerunl sagittas^ ex quibus multi homines
vulnerati fuerunt et interfecti: et sie cum confusione eos de suis finibus
eiecerunt^ nee unquam audivimus^ quod tdtro ad eos redierinl.
*) Unmittelbar darauf glaubt er auch die Geschiclite von dem weiblichen
Menschen und männlichen Hunde. Treuherzig nennt er auch hier seine Quellen :
Sicut nobis venientibus ad curiam Imperatoris per clericos rulhenos et aiios, qui diu
fuerunt inier ipsos, firmiter dicebatur.
2) appellabatur , allerdings in den besseren Manuscripten , aber das Prädical
passt nicht zu dem vulgo, und auch Vincentius hat das Präsens.
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Der Pribsteb Johannes. 71
b. Anselm (Ascelin).
1247.
Dieser hatte den Auftrag erhalten, sich an das erste mongolische
Heer zu wenden, dem er begegnen würde. Es war dies das Heer des
Balfdjft [Bawlh-noy bei Vincentius, Bachon im Briefe des Odo, s. u.)
im nordwestlichen Persien. Genau lösst sich der Ort nicht bestimmen ;
aber Balfdjü war es gewesen, der Klein-Asien der Mongolenherrschaft
unterworfen hatte, und südlicher finden wir bald darauf einen anderen
Heerführer. Anselm (Ascelin) reiste im Juli 1245 ab, wandte sich
wahrscheinlich zuerst zu den muhammedanischen Sultanen, zumal auch
an den Sultan von Aegypten*), ging dann über Accon durch Armenien,
Georgien, Tiflis und kam erst am 24. Mai 1247 bei Baidjft an. Hier
unterhandelte er lange, erreichte aber, wohl nicht ohne eigene Schuld,
gar Nichts, wurde vielmehr mit seinen Gefährten übel behandelt, ja
dreimal mit dem Tode bedroht, und am 25. Juli 1247 mit einem
*) Vgl. Kunstmann, die Missionäre in Afrika im 14. Jahrh., in den Histor.
polit. Bii. Bd. 39 (4 857, I), S. 489. Mir erscheint die dort geäusserte, zuerst von
Fleury in seiner Histoire ecciesiastique (1716) 17, 374 aufgestellte Vermulhung sehr
wahrscheinlich. Denn, wenn die Missionäre 1245 abreisten, wie kam es, dass sie
so spät, erst 4 247, am Orte ihrer Bestimmung, noch ziemlich im Westen, ein-
trafen, als Joh. de Piano Carpiui aus dem fernsten Osten bereits wieder in Europa
eingetroffen war? Ich möchte Fleury's Vermuthung, die nur auf einen Aufenthalt
der Gesandtschaft beim Sultan von Aegypten geht, noch erweitern. Raynald z. Jahr
1247 No. 67 fg. bringt vier Antwortschreiben von Sultanen an den Papst, die für
seine gütigen Missionsbemühungen danken, drei von ihnen sind datirt vom Nov.
1245 und Sommer 1246, das vierte, eben das des Sultan Saleh von Aegypten,
vom December,- aber ohne Jahreszahl, vielleicht 1246. Es wäre gar wohl denkbar,
dass alle diese Antworten eben jene Missionsgesellschaft betrafen , und zu ihrer
Reise zum tartarischen Heere im Jahre 1247 würde dies vortreflflich stimmen. In
dem Schreiben des Sultans von Aegypten wird ausdrücklich hervorgehoben, dass
die zu ihm gesandte Missionsgesellschaft noch zu den Tartaren wolle, was er ihnen
widerrieth. Raynald a. a. 0. 64 (nicht 74) fg.: Ei innuerat semus in sua epistola,
quod ipsi vellent proficisci ad Tartaros et quod nos iuvaremtts eos Sed non
conmluimus dictis fratribus propter multas catisas, quas diximus, tU ad ipsos Tar-
taros deberent proficisci. — Nach Kunstmann's Angabe befindet sich in London im
britischen Museum (Ms. Mus. Brit. Bibl. Reg. 19. D. 1) eine Handschrift in altfran-
zösischer Sprache, «welche auch die Beschreibung Aegyptens enthält, die wir bei
Vincenz vermissen«. Also eine vollständige Reisebeschreibung Simon's von St. Quentin?
Da wäre also eine definitive Entscheidung ermöglicht, ob auch Cap. 69 bei Vincenz
zu jener Reisebeschreibung gehörte oder nicht.
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72 Frudrich Zarncke,
hochmülhigen Schreiben*) entlassen. Erst Ende 1248 kam er wieder
in Lyon an, also ein Jahr spater, als der so viel weiter gereiste
Johannes de Piano Carpini. Eine Beschreibung dieser Reise hat
sein Gefährte Simon de Sancto Quintino (von St. Quentin)
geliefert, und Vincenz hat sie, wohl ziemlich vollständig, in sein
Speculum historiale aufgenommen (s. o.). Als eigenes Werk scheint
sie sich nicht erhalten zu haben 2). Auf der Reise hatte sich ihm
ein bereits viel in Asien gewanderter Ordensbruder angeschlossen,
Andreas von Lonjumeau.
Zu dem Berichte des Simon hat höchst wahrscheinlich (beachte
den Schlnss der Anmerk. auf S. 71) auch das oben schon mitgetheilte
Cap. 69 des 30. Buches von «Vincenz' Spec. historiale gehört. Absolut
sicher ist es freilich nicht, da z. B. selbst noch in Cap. 87 Vincenz
selbstständig erzählt: Unde fratres praedicatores a papa missi ad Tartaros
cum venissent in eivercilum eorum^ limuerurU ipsi Tartari valde u. s. w.
Sonst kommt der Bericht des Simon auf den Presbyter Johannes
nicht wieder zurück.
Dieser Bericht, mag er nun von Simon oder von Vincentius
selber herrühren, ward die Hauptquelle für die Darstellung vom Auf-
kommen der Mongolen oder Tartaren. So schrieb Guilielmus de
Nangiaco in seiner bis 1300 reichenden Chronik, bei d'Achery,
Spicilegium 111, 21* (2. Ausgabe) aus Vincentius ab, zum Jahre 1202:
Tartari ab Oriente surgentes posl occinonem domini sui David regia Indiae
tunc primum exierunt in populorum destructionem.
Ebenso schöpft direct aus Vincentius Marino Sanudode
Venetiis (auch genannt Torsellus), der im Jahr 1306 ein Werk
»Secreta fidelium crucis« begann (Mar. Sanutus, Liber secretorum fide-
lium crucis, Hanoviae 1611; vgl. S. 21). Hierin erzählt er 111, 13
Cap. 3 fg. (S. 234) die Entstehung des Tartarenreichs nach Vincenz:
*) Erhalten bei Vincenz 32, 51; darin: Oportet, ut tu, papa, ipse in propria
persona ad nos venias et ad eum, qui faciem totius terrae continet, accedas ....
Oportet, ut antequam venias nuntios praemittas et nobis significes, si venis aut. non
u. s. w. Man sieht, der Ton dieser Schreiben ist durchweg derselbe hochmüthige,
der von einer Gleichstellung Nichts wissen will, sondern einfach Unterwerfung fordert.
'^) Quetif und Echard, Script, ord. Praed. I, 112 führen ein Citat an, wonach
es so .scheinen könnte, als gebe es eine Hand.schrift mit dem Werke des Simon;
aber wahrscheinlich werden das die Auszüge im Speculum historiale sein.
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Der Pribster Johannes. 73
Posl haec Tariari 1202 antiquos ierminos exeuntes venerunt in exter-
minium popularum. Priorihus lemporibm iUis dominabanlur Indi eis
conßnes. Cutnque Indis imperaret David, quondam lohannis presbyteri,
dominatoris et regis hdiae, filius, et a Tartaus solita quaererel tribtUa
imponeretque novas angarias, Tariari iam elati deliberant^ an simpliciter
obedire debeant an u. s. w. Rex itaque David, eorum adventum audiens
et improvisus cemens, se non posse resistere, dum ab una exercitus parte
fugit, ab alia opprimitur ei cum tota familia, excepta unica eius Jilia,
membralim iruncalur, quam quidem filiam Cyngis Chaam uxorem accepit^),
Hauptslicblich massgebend aber ward die Form, in welcher
Martin v. Troppau (Martiniis Polonus) die Nachricht in seine
Chronik der Päpste und Kaiser aufnahm. In der ersten Bearbeitung,
die er 1268 abfassle, heisst es in der (^hronologia imperatorum
(Kulpis-Schilter, Script, rer. Germ, Strassburg 1702, S. 375): Anno
domini 1202, sicut a plerisque traditur, Tartarorum dominium initium
habuit. Ui enim sub montibus Indiae in regione dicia Tartaria con-
stituti, dominum suum , regem Indiae, David nomine, filium [loannis^
presbyteri ocddentes, ad depopulationem aliarum lerrarum processerunl.
In der zweiten Bearbeitung, die 1277 gefertigt wurde (Mariani Scoti
etc. chronica etc. Adieciraus Martini Poloni . . . historiam, Basel 1 559,
S. 208) ist hinter depopulationem hinzugesetzt et devastalionem.
Dies wurde nun die typische Form, in der die Nachricht ihren
Lauf durch die Chroniken machte. Ich führe die hauptsächlichsten
Stellen an, doch nur so weit als nöthig ist, um den Grad der Selbst-
ständigkeit erkennen zu lassen, mit dem sie verfahren. So lindet sie
sich in den Annales Pegavienses, in denen die Partie von
1191 — 1227 bekanntlich erst am Anfange des 14. Jahrhunderts nach-
getragen ist; es heisst zum Jahre 1202: Hoc anno, ul a plerisque
traditur, regnum Tartarorum inidum habuit, qui sub montibus Indiae
in regione, quae Tartara didtur, constituti, dominum suum, regem Indiae,
David nomine, filium lohannis presbileri, occidentes, ad dejmptdalionem
aliarum lerrarum processerunl (Mon. Germ. bist. Script. XVI, S. 268).
*) Da ViQcentius, wie wir sahen, sowohl den Bericht des Simon de St. Quentin
wie den des Johannes de Piano Carpini giebt , so begegnet es dem Marinas , dass
er beide durcheinanderrührt. Während er hier nach Simon berichtet (Vincentius
30, 69), hat er kurz' zuvor nach Johannes erzählt (Vinc. 32, 8), wie Cyngis die
Naymani unterwirft. Man fühlt deutlich die Aneinanderleimung verschiedener Quellen.
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74 Friedrich Zarnckb,
Die Annales Egnaiindani (Chronicon Hollandiae vetustissimum ;
vgl. Mon. Germ. bist. Script. XVI, 442 fg.), hsgg. von A. Kluit (Hisloria
critica comitatus Hollandiae et Zeelandiae, 1 777, Bd. 1) hat in der inter-
polirten Gestalt des 14. Jahrh. zum Jahre 1197 (Kluit S. 152, Varr.):
Hoc anno Tarlarorum dominium^ sicul a plerisque tradituf\ initium ha-
buU u. s. w. bis jrrocesserunt. In der Ausgabe in Ant. Matthaeus Ana-
lecta veteris aevi II, S. 481 ist diese Notiz dem Jahre 1194 angehängt.
Der Interpolator war Wilhelmus procurator, Egmondanus monachus,
der um 1332 schrieb. Henricus de Hervordia in seiner Chronik
oder dem Liber de rebus memorabilioribus, bis 1355 gehend (hsgg.
von A. Potthast, Göttingen 1859, S. 175): Item hoc anno^ scüicet do-
mini 1202^ sicut a pluribus tradilur^ Tarlarorum dominium initium hor-
buil. Isli enim sub moniibus Indiae u. s. w. bis processerunt.
Auch für England. Der Dominicaner Nie. Trivet (f 1328) in
seinen Annales (1136 — 1307) z. J. 1202: Hoc anno^ tä a plerisque
tradilur^ coepit Tarlarorum dominium j qui u. s. w. bis ad depraedaUonem
processerunt aliarum lerrarum (Ausgabe von d'Achery im Spicilegium,
2. Ausg., III, 179 fg.; von Thom. Hog, London 1845, S. 171). Das
Eulogium historiarum, eine Chronik bis zum Jahre 1366 (hsgg.
von Frank Scott Havdon, London 1858, in den Her. Brit. med. aevi
Script.) I, 388 zum Jahre 1202: Hoc anno^ sicul a pluribus Iraditur^ Tar-
tari regnare coeperunl. Hi enim^ in moniibus Indiae lalitanles^ David re-
gem Indiae^ filium presbyleri lohannis, occiderunt et stalim ad depopula-
lionem aliarum lerrarum processerunt. Die Chronica monasterii de
Malon des Abt Thom. de Burton, die 1394 — 1400 geschrieben ward
(hsgg. von Edw. A. Bond, London 1 866, in den Rer. Brit. m. aevi Script.)
I, 332 : Quo anno ....*) Tarlarorum dominalus incepii. Hii nempe^ sub
moniibus Indiae in regione dicla Tarlara^ conslituli u. s. w. h\s processerunt.
Auf Vincentius selber griff man nur ausnahmsweise zurück. So
Henricus de Hervordia (bis 1355), der unmittelbar auf die Stelle
aus Mart. Polonus eine Stelle aus Vincentius (30, 69, fölschlich citirt:
Egkardus sie) hat: Tarlari regem David dominum suum^ presbiteri lo-
hannis .... filium^ conspiranles contra eum^ dolose circumveniunt et ca-
piunl et cum Iota familia sua delruncant, El sie de Tarlaria exeunt
*) So im Druck. Gewiss wird auch hjer der Zwischensatz sicut a plerisque
iraditur gestanden haben.
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Der Priester Johannes. 75
in desiructionem populorum. Dann iässl er einen Auszug aus Otto von
Freising über den Priester Johannes und darauf einen Auszug aus
dem Briefe desselben folgen. Zum Schlüsse: Et cetera, Nos haec
aliorum auctorilate dixerimusy »fidem auctores vindicerUn. Am selbst-
sUlndigsten schöpft Hermann Corner in Lübeck (führte seine Chronik
bis 1435) aus Vincenz selber. Tertio anno Ottonis^ qui est domini
MC III (Druckfehler für MCCIl oder MCCIII?) Tartan regem habuerunt
David nomine, secundum Vincentium filium presbyleri lohannis
regis Indiae^ qui nt eis videbatur, nimis tyrannice eos rexit et ultra
comuetum eos exactionavit, Unde in eins mortem conspiranies , cotir-
silium inierunt^ ut ipsum interficere possent. Quidam ergo astutm inter
eos erat Cyngiscam nomine^ qui u. s. w. Et intraverunt ambo exercitus
regnum Indomm et consumserunt in ore gladii omnem homineni eis
resistere nitentem. Erat enim populus innumerabilis velut arena maris.
Ad regem autem eorum David pervenientes ipsftm occiderunt et nemo
erat^ qui resisteie poterat fortitudini illorum. De his Tartaris plura
scribit Vincentius in sjyectdo et alii Chronographie de quibus pauca kic
tangam u. s. w. Regnum ergo Tartarorum hoc anno incepit^ qui hucus-
que semper sub Indorum rege servire et viverc cogebantur^ modo vero nedum
proprio regno contenti sunt, sed et Indorum regnum ex toto sibi subiu-
gaverunt. Quo regno snibacto^ in orientalem plagum cum suo exercitu se
diverterunt^ et nrbes caslraque innumera suae dominationi subdiderunt,
Deinde ad austrnm se transferentes expugnaverunt Persarum^ Medorum
et Assyriorum regna,
Descripta aliqualiter conditionc naturali Tartarorum^ restat et aliqua
ponere de presbytero lohanne et suo regno, cum et de ipso in prae-
sentiarum habita sit mentio.
De hoc lohanne dicit Gabulensis e\c. Nun folgt eine Abschrift
der Stelle aus Otto von Freising sammt einem Auszuge aus dem
Briefe des Presbyter, Beides entlehnt aus der Chronik des Heinrich
von Herford (Eccard, Corp. bist. med. aevi U, 818 fg.).
4. Der Connetable Sinibald von Armenien.
1247—1251.
Um dieselbe Zeit, als der Papst seine Gesandten ausrüstete, ging
auch der König von Armenien damit um, sich zu dem Gross-Khan der
Mongolen in freundschaftliche Beziehung zu setzen, um sich seines
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76 Fribdrich Zarncke,
mdchtigon Schutzes für sein exponirtes Ländchen zu versichern, speciell
sich von den Plackereien eines seiner Heerführer, des Argün Karaboga,
zu befreien. Er vs^ollte sich selbst zu ihm begeben, schickte aber einen
Gesandten voraus. Der Armenier Haiton in seiner Historia orientalis,
die er im Jahre 1306 in Frankreich verfasste, mit der königlichen
Familie verwandt und speciell für diese Partie sich auf seines Oheims
Mittheilungen und die auf Befehl des Königs gemachten Aufzeichnungen
berufend, sagt (Hist. Orient., quae eadem et de Tartaris inscribitur,
herausgegeben von Andr. Müller 1671, S. 37): Sed primo trammisit
dominum Sinibaldum , conestabulum^ [comtabtUarium) regni Armeniae^
fidelem 8uum, ut accepla ab imperatore Tartarorum licentia securim
passet ire, Unde praedictus fratet^ regis^ dominus Sinibaldus^ cum xeniis
multis et pulchra gentium comitiva ivit ad dominum Tartarorum^ et negotia^
pro quibus transmissus fueial^ optime adimplevit. Verumtamen per spatium
annorum qualuor traxit moram^ antequam Armeniam remearet, Postquam
vero rediit^ regi ea, quae viderat et fecerat^ seriosius enarravit, Absque
igitur tarditate rex Armeniae recessit u. s. w.
Von der Reise dieses Gesandten, des Connetable von Armenien,
ist uns ein Brief erhalten, den der Bischof Odo (s. u.) dem Papste
1249 von Cypern aus in Abschrift mittheilte, abgedruckt bei d'Achery,
Spicilegium, 2. Ausg., UI, 626 fg. Er ist datirt vom 7. Februar (1248)
aus Samarkand, und Sinibald erzählt darin, dass er nunmehr, wo er
etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt habe, acht Monate unter-
wegs sei. Er musste also etwa Ende Juni 1247 aus Armenien ab-
gereist sein; nach den Angaben Haiton's wird er 1251 wieder-
gekommen sein, worauf sich dann (aber erst 1253 nach Haiton) der
König selbst auf die Reise begab*), der S'A Jahr abwesend war und
kurz vor dem Kriege Hulagu's gegen Bagdad zurückkehrte. Ausser
den persönlichen Gründen Haiton's (Aytonus) waren auch hier über-
schwängliche Hoffnungen in Betreff der Ausbreitung des Christenthums
unter den Mongolen mit wirksam {ad iter agendum pro Deo et utilitate
Christianitatis me specialiter exposui). Der Brief spiegelt diese noch
lebhaft wieder. Die oben schon angegebenen Momente verleiteten
auch Sinibald zu der Ansicht, der Uebcrtritt der Mongolen zum
* Er war am Ende August 1253 abgereist, wenn ich Ruysbroek (Kecueii IV,
375) riclUig verstelle.
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Der Priester Johannes. 77
Christenlhum sei nur noch eine Frage der Zeit, ja eigentlich spricht
er, als ob der Uebertritt bereits erfolgt sei: Haec est teira^ de qua
tres reges veneruni in Belhleem adorare Dominum lesum nalum. Et
sciatis potentiam Christi fuisse magnam et adhuc esse^ quod gentes illitts
terrae sunt Christiani et tota terra de Chata credunt illos tres reges . . .
Et pei' illos tres reges credunt in Christum et per illos Chan et omnes
sui modo facti sunt Christiani. Et ante portas suas habent ecclesias
suas, ptUsant campanas stms et percutiunt tabulas . . . Christus ipsemet
sanctissimis suis virtutibus pro se ipse praedicat et praedicavit^ ita quod
gentes regionum illarum credunt in ipsum u. s. \v. Man kann denken,
wie gerne diese Nachrichten gehört, wie gerne sie geglaubt wurden.
In diesen Briefen finden wir nun auch eine Stelle, die in die
Geschichte unserer Sage einschlagt, und die zugleich beweist, wie
dehnsam und biegsam sich alle Berichte erwiesen, wenn es galt sie
mit der Sage vom Priester Johannes zu combiniren.
Der Connetable hatte Kenntniss erhalten von der Sendung des
Jobannes de Piano Carpini und selbst von dem Ausfall derselben (s. o.).
Denn nur auf jenen Reisenden können wir es beziehen, wenn er in
seinem Briefe sagt: Sciatis^ quod Dominus Papa misit nuntium suum
praedicto Kan et mandavit ei dicere^ utrum esset Christianus an non
u. s. w. Wie er dies erfahren hatte, muss dahin gestellt bleiben.
Vielleicht von Missionären im Innern Asiens, jedesfalls auf der Reise';
denn er glaubte den Freunden in Cypern eine Neuigkeit mitzutheilen.
Auf demselben Wege, wie von der Sendung und ihrem Erfolge, wird
er auch von dem Kriege des christlichen Königs gehört haben, in
dem Johannes de Piano Carpini einen Kampf des Presbyter Johannes
erblickte. In der Aufnahme jener Erzählung sehen wir den Connetable
kritischer vorfahren als den Franziscaner. Er lässt den Priester
Johannes ganz aus dem Spiele, erzählt auch nicht die Anecdote von
den mechanischen Figuren. Sodann aber passt ihm in seine Vorstel-
lungen nicht die Auffassung, als habe der christliche König gegen
die Tartaren gefochten. Diese galten ihm ja bereits so ziemlich als
Christen. So lässt er denn den christlichen König Indiens im Verein
mit den Tartaren gegen die Saracenen kämpfen. Demnach lautet
die Erzählung bei ihm folgendermassen : Sciatis praeterea^ quod in
terra Indiae, quam sanctus Thomas apostolus convertit^ est quidam
rex christianus^ qui erat in magna anxietate positus inier alios reges
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78 Friedrich Zarncke,
Sarracenm. Faciebant enim ei tMenltam ttndiqtfe usqiie ad ittam
horatn^ qua Tarlari venen^ml in illam lerram^ et ipse factus est
homo illorum. Ei accepil exereiium snum et exercilum Tartarorum et
imasit Sairacenos^ iia quod lantum lucralm est infra terram Indiae,
quod tota terra Orientis plena est sclavis Indicis^ qtwrum plus quam quin-
quaginla millia vidi^ quos dictus rex ceperat et mandaverat venumdari.
Auch die Saracenen kommen bei Johannes de Piano Carpini als nigri
Sarraeem vor, Die Identitiil des Ereignisses und die gleiche Quelle
werden nicht in Abrede gestellt werden können.
Weiler wissen wir von dieser Reise Nichts, ausser dass sie, wie
Haiton uns berichtet, einen erwünschten Erfolg hatle. In den Illu-
sionen wegen der Verbreitung des Christenthums wiegte man sich
auch weiterhin. Haiton versichert uns, dass der Khan Mangu in
Gegenwart des Königs von Armenien durch einen Bischof, seinen
Kanzler, mit den Seinigen getauft worden sei, und er behandelt nahe-
zu die Mongolen vollst[lndig als Christen. Die Toleranz, zum Theil
auch die Schlauheit der iMongolen, die es mit keiner ßeligionspartei
zu verderben wünschten, wirkten hieivai mit, ganz besonders aber
wohl das Gefühl, dass ein BUndniss zwischen Mongolen und Christen
das entscheidende Mittel gewesen wäre, um dem verhassten Muham-
medanismus den Garaus zu machen.
5. Die Mongolengesandtschaft in Cypern^).
1248—1249.
Zweimal hatten sich die Christen durch die falsche Voraussetzung
irre leiten lassen, die Feinde der Muhammedaner im Innern Asiens
seien Christen; noch ein drittes Mal sollte sich die Illusion wieder-
holen, diesmal aber wurde jene fixe Idee von schlauen Betrügern
ausgebeutet, um durch unwahre, aber willkommene Vorspiegelungen
ihre Zwecke zu erreichen.
Am Ende des Jahres 1244 hatte Ludwig IX von Frankreich
das Kreuz genommen, und im August 1248 hatte er die gelobte Fahrt
in vorzüglichster Ausrüstung angetreten. Am 17. September landete
^) Vgl. den Brief des Bischof Odo vom 3K März <249 bei d'Achery, Spicilegium
3, 624 fg., Vincent. Spec. hisl. 32, 90 fg. und die Ännales Sl. Rudberti (bis 4 277,
dann bis 4 286) Mon. Germ. bist. Scr. IX, 790.
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Der Priester Johannes. 79
er in Cypern, um hier den Frühling zum Beginn der kriegerischen
Expeditionen zu erwarten. Bei ihm befand sich der päpstliche Legat,
Bischof Odo. Bald nach ihrer Ankunft legte ihnen der König von
Cypern das eben besprochene Schreiben des dem König von Cypern
sehr nahe stehenden Connetable von Armenien vor, das einen mäch-
tigen Eindruck auf Alle hervorbrachte, wie wir daraus schliessen dür-
fen, dass der Bischof sich beeiferte, eine Abschrift an den Papst und
der König an seine Mutter, die Königin Regentin Bianca, zu senden.
Man stand offenbar noch unter dem Eindrucke dieses Schreibens,
als am 14. December an der Nordküste von Cypern, bei Cerines
(Castrocherniis), eine mongolische Gesandtschaft landete. Am 19. De-
cember zog sie in Nicosia ein und schon am 20. empfing sie der
König Ludwig in feierlicher Audi.^nz, im Beisein seines Conseils und
des päpstlichen Legaten, des Bischofs Odo, nahm das in persischer
Sprache mit arabischen Buchstaben gefertigte Schreiben der Gesandten
in Empfang und unterhielt sich längere Zeit mit ihnen. Sie nannten
sich Sabeldin Monfat David und Marcus^), und stellten sich als Ab-
gesandte des llschigatai (Ilschikati, Archelchai, Erchelchai)^), Befehls-
habers der mongolischen Truppen im westlichen Asien, vor. In Cypern
hielt sich damals der Dominicaner Andreas von Lonjumeau auf, der
sich der Gesandtschaft des Anselm (Ascelin) angeschlossen gehabt
hatte und wohl eben heimgekommen war; er war willkommen als
Dolmetscher und üebersetzer. Dieser erinnerte sich, den David am
Hofe des Baidjft gesehen zu haben. Das Schreiben floss über von
übei-schwänglichen und zärtlichen Grüssen und Segenswünschen, und
wollte durchaus nur im Interesse der christlichen Religion abgefesst
*) Sabeldim Monffai David und Marcus bei Raynald (wohl nach Vincenz),
Salbotus Monfat David und Martinus in den Annales St. Rudberti; fast möchte
naan glauben, es seien nur zwei Gesandte gewesen, und I>avid allein habe die drei
ersten Namen geführt. Jedesfalls war er der eigentliche Leiter. Andretts, qui ma-
iorem ex Ulis nunciis nomine David noverat, utpote quem viderat in exercitu
Tartarorum. Wilken, Gesch. d. Kreuzz. 7, 79 nimmt wirklich auch nur zwei an,
David und Marcus, aber über die drei Namen des David spricht er sich nichl aus.
Sabadinus erscheint allerdings auch sonsl noch als Titel, vgl. Mosheim Anh. S. 86:
nobilis vir Sabadintis Thomas ^ vgl. das. 89; Sabadino Archaon das. 91; zu be-
achten ist, dass David in einer franz. Chromk'{Äb. R^musat I, 440) genannt wird
grant sires entre les Tartares.
^] Vgl. Desguignes Gesch. d. Hunnen 3, 125.
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80 Friedrich Zarncke,
sein (in hac epistola non est inlentio nosira nisi utilitas Christianilatis) .
Es beglaubigte dann die Gesandten und hob noch besonders hervor,
dass alle Christen einander gleich gälten; so sei es bei ihnen und
so, bitte man, möge es der König auch halten. Datirt war das Schrei-
ben in fine Muharram^ das wäre etwa Ende Mai 1248.
An dies Schreiben schlössen sich nun die mündlichen Ausein-
andersetzungen. Uschigatai habe in Absicht, im nächsten Jahre den
Chalifen von Bagdad anzugreifen, der König möge dann den Sultan
von Aegypten seinerseits mit Krieg überziehen. An sich hätte eine
Unterhandlung hierüber wohl nicht fern gelegen, denn die Interessen
der Christen und Mongolen waren hier entschieden gemeinsame, aber
gegen die sonstige Politik der Mongolen verstiess ein solches Ver-
fahren durchaus. Es liegt weit näher, in den Gesandten Spione zu
vermuthen, die, unter dem Deckmantel gern gehörter Nachrichten,
die Christen nur aushorchen wollten*). Was sie noch weiter mit-
theilten, zeigt, wie schlau sie den Christen nach dem Munde redeten,
wie klug sie auf ihre Gedankonrichtungen einzugehen verstanden. Die
weite Ausbreitung, die das Christenlhum unter ihnen bereits erlangt
habe, ward besonders betont. Uschigatai sei schon seit mehreren
Jahren Christ ; der Sultan von Ninive sei den Christen sehr gewogen
und erwarte nur Zeit und Gelegenheit, um sich öffentlich zum Christen-
thum zu bekennen; sie, die Boten, seien schon von ihren Eltern her
Christen, der Name des Papstes stehe bei ihnen im höchsten Ansehen
und Uschigatai wolle besonders doshalb gegen Bagdad ziehen, um
das den Christen zugefügte Unrecht zu rächen. Das Alles waren,
sieht man, offenbare Lügen.
Bei der Verbreitung des Christenthums Hessen die Gesandten
die christlichen Mütter eine grosse Rolle spielen. So sollte der
Sultan von Ninive eine Christin zur Mutter haben. Einen Haupt-
trumpf aber spielten sie aus, als sie von der Bekehrung des Khans
selber sprachen: Dixerunt etiam nuniii^ quod iste^ qui nunc agit in
sceptris^ Kiokai {Kuiük^ Guiuk) nomine^ matrem habuit christianamj
filiam regis^ qui vocalur presbyter Johannes^ et ad exhortationem
^] Wie sehr es den Mongolen hierum zu Ihun war, erzählt Simon von St. Quenlin
bei Vincenz 3t, 4<. — Auch die geheimnissvolle Gesandlschaft, die kurz vorher
an den Papst gelangt war, von der uns Matth. Paris z. J. \ti% berichtet (bei
Wals S. 754^, hatte schwerlich einen anderen Zweck.
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Der Priester Johannes. 81
eim et cuiusdam sanctissimi episcopi^ qui Malachias vocalur^ bapiismi
sacramenlum suscepit in die Epiphaniae^) cum decem et octo filiis
regum et plures alii, maxime capitanei. Und bedürfte es noch eines
Beweises zu dem Bisherigen, dass man es mit abgefeimten Be-
trügern zu thun hatte, so würde ihn der Umstand erbringen, dass
sie auch in Betreff des Aufkommens der Tartaren sich ganz den im
Occident eingebürgerten Anschauungen anzuschmiegen verstanden.
Dixerunt etiam nuntii^ quod isti^ qui nunc Tartari appellantur^ modo
sunt XL anni quod exierunl de terra sua. . . . Causam autem com-
moiionis eoimm dixerunt praedicti nuntii se nescire. Et dicebant^ quod
dicti Tartari primo debellaverunl filium presbyteri loannis^ et ipsum et
exercitum eins in ore gladii peremerunt.
Man war nicht durchaus ohne Misstrauen, man hielt ihnen die
Behandlung entgegen, die Anselm und Andreas mit ihren Geführten
am Hofe des BaidjA (Bachon) erfahren hätten. Die Boten antworteten
dreist: Bachon homo paganus est et habet Sarracenos consiliarios et ideo
male recepit nuntios vestros. Man gab sich damit zufrieden; was sie
sagten, traf zu sehr zusammen mit den Illusionen, in denen man lebte.
Den von Andreas übersetzten Brief sandte der König an seine Mutter
Bianca, die in Frankreich die Regentschaft führte. Die Gesandten
wurden am Weihnachtstage zur königlichen Tafel gezog;^n, man er-
kundigte sich, welche Geschenke dem Khan wohl lieb sein würden; der
König rüstete ein kostbares Zelt aus von Scharlac)i mit Stickereien aus
dem Leben Jesu, und bestimmte dem Khan ein Stück von dem heiligen
Kreuze und andere Heiligthümer ; auch der Bischof Odo blieb nicht
zurück, er verfasste Briefe für den Khan, seine Mutter und für Ilschi-
gatai, in denen er die vermeintlich Getauften beglückwünschte, zugleich
aber auch zu rechtem Glauben ermahnte und der katholischen Kirche
und ihrem Oberhirten als dem Vertreter Christi alle Rechte wahrte.
Am 31. März berichtete Odo ausführlich an den Papst.
6. Die Gesandtschaften des Königs Ludwig,
a. Andreas von Lonjumeau, 1249 fg.
Um nun jene Geschenke und Briefe zu überbringen, beschloss
der König eigene Gesandte an den Khan abzuordnen. Er wählte
*) Schon vor drei Jahren, circa tres annos completos Vincenz a. a. 0.
Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. XIX. 6
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82 Friedrich Zarncke,
hiezu den der Sprache mächtigen und bereits viel in Asien gewan-
derten Dominicaner Andreas von Lonjumeau nebst einigen anderen
Brüdern. Einige, und mit ihnen Andreas, sollten direct zum Khan,
andere mit den mongolischen Gesandten zu Ilschigatai. Am 25. Januar
1249 hatten die Gesandten ihre ALschiedsaudienz, und am 27. Januar
verliessen sie Nicosia, um sich einzuschiffen.
Obwohl wir durch Vincenz (32, 94) wissen, dass Andreas schon
bald nachher einen Bericht über seine Reise eingesandt hatte, von dem
der König sich beeilte nach Frankreich zu melden, so ist doch über
seine Reise Nichts direct auf uns gekommen. Wir wissen aus verschie-
denen Quellen (am besten zusammengestellt bei Quetif und Echard,
Scr. ord. Praed. I, 140; doch vgl. auch Raynald, Annales ecclesiastici,
a. 1248, Nr. 39), dass er ein Jahr auf dem Hinwege verbrachte und,
als er dann in Caracorum ankam, den Khan Kuiuc gestorben fand.
Dessen Wittwe nahm ihn nicht unfreundlich auf, aber er musste
doch in der Hauptsache unverrichteter Dinge wieder zurückkehren;
die Gesandtschaft mit ihren Geschenken war offenbar als ein der
Macht der Mongolen geschuldeter Tribut aufgefasst worden. Joinville
hat uns einen Theil der Rückantwort erhalten (s. u.), die zu jener
Auffassung durchaus stimmt. Andreas traf 1251 in Caesarea wieder
bei Ludwig ein, als dieser eben aus der Gefangenschaft befreit war, und
verstimmte den König nicht wenig durch den Misserfolg seiner Fahrt.
Am Hofe des Königs blieb Andreas noch bis zum Jahre 1253, denn
als in diesem Jahre der Franziscaner Guilielmus de Rubruquis (Ruys-
broek) zu einer zweiten Gesandtschaft an den Khan abgeschickt wurde,
war Andreas es, der ihn über die Verhältnisse am mongolischen Hofe
orienürte, was Ruysbroek wiederholt dankbar erwähnt.
Aus Vincenz ging die Erzählung von der Mongolengesandtschaft
nicht" nur über in die Gesta Ludovici IX tJes Guilielmus de
Nangiaco, der erst nach 1301 schrieb, d. h. einfach compilirte,
sondern auch in die Annales Sancti Rudberti Salisburgenses,
die zuerst bis 1277, später bis 1286 forlgesetzt wurden. Vgl. Mon.
Germ. bist. Scr. IX, 790, 45 fg.
Jene gleichzeitigen, freilich sehr kurzen Berichte von der Ge-
sandtschaft des Andreas erwähnen des Priesters Johannes in keiner
Weise. Dennoch muss Andreas auch von ihm erzählt haben. Das er-
sehen wir aus der Histoire de Saint Louis, die Ludwig's Begleiter auf
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Der Priestbr Johannes. 83
der Fahrt ins Heilige Land, JeanSire deJoinville, zwischen den
Jahren 4 304 — 1309 verfasste.
Joinville's Werk ist eines der bestgeschriebenen der alleren fran-
zösischen Litteratur, auch die Eigenschaften eines classischen Zeugen
besass er als vornehmer Reichsbeamter, der als Augenzeuge in nächster
Nähe des Königs alle Ereignisse miterlebt hatte. Aber es waren
mittlerweile nahezu 50 Jahre verflossen und Joinville war ein alter
Mann geworden. So können uns weder einzelne Fehler auffallen,
wie, wenn er § 132 die Gesandtschaft direct vom Gross-Khan aus-
gehen lässt, oder § 490 nicht beachtet, dass die Gesandten des Königs
Ludwig den Khan gestorben fanden (wenn er dagegen § 134 den-
selben noch nicht als Christen annimmt, sondern von dem Wunsch
des König« spricht, ihn zum Christenthum herüberzuziehen, so urtheilte
er wohl nur nüchterner als der sanguinische Legat des Papstes), noch
kann es uns auffallen, dass der ganze Bericht, den er uns giebt, sich
nur im Allgemeinen hält, keine Namen nennt, das Rückschreiben des
Mongolenhofes (491 fg.) interpolirt u. s. w. Das Eine aber ersieht
man doch noch ausreichend aus seiner Darstellung, dass Andreas
und seine Genossen, was sie vom Priester Johannes erzählten, durch-
aus nur der abendländischen Auffassung entnahmen. Ihr Bericht ist
Nichts weiter als die schon bei Alberich hervortretende Annahme, dass
die Tartaren das Joch des Priesters Johannes abgestossen hätten.
Wenn er daneben als ihren Oberherm auch .noch den empereour de
Perse nennt, so mag hierauf vielleicht der rex Persarum der Relatio
nicht ohne einigen Einfluss gewesen sein; und wenn er dann einen
grossen Theil der Mongolen Christen werden lässt, so könnte auch
dies wie eine Annäherung an den christlichen König David aus-
sehen, aber dieser Zug ergiebt sich ausreichend aus der Gedanken-
richtung jener Zeit, in der die Gesandtschaft statt fand, und die Vi-
sion, die die Bekehrung einleitet, verräth den mönchischen Erzähler,
dessen Bericht uns auch noch sonst erhalten ist. Wenn aus dem
filius presbyteri lohannis wieder der presbyler lohannes selbst geworden
ist, so entspricht dies dem Zuge der Sage nach Vereinfachung, den
wir schon sonst beobachtet haben.
Ich lasse nun die betreffende Stelle aus Joinville nach der Aus-
gabe von Natalis de Wailly (2. Aufl. Paris 1874) folgen:
6*
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84 Friedrich Zarncke,
XCm. (Comment les Tartares ohoisirent un ohef pour B'afi^nohir du
prdtre Jean et de l'empereiir de Ferse.)
471. Aussi comme je vous diz devant, tandis que li roys sejornoit en Gypre,
vindrent li messaige des Tartarins ä li, et li firent entendant que il li aideroient ä
conquerre le royaume de Jei^usalem sur les Sarrazins. Li roys lour renvoia
ses messaiges , et par ses messaiges , que il lour envoia , lour envoia une cha-
pelky que il lour fist faire d^escarlate [et pour aus atraire ä nostre creance,
il lour fist entaillier , en la chapelle^ toute nostre creance, V Annonciation de
Vangre, la Nativitei, le bauptesme, dont Diex fu baptiziez, et toute la Passion
et VAscension et Vavenement dou Saint-Esperit) ; calices, livres, et tout ce que il
convint ä messe chanter , et dons freres Preescheours pour chanter les messes
devant aus,
472. Li messagier le roy arivei^ent au port d'Anthioche; et dds Anthyoche
jusques ä lour grant roy trouverent bien un an d^aleure, ä chevauchier dix
Heues le jour, Toute la terre trouverent sougiette ä aus, et plusours citez que
il avoient destruites, et grans monciaus d^os de gens mors,
473. 11 enquistrent comme il estoient venu en tel auctoritei, par quoy il
avoient tant de gens mors et confondus; et la maniere fu teix, aussi comme il
le raporterent au roy: que il estoient venu et concrdei d'une grant berrie de
sab Ion, lä oü il ne croissoit nul bien, Cette berrie commengoit ä unes tr^s-
grans roches merveillouses , qui sont en la fin dou monde devers (hi'ent, les-
quiex roches nutz kons ne passa onques, si comme li Tartarin le tesmoignent;
et disoient que Uans estoit enclos li peuples Got et Margoth, qui doivent venir
en la fin dou monde, quant Antecriz venra pour tout destruire.
474. En Celle berrie estoit li peuples des Tartarins, et estoient sougiet d
prestre Jehan et ä Vempereour de Perce, cui teiTC venoit apres la seue, et ä
plusours autres roys mescreans, ä cui il rendoient treu et servaige chascun an,
pour raison dou pasturaige de lour bestes; car il ne vivoient d^autre chose.
Cis prestres Jehans et li emperieres de Perce, et li autre roy, tenoient en tel
despit les Tartarins, que quant il lour aportoient lour rentes, il ne les vouloient
recevoir devant aux, ains lour tournoient les dos.
475. Entre aus out tm saige home, qui cercha toutes les berries, et parla
aus saiges homes des berries et des Heus, et lour monstra le servaige la oü il
estoient, et lour pria ä touz que il meissent consoü comment il ississent dou
seri^aige lä oii on les tenoit. Tant fist que il les assembla trestous ou chief de
la berrie, endroü la terre prestre Jehan, et lour monstra ces choses ; et il li
respondirent que il devisast , et il feroient. Et il dist ainsi, que il n^ avoient
pooir de esploitier se il n^avoient un roy et un signour sur aus ; et il lour eti-
seigna la maniere comment il averoient roy, et il le creurent,
476. Et la maniere fu teix , que de cinquante-dous generacions , que il y
avoit, chascune generacions li aportast une suiete , qui fussent seignies de lour
nons ; et par l^acort de tout le peuple, fu ainsi acordei que Von meteroit ces cin-
quante-dous devant un enfant de eine ans ; et celle que li enfes penroit premier,
de Celle generacion feroit Von roy. Quant li enfes ot levee une des seetes , li
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Der Priester Johannes. 83
saiges kons fist traire arieix toutes les autres generacions ; et fu establi en tel
maniere, que la generacions dont Von devoit faire roy y esliroient entre lour
cinquanle-dous des plus saiges homes et des meillours, que il averoient. Quant
il furent eslexi, chascuns y porta une saiete seignie de son non.
477. Lors fu acordei que la saiete que li enfes leveroit, de celle feroit Von
roy. Et li enfes en leva une^ dHcelut sarge home, qui ainsi les avoit enseignies ;
et li peuples en furent si lie que chascuns en fist grant joie. II les fist taire,
et lour dist: i>Signour, se vous voulez que je soie vostre roys, vous me jurerez
par Ceti qui a fait le ciel et la terre . que vous tenres mes commandemensu.
Et il le jurerent.
478. Li establissement que il lour donna, ce fu pour tenir le peuple en
paiz; et furent tel, que nus n^i ravist autrui chose, ne que li uns ne f er ist
Vautre, se il ne vouloit le poing perdre ; ne que nutz n^eusl compaingnie ä au-
trui femme ne ä autrui fille, se il ne vouloit perdre le poing ou lavie. Mout
d^ autres bons establissemens lour donna pour pais avoir,
XCIV. (Viotoire des Tartaros sur le prdtre Jean; vision d'un de leurs
prinees; sa eonversion.)
479. Apräs ce que il les ot ordenez et aröez , il lour dist: »Signour, li
plus forz ennemis que nous aiens, c'est prestres Jehans. Et je vous cominant
que vous soies demain tuit appareillie pour li courre ms ; et se il est ainsi que
il nous desconfise [dont Diex nous gart !] , face chascuns le miex que il porra.
Et se nous le desconfisons , je commant que la chose dure trois jours et trois
nuiSj et que nxüz ne soit si hardis que il mette main ä nul gaaing , mais que
ä gens occire; car aprh ce que nous averons eue victoire, je vous departirai
le gaing si bien et si loialment, que chascuns s^en tenra apaiezft. A ceste chose
il s^acorderent tuit.
480. Vendemain coururent sus lour ennemis , et ainsi comme Diex vout
les desconfirent. Touz ceus que il trouverent en armes deffendableSj occistrent
touz ; et ceus que il trouverent en abit de religion, les prestres et les autres
religious n^ occistrent pas, Li autre peuple de la terre prestre Jehan, qui ne
furent pas en bataille, se mistrent tuit en lour subjection.
Hierauf folgt nun die Erzählung von einer Vision. Ein tarla-
rischer Fürst wurde vermisst. Drei Monate lang hatte man Nichts
von ihm gehört. Als er wiederkam, fühlte er nicht Hunger, nicht
Durst und glaubte, es sei höchstens eine Nacht verflossen. Er er-
zählte, dass er sich in einer glänzenden Versammlung befunden habe,
in deren Mitte ein König gethront habe. 483 : Li roys appela celi
prince el li disl: » Tu es venuz de Vosl des Tartarins?n El il respondi:
)) Are, ce sui man «. » Tu en iras ä ton roy. el li diras^ que tu m'as
veu^ qui sui Sires dou del et la terre, el li diras, que il me rende
graces de la victoire, que je li ai donnee sus prestre Jehan et sur sa
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86 Friedrich Zarncke,
genU Et li diras encore^ de par moy^ que je li doinij poissance de
mellre en sa subjeclioii tonte la terrea. Er solle sich die im Kriege ge-
fangenen Priester und Religiösen ausliefern lassen und was diese
ihn lehrten, annehmen, dann werde er die Perser mit nur 300 Mann
besiegen. Der heilige Georg führte ihn darauf wieder in sein Zelt.
Alles wird richtig ausgeführt und der König der Perser von 300
Bekehrten in die Flucht geschlagen, liquex sen vint fuyant jusques
ou royaume de Jerusalem; et ce fu eil emperieres qui desconfist nostre
gent et prist le conte Gantier de Brienne^ si comme vous orrez apres.
Darauf flicht Joinville noch eine kurze Schilderung von den Sitten
der Tartaren ein, und kommt dann auf die Gesandtschaft zurück (490),
in deren Gegenwart der Khan (so statt der Wittwe-Regentin) zu
seinen Fürsten sagte: ))Signonr^ li roys de France est venus en nostre
merd et sngestion^ et vez-ci le treu que il nous envoien.
