CO
0*1
^
O
H
w
H
N
H
H
I
os
w
I-
PH
H
B
w
Q
H
1— 1
ad
B
Q
B
tt
in
o
B
MAI 199
UMSCHLAGBIID:
Vorderes Umschlagbild: Rebekka am Brunnen,
Gemälde von Michael J. Deas.
Hinteres Umschlagbild: Erfüllung,
Gemälde von Dennis Smith.
UMSCHLAGBILD KINDERSTERN:
Illustriert von Tadd R. Peterson
MAGAZIN
2 BOTSCHAFT VON DER ERSTEN PRÄSIDENTSCHAFT:
NOT UND UNGLÜCK KÖNNEN SEGEN BRINGEN JAMES E. FAUST
1 6 GEDENKE DES SABBATS D. KELLY OGDEN
24 WACHSAM SEIN GEGENÜBER GEWALTTÄTIGKEIT HAROLD OAKS
25 BESUCHSLEHRBOTSCHAFT: ZION AUFBAUEN, INDEM WIR BÜNDNISSE
EINGEHEN UND HEILIGE HANDLUNGEN EMPFANGEN
26 WORTE DES LEBENDEN PROPHETEN
34 ZURÜCKKOMMEN DON L. SEARLE
42 FRAUEN VOLL GLAUBEN
FÜR JUNGE LEUTE
1 0 WILLKOMMEN AN DER RIZAL HIGH LAURY LIVSEY
28 ICH HABE EINE FRAGE: WONACH SOLLEN WIR IN DEN
HEILIGEN SCHRIFTEN SUCHEN?
33 FÜR JUNGE LEUTE: FAMILIENFOTO
40 EIN GANZ NEUES LEBEN JUAN ANTONIO FLORES
48 AUS EINER DER BESTEN FAMILIEN KAY HAGO
KINDERSTERN
VON FREUND ZU FREUND: ELDER DALLIN H. OAKS
DAS MITEINANDER: ER SPRICHT MIT MIR SYDNEY REYNOLDS
ERZÄHLUNG: TAMI COBBS SCHWESTER TRACY WRIGHT
DAS MACHT SPASS
SICH BEMÜHEN, SO ZU SEIN WIE JESUS:
DIE FAMILIE SAGASTUME CORLISS CLAYTON
GESCHICHTEN AUS DEM BUCH MORMON:
WIE WIR DAS BUCH MORMON ERHALTEN HABEN
SIEHE SEITE 16
SIEHE SEITE 42
Mai 1 998 1 24. Jahrgang Nummer 5
DER STERN 98985 150
Offizielle deutschsprachige Veröffentlichung der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Die Erste Präsidentschaft:
Gordon B. Hinckley, Thomas S. Monson, James E. Faust
Das Kollegium der Zwölf:
Boyd K. Packer, L. Tom Perry, David B. Haight,
Neal A. Maxwell, Russell M. Nelson, Dallin H. Oaks,
M, Russell Ballard, Joseph B. Wirthlin, Richard G. Scott,
Robert D. Haies, Jeffrey R. Holland, Henry B. Eyring
Chefredakteur: Jack H Goaslind
Redaktionsleitung: Jay E. Jensen, John M. Madsen
Abteilung Lehrplan:
Geschäftsführender Direktor: Ronald L. Knighton
Direktor Planung und Redaktion: Brian K. Kelly
Direktor Künstlerische Gestaltung: Allan R. Loyborg
Redaktion:
Geschäftsführender Redakteur: Marvin K. Gardner
Assist. Geschäftsführender Redakteur: R. Val Johnson
Co-Redakteure: David Mitchell, DeAnne Walker
Redafctionsasstsfenfin: Jenifer Greenwood
Terminplanung: Maryann Martindale
Assistentin Veröffentlichungen: Beth Dayley
Gestaltung:
Manager Graphische Gestaltung: M. M, Kawasaki
Direktor Künsterische Gestaltung: Scott Van Kampen
Layout: Sharri Cook
Monager Produktion: Jane Ann Peters
Produktion: Reginald J. Christensen, Denise Kirby,
Tadd R. Peterson
Abonnements:
Direktor: Kay W. Briggs
Manager Versand: Kris Christensen
Manager: Joyce Hansen
Verantwortlich für Übersetzung und Lokalteil:
Deutsches Übersetzungsbüro
Max-Planck- Straße 23 A, D-61381 Friedrichsdorf
Telefon: (06172) 736410 und 736411
Vertrieb:
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Industriestraße 21 , D-61381 Friedrichsdorf
Deutschland-Leserservice
Telefon: (06172) 7103-23; Telefax: (06172) 7103-25
Osterreich und Schweiz-Leserservice
Telefon: (06172) 7103-96; Telefax: (06172) 7103-80
Jahresabonnement:
DEM 21,00; ATS 147,00; CHF 21,00
Bezahlung erfolgt an die Gemeinde bzw. den Zweig oder
auf eines der folgenden Konten:
D Commerzbank Frankfurt,
Konto-Nr. 588645200, BLZ 500 400 00
A Erste Österreichische Spar-Casse-Bank
Konto-Nr. 004-52602
CH Schweizerischer Bankverein, Birsfelden,
Konto-Nr. 30-301,363.0
Adressenänderung bitte einen Monat im voraus melden
Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt der "KINDER-
STERN April 1998" bei.
Manuskripte und Anfragen: International Magazines,
50 East North Temple, Floor 25, Salt Lake City, UT
84150-3223, USA.
Die Internationale Zeitschrift der Kirche, deutsch „DER
STERN", erscheint monatlich auf chinesisch, dänisch,
deutsch, englisch, finnisch, französisch, holländisch, italie-
nisch, japanisch, koreanisch, norwegisch, portugiesisch,
samoanisch, schwedisch, spanisch und tongaisch; zwei-
monatlich wird sie auf indonesisch und thai veröffentlicht,
vierteljährlich auf bulgarisch, cebuano, fidschi, gilberte-
sisch, isländisch, polnisch, rumänisch, russisch, tagalog,
tschechisch, ukrainisch, ungarisch und vietnamesisch.
© 1998 Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage. Alle Rechte vorbehalten. Printed in the United
States of America.
May 1998 vol. 124 no. 5. DER STERN (ISSN 1044-338X)
is published monthly by The Church of Jesus Christ of
Latter-day Saints, 50 East North Temple, Salt Lake City, UT
84150. USA subscription price is $10.00 per year;
Canada, $14.00. Periodicals Postage Paid atSalt Lake
City, Utah. Sixty days' notice required for change of
address. Include address label from a recent issue;
changes cannot be made unless both old and new
address are included. Send USA and Canadian subscrip-
tions and queries to Salt Lake Distribution Center, Church
Magazines, PO Box 26368, Salt Lake City, UT 84126-
0368. Subscription help line: 1-800-537-5971. Credit
card Orders (Visa, MasterCard, American Express) may be
taken by phone.
POSTMASTER: Send address changes to Salt Lake
Distribution Center, Church Magazines, PO Box 26368,
Salt Lake City, UT 84126-0368.
LESERBRIEFE
Tfk: Imfiamncc
ZEUGNIS GEBEN
Die Botschaft von der Ersten
Präsidentschaft im März 1997, „Es ist
wichtig, Zeugnis zu geben", von Präsident
James E. Faust hat mich tief berührt. Noch
bevor ich jene Ausgabe des Liahona
(englisch) erhalten hatte, hatte ich
beschlossen, den März zu dem Monat zu
machen, in dem ich mutiger Zeugnis geben
wollte. Ich bin in meiner Familie das einzige
Mitglied der Kirche, und es fällt mir nicht
immer leicht, Zeugnis zu geben. Aber ich
weiß, daß ich gesegnet werde, wenn ich tue,
was Präsident Faust vorgeschlagen hat.
Christie Leigh Oliveros,
Gemeinde Cebu City l,
Pfahl Cebu City, Philippinen
VORBEREITUNG FÜR DAS DIENEN
Ich habe gerade meine erste Ausgabe
des A Liahona (portugiesisch) erhalten,
und ich freue mich, daß die Kirche für ihre
Mitglieder diese Möglichkeit der
Information hat. Ich habe vor, eine
Vollzeitmission zu erfüllen, und ich bin
sicher, daß die Informationen im A Liahona
mir helfen werden, mich darauf vorzube-
reiten, andere zu unterweisen. Ich bin
dankbar, ein Mitglied der Kirche zu sein,
und bin dankbar für die Missionare, die
mich gelehrt haben, daß sie wahr ist.
Marcilene Rodrigues Alves,
Zweig Divinopolis,
Pfahl Contagem, Brasilien
SCHÖN UND DER EINIGKEIT FÖRDERLICH
Der Liahona (spanisch) ist eine wunder-
schöne Zeitschrift. Jeden Monat enthält er
herrliche Kunstwerke. Besonders bewun-
dere ich das Umschlagbild vom April 1997,
Ecce Homo (Seht, da ist der Mensch!) von
Antonio Ciseri. Ich nehme die Zeitschrift
häufig in den Bus oder in die U-Bahn mit;
die Leute fragen mich dann danach, und
ich kann ihnen zeigen, wie schön sie ist
und welchen Geist sie vermittelt.
Ich sehe auch gern die Kunstwerke, die
von Mitgliedern der Kirche geschaffen
worden sind. Ich sehe sie mir alle sorgfältig
an und bewundere die Kunstfertigkeit, mit
der geistige Themen dargestellt werden.
Für diejenigen von uns, die weit vom
Hauptsitz der Kirche entfernt wohnen, ist
der Liahona eine gute Möglichkeit, diese
Gemälde und Bilder zu sehen und uns
daran zu erfreuen.
Die Zeitschrift hilft mir auch, zu
spüren, daß ich ein Teil des großen welt-
weiten Werks der Kirche bin. Die Artikel
von Mitgliedern und über Mitglieder in
anderen Ländern erinnern mich an die
Ermahnung des Herrn, daß wir um
Einigkeit bemüht sein sollen: „Seid eins!
Und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr
nicht mein." (LuB 38:27.)
Simon Gonzalez,
Gemeinde Monte Rey,
Pfahl Montreal Quebec
MAI 1998
1
-
BOTSCHAFT VON DER ERSTEN PRÄSIDENTSCHAFT
Not und Unglück
können Segen bringen
<
UJ
z
■<
Q
5
Z>
5
z
UJ
X
u
<
z
o
CD
z
:d
O
x
z
S
X
u
u
ZI
X
u
Q
X
u
z
o
Präsident James E. Faust
Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft
Vor vielen Jahren, ich war noch als Anwalt tätig, gründete ich
für einen der neuen Autohändler in meiner Gegend eine
Firma. Ich war viele Jahre lang sein Rechtsberater und Mitglied
des Aufsichtsrats; dann übernahm einer meiner Söhne meine Aufgaben als
Rechtsberater. Später waren wir einmal zusammen auf dem Geschäftsgelände
des Autohändlers. Ich sah die Reihen schöner, glänzender, teurer neuer
Autos. Besorgt erklärte ich dem Eigentümer, wenn er die Autos nicht
verkaufe, werde die Finanzierung gewaltig viel Geld verschlingen und den
Profit zunichte machen. Da sagte mein Sohn: „Vater, so darfst du das nicht
sehen. Denk doch an den Gewinn, den die Autos einbringen werden."
Ich glaube zwar, daß er recht hatte, aber mir wurde plötzlich bewußt, daß
mein Sohn noch keine Wirtschaftskrise miterlebt hatte. Wir sahen die
Reihen voller Autos mit verschiedenen Augen, da ich ein Kind der
Weltwirtschaftskrise bin. Ich kann nicht vergessen, welch unbarmherzige
Last Schulden darstellen.
Wir werden alle
geprüft und müssen
geistig wachsen. Solche
Prüfungen sind notwendig.
Sie helfen uns, innerlich zu
wachsen. Sie bringen zwar
Sorgen und Leid mit sich,
aber in solchen Zeiten
können wir Gott näher
kommen. Das Leiden des
Erretters in Getsemani war
zweifellos das größte in
der Geschichte der
Menschheit, aber ihm
entsprang auch das
Größte, was es geben
kann, nämlich die
Verheißung ewigen
Lebens.
MAI 1998
3
Wir wohnten ein paar Jahre neben einem sehr tüch-
tigen Handwerker. Er und seine Frau hatten sich vorge-
nommen, niemals Schulden zu machen. Bittere
Erinnerungen hatten sie dazu veranlaßt. Als sie jungver-
heiratet gewesen waren und ihre Kinder noch klein
waren, war die Weltwirtschaftskrise über sie hereingebro-
chen, und er hatte keine Arbeit mehr gefunden, so
tüchtig er auch war. Sie konnten die Hypothek für ihr
Haus nicht abzahlen, und so hatten sie die schwere Zeit
in einem Hühnerstall verbracht, den sie nur dank seiner
handwerklichen Fähigkeiten etwas wohnlicher herge-
richtet hatten.
Viele Menschen der heutigen Generation kennen die
läuternden Segnungen der Not und des Unglücks nicht
und wissen sie nicht zu schätzen. Viele haben noch
nie aus Not Hunger gelitten. Aber ich bin davon über-
zeugt, daß Not und Unglück einen notwendigen
Läuterungsprozeß in Gang setzen können, der uns tiefere
Einsichten vermittelt, der uns einfühlsamer macht und
durch den wir Christus ähnlicher werden. Lord Byron
hat gesagt: „Unglück ist der erste Weg zur Wahrheit."
(Don Juan, Canto 12, Stanza 50.) Das Leben des
Erretters und das Leben seiner Propheten lehren klar
und deutlich, wie notwendig Not und Unglück sind,
damit wir zu innerer Größe gelangen.
Edmund Burke hat die Rolle des Unglücks mit
den folgenden Worten treffend gekennzeichnet:
„Schwierigkeiten sind ein strenger Lehrer, den uns jemand
schickt, der uns besser kennt, als wir uns kennen, und der
uns auch mehr liebt. . . . Wer mit uns ringt, stärkt unsere
Nerven und bildet unsere Fähigkeiten. Unser Widersacher
ist unser Helfer. Diese . . . Auseinandersetzung mit
Schwierigkeiten bringt uns unserem Ziel näher; sie zwingt
uns, sie in all ihren Auswirkungen zu betrachten. Sie läßt
uns nicht oberflächlich sein." („Reflections on the
Revolution in France", in Edmund Burke, Harvard
Classics, 50 Bde., 1909, 24:299f.)
Vielen Heiligen in der ganzen Welt fällt es schwer, mit
dem auszukommen, was sie haben, und das kann sehr
schmerzlich sein. Von ihrem Standpunkt aus wäre es
unfreundlich zu sagen, daß diese Erfahrung ihr Gutes
haben kann und daß man in besseren Zeiten gern und
vielleicht auch etwas wehmütig daran zurückdenkt.
Einer meiner erfolgreicheren Cousins hat während seines
DER
Jurastudiums viele Kerzen verbraucht, weil er und seine
junge Frau sich den elektrischen Strom für die
Beleuchtung nicht leisten konnten.
Vor einigen Jahren habe ich von einem
Afroamerikaner gelesen, der sich aus bescheidenen
Verhältnissen hochgearbeitet hat und der Hauptanwalt
für General Motors wurde, was zweifellos einer der lukra-
tivsten und prestigeträchtigsten Posten ist, die ein
Rechtsanwalt irgendwo in der Welt innehaben kann. Als
Junge war er arm; er mußte sich seine Ausbildung unter
heroischen Anstrengungen verdienen, und die
Umstände waren äußerst schwierig. Er mußte regelmäßig
ein, zwei Jobs annehmen, die mit schmutziger Arbeit
verbunden waren, manchmal waren es auch drei, wenn
ich mich recht entsinne. Er wurde gefragt, ob er sich
zwischen den bestbezahlten Geschäftsleuten der Welt
nicht unwohl fühle. Seine Antwort lautete nein. Er
sagte, die meisten von ihnen seien, wie er, arme Jungen
gewesen, die sich hochgearbeitet hätten und dabei
schwer geprüft worden seien. Sie hätten ihre
Herausforderungen zu bestehen gehabt, seien bedroht
und entmutigt gewesen. Unglück und Not sind das Feuer
des Schmelzers, das Eisen verbiegt, den Stahl aber härtet.
