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Full text of "Der sich selbst informirende clavierspieler, oder Deutlicher und leichter unterricht zur selbstinformation im clavierspielen ... so deutlich und mit fleiss weitläuftig abgefasset, dass die liebhaber ... sich selbst so weit bringen können, nach noten ein lied auf dem clavier zu spielen, nebst dreyssig bekannten liedermelodien und einer aria, wie auch einer kurzen anweisung alle lieder auch nach dem genaralbass spielen zu lernen"

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UNIVERSITY OF 
NORTH CAROLINA 





ENDOWED BY THE 
DIALECTIC AND PHILANTHROPIC 
SOCIETIES 


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Anderer Theil 
Des 


ſich ſelbſt informirenden Klavier: Spielers, 


oder 


deutlicher und grimdlicher Unterricht 


zur Selbft- Snformation im 





ber, 
um einen Choral nach demfelben zu fpielen, 
als auch den eigentlichen General / Baß beym Aerompagnement 


und zwar ohne Beyhuͤlfe eines behrmeiſters, daraus zu erlernen: 
deutlich und mit Fleiß weitlaͤuftig abgefaſſet, 

und durch und durch mit vielen Erempeln und einer Kupfertafel erläutert, 

son 


Michael Johann Friedrich Wideburg 


Organiſt an der groſſen Lutheriſchen Kirche au Norden in Oftfriesland, 





















































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Halle, gedruckt und verlegt im Woiſenhouſe/ 1767, 





_ Durthtige irn und Seren, 


riet ich erde 
Fuͤrſt zu Anhalt, 
Herzog zu Sachen, Engern und Weſtphalen, 
Grafen zu Afcanien, | 
Herren zu Bernburg und Zerbit, 
Freyen Standes- Herrn zu Pleß in Schleſien ꝛc. ꝛc. 
Sr. Allerchriſtlichſten Majeſtaͤt 


Hochbeſtaltter General » Lieutenant, Chef eines Regiments 
zu nn ß, 





des Koͤnigl. Pohln. weiſth Adler⸗Ordens Ritter ic. 


Meinem Gnaͤdigſten Zürften 
a und Herrm 


673527 





Dem 


Hochgebohrnen Grafen und Herrn, 





des 8 Seil. Roͤm. Reichs Safen zu Stollberg, 
Koͤnigſtein, Rochefort, Wernigeroda 
und Hohenſtein, 
Herrn zu Epſtein, Muͤnzenberg, Breuberg, Aigmont, 
Lohra und Klettenberg, 
wie auch 
auf Peterswaldau, Kreppelhof und Janowitz in Schleſien x, 


Domherr zu Halberſtadt ꝛc. 


Meinem Gnaͤdigſten Grafen 
und Herrn. 


on 


/larchive.org/details/dersichselbstinf0dwied 





Durchlauchtigſter Fuͤrſt, 
Gnaͤdigſter Furſt und Herr. 


Hochwurdiger Hochgebohrner Reichsgraf 
Gnaͤdigſter Graf und Herr. 






7 — liebliche Folge oder — muſicaliſcher 


E Sy Klänge und eine eben fo natürliche als Kunſtmaͤſ⸗ 
ZINN fige Vereinigung derfelben zu erfinden, oder die von 
andern — erfundene dem Gehoͤr empfindlich zu machen, iſt 
von ie her eine Bemuͤhung und Kunſt geweſen, welche dem 
menſchlichen Geſchlecht viel Vergnügen gemacht hat, 
ie 


Wie mander unnuͤtzer und unnoͤthiger Kummer iſt 
ſchon durch die Muſic vertrieben, wie viele fruchtloſe, ja gar 
ſchaͤdliche Gedanken ſind dadurch gehemmet und verhindert, 
und wie manches von wichtigen Geſchaͤften ermuͤdetes Gemuͤth 
iſt fehon dadurch erquicket, ermuntert und erfreuet worden; 
zu geſchweigen, was Chriſten aus der Mufic zur Erbauung in 
ihrem Ehriftenthum zum Lobe GOttes vor Nutzen geſchoͤpfet. 


Dieſe reitzende und dem menſchlichen Geſchlechte fo gefälli- 
ge Ton⸗Kunſt iſt es, womit Hohe und Niedrige, ja gar Mi 
narchen und Negenten der Melt, manche Stunden ihres Le 
bens nicht nur ohne Schaden, fondern auch mit Nutzen zuge: 
bracht Haben. Die Beweife davon find offenbar. 


Ob nun gleich der Mißbrauch der Ton⸗Kunſt faſt allge- 
meiner feheinet zu ſeyn, als ein GOtt gefaͤlliger rechter Ge- 
Braud) derſelben; fo bleibet fie Doch bey edlen und guten Seelen, 
welche den Tiebreichen wohlthuenden Schöpfer in der Creatur 
Fennen und loben, ein gar groffes Kleinod, das dem menſchli⸗ 
chen Gefihlechte zu einer fonderbaren Erquickung in diefem Jam⸗ 
merthale von GOtt ift gegeben und bis auf dieſe Stunde er. 


halten worden. 
Alles 


les diefeß Hat. mich bewogen, den Liebhabern der Muſie, 


. Nach meinem geringen Vermögen, die Lehre vom General /Baß 


ſo weitläuftig umd Deutlich vorzufragen, damit ich noch man— 
chem eine Luft zu der edlen Ton- Runft machen und ae 


zur Selbſt⸗Information geben mochte. 


Da nun Ewr. Hochfuͤrſtl. Durchlauchten, wie auch 


Ewr. Hochgraͤſl. Gnadem, als hohe Kenner und Liebhaber 
der Harmonie, der muſicaliſchen Welt bekant ſind, eben wie auch 
Deroſelben hohe Gnade und Leutſeligkeit mir nicht unbekant 
geblieben iſt; fo hat beydes mich gereitzet, und fo Fühn gemacht, 


gegenwaͤrtiges muſicaliſches Lehr Buch Ewr. Hochfürfil. 


Durchlauchten, wie auch Ewr. Hochgraͤfl. Gnaden, 
in tiefſter Submiſſion zu dediciren, mit unterthaͤnigſter Bitte, ſel⸗ 
bigem einen kleinen Platz bey Deroſelben andern muſicaliſchen 
Schriften zu goͤnnen, und nach der Ihro angebohrnen 
Hochfuͤrſtl. und Hochgraͤfl. Gnade zu entſchuldigen, wenn 
ich mic) hierin von meinem Ehrfurchts⸗ vollen Herzen zu einen 

gar zu kuͤhnen Linternehmen hätte verleiten laſſen. 
Solche unverdiente Gnade würde mich Lebens⸗lang noch 
mehr verbinden, auf ainighe zu wuͤnſchen, daß GOtt, die 
b einzige 


* 


einzige Duelle alles wahren Guten, Ewr. Hochfirftl. 
Durchlauchten, wie auch Ewr. Hochgrafl. Gnaden, 
und Deroſelben geſamten hohen Hauſe alles Wohlergehen 
moͤge angedeihen laſſen, der ich in BR Ehrfurcht erſterbe | 


Durchlauchtigſter Furſt 
Gnaͤdigſtex Zunft und Herr, 


Hochwuͤrdiger Hochgebohrner Rrichsgraf. 
Gnaͤdigſter Graf und Herr, 


Er. Hochfuͤrſtl. Durchlauchten, 
Er. Hochgraͤſtichen Gnaden, 


Norden, ben raten Marti, 
1767. 


unterthaͤnigſt gehorfamfter Knecht, 
Mich. Joh. Friedr. Wiedeburg. 





WVorrede. 





© er den erſten Theil meines ſich ſelbſt informirenden Clavier⸗ 

9 Spielers kennet oder beſitzet, der Fan ſich ſchon vorſtel⸗ 
ER Ten, auf welche Art in dieſem andern Theile Die Leh—⸗ 
re vom General - Baß werde abgehandelt worden feyn, nemlich fo 
deutlich und tweitläuftig, als es zur Gelbft- Information erforders 
Ach iſt. Eben hiedurch wird fich diefe Abhandlung von den andern 
gedruckten Anmeifungen zum General-Baß wohl am meiften unter» 
ſcheiden. Der Trieb zur Deutlichfeit hat mich bewogen, fo weitläuf: 
tig zu fihreiben , fo, wie die Wichtigkeit einiger dem Anfänger nöthigen 
Materien Schuld daran ift, daß zuweilen etwas mehr als einmal darin 
vorkommt; als da ift, die Lehre von den motibus, Yon den Auswei⸗ 
chungen, von der Berdoppelung der Terzie oder Sexte beym Sexten 
Griff, vom Quinten- und Octaven-Verbot, von der Präparation und 
Sul der Diſſonanzien u. d. g. Ein Anfaͤnger meynet oft, die 


D28. ganze 


Vorrede.“ 

ganze Kunſt des General-Baffes beftünde bloß im Treffen der Signa⸗ 
turen, und hat er freylich auch aenug daran zu lernen; daher er denn 
Anfangs auf das andere fo genau nicht attendiret: lieſet er aber von 
erwähnten Diaterien mehr als einmal etwas, fo lernet er auch dieſe 
- Dinge nach und nad in Acht nehmen, bis er endlich einfehen lernet, 

worin eigentlich eine geſchickte Sortfchreitung der rechten Hand nad) al- 
len ihren Stimmen beftehet, und worauf dabey vornemlich zu fehen. 


Es find nun beynahe 30 Fahr, daß ich in der Mufte und in dem 
General Baß informiret habe, da ich denn Zeit gehabt Habe, auf Bor- 
theile zu denken, um dadurd) meinen Lehrlingen den General⸗Baß ſo 
leicht als möglich zu machen, doch, ohne einem gruͤndlichen Unterrichte 
dadurch einigen Abbruch zu thun. Diß wird man meinem ganzen 
Tractat anfehen koͤnnen, indem nicht allein verfchiedene Einwürfe, web 
ehe Anfänger, denen der Informator Freyheit zu reden und zu fragen 
gibt, wol machen wollen, aufs deutlichkte find beantwortet worden; 
fondern e3 kommen auch verfchiedene Huͤlfs-Mittel darin vor, um dag 
wichtigſte defto beſſer faſſen und behalten zu koͤnnen, als da ift, wie die 
Intervalla, fonderfid) die Quinten, am gefehwindeften und leichteffen 
zu fernen; wie die Einrichtung aller 24 Ton-Arten leicht gefchehen kan; 
meiter , von der Präparation und Reſolution aller Diffonanzien ꝛc. 


Es iſt immer Schade, wenn mancher Lehrbegieriger einen folchen 
Informator antrifft, der felbft faft nicht mehr vom General⸗Baß weiß, 
als daß er die vorgefchriebene Griffe ziemlich hat treffen gelernet, von 
weichem der Schüler dann auf eine ziemlich mechanifche Weife im Ges 
neral⸗Baß informiret wird. Bey welcher elenden information man 
hernach die unnuͤtz verfioflene edle Zeit am meiften bedauret; Denn das 

wenige 


Borrede 


‚wenige angegebene Informations ⸗Geld wird leicht und bald vergeſſen, 
wenn man nur was gruͤndliches gelernet hätte, 


Es ift derohalben bey der Information im General⸗Baß nicht oh⸗ 
ne Mugen, wenn man mit feinen Difeipeln fleiffig iiber denfelben raifon- 
niret und Sefpräche anftellet, um ihnen eine gute Theorie beyzubringen, 
als welche bey dem General⸗Baß fehr nöthig ift, wenn man nicht ein 
ungeſchickter und unwiſſender Practicus werden und bleiben will. Des⸗ 
wegen ich dann meinen Diſcipel bey der Information im General⸗Baß 
zuweilen gar nicht beym Clavier gelaſſen habe, ſondern die ganze Stun⸗ 
de mit muͤndlichem Doeiren des General⸗Baſſes zugebracht; welches ei⸗ 
nem Lehrbegierigen dann auch ſo wohl gefiel, daß ihm dabey die Zeit gar 
nicht lang wurde. Ich habe wohl, und zwar nicht ohne Nutzen, ein Buch 
zum Grunde geleget, ſolches ihm erklaͤret und weitlaͤuftig daruͤber gere⸗ 
det. Hiezu habe etliche mal den treulichen Unterricht im General⸗ 
Baß des Herrn D. Rellners gebraucht, weil ſolches Buͤchlein allent⸗ 

halben vor wenig Geld zu haben iſt, und einem Lehrmeiſter Gelegenheit 
genug geben Fan, feinen Diſcipeln den General-Baß gründlich beyzu⸗ 
bringen. Indeſſen habe doch gefunden, daß dieſes Buch zur Gelbft- 
Snformation (als wozu es auch nicht gefchrieben iſt) nicht Deutlich ae 
nug ift, wie verfchiedene ‚ die es vor fich geleſen, geflaget haben. Da: 
durch aber wird dieſem Tractat fo wenig als den andern muficalifchen 
- Büchern etwas von ihrem wahren Werthe benommen, denn fie find 
nicht in der Abſicht, fich ſelbſt daraus zu informiren, gedruckt worden. 


Ich habe alſo einen Verſuch machen wollen, ob nicht, wenigſtens 
die Lehre vom General⸗Baß (denn ich geſtehe gerne, daß man derglei⸗ 
chen Verſuch von Spielung der Hand⸗ — ſonderlich nach der heu⸗ 
b 3 tigen 


Vorrede. | 
tigen galanten Spiel-Yrt, wohl nicht bald machen wird, nemlich ohne 
Hilfe eines Lehrmeiſters fich felbft darin geſchickt machen zu Fünnen, als 
welches wohl nad) ein pium defiderium in der Muſic bleiben möchte) 
alſo koͤnte abgehandelt werden, daß ein Liebhaber fich daraus fetbft ins 
formiren koͤnte. Wenn nur fleiffige, muntere und rechte Liebhaber der 
Gelbft - Information die Probe machen wolten, fo zweifele nicht am 
guten Fortgang. Solten num gleich nicht alle Liebhaber der Muſic, 
welche mein Buch zur Selbit- information beliebten zu gebrauchen, 
den General-Baß und das Accompsgnement ( fo moeit ich folches lehre) 
darans von felbften wirklich lernen; fo koͤnte man daraus noch nicht 
fehlieffen, daß niemand folchen daraus lernen Fönte: denn wie mam 


cher Schüler hat einen guten Lehrmeiſter, und bleibet dod) ein Stumm 


ler, da andere, die eben denfelben Informatorem haben, Doch was 
vechtichaffenes lernen. Ich zwweifele nicht, es werde mancher et 
was nüsliches aus diefem Buche lernen, und zwar auf eine fo — 
Art, als möglich iſt. 


Ferner moͤchte etwa einer ſagen: es thaͤte dieſe Art der Abhand⸗ 
lung vom General Baß der Information Schaden, es wuͤrden einem 
dadurch Die Scholaren entzogen; allein, wer was rechtes verſtehet, dem 
- wird nicht bange Dafür fen. Denn, zu geſchweigen, daß e8 viele Liebs 
haber der Muſic und des General: Baffes gibt, welche Feine Luft zur 
Selbſt⸗Information haben, fondern viel lieber einen Informatorem 
haben wollen, ſo wird ein geſchickter Lehrmeifter eben hiedurch befreyet, 
mit feinem Difeipel die Grund-Säße des General-Baffes vorzunehmen, 
und Fan deswegen bald mit ihm zur nähern Anweiſung und Lebung 
im General-Baß fehreiten, als welches weniger verdrießfichift.. Zudem . 
Fan man einem, der Fein Geld, Zeit oder ‚Gelegenheit hat, ſich von einem 

Lehr: 


Vorrede. 


Lehrmeiſter informiren zu laſſen, ja leicht das Vergnuͤgen gönnen, daß 
ihm Gelegenheit gegeben wird, etwas deutliches vom General: Baß zu 
feiner Luft und zu feinem Nutzen zu leſen und verfichen zu lernen. Viel⸗ 
leicht möchte diefes Buch manchen bey der Sinformation tet noch 
brauchbar und dienlich feyn. 


Was num die Einrichtung dieſer Abhandlung betrift, kan da⸗ 
von das am Ende befindliche Inhalts⸗Regiſter Nachricht geben; ich 
habe diejenige erwaͤhlet, welche nach meiner Einſicht meinem Zwecke 
am gemaͤſſeſten zu ſeyn ſchiene. Die Marginalien zeigen kuͤrzlich den 
Haupt⸗Inhalt eines ieden $phi. Ob ich gleich den erſten Abſchnitt dem 
Lieder-Spielen nach dem General-Baß gewidmet habe, fo enthält er 
Doch nur 12 Lieder- Melodien, welche aus dem groſſen Haltifchen Geſang⸗ 
Buch genommen worden, Wann die Herausgabe des Wernigeroͤder 
Choral⸗Buchs ein wenig früher gefcbehen wäre, fo würde ich die Me: 
Yodien-Erempel diefes andern Theils daraus genommen haben, weil in 
diefem Choral: Buche viele ftarf bezifferte und theils ſchwere Baͤſſe zu 
finden find, die fehon einen geſchickten Choral- Spieler erfordern, ob⸗ 
gleich auch viele leichte und gewöhnliche Baͤſſe darinnen find; alfo, daß 
dieſes Choral⸗Buch, welches mit den beliebten deutlichen Breitfopfifchen 
Noten gedrudt ift, für viele Liebhaber nad) den verfihiedenen Stufen 
ihrer Sertigfeit im General⸗Baß fehr fhon zu gebrauchen ift. Wer 
den erften Theil meines Elavier-Spielers befiget, und daraus ein Lied 
mit Baß und Difeant hat fpielen aelernet, dem Fan diefes Choral-Buch 
ſchoͤne Dienſte thun. Uebrigens habe allenthalben Exempel hinzugefü- 
get, worin der Gebrauch aller Intervallen zu ſinden iſt. Gm andern 
Abfchnitte wird eigentlich das Accompagniren gelehret, und die zum 
0 geſetzte Biolin- Stimme hat bloß zum Zweck, einem Liebhaber 

bald 


Vorrede. 


bald Gelegenheit zum Accompagniren zu geben, und ihn im Tact zu 
üben. Wer alle hierin vorkommende Exempel, ſonderlich die vier Tg 
ten im gten Sapitel des andern Abſchnitts, fertig accompagniren Fan, 
der wird gewiß ſchon mit vielen Bäffen zu einem Concert oder Trig 
fertig werden Fönnen, zumal wenn er Zeit hat, fie vorher ein wenig 
anzufehen. 


Soonſten paffet die Vorrede des erſten Theils meines Clavier- 
fpielers auch in vielen Stüdfen zu diefem andern Theil, und ift deswegen 
nachzuſehen. Wie diefes Buch nun bey der Selbft: Information zu 
gebrauchen, findet man theils in der Borerinnerung, theils im Buche 
ſelbſt, dahero hier nichts davon zu fagen ift, als diefes Eine, nemlich: 
er diefen Tractat erftlih ganz Durchlefen wolte, ehe er ad praxin 
fehritte, der thate eben nicht übel, ihm würde hernad) ben der Infor⸗ 
mation felbft vieles um desto leichter und deutlicher zu verſtehen ſeyn. 


sch fhlieffe und wuͤnſche dem Liebhaber der Muſic alle Tage we⸗ 
niafteng eine halbe Stunde zur Serlbft-Information, und dag ihm dies 
fer Trastat ein treuer Lehrmeifter feyn möge; und hiemit wuͤnſchet 
dem Leer alles Wohlergehen | 


Norden, gefchrieben den iaten Nov. 
17606. 


der. Autor. 


FERN. 





u N. J. 


Borerinnerung 







ve 


A ch habe in meinem muficalifchen Buͤchlein, wel⸗ Anlaß zu die 
ches 1765, im Verlag der Buchhandlung des ſem Werke 
Waaiſenhauſes zu Halle, herausgekommen iſt, 
betitult: Der ſich ſelbſt informirende Cla⸗ 
vier⸗Spieler, verfprochen, Die Lehre vom Ge⸗ 
neral-Baß fo deutlich, einfältig und faßlich vor⸗ 
zutragen, Daß ein ieder Liebhaber der Muſic, 
der Luſt hatte fich felbft im General-Baß zu 
üben und zu informiren, darin den gründlich" 
ſten und deutlichſten Unterricht zur Selbft: 
— Information finden ſolte. 
9.2. Hiezu koͤmt noch, daß mich verſchiedene, ſo wohl bekante als 
unbekante, Freunde und Liebhaber der Muſic gebeten haben, dieſem mei- 
nem DBerfprechen nachzufommen. Ich habe derohalben die Feder ergrif- 
fen, um zu verſuchen, ob ich einem Liebhaber nicht einen folchen ſchrift⸗ 
lichen Unterricht zum General: Baß möchte mittheilen Eönnen, dar⸗ 
aus er ſich felbft informiren koͤnte. Und dis um deſto mwilliger, ie oͤf⸗ Die undeue 
ferer man von vielen über Die Undeutlichkeit derer Bücher, fo vom Ge: lichkeit der 
neral⸗Baß handeln, lagen höret: in tie fern nun aber dieſe oder jene Bücher vom 
fhriftliche Anweifungen zum General-Baß mit Recht oder Unrecht der General Baß 
Wiedeb. Gen. Baß. | U Undeut⸗ 


die hier ver: 
mieden iſt. 


Harmonie 
verdunckelt 
bey Ungeuͤb⸗ 
ten die Melo— 
die. 


2 —vVorxrerinnerung. 


Undeutlichkeit beſchuldiget werden, ſoll von mir hier nicht ausgemachet 


werden. Kurz, mancher wünfchet ſich einen deutlichern und weitlaͤufti— 
gern Unterricht hievon, als er bis daro gefehen hat. Ob nun dieſer mein 
Ver ſuch eines fo deutlichen und verlangten Unterrichts das Gluͤck haben 
wird, Den Liebhabern der Mufic zu gefallen, Die fich gerne für fich ſelbſt, 


Cöhne einen Informarorem deswegen anzufchaffen) im General: Baß 


üben wollen, muß die Zeit und die Erfahrung lehren. Indeſſen hoffe, 
daß ich, vermittelſt der überall herrfchenden Weitlaͤuftigkeit, vornemlich 
bey den erſten Anfangs: Gründen des General: Baffes, meinem Leſer 
alles dahin gehörige fo deutlich gemacht habe, daß er wohl wird verfiehen 
fernen, tong der General Baß fen; was Dazu gehöre; wie er zu erlernen, 
und wozu er nuße. 

9.3. Weil nun oben gedachter Clavier - Spieler gütigft und ge- 
neigt ıft aufgenommen worden, alfo, daß viele ihr Vergnügen darin ge- 
funden; fo zweifele auch nicht an: der gütigen Aufnahme diefer meiner 
Abhandlung vom General⸗Baß, als dem zweyten Theil des fich felbft 
informirenden Elavier= Spielers, ungeachtet er nicht im gelehrten 
und galanten Stylo verfaffer iſt, den man bey diefer Art Lehr: Bücher 
auch wohl entbehren Fan. Er en 

$.4.. Weiter glaube gerne, daß es mehr Liebhaber gibt, ein. Lied, 
Ode oder Eleine Sing-Arie nad) Diftant und Baß allein, als mit Grif: 
fen oder nad) den General⸗Baß zu fpielen. Denn die Tiebliche Melo: 
Die, welche am meiften gefällt und rühret, wird in den Ohren ungeuͤb⸗ 
ter und unroiffender Leute durch die Harmonie, oder durch die Beglei— 
tung anderer Töne einiger maffen verdunfelt und etwas unkentlch; wel⸗ 
ches alles aber bey einem Kunftverftändigen fo nicht gefchicht: Daher 


möchte vielleicht manchem Diefer andere Theil des Elavier-Spiefers fo lieb 


Eintheilung 
diefes Werks. 


nicht feyn, als etwa der erſte. Denen Liebhabern des General: Baffes 


aber Ente gegenwaͤrtiger Theil deſto willfommener feyn. 


$. 5. Ich habe Diefen Unterricht in zen Haupt: Theile gethei- 
Set, nemlich in zwey Abſchnitte. Im erften Abfchnitte habe vor- 
nemlich mit folchen Stebhabern zu thun, Die gerne ein Lied nad) dem 
General: Baß tollen fpielen lernen ;. denen habe nun befimöglichft 


zu dienen gefuchet. Denn das gefchickte Choral-Spielen erfordert fehon 


Liebhaber, die gerno etwas gruͤndliches vom General Baß wiſſen wollen. 


Kunſt, und dienet nicht allein zum oͤffentlichen, ſondern auch zum privat 
Gottesdienſt, und findet ſehr viele Liebhaber. Der andere Abſchnitt 
ift hauprfächlich für die, fo gerne einen bezifferten Baß wollen fpielen 
oder ſchlagen lernen biym Trio, Concert, Cantare ete. kurz, für die, 
melche Kuft zum Ac-ompagnemenr haben; wie auch überhaupt für alle 


Sm 


.e% WVorerinnerung. nor 3 


Im Fall einer Fein Freund vom Choral:Spielen wäre, fo muß er doch 
nicht denken, er Tünte Deswegen den erften Abſchnitt entbehren, und fich 
nur gleich zu dem andern wenden. Mein, ım erften Abſchnitte find Die 
Fundamenta des General» Baffes weitläuftig abgehandelt worden, 
# ift der ate Abſchnitt groffentheils nur eine weitere Ausführung des 
erften. | ei 

$.6. Uebrigens feße anieso voraus: Die Erkentniß der Claviere, Der erſte 
der Diſcant und Baß- Noten, der verfchiedenen Geftung der Noten Zbeil wird 
nach ihrer Zeit:Maaffe, der Fingerfegung ſonderlich fir die linke Hand. !rrausgcietet 
Denn was die Fingerfekung für Die rechte Hand betrift, fohabe im aten 
Abfchnitt Gelegenheit gegeben, fich noch weiter darin zu üben, weil die 
Violin⸗Stimme aud) bequem aufdem Clavier Fan gefpielet werden. We— 
nigftens muß mein Lefer ein Lied, leichte Arie oder. Menuer.ordentlich 
nach Noten fpielen Finnen. Alles Diefes nun ift im erften Theil meines 
Elavier - Spielers ( vornemlich mas das zweyſtimmige Spielen eines Lies 
des betrift) mit Fleiß fo meitläuftig und deutlich abgehandelt worden, 
daß ein rechter Liebhaber, Dem es nemlich ein Ernſt ift, fich felbft zu in: 
formiten, fich deffen fehr bequem ſtatt eines Lehrmeiſters mündlichen Un: 
terrichts bedienen Fan, 28 

$.7. Mein Lefer wird in einem ieden Eapitel dasjenige vom Ge- Wie diefer 
neral Baß finden, was er für Die Zeit davon zu wiſſen nöthig hat; er Zbeil zu ge: 
thut alfo wohl, daß er ein Capitel nad) dem andern wohl durchſtudiret, brauchen. 
und nicht eher weiter gehet, als bis ihm das vorhergegangene recht be— 
kant geworden. Mehrere Nachricht vom Gebrauch dieſes Buches, wird 
im Buche ſelbſt hin und wieder gegeben werden. Wer nun aber ſchon 
die Geſchicklichkeit und Fertigkeit haͤtte, ein Lied kunſtmaͤſſig nach dem 
General⸗Baß zu fpielen, Dem dienete alsdenn vornemlich der zweyte Ab— 
ſchnitt. Ja wer auch ſchon etwas im Accompagniren, als wovon dieſer 
Abſchnitt eigentlich handelt, geuͤbt waͤre, der wird doch vielleicht noch ein 
und anders daraus zu lernen haben. 

9. 8. Dis ſey genug zu einer Heinen Vorerinnerung. Deswegen 
ſchreiten wir zum Werke ſelbſt. Ich wuͤnſche mir abermal die Gabe der 
Deutlichkeit, und dem Leſer Luft, Fleiß und Geduld, und ein gutes mu: 
ficalifches Genie. | 





X 2 Eriter 


4 1.Abſchn. Cap.l. Dom Gen. Baßuͤberhaupt. 123) 
Erfter Abſchnitt 


lehret, 
Wie man ein Lied nach dem 
General Baß ſpielen foll. 


cAPvrı 
Vonm General⸗Baß und deffen Befchreibungen 





überhaupt, 
an ar N — 
Was iſt er Ras iſt Der GeneralBaß in der Mufic? Dieſe Frage hoͤret man 
General: oft von Leuten, Die noch gar nichts von der Mufic, vielweniger 
Baß? etwas von ihren Kunſtwoͤrtern, verſtehen; ſie haben gehoͤret: daß 


es einen General⸗Baß giebt, und auch, daß es ſo ein ſchwer wunderlich 
Ding darum ſey, deswegen moͤchten ſie gerne wiſſen, was dieſe uͤbergroſſe 
Kunſt lehrete, und worin fie beſtͤnde. Sind ſolche Frager nun nicht 
ſolche, welche zugleich Luſt haben, ihn zu lernen, oder die nicht im Stande 
ſind nachzudencken; ſo antwortet man ihnen nur ſchlecht weg: Der 
General Baß iſt eine Kunſt in der Muſic, die mancher, der ſonſt noch 
wohl auf dieſem oder jenem Inſtrumente ſpielen Fan, nicht verſtehet; 
Die aber einem rechtfehaffenen Mufico unentbehrlich if. Da mag ein 
folcher Frager fich mit begnügen. | u 

Die Lehrbe 9.2. Thut diefe Srage aber einer, der zwar noch wenig von Der 

gierigen drauf Muſic überhaupt verftehet, aber doc) Luft hat den General-Baß zu er: 

3u antworten geynen; fo verdienet ein folcher ſchon eine nähere Antwort. Wolte mar 
ihn aber gleich mit einer kuͤnſtlichen und accuraten Befchreibung, fo wie 
man fie in. den muficalifchen Lehrbüchern findet, abfpeifen, und ihm fei- 
bige vorfagen, fo würde er doch nicht Elug Daraus werden. Solchen 
Liebhabern nun, Fan vorerft Feine Antwort dienlicher feyn, als etwa eine 


folche: ns 
Eitisealee 3 Da General: Baß ift eine Wiffenfehaft in der Ton -Kunfk, 


meineBe wæelche fehr ſchoͤn if; Die den Grund und Die Urfache anzeiget, warum 
fhreibungen dieſe oder jene Harmonie der andern porzugiehen. Eine Wiſſenſchaft, die 
von 











1Abſchn. Cap-1.Yom Gen. Baß uͤberhaupt. ($-4.5.6.). 5 


von Spielung der Hand-Sachen meit unterfehleden iſt; welche im An- 
fange etwas befehwerlich und verdrießlich zu erlernen, hernach aber fehr 
angenehm if. Eine Wiffenfchaft, dabey man ſich der Zahlen oder Ziffern 
bedienet, und da Die rechte Hand bald zwey, Dre big vier Töne zugleich, 
doch in lieblicher Webereinftimmung over in vollftimmiger Harmonie, hoͤ⸗ 
ren — — das nun aber für Toͤne ſeyn muͤſſen, Das lehret der Ge⸗ 
neral= daß. 

$.4. Diefe Befchreibungen des General-Baffes ſollen mir Gele werden erklaͤ— 
genheit geben, noch etwas meitläuftiger Davon zu reden; Damit man in ret. 
Stand kommen möge, hernach eine kunſtmaͤſſige Definition zu verftehen. 
Laſſet uns eing nad) dem andern vornehmen. Es 

$.5. Zuerft haben wir gefagt: Der General:-Baß ift eine Wiſſen- Der General, 
fchaft in der Ton Kunft, welche fehr fehön ift, die den Grund und die Baßiſt eine 
Urfache anzeiget, warum Diefe oder jene Harmonie der andern vorzuziehen. —— 
Was die Definition der Ton Kunſt ſelbſt betrift, fo gibt der volikom- 1 da Len⸗ 
mene Capell⸗Meiſter des Herrn Matheſons pag- 5. $. 15. folgende” "" 
Befchreibung davon, es heißt nemlich daſelbſt: „Die rechte gründliche 
» Befchreibung der Mufic, daran nichts mangelt und nichts uberflüßig 
„ if, möchte alfo lauten? 
 » Mufica ift eine Wiffenfehaft und Kunſt, gefehisfte und angenehme 

„ Klänge kluͤglich zu ſtellen, richtig an einander zu fügen, und lieb: 

„ lich heraus zu bringen, damit durch ihren Wohllaut GOttes 

Ehre und alle Tugenden befördert merden. „ 

Der General Baß ift alfo auch eine Wiffenfchaft und Kunſt in der Mufie, und war eine 
und folget nach ver Compofition (oder Verfertigung eines muſicaliſchen ſhoͤne Wiſſen⸗ 
Stuͤckes). Ich will allbie nicht ausmachen, in wie ferne der General: er und 

Baß am billigſten eine Wiſſenſchaft oder eine Kunſt koͤnte genant werden, ” "" 
vielleicht ſchicket ſich beydes dazu. Meine Leſer nehmen die Woͤrter nur 
in ihrem erſten gebraͤuchlichen Verſtande; Wort⸗Streit taugt nicht in 
. Zehr=:Bücher, das fucht auch Fein Liebhaber. Der General: Baß iſt eine 
Wiſſenſchaft und Kunft, die fehon und lieblich iſt, woran ein rechter Lieb⸗ 
— der Muſic ſeine Luſt haben kan und ſoll, wegen ihres groſſen 
utzen. | 

-$.6. Gewiß, e8 verdienet Feinerden Namen eines Mufi-Verftän- Ein ieder Mu- 

Digen, wo er nicht wenigſtens die Srundfäge der Harmonie oder die Ne; feus müßte 

geln des General: Bafles inne hat. Was ift wohl einem Mufico und ihn verſtehen— 

Liebhaber der Muſic rüglicher und dienlicher als der General: Baf? Die 

gantze muficalifche Compofition hat ja ihren Grunddarin, wie auch alles 

Fantaſiren und Spielen aus dem Kopfe, es fen nun auf welchem Inſtru⸗ 

mente es wolle 

43 $.7. 


6 1.Abfchn. Cap-1. Vom Gen. Baß uͤberhaupt. (:7—1.) 


Das unor . $.7. Wer alfo den General-Baß nicht verfichet, der tappet immer 
dentliche San: gfeichfam im Blinden herum, und darf feine vermeynte muficalifche Ar— 
a beit Verftändigen weder hören noch fehen faffen. Er Fennet Feinen an- 
nn 2. nicht dern Kehrmeifter, als fein Gehör, Er fpielet, mas ihm gefäkt; weiß aber 
\ verfiehen,  micht, ob e8 nach den Regeln der Harmonie oder des General: Bafles 
vecht oder unrecht if. Weil er von Ausweichungen in andere Tone und 
von den Diffonantien etwas gehoͤret hat; fü weiche er, entweder wider 
alle Ordnung ungeſchickt genug aus, oder er bfeibt immer in feiner erſten 
Ton⸗Art. Er macht Diffonantien, und weiß felbft nicht tie fie heiffen; 
um ihre Praͤparation oder Reſolution mag es ſtehen, wie es wolle. Er 
denckt: gnug, es muß zuweilen Diffoniven, e8 wird fich ſchon geben, Die 
Conſonanz wird fid) ſchon wieder finden. Da hat denn ein Berfländi- 
ger an folchem ausfchmeifenden Spielen feine liebe Noth. 

gereicht zu ih 6.8 Wer alſo den General:Baß für unnüs hielte, der verrieth 
rer Schande. eben hiedurd) feine grobe Untoiffenheit in der Muſic. in folcher wird 
| gar leicht gu feiner eigenen Schande fpielen, eben alsdenn, wenn er feine 
sröfte Kunſt im Fantafiren oder Praͤludiren andern meynt zu offenbaren. 
Er wird mit Necht unter die Öroßthuer gerechnet, Die ohne Grund ein 
groß Weſen und Anſehen bey Unverfiändigen machen Eönnen. Dreiftig- 
keit und Kühnheit etwas zu wagen ‚findet man bey ihm, Die aber in ei- 
ne Art von Toll-Kühnheit ausfchlagt, und ein unverfchämtes Weſen 

anzeigt, 
Nutzen des $. 9. Wer iſt wol im Stande, einen mittelmaffigen Baß zu einer 
G. Berſtreckt Heder- Melodie zu machen, mo ihm die Wiffenfchaft des General: Baffes 
ſich weit. nicht die Handleitung dazu gibt? Man kan ohne denſelben gar keine 
Melodie und gewiſſe Schritte in der Harmonie thun. Die Ton Kunft beſtehet aus 
Harmonie, die Melodie und Harmonie. Das festere Iehret bloß der General: Ba. 
gantze Ton Edelmüthige Liebhaber der Mufic werden die VortreflichFeit und Nuͤtz⸗ 
Kunſt. ſchkeit defielben bald einfehen, und Luft befommen , felbigen zu erlernen. 
Edelmüthige $. 10. Edelmüthige Liebhaber der Mufic heiffe ich dergleichen Lieb- 
gicbhaben der naher, welche nicht zufrieden find, wenn fie etwa ein Lied, Aria, Menuet 
‚ Rufe oder andere Handfachen, die zweyſtimmig, nemlich im Baß und Diſcant 
haben Luft ſtehen, fpielen Tonnen, fondern Die in ſich aud) eine Luft verfpüren, der 
zum General: Fon-Runft oder Harmonie, Daß ich fo rede, ins Hertz zu fehen; das iſt, 
Baß . die den Grund und Zuſammenhang dieſer edlen Kunſt gern wiſſen wol—⸗ 
fen, und bey der Melodie (als welcher an ihrer Würde durch das Lob 
der Harmonie nichts benommen wird ) auch gerne die Negeln der Har- 
monie oder lieblich Elingenden Vielſtimmigkeit einfehen wollen. ’ 
G.B. haͤlt die $.ı1. Dis letztere zeiget der General-Baß, denn er weiſet ung den 


‚ Degeln der, Grund und Die Urfache, warum Diefe oder jene Töne, wenn fie zugleich 
Harmonie in er und 


ſich. 














1.210fchn, Cap-I. Bom Gen. Baß überhaupt. ($.12.13.14.) 7 


und mit einander zum Gehör gebracht werden, lieblid und ſchoͤn klin⸗ 

gen, und warum hingegen andere, wenn fie zugleich gehöret werden, ei⸗ 

nen Uebellaut oder Diſſonanz machen, : u 
812. Man hat Anfänger in der Mufie, welche bey ihrem zwey- Wieder Gen. 
flimmigen Spielen bald hören Eönnen, ob fie recht oder unrecht fpielen, Bab beydes, 
ob nemlich der Difcant zum Elinge, oder nicht, denn fie corvigiren . — ein 
fich bald felber; dieſe haben ein gutes muſicaliſches Gehör (fo viel man — 
neinlich davon bey einem Anfaͤnger fordern kan). Hingegen gibts andere, alſches Ge— 
ja, mehr als einem Lehrer lieb iſt, die wenig oder nichts davon wiſſen, hoͤr haben, 
ja im Stande find, ich weiß nicht mie lange, unrecht fortzuſpielen; dieſe noͤthig iſt. 
haben fein muſicaliſch Gehör. Haben ferner die erfteren einen Accord mas 

chen lernen, fo fuchen fie ihren Accord immer nach dem Gehör einzurich- 

ten ; allein fie wiffen gar nicht, warum fie fich corrigiren, ihnen. iſt ges 

nug, daß es nicht Elinget. Komme aber ein anderer Griff, fo wiſſen fie 

fi) aus ihrem Sehöre nicht mehr zu helfen: ja Eommt etwa ein Diffo- 

nanz in der Ober-Stimme oder im Difcant vor, nemlic) daß der Difennt 


eis und der Baß z hat, oder daß zur Difcant:Note a im Baß g ge 
feblagen werden fol; fo Denken fie gar bald, es ſey unrecht gefchrieben, 
das Elinge heflich zufammen. Der General-Baß nun Ichret und zeiget 
beyderley Art Leuten, welche Harmonie für die Zeit gelten over nicht gel- 
ten fol, und auch, warum“ für Die Zeit Der Vebel-Kaut , das ift, die Dif 
feneng (dis Wort wird in ver Folge befant genug werden) ermählet 
worden. 

$.13. Man nehme mir nicht übel, daß in dieſem Capitel fehon vom Vom Nutzen 
Mugen des General-Baffes etwas gefagt worden; eg hatte freylich ein des Gen B. 
gantzes Eapitel davon handeln Eönnen, ich laffe e8 aber bey dem wenigen, . 
mas Davon gefagt roorden, bewenden. Es Fan dem Lefer auch nicht 
fehaden, wenn er fein bald den Nusen und den Vortheil des General: 
Baffes einfehen fernet. Nun weiter in unferer Befchreibung des Gene: 
ral Baſſes $. 3. | 

9.14. Der General: Baß ift von Spielung der Hand: Sachen Er ift vum 
weit unterfehieden, ob er gleich bey denſelben geoffe Dienfte thut, und Spielen der 
die Ausübung derfelben erleichtert. _ Es ift der General-Baß eine ganz Pand-Sa 
aparıe Wifenfehaft; denn mancher Fan ziemlich fehrvere Hand-Sadyen, PA m er 
wie man fie zum Unterſcheid des General: Baffes nennet, fertig nach teejenieben. 
Noten wegfpielen, und Doc) nichts vom General-Baß verfichen. HZand- Was Hands 
Sachen find folche Elavir-Stüce, da einem vermittelt der Noten aus: Sahenfind. 
druͤcklich gezeiget wird, was man fo wohl in der rechten als linken Hand 
nehmen und fpielen fol. Beym General: Baß aber werden einem nur 

| \ einer⸗ 


8 1.Abfchn. Cap-1.Yom Gen. Baßüberfatipt.l.15.16,17.) 


einerley Noten, nemlich lauter Baß-Noten für die linke Hand, vorgefe- 

get, und ein General Baßiſte verfichet, was er hiergu in Der rechten Hand 
für Töne greiffen fol, und zwar nad) Anleitung der Ziffern, die ihm 
über feine Baß Noten gefeßet worden, & 


) l.Baß 5 F, s EIER —— 
en — chen Ton eines Accords oder andern Griffes er in ſeinem kleinen Finger 


lich macht. was reitzendes an fich: hoͤret einer, der noch nichts von der Mufic verfte: 
het, einen Kuͤnſtler auf einem lieblichen Inſtrumente fpielen und dazu fin 

gen, fo wünfchet er gleich, Doch auch im Stande zu ſeyn, ihm felbft alles 

zeit, fo oft er e8 verlangek, eine folche Luft machen zu Fönnen; er will fpie- 

len lernen, um fich und andere zu vergnügen, und hat bey Erlernung Der 

erſten Stufe feine Luſt an der freudigen, gelaffenen oder Dan Ne 

/ DIR, 





\ 


J. Abſchn. Cap-I. Bom Gen. Baß uͤberhaupt. ($.18.19.20.) 9 


lodie, ie nachdem es fein Temperament mit ſich bringe. Koͤmt er num 

erft fo weit, daß er die Lieblichkeit der Harmonie im reinen Accord em— 

pfindet, und die Nothmendigkeit und den Nusen des General-Baſſes ein- 

fehen lernet, fo reſolviret er fich, auch denfelbigen zu erfernen; aber gleich 

im Anfang verdrießt ıhm oft bald die Erfernung der Intervallen, und 

das öftere falfche Spielen benime ihm viel Vergnügen Des Gehoͤrs. 

Daher ift e8 wohl gethan, wenn man einem ſolchen Liebhaber voraus Man muß 

faget, daß er nicht denken müffe, gleich Vergnügen von feiner Bemuͤ— nicht glei 

hung und von feinem Fleiß zu genieffen, fondern daß er anfänglich. ein a 


- wenig Geduld haben muffe, und das befante Spruͤchwort erwegen: omne fuden, 


principium graue, d. 1. aller Anfang ift ſchwer; item: Pulchra fun 
difkicilia, ſchoͤne Dinge, ſchwere Dinge. — 
918 Doch ift auch nicht zu leugnen, daß mancher Lehrmeifter es Eine gute 


feinen Schüler verdrießlich genug machen Fan, wenn er nicht die Klug: a DR 
heit befißet, das leichteſte zuerſt, und fo nach und nad) vom feichtern im- EINER 


mer zu fiverern zu gehen, ihm Muth einsufprechen, ihm alles fo Leiche kot tic— 


zu machen als möglich, und feine Kräfte nicht auf einmal zu erfchöpfen. 
Eine gute Lehr: Methode Fan vieles hiebey thun. Es iſt meiner Mey: 
nung nad) nicht übel gethan, wenn ein Anfänger erſt einen Choral mit 
dem General Baß fpielen lernet, denn darin herrfchet Melodie und Har⸗ 
monie, und ift eben nicht ſchwer, wenn der Baß maͤſſig beziffert iſt, der⸗ 
gleichen Baffe auch viel im neuen Wernigerodiſchen Choral-Buche find. - 
- $.19. Hat aber iemand Luft, ſich nad) gedruckten Anmeifungen Aus den bis: 
felbft zu informiren, ohne vorhergegangener mündlichen Information, fo ber gedruckten 
wird er freylich feine liebe Noth haben, zu verftehen, was darin gelehret —— 
wird; er lieſet etwas darin, er denket nach, wird aber bald müde, und —— 
verzaget, iemals etwas rechtes, davon er Gebrauch machen koͤnte, su er: —— 
fernen. Ich habe Leute gekant, Die durch eigenen Fleiß allerley Kuͤnſte Fönnen, 
und Wiffenfchaften und Sprachen gelernek, welche zu mir fagten: daß fie 

ſich som Seneral-Baß gar Teinen Begriff machen Fönten, ob fie gleich 
verfchiedene Bucher Davon eingefehen und gelefen haften, es mare ihnen 

alles Tauter boͤhmiſche Dörfer, wie man zu fagen pfleget; ja fie Eönten 


nicht errathen, worin der General-Baß eigentlich beſtuͤnde, viel weniger 


wie fie folchen ohne information eines Lehrmeifters lernen Fönten, wie fie 
*— doch von den gedruckten Anweiſungen vom General-Baß oft 
ordern. 
8.20, Schwierigkeiten hat die Wiffenfchaft des General-Baſſes, 
das if wahr. Man findet auch) verſchiedene Bücher vom General-Baß, 
a , et Ems ae nl a Be S 
verſtehen kan; Das ıft auch wahr, Es iſt auch der muſicgliſchen Schrei⸗ 
Wiedeb, Gen. Baß. B ber 


8 


10,, LAbſchn. Cap. l. Vom Gen. Baß uͤberhaupt. ($.ar. 22.) 


Warum die ber Vorſatz eben nicht gemwefen, Denen rohen Incipienten, oder folchen, die 
meifien noch nichts Davon wiſſen, einen Unterricht zu geben; fondern vielmehr 
— © entroeder ihre Einſichten und Erfindungen im General-Baß andern 
 Mufic- Derftändigen darzule der den Schrmeiftern eine Anlei 
Bafı gefchrie: 9 zulegen, oder Den Lehrmeiſtern eine Anleitung 
ben haben, und Anmeifung zur information zu geben; oder auch Denen, die fchon 
denen Anfaͤn Information im GeneralßBaß genommen, Gelegenheit zu weitermNach- 
gern p un: Denken und zur Uebung zu geben; Daher Denn manches dem mindfichen 
deutlich find. Unterricht und der nähern Erflärung eines Lehrmeifters überlaffen wor— 
den. Sonſten möchte vielleicht auch Diefer oder jener Autor die Süße 
und Reguln zu geſchwinde gehäufet, oder der Lefer auch nicht Die Dazu 
erforderliche Aufmerkſamkeit angewandt haben. 


Unterfehiedene $.21.. Einem, der feine Kunſt verſtehet, duͤnket felbige nicht mehr 
Natur⸗Gaben ſchwer zu feyn, wenn es ihm auch gleich bey Erlernung derfelben fauer 


— genug moͤchte geworden ſeyn. Viele rechtſchaffene Mufici haben nicht 
Erlrnungdes ME Die erfien Anfangs» Grunde der Muſic, fondern auch den General- 
GB. licht, Baß, ich weiß nicht, in melcher Turgen Zeit gelernet: folche Eönte man 

geböhrne Muficos nennen, Daraus werden gemeiniglich die gefchickteften 


und andern Leute, beruͤhmte Virtuoſen. Es hat aber die Natur nicht alle Liebhaber 


dagegen. der Muſic fo guͤtig bedacht, daher wird es manchem, ſonderlich im An⸗ 
ſchwer faͤlt. fange, ſchwer und ſauer; viele wollen gerne, denen fehlet es am Können, 
an Gabe und Naturell; viele, ſonderlich Kinder, ſollen lernen, am Kön- 
nen fehlet es hier zwar nicht allegeit, aber oft am Wollen, die Jugend 
ift zu fladverhaft und nachläffig. Denen beyden lestern nun, iſt der 
General⸗Baß freylich ſchwer, ja gemeiniglich ſehr verdrießlich zu erfernen, 
denen iſt faft- Fein Buch deutlich genug. Gleichen Unterfcheid bemerket 
man auch am Frauenzimmer, unter welchen es fonft viele Liebhaber der 
edlen Mufie gibt, und denen der General-Baß und das Elavier-Spielen 
überhaupt, nebft dem Singen, fo ſchoͤn anftehet. 
Der 6.B. ift $.22. Daß der General: Baß eine weitläuftige Wiffenfchaft fen, 
eine weitläufti dabey manches in Acht zu nehmen, erhellet auch aus Denen vielen, ‚oft weit⸗ 
ge Wiſſen⸗ ſaͤuftigen Büchern, fo Davon in altern und neuern Zeiten find gefchrieben 
ſchaft, worden, und noch werden geſchrieben werden. Man ſehe die Schriften 
wovon ſchon Des beruͤhmten Bachs, Heinichens, Mattheſons, Mizlers, Tele— 
viele geſhrie manns, Sorgens, Marpurgs, Sur, Köhleins und vieler andern; 


ben haben. das iſt gewiß Fein Kinderſpiel, was ſolche Männer vom General: Baß 


Dismußaber gefehrieben haben. Indeſſen muß fich Doc) Feiner hiedurch abſchrecken 
niemanden  faffen, fondern vielmehr bedenken, daß er es mit einer in der Mufic 
abſchrecen. hehſtedlen und nuͤtzlichen Wiffenfchaft zu thun habe, wenn er ſich ſuchet 
im General⸗Baß zu üben. Rom iſt nicht auf Einen Tag gebauet. Wird 

man auch nicht gleich ein groſſer Meiſter hierin, ſo hat doch ein — 

— maͤſſiger 





1.Xbfchn. Cap. JVom Gen. Baß uͤberhaupt. ($.23—26) Ir 


mäffiger Grad auch fehon Nusen und Luft bey fich, und vergnüget feinen 
Beſitzer. 
8.23. Es hieſſe endlich $. 3, Daß man ſich bey dem General-Baß Man bebienet 
der Zahlen oder Ziffern bediene, nemlich von ı bis’g, als durch welche —— 
Ziffern die Toͤne, welche in der rechten Hand zu nehmen ſind, beſtimmet en 
und angezeiget werden. Der Gebrauch der Ziffern beydem GeneralBaß 7 7" 
ift. eben fo bequem, als der Gebrauch der Noten ſtatt der Buchftaben oder 
Zabulatur. Welche Tabulatur in älteren Zeiten auch bey dem Generals ſtatt der alte 
Baß gebrauchet worden, da man nemlich alte Griffe mie Buchftaben völ- Tabulatur. 
fig ausgefehrieben: allein, welch eine Mühe! welcher man hernach Dutch 
Einführung der Noten und Ziffern iſt überhoben worden. 
9.24. Nun wird e8 Zeit ſeyn, meinem Lefer eine kurze Befchreibung Kunſimaͤſſige 
som General⸗Baß, fo, wie man fie in Heinichens Anmeifung zu demfel: Definition des 
ben findet, mitzutheilen; es heifjet daſelbſt pag: 96. alfo: Gen. Baſſes 
» Der General = Baß ift eine aus der Compofition entlehnte 
„» Wiffenfchaft, vermittelft welcher man nach gewiffen Res 
„ geln zu der einzigen vorgelegten Baß-Stimme eine völli= 
„ge Harmonie dergeftalt erfindet, daß fie mit: der dazu ge⸗ 
„ fegten‘Docal= oder Inſtrumental⸗Muſic genau überein 
» ſtimmet. Er 2 
9.25. Weil viel daran gelegen, daß ich meinem Lofer einen rechten Am rechten 
Begriff vom General⸗Baß beybringe, indem er Daraus zugleich Fan erken- Begriff vom 
nen fernen, worauf es dabey anfomme, und worauf man zu reflectiven Gen. Baß ift 
habe; fo will ich bey diefer Befchreibung deſſelben noch ein wenig file Liel gelegen. 
ftehen, um alleg deutlicher zu machen. | 
$.26. Es hieſſe $. 24: Der General- Bag iſt eine aus der Beym Gern. 
Compofition entlehnte Wiſſenſchaft ꝛc. Hieraus erhellet, Daß dabey Baß gibt ee 
was zu lernen, und daß nicht nur das Gedaͤchtniß, fondern auc) der Ver— was rechtes 
fand und das Nachdenken dabey muß geuͤbet und gebrauchee werden, su lernen. 
Es ift eine fehr Ichlechte Information im General-Baß, wenn einem Elende Infor: 
Schüler nur gegeiget wird, wie Diefer oder jener Griff müffe gemachet wer: mation, wenn 
den, und Daben von ihm fordert, fich Die Toͤne des Griffes wohl zu mer: der Schüler 
Een, und im Gedächtniß einzuprägen; gewiß, ein folcher Diſcipel wird Me Griffe aus: 
nicht weit kommen; ja, wenn auch fein muficalifch Gehör und Nature a lernen 
das beſte iſt, ſo wird doch nichts Ganzes aus ihm. Einen Accord und 
Sexten-Griff mag er treffen lernen, die andern Griffe werden ihm nur. 
bloß in feinem erfernten Stücke und in feiner fich angemwöhnten Lage der. 
Sand befant ſeyn; fo bald man ihm: aber feine Hand verfeßer, oder ihm 
ein Stück, welches er noch nie gefehen, Spielen vorleget, fo ift feine 
in 0) 2 ganze 


12 1. Abſchn. Cap I. Dom Gen. Baß uͤberhaupt. ($.27.28.) 


Er Kunft nichts werth, und feine Unwiſſenheit wird ihn und andern 
offenbar. 

Bey Erler⸗ 9.27. Wer alſo ven General-Baß lernen will, der muß nicht allein 
nung des Gen. gerfchiedene Stücke ın feinem Gedaͤchtniß faffen und wohl behalten, als 

‚alt wird 4, twie Die Intervalla zu allen 24 muftcalifchen Tönen heiſſen, was für 
en das RNeben Ziffern zu denen über den Baß gefchriebenen Ziffern gehören, was 

btniß, Ge, $ h a 
undder Ber für xx oder dd ein Stück hat, ꝛc. fondern er muß auch Verſtand und 
fand oder ein Nachdenken gebrauchen, nicht nur Die Regeln des General: Baffes zu 
Nachdenken. verſtehen, fondern auch einzufehen, wann etwa dieſe oder jene Regel in. 
Ausübung muß gebracht werden, als z. E. daß man Feine Quinten und 
Octaven (ſelbſt Feine verdeckte) machen dürfe (dis zeige allbier nur an, 
in der Abhandlung wird hernach an feinem Orte alles deutlich gemacht 
werden), item, mie und wo die ungefchickten Gänge zu vermeiden; an 
welchen Stellen bey dem Sexten-Griff die Verdoppelung Der 3. oder Der 6. 
erfordert wird; item, tie die Diffonanzen zu prapariren oder zu refoloi- 
ren find, und mehr dergleichen. Daß ich hier nichts erwähne von der. 
Wiſſenſchaft ver Verhaltniffe der Sintervallen gegen ihren Grund - Ton, 
und andern Sachen, (die anieso nicht zu meinem Vorhaben gehören ) 
welche eine Wiſſenſchaft ver Mathematich vorausfegen, als worin fich viele 
geſchickte Köpfe in altern und neuern Zeiten mit Luft vertiefet haben, da— 
durch denn der General-Baß auch Anlaß zu verfchiedenen Meynungen 
und Feder⸗Kriegen gegeben. 

Der General · 9. 28. Es iſt der General⸗Baß eine aus der Compoſition ent⸗ 
Botiſt eine lehnte Wiſſenſchaft. Die Compoſition oder Verfertigung eines mu: 
ea fieafifchen Stückes, eines Eoncerts, einer Eantate, Aria und dergleichen, 
Tehnte Wiffen. ift noch eine höhere Wiffenfehaft, Die noch mehr Regeln als der Öeneral: 
af. Baß erfordert, und wozu auch ein muſicaliſches Genie, welches nicht 
einem ieden gegeben, erfordert wird. Sonſten find die Grund-Negeln 
Worin die der Compofition auch zugleich Die Regeln Des Seneral-Bafles. Bey der 
Eompofition Compoſition muß man nicht nur, wie bey dem General Baß, der Eifin- 
der der Noten und Töne der rechten Hand ſeyn; fondern man muß den 
Baß ſelbſt auch erfinden. Kurz, die Compofition ift die Verfertigung 
vom G. Baß eines muficalifehen Stückes, ohne eine Vorfchrift zu haben; der Ge: 
unterſchieden, neral-Baffifte aber, hat vom Componiften den Baß oder die Örund-Stim: 
- me, worauf fich fomohl Melodie als Harmonie gründet, empfangen, mit 
den übergefcehriebenen Ziffern, und componiret die Stimmen für die rechte 
Hand nach den Regeln des General-Baſſes und nach Anleitung der dar— 
und doch dar: Über gefehriebenen Ziffern fogleich dazu. Es ift alfo der General: Baß 
aus entfprin: mit der Compofition nahe verwandt, und entfpringet aus Der Compoſi— 
3, tion, Denn man hatte fehon lange somponiret, und gebranchte 2 bie 
ns degeln 


L Abſchn. Cap.1. Bom Gen, Baß uͤberhaupt. ($.29.30.) 3 


Regeln dazu, ehe man anfing, den Seneral:Baf zu fpielen auf einem Cla⸗ 
vicumbel, Flügel oder Orgel zur Begleitung und Verſtaͤrckung eines gan: 

‚zen Chors. Daher findet man in des Deren Walthers muficalifchem Wer den 
Lexico, unter dem Namen Viadana (Lud.) wie er ums Jahr 1605 Den General Baß 
General. Baß erfunden ; woſelbſt auch zu Tefen, was ihm Dazu Gelegen- erſunden. 
heit gegeben. Mattheſon fehreibet zwar in feinem vollkommenen 
Eapell-Mleifter p. 104. Die Zutherifche Kehre war vor Luther, und Der 
General Baß vor Viadana. Indeſſen muß man ihm doch feine gebüh- 
rende Ehre laſſen, wie dem fel. D. Luther auch niemand fein Lob nehmen 
wird, obgleich feine Lehre viele hundert Jahre vor feiner Zeit ſchon in hei⸗ 
liger Schrift Neuen Teſtaments war abgefaffet worden. - .- - 


6.29. Es heißt $. 24. ferner: vermittelft welcher ( Wiffenfchaft Er wird nad) 
des General⸗Baſſes) man nach gewiflen Regeln zu der einzigen vor= gewiſſen Ne: 
elegten Baß Stimme eine völlige Harmonie erfindet. Eshat alſo der seln erlernet. 

eneral⸗Baß ſeine gewiſſe Regeln, nach welchen er erlernet wird, denen es 
aber zuweilen Doch nicht an einer kleinen Ausnahme fehlet. Die Haupt: Haupt Richt⸗ 

Regeln eines General-Baßiften find vornemlich die über dem Baß flehen- ſhnur eines 

de Zahlen, als wornach er eine völlige Harmonie erfindet. Eine völlige Gmeral Bor 

Harmonie, fo, wie fie hier der Herr Heinichen verfichet, iſt mehrentheils Eine oölige 

sierftimmig, nemlich 3 Toͤne oder Klänge im Difcant in der rechten Hand, Harmonie iſt 

und Ein Ton im Baß in der linken Hand. Bey diefer vierfiimmigen wasanders, 

- Harmonie muß die rechte Hand zumellen nur a Stimmen nehmen, um als einevoll: 

nicht wider Die Negeln des General-Baffes zu handeln. Eine vollſtim ſtimmige. 
mige Harmonie aber iſt, wenn nicht nur Die rechte, fordern auch die lin- 

fe Hand 3. bis 4. Töne zugleich anfchlagen , da fich denn mol 6. 7. 8. big 
9. Töne zugleich hören laſſen, die liebfich mit einander übereinftimmen; 

‚die Harmonie aber felbft it, nach des Herrn Mattheſons Definition 

lc. pag 245; Bine Eunfimäffige Sufammenfügung verſchiedener Was Hartz 

mit einander zugleich erklingender Melodien, woraus ein vielfe- nie heiſſe. 

ber Wohl-Laut auf einmal entfleher. Es wird vielleicht Gelegen⸗ 

heit geben, diefe Definition hernach noch zu gebrauchen. 


9.30. Es ift alfo der General-Baß eine Erfindungs: Kunft, doch Worauf die 
fo, dag diefe Erfindung nicht willkührlich, fondern ſich erftlich nach der Regeln des 
vorgelegten Baf-Stimme, und zweytens nach) denen darıber fichenden a | 
Zahlen oder Ziffern richten muß; toben denn fonderfich die vechte Hand Be - 
auch noch ihre Negeln hat, theils wie die oberfle Stimme, theils wie Die o 
Mirtel- Stimmen einzurichten und zu nehmen find, und noch mehreres, 
welches hier noch nicht noͤthig anzuzeigen, und hernach folgen wird, 


53 $. 30: 


14 1.Abſchn. Cap.l. Vom Gen. Baß uͤberhaupt. ($.31.32.) 


Wie die $. 31. Es muß aber die Bezifferung der Baß Noten eines General— 
Beifferung Baßiſten, oder nach welchen Der General: Baß gefpielet wird, fo einge. 
des Baſſes richtet werden und gefehehen : AU 
——— daß fie mit der dazu geſetzten Docal- und Inſtrumental⸗Muſic 
genau übereinflimmet- / | 
Das Docal: Vocal-Mufic-ift eine Mufic, wo fi) Eine oder mehrere Menfchen-Stin- 
men, entweder ohne oder mit Begleitung der Inſtrumenten, hören laffen ; 
und Inſtru⸗ wie gefchicht bey fo genannten Cantaten, Dvern, Arien u. ſ. w. Inſtru— 
mental Mufie mental-Mufic ift, mo man nur Snftrumente, ale Violino, Oboe, Oboe 
ſey. d’amour, Traverfiere, Viola, Fagotto, Violoncello, Trompeten, 
Waldhoͤrner 2c. gebrauchet. Gemeiniglich wird bey dieſen benderley Ar= 
ten Mufic, zur Verſtaͤrkung und Ausfüllung, ein Flügel, ein Elavicimbel, 
gebraucht, worauf der, Der Den General Baß verfteher, Denfelben fchlägt. 
Die Beziffe- In Kirchen gebraucht man an deſſen flatt die Orgel. Die Bezifferung 
rung des Ba: Des Baffes gefchicht entweder vom Componiſten felber, oder-von einem 
ſes geſchicht andern hiezu geſchickten Mufic-Berftändigen aus der Partirura, das iſt, 
aus dem fehriftlichen Auffage, welchen der Eomponifte bey Verfertigung 
eines muficalifchen Stuͤckes felbft machet, und worin er Die ganze Harz 
monie weniger oder vieler Stimmen zugleic) und ber einander fchreibet, 
wo denn der Baß, als das Fundament aller andern Stimmen, die unter- 
fie. und tiefite Stimme iſt. Es gehöret aber auch fhon eine Gefchicklich- 
Eeit dazu, folche Bezifferung aus der Partitur oder nach Anleitung derfel= 
aus der Par⸗ ben zu verrichten. Haben getibte General - Baffıflen nur die Partitur, fo 
ine brauchen fie Feine Ziffern über ihren Baß, fondern ihre Fertigkeit ift fo 
groß, daß fie mit ihren Augen wohl 4, ja oft wohl noch einmahl fo viel 
Stimmen, ob fie gleich verfchiedene Noten, nemlich vielerley muficalifche 
Schlüffel zugleich vor fich haben, in einem Blick überfehen, und daraus 
die Harmonie oder die Griffe Der rechten Hand einfehen Fönnen. 


Anmerkung: $.32. Was in allem bisher gefagten einem Anfänger noch unver: 
ſtaͤndlich feyn folte, das wird ihm ſchon deutlicher werden, wenn er erft et= 

was meiter gelefen. Was im General: Baß eigentlich gefehehen muß, 

Wasder Gen: Fan aus folgenden verſtanden werden. Stelle Dir vor, daß vier Perfonen 


a zugleich mit einander auf eine muficalifche Harmonifche Weiſe fängen, 


Da nemlich eine iede einen befondern Fon, 4. E. die erſte Perſon fänge e, die 
igentlich aus: — ee 2 —— J © 
eh ni zwote g, Die Dritte e und Die vierfe ce. Dis find vier verfchiedene Tone, 


deutlich ge Die aber unter ſich und mit einander lieblich harmoniren. Komme nun 
zeiget. der General Baßiſte Dazu, fo macht er auf feinem Claviere oder auf feiner 
Drgel eben dieſe a Töne; die linfe Hand nimt den tiefften Ton, nemlic) 
unge: 








1.Abfehn, Cap. I. Bom Gen. Baß uͤberhaupt. (0. 33. 34.) 15 


ungeſtrichen c, und die rechte Hand ſchlaͤgt den Accord ce ge mit einmal - 
an; er muß alfo in Einem Griff anſchlagen, was Diefe 4 Perfonen felb 
vier fingen. Würde er aber feinen Griff unrecht ſchlagen, etwa flatt 


eg e einen andern Griff, nemlich e = F nehmen, fo würde e8 nicht allein 

ſehr bel gegen Die Singe - Stimmen klingen, fondern e8 würden Die 

Sänger. auch confus werden; der General⸗Baſſiſte aber foll die Sän- 

ger in Ordnung halten. _ Weil nun diefe 4 Perfonen nicht immer mit . 
einander lauter ſolche Zone fingen, welche zuſammen einen reinen Ac⸗ 

cord ausmachen, fondern die Conſonanzien eines reinen: Accords oft mit 

.Diffonanzien vermifchet werden, fo müffen die Ziffern, welche andeuten, 

was vor Toͤne Die andern Sänger oder Spieler fingen oder fpielen follen, 

dem Seneral-Baffiften anzeigen, welche Diſſonanzien oder Confonangien 

er bey ieder Note zu nehmen har. 


$.33. Er hat aber nicht nöthig, alle Gänge, Laufe oder Paſſagien Er laͤßt den 
der andern Sinftrumente mit zu machen, fondern die rechte Hand greiffet Inhalt aller 
das Wefentliche aller Stimmen oder Snftrumente auf eine Fernmäffige Stimmen 
Reife, es iſt ein gruͤndlicher Auszug aller andern Partien. Kurz, der DM 
General-Baflifte erfindet und fpielet in feiner rechten Hand kunſtmaͤſſig, 

und zwar nach Anleitung der über dem Baß ftehenden Ziffern, den Inhalt nach Anleis 
der andern Inſtrumente, und flimmet alfo völlig damit überein, mo er fung der Zife 
anders Feine Boͤcke macht, fondern im Stande ift, alle Intervalla, die fern über die 
die ihm Die Ziffern anzeigen, mit den dazu gehörigen Neben : Ziffern, un: Baß Roten, 
verzuͤglich zur beſtimmten Zeit treffen zu koͤnnen. Denn die ganze Mufic und zwar fackı 
gehet nach einem vorgefchriebenen Tacte; niemand aber wartet, big der mällig. 
Seneral-Baffifte feine Intervalla erft gefuchet und ausbedacht, fondern er 

muß mit fort, und feine Griffe Fennen, mie ein Lefer dag abe. Derjenige, Was dieWoͤr⸗ 
der in einem Concert oder Cantate 2c. den General-Baß fchlägt, heißt ter bedeuten: 
ein Accompagniſt, d. i. ein Begleiter, und zwar aller vorhandenen Stim⸗ Aecompagnift 
men, und fein General--Baß-Schlagen wird genannt: accompagniren, bez gecompagni- 
gleiten; oder Das Accompagnement, die Begleitung; welches denn eiz ven, 

nem Concert oder anderm muficalifchen Stüce einen Glanz gibt, und alle Accompa- 
Bo mitfpielende- oder fingende in Ordnung halten und zur Stüge Die: gnement. 
nen Fan. | — 


34. Es iſt ein groß Vergnügen, wenn man ſich im General Baß Yeeompagnis 
fo weit geuͤbet hat, Daß man geſchickt geworden, in Geſellſchaft anderer ren iſt eine 
denſelben zu. einem Trio, Concert 2c. ſchlagen zu koͤnnen; mas anfaͤnglich Luft. 
ſchwer und fremd iſt, wird mit der Zeit und nach angewandtem Fleiß leicht 
und lieblich. 

| $. 35. 


16 1.X6fhn.Cap-1. Vom Gen. Baß uͤberhaupt. (G3y.36) 


Mag Autor g.35. Nun wäre es ein alkufühnes Unternehmen van mir, wenn 
fich bey Ver⸗ ich mich unterflehen wolte, Die Lehre vom General-Baß nad). allen ih— 
rerfigung Die: gen Theilen auf eine ſo mweitläuftige Weiſe in gegenwärtigem Tractat 
I anal abzuhandeln, wovon verſchiedene berühmte Aurores groffe Werke heraus: 
aefehe. gegeben. Nein, das bin ic) nicht willens geweſen; einem Verſtaͤndigen 
kan hernach mit wenig ÜBorten vieles gefaget werden, wenn er fich erſt 
von der Sache einen Begriff hat machen fernen, und die Haupt: Sachen 
inne hat. Mein Zweck bey Verfertigung diefes Buchs gehet vornemlich 
dahin: Die Anfangs-Gründe des General: Baffes weitläuftig und deut: 
fich vorzutragen, alfo, daß einer, ohne Lehrmeifter oder Augleger, Daraus 
eine Wiffenfehaft vom General: Bag möge erlangen Eönnen, und vermit- 
telſt diefer Anleitung ſich ſelbſt möge gefickt machen, nicht nur die Cho— 
rale nach dem General⸗Baß zu fpielen, fondern aud) einen mittelmaffigen | 

i Baß nach) dem General-Baß zu fehlagen, oder zu areompagniven. 
Ex verspricht, 9. 36. Ob ich nun gleich im erflen Theil meines ſich felbft infors 
ben Gen. au mirenden Llavier-Spielers, fonderlich in der festen Helfte deg IV. Ab⸗ 
| ik: ſchnitts, fehon den Anfang zum Unterweifen im General-⸗Baß gemacht 
Gründen ads habes indem Die Wiſſenſchaft vom Accorde (fo viel einem Anfanger da- 
inhandsin, von möchte Dienlich geweſen feyn zu wiſſen) ziemlich mweitlauftig Darin abe _ 
gehandelt, auch eine Zabelle beygefüget worden, worin die befanteften Zif- 

fern in Noten darüber ftehen, alfo, daß ein curieufer Liebhaber nad) dem 
a. Gebrauch des erften Theils, nicht fo gar untoiffend mehr in den Grund: 
| fägen des General: Bafles ſeyn Fan; dem ohngeachtet werde ich Doc) 
Die ganze Lehre vom General Baß nach ihren erflen Anfangen wieder vor⸗ 

nehmen und Eürzlich repetiven, was ſchon im erſten Tractat meitläuftig 

mit Beziehung Horgeftellet worden. - Ich werde mich aber Doch, um Platz zu andern Sa: 
auf den erſten chem zu behalten, zumeilen auf den erſten Theil beziehen, und den Leſer da- 
Theil. hin weiſen muͤſſen; doch ſo, daß dieſer Theil auch allein vor ſich beſtehen 
Autor ent· Fan. Die Weitlaͤuftigkeit iſt um fo viel mehr zu entſchuldigen, ie mehr 
— Autores man hat, die alles kurz, und nach ihrem gehabten Zwecke, auch 
NE gut vorgetragen haben. Mir ft Die Sentenz auch ſchon lange bekant ge⸗ 
weſen: Quod poteſt fieri per pauca, non debet fieri per plura. Al⸗ 

fein, weil ich für folche Leute fehreibe, Die Feinen mündlichen Unterricht (wo⸗ 

bey ja, fonderlich im Anfange, vieles muß geredet, gezeiget und vorgemacht 
erden) gehabt haben, oder haben koͤnnen, oderdiegerne zu ihrer Luſt etwas 

Will andere vor fich ſtudiren mögen; fo bleibe bey meinem Borfas. Ich will auch keinem 
Autores Be rathen, dieandern muficalifchen Schriften vom General-Baß liegen zulaf- 
eek ha fen, fondern vielmehr recommendiven zu leſen; und wuͤnſche, ihm gleichfan 
Ban hiedurch eine Einleitung zugeben, andere Bücher mit Nutzen zu gebrauchen, 
: fonderlich megen der ſchoͤnen Erempel,dieman oft darinnen antrift. Hiemit 
ſchlieſſe dieſes ziemlich ang gerathene Capitel, und gehe zur Sache ſelbſt. 
| CAPVE 





Scala diatmieca „m Amoll. 






Vol ibontcazsm @ dur. 





Pi DE 7 = 17 
EC AB Ver NIE 
Yon der Scala diatonica und modis muficis: 


$.1. Scala diatonica, eine Diatonifche Leiter, fo wird Die natürliche WageineSca- 
Folge der fieben Zone, ec de fg a h genant, darin weder x oder b vor⸗ la distonica 
Fommt. Nun wird nüslich feyn, dieſe natürliche und ungefünftelte Ton: ſeh. 
Folge oder Scala ein wenig naher zu befrachten, einige Anmerkungen dar: 
über zu geben, und einem Lehrbegierigen zu zeigen, welchen Gebrauch er 
- Davon zu machen habe. 
$.2. Unterfuchen wir nun diefe Fon: Folge oder Scalam, nemlich Wie fie be: 
edefgab:, und befehen dabey nur die Taſten auf unferm Claviere, fo ſchaffen. 
finden mir, daß gar Feine kurze hervorragende Taſten oder Semitonia dar⸗ 
unter find, dem ohngeachtet finden fich doch zwey halbe Zone darin (ob Es finden ſich 
dieſe halbe Töne gleich Feine Furze hervorragende halbe Töne auf unferm iwey halbe, 
Elaviere find, vide den erften Theil des Elav. Spiel. p- 52. $. ı0.), nemlic) 
nad) e folgt f, und nad) 5 folgt €. Wir nehmen bey einer fo genannten 
diatoniſchen Detave, Die Octave oder ‚Den achten Ton hinzu. e fund se 
liegt befanter maſſen nur einen halben Zon von einander, es iſt aber ein und fünf 
groſſer halber Zon (vide l. c. p. ı81. $.3.)5 ferner fehen wir, daß erfl- ganze Tone 
fich zwey ganze Toͤne nach der Reihe folgen, als cd, de, hernach kommt PMin- 
‚der halbe Zon ef, denn kommen wieder drey ganze Töne, nemlic) fg, 
ga, ab, und zuletzt geht man durch einen halben Ton in Die Dctave, 
nemlich be. | | 
9. 3. Die Natur lehret dieſe Zon-Folge felbft ; denn wenn man im Diefe Ton 
Singen oder Spielen Durch lauter ganze Toͤne gehen wolte: fo wuͤrde es Folge ift na- 
- dem Sänger ſchwer, ja es würde den meiften unmöglich fallen, nur fürlich, 
5 ganze Zone nach der Reihe zu fingen, z. E. wenn einer folte fingen 
 defisgisbe, fo wuͤrde er feine Arbeit finden, und im Spielen wuͤrde 
es, ich weiß nicht, wie unnatürlich und gegwungen Elingen. Hingegen 
Tan die Stimme eines Menfchen diefe unfere Scalam diatonieam gar 
leicht fingen, Daher e8 auch Das erſte iſt, was den Singe-Schüfern zum 
Singen vorgegeben wird. 
94 Weiter bemerken wir, daß in dieſer Ton-Folge oder Scala Sie enthaͤlt 
diatonica 1) ztvey halbe Zone; nemlich im zten und 7ten Grad, vorfom- eine Duinte 
men. 2) Daß eine Octave, als woraus eine Ton-Leiter beflehet, eine und Quarte. 
Quinte und Quarte in fich faffet, nemfich von e bis g find 5 Töne, nem- 
lih edefg, oder s Stufen auf unferer Ton Leiter, und das heißt eine 
Quinta; von g bis © find 4 Töne oder Stufen, ald ga bz, und das 
ntervallum oder diefer Zwiſchen-Raum) heißt eine Quarta. 
Wiedeb, Gen. Baß. -€ | $. 5. 


18 1.&bfehn. Cap. I. Von der Scaläidiaronica ($.5.6.) 


Zwey Haupt 9.5. Sonften haf man in der Mufic zwey Haupt-Ton-Arten, nem: 
Zon Arten lich dur und moll, oder Die harte und weiche Ton-Art, welchen Unter: 
dar und moll. ſcheid Die Tertie im Accord des End-Tones machet, davon im erfien Theil 
IV. Abſchn. Cap. Xilt. $. 198 fq. ſchon ift gehandelt worden, und wovon 
€ durein bald noch ein mehreres vorkommen wird. Hier will nur fagen, Daß Die 
Deuter aler Natur uns an diefer Scala von ce dur ein Muſter gegeben, wornach die 
—— Wr Scala aller andern dur- Töne muͤſſe eingerichtet werden; Die ſchweren 
Ton Arten, welche viele Creutze und Been haben, find einem Sänger 
eben fo leicht als e dur, 4. E. wenn ic) Die nad) ce dur eingerichtete Scalam _ 
von e dur einem Sänger wolte zu fingen geben, fo würde er alle darinnen 
befindliche Semitonia eben fo gut und leicht treffen, als er Die Scalam 
von c dur, worin fich weder x noch b befindet, hat fingen Fonnen. Denn 
die Scala von e dur, nemlich e für gis ab eis dis e ift gleich der Scala 

von c dur. a 
Die derowe⸗ $.6. Hiebey möchte einer denken: wie Fan das feyn? e dur hat kein 
N x oder b, und e dur hat vier Creutze, nemlich vor f,c, gundd. Allein 
Scala 9 das macht nichts, die Creutze und Been find den Anfängern beym Spie 
i len auf dem Elaviere zwar etwas beſchwerlich, meil fie fich felbige impri= 
miren müffen, und leicht darin fehlen Eönnen, aber im Singen ift «8 ei: 
nerley, ob ichein Lied. aus ce oder e dur finge ( in Betrachtung der natuͤr⸗ 
lichen Seichtigkeit und genauen Mebereinftimmung ver halben und ganzen 
Töne mite dur). ‚ Hätten wir auf unferem Clavier weder Semironia 
noc) Verfeßungs-Zeichen, Dadurch mir einen Ton um einen halben Ton 
niedriger oder höher machen koͤnten, fo wäre eg ein anders; denn die na- 
türliche, oder vielmehr nach c dur uneingerichtete Noten-Folge von e bis 
wieder zu⸗, nemlich: TE 


En 
efgahecede 
Sem. - Sem. ; 


und den hal iſt don e dur weit unterfchieden.  Diefer Unterſcheid nun beſtehet in der 
ben Ton im Sage der halben Tüne, "C dur, als das Mufter aller dur- Bone, hat die 
driffen und zwey halben Töne im sten und zten Grad, und Diefe uneingerichtete Scala 
fiebenten go e big © hat die halben Tone ſchon im erften und fünften Grad. Dig 
Grad Haben. nachenun eben den groffen Unterfeheid, und erfordert, daß ine dur vor 
Fre, g und d ein x fiehen muß. Alsdann liegen. die halben Toͤne eben 
mie inc dur, nemlich im sten und 7ten Grad „ale: H ' 
4 a N a 
e fir, fis gis, gisa,ab,bam,cs ds,ds © 
Sem, Sem. 


$.7. 


und modis muficis ($,7:8.) 19 


$.7. Betrachten wir Die Scalam weiter, fo finden wir nicht allein, Die Scala 
daß der reine Accord (davon im erften Theil gleichfalls fehon viel gehan: enthält einen 
delt worden) in Der Scala enthalten ift, als ge g, e ift Die geoffe Zertie reinen Accorb, 
zu c, und gift die Quinte zu es ſondern auch, daß dieſe drey Toͤne, wel: 
che Triadem harmonicam gder einen reinen Accord ausmachen, eine und beſteht 
reine Quinte über fid) und unter fich in der Scala diaronica haben, als — 
zu iſt die Quinte g, unter ſich hat eine Quintam an F. Eine Quinte a — 
unter ſich heißt hier, wenn ich, wider die Art die Intervalla ( von ‚Diefem lenbes m 
Wort teird bald folgen) abzuzehlen, ruͤcklings gehe, ald.e 7 7 @ A) Accords. 
e hat eine Quinte über ſich nemlich bh, und unter ſich eine umgekehrte 
"Quinte Zals: ede HA. GC hat in der Scala aud) eine reine Nuinte 
über fich, nemlich d. Daß alfo die Scala diaronica, oder alle Töne der- 
felben unter einander verwandt find. Man fehe nad) Belieben meiter 
Davon nad}, des Heren Sorgens Vorgemach der muficalifchen Com: 
pofitiong dag IV. und V. Capitel des erften Theile. S 
+98 Wir haben die Scalam diatonicam auf unferm Klaviere vier Vom Kupfes 
mahl eben fo viel, ale wir Detaven haben; welches auch aus dem Kupfer: Nic, welches 
ſtich zu erfehen pag. 17, Da wir vier Leitern „eine-iede mit 9 Stufen, ab: im Anfang 
gebildet haben, welches ung Gelegenheit geben wird, einem Sehrbegierigen ee 
derſchiedene Dinge des General-Baffes auf eine deutliche Weiſe anzugei- bh 
gen. Es iſt dieſe vierfache und zufammengefügte Leiter eine Vorftellung 
sind Abbildung der muficalifchen Ton-Leiter und Ton⸗Folge, da über einer 
ieden Stufe die Benennung. ihres Tones ftehet; vorne ſtehen Zahlen, wel- 
he Die Stufen oder Zöne, von ihrem Orund-Zone an gerechnet, der mit ı, 
bezeichnet ift, abzehlens bey der oberſten Leiter flehet Die lakeinifche Be— 
‚nennung diefer Zahlen, nebft Beyfügung, ob das natürliche Intervallum 
‚einer Zertie, Sexte, Septime 2r. maior oder minor das ift, ob es groß 
oder Hein ift. Wir merken vorerſt nur Daraus an, daß man im Kupfer- Wie ſich die 
ftich felbft fehon fehen Fan, Daß der Zwiſchen Raum von der Stufe Zbig 7 beyden halben 
(eine iede Stufe ift hier als ein muftcalifcher Ton anzufehen) lange fogreg Fine darin 
und weit nicht if}, als. der Zwifchen- Raum der Stufe von Cbis Dund von I" 
DbisE. DasEF’iftder erfte halbe Ton, oder dieſe beyde Toͤne liegen nur ei- 
nen halben Ton von einanderz bey und ce iſt wieder fo ein enger Zwiſchen⸗ 
"Raum (oder Intervallum)eines halben Zons, und das ift der zweyte halbe 
Ton, der im ten Grad lieget. : Ben der dritten Leiter im Rupferftich der ein: 
geftrichenen Detave findet man die Worte: groffer ganzer Bon, Eleiner gan: 
zer Ton, geoffer halber Zone. Es iftalfo ein geoffer halber Ton, der ſich in 
Der diatoniſchen Octave zweymal befindet: · Was zwiſchen dem groffen und 
kleinen ganzen Tone vor ein ——— gehoͤret noch nicht hieher. \ 
= : % 9. 9 


Durch die 
Verſetzungs⸗ 
Zeichen wer⸗ 
den alle dur- 
Tone nach 

e dur einge: 
richtet. 


20 1. Abſchn. Cap. I. Bon der Scala diatonica ($,9.) 


$.9. Nun wollen wir vorerft die dur-Föne nach diefer Leiter von 
e dur fernen einrichten, Denn von Den moll- Zönen wird auch bald kom⸗ 
men. Es ift berant, daß wir in der Muſic und auch auf unferem Clavier 
Sieben fo genante ganze und fünf fo genante halbe Töne oder Semitonia 
haben, nemlich | | 
eis dis ss ww b 
Best —— 


His find ı2 Toͤne. Weil wir nun die Verſetzungs / Zeichen haben (nem⸗ 


lich das und b: durch das b Fan der Ton, wenn er einen halben Ton zu 


Wie d dur 
nach ce dur 
durch x & 
einzurichten. 


hoch iſt, um einen halben Kon erniedriget werden; wenn er aber um einen 
halben Ton zu niedrig ift, fo Fan en durch das x um einen halben Ton erhöhet 
werden,) und da wir an .c dur ein Mufter aller dur-Zöne haben, fo Eön= 
nen pie. nun von Den andern eilf Tönen feicht eben eine folche Scalam dia- 
tonicam machen, als c dur hat, nemlich wir bringen nur die beyden darein 
gehörigen halben Töne in den sten und zten Orad. Laß fehen, was denn 
d dur vor Berfesungs: Zeichen nöthig hat, und vor welchen Tönen fie - 
ſtehen müffen, wenn der halbe Ton in zten und 7ten Grad kommen fol, 


Die Ortave von d bis 2, als uneingerichtet, iſt diefes 


de, ef, Sg gar ab, be, cd. 
Sem. Sem. - 5 


Da haben wir nun Die halben Töne im aten und 6ten Grad, nemlich bey 


ef und be. Der erfte halbe Ton aber muß im dritten Grad liegen, da= 
her muß ich den aten Grad zu einem ganzen Zone machen, dis geſchicht 
nun, wenn ich dem fein * vorfeße, denn e As ift ein ganzer Ton, und eben . 
dadurch bekommen wir auch den erften halben Ton im dritten Grad, 
denn fr g ift ein halber Ton. Eben diefes muß nun auch bey bc gefche: 
ben. Hier ift der andere halbe Ton im 6ten Grad, der aber noch ein ganz 


zer Ton ſeyn muß, Deswegen erhöhe ich das ce durch das x auch um einen 


halben Ton, fo wird > ezr ein ganzer Zon, und der te Grad wird auch 


dadurch ein halber Ton. Denn car difl, ein halber Ton. Und fo iſt die 
Scala von den noch übrigen 10 dur- Tönen auf eben dieſe Ark leicht zu 
machen. Es haben aber nicht alle dur - Töne immer zu ihrer Einrichtung 
ein * nöthigs fondern weil man bey Durchlaufung der Octave einer dur- 
Zon-Art erſtlich 2 ganze, dann einen halben, dann wieder 3 ganze, und 
zuletzt einen halben Ton nehmen muß: fo findet fich bey einer ons 

efen 


und modis muficis. ($, 10,11. 12.) 21 


teten Octave auch wohl, daß erſtlich z ganze Toͤne folgen, folglich daß der erſte 
halbe Ton erſt im aten Grad erſcheinet, deswegen muß dieſer dritte ganze 
Ton durch das Erniedrigungs⸗Zeichen b zu einem halben Ton gemachet 
werden, als in fur heißt Die uneingerichtete Octave oder Scala alfo: — DR 
nach) ce dur 
x 2 33 — a RAN 2 durch ein b 
f3 , ga ‚ ah , AR y rer 1. 0:8 E fe eingmwichten, 


Y Sem. 


Da ift num zwar der andere halbe Ton im ten Grad, allein der erfte hal⸗ 
be Ton liegt im aten Grad, der aber im dritten Grad feyn folte, deswe⸗ 
gen muß nun in f dur vor b ein b fliehen, damit Der halbe Zon an feine 
gehörige Stelle komme. 


F. io. Die Ereuge oder Been nun, welche man nöthig hat, die Was ein 
Ton Leiter oder Scalam aller Töne nach e dur und @ mol einzurichten , Syfema mei 
werden gleich nach) Schreibung des Schlüffels, beydes im Difcant und 4 v- 

Baß geſetzet, und heiffen ein Syftema, wodurch die Scala des Tones, - 
daraus man fpielen till, oder darin ein Stück gefeßet iſt, in gehörige 

Ordnung gebracht worden, welche man bey Zrackirung des General- 

Bafles wohl in Acht zunehmen hat. Die gebrauchlichfien dur-Zöne Die gebräud; 
find: lichften dur- 


Tone, 
e dur, gdur, dur, ddur, adur, b dur. 


6m Run ift einem Anfänger höchft Dienlich, nicht nur die Sca- - 
lam diefer 6 dur · Toͤne, fondern auch der noch, übrigen 6 dur- Töne, 
von ſelbſt nach diefem Unterricht einrichten zu Tönnen, und ihnen ihre 
— oder Been vorſetzen zu lernen; ſolche noch uͤbrige 6 dur-Zöne dur: 
MO. one. 


e dur, es dur, fis dur, b dur, gis oder as dur, und cis oder des dur. 


$.2. Zur Nachricht till die Scalam aller 12 dur- Töne hieher fe: Scala aller 
Gen, und ihre Einrichtung, nemlich was fie vor Ereuße und Been haben dur- Töne in 
miürffen, nicht nur, wie gewoͤhnlich, gleich nad) dem muficalifchen Schlüffel, Noten. - 
fondern auch in der Scala felbft vor der gehörigen Note, fegen, nemlic) 
im dritten und ten Grad; einen-ieden Grad habe durd) einen Tact— 
Strich abgetheilet. Es find lauter Baß-Noten, und kommen die ges 
brauchlichfien Ton: Arten zuerſt, die fremden hernach, - 


C3 1) C dur 


er 1. Xbfepn. Cap II. er der Scala diatonica (. 12.) 
— C dur. Ton 





und. modis muficis. ($.12—J5.) 23 





—— — — 


$.13. Ein Anfänger Fan ſich die 6 erften modos am erſten bekant « mol das 
machen, und hernachzu den ungemöhnlichern gehen. Nun iſt eg Zeit, auch fer alt 
die Ton: Seiter oder Scalam der moll-Zöne zu beſehen; hier Dienet ung Mol-zene, 
das a mol} zum Mufler; da wir denn die beyden halben Töne anders, wie 
in den dur-Zönen, nemlich im aten und sten Grad, finden; man findet die hat die beyden 
Scalam diatonicam Der moll-Zöne, vder vielmehr der Ton: Art a zaol, dabben Tine 
auf dem Kupferfliche nur einmal abgebildet. vide pag: 17. An Bub 

8.14. Hier wird einem Anfänger nun gleich 5 vorkommen, 
"Daß die 6te und te Stufe getheilet, und gleichſam zerbrochen iſt. Dis | 
ift aber deswegen geſchehen, weil die 7m0)-Töne anders herauf, als Die moll Toͤ⸗ 
herunter geben. Es gefchicht aber die Vorzeichnung fo, wie man her— Ne geben ans 
unter gehet, deswegen betrachten wir erftlich Die Seite der abgebildeten Be 
Reiter zur rechten. Hand, welche mit V bezeichnet ift, und die andere Seite, —berunter. 
toorüber A flehet, folget $. 21. Halten wir nun dieſe Scalam oder Ton- Wie diemoll- 
Leiter gegen die vierfache Leiter der dur- Zöne, oder vielmehr gegen e.dur, Toͤne herunter 
fo zeiget fich alda ein groffer Unterfcheid; denn e8 liegen Die beyden halben Lehen. 
Zöne allhier im aten und sten Grad, nemlich bey He und ef. Dis if 
mohl zu merken. Man gehet alfo in den moll · Toͤnen herunter, erfilich 
durch zwey ganze Toͤne, nemlich «Tg, dann durch einen halben 
Ton R/, dann wieder Durch zwey ganze Köne, eTd, FTe, darauf 
durch einen halben, eTZ, und zulest durch einen ganzen Zon in die 
Ditave HA. Es gibt alfo im = mol), und zwar nach: der Art deg 
Heruntergehens, abermals wederxnohb. - SER, 

$.15. Was wir $.7. von der Scala diatonica der Dur-Töne gefa: Die moll- 
get haben, nemlich, daß darin ein reiner Accord enthalten, und daß Die u haben 
Töne, welche den reinen Accord ausmachen, eine reine Quinte über und’! runter: 


unter fich haben; das trift auch hier bey den moll-Zönen ein. Der Ac- len, 
eh N cord 


24 1L.Abſchn. Cap. II. Von derScala diatonica ($, 16.17.) 


cord von den moll-Zönen muß die Tertia minor oder Die kleine Tertie 
haben, wie hier c Die natürliche Tertia minor zu Z iſt, und die Quinte 


und eine reine iſt e, iſt alfo der ganze Accord Fe e Drinnen enthalten. c, als die Ter- 
Quinte zu den tia minor zu 7, hat nun wieder eine weine Duinte über ſich, das ift hier 


Sintervallen 
des Haupt⸗ 
Accords 


Haupt Unter⸗ 
ſcheid der dur- 
uud moll- 
Toͤne. 


g, und eine Quinte unter ſich, nemlich ⸗ Die Quinte in reinen Accord 
zu Z, nemlic) e, hat aud) eine reine Quinte über und unter fich, über 
fich ift Die Quinte zu e das b, und unter ſich iſt Z (vide $.7.). Ein Anfän- 
ger, Der etwa den erften Theil meines Clavier-⸗Spielers nicht gelefen, 
und alfo nicht gelernet, mag Accord, Quinte, Tertie u. d. g. bedeutet, muß 
Geduld haben, bis er weiter gelefen. Ich ſtelle mir aber allhier vor, daß 
ein Lefer den erfien Theil hievon gefefen, ſonderlich den hieher gehörigen 
IVten Abſchnitt. — 
$.16. Halten wir ferner Die beyden Ton-Leitern, nemlich Der moll- 
und dur-Zöne, zuſammen; fo finden wir, daß in Der Leiter der dur- Töne 


nicht nur Die groſſe Tertie, fondern auch die groffe Serte und groffe 


Septime enthalten ift, welche drey Intervalla aber in den moll- oͤnen 
klein find; es iſt nemlich in der Scala der moll-Zöne, fo wie hier ina mol, 
enthalten die Eleine Zertie, Fleine Serte und Eleine Septiine Dis ift 
der wefentlichfte Unterfcheid der dur - und mol-Töne, welcher vor al⸗ 


len Dingen bey der Bezeichnung oder Verfertigung Des Syftematis der 


Wie g mol 

nach a moll 

durch bb ein⸗ 
zurichten. 


moll· Toͤne zu obſerviren iſt; ſetze ich aber nur die halben Toͤne im zten 
und zten Grad, und gehe ſonſt in ganzen Toͤnen herunter, ſo wird die 
Tertie, Sexte und Septime eben hiedurch klein, und das Syſtema richtig 
nach dem Muſter @ mol} eingerichtet ſtehen. 

$. 17. Nun wollen wir auch ein paar Ton⸗Arten zur Probe nach 
a moll einrichten, es mag das gebrauchliche g mol feyn. Die uneinge- 
richtete Ton:Zolge von G zug iſt: 5 ; j r 

GA, AP, He Ad, de, A Fre 
S 


£ Sem. em. 
Hier find Die beyden halben Zone im zten und 6ten Grad, Die aber nach 
$. 14. im aten und sten Grad feyn folten. Um nun den zweyten Grad, 
toie es ſeyn muß, zum halben Ton zu machen, fo muß vor d ein b ftehen., 
fo wird 22 der erfte halbe Ton im aten Grad. Eben fo verfähre man 
mit dem sten Grad, der ein ganzer Ton, nemlich Ze, iſt; hier muß wie: 
derum vor e ein b ftehen, fo kommt der andere halbe Ton im sten Grad, 
dDes; waͤre alfo die Scala von G mol} 


Gran Be; Pe. 
; Sem. ei. 
Der Tonzteiter von A mol, nemlich 
Sem. CI, 
gang ähnlich, und alfo recht eingerichtet. / ee. 


| und modis mulficis. ($.18.19. 20.) 25 


$.18. Wir nehmen nun auch Z7 mol! vor, und fehen, was dabey Wie? mol⸗ 
zu. thun vorfallen wird; Die uneingerichtete Ton: Folge von Hu b. iſt: MB © mol 
#=, 2 ge a 5 DIN = 
HnDey ie dd, de, ERRANG ea, am. einzurichten. 
Sem. Sem. EN 
Hier Eommen die beyden halben Töne im ıten und aten Grad, Die aber 
im fen und sten Grad liegen follen; derowegen muß der erfte Grad sum 
"ganzen Ton gemacht merden, nemlich vor e muß ein x fleben, fo wird 
08 eis. HDeis ift ein ganzer Ton; und weil nun eben hiedurch c gu czs 
geworden, fo beftehet nun der ate Grad ezs TI aus einem halben Zone. 
Berner lag der andere halbe Ton allhier im gten Grad, alfo einen Grad 
zu frühe, darum muß auch Diefer gte Grad zu einem ganzen Zon gemacht 
werden, und alfo auch vor fein = ftehen, fo wird der gie rad eTir, 
ein ganzer Ton, und der ste Grad Ar Te ift der andere halbe Ton. 
Sat alfo b moll der Ereuge, fo wie g mol! der Been, zur Einrichtung 
ai nöthig gehabt. Die eingerichtete Scala von b zzol iſt 
alſo Diefe: | SER 


—— —— 4 5 a iz 
Hreis, — Are, 07 sTya, ah. 
EM. em. ; 


$.19. Wir fehen alfo hieraus, daß die moll-Föne ſowol, als dur- Die bb ma: 
- Zöne, nad) bewandten Umftänden, beyderley Verfeßungs:Zeichen, nemlich ben nicht im⸗ 
der Ereuge und Been bedürfen, und Daß die Ton Art, melche Been in Mer eine wei⸗ 
Der Borzeihnung hat, richt immer die weiche Ton-Art oder moll ift, 9 a a 
eben fo wenig tie Die Vorzeichnung der Creutze platterdings eine harte er eine halte 
Ton⸗Art, oder dur anzeigen folte; wie etwa unverfländige Land - Orga: Sant, 
niften ihren Lehrlingen weiß gemacht. Ferner merken mir noch hierbey 

an, daß beyderley Derfesungg- Zeichen zugleich in Einer Ton: Art zur 
- Einrichtung der Son = Leiter, nie gebrauchet werden: fo bald man alſo, 

gleich bey Einrichtung des erften halben Tones ſiehet, daß ein x zur Ein= 

richtung nöthig iſt, fo folget, Daß die Einrichtung diefer Ton Art, fie 

mag nun moll oder dur ſeyn, der Ereuße bedarf; findet man ein b hie- 

gu nöhig, fo bfeibt das b auch in der ganzen Einrichtung der Ton: 

eiter. 
9.20. Man merke, daß iederzeit eine harte und eine weiche Ton⸗ Wie immer 
Art gleiche Vorszeichnung haben, als: c dur und a moll haben weder eine harte und 
Ereuse noch Been; g dur und e mol} haben beyde Ein * nemlich vor f; Pride Ton: 
 Fdur und dmoll haben vor bein b. D dur und H moll haben zwey air L 
Creutze, nemlich vor fund c; b dur und g mol} haben zwey Been, nem: nr ichnung 
lich vor s und e, und fo weiter, Wer nun weiß, wie g dur gezeichnet 


\ { ⸗ 


26 1. Abfchn. Cap- I. Bon der Scala diatonica | c$, 20.) 


wird, der Fan eben Daraus gleich die Vorzeichnung von e zoll auch erra⸗ 

then, nemlich.eben wie g dur, ein x vor f. Der moll-Ton, der mit 

dem dur- Ton einerley Vorzeichnung hat, liegt eine Tertie minor 

tiefer, al8 der dur-Xon, fo wie Z eine Tertie minor tiefer liegt, als e. 

Wem nun befant ift, daß Z dur in feiner Vorzeichnung 3 Ereuße hat, 

nemlich, is, ezs, gzs., der gehe von Z eine Zertie minor herunter (Die 

Zertie minor if im ıflen Theil des Clav. Spiel. p. 176. Deutlich erkläret, 

und tie fie von Der Tertie major zu unterfcheiden, hinlaͤngliche Anweiſung 

gegeben; Das 7te Capitel dieſes Abſchnitts wird folches wiederholen, ob 

= gleich nicht in einerley Worten) fo findet er Z2s, hat alfo Far zell mit 

I dur einerley Vorzeichnung; und fo auch umgekehrt, wenn die Bor: 

zeichnung eines moll- Zones befant ift, als 4. E. Daß G’ zoll vor b unde 

ein b hat, oder daß in G zaoll b und es (oder dis) ift, Der gehe eine Tertie 

minor berauf, fo findet er den dur- Zon, hier ift es 3, welcher mit feiz 

nem fchon befanten moil-Zone eine gleiche Vorzeichnung hat, denn 

B dur hat eben die Vorzeichnung, die G’ zoll hat. Wer c moll in feiner 

Vorzeichnung Eennet, der weiß auch, wie es dur vorzuzeichnen: wer da 

weiß, daß f zoll vier Been, nemlich vor b, e, a und d nöthig hat, nem: 

lich b, es, as und des, der fan gewiß fenn, daß ar dur eben die Been be: 

Hft hat der darf. Oft hat der Ton ſelbſt, woraus ein Stück foll gefpielet werden, 

Ton felbfi, ſchon ein = oder bnöthigs hieraus Fan ich nun gleich fehlieffen, ob ich in 

„ Daraus ein der Vorzeichnung Creuße oder Been nöthig habe, z. E. das entftchet, 

— wenn vor 4 ein x gefeget wird, es aber heißt es, wenn vor e ein b ftehet: 

eig, mer nun ds dar einrichten will, muß ſich Der Ereuge bedienen, weil: d 

Durch ein x zu. des gemachet worden iſt, es dur bedarf aber der Been, meil 

die dur und das e durch ein b zu es gemacht iſt. Es iſt zwar das dur und es dur auf 

es dur find un: unferm Claviere einerley, allein in der Vorzeichnung und in Anfehung 
terſchieden. der Noten-Stelle find fie fehr unterfchieven. Nun aber erwaͤhlet man 
N) lieber diejenige Art der Vorzeichnung, wozu die menigften Ereuge oder 

dis dur hat Been erfordert werden; als wenn ich das eigentlich fo genannte des dur 

x» iftaber por dein», mit Creutze wolte zeichnen, fo Eamen fo gar a Doppel-Ereuge 


richt ge: . R 
ui. Darin vor, als 





esdurhatbb, Zr dur, vor e ein b, bedarf nur drey DVerfebungs= Zeichen oder Been; 
uadit fihrge: deswegen iſt es eigentlich es dur, wenn von ds dur geredet wird. Sch 
hraͤuchlch. erinnere mich nicht ein Stuͤck aus zis dur, namlich mit Exeuge gegeich- 

net, 





und modis muficis. ($.21. 22.) 7 — 


net, geſehen su haben. Die Scala von erdur mag gleich hiebey ſtehen, 
um den Unterſcheid einzuſehen: 


be 





— — — 
Bau DEE ET — — 6; 
hehe 


— 





fuſion verurſachen. 
$.22. Dis gibt nun die im erſten Theil meines Clavier-Spielers Wenn die 
p. 113 verfprochene Erlaͤuterung, warum Dafelbft bey dem Lieder: Es ko— moll- Töne 
ſtet viel ein Chriſt zu ſeyn 2c. welches aus a moll ift, in der Vorzeichnung nur bis zur 
nicht vor g ein x gefehet worden, Da es Doch im Liede felbft fo oft vor- el 
. ß) 
Da omt. gehen, fo ge: 


28 1. Abſchn. Cap. II. Von der Scala diatonica ($,23,) 


ſchicht das komt. Es ift nun fehon hinlängfich gezeiget, wie a mmol} das gzr nur im 
Herunterge Heraufgehen hören laͤſſet, und fie im Heruntergehen g flatt hat, und 
henebenfo, daß die Borzeichnung Der moll-Xöne nach der Art herunter zu gehen, 
mie das Der: gefchicht. Nun finden wir aud) in bemeldtem Liede, daß das gas im ger⸗ 
aufgehen. aufgehen angebracht, indem ja a drauf folget. Man beliebe Diefes Fied 
1. c felbft nachzuſchlagen. Es iſt zwar wahr, daß im Baß nad) dem gis 

dreymal dag e folget, allein nicht zu gedenken, daß das grs ſtatt e hätte 

ftchen bleiben koͤnnen, fo gibts hier noch eine Neben-⸗Regel, nemlich: daß 

man in den moll-Zönen, wenn fie nur bis zur Quinte, als hier das e 

- eine Quinte zu. 2 ift, gehen, alsdenn oft auch gzs ftatt g gebrauchet, wel⸗ 

ches in Dem ısten Capitel Diefes Abſchnittes mie mehrerem gegeiget wird, 

- weil e8 hier zu fruͤh geweſen waͤre. Gehet man aber in den moll-Zönen 

tiefer als in Die Quinte, fo gehet man, ohne gzs, recht nach der Vorzeich- 

nung herunter. Was hier von Z mol) gefaget worden, gilt auch von 

allen andern moll- Tönen. : 


Die moll- 9.23. Aber, möchte iemand nicht unbillig fagen, vom gzsin Zmoll, 
Töne haben als welches das Semironium untermwerts im Z zoll ift, habe nun ſchon 
im Heraufge gehöret; warum nimt man aber auch das Fr im Heraufgeben in z mol), 
ben aug Sex- Denn ich foll in A mol ja Durch is und. gis flatt Fund g gehen? Ant- 
vem. Mor: Würde ich in 4 zo] (Dis 4 mol wird hier als das Muſter aller 
moll- Töne nur zum Exempel angeführet, e8 gilt, wie eben gefagt, von 

Die Secunds allen moll- Zönen) alfo hberaufgehen: 2 He defgis a. fo wäre fgis 
füperfiua ver: ein gar zu groffer ganzer Zon, welcher lateinife) Secunda fuperflua ge 
arfachet einen nant wird, und eine harte Diffonanz iſt; weil nun die natürliche Scala, 
ungefhickten gder Scala diaronica aus lauter Confonanzien (von Eon: und Diffonan- 
Gang. zien werden wir bald mehr hören ) beftehen muß, vide $. ı5. fo hat mar 
im Heraufgehen der moll-Zöne den andern halben Ton, um des Wohf- 

klangs willen, lieber im ten als im sten Grad anbringen wollen. Es iſt 

Diefer Gang, ef gs a, der menfchlichen Stimme auch beſchwerlich und 

etwas unnatürlich, Deswegen hat dag /, bloß wegen des drauf folgenden 

gis, auch ein x annehmen müffen, damit die Scala in lauter ganzen und 

halben Toͤnen fortgehen möchte; wo alfo dag Semitonium unterwerts 

im Heraufgehen gemacht wird, da muß auch Die Sexta maior, als mwel- 

che einen ordentlichen ganzen Ton tiefer als Die Septima maior, oder 

dag Semitonium unterwerts, ift-gleichfam par Compagnie und um des . 
Wohllauts willen gebrauchet worden. Und dig unterfchiedene Herauf: 

und Heruntergehen habe in der Abbildung der Scale der moll-Zöne. 

auch anzeigen wollen, Daher eg denn gekommen, DaB Die 6fe und ze eo 

N er 


nd modis muficis. ($. 24.25.) a 


der Leiter ift zerbrochen toorden. Kurz, im Hernntergehen braucht man 
bey a moll gar Fein fo genantes Semironium, im Deraufgehen aber 
nime man Fr und gar. 


- 6.24. Man findet in ver Vorzeichnung der moll- Töne zuweilen, Umichtige 
daß der andere halbe Ton im 6ten Grad gelaffen worden, da er doc) Bezeichnung 

in sten Grad hätte gebracht werden müffen; oder daß die Sexta minor, Pr moll-2ß: 

Die Doch zu. den moll- Tönen fo wefentlich als die Tertie gehörer, nicht en 

eingerichtet iſt, als z. E. man findet g zoll nur mit Einem b vor b, Da Zmoll, g mol 

doch vor e auch ein b ftehen muß, nad) $. 16. Und daß in D mol), ec. 

welches doch vor b ein b haben muß, gar Fein b vorgegeichnet iſt. Die 

ift aber eine unrichtige Bezeichnung der Zon-Arten. Ich habe im erften 

Theil des Elav. Spiel. dem Liede: Ach GOtt vom Himmel fieh darein ꝛc. 

p- 68, in der Vorzeichnung nur vor b ein b gegeben; da e8 Doc), meil 

es aus G’ moll Cin deſſen Quinte des zwar fehlieffet )_ift, vor e auch 

hätte ein b haben muͤſſen; dis aber ift mit Fleiß deswegen von mir ge- 

fehehen, Damit ich in den erften 6 Liedern einen Anfänger nicht mit zu 

vielen Been beſchweren möchte; denn weil im Baß dis b vor e nur 

zweymal vorkam; fo hielt es das mal vor rathfamer, das b- vor dem e 

im Liede felbft zu fegen. Darum ift e8 gut, daß einer felbft gelernet, Man muß 

wie die Vorzeichnung müffe beſchaffen ſeyn; mie groß der Mugen Davon, das Syftema 

fonderlic) bey ungewöhnlichen Ton Arten, iſt, wird er hernach am Dez KLDR einrich— 

fien erfahren, I fen lernen. 


$.25. Anietzo wollen wir die Scalam oder Lon- Folge aller moll- Scala alter 12 
Toͤne, mit. ihren Vorgeichnungen, ſowol im Syftemate , als auch vor moll-Tune in 

einer ieden Note felbft, in Noten ausfegen, fo wie $. 9. bey den dur- Noten. 

Toͤnen gefehehen. Weil die Vorzeichnung nach der Art des Herunter: 

gehens gefchenen muß, fo habe allhier auch dag Heruntergehen erwaͤhlet. 

Und ift Deswegen der zuerft gezeichnete halbe Zon der andere, und der. 

legte der erfte halbe Ton; dis verurfachet das erwaͤhlte Deruntergehen 

der Töne, und wird nicht leicht irrend machen. Unter diefen ı2 moll- 

Zönen find 4 fehr gebräuchlich, als: a zoll, e moll, dmoll und g mol}, 

die übrigen 8 find fehon fremder, nemlich: b zoll, c moll, fmoll, fis 

moll, gis moll, cis moll, b moll, es (oder dis) mol. Doc) ift auch 

nöthig, fonderlich b zoll, e moll, f moll und fs mol zu kennen. Die 

letzteren viere aber find ungleich fremder, ja lommen ſehr felten vor. 


— 


D 3 | — DA mohı 


> 1. Abſchn. Cab II. Von der Scala diatomı ($,25.) 
Anderer nn Ton. es. Erfter halbe Ton. 


= 
— N 


3) D mol. 


4) G — 








zZ 











— 


9) Gis moll. 
— 


8) Pis moll. 











10) Gis 


und modis muficis ($. 26. 27.) 31 
10) Cr mol En 














12) Es mol), 


J 
Sa 


| | x 
ee ee ee 
— e Su ur um sen 








ers 
a — 








Ich will nicht hoffen, daß einem Lehrbegierigen dieſes Capitel zu lang ge⸗ 
rathen (einem Muſic-Verſtaͤndigen waͤre alles ungleich kuͤrzer zu ſagen 
und anzuzeigen) und daß ihn die aufmerkſame Durchleſung deſſelben ge- 
reuen folte; mit nichten. DerGeneral-Baß Fan richt gleich in die Oh⸗ 
ren Elingen, eg muß erft etwas Wiffenfchaft und Erkentniß davon im 
Kopfe fenn. Noch eind. 
$.26. Wer nichts, als nach dem General-Baß fielen wolte, der Heym Gen, 
wuͤrde gar bald nicht nur die rechte Fingerfeßung , fondern auc) Die Ser: Baß find die 
tigkeit in der rechten Hand merklich verlieren, und etwas fteifes in der- Hand Sa: 
felben erlangen; dahero einem Liebhaber des Elaviers anzurathen , bey Den richt zu 
Uebung des General: Baffes feine Hand - Sachen nicht an die Seite zu verſaumen. 
legen, fondern er muß fie zugleich dabey üben, damit fonderlich Die rechte - : 
nn nicht unvermerkt etwas von ihrer ſchon erlangten Geſchicklichkeit 
‚verliere. 
$.27. Zum Schluß dieſes Capitels wollen wir Die Scalam diato- Scala alfer 
nicam allet dur- und moll-Zöne noch einmal in Noten, und zwar im TonArten, in 
Herauf: und Heruntergehen herfegen, und die Finger durch Zahlen dar- Noten, und 
über fehreiben, damit man nicht allein eine Fertigkeit in der linken Hand ee 
im Herauf: und Heruntergehen einer Detave erlange, fondern auch, da— beile it im 
mit einem die Scala aller dur- und moll- Zöne nad) der Vorzeichnung Herauf und 
welche anieso nur hinter dem Bap-Schlüffel ſtehet) und nach dem Ge: HSerunterge⸗ 
hör wohl befanr werde. Die Singerfegung, if die berühmte Bachifche, Din 
‚weil wol’ Eeine beſſere wird erdacht werden. Wo zmey oder Drey Reihen 
. Zahlen über einander ſtehen, das zeiget.an, Daß dafelbft zwey oder dreyer— 
ley Arten Fingerfegung flatt haben. Man übe ſich vor allen Dingen, 
Das Unterfegen (welches allein beym Heruntergehen vorkommt ) un 
| | A 


U 


J 


32 1. Abſchn. Cap. IL. Bon der Scala diatonica ($.27.) 


Das Ueberſchlagen der Finger, welches am meiften beym Heraufgehen, 
und zumellen beym Heruntergehen, (wenn nemlich Der Dritte über Den 
aten Singer gefchlagen wird,) vorfallt, recht ohne Verdrehung der Hand 
zu verrichten.  E8 Fan Diefe Hebung des Derauf= und Herunterlaufens 
immer geſchwinder, Doch auf eine egale Art, geibet werden. Die Zahlı. 
zeiget an den Daumen, 2. den Vorder : Singer, 3. den Mittel: Finger, 
4. den Gold-Finger, und s. den Eleinen Finger. "Nähere Nachricht von 
Der Singerfegung für die linfe Hand mwird es wol in diefen Büchlein 
nicht geben, fondern hie muß ich meinen Leſer zum erflen Theil meines 
Elavier-Spielers, und zwar zum IV ten 2lbfehnitt deffelben, sermeifen ; weil - 
es hier nur Confufion verurfachen würde, wenn über Die Baß-Noten 
Zahlen Famen, Die Die Finger anzeigten, und zugleich Zahlen, Die zum 
General⸗Baß gehörten, u 





— und modis muſici 
er is mufici. ($. 27.) | 
I=_ ’ 33 


—— 


Wiedeb. Gen. Baß — 


N 





34 1Abſchn. Cap-ll. VonderScaladiatonica ($, 27.) | 





14) Cis moll, ae An 2123 


— te u 








39) Ermd — u > SUR 


Ba en 


9) Des(oder Czs) dur. 


4, 3% F 
1 2 
22 — 2123 —— 


— 
ern 











und. modis muficis. ($.27,28.) 35 





$.28. Es iſt noch Fürzlich, nur mit Einem Worte, anzuzeigen, Daß Scala und 

unſere Scala oder Ton⸗Leiter eben das iſt, was man in verfehiedenen muficg: Genus muf- 

fifchen Lehr: Büchern Genus muficum oder ein Rlang⸗ Geſchlecht nennet. rn iſt einer: 

Weil nun das Genus muficum ( oder muficalifehe Geſchlecht oder Art) e | 

dreyerley ift, nemlicd) das Genus diatonicum, chromaticum und en- Drey Geners 

harmonicum, fo ift unfere Scala auch Dreyerley, nemlich diatonica, mufica, 

chromatica und enharmonica. Wovon aber im zweyten Abfchnitf ein 

mehrers. Man mache fi) nur unfere Scalam diatonicam befant (die Mau muß die 
andern haben noch ein wenig Zeit), denn es iſt eine groffe und fehr Sealam ſeiner 

ſchaͤdliche Unwiſſenheit auch felbft beym Choral-Spielen, wenn man die Zen Art wohl 

Scalam oder die natürliche vegelmäffige Ton Folge oder Ton - Leiter des den 
Tones, daraus ein Licd gefpielet wird, oder Darin es ausweichet, nicht 
verſtehet. Alles nun, was wie hier in dieſem Capitel gefehrieben , Fan Recommen— 

und muß nicht nur Einmal zu Anfangs, fondern auch alsdenn, wenn dation diefes 

man aus dem folgenden Unterricht ſchon ein Lied mit dem General Bag Capitele. 

zu ſpielen gelernet, aufs neue toteder nachgelefen werden; da man denn 

erft den gröffelten Nusen darin finden wird. Nun gehen wir weiter, und 

da kommt ung denn zu zeigen vor: was Die muficalifchen Intervalla find 

und anzeigen; — 


E | CAPVT 


36 1Abſchn. Cap. II. Von den muficatifchen ($12.) | 


cCATVvVrTrBaL, ww 
Von den muficalifihen Intervallen überhaupt, 


$.1.. Anietzo wollen mir von den Intervallen und von dem, was 
zur Spielung eines Liedes nach dem General-Ba$ gehöret, etwas meni- 
ges überhaupt ſagen, weil Doch dieſer Abſchnitt hauptfachlich den Choral- 
Dom zip: Spielern gerodmer if. Im erften Theil meines Elavier: Spielers iſt 
fimmigen, wveeitlaͤuftig gegeiget worden, wie man ein Lied mie Baß und Difcant 
ans fpieten ſoll. Hier hat der Difcant bloß die Melodie hören laſſen, und 
eds, wi| der dozu geſetzte Baß harmoniret dazu, diß hieffe nun zweyſtimmig 
dsginin, Ipelen: fo, wie nun ein Lied auf einem Clavier, Clavichmbel oder Orgel 
mit Baß und Diſcant Fan geſpielet werden; fo koͤnnen auch zwey Perſo— 
nen, die die Singe-Kunſt verſtehen, ſolche Lieder ſingen, da denn die 
eine die Melodie oder die Diſcant-Noten, die andere aber die dazu geſetzte 
Baß-Noten dazu ſinget; ein ſolches zweyſtimmiges Singen, oder wen 
temand zur Melodie den Baß fingen Fan, Elinget nun lieblich, und iſt 
und nicht ge: angenehm ju hören. Es heißt aber nicht, den Baß zu einer Melodie fin: 
ſchehe. gen, wenn etwa einer grob oder tief, und Der andere etwa dieſelbe Melo— 
die fein oder hoch fünge, wie man in den Kirchen allerfey Stimmen, gro— 
be und feine, höret. Mein, es muß die Baß - Stimme die Melodie 
nicht mit fingen, fondern fie muß nach der Kunſt eingerichtet werden, _ 
fo, wie beym Elavier-Spielen der Baß nicht gleiche Noten mit dem Dif: 
Duke des zant oder dev Melodie hat. Weil nun menige in den Kirchen Die Ge— 
‚Digelfpielens ſchicklichkeit haben, oder Die Kunſt verſtehen, ven Baß zu einer Melodie 
je — Ge⸗ zu ſingen, welches aber der Melodie eine herrliche und anmuthige Stuͤtze 
me und Zierde gibt; fo. vertritt Die Orgel die Stelle deffelben, und der Or— 
ganift fpielet den °Baß mit feiner linfen Hand, oder mit den Fuͤſſen auf 
dem Pedal. Dis wird nun auch eine Harmonie, aber nur eine zwey— 

ſtimmige Harmonie, genannt. - - 
Vom dien; $.2. Weil aber in der Mufic mehr als zwey Töne, wenn fie zu: 
fimmigen ſammen angefehlagen werden, unter einander lieblich Elingen; fo wird 
Spielen.  allhier nun weiter gelehret werden, wie man zum Difcant und Baß noch 
- zwey Stimmen erfinden fol, meldye Hlittel= Stimmen genant werden. 
Der Difeant Denn der Difiant, worin die Melodie gehoret wird, heißt und bleibt 
ifrdie Ober: die Ober- Stinime, und der Baß ift immer die tieffte oder Funda—⸗ 
und der Baß ment- Stimme, wie dag Wort Baß oder Balis e8 aud) anzeiget, da: 
De nn her wird aud) der Baß Das Fundament ‚oder die Brund- Stimme ge: 
I a nennef, weil nicht allein die oberfie Stimme Damit harmoniren muß, fon- 
; dern weil die Mittel-Stimmen auch darnach gemacht, erfunden und ein: 
Mittel⸗ Stim gerichter werden muͤſſen. Mittel⸗Stimmen heiffen alfo die beyden 
men find Stimmen, 


Spntervallen überhaupt, C, 2.3.4.) 37 


Stimmen, welche bey einem Choral noch zwiſchen dem Baß und-Difcant 

erfunden werden müffen. Solche Mittel-Stimmen nun werden nicht al- 

- Fein auf dem Clavier oder auf der Orgel gefpielet, fondern fie können 

auch gefungen werden; und heiffet diejenige Stimme, die dem Difant 

am nachiten: die Alt⸗Stimine, der Alt; und die, welche dem Baß na- der Alt und 
her Eomt, die Tenor- Stimme, der Tenor. Wenn nun. Diefe vier der Tenor. 
Singe Stimmen, Difcant, Alt, Tenor ımd Baß, fich bey einem Liebe 

zugleich in lieblicher Harmonie kunſtmaͤſſig, ſelbſt mit einiger Beobach- 

tung des Tactes, hören laffen; fo ift-folches ein Chor⸗maͤſſiges Abfingen Chormaͤſſiges 
eines Liedes, welches einem Kunfterfahtnen, ia einem jeden Liebhaber der Singen eines 
Mufic, befonders gefällt und ruͤhret. Weil aber nicht alle, die ſich für Liedes. 
Saͤnger ausgeben, ſolches Singen nach der Kunft gelernet haben; fd ver: 
tritt wieder der. Organifte mit feiner vollſtimmigen und weit erfchallenden Der Organiſt 
Orcgel die Stelle diefer Eunftlichen Sänger, und machet die Mittel-Stim: vertrit die 
men, Alt und Tenor, wie auch den Baß, auf feiner Drgel. Es wird aber u aller 4 
alles von ihm fo eingerichtet, daß darin nichts unnafürliches oder etwas, N 
Das eine Menfchen-Stimme nicht bequem folte hervorbringen over fingen 
koͤnnen, vorkoͤmt. Dis hat verurfachet, daß man bey Einrichtung der Warum uns 
Mittel- Stimmen gewiſſe ungeſchickte Gange oder eine gewiſſe ſchwer geihiefte 
zu fingende Ton- Folge, vermeiden muß, Davon hernach etwas wird ers Baͤnge zu ver⸗ 
wehnet werden. ; | | meiden. - 

- 93 Wir haben fehon im erften Capitel gefeben, daß der General⸗ Wag die 2if 
Baß, auch felbft bey Liedern, mit Ziffern oder Zahlen zu thun habe, frnüber dent 
Diefe über den Baß Noten ftehende Zahlen zeigen nun nichts anders an, Baß bedeuten 
als daß fie einem gleichfam fagen, wie bey Liedern die zwo Mittel-Stime AN: 
men heiffen follen, oder die wie vielften Töne (NB. von der Bag: Note 
an gerechnet) man nod) zu der ausgefchriebenen Diſcant-Note nehmen 
ſoll: oder, was das vor zwey Zone find, welche nebft der Difcant: Note 
(als welche oberfte Stimme im Eleinen oder in-einem andern hiezu iedeg- 
mahl am bequemften Finger genommen toird, ) zur Baß: Note noch) har: 
moniren, und wie alfo, nad) Anleitung der Ziffern, eine vierſtimmige 
Harmonie zu erfinden if, Man hat alfo nicht nöthig, fi) den General: 

Baß fo ſchwer vorzuftellen. Es iſt alles ganz natürlich und leicht zu er: 
lernen, ſonderlich was davon bey Spielung eines Liedes zu wiffen nd: 


thig iſt. 

$.4 Run ift ſchon aus dem erſten Theil meines Clavier⸗Spielers Vom Arad. 

befant, was ein reiner Accord fen, oder wie der zte und ste Ton (von 

der BaßNote an gerechnet) zur Baß Mote lieblich harmonire, und wie, 

wenn Die rechte Hand hiezu noch die Detave nimt, man alsdenn drey 
Zone in der rechten Dand erfunden habe te welche zu der Baß⸗Note Di 

= i “ 3 90l!: 


B + 


38 1.Abſchn.Cap. Ill. Von den muſicaliſchen C$.5.6.) 


Die Interval- volllommenſte Harmonie ausmachen, wenn fie zugleich zum Gehör ge⸗ 
lamüffenvom bracht werden. Man befehe Die pag. ı7. abgebildete Ton-Leiter, oder 
an Scalam diatonicam der dur- Zone, wo in Diefer vierfachen Leiter Die un 
— terſte Stufe c heiffet und die Zahl ı vor ſich hat. Dieſer Ton c wird 
ei hier als der Grund-Ton angefehen : wolte ich nun zu c einen reinen Ac⸗ 
cord on ‚ fo fähe ich nur die Zöne an, bey welchen die Ziffern 8, s 
und 3 ftehen, fo finde ich eg 2, dis iſt num ein reiner Accord su c, der aus 
der 3, s und 8 beftehet. Wie nun bey unferer Leiter der Grund Fon e 
die Zahl r führet (denn gleichtwie alle Zahlen Die Zahl ı zum Grunde ha- 
ben und daraus erwachfen, fo werden auch alle fo genante Intervalla vom 
Grund⸗Ton an gerechnet, und meifen ung bey Abzahlung derfelben immer 
dahin) fo wird der Zon, der um einen Grad oder Stufe höher lieget, und 
d heifiet, mit der 2 bezeichnet, und die dritte Stufe mit einer 3, Die vierte 
mit einer 4, Die fünfte mit einer s und ſo weiter, bemerket. Beſtehet alſo 
ein veiner Accord, oder Die Trias harmonica aucta, (die mit der Octave 
vermehrte Trias) aus dem Zon, Der der Dritte, fünfte und achte Ton von 

meiner Baß-Note fl. 

Sin Liedern 9.5. Man hätte gar Feine andere Ziffern nöthig, als 3, 5, 8, 
An wenn alle Lieder alfo geſetzet wären, Daß Die Griffe aus lauter reinen Ac- 
a — corden beflünden; wie aus Den 6 letztern Liedern des erſten Theils zu exfe- 

-" hen, welche dafelbft mit Fleiß fo gefeset find, Daß lauter reine Accorde dar- 
in vorkommen folten. Dis ware nun zwar bald gelernet, ja, wer ein gu— 
tes muficalifches Gehör hatte, Der würde bey weniger Untertweifung ge 
denn did wir, ſchwinde hiemit ferfig werden. Doch würde ihm fein Spielen auch bald 
de einem bald sum Eckel werden, ſonderlich wenn er eben Diefelben Lieder von einem 
eckeln. andern mit einer fieblichen Abwechfelung der Harmonie nach der Kunſt 
‘> mürde fpielen hören; gewiß, er wuͤrde bald eine Luft zu dieſer Ark zu ſpie⸗ 
- Sen befommen. Denn fo lieblich und vollkommen ein reiner Accord auch 
- Daher denn immer feyn mag, fo wird er.doch, ohne Abmechfelung und Zwiſchenmi— 
auch — ſchung anderer Griffe, Die zwar in ſich ſelbſt fo vollkommen nicht find, 
cn aber. Doc) der Mufic und allem Spielen den rechten Wohlſchmack geben, 
und folglich das Gehör für alien Eckel an einem reinen Accord bewahren 
müffen, vieles von feiner Anmuth verlieren. Dahero man denn auch ler: 
nen muß, wie die Zufammenfesung Der übrigen Töne, Die eben Feinen tei- 
nen Accord ausmachen, von Muficverfiandigen erfunden worden: hier 
gibts nun allerley Beranderungen, Verſetzungen, Bermechfelungen und 
Bertaufchungen eines dreyſtimmigen Griffs, welche aber Doch zuletzt wie 

der in einen reinen Accord verwandelt werden müffen. £ 
Wie die ge⸗ $.6. Diefe Griffe find nun mancherley; oft iſt nur Ein Ton, bald 
rs find zwey, bald alle Dren Töne eines reinen Accords verändert worden. 
riffe eine £ Denn 


7 Sutervalen überhaupt. (67) 309 


Denn weil zum reinen Accord Die 3, 5 und 3 gehöret, fo hat man ſtatt Der Feine ober 

5 Die 6 genommen, und 3 und 8 beybehalten, daher ift der Serten- Griff gröffere Ab: 
entfianden: ſtatt der 3 hat man die 4 genommen, und behielt s und 8 da: weichuna rn 
zu, daher kam der Guarten⸗Griff: ſiatt der 8 hat man die g oder Die Ei Acco 
kleine 7 (was Dis bedeute, wird bald gezeiget werden) genommen, und vom ⸗ 
Accord die 3 und 5 behalten, daher iſt der Nonen⸗ und Septimen: Griff 

entitanden. Bald hat man zwey Ziffern zugleich verändert, als: man 

hat an flatt der 3 die 4, und ſtatt der 5 die 6 genommen, und die Octave 

nur beybehalten, daher der Griff L entflanden. Ja man hat fo gar alle 

Töne eines reinen Accords um Einen Grad erniedriget, da denn aus der 

3 eine 2, aus der s eine 4, und aug der 8 eine groffe 7 geworden, Daher ber 

Griff 3 entftanden; doch dieſe grioffe und generale Abweichung vom reinen und wieder 

“ Accord wird gleichfam bald bedauret, indem nach dieſem Griffe der reine een Binge 
Accord bald wieder gemachet werden muß; ja was noch mehr ift, fo hat hen, : 
man angefangen, feinen veinen Accord in der rechten Hand benzubehalten, 

und hat die linfe Hand einen Zon höher oder tiefer gehen laſſen, hernach 

aber, weil fich eine flarke Disharmonie darin hören ließ, entweder feinen 
Grund⸗ Don gleich wieder genomnien, oder Die rechte Hand durch Veraͤn⸗ 

derung einer oder zweyer Toͤne zum neuen Baß barmonirend gemacht. 


3.€. der Accord zucifiz , behält nun die vechte Hand dieſen Accord, 
und die linke Hand nimt ſtatt e dag Z7 dazu, und man zaͤhlet alsdenn Die 
Töne der rechten Hand: zu dem neu erwaͤhlten Grund-Tone A ab, fo iſt 


Eder ste, g der 6fe, und e der ate Ton, von ZZ an gerechnet, und mare der 
Griff 2. Dis klingt nun zwar hart zu 7, aber deflo angenehmer ift es 
zu hören, wenn nad) diefer Abweichung der vorige Örund- Fon ec wieder 
dazu angefchlagen, oder der folgende Ton AZ mit einem reinen Accord. ge- 
machet wird. | i 1 


$.7. Hierin habe nur uͤberhaupt geigen wollen, daß es in der Mu: Es gibt alfe 
fic viel mehrere Zuſammenſetzungen verfchiedener Töne gibt, als die Zu: verſchiedene 
fammenfeßung Der 3, 5, 3, oder eineg reinen Accordes, Die Zahlen‘, wel: Gifte: 
the felbft über dem Baß einer Lieder - Melodie fiehen, da man ja oft eine 
6, 7, 9, 4, 2.2. findet, zeigen folche verfehiedene Griffe auch an. Weil Wasdie man, 
nun die Zahlen, wie eben ermähnet worden , nichts anders anzeigen, als Herley Zah⸗ 
wie meit Die Töne, welche ich in meiner rechten Hand anzufchlagen habe, ——— 
von der Baß-Note, als dem Grund-Tone, als worüber auch die Ziffer fie Incervalla 
fieher, entfernet feyn ſollen: fo hat man Diefe äiffern Intervalla an a heiffen. 

en: 


- 


40 1Abſchn Cap. Il. Bon den muflealiihen.Cg.g—11.) 


ſchen⸗Raͤume genennet. Daß aber Die Intervalla verfchieden, erhellet aus 
unferer Leiter pag. ı7, Da man fiehet, daß die Stufen derfelben von der 
erften Stufe, als welche ven Grund: Zon hat, auf verſchiedene Weiſe ent: 
fernet find, als da iſt z. E. die bte Stufe von der erſtern ja weiter entfer: 
net, als die ste. Dis melde nur, um gu zeigen, warum man Die Ziffern 
Intervalla genennet; es iſt zwar noch eine andere Urfache da, warum fie 
Intervalla heiffen, dabey wir uns aber nicht aufhalten wollen, weil fie 
nicht hieher geböret. Man lerne hieraus nur, daß das Wort Interval- 
lum einen Ton anzeiget, Der von feinem Grund-Ton etwas, viel oder wer 
nig, entfernet iſt, und daß Diefe Intervalla Durch Zahlen über die Baß— 
u Noten gefchrieben werden, ER 
Die gebraͤuch⸗ $.8. Solche Intervalla find, wie ung unfere Leiter auch seigek, 
liche Interval- (denn die hat fo viel Stufen, als Intervalla im General- Ba gebrauch: 
an lich find) x. 2. 3. 4. 5. 6.7.8.9. Sie werden getsöhnlicher maſſen latei- 
Serennlng niſch ausgedruckt, nemlich alfo: ı heißt Prima, (welches aber nicht. viel 
“gebräuchlich zu fagen) oder Vnifonus, 2 Secunda, 3 Tertia, 4 Quarta, 
5 Quinra, 6 Sexta, 7 Septima, 8 Octava, und endlich 9 Nona. 
er Fein Latein verftehet, der muß fich Diefe Benennung der Intervallen 
wohl merken, und fo viel Latein lernen, Daß er wiſſe, daß eine Quarta eine 
4, eine Septima eine 7 2. bedeufe. Man findet zumeilen auch) 10 Deci- 
ma, ır Vndecima, und ız2 Duodecima. Die Decima ift eine erhöhete 
Tertie; Die Vndecima eine erhöhete Quarte; die Duodecima eine erhoͤ⸗ 
hete Quinte. Sn welchen Fällen folche gebraucht werden, werden wir 

nachhero fehen. ge | — 
Von den ziſ· 9.9. Weiter merken wir hier gleich an, daß alle Zahlen, welche 
ſern die übers man übereinander fiehend findet, zugleich angefchlagen werden, als 
und nach ein· 6 G 7 x, und wo Eine Note mit seen Zahlen, nacheinander ftchend, 
ander chen. ofunden wird, fo werden folche Ziffern, oder vielmehr Die Töne, Die durch 

-  fülche Ziffern angezeigt werden, auch nacheinander angefchlagen. 
Die Erfentniß $.10. Es ift einem Liebhaber des General:Baffes, und der ſolchen 
aller Inter· gerne bald leenen wolte, vorerft nichts nöthiger zu wiſſen, als die Erfentniß 
valen iſt ſehr Her Inter vallen zu allen, fo ganzen, ale halben Zönen. Bey unferer Ton: 
noͤthig, Leiter findet man die Intervalla von e dabey gezeichnet, eben fo nun muß 
ich fie gleichfalls aud) von czs, von d, dis, e, Ferc. wiſſen. Hierzu werde 
nun einem Liebhaber in den folgenden Eapiteln die deutlichfte Anleitung 

ſuchen zu geben. Re 
und daß man $.ı. Weil aber Die rechte Hand faſt durchgehends (einige wenige 
zu den Signa: Fälle ausgenommen) drey Töne haben muß, und Doch oft nur Eine Ziffer 
turen DENE Super der Baß: Note ſtehet, fo werde hernach auch im ı7fen Capitel in einer 
— Tabelle 
mne. 


* 


hernach die Ausaͤbung werden. Wer leſen lernen will, muß ja erſt die 


Intervallen uͤberhaupt. (9. 12.) al 


Tabelle anzeigen, welche Ziffern denn zu Der übergefchrichenen Ziffer noch) 

muͤſſen genommen hoerden , als welches abermal fehr nöthig zu wiſſen iſt. 
8.12, Semehr Ziffern der Baß nun hat, deſto ſchwerer iſt oft ber Biel Ziffern 
General⸗Baß fonderlich, wenn einem Die Intervalla gu den Zonen noch find offein 
nicht recht bekannt find. Anietzo iſt e8 Zeit, noch eine Eintheilung Der en 
Inter vallen vor ung zu nehmen, wir feßen das folgende Capitel Dazu aus. neralBafles, 
Ein Liebhaber muß fich nicht verdrieffen laſſen, erſt einige Kapitel ausdie 

fen Buche zu fefen und gu betrachten, ehe ich ihn zum Clavier führe. Je Roͤthige Er⸗ 
beffer ee nun dieſes und Das vorhergegangene gefaßt, ie leichter wird ihm ee 
— —— Inſormati 
Buchſtaben kennen lernen; mer den General⸗-Baß will ſpielen lernen, der ni fe 


muß erfilich die Intervalla (als Die Buchſtaben des General-Bafles) wohl Buche. 


wiſſen und kennen, und erft einen rechten Begriff vom General Baß und 
was Dazu gehoͤret, ſuchen zu erlangen: dann geht das Spielen hernach de: 
ſto beffer; und man weiß, was man machen foll, und laßt es nicht auf ein 
blindes Gerathewohl ankommen, a 


a BO a AR VUN. in, 
Bon den Eonfonanzien und Diffonanzien überhaupt. 
61. E8 werden nun weiter alle Intervalla in zwey Haupt Claffen Ale Interval⸗ 


eingetheilet, nemfich in Confonanzien und Diffonangien, oder in wohlklin⸗ len find entwe⸗ 


- gende und übelklingende Intervalla. . Wer nur ein Lied nach-dem Sene- 


der Con odes 


tal Baß fpielen lernen will, der häfte zwar nicht unumgänglich nöthig Diſſongngien⸗ 


dieſe Eintheilung der Intervallen zu wiſſen; ihm waͤre gnug, wenn er die 
Intervalla kennte und wüßte, wie auch die Ziffern oder Neben:Stimmen, 
welche noch zu Den übergefchriebenen Ziffern müffen genommen werden: 
diß wäre feine Haupt-Sache. Diß bleibt nun zwar auch für ihn Die 
Haupt-Sache, allein e8 wäre Doch eine gar zu grobe Unmiffenheit, wenn 
einer nicht wüfte, was Eonfonanzien oder Diffonangien waren, oder welche 
Intervalla als Eonfonangien, und welche als Diffonangien angefehen wuͤr⸗ 
Den; da Doch die Woͤrter: Confonans, Diffonans, confoniren und Dig- 


ſoniren, in der Muſic ſo oft vorkommen, und man bey Liedern nicht nur 
Conſonanzien, ſondern auch Diſſonanzien gebraucht. 


.2. Hiebey möchte aber einer gleich fragen: was habe ich doch in Einwurf: 
der Mufic, darin Doch ein beftändig hieblicher Wohlklang zur Ergögung Was nuben 


des Gehörs herrſchen foll, mit Diffonansien oder übelkfingenden Tönen I >onans 


und Griffen zu ſchaffen? Antwort; Wenn in der Muftc Feine Diffonanz uf ve 

mehr folte gebraucht werden, fü wuͤrde man den Wohlklang oder die Con= Antwort: ſehr 

fonanzien bald fo fehr gewöhnen, Daß einem die Luft zur Muſic bald ver- viel. Siesie 
Miedeb, Gen. Sch, u Stiche gehen ken die Muſie. 


42 1Abſchn. Cap. IV. Bonden Conſonanzien (6. 2. 3.) 


gehen wuͤrde, wie ſchon im vorhergehenden Capitel $. 5. angemerket wor— 


den. Man findet den Gebrauch der Diſſonanzien in allen muſicaliſchen 
‚Schriften fo vertheidiget und gelobet, daß hier nicht nöthig habe, Desme- 
Dennwennfie gen etwas zu erwaͤhnen. Es erfordern die Diffonanzien in ihrer Erwaͤh— 
nal fung und Ausübung die gröffefte Kunſt, dabey gibts am meiſten zu bemer- 


Een, Damit darf einer nicht ohne Kunſt und Weisheit herumſpringen, ſonſt 
wuͤrde freylich eine ſolche übel angebrachte Diſſonanz die ganze Muſic 


ſchaͤnden und widrig machen. Die Diſſonanzien ſind in der Muſic, was 
jo find fie dem Das Salz und das andere Gewuͤrz in den Speiſen iſt ©, wie ein Fünft- 
Salz zu ver⸗ ficher Mahler durch richtige Beobachtung des Schattens fein Gemählde 


gleichen. erhebt, und feine Abbildung der Natur ähnlich macht, fo müffen die Dig: 
ee den Eonfonanzien gleichfam ihre LieblichEeit geben und unter- 
alten. 

Vom Nutzen $.3._ Gar fein ſchreibet hierüber ein Ungenanter in einem ſehr er⸗ 


der Diſſonan⸗haulichen Tractaͤtlein, fo anno 1754 ohne Benennung des Orts herausge⸗ 

zien. kommen, betitelt: „Mufica parabolica, oder. paraboliſche Muſic, d. i. 

 „ Erörterung etlicher Oleichniffe, die in der Mufic, abſonderlich an der 

„» Trompete, befindlich, Dadurch Die allerroichtigften Geheimniffe der Heil. 

„ Schrift denen Mufic- Verftändigen gar deutlich abgemahlet werden. „ 
Es heißt daſelbſt pag. 73: —— 

„Gleichwie ein guter Muficus, wenn er feinen Geſang in die Ruhe 

und Einigkeit der Triados harmonicz (d. i. eines reinen Accor⸗ 

„ Des) bringen will, ihn vorhero (durch Diffonangien) in eine Un: 

„ ruhe und Uneinigfeit einführet, auf daß hernach die Einigkeit 

„ und Ruhe defto anmuthiger und lieblicher werde: alfo hat auch 

„ GO vom Anfang mit den Seinen gefpielet.,, Item pag. 75: 

„ Drum foll ein Menſch, wenn er ſich fetbft oder andere muß un: 

„ fhuldig feiden fehen, nicht Darüber zaghaft und ungeduldig wer— 

„den, daß er ihm felbfi oder andern den Tod wünfchen wolte. 

» Denn eg ift eben, als ob ein Menſch vor einer Muſic, die doch von 

„einem froinmen und Eugen Meifter mit bedachtfamer Kunft in 

„ die Diffonanz geführet wuͤrde, um folcher Diffonanz teilen wolte 

„ die Ohren zuſtopfen und davon laufen. Du Thörichter! warte 

„ ein wenig, der die Muſic alfo in einen Widerklang geführet hat, 


wird fie wol wieder redimiren oder reſolviren (in einen Wohl: 


„lang führen), daß du Luft und Wonne hören wirft. Harxre aus 
„und ftehe, fo fange die Diffonanz fehallet, in geroiffer Hoffnung, 


„ und gefraue dem Meifter gu, er werde 88 wohl zu reſolviren (in 


® 


„einen Wohlklang zu verwandeln) wiſſen, oder du wirft ihm gar - 


„ wenig gefallen. Itemp.77: ». Denn N ( u 
K ; „ [472 5 


* 


und Diffonanzien überhaupt (5.4.5.) 43 


„Uebellaut, Die Diffonans ) an ihr, felbft, dem Ohr nicht wohl ge- 
„ fälle, fo erwecket ſie doch bey einem Verſtaͤndigen einen Wohlge— 
„ fallen, um der Hoffnung willen, daß er hoffet und harret, die Re— 
» folution werde gefehehen. Denn die Diffonanz machet bey einem 
„ folchen einen Hunger und Verlangen nad) der Triade harmoni- 
„ca (nad) einer Conſonanz oder reinen Accord). Ohne Der Die- 
ſonanz wuͤrde unfer Gehör des Guten bald fatt und uͤberdruͤſſig 
„ werden. So feichtfertig iſt unſere Natur ic. » _ 
Es find alfo die Diffonangien mit nichten aus der Mufic zu verbannen: 


“denn fie machen die Confonangien, als wohin Doch zuletzt alle Diffonan- 


sien wieder führen muͤſſen, gleichſam recht willfommen. 
$.4a. Welche Intervalla find denn nun Eonfonanzien, und welche Welche Inter- 


‚find Diffonanzien? Diefe Frage hat in Der gelehrten muſicgliſchen Welt valla Confo- 
ſchon vielen Streit erreget. Damit wir ung aber nicht aufhalten; ſo wollen nelıhe Die 


mir Diefe Frage nad) der gewöhnlichften Ark beantworten, nemlich: Con- Hand Ind 
fonanzien find, Die Octave, Quinte, Terzie und Serte. Diffonanzien ’ 
aber find: die Serunde, Quarte, Quinte minor, Septima und Nona. 
Sonften ift der Streit vornemlic) wegen der Eleinen Quarte, ale aus wel: Ob die Quar⸗ 
cher einige eine Confonang, andere eine Diffonanz machen. Der Herr a 
Kellner fchreibet in feinem Untereicht im Beneral= Baß pag. 68 Da: zanzjy. 


von kurz und gut alfa: „Man fäffet einem ieden fein Sentiment, Das 


„ meifte aber kommt drauf an, daß nur einer Die obbefagten Intervallen, 
„ er mag gleich einige derfelben vor Diffonanzien oder Concordanzien (fo 
„ werden die Confonanzien auch wol genant) halten, nur recht zu gebrau- 
„ then wife. Hierin Stimme dem Herrn Rellner gerne bey. 

$.5. Nun will ich noch ein wenig son der Conſonanz und Diffo: Die Conſo⸗ 
nanz überhaupt reden. Es werden unfere 4 Confonangien, nemlich die nanzien find 
8, 5, 3 und 6, in verfchiedenen muficalifchen Büchern wieder in zwey Claſ vollfommes 
fen eingetheilet, nemlich in vollfommene und unvollfommene Zu den ne he 
vollkommenen rechnet man die Octave und die Quinte; zu den unvollfont: ne, 
menen aber die Zertie und Sexte. Warum man nun aber die Octave 
und Quinte für vollkommene Confonangien, und hingegen Die Terzie und 


Sexte für unvollkommene Confonangien hält, dazu gibt man mehr aͤls Ei— 


ne Urſache an. Wir wollen ung aber nur merken, was der berühmte Hei⸗ 
nichen vor Urfache angibt; weil Doch Die andern Urfachen ihren Grund 
in den mathematifchen Verhältniffen der Toͤne unter einander haben, da: 
von wir hier aber nichts erwähnen wollen, fondern Die Liebhaber der mufi- 
califchen Gelehrſamkeit nach Matheſons, Mizlers, Sorgens und an- 


derer Schriften vermeifen. Die Octave heiffet alfo Deswegen eine voll- Warum bie 


Eommene Confonans, weil fie Feiner ———— unterworfen Octave 
2 nemli 


44 1.Abfhn. Cap. IV. Von den Conſonanzien (6.5. 6.) 


nemlich, ſie kan nicht groͤſſer oder kleiner gemacht werden, als ſie iſt, wenn 
fie eine achte Repetition Des Grund-Tons ſeyn ſoll; oder fie bleibet als: 
denn Feine Conſonanz mehr, das ıft, man behandelt fie nicht mehr als eine 
Confonanz Daß nun aber die Inrervalla gröffer oder Eleiner gemacht 
werden Eönnen, ale fie von Natur in ihrer diatoniſchen Octave oder Scala 
und die Din: find, Davon werden wir bald Gelegenheit haben mehr zu reden. Es heißt 
te vol komme Ferner die Quzata aud) eben destwegen vollEommen, weil fie, fo lange 
ne Confonam fie eine Confonanz iſt, auch Eeiner Veränderung unterworfen. Denn . 
an 66 bald die Quinte verkleinert wird, da ſie denn die Heine Quinte, Quinta 
minor oder imperfecta, oder Die falfche Quinte, Quinta falfa genant ° 
wird; oder, fo bald fie vergröffert wird, Da man fie denn Quintam fuper- 
fluam nennet: fo bald verlieret: fie das Weſen und die eigentliche Art ei 
ner Confonang, und muß als eine Diffonang behandelt werden. Diejeni: 
ge Quinta aber, welche für eine vollkommene Confonanz gehalten wird, 
— einem reinen Accord mit gehoͤret, heißt die reine Quinte, Quinta 
perfedta. 

Barum die 8.6. Unvollkommene Confonansien find die Tersie und Serte, 
Terzie und und Diefeg Darum, "weil fie der Veränderung unterworfen find, D. i. 
Serte unvoll gröffer oder Pleiner gemacht werden Fönnen, als fie in ihrer natürlichen 
ee Scala oder Ton Leiter find, und dem ungeachtet Doch nach mie vor Confo- 
lonanzien ſind . ansien bleiben. Sonften heiflen die Betave, Quinte und Tersie auch 
Wiein einem noch deswegen mit Recht Conſonanzien, wohlklingende (oder mitklingen- 
Ton alle Con: de), nicht nur, weil ihre Zufammen-Anfehlagung das Gehör fo vergnügek, 
—— fe: Haß e8 Feine beſſere Harmonie verlangen Fan; fondern auch Deswegen, 
en teil fie, bey Anfchlagung eines einzigen Grund-Zong, ſich alle drey auf 
beiveifet der eine geheime Weiſe hören Taffen. Der Herr Sorge fchreibt in feinem 
Der Sorge Vorgemach pag.12-$.4: „Wenn man auf die Saytencese © z eines 
in feinem Vor⸗ yeingeftimmten Pantlon Claviers Eleine Stuͤckgen Papier leget, und ſo— 
mad. dann das tiefe C anfehläget, fo fliegen alle aufgelegte Napiere herunter, 
„ zum Beweis, Daß die Sayten derer übrigen (nemlich c & © © z) aud) 

„ find geruhref worden. Schlage ich aber Cis oder Han, fo bleiben fie 

„ fein fiegen, ich mag es fo hart anfehlagen, als ich will, Höre id) alfo 

Einen, fonderlich-tiefen, Baß-Ton, fo höre ich deffen Quinte und Terzie 

gleich Dabey. Dismag auch die Orgelbauer bewogen haben, ein Regifter 

in der Orgel anzubringen, welches fie Die Quintadena nennen; darın eine 

iede Pfeiffe einen doppelten Ton von fich gibt, nemlich zu einem ieden Ton 

gleich Die Quintedabey. 3. E& e klingt, ale wenn ic) auf dem Klaviere c 

und SYugleic) anfchlage, 4 als wenn ich 2 2 zugleich anfehlüge, und fo 

Durch alle Toͤne. Dahero verdienen dann die Dctave und Quinte mit 

Recht bie Namen einer pollfommenen Conſonanz. Unter den unvollkom— 

en menen 


und Diffonanzien überhaupt. (5. 7. 8.) 45 


menen Confonanzien hat die Tertia maior den Vorzug, weil ſie Tria- Vorzug der 
dem perfeltam (einen reinen Accord mit der groffen Terzie) muß helfen groffen Terzie 
machen. Die Tertia minor ift eben wie die Sexta ein. wenig geringer, vor ber klei. 
- fie find aber doch Confonangien. Non 

$.r. Worin aber find denn Die Confonanzien hauptfächlich von Dir Haupt 
denen Diffonangien unterfehieden ? Ihr Unterfeheid in Anfehung der Unterfheid 
Ausuͤbung beftehet vornemlich darin: Confonanzien dürfen nicht aufge — 
loͤſet, oder, wie man ſagt, reſolviret, das iſt, zum Wohlklang gebracht beftehetinder 
‚werden; denn fie machen den Wohlklang felbft aus, als worin alle Diß Kefolution 
fonanzien wieder vefoloiren muͤſſen. Hingegen eine iede Diffonanz muß 
refolviret werden, Das heißt; eg muß eine Octave, Quinte, Zerzie oder 
Serte darauf folgen; als z. E. auf Die 4 folgt gemeiniglich eine 3, auf 
die 7 eine 6 oder 8, und auf Die 9 eine 8. Kine Conſonanz aber bedarf 
dergleichen Nefolution nicht. - Ferner s Eine Conſonanz hat nicht nöthig und Präparg 
einiger Präparation oder Vorherliegung, fie Fan ohne alle vorher ge MR. 
wefene Präparation gebrauchet werden, da hingegen Die Diſſonanz faſt 
allezeit ſchon im vorigen Griff ſich befunden, und folglich praͤhariret ge— 
weſen. Dieſe beyde Stuͤcke machen ven weſentlichſten Unterſcheid zwi⸗— 
ſchen einer Conſonanz und Diſſonanz aus. Wem dieſes noch zu undeuf- 
lich, der gedulde ſich nur ein wenig, ich werde hernach an ſeinem Orte 
dieſes deutlicher machen. 

$.8. Dis ſey genug geſagt von den Eon: und Diffonanzien über: Ban dieſen 

haupt: das übrige wird in den folgenden Capiteln, wenn von einer ieden Con: und 
Eon: und Diffonanz infonderheit wird gehandelt werden, theils hinzu Dillonarsien 
‚gethan, theilg weiter erEläret werden. Ich gehe derohalben weiter, und Da 
oill mich bemühen, einem Liebhaber die Wiſſenſchaft und Etkentniß der gen tik 
Intervallen, als woran fehr viel gelegen ift, beygubringen ; da wir denn werden, 
ein Intervallum nach dem andern vornehmen mollen.. Wir fangen bey 
den Eonfonangten an. 


o Ce BEN TV. 
Bon der Octave und dem Vnifono. 


Gr Wir nehmen anieso die erfte vollfommene Confonang, nen: Bon dr 

ich) die Detave, vor uns. Weil nun hievon im erften Theil des Clavier⸗ Di@t- 
Spielers im’ 1Vten Abfchn. Cap. IX. $. 1. wie auch allhier fchon hin 
und wieder etwas vorgekommen, fo werden wir wenig mehr Davon zufa- 
gen haben. Beſehen wir unfere abgebildete Ton-Keiter pag. 173 fo fin: Was fielen 
den wir, Daß Die gte Stufe einer jeden Leiter immer diefelbe Benennung 
hat, welche bey ver erften Stufe ſtehet k als hier heißt Die erfte Ba . 

3 erer 


46 1.Abſchn. Cap. V. Bon der Octabe ($.1—A,) 


und wie fie ferer Leiter immer e, und die gte Stufe auch immer c. Es iſt alfo die 
leiht zu kr Octave nichts anders, als eine Wiederholung des Grund⸗Tons, und es 
Na bleibt eine Detave, dieſe Wiederholung des Grund» Long mag nun auf 
unſerer erfien, andern, Dritten oder vierten Leiter fich befinden. Es be- 

ftehet alfo der ganze Unterfchied nur in Anfehung der Höhe oder Tiefe. 
( Was hier von der Octave gefagt, gilt auch von allen andern Interval⸗ 

fen, die hernach vorkommen mwerden), Denn die Octave zu groß C, ill 
ungeftrichen e, eingeftrichen e und zweygeſtrichen = (init Dem dreygeftrichen 
bat ein General: Baffıfte nichts zu thun, Das Fan er entbehren ); alle 
Diefe Ceen müffen deswegen auf einem Clavier einerfey Elingen, und find 
nur in der Höhe oder Tiefe unterfehieden. 

Obgleich die $.2. Die Detave ift alfo das allerfeichtefte Intervallum zu erler: 
Detave am nen, denn ic) Darf nur fehen, tie meine Baß- oder Fundament -Mote 
heißt, denn eben fo heißt auch Die Octave: als, die Detavezu ec iſt, alles, 
was fonft c heißt auf meinem Clavier; zu d ift die Octave a, a5 zu e heißt 

fie =, <, und fo weiter. Es iftdie Octava minor (die Feine Dctave), 
.. oder Gdava maior, oder fuperflua, (Die groffe oder übermäffig groffe 
0° Detape) wenig oder gar nicht gebrauchlich, Deswegen halten wir ung bey 
foverficht fih Kochen muficalifchen Seltenheiten hier nicht auf. So feicht nun Die 
doch ein in: Octave von einem jeden Zone hergufagen ift, fo, findet ınan Doch, daß 
finger oft Anfänger fie in der Ausübung nicht immer gleich treffen Fönnen; und 

Has Fomt Daher, wenn fie ihr Auge nicht nad) Der Baß Note gewandt. 

Diefes ruͤhret $.3. Wenn ein Difeipel Lieder oder Hand-Sachen fpielet, fo 
daher: duͤnket ihm der Baß oft nicht fo wichtig als der Difcant zu feyn. Er iſt 
zufrieden, wenn er im Diſcant Die Melodie feines Liedes hoͤret; will er 

hernach auch) Den General Baß lernen, fo fällt es ihm ſchwer, den Baß 

fo hoch zu achten, Daß er ſich in feiner rechten Hand allegeit darnach rich: 

ten foll, daß es deswegen bey der Information oftmalige Erinnerungen 

Weil der Baß geben muß. Beym General: Baß aber muß der Baß als die Haupt: 
beym Gene· Stimme und als das Fundament angefehen werden ; ie mehr fich einer 
al Dahl nun dieſeg merket, um fo viel leichter wird er Die Octave, wie auch Die 
re andern Ziffern, finden und treffen Tonnen, | 
me. $.4. Es iſt gut und nöthig, wenn man ſich fein bald, fo bafd man 
Dadie Deta: nemlich anfängt fih im General--Baß zu üben, merfet, welcher Ton mei: 
ve fihzuden nes Griffes die Detave sum Baß iſt: denn e8 find wenig Griffe oder In— 
meiſten tif kervallen, welche nicht gerne Die Octave bey fich haben (wie aus Cap. XVII. 
fen geſelet, zu erſehen); man möchte faſt allein die Secundam, Septimam maiorem 
und Die Nonam ausnehmen, denn wenn die über der Baß Note flehende 

Ziffern eine 2 (Secunde) z #7 (Septima maior) oder 9 (Nona),ben fich 

haben, 


md dem Vnifono oder Einklang. ($.4. 5.) 47 


haben, oder auch allein darüber fliehen, fo hat Die Octave nicht noͤthig, 
eine Neben» Ziffer abzugeben; aber zum reinen Accord zur 6 (Sexta), 
4 (Quarta), und 7, d7, #7 (Septima minor), als welche Ziffern auch) 
am meiften vorfommen, nimt man gemeiniglich auch die Dctave. Weil ſo muß man 
nun hieraus erhellet, daß die Octave in dem Griff der rechten Hand ſehr — 
oft vorhanden ſeyn muß, fo habe ich deswegen immer zuzuſehen, in fuel: gureene 
cher Stimme (oder in welchem Finger) meiner vechten Hand fich Die fiegen, 
Octave befindet. Bey Liedern nun finde ich die Octave nicht zweymal 
nach. einander in der Ober-Stimme oder Difcant, (denn alsdenn waͤre damit mandie 
der Baß fehlecht zur Melodie gefeget ); allein es gibt verfehiedene Gänge Octave nit 
oder Fortfchreitungen von einem Ton zum andern (als wovon herna —— nach 
wird gehandelt werden) da gar leicht in den Mittel-Stimmen, entweder hme 

im Alt oder Tenor (fiehe Cap. Ill. $. 2.) zweymal nach einander Fünten’ 

Octaven gefpielet werden, d. 1. da entweder der Alt oder der Tenor zroey- 

mahl nach einander mit dem Baß in gleichen Tönen fortgingen oder fün- 

gen: Dis ift aber nicht erlaubt, und ein Haupt -Virium (oder groffer Denn dis if 
Fehler) bey Spielung des General-Baffes. Davon hier zwar nod) nicht ein Virrum 
Zeit iſt su handeln, Doch zeige es hier nur vorläufig an, um einem Liebha- im Gen Daß 
ber zu zeigen, Daß es gut fen, wenn man immer. weiß, in welcher Stimme, 
oder in welchen Finger der rechten Hand fich die Dctave der Baß-Note 

befindet; fo wird man fie alsdenn, fo oft fie ein Vitium folte verurfachen, 

um defto leichter aus⸗ und weglaſſen Eönnen. 

$. 5. Dahero vecommendire nochmahl, das Auge oder Gemuͤth Aufmerkſam⸗ 

vor allen auf den Baß zu richten, und wann etwa der zum Baß gemachte keit, Vorſich⸗ 
‚Griff der rechten Hand nicht Elingen oder harmoniren will; fo fehe man en 5 
vor allen Dingen zuerfl zu, ob fich auch etwa in der linfen Hand im Baß ul 
ein untechter Zon befinde. (Denn tie leicht läßt fih, zum Erempel, Haf-Spielen, 
nicht 7 ftatt G, oder f flatt äserc. anfchlagen.) Hat man nun die rechte 
vorgefchriebene Baß Note, fo richte man alsdenn feine rechte Hand dar: 

nach eins nicht aber Die Baß-Mote nach dem unrecht genommenen Griff 

der rechten Hand. Es erfordert der General: Baß einen aufmerffamen ; 
Kopf, fonderlich im Anfange, da einem alles noch fo fremde ift; man eile ſonderlich im 
alſo nicht gar zu geſchwinde weiter, fondern gehe vorfichtig von einem Anfange. 
- Griff zum andern, und unterfuche alle Töne feines Griffes, ob fie. auch die 
vorgefchriebene Intervalla in fic) halten ‚und ob auch Das im Syftemare 
befindliche Nerfegungs:Zeichen in Acht genommen worden. Es gehoͤret 
hierzu ein unverdroßner Fleiß. Wir müffen nicht zu bald ein Bergnügen 
des Gehoͤrs ſuchen; auch unferm Gehör nicht bald trauen, daß der Griff 
recht ſey, fordern Die Prüfung nad) der Ba: Note und Denen etwa 
darüber ſtehenden Ziffern forgfältig anftellen. Es ift nöthig, daß ae 

erfili 


Theorie iſt 
noͤthig: 


Hiedurchaber 
wird niemand 
abgeſchrecket. 


Vom Vniſo⸗ 


no, 


deſſen Unter⸗ 
ſcheid von der 
Octave/, 
worin er ei⸗ 
gentlich beſte⸗ 
he, 


. and wenn er 
fich brauchen. 
läßt 


beym Choral 
Spielen .· 


48 1. bfıhn. Cap. Ve Von der Octave (6.5.6.) 


erſtlich einige Theorie (oder Wiffenfhaft) vom General Baß fuche zu er: 
fangen, als: vom Accord, von der Scala, von den andern Intervallen 
und denen dazu gehörigen Stimmen oder Neben: Ziffern; und alsdenn 
vorfichtig zu Werke gehe. So viel mie möglich, will einen Liebhaber in 
Diefem Auffaß gleichfam von Schrift zu Schritt führen und leiten. Es 
wird aber niemand von Erlernung des General-Baſſes Durch dergleichen 
Erinnerungen abgefchregket, fondern ic) fuche nur dem fiatterhaften, eil- 
fertigen und unschtfamen Weſen Einhalt zu thun, und zu recommendi= 
ven: Daß man fi) immer erſt fein befinne, und feine Griffe nicht unbe 
dachtfam anfchlage, e8 fey getroffen, oder nicht. 