Zum Schlüsse folgt der Inhalt des Briefes, den Andreas zurück-
gebracht habe. Ich führe auch ihn noch an, weil er recht schlagend
beweist, wie leicht eine bona fide gehegte Idee sich überall eindrängt.
Hier erscheint der Priester Johannes sogar in einem officiellen Acten-
stücke der Mongolen. Dass sein Name dem Original fremd war, be-
darf nicht der Erörterung. Der Brief lautet bei Joinville so: »Bone
chose est de pais ; quar en terre de pais manguant eil qui vont ä quatre
piez^ Verhe pesiblement^ eil qui vont ä dous^ labourent la terre [dont
li bien viennent) paisiblement. (492)- Et ceste chose te mandons-nous
pour toy avisier: car tu ne peus avoir pais^ se tu ne Vas ä nous,
Car prestres Jehans se leva encontre nous^ et teix roys et teix {et tnout
en nommoient) ; et touz les avons mis d respee. Si te mandons que tu
nous envoies tant de ton or et de ton argent chascun an^ que tu nous
retieignes ä amis; et se tu ne le fais^ nous destruirons toy et la gent
aussi comme nous avons fait ceus que nous avom devant nommezi^. Et
sachiez^ que li rois se repenti fort quant il y envoiu.
Die Gesandtschaft des Andreas und die oben geschilderte Vi-
sion, nur in ihren Einzelheiten anders erzählt, findet sich auch er-
wöhnt bei Thomas Cantimpratensis (f 1263) im Universale
bonum, de apibus, Lib. II, cap. 53 (des von mir benutzten Incunabcl-
druckes) : . . . rex Francorum^ beatus Ludovicus . . . andivit^ quod rcx
Tartarorum matrem christianam haberet^ et licet filim gentilis esset^
christianae tarnen fidei diligeret sectatores. Pater enim eins regem In-
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Der Prikster Johannes. 87
diae chrisUanum occiderai et filiam eins duxeral uxorem, Sperans ergo
pius rex Franciae^ quod regem Tartarorum tarn malris quam avi gratia
m^overe possei ad chrislianae ßdei pietatem, misil ad illum dtios fralres
minores (falsch !) , per qtws misil eidem capellam ex bisso instar tenlorii
u. s. w. Fuerunt apud illum muUo tempore^ sed in conversione regis
nihil penitus profecerunt. Viderunl autem ibidem in exercitu virum no-
bilem regis ^ sdlicet consobrinum, de quo talia ferebanlur. Cum idem
nobilis adhuc gentilis febre acutissima laboraret u. s. w. Auf die Einzel-
heiten der Vision kommt es ja nicht weiter an. Zum Schluss: IH-
dum igilur virum fralres missi a rege Franciae sa^pe viderunl et postea
reversi in Galliam fratribus rem geslam^ ul narravimus^ relulerunt et
post^ tU ab uno fratre percepi^ mox memoriae et litleris commendani.
Die beiden Nachrichten, die in Cypern bei Abröise der Gesandten
geglaubt wurden, die von der Besiegung des Priesters Johannes durch
die Tarlaren und von der Vermählung der Tochter desselben mit
dem Anführer der letzteren, treten auch hier noch hervor.
So hauen die bisherigen Reisenden keine anderen Anschauungen
über den Priester Johannes aufgestellt als die waren, welche sie be-
reits im Abendlande vorgefunden halten. Anders sollte das bei dem
nun zu besprechenden Reisenden werden, dem zweiten Gesandten,
den Ludwig an die Tartaren abordnete.
b. Guilielmus de Rubruquis (Ruysbroek), 1253 — 1255.
Obwolil des Andreas Gesandtschaft als missglückt angesehen
werden musste, und Ludwig sich auch vornahm, fernerhin keinen
Gesandten an die Tartaren abzuordnen, so blieben doch die Gerüchte
von einem Uebertritte derselben zum Christenthum lebendig und nicht
minder der Wunsch, von Neuem mit jenen sich Bekehrenden Füh-
lung zu gewinnen. Es scheint, als ob auch hier die Mongolen mit
List vorgingen. Im Anfang der 50er Jahre erschien in Italien ein
Johannes, der sich für einen Caplan des Sartach, eines Sohnes des
bekannten Batu (s. o. S. 69), ausgab, der zum Christenthum überge-
treten sei. König Conrad aber machte kurzen Process mit ihm. Ihn
wahrscheinlich für einen Spion haltend oder auch der Übeln Gerüchte
sich erinnernd, die über die geheimnissvolle Gesandtschaft der Mon-
golen an den Papst vom Jahre 1248 verbreitet waren (vgl. Matth.
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88 Friedrich Zarncke,
Paris, bei Wats S. 654), liess er ihn aufgreifen und ins Geföngniss
werfen, und erst nach Conrad's unerwartetem Tode 1254 wurde er
wieder frei. Nun verfasste der Papst Innocenz IV am 29. ^ug. ein
salbungsvolles Schreiben an Sartach, mit dem er den Johannes zurück-
sandte. Auch in Cypern und Palästina, wo Ludwig noch immer weilte,
war dasselbe Gerücht von Sartach verbreitet. Und so wandle sich
Ludwig, ehe noch jener Johannes wieder frei ward, an den Papst
mit der Bitte, Prediger zu Sartach zu senden. Der Papst, in Italien
sich nicht ausreichend orientirt fühlend, ertheille unter dem 20. Febr.
1 253 dem Legaten Odo Vollmacht, in dieser Angelegenheit zu thun,
was er für gut belinde (Raynald 1253 Nr. 49). Man wählte den
Franziscaner Guilielmus deRubruquis zum Führer einer Ge-
sandtschaft, der, vom Bruder Andreas mit guten Rathschlägen aus-
gerüstet und mit Empfehlungsbriefen des Königs Ludwig versehen,
doch ausdrücklich nicht als Gesandter desselben, sich nun auf die Reise
machte, am 4. Mai 1253 ins schwarze Meer einfuhr, zunächst Sar-
tach, dann Batu aufsuchte und am Ende des Jahres bei dem Khan
Mangu in der Nähe von Caracorum anlangte. Am 8. Juli 1254 wurde
er wieder entlassen und am 29. Juni 1255 traf er wieder in An-
tiochien ein. Gleich darauf, noch von Syrien aus, übersandte er
dem König Ludwig in Form eines Briefes seinen ausführlichen Reise-
bericht, den ich im Folgenden in der, Ausgabe von Fr. Michel und
Th. Wright im Recueil de voyages et mömoires IV, 213 fg. benutze,
auch hier unler Berücksichtigung der Varianten. Mit dem Christen-
thum Sartach's war es wieder Nichts gewesen: De Sarcath^ utrum
a^edit in Christum vel non^ nesdo. Hoc scio^ quod Christianus non vult
dici^ immo magis videtur michi deridere Christianos. An seinem Hofe
fand er einen der mongolischen Gesandten : Invcni ibi unum de sociis
David^ qui fuerat in Cypro^ qui narraverat omnia quae viderat, Ueber
diese Gesandtschaft erfolgte jetzt erst die definitive Aufklärung. In
dem Rückschreiben des Khans hiess es kurzweg: Vir quidam nomine
David venit ad vos tanquam nuncius Moallorum^ sed metidax erat. Zwar
die Wittwe-Regentin, zu der Andreas gekommen sei, habe von Staals-
geschäften, also auch hiervon Nichts verslanden. Schliesslich folgt
die hergebrachte Aufforderung : Et si vultis nohis obedire^ mittatis nun-
cios veslros ad nos: et sie certificabimm\ utrum volueritis habere nobis-
cum pacem vel bellum.
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Der Priester Johannes. 89
In Beireff seiner Mittheilungen über den Priester Johannes unter-
scheidet sich Ruysbroek wesentlich von seinen Vorgängern. Diese
alle hielten sich einfach an das im Abeudlande Geglaubte und hin-
gen dies ihren Erfahrungen im fremden Lande irgendwo lose an.
Nicht so Ruysbroek, er nahm die Sache ernst und baute aus den
Annahmen die er mitbrachte und Dem was er erfuhr, ein ganz neues
Gebüude zusammen, das dann gemeiniglich und bis in unser Jahr-
hundert als der Ausgangspunct für die geschichtlichen Untersuchungen
über jene Sage behandelt worden ist.
Fragen wir zunächst, ob eine solche Schätzung seiner Berichte
überhaupt gerechtfertigt sein konnte, so müssen wir es entschieden
läugnen. Wo uns Ruysbroek als Augenzeuge erzählt, werden wir
seinen Berichten glauben, und da er scharf zu beobachten verstand,
auch vertrauen, freilich auch hier mit vorsichtiger Beachtung, ob nicht
Voreingenommenheit seinerseits seine Beobachtung trübte. Wo er
dagegen Geschichtliches mittheilt, werden wir seine Angaben mit
aller Reserve aufzunehmen haben. Wie konnte er bei einem Volke,
das keinen Gelehrtenstand , keine Geschichtschreibung hatte *) , das
nomadisirend umherzog und das so, zumal bei dem Gewirr der Stämme
im innern und nordöstlichen Asien, doppelt schnell eine exacte Er^
innerung verlieren mussle, als Reisender etwas herausfragen, das,
wenn es sich nicht um ganz grosse Verhältnisse handelte, von kri-
tischem Werthe hätte sein können? Man vergegenwärtige sich, was
1] »Alle die verschiedenen Stämme, die Dschingiskhan zu einem grossen Volke
verband , halten bis dahin keine Schrift und folglich auch keine Geschichte. Das
Andenken an frühere Begebenheiten wurde durch mündliche Mittheilung derselben
vererbt ; dadurch artete die Geschichte dieser Begebenheiten in Fabeln aus und
ging endlich verloren. . . . Mehr als zwanzig Jahre nach dem Tode Dschingiskhan s
erhielten die Mongolen erst eine eigene Schrift, es dauerte indess noch einige Zeit,
ehe sie allgemein verbreitet war und zur Abfassung von Büchern gebraucht ward«.
Is. Jac. Schmidt in der Einleitung S. XI zu seiner Uebersetzung von Ssanang
Ssetsen's Geschichte der Ost-Mongolen, Petersburg <829. Sehr anschaulich schil-
dert seine Lage der Armenier Haiton, der t306 schrieb (s. o.) , am Schluss von
Gap. 4 6, das von Dschingiskhan^s Jugend handelt : Et non est mirandum, si in istis
historiis non pomi tempus certum, quoniam , licet a multis scire quaesiverim veri-
tatem, non tarnen potui invenire, qui super talibus plenarie me doceret. Et credo,
quod talis sit ratio, quare tempus certum istarum historiarum penitus ignoratur, quia
ab initio Tartari literas non habebant et sie tempora et rerum gesta transibant abs-
que eo, quod ab aliquo notarentur, et per hunc modum oblivioni postea tradebantur.
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90 Fribdrich Zarncke,
noch heutiges Tags ein Tourist aus unserer Landbevölkerung heraus-
fragen würde, und übertrage dies auf die weit ungünstigere Lage,
in der Ruysbroek sich befand. Und nun gar bei einem Gegenstande,
bei dem er keinen festen Boden unter den Füssen hatte, wie bei
der sagenhaften Figur des Priesters Johannes. Mehr als irgend sonst
musste er hier der Gefahr ausgesetzt sein, mehr in seine Bericht-
erstatter hinein- als aus ihnen herauszufragen.
Die Voraussetzungen, mit denen Ruysbroek nach dem Innern
Asiens reiste, waren die damals in Europa populären Annahmen:
1) Es giebt oder gab ein christliches Reich, dessen Herrscher der
Priester Johannes noch jetzt heisst oder doch früher einmal hiess. Man
nannte dies in Europa Indien; aber Indien war ein weiter Begriff,
Ruysbroek durfte sich gestatten, ihn auf Gegenden zu übertragen,
denen wir heule ihn nicht mehr beilegen dürften. 2) In Auflehnung
gegen einen Sohn dieses christlichen Königs erlangten die Tartaren
ihren ersten und entscheidenden Machtzuwachs, und zwar geschah
dies im Beginne des Jahrhunderts, ums Jahr 1202. Wenn Ruysbroek
in Folge seiner Erkundigungen an die Stelle des Sohnes einen anderen
Verwandten setzen musste, so verstiess das nicht sehr gegen seine
Voraussetzungen, sobald dieser nur der Nachfolger des Priesters Jo-
hannes war. 3) Eine Tochter des Priesters Johannes, resp. seines Sohnes
(oder doch Nachfolgers), wurde mit dem siegenden Tartaren vermählt.
Zu diesen Voraussetzungen fügte er nun aus eigener Ueberlegung
oder aus specieller Kenntniss die folgenden: 4) Das Hauptland der
Tartaren, durch das sie, wenigstens in den Augen Europa's und West-
Asiens, erst zur Weltmacht geworden waren, war Karakitai. Unwill-
kürlich musste er geneigt sein, in seiner Vorstellung jenen besiegten
Lehnsherrn dort zu suchen. Ob hierauf die Relatio vom Jahre 1221
einen Einfluss übte, die die Sachlage ja wirklich so darstellte, ist
Nebensache; Ruysbroek hatte Inner-Asien ausreichend kennen ge-
lernt, um sich dies selbst zu sagen. 5) In einer »Historia Antiochena«
hatte er gelesen, dass im Jahre 1098 während der Belagerung von
Antiochia die Muhammedaner sich nach der Hülfe eines Coirchan
umgesehen hätten. Nichts konnte ihm näher liegen, als hierin den
Gurkhan von Karakitai zu vermuthen, von dem freilich um 1098
noch nicht die Rede sein konnte. Hierzu kam noch 6) dass er die
Ansicht hegte, die Stämme der Naiman und Kerait seien Christen.
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Der Priester Johannes. 91
Karakiiai nun, wenn er es auch an die Stelle des Indien der
Sage zu setzen sich erlauben durfte, konnte er doch nicht für ein
christliches Land halten. Wusste er doch selbst aus den Mittbeiluogen
der bist. Antiochena, dass seine Gurkhane Freunde der Muhammedaner,
also Gegner der Christen gewesen seien. Aber er erfuhr, der Wahr-
heit entsprechend, dass die Gurkhane von Karakitai nicht bis zum
Ende dieses Reiches regiert hatten, sondern von einem Naiman-Fürsten
(Kulschluk) vom Throne gestossen worden waren. Da er nun die
Nai»)an für Christen hielt, musste es sich ihm wie nothwendig er-
geben, nunmehr einen christlichen Herrscher in Karakitai als Nach-
folger der Gurkhane anzunehmen, und so glaubte er den Priester
Johannes gefunden zu haben, dessen im Occident lebendes sagen-
haftes Bild er nüchternen Sinnes für eine tendenziöse Uebertrelbung
der Nestorianer erklärte. Andererseits erfuhr auch er von dem Ver-
hältniss der Tartaren zu den Kerait und von dem bedeutenden Macht-
zuwachs, den Dschingiskhan durch ihre Besiegung 1202/3 erlangt
hatte. Auch von der Auflehnung gegen einen Lehnsherrn mochte
er gehört haben (denn gegen China hatte sich ja Dschingiskhan wirk-
lich aufgelehnt, und möglicher Weise gab es selbst im Orient damals
bereits populäre Erzählungen, die das Verhältniss des Dschingiskhan
zum Ungkhan ähnlich darstellten, s. u.) , oder er mochte auch diese
Idee einfach aus Europa mitgebracht haben: in dem ums Jahr
1 202/3 besiegten Keraitenhäuptling (dem Ungkhan) ^) meinte er den
christlichen Fürsten suchen zu müssen, den die Sage in Europa
nannte. Freilich mögen genauere Erkundigungen ihm in BetreflF des
Chrislenthums desselben einige Bedenken eingeflösst haben, und er
lässt ihn daher wieder vom Christenthum abfallen. Die Brücke von
dem christlichen Keraiten-Fürsten , den die Mongolen besiegten, zu
dem christlichen Naiman-Fürsten, den er in Karakitai als Nachfolger der
Gurkhane vermuthete, also die Brücke vom Ungkhan zu seinem Prie-
ster Johannes, war leicht geschlagen; gestützt auf allerlei, was er aus
den Eingeborenen herausgefragt haben mochte, machte er den ersteren
zu einem Bruder und Nachfolger des letzteren: so wurde zugleich
das von den Mongolen eroberte Land das Hauptland Mittel-Asiens,
*) Wang-Khan war der eigentliche, den Herrschern der Kerailen von den chinesi-
schen Kaisern erlheiite Titel; derselbe wurde entstellt in Oangkhan, Ungkhan, Ongkhan,
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Ö2 FRieuRicH Zarncke,
und somit hatte er die aus Europa her ihm vorschwebenden Erforder-
nisse alle beisammen. Das Bild, das aus seinen Combinationen erwuchs,
war nun das folgende. Ums Jahr 1 098 herrschte in Karakitai der Coir-
chan, ein Bundesgenosse der Muhammedaner. Nach seinem Tode
erhob sich ein nestorianischer Fürst der Naiman dort zum Herrscher:
das ist der christliche König, den man in Europa den Priester Johannes
nennt. Diesem folgte sein Bruder, ein Häuptling der Kerait und Merkit,
die Christ^ sind, obwohl gerade ihr Fürst wieder zum Heidenthurae
abgefallen war. Gegen diesen Fürsten von christlichem Stamme em-
pörte sich Dschingiskhan, und legte durch seine Besiegung den ersten
Grund zu seiner Weltherrschaft.^ Mit der Tochter des Besiegten ver-
mSihlte er einen seiner Söhne.
Wir geben nun den Wortlaut von Ruysbroek's Berichte. Er will
vom Aufkommen der Mongolen (Moal) erzählen und der Vermengung
ihres Namens mit dem der Tarlaren, die sie selbst doch abweisen.
. . . Nee volunt vocari Tartari. Tartari enim fuerunt alia genSj de qui-
bus sie didici.
Tempore enim, quo Franci ceperunt Antiochiam (im J. 1098), tenebat mo-
narchiam in Ulis lateribus aquilonis quidam, qui tocabatur Coircham, Coir
est proprium nomen, cham nomen dignitatis , quod idem est quod r^divincUorv,
Omnes divinatores vocant cham. Unde principes dicuntur cham, quia penes
eos spectat regimen populi per divinationem ^) . Unde legitur in historia Antiochiae,
quod Turci miserunt pro succursu contra Francos ad regem Coircham, De
Ulis enim partibus venerunt omnes Turci, Iste Coircham erat Caracatay. Cara
idem est quod nigrum, Catay nomen gentis, unde Caracatay idem est quod niger
Catay. Et hoc dicunt ad differentiam ipsorum Catay, qui sunt in Oriente super
Oceanum (die Chinesen) , de quibus postea dicam vobis,
Isti Catay erant in quibusdam alpibus , per quas transivi, et in quadam
planicie inter illas alpes erat quidam nestorinus pastor potens et dominus super
populum, qui dicebantur Naiman, qui erant christiani nestorini. Mortuo Coir-
cham, elevavit se ille nestorinus in regem et vocabant eum nestorini regem lo-
hannem, et plus dicebant de ipso in decuplo quam veritas esset, Ita enim fa-
ciunt Nestorini venientes de partibus Ulis: de nichilo enim faciunt magnos rxA-
mores, unde disseminaverunt de Sarchat, quod esset christianus, et de Mangu-
cham et de Kencham, quia faciunt mai^rem reyerentiam christianis quam aliis
populis, et tarnen in verilale christiani non sunt, Sic ergo exivit magna fama
de illo rege Johanne ; et ego transivi per pascua eius ; nullus aliquid sciebat
*) Die Erkraning von Coir ist falsch , und auch bei dem zweiten Worte ist
Cham verwechselt mit Chan, Khan. Diese Motivirung ist also eine auf falscher
Auffassung beruhende Combination. Vgl. auch Yule, Cathay etc. I, S. <76 Anm t.
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Der Priester Johannes. 93
de eo nisi Nestoriani pauci. In pascuis eins habilal Kencham, apud cuüis cu--
riam fuü frater Andreas^ et ego etiam transivi per eam in redilu.
Huic lohanni erat frater quidam , potens pastor similü&r , nomine UnCy et
ipse erat ultra alpes ipsorum Caracatay, distans a fratre suo spacio trium eb-
domadarum, et erat dominus cuiusdam viilulae, quae dicitur Caracainim, popu-
lum habens sub se, qui dicebantur Grit (d. i. Reniit) et Merhit, qui erant christiani
nestorini. Sed ipse dominus eorum, dimisso cultu Christi, sectabatur idola, Ha-
bens secum sacerdotes ydolorum, qui omnes sunt invocatores daemonum et sortilegi.
Ultra pascua istius, ad X vel XV dietas, erant pascua Moal (d. i. der Mon-
golen) , qui erant pauperrimi homines sine capitaneo et sine lege, exceptis sorti-
legiis et divinationibu^ , quibus omnes in partibus Ulis intendunt. Et iuxta Moal
erant alii pauperes, qui dicebantur Tartar,
Rex Johannes mortuus fuit sine herede et ditatus est frater eius Unc et facie-
bat se vocari Chan, et mittebantur armenta et gi^eges eius usque ad terminos Moal.
Tunc temporis erat Chingis faber quidam in populo Moal et furabatur de
animalüms Unc-chan quod poterat in tantum, quod conquesti sunt pastores Unc
domino suo. Tunc congregaint exercitum et equitavit in terram Moal, quaerens
ipsum Chingis, et ille fugit^) inter Tartaros et laluit ibi. Tunc ipse Unc, ac-
cepta praeda a Moal et a Tartaris, reversus est. Tunc ipse Chingis allocutus
est ipsos Tartaros et ipsos Moal, dicens : » Quia sine duce sumus, opprimunt nos
vicini nostri«. Et fecerunt ipsum ducem et capitaneum Tartari et Moal. Tunc
latenter congregato exercitu irruit super ipsum Unc et vicit eum et ille fugit m
Cathaiam. Ibi capta fuit filia eius, quam Chingis dedit uni ex filiis suis in
xixorem, ex quo ipsa suscepit istum, qui nunc regnat Mangu, Tunc ipse Chin-
gis praemittebat ubique ipsos Tartaros et inde exivit nomen eorum, quia ubi-
que clamabatur: nEccCy Tartari veniunt<i. Sed per crebra bella modo omnes
fere deleti sunt. Unde isti Moal modo volunt extinguere nomen illud et suum
elevare. Terra illa, in qua primo fuerunt et ubi est adhuc curia Chingischan,
vocatur Onankerule. Sed quia Caracaron est regio, circa quam fuit prima ad-
quisitio eorum, illam citutatem habent pro regali et ibi prope eligunt suum chan.
In einem Puncto war in dieser ErzSihlung das Geschichtliche
richtig getroffen, der Priester Johannes erscheint als Herrscher von
Karakitai, was der Sieger von 1141 wirklich war. Aber wir wür-
den die Kenntnisse Ruysbroek's weitaus überschätzen, wenn wir ihm
auch nur eine Ahnung von den Vorgängen jenes Jahres zutrauen woll-
ten. Auf Karakitai war er von den Mongolen aus, nicht von Sandschar
aus gekommen. Man sieht, wie sonst Alles in Verwirrung liegt. Den
Gurkhan, welcher Titel erst H 26 aufkam, verlegt er schon ins Jahr
1098, dabei sich gar nicht klar machend, dass eine Regentenreihe,
die nur drei Fürsten kennt, von denen obenein zwei Brüder waren,
^) Die Geschichte von der Flucht des Dschingiskhao in seiner Jugend leuchtet
durch.
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94 Fkibdrigu Zarncke,
unmöglich im Stande ist, ein volles Jahrhundert (bis zum Aufkommen
der Mongolen) auszufüllen. G. Oppert möchte freilich diesen doppelten
Fehler entfernen durch eine Conjectur. Er schlügt S. 139 vor, statt
tempore^ quo Franci ceperunl Antiochiam zu lesen quo Graeci etc.
Damit würde statt 1 098 das Jahr 1 1 42 gewonnen sein, wo der by-
zantinische Kaiser Johannes Comnenus sich um Antiochien lagerte,
die Gärten zerstörte und die umliegenden Ländereien verwüsten liess.
Der Winter zwang ihn dann abzuziehen, und im folgenden Jahre traf
ihn der Tod, ehe er an eine Wiederaufnahme der Belagerung denken
konnte. Diese Vermuthung ist aber, ganz abgesehen davon, dass alle
Hss. Franci bieten, unannehmbar, weil sie gegen den Zusammenhang
und sicher auch gegen die eigene Auffassung Ruysbroek's ist. Im
Jahr 1 098 war alle Veranlassung für die Muhammedaner vorhanden,
sich nach Hülfe im Innern Asiens umzuthun, und die Geschichten
jenes Kreuzzuges erzählen es denn auch fast alle ausdrücklich, vgl.
z. B. Guil. Tyrius bei Bongars, Gesta Dei S. 688; aber im Jahre
1 1 42, als die Christen unter sich uneinig waren und sich bekriegten,
durchaus nicht. Jene Belagerung einer christlichen Stadt durch Chri-
sten wäre doch eine eigenthümliche Motivirung gewesen , fremde Hülfe
in Anspruch zu nehmen. Auch würde, wenn Ruysbroek gefragt wäre,
wen er sich im Jahre H41 und zu der Zeit, als der Bericht des
Gabulenser Bischofs das Abendland in Aufregung versetzte, über Ka-
rakitai herrschend gedacht habe, nicht den den Muselmännern Hülfe
in .Aussicht stellenden Coirchan, sondern denr die Muselmänner aufs
Haupt schlagenden Priester Johannes genannt haben. Ruysbroek be-
trachtete chronologische Fragen eben nicht mit dem geübten Auge
eines methodisch geschulten Historikers.
Welches Werk Ruysbroek unter der von ihm citirten Historia
Antiochiae verstanden hat, ist mir nicht gelungen zu constatiren, so
mannigfach die Erzählungen sind, die von der Belagerung von An-
tiochien berichten. Allerdings soll sich dieselbe Angabe in der Chronik
des Guilielmus Tripolitanus finden, der nach Mosheim in der Histor.
Tartar. eccles. (1741) S. 19 Anm. g, und nach Pagi zum Baronius
(Luccae 1746) XIX, 455») die Notiz hat: anno MXCVIII, quo An-
^) Das Cilat lautet bei Mosheim und Pagi : Guilielmus Tripolitanus in Gerardo
Mercatore, und danach schreibt C. Ritler in seiner Geographie von Asien I, S. 2 92
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Der Priester Jobannes. 95
tiochia a crucesignatis capta esi^ Coirem Chamum fxdsse dominum aui
regem regionum orienialium Adae^ eotjue demoriuo quemdam presbyterum
nestorianum regnum illud mvasisse et presbyterum lohannem adpellatum
fuisse; aber das, erst auszugsweise gedruckte Werk des Guilielmus
Tripolitanus behandelt die Zeit nach der Rückkehr des Königs Lud-
wig aas Syrien 1254 und ist nach der Einleitung zu seinem Werke,
die bei Duchesne, bist. Franc. Scr. V, 432 fg. gedruckt ist, im Jahre
1 273 geschrieben. Es ergiebt sich also, dass Guilielmus Tripolitanus
seine Notiz aus Ruysbroek entnahm. Die Historia Antiochiae erwähnte
nur den Hülferuf der Muhammedaner beim Coirchan: den Priester
Johannes brachte erst Ruysbroek durch seine Combination hinzu.
Eine noch dem 13. Jahrb. angehörende Bearbeitung des Ruys-
broek'schen Reiseberichtes findet sich als Werk des Mönches Bacon
in üebersetzung herausgegeben von Bergeron in den Voyages faits
principalement en Asie, Haag 1 735, I, unter dem Titel : Quelques ob-
servatians^ quun Anglois a tiries de la quatrieme partie de Vouvrage
du frere aine de Roger Bacon ^ touchanl les parties septentrionales du
monde: ou Ion trouvera un savant discours geographique de l'habile
Moine Bacon. Ein Dominicanermönch, Robert Bacon, wird von Mat-
thäus Paris erwSihnt, desgl. von Quetif und Echard unter den Script,
ord. Praed. I, 118% und von Jöcher für einen Bruder oder Vetter
des Roger Bacon gehalten, aber dieser Mönch starb bereits 1248.
Ob das Original englisch oder lateinisch war, sagt Bergeron nicht,
letzteres ist das Wahrscheinlichere. Es ist geschrieben nach des Khan
Mangu Tode, also nach 1259. Vgl. S. 18: De ce mariage naquit
Mangu Can^ qui partagea son regne aux trois princes Tartares^ qui
regnent ä present. Der Verf. nennt übrigens Ruysbroek {comme frere
das Cital aus mit Beifügung der Worte »ap. G. Mercator.a Mir ist es aber nicht
gelungen, das Werk des G. Mercator nachzuweisen, in dem dieses Excerpt aus
GuU. Tripolitanus steht. Das Citat ist auch noch von Anderen einfach übernommen,
so von Du Gange in den Observ. sur Joinville S. 89, von dem abbe Legrand in
den Relat. d'Abyss. S. 236, vom Cardinal Zuria in seinem Werke di Marco Polo
I, S. %1S^. Gründlicher hat d'Avezac sich darnach umgesehen, aber offenbar auch
er die Stelle nicht gefunden (Ger. Mercator parait Vavoir cite). Zu beachten ist,
dass d'Avezac die Yermuthung aufstellt, es sei gar nicht die Chronik des Guilielmus
Tripolitanus gemeint, sondern direct das Werk des Guilielmus de Rubruquis (Ruys-
broek] , der sehnen Reisebericht in Tripolis in Syrien schrieb. Vgl. d'Avezac im
Recueil IV, 553 Anm.
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96 Friedrich Zarncke,
Guillaume l'a ecrit au Roi ,, beabsichtigte also wohl nicht ein Plagiat.
In welcher Weise Ruysbroek's Berichte seiner Darstellung zu Grunde
liegen, mag die nachstehende Stelle zeigen, auf deren Aushebung ich
mich beschränke : On l'appelle Cataya la noire pour la disiingi4er d*une
autre Cataya^ qui est plus eloignee vers VOrienl de beaucoup de roiau-
mes^ ei ceUe terre avec les ierres voisines appartietU au Grand Chan
des Tariares^ dans la quelle il est toujours avec sa cour^ en allani en
ete du cöte des pm's froids et en hiver du cöte des pais chauds. Et
cette terre Cataya la noire a appartenue au pretre Jean^ de qui Von a
debite tant de fahles. Je crois^ quil sera necessaire de marquer ici
l'origine des Tartares^ non setdement par curiosite^ mais aussi pour ce
peuple meme^ qui fait tant de bruit et qui en subjugue tant d'autres,
II faut donc savoir que pendant la guerre d*Antiochie Coir Can regnoit
en cette terre: car on lit cela dans l'histoire d'Antiochie^ ä savoir que
les Turcs envoierent du secours contre les Francois au Roi Coir Can^
qui en ce temps la regnoit en ce pais .... Aprez la mort de ce Prince
Coir le peuple elüt pour Roi un certain Pasteur nomme Nestorius^ qui
etoit fort puissant: le peuple sappelle Naiman^ il est chretien^ mais fort
peu eclaire, lls se disent pourtant sujets ä VEglise Romaine .... Ce
pasteur s'erigea en Roi et füt nomme pretre et roi Jean. Ce Jean
avoit un frere pasteur nomme Unc^ aiant plus que son frere une grande
quantite de prairies: il etoit aussi seigneur d'une ville nommee Cara-
carum^ qui est ä preseni une ville imperiale^ et une des plus grandes
quait l'Empereur: eile ne vaul pourtant point Paris^ comme frere Guil-
laume l'a ecrit au Roi. Et au dela des prairies de ce Une etoient les
prairies de Moal Une s'erigea en Roi apres la mort de son frere
Jean et se fit nommer Can^ cest pourquoi on l'appeloit Uncan. Uncan
envoia ses troupeaux vers Moal. Entre ces Moal il y avoit un outrier
nomme Cingis volanl les troupeaux d'Uncan u. s. w.
7. Oregor Abulfiaradsch Bar-Hebraeus.
Die Sage vom Presbyter Johannes gehört dem Abendlande an,
orientaHsche Schriftsteller kennen sie nicht. Nur Einer macht eine
Ausnahme, Gregor Abulfaradsch, der, weil er der Sohn eines Juden
war, auch Bar-Hebraeus genannt wird. In seinem syrisch geschiie-
benen Chronicon Syriacum (übersetzt von Bruns und Kirsch, Leipzig
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Der Priester Johannes. 97
1789, S. 447) erzählt er zum Jahre 1202 von den Tartaren : Regio
prima Tartarorum^ primquam ad regiones exlernas dilatala eral^ fuit
vallis quaedam Primquam mrresnt Cinghischan^ rex eorum primus^
principe lum uiebantur et regi Chalaeiorum sive Sinarum tributum pen-
debant Hoc anno^ id est anno Graecorum 1514, Arabum 599,
quum Unach Chan^ qui idem est cum Johanne rege christiano^ imperarel
genii cuidam Ilunnorum barbarorum^ quae vocatur Cherith^ Cinghis Cha-
nus constanter in eius famulitio fuit Quum eins praestantiam alacrita-
temque ei serviendi quotidie viderel^ invidit ei et insidiose cum prehen-
dere et interficere voluit. Has insidias duo pueri Unach Chani sentientes
CAnghiso indicarunt. Slatim Cinghisus certiorem fecü sodos suos^ qui
noctu ex ienloriis progressi se in insidiis occullarunt. Mane Unach Cha-
nus tentoria Tariarorum aggressus neminem ibi invenil. Tum insiluil
in eum Ciughis et iuxta fontem^ qui appeüatur Bahchuiah^ praelio com-
misso superior evasit Cinghims et [usus est Unach Chanus. Postea ali-
quoties praelio iterum conseruerunt ^ donec res Unach Chani funditus
eversae sunt, ipse interfectus est et mulieres^ filii et filiae eius in capti-
vitatem abductae sunt, Duo istos pueros Cinghis Chanus exaltavit et
impertiit iis Privilegium u. s. w.
Eine andere, und zwar an dieser Stelle ausführlichere Erzäh-
lung liefert der arabische Text, den Ed. Pococke 1663 in der sog.
Historia compendiosa S. 280 fg. übersetzt hat. Er ist hier ohne Zwei-
fel der bejiscre und vollständigere: Eodem anno [Graecorum 1514,
Arabum 599, d. i. 1202 p, Chr.) initium habuit Mogulensium imperium^
idque hoc modo. Eo tempore Turcarum orientalium tribubus imperavit
Ung Chan^ qui rex Johannes {Malik Yuhanna) appellatus est^)^ e tribu^
quae Gerrit vocatur; erantque populus^ qui religionem christianam pro-
fitebantur. Fuit autem et e tribu alia quadam vir quidam felix^ nomine
Tamujin (dieser Name steht nicht im Texte von Bruns; statt dessen
Cinghis Chanus) , qui Ung Ghana constanter operam suam collocaverat
usque a pueritia donec ad aetatem virilem pertigisset^ fuitque summae
in hostibus debellandis fortitudinis ^ adeo ut inviderent ei socii eumque
apud Ung Chanum calumniarentur : nee prius eum apud ipsum crimina-
tionibus impetere desierunt^ quam ipsum mutati erga se animi suspectum
^) Nach d^Ohsson I, 53 Anm. soll Abulfaradsch die Bemerkung machen^ Ong-
khan sei = Yokhnan = Johann, aber wo?
Abbandl. d. E. S. Gesellsch. d. Wissensch. XIX. 7
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98 Friedrich Zarncke,
habens stalueret in vincula coniicere manibus in ipsum iniectis. Duo
auiem pueri ex Ung Chani famulis ad ipsum accedenles^ quid decrelum
fueril, ipd indicarunl, designata eüam nocte^ qua ipsum adoriri vellet
Ung Chan, Slalim ergo iubens Tamujin familiam suam lenloria viris
vacua eo quo erant modo fixa relinquere^ ipse cum viris prope ab üs
in insidiis latuiL Primo ergo mane Ung Chan cum sociis suis Tamujini
tenioria aggressus^ ea viris vacua reperii. Tamujin uutem eiusque so-
cii^ ex insidiis in ipsos irruentes adorli sunt (iuxta foniem^ qui appel-
latur Balschuiah bei Bruns) , pugnaque exceplos clade affecerunt et in
fugam dederunt; quin el denuo proelium cum iis commiserunt^ donec
ipsum cum sodorum foriissimis ocddissent^ uxoresque el liberos captivos
abdtmssent Porro iuvenes isios duos ipsorumque progeniem
hoc omavit benefido^ ut Tarchani (dieser Name fehlt bei Bruns) esseni.
Man sieht, das ist, wenn wir von der novellistischen Aus-
schmückung abschen, dieselbe Erzählung, die auch das Abendland
kannte, nur ist der von Ruysbroek herangezogene Ungkhan auch
hier eingeführt, aber nicht, wie bei Ruysbroek,. als Verwandter und
Nachfolger des Presbyter Johannes, sondern direct mit diesem iden-
tificirt, und so ist wieder die einfachere Darstellung erzielt worden,
die wir auch in Europa immer wieder durchbrechen sahen, wonach
direct der Priester Johannes durch die Mongolen besiegt ward. Auch
die Jahreszahl stimmt mit der durch Vincenz in Europa verbreiteten,
und in überraschender Weise selbst der Wortlaut. Diese Anlehnung an
die europäisch-christliche Auffassung hat auch bei Abulfaradsch nichts
Unwahrscheinliches. Dieser war ein Christ und hat sein Leben über-
wiegend in den Gegenden zugebracht, wo wir uns die Sage vom
Priester Johannes seit den SlOer Jahren ganz besonders lebendig denken
dürfen. Er war 1226 in Melitene im christlichen Armenien geboren,
kam 1243 nach Antiochien, wurde 1246 Bischof von Guba (nahe
bei Melitene), dann 1247 des benachbarten Lacabena, endlich 1253
von Berrhoea oder Haleb. Von hier vertrieben, hielt er sich bis 1264
abwechselnd in Damascus und in der Nähe von Melitene auf, bis er
im genannten Jahre Patriarch (Jacobitenprimas) von Armenien ward.
Von nun an bereiste er Jahre lang seine Diöcesen im Osten, bis er
1286 (d. 30. Juli) in Maraga in Adzerbeidjan starb. Erinnern wir
uns der nahen Beziehungen Armeniens zu Cypern und überhaupt zu
den Kreuzfahrern und dass Ruysbroek in Syrien seinen Reisebericht
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Der Priester Johannes. 99
verfasste, so werden wir, trotz der semitischen Sprache, in der Abul-
faradsch schrieb, eine Beeinflussung desselben durch christlich-abend-
ländische Auffassungen und speciell auch durch Ruysbroek, gar nicht
unwahrscheinlich finden können. Noch in einem zweiten Puncle legt
sich dieser Zusammenhang nahe. Ruysbroek und Abulfaradsch lassen
beide den Ungkhan dem Christenthum untreu werden. Des Ersleren
Darstellung sahen wir schon oben. Abulfaradsch (Bruns und Kirsch
S. 448) fügt seiner Erzählung noch, mit der Nutzanwendung des Geist-
lichen, hinzu: Noscere par est^ non testiere reiecium esse lohannem
Cheritaeum^ sed postquam cor suum a limore Christi domini m, qui
eum exaltaverat^ alienaveral Quia^ poslhabilo timore palrum suo-
rutn^ Deos alienos coluit^ Deus ei regnum demit u. s. w.
freilich werden wir die Mitbenutzung orientalischer Quellen
nicht in Abrede stellen können und auch nicht in Abrede zu stellen
brauchen. Das Verhältniss zu China tritt hier richtig hervor, der
Name Tamujin kann auch nur aus einer solchen stammen, wie auch
der Name des Orts, wo die Schlacht stattfand, denn darunter haben
wir offenbar den Fluss zu verstehen, den d'Ohsson I, 80 Baldjouna,
Desguignes III, 21 als Ort Balzuna baligh (wohl nach Abulgasi) nennt.
Auch die novellistische Einkleidung könnte Abulfaradsch schon vor-
gefunden haben. So erzählt z. B. Mirkhond die Vorgänge zwi-
schen Dschingiskhan und dem Ungkhan der Kerait ganz ebenso wie
Abulfaradsch, und auch er knüpft sie ans Jahr 1202: Dschingiskhan
leistet acht Jahre hindurch am Hofe des Ungkhan schätzbare Dienste,
er wird der Gegenstand des Hasses von Seiten der Grossen des
Reiches, sie verläumden ihn bei dem Ungkhan, zwei Knaben ver-
rathen ihm die gegen ihn gerichteten Anschläge, an der Quelle Bald-
schunah finden sich die Heere, die beiden Knaben werden von Dschin-
giskhan zu Tarkhanen erhoben u. s. w. (Vgl. die Uebersetzung der
Stelle aus Mirkhond bei G. Oppert S. 100 fg.). Die Uebereinstimmung
ist eine so grosse, dass man geneigt sein möchte, für Mirkhond Ent-
lehnung aus Abulfaradsch anzunehmen. Ich muss den Orientalisten
die Entscheidung der Frage überlassen, ob dies denkbar ist. Aber
auch' schon lauge vor Mirkhond finden wir Anspielungen auf dieselbe
Erzählung. So sagt, worauf mich Herr Prof. Loth aufmerksam macht,
Ibn et-Tiktaka, der um die Mitte des 13. Jahrh. geboren ist, also
gegen Ende des 13. Jahrh. geschrieben haben wird, in seinem
7*
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100 Friedrich Zarncke,
Geschichtswerke Elfachri (hsgg. von AhKvardt 1860) S. 26: »man
denke an Ungkhan den König der Türken. Als er dem Dschingis-
khan gram wurde und ihm wegen gewisser Dinge, welche seine
(Dschingiskhan's) Neider bei ihm vorgebracht hatten, grollte und ihn
zu verderben beabsichtigte, und ihn (Dschingiskhan) die Knaben da-
von benachrichtigten, so machte er (Dschingiskhan) sich in selbiger
Nacht fort, sammelte dann ein Heer und überflel Ungkhan, tödtete
ihn und nahm sein Reich in Besitz«. Einzelne Züge, wie z. B. die
den Dschingiskhan warnenden Knaben finden sich später auch bei
Abulgasi (Uebersetzung von Desmaisons, 1874) S. 83, der hierin zu
Mirkhond stimmt, von dem er übrigens in seiner Erzählung ganz ab-
weicht; seine Darstellung macht an dieser Stelle den Eindruck, als
ob er verschiedene Mittheilungen harmonisirend verbinde.
Wenn eine Entlehnung aus Abulfaradsch, der als Christ bei den
Muhammedanern wohl wenig bekannt war, für unglaublich gelten
sollte, so würden wir aus dem Mitgetheilten entnehmen müssen, dass
auch in Asien bereits um die Mitte des 13. Jahrh. eine Erzählung
verbreitet war, die den Dschingiskhan als Besieger seines Herrn (des
Ungkhan) darstellte. Aber wir würden gewiss fehl gehen und klare
Zusammenhänge nur verwirren, wollten wir annehmen, dass diese
Darstellung einen Einfluss auf die Europäische Sage gehabt hätte,
höchstens auf Ruysbroek. Für Alberich, bei dem sie bereits 1237
auftritt, fehlt jede denkbare Vermittelung, und auch Simon von
St. Quentin, falls jenes Capitel bei Vincenz von ihm herrührt, würde
wohl seinen Bericht anders gefasst haben, hätte ein Einfluss unserer
Erzählung stattgefunden.
Am glattesten würde immer der Zusammenhang der Ueber-
lieferung sein , dürften wir Europäischen Einfluss annehmen , den
dann Abulfaradsch vermittelt hätte. Aber ich bin nicht gerüstet ge-
nug, um so kühn sein zu können.
8. Die Annales Sancti Rudberti Salisburgenses.
ca. 1285.
Die Stelle, die die Annalen zum Jahr 1249 selbstständig aus
Vincentius excerpirt haben, ist bereits oben angeführt. Eigen ist
ihnen die nachstehende Notiz zum Jahre 1280 (in der später ange-
fügten Partie, welche die Jahre 1278 — 1286 umfasst) , Mon. Germ.
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Der Priester Johannes. 101
bist Scr. IX, 806, 21: Rex Tarlarorum ex induclu nxoris el filiae
bapUzatur^ miractdo latnen salis raro efftcienle. Gener avil enim filium^
qui ex una parle Mm pilosus^ ex altera levis fuil. Erat aulem reginu
filia presbileri lohannis de India, Item etiam rex pugnavit cum Sar-
racenis et eis deviclis inier fecit S5 milia^ soldano fugalo^ qui gravi ler
vulneratus fugit in Damascum^ ibique dedmo die nwrluus est.
Hier ist eine Verwechselung vorgegangen, richtiger: es sind zwei
Ereignisse zusammengeworfen. Im Jahre 1280 wurde der Sultan von
Damascus Sancar el aschkar (Maiek el Kamel Schamseddin) von dem
Sultan von Aegyplen Kelaun (Mansur Seifeddin Abulmaali) aufs Haupt
geschlagen und seines Reiches, das er übrigens selber erst so eben
durch Empörung gewonnen hatte, beraubt. Von seinem Tode aber
wird nichts erzählt. Unmittelbar darauf brachen die Mongolen unter
dem Khan Abaka von Pcrsien gegen Syrien vor unter furchtbarem
Gemetzel, das allgemeine Flucht nach Damascus zur Folge hatte.
Schliesslich fochten aber die Mongolen nicht glücklich und mussten
1281 wieder abziehen, wobei sie noch grosse Verluste erlitten (vgl.
d'ühsson 3, 523). Mit Abaka hatten die Päpste Clemens IV und
Gregor X wie die Fürsten des Abendlandes diesmal wirklich in Ver-
bindung gestanden (seit dem Jahre 1267), und so konnte das Ge-
rücht von der Bekehrung des Khan zum Christ^nthume wohl von
Neuem aufkommen. Halte Abaka doch selber so gelhan und den
Papst Gregor um Zusendung von Predigern gebeten (Mosheim, Anh.
70 fg. 72 fg.). Es war auch hier wohl Verschlagenheit mit im Spiele,
denn die Muhammedaner schmeichelten sich eines gleichen Erfolges.
Als 1282/83 Kelaun nach Aegypten zurückkehrte, »hörte er mit Ver-
gnügen die Nachricht, dass der auf den Mongolischen Thron gestie-
gene Ahmed, der Sohn des Abaka, die Muselmännische Religion an-
genommen habe«, Desguignes, Gesch. d. Hunnen IV, 171.