Präsident David O. McKay hat gesagt: „Es gibt
Menschen, die ins Unglück geraten und dabei fast
Schiffbruch erleiden, die dann irgendwie verbittert sind;
wenn sie dann aber nachdenken, kann sich sogar das
Unglück, das über sie gekommen ist, als Mittel zu
geistigem Fortschritt erweisen. Das Unglück selbst kann
einen Menschen zu Gott hinführen, statt von ihm fort,
auch zu geistiger Erleuchtung; und Entbehrungen
können eine Quelle der Kraft sein, wenn wir uns nur
eine innere Gelassenheit bewahren." (Treasures of Life,
Hg. Cläre Middlemiss, 1962, 107f.)
Ich möchte einiges vorschlagen, was wir tun können,
um glücklich zu sein, ob wir wohlhabend sind oder nicht:
1. Achten Sie darauf, daß Sie sich nicht völlig von
materiellen Dingen abhängig machen. Das könnte
bedeuten, daß Sie eventuell statt eines Autos ein Fahrrad
in Betracht ziehen, daß Sie vielleicht zu Fuß gehen, statt
mit dem Fahrrad zu fahren. Zu meiner Zeit bedeutete es
Magermilch statt Rahm.
2. Lernen Sie, auf manches zu verzichten, und schaffen
Sie sich Reserven, auf die Sie zurückgreifen können.
STERN
4
JOSEPH SMITH IM GEFÄNGNIS ZU LIBERTY, GEMÄLDE VON GREG K. OLSEN
3. Lernen Sie, das Großartige, das Gott uns in der
Natur geschenkt hat, zu schätzen: die Schönheit der Erde,
das beredte Zeugnis von Gott im Sonnenauf— und - unter-
gang, die Blätter, die Blumen, die Vögel, die Tiere.
4. Betätigen Sie sich körperlich, gehen Sie spazieren,
joggen Sie, schwimmen Sie, fahren Sie Fahrrad.
5. Legen Sie sich ein Hobby zu, das Ihren Geist und Ihr
Herz beschäftigt und dem Sie zu Hause nachgehen können.
6. Zahlen Sie den Zehnten und die übrigen Spenden.
Wenn man dieses Gebot hält, wird man nicht automa-
tisch reich - man hat nicht die Gewißheit, daß man keine
wirtschaftlichen Probleme mehr haben wird - aber man
wird dann leichter mit Schwierigkeiten fertig, man hat die
nötige Entschlußkraft und den Glauben, zu verstehen
und zu akzeptieren, und es schafft eine Gemeinschaft mit
dem Erretter, die einen innerlich stark und stabil macht.
7. Gewöhnen Sie sich an, zu singen, oder, wenn Sie
nicht gern singen, zu pfeifen. Wenn man sich selbst etwas
vorsingt, muß man sich weniger Kommentare und
Fragen anhören, als wenn man Selbstgespräche führt!
Mein Vater kam einmal mit leeren Händen von der
Rotwildjagd nach Hause, aber er war im Herzen froh und
hatte neue innere Kraft geschöpft, weil, wie er sehr
dankbar berichtete, einer seiner Kameraden das Wild
immer verscheucht hatte, da er laut und fröhlich singend
durch die Wälder marschiert war. Vater hatte das Singen
fröhlicher gemacht, als wenn er viel Wild erbeutet hätte.
Wir werden alle geprüft und müssen geistig wachsen.
Solche Prüfungen sind notwendig. Sie helfen uns, innerlich
Während der Prophet Joseph Smith im Frühjahr 1839
in Liberty im Gefängnis saß, schrieb er die folgenden
Worte nieder: „O Gott, wo bist du? Und wo ist das
Gezelt, das deine Verborgenheit bedeckt?"
zu wachsen. Sie bringen zwar Sorgen und Leid mit sich,
aber in solchen Zeiten können wir Gott näher kommen.
Das Leiden des Erretters in Getsemani war zweifellos das
größte in der Geschichte der Menschheit, aber ihm
entsprang auch das Größte, was es geben kann, nämlich
die Verheißung ewigen Lebens.
Jesaja hat beschrieben, wie der Erretter wohl mit welt-
lichen Augen gesehen wurde: „Er wurde verachtet und
von den Menschen gemieden, ein Mann voller
Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem
man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten
ihn nicht." 0esaJa 53:3.)
Es gibt vielleicht in aller Literatur, ob religiöser oder
weltlicher, nichts Bewegenderes als Abschnitt 121, 122
und 123 im Buch Lehre und Bündnisse, die der Prophet
Joseph Smith erhielt und niederschrieb, während er im
Frühjahr 1839 in Liberty im Gefängnis saß:
Als erstes fleht er: „O Gott, wo bist du? Und wo ist das
Gezelt, das deine Verborgenheit bedeckt?
Wie lange noch wird deine Hand sich zurückhalten
und dein Auge, ja, dein reines Auge vom ewigen Himmel
her das Unrecht erblicken, das deinem Volk und deinen
Knechten widerfährt, und dein Ohr von ihrem Schreien
durchdrungen werden?
MAI 1998
5
Präsident Spencer W.
Kimball machte viele
schmerzliche Erfahrungen
durch. Die Auswirkungen des Feuers des Schmelzers
zeigten sich darin, daß er im Geist geläutert war, daß
er einfühlsam war, ein verständnisvolles Herz hatte,
daß er gütig und demütig war.
Ja, o Herr, wie lange noch sollen sie dieses Unrecht
und diese gesetzwidrige Unterdrückung leiden, ehe dein
Herz sich erweichen und dein Inneres von Mitleid mit
ihnen bewegt sein wird?" (LuB 121:1-3.)
Dann kommt der verheißene Trost: „Mein Sohn,
Frieden deiner Seele! Dein Ungemach und deine
Bedrängnisse sollen nur einen kleinen Augenblick dauern,
und dann, wenn du sie gut bestehst, wird Gott dich hoch
erhöhen; du wirst über alle deine Feinde triumphieren.
Deine Freunde stehen doch zu dir, und sie werden
dich wieder willkommen heißen, mit warmem Herzen
und freundlicher Hand.
Noch bist du nicht wie Ijob, deine Freunde streiten
nicht gegen dich und beschuldigen dich nicht der Über-
tretung, wie sie es mit Ijob getan haben." (LuB 121:7-10.)
In seiner schwierigen Lage erhielt er auch die folgende
große Verheißung: „Gott wird euch durch seinen
Heiligen Geist, ja, durch die unaussprechliche Gabe des
Heiligen Geistes, Erkenntnis geben, die von Anfang der
Welt bis heute nicht offenbart worden ist." (LuB 121:26.)
Der Prophet Joseph Smith wurde gewarnt: „Die
Enden der Erde werden sich nach deinem Namen erkun-
digen, und Narren werden dich verspotten, und die
Hölle wird gegen dich wüten,
während die Herzensreinen, die Weisen und die Edlen
und die Tugendhaften beständig nach Rat und
Vollmacht und Segnungen von dir trachten
werden.
Und dein Volk wird sich niemals auf das
Zeugnis von Verrätern hin gegen dich
wenden." (LuB 122:1-3.)
Warum kann man durch Not und
Unglück oft soviel lernen? Schwierige
Umstände zwingen uns häufig dazu, Disziplin
und Arbeit zu lernen. In einer unange-
nehmen Lage machen wir vielleicht auch
Schwierigkeiten durch, die uns stählen und läutern, wie es
auf keine andere Weise möglich ist.
Die meisten Generalautoritäten sind mit Not und
Unglück recht vertraut; sie bleiben nicht davon ausge-
nommen. Ich möchte das an drei Menschen verdeutli-
chen, die ich deshalb ausgewählt habe, weil sie mit
Schwierigkeiten so sehr vertraut sind.
Präsident Spencer W Kimball lernte schon früh, wie
notwendig die Arbeit ist. Er machte in jungen Jahren
viele schmerzliche Erfahrungen, die ihn auf sein großes
geistliches Wirken vorbereiteten. Als kleiner Junge
ertrank er fast. Er hatte eine Lähmung der
Gesichtsnerven. Seine Mutter starb, als er noch jung war,
und als junger Mann verlor er seine geliebte Schwester
Ruth. Kurz nach seiner Heirat erkrankte er an den
Pocken, und Schwester Kimball zählte in seinem Gesicht
über 100 Pusteln.
Er lernte schon früh finanzielle Rückschläge kennen
und verlor verschiedene Investitionen. Wie Ijob litt er
unter Geschwüren, die ihn viele Jahre plagten und einmal
sogar auf seiner Nase und den Lippen auftraten. Einmal
hatte er 24 Geschwüre gleichzeitig; kurz danach mußte er
die entsetzlichen Schmerzen durchmachen, die mit einem
Herzleiden verbunden sind und die viele Jahre anhielten,
bis er schließlich am offenen Herzen operiert wurde. Er
litt unter Heiserkeit, die besser wurde, nachdem er einen
Krankensegen erhalten hatte, die später aber, zusammen
mit den Geschwüren, zurückkehrte. Er hatte Krebs der
Stimmbänder und mußte operiert werden und von neuem
sprechen lernen und die Kobaltbestrahlungen über sich
ergehen lassen. Die Lähmung der Gesichtsnerven kehrte
zurück, und er hatte mehrmals Hautkrebs, der operativ
behandelt wurde.
Die Auswirkungen des Feuers des Schmelzers zeigten
sich darin, daß er im Geist geläutert war, daß er
einfühlsam war, ein verständnisvolles Herz hatte,
daß er gütig und demütig war.
Ich war schon immer sehr an der Herkunft
von Präsident Nathan Eldon Tanner inter-
essiert. Vor Jahren habe ich gehört, wie er
Präsident Nathan Eldon Tanner, der
später ein bedeutender Mann wurde,
hatte eine schwere Kindheit.
ILLUSTRATION VON JERRY THOMPSON
Als Junge mußte Präsident Marion
G. Romney während der Madera-
Revolution aus Colonia Juärez in
Mexiko fliehen. Er fuhr in einem
Planwagen und blickte in die
Gewehrläufe mexikanischer Revolutionäre. Später
sagte er über dieses Erlebnis: „Es hat dazu beige-
tragen, daß ich erwachsen wurde."
von seiner bescheidenen und schwierigen Kindheit
erzählte. Er sagte über seine Eltern: „Als sie im südlichen
Alberta [in Kanada] ankamen, hatte Vater kein Geld,
und so mußte er sein Gespann verkaufen, um Geld zu
bekommen. Aber ich war immer froh, daß Vater nie daran
dachte, um staatliche Unterstützung zu bitten. Er arbei-
tete für seinen Nachbarn und ritt Pferde zu, damit
Arbeitspferde da waren. Er lebte in einer Erdwohnung auf
einer Parzelle, wo ich die ersten Jahre meines Lebens
verbrachte. Er sagte oft: »Wir müssen es einfach schaffen.
Bald sind wir so weit.' Er sagte auch: ,Als ich in dieses
Land kam, hatte ich nicht einmal einen Lumpen auf dem
Rücken. Jetzt bin ich völlig zerlumpt.'
Später wohnten wir in einem kleinen Dorf. Ich nehme
nicht an, daß das für Sie von Interesse ist, aber in jenem
kleinen Dorf gab es nicht einmal ein Telefon. Wir hatten
keine Tageszeitung und keine Wochenzeitung, jedenfalls
nicht regelmäßig. Wir hatten kein fließendes Wasser, ob
heiß oder kalt. Sie können sich also vorstellen, was wir
alles nicht hatten und was wir sehr wohl hatten! Auf
jeden Fall hatten wir keine Zentralheizung. Ich habe
mich oft gefragt, ob wir im Haus überhaupt geheizt
haben." (My Experiences and Observations, Brigham
Young University Speeches of the Year, 17. Mai 1966, 6.)
Eine so schwierige Kindheit hatte der geistige Riese
Nathan Eldon Tanner. Er war Sprecher des Parlaments
von Alberta, Minister für Bergbau und Ländereien in der
Provinz Alberta, Präsident der Transkanadischen
Pipeline, Zweigpräsident, Bischof, Pfahlpräsident,
Assistent des Rates der Zwölf, Apostel und Ratgeber von
vier Präsidenten der Kirche.
Ich möchte Ihnen etwas aus der Jugendzeit von
Präsident Marion G. Romney erzählen, und zwar am
besten in seinen eigenen Worten:
„Ich bin in Mexiko geboren, und zwar in Colonia
Juärez, Chihuahua. Meine Eltern lebten damals gerade
dort. Ich wuchs dort auf, bis ich etwa fünfzehn Jahre alt
war. In den letzten zwei, drei Jahren war die Madera-
Revolution im Gange. Die Aufständischen und die
Föderalisten jagten einander durch das ganze Land; jeder
nahm uns Kolonisatoren ab, was wir an Waffen,
Munition und Lebensmitteln hatten. Schließlich waren
wir gezwungen, das Land zu verlassen. Ich kam 1912 mit
den Mormonenflüchtlingen aus Mexiko.
Ich kann mich noch gut an ein aufregendes Erlebnis
erinnern, das wir auf dem Weg von unserem Haus zur
Bahnstation etwa 13 Kilometer südlich von Colonia Juärez
hatten. Wir fuhren im Planwagen. . . . Ich fuhr mit
meiner Mutter und ihren sieben Kindern und meinem
MAI 1998
7
Onkel (ihrem Bruder) und seiner Familie mit fünf, sechs
Kindern. . . . Wir hatten nur einen Schrankkoffer - mehr
konnten wir nicht mitnehmen. Ich saß hinten im Wagen
auf dem Schrankkoffer. . . . Die mexikanischen Rebellen
kamen von der Bahnstation her auf unseren Ort zu. Sie
ritten nicht in Formation. Sie ritten auf ihren Pferden. Die
Gewehre hatten sie im Halfter. Zwei von ihnen hielten uns
an und durchsuchten uns. Sie sagten, sie suchten nach
Gewehren. Wir hatten weder Gewehre noch Munition. Sie
fanden bei meinem Onkel 20 Pesos. . . . Die nahmen sie
ihm ab und winkten uns dann, wir sollten weiterfahren. Sie
ritten ein Stück die Straße hinauf, hielten an, drehten sich
um, zogen die Gewehre aus dem Halfter und legten sie auf
mich an. Als ich damals in die Gewehrläufe blickte, kamen
sie mir wie Kanonen vor. Sie zogen allerdings nicht ab,
weshalb ich auch heute hier sein und dies alles erzählen
kann. Das war ein sehr aufregendes Erlebnis! Es hat dazu
beigetragen, daß ich erwachsen wurde.
Die Aufständischen sprengten die Eisenbahnschienen
in die Luft, nachdem der Zug, mit dem wir fuhren, abge-
fahren war. Vater und die übrigen Männer kamen zu Pferde
nach El Paso, Texas. Wir sind nie wieder nach Mexiko
zurückgekehrt und haben, solange mein Vater lebte, auch
nie etwas von unserem Besitz zurückbekommen.
Vater und ich arbeiteten, um für unsere große Familie
den Lebensunterhalt zu verdienen. Es gab damals kein
Wohlfahrtsprogramm. Es war nicht leicht, unseren
Lebensunterhalt zu verdienen." (Tb Hirn That Asketh in the
Spirit, Salt Lake Institute of Religion Devotional, 18.
Oktober 1974, 2£)
Als Präsident Romney geheiratet hatte und er und
seine Frau schon Kinder hatten, hatte er einen Vollzeitjob
bei der Post, um für seine Familie zu sorgen, während er
gleichzeitig Jura studierte. In jener schwierigen Zeit hatte
er trotzdem gute Noten und war ein hervorragender
Student; er wurde später in eine renommierte
Anwaltsvereinigung aufgenommen, die nur die hervorra-
gendsten Anwälte aufnimmt. Er war als Rechtsanwalt
tätig und wurde Bischof, Pfahlpräsident und einer der
ersten Assistenten der Zwölf, Mitglied des Kollegiums der
Zwölf und Mitglied der Ersten Präsidentschaft. Er stellte
in den vielen Jahren, in denen ihm das
Wohlfahrtsprogramm der Kirche unterstand, seine große
Liebe und Anteilnahme für die Menschen unter Beweis.