$.6. Was vom Vnifono oder Einklang zu wiſſen nöthig iſt, wol⸗ 
fen wir hier auch gfeich mitnehmen; weil einer Die Octavam feicht möchte 
für den Vnifonum halten, indem doc) Die Octave eben wie der Grund- 
Ton klinget. Es iſt aber der Vnifonus son der Detave unterfchieden; 
Denn die Octave ift zwar eine Nepetition der Grund Note, aber doch höher 
als derfelbe Fon, mie in dieſem Kapitel $. 1. gegeiget worden, Der Vni- 
fonus oder Einklang aber iſt nichts anders, als ein vermehrter Grunde 
Ton, oder Die Verdoppelung eines und deffelben Tones. Es hat alfo 
der eigentliche Vnifonus beym Genera-Baß-Spielen, fo viel dag Gehör 
betrift, Eeine fratt, denn was würde es helfen, daß ich 4. E&; a mit der rech⸗ 
ten und linken Hand zugleich anfchlagen würde? Antwort: Nichts. Der 
Ton wuͤrde nicht ſtaͤrker Elingen, wenn ich auch noch 4 Finger mehr Dazu 
gebrauchte. Es Fan alfo Eine Perfon allein den Vnifonum nicht ge: 
brauchen (den Organiften bey feiner Orgel nehme ich aus, der Fan durch 
Anziehung gleichfüfliger Negifter den Vnifonum hervorbringen). Der 
rechte Vnifonus wird nur gehöret, wenn zwey, Drey oder mehrere Perfo- 
nen Einen und denfelben Ton fingen, oder auf verfchiedenen Snfteumenten 
zugleich fpielen. 3. E. wenn die Tenor- und Alt: Stimme beyde Einen 
Ton in Einer und eben Derfelben Octave fingen, fo fagt man: fie fingen 
im Vnifono. Wir werden hernach hören, wie bey Kıedern mit Dem Ge⸗ 
neral⸗Baß, Die rechte Hand zuweilen nur zwey Toͤne anfchlagen darf. 
Nun muß swar die rechte Hand, nad) Cap. IM. $.2, die Stelle dreyer 
Sing Stimmen, nemlich Difcant, Alt und Tenor, vertreten, Deswegen 
fie denn auch gemeiniglich drey Zune zugleich anfchläget: darf nun aber 
die rechte Hand in gewiſſen Fallen (davon hin und wieder etwas vorfal- 
fen wird) nur zwey Zöne nehmen, da fie-doch den Sinhat Oreyer Stim: 
men haben folte; fo haben alsdenn zwey Stimmen den Vnifonum, D. i. 


fie nehmen für das mal Einen und einerley Ton. Denn entweder finget 


alsdenn der Tenor und Alt, oder der Alt und Difcant in Vnifono, ober 
haben einerley Ton; oder der Tenor finget für Das mal mit dem > in 
3 ‚vNle 


und dein Vnilono oder Einklang. (7.8) 49 


Vnifono, oder auch wol Detaven-mäflig, tie dieſes oft vorkoͤmmt, ale £. 
— wenn verſchiedene heruntergehende Baß-Noten die Ziffer 6 über ſich 
aben. 
9.7. Sn Noten wird der Vnifonus oder Einklang bey Clavier- Wieder Vni- 
Sachen oft ausgedruckt, nemlich man wacht an der Note unten und onus into: 
oben einen Strich, fo, Daß der Kopf in der Mitte ſtehet, alfos —— 


— 
—— ——— — 


Daos letzte Exempel zeiget, wie der Vnifonus bey ganzen Tacten ausge: 
druckt wird: nemlich man ſetzet zwey ganze Tacte gerade hinter einander, 
wo der doppelte Strich nicht anzubringen iſt, ſonſten haͤtte der Vniſonus 
bey ganzen und halben Tacten einerley Anſehen, und die Geltung der 
Noten wuͤrde nicht unterſchieden. In vielſtimmigen Hand-⸗Sachen, als Kommt in 
Fugen und andern vollſtimmig geſetzten Clavier⸗ und Orgel-Sachen, wie Hand-⸗Sa⸗ 
guch weiter unten in unſerm Buche, findet man dieſe Art Noten oft, da Veuoft vor. 
denn mancher nicht weiß, was das heiffen fol. Es zeiget aber weiter 
nichts an, ale daß zwey Stimmen in Vnifono gehen, oder Einen und Den: 
- felben Ton haben follen, / 
8. Run findet man oft in Elavier-Sachen im Baß die Worte: Was das heiſ⸗ 
zn uniſono, gefeßt. Diß muß aber fo verflanden werden, daß der Baß fe: in Vui- 
zwar alsdenn mit dem Difcant einerley Töne haben fol, aber doch um Pr | 
Eine Octave tiefer; und ift alfo das Wort: in unifono, hier nicht in 
feinem eigentlichen Berftande zu nehmen, Deswegen findet man aud) als— 
denn wol Das itafianifche Wort: all’ Ortava, D. i. um acht Töne fiefer oder ali' Or- 
oder höher, oder Octavenzmäflig, Bey. Liedern wird der Fall ſchwerlich tara. 
zu finden feyn, daß nemlich Ein Satz deffelben Detaven mäflig geſetzet Ein folcher 
mare, das ift, Daß Baß und Difcant gleiche Noten hätten, Die nur bloß Vrifonus 
in Anfehung der Höhe oder Tiefe unterfchieden find. In andern Efavier- Ferm felten 
Sachen will der Componifte dadurch uweilen etwas befonders augdrüicken, van? Lie— 
welches auch, weil in der Mufic die Veränderung herrſchen muß, oft eine aber wol in 
: I Wirkung hat, und den Zuhörer aufmerkfam machet, weil es nur Haw.Sa ' 
elten vorkommt. Wer nun ein Lied mit dem General-Baß fpielet, und den. 
die Melodie dazu fingen will, fo finget er (im Fall der Sänger ein Dif: Unterfheid 
cantifte if) mit dem Difcanf in unifono, d.i, er ſinget Die Toͤne der des Vnifoni 
oberſten Stimme feiner rechten Hand, als welche Die Melodie führer: der Yon der Octa⸗ 
Tenoriſte aber finget zwar, wie in den Kirchen zu hören, auch Die Melo- 
Die, allein um eine Octave fiefer. DIE mag genug fepn von Der Octave 
ynd dem Vnifono. 


iedeb. Gen. Baß. G CAPYT 






so 1 Ybfchn. Cap. VI. Bon der Quinte, CK 15.) 
— Vo AD — 
Bon der Duinte 


Von der .Hievon iſt im erſten Theil des Clavier⸗Spielers im IV Ab— 
Quiute ſiche ſchnitt Cap. X. ſchon fo weitläuftig gehandelt worden, daß man Daraus 
a ſchon hinlänglid) davon koͤnte unterrichtet feyn: Allein wir wollen doch 
hel das noͤthigſte davon allhier theils wiederholen, theils hinzuſetzen, und uns 
— bemühen, einem Liebhaber dieſes Intervallum recht bekant zu 
machen. 
Warum die $.2. Es iſt die Quinta die andere vollkommene Conſonans (vi- 
Quinteeine de Cap. IV. 8. 5.) und Elinget deswegen zum Grund-Tone gar lieblich; 
vollfommene als, wenn im Baß e angefihlagen wird, ſo Elinget g, als die Quinte zu c, 
Conſonanʒ if. ſchoͤn dazu; zu g Elinget Die Quinte ,ıc.  Esift, als wenn die Quinte 
> den Grund: Zon gleichfam erhebet, flarket und völlig machet, denn fie 
conſoniret auf die vollfommenfte Art damit; und weil fie im Grund-Tone 
felbft ihren Son auf eine geheime Weiſe gleichfam eingemickelt finder, fo 
ſchicket fie fi) eben Deswegen fo vollkommen fehon zu ihrer Grund Note. 
Man redet $.3. Gs iſt aber diejenige Quinte, von der mit in dieſem Capitel 
hie von der hauptſaͤchlich reden werden, Die vollkommene Ouinte, Quinta perfedta, 
Quinta per- fie wird auch Die reine Quinte, Quinta recta, (Die rechte Quinte) ges 
fecis, nannt. Denn von der unvollfommenen Quinte, (welcher man tool ei— 
nicht aber von ne Dreyfache Benennung gegeben, nemlich Quinta imperfecta, die un- 
der Quinta Bollfommene Quinte; Quinta minor, Die Fleine Quinte, und Quinta 
impertedia. falfa, die falſche Quinte) wird weiter hin etwas vorfommen. 
Rarumman 9:4 Es iſt aus Dem erfien Theil befant, Daß eben dieſe reine" 
die reine  Quinte zum reinen Accord gehöret, und Die fiebliche Triadem harmoni- 
Duinte fertig cam mit ausmacht; deswegen ift e8 ſehr nöthig, daß einem felbige recht 
wiſſen muß. hekant, ja gleichfam geläufig werde, und zu Diefer fertigen Erfentniß der 
Quinte ift dieſes Capitel eigentlich gersidmet. Man darf hier alfo nichts 
- füchen som Sebrauch der Quinten, oder, wie gar leicht durch oftmali- 
gen unzeitigen Gebrauch derſelben ein groffer muficalifcher Schler Tan be— 
sangen werden. Denn davon wird hernach geredet werden. 
Wie die 9.5. Betrachten: wir nun unfere muficalifche Leiter der dur-Zöne 
Duinte von c Pag. 17. und fuchen allda Diefes Intervallum ‚die Quinte, fo finden wir, 
und a auf der Daß Die ste Stuffe G heiffet.. Iſt alfo.die Quinte um 5. Zone som Grund⸗ 
Zon Leiter zu Tone entferne. Nicht allein aber groß G, fondern Das-g ‚in allen uͤbri⸗ 
Anden. gen Octaven if eine Quinte zu e. - Sehen: wir die Scalam. diaronicam 
der moll-Zöne an, fo finden wir, daß allda Die ste Stufe, von Der erfien 
Stufe.a angerechnet, e heiſſet. Me ce = & find nun Quinten = A. 
— ir 


l 


LAbſchn. Cap- VI. Bon der Quinte. ($.5.6.) 51 


Wir bemerken ferner, daß die s erften Stufen unferer Leiter, welche ei: Woraus bie 
ne Quinte ausmachen, Einen halben Ton unter ſich haben; ale da iſt in Quinte beſte— 
der Leiter der dur-öne Die dritte Stufe von der vierten nur um einen hei. 
halben Ton entfernet; und in der Leiter der moll- Zone, ift die andere 
und dritte Stufe einen halben Ton entfernet. Dahero wird die Quinte 
befchrieben, daß fie beftehe aus dreyen gangen und einem groffen halben - 
Toner als in der dur-Scala kommen erſtlich zwey ganze Töne, als ca, 
de; denn’der groſſe halbe Ton ef, darauf der dritte ganze Ton, der 
mic) zur Quinte bringet, nemlich fg. In den moll-Toͤnen beſtehet Die 
Duinte, wie aus der Ton: Leiter der moll- Töne gu erſehen, auch aus 
dreyen ganzen und einem groffen halben Ton, nur iſt der halbe Ton all 
hier im zweyten Grad; als da kommt erftlich ein ganzer Ton 42H, dar: 
auf der geoffe halbe Ton Ace, und dann gehe ich Durch zwey ganze 
Töne, cd, de, in die Quinte ee. Wenn id) alfo- in dur- Tönen auf 
meinem Clavier die Zmwifchen-Töne von ı bis 5 durchlaufen will; fo muß 
ich mich) darin nach Der Leiter der dur-Zöne richten, und durch zwey gan- 
ze, Einen halben, und zulest Durch einen ganzen Ton dahin gehen. In den 
moll-Zönen richte ich mich nach der Leiter der moll-Föne, und gehe 
durch einen ganzen, einen halben und. zwey ganze Töne in Die Quinte. 
Im erften Theil des Elavier: Spielers iſt auch Der fo genante Quinten: Quinten: 
Circul abgebildet, darin ale Quinten zu allen 12 Zönen ſtehen. Hier Cireuf. 
will ich nur noch zeigen, wie und auf melche Art die Quinten am beflen 
auswendig zu lernen, 

$.6. Ich habe bey der information nur immer dahin gefehen, Werdie 
denen Lehrlingen die Quinten recht beyzubringen, bis fie felbige auf mein Quinten weiß, 
ragen ohne einiges Nachdenken fo fertig gleich haben nennen und fagen — u 
Tönnen, wie ein Rechen-Schüler Die Fragen aus dem Ein mal Eins muß Seyte 1 
beantworten koͤnnen. Hievon hatten fie zugleich den Nutzen, daß ihnen Hald lernen. 
fonderlich die Quarte und Serte, als die beyden Nachbarn Der Quinte, 
gleichfam von felbft befant geworden... Die Erlernung der Intervallen 
nun wird einem, der nicht mehr unfer Die Kinder gerechnet werden fan, 
‚und dem Das Gedaͤchtniß ſchon etwas vergangen, fehr beſchwerlich: eg 
wird von ihm zwar bald gefaßt, verflanden, und auch zumeilen gelernet, 
aber oft auch eben fo geſchwinde wieder vergeſſen; das ift ein Unglück für 
Erwachſene. Derowegen habe ich auf Halfs-Mittel gedacht, Dem Ge: Hütfe- Mitte, 
daͤchtniß bey Erfernung der Quinten etwas aufzuhelfen. Ich habe nem: die Duinten 
lich) Dazu zwey Wörter (ein adiedtivum und ein fubftantivum) erwaͤhlet, bald und veft 
da denn der Anfangs-Buchflabe des erfien Worts (des adiedtivi Jden u lernen. 
Baß oder den Ton, wozu man die Quinte haben will, anzeiget: Der An: 
fangs- Buchflabe des andern Worts (des ſubſtantivi) aber zeiget die 

GE 5 Quinte 


52 1 Abfehn. Cap: VI: on der Quinte. & 6.7.8.) 


Quinte ſelbſt ans als die Quinte zu eiftg.. Hier habe ich nur Die bey- 
den Woͤrter: Chriftlihe Geduß, zu behalten, fo erinnere ich mich gleich 
hiedurch, daß Die Quinte zu c, g heiffet, und umgekehrt, Daß g eine Quinte 
sucift. So ſchlecht und einfaltig einem auch) anfänglich Diefe Inven— 
tion, Die Quinten zu erfernen, vorfommen möchte; fo habe Doch den Nu— 
gen Davon bey der Information fattfam verſpuͤret. Man Pan diefe 
Wörter nach eigenem Befallen ändern, wenn nur der Anfangs: Buchflabe 


— 


bleibet, und bey 4das Fäs angezeiget wird. 


Wie die g vor⸗ 9.7. Man hat ſich nur erſt die Quinten zur diatoniſchen Octave, 
uchmite nemlich zu ce defgab zu merken, hiezu Fan man auch noch das b neh: 


en, men. Sch habe mir folgender Woͤrter dabey bedienet, als: 
url, : 


—— fh Die Quinte zu e iſt g, als: Chriftliche Geduld. 
en =. agedn Gründliche Demuth. 
— d—a, — Dummer Aberglaube, 

— 4—e, — Alberner Ehrgeitz. 

— e—b, — Eitlee Hochmuth. 

— — b— fir, — Helle Fistul: Stimme, *) 
— b—f, — Beſtaͤndiger Fleiß. 

— — f—r, — Frommer Chriſt. 


Wie die uͤbri⸗ 9.8. Wer nun dieſe acht Quinten fertig inne hat, der Fan die 
gen alsdenn vier übrigen, nemlich gu ezr, das, Js und gs, leicht errathen. Wenn 
Veiht zu esta: nemlich Dee Grund-Ton durd) ein = erhöhet worden, fo muß Die hier fies 
nen, hende Quinte auch durch ein x erhöhet werden; ift aber der Grund-Ton 
Durch ein b erniedriget worden, fo muß die hier flehende Quinte auch 

durch Erem: Durch ein b ertiedriget werden. Z. E. Die Quinte zu e iſt g. Wird 
pel gezeiget: nun c Durch ein x um einen halben Ton erhönet, fo muß die Quinte auch 
Wenn der durch ein » um einen halben Ton erhöhet werden ; wird alsdenn aus g gär, 
er ift alfo die Quinte zu es, gär. Die Quinte zu iſt es wird nun fDurd) 
erhöhen, in x erhöhet, und zu fs gemacht; fo muß e auch Durch ein erhoͤhet und 
zuezs gemacht roerden. Die Quinte zug iſt d, zu gäs iftdar: denn weil 

der Grund⸗Ton um einen-halben Ton höher gemacht worden ift, nemlich 

g gu gis; fo muß die Quinte zu g, das d, auch um einen halben Ton er— 

hoͤhet werden, oder die Quinte wurde eben hiedurch um einen — Ton 

N einer, 


— 
11 


| 
| 


os 
| 


*) Situliven, wird von Sängern geſagt, die natuͤrlicher Weile eine grobe und tiefe, ge: 
zwungener Weife aber eine beige und habe Stimme von fih geben Fonnen. vide Wal⸗ 
thers muſicaliſches Lexicyn. 


1. Abſchn. Cap. VI: Bon der Quinte. (9.8.9) 53 


Feiner, als die Quinta perfecta, und wäre alsdenn die ächte Quinta mi- 
nor oder Quinta falfa (vide den sten $phum dieſes Capitels) fie beflün- 
de alsdenn auch.nicht mehr aus drey ganzen und einem halben Son, fon- 
dern aus zwey ganzen und zwey halben Zonen: derowegen muß aus d 
dis gemacht werden, wenn e8 eine vollkommene Quinte zu gzs ſeyn fol. 
Diefes ift leicht zu begreifen. _ Ferner, wenn der Grund: Fon durch) ein oder durch ein 
b erniedriget worden, fo muß Die hier ftehende natürliche reine Quinte b erniedriget 
auch durch ein berniedriget werden, als die Quinte zu e ift 55 findet man worden. 
nun vor e ein b, welches es (auf dem Elavier dis) iſt; ſo muß die Quinte 
h auch Durch ein b erniedriget werden, oder die Quinte waͤre einen hal: 
ben Ton zu groß, und beflünde aus 4 ganzen Zonen, welche Quinte, Die 
übermäffige Quinte (Quinta fuperflua) genant wird; iſt alfo die Quinte 
zues, b.» Weiter, wenn vor a ein b fiehet, fo wird e8as (auf dem Ela: 
vier gäs) , derohalben muß Die Quinfe zu a, nemlich e, aud) Durch ein b 
zu es gemacht werden. Es ift alfo ein anders die Quinte zu das, odet 
zu es» Die Quinte zu dis iſt aas, und die Quinte zues ft d. Nun iſt 
zwar dis und es, wie auch ars und 5 auf unferm Claviere einerley 
Ton, allein in der Benennung und in der Schreibart find fie Doch fehr 
unterſchieden (fie folten auch von Rechts wegen im Klange unterfchieden 
fenn, das ift aber auf dem Clavier noch nicht eingeführet). (Hievon ſchla⸗ 
ge nach den- erften heil im. eriten Abſchnitt Cap. XI. p. 16. item im I, ° 
Abfcehn. Cap. XI. p. 5ı. und im IV. Abfehn. Cap. X. p. 181.) Dahero 
heiffet die Quinte zu dis as, und die Quinte zu es iſt d. Dis und b-Die Bauen 
waͤre Das Intervallum einer fehr verkleinerten Serte, und zzs waͤre zu gs Nung der Ins 
eine überflüffig groffe Quarte, die Noten werden e8 deutlicher machen, —— gu 
denn, nachdem Die Noten fliehen, nachdem gefchicht Die Benennung des el 
‚ Intervalli. Sieht das Intervallum als eine Quinte aus, fo ift es eine den Seanfdem 
= Quinte; hat es aber in den Noten 6 Grade, fo iſt es eine 65 hat es 4 Noten Plan 
Grade oder Stufen, fo iſt e8 eine Quarte: die Intervalla mögen nun einnehmen. 
durch x x oder bb geändert ſeyn, oder nicht, dils: 











als b b ais dis es. es dis 
Ele s | 
ee 
— ee... er ae re 
dis dis ei) gis  gis REN AL 


“ Quinta. Sexta. Quinta. Quarta. _ Quinta. Sexta, Quinta. Qarta. 
F. 9. Weil nun die Quinte, als eine vollkommene Confonans, Die vollfein. - 
and fo lange fie als eine folche trackiret wird, nicht groß oder Elein Fan mene Quinte 
gemacht werden; fo ſteigt und fallt fie fo, tote ihr Grund⸗Ton fleigt oder In 
a Ö; allt, rworfen. 


54 1Albſchn Cap. VI. Von der Ouinte. ($.9.10:11.) 


faͤllt, d. i erhöhet oder erniedriget wird. Findet man nun etwa im Dif 

cant und im Baß fr dazu, fo iſt dag Feine reine Quinte, fondern die fo 

genante falfche Quinte, die um einen Heinen halben Ton Eleiner ift, als 

Die vollkommene Quinte; Denn Die Quinta perfecta zu fs ift ezr. 

Groffer Vor; $.10. Wer nun die Quintam perfectam von allen Tönen wohl 
theil, wenn kennet, der hat hieraus den groffen Vortheil, daß er gar leicht die Quarte 
man die und Sexte ertathen Fan: und mer Diefe drey Intervalla, die Quarte, 
en  Quinte und Serte von allen Tönen weiß, der Fan die noch reſtirende 
Hertio en Intervalla, nemlich die Secunde, Tersie, Septime und None, auch 
0 feicht iberfehen und finden. Wir wollen deswegen ein kurzes Quinten-, 
Duarten: und Seren: Eramen anftellen , defto geſchwinder merden wir 

hernach die Quarte und Serte fernen. Wir erwaͤhlen hiegu Frag und 
— und zwar nach unſerm $. 7. angezeigten Huͤlfs Mittel zweyer 

oͤrter. 

Quinten⸗ FJ. u. Wie heißt Die Quinte (ich meyne die reine oder Quintam 
a erfeetam) zu c? Antw. g. Welche Worte zeigen dir das an? Antw. 
— MER Opriftliche Eeduld. Wenn nun g die Quinte zu c iſt, wie muß Denn die 
\ öte zu c heiffen? Antw. =. Denn, weil die Zahl 6 eins mehr als s ift, fo _ 
muß auch Die Serte einen Grad höher liegen ale die Quinte. Was iſt 

das aber vor eine 6, Die einen ganzen Ton von Der reinen Quinte entfer= 

net lieget, oder Die einen gansen Son höher ift, al8 die Quinte? Antw. 

das iſt die Sexta maior, Denn Die Sexta minor fiegt nur einen halben 

Ton von der Quinte, und zwar einen groffen halben Zon (vide Er: 

fer Theil IV. Abfcehn, Cap. X. $. 3. p. 181. vom Eleinen und groffen 

halben Ton) und heißt as, vor a ein b. Weiter: mie heißt die Quarte 

zu.c? Antw.f. Denn weil die Duinte zu c, gheiffet, fo muß Die Quarte, 

als welche einen ganzen Ton niedriger, als Die Quinte lieget, Ffeyn, weil 

Feinen Ton niedriger iſt, als g. Was iſt das f aber für eine Quarte 

zu.c? ift e8 die Quarta diminuta, oder Quarta maior, oder ift eg Die 

Quarta perfe&ta, welche viele Muſici noch unter die Zahl der Confo- 

nangien wollen mit rechnen? Antw. Es ift fzu ce, Die Quarta perfedta. 

Denn die Quarta perfecta muß einen ganzen Ton tiefer feyn, als Die 

Quinta perfelta, fo, wie hier feinen ganzen on tiefer lieget als die 

Quinta g. Die Quarta maior aber ift einen Beinen halben Ton gröf 

fer als die Quarta perfecta, und alsdenn muß f Durch ein x erhöhet wer⸗ 

den. Die Quarta diminura aber ift einen Eleinen halben Ton Eleiner, 
als Die Quarta perfedta, und kommt fehr felten vor. Wie heißt ferner 

die Quinte zu d? Antwort: a. Wobey behaltft du das? Antw. Bey 

den Worten: Dummer Aberglaube. Wie heißt nun Die Sexra von d? 

Antw.b. Was ift das für eine Sexte? iſt fie groß oder Fein? m 

8 


1. Abſchn. Cap-VI. Von der Quinte. ($.11.12.) 55 


Es ift 5 die groffe Serte von d, weil fie einen. ganzen Ton höher als die 
“ Quinta’z fieget. Wie heiffet die Quarte zud? Antw. g. Was iſt die 
für eine Quarte? Antw. Es iſt die Quarra perfecta, weil ſie einen 
ganzen Zon tiefer lieget, als a, oder weil g von a um einen ganzen Ton 
entfernet if. Wie heißt Die Quinte zu e? Antw, b. : Wie heiffen Dei- 
ne beyden Wörter davon? Antw. Zitler Fochmuth. Wie heißt nun 
die Serte von e? Antw. ce. Iſt das nun Die Sexta maior, oder Die 
Sexta.minor? Antw. Es if die Sexta minor. Warum ift es nicht die 
Sexra maior ? Antw. teil diefe natürliche Serte nur einen groſſen hal= 
ben Zon von der Quinte entfernet ift, denn-b und c differiren nur einen 
groffen halben Zon., Die Sexta maior aber muß einen ganzen Ton 
höher als die Quinte liegen, und müfte algdenn e Durch. ein * um einen 
halben Ton erhöhet werden, denn Die Sexta maior zu e ıfl eis. Wie 
heißt Die Quarte zu e? Antw, 4. Denn die Quarta perfeeta muß einen. 
ganzen Ton niedriger als die Quinta perfeeta fiegen. Diefes Eramen 
Tan ein Liebhaber fir fic) felbft weiter fortfeßen. 


$.1. Es ift einem Anfänger, der Die Intervalla anießo fuchet ken- Mittel, fich 
nen zu lernen, auch nüßlich, wenn er feine Fragen umfehret, und alfo we inden 
foricht: Wozu ift g eine Quinte? oder: wie muß die Bag -Note heiflen, —— u 
wenn g eine Quinte dazu ſeyn foll? Antw. ce. Ich Darf nur von gfünf 
Töne tiefer gehen, fo finde ich Die Note, dazu g eine Quinte ift, als hier: 


gfede. Man tan au nur an die beyden Wörter: Chriftliche Ge— 

Duld, gedenken, und märe eg fo viel, als wenn ich früge: wie heißt das 
Beywort (das adiedtivum) zum Worte: Geduld? Antw. Chriftlih: ift 

alfo g eine Quinte zu ce, d iſt eine Quinte zug, a ift die Quinte zu d, e 

iſt eine Quinte zu a, 46 iſt die Quinte zu e, As ift Die Quinte zu 5 (Diefe 

Quinte s fs ift vor allen wohl zu merken, und hat man fich zu. hüten, daß 

man ftatt fs nicht fnehme. Dis iftdie erſte Quinte, Die ein x gebraucht; 

weil Diefe Quinte zu d etwas unterfchieden ift von den andern, die Fein 

x oder b gebrauchen, fo find Die Daben geſetzten Wörter $. 7. auch mag 

fremd gerathen, woran aber nichts gelegen, weil man Die Sylbe Fzs ger: 

ne zu Anfang des Worts nehmen mwolte), fift die Quinte zu b, und | 
endlich) e tft eine Quinte zu £ Der Nusen hievon ift, theils, daß mir die Nutzen von 
Duinten immer bekanter werden, theils, daß ich bey Spielung eines Cho: dieſem Mittel. 
rals, woſelbſt die Diftant: Note immer den oberften Ton meines Griffes © 
beitimmet, bald wiſſen Fan, was ic) noch hinzu zu nehmen habe. Denn, 
ſoll ein reiner Accord zu g gemacht werden, und der Difcant hat d, fo 
weiß ich alsdenn bald, daß 4 die Quinte zu gift, und daß ich alfo nur 
noch die Terzie und Detave zu füchen habe. Darum befchaftige Ne) ei 
En \ | ieb⸗ 


S 





56  1.bfıhn. Cap-VI. Yon der Quinte. ($.12.13.14.) 


Siebhaber nur auf mancherlen Weiſe mit den Quinten, und ferne diefel- 
: ben wohl, fo wird er finden, daß ihm die andern Intervalla wenig Mit: 
Wer die In- he machen werden; wer aber die Intervalla erft kennet, der hat ſchon ein 
re en Hauptſtuͤck im General Baß gefaſſet; denn das meifte Fehlen, Anftoffen, 
| ee Innehalten und Stolpern eines angehenden General: Baffiften kommt 
Ternet. davon her, daß ihm die Intervalla noch nicht recht bekant find. 
Vorſtellung 9. 13. Nun wollen wir alle gebraͤuchliche Quinten in Noten herz 
aller Quinten fegen, Dismal aber nicht im Eirkel, wie fie im erſten Theil pag- 184. zu 
in Noten. finden, fondern auf eine andere Art. Hier find fie, man fehlage dabey den 
sten $. Diefes Capitels nach: 


j) 


Uni ud te kei me- 
ee ee en er 
— SB = SHE N" 


Darunter find Die gebräuchlichften : 


\ | 





? l f i = ) 
Die oberfte Linie enthalt 16 Quinten, die ein General: Baffıfte twiffen 
muß, darunter find 10 fehr gebräuchlich, und kommen faft allenthalben 
vor; die tiefſte Note wird hier als Die Baß:-Note angefehen, welche auch 
eine Octave tiefer Ean genommen werden, 
- Barum des $.14. Ich geftehe gerne, daß diefe tweitläuftige Lehr-Art nicht viel . 
Autorisv Mode ift (wenigſtens Fenne ich Fein muficalifches Buch, das fo abgefaffet - 
ER ift. In der Rechen-Kunft kommt Peſcheck in feinen Unterweifungen mie 
fehulbigen. ziemlich gleich), und daß fie einem mündlichen Unterricht faft ähnlicher ifl, 
- als einer fehriftlichen Abhandlung vom General:Ba$. Allein, es iſt diefe 
Methode mit Fleiß von mir erwaͤhlet, weil ich hoffe, eben hiedurch einem 
Liebhaber am meiften zu dienen, wenn ich mir Die Art eines mündlichen 
Unterrichts vorftelle, und meine Schreib⸗Art darnach einvichte. Nun 
aber ift ein ieder Lehrmeifter beym mündlichen Unterricht gewiß mweitläufe 
tiger, und erkläret fich deutlicher und mit mehrern Worten, als wenn er 
feine Meynung fehriftlich verfaffet; denn da ziehet er alles kurz und gut 
zufammen, und bemuͤhet ſich mit Fleiß, alles gleichfam abzuwaͤgen und in 
folchen orten vorzutragen, um Werftändigen oder Kunfterfahrnen ges 
fällig und angenehm zu ſeyn; welches denn auch aller Ehren werth if. 
Ich aber ftelle mir lauter Anfänger vor, vie fi) gerne felbft informiren 
wollen, und fchreibe Deswegen mit aller Freyheit meitläuftig meinen Lefer 
zum 


1. Abſchn. Cap-VL Bon der Quinte. (9.15) 57 


zum Velten. Dis fey genug zur Entfchuldigung meiner Weitlaͤuftigkeit 

und öfteren Wiederholungen. | sr 
$.15s, Daß id) aber fonderfich in dieſem Eapitel fo weitlaͤuftig ge: Zur Serbft 

tvefen, ift bloß gefchehen, um meinen Lefer Die Quinten gleichfam Durch Inſermation 

Leſung dieſes Capitels beyzubtingen, und ihm sugleich Die Serten und gehöre Sr 

Duarten bekant zu machen, (ie $. ı1. gefchehen) ; als welche Die fehwerften. 

Ziffern find, Die fich ſo geſchwinde nicht uͤberſehen laſſen, als die 2,3,7,8 

und 9. Hiemit fehlieffe dieſes Capitel, und wuͤnſche dem Lefer bey feiner 

Selbſt⸗Information Das edle Kräutlein Parientia (id) meyne die Gedup). ,, 

Denn, muß ein Sehrmeifter mit feinen Difeipelm bey der Afnformation im 

General⸗Baß viele und groffe Geduld haben ; um fo vielmehr muß, auch 

einer, der ſich ſelbſt nach dieſer Anweiſung informiren will, groſſe Geduld 

mit ſich ſelber haben, und ſich nicht wundern, wenn ers zwar geſchwinde 

begreifen, aber langſam ausuͤben oder behalten kan. Es muß mit der 

Zeit kommen, das Repetiren und Nachdenken hilft viel. Bey Erlernung Das Waͤh⸗ 

der Quinten, Serten und Quarten aber rathe alles Abzählen und Rech- len der Töne 

nen, nach den Buchftaben der Töne, oder nach ven Taften des Claviers, ben Erler⸗ 

ab; man präge folche feinem Gedächtniß tief ein, und übe ſich nur fleif: — a 

fig in Erfernung der acht Quinten, fo, wie fie $. 7. fliehen, daß man fie — 

gleich auswendig nennen Fan, ee 5 


a en ande 
Bonner Lergtien | 
gr - Nachdem wir nun fattfam von der Octave und Quinte, als Bon der Ter⸗ 
den benden vollfommenen Eonfonanzien gehandelt haben; fo gehen mir Sr 
ietzo weiter zu den zwey unvollfommenen Eonfonangien, der. Terzie und 
Serte. Wir haben Cap. IV. $. 5. ſchon angezeiget, warum Die Terzie als ber erſten 
und Serte für unvollkommene Konfonangien gehalten werben; nemlich,, unvollkomme⸗ 
weil fie beyde der Veraͤnderung unterworfen find, und groͤſſer oder Eleiz 1er Conſe⸗ 
ner gemacht werden koͤnnen, als fie ſich in der Scala diatonica befinden, r 
und Dem ohngeachtet doch Confonangien bleiben. 


$.2. Es ift Die Terzie ein Intervallum, das leicht zu erlernen, Die Terıien 

wenn wir anders nur unfern Örund-Ton, wozu Die Terzie fol gemacht find teicht zu 

werden, im Auge behalten (wie Cap-V. $.3. recommendiret ) und Davon erlernen. 
an rechnen. Der Baß⸗Ton iſt ı, der Darauf folgende Zon 2, und dann 
kommt Der dritte Ton, welcher Die Terzie iſt; e8 wird alfo nur Ein Ton 
ausgelaffen. Sehen wir unfere Zonzkeiter pag. 17. an, fo finden wir, 
Daß die 3 zu c immer e ift, und Daß nur Eine Stufe, nemlich 4, ausgelaf 
Wiedeb. Ben: Baß. H ſen 


58 1.Mbfen. Cap VIl. Von der Terzie. (6.2.3.) 


fen worden. Difß laͤſſet ſich nun leicht uͤberſehen. Die Terzie zu 4 iſt 
alfo f, da habe ich die Stufe e ausgelaſſen; wie Terzie zu e iſt g; zu Filt 
43 zu geiſt 63 zu a iſt c, und zu hift,d. -Davon iſt nun im erſten Theil 
„meines Clavier⸗ Spielers ſehr weitlaͤuftig gehandelt worden, nemlich da⸗ 
!: Fur im IV. Abſchn ‚Cap. IX. ‚als wohin ich Den Leſer till. verwieſen 
haben, . | | | — 


ori die .3... Wir bemerken anieko hauptfächlich, was denn die Terzie für. 


Veränderung einer Veränderung unterworfen, und das allhier um fo viel ausführlicher, 
beftehe,mwel: weil die andern Inrervalla alle, dergleichen Beränderung unterworfen find, 
er nn und damit wir unfern Lefer auf. Diefen Sphum wieder zuruͤckweiſen koͤnnen. 
geintervalla Die Veraͤnderung nun, welcher die Terzie und alle übrigen Inrervalla 


_ untermorfen untertvorfen find, beftehef darin, Daß fie.gröffer oder Eleiner gemacht wer: 


find. den Eönnen, als fie von Natur in ihrer Scala, und nach Anweifung Des 

Wie allhier Syftematis oder der Vorzeichnung find. Es werden alle Intervalla or⸗ 

dieimSyfte-. dentlicher Weiſe alfo genommen, wie es Die Vorzeichnung der «x und 

mate befind- bb erfordert. , 3. E: iſt ein Stück aus 4 dur, welches is und, czs hat, 

er — und: ich ſoll zu @ eine Terzie nehmen: fo iſt mir. nicht erlaubt, c (welches 

nehmen,  fonft auch eine Tergie zu « ifE), gu nehmen, fondern, weil Die Scala von 

IT Z.dur fs. und eis hat, und auch. folche beyde x * fich im Syftemate befin- 

“den, fo muß ich nothwendig zu @ Die Tertiam. maiorem, czs, nehmen? 

denn eis, welches eine Tertia maior zu a ift, ift in der Scala von d dur 

nothmwendig und natürlich (Cap. Il, $.3.), daher denn in 4 4ur über @ 

Feine andere Tertia als‘czs, ftatt hat, und Darf folches über der Note = 

durch Eein aparteg Creuß anggeichnet und bemerket werden, fondern ver: 

fteht fich von fich felbft, Eraft des im Syftemarte befindlichen Ereußes vor. 

Eben ſo, tie einer bey zweyſtimmigem Spielen mit Difcant und Baß, 

die beym Anfang feines Liedes oder Stückes ftehende x * oder bb mohl in 

Acht zu nehmen hat, und weder imDiftant noch Baß dagegen fehlen darf; 

fo muß der Choral: Baflıfle, der zum Difcant noch die beyden Mittel 

Stimmen, Alt und Tenor, erfinden foll, eben fo wenig darin fehlen, fon: 

dern noch vielmehr darauf Acht haben, oder eriverläffet feine Ton= Art, 

und verfällt in die gröffefte Disharmanie. Man muß alfo feinen Inter⸗ 

vallen die xx oder bb geben, welche im Syftemate ftehen, es mögen nun 

zud. zwar fo dieſelben Dadurch groß oder Elein werden; man behält fo lange Das Sy- 

lange, bis ein ſtema oder Die ** oder bb, die voran flehen bey den Griffen, bis einem 

Sei EN: durch ein. befonder Zeichen, entweder daß ein Strich, b oder 4 durch Die 
u hie Ziffer gezogen, angezeiget wird, daß man mitten im Stück das Syftema ei- 

Ziffer einean, nes andern Tones oder einer andern Ton Art erwaͤhlet, alsdenn richtet man 

dere Tondir ſich billig vor dasmal nach den Kennzeichen und Merkmaalen der Veraͤn⸗ 

anzeiget. derung des. Modi. Alsdenn iſt die 6, 7, 4 oder andere —— 

[\ ET ENDE 


1. Sbfdjn, CapıVIL Von der Teller SA.) 59 


der Strich, b, oder auch # fichet, eine Sexta, Septima oder Quarta ac- 
cidentalis (eine zufällige Vergröfferung oder Verkleinerung eines Inter- 
valli, die oft von kurzer Dauer ft). J Sale 
9.4. Wenn wir nun Die natürliche Terzie aller Toͤne von c dur unter den na: 
nach der Scala diatonica, ed’e fg a b anfehens fo finden wir zu Die fürlichen Ter— 
fen fieben Tönen nicht lauter groffe Terzien, fondern kleine und groffe Fr der Scalz 
Durch einander als da if Die Terzie zu c eine groffe Terzie, nemlich e; zu der en 
d ift fie Hein, nemlich 75 que ift wieder eine kleine Terzie, nemlich 25 gu F groffeund vier 
ift wieder eine groffe Terzie, nemlich 2; zu gift 5 wieder eine groſſe Ter⸗ Fleine Zerzien. 
jie; und zu a ift die natürliche Zerziee klein, wie auch endlich zu 4 wie⸗ 
der d eine Eleine Terzie if. Wir finden alfo in der Scala der dur- Zöne 
drey groſſe und vier Eleine Terzien , eben wie auch in Der Scala Der moll- 
- Zone. So lange nun ein Lied oder Stück in feinem Zone, Darin es ge- 
feßet ift, und Darin e8 auch endef, bleibet; fo muͤſſen die Terzien groß oder 
Hein feyn, nach der natürlichen Beſchaffenheit einer ieden Zon: Leiter. 
Daher ift es nöthig, Die Scalam feines Tones wohl inne zu haben. Und 
dieſe Terzien, die zufolge der natürlichen Ton⸗Leiter aller Ton - Arten bald 
groß, bald Elein find, heiffen ohn Unterfcheid natürliche Zerzien. | 
$.5. Selten aber bleibt ein Lied oder Stück in der Ton=Art, Ein Lied wei: 
darin es anfängt und endet, fondern gemeiniglich weichet man in Set gern in 
eine ihm verwandte Ton⸗Art aus: als da weichet ein Stück aus ce. dur Neben Ton⸗ 
gar gerne in feine Duinte g dur aus; oder mancher Saß eines Liedes, Arten aus, 
oder andern Stückes, welches fonft tweder = noch b in der Vorzeichnung 
bat, zeiget ein. = vor f, oder. ein bvor s. Dis ift nun ein Kennzeichen, Kennzeichen, 
Daß der Gefang in einen andern Ton, oder in eine andere Ton Art aug- dab ſolches ge⸗ 
gewichen iſt, als da iſt im groffen Halliſchen Sefangbuche das Lied N. zı, Meer. 
Das neugebohrne Kindelein 2c. Da finden wir im andern Saß vor fein x Im Erempel, 
im Difcant. Weil nun e dur in feiner Scala Fein = hat, fo iſt dis x vor da c dar in 
Fallhier ein fremdes x, Das Da anzeiget, Daß das Lied nicht mehr in fei- 3," getoi 
nem Haupt Tom allbier.c dur, ift, fondern in g dur ausgetsichen , nad) 9" atllaret. 
dem Ton aber darin ein Lied anfängt und endiget, wird Die Vorzeich⸗ 
nung der. x x oder bb eingerichtetzg dur aber muß in feiner Scala vor f ein 
* haben, das ift, man fpielet in g dur immer Fr flattf._ Da nun g dur 
nicht Die Haupt-Ton= Art des Liedes, fondern nur eine Neben - Zon : Art, 
‚Darin ce dur ausgetoichen iſt; fo hat man dig Zr im Liede felbft durch ein 
x gemacht, welches auch im Baß und Difcant f6 lange vor muß gefeßet 
‚Werden, als das Lied ſich in Diefer Ton-Art g dur aufhält; dis g dur ift 
alſo nur ein Neben⸗Ton, oder eine Ton-Art, worin ce dur, als die Ton⸗ 
Art des Liedes ſelbſt, iſt ausgewichen zur Veränderung; Daher denn Die: 
ſes fis, als Das Zeichen, Daß man ing a ift, auch gleich im ah 
a A 


60 1. Abſchn. Cap. VII. Von der Terzie, (6) 


Sakßz auch wieder verlaſſen worden, indem im fen Zack der Baß wieder 
das /, und nicht mehr As hat. Y IE 

Daher Tor: .6. Hieraus fehen wir nun, daß ein Lied oder ander muficalifches 

— Stuͤck nicht immer in feiner Ton Art bleibet, darin es angefangen und 

Kl h y geendiget wird, und wornach das Syftema oder die Borzeichnung der 

mittenim  * * und bb zu Anfang eines Liedes gefehicht, oder eingerichtet wird; ſon⸗ 

Stüde, vor dern oft in verſchiedene Neben» Zone ausmeichet, Deren Scala aber durch 

einzeien Re: DBorfegung Der * *, bb oder 4 4 im Stücke ſelbſt eingerichtet wird, 

Ten, fo oft nemlich ein folcher Ton, der ein Verfegungs-Zeichen bedarf, mite _ 

ten im Liede vorkommt. So, mie nun ein fremdes x, b oder 4 bey 

zweyſtimmigen Sachen vor der Difcant: und Baß⸗Note felbft muß gefe: 

und auch hey tzet, und ſo lange es noͤthig iſt, muß wiederholet werden, ſo muß dem 

Interval General Baſſiſten ſolche Ausweichung des Haupt:Tons, welche in einem 

Stuͤcke oder Liede x oder bb einführet, Die ſich nicht in der Vorzeich⸗ 

nung befinden, auch Durch gewiſſe Zeichen über feine Baß Noten angezei⸗ 

get werden, damit er feine Mittel: Stimmen auch darnach wiſſe einzurich- 

Bieficanden ten. Hiezu gebrauchte man anfänglich die x *, bb over 4 felbft, und 
en su fin feßte folche entweder vor oder hinter Die Ziffer, alfo: | 


x2 *3 *4 *5 :x6 *7 *9 
2%. . 3% FR 5% 6% 7% - 9% 
t2 '- 63 br b5 b6 67 09 - 
zb 3b. 4b... 5b 66 az gb» 
42 43 44 45 —F 47 49 


2 24,30 4H 5H ca 74 ou | 
Han fette fie Diß war nun die deutlichſte Art, fonderlich wenn dag *, b oder 4 vor 
2 Be der Ziffer gefeßet. war: hie Fonte man Denn leicht fehen, daß das Inter- 
in, ee vallum einer 2, 3, 4, 57 6, 7, 9,.um einen halben Ton folte erhöhet werden, 

f ſo oft nemlich ein * davor gefhrieben war, oder um. einen halben Ton 
erniedriget werden, wenn nemlic) ein b davor fland, oder Daß ein im 
Syftemate vorhandenes * oder b, sder ein im Stück ſelbſt gezeich— 
netes fremdes * oder b, aufgehoben wäre, wenn die Ziffer ein a 
der auch vor fich hatte. Nachhero hat man tool, ich weiß nicht warum, Das *, b 
nad dee zik: oder 4 hinter der Ziffer gefeket ; es gab aber dieſe Bezifferung viel Schrei- 
ſer. berey, und wenn Die Baß Noten etwas dichte zuſammen ſtunden, fo wur⸗ 

de ſtatt der Deutlichkeit ein undeutliches Beziffern Daraus: deswegen hat 

man. in neuern Zeiten angefangen, ftatt vor oder nach der Ziffer ein = gu 
Anietzo ftehee ſetzen, lieber einen Strich durch Die Ziffer zu sichen. Weil fich aber Die Zif- 
fiatt dee x fer 3 nicht gut Durchftreichen ließ, ſo erwaͤhlete man Das bloffe x, b oder 4 
ein Strih dagu, und lehrete, Daß ein x über einer Note die Tertiam maiorem , und 
durhdiezit "ein b die Tertiam minorem anzeigefe, welches denn auch big dato ſo 
Bo ‚Mode geblieben; ein. H aber geiget zwar auch eine Terzie an, es iſt aber 


Ein x, b und ging Tertia maior, wenn das ein b aufgehoben, und eine Tertia mi- 
a zeiget eine 7 ES en Nor, 
Terzie AN: 


1. Abſchn. Cap. VII. Bon der Terzie. (6.6.7.) 61 


nor, wenn es ein x aufgehoben. Ich will hier nun herſetzen, wie die Zif⸗ 
fer ausfieht, wenn das Intervallum durd) ein * um einen halben Ton - 
fol höher gemacht werden, als es das Syltema oder die vorgezeichnete 
Scala ordentlich erfordert: 
2% * 4 x & 7 9 

Dis ift num fehr commode und Teichter zu fehreiben, als wenn ein = vor 
oder hinter der Ziffer ſtuͤnde: weil aber in etlichen Noten-Druckereyen 
dieſe Typen nicht geweſen, fo findet man noch oft Die zweyte Art, Da Das 
x nach der Ziffer fiehet; dahero es nöthig ift, Davon Diefen Unterricht zu 
haben, wie im Hallifchen Sefangbuch auch oft vorkommt, daß das =, 4 
oderb gleich neben ver Ziffer ftehet. Weiter von b und 435 diß ließ ſich nun 
gar bequem Durch die Ziffer machen, Deswegen wurde es nur an Derfelben 
angehenft, alfo: Ä | 
| "b 6 * * ab hr b Sie Ziffer 4 

2 H 4 su ca a7 ud jogen- 
Es können aber im Druck das b und 4 nicht fo gar genau mit der Ziffer Anmerfung 
verbunden werden, als im Schreiben, und Der Strich Durch die Ziffer ift von Druck: 
zumeilen etwas zart und Elein; Doch wer ein wenig Dazu gewohnt iſt, dem Roten 
Fan es nicht mehr hindern. 

6.7. Alle folche Intervalla nun, fo oft fie in einem Liede oder an: Woran cin 
derm Stücke vorkommen, Die einen Strich oder b durch oder nahe an fich Ipreryallun 
haben, find accidenralia, (zufällige) und zeigen nur an, Daß der Haupt: N ln 
Fon eines Liedes, oder daß Die vorgegeichnete Ton Art deffelben, in Neben; iu erkennen. 
Töne ausgewichen, welche in ihrer Scala andere = x oder bb, als vorge: 
zeichnet fiehen, brauchen und nöthig haben; dahero dann auch Die Inter- 
valla, nach Beſchaffenheit des Tones, darin man ausgewichen, bald um 
einen halben Fon vergröflert, bald um einen halben Ton ernicdriget wer⸗ “ 

- den müffen. Das u aber hebet bald ein = oder b auf, welches fich im 

Syftemate befindet, oder welches mitten im Stück vor einer einzelen Note Vom 4 durch 

geftanden. Weil num ein 4 beydes thut, nemfich erhöhet und erniedri- Mräffter- 

get, (vide den erften Theil p. 57.) e8 erhöhet, wenn es ein b aufhebet, es 

erniedtiget, wenn e8 * aufhebet ; fo ift die Ziffer bald dadurch) um einen 

halben Ton geöffer, bald um fo viel Eleiner gemacht worden. Esift aber 

Die Ziffer, welche ein 4 bey fich führet, nicht immer ein Intervallum ac- 

eidentale, ſondern nur alsdenn, wenn es ein * oder b aufhebet,. das 

im Anfang des Stuͤckes vorgegeichnet ſtund; denn hebt e8 ein vorhanden 

getvefenes fremdes = oder b auf, fü wird ein Intervallum accidentrale = 

eben dadurch wieder ein Intervallum narurale, und richtet fich wieder 

nach der Dorzeihnung des Liedes, “er 
N 3 $.8; 


Das b oder 





62 1.Abſchn Cap. VI. Bonder Terzie. (6. 8. C.8.8. 1. 2.) 


$.8. Weil von der Terzie nicht vieles mehr zu erinnern noͤthig 
fand, da im erfien Theil fehon vieles davon gefaget worden; fo habe all: 
hier mit Fleiß von der Veränderung aller Intervallen etwas weitläuftig - 
reden wollen, welches nun bey Den andern Intervallen nicht mehr gefche- 
hen darf. Sonften erinnern wir hier nochmalen, daß Die Zerzie der dritte 
Tertia maior Fon eines reinen Accords iſt, und wenn in demfelben die Tertia groß 
macht dur. gder maior iſt, fo heißt man die Ton Art, hart, oder dur: iſt aber die 
Tertia minor Tertia im Schluß-Yccord Elein oder minor, fo wird Die Ton-Art, weich 
macht. mol. oder moll genannt, davon ift nun im erſten Theil im IV. Abfchn. Cap. 
XIII. meitlauftig gehandelt worden, Weil die Tertia zu allen Zonen 
feicht zu finden ift, fo will hier nicht mweitläuftiger mehr Davon reden, und 
dem Liebhaber das IX. und XI. Cap. des IV. Abfchn. im erften Theil mei: 
nes Clavier : Spielers zum Lefen recommendiren, darin er alle natürliche 
und zufällige Terzien auch in Noten ausgedruckt findet, welches alfo über- 
ftüffig wäre, hier zu wiederholen. Wir fehreiten Deswegen zum folgen: 
den Sapitel. 


CAPVT VIIL 
Vom Accord. 


Vom Accord; $.r Nachdem wir nun in den drey vorhergegangenen Capiteln 
son der Octave, Quinte und Terzie gehandelt, als woraus ein reiner Ic: 
cord oder die Trias harmonica beftehet, und ein Liebhaber dieſe 3 Inter- 

iftimerfien valla daraus wird kennen gelernet haben; und überdis im erften Theil 

Theil weit im XI Capitel des IV. Abfchn. ſchon meitläuftige und deutliche Anweiſung 

Liuftg gehan on den Dreyen Haupt⸗ Accorden mitgetheifet tworden: fo wird in dieſem 
Capitel nun nöfhig feyn, ein und ander Exempel zur Uebung im reinen Ac- 
cord zu geben. Im erften Theil befinden fich 6 Lieder, darin der Baß fo 
eingerichtet ift, Daß fie mit lauter reinen Accorden Eönnen gefpielet werden ; 
deswegen wollen wir iego ein ander Accorden-Exempel zur Webung her⸗ 


eben. 
Er beftehet li $.2. Kürzlich vom Accorde noch etwas zu repetiren; fo ift ein rei- 
aus lauter ner Accord eine Zufammenfeßung Dreyer Sfntervallen, die alle Confonan- 
Eonfonanzieny zien find, nemlich, ich fehlage zum Grund Tone die Terzie, Quinte und 
undgibtdie Octave zuſammen an, Da höre ich Die vollfommenfte Harmonie, die aber 
vollfommenfe durch Zwiſchenmiſchung der Diffonanzien erſt ihren rechten Glanz erlan- 
Harmonie· ger; in deffen bleibt der reine Accord Doc) das weſentlichſte in der Harmo⸗ 
nie, und muß ein iedes muficalifches Stück mit einem reinen Accord auf⸗ 
Drey Hauyt hören. Ein ieder Accord Fan dreymal verändert werden, nemlich wenn 
Accorde, unter Diefen Drenen Intervallen Die gve, oder Die ste oder 3e oben genom- 
men 


1. Abſchn. Cap. VII. Bom Accord. (9.23) 63 


men wird. Diefe drenmalige Veränderung eines Accordes werden die 3 
Haupt-Accorde genant, und unter Denen Elinge und iſt einer fo gut als der 
andere. Diefe Beranderung eines Accordes nun, machet, Daß, wenn die oder die drey: 
8 oben fieget, alsdenn die s in der Mitte und Die 3 unten lieget, alſo: 3 - — 
g der 

Print man aber die Terzie oben, fo lieget die Octave in der Mitten, und Accorde 
die Quinte unten, alfo: $. Wenn aber Die 5 in der oberſten Stimme iſt, 
fo liegt Die 3 in der Mitten, und die g unten, alfo: 3. Bey Liedern zeiget 
einem die Difcant-Stimme, ob im Accord die 8, die 5 oder Die 3. oben lies 

en foll; denn die Noten, die im Difcant ſtehen, gehören für die oberfte 

timme, und habe ich nur die zwey Mittel-Stimmen zu erfinden. Heißt 
der Difcant und Baß einerlen, fo liegt die 8ve oben im Difcant, und ha— 
be ich die 5 und 3 nur noch nöthig hinzu zu nehmen; liegt Die 3 oben, fo 
- fehlet mir noch die 8 und 5. Liegt aber dies oben; fo muß ich Die 3 und 
8 noch hinzufügen. 
$.3. Mit welchen Fingern aber der Accord zu nehmen, flehet im Mit welchen 

erften Theil; wir wollen folches Doch nochin ein paar Erempeln anzeigen, Fingern die 
Daraus denn erhellen wird, daß mehr als einerley Fingerfegung ftatt hat, Accorde zu 
und man alfo abtwechfeln Fan, um die rechte Hand vor aller Steife zu be: greiſen. 
wahren. Die Zahlen bedeuten, wie im erfien Theil, die Finger, Die 
Buchftaben den Baß: 





EB 6 


Exempel zur Hebung: 


| 5@ 








] 
je se | 4 — 
— — 
Erf mr Werner m Mo. dee Da 
Der acer od dd) 
| | sid | 
6 — 308 — 3 ee 
£ 1 EL TIME TAT: STERNE 
6 Der. — 


Bey unausgewachſenen Händen der Kinder thut man wohl, wenn man 
ihnen den Accord ohne Gebrauch des Daumens vorerft nehmen laͤſſet, Der 





64 1Afön, Cap. VEIL Vom Accorb. ($.4.) 


mit die Finger nicht zufammen wachfen, und man auch hernach im Stan- 
de fen, Die vierte Stimme im Griffe Der rechten Hand mit dem Daumen 

Dazu nehmen zu Fönnen. ir 
Aecorden⸗ $.4. Nun folget das 6. 1. verſprochene Exempel, ich habe in die⸗ 
Exempel aus ſem Abſchnitte noch immer die Diſcant-Stimme druͤber geſetzet, um die 
Aur. Lage der rechten Hand zu zeigen; ferner findet man uͤber einigen Diſcant⸗ 
Noten die Zahl 5, wodurch ich anzeigen will, daß dieſe Note die Quinte 
zum Baß iſt, und man alsdenn nur noch die Octave und Tertie zu ſuchen 
abe. Die Ziffer, welche zu Anfang des Tacts ſtehet, zaͤhlet die Tacte ab, 
Damit man bey Leſung Der Anmerkungen bes Nachzaͤhlens uͤberhoben fey- 





— 


Durchgehen⸗ Pie in dieſem und dergleichen Exempeln die Achtel in Der rechten Hand 
de Noten im zu behandeln, nemlich, Daß Das letzte Achtel mit Dem Eleinen Finger allein 
Diane  nachgefehlagen werde, und nur als ein Durchgang oder Hingang zur fol 

: genden Note angufehen ſey; davon fiehe den erfien Theil pag. 196. 197. 
Man muß die Sonften erfuche einen ieden Liebhaber, der fich Diefes Unterrichts gerne 
drey Haupt mit Nutzen bedienen wolte, über diefes Erempel nicht gar zu geſchwinde 


Dur ne Be. tosgaufahren, und zufrieden gu ſeyn, wenn er es langſam/ unter vielen Be- 
fen Fönnen. , finnen 


1. Abfchn. Cap- VIE Bom Accord, ($:5) 65 


finnen und Nachdenken noch) endlich herausbringt; das ware Schade für 
der Selbfl- information im General⸗Baß: denn was wird. dazu wohl noth⸗ 
wendiger erfordert, als eine Fertigkeit zu allen Tönen (wenigſtens zu denen, 
fo in dieſem und den folgenden Erempeln vorkommen) einen Accord mit 
der groſſen oder Eleinen Terzie machen zu Eönnen, und zwar nach) dem 
dreyen Haupf: Accorden; da muß es einem einerley feyn, welchen Haupt: 
Accord man zu nehmen habe, ob die ne, oder Die ste, oder Die Terzie oben 
liegen fol. Könte nun iemand dieſes Exempel nach Art eines Chorals Wie -diefes 
ſpielen, der möchte probiren, ob er e8 nicht ein wenig geſchwinder fpielen Erempel zu 
lernete, da ex fich Denn Die Viertel als Achtel vorftellen müßte. So Ian. üben. 
ge einem noch Ein Griff, Zeit zum Bedenken wegnehmen till, fo lange 
Fan man es noch nicht fertig, und wie ſichs gebühret, fpielen. - 
G. 5. Halten wir in dieſem Eyempel die Baß- und Diſcant-Noten Die Difcant: 
gegen einander, fo muß eine iede Difeant:-Note dieſes Exempels, wenn fie Note ift bier 


gegen ihre Baß-Note befrachtet wird, entweder Die Octave, oder Quinte, nd bie 
oder Terzie ausmachen. Denn weil in diefem Erempel lauter reine Ac⸗ ee 


£orde vorkommen, fo muß die Difcant-Note nothwendig einen Ton haben, gigge, 

der zum reinen Accord gehöret, oder Der zur Baß- oder Fundament - Note 

die Detave, Quinte oder Terzie if. Haben nun Difcant und Baß ei: Wann im 

nerley Noten, fo zeiget folches an, daß der Difcant, vom Accord zum Baß, Difcant diee 

Die Octave habe, und daß Die ste und ztie nur noch hinzuzunehmen: diß bben lieget. 

fallt nun bald und leicht in die Augen eines Spielers. Wenn aber der Dif- 

cant vom Accord die Duinte haft, fo erfordert diß fehon eine Erkentniß 

der Quinten (in welchen mein Leſer nun ſchon wird geuͤbet feyn) und fall 

ſo geſchwinde nicht in Die Augen, als Die Octave; Deswegen habe ic) in Wzas die Zahl 

‚meinen Erempel über der Difcant: Note, welche die Duinte zum Baß süber der 

ift, die Zahl s geſetzet, zu welchen Noten nue noch Die Terzie und Octave Diſcant Note 

zu fuchen iſt. Macher aber die Difcant-Note zum Accord die Forzie aus, anzeiget. 

fo ſtehet zwar Eeine Ziffer oder 3 Darüber, allein es ift feicht zu fehen, ob Wann Hier die 

Die Note, die Feine Zahl über fich Führet, zum Accord die Detave oder Ter- Terzie oben 

zie ift, denn weil Die Octave eben fo wie Die Baß - Note heiffen muß; fo liegt. 

folget, daß, wenn hier eine Note, die nicht eben wie Die Baß Note heifler, 

keine Ziffer über fich hat, Diefe Note, die Terzie zum Accord if, Die 

Quinte hat alfo eine s über fich, Die Octave ift eben wie die Baß-Note, 

und die Terzie hat Eeine Ziffer über ſich, ift aber von der Baß-Note un: 

terſchieden. Es iſt noͤthig, Daß man wiſſe, was das vor ein Intervallum 

zu. einer Baß-Note ift, das im Diſcant ausgefchrieben ſtehet, und daß 

‚man, fo lange man noch nicht im Stande iſt, Die Accorde gleichfam im 

Blick anfchlagen zu koͤnnen, ſich immer einerley Art ihn einzurichten be- 

diene. Nemlich: fehe ich, daß im Difcant die Quinte zum Baß oben Vom Griff, 
Wiedeb. Gen. Baß. — lieget, wenn die 





Quinte dben 
lieget. 





66 1.Abſchn. Cap. VIII. Vom Accord. (F.5. 6.) 


lieget, fo fehe ich gleich nach, wo denn die Octave iſt, da ich denn ruͤck 
lings gehen, und drey Toͤne auslaffen muß, fo finde ich, daß zwiſchen mei- 


ner Quinte und Detavedrey Töne ausgelaffen ſeyn, unter Diefen dreyen 


erwaͤhle ich den mittelſten, welcher Die Terzie zu meinem Accorde iſt. Diß 
ift ein Eleiner Griff, Der nur eine Quinte oder eine Reihe von fünf Tönen 


in feinem Bezirk hat, und gleichfam aus zwey Terzien, nemlich, wenn der 


Dom Griff, 
wenn die 
Octave oben 
lieget. 


Vom Griff, 
wenn die Ter⸗ 
zie oben lieget. 


Accord dur iſt, aus einer groſſen und kleinen Terzie, und wenn der Ac— 
en roll iſt, aus einer Fleinen und groſſen Terzie, beflehets mie hieraus _ 
erhellet. er 


Accord mit der Fam Hecord mit der 


Tertia maior, („®_ _ Kleine Terzle, Tertia minor, 6Esꝛoſſe Terzle. 
macht dur, —6 Groſſe Terzle— macht moll, _— gg) Kleine Terziee 
I d * —— 


Iſt aber in meinem Griff Die Octave oben, fo habe ich nur erſt die Quinte 
zu fuchen, wenn ich, rücklings gehende, zwey Toͤne auslaffe, fo folget die 
Duinte, Darauf fuche ich die Terzie: ich laffe nemlich nur Einen Ton, 
(roelches die Quarte ift) aus, und bat der Griff alsdenn eine Serte im 
ambitu,, (fiehe den erften Theil p. 69. Anmerkung 4.) und beftünde ein 


folcher Griff alsdenn, wenn der Accord dur iſt, aus einer Eleinen Terzie 


und Quarte; und wenn der Accord moll ift, aus einer groffen Zerzie 
and Quarte, alfo: 


—ohuarte. (Tante, 
‚Dur. res Temie. Moll. — —Spofe Terʒie. 
€ d 
Iſt endlich die Terzie im Diſcant oder in meinem Accord oben, fo nehme 
ic) erftlichdie Dctave, und hernach die Quinte Dazu. Es hat diefer Haupt: 
Accord auch eine Serte im ambitu, tie der vorhergegangene, nur mit 
dem Unterfcheid, Daß die Quarteunten und Die Terzie oben lieget; indur- 
Tönen muß das Inrervallum einer Terzie (welches allhier auch Die Terzie 
iſt, Die zum reinen Accord gehoͤret) groß, und in moll-Zönen, klein ſeyn; 
die Quarta iſt Die Quarta perfecta (vide pag. 54.) als: 
Erxoſſe Terzle. 


Dur. Fre) Sum. Moll. HB Rleine Terzie, 
— ZB) Sum. 





— —— 


8.6. Diß alles iſt deswegen hier angefuͤhret und gezeiget, Damit 
ein Liebhaber Gelegenheit habe, fich ein wenig mit den Intervallen zu be- 
ſchaͤftigen, deswegen molle man alles felber nachfehen, obs auch wahr ift. 
Sonften hat man ſich auch zu hüten, Daß man bey Diefer Hebung Des 

cor 


1. Abfchn, Cap- VI. Bom Accord. 9.67) 67 


ſcheid beftünde, 


97. Aniego wollen wir unfer Erempel transponiren, Das heißt, Das vorige 
in einen andern Ton verfegen, Damit einem allerley Accorde befanf mer: Erempel in 
den. Denn ein Stück aus c dur Fan bequem in d dur und in b dur, d dur trans⸗ 
das if, einen Ton höher und einen Ton tiefer, transponitek werden, kouret— 


Bir nehmen erfi d dur. 








G werden. 


63 Abſchn. Cap. VEIT. Vom Accord. (67.8) 

















ae 
[re 
| in Be 








— 
J 


Anmerkun-· Diß iſt nun eben das vorige Exempel, nur daß es einen Ton hoͤher trans⸗ 
gen. poniret if. Damit es nun dem ce dur recht ähnlich ſeyn möchte, fo hat für 
und cis vorgegeichnet werden müffen, wovon dag zte Eapitel mweitfäuftig 
Fr und eis ift gehandelt hat. In allen Accorden nun, worin foder ce vorkommt, muß 
wohl in Abt Hier fs und ezs genommen werden, fonften wird das ganze Spielen ver- 
zu gehmen. dorben, und waͤre diß einer der gröffeften Fehler eines General: Baffıften, 
wann ex hier flatt Ag wolte f, und flatt ezs das e in feinem Griffe ma- 
DBomx,wel chen. Diex x, Die wir hier über e und Fir finden, zeigen. die Kertiam 
ches ſich übere maiorem accidentalem an. ich feße nemlich vor der natürlichen Terzie 
und Ar def u e, welche g iſt, ein», fo wird im Griff aus g das gir; und vor der 
det. Terzie von Ar, nemlich 2, ſetze ich aud) ein =, fo wird aus a Das air, 
melches auf unferm Claviere das > iſt. 
Diß Exempel $.8. Wer nun das Exempel aus c dur ziemlich fertig ſpielen Fan, 
iß wohl zu der lerne eg auch aniebo aus ddur fpielen. Es wird ihm vieleicht ein we⸗ 
üben. nig ſchwerer ſeyn, als aus.c dur: deswegen muß man e8 fo lange üben, 
Der Accord bis es einem leichte gervorden. Der Accord zu b will einem Anfänger 
zu bund wol eine Zeitlang fremde bleiben, um deflo mehreren Fleiß wendet man 
zu deffen Ausübung an. Er kommt in dieſem Exempel neunmal vor: 
wey mal, da die Octave oben liege, im zten und iꝛten Tact; und ein: 
mal, da die Quinte oben lieget, im sten Zack, hingegen 6 mal, da Die 
Terzie oben lieget, nemlic) im aten, gten, uten, ızfen (da er zweymal vor⸗ 
su fe mug ei: kommt) und ısten Tact. Ferner ift der Accord zu fr hier zu merken, 
nem geläufig welcher hier dreymal mit der natürlichen Zerzie vorkommt, als im 6fen, 


zten und gten Tact. Wenn die Terzie a oben lieget, fo iſt 2 zu neh⸗ 


cis 
men: liegt aber, wie im zehnten Tact, die Quinte oben, fo heißt er . 


— u 
Fuͤnfmal kommt über fs das x vor, welches anzeiget, Daß hier Die Tertia 
maior im Accord angefchlagen rwerden muß; man nimmt nemlich flatt = 
einen halben Ton höher, ars: einmal liegt die Tertia maior oben, nem: 
lich im roten Tact. Da werden zum Accord nun lauter halbe — ge⸗ 
nommen, 


I. Abſchn. Cap-VIIL Vom Accord. ($.9.10.) 69 


Be “ ; ci Ä 
nommen, nemlich wo und wenn die Quinte oben, — Dieſen Accord 


hat ſich einer wohl zu merken: Lieder aus 4 4ur und 8 moll vornemlich, 
haben dieſen Griff oft. | 
69. Wir haben im vorhergehenden Cap. VII. S. 5. gefagt: Gel: Bonder Au 
ten bleibt ein Lied oder Stück in der Ton-Art, darinnen e8 anfängt und veichung Die 
endet, fondern gemeiniglich meichet man in eine ihm verwandte Tone ſes Erempeiß 
aus. Diß iſt in unferm Exempel nun auch gefchehen, nemlich da $.a das 
Erempel aus ce dur fehet, da. fängt eg an, im sten Tact, wo über d, das 
x oder Die Tertia maior ftehet, ing dur auszumeichen,, und gehet bis 
zum gten Tact in g dur immer fort, worin e8 auc) einen ordentlichen 
Schluß (eine Cadence, davon Cap. II. $. 10. etwas gehandelt worden) 
machet. Im gten Tact faͤngt es an, in a moll aussumeichen ; Das Kennzei⸗ 
chen davon ift, Daß über e ein x oder Die Teertia maior flehet: und fähret 
- im a moll fort bie zu Ende des iaten Tactes, da es wieder eine Cadence 
im a mol] macht. Am Ende des ızten Tactes, kommt es aus a mol] wie⸗ 
der in feinen Anfangs: on, ce dur, und fchlieffet auch darin. Iſt alfo 
€ dur der Haupt-Ton, und g dur und a moll , Darin e8 ausgemwichen ift, 
werden Neben: Zone genant 5 weil nun g zu e Die Quinte, und @ zu c Die 
Sexte ift (vide Cap. VI. $.ır.), fo fagt man, e8 weiche aus, in Quin- Daß ein dur- 
‚tam und Sextam modi. Ein ieder dur-Ton weicht gerne sur Ver- Tun gerne in 
‚änderung in feine Quinte und Serte aus. Da nun das Erempel en 
aus e dur in Quintam und Sextam ausgetwichen ‚ fo weichet, das aus er a 
£ dur in d dur twansponirte Erempel, auch) in Quintam a dur (denn a en 
ift Die Quintegu d) und in Sextam b moll aus (denn ift die Sexte ud), 
fonften wäre Die Transpoſition nicht richtig, oder Ente Feine Transpofi- 
tion (oder DBerfegung der Ton Art eines Stückes) heiffen. In diefen 
beyden Erempeln haben wir nun fehon die gebräuchlichften Accorde von 
£ dur, g dur, amoll, d dur, a dur und b mol], und ʒwar nad) den fo 
genanten 3 Haupt: Accorden, Daß bald Die 8, bald Die s, und bald die3 
oben lieget. Die Hebung diefer Erempel wird einem Liebhaber ungemei- 
nen Vortheil bringen, denn wie viele Lieder giebt e8 nicht, da Die meiften 
Giffe aus einem veinen Accord beftehen. Wem es noch folte fehlen im 
Accord, der fehlage den erften Theil meines Clavier- Spielers nad), da 
er im IV. Abfehn. Cap. XI. $. 7. alle Ziccorde, fo wol zu den ganzen, als 
fo genanten halben Tönen ausgefeget finden wird; Daher ich eg Denn 
‚au2) — noͤthig erachtet, bey dieſem Exempel die Accorde im Diſcant 
quszuſetzen. 
$.10. Wir wollen unſer Exempel nun auch einen Ton tiefer, nem: Eben dieſes 


lich in bdur, transponiren, Erempel ang 
o 3 2) b dur, 





zo, I. Abſchn. Car, VIII. Bom Accord. ($.10.) 














— i — 


Diß Exempel wird einem Anfaͤnger vielleicht wol etwas fremder und 

ſchwerer zu ſpielen ſeyn, als die beyden vorigen aus ce. aur und d dur; des⸗ 

wegen erfordert ed neuen Fleiß. Wer nur zu allen Tönen anietzo die 

Quinte Eennet, der wird nun Nusen Davon verſpuͤren, und ungleich beffer 

Bund es ift in fortkommen, ald der fich noch erft Darauf befinnen muß. Sonderlich 

Acht zu neh⸗ merke man fich, Daß allhier ſtatt b und e, Das b und er muß genommen 

men. werden, fo wol in den beyden ausgefchriebenen Stimmen, Difcant und 

Baß, als in denen Dazu zu machenden Mittel-Stimmen, weil im Syfte- 

mare vor b und e ein b gegeichnet flehet, wie es die Scala von dur for⸗ 

Vom 4. dert (vide pag. 35. 50.)., Wenn aber über e im Baß dag 4 ſtehet (mel- 

über €. ches hier, weil e8 ein b aufhebef, Die Tertia maior accidentalis iſt), ' 
mu 


1. Abſchn Cap: VII. Vom Accord. ($.IO.1LT.) 71 


muß im Griff zu c Die Tertia maior e, und nicht es genommen erden. 
Im eilften Tacte hat das c wieder ein b über ſich, deswegen muß allhier 
Die natürliche Tertia minor zu ce, nemlich dages, wieder genommen werden. 
‚Der Accord zu es, als welcher 5 mal in feiner dreyfachen Verwechſelung Der Accord 
"bier vorkommt, möchte manchem noch ein wenig unbefant feyn, zweymal iu “ iſt zu 
erken. 


lieget die Octave oben, alſo: ʒweymal liegt die Quinte oben, dann 


— 
— sig 
heißt der Griff , und einmal liegt Die Terzie oben, i Re 


| F. n. Was die Ausweichung betrift, fo ift Die eben, wie im Erem: Die Ausweis 

pol ce dur, wovon diß nur eine Zranspofition if, nemlich e8 weichet aus, hung iſt wie⸗ 

in Quintam und Sextam, das ift, in f dur (denn Fift eineQuinte zu 2), der in Quin- 

“und in.g moll (denn g ift die Serte zu b). Im aten Capitel dieſes Ab— u 

ſchnitts $. 21. haben wir eine Negul angenterfet, die alſo lautet: Aion : 

muß das Semitonium unter demjenigen z0do maiori und minor: hd= Kegel vom 

ren laffen, woraus man fpielet. Dafelbft ift dieſe Regul aud) etwas Semitonio 

erläutert. Wäre Dis Exempel aus & dur,fo, daß es in Feine Neben-Toͤne unterwerts. 

‚auswiche, fo wuͤrden weder x oder Hdarin zu hören oder zu fehen feyn, 

denn das erforderliche Semironium unterwerts zu bit das a, welches 

natürlich if. Weil aber hier eine Ausmeichung in Quintam, nemlich 

in f dur gefchicht, und dag Semitonium unterwerts von f dur das e ift, 

fo hat allhier, da das Stud in f dur auswich, im Difcant vor es das 4 

und über e auch ein A fiehen müffen, als toelches anzeiget, daß das 

Stück in f dur ausgewichen. Ferner weichet e8 aud) in g mol} aus; das 

"Semitonium unterwerts aber von g, iſt Ac, Deswegen hat hier vor fein * 

im soten act ſtehen müffen, und über die Baß-Note d, Die Tertia maior 

(ein =) als welche Tertia maior zu d, das in g mol} nöthige Frift.. Nun, Diefes Erems 

hiemit überlaffe Diefes Erempel dem Liebhaber zum eperciren, ich recom— peliſt zu üben. 

mendire es ihm zu feinem Nutzen e8 fertig zu lernen. Man hat hierin 

Feine groffe Kunſt affectiret, fondern es mit Fleiß fo eingerichtet, daß 

viele Accorde darin vorkommen möchten. Wer nun hieraus, nemlich 

aus diefen dreyen Erempeln aus c dur, d dur und b dur, eine Fertigkeit 

erlanget hat, alle darin vorfommende Accorde ohne langes Bedenken zu 

fehlagen, der hat Die gebräuchlichften Accorde von e dur, g dur, a mol, 

-.d dur, adur, bmoll, b dur, f dur und g mol} ſchon gefaffet; weil aber 

Fein Stück, das aus einem dur Tone ift, in einen moll-on Fan trang- 

poniret werden, und wir nod) wenige Accorde von c mol, dmoll, emoll etc. 

gehabt haben, fo wollen wir noch) Ein Erempel aus a zoll RE 
Diefe 





“=... 1Xbfchn, Cap.VIII. Vom Accord. (6.12.) 
Dieſe beyde Exempel mit ihrer gedoppelten Transpoſition halfen alle ge⸗ 
braͤuchliche Accorde in ſich, wenige Accorde, die aber ſelten vorkommen, 
ausgenommen. A 
Heodem 9.12. Diß Erempel aus = 202} habe im drey Viertel Tact gefebt, 
Erempel aus und weil mehrentheils im Difcant Die erſte Note eines Tactes, ein halber 
amd im act ift, fo geht im Baß alsdenn Die zweyte Note allein ohne Griff, find 
Dipel Tact. her im Difcant auch Diertel, fo wird in einem Zack dreymal angefchla- 
gen, und der zum Baß erforderliche Accord gemacht. Die Eleine Zahl 
im Diſcant zaͤhlet Die Tacte ab. - 


Da ee 











gen; 


2 
—9— 


Anmerkun⸗ Diß Exempel wird uns zu einigen Anmerkungen Anlaß Br 
I 


I.Abſchn. Cap. VIII. Vom Actord a) 63 


) Kommen hier im Diſcant und Baß durchgehende Noten vor, im son durch⸗ 
Diſcant ift dus Ieste Achtel, wenn = Achtel zuſammen geſtrichen find, gehenden 
eine durchgehende Note, weiche allein in der Ober-Stimme nachgefchlagen Noten. 


. . rd. Im Baß gehet hier, wie gefagt, oft eine Note ‚nemlich das an⸗ 


dere Diertel, allein: wenn nemlich im Difcant ein halber Schlag oder 

Dact ſtehet, welches in Den meiften Tacten dieſes Exempels vorkoͤmmt. 

Stehet im Diſcant ein halber Tact mit einem Punct, als welches drey 
Viertel ausmacht, fo wird nur zum erſten Viertel des Baſſes angeſchla— 

gen, und die beyden letzten Viertel macht die linke Hand allein nad), wie 

ſolches geſchehen muß im aten, ıafen, iöten, zofen, aafen und »sten Tact. 

2) Sin ofen Zack ſteht eines mit einem Bogen, alſo: Ddiß zeiget an, 2 von ders. 
daß in dieſem Accord die natlirliche Quinta minor zu Zum Accord fol um a 
genommen werden, nemlich f- Es ift aus dem 6ten Cap. befant, Daß “IT 5. 
die Quinta perfecta zu A, Das fs iſt, und daß der veine Accord dieſe 

Quinte erfordert, Allein, hier haben wir eine Ausnahme; in Erem- 

ven, Die aus lauter Accorden beftehen, und in den moll- Zonen geſetzet 

find, kan man Diefen Accord mit der Heinen Quinte nicht gut entbehren; 

wir merken ung alfo hiebey, daß, wenn über der Ziffer sein Bogen fe 

het, man alsdenn im reinen Accord die Eleine Quinte nehmen muß | 

3) Was die Ausweichung diefes Stückes betrift, fo meicht es vor- 2 Angwel⸗ 

nemlich in e moll und in 4 moll aus, und diß iſt deswegen geſchehen, en 
Damit ich Gelegenheit hätte, einem Liebhaber Die Accorde mir der Eleinen < mol und 
TDerzie vorzulegen; ich weiß wohl, Daß Die Accorde mit Der Teertia maiori 4 mol. 
manchem viel leichter , ala Die, mit Der Teertia minori. fallen. Mancher Man muß: 
gewoͤhnet fich mehr an folche Ton Arten, die in ihrer Borzeichnung eini> NÖ nit an 
ge Creutze haben, und fcheuet Die Töne, wo etwa drey big Bier bb vor- ne Ton⸗ 
Jiehen, Deswegen habe meine Erempel auch nicht in ſolche Töne trans— — gewoͤh⸗ 
poniren wollen, wo mehr als zwey Creutze oder Been sorfichen. Es if 

aber gar nicht gut, ſich an einen oder den andern Ton ſo zu gewoͤhnen, 

oder fich darin gleichſam fo gu verlieben, Daß die andern Ton-Arten dar: 

iiber fremd und ſchwer bleiben. | 

4) Iſt in Acht zu nehmen, daß, fo. oft eine Baß Note ein x over Ter-+) Bey der 
tiam maiorem über fid) hat, man alsdenn immer die vollkommene vechte Tertia meior 
Quinte dazu nehmen muß, wenn auch gleich diefelbe in der Vorzeich— a 
nung nicht flehet, oder nicht über der Note bemerket ifl. Hier haben fe a. 
wir Diefen Vorfall im ısten Tact, wo Die legte Note b die Tertiam ma- 
iorem über fich hat, nachdem nun in der Vorzeichnung vor f Fein x fie: 
het, fo möchte ich vielleicht wol allhier in dem Accord zu 4 die Quinte f 


nehmen (und hieffe alsddenn mein Accord r ). Das würde nun recht er⸗ 
Miedeb, Ben: Baß. K haͤrm⸗ 


Eben diefes 
Exempel in 


g moll {van$; 


poniret. 


74 .Abſchn. Cap. VIII. Vom Accord: ($.13.) 
baͤrmlich Elingen, und muß man alfo in’ diefem Accord zu b, wo das * 


dis 
uͤberſtehet, die Quinte Ks nehmen, als — und zwar des mitdem kleinen, 


b mit dem afen, und das fs mit Dem ten Finger. Dieſe Anmerkung 
hat aber nicht viel Schwierigkeit, denn die Eleine Quinte mit der groff en 
Zerzie verräth ſich Durch ihren groffen Uebelklang gar zu bald. 


$.13. Nun wollen wir. dig Epempel einen Ton Haie transponi⸗ 
ten, und ſetzen es in g zoll. 











2 we 










= — 


18 19) 2m) 


m — 


— — I = 


J. Abſchn. Cap. VIII.Vom Accord. ($.13.14-) 75 


> 24) 25) 29) 2) 


ae 


r een... — a f A ann: 
———— 


Die Transpoſition dieſes Stückes in g moll, fuͤhret es in d moll und ce mol} Es weichet 
(denn wie aus Cap. VII. $. 5.6. 7. erhellet, ſo weichet ein Stuͤck in Neben: aus ind mol, 
Doͤne aus), Dadurch man denn Gelegenheit hat, auch dieſe Ton-Arten 

Zennen zu lernen. Daß es in d mol} gegangen‘, zeiget Das czs im ısten 

Tact, wie auch Das x uber Die Baß-Noten z im ıgten und ıgfen Tact, 

denn d moll hat mit eis und nicht mit ezu thun. Im ꝛiten Zack kommt 


Bine moll, toelches das 4 über G im 22ten und 23ten-Zacke anzeiget, undincmod, 


denn e_ mol hat mit b und nicht mit d zu thun; mie denn hievon im afen 
Eapitel, woſelbſt von den Modis muficis ift gehandelt worden, Der aıfe 
$phus nachzufehen. — 


$.14. . Die Anmerkungen, welche $.12. bey dem Exempel aus mol! Es gehöret 
gegeben worden, gehören auch hieher. Als da iſt Die erfte Anmerkung, dieherdie er: 
von den durchgehenden Noten; item, Die zweyte Anmerkung, vom Ac-e 
cord mit der Heinen Quinte, Die einen Bogen über fich hat, als im gten MT! 
Zact 3. Es wäre hier zwar nicht nöthig gemefen ; ein b Durch Die 5 zu. 
ſchreiben, weil Doch das fihon im Syftemate vorggeichnet ſtehet, es iſt 


- aber einem Anfänger su gute, bier repetiret, Damit er. nicht etwa in Diefent - 


Accorde zu a Die reine Quinte e, ſondern Die Eleine Quinte es (oder dis) | 
nehme. Weiter gehöre Die vierfe Anmerkung auch hieher, nemlich daß und vierte 
man zu einer Baß-Mote, Die ein = ‚Tertiam. maiorem über ſich hat, im; Anmerkung 
mer die vollkommene Quinte nehmen muͤſſe, wenn auch im Syftemare die 21 vorigen 
Fleine Quinte bemerket ift, als hier im ısten Zack, ſtehet über @ ein =, mel aus 
welches anzeiget, daß im Accord Die Tertia maior foll genommen werden, 
wolte ich nun die natürliche Quinte zu a in Diefem Accord nehmen, fo 

müßte ich es haben, denn e8 flehet vor e (welches e gu a Die Vra perfecta 

iſt) im Syſtemate ein b. Diefe Regel aber, Daß ein Zon, der die Tertiam 

maiorem im Accord hat, immer Die Quintam perfedtam in feinem Ac⸗ 


cord haben muß, hebet dieſes b auf, ohne daß man ed aber der Baß⸗Note 


hat anzeigen muͤſſen, ift alſo der Griff zu = n L 


8a i —J 





5 1bſchn. Cap. VIII. Vom ecord! "($15.16.) 


Vom Trans⸗ $.15. Halten wir nun dieſes Stuͤck aus 720), gegen das, aus a mol}, 
poriren, wie ſo finden wir folgende Beranderungen darin, erſtlich: a zucl hatte in ſei⸗ 
u se ner Borzeichnung weder x not) b; hier aber, da es in g mo} transponi- 
ſchicht ret worden, ſtehet im Syftemare vor d und e ein b. Durch dieſe Bezeich⸗ 
nung nun, iſt g zoll, dem a mol} in feiner Scala aͤhnlich gemacht, welches 

nad) Cap. 1.8. 17. fo hat gefehehen muͤſſen Weiter fehen wir, daß, 

weil g einen Ton niedriger als a iſt, alle Noten Diefes Exempels einen 

Grad niedriger, ald in a »z0l, ſtehen; ferner ift im a zoll der Grad der 
Fortſchreitung nur um einen halben Ton, fo iſt algdenn im transponivten 

Stüs der Grad der Fortfehreitung auch nur um einen halben Ton, wie 

Bey der der erſte Tact ſolches zeiget, da ıft aus = gr, g ns geworden. Eins aber 
Sranspofitign möchte Bedenken verurſachen, nemlich, im a mol hat der sgte und ıgte 
faͤllt oft ein x Face vor fein =, und im transponirten Erempel aus g zwoll, finden wir 
u daſelbſt ein Bequadrat 4. Im 4 mol} bat das fim zıten Zact ein #, 
und ſtatt eines und im g mol finden wir allda ein b. Ob nun dieſes im Fransponirten 
4 gin d vor. Epempel recht oder unrecht ſey, daß die Berfegungs- Zeichen ſo find vers 
wechſelt worden, das Fan am beflen erkant werden, wenn man unterfuchet, 
9b allhier ein ieder Ton um einen ganzen Zon. niedriger ſtehet, als in @ 

znoll; DIE trift nun bey Der Bermechfelung der Verfegungs:Zeichen richtig 

ein, da wird man denn fehen, daß hier im ısten und ıgten Tacte ſtatt Des 

Creutzes, welches fie) im Exempel von  zmoll vor dem f findet, nothwen⸗ 
dig ein erhöhendes A hat ſtehen müffen. Im ıgten Tact aus a mel, ſtehet 
© fs, welche beyde Toͤne einen ganzen Ton von einander liegen, Deswe- 

gen mußte nun im Stücfaus g mol), vor <= ein erhöhendes 4 flchen, 

Statt eins Damit d’und e audy einen ganzen Ton von einander lägen. Zwar findet 
4 findet man man zumeilen wol in gefchriebenen und gedruckten Muficalien, daß man 
oftein x DdEr ſtatt eines erhöhenden Bequadrats (wenn esein baufhebt) oft ein =, und 
b zur DAS Jatt eines erniedrigenden Bequadrats (wenn e8 ein * aufhebt) wol ein b 
geſezet, gebrauchet hat, und alſo ein x und ein erhoͤhendes # „und ein b und 
: erniedrigendes 4 voreinerlengehalten, und Das 4 alfo faft ganz und gar 
ikndernige abgeſchaffet hat. Prinz im Satyr-Componiften ſchreibt: „Ein iedes Zei- 
nahme , chen foll von dem andern unterſchieden feyn ; Das iſt, es foll nicht zwey 
chen. oder mehr, ſondern nur ein Ding andeuten., Item: „Alles, was 
„ einen Irrthum und Zweydeutigkeit verurfachen Fan, das foll und muß 

„ abgefrbaffet werden. „ So oft alfo eine Note ihren vorigen natuͤrli⸗ 

chen Sig wieder einnehmen fol, oder fo oft ein * oder b ſoll aufgehoben 
erden, bedienet man fic) des Bequadrats. Ein mehrers iſt hierüber zu 

fefen in des Hrn. Mattheſons Organiſten Probe pag. 246.9. 15. fegg. 

Heeovdauf 9.16. Im ezten Zack Diefes Erempels kommt ein Accord zu f mit 
mit der fein der Tertia minori vor, ls weiche Durch das daruͤber fichende b angeie 
X ER ge 


1.Abfchn, Cap-VIN. Vom Accord, (9.16.17) 77 


get wird; diefer Accord Eönte einem Anfänger etwas fremde vorkom- nen Tersie; 
men, wer aber zu, feinen Accord mit der natuͤrlichen Tertie ⸗ machen kan, die er zu ma⸗ 
der darf vor feine natürliche Terzie @ nur ein b ſetzen, welches ar iſt, fo PT 


— 
iſt alles leicht, und der Accord iſt alsdenn * Ich denke nicht, daß es Erinnerung, 


noͤthig iſt zu repetiren, mas die **, bb und 4 4 über den Baß Noten 
anzeigen, fondern, Der es noch nicht recht weiß, der lefe den Gten Sphum 
des zten Capitels noch einmal nach. Wer den ısten $phum dieſes Ca- 
pitels etwa nicht gut verfkimde, der martere ſich nur nicht damit, hernach 
bey der Nepetition wird es verftändlicher werden. Es wird aber Die Lies 
bung dieſes Erempels aus g mol} einem Liebhaber groffen Nutzen ſchaffen, 
darum laſſe er fich nicht verdrieſſen, es fleiffig zu egerciren, und alles wohl 
in Acht zu nehmen. Sonften iſt die Fingerfeßung im Baß ganz natuͤr⸗ Fingerſetzung 
lich, nur merfe man, daß bey dem erften 4 des 12ten und iöten Taets, eine im Daß erfors 
Ablöfung der Finger ftatt habe; als da im raten Tact das d zwar mit u dns 
dem zweyten Finger angefchlagen wird, fo löfet ihn Doch der Daum ges al 
fchwind ab, im ıöten Tact gefehicht das Anfchlagen mit dem vierten Sins 
ger, und der Daumen Föfet ihn wieder ab. Dom Ablöfen der Singer 
fiehe den erſten Theil des Elavier- Spielers pag.ı45. Wer hier nicht ab- 
Söfet, der muß den Daumen fortfesen, welches aber fo ficher nicht iſt. 

6.17. Nun wollen wir unfer Erempel aus a zoll aud) einen Ton Eben diefes 
höher feßen, da wir denn 5 zuol} bekommen, welches ung zwey Creuße, Crempel in 
nemlich vor Funde, jeiget. | — —— 


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78 1.Abfhtr. Cap.VIL Vom Accord. ($.17.) 








23.709 0, 9 
SLR rl I * 
Ser een 


hmol filt Mer das Erempel des zten $phi aus d dur wohl exerciret hat, dem mer- 
den Anfaͤn. den Die hier fo oft vorkommende Griffe zn und zu fs mit der Tertia 
Ber etwas maiori nicht mehr fremde und unbefant feyn; einem andern aber möchte 
eſchwerlich. diß Exempel aus 5 mol} ziemtich ſchwer vorkommen; man Iefe hieben den 

- gangen zten und sten Sphum dieſes Capitels, fie gehören beyde mieder 

hieher, wie auch die Anmerkungen des ızten $phi. Daher will folches 

bier nicht wiederholen. Ich habe bey der Snformation bey vielen Diſci⸗ 

peln angemerkt, daß ihnen 4 no} recht fatal gemefen, nicht nur wegen 

des Griffes zu s und Zr, fondern auch) wegen der Ausmweichung deffelben. 

wegen der Hier haben wir eine Ausweichung in Zr mol, als welches man im ısten 
Ausweichung Tact an dem x vor e, welches ezs Lauf unferm Claviere f) heißt, man 
in ps moll, mimt ftatt der natürlichen Terzie e, die Tertiam maiorem eis zu eis, 


Na nc mig mebfk Der voll£ommenen Quinte gär (vide pag. no. Die gte Anımert.) alfo: 


der groffen eis s ve - 
Terzievorfällt. z,, lauter Töne, Die durch ein * um einen halben Ton find erhöhet 
gis 


wor⸗ 


I.Abſchn. Cap. VIII. Vom Accord. (9.18. €.9.$.1.2.) 79 
worden, und im ıgten und ıgten Tact, allwo die Quinte gzr oben lieget, 
' i, . Diefer Griff möchte bisher noch ein wenig unbefant geweſen feyn, 


Darum mache man fich ihn recht befant. Beil übrigens im erſten Theil 

des Elavier- Spielers das ganze Xlte Eapitel des IVten Abfehnitts von 

den dreyen Haupt-2lccorden handelt, und auch dafelbft $. 7. alle Accorde 

in Noten ausgefeget find, fo weiſe einen Liebhaber dahin, um fih im 

Nothfall dafelbft Raths zu erholen. | a. 
18. Es ift mir dieſes Capitel unter den Handen gemachfen, und Vortheile, bie 

ziemlich lang gerathen; deswegen habe ver Erempel auch nicht mehr herz —— 

fesen wollen; in dieſen 6 Exempeln kommen die gebraͤuchlichſten Accorde ,, Heben. k 

hinlänglich vor; wer nun aus dem erften Theil die darin pag. 190 vor: 

kommende 6 Lieder und Dann diefe 6 Erempel fo geübet hat, Daß er einen - 

ieden Accord leicht und geſchwinde treffen Fan, der mag glauben, daß 

er fehon ein wichtig Stück vom General: Baß gelernet, und daß er Die 

andern Griffe, wobey fich eine 6, 7, 9 2x. findet, gar bald werde machen 

fernen; nur recommendire einem Liebhaber, ieberzeit acht zu haben, und Worauf vor: 

zu fehen, was er unter feinen Accorden vor einen Haupt-Accord iedesmal Menlid 

habe, ob nemlich Die Quinte, oder Die Terzie, oder die Detave oben im AP zuhaben. 

Fleinen Singer liege, damit diefe drey Intervalla ihm recht befant werden, - 

und er feine Accorde nicht bloß nach dem Gehör machen lerne. Wolte Wie man fih 

etwa einer diefen meinen Aufſatz bey der information gebrauchen, und No&tveiter in 

feinen Difeipel noch weiter in den Accorden, welche in fremden Ton Arten non 

vorkommen, üben, fo Ente man unmaßgeblich die 6 Lieder des erften Theile x 

in andere Töne fransyoniren, und zwar N. 1. aus as dur, N. 2. aus es durd) eine 

dur, N. 3. aus a dur, N. 4. aus c moll, N. 5. aus f dur, und endlich Zranspofition 

N. 6. aus b’moll. Hiedurd) wuͤrde einer recht fertig werden, die Accorde In fremde 

gefehtoinde freffen zu lernen ‚ und groffen Nugen davon haben, Nun if arten. 

es Zeit, von den andern Intervallen und ihren Griffen auch zu handeln. 


CAM TE IX. 
Bon der Gerte 


$.r. Wir haben anieko von der Serte, als der andern unvoll- Von der 
kommenen Confonanz, zu reden, da mir denn zeigen wollen: wie man: Sexte. 
cherley Die Serte fey, wie fie zu erlernen, und wie fie gemeiniglich Die 
Zerzie und Detave zu ihren Neben-Ziffern habe. - | 

$. 2. Wir haben Cap. IV, $. 5. 6. gefaget: daß die Serte Die Sie iffeine 


zweyte unvollkommene Confonanz ſey, und daß fie von Der Quinte und unvollfommes 
g Bi: Octave, ne Confonanz. 











weil ſie ber 
Veraͤnderung 
unterworfen. 


Wie aus ei⸗ 
nem Interval- 
Jo naturali 
in accidenta- 
de wird; 


3) wenn ein 
Strich durch 
die Ziffer fies 
het, 
Lateiniſche 
Benennung. 


— 


\ 


go 1. Abſchn. Cap-IX. Bon der Serte. (233° 


Octave, als welche beyde vollkommene Eonfonanzien find, nur darin um: 
terfchieden, daß fie der Veränderung unterworfen, das iſt, gröffer 
oder Eleiner Fan gemachet werden, als fie fih in der natürlichen Scala 
befinde. Weil nun Die Zerzie Die erſte unvollfommene Confonanz iſt, bie 
eben dergleichen Veraͤnderung unterworfen iſt; fo iſt im ten Cap. wel: 
ches von der Terzie handelt, und zwar $ 3 bis 7, fihon deutlich von 
dieſer Beranderung geredet; nemlich, woher fie entſtehe, oder mas 
Diefelbe verurfache,, worin fie beſtehe, und. wie fe dem General Baſſiſten 
angezeiget werde, wenn durch die Ziffer ein Strich, b oder 4 gezogen ft. 
Hier weiſe id nun meinen Xefer wieder hin, und wo ihm allda noch etwas 
ein-wenig undeutlich geblieben, Das wird ihm vieleicht Durch nachftehen- 
des Deutlich und begreiflich werden. Diefe Stelle und Die im VD. Eapi: 
tel Davon angeführte $Sphi, werden wenigfiens die ganze Sache deutlich 
machen, und mic) einer weiten Wiederholung deffelben bey der Abhand⸗ 
Jung der Diffonanzien überheben. 

9.3. Eine iede Ziffer über einer Baß Note, es fey nun eine 6, 7, 
4, 2, 9 x. welche ohne ein b oder Strich ſtehet, iſt zazuralis, das ift, 
Das Intervallum einer 6, 7,=4, 2, 9 %. wird ſo genommen, wie e8 Die 
Vorzeichnung der x x oder bb fordert, (vide Cap.VIL 8.3.) wenn aber 
ein Strich oder b durch eine Ziffer ſtehet, fo ift fie accidentalis. Wie 
fehen hieraus, Daß, wenn die Intervalla in den Griffen ohne Strich oder 
b fiehen, man fie alsdenn alfo nimt, wie e8 Das Syltema modi, oder 
die Vorzeichnung erfordert; wenn aber Diejenigen Intervalla , welche von 
ratur Elein find, wegen der Ausweichung in eine andere Ton-Art, (Die 
andere x * oder bb, als Die Haupt: Ton- rt, daraus das Stück ſelbſt 
ift, erfordert) um einen halben Ton gröffer feyn follen, als es das Sy- 
ftema modi, oder, als e8 die natürliche Scala der Ton : Art eines Stuͤ⸗ 
ckes (vide Cap. IL.) mit fich bringet; fo wird alsdenn, nach der üblich: 
ſten Art, ein Strich Durch Die Ziffer gemacht, alſo: 


3 4 3 7 2 


- and find alsdenn accidenrales. Wir wollen denen, Die Fein Latein ver: 


ftehen, zu gefallen, ihre Benennung nochmal herfesen, als: = heißt Se» 
cunda maior , Die groffe Secunde. (Durch Diez, wenn fie eine groffe 
Zerzie bedeuten foll, macht man Eeinen Strich, fondern feßet an deffen 
Statt nur ein.» oder 4, und heißt Terria maior.) +, Quarta ma- 
ior (Die geoffe Quarte), 3, Quinta maior, Die groffe Quinte (fie 
Eommt aber felten vor, und wird aledenn ſchon als eine Diffonang be- 
handelt), &, Sexta maior, Die groffe Serte, 7, Septima maior,, Die 
groſſe Septime, und endlich @,. Nona maior, die groffe None, s 

5 .4 


1. Abſchn. Cap-IX. Von der Seyxte. (456) gr 


84 Wenn aber der Neben-Ton, darin man ausweichet, erfor Divent ein b 
dert, Daß ein Intervallum um einen halben Ton niedriger oder tleiner Pröbie Zif— 
ſeyn muß, als e8 dag Syftema modi, oder als es die natuͤrliche Scala des fer ſtehet. 
Haupt⸗DTons, daraus ein Stuͤck oder Lied iſt, erfordert; fo wird ein b 
durch die Ziffer gemacht, alſo: IN: 

** — * BT, b° 


und heiffen fie alsdenn, wie folget: *+, Secunda minor , Die Feine Se: Lateiniſche 
eunde (Die Tertia minor, die Fleine Terzie, wird alsdenn durch ein Derennung. 
bloſſes b uber der Note angegeiget.) *6, Quarta minor, die Eleine 

Quarte, oder Quarta perfeeta, die vollfommene Quarte. st, Quinta 

minor, Die Heine Duinte, (wird auch) genanf Quinta falſa, die falfche 

Duinte, oder Quinta imperfefta, die unvolfommene Quinte; wird 

aber alsdenn ſchon als eine Diffonang behandelt). ct, Sexta minor, 

die Heine Sexte, #7, Septima minor, Die Heine Septime, und endlich 

4°, Nona minor, die kleine None. d2 | 

9.5 Weil nun aber ein 4 um einen halben Ton erhoͤhet, wenn I Wie ein & 
es ein im Synemate gezeichnetes oder fonft Eurz vorhergegangeneg b auf; durch die Ziſ⸗ 
hebet; und Dagegen erniedriget, ivenn es ein = (ed mag nun im Syfte- — 
mare ſtehen, oder ſonſt in einer kurz vorhergegangenen Ziffer enthalten paien Ton 
gervefen ſeyn) aufhebet: fo erhöhet und erniedriget alfo ein 4 die Ziffer erhöher, bafk 
oder Das Dadurd) angggeigfe Intervallum um einen halben Zon. Dem: erniedriget, 
ac) iſt * eine Secunda maior, wenn das’ 4 hier ein b aufhebet; und und machet 
eine Secunda minor, wenn e8 ein = aufhebef. Das bloffe eingele 4, dahers eine 
wenn e8 über einer Mote fichet, zeiget eine Tertiam maiorem an, wenn doppelte Ber 
es ein b aufhebet; und eine Tertiam minorem, wenn «8 ein x aufheber, nennung. 
+5 ift eine Quarta maior, ern das 4 ein b, und Quarta minor oder 

Quarta perfecta, wenn es ein = aufhebet. 5#ift eine Quinta maior 

oder fuperflua, wenn e8 ein b aufhebet, hingegen eine Quinta falfa, 

wenn es ein = aufhebet. sw ift wiederum eine Sexta maior, wenn Das 

4 ein.b, und Sexta minor, wenn e8 ein = aufgehoben, #7 Septima 

maior, wenn ein b aufgehoben, und Septima minor, wenn ein x aufge: 

hoben worden: und endlich „9 iſt eine Nona maior, wenn Das A ein b, 

und Nona minor, wenn e8 ein = aufgehoben. 

9. 6. Wenn alfo weder Strich, b oder 4 durch Die 6 (oder it: Wie bie Zif⸗ 
‚gend eine andere Zahl) ſtehet, fo nimt man den Ton, der der fechfte fernsu neh: 
von derjenigen Note ift, Darüber die Zahl fiehet, alfo, wie er nad) ver a welche 
Vorzeichnung iſt. Hat diefer Ton dafelbft ein = oder b, fo muß diß in — | 
Acht genommen werden, fonft fehlet man gar su grobs hat Diefer Ton niefichfüß- / 
aber weder x nach b in der Vorzeichnung, fo nimt man ihn, wie er von ren 
Wiedeb. Ben. Baß. g Natur 





82 1. Abſchn. Cap-IX. Bon der Sexte. ($.6.7.8.) 


Natur if. Diß gilt auch von allen andern Ziffern, welche bloß, d. i. 
ohne Strich, b oder 4 flehen‘, welches wir hier ein für allemal wollen 
gefagt haben. Kurz, man hat ſich Anfangs eben nicht viel zu befümmern, 
ob man Die groffe oder Eleine Serte habe, oder. haben muͤſſe, wenn man 
nur nicht wider Die «x oder bb, welche zu Anfang eines Fiedes oder 
Stückes vorgezeichnet ftehen, handelt ( vide pag: 88. S. 3.). Ich merde 
bey den Erempeln zuweilen hieran erinnern. Im Anfang, che des Lehr: 
lings Gehör muſicaliſch geworden, wird hierin zwar oft gefehlet, wer 
aber nur feinen Fehler einfiehet und erkennet, mit dem wird es ſchon nach 
und nach beffer gehen. ; 


Bon den vie: $.7. Es iſt alfo, wie aus dem gefagten erhellet, eine Sexta ma- 
verley Serten. jor und eine Sexta minor im General:Baß: hiegu Fan noch kommen Die 
Sexta füuperflua und Sexta diminura, die man auch zumeilen antrift, 
Sn, fonderlic) Die Sexra ſuperflua. Wir haben im V!. Cap. $. 11. da 
ehr ein Quinten=, Quarten: und Serten-Eramen angeftellet worden, ſchon 
Serke. gefehen, wie die Serte einen ganzen oder groffen halben Ton höher liege, 
‚als die Quinta perfeeta, und daß Die Sexra maior einen ganzen Ton, 
die Sexra minor aber. einen greoffen halben Ton höher liege, als die 
reine Quinte. Wer nun die Quinten fertig weiß, dem wird die Sexta 
nicht viel zu fehaffen machen. Auf unferer Ton⸗Leiter pag- 17. fehen wir, 
Wie alle daß die Ste Stufe einen Grad höher liegt, als die ste. Diefes muß nun 
Serten in an allen Arten einer. Sexte zu bemerken feyn, fie muß in Noten doch al- 
— Ballen lezeit als eine Sexte ausfehen, das ift, einen Grad höher als die Quinte 
ausſehen. geſchrieben fliehen, es mag Diefe Serte nun groß (maior), oder Hein 
(minor), übermäffig groß ( fuperflua), oder gar zu Flein (diminura, 
minor, deficiens) feyn, wie aus beygefügten Noten erhellet, da die 

Grade im Noten⸗Plan mit Zahlen bemerket fliehen : 


Sexta maior. Sexta fuperflua, Sexta minor, Sexta diminuta. 
— = —— — 
es 

— —— VOBER 


Sie muͤſſen $.8. Hieraus erkennen wir, daß das Intervallum einer Sexte 
den Raum immer den Raum des fechften Grades in Noten einnehmen muß, oder 
einer — ein⸗ es iſt Feine Serte mehr; ‚als da iſt alhier zu.c die Sexta fuperflua azs, 
nehmen. diß ar ifknun auf unferm Claviere das. b, molte ich nun zu c das b auf 
der vierten Sinie (vor > ein b) ſchreiben, fo wäre e8 durchaus Feine Sexra 
WiedieSepti- fuperflua mehr, fondern fehon eine Septima minor. Nun möchte einer 
ma minor ſagen: fo ift ja die Sexta ſuperflua und Septima minor zu e eineriey 
vonder Sexta Ton, 
fuperflua un⸗ 
terſchieden, 








Abſchn. Cap-IX. Bon der. Sexte. (9.8) 83 


Ton, nemlich b auf meinem Claviere; dem dienet zur Antwort: Es hat 

zwar Die Sexta fuperflua und Septima minor zu e (und auch fu Den au- 

dern Toͤnen) einerley Taſte auf unferm Claviere, nemfich das d; von 
rechtswegen aber folten Diefe beyde Zone, ais und db, unterfchieden feyn, 

und man müfte eine aparte Taſte zu azs und wieder eine befondere zu b 

haben, da denn Die Septima minor zu c, nemlich &, ein wenig höher 

muͤſte geftimmet werden, als die Sexta fuperflua zu e, nemlich ads, und 

afsdenn müfte unfer Clavier die fo genante Subfemitonia haben (vide 

den erfien Theil im IVten Abſchn. Cap. X. $.3.), Ba nun aber Dergfei- 

chen Elaviere noch nieht eingeführet find, auch vielleicht nimmer werden 

Mode werden, fo muß das Clavier nun alfo geſtimmet oder temperiret 

erden, Daß das darauf Tiegende 2, auch ein ars feyn Fan, und ſich (daß 

ich bey unferm e bleibe) eben fo gut ſchicke, gu c eine Septima minor b, 

als eine Sexta fuperfluaais, abzugeben; teil aber dieſe beyde Intervalla durch die 
einer 7 und 6 unterfchiedene Neben Ziffern haben, wie aus folgendem verſchiedene 
hald erhellen wird; fo machr dieſes, daß man folche nicht für einerley Neben-Zif 
halten Fan, tie fie e8 Denn in der That auch nicht find, ungeachtet fie MIr- 
einerley Zafte unfers Elaviers haben. Es Fönte eben aud) Die Sexta Wie die Sexta 
minor zu c, nemlich as, gu einer Quinta fuperflua von c gemacht wer⸗ minor vonder 
den, wenn nemlich vor g ein ſtuͤnde, welches gzs wäre: nun aber iſt gs Quinta fu- 
und as- wiederum einerley Tafte auf unferm Clavier; hier folte abermat pertza unter 
ein Subfemitonium feyn, da denn das as ein wenig höher als gr ſeyn MM 
müfte. Ob nun gleich die Tafte unfers Elaviers, welche Die Quintam 
faperfluam zu c, Das gas, und Die Sexram minorem, as, gibt, einerley 

ift: fo machen Doch die Neben Ziffern hier einen groffen Unterfheid; 

denn die Quinta fuperflua hat nicht allein andere Meben-Ziffern , als Die 

Sexta minor, fondern die Refolution, oder Die Darauf folgende Noten, 

find auch fehr unterfchieden. Ferner, Die Sexta diminura zu czs waͤre Wie die Fexta 
gleich) einer sollfommenen Quinte, wenn Das as fünften nur Durch ges diminura vor 
(vor g ein x) gezeichnet wäre: hier folte nun as und gzs im Ton wieder der reinen 
ein wenig unterſchieden feyn, diß iſt aber auf unferm Claviere nicht an- Quinte un: 
zutreffen, denn zs and gas iſt einerfey Tafte Darauf; deswegen offenbarer kerſchieden. 
ſich der Unterſcheid einer vollkommenen Quinte und. verkleinerten Serte 

wiederum Durch die unferfchiedene Neben-Stinmen und durch die Darauf 

folgende Noten, als z. E. auf gis (zu c die Quinta fuperflua) folget =, 

auf as (zu ce die Sexta minor) folget g oder +. Man hat alfo zu fehen 

auf den Raum, den ein Intervallum im Noten⸗Syſtem oder auf den s 

Linien und 4 Spatien einnimt, und darnach wird einem ieden Sfnterva! An Notenof- 
der vechte Name gegeben. Ein Eleines Exempel Fan Diefes alles erläutern. — ſich 


— Unter⸗ 
heid am 
BY 2 Sexta beften. 








84. 1.9bfäpn, Cap. IX. Bon der Sexte. (6.8.9) 





EURER: EEE TE. N 
Sext. mai. | VI. fuperfl. VII. min. VI. min. -V.fuperfl. | VI. dım. V. perf. Ik 


T 


— 3,87 Mara ABER BEE ran: 
n — * = Ben Eee — — 
— ——— ya RB = 


ir rn an zu 














Was im vorigen Erempel $. 7 Inuter Serten geweſen find, Daraus Tan 
eine Septima Ininor, Vra füperflua und Quinta perfedta werden, 
Wenn alfo zu e flatt ais, b auf der aten Linie ftehet, fo ift e8 eine Septi- 
ma minor: und wenn zu c flatt as (Al8 welches die Sexta minor iſt) 
gi5, vor gein ſtehet, fo iſt eg zu e Die Quinta fuperflua; zu ezs aber 
iſt gas eine reine Quinte, as aber eine Sexta diminura. Hieraus fichet 
man den Unterfeheid, wenn ein Semitonium auf unferm Elaviere Durch 
ein x oder b gemacht wird, und Daß die Doppelte Benennung der halben 

Zöne fo.nöthig als nuͤtzlich ift. - 
Kurze Wie: $.9. Hieraus wird ein Liebhaber nun gefehen haben, tie die In- 
derholung des tervalla nach Dem Raum, den fie auf den s Linien einnehmen, benennet 
vorigen. werden. Ein Raum von 5 Grad auf unfern Linien, als von der unter: 
ften bis zur Dritten Linie, tft das Intervallum einer Quinte; 6 Grad auf 
unfern Sinien, als von der unterften Linie bis zum dritten Spatio, iſt dag 
Intervallum einer 6te; 7 Grad auf Denfelben, als. von der unterſten bis 
sur aten Linie, gehöten für Die Septima (vide Cap. VL $.8. am Ende). 
ie diegroffe Es liegt Die Sexta maior alfo einen ganzen Ton höher, als die Quinta 
Serte unter: perfedta. 3.€, die Quinte zu ce iftg, Die Serte aber zu. c iſt æ; weil - 
ſchieden nun einen ganzen Ton hoͤher, als Die Quinte g, lieget, ſo iſt a eine 
Sexta maior zu c. ltem, die Quinte zu gift d, folglich iſt die Sexte 
ug das es; weil diß e nun abermal einen ganzen Ton hoͤher liegt als 4, 
fo iſt es wiederum die Sexta maior. Noch eins: Die Quinte zue iſt 6, 
die natuͤrliche Sexte iſt e (wenn nemlich zu Anfang des Stücks oder Lie- 
Des vor ckein = vorgegeichnet ſtehet, alsdenn waͤre Die natürliche Sexte 
vor der iii zu e das cas) und zwar eine Heine Sexte; denn e fiegt nur einen halben 
nen, Ton höher als die Quinte 4. Wer alfo nur die Quinten kennet, der 
nimt denjenigen Ton zu feiner Serte, der einen Ton höher als die Quinte 
Welche Sexte lieget; hat nun dieſer Ton, ber die Sexte iſt, ein x in der Vorzeichnung 
zun für iedeg: oder einen Strich durch Die Ziffer, fo laͤſſet er dis auch gelten in feiner 
mal zu neh: Sexte; hat aber der Ton, der feine Sexte ausmachet, ein b im Sylte- 
men. mate oder durch ſeine Ziffer, ſo wird diß abermal in Acht genommen; 
hat ferner der Ton, der über der Quinte lieget, im Syſtematé ein x oder 
b, und es ftehet Durch die Septe ein Bequadrat 4, fo wirft er für dasmal 
Das + oder b weg, als menn es. nicht da ſtuͤnde. Kurz, nad) der Quinte 
[die man zu allen Toͤnen perfect wiſſen muß) folget die Serfe: ob ne 
s iefe 


1. Abſchn. Cap-IX. Von der Serte, (9.9. 10. 1.) 85 


dieſe die natuͤrliche ſeyn ſoll, ſiehet man daran, wenn weder Strich, b 
oder 4 Dadurch gezogen; ſtehet aber ein * dadurch, fo erhöhet er feine 
Sexte um einen halben Ton; ftehet ein b dadurch, fo erniedriget er fie 
um einen halben Ton; flehet nun ein 4 dadurch, fo wirft man Das * oder | 
b weg, welches enttveder im Syftemate, oder Furz vorher vor dieſem 
Zone, welcher die Sexte ausmachet, geftanden. — 

$.10. Wir wollen Die gebräuchlichften groffe und Heine Serten hie⸗ Alte gebraͤuch⸗ 
her ſehen: die Sexta maior zu c iſt a (einen Ton höher alsdie Quinte g), liche Sexten, 
die Sexta maior zu d ift.gzs einen Ton höher als Die Quinte fs), zu d 
ib, zu e iſt cic, ufiltd, uf ir dis, zugifte, zu esifte. Die 
Sexra minor wie ifte, gu a iſt f, u bift g, zu d iſt b, megifes, u 
F ſiſt des, zu e ifbas, zu gäs iſt e, zu cas iſt a, und zu dis iſt b» In 
Noten laſſen fie fo; 

Groſſe Sexten. Kleine Serten. in Noten. 





l 


Kir wollen a zeigen, wie n Sexra maior beftehe aus vier ganzen er srofe 
und aus on groffen N Zon, 98; 


dal, 
— — — — = ee — — 
— Sense ee 
Wenn wir alle groſſe Sexten ſo wolten fin : — wuͤrden wir finden: 
Daß der halbe Ton bald im erften, bald im aten, bald im sten, und bald 
im aten Grad kommen wuͤrde. 

Die kleine Sexte aber beſtehet aus 3 ganzen Und zween groſſen hal: Ei ar 
ben Tönen , als: 











gr. Dieſe beyderley Sexten nun, die groffe und Die Fleine, find Sexta füper: 
fehr gebräuchlich; Die Sexta (uperflua, welche noch einen Eleinen halben Aus und di, 
Ton groͤſſer iſt, als Die Sexta maior, und die Sexta diminuta, welche Minus. 
noch einen Eleinen halben Zon fleiner iſt, als Die Sexra minor, Formen 
fehr wenig vor; deswegen wollen wir ur hm gnietzo nicht aufhalten. 
2, . 


> 





86 1.Abſchn Cap-IX: Von der Sexte. (6. 12, B.14.) 


Wie die Sorte $.ı2. Man richt ferner auch, Die Sexte ſey nichts anders als ei⸗ 
eine umge: ne umgekehrte Terzie, als z. E. Die Tersie gucifte. Hier ift nun c der 
— Terzie Grund oder tiefſte Ton; hingegen e, die Terzie zu ce, iſt um 3 Stufen 
höher. Kehre ich Diefe Terzie? nun um, alfo, Daß ich Den obern Ton e 
unter c, und alfo zum Fundament-Ton mache, als 5, fo ift Das c zu e ei⸗ 
ne Septe; daher ſagt man mit Recht: Die Serte fen eine umgekehrte 
Terzie. Denn wenn ic Die $- 10. ausgefeßte groffe und Eleine Sexten 
wolte umkehren, nemlieh Die oberſte Note, Die eben Die Serte ausmachek, 
eine Detave niedriger fegen ; fo wäre es aledenn eine Terzie: und zwar, 
wenn die groffe Serte umgekehret wird, fo wird Daraus eine Eleine Ter— 
gie; Tehret man aber Die Eleine Serte um, fo wird eine groffe Terzie dar— 
aus, wie hieraus erhellet: | 
Groſſe Serte eine Eleine Bersie. Sleine Sorte. eine groffe Korsie- 
3 macht macht 






Be en } ! Sr — 
Wiedes 9.13. Ich kan ferner die Sexte gu einem Ton auch leicht finden, 
zu fin⸗ wenn ich mir erſt die Octave, die am leichteſten zu finden iſt, zu meiner 

en. 


ae als wenn ich im Difeant € habe, und im Baß e dazu anfchlage, fo habe 
me ich einen reinen Accord zuez verwechſelt aber die Baß Note ihr ce mit bem 
unterften Ton meines Accordes, und nimf e, ich aber alsdenn meinen 


Griff in der rechten Hand behalte, fo habe ich den Serten-Briff zu e. 


Die Haupt: $.14. Die drey Confonangien, wovon im Vten, VIten und VIlten 
Ziffern ſiehen Capitel gehandelt worden, nemlid) dies, s und 3, find Die Intervalla, 
nur uͤber dem welche einen reinen Accord ausmachen (wovon das VIllte Cap. gehandelt) 
Baß, und welche faſt immer beyſammen find, alſo, daß, wenn nur eine 8 über 
einer Note ftehet, man ſchon weiß, daß Die 5 und 3 Dazu muͤſſen gefchla- 

gen 


1. Abſchn. Cap. IX. Bon der Sexte. (14.15) 87 


gen werden; oder wenn nur eine 3, *, b oder 4 über einer Note fichet, 
fo ift diß auch eine Anzeige eines veinen Accords, und daß die 8und s mit 
dazu muffen genommmen.mwerden. Mit den andern Ziffern aber hat e8 ei 
ne andere Bewandniß. Es if aus Dem vorigen befant, daß Die rechte 
Hand, fo oft eg möglich ift, und wenn dadurch Fein muficalifches Virium 
(davon hernach etwas vorkommen. fol) verurfachet wird, immer drey 
Toͤne haben muß, die nun alle drey durch Zahlen über ieder Baf: Note 
von rechtsivegen folten angegeiget feyn, fo wüßte man gemiß, was man 
por Intervalla in der rechten Hand zur Baß-Note nehmen folte; allein, 
um des vielen Schreibens überhoben zu feyn , fo werden nicht alle Neben⸗ 
Ziffern, wie man fie nennet, immer mit Darüber gefegt, fondern nur Die \ 
Haupt:Ziffer, oder Haupt:Ziffern. Indeſſen aber gibt man Regeln, die die dazu gehoͤ⸗ 
einen lehren, was für Neben:Ziffern zu diefer oder jener über einer Note tigen Ziffern 
fiehenden Ziffer oder Ziffern noch miüffen genommen werden, als da heißt — 
es: zur Serte gehoͤret die Terzie und Octave, jur 2 gehoͤret 6 und 4, BE — 
zur 7 gehoͤret s und 3 2c. davon zu feiner Zeit Das noͤthige vorkommen wird. 
Es ift auch viel commoder, als wenn man alle Neben - Ziffern, die zu ei: 
ner übergefchriebenen Haupt-Ziffer gehören, folte drüber fehreiben. Die Ziffern erwe⸗ 
Ziffern überhaupt, wenn man fie in andern als in eigentlichen Rechen: Een oft bey 
Büchern etwas haufig gedruckt fichet, haben Doch das Ungluͤck, daß fie — 
bey Unwiſſenden, oder bey ſolchen Leuten, die keine Liebhaber der Rechen⸗ 
Kunſt ſind, als Zeichen einer ſchweren und verdrießlichen Abhandlung 
oder Lehr⸗Art angeſehen werden: ſchriebe man nun aber gleich alle Ziffern. 
drüber, fo würde Doch die Erfernung des General: Bafles dadurch nicht > 
erleichtert werden ; man Fonte Die Haupf:Ziffer von denen Neben : Ziffern 
auch nicht nnterfcheiden. Die wenigen Regeln nun, Die man deswegen 
nöthig zu wiſſen hat, erfparen einem viele Mühe, befreyen einen von vie⸗ 
fen Druck: und Schreib-Sehfern,, und find dabey bald gelernet. 
$.15. Wir bemerfen Deswegen alhier, daß zur 6 (fie mag nun Zur 6 gehoͤret 

mit oder ohne Strich, b oder 4 flehen) Die sund 8 gehöre. Es ift alfo 3 und s. 
der Unterfcheid eines Serten - Griffes vom reinen Accord fehr geringe, Vortheile, 
denn flatt der zum reinen Accord gehörigen Quinte, wird nur die Sexte den ganzen 
genommen, 3 und 8 bleiben«(vide ı. Theil IV. Abfchn. Cap. XIV. $. — 
da ferner eine Sexte eine umgekehrte Terzie iſt, wie $. 12. und 13. gezeiget BAM In: 
worden, fo darf man fich nur vorftellen, als ftünde die Baß- Note, dar: 
über die 6 ſtehet, eine Terzie tiefer, und erforderte einen reinen Acenıd, 
als z. E. im Baß flünde über e eine 6. Könte ich nun noch nicht mit 

dem Serten: Griff fertig werden, fo ftellte ih) mir nur vor, daß meine 
Baß Note e eine Terzie tiefer, nemlich ins c, flünde, und Daß ich dazu 
den reinen Accord fehlagen folte, wie im ızten Spho davon ſchon ein Er 

pe 





* 


88 A.Abſchn. CapIX. Bon der Sexte. ($.15.) 


pel gegeben teorden. Wenn ferner die Baß-Note 77 eine 6 über fi 

hätte, und die Diſcant-Note hieffe auch n, fo Dachte ich nur, mie. der rei— 

ne Accord gu dem Tone, der eine Terzie tiefer als Z7 fieget, nemlich G, 

foare, den fehlage ich nur dreiſte an, denn der reine Accord gu G und ein 

Serten Griff zu Z haben einerley Töne in der rechten Hand. Dahero 

es denn aud) koͤmmt, daß Feine Serten-Sriffe leichter zu treffen find, als 

Diejenigen, Darinnen Die rechte Hand die Löne des vorigen reinen Accords 

Die der ganze behält. Wann alfo vor derjenigen Note, welche Die 6 hat, eine Note 

Sexten Griff fiehet, Die Den reinen Accord hat, und dabey eine Zerzie-tiefer ift, fo ift 

er gar Feine Kunft beym Serten:Griff, fondern der reine Accord zur vorigen 

Ti Note ift, wenn der Baß nemlich um eine Terzie fleiget, auch) Der Serten- 

on Griff ganz ungeändert. Oft gehet, nach dem Serten: Griff, ver Baß 

auch wieder zu feiner erfien Note zurück, nemlich eine Terzie tiefer, ale 

diejenige Note, welche Die 6 hatte, oder auch zumeilen eine Zerzie höher: 

‚in diefen beyden Fallen darf ich nur zum Serten:Griff den vorher ange: 

in einem ſchlagenen reinen Accord wieder anſchlagen. Weil dergleichen Saͤtze ſehr 

Exempel ge: pft vorkommen, fo wollen mir ein klein Exempel davon herſetzen, und Die 

zeiget. oberſte Stimme daruͤber ſchreiben, auch im Anfangs-Accord zu e die Terzie 
oben nehmen, : | 








1. Abſchn. Cap-IX. Bonder Serte. (F. 19. 6). 89 


Bey Uebung dieſes Exempels iſt zu merken, was eben von den Sexten⸗ 

Griffen geſagt worden, nur ein einzigsmal, nemlich im ıoten Tact, Da 

Das vorhergehende e die Tertiam maiorem über ſich hat, lieget der 
Sexten⸗Griff nicht vorher (man faget: Der Griff, oder das und Das In- Was das heif: 
tervallum, Sieget vorher, wann entweder ber ganze Griff, oder ein, oder ft: vorber: 
Wey Intervalle, Davon, ſchon im vorhergegangenen Griffe enthalten ge- liesen. 
weſen); er kommt aber gleich) nachhero bey A nor, Denn der Serten:Griff 

gu e iſt eben wie der reine Accord zu 2 







— — — 5] Das verige 
TI Erempel, mit 
— —der goben 





Wiedeb. Gen. Baß | Mm _ >? 





Eben diefes 
Erempel, 
wenn die 5 


oben lieget. 


| J. Haug Cap.IX. Von der Serte, (8.16. in) 





: 7) 16) ; 
— en Here 
|h= — — 





— kommen nur zwey Bin. des Sexten-Griffes vor: Die 
Sexte lieget dreymal, nemlich im 1.6. und ioten Tact oben, die 8ve hinz 
gegen fünfmal, nemlic) im 2. 5. 7. 13. und ızten Tact, und die Tersie 
finden mir hier gar nicht oben. 

$.17. Nun tollen wir gleichfalls mit der Quinte zu.e (ale aus 
welchem Zone das Stück ft) anfangen , und fehen, mie die Ober: 
Stimme an Be 


2’) ee e%_ ?) ©. N) ge 
— — En 
* 6 | ” 












Wie dieſe drey Hie kommt nun die 6 Dreymal oben liegend vor, als im 2. 5. und ten 
Eprempel ſleiß Tact. Die Zerzie finden wir bier fünfmal oben liegend, als im 1. 6. ı0. 


fig zu uͤben. 


23, und ten Tact. Die Detave hingegen gar u oben. drey 
Exem⸗ 


I. Abſchn. Cap. X. Bon der Sexte. ($.17.18.) 91€ 


Erempel find nun, weil fie fehr leicht, und nur wenig vom Accorden- 
Exempel unterfchieden find, eine gute Uebung für einen Liebhaber, wor— 
aus er, wenn er mit Attention fpielet, den Serten : Griff nach allen fei- 
nen dreyen Beranderungen ſchon ziemlich erlernen wird; er fpiele aber, 
wie gefagt, mit Bedacht, das ift, er fehe fleiffig zu, in welcher Stimme 
oder in welchem Finger Der rechten Hand er zum Serten:Griff Die Serte, 
Zerzie oder Detave habes er bemühe fi), e8 nach und nad) ein wenig 
Zart:maflig fpielen zu lernen: drey Diertel- Zack hat Doch eine befante 
Bewegungs⸗Art an fich. In dieſen Erempeln nun ware Die 6 nicht un: Wie der Ser: 
umganglich noͤthig geweſen, fondern man hätte ſtatt der Note, Die Die 6 ten Griff zier- 
über Sich hat, die vorige Baß-Note mit einem reinen Accorde ftehen Taf lich ſtatt eines 
fen koͤnnen, als ftatt e, mit der 6 im erfien Zack, häkte die Baß Note e Incl — 
bfeiben koͤnnenz ſtatt ⸗ im andern Tact haͤtte g bleiben koͤnnen, und fo ne 
weiter. Der Herr Sorge ſchreibt im andern Theil feines Vorgemachs 
Cap. 11.9.4: „Der Serten= Accord dienet vornemlich Dazu, da⸗ 
„ mit der Baß eines Stüdes nicht immer mebrentbeils in fprin- 
5 Ser Intervallen einher treten dürfe, fondern mit feinen me⸗ 
odiſchen Braden einher geben, und abwechfeln Eönne, „ 

$.18. Es trift aber mit dem Serten- Griff nicht allegeit ſo ein, Dft liegt nur 
- Haß er im vorigen Griff immer, felbft nad) feinen zwmey Meben- Ziffern , vom Syrten: 
gelegen: denn zumeilen liegt nicht Ein Ton davon vorher; oft aber lieget STE Blo 


8 — die Sexte im 
die Serte allein im vorigen Griff oben oder unten, als: vorigen Grif. 


Die Serteliegt hier oben. Die Serteliegt hierunten. 







J — ! 


; et - — 4 
I: En — — 





iM 
j 














— — — — 3 — — 
(ee 


Wenn aber der Baß gradarim (tie hier um einen halben Ton) herunter Beym Ser: 
gehet, und der Difcant entweder ftehen bleibef, das ift, feine vorige ten Grfff iſt 
Note behält, oder mit Dem Baß gradarim herunter gehetz fo Ean gar let ein mu— 
feicht ein muficalifehes Vitium begangen merden: denn wenn man. als: ee 
denn fo, wie obenftehende Säge ausgefeget find, verfahren mwolte, fo 
würde man im erflern Sall, da-die6 oben lieget, in der Zenor - Stimme 
Cift der unterfte Ton des Griffes) mit dem Baß in Octaven gehen; im 

M 2 andern 








92 1.90. Cap-IK, Von der Corte. (18) 


andern Fall, da die Sexte unten fieget, wuͤrde man im Alt ( iſt der mit⸗ 
telſte Ton im Griff) mit dem Baß in Octaven fortgehen, wie aus den 
Noten hier deutlich zu ſehen (vide Cap.V. $. 4. Die legte Hälfte). Als, 

da hat in den Sägen, da die Sexte unten lieget, die mittelſte Note 
des Sriffes mit dem Baß einerley Töne, welches Har genug zu erſehen; 
und in den Sägen, da die Serte oben lieget, hat Die ‚unterfte Stimme 
der rechten Hand einerfey Noten mit dem Baß: diß wäre nun ein offen: 
bares und grobes Virium (oder grofte er Sehler) beym General: Baf- 
Spielen, davon zu deſto mehrerer ——— und Warnung hie und 
Worin es be: Da Anzeige geſchehen wird. Denn es iſt nicht erlaubt, daß eine von 
ſtehet. den dreyen Stimmen der rechten Hand zweymal nacheinander die 
Dahero bleibt Zu Noten in Öetaven repetire oder mitmache. Deswegen muß 
aun des nun in folchen Faͤllen Die Detave beym Serren-Griff wegbleiben; und da⸗ 
pa — mit nun die rechte Hand doch drey Stimmen bekommen moͤge, ſo wird die 
en Hin ei Serte, wenn fie nemlich oben lieget, verdoppelt , Das heißt, fie wird 
doppelt nochmals, nemlich um eine Defave tiefer, mitgenommen, fonderlich, 
wenn der Difcant nad) dem Serten Griff um eine Terzie fälle, dahero 

wären Die vorigen ausgefesten Griffe falſch, und müßten fo fiehen, wenn 

die Sexte, wie hier, oben lieget. 


entweder die 
Serte, 





oder die Ter⸗ Liegt aber die Sexte unten, und der Baß gehet einen Grad herauf oder 


zie. herunter, fo wird im Griff ver rechten Hand bey der 6 die Terzie ver 


nn „alſo wuͤrden Die Säße, da Die Serte unten — ‚ alfo ſtehen 
müffen: 


—— 








Abſchn. Cap. IX: Von der Sexte. (9.19, C:10,6,1.2.) 93 


Ein Anfänger, oder ein Knabe, der noch Feine Octave greifen Fan, hat Erinnerung; 
fich mit der Verdoppelung der 6 oder 3 beym Septen:Öriff noch nicht zu 
"bemühen, der läßt allhier nur Die Octave weg. 


619. Nachdem nun Einzlich angezeiget, wie man die Octave bey Veſchluß die: 
ber 6 nicht immer mitnehmen darf, und mie man an Deren Statt bald ſes Capitels. 
Die Serte oder Terzie verdoppeln Fan (von welcher Verdoppelung weiter 

bin mehr vorfommen wird); fo wird es Zeit feyn, einem Liebhaber einige 
gieder-Melodien vorzulegen, darin er das erlernte zur Ausuͤbung brin- 

gen Fans; ich werde ſolche Melodien wieder aus dem geoffen Salliſchen 
Gefangbudye, welches in Halle im Wayſenhauſe ediret, und allda alle= 

zeit zu befommen ift, nehmen, und hinter ieder Melodie noch ein und an- 

deres Lied aus demfelben Buche anzeigen, deſſen Melodie eben fo leicht 

ift, und zur Hebung auch Fan gefpielet werden. : | 


San. 
Sechs Lieder - Melodien mit Anmerkungen. 


$.1.. In den ſechs Liedern dieſes Capitels wird nichts vorkommen, Belhaffen: 
als wovon in dieſem Abfchnitte nieht fehon ein hinlaͤnglicher Unterricht er⸗ heit dieſer Lie⸗ 
theifet worden; folte fich aber etwas, wovon noch nichts erwaͤhnet wor⸗ DE et 
den, darin hervorthun, fo werde ſolches in den Anmerkungen einer ieden en 
Melodie anzeigen und erflären Sonften werden die Anmerkungen eine gen 
Erinnerung und Anzeige des fehon geſaͤgten geben, die Spielung der Me- 
lodie zu erleichtern, und verfchiedene Stücke, Die beym General-Baß 
vorkommen, anzeigen und erklären. - So oft in diefen 6 Liedern die 
Ditave bey der Sexte ein Virium (oder Sehler) verurfachet, habe daſelbſt 
im Difcant die zu machende Zone ausgefehrieben ; hie muß nun einer fein 
nachfehen, Damit er felber einfehen lernet, daß der Schler zweyer nachein⸗ 
ander folgender Octaven wuͤrde in den Mittel: Stimmen begangen wor⸗ 
den ſeyn, wenn man die Octape nicht ausgelaffen: 


$.2. Die erfte Probe, tosranı man probiren Fan, wie fertig man Das ale 
im Treffen eines Accordes und im Serten-Briff durch Die Leſung Der vor- Erd fans 
gegangenen Eapitel geworden, mag dus = mol) feyn; wer nun die im 
achten und neunten Capitel gegebene Exempel fein geuͤbet hat, alfo, daß, 
er eine gewiſſe Fertigkeit, fie zu fpielen, erlanget hat, dem wird nicht al- 
lein diß Lied, fondern auch die 5 folgende, leicht zu fpielen feyn. Die klei— 
nen Zahlen bey jedem Tact zählen felbige ab, um Die in den Anmerkun: 
gen citirte Taste ohne Muͤhe bald finden zu Eönnen, 


3 $.3, 











4 1LAbſchn. Caß · X Sechs Lieder (3). 


$.3. No.r. Rein Chriſt ſoll ihm die Rechnung machen ꝛc. 
Num. 976. RE a0 Art 















Loy za 

Ar 
— —8 
Serge 


* 


— 





— — x 00,3 686 
Be er, 
13 i N153 


) 





Anmerkungen, ie 
Anmerkun⸗ 1) Wer dieſes Lied im Halliſchen Geſangbuche ſelbſt nachſchlaͤgt, 
gen: der wird im Baß hie und da eine Eleine Aenderung finden 5 dieſes ift nun. 


1. Warumder deswegen gefchehen, Damit ich einem Liebhaber nichts möchte vorlegen zu 
a fpielen, al wovon er ſchon im vorhergegangenen unterrichtet worden. 
dertworden. Weil nun unfere ganze Abhandlung, nad) einigem allgemeinen Unterricht 

vom General⸗Baß, bishero noch nichts. weiters in fich gehalten, als die 


Lehre 


mit Anmerkungen. (9.3.) 95 


Lehre von den Confonanzien, nemlich von der Ditave, Quinte, Terzie 
und Serte: fo kommen hier auch Feine andere Griffe vor, als ſolche, Die 
aus der Zufammenfehung der Conſonanzien befiehen. 


2) Die Bogen, welche im Difcant über zwey Noten ftehen, zeigen 2) Der Bogen 
an, daß zwey Töne auf Einer Sylbe des Liedes müfjen gefungen werden ; 
fteben bier aber im Baffe über zwey Noten Bogen, fo zeiget folches an, 
daß die feste Note ohne Griff im Baß ganz allein foll gefpielet werden, 
und Das heiffet, die Note gehet durch, d. i. eg wird Fein Griff aufs zeiget eine 


neue Dazu gefchlagen, wie folche durchgehende Noten im Baß allhier im durchgehende 


sten, ıöten und ızten Tact vorkommen; zu folchen durchgehenden Noten Note an. 
Fan auch die mittelfte Note Des 1afen und zzten Tactes gerechnet werden, 7 
allwo fich der Serten-Sriff zu 7 und > fehon im vorhergegangenen Ac⸗ 

corde zu a und g befindet: weil nun der Difcant zu a einen halben Fact 

hat, und der Sexten Griff fehon im Accord zu ⸗ enthalten iſt, fo bleibet 

der Griff zu = liegen, und < fehläget nach. Gleiche Bewandniß hat es aud) 

im ızten Zack. Die Achtel des Difcants im legten Saß erfordern auch) 

nur fo viel Griffe als der Baß Noten hat, nemlich zum erfien 4 Tiegt im 

Accord die Terzie ‚oben, und z gehet mit Dem Fleinen Singer allein nad), 

zum andern d im Baß lieget die Octave 7 oben, und wird allein nachge- 

ſchlagen. Im dritten Tact aber hat der Difcant hinter » ein Punet, diß Vom Punet 
Punct hat nun = um die Hälfte, (hier nemlich um ein Achtel) verlängert, im Diſeant. 
deswegen bleibt der Accord zu z auch um Drey Achtel liegen, machet der 

Beaß alfo zum Griff 4 und zum Punct das = allein, da denn dierechte 

Hand ftilleöfieget, und das wird alsdenn mit dem Eleinen Finger allein 
angefchlagen ; diß ift zu merken, weil dergleichen bey Liedern viel vorfällt. 


3) Was den ambirum oder die Ausmweichung dieſes Liedes in eine ;) Bon der 
andere Son: Art befrift, fo weicht e8 im ızten Tact in e dur aus, und Ausweihung 
bleibet darin bis im ı6ten Zack, wo es wieder ina mol gehet. Wir fin; dieſes Liedes. 
den in dieſem Liede allegeit gzs oder ein * vor g, es mag.nun im Diſcant, 

Baß, oder in den Mittel-Stimmen der rechten Hand vorfommen.. Wenn 
es in den Mitte-Stimmen foll ſeyn, fo finden wir über e im Baß ein * 
(welches die Tertia maior zu e, nemlich gzs iſt) oder über 4 eine Sexta 
maior & (welches wieder gzs iſt); ausgenommen der ızte, ı4fe. und ı5te 
Tact, da im ızten und ısten Tact der Baß g hat, und im ı4ten Tact, 
da das s im Accord zu e enthalten iſt. Daß nun hier. das gzs fo viel vor⸗ 
koͤmmt, zeiget an, Daß das Lied faft allegeit in @.204 bleibet; Denn gzs ift 
das Semitonium unferwerts von a, welches fich in @ z201 muß hören laf 
fen (vide Cap. Il, $. 21. 22.). ; Den 

4) Zu 


\ 














96. 1.Abſchn. Cap X. Sechs Lieder (6.3.) 


M GEs hat lau⸗ a) Zu denen hierin befindlichen reinen Accorden wird allezeit die voll⸗ 
— kommene reine Quinte mit der natuͤrlichen Terzie genommen, und weil 
— ſich hier Fein = oder b in der Vorzeichnung zu Anfang des Liedes befin- 
Ä det, fo. beftehet Die natürliche Terzie auch) aus Feinem fo genanten Semi- 
ausgenom: zonio, Doch merket man fich Das =, melches hier achtmal über e zu 
Hi das *. finden; diß x zeiget nun Die Tertiam maiorem zu ⸗ an, (Cap. VII $.6.), 
we ich ſetze Deromegen vor der natürlichen Terzie zu e, nemlich vor g, ein x, 
und nehme im Accord zu e (fo oft hier oder auch in andern Liedern ein * 
Darüber fehet ) Die Terzie major grs flaft g. So lang ein iedes Lied oder 
Stuͤck in a mol ſich aufhält, wird man finden, daß fiber e ein = undüber 
b eine Serte major ftehet. Diß letztere merke man fie), denn eg wird 
davon hernach ein mehreres vorkommen. 


s) Was der 5) Wir finden in Diefem Liede die Serte auch verfehiebene mal, und 
SEtrich durch zwar zweymal, daß ein zarter Strich (der im Drucken der Noten nicht 
die o bedeutet. immer fo Deutlich feyn kan, als in geſchriebenen Noten) dadurch ſtehet, 
als im erften und gfen Zack ftehet über b, 5: Was der Strich durd) 
Die 6 angeige, davon fiehe Cap. VII. $.6, und Cap. IX. $.3. Es bedeutet 
nemlic) der Strich Durd) Die 6, Daß Die natürliche Serte zu b, nemlich g, 
Durch ein * um einen halben Ton muß erhöhet werden, und daß man ſtatt 
g das gis nehmen foll, als welches gzs ſich in a mol! muß hören lafien, 
wie in den beyden vorigen Anmerkungen geſagt worden. 
6) Bon den 6) Daß zu dee Serte die 3 und 8 gehöre, wie im vorigen Capitel 
Sexten Griſ $. 15 gefaget worden, ift hier wohl zu merken: dreymal, nemlich im ıfen, 
FED Lie Zten und.nten Tact, muß die Octave wegbleiben, Davon in Der folgenden 
n Anmerkung. Die dreyfache Beränderung eines, Serten-2feeordes (vide 
Cap. IX. $.16.) koͤmmt hier auch vor. Die Zergie lieget hier im ı, 6, ı 
und ızten Zack oben; Die Serte fieget im ı, 3, 5, 8, 9 und ızten Tact 
oben, und die Octave im g, 12 und ı6ten Tact. Es kommt hier auch im 
21, 12 und ızten Zack der Fall vor, davon Cap. IX. $.15. erwähnet worden, 
daß nemlich der Baß eine Terzie feiget, und auch wieder eine Terzie 
fallt, da denn der ganze Serten- Griff fehon fieget; im ı2 und ı3 Tact 
wird zwar der Serten-Griff nicht aufs neue wieder angefchlagen (wovon 
Die ate Anmerkung fehon etwas gemeldet) weil der Difcant einen halben 
Tact hatz indeffen muß ich Doch wiſſen, ob in ſolchen Fällen, da der Dife 
cant ftehen bleibt, und der Baß fortgehet, der Griff im vorigen gelegen, 
oder ob in den Mittel-Partien oder Stimmen auch ein oder Die andere 
Note zn andern ift, wie hernach davon Erempel vorfommen merden, 
Hier aber iſt nichts zu ändern, denn Der reine Accord zu = iſt auch ein Sep: 
gen-Sriff zu z, und der reine Accord zu. g ift auch der Sexten Griff zu A 
i 2) Sn 


t 


mit Anmerkungen, (9. 3.) 97 


7) Sm vorigen Capitel $. 18. haben wir gefagt, daß beym Serten- 7) Wie die 
Griff die Octave zuweilen ausbleiden muß, und Daß Die rechte Hand als: Detave nicht 
denn entweder nur ⸗ Toͤne nimt, oder Die 6 oder 3 verdoppelt, wie folches a 
aus den davon gegebenen Exempeln erhellet. Diefes finden wir nun hier ey 
im sten Tact, Dafelbft gehen die beyden festen Noten des Difcantd und men werden, 
Baſſes mit einander hinauf. Wenn ich nun bey gzs, welches die 6 über 
fi) hat, alhier im Difcant zum Serten:Öriff die Octave gös mitnehmen 
wolte, fo ginge Die Mittel-Stimme, und zwar der Alf (vide Cap. Il. $. 2.) 
zweymal mit dem Baß in Detaven ‚ale: 





. Run ift ſchon im erfien Theil meines Efavier-Spielers im IVten Abfchnitt Vom Deka: 
Cap. XIV. $. 14. Diefe zur Ungeit mitgenommene Octave beym Serten- ven Verbot. 
Sriff Durch verfehiedene Exempel angggeiget und die Negel gegeben wor— 

den: daß niemals zwey Stimmen in Quinten und Öctsven mit 
einander fortgehen dürfen. Im vorigen IXten Capitel $. ı8. ift auch: 

ſchon von dieſem Verbot der Dctaven gehandelt worden. Hier habe ich 

nun den Serten= Griff, wo Eeine Octave bey genommen werden darf, 
ausgeſetzet, welches man denn auch) in den folgenden 5 Liedern fo finden 

wird. Man-darf auch bey diefem Liede im ıten und ufen Tact Die Deta- 

ve gis nicht mitnehmen. vide Cap. XV. 9.173, 


8) Wir finden allhier im dritten Tact des Baffes über Das 4 zweh ZBanzip 
Ziffern, nemlich 6 5 hinter einander. Es ift ſchon im Ulten Cap. $. 9. Fern über: und 
angemerket, daß alle Ziffern, welche über einander ftehen - (bergleichen dinter einans 
bier. aber. nicht find) zugleich angefchlagen werden, und daß wenn Eine der Nebend; 
Mote (wie hier unfer Fift) mit zwey Zahlen (wie hier s 5 Jnacheinander wie damit 
ftebend gefunden wird, alsdenn folche Intervalla aud) nacheinander an- umzugehen 
geſchlagen werden; ſolches muß nun hier im zten Tact bey d gefchehen. 

- Man fchläge alfo zu d erftlich, tie gemöhnlich, die Serte mit der Terzie 

und Octave an: drauf nimt man flatt b, als welches die Sexte zu 7 ge- 

wefen, Die Quinte zu d, welches a ift, und fich auch im Diſcant befin- 

det, laͤſſet rund a biegen; denn dieſe beyde Töne Dürfen eben nicht noch 

einmal angefchlagen merden. 


Wiedeb, Ben. Baß nr N ee) 











98 1.Abſchn. Cap. X. Sechs Lieder (63.4) 


9) Üngeige 9) Einem Liebhaber, der nicht eher verlange weiter zu gehen, als 

nod) anderer his er das vorige wohl gefaßt und gehbet hat, toill noch ein paar Lieder, 

Sit SR und zwar aus eben Diefem a zoll, aus. dem Hallifchen Gefang-Buche 

: anzeigen, mworinnen auch Fein Griff vorkommt, der ihm noch Fönte un- 

bekant feyn. Als da ift nun N.82. das.Lied: Ein Kind geborn zu Beths 

(ehem x. und N. 613. Erbarın dich mein, o HErre GOtt x. 

Das andere $.4. Wir gehen nun zum folgenden Liede, welches aus f dur feyn 

2 aus Fſoll; wo die Octave nicht bey der Serte feyn darf, Da mollen wir den 
— Griff ausſetzen, und in den Anmerkungen das noͤthige anzeigen. 


N. 2. Mein JEſu, dem die Seraphinen ꝛc. N.667. 









5) nk 6) 4 ni 8) N 
— — a are — 
by x 6 
: — Sn —— —e sr 


Anmer> 


mit Anmerkungen. (4) 99 


2 Anmerkungen. 

ı) Weil diß Lied aus f dur ift, fo hat eg in feinee Vorzeichnung Anmerfun: 
vor b ein b haben müffen (Cap. H. $. 9. am Ende), welches b-dann fo gen: 
wol in den beyden Aufferften Stimmen, nemlic) im Difcant und Baß, „ Den ber 
als auch in den Mittel-Stimmen der rechten Hand muß obfersiret mer: ee 
den. Es bleibt aber nicht immer in Fdur, fondern fehlieffet im andern und woran fie 
Satz ine dur. Der vierte Sag ift aud) aus ce dur. Diß kan man fer zu erkennen. 
hen andem Y über g, und an dem 4, welches im vierten Satz im Dif 
cant vor / ſtehet. DiE 4 über g ift nun Die Tertia maior accidencalis . 

(Cap VII. $.3.) zu g, Denn weildas 4 hier ein b aufhebet, fo wird Die 

natürlich Eleine Terzie (das b) um einen halben Ton erhöhet ( Cap. IX. 

$.5.), und wird dahero aus der Terzie minor > Die Terzie major 4. Di 

b ift nun dag Semitonium untermwerts zu cdur. Weil im sten Sag das 

b wieder vorkommt, fo ift Die Melodie wieder infdur, allein im Schluffe 

Diefes Satzes kommt Doch wieder e Zur, da nemlich über deine 6 mit ei⸗ 

nem 4 ſtehet, welche Sexta maior accidentalis zu d das 4 ift, welches 

Das Semitonium unfermerts ine dur ift. Ferner finden wir hier zwey- Bon Heinen 
mal über 4 ein x , welches Die Terzie major zu 4, nemlich cs, anzeiget; sierlichen 
eis aber ift Dag Semitonium untertwerts zu ds daraus möchte man nun ee 
fehlieffen, Die Melodie wiche in d mol} aus; weil aber an beyden Stellen "IR 
Das cs bald nieder verlaffen und e genommen wird, Denn über e im vier- 

ten Tact ftehet Die natürliche 6, welche e ift, und im fechften Tact hat Die 

letzte Bap-Note felbft ein ec; fo it DIE nichts anders, als eine Eleine zierli⸗ 

che Neben-Ausweichung von kurzer Dauer, Die fich nur oft allein auf Die 

folgende Note beziehet; fie iſt aber artig. Man nehme 5. E. ſtatt cäs das 

€ zu a, fo wird man finden, wie lahm e8 gleichſam Flingt, die Tertia ma- 

ior aber erhebt hier Die Melodie, und ift auch vollkommener, als die Ter- 

tia minor (vide Cap. IV. $.6. am Ende), deswegen findet man nun Der- 

Hleichen kurze gierliche Ausweichungen bey Liedern fehr oft. | 

2) Es enthält diß Lied Feine andere Intervalla , alg Die puren Con: I Diß bied 
fonangien. Unter den Accorden möchte Der Accord gub der fremdefte ſeyn, {N leicht. 
er koͤmmt hier nur dreymal, nemlich imı, 7 und uten Tacte, vor; wer aber 
das Accorden-Erempel aus b dur Cap.VI. $. 10. fleiffig geubet hat, dem 
wird hier nicht mehr bange Dafür fenn. Die Sexte koͤmt hier auch fehr 
oft vor, von welcher fehon im IXten Cap. gehandelt worden. Eins aber 
ift noch nöthig allhier zu erinnern, nemlich: | 2 

3) Wenn. viele Serten (folten e8 auch nur zwey oder drey fen) 3) Bey vielen 
nach einander vorfommen, und zwar, Daß der Baß gradarim herauf , Srrdatim ge: 
oder, wie hier im sten Sag, herunter gehet: fo muß man alsdenn Die a: 
Octave weglaſſen, oder die Mittel: Stimme, melche Die Octave einmal preipee die 

N 2 gehabt, Octave weg. 





100 1. Abſchn. Cap. X. Sechs Lieder (5.4. 


gehabt, behielte folche Detave bey allen folgenden Tönen, wenn nemlich 
der Difcant, fo wie hier, in gleicher Bewegung (von Diefer gleichen und 
angleichen Bewegung beyder Hände fiehe in dieſem Capitel $. 6. die ste 
Anmerk.) mit Dem Baß herunter (oder herauf) ginge, al: 


unrecht. / recht. x | 

NG HRS ER re a A 
ee III 

Beinen 


ben) „em6.62 0 6A 0 0.056 S,anı,.. 
= — — Lt ® —— — 
Eee He 


Im erften Exempel ginge die Mitte-Stimme, nemlich der At, alsdenn 
ja immer mit dem Baß in gleichen Tönen, nur um eine Detave höher, fort; 
Das waͤre nun ein groffer Fehler: denn find Feine zwey Octaven nad) 

einander erlaubt, wie viel weniger eine folheMenge. Deswegen muß in 
dieſem Sase Die Detave fchlechterdings tveggelaffen werden, wie das an= 
dere Exempel weiſet, und wie im Liede felbft diß auch iſt bemerket worden. 
Es Fönte freylich dieſer Sas noch wol anders beziffert werden, oder auch 
zuweilen eine Verdoppelung der Terzie flatt haben; allein, Davon wollen 
wir hernach zu dem, was im IXten Cap. $.ı8 ſchon davon deutlich gemacht 
worden, noch ein mehreres fügen. Genug, man fpiele Diefen Satz ohne 
Octaven, wo die 6 über einer Note ſtehet. Sonften wäre es freylich befz 
fer, wenn hier Die 6, ſtatt Der Terzie, oben füge; allein bey Liedern muß die 
vechte Sand den Ton oben haben, den der Difcant anzeiger. 

2) Der Bf 4) Es gehet im sten Zack die Melodie bis ing 2 herunter, und der 
erlaubt dom Baß hat g, diß benimt nun der rechten Hand einen Zon, denn mein Griff 
Diſeant zu: Ä ’ i 
ale zug Are 7, weil nun aber der Baß fehon den unterfien Zon meines Ac⸗ 


Zung: 8 je 
eordeg, nemlich g, hat, fo muß Die rechte Hand allhier mit 2 zufrieden 
ſeyn; es kommt hier bey g der Vnifonus des Baffes mit dem Tenor vor, 
vide Cap. V. $. 6. | 
) Punet im 9 Was im Difcant im sten Fact das Achtel =, und im ı4ten das 
Diſcant. 7betrift, fo wird folches im sten Tact nad) groß GT, und im ıaten nach 
; groß C alleine nachgefchlagen. Don durchgehenden Noten , die hier im 
Difeant und Baß oft vorkommen, davon fiehe Die zte Anmerkung über 
unſer erſtes Led. | 
) Wie dieſe _ 6) Nun übernan diefe Melodie fofleiffig, daß man einen ieden Griff 
ne zu zu feiner Zeit gleich Fan eintreten laſſen, ungeſucht, ungefanmer —— 
ben. Muhe, 






mit Anmerknngen. (9. 4,5.) 101 


Mühe, alfo, daß man felbft, oder daß menigftens ein anderer. dazu fingen Pan. Anzeige noch 
er Luft hat, noch ein paar Lieder qus fdur aus dem Hallifchen Geſangbu⸗ anderer Lieder 
che zu fpielen, der fehlage auf N: 1075. Wenn die) Unglück thut greifen an ac, aus dur: 
und N. 909. Ich liebe dich herzlich, o FEfu, vor allen 2c. In dieſen beyden Lie- 
dern ift faft alles befant, ausgenommen der Griff Lund #3, davon bald 
folgen wird. 
9.5. Wir gehen zum dritten Liede, welches aus d mol, und alfo Das dritte 

dem f dur verwandt iſt. Lied a 

 ®®N.3. Mein Seufsen bricht berfür ꝛc. N. 60. — 


| a 





en gest 
| —— — 


6 ge — ‚m 6 EEE 
Sessel 
: ® 








NS 


N 3 Anmsr- 





— JAbſchn. Cap.X. Sechs Lieder (9.5.) 


— Anmerkungen. 
Anmerkun⸗ ) Es hat 4 mol) mit F dur einerley Vorzeichnung, nemlich vor 4* 
gem: ein b (Davon fehe man Cap. IV. $. 20.) und eine groffe Aehnlichkeit, alfo, 
on daß der vornehmſte Unterfchied hauptfachlich darin befichet, daß man, fo 
Fan,daßdmon lange man ın d moll fpielet, immer eis'und nicht e muß hören laffen, denn 
in fdur aug: dieſes ezs it da8Semitonium unferwerts vond zoll. Weil nun dieſes Se- 
gewichen. mitonium unterwerts oder Die groffe Septime zu Dem Ton, darin ein 
Lied oder Stück moduliret oder ſpielet, fi) immer muß hören laſſen: fo 
DieQuinte wird man finden, Daß Die BaEMote, welche Die Quinte zu dem Zone 
des Tones Hat jſt, Daraus Das Lied oder der Sag iſt, jedesmal eine Terzie major über 
a FR fich hat; als wenn die Ton-Art, wie hier, d moll ift, fo muß der Ton 
jor uber ſich. Dos Baffes, welcher ju deine Quinte if, nemlich =, nothtvendig ein x 
oder Terzie major über fich haben. Daher finden wir hier oft über a ein 
x ‚ und eben Diefe Terzie major ua, nemlich Das czs, ift das Semito- 
nium unterwerts ud. Wenn nun d mol in die ihm verwandte Ton⸗Art 
Sn fdurbat f dur ausweichen foll, fo läffet man ezs fahren, und nimt e: die ce ift 
die Quinte © Hun wieder eine Quinte gu f, und muß die Terzie major über fid) haben; 
En ne weil aber nun die natürliche Terzie zu ce ſchon an fich eine groffe Terzie an 
NT (weiches Das Semironium untermerts zu Fift) hat, fo findet man Fein 
fremd = , b oder 4 , Daran man fehen Fönte, daß die Melodie fich in 
F dur aufhält, es erhellet aber aus dem ce, womit d moi} im Heraufgehen 
nichts zu. thun hat. Als hier ift Der ganze zweyte Satz aus fdur, wie 
In amolhat zuch Der ste und bte Sat. Der ste Sag ift aus a mol), wie aus dem * 
die Quinte e ddet Terzie major, fo über e (melches Die Quinte zu a ift) ftehet, erhel- 


an let. Der ote Sa kommt im g mol}, welches Das fs und Die Terzie 


ſich. major, ſo uͤber 4 (als Der Quinte zug) ſtehet, anzeiget. So viel von 
der Ausweichung dieſes Liedes - ' 
2) Das b 3) Das vorgeeichnete b muß wohl in Acht genommen werden. Das 


muß wohl ob: 5 Fommt hier im sten Satz nur vor, da die Melodie in @ moll auswei⸗ 

ſervirt wer· chet (welches a0l aber, wie bekant, mit Feinem b oder x zu thun hat) 

fon, Denn. ba flehet über d eine 6 mit einem 4, welches Das 2 iſt welches auch 

Ben mirn, Im Difcant fehet, und eine Sexta maior accidentalis iſt. Im Accord zu 
e mit dem x oder Terzie major muß auc) flatt 5 das b genommen wer: 
den. Denn wie Cap. VII. $. 12. in der aten Anmerkung gefaget worden, 
fo hat der Accord, worin Die Terzie major ift, auch immer eine reine 
Quinte. Im sten Tact mache man im Serten-Griff zu g ja nicht Die’ 
Terzie major b, fondern. b. 

2 Vom 3) Der ste Fact gibt Öelegenheit etwas zu ſagen, wie man ſich in 
nn, feinen Griffen zu verhalten habe, wenn der Baß oder Diſcant einen Punct 
Deuflicher un, pinter ſich haben. Es ift im erften Theil des Clavier Spielers, und zwar 
terricht. AM 


mit Anmerkungen. ($.5.) 103 


im IN. Abfchn. Cap. IX. $. 2. 3. fhon geſagt; wie eine Note, welche ei: 

nen Punet hinter fich ſtehen hat ‚eben hiedurch in ihrer Menſur oder Zeit: 

maaffe um die Halfte verlängert werde, dahin ichdenn den Lefer verweiſe. 

Eben dafelbft im III. Abfehn. Cap. XI. $.10. ift die Lehre vom Punct hin- 

ter einer Note noch einmal vorgefommen, da ich denn auch angezeiget, 

daß man zumeilen ſtatt des Punctes fi) aud) einer Bindung bedienen Wie ftatt ei— 
Eönte. Weil man nun Daraus fehr deutlich fehen Fan, wie bepunctefe nes Punctes 
Noten in Liedern, in Anfehung des General-Baffes, zu tractiven find, eine Bindung 
fo wollen wir nun diefen sten Tact einmal, wie er hier ſtehet, mit Pun⸗ fiehen Fan. 
eten, und auch ſtatt der Puncte mit einer Bindung ausſetzen: 


I6 5 * 





Hieraus erhellet nun, daß im Baß das Punct hinter 4, als ein Achtel 
von dem vorgegangenen Zone muß angeſehen, und der Accord noch mies 
der zu d muß angefchlagen werden, alfo, daß das Achtel e ohne Griff 
nachgehet. Was ferner den Punct im Difcant hinter & betrift, fo zeiget 
der Punct auch hier an, daß der vorhergegangene Ton g no) um ein 
Achtel länger muß gehalten werden, und daß bey der Sexta maior zu e 
das g noch liegen bleiben muß; und da ich nun, mie die folgende Anmer- 
fung zeigen wird, in den Mittel- Stimmen die Secundam fuperfluam 
(die übermäffige Secunde) als einen ungefchicften Gang anzufehen habe; 
fo darf ich bey der 6 zu d die Detave nieht mitnehmen, fondern nur bloß 
die Terzie 4, fo bleibt hernacdh das s im Difcant (melches durch den Punct 
vorgeftellet wird) liegen, und die Mittel: Stimmen haben Es darf 
alſo das g hier nicht wieder aufs neue angeſchlagen werden, ſondern muß 
niedergedruckt liegen bleiben, 4 aber läffet fich hören. DiE hat man nun 


wohl zu merken, indem dergleichen oft in Liedern und auch fonften vor⸗ 

fallt; nemlich daß entweder die Baß- oder Difcant: Note Durch einen 
Punct um die Hälfte verlängert wird, ja daß der Punct im Bag wol zu: Ein besifferter 
weilen eine aparte Ziffer wieder über fich hat; Da denn der Punck den vo- Punch 
rigen Ton noch einmal anzeiget. Nun meyne ich Deutlich gezeiget zu has 

ben, was man vom Puncte hinter einer Note zu merken habe, 


4) Wir 











104 I. Abſchn. Cap. X. Sechs Lieder (6.5.) 


4) Wiedie 4) Wir haben gleich im erften Capitel ( $. 29 am Ende) eine De 
Pittel-Stim- finition der Harmonie vom Heren Mlatthefon angeführet, da es hieß: 
a » Die Aarmonie ift eine Funftmäffige Zufemmenfügung verſchie⸗ 

zurichten,  Dener sugleich erElingender Mlelodien zc. „ Cs fol alfo nad) die 
fer Befchreibung der Harmonie in allen Mittel-Stimmen (fo viel möglich) 
eine wohlklingende Melodie ſeyn, vornemlich aber gilt diß von der oberften 
Stimme, dem Difcant. Ferner habe im sten Cap. am Ende Des afen 
$phi gefaget, Daß Die Mittel: Stimmen fo einzurichten waren, daß die 
Menfchen-Stimme folche bequem fingen Ean, und daß in denfelben gewiſſe 
daß Feine ungeſchickte Gange, oder eine gewiſſe ſchwer zu fingende Ton - Folge ver: 
ungeſchickte mieden werden muß. Nun ift Die Secunda fuperflua (die vergröfferte 
hatt Secunde) ein feltenes intervallum, davon hernach etwas vorkommen 
Secunda fu. MID: wir merken ung bey dieſer Gelegenheit nur an, daß Die Secunda 
perflua ver: fuperflua der menſchlichen Stimme ſchwer und unnatürlich zu fingen iſt, 
urfachet, drin und Desmegen bey Lieder-Melodien, nemlich in der Difcant-Stunme, alg 
vorkommen. welche die Melodie führet, wol ſchwerlich wird anzutreffen feyn; aber auch 

in den Mittel-Stimmen muß diefe Secunda fuperflua vermieden werden, 
Bie dirgle ob es gleich manchmal Gelegenheit gibt, folche machen zu Fönnen. Un: 
nn fer Lied gibt ung ziweymal Gelegenheit in den Mittel: Stimmen dieſe vers. 
meiden, groͤſſerte Secunde anzubringen , melcyes aber nicht erlaubt if. Hier 

i kommt im sten Zack über 2 die 6 vor, und darnach über e die Sexte 

major eis; im Sexten⸗Griff zu Z läge die Octave b unten, und in dem 
Griff zu e läge Die Serte major ezs unten: DIE b und cäs nun iſt eine Se- 
cunda fuperflua, Die aber, felbft in den Mittel-Stimmen, muß vermie 
den werden, fonft befame hier, fie gefagt, Die unterfie Stimme, der 
Zenor, an b und ezr eine Secunda füperflua zu fingen; darum mußnun 
hier b wegbleiben, und der Tenor und Alt haben beyde a, dewegen das⸗ 
im Liede auch hier und im uten Fact zwey Striche hat. Im eilften Tact 
folget nach B, welches Die 6 über ſich hat, Z mit der Terzie major, mel: 
ches eäs ift: wenn.ich nun allhier beym Serten-Sriff zu Z die Octave 2 
wolte mitnehmen, und hernach zu — Die Terzie major czs wieder unten 

Va hätte; fo kaͤme im Tenor wieder die ungefihickte Secunda füperflua vor. 
Erempel, dar» PBeil nun in Liedern dergleichen Gange, fonderlich in moll Zonen, nicht 
aus zu fehen, feften vorkommen, fo will ich einige Exempel herfegen, und einem Lieb- 
en haber zeigen, tie dieſe Secunda fuperflua zu vermeiden, ich will unrecht 
— und recht neben einander ſetzen, und Die Griffe, Darauf es ankommt, 
Ha ansfchreiben. | | 


unrecht. 


mit Anmerkungen. (6.5.) 105 
unrecht. recht. unrecht recht. 