Wenn abermals eine Tochter des Priesters Johannes die Rolle
der Gattin des Khans und der Bekehrerin übernehmen muss, so
kennen wir die Neigung der Sage zu diesem Motive bereits (vgl.
bei Dschingiskhan, Kuiuk, Mangu).
Wie ganz die Namen »Johannes« und »David« mit der Vorstellung
von den Mongolen zusammengewachsen zu sein schienen, mochte nun
der Zusammenhang im Einzelnen auch auf ganz verschiedene Weise
gedacht werden, das geht recht deutlich aus den Annales Man-
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102 Friedrich Zarncke,
tuani hervor, die bis zum Jahre 1299 führen iwd zum Jahre 1285
(Mon. Germ. hisL Scr. XIX, 29, 50) berichten: El eo anno quidam
David lohannes rex Tarsiis et Tartarorum el genlis inclusae inlravil
Hongariam et eam destruxerunt pro maiori parte. Hier wird der Ein-
fall der in der Gegend der Donau hausenden Mongolen in Bulgarien
und Ungarn bis nach Pesth hin gemeint sein, im Jahre 1284 und
besonders 1285, dessen Pachymeres erwähnt. Vgl. Engel, Geschichte
des Ungarischen Reiches (1813) I, S. 429 fg. Fessler, Die Geschichten
der Ungarn u. s. w. (1815) II, S. 678 fg. Hier sind sogar beide Na-
men verbunden, ohne dass ein geschichtlicher Grund vorliegt, denn
der Anführer hiess Oldamur, der Fürst aber, der sie sandte, Nogaj-
Khan. Ueber den Namen Tarsii^ Tarsia vgl. Yule, Cathay u. s. w.
I, 205 Anm. Haiton in seiner 1306 geschriebenen Historia orien-
talis handelt in Cap. 2 de regno Tarsae: Istud regnum Tarsae ex
parte Orientis suos habet confines cum regno Cathay (Nord-China), ex parte
Occidentis cum regno Turquestan^ ex parte Septentrionis cum quodam
deserto^ ex parte suo Meridiei cum quadam ditissima provincia^ quae
vocatur Syw, quae inter regnum Indiae et regnum Cathay habet situm.
9. Ricoldus de Monte Crucis.
ca. 1291.
Dieser, ein Dominicanermönch aus Florenz, ging im Auftrage des,
Papstes nach Pal<lstina und von da durch Klein- und Gross-Armenien
nach Mesopotamien bis Bagdad, überall mit den Juden, Nestorianern
und Saracenen disputirend und das römische Christenthum predigend.
Seine ErzJihlung ist »schlicht, bündig, treuherzig«, nicht ohne Humor
und von guter Beobachtung zeugend. Seinen Reisebericht, Liber pe-
regrinationis oder Itinerarius, schrieb er wohl bald nach 1291, hsgg.
von Laurent 1864 (Peregrinatores med. aevi quatuor, S. 101 fg.).
Als er durch Palästina wanderte, war Accon wie das Castrum pere-
grinorum noch in den Händen der Christen (Cap. 3, 4), während
jenes am 18. Mai, dieses am 30. Juh 1291 an die Saracenen ver-
loren ging. Den Tod des Khans Hulagu 1291 erwähnt er noch (Cap.
13, 32), nennt aber keinen Nachfolger. Als er das Gebiet der Tar-
taren betritt, giebt er in einer Reihe von Capiteln eine Schilderung
ihrer Sitten und ihies Aufkommens (Cap. 9 de Tartaris^ iO de errore
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Dek Priester Jobannes. 103
Tarlarorum, H de exitu Tartarorum^ i^ de progressu Tatiarorum
u. s. vv.). Manche Berichte hat er vielleicht in Armenien eingesammelt,
denn einige berühren sich mit Angaben des armenischen Geschicht-
schretbers Haiton (s. o.). So berichtet er auch die Anecdote von den
zusammengebundenen Pfeilen als Symbol, dass Vereinigung stark
mache, die Haiton Cap. 17 beim Tode des Dschingiskhan erzählt,
aber er verlegt sie in den Beginn der Herrschaft desselben, Cap. 12:
ExeutUes aulem Tartari de montibus statim fecerunt consilium^ qtiomodo
possenl 8Ü)i subiugare totum orbem. El diont magnus Chan^ cuius no-
men Camiustan '[Cangiuscan?^) , wie Hai ton Changius Can]: und nun
folgt jene Anecdote. y*Sic et vos nullus poleiit superare concordes^
discordes vero et divisos pranget et mperabit facililetv. Tunc Tartari
fecerunt tres turmas. Una lurma cum magno Chan occupavit Calhaiam^
,provinciam lalissimam usque ad ultimam Indiam et occiderunt ibi pre-
stet lohannem^ et oceupaverunt eius imperium^ et filius magni Chan ac-
cepit filiam presler lohannis in uxorem^ et ivit Thancarum [etwa Cha-
racarum'^)]^ et destruxcrunl et exterminaverunt in partibus Ulis circa
duodecim magna regna. Alia lurma transivit Gyon sive Phison^ ßuviuni
Paradisi^ et destruxit Corazmium^ Medos et Persas et ßaldacum^ sedem
Sarracenorum^ et occiderunt califam u. s. w. Man sieht, wie es mit
den geschichtlichen Kenntnissen des Verfassers bestellt ist. Die Be-
siegung des Priesters Johannes und die Vermählung des Siegers mit
dessen Tochter, diese in Europa geläufige Erzählung, sollte ins Jahr
1202 gefallen sein; von ihm aber wird diese Begebenheit als gleich-
zeitig angesetzt mit der Einnahme von Bagdad und der Ermordung des
Chalifen, die 1258 erfolgte. Der Priester Johannes ist ihm nicht der
Ungkhan der Keraiten sondern der König des fernsten Indiens.
10. Marco Polo.
1272—1295.
Haben wir es bisher mit diplomatischen Reisenden zu thun gehabt,
mochten sie von einem geistlichen oder weltlichen Oberhaupt ausge-
sandt sein, so reiste dagegen der, zu dem wir uns jetzt zu wenden
haben, Marco Polo, auf eigene Hand, nicht mit politischen Zwecken,
*) Laurent vennuthet Tamiustan = Temudschin.
^) Laurent vermuthet Tayangkhan,
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104 Friedrich Zarnck£,
sondern nur seinen Handelsinteressen nachgehend, nicht ein Gelehrter,
sondern ein Kaufmann. Aber er war gründlich unterrichtet und von
ernster Wissbegierde beseelt, und er hatte in weit höherem Grade
Gelegenheit sich über Alles zu orientiren, da er lange Zeit in der
bevorzugtesten Lage sich in Inner-Asien aufhielt. Ihm gegenüber
waren alle bisherigen, Sinibald wie Andreas, Johannes de Piano
Carpini wie Ruysbroek, nur Touristen.
Nicolo Polo und Matteo (Mafeo) Polo, reiche Patricier aus Ve-
nedig, hatten sich im Laufe der 50er Jahre des 1 3. Jahrh. von Kon-
stantinopel aus auf die Reise begeben, um durch das schwarze Meer
ins Innere Asiens vorzudringen. Nach manchen Abenteuern gelangten
sie zum Herrschersitze des Gross-Khans Kubla'i, der sie freundlich
aufnahm und lange bei sich behielt, endlich mit dem Auftrage heim-
sandte, ihm vom Papst 100 gelehrte Männer zu erbitten, die es über
sich nehmen sollten, seine Völker von dem Irrthume ihrer Religion
zu überzeugen. Nach langen und schweren Strapazen auf der Rück-
reise trafen sie endlich im April 1 269 in Accon ein. Von hier nach
Venedig zurückgekehrt, fand Nicolo seine Gattin todt, aber einen nach
seiner Abreise geborenen Sohn vor, Marco mit Namen. Sie be-
schlossen, diesen bei ihrer Rückreise zum Gross-Khan mit sich zu
nehmen. Wegen des dreijährigen päpstlichen Interregnums glaubten
sie schon, ihren Hauptzweck unerfüllt lassen zu müssen, aber, bereits
auf der Rückreise in Armenien begriflfen, traf sie die Nachricht von
der 1271 im September erfolgten Wahl Gregor's X. Sie kehrten nun
wieder um, hatten eine Audienz beim Papste, und dieser gab ihnen
neben vielen und kostbaren Geschenken für den Khan auch sofort
zwei Predigermönche mit ausgedehnten Vollmachten mit. Diese jedoch
verliessen sie 1273 in Armenien, während unsere drei Reisenden wei-
ter wanderten. Nach einer Reise von drei und einem halben Jahre
trafen sie wieder beim Gross-Khan ein. Diesem gefiel der junge
Marco besonders, er nahm ihn sofort in seine Ehrenbegleitung auf
und Marco stieg bald von Würden zu Würden. Er lernte die ver-
schiedenen Sprachen des Reichs und ward vom Khan zu vielen und
wichtigen Sendungen zu Lande und zu Wasser benutzt. Besonders
angesehen war er wegen der Gabe scharfer Beobachtung, die er be-
sass. So blieb er mit seinem Vater und Oheim 17 Jahre beim Khan,
der sich sehr ungern und nur gegen das Versprechen, wieder-
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Der Priester Jobannes. 105
kommen zu 'wollen, von ihnen trennte. Im Jahre 1295 kamen sie
nach Venedig zurück. Wenige Jahre darauf wurde Marco in einem
Kriege mit Genua gefangen genommen und während seiner Haft die-
tirte er nach den ihm von Venedig aus nachgesandten Reisenotizen
seine Reisebeschreibung, die hier nach Roux's Ausgabe der franzö-
sischen Handschrift der Nationalbibliothek im Recueil de voyages et
de mömoires (1824) I, S. 1 fg. benutzt ist. Seitdem haben wir aller-
dings die stattliche zweibändige Ausgabe von Pauthier erhalten (Paris
1875); doch habe ich Bedenken getragen, dem in ihr gegebenen
Texte den Vorzug zu ertheilen, da er eine neue Redaction in besserem
Französisch enUiält, bei der nicht sicher ist, in wie weit man dem
Marco Polo für alle Einzelheiten die Verantwortung zuweisen darf.
Nahezu 40 Jahre hatten die älteren Poli im Inneren Asiens zu-
gebracht, über 22 Jahre der junge Marco. Seine Urtheile konnten
in aller Müsse gewonnen werden, er hatte die günstigste Gelegen-
heit, sich überall gründlich zu unterrichten. Seine Reisebeschreibung
musste ein Quellenwerk ersten Ranges werden. Aber in Betreff weit
zurückliegender geschichtlicher Dinge stand er, ohne Bücher, den-
selben Schwierigkeiten gegenüber, wie jeder Reisende, und von den
Voraussetzungen, die er als sicher angenommen mitbrachte, konnte
auch er sich nicht völlig losmachen.
In Betreff des Priesters Johannes theilte er nicht nur die all-
gemeine Voraussetzung, dass er der Herrscher gewesen sei, gegen
den die Mongolen sich zuerst erhoben hätten, sondern er stand noch
speciell unter dem Einflüsse der Darstellung Ruysbroek's.
Ruysbroek's Reisebericht kann Marco bereits vor seiner Abreise
in den Orient gelesen haben; denn, wenn auch die Jahreszahl der
ersten Abreise seines Vaters und seines Oheims verschieden ange-
geben wird und zwischen 1 250 und 1 255 schwankt, so war er doch
mindestens 1 8, vielleicht 23 Jahre, als er im Jahre 1 273 diß Grenzen
Armeniens betrat. Jedesfalls wird er nach seiner Heimkehr es nicht
unterlassen haben, das vielgelesene, für ihn nun doppelt interessante
Buch kennen zu lernen. So lassen sich denn Beeinflussungen durch
Ruysbroek nicht ableugnen und am wenigsten in den Darstellungen,
die vom Priester Johannes handeln.
Auch Marco Polo berichtet über ihn bei Erzählung des Auf-
kommens der Tartaren.
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106 Fribdiiigh Zabncke,
Cap. LXIY (Recucil S. 64).
Ci devise de la oitä de Caraooron.
Caracoron est une cüd que gire trois milles, le quel fut le primer ciU que
les Tartar ont quant il oisent de lor contree *) , et voz conterai dou fait des
Tartarz et ioutes les maineres comant il ont seingnorie et comant il s'espandi-
rent por le monde. II fui voir que les Tartars demoroient en tramontaine en-
tre Ciorcia, et en cel contree es grant plaingnes que ne avoü abitasion can de
cites et de caustiaus ; m^s il hi avoit ben pascor et grant ßumes et aigues assez,
II ne avoient seingnors, mes bien est-il voir qu^il fasoient reute au grant sire ^)
que estoit appelles en lor lengajes Unccan, que vaut ä dir en franzois Prestor
Johan, et ce fu le Prestre Johan, de cui tout le monde en parolent de sa grant
segnorie, Les Tartars les donoient rente donge dix bestes (g une, Or avint
que il multiplient niout. Et quant Prestre Johan vit quHl estoient si grant jent,
il dit quHl li paroient nuire, et dit qu'il le partira por plosor conlrde^ et adonc
hi envoie de sez baron poi' ce faire. Et quant les Tartars oXrent ce qae Prestre
Johan voloit lor faire, il en furent dulens, il se partirent tuit ensemble et alent
por dezert leus ver tramontaine , tant qe Prestre Johan ne poit lor nuire , et
estoient revel ä lui et ne li fasoient nulle rente. Et ensi demorent auques de tens.
Cap. LXV.
Comant Cinchin fo le premer Kan des Tartars.
Or avint que ales N87^) anz les Tartars fönt un lor roi que avoit ä nom
en lor lengajes Cinghins Can. Cestui fui home de grant valor et de gran senz
et de grant proesse, et si voz di que quant cestui fu esleu ä rois, tuit les Tar-
tars do monde que por celes estranges contree estoient espandu , s*en vindrent
ä lui et le tenoient ä singneur. Et cestui Cinghis Can mantenoit la seingnorie
bien afran^ement. Et que voz en diroie? II hi vindrent si grant moutitud^ne
des Tartars que ce estoit mervoille. Et quant Cinchis Can voit que il avoit si
grant Jens, il s^aparoille con arc et con autres lor armeure, et vait conquistant
por cels autres parties , et x>oz di qu'il conquistirent bien huit provences , m^s
ne fasoit elz nutz maus ne ne tollit elz lor cosses, mds les menoit ho lui por
conquister des autres gens. Et en ceste mainer e conquiste ceste grant moutitude
de Jens que vos av4s oX; et ceste Jens quant il voient la hone seingnorie et la
grant debonairt6 de cest segnor, il aloient trop volunter avec lui; et quant Cinghis
Can ot amase si grant moutitude de Jens que totU le monde courent, il dit qu^il
v\ielt conquister grant partie do munde. Adonc envoie sez messajes au Prester
Johan, et ce fu ales 1200 anz que avoit que Cr ist avoit nascu, il li mande
*) Vgl. den Schluss von Ruysbroek's Darstellung.
2] Nie hallen die Keraiten ein solches Ansehen gehabt, dass ihr Ungkhan als
grand sire hätte angesehen werden können. Auf den Kaiser von Nord-China oder
auf den Herrscher von Karakitai passt diese Bezeichnung, aber dieser hat nie Ungkhan
geheissen.
^) Auf diese Zahlen in den Handschriften ist nichts zu geben, sie weichen
sehr von einander ab.
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Der Prikstrr Johannes. 107
qu^il vel sa file prendre ä ferne. Et quant le Prester Johan oX ce que Cinghis
Can li mande demandandt sa file ä ferne ^ ü le tint ä grant despit et dit : » Et
conmant a grant vergoingne Cinghis Can de demander ma file ä ferne? Or ne
set'il qe il est mes homes et mon sers ? Or i^etornes ä lui et li dites qxie je
firoie ardoir ma file que je le la donast ä ferne , et li dites por ma part que
je li mant qu'il convenü qe je le met ä mort si con traXtor et desliaus quHl
estoit contre son seingnor<f. Puis dist as messajes qu'il se partissent mantinant
devant lui et que jamds ne tornasent. Et quant les mesajes oXrent ce\ il se
partirent mantimant, 11 alerent tant quUl vindrent ä lor seingnor , et li con-
tent tout ce que li munde le Prestre Johan que ne i fallent rien tout por ordre,
Cap. LXVI.
Comant Cinchin Kan aparoie sex Jens por aler sor le Prestre Joan.
Et quant Cinchins Chan o'i la grant vilenie qe le Prestre Johan il mande,
il en a si le euer enfle qe pou qe ne li creve dedenz son venire. Car je voz
di qu'il estoit home de trop grant seingnorie, II parole ä chief de piece et dit
si aiU que tuit celz qe entor lui estoient quHl ne vuelt jamäs tenir la segnorie,
se la grant vilanie que le Prestre Joan li mande se il ne le hi vendit plus
chieremant qe jam^s fuisse vendue villanie ä home, et dit quHl convint qe por-
chainement il li monstre se il est son sers. Et adonc fait sesmondre toutes sez
Jens et fait le greingnor aparoillemant qxie jamäs fust veu ne oX. 11 fait bien
savoir au Prestre Johan qiCil se defende tant con el poet, et conmant il ala
sour lui ä tout soi efors. Et quant le Prestre Johan soit certainemant que
Cinchin Chan venoit sor lui ä si grant Jens, il en fait gas et Vavoit por noiant :
car il disoit que il n^estoient homes Warmes ; mäs toutes foies il dit ä soi meisme
qu^il fira tout son poir, por ce que se il vient, quHl le velent prendre et metre
ä male mort. Et adonc fait sesmundre et aparoiller toutes sez Jens por manter^
parties et estranges. 11 fait bien si grant effors &onque de greingnor nc host
aspicte m^s parier. En tel mainer es con vos avös 6%, s^aparoillent les unes
gens et le autre. Et por coi voz firoie-je lonc conte? SachiSs tout voiremant
qe Cinchins Chan con toutes sez Jens s^en vint en un gi^adisime piain et biaus
que Tanduc estoit appelles qe estoit au Prestre Johan, et iluex mist son canp ;
et voz di qti^il estoient si grant moutitudine de Jens que nutz poroit savoir le
nombre: et iluec ot novelles conmant le Prestre Johan venoit-il et not (d. i. en
eut) joie, por ce que celle estoit belle plaingne et large por largemant fer ba-
taille. Et por ce atendoit-il iluec et desiroit mout sa venue por mesler ä lui.
M^ atant laisse li contes ä pariere de Cinchins Chan et de sez homes , et re-
tomeron au Prestre Johan et as sez homes.
Cap. LXTII.
Ck>mant le Prestre Joan con sez Jens ala a l'enoontre de Cinchu Can.
Or dit li contes qe quant le Prestre Johan soit que Cinchins Chan con toutes
sez Jens venoient sor lui, il ala con toutes sez Jens contre lui, et alent tant
quHl füren t venu en cest piain de Tanduc, et iluech mistrent canp pr6s ä cel
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108 JFribdrich Zarncke,
de Tangube. Cingins Chan a vingt miles ei cascunes parttes se repoussent por
estre fresces et haüierz le jor de la meslde, En tel mainer con voz avis hol
estoient le deus grandisme hostes en cel piain de Tenguc. Et un jor Cinchins
Chan fait venir devant soi astronique qui estoient cristienz et sarazin, et con-
mande elz quHl le seussent ä dire qui doit vincre la bataille entre lui e le
Pr estre Johan. Le stroliche le virent por lor ars. Les saracin n^en li en se-
vent dir veritd ; m^s les cristiens le hi monstrenl apertemant, car il önt devant
lui une channe et la trenchent por mi por luec, et puis mistrent le une d^une
part et Vautre d^autre et ne Va tenoit ne lui, puis mistrent com ä une part de
la canne Cinchins Can, et ä Vautre canne Rrestre Johan et distrent ä Cingins
Can : » Sire , or regard^s cestes Cannes , et vees que ceste est votre nom , et
Vautre est le nom dou Prestre Johan , et por ce quant nos auron fait nostre
encantemant, celui que sa canne vendra sor Vautre, venera la bataille. Cinchins
Can dit que cel vuelt-il bien veoir, et dist ä les astronique cristienz on le sal-
terie, et legent certes salmes et fönt lor enchantemant, et adonc la chane lä oü
estoit le nom de Cinchins Can, san que nulle le tochast, se Joint ä Vautre et
monte sor cele dou Prestre Johan, et ce fui voiance tuit celz que illuec estoient.
Et quant Cingin Can voit ce , il en ha grant joie , et por ce qu^il treuve les
cristiens en virile, il fist puis toutes foies grant honor as cristiens, et les out
por homes de verite et veritables, et ont puit toutes foies.
Cap. LXVIII.
Ci devise de la grant bataille qe fo entre le Prestre Joan e Cinohin Can.
Et aprds ce deus jors s^armarent andeus les parties et se conbatirent en-
senbl duremant et fu la grangnor bataille que fust jam^s veue. II hi oit gran
maus et d^une part et d^autre ; mds au dereant venqui la bataille Cinchins Can,
et fu en celle bataille hocis le Prestre Johan, et de celui jor avant parde sa
terre que Cinchin Can la ala conquistant tout jor, et si voz di que Cinchin Chan
puis celle bataille regna six ans et ala conquistant maint castiaus et mani pro-
vinces ; m^s ä chief de six anz ala ä un chastiaus qe avoit ä non Cangui, et
iluec fu feru d'une sagite en genoeilz et de celui coux morut, dont il fu grant
domajes, por ce qu^il estoit preudomes et sajes. Or vos ai divise comant les
Tartars ont premermant seingnor, ce fu Cinchins Can, et encore voz ai contes
conmant il vinquirent premeremant le Prestre Johan ; or voz vueil conter de lor
costumes et de lor uzance.
Man sieht, es ist eine leichte, in italienischem Novcllenstil an-
gelegte Erzählung, wie sie jeder, auch im Abendlande, über das
Thema: » Dschingiskhan, die Tochter des Priesters Johannes zur Ehe
begehrend, empört sich gegen diesen und besiegt ihn« hätte schrei-
ben können; eben Nichts weiter als die seit Alberich unzählig oft
vorkommende Darstellung. Selbst Ruysbroek's Einfluss zeigt sich
eigentlich nur an ^iner Stelle: der Ung-Khan ist beibehalten; alles
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Der Priester Johannes. 109
Uebrige ist als Ballast über Bord geworfen. Nichts mehr von den
Kerait, von den Naiman, von dem Verhültniss zu Karakitai, die in
ihrer Combination bei Ruysbroek noch verrathen, wie seine Darstellung
aus verschiedenen Berichten zusammengesponnen ist. Marco Polo
identiticirt einfach den Ung-Khan mit dem Priester Johannes. Hierin
berührt er sich in überraschender Weise mit Abulfaradsch. Aber an
Entlehnung ist nicht zu denken, denn die novellistischen Einzelheiten
seiner Erzählung weichen ja ganz ab. Es wird zur Erklärung aus-
reichen, dass bei Beiden unwillkürlich das Streben nach Vereinfachung
des Erzählungsstoffes sich geltend gemacht hat; dieselbe Vereinfachung
ist ja in unsrer Sage wiederholt ganz selbstständig aufgetreten. In
einigen Puncten nähert Marco Polo sich scheinbar etwas mehr der
geschichtlichen Wahrheit als Ruysbroek. Indem er die Schlacht nach
Tanduc und Tengut verlegt, kommt man offenbar in die Region der
ersten Kämpfe mit den Chinesen, den wirklichen Lehnsherren der
Mongolen, deren Joch diese abschüttelten. Auch spielte hier wirk-
lich die Gewinnung einer Tochter eine Rolle; freilich eine Schlacht,
in der der Fürst fiel, kam hiebei nicht vor, und wir würden gewiss
irren, wollten wir meinen, dass hier genauere Kenntniss der wirklichen
Geschichte einen Einfluss geübt hätte. Dann würde die Erzählung
einen ernsteren geschichtlichen Character und nicht den einer Novelle
angenommen haben. Dem Bilde des Dschingiskhan verleiht sie edlere
Züge, wie dies bei dem langjährigen Gastfreunde und Diener eines
Nachkommen desselben nahe liegt. Aber genauere geschichtliche Detail-
kenntnisse verräth Marco Polo nicht, ja er giebt sich einige Male
bedenkliche Blossen, und seine Darstellung, die sich durchaus als
eine abgeleitete erweist, hätte niemals zu Grunde gelegt werden
sollen, um von ihr aus etwas Authentisches über den Priester Jo-
hannes und sein Reich zu erfahren. Sie steht weit unter dem zwar
falschen aber doch ernst gemeinten Berichte Ruysbroek's.
In dies Land Tanduc oder Tenduc, über dessen Lage von den
Geographen gestritten wird (vgl. Neumann zu Bürck's Uebersetzung des
Marco Polo S. 234, Anm.) und in seine Grenzgegenden verlegt an einer
anderen Stelle Marco ausdrücklich das Reich des Priesters Johannes.
Hier scheint er durchaus selbstständig und bringt neue Combinationen.
Es müssen dort überwiegend christliche Bewohner gewesen sein
unter einem Herrscher, der ebenfalls ein Christ war. Unter seinen
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110 Friedrich Zabncke,
Vorfahren suchte Marco den Priester Johannes*). Die Stelle' lautet
(a. a. 0. 74):
Or isiron de ceste provence ver Levant, que Ven apelle TenduCy et enlerrom
äs les terres dou Prestre Johan,
Cap. LXXIY.
Ci devise de la grant provence de Tenduc^).
Tenduc'^) est une provence ver Levante, en la coi ü hi a viles et castiaus
assez, II sunt au grant Chan, car les descendent dou Prestre Johan sunt au
grant Chan, La mestre cite est nomds Tenduc. Et de ceste province en est
rols un dou legnages au Prestre Johan, et encore est Prestre Johan, son nom
est Geo7'gie, II tient Ui tere por lo grant Chan, mäs non pa^s tout celle que
tenoit le Prestre Joan, mes aucune partie de celle. Mäs si vos dt que les gi*ant
Kaan toutes foies ont donSe de lor files et de lor parens ä les rots que reingnent
qui sunt dou lignajes au Prestre Johan La segnorie est ä Cristiens
ensi conje mz ai dit; mds ü hi a ydres asez et homes que adorent Maomet
Ei sachtes que en ceste provence estoit le mestre seje dou Prestre Johan, quant
il seingnoirioit les Tartares, et toute Celles provences et r eignes environ, et en-
core hi demorent le sien descendens, et cestui Jor (Georg) que je voz ai nomds
est dou lingnages dou Prestre Johan, si con je vos ai en conte dit, et est le
soime {sixi^e) ^) seingnor depuis le Prestre Johan , 6t ce est le leu , qe nos
apellon de se en nostre paxs Gogo et Magogo ; mds il l'apellent Ung et Mungul
Weiterhin erzählt er eine Anecdote, die früher einmal zwischen
dem König Dor (d'Or, d. i. aus der Dynastie Kin in China, nach
Pauthier Marco Polo II, 355 Anm. 1) und dem Priester Johannes sich
zugetragen habe.
Cap. Cnil (a. a. O. S. 119).
.... Et de cest roi Dor voz conterai une hielte novelle que fut entre lui
et le Prestre Johan selonc ce que les Jens de Celles contree dient, II fu voir,
selonc qe Celles Jens dient, qe ceste roi Dor avoit ghere con le Pi^estf^e Johan et
estoit en si forte leu, qe le Prestre Johan ne le pooit alie soure ne nuire ; il en
avoit grant ire. Et sept vaUs do Prestre Johan il distrent qe il aporteront toui
vif le roi Dor ; et le Prestre Johan dist elz quHl le velt voluntier, et quHl en-
saura lor buen gr^ se il ce fönt. Et quant le sept valz ont eu le conje dou
Prestre Johan, il se partirent tiUt ensemble conpagnie d'escuiers, et s^en alent
*) Wenn G. Oppert S. 164 diesen christlichen Fürsten für einen Nachkommen
der Beherrscher von Karakitai erklären will, so ist er dafür den Beweis durchaus
schuldig geblieben, und seine ganze Annahme beruht auf höchst wunderlichen
Voraussetzungen .
2) Senduc Hs.
3) Bürck's Uebersetzung S. 238 : der vierte.
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Der PniJSgTER Johannes. 111
d cest rot Der et li distrerU quHl estoient venu por tut sei vir, Le rot du elz
qu'il soient li trhs bien venus, et quHl fira elz honor et plaisir, En tiel mai-
nere con voz aves ho'i se mistrent les huit val z dou Prestre Johan ä servir le
roi Dor. Et quant il hi furent demores entor deus anz, il estoient mout ames
dou roi por lor bien servir. Et que vos en diroie? Le roi se fioit d^elz ausint
con ce il tuit et huit fuissent sez filz. Or hoires qe cesti mauveis volles fönt,
et ce avint por ce qe nutz se puet garder dou traUor et desloiaus, II fu voir
qe ceste roi Dor s*ala desduiant con pito de Jens et hi estoient cesti maveis treize
volles. Et quant il ont pa^4s un flum qe est longn do pcUais qe je vos ai con--
tes un mily les treize vaUs que virent que le rois ne avoit conpagnie qe contr^aus
le peussent defendre, odonc distrent qu^ü pooient faire ce por coi il estoient
ve^ius: odonc mistrent main ä Vespee et distrent au rois: ou il alera ovech
elzy ou il le metront o mort. Le roi quant il voit ce il en a grant mervoille,
et dit elz: i>Et conmant, biaus filz, et qe est ce que voz dites, et oii voles voz
que je veingne?ik s>Voz vendrSs , fönt il, dusque ä nostre seingnor le Prestre
Johan ii, font-il.
Cap. CIX.
Ck>mant le Prestre Joan flst prandre le roi Dor.
Et quant le roi entent ce , il a si grant ire que poi se fout qHl ne muert
de duely et dit elz: -^Ai merce, biaus filz, or ne voz ai-je honorez a^ez en mon
ostiaus , et voz mes voles metre en les mains de mes ennemis! Certes se voz
ce foiteSy vos fires grant maus et grant desloioutäsa. Celz distrent qe il con-
vent que rensi soit. Et odonc le moinent au Prestre Johan, et quant le Prestre
Johan le vit, il en a grant joie. II li dit quHl soit le maus venu. Celui ne
respont, et ne set que doie dire. Adonc conmande le Prestre Johan que cest roi
Dor soit menä dehors , et (juHl le feisent garder bestes , et ce li faisoit faire Je
Prestre Johan, por despir lui et por desprisier et monstrer quHl estoit noiant.
Et qtmnt il ot gard6 les bestes deus anz, il le se vait venir devant le Prestre
Johan, et li fait doner riches vestimens et li fait honor. Et puis li dit: nSire
roi, or pues-tu bien veoir qe tu ne estoies homes de pooir gueroier con moim.
» Certes, biaus Sire, respont le roi, ce conois-je bien et qenoisoie toutes voies qe
n' estoit home qe peust controster ä voza. r>Et quant tu ce aroit, dit le Prestre
Johan, je ne te demant plus: rois desormis te ferai servis et honor a. Adonc le
Prestre Johan fait doner chevaus et arnois au roi Dor, et li done mout belle
conpagnie et le laise oler. Et cestui se pari et tome ä son regne, et de cel höre
en avant fu ses omis et son servior. Ch^ loison de ceste matiere et voz con-
teron d^autre matiere.
Des Nachkommen des Priesters Johannes wird noch mehrmals
Erwähnung gethan, in Gap. CXCY1]I, a. a. 0. 248 fg. : II savail qe a
Caracoron estoit le fils au granl Kan qe avoit ä non Nomogan et avec
lui estoit Giorge le filz au filz dou Prestre Joan. Cesti deus baronz
avaient eucore une grandismes Jens d'omes ä cheval u. s. w. Später
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112 Friedrich Zarncke,
heisst es: le filz au grani Kan i fu venu e le filz au Presire Joan^
dann wieder (S. 251) le filz au filz dou Preste Joan^ und le nevo dou
Presire Joan. Freilich, wenn der Nachkomme vorher in einigen Hand-
schriften das siebente, in anderen das vierte Glied seit dem Priester
Johannes genannt ward, so bleiben diese Angaben, die ihn höchstens
als Enkel erscheinen lassen, dahinter weit zurück.
Aus diesem Allen geht hervor, dass Marco Polo im östlichen Asien,
in der Provinz Tanduc (Tenduc), Stämme oder einen Stamm kennen
lernte, den er für liberwiegend christlich hielt und der unter christ-
licher Herrschaft stand. Hier glaubte er das Reich des Priesters Jo-
hannes annehmen zu dürfen, und den derzeitigen Herrscher betrachtete
er als dessen Nachkommen. Diese christlichen Fürsten hielt er für
die ursprünglichen Lehnsherren der Mongolen oder Tartaren und be-
fand sich so im Wesentlichen in Uebereinstimmung mit den Annahmen,
die bereits seit lange in Europa herrschten und die er zweifelsohne
selber von da mitgebracht hatte. Ob diese christlichen Stämme Nach-
kommen der Kerait waren, ob von den bekehrten Kerait des Jahres
1007 bis zu diesen christlichen Stämmen des Marco Polo eine zu-
sammenhängende christliche Geschichte führt, das mögen die Forscher
der asiatischen Geschichte zu entscheiden suchen; mir ist es nicht
glaublich. Mit dem Priester Johannes sind sie nur durch Combiua-
tionen der europäischen Reisenden in Verbindung gebracht worden,
die sie aus Europa mitbrachten, nicht in Asien sich bildeten. Wie
aber jene Auftassung in Europa entstand^ haben wir gesehen ; durch
genauere Kenntniss wirklicher Vorgänge war sie schwerlich ver-
anlasst worden.
11. Johannes de Monte Corvino.
1305/1306.
Um die Zeit, als die drei Poli immer ernsthafter ihre Rückreise
vom Hofe des Gross-Kban ins Auge zu fassen begannen, entsandte
der Papst Nicolaus IV in jene Gegenden abermals einen Franziscaner,
den Johannes de Monte Corvino, ausgerüstet mit ausgedehnten Voll-
machten, um den Tartaren das Christenthum zu verkündigen. Seine
Hinreise und die Heimkehr der Poli kreuzten sich. Die Credenzbriefe
des Johannes an den Khan Kublai und an Argon sind vom 13. und
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Der Priester Johannes. 113
15. Juli 1289 aus Reale datirt*). Wir ersehen aus ihnen, dass Jo-
hannes bereits früher mindestens bis über Armenien hinausgekommen
war. Im Jahr 1291 verliess er Persien, um weiter nach Osten zu
gehen, wo er bis zum Gross-Khan gelangte. Kublai war todt, sein
Nachfolger Timur liess ihn ruhig gewähren. Von Johannes, der, nach-
dem er Erzbischof geworden war (ums Jahr 1308 überbrachte ihm
Andreas v. Perugia diese Würde) , etwa ums Jahr 1 330 am Orte
seines Wirkens, in Cambalec, d. i. Peking, starb, haben wir zwei
Briefe aus den Jahren 1305 und 1306^), in denen er über seine
Wirksamkeit und seine Stellung sich ausspricht. Der erste Brief
(aus Cambalec, vom 8. Januar 1305) ist besonders interessant, da
er auf die Verhältnisse der Christen und der christlichen Mission
im fernen Osten ein helles Licht wirft. Johannes schreibt: Et ego
ullerius procedem perveni in Katay regnum imperatoris Tartarorum^ qtii
diciiur Magnus Cham (es war Timur 1294 — 1307); ipsum vero cum
litleris domini Papae ad fidem Domini noslri lesu Christi catholicam
invitavi. qui tumen nimis inveleratus est idololatria; sed multa beneficia
praestat Chiistianis^ et ego sum apud eum iam ante duos annos.
Dann macht er seinem Hasse gegen die Nestorianer Luft, die
ausgedehntes Terrain auch in jenen Gegenden erlangt hatten: Nesto-
riani quidam christianitatis tilulum praeferenles ^ sed a christiana re-
ligione plurimum deviantes, tantum invaluerunt in partibus istis^ quod
non permittant quempiam Christianum alterius ritus habere quantumlibet
patDum Oratorium^ nee aliam quam nestorianam publicare doctrinam.
Ad hos siquidem terras nee aliquis apostolus^ nee apostolorum discipulus
pervenity et ideo praefati Nestoriani per se et per alias pecunia corruptos
persectUiones mihi gravissimas inluleruniy asserentes quod non essem mis-
sus a domino Papa^ sed essem magnus explorator et dementator homi-
num^ et facto aliquo intervallo temporis produxerunt alios falsos testes
dicentes^ quod aliquis nuntius fuit missuSy deferens impeialori masimum
thesaurum^ et quod ego illum occiderim in India et abstulerim quae
portabat^ et duravit haec machinatio circiter quinque annos, Ita per-
saepe ad iudicium fui tractus cum ignominia mortis. Tandem per cuius-
*) Abgedruckt bei Raynald, Ann. ecci. ad a. 4 289 Nr. 60 — 62. Mosheim,
Historia Tarlarorum eccles. (4 744) Anhang Nr. XXXI und XXXH. S. 92 fg.
2) Sie sind beide abgedruckl bei Mosheim a. a. 0. S. 4 44 fg. Nr. XXXXIIII und
XXXXV, aus Waddings Annales Minor. VI, 69 fg.
Abkandl. d. K. S. QeseUscIi. d. Wigsengcli. XlX. 8
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114 Friedrich Zarncke,
dam confessionem^ Deo disponenle^ Imperator cognovit meam innoceniiam
et malitiam aemulorum^ qtws cum uxoribm et liberis eooilio relegavit.
Darauf spricht er von seinen Bekehrungen (ca. 6000), Einrich-
tung von Gottesdienst, Unterricht im Lateinischen und Griechischen,
Bau von Kirchen (die in Peking mit Campanile und drei Glocken wurde
1299 vollendet), Anschaflfung von Glocken und Büchern, u. s. w. Und
nun nennt er denselben Georg, dessen Marco Polo Erwähnung that,
und ebenfalls als Nachkommen des Presbyter Johannes, sodass dadurch
nicht nur jene Persönlichkeit bezeugt, sondern auch bewiesen wird,
dass die Auffassung, die Marco Polo hegte, unter den Christen in
der Nähe des Gross-Khans Annahme und Verbreitung gefunden hatte ;
denn dass Marco Polo und Johannes sich sollten getroffen haben und
so letzterer direct beeinflussl worden sei durch die Ansichten jenes,
lässt sich nicht wahrscheinlich machen ; ebensowenig ist es glaublich,
dass Johannes de Monte Corvino und Marco Polo unabhängig von
einander darauf sollten gekommen sein. Johannes erzählt:
Quidam rex illius regionis •) Georgius de secta nestorianorum Chri-
slianorum^ qui erat de genere illuslri magni regis^ qui dictus fuit pres-
byler loannes de htdia^ primo anno^ quo huc ego vetii (wohl 1294),
mihi adhaesit el ad verilalem verae fidei catholicae per me conversus^
minores ordines smcepit^ mihique celebranii regiis veslibus indutus mini-
Htravil: sed quidam alii Nestor iani ipsum de apostasia accusaverunt :
lamen ipse magnam populi sui partem ad veram fidem catholicam ad-
duxit et ecclesiam pulchram secundum regiam magnificentiam construxit^
ad honorem Bei nostri^ Sanctae Trinitatis et domini Papae vocam eam
Ecclesiam Romanam, Qui rex Georgim ante sex annos migravit ad
Dominum (1298/99) verus Chri^tianus^ relicto filio haerede ferme in
cunabulis^ qui nunc est annmum novem Fratres tarnen ipsius regis
Georgii^ cum essent perfidi in erroribus Nestoniy omnes^ quos ille con-
vcrterat^ post regis obilum subverlerunt^ ad schisma pristinum reducendo,
El quia ego solus fui mc potui recedere ab imperatore Cham^ ire non
potui ad illam ecclesiam^ quae distal ad XX dielas: tarnen si venerifil
aliqui boni coadiutores et cooperatores ^ spero in Deo^ quod totum po-
*) Im Voran fgehenden ist nur von der Hauplsladl Cambalec (Peking) die Rede.
Weiler unten ergiebt sich, dass das christliche Land 20 Tagereisen von Cambalec
enirernt lag.
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Deb Priester Johannes. A 1 5
terit reformari; nam adhuc habeo privilegitim praedicii regis Georgii
defuncti. herum dico. si non fuissent infamatioves supradidae^ magnus
fructm fuisset secvim, Si habuissem autem dum vel (res socios coad-
iulores meos^ forte Imperator Cham fuisset baptizatus.
Folgt eine Aufforderuog, ihm Genossen zu senden (seit zwölf
Jahren hatte er Nichts aus Europa gehört), Angabe des besten Weges,
Bitte um Zusendung von Büchern. Dann fährt er fort, noch einmal
auch des Fürsten Georg gedenkend: IHdici competenter linguam et
litteram Tartaricam^ quae lingua umalis Tartarorum est, et iam trans-
tuli in linguam illam et litteram totum novum Testamentum et Psalterium,
quae feci scribi in pulcherrima litlera eorum, et scribo et lego et prae-
dico in patenti et manifesto testimonium legis Christi. Et tractavi cum
supradicto rege Georgio, si vixisset, totum officium latinum transfeire,
ut per totam terram cantaretur in dominio sito ; et eo vivcnie in ecclesia
sua celebrabam missam secundum ritum latinum^ in littera et lingua illa
legem tarn verba canonis quam praefationis. Et filius dicti regis vo-
catur loannes propter nomen meum et spero in Deo^ quod ipse imita-
bitur vestigia patris sui.
Der zweite Brief, ebenfalls von grossem Interesse, enthält doch
nichts unsere Frage Betreffendes^).
12. Odoricus de Porta Naonis oder de Foro Julii.
ca. 1330.
Dieser Franziscanermönch aus Udine besuchte aus eigenem An-
triebe mit Erlaubniss seiner Obern das östliche Asien. Seine Abreise
wird in die Jahre 1316 bis 1318 (oder 1319) gesetzt. Er landete
auf der Hinfahrt in Trapezunt und reiste über Tauris, Kaschan, Yezd
nach Indien, dann zu SchiflFe durch die Inseln des stillen Oceans,
von denen er Java besonders hervorhebt. Darauf landete er im süd-
lichen China, und kam nach einer langen Landreise nach Cambalec
(Peking), wo er mehrere Jahre verweilte ; von da wanderte er west-
wärts durch Tibet und kam 1330 nach Italien zurück, wo er, im
*) Der Schluss desselben fehlt. Mir scheint er bei Wadding Ann. Minorura s. a.
4 307 Nr. VI erhalten zu sein, datirt vom 13. Febr. 4 306. Hier wird auch die
Bulle abgedruckt, die den Johannes zum Erzbischof von Cambalec ernennt mit den
ausgedehntesten Rechten, und das Empfehlungsschreiben an den Khan.
8*
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116 Fribdbich Zabnckb,
BegrifT sich dem Papst in Avignon vorzustellen und ihn um Mitgabe
von 50 Brüdern als Prediger zu bitten, erkrankte und am 14. Jan.
1331 in Udine starb. Er hinterliess eine kurze Reisebeschreibung,
die sich an Werth freilich nicht mit den Trüberen messen kann, auch
einiges geradezu Bedenkliche enthält, doch aber durchaus ehrlich
geraeint zu sein scheint. Sie ist seit 1513 wiederholt herausgegeben
worden, zuletzt, aber immer noch nicht in abschliessender Weise, in
Uebersetzung und nach verschiedenen Redactionen von Yule, Ca-
thay etc., welches Werk den Oderich zum eigentlichen Mittelpuncte
hat. Die Ueberlieferung ist sehr verwickelt, Oderich selber scheint
seinen Bericht nicht niedergeschrieben zu haben; ich verweise in Be-
treff dieser Fragen auf letztgenanntes Werk.
Nachdem er erzählt, dass er in Cambalec drei Jahre gewesen
sei, schildert er seine Rückreise (Cap. 20): De hoc imperio Chatay
recedens versus Occidentem quinquagirUa dietis Iranseundo per muUas
civiiates et ierras veni versus terram Prelezoan [andere Hss. : Pretesoan^
Prelegoani^ Preiegianni]^ de quo non est cerUesima pars eius quod quasi
pro certo de ipso dicilur [andere Hss. : sicut olim didtur fuisse]. Eius
civitas principalis Tozan [andere Hss. : Cosan^ Chosan] vocatur , quae
sola de melioribus est in terra, multas et sub se habet civitates. Sed
semper pro pacto accipit in uxorem filiam magni Canis. Deinde per
mtdtas dietas veni ad provinciam , quae Kansan Lindere Hss. : Kasan^
Cosan, Consan] vocatur De hac recedens veni ad unum magnum
regnum^ nomine Thibet, quod ipsi Indiae contiguum est et subiectum est
magno Cani. Damach wäre das Land zwischen Peking und Kant-
scheu (oder auch südlicher, Kansu) zu suchen, etwa um Bildjuchai
(ungefähr \%T östlich von Ferro, 41^ nördl. Breite). Es ist nicht
zu bezweifeln, dass hier dasselbe Land gemeint ist, von dessen christ-
lichen Bewohnern und christlichem Herrscher Georg schon Marco
Polo und Johannes de Monte Corvino berichteten, obwohl die Zahl der
Tagereisen (20 bei Joh., 50 bei Od.) nicht stimmt. Wenn auch Oderich
hier das Reich des Priesters Johannes vermuthete, so kann dies ein
neuer Beweis sein, dass die Christen jener Gegenden wirklich diese
Annahme hegten, seine Ansicht kann aber auch direct von Johannes
de Monte Corvino beeindusst sein, den Oderich natürlich kennen
gelernt hatte. — Zu beachten ist, dass die französische Uebersetzung
Oderich's dem Lande des Priesters Johannes den Namen Pcnthexoire
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Deb Priester Johannes. 117
giebl, welchen Maundeville acceplirt und der dadurch ziemlich po-
pulär geworden ist; Yule I, 146 möchte ihn als »Tenkekshahr«,
Andere als mit »Pendschab« zusammenhängend nehmen.
Fortan erlosch das Interesse, sich in Asien im Bereiche der
Mongolenmacht nach dem Lande des Priesters Johannes umzusehen.
Die gelegentliche Bemerkung des Oderich ist die letzte mir bekannt
gewordene eines dorthin Reisenden.
13. Johannes de Hildesheim.
ca. 1370.