„Sei geduldig in deinen Bedrängnissen, denn du wirst
viele haben; aber ertrage sie, denn siehe, ich bin mit
dir, ja, bis ans Ende deiner Tage."
Die äußerst schwierigen Erfahrungen, die diese Brüder
durchmachen mußten, finden wir auch im Leben vieler
anderer Führer und Mitglieder der Kirche.
Thomas Paine schrieb: „Ich liebe den, der auch in
Schwierigkeiten lächeln kann, der aus dem Kummer
Kraft schöpft und der durch seine Entschlußkraft tapfer
wird." (The Works of Thomas Paine, 1934, 392.)
Nehmen wir nun, weil der Weg manchmal schwierig ist
und uns viel abverlangt, nicht an, der himmlische Vater
habe uns aus den Augen verloren. Er schleift nur unsere
Ecken und Kanten ab und weckt in uns das Bewußtsein
der großen Aufgaben, die vor uns liegen. Mögen seine
Segnungen in geistiger Hinsicht mit uns sein, damit wir die
wundervolle Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist
erfahren und unsere Schritte auf den Wegen der Wahrheit
und Rechtschaffenheit lenken lassen. Und möge ein jeder
von uns sich an diesen tröstlichen Rat des Herrn halten:
„Sei geduldig in deinen Bedrängnissen, denn du wirst viele
haben; aber ertrage sie, denn siehe, ich bin mit dir, ja, bis
ans Ende deiner Tage." (LuB 24:8.) D
FÜR DIE HEIMLEHRER
1. Viele Menschen in der heutigen wohlhabenden
Gesellschaft, wissen nicht recht zu schätzen, daß Not
und Unglück ein Segen sein und einen Menschen
läutern können.
2. Not und Unglück, Sorgen und Leid setzen einen
notwendigen Läuterungsprozeß in Gang, der uns tiefere
Einsichten vermittelt, der uns einfühlsamer macht und
durch den wir Christus ähnlicher werden.
3. In schwierigen Umständen sind wir häufig
gezwungen, Disziplin zu lernen. Wir machen vielleicht
auch Schwierigkeiten durch, die uns stählen und läutern,
wie es auf keine andere Weise möglich ist.
4. Nehmen wir nun, weil der Weg manchmal schwierig
ist und uns viel abverlangt, nicht an, der himmlische
Vater habe uns aus den Augen verloren. Er schleift nur
unsere Ecken und Kanten ab und weckt in uns das
Bewußtsein der großen Aufgaben, die vor uns liegen.
<
z
O
<
z
z
5
2
z
9
p
DER STERN
8
Willkommen an der
RIZAL
HIGH
Laury Livsey
Für die Schüler
an der Rizal High
ist es selbstver-
ständlich, daß sie
einzigartig sind.
Schließlich ist
Als erstes fällt einem
an der Rizal High
School auf, wie
riesig sie ist. Sie ist nicht
bloß größer als die
Durchschnittsschule oder
größer als die meisten
Schulen. Wenn man be-
haupten würde, die Rizal
High wäre so groß wie
eine normal große High
School, wäre das gleiche
wie die Behauptung, der
Pazifische Ozean sei ein See.
An der Rizal High ist gar nichts
klein. Die Schule mit allen Anlagen
nimmt einen großen Teil von Pasig,
einem Vorort von Manila auf den
Philippen ein. Sie nimmt scheinbar
kein Ende und umfaßt 6,7 Hektar.
Ihr fragt euch inzwischen sicher,
wie viele Schüler es an der Rizal High
gibt. Viele, sehr viele. Wie viele
Schüler hat eure Schule? Zweitausend?
Dreitausend? Viertausend?
Rizal hat mehr. Sie hat mehr als
jede andere High School. Das
Guinness -Buch der Weltrekorde nennt
die Rizal High einfach die „größte
es etwas
Einzigartiges,
wenn man die
größte High
School der Welt
besucht. Aber für
die Mitglieder
der Kirche an der
Rizal High gibt es
etwas, das ihnen
noch mehr
bedeutet.
DER
Schule". Nach der
letzten Umfrage führte
sie den Weltrekord von
19738 Schülern auf. Der
Rektor sagt, inzwischen
seien es 21139 Schüler.
„Die Schule ist so
riesig", meint Julie Ann
Nudo, 17, über ihre
Schule. „Aber ich mag
die größeren Schulen,
weil dort viele Schüler
sind und es mir leichter
fällt, Freundschaften zu schließen."
Und so ziehen Julie Ann und
die übrigen Schüler an der Rizal
High jeden Tag die offizielle
Schuluniform an: weißes Hemd
und dunkelbraune Hose für die
Jungen; weiße Bluse, rotes Halstuch
und rotkarierter Rock für die
Mädchen. Dann haben sie den
ganzen Tag Unterricht an der
Schule, die nach Jose Rizal, einem
philippinischen Patrioten und
Schriftsteller benannt ist, der 1896
ermordet wurde. Die High School
wurde sechs Jahre nach Jose Rizals
Tod gegründet.
STERN
10
MAI 1998
U
Abseits des geschäftigen Lebens in der Innenstadt von Manila,
Hintergrund, ist das geschäftige Treiben der Rizal High in dem Vorort
Pasig zu beobachten, wo die Schüler mit Bussen über das Schulgelände
transportiert werden, links. Lennon Pacardo, Mitte, spielt gern nach dem
Lernen mit guten Freunden im Gemeindehaus Ballspiele, rechts.
EINZIGARTIG
Auf einem handgemalten Schild in einem der Höfe der Schule steht: „Ich
bin stolz, an dieser Schule, der größten weiterführenden Schule der Welt, zu
sein." Und das sind die Schüler auch. Aber einigen wenigen bedeutet etwas
anderes noch mehr.
Unter den Schülern an der Rizal High finden sich eine Handvoll
Mitglieder der Kirche. Da alle Schüler die gleiche Kleidung tragen, ist es
nicht so einfach, sie zu erkennen. Aber die Jugendlichen, die Mitglieder der
Kirche sind, geben ihr Bestes, um trotzdem einzigartig zu sein.
„Ich habe das Gefühl, ich bin ein einzigartiger Mensch - weil ich Mitglied
der Kirche bin und nicht weil ich an der Rizal bin", meint die fünfzehnjährige
Maritess Saldivar.
„Es macht mich traurig, daß die meisten Schüler an der Rizal keine Mitglieder
sind", sagt der fünfzehnjährige Ednar Pacardo. „Ich bin in meinen Kursen das
einzige Mitglied. Ich bin so froh, daß ich das Priestertum, die Macht Gottes,
habe. Ich fühle mich, im Vergleich zu meinen Schulkameraden, stark. Ich werde
das Richtige tun, und ich werde meine Klassenkameraden das Rechte lehren."
Maritess ist sich dessen bewußt, wie wichtig es ist, ein Vorbild zu sein. „Ich
weiß, daß ich anders bin. Meine Freunde sagen es mir immer, und sie finden
es gut, daß ich so bin. Sie finden, daß es bedeutet, daß man nett ist, wenn
man ein Mitglied der Kirche ist. Sie reden immer darüber, daß die
Mormonen Gutes tun und daß wir ein Vorbild sind. Deshalb bemühe
ich mich immer, mein Bestes zu geben, um allen Menschen ein
Vorbild zu sein."
AUS DER MENGE HERAUSRAGEN
Seit 1961 ist die Kirche auf den Philippinen offiziell
vertreten, und es gibt dort derzeit 47 Pfähle, 14 Missionen und
einen Tempel. Das Land besteht aus einer Gruppe von Inseln vor der
Südostküste Asiens. Viele Filipinos - vor allem die Jugendlichen - wissen
nur sehr wenig über die Kirche und ihre Lehren. Selbst die Menschen, die ein
bißchen über das Evangelium wissen, haben zahlreiche Fragen.
Jeden Tag sind die Schüler der Rizal High, die Mitglieder der Kirche sind,
sich dessen bewußt, daß sie in der Minderzahl sind. Und sie wissen, daß
ihnen jeden Tag einige ihrer Klassenkameraden Fragen zu ihren
Glaubens Vorstellungen und ihren Werten stellen werden.
Carmelita Gonzalez wurde einmal von einer Freundin ange-
sprochen, die wissen wollte, warum sie nicht mehr Zeit mit ihrer
Freundesclique verbrachte. „Ich erklärte ihr, daß ich ein Mitglied der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bin", sagt sie. „Ich mußte ihr
DER STERN
12
erklären, daß das, was sie tun, manchmal nicht zu dem paßt, woran ich
glaube. Ich habe ihr erklärt, ich könne ihre Freundin sein, aber ich müsse als
Mitglied der Kirche auch meine Grundsätze beachten."
Nichts von alledem bedeutet, daß die Heiligen der Letzten Tage an der
Schule keinen Spaß haben. Rizal High ist zwar riesig, aber der Schultag läuft
ähnlich ab wie an anderen High Schools auch - Hausaufgaben, schwierige
Fächer, Vorbereitung auf die Universität.
Der Unterschied liegt darin, wie sie ihre Zeit außerhalb der
Schule verbringen. Dann rücken die Heiligen der Letzten
Tage noch näher zusammen.
Der sechzehnjährige Jerusalem Santos, meist Jerum
genannt, und Ednar, die beide Mitglieder des Zweigs
Pasig 2 im Pfahl Pasig sind, treffen sich gern im
Gemeindehaus, um Basketball oder Volleyball zu
spielen, wenn sie Zeit haben. Sonntags bereiten
sie das Abendmahl vor und teilen es aus. Sie
sind beide gern in der Kirche und fühlen sich
dort wohl.
,Es sieht so aus, als ob die meisten
Schüler an der Rizal High Alkohol trinken
MAI 1998
13
und Zigaretten rauchen. Ich tue das nicht", sagt Jerum. „Ich habe das Gefühl,
daß ich stark genug bin, mit den Versuchungen, die auf mich zukommen,
fertig zu werden, auch wenn meine Freunde immer wissen wollen, warum wir
solche Dinge nicht nehmen. Sie sagen alles mögliche, zum Beispiel, daß ich
kein richtiger Freund bin, wenn ich nicht mitmache."
Maritess bemüht sich sehr, ihren Freundinnen außerhalb der Kirche eine
Freundin zu sein, indem sie ihnen vom Evangelium erzählt, damit sie es besser
verstehen. „Manche von ihnen sind sehr neugierig, was die Kirche betrifft. Sie
fragen mich nach den Grundsätzen der Heiligen der Letzten Tage", sagt sie.
„Ich habe ihnen das Buch Mormon geschenkt und ihnen von Joseph Smith
und zum Beispiel vom Wort der Weisheit und vom Gesetz der Keuschheit
erzählt. Ich bemühe mich, sie zu verstehen, aber ich glaube, es fällt ihnen
schwer, zu verstehen, warum wir Mormonen sind und woran wir glauben."
Selbst Maricar Mendoza, die zugibt, daß sie ein bißchen schüchtern ist,
zögerte nicht sich zu melden, als ihre Lehrerin fragte, wer in der Klasse nicht
katholisch war. Maricar hatte das Gefühl, sie müsse sich äußern. „Ich sagte:
,Ich bin Mormonin.' Ich erklärte ihr, was unsere Kirche ist, und konnte über
vieles sprechen, zum Beispiel über die Propheten der Letzten Tage, über
Joseph Smith und über den Erlösungsplan."
Maricar hält sich immer noch für schüchtern. Aber sie ist froh, daß sie
Stellung bezogen hat.
SIE SIND ANDERS
Ein Samstagmorgen auf den Philippinen. Es findet kein Unterricht
statt, und die Jugendlichen des Pfahles Pasig - von denen viele die
Rizal High besuchen - haben sich in einem Gemeindehaus zu einer
Aktivität versammelt. Zum Schluß gehen sie alle noch in einen
nahegelegenen Laden, um sich etwas zu essen zu holen. Wenn man
sie so die geschäftigen Straßen von Pasig hinunterschlendern sieht,
deutet nichts darauf hin, daß diese Jugendlichen anders sind als
ihre Altersgenossen, die genauso wie sie etwas zu essen und zu
trinken kaufen. Aber wenn man sie kennenlernt und danach fragt,
woran sie glauben und wonach sie ihr Leben ausrichten,
treten die Unterschiede zutage.
In einer so riesigen Stadt wie Manila, an einer Schule, die im
Guinness-Buch der Rekorde steht, kann man leicht in der Menge
untergehen und sich verirren.
Außer man weiß, wohin man geht. D
DER STERN
14
In ihrem Land, das reich ist an
tropischen Früchten, freuen
die Mitglieder der Kirche sich,
wenn sie Zusammensein
können. Rechts (von links):
Renee Kimberly Lamoglia,
Paula Miranda und Shirley
Hope M. Sebastian.
Unten: Ednar Pacardo
sagt: „Ich bin so
froh, daß ich das
Priestertum, die
Macht Gottes,
habe."
DER STERN
16
GEDENKE DES
z
O
Q
Z
o
>
§
IL
Ö
z
O
z
O
O
O
5
U
Das Einhalten des Sabbats ist
keine Einschränkung, sondern
ein Schutz und eine Quelle
der Kraft.
D. Kelly Ogden
Immer wieder, von Generation zu
Generation, tauchen diese Fragen
auf: Warum können wir am Sonntag nicht das
gleiche tun wie an den anderen Tagen? Was nützt es
einem, wenn man den Sabbat heilig hält?
Das sind keine Fragen, die nur von Kindern gestellt
werden, die zu klein sind, um zu begreifen, welchen Lohn
es mit sich bringt, wenn wir die Gebote des himmlischen
Vaters befolgen. Ein Student meinte: „Es fällt mir immer
schon schwer, zu begreifen, wofür der Sonntag eigentlich
da ist. Es ist anscheinend der einzige Tag in der Woche,
an dem ich nichts mit meinen Freunden unternehmen
kann. Ich war schon in Familien, wo die Kinder am
Sonntag überhaupt nichts tun dürfen. Das schafft doch
bloß eine feindselige Stimmung."
Ein zurückgekehrter Missionar gab zu: „Ich mache mir
Gedanken, weil ich seit meiner Rückkehr von Mission so
wenig geistigen Fortschritt mache, und ich glaube, das liegt
teilweise daran, daß ich den Sonntag nicht so begehe, wie
ich sollte. Ich bin sicher, daß es noch mehr Mitglieder gibt,
für die der Sonntag einfach bedeutet, daß sie drei Stunden
in den Versammlungen sitzen, nicht einkaufen und nicht
arbeiten und daß sie am Fastsonntag das Frühstück
auslassen. Ich habe das Gefühl, daß viel Verwirrung
darüber herrscht, wie man den Sonntag richtig lebt."
Der Herr erklärte Mose auf dem Berg Sinai noch
einmal, wie wichtig dieser Tag ist, und gebot dem Volk
Israel: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!"
Der Herr hat einen Tag geschaffen,
der Sabbat genannt wurde. Warum hat
er das getan? Welchem Zweck dient
dieser Tag, und was paßt zum Sabbat?
Sehen wir uns, um diese Fragen zu
beantworten, an, was er selbst dazu
gesagt hat.
DIE ANWEISUNGEN IN DEN HEILIGEN SCHRIFTEN
Nachdem Gott die Erde erschaffen hatte, segnete er
seinen Ruhetag - den siebten Tag - und erklärte ihn für
heilig (siehe Genesis 2:2,3). Als er Mose auf dem Berg
Sinai noch einmal erklärte, wie wichtig dieser Tag sei,
gebot er dem Volk Israel: „Gedenke des Sabbats: Halte
ihn heilig!" (Exodus 20:8; Hervorhebung hinzugefügt.)
Das Wort gedenke ist wichtig - wir sollen an diesen Tag
denken. Die meisten von uns müssen täglich daran erin-
nert werden, den Herrn und sein Werk im Herzen zu
behalten, zum Beispiel durch das Beten und das
Schriftstudium, aber wir brauchen auch einen ganzen
Tag von den sieben Tagen, an dem wir ihm unsere
Aufmerksamkeit und unser Herz ganz zuwenden — an
dem wir von weltlichen Dingen ausruhen, die bei vielen
auf der Prioritätenliste ganz oben stehen.