5) Wo die Detave bey der 6 ſonſt in dieſem Liede noch wegzulaſſen, 5) Warumt 
zeiget der zfe,.ıste und ızte Tact, da die beyden Stimmen ausgeſetzet find, bey dem Sex⸗ 
Man mache aber zur Probe die Octave dabey, und fehezu, ob der auf el ie 
den Serten-Srifffolgende oder vorhergehende Griff Anlaß gegeben, Die rn 
Detave wegzulafien. Allhier erlaubet es Die folgende Note nicht, role mus, 
einer nun wohl wird haben einfehen fernen, 


6) Zur weiteren Webung der Lieder aus d mol Fan genommen wer: 6 Noch eik 
den aus dem groffen Hallifchen Gef. Buch) N. 303. Nun freut euch Haar Lieder 
GOttes Rinder all zc. Wer wohl verflanden, was in der zten An; AUS? mol, 
merkung vom Puncte hinter einer Note nefaget worden, der findet indie 
fem Liede nichts, wovon ihm nicht fchon Unterricht ertheilet worden. 

Im aten Tacte muß bey der 6 zu. ges die Octave megbleiben. Sin cben 
Wiedeb. Gen. Baß. O dieſem 








Das vierte 
Lied aus 
e dur. 





106 JAbſchn. Cap- X. Sechs Lieder ($.5.6.) 


dieſem Dacte ſtehet auch hinter æ im Baß ein Punct, darüber ein x, Die 
Terzie major, ſtehet; dadurch ift z nun um Die Hälfte verlängert, und be: 
fichet alfo aus dreh Achtel, da ich denn zum dritten Achtel, welches durch 
den Punct hier vorgeſtellet wird, den Accord zu z mit der Terzie major 
anfchlage, und die linke Hand (iegen loffe. Zu dieſem Liede kan man auch 
noch nehmen N. 1432. Dank ſey GOtt in der Hoͤhe ꝛc. Hier hat man im 
aten und dritten Tacte eine Secundam fuperfluam zu vermeiden, davon 
in der vorigen Anmerkung fo viel ift gegeiget worden, nemlich im aten- 
Fact bey Bi und 7, hier muß bey der 6 zu Z die Octave megbleiben, es 
ift Diefer Satz ähnlich dem erften Exempel in der aten Anmerkung. Wa 
ter im dritten Tact bey ef im Baß; dieſen Sag ſiehet man in unſerm sten 
Exempel, tie er unrecht und recht zu foielen. Sonften kan hier die 8 
immer mit zur Serte genommen werden. Nun weiter. 


$.6. Jetzo wollen wir ein Lied aus c dur nehmen, nemlich 
N. 2 Was mich = dieſer Welt betruͤbt, = ‚828. 


IN en 





al IN SR = 109 n a) 


DEE * 











mit Anmerkungen. (9.6.) 107 


| 22) nn 13) 





- Anmerkungen. 


1) E8 ift Diefes Lied eigentlich aus ce dur, es weichet aber in Her: Unmerfun 
ſchiedene Neben-Töne aus, als gleich im zweyten Zack des erſten Sages su: __ 
weichet es aus in g mol? der andere Sag iſt wieder aus c dur; der 3te 1) AR 
iſt in a mzol), Dev ate und ste iſt wieder e dur, der ſechſte Satz ift in do, yerfaiehene 
der zte Sas iſt in fdur, und die beyden festen Sase find mie der inc Neben-Zöne 
dur. Es weichet alfo Diefeg Lied aus in g moll, a mol}, d moll und fdur. aus. 
Woran einer nun fehen Fan, in welche Ton-Art man ausgemichen, da= 
von ift fchon genug gehandelt, nemlich wenn fremde x x, bb oder H 4 
vorkommen, oder. am Semitonio unterwerts, al8 g mol} hat mit fis, c 
dur mit b, a mol wit gis, d moll mit eis, and f dur mit e zu thun. 

2) Befehen wir den erften Sag unfers Liedes, fo finden wir was 2) Fremde 
fremdes darin, nemlich daß darin von ce dur gleich im aten Zacting mol] Ausweichung 
ausgetvichen worden. Nun meichet freylich e dur gerne in g, als in fei- von — in 
ner Quinte aus, (vide Cap.VII. $. 5.) allein nicht ing mol, fondern in "" 

g dur. Seben wir aber, Daß die Melodie in f dur (und zwar hier inder 

Quinte zu H nemlich e) anfinge, und fi) in c dur endigte, fo ware es fo 

fremd nicht mehr, denn f dur weichet wol in g moi} aus; alsdenn aber 

bliebe dag doch etwas fremde, Daß fich Die Melodie in ihrer Daupt-Ton- 

Art fo gar kurz aufhalt, und gleich im 2fen Zact ins g mol) koͤmmt. 

Man folte denken, e8 hätten Die Anfangs: Worte Diefes Liedes, und fon- Mag den 

derlich Die Wörter deſſelben, welche zu Diefen Noten gefungen werden, Componifien 

nemlich: dieſer Welt betruͤbt, dem Somponiften hiegu Anlaß gegeben. dazu veran⸗ 

Denn weil die moll Töne gefchickter find, einen Mißfallen, Eckel/ Be laſſet. 

truͤbniß u. d. 9. auszudruͤcken, als die dur-Zöne, fo hat der Componiſt 

aud) den moll-Zon bald ergriffen. Ein Somponift betrachtet sornemlich 

den erften Vers feines Liedes, Dazu er eine Melodie componiren will, 

und richtet feine Melodie darnach ein: denn da in Einem Liede oft man- 

che Verſe, und in denfelben bald Freude, bald Traurigkeit, bald Ge 

laffenheit u.d.g. ausgedrücket wird; fo Ean fich der Componift nur gemeinig- 

lich an Einen Vers halten,oder ein jeder Ders müfte entweder feine befondere 

Melodiehaben, oder das ganze Lied müfte fich = allen Verſen gleich Ba 
; 2 3) In 





108 1L.Abſchn. Cap X. Sechs Lieder (6.6) 


Diß Lied 3) Sin diefer Melodie kommen alfo, wenn ich die Haupt⸗Ton⸗Art, ce dur, 
Bat s Ton⸗ Dazu nehme, sTon-Arten vor. Das mag nun heiffen, mas Cap. VII $. 5. 
Arten. gefaget worden, da eg heiffet: „ Selten bleibt ein Lied immer in der Ton 

„ Art, darin e8 anfängt und aufhöret, fondern gemeiniglich weichet 
Brage: Dbed „ man in eine ihn verwandte Ton⸗Art aus., Hier möchte nun einer fragen? 
gut it, wenn Iſt es gut, wenn ein Lied oder ander muficalifches Stück in viele Ton- 
ein Stick [ehr Arten ausmeichet? und find das die beften Melodien oder Stuͤcke, wel⸗ 
augweichet. he viel ausweichen? Hierauf Dienet Eürzlieh zur Antwort: Es ift guf, 

wenn ein Stuͤck, eg mag nun ein Lied oder fonft etwas ſeyn, nicht im: 

mer, in Einer Ton-Zrt bleibet, fondern auch in andere Neben⸗Ton⸗Arten 
ausmweicher. Die Veränderung iſt ung Menfchen fehr angenehm: weil 

nun die Mufie fo reich an Veränderungen ift, daß deren unzähliche darin 

Tonnen hervorgebracht werden; warum wolte man denn den Reichthum 

der Mufie nicht zum Vergnuͤgen des Gemuͤths brauchen und offenbar 

PBeränderung werden laffen? Wir haben Cap. III. $. s. gefagt: Daß ein reiner Accord, 
iſt angenehm, fo vollkommen er in fich auch ift, Doc) endlich, wenn deren viele nad) 
Fonderlih in einander kaͤmen (ohne Zwiſchen Mifchung anderer Griffe, welche Diffe- 
Der Muſie.  nanzien in fich halten) und vornemlich, wenn man mit feinen Accorden 
immer in Einer Ton Art bfeiden wolte, dem Gehör leicht würde widrig 

‘werden; denn der Zuhörer, Der da auf Veränderung wartet und fie liebet, 

Fan durch die Veränderungen eines reinen Accordes nicht langevergnüget 

"werden; höret er aber einen Meifter, wie er die Sonfonanzien mit den 
Diffonanzien ſo lieblich vermifchet, fo Fan er ſieh nieht fatt hören, und 

ihm wird dabey Die Zeit nicht fang. Gleiche Bewandniß hat es nun mit 

Den Ton Arten, wenn ein Stück oder Lieder- Melodie immer in Einer . 

Ton Art bliebe (fie möchte num dur oder moll feyn), fo würde beydes, 

der Spieler und der Zuhörer, bald fo fehr an Diefer Ton Art gewoͤhnen, 

daß ihnen beyden die Luft zur Mufie um vieles vergehen wurde. Deswe⸗ 

gen wird man auch fehr wenig Lieder finden, Die nicht wenigſtens (ihrer 
Sie Auswen Kürze wegen) in Eine Neben: Lon- Art ausweichen. Die Ausmeichung 
Gang in frem in andere Ton⸗Arten iſt eine mit von den fchönften Beranderungen, tvel 
de Ton Arten he man in der Muſie antrift, und welche Daher fo mol dem Spieler als 
iſt aagenehm. Zihoͤrer ſehr gefällt: Der Zuhörer wird gleichfam aufs neue ermuntert su: 
zuhören, und der Spiefer hat auch feine Luft Daran, wenn eine andere, 

zutveilen unvermuthete, Ton⸗Art sorkömmt. Daß aber eine iede Melo- 

Die ( Darin oft nur vier Säge find) sder Stuͤck immer in viele andere 

Fon- Arten ausweichen möfle, das wird eben nicht gefaget. Ein ieder 
Componiſte handelt darin nach) feinem Belieben. Oft wird nur in Eine, 

oft in zwo, drey, ja wol in 4 bi8s Ton:Arten ausgewichen; Darin wird 

nun niemand gebunden, das flieht in des Componiſten Freyheit, nur muß 

a er 


mit Anmerkungen. ($. 6.) — 


er dahin ſehen, daß er nicht immer in einerley Ton-Art bleibe Es iſt Esiſt eine 

eine Kunſt, auf eine liebliche unanſtoͤſſige Weiſe in eine andere Ton⸗Art Kunſt geſchickt 

gehen zu kbnen, worin ſich denn auch ein Liebhaber der Mufic über, MWh. 

und deswegen fi) wohl merket, in welcher Zon-Art er fpielet, und auf 

welche Art der Componift in Diefe_ fremde Ton-Arten gekommen. nz Die Auswei: 

Deffen aber Fan man nicht ſagen: Diefe oder jene Melodie weicher in-viele dung an ſich 

RNeben Toͤne aus, deswegen ift ſie gut; nein, Das folgt nicht. Es Fan klömadht 

wol eine Melodie oder anderes Stück nur etwa in Eine Neben-Zon-Art u Stück 

ausweichen, und doc) groffe Kunſt und eine liebliche Melodie in fich ha- kön. 

ben, Ja, man hat wol Stücke, Die aber meiftentheils entweder ausc dur Warum vers 

oder aus d dur find, welche immer in ihrer Ton: Art bleiben, und doch Miedene Ela: 

gefällig find, fonderlich bey folchen Leuten , die nicht viel von der Muſic — 

verſtehen; mit der Zeit aber verliert doch ein ſolch Stuͤck viel von feinem Heben Toͤne 
Credit. Oft iſt auch ein Inſtrument, eg mag nun eine Trompete, Wald⸗ ausweichen. 

horn ac. ſeyn, fo beſchaffen, daß entweder uͤberhaupt nur Eine Ton: Art 

Darauf Fan. herausgebracht merden, deswegen Denn der Eomponifte in 

Feine Neben: Zöne hat ausweichen dürfen. “Dergleichen Stücke hat man 

nun off, ihrer Lieblichkeit wegen, fürs Clavier ausgefest; Daher es Denn 

Tommt, daß man mol Stücke fichet fürs Clavier, Die gar nicht, auswei⸗ 

chen. Man verzeihe mir diefe meine Ausmeichung und Eleine Digreffion, 

fie wird ihren Nusen haben. Wir betrachten nun unfer Lied noch ein 

‚wenig: 

4) Was die Ziffern diefer Melodie betrift, fo finden wir hier aber: 4) Banden . 
mal noch nichts anders als Serten und reine Accorde. Bey dem Serten- Iffern dieſer 
Griff im 7ten, sten und iaten Zact muß die Octäve twegbleiben, oder man Me odie. 
machte verbotene Octaven, wie man nun ſchon wird einfehen koͤnnen. 
Das * und b über der Note zeiget, wie bekant, eine Tertiam acciden- 
ralem an, und das 4 verlanget die natürliche Terzie wieder, hievon iſt 
fhon genug gefagek. Beym Baß des erſten Tactes, der dafelbft eine 
Terzie fleiget und wieder fallt, fiehe Cap. IR. $: 15. | | 


5 Wir haben in dieſem Capitel $. 4. in der sten Anmerfung gefa- s) Die Orte; 
get, daß, wenn swey Serten nach einender vorkämen, und der Lbleibt beym 
Diſcant mit dem Baß in gleicher Bewegung herunter oder herauf Serten Scifi 
ginge, man alsdenn die Öctave beym Serten- Griff müfte auslaf mann ſe 
fen. Diß findet fi) nun ſonderlich im 7 und raten Tact. Dem füge ots, 
iebo hinzu: daß, wenn beyde Stimmen mit einander fpringen oder oder auch iu 
‚fallen, man elsdenn die Octave bey der Serte auch wegzulaffen Sprunge Ag 
bat; dergleichen Sprünge hier im Baß und Diſcant im sten Tact vor- ben. 
kommen, nemlich Der Baß gehet von c x e, and der Difcant gehet 

a : son. 





10 1. Abfihn. Cap. X. Sechs Lieder (5.6. 


"son sing, alſo gehen fie beyde herauf; wenn ich hier. nun bey e zum 
Sexten⸗Griff die Detave wolte mitnehmen, fo Fame die Octave wiederum 
zweymal nach) einander in der unterſten Mittel- Stimme, wie man felbft 
unterfuchen Fan. Folgen aber zwey bis Drey Serten - Griffe nad) der 
Meihe fort, und der Diſcant gehet nur nicht, wie der Baß, herauf oder 
herunter, fondern gehet herunter, wenn der Baß herauf gehet (wie hier 
imaten Tact) oder heran, wenn Det Baß herunter gehe; fo Fan die 

Bonderun: Octave bey dem Sexten⸗Griff mitgenommen werden. Wenn die rechte 


gleihen Be: und linke Hand fich entweder sufammen begegnen (d. i. wenn Die linke 


megung der hinauf und die rechte Hand herunter gehet) oder wenn fie von einander 
Dante, gehen (D. i. wenn Die linke herunter und die rechte hinauf gehet), fo wird 
Motus con- ſolches genant eine ungleiche Bewegung der Haͤnde (lat. merus con- 
trarius trarius), davon hernach noch weitlaͤuftiger wird zu handeln ſeyn. Bey 
iſt fiher zu ſolcher ungleichen Bewegung der Haͤnde Fan Die Octave nicht leicht beym 
gebrauchen. Sexten Griff ein Vitium (einen Fehler) verurfachen. Dagegen aber wird 

man finden, daß faft.allgeit, wenn man die Octave bey der Serte nicht 
hat mitnehmen dürfen, alsdenn beyde Hände entweder mit einander zu: 
gleich herauf oder herunter gehen, wenn es auch nur Ein Ton oder Grad 
waͤre (dieſe gleiche Bewegung der Handenun wird genant motus rectus); 
oder, daß die Eine Hand auf ihrem Ton bleibet, (gemeiniglich die rechte 
Ye, Hand) und die andere Einen Grad (welcher gar oft aus einem halben 
gefährlich. Ton beftchet ) fteiget oder fallt, (tvelche Bewegung motus obliquus ges 

nant wird). In dieſen beyden Fallen hat man Gelegenheit, ein mufica- 

liſches Vitium zu vermeiden; tie Cap. IX. 6.18. aus den vier erſten Exem⸗ 
Motus obli- peln, da Die Sexte oben lieget, zu erfehen, Da iſt morus obliquus; und, 
quus, die ein: wie eben Dafelbft aus den 4 letzten Erempeln, Da Die Serte unten lieget, 
ir a erhellet, da ift der oben befehriebene motus re&tus. Won diefer Dreyfa- 
Sleichfats ver chen Bervegung der Hände wird hernach im Ilten Abfchnitt ein mehreres 
führerig. vorkommen. Kin Choral Spieler hat nun hierauf zu fehen, daß er ſich 
Ein Choral: huͤte, verbotene Detaven zu machens und wohl Acht habe, ob auch die 
Spieler muß Toͤne im Baß und Difeant mit einander gradatim herauf oder herunter 
Peine verbofe: gehen, oder ob fie mit einander in Die Höhe oder Tiefe fpringen; ferner, 


N ob auch die Serte oben Tiege, und Der Baß einen halben Ton herauf oder 


Motus re- 
Aus, die glei⸗ 


-  Einwm. herunter gehe. Hier moͤchte einer ſagen: wozu nutzet eine ſolche Accurateſſe 


in Beobachtung der Mittel-Stimme? der tauſendſte wird keinen Eckel 

Daran haben, wenn ich ein paar Detaven mache; wer Fan das auch fo ge- 
Beantwor⸗ mau nehmen? Antwort: Es ift zwar wahr, daß die Octaven, wenn ihrer _ 
una: ol Wey nad) einander in den Mittel-Stimmen vorkommen, folche fehlimme 
deroberfien Wirkung nicht haben, als wenn fie in der oberfien Stimme vorkommen; 
Stimmefind Und macht man auch einen groffen Unterfcheid bey den Muſikverſtaͤndigen 
am ſchlimſten. darunter, 


mit Anmerkungen. (6. 6.) III 


darunter, ob eine verbotene Detave in der Ober-Stimme oder in den Mit: 

tel- Stimmen liege. Die Oberftimme darf durchaus nicht mit dem Baß 

in zwo Detaven fortgehen, dag iſt gar nicht zu entfehuldigen, und das des⸗ 

wegen, weil die beyden aufferften Stimmen am meiften ins Gehör fallen 

und hervorragen ; die Mittel-Stimmen aber fo fehr nicht, ſonderlich als⸗ 

Denn, wenn der Baß den Mittel:Stimmen fehr nahe if. Einen folhen 
Unterfcheid der Detaven machet Zeinichen in feinem Werke vom General: 

Baß auchs weil nun diefes Werk etwas rar und heuer ift, fo will folgen: 

de 8 Kleine Exempel daraus in Noten, mit den Worten, Die vor und nad) 

gehen, ausfehreiben; alsdenn zweifele nicht mehr, oder ein Liebhaber wird 

hiedurch vollends einfehen lernen, was es mit Dem Detaven- Verbot für 

eine Bewandniß habe. Er fchreibet pag. 140. $.4. alſo: „So bald aber Unterſcheid 
„ die Detave bey der öte vitiöfe und ungefchickte Gänge verurfachet, fo Milben vers 
„laͤſſet man fie entweder gar weg, oder man verdoppelt ſtatt felbiger, — 
viel natürlicher entweder die Terzie, oder Sexte. Damit man aber Gängen. 
„ deutlich begreiffe, wie und bey welcher Gelegenheit diefe Vermehrung 

„ oder Werdoppelung der Terzie und Serte anzuftellen , fo fehe man fol- 

„ gende 8 Erempel verdächtiger und vitiöfer Brogreffen (oder Gänge) 

„ an, und fuche eben diefe Baß-Noten wieder indenen Erempeln des fol- 

„ genden Sphi, fo wird man die, durch die Verdoppelung der Terzie und. 

„ dte, gefchehene Eorrection der uͤbeln Gange finden ; | 


a 

ya I) = Erempelson 

SS —— — — cverdaͤchtigen 
— Hg und vitiͤſen 
Gängen. 



































» 9.5. In denen erſten beyden Erempeln diefer verdächkigen und üblen Pro- Leidliche 

„ greifen gehet oben die mittlere Stimme (der Alt) der rechten Hand mit Detaven, 

„Baſſe in fonft verbotenen Detaven fort. Diefem nun Fan man I 
„die 








- 
12 1. Abſchn. Cap. X. Sechs Lieder ($. 6.) 
; Die Bermehrung der Terzie oder Serte gar leicht abhelfen, wie unten 
„zu fehen: iedoch werden diefe einzige Art ®ctaven noch deswegen 
„ öfters gelitten, weil fie durch die allernächft daran gelegenen 
„» Stimmen [fonderlidy des Baſſes], dem Gehoͤre mehr verſte⸗ 
„Eet, und alfo deſto eher mit-der befanten Verwechfelung dee 
» Stimmen [davon hernach auch etwas melden werde] entfehuldiget 
„ werden. Hingegen machet das te Erempel in denen Auflerften Stim: 
Dfiendare  ,, men offenbare Detaven, welche in Elavier-Sachen mit Feiner Verwech— 
Octaven. ſelung der Stimmen entfehuldiget werden mögen. Im aten und sten: 
Exempel find die zwiſchen dem Baß und der unterfien Stimme der rechten 
„» Hand vorfallende Octaven einem guten Gehoͤre gleichfals zu penetrabel 
» (zu merklich) wegen der ganz leeren und groffen Diſtanz (oder Entferz 
Verdaͤchtige „ nung) beyder Stimmen [ des Zenors und Baffes]. Im Sen Erempel - 
Octaven. haͤtte e8 mit denen zwiſchen dem Baß und der mittleren Stimme [deg 
Alts] der rechten Hand vorfallenden Detaven nichts zu bedeuten, allein 
„ Die Quinten, zwifchen der aufferften und unterften Stimme der rechten 
„» Hand [dem Difcant und Tenor] liegen wiederum alkuoffenbar und 
„unbedecket, wegen der groffen Diftanz des Baſſes, dahero ein gutes Ge⸗ 
„. höre hier ebenfalls die Entfchuldigung der verwechfelten Stimmen, gang 
Ungeſchickte ungern annimf. Die zwey letztern Exempel machen per morum con- 


Gänge ſelbſt „ trarium ungefchiefte Gänge in der äufferften Stimme, welche doch ie - 


per morum Derzeit, fo viel möglich, gefchickt einher treten foll. Auf folgende Art 
eonwarlum, " aßey erden alle Diefe ungefthickten Gänge gar leicht corrigiret: „ 


t 

Ver) ı 
Berbefferung | ES = m Fe E 
voriger Exem⸗ = : —— 
pel durch Ha = 





Verdoppe⸗ Verdoppelung der Serte 
lung der —— 


= Sie. 0,0 “0 sa) 
=“ (ee 
5) ee 


N 
DENN Se 6) 8 

a — — Wim 
Verdoppe⸗ — — s- — 
lung der Ter⸗ ne — False 











Ae⸗ 








mit Antnerfungen. (5.6.) 1 


So weit Zeiniben. Hieraus it nun zu fehen, wie durch Verdoppe— 
lung der Serte oder Derzie Die rechte Hand ihre dreyſtimmige Harmonie 
behalten Fan, auch aledenn, wann beym Serten: Griff Die Octave weg- 
bleiben muß; und tie die Octaven in den Mittel: Stimmen, wenn nur 
der Baß nicht zu weit Davon entfernet lieget, nur verdächtige Octa— 
ven heiften, und fo ſchlimm und unerlaubt nicht find, als in der obern 
Stimme, und wenn der Baß von den Mitte-Stimmen der rechten Hand 
weit entfernet ift, oder wenn gar die Detave in der Ober-Stimme liegef, 
oder ein vitiöfer Gang daraus entftehet. Aber für dismal gnug hievon ; 
ai betrachten nochmal unfer Lied, allwo wir noch eine fatale Stelle 

nden, > : 

. 6) Die letzte Note des sten und die erfle Note des 6ten Tartes ©) Dom ui 
koͤnnen einen leicht verführen , einen ungefchidten Gang zu machen. en 
or der Secunda füperfiua ift in der vierten Anmerkung des vorherge: unge fapeı- 
gangenen Liedes gewarnet, und der Fehler, als auch, wie er zu verbeſ Auz, 
fern, in einigen Erempeln gegeiget worden. Allhier kommt nun ein an- 
derer ungefchickter Gang vor, den man auch nicht will gelten laffen , und der Quin- 
nemlich der Fall von is nach) ©; denn wenn ich hier zue Die Terzie major, te ſupertluæ. 
nemlich z unten, und hernad) zu FDie reine Quinte e nehmen wolte, fo 
hätfe Die Zenor-Stimme eine fehlechte Melodie und einen ſchwer zu tref⸗ 
fenden Fall von &is nach © zu fingen. Diefes Fan nun verhütet werden, Wie er zu 
wenn man den Accord zu e vierfiimmig in der rechten Hand machet, und derbefkern, 
hernach bey /die Octave weglaͤſſet, als: 


— SE m — 
ee Som I — ⸗ 


rt ! 


Naun wird ein Anfänger eher die verbotenen Octaven erkennen und vermeiden Hieraus mug 

lernen, alsfolcheunharmonifcheungefchickte Gänge. Es Eönte ein Anfänger man fic aber 

hiebey denken: Ey weg mit dem Öeneral-Baß! der iſt für mich nicht; da Feine groffe 

gibts gar zu viel Oblervationes , die Fan ic) nicht behalten; wenns noch Schwierigkel— 

beym Detaven- Verbot geblieben wire! nun aber foll ich auch nicht allein leu machen. 

noch) Dazu die Quinten vermeiden, fondern auch die ſo genanten unge 

ſchickten Gänge (welche man auch lateiniſch nennef relationes non har- 

monicas): Ich foll in den Mittel-Stimmen die übergroffe Secunde und 

den ubergroffen Duinten-Fall vermeiden, und mer weiß, was noch alles 

Fommen wird; ich erinnere mich, im erfien Cap. $. 27. auch ein Wort 

von verdeckten Octaven gelefen zu haben: zudem hat Der General: Baß 

an und für fi) ſchon nicht viel Annehmlichkeiten, Deswegen will dieſes 
Wiedeb. Gen. Baß. P muſi⸗ 





Mag man: 

hen von Ev; 
lernung des 

Gen. Baſſes 
abſchreckt. 


Aufmunte⸗ 
rung und 
Troſt hiege⸗ 
gell. 


14 1.Xbfön. Cap. X. Sechs Lieder (0.6.) 


muficalifche Studium gerne andern überlaffen, und mich lieber an Hand: 
Sachen halten. Gewiß, e8 mare Feinem zu verdenfen, wenn er fo redete. 
Mancher ift ein Liebhaber der Mufic, ja oft ein groffer Liebhaber derfel- 
ben, den aber fein von Natur flüchkiges und munteres Weſen verhindert, 
fo forgfaltig und vorfichtig zu feyn , alle bemeldte Fehler zu bemerken und 
zu verhüten, er kan nicht bey einem ieden Griffe ftille ftehen und ihn un- 
terfuchen, ob aud) ein ungefchickter Gang oder verdeckte Octave darin an: 
zutreffen; diß ſchreckt ihn ab, fich auf den General-Baß zu legen. Hier: 
auf Dienet zur Antwort: daß es mit dem Verbot der ungefchickten Gänge 
und der verdeckten Detaven nicht fo viel zu bedeuten habe, daß man des: 
wegen die Erlernung des Seneral:Baffes folte fahren laffen; nein, es ift 
einem Anfänger ſchon genug, wenn er bey Spielung eines Chorals nur 
die Detaven vermeidet, und dieſe hergefeßte Lieder fo fpielet, wie es Die 
Anmerkungen zeigen; mit der Zeit, wenn es ihm nicht mehr fehwer fäl- 
let, alleIntervalla und Griffe treffen zu Eönnen, (als welches das erſte iſt, 
worin man fich zu üben hat, und woran am meiften gelegen,) wird es 
ſchon fommen, Daß er einfehen lernet, an welchen Stellen die verdächti: 
gen Gänge zu vermeiden find, und worin die Reinigkeit der Mittel- 
Stimmen beftcehe. Wer alſo ein anderes Lied zu feinem Bergnügen fpie- 
fen will, welches leicht beziffert ift, und wovon hier in diefem Buche kei— 
ne Erwähnung gefehehen , der fürchte fich nichts fondern fehe nur zu, daß 
er die Darüber gefehriebene Ziffern (welche auch Signaturen genant wer⸗ 
den) richtig mit Denen Dazu gehörigen Ziffern oder Stimmen treffe; er 
fchlage getroft feinen Griff an, und nehme nur, fo viel möglich, das Octa⸗ 
ven⸗Verbot in Acht, mit den andern Sehlern der Mittel: Stimmen hat 
es fo viel nicht zu bedeuten. Daß ich hier aber dergleichen angezeiget ha= 


be, ift deswegen gefchehen, damit man hernach einen Gebrauch davon 
‚machen lerne, und auch wife, mas im General-Baß erfordert werde, 


und was bey Derfertigung eines muficalifchen Stückes oder eines Liedes, 
welches vierflimmig, oder von 4 Perfonen, nemlich Difcant, Alt, Te: 
nor und Baß, foll gefungen werden, in Acht zu nehmen iſt, und wie ein 
gied ohne alle Fehler nach dem Seneral:Baß zu fpielen. Es fey aber 
ferne von mir, hiedurc) jemanden nachläffig zumachen, oder denen leicht: 
finnigen Treffern , die fhon Fahr und Tag den General-Baß zu fpielen 
geprahlet haben, das Wort zu reden: nein, ich gebe hier bloß denen An⸗ 
fängern etwas nach, denen aber, die fehon denken Meifter zu feyn, iſt hier 
nichts zum Faveur gefaget ; die müffen wiſſen, was fie fpielen, und war: 
um fie fo ſpielen; denen ſtehet es felbft beym Choral: Spielen nicht mehr 
an, verdächtige und ungeſchickte Gaͤnge in den Mittel: Stimmen zu ma= 


hen. 
7 Um 


mit Anmerkungen. (6. 6.) 115 


unm wieder auf unfere Melodie zu kommen, fo waͤre es freylich ) Der Bag 
für einen Anfänger wol gut, wenn der Baß immer alſo geſetzet ware fan fo geſetzet 
(tvie denn auch gar wohl gefchehen Eönte), daß man Doch wenigſtens den ee 
reinen Accord allegeit vierſtimmig nehmen koͤnte, als wenn hier zum Exem⸗ ner kimniig 
pel der Baß fo ſtuͤnde: Fun, sefiee 
i erden, 





gezeichnet flehen. ) 

8) Wir haben bishero nod) gehabt, Daß, wenn im Difcant zwey 8) Zuder im 
Achtel auf eine Sylbe des Liedes geweſen find, der Baß alsdenn nur ein Difcant _ 
Viertel gehabt; und umgekehrt, wenn der Baß zwey Achtel gehabt, fo — 
hatte der Diſcant gemeiniglich nur Ein Viertel, wie man davon das ans a : 
dere Lied dieſes Capitels: Mein JIEſu, dem die Seraphinen :c. nad: pejifferte ya 
fehen Fan. Hier aber finden wir im zten Tact Achtel zu Achtel, und eben Bap Note, 
fo im ı2ten Dart. Hiebey merke man nun diefes: Es bleiben zwar im wie damit um 
Difcant die zwey Achtel zu Einer Sylbe, mie denn der Bogen folchesan- suseben. 
zeiget: wenn aber der Baß auch Achtel hat und ein iedes Achtel eine Zif: 
fer über fich hat, mie wir allhier im zten Zack finden, fo muß zu ieder 

Note Das gehörige angefehlagen merden, doc) etwas geſchwinder, weil 
es Achtel find. Im ısten Tact aber ſtehen auch Achtel zu Achtel, meil 
‚aber das B Feine Ziffer über: fich hatz fo wird das z im Difcant nur ak 
fein zu Z angefchlagen, und die Mittel-Stimmen Des vorhergegangenen 
FR N 2 Serten: 





* 


116 lL. Abſchn. Cap. X. Sechs Lieder (8.6.7.) 
Sexten⸗Griffes zu Z, nemlich bleiben liegen. Vieles, was in den vo— 


rigen Anmerkungen erwaͤhnet worden, gehoͤret auch hieher, welches des— 
wegen nicht noͤthig zu wiederholen ‚habe. 


9) Es wer: 9) Schließlich will noch ein paar Teichte Geſaͤnge aus dem Halli: 

den noch an fchen Gefangbuche aus ce dur anführen und zur Uebung recommendiren, 

dere — als da iſt das Lied N. 1312. Unſer Herrſcher, unſer Koͤnig zc, und N. 

—— an 1225. Preiß, Lob, Ehe, Ruhm ꝛc. Hier iſt wenig vorhanden, wovon 

gezeiget. soon gelehret worden. Wir gehen indeſſen meiter zur fünften 
elodie, - | 


Das fünfte 6.7. Die mag nun aus. dem leichten und fehr gewöhnlichen g 
en ausg dur feyn. € 
Hr 


N.s. Mein Herz fey zufrieden, betruͤbe dich nicht. No. 1023. 


Te) 































ee 
— 
| 


—— 13) 
nes) nee 
I me 
ne 
ne EL TEE Ba Teonenae  nsss man zone 
N 


Anmer⸗ 


mit Anmerkungen. ($.7.) u7 
Anmerkungen, Ä | 


ı) Was die Ausweichung diefes Liedes befrift, fo weicht bloß der Anmerkun— 
andere Sag in 4 dur aus, im zten Saß hat 77 die Serte major das gzs, gen: 
hieraus möchte man nun fehlieffen, die Melodie ginge ing = mol), allein 1) Ausiyei- 
meil im uten Tact der Difcant fehon wieder g hat, nd a mol) mit gäs hung diefeg 

‚muß zu thun haben, fo ift diefes nichts anders als eine Eleine zierliche Liedes. 
Neben Ausweichung, die nur die folgende Note das = betrift (fiehe vie 
erfte Anmerfung $. 4. über das Lied N. 2. Mein JEſu, dem die Seraphi— 
nen ꝛc.) weicht alfo diefes Lied nur in die Quinte zu g, nemlich in ddur aus. 


2) Was ferner die Octave beym Serten:Griff betrift,, fo muß im 2) Wonder 
erften, sten und im ıgten Tact über a die 8 wegbleiben, fonften Fan fie Octave beym 
hier überall mitgenommen werden. Weil die Octave beym Sexten-Griff Serten-Grift, 

„manchmal ein Vitium (oder Fehler) verurfachen Fan; fo findet man mohl, 
daß ein Lehrling, aus Furcht verbotene Detaven zu machen, die Dctave Manhatnicht 
immer gerne beym Sexten Griff will meglaffen s allein Diefes ift auch nicht nöthig, die 
noͤthig. Wenn motuscontrarius da ift, (wovon in der sten Anmerkung Detave beym 
Des aten Siedes $. 6. Nachricht ertheilet worden), fo darf man gemeinigtich Serten Griff 
Die Octave dazu nehmen, als hier im 6fen, gten, uten und iaten Tact, Me wegzu⸗ 
da kan zu e, zu Z, zu Aund zu e Die Octave ganz gut mitgenommen wer: 
den. Ben b im aten Tact und bey Ac im 6ten Tact Fan die Detave zur 
Soente nicht mitgenommen werden, weil beyde Hände fo nahe zuſammen 
ommen. | 
) Im 6ten und ısten Zack finden wir, daß Baß und Difeanf einen ) Vom 
Punct haben, deswegen wird die Note, die Den Punct hat, ein wenig laͤn⸗ Punct im 
ger (und zwar um Die Hälfte) gehalten, und das Achtel, welches feinen be- Diltant und 
fondern Griff wieder hat, um ſo viel Fürzer abgefertiget. Ber Liedern Baß sugleih. 
wird nun zwar nicht siel auf den Zack refleckivet oder gefehen, allein der WomTripek 
Dreyviertel⸗Tact fordert Doch einige Tactmaͤſſige Bewegung, oder ein Tact bey diee 
Spielen, das etwas nach) dem Tact gehet. Don diefem Tripel-Tacte dern. 
(mie man ihn nennet) fehe man den erften Theil des Elavier: Spielers im 
al SNOnIee das zehnte Capitel pag. 117. wie auch hier im ten Abfchn. 
ap. V. — — Sa 
4) Wenn die Melodie.des Difcants um eine Terzie fallt oder ftei- 4) Wie ein 
Het, alfo, Daß ein Ton darzwiſchen ausgelaffen worden, fo darf man fol: Terzien Gang 
che darzwiſchen kommende Note wohl mitmachen ,. um Die Melodie deſto ausufüllen, - 
beffer zufammen gu hängen ; als hier: im sten und aten Zack, da ift 2,und Su Non 9 
im folgenden Tact », bier Fan ic) nun das ausgelaffene.. mitnehmen, nen Nadı 
wenn es gleich. nicht ausgefchrieben ftehet. : Nur ift Die Stage, ob das? ſchlag, 
nach Dem Griffe zu d, oder vor. dem ‚eh zu g ſeyn foll? Beydes fanan: 
— P3 gehen: 


w 








mg L.Abſchn. Cap X, Sechs Lieder ($.7.) 


oder durch eis 
nen Bars 


flag. 


5) Vom Auf⸗ 
Tact. 


Kleine Wie⸗ 
derholungs⸗ 
Zeichen. 


NH an⸗ 
dere Lieder 
aus g dur an⸗ 


gezeiget⸗ 


gehen: die gewoͤhnlichſte Art iſt, daß es der vorhergegangenen Note ange: 
haͤnget wird, welches einem Anfänger auch am leichteſten fällt, und ihn 
in feinen Griffen gar nicht flöret. Diß Fan hier nun im sten und ten 
Tact gefcehehen. Manierlicher aber klingt es, fonderlich im zten Zack, 
wenn Die ausgelaffene Note zum folgenden Ton, als ein Vorfchlag, zu 
cs gemacht wird; Der Griff bleibet in Anfehung der Mittel-Stimmen, wie 
er ſeyn muß, nur bloß die oberfte Stimme halt ſich durch den ermählten 
Vorſchlag um Die Hälfte langer auf, und werden die Mittel: Stimmen 
gleich zum Vorſchlag angefehlagen, und zs, als Die ausgefchriebene Note, 
gehet nach, als: a: a. 






Indeſſen möchte dieſes im Anfang noch einige Schwierigkeit ſetzen, des⸗ 
wegen hänge ein Anfaͤnger diß z nur hinter das vorhergegangene >, das 
heiffet, er lafle das a durchgehen, als wenn < und a zwey Achtel waͤren. 
5) Gleich nach dem erſten Viertel zu Anfang Diefes Liedes, finden 
wir fehon einen Tact-Steich, Der ſich fonft erſt nach drey Dierteln befinden 
müftes dieſes ift nun der Auftack, wovon im erften Theil im Ilten Ab⸗ 
ſchnitt Cap. X). $.29. Nachricht ertheilet worden. Der legte Sag hat 
hier das eine Wiederholungs⸗Zeichen, und muß dahero zweymal gefpie- 
fet werden; vide den erften Theil II. Abfchn. Cap.VIII. Die ı2te Anmer: 
kung des sten Liedes. Sonften ift Diefes Lied fehr feicht zu fpielen, und 
hat viele reine Accorde. | 
6) Dergleichen Lieder aus g dur finden fich im Hallifchen Geſang⸗ 
Buch mehrere. Man fpiele unter andern zu feiner Luft und Uebung N. st. 
JEſu rufe mich 26.._ Sm ten Tact bleibt bey Ar Die 8 weg, fonften Fan 
fie bier allegeit beym Septen-Hriff genommen werden. N. 347. Allein 
G&tt in der Hoh fey Ehr ꝛc, Hier Fan Die 3 bey der 6 immer ge; 
nommen merden, nur allein im letzten Tact bey 77 bleibt Die Detave weg 
Im sten Tact merfe man über 7 die 6 mit einem Strich, welches die 
Serte major zu 7, das sw ift; im sten Tact bleibet im reinen Accord zu 
F die Detavemeg , oder Der Alt befame eine Secundam fuperfluam; fon- 
ften fallt bey diefer Melodie nichts ungewöhnliches vor. N.488. Dif 
find die heiligen zehn Gebot zc. Hiebey ift weiter nichts in Acht zu 
nehmen, als daß im aten Tact bey e, und im gten Tact bey 7, die Octa⸗ 
ve beym Sexten⸗Griff megbleiben muß. N. 830. (die andere Melodie) 
Weltlich Ehr und zeitlih Gut ꝛc. Allhier Fan die 8 immer bey der 
6 genommen werden. N. 140i. Nun laßt uns den Leib ie en 
3 Diefe 


mit Anmerkungen. (9.7. 8.) 19 


Diefe Melodie ift wiederum fehr leicht, und leidet die 6 allhier immer Die 

Dectave benfich. Ich zweifele nicht, oder einer wird nun Diefe Lieder ſchon Erinnerung 
ohne Mühe fpielen Fönnen, wenn er alles vorhergegangene wohl durchflu- 

Diret hat, und nicht darüber hingelaufen, fondern nicht eher zum folgenden 

Liede gegangen, als bis er Das vorige wohl fpielen kan. 

9.8. Wir gehen nun zum fechften Liede Diefes Capitels, da wir Das fechfte 
denn eins aus g mol} erwaͤhlen wollen: denn weil Doc) viele Lieder aus g Lied aus 
mail find, fo thut man wohl, wenn man ſich mit diefer Ton⸗Art auch wohl⸗ mob. 
bekant macht. Berfchiedenen Anfangern, welche lieber in der Vorzeichnung 
xx als b b fehen, will diefe Ton-Art wol ein wenig beſchwerlich fallen ; 
deswegen ift fie zu üben; um nun einen Anfänger nicht verdrießlic) zu 
machen, fo fege hier eine gar leichte Melodie her, aus dem Hallifchen Ges 


ſangbuch 
N.6. Auf meinen lieben GOtt. N. 1125. 





ang: Anmerkungen. 
2) Wer die Erempel aus b dur und g moll, welche im sten Capiz Anmerkun⸗ 
tel $. 10 und $.13 ſtehen, fein gehbet hat, der wird ben dieſem Liede wo gen; 
ie 











126 Albſchn. Capı Xu @eche Lieder” ($.8.) 


„» Ber alles die geringfte Schwierigkeit finden, fondern es gleich megfpielen Fönhen; 
—2 a ja, mer die Exempel des sten, gten und dieſes ıoren Capitels mit ihren 
gefernet har, merkungen wohl verflanden und behalten, und die Exempel ziemlich 
der hat dag Fertig megfpielen Fan, und Dazu noch Die aus dem Hallifchen Sefangbud) 
meifte vom. recommendirte Lieder fein mit ererciret hatz der hat Das meifte vom Ge: 
Vaß gefaßt." neral⸗Baß, fo vielnemlich beym Choral-Spielen davon zu wiſſen nöthig 
| ift, fchon gelernet. Es Fan einer ſchon zufrieden feyn, wenn er bey feiner 
Selbſt⸗Information, (dazu er alle Tage enttweder eine Eleine Stunde oder 
‚eine gute halbe Stunde angewandt ) in 4 Monate diefe 10 Capitel Durch: 
ſtudiret, und Die darin vorgefragene Anfangs: Gründe und Regeln des 
General⸗Baſſes gefaffet, und die Darin vorgefommene Erempel -gefernet 
hat; vielleicht braucht mancher fo viel Zeit nicht einmal dazu, Doch warne 
Dasübrigeift einen jeden für aller Eilfertigkeit. Die noch folgende Intervalla, alsdie 
leicht zu lee 2, 4,7 und 9, wovon nun noch wird zu handeln feyn, wird. man alsdenn 
N gar gefehtwinde begreiffen und fernen Eönnen, und alfo das vornehmitedes 
Seneral:Baffes fpielend erlernen. Solte dieſe einfaltige Abhandlung Das 
Gluͤck haben, daß iemand daraus etwas profitirte, fo wuͤrde es mir ein 

groffes Bergnügen feyn, folches zu erfahren. 
>) Ausivee 2) DIE Lied iſt aus g mol} und weichet nur allein in b dur aus, 
au diefe$ gls welches mit g 72082 gleiche Borzeichnung hat, und ihm alfo am nach: 
Erde: fen verwandt ift (vide Cap. 1. $.20.). So oft hier im Baß flatt fir 
(melches dag Semitonium unterwerts von gmoll iſt) ftehet, fo oft ift die 
Melodie in b dur, wenn aber Ar oder über d (als der Quinte zu 8) ein * 
ftehet, fo ift fie in g mol. Es ift hier, fo nie ſichs in g zoll gebühret (vi- 
de Cap.Il. $.17.) vor b und e ein b vorgggeichnef: und ob nun gleich dag 
es weder im Difeant.noch Baß vorkommt, fondern nur zweymal in den 
Mittel: Stimmen, nemlich im zten und uten Tact, da gu e die Terzie miz 
nor, das es, muß genommen werden: fo hat Doc) die Vorzeichnung rich: 
tig gefehehen muͤſſen. 
3) Die site: 3) Es kommt hier der Sexten-Griff nur dreymal vor, und hatman 
Het gern über eben nicht nöthig, Die Dctave dabey wegzulaſſen; indeffen wollen wir hier 
Rn de noch eine Regel mitnehmen, nach welcher Die Octave bey der Sexte zu 
on nehmen verboten wird, auch alsdenn, wenn gleich Dadurch Feine verbotene 
H vorfichhar, Octaven oder ungefchickte Gange verurfachet würden. Die Regel ift 
Diefes Wenn eine Baß⸗Note ein fremdes = (melches ſich inder Bor- 
zeichnung nicht befindet) oder erhöhendes & vor fich hat; fo hat eine 
folche Note gemeiniglich eine 6 über ſich. Bey dieſem Serten-Griff 
nun wird die Öctave nicht mitgenommen, fondern entweder die 6 
oder 3 verdoppelt, oder auch nur bloß die Terzie allein dazu ge= 
nommen. Ein Anfänger, der gerne einen geſchickten a 1“ h 

ange 


mit Anmerkungen. (6. 8.) 121 


langet ſpielen zu lernen, thut alfo wohl, daß er felb bey Liedern, wenn Ein fremd x 

eine Baß⸗Note ein fremdes = oder erhöhendes 4 vor ſich hat, alebenn oder erhoͤhend 

beym Sexten⸗Griff nur die Octave weglaffe. Der Grund von Diefer ver: i Be 

botenen Octave it der Wohlklang; denn weil folche fremde * oder en u perdop— 

höhende 4 ſich nicht in der Scala befinden, fo empfindet das Gehör bey ' 

Verdoppelung folcher Töne, Die ein fremdes = oder 4 haben, eine ge- um bee 

wiſſe unangenehme Härtigkeit, die doch leicht Fan vermieden werden. Wohlllangs 

Desnsegen nun Fan man bier im 6ten Tact bey Ar Die Detave im Septen- Lilen. 

Griff weglaffen; dem ungeachtet, daß g mol] mit fr muß zu thun haben, 

fo Elingt e8 Doch hart, wenn in moll-Zönen dag Semitonium unterwerts 

(telches nichts anders als Die Septima maior der Ton: Art iſt) verdop⸗ 

pelt wird. Im Titen Abſchnitt wird e8 Gelegenheit geben, mehr davon 

zu reden. Sch koͤnte und muͤßte alſo aud) bey N. ı. Rein Chriſt ſoll ihm ꝛc. 

-s3.im erften Tact beym Serten-Griff zu gzr die Octave auch weglaffen, 

welches allda nur anzujeigen war. —— 
4) Im Diſtant find im sten und sten Tact durchgehende Noten +) Ein Ter⸗ 

su machen, Davon Die vierte Anmerkung des vorigen Liedes nachzufehen. Ba a 

Es iſt auch gut, wen dergleichen Durchgehende Noten (ich rede hier von Tale 

unausgefihriebenen durchgehenden Noten) auch im Baß angebracht werz fügt werden, 

den, als hier im oten Tack ſtehet Z d f, welches Viertel find, wenn hier : 

nun Die ausgelaffene Töne als durchgehende, Noten gemacht werden, fo 

kommen vier Achtel heraus, ehe man zu fEommt, als: 


ana 


| be en — 
— ar = ſtatt 








— — — nn — 


k 34 R = 

Es muͤſſen aber bey den durchgehenden Noten vor allen Dingen auch die Was daben. 
vorgezeichnete = x oder bb wohl in Acht genommen werden. Diß iftaber Pornemlich in 
nur alsdenn zu obfersiren, wenn die Melodie in der Haupt-Ton-Art, dar- — zu ab: 
nach Die Vorzeichnung der x = oder bb eingerichtet iſt, bleibet, oder in“ 
eine andere Ton⸗Art ausmeichet, die gleiche Vorzeichnung mitdem Haupf: 
Zon hat (als hier 4 dur und g mol). Weichet aber die Melodie in eine 
folche Ton⸗Art aus, Darin entweder ein x oder b meniger oder mehr fenn 
muß, als in der Haupt - on: Ark vorhanden ift; fo muß Die Scala des 
Neben: Zones bey ven durchgehenden Noten beobachtet werden. Hier: Warum ein 
aus ſiehet man nun, was wir Cap. II. $. 28. gefaget, daß es nemlich nicht Chural:Spie: 
gut ift, wenn man felbft bey Choral: Spielen Die Ton Leiter des Tons, 1ı,n* a 
darin ausgetichen worden, nicht Eennetz ein gutes muficalifches Gehör thut Söne miffen 
hier zwar gute Dienftes indeffen der Diefe Gabe fo nicht hat, richtet ſich de: muß. 
fto forofältiger nach den Regeln der Ton⸗Leiter, und bedienet ſich Des aten 

Wiedeb, Gen. Baß. Q Caopi⸗ 











sy Anzeige 


einiger Lieder 
aus g moll, 
Beſchluß der 
Abhandlung 
aller Eonfo: 
nanzien. 


122 1.Abfchn. Cap. X. Sechs Lieder mit Anmerkungen. ($.8.9.) 


Capitels, daraus ihm die Befchaffenheit aller dur- und moll- Fine be 
kant werden Fan. | 
59) Nun will noch einige Lieder zur Hebung herfegen, oder nur an- 
zeigen, die aus g ol und leicht zu fpielen find. Dergleichen find nun: 
N. 485. Der AErr iſt mein getreuer Hirt zc. N. 761 und 1525. 
89 Nun denfe, einen Liebhaber hinlänglich mit den —— 
zien bekant gemacht zu haben, und daß die gegebene Exempel genugſame 
Gelegenheit zur Hebung im reinen Accord und Sexten-Griff gegeben ha— 
ben. Jetzt koͤmmts drauf an, daß einer nur nicht-cher weiter gehet, als 
bis er fich Durch die Erlernung der gegebenen Exempel recht gefchicht ge- 
macht hat, alle reine Accorde und Sexten-Griffe nach ihren drey Haupt: 
Reränderungen, ohne langes Nachfinnen, geſchwind rreffen zu Eönnen. 
Der Nutzen hievon wird fich hernach erſt recht zeigen , und alsdenn wird 
ihm der General⸗Baß in feinen Regeln nicht mehr fo ſchwer ſeyn. Man— 


ches ift bishero vorgekommen, welches, als zu früh angebracht, feheinen 


Don den 
Diffonanzien 
überhaupt. 


Muſic aliſcher 
Streit wegen 
der Eleinen 
Duarfe, 


möchte; ich habe aber dadurch einem Anfanger nur vorläufig eine kleine 

Erfentniß von Diefem und jenem mittheilen wollen, welches aber in dem 

folgenden weiter wird ausgeführet werden. Wir gehen alfo zu den Dif: 

fonanzien. 
OHrANP VE ES RE 


Bon der Fleinen Quarte. 


- gr Wir fommen aniego zu den Diffonanzien, da wir denn von 
den gebräuchlichften zu den fremderen gehen tollen. Weil nun im aten 
Eapitel fehon von den Con- und Diffonanzien überhaupt ift gehandelt 
worden, fo befiebe man, dieſes Eapitel anietzo nochmals wieder durchzu⸗ 
leſen, ſonderlich $.2, 4 und . Was darin bey der erſtern Durchlefung 
noch etwas unverftändlich gewefen, das wird nun bald verfländlicher wer⸗ 
den. Das ste Capitel hat auch fchon vieles von den Diffonangien: denn 
teil Diefe eben fo mol als die Confonangien, Intervalla find und heiffen, 
fo ift in Diefem Capitel, welches von den muficalifchen Intervallen über: 
haupt handelt, auch verfehiedeneg von den Difjonanzien gefaget worden, 
fonderlich fehe man nad) $. 5, 6, 8, 9 und u. Diefe beyde Kapitel gehoͤ— 
ren alfo wieder hieher. Henn — 

$.2. Wir nehmen erſtlich die fo ſehr gebraͤuchliche Quarte minor 

vor uns. Cap. IV, $. 4 ſtehet: daß verfchiedene gelehrte Mufici Diefe 
Eleine Quarte noch) mit unter die Zahl der unvollfommenen Eonfonangien 
feßten, und daß dagegen andere behaupteten, fie wäre eine Diffonanz. 
Beyde Narteyen geben ihre Gründe an. Liebhaber der Mufic, N ut 
nter⸗ 


1Abſchn. cap. XI. Von der Heinen Ouarte. ($.2.2.4.) 123 


Unterſuchung muſicaliſcher Streitigkeiten Luſt haben, koͤnnen deswegen 
einſehen die Schriften Des Herrn Sorgens, Matheſons, Mizlers 

und anderer; denn wenn ich einen Anfaͤnger, dem es noch an Erkentniß if nicht für 
nöthigerer Dinge fehlet, in den Irr-Garten ‚gelehrter Streitigkeiten fuͤh- Anfänger. 
ren wolte, Das möchte ihm nicht gefallen. Indeſſen aber ift fehr leicht 
einzufehen, mie —— Parteyen zu dieſer Streitigkeit haben kommen 

koͤnnen. Der Herr Loͤhlein, der anno 1765 ein ſehr nuͤtzliches und 
brauchbares Buch herausgegeben, betitult : „die Claͤyvier⸗ Schule, Loͤhleins 
„ oder, eine kurze und gründliche Anweifung zur Melodie und Clavier: 
Zarmonie, mit practifchen Beyfpielen erfiäret, „ fchreibet Dafelbft Schule. 
pag. 78. $.7. davon alſo: „Es liegt auch nichts daran, wofür man fie 

„ halten will. Genug, fie wird confonivend und diffonivend gebraucht, 

„ und ift affo ein muficahfcher Zwitter, der mehr Kennzeichen einer Con: 

„ fonanz als Diffonang hat.,, Die Herren Muficinun, welche Die Eleine 
Quarte für eine unvollkommene Confonanz halten, werden mir leicht ver: 

zeihen, Daß ich fie hier unter die Diffonanzien flecfe und abhandele. Die: 

ſes ift nun nicht Deswegen gefchehen, daß ich mic) fchlechterdings hiedurch 

zur Partey derer ſolte ſchlagen, welche fie für nichts anders als eine Diſ⸗ 

fonang haltenz nein; Die Einrichtung und der Zweck meines Auffases ha: 

ben — am erachtet. 

3. Wir Haben im vorigen Capitel verfchiedene Lieder aus dem Die Erfent: 
groſſen Halliſchen Geſang⸗Buche angefuͤhret, darin zwar keine Quarte nißder kleinen 
vorgekommen; allein es haͤtten deren noch viel mehr koͤnnen angefuͤhret Zuarte if 
werden, wenn uns nicht die Quarte im Wege geſtanden. Denn man ſehr noͤthig 
findet ſehr wenig Lieder, worin man nicht eine ate ſolte ſehen, ſonderlich 
am Ende eines Satzes: Denn Da hat die vor der Schluß-Note hergehende 
Note gemeiniglich eine 4, welche auch allegeit unfere Quarte minor ift, 
man findet da enftweder +3, oder 93, 9%, 95. Destvegen nun iff es 
fehr nöthig, Daß man die 4 bald £ennen und brauchen lernet; Denn tie 
viel Lieder müßte der nicht ungefpielet laffen, Der Diefe Quarte nicht Een: 
nete. Es koͤmmt alſo, nächft der 6 und Dem reinen Accord, Fein Inter- 
vallum, fonderlich bey Liedern, öfterer vor, als unfere Eleine Quarte. 

$.4. Wer nun von einem Intervallo höret, welches eine Quarte Die Fleine 

genant wird, Der wird aus dem vorigen fehon gelernet haben, daß ein Quarte 
ſolches ———— vier Toͤne von derjenigen Note muͤſſe entfernetfeyn, 
Darüber dieſe Ziffer 4 fichet. Es ift aber unfere kleine Quarte einen ganz feinen gan: 
. zen Ton niedriger, als die reine oder vollfommene Quinte. Es iſt m zon I 
Cap. VI, darin von der Quinte gehandelt worden, nicht nur gezeiget ee 
worden, tie leicht die Quarte zu allen Toͤnen zu treffen, wenn man nur : 
die Quinten perfect weiß; fondern es iſt auch daſelbſt $. im ein Quintenz, 

22 Quarten⸗ 





oder einen 


224 1.Abſchn. Cap. Xi: Bonder feinen Quarte. CS. 4. 5. 6.) 


Duarten und Serten-Eramen angeftellet worden; woraus num fehon be 
kant feyn wird, wie Die Kleine Quarte einen Ton tiefer liegt, als. die 
Quinta perfedta. Wer die Terzie major aus dem erſten Theil meines 


groffen halben Clavier-Spielers (AV. Abſchn Cap. IX. $. 4. 5.6.) von der Eleinen Terzie 


Ton höher, 
als Die Terzie 
„major. 


Es ift die 
Quarta mi- 
mor eine 
Quarta natu- 
zalis. 


Daurch welche 
Ziffern ſie an— 
gẽezeiget wird. 


Sie iſt eine 
umgekehrte 
Quinte. 


wohl hat unterſcheiden gelernet, daß nemlich die Terzie major aus zween 
ganzen Toͤnen beſtehet; der kan auch hieraus die Quarte minor kennen 
fernen, denn fie liegt nur einen groſſen halben Ton höher, als die 
Tersie mofor. 3. E. die Terzie major zu c iſt e, Die Quarte minor 
aber zu e iſt 5 Denn Flieget einen groſſen halben Ton höher ale Die 
Terzie major zu d iſt Ac, Deswegen ift Die ate zu d, g: weil geinen groß 
fen halben Ton höher liegt, als Die Terzie major zu d das fr. Die Ter: 
zie major zu fift a, folglich ift die Quarte minor uf, d. Denn wenn 
ich hier b nehmen mwolte, fo läge ja Die Quarte einen ganzen Ton höher, 
als die Zerzie major. Das wäre aber alsdenn die groffe Quarte, wo— 
von hier. aber die Rede noch nicht iſt. Es beſtehet alfo die Quarte aus 
vier Stufen unferer Tonzeiter (vide pag. 17... Denn wenn wir da: 
ſelbſt von der erften Bis zur vierten Stufe fortzählen, fo finden wir, daß 
in Der Ton⸗Leiter von e dur, als dem Mufter aller dur-Zöne, die vierte 
Stuffe f heiffee ‘welches die Quarte minor zu e ift) und in der Ton⸗Leiter 
von a m.) (welches Das Mufter aller moll-Zöne iſt) finden toir, Daß die 
vierte Stuffe 4 heiffet, als welches die Quarte minor zu a if. Es iſt al⸗ 
fo die Quarte minor in allen dur- und moll-Zönen eine Quarta natura- 
lis: denn die natürliche Ton » Folge der harten und weichen Kon: 2lrten 
hat Die Heine Quarte in fih. } — 
$.5. Das nun die Quarte naturalis und accidentalis iſt, davon 
fehe man Cap.VI. $.3.4. 5. und 6. item Cap. VII. $.3. Daß die Quarte 
minor angezeiget werde, wenn man ein b durch Die 4 findet, 48, iſt be 
kant aus vorigem; denn ein b durch eine Ziffer, oder (fie in gedruckten 
Noten) nahe an einer Ziffer, machet ſolches Intervallum. immer um ei: 
nen hafben Ton Eleiner; ein 4 aber thut beydeg (vide Cap. IX. G. ;.). 
Es wird alfo unfere Quarte minor bloß Durch eine 4 anggeiget, fo lange 
die Haupt⸗Ton⸗Art in Feine Meben- Lone ausweichet; e8 iſt die Quarte 
minor auch viel gebrauchlicher bey Liedern, als Die Quarte major. 

9.6. Wir haben Cap. IX. $. 12. gefägt, daß die Serte eine um— 
gekehrte Terzie wäre; eben alſo ift nun auch Die Quarte eine umgekehrte 
Quinte, als die Quarte zu g ift ce, umgekehrt, die Quinte zu ce ift g. 
Es macht aber dergleichen Erklärung und Befchreibung eines Intervalli 
einem Anfänger die Erlernung derfelben oft ſchwerer als leichter; darum 
halte man ſich nur fchlechterdings dabey, Daß die Eleine Quarte einen 
sangen Ton niedriger als die Quinte liegt, Wir wollen um N 
% Deut: 


3 


J.Abſchn. Cap· XL Bon der Heinen Quarte. (67) 125 


Deutlichkeit willen Die Quarte zu den gebräuchlichen Tönen in Noten 
herfeßen. N) 5 rc“, 











Aleine Quarten. | ol Di kleine 
uarten in 
(BEN En be wei er \ 
— — Beeren ee — 7 — 
ee 1 
2 eng 


er die Duinten gut Fennek, Der rechnef nur immer einen ganzen Fon Quarten 

zurück, fo hat er die kleine Quarte. Im erften Theil des Elavier-Spies Cirkel— 

lers fichet pag. 183. ein Quinten-Eirkel, der zum Quarten: Eirkel wird, 

wenn ich von e nach der linken Hand gehe, als die Quarte von C if 7, 

von Fift D erc. 

$.7. Wir haben Cap. II. $. 6. gefaget: daß man flatt der Terz: Sie ift ein 

zie, die nebft der 5 und 8 zum reinen Accord gehöret, zur Veränderung Anfhalten der 

vorhero erftlich wohl Die Quartenimt, und die andern Ziffern des Accor— — 

des, nemlich Die s und. 8, Dazu behält. Hieraus ſehen wir nun, woher fofget 

es komme, Daß gemeiniglich nach. der. 4 eine 3 ſtehet, oder warum fich die * 

4 in der 3 vefoloivet oder auflöfet. Die Zerzie ift die Conſonanz, welche 

eigentlich gemennet wird, Deswegen muß fich die auch nach der Quarte 

hören faffen. Wenn nun eine von den Stimmen der rechten Hand, Die und entfichet 

Die Terzie zum folgenden Accord haben foll, fo befehaffen ift, daß fie zur ale eu det 

folgenden Baß:Note eine Quarte abgiebt, fo behält diefe Mittel: oder Rtardation. 

Dber:Stimme ihren Ton um die Hälfte langer als die andern Stimmen, 

und gehet hernach, wann die andern Stimmen Die zum folgenden Griff 

erforderliche Töne fehon gemacht haben, erft alsdenn zur Terzie. Das 

heiffet nun retardatio,, Die Verzögerung , als durch ‚welche viele Diſſo— 

nanzien entfiehen. Die Mitte- Stimme, oder auch wol die Ober-Stim⸗ 

me, hält alfo ihren Ton, der vor der Terzie des folgenden Griffes lieget, 

etwas langer, als die andern beyden Stimmen, toelche die 5 und die 8 

zum folgenden Accord machen follen, reſolviret fich aber doch, ihr diſſo⸗ Was das Re⸗ 

nirendes Weſen (wodurch aber der Zuhörer aufmerffam geworden, und folviren der 

nach der Terzie ein Verlangen in fi) fpuret) fahren zu laffen, und zur Quarte heiſſe, 

angewieſenen Eonfonanz zu gehen; wodurch denn Des Zuhoͤrers Begierde 

erſt erwecket, und hernach auch geflillet worden. Wir können ungdiefes wid nd - 

nicht deutlicher vorftellen, als wenn wir annehmen, daß die vier Singe— Fufliherson 

Stimmen eine Folge gewiſſer Noten , darzu reine Accorde kommen folten, ST!" 

in egaler Menfur, als etwa in lauter Viertel, fingen folten; da indeffen 

die eine Stimme, es möchte nun Difcant, Alt oder Tenor feyn, ſich 

bey ihrem vorigen Viertel über die Gebühr aufhielte, alfo, daß fie ſtatt 

des Viertels, welches nur zwey nn gilt, eine Zeit von Ve 
m 3 azu 











1726 1.Abfhn, Cap: XI. Bon der Heinen Ouarte. (6.7.8.) 

dazu nehmen wolte, alsdenn müfte ein ſolcher kuͤnſtlicher Zauberer dag 
folgende Viertel nicht länger als ein Achtel halten und anfehen, oder die 
Disharmonie möchte gar zu groß werden, und fie kaͤmen auch nicht zu: 
fammen mit einander im Tact aus, als wie folgendes Erempel zeigen wird. 


in Senpeln ſtatt alſo ſtatt ae ſtatt alſo 

I ne MEHR — 
— 
J 


PS = te — 
— tat ee u — — — — 
Wie die Hieraus iſt zu erkennen, daß die Quarte = gleich einem Vorſchlag (iwel- 
Duarteald ches eine Manier oder Zierde bey Hand Sachen oder bey der Melodie ift) 
en —— zu gas iſt, und daß eben dieſer Vorſchlag, welches hier das = iſt, Die 
A if. Quarte zu e ausmacht, und im vorigen Griff ſchon da gemefen ; tie Denn 
die Quarte, wenn die s und 3 Dazu gehöret, im vorigen Briff faft immer 
fehon zu finden ift, oder vorher lieget. Ein jedes Erempel ſtehet doppelt: 
erftlich mit reinen Griffen: zum andern, da die mittlere Baß Note e, 
flatt der Terzie major erfklich Die 4 über fich hat. Die Mittel- Stimme, 
nemlich Der Alt, folte hier, wie Die erfte Halfte Des erſten Exempels zei: 
get, gleich Die Terzie major zu e, nemlich gar, fingen; Die in der an: 
dern Hälfte des erften Exempels ftehende Quarte über e aber lehret ihn, 
den vorigen Ton noch zu behalten (woraus denn die Quarte zu e gewor⸗ 
den) und Die Zerzie za zur andern Halfte Der Note e nachzufchlagen. 
Das heiffet nun: die Quarte refolsiret fich in die Terzie. Gemeiniglich, 
fonderlic) wenn die Quarte falt am Schluß eines Saßes ftehet, folget 
Terzie major Darnach. In Den andern beyden Erempeln befindet fich die 
Wie ſtattder Quarte einmal unten, und zuletzt auch oben. Man fichet hieraus auch, 
4 gleihdies daß in diefem Fall ſtatt der Quarte wol gleich) die Terzie major Fönte ge- 
kommen koͤn nommen werden; aber fie ift eine fchöne Zierde der Melodie, und nicht 
te. gering zu achten. 
Neben-Stim: $.3. Wer alfo #3, 4x, #4 über einer Note fichet, der hat ſich zu 
men zu 43. merken, daß zur 4 allhier die 5 und 8 gehöre, eben wie zu Der Terzie, als 
wozu fie gleichfam ein Vorſchlag iſt, und worin fie fich auch reſolviren 
Der Duarten- muß, d. 1. Die Terzie muß darauf folgen. So mie nun alle Griffe drey- 
Friff Fan mal können verändert werden, fo auch dieſer Quarten-Griff, nemlich daß 
dreymal vers die Quarte entweder oben, oder mitten, oder unten in der rechten Hand 
— wer⸗ ſieget; in welcher Stimme aber Die 4 lieget, in eben derſelben muß auch 
; 3 T Die 


1. Abfchn. Cap XI: Bon der Heinen Quarte. (9.8.) 127 


die 3 nachgefchlagen werden, das nennet man nun: Die Quarte muß uns Nefoisiret 
ter fich vefoloiven. Wir wollen ein Eleines Exempel zur Mebung her: unter fi. 


ſetzen: 


6 43 


Uebungs⸗ 
Exempel mit 
der 8 oben. 









Alhhier lieget nun die Quarte im erſten und aten Fact oben, im aten in 
der Mitte, und im ten Tact unten. Den Quarten Griff habe allhier 
nur allein, um mehrerer Deutlichkeit willen, ausgefchrieben, weil Doch 
Die veinen Accorde und Serten: Griffe aus vorhergegangenem. ſchon be> 
kant gerorden ; man übe Diefes Eleine Erempel. Es iſt in Diefem Exem⸗ 
pel mit der Octave angefangen, nemlich im Anfangs Accord haben wir 
die 8 oben genommen. Wir wollen nun aud) Die Terzie oben nehmen, 
po wird Die Quarte eine andere Lage — als: 


ne Sue ya er 
B, erEREHESEEPERe 


Sage ee zen 














= —— — — — 
Fehr 


Hier lieget num die Quarte im erfien und vierten Tact in der Mitte, im 
sten unten, und im sten oben. Wenn wir nun Diefes Exempel mit der 
> Quinte im Anfangs-Accord anfangen, foliegt die Quarte im erften und 
aten Tact unten, im aten oben, und im sten Tact in der Mitte, als: 


— Por: — — et Mn ste 


Sm andern Fact ſiehet im Griff die unterſte Note unter der Linie mit eis 
nem Strich, diß iſt nun ungeſtrichen PER 
5.9. 





EINER! 
Zan 























128 LAbſchn. Cap XL: Bon der Heinen Quarte. ($. 9.10.) 


Quarte, als 9.9 Es iſt die Quarte, wie 9. 7. geſagt worden, als ein Vor⸗ 
nee ſchlag der darauf folgenden Zersie anzufehen, und hat in der Harmonie, 
zur Lerzie. der beym General: Baf-Spielen, eben den Nusen und diefelbe Wir— 
kung, als der Vorſchlag bey Hand-⸗Sachen. Es fchreibt der Herr Bach 
ee: in feinem Verſuch über die wahre Art das Clavier zu fpielen, pag 62. 
Nügen der von dem Nusen der Vorſchlaͤge alfor „Die Borfchläge find eine der 
Vorſchlaͤge, „noͤthigſten Manieren, Sie verbeffern ſowol Die Melodie als Harmo— 
bey Hands „nie. Im erſtern Sall [ nemlich bey der Melodie, oder bey Hand:-Sachen] 
Sachen, erregen fie eine Öefälligkeit, indem fie Die Noten gut zufammen bangen; 
„ indem fie die Noten, welche wegen ihrer Zange oft verdrießlich fallen ‘ 
„ tönten, verkürgen, und zugleich auch das Gehör füllen, und indem fie 
» zuweilen den vorhergehenden Ton wiederholen; man weiß aber ausder 
„ Erfahrung, daß überhaupf in der Muſic Das vernünftige Wiederholen 
„ gefällig macht, Im andern Salle [nemlich.bey der Harmonie, ald 
beym Gen. ,„ womit der General-Baß zu hun hat] verändern fie die Harmonie, 
Baß. welche ohne dieſe Vorſchlaͤge zu ſimple wuͤrde geweſen ſeyn. Man kan 
alle Bindungen und Diſſonanzien auf dieſe Vorſchlaͤge zuruͤck fuͤh⸗ 
„ ren; was iſt aber eine Harmonie ohne dieſe beyden Stücke? Unter 
den Diffonanzien, welche als Vorſchlaͤge Fönnen angefehen werden, find 
e8 vornemlich die Duarte, Septime und None. Wenn Die Quarte, wie 
Was eine ges Hier, im vorigen Griff fehon vorher gelegen, fo heiffet fie eine gebundes 
bundene/ ne Quarte, und kan man fie alsdann, ſonderlich beym Spielen auf der 
Drgel, wohl binden oder liegen laffen, ohne fie aufs neue wieder anzus 
und was eine ſchlagen. Sonſten hat man auch eine ducchgehende Ouarte, welche 
durchgehen⸗ nicht vorhergelegen, daben aber doch) auch als ein Vorſchlag anzufehen 
de Quarte ſey it, und oft nur einen Tersien-Naum füllet, gleich den durchgehenden 
Noten, die man ausgefchrieben findet, nur mit dem Unterfcheid, daß fie 
zur folgenden, nicht aber zur vorhergegangenen Note gilt; wir werden 

hernach noch einmal von Diefer durchgehenden Quarte zu reden haben. 
Duarten: $.ı0. Es gehöret alfo zue 4, wenn eine Terzie Dahinter fichek, 
Sriffiftwenig oder wenn fie nicht noch eine andere Ziffer über fich ftehen hat, die 3 und 
vom reinen .g, wie 6. 8. fchon gefagt, und ift diefer Quarten:Griff eine Fleine, Doch 
ZIecOED UNE ammuthige, Veraͤnderung eines reinen Accordes, nemlich man hat ftatt 
ſchieden. Her 3 nur vorhero erft die 4, al einen Vorfehlag zur Terzie genommen. 
Dom Griff Nun haben wir fehon Cap. II. $. 6. gefagt: daß man auch wol zwey 
3, woher er Inrervalla eines reinen Accordes zugleich verändert, nemlich man nimt 
cutſtanden. nicht allein ſtatt ver 3 die 4 , fondern auch ſtatt der Quinte die Sexte, 
und behält nur vom veinen Accord bloß Die Octave unverändert: Daher 
ift num der Griff 2 entſtanden; die 6 iſt in diefem Griff als ein Vorſchlag 
zur ste, und Die Quarte als ein Vorſchlag zur Terzie angufehen ; deswe— 
gen 


Abſchn Cap. XL. Won der kleinen Ouarte. (TOT) 129 


gen folget nun auf $ gemeiniglich 3, ober 2, oder 5, und zwar noch Warum auf 
über eben der Note, darzu man den Griff mit der £ gefchlagen, alsdenn 4die 3 folgen. 
theifet die vechte Hand gleichfam dieſe Note; ift Die Baß⸗Note ein Vier- Deſſen Aus: 
tel, fo fchläget man den Griff $ zugleich mit dem Baß an, und gilt Der Übung. 
Griff nur Ein Achtel, zum andern Achtel des Viertels wird 3 angefchla- 
gen; ift aber Die Baß Note in feine egale Theile zu theilen, ald wenn der 

Baß ein Viertel mit einem Puncte hat (welche Note alsdenn drey Achtel Benunetefe 
gilt, und destvegen bey der Cheilung ein Bruch Fame) oder einen halben en 
Zast mit einem Puncte hat (welche Note alsdenn drey Diertel gilt), fo fer —* 
wird der Griff & zwar gleich: zu der Baß-Note angeſchlagen, er bleibt — 
aber zwey Drittel liegen, und zum legten Drittel dieſer unegalen Baß— 
Note wird 3 angefchlagen; als wenn der Baß ein Diertel mit einem 

Puncte hat, welches drey Achtel gilt, fo bekoͤmmt der Griff 2 zwey Ach— 

fel, und 3 nur Ein Achtel. Oder hat der Baß einen halben Tact mit 
‚einem Puncte, fo gift die Note drey Viertel, davon bekommt Die rechte 
Hand im Griff Samen Viertel, und 3 gehet zum Puncte, und hat nur 

Ein Viertel. Denn eben diefe Negel gilt In Hand-Sachen bey den 
Vorſchlaͤgen, als welche Die Hälfte von einer folgenden Note, welche glei: 
che Theile hat, und bey ungleichen Sheilen zwey Drittheife bekommen. _ 
Bey Liedern findet man nun 83 fehr kurz vor dem Schluß eines Satzes, 3 it ſehr ge⸗ 
oder bey der Cadence; ja e8 wird die Cadence eben Dadurch gemacht. braͤuchlich bey 
Eine Cadence aber geiget an, Daß ein muficalifches Stuͤck oder Lied entz einer Caden- 
weder gänzlich oder nur zum Theil zu Ende gehet, und folget ordinair = 
der reine Accord zu dem Zone des Baſſes, darin ein Stück, oder ud 

bey Liedern ein Satz, fich endiget. Bey der Cadence nun Fan die J und 

auch Die 4, wenn eine 3 Darauf folget, ein wenig länger ausgehalten 
- werden, als ein Zeichen, daß man einen Schluß oder muficalifches Pun- - 
ctum zu erwarten habe. Wir werden Gelegenheit nehmen, hernach noch 

etwas mehr von der Cadence zu reden, | 


m Beym Griff lieget Die Quarte gar oft im vorhergehenden . 
Griff ſchon präparivet, Doc) aber iſt Diefes nicht allezeit unumgänglich noͤ⸗ 
thig. Es ift aber der Unterſcheid des Griffes 93 und a3 fehr geringe. 55 iſt gur we⸗ 
Ich will über +3 noch ein paar Neben-Ziffern fthreiben, Die zwar auch Da= nigoom Griff 
zu gehören, aber nicht immer daruͤber gefchrieben werden; fo Fan man es +3 unterſchie— 
Deutlich fehen, als 33 und 53. Hieraus ſehen wir, daß ſtatt der s nur den. 
Die 6 genommen morden. ir wollen unfer Exempel $. 8. allhier ver- 
ändern, und flatt #3 den Griff 33 nehmen, als welches fehr oft bey Lie 
Den geftbehen fan, und nur bloß den Griff & und 3 in Noten ausſe⸗ 
ala - 


Wiedeb. Gen. Baß. EL 


Erempe, da 
S vorher lie 
get 


130 A Abſchn. Cap- RI Von der Heinen Quarte. c$ 17.) 














Day ze — — — — — BR 


Br 
Be 2 — ren 
— URS ee — 


Hier — wir, daß der ganze Griff 3 im Onhergahinden Serten: Griff 


dee IE EB Fee pi = Ben se i 











Ri und alſo nur gleichfam vepetiret wirds Deswegen iſt nun dieſer 


Exempel, da 
5 nicht vorher | 


—* 


hierüber. 


Sriff gar leicht zu erlernen, der indeffen doch fo oft vorkoͤmmt. Es 
liegt aber dieſer Griff nicht allezeit vorhero, eben wie die Quarte, wenn 
fie Feine gebundene, fondern durchgehende Quarte (vide $.9.) ift, aud) 
nicht vorhero liegef, Davon mag folgendes Exempel eine Eleine Probe feyn. 








Diß klingt nun harmoniöfer und tiebfieher, als wenn alles in bfoffen Ae⸗ 
corden und Sexten Griffen einher gehet; das ſieht nun ſchon ein Bißgen 
bunt aus, und hat doch wenig zu bedeuten, es iſt leicht. Wir ſehen aber 
hier, daß der Griff & allhier nicht, fie im vorigen Exempel, vorher lie: 
get, nicht Ein Ton davon ift im vorigen Griff vorhanden, den zten Tact 
ausgenommen, da liegt Der ganze Griff fchon fertig im Serten: Griff zu 
e, e8 nimt der Baß bier auch eine andere Tour, als im 2, 4 und 6ten 
Tact. Im Serten-Öriff zugzs und fr muß Die Detave wegbleiben; meil 
man nicht gerne ein fremd Creutz, wie hier vor g und /fiehet, verdop⸗ 
pelt (vide Cap. X.$.8. die zte Anmerkung. Zudem würde e8 bey Fr auch 
eine verbotene Due | in der Mittelftimme abgeben ‚ Weil morus u 

A 


L Abſchn. Cap. Xl Von der kleinen Ouarte. ($.rr.ra.) Tr 


da iſt (vide C.X. $. 3. zte Anmerkung); es Fan bey eis die Serte = 
verdoppelt werden. Weil nun dergleichen Art Säge viel vorkommen, fo 
tollen wir auch ein Fein Exempel aus einem moll- Zone herfegen, und 
zwar nach Ark einer Lieder- Melodie, es iſt aus g zoll. 


Noch ein 
Exempel über 
33 anggmoli. 








Wann hier und im vorigen Epempel ein Bogen über 2 bis 3 Baß-Nofen Anmerkung, 
ſtehen, ale im 2, 4, 6 und Sten Zack, Das zeigef an, Daß folche Noten 
allein, ohne Griff, gehen; denn «8 zeiget Die rechte Hand auch deutlich 
an, wann ein Griff zu fchlagen, nemlich hier bey ieder Difcant- Note.- 
Diefe Erempel geben auch Gelegenheit , die Sexten-Griffe zu üben, und 
einen zur Spielung der folgenden ſechs Chorale vorzubereiten. 
$.ı2. Wir merken bey dem Griff der I noch an, daß bisweilen, Vom Griff 
fonderlich und allein mitten im Satze eines Liedes, nach der 6 Feine saug: 43 
gefehrieben ftehet, fondern nur nad) der 4 eine 3, als 33. Diß geiget 
nun an, Daß Die Serte liegen bleiben fol, und ift hier die 4 nur ein 
Durchgehender Vorfchlag zur 3, Davon im folgenden $pho nod) ein mer 
nig wird vorkommen. Oft lieget dieſer Griff 3 nicht allein vorher, Da Set 
fondern bleibet auch hernach unverändert liegen, und eg folger auch Fei: quarten-Griff 
ne 3 darauf, wie aus den beyden erften Saͤtzen des Liedes num. ıa5ı. a nicht 
Wunderbarer Rönig, zu erfehen, welche hieher fegen will en 
f | = dern bleibf 
aauch oft 
h ° =. nachher lie⸗ 
gen. 








22 1 Abſchn. Cap XI. Von der kleinen Quarte. (9. 12. 13.) 


Asdannift Hier koͤnte im Baß im erſten Tact viermal g, und im dritten Tact vier⸗ 
dieſer Griff mal e geblieben ſeyn, allein zur Veraͤnderung borget Der Baß gleichſam 
leicht Toͤne aus dem Griff der rechten Hand, und ſchlaͤget nach einander an, 

tung Die rechte Hand. zugleich anſchlaͤget. Dahero zeiget der Griff & 

über 4 hier nur an, daß ic; meinen vorigen Griff nur wieder anfchlagen 
Erempel bie Fan. Wer ſich folche Stellen merfet, der hat bey dergleichen Gängen 
von. niicht lange nad) dem Griff & und nad) der Serte zu fuchen. Wir wol 
len noch ein -Elein Exempel aus d-dur herfegen, und der rechten Hand 
lauter halbe Schläge geben, deswegen gehet nun Das ate und ate Viertel 
im Baß durch, und fehlägt Die rechte Hand zu L eben denfelben Griff 
wieder an, den die erfie Note im Baß eines ieden Tactes gehabt. 


— — — Sem 




















m — —— — 


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Fe ee — 8 ns 
Essen nn 
— = Sen Same | 
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; [47 
6 
OBEN EISEN 
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rd RT — 
nziigedee ° 6.13. Die Ziffern, die wie nun abgehandelt haben, find die 8, 5, 


bisher abge⸗ 3, 6 und Kleine Quarte; Daraus haben wir nun zufammenfeßen gelernet,, 
handelten 3 den reinen Accord aus s, 3, 8. "Ferner den Sexten Griff aus 6, 3,8, oder 
aus 6, 3, mit Aßeglaffung der 8, oder def man flatt Derfelben Die'6ioder 
=" 3 verdoppelt. Ferner haben wir nun auch fchon Die Quarte brauchen ge- 
fernet, und vernommen, daß die 4, wenn fie ſtatt der Terzie eines reis 
nen Accords genommen worden, als ein Borfchlag zu Diefer Terzie koͤnne 

angefehen werden, und algdenn die 5 und 8 zu Neben-Ziffern hat, und in 

eine 3 verwandelt wird. Wir haben nun aud) fehon den Griff & gehabt, 

und bemerfet, daß diefer Griff fi) in einen reinen Accord reſolviret und 

auflöfet, und alsdenn 3, 3, oder 3 nach ſich hat; Da Denn Die 6als ein 

Vorſchlag zur s, und Die 4 als ein Vorſchlag zur 3 angefehen werben Fan. 

Es iſt zwar die Serte eine Conſonanz, und hat, nach) Cap. IV. $.7.’eigent- 
Sich Feine Reſolution noͤthig; weil fie fich hier aber zur Quarte gefellet, I 

Se mu 


Ä LAbſchn. Cap. KL Von der kleinen Ouarte. (6. 13. 14.) 13 


muß fie, ſonderlich bey Cadenzen, ſich auch der Reſolution unterwerfen. Im Griff £, 
Doc) haben wir auch fehon $. ı2. angemerfet, Daß der Griff 2 dieSexte, ift die oft 
fonderlichin der Mitte des Satzes eines Liedes, unverändert behält, und eine Quarta 
- Die 4 nur allein in eine 3 vertvandelt wird. Alsdenn ift die Quarte in Yminuta, 
moll-Zönen oft eine Quarta diminuta (oder verminderte kleine Quarte) 

die noch einen halben Ton Fleiner iſt, als Die Quarte minor, in dieſem 

Fall ftehet nun hinter der-6 Feine 5, fondern nur hinter der 4 eine 3, alſo: 

92... Weil diefe verminderte Quarte ſich gerne in moll-Zönen zur Sexte Wie_diefer 
gefellet, wann im Baß ein Semitonium ‚das durch ein fremd. x entftan- Griff ansufe 
den, folche mit Weglaſſung der Octave bedarf fo iſt Diefe 4 nichts an— hen. 

ders, als ein Vorſchlag zum Serten-Sriff ohne Die Octave. Es lieget 

in Liedern diefe 4 gemeiniglich in der Ober-Stimme, nicht aber im vori⸗ 

gen Griff, ſondern iſt gleich einem Vorſchlage, der einen Terzien— 

Spruna ausfuͤllet. 


..$14 Nun if noch eine Zufammenfeßung unferer ſchon erlernten Vom Sf 
fünf Ziffern da, es geſellet ſich zu 2 auch noch wol, ſtatt der 8, die Terz 3. 
gie, alſo: 4. Diefer Griff wird über Die Noten bloß Durch $ angeden: 
tet, da man denn wiſſen muß, Daß Die 6 Dazu gehöret. Anfänger ver⸗ Wie die Grif⸗ 
wundern fich gemeiniglic) über folche Griffe, Da zwey Töne zuſammen fie: fo welche⸗ 
gen, als in dem geroöhnlichen Quarten-Öriff, wozu die s und 8 gehoͤret, ZI neben 
fieget 4 und 5 bey einander, und hier 3und 4. Wir werden im folgen- a, 
den Eapitel auch zufammen haben Die s und 65 wie auch die 7 und 8. Eertheife cm 
Dem fey nun wie ihm wolle, es loͤſet fich Doch bald wieder zur felben oder beften Flingens 
folgenden More auf. Sonften ift es auch wahr, daß Die Harmonie lieb: 
licher ift, wenn dergleichen Griffe fo eingerichtet werden, Daß Eeine zwey 
Zöne, bey einander fiegend, zufammen angefchlagen werden, und dig 
Tan gefehehen beym Quarten Griff, wenn man Die ste oben und Die ste 
unten nimt, und beym Griff 3, wenn die 3 oben und Die 4 unten lieget. 
Sm Griff 2, wenn Dies oben und Die 6 unten lieget, bey der. Eleinen 7, 
dazu oft auch Die 8 gehoret (wovon auch) bald folgen wird) wenn mandie 
7 oben und Die 8 unten nimt. Weil nun die Done, 9, eben wie eine 
Secunde zu betrachten, und Die 3 zu fich nimt, ſo Eönnen allhier auch zwey 
Zone zuſammen kommen;: nimt man aber Die 9 oben und die 3 unten, fo : 
klingt es fehon beſſer. Indeſſen aber wird hiemit nicht gefagt, Daß Jedoch wer: 
man bey folchen Griffen, mo zwey unmittelbar nach einander liegende den fie auch 
Intervalla vorkommen, immer eine folche Zerſtreuung beobachten muͤſſe: wohl bey ein: 
nein! denn erftiich bey Liedern, wo die Melodie in der rechten Hand ME Ku 
oben feyn muß, müffen folche beyde am einander Tiegende Incervalla oft Ju ik 
zuſammen fiegend genommen werden; = zweytens bey andern Sachen, 
Re a... wo 





134 1.Abſchn. Cap-XI. Bonder Kleinen Quarte. ($.14.15.) 


wo man nur bloß die Baß: Stimme vor fich hat, wovon der I!fe Ab— 
fehnitt handeln wird, erfordert die Lage der Hand auch oft, daß man 
zwey Töne in der rechten Hand zuſammen liegend nehmen muß, oft aber 
hat hier die Zerftreuung (daß ich fo rede) flatt; zwey Töne, Die einen gan=- 
zen Ton von einander liegen, werden nun wol aneinander liegend zu— 
fammen angefchlagen; wenn aber folche zwey Töne nur einen groffen 
halben Ton von einander liegen, fo Elingt e8 ſchon viel härter, und if 
alsdenn die Zerftreuung ein Mittel, folche Diffonangien ein wenig liebli— 
her zu machen. Unterfuchen mir die oben bemeldte Griffe, fo werden 
wir finden, Daß fie Doch einen ganzen Ton von einander liegen; denn bey 
3 ift die 3 eine Eleine Zergie, und wenn 4 5 zufammen liegen, fo iſt ihre 
Entfernung aud) einen ganzen Ton, und fo weiter, - 


Einwurf: Ob §. 13. Hiebey möchte jemand gedenken, es waͤre gut, wenn Die 
es nicht gut Ziffern in der Ordnung uͤber die Noten ſtuͤnden, wie ſie in der rechten 
ne — Hand zu machen ſind, da denn bey Liedern, die oͤberſte Ziffer immer die 
Note immer Diſcant Pote, als welche doch oben im Eleinen Finger ſeyn muß, an- 
3 Ziffern ber zeigte; fo hatte ich Doc) den Vortheil Davon, Daß ich nicht nöthig hätte, 
fih hätte. Die oben ftehende Ziffer erſt zu fuchen, weil ich wüßte, daß der Difcant 
| folche Ziffer fehon hatte; Denn oft fiehet über eine Baß Note eine £ oder 
4 oder fonft eine Ziffer, da ich mir vie Mühe gebe, fie zu fuchen, habe 
ich fie denn endlich gefunden, fo fehe ich, daß all mein Bemühen umfonft 
geweſen, weil der Difcant Diefe Ziffer ausmachte; flünde nun aber folche 
Ziffer, Die der Difcant hat, immer oben, fo hätfe ich mich mit der ober- 
ften Ziffer nichts zu bemühen, fondern ich wüßte eben Dadurch gleich, Daß 
Beantwor⸗ Der Difcant immer die oberfte Ziffer hatte. Hierauf Dienet folgendes: 
tung und Be Erſtlich müßte man alsdenn alle Intervalla, felbft diejenigen, welche ei: 
— an nen reinen Accord ausmachten, nemlich die 3, 5 und 8, über eine iede No- 
ie “te ausfchreiben; zum andern mürde daraus folgen, Daß über eine iede 
Naote drey Zahlen müßten ſtehen. Diß ließ ſich nun freyfich bey Liedern 
‚noch wol thun; und man koͤnte alsdenn auch beym Serten- Griff die 
Detave, wenn fie nicht dabey Dürfte gemacht werden, unauggefchrieben 
laffen; es Fönte ferner beym Serten-Öriff Die 3 oder 6, wenn fie verdop- 
pelt werden folte, zweymal gefehrieben werden; dann müßte man auch 
gleid), was in einem ieden Griff oben, oder unfen, oder in der Mitte 
liegen müßte. Diß mare nun freylich ein Vortheil. Ich will nur zur 
Probe einige Säge eines Liedes fo ausfesen, um einem Anfänger zu zei: 

gen, wie verkehrt fein Rath ware. 


Iefu 


.Abſchn. Cap- XI. Bon der kleinen Quarte. (15) 135 
JEſu deine Liebes⸗Flamme. N. 941. 
— 





| b — — a 
— us BIST ec 





; 2 — 
Das ſiehet nun bunt genug aus: und gewiß, wenn eine ſolche Beziffe⸗ 
rung Mode mare, fo wuͤrde der General Baß noch viel weniger Liebha- 
ber finden, und ein Rechen-Schhler würde Denken, da gibts was zu rech- 
nen. Diele wuͤrden denken, fie Eönten den General-Baß unmöglich ler⸗ 
nen, und ſich folglic) nimmer dran machen. Cap. IX. $. 14. habe auch 
ſchon angezeiget, Daß es gar nicht rathfam wäre, alle Ziffern, ſo tie 
hier zur Probe gefehehen, uber Die Noten zu fchreiben. Ein Lehrling 
mürde verdrießlic) drüber werden, und einem Verſtaͤndigen nußfe es noch 
weniger. Was wuͤrde man nicht für Mühe und Arbeit im Schreiben 
Damit haben? Wie viel Druckfehler würden fich bey gedruckten No: 
ten, felbft bey der forgfältigften Correctur, mit einfchleichen ? mie ſchwer 
waͤre Die Haupt:Ziffer von den zwey Neben - Ziffern zu unterfcheiden und 
zu finden? Deswegen iſt es ja viel beffer, daß. man einen reinen Accord. 
cin 





Die heutige 


Mode ift in 
dieſem Stuͤcke 
die beſte. 


Tabulatur 
und 


Solmiſation 
ſind veraltet, 


— 


Was vom 
Ausſchreiben 
der Griffe zu 
halten. 


Haͤtte noch 
feinen Nutzen. 


136 1.Abfchn. Cap. XI. Von der feinen Ouarte. ($.15.16.) 


(in fo ferne er nach allen feinen Intervallen natürlich) in Der Scala enthal- 
ten iſt) gar nicht über die Note durch Zahlen angezeiget, und bey Den ans 
dern Griffen nur gleichfam die Abweichung vom reinen Accord, und Durch 
welches Inzervallum man Davon abgemichen ift, über die Noten ſetzet. 
$.16. Es mare fonft die Zabulatur, darin ınan flatt der Noten 
und Ziffern die Benennung der Tone eines jeden Griffes ausfchreibt, noch 
beffer. Sie Ean aber auch ohne Schaden, gleich dem veralteten und vom ' 
Heren Mlschefon zu Grabe gefungenen ve, re, mi, fa, fol, la, zu- 
rück bleiben, und unter die Zahl der muficalifchen Antiquitaͤten oder AL 
terthümer mitgerechnet werden. Die befte Art iſt die germöhnliche ietzige 
Art, Da man durch Regeln anzeiget, was dieſe oder jene Haupt: Ziffer, 
welche man über die Noten findet, für Neben: Ziffern haben muß, und 
wie man bey Ermangelung der Difcant: Noten zu der. einzigen Baß— 
Stimme bald dieſes, bald jenes Intervallum eines Griffes oben haben 
müffe. Wenige Regeln überheben einem hier viele Muͤhe im Schreiben, 


Drucken und Spielen. Wolte man aber im Difcant die Griffe immer 


ausfchreiben, Das wäre freylich auch fehr beſchwerlich für einen Anfänger, 
und auch nicht zu vathen, daß einer fich Daran bey Spielung der Lieder 
nach dem General-Baß getvöhnte. Es hatte aber Doch den Nusen, daß 
man fich bald würde finden Eönnen, wenn etwa in Hand-Sachen oder 
Oden fürs Clavier dergleichen ausgefehriebene Griffe vorkaͤmen, wiedenn 
genug geſchicht, fonderlich heut zu Lage, da mancher Eomponifte feine 
Oden gerne nad) feiner Intention rein und nett will gefpielet wiffen, und 
Deswegen die Harmonie zur Melodie fuͤget, das ifiz er feßet die Sriffe 
aus, fo, wie er fie haben will; er vertheilet fie, und gibt der rechten Hand 
bald Einen, zwey bis drey Töne, und der linken, was der Harmonie noch 
nad) dem Sinn des Componiften fehlet. Sin dem neuen Wernigerodi- 
fehen Choral⸗Buche findet man verfchiedene Lieder diefer Art, als z. E. 
p.7. Allmächtiger! ſprich nur ein Wort 2c. fonderlic) aber pag. og. 


Auf, auf, mein Zerz, dich diefem hinzugeben, die andere Melodie, 


welche fehr vollſtimmig ausgefeget iſt, und mehrere. Diß gehörer aber 
sum sierlichen Eünftlichen General--Baß-Spielen, welches zu üben und zu 


beurtheilen eine Erfahrenheit in der Compoſition vorausſetzet; indeffen fan 


doch Das Spielen nad) ausgefesten Griffen einem die Sache ein wenig 
leichter machen. Wir werden Gelegenheit genug haben in Den Erempeln, 


die noch vorfallen werden, Griffe auszufchreiben, dahero nicht nöthig, des 
wegen ein Erempel herzufegen. Wir gehen num wieder zu unferm abzu= 


Weiter vom 


Suiffd, der 


handelnden Griffe 4 

gr. Wir haben im Anfange des 14ten Sphi nun gehöret, daß 

zur & ſtatt der 8- auch mol Die 3 genommen wird. Diefer Griff kommt 
i | man: 


N 


LAbſchn. Cap. Xl. Von der Hleinen Quarte. ($.17.) 137 


manchem im Anfange etwas ſchwer an, fonderfih wenn die 3 oben fiegeks fchr gebraͤuch⸗ 

es iſt aber diefer Griff fehr gebräuchlich, ſowol in moll- als dur - Fönen, lich iR. 

Deswegen iſt er nun auch fleiffig zu üben. Oft finder man, daß diefer Deflen 

Griff nach feinen drey Sntervallen über die Baß Noten gang ausgeſchrie- ä Schreib⸗Art. 

ben ſtehet, alſo: $- Sf aber in dieſem Griffe die natürliche Sexte ge: 

meynet, ſo wird fie gemeiniglich nicht drüber gefeget, fondern es ſtehen 

nur given Ziffern, 3, dazu Denn die 6 gehöre. Heil aber diefer Griff 4 

Die Septe major gerne in ihrer Geſellſchaft hat, felbige aber oft in der 

Scala des Haupt-Zones, wegen der Neben:Zöne, Darin ein Stück mei: 

chet, Elein iſt; ſo findet man off eine Sextam maiorem accidentäalem 

über Jausgeſchrieben, alſo: oder In Liedern findet ſich dieſer Griff Die Sexıa 

Auch off: ja, wie wir weiterhin hören werden; fo darf zur Sexte major oft —— 

Die 4 und 3 genommen werden, ſelbſt wenn fie nicht dabey gezeichnet ſte— geime 4 undz- 

hen. Die Lieder des ısten Capitels werden folche Ziffern nun zwar auch 

haben; dem ohngeachtet wollen wir Doch noch erſt ein Elein Erempel vor- 

an gehen laſſen, Darin nicht allein dieſe Ziffer oder diefer Griff etlichemal 

‚nach feiner Dreyfachen Veränderung vorkoͤmmt, fondern auch Diefchon ab: 

gehandelte Griffe repetiret werden. Man fpiele es Choralmaͤſſig 

| 5 ae Be 
a — Erempel, 

— —— A ——— vpporin die Di 

6 SER —— 7 hero abgehan⸗ 
4 PR 5 Fi 6 delte Griffe 









1 befindlich find: 











138 LAbſchn. Cap xl Von der Kleinen Ouarte. ($.17.18.) 


Wie die hier Ich habe den bishero noch unbekant geweſenen Griff 3 hier in Noten 
ausgeſetzte ausgefeget, da man ihn denn eraminiren muß, ob die verlangten Ziffern 
en auch drin enthalten find, und too eine iede lieget ; denn fo mug man der- 
find. gleichen ausgefehriebene Öriffe zu feinem wahren Nugen anmenden: denn 
wer hier froh feyn mwolte, daß der Griff ausgefegt ware, und denken, 
hiedurch waͤre er der Mühe ihn zu ſuchen überhoben worden; der wide 
deg rechten Zwecks ganz verfehlen. Nein, man fuche ihn, und fehe, obs 
- mit dem ausgefchriebenen Griffe übereinfommt: Sonſten wollen wir 

noch Eürzlich folgendes hiebey anmerken. a | 
Anmerkungen $.18. Es meichet diefes Elcine Erempel in drey Neben: Föne aus, 
über voriged gls da iſt Der andere Satz aus g dur, Der dritte aus a zoll, der. vierte 
Exempel. us e mol, und der ste wieder in c dur. Sm aten Tact hat der Baß 
einen halben Zact mit einem Puncte, über diefem Punete nun ſtehet 3, 
muß alfo der Griff 8 einen halben Tact gehalten werden, wie der Dife 


Gebundene ben dieſem Griff die 3 vorher liegend, ohne daß die 4 gebunden iſt, als 
Terzie. da iſt folgender Satz in Liedern ſehr gewoͤhnlich: AR 








Ben vielen Bey den Serten-Griffen muß hier Die Octave wegbleiben zu As im andern 
gradatim ge: Satz, weil hier motus rectus ift (vide Cap. X. $.6. Die ste Anmerkung, 
henden St: jtem ibid. $. 8. zte Anmerk.). Der vierte Sas hat auch drey Seren: 

ln Griffe, da Bag und Difcant gradatim mit einander herunter gehen, 
liege die 6 allmo auch die Detave wegbleiben muß. Es liegt die 6oben und Diesunten, 
gerne oben. und diefes ift auch Die beite Art, viele Serten:Briffe, wo der Baß gra- 
/ datim gehet, nach der Reihe abzufertigen, nemlid) man nimt Die 6 oben, 
im vorigen Eapitel-hatten wir $. 4. im Liede N. 2. auch eine Serten- 
Folge, wo aber die Terzie oben und die 6 unten liegen mußte, wozu eiz 
nen die Melodie des Difcants verband, denn fonflen iſt e8 immer beffer, 
daß bey folchen Serten-Griffen Die 6 immer oben lieget, wie wir auch bey 
dieſem Liede am Ende der dritten Anmerkung angezeiget. haben. Denn _ 

wenn bey folchen gradatim gehenden Sexten- Griffen Die Terzie oben ig 

5 gel, 


‘ 


-1.Xbfehn. Cap. XI: Von der Kleinen Quinte. (9.1. 2.) 139 


Het, ſo machet die rechte Hand lauter Intervalla einer Quinte, melches . 
nicht guf, fondern ein ungefchickter Gang iſt, fonderfich wenn zwiſchen 
den Tenor und Baß ein groffer Icerer Naum (ein groſſes Vacuum) ift, 
vide Cap. X. $.6. ste Anmerk. | | 
19, Ehe wir wieder ſechs Lieder- zur Hebung herfeßen, wollen 
wir ung noch erftlich mit der kleinen Quinte und Eleinen Septime recht 
befant machen, alsdenn werden wir Lieder genug finden, die einer, der 
Die vorhergehenden Eapitel wohl Durchfludiret hat, ohne Mühe wird fpie- 
fen Eönnen: man übe aber diefes Epempel der 3 fleiffig, damit man nicht Der Griff 3 
Urſache habe, ſich lange zu bedenken, wenn dergleichen Griff vorkommt. ſt fleiſſig zu 
. üben. 


EA VE 
Bon der Fleinen Quinte, 


$.1. Man mwundere fich nicht, Daß mir noch einmal von der Die Feine 
Quinte handeln wollen, Da doch fchon im fechften Eapifel von der Quinte Quinte iſt eine 
weitläuftig iſt gelehret worden; es ift aber-allda von der vollkommenen Diſſonanz. 
Quinte, Die zum reinen Accord gehöref, geredet, und melche eine voll: 
kommene Eonfonanz ift. Ich habe Cap. IV. $, 5. Diefe Eleine Quinte mit 
zu den Diffonanzien gerechnet, obgleich verſchiedene Mufici fie auch für 
eine unvollfommene Confonanz wollen ausgeben. Cap. VI. $.3. findet 
man ihre verfehiedene Benennung: dafelbft ift auch verfprochen worden, 
> — von der kleinen Quinte zu handeln; welches nun allhier 
geſchehen ſol 

9.2. Diefe Heine Quinte iſt um einen kleinen halben Ton kleiner Beſchaffen⸗ 
als Die vollkommene Quinte, Davon das 6te Capitel gehandelt hat, und beit derſelben. 
beftehet aus ztveen ganzen und zween groffen halben Tönen, da hingegen 
die Quinra perfecta aus dreyen ganzen und einem groffen halben Ton 


‚beftehet. Indeſſen nimt fie im Noten Plan doc) den Raum einer Duinte Sie ift leicht 


ein, und Fan aus einer jeden vollkommenen Quinte eine falfche oder Eleine zu finden, 


-Quinte werden, wenn man entweder Den unterſten Ton Diefes Intervalli, Leun man 


Quintam 


oder Den Baß, Durch ein = erhöhef, oder wenn man die Quinte felbfl, „erfektam 
nemlich den oberften Ton dieſes Intervalls, Durch ein. b erniedrigek. Eenner. 
Wir wollen die gebräuchliche Eleine Quinten herfegen, und Diejenigen, Die 

man vorhero am nöfhigiten wiſſen muß, Durch ein Eleines + anzeigen. 


Die kleinen Quinten 







tt Alle Heine 
Auinten in 
Noten, nebſt 


Unter 





140 1LAbſchn. Cap. XILWon der Heinen Ouinte. (F. 2 —5.) 


Anzeige, wie Unter dieſen elf Eleinen Quinten find die fieben mit. + bezeichnete fehr 
fie ſich reſol. gebraͤuchlich, und wohl zu merfen. Wir haben in der Scala diaronica 
DIEB: eine folche Eleine Quinte zu 5, nemlich £ Darum muß nun die Quinta 
perfedta zu b ein = vor Fannehmen (fiehe den erſten Theil IV. Abſchn. 
Cap. X. $. 5). Wenn man von. Diefen Quinten Diexx«, bb und 4 4 
wegnähme, fo waͤren es lauter vollfommene Quinten, ausgenommen die 
feste zu b, als melche, wie oben gefagt, von Natur eine Eleine Quinte in 
der Scala diatonica haft. Im sten Eapitel $. ı2. in der aten Anmerkung 
haben mir der kleinen Quinte aud) ſchon gedacht, und angezeiget, wie 
man derfelben beym Accorden⸗Exempel aus den moll- Tönen nicht gut 
fönne entrathen, und wie man alsdenn mol einen Bogen drüber finder, 
alſo: 5’; da wird fie gleichfam zur Noth bey einem reinen Accord als ein 
Lücken : Sullee genommen; denn eigentlic) geböret Die Quinta perfedta 
zum reinen 2lccord. — 
Wie ihre Re⸗ 9. 3. Weil nun die Quinte minor eine Diſſonanz iſt, fo hat fie 
ſolutivn ge: auch einer Refolution noͤthig: diß ift aber hier nun nicht.alfo zu verfiehen, 
ſchicht daß etwa eine 4 oder 6, als welche ſonſt ihre beyde Nachbarn find, dar⸗ 
aus werden muͤßte; nein, der folgende Griff gehet gemeiniglich einen 
halben, zuweilen auch einen ganzen Ton herunter: das iſt, die Stimme, 
worin die kleine Quinte geweſen, muß einen Grad herunter gehen; der 
Baß hingegen gehet einen Grad, welcher gemeiniglich aus einem halben 
Ton beſtehet, herauf, dieſes zeigen Die kleinen Cuſtodes an, welche ich 
gleich hinter Die $. 2. ausgeſetzte Quinten geſetzet habe. ; 
Ihre Neben: $.4. Die Steben:Ziffern zu Diefer Bleinen Quinte find die 6 und 3, 
- Ziffern find 6 als welche auch) beffer dazu harmoniren, als die sundz, Man findet die 
and; daher 6 auch gemeiniglich fehon Darüber , Dazu denn nichts weiter als die 3 
der befante koͤmmt. Die 6 ift faſt immer eine kleine Serte, Daher nun, weil die 
Griff Quinte auch Hein ift, liegen bende Töne der 6 und 5 auch einen ganzen 
Ton von einander, vide Cap. XI. $. 14. und. harmoniren, fonderlic) 
"wenn Die 5 oben und Die 6 unten lieget, fehr ſchoͤn. Diefes iſt nun ver 
welcher ſeyr befante fechs-fünfen-Sriff, welchen man faſt allenthalben antrift; dahero 
vorkoͤmmt. muß man fich diefen Griff wohl befant machen. Der Herr Matheſon 
ſagt in feiner Organiften-Probe pag. 5. daß er bey der Information in 
Acht genommen und angemerfet, daß e8 oftermals an der $ im Accom⸗ 
pagniren fehle; diß werden mehrere Informatores an ihren Difcipeln 
“auch obferniret haben; um. deſto befanter mache man ſich Derohalben mit 
Diefem Griffe. | 3 
Randrenmal $.;. Es kan diefer Griff, gleich allen andern, auch dreymal ver- 
veraͤndert wer Andert werden, nemlich ı) wenn Die s oben lieget (alsdenn lieget die 6 
den, unten, und Die beyden Zone, welche fonft als zufammenfiegend müßten 
| a Anger 


1 Abſchn. Cap. XII Von der Heinen Quinte. ($.5.6,7.) 141 


angeſchlagen werden, ſind weit genug von einander entfernet) oder 
2) c8 lieget die 6 oben, alsdenn lieget Die 5 gleich dahinter und Die 3 un⸗ 
ten Chier kommen nun die a Töne, welche Die 6 und 5 ausmachen, zu: 
fammen) ; diefesift nun auch gar nicht verboten, fondern wenn in Liedern 
die Diſcant Note bey diefem Griffe die 6 hat; fo muß fie oben bleiben. 
Diefe beyde Veränderungen des Griffes $ find nun bey Liedern fehr ge 
brauchlih. Die dritte Veränderung aber, da nemlich die Terzie oben 
lieget, findet man bey Liedern fo oft nicht. Indeſſen muß man fie doch 
wiſſen; alsdenn lieget die 6 und 5 unten bey einander. 


86 Wir wollen diefe dreyfache Veränderung unfers Griffes Wird in N 
in Noten ausfegen, und zwar nur zu der Baß-Note, woruͤber man ſie, ken angezeiget. 
vornemlich bey Liedern, fehr oft antrift: erft ınag die Quinte, dann Die 

Ditave, und zulegt die Terzie oben liegen, Man unterfuche fie nach Dem 
vorhergegangenen $pho. 








& — 
be 
eh ,,.: 

BE Eee ans 


$.7.. Im vorigen Kapitel $- 17.18. haben wir aud) einen Sriff ge Wie € vom 
habt, wo zweh nach) einander folgende Intervalla, eben wie hier, bey ein= vorigen Griff 
ander waren, nemlich im Griff 3 lieget 4 und 3 auch neben einander, und 3 fehr wenig. 
in unferm Griff $ Tieget Die 6 und 5 in den beyden lebten DBeränderungen unterichigden 
auch neben einander. Zu 3 gehöret die 6, und zu 8 gehöret Die 2. 

Wenn wir nun alle Ziffern diefer beyden Griffe ausſchrieben, fo flünden 

fie ſo: 2 und J. Hieraus erhellet nun eine groſſe Aehnlichkeit dieſer benz 

den Griffe, denn beyde haben die 6 und 3 bey ſich. Der ganze Unter: 

fcheid beſiehet nur in Einer Ziffer. Deswegen nun koͤnte man fagen: 

der Griff $ wird $, wenn ich ſtatt der 4 nur Dies nehme; und umge 

kehrt: der Griff $ wird 3, wenn ich flatt Der 5 die 4 nehme. Wer fich 

biefeg wohl merket, der wird beyderley Griffe leicht unterfcheiden lernen. 

Wir ‚mollen fie neben einander herfegen, da mir denn über den Baß 

die Ziffern, und im Difcant Die Griffe ausfesen wollen. 


S3 





142 1. Abſchn. Cap. XIL Wonder kleinen Quinte, ($.7.) 


b 









wird in Noten 
gezeiget. 


a 





ganze Unterfcheid beyder nl nur bloß darin beftehet. Nun findet man 
freylich nicht, Daß nach 9 über Diefelbe Note, in der Drdnung mie hier, 


1. Abfehn. Cap. X. Bon der kleinen Ouinte. ($.8) 143 


wandfchaft der Griffe € und + am eigentlichften erhellet; weil mancher fe Rarnmande 
noch nicht möchte wiſſen, was für Finger allhier in der rechten Hand zu datt wird ges 
nehmen; fo habe folche drüber gefeget. Die oberfte Ziffer geiget den Sin- ihrer Singers 
ger zum oberfien, die mittlere zum mittleren, und Die unterfle zum Un: fegung 
terfien Ton des Griffes an. Welcher Tact Feine Fingerfeßung über ſich 

hat, da gilt die sorherbemerfte noch. | 












2 | 3 —— 
— — | z 7 te te_ | 
3 Er Zu | ee 
ee n ä 4 ji | 

g 2 Er in 

BALSSFRENSErRZERc 
Se Nas 
2.4 ps 3:7 } 
i Ä m 1 18-18- 


Zuerſt erinnere wegen der Fingerfegung hiebey, daß man, wenn einer et⸗ Erinnerung - 
ton nicht weit fpannen Fan, im erſten Erempel den Griff S auch wol mit wegender Fin⸗ 
dem sten, sten und ıten Finger nehmen Fan, ie nachdem die Bequemlich: seriegung- 
Zeit der Hand es mit fich bringe. Im andern Exempel beym Griff $ | 
iſt zwar eine Fleine Spannung ‚-allein der Daumen wuͤrde auch 

= mode 





Pr 


144 1.Abſchn. Cap. XI. Bonder kleinen Quinte. (88. 9.) 


mode fallen. Mandem möchte hingegen im dritten Egempel, im sten und 
6ten Tact, in der unterften Stimme der Daumen bequem feyn, da man 
Wenn su bey: Denn den seen, aten und ıten Fingernehmen Eönte. Betrachten wir nun 
den Griffen den Griff 8 gu fs, und den Griff $ zu =; fo finden wir, daß dieſe bey: 
nk, de Griffe faft einerley find. Wenn man ihre 4 Töne alfo molte zuſom⸗ 
renfioging. men nehmen, daß man bey einem ieben Griff die Octave nod) hinzu nah: 
me, wie dann im Griffe *, wenn Dies oben, und im Griff T, wenn die 
Terzie oben lieget, Die Detave in gewiſſen Fällen, fonderlich wenn einer 
volftimmig fpielen tolte, wohl dazu Fan genommen werden ; fo maren 
beyde Griffe vollkommen einerley, als; 


SH 
s 4 


— 


Laſſen wir aber, wie denn auch am gewoͤhnlichſten iſt, die Octabe weg; 
ſo ſehen wir doch, daß hier zwiſchen dieſen beyden Griffen nichts als eine 
Verwechſelung der Stimmen vorgegangen. Hie moͤchte einer nun fra— 
Verwechſe⸗ gen: was iſt das, eine Verwechſelung der Stimmen? Weil nun vie⸗ 
lung dr fe, ja die meiſten Griffe aus Verwechſelung der Stimmen entſtehen, fo 
Stimmen will diß ein wenig deutlich madyen, Ein Choral-Spieler hätte nun zwar 
Was dadurch eben nicht nöthig, hievon vieles zu wiſſen; denn wenn Der nur alle Inter- 
zuerfiehen, valla Eennefe, und zu den uͤbergeſchriebenen Ziffern Die dazu gehörige Ne: 
ben ⸗Ziffern wüßte, und aud) feine Griffe zur rechten. Zeit treffen Eönte, 
- das ware feine Haupt-Sache. Allein die Lehre von Verwechſelung der 
Stimmen ift doch im General⸗Baß fo gemein, daß faft in allen gedruck- 
ten Anweiſungen zum General--Baß Davon geredet wird, und Daß es des⸗ 
wegen einem Eunftserfländigen Choral-Spieler gar nicht anftünde, wenn 
er nicht mußte, was Die Verwechſelung der Stimmen auf fi) hatte. Wir 
tollen derohalben bey Gelegenheit Diefer beyden Griffe $ und $, meil fie 
doch bloß Durch Die Werwechfelung der Stimmen von einander unterfehie- 

den find, ein wenig von Verwechſelung der Stimmen reden. 
und worin fie 6.9. Erftlich müffen wir wiſſen, was das Wert Stimmen allhier be 
befiche. deute. Davon iſt nun nachzufehen Cap. 1. $.32. fonderlich aber Cap. III. $. 2. 
Daraus wird einer fehen, Daß egdreyerley Stimmen gibt. 1) Die Oberſtim⸗ 
me, der Difcant,genant. 2) Die zwey Mittel-Stimmen, nemlid) Alt und 
Tenor, und 3) Die Fundament: Stimme, der Baß, Die rn 
umme, 


LAbſchn. Cap- XII. Bon der Heinen Ouinte. ($.9,10.) 145 


Stimme Verwechfelung der Stimmen heißt nun anders nichts, ale 
wenn Diefe vier Stimmen ihre Töne mit einander verwechſeln oder ver: 
taufchen. Es Fan aber eine zweyfache Dermechfelung der Stimmen an: Doppelte 
genommen werden, nemlich ı) wenn bloß der Difcant und Die Mittel: Veruchfe 
ſtimmen unter fi) wechfeln, ohne daß der Baß Theil daran nimt; und [dung der 
2) nu is Baß mit einer Mittelſtimme oder dem Diſcant feine Noten THnen. 
verwechſelt. — 

$.10. Die erſte Verwechſelung der Stimmen beſtehet num darin, ) Wenn blog 
wenn die drey Stimmen der rechten Hand, ale Diſcant, Alt und Te di drey 
nor, ihre Stimmen oder Zöne, die fie eben vorher gehabt, unter fich at . 
verwechfeln, als wenn der Difant feinen gehabten Ton mit dem Ton une oe 
der Tenor-Stimme verechfelt, alsdenn überlaßt der Alt dem Tenor feiz Yerrsechfe: 
‚nen Ton, und der Alt nimt dafür den Ton, welchen der Diſcant ges lung vornch» 
habt, wie folgendes kleine Exempel zeiget: men/ 


Hier ſehen wir eine Verwechſelung der rechten Hand, da aber der Baß 

immer feinen Ton a behält, und alſo nicht mit wechſelt. Die Difcant- 

Stimme hat hier im.erften Griff = und die Tenor⸗Stimme⸗: im andern 

Griff nimt die Difcant-Stimme 7, nemlich den Ton, den der Tenor ges 

habt, das c, um eine Octave höher; und der Tenor nimt, was der Alt 

gehabt, nemlich ⸗, der Alt aber nimt den Ton, den der Difcant gehabt, 

nemlich =. Und fo auch im dritten Griff: da nimt der Diſcant abermal 

den Ton der Tenor⸗Stimme, Doch wieder um eine Octave höher, nemlich 

&; der Tenor nimt den Ton des Alts, nemlich «5; und der Alt nimt den - 

Zon, welchen der Difcant im vorigen Griffe gehabt hatte, nemlich — 

Diefe Vermechfelung der Stimmen rechter Hand nun, oder wenn Te—s als welches 

nor, Alt und Difcant unter einander mechfeln, ift nichts andere, als nichts andere 

Die Drenfache Weränderung eines Accordes, oder die fo genante drey IN aldbie 

Saupt=-Accorde (vide Cap VIII. $. 2. item den erften Theil IV. Abfchn. an 

-Cap.XL.$.2). Nicht allein aber ein reiner Accord, fondern alle andere eins jeden 
Griffe, wovon theils ſchon gehandelt habe, und wovon u wird ge= Griffes, 

handelt werden, können, wie ſchon anderswo angezeiget, unter fich eine ſolche 

Veraͤnderung oder Verwechſelung der Stimmen vornehmen. Vom Ser: 
Miedeb, Gen. Sf, T en ten- 








146 1.Abfehtn.Cap- XII. Von der kleinen Suinte.-($.10.11.) 


ten: Griff fiche Cap. IR. $. 16. und vom Quarten : Griff Cap. XI. $. 8. 
da von der dreyfachen Veränderung diefer Griffe gehandelt worden. Es 
iſt höchfinöthig, daß man alle Griffe nach diefer dreyfachen Veraͤnde⸗ 
rung, gefchwinde und fertig machen und treffen lernet. Diß Eönte nun 
eine Verwechſelung der Stimmen heiffen, und ift es auch. \ Ä 
2) Wenn der $.ın.. Sedoch, wenn man im General Baß von Derwechfelung 
Baß miteiner der Stimmen höret oder lieſet, fo verfiehet man gemeiniglich die zweyte 
Stimme aus Stimmen-Verwechfelung Dadurch, da nemlich der Baß feinen Ton mit 
en dem Ton einer Mittelſtimme oder des Difcants verwechfelt oder 
len. vertsufihet Weil nun vom Baß, als dem Fundament-Ton, die Be 
rechnung der Ziffern und die Benennung deg Griffes gefchicht, fo folget 
fo entfichet daraus nun auch, daß, fo oft der Baß feine Note mit einer anderen 
eine neue Stimme vermechfelt, alsdenn felbige Note auch andere Ziffern über ſich 
Ziffer: bekoͤmmt, als: ſo kan aus einem reinen Accord ein Sexten Griff werden, 
wenn nemlich der Baß feinen Ton mit: der Tenor⸗ oder Alt: Stimme, 
oder. auch mit dem Diſcant, vertaufchet oder verwechfelt, als: 


® nt 


dadurch wird 
aus einem ee 
Accord ein ö 





Sexten Griff. 





Erlaͤuterung. Hier iſt nun erſtlich ein reiner Accord zu c, da die Octave oben lieget; 
R. denn der Difcant hate, der Alt z, und der Tenor. Nimt nun, wie 
hier im erften Erempel gefehehen, der Baß eine Verwechfelung mit der 

Zenor- Stimme, die ⸗ hat, vor; fo nimt er diß e um eine Octave tiefer, 

und gibt dem Tenor dafür feinen Ton e (um eine Dctave erhöhet); fo 

bekommen Difcant und Tenor, beyde eine, melches nur in der. Octave 
unterſchieden: der Alt behält, fein. s unverrücke, und der Baß hat das e 

dem Tenor abgeborget. Halten wir nun diefe drey Töne, © z c gegen 

den Baß e, fo findet fih, Daß es ein Serten-Griff zu e geworden, und 

zwar mit einer verdoppelten Serte, nemlich 7 7, als welches, tie be 

kant, die Serte zu e ift, und der Alt macht die zum Sexten Griff gehö- 

rige Terzie aus. Im andern Fleinen Exempel lieget im Accord zu e die 
Quinte s im Difcant oben, die Detave © hat der Tenor, und der Alt 

hat die Tersie e.ı Der Baß vermechfelt wieder feine, aber nicht mit der 
Tenor⸗Stimme; denn die hat auch ⸗, nur eine Detave höher. Diefes waͤ⸗ 

ve dem Baß nun eine geringe Berwechfelung, wenn er ſtatt a an 

e folte 


7 


1.Abſchn. Cap. XI. Von der kleinen Ouinte. (G.1,12.13.) 147 


eſolte eingeſtrichen a nehmen, denn Dadurch waͤre der Griff eben wie er 
gemwefen, und Fame der Baß nur alsdenn mit dem Tenor in vnifone. 
Dahero wechſelt er hier Sieber mit der Alt-Stimme, als welche⸗ Dieter _ 
gie zum Accord gehabt, "Nun folte hier Der Alt der Baß: Stimme ihr e 
annehmen; weil diß 2 nun fchon der Tenor hat, fo Fommen Alt und 
Denor im Vnifono. Dergleihen Serten:Sriffe findet man nun fehr 
viele, daß die Octave meggelaffen; weil aber beym Serten:Sriff nit al: 
fein die 6, fondern aud) wol die 3 verdoppelt werden Ean, tie mir folches 
Cap. X. $. 6, in der sten Anmerkung bey denen Dafelbft ſich befindenden 
Exempeln gefehen haben; fo Eönte hier ber Tenor Fieber die Oberſtimme, 
das E, um eine Detave tiefer nehmen, fo mare 28 ein Serten - Griff mif 
Der verdoppelten Terzie. Im dritten Eleinen Erempel haben wir im rei- 
nen Griff zu e die Terzie = oben genommen. Will nun Der Bas mit dem 


Diſcant wechfeln, und nehmen ihn fein c (obgleich um zwey Detaven tie⸗ 


fer) fo bekäme der Diſcant, des Baſſes fein e, und wäre alsdenn mit dem 
Alt, welcher au) © hat, in vnifono, Ich habe hier das < dem Difcant 
gelaffen, als welches oft geſchicht, wenn die Folge es nur nicht verbietet, 


. Denn fonften müßte Die Octave megbleiben, und entweder Die Terzie z, 
- oder Die Serte z verdoppelt werden. Hier iſt nun iederzeit aus dem rei: 


nen Accord Durch Die Verwechſelung der Stimmen ein Sexten-Griff 


geworden. 


ꝛ⸗. Dahero haben wir nun Cap. IX. $. 12. auch geſaget: Die 6 Der Sexten⸗ 
waͤre eine umgekehrte Terzie, Denn durch die Verwechſelung, oder, wie Griff entfie: 
man auch fpricht, Verkehrung der Stimmen, wird aus der 6 eine 3, Det alſo aus 


und aus einer eine 6, wobey wir uns aber nicht meiter aufhalten wollen Srcın u 


$.13. Im vorigen Exempel hat der Baß den Ton, der im reinen Der Griff & 


Accord die Terzie zum vorigen Griff geweſen, aus den dreyen Stimmen entfkchet auch 


der rechten Hand genommen: nun Fan er aud) wol Die Quinte des vori- aus dieſer 
gen Griffes aus den Stimmen der rechten Hand nehmen, und erwählen mn 
’ Verw 


ſolche gewechſelte Stimme zum Grund-Ton, als: cchfe: 


| I 


lung. 





Erläuterung. 


Warum die 
Verdoppe 
lung der 6, 


nicht aber der 
2 erlaubt if. 


148 1Abſchn. Cap· XII. Von der kleinen Ouinte. (F. 13 14) 


Hier hat im erſten Exempel der Baß dem Alt fein gleichſam abgeborget, 
und feinen gehabten Ton e dafür zu Pfande geſetzet. Es müßte bier alfo 
der Alt des Baffes fein e haben, und ginge alsdenn mit dem Difcant in 
Vnifono; oder der Alt müßte fein e dem Tenor überlaffen, und dafür 
das ⸗, welches der Tenor gehabt, nehmen; alfo haben wir e8 auch aug- 
gefeget, um die Verwechſelung defto deutlicher anzuzeigen. Es ift aber 
Diefer daher entſtandene Griff beym ordinairen General-Baß etwas un: 
gewöhnlich: und wenn wir betrachten, welche Ziffern Der neue eingemwech- 
ſelte Baß⸗Ton g hat; fo finden wir, daß es der Griff S iſt. Es if 
aber die 4 doppelt, nemlich das c, und die Dctaveg, gar nicht dabey, 
da Doch unftreitig die 8, als eine vollfommene Confonanz, der 4 in der 
Berdoppelung weit vorzujieben ; und Destvegen muß der Alt hier Das z 
(fo, wie er e8 im vorigen Griffe hatte), als Die Detave des Baffes behals 
ten; und alsdenn wäre hier. Feine eigentliche Berwechfelung der Stimmen 
porgegangen, fondern der Baß hätte fich einer erlaubten Freyheit bedie- 
net, und flatt feiner Sundament-Note ce den Fon der Alt-Stimme, dag 
2, als der Quinte des zu e vorher angefchlagenen Accordes, genommen, 
und Diefes ohne allen Schaden der Harmonie Weil nun die Verdop⸗— 
pelung der 4 beym Griff 3 nur felten ftatt hat; fo habe in den andern 
beyden Eleinen Exempeln, zu den Zonen, welche den Griff £ ausmachen, 
die 8 z und z gelaffen, wie denn auch zu 2 ordentlich noch) die Octave 
gehöret (Cap. XI. $. ı0.). 

914. Es möchte nun jemand fagen: in der vorigen Verwechſe⸗ 
fung $. u, da der Baß dem Zenor feine Stimme « abborgete, nahm 
Doc) der Tenor an deffen ftatt die Baß Note ce, und taufchete alfo recht; 
und dadurd) gefehah es nun, Daß die Serte zu e, das ce, im Griff zwey⸗ 
mal, nemlic) im Difcant = und- im Xenor - vorkam, und Die Octave 
von der Baß-Note e, war gar nicht im Griffe Hierauf antworte: Es 
bleibt noch ein merklicher Unterfcheid zroifehen der 6 und der 4. Dieſe, 


- Die Quarte, ift, wie wie Cap. XI. $. 2. gefeben, nur ein fo. genanter 


Freyheiten 
des Baſſes, 


muſicaliſcher Zwitter, und jene, die Sexte, iſt ohne allen Streit eine 
wahre Conſonanz, und eben deswegen iſt ihre Verdoppelung auch erlaubt; 
ſonſten aber haben wir ja auch ſchon gehoͤret, daß der Tenor fein © auch 


wohl behalten Fan, obgleich der Baß eben Diefen Ton um eine Dctave 


tiefer nime; und hat folche Verdoppelung nur flaft, wenn ungeſchickte 


Gaͤnge oder verbotene Octaven (davon Cap. IX. wie auch Cap. X. $. 6. 
in der sten Anmerk. weitläuftig gehandelt worden) herausfamen. 


gs. Was Cap. IX. $ 15. geſaget worden, Daß oft der ganze | 
Serten-Öriff (don im vorigen Accord enthalten fen, und an u 
— — Exempe 


J. Abſchn. Cap. XII. Von der Kleinen Quinte. ($.15.16.) 149 


-  Epempel geneben worden, gehöret hieher; denn aniebo fiehet man, daß alle Töne der 


der Baß fich gleichfam nur ein wenig luflig macht und ausſpatziret iſt, raten Dand 
indem ex die Zersie des vorhergegangenen reinen Accords ſtatt feiner er: Nad der Rei⸗ 


ſien Fundament: Rote genommen, ohne im Griffe felbft eine Berande- Di Poren iu 


zung zu machen. Item, beym Griff 2 ift im vorigen Capitel $. ı2. auch iafen, ae 


ſchon angegeiget, daß er oft nicht allein vorhero, fondern auch nachbe= rechten Hand 
to liegen bleibet; diß kommt nun abermal daher, Daß der Baß zur Der: zu verändern. 
Anderung diefen Ton aus dem vorigen Griffe genommen, und den Dif: 
cant mit aller Veränderung verfchonet hat. In dem daſelbſt gegebenen 
Erempel finden wir auch, daß die Note des Baffes, welche 3 über fich 
haben folte, wol Durchgehet, tie daſelbſt im dritten Tact über = und im 
fechften Tact über 4 der Griff & fliehen koͤnte und müßte, wenn ſolche 


Note nicht durchginge. Die ganze Sache hat Feine Schwierigkeit: denn 


ſchlage ich 3. E. zu g einen’ reinen Accord an, fo ift dem Baß erlaubt, 


U 


alle Toͤne meines Griffes nach einander hören zu laſſen; und ſtehet es dem 
Difcant gleichfam frey, den Griff jedesmal aufs neue wieder anzufchla= 
gen, oder ihn liegen, und auf einer Orgel fortklingen zu laffen. Ich fage 
Diefes nur, um zu zeigen, Daß es wohl erlaubt wäre, wenn anders bey 
Liedern die Difcant-Stimme nicht dawider wäre, und daß dahero Feine. 
Disharmonie nder Uebellaut entftehen koͤnte 


$.16. Alle Griffe nun, die aus einer Verwechſelung der Stimmen Erftärungder 
entſtehen, find gleihfam genau mit einander verwandt; und aus eben Verwechſe⸗ 
diefer Stimmen - Dermwechfefung entfiehen Die meiften Griffe, wie wir lung der 


hernach mit mehrern noch hören werden. Nun wollen wir unfer 6. g, Stimmen 


gegebenes Exempel noch einmal befehen. Im erften Exempel, wo uber wiſchen 3 

fir ſiehet, hat der Difcant 2 = 2, und der Baß fir. Die andere W 3. 

Note a hat $ über fi), deswegen hat der Difcank < ra, und der Baß 4. 

as ift nun vor eine Aehnlichkeit und Verwandſchaft unter Diefen bey- 

den Griffen? Antwort: Eine fehr groſſe; Die Töne find in beyden Grif⸗ 

fen einerley, (mie man $.8.am Ende, Da Die 8 zu beyden Griffen hinzu= 

genommen worden, Deutlich fehen Fan), nur, daß der Baß ſtatt Zr, aus 

dem Griffe $ das = zum Fundament ermählet, und fein Ar dem Griff 

der vechten Hand, und zwar dem Alt, dafür wieder gegeben hat. Die 

Zöne find alfo Diefeiben geblieben, es ift nur eine Verwechſelung des 

Baſſes fir mit der Alt- Stimme « vorgegangen, und der Alt hat Dafür 

Das jr wieder genommen. Das ift nun eine rechte Verwechſelung und 

ein Tauſch zwiſchen Baß und Alt; der Baß vertauſchet oder vermechfelt 

fein A mit dem a im Alt. Weil nun dadurch ein neu Fundament ent 

fianden, ſo haben fich auch die Ziffern ne muͤſſen. 
ed $. 17: 


v2 





— 


150 1. Abſchn. Cap. XI. Von der kleinen Quinte. ($.17.18.) 


$.ı7. Um deutlich zu machen, was man durch Die Verwechſelung 

der Stimmen verfichet, fo habe ich mic) mit Fleiß ein wenig dabey auf- 
gehalten. Wenn nun eine Bap-Note 2 über fid) hat, und die folgende 
Dreyfache eine Terzie höher gehet, fo. hat folche Note gemeiniglich 3. Weil nun 
an der Griff $ Dreymal Fan verändert werden, fo kan eg mit Dem Griff $ 
eines Griffts 1. geichehen, Destvegen ich denn Das Trempel $. 8. dreymal, nemlich 
nach feiner Dreyfachen Veränderung , ausgefeget habe. Wer nun Diefe 

Exempel mit Fleiß nachfichet, der wird in allen Diefen Griffen finden, daß 

gt 3 nichts anders ift, als eine Verwechſelung der Stimmen vom 

vi 5. & 


Dieleine 8.18. Wir merken nun noch an, daß die Eleine 5 oft im vorigen 

Quinte iſt ent· Griff fchon vorherlieget, und alsdenn eine gebundene Quinte, Quinra 

a °® fyncopara, genant wird; oft aber auch nicht vorher fieger, dann heiffet 

oder ungebiun; ſie eine Onechgehende oder ungebundene Quinte. So viel hätte man 

dene, von Der Kleinen Quinte beym Choral: Spielen nöthig zu mwiffen. Nun 
wollen wir zur Mebung noch ein Exempel herfeßen, darin Die 8 oft fol 
vorkommen, wie auch der Griff 3. 


Choral = mäflig. 


ehe 2) 2) 55 4) 
Exempel zur See ee rer = 
Nebung. am = —_- SE TE — eg 

: 





-8- no 


m) 


1. Abſchn. Cap. XIL Bon der kleinen Quinte. 6.19.20.) 151 












— 


$.19. Ich habe hier die — — — 43 ausgeſetzt, nicht, Nochmalige 

wie ſchon Cap. X. $.17. erinnert worden, Daß einer dadurch vom Nach: Erinnerung, 
denken folte befreyet werden, und daß er die Griffe. nur fo, tie fie da wie die aus: 
fiehen, ohne Betrachtung wegfpielen möchte; das wäre ein ſchlechter en 
Bortheil, fondern es ift gefchehen: Damit ein Liebhaber nad) vorherge- gebrauchen. 
gangener Selbfl-Erfindung Der Griffe möge erkennen Eönnen, ob er recht 
oder unrecht habe. Wer mun Fein Kind mehr ift, der wird eine iede Note 
eines ausgeſchriebenen Griffes betrachten, warum dieſer oder jener Ton 
zum Griff gehoͤret, und was eine iede Stimme vor eine Ziffer oder Inter- 
vallum in fich halt. Denn es ift nicht genug „daß man nur Diefeg und 
andere Erempel fuchet tvegfpielen zu lernen; nein, ein rechter Liebhaber, 
der meinem Zwecke gemaͤß zu handeln fuchet, fpielet erftlich alles langſam 
und mit Bedacht, und rechnet alles nad), Damit er recht einfehen lernet, ae 
was er macht. Denn da eben diefe Exempel hernach im ꝛten Abſchnitt 
alle nieder vorfommen werden, chne Daß man den Difcant darüber fin- 
den wird, fo wird es nothig feyn, einen ieden Griff mit Einficht und Ver- 
ftand zu machen; damit ihm der crfke Abfchnitt dieſes Werks bey Durchle⸗ 
ſung und beym Gebrauch des zweyten Abſchnitts moͤge zu ſtatten kommen; 
denn es der erſte Abſchnitt eine vollkommene Einleitung zum gmenten. 
' Sonften merken wir hieben noch an,daß beym Griff Snichteben Im Griff € 

immer hothtmendig die Heine Quinte feyn muͤſſe: nein, man findet oft Die’iftdiesofteine 
Quintam perfeftam bey der Serte, wie hier in unferm Erempeli im aten Quinta per- 
Fact zu G, im sten Tact zu B, im gten {u es, und im.uıten Zack zu B, ſich Ft 
auch die reine Quinte findet. "Do iſt zu merken, Daß alsdenn Die Quin- 
ta perfecta, (ob fie gleich font als eine vollfommene Conſonanz Feiner 
Refolution bedarf) ſich gleich der Eleinen Quinte, unter ſich refoloiren 
muß, und zwar in eben der Stimme, Darin fie gelegen. Hiemit uͤberlaſſe 
dieſes Erempef der Hebung, und gehe zum folgenden Eapitel, Darin wir ein 
Seneral:Erempel aller ſchon abgehandelten Griffe, fonderlich folcher, Die die 
Serte bey fich haben, finden werden ; weicheszur Erinnerung und Repetition 
alles ſchon gefagten Dienen Fan, und deſſen gebune ſehr nuͤtzlich ſeyn wird. 


CAPVT 





152 1,%bfchn. Cap. KIT. General» Eyempel (5.1) 


0 2 SCARPYVE ISIN. — 
Ein General⸗Exempel mit Anmerkungen. 
General⸗ HG.x. Nachdem wir anietzo ſchon viele Griffe gelehret haben, bey 
— zur welchen auch die Sexte faſt immer geweſen iſt, und ſolche Griffe auch am 
Uebung · meiſten vorkommen: fo wollen wir, ehe wir zur kleinen Septime gehen, 
vorhero erſt ein Öeneral-Erempel herfegen, alle Griffe drüber ausſchrei⸗ 
ben, und es in den Anmerkungen gleichſam gergliedern. 
Generel= Erempel, ehe: mäflig. 


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& 
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— — 





EN 08.20): Se] i e | 
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mit Anmerkungen (23) 000153 


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643 . EN RE 


6.2. Vielleicht erſchrickt noch mancher hievor; die ausgefchriebe: Diß Erempel 
nen Griffe find einem, der nicht ein wenig dazu gewoͤhnt iſt, etwas fremd. Fan zur Probe 
Man nehme fich nur Zeit, es ift fo ſchwer nicht, wie es feheinet. Es und Repeti 
kommt keine Ziffer, Griff oder ſonſt etwas Darin vor, wovon nicht ſchon en en vori 
im vorhergehenden ein deutlicher weitläuftiger Unterricht mitgetheilet wor⸗ IT dienen. 
den. Hier kan einer ſich nun felber probiren, wie aufmerkſam und ernſt⸗ 
lich ex fich bishero felbft informivet hat. Iſt iemand nun nicht zu eilig 
über das vorige weggegangen, fondern hat Fleiß dabey gebraucht, fo wird 
ihm diefes Erempel nicht ſchwer fallen: Doch Eönte vielleicht Diefer oder je- 
ner Griff noch wol ein wenig Nachdenken verurfachen , ſonderlich wenn 
wir es $. 20. nur im Difcant ohne ausgefchriebene Griffe werden befom: 
men: allein Das macht nichts; die Fertigkeit muß mit der Zeit kommen. 

Es ift genug, wenn einem die Griffe nur nach und nach befant werden; 
es er alles fo geſchwind nicht erlernet werden, das muß fich niemand 
vorftellen. | 5 
$.3: In diefem Exempel find nur 17 Noten, welche Feine Ziffern Bon den dar: 

über fich haben, und wozu (nebft den andern, Die ein * oder 2 über ſich in vorfallen: 
haben) der reine Accord gehöre. Die Ziffern aber, die hierin vorkom- den Ziffern. 
men, find die6, $, 3, 3, #3, 65 und 33, als von melchen allen ſchon 
weitlaͤuftig vom IX. bis Xiiten Capitel ift gehandelt worden. Sch habe 
mich befliffen, in Diefem Exempel vieles md manches, wovon ſchon Un⸗ 
terricht ertheilet worden, anzubringen. Sonderlich habe +3 verfchiedene 
mal gebraucht, weil fonft Diefe Zifferreinem Anfänger, vornemlich wenn 
im Griffe die Quarte oben Tieget, wol leicht eine Zeitlang fremde bleiben 
würde. Im Diſcant findet man bey jedem Tact:Striche eine Eleine Zahf, Yon der Hei: 
eben wie bey den vorigen Exempeln, wodurch die Tacte abgezaͤhlet find; nen Zahl zu 
denn weil in den Anmerkungen bald dieſer, bald jener Tact angeführet aaa des 
worden, fo habe Dadurch einen Liebhaber mit dem verdrießlichen Nach— 
zählen der Tacte verfchonen wollen. Damit einer ferner bey Uebung die: 
ſes Exempels eine Heine Erleichterung finden möchte, fo habe es gleich) 
einer Lieder- Melodie (als womit es diefer Abfehnitt Doch hauptfächlih zu 

Wiedeb, Gen. Hf,. u thun 


3 
eco, 4 





N 





N 


- 0.154 LAbſchn. Cap-XIH. General Exempel ($.3.4.) 


thun hat) in fieben Sage abgetheilet, Damit man einen Sag nach dem 
andern vornehmen möchte; e8 Fan langfam als ein Lied gefpielet werden, 
welches auch Die Heberfchrift: Choralemäffig, anzeigen fol. Man wırd 
freylich wol wenig Lieder: Melodien finden, da der Baß fo reich an Zif⸗ 
fern it, als in dieſem Erempel. Defto mehr aber Fan einer Daraus ler- 
nen, und fich Dadurch geſchickt machen, fehr viele Lieder nach dem Gene: 
ral Baß fpielen zu lernen. Wer es gebührend megfpielen Fan, der wird 
nun fchon einfehen, daß eine gefchickte Abwechfelung der Confonanzien 
und Diffonanzien eine beffere Harmonie gibt, als in den Erempeln Cap. 
- VIE, wo alles in lauter reinen Accorden einher ging. Im neuen Aber: 
nigerodifchen Choral⸗Buch findet man viele ſtark besifferte Baffe, Die vorz 
trefflich zus Webung finde" RE: 
Don der Aus⸗ $ 4, Nun wollen wir dieſes Exempel ein wenig näner beftachten, 
wendung die und alle mögliche Erleichterung , 8 zu fpielen, dargeben. Was nun erft: 
ſes Exempels lich Die Ausweichung bettift, als marum ein Anfänger ſich mit Ernſt zu 
| ra befümmern hat, damit er immer wiffe, in welcher Ton Art er fpielet; ſo 
yet, wird weit I Der Haupt: Tone dur, die Neben: Töne, darin ausgersichen worden, 
jänftig gegi: find: g dur, emoll, amoil, d moll und f dur. Hier Fommen alfo drey 
"se, dur- und drey moll Fon-Arten vor. Im aten Tact kommt eg ing.dur, 
diß zeiget ung das fs an, als welches Das Semitonium unterwerts von 
giſt; und bleibet bis zu Anfang des ten Tactes darin, allwo wir am * 
vor d(am dis) ein neues Semironium haben, welches ung anzeiget, Daß 
die Melodie in e moll fich aufhält; denn dir ift das Semitonium unter: 
wertszue. Im gten ‘Sack zeiget fich über 4 in der s wieder ein fremdeg 
% ‚nemlich gar, als womit e mul nichts zu thun hat, deswegen haben 
fir nun wieder eine neue Ton⸗Art, Das Fan nun feine andere als z mol 
feyn, diß erhellet klar aus dem Schluffe des Satzes, ver in a zoll ift, iſt 
alfo das gas das Semironium unterwerts von a. Im ızten Zack fehen 
wir an czs wieder einen fremden Ton, damit 4 zoll nichts zu thun hat, 
dahero ift hier in d mol ausgerichen, als wozu es dag Semitonium un: 
terwerts iſt. Im isten Tact verliehret fi) Das czr, und wird mieder ce; 
wir finden hier auch Fein fremd Ereuß, Deswegen muß das Semitonium 
dieſer TonArt, worin unfer Erempel ſich aufhält, fich ſchon natürlich in 
der Scala von c dur befinden; in c dur ift das natürliche Semitonium 
unterwerts bi daß aber das Stück noch nicht wieder inc dur gegangen, 
erhellet aus dem b vor 4. Das andere natürliche Semitonium ift ef, als 
welche Zöne nur einen halben Ton von einander liegen; diß e iſt nun das 
Semitonium unferwerts zu f, ift alfo die Melodie hier in f dur, als wel⸗ 
ches aud vor b ein b haben muß ( biebey fehe man nach Cap. X. 9. s. Die 
erıte Anmerkung). Sm ıgten Tact, da f die 6 Aber fich nimt, a 
\ elb 


mit Anmerkungen. ( NA ER ER 155 


felbft vor Hein 4 ſtehet, gehet es wieder in feinen Anfangs-Ton e dur, 
nnd fchlieffer darin. Es ware nuͤtzlich, wenn man folgende Stellen, Die 
“hieher gehören, beliebte zu vepetiven, nemlich Cap. H. 9. 21. Cap. VII. 
$. 5. 6: Cap. VIH. 9.9. i1. Cap. %: $.3..deitte Anmerkung; ibid. $. 4. erſte 
Anmerk. und andere, » So viel von der Ausweichung. 


$.5. Mas nun die Griffe, ſo darin vorkommen, infonderheit be: Von den Ser: 
trift: fo finden wir Die einzele 6 an Die 24 mal über-den Baß, und zwar fen. Griffen 
nad) ihrer dreymaligen Veränderung; 15 mal liegt Die 6, Dreytnaf die 3, MiiRS Erem— 
und fechs mal die 8 oben. Wo es.nun feine verbotene Octave oder ein l 9 
fremd. * vor der B en £, da hat man Die Octave alle mit der Octa⸗ 
zeit mitgenommen: ſolches iſt nun.g mal geſchehen, nemlich im. ı, 2, 12, ve/ 
33, 17, 19 und aofen Tact; wie e8 der ausgeſchriebene Griff auch seiger. 
Die Verdoppelung der Terzie beym Serten-Sriff kommt hier nur einmal, oder Verdop⸗ 
nemlich im ten Fact bey 7 vor. Hingegen die Berdoppelung der Serte Pelung der 
fünfmal, nemlid) Zact 6, 7, 8, u und 20 (vide Cap. X. $. 6. ste An- a oder 
merk. pag. 155.1gq.). Wer hier ſtatt Der verdoppelten 6 oder 3 Die Octa⸗ = Gr 
ve nehmen wolte, Der würde im zten und zofen Zack verbotene Octaven z 
machen, und im öten, zten, sten und uten Zack ein fremdes * verdop: Vom fremde 
peln. Wann nun, wie bey Liedern immer gefhicht, Die Diſcant⸗Stim⸗* · 
me über dem Baß ftehet, fo Iehret mich die Difcant-Stimme, ob ich beym Wie man wif: 
Serten:Griff Die 6 oder 3 verdoppeln foll: denn iſt dieſe Difcant: Note, fen Fan, ob 
Die 6 zur Baß-Note, fo wird die 6, wenn eine Verdoppelung nemlich en Serten⸗ 
noͤthig iſt, verdoppelt; iſt aber die Ober-Stimme, die Terzie zum Baß; a na 
fo wird Die Terzie verdoppelf, wie aus unferm Exempel gu fehen. "Des: Sana na 
wegen hätte nun'im.ıaten Tact, da über cas eine 6 ſtehet, und der Dif: | 
cant = als eine Terzie zu ezr angibt, auch Die 3 Fönnen verdoppelt mer: | 
Den; es ift aber nicht gefchehen , fondern man hat vielmehr in den beyden Warum fol: 
Mittelftimmen bey = den Vnifonum ermwahlet, und dieſes darum, weil de Verdops 
der Tenor, welcher bey der Verdoppelung = würde befommen haben , Llung beym 
nachhero einen Sprung von ⸗ ins = würde haben thun müffen: es hal: a 
ten aber die Mittelftimmen beym General: Baßfpielen, ſo viel möglich, auch dol weg: 
einen ordentlichen Gang; es ſey denn, Daß die Oberſtimme bey Fiedern bleiben, und 
Sprünge hätte, fo müßten die Mittelflimmen dergleichen auch oft haben, der Vnifonus 
Ein Anfänger darf nur, wenn er beym Serten-Griff entweder Die 6 oder selten Fan. _ - 
- 3 verdoppeln will, darnach fehen, ob Die Note, die eine 6 über ſich hat, Yon der Ber: 
auch ein fremdes x oder erhöhendes 4 wor fich hat; Denn da fällt der doppelung der 
gleichen Berdoppelung am meiften vor. Findet er nun zu folcher Note die 6 Pr 3 
6 im Difcant in der. obern Stimme ‚ fo verdoppelt er. die Septesnemlih 
er nimt flatt der Defave den Difcant-Zon um eine Octave tiefer, wie in 
—— unſerm 


ee 





156 1. Abſchn. Cap- XI. General Exempel (5. 9) 


unferm Erempel Tact 6, 7, 8, in und 20 zu fehen. Die Verdoppelung 
der Terzie aber Ean gefchehen, wenn Die Terzie im Difcant oben lieget, 
tie hier im Tact 3. Weil die Verdoppelung der Serte oder Terzie beym 
Sexten Griff oft, felbft bey Liedern, gefchehen Fan, ein Anfänger aber 
vielleicht ſolche fo bald nicht mird in Uebung bringen koͤnnen: fo will dieſe 
Sehre im ızten Capitel nochmals wiederholen, Darin denn ‚auch Die ver: 
deckten Octaven follen aufgedeckt werden. — 
Vom Griff $ $.6. Esift Cap. X1. $. rı. gefaget worden: daß wenn 3 auf & 
in diefem. folget, aledenn der ganze Griff £ wol ſchon im vorhergegangenen Griffe 
Exempel. _ fieget. Dieſes finden wir nun hier im erften und dritten Tact. Im 
ıoten Tact liege nur die 4, nemlich = vorhero. Im isten Tact liege Der 
Griff nicht allein vorher, ſondern bleibt auch nachher. Im ızten Tact 
iſt das Segentheil? ‚da liegt nichts vom Griff 3 vorher, und bleibt im fol: 
genden Griff auch nichts davon liegen. Hievon fehe man nach Cap: XL. 
$. u. und 12. Ehre 
an or $. 7. Im erſten Tact hat der ganze Griff . einen Punct hinter ſich, 
im Difcant, RT en 
und im dritten Tact iſt dieſer Griff gang gebunden. Hievon ift nun 
Cap. X.$.5 in der zten Anmerkung gefaget, daß man flatt des Punctes 
fich einer Bindung bedienen koͤnte; diß iſt nun hier gefchehen, im erſten 
Dact hat diefer Griff Puncte, und imdritten ift eine Bindung. Diß 
hat hier nun einerley Wirkung. Im erſten Tact bleibt der Griff .eine 
Zeit von drey Achtel liegen, und eben fo. ım dritten Zacte;; Hier muß 
nun, mie bekannt , das Viertel im Baß in zwey Theile, nemlich in Ach- 
tel, getheilet werden. Da denn, wenn Die linke Hand das g anfchlägt, 
die rechte ihren bepuncteten oder gebundenen Griff liegen. läffet, und zur 
-andern Hälfte von g im erſten Tact den ganzen Griff. nachſchlaͤ⸗ 
get, und im dritten Tact das einzige. allein hernach hören läffet. Diefe 
- EineNotemit Teilung eines Viertels muß auch gefehehen, fo oft Eine Baß Note zwey 
zoo» Ziffern: Ziffern über fich hat, als in unferm Exempel + 3 und 6 5: Da Denn Die 
nach einander. rechte Hand Achtel macht, wie folches deutlich an den ausgefchriebenen 


Griffen zu feben. Boa 
Bon &, in $.8. Den Griff $3 finden wir hier im gten Tact uͤber 77, und iſt 
deſem Crem hier die 4 nur als ein Vorſchlag zur 3, die zum Sexten-Griff gehöret, 
pel. anzuſehen, in welchem Griff die Octave gemeiniglich wegbleibet, vide 
Cap. X1. $.13. a 
Viele nach 59. Wir haben Cap. X. (. 4. in der dritten Anmerkung zum 


einander ae: Liedes Mein IEſu, dem die Sersphinen ꝛc. gradarim nad) einander: 
hende Serten: £ folgen⸗ 


mit Anmerkungen. (6.9. 10. n.) 17 


folgende Serten-Sriffe gehabt und angezeiget, warum alsdenn Die Deta= Griffe haben 
ve nicht Fönte hinzugenommen , zuleßt auch erwaͤhnet, daß es bey folcher die 6 oben, 
Serten-Folge, immer beffer wäre , Die Serte oben zu nehmen , als wenn pi: war ohne 
die Terzie oben laͤge; im Liede lag nun die 3 oben, hier aber in unſerm 
Exempel haben wir im ꝛoten Tack zwey Sexten⸗Griffe, da beyde Hände 
zuſammen herunter gehen, welches motus rectus iſt, wo die Sexte oben Motus re- 
lieget, und im ısten Tact kommen gar vier dergleichen Serten: Griffe ctus. 
motu recto vor, mo allezeit die oben. Hier muß nun die Octave weg⸗ 

bleiben , oder die unterſte Stimme der rechten Hand ginge mit dem Baß i 

in lauter Dctaven fort. Wolte man aber allhier, wie denn wohl ange: DerBaßdarf 
hen Fan, den ısten und ı6ten Tact im Baß mit lauter Octaven fpielen, in Detaven 
und zu den ausgefchriebenen g fe dierc. im Heinen Finger zugleich G F einhergehen. 
ED erc. anfchlagen, fo Eönte Diefes nicht mit unter Die Zahl der verbo= 
tenen Detaven gerechnet werden, fondern der Baß ginge alsdenn in Octa⸗ 
ven einher (Cap.V. $.8.), und das ift einem General: Baffıften erlaubt 
zu thun, und Fame es alsdenn heraus: als wenn der Baß auf einer Vio- 
loncello und groffen Violon zugleich gefpielet würde, denn beyde In— 
firumente find Baß⸗Inſtrumente, und Fünnen wohl Detaven- mäflig ge: 
ben. Im acften act haben wir wieder drey Sexten, da der Baß auch Met 

zwar gradatim gehef, weil aber der Diftant bey den beyden erſten Serten- un 
Griffen dem Baß entgegen gehet, als welches morus contrarius ift, fo ve en 


Motus con- 


hat die Octave ohne Schaden koͤnnen mitgenommen werden. 


$.ı0. Weiter haben wir hier im ateır, aten, ıaten und ıöfen Tact Vom Griff & 
den Griff $. Wenn zu diefem Griffe, als wozu die Serte gehöret, Feine in dieſem 
Sexta maior accidentalis (Cap. IX G. 3.) muß genommen werden, fo Exempel. 
ift eben nicht nöthig, daß die Serte Darüber gezeichnet wird, wie hier im 
aten und ibten Tact auch nicht gefchehen ift; ift aber eine Sexra maior 
accidenralis dabey, fo wird der Griff mit drey Zahlen auggefchrieben, 
als hier im aten und ızten Tact gefchehen if. Ein mehreres son diefem 
Sriffe ift zu finden Cap. X. $. 14.17. Der im iaten Tact hierauf fol: 
gende Griff iſt nur eine Qermwechfelung der Stimmen, davon ım vori⸗ 
gen Eapitel $. 16 zu fehen. Ä 

gm. Ferner kommt hier + 3 (nach einander ftehend) auch ſehr oft Item: vom 

vor, fo wol bey der Cadence im iaten und zıten Tact ( davon fiehe Cap. Griff *3- 
xl. 9.7.8) da fie oft gebunden ift (vide 1. c. $. am Ende), mie hier 
im ıaten Tact; als auch in der Mitte eines Satzes, allwo fie oft als ei- 
ne durchgehende Quarte, mie ein Vorſchlag fur Terzie, anzufehen iſt 
(vide Cap. Xlis$. s.). Sch habe fie mit Fleiß verfchiedene mal anges 
bracht Bey einer Cadence ( vide Cap. X1. 8. 10. ) lernet ein Anfänger 
fie oft geſchwinde kennen; in der Mitten nn Satzes aber, wenn — 

9 N ee, mer BE. 





1581LAbſchn Cap. KIN. General Exempel °C$.ın.) 


„I eine natuͤrliche oder Feine Terzie drauf folget, bleibet fie manchen mol 
Von der Re⸗ eine Zeitlang fremde. Weil nun die Quarte von mir mit unter die Zahl 
felutionder Der Diffonanzien, die fich refolsiren muͤſſen, iſt gefeser worden: fo habe 
en Cap. XI. $.7. ſchon angezeiget, wie fie fich in Die Terzie, oder es beffer 
Stimme, dar, zu geben, unter ſich vefoloiren muß (Cap. XI. $. 8.) und zwar in eben 
infie gelegen. der Stimme, Darin fie gelegen. Denn diejenige Stimme, welche etwa 
durch ihr Zaubern (Cap, XI. $.6.) eine Diffonanz machet, muß diefe Difs 
fonanz auch vefolsiren oder zum Wohlklang bringen. Dahero wird man 
finden, daß eben diefelbe Stimme, melche Die 4 gehabt, Die 3 auch nach: 
fchläst, als hier Tact 4, 7, 9, 12. und 2ı liegt Die 4 in der oberften Stim⸗ 
me, und refoloiret auch in der oberflen Stimme in die Terzie. Liegt die 
4 aber im Alt, als der zweyten Mittelſtimme, wie hier Tact 14, fo reſol⸗ 
viret fie auch darin; liegt fie endlich in der unterften Mittelftimme, als 
hier im sten Tact, im Tenor beym Griff &, fo gefchicht ihre Reſolution 
auch darin. Wir wollen dem Liebhaber zum Beſten einige falfche Refo- 
lutiones der Quarte herfegen : | 
I 





Erempel fal: 
(cher und gu: 
fer Reſolutio⸗ 
nen des Quar⸗ 


ten Griffes. 







— 





(> mit Anmerfungen. (9. 11. 12. 13.) 159 


Es gehören zwar dergleichen Exempel erſt in den aten Abſchnitt, denn der Anmerkung: 
Choral⸗Spieler muß feine rechte Hand , in Anfehung der oberflen Stim⸗ 
me, Doc) fehlechterdings nach dem Difcant oder der Melodie richten. 
Solten nun etwa zu der Melodie N. a. ein folcher Baß mit denfelben Zif: 
fern fich bey einem heroorthun, fo lieffe fi) derfelbe mit Grund verwers 
fen, und der Seßer verdiente einen Verweis. Ferner Fan man hieraus 
Deutlich erfehen, wie Die 4, und die 5 im Griff $, in eben der Stimme 
vorbero liegen, und auch refolviren muß unter fib. Man halte das 
Salfehe gegen das Gute, fo wird das Falſche verhaßt, und das Gute 
gefällig mwerden. In den drey legten Erempeln ift auch die Verwech⸗ 
fefung der Stimmen in Aanfehum, der rechten Hand ( vide Cap. XI. 
8.10.) zu bemerken; denn im 6fen Exempel nimt der Diftant, was der 
Tenor im sten Epempel gehabt; der Alt nimt, was im vorigen Erempel 
der Difcant gehabt, und der Tenor nimt die Melodie des Alte. Im zten 
Exempel nimt der Difeant den Tenor wieder um eine Dctave höher, läßt 
dem Alt feine gehabte Melodie, und der Tenor nimt der Alt: Stimme 
ihre Melodie. 
9.12. Wir befrachten aber nun unfer Ereinpel noch ein wenig. Bom Griff € 
Hier finden wir nun auch den Griff $, von welchem Cap. XL. $. 3 — 6. in diefem 
iſt gehandelt worden. Es wird diefer Griff, wenn eine Quinta minor Exempel. 
accidenralis dazu gehöret, nur bloß durch 56 oder su angezeiget, wie hier 
im ıöten Tact auch gefchehen if. Denn wenn zur Fleinen 5 die 8 und 3 
foll genommen werden; fo hat fie einen Bogen uͤber ſich D (vide Cap. 
VIH. $. 12. 2te Anmerf. item Cap. XII. $.2.). Diefer Bogen über die 
5 ift noch nicht lange Mode geweſen: es mare aber gut, Daß er allge- 
mein würde; fo müßte man Doch gewiß, mas vor Neben: Ziffern dazu 
folten genommen werden. Im Sten Tact merfe man fich die $ über Z, 
da hat die oberfte Stimme einen halben Tact das fr, Diefes 7 bleibet 
nun im Accord zu ZZ liegen, und wird nicht wieder beym Accord zu ZZ 
aufs neue angefchlagen. Sonſten trift man diefen Griff auch hier in 
feiner Dreyfachen Veränderung an: denn im aten und ıöten Zack lieget 
die ste oben, im aten Zack zu e liegt die 3, und im 3 Tact Die 6 oben. 

- 93. Im sten Fact hat des die 6 und 5 nach einander, da denn Von ss (nach 
die zʒals eine durchgebende Note nachgefchlagen wird (vide Cap. Ill. $.9..). uud vn 
Nun findet man aud) ofte, daß die s erft, und hernach die 6 gefchrieben en md 
ftehet, alfos 56, und zwar über Eine Note. In Liedern nun kommt eg zwar : 
fo ofte eben nicht vor: doc) findet man fie auch verfehiedene mal im Hat Pan ss und 
lifchen Geſangbuch. Am meiſten hält fie fih_in den Mittelſtimmen das — 
ſelbſt auf. Wir wollen einige Exempel zur Nachricht herſetzen, daraus ann 
man fehen Fan, wie Damit umzugehen. Wer bey der 5 einen reinen ns 

— ſchlagt, 











Erempel das | 


von. 


160 1. Abſchn. Cap. XII. General:Erempel ($.13.) 