In den Jahren 1364 — 1375, wahrscheinlich nach seiner Reise
nach Rom 1 366, also wohl um 1 370, verfasste der Carmelitermönch
Johannes de Hildesheim seine Hisloria de iranslatiane beatissimorum
Irium regum^ von der weiter unten noch die Rede sein wird. Hier
mag die veränderte Gestalt Erwähnung finden, in der die Erzählung
von der Besiegung des Priesters Johannes oder seines Sohnes David
bei ihm erscheint. Nach Johannes spielte jenes Ereigniss im Jahre 1268
(ist etwa 1258 gemeint, das Jahr der in der Erzählung vorkommen-
den Eroberung Bagdads? s. o. S. 103), und David wurde durch die
häretischen Nestorianer, die doch früher von ihm abgefallen waren,
da der Priester Johannes und sein Sohn David nicht Ketzer waren,
in sein Verderben gezogen. Es heisst bei Johannes Cap. XLIIH:
Nestorini j Persarum vicini, de quibus est supra dictum, sunt homines de
regno Tharsis et insulae Egrissoullae nati, in quibus regnavit laspar, tercius
rex, Aethiops, qui domino mirram obtulit, et in mundo non sunt peiores haere-
tici ü. s. w. et hii a fide cathotica et dominio presbyteri lohannis, eorum domini,
et a fide Thomae, Indorum et ipsorum patriarchae, se potenter alienabantj apo-
stabant et rebellabant u. s. w. Unde anno domini MCCLXVJII Deus homines
itules et viles, qui in horum Nestorinorum terris pastores erant, contra hos
Nestorinos incitavit; qui se Tartaros vocaverunt, et sibi fabrum (s. o. S. 93)
in capitaneum elegerunt et praefecerunt. Qui tunc potenter eruperunt et omnia
^regna et terras Nestorinorum destruxerunt et ipsos iuvenes et senes, prout Deo
placuit, absque aliqua miseria interfecerunt et deleverunt et omnes eorum civi-
totes y villas et castra, terras et regna cepeiunt, in quibus nunc Tartari habi-
tant et regnant in praesentem diem. Et ceperunt Cambalech et in triginta die-
bus oppugnaverunt Baldach, in quo fuit Sarracenorum calypha u. s. w.
Cap. XLV: Cum itaque populus Tartarorum erupisset et omnia regna, terras
et provincias infidelium et specialiter istorum Nestorinorum, prout a Deo fuit diffi-
nitum, ita cepissent et destruxissent, et ipsos sine miseria interfecissent et funditus
delevissent, extunc ipsi Nestor ini a presbitero Johanne auxilium implorabant
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i 1 8 Frikdricu Zarisck£.
et se ad fidem pristinam et ad suum dominium sub tnbtUo se conversuros et re-
versuros spopoiidenint. Qiwd cum presbiter lohannes facere proposuisset, ex-
tunc tres reges beati ipsum in somnis monuerunt et ne Nestorinis auxilium vel
consilium ferrei inhibueinint u. s. w. Tarnen Nestorini consiliarios presbiteri
lohannis muneribus circiimvenerunt , quod presbitero lohanni dixerunt, somnia
non deberet curare j sed ipsum in eorum auxilium incitaverunt , quod David,
suum primogenitum y cum valido exercitu in auxilium misit Nestorinis, quem
Tartari cum Nestorinis et omni exercitu suo interfecerunt et quam plurimas terrae
et regna presbitero lohanni abstulerunt ; et quam plurima alia sibi abstulissenl,
sed presbiter Johannes poenitencia ductus auxilixim Dei et trium regum bealo-
rum invocavit et imploravit, qui tunc de nocte cum validissimo exercitu impe-
ratori Tartarorum in somnis apparuerunt horribiliter et praeceperunty ut a per-
secutione presbiteri lohannis et suarum terrarum slatim desisteret et cum ipso
pacem et firmas amicicias et treugas iniret et faceret inter ipsos pei^petue dura-
turas [horribiliter praeceperunt]y sed terras presbitero lohanni propter eins in-
obedienciam ablatas obtineret in memoriam, ut suis posteris et aliis transiret in
exemplum. Unde ipse impei^alor Tartarorum hac visione perterritus, licet esset
absque lege tunc gentilis , tamen statim legatos suos misit ad presbiterum lo-
hannem et perpetuam pacem et firmam amiciciam secum fecit et iniit, ita scilicet,
quod in perpetuum primogenitus unius filiam alterius recipere deberet in con-
thoralem, et talis pax, amicicia et contractus est inter ipsos in hodiernum diem,
u. s. w. Et sie isti Nestorini fuei^nt deleti et de regnis et terris eorum expulsi.
Man erkennt die einzelnen Quellen, aus denen diese Erzählung
zusamoiengedichtet ist. Der Presbyter Johannes wird noch als der
gegenwärtige Herrscher dieser Inder angesehen. Nachdem dann aus-
führlich von der Verehrung, der die heiligen drei Könige in Indien noch
genössen, die Rede gewesen und gesagt ist, dass die Inder gerne nach
Köln wallfahrten würden, wenn nur die Kälte es ihnen gestattete,
heisst es weiter (noch in Cap. XLV) : Sed cum Ihernsalem et ad alias
circa partes Indi pcrveniunl^ omnia quae de rcgibus et principibus^ terris et
regnis istarurn partium cismarinarum et specialiier de tribus regibus et Co-
lonia et eius clero et populo possunt inquirere et invesligare^ sub alicuius
episcopi vel principis sigillo vel litiera scripta petunl et recipiunt^ ui pi^esbi-
iero lohanni et patriarchae Thomae certius possint mitlere et demonstrare.
Dass Johannes den Presbyter im fernen Osten Asiens suchte,
beweist schon die Erzählung von den Tartaren. Es schliesst das
indess nicht aus, dass die Christen, die in Jerusalem die erwähnten
Notizen sammelten, in Wirklichkeit Abessinier waren, die, wie wir
aus einer Reihe von Zeugnissen aus verschiedenen Jahrhunderten
wissen, vielfach nach Jerusalem pilgerten.
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Der Priester Johannes. H 9
Anhangsweise mag noch das Zeugniss des Juden Josua Lorki
angeführt werden, das G. Oppert nach einer Mittheilung Sleinschneider's
S. 17 Anm. anführt. Es gehört in die zweite Hälfte des U. Jahrh.,
denn Josua Lorki, der sich später taufen Hess und den Namen Hie-
ronymus de sancta fide annahm, war Leibarzt Benedictes XIII, der
seit 1394 Gegenpapst in Avignon war. Die Stelle lautet in der von
G. Oppert gegebenen Uebersetzung : »Sowohl in den BiMefen Ram-
bam's (Maimonides 1135 — 1204), dessen Andenken gesegnet sei, wie
auch aus den Reden von Kaufleuten, die die Enden der Erde be-
reisen, zeigt es sich, dass heute die Wurzel unseres Glaubens in den
Landern Babel und Teman, dem Orte, wo zuerst das Exil Jerusalems
war, sich beflndet; nicht eingerechnet diejenigen, welche bewohnen
die Lande Paras und Madai (Persien und Medien) von dem Exile
Schomron's, deren Volk heute so zahlreich ist als der Sand. Von
diesen stehen Einige unter dem Joche von Paras, der von den Ara-
bern der grossmächtige Sultan genannt wird; Andere leben in einer
Gegend, auf der das Joch eines fremden Volkes nicht lastet, wie die-
jenigen, welche wohnen an den Enden des Landes des Erben der
Volksherrschaft, des christlichen Fürsten, der Preste Guan ("(KIDi "'ttlD^^B)
heisst. Mit ihm haben sie einen Bund geschlossen, und er mit ihnen ;
und dies ist etwas, woran nicht im Mindesten gezweifelt werden kann«.
G. Oppert muss übrigens seine eigene Uebersetzung sehr flüchtig ge-
lesen haben*), wenn er in ihr ein Zeugniss des 12. Jahrh. für den
Presbyter zu finden meint. Schon der Name Preste Guan weist auf
eine viel spätere Zeit; dann spricht auch Josua Lorki durchaus von
den Verhältnissen seiner Zeit und beruft sich ausser auf Rambam
(wahrscheinlich nur für die erste Angabe, die er macht) auch auf
reisende Kaufleute. So lange nicht Rambam's Schreiben vorliegt, wird
man nicht anzunehmen berechtigt sein, dass er des Presbyter Er-
wähnung gethan habe.
*) Wie flüchtig er auch sonst gerade hier verfahren ist, beweist er auch da-
durch , dass er den Papst Benedict XIII von 1378 — 1398 regieren lUsst. Diese
Zahlen passen zu der Regierungszeit keines Papstes, Urban VI war Papst von 137 8 —
1389, Benedict XIII aber Gegenpapst in Avignon von 1394 an.
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CAPITEL VL
Die Reiseromane und die Legende.
1. Der Bericht des Elysaeus.
12. Jahrh.
Diese märchenhafte Beschreibung Indiens und des Landes des
Priesters Johannes findet sich in der Handschrift Nr. 11, einem Legen-
darium, des "Südlich von Wien gelegenen Stiftes Heiligenkreuz, von
einer Hand des 13. Jahrh. eingetragen. Vgl. Pertz, Archiv X, 594,
wo der Anfang abgedruckt ist. Eine Abschrift verdanke ich Herrn
Prof. W. Wattenbach.
Dieser Bericht ist von besonderem Interesse wegen seines hohen
Alters; denn die Abfassung muss noch dem 12. Jahrh. angehören,
ist vielleicht noch in die 80er Jahre desselben zu setzen. Denn das
Hospital in Friesach, das bei seiner Gründung ums Jahr 1135 von
dem Erzbischof von Salzburg Conrad I den Religiösen von Admont
übertragen war, und diesen noch 1185 bestätigt ward, wurde
bald darauf gegen die Pfarre St. Michael ausgetauscht, und dieser
Tausch im Jahre 1196 von dem Erzbischof Adalbert III bestätigt*).
Unser Schriftstück aber erwähnt noch die Ernennung des Spital-
meisters in Friesach durch den Abt von Admont (§ 11). Weitere
Anknüpfungen für eine Datirung finden sich nicht, da keine ^amen
ausser dem des Berichterstatters genannt werden. Unmöglich ist es
nicht, dass der Bericht in der vorliegenden Gestalt Interpolationen
erfahren hat; der Schluss von § 21, der eigentlich aus der Rolle fällt,
legt diese Annahme ziemlich nahe.
*) Vgl. Wichner, Geschichte des Benedictiner-Stifts Admonl I, 73. 11, 48 und
Urkundenbuch S. 208. 246.
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Der PaiESTER Johannes. 1S1
Als Quellen haben besonders der Bericht des Patriarchen Jo-
hannes (vgl. mein Programm Nr. I) , und der Presbyterbrief gedient
(Programm Nr. III). Die folgende Zusammenstellung gewährt einen
Ueberblick. Es entspricht dem § 1 5 unseres Berichtes der § 26 des
Berichtes des Patriarchen, dem § 1 6 unseres Berichtes die §§ 28 und
29 des Berichtes des Patriarchen, und dem § 18 unseres Berichtes
die §§ 39 — 45 des Berichtes des Patriarchen. Doch ist eine wört-
liche Benutzung nicht nachzuweisen, auch heisst die Stadt, wie sonst
gewöhnlich, Edissa^ nicht Ulna^ und der Fluss Indus, nicht Phison.
Ganz eigen ist unserem Bericht die Erzählung von dem zwischen
den Magneten (die hier, wie auch sonst zuweilen, adamantes ge-
nannt werden) schwebenden Sarge.
Der Presbyterbrief dagegen ist zu einem grossen Theile wört-
lich benutzt. In der ersten Partie, die besonders von dem Apostel
Thomas handelt, finden sich nur wenige Anklänge, so in § 6 und
wiederum in § 21 vergHchen mit § 51. 52 und 64 des Presbyter-
briefes, in § 7 verglichen mit § 97 und 98, vielleicht auch in § 13
verghchen mit § 27. Erst mit § 22, wo deutlich eine zweite Ab-
theilung beginnt, werden die Entlehnungen augenfälliger. Es ent-
sprechen sich
Bericht des Presbyter- Bericht des Presbyter-
Elysaeus
brief
Elysaeus
brief
83
=
22
39
=
57
Si
=
U
40
=
89 + 91 (falsch
25
=
27
verstanden)
28
=
38
41
=
66
89
=
39
4J2
=
58
33
=
76 (+ <3. 74)
44
=
47
34
=
77 (+ 56)
45
=
48
35
=
87 fg.
46
=
49
36
=
67—69 (gar nicht
47
=
47
verstanden)
51
=
25
38
=
90
Es war also eine Handschrift der ersten Interpolation (B) , die dem
Bearbeiter vorlag. Von weiteren Interpolationen ist Nichts zu spüren,
denn § 43, wo von dem Baume mit mechanisch beweglichen Zwei-
gen und Vögeln darauf die Rede ist, dtlrfen wir nicht mit der, etwas
ganz Anderes erzählenden spätem Interpolation (D) in § 96 rr fg. zu-
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122 Fkiedrich Zarncke,
sammenhalten. Was unser Bericht erzählt, kennt bereits das Alexander-
lied des 12. Jahrh. (vgl. meine Abhandlung über den Graltempel
Bd. VII der phil. bist. GL, S. 494).
Unser Bericht ist ein interessantes Zeugniss, wie frühe schon
der Anfang gemacht wurde, die Gestalten des Patriarchen und des
Presbyter Johannes ineinander aufgehen zu lassen.
1. Clericus quidam Elyseus nomine, in India nalus et nutritus, cui pater
erat Samuel: et hie dixit nobis ea quae secuntur. 2. Talis est consueludo
Indorum iu sacris ordinibus, quod nullus proniovetur in ordineni diaconatus
-quin habeat 30 annos aetatis suae, nullus etiam presbiler ordinatur nisi sit
50 annoiim), et nullus episcopus ordinatur nisi sit 80 annorum vel ad minus
70, et nullus eligitur episcopus nisi ex nobilibus lerrae illius. 3* Sed qui-
dam episcopus eleclus et ordinatus et bene litteratus, nee bene scienlia usus,
in haeresim iapsus est, ita ut diceret spirilum sanclum non procedere a patre
et fi lio. Et proptcrca intitulatus est et ad concilium vocatus est. 4. Extunc
miser tantum desipuit, ut diceret patrom el filium et spirilum sanctum non
esse unum Deum. Propterea dampnatus est ad mortem et igni Iraditus est
et adustus est. 5* Talis est consuetudo terrae illius, quia non sunt ibi nisi
tria iudicia dampnationis, ut dampnati conburantur aut in aquis demergantur
vel feris ad devorandum tradanlur, hoc est ursis, leonibus, leobardis. Ibi
etiam non effuditur sanguis humanus alienis (1) christianis. 6« Quia terra ve-
ritalis est*], ideo nemo mentitur nee iurat, nisi prout decel. Quod si quis
feceril aut forgicatur aul adulteratur, secunduni praediclam legem dampnatur.
Eiiam talis est consuetudo terrae illius, ut nemo ducat uxorem ante 30 annos;
et nemo accedil ad uxorem propnam nisi ter in anno pro soboie creando.
7« Episcopo supra diclo dnmpnato rex Indiae nomine Johannes, qui cognomi-
nalus est presbiler^ non ut ita sit ordinatus, sed propter reverentiam suam
presbiler est appellalus. Idem rex, inito consilio, misit legales suos quosdam
monachos ad dominum aposlolicum, ut melius cerlificarelur de catholica fide,
non quod inde dubitaret sed ut prohiberelur vulgare scandalum de sententia
illala in praediclum haerelieum' dampnalum. 8. Praediclis aulem monachis
in ilinere deficienlibus misit rex alios nuntios duos episcopos. 9. Ulis aulem
lalinam linguam ignoranlibus (ibi lanlum ulilur Gbaldaica lingua), propter hoc
sumpserunt secum praediclum Elyseum, ut esset inlerpres eorum apud domi-
num aposlolicum, quia didiceral linguam lalinam a quibusdam peregrinis .ab-
hinc illuc venienlibus et in domo palris eius manenlibus. 10. Ulis aulem
episcopis in ilinere obdormienlibus , uno in penculo maris el alio in Apulea,
isle Elyseus est profeclus ad dominum aposlolicum. Dominus aulem apostoli-
<us, audila legalione regis Indiae, praecepit lilleras fieri, scilicel expositionem
super spalmum »Quicumque vult«. 11. Acceptis Elyseus iisdem litleris et
*) Oder gehören diese Worte noch zum Voraufgehenden? Vgl. unten § J2/. —
Zu dem Ausdruck vgl, die Venetianische Hs. des Presbyterbriefes, in dem Programm
Nr. III, S. 25, Anm.
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Der Priester Johannes. '3
muneribus sibi dalis iter redeundi arripuit. Voirns redire per Ungariani"'ve-
nit ad quandam silvam , quae vocalur Ganol. Ibidem spoliatus est, scilicet
Ittteris ei muneribus et vesiibus et omnibus quae habebat, ita quod vix nu-
dus effugit. Sed quia magnum frigus esse coepit, in via destituii et omnino
desperavit. Veniens autem Frisacum, in bospitali suscepius est a quodam
inonacho presbiiero ab abbate Ädmuntensium illic constituto, et misericordia
motus curam eins egit cum fratribus ibidem manentibus. 12« Illo autem ibi
manente per 14 dies et convaiescenti, inten'ogalus ab eodem monacho, quales
essent Indiae et qualiter cuncta essent ordinata, Elyseus ita exorsus esty'
13. Indiae tres sunt, quarum una inhabitabilis est propter ardorem solis
et propter pavorem grifonum *), aliae duae habitabiles sunt. Ibi venti, tonitrua
corruscus et fulgur. Sed circa illam inhabitabilem Indiam sunt 4 montes,
quorum montium cacumina minime videntur; nee Jatera quidem videntur, et
in cacuminibus montium est paradysus terrena, de qua Adam eieclus est, et
non est aiiquis qui habeat accessum ad monles illos propter tenebras*, quae
fiunt ibi continue. 14« Et in supradictis cacuminibus est fons quidam, ox
quo fönte 4 rivuli decurrunt, scilicet Tygris, Geon, Phison et Eufrates. Isti
4 rivuli fundunt bis duabus Indiis et educuut aurum et lapides preciosos,
educunt etiam poma odorifera nimis, per quae poma noscitur, quod ihi sit
paradysus, quia odorifera sunt. Si quis odorificat per 4 dies, non habet vo-
luntatem edendi neque bibendi, et etiam pro eucharistia dantur inßrmis et
inde sanantur. 15. Circa mediam Indiam est corpus beatissimi Thomae apo-
stoli, in cacumine cuiusdam montis, qui situs est circa Edissam civitatem.
Et mens ille undique circumdatus est aqua a quodam fluvio, qu! vocatur In-
dus, et inde India dicitur. Fluvius ille non patet alicui accedenti nisi semel
in anno. 16. Talis est consuetudo Indorum, quia non mentiuntur nee iurant
nisi prout decet et licet. Si quis autem mentitur vei adulterium fecerit vel
aprehensus fuerit in aliquibus delictis, haec consuetudo sacerdotum et prae-
latorum ecclesiarum, quia statim capiunlur et detinentur in carceribus ab illis
usque ad festum apostoli. Non sunt ibi iudices alii nisi solus apostolus.
16. Et cum festivitas apostoli advenerit, unusquisque praelatus cum populo
sibi commisso accedit ad supradictum fluvium. Idem fluvius per 8 dies ante
festum deficit et 8 post festum. In defectione eiusdem fluvii omnes homines
accedunt ad apostolum, apostolus autem est in ecciesia eiusdem montis, et est
in tumulo ferreo tumulatus; et tumuius ille manet in aere ex virtute 4 pre-
ciosorum lapidum. 17« Ädamans vocatur, unus in pavimento positus, in tecto
secundus, unus ab uno angulo tumuli, alius ab alio. Isti vero lapides dili-
guntferrum: inferior non permittit ascendi, superior non descendi, angulares
non permittunt eum ire huc vel illuc. Apostolus autem est in medio. 18« Bra-
chium dextrum, cum quo tetigit latus Christi, inputribile est, manens extra
tumulum, unde omnes homines accedunt. Eucharistia üomini inponitur in
manus apostoli a quodam iusto viro, et omnes homines diligenter et honeste
accedunt ad apostolum. Si quis illorum tantae dignitatis est, ut liceat ei ac-
cipere eucharistia m , a manu apostoli accipit; sin autem, statim manus clau-
^) gri forum H$.
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124 Friedrich Zarngke,
ditur. 19. A quibus vero clauditur manus, aliquod inconmodum evenit super
eos, per quod alii homines noscant propter peccata sua id evenisse; deinde
iraduntur sacerdotibus, et oportet eos secundo manifestare peocata sua, quae-
cunque fecerunt. Tuuc accipiunt praeeepta a sacerdotibus, et haec sunt prae-
cepta, ut Stent in carcere per 15 annos vel per 40 vel per 5 (50?) secundum
maleficium, quod conmiserunt, et propterea, quod ad apostolum iniuste ae-
cesserant. 30« Et si aliquomodo contigerit, quod haec agere noilent, scilicet
praeeepta sacerdotum, alia est enim (tum?) ibi lex, scilicet haec: traduntur
bestiis, leonibus, cocodrillis, leopardis atque aliis ferocissimis feris, quia non
licet ibi evaginare gladium super quemque nee effundere sanguinem aliquorum
Christianorum. 21« Quia terra veritatis est^), nullus audet ibi mentiri. Si
quis autem mentitur, secundum hanc legem punitur, quae hie continetur, nisi
velit ad praeeepta redire sacerdotum. Haec sunt de apostolo Christi Thoma apud
Indes. Vos ergo, qui auditis, sine dubio credite, quia nichil inpossibiie est apud
Deum. Haec omnia dicta sunt de apostolo scripta ^). Nunc in aliis prooedamus.
22. Si quis vult Indiam scire, haec scripta legat. India prima ita
Sita est. Tenet per circuitum 50 dierum. Exordium primae Indiae est in
Susis civilate, finis autem in Gamarga (Samargant?) , ubi palatium pres-
biteri lohannis aedificatum est. A Susis dvitate usque ad Gamargam 40 di-
erum. Haec est longitudo primae Indiae. 23. In eadem India est mens ma-
gnus, scilicet Gaucasus, ex quo quidam fluvius egreditur, scilicet Idonus. Et
fluvius ille transit primam Indiam; deinde mittitur in ficiam (Occeanum?), et
ducit bonos lapides. In eadem India sunt 5 reges, ibi sunt etiam species,
et fertilis est. 24. Ibi sunt ypotami et cicades mutae; ibi sunt ursi albi et
nigri; ibi sunt pantheres, onagri. Hie est Status primae Indiae. Nunc ve-
niamus ad mediam. 25. Media India sita est a monte Olynpo usque ad mare
Occeanum, in qua lohannes presbiter assidue moratur propter pulchritudinem
terrae, quia fertilis et habundans est, praecellens in omnibus diviciis, quae
sub coelo sunt, in auro et lapidibus preciosis et in gemmis et in speciebus
et vestibus sericis. 26. Per mediam autem Indiam transeunt 4 flumina pa-
radysi, quae perfundunt eandem terram. Ter in anno dimittunt eciam copiam
preciosorum lapidum et copiam auri, et saciatur terra ex aquis illorum flu-
viorum, ita videlicet quod uoo modio fructum centum modiorum accipiunt ex
terra. Et quando illa flumina funduntur, lunc reperiuntur lapides. 27. La-
pides qui reperiuntur in viis publicis sunt regis, qui reperiuntur in aquis
sunt ecclesiarum; qui autem in agris, sunt rusticorum. Talis est consuetudo
rusticorum atque aliorum homioum, quia non audent accipere aliquem pre-
ciosum lapidem, nisi in suis propriis ruribus inveniatur. 28. Est autem qui-
dam alius rivulus, cuius transitus non patet alicui nisi semel in anno. Ri-
vulus ille arenosus est. Quicquid ducit, preciosi lapides sunt. In quo ri-
vulo est OS quoddam, quod semper clauditur et aperitur in feste sancti lo-
hannis baplistae. Tunc homines accedunt ad rivulum illum, et oportet ut sint
i) Vgl. zu § 6.
2) So habe ich abgetheilt. Die Handschrift liest: de apostolo. Scripta nunc
in aliis precedamus.
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Der Pbibsteb Johannes. 125
tantae velocitaiis, cum accipiunt lapides, ne forte os claudatur, ut maneaDt
ibi brachia eorum et cetera menbra. 39* Uli a utero, qui accipiunt lapides i1-
los, deferunt illos ad excellenciam presbiteri lohannis. Ipse autem rex de
melioribus accipit medietatero, de reliquis autem, si placet maiestati suae ha-
bere eos, pro medietate precii emit eos. Uli autem lapides preciosissimi sunt,
qui apud Indes /%periunlur. 30. Quomodo autem carbunculi reperiantur au-
diamus. Ibi est vallis quaedam, in qua carbunculi reperiuntur. NuUus au-
tem hominum accedere potest prae pavore griffonum^) et profunditate vallis.
Et cum habere volunt lapides, occidunt pecora et accipiunt cadavera, et in
nocte accedunt ad summitatem vallis et deiciunt ea in vallem, et sie inpri-
muntur lapides in cadavera, et acuti sunt. 31« Veniunt autem grifones et
assumunt cadavera et educunt ea. Eductis ergo cadaveribus perduntur car-
bunculi, et sie inveniuntur in campis. 33« Est autem ibi civitas quaedam
posita circa Eufraten, quae vocatur Selip. Civitas illa pulchra et habilis est,
plena populo. Undique circumdata est muro. Muri eius 30 passus haben!
altitudinis, duos autem latitudinis. 33. In eadem civitate summum palatium
presbiteri lohannis aedificatum est. Quod palatium a tempore Quasidei in-
coeptum est. Quasideus autem vocabatur, quia dicior erat aliis regibus et
etiam maior; idcirco vocabatur Quasideus. Ipse autem dominabatur super
duas et 70 civitates et provintias ; solium eius in eadem civitate erat. 34. Qui
dum quadam nocle in thalamo suo dormiret, relatum est ab angelo in sompnis,
ut surgeret aedificare palatium filio suo, qui nasciturus esset ei in eodem loco,
ubi beatus Thomas apostolus regi Gundafaro designaverat. Locus ille erat in
civitate eadem. 35« Ipse autem rex accessit et invenit magistros, et pervenit
ad locum et ibidem iussit fieri palatium, cuius longitndo est 15 stadiorum,
altitiido 500 cubitorum, latitudo 400. 36. Est autem quaedam columpna jn
medio palatii posita, ex lapidibus preciosis, ex auro et ex omni metallo con-
posita : exteriores lapides omnino porfiretici. Super columpnam illam sunt
bases, super quas bases sunt 5 columpnae berillae, super quas 5 columpnas
sunt aliae bases, super quas bases sunt aliae 10 columpnae ametistae, super
quas 10 columpnas sunt aliae bases, super quas bases est quoddam pavi-
mentum ex saphiris conpositum, ut animus ingredientium et egredientium re-
virescat nee valeat provocari ad aliquod malum. Supra praedictum pavimen-
tum sunt bases, super quas bases est quoddam aliud pavimentum, super quod
pavimentum sunt aliae 15 columpnae smaragdinae, super quas columpnas sunt
aliae bases. super quas bases est quoddam aliud pavimentum ex onichinis, in
quo rex tenet consistorium propter honestatem lapidum. Et super ipsum pa-
vimentum sunt aliae 20 columpnae lapidum topaticae. 37« Ita vaduut ascen-
dendo columpnae et bases et pavimenta usque ad 72 gradus ordinatim, alia
vero parte palacii veniunt descendendo de gradu ad gradum usque ad infe-
riorem statuam, super quam omne palatium consistit. 38. Super unamquam-
que columpnam positi sunt carbunculi ad modum arophorae, unde numquam
dies ibi deesse poterit: semper adest ibi claritas, nulla obscuritas potest in-
esse palatio prae splendore preciosorum lapidum, qui in palatio sunt. 39« In
grifforum H$.
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126 Friedricu Zarngke,
summilate aulem palatii esi quaedam columpna smaragdina, super quam sunt
duo poma aurea et duo carbunculi. Poma fulgent in die, carbunculi in nocte.
40. Est autem in inferiori pavimento quaedam alia columpna , conposita ex
onichinis et facta ad modum acus; inferior locus est subtilis, superior est
grossus, et super ipsam columpnam carbunculus est positus, ex quo 40 milia
liominum vident absque ullo lumine, qui comedunt ad mdhsam regis. Co-
lumpna illa, super qua positi sunt carbunculi^ inferius est gracilis et superius
grossa ; nam si superius esset subtilis et inferius grossa, grossitudo iUa inferior
aufen^et splendorem superioris carbunculi, ut non adeo claresceret. 41. Sunt
eliam ibi tabulae iacinctinae et smaragdae et ametistae ex diversis matierieis
preciosiorum iapidum. Ad quas tabulas astantes numquam inebriari possunt
propter virtules Iapidum. 48. In eodem palatio sunt \2 ianuae, 8 sunt au-
reae, 4 ex lapidibus preciosis conposilae ei ex cornibus cerastinis. Per istas
4 ianilas homines ingrediuntur. Una posita est ad orientem, alia ad occiden-
teuij altera ad meridiem, alia ad septenlrionalem plagam. Si quis per Orien-
talen) vult ingrcdi, ibi est lapis tantae candiditatis , quod non posset pati in-
troitum, nisi temperatus esset cum aliis lapidibus. Si quis per occidentalem
vult ingredi, est ibi lapis tantae frigiditatis , quod non posset habere introi-
tum, nisi temperatus esset a custodibus palatii. Si quis per meridianam
vult ingredi, beue potest, quia temperata est cum bonis lapidibus. Si
quis per septentrionalem vult ingredi, ianua illa dislemperata est, ila ut
amitteret sensum et vires et omne bonum, quod in se est, ut loqui non va-
leret propter distemperantias Iapidum. Unaquaeque istarum 4 ianuarum ha-
bet cornua cerastina, ut nuUus cum aliquo veneno possit ingredi; alioquin
cornua sudarent. Qui vero sie ingrederetur, mox deprchenderetur et iudica-
retur secundum legem regis. 43« Est etiam ibi plaleola, ubi arbor aurea est
cum ramis et foliis, super quam sunt aves aureae ex omni genere, quae apud
Indos inveniuntur. Ipsa arbor concava est, et rami et folia. Ibi est etiam
fovea, cui insunt folles fere 60 ex arte factae. Homines vero ingrediuntur fo-
veam et inflant folles, et sie intlatur arbor et rami et folia, deinde inflant
aves, et unaquaeque iucipit cantare iuxta genus suum.
44. Cum rex equitat et quando provocatur ad hellum, facit procedere M cru-
ces antQ se aureas in honore 12 apostolorum. 45. Et una crux lignea, ut di-
noscatur, quia Christus ligno crucis passionetn sustinuit, ut semper habeat prae
oculis mortem Christi. Facit etiam praecedere ante se vas terrae plenum auro,
quod ipse est vas hoc. Nam sicut aurum pulchrius est omni metallo, ita ipse
est maior et dicior prae celeris regibus. 46« Facit etiam praecedere ante se
vas argenteum plenum terra. Sicut argentum simplex est et album et hu-
mile, ita et ipse simplex et huroilis est. Per terram intelligitur, ut habeat
prae oculis mortem corporis sui, ut non tradat oblivioni, quia debeat mori.
47. Unamquamque crucem secuntur \0 milia hominum equitum et 15 milia
peditum. Cum vero simpliciter equitat, 5 milia militum et 40 milia peditum
secuntur unamquamque crucem.
48. Scicia est insula sita inter duas Indias. In eadem insula sunt multa
genera spocierum. Ibi [carioforij arbusta sunt, eaque dicuntur cariofori; cum
flores eiciunt, cariofori efßciuntur et cadunt ab arboribus, et sie reperiunlur
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Der PaiESTEa Johannes. 127
cariofori. Eadem arbor ducit quasdam generaliones nucum. In Ulis nucibus
suni grana ruhea et nigra et odorifera raullutn et saporifera, et sunt gratis-
sima ad comedenduin et prosunt stoniacho et pectori. 49« Sunt ibi alia ar-
busta, in quibus aliae nuces reperiuntur. Nuces iilae longae et odoriferae et
bonae species; sunt frigidae et humidae et faciunt calorem. In eadem arbore
coiligitur cynamomum. Haec arbor habet 4 cortices: exterior nichil valet,
secunda est melior, tercia autem pocior, quarta preciosior aliis, subtilis et alba
et multum odorifera. 50. Ita fit cynamomum. Cortices xnittuntur in caca-
buni cum aliis speciebus et buUilur cum pipere et cincybrio, et sie accipit
fortitudinem , quia per se non habet dulcedinem. Ibi sunt aliae herbae, ip
quibus cincybrium est. Sunt ibi alia arbusta, quae spicae vocantur, ubi nardi
efficiuntur ; et preciosissimae species sunt calidae et humidae. 51« In finibus
illius insulae iuxta terram Chananeorum et Amazanitarum , ibi est nemus pi-
peris, ubi Universum piper oritur. Arbusta sunt ad modum Salicis, plena
serpentibus, ila quod nemo valet accedere, nisi semel in anno. Tunc uni-
versus populus venit ad silvam illam, et circumdatur undique silva illa ab
hominibus cum stipulis et paleis, et admittunt ignem. Incenso igne exuritur
bricht mitten in der Zeile ab.
2. Der Baum des SetlL
ca. 1300.
Nachstehende kleine Erzählung verdanke ich der Güte des Herrn
Henry Bradshaw in Cambridge. Sie findet sich in einer Pergament-
Handschrift des 14. Jahrb. auf der dortigen Universitdts- Bibliothek
(MS. Oo. 7. 48), hinter einer freien Umarbeitung des Presbylerbriefes,
Bl. 44* ^. — Uebrigens ist mir von diesem Baume de^s Seih sonst
Nichts bekannt geworden. Keine der Legenden, die von dem Zweige
oder den drei Samenkörnern, die Seth aus dem Paradiese gereicht
werden, und die er dann einpflanzt, erzählen, weiss von einem Baume,
der noch über Christi Zeit hinaus sich erhalten habe. Der hier zu-
rückgewiesene Name arbor sicca mochte vielleicht daher rühren, dass
in jenen Legenden erzlihlt wird, wie Seth, als ihm ein Blick in das
Paradies vergönnt ward, den Baum des Sündenfalles alles Laubes
beraubt fand. Vgl. Mussafia, sulla leggenda del legno della croce,
Wien 1870.
Contigit quendam militem a Sarraeenis captum et in vinculis cum aliis
Christianis muUo tempore fuisse detentum. Quem una ex uxoribus Sarraeeni,
quem [qui eum?] vinctum tenebat, pro sua pulcritudine coepit amare. Quae
multis annis elapsis, precebus multis devieta, erga eum pietate mota, cum aliis .
miseris inearceratis eum de carcere eduxit et abire permisit, dicens illi, quod
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128 Friedbich Zarngke,
de nocte pergeret ei de die in locis absconsis latitarei. Et cum iter aripe-
rent per multum temporis per gentes, tandero in Yndyam devenerunt, et
[cum] intelligerent homines illos Chrisiianos esse, valde laetati sunt, et inve-
nerunt homines, qui ydiomata sua bene intellexerunt. Qui dixerunt eis, pres-
biterum lohannem esse dominum terrae illius. Ad quem venientes, ab eo
laetissime suscepti sunt. Et quamdiu cum eo morati sunt, ipsis necessaria
largissime fecit ministrare. Tandem rogaverunt eum, ut arborem siccam, de
qua multum saepe loqui audierant, liceret videre. Quibus dicebat: »Non est
appellata arbor sicca recto nomine, sed arbor Seth, quoniam Seih, filius Adae,
primi patris nostri, eam plantavit«. Et ad arborem Seth fecit eos ducere,
prohibens eos, ne arborem transmearent, sed [si?] ad patriam suam redire desi-
derarent. Et cum appropinquassent, de pulcritudine arboris mirati sunt; erat
enim magnae immensitatis et miri decoris. Omnium enim coiorum varietas
inerat arbori, condensitas foliorum et fructuum diversorum; diversitas avium
omnium, quae sub coelo sunt. Folia vero invicem se repercutientta duicissi-
mae melodiae modulamine resonabant, et aves amoenos cantus ultra quam
credi potest promebant; et odor suavissimus profudit eos, ita quod paradisi
amoenitale fuisse ^j . Et cum admirantes tantam pulcritudinem aspicerent, unus
sociorum aliquo eorum maior aetate, cogitans [cogttavit?] intra se, quod se-
nior esset et, si inde rediret, cito aliquo casu mori posset. Et cum haec se-
cum cogitasset, coepit arborem transire et, cum transisset, advocans socios,
iussit eos post se ad locum amoenissimum , quem ante se videbat plenum
deliciis sibi paratum [paratis?] festinare. At illi retrogressi sunt ad re-
gem, scilicet presbiterum lohannem. Quos donis amplis ditavit, ei qui cum
eo morari voluerunt libenier et honorifice detinuit. Alii vero ad patriam re-
versi sunt.
3. Die Reisebeschreibung des Johannes de MonteyiUa
(John Maundeville, Mandeville).
1356.
Der Verfasser war ein englischer Ritter, der behauptet, sich 33
Jahre, von 1322 bis 1355, im Orient aufgehalten, und nach seiner
Rückkunft im Jahre 1355/1356 seine Reisebeschreibung verfasst zu
haben. Dass er wirklich im Orient gewesen ist, kann nicht in Ab-
rede gestellt werden, aber wie weit er gelangte, ist eine bis jetzt
unentschiedene Fiage, da er nicht bloss Selbsterlebtes berichtet, son-
dern auch die Reiselitteratur seiner Zeit benutzte, namentlich die
Schrift des Oderich. Besonders gerne bewegt sich seine Phantasie
in der Schilderung des Wunderbaren, und so ist sein Werk zum Theil
*) Fehlt offenbar etwas; auch das Folgende ist nicht klar.
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Der Pribster Johannes. 129
eine Sammlung von Fabeleien geworden, die ihm als Reisebericht
allerdings seinen Werth rauben, das Buch aber zu einer der belieb-
testen Schriften des Occidentes gemacht haben. Wohl alle Sprachen
des westlichen Europa's haben es sich angeeignet und in zahlreichen
Handschriften und Drucken ist es verbreitet worden bis ins 1 6. Jahr-
hundert, ja als Volksbuch bis in unser Jahrhundert. Leider sind die ver-
wickelten Untersuchungen über den Text dieses Werkes, das zu Inter-
polationen herausforderte, seine Geschichte und seine Quellen kaum
begonnen. Die nachstehende Darstellung versucht es, für die uns
berührende Partie einen einigermassen sicheren Boden zu gewinnen,
ohne doch ein abschliessendes Resultat erstreben zu können. Es
wäre sehr zu wünschen, dass die sämmtlichen so wichtigen Berichte
d.er im 13. und 14. Jahrhundert Asien durchstreifenden Reisenden
unter sorgfältiger philologischer Behandlung der Texte und ihrer Ueber-
lieferung planmdssig herausgegeben und in einer grossen Sammlung
vereinigt würden.
Ein Thema wie die Ausmalung des im fernsten Osten neben
dem Paradiese gelegenen Landes des Priesters Johannes liess unser
Ritter sich nicht entgehen. Als Quelle diente ihm in der Hauptsache
der Presbyterbrief, den er jedoch nur theilweise verwandte, dafür
mit einigen weiteren Fabeleien vermehrte.
Der englische Text giebt an, der Verfasser habe sein Werk erst
lateinisch geschrieben, und dann selber aus dem Lateinischen ins
Französische und aus diesem ins Englische übersetzt*). Hieraus darf
wohl zunächst so viel als sicher geschlossen werden, dass die eng-
lische Ausgabe nicht die Originalausgabe ist. Uebrigens enthält jene
Angabe eine Ungenau igkeit, denn das Französische ist nicht eine
Uebersetzung aus dorn Lateinischen, sondern das Verhältniss ist das
umgekehrte. Das sehen wir schlagend aus den dem Presbyterbriefe
entnommenen Stellen (s. u.), die im lateinischen Texte nicht den
Worten dieses entsprechen, sondern die Rückübersetzung, den Durch-
gang durch den französischen Text verrathen. Auch geben die
Schlussschriften des lateinischen Textes in Handschriften wie in
*) I have put this boke out of latin into frehsche, and translated it a%en out
of fremche into englyssche, Hs. vom Jahre 4 400, hsgg. von HalUwell, S. 5.
Abhandl. d. K. S. Gt^seUsch. d. Wissensch. XIX. 9
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<Sd Frikmigh Zarncke,
Drucken selber so aa^), während die französischen Texte sich nie als
abgeleitet darstellen, sondern nur motiviren, weshalb der Verfasser
eben die französische Sprache gewählt habe^). Dass Jobannes selber
auch die Uebertragung ins Lateinische und Englische sollte hergestellt
haben, ist wenig glaublich, wir werden also nur den Schluss ziehen,
dass er selbst französisch schrieb.
Da habe ich es nun freilich sehr zu bedauern, dass es mir
nicht möglich gewesen ist, eine Handschrift, gerade dieses französi-
schen Textes zu erlangen; es scheint fast, als ob in Deutschland gar
keine Handschriften desselben vorhanden wären. Als Ersatz für
sie muss ich daher im Folgenden den englischen Text verwenden.
Doch scheint es nach des ersten Herausgebers Angabe S. VI, als ob
der englische Text ganz mit dem französischen stimme (vgl. auch
Schönborn, Bibliogr. Unters. S. 10)^), und auch ich habe in der uns
hier berührenden Partie keine Beobachtung gemacht, die wesentliche
Abweichungen vermuthen Hesse.
Von dem lateinischen Texte gab es vielleicht zwei Ausgaben*).
Wenigstens scheint auf keine der in Deutschland zugänglichen Hand-
schriften und keinen der Drucke zuzutreffen, was der erste Heraus-
geber des englischen Textes sagt, dass auch der lateinische Text zu
diesem letzteren stimme ; auch einzelne lat. Varianten, die in der eng-
lischen Ausgabe angeführt sind, stimmen nicht zu der in Deutschland
allein bekannten lateinischen Redaction. Diese weicht nicht unwesent-
^j Explicit itinerarius . . . editus primo in lingua gallicana , . . et paulo post
. . . tn dictam formam latinam , Berliner Hs. des 4 5. Jahrb., Ms. lal. fol. 179,
Bl. <36*», und der Druck o. 0. u. J. der Dresdner Bibliothek (Eberl Nr. 4 2908).
2) Et sachetz que jeo usse mis ceste liverette en Latyn pwr pltts hriefment de-
viser, mes pur ceo que plusours entendent mieultz Romanz que Latin, jeo l'ai mys
en Romanz pur ceo que Ventende, bei Halliwell S. VII. Vgl. auch Schönborn,
Bibliograph. Untersuchungen über die Reise-Beschreibung des Sir John Maundeviile,
Breslau 4 840, S. 32.
*) Absolut wird die Uebereinstimmung freilich nicht sein, denn das Schluss-
capitel, wonach Johannes auf der Rückkehr sein Werk in Rom dem Papst vorgelegt
haben soll , fehlt in der deutschen Bearbeitung von Michel Yelser , die nach dem
französischen Texte gemacht ist (nebenbei bemerkt, sie fehlt auch in der lateini-
schen Bearbeitung und bei Olto v. Diemeringen] ; die Angabe widerspricht auch
der Wahrheit, denn damals residirten die Päpste in Avignon. Sie wird also ein
späterer Zusatz der englischen Redaction sein.
^) Dies nimmt auch Schönborn a. a. 0., S. 21 und 24 an.
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Dbb PmESTEB Johannes. 131
lieh ab, oft in der Anordnung, oft auch im Urlheil, ja es wird
gelegentlich das Gegenlheil von dem behauptet, was im (Französisch-)
Englischen steht und selbst gegen die Ansichten dieses Textes pole-
misirt; die Erzählung von dem Aufkommen des Namens »Priester
Johannes « ist eine ganz andere. Mit ihr hängt zusammen die wieder-
holte Erwähnung des Ogier von Dänemark und seiner Fahrten und
Eroberungen in Asien, die dem Original noch fremd waren ^). So
liegt der Text z. B. vor in der Berliner Hs. des 15. Jahrh. Ms. lat.
fol. 179, und wahi-scheinlich auch in der Gothaer Hs. des 15. Jahrh.
Gh. B. Nr. 192^), femer in dem Druck o. 0. u. J. »Johannis de
Montevilla Itinerarius « (Berliner Bibl. ük 2766). Ein anderer Druck
dagegen, obwohl er sich dem Texte der Berliner Handschrift genauer
anschliesst als der eben erwähnte, hat eine Menge Interpolationen
aus Oderich') ; es ist dies der auf der Dresdner Bibliothek aufbe-
wahrte (Hin. C. 32, bei Ebert Nr. 12908). Ob diese Interpolationen
schon handschriftlich vorhanden waren, vermag ich nicht zu ent-
scheiden. Aber keineswegs lassen sich die Berührungen zwischen
Johannes de Maundeville und Oderich alle auf sie zurückführen*). Jo-
1) Noch Einiges zur Vergleichung des laleioischen und französischen (engh'schen)
Textes vgl. bei Schönborn a. a. 0. S. H fg. Die Vergleichung fallt sachlich fast
immer zu Ungunsten der lateinischen Bearbeitung aus, was sie ebenfalls als eine
abgeleitete erscheinen lässl. — lieber die Fahrten des verbannten Ogier in den
Orient, die Eroberung dortiger Städte und Länder und ihre Vertheilung an seine
Verwandten vgl. z. B. Dunlop, Gesch. d. Prosadichtung, deutsch von Liebrecht,
Berlin 1851, S. U1.
2) Vgl. Jacobs und Ukert, Beiträge etc. I, 420 fg.