Im Hebräischen bedeutet Sabbat „Ruhe" oder „mit der
Arbeit aufhören". Wir sollen aber nicht bloß aufhören, zu
arbeiten, sondern den Tag für heilig erklären, ihn heilig
machen. Das tun wir, indem wir uns bemühen, Gott
näher zu kommen, indem wir ihn verehren und indem
wir unseren Mitmenschen dienen.
EIN GESETZ FÜR ALLE ZEIT
In alter Zeit waren die Israeliten als Volk bekannt, das
einen von sieben Tagen zur Ruhe und Gottesverehrung
bestimmt hatte. Der Herr sagte: „Die Israeliten sollen
MAI 1998
17
„Jamit du dich selbst
noch mehr von der
Welt unbefleckt halten
mögest, sollst du an
meinem heiligen Tag
ins Haus des Betens
gehen und deine
heiligen Handlungen
darbringen.
LINKS: JESUS IN DER SYNAGOGE ZU NAZARET, GEMÄLDE VON GREG K. OLSEN; RECHTS: UNTERWEIST DIE MENSCHENKINDER DURCH DIE MACHT MEINES GEISTES, VON GREG K. OLSEN
also den Sabbat halten, indem sie ihn von Generation zu
Generation als einen ewigen Bund halten. Für alle Zeiten
wird er ein Zeichen zwischen mir und den Israeliten
sein." (Exodus 31:16,17.) Die Strafe für die Mißachtung
dieses Gesetzes zum Sabbat war der Tod (siehe Exodus
31:14,15; 35:2; Numeri 15:32-36).
Heute steht auf die Entweihung des Sabbats nicht
mehr die Todesstrafe. Aber genauso wie die Israeliten,
die in alter Zeit das Gesetz übertraten, aus dem Lager
Israel ausgeschlossen wurden, sagen die heutigen Kinder
Gottes, die das Gebot bewußt mißachten, sich vom Geist
los und bringen eine Art geistigen Tod über sich.
Zur Zeit des Neuen Testaments waren die Juden dafür
bekannt, daß sie das Sabbatgesetz strikt befolgten. Als
Jesus getadelt wurde, weil er den Sabbat angeblich
entweiht hatte, verurteilte er die pedantischen und über-
triebenen Zusätze zu seinem Gesetz aus alter Zeit. „Der
Menschensohn ist Herr über den Sabbat", sagte er
(Matthäus 12:8). Außerdem sagte er: „Der Sabbat ist für
den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat."
(Markus 2:27.)
Durch sein Beispiel zeigte der Erretter, wie wir den
Sabbat heilighalten können; es ist erlaubt, anderen am
Sabbat zu helfen, so wie er es getan hat (siehe Matthäus
12:10-13), sich der Grundbedürfnisse anzunehmen und
Kummer zu lindern (siehe Lukas 13:11-16) und sogar
Lebewesen aus Gefahr zu befreien (siehe Lukas 14:5). Er
zeigte auf, daß der Schlüssel zur rechten Sabbatheiligung
wie beim Befolgen anderer Grundsätze des Evangeliums
in unserem Herzen zu finden ist. Wenn wir den Herrn
lieben, werden wir den Sabbat gar nicht in irgendeiner
Weise entweihen wollen.
Aus Liebe zum Herrn begannen die Urchristen, den
Sabbat am „Tag des Herrn" (Offenbarung 1:10) zu feiern,
„am ersten Wochentag" (Apostelgeschichte 20:7), um an
das größte Ereignis seit der Erschaffung der Welt - die
Auferstehung ihres Schöpfers - zu erinnern.
Die Heiligen der Letzten Tage sind schon häufig
aufgefordert worden, dem Herrn ihre Liebe zu erweisen,
indem sie den Sabbat heilighalten. 1993 hat die Erste
Präsidentschaft beispielsweise den folgenden Rat
gegeben:
„Wir haben das Gefühl, daß viele Heilige der Letzten
Tage in der Beachtung des Sabbats etwas lau geworden
sind. Wir sollten am Sabbat nicht einkaufen und uns
auch nicht an anderen kommerziellen und sportlichen
Aktivitäten beteiligen, mit denen der Sabbat heute so
häufig entweiht wird.
Wir fordern alle Heiligen der Letzten Tage auf, diesen
heiligen Tag aus allen weltlichen Aktivitäten herauszu-
heben und sich zu weihen, indem sie den Geist der
Gottesverehrung und Danksagung, des Dienens und der
familienbezogenen Aktivitäten pflegen, wie sie für den
Sabbat angemessen sind. Wenn die Mitglieder der Kirche
bestrebt sind, das, was sie am Sabbat tun, auf die Absicht
und den Geist des Herrn auszurichten, wird ihr Leben von
Freude und Frieden erfüllt sein." (Ensign, Januar 1993, 80.)
RICHTLINIEN FÜR DEN SABBAT
Die Propheten in alter und neuer Zeit haben nicht in
allen Einzelheiten gesagt, was wir am Sabbat tun müssen
beziehungsweise nicht tun dürfen, aber sie haben uns
Schriftstellen genannt, die als allgemeine Richtlinien
fungieren. Einige davon wollen wir hier betrachten.
Der Prophet Jesaja hat eine der deutlichsten und am
besten formulierten Richtlinien für die Heilighaltung des
Sabbats gegeben: „Wenn du am Sabbat nicht aus dem
Haus gehst und an meinem heiligen Tag keine Geschäfte
machst, wenn du den Sabbat (den Tag der) Wonne
nennst, einen Ehrentag den heiligen Tag des Herrn,
DER STERN
18
wenn du ihn ehrst, indem du keine Gänge machst, keine
Geschäfte betreibst und keine Verhandlungen führst."
(Jesaja 58:13.)
Nehemia, der Gouverneur der persischen Provinz
Juda im fünften Jahrhundert v.Chr. war ein geistig
gesinnter und demütiger Führer, der unerschrocken für
die Israeliten eine Reform in Gang setzte. Unter seiner
Führung gingen die Juden, die aus dem Exil in ihre
Heimat zurückgekehrt waren, einen Bund ein, in dem sie
Gott Gehorsam gelobten und sich unter anderem zu
folgendem verpflichteten: „Wenn die Völker des Landes
Waren, besonders Getreide jeder Art, am Sabbat zum
Verkauf anbieten, werden wir ihnen am Sabbat oder an
einem anderen heiligen Tag nichts abnehmen."
(Nehemia 10:32.)
Als manche Händler dann doch weiterhin am Sabbat
ihren Geschäften nachgingen, bewies Nehemia
ihnen, daß es ihm ernst damit war, den Tag
des Herrn zu ehren:
„Da machte ich den Vornehmen von
Juda Vorwürfe und sagte zu ihnen: Wie
könnt ihr eine solche Untat begehen
und den Sabbat entweihen?
Haben das nicht schon eure Väter
getan? Dafür ließ unser Gott all dieses
Unheil über uns und diese Stadt
kommen. Wollt ihr neuen Zorn über
Israel bringen, indem ihr den Sabbat
entweiht?
Ich ließ von da an vor dem
Anbruch des Sabbats, wenn es in
den Toren Jerusalems dunkel
wurde, die Tore schließen und
befahl, sie erst nach dem Sabbat
wieder zu öffnen. Auch stellte
ich einige meiner Leute an die
Tore, damit am Sabbattag keine
Lasten hereingebracht wurden."
(Nehemia 13:17-19.)
Ich habe vor kurzem von einer
Geschichte aus der heutigen Zeit
erfahren, die so ähnlich ist wie die
Begebenheit aus der Zeit des Alten
Testaments:
Ein Ehepaar, Mitglieder der Kirche, kaufte ein
Restaurant, das bisher nicht sehr erfolgreich gewesen war.
Sie hatten aber einige Veränderungen vor, um den Betrieb
neu zu beleben. Der Sonntag war einer der Tage gewesen,
an dem das Restaurant immer voll gewesen war, und
manche ihrer Bekannten - darunter ein guter Freund, der
ihnen Geld geliehen hatte, damit sie das Restaurant
kaufen konnten - rieten ihnen dringend, das Restaurant
auch am Sonntag offen zu halten. Die beiden überlegten
hin und her, ob sie das Restaurant am Sonntag schließen
sollten; schließlich widersprach es den geschäftlichen
Gepflogenheiten. Aber schließlich entschieden sie sich für
den sonntäglichen Ruhetag; sie wollten nach ihrem
Glauben leben und dem Herrn vertrauen. In den darauf-
folgenden Monaten gingen die Einnahmen sofort nach
oben, und seitdem ist das Geschäft stetig besser geworden.
Die Erfahrung dieser beiden sowie die Erfahrungen
anderer lehren uns, daß der Herr diejenigen, die seine
Gebote befolgen, belohnt. So wie er den Israeliten zur
Zeit des Mose verhieß, sie würden am Tag vor dem
Sabbat zweimal soviel Manna auflesen (siehe Exodus
16:29) und im sechsten Jahr eine reiche Ernte
r[Du sollst] dem
Allerhöchsten deine
Gaben und deine
heiligen Handlungen
darbringen und
nichts anderes tun als
mit Herzenslauterkeit
deine Speise bereiten,
... damit deine
Freude vollständig sei.
CHRISTUS MIT MARIA UND MARIA, GEMÄLDE VON DEL PARSON
einbringen, so daß für das siebte und achte Jahr gesorgt
war (siehe Levitikus 25:3-7, 20-22), so kann er in einem
Restaurant der heutigen Zeit dafür sorgen, daß das
Geschäft am Freitag und Samstag so gut läuft, daß das,
was man am Sonntag hätte einnehmen können, auch
hereinkommt - oder sogar noch mehr.
Wir dürfen natürlich nicht annehmen, daß wir
immer in finanzieller Hinsicht gesegnet
werden, wenn wir den Sabbat ehren.
Manchmal müssen wir finanzielle
Schwierigkeiten durchmachen,
auch wenn
wir nac
dem
^V>j
Evangelium leben. Aber wenn wir das Gesetz des Sabbats
befolgen, segnet der Herr uns mit dem, was er für uns am
besten erachtet.
SCHUTZ VOR DEM BÖSEN
In unserer Zeit hat der Herr uns erklärt, daß wir, wenn
wir den Sabbat heilighalten, besser vor dem Bösen in der
Welt, die ja in geistiger Hinsicht immer mehr verfällt,
geschützt sind. In einer Offenbarung an Joseph Smith
hat der Herr das vierte Gebot folgendermaßen umformu-
liert: „Und damit du dich selbst noch mehr von der Welt
unbefleckt halten mögest, sollst du an meinem heiligen Tag
ins Haus des Betens gehen und deine heiligen
Handlungen darbringen." (LuB 59:9; Hervorhebung
hinzugefügt.)
Hier finden wir einen inspirierten Plan für Schutz
vor Unmoral, Auflehnung, der Zerrüttung der Familie
und vor anderen geistigen Gefahren, die uns bedrohen:
jeden Sabbat können wir das Abendmahl nehmen,
und dazu gehört, daß wir regelmäßig Umkehr üben
und geloben, uns rein und „von der Welt unbefleckt"
zu halten.
Der Herr fährt fort: „Denn wahrlich, das ist der Tag,
der bestimmt ist, daß ihr von eurer Arbeit ruht und daß
du dem Allerhöchsten deine Ergebenheit erweisest."
(LuB 59:10.) Wenn wir den Sabbat dazu nutzen, den
Herrn aufrichtig zu verehren, wenn wir uns und unsere
Kraft dem Dienst an Gott und unseren Mitmenschen
weihen, bewahren wir uns vor dem Bösen um uns herum.
„Denke daran: An diesem Tag, am Tag des Herrn,
sollst du dem Allerhöchsten deine Gaben und deine
heiligen Handlungen darbringen und deinen Brüdern
sowie vor dem Herrn deine Sünden bekennen." (LuB
59:12.) Die Gaben, die wir dem Herrn darbringen
können, sind unsere Zeit, unsere Talente, unsere
Habe - für Gott und unsere Mitmenschen genutzt. Aus
diesem Schriftvers geht hervor, daß wir uns nicht nur
schützen, indem wir alles, was wir haben, dem Dienst
des Herrn weihen, sondern auch indem wir ihm, denen,
die wir beleidigt haben, und, wo dies angemessen ist,
auch den dazu bestimmten Dienern des Herrn, unsere
Sünden bekennen.
Der Herr definiert weiter, was an seinem heiligen Tag
annehmbar ist: „Und an diesem Tag sollst du nichts
anderes tun als mit Herzenslauterkeit deine Speise
bereiten, . . . damit deine Freude vollständig sei." (LuB
59:13.) Hier haben wir ein konkretes Beispiel dafür, wie
wir diesen Tag heilighalten können: wir sollen unsere
Essenszubereitung einfach halten, damit wir Gott
verehren können, statt uns um unsere physische
Befriedigung zu kümmern.
Aber es gilt noch mehr zu bedenken. Eider Mark E.
Petersen vom Kollegium der Zwölf hat einmal die
Bedeutung des Gebots erklärt: „An diesem Tag sollst du
nichts anderes tun."
„Wenn wir am Sonntag nichts anderes tun sollen, als
den Tag heiligen Zwecken zu weihen, wie steht es dann
um uns, wenn wir uns dafür entscheiden, am Sonntag
unseren Geschäften nachzugehen, oder wenn wir
am Sonntag einkaufen gehen oder wenn
wir am Sonntag Vergnügungsstätten
aufsuchen?
Wir wissen, daß es Menschen gibt,
die in bestimmten wesentlichen
Dienstleistungsbereichen arbeiten,
zum Beispiel im Krankenhaus und in
„D
„—er Sabbat ist ein
heiliger Tag, an dem
man sich entspre-
chend heilig beschäf-
tigen soll."
anderen Einrichtungen, die 24 Stunden am Tag in Betrieb
sind, und die daran nichts ändern können. Von ihnen ist
nicht die Rede. Aber die meisten Menschen haben keinen
solchen Beruf und können sich ihre Zeit einteilen.
Würden sie am Sonntag lieber Ski fahren oder
schwimmen oder ins Kino gehen oder ihren Geschäften
nachgehen, statt in die Kirche zu gehen? Wenn die
Antwort ja lautet, sollten sie sich fragen, ob sie wirklich
schon so weit vom Glauben abgekommen sind und
ein anderes Evangelium angenommen haben - ein
Evangelium des Sonntagsvergnügens und der sonntägli-
chen Geschäfte. . . .
Die Art, wie wir den Sabbat verbringen, ist ein Zeichen
für unsere innere Einstellung gegenüber [Gott] ....
Die Art, wie wir den Sabbat begehen, ist ein Anzeichen
dafür, wie tief unsere Bekehrung geht." (Ensign, Mai 1975,
49; Hervorhebung hinzugefügt.)
Eider Spencer W. Kimball vom Kollegium der Zwölf
hat zur rechten Sabbatheiligung die folgenden
Vorschläge geäußert:
„Der Sabbat ist ein heiliger Tag, an dem man sich
entsprechend heilig beschäftigen soll. Sich von Arbeit und
Vergnügungen fernzuhalten ist wichtig, aber nicht genug.
Der Sabbat verlangt konstruktives Denken und Handeln,
und wenn jemand an dem Tag nur faulenzt und nichts tut,
so begeht er eine Übertretung. Wer den Sabbat hält, wird
zum Beten niederknien, einen Unterricht vorbereiten, das
Evangelium studieren, Kranke und Betrübte besuchen,
schlafen, wertvolle Lektüre lesen und alle Versammlungen
besuchen, zu denen er erwartet wird. Wenn man das, was
recht ist, nicht tut, übertritt man durch Unterlassung."
(The Miracle of Forgiveness, 1969, 96f.)
Eider L. Tom Perry vom Kollegium der Zwölf hat die
Meinung geäußert, daß selbst die Art, wie wir uns
kleiden, einen Einfluß auf unsere Einstellung und unsere
Neigungen am Tag des Herrn hat: „Ich frage mich häufig,
was aus der guten alten Sonntagskleidung geworden ist.