Schlägt, und die 6 nachgehen laßt, der hat das Wefentlichfte dieſes Grif- 
fes ausgedruckt: ob nun Diefe oder jene Stimme die 6 haben foll, damit 
verwirret fich ein Anfänger noch nicht. Oft fiehet man offenbar, daß die 
5 hier nur als ein Vorfchlag zur 6 angufehen, nemlich, wenn die Quinte 


oben liegef, wie aus dem folgenden Erempel N. 1. erhellet : liegt aber die: 


3, als welche Dazu gehöret, oben, und der Difcant fleiget in Die Höhe, 
fo hat die unterſte Stimme diefe nach einander gehende Ziffern zu machen, 
als N. 2. und 4 zeiget. Wenn aber die Octave oben lieget, fo ſiehet 
man offenbar. daß der Alt diefe Ziffern machet. N.3. Im sten Erempel 
habe ich ven Tenor die Quinte, und dem Alt die 6 gegeben. Man ge 
brauche diefe Erempel nur vorerft, daraus zu lernen, wie diefe beyde Si- 
gnaturen sc zu machen find. 


N.2 © N. 2. 
ee 
Ba | 5 


> © 








—— 
——— 
Bere ee 
Be. 66 





Im Ilten Abſchnitt wird dieſes Nachſchlagen Der 6 nach der 5 nochmals 
vorkommen. Wir gehen deswegen wieder zu unſerm General⸗Exempel. 


$. 14. 





nn 


mit Anmerkungen. (6. 14. 15.) 161 


- 61. Im ꝛꝛten Zack hat, und im ı9 hat ẽ zwey Striche, Die Voiſonus— 
Den Vnifonum angeigen (vide Cap. V. $.7.). Im Difeant find hier Durchgehen⸗ 
Feine unausgefchriöbene durchgehende Noten, als nur im 6fen Tact, in de Noten im 
Der oberften Stimme Ean seifchen 5 z das © als eine durchgehende Note Diſcant. 
nachgefchlagen werden. Von durchgehenden Noten in ven Mittelflim: 

men wird hernach noch etwas vorkommen. Ä 


$.15. Wir haben Cap.X. $. 6. in der sten Anmerkung etwas von Vonden dretz 

der verſchiedenen Bewegung der Hände geredet. Diefe dreyerley Bewegung erley Bewe⸗ 
der Hände wollen wir in unſerm Exempel auch anzeigen. Wenn beyde gungen ber 
Hände zugleich auf oder herunter gehen, es fey nun fluffenmweife ( grada- "inte: 
tim), oder fprungstveife; fo wird folche Art zu fpielen und diefe gleiche 
Bewegung beyder Hände auf lateiniſch genennet, motus rectus, die Motus re- 
. gerade, gleiche Bewegung. Wenn aber beyde Hände eine unterfchier Aus, bie glei, 
dene Bewegung haben, alfo; daß wenn die eine herauf, Die andere als- nun 
denn herunter gehet, Da fie denn entweder auseinander gehen, oder fich an 
einander begegnen: ein folches Bewegen der Hände, oder auch nur zweyer 
Stimmen, wird genennef.motus contrarius , Die Begenbewegung. motus con- 
Nun iſt noch eine Art der Bewegung Der Hande, da nemlicd Eine Hand a bie 
fiehen bleibet, und weder herauf oder herunfer gehet, Die andere hingegen — 
herauf oder auch herunter gehet; dieſe Bewegung heiſſet motus obliquus, obbb 
die ſchiefe oder Seiten-Bewegung. Sn unſerm Exempel kommen alle quus, die 
drey motus oder Bewegungen der Haͤnde vor, als: motus rectus iſt im Seiten Bewe⸗ 
ssten Tact, da 4 Noten mit einander im Baß und Diſcant herunter ge: gung. 
hen, und zwar gradatim; im ı6ten Zack gehen beyde Hände in den bey: = biefe 3 
den festen Vierteln (nemlich des Difcants und Baſſes) mit, einander in ;, 
die Höhe. Morus contrarius ift im 2oflen Tact in den 3 erſten Noten, Erempe] N 
da der Difcant herunter und der Baß herauf gehet. Morus obliquus finden, 
befindet fich im ızften Zack, da der Difcant fein 7 viermal vepetivet, und 
alfo nicht von der Stelle weiche; der Baß hingegen gehet ſprungsweiſe 
‚in Die Höhe. Wenn nun die Bewegung Der Hände bey drey, vier oder 

wol gar mehrern Noten diefelbe bleibet, wie hier, fo laͤſſet fich Diefelbe 

bald erkennen. Am meiften aber Aberfichet man Diefe Bewegung, wenn 

nur 2 Noten den motum rectum, contrarium oder obliquum ausma—⸗ 

hen: weil nun DIE am meiften vorkommt; fo hat man auf folche Bewe: 

gung der Hände von fo Furzer Folge am meiften Acht zu haben und einzu— 

fehen. Als da iſt morus rectus im zten und aten Tact by = 5 da der 

Baß HA hat; item im zten Tact bey =», da der Baß bey dass zwar 

nur einen halden Ton fleiget, er gehet aber Doch mit dem Difcant ingleis 

cher Bewegung der Hände herauf; im ioten Zack bey a a, da ber Baß 

Wiedeb. Gen, Baß. X de 











Motus con- 
trarius iſt am 
ſicherſten zu 
gebrauchen. 


Ein vollſtim— 
miger Griff 
im Diſcant. 


Diß Exempel 


162 1. Abſchn. Cap. XIII.General⸗Exempel ($.15—18.) 


de hat. Morus contrarius ift gleich imaten Tact im Difcant bey 5 
da der Baß ed hat; im ı2ten bey a & fehet in Baß Fezr, und an vie: 
fen Stellen mehr. Motus obliquus ift im erfien und ıyten Tact. 

$.16. Der Morus contrarius aber ift am ficherften zu gebrauchen, 
und wohl zu obfersiren, wenn einem Feine Anweiſung gegeben worden, 
(als bey Liedern geſchicht) wie Die Lage der rechten Hand ſeyn fol. Fin: 
Der man aber bey Kiedern den motum contrarium, fo fan man gemei- 
nigfich alles aftimmig machen ; iſt aber motus re&us oder obliquus Da, 
fo muß man ſchon vorfichtiger ſeyn, damit man Feine verbotene Octaven 
und Quinten mache; als welches alsdenn, ehe man es denket, geſchehen 
fan. Der Motus contrarius iſt alfo die ficherfie Bewegung: da laffen 
fich ben den Serten:Sriffen, wenn ihrer auch mehrere nacheinander fols 
gen, die Octaven gar bequem mitnehmen, mie im zoften Tact zu fehen, 
Da in den drey erſten Noten der Morus cont: anus iſt; daher hat nun Die 
8 beym Serten-Sriff zu 4 und e koͤnnen mitgenommen werden. ft aber 
bey folchen Serten:Öriffen der motus rectus da, wie im ıoten Tact bey 
dunde, und im ısten bey g fe zu fehen: fo muß die Dctave wegbleiben; 
Denn da gehen beyde Hände mit einander herunter. Wie bey Liedern die 
Bewegung der Hände aud) nur in Anfehung zweyer Noten ift, hat ein 
Liebhaber wohl zu obferviren und zu beobachten: als im ıgten Fact haben 
Die beyden legten Viertel Ze mit dem Difcant eine gleiche Bewegung, 
deswegen hat bey Z7 die Detave megbleiben müffen. Im zoten Fact ge: 
hen e und f gradatim herauf, und der Difcant auch, Deswegen hat bey f 
nun die Octave wiederum nicht Dürfen genommen werden. 

$.17._ m gten Tact fleht über dem zweyten e im Difcant ein vier- 
ſtimmiger Griff: weſſen Hande nun ſolchen nicht greiffen Eönnen, der 
faffe die unterfte Stimme e weg; mer e8 aber greiffen Fan, Der nehme ihn 
alfo, daß er zwiſchen » und & den vierten Finger ausläffe. Ein folcher 
vollſtimmiger Griff wird ım Lirder-Spielen auch) wol genommen, wenn 
die Oberſtimme einen groffen Sprung thut. Hernach werde Gelegenheit 
haben, mehr von dergleichen vollſtimmigen Griffen zu reden. 

$.18. Di wäre nun das vornehmfte, was bey diefem Exempel 


muß recht ge zur Mepetition des bisher gehabten habe anmerfen wollen. Doch Fan ein 


braucht wer: 
den, 


Liebhaber Satz vor Satz noch naͤher unterſuchen, als wozu ihm die aus— 
geſchriebene Griffe ſchoͤne Dienſte thun koͤnnen. Ein ſolches Eramen hat 
groſſen Nutzen, ſonderlich wenn einer ſeiner Sache gerne gewiß ſeyn will. 
Mir wuͤrde es hier zu weitlaͤuftig werden, ob ich gleich zum Beſten mei-⸗ 
nes Sefers Feine XBeitläuftigkeit fcheue, und mid) dabey mit Fleiß in der 
Geduld fuche zu uͤben; ich will aber den zweyten Satz zur Probe und zum 

Erempel, 


mit Anmerfungen. ($.18.) 163 


Erempel, tie einer es machen Fan, durchgehen. Damit nun ein Liebhaber wie wir ihm 
nicht nöthig habe, Das Exempel wieder aufzufchlagen, fo tollen wir Die: am fen Sat 
fen zweyten Sas, um ihn immer vor Augen zu haben, iedesmal wieder Eine Probe ge⸗ 
herfeßen: ben wollen. 


Ir 


x 4 * 
Nun frage ein Liebhaber bey ieder Note eines Griffes: Was biſt du? Bam Sexten 
und warum biſt du hier ? Die Anfangs-Note meines zu betrachtenden Griff zu 4. 


Sases ift 7 mif der 65 hiezu finde ic) im Diſcant ausgeſetzet. Daß zur 


PR 
6 die 3 und 8 gehöret, habe aus $. ı5. des IXten Capitels gefehen. Was 
fiegt von Diefen Dreyen Ziffern im Diſcant oben? z, das ift die Terzie zu 
FH: weil nun Die unterfie, nemlich die Zenor-Stimme , auch) a ift, fo fe 
he daraus nun, Daß ben dieſem Serten- Griff die Terzie verdoppelt wor- 
den, tie denn Diefes nad) Cap. IX. $. 18. oft gefchicht; die Alt: Stimme 
hats. Was ift nun z zu Z72 Antwort: die Serte, und zwar Die 
Serte minor, weil fie einen halben Ton höher als die reine Quinte zu 7, 
nemlich Zr, Tiege. Warum aber ift in Diefem Griffe die Terzie verdop- Warum hier 
pelt, und die Dctave » mweggelaffen worden? Der vorhergegangene Griff die Serie 
erforderte es wenigſtens nicht, denn der Satz fängt mit dieſem Griffe an, verdoppelt 
und hat alfo feinen Zufammenhang mit dem vorhergehenden; und da im vorden. 
folgenden Griff aud) keine Octave zu A vorhanden, fo ift hier die 8 ge- 
wiß nicht Deswegen weggelaffen, um den Sehler zweyer nacheinander fol- 
genden Dekaven zu vermeiden, Nun iſt noch ein anderer Umftand da, 
nemlich ein ungefehichter Gang, welcher die Detave beym Serten- Griff 
zu nehmen, verbiefef: dahero will ich ietzt ſehen, was denn vor ein-un- 


geſchickter Gang möchte herauskommen; der Griff hieſe ug; . Hier iſt 


i gd 
nun weiter nichts, als daß Die beyden Mittefflimmen ein wenig herunter 
foringen, nemlich der Alt von » nad) fr, und der Tenor von z nach ⸗ 
Nun aber habe $. 5 gefaget, daß die Mittelftimmen auch nicht gerne 
Sprünge haben, menn der Difcant — nicht macht. Diß iſt a 
2 ie 





Yon Griff 
zu 4. 


a Fs mit 


3 


164 1.Abſchn. Cap. XII. General: Erempel ($. 18.) 


> —— Na 
| — Kazız me Se = 
— — 





en 
die Urfache, warum hie im Serten-Öriff gu ZI die Terzie verdoppelt wor: 
den. Genug vom A. — 

4 hat nund uͤber fi): das find nun ſchon drey Ziffern, deswegen 
darf ich nicht fragen, mas noch darzu vor Meben= Ziffern gehören. Im 
Difcant fiebet e 2. Weil nun z die Zerzie zu Aift, fo fehe ich ſchon, 
daß 2 die Quarte feyn muß ; alfo lieget in dieſem Griffe die 3 oben und 
Die 4 unten; das 7 muß nun nothmendig Die & ſeyn, e8 hat Diefe Ziffer 
einen Fleinen Strich durch fich, es ift alfo eine Sexta maior accidentalis 
zu 4; denn da die Quinte zu 4, e heiffet; As aber einen ganzen Ton ho: 
her lieget, fo ift eg eine Segte major zu 4. Iſt alfo im Griffe Fein Druck: 
fehler, fondern ift recht. Jetzt erinnere mich, Cap. XI. $. 18. gelefen zu 
haben, daß die Eleine Quarte im Griff * oft eine gebundene Quarte iſt; 
Deswegen iſt num die Verdoppelung der Terzie beym Serten- Griff zu A 
hier ganz gut, denn a, welches zu A die Terzie ift, iſt zu Z die Quarte. 

Ich gehe zur dritten Note, As, darüber ftehet nun I, wozu noch die 
3 gehöre. Die oberſte Note im Griffe iſt ,diß iſt nun Die falfche Quinte 
zu fs, denn die reine Duinte zus iſt ei7. Hiebey erinnere mic), Daß zum 
Griff * manchmal die kleine Quinte koͤmmt, fo wie hier bey fs das die 
Heine Quinte iſt. Weiter fehe ich hier auch, Daß die Quinte im vorigen 
Griff zu , nemlich ſchon gelegen. Liegt nun hier Die s oben, fo muß 
die 6 unten liegen. Wie heißt denn die Serte zu #2 Antwort, d Weil 
nun zu S noch die 3 gehöret, fo muß ⸗ zu fr die Terzie ſeyn. Es kommen 
mir ferner Diefe beyde Griffe zu ⸗ und fs fo befant vor, Deswegen glau: 
be, fie fchon neben einander im Buche gefehen zu haben. ı ja, im RXlten 
Cap. $.8 und ı6. ift von einer groffen Aehnlichkeit diefer beyden Griffe 
etwas gefaget worden, da finde ich nun zwar den Griff $ zuerft, und her— 
nach 35 hier aber fiehet $ vor $, das wird nun einerley feyn. Es iſt 
hier ander nichts , als eine Verwechſelung der Stimmen vorgegangen, 
nemlich Alt und Baß haben Ihre Stimmen oder Zöne unter einander ver 
wechfelt: der Baß hat im Griff $ dem Alt fein @ gegeben, und hat da⸗ 
für des Alte fein Zr genommen > diß fehe nun hell und Flar. — 

u 


ca mie Anmerkungen. (6. 18.) 165 


Was hat denn nun die fülgende Note g für Ziffern? Antw. +3. Von #3 
Diß find nun zwey Ziffern, die nach einander fliehen, bey Z ftunden fie Wberz- 
über einander; daraus fehe ich nun, Daß Die. 3 mit Benbehaltung von z 

und a muß nachgefchlagen werden, alfo Daß aus der 4 ein Achtel und aus 

der 3 auch ein. Achtel wird.  Schlage ich nun Cap. XI. von der Eleinen 

Quarte nach; fo finde allda $. 7, Daß fie ein Aufhalten der Terzie iſt, 

und daß hier gleich ein reiner Accord zu g haͤtte koͤnnen angefchlagen mer: 

den; es find auch-die Ziffern, welche zum reinen Accord gehören, nem: 

lich 5 und 8, ſchon im Quarten-Briff, und bleiben. auch liegen, big fich 

Die 4 in Die 3 reſolviret; iſt derowegen Das z, welches zu. g eine Quarte iſt, 

anzufeben als ein. ächter Vorſchlag von der Zerzie zu. g, nemlich zur. 

Es reſolviret alſo die 4 allhier aud) gebührend, unter ſich, Denn » ift unter 

©; auch in der rechten Stimme, worin ſie hier worhero gelegen, nemlich 
in der oberften Stimme. Es iſt hier ferner der Quarten-Griff auch zer- 
firenet, alfo, daß Die 4 oben und Die 5 unten lieget, welches: ſich im letz⸗ 

ten Tact dieſes Exempels bey g auch eben fo befindet. BT 

> Nun komme bey 5 Darüber fichet nun wieder eine $, es nimt aber Yon € 

diefer Griff allhier Feinen fo groflen Raum ein, als bey fir, welches auch über c; 

Shatte. Ich fehe nun ſchon, woher dieſes koͤmmt; «8 lieget hier Die 6° 
pben, nemlich ⸗ ale welches eine natürliche geoffe Serte zu e ift, denn 
‚die reine Quinte zu⸗, das liegt einen ganzen Zonniedeiger = iſt alſo 

hier Die zu 2 gehörige Terzie, die s aber ift hier keine falfche, fondern reis 

ne Quinte, wie mir. Denn auch aus Cap. XI. $.20.-fhon befantift, daß 

bey 8 nicht immer ‚eine-Eleine, fondern-auch eine vollfommene Quinte feyn 

koͤnte. Allein, was ſoll ich Denn aus dem Sprung. des Difcants von = 

nach. machen? Diefer, Sprung iſt mir ja durch Feine Ziffer über dem - 

Baß angezeiget. Doc), was ift es auch. nöthig gemefen? ift e8 Doch ein 
Ton, den der Tenor gebabt, und folglich nur eine Eleine Stimmen: Ber: 
wechſelung, die vielleicht bloß um der Melodie willen gefchehen iſt; dag 
mag nun_eine Heine Verkehrung der Stimmen heiffen. 

.NB. Hier nehme man den Griff 9 mit dem Daumen, Börder: Singerfhung: 
und Mittel- Singer, damit der Fleme Finger frey bleibe, das hohee nahe 
tnachen zu Formen, da Denn der Tenor fein « Fan fahren faffen, und an 
deſſen Statt dass des Alts nehmen mag, der Alt aber. befommt das = 
des Difcants, Doc) ohne folche Toͤne aufs neue wieder anzufchlagen. 
Mun ſtehet roeiter über d die Ziffer 9, dazu Denn die 8 noch zu neh: Don & 
men. Dieſe Octave finder ſich im Griff in ber oberften Stimme, nemfich über * 
a, Deötwegen IE nun» Die .Serte, und die Quarter Diß erkenne am 
leichteſten, „wenn ich herunter rechne; ‚Denn iſt Die. 8, fo muß, als die 

| & 3 7, vorge 





166 1. Abſchn. Cap. XII. General-Erempel ($.18.19.) 





— 
3 J— 
7, wegbleiben, fo iſt » die 65 =, als die 5, bleibt wieder aus, fo iſt ẽ die 
Quarte zu 4. Nun will ich unterfuchen, ob auch die 4 des Griffes 4 im 
vorigen Griff fhon gelegen. Der vorige Griff war $.gu cz hier findeich 
nun zwar z, als welches zu 4 Die Eleine Quarte ift, im vorigen Griffe 
aber, als eine Quinte zu e; allein diß s hatte der Alt, und im folgenden 
Griff 2 hat der Tenor diefes #. Gleichwol habe gefefen, Daß eine iede 
Diffonanz (als wofür ja auch allhier die 4 gehalten wird) in eben verfel: 
ben Stimme bleiben und aud) refoloiren muß, Darin fie vorhero gelegen. 
Diß trifft hier nun Doch nicht ein. Allein, wenn ich den Griff $ zu e, 
bey dem hohen, welches ber Difcant nachfehläget, noch einmal nachder 
dafelbft gefhehenen Verkehrung der Stimmen wieder wolte anfchlagen 
(tie. man denn ja auch wol möchte hun koͤnnen), fo kaͤme Die s. z doc) 
unten, und läge alsdenn beym Griffe 2 Die Quarfe in der untern Stim⸗ 
me vorheros denn hätte alles feine Richtigkeit. 
Don der Daß im Difeant die beyden 4 durd) einen Bogen zufammen gebun- 
Dia. im den, weiß ic) wohl, was das zu bedeuten hat. Ich darf nur im folgen: 
ar den Griff 2 das a mit dem Fleinen Finger liegen laſſen; alfo: daß = und. 
fs allein zu der Baß Note D angefchlagen wird, hernach bleibt = 7 ‚ meil 
es Viertel find, liegen, und mein kleiner Finger macht die durchgehende 
Schluß. Note z nach; und darauf folget denn zum Schluß Das g mit einem rei- 
nen Accord, Da die 3 oben lieget. Ä 


Dergleichen 6.19... Diß märe nun eine ziemlich meitläuftige muficalifche Be 
Eramen aus: trachtung und Unterfuchung dieſes zweyten Satzes. Ich habe bier eine 
gefhriebener Probe geben wollen, mie ein rechter Siebhaber des General-Bafles nicht 
al vr allein alle Säge diefes und der andern. Erempel, ſondern auch andere 
\ Stücfe, vornemlich foldye, Die von berühmten Meiftern der Ton-Kunſt 
herftammen, zu befrachten und zu eraminiren habes um zu erfahren: 
warum fie ben ihren ausgefehriebenen Griffen (vide Cap. XI. $. 16.) nicht 
immer alles fo, wie es fonft wol gewoͤhnlich bey ordinairen GeneralBaß⸗ 
Spielen ift, ausgefchrieben. Sonderlich verdienten des Deren Capell- 
meifter Bachs Erempel, welche man in deffen Verſuch uber Das Accom- 

pagnement 


mit Anmerkungen. (8. 19. 20.)1167 


pagnement findet, wie auch deſſen geiſtliche Oden, allwo Er die Har- Herrn Sachs 
monie, fo wie Er fie vom Spieler verlanger, hinzugeſetzt, eine ſolche Be— Ereinpel in 
trachtung. Es müßte aber einer freylich ſchon etwas mehr Wiſſenſchaft — 
vom General Baß haben, als bisher von mir einem Liebhaber deſſelben 
gegeiget rorden. Sonften mag man audy die Exempel des Herrn Sor= gnement, 
gens in feinem Vorgemach, und andere von ihm edirte muficalifche die Erempel 
Schriften, und die Erempel des Herrn Köhleins in feiner Elapier- des Herrn 
Schule, wie auch des redlichen Heinichens Anweifung zum General⸗ Zrgens 


Baß in der Eompofition, als roofelbft man die Griffe gröftentheils aus- — 


u fiehet, mit einem folchen betvachtenden Auge anfehen und un= cHens. 

terſuchen. — 

$.20. Wir gehen aber weiter, und wollen zufoͤrderſt, ehe wir un: 

fer Erempel in d dur transponiven, ſolches ohne Darüber ausgefegte 

Griffe, herfegen, um einem Gelegenheit zu geben, feine Gefchicklichkeit 

zu probiren; fehlet er, fo Fan er fich $. 1. Raths erholen. Hier ift es: 
Chorsl = mäfig: 2 

hun 


Ba > 
Daffelbe 

BEI Erempel ohne 

ausgeſchriebe⸗ 

3$ me Griffe. 








168 1Abſchn. Cap. XII. General⸗Exempel (6.20. 21.22.) 





Wie dieſes - ar. Nun wollen wit unſer Exempel einen Ton höher, nemlich 
Erempel aus in d dur, transponirven. - Wer dergleichen Transpofitiones oder Weber: 
e.dur in ddur ſetzungen von einem Ton in den andern vornehmen will, der muß vor 
„gu tranepont. offen Dingen das Ilte Capitel von der Scala diaronica wohl inne haben. 
Me Bay richtiger Transpofition muß allhier ein ieder Ton um Einen Ton 
hoͤher feyn, als in e dur, weil d ein Ton höher if, als c. Por allen 
aber muß das Syftema modi von d dur alfo eingerichtet werden, Daß es 
in Anfehung der halben Töne, wovon dag Ilte Capitel nachzufehen, mir 
e dur übereinfomme: diß erfordert nun, Daß d dur vor f unde ein « 
haben muß; hat alfo unfer ießiges Exempel fr und ezs, worauf bey al- 
Warum et den Griffen wohl Acht zu geben. Ich habe aber verfchiedenes darin ver- 
mag darin aͤndert, und zwar mit Fleiß, wie folches die Anmerkungen dabey zeigen 
geändert. werden; denn wenn Feine Aenderung darin vorgegangen waͤre, fo müß- 
ten allhier alle Töne rechter und linker Hand um Einen Grad oder gan- 

zen Ton erhöhet ftehen. Diefe Beranderung aber wird einem Liebhaber 

nüslich feyn, und mir Öelegenheit geben, etwas anzumerfen. Ä 


9.22. Choral⸗ maͤſſig. 


3 Ad‘ 
Das vorige — — ER — 
Exempel in — — 

d dur trans: 


poniret. 





2 — 22.) 169 








170 1. Abſchn. Cap. XII. General Exempel ($.22.23.) 





Die Haupt: In diefem Erempel ift die meifte Aenderung im Difcant vorgenommen; 
Aenderung iſt nicht allein, daß in der rechten Hand die meiften Griffe eine andere La⸗ 
im Difeant; ge bekommen haben, fondern es find hie und da au) viele durchgehende 
— Noten in der oberſten Stimme angebracht, um einen Liebhaber Damit 
Noten ange befant zu machen, weil dergleichen in huͤbſchen Melodien: Doch viel vor- 
bracht find. kommen. Zumeilen iſt nun folche durchgehende Note im Bag mit einer 
Ziffer bemerket, als hier Tact 4, 7, ıs und 16; zumeilen aber auch nicht, 
als hier Tact ı, 2, 3, 4, 6, 10, 12, 13, 17 und i9. Kommen nun, wie hier 
im afen Tact, in der legten Hälfte im Difcant und Baß durchgehende 
Noten vor, Die man am Bogen erfennet, und auch daran, wenn Feine 
are über einer folchen Note fiehet (denn flünde eine Ziffer darüber, wie 
Sack 10 und 135 fo gehörte ein Griff dazu, und ware folglich Feine durch— 
gehende Note), fo. werden ſolche Noten alleine zuſammen angefchlagen, 
Durhaehen: als hieref. Stehet Die durchgehende Note im Sprunge, fo ift fie Doch) 
 nanacı da {dom im vorigen Accord geweſen, als hier im aten Tact das lette 3, im 
durch wird oft bten das ‚ im ıofen das im ızten das 7, im rzfen DAS: , Und im ıoten 
die folgende das ⸗. Zuweilen fehlägt eine ſolche Note, die keinen aparten Griff hat, 
Note Deine: fondern nur bloß zur Melodie gehöret, die folgende Note vorher an, als 
angeſchlagen Gier im zten Tact Das im öten Das», im 12fen wieder w, imısfen Tact 
Dasz, und im ıgten Dad». Solche Vorſchlaͤge nun find zur Zierde der 
Metodie, und verbinden Diefelbe. Unter den hallifehen Melodien will nur 
Lieder, darin einige anführen, worin fie fehr oft vorfommen: No.4. Das iſt ein theu⸗ 
viel derglei res Wort 2c, im 4,7 und Sten Satz. N. 87. So iſt denn nun die 
Hen Bor Zuͤtte aufgebauet zc. Sat ı,4 und 5. N0.442. Wer will die aus⸗ 
len vr  erwählte Schaar zc. faſt in allen Süßen. N. 452. Ach! wie nichtig 
mM — nd untüchtig zc. Satz 1, 2 und 4. N. 644. Wie lange foll ich dann, 
o JEſu 2c. Saß ı, 3, 3, 4 und 7, und viele andere. Dergleichen Borz 
und Nachfchläge find am meiften in der Ober: Stimme, da denn die Mit- 
telftimmen, fo oft es angehen Fan, biliegen bleiben. Be 
Bon der Fin: -$23. Zu Diefem Nach: oder Vorſchlag wird der Eleine und 2 und 
gerſetzung eini⸗ 3fg Singer am meiften gebraucht. Man hiebey ein wenig Acht zu haben, 
* doaß 


mit Anmerkungen. ($.23.) m 


dag man zum Griff felbft folche Finger nimt, die da, bewandten Umſtaͤn⸗ ger Griffe bier 
den nad), koͤnnen liegen bleiben, und doch den Difcant nicht hindern, die ſes Cempele 
Mad): oder Vorſchlaͤge zu machen. Wir wollen, um diß deutlicher zu 
machen, Die Zingerfegung von einigen Griffen aus unferm Exempel anzei- 
gen. Tact 4 bey I über d, Fan man z mit Dem ten, = mit dem zten, 
und» mit dematen Finger nehmen, ſo macht der Eleine Finger hernach das 
z allein. Es ift befant, daß dieſer Griff fonft auch mit $ genommen wird, 
wie Cap. XII. $.8. angegeiget; allein die Folge machet in und bey der 
Fingerſetzung, felbft in den Griffen des General: Baffes, manche Ausnah⸗ 
me, ja fie giebt Die beften Regeln der Fingerfesung. Im sten Tact, im 
Griff zu =, nimt der Daumen, der ate Finger =, und ber ateä,, ald: 
dann Fan der ste Finger das » zum gzr bequem machen, und das z gehö- 
ret dann für den sten Finger. Im ıofen Tact beym Serten:Griff zu e, 
hat der Daumen z, und der afe Finger z;, Damit der Eleine Finger das 
hohe leicht treffen Tonne. Im ı2ten Tact, da die 6 über dis ſtehet, 
machet beym eriten Achtel der ate Finger is , und der ates: beym zweyten 
Achtel drehet fich die Hand: ein wenig, und nimt » mit dem Daumen 
der ſich hier gut unterfeßen laffet ) und „mit dem aten Finger. Sinıgten 
act thut man am beften, Daß man das 7 mit dem aten, » mit Dem afen, 
und ẽ mit dem sten Finger nimt. Diß ift nun zwar bey Händen, die da⸗ 
zu nicht gewohnt find, eine ziemliche Spannung; allein, da der General⸗ 
Baß dergleichen zumeilen erfordert, fo thut man wohl, wenn man feine 
Hand dazu gewoͤhnet. Wolte ich hier # mit dem Daumen nehmen, dag 
würde auch ſchon beſchwerlich fallen. Im zoflen Zact gibt es einen voll- 
flimmigen Griff, der eine Octave im Ambitu hat; hierzu Fan man den 
ıten, aten, zten und sten Finger nehmen. Hier koͤnte man ſich üben, Die- Vom Bre⸗ 
fen Griff gu brechen: folches Brechen eines Griffes wird arpeggiren oder den eines 
barpetf&hiren genant, da man den Griff nicht zugleich, fondern Die in Griffes, wie es 
felbigem enthaltene Noten einzeln und nac) einander anfehläge. Siehe auzuſtelen. 
Wolthers muficalifches Lericon. Hiebey befiehet man erſt alle Töne des_ 
Griffes, beftimt ihnen ihren Finger; nachhero fängt man vom unferflen 
oder fiefften Zon des Griffes an, und ſchlaͤget bis zum höchften geſchwind 
nad) einander an, was ſonſten zufammen muͤſte angeſchlagen werden, 
iedoch bleiben alle angefchlagene Zone nach der Reihe liegen; Die ganze 
Sache beftehet darin, Daß man. nad) einander anſchlaͤgt, (und das an⸗ 
gefchlagene liegen läffet,) was fonften zugleich angefchlagen wird. Wer 
damit umzugehen weiß, der Fan einer Melodie Dadurch) an verfchiedenen 
Stellen eine Anmuth geben. | 


93 $. 24. 











$ ’ 4 ift * 
bier verwech⸗ 
ſelt. 


Von der 
Quarte. 


Von 63 in 
dieſem Exem⸗ 
pel. 





172 1.2bfchn. Cap. XII. General:-Erempel ($.24.25.26.) 


9.24. Sch habedie Griffe € und Fein paar mal mit einander in die- 
fern ins 4 transponirten Erempel verwechſelt; ob es gleich Die Transpoſi⸗ 
tion fetbft nicht nrit fich gebracht. Ich habe hiedurch nur zeigen wollen, 
wie verwandt und.einig Diefe beyde Griffe unter einander find. Im erften 
Erempel $. 1. aus.c dur, hatte die zweyte Note des andern Tackes, nem: 
lich d den —— über fich: Deswegen haͤtte nun in unſerm Exempel, wel⸗ 
ches um einen Ton hoͤher transponiret oder geſetzet worden, ſtatt 4 des 
vorigen. Exempels das e mit J geſetzet werden muͤſſen; ich habe aber czs, 
mit $ an deſſen Stelle gefebet. Weiter, im aten Tact hatte im Exempel 
aus c dur, das 43 und fs 83 wenn es nun nad) der Transpofition hätte, 
gehen follen, fo müßte im dieſem Exempel aus: d durdas HIund gar 
über fich gehabt haben. Ich habees aber umgekehret, und erftlich zu gzs 9, 
und hernach zu ?F genommen. Wer nun hier das Gegentheil thun wolte, 
dem waͤre es erlaubt; man koͤnte hier alfo zu b $ und hernach zu gar E ohne 
allen Schaden der Harmonie und Melodie nehmen. Eben diefes ift auch 
im ı6fen Fact bey a und für gefchehen. Diefes iſt alfo eine Yenderung im 
Baß, die fehr wenig zu bedeuten hat, und Doch zur Einficht der Verwand—⸗ 
fchaft beyder Griffe? und * dienen Fan, ale wovon Cap. XII. $. 8. vieles 
Borgefallen ft. PS 

. 25. Im gten, ızten und aıten Zack ift+3 weggeblieben, dazu theilg 
Die Harmonie, theils Die Melodie, Anlaß gegeben; der halben Töne wegen 
toürde e8 hier ein wenig incommode zu greiffen geweſen feyn. Es iſt die 4, 
wornach die 3 folget, faft anders nichts, als eine Zierde der Melodieund Har- 
monie, die aber dem weſentlich nothwendigen nichts benimt. Wenn man 
die 4 hatte haufen wollen, fo hätte fie noch öfter Pönnen angebracht werden, 
felbft im Exempel $. 1.au8 c dur; als da hätte in unferm ddur Erempel, im ı6 
und ı7ten Tact, über g #43 ftehen koͤnnen: denn weil im vorigen Griffe, 
als Die Quarte zu g, lag, fo hätte dieſe Quarte zu g, das, wieder Eönnen 
angefchlagen werden, und Die Zerzie » mare nachgekommen. Ber alfo Luft 
zur Quarte hat, der Fan folchegar oft, auch alsdenn, wenn fie auch nicht drüte 
ber fichef, machen. Kurz, 18 fi) vor einem reinen Accord, mo Die Zerzie 
oben lieget, ein Borfchlag ſchicket, da Fan auch die 4 angebrachtmerden. 

$. 26. Im ısten Tact kommt dreymal ss nach einander vor; diß iſt 
leicht, die s fchlägt immer nach. der 6 alleine nach. Sonſten gehören auch 
die Anmerkungen des Erempels aus ce dur hieher, welches zu wiederholen 
nicht noͤthig erachte. Es meichet DIE ins d dur transponirte Erempel aus. 
ind a dur, fs mell, h moll, e moll und g dur. Nun wollen wir diefeg 
Erempel zur Hebung auch ohne Griffe herſetzen. * 
Choral⸗ 


BR. Bes G. * He — 
Yard son rege nn sale in ze? 


— 
rige Exempel 
— Sf... 














4 1. Abſchn. Cap. XIII. General⸗Exempel (6. 27.) 


Das Exempel $.27. Nun folget unſer Exempel aus * dur, welches vor dißmal 
aus e durin nach dem Exempel $. 1. aus c dur ohne ſonderliche Veraͤnderung herfegen 
— die ‚will: denn Da ⸗ dur einem Anfänger an ſich ſchon etwas beſchwerlich fal⸗ 
—9— erfitich, Ten will, ſonderlich wegen ber Toͤne, darin es gerne ausweichet; ſo ha⸗ 
ungeändert. be es auch vorerſt nicht ſchwerer machen wollen. Hernach wollen wir eine 
Eleine Beränderung im Baß Damit vornehmen, fo, tie im Erempel aus 

d dur ber Diſcant Die meifte Deränderung gelitten hat. Hier iſt es: 

Ehoral = möflig. = 





or 00.0: mit Anmerkungen. DH 27.28.) 175 





er nun die in dieſem dreyzehnten Capitel gegebene Exempel geuͤbet hat, Nusen diefer 
der wird gewiß mit Den meiften Lieder Melodien fchon fertig werden Eon: Erempel, 
nen; denn es fehlen uns nur noch wenige gebräuchliche Ziffern, nemlich 

die 7, 9 und 2, welche zu ihrer Zeit. leicht werden zu erlernen ſeyn. Noch 

einen Vortheil erlanget einer durch Die Hebung. dieſer Exempel, ex lernet 

nemlich hiedurch verfchiedene Ton-⸗Arten Fennen ; Denn Durch Die Trans⸗ 

pofition unfers Erempels ins d dur und b dur haben wir 14 Ton : Arten 

jehabt, nemlich & dur, c moll, d dur, dmoll, es dür, .e moll, F dur, 

s moll,g dur, g moll,a dur,.a moll,, b.dur und b mol. Weil hin und Von der Aus⸗ 
wieder ſchon vieles geſagt worden, tooran ich fehen Fan, daß ein Stück weichuns. 
in eine andere Ton-Art ausmweichet: fo habe das Vertrauen zu meinem 
K ſelbſt informirenden Elavierfpieler, er werde, diß nun fehon gelernet 

aben. Zum Weberfiuß weiſe ihn auf Die erfte Anmerkung dieſes Capitels, 
zum Erempel aus e dur $.ı. Wer nun verftehet, was dag bedeufe, wenn & 
man fprieht: c dur (und mit. ihm alle dur-Zöne) weicht aus in Quintam In welde Toͤ⸗ 
modi, in.Quartam, Tertiam, Sextam und Secundam modi, der "4alle dur- 
wird in den beyden Eremipeln aus d.dur und b dur finden, daß die Aus- ae nr 
teichung biefer dreyen Exempel Diefelbe ift, fonften wäre «8 Feine Trans: 
pofition. eil nun hiedurch nicht allein. zu erkennen gegeben wird, in 
welche Neben: Zöne e dur ausmeichet ,. fondern worin alle dur-Zöne aus⸗ 
teren koͤnnen; fo will Diefe lateiniſche Nedens- Art etwas meitläuftiger 
erklären. @ | 
6.28. Es weichen alfo alle dur-Föne r) gerne in quintam modi Die dur-Tö; 
aus, Das heiſſet: ein ieder dur · Ton, es mag nun ce dur, fdur, d dur , We weichen 
g dur, a dur und fo weiter ſeyn, weichet gerne in feine Quinte aus; afg Ge » 5 
€ dur feine Quinte iſt g, f dur feine Quinte ift c, d dur feine Quinte if — * 
æ, adur feine Quinte iſt d, a dur feine Quinte iſt e, und fo weiters da- Seife, 
hero weichet nun ein Stüch oder Lied ‚ welches aus.c dur ift, in g (als 
in die Quinte zu c) aus; ein Lied oder Stück, welches aus f dur ift, 
weicher in c (als in feine Quinte) aus; 4 dur weicher in feine Quinte @ 
aus, m. f 1. Ob num aber Diefer Neben: Ton dur oder moll 9) 

x as 








176. J. Abſchn. CapiXIL General⸗Exempel ($28.29,.30.) 


das zeiget Die natuͤrliche Terzie dieſes Neben-Tons; denn Die Terzie zum 
Ton, darin han ausweichet, befindet ſich im Syftemare oder in der Vor⸗ 
zeichnung des Haupyt⸗ Tons immer, a au die natürliche Terzie zum 
Neben⸗Ton groß, fo ift Diefer Neben⸗Ton dur: iſt fie aber Elein, ſo ift er 
moll. Weil nun die Scala aller dur-Zöne einerley ift, fo Fan man nur 
€ dur zum Erempel oder Mufter nehmen (davon denn Das IIte Capitel 
weitläuftig gehandelt hat) und fehen, was g, als die Quinte zuc, vor eis 
ne natürliche Terzie in Dee Vorzeichnung von e dur habe. C dur hat we: 


„. Der. *noch b; deswegen muß nun Die Terzie gu g auch weder * noch b has 


7 


ben; iſt alſo die 2 ee , welche ſich in der Scala von ce dur befindet, 


eine groffe Tergie, nemlich 53 daraus ifE nun offenbar, daß c dur ingdur 


ausweichet. Weichet nune Zur, als das Mufter aller dur - Zöne, in feine 
quintam dur, nemlich ing dur, aus; fo folget, daß alle dur- Zöne in 
Quintam dur ausweichen; als fdur weichet in feine quintam ce dur, ddur 
in feine quintam 2 dur, g dur in quintam d dur, a dur in feine quin- 
tam e dur aus. Dahero ift nun unfer Exempel ause dur ing dur; und 


das in. d dur trangponirte in æ dur; und b dur in fdur ausgewichen! 


2) in Tertiam 
moll, was das 
heiſſe. 


Das heiſſet nun: Die dur Toͤne weichen in quintam dur aus. 


6. 20. Wir haben ferner geſagt, Daß die dur-Zöne auch in Ter- 
tiam auswichen; nun iſt die Terzie, und zwar die Tertia maior, als wel⸗ 
che allegeit in. den dur-Zönen feyn muß, leicht zu finden; weichet derohal⸗ 
ben e-dur aus in e, fdur in a, d dur in fis, g dur in b, b durin d etc. 
aus. Ob nun der Neben⸗Ton dur. oder moll feyn muß, zeiget fich an 
Der. natürlichen Zerzie Diefes Meben : Long, ale: c dur weicht aus in e. 


Die natürliche Terzie aber zu e, in der Scala von e dur, ift g: weil diß - 
nun eine Heine Terzie zu e ift, fo weichet ce dur aus in Tertiam e Eu 

Es’ weichen alfo Die dur-Zöne wohl in moll-Zöne aus (id) darf aber Fei- 
nen dur Ton in einen moll · Ton transponiven, als e dur läßt ſich nicht 
in dmoll, oder e mol), oder b mol} etc. transponiren) und zwar in Ter- 
tiam moll. Derohalben weicht nun ddur in gerne in as mol aus; denn 
fis war die natürliche Terzie gu 4, wie die Vorzeichnung von d dur es an- 
zeiget. f dur weicht in feine Tertiam a mol} aus, g dur in b moll, b dur 


ind moll, ; 


3) in Quartam 
dur, wird 
erklaͤret. 


$.30. Weiter weichen die dur-Zöne auch in quartam aus, als 

e dur weicht in feine quartam 5 und weil nun fin der Scala von c dur 
an a eine groſſe Terzie hat, fo weichet eg in fur. Alfo: wenn ein dur- 
Fon in quartam qusmweichet, fo muß e8 immer dur feyn. Als: d dur 
weicht in feine quartam g dur aus; F dur weicht in feine Quarte b au 
’ AUS; 


it Anmerkungen. ($.30,31.) 177 


aus; und D dur in es dur etc. Es weichet ferner ein ieder dur· Ton auch und Zin 
oftin Sextam qus, als c dur in a, g durin e, d dur in bh, a dur in fir, Sextammolt, 
b dur ine. Ob nun diß dur oder moll ſeyn muß, iſt leicht zu finden: A erlau— 
denn nehme ich ine dur zur Serte a (darin c dur ausweichet) und beſe— ae 

he, was z vor eine natürliche Terzie in der Scala von e dur hat, fo findet 

fich die Terzie minor, nemlich. e.  Dabero weichet nun e dur inte mol 

aus; denn @ dur ift gar nicht mit. c.dur verwandt, und es heißt: eine 

Ton Art kan in eine andere ihr verwandte Ton-⸗Art ausweichen. adur 

müßte ja vor allen Dingen die Terzie major ezs haben; ezs ift aberinder 

Scala diatonica von ec dur gar nicht zu finden, als c de fg abe. Die Die Der 
ganze Verwandſchaft der Ton⸗Arten aber befkehet Darin, Daß die Trias wandſchaft 
harmonica oder der reine Accord von den Toͤnen oder Ton-⸗Arten, Darin Lerſchiedeger 
der Haupt-Ton ausmeichen darf, in. der Scala des Haupt-Zons , daraus Lon Arten. 
ein Stück ift, muß befindlich feyn 5 daher man in dem Meben- Fon auch 

Feine andere Terzie nehmen Darf, als in der Scala enthalten if. Kurz: 

£ dur, und mit ihm alle-dur-Zöng, Fan in alle Töne feiner Leiter auswei— 

then, nemlich in d, in e, in fing, und in a; aber nicht in Septimam, in Warum die 
b, weil zu Diefem dEeine vollEommene ste in Der Scala von e dur befindlich dur-Tone 
iſt; denn Die reine Quinte zu. 6 iſt Ar, die Scala aber. von c dur hat f, wel- nicht in Se- 
ches eine Eleine oder falfche Quinte iſt, Die Feine Triadem harmonicam FF?" 
perfetam machen Fan. Gleiche Bewandniß hat es auch mit Den moll- 

Zönen: ifEin.der Scala eineg moll- Zone (und zwar nach der Vorzeich⸗ 

nung, oder fo, wie fie herunter gehen) eine reine Quinte zu einem Ton, fo 

Fan der Haupt-moll-Zon drin ausweichen, als Die Scala von = zo) heißt 
2Hcdefga. Alle Föne finden hier abermal eine reine Quinte, aus und warum 
genommen Das AZ hat hier nieder Die kleine Quinte / Deswegen Fan nun diemoll-Töne 
a moi} ausweichen in e dur, d mol), e moll, fdur und 2 dur. Und iſt dieſe NIT in Se- 
Ausweichung von «mol der Ausweichung von edur ähnlich. ce dur Fonte eundam aug⸗ 
nicht in 5 mol} ausmeichen; = moll Fan es grdentlicher Weiſe audy nice "a 
thun, und diß Daher: weile Zur und a mol) im Syltemare beyde weder 

* nod) b haben; Denn ein moll- Fon hat immer mit einem dur- Zone ei- 

nerley Vorzeichnung, — s | | 
em e— . k 


$.3r. Wir haben endlich $. 27. auch gefaget, Daß ein jeder dur- Diedur-Töne 
Ton gerne auch in Secundam modi auswiche. Diß iſt aus dem vori- weichen5) gers 
gen nun leicht gu begreifen, was das heiffen fol. In unferm. General Ne ia Secun- 
wir folde-ordinaire Ausweihung der dur-Zöne ange In, mon 
: f) — RE ER ’ 


— EN 
v nn 


Wiedeb. Ben. PA]. 3 ») Haupts 





Tabelle. der 
Ton Arten, 
die in dieſen 
dreyen Erem: 
peln vorge⸗ 
kommen. 


Einige allge⸗ 
meine Erinne⸗ 
rungen, 


ſonderlich we⸗ 
gen der Fin⸗ 
gerfegung. 





178 1.Abſchn. Cap. XIII. General-Exempel ($.31.32.33.) 


1) Haupt = Ton 2) Haupt > Ton 3) Beupt: Ton 
C dur voeichet aus D dur voeichet aus B dur voeichet aus 
in stam g dur. in sam « dur. in stam f dur. 
in zame moll. in zam fs mol). in ʒam d mol), 
in 6tam a moll. in 6tam b mol). in 6tam g mol. 
in 2dam d moll. in 2dam d mol). in zdam c mol). 
in 4tam f dur. in gtam g dur. in 4tam es dur. 


$.32. Zur Erläuterung dieſes ins ZB dur verfegten Erempels finde 
aniebo nichts mehr zu fagen, als was fehon hin und wieder meitliuftig 
angezeiget worden. Man nehme in den Griffen ja allegeit die vorgezeich⸗ 
nete bb in Acht, wenn das u folcyes nicht aufhebt. Der ı6te Fact 
möchte ein wenig beſchwerlich zu fpielen feyn, denn Das es dur, woraug 
diefer Sag ift, nimt noch ein b nemlich vor a an; was die Finger betrift, 
die im Griff zu 4 und F möchten erfordert werden; fo muß man Die Be: 
quemlichkeit feiner Hand ein wenig ausforfchen, und die commodeften 


‚Singer Dazu nehmen. Mancher Far weit fpannen, und hat lange Sin: 


Eben dieſes 
Erempel ohne 
Sri. 


ger, der Fan den unterflen Ton beyder Griffe mit dem ten Finger neh- 
men: ein anderer aber muß den Daumen gebrauchen, und feiner Hand 
ein wenig Gewalt anthun, fich aber ja hüten, daß Fein ungebetener Gaft 
fi) mit unter die Töne des Griffes miſche Man brauche nun dieſes 
Erempel vecht, und betrachte alle Griffe genau, ein Anfänger muß ja nicht 
ER Reränderung fuchen, fondern ſich bemühen, alles techt einzu: 
ehen. as | 

6.33. Ob nun folchee gefchehen, wird er am beſten erfahren, wenn 
er. es ohne ausgefegte Griffe probiret zu fpielen , Deswegen wollen wir das 
Exempel aus B dur nun auch alfo ausſetzen. 


Ehoral = mäffig. 





mit Anmerkungen. (9. 33.) 179 











180 1.Ubfchn.Cap-XUl General⸗Exempel (5,34). 


Ausſetzung $. 34. Da wir $. 22. in unferm ins d dur verſetztem Exempel hie 
des lenien und da im Diſcant eine durchgehende Note mit untergemifchet haben ; ſo 
Bi, wollen wir das letzte Erempel aus b dusnun ein wenig im Baß variiten, 
Henden Niggzp und einige Durchgehende Noten dazwiſchen ſetzen, um einen Liebhaber de— 
m Bap, fo. vefter in den bisher abgehandelten Ziffern zu ſetzen, und, um der lin⸗ 
Een Hand eine Eleine Ausſchmuͤckung zu geben. Die Griffe find, einige 
wenige ausgenommen, wie im vorigen Epempel: Die ganze Veraͤnderung 
beſtehet nur darin, daß im Baß eine Note nachfehläget. Wer nun Die 
vorigen drey Epempel ziemlich megfpielen Fan, der Fan fich auch an Diefes 
machen ‚"fonften möchte es ihm noch ein wenig fehmer feyn. Weil ich 
- un; fonderlic) in. der erſten Hälfte, der rechten Hand eine andere Lage 
gegeben habe, fo habe Dienlich erachtet ‚die Griffe drüber zu feßen. Wer 
es ein wenig Tact maͤſſig fpiefen wird, dem wird es beffer gefallen, alg 
wenn ex das Gegentheil thaͤte. Könte nun diß Erempel etwa bey der er⸗ 
ſten Durchlefung Diefes Buches von einem noch nicht gefpielet werden, 
der überfchlage es, big er geuͤbter geworden. = — — 
N | Choral = maͤſſig. ; | 
Br N 
- — u 5 En 






mit Anmerkungen. (9.34.35) 181 





en au 
[ = — 


Eee m Ba TE ey, 






—— — rum 
6 6 
48-4 b 4 
| Prater ee 
- 17 
& vn} 


6.35. Die durchgehenden Noten, die hier im Baſſe vorkommen, Banden 
follen ung Gelegenheit geben, etwas davon anzumerfen. Weil der Baß durögeben: 
oft fehr wenig melodiöfes oder fingendes an fich hat, fondern mehrentheils — 
aus Viertel oder halben Schlägen beſtehet, fo gibt es ihm eine nicht ge- en — 
ringe Zierde, wenn ihm hin und wieder durchgehende Noten gegeben wer⸗ 
den, nemlich folche Noten, wozu Die rechte Hand nicht nöthig hat, ei» 

nen befondern Griff anzuſchlagen. Oft ige der Griff der rechten Hand, 

3 was 





192 1. Abſchn. Cap. XII. General» Erempel (9.36.37) 
was der Baß vor Durchgehende Noten machen Fan, wie wir bald fehen 


erden. i | 
Arten derfel: $.36. Ueberhaupt Eönnen Die Durchgehende Noten des Baffes fo- 
ben; wol gradatim,, fluffenweife, herauf oder herunter gehen, als auch, wie 


baher die lau: man zu reden pfleget, im Sprunge fliehen. Da nun die rechte Hand ge- 
air LH meiniglich drey Tone Hat, aus welchen Der Baß denjenigen, der ſich am 
for beften zur folgenden Baß-Mote fhieket, und der dem Baß einen guten 
Gang oder Melodie gibt, nehmen Fan; fo entſtehen daher die vielfältigen 
Reränderungen, welche man im Baß anbringen Fan. Dergleichen Art 
Bäffe nun heiffen laufende Baffe, weil fie oft in lauter Achtel oder Sechs⸗ 
zehntheile einhergehen ; oder auch gebundene Bäffe, wenn man fich felbft 
an.einer gewiſſen Art ſolcher Baͤſſe durchs ganze Lied hindurch bindet, Da 
entweder Der Baß in lauter fpringenden, oder faufenden Noten gehet, 
oder da man beydes wechſelweiſe und unfer einander gemifchet brauchet. 
Man Hat der: Dergleichen Baffe findet man auch mol gedruckt, als da find: Tele 
gleichen auch manns fugivende und variirte Chorale, und von andern berühmten 
im Druck. Organiſten findet man dergleichen aud) hin und wieder. Es wäre zu 
wünfchen, daß man Dergfeichen mehr hatte, denn manche haben ein groſ⸗ 
fes Vergnügen daran; in der That iſt es auch was anmuthiges mit fol- 
chen Baffen. Der Herr Sorge hat aud) welche in Kupfer ftechen laf- 
fen; des Herrn Georg Friedrich Raufmanns harmoniſche Seelen 
Luſt beſchaͤftiget fich auch bloß mit Liedern und Vorſpielen dazu. Wer 
dergleichen Sachen fuchet und uͤbet, und die Regeln Des General-Baffes. 
verſtehet, und eine Heine Anleitung hat, der wird leicht Den Baß feines 

Liedes felber etwas variiren lernen | a — 
Wohrdr 937. Sch habe in dieſem Exempel dem Liebhaber nur eine kleine 
Baß die durch⸗ Probe geben und anzeigen wollen, wie man aus.den Griffen der rechten 
gehende No: Hand bald diefe oder jene Note zu einer Durchgehenden Baß-Note neb- 
gen mim. men koͤnte. Oft wird der Baß auch Octavenweife gefpielet mit dem Dau- 
men und kleinen Finger, um ihn zu verſtaͤrken; diß iſt nun leicht, und iſt 
beydes erlaubt, nemlic), fie zugleich, oder nacheinander angeſchlagen, hoͤ⸗ 
Wie die Octa gen zu laſſen. Schlägt man fie nad) einander an, fo gibts wieder Gele- 
den Anlap sur genheit zur Dariation, denn da Ban man von der Höhe zur Tiefe, oder 
Safe arben aus der Tiefe zur Höhe gehen. Wo nun die Noten gradatim herauf 
“oder herunter gehen, als in unferm Exempel Tact ı5, 16 und 20, da darf 
man wohl Detaven im Baß nehmen, als im Exempel aus e dur $.ı, da 
Fan man mit dem Daumen das ungefirichene g und im Eleinen Finger 
gleich das groffe F dazu anſchlagen, und das Die 2 ganze Tacte Durch, 
eben wie auch im zoflen Tact. Dieſe 3 Tacte Tonnen in den Erempeln 
aus d dur und 5 dur auch Octavenweiſe gefpielet werben. Ben Liedern. 


Tan 


mit Anmerkungen, ($. 37: 38.) 183 


Fan es auch oft angehen, als im Cap. X. $. 4. der: ste Saß, wo der Baß 
N gradatim gehet, und an mehreren Stellen. Ja felbft wenn dieNo- 
ten im Sprunge ftehen, Fan man bey langfamer Menſur, als bey Vier: 
teln, wohl in der linken Hand Octaven fchlagen. Wer aber in unferm 
Erempel an den angeführten Stellen die Octave nachfehlagen, und alfo 
aus einem Viertel 2 Achtef machen wolte, der fünge (mie am gemöhnfich- 
fen ift) von der groffen Octave an, und ginge zur. ungeftrichenen ; dag 
Gegentheil ift aber auch nicht gar verboten. Wenige Noten werden al- 
es deutlich machen. Wir nehmen alfo aus dem 5 dur Epempel $.27. nur 
den ısfen und iöten Zack, und wollen anzeigen, was für Veränderungen 


‚bloß durch Detaven zu machen. 
— ir tn Een 
—— N peln gezeiget 


» 






Dig alles wird mit dem Daumen und Eleinem Finger genommen. Man 
tbut wohl, fich mit ſolchen Octaven⸗Spruͤngen befant zu machen, damit 
man nicht nur. lerne eine Detave treffen; fondern auch, wie hier N. 4. 
und 5. gefihehen muß, den Daumen und kleinen Singer lerne fortfeen. 
Bey laufenden Bäffen merden dergleichen Gaͤnge wol vorfallen. 

In unferm Exempel $. 34. gehen wir Tact 4 und 9 im die höhere Bom Fallen 
Octave, nemlich G g5 hingegen Tact 3, 5, 10, 14. und 2ı fallen wir in die indie groffe 
groſſe Sctave, nemlih fF,eC, dDerc. Diß Fallen in die groffe Octa⸗ Ortave. 
ve it ſonderlich kurz vorm Schluß eines Sages gebräuchlich, als hier 
Dact 5, 10, 14 Und 21, und auch wann die legte Note eines Satzes in der 
ungefttichenen Octave ftehet, fo fan man eben diefen Ton auch in der 
gröffen Detave nachfchlagen , wie hier im dritten Tact bey geſchehen. 

... 38. Serner darf man auch im Baß den Terzien-Gang wol aus: Von Ausfil 
füllen , als welches im Difcant fehr gebrauchlicy iſt, dahero denn auch lung eines 
ſchon Cap. X. $.7. in der aten Anmerkung zweyeriey Arsen folches zuthun — 


ww 








184 1Abſchn Cap- XII. General⸗Exempel (5. 38) 


angezeiget worden. Dieſes alles gehet nun auch mit guter Manier im 
Baß an: denn da kan ich nun die ausgelaſſene Note gleich an der erſten 


ar weyerley Hangen; oder ich Fan fie auch als einen Vorſchlag zur Folgenden Note ma⸗ 
Hf. : 


Wo ſch dazu 


am beſten der 


Vorſchlag, 


WdE der 
Nachſchlag 
ſchicke — 


durch Exem⸗ 
pel gezeiget· 


ee 5 3 F F 
BES ar — 
—— — ig ; r 


chen, ie nachdem es Die folgende Baß Note am beiten erlaube. Danın 
im Baß die erfte Art, nemlich daß ſolche Note ohne Griff allein gehet, am 
gebräuchlichften und Teichteften ift (vide Cap. X. $. 3. die afe Anmer- 
kung), fo finden wir diefe auch) in unferm Erempel, Zartı, 2 und 10 
an c, und Zack ıgan dund B. Die andere Art aber, da eine folche 
Note als ein Vorſchlag anzufehen ift, und wozu der Griff, Der eigentlich 
zur folgenden Note gehörek, muß angefchlagen werden, kommt in unferm 
Erempel nicht vor. Im X Vten Capitel $. 1. werden wir davon ein meh: 
reres hören. Wer aber allhier , wenn 2 Achtel einen Zerzien-Sprung 
ausmachen, Die ausgelaffene Note will mitmachen, der thut am beften, 
daß er zur tiefſten Note einen Vorſchlag erwaͤhlet, alfo, daß die erfte 
Note ein Achkel bleibt, und aus dem Vorſchlag und der letzten Note zwey 
Sechszehntheile macht, als Tact 2 bey dB, Tact 4 bey ec, und BG, Tact 
6 beh af und ec, Tact 8 bey eis 4 (hier muß 7, und nicht, der Vor⸗ 
ſchlag zu Z ſeyn) Tact ınbey fr d (hier muß e, und nicht es, der Vor⸗ 
fchlag zu 4 feyn) Tact 12 bey er ce, Tact ao bey AB, dB und ecc. Dex 


Nach ſchlag aber ſchickt fich bey folchen Persien - Sprüngen am beften, 


wenn 2 ſolcher Sprünge entweder heraufmerts als Tact ıbey Ba⸗, und 
Zack ı3 ben cesg, oder herunterwerts, als Zack ı3 bey g er e vorkom⸗ 
men. Um alles noch deutlicher zu machen, fo till Die eben angeführte Stel: 
len nad) beyderley Arten ausfegen, und zwar erftlich Den Zerzien-Sprung, 
hernach den Durchgang oder Nachſchlag, und zulegt den Vorſchlag das - 
hinter fegen, Das legtere, der Vorſchlag, ſchicket fich. hier am beften, 
5 ' x ; & Hl ö + 
DE 2 — 









ey — 
DE 
Tact 10, 12 


2:1 N Ye BT er 
SER ren | ee e 
— — — — IN 


—— 


A 






ee; 9 


mit Anmerkungen. ($-38. 39.) 185 


Ein paar Steffen, wo dee Nachſchlag fich beſſer als der Vorſchlag ſchi⸗ 
cket, find folgende: | 


I Sulz - 













— — SERIEN 
I — 
en. — 


Aus dieſen Exempeln erhellet nun deutlich, was eigentlich eine durchge- Erinnerung. 
hende Note, und was ein Vorſchlag ſey, und daß die durchgehende Note 

Die feßte um nichts verkuͤrzet, fondern fie ein Achtel bleiben laͤſſet; der 

Vorſchlag aber macht das legte Achtel zu = Sechgzehntheilen, da man 

denn bald zur folgenden Tote zu gehen hat. 

"9.39. Man gemohne ſich, den Vorſchlag im Baß bey folchen Fer: Diefe Ausfuůl⸗ 
zien⸗Spruͤngen am rechten Orte anzubringen; er macht dem Geſange ei— lung der Ter: 
ne Anmuth, und ift dem Durchgange (od er gleich faft immer von man- gie muß weis: 
chem ſtatt des Botſchlags gebrauchet wird) weit vorzusiehen. Doc iſt bich geſchehen 
eben nicht nöthig, alle vorkommende Tersien- Sprünge mit durchgehenden 

Noten oder Vorfchlägen auszufüllen; fondern es muß mit Verſtand 

gefchehen, Damit Die Veränderung, melche bey der Muſic fo beliebt iſt, Mufe iſt vol⸗ 
hiedurch keinen Abbruch Seide; gradatim herauf und herunter gehen, ler Verände: 
fallen und fpringen, wechfelsmweife, daraus beſtehet ein wichtig Stuͤck der TE 
Beranderung inder Muſic. Wolte ic) nun alle ausgelaffene Töne, bey 

Terzien⸗ Quarten⸗ und Quinten-Sprüngen, immer mitmachen und 
durchgehen laſſen; fü wurde nichts, als immer einerley Leyer, heraus: 

Fommen. Dahero man denn auch Zack 15 nicht nöthig hat, Die Terzien⸗ 

Sprünge von es ing, und song in er, mit F auszufüllen, wie auch den 

zsten Fact, den man lieber in feinen Sprüngen Fan bleiben Jaffen (daß 

ich im vorigen $pho die durchgehende Note dazu gefeßt, ift nur gefchehen, 

um zu zeigen, an welchen Stellen durchgehende Moten beffer als Vorſchlaͤ⸗ 

ge find) es möchte zu. affeckive herauskommen.  Smang aber taugt nicht und leidet kei— 
in der Mufie, diefe Kunſt fiebet ein freyes und ein erlaubte ungebunde- nen Zwang. 
nes Wefen. Die hoͤchſte Kunſt in derfelben muß natürlich, leicht und 
ungezwungen herauskommen, oder der Zuhörer Hat Fein vechtes Wohlge⸗ 

fallen daran. Genug von den Terzien⸗Spruͤngen. 

F. 40. Wir haben ober gefagt, Daß der Baß auch wol aus den Non den 
Griffen des Difeants einen Ton nehmen, und ihn nachfchlagen darf. durchgehen⸗ 
Difß iſt nun in unferm Erempel auch gefchehen, nemlich wenn der Baß der Noten 
eine 6 oder F über ſich hats fo wird Die6 nachgefchlagen. Als Zack 2 bey — 
dB, da ſchlaͤget der Baß die 6 zu 4, nemlich B, nach; Tact 4 bey e, n 
ſchlaͤget der Baß Die 6 zu ⸗e, nemlich e, nach, und bey B die Sexte G. 
Wiedeb. Gen. Baß. Aa Tact 











186 1.Abſchn. Cap. XIII. GenerabEyempel ($.40—44.) 


Tact 6 wird bey a Die 6. f, und bey e die 6c, nachgefehlagen, und fo auch 
im sten Tact bey ezs, im uten bey fr, im ı2ten bey es, und im 2often 
Tact bey dunder. Es ift aber nicht immer nöthig, daß Diefes Nach- 
fihlagen der. Serte unter ſich geſchehe, wie in den bemerkten Tacten vor- 
gefallen; nein, e8 Fan Die Sexte auch) in der Höhe genommen werden, 
wie hier im ızten Tact bey Z7g zu fehen ifl. 

-$.41. Beym Griff $ nimt der Baß zur Veränderung aus dem 
Griffe des Difcants lieber Die 4, ala Diez, wie hier Zacta bey cf, Tacto 
bey ad, und Zact ı2 bey dg gefchehen ıft. Im ıöten Tact ſtehet ef, da 
doch im ausaefchriebenen Griffe gar Fein Fzu finden iſt, wie Fan das an- 
gehen? Hierauf antworte: daß über c, ſtatt der st, wohl hätte 3 ftehen 
koͤnnen: daher hat denn der Baß auch nicht unrecht daran nethan, daß 
daß er hier Die Quarte zu e, nemlich /, nachgefchlagen , eben wie Tact zo 

> bey. e F gefchehen, da e auch 3 hätte haben fünnen. 
Vom Sprung 9. 42. Im éten Tact iſt ein Septimen-Sprung, nemlich von e 
in die kleine nach b, angebracht. Diß iſt nun auch erlaubt zu thun, wenn die folgen- 
Septime. de Note eg fo mit fid) bringe. Wer es recht betrachtet, der wird hierin 
nicht viel aufferordentlicheg finden: denn wenn dase nur Eine Octave 
höher ftünde; fo waͤre es ein ordentlicher Durchgang von e nad) a. 
- Bariation ei: $.43. Was die Variation des Dctaven: Falles Zarct 5 und ar be 
nes Dctaven: trift; fo iſt diß fehr gersöhnlich, wenn der Satz zu Ende gehen will. Es 
Falles. hätte derohalben auch Tact 14 bey EG geſchehen Eönnen, daß man aus 
dieſen 2 Vierteln vier Achtel gemacht hätte, alfo: g fg G. Sm ıoten 
Tact aber hättees bey dD nicht gut angehen Eönnens Denn wenn hier der 
Baß ded.D gemacht hätte, da der Difcant a 2 hat; fo würden in den 
Detaven find beyden erſten Achten, de, Detaven mit dem Difcant herausgefommen 
auch bey  feyn. Dergleichen aber find auch bey durchgehenden Noten zu vermeiden, 
durchgehen: Damit flatt einer Zierde Fein virium oder Fehler herauskomme. Im Tact 
DE 5 17 haben wir das 2 viermal in Achtel geſetzet. Diß iſt nun wieder eine 
7 Heine Veraͤnderung, deraleichen hie und da auch anzubringen iſt; in Lies 
’ dern findet man nun zwar dergleichen nicht viel, aber deſto häufiger in 
andern Stücken, wie mehr ale taufend Baffe bezeugen Eünten. Siehe 
von folchen durchgehenden Noten im Baß auch Cap. X. $. 8. Die 4te An- 
merk: und. im 1. Abſchn. Cap. \ ta ulm udn are ' S 
Nuten diefer 6:44. Diß ware nun genug von den durchgehenden Noten des 
Lehre von den Baffes in unferm Exempel, und dienet zum Beweis deflen, was Cap. XIT. 
durhgehen 14. gefaget worden, nemlich: daß fi der Baß die Sreyheit nehmen 
den Noten. durfe, aus dem Griffe der rechten Hand einen Ton zum Nachfchlage zu 
erronhlen. Wer nun ein vernanftiges Nachdenken bey Diefer ide LE 
& £ * rau t, 


uem bey $, 


mit Anmerkungen. —44 187 


braucht, der wird, fonderlich wenn er erſt ein wenig genbt iſt, darin Die 
Grund- Regeln finden: einen gewöhnlichen Baß zu vartiven, und nach 
und nad) einen laufenden Baß zu einer Melodie machen zu lernen. Nun 
ift es Zeit, einmal weiter zugehen. Ich habe mich bey dieſem General: 
Exempel mit Fleiß ein wenig lange aufgehalten, um einem Liebhaber Das 
Nothwendigſte vom General⸗Baß nach und nach beyzubringen. Indeſſen 
wollen wir nun die noch reſtirende Ziffern auch bald lernen, und uns erſt 
lich Die Eleine Septime befant machen. 


a AP VIEL ZIV, 
Bon der Fleinen Septime. 


$.1. Nachdem wir nun die Fleine 4 und Die Fleine 5 abgehandelt 
haben ; fo mag anießo Die Eleine Septime folgen. Wenn man Die Eleine 
4. und Eleine 5, bloß um ihres Wohlklangs willen, gu Eonfonangien ma⸗ 
hen wolte; fo hatte die Eleine 7 ein gleiches Recht, eine Confonang gu 
heiffen; denn fie Elinget und harmoniret zur 5 und 3 gar lieblich, und hat 
gar nichts rauhes oder hartes an fich, fo, daß fie fehr oft ſtatt der Octave 
zur 5, 3 genommen werden Fan, ja, e8 Fan felbft die Detane manchmal da— 
zu gefchlagen werden, wie bald mird gegeigef werden. Die Septima ma- 
ior, Quarta maior, Nona und Secunda hingegen , toeichen viel weiter 
vom reinen Accord ab, ja, haben zu ihrem Urfprunge einen fehr mangel- 


Die Septima 
minoriff ein 
iebliches In- 
tervallum, 


haften, und, daß ich fo rede, unreinen Accord, und Eönnen deswegen 


mit allem Necht Diffonanzien heiffen. 

6.2. Es iſt die Septima minor zu allen Tönengar leicht zu finden, 
man wird anießo auch wol nicht mehr fange nachdenken dürfen, um ein: 
sufehen, tva8 Septima minor vor einDing ſey. Wenn toir auf unferer 
Zonkeiter pag. 17. von a mol}, son Der unteriten bis zur 7ten Stuffe ge: 
hen; fo finden wir die Septimam minorem zu a, nemlich g: hingegen 
die Leiter der dur-Zöne gibt ung zu e Feine Eleine, fondern eine groſſe Se— 
ptime, nemlich b, als welches 5 nur einen groffen halben Ton niedriger 
als die Dctave c ift; die Septima minor aber ift einen ganzen Ton nie: 
Driger, als die Octave, denn g, Die Septima minor zu a, iſt einen gangen 
Ton niedriger, als die Octave =. 

$.3. Wir wollen alle Eleine Septimen herfegen: - 


Lilien er: en __ pe-h 
Beeren De 
Aa» Ä Die 


und iſt leicht zu 
finden. 


Alle Septi- 
men lin Noten 
ausgefeget. 








188 J. Abſchn. Cap. XIV. Von der Heinen Septime, ($. 3.4) 


Die Septima Die erften acht Septimen find fehr gebräuchlich; die letztern fieben aber 
minor iſt ei Fommen-feltener, bey Liedern wenig oder gar nicht vor: Man fichet alfo 
Son fiel, ol - hieraus, daß die Septima minor einen Zon niedriger als die Octave iſt; 
dieDetayg, And iſt leicht zu finden, wenn man nur fiehet, tie der Ton heiffet, welcher 
einen ganzen Ton niedriger lieget, als die Baß Note, darüber Die 7ftehert, 

3 €. die Septima minorzue ift 3 denn Einen Ton höher, wäre ſchon die 

Detaver. Ich denke nicht, Daß man anietzo nach eine meitläuftigere Er— 

Harung der Septime von mir verlangen wird. tan Eönte wol noch fa: 

gen: fie beflünde aus einer reinen Quinte und einer Eleinen Terzie, als: 

die Quinte zu c iſt g, nun ift die Tertia minor von g das b, welches die 

kleine Septima zu e ift. Ich finde aber nicht nöthig, fie auf mehrerley 

Arten zu befehreiben. Genug, fie lieget einen groffen halben Zon höher, 

als die Sexta maior. : n 

eifıre Neben: 9. 4. as nun ihre Neben-Ziffern betrift, fo gehöret ordentlicher 
Ziffern Weiſe, nemlich wenn fie allein fiehet, oder wenn Die 8 gleich drauf folget, 
oder vorhergegangen, Dies und 3 Dazu. Stehet aber Die 6 gleich hinter der 

7, und zwar uber derfelben Note, als: 765 oder gehet die Note, worüber 

Die 7 ftehet, im Baß einen Grad höher oder niedriger? fo nimt man oft 

find mancher: Die 3 allein Dazu. Ja, Da auch wol die Dekade zum Septimen-Griff fan 
Ip. genommen werden; fo gibts hier ein wenig zu bemerken, damit ich zum 
Septimen - Griff die vechte Neben-Ziffer nehme. Wir wollen ein Elein 

Exempel davon herfeßen: : Er 

















1 rd N 2) 
Im Erempel : — 2 J 338 | tee et se 
zezeiget. — — HZ — s-5— —8- en 
TEEN aan az 16 





Eastern 


ER * 4 
er 








Anmerkun· Im aten Tact über 7 ftehet die 7 alleine, und hat s, 3 bey fich: im 6ten 
gen, Dact hat d nun auch eine 7 alleine über fich, allein Die folgende Note e 
g 


LAbſchn. Cap. XIV. Bon der Heinen Septime. (8. 4.5.) 189 


het nur Einen Grad tiefer, Deswegen hat man hier nun Die 3 allein Dazu ges 
nommen. Sm sten Zact hat das leßtere F über fih. Man findet oͤf⸗ 
ters, Daß die 5 oder 3, wenn fie zum Septimen:Sriff follen genommen wer⸗ 
den, unter die 7 verzeichnet fiehet. Zu dieſer 7 ift auch die Octave mitges 
nommen, und ift alfo ein vierflimmiger Griff. Im erften, zweyten und 
festen Tact hat das g 87, wozu auch Die Duinte gehöret; im dritten Zack 
hat ce ts, und leidet die Quinte auch: allein, im aten Zack ſtehet über d 
7675, wozu nur die Terzie gehöre. Denn, wolte man zu Diefem d und zu Ditinten-Vi- 
dem ddesöten Tactes zur Septime die Quinte mitnehmen ; fo würdeder Alt tium bey dem 
bey de mit dem Baß in zweyen Duinten, ag, fortfchreiten : Diefeg aber ift eben SAMEN 
ſo wol ein Vitium, als wenn man zwey Octaven machte. Wenn nun 5 
und 3 sur Septime Fan genommen werden, fo ſiehet man daraus, daß der Wieder Se: 
Griff mit der Eleinen Septime nur eine geringe Aenderung eines reinen ptimen : Griff 
Accordes iſt: denn an ftatt, daß ein reiner Accord aus 8,5, 3 beſtehet; fo. U — 
ift hier ſtatt Der 8 nur Die kleine 7 genommen. Wie denn auch, wie hier — 
Tact 3, öfters gleich nach der 7, über eben derſelben Note, Die 3 nachſchlaͤ⸗ 
get, da denn die 7 nichts anders als ein Vorſchlag zur Detave geweſen 
ift. Oder Die 7 fehlägt nach der Detave als eine durchgehende Note. 

$.5. Dom kestern, da die 7 nach der Octave angefchlagen wird, Erempel, da 
wollen wir zuerft ein kleines Erempel aus f dur herfeßen, weil dergleichen die Fleine Se- 
nicht nur oft über der Note ſtehet, fondern auch, fonderlich in Liedern, btima nad 
ben. der Cadence Fan gemacht werden, wenns auch nicht drüber ſtehet, — 
und alsdenn als ein Gang zur folgenden Note anzuſehen iſt, dadurch die Moligeh 
Griffe oder Stimmen des Griffes einen beffern Gang befommen, 












ei 





ir b.8 8% = a 
— — 
— am Km 











Anmerkung. 


Yus der 7 Fan 
erftlich wieder 
eine 4 werden. 


190 J. Abſchn. Cap: XIV. Von der Kleinen Septime. (6.5.6.) 


— age e = ala 2 
| Hier iSs ee 
6 65 % 
3 








& 
6.3163 4 








In dieſem Fall ift nun Die Eleine Septime nichts anders, als eine durch⸗ 
gehende Note, aber auch eine folche durchgehende Note, Die man zur 
Haupt Note machen Fan: denn ich Fan in dieſem Exempel allenthalben , 
wo 87 ftehet, nur Die Octave weglaſſen, und gleich den Septimen- Griff 
mit 5,3 anfchlagen; und Dann ware die Octave hier nur ein Vorſchlag 
zur Septime: Daraus fiehet man nun die Eleine Veränderung eines rei- 
nen Griffes und eines Septimen-Griffes. Er mag nun aber fo lieblich 
Flingen, tie er will; fo muß Doch die Nefolution nachfommen, und zwar 
einen Ton unfer fich, tie aus unferm Exempel Elar zu fehen. Im festen 
Tact ftehet über C 3 aber Die 7 nicht, im Griff aber iſt b nach der Octave 
© gefeßet. Diß Fan nun bey allen Cadenzen gefchehen, fie beſtehe aus 83, 
oder aus +3. (vide Cap. XI, $. 10. am Ende), Denn da man hier Zeit hat, 
fo gehöret Die Eleine z nach der 8 hier recht zu Haufe: Dahero gemöhne 
man fich, bey Liedern die Eleine Septime immer nach der Octave nachzu= 
fchlagen, wenn im Schluß Accord eines Satzes oder eines ganzen Liedes 
die Detave oben lieget. Schlieffet aber ein Saß in die Terzie, wie hier 
im 6ten Tact; fo wird in Die Septime gefptungen, denn Die Eleine Se— 
ptime darf nicht immer vorherliegen, (mie $.7, foll gefaget werden, und 
moon im vorigen Eapitel $. 42. nachzufehen). 

$.6. Es Fan aus der Fleinen Septime auch eine Quarte zur fol- 
genden Baß-Note werden ; denn da Die Quarte durch Diefe nachfchlagen- 
de Septime präpariref worden, fo Fan fie auch bey dem folgenden Griff, 
als ein Vorfchlag zur Terzie, zierlich liegen bleiben, mie aus dieſem 
Epempelierhellet: 





J. Abſchn. Cap- XIV. Bon der Fleinen Septime. (6. 6.7.) 191 














6 








ver | 5: 
* — 
ber — 
— —— Pa et — 
— Ian = == — en — 
—— — 


Wenn einem Anfaͤnger dieſes Exempel ein wenig zu ſchwer waͤre, wie es 
denn eben nicht iſt, weil ja lauter bekante Ziffern darin vorkommen, ſo 
uͤberſchlage er es vorerſt. Indeſſen uͤbe er es, ſo wird es leicht werden; 
er brauche es zu feiner Speculation. In den beyden erſten Tacten bey A 
thut der Vnifonus beffer, als wenn die rechte Hand drey Stimmen ge 
habt hätte. Der andere Abfehnitt wird alles weiter ausführen. 
$.7. Ob nun gleich die Fleine Septime nicht immer darf praͤpari⸗ Von der Re 
ret feyn, fondern fich eben wie Die Eleine Quinte (Cap. XI. $. 18.) bald als folution der. 
eine gebundene (fyncopara), bald als eine ungebundene Septime fe: kleinen Septi 
hen läffet; fo muß fie doc) nicht ohne regelmäflige Reſolution bleiben , me— 
nemlich fie refolviret unter fi (Cap. XT. $ 8.), und zwar in eben der 
Stimme, darin fie gelegen. Denn dig ift eine Regel, die bey allen Dif: Von der Re⸗ 
fonanzien gilt, nemlich, daß fie in eben der Stimme, darin fie gelegen, folufion der 
tefoloiren müffen. Indeſſen refolviren alle Diffonanzien nicht immer le 
unter ſich, fondern einige refoloiren auch über fich, mie wir hernach vberhaupt. 
von der groffen Quarte und groffen Septime hören werden. Allein, 
möchte man fagen, oft flehet ja nach der Eleinen 7 gleich die 8, da wird 
denn doch die Eleine 7 über fich reſolviret; diß iſt nun freylich an dem, 
Doch, man wird alsdenn auch gemeiniglich finden, daß die 8 nur als ein 
Ucberfchlag anzufehen, und eben nicht nothwendiger Weiſe, fondern nur 
als eine Manier da iſt, denn DieRcfolution der 7 folget Doch hernach rich- 
tig. Es refoloiret fich alfo Die Eleine 7 ordentlicher Weiſe unter ſich, Es refolsiret 
das iſt; der Ton, der Die 7 im Griff ausgemachet, gehet einen ganzen je Bene 3 
s oder unter fich. 








192 LAbſchn. Cap. XIV: Von der Heinen Septime. ($.7.) 


oder einen groffen halben Ton herunter, als zum Exempel; ifte eine 7 im 

Griffe geweſen; fo muß n oder 6 Darauf folgen. Ssfky die 7 gemefen; fo 

muß > oder er drauf folgen. ft» Die 7 geweſen; fo folgt « nderasdrauf, 

und fo weiter. Diß hat nun feine Nichtigkeit, und ftehet veftes indeffen 

Dohh wird die iſt eben nicht nöthig, Daß Die Refolution gleich bey der folgenden Note 
Hefolntion ſich einfteles nein; der Baß Fan vorhero allerhand Gänge und Deränz 
— derungen machen, und dadurch eine $, 3, oder 4, oder eine andere 7 ein- 
führen, ja, ſich fo lange aufhalten, tie er will: Die Refolution Der 7 muß 

Doc) folgen; aus mußr, ausfz, und auge = werden, wie aus fol: 

Eremel son gendem Exempel zu fehen, welches aus g dur ift, und Doch in feiner Vor⸗ 
der Reſolu· ſeichnung kein Zr hat. Man findet es mol ſo: ich ſage aber ſelber, Daß eg 
tion der Flei: nicht recht iſt. Es weichet dazu auch in f dur aus, ob fchon f dur mit g 
MM. dur gar nicht vertogndt iſt (vide Cap. XIIL $. 28. fqq.): allein, man 
muß wiſſen, daß man, fonderlich heut zu Tage, oft in viel entferntere 
Zon-Arten ausweichet. Indeſſen iſt in Diefem Exempel nur bloß auf Die 

Uebung ber Eleinen Sepfime gefehen worden. ° | 
ee.) =) 

—6-6-° — — —*—— 





Abſchn. Capı XIV. Von der kleinen Septime. ($.7.) 193 

















Falſche Stimmen = Berwechfelung- 
16 Sie] Big tr de big ic yt 
Per — TE Fra 
se EScze rn 
58 
— — 
BE au; U ee 


Die letztern beyden Exempel geben ein Paar Proben. von falfcher Stim- Der Septi— 
men-Verivechfelung Des zfen Tactes. Man Ean auch, tvenn der, Baß MGrififar 
aus dem Septimen-Griff vor der Nefolution erft einen Griff mit $, oder ypanı nn 
3 machet, den Septimen-Briff im Diſcant vierfiimmig machen, da man ten afimmig 
denn nicht nöthig hat, denſelben zu andern, fondern ihn big zur Nefolus feon. 
tion fo volftinmig gu behalten. Im ten’ Zack fiehet man Elar, wie Verwechſe⸗ 
Durch die Bermechfelung aus denn Septimen-Briff, der Griff $ und 2 ent- lung der 
fanden: Sm eilften Zack bleibet nun zwar Die tr guc, das», nicht lie- en 
gen, es ftellet fich aber Doch im ıatem Fact das s wieder ein. Es hätte im Se 
eilften Tact auch wol bleiben Fönnen, das toare eben ſo gut geweſen, wo 
nicht beſſer; ich wolte hier aber dem Liebhaber einen Vorſchmack von Der 
Ziffer 2 geben, von welchem Griff wir nun bald ausführlicher handeln wer= Der Griff - 
den. Er entftehet eben fo wolaus dem Septimen-Öriff,ale 3 und 3, Doch falft wird angepeis 
eine Eleine Stimmen: Bermweihfelung Dabey vor, wenn der Griff Dren: gek-, 
ftimmig iſt: wolte ich aber in Diefem aten Tact meinen Septimen- Griff 
zu e vierflimmig nehmen, und c im Daumen dazu nehmen, fo Eönte zu 
b alles liegen bleiben, und Das vorige nur. ohne Zlenderung wieder ange 
fchlagen werden. Aus den beyden legten Erempeln der falfchen Stim- Warum in 
men Verwechſelung fiehet man, wie die Haͤnde auf und nieder ſpringen, den beyden 
und tie fie (0 herum vagiren. Diefe unordentliche Bewegung der Hän- en 
de ift num verboten, obgleich motus contrarius darin iſt: Das heiffet auch 
ein ungeſchickter Gang oder vielmehr Sprung, wenn Dadurch Die ve: fair if. 2 
gelmäflige Nefolution einer Diſſonanz verhindert wird. 

MWiedeb, Gen. Baß. Bb 9. 8. 














194 1Abſchn. Cap. XIV. Von der Heinen Septime. 158.9.) 


Warum zu $.8. Wir haben $: 4. geſaget, daß, wenn nach der 7 über eben 

76 mr diez demſelben Ton eine 6 flünde, alsdenn nur allein. Die 3 dazu genommen 

gehoͤret, wuͤrde Dabey merken wir folgendes: Oft bleibet-dieNote ftehen, wor- 

über eine Diffonanz geſtanden, und haf die Nefolution gleich hinter fich, 

nemlich Die 7 eine 6, Die 4 eine, und Die g eine 8. Daher faget man: 

die reſolviret in Sextam, die Quarfe in Tertiam, und Die None in 

und wie hier Odtavam. Wann nun zeüber einer Note ftehet, fo ift ſolche 7 nicht 

die znur als anders als ein Vorfchlag zur 6 anzufehen: und da in vielen Fallen, um 

ein Vorſchlag Feine Dctaven zu machen, beym Sexten Griff Die Detave wegbleiben muß, 

we und man bey der Serte Die 5 nicht eher nimt, als bis fie darüber fehet; 

: To darf ic) bey der 7, worauf die 6-folgek, Die 8 oder 5 nicht immer mit 

nehmen, fondern man nimt die mehrefte Zeit. nur-bloß die 3 dazu. Wer 

die Quinte oder gve hiezu immer mitnehmen wolte, der müßte ſich vor 

Quinten und. Octaven ſchon recht wiffen zu hüten. Ferner: wenn zwey 

oder mehr Serten- Griffe nach der Reihe Eommen; fo fället dabey Dies 

und 8 gar weg; Dahero wäre es auch wol nicht erlaubt, daß man, wenn 

76 etlichemal nacheinander moru recto vorfommen, die 5 oder 3 dazu 

nehmen wolte. Es iſt am ficherften, daß man jur 7, Dahinter die 6 

Bey 76. hat gleich folget, nur bloß Die 3 nimt; Die Verdoppelung der Zerzie aber an 

eine Berdop: hier gar fchön angehen, wenn in diefem Griff die Terzie oben liege. Sm 
a3 andern Abſchnitt wird mehr Davon vorfallen. 


76 vor der 6. 9. Bey Liedern findet man, fonderlich in moll⸗ Toͤnen fehr oft, 
Schluf Note daß diefe 76 eben vor der Schluß-Note eines Satzes hergehet, und alſo 
eines Satzes. sine Art von Cadence, oder vielmehr ein Einfehnitt, oder ein mwficali- 
fehes Colon iſt. Lieget nun in Diefem Fall die 7 oben; fo wird nur bloß 
die Terzie allein Dazu genommen: lieget aber die Zerzie oben; fo Ean fie 
verdoppelt werden. Wir wollen einige Erempel aus dem Hallifchen Ge⸗ 
ſangbuch herſetzen, erſtlich da Die, 7, hernach da die 3 oben lieget. Die 
gröffere Zahl zeiget die Numer, und Die Eleinere den Sa des Liedes an. 


1277, 4 
Exempel das i 
von. x 





1.Abfehn. Cap. XIV: Wonder einen Septime. ($.9.) 195 





Dieſe 





6 ansufehen. 


J 
| 





\ 


196 lAbſchn. Cap: XIV. Von der einen Septime. ($:9.10,) 


Iſtin denen Diefe wenige Säge mögen genug feyn. In den benden letzten Süßen lie⸗ 
moll-Zönen «ger bey 76 Die Terzie oben, Deswegen hat man bier die 3 verdoppelt. 
ſehr gebraͤuch Sonften fehen wir hieraus, wie dergleichen Cadencemitrs am meiften in 
vo. moll-Zönen vorfället, über der Septe minor desjenigen Tones, worin 
der Satz fehlieffet, und Daß alsdenn die Schluß = Note, welches Die 
Quinte des Tones ift, eine Terzie major über fich hat. Es Elinget auch 
in den moll-Zönen fehön, wenn nach der 7 eine Sexta maior accidenta- 
Es folget oft is, oder vielmehr eine Sexta fuperflua folget, als N. 968. ift im sten 
eine Sexta fü- Satz eine folche Sexta ſuperflua, ale: 





tAua drauf. 
peräua l m — 238. 
Exempel da⸗ 
von. 
n 3 * u 3 g — 
Erempel, da $.10. Es koͤmmt aber 76 auch oft mitten im Sag vor, da es 


bier als ein Denn einen rechten Vorſchlag anzeiget‘, der zur folgenden Note gehoͤ— 
Vorſchlag zur ret, alge | 





I. Abſchn. Cap. XIV. Bon der einen Septime. (9. 10. 11) 197 


ATOST, ı. N 
— 72 







Hier hätte nun im erften, dritten und vierten Sag auch der Nachſchlag Anmerkun⸗ 

fiehen Eönnen : allein der Vorſchlag zieret mehr, und wird heutige Tas gen. 

ges recht Mode, ob er gleich einem Anfänger ein wenig beſchwerlicher iſt, 

als der durchgehende Nachſchlag (vide Cap. X. $.7. Die ste Anmerk.). 

Im aten Saß if die groffe 7 der Vorſchlag ua. Im erſten Satz ſtehen 

die Ziffern unter den Baf-Noten, und fo findet man es oft, wenn Fein Ziffern unter 

Raum zum drüber fegen da ift, als hier gehen die Griffe der rechten dem Ba: 

Hand fo tief, daß Die Ziffern Feinen Plas hatten. Es ift eine Kleinig: 

Feit, die aber Dennoch berühren wollen. Im 2ten Sas im zten Tact 

wirds und / und im aten Zack wird z und 4 allein ohne Griff nachge- 

ſchlagen, Deswegen Die beyden Miktelflimmen bier einen ganzen Zack 

haben; Das andere iſt bekant. 
gm Wir finden-die 7 nun nochmals alfo, daß nur die 3 dazu Bon der Se- 

Fan genommen werden. Nemlich wenn fie im Durchgang vorfällt, oder prima im 

über eine durchgehende Note zu fiehen kommt: Hier iſt nun zwar noch Durchgange, 

nicht Zeit, vom Tranfira oder Durchgang zu handeln, fondern das ge: pache ud 

höret eigentlic) in aten Abfchnitt. Durchgehende Noten werden fonften Boni i iu 

nicht beziffert, iedoch findet man oft über einer folchen fonft durchgehen : 

den Note. eine 7, und diß gemeiniglich, wenn beyde Hände zugleich herauf 

oder herunter gehen in Terzien, das iſt, wenn verfchiedene auf einander 

per gradus (ſtuffenweiſe) folgende Noten der rechten Hand, gegen den 

Baß Die Terzie ausmachen. Cine ſolche 7 hat Feine Refolution nöthig, 

man nimt auch nur bloß Die 3 Dazu, denn mer Die s oder 8 dazu nehthen 

wolte, dem wuͤrde es an Quinten und Octaven nicht fehlen. Wenn alſo Woran dieſe 

die 7 über einer Note ſtehet, deſſen vorige Note einen Ton höher oder 7 im Durd: 

tiefer getwefen, und wenn nach der Note, die die 7 über fich hat, der ganae Mu er⸗ 

Ton einen Grad ſteiget oder faͤllet; fo muß nur bloß die 3 zur 7 genom: kennen— 

— Die Exempel werden es deutlicher machen und Der afe 


2 


Bb3 1123; 











198 J. Abſchn Cap. XIV. Von der Heinen Septime, (9. 11.) 
1123. . | | 





Einige Exem⸗ 
pel beson, 


1.2fbfehn. Cap- XIV. Bon der Fleinen Septime. ($.1L.12.) 199 


Die durchgehende Septime nun, ift im erften Erempel im erften, im an: 

dern aber im dritten act, und im dritten Epempel im ten Zack, und da, 

wo die 3 nur allein zur 7genommen worden. Bey Num. 929: im sten Fact Vom Griff 
finden wir mas fremdes, nemlich 3, mit der Terzie oben Dazu. Es ſtehet da die Zerzie 
zwar an diefer Stelleim Halliſchen Geſangbuch diefe Ziffer 4 nicht unter oben Tieget, 
der 7: meil fie aber an andern Stellen, als glei) im Anfang Num. 1. im 

sten und zten Zack, zu finden ift; fo habe fie hier mit anbringen wollen. 

Bey der groffen Septima findet fich die 4 mit der zgemeiniglich: weilaber 

die Eleine 7 die 3 zur Neben-Ziffer hat, fo ift die geben fo gemöhnlid) da- 

bey nicht, wenigſtens findet man fie im Hallifchen Sefangbuch eben nicht 

häufig, fie Eönte aber wol noch an manchen Stellen ihre gute Dienfte 

thun. _emeiniglid) lieget bey dieſem Griffe die oben, und die zund 4 

haben nicht alleinim vorigen Griff gelegen, fondern bleiben im folgenden 

Griff auch liegen, tie in unferm Erempel zu fehen. Im Hallifchen Ges 

ſang Buch aber bleibet bey N. 1. die 7 nicht ſtehen, fondern gehet bey ge- 

Andertem Baß indie Höhe, als: 







a er ee md 
Besen — 
2 


6 | De - 





SL 
Im aten Satz im andern Tact habe Die 4 bey der 7 gelaffen,, weilfie lag, 
und Doch auch liegen blieb. ; 

$.12. Wir wollen ung hierbey noch ein wenig aufhalten. N.115. 4 Fan ſtalt 
finden wir gleich über der dritten Baß Note / die Ziffer 3 ‚, da imDifcant 7 oft ſehen 
Die - oben fieget , und da an deffen ftatt bloß auch hätte 3 ftehen Fönnen, ° 
‚als im Ducchgange, Wir tollen dieſen Sag, und noch einige andere, 
wo fiat der 3 auch + flehen Ean, herfeßen, Damit ein Liebhaber der Dats 
a monie 











200 1:Ybfän. Cap. XIV. Von der kleinen Septime, (8.12) 


monie ferne, ſolche Griffe in der rethten Hand (doch am rechten Orte) 
dreyſtimmig gu nehmen, und flaft der Verdoppelung Der Terzie Die te 


zuweilen nehme, 
115, I. 





Berichiedene 
Erempel das 
EoN. 







— 


Wie die 7, Es iſt dieſer Griff? 4 von $ wenig unterfehieden; es iſt ſtatt ber 6 nur 
im Griff 4 Die 7 genommen worden, Dahero koͤnte die 6 auch hier zum N 
gebraucht 


J.Abſchn. Cap- XIV. Von der kleinen Septime. ($:12.13.) 201 


gebraucht werden, und umgekehrt, wo 3 fiehet, Fan die Eleine Septime, aldein Vor⸗ 
wenn fie nemlich im vorigen Griff gelegen, auch als ein Vorſchlag vorher las sur % 
gehen: als im erflen Exempel aus es dur Fönte beym Griff 4 die ste," E 
nemlich ; im Diſcant nachfchlagen; im andern Zack, wo über g fies ” 
het, Fönte das2, als eine Septime zu © vorhero wieder angefchlagen wer⸗ 
den, und die su = flüge nah. Daraus iſt offenbar, daß Die 7, wenn 4 
oder + darunter ſtehet, nur ale ein Vorſchlag zur Sexta maior, wenn fie 
4 bey fich hat, anzufehen ift. Wer nun den Griff 2 vecht Eennet und im: 
mer weiß, wo in dieſem Griffe Die 6 fieget, der Fan mit dem Griffe 3 
auch feicht fertig werden. en 
$.13. Nun kommen wir zum Septimen Griff, 10 der Baß entwe⸗ Der srdinaire 
der eine Quarte feiget, oder eine Quinte fällt, und Die 7 über fich hat, Septimen: 
Da denn weder 6 noch 8 nach der 7 flehet, fondern da die 7 alleine aber Gang oder 
einer Note ftehet. Diß findet man nun in Liedern fehr oft, daher man da: Seil, — 
mit vor allen muß umgehen lernen; hier wird nun bald Die 8’und 3, bald-Zin gais 
Die s und 3 dazu genommen. Die 3 bleibet hier eine getreue Gefährtin 5,3, Halb s, 3 
der 7, allein die 8 oder Die 5 muß öfters megbleiben, und dag wegen Des find. 
Quinten⸗ und DOctaven- Verbote. Wie beym Serten: Griff die serbote- 
ne Octaven zu vermeiden, davon ift Cap. IX. $. 18. Unterricht ertheilet 
worden, wie auch ſchon Cap.V. $.4. davon gehandelt worden. - Eben fü Beym Septis 
wenig nun, wie mir erlaubt ift 2 Octaven nach einander in einer undeben men-Sriff hat 
derfelben Stimme zu machen: eben fo wenig duͤrfen ſich auch 2 Quinten Man fi für 
nach einander, in einer und eben derjelben Stimme, hören laſſen; das iſt, an s 
Die Mittelftimme, welche einmal Die Quinte zur Baß-Note gehabt, Darf Oele ji 
fie im folgenden Griff night zum aten mal wiederholen, denn alsdenn gin- hiten. 
ge fie, wie man fagt, mit Dem Baß in Quinten fort. Weil nun hier Wird erlaͤu⸗ 
beym Septimen- Griff bald die 5, bald die 8 Fan genommen werden, fo rk 
koͤnte man hier nicht allein verbotene Duinten, fondern auch gar verbotene 
Octaven machen, und zwar am allererfien, mern ver Baß und Difcant 
eine gleiche Bervegung der Hände haben, da fie entweder mit einander Auf bie He: 
zugleich herauf oder herunter gehen, welches Der motus rectus iſt; wenn wegung der 
motus obliquus da ift, Da nemlich Die vechte Hand ſtehen bfeibet, und Die Dande if 
linke einen Grad höher, fo Eommen die Quinten auch leicht; Dahero fehe Tabl Acht zu 
man wohl daß man immer wiffe, ob auch motus contrarius da ift, baben. — 
denn der ift am ficherften. Ein Paar Erempel werden folches am deut: 
lichften zeigen: wir wollen wieder gut und böfe gegen einander feßen. 


Wiedeb. Ben. Baß. — Ce ) 











202 L. Abſchn. Cap. XIV. Bon der Fleinen Septime. ($.13) 


Erempel, gute 
und bofe, den 
Septimen · 
Griff betreſ 
fend. 








Sy 











x ri 
—— —— 


Boͤſe 








Anzeige, wor: Das erſte Exempel gehet in der TenorStimme mit dem Baß in 2Quin 
in der Fehler ten bey « Smandern Exempel gehet der Alt mit dem Baß bey s » in 
en N 2Octaven fort: darum find nun Diefe beyde Erempel hier nicht recht. Im 
— * ndisje ‚ten und aten Exempel find die Fehler verbeſſert, da denn im aten Exem⸗ 
er zunerbef pel Die 4 zur 7 iſt behalten worden, weil fie gelegen, und auch liegen blei⸗ 
ſern. bet. Das ste und 6te Exempel taugt wieder nicht, denn da gehet im 
sten Erempel der Alt mit dem Baß in lauter Octaven fort: im 7ten ift e8 

corrigivet. Im 6ten Erempel find nun zwar weder Quinten noch Octa⸗ 

ven: allein weil diefe 7, die hier im Durchgange flehet, in verfelben Stim- 

me, darin fie gelegen, muß liegen bleiben; fo iſt auch diefes Exempel 

böfe. Das ste Erempel zeiget Die Berbefferung. Bis hieher ift in allen 
Exempeln morus redtus gervefen. Nun folget auch ein Erempel in moru 
obliquo. Das gte Exempel iſt böfe, Denn der Alt gehet mit dem Baß bey 

gs» in2Quintenzu ed fort. Das ıote Exempel zeiget, mie hier Die s bey 

Septimen auszulaffen ; und Das ute Epempel zeiget, wie man allhier beffer 

die 8 Dazu nehmen Fonne: Eng, 


J. Abſchn. Cap. XIV. Von der Flein. Septim. (F. 14. 15. 16.) 203 


$. 14. Ein Anfänger handelt vorerſt am ſicherſten, wenn er bey gra- Allgemeine 
datim gehenden Noten zur 7, wenn nemlich die 3 oben lieget, die Quinte Pegel für Ans 
und Detave weglaͤſſet, und nur allein die 3 dazu nimt; lieget die 7 oben, fo NE 
nchme er moru oblique und motu recto aud) nur Die 3 allein dazu. Iſt Neben-iffern 
aber morus contrarius da, fo nehine er, wenn die 3 oben lieget, zur 7 dies. zunehmen, 
Lieget aber die 7 feibft oben , fo Fan die dazu genommen werden. Diß iſt 
fondertich zu merken, wenn zwey oder mehr Septimen-Griffe auf einander ſonderlich, 
per faleus (im Sprunge) folgen. Diß gefchicht nun oft in Liedern; fo — 
wird er bey nterſuchung feiner Griffe finden, daf die 7 richtig reſolviret Grip, folgen 
worden, nemlic) iederzeit in der Stimme, Darin fie gelegen, tie folches in 
a der bald folgenden Melodien: Erempeln wird gezeiget 
erden. - 

g.15. Es ift nicht nöthig, Daß unfere Feine 7 immer vorher Tiege, Don der ge: 
Mein; e8 gibt eine. gebundene und ungebundene Septime; Die gebundene bundenen und 
Septime, genant Septima (yncopata, fieget vorher, und bfeibet in Derfel- Ungebundenen 
ben Stimme liegen, und reſolviret auch darin ; die ungebundene Septime Septime. 
aber lieget zwar nicht im vorigen Griff vorher, allein fie refoloivet doch in 
Derfelden Stimme. u 4. > 
2.9.16. Wasmun aber im Baß nad) der Note, welche die 7 über ſich Gang des 
hat, vor eine Note folgen muß, fo haben wir ſchon aus $. 11. gefehen, daß alle nach 
Die folgende Note entweder einen Ton höher oder tiefer gehen koͤnne: $. 13. log 
haben wir aud) gegeiget, daß, wenn zwey oder mehrere Septimen : Griff n 

nad) einander vorkommen, Der Baß alsdenn entweder eine Quarte ſteiget, 
oder. eine Quinte fallt. Wenn die-Refolution der Septime gefcheben iſt, 
oder Daß Die 6 gleich nach) der 7 geflanden, Jo hat man in der Folge der 
Noten nicht mehr auf den Septimen - Öriff zu fehen, dann Die 7 bat ihre 
Abfertigung fchon bekommen, nemlich ihre Reſolution. Wir merken hier. Nefolution 
nur noch) einmal an, was $. 7 fehon deutlich gemacht worden, daß nemlich dr Septime 


die Refolution der Septime oft aufgehalten wird, und eine Zeitlang lie: ee 
gen bleibet, da denn der Baß feine Stimme mit den Toͤnen des Septi- 

DE und 3, 3 oder 2 einführet, oder auch Die 4, alfo, 

Daß eine Diffenanz Die andere ablöfet, und Doch Die Nefolution aller diefer 
Diffonanzien endlich richtig erfolge. Weil nun der Septimen -Sriff in 
Liedern viel vorkoͤmmt, und uns nun die Haupt-Griffe, nemlich der Acz Anzeige,twel- 
cord 6,8, 65, 56,437 3, 93, $, 7, 78, 87,4, 75, fchon befant geworden Dt Er 
find, fo werden wir nicht viel nach Erempeln fuchen dürfen, fondern, wer paneltfind. 
das bisher gelehrte wohl gefafiet und geübet hat, der wird Die meiflen £ie- 

ver- Melodien fehon fpielen koͤnnen; zur Probe mag einer folgende ſechs 

Lieder nehmen, denen wir einige Anmerkungen beyfügen wollen, a 


Bee CAPVT 




















204 1. „Abt, Cap. XV. Sechs Lieder (9. ei 
| eK Ppwrexv. | 
Sechs Lieder : Melodien mit Anmerkungen. 
Das erſie died $.1. Das erſte mag aus e mol) feyn, weil wir aus diefem Tone 
aus emoll. noch ein Lied gehabt haben, es wird ung zu einigen Anmerkungen ale 
genheit geben. 


N.ı. * iſt ein theures ae ER JEſus ꝛc. Num.4. 


| Face IE Bean nee 
ve cs en 





——— 
— — — === 





— mit Anmerkungen. 205 








| Anmerkungen. : E Anmerkun⸗ 
Diß iſt eine ziemlich lange Melodie, und hat ıo Saͤtze. Weil 
wir hier bald dieſen, bald jenen Satz anführen werden, ſo habe zu An-) Was die 
fang eines ieden Satzes eine Zahl geſetzet, um den angeführten Sag bald Zahlen zu An⸗ 
‚finden u Tonnen. . Die Melodie felbft gehet ziemlich hoch, und hat eine Mg eine 
Vndecimam in ambitu (nemlic) einen Sprengel von eilf Tönen, vide Zates er 
Ben erften Theil II. Abfehn. Cap. XV. hin und wieder), fie gehet vona Die Melodie 
bisz. Dergleichen Lieber. find aber nicht vor alle Hälfe, und ſchicken bat eine Vn- 
ſich nicht gut in einer groffen öffentlichen. Gemeinde. . a in 
0.002) Die Don: Art emoll hat zwar mit g aur gleiche Vorzeichnung >: — 
(vide Cap. Il. $ 20.), weil fie aber feltener als g aur vorkoͤmmt, fo bfeiz ſchwerer ale 
bet fie einem Anfänger wol ein wenig fremder; das das, welches darin g dur. 
vorfällt, verurfachet ihm ein wenig Beſchwerde. Es iſt fonft eine liebliche | 
Ton⸗Art. Was die Ausweichung dieſes Liedes betrift, fo iſt der 4te und Bon der Aut: 
ste Satz ing dur, der 6te Satz ſchlieſſet in d dur, und im.gten Sag iſt weichung die: 
bmall. Das e moll aber laͤſſet ſich doch nach dur und d dur foleder ſes Liedes. 
hören, im zten und sten Satz. Dabey wir Denn anmerken, daß e8 eben 
nicht nöthig iſt, nicht eher twieder in die Anfangs-Ton⸗Art zu gehen, als 
am Ende des Stügfes; nein, e8 Fan ein Stück oder Lied in Eine oder Erinnerung. 
mehrere Ton Arten austveichen , und darauf wieder in ſeine Haupt Ton— 
Art kommen, und darnach aufs neue wieder in andere Ton - Arten aus 
meichen, und Darauf endlich in feiner Haupt: Ton=Art fchlieffen. Der 
ge Sag, der im b mol iſt, wird — Anfänger wegen des Semitonii 
- | St3 7 une 




















2066 1.Abſchu. Cap. KV. Sechs Lieder (6.1.) 


— ud, nemlich ais (auf unſerm Clavier >) am fremdeſten vot⸗ 

— ommen. — 
REinwurf 3) Es iſt Cap.II. $. ar. geſaget worden, Daß die moll Toͤne anders 

vom Herauf · herauf als herunter gingen; als hier muͤßte e zmol} von » nad) e durch 


r 


Deiate. , fondern der Durchgang fänge erfl-von < an, teil im Baß = zus fichet, 


eines moll- der Ton⸗Art, worin fi) der Sag aufhält ) ordentlich die Terzie mi- 
—— nor uͤber ſich haben muß. Solte hier aber ein Durchgang gelten, 
NE Durch die groſſe 6und groſſe 7; fo müßte Diſcant und Baß etwa fo ſtehen: 
Erenpel, von. * — Sa 


der szur 8 
hinzugeben. 






Ob hier nicht Wir wiſſen ferner aus dem Ilten Capitel, Daß die moll-Zöne im her⸗ 
dartwider ge: unter gehen Die Fleine 7 und Eleine 6 haben; iedoch haben wir daſelbſt 
handelt wor· S, 25. auch gefagt: Daß man, wenn man nicht weiter als bis zur Quinte 
dm. ‚ herunter gehen wolte, alsdenn durch Die groffe Septime und groffe Serte 
bendes im Difcant als Baß herunter zu gehen hätte. Der ate Tact des 
achten Satzes feheinet hiewider zu handeln, wo ich durch die Eleine 7, d; 
und durch Die Eleine 6, e, zur Quinte von e, nemlich zu ZI, gehe. ( daß das 
enoc) erft ins eingeftrichene = gefprungen, verurſachet hier Feine Ausnah⸗ 
Antwort dar me); allein Die ganze Rede betrift nur die durchgehende Noten, derglei- 
auf. chen hier aber nicht find, indem ja eine iede Note ihre befondere Ziffer hat, 
Anmerfung. Folglich ift hier Fein durchgehender Gang nad) 7. Jedoch Fan man au 
alsdenn, wenn eine ide Baß Note ihre beſondere Ziffer hat, Durch Die groffe 

7 und groffe 6 zur Quinte herunter gehen, als: 
Sie bo ehe 









Diß 


mit Anmerkungen. CL 207 


Diß iſt auch die Urfache, warum beym Schluffe des 7ten und sten Sa⸗ 
tzes, bey an Die durchgehende Note, und nicht = ſeyn muß, denn von as 
nach = tudre eine Secunda fuperflu, — 
) Im 4,6, 7 und gten Satz finden mir die Art von Vorſchlaͤgen, 4) Tersien 
wovon Cap. XHE. $. 22. ſchon etwas erwaͤhnet worden, wodurch Die —— kon⸗ 
gende Note vorher angeſchlagen wird: hiedurch wird die Melodie flieſſen⸗ ah En 
Der und sufammenhängender, als wenn man folche weglaſſen würde. Bey gefittet oder 
heruntergehenden Zerzien -Sprüngen, als hier im dritten Sag bey » sy ausgesieret 
Fan man das a nach dem Sexten-Griff zu dzs durchgehen laflen, oder als werden. 

fein nachfehlagen ; oder man-Fan audy = zum: Borfchlag zu s nehmen, da 

Denn =. 2 zwerr Achtel werden, und zu e der Griff #3 käme (hiebey gedenke 

man, was Cap. Il. $. 7. und. 9- von der kleinen Quarte geſaget worden). 

Nun ift. auch noch eine Dritte. Art, manierlich.mit Zerzien-Sprüngen um: 
zugehen: man ſchlaͤgt nemlich aus dem gehabten Griff den Ton nad), 
“welcher einen Grad niedriger ift, als die folgende Note der Ober: Stim- 

me. Dergleichen Manier findet man nun im Hallifchen Sefang: Buch 

auch viel; eine folche Beranderung nun macht eine Melodie fehr gefällig. 


Ich will einige Säge zur Einſicht und Nachahmung herſetzen. Exempel vom 
NG. ai I N alla 
—— fd. ines Tone 











aus dem eben 


























Anmerkun · Im erften Exempel kommt diefe Manier zwehmal vor: nach dem Griff 
gen. zu Aſchlaͤget die Ober⸗Stimme das fs nach (ſtatt der durchgehenden 
Note æ zroifchen ) und nach dem Griff zu 7 wird die Quinte zu Z, 
nemlich ⸗ , allein nachgefchlagen. Das dritte Erempel hat einen Quin- 

ten-Sall, da laſſen fih nun vie durchgehenden Noten nicht gut mitneh: 

men, der Borfchlag von unten zus, und zwar an dem vorigen d gehän- 

Het ‚Elinget hier gut. Im andern Tact dieſes Erempels ift bey = g ein 

Durd)- oder Hingang zu 7. Darauf folget gu z der Vorſchlag von un? 

‚ten mit äs. Es ift meinem Zweck entgegen, mic) hier mweitläuftiger ein⸗ 

zulaſſen, fondern es ift nur deswegen hauptfächlich von mir geſchehen, da⸗ 

mit einer wiſſe, daß er nicht noͤthig habe, zu folcher Art Noten wieder eis 

nen Griff anzufchlagen, fondern Diefe Noten werden nur allein nachge- 


Manierlihis ſchlagen Es dienet aber auch zum manierlichen zweyſtimmigen Spielen. 


a der Der Sieder, indem man dergleichen Art Noten bey Den Melodien, wenn 
icdet. man fie ſchlechtweg ausgefest antrift, felbft zur rechten Zeit weiß anzu⸗ 
Bringen; man fpiele die Melodien des Hallifhen Sefangbuche fleiffig, da 
findet man, fonderlic) in den neuen Melodien, dergleichen Nachfchläge 
auf.allerfey Art. Wer das neue WWernigerodifche Choral: Buch) beſitzet, 


wird auch in Diefem Stücke bey manchen Melodien fein Vergnügen fine 


s) Vom Ue⸗ 5) Sm 3,4, 7und gten Satz haben wir einen Ueberſchlag, nemfich ba 


den, und daraus profitiren Tonnen, 


berihlag Tach und „nach egefehlagen wird. Dergleichen Weberfchläge find nun 
zwar noch fehr gebräuchlich, und Eommen bey den Hallifchen Liedern auch 
oft vor; allein der Herr Bad) gibt ihnen in feinem Tractat vom Elavier: 
Beſſer iſt der fpielen pag: 70. Fein fonderlich Lob, er recommendiret an deren Statt Die 
Vorſchlag. Worſchlaͤge, Die hier im 3 und gten Satz flat der Meberfchläge auch guf 
koͤnten gemacht werden, da denn das ein Viertel bliebe, „als der Ue— 
berfchlag fiele gar weg, und „ befäme an zeinen Vorſchlag, alfo, daß g 

im Baß alsdenn #3 über ſich hatte, alfo: 


‘ 


mit Anmerkungen. (.1). 209 






— | : 8 
6) Im Baß kommen hier verfchiedene Terzien Gange, ba Die durch 6) Tertien⸗ 

gehende Note Fan gemacht werden, als Saß 4, 5,6 und 7. Im aten Gänge im 

Sa ſtehet im Hallifchen Gefangbuh der Terzien: Sprung ge: ich habe a ausge⸗ 

ihn aber hier Durch einen Vorſchlag angefuͤllet, alſo, daß hier nun gein IF 

Diertel geblieben, und fire find zwer Achtel geworden; diß habe gethan, 

um Gelegenheit zu haben, dem Liebhaber eine. fo genante Wechfel-YTote 

gu zeigen, und mic) ein wenig Daben aufzuhalten. Es wird zu Diefem fs 

nun gleich der Griff, Der zu e eigentlidy gehövet, angefchlagen. Wer 

num diefen Griff zu e, nemlich» 2 & u Fr lange halfen mwolte, denn wuͤr⸗ 

de er hart genug klingen, allein Das e, wozu der Accord_eigentlich gehoͤ⸗ 

vet, folget fein bald nach, und denn klinget alles wieder gut; Derglei⸗ 

chen Noten nun heiffen cambirende oder Wechſel⸗Noten; wovon der Bon Wechfet: 

- Herr Sorge im erften Theil feines Vorgemachs Cap. 15. p. 49. folgen: Noten, oder 

Des erwaͤhnet: „Die Lehre vom Haupt⸗ Accord erfordert auc) die Wiſſen⸗ der Cambiate. 

» fhaft Der ſo genanten cambirenden oder Wechfel-Neten, da man, um _ 

» den Sprung einer Terz zu erfüllen eine Note ſetzet, die zwar nicht 

„conſoniret, aber doch einer Melodie gar anfländig ift, zu welcher 

» In Der rechfen Hand dasjenige muß: gefchlagen werden , was zu Der 

» Hleich drauf fölgenden Nöte einen Haupt-Accord ausmacht. „ Und im 

andern Theil pag. 87: » Es kommen oft Wechfel-Noten vor ( Note 

’ cambiate), da die rechte Hanb den Seren : Accord vorausnehmen 

» muß.» ir wollen ein wenig zeigen, wie ſolche Wechfel-Note wuͤrde 

besiffert werden muͤſſen, welche, an ſtatt ohre Griff durchzugehen, den 

Griff der folgenden Note annimt, und da die folgende Note, wozu eis 

gentlich der Griff gehöret, Durchgehet, fichet man Daraus, wie Diefe 

Noten gervechfelt haben, und Deswegen Wechſel Noten heiffen. Wenn Es entſtehen 

man den Griff, der eigentlich darzu angefchlagen wird, mit Ziffern wol⸗ fremde Zif: 

fe anzeigen, wie benn oft gefehicht, da müßte nun über fs 3, und über ei 

FH 3 ſtehen; wolte man im sten Saß zwiſchen afis das g zum Vorſchlag fel Nuten ber 

zu fis nehmen, fo kaͤmen wieder Wechſel-Noten heraus, und müßte als- aiffert werden. 

denn zu g gefchlagen werden, was zu fargehöret, nanlid) <= 4, damit man 

nun zu g diefen Griff gleich anfehlige, fo müßte 4 drüber ftehen. Weil 

Dd 


Wiedeb. Gen. Bf. nun 

















so L Abſchn. Cap. XXGSechs Lieder (5. 1) 


Doppelte Art nun beydes zuweilen geſchicht, nemlich Daß man ber Haupt:Note bie Zif- 
zubaiffern fer gibt, oder Daß fie über dem Vorſchlag ſtehet; fo wollen wir diefe 3 
= Teak Sage auch auf diefe gedoppekte Art herfegen, der Diſcant bleibet einer⸗ 
Note feine DS Tara: a a ae ee 

oder eine 








fremde Ziffer I 
hat. 








Exempel da . 
vn 








Ruͤckungen ckungen (tie man zu fagen pfleget ) da eine Baß-Note gegen der Diß 
zu verſtehen. cant Note zu fruͤh von ihrer Stelle ruͤcket, oder da der Diſcant gegen 


machen den ke, betitult: Harmoniſche Seelen-&uft, findet man viele dergleichen 
Ra Baͤſſe woruͤber man oft eine ſchwere Menge Ziffern erblicket, die auch 


mit Anmerkungen. CS au 


N. ım. t vom Aimmel 20 f Einige Pro⸗ 
= Ach Got vSimm ben daraus 





IN. 9x Helft mir GOtts Guͤte x. 


gg u: > I — 


—— 65.6.5606 









N. 4. Ach SErr mich armen Sünder ıc. 














a7 obſchn. Cad · XV. Sechs Lieder (K.1) 





Wir wenden uns wieder zu unſerer Melodie; ſonſten waͤren dergleichen 
Art Baͤſſe leicht zu erlaͤutern und zu zergliedern, wir duͤrfen uns aber an⸗ 
ietzo nicht laͤnger dabey aufhalten. Sm gten Satz unfers Liedes koͤnnen die 
TDerzien⸗Spruͤnge, bey Hafſic, mit durchgehenden Noten ausgefüllet werden. 
) Warum ) Was die Octave beym Serten Griff allhier betrift, fo bleibet 
bier die 8 den fie, fo oft Die 6 uͤber das ſtehet, weg; mie auch im gten Satz bey Air, 
dem Seren: weil ein fremd Creug nicht Darf verdoppelt werden (vide Cap. X. $. 8. 
sa IHR in der sten Anmerf.). Im ten Sag bey *, im 6ten beym erften fir, 
— im zten bey g, im sten bey dundc, und im oten Tact bey 4 muß allent⸗ 
halben die Octave wegbleiben, welches ver motus redtus verurfachet, 
bloß im sten Satz bey d erlaubet morus obliquus esnicht. Im sten 
Fact, wo die Wechſel Noten find, folgen zwey Serten : Öriffe nachein- 
ander, nemlich über 4 und ZZ, da die Octave bey 7 megbleiben Fan. 
Es fan aber Die 6 verdoppelt werden im sten Satz bey dass im sten Sag 
bey Ar, im ten Satz bey g, und im ofen Satz bey d. Man nimt aber 
zum Sexten Griff bloß Die Terzie im aten Satz bey ZZ, im sten Sag bey 

dis, und im gsen Sab bey dis und Air. | 
syWieftatt £- 3) Weil 9 mit der 7 ſehr verwandt, und ihr ganzer Unterfcheid nur 
dier fichen durch eine Verwechſelung der Stimmen entftehet, fo Eönte hier ſtatt 8 im- 
koͤnte mer Die 7genommen werden; es verſtehet ſich aber von ſelbſt, daß, wenn 
dieſe beyde Griffe ſolten perwechſelt werden, alsdenn dieſelbe ED 
Era, — nicht 


| mit Anmerkungen, ES 213 


nicht bliebe, fondern daß der Baß im 3 und aten Satz flatt fir, d, im 
sten Sat flatt e, 2 und im ten Sag ſtatt g,e haben müßte. Und eben 
fo Fönte man auch im aten Satz, da 4 die 7 hat, fir mit 2, oder a wit 3 
nehmen. Ich zeige diefes nur an, um einen Liebhaber an dem, was 
Cap. XII. $.7-8. 16: gegeiget worden, wieder zu erinnern. 

9) Eben alfo hätte hier auch der reine Accord mit dem Serten: 9) Wie ſtatt ei 
Griff, und diefer mit jenem koͤnnen verwechfelt werden, weil Die 6 Doch nes reinen Ac⸗ 
aus der Berwechfelung der Stimmen eines reinen Accords entftchet (vide Er 
Cap: XI. $. ı1. 12.), als da hätte nun ſtatt eines reinen Accordes der Vekten— riff 
Sexten Griff ſtehen koͤnnen im erſten und legten Satz, wenn ich ſtatt des 
andern e, das g im Baß genommen hatte, im zten Satz koͤnte man 
ftatt 7 dis mit der Sexte nehmen, öfterer hätte man hier flatt des reinen 
Accordes den Serten: Griff nicht nehmen Eönnen, oder es wurden Dif 
cant und Baß gar zu oft Einen Ton gehabt haben. Hinmiederum hatte und ſtakt des 
flatt des Serten-Griffs hier auch ein reiner Accord ſtehen koͤnnen, als im Sexten. 
dritten Satz hätte ftatt dir, H mit der Tersie major flehen bleiben Fön Griſe enter 
nen, und eben dafelbft hätte faft e mit der 6, auch ein reiner Accord zu a 
e gelten koͤnnen. Weiter hätte der reine Accord flatt des Serten-Griffe , 
ftehen Eönnen, menn man im sten Satz ftatt bg; im 6ten Satz flatt 
#s d; im sten Saß ftatt des H5 und im gten Saß ſtatt As Zös, und ftatt 
d H genommen hätte. Dieſes habe wiederum nur angeführet, um einem Eine Melodie 
Liebhaber eine Anzeige zuthun, woher e8 Fomme, daß der Baß eines Lie: Fan vielerlen 
Des variiren Fan, wie Denn hier der zfe und die Satz ım Difcant einerley Pille haben. 


ft, der Baß aber im sten Saß geändert worden; fonften fpielet man frey⸗ 


lich den Baß fo, wie er zum Liebe ficher. 
10) Sm sten Sa haben wir im Baß hinter = einen Punet, des: 10) Punet im 
wegen wird nun bey s im Difcant nochmals ein Griff zu © angefchlagen ; Vaß und ans 


meil aber Die linfe Hand der rechten fo nahe ift, fo Fan die rechte nur zwey — 


Töne, nemlich anſchlagen, das 4 im Baß aber ſchlaͤget allein nad). 


Im eten Sag iſt e im Baß ein halber Tact, und der Diſcant hat zwey 
Wiertel Dazu, deswegen wird hier Der Accord zu e zweymal angeſchlagen, 
einmal mit der Quinte, hernach mit der Octave oben. 

u) Wir finden hier auch 76 ein paarmal vor der Schluß-Note ei: m) Bon Sp; 
nes Satzes, nemlich im afen und sten Sag. Im ten Sab Fan zur 7 ptimen-Griff. 
nun die stoohl mit Der 3 dazu genommen twerden, weil Doch der ganze 
Septimen⸗Griff fhon vorhergelegen: man Fan aber auch nur bloß Die 3 
dazu nehmen, Da Denn Die rechte Hand fehr bequem einen Triller auf Die 
nachfehlagende 6 machen Fan, der ſich hier fehr ſchoͤn ſchicket. Im sten 
Satz Fan bey der 7 Die Terzie verdoppelt werden, | 

DD 3 12) Weil 











\ 


214. 1.Abfäpn: Capı KV Sechs Lieder ($. 1.2.) 


2) 7 had) 12) Weil nach der Octave, die fih vor der Schluß-Note hören Täf: 

der 8. feb, die Septima minor gut Fan nachgefchlagen werden, wie Cap. XIV. 
$. 5. gegeiget worden ; fo Fan folches allhier auch geſchehen, Satz ı, 5, 6, 
gundıo. Nun ift es Zeit, weiter zu fehreiten. 

Das andere $.2. Jetzt wollen wir eine leichte Melodie nehmen, weil doch noch 

Lied — einige Septimen drin vorkommen. 

—— N.2. JEſu, als du erſtlich kameſt ꝛc. Num. 30. 








rn = 


Anmer⸗ 


mit Anmerkingen. (6. 2.) a 


o Anmerkungen. KR > | 
Diß ift nun eine feichte Melodie, und auch aus einer leichten: Aumerfun- 
Ton⸗Art, nemlich @ mol. Der zweyte Sag kommt bald inc dur, worz gen 
in der dritte Satz auch bleibet; der 4te und ste Sag ift nieder z mol), ı) a. ar 
Hier trift alfo ein, was im vorigen $pho in der afen Anmerkung gefager Feisung, 
worden, nemlich daß eine Melodie ihre vorige Haupt-Ton⸗Art wohl tie: 
der nimt, und darnac) wieder ausweichet. Der 6te Sag ift aus e mol 
(vide Cap. XUL $.30.). Der zteSas fängt in a mol) an, kommt aber 
bald wieder in ce dur, und fehlieffet auch darin; der legte Sag iſt erſt e.dur, 
und fehlieffet in a mol} ; weichet alfo Diefes Lied aus in.quintam mollund 
tertiam dur, vide Cap. XIil. $.28. 29.30. So lange nun eine Me: 
lodie gäs, und fo lange die Baß Note e die Terzie major. oder ein = über 
fich hat, fo lange fpielet oder moduliret man in a zzcll,, denn gzs iſt das 
Semitonium unterwerts zu a; fo wie dis das Semitonium unterwerts zu 
e ift, tie im 6ten Satz vorfümmt. Im dritten Sas finden wir über 4 
ein unter der 7. Diß *eiget Tertiam maiorem zu 4, nemlichas ans 
weil nun eis das Semitonium untermwerts zu d ift, fo möchte man denken; 
es Fame die Melodie in d mol}; allein, weil fich das czs gleich bey e, wor: 
über die Sexta minor naruralis ftehet, wieder verliere, fo ift DIE nichts oe 
anders, als eine kleine zierliche Neben-Ausweichung, die nur das einzige Kleine zierli— 
d angehet. Hievon beliebe man Cap. X. $.4. die letzte Hälfte der erflen che Neben- 
Annierfung nachzufehen. ‚Eben ſo it es mit dem über d im sten Sag Ausweihung. 
bewandt, und gilt‘ das Fr nur. dem einzigen g, und das * über Z7 allein 
dem folgenden e. : Sonft fehen wir hier im aten Sag auch, wie 4 mol 
durch fs er hinauf gebet. 7 " | | ) 4 
2) Wir haben Cap. X. $. 8. in der dritten Anmerkung die Regel ) Ein fremd 
gegeben: „Wenn eine Baß-Note ein fremdes x oder erhöhendes 4 por oder erhoͤ⸗ 
„fich. bat, fo findet. man darüber gemeiniglich eine 6., Ben diefem —* hat 
Sexten⸗Griff nun wird die Octave nicht mitgenommen), fondern man "" " 
verdoppelt alsdenn entweder Die 6, oder 3, oder es wird auch nur bloß Die 
3 dazu genommen. Solches finden wir nun hier im aten Saß bey fs 
und gzs, deswegen bleibet hier nun DieDetave weg. Die Verdoppelung 
der 6 gefchicht hier bey gzs; bey fis wird nur die 6 und 3 einfach genom⸗ 
‚men, und Alt und Zenor haben den Vniſonum. Zweymal nach der Rei: 
he gefchicht die Verdoppelung nicht... Man fehe die angeführte Stelleim 
Xten Capitel noch) einmal nach, denn diefe Regel reift ſehr oft ein, 
ee Fan hier Die 8 bey den übrigen Serten- Öriffen mitgenommen ' 
toerden. / ' 
3) Wir finden hier auch os und 56, wovon Cap. XIII. $. 13. nach 3) Von 65 
zufehen. Im dritten Satz ſtehet über d 56, dahero wird erſt zu 4 ein und 36. 
| reiner 

















216 1.Abſchn. Cap. XV; Sechs Lieder (0.2.) 


reiner Accord angefchlagen, welches Die s anzeiget, und hernach fehläget 
man die Serte zu d, nemlich „, allein ſtatt der ste a nach, und a bleiben 
fo lange liegen. Im erften Saß ſtehet im Baß zweymal 4 nach einander 
in Viertel ; hier wird nun die 5 nicht alleine nachgeſchlagen, fondern es 
wird der ganze Accord zu d (welcher hier durch die sangegeiget wird), aufs 
neue wieder angefchlagen : ware aber ſtatt Diefer benden Viertel das dein 
-Halber Tact, fo fchlüge Die Quinte zu d. nemlid) =, nach, und die im 
Bam Gegen: Sexten⸗Griff vorhanden geweſene andere Töne af blieben liegen, und 
foffen der waͤren auch halbe Tacte. Wenn man aber auf einer Orgel oder Nofitiv 
Lone. ſpielet, ſo kan auch in dieſem Fall, wenn der Baß zwey Viertel hat, 
77 liegen bleiben, weil auf einem Orgel-Werke die Toͤne fo lange Ein: 
gen, als man die Taſten niedergebruckt halt; mit einem Clavier sder 
ihm ähnlichen beſaͤyteten Inſtrumente hat eg eine andere Bewandniß, da 
verlieret fich der Kon nach dem Niederfchlage bald, und ift deswegen bey 
langfamen Noten aufs neue anzufchlagen. u 
4) Diß fan © 4) Es ift zu merken, daß man auf Der Orgel mehr Bindungen 
aufeiner Or machen, oder Zone, die aus dem vorigen Griff wieder zum folgenden 
gel off gefihe: Griffe gehören, liegen laſſen Ean, felbft bey Iangfamen Noten. Nun fin 
ben. det man oft, Daß bald Diefer, bald jener Ton der Mittelftimmen zu dem 
folgenden Griff liegen bleiben, oder gebunden werden Fan, Dadurch denn 
das zufammenhangende fingende Weſen der Orgel hervorgebracht wird. 
Denn von dieſen Zönen ift hier die Nede nur, nicht aber vom Ton der 
oberften oder Difcant-Stimme, denn Derfelbe wird fo oft aufs neue an⸗ 
geſchlagen, als er im Difcant ausgefchrieben ſtehet; mie denn. hier in den 
Drgelfpielen erften s Sägen Ein Ton öfters zweymal nach einander vorkoͤmmt. Es 
muß nicht wie muß zwar auf einer Drgel nicht gedudelt, aber auch nicht als auf einem 
aufeinem Sid: Flügel ( Clavicymbel) gefpielet werden, fondern man muß wiffen die Bor- 
gel geſchehen. zuge diefes fo vollfommenen Inſtruments auf eine geſchickte Art zu ges 
brauchen und hören zu laffen. Ich liebe es nicht, wenn einer die Drgel 
gleich einem Clavicymbel befpielet, und darauf hacket, hauet, veiffet, 
fchläget , ſtoſſet, und immer abgebrochener Weiſe ( ftoccaro) darauf her: 
am fpielet, oder oft gar fo fobet, Daß einem Organiſten, bem dag Dr: 
elwerk anvertrauet worden, und deſſen Sorge dahin gehet, feine Orgel 
in gutem Stande zu erhalten, oft angſt und bange genug werden Fan bey 
bem Spielen folcher Leute, Die die Struckur der Orgel nicht Eennen, und 
nur zur Oftentation oder Pralerey Darauf fpielen, als hatten fie, ich weiß 
nicht meld) eine unverderbliche Mafchine unter Händen. Weil das Cho: 
ral-Spielen, der Organiften Haupt: Ißerk ift, und ihnen zu Dienſt fon: 
Derlich der erſte Abfchnitt meines Werks auch abgefaffet worden, fo wer— 
de am Ende deſſelben ein ihnen eigentlich angehöriges Capitel, von der 


Orgel 


fie gelegen, und refolviret auch darin. Wolte man aber in der Tenor: 


| mit Anmerkungen. ($. 2.) 217 
Drgel und deren Befpielung anhängen. Nun wieder zu unferer De 


lodie. 
5) Wir finden hier im dritten, ſonderlich aber im aten und sten 5) Vom Se⸗ 

Satz, auch den Septimen-Griff. Im dritten Satz iſt die 7 über 7 mit ptimen Griff 

der Terzie major; hier kan nun die Quinte, weil die Septima oben lie⸗ 

get, Dazu genommen werden, motus contrarius gibt alle Freyheit Dazu. 

Im aten Satz haben wir den Septimen » Griff zweymal nach einander, 

nemlich über 4 und e; weil bey 4 das a, als eine Terzie zu 4, oben lieget, 

fo Fan hier die Detave am beften dagu genommen werden. Wer bier Die 

Duinte dazu nehmen wolte flatt der Octave, der müßte quintam per- 

fectam 5; Dagu nehmen, oder die Tenor: Stimme befäme im folgender 

Griff eine übergroffe Secunde (Secundam fuperfluam) von F nach sw ; 

man machte nun zwar Eeine verbotene Quinten,, wenn man zum Septis 

men⸗Griff zu 4 die Quinte 5 nehmen würde; allein es befame die Septi- — 

ma ihr Recht nicht, denn ſie muß, wie geſaget, in derſelben Stimme, 

worin ſie gelegen, liegen bleiben, und auch darin unter ſich reſolviren; und ihrer 

im vorigen Griff hatte der Tenor z, als welches die 7 zu b iſt, Deswegen Präparation. 

muß nun der Tenor: das = auch behalten, und im folgenden Griff einen und Reſolu⸗ 

Ton niedriger gehen; wer nun zu b die Quinte Ar genommen hätte im 4 

Tenor, als der unterften Mittelftimme, der hätte dem Alt die Septime 

zu b, nemlich =, gegeben, und daran nicht recht gethan; denn obgleich die 

Refolution, Die in zis gefehicht, wieder in der Kenor: Stimme kaͤme, fo 

wäre es Doch eine unrichtige Berwechfelung der Stimmen, wofür fic) ein 

Liebhaber des General⸗Baſſes, der fi) gerne gründlich informiren will, 

hüten muß. Dahero fehicket fich nun die Octave beym Septimen- Griff 

su b am beften, denn alsdenn bleibt die Septima in der Stimme, darin 








Stimme die Quinte 5 nachfehlagen, und = aufheben, fo wäre diß eben 
allhier nicht unrecht, fondern diß 1 bekäme alsdenn die Geſtalt einer 
durchgehenden Note, und thäte keinen Schaden, die Refolution geſchaͤ⸗ 
he doc) wieder im Tenor. Beym Septimen: Griff zu e, mit der Terzie 
major, lieget die Seprima oben, deswegen Fan Die Quinte » Dazu genom⸗ 
men werden. ; “® 
6) Im sten Sag finden wir die 7 dreymal, fie Eonte aber wol fünf: 0) Der Sesti- 

mal angebracht worden feyn ; ich habe aber diefen Satz fo gelaffen, wie men Gang. 
er im Hallifchen Geſangbuch ſtehet. Diß ift nun der rechten Septimen 
Gang, wie man ihn nennet, und wovon fehon Cap. XIV. $. 13. Anzeige 
gefchehen iſt; wir wollen ung hiebey noch ein wenig aufhalten. Es ift 
gewiß, Daß Die Septima minor fieblicher Elinget, als die Septima ma- 
ior, daher fie aud) bey den Griffen, wo Die 7 öfters nach einander vor 

Wiedeb, Gen. Baß. ee Fommt, 

















—— ao 


218 1.Abſchn. Cap. XV. Sechs Lieder (6.2.) 


darunter mi» kommt, beſſer harmoniret, als die groſſe Septima; indeſſen aber kan 
ſchet ſich oft ie man ihrer Doch fo wenig bey einer Folge von Septimen-Griffen entra: 


Septima ma- 
ior. 


then, als man ben der Folge vieler reinen Accorde die Eleine Quinte ent: 
behren Ean (vide Cap.VIN. $. 12. 2fe Anmerf. item Cap.Xll. $,2.). Es 
Ean aber auch mohl dieſe Septimen- Folge aus lauter Eleinen Septimen 
beftehen, und einem Öelegenheit geben, in eine andere Zon-Art zu Tom: 
men, wovon hernach im zten Abfehnitt noch etwas vorfommen wird. 


7) Die Be: 2) Wir haben eben gefaget, daß in diefem sten Satz wol s Septir 
ſchaffenheit men-Griffe hätten ſtehen Fünnen, und alsdenn müßten g und fauch eine 


dig a z über ſich haben; wer das nun bey Spielung Diefes und anderer derglei⸗ 
a chen Saͤtze thun wolte, der thäte nicht unrecht daran. Denn wenn der 


Baß eine Quarte fleiget, und eine Quinte fället, wie hier; fo Eönnen zu 
folhen Baß Noten entweder lauter reine Accorde kommen, oder man 
kan lauter Septimen-Griffe daraus machen. Hier finden wir eins ums 
andere, nad) dem reinen Accord eine 7, und nach der 7 wieder einen rei- 
nen Accord. Weil nun hier im Septimen-Griff die 7 oben lieget, ſo kan 
Ungefhiefter die Quinte gar wohl dazu genommen werden. Es mürde aber beffer ges 
Gang °  mwefen feyn, wenn im andern Zack unfers Satzes im Baß ftatt F fr ge 
-  feßet mare, weil alsdenn der Tenor Feine Secundam fuperfluam befame, 
denn im Griff zu f hat der Tenor⸗, und im Septimen Griff zu Zibe: 
koͤmmt der Tenor äs, © zsaber ift eine Secunda füuperflua; hätte aber 
der Baß flatt /, Ar mit der Septima , fo waͤre diefer unrichtige Gang ver- 
fälftzwarnicht mieden. Machte es einer fo, wie es hier fiehet, fo würde gwar dag Ge 
allenins Ge: hör mancher Spieler, nichts unartiges drin gewahr werden; denn das 
hör; Gehör laͤſſet fich leicht befriegen : indeffen findet man bey der Unterfuchung 
aber ift doch Doch etwas verbotene darin, ja, wolte man dem Tenoriſten feine Stim- 
zu vermeiden. me nach den gemachten Briffen ausfehreiben und zu fingen geben, fo wür= 
de er Diefen ungeſchickten Gang von ⸗ nach as bald merken ; denen Fingern 
des Seneral:Baffiften aber verurfachet. e8 eben Beine Schwuͤrigkeit, um 
Diemoll- deſto werführifcher ift eg nun. Die weiche Ton⸗Art, das a mol, hat hier _ 
Töne verfih: zu Anlaß gegeben, welches beydes fs und fhaben Fan, daher habe Cap. X. 
ren leicht dazu. $, 6. in Der zten Anmerkung auch gefagef, daß die moll- Töne eher alg 
ie Die dur-Zöne zu ungefchieften Sangen verführen koͤnten (man erinnere 
fich hiebey, mas Cap. X. $. 6. in der 6ten Anmerkung zur Ermunterung 
einem Anfänger gefchrieben worden). Wer hier den reinen Accord zu f 
behalten, und die Secundam fuperfluam in den Mittelftimmen vermei: 
den will, der nehme hier zur 7 Die 8 und 3, als welches oft gefchicht, wenn 
die 7 oben lieget, alsdenn waren Die Öriffe folgender geſtalt: 


t Anmerkungen. ($.2.) | 219 


! 


mi 









einen andern aus der fchönen Melodie im groffen Halliſchen Geſangbuch a 


(in der Edition in laͤnglich Duodes findet fid) eine andere Melodie) eye, 


3 BREITE 
a | — 
I — 28 I #88 = — — 
a x x ; | TE 








oben; wie hier bey der letzten Note des — fo nimt man 8, 3 dazu: 
e 2 als⸗ 





220 1.Abſchn. Cap.XV. Sechs Lieder ($. 2.) 


Septimen⸗ 
Exempel mit fi 
Bindungen 1° 





- m=—— ur Er 
ee nem 
Hier ift allegeit eine gebundene Septima, wie aus dem Erempel zu fehen, 
fie hat alfo im vorigen Griff ſchon gelegen, die Nefolution iſt auch ganz 
richtig, als welches ein Liebhaber, der Iehrbegierig it, ſelbſt unterfuchen 
mag. er viefes Erempel zu feiner Hebung erereiret, der hat hier nicht 
Ernmernng. nöthig, die Bindungen zu machen; man hüte fich aber, daß man foldye 
aus einander Flieffende und auf einander folgende Septimen : Öriffe nicht 
nur fo ohne Bedacht hinfpielet, fondern eraminire alles forgfältig, Damit 
man einfehen lernet, wo die Septime jederzeit lieget, und was jedesmal 
fir Neben: Ziffern dazu find genommen worden, m, 
9) Durchge⸗ 9) Wir haben ferner in unferer Melodie im Difcant aud) durchge: 
hende Noten hende Noten, da nemlich zwey Noten auf einer Sylbe des Liedes gefun= 
— gen werden, und wozu nur Eine Baß-Note geſchlagen wird, als im aten 
" Sag das nach „im sten Satz das „ nad) =, und im zten und gten Sat 
mehr dergleichen. Wir haben auch durchgehende Noten in Difcant, das 
mil einer zu eine aparte Baß-⸗Note mit einem Griff gefchlagen wird, als im sten 
Vaß ⸗Note Sas zu fim Baß flehet der Griff 5, da die 6 oben lieget. Im 6ten 
und Griff Satz ftehen auch durchgehende Noten im Difcant, die zwar aud) eine 
ohne Griff. aparte Baß Note haben, dazu aber nicht nöthig iſt, einen Griff aufs neue 
wieder anzufcehlagen, als zu wird z, und zu fs wieder a, Doch ohne einen 
aparten Sriff, angefhlagen. — 
30) Motus _ 10) m sten Satz finden wir im Baß zu fund 4 zwey reine Ac⸗ 
contrarius corde, da Die Quinte zweymal nach einander im Tenor, nemlich  » und 
erlaubet , die Detave zweymal nach einander im Alt, nemfid) 7 a, vorkommt, der 
Setaven. _ motuscontrarius aber, Der hier vorkommt/ entfchuldiget und erlaubet hier 
dergleichen Quinten und Mitayens wie man denn dergleichen in on 
; MelO⸗ 


mit Anmerkungen, (2:3) 110. 228 


Mefodien fehr oft findet, und werden auch verftattet, meil fie moru con- 
trario fliehen; denn mer hier zu 4 einen vollkommen 4flimmigen Griff ma⸗ 
chet, wie denn erlaubt ift, der wird eben hiedurch folche Quinten und Octa⸗ 
ven hinlänglich bedecken, oder man koͤnte auch zu d im Accord die Octave 
teglaffen, und die Terzie f verdoppeln, und zu e einen vierflimmigen rei- 
nen Accord anfchlagen. Auf diefe Weiſe find Quinten und Detaven 
motu contrario erlaubt; eben mie, fo gar motu recto, eine Eleine Quin= 
te auf eine vollkommene folgen darf; wovon hernach Cap. XVII. $.14.et- 


—* 


was wird zu finden ſeyn. Wir gehen aber zum dritten Liede. 


$.3. Es ſtehet im groſſen Halliſchen Geſangbuch N. 87. Das dritte 
— So iſt denn num die Huͤtte — Lied ausfdur, 


ER EN — 
= 














I) 


222 1.Abſchm Cap. XV Sechs Lieder CE.) 


Anmerkun · Anmerkungen. J 
ven uschei „., D.Diefe Melodie iſt aus fdur ; die Neben-Töne, darin fie auswei⸗ 
chung diefer chet, find ce dur und d moll.. Der 2te Sag weichet ins c dur, welches 
Melodie. Andem 4 vorn zu erkennen. Der ste Sas ift aus 4 moll, welches am 
zu erfehen. Gleich die erſte Note Diefes Satzes, nemlich 7, hat ein x, 
melches Die Terzie major andeutet, über fi), welches das Semitonium 
unterwerts zu d.ift, fängt derohalben Diefer Satz gleich in d zoll an, 
und fchlieffet auch darin. Der. ste Saß iſt wieder in c dur, und ah 
- Fommen die beyden legten Süße wieder in Die Haupt: Fon: Art, nemli 
in f dur ; weichet alſo dieſes Lied nur in Quintam € dur und in Sextam 
d moll auß, ; 3 
2) Bom 2) Die darin vorkommende Ziffern werden demjenigen, der big hie: 
Sexten Griff. her rechten Gebrauch von meinem Buche gemacht hat, nicht mehr unbe: 
Tant fenn Tönnen. Mur viermal darf ich hier zum Sexten-Griff die 
Detave mitnehmen, nemlich im aten Saß zu e, im dritten Satz zu f, im 
aten Saß zu e, und endlich im leßten Satz zu dem erſten a; fonften muß 
hier allenthalben die 8 wegbleiben, twegen des morus recti und wegen Des 
Motus rectus fremden erhöhenden Be quadrats (4 ). - Es fällt hier Der motus re&tus 
in2 Noten. oft vor, und zwar nur daß zwey Noten miteinander herauf oder herun: 
ter gehen, worauf denn, wie Cap XI. $. 15. und 16. erinnert worden, 
wohl Acht zu geben iſt; als, hier iſt morus redtus im aten Satz bey Hr, 
da der Difcant Terzienweifein a = gehet, eben Diefer Gang ift aud) im 
aten Sab. Im sten und 6ten Sa hat der Baß ba, und der Difcant 
4.5 bier iſt nun wieder motus reftus. Im dritten Satz bfeibt diefe glei 
che Bewegung der Hände (motus re&tus) in Drey Noten, da hat der 
Baß efg, und der Difcantas a & DIE find nun drey Serten nad) der 
Reihe, wo Die Detave megbleiben müßte; weil aber zu e, der Serten: 
Griff, Die 4 und 3 bey fich fuͤhret, und alfo Feine Octave gehabt, fo Fan 
der folgende Serten-Griff zu f, Die Detave haben, bey g aber muß die 8 
wegbleiben. - Im erfien Sag hat der Baß zdab, und der Difcant ger 
het mit Demfelben Zerzientveife, denn er hat = 22 a, Deswegen muß bey 
dem Sexten Griff zu z, die Octave megbleiben. | 
3) In aftim: 3) Sieben wollen wir anmerken, daß Der motus re&tus off vor- 
migen Spie- koͤmmt in Terzien⸗ und Sexten⸗Gaͤngen, oder daß der Difcant wohl mit 
le dem Baß in vielen auf einander folgenden Terzien und Serten fortgehen: 
ner Fan, welches mit Den beyden vollfommenen Confönanzien, mit der Quinte 
fentoeife er, und Octave, nicht angehen Fan. Ey! warum Denn nicht? möchteiemand 
Taubt, aber Fragen. Antwort: man laſſe einmal das Gehör allein Richter ſeyn, und 
u höre wie einförmig, arm und fchlecht es Flingek, wenn man in — 
erau 


mit Anmerkungen (G.3 223 


‚herauf und-herunter gehe, und wie munter und. lieblich es dagegen Tau: 
tet, Zerzien: und Sexten⸗ weiſe zu. gehen. Man probire folgende drey 


Erempel: as e: | 

N.ı. Quinten. an N... Terzien. ig: 

4 —— ER — 

-@— BEER TER — — TE 

—— 
— Richt erlaubt. 1 ET N 

— Se a na 






— 


N. 1. gehet in lauter sollfommenen Quinten fort, dergleichen Gang wuͤr⸗ Erinnerung. 
de einem bald verdrieffen, ift Dahero auch aufs höchfte verboten. N. 2. biby. 


gehet in lauter Terzien, und N.3. in Serfen moru re&tö fort; das if 
erlaubt, und klinget auch lieblich. Indeſſen Fönte man einen den Terzien⸗ 
und Serten-Sang auch unleidlich genug machen, wern man nemlichvier, 
fünf oder mehr groffe Terzien oder Septen nach einander fpielen wolte, 
3. E. wenn man bier im Diſcant flatt  # , ſtatt zu, und flattz «5 
machen wuͤrde, das wären denn lauter groffe Terzien, das Flinget nun 
noch erbärmlicher,, als dee Quinten⸗Gang. Eben foelend klinget es, 
wenn ich lauter-Eleine Terzien Daraus machen wolte, und fiat ze, und 
ſtatt = = nehmen; das wären lauter Eleine Terzien, und.ware in folchem 
Spielen gar Feine Ton-Art. Es hat mit den Sexten, weil fie umgekehr— 
te Terzien find, eben die Bewandniß: man probire e8, und nehme flatt 
nur zus, fo kommen lauter groffe Sexten herauss oder man nehme flat 
ad, und ſtatt ⸗, fo wären es lauter Eleine Sexten: dag wuͤrde denn 
jammerlid) genug klingen. Wenn aber eine Terzien⸗ und Serten= Folge 
lieblich ſeyn ſoll, ſo muß die Ton-Art wohl in Acht genommen werden, 
dadurch denn die Terzie oder Sexte bald groß, bald klein wird. Dieſe 
Abwechſelung nun mit groß und klein, ſo wie es iedesmal Die Scala mei⸗ 
net 














224 LOL Cap-RWL Sechs lieder (63) 


ner Ton:Art gibt, macht den Terzien⸗ und Sexten-Gang erlaubt und 
wohlklingend. Im Halliſchen Geſangbuch findet man verfchiedene Me _ 
lodien, Die gumveilen mit Zerzien oder Serten motu re&to fortgehen, als 
da ift Die hubfehe Melodie Num. 269. Mleine Liebe lebet noch zc. und 
Num. 1323. Auf! Triumph, es kommt die Stunde zc. Es muß aber 
bey dergleichen Bäffen bey der 7 und 6, als welche alsdenn oft vorkom⸗ 
men, Die Octave wegbleiben. Man findet aber folche Terzien: und Sep: 
ten Folge doch mehr in Handfachen bey geſchwinden Noten, als in Cho⸗ 
talen oder General⸗Baß. 


«Dom Griff 4) Im XI Cap. $. 17. habe beym Griff 3 angezeiget, daß bey der 
; groſſen Serte oft flat der 8 und 3, Die 4 und 3 koͤnte genommen werben, 
felbft alsdenn , wenn die Baß-Note nur eine 6 allein, über fich hat. Die: 
ſes habe hier im zten Sag bey e gethan, allwo im Halliſchen Geſang-⸗Buch 
nur die & allein ſtehet. Sonften habe dieſen Griff im sten und 6ten 
Sag auch angebracht, um einem Liebhaber Gelegenheit zu geben, ihn zu 
üben. Die Serte ift hier allegeit groß, und der Ton im Baß, worüber, 
fie fich befindet, iſt gemeiniglich ein Ton höher als der Ton, daraus der 
Sag if. 3. E. der dritte Satz ift aus 7 mol, hier ſtehet nun über e der 
Griff $, weil e ein Ton höher als 4, und folglich Die Secunde zu 4 iſt, 
als aus melcher Ton-Att, nemlich 27201, der ganze Saß ift; Daher gibt man 
Hatleinen nun folgende Regel, die zwar erſt in aten Abfchnitt gehöret, allein die 
ei — doch leicht zu faſſen und beym Choral-Spielen auch oft angewendet wer⸗ 
Son, edes den Fan, nemlich: Die Secunde des Tone (Durch Ton, wird hier der⸗ 
i jenige Ton verflanden, daraus ein Lied over Satz eines Liedes oder Ans 
ber mufiealifches Stück iſt) bat die Serte major über fih, wozu 
mangerne die Quarte und Tersie nimt. In dur-Zönen iſt Die Sexta 
maior, naturalis, in moll-Zönen accidentalis. Weiter, der afe Satz 
iſt ine dur,.d, welches F über fich hat, ift abermals die Secunde des 
Tons (nemlich 4 iſt eine Secunde zu c) und nimt deswegen diefen Griff 
gerne an. Der 6te Sag iſt F dur, die Secunde nun gu Feiſt g, deswe⸗ 
gen hat nun g, als die Secunde des Tons (F) den Griff $ über ſich. 
DIE iſt nun auch eine Sexta maior, aber eine Sexta maior naruralis, 
wie wir eben gefaget haben, daß fie in den dur-Zönen natürlich iſt, Die 
andern beyden groffen Serten im ten und aten Satz waren accidenrales 
(zufällige ), fie Famen vor, nicht in der Haupt-Ton⸗Art f dur, fondern in 
einer Neben: Ton⸗Art, darin f dur gerne auszumeichen pflege. Wer 
Diefes in Acht nimt und verfianden hat, Daß Die Secunde des Tons, dar⸗ 
aus ein Lied oder Sas ift, immer Die Sexte major über ſich hat, Die — 
r 


mit Anmerkungen. (8:3) 225 


Art mag dur oder moll ſeyn (von den wenigen Exceptionen oder Aus: 
nahmen ift hier noch. nicht nöthig zu reden); der Fan Diefen Griff 3 öfters 
enbringen, wenn auch nur, mie man gemeiniglic) findet, eine s,s oder 
ea darüber ftehet. Das heiffet nun: Die Secunda modi hat Sextam 
maiorem mit 4 und 3 über ſich. Uebrigens lieget hier in unferer. Me: 
lodie immer Die 6 oben, und 4 und 3 neben einander. Die drey Eleinen 
Striche, die im zten Saße Über dem andern e fliehen, zeigen an, daß der 
vorhergegangene Griff noch einmal fol angefchlagen werden. Im erften Von den Yet: 
Theil des Clay. Spiel. IV. Abſchn Cap. KIV. $. 12. heiffer e: „Man ten Stricen 
- 9» findet über einer Baß⸗Note zumeilen Eleine Striche — dieſes zei: —— 
» get an, daß dieſelbe Ziffer auch uͤber der folgenden Note gelten ſoll; Re ” 
hen 2 oder 3 Striche über einander, als = =, ſo zeiget Diefes an, Daß Die 
- 9 2 Dder 3 Horhergegangene Ziffern, aud) noch zu der Note gelten follen, 
„ darüber folhe Striche ftehen. „ Ordentlich muß alsdenn Die Baß⸗ 
Note auch) ftehen bleiben. Im neuen Wernigeröder Choral- Buch aber 
hat man fich dieſes Eleinen Strichs auch noch bedienef, um den Griff € 
anzudeuten, fo oft er nemlich im Durchgange (vide Cap. XVI. $. 8.) 
vorfällt; da Der Heine Strich denn keine Anzeige einer flehen bleibenden 
Ziffer , fordern eines gu wiederholenden vorhergegangenen Briffs Der rech- 
ten Hand anzeigef, wie denn auch immer geſchicht, wenn Der Griff + 
als im Durchgange ftehet. Denen Liebhabern diefes Choral-:Buchs Dies 
net Diefes zur Nachricht. Man fehe in bemeldetem Choral-Buch p. 225: - 
lin.2. Zact 4. item p. 216. lin. 2. Tact c. Wenn ferner über einer ſte⸗ 
henden Note zwey bis drey Ziffern fliehen, wovon im folgenden Griff eine 
Dder zweene follem ungerändert ftehen bleiben: fo wird foldyes auch Durch 
eben dergleichen Strich nach Der Ziffer, Die ſtehen bleiben foll, angeseiget, als 
32, 38,337.  Zumeilen wird Diefes Strichlein auf) ſtatt eines Bogeng 
bey einer Durchgugehenden Note gefunden. | 
5) Die Septimam finden wir hier auch) viermal, Im erften Sag s) Warum die 

ftehen alle Neben-Ziffern der Septime, nemlich 5 und 3, ausgefchrieben. Neben Zifs 
. a8 bedeutet das? es ift ja befanf, Daß zur Septime, wenn fie oben fern zu_einee 
fieget, die s und 3 ordentlich. Fan genommen werden, Antwort? Es ift 
zwar eben ſo hoͤchſtnoͤthig nicht geweſen; allein, wenn im Baß Ein Ton en een, 
mehr ald einmal vorfömmt, oder Daß Die rechte Hand zu Einer Baß— \ 
Note mehr als Einerley Griff, anfchlagen foll; fo wird manche Zif: 
fer gefehrieben, die man fonft nicht drüber ſchreibet, als zE menn zu ei- 
nem Ton ein reiner Accord ſeyn foll, ſo ſtehet ordentlicher Weiſe Feine Wenn und 
Ziffer drüber, und Doc) wird man oft 3, 8, 2, 6,4, = über einer More ie ein reiner 
finden, wodurch weiter nichts, als ein reiner Accord angezeiget wird. Hat Zecard oft 

" Miedeb, Gen. Baß. Sf durch Ziffern 


angedeutet 
wird. 




















6 Singerfe 
gung. 


N Punet al: 
lein im Baß. 





226 1olbſchn. Cap. XV Sechs Lieder (6.3) 


nun eine Note S gehabt, fo hat entweder die folgende Note, welche aber 
eben wie Die vorhergegangene Note heiffet, oder Diefelbe Note felbft 3 über 
oder hinter fih. Das heiffet nun fo viel? aus der. 6 foll eine 5, und aus 
der 4 eine 3 werden, Darum flehen die Ziffern auch alfo neben einander: 
63, tie hier im eten, aten und 6ten Saß zu fehen. Es wäre alfo nicht 
übel gethan geweſen, wenn hier im erſten Sag über 3 erft die 8 geſtanden, 
und Dann gleich Die 7 darneben, alfo: 85. Denn dieſes zeiget Deutlich 
an, daß aus der 8 eine 7, aus Der 6 Die 5, und aus der 4 eine 3 werden foll, 
es ift aber nicht viel gebrauchlich beym Griff $ die 8 zu fehreiben ; hieraus 
fehen wir, daß die letzte Ziffer die Nefolution der vorhergegangenen Dif 
fonangien.angeigef: denn obgleich hier nach der. 8, melche Feine Refofution 
bedarf, eine 7, Und alfo eine Diffonanz (die im folgenden Griff unter 
fi) refofeiret ) iſt; fo. ftehet fie hier Doch nur ſtatt Der Octave, mie mir 
Cap. XIV. $. 5. angegeiget haben. Wenn nun 35 ftehet, fo zeige Die 6 
nur. Die Refolution der 7. an; hatte nun Die 7 Neben-Ziffern bey ſich, Die 
auch Diffonanzien waren , fo müßte hinter ieder Diffonanz Die Refolution 
ausgefchrieben ſtehen, als: 33, hier wird aus 7 eine 8, aus der 4 eines, 
und aus der 2 eine 3. 23 zeiget, daß die o ſich in 8, und 4 in 3 refoloiren 
fol. Dig wäre nun Ziffer nach Siffer; zumeilen findet man auch, daß 
nad) zwey Ziffern nur Eine Ziffer folget, als: 83, 33, 2° 2. DIE zeiget 
nun an, Daß Die Ziffer, welche Feine Zahl hinter: ſich hat, liegen bleiben ſoll, 
und nicht darf verändert werden. Diß habe allhier anzeigen wollen. Ein 
mehreres Davon fiehe Cap. XV. von den Signaturen. Sl 

6) Weil ich hoffe, daß man aus dem vorigen den Septimen Griff 
ſchon wird Eennen gelernet haben, fo will mich Dabey nicht länger aufhal= 
ten. Im oten Satz ift im Baß die Application oder Fingerfegung ein 
wenig incommode, Deswegen nun will dieſen Satz mit der Fingerſetzung 
hieher ſetzen: sh Nat — er 
4 2ı Belle Wr 





Wer hier beym afen den Daumen nicht unterfegte, der würde das B 
mit der Folge ſchwerlich treffen. Es ift diefe Melodie, wegen ‚der. vielen. . 
Vorſchlaͤge (oder beffer Nachfehlage, weil fie nad) dem Griff geſchlagen 
werden), Die Darin vorkommen, Cap. XIIE $. 22..angeführet werden, und. 
wovon dieſes Kapitel ’$..r. in der gten Anmerkung nachzuſehen. Den Uss 
berfchlag haben wir hier im sten, aten-und ten Satz. 

7) Sm ten, Saß finden wir hinter g ein Punct, diß lehret nun, 
daß das vorhergegangene g noch) um. ein Achtel ſoll verlängert —— 

— BE Mn 


mit Anmerkungen .($.4,) N 227 


und daß die rechte Hand noch) einmal einen Griff zu g, da die Terzie ma⸗ 
jor b oben lieget, anfehlagen foll, Darauf denn Fim Baß allein nachge⸗ 
het. Und hiemit gehen wir zum aten Liede. 


9.4. Diß mag eine Kleine Melodie aus g mol) feyn. Das vierte 
N.4 O heilige Dreyeinigkeit. ıc N.ar — 








Anmerkungen. 

1) Diefe Eure Melodie von 4 Sägen weichet im 2 und zten Satz Anmerkun⸗ 2 
in b.dur aus, und weiter auch niche. Der erfte und lebte Sak find aus en. 