3) Der Text giebl hierüber selbst Aufschiuss am Ende von Gap. XLIV : Ode-
ricfis hie terminal suum librum, Non fuit tot perpessus in volle sicut dominus lo-
annes. Anno domini 4 374 lanuarii nono migravit ad Christum in conventu mino-
rum, Cuius vitam statim in fine et usque nunc claris miraculis divina Providentia
approbat et commendat , prout continebatur in quatemo , a quo concordancias
hie superseminavi,
4) Vgl. Sprengel, Geogr. Entdeckungen S. 349 ; Schönborn a. a. 0., ^. 20 fg. ;
Yule, Calhay and Ihe way thither I, 28 fg. — Diese Uebereinstimmung ist schon
im Mittelalter bemerkt worden. So hat, worauf zuerst d^Avezac im Recueii de
voyages et de memoires IV, 426 aufmerksam machte, eine Mainzer Handschr. des
Oderich die üeberschrifl : Incipit itinerarius fidelis fratris Odorici socii militis Men-
davil per Indiam, licet hie (statt ille) prius et' alter posterius peregrinationem suam
descripsit. Dann auch angeführt von Kunstmann in den Histor. polit. Blättern 4 856,
XXXVIII, 5, 54 8 Anm.
9*
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132 Friedrich Zarngke,
hannes hat letzleren ohne Frage zum Theil ausgeschrieben , des-
gleichen benutzte er den Hai ton und den Johannes de Piano
Carpini.
In Deutschland gab es schon frühe im 15. Jahrh. zwei Ueber-
setzungen, die eine von Michel Velser, bereits in einer Hs. vom
Jahre 1414 erhalten (in Breslau auf der Bibliothek der Marien-
Magdalenen-Kirche), die andere von Otto von Diemeringen, Domherren
zu Metz in Lothringen, beide noch am Ende des Jahrhunderts oft
gedruckt, die letztere sogar zum Volksbuch geworden*). Die erstere
scheint sich ziemlich genau an den französischen Text gehalten zu
haben, die letztere benutzte neben dem wälschen (französischen) auch
noch den lateinischen Text, und das zeigt sich auch in unserer Partie,
worin sie z. B. die Erzählung von dem Aufkommen des Namens des
Priesters Johannes sowohl nach dem französischen wie nach dem
lateinischen Texte bietet. Die Erzühlungen von den Abenteuern
Ogier's scheinen von Otto v. Diemeringen beträchtlich vermehrt und
erweitert zu sein^). Dabei ordnete er den Stoff nach neuen Gesichts-
puncten vollständig um.
Man sieht, wie interessante Fragen hier noch ihrer definitiven
Lösung harren. Ich gehe über zur Mittheilung der Texte.
L Der englische Text.
Er muss uns als Vertreter des mir nicht zugänglich gewordenen
französischen Textes gelten. Herausgegeben wurde er nach einer
Hs. vom Jahre ca. 1400 (Cotton. Tit. C. XVL Bl. 132) zuerst 1725,
und darnach wieder abgedruckt von Halliwell, London 1839. Die
uns berührenden Stellen sind im Folgenden buchstäblich genau wieder-
gegeben, nur die grossen Initialen bei den Appellativen sind entfernt.
Zu einem grossen Tbeile hat der Presbyterbrief dem Johannes
als Quelle gedient, von § 13 an, doch nur auszugsweise. Es ent-
sprechen sich nämlich:
*) Ob die Handsclirifl der Dresdner Bibliothek vom Jahre U33 (F. 4 84^),
in der sich zu Anfang und am Schluss ein » Ulricus Gampler^ conveutualis in Etal a
(d. i. EUal) nennt; etwa noch eine dritte deutsche Uebersetzung enthält^ muss ich
dahingestellt sein lassen.
2) Vgl. V. d. Hagen im Museum für altd. LiU. u. Kunst I, 269 fg.
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Deb Priester Johannes. 133
Montev. Epist. Montev. Epist.
27, 16 =13 35 = 58
17—19 =34 36 = 59 u. 66
20 = 32 ») Zu 37 —39 fehlt es an völlig zutreffen-
21 u. 22 = 33 dem Analogen; äusserte etwa 68
Zu 23—26 bietet die Ueherlieferung Einfluss?
des Briefes kein Analogen. 40 u. 41 =: 63
27—29 =47 42 =64
30 u. 31 == 48 Zu 43 kein Analogen im Briefe.
32 = 49 44 u. «5 = 65 .
33 fg. = 56 fg. 46 u. 47 = 73 u. 74
(die Erwähnung von Susa aus 74) 48 u. 49 = 75 u. 98
34 =57 50 = 99»*
Obwohl wir es nur mit einem Auszuge zu thun haben, so scheint
doch aus vorliegendem Ergebniss mit Sicherheit entnommen werden
zu können, dass es eine Handschrift des ursprünglichen Originals des
Presbyterbriefes ohne Interpolation war, die zu Grunde lag. Auch
27, 43, wo ein zweiter Palast genannt wird, zwingt nicht zu einer
anderen Annahme. Die Lesart desert in 27, 20 beweist nur, dass
auch in Handschriften der ursprünglichen Fassung jene Lesart muss
vorgekommen sein.
Man beachte, dass die Reihenfolge der Mittheilungen dieselbe
ist, wie der Brief sie bietet.
Schon bei der Schilderung des Landes und Hofes des ^i^rete chane wird
mehrmals des Priesters Johannes Erwähnung gethan, so Cap. XXll : Undre the
ßrmament, is not so gret a lord, ne so myghty, nc so riebe, as the grete chane:
nougbt prestre Johan, that is emperour of the bighe Ynde, ne the sovvdan
of Babyloyne, ne the emperour of Persye. Dann in Cap. XXIII: And of bis
3 wyfes, the first and the pryncypalle, that was prestre Johnes dougbtre,
hadde to name Serioche Chan. Zum Schlüsse von Cap. XXVI, nachdem von
dem lond of Bacharie im fernen Osten mit seiner Baumwolle, seinen ipotaynes
und grifibuns die Rede gewesen ist, heisst es: From thens gon men, be many
iourneys, thorghe the lond of prestre John, the grete emperour of Ynde. And
men clepen bis roialme, the yle of Pentexoire.
Cap. xxvn.
Of the ryalle estate of prestre John; and of a riche man, that made a
marveyllous castelle, and oleped it paradys; and of his sotyltee.
1. Tbis emperour prestre John holt fülle gret lond, and hathe many fülle
noble cytees and gode townes in his royalrae, and many grete dyverse yles
*j Hier las Mandeville offenbar desertum für terram, 'wie die Epistola lanelli
hat. Vgl. Programm Nr. III, S. 29.
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134 Fbiedrigh Zabngke,
and large. For alle the contree of Ynde is devysed in yles, for the greie
flodes, that comen from paradys, that departen alle the lond in roany parties.
And also in the see, he hathe fülle manye yles. 2. And the beste cytee in
the yle of Pentexoire is Nyse, that is a fülle ryalle cytee and a noble, and
fülle riebe. This preslre John hathe undre him many kynges and raany yles
and many dyverse folk of dyverse eondiciouns. And tbis lond is fülle gode
and ryche; but not so riebe as is the lond of the grete chane. 3. For the
raarchaunles come not thidre so comounly, for to bye marchandises , as thei
don in the lond of the gret chane : for it is to fer to travaylle to. And on
that olher partie, in the yle of Catbay, men fynden alle maner thing, that is
nede to man ; clotbes of gold, of silk, and spycerie. 4« And therfore, alle
bc it that men ban grettre chep in ibe yle of prestre John, nalheles men
dreden the longe wey and the grete periles in the see, in tho parties. For
in many places of the see ben grete rocbes of stones of the adamnnt, that of
bis propre nature drawetbe iren to him. 5* And therfore there passen no
scbippes, Uiat ban outber bondes or nayles of iren witb in bem : and ;if there
do, anon the rocbes of the adamantes drawen bem to bem, that never thei
may go thens. 6. I my seif have seen o ferrom in ibat see, as thoughe it
badde ben a gret yle fülle of trees and buscaylle, fülle of thornes and breres,
gret plentee. And the schipmen tolde us, that alle that was of schippes, that
weren drawen thidre be the adamauntes, for the iren that was in bem.
7. And of the rotenesse and other tbing tbat was witb in the schippes, gre-
wen such buscaylle and thornes and breres and grene grasse and suche maner
of tbing; and of the master and the seylle ^erdes: it semed a grete wode or
a grove. And suche roches ben in many places there abouten. 8« And ther-
fore dur not the marcbauntes passen there, but ^if thei knowen wel the pas-
sages, or eile that thei ban godes lodes men. And also thei dreden the longe
weye: and therfore tbei gon to Catbay; for it is more nygbe: and ;it is not
so nygbe, but tbat men moste ben travayllynge be see and lond, 11 monetbes
or 12, from Gene or from Venyse, or be come to Catbay. 9* And ?it is the
lond of prestre John more ferr, be many dredfulle iourneyes. And tbe mar-
cbauntes passen be the kyngdom of Persie, and gon to a cytee tbat is clept
Hermes: for Hermes tbe pbilosophre founded it. 10« And aftre tbat, tbei
passen an arm of tbe see, and thanne thei gon to anotber cytee tbat is clept
Golbacbe (Gobathe lat.) : and there tbei fynden marchandises, and of popen-
gayes, as gret plentee as men fynden bere of gees. 11. And ^if tbei will
passen fertbere, tbei may gon sykerly i now. In tbat contree is but lytylle
wbete or berley: and therfore thei eten ry^s and bony and mylk and cbese
and frute.
12. Tbis emperour prestre John takethe alle weys to bis wif, tbe dougbtre
of tbe grete cbane: and tbe gret chane also in the same wise, tbe dougbtre
of prestre John. For tbeise 2 ben the grettest lordes undir tbe firmament.
13. In the lond of prestre John ben many dyverse thinges and many pre-
cious stones, so grete and so large, tbat men maken of bem vesselle, as pla-
teres, dissches and cuppes. And many olber marveylles ben there; that it
were to combrous and to long to putten it in scripture of bokes.
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Der PRiesTER Johannes. i35
14. Bui of (he princypalle yles and of his esiale and of his lawe, i schalle
teile ;ou sou) pariye. 1&. This emperour presire John iscristene; and a grei
pariic of his contree also: bul ^il thei have not alle the arlicles of oure foythe,
as wee have. Thei beleven wel in the fadre, in the sone and in the holy
gost: and thei ben fülle devoute, and righte trewo on to another. And thei
sette not be no barettes, ne by cawteles, ne of no disceytes. Iß. And he
hathe undre him 72 provynces, and in every provynce is a kyng. And theise
kynges han kynges undre hem; and alle ben tributaries to prestre John. And
he hathe in his lordschipes many gi^et« marveyles. 17. For in his contree,
is the see that men clepen the gravely see, that is alle gra volle and send,
with outen ony drope of watre: and it cbbcthe and flowethe in gretc w^awes,
as olher sees don: and it is never stille ne in pes, in no maner cesoun.
18« And no man may passe that see be navye, ne be no maner of craft : and
thcrfore may no man knowe, what lond is bebend that see. 19« And alle
be it that it have no watre, ;it men fynden there in and on the bankes, fülle
gode fissche of otfaer maner of kynde and schappe, ibanne men fynden in ony
other see; and thei ben of right goode tast, and delycious to mannes mete.
20. And a 3 ioumeys long fro that see, ben gret mountaynes ; out of the
whiche gothe out a gret flood, that comethe out of paradys: and it is fülle of
precious stones, with outen ony drope of water: and it rennethe thorghe the
desert, on that o syde ; so that it makethe the see gravely : and it berethe in
to that see, and there it endethe. 21. And that flöme rennethe also, 3 dayes
in the woke, and bryngethe with him grcte stones, and the roches also there-
with, and that gret plentee. And anon as thei ben entred in to the gravely
see, thei ben seyn no more; but lost for evere more. 22. And in tho 3 dayes,
that that ryvere rennethe, no man dar entren in to it: but in the other dayes,
men dar entren wel y now. 23. Also be:5onde that flöme, more upward' to
the desertes, is a gret pleyn alle gravelly betwene the mountaynes: and in
that playn, every day at the sonne risynge, begynnen to growe smale trees;
and thei growen til mydday, berynge frute: bul no man dar taken of that
frule; for it is a thing of fayrye. And aflre mydday, thei disereoen and-
entren a^en in to the erthe; so that at the goynge doun of the sonne, thei
apperen no more: and so thei don every day; and that is a gret marvayll^.
24r« In that desert ben many wylde men, that ben hidouse to loken on :
for thei ben horned; and thei speken nought, but thei gronten, as pygges.
And there is also gret plentee of wylde houndes. 25. And there ben manye
popegayes, that thei clöpen psitakes in hire langage: and thei speken of hire
propre nature, and salven men that gon thorghe the desertes, and speken to
hein as appertely, as thoughe it were a man. 26. And thei that speken wel,
han a large tonge, and han 5 toos upon a fote. And there ben also of other
mancre, that han but 3 toos upon a fote ; and thei speken not, or but litille :
for thei cone not but cryen.
27. This emperour prestre John, whan he gothe in to battayle, a^enst
ony other lord, he hathe no baneres bom before him : but he hathe 3 *) crosses
^) Das ist ein Fehler der V eberlief erung für 13.
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136 Fbibdrich Zarncke,
of gold, fyn, grele and hye, fülle of precious stones: and every of the Gros-
ses ben seit in a chariol, fülle ricbely arrayed. 28. And for to kepen every
cros, ben ordeyned 40000 men of armes, and mo ihan 100000 men on fote,
in nianer as men wolde kepe a stondard in eure eonlrees, whan that wee
ben in lond of werre. 29. And this nombre of folk is wilh outen Ihe pryn-
cipalle hoosi, and wjlh outen wenges ordeynd for the bataylle. 30. And whan
he hathe no werre, but ridelhe with a pryvy meynee, thanne he ha the bore
before him but o cross of tree, with ouU*n peynture, and with outen gold or
silver or precious stones ; in remembrance, thol Jesu Christ suffred dethe upon
a cros of tree. 31. And he hathe born before him also a plater of gold fülle
of erthe, in tokene that his noblesse and bis myghte and bis flessche schalle
turnen to erthe. 32. And he hathe born before him also a vesselle of silver,
fülle of noble jewelles of gold fülle riebe, and of precious stones, in tokene
of his lordschipe and of his noblesse and of his myght. 33. He duellethe
comounly in the cytee of Suse; and there is his principalle palays, that is
so riebe and so noble, that no man wil trowe it by estymacioun, but he had
Seen it. 34. And aboven the cbief tour of the palays, ben 2 rounde pomeles
of gold; and in everyche of hem ben 2 carboncles grete and large, that seh y-
nen fülle brigbte upon the nyght. 35. And the principalle ;ates of his palays
ben of precious ston , that men clepen sardoyne: and the bordure and the
barres ben of ivorye: and the wyndowes of the halles and chambres ben of
cristalle: 36. and the tables, where on men eten, söme ben of emeraudes,
süme of amatyst and söme of gold, fülle of precious stones; and the pileres,
that beren up the tables, ben of the samc precious stones. 37« And the de-
grees to gon up to his throne, where he sittethe at the raete, on is of oniche,
another is of cristalle, and another of jaspre grene, another of amatyst, an-
other of sardyne, another of corneline, and the sevene that he settethe on
his feet, is of crisolyte. 38« And alle theise degrees ben bordured with fyn
gold, with the tother precious stones, sett with grete perles oryent. And the
sydes of the sege of his throne ben of emeraudes , and bordured w ith gold
fülle nobely, and dubbed with other precious stones and grete perles. 39. And
alle the pileres in hiis chambre , ben of fyne gold with precious stones, and
with many carboncles, that ^even gret lyght upon the nyght to alle peple.
40. And alle be it that the charboncle :5eve lyght right y now, natheles at
alle tymes brennethe a vesselle of cristalle fülle of bawme, for to ^even gode
smelle and odour to the emperour, and to voyden awey alle wykkede eyres
and corrupciouns. 41. And the forme of his bedd is of fyne saphires bended
with gold, for to make him sIepen wel, and to refreynen him from lecherye.
42. For he wille not ly^e with his wyfes, but 4 sithes in the ^eer, aftre the
4 cesouns: and that is only for lo engendre children. 43. He hathe also a
fülle fayr palays and a noble, at the cytee of Nyse, where that he dwellethe,
whan him best lykethe : but the ayr is not so attempree, as it is at the cytee
of Suse. 44. And ^ee schulle undirstonde, that in alle his contree, ne in the
contrees there alle aboute, men eleu noghte Imt ones in the day, as men don
in the court of the grete chane. 45. And so thei eten every day in his court,
mo than 30000 persones, with outen goeres and comeres. But the 30000 per-
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Der Priester Johannes. 137
sones of* his contree, ne of the coDtreo of Ihe grete chane, ne spenden noghlc
so moche gode, as den 12000 of oure contree. 46* Tbis emperour preslre
John bathe evere more 7 kynges with bim, to serve bim: and tbei deparlen
bire Service be cerleyn moneibes. And wilh ibeise kynges serven alle weys
72 dukes and 360 erles. 47. And alle tbe dayes of the ^eer, there eten in
bis bousbold and in bis court, 42 erchebysshoppes and 20 bisshoppes. And
tbe patriark of seynt Thomas is there, as is the pope bere. 48* And tbe
erchebissboppes and tbe bisshoppes and tbe abbottes in that contree, ben alte
kynges. And everyche of theise grete lordes knowen wel y now tbe atten-
dance of hire servyce. 49. The on is mayster of his bousbold, anotber is
bis chamberleyn, anotber servethe him of a dyssche, anotber of tbe cuppe,
anotber is styward, another is mareschalle, anotber is prync« of his armes:
and thus is he fülle nobely and ryally served. 50. And his lond durethe in
very brcde 4 monetbes iorneyes, and in lengthe out of mosure: that is lo
seyn, alle ihe yles undir erthe, that wee supposen to ben undir us*).
61. Besyde the yle of Pentexoire , that is the lond of prestre John, is a
gret yle long and hrode, that men clepen Milsterak; and it is in the lord-
schipe of prestre John. In that yle is gret plentee of godes. There was
dwcllynge somtynie a ryche man u. s. w. {vgl, die Ueherschrift des Capitels],
Dann folgt Cap. XXVlll: Of de develes bede in the valeye perilous; and
of tbe customs of folk in dyverse yles, that ben aboulen, in tbe lordschipe
of prestre John. Hierin kommt der letztere speciell nicht i^or. Ebensowenig
anfangs in dem folgenden Cap. XXIX : Of tbe godenesse of the folk of the yle
of Bragman. Of kyng Alisandre: and wherfore the emperour of Ynde is
clept prestre John. Nachdem hier' von den Bragmanen, den Gymnosophisten
und Alexanders Verkehr mit ihnen u, s. w. erzählt isty wendet sich der Ver-
fasser zu dem letzten in der Ueherschrift genannten Thema:
1. Many othere yles there ben in tbe lond of prestre John , and many
t:rele merveyles, that weren to long to teilen alle, bothe of bis ricchesse and
of his noblesse,' and of the gret plentee also of precious stones, that be bathe.
2. 1 trowe that ^^ee knowe wel y now, and have herd seye, wberefore tbis
emperoifr is clept prestre John. But nathales for hem that knowen not, 1
schalle seye ^^ou tbe cause. 3. ll was somtyme an emperour there, that was
a worthi and a fülle noble prynce, that hadde cristene knyghtes in his com-
panye, as be bathe that is now. So it befelle, that he badde gret list for
lo see the Service in the chirche, among cristenmen. 4. And than dured
cristendom bej^onde the see, alle Turkye, Surrye, Tarlarie, Jerusalem, Pale-
styne, Arabye, Halappee, and alle ihe lond of Egypte. 5. So it befelle, that
tbis emperour cam, with a cristene knyght with him, into a chirche in Egypt:
and it was the saterday in wytlson woke. And tbe bishop made ordres. And
he bebeld and lislend the servyse fülle tentyfly. 6. And he askede the cri-
stene knyght, wbat men of degree tbei scholden ben, that the prelate bad
bofore him. And the knyght answerde and seyde, that thei scheide ben pre-
*) Also unsere Antipoden.
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138 Friedbich. Zarü^ke,
stes. 7« And than tbe emperour seyde, thai he wolde no ionger hen clept
kyng nc emperour, but preest ; and thai he wolde havc Ihe name of the first
preest, that wente out of Ibe chirche: and his name was John. And so evere
more silhens, he is clept prestre John.
8» In his lond ben manye cristene men of gode feythe and of gode lawe;
and namely of hem of the same contree; and han comounly hire prestes,
that syngen the messe, and maken the sacremcnt of the awtier of bred, right
as the Grekes don: hut thei seyn not so many thinges at the messe, as men
don here. 9. For Ihei seye not but only that, that the apostles seyden, as
eure lord taughte hem : righte as seynt Peter and seynt Thomas and the other
apostles songen the messe, seyenge the pater-noster , and the wordes of the
sacrement. 10. But wee have many mo addiciouns, that dyverse popes han
made, that thei ne knowe not offe.
Hieinach handelt Cap. XXX : Of the hilles of gold, that pissemyres kepen :
and of the 4 flodes, that comen from paradys terrestre. Hier heisst es im
Beginne: 1. Toward the Est partye of prestre Johnes lond, is an yle gode
and grel, that men clepen Taprobane, that is fülle noble and fülle fructuous*
and the kyng thereof is fülle ryche, and is undre the obeyssance of prestre
John. 2. Of olde lyme, whan men passcd from the lond of prestre
John unto that yle, men maden ordynance for to passe by schippe, 23 dayes
or more: but now men pi»ssen by schippe in 7 dayes. And men may see
the botme of the see in many places: for it is not fülle depe. 3« Dann von
den grossen Ameisen u. s. iv,
4« And bebende the lond and the yles and the desertes of prestre Johnes
lordschipe, in goynge streyght toward the Est, men fynde nothing but moun-
taynes and roches fülle grele: an«! there is the derke regyoun, where non
man may see, nouther be day ne be nyght, as thei of the contree seyn.
5« And that desert, and that place of derknesse, duren fro this cost unto pa-
radys terrestre; where that Adam eure foremest fader, and Eve weren putt;
u. s. w,
Cap. XXXI: Of the customs of kynges, and othere that dwellen in the
yles costynge to prestre Johnes lond, u. s. w. Hier wird nur noch im Anfange
der Priester Johannes erwähnt. Die Stelle ist interessant j da in ihr bereits der
Gedanke einer Reise um die Welt hervortritt^ und sie mag daher hier zum Schluss
noch Aufnahme finden: 1. From tho yles, that 1 have spoken of before, in
the lond of prestre John, that ben undre erthe as to us, that ben o this half,
and of other yles, that ben more furthere bebende : who so wil, pursuen hem,
for to comen a^en right to the parties that he cam fro ; and so environne alle
erthe: 2. but what for the yles, what for the see, and what for streng ro-
wynge, fewe folk assayen for to passen that passage; alle be it that men
myghte don it wel, that myght ben of power to dresse him thereto; as I have
seyd ;ou before. 3. And therfore men returnen from tho yles aboveseyd, be
other yles costynge fro the lond of prestre John. And thanne comen men in
retumynge to an yle, that is clept Casson. U. s. w.
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Der Priester JouA/vriEs. I3i>
IL Der lateinteche Text.
Dass es in englischen Bibliotheken eine lateinische Bearbeitung
zu geben scheint, die mit dem Original genauer übereinstimmt, ist
oben erwähnt worden. Hier aber haben wir es mit einer abgeleiteten
Bearbeitung zu thun, die indess nach der oben angeführten Schluss-
schrift »paulo post«, also gleich nach dem französischen Original,
entstanden sein will (vgL S. 130 Anm. 1).
Dass eine Bearbeitung in fremder Sprache unser Latein von
dem des Originals, des bekannten Presbyterbriefes, trennt, lehrt der
Augenschein. Man vergleiche die erste beste Stelle. Es ist der Text
offenbar nicht direct aus den Worten des Presbyterbriefes hervor-
gegangen; wenn es z. B. heisst aurum dislinclum preciomsimis petris
statt lapidibus (oder gemmis) preciosis^ so verräth dies deutlich das
französische pierre^).
Auch beweist dies die Anordnung, die in dem (französisch-)
englischen Texte noch mit dem Presbyterbrief übereinstimmte, hier ab-
weicht. Im Verhältniss zu dem französisch-englischen Texte ist die
des lateinischen die folgende, sie verräth offenbar das Bestreben, eine
bessere Gruppirung des Inhaltes zu schaffen.
Lal. 41, 1—3 enthält Allgemeines, etwa dem Schluss von Cap. 26
und 27, 1. 2 des Englischen entsprechend.
4 — 9 bietet die abweichende Namenserklärung, also parallel
29, 1—7.
10 — 12 wieder Allgemeines, also wieder etwa .= 27, 1. 2.
* !• Weite Ausdehnung des Landes.
46 = 27, 50
n = 27, 16
18 = etwa 27, 8. 9 (10. 11)
etwas deplacirt
19. 20 = 27, 33
21—29 = 27, 34—42, nur dass
34 am Schlüsse steht
Eintfaeilung des Landes,
Schilderung des Palastes,
des Thrones, Bettes, der
leuchtenden Karfunkel etc.
^) Dabei möchte ich es doch nicht für unmöglich erklären, dass dem Be-
arbeiter des lateinischen Textes der so weit verbreitete Presbyterbrief bekannt
gewesen wäre und hie und da auf sein Latein einigen Einfluss geübt hätte. Einige
Stellen haben mir wohl diesen Verdacht erweckt, indess war ich mit meinen Mitteln
ausser Stande, diese Frage zur Entscheidung zu bringen.
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140 Friedrich Zarncke,
Einrichtung des Dienstes und der Auf-
wartung bei Hofe.
Lat. 42, 1.2 = 27, 46
3 = 27, 49
4 = 27, 47
5 = 27, 45
6 = 27, 44 j
7 — 11 =27, 27 — 32. Der Priester Jobannes auf dem Marsche
in Krieg und Frieden.
Lat. 43, 1 — 14 = 27, 17 — 26 (nur rait Umsetzung von Cap^ 18 und
19). Das Sandmeer und der Sandfluss, die schnell-
wachsende Pflanze, UngetbUme, Papageien u. s. w.
15 = 27, 51. Uebergang zum Folgenden.
Man sieht, wir begegnen wiederuo) den) in der Geschichte der
Texte so oft zu beobachtenden Bestreben, eine ungeordnete Schil-
derung sachgemässer zu gruppiren.
Zu der Reihenfolge in dem Presbyterbriefe stellt sich die des latei-
nischen Textes des Johannes de Montevilla demnach folgendermassen :
Montev. Lat. 41, 17 = Epist. Presb. Joh. 13
19—29 = 56—64
42, 1—6 = 65—75
7—11 = 47—49
43, 1—7 = 31-33
Nachdem von dem regnum ßackariae [Bucharei? aber es wird im fernsten
Südosten gedacht) mit seinen Baumivollstauden, Greifen und Hippocentauren die
Rede gewesen ist, heisst es : Ad istius regni Backariae extremitates in orientem
ßnitur terra potestatis Grant Gan et iungitur (contiguatur b) ei terra potestatis
magni imperatoris Indiae, qui semper vocatur presbiter lohannes. Dann folgt
noch von den Postverbindungen im Reiche des Granlcan von Gathay, und der
Ausdruck des Bedauerns, dass dieser mächtige Herrscher nicht dem Christen-
thum angehöre. Darauf:
XLI. De magnificentia imperatoris Indiae et preciositate palaoii*).
1. Gum^ in praecedentibus imperator Indiae sit dictus magnus, instat
(restat?) de illius magnificentia aliquid poni^ hoc loco. Guius utique^ gloria.
A, Berliner Hs., Ms, lat, fol. 179, El. 74 fg, Papier aus dem Anfang des
45, Jahrh,
a, Druck des 45, Jahrh, ohne Titel, s. l. e. a. [Exemplar der Dresdner Bi-
bliothek, bei Ebert Nr, 42908] mit Auszügen aus Oderich interpoHrt.
b, Druck des 45, Jahrh: s, l. e. a. Johannis de Monlevilla Itinerarius etc.
[Exemplar der Berliner Bibliothek, Uk 2766).
Obwohl a interpoHrt ist, so steht doch meistens Aa gegenüber b. Ich habe A
zu Grunde gelegt, und bemerke in Betreff der Orthographie, dass in ihr die
l und c absolut nicht zu unterscheiden sind.
*) et pr. pal. fehlt b. 1* ^) In A scheint Unum zu stehen, oder sollte es
Quum heissen? ^) describi b, ^) fehlt b.
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Der Pkiester Johannes. 141
nobililas et polestas dici non valet® minor quam dicti' imperatoris de Cathay.
Nam etsi in aliquibus videatur forsilan^ minor, est tarnen in aliquibus^ satis
maior, quia omne^ aequale non est idem cum illo cui aequatur. 3. Itaque a
finibus regni Bakariae supradicti, ubi contiguatur imperio Indiae, eundo per
multas dietas intratur in regnum^ Pentexoriae^, quod est magnae latitudinis
et habundanciae™ in multis bonis. 3. Huius nominatior civitas dicitur Nyso
et in ea habet imperator palatium imperiale, in quo residet, dum sibi^ placet.
4« Imperator isle® semper vocitatus est^ presbiter lohannes, cuius nominis
causam audieram*! quandoque non veram. Sed in illis partibus accepi ratio-
nem indubitatam, quam breviter bic enarrabo'. 5« Circa annum ab incarna-
tione domini octingentesimum dux Ogerus de Danamarchia^ cum quindecim
cognationis suae baronibus et armatis^ viginti milibus transivit mare Graeciae
et, favente sibi Deo ac etiam evidenter auxiliante", conquisivit Ghristianitati
per multa praelia^ paene omnes terras, regiones et insulas, quas esse de po-
testate imperii'^ Grant Can praedixi*, nee non et omnes, quae^ sunt de po-
lestate imperii' huius imperatoris Indiae. 6« Eratque inter barones unus de-
nominatus^ lohannes, filius Gondebuef^, regis Prisonum. Qui^ dictus lohannes
Deo devolus fuit* et, dum licuit, ecclesiarum limina trivit®, unde et com-
barones' ei dabant quasi per iocum ^presbiter lobanncs' vocabulum. 7« Dum
ergo dux Ogerus dietas regiones expugnatas divideret in^ hiis quindecim suis
cognatis et quemlibet eorum in suo loco constitueret regem, quatenus chri-
stiana religio in illa orbis superficie semper stabilis permaneret, tradidit isti
presbitero lobanni superiorem Indiam cum quatuor milibus insulis et regioni^
bus et ipsum praefecit imperatorem super reliquos cognatos, ut ei cert^i tri-
buta penderent^ et in omnibus ob<'dirent. 8. Atque extunc omnes ipsius^
successores imperatores^ Indiae sunt vocati 'presbiter Iohannes\ et usque in
hodiernum tempus* boni mnnserunt™ Christianae" religionis aomulatores. 9. In-
terim tamen® causa matrimoniorum aut^ procreationis ^i ßliorum dispersa est
prima' imperii integritas et multae de insulis conversae vel potius" perversae
retro cesserunt* ad vetustum squalorem paganismi patemi^. 10. Itaque rex
®) habet Aa, ') praedicli hinter Cathay b. ^) fore h. ^) quibusdam b. ^) et
omne A. 2. ^) in fehlt Ab, *) Pentoxirie a. ") abundans b, 3. ") ibi A,
4. ^) fehlt b. P) vocatur 6. ^) hiemach rationem A, trotzdem dcw« "^causam schon
voransteht, ') enarro Aa, 5* *) danamerchia b, *) armaturis Aa, ") ac bis auxi-
liaate fehlt Aa [Zusatz in b?) . ^) conquisivit bis praelia fehlt A, ^) imperii fehlt a.
*) praedicti A, ^) qui a. *) fehlt b, 6. *) nominatos 6. **) a. R. von and, Hand
Goodebur A, Goudebucf a, Gondeboriph 6. °) fehlt b, ^) hiemach noch nomina-
tus 6. ®) inivil a, circuivil b. ') barones a, 1. ^) fehlt b, ^) ponderent» und
a, R, von and, Hand ponderarenl A, impenderenl ab. 8* *) fehlt a, ^) fehlt a,
*) diem 6. ") permanserunl am Ende des Satzes b. ") Christian! el a. 9« **) cum
a, ^) vel b, ^) procurdcionis a, ') primi ab, ®) conv. v. pol. fehlt b, *) sunt
retro b. ") cesserunt bis paterni fehlt A. In a schliesst sich hieran die folgetide
Stelle, ein Excerpt aus Oderich: Nota, recedens a Kainbalech versus orientem
post L dietas ad terram presbiieri lohannis [veni] ; principalis civitas terrae vocatur
Kosan satis parva sicut Vincencia; habet eciam sub se alias multas civitates. Ex
pacto semper habet in uxorem unam de filiabus grantcan. Per multas [dietas]
pervcnitur ad provinciam Kasan, quae est secunda melior de mundo ; ubi subtilior
est, habet dietas l, longior lx. Et est una de duodecim partibus imperii grantcan;
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HS FMBDmiGn Zarncke,
et^ finperator isie tenet spaciosissimum Imperium, plenum valde multis regio-
nibas magnis^ et insuUs amplis divisis^ inter quatuor magna flumina de^
paradiso lerrestri desoendencia s.* Phison, Gion, Tigrim et Eufratem. !!• Nam
iDter* fines orientaies eius imperii et terrestrem paradisum nnllus faominum
babitat vel dominatur. 12. Praeterea impcrat^ multis aliis regionibus et m-
sulis, quae distinguuntur per brachia maris Occeani^ et in quibus singulis
coniinetur grandis numerositas civitatum et^ villarum et^ multitudo innumera
populorum. 13. Prae habundancia et preciositate omnium terrenorum bono-
rum imperium Indiae habetur famosum' per Universum orbem; sed ei^ fa-
mosius baberetur, si mercatores nmndi communiter possent et auderent illuc^
adire sicut Gathay^ 14. Nostratibus enim^ perrarus est illic^ acoessus cum"
prae longinquitate tum" prae marinis periculis. Nam exceptis aliis® sunt ibi
quam plures adamantini colles ad maris oram et intra mare, qui sua virtute
attrabunt sibi naves ferrum continentes. 15. Quoniam*^ et mibi naviganti
monstrabatur per nautas a remotis quasi parva '^ insula in mari, quam asse-
rebant lotaliter ab antiquis temporibus paulatim ibi cumulatam de navibus per
adamantes retentis'. 16. Aestimatur autem latitudo huius imperii per dietas
quatuor mensium, sed iongitudinri non datur aeslimatio eo quod tenditur^ us-
que ad^ paradisum, ubi nuHus acoedit. 17* Distinctum est* impenum per
septuaginta et duas ^ provincias, quibus totidem praesunt reges principales seu
provinciales, quorum ^ singuli habent sub se reges duces marchiones et barones
praestantes atque ^ reddentes presbitero lohanni promptam obedientiam et certa
tributa. 18« Etiam si quis de Yenetia vel Roma ad imperium sive ad urbem
Suze navigando tenderet per terram vel aquas, propter transitus et passus
adamantinos et longitudinem viarum et pericuia vix infra xxii menses altip-
gere potest ad urbem Suze praedictam^. 19. Saepius' et comuniter tenet se-
dem imperator in palacio urbis imperialis Suze*^. Hoc autem palatium taie
est et tantum, ut per me non credatur debite aestimandum. 20« Istud tamen^
dico audenter in summa, quod grandius, nobilius, preciosius et piacidius est
in auro, argen to*^, gemmis, structura et* scemate supra descripto* palatio
Grant Gan in Cabydo^ 21. Et ex speciali sciatis, istius palatii principales
portas esse de sardonico undique in ebore circumcluso*. 22. Sed et'' trans-
versae* per portas* lineae omnes sunt eburneae, aularum et cubiculorum fe-
nestrae cristallinae , mensarum quaedam smaragdineae'^ aliquae ametistinae,
Odenctis, vide infra capitulo xlix de Gassan et de epulone ; deinde veni in The-
beth provinciam, qaae Indiae est confinis.
16» *) rex et fehlt b. '^) fehlt a. *) diversis A, divisum a {richtig?), ^) a b.
*) fehlt Aa. 11. *) ultra ab. 12. ^) dominatur et imp. b. ®) Oeceanum A, doch
a. R, von and. Hand corrigirt. *) ac a. ®) fehlt a, ac b. 13. ') habet famosum
nomen 6. *) sed et fehlt b, dafür famosius que. ^) fehlt Aa. ^) in Cath. 6.
14. *) autem 6. *) illuc b. ") tarn a, ") quam a. ^) periculis fügt b zu.
15. P) Qm Aab. ^) parvula a. ') retentas A. 16. *) lendit b. *) ad fehlt a.
17. ^) autem hoc fügt b zu. *) duodecim a. ^) et quorum Aa. *) et b.
18. ^) Etiam bis praedictam fehlt ab. Entsprechendes aber findet sich im englischen
Texte. 19. ") fehlt b. *) Suse ab. 20. ^) autem b. ^) fehlt Aa. *) et stru-
ctura de b. *) Scripte b. ^ Caydo ab. 21. «) clrcumfuso b. 22. ^) fehlt b.
*) adverse b. *) p. p. fehlt a. ') smaragdine ab.
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Deb Priester Jocannes. 143
ceterorumque lapidum preciosorum™ per aurum" sibimet^ coniunctorum et non-
Dullae in tolo aureae vei gemniunculis dissemmatae et unaquaeque de mensis
cum stabilimento preprii generis. 23* De ihroni quoque pretiosiiale, quia meae
demonstratieois P exceilU modum, solummodo dico, singolos ascensionis gradus
esse singulorum lapidum preciosorum, priraum onicini^, secundum crisialli'^,
iercium iaspidh», quartum ametisti, quintum sardii, sextum cornelri, et septi-
mus, qui est sub sedentis huperatoris pedibus, q)se° est crisolitus, omnes
circumfusi et inclusoria arte firmati^ auro spleodide^ relucenti. 24. Sed ei
ambo throDi reolinatoKa^ de^ smaragdis auro combinatis eoque distincto no-
bilissimis granis et gemmis^ 26« €uncti pilarii in camera regis dormitoria^
coDsistunt de auro fulvo, dissemioati baccis et compluribus' carbunculorum
rubetis totum de noote babitaculum ilkMlnmtibus. 26« Et nichilominus in ea
cristallina lampas plana bafsamo pisUco semper** Jute H g et luoens^ cum^ pro
augendo lumme tum pro corri^Mk» aere, tum^ etiam* pro ministrando optimo
4Mkire. 27. Forma ledi hnperatoris compacta est de puris et nobilissimis sa>
phiris conckiM nndique^ aureis vel ebumeis ligaturis, ut virlute lapidum ca-
piat sttffvem sompnum motusque camis atque^ inhonesti Stimuli in eo refre-
ftentur. 28. Nunquam enim iungitur «ulieri ntsi soli propriae coniugi, sed^
nee Uli nisi quatuor quindenis anni, videlioet in capite hyemis, veris, aestatis
et autumpni\ causa sobidis generandae. 29« Ulque breviler transeam, de
multa huius palatii nobilitate mirabili hoc solummodo ^ praemissis superaddo ^,
qoia circa medium illius in summo"* capite ° turris maioris duo sunt nodi seu
pomella de decoctissimi® auri metallo mirae magnitudinis et serenae resplen-
dentiae, et in ipsis firmati^ duo carbunculi grandes et lati, sua virtutc lene-
bi*as effiigantes et velut splendorem plenilunii*^ noctumo tempore mentientes.
XLn. De frequentia palatii et oomitatu imperatoris.
1. Serviunt et praesto sunt iugiter* domino imperatori Septem reges, qui
in capite singulorum mensium aliis septem regibus pro Ulis palatium ingre-
dientibus recedunt ad propria, donec revolvatur eis teropus statutum. 2. Hü
curam babent de gubernatione administrationum in aula maiori per subiectos
eis sepiuaginta duos duces et trecentos^ sexaginta comiles seu barones, quo-
rum unusquisqne optime novit et diligenter® intendit proprio ministerio.
3. Nam isti sunt imperatoris cubicularii, isti** camerarii*, isti' scindunt regi
morsellos ^, alii de apponendis curam gerunt** fercuiis et^ deponendis, et^ de
") preciosiorum A, die Genetive bezeichnen den Stoff, ") per aur. fehlt b.
^) sibi b. 23. P) penitus zugesetzt b. '^) onichini b, ') cristallini 6. ^) fehlt b.
*) formati a. ^] spleadido Äa, 24« ^) ineiioatoria b, ^) ex a, *) et g. fehlt Ab.
25. y) dormilorio b. ^) quam pluribus a, quam plurimis 6* 26« *) sed a, fehlt 6.
^) semper lue. b. ®) tarn — quam a. *) tarnen a. ®) que 6. 27. ') utique a.
«) fehlt a, et 6. 28. *•) fehlt b, ^) et hoc zugefügt b, 29. ^) dumlaxal b.
*) addo 6. "*) fehlt b, ") apice a. **) coctissimi A, p) formati a. **) plenum A,
fehlt b.
1. *) fehlt b. 2. *») retenlos A. «) similiter a. 3. *) seu 6. «) doppelt
gesetzt b, cameram A, ^) Uli 6. «) morcellos a, marselios A, ^) cur. ger.] cu-
rant b. *) et fehlt A, ^) fehlt Aa.
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144 Friedhich Zarncke,
afferendis el^ asportandis, alii pincernae archimandritae hostiarii, et sie de
singulis. 4. Nee non absque iam dictis™ manducant omni die in aula coram
ioiperatore duodecim archiepiscopi, viginli ° episcopi, quibus eiiam alii lotidem
certis temporibus succedunt per vices. 5^ Verumplamen ad cotidianas ex-
pensas ultra® praeniissos^ vivunt^ de curia trecenla milia personarum, si' non
ampiius. 6* Sed, sicut praedixi de curia praecedentis imperatoris, sie nuilus
faic, cuiuscunque sit slatus aut^ sexus, comedit^ ultra semel in die, el hoc
tarnen^ sobrie salis, quoniam, prout aestimare possum, expensae duodecim
hominum de nostris communiter compensnrent^ expensas^ triginta honiinum
in partibus illis. ?• Dum* presbiterum lobannem contingit^ procedere cum
exercitu in plena expeditione', non deferuntur vexilla, sed tredecim cruces
magnae altitudinis et grossitudinis de auro*^ distincto preciosissimis petris ad^
honorem Christi et suorum xii apostolorum. 8. Hae vectantur in singulis*^
et singularibus^ ad hoc deput^tis® maximis curribus cum custodia cuiusque^
crucis decem milium equitum et centum milium peditum. Nee tarnen hie
numerus äuget vel minuit principalem exercitum pugnatorum^. 9« Tempore^
pacis per terras proprias de palatio ad paiatium aut de regno ad regnum dum
tendere ei placet, comitatur^ utiqe maxima^ multiludine^ hominum ante et
retro et ex utroque laterum, tuneque portantur coram eo tria valde notabilia,
quae Iam illi quam omnibus ea™ digne notantibus esse possunt salutaria.
10. Praecedit enim eum in spatio eirciter xyui passuum discus onustus velut
omni genere preciosorum vasorum auri, argenti'^, gemmarum et inaestimabilis
artiheii, illumque discum subsequitur propinquius imperatori ad spatium sex*^
passuum alta^* erux lignea nullo penitus auro nuliove coiore aut preciositate
artificialis operis adornata; dehinc ad sex passuum spatium succedit hineinde^
propinquans' imperatori discus aureus terra nigerrima plenus. 11* Sunt enim
praedicti comitatus in eustodiam et honorem personae imperatoris, discus va-
sorum in ostensionem divitiarum et maiestatis imperialis, erux in recordatio-
nem » passionis et mortis, quam in eruce ligni simpla * Christus passus est pro
nobis, et terra nigra in memoriam citae^ mortis, qua caro ipsius imperatoris,
quae terra est% in terram'' ibit corruptionis.
XLm. De quibusdam miris per regiones Indiae.
1. Licet plurima* mira habeanlur in terra imperii presbiteri lohannis, ne
maleria operis nimium proteletur^, muha tego silentio et soium de quibusdam,
*j de Aa. Sind die beiden letzten Verba etwa Glosseme? 4. ") absq. i. d.]
praeter praedictos 6. ") el xx b, cc et xx a. 5. **) usque a. p) praemissas a,
^) veniunt a, ') sed a. 6. *) vel 6. ^) qui comedal A^ qui comedil 6. '*) ipsum
a, fehlt b. ") compensalis A. ^) fehlt Aa. 7. *) Cum vero b. ^) contingat 6.
') exhibicione a, *) deniio A. ^) xn ab, 8. ^) hiemach curribus a, obwohl gleich
darauf dasselbe Wort noch einmal folgt, ^) singularum a. *) fehlt Aa, ^ cuius-
cunque a. ^) paganorum a. 9. **) autera zugesetzt b. *) eum zugesetzt b, ^) ma-
gna a. *) muUiludo b. ™) illa b, 10. ") et arg. a. **) c (centum) a. ^) alia a.
•1) ibidem ab, ') propinquus a. 11. *j recordacione a. *] lignea el simpia 6.
") cito A, dirae a. ^) est el 6. *) terra a.
1. *) multa b, ^) protendalur 6.
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Der Priestkr Johannes. 145
quae vidi® in principalibus insulis, narrabo*. 2. Ergo in primis dico me vi-
disse magnum mare arenosum, quod de sola minuta arena sine ulla aqua cum
lapillorum granellis currit et fluit per alias elevationes et d^pressiones ad si-
militudinem maris aquae nee unquam quiescit. 3. Et^ quod ipse^ non cesso
stupere, inveniuntur interdum' pisces ad litus proiecti, qui cum^ sint^ allerius
formae et speciei quam^ de nostro mari^, videntur tarnen^ guslui in edendo
delicatiores ". 4. Nullo° tarnen humano ingenio valet hoc mare transvadari
veP navigari aut in^ illo piscari, sed nee propter sui longitudinem et plura
ilHc^ impedimenta de prope' circuiri". 5* Item ab boc latere maris per ires
dietas habentur magnae montium alpes, inter quas^ venit acsi oriens de pa-
radiso fluvius decurrentibus pelris, nil penitus habens nqune, in quibus aesti-
mandae sunt plurimae lapidum^ magnorum^ esse virtutes^, quam vis de sin-
i^ulis humanae scientiae constare non potest. 6. Hie petrarum fluvius currit
ad intercisum^ tempus quasi tribus in septimana^ diebus per spatium deserti
Indiae plurium dietarum velut fluvius undae, quousque tandem se perdat^ in
mare arenosum praedictum; atque extunc ipsi^ lapides penitus non compa-
rent. 7. Tempore autem sui cursus nuUus appropinquare praesumit prae stre>
pitu eins et motu, sed tempore quietis dat aditum^ non sine periculo vitae.