Wenn man sich so kleidet wie alle Tage, paßt sich
anscheinend auch das Verhalten der Kleidung an.
Natürlich erwarten wir von unseren Kindern nicht,
daß sie den ganzen Tag ihre Kirchenkleidung tragen, aber
wir erwarten auch nicht, daß sie etwas anziehen, was
dem Sabbat nicht angemessen ist." (Ensign, November
1984, 19.)
CHRISTUS ERWECKT DIE TOCHTER DES JAIRUS VON DEN TOTEN, GEMÄLDE VON GREG K. OLSEN
EINE QUELLE DER SEGNUNGEN
Denen, die den Sabbat einen Tag der Wonne nennen
und ihn zum heiligen Tag erklären, sind große
Segnungen verheißen: „Und wenn ihr dies mit
Danksagung tut, mit fröhlichem Herzen und Angesicht
... so gehört euch die Fülle der Erde . . . und alles
Gute, was aus der Erde kommt." (LuB 59:15-17.)
Manchmal treten die Segnungen nicht sofort ein; es
kann uns sogar große Opfer abverlangen, wenn wir zu
unserem Glauben stehen. Aber dafür, daß wir den
Sabbat so verbringen, wie es dem Geist dieses Tages
entspricht, sind uns Freude und Frieden verheißen und
daß sich für uns alles zum Guten auswirkt (siehe LuB
98:3).
Vor mehreren Jahren schrieb mir eine Studentin, die
am Jerusalem-Center der Brigham Young University
studiert hatte, kurz nach ihrer Rückkehr in die
Vereinigten Staaten. Sie berichtete von einer großen
Herausforderung in bezug auf die Sonntagsarbeit: „Mit
das Schwerste war, daß ich meinem Chef sagen mußte,
daß ich nicht mehr sonntags für ihn arbeiten konnte.
Die letzten beiden Sommer hatte es mir nichts ausge-
macht, sonntags zu arbeiten, aber aufgrund der Einsicht,
die ich seitdem gewonnen habe, könnte ich das jetzt
nicht mehr rechtfertigen."
Ihre Bewunderung für ihren Chef machte es ihr
schwer, es ihm zu sagen. „Ich glaube, ich wollte es ihm
deshalb nicht sagen, weil er zu mir so gut gewesen ist. Ich
konnte mich immer darauf verlassen, daß ich dort einen
Job hatte."
Sie brauchte drei Tage, darunter einen Fasttag, um
den Mut aufzubringen. „Ich wollte bloß, daß er meine
Einstellung verstand. Ich nahm eine geschnitzte Figur
aus Olbaumholz als Friedensangebot mit - für alle Fälle.
Natürlich drehte das Gespräch sich um Jerusalem und
DER STERN
22
um alles, was ich in Israel gemacht hatte. Ich versuchte,
ihn darauf vorzubereiten, warum ich sonntags nicht
mehr arbeiten konnte.
Wir kamen schließlich auf meine Arbeit zu sprechen.
Meine Nerven hielten nicht durch, und meine Stimme
zitterte ein bißchen, aber schließlich konnte ich über
meine Gefühle sprechen. Der Geist muß mit mir gewesen
sein, denn er hatte Tränen in den Augen, und auch ihm
fiel das Sprechen schwer. Er erklärte mir, er respektiere
meine Entscheidung und sei froh, daß ich zu meinem
Glauben stände.
Er erklärte mir auch, seine Glaubens vor Stellungen
seien etwas anders und er müsse gerecht sein und alle
seine Angestellten gleich behandeln. Er sagte nicht
eindeutig, daß ich nicht mehr für ihn arbeiten konnte,
aber wir wußten es beide. Ich hatte ein Gefühl, als sei mir
eine schwere Laste von den Schultern genommen
worden. Ich habe jetzt keine Arbeit, aber das ist in
Ordnung; irgend etwas wird sich schon finden."
DER SABBAT UNSERER ZUKUNFT - HEUTE
Zur Vorbereitung auf das Millennium können die
Heiligen der Letzten Tage schon jetzt daraufhinarbeiten,
daß sie ein Volk werden, das im Herzen rein ist und den
Willen Gottes tut. Ein solches Volk beachtet den
Sabbattag, das es ihn heilighält (siehe LuB 68:29). Wie
wird der Sabbat im Zion des Millenniums aussehen?
Aus dem, was geschrieben steht, geht hervor, daß es
am Tag des Herrn keine körperliche Arbeit geben wird,
keine Einkäufe, keine offenen Geschäfte und keine
Sportveranstaltungen oder andere Vergnügungen. Wir
erwarten auch, daß die Menschen in Zion sich am Abend
vorher nicht überarbeiten oder so lange aufbleiben, daß
sie am Sabbat völlig erschöpft sind.
Vielmehr werden diese Heiligen ihre Versammlungen
in der Kirche besuchen, allein und mit ihrer Familie
die heiligen Schriften studieren und darüber nach-
sinnen und andere aufbauende Literatur lesen. Wir
würden wahrscheinlich sehen, daß sie an ihrer
Lebensgeschichte und an ihrer Familiengeschichte
schreiben, daß sie andere aufbauen, die Kranken besu-
chen, sich mit Genealogie und Missionsarbeit beschäf-
tigen, singen und sich inspirierende Musik anhören und
noch vieles mehr tun, so wie der Geist des Herrn es
ihnen eingibt. Indem sie den Sabbat heilighalten und
den Herrn des Sabbat ehren, werden sie gewiß mit dem
Frieden und der Freude, die er verheißen hat, gesegnet.
Erscheint Ihnen das wie ein schönes Bild des Sabbat?
Das Erstaunliche daran ist, daß wir es nicht erst im
Millennium zu erleben brauchen. Wenn wir es wollen,
kann es für uns schon am kommenden Sonntag
Wirklichkeit werden - und wir werden die Segnungen
für den Gehorsam sofort erhalten. D
M Jk m A m Jf
WACHSAM
SEIN GEGENÜBER
GEWALTTÄTIGKEIT
Harold Oaks
treit und besonders Gewalttätigkeit ist nicht
die Art, wie wir mit unseren Problemen
fertig werden (siehe 3 Nephi 11:29,30). Leider
vermitteln Fernsehen, Videos, Kinofilme und
Videospiele etwas anderes. Sogar Cartoons und viele
Kinderprogramme stellen Gewalt als etwas Lustiges
dar. Sie tun so, als würde niemand verletzt und als
könne jede Meinungsverschiedenheit mit einem
Karatetritt oder einer Waffe beigelegt werden.
Tausende von Studien aus den vergangenen vier
Jahrzehnten belegen, daß es zwischen dem, was auf
dem Bildschirm geschieht, und dem, was im Leben
derer geschieht, die Gewaltprogramme ansehen, einen
direkten Zusammenhang gibt. Vor allen die Kinder
werden aggressiver, da sie lernen, ihrem Ärger Luft zu
machen, um ihre Probleme zu lösen. Die Menschen
werden ganz allgemein unempfindlicher, was die ganz
realen Schmerzen betrifft, die Gewalttätigkeit verur-
sacht. Gewalttätigkeit kann auch süchtig machen, so
daß man immer mehr Gewalt sehen will und sich
selbst immer brutaler verhält.
Da die Welt, in der wir leben, immer gewalttätiger
wird, müssen wir uns und unsere Lieben vor dem
verderblichen Einfluß der Gewalt in den Medien
schützen. D
K*
K*
■
.* •
»V
iVi
HIER IST EINIGES
AUFGEFÜHRT, WAS
WIR TUN KÖNNEN
<k
Machen Sie sich bewußt, daß
Gewalt Leid verursacht
Gewalttätigheit ist nichts,
worüber man lachen kann.
(^) Untersuchen Sie die Folgen
^ gewalttätiger Handlungen - den
Schaden, den sowohl das Opfer
als auch der Angreifer erleiden.
%g) Nehmen Sie sich solche
Menschen zum Vorbild, die
Selbstbeherrschung, Geduld,
Toleranz und gesunden
Menschenverstand mitbringen
(siehe Sprichwörter 15:1,18;
1 Korinther 13:4,5).
Qg> Überwachen Sie, was bei Ihnen
zu Hause an Medien konsumiert
wird. Die Eltern sollten beispiel-
sweise anschauen, was ihre
Kinder anschauen und dann über
alle Gewalt, die vorkommt,
sprechen. Dazu zählt auch
Gewalt in den Nachrichten.
£$A Überlegen Sie, wie man Probleme
anders lösen kann. Fragen Sie
beispielsweise, während Sie mit
einem Kind fernsehen: „Wie hätte
diese Person das Problem auch
anders lösen können?"
§^ Befolgen Sie den Rat des
Propheten, nicht jugendfreie
Filme und anderes, was
unpassend ist, nicht anzusehen.
*Xßl
m * k *
1 M
■ Jr
» «, •
r %
4 k _
t*v* «nfc^^MyK* w_> y* a* *. J« X ß * * FjOf X m,\ J "•* h, * * w w m i
r -: * r * * * ■", * r i m ; * r ;* O yt x * / *.■» '% \%~y. * x » ~* * r ■* * > « * »
. m x * k, * h m V ,, m k d X * * a V Ä m *. d, ä k «,' %wf mmjfM •* X * X * *. h * j
00
CS
c*
i O i
<
Kl
I
O
Q
X
u
z
~
X
u
Ü
z:
<
O
CS
VON FREUND ZU FREUND
ELDER DALLI N H. OAKS
vom Kollegium der Zwölf Apostel
Nach einem Interview, das Rebecca M. Taylor geführt hat
An einem Winterabend, als
ich etwa fünf, sechs Jahre
alt war, nahm mein Vater
mich mit in die Stadt. Es war
während der Weltwirtschaftskrise,
als es nur wenig Arbeit gab und
viele Menschen arm waren. Mein
Vater und ich sahen uns die
Schaufenster an, während wir durch
die Stadt gingen, und bald standen
wir vor einem Geschäft mit
Sportartikeln. Im Schaufenster
waren lauter wundervolle Dinge wie
zum Beispiel Angelköder und
Taschenmesser ausgestellt.
Ein schäbig gekleideter Junge
stand in unserer Nähe und sah
sehnsüchtig ins Schaufenster. Ich
achtete nicht sehr auf ihn, aber mein
Vater ging zu ihm hin und sprach
kurz mit ihm, dann legte er ihm die
Hand auf die Schulter führte ihn in
den Laden. Ich sah zu, wie der Junge
sich ein Taschenmesser aussuchte
und mein Vater bezahlte.
Ich habe an dem Tag kein
Taschenmesser bekommen, aber ich
habe etwas gelernt. Als mein Vater
Eider Oaks und seine Frau
und ich weitergingen, sagte er:
„Du hast mich. Er hat niemanden."
Später wurde mir bewußt, wie
großzügig mein Vater war und wie
sehr er mit anderen Menschen
mitfühlte.
Als ich fast acht Jahre alt war,
starb mein Vater, der Arzt war, an
einer Krankheit, die er sich von einem
seiner Patienten zugezogen hatte. Ein
paar Monate daraufließ meine
Mutter meinen kleinen Bruder und
meine kleine Schwester und mich in
der Obhut ihrer Eltern zurück und
ging fort, um an einer Universität zu
studieren, damit sie genug Geld für
unseren Lebensunterhalt verdienen
1 . Etwa 3 Jahre alt, mit seinem
Vater. 2. Mit 6 Jahren beim
Geigenspiel. 3. Mit 1 2 Jahren
mit seiner Schwester, seiner
Mutter und seinem Bruder.
konnte. Aber die Belastung durch
den Tod ihres Mannes und der
Kummer darüber, daß sie nicht bei
ihren Kindern sein konnte, machten
sie so schwer krank, daß sie von
einer Krankenschwester gepflegt
werden mußte. Ich sah sie viele
Monate nicht.
Ich hatte meinen Vater verloren,
und eine Zeitlang hatte ich auch
meine Mutter verloren. Ich war sehr
unglücklich und war in der Schule
ziemlich schlecht. Ich lernte keine
Schreibschrift, und bis heute kann
ich nur meine Unterschrift in
Schreibschrift hinbekommen. Ich
konnte keine Rechtschreibung, und
in Mathematik war ich noch
schlechter. Meine Lehrerin ließ die
Klasse die Rechenblätter immer
nach vorn weiterreichen, damit wir
uns gegenseitig korrigieren konnten.
Wir mußten dann laut unsere
Fehlerzahl sagen. Von 20 Aufgaben
hatte ich meistens 15 oder 16
falsch. Ich hielt mich für den
dümmsten Jungen in der Klasse. Ich
weiß noch, wie meine
Klassenkameraden mich einmal mit
Schneebällen bewarfen und mich
einen Dummkopf nannten.
Mutter ging es irgendwann besser,
und als sie sich wieder um uns
kümmern konnte, zogen wir nach
Vernal in Utah, wo Pearl Shaffer in
der fünften Klasse meine Lehrerin
wurde. Was sie für mich getan hat,
kann ich nie wieder gutmachen. Sie
glaubte an mich, und so lernte ich
auch, an mich zu glauben. Sie half
KINDERSTERN
2
_,.-■•,-
ILLUSTRATION VON ROBERT T. BARRETT
mir zu lernen. Bis ich mit der fünften
Klasse fertig war, konnte ich schon
mit den besten Schülern wetteifern.
Manchmal macht das Leben uns
allen schwer zu schaffen. Aber nur
weil ihr gerade niedergeschlagen
seid, müßt ihr nicht meinen, es
bliebe euer Leben lang so. Steht auf,
schüttelt den Staub ab, und macht
weiter. Viele junge Leute sind mal
entmutigt. Sie haben das Gefühl, sie
seien nicht besonders gut oder sie
müßten so gut wie ihre Schwester
oder ihr Bruder oder ihre Freunde
sein. Aber wir wissen aus den
heiligen Schriften, daß jeder seine
Gaben hat; wir müssen nur heraus-
finden, welche Gaben wir haben,
und sie entfalten. Jeder hat einiges,
was er gut kann, und einige heraus-
ragende Eigenschaften. Es ist so herr-
lich, daß die Schöpfungen Gottes so
vielfältig sind. Niemand ist genauso
wie irgend jemand anders. Ihr müßt
wissen, daß ihr ein Kind Gottes seid
und daß er euch liebt. Auch wenn
ihr meint, niemand hätte euch lieb,
liebt Gott euch doch.
Als ich 12 war, bat der Bischof
mich, ihm zu helfen, den Witwen
der Gemeinde Weihnachtskörbe zu
bringen. An dem Tag schneite es.
Die Körbe enthielten Grapefruit und
Orangen. Es war während des
Zweiten Weltkriegs, als Grapefruit
und Orangen selten waren, deshalb
waren sie etwas ganz Besonderes.
Der Bischof wartete im Auto,
während ich den Korb zur Tür
brachte und sagte: „Der Bischof hat
mich gebeten, Ihnen diesen Korb zu
bringen. Es ist ein Weihnachtskorb
von der Gemeinde."
Bald hatten wir alle Körbe abge-
geben, bis auf einen. Der Bischof
brachte mich nach Hause, und ehe
ich aus dem Auto stieg, gab er mir
den letzten Korb und sagte: „Der ist
für deine Mutter." Dann fuhr er fort.
Ich stand mit dem Korb in der
Hand vor dem Haus und dachte
nach. Wir hatten den Witwen die
Körbe gebracht, und ich hatte bisher
noch nie darüber nachgedacht, daß
meine Mutter Witwe war. Ich hatte
nie gehört, wie sie sich als Witwe
bezeichnet hatte. Das war das erste
Mal, daß mir klar wurde, daß jemand
anders sie als Witwe betrachtete.
Mir wurde bewußt, daß Mutter
ihr Leben voll Glauben lebte. Sie
hatte uns gelehrt, daß wir einen
Vater hatten und daß sie einen
Mann hatte und daß wir immer eine
Familie blieben, weil sie und mein
Vater im Tempel geheiratet hatten.