& moll, welches am Für zu erkennen, daß aber Der andere und dritte Satz Auswei⸗ 
aus b dur find, fichet man an Feinem fremden * oder 4, fondern an dem ——— 

F (womit g mol) nur im Heruntergehen, wie der erſte Satz zeiget, zu 

thun hat), denn dag Semitonium untermerts zu b iſt naturalis, nem: 

li) a. Cap. II $. 20. haben wir gegeiget, wie immer eine harte und ei: 

ne weiche Ton Art einerley Vorzeichnung haben, als hier g 04 und 

b dur ; dahero erblicket man nun allhier in 5 Zur Fein fremdes *, b, oder 

k. Es koͤnte aber nach Cap. XIII. $. 28. 29:30. g mol} ausweichen in 
‚» | Sfa ö dur, 











223 1.9bfkkn. Cap XY. Sechs Lieder (6.4) 


b. dur, e moll;dmol,es dur und fidur aber nicht in @ moll, wie aus dem 
angeführten -Capitel, worin von der. Ausmweichung der dur- und moll- 

Zöne geredet worden, zu erſehen. Es meichet aber unfere Melodie nur 

bloß in b dur aus, zum Beweis deſſen, was Cap- X. $. 6. in. der sten 
Anmerkung gefaget worden ‚daß: e8. eben. nicht noͤthig wäre, immer in 
viele Ton Arten auszumeichen, denn darin beftehet Die Kunft nicht allein. 
Gang des _ 2) Eben der Gang, den wir. hier im erfien Sab haben, da der 
Baſſes ur DBaß ing zoll zur Quinte 4 durch die Fleine 7, f, und Durch die Pleine 
a ro Serte, es, gehet, ift fehon im erſten Liebe Diefes Capitels vorgekommen, 
und Heine, mut mit ber Veraͤnderung, Daß Dort e mol) war (was aber Einem moll- 
Ton gilt, das gilt dem andern auch), bey welcher Gelegenheit denn in der 


sten Anmerkung gefaget worden, daß zwar die moll-Zöne nach der Cap. ’ 


31. $. 27. ausgefchriebenen Ton⸗Leiter oder Scala oder Schema, wie man 
es-nennen will, anders herauf als herunter gingen; nemlich durch die grofe 
fe Serte und groffe Septime gehen fie herauf, und Durch Die Eleine Sex⸗ 
te und Septime herunter. Wie die moll Toͤne im Heruntergehen bis zur 
Quinte des Tones, diefes bald durch die Tleine6 und Eleine 7, und bald. 
durch Die groffe 6 und groffe 7. thun, davon ift der erſte Sphus dieſes Ca⸗ 
pitels am Ende der sten Anmerkung nachzuſehen. Daß alfo hier durch 
Die Fleine 7 und Eleine 6 zur Quinte 7 gegangen wird, kommt Daher, weil 
hier Fein eigentlicher Durchgang oder Dingang zur Quinte 4 if, denn 
eine iede Note hat ja ihre Ziffer, eben mie im sten Satz des erften Liedes 
diefes Eapitele. 7 7 ‘ A 
) Kleine Ne 3) Im dritten Saß finden wir im Baß vor = einb, welches as 
ben-Austoei: wird. Wo kommt das her, und was macht das hier in b dur? Antw. 
chung. Cap. X. $. 4. am Ende der erſten Anmerkung iſt von einer kleinen zierli⸗ 
chen Neben⸗Ausweichung geredet worden, dieſes ift hier auch nun anders 
nichts, als eine Fleine zierliche Neben-Alusweihung eines Tones, worin 
b dur gerne gehet: Denn e8 fcheinet, als wolle b dur in es dur, welches 
as hat, ausweichen; es kommt aber im folgenden Tact gleich = wieder, 
Einige Aus⸗ desmegen iſt und bfeibt e8 eigentlich b dur. Diejenige Ton⸗Arten, deren 
weihung Semitonium unterwerts weder durch x noch) Hangezeiget werden Darf, als 
an aber fdur, deffen Semitonium unterwerts iſt naturlid), nemlih e BD dur 
ne hata, welches auch natuͤrlich iſt, weil 8 meder durch =, nach & , oder # 
darf gemacht werben. - Zr dur hat d zum Semitonio unterwerts; ic) fa: 
ge dergleichen Ton-Arten verrathen fi), oder werden erfant am b, wo⸗ 
durch Die natürlich groſſe Quarte, zur Quarte minor wird, als welche 
kleine Quarte in der. Scala oder Ton⸗Folge aller dur- und moll-Zöne ſeyn 
muß, wie.aug der Ton⸗Leiter von edur und a mol (wornach ſich alle ane 
dere Ton⸗Arten richten) Cap. I. $: 1. pag. 17. zu erfehen. Wenn nun 
in - — all 


mit Anmerkungen. (9.4.) 229 


ein dur-Zon und der mit ihm gleiche Vorzeichnung habende moll- Fon, 
als 4>€. © dur und a moll, in f dur. ausweichen toill, fo wird folches er 
kant, an dem b vor 4. Iſt ein Stück aus fdur oder d moll, und will 
in b dur ausweichen; ſo bekommt e ein b, und wird er. Iſt ein Stück 
aus g moll — dur, und will in es dur ausweichen, wie hier, fo nimt«@ 
ein b vor fi. 
4) Sm legten Sag im aten Fact hat der Baß e mit der 6, und Der 4) Odtava 
Difeant ſchlaͤgt doc) « nad), als wozu dag e noch liegen bleibet, diß wäre diminurs, 
alfo eine O&tava diminuta, O&tava deficiens, oder verminderte Octave, MOD fe ent⸗ 
welche fehr felten vorkoͤmmt. Allein, weil die moll Toͤne anders herauf "*" 
als ‚herunter gehen, fo entftehet daher wol dieſe verminderte Octave. 
Wolte hier. nun der Difcant dass im Nachfehlag haben, fo wuͤrde Die 
Berdoppelung der groſſen Sexte (denn e iſt Die Sexta maior accidenta- 
lis zu g, die Feine Verdoppelung vertragen Fan) dem Gehör gar zu hart 
feyn, da hingegen hier dass (ftatt =) gar gelinde ohne Beleidigung Der 
Ohrxen durchfchleichet. In folchem geſchwinden Durchgang will fich nicht 
allein vie Octava deficiens (oder diminura), fondern aud) wol die O&ta- Odtava ſu- 
va fuperflua, fonderlich in moll- Zönen, zumeilen einfinden. Herr Kell⸗ pertlua. 
naer hat in feinem Unterricht zum General 5aß folgende Erempel, um zu 

zeigen, wie Die verminderte und vermehrte Octaven im gefchwinden Durch: 


gang Pas haben koͤnnen, es find dieſe: 
R x) = 








In den beyden erſten Erempeln ift O&tava fuperflua, und im sten Odta- 
“ Sale Die Stelle, wo fich dieſe Detave hören laͤſſet, iſt mit + 
emerket. — 
5) Was ferner den Sexten-Griff betrift, in mie ferne in dieſer ) Vom Sem 
Melodie die Detave dabey Fan genommen werden, oder nicht, fo muß nr · 
im erfien Sag bey f und es, und hernach wieder zu es die Octave wegblei⸗ 
ben. Gleich im Anfang if} morus obliquus in 2 Noten, dann der Dif 
cant bleibet zweymal auf 2, und der Baß gehet herunter, daher darf nun 
F zu feinem Septen » Briff Feine Detave haben. Zr Fönte nun zwar die 
Ditave wol haben, allein um Die ee des Diſcants, 
5f3 er 








6) Won der 
Geptime und 
ihrer Reſolu⸗ 
tion. 





- \ 


230 1Abſchn. Cap. XV. Sechs Lieder (6.4) 


der oberſten Stimme, bequem machen gu koͤnnen, bleibet ſie lieber weg. 
Das es im zten Tact dieſes erſten Satzes, Darf durchaus die Octave 
nicht haben, oder es bekaͤme der Tenor einen Gang in Secundam ſuper- 
fluam, wemlich es 7; e8 läffet ſich aber hier der Griff $ anbringen, fo 
hatte man doch drey Stimmen im Griff. Im zweyten Satz muß die 
Detave zum Sexten⸗Griff des zweyten Z megbleiben, weil motus re&tus 
fonft Octaven verurfachte. Im aten Saß bleibet fie bey e und Ar aud) 
weg, teil Die Verdoppelung eines erhöhenden 4 und fremden * nicht 
erfaubet iſt; fonften Fan zu den Abrigen Serten-Öriffen,, Die 8 mitgenom⸗ 
men merden, Son | 

6) Die Septime haben mir hier drenmal. Im erfien Satz lieget 
Die 7 zu 4 unten, Dadod)z, als daraus die 7 zu Z werden folte, im vo: 
rigen Griff oben lag. Diß ift nun zwar nicht nach der gegebenen Regel, 
daß die 7 ın derfelben Stimme, darin fie gelegen, liegen bleiben muß; 
allein es ift zu entfchuldigen, und durch eine Eleine Stimmen: Bertwechfe: 
fung in Richtigkeit zu bringen; man nehme nur Dasa, melches im vori- 
gen Serten-Briff zu B der Alt gehabt hat, und mache einen Nachſchlag 
in der oberften Difcant-Stimme daraus, welches nicht allein nicht übel 
Elinget, fondern aud) eine gufe Manier iſt; ſo findet Sid) Die Septime in 
der unterften Stimme, worin fie liegen bleiben, und regelmaͤſſig reſolvi⸗ 
ren kan; und meil die Zerzie zu A, nemlich =, oben lieget, fo fchicket fich 
Octave am beften Dazu, und zum folgenden Septimen:Griff zu Z bleibet 
wegen des Punctes, fo hinter = ftehet, nicht alleindas z.alg die Septima 
zu d, fondern auch das = liegen, und der Tenor machet aus feinem z nur 
ein fs, und die beyden Sechszehntheile z =, gehen allein nad), und bey dem. 
» des dritten Tacts, als welches die 3 zu g iſt, wird Die 7 zu 4 reſolviret, 


⸗ 


wie hier zu erfehen- 





Sm sten Satz haben wir bemerfet, Daß aus der 7 erfilich eine 4 zu b ge: 
fordern, worauf die 3, worin beydes die Nefolution der 7 uf alsauch 


‚der 4 zu b gefchicht, zum Puncte folge; diß ift nun ein bezifferter Punct 


(fiehe Cap. X. 5. am Ende der sten Anmerkung). Hie wird zum Punct 
; Der 


‚ mit Anmerkungen. (84) 231 


der Griff zu >, mit der Terzie oben, noch einmal angefchlagen, und as 
gehet allein nach. Daß aus der Septima, ehe fie fich reſolviret, erſtlich 
eine 4 werden Fan, iſt Cap. XIV. $. 6. angezeiget; daß heiffet nun: eine 
Diffonang wird in die andere vertoandelt, und die Reſolution wird da⸗ 
durch aufgehalten. 

2) Sm Diſcant gibts hier viel folcher durchgehenden Noten, wozu 7) Durchge⸗ 
Fein aparter Griff erfordert hoird, der bekanten Achtel-Noten zu gefchtvei- bende Sechs—⸗ 
gen, al wovon ſchon genug ermähnet worden, fo will hier nur der Sechs⸗ hntheile. 
zehntheife gedenfen. Im erſten Satz werden Die beyden ı6theile 2 und er, 
wie auch / =, nachgefchlagen, eben fo auch im ten Sag die Sechszehnthei- 
ler. Sm aten Satz aber ftehet eine neue Baß Note dazu, deswegen 
gehet nur Das legte von den beyden Sechszehntheilen allein. 


8) Es hat diefe Melodie nur eine einzige förmliche Caderce, nem: 3) Foͤrmliche 
lich zu Ende des legten Satzes, da erfk ein rechtes muſicaliſches Pundtum Cadencs, : 
koͤmmt. Der erfle und dritte Sas hat am Ende nur eine Sermate ie 
- (DE iſt ein neues Wort, und im Waltheriſchen Zexzeo nicht zu finden, se 
es iſt aber heutiges Tages Mode gemorden, und zeiget eine Note an, bey 
. der man flille halten foll, die auch, fo oft fie in Handfachen vorkommt, 
einen Punct mit einem Bogen > über fich hat, wie zu Ende eines ieden 
Lieder⸗Satzes gebräuchlich iſt) oder muficalifches Colon, und derzte Sag 
machet am Ende nur einen SEinfchnitt (als worauf in Handfachen gemei: 
niglic) eine Eleine Pauſe folget) Eine rechte Cadence wird zwar in An⸗ Beſchaffen⸗ 
fehung der Griffe der rechten Hand auf verfchiedene Weiſe gemacht, al-.beit einer rech⸗ 
lein der Baß läffet Doc) bey einer>ordentlihen Cadence vor dem Final: I" Baß Ca 
Fon erſtlich die Quinte des Tons, und zwar in dur und moll, hören, ence 
als wenn ein Sas oder Stüf in g.dur oder g moll fchlieffet, ſo gehet 
vor der Final-Note (das iſt, vor der legten Note) g, erftlich die Quinte 
(su.g), nemlic) d, vorher; b dur laͤſſet vor. dem lebten d erſt feine Quinte 
Fhören; e dur laͤſſet vor dent letzten e hören ; d dur die Quintea u. ſ.w. 

Diefe vorleste Note Coder diefe Note im Baß, welche vor der Note, wor⸗ 

aus das Stück ift, hergehet) Fan etwas langer, als es ihre Schreib : Art 

eigentlich erfordert, gehalten werden, und hat, wenigftens zulegt, Ter- : 
tiam maiorem über fich: befehe ich nun den Zon, der zu dieſer Quinte Warum die 
oder vorlesten Note die Tertiam maiorem ausmachet, fo finde ich, daß Quinte des 


es Die Septima maior oder das Semitonium unterwerfs, meiner Ton: —— 
Art iſt, als welches Semitonium unterwerts ſich noch eben vor dem veisorem über 
nen Accord meines Final⸗Tones, worin ein Sag oder Stück ſchlieſſet, ſich Hat. 
muß hören laſſen. Weil aber, wie oben geſaget worden, dieſe Quinte 


des Tones, darin ich meinen Satz oder mein Stück ſchlieſſen will, ein 
| wenig 


























a7? 1.Abſchn. Cap. XV. Sechs Lieder (54. 5 


wenig langer, als die Schreib⸗Art mit ſich bringet, halten kan und muß, 
fo bedienet ſich die rechte Hand dieſer Gelegenheit, um Die Cadence ein 
wenig aufzuhalten, um Das Anſchlagen der Zerzie, als worauf ver Ae⸗— 
cord zur FinalNote bald folgen muß, zu verzögern, behalt Deswegen aus 


- ihrem vorigen Griff die a, als einen Vorſchlag zur Terzie; oder nimt fie 


Ziffern bey ei⸗ 
Her Cadence. 


Die ste Mes 


lodie aus 
g dux, 


auch) alsdenn, wenn fie im vorigen Griff gleich nicht da geweſen iſt (vi- 
deCap. Xl. $.7.10.). Dieziffern nun, welche man gemeiniglich über Der 
vorletzten Note im Bgß, bey einer rechten formlichen Cadence findet, finds 
43,4%, 44, 92, 98,93, 33,8%, 5. Man kan auch, wie Cap. XIV. $. 5 
gezeiget worden, in den Cadenzen, Da die 43 oder 43 fliehen, Die Septime 
minor nach der. Detave nachfehlagen. Denn man muß bey Liedern, wenn 
der Saß eine förmliche Cadence hat, nicht eilen, fondern langfam ge: 
ben. Daß nun hier in Den drey erften Säßen Feine förmliche Cadence 
geweſen, fiehet man daraus, daß in Den beyden erſten Sägen nicht ein⸗ 
mal in der Octave, fondern nur in der Quinte, der ausgewichenen Ton: 
Art, gefchloffen worden, und im dritten Saß gehet der Baß gradatim 
nach der Final-Note b, da Doc) der Baß bey einer förmlichen Cadence 
in bdur, flatt a, die Quinte zu b, nemlih , haben müßte, 


$.5. Nun wollen wir eine leichte Melodie aus g dur nehmen, 
N, 5 Loft uns zugleich iegt Kob dem HErren geben zc. N. 467. 





mit Anmerkungen. ($.5.) 233 








2 RE ee 
— — 
5 


® = 
— 


Anmerkungen. | 
D Die Ausweichung diefer Melodie iſt nur in Quintam und Se- Aumerkun 

cundam Toni, nemlich der ste und ate Satz ift in d dur, (als welches d 9%. 
die Quinte zug iff, worin g dur gerne weichen will) und der dritte Satz — 
kommt in a mol), als welches @, die Secunde von g iſt; der erſte, ste " 
und 6te Satz find in g dur. 

2) Der Tack iſt Drey⸗Zweytel Tact, alfo ein Tripel Tact. Bom Mancher 
Tripel Tact iſt im erſten Theil Clavier Spielers das Rte Cap. des drit⸗ Tripel-Tact 

Wiedeb. Gen. Baß. Gg gen loͤſſet ſich in 


— 








gleichen Tat 
verändern. 


3) Vom Ser: 





234 1. Abfihn. Cap. XV. Sechs Lieder (5.5) 


ten Abſchnitts nachzuſehen, allwo wir $. 5. gefaget haben: wie ſolche Lie— 
der, Die im Zripel: (oder Dry: Viertel) Tact fiehen, deren Poeſie aber 
nicht Dactylifcher Are iſt, eben nicht tactmaͤſſig dürfen gefpielet werden, 
auch nicht nothwendiger Weiſe im Tripel Tact ftehen, fondern mittelft 
einer Fleinen Veränderung der Menſur gar bequem in 4 Diertel- Fact 
Tonnen gefeßet werden. Wir wollen zur Probe den erſten und zweyten 
Satz dieſes Liedes einmal in vier Viertel: oder im ganzen Tact herſetzen, 
da fie denn alfo etwa wen De 


rer — — 


=} m m u un — —— 


— — —— 














Hier a die Noten — geblieben, nur Bo die Menfur A gerän: 
dert worden; ich zeige dieſes aber nicht an, als molte ich anrathen, den 
Zripel: Fact bey Verſen, die nicht dactyliſch waren, immer im ganzen 
Tact zu verwandeln; nein, es hat der Tripel-Tact, felbft bey Jambi⸗ 
ſchen gen, Doc) noch eine etwas munterere Bewegung, als der egale 
ganze Tact 
3) Was Die Ziffern dieſes Liedes betrift, ſo finden wir ſehr oft den 


ten Griff, und reinen Accord und den Serten-Griff. Zur 6 Fan die Octave mitgenom- 
wie über die men werden bey b im dritten Tact des erften, vierten und fechften Satzes, 


Secunde deg 
Tones Fan ge: 
macht werden. 


und im dritten Zack Des sten Satzes bey A. Sonſten thut man am be— 
fen, an den andern Stellen die Octave bey der 6 wegzulaſſen. Der Griff 
2 fommt hier im erſten und 6fen Sas über avor. Wir haben Cap. XI. 
. 17. geſaget, daß zur Sexta maior oft Dies und 3Fönne genommen wer⸗ 
den, wenn fie auch nicht darunter ausgefeßet ftehen. Im Halliſchen Ge- 
fang: Buch finden wir hier über z auch nur allein eine 65 ich habe aber $ 
darunter gefeßet, um einen Liebhaber an Das erwaͤhnte wieder zu a 
an 


mit Anmerkungen. ($.5.) 235 


Man gibt, wie wir $. 3. ste Anmerk. fchon gehöret haben, diefe Regel: Die Secunde 
Die Secunde des Tones, daraus man fpielet, hat Sextam maio- des Tones hat 
rem über ſich, wozu denn gerne die 4 und 3 genommen werden, die Serte ma: 
Der erfte und lebte Satz unfers Liedes iſt aus g dur; weil nun a bie Se: !- 
cunde von gift, fo hat es nicht allein eine natürlich groffe Sexte über ſich, 
fondern man kan auch 4 und 3 darzu nehmen: in moll- Zönen hat Die 
Secunde des Tones eine Sextam maiorem accidentalem, wozu ebenfalls 
4 und 3 gehöret. Wer fi) Diefes merket, der Fan Den Griff $ oft an- 
bringen, fonderlid) wenn Die Ste oder Die Terzie oben lieget; wenn aber, 
gie hier im sten Zack des sten Saßes bey 7, die Octave oben lieget, fo 
läffet man die 4 weg. So wie nun Die Secunde des Tones die Sexte ma⸗ 
for über fich hat, fo haben wir in dieſem Eapitel $. 1. ste Anmerk. aud) 
eine Negel von Der Quarte Des Tones gehabt, welche wir hier wiederho— 
Sen wollen, fie heiffet: Die Quarte eines mol} -Tones hat die Terzie Die Quarte 
minor äber ſich, in dur- Tönen aber die Tersie major. Hiezu neh: des Tones hat 
men wir noch dieſe Regel, welche, wo ich nicht irre, guch fhon ange: Tertiam mi- 
geiget worden, nemlich: Die Quinte eines moll- und dur- Tones bat em. 
allezeit die Terzie major über fib. Man wundere fich nicht, Daß Die Quinte 
ich dergleichen Regeln mehr als ein⸗ oder zweymal anführe; es find Me: des Tones hat 
geln, Daran viel gelegen, und wovon ich einem Liebhaber gerne bald et: — — 
was beybringen wolte. Wir haben hier nun bey einander drey Regeln, 
nemlich, was die Secunde, Quarte und Quinte Des Tones, Daraus ge 
fpielet wird, natürlich vor Ziffern über fich haben. Won der Tersie, Die Tersie, 
Serte und Septime des Tones merken wir nur Fürzlid) an, dag Sexte und 
Diefelben gerne die Serte über ſich haben. Nach und nach weiter, Serfime des 
Sonften haben wir im sten Tact Des eten Satzes den Griff und $, a liehen 
— vermuthlich ſchon wird aus dem vorigen treffen gelernet 
Haben. 2 
4) Die Seprima minor findet fich hier über a im Durchgange, 4) Sestimen. 
nemlich im aten Tact des erſten und sten Satzes, wozu has I el De 
Zersie fan genommen werden (vide Cap. XIV. $.ır.). Im dritten act 
des sten Satzes ift über e eine zmit ver Zersie major; Die Septime Tieget 
ſchon im vorigen Griff zu g, nemlich a, (nie e8 denn aud) durch cin Punct 
‚ umein Viertel verlängert worden, und alfo nod) zu e fiegen bleibe); Die 

Terzie major wird gemacht, wenn ich flattz, welches im vorhergegange— 
nen Accord zu g war, nur gäs nehme. Sn sten Sack Des sten Satzes 
haben wir zwey Septimen-Griffe nad) einander. Hier gilt beym Sept: 
men- Griff zu 4, was in der 6ten Anmerkung des vorigen Liedes: © - 
heilige Dreyeinigkeit zc. gefaget worden: man darf nemlich nur beym - 

. | 'Ög a he. 3 AHER 








236 J. Abſchn. Cap. XV. Sechs Lieder ($. 5) — 


Accord zu e, wo Die Quinte z oben gelegen, die Detave = nachfchlagen, 
fo fommt die Seprima zu =, nemlich 2, in der unterfien Stimme, und ve 
ſolviret auch darin. Zum erften Septimen-Griff Fan man entweder die 8, 
oder auch dies nehmen (daß die 3 dazu mit gehoͤret, verftchet fich von feldft ). 
Doch aber ift die Detave hier beffer, oder man müßte denn zum Septimen⸗ 
Griff zu Jauch dies unds nehmen, da denn die Quinte wegbliebe, wolte man 
aber diefen Septimen⸗Griff in der rechten Dand vierſtimmig nehmen,und zu.d 


i nehmen, fo Fönte die Quinte zur 7 bey 2 wohl angehen , es Fan alfo 


P € = 
dDiefer Tact auf viererley Art gefpielet werden, als: 














DE ED IR J 
FE ee — — 
ts ee ne ee ee ec. 
—— — ne 








Alle vier Arten ſind gut, die erſte und letzte Art waͤre die gewoͤhnlichſte; 
Doch iſt Die te Art der erſten im aſtimmigen Spielen vorzuziehen. 
5) Von Bun 5) Wir finden ferner hier viele Puncte im Baß und Diſcant zu: 
een. glei) , da denn Mote zu Note gehet, nur daß die Noten, welche dag 
Punct hinter fi) haben, ein wenig länger gehalten werden, und daß man 
von dem Viertel bald zum folgenden halben Tact wieder gehen muß. 
Bey der Cadence findet fich das Punct im Difcant öfters, als ein Zei: 

ehen, Daß man allda etwas langſam ſeyn Fan, mie fchon angegeiget worden. 
€) Durchge⸗ 6) Die durchgehende Noten find im Drey-Zrveytel-Tart oft Viertel, 
Hende Noten. afshier im zten, aten und bten Satz. Im Baß haben wir nurein einzigmal 
eine durchgehende Note, nemlichim aten Zack des aten Sageg, den halben 
Nurz Töne Tact fs, als welches ohne Griff nachgefchlagen wird. Sonften kommen hier 
in der rechten Die beyden Haͤnde auch oftfo nahe zufammen, daß Dierechte Hand mit zween 
Dand. Zönen zufrieden feyn muß; als im aten Tact des erften Sages bey 2 im Baß 
Fan Dierechte Hand nur? nehmen: im zten Zack des eten Satzes zu nur 


und im erften Tact des zten Satzes kan die rechte Hand zug nurd anfchlagen. 
Weiter wollen wir uns vorietzo nicht in den Anmerkungen ausbreitens man 
unterſuche felbft, warum bey dem Serten-Griffe allhier offe dies megbleiben 
muß; obmorus contrarius, oder motus rectus, oder motus obliquus hie 
oder da vorhanden ifl. Wir gehen zur 6ten Melodie. sc 


mit Anmerkungen. (6.6.) 237 


8.6. Diefe Melodie iſt aus = dur, und hat fs, eis und gis. Sechſte Mer 
N. 6. Wie wohl ift mir, o Sreund der Seelen 2, N. 11085. lodie aus 
5 ne) — a dur, 






—— — SE 
a 726,56 um EN ER 
N 3) en 25 








Anmerkun⸗ 


gen. 
1) Auswei⸗ 
Kung. 


Zierliche Ne: 
ben⸗Auswei⸗ 
chung. 


2) Einige all⸗ 





- 00. Anmerkungen. — 

) Was die Ausweichung dieſer lieblichen Melodie betrift, fo wei⸗ 
chet es nur in Quintam modi, nemlich in e dur aus, denn e iſt die 
Quinte zu a. Diß erkennet man an dem dis, vor dein, es mag fich 
nun Diefes dis im Difcant, Baß, oder in den darüber ſtehenden Ziffern 
befinden, denn dis ijt dag Semitonium unterwerts von e, als melches 
Semitonium unterwerts fich in e dur muß hören laſſen. Man fehlage 
hiebey nad) Cap. X. 9. 5. ite Anmerk. Darin zu fehen, warum hier imaten, 
zten und 6ten Saß 5 (als die Quinte zu e) die Terzie major. uber fich ha= 

-ben muß, nemlich weil Diefe Säße in e dur fchlieffen, und e dur mit dis 
(als welches eben die Terzie major gu sift) zu thun hat. Sonften wei— 
chet dieſe Melodie in Feine andere Neben-⸗Ton⸗Arten aus, Daraus erhellef, 
daß ein Stick oder Melodie wol fehön ſeyn Eönne, ohne in viele fremde 
Ton⸗ Arten auszumeichen (vide Cap. X. 6.6. zte Anm.). Gleich im erflen . 
Tact feheinet es an dem dis, als wenn die Melodie in e dur gehen wolte, 
weil aber im aten Zack wieder z im Difcant Eömmt, fo ift es nur eine klei⸗ 
ne zierliche Neben-Ausweichung (vide Cap. X. $. 4. ite Anm.). Eben fo 
ift im zten Satz aud) vor e ein x, welches eis (oder f) und. dag Semito- 
nium unterwerts von As iſt, Daraus man fchlieffen möchte, Die Melodie 
ame in fs moll (als welches dem a dur fehr verwandt ift, und gleiche 
Borzeihnung Damit hat, vide Cap. II. $. 20.) allein bey gzr, tmelches $ 
über fich hat, verlieret fich Das ezs gleich wieder, denn fonften müßte die6 
zu gis einen Strich Durch fich haben, und eine Sexta maior accidencalis 
feyn, Die aber hier naruralis, und alfo nieder e, nicht aber ezs, ift. Im 
Anfang des achten Satzes, da über cäs die Terzie major (welches ezs ift) 
fiehet,, koͤnte man wieder denken, e8 folte nach) fs zoll gehen, allein es 
ift abermal nur eine zierliche Neben = Zusmweichung, die dem folgenden fs 
allein betrift.. Es weichet alfo Diefe Melodie nur in Quintam e dur aus 

(vide Cap. XI. $.28.). | en | 

2) Es gibt hier noch ziemlich piel Ziffern über dem Baß, und weil 


gemeine Erin: ich meinem fich felbft informirenden Elavier-Spieler gerne Gelegenheit zur 
nerungen zur Uebung Der fchon erlernten Griffe geben wolte, fo habe hin und wieder 


Repetition. 


auch ein und Die andere Ziffer mehr angebracht, als im Halliſchen Ge— 
fangbuc) ftehen, und deswegen auch mit dem Baß eine Eleine Veraͤnde— 
rung vornehmen müflen. Zur Nepetition des vorhergehenden werde einem 
Liebhaber verfchiedene Stellen des abgehandelten citiren, welche man nach⸗ 
fehlagen und wiederhofen Pan. Viel Ziffern über dem Baß machen den. 
General: Baß ſchwer (vide Cap. Ill. $.ı2.), und erinnern einem, vorfich- 
tig gu verfahren, und auf die Bag: Noten wohl Acht zu. haben, damit 
man auf Eein unrechtes Sundament anfange zu bauen (vide Cap. V. $. a 5.). 

Man 


mit Anmerfungen, ($.6.) 239 


Man hätte, ſtatt der vielen Ziffern, den Baß auch wohl fo einrichten koͤn⸗ 
nen, daß lauter reine Accorde und Serten : Griffe drin wären vorgefom- 
men, aber eben dadurch wide der Harmonie ihre fehönfte Zierde benom: 
men worden feyn (Cap- II, $.5.). Daß die Ziffern, welche über einan- 
der fiehen, zugleich, und die, die nad) einander fiehen, auch) nach einan⸗ 
der müffen angefchlagen werden, iſt ſchon aus Cap. 111. $. 9, item Cap. X. 
$.3. ste Anmerkung bekant. Jedoch fiehet im aten Tact des vierten Sa- 
Bes die Ziffer über gär, Fe , etwas fremd aus; wir haben aber ſchon Cap. Von Ss. 
XI. $.22. angegeiget, wie eine durchgehende ausgefehriebene Note wohl 
mit einer Ziffer über dem Baß bemerket wird; dieſes ift nun hier. gefche- 
hen, denn die 6, Die nach der 5 ſtehet, zeiget Das nachfchlagende : im Dif: 
cant an, und in der sten Anmerkung des sten $phi unfers XVten Capi⸗ 
tels finden wir Erempel von folchen Ziffern, dahin auch diefe Ziffer €, ges 
höret, die man zumeilen auch wol bey Liedern findet; e8 wird alfo da⸗ 
Durch angegeiget, Daß die Ziffer, welche Feine andere Ziffer hinter fich hat, 
liegen bleiben muß, und flatt der falfchen Quintez laflet fih die Serte 7 
‘allein nachhören, » und e aber bleiben liegen. Wenn alfo zwey Ziffern 
nach einander über Eine Baß⸗Note ſtehen, fo fehlägt die legte Ziffer allein 
nad) (vide Cap. XII. $.7.). Sonften ift in diefer ganzen Melodie im 
Difcant gar Fein fremd x oder 4, und durd) die Ziffern findet man auch 
weder Strich) noch 4 , Deswegen hat man bey den Griffen nur auf fs, czs 
und gas Acht zu haben, und janicht dawider zu handeln (Cap.VIL. $. 10.). 
Diß waͤren einige allgemeine Anmerkungen, 

3) Mas nun die Ziffern diefer Melodie infonderheit betrift, fo kom⸗ 2 Von ver: 
men abermal Feine andere darin vor, alg wovon fehon ift gehandelt wor- ſchiedenen 
den. Wir befehen erftlich den Serten-Sriff; die bloffe Septe Fommt ge: Rt 
henmal darin vor, $ fünfmal, 4 zweymal, 3 einmal, ss auch einmal, se 
zweymal, Ss twieder einmal. Vom ordinairen Serten-Griff, dazu 8 
und 3 pfleget genommen zu werden, iſt zu merken, daß hier zumeilen Die 
8 megbleiben muß, als zu Gzs im aten Satz, zu gas im aten Sa, ferner 
zu Anfang Des sten und ten Satzes wieder zu gar, und endlich im zten 
Saß zu eis, im aten Tact des sten Gases Fan die Octave beym Serten- 

Griff zu Gzs auch megbleiben, fonften Fan die 8 hier bey der 6 mitgenom⸗ 
men werden. Man Fan hier auch im sten Satz bey gzr die Sexte e bequem 
‚verdoppeln, wie auch im zten Saß bey ezs das eis, Davon Cap. X. $.6. Die 

ste Anmerk. nachzufehen. Um einen ungefchickten Gang zu vermeiden, 

Darf hier eben Feine Octave wegbleiben, weil die dur-Zöne nicht fo viel 

Gelegenheit Dazu geben, als die moll-Zöne (Cap. X. $. 6. zte Anmarf.). 


Im dritten Satz finden wir über dem Punct nach gas einen Strich (alfo >), = Mi klei⸗ 
an — 








240 1.Abft. Cap. XV. Sechs Lieder (6.6) 


uͤber dem Baß an deſſen Statt haͤtte eine 6 ſtehen koͤnnen, denn Der kleine Strich bedeu⸗ 


2*8 


REN 


tet nichts anders, als daß die vorige Ziffer noch gelten fol (vide $. 3. am 
Ende der aten Anmerkung). Es gibt aber der Baß der rechten Hand 


nur zu zween Tönen, nemlic) zu; Platz; das finden wir hier in eben die⸗ 
ſem dritten Satz bey a, Da Die rechte Hand nur& und bey b, wo fie nur 
nehmen Fan. Im dritten Tact des erſten Satzes beym Sepfen- Griff 


zu eis, da der Diſcant durch einen Punct um die Hälfte, nemlich um 
ein Achtel, verlängert wird, merke man, daß, weil der Serten:Briff zu 
eis im Accord zu Z fehon ganz lieget (Cap. IX. $. 15.), man den Griff zu 
a nur Darf liegen laffen, und erflich zu dden Griff S anfchlagen. 

4) Der Griff 8 zeiget fich hier smal. Im erften und legten Satz 
liegef die 6 oben, im sten, aten und zten Saß lieget Die 5 oben. Daß 
fich beym Griff $ nicht immer eine Eleine, fondern auch) mol eine vollkom⸗ 
mene Quinte befindet, Die Doch aber auch, gleich der Kleinen Quinte, 
unter fich refoleiren muß, ift ſchon Cap. XL. $. 20. geſaget worden; mie 
‘Denn bier im erſten und legten Zack in Der $ zu 4 auch Die reine Quintea 
fich befindet, und unter fich reſolviret. Man fehe hieben wieder nach 
aus dem ı2ten Capitel den 3, 4, 5, 18 und zoten Sphum. Weiter finden 
wir hier auch sc und ss nach einander, dabey ich mid) aber nicht auf: 
halte, weil Cap. XII. $. 13. Davon nachzufehen. Der Griff 3 ftehet hier 
im erfien Saß über ZI, alfo, daß Die Terzie oben lieget; weil DieSecunda 
modi (welches hier ZU ift, denn H iſt eine Secunde zu 4, als worin Die 
Melodie ift) gerne den Griff $ über fich hat, wie bey vorigem Liede ange: 
geiget worden, fo habe ihn hieher gefeßet, ob er gleich im Halliſchen Ge⸗ 
fang: Buch nicht ſtehet. Sonften fehe man zur Repetition vom Griff $ 
Cap. X1. $. 14, und 17, und vom Griff 83 Cap. XI. $.10. 11. 1aundıy, 

5) Was nun die Septimen⸗Griffe in dieſer Melodie betrift; fo fin⸗ 
den wir hier zweymal 76, wozu man nur Die Terzie nimt, mie davon nad)- 
zufehen Cap. XIV. 9.8. Und daß in Diefem Fall die 7 off nichts andere 
als ein Vorſchlag zur 6 iſt, iſt eben dafelbit $. 10. auch angezeiget, welches 
hier im sten Sag bey a eintrift. Im aten Sas Fommen zwey Sepfimen- 
Griffe nad) einander; weil nun Da motus re£tus ift, fo darf man zur 7 
über Zzs nur die Zerzie nehmen, zu ZZ mit der 7 Fan 5 und Terzie major 
kommen. Dom Griff 4 ift Cap. XIV. $. ır. mweitläuftig gehandelt wor— 
den, wohin ich den Lefer Dann auch weiſen will. Im sten Sa haben 
wir uber 7 3. Die beyden Achtel, ZZ und 2, find Wechſel⸗Noten, 

| \ note 


mit Anmerkungen. ($. 6.) 241 


note cambiate, wovon in Der 6ken Anmerkung Des erfien Liedes $.1. Diefeg 
Eapitels gehandelt worden, und daher entſtehet Diefer fuͤrchterliche Griff, 
‚(der eine gängliche Abweichung des reinen Accords in fich halt, weil flat 
Der 8 die 7, ſtatt der 5 Die 4, und ſtatt der 3 Die 2 genönmmen werden 
muß), man fihlage aber nur den reinen Accord von 4 u Fan, und 
laſſe 2 allein nachſchlagen, Das ift die ganze Kunfl. Wir haben ferner 
Cap. XIV, $. 5. gefaget, Daß man ben Der Cadence Die 7 nach Der 8 an⸗ 
fehlagen kan; es muß aber eine formliche Cadence feyn, fo, wie folche 
in diefem Capitel $. 4. in der gten Anmerkung gegeiget worden; dergleis 
chen Cadence find in unferer Melodie am Ende des zten, sten und sten 
Satzes, allwo Die Septima im zten Sag nad) ZZ (melde a iſt) und im 
sten und sten Sag nad) e (welche z if) Fan geſchlagen werden; das Ach— 
£el aber im Diſcant, welches vor dee Schluß-Note des Satzes ſtehet, fol- 
get erfi nach der Septime, und Eönte auch gar mwegbleiben. Die andern 
Schluͤſſe der Säge unferer Mefodie find nur Einſchnitte oder Fermate. 
: 6) Die Ziffer 43 haben wir im sten Saß nicht nur bey der Caden- 6) Bon Griff 
ce über e,-fondern auch gleich im erften Tact Diefeg Satzes über =, als *°- 
einen Dorfchlag zur Terzie zu =, nemlich zu as. Diebey erinnere man 
ſich, was Cap. XI. $. 8. und 9, yon a3 iſt geſaget worden. | 
2) &8 gibt hier auch) durchgehende Noten, fo wol ausgeſchriebene, 7) Von dur: 
als unausgefchriebene Bey den ausgefchriebenen gibt es nichts mehr zu gehenden No: 
‚erinnern, als daß man, wenn folche im Diſcant und Baß zugleich kom— in. 
men, wie hier im fen Tact Des afen Satzes und im ꝛten Tact des drit⸗ 


ten Satzes bey ſolche durchgehende Noten allein ohne Griff zuſam⸗ 

men anſchlaͤget (vide Cap. XII. $. 22.). Sonſten koͤnten hie und da ſo 

wol im Difcant als Baß noch einige Terzien⸗Gaͤnge ausgefüllet werden, 

jedoch aber hüte man fich, der Melodie dadurch Eeinen Schaden zuzufuͤ— 

gen (vide Cap.X. $.7. ste Anmerk. item Cap. XII. $. 38. 39. und Cap. 

XV $.1. ate Anmerk.). Im Diftant Fan im erften Tact des erſten Sa- 

tzes „ durchgehen; im afen Zack Des fen Satzes und gleich im Anfang 

des sten Saßes Fan „ wieder durchgehen und nach = führen, Im Baß 

Fan im aten Fact Des dritten Satzes gös und e, nad) a und fir gehen. 

) Im aten Tact des sten Satzes Tan im Difcant. ein vierflimmiger 8) Vom vier: 

Sriff zu d, und zwar gebrochener Weiſe, gemacht werden , davon Cap. inmigen 

XII. $. 23. am Ende, Nachricht gu finden, wo som Brechen oder Har- SUN im 

petfehiren eines Griffes ettons etwaͤhnet worden. Dergleichen vollftimmi- Diſcant. 

ge Griffe nun Eönten hier zwar mehr angebracht werden, man hat fich 

aber Dabey noch nicht aufzuhalten. Man bite ſich viefmehr, daß man Erinnerung, 
Miedeb, Gen. Baß. ah dre 





I 


s) Rußen und 





242 1. Abſchn. Cap- XV. Sechs Lieder hit Anmerk. ($.6.) 


zur 6 Feine 8 nehme, wenn motus re&tus oder obliquus, auch nur in 


Anſehung zwoer Noten, da ıft, wie hier im erſten, sten, aten, sten und 


sten Satz. Daß motus contrarius Quinten und Ditaven zulaͤſſet und 
verdecket, iſt ſchon in dieſem Eapitel $. 3. in der oten Anmerkung gefaget 
worden, dergleichen kommt hier vornemlich im sten und sten Satz auch vor. 

9) Ich habe mie Fleiß in den Anmerkungen über diefe Melodie vie- 


Gebrauch dir-fe Stellen aus dem vorigen Angeführet, und zweifele nicht, Daß ein Sieb- 
nn haber folche Stellen, wenn er fich die Sachen recht befant machen will, 


wie es denn ſeyn muß, nicht folte nachfchlagen und wiederholen; dadurch 
wird einer in Stand kommen, nicht allein diefe Melodie, die Doch noch 
ziemlich ſchwere Ziffern hat, fpielen zu Eönnen, fondern es werden ihm. 
auch wenig Lieder mehr vorkommen, Die er nicht auch) ſchon ietzt wird 
fielen koͤnnen. Schluͤßlich will einem Liebhaber des General: Baffes Die- 
fe fechs Lieder mit ihren Anmerkungen fleiſſig zu üben, recommendiven. 
Wer fie fertig cum iudicio (D. 1. mit Verftand, fo, vaß er weiß, was 
er macht.) fpielen Fan, und dieſe 15 Eapitel recht durchſtudiret hat, dem 
verfichere, daß er das fehmwerefte und weſentlichſte des General: Bafleg 
fehon gefaffet, und das übrige mit leichter Mühe auch begreifen wird. 
Wir gehen zum folgenden Kapitel, darin wir Die ung noch fehlende weni⸗ 
ge Inrervalla zuſammen abhandeln wollen. — 


CAPVT 


Von der Secunde, None, Quarte major und Septime major. 


Wie nicht ale  g.ı. Aulee bishero abgehandelte Griffe und dazu gehoͤrige Ziffern 
Diffonanzien- nahmen ihren Urſprung entweder aus der Verwechſelung der Stimmen 


eine gleiche 
Härte anfich 
haben. 


eines reinen Accordes oder kleinen Septimen-Griffes. Weil nun nichts 
‚in der ganzen Harmonie vollfommener ift, alg Trias harmonica, ein- 


-reiner Accord, fo find auch alle andere Griffe und muftcafifche Säge, Die 


davon herflammen, lieblich und wohllautend; und da die Sepfima minor 
oft ftatt der Octave fan genommen werden, und nichts rauhes oder hat- 
tes in ſich hat, fo find auch die daher Fommende Griffe (vide Cap. XIV. 
6.7.) nicht hart, ſondern angenehm zu hören (den Griff — ausgenommen, 
der etwas hart klinget) Diejenigen Intervalla aber, welche wir anietzo 
vor ung haben zu betrachten, haben mehr unvolfommenes und raubes 
in ſich; find aber deswegen nicht zu verwerfen, denn die Folge oder eine 
geſchickte Reſolution machet alles wieder lieblich. Wir wollen diefe vier 
Intervalla vorhero erſt Fürzlich (denn man wird zu ihrer Erfernung ießt 
fo viel Zeit nicht mehr bedürfen, als da man die Quinten lernte) nach ein: 
ander abhandeln und zeigen, wie ſie zu finden find. ; 

ne * 9. 2. 


J.Abſchn. Cap· XVl Von der 2,9, air C(6. 2.3. 4.) 243° 


2.Die Secunde iſt leicht zu uͤberſehen und zu treffen. Sie beſte⸗ Wie die Se: 
het aus Einem ganzen Zone (dieſe Secunde wird auch Secunde major, unbe su er 
zum nterſcheid von Der Heinen Serunde, die nur aus einem groffen haj- lernen. 
ben Ton beſtehet, genant , welche auch am meiften vorkommt) und ift.al: 
fo anders nichts als der Ton, der einen Grad oder Ton höher. lieger, als 
die Baß Note, daruͤber fie fichet, als: die Secunde von ce if d, es mag 
nun Diefes d ungeſtrichen, eingeſtrichen oder zweygeſtrichen 7 fenn. Die 
Secunde gu d ilte; zu e ift f Ceigentlid) Ar, denn fill nur ein halber Ton 
von e, und eine Sccunde minor); die Secunde zu fiftgs zug iſt a; zu 
aift.b; zu bilte ;.(eigentligh) ci, denn s und biegen nur einen halben 
Fon von einander, ebenwiee md fl.  .. J 
8.3. Die None iſt einen Ton höher als die Octave. Weil nun Wie dieNone 
Die Ditave eben fo wie der Grund Ton heiſſet, und die Secunde, wie mir 1 Anden. 
eben gefehen haben, einen Ton höher als der Örund-Zon ift, fo find Se: 
cunde und None in Anfehung der Benennung einerley, Deswegen ift nun 
die None zu c,a; zu d,e ; zue,F (dieſes ift aber eine None minor, die 
in.@ mol wohl vorkommen will, fonften if. die None major 5 ) zu 8; 
u. f. 1. eben wie die Secunde; jedoch überfleigef Die None Die Detave al- 
lezeit, Die Secunde aber kan zumeilen wohl gleich über Den Srund- Ton 
in.eben dem Detaven- Sprengel liegen. „Kur, die None und Secunde 
find in 2lnfehung der Benennung der Töne, welche fie ausmachen, zwar 
einerley, aber ihr Unterfchied bleibet Doch groß, wie wir hernach fehen 
werden. Um Diefe None auf unferer (Cap. II. pag- ı7.) abgebildeten 
Fon-Leiter anzuzeigen, fo habe derfelben Leiter 9 Stuffen gegeben. 
94... Die Duarte major iff.eine ziemlich harte Diſſonanz. Sie Von der groß 
ift einen Eleinen halben Ton höher , als die Quarte minor, und beſtehet fen 4. 
alfo aus dreyen ganzen Zönen.. Bon Natur findet man fie in der Scala 
diatonica allein bey /, nemlich b, denn die Quarte major zu fift s. Sie 
wird gemeinigfich angedeutet, wenn durch die 4 ein zarter Strich oder er- 
- höhend u fiehet. Bey gedruckten Noten, wo das a, an flatt Daß es mir Erinnerung, 
der 4 folte verbunden feyn, ein wenig Davon getrennet ftehet, hat man vorauf bey 
wohl Acht zu geben, wie in Diefen oder jenen gedruckten Noten ſolche Art en 
Ziffern, die aceidentales find, und durch ein x, oder d gemacht wer⸗ pen. —. 
‚den, vorgeſtellet worden (mie Davon ſchon Cap. VII. $.6. gefaget worden) 
ob man fich eines Striche oder Ereußes vor oder nach der Ziffer, oder 
ob das v oder. K von der Ziffer ein wenig gefrennef oder damit verbunden 
ift; fonften Eönte einen Diefes, fonderlich bey der 4, leicht verwirren. 
Um nun diefe groffe Quarte zu finden, fo feße man nur vor der Fleinen 
Quarte, Die man nun ſchon fertig wiſſen muß, ein x oder ein erhöhend A. 
| | Hh2 Iſt 








Bon der gro: 
fen 7. 


Vom Griff?. 





— 


244 Labſchm Cap KV Von der 2,9, 4, (66 


Iſt Deswegen Die Quarte major zue, Fiss au d, giss zu e, aic; uf, h; zu 
gr, cas; 0a, dis; $U e5, a5 und zu b, ey und fo weiter | 

gs Was nun endlich die Septime major betrift, fo iſt fie das 
Semironium unterwerts, wovon ſchon fo viel gefaget worden, und folget 
die Octave unmittelbar Darnach, als? die Septime major zu e iſt 55 zu 
Fifkass zu e iſt 3 zufift ec (Diefe Septima maior wird ohne gemacht, 
und alfo natürlich) ug ifl 5, zua iſt zus; zubift aiss zu es iff a; zu * 
zu fm. Sie iſt alfo einen Eleinen halben Ton gröffer, als die Heine . 
Septime, und wird angezeiget, wenn ein Strich oder erhöhend a durch 
die 7 ſtehet. Bey gedruckten Sachen gilt hier, was eben bey der 4 erin⸗ 


nert worden. Sch finde nicht nöthig, dieſe Ziffern in Noten vorzu— 
‚fielen, und noch weitlauftiger Davon zu handeln z denn wer in dieſem 


Buche fihon bie zu dieſem Kapitel gekommen, der wird aus zwoen Zeilen 
bald mehr, ale vorher aus einer ganzen Seite verftehen. Jetzt wollen 
wir die Griffe, welche Diefe Ziffern haben, befehen, und eine nach der 
andern noch einmal vornehmen. | 
$.6. Die Secunde findet man felten allein über einer Note, ges 
meiniglich flchet Die 4 drüber, alfo: #, dazu denn noch die 6 Fommt; 


- findet man aber auch Die 2 allein über einer Note, fo muß 6 und 4 doch 


Dazu genommen werden. Cap. XIV. $. 17. ift diefer Griff ſchon angezei⸗ 
get und getviefen worden , wie er aus der Stimmen-PBermechfelung eines 


- Septimen-Briffs entftehet. Im groffen Halliſchen Gefangbuch findet man 


Don aim 
Sf 3+ 


Von der groſ 


fen Duarte 
‚überhaupt. 


Diefen Griff durch 3 immer voll ausgefeßet; es wÄre aber 2 fehon genug, 
ihn anzuzeigen; wie Denn auch) in dem. neulich zu Halle, im Verlag des 
MWanfenhaufes herausgekommenen Wernigerodiſchen Chorsl= Buch 
Diefer Griff oft durch 2 ausgedruckt wird, wie wir Denn auch ferner hier thun 
wollen. Denn e8 ift fehon befant, daß zu 2 die 6 gehöret. Ja, wenn 
in dieſem Griffe eine Quarta maior accidentalis vorkoͤmmt, fo wird die⸗ 
fer Griff bloß durch) # oder 44 angezeiget. Diß gefchicht nun oft, daß 
im Sriff + die Quarte eine groffe Quarte iſt, und haben wir von der grof 
fen Quarte zu dem, was $. 4. Davon kuͤrzlich gefaget worden, allhier nicht 
viel mehr zu meiden. Man merke nur, daß fie nicht noͤthig hat, immer 
im vorigen Griff gelegen zu haben, und daß zumeilen ſich wohl Die Fleine 
Terzie Dazu gefellen will ( Syn Liedern iſt diefer Griff T etwas feltenes, Deg- 
wegen wird hernach davon zu handeln feym. Es pflegt auch ordentlicher 
Weiſe die Diſcant-Note, welche nach der Note, welche die Duarte ma: 
jor geweſen, ftehet, einen Grad höher und der Baß einen Grad tiefer zu 
gehen, mie aus den bald folgenden Erempeln wird zu erſehen ſeyn. 


9.7. 


1. Abfehn. Cap. XVI. Vom Griff 4. (87.8) 245 


| 1: Man findet den Griff X fehr oft in Liedern. Gemeiniglich Die Seeunde 
bfeibef alsdenn die vorige Bat-Note ftehen , oder wird repetiret: oder er a Se 
fiehet über einer langſamen durchgehenden Note. Daher wollen wir Die a wey⸗ 
Secunde auch betrachten 1) im Durchgange, 2) bey einer ſtehenden 2: 

oder gebundenen Note. 


58. Wir nehmen alfo erfilic) die Secunde im Durchgange vor, ) Im Durch⸗ 
und halten uns ein wenig bey dem gewoͤhnlichen Griff 2 auf. Stehet gange Dep dem 
Durch die 4 weder Strich , 4 noch ., fo nimt man die nafürliche 4, (das Onfiz, 
ift, man beobachtet nur Die zu Anfang des Stückes im Syftemate befind= 
fiche x x oder u. 6), fie mag'nun groß oder Hein ſeyn. Die 2 iſt gemei⸗ 
niglich eben tie Die 6, auch groß: iedoch ein Choral-Spieler, der nur die 
Derfegungs:Zeichen in feinen Griffen wohl obferviret, hat eben noch nicht 
viel zu ſehen, ob feine Intervalla groß oder Elein find, ob die Quarte eine 

uarta maior oder eine Quarta ſuperflua fey, u. ſ. w. Denn im ten 
Aſchnitt werden wir Die Intervalla nach ihren verfchiedenen Arten wieder 
pornehmen. Wann diefer Griff $ im Durchgange vorfömmt, fo hat Wieder Griff 
- man nur den vorhergegangenen reinen Accord noch einmal anzufchlagen, leicht zu 
als im folgeriden Epempel gehet der Accord zu a vorher, eben Diefer Ace finden. 
cord zu @ iſt nun auch der Griff 24 g. Denn wenn in Diefem Griff 2 
die 4 oben lieget (mie denn ben Liedern am meiften vorfällt ), ſo behält der 
Difcant feine vorige Note, und der Baß gehet Einen Ton niedriger, 
das ift Denn motus obliquus. Was nun im vorigen reinen Accord Die 
Terzie geweſen, Das wird zur Note, mo 3 über ſtehet, Die Quarte, als 
im folgenden erften Erempel ift © Die Zergie zu a, zu g aber eine Quarte. 
Weiter: Die Octave des vorigen reinen Accordes wird Die Secunde, als 
z ift die Octave zu @, hingegen eine Secunde zu g. Endlich aus Der 
Quinte des vorigen Griffs wird die 6, als in unferm Exempel war die 
Quinte zu a, zu g aber if e Die Serte. Es hat alfo-Diefer Griff 2, 
wenn er fo im Durchgange ſteht, und einen Zersien-Öang ausfüllet, gar 
nichts ſchweres an ſich, wie aus folgenden Erempeln erheller. 5 






— — Exempel von 
3 4 im Durch⸗ 


se gange, 








9 


Die auf? 





N 


246 1.Nbfhn. Cap. XVI. Bom Griff t. (5:8) 


N. 2. je — — | Bei 3 
| Egg ene 


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Beet 
ö 6 53 

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* #6 4 
—— - mh — —— — — — 
— ae — — Sm 
IL se er Br — a Saar, 
Ich habe Die Griffe wieder drüber gefeßet, Damit man fehen Fönne, daß 
der Griff 2 nichts anders iſt, als ein reiner Accord zu einer um einen 
Grad höhern Note. Sm erften Erempel habe die 6 darnach folgen laſſen; 


















































folgende Baf- denn Diefes iſt am allergemöhnlichften, das Nachſchlagen ber 7 nach der 8 
Note hat eine im erſten Erempel ift leicht, Die beyden Mittelftimmen im erſten Erempel 


6, 

oder $ über 
ſich. 

Wie man ſich 


im Tact zu 
uͤben. 


haben einen halben Tact, und bleiben liegen. Im andern Exempel habe 
Auf den Griff 4 Die S folgen laſſen, daraus hernach ein Septimen-Griff 
ermächfet ; hier haben Difcant und Alt einen halben Tact, und die Te: 
nor : Stimme Diertel; Der Baß hat in der festen Hälfte Achte. Man 
fan das erſte Erempel auch fo fpielen, Daß man gu jeder Baß-Note an= 
fchläget (Dadurch denn Die halben Tacte wegfielen, und Viertel würden, 
tie im sten Tact des erfien Exempels) und die nachfchlagende 7 gar weg⸗ 
fäffet, um fich zu üben , Diefes Exempel in fauter Viertel tactmäffig fpielen 
zu lernen. Man merke fich Das ertwahlte Tempo (oder wie langſam oder 


geſchwinde man ein Viertel auf das andere folgen laͤſſet) und fehe zu, daß 


man in einerley Tempo bleibe; hernach nehme man dag andere Erempel, 
und zwar erftlich nur den Baß Davon, und hernad) fehe man zu, daß Die 
rechte Hand in ihren Vierteln egal und gleich im Zack möge. ſeyn, laſſe 
in Der andern Hälfte des Tactes dag durchgehende Achtel alfo alleine nach⸗ 
fehlagen, daß Die rechte Hand in ihrer erwaͤhlten Bewegung oder Zack: 
Art nicht möge geflöret werden; von dem legten Achtel muß man zur rech⸗ 
ten Zeit ab= und zum Viertel gehen, und nicht denken, weil der Zack: 
Strich da ftünde, fo mare ein Eleiner Abfchnitt oder Comma vorhanden, 
‚nein, am Ende ift erſtlich Ruhe, denn Pauſen gibts hier nicht. Diefes 
waͤre ein einfältiger Rath, ſich im Tact (davon im erften Theil des Cla— 

s | vier⸗ 


1.Abfchn. Cap XVI Vom Griff t. (8.9.10) 247 


vier-Spielers im Ilten Abfchn. in den fieben erften Capiteln etwas nach— 

zufehen) zu üben, als welcher die Mufic beleben muß; im aten Abfehnite 

wird mehr von Zack vorkommen. 

$.9. Die ganze Disharmonie der Frühret daher, daß der Baß Woher die 

eine in fich Eurge durchgehende Note fehon hören laffet, mittlerweile der Disharmonie 

yeine Griff des vorigen Tones noch tönet oder nachfchallet, oder noch ein- des Griffes 2 
mal angeſchlagen wird. Was eine in fich Furze oder lange Note fey, rühref. 

wird im aten Abfchnitt vorzuftellen feyn. Man Eönte diefen Griff * im Wie fatt ? 

Durchgange wohl entbehren; man dürfte nemlich nur die erfie Baß Note ein reiner Ace 

zweymal in einem ieden Tact anfchlagen und Die Note (die hier 4 hat) un fommen 

zum Achtel machen, und allein gehen faffen, fo würden die Griffe dieſel— A 

"ben in Anfehung der Töne felbft bleiben, nur der Baß allein bekäme eine 

geringe Veränderung, alfo: | 


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N es en — — u re 
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Be Eee Te 
Diß Fan nun auch zur Uebung im Zack gefpielet werden; fonften ſiehet 
man hier den Griff # nun gar nicht. mehr, indeffen aber bleibet der reine 
Accord doch noch liegen, und Darf nachklingen, wenn die Durgehende 
Note anfchläget; denn es heiffet zwar: eine durchgehende Note geher ohne 
- Griff allein nach, allein der Schall und Die Harmonie des Griffes iſt noch 
nicht verlofchen, wenn fich eine folche durchgehende Note allein hören läf: 
fet , deswegen darf zu diefer durchgehenden Note der vorhergegangene 
Griff auch wieder angefchlagen werden, und will ic) alfo niemand hiedurd) 
lehren, mie ev Denfelben vermeiden foll, nein, ich mill im folgenden $pho 
vielmehr Erempel geben, daran er zu üben ift. 

.. $10 Es iſt ſchon gefagt, daß ver Griff 4 fehr oft in Liedern vor⸗ Sigeworin # 
‚fällt, forol im Durchgange, als bey flehendem Baß, allein man muß im Durchgan⸗ 
"Doch geftehen, Daß der reine Accord und die daher entſtehende Serten: ge verfällt. 
Griffe vielhaufiger vorkommen. An ſtatt nun allhier einige Melodien her zu 
feßen, worin 2 etwa Drey: bis amal vorfame, fo habe fuͤr dienlicher erach- 

“tet, einige Säße aus allerley Ton: Arten aus den Hallifchen Sefang- Buch 
herzuſetzen. Die erfte Zahl zeiget Die Numer des Liedes, und die andere 

kleinere den Satz deſſelben an. Ich werde aber allhier. nur den Griff 2 
und.den Griff der vorhergehenden, wie auch) der folgenden Note au 
: en, 


























248 1Abſhn. Cap-KVI. Vom Griff (6.10) 


tzen, ſolte aber die Reſolution dieſes Griffes etwas aufgehalten werden, 
ſo wird man ſie ſo lange ausſetzen, bis die Reſolution geſchehen, obgleich 
hier eigentlich Feine ſonderliche Reſolution noͤthig iſt Ta 








362, 4 


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Wiedeb Gen. Baß. ; Ji = 189: 








1. Abſchn. Cap: XVI. Vom Griff 2. ($.10.11) 251 


Aus diefen Erempeln erhellet, daß die 4am meiften in unferm Griffe oben 
liege, denn in den 14 erften Säßen bis zu N. 8ı2. lieget allenthalben die 
4 oben. In den ſechs folgenden Erempeln lieget die 6 oben, und im feß- 
ten Erempel iſt es Die 2, welche oben lieget; mehrere Stellen, als hier 
ausgefeget find, von der durchgehenden Secunde, wird man nicht viel im 
KHallifchen Sefangbuch finden. Bey N. 268. wird zwar der vorige Accord 
zu. g nicht wieder angefchlagen zu /es ift aber Doch Der Griff+ zu nichts _ 
anders als ein reiner Accord zug. Hiebey merken wir an, daß, wenn Die Quarte 
im Griffe + eine groffe a befindfich ft, Die 4 nicht immer Darf vorher ge- Moor darf 


{egen haben, twelches man aber gemeiniglich bei der Eleinen afindet, man yurker Ienen 


. fehe N. 268. 183. 449. und ıg9. In N. 859. wird der Griff $ gu e nicht 


wieder angeſchlagen wegen des Punctes, fo im Diſcant hinter 7 ſtehet, 
dag © aber fchläget allein nach, und 5 welches ganze Tacte find, bfeiben 
liegen. Weiter Dürfen wir uns beydiefen Sägen nicht aufhalten. Sm Wer⸗ 


nigerodiſchen Choral Buch ift der Griff $ auf allerley Weite angebracht. 


$.1. Nun wollen wir die gebundene Secunde auch befehen. Es Was durch eis 
wird Das Wort gebunden nicht fo verfianden, wie e8 Cap. XIV. $. 15. negebundene 
bey der Septime, Cap. XII. $. 18. bey der Efeinen Quinte, und Cap. XI. Secunde zu 
$. 9. bey der Quarte erfläret worden; fondern fie heiffet eine gebundene verſtehen. 
Secunde, weil die Baß Note, worüber die Secunde ftehet, gebunden if, 
entweder daß zwey Viertel oder Achtel, die ihre Noten: Stelle nicht ver- 
laffen , Durch einen Bogen zufammengebunden find, oder Die Doch repeti— 
vet und zweymal angefchlagen werden, mie ausdem Erempel wird zu er: 
Sehen feyn, Darauf Denn die folgende Baß Note einen halben oder ganzen 
Zon heruntergehet. Dahero man dieRegel gibt: daß eine gebunde- Eine gebundes 
ne Baß Note (nemlich Die Ießfe von den beyden Noten) den Griff 4 Ne oder ſtehen 
über ſich hat. Diefer Griff mit der gebundenen Secunde ift nun zwar u 
nicht im vorigen Griff enthalten , wie bey der Serunde im Durchganges vn. + » 
allein er ift Doch. gar leicht zu finden, wenn ich mir. nemlich nur vorflelle, Ss 
daß die Baß-Bote, daruͤber + ftehet, einen Ton höher ſtehet, und ich da- 
zu einen reinen Accord anfchlagen fol. Ich will ſolches durch ein Elein 
Erempel deutlich machen. Si 





Gang vom 
SH Qui 4 
es SIT in Erenipeln 
gezeiget. 











252 1. Abſchn. Cap.XVI. Dom Geis, +. (&1L72.) 


Hier haben wir den Gang von 3, oder wie man die $ oft anbringen‘ ea 
In Liedern trift man dergleichen Gänge eben nicht an, in andern Stü- 
cken aber kommt dergleichen oft vor, Will id) nun den Oriffz zu g ma- 
hen , fo dene ich nur, meine Baß Note g wäre a mit einem reinen Ac— 
— cord; denn ein reiner Griff zu « iſt Der Grifftzug, wie wir $.8. gefehen 
haben; und ein reiner Accord zu gift Zyu F, und fo weiter, wie aus dem 
Erempel zu erſehen; hier kommt ein jeder Ton zweymal vor. 
Wie auf 92, Statt der 6 Fan die auf 2 folgende Note auch S haben, De 
der Griff 9 wegen wir Ve ftatt der 6 mit.der $ ausfesen wollen, 
folgen Fan. 


Ku 


Be Ir a nes nu 
— nn ei: — ee — 
— — Hi 
— Yyv 


Eee 























SE LNEREN Te 


2 5 
See — — er Fee Nee 


* — — — 











Sier fünnen Weil nun hier i im Difeant und Baß immer zwey Doͤne a Diefelben 
Bindungen bleiben ‚ fo. könten immer zwey Diertel sufammengebunden merden, da 
ſtatt haben. ich Denn dergleichen gebundene Noten nicht wieder anfehfagen dürfte, nem- 
Sich Die gebundene Baß-Stimme und die Difcant: und Alt-Stimme, die 
Zenor-Stimme anderfe fid) nur, und ginge beym Griff $ einen Ton nie 
Driger. Wir wollen Diefes Epempel mit ſolchen Bindungen im Baß und 

Diſcant ausfegen, bamit man einfehe, was dergleichen gebundene Noten 
bedeuten, und wie fie ausfehen und tractiret werden Wahn. 














la, ) | | 
— 801 — — a nme 
88 — = BR ER ann et 
| | = A — — ge ne 
| PT ULSHERERER) 
F BE 2. — — le ra 
Be — — — Fee 


ug 

Ruͤckungen Das tät fürchterlich, wenn mans noch nicht verftehet! es iſt nichtsan- 

Rate Bindun ders, als Bindungen, da ich immer im Griff liegen laffe, was vom vo- 

gen. rigen Griff Darin bleiben Fan. Statt folder Bindungen macht men, 
—* doch zwey gebundene Viertel einen halben Tact und eben ſo 
tractiret werden, lieber halbe Tante, als: 


Abſchn. Cap XVI Vom Gift, Sa) 253 





RE 3 —J 4 2. N N, — EEE SEES EN 
& — —— RE Sy 
— —* — 
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I Dede ae nt a, — — — 
— zu en... er une 


— — 

Diefes Exempel wird mit dem vorigen einerley gefpielet. Wer dergleichen 

nie geſehen, dem Fommen vergleichen Noten fehr fremd vor ; fie müffen 

auch immer accurat untergelegt werden, oder ein Anfänger geräth in Eon: 

- fufion. Hieraus erfichet man auch, wie man fich zu verhalten, wenn ei- Yon Ziffern 

ne Note an der Seite noch eine Ziffer hat, wie hier hinter den halben mach der Baß⸗ 

Tacten im Baß gefehehen; Da muß fſolche Note in zwey Theile abgethei- Note. 

fet werden ‚und zu jedem Theil der gehörige Griff gefchlagen werden. Im Ge 

Tenor und Baß find noch Bindungen geblieben, weil Der Zack» Strich 

fotches hinderte. Der Tenor gehet hier mit dem Baß motu recto in 

Serten fort (Cap. XV. $. 3. zte An.) , fonft ruͤcken und mechfeln die 

Stimmen gegen den Baß. Ä BR; 

a $.13. Sin den ausgefehriebenen Griffen fiehet man, ſonderlich in Nusen der 
den beyden lebten Tacten, fremde Noten, die weit unter Der unterflen verfhiebenen 
Difeant:Linie gehen, und wegen Der Ziffern nicht Platz gehabt haben, auf muſicaliſchen 
den Baß Linien gefehrieben zu werden. Diß iſt dem Schreiber eine Muͤ⸗ Schluͤſſel. 
he, dergleichen Noten zu ſchreiben, und dem Spieler verdrießlich zu ſpie— 
fen. In folchen Fällen thut man nun am beften, wenn man in den bey: 
den legten Tacten, flatt des Difcant- Schlüffels den Alt-Schluͤſſel ge- 
brauchet. Diß findet man in den muficalifchen Lehr-Büchern auch fehr 
oft, daß fie mit den muficalifchen Schlüffeln nach Befchaffenheit der Hö- 
he oder Tiefe der Noten abtwechfeln, und den bequemften ausfuchen, da— 
mit fie nicht nöthig haben, viele Kleine Neben-Linien über oder unter den 
Sinien zu machen. Wir wollen unſerm Exempel in den beyden legten Ta⸗ 
cten den Alt-Schluͤſſel geben, denn ſiehet es fo aus: 























254 LAbſchn. Cap. XVI. Bom Griff 2. ($. 14.) 
Dahero ift es nun fehr nöthig, alle muficalifche Schlüffel mit ihren No⸗ 
ten Eennen zu lernen, fonderlich find fehr gebräuchlich: Violin⸗ Noten, 
Alt: und Tenor⸗Noten; Deswegen habe im erſten Theil meines Clavier⸗ 
fpielers im 2ten Abfehn. dag ganze XVIlIte Capitel von allen muficali- 
fchen Schlüffeln, oder von den mancherfey Arten Noten handeln laſſen, 
welches man fich wohl befant zu machen hat. 
Site, darin $. 14. Nun tollen wir auch aus dem Halliſchen Geſangbuche ei⸗ 
Een en nige Säße herfeßen, worinnen beym Griff 2 eine gebundene Secunde iſt. 


U 
a 6 u - 
| — — — — — te 
= — — SEE 


— Jess = Bob 2: set | 

















l. Abſchn. Cap. X VI. Bom Griff. (S14) 255 
ee. ee oe 
Rh 
ie, “m — —— —— 

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| Eee ale Jun — = 
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13924 „2 08-1032, : | 


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Fe See 
































Re ne er ee 
Bizszyspre 





Diefe und die $. 10. befindliche Epempel und Säge mit 3 zeigen an, Daß Anmerkungen 
der Griff 2 fehr gebrauchlich iſt: ja, da diefer Griff mit dem Griffe 9, dabey. 
3 und 3 fehr. verwandt ift, fo Eönte er_bey einer geringen Aenderung des 
Baſſes öfterer angebracht werden, als man ihn findet (vide Cap. XV. 
$. 1. Die gte Anmerf.). Man übe Diefe Säge wohl, und laſſe ſichs nicht 
verdrieffen, daß nichts zufammenhängendes drinnen iſt, und daß die Ton⸗ 
Art fo oft variiret, man muß einen Sag nad) dem andern üben. Im 
andern Satz 458. flehet über g nur bloß die 2, als wodurch der ganze 
Griff fehon angegeiget wird; eben wie bey N. 618. Die # unter c auch ſchon 
genug ift, Diefen Griff anzuzeigen, vide $. 6. Diefes Capitels. Sonften 
finden wir hier in unfern Sagen die 4 am meiflen oben liegend, Denn wir 
- haben unter dieſen 14 Sägen, nur zwey Süße, da Die Secunde oben lie: 
get, nemlich im andern und legten Satz. Es iftaber Fein Sas im Halliſchen 
Geſangbuch, Da bey dieſer gebundenen Secunde Die6 oben lieget. 
{ ‚15, 











Andere Ne: 
ben Ziffern 
der 2, verur⸗ 
fachen die 
Wechſel No⸗ 
tin. 


‚7 
Bon Griff 5 





256 1.bfäh. Cap.KVI. Vom&riffs. ($.1.16.) 


$.15: Diß mag genug ſeyn vom Griff 3, Es fräget fich nun, 
ob nicht noch andere Griffe mit der 2 gemacht werden? Sa, wir haben 
im vorigen Eapitel $.1. in Der 6ten Anmerkung der Wechfel-Lfoten ge- 
dacht, und gegeiget, wie hiedurch oft fremde Ziffern, nemlic) 5, & und & 
entfichen. Wer nun Die Lehre son den MWechfel-Noten (Der, Cambiare) 
wohl verfiehet, und fie von den ordentlich durchgehenden Noten unter- 
ſcheiden Fan, (wovon der zte Abfchnitt weitläuftiger handeln wird) dem 
werden dergleichen feltene Griffe nicht mehr fehmer ſeyn: zwar findetman 
fie bey Liedern nicht viel; im Hallifchen Sefangbuch habe nur Einen Satz 
gefunden, der hicher gehöref, nemlich N. iꝛoo der ste Satz, den wir hier 
mittheilen wollen, -- 





Denn hier über e im Baß die Serte major s ftünde, fo müßte es doch 


eben fo gefpielet werden, als ietzt, Da über f diefe fremde Ziffer $ flchet; 
hier wird alfo ver Serten-Griff anticipiret, und fehon zu Fangefchlagen, 
was eigentlich zu e gehöret. Im Halliſchen Geſangbuch ſtehet 4, ich Halte 
Diefeg fir einen Druckfehler, und wolte Fieber Z nehmen; denn e hat doch 


' ordentlicher Weiſe Die Sexte major über fi), (nad) Cap. XV. $. 5. te 


Bam Griff 2- 


Wie er leicht 
zu finden. 


Anmerk.) und 5 ift eine Anticipation des Sexten Griffes zu e. Iwaͤre ein 
reiner Accord mit Der vollkommenen Quinte, der ſich hier aber über e fo 
gut nicht ſchicket, als die 6. Sonſten findet man dergleichen fremde 
Griffe auch) in kuͤnſtlich oder bunt geſetzten Bäffen, 5. E bin und wieder 
in Raufmanns harmoniſcher Seelen= Luft (woraus Cap. XV. S. 1. 
in ber bien Anmerk. einige Stellen angeführet habe) und fünften. 
$.16. Weil ich nun in dieſem Abfchnifte gerne alle Ziffern mit ih- 
ven Neben- Ziffern, und folglich alle gebraͤuchliche Griffe erklären, und 
einem Liebhaber zeigen molte, und wir Doc) ießt von der Secunde han⸗ 
Dein, fo wollen wir ung noch ein wenig Daben aufhalten, Unter denen 
$. 15. anggeigten fremden Griffen, kommt der Öriff 2 noch am meiften 
vor. Wer nun diefen Griff 2 gerne bald till finden fernen, Der ſtelle fich 
nur por, daß Die Note, darüber ſtehet, nicht als cine en 
| et fondern 


1. Abſchn. Cap- XVE- Bon der au. ihren Nebenziff. ($.16.) 257 


fondern nur als ein Vorſchlag zur folgenden Note (welche immer einen 

Grad herunter gehet) anzufehen if, Die eine 6 über fi) hat. Soll diefe, Ben 2 far 
nach der Note, vie 2 über fi) hat, folgende Note, einen Sesten Griff entweder bir: 
ohne Dctave haben, fo fehet 3 über dem erſten Achtel oder über der letz 2 en. 
ten Halfte eines Viertels, da denn oft die 5 oder 2 verdoppelt wird (ie pn wer— 
nachdem beym Serten-Briff der folgenden Note Die 6 oder 3 hatte Fönnen 

verdoppelt werden) als: | \ 





en 
Eg Snlernam, N ver u 
& _@- En E ag Linz 
— ee — 






— —— 
®- 
Hieraus iſt offenbar, daß ber Griff 3 nichts anders ift, als Der Sexten- Woher der 
Griff der folgenden Note; und entſtehet, wenn Der Baß fich aufhält und Griff Zu 
nicht fort will. Soll aber zu Diefem Serten-Sriff Die Octave mit gemomme geigen. 
men werden, fo entftchet bey der rerardation des Baſſes der Griff , 
der aber fo gebraͤuchlich nicht iſt, als | 


| — — 
— 


Pat 


Zu Anfang des zweyten Tactes haben wir hier im Difcanf einen Yunck: Manch u Un 
Dis Fan einem Anfanger,, folange er denket, der Tact-Strich fey eine Art fang des Tae 
som Comma, fremde vorkommen; Deswegen fehreibet man an deffen ſtatt kkeẽ— 
auch wohl Die vorige Note wieder aus, und bedienet ſich einer Bindung. 

Hierifi nun der Griff 5: man fiehet, Daß es nichts anders.alg ein Ser- 
ten⸗Accord mit der Octave if. SoNF folgen, ſo kommt 4. VomGriff— 


Wiedeb. Gen Baß. Br — st 








| 








BomCrif?, 


Von der groß 


fen Septima 
im Griff 

















en. 
es ms 
IE nea a E — = 
= an en 
Sr ee nenn 2 — 
Wer dergleichen Baͤſſe liebet, der ſchaffe ſich das erwaͤhnte Kauffmanni⸗ 
(de Werk an. Soll nun ferner2da ſeyn, fo hat dieſe meiſtentheils ges 
bundene Note? der Griff fieht feltfam aus, undift nicht viel gebräuchlich). " 
Wir ſetzen folgendes Erempel davon ber. | 


























Dis fen genug von dergleichen Griffen: man braucht alfo nicht fange dar: - 
nach zu fuchen, wenn einem nur der folgende befant if. Oft fichet nun 
der folgende Griff daruͤber, wie hier über e und ezr, ohne daß die rechte 
Hand nöthig hat ihn aufs neue wieder anzufchlagens oft flehet aber auch 
diefe Note ohne Ziffer, da man denn wiſſen muß, wo Die 6 eigentlich ih- 
ren Maß hat, und was vor Neben» Ziffern dazu gehören. Man fchlage 
hiebey wieder nach die Erempel des vorigen Sapitels $. 1. in der 6ten- 

Anmerkung. | 
$. ı.. Weil fich Die Secunde auch gerne zur Septima major, alg 
wovon mir in Diefem Capitel auch das nothwendigſte anzuzeigen haben, 
gefellet, fo wollen wir fülche vor Der None hergehen laffen. $pho 5. ha- 
ben mir fehon gemiefen, wie ſie leicht zu erlernen ; fie ift nemlich nur einen 
halben Ton niedriger als Die Detave. Ihre gewöhnliche Neben - Ziffern 
find, Die 4 und 2... Hier ift nun eine ganzliche Abweichung vom reinen 
Accord, denn aus der gwird eine 7, aus der 3 eine 4, und aus der 3 eine =. 
(vide Cap: UI.$:6.). Ich habe diefen Srifft im hallifchen Gefang- Buch 
zwar nicht gefunden, indeffen ift er Doch fehr gebräuchlich, fonderlich in 
den fo genanten Wecifativen einer Canfate oder eines andern Singe— 
Stückes, und Fan auch oft am Schluffe eines Satzes angebracht werden. 
9.18, 


1.%bfchn. Cap. XVI. Von der Septime major. ($.18.) 259 


$. 18. Man hat eine Vegul, daß man über eine ſtehende Note Eine ſtehende 
(welche oft ein halber oder ganzer Tact iſt, und dahin auch Die Schluß-Note Note hat al— 
eines Sahes, Liedes oder Stuͤckes gehoͤret) allerley Ziffern anbringen Fan. lerley Ziſfern 
"Sa man findet mannichmal ſehr ſchwere Ziffern drüber ſtehen: im aten 
Albſchn. werden Erempel davon vorkommen. Im hallifchen Sefang- Buch 
N. 232. finden wir im aten Satz im Baß viermal € nacheinander mit ver- 
fcehiedenen Sriffen, das find nun aud) flehende Noten, wenn ein Ton ver- 
fehiedene mal nach einander vorkommet; wenn auch diefe Note zumeilen in 
eine andere Detave geführet wird, fo heiſt es Doch noch ein flehender Baß, 
wie N. 755. im z, s und 6ten Satz. N. 336. beftehet Die allerleste Note aus 
zween ganzen Zacten, da denn der erſte ganze Lack vier Griffe erfordert, 
wo die oberfle Difcant: Stimme Fan liegen bleiben, Um mehrerer Deut: 
lichkeit willen wollen wir erwähnte Saͤtze beyfügen. 














Im letzten Exempel hätte zu 2 gar gut, ſtatt Der 8 die Septime major koͤn⸗ 


e a4. 5 As — 
nen gemacht werden, und hatte der Griff Dann geheiffen . Ein ſolcher 


Schluß Fan nun am Ende aller Sage und Lieder gemacht werden, und 

zwar unter allerley Beranderungen und Brechungen. Nehme ich zu E hier Sonderlich 
Die Septime major, fo wird die ganze natürliche Ton Leiter in Diefen vier die Schluß: 
Griffen zum Gehör gebracht. Diß fehicket ſich nun um fo viel beffer , ie Note. 
mehr Zeit man bey einer ieden Schluß-Mote eines Satzes oder Liedes hat. 

Man hat Dabey aber wohl auf Die vorgeſetzte x x oder bb zu fehen. 


RE. $. 19. 














/ 5 6 5 : | ; 
ET — 6a, 3 
a en en 
— 
— — — — — rs ® ! -- 
I A 22 








ge Rechen 





360 1. Abfehn. Cap. XV. Vonder2u ihren Nebenziff. ($.19.) — 
Man muß die | 


innehaben, 
ehe man foigs 


et, vorhero, ehe man zu fpielen anfängt, die Tonzfeiter oder Scala feiner har- 


den bier eini⸗ 


— — 
US) Eu EEE — 
& — Sets E 
EB — — 
e — 























a 
de —e 
— 
| — — \ 5 — de 


Das andere Praludium sus ę dur. 





— 


a Dean, 

7 ss edle — Ss — = 
— — — — ss — ——— 
— 


















"os 


1. Abſchn. Cap. XVI Von der 2 ihren Nebenziff. ($.19.) 261 
=: seems Da 


—— — 
SH 


Be = urn era m a mac 














Zu dieſen vier Erempeln wollen wir noch etliche aus den gebräuchlichen 
Ton⸗Arten herfesen, Die ganz Eurz feyn follen, und wo der Baß fich viel 
mit Achtel beſchaͤftiget, da man denn zuerft, (ehe man esmit Griffen ſpie⸗ 
let) die Singerfeßung für Die linke Hand auszufüchen hat, wovon Der erfte 
Theil des Clavier⸗Spielers nachzufehen ift. 


Preludiumex fdur. Maͤſſig 


| —— — 
Dessau ——— . 
63 






ö 
b 4 3 6 666 6663 6 

















262 1. Abſchn. Cap. XVI. Bonder 2u. ihren Nebenziff, ($.19,) 


Praludium ex d mol). 


SS Ssereni 
sg A Er: 













Ber 
: — — 


LAbſchn. Cap· XVI Von der au. ihren Nebenziff. (F. 19.) 263 


Præludium ex e moll. 
1,8 Dan \ ) } 2 | 





; * 


— 
KT —— CH h fi F ga H 
— — — 


Bun WED se. 
l 
18 AsSE TEE Ze ST 









aa ri 


& 
—— — 

















264 1. Abſchn. Cap. XVI. Von der 21, ihren Nebensiff, ( $.19,) 


Prahdium ex b dur. 
ern Be, 
ern: Bu Bean 


Be 








REITER er 


J— 
Ber = — — — — 


ee eX es Sr 





re ee 
ee 
Pe a en — 





> zeit, Er — 


Præludium ex e du, 


| Ne 
ae ee 
— — Sir BEE 





7 
Bee 


— NEN — 6$- 

—J ——— 
See 
Warum man Sch geſtehe gerne, — dieſe kurze Præludia oder wie man fie ſonſten nette 
feimerfien nen will, wohl von niemand in Diefem Eapitel werden gefucht erden: ich 
Abſchnitt geſe· war vorhero felber der Meynung, fie im folgenden Abfchnitte hinzuſetzen; 
het, allein was ift Daran gefegen, ob fiehier oder meiter hin fliehen, wenigſtens 

find Die Darin vorkommende Ziffern fehon aug vorigem befanf, und koͤn⸗ 

. nen zur Webung der gebräuchlichften Ziffern und Des Tactes dienen. Ich 

abe fie mit Steiß fehr kurz gemacht, die Griffe Darüber aefchrieben und 

War fo, wie Davon gelehret worden; es ift vor Anfänger, die folche, weil 

klein find, bald zu ihrem Vergnuͤgen auswendig lernen koͤnnen. Weit: 

jaͤuftige Anmerkungen gedenke nicht drüber zu machen, die Fan man ietzt 

vor ſich felbft machen. Wovon aber noch nichts gefagt, das will Eirzlich 
Anmerkungen berühren. Im Preludio ex d moll finden wir über die fiehende Note 
BEiDRE - eine ganze Reihe Ziffern, unfer andern auch 2. Wann Die Ziffern, fo 
Don 2 wie hier, fichen, Daß nach Z die z folget, fo zeiget folches an, daß die 





J. Abſchn. Cap-R VI. Bonder2 ihr, Nebenziff. (F. 19.20.) 265 


Sand nicht mehr als die zwey darüber flehende Intervalla machen fol, 

und zwar daß Die oberfle Ziffer immer oben kommt; im Praludio ex a 

moll findet man diefes auch. Im Praeludio ex d dur hat die rechte Hand 

eine ungleiche Bewegung, wie die drüber ſtehende Griffe zeigen. Im 
Præludio ex e moll wird im dritten Zact nur zur erflen und legten Note 

ein Griff gemacht, übrigens geht der Baß, aus Liebe zur Veranderung, 

allein. Im Pra&ludio ex e dur finden wir über dem vorleßten e den 

Griff 3 als einen rechten Vorſchlag zum reinen Accord, Hiemit über: 

laſſe diefe Eleine Stücke oder Säge einem Liebhaber, um daraus die ge- 
bräuchliche Zon: Arten Fennen zu fernen, als wozu fie ihm fehr Dienlich 

eyn Fönnen. Wir gehen weiter. 

| . 20. Im ıgfen $pho am Ende habe gefagt, tie man fid) bey Don ben ge: 
der Schluß Note eines Satzes ein wenig durch Veränderung des reinen braͤuchlichen 
Accords aufhalten Fan, davon wir Denn auch noch einige Epempel aus Ziſern über 
den gebräuchlichften Ton- Arten geben wollen. In Diefen Erempeln be — 
kommt der Baß nur Eine Note, welche als die Schluß Note eines Sa 

tzes oder Stückes anzufehen iſt; und weil im Difcant nicht nur in der 

Octave, fondern auch in der Terzie und Quinte aufgehalten und ge 

fchloffen werden Fan, fo wollen wir unfere Exempel auch darnach einrich- 

ten, Die Bap-Roten aber zur Erfparung des Raums nur mit einem Buch: 

fiaben anzeigen. Man nimmt dabey die in der Ton= Art fich befinden: 

de x » oder bb wohl in Acht, fo ift eg Teicht 


| ⸗ c De 
eben fo aud) € mol}, nur muß man flatt e, es, und ſtatt æ das as nehmen, emoll. 
A moll. 









. Sn a dur wird flatt ce nur eis genommen, und ſtatt f, Ar. a dur. 
Wiedeb. Een. Beh, $1 G dur. 




















266 1. 1AMOn.Cap XVI. Von u Steben; “ 20,) 


Be — 


-— 488 — 
4 
& moll. Sing mol wird flatt b, 63 u flatt e,es en 
Kmoll.: 


echten 


Dean eine Nach diefen Dre wird man chen mit Den andern — Arten fertig 

ganze Reihe — koͤnnen. Man findet zuweilen über der letzten Note eines Satzes 

ER St a m Baß eine ganze Reihe Ziffern, welche weiter nichts als eine Eleine Ma- 

en — bey der Schluß-Note im Tenor oder Alt anzeigen: dergleichen ſehen 

fiehen. wir im Hallifhen Geſang⸗Buch bey dem Liede N. 185, Fließt ihr Augen, 
fließt von Thränen zc., da flehet am Ende des zweyten Satzes uber dim 
Baß 4x 24 » und am Ende des sten und aten Satzes uͤber f, 98 #7 8 
DIE wird N geſpielet: 























DIN ; 3) En 
— — 
ee ee — 
ax 9 807 8 re 
io: one wre: 
a en ne Be ce 
s Er Diß gehoͤret nun ſchon zum manierlichen Spielen, und laͤßt ſich leicht an⸗ 


gewöhnen. N.3. habe auch ein Exempel⸗gegeben, da die Octave oben lieget, 
: . Daran man genug haben wird. Nun ift es Zeit zur None zu gehen. 
Von der No⸗ $. 21. Ich habe mit Fleiß die None zuletzt geſparet, als eine Ziffer, 
ne. die ſo gar oft Richt vorkommt, und an deren flatt, wie wir bald fehen wer⸗ 
den, auch zuweilen die Secunde Fan genommen werden. Wir haben $.3. 
ſchon angezeiget, wie fte heiffe, und mie fie in der Benennung mit der Se- 
cunde einerley fen. Es ıfl aber Die None dem ohngeachtet Doc) von der 
Wie ſie von Secunde fehr unterfehieden, vornehmlich in fülgenden Stücken: ı) Sie 
der Secunde hat andere Neben - Ziffern, als die Secunde. 2) Sie liegt gemeiniglich 
unterſchieden. hon vorhero, und 3) muß ſich ordentlic) refoloiren indie Detave. Sie 
Wie die None Fan alfo als ein Vorſchlag zur Octave angefehen werden, und deswegen vor 


alsein Bor: der 8 hergehen in allen Briffen, wo bie 8 zu ——— nun aber ehhrt Die 
flag zur 8 8 zum 


1. Abſchn. Cap. xvi Bon der None. (6. 21.) 267 


g zum reinen Accord, dahero dann Die None, eben wie die 8, die Ziffern 5 und angufehen, 
aneben fich hat. Zum6ten Griff gehört auch die 8, an deren flatt abermal und daher ſo 


die None ftehen Fan, Daher Fommenung” Zum Quarten-Öriff gehöret de 


5, nehme ich nun flatt der gerſtlich Dieg, ſo kommt der Griff 2, wozu noch) fern bat; 
Die s gehoͤret. Weil ih) nun aud) zur kleinen 7 die Octave nehmen Fan, 
wenn ich nemlich die 7. oben und Die 8 unten habe, fo Fan ich auch hier erſt— 
lid) Die. g nehmen, daher Fommt 3, wozu denn Die s und 3 noch gehoͤret. 
Wir wollen dis in Noten ausfesen, und erfilich Den Griff mit. Dev Octave, 


denn mit der None herfegen. Alſo⸗ en: 
6 Ri 
E I wie aus den 
855 5 Erempeln er: 
— hellet. 


Bern 
11-887 


ee 
Sr 
=) Sehen Bei ni 
| | Ds 









3 


= Fr = Ser — 
















—— —— — 


3 
= en een Ba, 

Aus diefen Erempeln fiehet man, wie die None erſt vor der 8 hergehet. 

Stehet nichts als eine g über eine Note, fo gehoͤret 5 und 3 Dazu: ſtehet 2 

fo gehöret Die 3.noch Dazu: zu ¶ Fan auch noch Die s kommen. Es ift Der 

Pronen- Griff einen Händen, vornemlich ‚wenn Die g oben lieget, et⸗ | 

tag incommode zu greiffen; ſtehet 98 und Die Terzie liegt oben, fo machts Reſolution 

nicht viel, ob man die None vor der 8 hergehen laͤſſet ober nicht, und wann der9, aund7 

auch) Die Mittel- Stimme, nemlich der ns puh None zu fingen hatte, ß an u 

ER 2 - ⸗ 

piren. 











268 1Abſchn. Cap. XVI. Von der None, (21.22) 


muß fie Doch zur 8 bald hingehen und der General Baſſiſte hat die Reſo— 
Iution der None anticipiret. Denn wenn Man ganz vollſtimmig einen 
zeinen Accord zu e anfchlagen will, woruͤber Die 9 erſt fiehet, ſo darf der 
Baß gleich Die Octave machen, als: | 


> 
BIN BEINE Er w- Em 
Ne en 
Smadien Bus Dia u ma 


wre — 
a ge Ze TH 
m—rzıss 
98 4 x| z&l- 
Hier fehen wir, daß bey der Vollſtimmigkeit Die Nefolution der 9, aund7 
Fan im Baß anticiptref oder voraus genommen werden, eben da die Dif: 
ſonanz noch in der rechten Hand erſt angefchlagen wird. 
Sie gebunde: $. 22. Weil aber doch die None fehr gebräuchlich ift, fo muß man 
ne und unge auch Damit fertig werden koͤnnen; wir tollen Deswegen abermal aus dem 
bundene Ro Hailiſchen Geſang-Buch einige Säse, darin Die None vorfömmt, herſehen, 
w. und war erftlich, wenn fie in der oberfien Stimme liegets da fiedenn ge= 
bunden oder ungebunden feyn Fan. Wir finden nur folgende zwey Saͤ⸗ 
Be mit Der gebundenen None im Difcant. | 








Erempel der 
gebundenen 
None in der 
Diſeant⸗ 
Stimme. 








Im letzten Exempel iſt zu a, eine None minor, das b. Dazu gehoͤret die 
Terzie major. - Diefe None minor koͤmmt oft in moll- Tönen vor. Nun 
wollen wir einige Nonen-Erempel, im Difcant, als ungebunden herfesen. 


442. 


1L.Abſchn. Cap- XVI. Von der None. S 22.) - 269 


an der 

— 
NRone in der 

Difcant 


Br — tet Se —+ Stimme. 
ee — ee S— 
468 1 961.3. 


ee en — 
— — I 











vr je s | D 
|| 

















270 1.Abſchn. Cap. XVI Von der None. ($s22.23.) 


Wann man Wenn die None einen Terzien Gang ausfuͤllet, wie hier im erften, aten, 


ee is sten, aten, 6ten und zten Erempel, da der Baß die vorige Note behält, fo 


—5 kan ſtatt der 9 eben fo bequem der Griff mit der Septime major gemacht 
Fänge? werden. Wir wollen von iedem Satz nur Die beyden Noten, darauf 68 
ung ankoͤmmt und worüber 9 8 ſtehet, herſetzen, da denn ſtatt⸗328 
ſtehen muß, oder a7 8, zu dieſer groſſen Septime gehoͤret nun 4 und 2, 
und kan ſolcher Griff fehr oft gemacht werden, an flaft daß man ſonſt die 
durchgehende Note allein nachfehlägt. Wir wollen Die Stellen Din. 

aus den Saͤtzen, um Diefes Deutlich zu machen. 


a N Gau: Sabs  _ Sm) . Sen) 


0) —* 

un 8 Ä Alan 
ee 
— — & me m 


— rer 


Nun müffen wir auch noch Exempel geben, von der ne None in 
len den nn Stimmen. 
xempe 23. In der Alt⸗ timme kommt die None ſehr oft vor, den 
ey. wenn die Octave darin lieget, fo muß der Borfehlag Pi Ak das i 
Ile. Stimme, die None auch darin liegen. Sie ift allhier immer eine gebundene None 
und lieget folglich fhon im vorigen Griff. Wir wollen davon folgende 
Be 2 Hebung mitnehmen, 











mn 202, 3- 


a re 

Je une Pe seie 
ae _— —— = as — 
— — Be Er — — H 









a LS uN A 4 | 
esse — — — 
6 a : 2 a 

ee 





\ l.Abſchn. Cap XVI. Von der Done (8.23.24) 27 


| 233.5 
[X u — 


— Se ee 


— — — 











* 6 

um 
In allen dieſen Süßen liegt die None in T Der Alt: Stimme und’ refoloiret 

auch darin. Dis ware alfo gnug vom Nonen-Griff, wenn die 8 drauf 

folget. _ In der Zenor- oder unterften Mittel: Stimme fleht fie nun auch Inder Tenor: 
wohl, ob ich gleich im Hallifchen Sefang: Buch Fein Erempel davon habe | Sn darf 

finden Fönnen, man fehe Die Nonen-Griffe $. ar. be 9 auch fie: 

$. 24. Weil die Octave nicht allein zum reinen Accord, fondern Kieder Griff 
auch fehr oft zum Serten Griff Fan genommen werden; fo findet man, 98 anzufehen 
wie fchon $.ar. erwaͤhnet worden, Die None, als einen Borfehlag zur 3, und leicht u 

bey der Serte, da denn öfters die 6 ebenfalls an der 7 einen Vorſchlag finden. 
befommt, Daraus Die Ziffer 2 8 entfichet, welcher ganze Griff gemeiniglich 

fehon im vorigen lieget: wir wollen zwey Süße a mehr habe nicht 

nöthig erachtet. - 











[75 ...., 
ä — — ZIERT EEE 
———— SH — 






— 
——— 
— = 





* 


272 1.Abſchn. Cap. XVI. Von der None, (5.24.25.) 


Wie der Griff Es kommt dieſer Nonen-Griff bey Liedern ſelten vor, eben wie auch der 
3 anzufehen, Griff 9 nicht viel vorfaͤllt. Nach dem Griff $ folte der Baß einen Ton 
lese höher gehen und einen reinen Accord über fich haben, wie im ızfen Capi- 
ee leihtgu _ kel gegeiget worden. Es vepefivet aber der Difcant Diefen gehabten Griff 
lernen. € zumeilen noch einmal, wenn Der Baß fchon in Die Höhe gegangen; da: 
her kommt denn dieſe Ziffer 35 dazu auch noch bie s Fan genommen mer: - 

den, was im vorigen Griff €, Die 5 gewefen, wird Die 4, aus der 3 wird 
Die None, und aus der 6 dies. Man flelle fich nur vor, Daß die Baß 

Note, worüber diefer Griff 2 fiehet, einen Ton niedriger flünde und € 

über ſich hätte, fo ift diefer fo fremd feheinende Sriff bald zu finden. Mir 

wollen auch ein paar Säge zur Probe Davon mittheilen. 








— 
Br ren — — 
General: N: $. 25. Zum Schluß dieſes Capitels will noch ein Exempel zur 
nen. Exempel ebung der None herfegen, und e8 in Sägen, als eine Lieder- Melodie, 
worin le Denn geſchwinder Darf es nicht gefpielet werben, abtheilen, fo erlangt man 
ET dadurch noch Sreyheit ein wenig auszuruhen. ch geflehe gerne, Daß «8 
vorkommen. cin wenig ſchwer ift, und Daß man freylich dergleichen Baͤſſe wohl in kei⸗ 
nem Choral: Buch findets es wird zur Hebung gegeben, um zu probiren, 

wie weit man in feiner Selbfl-Sinformation gekommen. Hier iſt 8: 

Ehoral = mäffig. 

a 

: — —— 


ARE — 





= — 
= — 
9 7 5654 
ae — 3432 3 














1. Abſchn. Cap XVL Von der None (625) 273 





26 9. H = *96 








A” A 5631 8 
0 ee 


I a fie 
; ; , entſtehen. 
Die Duarte ein Vorſchlag zur Terzie ſey; wie man denn auch nach der 














Aus der fehre 
von den Bor: 
föhlägen Fan 

man alle Dif: 
fonanzien fen: 
nen und brau: 
en lernen. 


Anzeige, Wie 
aus dem leß: 
tern Exempel 
faft alle Diſſo⸗ 
nanzien zu 


274 1.%bfchn. Cap- XVI. Bon der Rone. ($.26.27.28.) 


Baß eine Terzie fleiget oder Sexte fällt, noie in unferm Exempel auch vor- 
koͤmmt, Die 6 nad) fich hat) Die 85 hinter der 7 (bey ſtehendem Baß) die 6; 
und hinter der 4 eine 3 (abermal bey fichendem Baß) findet. Ferner er: 
innere man fi), Daß Die 9, Die 7 und die 4 oft gebundene Diffonanzien 
find, Das ift, die fchon im vorigen Griff liegen; daher denn in unferm Erem- 
pel der Griff 3 fchon vorher gelegen, der aber nochmal (auch wegen der 
langfamen Noten) repetiret wird, ohne daß der Baß wartet, fondern fort- 
gehet; der Griff nach Z nemlich $ ift eigentlich der intendirte Griff, «8 
ift alfo nur ein Zaudern des Difcants gegen den Baß, denn vb gleich hier 
die Töne aufs neue wieder angefchlagen werden, fo Fönten fie auch gebun= 
den werden und alfo liegen bleiben. Was wir hier nun von 7 geſaget, 
das gilt auch dem Griff 2, denn 8 oder der reine Accord iſt nur gemeynet, 
dahin es denn auch zuleßt gehen muß. Ja die bloffe None, worauf die 
8 folget, und die 7 welche eine 6 hinter fich hat, tie auch Die 4 wornad) 
die 3 ſtehet, find nichts als ein Warten und Aufhalten ver 8, 6 und 3 
durch einen Vorſchlag von oben. Allein die Septime major, wozu 4 
und 2 gehöret, iſt auch ein Aufhalten des reinen Accordes, aber durch ei 
nen Borfchlag von unten, 
$. 27. Dis alles nun kommt von den fo beliebten Vorſchlaͤgen 
her, welche, wie wir gehoret haben, zumeilen die vorige Note repetiven, zu: 
meilen auch nicht. Wenn nun alle Stimmen der rechten Hand ihre Vor⸗ 
fehtäge haben, fo gibt es oft drey unbefante Ziffern, die alle drey vom Ac⸗ 
cord abweichen. Man hat Vorfchläge von unten nach oben, und von 
oben nach unten; beyderley Arten werden oft durch Ziffern ausgedruckt. 
er die Lehre von den Vorfchlägen wohl verftehet, nemlich bey welchen 
Stellen diefe oder jene Borfehlage anzubringen, und was ihre Öeltung in 
Anfehung der Zeitmaaffe betrifft, der wird nicht allein dergleichen fremde 
Griffe leicht finden Eönnen, fondern er wird auch noch leicht einige hinzu. 
machen koͤnnen; er wird zumeilen ( Doch wo eg ſich fehickt ) zur folgenden 
Baß Note feinen vorigen Griff, entweder ganz nad) allen feinen Toͤnen 
oder nur auch nach Einer, entweder der Difcant, Alt: oder Tenor Stim⸗ 
me repetiren und Dahero leicht allerfen Ziffern und Griffe machen, welche 
über feinen Baß nicht ftehen, und eben dadurch) zierfich fpielen; da denn 
Die Griffe 7,3, 9, 5,.,, „ und. noch mehrere zum Vorfehein kommen werden, 
$. 28. Weil alle fremde Ziffern Diefes Erempels nichts als gebun= 
dene Vorſchlaͤge von oben find, fo wollen wir zur Erklärung deffen mag 
gefaget worden, und um einem Liebhaber Öelegenheit zu weiterm Nachden⸗ 
Een zu geben, das. Exempel alfo ausfegen, daß wir alle Ziffern und Oel 
ie 





L. %bfehn. Cap. XVI. Bon der None. (528) 275 


die als Borfchläge angefehen werben koͤnnen, tveglaffen, Da denn faft fau- bringen wã⸗ 
ter Confonanzien übrig bleiben werden. Hieraus kan das Weſentliche ei⸗ ten. 
nes Stuͤckes von feinem Zufälligen am beften bemerfet werden. 


Choral = mäffig. 


A 

See Fer- 

A = Ss 65 6.66% 
ee 
I. Te — 5-8 —— — - 

Bee ers 





—— WEN 
Jetzt habe nicht nöthig erachtet, Die Griffe drüber auszufchreiben, weil nun 
alles leicht iſt; man Tan alfo erſtlich Dis Teichte, hernac) das ſchwerere $.25. 
ſpielen. Wer Luft hätte, Eönte probiren , ob er etliche Bindungen. oder, . 
Diffonanzien von felbft darin anbringen koͤnte. 

ER Mm a $. 29. 











276  1.Xbfchn, Cap. XVI. Von der None. ($.29.) 


Kurze Wir: 6: 29. Anietzo hätten wir nun Die gebräuchlichen Ziffern und Griffe, 
BEN welche im General Baß, fa felbft in den Halliſchen Lieder Melodien, vor- 
— kommen, auf eine weitläuftige und deutliche Art abgehandelt. Wir haben 
fig gelchreg gezeiget, wie das weſentlichſte der ganzen Harmonie auf einen reinen Ac⸗ 
worden. cord, Trias harmonica, beruhet, und tie Daher der Sexten Griff und 
. der Griff S bloß Durch Verwechfelung der Stimmen entfiehet. Ferner 

haben wir gefehen: Daß, wenn flatt Der 8 im reinen Accord Die Eleine 

Septime genommen wird, man: alsdenn durch Verwechſelung Diefes 
Septimen Griffes noch drey andere Griffe, nemlich 9,2 und 2, befömmt. 

Alle übrige Ziffern und Griffe haben wir ala Vorfchläge zu dieſen Griffen 

anzufehen, und zwar als gebundene und ungebundene freye Dorfähla= 

Autor hoffet, ge; wer Diefes alles wohl gefaffet und eingefehen, ver wird nun fehon wiß 
man werde fen, was der General-⸗Baß fey. Ferner, wer fich Die Inrervalla nach der 
u „gegebenen Anweifung recht befant gemacht, dabey alle hinzugefügte Exem⸗ 
ae pel fleiffig erercivet und nicht eher meiter gegangen, al bis ihm das vorige 
weit gefom: erſt vecht befant und geläufig geworden; der wird nun ſchon im Stande 
men feyn. ſeyn, nicht nur alle Lieder- Melodien fpielen zu Tonnen, fondern auch von 
verfchiedenen muficalifchen Kunſt-Woͤrtern richtig denken, und ihre Be 

deutung und Anwendung einfehen Fönnen, als da iſt: vom Quinten und 
Octaven-Verbot; von ungefehicften Gangenz von Verdoppelung der 

Serte oder Terzie; vom Ausmeichen in fremde Ton-Arten; von der Ca- 

dence; von durchgehenden Noten; von Werwechfelung der Stimmen; 

son Wechfel-Noten; vom Reſolviren der Diffonanzien und dergleichen 

davon mancher Choral: Spieler, der fi) Doch oft nicht unverfländig zu 

feyn duͤnket, vielleicht wenig oder nichts gewuſt hat. 


CAPVT XVIE = : 


Don den Signaturen und den dazu gehörigen Ziffern. Item: 
Bon Verdoppelung der Terzie und Serte beym Sexten-Griff; 
von verdeckten Dctaven und Quinten, wie auch. 
vom volfftimmigen Spielen. 


Inhalt dieſes 6. 1. Anietzo wollen wir zuſammen nehmen, was in den vorigen 
Capitels. Kapiteln bey Abhandlung einer ieden Ziffer ſtuͤckweiſe iſt gefaget worden, 
nemlich, was man zu denen über dem Baß flehenden Ziffern (welche man 
auch Signataren.nennet) noch für Neben: Ziffern machen muß: dabey 
wir denn Gelegenheit nehmen werden, noch etwas von Verdoppefung der 
Serte und Terzie; von verdeckten Detaven und Quintens tie auch) vom 


vollſtimmigen Spielen noch ein wenig zu fagen, 
: = 


l. Abſchn. Cap. XVIL Bon den Sign im G.B. (23.4) 277 


eg 2. Wir erinnern uns hiebey wieder, was Cap. VII 6.2. ange Vom Grund 
geiget worden, nemlich, Daß Trias harmonica (ein reiner Accord) die ein und Anfang 
jige Haupt: Harmonie und gleichfam das Centrum derfelben if. Nun der-darms 
aber läffet ſich eine Harmonie der Töne machen, es muß denn zuerft ein """ 
gewiſſer Ton angegeben und gleichfam zum Grunde geleget erden, zu 
welchem man anderedamit harmonirende Zöne erfinden und hören laffen 
ill. Diefer Ton nun wird Die Fundament-Motegenant. Was vor an: 
dere Tone nun zu einem Ton eine kiebliche Harmonie machen, Iehret ung 
die Natur feibft, dis find nun Die Quinte und Terzie, tote Davon Cap.1V, 
$. 6. etwas gefagt worden. Diefe drey Töne nun, nemlich Die Funda⸗ 
ment⸗ Pote, die Quinte und die Terzie, machen Triadem harmonicam au$, 
Es Fan Feine vollfommenere Harmonie, als dieſe, erdacht werden. Alle 
andere Harmonie beruhiget unfer Gehoͤr nicht eher vollkommen, als big fie 
wieder zu ihrem Urſprunge, zur Triade harmonica gefommen if. Daher A 
denn auch alte muficalifche Stücke darin endigen müffen. — 
6.3. Dieſe Trias harmonica nun beſtehet aus dreyen Tönen, und Von der Tria- | 
wird auch nur bloß ein Accord oder reiner Griff genennet, als die Trias deharmoni- 
harmonica zu⸗ iffe eg, ld, aman.fw. E8 wird diefe Trias mit ** 
der groſſen Terzie genant: Trias-harmonica perfedta; mit der Eleinen 
Terzie aber Trias harmonica minus perfedta (der nicht fo vollfornmene 
Dreyklang)._ Will man nun Die ate Stimme und den aten Ton zu die 
{en dreyen Toͤnen machen, fo fängt man von der Verdoppelung der Fun⸗ 
Dament: Rote an, und nimmt fie um eine Ockave tiefer, nemlich c (unges 
ſtrichen) Hier iſt nun das ungeftrichene e die Fundament: Note und 
<.es (ugfäch angeſchlagen) find Octave, Terzie und Quinte zu der Fun: 
damentNoter. Das heift nun Trias harmofica audta oder Der ver⸗ 
mehrte Dreyklang. Disfind nun vier Zone, davon die linke Einen Ton, 
nemlich e, die vechte Hand aber drey, nemlih = e F, nimmt. Weil nun 
die Stimmung eines Elaviers (ale mit welchem und mit denen ihm aͤhn⸗ 
lichen Inſtrumenten wir allhier nur zu thun haben) alfo muß beſchaffen 
feyn, daß alle 7 Töne nebft ihren s halben Tönen im allen 4 Octaven egal 
and rein Flingen und nur bloß in Betracht der Höhe oder Tiefe unter 
fchieden ſeyn muͤſſen, fo bekoͤmmt die rechte Hand, iedoch mit Beybehal⸗ 
tung der Fundament⸗ Note, die Freyheit, ihre drey Töne zu verändern, 
alfo daß man oben nehmen Darf, mas unten oder in der Mitte gemefen iſt; 
daher entftehen die befanten drey Haupt-Accorde. : 
6 4 Man hat aber nicht allein Diefe Veraͤnderung eines Accor⸗ Gleich ver 
des, ſondern es gibt auch noch eine andere, wenn nemlich beyde Haͤnde !beilter Ae⸗ 
diefen Accord fo theiten, Daß Die linke Hand zu ihrer Fundament Note, cord. 
dem Difcante noch einen Ton abborget, da denn eine iede Hand zweh 
Ä 0 Sam Zone 











278 1. Abſchn. Cap. XVIL Bon den Signaturen ($.4.5.6.) 


Toͤne bekoͤmmt, welches ein gleich-vertheilter Haupt Accord heiſt. Mir 
wollen Diefeg in einem Eleinen Exempel zeigen, \ | | 





Vom vie N. 1: iſt Trias harmonica. N. 2. ift Trias harmonica aucta. N. 3 
fimmigen zeiget Die drey Haupt⸗Accorde zur Fundament: Note c. N. 4. 5. 6. UNd7. 
Spielen. Halten einen gleich-vertheilten Accord in fich. 


gs Es iſt aber das vierflimmige General--Baß-Spielen, da die 
linke Hand Einen Ton und die rechte Hand drey Toͤne hat, am gebräuch- 

lichiten, und bey Erlernung des General⸗Baſſes allen andern Arten vorzu⸗ 

ziehen.” Sp mir aber ein vierflimmiges Accompagnement zumeilen 

(wenn nemlich beyde Hände zu nahe zuſammen Tommen, oder wenn beym 
Serten-Sriff Die Detave und beym Septimen-Stiff Die 5 oder 8 megblei- 

ben muß) nur dreyſtimmig feyn Fan; fo ift es auch Fein Fehler, wenn ſich 

zuweilen Dabey ein fünfflimmiges Accompagnement einfindet, enttveder 

daß die rechte Hand vier Töne, oder Daß der Baß Detaven und alfo zwey 

Zöne hat, als wovon $. ı9. (qq. dieſes Kapitels etwas vorfallen wird. 

ir wollen aber beym vierflimmigen vorerft bleiben, und zeigen, was man 

zu. den Iibergefchriebenen Ziffern noch vor Neben-Ziffern nehmen müffe, um 

eine vierftimmige Harmonie heraugzubringen. 

8. 6. Ein reiner Accord wird ordentlicher Weife gar nicht durch 

Yon den Si Ziffern uͤber einer Note angedeutet; wenn aber etwa zu Derfelben Note 
Ba ein nicht zum reinen Accord gehöriges Intervallum ſoll nachgefchlagen wer: 
Den, fo Wwird derfelbe Durch Signaturen angedeutet. Soll nur Ein In- 
tervallum nom Accord geändert werden, fo ftehet nur Eine Ziffer vom rei⸗ 
nen Accord, nemlich diejenige ſo geändert werden foll drüber, als: 56. 87. 

Sollen aber zwey geändert werden, fo findet man Die beyden, Die geandert 

werden follen , zuerft gefegt und Die Aenderung hernach, als: 38. 33. 3% 

Sollen aber alle drey geändert werden, fo findef man fie auch wohl alle 

drey ausgefeget, als: : 3 da denn in den beyden vorigen Fallen vom Ac⸗ 

cord liegen bleiben Fan, was durch Eeine fremde Ziffer aufgehoben wor⸗ 

den. Eben fo wird auch ein reiner Accord durch Ziffern angegeiget, wenn 

nemlich Eine Note zwey Griffe haben foll, unter welchen der legte ein rei⸗ 

- ner 


im General⸗Baß. ($.6.7.) 279 


ner Accord iſt; fo wird, je nachdem im vorigen Griffe Die Abweichung vom 
reinen Griff Elein oder groß geweſen, derfelbe angezeiget durch 3, 4, *, b. 
5,8, 3, 3,3, als zum Exempel, ift flatt der 3 eine 4 genommen wor⸗ 
den, fo findet man die 3 (oder *, 4) gleich Dahinter, als +3, 4x, #4. ft 
nun flatt der Quinte, die zum reinen Accord gehöret, erft eine Serte zu 
folcher Note zu machen, fo wird der reine Accord durch eine 5 angezeiget, 
als 65. Weiter wenn vorhero die Septime oder None genommen wor— 
den, fo zeiget Die gleich Dahinter ftehende 8, den reinen Accord an, al8 78, 98. 
Sind aber in einem reinen Accord zwey Ziffern, etwa die 5 und 3 zugleich 
geändert worden, fü, daß man flatt der 5 erit Die 6 und ſtatt der 3 erſt eine 
4 genommen, fo wird der reine Accord Durch 3, 2, & angedeutet, alfoz 
33 33. Wenn aber, wwie denn auch wohl gefchicht, der Accord ganz 
und gar geändert worden, daß etwa 2 vorhergegangen, fo wird ein reiner 
Accord, wenn er nemlich noch zu eben diefer Note fol angefchlagen wer: 
den, Durch $ angedeutet, als: 3% Hieraus fehen wir nun, in welchen 
Fällen und durch welche Ziffern ein reiner Accord über einer Note ange: 
zeiget toird. . Bey einer richtigen Bezifferung wird man wenigſtens dieſes 
alles fo antreffen. Stehet aber nach der 4 Feine 3, nad} Der 6 keine 5, nach 
der 7 oder g Feine 8, fo wird man finden, daß entweder die Baf : Note 
ihre Stelle verlaffen, oder Daß man noch weitere Abweichungen vom reinen 
Accord machet, als 92. Die 7 hat flatt der 8 auch noch fehr oft eine 6 
hinter ſich, als welche 7 unter und über ſich refoloiven Fan. Nun ge - 
hen wir weiter zum befanten Serten-Griff. | 

$. 7. Eine 6 findet man fehr oft über einer Baß Rote. Da nun Bonden Si 
der Serten-Griff nur eine Eleine Abweichung vom reinen Accord ift, nem: guaturen der 
fich es ift ſtatt der s nur Die 6 genommen, 8 und 3 aber find vom reinen Zexten -Griß 
Accord geblieben; fo folget Daraus, daß wenn eine 6, ohne andere Ziffern “ | 
“unter fich zu haben, allein über einer Note ffehet, die 3 und 8 dazu gehoͤ⸗ 
ven; foll fie andere Neben: Ziffern haben, fo müffen fie gleich drunter fte- 
hen. Daß bey gemöhntichen Serten-Sriff, die Octave zumeilen megblei- ? 
ben muß, ift ſchon befant ; wie marı aber durch Verdoppelung der 6 undz 
die dritte Stimme dazu nimt, tft fehon gemeldet, und wir werden noch 
mehr davon hören. Stehet aber unter der 6 eine 4, alfo $,fo gehöret noch 
die 8 dazu, (Doch gibt ed moru recto auch Falle, da die 8 auch hier meg- 
bfeibet,) denn die ift nur allein vom reinen Accord übergeblieben, meil flatt 
der 3 die 4, und flatt der 5 die 6 genommen worden, wie wir denn auch 
eben gefaget haben, daß nad) 3 oft 3 flehet. Findet man aber, Daß nad) 
$ nur allein hinter Der 4 eine 3 ſtehet, fo geiget ſolches an, daß zur 3 Die 6 
noch liegen bleiben foll, da denn die 8, welche fich fonften gerne zu £ hält, 

| weg⸗ 








Von den St: 
gnaturen der 
Quarten⸗ 
Sriffe- 


Dan den Si- - 


guafuren der 
Quinten⸗ 
Griffe. 


Banden Si⸗ 
gnaturen der 
Septimen⸗ 
Griffe. 


280 1.Abſchn. Cap. XVII Von den Signaturen ($.8.9.10.) 


wegleiben muß, zumalen wenn die Quarte eine Quarta diminuta iſt, oder 
wenn die 4 ein Vorſchlag zur 3 bey einem ſolchen Sexten⸗Griff iſt, wozu 
die 8 ohnedem doch hätte wegbleiben muͤſſen. Zu $ gehöret Diez, lieget 
in dieſem Griff die Eleine Quinte oben, fo Fan die 8 auch noch dazu ge: 
nommen werden. Stehet aber hinter Der s gleich eine 4, alfo, Sa, fo ges 
höret Die Octave Dazu, meil hier die s nicht anders als ein Borfchlag zu 
4 im Griff $, als worzu Die g gehoͤret, angufehen ifts es iſt dieſer Sri 
$4 aber nicht viel gebräuchlich, dahero HE in unferm Tractat auch nod) 
nichts davon erwaͤhnet worden. : Viel gebraͤuchlicher aber find Die Griffe 
2 und 3; weil hier nun ſchon drey Ziffern ausgefeser ſtehen, fo darf ich 
nach den Neben-Ziffern nicht mehr fragen, (doch Fan in etlichen Stellen zu 
3 noch toohl Die 8 genommen werden). Daß der Griff 2 oft durch 2, 
4, 44 oder auch) nur Durch eine 2 angegeiget wird, ift fehon Cap. XVIL 
$.6.,gefaget worden. Eben fo wird der Griff : auch oft nur durch 3 ange: 
zeige. Man findet über der 6 auch oft eine 8, alfo 87. Diefes gefchie: 
bet nun, wenn enttoeder vor Der 8 ein 7 Oder 9 vorhero gegangen, als 
38, oder nachfolgen foll, als 8%, 67, oder man will dadurch anzeigen, daß 
Die rechte Hand zur 6 Feine andere Meben-Ziffer als die 8 nehmen fol. 

$. 8. Bey Der Quarte ift wenig zu bemerken übrig, denn wir has 
ben ſchon gehöref, Daß Die s und 8 Dazu genommen mird. + und #4 iſt 
eben.twie 3 eine Abkürzung Des Griffes 2, Imgleichen $ eine Abkuͤrzung 
vom Griff 4, der Dadurch angegeiget wird. 
$. 9.: Bey der s ift noch Diefes mit zu nehmen. Wenn eine s mit 
einem Bogen (alfo F) allein fichet, fo ift es eine Eleine oder falfehe Quin⸗ 
fe, der Bogen drüber zeiget an, Daß fie hier flatt Der reinen 5 Dies und g 


zu fi) nehmen foll, da man fonften zu Der Fleinen Quinte gerne die 3 und 


6. nimt, und aledenn gleichfam eine Abbreviarur vom Griff $, (als worin 
fich gemeiniglich eine Eleine Duinte befindet) abgibt. Der Griff 2 Ieir 
Det nicht gerne Neben » Ziffern, e8 Fan hier aber nach Gelegenheit entwe⸗ 
Der Die 2 oder 5 verdoppelt erden vide Cap, XVI. $. 16. qllwo auch von 
den fremden Griffen 2 und 3 nachzufehen. 
$. ı0. Nun bekommen wir eine Signatur, nemlich Die 7, welche 
allerlen Neben-Ziffern zu fich nimt, welche man auch gröften theils darun⸗ 
ter gezeichnet findet, Stehet die-7 alleine, fo twird enttveder 3 und 5, oder 
3 und 8 Dazu genommen, oft, nemlich mehrentheild motu re£to, darf nur 
bloß die Terzie dazu genommen werden, Wenn viele Septimen:Griffe 
in einer Folge vorkommen, fo Fan Die Octave Dazu genommen werden, 
wenn Die Terzie oben lieget; lieget aber Die Septime oben, fo ſchicket I 
: | ie 


im General Baß ou) —— 


die Quinte am beſten. Man kan den Septimen Griff, wenn nemlich die 
Septime eine kleine 7 iſt, (denn von der Septime major werden wir bald 
hören) in Der rechten Hand aud) dann und wann wohl vierflinmig, Da 
denn Die 5, 3, 8 dazu gehöret, es will fich alfo die Fleine 7 gerne zu einem 
reinen Accord gefellen.. Weil man aber beym Septimen: Griff leicht wi⸗ 
der das Quinten-Berbot handeln Fan, fo muß Die 5 Deswegen im Septi⸗ 
men= Griff zuweilen megbleiben , twie Cap. XIV. $. 13. gegeiget worden. 
Stehet 76 über einer Note, fo ift hier die 7 als ein Vorſchlag zur 6 ei: 
nes en Serten »Griffee anzufehen: darf nun die Detave beym 
Serten-& riff nicht immer genommen werden, fo Darf zu 76 auch ‚nicht 
immer die Ditave, fondern nur Die 3 genommen werden. Ein Anfänger 
thut am ficherflen, daß er zu 76 nur die 3 nimt: befümme er mehrere Ein- 
fit, fo wird er ſchon fehen fernen, wo die 8 geſchickt zu 76 nebſt der 3 
noch gelten Fan. Man findet Diefe Ziffer 76 auch oft in einer Folge, wo⸗ 
von im aten Abfehnitt Exempel kommen werden; alsdenn aber wird nichte 
als die 3 zu 76 genommen, weil bey einer Folge von Serten:Sriffen mo- 
tu recto auch nur die 3 paflet. Da man aber beym Serten : Sriff_oft 
auch Die Terzie (wenn fie nemlich in der oberfien Stimme licget) verdops 
peln Fan, fo Fan dieſe Verdoppelung der Terzie bey 76 (wenn auch hier 
Die 3 oben lieget) auch angehen. Weiter folget hinter der 7 gleich die g, 
alfo 785 fo gehöret 5, 3 ſchon zur 7 und die 8 fhlägt nach (vide $.6.), 
Man findet auch wohl die s gleich unter der 7, alfo 3; Dig geiget nun an, 
Daß Die 5 zur Septime ungefchadet Fan genommen werden, wozu denn 
noch) die 3 gehoͤret: findet man aber eine Folge von zwey Ziffern über ein⸗ 
ander, darunter Z mit fiehet, als 5533, fo nimt Die rechte Hand gar feine 
Neben Ziffern dazu. Zu 3 gehöree bald „Noch Die 5, bald die 8, wenn & 
Darauf folget oder vorher gehet, als 38, 33, fo werden auch Feine Neben: 
Ziffern Dazu genommen: & bat Die 5, zuweilen auch noch wohl die 8 bey 


| 1 koͤmmt aber nicht viel vor, 4 Fan auch noch Die 5 zu ſich nehmen, 

g und 8. „haben auch Feine Neben - Siffeen mehr. Man finder auch wohl 
Sie geoffe Septime 7 allein uber einer Note, Dazu Denn noch # gehoͤret, 
es iſt dieſe 7 eine Abbreviatur vom Griff⸗ fo wie # eine Abbreviatur 3 ift. 

$. in. Stehet eine 9 über einer Note, fö gehöret 5 und 3 dazu (vide Yan den Ne⸗ 

$.6.)::3 hat noch die s bey ſich: 2 hat Die 3 auch noch) wohl Die 5 bey fich: nen: 
2 hat noch) wol zur aten Stimme die 5, fie Fan aber auch) wegbleiben. 
Die 2 findet man felten allein über einer Notes ift fie aber da, fo zeiget und Secun⸗ 
fie den Griff $ an, wie wir ſchon gehöret haben. Diefes waͤren nun die den Griffen 


gebräuchlichten Signaturen, die man Aber die Baß Noten findet, mit > 
Wiedeb. Gen. Baß. Pr 














282 1Abſchn. Cap-XVH: Von den Signaturen C$. 11.) 
ren Neben-Stimmen, tvelche, nach der hiegu gegebenen Anleitung gar leicht 


zu behalten find, und welche wir aniebo in eine Tabelle bringen, wollen. 
Sch will die Signaturen, welche man über den Baß Noten findet, oben, 


- und die dazu gehörigen Meben = Ziffern unter den geraden Strich fe: 


Signaturen⸗ 
Tabelle mit 
den dazu ge⸗ 


hoͤrigen Ne⸗ 


ben: Stim- 
men. 


gen; Diejenige Ziffer , welche ein + vor fich hat, Darf zuweilen nur Dazu ges 
nommen werden, aber nicht allegeit. 



















































































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Hieraus 


im General⸗Baß. ($. i1. 12.) 283 


Hieraus erhellet ) daß wenn nur Eine Ziffer über der Note ſtehet, alsdenn Erläuterung 
zwey Meben: Ziffern dazu gehören, Damit das Accompagnement mag dieſer Tabeik. 
vierſtimmig feyn: ausgenommen, wenn eine 6 oder 7 über einer Note fte- 
het, da ich zumeilen mit der z allein muß vorlieb nehmen, oder ich verdop- 
pele beym Serten-Öriff entweder Die 3 oder 6, und beym Septimen⸗Griff 
fan die 3, wenn fie oben lieget, verdoppelt werden, aledenn habe ic) Doch in 
der rechten Hand drey Stimmen, und folglich mit Zurechnung des Baf- 
fes vier Stimmen. 2) Daß, wenn zwey Ziffern unter einander über einer 
Note ftehen, ich alsdenn nur Eine Neben:Ziffernöthig habe; und 3) wenn 
drey Ziffern unfer einander flehen, alsdenn gar keine Meben-Ziffern mehr 
nöthig find. 4) Daß die 8 und 5 bey verfchiedenen Signafuren ein + 
vor fich haben; und folglich, wenn nemlic) Fein muficafifehes Virium dar— 
aus entſtehet, bey manchen (ſelbſt ſchon an ſich dreyſtimmigen Griffen) 
Signaturen Fan hinzugenommen werden; aber, fo oft Dadurch wider Das 
Detaven: und Quinten- Verbot Fönte gehandelt werden, megbleiben muß, 
Daher man bloß bey der 8 oder sein + (Sternchen ) findet. Sonften 
ift hierbey zu merfen, daß die accidentalirer mit x, A.und v bezeichnete 
oder durchſtrichene Signaturen (5. E. 5 6, 7, 57 ) welche hier nicht be= 
findlich find, eben Die Neben-Ziffern haben, welche Die ohne Strich, b oder 
4 haben (ausgenommen + und 7, Die hier Deswegen auch ausgefeßet find); 
diß iſt nun leicht. — 
$. 12. Es iſt dieſe Tabelle aber nicht Deswegen hier geſetzet, um Vom Ge; 
- bey der Hebung immer erſtlich Darnach zu fehen, alfo, daß man fich vor- brauch diefer 
bero nicht hinlanglich bemühen wolte, Die Neben-Ziffern zu lernen und be Tabelie. 
Fant zu machen; zumal da es einem Liebhaber ein Leichtes feyn wird, aus 
dem meitläuftigen Unterricht eines ieden Griffes faſt ietzo von felbft zu ur- 
theilen, was für Neben: Ziffern zu einer ieden Signatur gehören; denn 
es beftehen alle Neben - Ziffern mehrentheils aus den vier Confonantien 3, 
5, 8 und. 6, ausgenommen daß zur 2 die 6 und 4, zur #, #5 Die 6 und 2, 
und zur 2 Die 4 und 2 gehöref. Zur. 2 gehoret Feine Neben - Ziffer, 100= 
felbft aber entweber die s oder 2 verdoppelt werden Fan. Mebrigens ift dag 
vorhergegangene die befte Erläuterung dieſer Tabelle, worin man alles in 
einem Blick vor fich hat, und woraus man ſich fonderlich bey etwas unge⸗ 
wöhnlichen Ziffern Raths erholen Fan. Ein mehreres finde nicht nöthig, 
hiebey zu erinnern. Weil nun zum Sexten⸗Griff nicht immer die Detave 
und zum Septimen⸗Griff nicht immer Die Duinte mit genommen werden 
darf; und ich verfprochen habe, von Verdoppelung der. 6 oder zbeym Sex⸗ 
ten-Griff noch ein wenig zu reden: fo mag folches allbier gefchehen, da 
wir denn auch Die verdeckten Octaven und Quinten offenbaren, entdecken 
und anzeigen wollen. 
Na $. 13, 





284 1.Abſchn. Cap· XVII. Von Verdoppelung: ($.13.) 


Von der Ver 9. 133. Daß nun sum Sexten⸗ Griff Die Octave nicht immer mit 
doppelung der genommen werden darf, iſt Cap. IX. 9. 18. ſchon erinnert, und ſonderlich 
beym Ser ſt im X. Cap. $.6. in der zten Anmerkung auch ſchon weitlaͤuftig gezei⸗ 
RT ger worden, in welchen Fällen ſtatt der Detave Die 6-oder 3 verdoppelt 
werden kan. Auch) ift Davon nachzufehen im XIII. Cap. $. 1. Die ste Anm. 
und Cap. XV. 6.1. diezte Anm. und fonft, bin und wieder in den Anmer- 
Zungen. Weil aber dieſe Lehre einem Anfänger etwas ſchwer zu ſeyn ſchei⸗ 
net, fo till allhier noch einige Exempel beyfuͤgen, worin Die Verdoppe— 
ne der 6. oder 3 flatt hat: um den Raum zu erſparen, wollen wir. nur 
en vorhergehenden und folgenden. Griff ausfegen. Es wird fonderfich 
te Verdoppelung moru recto vorgenommen, um den verbotenen Detas 
ven aus dem Wege zu gehen und der rechten Hand doch. drey EN 

zu. geben, als aus folgenden Erempeln erhellet. 


Verdoppelung der. 6, um. Octaven zu vermeiden. 


am eine ver⸗ 
botene Detave |} 
au vermeiden. 





6 


6 x — 
Ber ar —— Be En 





Wer hier im Serten: SER immer die Octave nehmen molte, der wuͤrde 
feine Unwiſſenheit verrathen ; alle dieſe Exempel ſtehen motu re&to, und 
alsdenn Eönnen am erſten Quinten und Octaven gemacht werden; mie 
man denn fpricht: Quinten und Octaven machen; dadurch laufer ver⸗ 
botene Quinten und Octaven verftanden werden.). "Hier hat nun die 6 
verdoppelt noerden.müflen, weil fie oben lag. Nun wollen wir aud) Exem⸗ 
pel herſetzen, da beym Serten: Griff die Terzie oben Ne und alfo ver- 
Doppelt werden a —— 

Ver— 


der 6 oder 3 beym Sexten⸗Griff. (9.13) 285 
| A * Terzie, um Octaven zu vermeiden, 
ut — SER a — Verd 
= sei = ie: Erin IrerE * 
RITA jie beym Sex⸗ 


& ten Griff, um 
die Octave zu 


We = = uns en iM — — vermeiden, 


EN‘ Lee ed, Je a —— 
— Pen ze ee 8 — — 5334 


| E Era 
eh — > 2 

















Ferner darf, wie wir u fon gehöret haben, beym Serten: Seif un 
fremd * oder erhöhend 4 verdoppelt werden, ut an genen ſatt 
wieder bie 6 oder 3 verdoppelt, als: - 


Verdoppe⸗ 

4 fung ders 

over z beym 

Serten Griff, 

een um ein fremd 

x nicht zu vers 
doppeln. 


















586 1. Abſchn. Cap. XVII. Von Verdopp. der 6 oder zec. rn) 


Aus dieſen Exempeln ſehen wir, Daß ſo gar motu contrario die, Octave 
beym Sexten⸗Griff wegbleiben muß. Es geſchicht aber dieſe Verdoppe— 
lung auch wohl deswegen, damit Die MittelStimmen einen beſſern Gang 
bekommen „wie aus folgenden Erempeln zu erfehen: 


Verdoppe⸗ 
lung ders 
oder zbeym 








um den Mit⸗ 
telſtimmen ei⸗ 
nen beſſern 
Gang zu ge⸗ 
ben. 








BE te 


Seele ar: — 


Man bat Doch gibt es auch Gänge, wo ſich der Vnifonus (da Die rechte Hand nur 
Bun nn eigentlich) zwey Stimmen hat) beffer ſchickt, als eine Berdoppelung, Da: 
beften. hin arm. felgende Säge: 











\ 


Vom Quinten⸗Verbot ($.13.14.) 287 


Die Note, welche oben und unten einen Strich hat, ſtehet im Vniſono: 
die Verdoppelung hat hier nicht gut flatt, denn es ift nicht üblich, in einer 
Folge etlicher Serten-Öriffe die Serte zweymal nacheinander zu verdop⸗ 
pen. Die Detave würde hier im erſten Exempel einen ungefehickten 
Gang, im andern Erempel verbotene Octaven, und im dritten eine Ver— 
Doppelung des fremden Ereußes verunfacher haben; dahero Denn der Vni- 
fonus hier am beften iſt. 


rg. Jetzt iſt es Zeit, auch ein wenig vom Quinten-Verbot zu Bom Duin: 
seven. Don verbotenen Octaven, wie fie fonderlich beym Sexten Griff ten Verbot, 


fönnen gemacht werden, iſt fehon zur Gnuͤge geredet worden; von Den 2 En 


- verbotenen Quinten aber iſt noch nicht viel vorgefallen. Bey Liedern, wo [it verdote: 


der rechten Hand gewiefen wird, ob fie herauf oder herunter gehen foll, neDuinten 
findet man eben nicht viel Gelegenheit (menn anders der Baß dazu von Fünnen ge: 
einem MufieBerftändigen ift gefeßet worden, denn es gibt ſelbſt in alten macht wer, 
gedruckten Choral: und Melodeyen Buͤchern ungefehiefte Baffe gnug, da den. 

Die rechte Hand felbft beym reinen Accord nicht einmal dreyſtimmig agi: 

ren oder fpielen darf) zwey Quinten nach einander in einer und eben der⸗ 

felben Stimme zu nehmen. Dis Fan aber gefchehen, wenn zwey Töne 

motu re&to (in gerader Bewegung) einen reinen Accord haben, und zwey⸗ 
malınach der Reihe die Terzie in der oberſten Stimme haben; fo dumm 

aber wird wohl keiner, der ſich unterfichet einen Baß zur Melodie zu fer 

gen, feyn, Daß er zweymal nad) der Reihe die Quinte oder Octave in der 

oberſten Stimme fegen folte, denn das mare gar zu offenbar unrecht: der 
Terzien-Gang aber (wovon Cap. XV. $. 3. in der sten Anmerk. ) iſt ge- 

fährlich, wenn Feine richtige -Bezifferung dabey in acht genommen worden; 

und Fan einen Unerfahenen, der nicht weiß, welche Bezifferung ſtatt haben 


kan bey dergleichen Gängen, leicht verführen, nicht nur verbotene Octa⸗ 


ven, fondern auch verbotene Quinten zumachen. Ferner Eönnen auch zwey 
Duinten in eben verfelben Stimme gemacht werden, wenn nad) einem 
reinen Accord, die um einen Grad fleigende Note eine Septime hat, als 
wozu denn auch, wie ſchon geſagt, oft Die Quinte Fan genommen werden. 
Dergleichen Gang findet fich nun wohl bey Liedern; dahero hat man, 
ehe man zum Septimen - Griffdie Quinte mit nimt, Acht zu haben, daß 
man nicht Diefe oder jene Mittel-Stimme mie dem Baß zweymal nad) ein: 
ander-in Quinten fortgehen laͤſſet. Wir wollen folcheg mit. ein paar Exem 


peln erläufern. 


Bi 1 
4 —— ie * 

















288 1.Abſchn. en 


Erempel, bat: — — — 13 Fer AU HL, Ts Soil 
eg ‚Lie: — 
rech 


gen, und wie — — echtꝰ nicht = gute 


us corrigi⸗ ee 
— 
— — 


unvecht. echt, 2 ——— beſſer. beſer 


See 
Erläuterung. Im erften Exempel liege im Accord zu c, Die Quinte s im Alt, und im 
Septimen-Öriff zu 4, liegt Die Quinte amieder im Alt. Im sten Erem: 
pel liegen tvieder zwey Quinten nach einander im Alt, nemlich, zu And A, 
bat der Alt ⸗ und sr, als melches die Quinten zw 2 und. ZZ find. Im 
fiebenten Exempel geht der Tenor mit dem Baß bey G und 7 in Quin- 
ten fort, bey a, Dieſes ift nun nicht zu dulden; Denn es iſt ſchnur⸗ 
ſtracks wider das Quinten⸗Verbot gehandelt und taugt nicht. Im 1oten 
Erempel, 100 das: Wort verdächtig unter ftehet, hat der Alt nun zwar _ 
mit dem Baß auch zwey Quinten, nemlich u Z das e und. Es find 
diß aber Feine zwey vollfommene Quinten, (Denn die reine Quinte zu 77 
Eine unvoll: ifEJF), es Darf aber mohl eine unvollfommene Quinte auf eine reine, felbft 
fommene in ber Dber:Difeant- a — und man bergleichen hie 


Duinte darf 
meobL auf et und da, als; 


reine ler 












RSETRSTEE ME SE LIRTES a wlan 1 — 
Hier iſt in der DiſcantStimme u g die Quinte a im Diſcant, und her— 
nach hat ,da denn ẽ, als eine falſche oder kleine Quinte zu Zr, wieder 
im Diſcant lieget; dieſes iſt nun erlqubet und sei fehr oft. en ich 

ier 


LAbſchn. Cap. XVII Vom Auinten- Verbot. ($.14.15.) 289 


hier aber nach der falfhen Quinte z, gu g die reine Quinte a in Accord aber nicht ei⸗ 
wieder im Diſcant nehmen, fo geſchaͤhe der falſchen Quinte, als welche N auf 
amfer ſich refofsiven muß, ihr Recht nichts Daher es denn nicht erlaubt punanene 
ift, nach einer falfehen Quinte moru recto eine reine Quinte folgen zu Suinge, 
laffen. Nun Eönnen aber ſolche Quinten beym Septimen-Griff gar leicht 
vermieden werden, wie aus Erempel 2, 3, 5,6, 8, 9, a und ı2 Deutlich zu 
erſehen; als Da ift im erſten Exempel ſtatt der Quinte, welche fonft off sum 
Septimen-Griff paffet, wenn Die 7 oben lieget, Die Octave a genommen 

worden; im dritten Exempel ift der EinFlang (der Vnifonus) bey fs fur 

lt und Tenor gebraucht worden. Gleiche Bewandniß hat ee mit Dem 

sten und Gten Exempel. Die Quinte des fiebenden Exempels iſt N. 8. 

durch Verdoppelung der Terzie, und N. 9. durch Die a, welche im vorigen 

Sriff gelegen und auch im folgenden Griff Itegen bleibet, vermieden wor— 

den; daß zur 7 flatt der 3 oft Die 4 Fan genommen werden, iſt Cap. XV. 

$.6. in der sten Anmerk. gegeiget worden. Das ıofe verdachtige Exempel 

iſt im zıten Exempel Durch den Einklang und im ı2fen abermal Durch Die 

4 bey der 7 und 3 verbeffert worden. Man Ean hier auch zu 7 Die Octave 

nehmen und hernach beym Serten- Griff zu c Die 6 verdoppeln. Es Fan 

aber ein vierfiimmiger Griff ſolche Quinten auch bedesfen, wie wir im fol- 

genden $pho zeigen wollen, —— 
9.1. Ein vollſtimmiger Griff, zur rechten Zeit angebracht, Fan Ein volfline - 
bie fonft nicht erlaubte Quinken und Octaven auf eine bequeme Art be- Miger Griff 


decken und entſchuldigen, wie aus folgenden Erempeln zu erſehen: nn 


= a ie 9: —— und Octaye. 
—— — 





— 
— = — — ge Be 
| Ser nesizer ——— — 


Wer alſo in dieſem Fall, wenn die Septime oben lieget, die 8 mit nimt; 
wenn aber die Terzie oben lieget, die Terzie verdoppelt, Der bedeckt ſolche 
Quinten, und gehoͤren dergleichen bedeckte Quinten nicht unter die Zahl 
der verdeckten Quinten, (denn bedeckt und verdeckt iſt nicht einerley) 
wovon wir bald etwas melden werden. N. 3. aber kan, weil Doc) Die 
Septime hier im Durchgange flehet (Cap. XIV. $. 11.) bloß mit der Terzie 
ſehr bequem gefpielet werden: wer aber im Difcanf gerne drey oder vier 
Zöne haben will, der kan es machen, wie hier angggeiget if. Diefe Be- 
deckung der Quinten wäre nun alfo zu erklaͤren. Es find eigentlich nur Wiefolhes zu 
Wiedeb. Gen. Daß. OR vier erklaͤren. 








Von verdeck⸗ 
ten Octaven 
und Quinten 
überhaupt. 


>90 1.Abſchn. Cap. XVII. Vom Quinten⸗Verbot. ($.15. 16.) 


vier Singe- Stimmen, Difcant, Alt, Tenor und Baß, und doch koͤnnen 
der Sänger, die zufammen Ehor-maffig fingen, wohl achte, und noch mehr 
feyn. Wir fegen, e8 waren acht Sanger, zwey Difcantiften, siwey Alti: 
ften, zwey Tenoriſten, zwey Baſſiſten; da denn, fo lange das Accompa- 
gnement vierſtimmig wäre, immer zwey Sänger im Vnifono fangen, 


bey einem vollftimmigen Griff aber hatten entweder die beyden Altiften, 


oder auch die beyden Tenoriſten, ein jeder einen aparten Fon; da denn in _ 
unferm Erempel N. 1. der erfte Aftifte, wie aus N. 4, zu arfehen, 7 = z und 
der andere Altıfte & r z fünge; im ten Exempel fünge der erfte Altiſte 
(mie aus N. 5. zu erfehen) = As e und der andere hätte © ais & zu fingen. 
Im dritten Erempel ift die Penor-Stimme Doppelt, da (mie aus N.6. zu 
erfehen) der eine Zenorifte z e a und der andere a © a zu fingen hatte; die 
Difantiften und Altiften hielten den Vnifonum: auf diefe Weiſe nun, 
werden Die Quinten bedeckt und die verbotene Quinten vermieden; wie 
ich nun. denke Deutlich negeiget zu haben. Eben auf die Art, nemlic) ver: 
miftelft eines vierflimmigen Sriffs, wird auch eine fonft verbotene Octave 
beym Serten-Sriff bedecket und erlaubet, wie aug folgenden Erempeln erz 
hellet, und aus dem vorigen leicht zu erklären iſt. 


ide 


— 

Be 
mBrirzeconesen 
Bereniszernemuzen 


$. 16. Nun wollen wir die verdeckte Defaven und Quinten auch 
ein wenig aufdecken und fie einem Liebhaber zeigen; fie koͤnnen in der ober- 
ften oder in den beyden Mittel- Stimmen liegen; doch find fie im Alt fo 
ſchlimm nicht, als im Difcant und Tenor, zumal wenn zwiſchen der Tenor: 
und Baf-Stimme ein groffer leerer Raum (Vacuum) ift. Ueberhaupt 
aber (wenn nemlich die Baß⸗Stimme dem Zenor nicht gar zu ferne iſt,) 
hat es mit den verdeckten Octaven und Quinten fo fehr viel nicht gu bes 
deuten, daß man fo gar verfchiedene muß pafliren und gelten laffen, ſon⸗ 
derfich in der Alt-:Stimme. Bey Spielung der Lieder darf eben nicht viel 
darauf reflectiret.merden, denn da hat man eine Vorſchrift, wie Die rechte 
Hand kiegen foll, nemlich, die Melodie im Eleinen Finger. Der Com- 
ponift, oder der den Baß zu den Lieder- Melodien feßet, muß den’Baß von 
rechtswegen fo einrichten, Daß ber Spieler nicht gezwungen wird, verdeckte 
Quinten oder Dstaven zu machen. _ 
— 








1. Abſchn. Cap X VI. Von verdeckten Quint. 1. Oct. ($.17.) 291 


G. 17. GEs find aber die verdeckten von Den offenbaren verbotenen Worin bie 
Octaven und Quinten darin unterſchieden. Unbedeckte und gänzlich ver: verdeckten 
botene Quinten und Defaven aber find, wenn Eineund eben Ddiefelbe Stimme — sten 
mit dem Baf zweymal in Quinten und Detaven nach der Reihe fortgehen. 1" ben offen 
Verdeckte Duinten und Detaven aber entftehen, wenn man die durchgehende nen unterfchig: 
unausgefchriebene Noten Diefer oder jener Stimme, e8 mag nun im Baß, ven. 
Diſcant, Alt oder Tenor feyn, hören laͤſſet. Esherrfchet Daben immer morus Anwelden 
re&tus oder motus obliquus. Morus rectus kommt hier zwar nicht alfovor, Stellen ver» 
daß beyde äufferfte Stimmen Difcant und Baß mit einander gradatim her: a 
auf oder herunter gehen, nein: fondern Der motus rectus iſt allhier, daß eine acht — 
Stimmegradatim herauf, und die andere per faltus (Sprungsweiſe) hin⸗ den. 

auf gehet; oder umgekehrt, daß eine Stimme gradatim herunter und die 
andere per faltus herunter gehet; eine folhe Bewegung möchte morus 
mixtus genant werden. Inzwiſchen Eönnen auch wohl beyde Stimmen 
per faltus gehen, wie die Erempel e8 ausmweifen. Es offenbaren fich alfo 
dergleichen verdeckte Detaven und Quinten, wenn man in derjenigen Stim⸗ 
me, fo im Sprunge fichet, Diedurchgehende Noten mitmachet, wie aus fol: 
genden Exempeln, Da Die verdeckte Octave vorfällt, zu fehen; 


igufH@ears nn: 
——— 
Be ara 


| SE Al ee ee | 
| gplnstcissis®s 
| - Hi = | 
— 








| SIEH ne — — 
— — — — — ——— + u -—— 





-—8- 
\ 








292° LAbſchn. Cap. XVII. Yon verdeckten (1.18) 


. Bann fihdie Hiedurch meyne die Octaven aufgedecket zu haben. Wir ſehen hieraus 


verdeckte klar, daß die Octave verdeckt iſt und ſich erſt offenbaret, wenn man die 
—— offen durchgehende Noten ausfeget. Bey N. 2. und 13. kommen zu den verdeck⸗ 
ei ten Detaven auch zugleich Die verdeckten Auinten sum Vorſchein in Der 
At-Stimme Nemlich im ꝛten Exempel find im Alt zwey a oe 
Noten e f, nun ift F zu M (welches noch zu diefem mit gilt) zwar nur 
eine falfche, und z zu ce nur eine vollkommene Quinte; allein.eg ift fchon 
$.14 gefaget worden, wie auf eine falfche Quinte Feine reine Quinte fol: 
gen Darf, es Fan aber wohl (fonderlich im Heruntergehen ) auf eine reine 
Quinte eine falfche folgen. Bey N. 10, und nn, möchfen die Octaven — 
noch am leidlichſten feyn, erſtlich, weil fie im Aft vorkommen; zweytens, 
weil der Baß nicht weit von der rechten Hand entfernet iſt. an fehe 
übrigeng die mit + bemerkte Noten gegen den Difcant oder Daß an, fo 
wird man die Detaven erkennen. Wir nehmen hieraus noch) diefe Regel, 
daß man bey Ausfüllung eines Quarten- Ganges vorfichtig feyn mir je, oder 
man bringet offenbare Octaven vors Gehoͤr 


Exempel, dar⸗ §. 18. Nun wollen wir auch einige Bi herfeßen, worinnen 


in ſi De verdeckte Quinten — 
te Quinten he⸗ 


finden. 


[ern 
— — — 











Motus con- Der Motus contrarius iſt das ficherfte Mittel, allen verdeckten Duinfen 
trarius ver , und Detaven zu entgehen; Daher ſolcher bey Sebung eines Baſſes zu ei: 
hindert auch, ner Sieder Melodie billig fleiffig folte in Acht genommen werden. Ich 
a — finde nicht noͤthig, mic weitläuftiger Damit abzugeben, oder Exempel her— 

Ha zuſetzen, in melchen Falten verdeckte Quinten oder Octaven pafliren oder 


machen. 
| “ nieht paſſiren Fönnen. N, 5. deg vorigen $phi iſt im Schluffe eines 2 
e 





Quinten und Octaven. ($.18.19.20) . 293 


808 erlaubt, und kommt allenthalben haufig gnug vor. Unser die erlaubten 
Quuinten find folgende mit zu rechnen: | 
” ) 













— ei SE Eee Weihe vers 

) DR TIER EA — — Re: deckte Quin⸗ 

ee He ten erlandge 
| | find. 


Das Punk zeiget die Stelle der verdeeften Quinte: mer folche Gänge nicht 

ausfüllet und durchläuft, der thut am beſten. Diß mag genug feyn von 

verdeckten Quinten und Dekaven, womit man ohnedem einen Anfänger 

wohl verfchonen mag: gut gnug, wenn er Die offenbare Quinten und Deta: 

ven einfehen und vermeiden lernet. Zur Probe wollen wir nun auch noch 

ein wenig vom vollffimmigen Spielen hiegu fügen. Ä 
$.19. Bishero haben wir uns bloß mit dern vierſtimmigen Accom- Vom volſſtim⸗ 
pagnement befchäftiget, da nemlich Die rechte Hand drey Tone und Die migen Spie⸗ 
linfe Hand Einen Ton hat; diß heißt nun ein vierflimmiges Accom- [in u 
pagnemenr. Wir haben auch ſchon gefehen, wie Die rechte Hand zumei- PUPF 

fen einen vollen Griff von vier Stimmen nehmen Fan; das iſt nun ein fünf: 

ſtimmiges Accompagnement oder Spielen, (warum aber folte man Das 
Choral-Spielen eines Drganiften bey einer ganzen Gemeine nit auch ein 
Acscompagnement nennen, da e8 doc) nichts anders als eine Begleitung 

des Singens der Gemeine ift). Ferner ift auch angezeiget, wie Die linke 

Hand wohl in Octaven gehen dürfe, melches bey einem drey- bis. vier⸗ 
ftimmigen Spielen Der rechten Hand faft erforderlich iſt; Das waͤren denn 

zwey In der. linken und vier Töne in der rechten Hand, und alfo ein feche: 

fimmiges Spielen. Nimt nun aber Die linfe Hand drey und Die rechte 

Hand vier Toͤne, das wäre ſiebenſtimmig; wenn aber Die linke Hand eben . 

wie Die rechte auch vier Toͤne naͤhme, fo würde es achtſtimmig. Drdent: 

licher Weiſe erfirecket fich die Vollſtimmigkeit nicht weiters Denn ob wie 

zwar in allen sehn Singer haben, damit Taften Eönten niedergefehlagen wer: 

den, fo find Doch. die Griffe fo bewandt, daf fie nicht mehr als vier Fin- 

ger jeder Hand zu ihrer Anfcehlagung bedürfen; einige wenige ( fonderlich 

Nonen Griffe) ausgenommen, mo groffe lange Hande Gelegenheit haben, 

faft alle sehn Finger gu gebrauchen. 

‚-.$. 20. Die Regel nun, tvelche man dem gibt, Der gerne vollſtim- Regel, die 
mig fpielen till, (als welches denn auch oft gute Dienfte thun Fan ) iſt beym vol- 
Diefe: „Man bemühe fich Die weite Diftanz oder den leeren Naum (das ſimmigen 
„ Vacuum ) zwiſchen Der oberften (Difcant:) Stimme und dem Baß mit a un 
„beyden Haͤnden dergeſtalt auszufüllen, Daß die rechte Zand alle im lc: ne n 
„cord oder in andern Griffen unter fid) — gelegene, die linke — = 

2 d 3 „A er 








Probe eines 
vollſtimmig 
ausgeſetzten 
Liedes aus 

g moll. 


294 1 Abſchn Cap. XVN Vom vollſtimmig Spiel. ($.20.21.) 


> aber alleim Accord oder Griff über fich naͤchſt gelegene zwey bis drey 
„Mittel Stimmen ergreiffe, ohne ſich im geringſten an die in gedachten. 
„ Mittel-Stimmen ohngefehr vorfallenden Quinten oder Octaven zukeh— 
„ten, fo wird das Accompagnement beyder Hände, ohne weitere Kuͤn⸗ 
„fte jederzeit 6, 7 bis 8 flimmig ausfallen, as aber nun Die Anzahl 
der Töne betrifft, welche eine iede Hand beym 6 bis. 7 flinnmigen Griff zu 
nehmen hat, fo fiehet man hier bloß auf Die Bequemlichkeit Der Hände, 
Eine iede Hand nimt fo viel Töne, als fie bequem greiffen Fan: beym ſechs⸗ 
flimmigen Accompagnement haben beyde Hände oft drey Töne; und 
beym fiebenftimmigen Accompagnement hat bald die rechte, bald die linke 
Hand vier Töne, und drey Töne. Wer mit dem bishero gelehrten vierftim- 
migen Accompagnement erft gut und ohne Mühe fertig werden Fan, 
(eher rathe auch Das vollſtimmige nicht an) Dem mird ein vollftimmiges 
Accompagnement (wenn anders die Hände groß und geſchickt Dazu find) 
fehr Teicht fallen, und hat er Die ißt gegebene Regel nur zu obferniren. 


$. a Zur Probe tollen wir das gied: Auf meinen lieben 
GOtt zc. welches Cap. X. $. 8. vierftimmig ift ererciret worden, allhier 
vollſtimmig ausfesen. 


Auf meinen is Gott x. 


ae — — 
— — EHER wie 
as a} ae ur 5 


Ni nm 





LAbſchn. Cap. XVIL. Bom volftimmig. Spiel, ($.26,22.).295 














Dig iſt nun fo vollftimmig, daß allein beym Accord zu. g, wo im Difcant 
die Zertie » oben lieget, nur noch ungeftrichen b fonte genommen mer: 


Die Duinfe c oben lieget, iſt noch das ungefttichene =, welches aber Die 
Hande nicht greiffen koͤnnen; fünften ift hier allenthalben das Vacuum 
oder der leere Raum zwiſchen Difcant und Baß ausgefüllet. Hier Fan 

- man nun feine Hande ererciren, Damit man fich gewöhne einen vollffim- 
migen Griff im Difcant und Baß greiffen zu lernen: wer e8 nicht ges 
wohnt ift, dem koͤmmt e8 im Anfange fremde vor. Wir finden hier 
mehrentheils ein fieben- bis achtflimmigesg Accompagnement, einige mal 
gibt es nur ein ſechsſtimmiges, nemlich bey Zund fr. Wer nun auf der 
Orgel vollftimmig fpielen will, der hat fich zu merken, daß er in der lin— 
ken Hand, wenn die Baß Note in der groffen Detave befindlich iſt, alg- 
Denn Feine Terzie nimt, fondern fie alsdenn weglaffen muß, sornemlich 
menn er ein fechzehnfüfliges Negifter angesogen hats dahero müfte hier 
im Griff zu @ das B, zu Fdas 4, und zu Adas 4 wegbleiben: doch de- 
yon wird bald ein mehreres vorfommen. Bey Spielung diefes Liedes 
greiffet Die rechte Hand Die Noten, fo im Diſcant ftehen; und die linke, Die 
im Baß fliehen. Es ift aber nicht.nöthig, eine egale Vollſtimmigkeit in 

“ allen und ieden Griffen immer zu beobachten. Ich habe Diefeg Lied nur 
fo ausgefeget, um einem Anfänger zu zeigen, was vollſtimmig im höchften 
Grad heiffes es ift aud) eben mein Zweck nicht die Lehre vom vollftimmi- 
gen Spielen, und welche Stimmen, fonderlich bey Griffen, worinnen Dif 
fonangien vorkommen, im Baß koͤnnen verdoppelt werben. 


$. 22. Es koͤnte unfer Lied auch fo gefpielet werden: 





Anmerkungen 


hierüber. 
den, welches aber ein wenig unbequem zu greifen iſt; im Accord zu fo. 


Eben dieſelbe 


Melodie, \ 
fünf: bis fechs⸗ 
ſtimmig aus⸗ 
geſetzet. 








296 ui Cap. XVIL Vom ei, Sn. cs 22.) | 


os a. — sen 
oe —e- — 33 u en 
rg 5 — ve ER — tg Er 


























a 
FERRDE HE TE 1-8-g @ | 
— — — se ® Gau sum 58,8 eg 
ee Fe en 








Hier iſt alles fünf bis fechsftimmig. Dom Pedal und deffen Gebrauch, 
als wodurch man noch mehr Gelegenheit bekomme zum volflimmigen 
Spielen, wird im folgenden Capitel etwas vorkommen. Man thut fehe 
wohl, wenn man fich ein wenig im vollſtimmigen Spielen übet: es koͤnnen 
fonderlich Organiften dergleichen bey ſtarken Gemeinen nicht gut entbeh= 
ren, toollen fie anderg haben Top ihre Orgel dem ganzen Chor Sänger, 


ich meyne der Gemeine, zur Stüße dienen foll; ein vierſtimmiges Spielen 
iſt oft zu ſchwach. Hiermit ſchlieſſe Diefes Capitel; und will Denen Lieb: 
habern der Orgel zu gefallen, noch ein wenig von Der Orgel, und ihrem Bau, 
und vom on darauf,i in folgenden Sapitelhinzufügen. 


CAPVT 


1. Abſchn. Cap. XVIII Bon den Org. überhaupt. (6.1. 2. 3.) 297 


NV T 0 Va. 
Kurze Befihreibung der Orgel, nebft der verſchiedenen 
—— Art, darauf zu ſpielen. 


$. 1. Ein ieber Muſicus muß fein Inſtrument, worauf er ſpielet, fo Aulaß su bie: 
viel möglich, vorhero kennen fernen, ehe er anfängt Darauf zu ſpielen. Weil km Capitel. 
wir nun in Diefem erſten Abfchnitte nicht allein die Principia des General: 
Baſſes auf eine Deutliche Art abgehandelt, fondern auch) hauptſaͤchlich ei— 
nen Unterricht gegeben haben, einen Choral vierflimmig oder nach dem 
General-Baß zu fpielen; ein Choral aber am meiften vom Drganiften auf 
der Orgel muß gefpielet werden, Daher denn der Drganift fein Eoftbares 
Inſtrument vor allen andern wohl Fennen muß: fo habe Diefes Capitel 
der Drgel und den Orgelſpielern gewidmet. 
$. 2. Ein Drganifte, der feinem Amte wohl vorſtehen will, hat bey Drey wichti⸗ 
feinem Orgelfchlagen vornemlich auf Drey Puncte wohl acht zu haben: ge Stüde, 
daß er feinem ihm anvertrauten Fünftlichen Inſtrumente, durch unge En, 
fchicktes Verfahren oder Spielen Feinen Schaden zufüge, zum Nachtheil ei 
einer ganzen Gemeine: 2) daß er fich bemühe, Die groſſen und vielen Bor Ion zw achten, 
zuge feines beliebten Sinfteuments an den Tag zu legen und zu gebrauchen: 
3) Daß er fich bemühe, den Zweck feines Spieleng vor Augen zu haben, 
und daſſelbe fo fuche einzurichten, daß der öffenliche Gottesdienft, als wo— 
zu diefes Inſtrument ja einzig und allein, auf Koften einer ganzen Gemei- 
ne, in der Kirche ift gefeget und gleichfam gepflanget worden, Dadurch Fei- 
nesweges gehindert, fondern Die Andacht und Erbauung, fonderlich beym 
Singen geiftlicher und lieblicher Lieder, vielmehr befördert und erhalten 
werde. Diß find drey Puncke, Die einen Organiften, wenn er folche fleif- 
fig behersiget, bey GOtt und Menfchen gefällig und nüslich machen. 
ir wollen bey dieſen dreyen Puncten ein wenig ftehen bleiben, und einen 
nach dem andern vornehmen. \ 
$. 3. Niemand erwarte allhier von mir eine weitläuftige Befchrei: Ein ieder Dr: 
bung vom Bau einer Orgel und von ihrer Fünftlichen Zufammenfügung: ganift muß 
denn bin ich gleich bis hieher weitläuftig geweſen, fo bin ich es mit Fleiß feine Orgel 
geweſen, aber nur im Genera-Baß; von der Orgel aber will nur ein und "RT 
anders kuͤrzlich anzeigen. Es ift nöthig, daß ein jeder Organift feine Dr- 
gel, fie mag fo groß oder Klein ſeyn als fie wolle, Fenne, und Die Art, wie 
felbigegebauet und eingerichtet ift, wohl wiſſe. Es ift befant, daß es uͤberall 
noch viele alte Orgeln gibt, Die noch nach der alten Mode gebauet find; Die 
Invention und Die Bau⸗ Art der Orgelmacherift auch fehr verfchieden. Viele 
alte Orgeln haben ihre faft ſchon eingewurzelte Fehler und Gebrechen, und 
find gleich einem Patienten, mit dem fänberfih muß verfahren werden, und 
MWiedeb. Gen, Baß. cp womit 











298 1. Abſchn. Cap. X VIIl. Von den Org. überhaupt. (9.3.4: 5.) 


womit ein Organift vorfichtig und sartlich muß umgehen, zumal wenn bie 

Gemeine nicht vermag, fie repariven zu laffen. Andere Organiften haben 

gute Orgel-Werke unter Handen: die find nun glücklich, und haben deſto— 

mehr dahin zu fehen, daß Fein Schand-Fleck daran komme. Einige Dr: 

geln haben Spring = andere Schleiff- Laden, und was dergleichen Unter: 

ſchiede zwiſchen Orgeln und Orgeln mehr ſeyn mögen. Nun muß ein ie: 

der Organiſt wiſſen, was er vor eine Orgel unter den Händen hat, damit 

er fich darnach richten und drein ſchicken ferne. 

Was er vor - $. 4. Ueberhaupt folte ein ieder, der fich auf die Organiften-Kunft 
nemlich davon feget, vornemlich auch dahin fehen, Daß er die Structur oder Einrichtung 
wiſſen muß. Der Drgel Eennen lernete, Daß er fagen Fünte, wie die Wind Lade befchaf- 
fen; wozu Die mancherley Stüce und Theile, die man an einer Orgel fin- 
Det, nügeten ; was einem Orgel-Aßerfe fehädlich, und mag zu deſſen Erhal- 
tung dienete; wie mitden Rohr-⸗Werken umzugehen, wie fie zu flimmen, und 
wie diefer und jener Eleine Fehler leicht zu verbeffern wäre; woher Das Heu: 
len Fame, und wie es mannigmal leicht zu flillen; was ein groffer oder Elei- 
ner Fehler an einer Orgel wäre; wie mit der Vermechfelung der Regifter 
umzugehen; von der Difpofition einer Orgel; wie die Yemperatur oder - 
Stimmung der Orgel befchaffen, und aus welchen Ton⸗Arten aufden mei: 

ften Orgeln, ſonderlich auf der feinigen, am reineften zu fpielen ft. Dies 

fes alles ware eine nuͤtzliche Materie, um einen befondern Fleinen Tractat 

Davon zu fehreiben, und zwar auf eine fo Deutliche Art, daß ein ieder Or: 

ganıft, ohne andere Bücher dabey zu.gebrauchen, fich deffen mit Nutzen 

bedienen Ponte. Ich habe ſchon etwas Davon entworfen, welches vielleicht 

einmal weiter fünte ausgefüuhret und dem Druck überlaffen werden: wenn 

ich aber wußte, Daß eine gefchicktere Feder, als die meinige, dieſes alles 

in gehöriger Deutlichfeit und Weitlaͤuftigkeit den Liebhabern der Orgel 

treulich entdecken und beſchreiben wolte; fo würde meine geringe Arbeit 

| gerne liegen faffen, und das Beffere dem Publico von Herzen gönnen. 