8* In orientem versus fluvii originem ad ingressum magni® deserti inter quos-
dam de montibus cernitur grandis terrae planicies, tamquam spaliosi campi
totaliter arenosi, in quo videntur quotidie^ ad solis ortum exurgere de arena
et secundum elevationem solis excrescere quaedam virguUa, atque in fervore
meridiei producere fructum ac deinde® in solis declivio' fructus cum arbu-
sculis paulatim minui et in occasu penitus deperire. 9* Unde et nullus ho-
minum audet illorum uti fructu<^, ne sit quoddam^ fantasticum et nocivum.
10* In huius deserti interioribu^ visi sunt^ homines in toto silveslres, qui
etsi^ in superioribus^ formam praetendere videntur"^ humanam, descendunt in
subterioribus" ad formam bestiae alicuius. 11* Herum quidam frontes gerunt
cornibus asperatos^, grunientes^ ut ferae vel apri, alii nonnulli^ invicem' uti
videntur loquela, quam nemo rationalium^ novit, et quibusdam^ signis con-
cepta exprimunl". 12. Et est iilic piuraiitas silvestrium canum, qui dicuntur
papiones, quibus poslquam edomiti et ad venandum instructi fuerinl, valent
capere multas bestias^ per desertum. 13. Est et copiositas^ papingonum,
°) quae vidi fehlt Aa. ^) narro Aa. 3. ®] nee bis ipse fehlt A. ') fehlt a.
^) fehlt b. ^) suül 6. ^) sunt zugesetzt b. *) et zugesetzt b. *) fehlt b. ") de-
lectabiliores b. 4. ") nullum A. ®) aut a. p) fehlt a. *») llllc fehlt a, phira-
que eis, daneben ausgestrichen ill A, anfangs stand auch plura ohne que, pleraque
illic 6. ') propere oder proprie A. ^) circuilu A. 5* *) aquas A, ") fehlt a,
gemmae 6. ^) magna rum a6. *) corrigirt aus virlutum A, wie in ab steht.
Vielleicht bietet b das Richtige und durch Ausfall von gemmae gerieth Aa in Unord-
nung. 6* *) inlerscisum A, ^j in tribus septimane a. ') perdit A. *) ibi b.
7. ^) aditur [für dat ad.) ab. 8. ""] fehlt b. ^) fehlt Aa. ®) de illo a. *) declivo ab.
9. ^) fructuum a, uti Ulis fructibus b. ^) quid ab. 10. *) vidi a. *) etiamsi A.
*) suis zugesetzt 6. ") videntur A. °) suis zugesetzt b. 11. ®) asperatas a.
P) grynnientes b, grimentes a. ^) nonnulla Ad. ^) fehlt a. *) ratiooabilium b.
^) quidam Ab. ^) depromunt a. 12. ^) capi raulle bestie ab. 13. ^) so am
Rande, im Text camporitas A, Est el ibi copia 6.
Abhaadl. d. K. S. QeselUch. d. Wissensch. XIX. 1
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I 4() Frikdmicii Zaunckk,
avium* viridiumy in colore, qiias appoliant philake^ (a. R. plzylhacos) et qua-
rum di versa sunt genera. Nobiliores* habent lalas in roslro iinguas et in utro-
que pede digitos quinos^, et quaedam^ ex istis^ naturaliter loquuntur verba
aut proverbia seu® salutationes in patriae ydyomate, ut' evidenter salutes^
concedant et reddant viatoribus et nonnunquam^ debitum iter errantibus per
deserlum ostendant\ 14. Minus auteni nobiles non loquuntur ex natura, sed,
si ]atas Hnguas habeant et non sint^ ultra duorum annorum aetatis^, possunt
per assuetudinem"* instrui ad loquelam". Aliae** nee loquuntur nee erudiuntur,
sed solum clamitant pro voce^ milvi, habent etiam^ nisi tres digitos in pede'.
15. Ad supradictum'^ Indiae regnum Petaxoirc^ satis prope est lata et longa
insula Mi Isterache", bonis copiose referta u. s. w. Es folgt die Erzählung von
dem Palast eines reichen villanus, dem sog. Paradiespalaste y darauf in Cap. XLIV
und XLV von den Wundern des unseligen Thaies (vallis infausta) und Cap. XLVI
von noch anderen Inseln. In Cap. XLVII wird von der Insel der Bragmanen
und Pygmäen erzählt, und hiebet heisst es : Bragmanorum insula quasi ad me-
dium imperii consistit (est b) presbiteri lohannis. Von Taprobane heisst es
dann: Et est haec una de quindeeim nominatis regionibus conquisilionis Ogeri.
Cap. XLVIII handelt vom irdischen Paradiese (per auditum). Cap. XLIX er-
zählt dann die Heimkehr: 1. Exhinc de illis quae in revertendo vidi scribo
cursim pauca, ne modum excedere videatur materia. Revertebar itaque quasi
per [aquilonem seu b] aquilonare latus imperii presbiteri lohannis, et nunc*^
terrae modo^ mari nos commendantes transivimus deo ductore mullas insulas
in multis dietis ^ et pervenimus ad ^ regionem magnam Kassam [sonst Cassan,
wie auch ab) u. s. w. Auch diese wird den 15 Pi^ovinzen des Oger beigezählt.
2. Tenelque istam regionem Cassan rex dives et polens pro parte de imperio
presbiteri lohannis et pro parte de imperio Grant Can. Damit nimmt der
Reisebeschreibei* vom Priester Johannes Abschied.
*) papagonum b. ^) etiam zugesetzt A. ^) phicake a. *) enim zugesetzt h.
**) duos a. ^) quidam A. ^) avibus zugesetzt b. ®) aut prov. seu] vel b. ^) ita
ut b. ^) salutent A. **) fehlt b. *) ostendunt A. 14. ^) sunt a. *) ganz ab-
weichend und unverständlich in b: et non sit eorum drä ydeomatis. '") assidui-
tatem a. ") loquendum 6. **) vero zugesetzt b. ^) pr. voc] instar b. ^) et,
den Satz beginnend, b. ') in pede fehlt A. Hiemach in a zugefügt [s. o.) : Nota,
in quarta orientali Deus dedit fratribus minoribus magnara graciam. Unde in ma-
gna Tartaria ita expellunt ab obsessis daeraones sicut de domo canes, unde quando-
que per decem dietas ad eos adducuntur daemoniaei alligati et statim fratribus
praecipientibus in nomine Ihesu Christi exeunt et liberati baptizantur et combumnt
ydola. Et plures credunt et quandoque exeunt ydola de igne et fratres proiciunt
aquam benedictara et clamat daemon »vide, de meo habitaculo cxpellor propter
fralres minores«. Ita multi credunt et baptizantur. Odericus. — Ifem noia, dum
recederem de terra presbiteri lohannis versus occidentem, applicui ad contratam
unam, quae dicitur Melescorde, quae pulchra est et multum fertilis ; inter montes
duos huius contratae fecerat quidam murum circumdantem montem, et in eo fon-
tes nobilissimi et omne deleclabile. Et hunc locum dicebant paradisum, sicut hie
fere continetur. Ideo Odericus , qui postea narrat de valle infausta et in hoc se
terminat. 15« *) superius dictum 6. *) Pentexorie b, Praelexorie a. ") Mil-
slorache b, Milschorach a. 1. *) hinc A. ^) non A, nunc 6. ^) diebus b. ^) in 6.
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Der Priester "Johannes. 147
III. Die deutsche Uebersetzung des Otto Yon Diemeringen.
Diese Uebersetzung ist eine ziemlich freie Bearbeitung und kann
fast als eine Weiterbildung der Sage angesehen werden, wie sie denn
z. B. den Priester Johannes zu einem Verwandten des Ogier macht,
und die Hinweisung auf diesen auch noch öfter, und einige Male ganz
romanhaft, einfügt. Der Stoff ist in fünf Bücher getheilt, deren viertes
dem Priester Johannes gewidmet ist. Die Einleitung erwähnt dies
so: Das vif.rde sayt von Indien unnde von prister Johanse unnd von
syner herschafft und von syner hayligkeyi und orsprunge unnd glouben
unnd von syner getvonheil unnd ander wunder vil die yn syme lande
synt. Auch sonst wird der Priester Johannes hier öfter citirt, um
seine Macht hervorzuheben.
Ich habe mich bei Herstellung des folgenden Auszuges der bei-
den Gothaer Papier-Handschriften bedient, die in Jacobs' und Ukert's
Beiträgen I, S. 423 fg. beschrieben sind :
A, Nr. 584, fol. aus dem 15. Jahrb., hinter der Eneide^ für sich
beziffert Bl. 1—108.
B, Nr. 26, fol., BI. 127*— 248^ von Martin Scherffenberger ge-
schrieben, der ein voraufgehendes Stück der Handschrift im
Jahre 1471, ein folgendes im Jahre 1472 vollendete.
Die Handschriften weichen im Texte, wie dies bei Prosaüber-
lieferungen zu sein pflegt, oft frei von einander- ab. Ich habe A zu
Grunde gelegt, die manchen darin befindlichen Lücken aus B ergänzt
(diese Ergänzungen sind cursiv gedruckt) und die Fehler verbessert,
wobei freilich wohl einige Stellen noch unerledigt geblieben sind;
die Varianten von B habe ich nur angegeben, wo sie ein besonderes
Interesse zu haben schienen. Dass A im Ganzen den Vorzug ver-
dient, mag gleich der Anfang bezeugen, der in A lautet: Ich Otto
von diemeringen Thumherre zcu Mencz (allerdings ein Fehler für Mecz)
in Lolringen habe ich dicz buch gewandelt us UHtlsch unnd us latin yn
duczsch; in B dagegen: Ich Otto von denimarck ein Thumherre zw Metz
in luttringen hat dicz puch verwandelt auss weli^h lateinisch und tewsch
gemacht.
Diese deutsche Bearbeitung ist sehr frei, das Original oft aus
dem Lateinischen ergänzend, aber weder jenem noch diesem in der
40»
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148 Friedrich Zarnckr.
Anordnung folgend, nicht selten ganz neue Schilderungen bietend,
wie eine Zusammenstellung der entsprechenden Capitel beweisen mag.
Otto von Engl. Otto von Engl.
Diemer. Diemer.
i = 26, Schluss. 19 = 27, 30—32.
2—4 = 27, 1—3 20 = 27, 34
5_9 sind mit ganz neuer Erzäh- 21 = 27, 20
lung an die Steile von 27, 22 aus einem spdleren Capitel
4 — 8 getreten. entnommen.
10—12 = 27, 9. 10. 25. 23—25 aus dem Lateinischen her-
13 eigenthUrolich, doch mit Be- übergenommen,
nutzung des Lateinischen. 2G — 28 = 29, 3 — 7
14 = 27, 11 . 29 ist Zusatz.
15 = ? 30 = 27, 17. 19
16 = 27, 16 31 = 27, 18. 20
17 = 27, 12. 33. 46.* 47. 15. 32—34 = 27, 23-26
18 = 27, 15. 27. 28. 35 = 27, 51
Die nicht aufgenommenen Capitel des Originals sind entweder
ersetzt (27, 4 — 8), oder sie sind unbedeutend (27, 13. U. 29. iS---
50). Absichtlich scheint die Schilderung des Palastes gekürzt zu
sein (es fehlen 27, 35 — 45) ; auch beim Sandflusse ist Einiges fort-
gelassen (27, 21 und 22).
Nachdem t'on Battarien oder Backarien die Rede gewesen ist, heisst es
weiter: 1. Dar nach durch manich ander landt kumpt man in prister Jo-
hannes landt, des keysers von Indien, der da wol als gros herre ist ^als
keyserCan von Cathay.
2. Unnd hat das landt Indiae vil mechtiger inseln, dy em alle undertenig
sint, unnd alle India ist mit eynander in inseln geteylt, wenn dy vier wasser,
dy US dem paradise flissen, dy teylen dy (das B] landt mit eynander, dar-
nach das mer nahe adir verne von iczlichem wasser ist; unnd darumb sint
dy landt alle beslossen czwschen wassern unnd czwschen dem mere, unnd
sint also yn inseln wurden. Also alle inseln in India sint mit eynapder ge-
nant dy inseln von Penthoxorie unnd sint euch alle under prister Johannes,
dy nicht des grossen Cans von Cathay sint. 3. Unnd dy meiste insel, dy da
Pentoxorie heysset, nach der dy andern alle so heyssen, dy hat eyne houbt-
stadt, dy gar edil, riche unnd gut ibt unnd heysset Nyse (Bysevl). Der pri-
ster Johannes hat gar manche konige undir em und manchirley leute und
landt, unnd ist seyn land riche und veste; me (mer B und so femer) is
enist nicht also gros und gut als des Cans lantt. 4* Wann es komen nicht als
kau/fleut dar als gegin Cathay umb das das is ferrer (zu ver B) ist unnd zcu .
sorglich, beyde von naturen und das dy wege da enge sint unnd grusentlich
von gebirgen und von thiren unnd euch durch das mer zcu farende. 5* So
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Der Priester Johannes. 1 49
musz man durch vil enger mer faren, da grosse velse zcu samene slossen
unnd dy vil enge sint, unnd durch lacken, dy ouch gar enge sint UDnd
durch (gar B) sorgliche, wann vil schiff dicke da vorterben. Äbir kegen
Cathay ist nicht so verne, unnd der kouffmanschatz , der zcu Indien ist, der
kumpt kegin Cathay unnd in dy gegen, unnd da holen en dy kouffleute von
disen landten^ 6. Indien ist recht als eyn ander werlt von disser gescheyden,
unnd schynet, wy das keyn wegk etwan von dissen landen dar viere, das
man zcu en mochte kommen. Wenn is is hy zcu allenthalben mit see unnd
mit bergen umbslossen, das man nicht darubir mochte; wenn dy gebirge
weren so maniche tageverte, ye eyne sorglicher wann dy ander, das man
alleczeit muste wyder unnd umb keren, alz man daryn quam. 7. Me man
hat ye eyne forbas und forbas undirslanden funde zcu finden, das man beyde
mit listen unnd mit krefiten durch ist kommen; wy wol is nach sere mul ich,
sy doch haben dy grossen mer, dy an Indien uff gensyt an stossen , so vor
vil tusent jaren kegen eynander gestossen, das sy dy berge durchbrochen
haben , unnd haben enge sluffe durch uff gebrochen , unnd dy etczliche vier
adir funffc adir x tageverte ferro, das sich** dy schiff nicht taren daryn ge-
wogen. Unnd wenn eyns durch kumpt, so vorterben vil ander. 8. Unnd
dy wege, dy man nu infert, dy sint yn prister Johannes unnd in des grossen
Canis gewalt, das nymandt da durch mag kommen an ire geleyte, unnd sy
schicken ouch dicke botschaffi eyner dem andern. 9. Man vindet da zcu
lande etzlich gebirge, das sere hoch ist, unnd das eyn gebirge gegin dem
andern zcu stosset, unnd das mer umb suchet nyder das gebirge gar ferro
und dringet sich hindurch unnd dar zcwschen; und das ist so gruwelich,
das keyn schiff von eyme gebirge an das ander mag, unnd dy leute hyczu
unnd darzcu hören eyns das ander unnd ire hunde unnd ire pferdt unnd ire
haneu unnd ire geschreige unnd mögen doch nymmer zcusammene kommen,
wy wol sy sich hören und gesehn unnd zcu sammene ruffen unnd reden
kegn eynander, unnd meynet man, das dy czwey gebirge eyn berg sint ge-
west unnd eyn landt unnd eyne spräche, bis das das grosse mer von Indien
mit gewalt dy gebirge durchdrungen hat unnd zwei werlt also von eynander
gescheiden hat, dy nach eyne spräche haben unnd zcusammene mögen re-
den, so sy das gewinde, das das mer dy sluffe durch dringet, nicht hindert.
Wenn sich^ dy sere wegen (Wan so es sere weet B) , so mögen sy nicht
gehören.
10. India (Indien ^j ist gar eyn gros wyt landt unnd lang, und ist mer
landes in Indien wenn in allen übrigen® der ganczen werlt, unnd dy konige
von Babilonie als Xerses von Persien und Allexander unnd dy Romer dy
haben dy wege dar yn gemacht und dtimach dy konige von Franckrich, dy
da keysere syn gewest, und Ogier von Dennemarken unnd dy Genesin unnd
dy Venediger, unnd ouch prister Johannes unnd der grosse Can; dy haben
den gengesten unsorgelichsten weg gemacht durch das konigrich von Persien.
11. Da hin kumpt man in eyn ander stad, dy heysset Hermes, unnd meynet
man das dy grossen philosophy, von den vor ge^chriben ist, haben dy Stadt
*) disen landten] andern leuten In den B, **) sy A. ^) ubir erczeigen A,
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150 Friedrich Zarngke,
gestifflet Heroies; unnd do hin zcUt man uhir eynen grossen arm des mere»
unnd kumpl in eyno grosse Stadt, dy heysset Gobach. 12. Do vindet man
do ailirley kauffmanschatz unnd vindet man da sidicus, das ist eyn schone
czart vogel unnd begriffet menscbin spräche unnd gibi rede unnd antwurt
recht alz eyn mensche, eyner dem andern; zo geierig sint dy, der sy recht
geleren kan. Der selbe vogel schonet syner fedim alzo zere, das her me
ciimmet mit den fussen unnd mit dem snabei, wenn er von eyme aste wii
fligen zcu dem andern, unnd clymmet dar umb, das her syne federn nicht
zcubreche. 13. Der vogel ist ubir alle synen lyeb grüne ane dy fusze unnd
der snabei, dy sint em rolh; unnd der vogel hat eynen langen zcagel unnd
hat eynen roten stram umb dy kele, und hat eyne zcunge alz eyn mensche
unnd ist lang unnd smal, nicht vi! grosser wenn eyn specht. 14. Das landi
umb Gobath, do man dy vogel vindet, ist nicht sere riche von körne noch
von fruchten, alz semliche stelc, alz umb erweys, linsen, kichern unnd sul-
cher fruchte ; me is ist rieh von risse unnd von bonige und von milch, unnd
darumb leben (geben B) sy mer kesc und milch unnd bowmfruchle unnd
oleis wann ander spyse. 15. Unnd alz man vor das landt kumpt, so vindet
man en wenig siecht unnd unsorglich landt kegen Indien zcu cziende unnd
in pristers Johannes landt. 16. Der prisler Johannes hat undir em wol lxxii
königriche, das also grosse herren sint, das iczlicber ander konige undir sich
hat; unnd dynen doch alleczeit vii mechtige könige prister Johannes eynen
monden langk mit alle syme grossen gesinde, als eyn konig hy zcu lande
haben mag mit syme State, an ander herczogen, marggraffen unnd ander lan-
des . herren , der gar vil sint. Unnd vorwandiln sich ye dy könige eynen
monden, und so des erstell kunigs moneit us ist, so kommen seben ander ko-
nige an dy Stadt. 17. Prister Johannes hat syne wonunge in dem lande zcu
Pentexorie recht alz der grosse Gan zcu Gathay, unnd hat alleczyt zcu vveybe
des grossen Gans tochter, alz obin geschreben steit, und wonet allirmeyst in
eyner Stadt, dy heisset Suse, unnd hat by em alleczyt in syme hoffe mit den
sebin konigen wol xii erczbischoffe unnd wol xx ander bischoffe, dy alle mech-
tige herren sint, alz konige unnd furstcn, unnd ist her unnd syn hofegesinde
unnd synes landes vil gute cristen, dy an dy heylige dryvaldickeit glouben,
wy wol sy an vil artickel nicht glouben, dy wyr haben. 18. Sy wissen ouch
nicht vil von der (diser B) crislenheyt nach von unserm glouben noch von
unserm bobiste zcu sagene, noch enmachen ire messe adre ammecht nicht alz
man hy thut; me sy haben eynen patriarchcn da, alz wir hy eynen bobisl
haben ; dem sint sy gehorsam unnd ouch prister Johannes zcu stritte, alz her
etwan mit dem grossen Gan pflag zcu strilen und zcu krigen; unnd da fürte
her wyder banyr nach phanen, me her furle xii guldin krüge vor em, dy
gros unnd lang sint unnd kostlich unnd rieh von gesteyne, und füret man
iczlich krütze uff eynem wagen uff gerichtet, das sy das her mag gesehn und
gehören. Gzu ye dem crülzc x tusent ander man, zo zcu fusze zo geritcn.
19. Unnd so her andirswo hene fort an kryg, so füret man em nicht wenn
eyn crütze vor, das ist holczerin. Das thut her von andachtyger demülickeyl
unnd lest ouch alleczeyt vor em tragen eyne guldin schussel vol erdin in
eyme begengnisse unnd in eyme bekenlnissc, das seyno herschafft [unnd dasj
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Der Priester Johannes. 151
irdisch ist unnd das syn lyb in der erden fulen muss, wye eyn gross herre
her ist. Unnd das ist eyne grosse vornumfil.
20* Syn pallas zcu Suse ist so köstlich, das is ungloublich zcu sagen ist.
Unnd uff dem mynsten (munster\ß) torme steyn zwene knouffen, dy sint gros
unnd sint zwene carfunkelsteyne ; dy luchten ubir alle dy gegin in der nacht.
Unnd sein kron^, da her inne hofiret, ist unmeslich® kosth'chen unnd ich
konde en nicht wol gesehn (geschaczen B) , den reichtum ^ der darynne ist
alz wol alz an des grossen Cans krön; wenn her hatte mer edels gesteynes
wann ymant. 21. Yn etlichen enden in syme lande sint becbe, dy uss dem
paradise gen flissen, da ytel edel gesteyne inne ist, alz hy der weckerlin
(kisling B) adir euch der grossen wachen inne sint. Unnd nymand sal we-
nen, das das unroogelich sy, wenn das edil gesteyne wechset da recht alz
das ander gesteyne; unnd vindet man alz hy zcu lande in velsen unnd in
gebirgen maniche wacken, da (das man A) miltene in leyt recht alz eyn
herczcze, das man formiret (vint B) in eynes edils steynes gestalt, unnd als
man hy zcu Venedige unnd in dissen landen polliret mit meysterschafft und
lulert also polner (poliret?) unnd reyniget sy (es B) das wasser dort von der
sonnen nature von en selbir. 22. Ouch hat her guldin berge unnd ander
roetall, da dy muse unnd dy amessen und ander thir das golt us scheren
(scharren B) und sehn, das man is schone und luter vindet, das is nicht zo
grosse arbeit darff haben alz hy zcu lande, is sy denne thirhalb. Unnd dy
ubir kumpt man ouch mit listen. 23. Darumb ist prister Johannes richer
von sulchen sachen wan der grosse Can von Cathay. Me, alz vor gesayt ist,
zcu Cathay bekumpt man mer kouffmanschatz unnd mer werlde. Man mey-
net, der prister Johannes sy von Ogiers gesiechte unnd synt rechte erbe, als
dy konige von Franckrich von konig Karelis linien sullen syn. Unnd da man
czalte von gotis geborte acht hundert jar unnd sechczen jar, do czog Ogier
von Dennemarken in dy land unnd gewan Cathay unnd Indien unnd dy landt
mit eynander, unnd was her gewan das gab her synen frunden unnd. magen,
dy mit em ubir mer geczogen waren, und dy haben dis konigrich bis her
da zcu lande gehalden, unnd von den ist noch heute dicz tages der adel und
dy herschafft da zcu lande. 24* Unnd under synen nefin was eyner syjies
ohemen son, konig Godeboles von Frysen, der was alle czeyt in kirchen und
bette gerne unnd tat alle werck alzo eyn prister, unnd dy andern spotten
syn darumb das her geistlich was, unnd her hies zcu dem rechten namen
Johannes; da von sprachen sy em zcu spotte prister Johannes, und spot
wart zcu .ernste, wenn yderman qwam in dy gewonheyt zcu sprechen ubir
al unnd bleib em der name also. 25. Der prister Johannes lies (tet B) sulche
manheyt danach das em Ogier das landt beful von Pentexorie unnd das landt
Indien mit eynander. Unnd darnach^ für Ogier hinweg unnd bleyb em dy
herschaft unnd synen kindem, unnd syn erben haben den namen behalden
bis uff dissen hutigen tag. Das haben (han ich B) gelesen in eren croniken
in den landen in einer Stadt, dy heysset Nyse. Da steit eyn monster inne,
^) tron A, und so gleich nachher. ®) umbslich A. ') der rechten A. ^) dar-
nach] daz landt A.
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152 Friedrich Zarncke,
das heyst unser frawen kirche; unnd in der kirchen lagin dy croniken, dy
das sagen. 26. Ich halle wol elwan vorhen gehört sagen, is were gar eyn
froiner konig in Indien gewest, derae vil in synen synn^, her wolde dy
cristenheyl schawen. Und zeu den geczeilen was Turkie unnd Ärabie und
Egypten unnd Jerusalem unnd was der soldan hilt alles crislen. Unnd der
konig von Indien hies Johannes, unnd lies sich eynen crislenrilter füren in
Egyplen. Da sach her alle cristenwis unnd ire monstere (ministrie B).
21. Der selbe konig sach an eyner fronefaslen (frongoltvaslen B) , das eyn
hischoff wyhele, unnd horle dy heyligen andachligen worl, dy her sprach in
der messe, unnd vorstunt sy ; unnd da her dy prister gesach , dy man wy-
hele, und horle unnd sach dy heyligen sacramenlen, da fragete her den
crislenritler, was das were. Da sprach her, is weren leule, dy nicht hellen
macht das sacrament zcu machen, als der bischoff; me der bischoff gebe en
dy macht unnd heylickeyt, das sy euch das sacrament unnd dy misterie
[ministerium B) machen mochlen. 28. Da sprach her «ich wil euch prisler
werden«, unnd Hes^ sich euch da wyhen mit denn andern. Do her das
alles halle gesehn und prisler wurden was, da für her wyder heym unnd
wart eyn gut selig crislen, unnd lies sich nennen prisler Johannes, unnd alle
syne nachkommen solden also genant werden. 29. Me ich gloube des irslen
basz wenn dycz, wenn ich das gar in eynem namhailligen buche habe ge-
lesen. In prister Johannes lande sint (ist ein B) sunder spräche unnde buch-
Stäben, unnd ist ir A. b. c. hirnoch gesalcz^.
30. In des pristers Johannes landen ^ ist manch fremde landt von (und B)
manchirley sillen von leulen unnd von thiren, unnd ist an eyrae ende synes
landes eyn sandlmer; das ist eyn mer von ytelm flissendem sande bedecket,
unnd ist des sandes also vil unnd alz ungrundig, das man nicht weis vor-
war, ab dar wasser undir ist adir nicht. Me an etczlichen enden brechen
thire herus alz fische; dach glichen sy sich nicht rechten vischen. Unnd dy
thir veht man, unnd sint gut zcu essende. 31. Nymand mag nach enkan
ubir das mer kommen nach mit schifien nach mit andern listen; wenne was
daryn qweme, daz suncke an den grünt, unnd ist eyn gar grosz wyt mer,
unnd weis nymandt, wo is wende adir was an gensit sey. Unnd das mer
czüt sich .dar bis an dy desertc von Indien , das nymand da hin kommen
mag. Wol drey tageverte von dem mere in dem gewiltnisse unnd in deme
deserte lyt eyn gebirge, unnd us dem gebirge flUsset der wasser eyn, da das
edil gesteyne inne wechset, alz vorgeschreben ist. 32* Unnd gensyt des
Wassers ist eyn gros breyt plan, ylel sandecht. Der ist sulcher nalure, das
alle tage, so dy sonne uff geet, so stossen sich us der erden alz iunge cleyne
bomleyn unnd wachsen mit der sonnen uffgang alle läge nuwe us der erden,
unnd mit der sonnen nydergang unnd undirgang so vorswinden sy euch
wyder under der erden bis des anders morgens, so komen sy wyder usz dy
^) synem synne A, *) Hessen A. ^) In A ist ein Baum für die Buchstaben
frei gelassen, mit der Ueberschrift des Rubricators Litlere peiitexorie abc. In B
sind abtvechselnd rothe und blaue Buchstaben gemalt, wie mir scheint blosse Phantasie-
gestalten. *) Unter dem priesler Johan B.
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Der Priester Johannes. 1 53
bowmleyn unnd wachsen alle tage bis zcu inittage unnd denn von stund
hebin sy an wyder zw entwachsende bis an der sonnen nydergang, den syn
sy zcumal wyder yn gegangen. Ouch tragen dy bowmlin" fruchte; me man
getar dy fruchte nicht abe nemen, wann man meynet, is sy alz von czouber-
nisse unnd nicht von naturen. 33. Ouch sint in dem deser^t vil monster
(wunder B), dy sint von der geburte. Wenn da sint vil rechte wilde leute,
dy horner haben an den koppfen unnd sint ytel harecht unnd gestrubet unnd
können k«yne spräche, me sy hülen und grunsen alz dy swyn. 34. Ouch
sint in der seibin gegent vil Sydicus, das ist sittich , dy ungelerct in dem
felde fligen zcu den leuten unnde reden unnd grussen sy alz mit rechter
spräche, ab sy redeten menschliche spräche. Dach sint ouch ander, dy
nicht alzo breyte zcungen haben, unnd darumb- so enreden sy ouch nicht.
35. Unnd gensyt Pentexorie da lyt eyn insel dy heiszt Milchorach unnd
da wonete eyn riche man u. s. w. von dem Paradiespalaste j dann von dem
tewfels tal, dem gruwelichen tal, von allerlei Inseln und von Ungethümen und
Sitten auf denselben; darauf: In prisler Johannes lande ist ouch eyne insel
dy heist Bragman u, s, w, von den Bragmanen und Alexander etc. Wiedei'
von Ogier zugesetzt: Da Ogier von Dennemarken dy land alle gewan unnd
von eren legenden horte sagen, da lies her sy in iren fride unnd hatte grosse
hulde zcu en. Dann von den Gymnosophisten : Nach ist eyn landt in prister
Johannes lande, das heyszet Exiderriche (Exidrache Bj Oxidrate im englischen
Text, gemeint sind die Oxydracae) ade Genosoph (Genosopff Ä), dy ouch sulche
leute sint ane das sy nacket sint. Bei den Sonne- und Mondbäumen, bei
denen schon der tat, Text wieder den Ogier einführt, hat unsere Bearbeitung
noch ausserdem den Priester Johannes zur Hand : Dy heyssen der Sonne unnd
des monden bowme , alz mir dy von deme lande sagelen , wen ich was da
nicht by den bowmen umb das man darczu nicht komen mag. Unnd der
bowme lis prister Johannes hüten mit gar heyligen pfafien, unnd der eyne
lebete wol vier hundert jar adir funtf hundert jar, wen dy crafft von den
bowmen geben so lange lebelage. Dy bowme tragen baisam und in der weit
tvechst kein palsam mer wann an den bowmen unnd zcu Babilonien, alz vor
geschreben ist. Man spricht in dem lande, das Ogier was by den bowmen
unnd spysele sich mit dem baisam; unnd von der speyse hatten sy sulche
krafft, das her zo lange lebete, unnd meynen her lebe noch unnd suUe zcu
en . kommen. Wir weren gerne dar gevaren , me sy meynen , das hundirt
lusent man mochten nicht durch dy worjne gedringen etc, — Dann : Darnach
fyff' und ferro in pristers Johannes lande kegen der sonnen uffgang lyt eyn
land, das heysset Trypolane (Caprabone B, natürlich Taprobane), das ist gar
eyn fruchtbar landt unnd ist der mechtigsten konigrich eyn, das Ogier ye
gcwan etc. Darauf von den goldsuchenden Ameisen, Am Schlüsse: Der in
prister Johannes lande das mer alz umb und umb fert, der vindet sulche
wunder unnd riche inseln, landt, konigriche unnd provincien also vil, das is
ungloüblich est zcu sagen und zcu lesende. Unmittelbar daran schliesst sich :
Als man in prister Johannes lande hin czUt ymmer kegen der sonnen uffgang,
") bonwlin A.
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154 Friedrich Zarncke,
zo kumpt man alz verrc, das man nicht furhasz komen mag, unnd vindt
ffrosz wunderliche gepirge und vindet land, da man wyder lag nach nacht
gesen mag, alz mir dy von dem lande gesayt haben, und heist das vinster
landl. Dy wüste und das gebirge unnd das vinsternisse zcüt sich zcu eyner
syten bis an das paradis, also das das paradis gensit ist, uswendig dem vin-
Stern lande; unnd, als mir in prister Johannes lande gesayt wart, man mag
durch das vinsternisse nicht komen zcu dem paradis, me durch eyne ander
gegen w. s. w. Dann beginnt die Rückreise: Also man so ferro kumpi und
her wider wil, so mag man in das grosse mer siezen unnd mag prislers Jo-
hannes landt umbfaren neben zcu abe, unnd mag wyder kommen in des
grossen Gans landl. Abir der weg ist zcu lang, und höret so lange czyt
darczu, das man den weg (in iUczel B) vert. Doch so vert man en wol,
wer da wil. Uff dem berge (wege?) kumpt man in eyn landt das heisset
Cassa u. s. w, und ist da ein mechtig konig, wy wol her doch me wenn
das drille leyl von prister Johannes enphet, und das ander leyl entphet her
von dem grossen Can, und ist euch der konigrich eyn, dy Ogier gewan.
Damit ist auch für die Uebersetzung der Priester Johannes abgethan, nur der
Schreiber von A hat ihn später noch einmal eingeschmuggelt neben der Er-
wähnung des grossen Khans,
4. Die Legende des Johannes von Hildesheim.
ca. 1370.
Gleich die erste Nachricht, die von dem Priester Johannes nach
Europa kam, erwähnte seines Zusammenhanges mit den drei Königen
oder Magiern des Morgenlandes, deren Geschleehte er zugezählt
ward (vgl. Programm Nr. II, S. 5). Späterhin, als der Mongolen-
führer Dschingiskhan für den Priester Johannes oder dessen Nach-
kommen gehalten ward, brachte das Gerücht den Einfall seiner
Schaaren in Europa damit in Verbindung, indem man glaubte, es
sollten die Reliquien der heiligen drei Könige aus Köln in die Uei-
math zurückgebracht werden. Bei so früher und lebhafter Verbin-
dung beider Sagen ist es auffallend, dass erst so spät eine abgerun-
dete Legende über ihr VerhäUniss ausgearbeitet ist. Aber es ist keine
frühere bekannt als die des Priors von Marienau, Johannes von Hildes-
heim, der 1375 starb. Von seinem Leben wissen wir nur, dass er
um 1366 eine Reise nach Rom machte*). Sein Werk, das den Titel
führte: Historia de Iranslalione beatissimorum trium regum^ widmete
er dem Bischof von Münster Florentius von Wevelkofen, der diese
*) Vgl. über ihn die Bibliotheca Carmelitaaa, Orleans 4752, II S. 4 fg.
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Der Priester Johannes. 1^5
Stellung 1364—1379 bekleidete, und 1393 als Bischof von Utrecht
starb. Also ist die Erzählung zwischen 1364 und 1375 geschrieben,
wahrscheinlich wohl ums Jahr 1370, nach der Reise nach Rom.
Auf diese liebliche Erzählung machte kein Geringerer als Goethe
zuerst aufmerksam, der eine lateinische Handschrift des 15. Jahrh.
erworben hatte. Er gab 1820 in »Ueber Kunst und Alterthum«
II, 2, S. 1 56 fg. eine geschmackvolle Analyse des Inhalt«, die in die
Gesammelten Werke (in 56 Bänden) Bd. 45 S. 190 fg. Aufnahme ge-
funden hat. »Genug«, schreibt Goethe, »ich meine nicht, dass ir-
gend etwas Anmuthigeres und Zierlicheres dieser Art mir in die
Hände gekommen sei«. Zu bemerken ist, dass in dieser Legende
die alte Annahme, dass der Priester Johannes zum Geschlechte der
drei Könige gehört habe, aufgegeben ist. Die Legende weist ihm
eine andere Stellung zu.
Ausser Goethe*s Handschrift giebt es noch mehrere, z. B. in
München Nr. 2941 und 8248, in St. Gallen u. s. w. Auf eine grft
geschriebene, ebenfalls dem 15. Jahrh. angehörende Hs. auf der
Universitäts-Bibliothek in Olmütz machte mich Herr Oberbibliothekar
J. Müller aufmerksam und übersandte mir dieselbe mit Genehmigung
des österreichischen Herrn Cultusministers von Stremayr. Ausserdem
giebt es Drucke des 15. Jahrh., so einen vom Jahre 1477, den
Oudinus erwähnt (wie G. Schwab angiebt), und einen vom Jahre
1486 (Mainz bei Guldenschaff), den ich benutzte. Er beündet sich
auf der Leipziger Universitäts-Bibliothek, Scr. eccles. 1182. Dieser
Druck enthält jene Vorrede an den Bischof von Münster, die der
Olraützer und der Goethe'schen Handschrift fehlt. Uebrigens scheint
der Text wenig abzuweichen ; wenigstens habe ich , von etwas ver-
änderter Gapitelzählung abgesehen, keinen irgend wesentlichen Unter-
schied zwischen der Olmützer Handschr. und dem Druck von 1486
bemerkt.
Das Buch hat frühe eine deutsche Bearbeitung erhalten, bereits
im Jahr 1389, in welchem Jahre sie der Frau Elsbeth von Katzen-
ellenbogen gewidmet ward. Vgl. die Baseler Handschr. von Jahre
1420; eine Handschrift besitzt auch die Heidelberger Bibliothek
(Palat. Nr. 118); ein Auszug befindet sich auf der Pariser Bibliothek,
Nr. 7832. Auch sonst noch kommt die deutsche Uebersetzung nicht
selten vor. So weist der Münchner Katalog vier Handschriften auf,
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156 ^ Friedrich Zarncke,
ebensoviele der St. Galler, vgl. Bächtoid in der Germania 2, 335.
Auch eine Prosa in niederdeutscher Sprache scheint es zu geben;
vgl. V. d. Hagen's Grundriss S. 552. Einen, mir nicht zu Gesicht
gekommenen alten Druck erwähnt C. Simrock. Eine gute neudeutsche
Bearbeitung lieferte, durch Goethe angeregt, 1822 G. Schwab »Die
Legende von den heiligen drei Königen, Stuttgart und Tübingen
bei Cotta«, mit einer guten Einleitung, die zuerst den, Goethe noch
unbekannt gebliebenen Namen des Verfassers feststellte. 1842 nahm
Simrock einen Auszug in den 4. Band seiner Volksbücher auf.
Ich folge in den nachstehenden Auszügen dem Drucke von 1 486
und seiner Capiteleintheilung.
Lehrreich ist die zu Grunde liegende geographische Anschauung, Melchior
ist König von Nubien, wozu auch Arabien mit dem Sinai gehört. Hier, heisst
es, sind die Einwohner stets dem Christenthume treu geblieben; sie haben an
allen Orten, wo Christenleute wohnen, eigene Tempel und Kirchhöfe. Offenbar
iH hiei^ richtige Kenntniss von den abessinischen Christen anzunehmen. Balthasar
herrscht in i^Godoliaa, wozu auch Saba gehört, Jaspar in i>Tharsis(i und über
die hochberühmte Insel nEgrysctdlaa, in der, wie angegeben wird, später der
Leichnam des heiligen Thomas bestattet wurde. Gemeinsam heisst es von den
drei Königen, sie herrschen r>in den Landen zu Indien, Chaldäa und Persienn.
Sie kommen alle drei »vom Orient, da da>s Erdreich sich endet und die Sonne
aufgeht. Dort hört man beim Anbruch des Tages und bei der Morgenröthe die
Sonne mit so grossem Geräusch und Schall und mit so erschrecklichem Getöne
aufgehen, dass , wer das nicht gewohnt wäre, es nicht möchte ertragen. Und
darüber hinaus da werden Hie Menschen durch das Hallen des Firmamentes
taub geboren a (Cap. 25 des Drucks). Bei der Rückreise gehen alle drei über
Cilicien (Cap. 24 des Drucks). Auch sonst werden die drei Könige in gleicher
Gegend wohnend gedacht, obwohl sie nach Jerusalem auf verschiedenen Wegen
gekommen waren, unabhängig und unwissend von einander.
Nachdem die drei Könige nach Christi Geburt in Bethlehem gewesen sind,
kehren sie heim und warten auf die Predigt von Christus und auf die Taufe.
Nach Christi Tode begiebt sich der Apostel Thomas zu ihnen, die mittlerweile
alt geworden sind, aber wie Simeon geharrt und gehofft haben. Freudig em-
pfangen sie ihn. Nach Predigt und Taufe weiht er sie zu Erzbischöfen. Nach
Thomas^ Fortgang und Märtyrertode wählt eine Versammlung von Königen,
Fürsten, Bischöfen, Priestern u. s. w. , die die drei Könige ausgeschrieben ha-
ben, den Begleiter des Thomas, Jacob von Antiochia, zum Patriarchen und
giebt ihm als solchem den Namen Thomas, wie forthin alle Patriarchen dort
heissen. Dann heisst es weiter, Cap. 54 des Drucks, Cap. 51 der Olmützer
Handschrift :
Ceterum praedictt tres reges gloriosi, quia liberos et heredes non habue-
runt, extuDC etiam de communi consilio et unanimi consensu omnium popu-
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Der Priester Johannes. 157
lorum ibidem congregatorum, ex omnibus populis ibidem rongrojialis elegorunl
lunc virum strenuum, nobilem et illustrem, qui omnibus terris perpetue et
regnis suis in temporalibus praeesse deberet, ut, si aliqui malivoli vel male-
fici palriarcbam, episcopos seu presbyteros non curarent vel ipsis rebellarent
seu a fide apostatarent, quod per brachium saeculare ad viam rectam possenl
eogi et compelli , et illud dominium perpetue deberel succedere per herodes
et durare, et talis rector et gubemator in temporalibus non rex vel imperalor
deberet vocari, sed ab omnibus populis »presbiter lobannes« in perpetuum
deberet appellari. Nam »presbiter« lohannes ex eo vocari deberet^ quia pres-
bitero nullus sit dignior in mundo, cuius potestate hominibus iustis et iniuslis
Goelum clauditur et aperitur, et in cuius extensione manuum et elevacione
omnium imperatorum et regum, principum et populorum genua et colla cur-
vantur, prout haec et quamplurimas virtutes et dignitales idem presbiter Jo-
hannes, qui est dominus Indorum, in suis litteris et epistolis specialiter scri-
bit et exprimit in praesentem diem. Et litterae et epistolae suae, quas regi-
bus et principibus mittit, sunt rotuli involuti, in quibus in principio scribit
et mandat pro salutacionibus benedictiones omnium puerorum, servorum et
ancillanim, avium, animalium , agrorum et vinearum , et uxorum et concubi-
narum et omnium, quae ille rex vel princeps seu bomo possidet in domibus
vel in campis, cui litleras suas mittit, et secundum quod ille est condicionis,
cui litteras suas mittit, secundum hoc sibi scribit et demandat pro salutacioni-
bus benedictiones. Et habet dexteram Dei benedicentem in gyro cum stellis
ornatam in suis sigillis et vexillis^j. Item idem dominus Indorum propterea
»lohannes« deberet vocari a duobus, videlicet a lohanne evangelista, qui fuit
presbiter et a domino prae ceteris magis electus et dilectus. Item idem do-
minus Indorum lohannes deberet vocari nomine et honore lohannis Baptistae,
qui dominum baptisavit, cui etiam maior non surrexit inter nalos mulierum,
prout Thomas apostolus per omnia ipsos in forma vit.
Geterum hü tres reges gloriosi omnibus regibus, principibus et nobilibus,
episcopis et presbiteris ac omnibus populis Thomam patriarcham et presbite-
rum lohannem in eorum dominos et rectores in spiritualibus et temporalibus
tunc in perpetuum assignabant, quibus tunc universi reges et principes et no-
biles ac universi populi obedienciam et homagium humiliter fecerunt et se
eorum dominacioni et potestati subiciebant et laeti et gaudentes ac alacri corde
super omnia, quae viderant et audierant et acciderant et acta et ordinata fue-
rant, ad propria sunt reversi. El sie iidem domini et gubernalores Indorum
in spiritualibus et temporalibus »patriarcha Thomas« et »presbiter lohannes« in
universo mundo sunt vocati in hodiernum diem.
Nachdem die drei Könige gestorben, lässt ihnen, doch erst spätei% der Prie-
ster Johannes eine Capelle in Jerusalem bauen, deren Benutzung jedoch durch
die Saracenen hintertrieben ward. Cap, 36 [in Cap. 55 der Olmützer Hs,) :
Et postmodum presbiter lohannes et homines de regno Nubyae nati, qui
^) Diese Angaben sind schwerlich aus der Luft gegriffen und verdienen Beach-
tung, Hatte der Verfasser etwa Briefe des Königs von Abessinien im Auge?
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158 Friedrich Zarncke,
Iq illis partibus Nubyani vocanlur, subtus monleni calvariac ex rupe et petra
(lurissimam capellam sculpere (exsculpere Olm.) fecerunt, quam in honore
trium regum consecrare fecerunt in memoriale, quod Melchior, rex Arabum et
Nubyae, ibidem in caligine et nebula resedit (das war geschehen als er nach
Christi Geburt bei Jerusalem angekommen war)^ quando dominum infanlem ad
adorandum quaesivit. Et vocatui* illa capella in partibus illis »capelia Nubya-
noi*um ad reges« in praesenlem diem, sed Sarraceni nunc, prout patet, ianuam
ipsius capellae lapidibus ob invidiam obstruxeiunt.
Wo dann die verschiedenen christlichen Seelen des Orients aufgezählt werden^
werden die Nubier für sich besprochen , 7ind offenbar liegt dabei Kenntniss des
christlichen Reiches in Abessinien zu Grunde. Davon getrennt werden die Chri-
sten des Priesters Johannes in Indien ^ Cap, 41 (Cap, 38 Olmützer Hand sehr,) :
Item Indi de regnis presbileri lohannis nati sunt boni Christiani et habent
pro se patriarcham , qui Thomas vocatur, cui ipsi in omnibus et per omnia
obediunt, ut nos domino Papae ; et presbitero lohanni obediunt ut nos impe-
ratori vel regi, et herum amborum habitatio est in civitate Seuwa [Senwa
in der Olmützer Handschr,, SkuUa i) in der sonstigen Ueber lieferung].