Ich wußte, daß andere Kinder einen
Vater hatten, der mit ihnen jagen
und fischen ging, und es machte
mich traurig, daß ich keinen Vater
hatte, der das mit mir machte. Aber
es war Krieg, und ich hatte mir als
Junge immer vorgestellt, daß mein
Vater fort war, weil der Herr ihn
dazu berufen hatte, eine andere
Arbeit zu tun. Es tat weh, daß er
nicht da war, aber ich wußte, daß
wir eines Tages wieder zusammen
sein konnten. Seitdem ist mein
Zeugnis davon, wie wichtig die
Tempelehe ist, stark geworden. Ich
bin so dankbar für die Tempelehe
und für die Segnungen, die damit
verbunden sind, wenn man als ewige
Familie gesiegelt ist! D
MAI 199
3
DAS MITEINANDER
Er spricht mit mir
Sydney Reynolds
„Ich verglich alle Schriften mit uns, damit wir davon
Nutzen hätten und lernen könnten." (1 Nephi 19:23.)
Wißt ihr, was eine Menschenmenge ist? Das
sind ganz viele Menschen. Als Jesus Christus
die Menschen in Judäa lehrte, folgte ihm
eine große Menschenmenge, weil sie alle hörten
wollten, was er sagte. Am See von Galiläa lehrte er eine
Menschenmenge. Auch auf dem Berg lehrte er eine
Menschenmenge. Auch in Jerusalem. Aber der Erretter
wollte, daß jeder einzelne in der Menschenmenge
zuhörte, glaubte und beschloß, ihm nachzufolgen.
Mose lehrte eine Menschenmenge die Zehn Gebote.
Er erklärte ihnen: „Darum sollst du den Herrn, deinen
Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und
mit ganzer Kraft." (Deuteronomium 6:5.) Er sprach
zwar zu vielen Menschen, aber er wollte, daß jeder das
tat, was er sagte. Und er wollte, daß auch ihre
Nachkommen davon wußten.
Nephi las aus den heiligen Schriften vor. Er sagte: „Ich
verglich alle Schriften mit uns, damit wir davon Nutzen
hätten und lernen könnten." (1 Nephi 19:23.) Wenn wir
die heiligen Schriften mit uns vergleichen, heißt das, daß
wir uns anschauen, inwiefern unser Leben ähnlich ist wie
das Leben der Menschen, von denen wir da lesen. Wenn
der Herr diesen Menschen etwas sagt, wissen wir, daß er
es auch uns sagt. Wir lernen aus den heiligen Schriften,
wie glücklich wir sein können und welchen inneren
Frieden wir spüren können, wenn wir die Gebote halten.
Wir sehen auch, welchen Kummer es mit sich bringt,
wenn die Menschen die Gebote übertreten.
Die Bergpredigt des Erretters ist auch für euch
bestimmt! Ihr seid glücklich und gesegnet, wenn ihr
demütig und barmherzig seid (siehe Matthäus 5:5,7).
Auch die Predigt, die König Benjamin auf dem Turm
gehalten hat, ist an euch gerichtet! Auch ihr könnt eine
mächtige Wandlung im Herzen spüren (siehe Mosia 5:2).
Das Wort der Weisheit (siehe LuB 89) wird euch helfen,
Gesundheit und große Schätze der Erkenntnis zu finden.
Wenn die Propheten heute sprechen, ist das, was sie
sagen, auch für euch bestimmt, ebenso für diejenigen,
die nach euch kommen. Und wenn ihr die heiligen
Schriften mit euch vergleicht und auf den Geist hört,
könnt ihr hören, wie der Herr zu euch spricht.
Anleitung
Nimm die Seite 5 aus der Zeitschrift heraus, und
kleb sie auf festes Papier. Kleb in das Oval in der Mitte
ein Foto von dir, einen Spiegel oder ein Bild, das du von
dir gezeichnet hast. Schneide den unteren Rand an der
durchgehenden schwarzen Linie entlang ab. Schneide
jedes Kästchen in dem Streifen aus; kleb es dann in das
passende Kästchen. Mal die Bilder an, und häng das
Poster irgendwo auf, wo es dich daran erinnert, die
heiligen Schriften mit dir zu vergleichen.
Anregungen für das Miteinander
1. Schreiben Sie auf große Karten in Druckbuchstaben
den ersten Teil jeder Seligpreisung (siehe Matthäus 5 und
3 Nephi 12), zum Beispiel „Selig, die keine Gewalt
anwenden". Mischen Sie die Karten, und legen Sie sie mit
der Beschriftung nach unten in Reihen. Lassen Sie die
Kinder eins nach dem anderen nach vom kommen und zwei
Karten aufdecken. Wenn sie zusammenpassen, befestigen Sie
sie an einem Poster und lassen die Kinder die Schriftstelle
aufsagen. Wenn die Karten nicht zusammenpassen, werden
sie wieder umgedreht. Fahren Sie so fort, bis alle
Seligpreisungen an dem Poster befestigt sind.
2. Das Wort der Weisheit (siehe LuB 89) wurde den
Heiligen 1833 gegeben, als nur wenige Menschen meinten,
dieser Rat sei wichtig. Jetzt bestätigen viele Wissenschaftler,
wie weise diese Ratschläge sind, und wir wissen, daß wir
gesegnet werden, wenn wir auf den Herrn hören. Fertigen
Sie drei Wortstreifen an: OßST, GEMÜSE, Getreide.
Befestigen Sie einen Wortstreifen an einem Poster; geben
Sie den Kindern eine Minute Zeit, aufzuschreiben, was zu
dieser Kategorie gehört und gut für ihren Körper ist;
besprechen Sie dann die Liste. Wiederholen Sie dies mit
den beiden übrigen Kategorien. Für kleinere Kinder
können Sie Abbildungen aus Zeitschriften verwenden, mit
denen sie Kollagen von guten und schlechten
Entscheidungen anfertigen. □
KINDERSTERN
4
I lULIl.HUJg
: \t;.j iwC
I
Mf i'I
[
,J iL 1
;i
il'J
1 ■
i 'KB
tl 1
- ■] 'a
i i
JUi
Wenn ich die heiligen Sdbri^^^^^^^^^^S m ♦
ILLUSTRATION VON TADD R. PETERSON
Mose verkündet
den Israeliten die
Zehn Gebote
Exodus 20:3-17
Joseph Smith
lehrt das Wort
der Weisheit
LuB 89
Jesus hält die
Bergpredigt
Matthäus 5-7
i
König Benjamin
hält seine Predigt
Mosia 2-5
i j
ERZAHLUNG
Tami Cobbs
Schwester
KINDERSTERN
6
i
X
z
g
z
O
Tritt auf rot, dann liebst du Tami Cobb",
flüsterte Travis, während wir uns in einer
Reihe aufstellten und hinter unserer Lehrerin
her zur Cafeteria gingen. Fünfundzwanzig Paar Schuhe,
darunter auch meine Sandalen, gingen im Zickzack und
waren sehr darauf bedacht, nicht auf die roten Fliesen
zu treffen.
Frau Simon blieb stehen und sah uns an. „Wo ist
denn meine schöne gerade Reihe?" fragte sie und
lächelte gar nicht.
Wir stellten uns in eine gerade Reihe. Alle bis auf
Tami, die sich abwandte und den Kopf senkte. Ich konnte
nur ihre roten Haare sehen. Zweifellos hatte sie wieder
diesen gemeinen Ausdruck in ihrem sommersprossigen
Gesicht - den gemeinen Ausdruck, den sie immer hatte.
Ich strich mir die roten Haare hinter die Ohren und war
froh, daß sie nicht so leuchteten wie Tamis Haare - und
daß meine Sommersprossen nicht so dunkel waren. Frau
Simon drehte sich wieder um, und wir gingen weiter zur
Cafeteria. Die Schuhe übersprangen die roten Fliesen
immer noch, aber nicht mehr so laut.
„Du bist doch Tami Cobbs Zwillingsschwester", sagte
Zachary beim Mittagessen zu mir.
Tami sah mich an, sie kaute an der Ecke ihres
Butterbrots. Ihre dunklen Augen blickten ängstlich -
und hoffnungsvoll.
„Bin ich nicht!" protestierte ich.
Tami blickte wieder auf ihr zerknülltes
Butterbrotpapier. Ich hatte kein gutes Gefühl, aber es
war ja nicht meine Schuld. Wenn sie sich wenigstens
mal ordentlich benommen hätte, statt immer solche
Grimassen zu schneiden, dann hätten auch nicht alle
immer so auf ihr herumgehackt!
In der Pause spielte ich mit den anderen, während
Tami allein am Zaun stand. Ich wagte es nicht, sie zu
bitten mitzuspielen, sonst hätte Zachary mich bestimmt
wieder „Tami Cobbs Schwester" genannt.
An dem Abend kamen die Missionare zum Essen. Es
war schön draußen, deshalb grillte Vater Hamburger
und Würstchen.
„Becca, ich glaube, du kennst eine von den
Untersucherinnen, die wir diesen Samstag taufen",
sagte Eider Ryan, der meine kleinen Brüder auf den
Knien schaukelte, während wir warteten. „Sie sagt, sie
ist in deiner Klasse."
MAI 1998
7
„Wer?" fragte ich überrascht und begeistert.
Vielleicht Brittany. Sie war hübsch, und alle mochten
sie. Oder vielleicht Heidi. Ich hoffte, daß es Heidi
war. Wir kicherten im Musikunterricht, wenn Frau
Bradleys Stimme bei den hohen Tönen kiekste,
immer zusammen. Oder vielleicht Alix oder Kira
oder Emily. „Wer ist es?" fragte ich und zappelte
aufgeregt.
„Tami Cobb. Wir taufen ihre ganze Familie."
„Wie schön!" sagte meine Mutter. „Ist das nicht
toll, Becca? Du hast dir doch schon immer gewünscht,
du hättest in der Schule eine Freundin, die in der
Kirche ist."
„Ja, toll", murmelte ich. Ich wußte, daß ich mich
hätte freuen sollen, aber ich freute mich gar nicht.
Am nächsten Tag in der Schule sah ich, wie Tami
mich ansah. Immer wenn ich in ihre Richtung blickte,
sah sie mich an. Ich wollte etwas zu ihr sagen, aber ich
traute mich nicht. Jeder, der mit ihr sprach, wurde den
ganzen Tag gehänselt.
Am Abend klingelte das Telefon. Mein Vater ging
dran. „Becca, das sind die Missionare. Sie möchten
wissen, ob du Samstag bei Tami Cobbs Taufe ein PV-
Lied singen würdest. Tami hat darum gebeten."
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Tami wußte,
daß ich gerne sang, weil ich mich immer meldete, wenn
jemand vorsingen sollte. Und erst vor einer Woche
hatte ich im Musikunterricht freiwillig ein Lied vorge-
sungen, um meine Note zu verbessern. Jetzt saß ich in
der Falle. Ich hatte keinen Grund, bei ihrer Taufe nicht
zu singen - außer einem.
Ich sah meine Mutter an. Sie lächelte und nickte.
„Ich begleite dich am Klavier", sagte sie.
Jetzt saß ich doppelt in der Falle. „Na gut", sagte ich
widerstrebend. Wenigstens war keiner von der Schule
da, der mich sehen konnte.
Bei der Taufe am Samstag sprach Eider Ryan über
den Taufbund, wie er im Buch Mormon erklärt ist.
„Wenn man sich taufen läßt, verspricht man dem himm-
lischen Vater und Jesus Christus, daß man einer des
KINDERSTERN
8
anderen Last trägt", sagte er. „Und daß man immer,
selbst bis in den Tod, als Zeuge Gottes auftritt."
Mir fiel ein, daß mein Vater bei meiner Taufe vor
einem Jahr auch diese Worte aus Mosia 18:8,9 vorge'
lesen hatte, aber da hatte es mir nichts ausgemacht.
„Wir sind alle Kinder des himmlischen Vaters", fuhr
Eider Ryan fort. „Deshalb nennen wir einander ,Bruder*
und .Schwester'. Bei der Taufe nehmen wir den Namen
Jesu Christi auf uns, das macht uns auch noch zu
Brüdern und Schwestern im Evangelium."
Als ich mein Lied sang, sah ich Tami kurz an. Sie
lächelte mich an. Da hatte ich ein ganz warmes Gefühl,
bloß beim Hinsehen.
Ich wußte, was ich zu tun hatte.
Am Montagmorgen in der Schule holte Frau Simon
uns wie üblich an der Turnhalle ab, und wir stellten
uns in der Reihe auf, um den Weg zu unserer Klasse
wie üblich zusammen zu gehen. Travis sagte seinen
üblichen Spruch über Tami auf, und alle begannen,
über die roten Fliesen hinwegzuspringen. Bis auf mich.
„Hört doch auf damit", sagte ich. „Es ist überhaupt
nicht lustig."
Frau Simon blieb stehen und sah uns an. Sie hob die
Augenbrauen und sah mich abwartend an.
„Becca ist Tamis Schwester", hörte ich Zachary
flüstern. Einige Kinder kicherten leise.
Ich wurde rot. Tami blickte zu mir zurück, ihre
Augen sahen ängstlich - und hoffnungsvoll drein.
„Möchtest du wiederholen, was du gesagt hast,
damit die ganze Klasse dich hören kann, Zachary?"
fragte Frau Simon.
Zachary schüttelte den Kopf.
Mein Herz klopfte, als ich mich meldete. Ich wollte
meinen Taufbund einhalten und Tami ihre Last tragen
helfen, was auch kam. Schließlich hatten wir nicht
nur die roten Haare gemeinsam. Wir waren
Schwestern.
„Ja, Becca?" sagte Frau Simon.
Ich schluckte. „Zachary hat gesagt, ich wäre Tami
Cobbs Schwester." Ich lächelte Tami zu. „Das stimmt." D
MAI 1998
9
DAS MACHT SPASS
FAMIUENABENDSCHATZSUCHE
Denise Page
ILLUSTRIERT VON DENlSE K1RBY
ANLEITUNG
Versteck die Leckereien, die für den Familienabend bestimmt sind. Zeichne dann eine Karte, aus der
hervorgeht, wo der „Schatz" versteckt ist. Kleb die Karte auf ein Stück dünne Pappe, schneide sie in
1 5 Puzzleteile, und leg sie in einen Umschlag oder eine Tüte. Beantwortet beim Familienabend
abwechselnd die Fragen aus dem Schatzsuchefragebogen auf der nächsten Seite. Laß deine Eltern
und Geschwister die Schriftstellen nachschlagen, damit sie die Antworten überprüfen
beziehungsweise finden können. Wenn jemand eine Frage richtig beantwortet hat, kann er sich ein
Puzzleteil nehmen. Wenn alle Fragen richtig beantwortet worden sind, legt ihr das Puzzle zusammen
und sucht den Schatz!
SCHATZSUCHEFRAGEBOGEN
1. Wer hat gesagt: „Laßt uns im Halten der
Gebote des Herrn treu sein"? (Siehe 1 Nephi 4:1.)
2. Was ist „das Begehrenswerteste von
allem"? (Siehe 1 Nephi 11:22.)
3. Denen, die die Gebote des Herrn halten,
sind große Segnungen verheißen. Nenn vier
dieser Segnungen. (Siehe 1 Nephi 15:11;
1 Nephi 17:3; 1 Nephi 20:18; Jarom 1:9; es
sind noch weitere Antworten möglich.)
4. Welche Waffenrüstung sollten Lehis Söhne
anlegen? (Siehe 2 Nephi 1:23.)
5. Woran erfreute Nephi sich? Er sann auch
darüber nach und schrieb es für seine Kinder
auf. (Siehe 2 Nephi 4:15.)
6. Welcrje drei Schritte sind in 2 Nephi 9:23
genannt, die alle Menschen gehen müssen, um
im Reich Gottes errettet zu werden?
7. Von wem sprachen die Nephiten, predigten
sie und prophezeiten sie? (Siehe 2 Nephi 25:26.)
|w8. „Wenn ihr auf d£n Geist hören wolltet, der
die Menschen lehrt, dann würdet ihr wissen, daß
ihr müßt ." (2 Nephi 32:8.)
9. Wer« dienen wir in Wirklichkeit, wenn wir
unseren Mitmenschen dienen? (Siehe Mosia 2:17.)
1 0. „Es wird kein anderer Name noch irgen-
dein anderer Weg oder ein anderes Mittel
gegeben, wodurch den Menschenkindern
Errettung zuteil werden kann, als nur im und
durch den Namen ." (Siehe Mosia
3:17.)