Bey Erbau: $. 5 Wer Gelegenheit hat, eine neue Orgel bauen zu fehen, der 
ung oder Re: Fan hiedurch oben benanntes am beften lernen. Wer fich mit den Her 
paration einer yen Orgelbauern deswegen freundlich befpricht, der Fan vieles erfahren, 
a BD dag ihm hernach, wenn er einmal eine Orgel zu befpielen übernimt, grof 
xiel lernen, ſen Nutzen bringen Fan. - Bey einer Reparation einer Orgel, fie mag groß 
‚oder Elein ſeyn, Ban ein Schrbegieriger auch viele Einfichten erlangen. Es 

waͤre derjenige gewiß Fein rechter Siebhaber der Orgel, und möchte auch) 

wohl nur. ein ſchlechter Drganift Daraus werden, der dergleichen Gelegen⸗ 

heit hatte, und fie-nicht zu feinem Dortheile anmendete. Wer nun aber 

oder auch aus ‚dergleichen ſchoͤne Gelegenheiten nicht hat, der muß fich hübfehe Bücher 
Büchern.  anfchaffen, Die von der Orgel und ihrem Bau handeln, damit er Daraus 
ferne, fich einen rechten Begriff von der Structur der Orgel zu —— 

Mir 


X 


J.Abſchn. Cap. XVII. Bonder Struck. der Orgel. 5. 6.) 299 


Mir würde eg zu meitläuftig werden, Deswegen will ich einem Liebhaber 
vorerſt recommendiren Desredlichen Herrn Organiſten, Andress Werd- 
meifters, erweiterte und verbefferte OrgelProbe, welche anno 1754 in 
Leipzig bey Foh. Mich, Teubner in 800 wieder aufgeleget worden. Es iſt 
diefe Orgel⸗Probe auch von Heren Luſtig, Organiften in Bröningen, 
ins Holländifche überfeget und mit Anmerkungen verfehen. Item Wer— 
neri Fabricii Unterricht, ein neu Orgelwerk zu eraminiren und zu probi- 
ren; iſt 1756 gu Franckfurt und Leipzig herausgekommen, in 800, flark 5 
Bogen. Aus dieſen beyden kleinen Tractaten Fan einer fihon manches 
fernen. Michael Prätorius hat ein Syrtagma Muficum in vier Theilen 
gefchrieben, wovon der andere Theil, welcher teutfch abgefaflet ift, von al- 
len damals gebräuchlichen Snfteumenten und vornemlich von den alten und 
neuen Orgeln handelt: es iſt 1619 in ato gedrusft, und alfo fehon ziemlich 
alt, indeffen findet ein Liebhaber Doch noch manches zu feinem Dergnügen 
darin. Der Herr Mlatehefon hat in feinem vollkommenen Capell⸗ 
meiſter das ganze aafte Capitel des Dritten Theils der Orgel gewidmet, 
und darin von Derfertigung und Befchaffenheit der Orgeln gehandelt. 
Ron denen auf fo mancherley Weiſe benenneten Orgelflinmen oder Re 
giftern findet man in den Hiſtoriſch⸗ Eritifchen Beyträgen zur Aufnab: _ 
me der Muſic des Herrn Marpurgs eine huͤbſche Nachricht, die von ihn 
feldft zum Vergnügen Der Liebhaber der Orgel aufgefegef und mitgetheilet 
worden. Anderer vor Diefes mal zu geſchweigen. Ein Organiſt fchreibt 
und fpricht gerne von der Drgel, Dahero erlaube man mir, auch Kürzlich ein 
wenig Davon hinzu zu fügen. 
$.6. Die Haupt-Theile einer Drgel, welche aber wieder aus fehr Bon den drey 

vielen Eleinen Theilen zufammen gefeßet find, Fünnen auf drey reduciret Daupt-Thei- 
werden. Als da iſt ı) Die Wind Lade, 2) das Regier⸗Werk und 3) die len der Drgel. 
Pfeifen. Don iedem ein paar Zeilen. N Die Wind-Lade iſt ein Haupt⸗ 1. Die Wind: 
Theil einer Orgel, Daran ein Meifter alles mit gar groſſem Fleiß verferti: lade, 
gen muß; darin find Die Cancellen und Regifter-Schleiffe: unter derſelben 
Wind⸗Lade liegt der Wind-Kaften, darin die Dentile, Die Federn und die 
Saͤckleins, und das Angehange; diefer Kaften kommt gleich voller Wind, 
fo bald nur ein Balg getreten wird, welcher Wind denn, fo bald ein Ela: 
vier niedergedruͤckt wird (als wodurch ein Ventil oder Eleine Klappe in der 
Lade geoͤfnet wird) Durch Die Cancellen, Löcher der Regifter-Schleiffe und 
des Pfeiffen-Stocks, worin die Dfeiffen ſtehen, in die Pfeiffe dringet, Die 
den Ton hat, welchen der Drganift auf dem Elavier niederdruͤcket. Durch 
diefe Negifter- Schleife, als welche in der Lade fich auf einer accuraten _ 
Weite ziehen und fehleifen laſſen, dringet oder gehet vielmehr gar bequem ‘ 
der Wind, fo lange der Regiſter⸗ Knopf vorne bey der Drgel ausgezogen 

7 p2 iſt, 





300 1.Abfhn, Cap: XVII Von den Pfeifen 


. Die Ab⸗ 
ſtractur⸗ 


am. Die Pfei: 


iin Bet 


a en 


if, denn aledenn paflen alle Löcher accurat auf einander, nemlich die Lö: 
cher des Fundament-Bretts, (welches über die Cancellen liegt, ) dev Regi⸗ 
fir-Schleiffe und des Pfeiffen⸗Stocks; fo bald aber ein Regifter- Knopf 
eingeftoffen, oder das Regiſter abgezogen wird, erfolget accurat Das Ge- 
gentheil und Fan Fein Wind. Durchfommen. Daß der Bälgentreter durch 
Das Treten der Baͤlge der Orgel den Wind geben muß, weiß ein jeder. 
Es wird aber der Wind aus den Baͤlgen Durch Candle zum Wind: Ka: 
ften geführet, Darin alfo, wenn anders der Canal durch ein Sperv- Ventil 
nicht gefihloflen worden, immer ein ſtarker heftiger Wind iſt, zum Dienft 
des Drgelfpielerd. Gnug vom erſten Haupt: Theile einer Orgel. 


$. 7. Der andere Haupt⸗Theil einer Orgel ift das Regier⸗Werk, 
Abſtracten, Abſtractur genannt: dadurch verſtehet man gemeiniglich die 
feinen oft fehr langen ſchmalen Stuͤcken Holz vom Clavier zu den Wellen 
oder Walzen, welche fih am Well⸗Brette befinden, und dann wieder von 
den Walzen zu dem Ventil (oder zu der kleinen Klappe) in den Wind— 
Kaften ; da gibts num verfihicdene Stifte, Winkelhacken, Schrauben... 
Hicher gehöret auch das Regier-Werk zu den Regifter Zügen, wodurch 
Die Regifter-Schleiffe in ber Lade ſich hin und her bemegen und fchleifen 
laſſen; das Manual- und Pedal-Efavier mit feinem Zubehir. - 


$. 8. Der dritte Haupt: Cheif beftchet aus den Pfeiffen. Diefe 
werden wieder in zweyerley Arten eingetheilet, nemlich in Pfeiffen-Werk 


Ten. 
= Dat Pfeif und in Rohr⸗ oder Schnarr⸗Werk. Das Pfeif Werk Fan mieder . 


in das fo genannte Principal⸗Werk und Slöten-Werk eingetheilet wer⸗ 
den... Alles Principal⸗Werk ift offen, und die Proportion der Pfeifen in 
— 5 ihrer Laͤnge und Weite iſt gleich, das heißt, fie find von glei— 
cher Menfur. Hierzu gehören alle Principale (fo wird das Regifter 


Pfeiffen genannt, die im Geficht fliehen) von 32 oder ı6 oder 8 oder 4 


Suß; die Detave von 8, 4 oder 2 Fuß; die Super⸗Octave von 2 und ıSuß, 
Alle Mirturen, wo verfchiedene Pfeifen bey Niederdruͤckung eines Claviers 
augleich Elingen, fo viel Pfeifen nun eine Mixtur auf iedem Niederſchlag 
eines Claviers hören laffet, fo vielfach wird fie genennet, ald Mixtur 
ſechsfach kaffee ſechs Pfeifen, die ab vom an find und etwa 


gehöret werben. Diefer Art find au die fo genannte Scharfe, Die 
Quinten, Terzien, Sesquialteren, 2 Raufchpfeifen, Cymbeln x. Das 
Slöten-WerE ift entweder offen oder gedeckt, oder gedeckt und wieder 
etwas geöffnet. Es wuͤrde mir gar zu vielen Naum megnehmen, wenn 
ich alle Stimmen benennen wolte, Die entweder zu Diefer oder jener Gate 
tung geherien. Wir muͤſſen auch N der Robr= oder ann 

erke 


einer Orgel, CS. 8.9) 301 


Werkegedenken. Dieſe klingen ſtark und praͤchtig, und geben einer Orgel 
den Nachdruck. Dahin gehören die Poſaune z2 und 16 Fuß, die Trompete 16, 
8 und 4 Fuß, das Regal 8 Fuß, die Schalmey 4 Fuß, Vox humana 8 Fuß, 
das Corner2Zuß, Dulcian s Fuß, der Sordun 16 Fuß ꝛc. deren Koͤrper auf 
unterfchiedliche Art geftaltet find; alle Diefe und andere Rohr-⸗Werke tver- 
den vom Organiften geſtimmt, (weil fie der Verſtimmung viel mehr un: 
terworfen find, als das Floͤt-Werk, deſſen Stimmung den Orgelmachern 
gebühret) wenn mit einem fo genannten. Stimm-Eiſen der meffingene 
Drath (die Stimm-Aräde genannt) bald heraus, bald. herein gefehla= 
gen wird; das Einfchlagen erhöhet und das Ausfchlagen erniedriget ven 
Zon der Dfeife. Diefe Art Pfeifen fliehen immer vorne auf der Lade, da: 
mit der Organiſt fie fiimmen, heraus nehmen, und den fich etwa daran herz 
porthuenden kleinen Fehler verbeffern koͤnne. 
$. 9. Weil hier das Wort Fuß oft vorgefallen, und mancher un: Was das 

richtig denken möchte, daß diefe angegebene Pfeiffen-Maaſſe (eigentlich Wort Futz 
Ton⸗Maaſſe genannt) die Lange oder Kürze einer Pfeife anzeigete; fo roill — 
einem Liebhaber die Auslegung davon geben. Zu der Zeit, da Die Orgeln bedeute. 
nur aus bloffen Principal Werken beftanden, mag die größte Pfeife, von 
ihrem Mundftücke, labio oder dem Einfchnitt an zu rechnen, (denn der 
Theil einer Pfeiffe unter dem Einfchnitt wird der Mfeifen-Suß- genannt, 
deſſen Lange oder Kürze an der Ton-Maaffe einer Pfeife nichts verändert) 
8 Fuß hoch gemwefen feyn. Es zeiget aber die bey den Orgelflimmen ge 
brauchliche Ton-⸗Maaſſe nicht die Quantität des Werkzeuges (der Nfeifen 
Sänge) fondern Die Quantität (die Höhe oder Tiefe) des Klanges an. 
- Eine Orge-Stimme von 8 Fuß ift durchgehends an Höhe und Tiefe des 
Klanges der menf&hlichen Stimme gleich, oder fiehet im Ton, wiealle Ela: 
vichordia oder Flügel; wer eingeftrichen e auf dem Elaviere fingen fan, 
- der Fan auch © auf der Orgel fingen von Principal 8 $uß (und von allen 
andern g fuͤſſigen Stimmen); halt man aber = auf dem Orgel: Elavier 
niedergedruekt, und ziehet Detaveg Fuß an, fo höret man ſchon zz ziehet 
man aber Detavea Fuß an, fo höre ich, wenn ic) eingefirichen < nieder: 
druͤcke, ſchon = Wer aber eine 16 füffige Stimme angiehet und « an: 
fehläget, der höret alsdenn ungeftrichen e und bey einer 32 füffigen groß C, 
hätte ich alfo fünf Stimmen, nemlich von 32, 16, 3, 4 und 2 Fuß, ange- 
zogen und drückte alsdenn eingeftrichen z nieder; fo wuͤrden ſich alle fünf 
Ceen meines Clavichords hören laflen, nemlih C, c, <,,= So viel 
hievon. \ 
$.10. Wer nun den Bau einer Orgel ein wenig betrachtet, der Bom He 
Tan ſchon begreifen, Daß derfelben leicht ein Eleiner Sehler oe Ean. eines a 

.»PP3 Das m 

emmen. 


Nu: 








302 1.Abſchn. Cap. XVII Bon der Orgel, (6. 10.) 


Das allerverdrießlichfte aber, fo einem Drganiften unterm Spielen wieder: 
fahren Fan, ift, wenn unvermuthet ein Heulen entſtehet; da fich nemlich 
eine Pfeife, Die nicht anfprechen fol, immer ungebeten fort hören laͤſſet 
er nun zwey Wind⸗Laden und zwey Claviere hat, (wiedenn groffe Dr: 
geln Deren wol drey über einander liegend haben), Der wird auch ein-Sperr- 
Ventil haben, und dann Fan man fich bald helfen. Man verfperret Diefe- 
nige Wind-Lade, darauf die heulende Pfeife ftehet, und fpiefet fo lange 
auf dem andern Elavier; nach dem Sortesdienft kan man Die Urſache des 
Heulens auffuchen, und den Sehler verbeffern. Oft hoͤret das Heulen auf, 
wenn man nur das Klavier etwas fehnellend oder prallend niederfchläet. 
Ein fehr geringes, als ein Steinchen, ein wenig Kalk u.d. 9. kan fehon ein 
groffes Heulen verurfachen, wenn es ſich zwischen die Claviere oder font 
zwifchen der Abſtractur ſetzet. Jedoch Fan Die Schuld des Heulens auch 
platt an der Abftratur felbft liegen, Denn darin gibt es fo viele Gänge, 
Hacken, Angehange und Stiften, woran leicht etwas Fan verruͤcket wer 
den, Dadurch Denn der Abftra&tur ihre gehörige Lange benommen wird, 
und das Ventil in der Lade nicht fehlieffen Fan: das muß denn wol heu- 
len. Oft füget fich Die Abftratur durch ein rafches Alnfchlagen des Heu— 
lenden Claviers wieder in feine Fugen und Ordnung: will das nicht hel— 
fen, fo muß man der Abftratur im Unterfuchen des Fehlers nachgehen , 
fo wird fich bald zeigen, mo der Fehler ſteckt. Ja es Fan auch) etwas auf 
das Ventil in der Lade gefallen feyn ; diß Fan nun gefcheben, wenn alle oder 
etliche Regifter angezogen find, und man, ohne Wind zu haben, auf dem 
Drgel: Elavier herum fpielet, Denn da Fan dasjenige, was etwa aus der 
Pfeife auf Das Ventil gefallen, an der unrechten Stelle liegen bleiben, 
weil e8, wie fonft gefehicht, vom Winde nicht meggeblafen wird. Wenn dig 
nun gleich nicht oft gefchicht, fo iſt uͤberhaupt das Herumfpielen auf der 
Drgel, wenn keine Balge gefreten find, unnüß, und Fan ein unverhofteg 
Heulen verurfachen, welches fich offenbaret, wenn Wind in die Lade kommt. 
Faͤnde man nun etwas auf dem DBentil in der Lade, fo muß folches fehr 
vorfichtig, ohne Das Ventil zu weit aufzureiffen, mit einem hiegu bequemen 
Inſtrument, entroeder mit einer Feder oder fonft etwas, weggethan wer⸗ 
den. Ehe man aber ven Sehler in der Fade fuchet, probire man erft, ob 
nicht der Clavis durch öfteres fehnellendes Anfchlagen wieder in die Höhe 
will. Die Veränderung des Wetters Fan an der Abftra£tur viele Un— 
gelegenheit und auch wol ein Heulen verurfachen, wenn nemlich das Hol; 
nicht trocken genug gemefen. Es Fan auch mol eine Feder in der Lade 
abbrechen oder zu ſchwach werden, da denn eine fü genannte LToth= Seder 
muß untergefeket toerden. 


9.11. 


be, und ſich in feinem Phantafiren nie fo vertiefen, daß er Die Art feines Iyn= 


1.%X6fchn. Cap. XVII. Von der Orgel, (S.1II—14.) 303 


$.-ır. Ueberhaupt ift ein Orgelwerk, weil e8 aus fo vielen Theilen Aufder Orgel 
und aus ſo manchen Eleinen Angehängen beftehet, vorfichtig zu befpielen. ee 
Man hat nicht Urfache, ich weiß; nicht tuie, drein zu ſchlagen und Darauf Zr wer— 
herum zu veiffen; DIE verurfachet nur ein groß &erappel und Gepraffelund " 
Fan auf verfchiedene Weiſe Schaden thun: Dagegen aber hat man auch) 
nicht nöthig, gar zu gelinde darauf herum zu fehleichen mit den Singern ; 
denn auch hiedurch kan ebenfalls ein Heulen zumeilen .entftehen, fonderlich 
wenn ein Efavier ein wenig zähe oder leicht zu fpielen if. Der Organift 
muß miffen, zwiſchen beyden das Mittel zu treffen. Er fol vermittelftder 
Abftracten, durch Anfchlagung eines Elaviers, ein Ventil in der Wind— 
Lade öffnen, worunter fich eine Stöhn-Feder findet; da muß er nun nicht 
wie auf einem Clavichord fpielen, fondern hinfängliche Force gebrauchen, 
und fein Elavier durch einen Eleinen Schnell wieder auffpringen laffen, 
Denn Dadurch wird die Feder in der Lade weniger geſchwaͤcht, als durch ein 
langfames trages Aufheben der Finger. —— 
$.ı2. Es muß alſo ein Organift und ein ieder der gerne orgeln will, damit fie kei— 
dahin fehen, daß die Orgel immer, fo viel möglich, im guten Stande bfei- nn 
firuments drüber vergiffet, noch einer Orgel, weder pedaliter als manua- 
liter, mehr zumutbet, als fie vertragen Fan. Ben Ausziehung der Regi— 
fter haben fonderlich Die muntern und flüchtigen Köpfe fich zu hüten, daß 
fie durch gar zu heftigeg und rafcheg Ausziehen derfelben, ihnen Feinen Scha— 
den thun, weder. an der Abftra&tur noch an den Schleiffen in der Lade 
ſelbſt, wie denn wohl gefchehen Fan, fonderlich wenn fie etwas drange gehen. 
So viel vom erften Punct. Wir geben zum andern Punct. a | 
$. 13. Der Organiſt muß dahin fehen, daß die Vorzüge diefeg Wie fie muß 
prächtigen Inſtruments nicht unangewandt bleiben mögen. Der gröfte Eelpielt wer⸗ 
Dorzug einer Orgel gegen einen Flügel oder gegen ein ander Elavier, ift 1% 
wohl gewiß das fingende Weſen derfelben: denn fo lange allhier ein Cla⸗ 
vier niedergedruckt bleibet, fo lange tönet und finget die Pfeiffe beſtaͤndig 
fort. Wer nun allezeit woite lauter geſchwinde, laufende und rollende 7 
Saͤtze darauf machen, und Stücke, Die für den Flügel gefeget find, darauf 
fielen, fo wie er fie auf einem Flügel gewohnt ift, der würde der Orgel 
ihr Necht nicht geben. Es dürfen freylich auch wohl geſchwinde Sachen 
fich auf einer Orgel hören laffen ; allein das melodieufe Spielen, die Bin— 
dungen und eine lieblihe Harmonie muß doch dabey nicht vergeffen wer: 
den; denn eben alsdenn ift Die Orgel angenehm, und laffet fich fingend in 
gefälliger Abmwechfelung hören. 
$. 14. Es iſt ferner ein groffer Vorzug der Orgel, dag man darin Worinder 
fo sielerley Stimmen und Regıfter antrifft; Dadurch Ean denn der Orgel: groſſe Vorzug 
we Ä Ä 8 ‚ Son 1 en 








304 1.&bfehn. Cap XVII Bon der Orgel, (9.14. 15.) 
Zon fo Hark und laute werden, daß eine ſtarke sahlreiche Gemeine durch 
ihr Singen folchen nicht überfchreyen Fan. Welch ein prächtiges Getöne 
-ervegen Die grofle 32 fürfige, ja fehon Die 16 füffige Baß-Stimmen. Welch 
ein anfehnliches Chor fo grober als feiner Pfeifen Fan der Drganifte mit 
fo geringer Mühe, bloß durch ein commodes Niederdruͤcken des Claviers, 
hören laffen; wie groß ift die Anzahl folcher Elingenden Pfeifen beym vol: 
len Werk einer Drgel, worin über 40 bis so Negifter find, wenn der Dr: 
ganifte mit vollen Griffen in den Händen und auf dem Pedal mit beyden 
Füffen Die Gemeine im Singen begleitet. Gewiß eine groſſe Pracht! 
Das mag ein Inſtrument aller Inſtrumente, Inftrumentum Inftrumen- 
torum feyn. Welche Beränderung! Diefes Inſtrument, welches über 
alles Singen der Gemeine erfehaltet, Fan nun aber auch fo gelinde tractiret 
und gefpielet werden, Daß eine einige Singe- Stimme deutlich dabey Fan 
gehöret werden. Gewiß eine kuͤnſtliche Erfindung, die hoͤchlich zu bewun⸗ 
dern iſt. Es gibt alfo viele und mancherlen Stimmen in einer Orgel, wie 
wir $. 8. fehon gefehen haben. Doc) gibt e8 groffe und Kleine Orgeln. 
Orgeln Die nur wenig, und andere Die viel Simmen oder Regifter haben. 
Die Difpofition oder die Wahl folder Stimmen ift auch ſehr unterſchie⸗ 
den; in einigen Orgeln gibt e8 dieſe, in andern wieder andere Stimmen. 
All gemeine $. 15. Nun möchte ein angehender Organiſt wohl gerne wiſſen wol⸗ 
Anleitung fen, welche Stimmen ſich am beften mit einander hören laſſen, oder was 
zum Regiſtri er etwa im Vorſpiel feines Liedes vor Negifter anzusiehen habe, und wie ex 
Mm. mit dem Regiſtriren Funftmäffig vartiren Eönne. Nie koͤnte nun freplich 
wohl ein Unterricht flatt haben, allein weil die Difpofitionen der Orgeln 
fo verfchieden, und Die Veränderungen unzaͤhlich feyn Fönnen, fo ift nicht 
möglich meitläuftig gu eigen, twie Die Stimmen mit einander zu verbin- 
den; Deswegen will nur überhaupt etwas davon ingallgemeinefagen. Alle 
Prineipal⸗Werke Eönnen zufammen genommen werden ($. 8.): denn fie- 
find alle gleicher Menſur uud aus einerley Fundament gearbeitet: wer eine 
Trommet 8 oder 16 Fuß in feiner Orgel hat, der ziehet folche hiebey zum 
sollen Werke an unterm Singen. Das Flöten: Werk wird eben nicht 
sum vollen Werck angezogen, wohl aber die Quinta dena ı6 Fuß, wenn 
das Principal nur 8 Fuß if. Es ift bey Ziehung der Regifter zu fehen, 
daß in iedem Accord (mie die Orgelbauer fprechen) d. 1. unter Denen ange: 
> zogenen Negiftern fich eine 8 füffige Stimme befinde, denn eine 4 füflige 
Stimme Fan nieht ohne eine 8 füflige gebraucht werden; man muͤſte denn 
fehr geſchwinde Läufe und Vaffagien darauf machen. Doc Fan man im 
DBorfpiel zu einem Rohrwerk von 8 Fuß wohl eine a füffige Stimme neh: 
men (daß alfo 4 Fuß tegbleibet). Sonften hat man bey Anziehung der 
Regiſter zu obferpiren, ob man einſtimmig (Durch Paffagien) oder vielftim= - 
| mig 


+ 


“ 


1. A6fhn. Cap. XVII Bon der Orgel. ($.15.16.) 305 


mig (d. i. mit Griffen) fpielen will. Ben einſtimmigen Spielen fan man 
wohl 16 und 4 Fuß ben einander nehmen, als Quinradene 16 Fuß und 
eine Flöte 4 Fuß. Zum Floͤtenwerk nimt man Feine Mirturen. Ferner 
wird ein Rohrwerk, als eine Trommete 8 Fuß, felten allein gebraucht, ſon⸗ 
dern Damit vereiniget man Octave 4 Fuß oder Principal 8 Fuß. Man 
hiefte vor dieſem dafür, daß zivo gleiche Stimmen von 8 Fuß von einerleh 
Menfur zufammen gegogen, nicht rein Flangen; allein wenn fie nur rein ges 
ſtimmet find, fo Fan es twol angehen. Uebrigens muß fich Das Pedal nad) 
der Starke des Manuals richten. Nach Diefen allgemeinen Anmerkuns 

gen Fan ein ieder Organifte ſich im Ziehen der Regifter feiner Orgel ſelbſt 
üben, und feine Drgel nach verfchiedenen Zügen probiren. 


. 16. Nun noch ein wenig vom Medal. Iſt nun bey einer Orgel Vom Pedal 
ein Pedal, fo wird befanter maſſen darauf der Baß mit den Füffen getre- Spielen. 

ten. Run ift die Frage: was fol die linke Hand (als welche fonft den 

Baß fpielee) denn machen? Antwort: Wer vierſtimmig fpielen will, der 

nimt in der rechten Hand bloß und allein die Melodie oder die Diſcant— 

- Stimme; und mit ber linken Hand greifet er Die beyden Mittel-Stimmen; 

Altund Tenor, dazuz und auf dem Pedal tritt er den Baß. Hier bes 

koͤmmt nun die rechte Hand Sreyheit, die Melodie manierlich zu fpielen ; und 

iſt folch vierſtimmig Spielen, wenn Die Harmonie rein eingerichtet iſt, bey 

einer Fleinen Verſammlung Leute auf einer groffen Drgel auch) ſtark und 
Durchöringend gnug. Wer aber in den Haupt Predigten in groffen Kir: 

hen nur immer vierfimmig fpielen wolte, der würde machen, daß man Vierſtimmig 
zwar feinen Bag im Pedal flark genug, Die Melodie aber mitden Mittel: 
Stimmenfehr wenig verſtehen wurde Dahero macht ein serftändiger Or⸗ 

ganıft nun einen Unterfcheid unter einer Eleinen oder groffen Verſamm— 

fung. Sft die Verſammlung groß, fo werden viel Kegifter angegogen und 
man fpielet vollftimmig (6, 7, 8 oder g ſtimmig); ift fie aber Elein, fo hat Vollſiimmig 
man fo viele Regifter auch nicht nöthig anzuziehen, und man ſpielet 4 Dies 

flimmig. Doch ift beym vollſtimmigen Spielen noch zu merken, daß man 

in der Zieffe, nemlich in der groffen Octave, nicht volftimmig fpiefet, d. 1, 

man nimf Feine Quinte, vielweniger eine Terzie, zur Octave. Als wenn 

ein Accord zu Cim Schluß eines Satzes, oder auch ſonſten kaͤme, da der 


Diſcant eingeſtrichen = hat, und alſo die rechte. Hand den Griff— hat, da 
macht Die linke Hand nur cund das Pedal auch, Wer hier nun inder 
Iinfen Sand, wenn ein 16 fuͤſſiges Negifter angesogen wäre, & nehmen 

Wiedeb. Gen, Baß. — tolte, 








Mas ben der 
Art, die Orgel 
zu fpielen, zu 
vermeiden. 


306 1: Abſchn. Cap. XV. Vom Orgel⸗Spielen. ($.16.17.18.) 


wolte, der würde bald hören, wie unangenehm, fonderlich in Rohrwerken, 
diefes Elingen würde. Fremde x » verdoppelt man nicht leicht in der Linz 
fen Hand, Einige fangen auch an, Die linke Hand bloß mit dem Pedal 


in vnifono gehen zu laſſen; und fpielen alfo den Baß mit der linken Hand 


und dem Pedal zugleich, damit der Baß, welcher Doch das Fundament der 
ganzen Harmonie ift, deſto heller und flarfer möge hervorragen; hie muß 
ein ieder wiſſen, was und warum er dieſes over jenes thut. Wenn Fein 
Pedal bey einer Orgel ift, fo ift e8 ganz gut, daß die linfe Hand den Baß 
durch Octaven verftärket; allein too ein Pedal mit ziemlichen ſtarken Stim⸗ 
men iſt, da weiß ich nicht, mie folches zu approbiren ftehet. 

$. 17. Ferner merken wir noc) an, Daß es nicht orgelmaffig geſpie⸗ 
let heiffen Fat, wenn man ſich, felbft bey Spielung eines Chorals unterm 
Singen, nicht auf Bindungen leget, fondern Die Toͤne alle immer zugleich 
aufhebet, welches denn ein gefrennetes und gebrochenes Spielen iſt. Es 
ift beffer, daß man bindet, und aug dem vorigen Griff Die Töne, welche zum 
folgenden Griff wieder gelten, liegen laffet. Beym Accompagniren mit 
der Orgel zu einer Kirchen: Mufic muß man freylich Die Töne nicht fo heu⸗ 


- fen laffen, fondern etwas Eurz abbrechen. Einige haben auch die Gewohn— 
heit, ven Baß im Pedal nur anzuftoffen und kurz abzubrechen ; diß hat mir 


nie gefallen wollen: denn da die ganze Gemeine finget und einen Ton an 
den andern füget; ey warum will denn der Orgelfpieler, (der mit feinem 
Pedal die Stelle des Baffiften, als der Sundament-Stimme,) den Ba fo 
abftoffen, als dürfe fich der Ton nicht hören kaffen? Nein, es ift beffer, der 


Baß gehe aud) fingend, fo findet die Gemeine eine Haupt:Stüße daran; 


Zweck des Or⸗ 
gelſpielens, 


zudem klingen ſolche tiefe Baß-Zöne ja auch prächtig. Beym Schluß ei⸗ 
nes Satzes, der immer aus einem reinen Accord beftehet, hebt man den 
Sriff nach allen feinen Intervallen nicht zugleich mit einmal auf, fondern 
es muß fich die Vollſtimmigkeit nach und nach verlieren: die Difcant- 
Stimme läßt fich länger als die Mittel-Stimmen hören, der Baß aber ſteht 
am allerlängften, und bfeibet auch bis zum Eintritt des folgenden Satzes 
liegen. Weberhaupt aber herrfcher die Veranderung beym Drgel- Spie- - 
fen; denn man hat nicht nöthig, fonderlich bey dem Phantafiren, immer 
in Einer Farbe zu-fpielen: e8 ift hier auch nur Die Rebe gemefen vom Cho⸗ 
ral-Spielen unter dem Singen der Gemeine. Nun nod) ein wenig vom 
dritten Punct. | i 

$.18. Es muß der Organift beym Orgel: Spielen den Zweck deſſel⸗ 
ben immer vor Augen haben: nemlic) Das Singen der Gemeine in der Kit: 
che foll Dadurch vegieret und in Ordnung gehalten werden ; Und Die Anz 
Dach und Erbauung der Gemeine foll durd) ungegiemendes Spielen nit 
geftöret, fondern vielmehr befördert werden... Dom Choral-Spielen nr 
em 


x 


1.Abfön. Cap. XVIII Vom Orgel Spielen. ($.18.19.) 307 


dem Singen ift im vorigen $pho ſchon etwas erwaͤhnet, mie es ordentlich, 
ſittſam und mit Verſtand einzurichten; fonderlih muß der Organift fich 
hüten, daß er mit feiner Orgel nicht lange hinten nad) koͤmmt, oder gar zu 
fehr eifet. Ich hatte bald ver wunderlihen und oft Iächerlichen Ge— 
berden mancher Organiſten vergeffen: es ſcheinet, als wenn mancher nicht 
fpielen Eönte, wenn er fich nicht dabey viel neigte, bückte, in den Rücken 
lehnte, und das Geſicht verzöge; folche uͤbele unnoͤthige Geberden erwecken 
nur bey den Zufehern ein Belächter, flören Die Andacht und nutzen nirgends 


zu, Deswegen find fie abzugemöhnen. Was nun das Praͤludiren oder auch ober des Proͤ⸗ 


das Vorſpielen eines anzufangenden Chorals betrift, fo ſoll eg fo einge: uudirens, ik 
richtet werden, daß folgender dreyfacher Nußen daraus zu siehen. x) Sol⸗ Bl 
len die Zuhörer Dadurd) zum angefesten Choral vorbereitet werden: Des: rſtich 

wegen iſt es nun nicht genug, daß der Organiſt nur weiß, was er vor eine 

Melodie ſpielen ſoll; nein, er muß das Lied ſelber anſehen und ſein Phan⸗ 

taſiren darnach einrichten, damit nicht vor ein Klag- oder Buß-Lied ein 

luſtiges Vorſpiel oder vor ein Lob⸗ oder Dank⸗-Lied ein lahmes gefpielef 

werde; vielmehr muß er, fo viel in feinem Dermögen ftehet, fuchen Die 
Gemeine zu dem Liede, das bald foll abgefungen werden, vorzubereiten. 

. 2) Soll der Organiſt durch fein Vorſpiel aus dem Ton des abgefungenen Zwentens. 
- Liedes zum Ton des folgenden leiten, Damit der Gemeine Die Ton-Art deg 

folgenden Liedes befant werde. 3.€. das eine Lied fchlieffet etwa in d dur 

und Das folgende ift aus g mol; da fängt nun der Drganift feine Phan— 

taſie in d dar an, und lenket fiefo, daß fie endlich geſchickt in g no ſchlieſ⸗ 

fet, darin. er denn auch die Melodie Deutlich, fo, Daß Die Gemeine es ver- 

ftehen Ean, vorfpielet: hieran hat der meifte Theil der Gemeine ihr gröftes 

Vergnuͤgen, und ie langfamer, deutlicher und ungefünftelter folches aus⸗ 

- fällt, ie lieber höret und ie mehr fobet fie es. 3) Es fol Dienen, Damit die Drittens. 

Zeit, die zum öffentlichen Gottesdienſt gewidmet ift, genau abgetheilet wer⸗ 

de; Daher Ean das Vorſpiel bey Furzen Geſaͤngen efwas länger, und bey 

langen hingegen defto kuͤrzer ſeyn, Ueberhaupt findet Das lange Braludiren 

ben den wenigſten unter der Gemeine groffen Beyfall: an etlichen Orten 

iſt dem Organifien nur eine Zeit von fünf Minuten Dazu eingeräumet, dar 

in er fertig fenn muß. Im Nachſpiel, oder wenn er zum Ausgang ſpielet, 

kan er fich felbft fo viel Zeit nehmen, als er verlange. Doch muß auch 

Diefes Nachfpiel fo eingerichtet werden, daß das Gemüth eines durch den 
öffentlichen Vortrag des Wortes GOttes gerührten Suhörers dadurch 

nicht geärgert werde. Hieraus erhellet, in wie weit auch) ein Organiſt ein 
Kirchen-Diener heißt und fich auch al einen folchen aufführen fol. : 

$. 19 Wie num von manchem Drganiften ſolch Vorſpiel, davon Klagenüber 


eben gehandelt worden, oft ungeſchickt genug eingerichtet und Daher ge— ee 
; Ng2 fpiefeg ke Vorſpie 


f 





308 LAbſchn. Cap. X VI. Bom Orgel-Spielen, ($.19,20.) 


eliher Orga: fpielet wird, alfo, daß es manchem redlichen Manne Anlaß zum Klagen - 

niſte gegeben; davon will ich hier lieber mit anderer als mit eigenen Worten 
reden. Der Here Magiſter J. M. Schmidt ſchreibet in feiner Muſico 
Theologia $ .75. pag. 167. ſq alſo: 


Imgleichen 


Unverſtaͤndige Organiſten haben ſchon oft gemacht, daß oft die bit- 


„teiften Klagen über ven Mißbrauch der Orgeln in den Gottes: 
„ Häufern find geführet worden. Die Heiligkeit der Orte und der 
„Inhalt der Lieder erfordern freylich, daß man da anders ſpiele, als 
„in einer weltlichen Capelle oder aufdem Schau⸗Platz. Gleichwol 
„ habe ich ſelbſt gehoͤret, daß einer bey einer Leichen⸗Predigt zu dem 
„letzten Verſe des Liedes Das ganze Werk angezogen und luſtig 
„ drauf los gefpielet hat. Und ein andermal wurde ich nebft andern 
„fo gar zu meiner Betrübniß gewahr, daß auf eine fehr bemwegliche 
» Buß: Predigt einer Fam, der feine Kunft wolte hören laſſen, und 
„ein greulich Geraſſel auf ver Orgel anfing. Da nun aile Leute ge= 
„dachten, was vor ein freudiges Lied auf ein fo luſtiges Vorſpiel 
„gefungen werden wuͤrde; fo Fam auf einmal der betruͤbte Text: 


Erbarm dich mein, o HErre GOtt! ꝛc. Wer feine Unempfind: 


„lichkeit bey geiſtlichen göttlichen Dingen, ja feinen Unverſtand ſelbſt 


„nicht verrathen will, der wird fich dergleichen nicht zu Schulden 


„kommen laffen. Hingegen habe ich auch felbft erfahren, wie ruͤh⸗ 
rend der fingende Gottesdienſt werde, wenn der Organiſt feine 
„ Stimmen und Modulationen, nach dem Anhalt. des Gefanges, 
„ ver Befchaffenheit der Zeit und anderer Umflande recht einzurich⸗ 
„ten weiß. 


$.20. Im andern Bande der hiſtoriſch⸗critiſchen Beytyaͤge zur 


über das un · Muſic von Herr Marpurg findet ſich daſelbſt im zten Stuͤck pag.2ıo. fol⸗ 


geſchickte Cho: 
ral⸗Spielen⸗ 





gendes Klag⸗Lied über Das ungeſchickte ChoralSpielen unter dem Singen: 
„ Wenn die Drganiften bey den Kivchen-Sefängen doch bedenken wol- 


„ten, daß fie mit Der Orgel die Gemeine im Tone und in der. Ord- 
„nung halten follen. Allein, fo wie die meiften [ift viel gefagt] ſpie— 
„fen, laͤſſet es, als machte die Gemeine den Canto firmo, damit 
„ der Organift mit Händen und Füffen brav darauf herum kramen 
„Tonne Welchen Mißlaut folches gibt, das laßt fic) zu verdrießlich 
„anhören, als daß man eg noch befchreiben Fünte. Weil fich diefe 
Orgel⸗Spieler in-ihr Gewuͤhle und lermendes Bartiren fofehr ver⸗ 
„liebet haben, fo fpielen fie fo mantend, Daß es Elingt, als wenn fie 
„ die Melodie nicht wuͤſten, und fie erft von Der Gemeine lernen wol⸗ 
„ten; denn fie Fommen befländig hinter Derfelben her, an flat, 

NR nie 


1. Abſchn. Cap XxVIII. Bom Orgel⸗Spielen. ($,20,21.) 309 


„fie mit ihr zugleich fpielen folten, indem nur Dadurch möglich iſt, 
„dieſelbe im Zone zu erhalten u. _ 
Berner im 1Vten Bande befagter Beyträge im sten Stück, befindet fich 
auch) eine freundfehaftliche Erinnerung an einige Herren Organiften, wo 
es unfer andern pag. 193. alfo heiffet: 
„ Was würde es zum Wohlklange helfen, wenn auch die Melodie an und übertrie 
„ſich felbf noch fo richtig gefungen wuͤrde, wenn fie der Orga— bene Kuͤnſte⸗ 
„nift durch unrichtige Baffe und noch unreinere Harmonien ver: leyen. 
„ftellen wolte? Einige glauben mit ihren vermünfchten Baffen, 
Ichromatiſchem Gezerre,unnatürlichem Zwiſchen⸗Gequirle, [hiedurch 
werden Die ungefchickte und übel angebrachte Zwiſchen-Spiele, zwi⸗ 
fehen ieder Zeile eines Liedes verſtanden ] „ungeraumten Vorſchlaͤ⸗ 
„gen ꝛc. den Kennern der Mufic, Deren fie fich etwa einige in der 
„ Gemeine vermuthen, ihre vermennte tiefe Wiſſenſchaften zu ver- 
„nehmen zu geben: ich beforge aber, mit gutem Grunde, daß viele 
„öfters gerade Das Gegentheil zeigen. Solte man fich nicht lieber 
„die Gemeine, als eine der Muſic nicht gar zu Fundige Verſamm⸗ 
„lung vorftellen und die Baͤſſe fo einrichten, daß fie allenfalls ein 
Halb⸗Gelehrter in der Mufic mit fingen Fönte? , 
Es ift 1742 zu Erfurth eines Anonymi Gefpräd von der Muſic heraus 
gekommen, darin auch vieles vom ungefchickten Elavier- und Orgel-Spies 
ſen vorkoͤmmt. Der redliche Werkmeiſter, hat auch gefchrieben: von der 
Würde, Gebrauch und Mißbrauch der Mufics hieher gehöret das ste Ca⸗ 
pitel dieſes Buches. Diß mag genug ſeyn zum Beweiſe, daß. eg noch bra- 
ve Leute gibt und gegeben hat, Die der muficalifchen Eitelkeit und Thorheit 
in der Kirche haben Einhalt thun wollen, 

$. 21. Jetzo fchlieffe dieſen erſten Abſchnitt, der in Anfehung feiner Beſchluß— 
Groͤſſe vor fich ſchon, als der andere Theil meines fich felbft informirenden 
Elavier-Spielers fünte angefehen werden; in wie ferne e8 mir nun gelun⸗ 
gen, in Erreichung meines Zwecks, mag der Liebhaber der Mufic felbft urz 
theilen. Ich wende mich nun zum andern Abfehnitt, wobey ich aber Diefen 

erften Abſchnitt vorausfege, und vermuthe, daß er wohl Durch: 

findirer fen, ehe man zum andern geher, 


Anderer 











310 11.Xbfchn, Cap-I.Inhaltdiefes Abſchmitts. ($.1.a. * 
| Anderer Abſchnitt, 
Dom General⸗Baß beym 

Accompagniren. 


———— — 


GrANPaV. SE EL 
Worin diefer Abfehnitt vom erften unferfchieden. 








Anzeige, was ie haben im erſten Abſchnitt hinlaͤnglichen Grund zum General— 
imerfien ib; < Baß geleget, und Darin alles aufs deutlichſte gezeiget, nicht nur 
ſchnitt abge: überhaupt, fondern auch infonderheit ; auch den Gebrauch der In— 
handelt. gernallen, fo wol in Lieder-Erempeln, alsauch fonft, fehr weitläuftig ange: 
tiefen: wobey Denn fehon allerley hin und wieder, mehr als einmal, ab: 
gehandelt worden, als von der dreyfachen Bewegung der Hande; vom 
Quinten⸗ und Detaven-Werbot; von der Präparation und Refolution der 
Diffonansien s von durchgehenden Noten; von der Verwechſelung der 
Stimmen; von den Ausweichungen in andere Ton- Arten; von unge: 
ſchickten Gängen; und von mehrern Lehren des General-Baffes: welches 
alles’denn mit Anzeigung verfchiedener Vortheile befchrieben, erfläret und 
Durch Exempel erläutert worden, alfo, Daß ich nicht zweifele, ein Liebha- 
ber wird Diefen meinen ungeſchminkten Vortrag von der, ihm fonft fo ver- 
wirrten, Materie vom Beneral-Baß, nicht nur wohl verflanden, fondern 
nun aud) ſchon Daraus gefaffet haben, toas ihm vom General: Bf, bey 
Spielung eines Chorals, zu wiffen nöthig iſt. 
Warum im $ 2. Sich geftehe gerne, Daß im erſten Abſchnitt vielleicht unter- 
erfien Ab⸗ fchiedenes fehon berühret worden, welches eigentlich, biszum aten Abſchnitt 
käuitt die hätte Eönnen verfparet werden; allein weil ich im erften Abfchnitt einen 
Een an Liebhaber zu diefem Abfehnitte habe prapariven und gleichfam unvermerft 
B.(honfind einleiten wollen; fo habe daſelbſt dergleichen Materien (darın freylich ein 
abgehandelt. Choral-Spieler, wenn er anders feinen Choral mit Verſtand will fielen 
fernen, auch nicht unwiſſend ſeyn Darf) hin und wieder mit eingeſtreuet. 
Hier wird $.3. Hier wird nun manches noch weiter ausgeführet werden: 
manches ter ynd weil wir es nun mit einem Accompagnement zu thun bekommen, 
ser ausgeſuͤh / wo man mit einem bezifferten Baß allein zufrieden feyn mußs fo wird noch 
un manches vorfommen, wovon im erften Abfchnitte wenig oder gar nichts 
ift gefaget worden. s 
\ ws 


II.Abſchn. Cap- l Inhalt dieſes Abſchnitts. ($.4.5.) Zur 


6. 4. Ich werde zwar Feine Meiſter im manierlichen Accompagni- Wasindiefean 
ven zu machen ſuchen, noch alle kleine Zierathen oder Ausſchmuͤckungen an- Abſchnitt zu 
zeigen. Nein, meine Sache betrifft hauptfächlich das Fundament und das erwarten. 
weſentlich nöthiges „Denn wer Diefes inne hat, der kan fich Durch Die Hebung, 
und fonderlich durch den Gebraud) anderer Bücher, die vor General⸗Baß 
handeln, fehen nach feinem eigenen "Belieben und Stande weiter helfen. 

Sat er aber Diefe meine einfaͤltige Anweiſung recht und lange genug ge Iſt eine Ein⸗ 
braucht, fo verfpreche ich ihm, es werden ihm die muficalifchen Lehr Buͤ⸗ leitung zu ans 
cher nicht mehr fo dunkel und unangenehm zu leſen feyn, indem er alsdenn dern Buͤchern. 
manches darin finden wird, was er fehon gelernet und das Neue, was er 
darin anteift, wird er alsdenn auch leicht einfehen lernen. Man Eönte 
alfo al Tractat als einen Schlüffel zu andern muficalifehen Büchern 
anſehen. 
9.5. Wer einen Choral fertig nach dem General-Baß wegſpielen Warum hier 
Tan, der Fan doch noch nicht accompagniren. .:Beym Choral-Spielen ift vonder Lage 
vieles vorgefchrieben und angezeiget, was man aber beym Accompagniren der rechten 
ſelbſt erfinden muß. "Da ift nun vorerft die Lage der rechten Sand — 
Das vornehmſte, welche bey den Choralen durch die Difcant-Stimme be den in. 
ſtimmet wird. Weil aber beym Accompagnement nur bloß Baß No⸗ 
ten. einem General⸗Baſſiſten vorgeleget werden, und. man folglich Die Lage 
der Hand felbft einrichten muß; fo hat ein Choral-Spieler, wenn er nun 
anfängt, fich eigentlich im General-Baß zu üben, erſt groffe Mühe vor fich, 
nad) der einzelnen Baß-Stimme der rechten Hand, ohne einige Hülfe der 
Difcant-Noten, woran er fich fo fehr gewoͤhnet hat, ihre rechte Lage und 
geſchickte Fortfehreitungen zu geben; es koͤmmt ihm wunderfeltfam und 
fremde vor, ihm iſt immer, als fehlete ihm nod) was. Daher wird nun 
bier hauptfachlic) zuerft von der Lage der Hand und denen dahin gehöri- 
gen Dreyerley Bewegungen beyder Hande Nachricht zu ertheilen feyn. Wovon hier 
Serner muß er ietzt alle Ziffern erfinden, weil ihm hier Feine bekant gemacht noch nöthtg zu 
erden, wie ihm bey Lieder-Melodien doch allegeit Eine ift angezeiget wor⸗ handeln. 
den, deswegen werden mir alleintervalla nochmal nach der Reihe vorneh⸗ 
men. Dom Tact, darauf bey Liedern nicht viel zu veflectiren war, muß 
auch allhier, eben tie von den mancherley durchgeh den Noten, etwas zu 
finden feyn. Kurz, wir wollen in dieſem Abfchnitt wieder von Anfang 
anfangen, damit wir Das, was im erſten Abfchnitt noch nicht nöthig tar, 
hinzu thun mögen. Bey den Erempeln wird man dahin fehen, Daß fie 
geſchickt mögen feyn, Das erlernte in Hebung zu bringen 5 ja fie werden Ge⸗ 
legenheit geben, Die wichtigſten Lehren unvermerkt und fpielend anzuzeigen. 
Wir wollen vom leichteren immer zum ſchwerern gehen, und bey dem allen 
ben unferer vorigen Lehr⸗Art bleiben. 

| CAPVT 





Scala diato- 
nica 


zeiget, ob die 
Intervalla 
von Natur 
groß oder 
klein ſeyn 
muͤſſen. 








zu2 I. Abſchn. Cap. Il. Von den Ton: Leitern, ($.1.2.3.) 


Eee 
Don den muſicaliſchen TonsLeitern, oder Ton: Arten. - 


dr Was im erfien Abſchnitt von der Scala diatonica fo weit: 
Tauftig ift gefaget, und wie in einer jeden Scala zwey halbe Töne Tiegen müf 
fen, das toollen wir hier nicht repetiren. Indeſſen wollen wir unfere Sca- 
lam diatonicam hier auf eine andere Art betrachten, und zwar nad) der 
oberſten Leiter, wie fie pag. ı7. zu finden iſt, wo eine jede Stuffe nicht nur 
eine Ziffer neben fich hat, welche Die Intervalla zu ©, ald dem Grund-Ton 
der Leiter abzählet, fondern wo auch dabey flehet, ob Das Intervallum yon 
Natur groß oder Kein ift. Rn 
$. 2. Befehen wir nun pag. 17. die oberfie son den 4 auf einan⸗ 
der flehenden Leitern, fo finden wir die diatoniſche Octave von e dur dar⸗ 


znell- Tönen hingegen iſt bie Terzie Plein, darum ift hier die Serte und 
| Septime 


& 


IT. Abſchn. Cap. IL. Bon den Ton⸗Leitern. (3.4) 313 


Septime auch Hein. Die hbrigen Intervalla, nemlich die 2, 4, 5 und 8 

find in beyden Ton-Arten einerley; denn die Secunde muß in dur und 
moll-Zönen eine ganze Secunde feyn, welche auch Secunde major heif: 

fet; die Quarteift in beyden Ton-Arten Elein oder eine Quarta perfecta, 
und die Quinte iſt jederzeit eine vollkommene Quinte. Die Detave muß 

reinfeyn. 
2 4. Aniego wollen wie nun einmal nach diefer Anleitung und Wie eaur 
Anzeige, wie Die Inrervalla in den dur- und moll- Tönen müffen befchafs nad « dur 
fen feyn, einen dur- und einen moll- Zon einrichten. Wir nehmen e dur einzurichten 
zum Exempel; auf unſerm Clavier iſt die Ton: Folge von e big =, wenn 
man Die halben Töne auslaͤſſet, alſo: : 
X BB BIETEN IT 8 


efgahcde 


Diefes koͤnte man eine uneingerichtete Ton⸗Folge oder Scalam von e nens 
nen, es ift aber weder e dur nod) e mol}, fondern heut zu Tage nullius 
modi,d48 ift, es ift gar Feine Son-Art. Die Alten haben dergleichen Ton- Tan Arten 
Reiten gehabt, und wenn etwa ein Lied, dergleichen wir Denn noch aus der Alten. 
dem Alterthum haben, diefe 8 Töne, fo mie fie hier find hergefest, ge: 
brauchte, und nicht höher oder tiefer ging; fo fagten fie, eg ware Phrygii 
modi; denn modus Phrygius ging von edurh fga be a inge. Bey ModusPhry- 
„welchen alten Ton⸗Arten wir ung anieso aber nicht aufhalten wollen, vief- stur. 
-feicht wird anderswo noc) etwas davon vorfallen. Weil nun Die ausge 
ſetzte Zon-Folge von e bis e, wie geſagt, weder moll noch dur, fondern nul- 
lius modi ift; wir aber e dur haben mollen: fo müffen wir Die Befchaf- 
fenheit der Intervallen in den dur Toͤnen wiffen, und uns der Derfe: 
tzungs⸗Zeichen bedienen. Erſtlich müffen alle dur- Zöne eine groffe Ser: Wie e dur 
gie, Serte und Septime haben. Betrachten wir nun unfere uneingerich: durch xx 
ete Ton-Folge von e, fo ift Die Terzie g drin; weil nun g eine Heine Ter— NAD dur ein— 
zie zu e ift (wie befant feyn wird), ſo muß vor g.ein x flehen, da ift denn aueichern. 
‚gis Die Terzie major zu e Die Serte zu eift in unferer uneingerichteten 
Scala.c, und die Septime ift. 7; DIE find nun zwey Eleine Intervalla, die 
aber groß feyn müffen: Darum muß vor c und d auch ein * kommen, fo 
wird Dadurch zu e Die groffe Serte ezs und die groffe Septime dis. Nun 
waͤren Die drey Intervalla eingerichtet, welche in Den dur - Toͤnen immer 
groß feyn müffen. Nun betrachten wir Die Intervalla, welche in dur und 
moll einerley find, nemlich die Secundam, Quartam und Quintam. 
Bon der Secunde hieß «8, fie müfte in allen Zon- Arten groß feyn, oder 
einen ganzen Ton von Der Prima (fo.nennet man wohl die Octave, wenn Prime, wenn 
Wiedeb, Gen. Baß. : Rr man man Od, 
vam alſo nen: 


net. 














x N * 
314 II. Abſchm Cap. II. Von den Tor-Leitern, (6.4.5.) 


man von der Secunde geredet hat oder noch reden will) entfernet ſeyn: 
hier ift nun feine Fleine Secunde von e, denn e8 ift nur ein halber Ton; 
deswegen muß nun vor f auch ein = fliehen, fo wird Die groffe Secunde 
zu e nemlich fs daraus. Beſehen wir endlich Die Quarte und Quinte 
unſerer Ton⸗Folge, fo gibt fih da zund,han, a als eine: Eleine Quarte 
zu e, und b als eine reine Quinte; teil nun Die 4 Elein und Die srein, 
fo wie es denn ſeyn muß, iſt, fo bedürfen wir hier Fein x. Hat alfo e dur, 
vier xx, nemlich vor /, c,g und dnöthig, und ift feine Scala nun alſo: 


2 a I nee 
Ä eu ca um cu e, | 
Fmoꝝ iſt nach G. 5. Aus den moll-Zönen wollen wir f mol] einrichten. Die un- 
— einzu. eingerichtete Ton-Folge, fo wie fie ſich auf unſerm Claviere befindet, iſt: 
J88 


PET CHAR E27: 

Der Alten Diefe Ton⸗Folge war der Alten ihr Modus Lydius, bey ung aber gilt fie 
Modus Ly- nicht mehr. Aus dieſer Ton-Folge läßt fi) nun f dur und zoll machen: 
dius. - wir. haben es mit fa0l zu thun, Dahero wir denn erfilich fehen, daß die 
Terzie, Serte und Septime Elein feyn möge; das a ift eine Terzie major 
Wie Fmoll zu f, Deswegen muß nun vor a ein 2 fliehen, fo wird eg as, und ift eine 
ne nad Tertie minor zu f. Die Serte und Septime find = und =, die find nun 
— IE wieder beyde groß, muͤſſen aber, damit eine weiche Ton Art herauskom— 
me, klein ſeyn; deswegen muß nun vor dund e ein * ſtehen, fo wird — 
die Heine Sexte und & die kleine Septime zu f Anietzo haͤtten wir nun 
die Drey Intervalla.in Ordnung gebracht, wodurch fich Die moll- Töne 
von den dur-Xönen unterſcheiden. Nun tollen wir fehen, ob die 2, 4 
und ste auch in ihrer gehörigen Gröffe finds die Secunde ift menigfteng 
groß, mie fie feyn muß, denn g ift eine Seeunde major von f£ Die 
Quarte muß Elein feyn, ir finden hier aber 4, welches zu f, wie bekant, 
‚eine Quarte major ift, Deromegen muß vor 2 ein db flehen, fo wird aus 
dein b, welches Die Quarte minor zu fift, bey der Quinte if nichts zu 
thun, denn © ift die reine Quinte zu . Ware alfo die Ton : Folge von 

F mol diefe: | | 


2 3 4 5 6 7 8 


fe ab e desis f 


Es iſt bekant, daß man in den moll Tönen, dieScalam eintichtef nach der 
Art herunter zu gehen, und fo hat man die moll- Zone auch am meiften 


F 


auf feinem Elaviere zu üben, nemlich: 


A Abſchn. Cap-IL Von den Ton-Leitern. (9.6.7.) 315 
6 5 4 3 2 X 
7 er Gen 0. DEAL 5, 2, .. 

6.6. Sonſten Fan man fich auch noch mit groſſem Vortheil mer Wie die x x 
Een, wie die x x oderbb inden dur- und moll · Toͤnen wachfen. In den dur: — 
Zönen wachſen die Quinten weiſe, als: c Zur hat gar Fein *. ı '@ dur "I 

(g aber ift eine Quinte zu e) hat ein x nemfich vor f; D dur (ale eine 

Duinte zug) hat zwey *x, nemlich Zr und eis; Adur hat fis, cig, gis; 

e dur hat vier Creutze, Js, eis, gis und dis; b dur hat 5 »*, als fis,cis, 

gis, dis und ais; füs dur hat 6 x, als fis, eis, gis, dis, ais und es; 

Cis durhatz x x, als fs, eis, gis, dis,ais, eis, bis. Die Been aber wach⸗ Die bb aber 
fen Quarten weiſe, als: C dur hat Fein b; .F dur (als eine Quarte zu e) ln, 
bat Ein b, vor b5 B dur (als eine Quarte von 5) hat gweybb, nenlid en 
vor b unde, iſt b und es; Zr dur (Es oder Dis iſt eine Quarte zu B) hat 

drey bb, als, es, as (oder 825); Zr dur hat vier bb, als b,es,as, des; 

Des dur hat sbb, nemlich 2, es, as, des, ges; Ges dur hat 6bb, als 
‚ byes, as, des,ges, ces; Ces (ift vor e ein b, ift eigentlich auf unferm Cla⸗ 
vir 4) dur hat fieben bb, als b, es, as, des, ges, ces, fes (vor. fein b, iſt 

auf unferm Elavier e); das wäre nun vor allen fieben Tönen unferer 

Octave ein ds. Man pfleget aber im Gebrauch der x «und bb nicht wei⸗ 

ter als bis zu. 6 x oder 6 bb zu gehen: und fan man fs dur entweder 

mit 6 x x, oder wenn man flaft fir dur, ges dur nimt (daß fs und ges ei: 

nerley Clavier fen, ift befant) mit 6 bb zeichnen; da denn eine Aenderung 

in der Schreib Art geſchicht, ob gleich im Spielen keine Menderung ge ’ 
macht twird, dergleichen heift muratio generis (die Aenderung deg Ge: Pas mutatie 
ſchlechts) welche man vornemlich in den Stücken findet, welche zur Hebung SP! ſey. 
durch alle 24 Zone circuliren oder durchwandern, Damit man zu feinem 
Anfangs:Ton möge wieder gelangen Finnen. Solche muſicaliſche Eirket- Nufcaliige 
Stücken finden ſich beym Yeinichen, Sorge und Mlathefon. Star Ar. Stufe, 
Cis dur mit 7 x x, nimt man lieber Des (Denndes und ezs ift auf unferm 

Clavier Doch einerley Ton) dur mits bb. Statt Ces dur welches 7 bb 

hat, nimt man lieber b dur mit 5 x x (teil ces und s doch Ein Ton iſt). 

$. 7. Ich will noch) ein Hülfe- Mittel geben, um alle Ton Arten Welde Ton: 

geſchwind vorzeichnen zu Eonnen. Erſtlich ift bekant, daß e dur unda mol de Be 
toeder x noch b bedürfen. Zum andern wiſſen wir auch fehon, daß die pepirfen 
Einrichtung der übrigen Ton⸗Arten Durch die Verfeßungs:Zeichen gefchehen 
muß, toben man denn nicht weiter als bis zu 6 = oder bbgehet. Fünf | 

dur: Zöne pflegen immer mit x x gegeichnet zu merden, als g dur, d dur, 

A dur, E dur und b dur. Hieʒu kommt is dur, welches man aud) oft 

mit # » gezeichnet findet 5 ift es aber A bb gezeichnet fo heiſt es 52 en 

. Dur 


‚if 2 











2316 II.Abſchn. Cap. II. BondenTon-Arten. ($.7.9.9.) 


Durch dieſe x x werden ſechs dur - und auch ſechs moll- Töne eingerichtet, 

nemlich e moll, b moll, Fis moll, Cis moll, Gis moll und Dis mol. Dex 

bb bedienet man fich abermal, um das Syftema von f dur, Bdur, Esdur, 

"as dur und des dur-einzurichten, wozu Denn zumeilen auch, wie wir eben 

gehöret, auch zuweilen Das ges dur kommt. Mit diefen 6 dur-Zönen ha⸗ 
ben folgende moll- Zöne gleiche Vorzeichnung, nemlid) d moll, g mol), 

e mol}, f moll, b moll und es moll (weil es mol 6 bb hat, fo Fan es auch 

mit 6 x x gezeichnet werden, und heift denn des moll.) 


In allen har:  $ 8. Bey den dur-Xönen, fo viel ihrer Die «x gebrauchen, mer: 
sen Ton Ar⸗ Fon mir folgendes: Wo Eine Ton-Art nur Ein x bedarf, fo muß es vor 
N m * ſtehen; wachſen nun Die x =, fo bleiben die vorigen und es kommt nur 
Die Seprima Immer ein neues Dazu; DIE heiſt fo viel: wo car ift, da muß auch fir 
maior dur ſeyn; wo gäs ift, da muß auch eis und fs ſeyn; wo dis ift, da muß 
ein x gemacht auch gar, eis und fs ſeyn; item, wo air ift, da muß auch dis, gis, 
werden · eis und fs ſeyn; und endlich wo es iſt, da muß auch ais, dis, gis, 
eis und Ss feyn. Wer alfo nur dahin fiehet, daß er in den dur-Tönen, 
welche x x gebrauchen, Die Septime zu einer groffen Septime macht, (wel- 
- ehe Septime major ich auch das Semitonium unterwerts nenne) und 
In den moll- in den moll-Tönen, welche wit diefen dur Tönen einerley Vorzeichnung 
Toͤnen diexx Haben, nur Acht gibt, Daß die Secunde major, oder ganze Secunde 
Bun eingerichtet werde: fo Fan er ſchon aus obigen fehlieffen, was vor x x fol: 
nnior dur) gen oder viefmehr ſchon vorher gehen müffen. Das einzige e dur hat von 
ein x geh Natur fein Semitonium untermerts nemlich >, bey den übrigen muß es 
net werden. Durch ein x gemacht erden; und in den moli-Zönen iſt nur allein a mol, 
welches von Natur eine ganze Secunde hat; deswegen haben nun auch 
e dur und a moll feine x x oder bb nöthig. 
zeichnung $ 9. Nac) diefer Anleitung wollen wir nun die Bezeichnung vor- 
alter Ton Ar: nehmen, und bey den dur Tönen, Dag Semironium unterwerts; bey den 
‚ten,diex* moll: Tönen aber die Secunde zu einer ganzen Secunde machen, und an- 
Haben; alsvon zeigen nach $.8. mas vor = * alsdenn fhon da feyn müffen. 
g.dur, G dur, das Semitonium untermerts ift fs, Deswegen hat nun g dur 
nur allein vor fein », die übrigen Intervaila find richtig. 
e mol, E moll, die Secunde major iſt fr, dahero hat nun e nur vor fein * 
nöthig, alle andere Intervalla bedürfen nichts. — 
d dur, D dur , man zeichne das Semitonium unferwerts von d, nemlich 
vor ce ein x, ift cas, nun haben mir $. 8. geſagt, wo ezs ift muß auch As. 
- feyn, Dahero hat 4 dur 2 x » nöthig, nemlich vor Funde. 
k moll, A moll ift wie d dur, man mache vor c ein x, fo befonunt Jan Cäs 
eine ganze Secunde; wo nun czs ıfl, da muß auch Zr ſeyn. 


dur, 


1. Abſchn. Cap. N. Bonden Ton⸗Arten. (59) 3% 


02 dur, hier ift dad Semitonium unterwerts gzs, dahero muß nun adur, 

inadur vor g ein x flehen, wird gzs, wo nun gzs iſt, Da muß auch czs und 
Fir feyn, deswegen hat nun a dur drey = x, nemlich vor /, e undg. 
Fis moll ift dem @ dur gleich. (Wenn der Haupt-Zon, daraus ein FismoB. 
muficalifches Stück ift, als hier Zr Durch ein * iſt gemacht worden, fo Kennzeichen, 
fiehet man daraus gleich, Daß man im Syftemate der x x bedarff; iſt aber moran man 
dieſer End⸗ Ton durch ein b gemacht, melches ich an der Syllbe es oder ann 
durch Hinzufegung eines bloffen s erkennen fan, fo wird dag Syftema ©. per bb 
durch lauter bb eingerichtet ; ald ces moll, des dur, es moll, es dur, ges haben muß. 
zoll, ges dur x. haben alle mit bb zu thun. Folget aber die Sylibe zs, als 
cis dur, cis moll, dis dur, dis moll, eis dur, fis dur, fis moll x. ſo müffen 

die x x herhalten, wenn man fich aud) gar der doppelten x x bedienen 

folte. Hieraus erhellet nun auch ver Nusen, daß man einem ieden Zone 

(oder Semitonio) eine doppelte Benennung giebet, denn ich Fan gleich 

hören, ob ich zu Deffen Einrichtung = » oder bb bedarf.) Zär zoll muß 

eine ganze Secunde haben, Deswegen muß nun aus g gzs werden, wo nun 

gis ift, va muß auch ezs und fs feyn, Deswegen hat nun fs moll, eben wie 

a dur drey x» x, nemlich vor /, e und g. 

E dur, fein Semitonium untermwertsift dis, folglich hat e dur vor edur, 
dein x, nemlich des; wo nun des ift, da wird gäs, eis und fs vorausge⸗ 
feßet, hat alfo e dur vier x x, nemlic) vor f, c, g und d. 

Cis moi (bie muß erfi ein = vor e fiehen, damit der Fundament: cismol, 
Ton gemacht werde) die Serunde muß ganz feyn, deswegen hat nun cas 
moll (eben wie e dur) vor dein x, wo nun das ift, da muß auch gär, cis 
und As feyn, darum hat cas moll vier x *, nemlieh vor „c, g und 4. 

‚Nora, Diefe 8 Ton-Arten mit xx, da Die Anzahl zufegt auf vier 
koͤmmt, find nun fehr gebräuchlich; folgende vier find fehon ein wenig 
fremder und kommen gewiß auch feltener vor. 

H dur, das zu machende Semitonium unterwerts von biffers, Da: ham 
hero muß nun in 4 dur vor a ein » fliehen, wird azs; wo nun ass ift, da 
muß nad) $. 8. auch dis, ges, cas und Js ſeyn; hat alfo b dur fünf x x, 
nemlich vor c, g, dund a, 

Gismoll (hie muß aber erft vor g ein * fliehen, damit es gzs und gicmon, 
nicht as werde) muß eine ganze Secunde haben, dahero muß vor ein «  . 
fiehen, ift alsdenn azs, welches eine ganze Secunde von gar if. Wo nun 
ais ift, da muß auch des, gis, eisund is ſeyn; hatalfo gas mol, eben wie 

.bdur, fünf x x, nemlich vor c, g, dund a. 


Rr 3 Fis 











318 I Abſchn. Cap. Il. Von den Tom Arten. (6.9.10.) 


Fs dur, - Fis dur (das x vor f iſt vorerft zu merken) das Semitonium un- 
terwerts zu. fs entflehet, wenn ich vor e ein * feße, welches denn eös gez 
nannt wird (auf unferm Elavier iftes nichts anders ale f). Wo man nun 

oder ſiehet, daß eine Ton-Art ezs fordert, ſo Ean man ſchon wiſſen aus $.g., 
was vor x» mehr feyn müffen: denn mo ezs ift, Da muß aud) azr, dis, 
gis, er und As ſeyn; hat alfo As dur ſechs «x, nemlich vor f,c,g,d, 
a und e, | 


Gesdur, NB.ı. Weil Ges dur nichts anders als 'unfer Ar dur auf unſerm Cla⸗ 
viere ift, nur Daß es mit bb muß gegeichnet werden; fo werben wir 
eben diefe Ton⸗Art Br dur, noch einmal $. u. unter dem Namen 
ges dur antreffen. 


dis mol), Dis moll (erfordert erft vor dein =, um Die Art der Vorzeichnung 
oder Das Genus zu beflimmen, und damit der Fundament: Ton heraus> 

Eomme). Hier ift natürlich, wie in allen vorigen moll-Xönen, die Se 

oder cunde Klein, nemlich e ift zu dis nur ein halber Ton, dahero muß in des 
moll vor. e ein = ftehen; wo nun ezs ift, da muß, eben wie in fs dur, 

ais, dis, gis, eis und fis feyn, hat alſo das mol ſechs » x, nemlic) vor 


. 


f,c,g,d, au e. 
NB. 2. Diefe Ton: Art wird zuweilen mit bb gegeichnet, und heißt 
es mol. alsdenn es zzol} und wird Daher $.u. noch einmal vorkommen. 
In allen dur- $. 10. Nun wollen wir auch den Gebrauch des b, beydeg, bey den 


Zonen, diebb dur- al moll- Zönen anfehen. Wo eine Ton: Art nur Ein b nöthig 
gebranden,ifi nat, fo muß es vor b ftehen; machfen nun Die bb, fo bleiben Die vorigen 
ne pi immer veſt, und es kommt nur immer ein neues b hinzu, das iſt: woes 
einbzumg iſt, da muß auch b feyn; wo as ift, da muß auch es und b feyn;z 
den. wo des ift, da muß auch as, es und b ſeyn; wo ges ift, da muß auch 
| des, as, es und b ſeyn; und endlich wo ces ift, da muß auch ges, des, 
as, es und b feyn, Man hat bey Einrichtung derer dur- Töne, melche 
ein b gebrauchen, ſolches b nur vor der &usrte des Sundament-Tons, 
zu feßen, Denn eg ift nur allein in c dur von Natur eine Eleine Quarte; 
in den andern harten Zon-Arten ift Die Quarte immer groß, und muß 
In den moll- durch ein b zu einer Eleinen Quarte gemacht werden. In den mol) Tönen, 
SEN bb welche mit diefen dur- Tönen gleiche Vorzeichnung haben, ift e8 Die Ser: 
nl te, wofür ich ein b zu feßen habe, Denn die muß nad) $.2.3. in den moll- 
minordurh Zonen Elein feyn, allein das einzige @ zo) hat nur allein von Natur eine 
ein b gema: Fleine Sexte, bey. den andern iſt fie groß und muß Durd) ein b erniedriget 
chet werden. werden. _ Habe ich nun in den dur-Zönen, die Quarte durch ein b Hein, - 
und in den moll-Zönen die Serte durch ein b zur Eleinen Serte nn = 
| o 


1. Abſchn. Cap. II. Bon den Tons Arten. (6. 11.) 319 


fo fan ich AN dem vorigen ſchon fehlieffen, welche und wieviel bb eine iede 
Zon-Art bedarf. 

$. ın Nach diefer gegebenen Anzeige nun, wollen wir Die Bezeich⸗ Beeichnung 
nung vornehmen ‚ und bey denen dur- Tönen die Quarte, bey denen A a 
zmoll- Tönen aber nur die Serte klein nischen, fo werden fic) Die uͤbri⸗ he. um 
gen bb finden. 
F dur hat von Natur am 2 eine groffe Quarte, dahero muß im dar, 
dur vor b ein b fliehen: die übrigen Intervalla find, wie fie ſeyn füllen. 


Dmoll hat an fich eine groffe Serfe, nemlich b, welche aber Flein damen, 
feyn muß, Destvegen muß vor s in dmoll ein b fiehen, fo ıft das ganze 
Syftema von dmoll eingerichtek. 

B dur, bier muß erſt vor b ein b heben, um die Fundament: Note bdur, 
zu beftimmen : fonften mache ich hier nur die natürlich groffe Quarte zu b 
nemlich e klein, deswegen muß vor e ein b ftehen, iſt es; wo nun es if, 
da muß auch b ſeyn, hat alſo b.dur zwey bb, nemlich vor A und e. 

G moll, hier muß nur eine EleineSerte, nemlich vor e ein b, gemacht g mol, 
werden, wo nun es ift, da muß quch b ſeyn, deswegen hat g moll zwey 
bb nemlich vor / und e. 

Es dur, bier muß wieder erftfich vor e ein b fliehen, nun wird Vor es dur, 
a als der natürlich groffen Quarte zu e ein b gefeget , denn as ift die klei— 
ne Quarte zu es; wo nun as ift, da muß auch es und b fein, hat ag 
es dur drey bb, nemlich vor s, e und a. 

C moll, die natürlich groffe Serte z, wird durch einb vor a, wel: cmoll, 
ches as ift, zur Eleinen Serte gemacht, wo nun as ift, da iſt auchesundb, 
hat alfo €. mol} (eben wie es dur) drey bb nemlich vor 5, e und a. 

As dur, hier muß. erftlich, wie befant, vor a ein b ftehen, fo wird es as dar, 
as, nun hat as an deine natürlic) —— die aber klein F muß, 
Deswegen hat nun as dur vor. dein b, welches des iſt; wo nun des iſt, 

da muß auch as, es und b feyn; folglich hatas dur vier bb, nemlich vor 
b, e, a und d. 
moll, bier ik die groffe Sexte d durch ein b zu des, und alfo zu Fon, 
einer Eleinen Sorte zu machen, wo nun des ift, da muß auch as, es und b 
feyn, hat alfo f zoll vier:bb, nemlich vor 2, e, a und 4. 
Nora. Bis hieher find die bb (ehr gebräuchli, denn dieſes Ton. — 
kommen viel vor. 
Des dur. Hier wird erftlich vor 1a ein b ofen) welche I iſt, desaur, 


ferner hat man nur vor g, als weiches Die groſſe Quarte zu des iſt, ein b 
zu 








bmoll, 


ge dur, 


es mol. 


Wie alle 24 
Ton: Arten 
entweder mit 
lauter x ®, 
ader lauter 
bb koͤnten ge⸗ 
zeichnet wer⸗ 
den. 


Tabelle Daraus machen. 





320 Il Abſchn. Cap. I. Von den Ton⸗Arten. ($tr.ra.) 


zu ſetzen, wird ger (auf dem Clavier fr) ; wo nun ger if, da muß des; 
as, es und b feyn, hat alfo des dur fünf bb, nemlich vor 2, e,a,dundg- 


B moll ift dem des dur ähnlich „ erſtlich wird 6 zu b gemacht, dann 
mache ich Die natürlich groſſe Serte durch ein b Elein, nemlich Das g bes 
koͤmmt ein b, fo wird es ges und Die Eleine Serte zu d; wo nun ges iſt, 
Da muß aud) des, as, es und b feyn, deswegen haf nun b zoll fünff bb, 
nemlich vor b,e,a,dundg, | 


Ges dur, mache erftlich vor g ein b, fo wird es ger (iſt auf unferm 
Clavier fs, vide $.9. NB.ı.) und dann mache die natürlich groffe Quarz 
te zuges, nemlich das c, zur Eleinen Quarte, nemlich fege ein b vor c, wird 
ces; wo nun ces ift, da muß aud) ges, des, as, es und b ſeyn, folglich hat 
ges dur ſechs bb, nemlic) vor b,e, a, d,g und e, 


es mol. Hier muß erftlich vor e ein b ſtehen, fo bekomme ich mei⸗ 
nen Haupt⸗Ton; die natürliche groffe Serte zu es, nemlich e, erniedrige 
ich durch ein b um einen halben Ton, fo. wird e8 ces Cauf dem Clavier 5) 
die kleine Serte zu es, Wo nun ces iſt, da muß auch ges, des, as, es und 
bfeyn, hat alfo es mol ſechs bb, nemlich vor b, e, a,d,g unde (vide 
9.9. NB. 2. bey Dis mol), 


6.12, Diß wären nun alle 24 Ton⸗Arten, unter denen Fr dur und 
ges dur, es moll und dis moll eine doppelte Borzeichnung haben. Wir 
haben nun 12 Ton⸗Arten mit x » und.ı2 mit bbgehabt. Nun Eönte man 
auch alle 34 Ton⸗Arten mit lauter xx und auch mit lauter bb einrichten, 
welche Arten der Vorzeichnung eingeführet werden müften, menn wir. auf 
unferm Claviere Subfemitonia hätten, Da denn, wenn man in der Scala 
gar Feine Semironia oder Subfemitonia nöthig hätte, fo wie in c dur 
und a moll, die Scala von e dur und a moll eine Scala diatonica Fünfte 
genannt werden, die mit Ereugen und Doppel Creutzen reichlich befegte 
Scala, waͤre Scala chromatica, und Die mit vielen bb und doppelten bb 
befäete Scala, twäreScalaenharmonica. Weil wir hier der chromatifchen 
(der x x) und der enharmonifchen (der bb) Zeichen gedacht, fo tollen wie 
aus Luft verfuchen, wie man durch x x alle 24 Ton-Arten, und wie man 


ſolche auch durch lauter bb einrichten Fünte; daraus man denn fehen 


wird, wie Doppelte Creutze und doppelte Been in der letzten Helfte vorkom⸗ 
men werden, und wie man weder durch x x noch Durch bb feinen Anfangs: 
Ton wieder erreichen Fan.  Ym der Kuͤrze willen, wollen wir eine Art von 


Tabelle 


Tabelle von 52 Ton-Arten, davon aber nur 24 im Gebrauch find. 321 


Die ı2 dur- Töne, mit lauter | Die ı2 dur-Töne, mit Inuter 
| | xx gezeichnet, bb gezeichnet. 
ıildur Finx(z) . ı Cdur- fein b (*b) 

0 dur — 1x fir 12 F' dus einb 3 
3|D dur — axrxcıs I] 3Baur — 2bb es 
4 Adur — 3% xgis la dr — 3bb ag 
5, Edur — x x dis IlIl|siIAdur — abb des 
6\H dur — suis III I 1 6\Desdaur — sbb ges 


7 Fisdur — Gr xeis 171 | 1:2 Geaur — 6b cr . 














8) Cisdur — 1x xbis | { 8 Ces dur — ıbb fe (if Bin 
9 Tisdur — 8* ufir Rs | a dur — sbb 2 (iſt Zdur) 
10 Disdur — gxxcis cis | 10’ Bbdur — 0bb se (An) 





RER 12 Aras dur — 1 bb des des (iſt G dur) 


1 
21 | dis dur ons gingt | ex Bresdur —10bb aras (if Du 
12 Bis dur— 1x x dis dis 


— — — — — 














23 His dur —ıarsaisais [13] Der des dur —ız bb ges ges (ift Cdur) 
| Die 12 moll- Töne , mit Inuter Die ı2 moll- Töne, mit ante 
x x gezeichnet. ‘ — bb gezeichnet. 
— kein *(2) 4 moll Kein b' (st) 
2 Emol — ıx fir | 2, Dmoll dnb b 
3 Hmol — axx cis —3 Gmoll — 2bb e 
4 Füsmoll — un gs j 114 Cmoil — 3bb as 
\ en moll— 4x x dis alıısz mol — bb des 
6|Gismoll— 5 xx ais 4116 Bmöil — sbb ges sn 
7 Dismil—6x»eis . || || | 72 mol — 6bb ces 


| ; — — — 
8|Aismoll— 7x» bis 


|| 
| 9 Birmoll— ana hf a | 
10, Hismoll— 9x x EIS EIS 


| 


11 Fis fis moll 10% x gisgis 


8 As moll — zbb fes (iſt Gis mol) 
sbb Zb (if Cis moll) 
jr | Germoll — gbb eses. (ill Zärmol) 

tz Ces mol —sobb asas (if Amel) 

121 Ciscismoll ıı% * disdis ira | Zes moll — ubb des det (ift Emoll) 
13 Gisgismoll 12x x ai I13 Bb moil—ıabb gerges (ift 4 mol) 
Wiedeb, Gen. — Ss —J 


— 


























* 


322 ¶ Abſchn. Cap- II: Bon dep Ton/ Artem (erz) 


Erlaͤnterugg 913. Zur Erläuterung dieſer Tabelle mag folgendes dienen: Die 

der a erſte Hälfte ver Columme Diefer Tabelle jeiget an, was $. 8. und:9. gefaget 

; a. worden, da fiehet man in Einem Blick, mas und wie viel « “die erften 

Sn fieben dur-Zöne haben müffen. Die 7 € Septine major) welche bey 

G dur über fs in zwey Klammern ſtehet, zeiget an, wie in Den dur-Zoncn, 

welche Creutze gebrauchen, nur das Semitonium unterwerts (welches 

eben die Septime major iſt) immer hinzu koͤmmt, da denn gllezeit gu den 

folgenden harten Ton Arten alle vorhergegangene Darüber ſtehende Semi- 

tonia bfeisen (vide 8.8.).. Die andere Helfte diefer erſten Columne zei⸗ 

get, wie alleraull-Söne mit * x zu begeichnen wären, Doch find die erfien 

ficben weiche Ton⸗Arten, nur mit, xx zugeichnen, gebräuchlich. Die Zahl 

2, welche bey Zoll über fs in zwey Klammern fichet, zeiget an, wie in 

den moll Doͤnen, welche x x gebrauchen, nur Die Secunde zu einer ganzen 

Secunde (Seeunde major) darf eingerichtet werden (vide $.8), alle vor: 

Wie fe zuge hergehende x x bleiben zu. den folgenden Ton⸗Arten. 3. E. Sch will wif 

brauchen. fen, nie Z dr zu zeichnen: ich fuche nur 7 dur unter den dur-Sönen, fo 

— ſehe ich gleich Dabey, 5 = x azs. Hieraus iſt mir gleich bekant gemacht, 

daß 7 dur 5 xx haben muß; die Septime major oder dag Semitonium 

unterwerts zu ZZ, welches in den dur-Tönen feyn muß, iſt azs;- zu dieſem azr 

hat nun b.dur noch die vier. gerade über azs ſtehende halbe Toͤne, nemlich 

dis, gis, eis und fs. Wer nun Z dur vorzeichnen will, der fängt von 

oben an, nemlid) von.fr, und machet vor Fein = wird fr, vor c ein x 

wird cis, vor g ein = wird gzs, vor dein x wird dis, und endlich vor @ 

ein x tohrd azrz tiefer gehet er nicht, wenn er 4 dur haben will, denn er 

hat feines xx nun fhon. Und fo Fan ers mit allen andern Ton-Arten 

machen, als wer aus Luft Zar dur vorzeichnen wolte, der machet erftlich 

ein » vor f (man fängt alfo immer von oben an, und macht durch ein * 

die unter einander fiehende halbe Töne, fo lange, bis man zu feiner Ton: , 

Art koͤmmt, da höret man auf) c, g, d, a,e und db; nun Fommen Doppel 

x x er macht Desmegen vor f,c,g, dund a nöd) mal ein», fo befömmt er 
endlich bey bis dur ı2 xx, als: : 


Vorzeichnung 








x EIER | 
; — —— 
‚von bisdur ° SR bis dur I er ® aa BE — 
mit Doppel xx BR Da er BAUER 


Wenn mitten in einem Stücke ein Ton, welcher in der Vorzeichnung 

— ſchon ein x haf, noch ein = haben ſoll, fo macht man ein doppel Creutz, 
Bomdop alſo: x. Dadurch wird nun der Kon, welcher ſchon um einenhalben Fon 
pel x. ift erhöhet werden, nochmal um einen halben Ton erhöhet; und wird da- 
her die Note, vor der ein ſolches x ftehet, einen ganzen Ton höher, als fie 

‚ohne wift. Es hat aber folches x vor. einer Note nicht.eher flatt, als bis cin. 

einjaches x vor Derfelben Note vorher geflanden. | 

„IA 


> 


11. Abſchn. Cap: I. Bon den Ton: Arten. 6.14) 323 


“614. Die andere Columne unſerer Zabelle geiget an, was $. ro: Erläuferung 
und ri. ift gefaget worden. Hier fichet man, wie alle dur- und moll- nn 
Föne mit lauter bb Fönten gezeichnet werden, von beyden aber find nur — — 
die ſieben erſten, ſo dur- als moll⸗Toͤne, gewoͤhnlich Die Zahl ++, 3% 
welche man bey Zidur über db in zwey Klammern fiehet, geiget an, wie in 
den dur- Tönen, welche Been gebrauchen, nur immer die Quarte mi- 
nor hinzu koͤmmt: hingegen zeiget bey den moll- Zönen die cb, welche 
bey D moll über b in Klammern ftehet, an, wie in den: 20ll-Tönen, we: 
che Been gebrauchen, immer die Serte minor zu fegen iſt, dq denn Die vor: 
hergegangenen bb bleiben, als zu ges dur gehören 6 bb, nemlih 4,es, 
as, des, ges und ces, eben Diefe Semironia gehören auch gu es zoll. Mit Dom doppel 
dem Doppel b hat es gleiche Bersandnif , wie mit Dem Doppel Ereuß, nur b- 


Daß es um fo viel erniedriget als dieſes erhoͤhet Wenn mitten im Stück 


ferm Clavier ift, und bzs dur nicht anders als ce dur Fan gefpielet werden. 


N 


ein Ton, welcher fehon in der Vorzeichnung durch ein b erniedriget wor: 
den (eher hat das Doppel b auch nicht flatt) noch um einen halben Ton foll 
erniedriget werden, fo findet man ein groffes Be alfo b, dergleichen num - 
Findet man wohl, fonderlich in fchmeren Hand-Sachen. $. 13. wird fchon 
binlängliche Erläuterung zum Gebrauch auch Diefer Cofumne unferer Ta: 
belle gegeben haben. Wir müffen nun noch) fagen, was die Striche be Was die 
beufen, welche in unferer Tabelle aus der erften zur andern Columne hin- Striche inder 
feiten. Siezeigen an, wie man flatt dergleichen fremde und ſchwere Ton: 7 un) 
Arten (als bis dur, eis dur, eis dur x.) eine leichtere (als c dur, f dur, — Ean die 
b dur »c.) erwählet und fich Dabey eines b bedienet hat; ale bey bäs dur Son: Arten 
fängt der Strid) von azs ass an, und gehetin Die Höhe, und führet nach n. x. mit doppel xx 
in der andern Columne, nemlic) e. dur, Wer wolte fihs nun vol fo fauer oder doppel 
werden laffen, und fpielen aus bzs dur, da ja e dur eben daſſelbe auf un: en 
Ferner eis dur führet un. 2. der andern Columne und zeiget f dur an; 
denn ezs iftauf unferm Clavier doch nichts anders als Es koͤnnen alſo die 
fieben untere harte und weiche Ton: Arten, viel commoder durch bb als 
durch x eingerichtet werden; eben wie Die fech8 untere harte und weiche 
Ton Arten der andern Kolumne viel bequemer Durch = x ale durch bb 
koͤnnen eingerichtet werden, Deswegen ich Denn folche in Kammern habe 
Dahinter gefeßdt; denn Ces iſt 77, Fes it Z, doppel B (vor Aʒwey bb) 
it 7x. Denn fo lange wir Feine andere Eiaviere mit Sublemitoniis be- 
kommen, fo lange bfeiben wir bey der geroöhnlichen Bezeichnung, nehmen 
mit 24 Zon-Arten (welches manchem ſchon mehr als zu viel ſeyn dürfte) 
vorlieb, und nehmen zu ihrer. Einrichtung enttweder x x oder bb, fo tie 
e8 fich am commodeften fehicken will... Es ift zwar Cäsr und Des, Dis und 
Es x. auf unferm Cfavier einerley Taſte und Ton: eigentlich aber ift dar 

— — Ss 2 doch 








Indeſſen mus 
man doch) 
nicht unwiſ 
fend darinnen 
ſeyn. 





324 11. Abſchn. Cap Il Von den Ton Arten. ($.14.15.16.) 


Doch noch Fein er und Des Fein ezs; es iſt aber ein Clavier alſo zu tempe⸗ 
riren oder zu flimmen, Daß der Ton ezs beydes ein czs und des, und dis 
beydes ein des und es feyn Fan, und fo auch’von rs ges, gis as, aisundb. 
Deswegen wäre e8 bey unferer iebigen Temperatur (daran fo viele brave 
Männer gearbeitet und auch Davon gefehrieben haben) eine unnuͤtze Arbeit, 
ein Stuͤck aus fdur in eis dur zu transponiren. Ri 
9.15 Weit man aber doc) wohl Stücke findet, welche aus fr dur 
oder ges dur, aus Cis dur over aus des dur gefeßet find, Diefe aber in noch 
fremdere Toͤne ausweichen Eönnen, fo hat man fich Doch dergleichen Ton: 
Arten, ob fie gleich nicht alle Tage vorkommen, zu merken. Denn wie 
bald weichet nicht oft ein Stück aus fr dur in ads moll und in Dis moll 
aus. Ges dur weichet gerne aus in as moll, des dur, es moll und ces dur, 
Ferner Cäs dur weichet aus in Dis mol}, eis moll, gis dur, ais moll und 
fis dur. Des dur hingegen (iſt zwar wie ezs dur, aber die bb geben ihm 
eine gang andere Geftalt, als car dur welches x x hat,) weichet aus in es 


 moll, f moll, as dur, B moll und Ges dur. Diß zeige allhier nur an, um 


einem Liebhaber zu zeigen, wie Dergleichen fremde Ton Arten Doch mitten 
in einem Stücke oft vorfallen Eonnen. Ja, was Eönnen nicht vor fremde 
Zon:Arten vorfallen, wenn ein Organiſt bey der Kirchen - Diufic verbun- 


den ift, feinen Baß einen ganzen oder halben Zon tieffer zu fpielen, wenn 


er zum Erempel aus f moll, es moll (weldyes 6 bb hat) machen full; dag 
ift an fich fehon eine fremde Ton - Art, und weichet in noch fremdere Ton⸗ 
Arten aus, nemlich in as moll (hat 7 bb) in bmoll (hat 5 bb) der dur 
Chat wieder s bb) in ces dur (hat 7 bb) und in ger dur (hat 6 bb). Soll - 
er nun feinen Baß nur einen halben Zon transponiten, fo Fan eg wieder - 
fremde Ton Arten geben, als wer g zoll in ges moll transponiren fol, 


der muß oft ausweichen in cer zmoll, des moll, fes dur, es es dur und 


‚Die Erfent: 
nit aller Ton: 
Arten iſt noͤ⸗ 
thig. 


Bb dur (iſt eigentlich 4 dur). Wie nun alle folche fremde Ton Arten zu 
bezeichnen find, und mag fie vor x x oder bb: bedürfen, Das fan man in 
unſerer Tabelle gleich finden. Ob nun gleich noch nicht Mode ift, aus fol- 
then fremden Fon - Arten ein Stück zu componiren, fo weiß man Dad) 
nicht, wie bald ſolche Mode auffommen könte. (vide Mattheſons Di: 
ganiften Probe am Ende pag. 241.). | 
$. 16. Wenn man nun hiezu nimt, was im erſten Abfchnitt Cap. 2. 
son den Modis Muficis ift gefagt worden, fo wird man leicht alle (we— 
nigſtens Die gebräuchliche) Ton= Arten einrichten und ihnen Die gehörige . 
Berfegungs-Zeichen geben Fünnen. Denn weil, wie fehon erwaͤhnet, eine 
iede Ton⸗Art in andere, oft ziemlich fremde Ton⸗Arten ausweichet, deren 
Derfesungs:Zeichen nur bloß vor der Baß Note oder an den Signaturen 
erfcheinen, und im Schreiben oder Drucken leicht darin Fan gefehlet Bes 
ns. 


I. Abſchn. Cap: I. Von den Ton Arten. (SIT) 325 


den; ſo iſt es hoͤchſtnoͤthig, daß einem wenigſtens alle24 Ton⸗Arten recht 
bekant und gelaͤufig werden. Zu geſchweigen, wenn einer etwas aus dem 

Kopfe fpielen oder einen Baß wozu feßen wolte, Da cd denn ganz unent— 

behrlich ift, alle, fomohl moll- als dur-Zöne perfect inne zu haben. Man 

übe fich derohalben aufs befte darin. Man übe fich, ein leichtes Lied gus 

allerley Toͤnen zw fpielen, und merke ſich wohl, mie Das Syltema Des To⸗ 

nes, daraus man fpielen will, befchaffen feyn muß. Eine Heine Hebung 

muß Doch bey der beften Theorie ſeyn, oder es hapert Doch hie oder da. 

Alles, was von $.12=15. einem noch) ein wenig zu undeutlich vorkommen 

möchte, das wird hernach fehon deutlicher werden. — 

&m. Halten wir nun unfere diatoniſche Ton-Leiter gegen Das Unier den 

Clavier, fo finden wir bey e dur, und bey a zoll im Heruntergehen, gar Chordis ele- 
* Fein Semitonium, da ift weder czs, dis, As, gis noch b vorhanden. Nun gantioribus 

iſi zwar befant, Daß Diefe Sermironia, wie wir zum Ueberfluß gefehen hazy;, Quarte 

ben, bey den andern Ton- Arten herhalten müffen; allein, weil doch alle maicı ge: 
- andere harte Ton Arten nur eine Nachahmung der Ton⸗Leiter von ce dur, buuchlich. 

fo wie es die weiche Ton - Arten von «zoll, find, fo möchte einer fragen: 

find denn in ce dur gar eine Sernironia von unfern fünf Semitonis zu 
gebrauchen? Es Elingt zwar ein Lied anders aus e dur als aus edur, als 

lein-die ganze Veränderung beftehet Doch nur vornemlich darin, daß es 

eine Terzie höher Elinget alsause dur. Wer nun fingen Fan, Dem iſt egeiner- 

fen, ob er feine Melodie aus e dur oder e dur finget, wenn er nur die Hoͤ⸗ 

hehaben Fan: ja was weiß Der gemeine Mann davon, ob ein Lied ing dur 

aus b dur geſpielet wird ? er ſinget die Melodie getroft mit, und dunket ihm. 

nur, fie ginge was höher, wie er gewohnt iſt. Hierauf antworte: daß 

man zwar in e dur ordentlicher Weiſe Eein'Semitonium nöthig hat, und 

in den andern dur-Zönen auch nur Die in der Vorzeichnung befindliche 

halbe Töne gelten laͤſt: fo findet man Doc) oft, daß mitten im Stücke, ob 

e8 gleich noch im e dur iſt, das fs ſtatt /vornemlich wenn g drauf folget, 

angefehlagen wird, infonderheit wenn es zur Cadence gehet, als: wie be 

Fan iſt nicht folgender Gang ine dur und g zoll? | 








Be je gi, a — 
⏑ — 
SH; Vet, heat, +! 
Su ae 

2 


Dahero nehmen wir hieraus Diefe Regel, daß in allen Ton: Art die 
Quarte major (fo wie hier Denn fs, Die Quarte major zu c, und car Die 
Quarte major ug) des Fundament: Tone oder auch eines Neben⸗To⸗ 
nes auf allerley Weiſe gebrqucht wird. _ a erften Abſchnitt haben wie 
BR ©9353 ein 








-\ 


326 II. Abſchn. Cap·ll Vonden Ton Leiterm 917. 18.) 


Scala ele- 
‚gans. 


— — 


Erflärug 
diefer Tin: 
geiter, ſuder⸗ 
lich derlatei: 

niſchen voͤr⸗ 
ker, 


ein ſolches welches nur vor Einer Note galt und bald wieder verlaſſen 
wurde, nur als ein Zeichen einer kleinen zierlichen Neben⸗Ausweichung 
gehalten, es iſt aber nichts anders als eine Chorda elegans, ein zierlicher 
Ton, dergleichen in einer kuͤnſtlichen Scala vier bis fuͤnf ſind 

8. 18. Um dis nun deutlicher zu machen, fo till eine folche zierli⸗ 


che Scalam auß c. dur und. Aus d molhherfegen., 


C:dur. 27 no 
1. 2. 3. +. 5, ; 








= fin, cleg. neceſſ. eleg. med. neceſſ. eleg,. dom. eleg. nat. eleg. nat. final. peregr, 
D moi im Herabſteigen. 


Su — Zee — 
az — — 




















- fin, leg. mecefl, med. eleg. neceff, elep. dom. eleg. nat. eleg. natur. finalis, 


Per hier die zte zierliche Notedas gas, zeichnen molte vor z ein b, welches 
auf unferm Elavier zwar auch gar ft, aber eigentlich as iſt, der würde ſei⸗ 
ne Scalam unrichtig bezeichnet haben. Denen zırgefallen, die Fein Latein 
verftehen, muß ich Die darunter fiehende Lateiniſche Woͤrter ein wenig er- 
Eläven. Pimalis fc. chorda, fo wird hier Der Kon genannt, daraus ein - 
Stuͤck der hier die Ton-Leiter iſt, hier ift chorda finalis (der End-Ton) 
eundd. Eleg. (elegans Die gierliche, elegantior Die zierlichere) bedeutet 
eine zierliche Note, welche ein Derfesungs:Zeichen annimt, welches im Sy- 
ftemare nicht befindlich ift, und folglich zur Scala diatonica einer Fon Art 
nicht gehöre. Dergleichen find im Herauffteigen fünf, im Herabgehen 
vier. Necefl. (nece/farin chorda die nothwendige Säyte) diß iſt in moll- 
und dur-Zönen die Secunde und Quarte, als welche immer in allen Zonz 
Arsen im Syftemate einerley ſeyn müflen, nemlic) Die Secunde major und 
die Sinarte minor. (vide$.3.). . Med. (medians die vermittelnde) iſt nichts 
anders ols die Terzie, als welche in Triade harmonica in der Mitten lie: 
get, in den dur- Tönen ift ſie groß und in den moll- Zönen Elein. Dom. 
(dominans die hexrſchende) iſt nichts anders als die Quinte, N 
’ e allen 


CH. Abſchn. Cap- I. Von den Ton Leitern. KAI 21.) 827 


allen dur - und moll⸗Toͤnen immer rein oder vollkommen feyn muß, Nat. 
(naturalis die natuͤrliche) ſo wird die Sexte und, Septime genannt sfie 
heiffen deswegen natürlich, weil ſie bey den dur - Zonen gleich der Terzie 
groß feyn müffen, und Deswegen in der Scala der dur None, vorgezeichnet 
feyn müffen. Bey moll · Toͤnen hat man zu untenfcheiden- das Herunter? Bom Heruns 
oder Heraufgehen » Beym Heruntergehen ift die kleine Sepfime und ter und Her— 
kleine Septe der natürliche Ton, und darnach geſchicht auch Die Vorzeich⸗ aufgehen Det 
nung der moll Toͤne, da find.denn Die Septime und Serte, gleich der Tet— oe 
sie, klein; beym Heraufgehen aber iſt die Sexte und Sepfime major Die 
natürliche oder. chorda naturalis.  Beregir.( Pperegrinabder fremde ton) 
der hier eben nicht zu Hauſe gehoͤret und ein fremder Gaſt oder eine feltene 
Note iſt, die man nicht viel findet; in den dur- Zönen iſt es die Terzie 
Minor und in den moll- Tönen iſt es die Tertie major. Ä 

8.19. Di dienet nun abermal zum Unterricht, eine iede Lori Gebrauch der 
recht Eennen zu fernen und. auch zur Beurtheilung mancher muficalifcher gerlichen Tb: 
Sacke Heute su Toge werden Diesierlichen Toͤne oft gebraucht; doch muß" 
es mit Befcheidenheif und in der gehörigen Maͤſſigkeit gefchehen, alsdenn 
ſind ſie nicht sein erlaubt, fondern fie geben auch der Melodie und Harz 
monie ein ſchoͤnes Anfehen, ja wenn fie ungezwungen und zu vechter Zeit 
angebracht werden, vornemlich auch bey geſchwinden Paſſagien der vech- 
ten Hand, fo verurfachen fie eine rechte Zierde, Daher fie auch sierliche 
Töne heiffen. Sie find ferner auch leicht von den mefentlichen Tönen eis 
ner Scala zu unterfeheiden, felbft bey der Ausweichung eines Stückes, denn 
fie variiren und ändern fich geſchwinde : | 
9.20. Dieſe chorda elegantior hat nun nicht allein ein frem⸗ Hftfälttein.y 
des x, fondern es fallt aud) oft hiedurch ein im Syftemare befindficheg x in den dur- 
weg, vornemlich das Semironium unterwerts; Daher finder man ın g dur — zierlich 


EN eins; 
—eeeee 
* — 
— — — 
dur. 


+ 















Sorge ſchreibt hievon im erften Theil feines Vorgemache alſo: ne enharmo⸗ 
% n 2 „ ons & —— 








328 11. Abſchn Cap! Il. Von den Gener bus muſicis. (21) 


Ton⸗Arten, welche in ihrer Scala’x x gebrauchen, nennet man das chro⸗ 

„ matifehe Gefchlecht, und Die welche bb gebrauchen, Bas enharmonifche 

» Öefchlecht. Sind ein paar, Benennungen, die fich nicht allerdings rei: 

„men; allein esift nun fo Mode worden. Wenn man aber die erſte Claſ⸗ 

„fe Genus intenfum, und die andere Genus remiffum nennte, fo wäre 

„ man der heut zu Tage faſt ungereimten Terminorum: Genus chroma- 

„ticum, Genus enharmonicum Hberhoßen, Zumalen, Da das Genus 

„ enharmonicum ganz was anders bedeutet, [als ein mit vielen bb be: 

oſetztes Syftema.]. Tin welchen eine Octave wenigftens 28 Intervalla 

Genus enhar- „, auftveifen muß.,, Es ift freylich wahr, daß Das noch) nicht Genus en- 

monicum harmonicum (beffer anarmonicum) heiffen Fan, wenn eine Ton» Art zu 

ihrer Einrichtung der bb nöthig hats wenn aber ein Stuͤck mit x x und 

bb inmendig befäct if, da bald as (vor a ein b) bald gas (vor g ein *) 

vorkoͤmmt, und alfo die Verſetzungs⸗Zeichen nicht einerfey Art bleiben, ſo 

möchte man e8 noch wohl enharmonifch nennen, denn auf wenig Orgeln 

mwird-gis beydes vor as und vor gas gleich gut Flingen, Das Fonte dann 

unharmoniſch heiffen. Es: befchaftiget fich alfo eine Scala chromatica 

mit » = (und geht alfo bey halben Tönen herauf und herunter); Die Scala 

enharmonica (e8 ift dis Wort fo üblich, tvie man auch disbarmonie ſtatt 
anarmonie faget), aber hat x x und bE zugleich, als: 














— u Scala chromatica von ce dur, (oder Genus chromaticum). 
Pe un ne een == 
- Rp RU > 3 Fe a 
m ee = 
enharmoni- Scala enharmonica von ec dur, (oder Genus enharmonicum). 


<a. ——— —— — — ⸗ ⸗ — 
tete ee 
| rer 
Zemperatur, Sn Der Scala enharmaonica iſt ezs gegen des, däs gegen es, fis gegen ges, 
worin fie befle gs gegen as und azs gegen b enharmonifey. Die Temperatur unferer 
he, und was Tlaviere hat nun zwar das cäs auch zu der, das dis zu er, das gir zu as, 
fie nutz⸗ Das.ais zub und das far auch) gu ges gemacht; aber e8 iſt doch eigentlich, im 
ftrengften Verftande genommen, weder ezs noch des ꝛc. Zu ezs iſt es ein 
wenig zu hoch, und zu des ein wenig zu niedrig, e8 ift zwiſchen beyden; Das 
her nennet-man es auch eine Temperatur, eine Stimmung, Daß e8 zu 
eis und zudes geltenfan: und fo vondenandern Tönen auch. Es muß nem: 
Ih) dir fo geſtimmet und temperiret werben, Daß es aud) ein es ſeyn Fan, 
Das iſt, 8 muß das dis gut Elingen als eine Terzie major zu ⸗, und aud) 
eine gufe Fine Terzie zu c abgeben; das iſt nun eine Kunft, und hier gibts 
‚perfehiedene Arten zu teinperixen. Der Herr Sorge hat fehr Deutlich Ihe 
—— grund⸗ 


1. Abſchn. Cap. II. Von den Ton-Leitern. ($.21.22.) 329 


gründlich davon gefchrieben, ſowol in feinem Geſpraͤch von der Tempe: 
ratur, als auch in feiner Rational- Rechnung. Wer miffen reill, was 
Die Temperatur eines Clavier-Inſtruments fey, der fchaffe fid) benannte 
Bücher des Heren Sorgens an, fie find Elein, er wird aber groffen Nusen 
Daraus siehen und fein Clavier vein flimmen lernen. Nun wollen wir noch 
. eine Scalam enharmonicam herfegen zu ce; bey diefer Gelegenheit wollen Scala enhar- 
wir zugleich die Intervalla nach ihrer verfchiedenen Gröffe anzeigen, tel: monica yon 
ches alfo doppelten Nugen haben Fan. | dur, welche 


So were — — — alle muſſcali⸗ 
ae a Zee: =: Kir Are 
arta 


04. Od. Secunda Secunda Secunda Tertia Tertia Tertia Quarta Qu 




















j fuperfl. minor maior fuperfl, minor maior fuperfl. redta maior 
ie — 
en - = j 
ST nn m nl 





-Quinta "Quinta Quinta Sexta Sexta Sexta Septima Septima Septima 
fala xeita fuperfl.. minor. maior fuperl. minor. maior fuperflum, 

















J Vrerminderte Intervalle, |] 
ses: ze aan oh 
Er m ir 
Se Abe: ur — ee se — 
FOGava Octava Nona Nona Nona Tertia Quarta Sexta Sept. Octava 
fuperl. _ minor maior fuperfl. dim. dim. dim. fala diminuta, 
6b 










KU IRET &- 


BE == er = 














Her feine Scalam enharmonicam nad) gröffer fehen will, der darf nur 
das Doppelte x oder Das Doppelte b gebrauchen, nad) Anleitung der Tas 
belle $. 12. da er denn 31 Töne bekommen wird, Die zwar nicht alle dem Klan⸗ 
ge, fondern der Benennung und Schreib-Art nach unterfchieden find. 
$. 22. Noch ein Wort von geoffen ganzen und Pleinen ganzen Von groffen 

Tönen, weil wir. doch pag.ı7. bey unferer dritten Ton-Leiter diefe Benen- ganzen und 
nung finden. Weberhaupt hat Diefer Unterfcheid fehr wenig zu bedeuten, Meinen ganzen 
ja bey der heutigen Temperatur unferer Elaviere gar nichts, Sonften Lon— 

Wiedeb. Gen, Baß. Tt heißt 





30  1:.Xbfehn. Cap. III. Von der Lage (1.2.3) 


heißt es überhaupt: ein ganzer Ton beflehet aus zween halben Fönen oder 
hemitoniis (ift eben fo viel als Semironiis), Nun aber beftehet ein groſ⸗ 

fer ganzer Ton aus einem groffen und Kleinen halben Ton; hingegen ein 

Pleiner ganzer Ton beſtehet aus zween Eleinen halben Tönen. Dabey 

wollen wır ung aber nicht aufhalten. Man ermeifet daraus, daß ein Stück 

beffer Elinge in der Ton Art, Darin c8 gefoßer if, als in einer andern, darin 

es trangponiret worden. Was ferner hie und da zumeilen von der Eigen: 

[haft diefer oder jener Ton-Art in Büchern zu finden ift, das gehen wir 

als etwas ungerifles und ungegruͤndetes vorietzo vorben, und laſſen hierin 

k einem ieden feine Meynung. 


: E’kB vet HI 
- Bon der Lage der rechten Hand beym Accompagnement. 


Beym Ch: ° Gr. Wer nun den erften Abfehnitt recht, nach meinen fo oft wie 
ral Spielen Derholten Erinnerungen, wird gebrauchet haben, der wird nun gewohnt ges 
a worden feyn, immer nad) Difcant und Baf zugleich zu fehen, und ſchon 
Hand angeji, giemlich Damit fertigmerden Fönnen. Weil er denn die ausgefchriebene Di: 
get. feant:Note immer im Eleinen Finger oder in der oberften Partie oder Stim⸗ 

me der rechten Hand hat genommen; fo hat er eben nicht nöthig gehabt, 
auf die Lage feiner rechten Hand feharf acht zu haben: hat er aber bey dem 
allen dod) auf die Bewegung der Hande reflectivet und alles gehörig un: 
terfuchet, fo wird. ihm das nun fehr zu flatten Fommen. 


Bon der Lage $. 2. Anietzo aber müffen wir zeigen, wie es einer machen fol, wenn 

der rechten ihm nur der Baß allein vorgeleget wird, und mie er da die bisher gehabte 

Hand bey Diſcant⸗ Noten muß entbehren lernen und felbft erfinden. - Im Anfange 

dem Accom- kommt eg einem fehr fremde und ſchwer vor, wenn man nach der einzigen 

pagnement Zaß Stimme die Griffe der rechten Hand felbft erfinden foll; daran muß 
man fich aber nicht Fehren: es wird mit der Zeit, menn man nur ein rve- 
nig Sleiß anmendet, immer leichter. Ich werde mich auch bemühen, es 
einem Liebhaber fo leicht und deutlicd), als es mir möglich feyn wird, zu 
machen. Denn da id) für folche fehreibe, die fich felbii aus meinem Bu: 
che informiren wollen; fo muß ich freylic) ja daran gedenken, und mic) 
hüten, daß ich fie nicht müde oder verdrießlich mache. Ich will anfang-- 
lich einige Furge Regeln, wornach fich die rechte Hand in ihren Griffen, _ 
in Anfehung der Lage und Folge derfelben, richten Fan, herfegen, Eleine 
Exempel geben, und oft Daran wieder erinnern. 


Sechszehen $. 3. RurzeRegeln, betreffend die Lage der rechten Hand beym 
Regeln hie Accompagnement. 
‚von. Reg. ı. 


der rechten Hand. (9.3) 331 


© Reg, 1. Der höchfle Ton der rechten Hand muß nicht höher als 
big 7 oder fr, und. der tieffte nicht unter ungeftrichen f oder e gehen. 
Anmerk. Hiedurch bekoͤmmt nun die rechte Hand mehr als zwey 
ganze Detaven des Elaviers zu ihrem Gebrauch. Gehet der Baß aber 
etwa bis « oder wohl gar bis F, fo darf die rechte Hand wohl bis z, ja 
bis z gehen: und eben fo, wenn fich die linfe Hand in der groffen Octave 
aufhält (nemlid) in einer Folge von Tönen), fo darf die rechte Hand auch 
wohl bis e oder 4 herunter gehen. Die ızte Regel gehöret hieher. 

Reg. 2. Ein iedes Stuͤck fängt ordinair mit einem reinen Accord 
an; da Fan ich nun anfangen, mit welchem Haupt-Alccorde ich will. 
Anmerk. Was man Durch die drey Haupt: Accorde verftehet, iſt 
aus dem erften Abfchnitt Cap. VII. $. 2. befant. Ich Fan deromegen 
mein Stück anfangen, alfo, Daß ich die Octave oder Zerziedes reinen c- 
cords oben im Kleinen Singer habe; es iſt auch nicht verboten, mit der 
Quinte des Accordg anzufangen; Die Folge der übrigen Griffe und die 
gute Melodie muß Die befte Lehrmeifterin feyn. _ In der eingeftrichenen 
Detave wird am meiften angefangen ‚ Doch im Stück aus e oder d fängt 
Die Ober - Stimme wohl in der zweygeſtrichenen Octave mit 7 a, e Dder z, 
an, ienachdem die Baß Note hoc) oder tief fiehet. 

Reg. 3. Nach dem Anfange richten fich die nachft-fol genden Griffe. 

AnmerE. Diefe Regul iftroohl zu merken. Bey der Fingerfegung 
in Handſachen muß die Folge betrachtet werden; denn Dadurch lernet mam 
welche Finger hie oder da am gefehickteften zu nehmen find: beym Gene 
ral Baß fichet man auch auf. die Folge; aber auch, fait noch) fehärfer, auf 


Den vorhergegangenen Griff. Es gelten Diefe Fleine Regeln, Die wir hier _ 


Ser vornemlich, wenn man in feinen Epempeln nur vorerfi mit lauter 

onfonanzien u thun hat. Kommt man erft zu den Diffonanzien, fo bes 
flinmet dieſe Regel Die Lage der rechten Hand noch genauer, wie an feis 
nem Ort vorkommen wird. 


Reg. 4. Wenn Pauſen vorhergegangen, ſo kan ich meine Hand 


wieder nach Belieben, eben wie zu Anfang eines Stuͤckes, einfegen. 

Anmerk. Beym Accompagsnemenr gibt es Paufen, da das Ela: 
vier eine genau beftimmte Zeit ſchweigen muß, und das heißt paufiren; 
welches wiederum eine Runft ift, damit man nicht länger, als beſtimmt iſt, 
wartet, ſondern zu rechter Zeit (nicht einen Augenblick zu früh noch zu ſpaͤt) 
toieder anfängt. Wir werden in einem befondern Eapitel davon handeln. 
= Reg. 5 Man nimmt immer denjenigen Griff (oder Haupt⸗ Ac⸗ 
cord) der am naͤchſten zur Hand iſt. 


[el 


Ita Reg. 6. 


Re2.t 


Reg. 2. 


Reg.z. ; 


Reg. 5. 





Reg. 6. 


Reg.T. 


332 11. Abſchn. Cap. III. Bonder Lage (6. 3.) 


Reg. 6. Man läßt die rechte Hand folglich nicht viel herauf oder 
herunter fpringen. 

Anmerk. Beyfiedern find dergleichen Sprünge und Faͤlle oft vor- 

sefallen, Dahero hat ein Choral-Spieler fich beym Accompagniren dafür 


€ 


zu hüten. 


Reg. 1. Wenn der Baß eine Tersie ſteiget oder fällt, fo Fan die 
oberſte Stimme der rechten Hand beftehen bleiben. 


Anmerk. Wir werden bey den Erempeln fehen, wie alsdenn nur 
Eine Stimme, nemlich der Alt, ihren Ton andert, und Die oberfte und un: 
terſte Stimme der rechten Hand ihren gehabten&on behalten. Es iftein 
groſſer Vortheil, daß in den Griffen der rechten Hand nicht immer alle 
Toͤne dürfen geändert werden. Die fehrvereften Ziffern find gemeiniglich 


ſchon im vorigen Griff getwefen, und alſo benzubehalten, und leicht zu fin⸗ 


Reg. 8. 


Erläuterung 
Diefer Riegel. 


* 


den, wenn man nur Die Intervalla aus dem erſten Abſchnitt gut gelernet hat, 


Reg. 8. Man fiehet dahin, daß die oberfte Stimmeder rechten Hand 
mit den Baß eine Melodie oder fingbaren Gang hat. 

Anmerk. Hiedurch wird nun von einem Anfänger nicht gleich ge- 
fordert, eine liebliche Melodie zu feinen Baß: Noten machen zu koͤnnen, 
denn es heift: fo mie der Mann; fo feine Kraft. Es will diefe Regul ihn 
hier nur lehren, mit feiner rechten Hand nicht fo lange, als es die folgen: 
den Griffe erlaubeten, immer auf Einem und demfelben Ton ftehen zu blei⸗ 
ben; oder die rechte Hand fo zu bewegen, Daß alles flieffende fingende We— 
fen daraus gleichfam verbannet iſt. Mit den Mittel: Stimmen, die aber 
doc) auch fingbar und ohne Quinten und Octaven feyn müffen, hat es fo 
viel nicht zu bedeuten, als mit der oberfien Stimme, weil folche ammeiften 
ing Gehör fallet und deren Fehler oder ungeſchickte Fortfehreitungen durch 
Feine Vollſtimmigkeit Eonnen bedecket werden, wie bey den Mitte-Stim- 
men gefehehen Fan. Wer unſere Eleine Regeln in Acht nimt, der wird fchon 
was fingbares in feiner oberften Stimme finden. Faſt alle andere Regeln, 
Die noch vorfommen werden, find um der Melodie willen da. Daher hat ein 
Seneral-Baflıfte fich befonders darauf zu legen, daß er feine rechte Hand 
10 fortfehreiten und einrichten lernet, damit wenigftens die oberfte Stim⸗ 
me nieht allein von verbotenen Quinten und Detaven (ſelbſt von den ver— 
deckten) und von ungefchicften Gängen gefäubert fey, fondern auch was. 
Melodieufes hören laffe. Eine fehöne Melodie zu machen, iſt das vornehm⸗ 
fie eines gierlichen manierfichen ÖeneralBafles. Dazu bilft folgende Re⸗ 
gel auch fehr viel, 


Reg. 9: 


der rechten Hand. ($.3.) 333 


" Reg.9. Man nimt, fo viel möglich, Motum contrarium in acht. 

Anmerk. Was Motus contrarius, Morus re&tus und Motus 
obliquus ſey, ift im erften Abſchnitt ſchon hinlaͤnglich und deutlich angezei⸗ 

get worden, als vornehmlich Cap. X.9. 6. ste Anmerk. item Cap. XIII. 


$. 15. und 16. item Cap. XV. $.2. iote Anmerk. ibid. G. 3. Die afe und zte 


Anmerk. und ſonſt hin und wieder. Dißiftauch eineder wichtigften Haupt: 
Regeln, wornach fich die rechte Hand in ihrem Herauf- und Herniederge- 
hen zu richten hat, daß ſie nemlich Motum contrarium gebraucht, das ift, fie 
gehet herunter, wenn der Baß herauf gehet; und umgekehrt, fie gehet hin⸗ 
auf, mern der Baß herunter gehet, kurz: Die Hände gehen einander entgegen, 
oder fie feheiden fi) von einander; diß mag nun gradatim oder Sprungs⸗ 
weiſe (per faltus, falcuatim) gefchehen. Hiedurch aber wird Morus re- 


ctus und morus obliquus nicht etwa fo verhaßt und verboten, wie eine 


Reihe oder Folge verbotener Quinten und Octaven; mit nichten, Motus 
rectus befördert öfters und in manchen Fällen die Melodie der oberften 
Stimme beffer, al3 Motus contrarius, und wird eben deswegen aud) oft 
vorgezogen. Ein Anfänger aber, der fich noch nicht recht vor Quinten 
und Octaven in acht nehmen Fan, muß fich mit Dem Moru recto ohne 
Noch noch nicht viel abgeben. Motus obliquus Fan auch leicht Anfaß zu 
Detaven geben, darum iſt Motus contrarius am ficherften zu gebrauchen. 
Reg. ı0. In die oberfie Stimme mußman meder offenbare noch 


verdeckte Quinten und Octaven bringen, und auch Feinen ungeſchick 


ten Bang. 

Reg. ı. In den Mittel: Stimmen müflen folche auch aufs beffe 

vermieden werden. _ — 
Reg. ı2. Um einen ungeſchickten Gang zu vermeiden, läßt man 

beym reinen Accord wohl die Octave aus und verdoppelt Die Terzie 
Anmerk. Zu den ungeſchickten Gängen gehöret unter andern (wo⸗ 
von hernach etwas vorfallen roird ) auch) der Gang in Secundam füuper- 
Auam ; hievon ift ſchon im erſten Abfchnitt etwas ermähnet worden, hem⸗ 
lich Cap. X. $.5. ate Anmerk. und Cap. XV. $ 2. te Anmerk. Don der 
Verdoppelung der Terzie oder Serte beym Septen- Griff fiehe den erften 
Abſchnitt Cap. X. $. 6. Die 6te Anmerk. Cap.XIII. .5. und Cap. XVII. 
$.13. woman fehon hinlangliche Nachricht davon findet. Wie aber beym 
reinen Accord flatt der Octave die Terzie muß verdoppelt werden, Davon 
werden wir bald ein Exempel haben. 

Reg. 13. Man hält beyde Hände fo nahe als möglich zuſammen. 
Anmerk. Man hat ſich zu hüten, Daß zwiſchen ver unterften Stim= 
me der rechten Hand (dem Tenor) und Be Baß Stimme kein gar zu lee⸗ 
13 1423 


Reg. 9 


Reg. 10. 


Reg. ır, 


Reg. 12. | 


Reg. 13. 


334 II.Abſchn. Cap. IL Bon der Lage ($.3.4.) 


ver Zwiſchen⸗Raum (oder Vacuum ) fey; denn dadurch hänget die Hat: 
monie gar ſchoͤn zuſammen, und Fünnen auf folche Weiſe Die etwa vorfal- 
lende Quinten und Octaven in den Mittel: Stimmen bedecfet und ent-- 


ſchuldiget werden. 


Reg. 14. 


Reg. 14. Durch einen vollftimmigen Griff (vier Töne in der rech- 
ten Hand) fan man die rechte Hand, wenn fie der linken gar zu nahe ge= 
kommen if, wieder in die Höhe bringen, Damit man Raum zu neuen Fort: 


ſchreitungen gewinne. 


Reg. 15 


Reg. 16. 


Anwendang 
dieſer Regeln. 


* 


Die Lage der 
‚ rechten Hand 
Fan verſchie⸗ 
den feyn. 


Anmerk. Diefer Vortheil ift erſt recht zu gebrauchen, wenn wir 
mit Diffonanzien werden zu thun bekommen: denn da Fan es leicht Fom- 
men, Daß wegen vegelmäffiger Refolution derfelben die rechte Hand ziem— 
lich nahe zum Baß gerath ; Da denn zu einer etwas langen Note der Griff 
nod) einmal in Die Höhe genommen wird, tie an feinem Ort deutlicher wird 
gezeiget werden. | 


Reg. 15. Die groffe Terzie liebet das Heraufgehen. 

Anmerk. Was hiedurchzu verftehen, wird am, Deutlichften bey den 
Erempeln Eönnen gezeiget werden, wohin wir e8 verfparen. Ä 

Reg. ı6. Man fchlieffet nicht gerne ein Stuͤck mit der Quinte oben. 

Anmerf. Ein reiner Accord ift Das Ende eineg ieden muficalifchen 


Stuͤckes, oder eines Satzes im Liede; ja ein jedes muficalifches Punctum 


(vide .Abſchn. Cap. XV. 8.8.) hat zuleßt einen reinen Alccord. In Diez 
ſem Schluß-Aceord wird nun lieber Die 8 oder 3 als die 5 oben genommen. 
Ein Einfehnitt aber (vide 1. c.) hat oft im leßten Griff die Quinte, hier: 
auf folger oft eine Achtel-Paufe. 


$. 4. Sind der Regeln gleich vor dißmal viel geworden, fo find 

fie Doch leicht in acht zu nehmen. Man hätte wohl aus Diefen ſechzehn Re— 
geln drey big vier machen koͤnnen, allein ich denke, es wird fo beffer und 
leichter zu verfiehen feyn. Anietzo wollen wir folhe Negeln ein wenig 
üben, und dazu anfanglich die Säge aug dem Liede: Werde munter, 
mein Gemüthe 2. fo fie es ſich im erſten Theil des Clavier-Spie— 
lers befindet, nehmen. Unfer Zweck foll dabey vornemlich feyn, eine 
Heine Anweiſung zur Lage der rechten Hand zu geben, und zwar nach den 
gegebenen fechzehn Regeln; da wir denn finden werden, wie zu einerley 
Baß Noten Die rechte Hand inder oberften Stimme auf verfchiedene Weiſe 
fo wohl gut als unrecht ihre Griffe nehmen Fan. Der erfte Saß unſers 
Liedes hat nichts als reine Zcorde zu g, d und ce, und Fan doc) fo oft ver- 
Andert werden, wie aus folgenden Exempeln zufehen. i 
n N.c 


der rechten Hand. ($.4.) 2. ZB 


»N. Nr N 
—— — Er fer Sal, 
a .. en — — 
— — — le 


key Fortſchrei⸗ 
tungen nimt. 































EEE . 
SE — —— 
| — — — _ | 


BE. Seen = — — — 
— 




















derfelben. 


Verdeckte 
Octaven. 





336 1. Abſchn. Cap-IIL Von der Lage (6.4.5) 


Erläuterung Hier haben wir nun dem Baß des erſten Satzes eine neunfache Begleitung 


der rechten Hand gegeben. In allen neun Arten find weder verbotene 
Quinten noch Octaven, iedoch iſt eine beffer als die ander. N.ı. 2.3. 
haben alle eine gute Melodie, die rechte Hand. nimt hier auch immer den 
nächfigelegenen Sriff; hingegen bey N. 5. und 6. nimt fie zwar ihren Ac— 
cord nochnäher, und behält im folgenden Accord, tag vom vorhergehenden 
hat bleiben Eönnen, allein eben dadurch ift die Melodie Doch ein wenig zu 
einfältig gerorden. N. a. hat die Melodie vom Liede: Werde munter ?c. 
und ift fo gut nicht, wie N. 1.2.3. denn e8 gibt verdeckte Octaven drinn, 
bey der 3und 4ten Haf-Mote Zund g hat der Diſcant a. Der Accord 
zu 4 iſt 2 5, und der darauf folgende Accord zu g iſt an z Nun iftaus 
dem erfien Abfchnitt Cap. XVII. $. 17. befant, wie die verdeckten Detaven- 
offenbar werden, wenn man die durchgehende Noten (als hier bey JE) 
machet, da denn Die legte durchgehende Note von d zu g das As ift, fs hat 
die Tenor-Stimme im Griffe zu d, und s im Griff zu g, da find nun die 
verdeckten Octaven im Tenor entdecket; e8 laſſen fich von einem Anfänger 
Die verdeckten Octaven am beften merken, wenn er folche verdächtige Öriffe 
ausfeßet; es mag hier gefehehen : Ss 


ERESEHE 


Es ift diefe Melodie im erften Theil mit Fleiß in lauter reinen Accorden 
gefeßet, Darum iſt der Baß, der freylich durch Untermiſchung anderer Griffe 


viel beffer hatte önnen gemacht werden, nun fo gerathen; es war auch noch 


nicht Zeit, von verdeckten Octaven zu reden. N.7.8. und 9. haben zwar 
alle eine gute Melodie, welche fic) zu einer Lieder: Melodie wohl ſchickten, 
indeffen machte ein Accompagnift fehon zu viel Bewegung, er fan e8 fon- 
ſten ja gut und näher haben. N. 8. und 9. haben im Anfange auch einen 
unnöthigen Sprung. 


85. Nun wollen wir, zu eben diefem Daß, der reiten Hand allbier 
eine unrechte Lage geben, und mit Fleiß unrecht machen; Damit wir Gele⸗ 
genheit haben, dafür zu warnen. 

N. I. 


der rechten ge ($-5.) 3 





— — 


I „ABEL JBu use Bu, ————— 


8 = 
— — 
— Ener jene Zee 

& 









Wiedeb. Een, Baß. Yun Hier 

















Entdeckung 
der darin be: 
findfichen 
Fehler. 


Anfänger ma⸗ 
chen ſich aus 
Unwiſſenheit 
oft manches 
ſchwerer, als 
es iſt. 


338 i Abſchn. Cap. IM. Von der Lage (.5.6). 


Hier iſt die Lage der rechten Hand wieder auf zehnerley Art, aber eine iede 
Art hat ihre Fehler und iſt deswegen zu verwerfen. N. s. und 2. haben 
zwar eine Melodie, allein c8 find Octaven drinnen, und zwar da, wo der 
Eleine Strich ſtehet. N. 3. hat wieder eine Melodie, allein der Sprung 
von 2 nach fs Die verdeckten Detaven bey is 2, und der Sprung von z nach 
a machen eg vermwerflich. Wir haben im ıten Abſchn. Cap. XVII. G. i8. 
zwar gefaget, Daß zumeilen in der Ober: Stimme eine verdeckte Octave er⸗ 
laubt ift und $. ı7. finden wir bey den Erempeln, nemlich N. 5. eben dieſe 
verdeckte Ditave beyr ©. Allein es ift zu merken, daß dergleichen verdeckte 
Octaven in der Ober- Stimme nur im Schluß eines Sages paffiren 
koͤnnen und auch oft vorfallen; hier ift aber die verderfte Dctave in der 
obern Stimme mitten im Saß, und alfo nicht erlaube. N. 4. 5. 6. und 7. 
haben Feine gute Melodie, fpringen auch gar zu fehr. Eine folche huͤpfen— 
de Bewegung der rechten Hand ift nun im Accompagnement ganz und 
gar verboten, und deswegen aufs firengfte zumeiden; N. 8. hat wieder gar 
zu viel Sprünge, und dazu auch Octaven (obgleich moru contrario) und 
taugt derowegen für ung nicht; N. 9. gehetfaft in lauter verbotenen Quin⸗ 
ten, und eben Dadurch bekommt die Tenor: Stimme lauter Dctaven mit 
den Baß, es ſpringt fehr gefährlich und taugt überall nichts; gleichen 


Schlags ift N. 10., da find im erfien Tact Quinten und im andern Dcta- 


ven und ift voller Sprünge, fo gar bis ;, ift Deromegen auchnichts werth. 


$.6. Wer nun die guten Erempel $. 4. mit diefen vitiöfen verglei- : 
chet und dabey an die gegebene fechzehn Regeln gedenket, der wird finden, 
daß Die guten Exempel nicht allein beffer ins Gehör fallen, fondern auch 
beffer und viel leichter zu fpielen find als die unrechten. Es find folglich 
viele Regeln, die man von der rechten Lage der Hand gibt, auch Deswegen 
mit da, damit ein Anfänger fich Feine unnöthige Mühe mit Sprüngen 


und Hüpfen geben möge, es ift alfo ein Vortheil darin, wenn man diefe 


Regeln ausübet und in acht nimt. Es ift Die Art eines Anfängers, ſich 
ein Ding faft ſchwerer zu machen, als e8 nöthig if. Man bedenke nur, 
mas bey Hand: Sachen eine unrechte Fingerfegung bey einem Anfänger 
nicht vor Schmürigkeiten, Stolpern und Fehlen verurfachet, welche 
Schwuͤrigkeiten durch eine gute und commode Singerfegung aber alle ge= 
hoben werden. Eben fo macht e8 ein Anfänger im Accompagniren, er 
fpringet und vagiret mit der rechten Hand gerne ohneNoth herum; das 
Choral⸗Spielen, melches dergleichen oft erfordert hat, bat ihn daran ge: 


woͤhnet. Iſt er nun noch nicht im Stande, Die Dreyfache Veränderungen 








eines Accordes (und aller andern Griffe) zur rechten Zeit zu gebrauchen, 
oder. ift ihm eine Veraͤnderung des Accordes (oder ein a) be: 
anter 


der rechten Hand. (9.6.7) 339 


Fanterals die andere, ſo will er immer gerne die nehmen, die er dem Gedaͤcht— 
niß nach inne hat; er nimt entweder gerneimmer (beym reinen Accord) Die 
Octave oben, oder die Quinte oder die Terzie, ie nachdem ihm eine Art vor der 
andern geläufiger oder bekanter ift, da Ean es denn nicht allein ohne viele 
Sprünge (die Öelegenheit zu manchem Mißfchlag geben) nicht ablaufen, 
fondern Quinten und Dctaven finden fich auch allegeit Dabey nothrendiger 
Weiſe mit ein; dahero es denn höchfinöthig ift, daß ein Anfänger die drey⸗ Diedrey Der: 
fache Beranderung eines Arcordes (ja aller andern Griffe) fo vollfommen en 
inne habe, Daß ihm einerfen ift, Diefe oder jene Deranderung des Accor: muß ale 
des zu nehmen; ob er die Octave oder die Duinte oder die Terzie oben iM recht inne 
Heinen Finger haben foll, das muß ihm, fage ich, einerley feyn. Wie ich haben. 
denn auch hoffe, Daß meine Kefer und Die fich meiner Arbeit zur Selbft-Sfn- : 
formation bedienen wollen, Durch den Gebrauch des erſten Abfehnitts fich 
werden gefchickt gemacht haben, alle Accorde mit ihren Veraͤnderungen 
gleich treffen zu koͤnnen; denn diß ift die erfte Hebung einesangehenden Ac: 
compagniften, daran- es auf Feine Weiſe mehr fehlen muß. 

$. 7. Es kan einem Anfänger auch nicht ſchaden, wenn er auch fei- Das Sprin, 
ne rechte Hand in Der obern Stimme fo viel möglich ruhen lieffe, fü mie gen mit der 
unter den Exempeln $phi 4. N.5.und 6 zeiget: denn ob hie gleich Die Me; "ten Hand 
lodie nicht fonderlich ift, fo gemöhnet er ſich Doch hiedurch an, den nachft- ol ann 
gelegenen Accord zu fuchen und verlernet Das Springen und Slattern der 
rechten Hand, es ift auch am Teichteften auszunben. Tractiret er beym 
General: Baß zugleih Hand-Sachen, fo wird die rechte Hand Dadurch 
nicht fteif oder verborben: ich fage auch nicht, Daß er hernach immer bin 
dabey bleiben folte; nein, ich mwiderfprache fonft meinen gegebenen Regeln; 
hier wird ein Anfänger gemeynet in feinen erften Mebungen, und der beym 
Choral⸗Spielen gewohnt getworden mit der rechten Hand allerley Sprün: 
gezumachen. Die Melodie der obern Stimme ift eine Zierde des Accom— 
pagnements, dergleichen aber noch von Feinem Anfänger Ean gefordert mer: 
den. Nimt ein Anfanger nur zuerft immer den nachfigelegenen Accord, Vom Anfär: 
und hütet fich vor Quinten, Detaven und ungefchisften Sangen, und er= ger muß man 
langet in Diefer Art Des Accompagnements erſt einen Fleinen Habirum, fo Ei zu viel 
Fan man ſchon mit ihm zufrieden ſeyn; Hornemfich da er bey Dem allen doch MM 
auch fehr genau auf den Fact muß acht haben. Das sierliche muß kom⸗ 
men, wenn dag mefentlichnothmendige erft da iſt. Diß fey einem Anfaͤn⸗ 
ger zum Troſt gefagt, der mannigmal bey Lefung der muficalifchen Bücher 
nicht wenig erfchrickt, wenn er ſo viel und fo mandherley darin findet, was 
sum Accompagnement gehöret, da er doch groffe Luft hat, zu feinem blof 
fen Vergnügen, nur erſtlich das nothwendigſte hievon zu wiſſen, um mit 
einem guten Freunde, Der etwa eine hübfche Violin oder Traverſiere ini 

a 12 \ oder 








340 11. Abſchn. Cap- II. Von der Lage (6. 7.8.) | 


ser bfäfet, zumeilen eins machen zu Finnen, (toie man zu reden pfleget.). 
Sean Liebhabern möchte gerne in dieſem Abfehnitte ein Senüge thun: 
dahero ich denn auch meinen ganzen Vortrag Darnach fuche einzurichten. 
Bey dieſem allen aber werde ich Doch der Kunſt nichts vergeben, oder einem 
Liebhaber, mit wenigem ſchon vergnügt zu feyn, anrathen; nein, ein rech⸗ 
ter Liebhaber der Mufic wird ohne mein Erinnern fihon immer weiter 
Muſie gliſche zu Fommen fuchen. Andere muficalifche Schriften Eönnen ihm hernach 
Schriſten gute Dienfte thun, fonderlich des Herrn Bachs zweyter Verfuch über 
werden re das Arcompagnement, Herrn Sorgens Compendium barmonicum nd 
nmendiret Vorgemach/ und Herrn Lohleins Clavier⸗ Schule, und andere neue 


und aͤltere Autores, Die bekant find und vom General-Baß gefehrieben - 


haben, und deren fehon hin und wieder ift gedacht worden. 


Zweyter Satz $. 8. Nach dieſer Heinen Digreffion gehen wir zum zweyten Satz 

in gufen und unfers Liedes, Da wir denn abermal verfehiedene Arten Der Lage der rech— 

fölchten ten Hand herfegen wollen, erfilich die guten und hernach die unnuͤtzen; 

Zortſchreitun daraus ein Anfänger denn begreiffen lernet, Daß er nicht an einerley Sage 

3 Fr gebunden ift, und ev fich vornemlich zu hüten hat. Hier 
in fies ) 





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— — 
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I — — 








der rechten Hand, (II 341 
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@ e er. — 
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N. 1. hat die Melodie des Liedes, und iſt fo gut nicht als N. 2. 3. und 4. Anzeige, web. 
(vide $.4. faft am Ende) denn hier geht. die nach der groffen Terzie fol che Arten gut, 
gende Stimme oder Note in die Höhe nad) $.4. Reg. ıs. DIE Heraufgehen ne eh: 
fiebet Die groffe Terzie, es Tlinget auch beffer, twie man hören Fan, wenn bicht gut ſind. 
man N. 7.00 zu g die Terzie major s nicht in derſelben Stimme herauf: 
gehet, ſpielet. Ferner ift eine gute Mefodie darin, und bie rechte Hand 
hat eine mäffige erlaubte Bewegung. N. 5. hat zwar eine fehr einfältige 
Melodie, koͤmmt e8 aber, daß die rechte Hand in andern Sachen, morin 
der Baß fo wie hier wäre, fo läge, daß zu g die Detave im Accord oben 

waͤre, fo Fönte ein Anfänger (fiehe $. 7.) die rechte Hand, fo wie hier N. 5., 
ruhen laffen, das waͤre ihm nicht zu verdenken. Dieandern Erempel find 
verfchiedener Urſachen wegen nicht nachzuahmen. N. 6. macht zwar Feine 
offenbare aber Doch verdeckte Quinten, ein paar Noten Tonnen folches am Verdeckte 
beiten zeigen: | Duinten. 





Weil ich hier in beyden Handen die Durchgehende Noten ausgeſetzet has 
be, fo offenbaren fich bey 2d und ge die Quinten. 

Wenn alſo die Tertie major im Griffe oben geweſen, fo nimt man 
nicht gerne im folgenden Griff Die Quinte, viel lieber aber die Octave, 
eben wie N. 1,2. und 4. geſchehen. N. 7; Eönte wohl paffiren im vierſtim⸗ 
migen Accompagnement, und iſt vollends gut, wenn die Finke Hand hier 
zu ungeſtrichen e die Octave © nimt: alsdenn lieget die ganze Harmonie 
zu. c beyfammens wer aber zweyſtimmig mit Baß und Diſcant alfo fies | 
len mwolte, daß die Ober-⸗Stimme mit a Baß gleichen Ton bitten Die 
se - 93 urde 

















342 1. Abſchn. Cap. Ul. Von der Lage C$.8.9.) 


würde bald hören, Daß eg nicht gut Klinge, Denn im zweyſtimmigen Spielen 
muß Baß und Difcant, fonderlich wenn der vorige Ton zum Baß die 
Quinte gemefen, nicht oft einerley Noten haben. N. 8. und 9. haben 
zwar eine gute Melodie, allein die linke Hand macht bey N. 8. ein wenig 
zu viel Bewegung vor einen Anfänger, beffer ift hier N.3. Sonften Fan 
N.g paffiren. N.9. fängt zu hody,nemlihmit san N. ıo. aber fpringt 
gar zu fehr, und halt auch, obgleich moru contrario, Dctaven in fich, und 
ift Deswegen zu vermeiden. 


Drifter Satz, $. 9. Nun mollen wir auch den dritten Satz unfers Liedes, Der der 
nach feinendE erſte im andern Theil iſt, nach feiner rechten als unrechten Lage der rechten 


Lu, ai Hand ausſetzen, es mögen einige vitiöfe vorhergehen. 
7 —— 





— — 3 


Gefaͤhrlicher Es iſt der Gang im Daß von nach e (oder auch von e nach f) ein fataler 

Ganginmall- Gang, der in den moll · Toͤnen gar leicht und mannigmal unvermuthet 

zönenfancuf vorfait, Denn hier ift die Melodie von g dur ins æ moll gewichen; denn 

man hat hier Die ſchoͤnſte Gelegenheit von Der Welt, alles, twas nur verbo- 
gemacht wer; ten ift, nemlic) Quinten, Detaven und einen ungeſchickten Bang anzubrinz 

den. .gen. Wolten wir die erſten zwey Noten unſers Satzes fo accompagniren, 

wie bey N. 1. zu fehen, und mit. der Octave anfangen, fo wuͤrde gar Feine 

gute Fortfehreitung folgen können, und es ginge die oberfte Stimme mit dem 

Baß bey z = in gänzlich verbotenen Detaven, und inder Alt-Stimme waͤ⸗ 

ven bey = und # die Quinten zu fund e einmal offenbar gnug; mir — 

en 


s 


der rechten Band. ..($.9) 343 


fen hier alfo wegen der Folge (vide $.3. Reg. 3.) im Accord zu f die Octa⸗ 
ve nicht oben nehmen. Verſuchten wirs endlich mit der Quinte oben, wie 
N.2. u fehen,, fo find Denn zwar Feine Quinten und Octaven darin, weil 
es motu contrario gehet, allein die unterſte Stimme Der techten Hand der R 
Tenor hat eine übermaffige Secunde (Secundam fuperfluam) von r nach 
&is, (vide $.3. Reg. ır. und 12.) welches aueh) wieder nicht erlaubt iſt. Nun 
wollen wir im Accord zu, f mit der Terzie oben anfangen, fo wie es eigent: 
lich die Melodie unfers Liedes mit fich bringet, wie bey N. 3. zu fehen. Al— 
fein iegt liegt Die Secunda fuperflua 7 zis twieder in einer Mittel: Stim- 
me, nemlich in Alt. Nun ift diefer Gang der Secundze fuperflue im Alt Gang der 
zwar fo ſchlimm nicht als im Difcant und Tenor, und fällt auch fo ſtark Secundz fü- 
nicht ing Gehör, wenn der Baß (wie hier) nicht zu weit Davon lieget; allein parfuz- 
wer die Alt Stimme fingen folte, würde doch ſeine liebe Noth dabey finden, 
und meildiefer Fehler auch am meiften in den Mitre-Stimmen begangen 
wird, (denn es waͤre ein gar zu flarfer Uebellaut und auch zugleich wieder 
andere Regeln gefehlet, wenn man der oberſten Stimme, dem Diftant, oh: 
ne Urſach, einen Gang in Secundam fuperfluam geben wolte. Heut zu 
Tage findet man diefen Gang wohl, wenn der Componift einen gemwiffen 
. Affe oder dergleichen ausdrücken will, darauf fich aber ein angehender 
Accompagnift nicht berufen darf,) fo ift. er auch in den Mittel- Stimmen 
zu vermeiden. Wolte man aber alles vollftimmig, fo wie bey N. 4. fpie: 
fen, ſo waͤre der Fehler bedeckt, und ginge im erften Griff zu / dasz in 
unifono, alſo, daß Alt und Diſcant beyde = hätten, und im folgenden Griff 
hätte der Difcant # und die erſte Alt-Stimme zu. Bey der Bollftimmig- 
keit haben alfo alle vergleichen Fehler nichts zu bedeuten, wenn da nur Die 
oberfte Stimme mit dem Baß rein und ohne Fehler ift. Weil wir esnun 
‚aber mit einem vierflimmigen Accompagnement zu thun haben, wie ma= 
chen mir eg denn, das mir Diefen beyden erften Noten fe ihr Recht geben ? 
Wäre es mir erlaubt hier den Baß zu ändern, fo wolte ich ftatt flieber a. 
mit einem reinen Accor> nehmen, als welches hier wohl angehen koͤnte. | 
Allein wenn nun alle Stricke reiffen und gar Fein Rath mehr ift diefe bey= Wiedie befte 
de Accorde dreyſtimmig in der rechten Hand zunehmen, fo will einmal der Lagezu finden. 
rechten Hand eine Stinnme nehmen oder fie vielmehr mit einer andern in 
unifono gehen lafjenz wie man denn beym vierfliimmigen Accompagne> 
ment doc) fo gebunden nicht ift, daß man nicht zumeilen, felbft beym rei: 
nen Accord, wenn e8 vie Noth oder der Wohlklang erforderte, eine Stim: 
ine mit der andern folte in unifono koͤnnen gehen laffen ; wir wollen de 
megen wieder einige Erempel von der Sage der Hand bey dieſem Satze herz 
fegen, und allerley Proben machen, bis wir die befte finden. - 


* 























44  1.Abfhn, Cap. II, Bon der Lage, ($.9) 





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Bey N.5. habe ich den Alt mit dem Diſcant in unifono gehen laſſen, da 
fehe ich nun zwar die fatale Secundam fuperfluam nicht mehr, allein-in 
Der Tenor: Stimme merke ich zu meinem Leidweſen zwo effenbare Quin- 
im, denn e ift die Quinte zu f, und > iſt die Quinte gu es diß wegwerfen 
Ber Octave im Alt beym Accord zu hat mirnicht8 geholfen. Ich will alfo Die 
Detave im Accord zu e wegwerfen, wie bey N.6. gefhehen, Da ich Alt und 
Tenor in unilono habe, Nun iſt endlich ein mal Das Quinfen: und Octa⸗ 

pen: 


der rechten Band. (0) 345 


ven⸗Geſchmeiß und die unarfige Secunda fuperflua weg. Allein, halt! 

was habe ich gemacht? es geht der Alt ja mis dem Bag in Octaven einher 
bey Fr ©. Ich will einmal flatt Des morus re&ti den motum contrarium 
gebrauchen, wie N.7, jeiget, da gehet nun Difcant und Alt in unifono, 

nun Deucht mir, ift kein Fehler darin. Mein, fo ift es vecht, fo muß der⸗ 

gleichen Satz gefpiefet werden. Don N. ı. bis 6, ift alfo alles unrecht; 

N.z. aber iftrecht. Ob nun aber gleich bey N. 6. der motus rectus Octa⸗ 

ven verurfachte, fo Fan Doch auch Der morus re&us allhier gar gut ange: 

hen, wenn ich im Accord zu /, Die Octave meglaffe, und hingegen die Ter— 

gie verdoppele, twie N. 8. zeiget. N.g. weiſet, wie Diefer Saß zu fpielen 

waͤre, wenn im erften Accord die Quinte oben läge. Diefe drey letzte Ar- 

ten N. 7.8.9. find auch allein gut und müffen in folchen Fallen in acht ge : 
nommen werden. Daher merke man fich diefe Negul: „ Nenn zwo No- Neguf, wie in 
„ten im Baß einen halben Ton fieigen oder fallen ( oder wenn in moll den moll Toͤ⸗ 
„ Tönen die Sexra modi, wiehier f zu a in a zoll die Sexte ift, vor der Ten ar Be 
„» Quinte des Tones mit der groffen Terzie hergehet) und Die tiefſte Note . aa 
„ Tertiam maiorem über fi) hat, und beyde Toͤne einen reinen Accord eisen. 
„haben follen, fo muß beym höchften Ton (bey Der Sexta modi) entweder 

„, Die Octave wegfallen, da denn der Alt mit dem Diſcant in unifono mo- 
„zu contrario gehef, oder man verdoppelt allhier die Terzie und brauchet 
„ motum re&tum. „ Wir haben hier nun den Fall, da Die höchfke Note | 
zuerſt ſtehet, als fe, ſtehet nun aber Die tiefſte Note ext, als e 5 fo gehet es, Mi 
wieN. 10. und N. ı1. entweder muß Die Detave in unifono fiehen, oder die 
Terzie ben fmuß verdoppelt werden. Diefeshabe mit Fleiß fo ausführlich 
abhandeln wollen, fallt nun dergleichen Gang vor, fo wird man fich defto 

beifer erinnern, Daß hiebey was in acht zu nehmen. Unrecht ware eg, wenn Verbotenes 


dieſer Satz alfo aefpielet würde wie N. 1, 2, 3. und fo, wie folget; Springen der 
ieſer Sag alfo gefp 1. 2.3. und ſo, Teil. ann Dann 












mann ee 




















346. 11. Abſchn. Cap- IH. Bon der Lage C$.10.) 


Sn dieſen Dreyen Erempeln fpringet Die rechte Hand gar zu fehr, find af 
fo nur zur Warnung hier, um fid) ın der „sechken a für dergleichen 
Sprünge zu hüten. - 


Vierter Sa, .  $. 10. Nun wollen wir ” vierten Satz — und verſchiedene 


mit verfchie-. Arten der Lage der rechten am A 
denen guten 


and fhlechten _ — 
—— — 2 — nn Era 
gen. — — — ————— — — — 


Eee 


0) 











— — 
Here. 














der rechten Hand. $ 10.) 2347 


11 
(Fre ee nn: Ne era a er or 


et ee a u 





- Diefer Satz ift eine Repetition des vorigen Satzes, nur daß der vorherge: Vom Trans: 
hende Satz aus a mol! war, Diefer aber aus e dur. Es ift alfo eben fo poniren. 
viel als eine Transpofition des vorigen Satzes: weil ich aber Fein Stück, Aus einem 
fo aus einem moll· Ton ift, in dur- Ton überfegen Fan, eben fo wenig mwoll-Ton 
wie ich ein Stuͤck aus g dur auch aus g mol fpielen Fan; fo if es eigent- darf man kei— 
fich Feine Transpofition, fondern eine Repetition um eine Zerzie höher; n 
dergleichen Denn allenthalben gnug zu finden ıft. Im Hallifchen Gefang- Se 
Buch ftehet das Lied: Warum betrübft du Dich mein Herz? img moll: an 

unferm Orte und fonften wird Diefe Melodie aus g dur gefungen; denn 

weil diefe Melodie nur eine Quinte im Ambitu hat, fo hat ſolches hieran: 

gehen Fönnen. Dergleichen findet man aber felten. Wer es ausgdaur fpie: 

fen will, muß wenigſtens den Baß hie und Da ein wenig ändern; der Di: 

fcant braucht Feine andere Aenderung, als Daß ich flatt b Das > fpiele; fie 

klingt aus g dur zuverfichtlicher und hieblicher, als aus g mol. 


Gleich bey den benden erften Roten unfers Satzes haben wir einebe- Motus con- 
kante aber wichtige Negel zu benierfen. Wir wollen fierepefiren, es iſt dieſe: warius iſt zu 
Wenn zwo Baß Noten nacheinander oder gradatim ſteigen oder fallen, obſerviren. 
„fomuß die rechte Hand nicht mit ſteigen oder fallen, wie der Baß, (das | 

waͤre Motus rectus, der hier bey den vierflimmigen Accorden: Erempeln 
von einem Anfänger noch zu vermeiden iſt) „fondern Den Morum con- 
„ trarium gebrauchen (vide $.3.Reg.9.) nemlich weil hier die linke Hand 
ʒweene Töne gradatim herunter gehet, fo muß Die rechte Hand das Ge 
„gentheil thun, nemlich herauf gehen: als N. 1. hat der Baß a g, Daher 
sche nun der Difcant herauf und nimf = 2 oder auch wie bey N. 2, 24. 
Der nun hier nicht Morum contrarium, fondern Motum re&&um ge- 
brauchen wolte, der machte, wie aus N. 3. und 4. zu fehen, Quinten und 
Octaven und zwar beyderlen zugleich, N. 3. Tiegen die Octaven im Alt und 
die Quinten im Tenor. N. 4. hat Die liebliche Quinten gar in der ober: 
fien Stimme und die Octaven im Tenor, gröber Tieffen fich Feine Quinten 
und Detaven machen. Daher merke man fich dieſes als eine rechte Haupt⸗ 
ar) Regul,. 


























348 U. Abſchn. Cap. I. Vonder Lage (5. 10. 1.) 


Regul, dag man ſich ſonderlich bey gradatim gehenden Noten des Mo⸗ — 
Ermunte· tus contrarii bedienen muß. Wer ſich dieſe Regul wohl merket, und da⸗ 


ung. bey immer Den naͤchſtgelegenen Griff erwaͤhlet, und alle Intervalia gder 
Signaturen mit ihren Dazu gehörigen Stimmen unvermeilt und ohne müh- 
fanıes Suchen treffen kan; der hat, wenn er hiebey noch ein wenig vom Tact 
und von den durchgehenden Noten verſtehet, die Kunft des Seneral:Bafles 
und zu accompagniren ſchon fo gut als gefaffet, Das andere ‚taßt ſich nach 

Veurtheilung und nach mit leichter Mühe lernen. Sonſten iſt Die Lage der Hand bey 


voriger Zirten N. 1.2.5.6. recht guf.. N.7. gehet auch wohl an und von einem Anfänger 


der Fortſchrei⸗ 


or zu gebrauchen; bloß daß hier nach dem Accord zu g, wozu eine Terzie major 


im Alt geweſen, der Ale nicht herauf fondern herunter gehet, das macht, 
daß N. 1. 2.5.6. befier it. Wenn aber dergleichen in der Ober: Stimme 
Seal ‚, wie bey N. 8. da erfilich ug die Terzie major »-oben lieget, und 
im folgenden Griff zu © Die Quinte s wieder oben lieget, fo koͤmmt eben der 
Gang wieder heraus, wofuͤr ſchon $. 8. ben Gelegenheit des ſechſten Exem⸗ 

pels gewarnet worden, daher iſt N.2. beſſer. N. 9. ſpringt zu ſehr, und 
hat mit dem Baß Feine gute Melodie. N. 10. gehet zu hoch, ordentlicher 
Reife Darf die rechte Hand nicht höher als 7 ‚r und nicht tiefer als unge 
ftrichen fEommen. Bey N. 1. und N. 6. Eönte “> legten Griff zu e bie 
Derzie eben fo gut als Die Octave oben liegen. N. ı1. fehlieffet mit der. 
Duinte im Accord zu e oben, diß thut man nun Ale, gerne, fondern fchlief 
fet viel lieber mit Der Octave oder Terzie oben, deswegen iſt N. ar. nicht gut. 


Fuͤnſter Saßz, $. un. Nun kommen wir endlich zum fünften Sas unfers Liedes, 
nach guten welcher im Difcant zwar, was Die Melodie Des Liedes felbft betrifft, mit 
und ſchlechten dem erſten Satz einerley iſt, allein der Baß hat Doch eine kleine Aenderung; 


nn 


Gender denn im erften Sag finden wir zu zweymal im Baß g, hier aber fleht 
ten Ha an, zum zweyten » im Baße. Diß Fommt nun bey Liedern oft vor, nemlich 
daß Ein Sag mehr als einmal darin vorkoͤmmt, da man denn dieſen Satz, 
wenn er zum andern mal vorfaͤllt, zur Veraͤnderung einen andern Baß gie⸗ 
bet, dadurch denn die Harmonie gleich ein wenig verändert wird. Wir 
tollen nach unferer Gewohnheit abermal in verfchiedenen Erempeln anzei- 
gen, wie Die rechte Hand hier recht oder unrecht verfahren Fan in Anfehung 
ihrer Bewegung. Hiedurch meyne einem Anfänger den Deutlichften Be⸗ 
griff von Der rechten oder unrechten Sage der rechten Hand beybringen zu 
- Eönnen: denn mweil viel daran gelegen, und ein Choral: Spieler beym Ac- 
compagnemenr die rechte Hand nach) Regeln felber muß einrichten und 
legen fernen, und die geſchickte Sortfchreitung derfelben in acht zu um 
hat; fo önnen ihm dergleichen Erempel fehr nuͤtzlich ſeyn. 


| N.% 








Beurtheilung 
diefer Saͤtze 





0ll Abſchn. Cap. II. Von der Lage ($.rr.r2.) 


N. 1.2.3. und 4. find unter allen am beſten: da iſt eine gute Melodie, und 
Die rechte Hand nimt allhier auch Feine Sprünge vor, wie bey N. s.und 6. 
die Deswegen nicht guf. - Unter den vier erften Nummern iſt wiederumN. 2. 
und N. 4. beffer als N.ı.undz. Bey N.ı, ift nicht zum beften, daß nach 
dem festen g des erſten Tactes, da Die groffe Terzie „ im Alt lieget, die . 
rechte Hand beye im Baß herunter gehet, Denn dadurch iſt verhindert dag 
Heraufgehen Der groffen Tertie welches. bey N. 2. und 4. gefchicht. Zudem 
ift in diefem Erempel und auch bey N. 3. bey d.g in der rechten Hand eine 
folche verdeckte Octave im Tenor, wie $..4. im 5 — iſt angezeiget wor⸗ 
den. N.2. und 4. aber find gang rein. Freylich iſt dieſes, was an N. ı. 
und 3. anietzo gefadelt worden, nur eine Kleinigkeit, worauf ein Anfänger 
unmöglich fehon reflectiven Fan. Man fiehet aber, daß felbft der Morus 
obliquus auch) gefährhidy zu gebrauchen ift, Denn Daher find hier Die ver— 
deckten Detaven entſtanden. N.7. waͤre noch fo ziemlich, es gehet aber zu 
hoch; eine Detave tieffer koͤnte e8 ein wenig beffer angehen, doch Fan als: 
denn die rechte Hand beym erften Griff nur zwey Stimmen oder Töne 
nehmen, wie bey N. 8. und 9, zu fehen, unter welchen beyden Numern N. 9. 


beſſer ift alSN.8. N.1o, hat gar Quinten und Octaven in den Accorden 


Motus rectus 
bey einer Sol: 
ge reiner Ac⸗ 
corde verurfa: 
ehe, daß die 8 
wegbleibet. 


zu. e und 4, und taugt dahero gar nichts: Der Motus rectus iſt Schuld 
Daran, Deswegen iſt N. 4. befier und N. ı1. auch meit vorzusiehen. 

$. 2. Vom fechften Saß finde nicht nöthig, wieder Exempel her 
zu feßen, denn er iſt in Baß und Difcant mit Dem zweyten Saß ganz einer- 
fey. An ſtatt deffen wollen wir noch ein Wort reden von der Verdoppe- 
fung der Terzie beym reinen Accord mit Hinmeglaffung der Octave. Es 
wird heut zu Tage Mode, einen reinen Accord in der rechten Hand nur 
zweyſtimmig zu nehmen, und entweder Die 8 oder stieg gu laffen, oder flatt 
Der 8 Die Terzie zu verdoppeln. Gin Anfänger aber bemuͤhet fic) hier noch 
nicht fonderlich Damit, ausgenommen, was beym dritten Satz davon iſt an⸗ 
gemerfet worden; Denn hier erfordert e8 DieMoth, und war Diefes dag 
einzige Mittel, den Quinten, Octaven und der uͤbermaͤſſigen Secunde da: 
felbft aus dem Wege zu gehen. E8 mird aber heufiges Tages Die Detave 
im reinen Accord weggelaſſen und Die Terzie Dafür perdoppelt, oder man 
läßt eine Stimme mit der andern in Vnifono gehen, um allen Stimmen 
einen beſſern Gang oder Geſang zu geben, da man denn ſelbſt in einer Folge 
von reinen Accorden fo gar Motum rectum gebraucht, als: 


a — | 
Silent 


PD: SE Rn RENTE DEN 

ST TE Rn nen 
BESNELEREZTETT. 

7 — 














der rechten Sand. (6. 12) 351 


Diß gehöret nun zwar einiger maflen ſchon mie zum zierlichen General⸗ 
Baß, und ift nicht für Anfanger, indeſſen wollen wir noch ein wenig dabey 
file fieben. 

Mannichmal darf ein reiner Griff nicht nach feinem gewöhnlichen 
Inhalt gemachet werden, und zwar um dreyerley Urfachen willen: ı) Um 
verbotene Octaven zu vermeiden, 2) um der Refolution einer Diflonans 
willen, und endlich 3) am öfteiften um den Mitte: Stimmen einen beffern 
Gang zu geben. Denen Befisern und Liebhabern des neuen Wernige— 
röder Choral: Buche zu gefallen, und überhaupt die Nothwendigkeit der 
Weglaſſung der Detave deſto beffer einzufehen, wollen mwir einige Saͤtze 
aus bemeldtem Choral: Buch herfegen, und die Griffe darüber ausfchrei- 
ben. Es gehet alfo eine Verdoppelung bey einem reinen Accord vor, 


| 1) Um verbotene Octaven zu vermeiden, als aus diefen Erempeln 

zu fehen: | 

nt ee 
—— — — — 
a — — 3- 


en 
ne 

































der rechten Hand, ($.12.) u: 353 




















See: — 
wide nz Baß. 

















354 UI. Abſchn. Cap. II. Von der Lage ($.12.) 





— b so 46 ch 





der rechten Sand. (92) 355 


= ee 














356  11.bfhn. Cap. II. Bon der Lage ($.12.) 










rn 
ee aunern en 
up 


6 Er 
Seszzmeresse ee 
ee — — 






















der BAR DIR 357 


= zer ee il 5 — An 

(era ze 

E Ber 
= En 5 

ee — mama 


— ae.) 
ae 45. DR — 
— — a 7 87 Sie Bit El 
Er 




























6 
4 


m 
EHE 
ara Ei er + 


— 

















| 


E 8 
= — 


—— 


en —— 
















































358 I. Abſchn. Cap- II. Yon der Lage (.12.) 


Aus allen diefen Erempeln Fan ein Liebhaber fehen, nicht nur wie ein Ac⸗ 
cord oft nur zweyſtimmig, oft aber mit einer doppelten Terzie gemachet 
wird, dergleichen Griffe find hier immer mit einem + begeichnetz fondern 
er Fan auch hieraus fernen, wo Der Vnifonus und Die Werdoppelung der 
3 oder 6 beym Serten: Griff ftatt haft. Hiedurch wird vornemlid) den 
Mittel: Stimmen das Springen benommen, wenn die oberſte Stimme. 
oder die Melodie im Difcant fpringet. Wer das ganze Buch erſt aus: 
ſtudiret, der wird diefe Erempel am beften beurtheilen koͤnnen. Wir mol 
fen noch etliche dergleichen Exempel geben. Wer folgende Säge aus be: 
meldeten Choral⸗Buch nach Der gewöhnlichen Art einen Accord zu greifen 
fpielen wolte, der würde offenbare Quinten und Octaven machen und die 
Secundam fuperfluam fleiffig hören; man fpiefe fie aber entweder nur 
zweyſtimmig im Diſcant oder man verdoppele Die Terzie. Einem Liebha- - 
ber der reinen Harmonie iſt am regelmäffigen Spielen viel gelegen, deswe⸗ 
gen wollen wir zu den vorigen Sagen noch folgende fügen, worindie Quin⸗ 
te, Ditave und Secunda fuperflua ift vermieden worden. - 

Säge, da der Accord nicht voll fenn Fan, um Quinfen und Octa⸗ 
ven zu vermeiden. 


(Per 













rechten Hand. ($. 12.) 359 


tale ra De 


2 5 








6 
Ber — — — z 





= — 5 —— 


} 
*x b. x w- 














360 II.Abſchn. Cap. IL. Bon der age ($.12.) 











b_6 KR 6% & 


—* ee 
= 45, N Wear. — 8 oe — 
—— 3 — Dun ze HE j 
| — — a 1 — 





und mehrere Stellen, welche man nun ſchon wird wiſſen zu machen. Man 
verzeihe mir dieſe Digreſſion; es hätten ſich dieſe Saͤtze freylich am beiten in 
den erſten Abſchnitt geſchicket, allein ich habe das Wernigeroͤder Choral⸗ 
Buch bey Verfertigung des erſten Abſchnitts noch nicht gehabt. Hiemit 
gehen wir in unſerer Abhandlung weiter. 
Was das heif $. 13. Wenn der Baß eine Terzie ſteiget oder füllet, und beyde To: - 
ſe, den naͤchſt ne einen reinen Accord haben füllen, fo gefchicht nur eine Eleine Berände- 


gelegenen — — DR. 
 Eriffnegmen, ung, fie aus den vorigen $. ın. befindlichen Säßen zu ef ‚ba = a 


ber rechten Hand. (5. 13.) 361 


Baß Note g eine Terzie kiefer, nemlich in es als im erften Exempel blieb 
zu eder ganze Accord zug liegen, nur bloß das unferflea muß ein @ wer⸗ 
den, als Die Detave zu e. Im vierten Exempel wurde wieder auga nur. 
Das heift nun recht Den nacht gelegenen Accord fuchen ; es heift auch den 
naͤchſt gelegenen Zlecord fuhyen, wenn der Difcanf gradarim fteigef oder 
fätt. Ben N. 5.und6. ge hat man den nachfigelegenen Accord nicht ges 
nommen, fondern herum vagiret. Diß ift leicht,. wer nur einen jeden 
Haupt⸗ Accord weiß, der nimt immer den nachft gelegenen, und zwar bes 
Dienet er fi) hiebey des Motus contrarii. Wer diefes Capitel mit Be 
dacht gelefen, die guten und fehlechten Exempel betrachtet und alles felber 
nach der gegebenen Anleitung, warum dieſes oder jenes gut oder unrecht 
iſt, unterfuchet hat, und fich Die fechzehn Regeln gemerket hat, ver hat ſchon 
das noͤthigſte von der Lage der Hand gefafjet, und wird Durch Die Hebung 
immer weiter kommen ES / 


EANPAUHT II 
tlebungen im Accord. 