Der Priester Johannes ehrt die drei Könige ganz besondei^s. In Cap. 41 [38) :
Celerum in quali et quanta reverencia hü tres reges, qui domino munera
obtulerunt, et honore habeantur in omnibus terris et provinciis in Oriente, et
ab omnibus regibus, principibus et nobilibus et omnibus populis ibidem ve-
nerentur, est sciendum, quod presbiter lobanncs, dominus Indorum, et omnes
reges sub eins imperio, et rex Georgiae superioris et rex Georgiae inferioris
et omnes alii reges christiani, hü omnes in die epiphaniae sicut in die coro-
nacionis eorum vestimentis rogaübus et aüis ornamentis in honore trium re-
gum bealoTum sunt ornali et coronati, et tribus vicibus in missis offerunt
obiaciones; videlicet in introilu missae, oflertorio et communione offerunt au-
rum, thus et mirram cum maxima humilitale et devocione, et alii principes
et nobiles quivis prae aüo se ornat, prout est maioris nobilitatis et facultatis,
et eliam offerunt ter in missis obiationes.
Die Länder der drei Könige gehen gemeinsam auf den Priester Johannes
iiberj iverden also als zusammenliegend angenommen. Vgl. Cap. 34. In dies
Land des Priesters Johannes schifft man von Aegypten aus durchs rothe Meer.
Aber gegenseitig verhindern der Sultan und der Priester Johannes die Durch-
fahrt aller derer j denen sie nicht ganz trauen. Der Sidtan lässt keinen Euro-
päer nach Indien über schiffen, damit er nicht dem Priester Johannes, loder ein
Herr ist über Indien, oder anderen Königen in Indien und dem Orienten Briefe
von den Christenkönigen überbringe, die sie aufforderten, sich gegen den Sidtan
zu verbinden und gemeinsam zu verschwören. Ebenso macht es auch der
Priester Johannes, der jenseits des rothen Meeres wohnt, damit Keiner aus sei-
nem Lande zu dem Sultan schiffen möge, ihm zum Schaden [Cap. 10).
lieber den Kampf des Priesters Johannes mit den Tartaren ist bereits in
Capitel V [s. o. S. 117 fg.) gehandelt.
1) Skulla wird aus der Schreibung Seulba (= Seuwa, w ähnelt oft einem Ib)
entstanden sein, oder auch umgekehrt.
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Der Priestku Johannes. 159
Am Fusse des Berges Vaus [odei* Victoriaiis), auf dem die Sternwarte war,
um den prophezeiten Stern zu beobachten, hatten die drei Könige die Stadt Seuwa
(Skulla, 5. 0.) gebaut und diese wird die Residenz des Priesters Johannes und
des Patriarchen Thomas:
Et propter talem et tantam devotionem ipsi tres reges inaximam et no-
bilissimam civitatem io pede huius montis construxerunt et fecerunt et ditis-
sime consummaverunt. Et ipsam civitatem Seuwa vocaverunt, quae adhuc
nunc est malor et dilior civilas in omnibus partibus Indiae et Orientis in prae-
sentem diem, et in hac eivitate est habitacio domini Indorum, qui presbyter
lohannes vocatur, ac Thomae, Indorum patriarchae.
5. Die Reisebeschreibiing 4es Johannes Witte de Hese.
1389.
Der Name des Verfassers ist bisher stets nur Johannes de Hese
citirt; aber wir haben keinen Grund an der Zuverlässigkeit der Ber-
liner Handschrift zu zweifeln, die ihn Johannes Witte de Hese nennt.
Seine Person ist urkundlich nicht nachgewiesen; dass er dem Nieder-
rhein angehörte, wird auch dadurch bestätigt, dass er (§ 23) Köln
zum Vergleich herbeizieht; übrigens habe ich es für unnöthig ge-
halten, über seine Person eine weitere Untersuchung anzustellen.
Denn sein Werk ist vom Anfang bis ans Ende eine Fiction, an-
muthig geschrieben, aber kaum irgendwo eine brauchbare Quelle be-
nutzend. Dass der Verfasser nie selbst im Orient war, beweist gleich
der Anfang, wo er erzählt, dass er von Jerusalem über den Jordan
nach Hermopolis, von da über das rothe Meer an den Sinai, darauf
durch die Wüste nach Damiette, und von hier aus zu Schiffe nach
Indien gefahren sei. Ebenso kommt er auf der Rückfahrt von dort zu
Schiffe nach Jerusalem. Auch in den Einzelheiten hat er es nur auf das
Wunderbare abgesehen, und nur Quellen benutzt, die ihn nach dieser
Richtung befriedigten. Gleich im Anfange (§ 1 fg.) bei Einführung
der ägyptischen Stadt Hermopolis verräth er seiner» Vorlage, es ist der
Liber de infantia Mariae (ed. 0. Schade, Königsberger Programm 4869),
vgl. das. S. 40. Der Presbyterbrief ist ferner eine dieser Quellen,
dann der Bericht vom Patriarchen Johannes. Er wirft allerdings Pres-
byter und Patriarch nicht zusammen, aber die Beziehung des Letz-
teren zum Apostel Thomas wird ihm doch augenscheinlich die Ver-
anlassung, Edissa herbeizuziehen, wo nach der eigentlichen Legende
die Ruhestätte des Apostels war, und dort den Palast des Priesters
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<J^^
160 Friedrich Zarncke,
Johannes anzusetzen. Das mare arenosum und die darin gefangenen
Fische (§ 15) werden dem Presbyterbrief § 31, die Notiz über den
Pfeffer demselben § 25, ebenso auch die pigmaei und monoculi ihm
angehören, obwohl für alle diese dem Verfasser auch andere Quellen
bekannt sein konnten; deutlich verräth sich dagegen die Anlehnung
an den Presbyterbrief in der Schilderung des vielstöckigen Palastes
(§ 24 fg.), auf die offensichtlich der wunderliche Aufbau des Spiegel-
unterbaues (Epist. presb. loh. § 67 fg.) von Einfluss gewesen ist; in
§ 35 erscheint auch jener verrätherische Spiegel selbst; die 72 reges
in § 38 gehen auf § 9 des Briefes, die Notiz über den seltenen Verkehr
mit den Weibern (in § 39) auf § 61 des Briefes, doch erweitert, ent-
weder aus der Interpolation des Briefes (vgl. § 55 q desselben) oder
aus directer Kenntniss der Sage von den Amazonen; auch die Angabe
des Titels des Priesters Johannes verrath, obwohl er nicht ganz überein-
stimmt, Kenntniss des Briefes. Aus dem Bericht über den Patriarchen
Johannes sind die §§ 19 — 48 von Johannes Witte für § 41 — 46
seiner Reisebeschreibung verwendet worden; aber eine wörtliche
Benutzung kommt auch hier kaum vor; der Verfasser hat eben
seinen eigenen Stil. Die Herrschaft des Priesters Johannes ist ganz
ins Fabelhafte gesteigert, er ist der Herrscher über den Gross-Khan.
Die sich drehenden Palasträume (§ 33. 34 und 37), und die Löwen
(§ 27), sowie den Riesen (§ 36), welche den Nicht -Christen und
Ketzern oder den eintretenden Feinden geföhrlich werden, scheint er
sogar aus französischen Romanen herübergenommen zu haben: in
den Gralromanen z. B. finden sich solche Erfindungen mehrfach. Vgl.
z. B. P. Paris, Romans de la Table ronde I, 21 7. Potvin, Introduction
S. XXXIII und XXXII seiner Ausgabe des Perceval le Gallois von
Chrestiens und seinen Fortsetzern, Bd. V. Die Erzählung von dem
Fisch iasconius (§51) ist aus den Reisen des heiligen Brandanus ent-
nommen; vgl. Sanct Brandan, hsgg. von Carl Schröder, S. 10 fg.
Das Lebermeer stammt aus dem Herzog Ernst, wie die Zusammen-
werfung desselben mit dem Magnetberge beweist ; doch ist die Fabel
von letzterem hier ganz anders gewandt: der Magnet befindet sich
am Grunde des Meeres und zieht die Schifib zu diesem hinab.
Wiederholt finden wir als Jahr der angeblichen Reise 1489 an-
gegeben. . Das ist falsch, obwohl einige Drucke und vielleicht selbst
die Genter Handschrift diese Jahreszahl bieten. Aber vom Jahre 1 499
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Der Priester Jorannes. 161
ist bereits ein Druck vorbanden, und wenn die Reisebeschreibung
so bald gedruckt herausgekommen wäre, so würde sich schwerlich
noch eine handschriftliche Ueberlieferung gebildet haben. Es scheint
aber ziemlich viele Handschriften zu geben, darunter selbst auf Per-
gament, und die von mir benutzte Berliner Papierhandschrift ist ent-
schieden alter als 1489. Es muss also 1389 heissen, wie auch die
älteren Drucke und die Berliner Handschrift geben, und wie ebenso
die Histoire litt^raire 24, 490 das Werk ansetzt.
Eine Analyse dieses Schriftstückes bietet Reiffenberg in I'Histoire
des ducs de Bourgogne par de Barante, Brüssel 1 835, V, S. 425 fg.
Vgl. auch Beckmann, Litteratur der älteren Reisebeschreibungen II,
394. Nur durch Anführung Anderer kenne ich das Citat »Pierre
Bergeron, Trail6 de la navigation XIII, 52«.
Handschriften sind mir bekannt geworden, auf Pergament in
Gent; vgl. Pertz Archiv 7, 1012, 13 und Jules de St. Genois,
Cat^logue des manuscrits de la biblioth. de Gand S. 8 fg. (Nr. 10,
soll heissen 11); dann in Wien Nr. 4758, 10 Papier; endlich in
Berlin, Ms. lat. fol. 245 Papier. — Gedruckt ist das Werk häuGg,
in Deutschland und Holland; es wurde den Ausgaben des Presbyter-
briefes vorangeschoben, sodass auch die Titel fortan den » Itincrarius
Joannis de Hese« voranstellen. Diese Drucke sind zum Theil ohne
Angabe des Jahres und Ortes, datirte von 1499, 1504 (Daventriae)
u. s. w. bis 1565, aus welchem Jahre Yule, Cathay etc. I, CXLI
Anm. 1 noch einen Antwerpener Druck anführt.
Die Drucke enthalten eine Ueberarbeitung, die bemüht war, das
Küchenlatein des Originals in das schon durch die Humanisten ver-
edelte Latein des ausgehenden 15. Jahrh. umzusetzen; so wenn es
im Original hiess (§ 4): de cuius fontis aqua dicilur^ quod caeci vi-
denl^ ij)sis accipientibus^ ei infirmi sananlur etc., so heisst es dafür
in den Drucken: de cuius fonlis aqua diciiur^ quod caeci accipientes
de ea recipiunl visum^ infirmi sananiur etc. Wenn dort (§ 7) : lampas
se ipso incendilur^ so hier: per semel ipsam; wenn dort (§15): quia
fundus illius maris dicilur quod sii lapideus^ so hier: quia fundus il-
lius maris dicitur esse lapideus ; wenn dort (§ 18): et sunt ibi ultra
quingenli ponies^ so hier: plus quam quingenti; wenn dort (§ 28) : rft-
citur^ quod ibi sit una magna liberia et una camera^ ad quam doctores
transeunt ad illam^ so hier: dicitur etiam ibi esse magna libraria in
Abhandl. d. K. S. Gesellscli. d. Wissensch. XIX. H
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162 Friedrich Zarückb^
camerUj ad quam doclores Iransetml sludere u. s. w., fast jeder Salz
bietet Beispiele. Zuweilen ist auch, vielleicht weil die Vorlage an
der Stelle fehlerhall war, ein ganz andei-er Sinn an die Stelle des
ursprünglichen getreten ; vgl. z. B. in § 44 die Lesarten. Einige Male
fehlen auch grössere Parlien, so in § 44 und in § 24. — In den
Drucken finden sich viele Fehler, in den spiUeren in immer zu-
nehmender Menge. Nach einem dieser letzteren hat G. Oppert das
Werk neu herausgegeben in seinem Buche S. 180 — 193.
Ob bereits eine der Handschriften den Text der Drucke gewährt,
habe ich nicht untersucht. Ich beschränkte mich auf die Benutzung
der gut geschriebenen Berliner Handschrift, die das Original im Gan-
zen treu wiederzugeben scheint. An einigen Stellen hat auch sie
sich kleinere und grössere Auslassungen (letztere durch Abirren des
Auges) zu Schulden kommen lassen; ich habe diese aus den Drucken
ergänzt, im Uebrigen aber die Lesarten der letzteren nur wo be-
sondere Gründe vorlagen angegeben. Ich konnte von ihnen um so
eher absehen, als ja G. Oppert's Abdruck leicht zugänglich ist.
Ich habe die anmuthig geschriebene und aus einem Gusse her-
vorgegangene Erzählung ganz aufgenommen, obwohl der Priester Jo-
hannes zuerst in § 17 erwähnt wird und wir mit § 48 sein Land
wieder verlassen.
1. [180]*) Anno domini m^ccc^lxxxix® lohannes Wille de Hese, presbiler
Traieclensis diocesis, fui in Iherusalem in Maio, visilando ibi sancla loca, pere-
grinando ullerius versus lordanem et per lordanem ad mare rubrum ad partes
Aegypti ad unam civilatem vocatam Hermopolis, quae dicilar capilalis civilas
Aegypli, ubi beala virgo seplem annis morabalur cum filio suo, domino no-
stro. 3. El in mari rubre praediclo vidi pisces volantes super aquas ad spa-
cium tanlum, quantum balista posset sagiltari. El illi pisces sunl rubei co-
loris,' habenies in longiludine ultra duos pedes, habentes eciam capul rolun-
dum ul callus el roslrum ut aquila, de quibus piscibus comedi. El sunt
pisces grossi ; propterea oportet ipsos diu bulire. Et vidi plura animalia rara,
de quibus non habeo memoriam. 3. Eciam vidi in diclo niai i rubre serpen-
les volantes ad lerram el reverlenles econira ad mare rubrum, el sunl valde
nocivi hominibus eos inloxicando. Conlra quos habetur cinis de palma com-
husla, crescens ibidem el in lerra sancla, el eciam quaedam herba, Coral
nuDcupala, crescens in mari rubre in loco, per quem Moyses perduxii popu-
A = Ms. tat. foL 245 der Berliner Königlichen Bibliothek,
a = die Drucke des 45. und 46. Jahrh.
Diese Ziffern verweisen auf G. Oppert's Ausgabe.
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Deb Priester Johannes. 163
lum Israhelilicum. Ei ille locus seu via [484] agnoscitur per quatuor magnos
lapides nigros siantes in ripa maris, duo ab una parle maris et duo ab alia
parle. 4. Et in civilale Hcrmopolensi praedieta est orlus, in quo morabatur
beata virgo, et in illo est fons, in quo beala virgo lavil sua necessaria, de
cuius fonlis aqua* dicitur, quod caeci videnl ipsis accipientibus et inßrmi
sananlur et leprosi mundantur. In quo orto crescit balsamum. 5. Eciam in
civilale praedicla est una ecclesia mirae magnitudinis, constructa in honore
sanclae Trinitatis et gloriosae virginis, quae prius fuit templum ydolorum, in
quod cum beata virgo primo venit ex melu Herodis in Aegyptum fugiendo,
daemones fugierunl et ceciderunl ydola in lemplo, ut dicilur ibidem.
6« Et de illa civilale Hcrmopolensi sunt octo dietae usque ad civilatem
Amram, quae iacet supra mare rubrum, ubi iterum transnavigalur direcle
per mare rubrum^ et Iransilur pedesler Septem diebus ad montem Synai, in
quo iacet corpus bealae Ratherinae virginis in claustro canonicorum regula-
rium devote vivencium et nisi in die semel comedencium, quorum sunl^
43 in numero. 7. Et sunt eciam ibi 43 lampades ardentes, quae nunquam
possunt extingui, sed absque aliquo augmenlo semper vivunl. Sed cum unus
canonicorum moritur, tunc una se ipso exlinguilur lamdiu donec ilerato ad
locum alius eligilur, et tunc lampas se ipso sine aliquo adiuvamenlo incendi-
lur econtra. Et illud claustrum est forlissime munitum propter animalia nociva.
8. De sepulchro sanclae Katherinae stillant in qualibet seplimana nisi
Ires gullae olei, quod olim in magna copia Slillare consuevit. Et eciam ibi-
dem est lapis, quem Moyses percussil, et fluxerunt aquae ßliis Israel. Et
ibi sunt volucres portantes in ore ramos olyvarum, ponentes illos infra emu-
nitalem claustri. El sunt illi aves ut lurlures in magniludine, habenies alba
capila et colla. 9. Item in^ monte Synai sunt quatuor dietae per deserlum
usque ad campum Helym, in quo Moyses conslruxit allare domino, quod al-
lare iam corruit et iacenl adhuc lapides ibidem de illo. El in eodem campo
quieverunt ßlii Israel per xl dies, quando Moyses acceplavit legem. 10. Et
in eodem campo sunt duodecim fonles, de quibus si quis biberil, nunquam
excaecantur eius oculi, [482] ut dicilur. El sunt eciam ibidem lxxii palmae,
quas Moyses ibi planlavit et cum quibus semper obtinuil vicloriam, et ad illum
campum non possunt venire animalia venenosa. Et crescunt ibidem mullae
bonae species. 11. El prope illum campum est unus fluvius, qui dicilur
Marach®, valde amarus, in quem Moyses pcrcussit virga et accepil dulcedi-
nem; de quo filii Israel biberunt. Et adhuc hodiernis lemporibus, ut dici-
lur, animalia venenosa inloxicanl illam aquam posl occasum solis, quod bona
animalia exinde bibere non possunt: et de mane posl orlum solis venit uni-
cornus^ ponens cornu suum ad dictum fluvium ad expellendum venenum ex
illo, sie quod bona animalia de die accipiunt polum. Et hoc vidi. 13. Et
ulterius per unum magnum miliare est habilacio unius sancti heremitae, ubi
sanclus Paulus, primus heremita, et sanclus Anlhonius habitabant. Et idem
heremila adhuc hodiernis lemporibus pascilur manna coelesli; quem heremi-
*) fehlt A. ^) ubi 6i* rubrum fehlt in A durch Abirren des Auges. *) fehlt
A, ^) de a. ^) Marath a. ^) uoicornus a, unicornis a.
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164 FniEDnicH Zabnckb^
laui vidi^, et dorniit super lapideni et est veslitus vpsle pilosa secundum
inoduni bofUi lohannis Baplistae.
13. Ct. ullerius transcundo, bcno per quindenam, per deserlum et per
terram ür^ Caldeoruin, ubi* rubel ludei habitant, veni ad fluvium Nylis\ in
quo navigavi per unum diem ad unurii portuin maris ad civitatem quandam
vocatam Damiad, et ibi intravi naveni, navigando per iiiare Oeceanum bene
per tres menses ad Aethyopiam, quae regio dicilur »inferior Indiac, ubi san-
ctus Bartholomaeus praedicabal. Et ibi nioranlur Aethyopes, nigri homines.
14. Et uiterius navigando veni ad pigmaeos, et sunt parvi homines, haben-
tes in longiludine* unius ulnae, et sunt diflbrnies et non utuntur domibus,
sed morantur in cavernis moncium et in speluncis et in coneliis, nee utuntur
pane, sed herbis. speciebus et lacticiniis, ul bruta. Et dicitur ibidem, quod
pigmaei pugnant saepe contra ciconias etciconiae interficiunt pueros eorum
aliquando. Sed hoc non vidi. Et vivunt ad maius xii annis, ut dicitur, et
non ultra. 16. Et ulterius navigando de mare Aelhyopiae infra maria ieco-
reura et arenosum per quatuor dielas veni ad terram monoculorum. Et mare
iecoreum est lalis nalurae, quod attrabit naves in profundum™ propter ferrum
in navibus, quia fundus iilius maris dicilur quod sit lapideus de lapide [483]
adamanie, qui est attraclivus. Et ex alia parte est mare arenosum, et est"
arena fluens ut aqua, crescens et decrescens, et in illo mare capiuatur pisces
per monoculos, qui intrant pedester. 16. Et eidem monoculi transeunt eciam
aliquando sub aqua periciitando naves. Et propter isla duo maria, infra quae
navigare oportet, est periculosissiinum navigare, et propterea necesse est,
quod habeatur bonus et directus ventus, si homo debet salvari. El iili mo-
noculi sunt breves, grossi et fortes, et comedunt alios homines, et habent
oculum^ in medio frontis, lucidum p ad modum carbunculi. Et sunt sub do-
minio Grandicanis, et Jaborant semper in nocte.
17. Et ullerius navigando ad mediam Indiam, ubi Grandicanis regnat
sub imperio lohannis presbiteri, veni ad civitatem magnam, quae vocatur
Andranopolis, quam sanctus Thomas primo ad fidem convertebat. Et in illa
civilale morantur boni Cristiani et multi religiosi, et est sita in littore maris,
et ibidem est portus, ubi multi naves de diversis mundi partibus conveniunl.
18. Et sunt ibidem domus multum altae^, et plateae sunt salis striclae, sie
quod homines non sencianl' solem neque habeanl in plateis. Et sunt in
eadem civilale ultra quingenli ponles lapidii, sub quibus fluunl rivuli, et ibi-
dem est unum clauslrum Minorum, quorum ecciesia facta esl de puro ala-
baslro, et ibidem sepeliunlur peregrini cristiani. 19. Et in eadem civitate
prope lilus maris est una turris magnae allitudinis el pulchritudinis, quam
de nocte aslronimi el lillerali ascendunt fulura praenoslicando«; et de die
domini civitatis et maiores habent eorum consilia. Et in summilate iilius
turris stanl quinque lurres de lapidibus preciosis el de auro, quarum media
^) ego Johannes de Hese praedicliis vidi a. ^) Hur a. *) ihi A. ^) Nilura a.
*) in longnm longiludineni a. ™) in pr. fehlt A. °) fehlt A. ^J oculos A, unum
oculum a. p) nilidum a. ^) alli A, ') senciunt A, aber vgl. das folgende ha-
beanl. ^) prenoslicendo A.
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Der Priester Johannes. 165
est magis elovala quam rolnjuac quatuor, in qua stant candelae et lampades
ardentes in nocle, sie quod nautae remolissime videnles luccm secundum hoc
se reguni applicando se civitati praediciae. 20. Et prope illam civil^lem est
unum claustrum appellatum »ad sanctam Mariam», ubi habitani devoti homi-
nes. Et ibidem est peregrinacio magna peregrinorum *. Et ibi prope eramus
capti per raplores Gran dicanis, ipso existente in partibus" et adducti [184] in
castrum unum vocalum Compardue^ ubi octo delenti eramus Septem septima-
nis. Scd cum iterum Grandicanis veniebat ad partes , eramus liberati eo
quod fueramus peregrini sancti Thomao, quos diligit, quamquam ipse fuit
paganus, quia maxime timet vindictam sancti Thomae. Et cibavit nos Septem
diebus in eodem^. Et postca fecit nobis dari conductum per suos bene xii
diebus ad unam civitatem magnam, Eleap^ nuncupatam, et ibi terminatur
media India^.
21. Et ibi inlravimus navem navigando sub ducatu Grandicanis praedicli
octo diebus, veniondo ad unum montem altissimum petrosum, iacenlem in
mari, habentem subtus unum foramen per spacium trium miliarium, per
quod nos transnavigare oporluit. Et illud foramen est ita tenebrosum, quod
semper oporlebat nos habere candelas ardentes. Et in exitu foraminis opor-
tebat navem descendere nobiscum'' bene ad spacium viginti cubitorum, quia
ibidem mare respectu foraminis est i(a bassum ; et maxime ibidem timeba-
nius. 22, Et ibi prope in terra crescit piper inter duos montes. Et ibidem
tot sunt serpentes, quod piper colligi non potest absque igne. Sed circa
festum sancti Michaelis inccndilur ignis, sie quod serpentes fugiunt, et tunc
colligitur piper. Et isti duo montes in fine, ubi terminantur, prope mare
coadunantur, et fit* subtus foramen tenebrosum ad spacium trium miliarium.
Et per illud foramen transit rivolus velocissime currens, sie quod ducit se-
cum magnos lapides. Et in illo foraniine audiuntur horribiles soni et toni-
Irua et clamores diversi horribiles. Sed quid signißcet, nescitur et nuUus
intelligil.
23. Et ulterius navigando per monsera venitur ad unum portum, qui
Gadde vocatur , et ibi stal castrum , ubi mercatores dant theolonium presbi-
tero lohanni. Et ulterius navigando per xiiii dies venitur ad civitatem Edis-
sam, ubi presbiter lohannes moratur. Et illa civitas est capitalis tocius regni
sui et est sita in superiori India in fine terrae habitabilis, et illa civitas cs(
maior quam essent xkuu^*^ civitates Colonienses. 24. Et habitacio presbiteri
lohannis est sita in medio civitatis, et habet bene in longitudine duo miliaria
[185] toutonica et eciam bene tantum in latitudine, quia est quadratum^, et
palacium^ slat super columpnas, quarum** sunt, ut dicitur, ix C in numero,
et media inter istas columpnas est maior aliis, et ad hanc sunt facti quatuor
magni gigantes de lapidibus preciosis et deauratis, stantes inclinatis capitibus
*■; in quo quidem claustro magnus est concursus et visitatio peregrinorum de
longinquis partibus venientium a. ") illo vero non existente in partibus illis a;
das non ist wohl richtig, ^] Compardit a. '^) tvohl zu ergänzen Castro. *) He-
leap a, Beliab a. ^"} ludea A. *) fehlt a, es ist wohl ein Wasserfall gemeint.
*) Sil A, ^) nam civitas quadrata est a, und so ist es auch zweifelsohne zu ver-
stehen. ^) fehlt A, ^) quare A,
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166 Friedrich Zarngke,
suhius palachim, acsi portcni iolum palacium. 25« Et ad quamlibei aliam
columpnam sunt eciam factae ymagines, ad* unam ymago regis et ad aliam
ymago reginae, habentes Uidos et cyphos deauratos in manibus suis. Tunc
ymago regioae habet cyphum aureum in manibus suis sibi propinando et sie
econtra. Et islae ymagines® sunt de lapidibus preciosis deauratis. 26. Et
ita sub palacio est magnus transilus, ad quem populi multitudo convenit.
Et ibidem Hunt iudicia spiritualia et saecularia omni die et concilia domino-
rum civitatis. Et ibidem est commune forum civitatis, et in principio cuius-
libet mensis sunt ibidem nundinae sive dedicaciones^, ad quas homines de
diversis mundi partibus conveniunt, et praecipue prima die Augusli. 27. Item
idem palacium custodilur omni nöcte mille viris armatis. Item in palacio est
unus pulcher ambitus, stans eciam super columpnas, ad quas sunt facti
ymagines paparum et imperatorum Romanorum, qui fuerunt, et aliquarum
reginarum , scilicet Helenae. Item ascendendo palacium sunt quingenti gra-
dus venicndo* ad primam habitacionem , et in quolibet gradu sunt duo vei
plures leones viventes, detcnli ibidem. Et si aliqui haerelicorum vel paga-
norum praedictos gradus ascenderent, a Iconibus interficerenlur, ut diciiur.
Et istud palacium inOmum voc^tur »palacium prophetarum«, quia omnes pro-
phetae sunt ibidem facti de lapidibus preciosis et deauratis, et est omalum
pannis preciosissimis, et lanternis ^ die ac nocle ardentibus, 28. Item ascen-
dendo secundum palacium sunt adhuc plures gradus, quia quanto plus ascen-
ditur, tanto plus palacium ampliatur, et istud palacium dicitur »palacium
patriarcharum«. Et dicitur, quod ibi sit corpus Abrahae. Et in islo pala-
cio sunt plures camerae et dormitoria pulcherrime ornala , et ibidem est ori-
logium mirabiliter factum , quia si quis alienus inlraverit, orlogium dat sonum
horribilem, sie quod ibi fit^ concursus populi videndo et apprehendendo illos,
propter quos fit talis [486] sonus. Et qualiler hoc sit, nescio. Item dicitur, quod
ibi sit una magna liberia* et una camera, ad quam doclores transeunt ad il-
lam. 29. Item ascendendo ad terciam habitacionem, ubi adhuc sunt plures
gradus, dicitur »habitacio sanctarum virginum«. Et ibidem est pulcherrima
capella, et ibidem est refeclorium laycorum et familiarium. 30. Item ascen-
dendo ad quartam habitacionem , dicitur 9 habitacio sanctorum martinmi et
confessorum«, et ibidem eciam capella et refectorium dominorum et dormito-
rium. 31. Item ascendendo ad quintam habitacionem, ibi est »chorus sancto-
rum apostolorum «, et ibi est ecclesia mirae pulchritudinis, et tenentur divina
officia coram presbitero lohanni , et ibidem refectorium presbiteri lohannis,
longum et latum ac mirae pulchritudinis. In quo sunt multae preciosae yma-
gines d% lapidibus preciosis et deauratis. Et ibi est mensa presbiteri lohan-
nis et est de lapide precioso facta, et tamen est ita levis, acsi esset lignea,
et ita pulchra et lucida, quod facies speculatur in eadem. Et habet talem
virtutem, quod si praedictae mensae apponerentur cibaria venenosa, nulli no-
cerent, et si illa mensa fricatur digito aut alio Instrumente, tunc sintillae ar-
dentes saltent ex eadem. 32. Et ibidem eciam fons largissime currens, et
®) roM ad bis unten yinagiiics fehlt in a, durch Abirren des Auges, ^) soll
wohl yyh'irchweihenn bedeuten. ^] luccrnis a. ^) sil A. *) liberaria a.
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Der Priester Johannes. 167
ibidem oampana, quam sancUis Thomas fieri fecit, quam obsessi audienteS^
curantur, xii spirilus maligni fugiunl, nee animalia venenosa possunt audire
eandem* Et dicilur campana »Benedicta«, et illa pulsalur ante prandium
presbiteri lohannis, et in medio prandii et eciam facto prandio. Et ibidem
sedent in cathedris oeto doclores, qui legunt in prandio presbiteii lohannis^
diversas materias pulchras, valde delectabiles. Et habet in prandio vasa pre-
ciosissima, aurea, aqgentea et de lapidibus preciosis in magna quantilate. Et
ibidem sunt vasa, quod si cibaria starent per unum diem et ampHus in
eisdem, nunquam putrescerent nee sapor mularetur. Et ibidem est dormito-
rium patriarchae, arebtepiscoporum et aliorum praelatorum. 33. Item ascen-
dendo ad sextam habitacionem , quae dicitur »chorus sanctae Mariae virginis
et angeloruma, ibi capclla pulcherrima, et de mane omni die post ortum so-
lis cantatur ibi missa de beata virgine solempniter. [487] Et ibi est speciale
palacium presbiteri lohannis et doctorum, ubi tenentur eoncilia. El illud polest
volvi ad modum rotae, et est testudinalum ad modum cocli, et sunt ibidem
multi lapides preciosi, luccnles in nocle, ac si esset clara dies. Et istae duae
ullimae babitaciones , scilicet quinUi et sexla, sunt maiores et laciorcs aliis.
34. Item ulterius ascendendo ad habilacionem seplimam, quac est summa,
dicitur »chorus sanctae Trinitatis«, et ibi est capella pulcherrima pulchrior
aliis™, et ibi celebralur omni die missa de sancta Trinitate mane ante orlum
solis, quam semper audit presbiter lohannes, quia mane post mediam noclem
surgit; et postea audit missam subtus de beata virgine, et postea sumnrtam
missam, quae semper celebralur in choro sanctorum apostolorum. Et isla
capella est nimis alta tesludinata, et est rolonda ad modum coeli'^ stellati et
iransit circumeundo ad modum <* firmamenti et est pavimentata de ebureo^,
et altare est factum de jebureo et de lapidibus preciosis. 35. Et ibidem est
una parva campana, quam quicunque audit non incurrit illo die surdilatem,
ul ibidem credunt. Et ibi est eciam facies Veronicae, quam quicunque illo
die vidit non deficiet visu, ut dicunt. Et ibi prope est dormitorium presbi-
teri lohannis ) mirae pulchritudinis et magniludinis et testudinalum et Stella-
tum ad modum firmamenii ; et ibidem est sol et luna cum Septem speris pla-
netarum, tenentes cursus suos ut in coelo, et hoc est artificialiter factum.
Item ibi est speculum, in quo sunt positi tres lapides preciosi, quorum unus
dirigit et acuit Visum, alter sensum, tercius experienciam. Ad quod specu-
lum sunt electi tres valentissimi doclores, qui inspiciendo speculum vident
omnia, quae fiunt in mundo, ut ibidem dicitur. 36* Item sunt ibi artificia-
liler facti novem chori angelorum, et in hiis choris sunt factae^ ymagines
pulcherrimae angeloi*um, patriarcharum, prophetarum, apostolorum, marlirum,
confessorum, trium regum alque virginum de lapidibus preciosis et de auro.
Item in summo scilicet choro sedel maiestas, cui serviunt xxmi^' seniores et
summi archangeli, tenentes in manibus suis rolulas tamquam cantantes »Glo-
*) audiunl A, ^) nlternatim zugesetzt a, ™) hiemach in A: et perua (parva?).
*) coeli bis modum fehlt A; die Worte sind nicht unverdächtig, aber das Entstehen
der Lücke durch Abirren des Auges liegt so nahe, dass ich sie in den Text gesetzt
habe. ®) ebore a, hier und gleich nachher, p) facti A.
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168 Friedbich Zarncke,
na in excelsisa, »Sanctus« et similia. Item sunt ibidem tres cruces precio-
sissimae prope leclum, [^S8] quas presbiter lohannes semper adorat. Et sunt
ibi duo fontes, quorum unus est frigidus et alter calidus. Item stat ibi magnus
gygas, fortiter armatus; et dicitur, quod si aliquis inimicus intraret post oc-
casum solis, quod gygas illum interficeret. 37. Item supra isto septimo et
ultimo palacio sunt xx turres mirae altitudinis et pulchritudinis deauralae,
sub quibus totum palacium concluditur et tegitur. Et in isto ultimo paiacio
sunt eciam xxuu palacia seu camerae, quae possunt circumvolvi ad modum
rotae. Et ita istud totum palacium habet Septem habitaciones prius narratas,
in quibus adhuc plura mirabilia et rara^ quibus iam non recordor. 38. Item
istud totum palacium est situm super uno flumine, quod dicitur Tigris, ve-
niente de paradiso, de quo flumine proicitur aurum. Item extra civitatem
sunt XII claustra, quae sanctus Thomas suis temporibus fieri fecit in honore
Cristi et xii apostolorum. Item ante palacium presbiteri lohannis est signa-
tum aureis literis, quod omne die comedunt ibidem xxx M hominum exceptis
ingredientibus et egredientibus. Item ibidem nisi semeL in die comeditur.
Item presbiter lohannes transit de mane ante prandium ut papa, scilicet
cappa*^ longa rubea preciosissima , et post [)randium transit ut rex equitnndo
et terram suam gubernando. Et scribit se in lileris suis » lohannes presbiter,
divina gracia dominus dominancium omniun), quae sub coelo sunt ab ortu
solis usque ad paradisum terrestrem«. Item sub eo sunt et regnant lxxii re-
ges, quorum sunt xi cristiani. Item homines non utuntur ibidem vestibus
de lanis factis ut nos, sed vestiuntur pannis factis de cerico et pelliculis ru-
bicundis.
39* Et ibi est una terra, ubi non moranlur mulieres, sed solummodo
viri. Sed mulieres morantur remotae ultra mare per qualuor dietas navi-
gando in una insula vocata »terra fejj)inarum«. Et est fortiter circummu-
rata'. Et illae mulieres tribus vicibus vcniunt in anno ad vires pro prole
generanda. Scilicet ante septuagesimam, ante feslum lohannis Baptistae et
ante festum sancti Michaelis, et sunt simul tribus diebus et noctibus coeundo.
Et tunc non intrant ecclesias, sed audiunt missas per fenestras. Et eciam
islis diebus fiunt sponsalia inlor ipsos. Et tunc quarla die revertuntur ad
terram suam, et si pariunl filium; nutriunt per triennium [189] et tunc
mittunt patri. Si femella^, tunc manet cum ipsis.
40. Sunt eciam ibi* quatuor flumina paradisi, quorum Tigris dat aurum,
ut dictum est, et secundum, scilicet Phison, emiltit lapides preciosos, et ter-
cium, scilicet Geon, dat dulcedinem aquarum, et quarlum flumen, videlicet
Eufrates, dat' fertilitatem terrae semel in quolibet mense; et propterea colli-
gunt ibidem fruclum bis secum^ in anno. Et ibi est fmis Indiae et terrae
habitabilis^.
41. Ad visitandum sanctum Thomam, qui iacet quatuor dietis eundo pe-
dester a civitate^ praedicta in civitate vocata Ilulna, iacente per duo miliaria
in mari in uno magno montc, et antequam fiat transitus ad sanctum Thomam
^) cum cappa a. ') circummulata Ä. ^) si vero fcmcllam peperinl a. ^) fehlt
") fehlt a, ^) habitaculis A. ^) Edissa fiigm die Drucke ausdrücklich hinzu.
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Der Priester Johannes. 169
oportet quod homincs se praeparenl ieiunando per quindenam et abstinendo
se a carnibus et piscibus, et omni die eonfitendo, ieiunando et devote vivendo.
Et fit nisi semel transitus in anno, oclo diebus ante festum sancti Thomae et
octo diebus post, et per il!am quindenam stat mare apertum per illa duo rai-
liaria ante praedietam civitatem. 42« Transiunt siccis pedibus et tenet se
mare ab utraque parte ut duae parietes. Et mare paganos non permittit
transire. Et intrando civitatem praedietam venitur ad ecelesiam sancti Tho-
mae, et in vigilia sancti Thomae ponitur corpus suum ad cathedram magnam
deauratam, factam de lapidibus preciosis ante summum altare, el stat ibidem
a primis vesperis usque ad secundas. Et custoditur plus quam millc viris
armatis illis quindecim diebus civitas et ecclesia, et convenit ibidem populi
muitiludo, vigilantes nocle et orantes. 43. In die sancti Thomae venit pres-
biler lohannes cum patriarcha et archiopiscopis et episcopis atque praeiatis ad
eantandum divina ofßcia, et cantantur ibidem plures missae, antequam summa
incipiatur. Et ad summam missam praeparat se patriarcha illam cantando, et
cum venerit ad canonem, discooperitur facies apostoli, itaque ab omnibus videtur.
Et in elevacione facies* ipsius triplicem habet apparenciam, primo apparet fa-
cies ipsius pallida ut mortui hominis, secundo alba et viva ut viventis homi-
nis et tercio rubicunda ut rosa. 44. Et patriarcha conficit ibi sacramentum cum
magna copia. Et missa finita [190] accedit ad sacramentum presbitcr lohannes
cum archiepiscopis, praeiatis, religiosis et devotis hominibus, se iloxis genibus
inclinando humiliter el accipiendo sacramentum de manibus patriarchae, por-
rigit sibi^ sacramentum ad digitos, et stat manus apostoli semiclausa et ele-
vata aliquantulum^. Et accipiunt Cristi fideles digni sacramentum, quibus
aperit se manus, et indignis retrahit. Et^ sie omnes accedunt ad sacramentum
de manu apostoli cum magna devocione et timore. Et vidi tempore, quo ego
eram ibi, quod scilicet anno domini esc. m^'ccc^^xc**, quod manus sancti Tho-
mae subtraxit sacramentum tribus hominibus, qui poenilencia ducti flendo
aniare^ et omnibus ibidem exislenlibus pro ipsis orantibus postea de manu
apostoli sacramentum receporunt*. 45. Et ob^ reverenciam duo archiepiscopi
apponunt manus suas ad brachium sancti Thomae, non tamen manum apostoli
regende. Et iacet ibi corpus integrum et illaesum cum crinibus, barba et
veslimentis suis, quibus utebatur vivus; sed est coopertum pannis preciosis-
simis. Eciam ad dietam ministracionem corporis Cristi serviunt eciam duo
alii archiei)iscopi, tenentes patcnas sub manu apostoli. Item serviunt duo
alii archiepiscopi, tenentes mappam preciosissimam. Et sunt ibidem miracula
varia: leprosi mundantur, caeci vident, infirmi curantur et plura alia. 46. Et
poslea, secundis vesperis completis, lunc presbitcr lohannes et alii praelali
ponunt coipus ad locum suum ad unam magnam capsam preciosissimam mi-
rae puhhritudinis, factam de auro et lapidibus preciosissimis, ad unam turrim
") faciem A. ^) dem AposteL ') diofcr Voryang ist in a nicht verstanden,
und in Folffc denficn (jeänderi : Missa igiUir finita presbitcr lohannes, archiepiscopi
vi ceteri praolati rolij;iosi cum allis hominibus christianis devote geniculando el hu-
millinie se inclinando accipiunt sacramentum de manu apostoli. Patriarcha vero
minislral seu porrigil apostolo sacramentum ad digitos, qui dignis Iribuil el retra-
hit indignis. *) von El bis roreperunt fehlt a. ^) amore A. ^) ab hoc A,
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170 Friedrich Zarncke,
fortissimam relro ecclcsiam ad unum chorum pulchrum, et pendet capsa alle
in quatuor cathenis aureis. Et tunc claiidilur turris, nee aperilur nisi in vi-
gilia Thomae. Et ante capsam sunt continue xu lampades^ ardentes, quae
nunquam exlinguunlur nee inoendunlur« nee deminuuntur, ut dieilur. Et
supra istam capellam stant quinque lurres allae nimis, in quibus splendenl
iapides preciosi, itaque videntur in man per xnii dictas, et sceundum hoc
[191] nautae se regunt applieando se ecclesiae sancti Thomae praedictae.
47. Ad partem orientalem sunt regna, ubi' saneli tres reges morabantur,
et sunt totaliter montosa^ et ibi nunquam est hyemps, ut dicitur. Et ibi ho-
mines pungnant cum serpentibus et aliis animalibus venenosis. Et ibi est
mens altissimus, qui vocatur Arabum , ubi quando ab una parte est nox, ab
alia parte est dies, et econtra, ut dioilur.
48. Et tunc aceipiendo licenciam presbileri lohannis et aliorum domino-
rum intravimus navem ulterius navigando per decem dielas ad unam insulam
pulcherrimam et planam, habentem spacium quatuor miliarium et plenam ar-
boribus pulchris cum fmetibus et aliis diversis speoiebus, et floribus ornat^m
et pluribus volatilibus dulciter cantantibus repletam. Et exeundo navem no-
strorum xii cum patrono nostro iransivimus in eacinm insula videndo illa or-
nata. Et patronus noster inhibuit, ue aliquit abstulerimus, et fuimus ibidem,
ut nobis videbatur, circa tres horas. Sed cum rediebamus ad navem, dixe-
runt socii nostri in navi, quod ibidem fuimus tribus diebus et noctibus. Et
ibi non erat nox. Et vocatur illa insula »radix paradisi«. 49. Et ulterius
navigando per xu dietas veiiimus^ ad montem Edoui. Super illo monte di-
citur esse paradisus terrestris, et illo mens est nimis altus et directus ad
modum turris, ita quod nullus potest esse accessus ad illum montem. Et
circa horam vesperarum, cum sol descendit splendens ad montem, tunc vi-
detur murus paradisi in magna claritate et eciam pulcherrime ad modum
stellae. Et prope per spacium unius miliaris est mons, ubi dicitur fuissc
Allexander magnus Romanorum Imperator^, qui sibi subiugavit totum mun-
dum et voLuit habere tributum a paradiso, ut dicitur ibidem.
60. Modo ad reditum nostrum ad partes^ navigando per mare, in extre-
mis partibus maris per xxiui dietas prospero vento veniebamus ad insulam
valde horribilem lapidosam , et ibidem dicitur esse purgatorium. Et illa est
arida et tenebrosa, et prope illam insulam feeimus moram tribus diebus et
noctibus et audivimus clamores varios et gemitus animarum. Et legi in navi
tres missas pro defunclis illis tribus diebus, et tercia die finita missa venie-
bat vox cunctis audientibus dicens »Laus deo omni[192]potenti de istis tribus
missis, quia liberati sunt tres animae de purgatorio«. 51. Et ulterius navigando
bene per quatuor menses veniebamus ad unam insulam planam ad spacium
unius miliaris, et exivimus praeparando nostra cibaria. Et incenso ibi igne
submersit se^ illa insula, nobis ad navem fugientibus cibaria nostra cum ollis
ibidem relinquendo. Et dicebatur, quod illa insula fuit quidam piscis vocatus
*) lampas A. ®) incengunlur A. ') ibi A. ^) fehlt A. **) Rom. imp. fehlt a.
*) hier scheint ein YVort zu fehlen, etwa occidentales? oder nostras für noslrum?
^) submerse A.
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Der Priester Johannes. 171
»iasconius«, qui percepto igne se submersit cum nosiris cihariis. 53« Et ullc-
lius navigando per quartale anni habuimus multa obslacula prae niontibus * et
ventis, et™ veniebamus ad insulam magnam magnis arboribus repletam, ubi
fecimus moram per diem et noctem. Et veniebat niger monachus diligenter
DOS examinando. Et accepit nostrorum xii , ducens nos ad claustrum suum,
dando nobis sua cibaria- et largiter nobis ministrando ac interrogando nos de
sancto Thoma et aliis diversis. Et ibi sunt oves et caprae ita magnae sicut
boves ; et racio, quare sunt ita magnae dicitur esse isla, quia semper (ranseunl
in paseuis, nee constringit eos hyemps nequc aestas. 53. Et ullerius navi-
gando ad partem seplentrionalem , navigavimus inier duos monles fumosos
bcne per sex dies. Et ullerius veniebamus ad unam insulam, et ibi vide-
bamus homines silvestres pilosos absque vestimentis et diversa aniinalia rara.
Et ullerius directe navigando fuit quaedam insula, ubi morantur solummodo
symeae, et sunt magnae valde, bene ad quantilatem vituli unius anni. Et
ullerius navigando bcne per quatuor menses prope unum montem fumosum
et lapidosum audivimus cantanles syrenes proprie »mermynnen«, quae semper
attrahunt navcs suo canlu ad periclitandum. Et ibidem videbamus plura
monstra horribilia et fuimus in magno timore. 54« Et oriebatur ibi magna
tempestas, proiciens nos de via recta ad unum angulum" tencbrosum in mon-
tibus. Ibi fuimus quinquc diebus non videndo diem neque lunam. Et po-
stea venit ventus conveniens ducens nos de illo periculo ad mare. Et tunc
navigando per mensem ad partem orienlalem ad mare Occcanum veniebamus
ad unam lerram, ubi morabanlur homines nigri® et quidam valde albi, et quie-
vimus oclo diebus et vocatur lerra illa Amosona p. [493] Et ibidem est regina
sie vocata. Et dicitur, quod ibidem sunt Gog et Magog conclusi tnter duos
monles. 55« El ibidem sunt homines mirabiliter disposili, habentes duas fa-
cies in uno capite, unam a parte anleriori** et aliam a parle posteriori*'. El
ibi est aer valde calidus el terra montosa. Et ullerius navigando ad parlem
orienlalem per mullas insulas \)c\\e per quartale unius anni, veniebamus Ic-
rusalem, unde exivimus; et qualiter ibi sil disposilum, pluribus est nolum*.