11. „Aber es gibt eine , darum hat
das Grab keinen Sieg, und der Stachel des Todes
ist in Christus verschlungen." (Siehe Mosia 16:8)
12. „Ja, gesegnet ist dieses Volk, das willens
ist, meinen ^___/' denn mit meinem
i '-'■ wird man sie rufen; und sie sind
mein." (Siehe Mosia 26:18.)
13. „Ich bin
von meinen Sünden
und bin vom Herrn erlöst worden; siehe, ich bin
aus dem Geist geboren." (Siehe Mosia 27:24.)
14. „Ich sage euch: Könnt ihr an dem Tag
mit reinem und reinen
zu Gott aufschauen? Ich sage euch: Könnt ihr
aufschauen, wobei das Abbild Gottes eurem
Gesichtsausdruck aufgeprägt ist?" (Siehe Alma
5:19.)
15. Alles, was gut ist, kommt von wem?
(Siehe Alma 5:40.) D
1
SICH BEMÜHEN, SO ZU SEIN WIE JESUS
GESCHICHTENZEIT IN GAUIAA,
GEMÄLDE VON DEL PARSON
SAGASTU
Die Familie Sagastume aus der Gemeinde Antigua
im Pfahl Chimaltenango in Guatemala liebt
das Evangelium und
bemüht sich, so wie Jesus Christus
zu sein. Sie beten zum himmli-
schen Vater und hören auf die
Eingebungen des Heiligen Geistes.
WERKE UND GLAUBE
Die zehnjährige Yvette steht
jeden Morgen um vier Uhr auf, um
für die Schule zu lernen, die um
sieben Uhr beginnt. Früher erschien
es ihr unmöglich, gute Noten zu
bekommen. „Wenn ich gelernt habe,
konnte ich mich nie an das erinnern,
was ich lernen sollte, und ich habe es auch nicht
verstanden", sagt sie. „Wenn ich eine Arbeit geschrieben
habe, war ich sehr nervös und wußte gar nichts mehr.
Mein Vater sagte mir, ich sollte vor
dem Lernen und vor den Arbeiten
immer beten. Wenn ich seinen Rat
befolge, schaffe ich es immer besser.
Bevor ich gebetet habe, gehörte
ich nie zu den besseren Schülern
in meiner Klasse. Jetzt stehe ich
in der ganzen Schule an dritter
oder vierter Stelle."
Ein Fach fiel Yvette beson-
ders schwer - Computer. Die
Computerbefehle waren alle
auf englisch, und das
machte dieses Fach sehr
schwer für sie. Sie glaubte nicht,
daß sie es schaffen konnte, auch wenn sie lernte,
deshalb lernte sie erst gar nicht. Sie meinte, wenn sie
bloß betete und betete und betete, würde der himmli-
sche Vater ihr schon helfen. Aber sie stellte fest, daß
KINDERSTERN
12
Corliss Clayton
I
§
§
das nicht klappte. Sie
schrieb eine Arbeit und
bekam eine schlechte Note.
Jetzt weiß sie, daß sie lernen
muß, damit der himmlische
Vater ihr hilft. Danach lernte
und betete sie und war im
Computerunterricht viel
besser. „Ich muß meinen Teil
tun", sagt sie.
RUHIG, AUCH WENN
DER DRUCK GROSS IST
Die neunjährige Priscila ist Kunstturnerin. Sie trai-
niert jeden Nachmittag nach der Schule drei bis vier
Stunden, von montags bis samstags. In den Schulferien
trainiert sie jeden Nachmittag drei Stunden. Sie hofft,
daß sie eines Tages Guatemala bei den Olympischen
Spielen vertreten kann. Sie ist sehr nervös, wenn sie
gegen andere Mädchen antreten muß, die auch gut sind.
„Manchmal bin ich so nervös, daß ich meine, ich schaffe
es nicht, und ich habe Angst, daß ich dann einen Über-
schlag nicht schaffe", sagt sie.
Wenn sie ein solches Gefühl
hat, bittet sie ihren Vater, ihr
einen Segen zu geben. Nach
dem Segen fühlt sie sich
ganz ruhig und weiß, daß
sie ihr Bestes geben kann.
„Ich habe diesen Segen
schon bei Wettkämpfen
gespürt", sagt Priscila. Sie
steht derzeit in ihrer
Kategorie in Antigua an
erster Stelle.
FrAMtuasMj»»«""-' - Wie wäre ihr zumute>
wenn sie einen Segen
bekommen hätte und doch nicht gewinnen würde?
3ösn»E,5JWttMI
„Ich würde immer noch wissen, daß der himmlische
Vater mich liebhat und daß er mir hilft, mein Bestes zu
geben", antwortet sie. Sie ist dankbar, daß die
Wettkämpfe immer am Freitag oder Samstag statt-
finden. „Wenn sie sonntags stattfinden würden, würde
ich nicht mitmachen."
INNERER FRIEDE IN PRÜFUNGEN
Der achtjährige Francisco wird in der Schule
manchmal verspottet, weil er Mitglied der Kirche ist.
Eines Tages fingen zwei Jungen, mit denen er gerade
spielte, an, ihn zu schlagen. Einer schlug ihm sehr hart
auf den Kopf. „Ich habe mich nicht mit ihnen geprü-
gelt", sagt er. „Ich kämpfe nicht gern, und ich weiß, es
ist schlimm. Außerdem hat mir etwas gesagt, ich sollte
nicht mit ihnen kämpfen. Das war der Heilige Geist."
Die Schuldirektorin bat die Eltern aller drei Jungen
zu sich, um das Problem zu lösen. Anschließend
erklärte die Direktorin Franciscos Eltern, wie beein-
druckt sie von ihm sei, weil er sich nicht prügelte, weil
er die Wahrheit sagte und weil er den anderen Kindern
ein Vorbild war. „Meine Freunde wurden für das, was sie
getan hatten, bestraft. Sie durften zwei Wochen in der
Pause nicht nach draußen gehen", erzählt Francisco. Er
ist dankbar, daß der Heilige Geist ihm eingegeben hat,
das Richtige zu tun.
MUT HABEN, ZEUGNIS ZU GEBEN
In einer Fast- und Zeugnisversammlung hatte der
fünfjährige Emanuel das Gefühl, er solle Zeugnis geben.
Er dachte: Nein, das kann ich nicht. Ich habe zuviel
Angst.' Dann hatte er das Gefühl, es spreche jemand
zu ihm und sage ihm, er solle Zeugnis geben. Er ging
nach vorn. Dabei war ihm ganz ruhig zumute. Als er
an der Reihe war, fiel ihm alles ein, was er sagen
wollte, und er war gar nicht mehr nervös. Es war das
erste Mal, daß er Zeugnis gab, und er war darüber
sehr glücklich. D
MAI 1998
13
GESCHICHTEN AUS DEM BUCH MORMON
Wie wir das Buch Mormon
erhalten haben
Als Joseph Smith noch ein Junge war, behaupteten viele
Kirchen, sie seien die wahre Kirche, und er wußte nicht, in
welche Kirche er gehen sollte.
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:5-10
Joseph las viel in der Bibel. In Jakobus 1:5 las er: „Fehlt es
aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von
Gott erbitten."
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:11,12
Er beschloß, Gott zu fragen, in welche Kirche er gehen
sollte. Eines Tages ging er in den Wald bei seinem
Elternhaus, um zu beten.
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:13,14
Als er dort niederkniete und betete, versuchte der Satan, Joseph sah den himmlischen Vater und Jesus Christus. Der
ihn davon abzubringen. Joseph betete noch inständiger und himmlische Vater wies auf Jesus Christus und sagte: „Dies
bat den himmlischen Vater um Hilfe. ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!"
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:15,16 Joseph Smith - Lebens geschichte 1:17
KINDERSTERN
14
Joseph fragte, welches die richtige Kirche sei, in die er
gehen solle. Ihm wurde geboten, er solle in keine Kirche
gehen, „sie seien alle im Irrtum".
Joseph Smith- Lebensgeschichte 1:18,19
Als Joseph anderen erzählte, was er gesehen und gehört
hatte, behandelten die Führer vieler der Kirchen am Ort
ihn unfreundlich und verfolgten ihn.
Joseph Smith- Lebensgeschichte 1:21,22
Drei Jahre vergingen. Eines Abends betete Joseph, seine
Sünden mögen ihm vergeben werden und er möge
erkennen, was er tun solle.
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:28,29
Ein Engel namens Moroni erschien und erzählte Joseph
von einem wichtigen Buch, das auf goldenen Platten
geschrieben war.
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:30—35
Nachdem Moroni in den Himmel zurückgekehrt war,
dachte Joseph über das, was er ihm gesagt hatte, nach.
Moroni erschien Joseph in der Nacht noch zweimal und
dann am nächsten Morgen noch einmal.
Joseph Smith — Lebensgeschichte 1:44—47
Später an dem Tag ging Joseph dorthin, wo die Platten
verborgen waren. Sie befanden sich in einem Hügel nicht
weit von seinem Elternhaus.
Joseph Smith - Lebensgeschichte 1:48—51
MAI 1998
15
Joseph fand dort einen großen Stein. Er hob den Rand des
Steins mit einem Hebel hoch und sah darunter in einer
Steinkiste die goldenen Platten.
Joseph Smith — Lebensgeschichte 1:52
Moroni erschien und erklärte Joseph, er dürfe die Platten
noch nicht mitnehmen; er sollte jedes Jahr zur gleichen Zeit
zurückkommen. Moroni gab Joseph dann jedesmal wenn er
kam Anweisungen. Joseph Smith — Lebensgeschichte 1:53,54
Als Moroni Joseph schließlich die goldenen Platten
mitnehmen ließ, benutzte Joseph den Urim und Tummim,
um einige von ihnen zu übersetzen.
Joseph Smith- Lebensgeschichte 1:59-62
Später halfen ihm verschiedene Leute, die sich Schreiber
nannten. Joseph sagte auf englisch, was auf den goldenen
Platten stand, und der Schreiber schrieb es auf.
Joseph Smith — Lebensgeschichte 1:67
Joseph brachte die Übersetzung zu einem Drucker, der
daraus ein Buch, das Buch Mormon, machte.
History ofthe Church, 1:7 If.
Das Buch Mormon ist ein weiterer Zeuge für Jesus
Christus, den Sohn Gottes.
KINDERSTERN
16
BESUCHSLEHRBOTSCHAFT
ZION AUFBAUEN, INDEM WIR BUNDNISSE
EINGEHEN UND HEILIGE HANDLUNGEN EMPFANGEN
z
9
z
o
p
CD
fc
O
u
z
O
Präsident James E. Faust hat
erzählt, wie die Mitglieder
sich in den Tempel drängten,
um ihre Tempelsegnungen zu
erhalten, ehe sie Nauvoo verließen
und sich auf den schwierigen Treck
begaben. Präsident Brigham Young
ließ deshalb den Tempel bis spät in
die Nacht hinein offen, um die
heiligen Handlungen zu vollziehen
(siehe Der Stern, Juli 1997, 17.)
Zu den Bündnissen und heiligen
Handlungen, die die Heiligen der
Letzten Tage erhalten haben, gehören
die Evangeliumsgrundsätze Gehorsam
und Opferbereitschaft, Reinheit und
Weihung. Das Eingehen der
Bündnisse half den Heiligen, sich in
geistiger Hinsicht auf die Reise nach
Zion vorzubereiten.
WIR REISEN GEMEINSAM NACH ZION
Wie die Pioniere der Frühzeit der
Kirche beginnen auch wir eine Reise
nach Zion, wenn wir die Bündnisse
und heiligen Handlungen des
Evangeliums empfangen, denn Zion
ist nicht bloß ein Ort, es ist auch
die christusähnliche Reinheit des
Herzens (siehe LuB 97:21). Präsident
Young hat erklärt, daß wir uns
auf unsere Reise vorbereiten,
indem wir „die Verordnungen des
heiligen Priestertums des Gottessohns
[erhalten . . . ], die wir ja brauchen,
damit die Heiligen sich in
Vorbereitung auf sein Kommen
vervollkommnen" (Lehren der
Präsidenten der Kirche: Brigham Young,
1997, 112.) Diese Verordnungen
beginnen mit der Taufe; ihren
Höhepunkt haben sie im Tempel.
Die heiligen Handlungen helfen
uns nicht nur, persönlich rein zu
werden, sondern sie einen uns auch
als Volk. Über die Zeit Henochs
heißt es: „Der Herr nannte sein Volk
Zion, weil sie eines Herzens und
eines Sinnes waren und in
Rechtschaffenheit lebten; und es
gab unter ihnen keine Armen."
(Mose 7:18.)
In diesem Geist der Einigkeit
kamen die meisten Pioniere in den
Westen Nordamerikas. Die Heiligen
hatten Abteilungen gebildet und
gelobt, die Gebote des Herrn zu
halten. Alle Reisenden hatten glei-
chen Anteil an den Vorräten ihrer
Abteilung, damit „die Armen, die
Witwen und Vaterlosen" nicht
leiden mußten (siehe LuB 136:6—8).
DIE REISE VERLANGT UNS VIELLEICHT
OPFER AB
Die Familie von Mary Goble
Pay, die 13 Jahre alt war, besaß
ein Ochsengespann und einen
Wagen, hatte aber versprochen, bei
zwei Handkarrenabteilungen zu
bleiben. Ein Handkarren kam zwar
normalerweise schneller voran als ein
von Ochsen gezogener Wagen, aber
das Ochsengespann konnte stetig
weitergehen, als die Pioniere durch
die einsetzenden Schneestürme
immer schwächer wurden. Aber „wir
hatten den Befehl erhalten, die
Handkarrenabteilungen nicht zu
überholen", schrieb Mary. „Wir
mußten in ihrer Nähe bleiben, um
ihnen zu helfen, wo wir konnten."
Die Evangeliumsbündnisse machten
sie dafür bereit, einer des anderen
Last zu tragen (siehe Mosia 18:8-10).
Unter großen Opfern hielten sie
an ihrem Bund fest und blieben bei
den Handkarren. Eine Schwester
und ein Bruder von Mary und ihre
Mutter starben vor Kälte, Krankheit
und Hunger. („Autobiography of
Mary Goble Pay", in A Believing
People: Literature of the Latter- day
Saints, 1974, 143ff.)
Auf unserer Reise durch das Leben
befinden manche sich an der Spitze
des Wagenzugs, während manche
ganz hinten sind. Wir können
uns unsere Reisegefährten und
Reisebedingungen nicht immer aussu-
chen. Aber wenn wir die Bündnisse
eingehen und uns daran halten und
wenn wir die heiligen Handlungen des
Evangeliums erhalten, bereitet uns
das darauf vor, anderen in unserer
Abteilung zu helfen. Als Schwestern
in Zion können wir gemeinsam darauf
hinarbeiten, Zion aufzurichten.
• Inwiefern tragen die heiligen
Handlungen, die wir erhalten, und die
Bündnisse, die wir eingehen, dazu bei,
daß wir rein werden?
•Warum ist es wichtig, daß wir
zusammen daran arbeiten, Zion
aufzurichten? □
Worte des lebenden
Propheten
Gedanken und Ratschläge von Präsident Gordon B. Hinckley
WAS DIE KIRCHE VON IHREN
MITGLIEDERN ERWARTET
„Ja, der Herr erwartet von euch
Wundervolles. Die Kirche erwartet
von euch Wundervolles. [Erstens]
erwarten wir, daß jedes Mitglied der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage ein Zeugnis davon hat,
daß Gott lebt und daß Jesus der
Messias ist. Wenn ihr kein solches
Zeugnis habt, könnt ihr es
bekommen. Zweitens erwartet [die
Kirche] von einem jeden von euch,
daß ihr dem Priestertum treu seid.