6.1 Im erſten Abfchnitte haben wir ſchon Dreyerley Accorde ge: Viererletz A 
habt, nemlic) x) wenn bey Der vollfommenen Quinte und Octave die grofs ri. 
‚fe Tersie ift, 2) wenn flatt der groffen Terzie zur Quinte und Octave Die 
kleine Terzie koͤmmt, 3) wenn die Octave und Eleine Zerzie eine unvolle _ 
Eommene Guinte bey fich haben: hiezu kommt noch 4) wenn zur Octave 
and groffen Terzie eine Quinte fuperfua koͤmmt. Siefehen in ihrer drey⸗ 
maligen Veraͤnderung alſo aus: 












Die letzte Art mit der Quinta fuperfiua kommt ſelten vor, klinget auch Quinta fu- 

ſehr hart, und iſt nur deswegen zu merken, teil daraus einige andere Grif- bertlus. 

fe durch Verwechſelung der Stimmen hergeleitet werden. Es hat Diefe 

Quinta fuperflua aud) eine Refolurion nöthigs denn fie reſolviret über 

fich, das ift, Die Note die darauf folget muß einen halben Ton höher gehen, 

ale hier muß nad) 2 , = folgen, fie ft deswegen aud) Feine Confonans mehr, y 

eben fo wenig tie Die kleine Duinte, (in unferm Exempel N. 3. ift f Die Quintafalfe. 

Eleine oder falſche Duinte gu 7) welche unter fich refolsiren muß, eine 

Confonans ift. Ich finde aber nicht nöthig, einen Anfänger hier Damit 
Miedeb, Gen. Baß. 3 auf: 



































362° I. Abſchn. Cap. IV. Uebungen (gL2) 


aufzuhalten, fondern ich will ihm vielmehr gleich Gelegenheit geben, feinen 
ordentlichen Accord, worin die Quinta perfecta ift, zu üben, und ihn zum 
Accompagnement auf die leichtefte Art fuchen zu gemöhnen. _ 
Sehr leichtes $. 2. Unſere erfte Uebung im Accord foll aus einer Zufammenfaf: 
Accorden· fung des vorhergehenden beſtehen; wir wollen nemlid) die vorhergegange: 
Erempel ne fechs Säge vom Lieder: Werde munter mein Gemüthec. alsmomit ei 
nem Liebhaber nun fchon wird befant geworden ſeyn, herfegen, vorhero erft- 
lich Die Lage der Hand nad) der dreymaligen befanten Deränderung der 
Acccorde drüber feßen, nachhero aber weg laffen. Die Abtheilung in Säge 
foll hier auc) wegfallen, deswegen man fich zu üben hat, diefes Erempel 
egal im Tacte weg zu fpielen. Wer nun Die Accorde fertig treffen Fan, 
dem wird e8, meiner Meynung nach, nicht ſchwer fallen, eine Sfeichheit der 
Zeit in feinen Griffen in Acht zu nehmen. Er zehle eins, zwey, drey, vier 
auf eine egale Weiſe, wie im erſten Theil ift gelehret worden, und fehlage 
iedes mal einen Griff dazu. Wer fih nun ein wenig in Hand - Sachen 
oder nur im erften Theil meines Elavierfpielers umgeſehen hat, der wird die 
Fingerfegung diefer langfam gehenden Baß-Noten fehon wiſſen. Wir 
mit der Deta: Wollen zuerft mit der Detave in der Ober: Stimme anfangen, und immer 
veinder Den nachfigelegenen Accord nehmen, e8 möchte etwa fo Fommen: 


Ober⸗Stim⸗ 
Da — 
ae 
= eo Se 


me. 
= 
— 
| Js — 





ge en 
— 











— — — 





im Accord. (23) 363 


Hier ift nun zwar die Melodie nicht immer die befte, allein es ift auch doch, 
Eein unfingbarer Gang darin; Die Bewegung der rechten Hand ift fehr 
fanft; ter fich nur ein wenig im erften Abfchnitt gelber hat der wird dieſe 
Accorde gleich £reffen lernen, man nehme indeffen Die beyden erften Noten 
des andern Satzes fe, ale wovon $. 9. mit Fleiß fo weitläuftig gehandelt 
worden, wohlin Acht, bey fbleibet die Detave weg und Die Terzie wird 
verdoppelt, weil hier Morus rectus if. Nun muß man fid) üben dieſes 
nach Dem Fact zu lernen, welches leicht gefehehen Fan, indem es lauter reine 
Accorde und Dazu einerley Menfur, nemlich lauter Viertel find. 
$. 3. Nun wollen wir die rechte Hand einmal ein wenig andern Daffelbe 


und mit der Terzie anfangen: Erempel mit 
i der Terzie im 


Beer — 


HF 

| = Sn nn — 
— —— — — — 

| —— — — — ger | 























— 
u nn IT er Fer 


Hier iſt nun die Melodie beffer als im erften Exempel, die rechte Hand ge: 
het auch ganz ordentlich ohne Sprünge. Die beyden Ba: Noten fe zu 
Anfang des andern Satzes ftehen hier Moru contrario , deswegen wird 
hier bey f Die Terzie nicht verdoppelt, fondern man darf nur die Octave 
teglaffen, und Diefen Griff inder rechten Hand zweyſtimmig fpielen. Man 
fiehet überhaupt hieraus, wie man immer den nächfigelegenen Accord ge- 
nommen hat... Ein Liebhaber übe dieſes nun fein, wir wollen nachhero den. 

| 32 Baß 








364 11. Abſchn. Cap. IV. Uebungen © ($.3.4.) 


Baß allein ausfegen ohne Diſcant, um einen Anfänger zu gewöhnen mit 

einerley Noten zufrieden zu feyn und Die rechte Hand felbft zu erfinden. 

Indeſſen fpiele man alles mit Einficht, und unterfuche alles nach Cap. IN. 
Daffelbe, mit 9. 4. Jetzt folget der Dritte Haupt-Accord, da die Quinte oben lie: 


N get, hie koͤnte einer nun etwa fo accompagniren: 
(3 tr: - 


ee ae ee 


ee 


— 


—— 
Be en re — er 




















— | 






men en eo. e_® 
DE ee 
| — — —— ——— 











a 
| en 
Die beyden erften Noten Fe des andern Satzes werden hier alfo gemacht, 


nemlich Die Octave bleibt im Accord weg, und die rechte Hand nime nur © 


wie Cap. III. $.9. N.9. auch nachzufehen if. Die Melodie ift durch und 

Wie diefe Durch fo gut nicht wie bey $.3. Da mir mit der Terzie anfingen. Man hat 
Exempel zu hier nun vornemlich eine Probe geben tollen, was die rechte Hand für 
gebrauchen. Kortfchreitungen zu thun habe, nemlich ohne Sprünge, mit Beobachtung 
des Morus contrariı und Vermeidung unmelodifcher oder ungefchickter 

Gaͤnge. Es hat aber nicht die Meynung, daß man, wenn einem z. €. diefe 

Baß Noten ohne Difcant vorgeleget würde, es alles juſt eben fo machen 

muͤſte; nein, e8 Fan einer hier mit der Quinte oben anfangen, und iſt dar: 

um Doch nicht gebunden, immer fo wie hier mit der rechten Hand fan zu 

sehen, 


im Accord. (5.45) 365 


gehen, und fo aud) von den beyden andern Exempeln. Wer nun folgen: 
des fpielen und mit: der Terzie anfangen wolte, von dem Eönte man eben 
nicht fordern, daß er Die rechte Hand in ihrer Lage, nach $.3. folte gleich 
ſam auswendig gelernet haben; nein, er hat hieran nur ein Muſter und im 
vorigen dritten Eapitel finder er deutlichen Unterricht. 

9.5. Nun wollen wir es wagen, und den Baf nur allein herfegen. Der Daß des 
Friſch gewagt, ift halb gewonnen; wer nur alle Accorde kennet und Das vo— de 
tige mit Aufmerkfamkeit und nöthigem Fleiß gelefen und durchſtudiret hat, Ober Stine 
dem wird es nicht leicht NL Hier ftchet nn bet Baß: 


er: = Den echter = as ESS 


— 


= — Be 


— 























Wie oft wird man nun a. nach einen Wegweiſer, ich meyne nach 
einer DiſcantStimme ſuchen, es waͤre auch Fein Wunder, wenn man fich 
anfangs nicht gleich darin finden Eönte, es iſt ungewohnt, allein das befte 
ift, daß es fehr leicht iſt Da die Erlernung der Mufic bey den meiften Warum die 
bloß aus Luft oder zum Vergnügen gefdicht, (Denn wie viel Liebhaber der Erlernung des 
Mufic gibt e8, welche nicht eben ihr Brod Damit verdienen, oder Organi- General Balı 
fen, Santores oder Glieder einer Eapelle werden wollen,) fo ift diefes eine 1° — 
Urfache, toarum man nicht mehr Liebhaber findet, welche ſich auf Das Ac- "" rieſſet. 
compagnement legen; denn gewiß find nicht die meiſten Baͤſſe fo trocken 
und Dürre, wenn Fein ander Inſtrument dabey geſpielet wird, daß es einem 
Liebhaber leicht verdrieſſen Fan, ſich in ſeiner Einſamkeit dabey lange auf⸗ 
zuhalten, hielte er aber aus und ſaͤhe, (wie es denn auch ſeyn ſoll,) nicht auf das 
Vergnuͤgen, ſondern bemuͤhete ſich nur ſeinen Baß tactmaͤſſig mit den 
Signaturen treffen zu koͤnnen, und ſtudirte alſo recht den General-Baß, 
fo würde er wohl nachher Gelegenheit finden, entweder einen Violiniſten, 
Traverſiſten oder Saͤnger zu begleiten und ſeine Kunſt gebrauchen zu koͤn⸗ 
nen. Sm Fall iemand einen guten Freund hatte, der eine huͤbſche Violin Wieder Taet 
oder Traverliere fpielete oder nad) Noten fingen Fönte, und zwar tactmaͤſ⸗ am beften zu 
fig, der Eönte bey Erlernung des Accompagnements nicht allein bald grof- lernen. 
fen Natzen, fondern guch viel Bergnügen davon haben; der würde nicht 
— mit ihm Geduld haben, ſondern ihn auch am beſten im Tact infor: 

833 miren 











366 11. Abſchn. Cap IV. Uebungen ($.5.6.) 


miren Fönnen. In Hoffnung nun, man habe einen folchen guten Freund, 
der auch zugleich ein Muficus ift, till ich dieſem Baß eine Violin oder 
Traverfe geben, und um einem Liebhaber Gelegenheit zu Erlernung des 
Tactes zugeben, einige Veränderungen Damit vornehmen, da der Baß im: 
mer derfelbe bleibet. Nachhero wollen wir dem Baß auch eine Eleine Va- 
riation geben. Da nun aus vorigen die Griffe werden befant feyn, fo 
Fan man deſto mehr auf Den Zack und auf Die Yage der Hand acht geben. 
Im erften Erempel habe die Violin mit dem Baß in Viertel gehen laffen, 
zu defto befferer Unterflüßung des Accompagniften. Man fuche hiebey im: 
mer im Sinne zu gehlen: Eins, zwey, drey, vier, aufeine egale Weiſe, big 
fich eine muficalifche tactmäffige Bewegung einfindet, man gehe nicht eher 
weiter, als bis man erft erkennen lernet, was denn eigentlich Der Tact fey; 
alle andere Gedanken müflen ferne feyn, Das ganze Gemuͤth muß fich im 
Anfang drauf legen. Wir werden zwar noch) ein Capitel vom Tact has 
ben, weil aber in der Mufic (bloß die Chorale ausgenommen) alles im 
Tact gefchrieben und eingetheilet ftehet, fo Fan nicht das allermindefte mu- 
ficiret werden, oder es muß tactmaffig gefchehen, daher habe nun hier 
ſchon daran erinnern, und zugleich Erempel, die nad) dem Tact gehen 
müffen, herfegen wollen. Man hat vorerfi die Frenheit einen langfamen- 
Tact wehlen; die ganze Kunft ifl, Daß man den Zact fo läßt, wie man ihn 
angefangen und hernach nicht gefehtwinder wird. Wer muficalifch ift, der 
hat vieles voraus, der Fan fich leicht, wenn es ihm nur nicht in den Grif— 
ten fehlen will, in den Tact, den der Violiniſt erwehlet, richten. 


Accorden⸗ F. 6. Wir wollen ohne weitern Umſchweif unſer Exempel herſetzen: 
lin N. 1. Yccorden -Erempel, N 


gleiche Men P 2 mus. in — 
— — — — BB — 
Ei | ee 
Sr 





| 
fh 





mg: 
— — | 
ae 


a 
— 


* x x -8- 
en 
era: m, 


an 


im Accord. (96) 367 i 


De — —— 








Hier hat der Accompagniſt nun zwar eine Ober-Stimme über feinem Baß, Erinnerung. 
“eg find aber Violin- und Feine Diftant: Noten, er darf fich aber nicht fo 

Darnach richten, daß er, wie im vorigen erften Abſchnitt bey Liedern, Die 

Dber- Stimme in Eleinen Finger nehmen müfte, wie wolte er denn hier 

mit den Sprüngen fertig werden. Mein, er laffet dem Violiniſten feine 
Stimme, und reflectiret und fiehet vorerft nur bloß und genau auf feine . 
Baß-Noten. Es ift aber auch unumgänglich nöthig, daß ein Accom- Die Erkent: 
pagnift alle befante und gebräuchliche Schlüffel der Muſic Eennet, als den Ri ber muſi⸗ 
Diolin: Alt: und Tenor: Schlüffel. Im erſten Theil meines Elavier- a i 
Spielers findet man im 2ten Abſchn. Cap. XVIII. alle muficalifhe Schlüf nstpig, fon: 
fel und die mancherley Art Noten. Unter allen diefen nun, iſt einem Ac⸗ derlich 
compagniften (der nun fchon Difcant-und Baß Noten fertig Eennet) der 
Biolin-Schlüffel oder die Violin-Noten am nöthigften. Wir wollen der Violins 
fie aus dem erften Theil herfegen : Schluͤſſel. 








Tieffer als ungeſtrichen g gehet die Violin nicht, aber wohl noch höher, 

als ich) hier angezeinet habe, doch nur felten. Die Traverfiere gebrau— 

chet eben dieſe Art Noten, ihr tieffter Ton aber ift eingeftrichen =, die Höhe 

aber iſt nicht zu beflimmen, einige Eönnen fehr hoch in der Drengeftrichenen 

Detave Eommen. Ber nun Die Biolin:Noten Eennet, der hat den Bor: Der Vorteil 

theil, daß er beym Accompagniren, wenn anders die Violin über feinem davon. 

Baß ftehet, immer fehen Fan, two die Violin ift; ferner Fan er folgende 
Regul, die man einem Accompagniſten auch gibt, auch in acht nehmen ler⸗ 

nen: „Man richtet fich, fo viel möglich, in Anfehung der Höhe oder Tieffe Regel. 

„ der oberiten Stimme der rechten Hand, nad) der Stimme. melche die 

„ Haupt: Melodie führet, e8 fey nun eine Violin, Traverfiere oder Di- 

„ſcant⸗Stimme, das iſt, man überfehreitet felbige nicht, fondern laßt Bi 








68u Abſchn. Cap-IV.tiebungen ($.6.7.) 


„he Haupt: Stimme gerne hervor tagen. , Ein Accompagniſt, ber bie 
Haupt-Stimme über feinen Baß hat, und die Noten Diefer Stimme Een: 


net, thut nicht mehr als recht, wenn er dieſe Regul wohl in acht nimt; 


Rath für An⸗ 
faͤnger, ſich 
den Baß 
apart abzu⸗ 
ſchreiben. 


Daſſelbe 

Exempel mit 
Achtel in der 
Ober⸗Stim⸗ 


me. 
Hand Sa⸗ 
hen. 


hat er aber nichts als feinen Baß vorfich, fo iſt es ihm nicht zu verdenfen, 
wenn er es nicht allenthalben trifft, fondern zumeilen höher als die Haupt: 
Stimme iſt; ein gutes Gehoͤr und Achthaben auf die Haupt-Stimme muß 
alsdenn feine Negul feyn. Won einem Anfänger aber iſt Diefeg noch nicht 
su fordern, Der fiehet nur zu, Daß er feine gegebene Grenzen ven f big F 
nicht ohne Noth überfchreitet. Wen bier die darüber flehende Violin— 
Stimme verwirren folte, der nehme Den Baß allein, fo wie er $. 5. ſtehet. 
Schreibt er etwa feinen Baß ab, fo mache er Die Zeilen was weit von ein- 
ander und fihreibe eg, wie $. 5. gefchehen, nemlic) daß die Noten nicht dag 


‚Anfehen haben, als ware Die andere Zeile der erften untergeleget, tie der 


Baß zu den Liedern unter den Difcant-Noten muß geleget werden, ex 
mache es aud) fo, Daß die Tact-Striche nicht unter einander zu ſtehen kom⸗ 


men; 68 Fan ihn Diefes fonft auch) feicht confus machen. "Man Fan auch 


Dem mitfpiefenden Violiniften oder Lraverfiften feine Stimme a parte aus- 
fchreiben, denn Dazu ifFer gewöhnt. Vornemlich muß das Erempel aus: 
gefehrieben twerden, wenn man im gedruckten Buche mitten im Stück um- 
kehren muß, denn diß fisret bey Anfängern gleich den Zack. Uebrigens 
denke ich nicht, daß Diefes Exempel meinem Clavierſpieler, felbft in Anfe- 
hung des Tacteg, ſchwer fallen folte, weil er ander Violin eine gute Stüße 
hat, als welche hier mit ihm in Vierteln fortgehet. 

9. 7 Im andern Erempel wollen wir der Violin viele Achtel mas 
chen laffen, der Baß foll feine Viertel und vorige langfame Bewegung be- 
halten. Weil nun zwey Achtel auf ein Viertel gehen, fo muß ein Anfän- 
ger ſich darnach richten und dem Violiniſten Zeit zu feinem nachzuſchlagen⸗ 
Den Achtel geben. Esift fehr nöthig, Daß man huͤbſche Hand-Sachen fer- 
tig nach Dem Tacte fpielen lernet, Das hilft viel den Zack beym Accom- 

pagnement halten zu Fönnen. Es macht hier die Violin zuweilen auch 
eine Beine Paufe, nemlic) eine Achtel-Paufe, der Accompagnift aber war- 

get nicht darnach, fondern ſchlaͤgt feine Viertel in gleisher egalen Zeit: 
Maaſſe nach einander fort. Das Erempel ift dieſes: 


N. 2. Accorden = Exempel. 





im Acterd 70 369 





Diß iſt vor einen Accompagniſten fo leicht als das voriges indeſſen machet Erinnerung. 
eine veraͤnderte Melodie hier wieder neue Luſt es zu ſpielen: man reflectire 
hiebey vornemlich auf den Tact. Die rechte Hand kan der Viertel-Men- 
fur auch gewoͤhnen, fie gehet auch mehrentheils in Vierteln oder langſa⸗ 
men Achten, wie wir hernach weiter fehen werden. Man merke fich fon: 
verlich Die beyden erfien Baß-Noten im andern Theil f e; man laffe im” 
Accord zu fDdie Terzie oben, laffe vor allen Die Dctave weg, und brauche 
Motum contrarium. Nach) den Griffen muß man ietzo nicht mehr fuchen 
Dürfen, fondern man gibt genaue Acht auf den Tact und auf eine gute 
Fortſchreitung der rechten Hand, als wozu im vorigen Capitel eine deut⸗ 
liche Anleitung ift gegeben worden. 








Wiedeb· Gen. Baß. Aaa 88. 











370. 1. bfhn, Cap- IV. tlebungen ($. 8.) 


Derielde $. 8. Anietzo wollen wir der, Ober⸗Stimme die Art eines Allegro 
Daß, dazudie gehen. Der Accompagnift machts wieder wie vorher, denn im Baß iſt noch 
En ver Feine Aenderung vorgenommen; er muß nun aber ſchon Die Zeit-Maaffe 
— eines Viertels Fennen, denn die Violin macht bald vier, bald — ‚ bald 


given Noten zu einem Diertel, wie hier gu fehen. 


N. 3. Accorden⸗ Exempel. Ein wenig munter. 











gg ie 64 
> x m — ur — —— — en 
>—e Pe — — — => 














en 
De 
1.2 FR ES Ben Pr 








4 




















Daß ee nun hier in der Violin ein wenig bunt ausfichet, Das machet Den Bey biefem 
General⸗Baß nicht ſchwerer; indeſſen muß man ſich dadurch nicht im Tact Erempel iſt 
irre machen laſſen/ und feine Viertel nicht anfangen geſchwinder zu machen, Bon 
fondern ſich bey dieſem Epempel vornemfich auf den Tact legen. Im An MM 
fange gibt ein guter Freund, der etwa ein Inſtrument dazu fpielet, wohl 

ein wenig nad), Das heißt: er wartet oder eilet, ie nachdem. der Accom- 
pagniſt ven Tact fehlenpet, Dehnet und folglich zu langſam fpielet; oder 

machdem er eileh, und zu geſchwinde fpielet: das erſte geſchicht gemei- 

niglich im Alnfange, wenn man mit den Griffen noch nicht gut fer⸗ 

tig werden Fans das andere aber, nemlich das Eifen, wenn ein angehen- 

der Accompagnift einen leichten Baß vor fich hat, worin ihm alle Griffe 

bekant. Beydes aber taugt nicht. Der Tact iſt eineabgemeffene Zeit, nach 
melcherich einer jeden Note oder Daufe, fie ſey nun ein ganzer oder halber 

Zact, ein Viertel, Achtel oder Sechszehn-Theil, nicht mehr oder weniger 

‚Zeit verfiatte, oder ſie laͤnger oder Fürzer aushalte, als es Die Tact-Art (welche 

langfam oder geſchwinde feyn Fan, ie nachdem der Componift fie bey iedem 

Stücke beftimmet hat) mit ſich bringet. Man wundere fich nicht, wenn 

bey der Hebung Diefer leichten Stücke es nicht gleich nach Wunſch fort will. 

er miteinem Anfänger fpielet, muß Geduld mit ihm haben, und fich nicht 
verdrieſſen laffen, ein Stück etliche mal von vorne wieder anzufangen, und 

zwar fo lange, bis es glücklirh, ohne Unterbrechung des Tactes, zu Ende ge- 

kommen. Es iſt ver Tact fo weſentlich nöthig, Daß viel eher ein unrechter Wie genau 
Griff darf vorbey raufchen, als daß der Tact leiden folte. Man übe alſo derielbe zu 
| ; Aada pri- obſerviren. 








372 II. Abſchn. Cap- IV. Uebungen (8.8) 


privatim alle Griffe aufs befte, gewoͤhne fich zu der beften Sage der Hand, und 

remarquire alle Kleinigkeiten. Spielet man aber in Geſellſchaft, fo gibt 

man zwar auch acht, Daß alle Sriffe und Signaturen getroffen werden, 

dag man Feine Quinten, Octaven und ungeſchickte Gaͤnge in der rechten 

Man muß ſich Hand macht; allein auf den Tact iſt alsdenn am genaueſten zu achten. Hat 
im Spielen man etwa einen unrechten Griff gemacht, fo muß einen das im Tact nicht 
ig corrige Aören, welches nothwendig gefchehen müfte, wenn man feinen Fehler wolte 
< eorrigiven oder fich bedenfens Nein, man gewoͤhne fich lieber nur dreift 
megzufchlagen, und nehme ſich vor, Die era begangene Fehler zum andern 

mal zu verbeffern. Genug, wenn man nur vorerfi Fact:mäflig lernet ſpie⸗ 

Wie es nicht fen. Hiedurch aber billige und lobe ich Das Fühne Verfahren mancher feyn 
zu verſtehen, wollenden Accompagniſten nicht, Denen nun, weil fie auch andere Inſtru⸗ 
mente ſpielen koͤnnen, der Tact bekant iſt, welche in den Tag hinein accom⸗ 

pagniren, und die ganze Kunſt faſt bloß darin ſetzen, daß ſie doch im Tact 

und wie es zu bleiben und mit den andern Muficis zugleich aufhören: Mit nichten. Sch 
verſtehen. rede mit Anfängern, die erfi den Fact lernen müffen ; Diefe werden fehon wiß 
fen oder erfahren, daß e8, um den Zack nicht zu flören, fehon eine Hebung ers 

fordert, feinen erfanten Fehler, ohne ihn gleid) zu verbeffern, vorben flreichen 

zu laffen, und daraus feine Unwiſſenheit erennen lernen. Dennmitder Zeit 

‚muß es doch dahin Fommen, Daß nicht allein tactmaͤſſig gefpielet wird, ſon⸗ 

dern daß auch einem ieden Griff fein Recht twiderfähret. Ich habe nun 

in Den drey erſten Accorden⸗ Erempeln den Baß immer ungeändert gelaf- 

| fen, hingegen per Violin im zweyten und dritten Exempel Achtel und 
Einieder muß Sechszehn Theile gegeben, um einem Liebhaber hiedurch zu zeigen, wie.er 
genau auffer auf die Zeit:Maafje und auf die Geltung feiner Noten genau acht geben 
Stimm und dem Bioliniften wieder feine Noten, nad) der ihm gegebenen Vor— 
Alht baden, fehrift, machen laſſen muß, ohne fich im geringften flören zu faffen. Sa ein 
angehender Accompagniſt muß fo genau auf altes, was ihm zu machen ſte⸗ 

het, acht haben, daß er faſt gar auf Die Mitfpielenden nicht attendiret und 

nicht wartet, ob er fpielet oder paufiret. Kurz! ein ieder fpielet feine Par⸗ 

tie, bekuͤmmert fih nur, daß er Das Seine möge thun, und bleibet mit 

den andern vor allen Dingen im Tact; iſt einem Anfanger nun aber dies 

ſes oder jenes Stück fehon befant, und er Fan es ohne Mühe heraus brin⸗ 

gen, fo höret er nach den andern Stimmen, tote fie harmoniren, und wie 

um nicht ans ein jeder das Seine thut. Im Anfang aber hat man beyde Hände voll 
dem Task zu mit fich felber zu thun, da muß man forgfältig acht haben, daß man den 
kommen. Zuhoͤrern ihre Luft durch feine Unachtfamkeit nicht benimt: denn welch eine 
- elende Mufic gibt e8 doch ab, wenn der Accompagnift, oder auch nur fonft 

eine Mittel: Stimme, einen halben oder ganzen Tact zu früh over zu nn 

£ 1 ommt! 


kommt! Wer nicht ganz dumm und untsiffend in der Mufie ift, ber Fang 
nicht hören; Desmwegen muß das Stück alsdenn wieder von Anfang ange: 
hen. Ein Accompagniſt nun hüte fich, Daß diefes nicht aus feiner Schuld 
‚gefchehen muß; darum, fage ich noch einmal, corrigire er fich nicht, wenn 
er gefehlet hat, fondern fehe nur zu, daß er im Tact bleibe: was das aber 
zu bedeuten habe, und wie leicht e8 einem Anfänger widerfahren Fan, daß 
er oft nicht weiß wo hin oder her, ob er hie oder da ift; Fan und wird ein 
ieder, vielleicht mehr als ihm lieb ift, erfahren. Jedoch Hebung bringt Kunſt. 
Diefes habe einem Liebhaber von der Nothwendigkeit Des Tactes erinnern 
müffen, damit er feine Erempel erſt fertig in feiner Einſamkeit fpielen fer: 
net, che er feinen guten Freund bittet, Die Biolin zu ergreiffen und mit ihm 
zu fpiefen. Er kan es immerfofpielen, wie es $.3. flehet, Da mit der Ser: 
sie angefangen worden. 


8.9 Weil ich nun hoffe, daß man die rechte Hand zu den Vier⸗ — Se 
tel-Schlägen wird gewoͤhnet haben, weil der Baß eben auch Viertel hatte: en 
fo wollen wir fie einmal probiven, tie veſt ihr Diefe Viertel Bewegung iſt, Hag zuweilen 
und ber rechten Hand ihre vorige Griffe zwar ungeſtoͤret laffen, der linken Achtel und 
Hand aber eine Eleine Veränderung geben ; nemlich fie foll zuweilen Achtel Achtel: Bars 
machen, und auch hie und da eine Achtel-Paufe zu paufiren haben, Vierte fen hat 
fol fie indeffen zumeilen auch noch behalten. Die Violin —— eine 
Andere als Die vorige Melodie, und koͤnte bey den Sechszehntheil-Pauſen 
einem Anfänger leicht Gelegenheit geben auch zu warten; Der Accompag- 
niſt aber denkt: Was habe ich mitder Violin zu thun 2 wenn ic) nur meinen 
Baß gut ſchlage. Was ein junger Accompagnift bey diefem Erempel zu 
‚merken hat, wollen wis hernach anzeigen, aniebo aber Das Erempel her⸗ 


 fegen, 


Aaga N.ꝓ 











s 11. Abſchn. Cap. IV. Uehungen ($.9.) | 
* N.4. Accorden:Erempel. Maͤſſig, nicht zu geſchwinde. 











— 


—— 


= 





—— — — 
— — 


— — 
| Ser 
=, 




















she = 
— — a ee 
— — — —— 

28 ————— 8 — — 


Zuerſt merken wir hiebey an, daß wenn im Baß eine Note in Achtel etliche Erinnerungen 
mal nad) einander vorfommt, alsdenn immer ein Achtel allein nachgehet, 

und wenn vier oder auch mehr da find, der Griff nur zum erſten und drit- 

ten Achtel gefchlagen, Das andere und vierte Achtel fchlägt die linke Hand 

allein nach: auf dieſe Weiſe bleibt die rechte Hand in einer fanften egalen 
Bewegung, und erhält den Accompagniften im Fact. Eine Eleine Uebung 

macht diefes fehr leicht. Man zählet bey vollem Tact, das ift, bey vier 

Diertel- Fact lieber acht als vier: Denn wenn im Baß Achtelftehen, ſo thut 

man viel beffer, wenn man von Eins bis Acht, als nur bis Vier zaͤhlet; 

die Bewegung der Achtel ift lebhafter, und ein Anfänger Fan fich fo leicht 

nicht verwirren; diß Zaͤhlen aber gefchicht im Sinne Zum DViertel, mo 

eine chtel-Paufe (dergleichen wir hier in der legten Hälfte des Tactes etli- 

che mal finden) hinter flehet, zählet man drey, und zwar fallt die Zahl 

5, 6, 7 drauf; Die rechte Hand aber behält inre Egalität und ſchlaͤget zu 

den Zahleı1,3,5,7. Wer nun Tact maͤſſig 1, 2,3, 4, 5, 6, 7, 8 zählen Fan, 

dem wird diß Exempel nicht ſchwer feyn, fonften ift es nach Anleitung des 

erften Theils meines Clavierfpielerg zu exerciren. Es fchlägt alfo die rechte Von Furzen 
Hand zu der Achtel-Paufe den Griff an, Den die folgende Note, als welche Paufen- 
allein nachfthläget, haben folte. Wir werden hernach meiter fehen, wie 
kleine und gröffere Pauſen zumeilen eine Ziffer über fich haben, da denn die Bon besiffer: 
Ziffer über einer etwas langen Paufe fich auf die vorbergegangene Note Kr Paufen, 
beziehet, ftehet aber eine Sir über eine kur ʒe Paufe, fo besiehet fich Die Zif- 

fer auf Die folgende Note, wie aus dieſem Exempel zu erfehen, 














376 U. Abſchn. Cap. V. Uebungen (6. 9. 10.) 


In unſerm Accorden:Erempel finden wir im erſten und neunten Tacte zwi⸗ 
ſchen 4 und geine Achtel-Pauſe, wenn nun die Achtel-Pauſe eintritt, ſo 
muß die rechte Hand den Griff zu. g vorſchlagen; Denn ein Achtel iſt eine 
Eleine Pauſe, worauf die Zahl der Adhtel, ſieben, fället, bey welcher Zahl 
Die rechte Hand ihren Griff fehlagen muß, wie mir oben gefehen haben. 
Bey den andern vorkommenden Achtel-Waufen gibt es Fein Bedenken, ob 
der Griff der rechten Hand fi) nad) der vorhergehenden oder folgenden 
Prote richten fol, denn fie find einerley Noten, wobey man nicht fehlen kan. 
Im obenftehenden Eleinen Erempel, flehet eine Ziffer über eine Viertel - 
Pauſe, welche fehon als eine lange Pauſe angefehen rwird, Deswegen wird: 
Die vorhergegangene Note gemennet, wie aus den ausgefchriebenen Griffen 
zu fehen; hingegen wenn eine Ziffer über eine Achtel- oder Sechgzehntheil: 
Daufe ſtehet, fo wird die folgende Note gemennet, als hier Fund >, wozu 
Die rechte Hand den Griff anticipiret. Diefes iſt, was mir bey dieſem 
Erempel haben anmerken wollen. 
Das Accor⸗ $. io. Wir haben im erften Abfehnitt Cap, VIII. auch ſechs Acz 
den Exempel carden- Exempel, welche fich hieher wieder gut ſchicken; eg. muß aber die 
a Difeant-Stimme nicht Drüber ſtehen, fondern nur der Baß allein. Weil 
Ka dem Bnf fie wenig Raum wegnehmen, fo mögen fie hier wieder fiehen. Cap: VIII. 
allein, $.4. ſtehet das erſte Exempel ange dur, und iſt der Baß dieſer: 


-8—- — — 5 
Bes — 











u 

ie 23 Br N Nee 
Zee — — 

——— Se — — 


mug man hier vor allen wohl in acht nehmen. Man kan ſich anietzo mit 
a Nutzen bedienen, was im vorhergehenden Capitel von der Lage der Hand 
Wie hiebey gelehret worden. Weiter Fan man dieſes Erempel und alle folgende, wel⸗ 
he che aus dem erften Abfchnitt hier wieder vorkommen werden, an bemelde- 
nachaufchgn. fen Orte nachſchlagen, wo man Die Lage der rechten Dand, oder die Ober: 
2 Stimme eines ieden Griffs antrifft. Man unferfuche felbft, ob und an 
welchen Stellen Die Negeln in acht genommen worden: man fpiele es u 

er 


im Accord. (6.10). 377 


erſt wieder etliche mal aus dem erſten Abſchnitt, und wenn man nun von 
allem Grund und Urfache hat eingefehen, fo fpiele man es nach dem hier 
ftehenden Bag. Wir haben diefes Erempel auch in d dur und in d dur 
transponiret, wir wollen e8 hier auch zur Uebung herfegen. 


Erempel aus 4 dur. 


Das vorige in 
d dur trank: 
poniref, 





RER ED BETTER 

So tie Die Sage der. Hand im ıflen Abfehn. Cap. VIIL $. 7. über Diefeg Die Lage der 
Exempel ftebet, gehet es faft ein wenig zu hoch, es gehet nemlich bis im —— 
zten und iaten Tact, einem Choral:Spieler iſt es nicht ungewohnet mit der fern angeieie 
rechten Hand bis z zu kommen, und dem zu gute und zur Uebung iſt Die get. 
rechte Hand auch nur ausgefeßt, im Accompagnement aber gehef man - 
fo hoch nicht und man Fan manches auch naher beyfammen haben. Des: 
wegen habe ich unter einer ieden Baß-⸗Note diefes Erempels eine Ziffer 
gefeßt, twelche dag Intervallum, fo oben liegen Fan, andeutet. Wer erſt⸗ 
fich einfiehet an welchen Stellen Motus contrarius muß gebrauchet wer: 
den, und wie das Springen in der rechten Hand zu vermeiden; Eurz, 
wer bis hicher in meinem Buche mit Fleiß gelefen und auf alles recht ges 
merket hat, dem werde nicht mehr nöthig haben die Lage der Hand weiter 

hin zueigen, dahero werde auch nicht viel Davon mehr fagen. Es wäre Antseifung, 
eine fehr nügliche Uebung, wenn einer diefen Baß ausfihriebe und den Di: wie man die 
fcant felbft Darüber fegte, als der ja, wwie man nun ſchon einfehen Fan, aus Griffe klber 
Dem Baß flieffet und folget; er ordnet erfilich die oberfte Stimme feineg — 
Griffes, machet den Schwanz der Noten in die Höhe und ſetzet alsdenn "" 
die beyden Mittel: Stimmen Dazu, hernach unterfuchet er, ober auch hie 
oder da gefehlet und worin er gefehlet hat. Wer Luft zu Diefer fehönen 
nüglichen Webung hat, der wird nun ſchon wiſſen, wie ers angreifen fol, 
Nuͤn vollen wir unfer Erempel aus b dur herfegen. 


Wiedeb. Gen Bf Bbb 








378 II. Abſchn. Cap-IV. Hebungen (6. 10.11.) 
a 


Daſſelbe 
Exempel aus 
b dur. 








et 
es — 


Bey dieſem Epempel fan man nun die Lage der rechten Hand wohl foneh- 
men, toie fie l.c. $. 10. drüber flehet. Man übe jadb dur, es ift eine ſchoͤne 
Ton:Art und komme fehr oft vor. —— 
Dieſe drey $. u. Um noch einmal Gelegenheit zur Uebung im Zack zu geben, fo 
SENDE wollen wir Diefen Dreyen Erempeln eine Violin zufügen; man kehre fic) 
en nicht Daran, wenn es nicht gleich fort will, vielleicht find dieſe Erempel ein 
Spetzuiben. wenig ſchwer. Vorhero muß man alles in feiner Einſamkeit wohl erer: 
ciret und gelernet haben, defto beffer. gehet Das Accompagnement her: 
nad. Wir wollen dem Baß feine Viertel laffen, Damit man fich recht zu 
den Viertel: Schlägen, dergleichen fehr oft in der rechten Hand vorfaͤllt, 


gewoͤhne. 
Maͤſſig. 


MER ER 

















—— 











im Accord. CH) 379 








J — — * 
* ee — Ze — 
— — —— * — 
(BE. 
ee —- 
Sem BI — = 


Bbb 3 Eben 

















390 .  11.Abfhn. Cap: IV. Uebungen (5.n.) 


Eben diefem Baß, ind dur transponiret, wollen wir nun einmal eine Me 
lodie geben, da die Violin in beftandigen Achteln fortgehet, und welches 
ein wenig geſchwinde gehen Fan, Der Violiniſt fichet feine Achtel als Scche- 
zehntheile und der Accompagnift feine Biertel als Achtel an; diß iſt gut 
zur Webung, wenn man feinen Baß erſt fertig Fan. Man mache e8 fo ge- 
- fchroinde, ald man es ausführen Tan. Man Tönte es eine Double nen- 
nen, dergleichen vor Zeiten gebraͤuchlicher waren, als ietzo, es ift Feine Ru—⸗ 
he darin, als am Ende, 


Etwas geſchwinde. 
7 an: 
zer Te Dur star TS, ai 
—— — — — Fr mern 
— Mer es 
| re — 
fe 
— — ee Seen 


-2_®_9- xa-®- 
= nee a, FF 
. 2 ZIEH — — ae 








im Accord. (9. 11.) 381 


—— — * 
en = 





N — 


Hier Fan man fich im geſchwinden Treffen der Griffe üben... Eben diefeg 
Exempel haben wir nun noch aud) aus db dur. Wir wollen eine Biolin 
dazu feßen, Das mag nun langfamer gefpielet werden; hier hat man nun 
die Sechszehntheile als Achtel und die Viertel als halbe Schlaͤge anzuſe⸗ 
hen, und auch fo zu ſpielen. 


Sb 3 Langſam 








382 II. Abſchn. Cap-IV. Uebungen CSın) 
- Sangfam. aa 















— 


—— a ot 
— R—— — 
ee ge 
SELL 2EN SEID A u — — 
b 2 nz ze 





$. ı2. In diefem Erempel werden die Sechszehntheile als Achtel, Einwurf; war: 

bie Achtel als Viertel und die Viertel als halbe Tacte gefpielet und anges um die 1ötheile 
fehen, tie wir ſchon ermähnet haben. Hiebey möchte nun ein Anfänger sweien als 
fragen, warum läßt man die Sechszehntheile nicht allegeit Sechszehn helle, tl au ſpielen 
Die Achtel nicht immer Achtel, und die Viertel doch nicht immer Diertel | 
feyn? Warum hätte man hier nicht lieber fratt der Sechszehntheile Achtel, 
und im vorigen Exempel ftatt Der Achtel Sechszehntheile machen Finnen; 
das waͤre ja beſſer gewefen, und man hatte aledenn auch nicht nöthig ge= 
habt zu erinnern, daß man ‚hier die Sechszehntheile als Zlchtel und Dorf - 
die Achtel als Sechszehntheile anzufehen und zu fpielen hätte? Was be 
deutet das? Das kümme mir wunderlich vor. Hierauf antworte: Es Beantwor—⸗ 
hatten freylich in diefem Exempel ſtatt der Sechszehntheile wohl Achtel und lung. 
im. vorigen ſtatt der Achtel wohl Sechszehntheile Fönnen genommen wer= 
den; da denn. in dieſem Epempel aus Einem Tacte zweene, und im vori— 
gen Exempel hingegen aus zweenen Tacten Ein Tact geworden ware; 
allein. hiedurch waren Diefe beyde Exempel dem erften Erempel a 

Re | uſter 














384 IE. Abſchn. Cap. IV. Uebungen (6.13.) 


Mufter (mie es im erften Abfchnitt ſtehet) unähnlich geworden und hätte 
Doch wenig geholfen, - 


Die Zeit⸗ $.ı. Es iſt zu merken, daß die Zeitmaaſſe eines Tactes (an ſich ſelbſt, 
aa N Br nicht aber Daß ein ieder ganzer Tact vier Viertel oder acht Achtel hat) 
ar fehr verfehieden ift, lang oder kurz, geſchwinde oder langſam, fo wie ieder 


es Stuͤces Componift fie für fein Stuͤck am dienlichften haltz Deswegen findet man 


angedeutet, gleich hinter der Ueberſchrift des Stückes allerley Wörter, wenn auch der 
Tact in allen Stücken immer aus vier Viertel beftehet, (diß wird genannt, 
ganzer oder ſchlechter, egaler, gleicher Tact) da heißt es: Aria, geſchwind. 
durch gewiſſe Aria, langfam. Man bedienet ſich oft Sstaliänifcher Wörter Diefes aus— 
Staliänifhe zudruͤcken, als: allegro, heißt munter, geſchwind; un poco allegro, ein. 
Woter die wenig geſchwind; prefto, geſchwinde; prefto affai, fehr geſchwind, oder 
a wer geſchwind genug; vivace, munter, lebhaft; un poco vivace, ein wenig 
geſchwinde; allegro di molto, fehr geſchwinde; moderato, mäffig, d. 
nicht zu geſchwinde und auch nicht zu langfam; allegro mä non prefto, 
geſchwind aber nicht gar zu geſchwinde; Tempo di allabrevo, nad) dem 
Tact, wie ein allabreve gefpielet wird; (im allabreve find die Viertel 
ſchon geſchwinde Noten, Die Achtel Die geſchwindeſten, Sechszehntheile fin- 
Det man in keinem allabreve); allegretto, etwas luſtig; molto andante, 
in ſtarken etwas geſchwinden Schritten; andante, gehend, nicht geſchwind; 
larghetto, nicht gar zu langſam; adagio, langſam; largo, langſam, 
weitlaͤuftig; mefto, traurig; affettuoſo, herzbetveglich; foave, Tichlich, 
angenehm; dolce, füß, angenehm; lento, träge, faumfelig; und was man 
mehr fuͤr fremde Wörter findet, ald: allegro furiofo , wuͤtend, luſtig; 
amoroſo, verliebt; ſpirituoſo, feurig, munfers con fpiriro, geiftveich, 
luſtig, ꝛc. Heut zu Tage bedienet man fich teutſcher Woͤrter, als: ge- 
ſchwinde; ein wenig geſchwind; etwas gefchroind; nicht zu geſchwind; fehr 
geſchwind; langſam; etwas langſam; maffig (d. i nicht zu geſchwind und 

auch nicht zu langſam); ſehr langſam. 


Jetzt bedienet $. 14. Um den Affect und um auch zugleich die Tact-Art auszu— 
man fi teut· drucken und anzuzeigen, findet man unter andern auch wohl folgende Woͤr⸗ 
ſcher Worter, ger: zärtlich, lebhaft, liebreich, munter, Iuftig, tändelnd, gefällig, 
ernfthaft, reisend, pathetiſch, kriegeriſch, aufgewedkt, fanft, ſchme⸗ 
chelnd und Fühn, etwas ernfthaft, freudig, angenehm, hurtig, un⸗ 
ſchuldig, muthig, ſchleichend, füß, gelaffen, traurig, prächtig, und 
foas- dergleichen Woͤrter mehr ſeyn mögen, und noch immer mehr Eönnen 
erdacht werden, dadurch der Componiſte dem Spieler feines Stückes an- 
zeige, was vor einen Affe&t er habe ausdrucken wollen, und was in einem 
Stüsfe herrſchen und erweckt werden foll bey den Zuhörern. Eben hie: 


durch 


im Mes) (6. 14.15. 16). 385 


hiedurch nun wird nicht mie hanptfächlich Der ganze Dortrag eines Stückes den Taet jı 
beſtimmet und angegeiget, ſondern auch zugleic) die Art des Tactes (ob er beſtimmen 
geſchwind oder langſam ſeyn foll) offenbaret, und zwar mehr als Die bloffe 
Schreib⸗Art Der Noten in Sechszehntheile, Achtel, Viertel ae. thut. Denn 

da die Währung, der Zeit eines Tactes von 4 Viertel fo fehr verſchieden 

und mancherlen ſeyn Fan, wie wir aus den beygefügten Wörtern erlernen 

muͤſſen; fo bekommt eine iede Art Noten (es mögen nun Sechszehntheile, 

Achtel oder Biertel oder halbe Tacte fern) ihre abgemeffene Zeit, kurz oder 

lang, kürzer oder länger, nad) dem Worte welches den Affedt und zugleich 

Die ihm gebührende Zeit: Maaffe eines Stückes anzeiget. 


$. 15. Es dienet alfo die verfchiedene Menfur der Voten, in fo fer Nutzen der 

nefie Sechssehntheife, Achtel, Viertel, halbe und ganze Tacte find, mehr u 
zur Einrichtung eines ganzen Stückes nad) allen feinen Partien oder Stim⸗ Noeen, nad; 
men, damit ein ieder die ihm gegebenen Noten zur rechten Zeit möge einz ihrer Schreib 
treten und hören laffen, um eine liebliche vorgefehriebene Harmonie zuwe⸗ Art. 
ge zu bringen ; als daß fie fehlechterdings nur Das langfame oder geſchwin⸗ 

De folte anzeigen. Es Fan alfo, wie hier, ein Stück in lauter Sechszehn— 
teile ftehen, und Dem ohngeachtet Doch langſam gehen, oder auch fauter 
Achtel haben und doch geſchwinde gehen. Ein Anfänger, wenn er etwa 

in einem Stüce viele Schgzehntheile ſiehet, ſo denket er gleich: Das Stuͤck 

ift ſchwer, das muß fehr geſchwinde gehen: Das folget aber nicht immer. 
Siehet er aber Sauter Achtel, oder wohl gar viele Viertel und halbe Tacte, fe 
denket er bald, ey das ift leicht, das gehet nur langſam; allein wie verwun⸗ 
Dert er fi), wenn er ein Allabreve, (worin nichts als Viertel, Achtel 
und halbe Zacte verfallen) eine Gique (welche mit gefchwinden Achteln zu 
thun hat) oder ein Prefto fo geſchwinde fpielen hoͤret, und hingegen im 
— m Andante die Sechszehntheile fo langſam und fittfam einher 

treten hoͤret. 


$. 16. Findet man alſo ein Stuͤck, wobey weiter nichts als das Die Zeit: 

Wort allegro fichet, fo muß diß zwar gefchminde gefpielet- werden, (fo Maaſſe eines 
wie ein Adagio oder Cantabile fangfam muß vorgetragen werden), allein — — 
man darf, wenn man nemlich nur.alein vor ſich fpielet, ein Allegro wohl Lynn. 
erſtlich etwas Tangfam im Zack fpielen, Damit man e8 hernach lerne foge: 
ſchwinde, wie es feyn fol, fpielen. Sonderlich fiehet man erft zu, ob auch 
ſchwere Gaͤnge in Sechszehntheilen oder gar Paſſagien in 32. heilen dar: 
in vorkommen, Damit man Eeine geſchwindere Tact Art erwaͤhlet, als man 
Durch) das gange Stück commode ausführen Fan. Einige Sachen nehmen 
Fich, wenn fie geſchwinde gefpiefet werden, viel beffer heraus, als wenn man 
fie trage oder langfam fpielet; fo wie im Gegentheil eine devote geiftliche 

Wiedeb: Gen. Hof. Ccc Arie 


. 














386 I.Abſchn. Cap- IV. Uebungen :C$.17.) 


Arie oder ein ruͤhrendes Affettuoſo eine langſame Zeit⸗Magſſe lieber; 
und nicht geſchwinde darf geſpielet werden. Nun wird man einſehen, 
warum Die Sechszehntheile oft als Achtel, und die ir Achrel oft als mr 
zehntheile 2c. muͤſſen geſpielet werden. 


Accorden⸗ $.17 Anietzo wollen wir weiter — und zu —— Hebung, h 
Erempel aus eupt in hr Accorden, als auch im Dreyviertel Tact, die im erften Abfchnitt 
A moll, nad) Cap. VII. $. 12. 13. undız. befindliche Accorden-Erempel aus = mol, g moll 


Stoffen und. bh mol} herfegen. Wir nehmen erfifich den bloffen Baß; die Lage der 
rechten Hand wird man nun ſchon felber wiſſen, oder man Fan ſich aus 
dem erſten Abſchnitt helfen. 





Wenn im Dreyviertel: Tact viele Diertel folgen, fo geht das initteffe 
Viertel Busch, 1 wenn nemlich Die Note nicht von ihrer Stelle weichet oder 
ER nur 


BT ee. zB 


nur in die Octave fället, ſchlaͤgt deswegen die rechte Hand hier oft nur den 
Griff zur erften und. Testen Note an, wie im erſten Abſchnitt Cap. VII. 
$. 12. nachzufehen. Man hat hier auch nicht nöthig, Die rechte Hand ſo Bon der Lage 
viel fpringen zu laſſen, wie 1. c. in der ausgefchriebenen Difcant-Stimme der Hand in 
zu fehens denn im Accompagnement wird der nächfigelegene Griff ge- dieſem Exem 
nommen.und. darf die rechte Hand nur fein ruhig bleiben. Zur Nachriche #" 
habe die Ober⸗Stimme durch eine Eleine Ziffer unter den Baß angebeutet, 
wornach man fid) exerciren Fan. Es hat Der Dreyviertel-Tact an fi) 

eine etwas muntere Bewegung, deswegen alle Griffe fertig in den Fingern 

ſeyn muͤſſen, damit der Tact nicht aufgehalten werde. Nun wollen wir 
es auch aus dem g moll und. b moll herſetzen. 


| Fü 





ee — I] Das vorige, 
Stdn u fransponiref 





⸗ 


Aus 5 moll wird es vielleicht am ſchwereſten zu ſpielen fepn, tie man hier 
probiren Fan. nn * | 


era 








388 1. Abſchn. Cap. IV. — ($, ie — 





and b mol, 


Die — vo⸗ $, 18. Um einem Liebhaber eine Hebung im Zripel: Tact zu geben, 
N Ne ei⸗ wollen wir dieſen dreyen Exempeln eine Violin zufuͤgen. 
Mer Viblin⸗ 


Stimm. > ontebile.. 














390. Il.Abſchn. Cap. IV. Uebungen ($. 18.) 


Mer nun diefes Stück accompagniren Fan, und fo weit im Tact iſt gelibet 
worden, der fan dag folgende aus g mol etwas geſchwinder und munterer 
fpielen, Deswegen habe auch Tempo di Menuer darüber geſetzet, Denn es 
foll als eine Menuer gefpielet werden. Wer nur den Accord mit feinen . 
dreyen Veraͤnderungen je treffen [a Dem wird es nicht ſchwer fen. 









fort 


im Acord. (8.18) 





1 Be) 111 ne 
EI Zereren en 





Folgendes Erempel aus b mol] Fan wieder geſchwinde gefpielet werden, ſo 
wie ein angehender Accompagniſt es vermag auszuführen; indefien aber 
ſehe er doch ſorgfaͤltig zu, daß ein ieder Accord ſein Recht hekoͤmmt. 


"Allegro, 














392 I. Abfehn.Cap-IV. Uebungen ($.18.) 








im Ackord. 0 18.19, 20.) | 


are — en 
— — — —— — er 




















Ben Tuer et 

Bere 
ESs kan in dieſen dreyen letzten Exempeln ſtatt ver Violin auch eine Tra⸗ 
verſe genommen werden. 


F. 19. Dig find nun sehn — die hinlaͤnglich genug Accorden⸗ 
find, ſich im Treffen aller gebraͤuchlichen Accorde zu üben, und wobey man Exempel find 
zugleich auch den Tact erlernen Fan. Ben Erempeln, worinnen mancher: Milch. 
ley Griffe vorkommen, hat ein Anfänger fo viel mit den Griffen zu thun, 
daß er dadurch bald hie bald da im Tact aufgehalten wird. Man findet 
in den muficalifchen Lehr - Büchern gemeiniglidy zu wenig. Erempel zur 
Uebung im Accord; doc) der Herr Sorge bat in feinen Vorgemach im 
erſten Theil eine ziemliche Anzahl dergleichen Accorden Exempel, theils oh: * 
ne, theils mit einer Violin. Ja man findet fo gar zwey Eircul-Erempel 
darin, das ift, Die durch alle Ton-Arten geben: Das erſte fängt an in ce dur 
und endiget au) darin, gehet aber Durch alle harte und weiche Ton » Ar- 
fen; das andere fängt in æ z01} an und endiget auch Darin, und gehet wie: 
der durch ale Zon= Arten. Wer nun diefes Buch befiget, der Fan Diefe 
Accorden⸗ Exempel zu unfern gehen nehmen. Sind ihm nun dergfeichen 

| — leicht und geläufig geworden, fo, daß er einen ieden Griff zur rech⸗ 
ten Zeit ohne Berzug Fan eintreten laffen; fo iſt e8 Zeit, weiter zu geben. 

$.20. Noch eins erinnere bey allen Diefen Erempeln. Es Fan leicht Vothwendige 
kommen, daß man bey diefen Erempeln, fonderlich wenn man ein gutes Erinnerung 
muficalifches Gehör hat, gleichfam eine mechanifche Fertigkeit im Treffen hiebey. 
der Accorde erlangt, ja es kan das Gedaͤchtniß bey einigen fo ſcharf ſeyn, 
daß fie auf Befragen alle Toͤne zu Diefem oder jenem Accord gleich herfa- 
gen fönnen. Diefes iſt nun zwar nicht zu BE: allein man muß aud) 

Wiedeb, ©en. Baß. dd Doch 











Ba 2 an DE ne a Fr any - 


ee 


394 II. Abſchn. Cap-IV. Hebungenim Accord, ($. 20.) 
Doch Dabey immer-auch wiſſen, was Diefer oder jener Ton eines Accordes 
por ein Inrervallum ift, ob e8 die Quinte, die Terzie oder Die Octave ift: 
fonften bleibt man nur ein blinder Treffer, und ift gleich verlegen, wenn 
man ftatt der 5 die 6, ſtatt der 8die 7, oder flatt der 3 die 4 nehmen foll. 
Dep der Privat-Information nun, ſehe man bey jedem Griff immer wohl 
zu, wo ein iedes Intervallum eines Accordeg in der rechten Hand lieget, 
Wer einen le: ob e8 oben, unten oder in der Mitte lieget. Man hat überaus groffen 
eord recht ver⸗ Mugen davon, und Fan fich alsdenn gar leicht im Sexten-Septimen- und 
os fan Duarten- Griff finden ; die find denn leicht zumachen, denn ein Serten- 
en a Griff iſt nur vom reinen Accord darin unterfehieden, daß man ſtatt Der 
treffen, Duinte die Serte nimt, 8 und 3 bleiben; im Septimen- Griff wird nur 
ftatt der 8 die Septime genommen, 5 und 3 bleiben; und fo wird im Quar- 
ten:riff nur ſtatt der 3 die Quarte genommen, 8 und s bleiben. Wer 
nun alle Accorde und alle Serten- Septimen- und Quarten-Griffe fertig 
treffen Fan, Dabey immer weiß, mo ein iedes Intervallum in der rechten 
- Hand lieget, der hat ſchon vieles vom General--Baß gelernet. Ich habe 
{ dieſes Capitel von den Accorden eben Deswegen nicht zu kurz machen wollen, 
Damit ein Liebhaber die Accorde zu den gebräuchlichen Tönen recht möge 

2 Fennen und einfehen lernen. Jetzt aber ift es Zeit, weiter zu gehen. 


HOAPFUTID 
Dom Tact und von den durchgehenden Noten, _ 


Von den Taet G. 1. Wir haben im vorigen Capitel $.13 (qq. ſchon geſagt, Daß die 
Arten. Woͤrter, welche zu Anfang eines Stückes ſtehen, Die Zeitmaaſſe des Tacts, 
ob fie kurz oder lang ſeyn fol, anzeigen; und daß Die Zeitmaaffe eines Stü- 

ckes mehr hiedurch, als durch die Schreib:2fet der Noten, beflimmet wird. 

Aniebo aber haben wir noch eine befondere Eintheilung der Fact-Arten zu 

bemerfen, e8 gibt nemlich einen egalen und unegalen Fact, fehlechten oder 

».Der egale Tripel-Tact. Zu der egalen Tact⸗Art rechnet man den vier Viertel: und 
Zact if vier den zwey Viertel⸗ Tact. Zu Anfang eines Stückes findet man derowegen 
BABES see ein folches Zeichen C E , welches denn anzeiget, daß Ein Tact aus vier. 
WVierteln beftehen ſoll; ſtehet aber—- voran, fo müffen nur zwey Viertel 

in Einem Tact ftehen, oder zu einem Tact gelten. Beym ordinairen gan: 

zen Tact, Der aus vier Viertel beftehet, zehlet ein Anfänger, um fich im Tact 

zu erhalten, 8 Achtel; bey Zweyviertel⸗Tact aber hat er nur 4 Achtel zu 

oder zwey zehlen. Der Zweyviertel-Tact ift etwas munter, und nicht allein Teich: 
Biertil. ter su treten (fo fpricht man, wenn man das gebrauchliche Niedertreten 


en Sack: mit den Füffen oder Niedevfchlagen mit der Hand zu Anfang eines ieden 


Sactichlagen: Tacts 


11. Abſchn. Caps V- Vom Tart. (&:12.3.) 395 


Facts befchreibet), fondern auch einem, der noch nicht Tact⸗veſt iſt, wegen 

feiner Kürze viel commoder als Der Vierviertel-Tact, welcher etwas lang- 

fames und träges an fich hat; und wem dag Tacttreten noch einige Huͤlfe, 

im Tact zu bleiben, leiften Fan, der muß hier auf den Niederfchlag der Han: 

de oder Fuͤſſe, fonderlich bey fangfamer Menfur, ald beym Adagio oder 

Aria, länger warten, und Tan alfo eher im Zack verrückt werden, als beym 

3 Tactz denn weilhier das Ttreten geſchwinder auf einander folget, fo Fan 

er ſich bald mwieder finden, wo er etwa hie oder Da wider den Zack gefehlet 

hat. Weil manche Stücke, die im 4 Viertel: Zack ftehen, leicht in 3 Tact Im sonen 
Eönnen gefeßet werden, (Da ich denn nur aus Einem Tacte zwey machen — 
Bürfte), fo findet man wohl, daß etliche Ungeuͤbte leicht in dieſen Fehler tvenmal nie 
fallen wollen, daß fie nemlich,, oft ehe fie es felöft merken, im ganzen Zack vertreten. 
zweymal niedertreten und alfo in 2 Zack gerathen, wofür man fid) aber zu 

hüten hat, denn es erwecket nur Confufion. Wer den Fact freten mil, muß 

den rechten vorgefchriebenen Tact treten, fonften halte man ſich Tieber ſtille 

und atfendire auf des Diredtoris Tactſchlagen. 

82. Einem Anfänger aber rathe, den a Viertel⸗Tact wohl zu uͤben; Der Taet färk 
denn die flüchtigen Zact-Arten, als 2 und ze. find manchen leicht, da eg manchem 
ihnen noch wohl im ganzen Tact fehlen Fan. Es iſt eine fehr delicate Sa; rer su Irre 
che um den Tact: es gelinget Derfelbe nur denen, welche dazu gebohren find, "" 
oder Die von Natur den Tact im Kopfe haben; denen andern wird er blut⸗ 
fauer, und fie erlangen doch niemals eine rechte Tertigkeit darin. Zwar iſt 
es auch wahr, daß es mit manchen mit dem Tact noch wohl gehen folte, 
wenn fie nur fonft im Stande wären . alle Griffe zur rechten Zeit anzuſchla⸗ 
gen, oder die im Baß zumeilen vorkommende Paſſagien oder Laͤuffer rein 
und leicht heraus gu bringen. Wer nun merket, daß es ihm hier fehlet, der 
muß fi üben, und ſonderlich dergleichen Stellen oder Griffe erſt recht ge- 
wohnt und gelaufig werden; fo Ean er hernach beffer auf den Tact merken. 

$.3. Die andere Haupt-Fact:Art iſt der unegale Tact, der Tripel- 2. Derunege: 

Tact genannt. Diefer ift nun mancherlen, er hat feinen Namen von der le Tact, oder 

gedritten Zahl, vom Triplo, welche gedritte Zahl zu Anfang eines Stückes Fr 

auch immer vorgezeichnet ftehen muß, als: 2, 3, 3, Diefeg find in der Ne 
chen⸗Kunſt Brüche, da die oberfte Zahl Der Zehler (numerator ) die dar- 
unter ſtehende Ziffer aber der Nenner (denominator) genannt wird. Die 
unterfte Zahl nennet die Haupt: Noten, womit iedweder Tripel⸗Tact zu 
thun hat,umd Die oberfte Zahl zeiget an, wie viel dergleichen auf einen Tact 
gehen follen. Die gebräuchlichfien Tripel find 3, 3 und #, diefe koͤnnen 

Triple fimplices (einfache Zripel-Tacte) genenner werden. Die Triple Defien Sat 

‚compofirz (zufammen gefeßte Zripel-Tacte) find, wenn ich 3 und $ du: fungen. 

plire, Daher kommt 3 und 3; nehme ich weiter bey 3 die Zahl 3 Dreymal, 
ä Dvd 2 ſo 








Eirmarf, me 
ach dır ven: 
ſchiedenen 
Tripel Tacte. 


Beantwor⸗ 
tung dieſes 
Einwurſs. 


356 AIl.Abſchn.Cap V. Vom Tact. (5.4.5.) 


fo habe ich 3 Tact; und endlich 3 vier mal genommen zeiget, Tact 
Alle diefe TripelTacte nun find fehr gewoͤhnlich, nemlich 
= 3,733 NEE 


rz 


2418 Ani - 

$. 4. Hiebey möchte ein Anfänger vielleicht fagen: wozu Dienen fo 
mancherley Tripel⸗Tacte, warum bleibt man nicht Fieber bloß bey Joder 
Tact, als welche doc) am Fürseften find, und in welchen man fich leicht 
helfen Fan, wenn man etwa fehlet, indem mir ja Durch das Tact-Treten, 
welches hier geſchwinde auf einander folget, gleich Erinnerung gegeben 
wird, mann ein neuer Tact anfängt. Habe ich aber einen langfamen 
4 Diertel-Tack oder wohl gar Tact, fo wird mir oft Zeit und Weile 
fang, ehe ich treten höre; welches Tact-Treten (zumal wenn folches gefehiwin: 
de auf einander folger) Doch gewiß eine trefliche Huͤlfe ift, im Tact zu blei: 
ben. Esmäre alfo meiner Meynung nach ja viel beffer, Daß man alle vier 
Diertel-Tacte in 2, alle& ini, und alle $, 2 und  Tacte in $ Taet 


verwandelte. Es koͤnte dieſes ja ganz gut angeben’, nemlic) alfos aus 


$ Tacte wuͤrde $, wenn ich einen jeden Tact nod) einmal abtheilete, da 
denn Ein Tact von $, zwey Tacte von $ würden. Eben fo Eönte aus $, 
2 und" ja leicht & gemacht werden, wenn ich aus & zwey Tacte machte 
ind. Aus Einem Tact von 3 machte ich ihrer drey in 3 und aus % be: 
kaͤme ich vier 2 Tacte; Das ginge alfo ganz gut an. Denn ob ein Stuͤck 
langfam oder geſchwind, traurig oder luſtig gehen fol, das liegt ia eigent: 
ich nicht an der Zact:Art, fondern Das wird ja noch a parte durch gewiſſe 

zu Anfang des Stückes fiehende Woͤrter beflimmet. — 
$. 5. Hierauf antworte. Ueberhaupt iſt es wahr, daß es einem 
Anfaͤnger ſchon etwas beſchwerlich faͤllt, ſo vielerley Arten von Tact inne 
zu haben, oder (mie man zu reden pfleget) in Die Fuͤſſe zu bringen: Wer 
2 und 3 oder 3 (welche beyde Tripel einander fehr aͤhnlich find) fpielen und 
treten fan, und alfo die Bewegung oder Zeitmaaffe dieſer kurzen Tact-Arten 
mit dem Fuß an den Tag geben Fan, der wuͤnſchet freylich, daß es Feine 
andere Fact: Arten, als 3, 3 und 3 geben möchte, zumal da fie Doch alle 
darin Eönnen reduciret werden. Ob num gleich diefer Einfall und Vor: 
fehlag fo gar dumm nicht ift, fo muß Doc) mas dahinter ſtecken, daß fo vie: 
lerley Zact: Arten, fonderlich vom Tripel, find eingeführet worden; es wird 
doch nicht gefehehen fenn, einem unnüser Weiſe das Leben fauer und die 
Mufic fehrver zu machen; ach nein! das muß Feiner denfen. Gefetzt, ein 
Stuͤck, das in $ Tact ftehet und geſchwinde folk gefpielet werden, fönte 
in 3 Taet gefeget werden, fo daß Ein Fact zwey ausmachte, wie hoͤchſt⸗ 
beſchwerlich würde e8 einem Diredtori, ja einem ieden der zu feiner Nach: 
sicht den Tact für fish führefe, werden, fo oft und fo gefehtwinde nach 
einans 


Il. Abſchn. Cap.V. Vom Tact. (55.6) 397 


einander bey einem etwas langen Stücke nieder zu treten, da denn ind 
Aufheben des Fuſſes gleich wieder nach dem Niedertreten gefehehen müßte! 
Gewiß, man würde fo müde ; bloß vom Zack: Treten werden, als wenn man 
auf der Tenne gedrofchen hätte, das hurtige Auf- und Niederfchlagen Des 
Dactes wide denen Zuhörern fehr verdrießlich und hinderlid) fallen, Die 
Mufie anzuhören. Dahero fehreibt Heinichen auch in feinem Werke 
yom General⸗Baß pag. 291. unten in der Mote: „Ich meines Ortes 
„ wolte die Triplas compofiras [darunter $, $, 3 und 2 zu verftehen find] 
„vor. nicht viel mehr, als vor ein bloffes commodes Weſen des Tact— 
„ Schlageng anfehen. Denn es würde z. E. bey einem geſchwinden 
„ einem ziemlich fauer anfommen, wenn man eben dieſes geſchwinde Mou- 
„ vement in $ tractiven folte.„. Zudem ift alle Compofition in $, $, 
2 und auch nicht der Art, daß fie fehlechterdings in $ oder $ önten re: 
duciret werden, Dabey wir ung aber ietzo nicht aufhalten wollen. 


$.6. Es iſt artig, vorhero hat ein Anfänger was daran zu lernen, Dom Tact- 

ehe er fpiefen und dabey den Tact zugleich fehlagen lernet; hernach, wenn ſchlagen. 
ers nun kan, haf er wieder was zu thun, Daß er fich moderiren lernet: oft 

faͤllt ihm dieſes fo ſchwer, als ihm jeres geworden. Ueberhaupt aber etwas Deffen Ru: 
vom Tact-Schlagen zu fagen; fo ift folches vornemlich nur nöthig, um fen und Ge 
einer ganzen Eapelle die eigentliche Naaffe der Geſchwindigkeit oder Lang= brauch. 
ſamkeit einer ieden Zact:Art anzudeuten; und im Fall noch ungeübte Mu- 

fici mit Drunfer find, fie in Der zuerft angefangenen Tact⸗-Art zu erhalten. 

Ber aber Menfur im Kopfe hat, oder wie man auch zu reben pfleget, Tact⸗ 
veſt ift, ver. hat fehon genug, wenn ihm nur bey dem erften Tacten eines 

Stuͤckes angezeiget wird, wie geſchwind oder langfam man es haben wolle: 

denn wer muſicaliſch ft und Tact⸗veſt, der Fan hernach fein Stuͤck ſchon 

in Der angefangenen Zact:Art, ohne Zactiren oder Tact-Treten, glücklich 

zu Ende bringen. Allein ein Anfänger oder dem es noch wohl im Tacte 

fehlen will, findet mannigmal eine groffe Hülfe darin, wenn der Tast fein. 
srdentlich getreten wird. Spa derallergefehicftefte bedarf eg, wenn nemlich 

unter den Mitmuficirenden ungeubte oder Tact⸗loſe Glieder find, um derer 

willen man zumeiten nachgeben, warten oder eifen muß, damit alles Doch 

endlich durch Hülfe des Tart: Treteng des Direttoris wieder in Einigkeit 

Fomme. Mattheſon Flaget in feiner Örganiften-Probean verfchiedenen 

Stellen über das Tact⸗Schlagen, und machet den Mißbrauch Deffelben ziem⸗ 

lich lächerlich; Doch verwirft er e8 nicht gar, fondern fihreibt 1. c. pag- 191. 

$.4. davon alfa: „ Wir brauchen des Tact-Schlagens bey unfern groffen 

„ Eoncerten und Ehören anders nicht, als aus Noth; wie etwa ein Lab: 

„mer feines Stocks nicht entbehren Fan — — das Tact-Schlagen iſt 








28 | II Abſchn. Cap.V. Vom Tact. ($.6—9.) 


alſo ein Nothhelfer, weil e8 meiter gu nichts dienet, als denen, die unter 
„ dem Haufen etwa hinken, eine Stüße abzugeben, bey melcher fie fich wie: 
„ der aufrichten und in guter Einigkeit mit machen koͤnnen., Indeſſen ift 
Was dabey in es doc) guf, Daß man Den Tact frefen, aber auch bleiben daffen Fan. Syn 
Acht zu neh: ganzen oder egalen Tact wird Hand oder Fuß (eins ift gnug) beym legten 
men Acchtel des Tactes aufgehoben und zu Anfang des Tactes, gleich beym Ein: 
tritt der erſten Mote niedergetreten oder niedergefihlagen. Im Zripel: 
Tact hebt man den Fuß bey dem legten Viertel oder Achtel auf, und tritt 
gleich zu Anfang des Tactes wieder nieder. DIE mag genug vom Tact 
und vom Tactiren ſeyn. : 
Von durch⸗ §. 7. Anietzo beſehen wir die durchgehende Noten, wovon zwar 
gehenden No: im erſten Abſchnitt ſchon hin und wieder etwas vorgefallen iſt, indeſſen ge- 
ken uͤberhanpt. hoͤret deren Abhandlung doc) hauptſaͤchlich in dieſen Abfehnitt. Es iſt viel 
Daran gelegen, daß ein Accompagnift recht wiſſe, zu welchen Roten er einen 
Griff anzufchlagen habe, und zu welchen nicht; und diß um fo viel mehr, 
weil ihm hier Feine Difcant-Stimme, welche nicht allein Die Lage der rech⸗ 
ten Hand, fondern auch die im Baß durchgehende Noten anzeigte, gegeben 
wird. Im erften Abſchnitt hatte e8 mit den durchgehenden Noten wenig 
zu bedeuten, und fie waren bald zu Eennen : denn wenn im Difcant ein Bier: 
tel war, und im Baß zwey Achtel, fo wuſte man fehon, daß das legte Ach- 
‚tel des Bafles hinten nad) allein ohne Griff blieb oder, wie man fagt, 
durchgehen mufte. Was nun durchgehende Noten find, wird man ſchon 
: aus dem erften Abſchnitte einiger maaffen verftanden haben. 

Eigenſchaft $. 8. Durchgehende Noten find ſolche Noten, dazu die rechte Hand 
der durchge: nicht nöthig hat, einen Griff aufs neue wieder anzufchlagen, oder Dazu Die 
A No⸗ pechte Hand Feine aparre Harmonie erfinden darf. Es find Feine wefentlich 

“ nöthige Noten; es find Noten, die nur dem Baß zur Zierde und zur Ausfuͤl⸗ 
- fung dienen, und die Melodie im Baß befördern; es find Noten, welche Fei- 

ne Ziffern über fich haben, und wozu aud) Fein reiner Accord Darf angefchla- 

gen werden, die Dahero nur allein mit der linken Sand nachgefchlagen, und 

oft durch einen Bogen angedeutet werden; es find gemeiniglich kurze Noten, 

und dienod) wohl kuͤrzer Eonnen abgefertiget werden, als es Die Schreib⸗Art 

Derfelben fonft wohl erforderte; es find Noten, welche bald ausgefchrieben 

toerden, bald aber vom Accompagniften felhften Eönnen erdacht und hinzu: 

gemacht werden. Wir wollen aber nur bloß von den auggefehriebenen 

| Ducchgehenden Noten handeln; denn die andern gehören zum zierlichen 

a Accompagnement. Wr A 
Sind von den $. 9. Wer zu durchgehenden Noten einen a parten Griff (nicht 
a aber den ganzen vorhergegangenen Griff, denn Das gefchicht zumeilen wohl 
en bey einer langfamen Menfur) anfcyläget, der handelt hiedurd) wider des 

Eomponiften Sinn und Zweck, ja verdirbt wohl gar Die gange ne 
5 arum 


11. Abfchn.Cap- V. Vom Tact. (SI=I.) 399 


darum ift einem Accompagniften Die Lehre von den durchgehenden Noten 
fo nöthig zu wiſſen, zumal da die fonft gebrauchliche Zeichen, womit felbige 
angedeutet werden, oft ausgelaffen oder nicht deutlich genug ausgedruchet 
find, dahero wir denn ein wenig dabey ftehen bleiben wollen. - 

$. 10. Um einen rechten Begriff von den durchgehenden Noten zu Don der 
erlangen, fo müffen wir merken, daß die Noten in fich felbft noch eine an: Quantitate 
dere Quantität, Valorem oder Gültigkeit (in Anfehung der Menfur) ha: en 
ben, als die welche man durch Die verfehiedene Schreib: rt derfelben anzei- © De 
get. Das heißt nun: Noten von gleicher Geltung, der Schreibart nach, ba: 
ben Quantiratem extrinfecam und Quantitatem intrinfecam, (eben mie 
in der Poeſie eine Syilbe kurz und die andere lang ift, welche Quantität der 
Syllben in der Poefie am beften zu unterfcheiden und zu merken iſt): 3. E. in 
Einem Tacte ffünden 8 Achtel, fo würde man fagen: das find 8 Achtel, eins 
fo lang und fo kurz als das andere; fie find in der Menfur egal. Das iftnun 
auch wahr; denn fie Eönnen alle auch gleich langfam oder gleich geſchwin— 
de frackiret werden: Das ift nun Quantitas extrinfeca. Weil indeffen 
die Noten von gleicher Seltung aud) eine Quantitatem intrinfecam haben, 
die durch die Schreib: Art nicht ausgedruckt wird; fo iſt, nad) Diefer in: 
nerlichen Geltung der Noten, zu merken, daß das erfte Achtel lang, Das ans 
dere Furg, das Dritte lang, dag vierfe Furg, das fünfte wieder lang, das 
ſechſte kurz, und endlich das fiebende lang und das achte Achtel kurz if. 
Eben dergleichen doppelte innerliche Geltung haben auch die langfamen 
Sechszehntheile und Die gefchwinden Viertel. Hierauf hat vornemlich 
der Componift zu merken, wenn er eine Melodie zu Verſen feget, daß er 
— a — Syllben eine in ſich lange Note, und zu einer kurzen eine in 
ich kurze ſetzet. — 

$. ı. Hierauf iſt nun auch Acht zu haben, um die durchgehende 
Noten Eennen zu lernen, denn Die in fich kurze Note ift gemeiniglid) eine 
durchgehende Note, to nicht Diefe oder jerie Darüber ſtehende Ziffer fie zu 
einer Haupt: Note machet; denn eine iede Note, fie mag nun in fich Eurz - 
oder lang feyn, Die eine Ziffer über fich hat, ift Eeine durchgehende Note, 
fondern. die erfordert einen aparten Griff. Wenn nun eine in fich kurze 
Note durchgehet, fo wird diefer Durchgang Tranfitus regularis genannt, Vom Tranfz 
welcher auch am allermeiften vorkoͤmmt. Tranfitus irregularis aber iſt, en 
wenn eine in fi) kurze Note Durchgehet, welche aber eine Ziffer über fich Ei übern, 
hat, da denn der Griff zu Diefer in ſich kurzen Note von der rechten Hand 
anticipiret, oder voraus zu der vorhergegangenen in fich langen Note an 
gefchlagen wird. Tranfıtus irregularıs ift alfo nichts anders, ale was 
ſchon von den Wechſel Noten der Cambiate gefaget worden s wer das nun 
mohlverfianden, der meiß ſchon, was Tranfitus irregularis if, Wir nn 

| en 








400 1. Abfehn. Cap. V. Vom Tact. ra) 


fen indeffen von einer ieden Art des Tranſitus noch weitläuftiger Handeln, 
dabey man denn, was $.9. von der doppelten Geltung der Noten gefaget 
worden, als bekant annımt. - 
Vom freyen $. 12. Tranfitus, in feinem eigentlichen Verſtande genommen, iſt 
Durchgang in ein freyer Durchgang in die Terzie auf- oder niederwerts, da eine in ſich 
die Terzie. kurze Note ohne Griff frey durchpaſſiret. Dergleichen findet fich bey der 
Triade harmonica und bey allen Serzien-Gängen, wie aus folgenden 
Exempel gu fehen: 


ae Su Bes 
— ——üü⸗ 2 — —— 
Bars sur er 


—8— 6 
— 








Im erſten und dritten Tact haben wir hier Triadem harmonicam oder 

einen reinen Accord zu c, und zwar daß fich die Toͤne derfelben Triadis 

nicht zugleich, fondern nach einander hören laffen, da iſt nun zwiſchen e e 

und zwiſchen e g ein Ton überfprungen, und alfo ein Eleines Vacuum ge- 

blieben; un aten und gten Tact aber ift diefer leere Raum ausgefüllet vers 

wittelft Der Dunchgehenden Noten, dag heißt nun ein freyer Durchgang in 

die Terzie, beydes fo wohl im Herauf⸗ ald Heruntergehen; unter dieſen vier 

Achteln nun ift das erfte und dritte virtualiter (oder. in fid)) lang, und ha: 

ben auch den Griff; und das zweyte und vierte Achtel find in ſich kurz, und 

gehen deswegen auch durch. Im sten und zten Zack haben wir Terzien⸗ 

Gange, dazu wir im 6ten und sten Tact die durchgehende Noten finden. 

Es werden fonft die durchgehende Noten durch einen Bogen oder Eleinen - 

Querſtrich angedeutet, allein beyin freyen Durchgang in Die Terzie findet 
Warum er ein man folchen felten oder gar nicht. Diefer Durchgang heißt ein freyer 
freyer Durchgang, weil es einem jeden frey ftehet, Die durchgehende Noten bey 
a Zerzien-Sprüngen zu machen: wenn deswegen der Baß fü, wie im Tact 
® — 1, 3,3 


IT. Abfchn. Cap. V. Bon durchgehenden Noten. ($.12.13.) 401 


1,3, 5 und 7 gefchrieben ftehet , fo darf man doch) felbigen wie Fact 2, 4,6 

und 8 fpielen, Das ſtehet frey. Bey Unterfuchung der durchgehenden No- 

ten wird man finden, daß fie gemeiniglich zur Ausfüllung eines Terzien 

Ganges dienen und anzutreffen find. Wer nun aus diefem Erempel Z 

Tact machen wolte, der Eönte es zur Noth, doch ziemlich ungefchickt, fo 

machen, daß er einen ieden Tact noch mal durchfchnitte Durch einen Tact— 

Strich; beffer aber gefchicht e8, wenn man die Fact: Striche nicht ver- Wie aus x 
mehret, fondern aus Viertel Achtel und aus Achtel 16 Theile macht, alg- Viertel Zack 


denn würde es fo ausfehen: 2 Viertel: Taet 
gu machen 


toäre. 












Wer alſo ſtatt vier Viertel Tact lieber zwey Viertel hatte, was hatte der 

gewonnen, wenn hier das Wort langſam, und im vorigen Exempel das 

Wort geſchwinde ſtuͤnde, ſie waͤren alsdenn in ſich einerley und nur der 
Schreid⸗Art nach unterſchieden. Hier gilt nun in Anſehung der durchge: Durcaehen- 
henden Noten bey den 16 Theilen was im vorigen bey den Achteln gefager de Noten im 
worden. Dergleichen Eleine Erempel können einem Anfänger auch fehr ze zart 
Dienlich zur Erlernung des Tactes feyn, weil Die rechte Hand immer einer: 

(ey Bewegung! oder Menfur behält, die linke ſich aber ändert. 

$. 13. Wir wollen unfer Erempel noch auf eine andere Art verän: im allabreve. 

Dern und aus Einem Zack zwey machen, da denn aus einem Viertel ein ; 
‚halber Zact und aus einem Achtel ein Sechszehntheil wird, Damit wir Ges 

legenheit haben, noch ein wenig weiter von durchgehenden Noten zu reden. 


Wiedeb. Gen, Baß Eee Alla- 




















402 11.Ybfchn, Cap. V. Bondurchgehenden Noten. ($:13.14.) | 


Allabreve oder prefto. 
Bere amt — 
De ern 









— 


— —— — = 
zen 











— 


Hier haben wir nun eine gang andere Schreib-Art, nemlich lauter halbe 
Tacte und Diertel, und würde e8 freylich langſam gehen müffen, wenn 
nicht allabreve oder prefto drüber ftünde, als wodurch man gezwungen 
wird es geſchwinde zu fpielen, mwenigftens fo geſchwinde wie Die beyden vor- 
hergegangene, die geſchwinden Noten find hier die Viertel, da denn, wie 
die Ober: Stimme Ichret, Das andere und te Viertel Durchgehet. 

14. Weil nun viele durchgehende Noten nur aus einer bloffen 
Variationdes Baffes beftehen, und e8 eben daher koͤmmt, Daß oft vier Noten 
nur Einen Griff haben ; fo follung unfer Exempel nun dienen,folcheg zu zeigen. 


Nah Belieben. 


Exempel, da — Tess === — —— —— 
vr N [ Va ee —— re ee 
durchgehen. 1 a RER ST 

















404 1.Abfcyn. Cap-V. Bon durchgehenden Noten, ($.15.) 


Exempel, da $.. 13. Wer 16 Theile fehen will als durchgehende Noten, der Fan in 
Bis ıötheile dieſem Exempel aus zwey Wieder (mie. 12.) nur Einen Tact machen, denn 
durchgehen. fiehet es alfo aus, und iſt alles eben daffelbe, die Schreib-Art ift nur anders. 


Nicht zu geſchwinde. 





Ban — 
Re man ae ee BR RE TEN TEN ER 


0 | Se 6: Se 


REN 
— 





a, 


zz Sen 
a Be = 
| — — 


6 











II.Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. (9.15.16) 405 


eng 






Sin diefen beyden Erempeln finden wir nun auch, daß wohl vier Noten nur 
einen Griff haben und drey Noten durchgehen, vergleichen und noch meh— 
rere Bariationen findet man nun oft, wo nur Die erſte Note als die Haupt⸗ 
Note angefehen wird. Alle unfere Erempel aber betreffen nur einen Ter⸗ 
zien = ang, nebft einiger Variation derſelben, oder da ein Accord gebro: 
chen worden, wie die vier lebten Sechszehntheile Tact 3, 4,7, 11, 12, 16 ans 

zeigen, der Bogen oder Queer-Stric) faget alsdenn Daß die Noten durch. 
gehen follen. Einem Anfänger waͤre am beften geholfen, wenn die Noten, Durchgehen— 
Die durchgehen und fo viel ihrer durchgehen follen, immer Durch einen Bo: de Noten 
gen oder Quer: Strich angezeiget wurden, fo bedürfte er weiter nichts nn 
mehr davon zu wiſſen, als daß er dieſe Noten im Baß allein müfte machen; er 
teil es: aber bald hie bald da an den nöthigen Zeichen fehlet, fo muß man erden. 
doch ein wenig davon wiffen, Daß man zur Noth ohne Bogen oder Striche 
Die Durchgehende Noten erkennen Fan. 

$. ı6. Es gehet Tranfitus regularis nicht allein in Teertiam, fon: Vom Trank 

dern auch wohl in Quartam, Quintam, Sextam, Septimam und Oda- tm regulari 
vam, wie die Erempeljeigen, und zwar fo wol herauf als herunter inſonderheit. 








I Tranfıms in gtam, in gram, in 6tam, 














406 11. Abſchn. Cap.V. Bon durchgehenden Noten. (16.1) 


Mattheione Wer mehr von dergleihen Durchgehenden Noten wiſſen will, der findet 
. Droanifier ſolche überflüffig in Mattheſons Organiften-Probe. Ein Anfänger 
Probe. im Accompagniren hat eben nicht nöthig gu feiner Uebung folche ſchwere, 
mit vielen durchgehenden Noten gegierte, Baͤſſe zu erwehlen; ich habe aber 
Diefes Doch, weil wir hier mit durchgehenden Noten zu thun haben, angei- 
Hier finddie gen wollen. So wie ein Accompagniſte mit Recht einen richtig besiffer- 
Zeichen des fen Baß fordern Fan, mit eben Dem Recht darf er auch fordern, Daß Die 
Durchgangs gehörigen Zeichen des Durchgangs dabey notiret feyn müffen, ſonderlich 
noͤthig. wenn der Durchgang in Quartam, Quintam &c. gehet. Denn wenn 
diß geſchicht, ſo hat man weiter nicht noͤthig vieles mehr davon zu ſagen. 
Der beliebte Capellmeiſter Heinichen hat ſich ſehr viele Muͤhe gegeben, die 
Lehre vom Tranfitu oder von Den durchgehenden Noten weitlaͤuftig auszu⸗ 
Durchgehen führen, mp ein Liebhaber gnug Davon findet. Bey Tripel⸗Tact ift noch) 
de Notenim fuͤrzlich zu merken, Daß wenn der Tact aus lauter Bierteln beftchet, alsdenn 
en gemeiniglich Das andere Diertef Durchgehet, wie aus den Erempeln des er= 
NKEHANBE ften Abfehnitts Cap. VIH. $. 12. zu erfehen. Nach Dreyviertel-Zact rich⸗ 
ten ſich alle andere Tripel-Tacte, als z da gehet das andere Achtel durchs 
im & Tact gehet das andere und fünfte Viertel durch; im 6 Achtel wieder 
Das andere und fünfte Achtel. Kommen in Diefen Zrivel-Zacten lauter Ach: 
tel vor, fo find immer drey und drey Noten zuſammen gefleichen ; mie in 
den Stüsfen, Die im % oder "2 ftehen, zu erfehen iſt. | 
Erempel hier: 8.17. Wir wollen ein klein Erempel aus dem gebräuchlichen 2 Tact 
äber. herfegen, und Daraus zeigen, welche Noten im Zripel-Zact Durchgehen und 
welche nicht durchgehen Tonnen. | 


& 





II.Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten, (9. 17.) 407 











Ueberhaupt bemerken wir hier erſtlich, daß in den Tripel Tacten, und zwar Jnnerliche 

in den einfachen Tripel-Tacten (ſiehe $.3.) die erſte Note eines Tactes, Zuantitaͤt der 

wovon der Zripel feine Benennung empfänget (als in &der erfte halbe Noten im 

act, in 3 das erfte Biertel, und in $ das erfle Achtel) virtualiter fang TripelTact. 

iſt, die andere und dritte aber virtualiter ($. 10.) kurz find, dahero denn 

bald die andere, bald die dritte Note allein, bald beyde zugleich durchgehend. 

Kommen aber im Tact Viertel, im 3 Achtel, und im & (und in allen 

von 3 herfommenden Taten, als: $, 2,5) Sechszehntheile vor, fo 

hat es damit in Anfehung der innern Geltung eben die Bewandniß, mie 

im ordingiren vier ViertelTact ($.10.). Nun wollen wir die Regeln von Regeln, wie 

- den durchgehenden Noten im Zripel: Zact aus unferm Exempel zeigen. die durchge 

1) Wenn drey folche Noten, davon der Tripel feine Benennug hat, gra- ende Roten 

datim herunter oder herauf gehen, fo gehet die mittlere Note ordentlicher ln 

Weiſe durch, wie hier Zack ı,2 und 45u fehen: eben fo gehet e8 auch, wenn Fennen. 

man nach der mittlern Noten gradatim wieder herauf gehet, als im drit: 

ten Fact zufehen. =) Wennnachder erften Note ein Sprung folget (alſo, zte Kegel. 

daß die Note, worin der Baß fpringek, nicht fehon im vorigen Accord oder 

Briff enthalten ift), fo wird zur mittlern Note der gehörige Griff gefchla- 

gen, und Diedritte Note gehet durch, wenn nemlich Die erſte Note des fol- 

genden Tactes nur einen Ton tiefer oder höher gehet, und folglich Fein 

Sprung darnach erfolget, wie im sten und 6ten Tact zu ſehen; denn im 

sten Tact folget nach d das g (welches im Accord zu 7 nicht enthalten ift) 

welches ein Sprung ift, deswegen hat nun g einen aparten Griff, Faber 

gehet Durch, weil Bein Sprung darauf folget, denn Die erfie Note des 

folgenden Tactes ift es weiter im 6ten Tact folget nach) e, welches Die 6 

über ſich hat, ein Sprung ind g, wozu ein reiner Accord kommt, (welcher 

reine Accord zu g aber nicht im Sexten-⸗Griff zu e enthalten ift), derohal- 

ben hat hier g feinen aparten Griff, die dritte Note z aber gehet durch, 

weil Fein Sprung darauf folget , denn der zte Tact fängt mit an, 

telches nur einen Grad höher als 4 iſt. 3) Wenn nach der andern Note zte Regel. 

ein Spruns folget, als hier folget im zten Tact nach = das f (welches f 

wieder im Accord zu = nicht enthalten ift) fo haben alle drey De 
ne efon- 



























































408 1. Abſchn. Cap: V. Bon durchgehenden Noten. ($.17.18.) | 
befondern Griff, wie im zten Tact zu fehen. Die erſte Note im Tripel- 


Tact ift immer in ſich fang (hat quantitarem intrinfecam longam) und 


ate Regel. 


erfordert daher allezeit einen eigenen Griff, man mag gradatim oder 
Sprungs⸗weiſe dahin gekommen ſeyn. Folget nach der dritten Note ein 
Sprung, wie hier im sten Tact nad) 4 im folgenden Tact das g koͤmmt, 
fo haben alle drey Noten wieder. ihren eigenen Griff, wie im sten Tact zu 
fehensftehen ferner alle drey Noten im Sprunge, toie der gte Fact folches gei- 
get, fo hat abermal eine iede Note einen Griff. 4) Wenn vor der dritten 
Mote ein halber Tact (im aber ein Viertel, und im 3 Fact ein ganzer 
Zack) hergehet, fo Fan die drifte Note, wenn nemlich Bein Sprung 
darauf folget, Durchgehen, mie Der ote Lack zeiget, da iſt 4 ein halber 
Tact und es folget e Darnad), Darauf wieder Fein Sprung, fondern f fol: 
get, derowegen gehet e Durch, weil aber algdenn die rechte Hand nur Einen 
Griff machte, fo theilet die rechte Hand lieber das Zin Viertel und fehlägt 
zu dem halben Zack zweymal Denfeiben Accord an, und e gehet durch); In— 
Deffen waͤre es eben nicht höchfinöthig geroefen, e8 Dienet zur Erleichterung 
des Tactes und Die rechte Hand erhält eine ordentliche Bewegung. Folget 
aber: in dieſem Fall (da nemlich die erfie Note des Tactes einen halben Zack 
hat) nach der dritten Note ein Sprung, fo hat fie ihren eigenen Accord, wie 
im uten Zack zu ſehen, da Die dritte Note g (eg find in dieſem Tact eigent- 


lich nur zwey Noten, da aber die erfte Note fein halber Zack, fo viel als 


Kurzer de 
griff des vori⸗ 
gen. 


Ben einer 


die Funda: 
mental Note 
zu ſehen. 


zwey Viertel gilt, fo wird hier g die Die dritte Note im Tact genennet) eis 
nen Sprung nad) fic) bat, nemlich Die erfte Note des ı2ten Tactes iſt e. 
Stehet aber die dritte Note mitten in Sprüngen, tie hier im ızten Tact 
Das 7, fo hat fie aud) ihren eigenen Accord. 

$. 18. Das wefentlichiie von allen diefem ift, daß bey eradatim 
gehenden Noten die mittelfte Oucchgehet, und daß die Note die 
im Sprunge ſtehet einen aparten Griff hat, wenn fie denfelben - 
nicht ſchon im vorigen Accord findet. Was nun hier vom $ Tat 
gefagt worden, gilt auch vom £, 2 und $ Zack, wie auch von $,2 ud F 
Tact. Weilnun aber 3, $,2. und 7 oft geſchwinde gehen, fo gehen ale: 
den oft drey Achtel auf Einen Griff, wenn fie nemlich gradatim gehen, 
öder in folchen Sprüngen, deren Noten ſich im erften Griff ſchon befinden, 
Als wovon fehon im erften Abſchnitt Cap. XII. $. ı5. etwas gefaget worden. 
Wenn alfo die linfe Hand in ihren Achteln oder Sechszehntheilen folche 
Töne nimt, die im Griff der rechten Hand liegen, fo find das lauter durch⸗ 
gehende Noten , man hat alsdenn nur auf die Sundamental-Note zu fehen, 
um derfelben ihren gebührenden Griff zu geben. Ob ed nun gleich nicht 


j möglich ift alle Dariationen eines Accords, ja nur einzeler Gange, zu bes 


ſtimmen, weil ein jeder Eomponift dergleichen immer noch mehr MR zu 
erden: 


1. Abſchn. Cap.V. Bondurchgehenden Noten, ($.18.) 409 


erdenken, fo will ich doch einige fehr gewoͤhnliche hierher feßen, welche einen 
Anfänger zugleich auf die Spur bringen Fönnen, einen Baß zu einem Liede 
au variren, oder mit einem lauffenden Baß zu fielen. 
ı) Variation der Viertel mit Einem Accord zu 4 Sechszehntheile. 1) Variation 
eines Viertels 
iubig ı6fhei: 
ee 

















410 11. Abſchn. Cap. V. Bon durchgehenden Noten. (6. 18.) 














7. | 
— — — Bares 
en oo 
8. en, -8-6- -08- | 
ee —— — — 
Pe ——— 
—— — 88-08 ar —— 
—Ss -6- 








— er — ner F 

















:) Sariatiin 2) Variation zweyer gradatim gehenden Achtel mit Einem Griff. 


— 
in ısfheile. | 
in ıötheile — —— a 












— — 
— 















— — ze — 
een Er 


— 





AII. Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. ($. 18.) Au 


Per 
= Se a — | 


ee 


3) Variation der Terzien⸗Spruͤnge, 4 Sechssehntheile zu einem Griff. 2 Austen 
le er Terzien⸗ 


Sprünge, 
5 : 




















3 


J 





a2 I. Abſchn. Cap. V. Bon durchgehenden Noten. ($. 18.) 


ER — Eee — 


ADer Quar⸗ 4) — Quarten⸗ — zum Viertel Ein Griff. 


#0. Sprünge. 
— 
= C=e% ige: HER [nn _ en = 


Eau Eurem — 
Zee: — — — 22 























m Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. (9. 18.) 413 


5) Variation des Septimen-Ganges, da der Baß eine Quinte fallt 5) Variation 
und eine Quarte ſteiget. des Septi- 


men⸗Ganges 










® 


— — Ze, — 
—— 
Bee 















414 I. Abſchn. Cap. V. Bon durchgehenden Dot, G 8) 


























3 B ——— 
— — EC = 
— en — — — — — en — 
1. — — ee —— 8 a — De — 




















er) — Be | 
IE = — — —— 2 —— ee — 
— —— ed ng — 


— — ie en =: Hreifz Fe 8% z 








6) Variation 6) a — en — 4 Schsgehntheife zu Einem Se 
des Ganges 
FAN 


mit $, | — — — — ———— 
Io: — 
a? 


— 
= S= * 




















“al — Cap.V. Von durchgehenden Noten. ($1S—20.)> 415 














2 —— 
tete te Ser 
— N Be Kara —— ————— 
ren end i —— — — 


Man — dergleichen Berändirurein noch viel mehr herſet zen koͤnnen, 
allein wir laſſen es dabey. Geſchwinde Achtel werden eben wie DrDigpne 
16 Theile tractiret. 


$.19. Es ift wahr, heut zur Tage höft man nicht vielmehr von ſol⸗ Wie diefe 

chen Baͤſſen, worin viel 16 Theile vorkommen, fie find gleichſam nicht mehr Variationes 
Mode, vor wenigen Sahren wurden dergleichen Baͤſſe mehr gefest, doch st gebrau⸗ 
muß Feiner denken, er bedürfe deswegen feine finfe Hand in geſchwinden der 
Gaͤngen und Vaffagien en zu üben, ach nein, ehe man ſichs oft verfie- 

het, teißft man Sechsschn= Theile an: Deswegen Fan man diefe Erempel 

auch jur Webung Der finten Hand brauchen und fich al wie weit man 

in der Singerfeßung gekommen. Kurz, man findet hier eine Menge durch- 

gehender 16 Theite, Die rechte and. geht immer in Dier tef, wie ich deswe⸗ 

gen zu Anfang einer jeden Art die Fundamental- Noten mit ihren Griffen - 
„ausgefegt habe. Wir finden hier auc) verfchiedene Variationen vom 
Gange, wo die Septime und mo 8 viel nach einander vorkommen. Die 
heutige galante Art zu componiren "bedienet fich folcher Gänge wenig oder 
gar nicht: der berühmte Bach hat dergleichen Gänge in feinen Probe— 
Stüden nicht angebracht; Mattheſon aber hat inden Probe-Stüden 
feiner Organiſten-Probe fich ihrer oft bedienet. Wir wollen fie auch 
nicht verwerfen, fondern fie vielmehr zur Hebung anrathen, damit man zur 
rechten Zeit fich ihrer wiffe zu bedienen.  IBeiter. 
0. Wir müffen aus dieſem allen nunnicht den Schluß machen, Es haben 
daß vier Sechszehn: Theile immer nur Einen Griff haben; nein, wir fol aber + Scch® 
fen derowegen aͤuch noch in tvenigen f kurzen Erempeln ——— in welchen sebentheile 
Fällen zwey Griffe zu 4 Schssehn: Theile gehören. Es verfteht ſich von —— 
ſelbſt, wenn das Dritte 16 Theil eine aparte Ziffer hat, fo Fan es nicht a ne 
durchgehen: und wenn unfere gegebene Erempel des vorigen $phi auch an: 
‚dere Ziffern hätten, als wir ihnen gegeben; fo paffeten die Bariationen 

nicht und die vier 16 Theile Fönten alsdenn auch nicht durchgehen: denn 

bey allen Variationen muß die Fundament Note mit ihrer Ziffer wohl in 

a Aa merden, oder man verdirbt es. 





Varia- 





416 Il.Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Roten, (8.20.21) 


Eremipelidag Variation der Achtel, mit zwey Accorden zu 4 Sechszehn-DTheilen. 
ı6theile zwey a ) A . . 


Griffe a ss s=ssrsss = * | 
re 
= fr Sr ! Ä 


; j 
par V ——— 




























Haͤtte hier im erſten Exempel Feine 6 über ſich, fo koͤnten die vier 
6 Theile Durchgeben: weil e8 hier aber einen reinen Accord hat, fo muß zu 
.d wieder ein Griff angefchlagen werden, weil im Accord zu Fdas 4 nicht 
mitenthaltenift. Hiernach laffen ſich die andern Exempel leicht einfehen. 
Vom Tranfi- $ ar. Bishero haben wir nun vom Tranfıru regulari, der auch 
tu irregulari, qm meiften vorfällt, geredet; nun ift.e8 Zeit, auch ein wenig vom Tran- 
oder von den fen irregulari (vide $. ı1.) zu handeln. Hier erfcheinen nun die Wech- 


Zechlele. ſeleRoten (cambiare), da Die rechte Hand, nicht zu Der Note, Die eine 


- Ziffer 





11. Abſchn. Cap.V. Bon durchgehenden Noten. ($. ar.) Ar 


Ziffer über fich hat, fondern zu Der, Die vor derfelben hergehet, anfchläget, 

und den Griff oder Die Ziffer anficipiret; Daher e8 denn koͤmmt, daß der 

Griff zu der virtualiter fangen Note diffoniret und beym Eintritt der in 

ſich Eugen Note erft confoniret. Wir haben hievon im erften Abfchnite 

ſchon gegeiget, wie der lange Vorſchlag, der ordentlich ausgefchrieben ſte⸗ 

het, Die Urfache und der Grund davon if. Man Fan diefen Tranfırtum 
irregularem am beften kennen, wenn Die le&te kurze Note eine Ziffer über 

fich hat, oder wenn nach derfelben ein Sprung erfolge. Weil nun der Arten des 
Tranfitus irregularis auch öfters angebracht wird, nicht nur zur Ausfuͤl- Tranfitus iz 
fung eines Zerzien- Ganges, fondern auch wenn viele Noten durchgehen, kesularie 
wie wir $. 6. Erempel vom Tranfitu regulari gegeben; deswegen mollen 
wir eben dergleichen auch vom Tranfiru irregulari geben, Daraus man 
‚Denn Diefen Durchgang am beiten wird erkennen fernen. 











in Gtam. 


— — —— 


Wiedeb. Gen. Baß — Ggg | 0 Die 











den Achteln. 





418 I. Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. (Kara) 


Hiedurch blei· Hieraus ſehen wir, daß die rechte Hand beym Accompagnement die 
bet die rechte Egalitaͤt bewahret, welche verlohren wuͤrde, wenn fie zum erſten und vier- 
Land In ihrer ten Sechszehntheile den Griff anſchlagen wolte, noch vielmehr aber, wenn 
Egalitaͤt. ee im S Zack zum erſten und fechflen Sechsſehn Theil den Griff nehmen 
würde. Ueberhaupt halt man die rechte Hand gerne in einer egalen Men- . 
für, daß fie, wie wir nun bald fehen werden, weder Eleine Pauſen, Buncte 
oder Ruͤckungen, Die etma im Baß vorkommen, achtet, fondern ihren ega= 
fen Schlag in Diertel oder Achtel faft durchgehends behaͤlt. Will aber . 
- - Die Bezifferung fehlechterdings in der rechten Hand Sechszehn⸗Theile ha: 
ben, fo muß fie fich freylich Darnach richten, 
Weitere Ab: $. 22. Zur Repetition deſſen, was bishers von dem durchgehenden 
handlung der gefagt worden, und zugleich zur Hebung des regulaiven und irregulairen 
he Daurchgangs, will einem Liebhaber einige kleine Exempel herſetzen; dabey 
— NE vie Dann Gelegenheit nehmen werden, noch ein und anderes su erinnern. 
nd da ich die Fleinen Exempel, welche der belobte Capellmeifter Heini— 
eben in feinem Werke vom General--Baß gegeben hat, zu Erreichung mei- 
nes Zweckes fehr dienlich finde, fo will ihm einige abborgen und Dem Lieb⸗ 
haber mittheilen, iedach mit einer Eleinen Beränderung. 


N. ı, Exempel von durchgehenden Achteln. 


Exempel von 34 


durchgehen⸗ 








Anmerkun-⸗ Dieſes Exempel zeiget nun Tranſitum regularem, es gehet nemlich das 
ein imn ſich kurze Achtel durch: im Fall aber. eine Signatur darüber ſtehet, wie 
Tact3 über d und Tact 4 über f, fo gehoͤret ein aparter Griff, hier der 
Serten= und Sertquinten: Griff, dazu Im zweyten Tact findet fich über 
Don der No⸗ a eine DilTonans, nemlich die None, Dazu Die 3. und 8 gehöret: fie muß im⸗ 
ne und ihrer e mer 
Reſolution. — ae 


« 


11. Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten, ($.22.) 419 


mer vorher liegen, wie fie denn hier auch im Griff zu e, als wozu 2 die 
Quinte ift, woraus die None zu = wird, vorher lieget: fie lag im Alt vor= 
her, und bleiber auch im Alt, und reſolviret au) darin im Accordzuf Es 

‚Darf. alfo der Ton, welcher eine Diflonans über ſich hat, nicht bis zur Re- 
folution immer nothwendig liegen bleiben; nein, die Refolurion gefehicht 

hier Doch richtig, ob gleich der Baß nicht auf.a ftehen bleibet, ſondern nad) 

F herunter gehet und einen reinen Accord hat, in welchem Ac ord zu f Denn 

die Refolution der None zu e, nemlich b, unter fich ın “richtig reſolviret. 

Es heißt: die None muß fic) in der Detave reſolviren; das iſt: der folgen: 

de Ton muß herunter gehen. Hierif Die None zu das 4: ausb, als der 
None, muß nun awerden; diß iſt nothwendig: aber (wie geſagt es iſt nicht 
nothwendig, daß der Baß ſtehen bleibet, er kan einen andern Ton und 

Griff nehmen, wenn nur die Refolution der None (dis gift auch von den 

andern Diffonanzien) in a geſchicht, fo machts nichts, ob dieſes a, als 

worin die None refolviren muß, zum folgenden Griff eine Terzie (wie hier. 

das a im Griff zu FDie Terzie iſt) oder Serte iſt, es muß aber Die Refo- 

lution in der rechten Stimme unverändert bey aller Aenderu: g des Baſſes 
geſchehen; tie wir hernach weiter fehen werden. Diefe None über a hat 

auch) verurfachet, Daß zu f wieder ein Griff hat müffen angefchlagen wer: 

den, damit die Refolurion der None nicht zu lange moͤchte aufgehalten 

werden. Denn ob zwar die Refolution einer Diffonanz oft Sange darf 
‚aufgehalten werden, fo geſchicht fie Doch fo bald, als eine hiezu dienli= 

che Baß⸗Note ſich einſtellet. Bey d hätte nun auc) zwar die Refo- 
lution der Mone zu a kommen Fönnen, ändem ⸗ im Accord zu d iſt, allein 

alsdenn hätte entweder ein Bogen über Die4 Achtel «.g Fe ftehen müffen, 

oder eine Ziffer über f. a 

Im dritten Tact hat g eine a, welche fi) beym folgenden g, nach: 

dem a worhero Durchgegangen, in die 3 reſolviret. Sonften merfe man 

fich hier Die Sage der rechten Hand, und fehe wie im zten und 4ten Tact 

Morus contrarius ift obferpiret worden. Bey einer langfamen Menſur Wie Bierdie - 
darf man zu der durchgehenden Note den vorigen Accord wohl wieder aufs rechte Hand 
neue anfchlagen , Doch muß man Feine Gemohnheit Daraus machen. In bep iedem 

dieſem Fall befäme Die rechte Hand auch mehrentheils Achte. Um aber —— 
den Uebellaut der Secunde etwas zu vermeiden, in fo ferne nicht der Griff Fonee,doc mit 
2 heraus koͤmmt, fo nimt man viel lieber zur durchgehenden Note die Ter- einiger Ver⸗ 
sie, und läßt dabey die Töne, welche im vorigen Griff geweſen, repetiven. ae 
Diefes wird deutlich werden, wenn wir unfer Erempel ein wenig verlän: ; \ 
gert vorftellen. Es ift entweder Die unterſte oder oberfte Stimme der rech: 

ten Hand, welche mit dem Baß in Terzien fortgehet, wie aus folgendent 
Epempel (melches ein Anfanger vorerſt kan) erhellef. 

99 2 











420 1. Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Roten. ea 
_ | 





-8-8-8-8-8-8 


Ü e8_e-, | — ni N — IE 
isiiiesels — — 
— — — — — 


— — — — 






— 
ie ne an 
6 J 
— 





era rem ern — 
ae rer aueelmur 


‘6 


ZB — 8 —— 
= 8-5-6- e® 1 — —— 
See 
Mes = 


Wasdiegi Die Ziffern, welche hier unter den Baf-Noten fliehen, eigen an, was die 
fern unter den durchgehende Noten eigentlich für eine Ziffer über fich. bekommen. wuͤrde, 


Noten bier 
hedeuten. 


wenn der vorhergegangene Griff, mit einer kleinen Veraͤnderung der Ferz 
zie, durch Signaturen ſolte angezeiget werden. Wir merken uns hier 
ſonderlich 3,4 und 3, als welche Griffe gar oft den durchgehenden Noten 
zu theil fallen. Daraus kan man nun fernen, was Das heiffe, daß die 7,. 
wenn ſie im Durchgange vorfaͤllt, keiner Refolution bedarf, und daß ſich 
die 4 alsdenn wohl dazu geſellet. Ferner, daß auf wohl ein reiner Ac⸗ 
cord kommen Fan, da ſonſt gemeiniglich eine Sexte darquf folget. Wir 


gehen: weiter: 


$. 23... Da wir denn herfegen: 
| N. 


| I.Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. (9. 23. 24.) 4ar 


N.a. Exempel, wo in ſich kurze Achtel einen. aparten Griff haben: HR he 

I : elmiteis 

1 nem a 

= wenn ſie gra⸗ 

= Fr rer hen 
ea: — 






De a a ——— — ———— — — 
SEEN em nn en en nr ie | 
— Ex an u 
ai ans — — ec FREE EEE ERSZETSEREFereserem union u | 
-s A 
-®- 





Hier haben wir nun, daß nad) 4 oder 2 gradatim gehenden Achteln ein 

Sprung erfolget, dahero denn. die virtualirer kurze Note ihren eigenen 
Griff hat, als welches mohl zu merken if. Wenn folche virtualicer kurze Wenn fie in 
Noten in lauter Sprüngen ftehen, fo haben fie bey Iangfamen Tact quch Sprüngenfie 
ihren aparten Griff, alss | hen. 


N.3. Erempel, dar jedes Achtel einen Griff hat. 


5 - ⸗ — 
— — — 
tg Er 
e— Er _ 
egdee 
u 90 















— 











24. Run wollen wir zu den Sechszehn Theilen gehen, als wel Bon dundige: 
ches gemeiniglich geſchwinde Noten ſind; dahero man auch hier am meiſten Be und 
i m 


trchaek Nolen hat, wie Die Erempel teinen werden. t durchge⸗ 
durchgehende Noten hat, wie Die Exempel zeigen werden. ——— 
— — zehentheilen. 
Öggs "NR. 











422 1. Abſchn. Cap.V. Bon durchgehenden Noten. ($.24.25.) 
»„ .N.4. Exempel son oler gradatim gehenden 16-Theifen. 












IE — — ee, 





Erlduterung. Hieraus erhellet nun, daß wenn vier i6⸗ Theile gerade w oder: abfleigen, 
und kein Sprung darnach folget, alsdenn alle 4 nur Einen Accord haben, 
wie im erften und zweyten Tact: folget aber nach ſolchen 4 gradatim ge- 
henden 16-Theilen ein Sprung, wie im sten und gten Tact zu fehen ſo ge: 
hören zwey Griffe dazu, und iſt alsdenn Tranfitus ärregularis da, ohne 
Ziffer oder mit einer Ziffer über das letzte :6-Cheil, als Hier im dritten Tat. 
Schlaͤgt von den vier ı6°'Eheilen Das vierte wieder zuruͤck, fo haben zweh 
und zwey einen Accord, wie in erfien und zweyten Fact zu fehen: wenn 
aber alsdenn der Griff zum dritten 16: Theile im vorigen Accord ſchon flesft, 
wie hier im dritten Zact, fo Fan der Griff liegen bleiben. 


§. 25. Nun folget 


Faͤlle, wo nur N.5. Exempel, wo zwey Accorde zu vier ee 
Ein ı6theil 
darchgehet. se N Ber 
\ j TOTEN gg ER TER —— — —— EEE a. 
8-8 2 88 g-5 — — 
— —— — | 
TE — 





I. Abſchn. Cap. V. Bon durchgehenden Note: ( $. 25226.) ;423 
SE —— IR —* — J— en 4 —— — Her nd _ 0) 
E Ben.s =E Erz: — — — 





act eat. San © 


j 
D-- 






6 j 
me _ 

—— — — So 
®- i 


6 ee. 
— | 


Sau une 
m 















— es ee 
— 
Fe 





















4 

H 
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F 
J 

9 

| 

! 

| 

Äl 


\ 


m. 


Weil hier das dritte Sechszehn⸗Theil feinen Griff im vorigen Accord nicht Erläuterung. 
findet, fo müffen in den vier erſten Tacten zwey Griffe zu vier 16-Theile 
kommen‘; im sten, 6ten und zten Zack, ſteckt das vierte 16-Theil auch nicht 
einmal im Griff, der zum dritten Sechsjchn: Theile gefchlagen worden, fon: 
dern Das vierte 16-Theil, wie auch das andere 16. Theil fehlägt Die folgende 
Note anticipando voran, woran fi) aber Die rechte Hand nicht kehret, 
fondern den Baß die Luft laͤſſet. In geſchwinder Zeit: Maaffe agirer Die 
rechte Hand nicht gerne im 16-Theilen, in einer langfamen: mäffigen Zeitz 
Maaſſe kieffe es ſich noch thun: diß iſt alfo eine Ausnahme rider die Regel 
$. 20. daß man bey Variation des Baſſes den. Griff der Fundament-Note 

nicht vergeffen muͤſte. 


G. 26. Gegenwärtiges Exempel aber beflättiget unfere Regel wie: Von den 
der, da der Baß ein Harpeggio macht, oder den ganzen Griff nach einan= durchgehen⸗ 
der hören läffet, oder foniten Bariationen aus dem Griff machet, Da Denn den Ntoten bey 
vier 16-Theile zu Einem Griff gehören. i ne Die 

2: äh var > hungen. 
A 6. 








424 U Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. ($. 26.) 


N. 6. Erempel eines gebrochenen Baffes, da vier Sechszehn Theile 
einen Griff haben. 
| — 


— 
| ge eG 
| — 


BE 





11. Abſchn. Cap-V. Von durchgehenden Noten. (6.27.) 425 


In den letzten anderthalb Tacten habe angefuͤhret, wie man eine in ſich 
lange Note wohl durch Terzien begleitet. 
8.27. Man ſindet oft ſtatt des erſten Sechszehn-Theils eine i6⸗Theil 
Pauſe; dieſe obſerviret nun die rechte Hand nicht, ſondern ſchlaͤgt zu dieſer 
kurzen Pauſe gleich den Griff zur folgenden Note. Ein Anfaͤnger, der zu 
Dem Vorſchlagen der rechten Hand noch nicht gewoͤhnet iſt, hat ſich ſon— 
derlich darin gu üben: er hat den Nutzen davon, daß er viel leichter im Tact 
bleiben Ean, Denn der egale Anſchlag der rechten Hand unterſtuͤtzet ihn. 
N. 7. Exempel darin kurze Daufen vorkommen, und da der Baß 
gradarim gehet, | 






—2 — 
= — En — — — — — 

| A = 02 
Im aten und zten Zack finden wir, daß nach dem vierfen 16-Theile ein 
Sprung erfolget, welches ein Zeichen des Tranfitus irregularis ift; dahe⸗ 
ro Denn Die rechte Hand ben Griff des vierten 16 Theils ſchon zum dritten 
16 Theil anfchläget, wovon ſchon hinlaͤnglicher Unterricht $. 21. ertheilet 
worden. Mannichmal fiehet auch eine Eleine Pauſe vor drey 16:Xheile, 
welche in Sprängen gehen; iſt nun der Sprung im porigen Griff enthal- 


ten, fo fehlage ich zu der 16-Theil-Paufe den Griff zur folgenden Note an, 9 


und laſſe Die drey 16-Theile durchgehen ; wo aber nicht, fo ſchlaͤgt die rechte 
Hand zum andern Sechszehn⸗Theile den gehörigen Griff. Wie aus fol: 
genden Exempel zu fehen, da im erften und zweyten Zack Die rechte Hand 
immer in Achteln gehen muß, im dritten Tact aber ift dieſes nicht nöthig, 
weil der Sprung der Baf-Noten fih ſchon im Griff befindet; der vierte 
und fünfte Zack enthält beyderley. Wer dieſe beyde Exempel übet, der 
wird bald fich gewoͤhnen, den Griff zur Pquſe anzuſchlagen, denn es iſt leicht 


Miedeb, Gen, Baß. | Hhh N.g8 


Bon durchge⸗ 
henden Noten, 
wenn der Baß 
nach einer kur⸗ 
zen Pauſe gra 
datim gehst, 
und 


wenn er in 
Spruͤngen 
ehet. 

















426 11. Abfchn. Cap-V. Von durchgehenden Noten. ($.27.28.) 
N. 8. Erempel mit kurzen Pauſen, da der Baß per laltus gehet. 








— — 
— — 
ee 


> 





= En 
| 


Erempel, da $. 28. Sja wenn der Baß Nücfungen hat,.oder durch einen Punct 
im Bohr: um die Hälfte verlängert wird, fo bleibet Die rechte Hand doch bey einer 
dungen oder egalen Menfur , wie folgendes Exempel zeiget. 


Puncte ſind. — 
N. 9. Exempel mit Ruͤckungen und Puncten im Baß. 





II.Abſchn. Cap.V. Bon durchgehenden Noten. ($.28.) 427 


Satretzeisleie 
Ve Fr een 


2 
ge... 
— — 




























a B — vs en | 3 
VE Se cetebs — — 
9 6 0-6 43 
SS wen Su — 
| ERS — — 





In diefem Erempel fehen wir, wie die rechte Hand in gang egaler Bewe⸗ ri; 

— einhergehet: nemlich in Viertel oder Achtel. Wer das, was ſchon aa 

von den durchgehenden Noten, und zwar ſowol vom Tranſitu regulari, 

als irregulari, ift gefaget worden, wohl verſtanden und behalten hat, der 

wird nun fchon fo viel Iudicium oder Einficht erlanget haben, eingufehen, 

warum Die rechte Hand im aten, sten, zten, Sten, gten und uten Tact 

nicht in lauter Diertel hat einhergehen Fönnen, fondern zuweilen Achtel hat 

haben mürffen. Ja der ganze ste Tact hatlauter Achtel in Der rechten Hand 

erfordert, welches zu erHlären nicht mehr nöthig achte, e8 Fan einem auf- 

merkſamen Leſer nicht mehr Dunkel feyn: bloß beym Tegtene waͤre es nicht 

nöthig geweſen, e8 mufte hier aber die Detave im Sexten Griff zu e wegen 

des folgenden Griffe zu f verlaffen werden. Wer diefes Erempel mit Be: 

dacht überfiehet und betrachtet, der wird Tranfitum regularem in den drey 5 
Hhh 2 erſten 





428 11. Abſchn. Cap-V. Bon durchgehenden Noten. 6.28.29.) 2 


erften Tacten, und den irregularem oder die Wechfel- Noten im gten, sten, 

gten und gten Zack finden. Kurz: zwey gerade auf: oder unterwertg ge= 

hende ı6 heile paſſiren ordentlicher Weiſe nach einem Viertel, Achtel oder 

Achtel-Vunete frey aus, NB. wenn kein Sprung darauf erfolget,wie 

hier Sack 1, 2,3, 6,7,8 und 9 zu erfehen; folget aber nach) dem zweyten 
16 Theil ein Sprung, wie hier Tact 4,5, 8 und g, fo iſt es ein Zeichen des 
Tranfitus irregularis, und wird alsdenn zum erften 6 Theile der Griff 

des legten 16 Theils angefchlagen. An der Nückungen des Baffeg, wenn 

nach einem Achtel, das in fi) virtualicer fang ift, ein Viertel folget, keh— 

| vet fich die vechte Hand nicht, fie theilet folches Viertel und fiehet e8 als 

22cchtel an, Davon das erite kurz und das andere lang if. Wir haben 

Seifferter hier Tact ı und 4 auch einen besifferten Punct, welches hier flatt eines in 

Vunct. ſich fangen Achtels anzuſehen, daher denn die rechte Hand auch den gehoͤ⸗ 

rigen Griff Dazu wieder anfchläget: wenn alfo die Bezifferung nicht plat= 

tesdings ein anders fordert, fo beobachtet die rechte Hand befländig 

quantitatem intrinfecam der Noten (vide. 10.) und machet den Griff zu 

der in fich fangen Note, eg mag nun an deren flatt ein Punct oder eine Heiz 

ne Vaufe fliehen. Die Eleine Sechggehn: Theile, welche wir hier Tact 2, 3, 

5, 6 und 7 finden, dürfen einen Anfänger nicht verwirren: fie gehen ihn 

nicht an, ein anderer aber findet hier eine Erinnerung, die durchgehende, 

Noten Terzien weiſe zu begleiten (vide $. 22. am Ende das Erempel). 


Vom Durch⸗ $. 29. Voriges Exempel hat nun gezeiget, wie 2 Sechzehn⸗Theile, 
gang bey wenn nemlich nach dem letzten ein Sprung folget, einen aparten Griff er: 
Triolen fordern; dabey wir anmerken, Daß eben dieſes Accompagnement by 
Triolen (das ift, wenn ſtatt ein Achtel mit zwey Sechszehn Theile, als 
welche ein Viertel ausmachen, drey Achtel in einer Figur ſtehen im egalen 
Dact, und eine Eleine 3 oder Bogen über fid) haben, anzuzeigen, daß ihre 
Wahrung nur ein Biertel ausmachen fo), wie aud) wenn im Tripel Tact, 
als: S, 2,5, drey Achtel in einer Figur, oder zufammen geftrichen fichen, 
es muß aber alsdenn die Zeit: Maaffe oder der Tact nicht zu geſchwinde ſeyn; 
bey oefätrin: denn bey einer geſchwinden Zeit Maaſſe gehen folche Drey Noten (es mögen 
n un nun 3 Achtel oder ı Achtel mit 2 Sechszehn-Theilen feyn ) felbft auch wenn 
Ein Achel nach der dritten Rote ein Sprung folget, frey Durch, fo wohl afcendendo 
Sehssehen: als defcendendo, Das ift, ſowohl im Herauf- als Heruntergehen, tie 
heile folgen. folgendes Erempel zeiget, welches wir erftlich im egalen Tact unter den 
Titul Prefto und hernach im 12 Achtel⸗Tact hinfegen wollen. ir 


"N. ıo 


Il.Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten, ($.29.) 429 
N. 10.  Prefto. 





| -e_ 8 — 


Hier gehen die 2 Sechszehn⸗Theile durch, indem fie bey einer geſchwinden 
MNenlur nichts anders als eine Variation folgender Grund: Noten find. 


ZT (Fundamente, 
JRoten,) 









Stehet nun die Variation in "2 Zack, ſo hat es eben das Accompagne- oder Im 
ment und wuͤrde alsdenn fo ansfehen: | Tripel⸗ Taet. 


Hhh 3 N.ix. 








430 II.Abſchn. Cap-V. Bon durchgehenden Noten. ($.29.) 
N.ır. Geſchwind. 





Auf die Zeit: Hieraus ſehen wir nun, wie Tact dem vier Viertel⸗Tact, vornemlich in 
Maaſſe it bey Der rechten Hand fo ähnlich if. Man Fan alfo den ganzen Tact leicht in - 
22, und twiederum "= Teicht in ganzen Tact verwandeln ( vide Cap. IV, 
uf Az und Cap.V. $.12.13.). Es Eommt in Diefem Sal alfo viel darauf 
an, ob ein Stuck geſchwind oder langſam gehen muß. Eben fo macht man 

- auch einen Unterfcheid zwifchen einer langfamen oder geſchwinden Zeit: 
Maaffe, wenn nad) einem Achtel Das erſte Sechszehn⸗ Theil einen Ton 

höher oder tieffer gehet, das andere Sechsgeha-Theil aber wieder in den 

vorigen Ton zurück fritt: Denn alsdenn wird bey einer langfamen Zeit: 

Maaffe zum erften 16⸗Theile ein neuer Griff gemacht, bey geſchwinder Men- 

für aber haben alle Drey Noten nur Einen Griff, ale: | 


N. ı2. 


11. Abſchn. Cap. V. Yon durchgehenden Noten; ($.29) 431 
N. ı2. ie 





Er — — Heise 


= — 5 —* — 


N.13. Allegro. 












— — 
a ee 











l 


— 


432 Il Abſchn. Cap. V. Von durchgehenden Noten. ($.29.30.) 
N.14. Modérato. 





Im Testen Exempel haben wir nun, daß zwiſchen einem Achtel und den given 
Darauf folgenden 16⸗Theilen ein Sprung vorfallt, und zwar entweder nach 
dem Achtel oder nach dem erfien 16⸗Theile. In beyden Fällen nun muß zu 
dem erſten 16: Theil ein aparter Griff angefehlagen werden, mie aus den 
beyden erſten Tacten unfers Exempels zu fehen: wenn aber Diefe beyde 16: 
Theile fehon im Griff des vorigen Achtels enthalten find, fo gehen die benden 
126⸗Theile frey durch, wie Die beyven lebten Tacte Diefes Exempels zeigen. 


Von vunetir⸗ $. 30. Nun wollen wie noch ſchließlich ein paar Exempel mit 
fen Noten,  punctieten Noten, und zwar in langfamer und geſchwinder Zeit ⸗ Maaſſe 
N herfegen. | — 

BEN 
durchgehen, N. rs. Larghetts. 





11. %6feön. Cap. V. Von durchgehenden Noten. ($.30.31.) 433 











| mb nenn fir 
== durchachen, 









0-4 -8-6-8- -@- 


— — — 
RE —— 


— — 


a e Wie aus allen 
$. 31. Diefe 16 Heine Exempel werden einem Anfänger nun binz „un rem; 


laͤnglich gezeiget haben, was es mit den Durchaehenden Noten für eine Dez peindie durche 
wandniß habe, tie leicht man darin fehlen Fan, und mie nuͤtzlich und vor— gehende No⸗ 
theilhaft es ift, wenn foldhe durchgehende Noten durch einen Bogen oder fen au erler⸗ 
Quer⸗Strich angedeutet werden; tie mannigmal aber wird einem nur Ni. 
bloß die Violoncello -Stimme vorgeleget, wo etwa hie oder Da nur eine 
6 oder andere Ziffer ftehet, und wo Die Bogen zumeilen nur dem Violon- 

Wiedeb. Gen. Baß. Jii cello- 














\ 


434 II. Abſchn. Cap. V. Bon durchgehenden Noten. (C. 31. 32.) 


cello⸗Spieler zur Nachricht, nicht aber zur Anzeigung durchgehender No: 

- ten dienen? Wer nun ſelbſt ein wenig von durchgehenden Noten und de: 

ren Befchaffenheit verftehet, ver Fan fich helfen; darum wenn auch ein 

oder anders von dieſen Erempeln, als N. 5. 6. 9. 10. und nn. einem Anfaͤn⸗ 

ger wegen der vielen darin vorkommenden Sprüngen und 16 Theilen et- 

was zu fehmer zur Hebung vorkommen möchte, der betrachte fie nur und 

ferne die durchgehende Noten daraus erkennen; ja felbft bey ven leichtern 

Exempeln, als N. ı. 2.3. 4.7. 8.12.13. 14. 15. und ı6. muß man nicht mit 

dem bloffen Spielen folcher Exempel zufrieden feyn, fondern, weil fie wegen 

der durchgehenden und nicht dDurchgebenden Noten find gegeben worden, 

fo muß einer aud) fuchen dieſe Exempel fo zu betrachten, daß fie ihm beför- 

derfich ſeyn auch in andern Bäffen, die ihm etwa vorkommen, die durch» 

gehende Noten von denen, Die nicht durchgehen follen, zu unterfcheiden,, 

Suter Rath, als wozu ihm Die gegebene Kleine Exempel fehr dienlich feyn werden. Wer 

dieſe Erempel dieſe Exempel hernach ohne Griffe, nur den bloſſen Baß davon, wolte aus⸗ 

ln u ſchreiben und fie darnach fpielen, der thate fehr wohl, und wer fich meines 

Brauer Elavier-Spielers bey der Sinformation anderer bedienen wolte, der Fünte 

dem Diſcipel erittich die Erempel aus dem gedruckten Buche fpielen laffen, 

hernad) aber muͤſte man ihm den bloflen Baß abfihreiben und die Exempel 

darnach fpielen und üben laffen. Ein Anfanger wird nach und nach im: 

mer beffern Gebrauch von diefem Kapitel machen lernen, dahero ich denn 

auch in allen. folgenden Erempeln die durchgehende Noten durch einen 

Bogen oder Queer-⸗Strich werde anzeigen. Indeſſen wird es feinen einen 

Schaden thun, wenn er ſich bemühet die Lchre von den durchgehenden No⸗ 

ten recht zu faffen undeinzufehen, fondern er wird vielmehr groffen Nutzen 

davon haben, nicht nur daß er einen Baß wird variiren fernen, fondern 

Wie die Bee auch Daß er einen Baß aus der obern Haupt-Stimme wird begiffern ler: 

zifferung nach nen; Denn es dürfen nicht alle Manieren und Auszierungen der Melodie, 

der oberen noch die Rückungen (da die Harmonie entroeder vorausgenommen oder 

— aufgehalten wird) noch Die durchgehende Noten der Haupt-Stimme vom 

z Accompagniſten mit gemacht werden, melches wohl zu merken, denn bey 

dem allen behalt der Accompagnift fein natuͤrlich Accompagnement; 

weil mancher vielleicht noch nicht recht einfehen möchte, mas man durch 
Rüdungen meynet, fo mag nod) ein wenig hievon folgen. 

Bon den Ruͤ⸗ $. 32. Ruͤckungen haben den Namenvom Sorteäden, Weiters 

Auugenim ſchreiten. Dieſe Rücfungen können nun fo wohl gradarim als in 

Diſcant, mie Spruͤngen vorfallen: fie Eommen bald in der Haupt-Stimme, welche bie 

Melodie führer, bald im Baß felbft vor. Ueberhaupt wird hiedurch die 

Harmonie (menn ſolche Rücfungen in der Melodie find) zu der folgenden 

Baß Rote entweder aufgehalten (Das heißt nun retardauo, u & 

elo⸗ 


11. Abſchn. Cap.V. Von durchgehenden Noten. ($.32.) 435 
Melodie ihren vorhergehabten Ton bey Fortſchreitung des Baſſes noch 
behaͤlt): oder vorsusgenommen (welches anticipatio heiſſet, indem die 
Melodie, gegen | den Baß gerechnet, zu früh eintritt). Beyderley erhellet 


ans folgenden Erempel, da Die Rücfungen in der a Stimme find. 
ne 


Peer er per retarda- 
ae tionem, oder 
= 6 66 \ 









Dierons fiehet man nun, mie im Diftant die Harmonie aufgehalten wird: 

denn da zum 4 gleich  Eommen folte, fo behält der Difcant fein gehab⸗ 

tes⸗ noch zu d; und Fommt alfo immer gegen den Baß um ein Achtel zu 

fpät: das iſt nun eine Nückung oder Fortfchreitung, da der Diſcant zau— 

dert und die Harmonie aufhält. Nimt aber der Difcant die Harmonie 
"voraus, ſo ſiehet der Difcant alfo aus: 


— — anticipa- 
[Eee re a = — entſte⸗ 
6 











Ruͤckungen 


436 U. Abſchn. Cap.V. Von durchgehenden Roten. (6. 32) 
Bon Ruͤckun⸗ Es findet ſich auch wohl eine Folge von Ruͤckungen im Baß, da der Baß 


gen im daß. gegen den Diſcant oder Die Daupt-Stimme zu fehr eilet, als: 


ee, 


— — — — 
lg == 
| ee ze 
















| m — — —2— 
225 





Bey ſolchen Ruͤckungen nun, fie mögen im Baß oder Difcant feyn, ſchlaͤ⸗ 

get Der Accompagnift feine Griffe in Vierten an, vornemlich bey gefcbwin= 

der Menfür, dadurch fan man, fonderlich wenn die Nückungen im Baß 
liegen, am beften im Fact bleiben, und Die rechte Hand bleibt in ihrer Ega- 
In langſamer litaͤt. Waͤre aber Die Menfur langſam, fo bekaͤme die rechte Hand Ach⸗ 
Zeit — tel⸗Schlaͤge und verurſachten die Ruͤckungen alsdenn allerley Ziffern, als: 


werden die 


durch Ziffern 
angedeutet. J 





Weiter dürfen wir ung hiebey nicht aufhalten, in andern muſicaliſchen Buͤ⸗ 
&ern fuche man ein mehreres Davon. ; 


CAPVT 


II.Abſchn. Cap. VE. Von den Diffonanzien. (612) 437 
ERDE I 'VL. 
Bon den Diffonanziem 


$.1 Es iſt im erſten Abſchnitt ſchon das nöthigfie von den Di Auf die Fort 
fonangien uͤberhaupt, woher fie entftehen, wie fie praͤpariret und reſolviret —— 
werden, und was fie vor Neben-Ziffern haben, deutlich und weitlaͤuftig an: en 
gezeiget worden, alfo, Daß ein Lehrbegieriger nun fehon einiger maaflen Da- Siffonansien 
mit. wird wiffen umzugehen, und wenigfteng nicht mehr vor einen Choral qm meiften 
wird dürfen bange ſeyn, wenn fich auch hie und da eine 7, 4, 9 oder 2 Darin Acht zu haben. 
finden folte. Weil wir aber anieko mit dem Accompagnement zuthun 
haben, tvo man die Lage der rechten Hand felbft regelmäffig muß einrich- 
ten: fo forderts hier im Anfang ein wenig mehr Nachdenken und Vorſich— 
tigkeit in Anſehung der vechten Hand, damit man lerne gewiſſe Tritte thun, 
Feine verbotene Quinten und Dctaven, groffe Sprünge oder ungefchickte 
Gänge mache, eine iede Diffonanz, die vorher gelegen, in ihrer Stimme, 
worin fie gelegen, liegen laffe und aud) darin reſolvire. Wer dieſes alles 
beobachtet, der findet hieran den ficherfien Wegweiſer für die rechte Hand. 


$. 2. Weil wir nun im erften Abfchnitt hie und da einige kleine Exempel des 

Erempel gegeben haben, mit darüber gefesten Griffen, fo wollen wir, ehe erften Ab⸗ 
wir weiter zu der Lehre von den Diſſonanzien gehen , diefen Eleinerr Exem- (huitts, mit 
peln eine Melodie für die Violin oder Traverfiere geben, da man ſich denn —— 
uͤben Fan, ſolche zu accompagniren. Man darf nur hiebey dem erften Alb: a 
ſchnitt wieder nachfchlagen, wenn einem noch etwas fremdes, fonderlich in 

Anſehung der Lage der rechten Hand, darinfolteaufftoffen. Cap. IX.$ 15. 

findet fich ein Elein Serten-Erempel von der leichteften Art; dazu mag nun 

folgende Melodie mit der Violin oder einem andern Inſtrumente gefpielet 

werden: der Accompagnifte findet Cap. IX. $. 15. die befte Lage der Hand, 

wo nemlich mit Der Terzie angefangen wird, $. 16. und ı7. iſt nur zur 

Uebung in den drey Haupf-Accorden, er fpielet e8 nach $.15. aber vor allen 
nach dem Tact, fonft wird e8 nicht gut harmoniven. Es gehoͤret zwar die 

Serte nicht mit zu den Diffonansien, wir haben aber Diefes Eyempel mit 

ber Sexte nicht nberfchlagen wollen, 


iz Mi 





SI 


| 438 Il. Abſchn. Cap. VI. — den n Difonengin, ($.2.)- _ 
ee 





Leichtes Ser: 
fen Exempel. 


| 
| 
| Der 











dr 
Klein Quar⸗ 
Im Emil ——— — — 


3 Fer ae 








+ 


ee 





1. Abfchn, Cap. VI. Bon den Diſſonanzien. ($.2.) 439 


Diß letztere Erempel N. 2. hat den Quarten⸗Griff und ſtehet Cap. X1.$ 8. 

im erften Albfchnitt, man Fan hier wieder mit der Terzie anfangen. _$. u. 

ift flatt 43 der Griff SS genommen, da denn der Baß nicht geändert Bon $ 5 
worden, Desmegen Fan das Exempel $. 11. zu eben Diefer Melodie genom: zwey Exempel 
men werden. In eben dieſem $pho befinden fich noch ein paar Exempel mit einiger 
nemlic) aus e dur und g moll, wo die Quarte im Griff 5 nicht vorhero a 
lieget 5 wir wollen auch dazu eine Fleine Melodie feßen, die Griffe ſtehen im er- ae 

ften Abfchnitt ausgefegt, welche man erftanfehen Fan. Ich habezu Ende des 

Satzes einen Lauf indie Octave zur Hebung gefeßet, und hat fich der Accom⸗ 

pagnifte an den Eleinen Daufen der oberften Stimme nicht zu Eehren. 








- N.3. Munter. | 
a et Bas a — a — 
ee 
| re a IRRE r 


4 3. — en = 
= 

















440 1.Xbfn. Cap-VI. Von den Diſſonanzien. ($. 2.) 
- S N.4 Munter = | 


- 








Das kleine Exempel N. 5. aus d dur mit der $, im erften Abfchn. Cap. XT. 
$.12, gehet zwar in lauter Viertel und halben Schlägen, es muß aber Doch 
etwas munter gefpielet werden, Deswegen find hier die Achtel als ı6 Theite, 
die Viertel als Achtel, und die halben Schläge als Viertel anzufehen, dag 
heißt nun ein Allabreve; mir wollen eine Melodie dazu feßen, da denn 
Der Accompagnifte feinen Baß fpielen fan, mie e8 die Öriffe im erften Ab⸗ 


Schnitt zeigen. 
/ N.5. Allabreve. Munter. 





11. Abſchn. Cap. v1. Bon den Diſſonangien. — 3.) 441 





9. 3. Bir finden. in eben dieſem eilften Capitel des erſten Abſchnitts Erempel über 

$.17. cin Erempel aus c dur, tworin der Griff Huprfümmt: hiegu wollen den Griff 3. 
wir auch eine Melodie fesen ‚ nicht allein zur Hebung der Sriffe, fondern 

auch Des Tactes. Die Lage der Hand Fan mehrentheils bleiben , wie im 

erften Abfchnite zu ſehen; nur im Anfange fange man lieber im Accord iuc 

mit der Detave an, dadurch Denn der ganze erſte Fact in feiner Fortfchrei- 

fung geändert wird: zu d koͤmmt alsdenn die bte » oben? welches » bey 

& liegen bleibet, und bey e iſt twieder die sve oben, im andern Tact wird 

der Griff 3 zu 2 zwey mal genommen, da denn der halbe Tact gethejlet 

wird, einmal Daß Die 4, zum andernmal Daß Die 6 oben — uͤbrigens 

kan man die Lage 

N.6 — — 











— 
3 


Ben 





Wiedeb. Gen, Buß. | See Sm 











442 Ul Abſchn. Cap. VI. Bonden Diffonanzien.  ($.3.) 


Im ıaten Cap. des ıften Abſchn. $.18._ haben wir ein Erempel, wo die & 
nebft andern Serten-Briffen anzutreffen find: wir wollen e8 zur Repeti- 
tion mit einer Biolin- Stimme herfegen. Zu Ende eines ieden Satzes habe 
ich der linken Hand etliche durchgehende Noten zur Hebung gegeben. 


N.7. Maͤſſig. 


Exempel uͤber 
den Griff 
gr =, und 














11. Ybfchn. Cap-VI: Von den Diffonanzien. ($.3.4.) 443 


Beer 








“ 


$. 4. Anietzo folget im erften Abſchnitt im ızten Kapitel ein Gene: General: 
ral-Erempel, welches ſchon ziemlich mit Ziffern befäer ıft. Es fiehet allda Erempel mit 
‚Ehoralmäflig in Sägen: wir wollen es anıeso zufammen verbinden, und Violin. 
eine Melodie dazu feßen, worin zumeilen wieder eine Eleine Paufe kom⸗ 
men foll, Dadurch fich der Accompagnift aber nicht muß im Tact hindern 
laffen. Man kan Die Lage der Hand wahlen, welche Cap. XIII. ı., wo 
alle Griffe drüber ftehen, zu finden ift. Wer diefes Exempel tactmäffig 
wegſchlagen Ean, der Fan gewiß ſchon mehrere Bäffe zu fpielen annehmen ; 
denn mie viele Bäffe zu einem Trio, Concerto &c, find fo nicht beziffert, 
als dieſes Exempel? darum übe man. eg fleiffig. 


SEE 2 N.e. 





444 11. Abſchn. Cap-VI. Von den Diffonanzien. 6.4) 
| N.s. Mäffie | 
— 








er no 
— — 
Ra 


$. 5. Anietzo kommen mir zu den Eleinen Erempeln des iaten Capiz Einige Exem⸗ 
tels im erften Abfchnitt, worin die Eleine Septime abgehandelt morden. pel, worin bie 
$.a. iſt ein leichtes Erempel: wir wollen der Violin einige 16 Theile geben, feine Septi⸗ 
Die etwas auf Einem Zone bleiben. Hie muß nun ein angehender Accom: ne iſt. 
pagniſt ſich in feinen Diertel: Schlägen nicht ſtoͤren laſſen, daß er auch 
eifen wolte; fonft Fan man die Lage behalten, welche 1. c. 9.14. aus: 


N.9. Munter. 


geſetzet iſt. 











446 1. Abſchn. Cap. VI. Bon den Diffonanzien. ($.5.) 


Weiiter haben mir daſelbſt $. 5. ein Erempel, da die Septime nad) der 


Octave ſchlaͤget; zu Diefem Baß Fan nun alfo gefungen oder gefpielet wer: 
den, wie, folget: 2 


N.ıo. Etwas langfam. 





Man nimt hier in der rechten Hand die Griffe fo, wie fie $. 5. ausgefchrie: 
ben ftehen. Wir haben $. 6. aus der Eleinen Septime erſt eine Quarte 
minor gemacht, und folches in einem Exempel gegeiget, wozu folgende Me: 
lodie harmoniret. 


N. ın. 


11. Xbfcehn, Cap. VI. Bon den Diffonanzien, (F.5.) 447 
N.ı. Sittfam. 





Das Septimen- Erempel 8. 7. worin die Refolution der Septime durch 
eine Verwechſelung der Stimmen oder durch Die 4 aufgehalten wird, Fan, 
fo wie es dafelbft ausgefeßet ift, zu folgender Melodie gefpielet merden. 


N. 12 





448 1. Abſchn. Cap VI. Bonden Diffonanzien, (9. 5.6.) 
N. 12. Nicht geſchwinde. 


dr — — 
Be Wen ae en E | 
Beeren 
Bee en, — 
— — 6 ? 


| — — 
—— 
Lebe 





— 


— — it | 


Der Septi⸗ $. 6. Den befanten Septimen-Gang finden wir Cap, XV. ©. 5, 
men Gang Pag. 235, melcher von einem Liebhaber wohl zu uͤben iſt, nicht nurinedur, 

nn fondern in allen andern gebräuchlichen Ton:Arten, fo wohl dur als aud) 
me: moll. So wie der Septimen: Gang an ſich felbft im Baß fehr gefchicke 
iſt zu allerley Dariationen (tie wır denn auch) im vorigen Capitel $. 18. 
N. 5. ihrer etliche angezeiget haben); fo Fan auch die rechte Hand, oder die 
Melodie dazu, ſehr oft variiret werden. Wir molien über unfern Baß nur 
ein paar leichte feßen, zur Uebung im Accompagniren und im en 
: > on: 


Il.Abſchn. Cap-VI. Bonden Diffonanzien. ($.6.) 449 


ſonderlich wenn Die Melodie Bindungen oder Ruͤckungen hat, als welche 
bier auf allerley Art koͤnnen angebracht werden, 


N. i3. Munter. 





_ Miedeb, Gen. Beh: £H Die 








450 11. Abfchn, Cap. VI. Bon den Diffonanzien. ($.6.7.) 


Wie die erſte Die erfte Variation Fan auch auf der Orgel mit Bindungen gefpielet wer⸗ 
ArtmitBin den, und meil aledenn in der rechten Hand immer ein Ton muß liegen 
dungen fuͤr hleiben, mancher aber, fonderfich in fremden Ton-Arten, feine liebeNorh 


d 5 6 f . v . € 
en mit dem liegen laffen der Finger hat, fo wollen wir es im Difcant-Schlüf: 


fpiefen. fet fürs Clavier oder Orgel ausfegen zur Mebung der Bindungen in der 
rechten Hand: — er 








Der Baß iſt eine Octave höher gefeget, damit er nicht gar zu weit vom 
Diſcant entfernet, und folglich ein gar zu Hroffes Vacuum da ware. Die 
Ziffern über den Difcant zeigen die Singer an. 


Einige Euken. 6.7. Den Griff + haben wir im ı6ten Capitel, und $. 8. find zwey 

pel, worin 2 kleine Exempel darüber gegeben; erfilich twenn die 6, zum andern wenn $ » 

iſt. darauf folget Hier Fan man nun mit der Melodie wiederum allerley Wer: 

e änderungen machen, mir mollen aber vorießo nur Eine über unfern 
Baß ſetzen. 





— Il. Abſchn. Cap. VI. Von den Diſſonanzien. (K.7.) 451 


Ss: — = >= 


— 























Be ns, — 


Wir haben auch daſelbſt K. u. den Gang mit 3, fo wol daß die 6 ala daß 

s darauf folget. Won beyden ift ein Elein Erempel, welchen wir eine Me: 
fodie geben wollen. Die sage der rechten Hand findet man im eriten Ab: 
ſchnitt Darüber, 


fa N.ı6. 





Ein Nonen⸗ 


452 11.Abfen. Cap.V1.Bonden Diffonanzien, ($.7.8.) 
N. 16, 








Hier Pönten der Beränderungen wiederum fehr viel ſeyn, wir gehen aber 
weiter und laffen S auf $ folgen. 








$ 8. Run ift noch übrig das Nonen-Erempel, welches Cap. XVI. 


Exempel mit 6.25. ftehet. Wir wollen eine Melodie dazu ſetzen; man Fan es langfam und 


Biolin 


gefällig fpielen, aber auch im Tact. 
Ä N. 18. 


II.Abſchn. Cap. VI. Yon den Diſſonanzien. ($.8.) 453 
N. 18. Cantabile. 


ge ner — SE 


— 
— — 





6 ICH 


- — 
ge | — RB e Hs 
See — — re 
= 
Se * in 
* 2 6 







98 I 





9 3 





Dom Nutzen 


454 I. Abſchn. Cap) VI. Bon den Diffonanzien. (8.9. 10.) 
$.9. Nun häften wir allen Erempeln des erſten Abfchnitts eine | 


und rechten Melodie zugefügek. Sie laffen ſich auch alle, al Hand: Sachen, aufs 


Gebrauch die: 


fer Exempel. 


Clavier ſpielen, alsdenn Eönnen fie zur Webung der Application der Sin: 
ger und Des Biolin-Schlüffels dienen. Wer die Violin Noten noch nicht 
fennet, der muß fich ja damit befant machen; ich habe fie in dieſem Ab: 
fehnitt Cap. IV. $.6. ausgefeß.t, wornach fid) einer helfen Fan. Sie find 
leicht zu lernen, und einem Elavier-Spieler und General-Daffiften unent: 
behrlich. Es geben diefe Erempel aud) Gelegenheit, fich im Tacte zu üben. 
Man fehe aber ein jedes Erempel im eriten Abfchnitt mit Den ausgefchrie- 
benen Griff immer erftlich wieder an, und bemerke fich fondertich Die Præ— 
paration und Relolurion einer teden Darin vorkommenden Diffonanz,, fü 


Kanes am Nusen nicht fehlen; man wird alsdenn leicht un Stande kom 


Wie das Aus⸗ 
fehreiben der 
Griffe anzu 
ſtellen und zu 
üben. 


men, ein etwas langes Aıl-grogu accompagniren, wenn man nur feinen 
Baß erſt ein wenig Durchgefehen und ererciret hat. Kommen framde gif: 
fern darin vor, fo wird man alsdenn ſchon wiſſen, wo man in diefem Bu: 
che einen Unterricht davon finden wird. "Einer hat überaus viel gewon— 
nen, wenn er Die Inrervalla von allen Tönen fertig und geläufig kennet, da: 
hero übe man fich ja aufs allerbefte Darin ferner, wenn er Die Neben:Zif- 
fern zu allen Signaturen Fennef. _ 

$. 10. Es iſt auch eine fehöne Hebung, die gar groffen Nusen brin- 
get, wenn ein Liebhaber zu einem Baſſe die Griffe der rechten Hand aus: 
fehreibet. Hiezu habe einem auch eine fehöne Gelegenheit gegeben: Er neh: 
menemlich diefe Exempel, eines nach dem andern, fehreibe den Baß alleine 
aus, und laffe immer eine Reihe Linien zu Ausfchreibung der Griffe frey. 
Er betrachte Das Exempel im erften Abfehnitt, mache das Buch zu, und 
fchreibe die Griffe felber drüber ; hernach halte er e8 gegen das Erempel im 
Buche, ſehe zu ob es damit überein Eommt: findet er, daß eg nicht in allen 
Griffen eben fo ıft, fo unterfuche ev, ob er aud) etwa verbotene Quinten oder 


Octaven, einen ungefehickten Gang oder auch verbotene Spruͤnge gemacht, 
ober auch ein fremdes »oder erhoͤhend & verdoppelt hat, ob die Diſſonanz 


auch in derfelben Stimme, darin fie gelegen, von ıhm gelaffen worden, ob 
fie ſich auch in derſelben reſolviret, entweder unter oder über fich, nach Er: 
fordern einer ieden Diffonanz: hat diefeg alles feine Richtigkeit, fo Fan 
Die Ausſetzung feiner Griffe wol ganz recht ſeyn, wenn fie gleich nicht alle: 
zeit mit Dem gedruckten überein fommet, weil, tote wir ſchon gehöret haben, 
mehr als einerley Sage d.r Hand in vielen Sagen und Fällen gut feyn kan 
und wirklich auch iſt; einige Banae ausgenommen, wo Diefe oder jene Sa: 


ge der Hand allein ohne Fehler ift, und da man wegen der Praparation 


Hand beyzubehalten. Um den Mittel-:Stimmen einen guten Bang zu ge: 


und Refolution der Diffonanzien gebunden worden, nur einerley Lage Der 


ben, 


11. Abſchn. Cap. VI. Bonden Diſſonanzien. (F. 10.11.) 455 


ben, wird auch oft eine gewiſſe Lage der Hand, ja ſelbſt der Motus rectus 

‚dem Motui contrario, vorgezogen. Kine gute Melodie in der obEM Wenn Die 
Stimme zu erhalten, (dt man fo gar wohl bey einem veinen Accord die Prtave beym 
Ditave weg und verdoppelt an ihrer ftatt Die Terzie; oder man bedienet a nn 
fid) des Vnifoni, Daher denn die rechte Hand im legtern Fall nur zwey Toͤ⸗ Wegole 

ne hören laffetz jedoch dis gehöret fehon zum Theil mit zum manierlichen 
General⸗Baß, Davon es hier aber noch nicht Zeit ift zu handeln. 


$. m. Ehe wir eine weitere Uebung in den Diffonangien geben, Stebende 
toollen wir vorhero noch erft ein und anderes davon anmerken. Eine fte Note Fan al: 
hende Note, die einen oder mehrere Tacte nicht von ihrer Stelle weicher, allen 
hat oft allerley Ziffern, wie dergleichen im erften Abſchnitt Cap. XV. $.19. haben 
in dem Eleinen Pr&ludio aus d mei und a moll zu fehen ift. Bey welchen 
Noten denn auch wohl Die Zahlen 10, sı, ı2 vorfommen; eg ift aber die 10 Gebrauch der 
(die Decima) nichts anders als eine Zerzie, die (Vndecima) eine Quarz !9 !v "> 
te und Die r2 (Duodecima) eine Quinte. Wenn man eine Sortfchrei- 
fung mit zweyen Stimmen in der rechten Hand andeuten will, fo bedienet 
man fich Diefer Doppel-Zahlen, wenn nemlich die Einfachen fhon vorher⸗ 
gegangen find. Sonſten findet man unter einer Doppel-Zahl immer eine 
einfache fliehen, da Denn Die en ER immer die oberfle Stimme 
andeutet, als: 


7 — —— — 
— — — 


3.8 Ss [4 — ae — * — — — — 











Ob man nun gleich die — Zahlen über die einfachen fehreibet, fo feßek Anmerkung. 
man Doch bey den einfachen Zahlen die mehrefte zu oberft, wenn auch gi leich 

im Spielen die mindere oben liegen muß, als: man ſchreibt immer 5, $, 

3,2%. und nicht umgekehrt , 3, 3, 5 2c. als welches die Augen fo guf 

nicht gervohnet find gu fehen,. Man findet Die Doppel-Zahlen am meiften 

in der galanten Compofition. und wenn ein fehroaches dreyſtimmiges Ac- 
compagnement erfordert wird, als * zu einem Solo, Sing-Arie over 

Die. Im Wernigerövifchen ChoralBuch finden wir pag. 30. im erſten ie nnd wo 
Satz des Liedes: Die Kiebe, die GOtt zu uns trägt x. es F die Sir beſſer iſt, 


gnatur I. Diefeg zeige nun an, daß hier zu Ftweiter nichts.als zu nehmen ae 3 u: 
iſt, 





Don Hrgel: 
Dunsten. 


456 Ul. Abſchn. Cap. VI. Bon den Diſſonanzien. ($.12.) 


ir und ift fosiel als . Weil wir aber eben gehöret haben, Daß dergleichen 

Schreib: Art nicht Mode; fo hätte man ja, möchte man mepnen, toohl 7 
ſchreiben können, da denn das im Difcant fiehende » fehon gezeiget hätte, 
daß die Quarte oben liegen müftes allein weil der Componift der Melodie. 
hier nur ein dreyſtimmig Accompagnement (nemlich zwey Töne in der 
rechten und Einen in der linken Hand) haben will, fo mußte er fich der 
Doppel: Ziffer ıı bedienen, Denn zu *,' gehöret Feine Meben:Ziffer, zu 2 
aber könte man noch Die s oder 8 hinzu nehmen, Hieraus wird man nun 
verftehen, was die Doppel-Zahlen 10, u ynd ı2 bedeuten, und mann und 
warum man fich ihrer bedienef. 


$. ı2. Man findet ferner auch über eine lange ſtehende Note aller 
ley Ziffern und Diſſonanzien, die ihre ordentliche Reſolution haben, wie 
bey den fo genannten Orgel- Punsten (point d’orgues) geſchicht, da ſich 
Die rechte Hand mit binden und auflöfen befchäftiget, Der Here Bach 
hat in feinem Derfuch vom General= Bag im a4ften Eapitel von den 
Drgel-Puncten geredet und einige Erempel Davon gegeben, Daraus ich ein 
Paar zur Probe herfegen mil, nemlich Die heyden Ad: 





Dergleihen Orgel-Puncte nun gehören eigentlich der Drgel, kommen fie 
aber in einem Concerto oder fonften vor, fo findet man gemeiniglich die 
Worte Tafto folo (allein mit der linken Hand) unter der Baß⸗Note, da 
Denn bie rechte Hand nichts zu thun hat. 

9.23. 


II.Abſchn. Cap. VI. Bonden Diffonanzien. ($.13.) 457 


$. 13. Eine Diffonanz , die im Durchgange nach oben vorkoͤmmt, Von der Praͤ— 
bedarf Eeiner Praeparation noch Refolurion, wenn nemlich der Durchgang Harafion und 
son unten nach oben iſt. Alsdenn finder man wol folgende Ziffern, Die — 
einem verkehrt zu ſtehen ſcheinen, 89, 45, 34, 78, 67, da denn Die letzte Zifz ‚en im i 

fer nichts anders angeiget als einen Durchgang; hat man alfo den Ton, Durchgang. 

Durch dieſe Ziffer angedeutet, nur allein nachzufchlagen, Der Durchgang 
nach unten iſt gebrauchlicher, wenigftens fchreibt man die Ziffern, welche 
foihen Durchgang nad) unten anzeigen, viel eher bin, als die Ziffern, wel⸗ 
che ven Durchgang nach oben anzeigen. Da findet man nun folgende 
Signaturen 98, 87, 43, Davon im erften Abfehnirt fehon hinlaͤnglich ıft ges 
faget worden, hier ift nun Feine Pr&pararion aber Dad) eine-Refolurion 
der Dillonanz. Beyderley Arten des Durchganges zeiget folgendes 













Erempel; Dr 
I ag). | 
at 5 Dr nee, 
22 En re re 
Seen. > 
34673 © 7 66 43 _98 
en ae = 
x Ku Bon Ze 
SSaE — — — 











- en nee 


Nun iſt swargar nicht nöthig, bey Bezifferung eines Baffes alle durchge: 
hende Noten der Melodie oder Mitte- Stimmen durch Ziffern anzuzeigen 
allein weil e8 Doch zumeilen von einigen gefehicht, und in gewiſſen Fallen 
auch gefhehen muß; fo habe einem Liebhaber auch hievon Nachricht geben 
ln Im neuen Aßernigersdifchen Choral⸗Buch findet man auch Pro⸗ 
en Davon. 
$. 14. Es entſtehen aber die Diffonansien, oder werden präpa- Urſprung oder 

viret, wenn ſich bey Fortfchreitung Des Baffes, eine, zwo oder auch wol Drfparafion 
gar alle Drey Stimmen der rechten Hand gleihfam verſpaͤten und nicht —— 
mit dem Baß zugleich fortgehen, wie wir ſchon im erſten Abſchnitt gegeiget "” 
haben. Indeſſen aber wollen wir uns Doch noch ein wenig dabey aufhaltens - 

MWiedeb, Gen. Baß. Mmm 8 





458 Ul.Abſchn. Cap. VI. Bonden Diſſonanzien. ($.14. 15.) 


e8 werden die Diffonangien einem Dadurch doch ie mehr und mehr befant, 
Wenninder und man lernek recht mit ihnen umzugehen. Oft zaubert Die rechte Hand, 
rechten Hand nur in Einer Stimme, da fie nemlic) aus Dem vorigen Griff Einen Ton, 
Ein on ie noch beym Eintritt einer fortfchreitenden Baß— Note behält, daraus denn 











gen bleihet ine Dilfonanz in als 
2 | A |} I —2 } 
= Baer 6 ee a ee } a une 
Kaas ar — er — — 
—— — — 
+ 3 

















g 
— — — LT, u HH ——h — — 
et 


2) I 9 
ed Eu ra er 
= ze — Sen — 
ee en 
6 a 
z — 


Hier Iegt die 7 und 4 allein im vorigen Griff, und wird da behalten, mo 
fie gelegen. Die halben Tacte in den Griffen bleiben bey Eintretung des 
andern Viertels noch liegen. Die Bindung zeiget nur an, daß die Diffo- 
nanz eine gebundene Diffonanz ift, die man aber Doc) wohl frey wieder anz 
ſchlagen darf; bey Pfeiffen- Berk Fan man fie Tiegen laffen. 


Pen zwey $. 15. Gemeiniglich bleiben zwey Töne aus dem vorigen Griff lie: 
Töne liegen gen, da denn nicht allein die Diffonans felbft, fondern auch eine von ihren 
bleiben. Meben-Ziffern, (con im vorigen Griff il, ale: 
































El 
F le — — — — 
REN ig Pi ® 2» > B e #8 — en Sen = a g_ 

* —— I 8 ee ee ren), 





L. Abſchn. Cap VI. Vonden Diſſonanzien. (6.15.) 459 


I 3 Ben, ae ee, 
— — — — 


Pe — — 
6 9 





ur a 


A, — 
Th, 3. 2 
— = — ee — 


— E— — — 
mu 

















een | ern 
— —— —— -n — 


$ 3 
an 





6 





.ı6. Mannigmal, und zwar wenn die Signaturen am fuͤrchter⸗ Wenn drey 
fichften ausfehen , lieget der ganze Griff fehon im vorigen, und darf man Zöne liegen 
denfelben nur nach feinem gangen Gnhalt noch einmal anfthlagen, algß: bleiben. 


+ - Mmm 2 2; 





Wenn vier 


460 u. . Cap.Vl. Von ben Diffonangien, B 16.17.) 


— 
— a 
essiesse — See 
; — Ze a 
7 


— 














an wis — es 

ı Se je Er 
— 
IEssr sn er rer 
ER" 5% ae an 

4 


— 4 4 635 4 8 
5 =. a 26 es — Se 3 
— ——— 


19.) j a h 
— — 











— man nun, wie die — — und worin 
WVorbereitung beſtehet; ferner, daß fie eben fo ſchwer nicht zu treffen find im 
Accompagnement, wenn man fich nur Die Sache recht vorfleket. Ein 


ſolches Binden nun, gibt der Harmonie eine groſſe Zierde, machet Die Con- 


‚fonanzien gefällig, und hänget Die Melodie fein zufammen. - 
$. 17. Zuweilen findet man mohl vier a über einander, Da , 


Toͤne liegen der vorige Griff der Inhalt des folgenden it, als: 


bleiben. 











Ab. Cap-VI. Von den Diffonanzien. ($.19.18.) 461 


Hier ift der vorhergehende Griff 2, Kund 3 mit Fleiß vierſtimmig genom— 
men worden, damit der ganze Griff zur folgenden Note ſchon da möchte 
ſeyn; und hat hier die Detave im Septimen-⸗Griff zu d N. 1. muſſen mit ge⸗ 
nommen werden, weil Dadurch Die Quarte im Griff zug präpativet mußte 
erden; im Griff $ zu Z/ mußte die 8 mit genommen werden, Damit die 7 
gu e praparivet eher feyn ; eben fo auch im Griff— 444. 
$. 18. Diß gibt ung Gelegenheit zu seigen , fie man, um eine fol: Eine Diſſo⸗ 
gende Diffonanz zu präpariren, sum Sexten- und Septimen: Griff, wie nanz zu prä 
auch beym Griff 9, mol die Octave mit nehmen muß. Folgende Crempel An EAN, 


erben es an: : ebenen 
| Griffen wol 


[ —— — Sn De De Dita 
— 







ee — —— 
BE ise e 


$ 
DAR 3 
; ee er 





Bey N. ı. hat im Serten: Griff zu e die Octave Müffen mit genommen Erläuterung, 
‚werden, damit Die Septime zu. f ihre Preparation hatte. Bey N, 2. hat 
im Serten- Griff zu b die Octave da ſeyn müffen, als wodurch die Se: 
cunde zu = vorbereitet worden. N. 3. fehlägt, um die Septime zug vor: 
zubereiten, IM Seren: Griff zu die nn nach, , N.4, erforderte den 

mm 3 Griff 





Ein Verſe⸗ 


462 1. Abichn.Cap.V. Bon den Diffonanzien. ($.18.19.) 