6. Der Tractatus pulcherrimus.
Zweite Hälfte des 15. Jahrb.
Diesen Tractat vermag ich handschriftlich nicht nachzuweisen ; ^
ich kenne ihn nur aus den Drucken des Presbyterbriefes, an den er
angeschlossen ward und auch angeschlossen blieb, als der Itinerarius
des Johannes de Hese sammt noch einigen Kleinigkeiten *) demselben
voraufgesetzt wurde. Er wird auf dem Titel aufgeführt als Tractatm
*) menlibus A, ™) fehlt A, ") angelum A. ^) quidam nigri a. "^j Ama-
zoma a, Amasooia a; fehlt hier Etwas? ^) aperle anle A, ') aperte posl A.
^) plures conscripserunt a, tnelleicht richtig.
^) Vgl. Programm Nr. III, S. 1 5 fg.
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172 Friedrich Zarncke,
^ pulcherrimus de silu et dispo^iliojw regionum et itmularum lociiis Indiae,
nee non de verum mirabilitim ac gentium diversitate. Auf ihn folgt
dann noch ein zweiter Tractal, mit dem die Drucke schliessen: Se-
quilar alius traclalus de situ et dispositione ac statu Indiae^ der abei*
vom Priester Johannes Nichts enthält. Am Schlüsse desselben heisst
es : Expliciunt duo liaclatuli de mirabilibus verum et statu tocius Indiae
^ ac principe eovum presbilero loanne.
-^ Der Name des Verfassers ist mir nicht bekannt geworden, doch
V wird es violleicht möglich sein, ihn noch nachzuweisen. In § 22
heisst es beim Uebergange auf die wunderbaren Menschen: de qui-
bus , . . et nos in libvo secundo supva multa tvactavimus. Da anfäng-
lich in den Drucken nur der Presbyterbrief (und, mit ihm eine Ein-
heit bihlend, der Bericht von dem Patriarchen Johannes, der aber
nichts Einschlagendes enthält) voraufging, so ist es nicht erlaubt,
diese Verweisung auf die Zusammenstellungen unserer Drucke zu
beziehen, sondern es muss der Tractat ein Theil eines grösseren rn
Bücher getheilten Ganzen gewesen sein, das sich aber meiner Kennt-
/ niss bisher entzogen hat*). Geschrieben ist das Werk nach dem
Jahre 1447, wie aus § 8 hervorgeht, wo es heisst: tempore Eugenii
^ quarti. Eugen IV regierte 1431 — 1447.
Nicht unmöglich scheint es mir, dass unser Werk eins sein könne
mit dem Buche des Franziskaners »Franciscus Monachus Mechli-
niensis«, das ich trotz aller aufgewandten Bemühungen nur aus dem
Citat bei Wadding, Script, ord. minorum (Rom 1650) S. 125^) kenne,
wo es heisst: Franciscus Monachus Mechlinienms scripsit Epistolam de
orbis s^itu ac descriptione^ qua de Prcsbyteri loannis ditione deque Pa-
radisi terrestris situ disserit^ Antnerp. 1565 in 4'' apud Withagium,
Denn obwohl über die Zeit, wann der Verfasser lebte, Nichts an-
gegeben wird, so lässt doch der Titel ein Werk des 15. Jahrh. ver-
muthen, da ums Jahr 1565 schwerlich noch Jemand das Land des
Priesters Johannes mit dem irdischen Paradiese in Verbindung brin-
^) Vgl. auch die Worte in § \: pro more stiscepto conscribere cupiebam,
2) Herr Oberbibliolhekar Dr. E. Forste mann in Dresden hat die Güle mich
darauf aufmerksam zu maclien, dass genau dieselben Worte sich bereits vor Wadding
in den folgenden beiden Werken fmden : \) bei Franc. Sweertius, Athenae
Belgicae (Lovanii 1628, fol.) p. 2^8; und bei Val. Andr. Desselius, Bibliotheca
Belgica (ibid. 1643, 4*^), pag. 234.
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Der Priester Johannes. 173
gen konnte. Möge wer dies Buch einzusehen in der Lage ist uns
eine Notiz darüber nicht vorenthalten.
Der Verfasser verfährt durchaus bona fide. Es ist ihm darum
zu thun, die Wahrheit zu erzählen, und in der That darf uns sein
Werk als Spiegel dienen, aus dem wir ersehen können, wie viel
weiter man doch in der Kenntniss Indiens gegen früher vorgeschritten
war. Aber in Betreff des Priesters Johannes zeigt uns seine Be-
schreibung noch einmal ein Fortschreiten der Sage, und diese in
ihrer letzten Entwickelung. Wie in dem ersten Theile der Drucke
der Presbyterbrief und der Bericht vom Patriarchen Johannes ein
Ganzes bilden, so sind auch hier der Presbyter und der Pa-,
triarch endlich ganz zusammen gefallen, die noch bei Johannes
Witte de Hese aus einander gehalten wurden; zugleich sind Indien^
und Aethiopien, in denen beiden man nach einander den Priester Jo-
hannes gesucht hatte, mit einander verbunden, wie das freilich den
mittelalterlichen Anschauungen entsprach, und wie auch die Legende
es annahm : Johannes ist Fürst und Patriarch von beiden lindern. ^
So zeigt uns dies Schriflchen noch einmal die alte nebelhafte Auf-
fassung von der Lage dieser Länder zu einander, kurz bevor die
Erreichung jener Gegenden auf dem Seewege dieselben für immer,
man möchte sagen aus einander segelte.
Der Presl)yterbrief hat vielfach als Quelle gedient, und zwar in Ge- ^
stalt der Interpolation D. Dies l)evveist die Nennung der Stadt Brichbrich
(§ 5), womit das liibrig [lirihkh) § 100 xx jenes Textes gemeint ist,
ferner § 23, der auf § 55 I fg. in D zurückgeht. Sonst stimmen noch,
doch nicht gerade wörtlich, Tract. 3 = Ep. 9. 98; Tract. 4 = Ep.
74. 13. 64; Tract. 5 = Ep. 100 xx. 65. 47; Tract. 6 = Ep. 47.
48. 49; Tract. 7 = Ep. 51. 52. 53; Tract. 10 =z Ep. 14. 72.
Ob Tract. 29 noch direct auf Ep. 14 zurückgeht, muss man dahin
gestellt sein lassen, wie ebenso, ob auf Tract. 8 der Bericht vom
Patriarchen Johannes irgend einen Einfluss geübt hat, was nicht ge-
rade wahrscheinlich ist. Tract. 22 lehnt sich an das darin citirte
Capitel aus Augustinus Schrift an.
Im Texte scheint Manches übel überliefert zu sein. Wo in den
Lesarten Nichts beigefügt ist, bedeutet dies, dass alle Drucke so zu
lesen scheinen ; a bedeutet nur einen oder einige derselben.
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174 Friedrich Zarncke,
^ 1. lolijinnis prcsbileri, maximi Indorum el Atahiopum christianorum pa-
triarchae, vitani moresque ac pontificalus sui leoipora pro more suscepto cod-
\ scribere cupiebain, sed propter locorum ipsius distanliam el raram nostronim
hominum ad geDtes illas accessionem quod circa iUius tempus et vitam prae-
fixum esl habere noa potui. 3. Verum generalia iüorum pontificum et pa-
iriarcharum quaedam scribendum hie dignum putavi , et quam maxime quae
circa illorum vitae longitudinero religionemque ac potentiam nee non et rerum
mirabilium gentiumque diversitatem a nonnuliis accepimus bic breviter con-
scribemus. Et in primis quidera hoc. lohaunis presbiteri Dornen^ apud In-
des et Äethiopes generale et praccipuum suoruin pontificum cognomen, quod
quidem cognomen est ipsi palriarchae ad humilitatis indicium, sicut et ponti-
fices Romani se servos servorum dei appellare consuevere proque^ praecipuo
suae dignitalis titulo accipere. 3« Hos itaque christianissimos domini noslri
lesu Christi veros esse cultores multi confitentur^, quos apud Aethiopiam in
/primis Malhaeus apostolus, deinde eunuchus Candacis reginae^ constiluerunt,
atque in India beatissinius Thomas ad fidem Christi convertit. Herum ilaque
christianorum et gentium ipse lohannes presbiter non solum pontifex sed ma-
gnus censelur iraperator. Cuius quidem pontißcio et imperio lxxii reges pa-
rere et tributa multa quotannis dare, quoi^m etiam in pontißcatu et regno
Lxii supra centum archiepiscopi praesidere dicuntur, et quilibet eorum xx ad
minus habet suffraganeos, inier quos multi fungunlur regio tilulo. 4« El hi
omnes alternatis vicibus diversis in obsequiis eidem pontificio suo maximo
ministrare dicuntur. Eo tamen imperio non omnes principes christiani esse
dicuntur, sed idoLorum cultores, licet annua illis pendant tributa. Hos au-
tem patriarchas propler aeris salubritatem et vivendi sobrietatem multos c et
L annos in sana valitudine excessisse dicunt. Qui licet uxores more ludaeo-
rum el Graecorum ducant, ad eas tamen nisi gignendi prolis gratia nunquam
accedunt. 5. Eorumque pontificalus sedes in quadam permaxima civilale no-
mine Brichbrich constiluerunl, in qua eliam propemodum indicibiles sedes et
aulas eos habere dicunl cum omni splendore et decore exomalas. Ad cuius
roaiestatis servitia xxx ulriusque sexus hominum milia sunt deputata. Cum-
que ad bella contra hosles chnstiani nominis proficiscunlur, ad decies centena
hominum milia in exercitu perducunt. Nee mirum videtur, cum apud Indes
nulla unquam visa sil [>estilentia : faciliter^ innumerabiles congregantur exer-
citus. 6« In suis namque exercilibus xx magnas cruces, multis refertas di-
vitiis, deferri faciunl. Quando vero cum aliquo ire contigerit, arcbiepiscopo-
rum nostrorum more crucem ligneam, nullis insignibus exomatam, in memo-
riam passionis domini noslri lesu Christi ante se perferri iubel. Afferri eliam
vas aureum limo plenum ob suae mortis diem commemorandam praecipit.
Maxime enim apud eosdem pontifices rerum divinarum el officiorum celebran-
dorum cura et Studium habetur, quorum mos in celebralione missae el bap-
*) Doncii, nuncii. ^) que fehlt. '^] conüterenlur. ^) dieser hat seine Stelle
in der Legende vom Apostel Matthaeus, der in der äthiopischen Stadt Nadaber bei
ihm wohnt und auf seine Bitte den Königssohn vom Tode enreckt, was die Bekeh-
rung des Königs und seines Landes zur Folge hat. Vgl. Jacobus a Voragine, Legenda
aurea [ed. Grösse] S. 625. ®) ideo facililer ein Druck.
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Deb Prikstbr Johannes. 175
iizMido (qiiibusdam cei*eiuoniis cxceplis) cum sacerdolibus noslris por oiiniia
cottGordtUir. ?• Et cum apud eos summe coli iusticiam velint, nullae fraudes
nuUaqve periuria aui adulleria et hiis similia apud eos raro inveniuntur. Ipsius
autem celsiiudinis ei curiae ac domorum gloriam ei apparatum dicerc non
sufüoinius. Eorum vero templa et ecclesiae nostris maiores ornalioresque esse
dioanior, 8ed tantum tesiitudinibus siruclae referuntur. Corpus sancti Da-
nielis quoiannis invisere consuevit. 8* Sub huius etiam imperio in supertori
India apud quandam urbem maritimam nomine Malpuriam^ corpus sancli apo-
sioli Thomao in quadam amplissima ornatissima ecclesia summa reverenlia a
nostris haereticis oonsrrvatur. Quorum arcbiepiscopus seu patriarcha tempore ^
Eugenii quarU^ legatos Romam misii, ui de fide catbolica certioretur et cum
occidentali et Romana ecclesia uniretur. 9. Ipse autem patriarcha ditissimos /
in auro ei argento perbibetur, eo quod a singulis patribus familias tolius sui
patriarchatus pro annuo censu unam unciam argenti purissimi percipiat. In
borum palriarcharum Indorum aula Bragiores seu Bragmani philosophi et astro-
nomi plurimi habilanl, viri religiosissimi, quorum de numero quidam aliquando
visi fueruni 300 aetatis annos excessisse, ad quos plurimi pro singulari mira-
culo confluebant. Hi universam Indiam percurrentes sua astronomia docti multa
de fuluris praedicunt. Hos idem presbiter lohannes summo veneratur honore.
10. In ipsius autem imperii dominio diversis sub regibus diversa repe-
riuntur hominum monstra ac bestiarum, serpentum, fructuum genera. Quam-
obrem etiam aliquid de eisdem dicendum est. £t primo in Aethiopia circa
Nilum fluvium orta est quaedam maxima civilas nomine Narnaria, in qua qui-
dam poteniissimus rex dominatur, qui et huic lohanni presbilero subiicitur,
in cuius quidem regia tanta est mortalium multitudo, ut sibi a mille armatis
singulis noctibus excubias ßeri faciat, ut si qui in eadem urbe tumultus ex-
urgeret coerceri possot. Isque apud Aetbiopes »rex regum« appellatur eo -
quod sub ipso mulii subsunt reges. 11* Hi etiam reges cum cristiani sint,
unam tantum ducunt uxorem. Et bi reges etiam unicas habent litteras, licet
diversis Unguis pronuncient, et more nostro a feste nativitatis domini usque
ad quadragesimam celebrant carnisprivium**, diesque festos in coreis et epulis
solemnisant; adveniente deinde quadragesimali tempore, maxima ciborum ab-
stinentia se affligunt\ 13. Hi quidem reges terram universam habent amoe-
nissimam ei in omnibus, vino excepto^ feracissimam ; arbores enim permultas
et inauditas ac incogniias eos habere dicunt, et quam maxime in maritima
versus Indiam zinzibiT, gariophili, nuces muscatae et alia multa aromatica^
sicut in India, colligunt. Sed cum lana deGciant, lineis cericisque vesttmentis
preciosissimis vestiuntur. Viri annulos multos, feminae vero brachtaria va-
riis omamentis et lapidibus preciosis distincta deferunt. 13. Apud eos repe-
riuntur boves gibbosi et permaximi canesque magnitudine asinorum nostrorum,
quos leones in venatione expectare non praesumunt. Habent et elephantes
ingenti magnitudine atque leones educare dicuntur. Est et apud eosdem re-
^ Malabar? *) Eugen JV regierte 4454 — 4447. Jene Angabe einer Gesandt-
schaft beruht auf Wahrheit, Es wird im VIL Capitel des Weiteren von ihr die Rede
sein. ^] ist der Text hier in Ordnung? *) affligit.
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176 Friedrich Zarncke,
j^es inter cetera monstra animal varii coloris, ctepbanlo persimile, habens et
cornua cubilu longiludine, unum videlicet in fronte et reliquum in naso. Aliud
est animal ad modum leporis odoris suavissimi; aliud insuper est animal in
Aelhiopia , ut referunt, permaximum, cuius quidem caudae pili magno ven-
duntur precio, eo quod raulieres eorum eos deferant pro magno ornamento.
14. Alia alque alia in Aethiopia inveniunlur animalia silvestria , ut simea et
etiam simillima et inßnita propemodum monstra atque aves, quae pedihus ve-
locissime currunt. In deserlis quoque Aethiopiae vastissimis^ serpentes inesse
asserunt l cubitis longos ac alios pestiferos varii geueris. Distat autem Ae-
thiopia ab Aegypto itinere dierum l. Et haec universa paene lohanni pres-
bitero in multis subiieitur. De cuius situ et magnitudine vide Strabonem
libr. ultimo ^
15. India autem maximum continet imperium , quod quidem in tres di-
viditur partes, videlicet in anteriorem, interiorem et ulleriorem. Prima autem
a Persis incipiens usque ad Indum fluvium prolenditur, seeunda ab ipso Indo
usque ad Gangem, tercia nuilum habet terminum, et illa est in opibus et
omni urbanitate longe aliis praestantior. 16. Quadam civili consuetudine no-
bis consimiles habet mores, domos speciosissimas et perpulchra habitacula cum
omni supellectili et reliquis rebus ad vitae humanae poUiciam pertinentibus,
atque ab omni barbarica foeditate dicuntur alieni, viri quidem perhumani et
mercatores opulentissimi. Et illi soli Indi ulteriores more nostro vivere di-
cuntur, scilicel in mensis et reliquis policiis. Reliqui autem omnes semper
in terra super stratis tapiciis comedere dicuntur: vites vero et vinum pluri-
mis et quasi omnibus IndisL desunt; conßciunt tamen eorum potum non pa-
rum"* a vino. 17. Et ibidem apud quandam regionem , scilicel inter Indum
et Gangem, est lacus, cuius aqua mirabilis est saporis. Ulteriores Indi, dempto
frumento, omnibus ad vitae sustentationem abundant, neque etiam illi bar-
bam sed capillos nulriunt, quos serica corda tarn viri quam mulieres post oc-
ciput ligant. Tonsoribus utuntur sicut et nos. Dormiunt in lectis, et culci-
tras lenent super lecticas eorum ornatissimas. Eorum tamen vestimcpta locis
pluribus sunt dissimilia. Lanae usu omnes paene carent, sed lino et serico
abundant, quod certe in onmibus ad nos adventantibus coniicere possumus,
quia omnes culcitra linea vestiri videmus. 18. Eorum mulieres argentum et
aurum multum ac preciosissimas gemmas multas ad eorum ornatum deferunt.
In interiori vero India omnes fere unicas habent mulieres, reliqui vero maiori
ex parte plures habere volunt. In anteriori autem India istis utuntur mori-
bus : in primis quidem in sepultura mortuorum suoium alios excellere dicun-
tur, quia cum mirabili pompa et magnißcentia , cum innumerabilibus divitiis
sepeliunt suos moiluos. 19. Hi etsi presbitero lohanni subiciuntur, non ta-
men Christiani sunt; sed sacerdotes, quos »bachales« vocant, more suo ha-
bent, qui mirabili abstincntia se semper quasi atTringunt et ab omnibus ani-
mantibus astinent, sed leguminibus et fructibus tantum sustentantur , et cum
eos deficere contigerit, eorum uxores cum eis comburuntur. Et illi sacerdotCs
in plurimum incantationibus vacant. Ili apud suos uxoribus defunctoruin sua-
^) vaslissirai. *) Lib. i^, "*) parem einige Drucke.
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Der Priester Johannes. 177
deniy ut cum mnriio defuiiicto comburi faciant, poUicentes posl mortem cas
eiiam cum marilo gaudcre. Quorum exhortationibus alacri animo in ignem
prosilire dicuDlur. 20. Indi naves noslro more fabricant, sed longo maiores.
Aliqui Indi varios deoa adorant, quibus ei iempla noslris simillima construunlur.
Yarios aacrificandi usus babent, quibus etiam multos dies festos celebrant:
Nuptiasque suas lodi maximo cum gaudio et oanlicis ei tubis more nostro
oelehrani ei pro eis convivia sumluosissime praeparant, in quibus ei per
mulios dies noctesque^ vacant. Quaedam eorum regiones moneiam non hn-
benl, sed pro eis quidam utuntur quibusdam lapidibus, aliqui ferro in mo-
dum acus, aliqui cariis regis nomine inscripiis; in aliquibus etiam locis, et
maximo inierioris Indiae, ducaii noslri habeniur atque alias monetas aureas et
argenteas suo more habeni.
21. Giieriores Indi in proeliis uiuniur suis iaculis, ensibus, bracbialibus
el acutis, inferiores autem arcu ei casside, lorica ei ihorace, ulteriores autem
bombardas ei ceteras machlnas ad expugnationem urbium siout nos habent.
Pauci Indi papiri usum liabeni, sed multi ut plurimum in arborum folits scri-
buni. lodi etiam annum suum in xii mensibus sicui ei nos dividunt, sed
illum varie compuiant Maior tarnen pars ab Octaviano Ai^usio illum sumere
dicuntur, quo imperante pax universo orbi parta fuit. Furia ei fraudes Indi
plurimum deiestantur et damnant.
28. Insuai apud Indes plurima monsiruosorum hominum genera, de qui-
bus etiam paier Augustinus xvi. libro de civitaie Dei^ loquiiur et nos in libro
secundo supra multa tractavimus, quorum de numero aliqui dicuntur mono-
culi eo qiiod laoium unum habent oculum, alii auiem, cum os non habent,
per nares tanium solo anhelitu vivunt; alii cubitales viri, qui cum gruibus
bellum habeni continuum; alii ibidem mirae magnitudinis viri, qui ad qua-
dragesimum altiiudinis cuhitum exeellunt. Sunt ei apud Indes cynocephali,
qui canina habeni capita ei latraius; sunt alii sioe cervioe homines, qui ocu-
los tanium in pectore habeni. Gignit ei India hermaphroditos , bomines qui
uirumque sexum habent, atque faunos aique saiyros ei alia perplurima
monsira.
23* Suni ei in India in quodam fluvio permaximo nomine Conchis pisces
hominibus similes, qui noctu aquam exeuni el ligna colligunt, ac ex collisione
lapidum ignem exeutiuni ei ligna iuxta aquas comburuni, et alios pisces ad
splendorem ignis attri^buQi ei eos capiuoi ei comedunt. Hi aliquando capii a
forma masculorum et feminarum hominum nihil differre videniur. Suni in alio
lo^ Indiae pisces bobus ei equis similes, quos Amazones feminae in bellis
suis ui plurimum ducuni. 24* IHoa velocissimos dicuni, ei cum ex proelio
redeuni, illosi in sera vinctos in aquis ianquam in stabulo reponuni. Adsuni
ei in quadaro iosula nomine Taprobapes iropopagi^e, viri crudeHssimi et mo-
ribus asperrimi: permagnas habeni aures ei illas plurimis gemmis ornare di-
cuniur; hi carnes humapas pro summis deliciis comeduni, domos habentes
d^res^^ ad evilaudos solis ardores. 25. Ei hi in auro et gemmis precio-
aissimis plunmum abundant. Isti piper colliguni alio dissimile. Ibidem et
") die noctuque. ®) August, de civ. Dei 46, 8.
Abhandl. d. K. S. OeselUch. d. Wissensch. XIX. \%
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178 Fribdrigh Zarncke,
Ganges permaximus fluvius habetur, ubi sunt cocodrulli permaximi et alii
pisces nobis incogniti.
36. Sunt et in India serpcnies infesti, grossiciae hominis absque pedibus,
quos incolae illius regionis pro summis deliciis comedere dicuntur. Sunt et
alii serpentes alio in loco, videlicet in Melabria provincia, sex ulnarum longi-
tudinis, innocui, nisi irritentur, qui puerorum visu plurimum delectantur, in
quorum capitis parte posteriori apparet quaedani facies hominis variis colori-
bus picta. Hi incantationibus capiuntur et vivi ad spectacula circumferuntur.
27. Est et aliud seipentum genus in alia provincia, nomine Susinaria, qua-
tuor pedibus longa, quorum corpus optimus cibus eorumque coria diversi sunt
Colons; et cum visu pulcerrima sint, ad eorum thecas utuntur. Alios item
serpentes ipsae Indorum provinciae mirae pulcritudinis ferro dicuntur, qui sunt
volalu velocissimo et prae ceieris venenosi. 28. Sunt et in eisdem provinciis
cati silvestres volantes; formicas insuper ruboas magnitudine parvuli cancri
India producit, quas illi populi pro summis deliciis comedunt. Boves insueti
in finibus Cathasii nascuntur nigri et albi, qui crines et caudam equinam ha-
bent, quorum pili sunt protentissimi et sublilissimi atque in modum plumae
volaliles. Qui magno extimantur precio, e quibus ipsi flabella conficiunt ad
regios usus. 39« Est et in India Macinum provincia, innumerabilibus referta
elephantis ; et eius rex ad decem nutrirc dicilur, qui miro modo capiuntur et
farae quam maxime domantur. Cuius provinciae rex semper albo elephante
miro apparalu vestitur. In India perpulchrae reperiuntur aves, inter quas
sunt psitaci et cachi, qui ad nos deferunlur, qui^ nobiscum magno sunt in
precio. Fenix etiam, ut aiunt, unica avis in interiori India invenitur, quae
mira duicedine canit.
30. Ex India denique quaeque preciosissima nobis perforuntur, videlicet
in lapidibus gemmisque preciosis ac aliis aromatibus, ut sunt smaragdi, sa-
phiri, ametisti, adamantes, carbunculi, topasii, chrisolili, onichini, berilli et
reliqui fere omnes lapides preciosi. Inde gingiber, nuces muscatae, maccs,
gariophili, piper duplicis naturae, canella, camphora, aloes et lignum verzinum.
31. Manna quoque et reliqua aromatica quamplurima ex huius presbiteri lo-
hannis imperio et regionibus nobis devehuntur; non tamen omnia una in pro-
vincia simul colligunlur, sed divei^is in provinciis, quia Sandania insula nu-
ces muscalae et maces et gingiber coUiguntur. 33. Gingiber enim ex quibus-
dam arbuscuHs altitudinis duorum cubitorum extrahitur, quod immiscentes
cineri ad solem exsiccari faciunt, gariophili etiam in quadam alia insula no-
mine Bauda producuntur soll, et illam insulam nigri homines possident, cam-
phora vero et lignum aloes in occidentali Indiae plaga apud quandam mari-
timam civitatem nomine Calampa inveniuntur. Piper denique et canellae, quae
grossae appellantur, etiam atque lignum verzinum in Melabria provincia cum
aliis pluribus aromatibus fructibus colliguntur. 33« Lapilli etiam preciosi va-
riis modis ac diversis coUiguntur. Indus, lapis preciosissimus , ad lohannem
presbiterum ab aquilis dicitur quasi perferri, qui ad servandum oculorum lu-
men et ad illud restituendum plurimum confert, si in annulis gestetur. Est
P) que.
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Der Priester Jobannes. 179
et in India res dictu mirabilis, videlicet arenosum mare, aquis penilus carens,
quod tarnen sicut cetera maria intumescit et a vento agitatur. Hoc etiam se
vidisse sanctus Macharius abbas Aegyplius sanctus Bieronymus in vita ipsius
testatur^, ac de supradictis porlentis mulla commemorata ita esse.
34. Hiis igilur provinciis, nationibus et rebus mirabilibus ac quasi in-
credibilibus lohannem presbiterum tarn in Aethiopia quam in India tamquam
summus pontifex et maximus imperator dicitur. Ad ipsius tarnen Imperium,
cum longissime a nobis absit, pauci a nostris accessum habent, sed e suis
multi ad pontifices Romanos persaepe veniunt, qui praedicta omnia vera esse
muUis relulerunt. Et haec de ipsius lohannis presbiteri potentia hoc in loco
dicta sufßciant.
7. Aus dem Tractatus de decem nationibus et sectis
CSiristianorum.
Vor 1453.
Dieser Tractat ist zusanotnoiea mit dem Itinerar des Johannes de
Hese den Drucken des Presbyterbriefes vorangeschoben. Handschrift-
lich ist er mir nicht bekannt geworden, doch fallt seine Abfassung
vor die Anwendung des Druckes, da der griechische Kaiser und der
Patriarch von Gonstantinopel noch erwähnt, zugleich aber beklagt wird,
dass ein so grosser Theil des Landes von den Agarenem und Tür-
ken eingenommen worden sei^).
Notandum quod genles Christianorum dividuntur in x nationes, videlicet
in Latinos, Graecos, Indos, lacobitas, Nestorinos, Moronitas, Armenos, Geor-
gianos, Surianos et Mozarabes.
4«*
N
TerXia natio est Indorum, quorum princeps est presbiter lohannes, cuius
potestas excedit omnes Christianos. Nam habet sub se lxxii reges, et quando
dictus dominus presbiter lohannes equitat, semper facit ante se portari crucem
ligneam. Quando tendit ad bellum, facit portari xii cruces de auro et lapi-
dibus preciosis factas pro vexillo. In iila terra est corpus beati Thomae apo-
stoli in maxima [magna aL] veneratione.
Bei den Nestorianeim, zu denen früher der Priester Johannes gerechnet zu
werden pflegte, wird desselben nicht Erwähnung gethan und nur gesagt : Hü in-
habitant Tartariam et maiorem Indiam et sunt muUi numero; terra eorum
continet tantum sicut Almania et Ytalia.
^) in den Vitae patrum des Hieronymus habe ich im Leben des Macarius Ae-
gyptius diese Stelle nicht gefunden.
^) Secunda natio est Graecorum, qui habent patriarcham Constantinopolitanum,
archiepiscopos, episcopos, abbates etc. in spiritualibus ; in temporalibus vero impera-
torem, duces et comites etc. Pauci tarnen numero sunt nunc, quia Agareni et Turci
occupaverunt et invaserunt maximam partem Graeciae.
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Zu S. 132 fg.
Unmiltelbar nachdem der Salz meiner Arbeit beendigt worden,
bin ich (am 16. Oct.) durch die Gefölligkeit des Herrn Dr. Settegast
doch noch in den Besitz einer Abschrift des französischen Textes
der den Priester Johannes betreffenden Partie aus dem Reiseberichte
des John Maundeville gelangt, und ich theile, um Alles möglichst
definitiv zu erledigen, denselben hier nachträglich mit. Die Abschrift
ist einer der besten Handschriften der Pariser National -Bibliothek
(F. fr. 6109, Bl. 11 5^ fg.) entnommen, die noch dem 14. Jahrh. an-
gehört. Es bestätigt sich durchaus, dass das Englische eine genaue
Uebersetzung des französischen Originals ist, wie man sich im Fol-
genden leicht überzeugen kann, wo ich zur Erleichterung der Ver-
gleichung die Paragrapheneintheilung genau in Uebereinstimmung mit
der des englischen Textes angesetzt habe. Nur einmal findet eine
Versetzung statt, § 12 steht hier zwischen § 14 und 15, und wahr-
scheinlich ist hier das Ursprüngliche auf Seiten des französischen
Textes; übrigens wird an anderen Stellen dieser auch durch .den
englischen berichtigt, z. B. § 2: La meüleur ysle qui y est a a nom
Nyze qui est royal cite . . ., wofür es englisch richtiger heisst: And
tlie beste cytee in the yle of Pentexoire is Nyse^ that is a fülle ryalle
cylee. Auch die Namen pflegen in dem vorliegenden französischen
Texte verderbter zu sein als in dem englischen; das kommt natür-
lich nur auf Rechnung des gerade benutzten Manuscriptes. Der fol-
gende Abdruck ist buchstäblich genau, auch Interpunction habe ich
nicht hinzugefügt.
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Dkk Prkstrr Johannes. 181
Ci coimneneis a parier du pays et des ysles de l'empisreur prestre JTehan.
De la va on maintes joumees parmi la terra prestre Jeban qui est grant
empereur de ynde [Cap. XXVII] (1) cils empereur prestre Jehan si lient moult
grant terre et a moult de bonnes cites, et de bonues villes en son royaume
et luolt de diverses ysles grandes et larges. Ce pais d^ynde est tout de di-
verses ysles pour la cause de ce quHl est arouse des fleuves qui vieivnent de
paradis terrestre qui divisent ia terre en plusieurs parties. Et aussi a il en
la mer d'ynde maintes ysles ou il a pluseurs bonnes cites. (2) La meilleur
ysle qui y est a a nom nyze qui est royal cite moult noble et moult riebe.
Prestre Jehan si a dessoubz lui moult de royaumes maintes ysles et maintes
gens diverses Et est son pays mouU bon pays et moult riebe mais non mie
si riebe comme celui au grant cbam (3) car les niarcbans ne vont mie la
si communement pour acbeter marcbandises comme il fönt en la terre du
grant cbam pour ce que il est trop lonc Et d'autre part il treuvent en Fysle
de catbay tout c« que mestier leur est seit espices seit draps d'or ou avoir
depoys^j. (4) Et combien quil eussent meilleur marcbie en la terre prestre
Jeban, si redoubtent il la longuc voye et les grans perilz de la mer qui sont
en telles parties. Car il y a en moult de lieux grandes roches de pierres
d^aymant qui traient a lui le fer de sa propre nature, (5) et pour ce s'il y
passe nulle nef ou il ait clous ne bendes de fer tantost ces roches la traient
a elles ne n*en pourront jamais partir. (6j Je mesmes vy en la mer de loing
ainsi comme une grande ysle ou il avoit arbrissiaus espines ix>nses et herbes
a grant foison et nous distrent les maronniei*s que c'estoient toutes nefs qui
estoient la ainsi arrestees pour les roches d'aymant (7) et de la pourreture
qui estoit dedens les nefs estoient creus et naissus ces arbrissiaus ces ronses
et Celle herbe a si grant foison come on les povoit veoir adont Et de Celles
roches il y a en moult de lieux la entour (8) Et pour ce n'y osent les
marchans aler se il ne scevent moult bien le chemin ou il aient bon con-
duiteur et aussi il redoubtent le lonc chemin Si prennent en Tysle de catbay
qui est plus pres leurs marcbandises et si n^est mie si pres quMI ne con-
viengne metlre bien en aler par mer et par terre onze mols ou »xii* de Gennes
ou de venise jusques a Tysle de catbay (9j et encore est la terre prestre
Jeban plus loing moult de journees. Les marcbans qui vont par dela si vont
par persye et vont a une cite que on appelle bermespole laquelle eile un
pbilosophe fonda (10) et puis passent un braz de mer et vont a une grande
cite qui a nom cabac et la treuvent il toutes manieres de marcbandises de
papegais et de toutes autres choses (11) Et se les marcbans veullent passer
oultre il pe^vent aler seurement En ce pais a pou de bles de fourmens et
d^orges et pour ce manguent il tousjours ris et milot lait froumage ou fruit
(13) 2) Cilz empereur prestre Jeban en sa terre a moult de diverses choses et
moult de pierres precieuses si grandes et si larges que on en fait bien vais-
^1 Ebenso Ms, fr. 56o7 fol. 81r^,
*^j h% versetzt.
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18S! Friedrich Zarncke,
sellemenie d'ostel platiaus escuelles et hanaps et moull d^autres merveilles doDt
ce seroit Irop longue cbose a meltre en escript [i 4} mais d^aucunes principauls
et de son estat et de sa loy je vous en conleray une parlie (12) Prestre Jehan
cel empereur devant dit prent tous jours a femme la fille au grant cham et Ic
grant cham la fille prestre Jehan (1 5) Cil empereur prestre Jehan est crestien et
grant partie de son pais mais toutevoles nont il mie les •xii* articies de la foy
ainsi comme nous avons 11 croient bien le pere et le filz et 1e saint esperit et
sont bien devos et bien loyaux Tun a Fautre et nont eure de barat ne de cau-
teile ne fraude nulle (16) 11 a pardessouz lui •lxxii« provinces et a chascunc
province il y a •ni» roy et tous ces roys sont dessouz lui et tous fönt tribu-
cion a lui Et si a en son pays moult de merveilles (17) car la est la mer
areneuse qui est toute plaine de arene et de gravelle sans goute d'eaue et
va et vient a grandes ondes tout aussi bien comme fait Tautre mer Et nulles
fois et nulles Saisons ne se tient coye ne napaise (1 8) Et ne puet on passer
Celle mer par navie ne autrement Et pour ce ne puet on savoir quelle terre
il a oullre celle mer (19) Et combien quMl n*y ait point deaue neantmoins
y trouve on aussi bien de bons poissons aus rives que on fait en Tautre mer
mais il sont d^autre facon qu*il ne sont en Tautre mer et si sont de bon
goust et nioult delicieus a mangier (20) Et si a ceste mer •iii* journees de
lonc et si y a grandes montaignes des quelles il yst un grant fleuves de
pierres precieuses qui vient de paradis terrestre si comme une riviere sanz
eaue qui queurt contre val parmi le desert a grandes ondes si comme fait la
mer areneuse et se fiert en celle mer et la se pert (21) Et ce fleuves queurt
aussi par «iii« foys la sepmaine et enmaine des grosses pierres des roches
avec lui qui mainnent moult grant bruit Et tantost quelles sont entrees en
la mer areneuse si ne perent plus et sont toutes perdues (22) En ces •in« jours
que ceste riviere queurt nuls n'y oseroit entrer mais aus autres jours on y
ontre bien (23) Et un pou avant oultre ce fleuve il y a desers et montaignes
et entre ces montaignes il y a une campaigne en laquelle campaigne tous les
jours a solleil levqnt commencent a croistre petis arbrlssiaus jusques a midi
et portent fruit mais nuls n'ose prendre de ce fruit car c^est ainsi comme
chose faee Et apres midi il descroissent et renlrent en terre si que a solleil ,
acousant ne perent plus et ainsi fönt il tous les jours dont cest une moult
grant merveille. (24) El si a en ce desert moult d^omes sauvages cornus et
hideux qui ne parlent point mais groncent come •!• pourcel (2b) Et si a grant
plante de papions ce sont eignes sauvages et grant foison de papegais quil ap-
pellent en leur langaige priscat Dont il y a de teix qui bien parlent de leur
nature et qui saluent les gens qui vont parmi le desert et parlent aussi par-
faltement come feroit uns homs (26) Es les bien parlans ont «v* dois en
chascun pie mais il en y a plus d^autre maniere qui n*ont que •in« dois en
chascun pie et ceulx ne parlent point ou pou ou neant Et ceulx qui parlent
cest mal entendanment car il ne fönt que crier (27) Cilz emperieres prestre
Jehan quant il va en bataille contre le grant cham il ne fait porter nulle
baniere ne aussi ne fait il contre nul autre prince marchisant a lui mais fait
porter devant lui •xui* croix grandes et de fin or et de pierres precieuses et
est chascune croix assise sur un haut glaive et a chaseune croix son chariot
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Der Priester Johannes. 183
(28) et sont bien gardees de x^ Chevaliers ou plus et de c** homes de pie
en la maniere que on garde par deca lestandarl d'uD graot prince quant il
guerrie. (29) Et Celles gens sont ordenez pour ces cröix jgarder seulemeot
saDz le principal et sans les eschielles ordenees pour la bataille (30) Et quant
il n^a point de guerre et il chevauchc a pou de gent il ne fait porter devant
lui que une croix simple de boys sans painture et sanz ouvrage d*or nc d'argent
ne de pierres precieuses en remambrance que Jesu crist souffrit en une croix
de fust. (31) Et fait aussi porter •!• vaissel piain de terre par devant lui en
memoire que la noblece et la puissance de sa cfaar devenra et retournera en
terre (32) Et si a un aulre vaissel d'argent avec joyaulx d'or et pierres pre-
cieuses en signe de sa seigneurie et de sa noblece (33) Et demeure eil em-
pereur comunement en la cite de busse et la est son principal palais qui est
si riche et si noble que on ne le pourroit esmer (34) El par deseurc la
maistre tour du palays sont deux rons pommiaus d^or et a chascun pommel
il y a deux escarboucles grandes et larges qui luysent moult der par nuyt.
(35) Et les principauls portes de ce palays sont de pierres precieuses que on
appelle cardenyen et les bordeures et les barres sont d'ivoire et les verrieres
des sales et des chambres sont de cristal et (36) les tables sur quoy il man«-
guent sont des anciennes esmeraudes et sen y a des autres qui sont de de-
mastistes et des autres d'or a pierres precieuses et les pilliers qui soustienent
les tables qui sont de pierres precieuses (37) et les degres a monter a mont
vers le trosne ou il siet dont il en y a »vii* de haut Fun est de oniche Tautre
est de cristal l'autre de jaspre vert de dyaspre Tautre de damatistes Tautre
de Sardine Fautre de gordebaine Et le viu^. sur quoy il met ses piez si
est de crisolite (38) Et tous ces degres sont bordes de fin or et a dedens
pluseurs pierres precieuses et grosses perles d'orient Les couvertures dessus
quoy il siet sont de esmeraudes a bordeures d'or et a ourvees (sie!) noble-
ment d^autres pierres precieuses et de grandes perles (39) Et sont les pilliers
de sa chambre de fin or avec pierres precieuses et avec pluseurs escarboucles
qui donnent grant clarte de nuyt (40) Et combien que les escarboucles luy-
sent asprement tousjours art en la moienne de la chambre vaissiaux de cri-
stal plains de basme pour donner bonne oudeur et pour enchacier mauvais
air (41) La fourme de son lit est toute de saphirs a bendes d'or le saphir
fait bien dormir et si refroide sa luxure (42) quant il veult gesir avec ses
femmes il n'y gist que •im« fois Fan ce sont les •iin* Saisons Et c^est seule-
ment pour enfans engendrer (43) II a aussi un moult bei palays a nise la
ou il demeure quant il luy piaist mais Fair n^est mie dutout si. atrempe
comme il est aillcurs en tout son pays (44) Et aussi on ne mangue que
une fois de jour si comme on fait en la court du gmut chani (45) et si
manguent cn sa court plus de «xxx^« personnes chascun jour sans alans et
sans venans mais les «xxx^* de son pais et du pais du grant cham ne de-
spendroicnt point tant de biens comme feroient •xn*'« du pays de deca (46) II
a tous jours -xn« roys pour luy servir avec luy et se partent par moys et
reviennent autres roys au chief du mois Et avec ces roys le servent •lxxii*
ducs et •€• et «lx* contes (47) Et tous les jours manguent en sa court •xii,
archevesques et »xx« evesques et le patriarcbe de saint thomas tout ainsi comme
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184 Friedrich Zarncke,
pape (48) et tous &es archevesques el les evesques ei les abbes soni ainsi
comme roys en celuy palays ei chascun des grans seigneurs scei bien de
quoy il doii servir (49) Tun esi maislre d'ostel Fautre charobellan Taulre seri
de Tescuclle l'autre de la couppe Tauire esi senesehal Faulre mareschal Taalro
prmce de qeux £i ainsi a chascun son office seien ce quil appaiiieni a luv
Desquels il est mouU noblement servis (50) Et dure sa ierre de largece bien
•nii* mois de journees de lonc ei de le sans comprendro grans parties des
ysles qui soni dessoubz terre que nous appellons des cieulx.
Du paradis.
llom delez une ysle que on appelle paxemsore il y a une grani ysle
longue ei lee que on appelle milleslorath^), qui esi obeissani a presire Jehan
II y a moult grans foisons de biens en celle ysle u. s, w.
[Cup. XXIX.] (i) Pluseurs auires y a en la ierre presire Jehan ei mouli
de merveilles qui seroieni longues a raconier et mouli de rioheces et de nobleces
il y a et moult de pierres predeuses a moult gi'ani habundance (2) Je croy
que vous savez bien ei avez oi dire pourquoy eil empereur esi appelle pre-
sire Jehan mais pour ceulx qui ne le sceveni mie tres bien conierai je brief^
ment la cause (3) 11 esioii jadis un empereur mouli vaillani prince ei avoit
de Chevaliers cresiiens en sa compaignie si comme eil ci a encore maintenani
si li prist iaieni et volente de veoir la maniere du service de TegUse des cre-
siiens (4) car adoni duroii cresiienie dela la mer Toute iurquie armenie su-
rie Jherosolimie arrabe balape ei toute la terre de egipie estoient tous cresiiens
(5) Si vini eil empereur a pou de contpaignie ei entra en une egiise dV^ipte
ei fui le samedi prochains apres la penthecousie que Tevesque d^alixandre
faisoii ordres Si regarda eil empereur ei escouta le service (6) ei demanda
quels gens ce devoieni estre que le prelat avoit devant luy qui avoieni tant
de misteres a faire et •!• chevatier K respondit que cVstoieni presires (7) Ei
il dist qu^il ne vouloii plus estre roy ne empereur mais presires ei vouli avoir
le nom du premier qui ysierroii de Teglise lequel oi a nom Jehan Ei depuis
eil empereur a iousjours esie appelle presire Jehan en sa ierre ei en sa coniree.
1) Ms. fr, 5637 [foL 85v^) millestorach.
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INHALT8ÜEBERSICHT.
Seite
Einleitung 3
Capitel IV, Der Priester Johannes als Vorfahr des sog. Königs David, des
Mongolen Dsohingiskhan.
\ . Jacob von Vilry in Damiette 5
t. Die Relatio und die Charlae.
a. Die üeberlieferung 22
b. Geschichtlich-geographische Bemerkungen 30
c. Die Texte 45
Capitel Y, Der Priester Johannes als früherer christlicher Lehnsherr des
Mongolen Dsohingiskhan (als Ungkhan der KeraitP).
\ . Albericus tnuni fontium 60
2. Vincenlius Bellovacensis 62
3. Die Gesandtschaften des Papstes 67
a. Johannes de Piano Garpini 68
b. Anselm (Ascelin) 71
4. Der Connetable Sinibald von Armenien 75
5. Die Mongolengesandtschaft in Cypem 78
6. Die Gesandtschaften des Königs Ludwig.
a. Andreas von Lonjumeau 81
b. Guilielmus de Rubruquis (Ruysbroek) 87
7. Gregor Abulfaradsch ßar-Hebraeus 96
8. Die Annales St. Rudberti * 100
9. Ricoldus de Monte Crucis 102
10. Marco Polo 4 03
H. Johannes de Monte Corvino H2
\ 2 . Odoricus de Portu Naonis H 5
13. Johannes de Hildesheim H7
Capitel VI, Die Beiseromane und die Legende.
i. Der Bericht des Elysaeus 4 20
2. Der Baum des Seth 4 27
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186 ('mEDMicH Zamncke.
Seite
3. Die Reisebeschreibung des Johannes de Montevilla' ^tS
a. Der englische Text <32
b. Der lateinische Text 139
c. Die deutsche üebefsetzung des Otto von Diemeringen 147
i. Die Legende des Johannes de Hildesheim 154
5. Die Reisebeschreibung des Johannes Witte de Hese 159
6. Der Tractatus pulcherrimus . 171
7. Aus dem Tractatus de decem nationibus et sectis Christianorum . . 178
Anhang, zu Johannes de Montevilla, der französische Text 180
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I
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