Griff $ zu fimit der Octave, damit die Septime zug möchte vorbereitet 
ſeyn. Eben darum iſt auch N. 5. zu g Die Octave mit genommen worden, 
Damit die Septime zu a möchte liegen. Bey N.6. iſt der Septimen-Griff 
zu g vollfiimmig genommen, Dadurch Denn der ganze Sert:Quinten-riff 
zu. 5 praparıret worden. Im Septimen: Griff zu f bey N. 7. mußte die 
Detave mit genommen werden, Damit Die Quinte im Griff 5 zu > möchte 
vorbereitet fenn. Bey N. 8. darf im Septimen- Griff zu e Feine Quinte 
genommen werden, fondern nur Die Detave., N. 9. hat im Septimen⸗ 
Griff zu e Die Octave, Damit wiederum Die Septime zu f mag vorbe- 
reitet fenn, ' 


$.19. Wenn ein Ton, der im folgenden Griff eine D ſſonans 


tzungs Zeichen abgeben ſoll, durch ein Verſetzungs-Zeichen, es ſey nun ein =, b oder #, 
hebet Die Bra um einen halben Ton erhoͤhet oder erniedriget worden, fo heißt Die daher 


paration einer 


Diffonanz 
nicht auf: 


entfiehende Diffonans dem ohngeachtet doch eine gebundene oder präpa= 
rirte Diffonans. Dergleichen kommt nun fehr oft vor, und kan man da- 
Durch Gelegenheit nehmen, in eine andere Ton-Art zu geben; als wovon 
ich zwar verfprochen habe, ausführlich zu handeln; weil aber Diefer zweyter 
Theil meines Clavier - Spielers wider Vermuthen ſchon anieko faft zu 
ſtark geworden, ſo werde DIE auf ein andermal verfparenmüffen. Es ſind 


aber. die hieher gehörige Exempel folgende; 





-b 
— —— 
6 6 
ar. 43 % 





RE Ba BES u — + 3. — 
—— DU are _ — — — 
e— — 
© 











— — — — 
| | — 
4 | g 
+ — 
[ ‚2-1 NE 


ee 
Et 


Te 


IL. Abfchn, Cap.VI. Bon den Diffonanzien. ($.19.) 465 


(EEE — — — | 








6 ’ 


— — 


— — 











N. 1. iſt aus c dur und weichet in feine Quarte f dur aus, welches an dem Anzeige, aus 
b zu erkennen, womit e dur nichts zu thun hat. N.2. ift aus @ dur, und welcher Tom: 
weichet wieder bey dem 4 vor g in feine Quartam d dur aus. N. 3. iſt Art ein ieber 
aus e dur und weichet in feine Secundam d mol aus. Man Fan aud) Sat hier if 
annehmen, daß es aus = mol iſt und in feine Quartam mol} ausweichet; 

oder daß es aus f dur ift und in feine Sextam dmoll ausweichet. N. 4. ift aus 

f dur und weichet in feine Quartam b dur aus, toelches an dem b fo vor e 

fichet, zu fehen ift. N-s. Fan aus e dur und amoll feyn: ift es ausedur, 

fo weichet es bey dem b vor 5 in feine Quartam f dur; ift e8 aus a mol, 

fo weichet es eben dadurch in feine Sextam fdur. N.6, iſt ausge dur und 

meichet in feine Sextam a zmol] aus, welches Das gzs anzeiget. N.7. Fan 

toieder aus.c dur oder aus a mol feyn: hält man eg für c dur, fo weichet 

e8 bey dem b vor ⸗ in feine Secundam d mol] aus; ift es aus a mol}, ſo 

weichet es in Quartam d moll aus. N. 8. ift aus b dur, und meichet "ben 

Dem b vor a in es dur: bey dem gleich darauf folgenden b vor d weichet 

es in as dur aus, worin eigentlich 5 dur nicht ausweichet; der Gang mit 

der Eleinen Septime verurfacher folche Eleine Neben-Ausweichung, Davon 

vielleicht bald ein mehreres. N. g. fan wieder aus c dur und aus a moll 

ſeyn: iſt es aus c dur, fo weichet e8 bey czs in feine Secundam dmollaug; 

ift es aber aus a mol), fo weichet e8 in feine Quartam d moll aus. N.ıo, 

Fan aus c dur oder auc) aus g dur feyn: aus c dur weichet es bey gzs in feine 

Sextam a moll; hält man es aber aus gdur, fo ift nicht allein das gzs, fons 

dern Die Grund-⸗Note F-Cals womit g dur nichts zu thun hat.) BR eine 
; ngels 








464 I Abſchn. Cap. Vl Von den Diſſonanzien. ($.19.) 


Anzeige von a mol, und daß g dur in ſeine Secundam gewichen. N.ır. 
iſt aus b dur, und tweichet bey fs in feine Sextam g moll; wolte ic) eg aber 
anfehen als aus f dur, fo ware abermal nicht allein dag Fs (als welches 
F dur gar nicht angehet) fondern Die Baß Note er ſelbſt eine Anzeige von 
gmoll und daß alfo f dur in gmoll ausgeroichen wäre. N. 12. befchäfti- 
Durch die klei· get fich wieder mit der Kleinen 75 hier kommt g dur mit Sf der Eleinen 
ne Septime - 7 zu g ind c dur und f dur und von f dur durch die Eleine 7 über fing 
Eanman leit ) Zur und es dur. Wolten wir dieſen Gang noch weiter fortfegen, fo 
nn koͤnte man Dadurd) mit leichter Mühe, von c dur gar = ges dur, und 
&enfommen. wenn wir bey ges dur das Genus veränderten, Das ift, flatt der bb Die 
x x nehmen und aus ges dur alfo fir dur machen wolten, fo fünten wir 
‘von Zr dur bald wieder zu c dur kommen. Wir wollen es einem Liebha⸗ 

ber zur Luſt herſetzen in Noten. 








— denn ie en gte 
— ——— — > u — 
Se — — sen: 
2-47 -8-t7 


a Beer — — 








Natatio ge- Hätten wir hier im ſechſten Tact das Genus nicht veraͤndert, one: waren 

neris. mit den bb fortgefahren, fo wuͤrden wir ung der Doppel⸗Been oder eines 
sroffen Bees b haben bedienen müffen, twelches Die Note um einen ganzen 
Ton erniedriget, und wären Dadurch nach Des des dur (fiehe in dieſem 
Abſchnitt Cap. IL. $.12. die Tabelle alle 12 dur- Töne mit laufer bb zu be⸗ 
zeichnen) gekommen; alsdenn haften Die Di lebten Tacte in Noten al⸗ 
ſo ausgeſehen: 





1. Abſchn. Cap.VI. Yon den Diffonanzien. ($.19.20.) 465 


ehe he > a _ 
| — Eee 


Daraus fiehet man nun, daß muratio Generis nuͤtzlich und nöthig ift, und 
daß man alsdenn der Doppel-Been oder Doppel-Ereuße nicht bedarf; des⸗ 
wegen man denn aud) dergleichen Veränderung des Geſchlechts in allen Eir- 
Eel-Arien anfrift. Doc genug hievon. Man halte mir diefe Eleine Abwei⸗ 
chung zu gute. a gehen wieder zu der Pr&paration der Diffonanzien. 
$. 20, Wir haben fon gefehen, wie Die Diffonanzien entſtehen, Diffonanzien 
menn Die rechte Hand bey einem fortgehenden Baſſe zauderf, und bald entfichen auch, 
Eine oder mehrere Stimmen noch aus dem vorigen Griff behält. Es wenn der Baß 
entftehen aber aud) Diffonanzien, wenn der Baß zaudert, (Daß ich ſo rede) ſich aufhält. 
und der Difcant oder vielmehr Die ganze Harmonie, dem Baſſe nicht war: 
ten will, fondern den Griff zur folgenden Baß-Note voraus nimt. Bey 
einem folchen gebundenen Baffe fällt Die Secunde fehr_oft vor, mie aus 
den Erempeln erhellen wird: diß nennet man nun eine Secunde bey einer 
Syreopation. Allhier verurfachet alfo der Baß mit feiner Retardation 
die Diffonans, und findet Die Daher entflehende Diffonans ihre Refolu- 
tion, wenn der Baß feinen eigentlichen Ton nimt; nad) einer folchen 
Bindung pfleget der Baß gemeiniglich einen Brad herunter zu gehen, 
. wie folgende — zeigen. 


etz Szenen 











Miedeb. Gen Baß. Nun 7. 





— — — — — — 
222 — —— 


$. 21. Hieraus ſehen wir nun, wie die Diſſonanzien entweder ſchon 

im vorigen Griff liegen, oder den folgenden Griff voraus nehmen, wie der 

vorige en gezeiget hat, wozu denn aud) die Wechſel⸗Noten die Cambiare 

Bon unprä- (fiche im erfien Abfehn. Cap. XV. $ 1. Die 6te Anmerk.) kommen. Esiftaber 
parirten Diß eben nicht nöthig, daß Die Diffonanzien jederzeit vorher liegen müffen: 
ſonanzien. nein, man Fan fieauch unpräpariret hören laffen, DieNone ausgenommen, 
als welche allggeit vorhero liegen muß. Als da Fan die 4, *, st, 67 und? 
unpräpatiret gebrauchet werden. Es iſt $. 13. fehon gefaget worden ‚daß 

eine iede Diflonans, die im Durchgange einfällt, Feiner Preparation 

bevarf Nun gefchicht es oft, Daß die Haupt:Mote, wornach Die Durchges 

hende Note mit ihrer D.fTonans folge, gar nicht gefeget, fondern zierlich 

ausgelaffen wird, Daher denn manche Diffonans als ganz unvermuthet 

und unvorbereitet ſcheinet herein zu treten, welches aber nichts anders als 

Daben findet eine Ellipfis (eine zierliche Auslaffung) iſt. Wer ſich dieſes merket, der 
fi) gemeinig: wird finden, daß fehr wenige Diffonanzien ohne Vorbereitung dürfen ge: 
lich eine ER hrauchet merden. 2418 da heiſſet 68, Die reine Quarte und Die Quarra (u- 
Bes perflua koͤnnen ohne Vorbereitung herein treten, wie auch die Quinta 
faifa (melche im Griff ? oft vorkoͤmmt) und Die Septima minor. Wir 

mollen aber zeigen, wie bey der groffen 4, wenn fie unvorbereitet da ift, etz 

ne Baß⸗Note zierlich ausgelaſſen worden, und tie Die kleine s und 7 als 

ein Borfchlag von der 6 und 8, können angefehen werden. Unfere Mey: 

nung iſt i in Exempeln am deutlichſten zu erſehen; 














II.Abſchn. Cap. VI. Von den Diffonanzien. C$.21.) 467 


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Hieraus Fönnen wir überhaupt Diefeg lernen, daß man feinem Erlaubniß Man darf 
gebe, unbefcheiden und dumm mit unvorbereiteten Diffonanzien umzugehen, aber nicht un: 
und etwa zu gedenken: Diefe oder jene Dilonans darf nicht vorbereitet beſcheiden mit 
feyn, darum ill ich fie machen, wenn es mir in Sinn kommt. Nein den Diſſonan— 
Faffet ung ein mal eine kleine Probe geben, worin Die ungebundene Diffo- Fr umgehen. 
nanzien ungebunden (ic) meyne unbefcheiden) gnug herein treten, wer es 
probiret, wird ecfelhaftes genug darin gewahr werden. Ein Liebhaber ges 
braucht es zu feiner Warnung, und um eine Erkentniß der muficalifchen 
Fehler daraus zu erlangen, e8 zu beurtheilen und nachzudenfen, woher 

doch hier Die groffe Disbarmonie komme. Sonften ift es nicht zu corri⸗ 
giren, denn es taugt nichts. Be, 

Zur Warnung: 


"rt Me AR A | 
Serbien = Be Assısbe eine 
—— ee rn 
— + 4 


3 
x 








=: 
6 der Diſſonan⸗ 
N 1 g 7 zien. 





In den fuͤnf Exempeln habe erſt die Diſſonans als unpraͤpariret geſetzet, Erlaͤuterung 
und hinter einem ieden gleich gezeiget, wie z. E. bey der 4 eine Note im der vorigen 
Baß ausgelaffen worden, und wie in $ die s als ein Nachfchlag der 6 und Exempel. 
die 7 als ein Nachſchlag der 8 Fan betrachtet werden, und wie folglich fol: 
che Ziffern koͤnnen angefehen werden, als — ſie im Durchgang, 

Nnn 2 eben 








Von der Re⸗ 
folution der 
Diffonanzien 
uͤberhaupt 
and inſonder— 
heit. 


Ten wird. 


468 11. Abſchn. Cap.VI.Bonden Diſſonanzien. ($.22.23.) 


eben deswegen Feiner Borbereitung bedürfen. Weiter finde nun nicht 
nöthig, von der Preparation der Diffonanzten zu handeln, zumal da ber: 
nach bey den Uebungs-Exempeln noch ein und anderes Davon vorfal- 


$. 22. Wir haben nun-auch von der Refolurion oder Auflöfung 
der Diffonanzien etwas zu fagen, denn eine Diflonans muß wieder in eine 
Confonans kommen. Weil nun, mie bekant, nur vier Conſonanzien find, 
nemlich 8, 5, 3 und 6, fo müffen alle Diffonangien fic) hierin auflöfen, als 
Die None und Septima maior refolviren in Ottavam, Die Quarra in 
Tertiam und die Septima minor in Sextam, wenn nemlid) die Baß— 
Note ftehen bleibet und die Refolution abmwartet; die Quinta fuperflua 
reſolviret ſich auch oft über derfelben Note, dazu dieſe Diffonans ift ge 


nommen worden, nemlich in Sexiam. Die Quarte major tritt einen 


Allgemeine 
Anmerkung 
von der Reſo⸗ 
lution aller 
Diſſonanzien. 


Grad in Die Höhe, und Die Baß-Note gehet einen Grad herunter, und nimt 
die 6 über fi). Die Quinra falfa tritt einen Grad herunter, der Baß 
aber gehet gemeiniglich einen Grad herauf. Die Secunde Fommt met: 
ftentheils über einer gebundenen Baß-Note vor, melche hernach einen Grad 
herunter gehet und einen Serten: Griff (oder aud) einen reinen Accord 
oder Griff mit $) hat, Die Secunde. bleibet liegen; denn der fich aufhals 
tende Baß verurfachet hier die Diffonans, und refolviret fie aud) in der 
folgenden Note. Wir können ung hiebey merken, daß wenn eine Diffo- 
nans unter fich refoloiret, die Sundament-Rote alsdenn herauf-gebet, 
und wenn die Diffonans herauf oder über fich refolviret, ver Bag alsdenn 
herunter gehet; es trift alfo Motus contrarius ein. Finder man, daß 
eine Note, die eine Diffonans über fich hat, nicht gradatim fleiget oder 
fallt, fo ift eine Verwechſelung der Stimmen oder zierliche Auslaffung einer 
Baß Note fehuld daran, welches wir hernach zeigen wollen. 

823, Don der Refolurion der Diffonanzien merken wir ung 
überhaupt noch folgendes: „Alle geoffe und vergröfferte Inzervalla, 
„die im Satein Das Wort maior gder fuperflua bey fich haben, lieben das 
Heraufgehen, fonderlich die, welche Durch ein fremd x oder erhöhend 4 
„ wieder die Haupt: Zon=Art find erhöhet worden; hingegen alle Eleine 
„oder verkleinerte Intervalle, die im Latem das Wort minor oder 
„ Qiminura, falfa oder imperfedta bey ſich führen, lieben das Herunter⸗ 
„ geben, fonderlich Die, welche durch ein fremd b oder erniedrigend A ti: 
„ der Die Haupt: Fon:Art find erniedriget worden. „. Man hat fich diefe 
Megel wohl zu merken: Denn ob fie gleich nicht ganz allgemein ift, fondern 
eine Eleine Ausnahme leiden muß, fo wird man Doc) finden, daß die Refo- 


-Jurior der Diffonansien fich faft allegeit Darnad) richtet. Wir tollen fol 


ches in Exempeln zeigen, und Da mir in den Exempeln von der Præpara- 
= tion 


1. Abſchn. Cap. Vl. Von den Diffonanzicn.n($.24.) 469 


tion der Diſſonanzien gleich die Reſolution derſelben dahinter geſetzet, ſo 
kan man ſolche hiebey auch wieder nachſehen. 


$. 24. Wir wollen von den groſſen und vergroͤſſerten Intervallen Die vergröf 
anfangen. Die Secunda fuperfiua gehet in Die Höhe, wie Die folgenden -ferte Intervals 
Erempel bey a zeigen; als da wird aus dem gäs, welches zu FeineSecun- la reſolviren 
da {uperflua ift, ein ⸗ fiehe auch $.16.n.1o.1. und $.20.n.5. Die nas⸗ über ſich. 
türliche Secunde major, als welche vorher lieget, bleibet im folgenden Griff 
gemeiniglich liegen $.ı9.n.9. Die Tertia maior, (als welche fich in allen 
Fon-Arten über die Baf-Note, welche die Quinte zur Ton⸗Art ift, befin: 
det, ıfter Abfchn. Cap. XV. $.5. Die ste Anmerk.) gehet auch gerne herauf, 
mie im sten Capitel dieſes Abfchnitts ſchon hin und wieder iſt gezeiget wor⸗ 
den, fiehe auch $.21.n 5. Vornemlich aber gehet Die Zerzie major her 
auf, wenn fich die Secunde minor, nebft der reinen Quinte Dazu gefellet, 
wie hier das Erempel bey b jeiget. 


Die Ouarta maior oder fuperflua reſolviret auch immer uͤber ſich, 
es mag nun eine 2 oder Terzie minor dabey ſeyn, wie aus den Exempei bey 
ce zu fehen, und auch aus h. 21. n. 1.2, 


Die Quinta fuperfiua muß bey der Refolution auch herauf gehen, 
fiehe $.15. n. 5. und hier das Erempel bey d. | 


Die natürlich groffe Serte mit der einen Zerzie, gehet am lieb: 
ſten in die höhe, als das Erempel e zeiget. Die Sexta fuperflua gehet im: 
mer-herauf, fiehe $.18. n. 7. da hat 54 Sextam fuperfluam gzs, welches her- 
auf ins z gehet, item ibid. n.g. da hat PSextam maiorem as, welches 
ing e trifft. pre ’ | 
Die Septima maior gehet allegeit herauf, tie fub f zu fehen, kommt 

fie aber im Septimen: Gang (Cap. XV. $.5.) vor, fo muß fie gleic) der 
Heinen Septime mit herunter gehen. Rn | 











470 I.Abſchn. Cap.VI. Bonden Diffonanzien..($.24.) 


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* 46 — 





valla refolse  __ DieSecunde, fie mag nun major oder minor feyn, wird eigentlich 
ren auter ſich. nicht in der rechten Hand refolviret, denn Die Diffonans lieget, wie gefagt, 
Ä Mm 


Il. Abſchn. Cap-VI. Bon den Diffonanzien. ($.25.) 471 


in dem aebundenen Baß, welcher hernach gemeiniglich einen Grad herun: B 
ter gehet; der Ton aber, welcher die Secunde gemefen, bleibet entweder 
fiegen oder gehet hernach herunter, wie bey. den vier Erempeln bey a zu fe: 
hen. Die Seunde minor liebet das Heruntergehen, oder gehet einen klei⸗ 
nen halben Ton in Die Höhe, wie die Erempel d eigen. 
Die Terzie minor gehet auch herunter, fo oft fie in Öefellfchaft der 
6 und zilt, wie aus den Erempeln bey c zu fehen. Selbit die Terzie major 
muß alsdenn unter fich, gleich einer Dillonans refoiviten, wie bey en 3. 
und 5. gig. | 
Die Quarta: minor und diminuta reſolviren auch unter fich, davon 
Die Erempel bey 2 nachzufehen. 3 
Die Ouinta minor (ja felbft die Quinta perfeeta im Griff S, oder 
wenn dieſer Griff mehr als einmal in einer Folge vorkommt) muß auch im⸗ 
mer unter fich refolviren, wie aus den Erempeln bey e erhellet. 
Die Eleine Serte mit der groffen Terzie liebet auch) das Herunter- 
gehen, fiehe das Exempel bey f. Iſt aber die Eleine Zerzie dabey, fo Fan 
fie fo wohl herauf: als heruntergehen, fiehe das Erempel bey g. 
Die Eleine Septime refolviret gemeiniglich unter fich, wie die Exem⸗ 
pel bey b und bey » zeigen... Im Durchgange bleibt fie entweder fichen, 
tie bey den Erempeln z zur fehen, oder fie gehet herauf in die Detave, wie 
bey & zu finden: Wenn die 7 gleich nach der & folget, fo laͤßt man fie ger⸗ 
ne in der Stimme, worin die Detave gewefen, daher denn der. folgende 
Accord mannigmal ohne Detave mit einer voppelten Terzie muß genom⸗ 
men werden, wie die Exem el bey / zeigen. 
Die None, fü wohl minor als major (Nonam füperfluam gibt «8 
nicht) gehen immer unter fich, wie bey num. 72 zu fehen. 

Nora. Es muß Die None niemals aus der Dctave Des vorigen Griffs Anmerkung, 
bereitet werden, fondern gemeiniglich iſt es die Terzie oder Quinte betreffend die 
des vorigen Griff, moraus die None entftehet, wie die Erempel bey Bräparation 
njeigen. Db pleich Die None immer vorhero muß-präpariret feyn, der None 
fo hindert folches doch nicht, daß fie nicht im Durchgange unprapa= 
riret erfcheinen Darf, wovon im erften Abſchnitte Erempel genug. 
find gegeben worden. — 


a 


— — Eur Be 
—— — 


er ee Ben: 
leiter 
; b. 5. 


— 





Cap Vi. Yon den Diffonanzien. ($. 25.) 


472 U Abſchn 





1. Abſchn. Cap. VI. Bon den Diſſonanzien. (K 25.) 473 





hi ergehen 
— 
fe 
5 


— — — ee 





— 


— 
ee 


—— Gen. Baß. 908 Hier 

















474 (11.Abfehn. Cap: VI. Bonden Diffonanzien, (6. 25. 26.) 
Dan muß er Hieraus ift nun offenbar, Daß Die verPleinerten Intervalla herunter gehen. 
nem ieden In- Im erften tbfehnitt haben wir gefagt, Daß ein Anfänger fich nicht viel zu 
den 1% bekümmern hatte, ob Die Inrervalla groß oder Flein, vergröffert oder ver⸗ 
nen, wie groß kleinert wären, ſondern Daß er fie nur fo zu greifen hätte, wie e8 Die Ver⸗ 
Ü . , FIR 2 
oder Elkin es feßungs-Zeichen imSyftemare erforderten. Wer aber Gebrauc) von dem _ 
ift; bisher abgehandelten Nefoloiren der Diffonanzien- machen und ſich dabey 
meiner Regel bedienen will, ver muß anietzo fertig miffen, ob Die Intervalla 
feines zu machenden Griffes groß oder Flein find; weil, wie mir ietzt gehoͤ⸗ 
-fofanmandie tet ‚haben, die groffeniüber fich. und Die Eleinen unter ſich refoloiren. 
Nefolution Wer nun das, was im erften Abfehnitt ſchon von der Refolurion der 
bald finden Diffonanzien iſt gefaget worden, hiegu nimt, der wird das nothwendige 
Davon wiſſen, und aus dieſem alles beurtheilen koͤnnen. Hat der General: 
Baß Regeln, welche auch für Die Compofition eines muficalifehen Stuͤ— 
ckes gehören, fo find es gewiß Diefe von der Prepararion und Refolurion 
in den ausge· der Difjonanzien. Deswegen habe man feine Luft darin, und betrachte 
festen Grif in den gedruckten Lehr-Buͤchern die ausgefeßten Griffe mit Fleiß. Wer 


ten. dieſe meine hergefeßte Erempel hat einfehen lernen, der wird auch Dadurd) 
fehon gelernet haben andere zu beurtheilen; deswegen wollen wir es auch 

hiebey laflen. 2 
Von der fe 926 Wir merken nun weiter an, daß bey der Refolution einer 


folution der oder mehrerer Diffonantien der Baß oft fo lange ſtehen bleibet, bis 
Diffonanzien die Diffonans wieder in- eine Confonans qufgelöfet worden, da fich denn 
bey un fie die 4 in eine 3, welche alsdenn auch gleich Dahinter ſtehet, reſolviret als 435 
EM en⸗ gemeiniglich folget eine groffe Terzie Danach, welche durch ein x oder er- 
hoͤhend 5 angegeigef wird, alfo +*, 49. (In gedruckten Noten, da die 
Berfegungs: Zeichen nicht gut fo. nahe an den Ziffern, dazu fie eigentlich) 

gehören, Eönnen gefeget werden, (menigftens findet man fie oft etwas ent: 

fernet Davon) fiehet Die Quarta major mit einem 4 oft aus, als die q mit 

ihrer 3 major, wenn nemlich dieſe Terzie major, mie fonft gemöhnlich ift, 

Durch ein erhöhend 4 angedeutet werden muß; Deswegen mare eg am be⸗ 

fien, wenn die Quarte major immer durd) eine 4, mit einem Strid) da: 

Durch, angezeiget würde; oder daß Die Terzie major nach einer 4 Durch 3%, 

wie im Wermgeroͤder Choral⸗Buch zumeilen gefchehen ift, gezeichnet wuͤr⸗ 

de; findet man eine +4 mit einer 2 darunter, alfo 2°, fo fan man gewiß 

feyn, daß das 4 zur 4 gehöret, und diefelbe um einen halben Zon erhöhet). 

Indeſſen aber muß man doch nicht zu ficher feyn und Denken, es müßte auf 

der 4 immer eine Terzie major folgen: nein, es refoloiret Die 4 auch wohl 

in einer Eleinen Terzie, ſonderlich mitten im Stück. Ferner, die 7 hat 

alsdenn (menn der Baß ftehen bleibet) die 6, die 5 auch Die 6, Die 7 Die 8, 

und die g gleichfalls die 8 hinter fih. Alsdenn ift im Griff nur ai 

1 


II.Abſchn. Cap. VI. Bonden Diffonanzien. ($.26.27.) 475 


Diffonans, die als ein einfacher Vorſchlag anzufehen ift, Davon im erſten 

Abſchnitte fehon hinlanglich ift geredet worden, und welches auch aus den 
Exempeln $. 14.20. erhellet. Hat aber ein Griff zwey Diffonangien in fich, 
und die Baß: Note bleibet bey der Refolution noch ftehen, fo finden wir 
hinter ieder Diffonans gieich ihre Refolution, als: 78, 38, 28, 28, 35. 
(NB. Bey diefem Griff $ und * läffet fich Die Serte von der 4 binden und - 
gleichfam zu einer Diffonans machen, die fich reſolviren muß) 7 85, 3: 
Dft wird Eine Diflonans von den beyden, erfilich alleine reſolviret, und 
Die andere erſt nachhero; alsdenn ſtehet entweder diejenige Diffonans, wel⸗ 
che noch liegen bleiben foll, ohne Neben-Ziffer, oder man findet einen Elei- 
nen Strich — Daneben, als: 34°, &5, 43, 4°, 3°, 33, (im Wernigeroͤder 
Choral Buch zeiget diefer Strich, über einer fort gehenden Note, aud) oft 
an, daß der vorige Griff nad) feinem ganzen Inhalt wieder foll repetiret 
werden, Dadurch denn der Griff + ift gemeynet worden, welches fid) ein 
Liebhaber diefes nüßlichen Choral-Buchs zu merken hat.) Stehen aberz 
oder 4 Diffonanzien über einander, und die Baß: Nöte bleibet ſtehen, fo 
fiehet Hinter einer ieden Die Refolution daneben, als: 

h 

3. 


os 78 


Be 7 8 9 7 HTR 4 
a a 6 
$. 27. Es gibt aber auch Diffonanzien, da bey Refolution derfel- Von der Fort: - 
ben der Baß nicht ftehen bleibe, fondern entweder einen Grad herauf oder Ibreitung des 
herunter gehen muß, als nach der falfchen Quinte gehet der Baß gemei- Balls nach 
niglid) einen Grad in die Zöhe, und nach der Quarta füperflua einen 71, Diſſo⸗ 
Grad herunter. Weil einem Liebhaber viel daran gelegen, daß er wiſſe, a 
welche Tour der Baß nach einer angefchlagenen Diffonans nehmen muß, 
fo wollen wir dabey noch ein wenig file ftehen, und um befferer Ordnung 
willen erftlich zeigen, toie Die Diffonanzien bey fortgehendem Baffe in Eon: 
fonanzien, und mie fie au) Durch Verwechſelung der Stimmen in andere 
Diffonanzien Eönnen refoloiren oder. verwandelt werden. Es ift aus dem Hie fan ung 
erften Abfchnitt Cap. XII. und Cap. XIV. $. 7. befant, wie aus einem Se: der Septi 
ptimen Griff durch Verwechſelung der Stimmen die Griffe $, * und 4 ll 
entſtehen: wer nun weiß, welche Tour der Baß nach der Eleinen Septime techfelungen 
mit der groffen Terzie nehmen muß, der kan daraus auch erkennen, ob zu flatten Fomt: 
der Baß nach) 2, $ und $ herunter oder heraufgehen muß. Wir tollen nen. 
den Sepfimen-Griff zu e mit der groffen Terzie zum Erempel nehmen, und 
zeigen, tie nach diefem Septimen- Griff zu e am beſten ⸗ mit eineni rei⸗ 
nen Accord folgek, wenn nemlich die Eleine 7 unter fich und Die Terzie 
major (tie e8 feyn muß) über fich gehen foll,es muß alfo aus 2 ein <, und 
AUS gis ein s werdens DIE geſchicht nun, wenn ich nach der Baß⸗Note e dag 
: | D00 2 a mit 





476 Ul. Abſchn. Cap. VI. Von den Diſſonanzien. ($.27,) 


a mit einem reinen Accorde nehme, denn da wird Die Terzie zu ⸗ das 7, 
die Reſolution der Septime zu e, und die Octave des reinen Accords zu 
a, nemlich a, machet Daß Die Terzie major zu e dag gis über ſich gehet. 
Diß e mit der groffen Zerzie und Eleinen 7 fehen wir hier an, als eine 
Quinte zu a, in a mol], welche die groffe Terzie über fic) haben muß; ung 
deutlicher zu machen, mag diß Exempel dienen: 


ee um: ae — re ser eu 
[EEEHBEIHSBEREN SE 
Z 


en rer 
— — 
22 — REN 07 7 76 
6.2 g 3 —7 


7 
- Fi san, = By I ag AN es 
I a en Er = ee an 


Unterſuchung, Nun wollen wir fehen, ob Denn z, nach dern Septimen: Accord zu e, ſich 


ob fich Hier 
das 


nicht am be: 
ften ſchicke. 


Verdeckte 
Octaven. 


am beſten fehicke? Ich antworte: Ja. Der vorige Griff zu e erforderte 


° eine Refolution der Septime zu e, nemlich a mußte einen Ton herunter 


gehen, meil die Eleine 7 unter fich refoloirer, diß gefchicht nun bey =, als 
der Terzie zua, Ferner die Terzie major liebet Das Heraufgehen, DIE ges 
fehicht bey =, als der Octave zu a. a und z: find alfo die beyden Töne, 
toorauf zu reflestiren. “Die Quinte im Septimen: Griff zu e, gebraucht 
als eine vollfommene Confonans allhier Feine Refolution, die Fan nach) 
Belieben herauf oder herunter gehen, eben wie auc) Die Dctave. Man 
muß aber auch acht haben, daß Feine offenbare oder unerlaubte verdeckte 
Quinten oder Dctaven entftehen durch Die fortgehende Baß Note. Wer 
nun hier wiſſen wolte, ob auch verdeckte Octaven da waͤren, der müßte Die 
zwiſchen e und a fich befindende Töne mit nehmen, und fehen, ob auch, 
wenn die Baß Noten gzr und a wären, in den Stimmen sis und z in ei- 
ner und derfelben Stimme bliebe; wir wollen e8 unterfuchen. In der Ober: 


Stimme find fie wenigftend nicht, als wo fie am meiften verboten find, 


wie Das vorhergehende Erempel a zeiget; indefjen gehöret dieſe Art der ver- 
deckten Octaven noch mit unter die erlaubten, als melche im Schluß eines 
Satzes ſehr oft vorfallen, und durch die Verwechſelung der Stimmen Fön- 


nen entfchuldiget werden: denn man nehme nur flaft ungeflrichen a dag 


groſſe 7, fo ıft nichts von verdeckten Octaven darinnen zu finden. vide 


. ıften Abfehn. Cap. XVII. $.18. In den Mitte-Stimmen, als worin fie . 


hier nach unfern ausgefehriebenen Griffen, da wir den Vnifonum ins ge- 
feßet, haben fie, vornemlicd) im Accompagnement, wenig oder — zu be⸗ 
euten. 


11. Abſchn. Cap. VI. Bon den Diffonanzien. (6. 27.) 497 


deuten. Eine bloffe Stimmen: Berwechfelung Fan auch hier alles wieder 

gut machen, man fönte nemlic) den Vnifonum im Griff bey e nehmen, 

fo fotgete nicht = fondern © nach gzs, welches aber Doch, gegen den Baß 

allein genommen, oder wenn man foldye Ton-Folge in der oberften Stim- 

me nehmen molte, auch ein ungeſchickter Gang ift, worin verdeckte Quin— 

ten find (vide afen Abſchn. Cap. III. $.8.)5 derohalben ift der Vnifonus 

ins ©, als der Terzie zu. =, hier am beften ; welches nun meitläuftig ges 
zeiget habe, ift alfo nach dem Septimen: Griff mit der groffen Terzie 

am beften, Daß der Baß eine Quarte fleiget oder eine Duinte fälle. Nun 
sollen wir fehen, warum die Folge anderer Töne fo gut nicht ift. Wer €s Fan auh 
nach einem Septimen-Griff mit feinem Baß einen Grad höher gehet, der nad e das f 
befömmt wieder dazu einen Septimen- Griff oder einen reinen Ac— folgen. 
cord; lieget im vorigen Griff Die 7 oben, fo muß er zur folgenden Note 
toieder eine Septime nehmen, oder er machet in der unterfien Stimme 
Ditaven, wie das unten fiehende Exempel a zeiget, alsdenn wäre aus ei- 

nem Griff mit Diffonanzien wieder ein anderer Diffonanzien : Griff.ent- 
fianden, wovon wir aber noch nicht handeln. Wolte er im Septimen: 
Griff, als hier bey e, die Quinte oben nehmen, fo lage Die 7 zu e nemlid) 

z unten, und müßte f wieder eine 7 haben, wiedas Erempeld zeiget. Wol—⸗ 

te man aber die Terzie, wie im Erempel e zu fehen, im Septimen - Griff 

oben nehmen, fo hatte f einen reinen Atcord mit einer verdoppelten Ter— 

jie. Es Fan alfo freylich nach) einem Septimen-Griff der Baß einen halben 

Ton höher gehen, gebrauchlicher aber ift es, daß der Baß eine Quatte ftei- 

get oder eine Quinte fallt, underfordert das f fhon mehr Geſchicklichkeit, 

fic) für Fehlern zu hüten und den Vnifonum recht anzubringen. 


PEHEHEHEHETEEFDeRen 


unrecht. seht.“ recht. unrecht. unrecht. recht, recht. unrecht. recht. 
7 7 7 7 7 7 7 7 
x 7 x 7 x 7 x x 


u — — — 
— — 


Wir gehen weiter; wolten wir nach e das gar nehmen, fo bliebe Die Se— Durch die 
ptime zu e unrefolviret, und bliebe ftehen, und verurfachte Durch eine Stim- Stimmen: 
men: Dertvechfelung zu gzs den Griff $ und zu b den Griff 4 und bey d Denehie. 
den Griff 2, in allen Diefen Griffen if Fein ., worin fich Doc) Die Septime gun Aurıia 
d reſolviren muß, wie aus Den vorigen Exempeln erbellet. Yun Eönte tion. 
man nach e noch wohl © nehmen mit einer 6, alsdenn wuͤrde die Septime Nach) e koͤnte 
Ooo 3 reſol⸗ auch < folgen. 





478 11. Abſchn. Cap-VI. Von den Diffonanzien. ($.27.28.) 


reſolviret und gzs ginge aufwerts, wie das Exempel zeige. Wolte ich 
aber das. c eine Octave tiefer, nemlich ungeftrichen e nehmen, fo taugte 
es gar nicht, Denn e8 Famen verbotene verdeckte Octaven in der oberiten 
- Stimme sor, wie zu fehen wenn der Baß feinen Terzien Fall ausfüllet. 
Aus allem dieſem erhellet nun, daß nach dem Septimen: Griff mit der 
groffen Terzie der Baß am ſicherſten eine Quarte fleiget oder eine Quinte 
fallt, und daß man Vorſichtigkeit nöthig hat, wenn der Baß ein Semi- 
tonium fleigef. 
Gang des $. 28. un laßt ung die drey Griffe, welche aug dieſem Septimen- 
Baſſes nad Griff durch DBermechfelung der Stimmen entfichen, herfegen, und daraus 


den Griffen 
—— ek wie der Baß nad) den Bi a °, $ und 3 gehen muß: 


— NSBEISENE 
BE Pie 


Hieraus fehen wir nun, daß der Baß nach 3 3 einen Ton herauf, wie beyz, 
oder herunter gehen kan, toie bey b zu fehen. Aus dem Exempel bey c ift 
offenbar, tie Der Baß nad) $ ordentlicher Weiſe einen Grad ſteiget, und 
das Exempel 4 weiſet, wie der Baß nach 2 auch gerne herunter gehe. 
Die Stimmen : Berwechfelung wird man hier „licht fehen, und aud) aus 
dem bisher gefagten fehon wiſſen, warum bey & adie folgende Mote herauf 
oder herunter gehen Fan, und warum der Vaß nach $ in die Höhe und 

nad) 2 gerne Herunter tritt; es folget alles ganz natürlich Daraus, daß Die 
Serie mie Der Terzie major gerne eine Quarte feiget oder Duinte fallt, 
und daß Die andern drey Griffe aug der Derwechfelung der Stimmen Die: 

fes Septimen Accordes entſtehen. 
Gang d 9. 29. Nun wollen wir auch den Griff mit der verminderten Se: 
Haflıs — ptime herſetzen, und wieder durch die Verwechſelung dev Stimmen drey 
en andere Griffe daraus herleiten: . 
me und 3 an Era er ee 
daher entſte⸗ (an 2 € — ARE wi Oo — 
Be Grif⸗ au: I Bee 
re 


N 














11. Ybfchn. Cap.VI. Bon den Diffsnanzien, ($.29.30.) 479 


Aus dieſem Septimen= Griff entfichet nun wieder der Griff 6 ‚* und &, Von den 
doch mit dem Unterfeheid, daß wir hier eine Falfam haben ,. wie Heini- Falſis. 
chen diefe Benennung braushet, wenn ein Intervallum in feinen gehöri= 
gen Graden ein Semitonium minus zu viel oder zu wenig hat. Wenn 
nun ein folcheg Intervallum, das einen halben Ton zu viel, und eines, das 
einen halben Ton zu wenig hat, bey einander find, und fich zugleich hören 
laſſen, fo gibt folches harte Säge oder Griffe und haben vor allen andern 
einer Refolution nöthig; wobey e8 denn vornemlich Darauf ankommt, daß 
das verkleinerte Intervallum herunter und dag vergröfferte herauf 
gehet, nach ven Regeln, melche wir $.23. gegeben haben. Im erften und 
vierten Exempel ftec£t Die Falfa im Baß, und im zweyten und dritten Erem- 
pel im Griff der rechten Hand. Es gehet Der Baß nad) der Septima di- - 
minura oder falfa gemeiniglich einen Grad in Die Höhe; dahero es denn 
auch kommt, daß die Folge des Baſſes bey den Daher geleiteten drey 
andern Sägen eine andere Ziffer über fich hat, als bey Denen die aus dem 
Griff der Eleinen 7 mit der groflen Zerzie Famen, tie aus den Exempeln 
zu erſehen; welches ein Liebhaber fich wohl zu merken hat. In moll DToͤ— 
nen kommen folche Sage am eheften vor. Im erften und vierten Erempel 
bey a, find die Griffe Quinten-weiſe, diefes will man anietzo, fonderlich Griffe, die in 
beym galanten Accompagnement, nicht mehr gelten laffen: es ift aber dag Mb Quinten 
erfte Erempel zu entfehuldigen, weil auf einer Eleinen Quinte eine groffe im — 
Seruntergeben folgen darf. Das vierte möchte eher eine DBerbefferung niche gur, 
bedürfen, meil hier nach der Fleinen eine groffe Quinte im Heraufgehen 
folget, welches nicht erlaubt if. Man laffe alfo im Griff 5 zu a die Octave 
“eg, und bediene ſich bey 7 des Vnifoni, fo ift alles rein. Ein Anfän: 
ger wuͤrde zu thun finden, fich zu hüten, daß ſich in den. Griffen nicht zu⸗ 
weilen folcher Art Quinten: Griffe folten einfchleichen. Wer mit dem 
nothmendigen fertig ift, der Fan fich hernach auch des manierlichen befleif: 
fen, und auch folche Eleine Fehler vermeiden lernen; deswegen ich denn all- 
hier auch) ven Griff immer einerley gelaffen habe, um defto deutlicher zu 
ſeyn: indeffen habe dieſes Doch anzeigen wollen. 
$. 30. Es haben die Falfa ihren Urfprung aus den uneigentlichen Urfprung der 
Accordens als welch ein falfcher wunderlicher Accord mare e8, wenn ic) zu Fallarum aus 
e, die Quinte minor », und Die Tertie major zis und Die 8 anſchlagen — 
wolte; item zu ger die Quinte minor a und die Tertia diminura und Accorden. 
Dazu die Ditavezis. Das find nun zwar Feine wohlklingende Griffe, al- 
lein, wenn ich hiezu eine Eleine Septime nehme, fo entftehen Griffe, welche 
noch wohl zumeilen erfeheinen, ja, worin fich manche verlieben, wofür aber 
Ungeübte erſchrecken. Wir mollen dem wunderlichen Griff zu e eine klei⸗ 
ne 7 geben, und unfere drey Griffe wieder daraus herleiten: | 





Der Baßfällt 
auch wol einen 


halben Son, 


Erlaͤuterung. 


480 II. Abſchn. cap Vl Vonden Diffonanzien. ($.30,31.) 


BE = I a 


str 


Es ift dieſer Sab aus d zoll, das gis im Griff zu e ift hier nicht dag Se- 
mitonium unfermerts zu a, fondern chorda elegans in dmd (vide Cap. II. 
$.17 — 20.) und b ift Die in d mol} befindliche Sexta minor; überhaupt 
verurſachet Der Gebrauch der zierlichen Töne, wovon 1.c. nachzufehen, fol- 
che enharmonifche Griffe, die aber nach der Kunſt und zu rechter Zeit muͤſ⸗ 
fen angebracht werden. Wir dürfen ung in dieſer Sache nicht länger auf: 
halten; genug, wir haben nun gefehen, wie die Refolurion der Eleinen 7, 
der #, und 3 anzuftellen, und zwar alle Diefe Griffe nach dreyerley Arten, - 
tie aus Den Erempeln zu fehen. 

$. zu. Hiezu fügen wir noch folgende Exempel: “ 


—— J Ba A | 
EEE seereee 


ER: 













Bey Nr. gehet Der Baß nad) $ einen halben Zon herunter, als von gas 
nad) g, da denn g den Griff £ hats hier ift Das z welches nach gzs folgen 
folte siexlich ausgelaffen. Eben fo bey N. 2,100 nach czs, d folgen müßte, 
ift gleich e genommen; und 4, welches einen reinen Accord mit der groffen 
Terzie haben folte, sierlich ausgelaflen. N. 3. folte im Baß nad) Z, c fol- 
gen mit einem reinen Accord; an deſſen flatt iff hier e mit der 6 genommen, 
toelcher Serten- Griff aus der Stimmen : Bermwechfelung eings reinen 3 

: cords 


— 


11. Abſchn. Cap-VL Bon den Diſſonanzien. (6. 32.) 481 


rords entfichet; chen fo iſt bey N. 4 bey dem e eine Stimmen-Verwechſe— 
fung vorgenommen, undflatt e das e im Baß genommen worden. Der: 
gleichen kommt nun bey Refolution der Difjonanzien fehr oftvor, 


$. 32. Anietzo wollen wir noch fehen, wie die Diffonangien-Griffe Wie vor der 

wieder Gelegenheit zu andern Diſſonanzien Griffen geben Eonnen. Wir Reſolution die 
haben eben gefehen, wie Durch Die Berwechfelung der Stimmen eines Se: Baß Note oft 
ptimen-Griffes Drey andere Diffonanzien-Briffe entfteben, da Denn die er⸗ ser — 
fie Diffonans erft in der leten aufgelöfet wird; (vide ıften Abſchn Cap. bereuans 
XIV. $.7. und fonderlic) Den ten Tact des dafelbft befindlichen Erempels) ; 
‚die Auflöfung aber muß gefchehen und gefchicht in dieſen Griffen erſt, wenn | 

der Baf einen Ton nimt, der nicht im Diffonanzien- Griff enthalten. ges 

weſen; (fiche das Erempel $. 37.) thut Ber Baß num Diefeg, fo fichet es der 

rechten Hand frey, aus dem vorigen Diffonanzien-Sriff einen Ton, oder 

wohl gar zwey big Drey Töne zu Diefer neuen Baß: Note liegen zu laffen, 

dadurch denn eine neue Diffonans entftehet, Die ihre richtige Refolution . 

wieder haben muß. Allhier Fönten nun der Exempel ohne Zahl gegeben 

werden, wir wollen aber bey unfern vier Diffonansien: Sägen bleiben, fo 

werden wir finden, wie falt alle gebräuchliche Diffonanzien darin durch 

Diefes Mittel werden vorkommen. 








Wiedeb. Ben. Baß. Ppp 


482 1. Abſchn. Cap. VI. Bon den Diffonanzien. ($.32.) 


Pa a 2 
EISEESFFEHBEFSERFESIE 
“s- 5 8-8 BE He 
3: 335 


73 Ze 
5 8 3,8 


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2 2A 3 ä 
— 


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Hieraus fehen wir nun, wie flatt der 3 erfllich die 4, ſtatt Der 8 erſtlich die 
Septime major oder 9, ſtatt der 6 erfilich eine Quinta (uperfiua Genom: 
men worden; Auf eben diefe Weiſe fan man es auch mit den Erempefn 
$. 29. und 3o. machen, wie ein Liebhaber zu feinem Vergnügen und Nu- 
gen aniego leicht ſelber wird thun Eönnen, wir dürfen uns nicht Daben auf: 
halten. Es kan aber die Diffonanzien-Solge fich noch weiter erſtrecken, als: 

















} | J Ba 5 
Wie eine Fol: — — Se En re —— 
ge von Diſſo ———— Bu Eee — H 
nanzien Statt || RAR eg i 
haben Fan. Ars Tue) Bid a tn 








Hier wird aus einer Diffonanz immer wieder eine neue, Die im vorher: 
gehenden Griff ihre ordentliche Prepararion und im folgenden ihre re- 
gelmäffige Kelolution findet; ich babe hier die Rejolutzon einer ieden 
Difjonans durch Bogen angezeiget, ald der Bogen zu Anfang von 
zis nad) =, zeiget Die Refolution der groffen Terzie, die über ſich gehets 
von 2 nach < geiget Die Refolution der Heinen 4 in die Terzie <, der Bo: 
gen von «. nad) / die von der groffen 7 über fich, der Bogen von = nad) en 
jeiget die Refolurion der Quinte im Öriff $ nemlich unter ſich; der von F 
nach ⸗ zeiget die Refolution der Eleinen Quinte / unter ſich; Dervon z nad) 
< dieRefolurion der None in Die 8 unter ſich; dervon 2 nad) zeiget ie 
Refolution der kleinen Septime zu 4 unter fi; item der von r nad) = 
jeiget Die Refolution der verminderten Terzie zu. der; der von a nad) sis zei⸗ 
"get die Refolution der Quarte zu e, und endlich Der Bogen bey» = zeiget 
beydes, die Refolution der 2 und der 7 indie Octave, und der untere Bo: 
gen zeiget die Refolution der Quarte in die Terzie. Hieraus fiebet man 
nun,daß Die Refolution der Diffonanzien in diefem Exempel feine Richtig: 
Feit habe; man beſehe Die $: 25. gegebene Exempel, worin auch oft eine Di 
fonans in die andere verwandelt und qufgelöfet wird. Jetzt wollen wir 
auch anzeigen durch einen Bogen, wie in unſerm Exempel eine jede Diſ- 
ſonans im vorigen Griff ihre Præparation findet, als; 


— 


I. Abſchn. Cap. Vl. Von den Diſſonanzien. CS. 32.3 3,34) 483 





Hier wird aus der 7 zu e Die 4 zu a, aus der Quinte zu @ die 7 zu f, aus 

der 3 zu / die Quinte zu d, aus Der 3 zu d Die Quinta falla zu M, aus der 3 

zu H die 9 zu c, und fo weiter, wie die Bogen anzeigen. 

$. 33. Anietzo meyne gnug geſagt zu haben von der Preparation Man findet 

und Refolution der Diffonanzien, der Raum erlaubet mir auch nicht ein PIE Dilfonans 
mehreres hinzu zu fügen; es Fan diß aud) fehon hinlänglic) feyn, einem St sam um 
Siebhaber einen hinlanglichen Begriff davon benzubringen. Nun iſt au nit. 
andem, daß in den Compofitionen geſchickter Kuͤnſtler oft ein Diffonan- Me 
zien⸗Griff ganz unpräpariret und unvermuthet vorfällt, worinnen mannig- 


‚mal eine harte Falfa vorhanden iſt; find bey einer folchen Compofition 


Wörter zu fingen, fo ift folches oft gefchehen den Affe der Wörter aus⸗ 
zudrucken; wovon Die Compofition des Herrn Bachs Über die Gellert⸗ 
feben Oden viele herrliche Proben gibt: felbft im Wernigeroͤder Choral- 
Buch find folche fremde Griffe hin und wieder angebracht, wohin ich den 
Liebhaber vermeife. Die betrüglichen Cadenzen gehören auch hieher, als 
wo ftatt des gehoften Grund- oder Final⸗Tones fich oft ein ganz fremder 
unermwarteter Ton, wohl gar mit einer Diffonans hören läffet, und den Zu: 
hörer-auf eine angenehme Weiſe betrieget. Hievon habe nun aud) etwas 
erwaͤhnen und einige Exempel folcher betrüglichen Cadenzen geben wollen, 
allein es bleibet Diefes auch auf einer andern Zeit ausgeſetzet. 

8. 34. Den Sinhalt von allem mas bishero abgehandelt worden, Inhalt des 
vornemlich Diefes ganzen Capitels von den Diffonangien und deren Pra- Jansen in Eis 
päration und Relolution wollen wir zum Schluß in ein kurzes Exempel uem Exempel. 
verfaffen und die Griffe Darüber ausfchreiben: 


t 3 
LT. } ie 2. | ER N; 
* —— m Fri za 
| BR. 4 3 





2:6 = 
6826 8 


— — — — 


Ppp 











484 | U. Abſchn. Cap-VI. Bon den Diſſonanzien (34, 

























4,2 Wabern, 
BERBEESE. > wur 26 M man“ an Kram m meer 
ira hil %r f: u 
ame | yenE eum ie ern, — * ET nal 
ZART NM Sn Bi SS 96,2 ! 
Se Lei Eu 0 zei Rue Er er 
BE PE RE Tr RB 4, 





De ARTEN I ; — Br h } r ——8 
Transponiren Es koͤnte dieſes Exempel eine gute Uebung ſeyn, ſonderlich wenn es in an⸗ 
dieſes Erem: dere Ton: Arten, als in b.dur), d dur und es dur, von einem Liebhaber 


pels. 


Was in die⸗ 
ſem Exempel 
enthalten. 


transponiret wuͤrde; folches berlaffe eines ieden Luft und Fleiß, im erften 
Abfehnitt werden ihm Die in andere Ton⸗Arten transponirte Erempel fehon 
Anteifung zur Transpofition geben. Ich habe in dieſem Erempel die 
Ziffern mit Fleiß ein wenig gehaͤufet, und werden wenig Griffe feyn, wel: - 
che nicht auch darinnen find; der erfte Zack zeiget Die drey Haupt-⸗Accor⸗ 
de, im neunten⸗Tact find Wechſel Noten oder Tranfitus irregularis, wie 
auch im fechften Tact uber c, da haͤtte quch uͤber Z7 eine-& flehen koͤnnen; 
Tranficus regularis ift im zweyten und zehnten Tact; im fünften Fact ha- 
ben wir eine gebundene Baß⸗Note mit der Secunda fuperflua, in eben die: 
fem Tate ift bey erften bey « der Vnifonus um die Secundam ſuper- 
Auam zu meiden; im vierten kommt die Bermechfelung der Stimmen vor; 
im zehnten Tact haben wir eine jiehende Note mit verſchiedenen Ziffern; - 
die Diffonanzien find präpariref und refolsiven mehrentheilg nod) zur fel- 
ben Baß⸗Note, im fünften und fechften Tact aber nicht. Es ıft alfo Die- 
fes Exempel gleichfam Der kurze Inbegriff von Dem mas bishero abgehan- 

| 1 delt 


II.Abſchn. Cap-VI. Bon den Diffonanzien. (9. 34.) 485 


delt worden. Wir wollen eine Ober-Stimme dazu fegen, damit man Ger. 
legenheit hat, fich im ungefaumten Zreffen alter dieſer Griffe zu üben; denn 
fo lange einer vor fich alleine fpielet, zaudert er (oft ohne fein Wiffen) . 
bald hie bald da; fpielet ev aber in Gefellfchaft, oder hat fein Exempel eine 
Violin oder Traverfe, Die er begleiten muß, fo lernet er hiedurch feine Feh— 
ler am beften kennen, und hat fein Vergnügen daran, wenn er es im Zack 


weiß zu fpielen. i 
Maͤſſig. 
— 


HH — He Ehen dieſes 
€ Br N Erempel mit 
ERTL, ae en einer Biolin. 











we En IR = en 
Sa — — — — | + e 
en a — — — — 
ging 77 





en: 








486 11:Hbfihn. Cap-VII. Bom Pauſiren. (1.2) 


Hiemit fehlieffe diefes wichtige Kapitel, welches zwar giemlich fang gewor⸗ 
den, allein diefe Haupt- Materie forderte eine etwas meitläuffige Abhand« 
Warum dieſe (ung und verfchiedene Erempel. Bey den Erempeln wo eine Biolin über 
mn ſtehet, erinnere nochmalen, daß e8 fehr gut waͤre, wenn ınan Den Baß al⸗ 
Baf ag, fein ausfeste und Die Violin auch: man bekoͤmmt fonft,.che man es weiß, 
försißen find, eine geheime Stüge an der Ober-Stimme, mas den Tact anlanget; und 
man bfeibet ungewohnt, nach einem bloffen Baß den General: Baß zu 
ſchlagen, welches Doch von einem Accompagniften gefordert wird. So 
bald einer nun merfet, daß eg ihm Teichter und bequemer ift, den General- 
Baß zu ſchlagen bey einer über Den Baß flehenden Stimme, fo bald muß 
er ſich Diefer Süße felbft berauben ; iſt ihm aber beydes einerley, fo ſchadets 
nicht, fondern ift in Anfehung der Lage der Hand nuͤtzlich, weil er dadurch 
in Stand gefeßet wird, Die Hohe der Haupt: Stimme in feinen Griffen 
nicht zu überfchreiten. Beym manierlichen General Baß Schlagen iſt es 
ſehr nüßlich, die Ober oder Haupt: Skimme eines muficalifchen Stückes 

über feinen Baß zu haben, 


GA -BVIT VIE 
Dom Panfiren und den Pauſen. 


Gelegenheit G. i. Ich habe verſprochen, apart von den Pauſen und vom Pau⸗ 

zu dieſem Ca firen etwas zu handeln, vielleicht findet mancher Anfänger noch einen gu: 

pitel. ten Rath darin; denn ich rede ja mit Ungeuͤbten und mit ſolchen, die ſich 
ſelbſt informiren wollen, denen zu gefallen und zu dienen habe dieſes Buch 
nn es mag Derohalben auch ein Elein Kapitel vom Paufiren dar⸗ 
innen feyn, \ : 


Man muß ac.  g. 2, Es iſt einem Accompagniften unumgänglich nöthig paufiren 
eure paufiren zu Eönnen, das heißt; mit feinem Inſtrumente aufzuhören, fo lang oder 
lernen. kurz als ihm in ſeiner Stimme oder auf feinem Blatte, Durch gewiſſe Zei⸗ 
chen ift angedeutet worden, Es find faft Feine Concerte, Cantaten und 
andere, fonderfich vielſtimmige, muſicaliſche Stuͤcke, worin nicht bald diefe 

bald jene Stimme paufiren oder fehtweigen muß, wo denn aud) die Reihe 

oft an den Accompagniften koͤmmt, daß er nemlich etliche Tacte ſchweigen 

muß, da denn an feiner ftatt ein ander Inſtrument die Grund: Stimme 

um eine Octave höher fpielet; denn ob gleich alsdenn der Baß, a 

un: 


11. Abfehn. Cap- VL. Vom Pauſiren. ($.2:3.) 487 


Rundament der ganzen Harmonie iſt, ſchweiget, fo muß doch eine andere 
Stimme deffen Stelle verfreten, Damit man nicht eine bloffe Melodie ohne 
Harmonie höre. Doch weil die Veränderung bey der Mufic die fehönfte 
Wirkung hat und fehr geliebet wird, fo fchrweigen zuweilen wohl alleStim- 
men und Eine alleine laͤſſet fich hören, ja e8 wird wohl, tenachdem es fon: 
dertich in Eantaten, der auszudrucfende Affect mit fich bringef, eine Ge: 
neral-Paufe gemacht, da das ganze Chor auf eine kurze Zeit ſchweiget. 


$. 3. Wir haben im erftien Theil unfers Elavier-Spielers im zten Von den Zei- 
Abfehn. im X. Eapitel die Zeichen des Stillfchtweigens oder die verfehiede- hen der Pau: 
ne Arten von Naufen, wenn fie nicht über einen ganzen Tact Dauren, ange: ſen. 
zeiget. Allein ein Accompagniſte muß oft mehr als Einen Tact, ja man⸗ 
nigmal eine ganze Menge derſelben pauſiren. Daher wir denn zu denen 
im erſten Theil befindlichen Pauſen⸗Zeichen noch einige hinzufügen wollen. 





Im 2 Zact findet man oft hinter einer Viertel Pauſe einen Punct, da: 
durch denn die Paufe um Die Helfte verlangert wird und drey Achtel gilt. 
Die Ziffern, welche man über Die langen Paufen feßet, befparen einem Das 
Addiren, über die Brüche des Tactes, oder wenn nur ein Theil von einem 
Tacte fol paufiret werden, werden die Zahlen nicht gefchrieben, daher man 
folche wohl muß Eennen lernen, vornemlich die Viertel: Paufen, deren 
Schreib⸗Art bey allen nicht einerlen ift, ie nachdem es ſich der Schreiber 
hat angemöhnet, tie ich denn die Figur einer Biertel-Paufe wohl alfo N 
gefunden, gleich einer umgewandten Achtel-Paufe. DiE find aber Klei- 
nigkeiten, womit man bald Fan fertig werden. 


94 Ob nun gleich folche Signaturen der Pauſen gar leicht find Wer erſt recht 
kennen zu lernen, fo iſt es Doch für einen Ungeuͤbten fehon ſchwer genng Aue Fan. 
0 





188 nAbſchn. Cap. VII. Vom Pauſtren. (84.5) 


das rechte Tempo zu treffen, darin er nach einer Pauſe wieder anfangen 
ſoll. Es koͤmmt hier darauf an, daß man den Tact inne hat und erſt 
Tactmaͤſſig ſpielen lernet, eher wird man auch nicht accurat pauſiren koͤn⸗ 
Huͤlfs Mittel, nen; man muß unter waͤhrendem Pauſiren, ſonderlich wenn man viele 
accurat pauſi· Tacte zu ſchweigen hat, dahin ſehen, daß man die Tact-maͤſſige Bewegung 
ren zu lernen. (ich meyne bier Feine unanſtaͤndige Bewegung des Coͤrpers, ſondern eine 
innerliche bey der aͤuſſerlichen moderaten Bewegung Der Fuͤſſe) nicht ver— 
liere. Ein Anfänger, der die Achtel hat abzehlen gelernet, kan die Achtel 

aller zu pauſirenden Tacte ganz geheim im Sinn abzehlen, und etwa ſo oft 
ein neuer Tact anfaͤnget, einen Finger ſeiner Hand einbiegen, ſo weiß er an 
feinen Fingern mie viel Tacte er ſchon pauſiret hat. Er muß aber bey ei— 
nerfen Methode bleiben, fo daß ex entweder zu Anfang oder am Schluß 
eines Tactes einen Singer kruͤmmet, fonderlich wenn er viel Tacte zu pau- 
firen hat; er hatte nemlich 5 Zacte zu paufiren, fo thut er am beften, daß 
er zu Anfang des erften Tactes, worauf bey Abzehlung der Achtel Die Zahl 
Zins folget, Den Daumen in feiner Hand biegek, zu Anfang des andern 
Tactes bieget er zu dem Daumen den voͤrder Finger, und fo weiter, bis fei- 
ne fünf Finger geſchloſſen; hat er nun nicht mehr als fünf Tacte zu paus 
firen, fo muß er Diefen fünften Zack vor allen Dingen erſt aus paufiven. 
Sind aber mehr Tacte zu paufiren, fo fängt er mit den fünf Fingern fei- 
ner Hand wieder aufs neue an, da er denn leicht behalten Fan, wie oft er 
aufs neue den Daumen gebogen. Wer aber nun ſchon eine Fertigkeit im 
Tact befißet, der nennet nur in fich Die Zahl des Tactes, den er zu pauſi⸗ 
ven anfängt. Geſchicht es nun, wie e8 Denn oft gefehicht, daß er in dem 
sorhergehenden Tact nur Ein Viertel hat zu machen gehabt, den folgen: 
den Tact aber gang zu paufiren und vom dritten Tact nur ein Achtel zu 
fpielen mehr übrig hat, fo hat man im Anfang Borfichtigkeit nöthig, Da: 
mit man nicht. gu frühe wieder anfange, fondern wohl wiffe daß man hier 
bey nahe drey Zacte zu paufiren habe. Ein Anfänger tan beym Paufiren 
nicht forgfältig und vorfichtig genug feyn, und muß ſich fonderlich bemuͤ—⸗ 
hen Tack⸗ veſt zu werden; man gebrauche das Hülfe- Mittel, welches ich 
im erften Theil meines Elavier-Spielers vorgefchlagen habe, und zehle in 
fich, fonderlich wenn die Baß-Stimme in Achteln gehet, Die Achtel in aller 
Stille ab, damit einem beym Pauſiren Die Zeit: Maaffe eines Achtels möge _ 

befant ſeyn und. bleiben. En 


Das Paufiren $.5. Wernoc) nicht veft in feinen Schuhen ftehet, wie man zufagen 
hat ſeine pfleget, und noch feine Hebung im Pauſiren hat, der folte viel lieber immerhin _ 
RR fortfpielen,als paufiren 5 fonderlich wenn Eleine Pauſen mitten im . 

f) ; He 


1. Abſchn. Cap. VII. Vom Pauſiren. .($.3.6) 489 


viel Tacte nad) einander zu pauſiren vorkommen. Am incommodeſten iſt 
das Pauſiren, ganz im Anfang eines Stückes, wenn man die Menſur der 
Noten, welche gefpielet werden, nicht fiehet und auch nicht weiß, wie ge— 
ſchwind oder langfam der Tact feyn foll, da es denn roch! gut if, wenn 
der Director vorhero die Zeit: Maaffe Des Tactes, mie geſchwinde oder 
langfam fie feyn foll, durch ein leifes Borfingen des erften Tactes Eund 
thut; und hat das Zack» Schlagen des Direttoris einigen Nusen und 
Vortheil, fo hat es Diefen vornemlich im Anfange eines Stückes, damit 
einer gleich wiſſe, wie die Ausführung eines Stuͤckes feyn fol: Wer alfo 
nicht gleich mit anfaͤnget, fondern erft einige Tacte nachher eintreten fol, 
der hat vor allen auf den erſten Tact⸗Schlag des Directoris wohl acht zu 
haben, damit er den gehörigen Tat erfahre. fa, wenn zum Unglüc eis 
nige unter denen, die mit muficiren, felbft in ihrem Spielen des Tactes ver- 
fehlen, (denn e8 find nicht immer lauter Meifter, die zu ihrem Deranügen 
ein Concert machen, man nimt aud) oft einen Anfänger, der einen guten 
Willen hat und gerne lernen will und fehon einiger maffen fort Eommen 
Fan, mit ins Collegium), fo hat derjenige, der paufiren muß und noch 
nicht geübet Darinnen ift, noch mehr Gelegenheit zu verfehlen, fo, daß er zu: 
weilen faſt nicht mehr weiß, wie viel Tacte er noch zu pauſiren übrig hat 
oder nicht, alsdenn iſt fein Fehlen auch zu entfehuldigen. So lange nun 
iemand im Collegio eine Partitur hat, fo lange bleidet Rath übrig, da 
Tan einem die Zeit wieder anzufangen Durch einen Wink angezeiget wer⸗ 
Den: aber wie manche Trio ja Eoncerfe werden gemacht ohne Partirur, 
da es denn beym Fehlen eines Gliedes wieder von Anfang angeben muß. 
Aus dem gefagten wird man nun fehon einfehen, daß das Pauſiren feine 
Schwuͤrigkeiten habe, und Daß Paufiren Fein Faullenzen fen. 


86 Wir wollen einmal ein Elein Probe-Stucf geben, worin wir uebungs 
ven Accompagniften verfchiedene Paufen geben wollen, ob ich gleich in Erempel, das 
Feinem muficalifchen Lehr: Buch ein deswegen gegebenes Erempel gefunden Paufiren zu 
habe. Man kan hieraus Doc) das Paufiren ein wenig lernen, wenn die TR 
Melodie Tact⸗maͤſſig von einem andern gefungen, oder befler, auf der Bio— 

lin gefpielet wird. Ferner wird einer nun einfehen, daß beym Pauſiren 

genaue Acht muß gegeben werden; wir wollen Das Erempel herfegen und 

die Biolin drüber. \ 


02 


Wiedeb. Gen. Baß Qaq Naͤſ⸗ 





450 1. Abfchn Cap. VII.Vom Pauficen. (6) 
Maͤſig/ doch nicht langſan 


Fe = 














Wir tollen aber dieſes Erempel auch nur nach dem bloſſen Baß herfegen, 

denn die Ober- Stimme gibt hier dem Accompagniften eine gar zu groffe 

Stüge, daran er fich aber nicht gewoͤhnen muß, oder er Ternet niemals 

paufiren, indeffen muß der Biolinifl Hier den Tact treten. Man übe fich Das Ab;äp: 
bey diefem Exempel im Zehlen von ı big 8: dieſes zu erleichtern, habe ich Tender Achtel 
hier erftlich Die Siffern von a bis 8 unter iedem Tact gefeget, da denn fo iſt hier uutz 
wohl eine iede Pauſe als Note ihre Zahl oder Zahlen hat; zum andern ha— W: 

be der Biolin, wenn ſie ohne Baß alleine gehet, mit Fleiß eine ſolche Menfur 

gegeben, Die das Zehlen Der Achtel nicht hindert, fondern unterflüßet, eini⸗ 

98 Stellen, wo Puncte und Viertel ftehen, ausgenommen. E- 


Dgg2 Maͤſſig 

















492 nbſchn. Cap-ViL. Vom Paufiren. 86H) 
wi Mäflig, doch nicht zu langſam. Ä 











> Tee tele Ss e= 
32345678 -. 1234 536 738 T ö 


— 





He 2 43 - SUCHE 
234 56 7.8 3.2.3 456078 17 Bin J 
Bade Gr. Wir haben oben Cap. IV. $. 9. geſagt, daß man zu einer 


fehlagender Note, welche eine kurze Paufe, als etwa eine Achtel- Pauſe, vor fid) hat, 
rechten Sand mit der rechten Hand, um eine egafe Menſur zu erhalten, zur Eleinen Pauſe 


meiner klei den Griff zur folgenden Note anfehlagen Eönte: allein alleseit erfaubet es 


nen Pauſe ge: .: 
en Die Dber: Stimme nicht. „Hier Fan es gefchehen Tact 6, zu der Achtel- 
nn Paufe vor 4; Tact 9, zu der Achtel-Paufe vor e; Taet zo, zu der Achtel⸗ 
Paufe mit einem Punct vor e; Zack ı3 vor es und endlich zu der Achtel⸗ 
Pauſe vor f Fact ız. Hingegen leidet e8 die Ober- Stimme nicht, Daß 
der Griff zur Paufe angefchlagen wird, Tact 3 by F, Tact 8 bey Z7, 
Tact ıo bey.e, Zack ı3 bey fs und Tartıy bey d. Es nimt ſich oft auch 
beffer heraus, wenn die rechte Hand folche kurze Pauſen mit machet, und 
mit derfelben zugleich eintritt, als hier Zack 3 bey 7. Denn da koͤnte zwar, 
wegen der Ober-Stimme 2, die rechte Hand vorfchlagen zur Waufe, weil 
diß a doch im Griff zu Z’ vorhanden ift, allein das erfte ift hier doch bef- 
fer, Damit das Tutti (tutti zeiget an, Daß alle Stimmen mit einander fich 
hoͤren laſſen follen, entgegen gefeget Dem Worte Solo, allein, dadurch anz 
gezei⸗ 


II.Abſchn. Cap. VII. Vom Pauſiren. (97.8) 493 


gezeiget wird, daß eine Stimme allein, doch gemeiniglich mit einer leiſen 
Begleitung einer Baß Stimme, ſich ſoll hören laſſen) deſto merklicher und 
zu rechter Zeit einfalle. Zu gar kurzen Pauſen, als zum Sechszehntheil, 
aber darf die rechte Hand immer den folgenden Griff anticipiren, wie aus 
dem Erempel N. 8. im sten Eapitel $. 27. dieſes Abfehn. zu erfehen. (item . 
ibid. $.27: N.7.). Bey diefer Öelegenheit Fan man wieder nachfehen, was 
Cap. IV. $.9. von den besifferten Paufen ift gefagt worden... 
$. 8. Es wird an fich freylich eine ſchlechte Luft ſeyn, dieſes Cxem- Wie dieſes 
pel vor ſich allein nach dem bloſſen Baß zu üben, weil man fo oft darin Erempel zu 
fchtueigen muß; wer die Violin- Noten Fennet und darnach feine Hand: brandın. 
Sachen eben fo gut, als nach den Difcant-Noten fpielen Fan (als worin 
fich ein jeder Liebhaber zu üben hat) der mag es erftlich Zact:maffig als ein 
Hand- Stück vor fich fpielen, und hernach einem andern Die Melodie zu 
ſpielen oder zu fingen uͤberlaſſen, da er denn erſt Gelegenheit hat fich im 
Pauſiren zu exerciren. Die Griffe find leicht, und wird man fie fihon fin⸗ 
den und treffen koͤnnen, nachdem ſchon fo viel Davon gehandelt worden. 
Was die Lage der Hand betrifft, fo feßet e8 hier wenig Schwuͤrigkeit, weil 
die vielen Pauſen Freyheit geben, Die Hand nach eigenen Öutachten wieder 
einzufegen, nad) der 4ten Weg. des zten Cap. $.3. Dahero finde nicht nöthig 
länger hiebey ſtehen zu bleiben. Schließlich) rathe einem Ungeubten, wo 
möglich, ſich an Zact-vefte Leute zu halten und mit denen zu fpielen, damit 
er einen egalen Fact halten lernet: welches aber. nicht gefehehen Tan, wenn 
er mit eotchen Leuten oft fpielet, die felber Feinen Tact haben, fondern bald 
- eilen, bald wieder den Fact ziehen und fehleppen ; bey folchen Leuten nun 
wird ein Anfänger leicht verdorben, Die nehmen es nicht genau mitdem Tact; 
einem andern aber ifl das Variiren im Tact unertraglih. Diß mag ge- 


nug feyn vom Panfiren; Webung und Naturell bringt Kunſt. 


a3 2. »-ChmurT VII, 
lebungs >» Erempel, 


gr Nun wollen wir etliche Erempel geben, die ein wenig länger Einrichtung 
als die vorigen ſeyn follen. Wir werden erftlich den Baß mit den darüber diefer Erem⸗ 
gefchriebenen Griffen von einem ieden Erempel voran gehen laffen, und pel. 
einige Anmerkungen darüber machen, hernach demfelben Exempel eine 
Biotin:Stimme geben, damit ein.Liebhaber Gelegenheit habe, ſich zu pro⸗ 
biren, ob er es auch Tactmaͤſſig fpielen Fan. ä 

$. 2. Das erſte Exempel mag aus dem fehr gebrauchlichen Das erſte 
D dur ſeyn. | | Erempel⸗ 

2493 Maͤſſig. 


424 ll. Abſchn. Cap.VIII. unge Exempel. (6. 2.) 











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een: tiefer 
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495 





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27 


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11. Abſchn. Cap.VIIL. Uebungs Exempel. ($.2.) 


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II. Abſchn. Cap. VIII. Uebungo-Exempel. (9.2) 497 


Anmerkungen. 


ı) In dieſem Exempel gibt es Pauſen, als da ſchweigen beyde Han: Von den Pau⸗ 
de ſtille, Tact 9. 21. 37. 38. 45. und 46. die rechte Hand aber ſchweiget Tact fen, 
29 big 31. allein file, da denn die linke Hand ihr fr (wozu mit dem Heinen 
Finger Die Detave, das groffe Zar, Fan genommen werden) liegen laͤſſet, 
welches Die Worte taſto Solo anzeigen; ſonſt find hier auch verſchiedene 
Feine Pauſen, wozu Die rechte Hand den Griff zur folgenden Note vor— 
ſchlagen Fan, ausgenommen Zack 14 ju e, Da es wegen der Melodie nicht 
gut angehen Fan. Wer diefes Stuͤck zu feiner Uebung fpielet, der bat 
eben nicht nöthig Die langen Haufen zu pauſiren, denn diß iſt nur in acht 
zu nehmen, wenn nun die Biolin Die Ober-Stimme fpielet. Die beyden 
Biertel- Paufen im 2. und zten, wie auch im o. und ıofen Tact Fan man 
beym allein Spielen auch nach, Belieben uͤberſchlagen, und alsdenn wird 
aus zwey Tacten nur Einer. 
2). Man hat den leichten Zwey⸗Viertel⸗ Tact gewaͤhlet. Die bey⸗ kleinen Stri⸗ 
den Striche im 8. und oten Tact über Fund A zeigen an, Daß dieſe beyden Gen, 
Töne mit ihren Griffen etwas Eurg abgeftoffen füllen gefpielet werden, 
Fact 61. haben wir ein Ruhe: Zeichen, da nad) Belieben inne gehalten Ruhe— Zeichen, 
wird, und welche letzte Note aud) langer Darf ausgehalten werden, als eg 
ihre Schreib- Ark eigentlich mit fich bringe. Beym iederanfangen 
muß man feine gehabte Tact⸗ Art oder vorige Zeit⸗Maaſſe wieder anheben, 
da denn ein wenig Tactirens wieder noͤthig ſeyn möchte, 
3) Die durchgehende Noten find hier durch Bogen angezeiget; als — 
da iſt Tranfitus regularis bey gradatim gehenden Noten, Zack 14. 26, den Noten, 
27. 33. 39. 40. 2c. bey fpringenden Noten Tact 15. 17. 36. 49. 50. 33.3. Den 
Tranfitum irregularem haben toir hier nicht. 
4) Sm 16, und ıgten Tact hat der Baß eine Ruͤckung, moran fich Ruͤckungen, 
die rechte Hand aber nicht Eehret, fondern in ihrer egalen Bewegung hlei⸗ 
bet, da ſie nemlich zur letzten Helfte des Baß-Viertels den Griff anſchlaͤ⸗ 
get, dadurch denn der Signatur des letzten Achtels dieſer beyden Tacte auch 
ein Senüge geſchicht. 

5) Stehende Noten mit verfehiebenen Ziffern nach einander, finden und ſtehenden 
wir Tact 43. und fonderlich von Zack 55. big 61. allwo ein dreyſtimmiges Noten. 
Accompagnement am beften iff, und zwar nach der ausgefchriebenen 

Fortſetzung. 

6) Sonderlich erſcheinen in dieſem Erempel bie Sexten⸗Griffe auf Der_Serten: 
allerley Art, da bald die Sexte, bald Die Terzie verdoppelt worden, gemei- St if bier 
niglich um den Mittel- Stimmen € einen sn Gang zu geben, oder a —— 

Wiedeb, Gen. Baß u) 


_ 


498 1 Abſchn. Cap. VIII. Uebungs⸗Exempel. (9.2) 


auch um verbotene Octaven zu vermeiden. Wem Tact 22. bis 26. die 
Berdoppelung der Serte etwas incommode werden folte (e8 Fan ein Seh: 
ler der Hand, wenn die Finger nicht ausgewachſen find, oder wenn man in 
feiner Jugend zu Feiner Ausfpannung der Finger gemöhnet worden, der- 
gleichen oft unmöglich machen. Ein Knabe von ı2 Sfahren, deffen Finger 
zwar noch Elein find, Fan e8 einem Ermachfenen von 27 Sjahren, deffen Fin: 
ger zwar fang genug, aber doch nicht zur Ausfpannung gemöhnet, hierin 
zuvor thun) der Fan hier zur Noth auch mohl die Octave flatt der verdop: 
pelten Serte nehmen, meil Motus contrarius da iſt. Es ift aber diefe 
Derdoppelung Tact 4. 5. 11. 33. 67. und 69. nöthig; ein Liebhaber wird ans 
ießo die Urfache leicht einfehen. Tact 33. hätte leicht zu einer ungeſchickten 
Sortfchreitung in den Mittel: Stimmen verführen Fönnen, dieſes nun zu 
vermeiden, hat zu g die Zerzie im Serten: Griff verdoppelt werden muf 
fen; allein Tact au iſt der Vniſonus beſſer, als eine Verdoppelung ver 
Sexte, es waͤre ſonſt die groſſe Terzie azs nicht in derſelben Tenor-⸗Stim⸗ 
me uͤber ſich gegangen. 


Sexken⸗Fol⸗ 7) Wir haben hier auch eine Sexten⸗Folge bey gradatim gehenden 
3. Roten, mo man nur dreyſtimmig fpielet und Die Octave Moru recto weg 
fäffet als Fact 6.und as. Im zaſten Tact haben wir Motum contrarium 

und Die Detave mit genommen. Im 39. und aoſten Tact mußtedie Octa⸗ 
Mieein fremd ve nothmendig wegbleiben, denn die Nerdoppelung eines fremden Ereußes 
* nicht zu iſt nicht erlaubt; ads und gzs entftehen hier durch ein fremdes *, wolte ich 
verdoppeln. nun im Difcant dieſes azs und gas im Griff mit nehmen, und durch den 
motum contrarium die Detaven vermeiden, fo häfte ic) Diß fremde x ver⸗ 
Doppelt, nemlich ich hätte es einmal im Baß und einmal im Difcent, 

deswegen laßt man am beften hier die 8 weg, an deren flatt Fan nun frey— 

lich die Terzie moru contrario verdoppelt (D.i. in der rechten Hand 

zweymal genommen) werden, indeffen habe hier lieber den Vnifonum 


gewaͤhlet. 
Sexta ſaper· 8) Tact 40 haben wir Sextam fuperfluam zu g, nemlich z, wozu 
Aua. hier nur die Terzie gehoͤret; im sg. und 6often Tact haben wir Octavam 


Odtava dimi diminutam, melche fehr ſelten vorfommt und als eine Diffonans unter 
en fich refofoiren muß, fie wird angedeutet wenn vor der 8 ein H.oder b flehet. 
Im 61. Fact bey der erfien Note, wird das Accompagnement nur drey⸗ 

ftimmig und dabey ift noch der Vnifonus. Man fehe felber zu, ob nicht 

bey Mitnehmung der Octave zu d, eim ungefehickter Gang von ezs in d 

gekommen und die Terzie major, Die Doch fo gerne herauf gehet, herunter 
‚gegangen mare. Sonſten findet man hier auch Die gebrauchlichften 2 

R Fels 


1. Abſchn. Cap. VIII. Uebungs-Exempel. ($.2.) 499 
ten-Stiffe, als: $,5,3.3 65,56, Da man alſo hieraus dieſe Griffe kan 
Tennen lernen, | 


9) Was die Preparation und Refolution der in dieſem Erempel Vom Griff 

vorkommenden Diffonanzien betrifft, fo wollen wir dabey noch ein wenig 
ftehen bleiben, und eine_nach der andern vornehmen. Wen der Eleinen 
und vollkommenen Quinte im Griff $ wiffen wir, daß fie (ob fie gleich nicht 
immer darf präpariret ſeyn) unter ſich vefofoiren müffen. Tact ı3. hat 
.gis $, die Eleine Quinte z refolpiret unter fich in 3. Zack 54, 62 und 64 
ift die Refolution auch richtig; Tact 66 wird die Refolution ein wenig 
aufgehalten, und wird aus der Quinte erfilich eine Quarte zu a, welche un: 
ter fich in czs reſolviret. Sonſten ift die Quinte Zack ı. 62. 64. und 66. 
praparitet, Tact ı3 aber nicht. | 


ı0) Der Griff 3 ift hier auch verfchiedene mal, da Denn die 4 immer Vom if 
im vorigen Griff gelegen, und im folgenden Griff wieder Siegen bleibe, und +. 
alfo Feiner Refolution bedarf, wie Tact 7, 12, 15, 17, 69, 72 und 74 gufehen 
iſt. Die Secunde der Ton: Art, hat, wie wir ſchon im erften Abſchnitt Deſſen Sit. 
gefaget haben, Sextam maiorem über ſich, Dazu denn * gehoͤret. Im 
7, 17,69, 72 und zaften Tact hat e diefen Griff, weil allda die Ton - Art 
d dur, und e eine Secundezudift. Tact ı2 und ı5 hat FFdiefen Griff, weil 
die Fon: Art da in a dur ausgewichen, und Z7 die Secunde zu 4 iſt. In 
dieſem Griff wird die Terzie als eine Diffonans angefehen, und muß unter 
fich reſolviren, wie hier in den’ anggeigten Tacten zu fehen iſt. Tact 69 
wird Die Refolution der Terzie aufgehalten und gefchicht erſt bey der letzten 
Mote des folgenden Facts. Tact 35 Fan zu dem cs aud) # genommen 
werden, Denn czs ift die Secunde in A moll, darin das Stuck hier aus- 
gewichen ift. Gehet nad) diefem Griff der Baß nicht mehr als einen Grad 
herunter oder herauf, fo Fan dieſe folgende Note nicht durchgehen, fondern 
muß einen aparten Griff haben, ſolches ift überhaupt von Der groſſen Serte 
zu merken, es mag nun Die Quarte dabey feyn oder nicht, vide Tact 7. 
12. und 71. Springet aber die folgende Note eine Terzie oder Quarte, 
oder fallt eine Quinte, fo gehet ein folches Achtel durch, Siehe Tact 15, 17, 
zaund 72. Sn aſten Tact ſtehet zwar über-a eine Septime, man hat aber, 
ſonderlich in geſchwinder Zeit: Maaffe, nicht nöthig, den Septimen-Briff zu 
a aufs neue anzufchlagen, weil er im vorigen Griff zu e enthalten und bloß 
aus Bermechfelung der Stimmen entflanden if. 


ı) Die Eleine Quarte, welche unter ſich in Tertiam reſolviret und Bon der ei: 


die5 und g zu ſich nimt, finden wir Tact 70 über d, praͤpariret ift fie nen 4. 


Nrra Fact 


eine Imita⸗ 


soo 1. Abſchn. Cap.VIII. Uebungs⸗Exempel. (9.2) 


Dact 69, in der Terzie zu e nemlich ing, und im zoften Zast reſolviret fie 

unter fich ing fs; der Baß 4 aber wartet Die Refolution nicht ab, fon- 

dern gehet ind fr mif der 6 Wenn ich nun zum Serten:Öriff zu Zr 

Feine Dctave genommen, fondern etwa Die 6 verdoppelt oder den Vnifo- 

num gebraucht häfte, fo ware die 4 zu d ohne Refolution geblieben; man 

muß Derohalben zum Serten : Griff nothwendig die Octave mit nehmen, 

fo oft dadurch eine Diffonans entweder präparivet oder reſolviret werden 

Vom Griff muß; tie wir bald weiter bey Der Septime fehen werden. Im Griff — 

$, vefolsiret Die a auch immer unter fi), ob ihre Preparation gleich nicht 

immer nöthig if, twie Tact 20, 47, 66 und 75 zu fehen. Ordentlicher 

Weiſe folget nad) $ die Signatur 3, Da. denn die Sertefich, gleich einer 

Diffonans, in die 5 refolpiref, und Die 4 in. eines. Wenn aber, wie hier 

Tact 66, nach der 6 Feine 5, fondern allein nad) der 4 eine 3 folget, fo blei⸗ 

bet Die 6 liegen und die 4 ıfl alsdenn nur als ein Vorſchlag zur Terzie (die 

' zum Serten: Griff gehöret) anzufehen. Zaet ı2 haben wir über Hvie 

Vom Griff Signatur Z: hier lieget beydes die 4 und die 7, und bleiben auch im folgen: 
— den Griff liegen, und ſtehen alſo beyde im Durchgang. 


Was in Acht 12) Tact 39 und 40 imitiret der Baß, was die Violin in den bey⸗ 
zunehmen den vorhergehenden Tacten, die der Accompagniſte zu pauſiren hat, gemacht 
wann der Baß hatte; dergleichen Imitationen (oder Nachahmungen) kommen nun wohl 
zuweilen felbft im Baß vor, da denn der Accompagnift dahin zu ſehen, 
Daß er einem gefchickten Vorgänger gut, rein und lieblich wiſſe nachzuah⸗ 
oder wann men. Tact 56 macht Die Biolin mit Dem Baſſe Die vier 16- Theile im 
beyde Hände Vnifono. In ſolchen Fallen Fan Die rechte Hand auch mit dem Baß in 
in vnilono Vypifono (das if, eine Octave höher als der Baß) fpielen und alsdenn Die 
sehen. Griffe verlaffen. Hier wird nun wieder eine Geſchicklichkeit erfordert, 
damit der Vnifonus in beyden Händen mit dem Dazu fpielenden Inſtru— 
ment rein und accurat heraus komme: unfere vier 16:Xheife find Teicht, eg 
kommen aber oft ſchwerere Sange vor. Ob nun gleid) beym Vnifono kei⸗ 
ne Griffe zu machen find, fo hat Die Ausübung deflelben fehon feine Schwuͤ⸗ 
tigkeit und erfordert Hebung, um fo viel mehr, ie feltener fich verfelbe er- 
eignet, aber eben Deswegen son guter Wirkung bey den Zuhörern iſt. Im 
erften Theil meines Lfavier-Spielers finden fich im ıten Abfchn. Cap. XVII. 
Heine Exempel zur Hebung für die rechte Hand, ein Liebhaber übe dieſe 
auch) mit der linfen Hand und fpiele felbige mit beyden Händen im Vni- 
fono, wie auc) Die in dieſem andern Theile im ıten Abſchn. Cap.ll. $.27. 
befindliche Ton-Solgen aller dur und moll Ton⸗Arten. 


tion hat, 


13) Die 


It. Abſchn. Cap. VIII. Mebungs⸗Exempel. (g.2) sort 


13) Die Septime kommt hier auch etliche mal vor. Bon der Se: Von der Se⸗ 

ptime, twelche fich, wie hier Tact ss und ferner, über einer ſtehenden Note pfime, und 
befindet, wollen wir. hier nichts fagen, weil fie Feiner Prasparation bedarf, AraTbon 7 
Loſſet ung aber diejenige Septimam ein wenig betrachten, welche zu ihren no le 
. Neben: Ziffern nebft der Terzie entweder. die 5 oder die 8, oder auch Diefe zign, 
beyde Intervalla zugleich hat... Von der über fich reſolvirenden groffen 
Septime haben wir hier Fein Beyſpiel. Die Septime, wenn fieein Nach⸗ 
fehlag der Octave iſt, befindet fich hier Tact 43 und macht Feine Schwürigs 
keit. Wir haben hier vornemlich mit der Septime zu thun, Die einer Vor— 
bereitung und Refolution bedarf. Tact ı9 hat g die Septime, Die ſich 
gleich in Sextam refolviret, fie if im vorigen Zack in Der unterften Stim— 
me bey fr prapariret, bleibt darinnen liegen und, reſolviret auch „Darin. 
Fact 20 hat a wieder 76° damit nun Diefe 7 möchte prapariret werden, fo 
müßte die Detase zum Serten-Griff zu g genommen werden, denn wer hier 
Die Seyte verdoppelte,der bekäme Feine präparirte Septime zu =. Tact 62 
hat der Griff $ zu ZI die Octave bey ſich haben müffen, um die 7 zu ezs zu 
präpariven, und Damit nun Die Refolution in derjelben Stimme gefche- 
ben möchte, fo hat hier der Serten-Griff zu 2 auch ganz vollftimmig feyn 
müffen. Zact67hat 76. Im vorhergehenden Serten-Griff zu bdurf: 
te (um, in Anfehung des vorigen Griffs zu z, Die Detanen zu vermeiden ) 
die Octave (wodurch fonft die Septime zu ezs ware bereitet worden) nicht 
mitgenommen werden, und Doch mußte Die 7 prapariret werden; Dahero 
bedlſenet man ſich in ſolchem Fall diefes Vortheils, daß man nemfich erſt⸗ 
lich die Serte verdoppelt, hernach aber in eben ver Stimme die Octave 
nachfchläget, alsdenn ift bie 7. doch, ehe fie eintritt, prapariret, wie Tact 67 
geſchehen ift. Hieraus erhellet nun, wie man, fo viel möglich, dahin fehen 
muß, Daß die Diffonanzien immer mögen vorbereitet feyn. Die Refolu- 
tion hat hier auch ihre Richtigkeit, weil die Baß-Note felbige abwartet 
und nachher eine 6 bekoͤmmt. Tact 6s haben wir über g wieder eine 7,da 
denn der Baß Die Refolution nicht abwartet. Die Norbereitung der 7 
hat erfordert, Daß im Sexten Griff zu fr Die Detave liegen geblieben, Denn 
Fs iſt die zzug; Damit num Diefe 7 unter fich reſolviren möchte, fo hat zum 
Serten-Sriff zu ezs die Terzie muͤſſen verdoppelt werden. Zack 74 ſtehet 
über a eine 7, diefer Septimen-Griff entfiehet zwar, wie wir in der ıofen 
Anmerkung gefehen haben, aus einer Stimmen-Pertechfelung, und darf 
auch nicht wieder angeſchlagen werden, allein Die Refolurion der 7. muß 
Doch richtig geſchehen, rote hier ausder Septime,, Die Serte # wird. 


.. 14) im23, 24 und asften Tact finden wir die None; ihre Prapa- Bon der 
ration iſt vichtig, fie entficher hier aus Der Terzie der vorigen Baß-Note, Nona, 
ana (dag 





soz. .Abſchn. Cap. VIII. Uebungs⸗Exempel. ($.2.3.) 


(daß ſie nicht aus der Octave des vorigen Griffes darf praͤpariret werden, 
iſt Cap. VI. $. 25. bey der Refolution der None gezeiget worden); ihre 
Refolution ift aud) ın O&tavam in derfelben Stimme. Tact 25 warter 
der Baß die Refolurion der None wieder nicht ab, fondern gehet zu früh 
herunter nady a mit $, indeſſen bleibet Die Refolution der 9 doc) unge: 
kraͤnkt, wie aus Den ausgefesten Griffen erhellet, denn da wird aus der 
None: die Octave », welches bey dem heruntergehenden Baß die Secun: 
de anietzo iſt. Die Verdoppelung der 6, bey der vor dem Nonen- Griff 
hergehenden Baß-Note, ſchicket fich bey einem vierftimmigen Accompa- 


gnement am beiten. 


Veſchaffen⸗ 6. 3. Nun wollen wir zu dieſem Baß eine Melodie ſetzen für die 

heit der Me Violin oder einem andern Inſtrumente, Daran man ſich im Tact üben 

em und feine Gefchicklichkeit zu paufiren probiren Fan. Ich habe der Violin 

| mit Fleiß zuweilen Rücfungen und Bindungen gegeben ; alles, einem jun: 

gen Accompagniften zu zeigen, wie er ſich Dadurch in feinem Zack nicht muß 

laffen irre machen... Wer feinen Baß aus dem vorigen Spho nun inne 

bat, der. hat wenigſtens in feiner Einfamfeit Doc) Feine Gelegenheit gehabt, 

feine Geſchicklichkeit im Paufiren zu erfahren, welches hier nun am beiten 

angehen Fan. Fehlet ihm etwa hie oder Da ein Griff, fo corrigire er fich 

Ein Anfänger ja nicht, damit er fich Dadurch nicht aus dem Tact bringe, Bor allen 

muß — Dingen muß man alle aͤngſtliche Furcht fo bald moͤglich ablegen (einem 

de furcht⸗ Anfaͤnger, ſonderlich jungen Menſchen, iſt dergleichen Furcht bey Ablegung 

ſam ſeyn. Der erſten Probe des Accompagnements nicht zu berdenten, doch hat man 

ihm felbige, fo viel und fo bald möglich zu benehmen und uͤberwinden zu 

helfen), denn Bloͤdigkeit und Furcht find groſſe Feinde, Die einem Anfan- 

ger, felbft beym gröften Fleiß, und wenn er auch feinen Baß auswendig 

Daher fchlagen Fönte, dermaſſen confus und verwirrt machen Fönnen, daß 

er dumm und blind Davon erden Fan, und nicht mehr tweiß, wohin oder 

woher. Ein gefestes Gemuͤth ſchicket ſich am beiten dazu, als welches auch 

von allen Muäicis erfordert wird; man laſſe alſo feine Sehler unerfchrocken 

vorbey raufchen, genug, wenn man fie nur Fennef und nad) und nad) im: 

mer fleiffiger und forgfaltiger wird, fie ganzlich zu vermeiden. - Sonder: 

lich merke man diß, wenn man im Concert accompagniret; denn hier bey 

unfern Erempeln Ean ein guter Freund dem andern rathen, einhelfen, nach- 

geben und forthelfen, toelches aber von einer ganzen Berfammlung nicht 

Da gefhehen Fan. Die Biolin-Stimme zu unferm Baß Eonte etwa Diefe feyn: 

el mit einer & 
iolin Stin 
me 


Maflig 


Il.Abſchn. Cap. VIII. Uebungs⸗Exempel. (F. 3.) 503 
— Maͤſſig geſchwinde. 


— | — 








— — — 

x ge x ‘3 6 2. 
ee 
es ee 





Volti ſubito. 


11. Abſchn. Cap. VIII. Uebungs Exempel. (8.3) 505 


2 


ARE S 





Wiedeb. Een. Bf Sss — 








506 Il.Abſchn. Cap.VIH. Uebungs-Grempel. ($3.4.) 








% -M8e-  -—e- a 
Seesen 
— — — — — nt ce Bee: 


3 — 


— BE 8° = 2 Me 
Be 
—— 

a ee 











Das andere $. 4. Das folgende Erempel foll aus e dur im ganzen Tact ſeyn; 

Uebung» da wir ung Denn wieder am meiften mit Den Serten: Griffen befchäftigen 

Exempel. wollen, fonderlich mit der 5. Es kommen diefe Griffe, allenthalben am mei: 
fien vor; ein Anfänger darf auch nicht denfen, daß alle Bäffe bey Eoncer- 
te, Trios &e. fo ſtark beziffert find, ac) nein?! ter diefe Erempel Tact⸗ 
mäffig fpielen und die Griffe Derfelben fertig treffen Fan, der wird im Stan- 
de ſeyn manches Eoncert begleiten zu koͤnnen. 





1". Abſchn. Cap. VII. EL (62 ne i 


= — = wer — nt 
Ber — ge — — Ar: = 





9 


17 — 
— Hiseiiihe 
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508 11. Abſchn. Cap. VII. Uebungs⸗Exempel. ($4.) 


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2 2 x 0° 1 | 
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an 2 ae rs: Farm 
ee e: — 
Mare — — 


Anmerkungen. 


Vom Sn 1 Ob wohl faſt alles, was in dieſem Exempel vorkoͤmmt, aus dem 


und deſſen 
Sie 


vorigen feicht einzufehen iſt, fo wollen wir ung doch noch ein wenig beym 
Griff S aufhalten, als welcher hier über drenffig mal zu nehmen iſt. Bald 
iſt im Griff $ Die Quinte eine vollfommene Quinte, die aber fich alsdenn 
eben fo wohl, wie die Eleine Quinte, der Refolution unterwerfen und un= 
ter fi) gehen muß; bald ift hier die Fleine Duinte. Es wird diefer Griff 
fehr oft gefunden über die Guarte des Tones, darin man moduliret oder 
fpielet, und Über das Semitonium unterwerts oder Septime mejor - 
des ones. Als hier ſtehet diefer Griff über die Quarte des Tones Tactı. 
überf Das Stüc ift aus c dur, und fift die Quarte des Tones (nem: 
ih e). Zack 3. mweichet das Stuͤck in g dur, c als die Quarte des Tones 
(nemlich. g) hat deswegen 8. Tact 16. iſt in a mol} ausgemichen, nun if 
d die Quarte von a mol/, dahero denn über der Viertel: Vaufe, Die noch 
wie d anzufehen, S ftehet. Tact i8. ift die Ton⸗Art g dur, e ift die Quarte 
von g, dahero hat Die legte Hälfte derfelben $ über fih. Tact 20. iſt wie⸗ 
der ce dur, dahero hat f auch S über fich. Tact 22. iſt in b.dur, weil nun 
es vie Quarte zu / ift, fo finden wir abermal S darüber. Zack 2q. weichet 
das Stück in d mol), dahero hat &, als eine Quarte zu d, den Griff $ 
u.fw. Es findet fich dieſer Griff auch über dag Semitonium untermwerts 
aller dur- und moll- Zone, als hier Tact 2. ift 5 dag Semironium unter- 
werts von c der daraus das Stück iſt. Tact 5. iſt cr dag Semitonium 
unterwerts von ddur, darin Diefer Tact if, und hat naher ?. Tact 6 bis 
| 10.1 


II.Abſchn. Cap. VI. Uebungs-Cxempel. (9.4) 509 


10. iſt man ine zzoll, da ift nun dis dag Semitonium unterwerts und. hat $, 
gis ift dag Semitonium untermerts von a moll und hat Daher Zack 14. 3; 
aift das Semitonium unterwerts von > dur und hat Zact a2. den Griff 
SHufm. Wann fic) der Griff $ über das Semitonium untermerts be: 
findet, fo ifEdie Quinte immer Elein; befindet fie fich aber über der Quarte 
des Toneg, fo if fie eine vollfommene 5 und refoloiret unter fih. Wir 
haben im zten Cap. Diefes Abfehnitts $. ı7. (qq. gefagt, wie Die Quarte 
minor in dur und moll oft zierlich um einen halben Ton erhöhet wird; 
alsdenn ift im Griff: $ die Quinte zur Quarte des Tones aud) eine klei⸗ 
ne Quinte. — — 5 
3) Es darf die 5 beym Griff $ auch wohl unprapariret hereintreten, Von der 
und zwar ohne Unterfcheid, die Eleine fo wohl als die vollfommene Quinte, Quinte im 
wie in unferm Exempel Tact 2, 10, 21 und 3ı. fonften ift fie hier allegeit vor- Griff 8, wie 
bereitet. Gemeiniglich gehet der Baß hernach einen Grad in die Höhe, — Reſo 
als Tact 1, 2, 12, 15,16, 1826. oder fällt einen kleinen halben Ton herunter, Kan ta 
als Tact 21, mofelbft nah 77 mit der $, DZ mit $ folget (vide Cap.Vl. 
$.31.); oder e8 wird der Baß auch wohl gebunden, wie wir Zack ıı undıa 
ſehen; es wird ferner Die Refolution der 5 wohl durch eine Verwechſelung 
der Stimmen aufgehalten, als hier Tact 3, 5, 6 und 10. Ob nun gleich die 
Quinte nicht in der folgenden Baß-Note ihre Refolution findet, ſondern 
in einer andern Diffonang wieder verwandelt wird, fo muß fie doc) in der 
Stimme worin fie gelegen Stegen bleiben, und Darin auch reſolviren, wie 
hier in angezeigten Tasten denn auch gefchehen iſt. Wer hier Tact züber 
4 Feine 7 machen wolte, der benahme der 3 ihre Refolution, als: 


Hier ift nun gar Feine Refolution der s im Griff $ ue; denn nach muß 
fis nicht aber erſtlich = folgen, vahero muß z im Griff zu Z noch liegen 
bleiben und bey d gefchicht Die Refolution der Quinte alsdenn Negel:mäf: - 
fig in der Zenor-Stimme. Wenn alfo der Baß fo, wie Das Heine Erem- 
pel zeiget, beziffert ware, daß nemlich über 4 Feine Signatur ſtuͤnde, fo 
würde ein verftändiger Accompagnift Doc) die 7 zu A nehmen, und die 5 
nicht eher fahren laſſen, bis ſich Gelegenheit zeigte zur Reſolution 


berfeiben. | | 
Sss3 Wir 


Don ber 
Stimmen: 
Verwechſe⸗ 
lung bey der 
Reſolution ei: 
ner Diſſo⸗ 
nanz. 





so Il. Abſchn Cap. VIII. Uebungs Erempel. ($.4.) 
3) Wir haben in dieſem Abſchnitt Cap.VI.$.27. (bald am Ende) in der 


RandGloſſe geſagt: durch die Stimmen⸗ Verwechſelung geſchicht 


keine Refolution; da wir denn ſolches auch Deutlich gezeiget haben, wie Die 
Reſolution der Diſſonans nur dadurch aufgehalten wird, und hernach 
doch in eben derſelben Stimme reſolviren muß, diß hat nun auch ſeine voͤl⸗ 
lige Richtigkeit und iſt von einem ieden Accompagniſten wohl zu merken. 
Indeſſen muß ia) einem Liebhaber doch noch einen Eleinen Begriff bey: 
bringen, von einer Verwechfelung der Stimmen, darin die Refolution 
einer Diffonans enthalten iſt. Sehen wir in unferm Exempel die lebte 
Note des gten und die erfie Note des gten Zactes im Baß an, fo iſt im 
sten Fact dis mit $ und zu Anfang Des gten Tactes haben wir ZZ mitdem 
Griff 3. Diß heißt nun auch eine Bermechfelung der Stimmen, aber es 
ift eine ſolche Stimmen-Bermwechfelung, Darin die Refolution Der 5 zu dis 
enthalten ift: denn die ste gu dis das = refoloiret im Difcant regelmäflig 
unter fih, der Baß aber nimt Dod) einen andern Ton als bey einer ordi⸗ 
naiven Dermechfelung der Stimmen (vide ıten Abfcehn. Cap-X11.$.8— 16. 
item sten Abſchn. Cap. VI. $'27.1q.) geſchicht, und gefchicht hier alfo eine 
Verwechſelung der Stimmen bey der Refolution ſelbſt; denn an flatt daß 


der Baß hätte e haben follen, nimt er aus dem Griff zu e die Quinte 77 


Durch) ein 
Exempel er 
laͤutert. 


mit 5. Es gibt aber noch eine andere Art der Stimmen-Verwechſelung, 
worin Die Refolution einer Diffonans auch gefchicht, da nemlich der Baß 
den Ton um eine Öctave tieffer nimt, Den der Difcant eigentlich hätte 
haben follen, und Da der Diſcant hingegen den Ton um eine Gctave 
höber nimt, den der Baß eigentlich hatte haben follen, wir wollen ſolches 


kuͤrzlich in einem Erempel zeigen: 


2 | = || 
— 


* 
Beam 
$ 


% 





Tact ı. hat fir 5, die Quinte zu fir fieget hier oben und iſt 7, nun folte bie 


Quinte unter fich refolviren, und nach - folte alfo » folgen, fo waͤre die 


” Bermechfelung der Stimmen in der Refolution, oder eine BE 


Refolution richtig, hier aber nimt der Baß flatt g das 4 und der Diſcant 
gehet herauf ins: Weiter, = hat 7, die Septime zu = iſt s im Alt, aus 
Diefem z folte nun werden, und der Baß folte a behalten, an deſſen ſtatt 


aber nimt er dem Alt das z und überfäßt ihm fein «, das heißt nun eine 


efo- 


1. Xbfchn, Cap.VIII. Uebungs⸗Exempel. ($.4) Sm 


Refolution. Sm aten Tact hat d die 7, welche © ift, Diefe 7 folte nun un: 

ter fich reſolviren ins 4, allein der Baß nimt dns und läßt dem Diſcant 

dafür fein d, welches der Baß hier mit der Signatur $ hätte behalten fol- 

len; eben fo. machts der Baß im zten Tact und nimt dem Difcant Das 7, 

gibt ihm dagegen das z Sin eben dieſem Tact hat d 2, die 4 za d nem: 

fich & folte nun unter ſich in 7 reſolviren, allein diß fs mechfelt der Baß 

mit feinem ⸗ wieder ein, ift alfo Die Refolution der Quarte zu d im Griff 

gar nicht zu fehen, fondern fleckt im fr, welches der Baß hat. Tact 4 hat 

e eine7. Diefe 7 zu e ift 2, und fieget im Alt, nun hatte der Baß ftehen 

bleiben follen ins e, damit die 7 in der 6 zu ein ẽ im Alt hätte Fönnen 

refofoiret werden, allein der Baß nimt hier abermal Das e und fäßt dem 

Alt fein gehabted e. Sm legten Tact bat 4 eine 7, diß 4 hätte nun follen 

ſtehen bleiben und eine & über fid) haben, allein an flatt deſſen nimt der 

Baß dem Difcant fein fr wiederum ab, und gibt ihm dafür fein 4 i 

Das ift nun eine vermwechfelte Refolution. Wir wollen diß Erempel oh: Das vorige 

ne folche Verwechſelung herfegen, damit man eines gegen das andere Erempel ohne 

halten Fan. en 
erwechſe⸗ 

lung. 





Ich habe dieſe Verwechſelung der Stimmen bey der Reſolution hier nur 
anzeigen wollen, fie gehöret eigentlich zu den Regeln der Compofition, 
und wenn einem Accompagniften ein folcher Baß vorkommen folte, fo fie- 

het er doch dahin, Daß die Sage feiner rechten Hand fo mag. befehaffen Wie es aber 
feyn, daß die Refolurion einer ieden Diffonang in derfelben geſchehen moͤ⸗ su accompa- 
ge, und Fönte efton alfo herausfommen : guiren i 





st? U.Abſchn. Cap. VIII Uebungs-Exempel. (6.4) 


Es gibt aber der Componiſt dem Baß eine ſolche verwechſelte Note, um der 
Melodie des Baſſes willen, damit der nicht immer ſo nackend und ſchlecht 
einher gehen moͤge. Ich darf anietzo mich nicht laͤnger dabey aufhalten, 
genug, wenn ein Liebhaber nur hat eingeſehen und verſtanden, was man 
durch Verwechſelung der Stimmen, Verkehrungen und Umwendungen 
(als welche drey einerley Ding anzeigen) der Partien meynet. Wir wen⸗ 
den uns noch ein wenig wieder zu unſerm Exempel. 
Wenn g etli⸗ 4) Es kan der Griff? auch etliche mal nach einander folgen, wenn 
che mal nad; nemlich der Baß Zerzien-weife fallet, wie Zack 13, 14 und 15 zu fehen, da 
einander ſte. aus Der Terzie Des vorigen Sert-Quinten:Griffes die Quinte zum folgen: 
het. den Sext⸗Quinten⸗-Griffe wird, indeſſen reſolviret hier Doch eine iede 
Duinte gebührend unter fich. 
Wann bey € 5) Ordentlich gehöret zu 3 nur die 3, indeffen wird auch die Octave 
die Oetave zu noch mit hinzu genommen, wenn nemfich Durch dieſe Detave eine folgende 
nehmen. Diſſonans praͤpariret oder eine vorhergegangene Diffonang refofoiret wer: 
den muß, als Zack 20 mußte zu f die Octave mit genommen werden, Das 
mie Die 7 zu g möchte präparirek feyn, item Tact 24 mußte ebenfalls im 
Sext⸗Quinten⸗Griff zu g die Detave feyn, als woraus die Septime zu ⸗— 
praͤpariret iſt. Tact ı6 muß gu 4 die None reſolviret werden, Diefe Refo- 
Jution aber Fan nun nicht anders allhier gefchehen, als wenn ich zu $ die 
8 mit nehme, Tact ı8 haben wir denfelben Gang, allein um einen Ton 
tieffer. Wenn die Detave zu $ genommen wird, fo ift die Lage am beften 
wenn Die 5 oben, die 6 unten und alfo die 8 und 3 in der Mitte liegen, hier 
aber muß um der vorhergegangenen None willen die Detave oben liegen. 
SHE, Ueberhaupt ift e8 bey allen Serten:Sriffen die fehlechtefte Lage, wenn die 
— ” Hctave in der oberſten Stimme lieget, Denn e8 ift immer beſſer (fo lange 
Sorten, es nemlich Die Folge nicht fchlechterdings haben till) daß die Octave in 
beym Serten, es SION) 4 Eh 
Gliff. einer von den beyden Mittel⸗Stimmen iſt. Indeſſen muß ein ieder ſelber 
beurtheilen lernen, welche Lage iedesmal am beſten iſt. | 
Warum die 6) Wir haben gehöret, daß man immer den nachfigelegenen Griff 
rechte Dand nehmen muß, nach Diefer Negel müßte ich nun Die rechte Hand nicht bewe⸗ 
en gen, wenn etwa zwey Töne ihren Griff unverändert behielten, als Tact 2, 
age nn, haben wit Den Accord zu e zweymal, Tact 4 bleibt d und g zweymal, und 
dertund in die s iz nu | 
Spöhe gehet. To auch) Tact 8 das e, und Lack 13da8a. Nun will ich die Urſache anzei— 
gen, warum ich hier den erſten Griff nicht unverruͤckt zur afen Note ber 
halten habe. Zack 2 habe ich in dem andern Accord zu € Die Terzie oben 
genommen, hier häfte nun bey dem andern © die Octave wohl wieder oben 
bfeiben fünnen, aledenn aber ware zu s die Terzie oben und bie 6 nd 5 
unten zufammen liegend gekommen, welches ſo guf nicht iſt, als wenn fie 
gerfireuet, Die s oben und Die 6 unten liegen; alle Stimmen befommen aud) 
einen 


11. Xbfchn. Cap. VIII. Uebungs⸗Exempel. (54) 513 


einen beffern Gang. Qact 4 haͤtte in der oberften Stimme das < viermal 
ftehen bleiben Eönnen, allein weil bey g wieder Gelegenheit mar herauf zu 
gehen, fo habe die Accorde verwechſelt, dadurch denn Die oberfte Stimme 
- auch eine beffere Melodie befommen, als wenn fie ware fiehen gebliebem. 
Reiter ift dag Vacuum vom Baß D bie zum = im Tenor ſchon groß ges 
nug, welches aber noch gröffer geworden waͤre, wenn a twäare fichen geblie= 
ben. Der verdeckten Detaven nicht a gedenken, die alsdenn im Baß und 
Tenor waren vorgekommen. Se gröffer dag Vacuum zwiſchen Baß und 


Tenor ift, ie mehr fallen dergleichen verdeckte Detaven ins Gehör; da hin⸗ 
gegen diefe Octaven, welche fich hier zwiſchen dem Baß und Alt befinden, 
fo nicht ins Gehör fallen und auch erlaubter find. Tact 8 iſt im andern 
Accord zu e die Duinte oben genommen, waͤre diß nicht gefchehen, fo ware 
die Sortfchreitung der rechten Hand folgender Geftalt gemefen: 





Hier gehet Tact u Die rechte Hand bis ins z, welches ein wenig zu hoch 
ift: das Vacuum zwiſchen dem Baß und Tenor iſt auch gröffer Dadurch ge= 
worden. Weiter iſt der Griff 3 nicht zerſtreuet, fondern Die 6 und die s 
liegen hier immer bey einander, welches alles in unferm Erempel, da wir 
im sten Zack im Accord zu e herunter fallen, corrigiret wird. Tact 13 ha= 
ben wir beym andern z den Accord wieder verwechfelt, fonften hatte Die 
rechte Hand alfo fortfchreiten muͤſſen: 


Wiedeb. Gen Baß DTtt 13 


5140II. Abſchn. Cap. VIII. Uebungs Exempel. (8.4. 





JS ae 
neben er“ 
SnSaz 894 * — 493 


Eistee] m 


so... 





Hier find nun beyde Hände fehr nahe zufammen, allein die oberfte Stim- 
me bat eine fehr fehlechte Melodie. Im ıoten Fact fichet es wunderlich 
aus, da wachfen die Stimmen don 2 bis auf a: und wenn zu der Griff ? Fom- 
men foll, fo if die Refolution der None fehr verworren, beſſer ſchickte ſich 
in diefem Fall ein reiner Accord. Die Zerfireuung hat auch fo oft nicht ges 
fehehen Eönnen, darum ift die Art der Fortfchreitung der rechten Hand, fo 

wie wir fie in unferm Erempel finden, diefer vorzuziehen. 

Eine Falſa. 7) € ift eine Falfa (vide Cap. VI. $.30.) wenn fic) die Serte ma⸗ 
jor zur Eleinen Quinte gefellet, als hier Zack 14 und 28 zu ZI, oder wenn 
fich die Sexta fuperfiua zur vollfommenen Quinte thut, als Tact 29 zu 7, 
(da — noch bey Eintretung der vergroͤſſerten Sexte ais muß lie⸗ 
en bleiben. 

Wie unſer 8) Nun unterſuche man, ob nicht eintrifft, was Cap. VI. $.29. von 
Erempelsu der Refolurion der Diffonanzien überhaupt if gefaget worden, nemlich, 
unterſuchen. daß die groffe Diffonanzien über fich, die kleinen aber unter fich re⸗ 

folviren, und zwar in eben der Stimme, darin fie gelegen; man betrachte 
deswegen Die ausgeſetzten Griffe, worin 9, 2, 3, 7,43, Und 9, ja 5 und * 
befindlich; fo wird man die RichrigFeit von obiger Haupt-Regul finden. 

Bon der 9) Die Verdoppelung der Terzie beym Septen Griff ift hier auch 
Nona. wohl zu merken, als im ı6 und ıgfen Tact iſt Die Terzie verdoppelt, Damit 

Die 9 in der oberften Stimme möchte praparivet werden, _E8 gefällt mir 

der Nonen-Griff am beften, wenn Die. 9. oben lieget. Im asften Zack ift 

auch eine Falfa, da die Terzie major fich zur Fleinen Nonenefellt. 

10) Sonſten gehet bier der Baß mehrentheils in Dierteln einher. 

% Fact ı7 und ıg bat nur vier Achtel, dazu die rechte Hand nur Einen Griff 
thut, die drey letzten macht die linke allein nach. Tact 9 big ı2 hat der 

Wie die Trio Baß Triolen, da drey dergleichen Achtel ein Viertel ausmachen. In der 
Ien zu fpielen. Violin, Die wir zu Diefem Erempel gefeget haben und unten folgen foll, fin= 
den wir Fact 7 und 8 dergleichen Triolen, daraus ein Anfänger die Men- 

für Diefer Triolen vorher hören Fan, Damit er fie defto leichter und geſchick⸗ 

ter möge nachmachen Fönnen. Tact m und 12 gehet e8 eind ums andere, 

wenn der Baß fie gemacht, fo macht die Violin fie nad. Man N 

' er 


1. Abſchn. Cap VIII. Uebungs⸗Exempel. ($.4.)  sı5 


Der Menſur der Triolen dahin zu ſehen, Daß man fie fein egal und zuſam⸗ 
hängend mache, nicht als wenn Die erfte Note ein Achtel und Die beyden an- 
dern Sechsgehn- Theile waren, auch nicht fo, daß man aus den beyden erften 
Noten wolte Sechszehn-Theile und aus der legten ein Achtel machen, 
man muß im Spielen auch nicht eine Figur (fo nennet man eine Anzahl 
Noten, welche Achtel, 16: Theile 2. find, und 3 bey 3, 4 bey 4, oder 6 bey 6, 
durch Einen oder mehrere Striche zuſammen gezogen flehen. Eine Fleine Eine Tange 
Figur von 4bis 6 Noten laͤſſet fich leicht überfehen, mit welchen Fingern fie Noten Sigur 
zu machen find, und worin ihre Öfeichheit oder Ungleichheit befichet, allein — 
‚wenn ı6 Sechszehn Theile oder wohl gar 32 Zwey und dreyffig- Theile Ei- ummode für 
ne Figur ausmachen, fo erforderts ſchon eine Uebung fie recht in der Ge⸗ die Augen. 
ſchwindigkeit einzufehen, am gemöhnlichften iſt e8 im ganzen Tact immer 
a und 4 Sechszehn⸗Theile, und 8 und 8 Zwey und dreyffig- Theile zuſam⸗ 
men zu ziehen, im Zripel-Zact ziehet man 6 Achtel, oder 4 und 4 Sechssehn- 
Theile zufammen, im zufammen gefesten Tripel, als $, 2 Laut toerden 
gemeiniglich 6 Sechszehn - Theile zufammen gegogen, dazu ift das Geficht 
ſchon gewoͤhnet; Die langen Figuren, da zuweilen eine ganze Zeile Damit z 
ausgefüllet ift, find dem Spieler fange fo commode nicht,) von Der andern 
abföfen, oder hier nicht zwiſchen Drey und drey Noten ein Elein wenig inne 
halten, fondern fie müffen fein flieffen und zufammen hängen nad) ihrer 
rechten Zeit-Maaffe. Man Eoppelt auch) wol zwey folcher Figuren von 
Triolen zufammen und macht eine Eleine 6 mit einem Bogen Darüber, wel⸗ 
che Figur zwey Paar Triolen mit Einem Griff anzeiget. 
11) Ben halben Taten, wozu nur Ein Griff gehöret, darf Die rechte Accampagne: 
Hand eben nicht liegen bleiben, fondern fie machets wie Zack a5 zu fehen. ment halber 
‚Hat ein halber Tact aber zwey Signaturen über ſich, fo macht die rechte Zach Shi 
Hand Viertel, wie Tact ıs, 18 und 19 zu fehen. Hat ein halber Tact drey I" 
Signaturen, wie hier Tact 29, fo iſt der erfle Griff ein Viertel und Die 
beyden legten find Achtel. Die beyden Signafuren, Die in der Zeit: Maaffe 
als Achtel follen gemachet werden, müffen immer etwas nahe zufammen 
fiehen, fo weiß der Accompagnift hieraus, ob die beyden erſten oder die 
beyden festen als Achtel füllen angefehen werden. Hat aber ein. halber 
Tact einen Punct und. drey Ziffern nach der Neihe über fich, wie Tact 26, 
fo fchläget die rechte Hand Viertel. Gleiche Bewandniß hat e8 auch mit 
den ganzen Tacten. (vide Zack 32, 33, 34.) 
13) Schließlich erinnere man fich beym agften Zack, da wir im Ac⸗ Gebrauch die 
cord zu FDie Octave weggelaffen, was Cap. I. $. 9. vom ungefchickten fer Erempel. 
Gang ift gefaget worden. Bey Hebung diefer und der folgenden Erempel 
muß man nicht feine Luft in der Melodie, fondern in der Fertigkeit, fie ac: 
eurat nach) allen ihren Signaturen Tact⸗maͤſſig zu treffen, fuchen; Dahero 
: . xtta wollen 


516 aAbſchn. Cap-VIIL Uebunge⸗Crempel. ($.5) 


wollen wir nun auch diefem Erempel eine Violin geben, damit man Gele: 
genheit habe, ( eine Fertigkeit im Zreffen zu erlangen. 

Das vorige $. 5. Im vorigen Erempel aus d dur hatte der Baß einige er 
Saal ai bier wollen wir nun der u — — 

EINER Vihlin 


44 ee Re — anne 
— = == — => 
— 
* 


ee =: 


40 











6 





Ben = — 


= — 








Das dritte 


518 IE Abfchn, Cap. VIII. Uebungs-Exempel. ($.6.) 
$. 6. Jetzt iſt es Zeit, daß wir auch ein Septimen-Frempel geben: 


Exempel, wor denn nach den Serten - Griffen kommt Die Septime aud) am meiſten vor, 


in es viel Se: 


ptimen gibt. 


und zwar auf allerfey Art und Weiſe; davon ein angehender Accompagniſt 

a en En er wo 2: Erempel erſtlich mit ausgefesten 
viffen geben, und hernach einige Anmerkungen dariiber machen. Hieri 

ee in zwey Viertel⸗Tact. | nr 


Muntern 







i 14 | — 
















ze en ee 2) 
| Den 
F gi 
Er e ee 





I.Abſchn. Cap. VIII. Uebungs⸗Exempel. (9.6) 519 


Ferne 
IE 






— ara — 


— 33. 











— — — — 
er eu 


1 ea: 


ee 


Anmer⸗ 





= 45 EI — 401 en 


Septimen⸗ 
Griff iſt hier 
zu merken. 


Septima im 
Durchgang 
ohne Duinke. 


Von der Praͤ⸗ 
paration der 
Septime. 


Wenn die klel⸗ 





520 I. Abſchn. Cap. VIII. Uebumgs⸗Exempel. ($.6.) 


Anmerkungen. 

ı) In dieſem Exempel hat man nun Gelegenheit, ſich die Septimen 
recht bekant zu machen: ſie lieget hier faſt allezeit vorher und reſolviret in 
allen Fällen unter ſich; bald bleibet der Baß bis zur Relolution ſtehen, da 
denn die 6 darauf folget, als Tact 7, i0, in. Bald verändert der Baß ſei⸗ 
ne Stelle, wie Zack 25, 26, 34, 36, 38 Und 51 geſchehen, und die Reſolution 
geſchiehet Doch in eben der Stimme, darin ſie gelegen. Tact 27 — 29 ha⸗ 
ben wir den Septimen:Gang, und Tact 22 — 24 iſt eine Fleine Variation 
Diefes Septimen:Ganges, da der Septimen-Griff zur Eleinen Pauſe muß 
angefchlagen werden (vide Cap. IV.$.5.). Ben diefem Septimen-Gang 
ift am ficherfien, Daß man, wenn die Septime oben lieget, Die s und 3, 
wenn fie aber unten lieget, Die 8 und 3 dazu nimt; wie wir denn ſchon int 
erften Abſchn Cap. XV. $. 2. in der sten Anmerkung Davon deutlich ge: 
handelt, und die Richtigkeit der Preparation und Refolution der 7 im 
Septimen⸗Gang gegeiget haben. 

3) Die Septime im Durchgange leidet Feine Quinte, fondern als: 
denn nimt man entweder nur bloß Die 3 Dazu, als Zack 4, oder man nimt 
auch wohl noch Die Octave Dazu, wie Tact ı6 und ı7 zeiget. Bey einzelen 
Septimen:Sriffen, wenn nemlich die darauf folgende Note Feine 7 hat, 
hat man fich für verbotene Quinten zu hüten, davon beliebe man den. 
ıften Abfehn. Cap. XVII. $. 14. wieder nachzufehen. Hier aber Zack ı2, 
26, 34, 36 und 38 Fan fie ohne Schaden mitgenommen werden. 

3) Man merke Zack 34, da iſt die 7 gu d nicht praͤpariret, es iſt hier 
eine Ellipfis (vide Cap. VI. $.2r.), nach der 7 zu e folte erfilich Die 6 nach⸗ 
föhlagen, fo waͤre dadurch Die 7 zu d praparivet. Ein Anfänger aber hat 
dergleichen feltene Falle nicht nachzumachen (es fen denn, daß der Baß es 
abfolut nicht anders haben will, mie hier, da nach Der 7 zu e Feine 6 fie- 
het), fondern er fiehet immer darauf, daß feine 7 möge prapariret feyns . 
Deswegen er denn zum Serten-Öriff die Detave mit nehmen muß, wenn 
eine 7 daraus kan vorbereitet (oder auch reſolviret) werden, wie Fact a5, 26 
bey e und fzu fehen. Ja sum Septimen: Griff felbft nimt man auch die 
Detave (felbft wenn die 5 oben lieget) wenn aus derfelben eine 7 muß bes 
reitet werden, als Tact ı9, da zum Septimen : Griff zu F die Octave hat 
müflen genommen werden, um die 7 zu g vorzubereiten. Wird in der 
rechten Hand eine Fortfehreitung von 2 Tönen erfordert, als hier Tact 5, 
fo nimt man zur 7 nichts mehr als die Darunter ſtehende Neben-Ziffer, hier 
fiehet über e 7, da brauchte nun weder 3 noch 8 zur Septime. 

4) Wir haben hier auch, daß die kleine 7 gleich nach der 8 folgek, 


ne 7 nad) der nemlich Tact 45, 46 und so. Hierbey ift nun zu merken, daß man die 7 


3 ſchlaͤgt. 


gerne in eben derfelben Stimme folgen laͤſſet, Darin Die 8 gelegen. en 
en 


11. Abſchn. Cap. VIII. Uebungs-Exempel. ($.6.) 321 


fen iſt es Doch auch erlaubet, in die kleine 7zu ſpringen, wie wir hier Tact 35 

bey e, worüber 87 ſtehet, gethan haben: denn hier iſt die 7 nicht in dee 

Stimme geblieben, Darin die g gewefen, nemlich im Zenst, fondern es iſt 
die 7 in der oberften Stimme genommen worden, und diß darum, Damit Veränderung 
die rechte Hand zur Preparation und Refolution der folgenden Diffonan: der Lage der 
sion möchte Plaß bekommen. Gefest aber auch, Daß die folgende Note rechten Dand, 
auch Eeine 7 (als um deren Vorbereitung reillen die 8 gu e hat ſtehen blei⸗ 

ben muͤſſen) ſondern einen reinen Accord uber fich hatte, fo müßte Die rechte 

Hand in ihrer Fortfehreitung alfo feyn, Daß man im Accord zu fden Vni- 

ſonum in die Derzie fegte; Dadurch aber Fame Die rechte Hand endlich) fo oder fie ge: 
tief herunter, daß fie Zack 37 zu @ nur Die s und 3 hatte nehmen koͤnnen: räth su tief 
fer nun Fact 38 bey e feine Hand noch nicht wieder in die Höhe richten berunter— 
wolte, deſſen Accompagnement würde folgender geſtalt ausfallen. 











Bxg9H 


J 





— 
Hieraus erhellet nun Klar, daß Die rechte Hand, fo ofte fie dem Baſſe zu 


nahe kommet, bey einer bequemen Gelegenheit wieder zu erheben; und hie⸗ 
zu fehickt ſich am beften eine etwas lange Note, Die einen reinen Accord hats > 


es muß aber, tie fihs ohne mein Erinnern verfichet, Die Refolution einer 


Diffonang vorhero richtig gefchehen ſeyn. 


5) Tact 3ı und 32 haben wir Wechfel-Noten, da die Signatur über Wechſel No⸗ 
einer in fich kurzen Note ftehet, da denn die rechte Hand einen vierflimmiz ten. 
gen Griff zu der in fich langen Mote (zu der erften und andern Note von 
den 4 Achten) anfchlagen fan. Tact 44 koͤmmt die 4 im Durchgange 
nach oben vor, als da fie weder Praparation noch Refolution bedarf, 
vide Cap. Vi. $.13.. Das übrige diefes Erempels ift aus vorigem ſchon 
befant, Deswegen überlaffe hiemit dem Liebhaber Die nähere und ausführlis 
here Betrachtung diefes Erempels, 


6) Weil in diefem Capitel Nebungs-Erempel haben fenn follen, fo uebungs 
muß man ſich nicht wundern, Daß der Ziffern ie fo viel find; viefe Baͤſſe Srempel müf- 
un 


\ 5 fen viel Zif⸗ 
en: Gen. Sof. BU Fern babe, 


522 1. Abfchn. Cap. VIII. Mebungs-Erempel. ($.6.7.) 


zu andern muficalifehen Stücken haben defto weniger, und werden dahero 
viel leichter als diefe Erempel feyn. Ein Liebhaber wird leicht Gelegen- 
heit haben, zu feinem Vergnuͤgen hübfche Trios und Concerte und andere 
muſicaliſche Stücke abzufchreiben oder abfchreiben zu laffen, dazu denn der 
Baß oft leicht genug iſt; Deswegen habe mein Buch mit folchen leichten 
Baͤſſen und Stücken nicht vergroffern wollen, zumal da Cap. IV. und VI. 
fchon verfchiedene leichte Hebungs-Epempel vorgekommen find. 


Bon der Bio: 6. 7. Wir wollen aniego unſerm Baſſe eine Violin zufegen. Wer 
lin Stimme die Melodien, welche bis hieher zu den Baflen find gefeget worden, beur: 
—— Exem⸗ gpeifen will, der muß auch hiebey nicht vergeſſen zu bedenken, tie ich auch 
Ir hierin mehr gefuchet habe einen angehenden General: Baflften zu unter: 
richten, als bloffer Dings zu belufligen. Wer aber diefe Erempel fertig 

cum judicio fpielen Fan, und zwar nach den bloffen ausgefehriebenen Baͤſ⸗ 
fen, und ſich meines fchriftlichen Unterrichts treulich bedienet hat, der wird 

gewiß ſchon eine ziemliche Fertigkeit erlanget haben, viele Stücke ohne 
groſſe Vorbereitung begleiten gu koͤnnen; da denn ein ieder Stücke oder 
Unterfhiede: Melodien nad) feinem Genie mwahlen Fan: denn der eine liebt luſtige ge- 
ner — Der ſchwinde Sachen, der andere hingegen fittfame und langſame; dem einen 
—— der gefaͤllt dieſes, dem andern aber jenes Componiſten Arbeit am beſten. Ein 
Mufic, anderer hat fich in den heutigen galanten Sout verliebet, oder liebet bun- 
te kuͤnſtliche Sachen; der andere aber höret und fpielet am liebften unge- 

Fünftelte und leichte Sachen, deren Inhalt er bald faffenfan, Wer fer: 

ner Luft zur muficalifchen Gelehrfamkeit hat, der findet anietzo Bücher ge 

nug, (deren ich in diefem meinem Werke auch hin und mieder verfehiede: 

Diefer Ira: ne angeführet habe) darin er ftudiren Fan. Was aber zum ordentlichen 
ctat lehret den (denn vom manierlichen ift mein Zweck nicht geweſen zu fehreiben) Ac-. 
a compagnement gehöret, und womit ein Liebhaber ſich anfangs auch wohl 
FO hegnuͤgen laffen Fan (denn das ordinaire regelmäffige Accompagnement 
muß man doc) erftlich fertig inne haben, ehe man fich zum manierlichen 

wendet), fo gibt diefer Tractat davon einen deutlichen und aufrichtigen 

Unterricht, alfo Daß einer gewiß fehon den General-Baf daraus wird ler: 

und kan bey nen Fönnen. Wer ihn bey der Information brauchen will, der Fan fei- 
der Juforma: nem Diſcipel manche Exempel fransponiren laffen, und felbige nach eige= 
le nem Gefallen in ſchwere Ton⸗Arten verfegen lafjen, als mit welcher Trans- 
jenlich ſeyn. poſition wir das Papier nicht haben anfuͤllen wollen, weil dergleichen 
leicht von andern gefchehen Fan. Was die Violin zu dieſem Exempel be: 

trifft, fo habe mit Fleiß hin und wieder Eleine Paufen, Bindungen oder 
auch Ruͤckungen angebracht, wie hier zu fehen. 


Munter. 


II.Abſchn. Cap. VII. Uebungs⸗Exempel. ($.7.): 523 
Munter. 
ee 


Daß dritte 
Erempel mit 
einer Biolin. 





BEN N 


— 
b_767_ 6 676 65 43. 


h 
ze — 
5 ; — 





34 U Abſchn. Cap. VIII. Uebungs-Exempel. ($.7.) 


SEN 
FE re — en m 
SE Fuge IE My 
(essrarsz 
— z SIT TEE 















a 5 — 





eine 





I. Abſchn. Se, als ($8) 3525 


| — — ee — 
IE erste — = — Fr 





$ 8. Nun wollen wie nod) ein Exempel im Tripel-⸗Tact herfegen, Das vierte 
und zwar aus dem gebräuchlichen g dur; die Darüber ausgefchriebene Exempel. 
Griffe wird ein Liebhaber ſo brauchen lernen, daß er hernach im Stande 
iſt, es auch ohne ſelbe accompagniren zu koͤnnen. 


— — etwas munter, 


— — 
Bez} zes BEE +pB — Fe = 
— — ee — 





Vohi {ubito. 
Yun z | 23 


526. 1. Abſchn. Cop-VIIT. Uebungs— ng (88. 
— me Bei a. 10, 
3:28: 


Fe Si 


ν- 


















! = l | | 
Fr — — Be 0. 19 9 2 — — 
— Zee een ren 











a 
on Zeeren 
g 

4 





I. Abſchn. * VIII. Uebungs ⸗ Exempel. (6.8.) 527 








| == —— = 
——— an 


Anmer⸗ 


528 I. Abſchn. Cap. VIII. Uebungs Exempel. ($.8.9.) 


| Anmerkungen. a | 
Kurze in _. d Wenn 43,76, 87 und 65 uber einer Note ſtehet, fo hat man bey 
merkungen geſchwinder Menfur nicht nöthig, den ganzen Griff noch einmal wieder 
hieruͤber. ansufchlagen, fondern man darf nur in dieſem Fall die Diffonanz auf 
löfen, wie hier Tact 4, 6, 11,13, 21,36, 42 und 47 gefehehen. Siche auch 
Tact 10,24 und 46, Da abermal nicht nöthig war, alle Töne der rechten 
Hand zu repetiren. Bu Re > 
2) Zack 14 iſt der Griff zu e zum andern mal mit der Octave oben 
gensmmen worden, um der Melodie willen, eben wie auch Zack 24 gefche: 
hen, Tact 30, ar und 32 fchlägt Die rechte Hand vierſtimmig, toeil Diefer 
vollſtimmige Griff auch der Inhalt der beyden folgenden ift, dieſe Boll: 
ſtimmigkeit nun dauret bis zum legten I des zeſten Tartes, Wer hier - 
den Griff brechen will, und ein Harpeggio von unten nad) oben machen, 
dem iſt es erlaubt; fonften Fan man hier feine Dand auch zur Ausſpan— 
nung gewöhnen. Ä : 
Ruͤckungen 3) Tact 39 und 40 hat der Baß eine Ruͤckung, daran ſich aber Die 
und Wechſel yechte Hand nicht kehret, fondern bey ihrer egalen Menfur bleibet; hier 
Noten. find auch Wechſel Roten, nemlich sr und Fzr, ich habe fie beziffert, da— 
mit man defto beffer den Griff Z und & möge treffen Eönnen. Von Tact 
42 — 46 iſt das Accompagnement nur drenflimmig. Weiter finde 
nichts mehr nöthig hiebey anzumerken, ich müßte denn des Repetirens 
nicht müde werden Fönnen. Ein verfländiger- Leſer wird ſich nun fehon 
wiſſen zu helfen, und aus dem vorigen gelernet haben, warum dig fo, 
und jenes fo gefeßet worden. Die Hebung des Tactes laffe man fic) fon- 
derlich auch bey dieſem Erempel angelegen. feyn. 


Ale $. 9. Sun wollen wie dieſem Epempel auch eine Violin zuſetzen. 
u a Nach Belieben etwas munter. > 






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II. Abfehn. Cap-VIIL: Uebungs⸗Exempel. (6.9) 529 














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Wiedeb. Gen, Baß. Rxx Volti fubito. 


530 1.Xbfehn. Cap-VIH. Uebungs — (6.9.) 


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Beccchluß— 


Beſchluß. 2 
Beſchluß— 


599 ſchlieſſe nicht allein dieſes Capitel, ſondern zugleich den ganzen 
andern Theil meines Clavier-Spielers. Zwar hatte ich mir an: 
fangs vorgenommen, Diefem Theile drey Abfchnitte zu geben, da der drit— 
te denn hätte handeln follen: 


» Bon der Kunft, zu einer Melodie ex tempore einen Baß feßen zu 
; koͤnnen; von den Interludiis (Zrifchen - Spielen) beym Choral: 
» Spielen und worauf. Dabey hauptfächlich zu ſehen; mie ein feylech- 
„ter Baß zu variiren; von den alten Modis mufieis (Ton-Arten), 
„ fo viel man Davon, megen einiger alten Kirchen: Melodien, noch 
„zu wiſſen nöthig hat; vom Orgel: Punct; vom Fantafiren oder 
„ Spielen aus dem Kopfe, und woher die Einfälle zu nehmen; vom 
„ Ausmweichen in andere Fon: Arten und wie ſolches anzuftellen; 
„von den. betrüglichen Cadenzen; vom Siß der Diffonanzien und 
„ vom eigentlichen Gebraud) derfelben; etmas vom manierlichen 
„ General-Baß und vom Accompagnement bey Recitativen; vom 
dreyſtimmigen und volftimmigen Accompaginement; wie man 
„einen Baß aus der Partitur oder aus einer eingelen Haupt-Stim- 
„me felbft beziffern koͤnne; etliche allgemeine Regeln nach einem 
„unbesiffertem Baſſe zu accompagniren. Von der Temperatur 
„und Stimmung eines Elavierd, Wozu denn noch, als im An: 
„hange, hatte kommen follen; ein Elein muficalifches Lexicon, oder 
„Sammlung einiger muficalifchen Kunſt-Woͤrter nebft deren Er- 
„Klärung; und endlich ein Negifter zum ganzen Werke., 


= 


Allein ich habe eg, verſchiedener Urſachen wegen, vorerft bey gegenwaͤrti⸗ 
gen beyden Abfchnitten bemenden laffen muͤſſen; es würde diefer andere 
Theil auch zu ſtark und zu Eofibar geworden feyn. 


Weil nun oben ftehende Materien wohl verdienen, eben fo mweitläuf- 
tig und deutlich abgehandelt zu werden, ale in Diefen beyden Abfchnitten 
mit dem Choral: und General Ba gefcheben: fo Eönte vielleicht, wenn 
GOtt Leben und Gefundheit verliehe, ein dritter Theil bemeldete nuͤtzli— 
che und wichtige Stücke abhandeln. Indeſſen ift diefer andere Theil Doch 
ſchon vor ſich compfet, indem oben erwaͤhnte Stücke als etwas apartes 

vor ſich fd. 


Xxx— Indeſ⸗ 


eo Beſchluß. 

Indeſſen wuͤnſche, daß meine Bemuͤhung überhaupt zur Aufnahme 
der edlen Muſic, die fo viele Liebhaber findet, und welcher es nie an Ver: 
ehrern fehlen wird, und zur angenehmen Selbft- Information und auch 
sur Erleichterung bey der Information gereichen möge; infonderheit aber, 
daß ich meinerfeits Die Lehre vom General: Baß fo deutlich und verfländ: 
lich möchte abgehandelt haben (als woran faſt nicht ziweifele) als es zur 

Selbft: Information erforderlich if. Schließlich gebe GOtt, der uns 
Menfchen Die edfe Fon: Kunft und Harmonie zum unfehuldigen Vergnuͤ—⸗ 
gen verliehen hat, Daß meine Arbeit zu feiner Ehre und zum Nutzen des 

Nächiten gereichen möge, alsdenn habe meinen Zweck voll 

kommen erreiche. * 


end» E. 





Inhalt. 


Erſter Abſchnitt 
ehret, wie man vornemlich ein Lied nach dem General-Baß 
fielen foll, darinnen denn die Fundamenta des General- 

Baſſes abgehandelt werden. 


Caput ı. Vom General:Baß und deſſen Befhreibungen überhaupt und inſonderheit. 
Hier wird weitläuftig gezeiget, was der General daß fey, was er nüße, und wie 

” man fich darin informiren müffe, ©. 4 16 
Caput 2. Von der Scala diatonica und Modis mufieis, und wie man nad) e dur und 
a moll alle andere harte und. weiche Ton Arten leicht Fan einrichten lernen; item 

wie die moll Toͤne anders herauf als herunter gehen €. ©. 17— 35. 

Caput 2. Don den Muſicaliſchen Intervallen überhaupt. Don den vier Haupt: Singes 
Stimmen, Difeant, Alt, Tenor und Baß. Wie die Intervalla durch Ziffern ans 
gedeutet werden, nebſt einigen allgemeinen Anmerkungen. ©..36— 41 

Caput 4. Bon den Con: und Diffonanzien überhaupt. Vom Rutzen der Diffonanzien, 
Welche Intervalla Confonanzien und welche Diffenanzien find. Worin eine Dif: 
ſonans hauptfächlich von einer Confonans unterſchieden ift. S. 4145 

Caput 5. Don der Detave und dem Einklang.oder Vnifono, Was ein Anfänger vor: 
nemlich bey der Detave in acht zu nehmen und worin fie vom Vnifono unterſchie⸗ 

den iſt. ©. 45.— 49 
Caput 6. Don der Quinta perfesta, nebft einer Anweiſung, tie folche von allen Tönen 
leicht zu erlernen, und wie man fih dabey zugleich die Serte und Quarte zu allen 

Sönen befant machen Fan. ©. 50— 57 
Caput 7. Von der Terzie, darin vornemlich gezeigef wird, was ein Intervallum naturale 
und aceidentale iſt, und worin die Veraͤnderung beſtehe, deren bloß die s und - 

nicht unterworfen find. Don den Signafuren der Terzie, - ©. 57 = 62 
Eapıt 8. Vom Accord, woraus er biftehe, wie er leicht zu erlernen, und mit welchen Fin⸗ 
gern er zu greiffen. Zur Uebung ift ein Acebrden Erempel augc dur, welches hernach 

in d dur und b dur transponivef worden; ferner ein Accorden Exempel aus Amoll, 
welches ebenfalls nieder transponiret worden in g moll und hmoll, mit nuͤtzlichen 
Anmerkungen zum Unterricht verſehen. Wobey auch etwas non der Kunſt zu trans: 
poniren gelaget wird. S. 62— 79 

Caput 9. Don der Eerte, wie mancherley fie fey, da denn nochmal gezeiget wird, was ein 
Interyallüm naturale und accidentale iſt; wie fie eine umgekehrte Terzie, und 

wie dahero der Serten: Griff leicht zu finden; was fie vor Neben-Ziffern habe, 

wie Dabey flatt der Detave oft Die Sexte oder Terzie zu verdoppeln ift. Mit hin: 
laͤnglichen Cxemßeln erläutert, nebft andern hieher gehörigen a Anmerkun⸗ 

gen. > | 
Eaput 10. Sechs Lieder: Melodien mit Inmerfungen, als worin gezeigt wird: die Aug: 
weichung eines isden Liedes in andıre Ton Arten; von dem darin vorkommenden 
Sexten Griff, und wenn die Octave dabey nicht darf genommen werden; von den 
durchgehenden Noten eines ieden Liedes im Difcant und Baß; von Ausfuͤllung eines 
Terzien? Ganges; wie die Secunda fuperflua felbftin den Mittel Stimmen zu ver: 
meiden; vom Motu recto, contrario et obliquo;-itern vom Detaven Verbot; 

von verdächtigen und vitioſen Gängen; vonoffenbaren, leidlichen und verdächtigen 
Detaven. Don der Verdoppelung der 6 oder , beym Sexten⸗Griff, und wozu wei— 

fer Die Melodie Anlaß gegeben. = 0.99 122 

\ ir 3 E Caput u. 


Vorerinnerung. Seite 1-3 


Inhalt. an 


Caput ix. Von der kleinen Quarte, vie fie leicht gu erlernen, was fie vor Neben Ziffern 
habe, woher ſie entſtehe und wie ſie reſolvire. Wie ſie gebunden und ungebunden 
gebrauchet wird. Wie die Diffonanzien meiftentheils nur als Vorſchlaͤge anzuſehen 

find. Dom Griff 43, 9 93 und von + mit Erempeln. Warum man nicht alle 

j Neben Ziffern gu den Haupt⸗Signaturen über den Baß fehreiber, sc. zuletzt ein Erem: 
pel zur Repetition. Ä — S,122-- 179 

Caput 12. Don der kleinen Quinte. Wie fie bald zu lernen, ihre Relolurion und Neben . 


Ziffern. Daher der Griff $. Wie Diefer Griff 9 mit dem Griff 3 verwandt ſey / 
und aus der Stimmen Verwechſelung, welche deutlich erklaͤret wird, entſtehe. Mit 
hinlaͤnglichen Exempeln erläutert, nebſt Uebungs Exempel uͤber ꝛc. ©. 139 — 151 
Caput 3. General⸗Exempel, zur Kepetition der ſchon gehabten Griffe dienlich, erſtlich 
aus c dur, hernach in d dur und b dur mit einiger Veränderung transpomret, 
wobey in den Anmerfungen von alerley nüglihen Materien gehandelt wird, als: 
von der Ausweichung in andere Ton⸗ Arten. Won den Motibus. Von der Refu- 
lution der Quarte. Von den durchgehenden Noten. In welche Ton : Arten alle 
dur-und moll- Töne gerne ausweichen. Vom Vorſchlag und NRachſchlag. Don 
allen in diefem Erempel vorkommenden Griffen infonderheit. Item: Eine Probe, 
‚wie ein Anfänger alle ausgeſetzte Griffe genau gu unterfuchen bat; mit Erempeln 
erläutert ꝛc. ©. 152— 197 
Caput 14. Don der Heinen Septime, wie fie leicht zu erlernen. Was fie für verfchiedene 
Neben-Ziffern habe. Wie man ſich dabey für verbotenen Duinten zu hüten. Von 
der nachichlagenden Septime. Bon der Refolution diefer 7, und wie fie Fan auf: \ 


gehalten werden. Don 76. Bon der Sepfime im Durchgange. Vom Griff 5 


ftatt 3. Vom ordinairen Septimen:Gang, oder wenn viele Septimen Griffe nach 
einander folgen. Von der gebundenen und ungebundenen Septime ꝛc. alles mif 
viielen Erempeln erläutert. .. ©. 187— 203 
Eaput ıs. Sechs Lieder mit Anmerkungen, darin aber allerley nügliches angeseiget wird, 
7 ale die Ausweichung eines ieden Liedes. Don denen Ziffern, die darin vorkommen, 
-  Bom Herauf-und Deruntergehen der moll-Töne. Wie Tertien-Sprünge auf dreh⸗ 
erley Art Fönnen ausgefütlet werden. Von Wechfel-Noten und Ruͤckungen. Vom 

Orgel Spielen überhaupt. Vom Septimen:Gang. Von der Octava diminuta 

und fuperflua. Dom Sitz 4 und der groffen Terzie, und was alle Intervalla der 

dur- and moll-Töne gewöhnlich für Ziffern zu fich nehmen, und von vielen andern 
Sachen; mit deutlichen Erempeln verfehen. . 204 242 

Eaput 16. Don der Secunde, None, Duarte major und Sepfime major. Wie diefe In- 
tervalla feicht zu fernen. Bon der Secunde im Durchgange und über einer fichen: 


den Baß Note, dabey vieles vom Griff 3 vorfaͤlt. Dom ftehenbleibenden Baß, 
Don Bindungen und Ruͤckungen. Von den Griffen 5, 3 2 3 umd A Kurze Bor: 


‚212 
fpiele aus den gebräuchlichften Ton Arten zur Uebung. Von der None, wie fie von 
der Seeunde unterfchieden. - Bon der gebundenen und ungebundenen None. Vom 
Griff 28 und 23. Wie er-leiht zu erlernen, und mehr hieher gehöriged, End; 
lic) ein General Nonen Exempel, worin allerley fremde Griffe vorfommen. Wie 
faft alle Diffonanzien als Borfchläge anzufehen, wird in einem Erempel gezeiget 
Sonſten überall mit eingemifchten nötbigen Erempeln verfehen. ©. 242— 276 


Caput ı7, 


’ 


Inhalt. 


Caput 17. Don den Signaturen und den dazu gehörigen Ziffern, nebſt einer Signaturen— 
Tabelle. Urfachen der Verdoppelung der 6 oder 3 beym Sexten Griff. Bonver, 
botenen offenbaren Duinten, wie fie zu vermeiden; wie auch von den verdeckten 

Duinten und Octaven; und vom volftimmigen Spiden. ©. 176 — 196 
Caput 18. Kurze Beichreibung der Orgel, nebft der verfchiedenen Art darauf zu fpielen; 
da denn kuͤrzlich befchrieben wird die Wind:Lade, Abftractur und das Pfeifen. Werk, 
Tem wie das Heulen eines Tong zu ftilfen, und wie man anf einer Orgel vorſichtig, 
bindend und dem Gottesdienft gemäß fpielen muß. Item wie gu regiftriren. Boni 
Pedal⸗Spielen, und wie das Praͤludiren einzurichten. Klagen über Das unanftän: 
dige Spielen etlicher Organifien. ©, 297-309 


Anderer Abſchnitt. 
Vom General:Baß beym Accompagniren. 


Caputı. Bon Inhalt diefes Abſchnitts überhaupt. ©. 310 und zır 
Copuf3. Bon den mufiealifchen Ton-Leitern oder Ton Arten, daraus gezeiget wird, wie 
“die Intervalla in den dur - und moll-Tonen von Natur müffen befchaften feyn, und 

wie alle Ton: Arten darnach einzurichten; hiebey zeiget man einen beſondern Bor: 

theil. Tabelle von 52 Ton:Arten, Davon aber hur-24 gebräuchlich find. Scala 

elegans der harten und weichen Ton: rt. Item eine Scala chromatica und en- 

. barmonica, wobey alle Intervalla in Noten gezeiget werden. Vom groffen und 
Fleinen ganzen Ton, | ©. 312—330 

Caput 3. Von der Lage der rechten Hand beymAccompagnement. Sechszehn Furze Re: 
: geln hievon, nebft verfchiedenen Erempeln von guter und ſchlechter Fortſchreitung der. 
vechten Hand , wobey alles weitläuftig und deutlich erfläret wird. Hier finden ſich 
verſchiedene Eis aus dem Wernigeröder Choral Buch), die eine befondere Spel 
5 Hirt erfordern: — — ©. 330 = 361 
Caput 4. Webungen im Accord. Erfte Proben im einen [ehr Teichten Accorden Exempel, 

- wozu hernach eine vierfache Melodie für die Biolin gefeget worden, als einen Un: 
fang fih im Tact und Accompagniren zu üben. Anzeige wie die Biolin-Noten heil; 

fen. Wie hier vor allen-auf den Tact acht zugeben. Wir fich die rechte Hand ge: 

gen kurze Pauſen zu verhalten hat. Weiter fichen hier die Accorden-Exempel des 

erften Abfchnitts, erft nach dem bloffen Baß, bernach mit einer Melodie fr die Big: 

kin dazu. Hiebey kommt manches vom Tact vor, nebft Erflärung der Staliänifchen 
Mörter, die man zu Anfang eines Stürfeg findet, und welche eigentlich und hauptfäch: 

Lich die Zeit: Maaſſe des Taets und den Vortrag felbft beſtimmen. &.361—394 

Eaput 5. Vom Tact und von den durchgehenden Noten. 1) Vom egalen Task, dabey et: 
was vom Tact⸗ Treten. 2) Vom unegalen oder Tripel:Tact. Warum man davon ſo 
vielerley Arten hat. Item noch etwas vom Tact⸗Schlagen, und was dabey in acht 

zu nehmen. Zum andern, von durchgehenden Noten, mie fie zuerkennen. Don 

der Quantitate extrinfeca und intrinfeca der Noten. Vom Tranſitu überhanpf. 

Vom freyen Durchgang. Vom Tranfitu regulari inſonderheit, fo wohl im ganzen 


r 


als Tripel Tact, dahin geboren die Variationes der Fundament: Noten. Einige : 


Variationes in Noten. Vom Tranfıtu irregulari infonderheit oder Wechſel No: 
ten. Weitere Abhandlung der Lehre von durchgehenden Noten in 16 Erempeln zur 
Uebung. Hiebey faͤllt etwas von der Refolution der Tone vor. ©. 394 — 436 


Gaput 6, 








Eapuf 


2 


Inhalt. 


6. Don den Diſſotanzien. Hier finden wir erſtlich zu allen Erempeln des erſten 
Abſchnitts eine Violin⸗Stimme, um ſich im Accompagniren und Tact üben zu koͤn⸗ 
nen. Von Diſſonanzien, über ſtehenden Noten, vom Gebrauch der Ziffern 10, 


0 2 etwas vom Orgel Punet. Von den Diſſonanzien im Durchgang nach oben. 
WVon der Preparation der Diffonanzien inſonderheit. Von unpraͤparirten Diſſo⸗ 
nangien; Ellipfis dabey; man muß mit den Diſſonanzien beſcheiden umgehen. Von 


Caput 


Caput 


ber Refolution der Diſſonanzien überhaupt und inſonderheit. Eine Haupt: Regel 
hievsn. Von der Refolution derfelben bey einem fiehenbleibenden Baß, und wie 
der Baß nad) vor dersRefolution zu andern iſt. Wie aus einem Diffonanzien- Griff 
oft ein neuer Diſſonanzien⸗Griff entſtehet. Inhalt des ganzen Capitels und fat al⸗ 


les vorhergegangenen in einem kurzen Exempel mit einer Biolin: Stimme. Alles 


mit vielen Exempeln erlaͤutert. © 437-486 
7. Bon Pauſiren and von Paufen. ) Die Zeichen der verfchiedenen Baufen. 
2) Anleitung, wie man pauſiren lernen foll, nebſt einem Erempel mir der Violin, 
darin der Accompagniſt allerley Pauſen gu obferviren hat. " ©. 486—493 
8.  Uebungs: Epempel, an der Zahl vier: ausd-dur, e dur, f dur und & dur, 
erftlich mit ausgefegfen Griffen, darnach mit einer Vivlin: Stimme. Inden An: 


merkungen findet ſich eine Erläuterungder Griffe und alles deffen, was in.den Exem⸗ 


peln vorkommt: das erſte hat allerley Serten  Sriffe; das andere befchäftiget ſich 
piel mit &: Hiebey nimt man Gelegenheit zu reden von der Stimmen: Verwechfe: 
lung bey der Refolution einer Diffonans, von der Erhebung der- rechten Hand, 
wenn fie zu £ief herunter geräth; item wie die Triolen recht zu fpielen, und von lans 
gen Noten Figuren. Das drifte Erempel bat viel Septimen-Griffe, und dag vierte 
bat verfchiedene theils ſchwere Griffe. Mehr dahin gehoͤriges findet ſich unfers 
miſcht. m "©. 493 — 530 


Beſchluß. — RO 511. 532 


— 


Regiſter, | 
der in dieſem Verf vorkommenden Lieder- Melodien. 


. Auf meinen lieben GOtt p. 119.294 —296 | 7. Mein JCfu dem die Seraphinen 98 
2, Das ift ein theures Wort 204 | 8. Mein Seufgen bricht herfür 101 
3. SEſu, als du erſtlich Fameft 214 | 9. O heilige Drey:: Einigkeit 227 
4. Kein Chrift foll ihm die Rechnung 94 1 So ift denn nun die Hüfte-. _ 221 
5, Laßt ung zugleich ietzt Lob 232; 11. Was mich auf diefer Welt betruͤbt 106 
6. Mein Herz ſey zufrisden 116 | 12, Wie wohl ift mir, 9 Freund 237 





Verbeſſerungen zum andern Theil des Clavier⸗Spielers. 


pag. 1.$.2. lin. 2. nach unbekante flreich 
das Comma weg. >” 
P. 4. $. ı. lin. 6. ſtatt folche Frager, 
fege dieſe Frager. 
p.15. $.32. lin. 2. 3. ſtatt feld. vier, ſetze 
felb:viert. 
p. 18. $.5. lin. 4. ftatt $.198. feßepag.198. 
p. 21. $. 9. lin. 5. über e ſchreibe einen 
Kleinen Strich. 
p.24.$. 15. lin.7. ftatt :ift 4, feße:ift fie 4. 
p. 26. $. 20. In der Borzeichnung von dir 
dur feße im dritten Spatio auch ein x. 
p.28.$.23. lin. zo. iſt gleichfam, feße ein 
Comma nach ift. 
p- 32. $.27.Amoll im heruntergeben, fege 
vor fen 4. 
ibid. £ moll im beruntergehen feße vor 
een d- 
P. 46. $.4. lin.a. meines Öriffes, feße: 
des Griffes. 
p-48. $.5. in. 9. nad) recommendiren 
ſetze ein Comma. 
p. 56. $.13. lin.2. flott pag. 184 feße 183. 
p. 60. lin. ı. oben, ftreich auch) weg. 
ibid. $. 6. lin. 16. hinter die, feße hinter 


der. 

p. 64. $.4. letzte lin. ſtatt und zufrieden, 
ſetze oder zufrieden. 

p-68.$.8. lin. 12. ſtatt gten Tact liß roten 
Tact. | 

p.69. $.9.lin.g. ſtatt Cap. II. feße Cap.XI. 

p. 71. $. ı1. Im. ı. ſtatt: ſo iftdie eben, 
ſetze fo ift fie eben fo. 

p. 72. $. 12. im Eremp. Tact 25 feße im 
Baß über Aein h und Tact 27 im Diß 
cant feße nach z noch. und mache zwey 
Achtel daraus. | 

p.76.$.15. in der andern Randgloſſe muß 
es heiffen : fällt oft flatt eines x ein 4. 

p. 82. $.7. lin. 16. ſtreich das Comma zwi⸗ 
ſchen minor deficiens weg. 


p-84.$.9.lin. 16. flatt; zu⸗ das cic, feße; 
zu ⸗ ſonſt eis: 
p.85. lin. 2. erhöhet er, feße: erhoͤhet man. 
ibid. lin. 3. erniedriget er, ſetze: erniedris 
get man. 
ibid. $. 10. lin. 3. nach die Quinte fr) feße 
hinzu: zu a iſt fr. 
P-99.$.4. Anmerk. 2. lin. 4. ſtatt Cap. VI. 
ſetze Cap.VIII. 
p. 102. lin. 2. ſtatt Cap. IV. ſetze Cap. II. 
P-107. $.6. Anmerk. j. lin.5. ſtatt wie der, 
ſetze: wieder. 
p- 109. lin. ı5. ſtreich weg: entweder 
‚überhaupt. 
p- ııı. die legte Zeile, ftatt, mie Baffe, 
fege: mit dem Baffe. 
p- 120. lin. 10. und die darin, ſtreich und 
weg. 

P. 121. lin. 13. ſtatt, Pönte und mößte, 
ſetze: Fan und muß. | 
ibid. lin. 15. nach), allda nur , feße hinzu, 

in den Noten. 

p.122. $.9. lin. 13. ftreich weg: wir ge, 
ben alfo zu den Diffonensien. 
ibid. $. 1. lin. 4. ſtreiche das Comma nad) 

man weg. 

p. 126. lin. 9. ſtatt, dies und 3, ſetze: die 5 
und 8, 

p.130. lin. 5. bon unten, ftatt, 2,4 und 
6ten, feße, 1. 3 und sten, 

p- 136. lin. 2. ſtatt: angegeiget, ſetze: an 
zeiget. 

p.141.$.6. lin. 4. ſtatt Detave, ſetze Sexte. 

p. 170. letzte Zeile ftatt: Man hiebey, 
ſetze: Man bat hiebey. 

p.175. lin. r. Tact. 20. die unterfte Note 
im 2ten Griff muß , nicht 4 feyn. 
p.176. 6.29. lin. 12. in gerne, ſtreich weg in, 
p. 178. in der andern Columne 2) Haupt: 
ton. lin. 5. feße ffatt inadamd mol: in 

adam e moll, 
Yyy 


vg 


4 


p. 181. Tact ar. im Baß muß die erſte No⸗ 
1. te f feyn. 

P. 183. lin. 16. ſtatt: werden dergleichen, 
ſetze, wollen dergleichen. | 
‚p. 201. lin. 4. von unten, Grad höher, 

feße hinzu: gebet. 

p. 209. lin. 25. jtatt, fiehet man, fege: 

fo fiehet man. 

ib. lin. 5. von unten, ftatt: da müfte 

nun, ſetze: fo müßte. 
P. 212. lin.ı. 2 muß ein Viertel feyn, und 
das darunter fiehende e iftein 16theil. 

p. 226. lin. 5. von unten, ſtatt, angeführet 

werden, feße angeführet worden. 

p- 244. $. 6. lin. 4. ſtatt $. 17 feße: $.7- 


p. 257. im Er. aus f dur im Diſc. muß 


ftatt des Punctes unter ©, © fiehen, 
da denn 75 Sechszehntheile werden. 
Pp. 265. im Er. aus A moll Tact 5. ſetze un⸗ 

ter der erſten Terzie © «.z einen ganzen 
Tact. 

p. 278. 9. 5. lin. 4. ſtatt: wir, ſetze: wie. 

p. 281. lin. 3. nach vier ſtimmig, ſetze, 
nehmen. 

ibid. lin. 26. ſetze hinter ein 5. 


ibid. $. 10. legte Zeile, feße abbreviarur 


von, 

p. 282. inder Sign. Tabellemuß unter 7 
nicht u fondern Iſtehen. 

P. 284. lin. 3. ſtatt, im XII. Cap. ſetze: im 
x. C 


. aD. 

ib. lin. 5. fat $. 1.0ie ste Unm.feße: $.5. 

p. 297.9. 14. in. 7.nac) worden, fege: 5. 

ib. lin. 7. ſtatt: denn es gibt, feße: 
Doch es gibt. 

ib. lin, 8. ftreich das Wort ungefchickte 
weg. 

ib. lin. 10. ſpielen darf, feße hinzu: vide 
II. Abſchn. Cap. IH. $. 12.) 

p. 295. $. 21. am Ende, nach) verdoppelt 
worden, feße: abzuhandeln. 


p. 296. lin. 6. Tact 1. ſtreich im letzten 
Griff A weg. 

p- 350. lin. 5..$.12. nach, rechten Hand, 
fege: zuweilen. 

p- 362. $. 2. lin. 3. einem tiebhaber, ſetze: 
ein Liebhaber. 2 

p. 366. lin. 20. wehlen, feße: zu wehlen. 

p- 367. lin. 4. ſtatt, denn, fee: fonften, 

p- 369. lin. 3. Tact ı. vor der vierten Note 
feße ein 4. 

p- 373. lin. 2. ſtatt, nicht, fee: bald. 

p- 375. lin. 4. na) geſchlagen, ſetze: 
wird. > 

p. 377. Im Er. lin, 1. Tact 3. unter ber 
erften Note fee ftatt der 5 eine 8. 


p- 385. lin, 4. von unten, faft, erwählet, 


lies, erwaͤhle. 

p-386. im Ex. lin.2. Tact 6. mache einen 
Bogen über eHE. 

ib. lin.3. Tact 1. unter der erjten Note = 
fege ſtatt eine 8. 

p- 390. im Ey. lin. 7. Tact 2. vor der sten 
Note fee ein 4. 

p- 397. lin. 3. nad) fo müde fege ein 
Comma. 

p-398.$. 7. lin. 3. ſtatt, in diefen, fege: in 
diefem.  . 

P. 404. lin, 2. ſtatt (wie $. 12) fege: 

wie $. 14.) : 

ibid. in der letzten Zeile Taetı. müffen die 
vier erjten Noten auch ı6theile feyn. 

p. 406. im Er. Tact rı. wird im erſten 
Griff das erſte z weggeftrichen , und 
Das Diertel 7 gehöret uͤber € 

p-418. $. 22. lin. r. nad) durchgehenden, 
feße hinzu: Toten. 4 

p- 500. lin. 30. ſtatt, fo hat die, feße: fo 
hat Doch bie. & 

pag. 513. lin. ı. das, feße: das a, 

pag. 533. Im Inhalts⸗Regiſter, lin. 3. 
ſtatt ehret, fege: lehret. 


RR. 






















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— 
— = = 
z — 
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® a r — 
— — 
—— x S S : 
= = z 3 a Bi E 
= E 4 
F >= — es 
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