Kein Beamter in dieser Kirche, von
der Ersten Präsidentschaft über das
Kollegium der Zwölf bis zu den
Siebzigern, hat nach seinem Amt
getrachtet. Drittens wird von uns
erwartet, daß wir nach dem Wort der
Weisheit leben, daß wir alkoholische
Getränke meiden, daß wir Tabak
meiden, daß wir schwarzen Tee und
Kaffee meiden. Viertens erwartet die
Kirche von uns, daß wir den Zehnten
zahlen. Gott hat denen, die nach
diesem Gesetz leben, wundervolle
Dinge verheißen. Fünftens sollte
jeder Mann seine Frau als Tochter
Gottes betrachten, als Tochter, die
ihm ebenbürtig ist, die mit ihm Seite
an Seite geht. Diese Vorstellung, die
die Frau nicht in eine minderwertige
Position rückt, ist wundervoll. Ein
bedeutender Mann hat einmal
gesagt, ein Vater könne für seine
Kinder nichts Besseres tun, als ihnen
zu zeigen, daß er ihre Mutter liebt.
Brüder, behandeln Sie Ihre Frau
mit Liebe und Achtung und
Freundlichkeit. Und an die
Ehefrauen: behandeln Sie Ihren
Mann mit Liebe und Achtung und
Freundlichkeit. Sechstens erwartet
die Kirche von euch, daß ihr die
Abendmahlsversammlung besucht
und zum Geist der Versammlung
beitragt, daß ihr das Abendmahl
nehmt und eure Bündnisse mit dem
Herrn erneuert."1
VERWELTLICHUNG DER GESELLSCHAFT
„Meine große Sorge, mein großes
Interesse geht dahin, daß wir für die
künftigen Generationen diese
wundervollen Aspekte unserer
Gesellschaft und unsere Art zu leben
bewahren, die ihnen die Stärken
und das Gute vermitteln, deren
Nutznießer wir sind. Aber ich mache
mir Sorgen, wenn ich die Zeichen
der Krankheit sehe, von denen ich
gesprochen habe. Ich glaube, daß
der Verfall, den wir um uns herum
beobachten, zum großen Teil
dadurch verursacht ist, daß der Gott,
den unsere Väter kannten und
liebten, den sie verehrten und von
dem sie sich Stärke erhofften,
verlassen wird. Um uns herum findet
offensichtlich eine Verweltlichung
statt. Ihre Folgen sind der Verfall des
Familienlebens, die Schwächung der
Selbstdisziplin, die Verspottung
des Gedankens, daß man dem
Allmächtigen Rechenschaft schuldet,
und eine unangebrachte Arroganz
auf Seiten von Menschen, die dank
der gütigen Vorsehung so reich
gesegnet worden sind wie wir."2
DIE PFLICHTEN DER ELTERN
„Vergeßt nie, daß diese Kleinen
die Söhne und Töchter Gottes sind
und daß sie euch nur anvertraut
sind, daß er ihr Vater war, ehe ihr
ihre Eltern wurdet, und daß er seine
väterlichen Rechte und sein
Interesse an diesen Kleinen nicht
abgegeben hat. Habt sie lieb, sorgt
für sie. Väter, beherrscht euch, jetzt
und in allen zukünftigen Jahren.
Mütter, habt eure Stimme im Griff;
erhebt sie nicht. Erzieht eure Kinder
in Liebe, in der Zucht und Weisung
des Herrn. Sorgt für eure Kleinen.
Heißt sie in eurer Familie will-
kommen und umhegt sie und habt
sie von ganzem Herzen lieb. Sie tun
z
O
Z
3
Z
O
§
a:
u
•3
u
□
§
DER STERN
26
vielleicht in den kommenden Jahren
manches, was ihr nicht gern seht,
aber seid geduldig, seid geduldig.
Solange ihr euch noch bemüht, habt
ihr nicht versagt. Vergeßt das
niemals."3
DER MISSIONSDIENST
„Ich hoffe, daß jeder junge Mann
in der Liste mit seinen Zielen die
Mission stehen hat. Ich hoffe, daß
ihr euch durch nichts davon
abhalten laßt. Der Herr braucht
euch. Er braucht eure Hilfe. Er
braucht eure Stärke. Er braucht eure
Stimme. Nur mit unserer Hilfe kann
der Herr sein Werk verrichten, und
wir müssen darin arbeiten und
zusammenarbeiten, um seine göttli-
chen Absichten zu verwirklichen."4
DAS WERK GEHT VORAN
„Das Werk des Herrn geht voran,
und zwar aufgrund des Glaubens der
Mitglieder. Der Erretter hat uns
beauftragt, jedem Land und
Geschlecht, jeder Sprache und
jedem Volk das Evangelium zu
verkünden. Wir sind jetzt in über
150 Ländern etabliert, und wo
immer wir hinkommen, gibt es
großartige, gute Führer, die das
Priestertum tragen, Frauen mit
großem Glauben und großen
Fähigkeiten, junge Leute, die im
Chor wie Engel singen, Menschen,
die beten, Menschen, die nach dem
Wort der Weisheit leben, Menschen,
die den Zehnten zahlen, Menschen,
die im Herzen das Zeugnis haben,
daß dieses Werk von Gott ist."5 D
FUSSNOTEN
1. Fireside, Säo Paulo, Brasilien,
14- November 1996.
2. Community centennial service,
Provo, Utah, 4. August 1996.
3. Konferenz des Pfahles Salt Lake
University 3, 3. November 1996.
4- Jugendversammlung, Kansas City,
Missouri, 14. Juli 1996.
5. Regionskonferenz, Osaka, Japan,
19. Mai 1996.
■■.;■■■
ICH HABE EINE FRAGE
WONACH SOLLEN WIR IN DEN
HEILIGEN SCHRIFTEN SUCHEN?
In den heiligen Schriften steht, daß wir eifrig darin forschen sollen, aber was
ist damit gemeint? Ich lese jeden Abend darin, aber wonach soll ich suchen?
Die Antworten sollen helfen und einen tieferen Einblick vermitteln, sind aber nicht als offizielle Darlegung
der Lehre der Kirche gedacht.
z
p
z
9
o
UNSERE ANTWORT:
Der Herr hat in bezug auf die
heiligen Schriften folgendes
gesagt: „Diese Worte sind
nicht von den Menschen, auch nicht
von einem Menschen, sondern von
mir. ... Es ist meine Stimme, die sie
zu euch redet; denn sie werden euch
von meinem Geist gegeben, . . .
darum könnt ihr bezeugen, daß ihr
meine Stimme vernommen habt
und meine Worte kennt." (LuB
18:34-36.)
Wenn man auf die Stimme des
Herrn - seinen Geist - hört, können
einem Einsichten zu den Grundsätzen
des Evangeliums und dazu, wie man
sie anwendet, in Herz und Sinn
fließen. Ihr habt die heiligen Schriften
unter anderem dazu, daß ihr euch an
den Worten von Christus „weiden"
könnt; „denn siehe, die Worte von
Christus werden euch alles sagen, was
ihr tun sollt" (2 Nephi 32:3). Wer
getauft ist und die Gabe des Heiligen
Geistes erhalten hat, kann Weisung
erhalten, wenn er die heiligen
Schriften studiert und um Inspiration
betet (siehe 2 Nephi 32:4,5).
Es gibt vieles, wonach ihr in den
heiligen Schriften suchen könnt,
und viele Gründe für eure Suche.
Manchmal sucht ihr vielleicht nach
Informationen zu bestimmten
Evangeliumsthemen. Dann wieder
wünscht ihr euch, den Geist zu
spüren, und erhaltet durch die
Worte in den heiligen Schriften
Gewißheit. Manchmal sucht ihr
einfach nach dem, was der Herr
euch gerade offenbaren will. Und
natürlich könnt ihr immer in den
heiligen Schriften danach suchen,
mehr über unseren Erretter, Jesus
Christus, zu erfahren.
Hier sind ein paar Anregungen
dazu, wie ihr eure Suche effektiver
gestalten könnt:
Bezieht die heiligen Schriften
auf euch selbst. Wie Nephi können
wir alle heiligen Schriften auf uns
beziehen, „damit wir davon Nutzen"
haben und lernen können (siehe
1 Nephi 19:23). Ihr könnt beispiels-
weise bei Versen, in denen das
Pronomen du oder ihr steht, euren
Namen einsetzen, so zum Beispiel in
3 Nephi 18:15: „Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch [setzt euren Namen
ein]: Ihr müßt immer wachen und
beten, damit ihr nicht vom Teufel
versucht und von ihm gefangenge-
führt werdet."
Studiert regelmäßig die heiligen
Schriften. Wenn ihr es euch ange-
wöhnt, regelmäßig die heiligen
Schriften zu studieren, ist es wahr-
scheinlicher, daß ihr euch von ihnen
leiten lassen könnt, wenn ihr es
braucht. Verwendet alle Studier-
hilfen, die die heiligen Schriften euch
bieten - Index, Fußnoten, Wörter-
bücher, Landkarten und Querverweise
-, um euch zu den Informationen
führen zu lassen, nach denen ihr
sucht.
Studiert die Ansprachen von der
Generalkonferenz. Achtet darauf,
wie der Prophet und die übrigen
Generalautoritäten Schriftstellen
verwenden und erklären, um euch
tiefere Einsichten zu vermitteln.
Lest die Zeitschriften der
Kirche. Die Zeitschriften der
Kirche enthalten Einsichten, die
euer Evangeliumsstudium vertiefen
können. Lest sie regelmäßig, und
wenn etwas, das ihr lest, euch zu
Herzen geht oder euch den Sinn
erhellt, dann schlagt die heiligen
Schriften auf, und sucht nach
weiteren Informationen zu dem, was
ihr gerade gelesen habt.
Lernt von anderen. Eure
Eltern, Kirchenführer, Seminarlehrer,
Heimlehrer, Sonntagsschullehrer und
andere Mitglieder eurer Gemeinde
haben vielleicht einen besonderen
Einblick in die heiligen Schriften.
Vielleicht haben sie etwas Wichtiges
gelernt, während sie sich bemüht
haben, das, was die heiligen Schriften
lehren, auf sich zu beziehen. Bittet
sie, euch davon zu erzählen.
Die heiligen Schriften sind von
Gott eingegeben. Das Studium der
heiligen Schriften ist eine
Möglichkeit, selbst Inspiration zu
erhalten und Antworten auf eure
MAI 1998
29
Fragen zu erhalten oder Weisung
zu rinden, wenn Ihr Probleme habt.
Wenn ihr euch die meisten
Gedanken darüber macht, wie ihr
Inspiration erhalten könnt, ist es
vielleicht der beste Zeitpunkt dafür,
daß die heiligen Schriften zu euch
sprechen können.
ANTWORTEN
UNSERER LESER:
Uns ist verheißen, daß sich uns
die Geheimnisse Gottes enthüllen,
wenn wir eifrig in den heiligen
Schriften forschen (siehe 1 Nephi
10:19). Wir müssen also wissen, daß
beim Forschen in den heiligen
Schriften unser Ziel darin bestehen
muß, die Wahrheit zu erkennen. Wir
sollten sie nicht nur lesen, sondern
auch darüber nachsinnen und beten,
damit wir ein Zeugnis davon
erlangen, daß sie wahr sind.
Eider David H. Kioa,
Tonga-Mission Nuku'alofa
Unsere Sonntagsschulklasse der
Zwölf- bis Vierzehnjährigen hat das
Forschen in den heiligen Schriften
damit verglichen, wie die Polizei ein
Haus durchsucht. So wie die Polizei
das Haus betritt, um nach
Beweismaterial zu suchen, „treten"
wir in die heiligen Schriften „ein",
um nach Beweismaterial dafür zu
suchen, daß Jesus der Messias ist. Wir
suchen nach Erkenntnissen, die
unseren Glauben stärken und unser
Zeugnis festigen. Wir lesen von inter-
essanten Menschen und Ereignissen,
die uns helfen können, Fortschritt zu
machen. Wir finden Lösungen für
unsere Probleme und Antworten
auf unsere Fragen, sowohl zum
Evangelium als auch für unser Leben.
Wenn wir in den heiligen
Schriften lesen, erfahren wir mehr
über unseren himmlischen Vater und
den Erretter und darüber, was wir
tun können, um ihnen ähnlicher zu
werden. Wir haben die Erfahrung
gemacht, daß jeder Vers in den
heiligen Schriften aus einem
bestimmten Grund dort steht und
daß wir immer etwas lernen können,
das sich auf uns beziehen läßt.
Sonntagsschulklasse von Jugendlichen,
Gemeinde Börnes,
Pfahl Göteborg, Schweden
Immer wenn ich im täglichen
Leben Probleme habe, suche ich in
den heiligen Schriften nach
Lösungen und Trost. Die heiligen
Schriften sind mir eine große Hilfe,
wenn ich das, was ich daraus lerne,
in die Tat umsetze. So mache ich
jeden Tag geistigen Fortschritt.
Alexia Houchard, 20,
Zweig Noumea l ,
Distrikt Neu-Kaledonien
Indem wir eifrig in den heiligen
Schriften forschen, können wir an
die Stelle unseres Glaubens die feste
Erkenntnis von der Wahrheit setzen.
Diese Erkenntnis festigt unser
Zeugnis von Jesus Christus.
Stella Tehoiri,
Zweig Mataura,
Distrikt Tubai Australes
Während ich die Missionarslek-
tionen durchgenommen habe, hatte
ich viele Zweifel in bezug auf das
Buch Mormon. Aber nachdem ich
lange eifrig darin geforscht und
darüber nachgedacht und an die
Verheißung in Moroni 10:3-5
gedacht hatte, spürte ich, wie mein
Geist erwachte, und ich wußte, daß
das Buch Mormon wahr ist.
Jetzt bin ich so glücklich, daß ich
als Vollzeitmissionar von dieser
Wahrheit Zeugnis geben kann.
Eider Mbongompasi,
Elfenbeinküste-Mission
Abidjan
Wir wissen, daß wir, indem wir
die heiligen Schriften studieren,
Erkenntnis und ein Zeugnis vom
Evangelium erlangen können. Aber
ich habe die Erfahrung gemacht, daß
ich darum beten muß, zu verstehen,
was ich studiere, damit ich diese
Erkenntnis auch im Sinn und im
Herzen behalten kann. Ich habe einige
Techniken entwickelt, die anderen
vielleicht auch helfen können.
Erstens stelle ich fest, um welche
Menschen es in den Kapiteln geht, die
ich studiere - wer mit wem spricht -
und um welches Thema es geht.
Zweitens definiere ich die Wörter
und Begriffe. Manche Wörter in der
Bibel muß ich vielleicht erst einmal
verstehen. Ein Wörterbuch kann
dabei hilfreich sein.
Drittens konzentriere ich mich
auf den Ablauf der Ereignisse. In
Alma 32 wird das Erlangen eines
Zeugnisses beispielsweise mit der
DER STERN
30
Aussaat eines Samenkorns und dem
Hegen der daraus wachsenden
Pflanze beschrieben. Als mir der
Ablauf der Ereignisse, von denen
Alma spricht, klar wurde, half mir
das, die Gedanken, die er vermittelt,
zu verstehen.
Viertens mache ich die heiligen
Schriften persönlicher, indem ich an
die Stelle dessen, der da angespro-
chen wird, meinen Namen setze.
Mein Zeugnis vom wiederherge-
stellten Evangelium Jesu Christi
festigt sich, wenn ich mit Beten
und hingebungsvoll in den heiligen
Schriften forsche. Die Erkenntnis,
die ich erlange, ist eine Quelle
großer Segnungen.
Neuma Celene Saraiva
Lima, 28,
Gemeinde Messejana,
Pfahl Fortaleza, Brasilien
Eifrig in den heiligen Schriften zu
forschen bedeutet, daß man sich
daran „labt", daß man darüber nach-
sinnt. Genauer, man muß sie lesen
und studieren und dann das, was man
an Lehre und Grundsätzen erfahren
hat, anwenden. Außerdem muß man
um ein Zeugnis von den heiligen
Schriften und um die Antworten,
nach denen man sucht, beten.
Welch besseres Beispiel könnte es
da geben als das des jungen Joseph
Smith, der in den heiligen Schriften
nach der Wahrheit suchte, nachsann
und dann gemäß Jakobus 1:5
handelte.
Charles Rambolarson,
Zweig Antananarivo l,
Distrikt Antananarivo, Madagaskar
Die heiligen Schriften gehören zu
den kostbarsten Gaben, die ich habe,
denn sie sind wahr, und mein Zeugnis
vom Evangelium Jesu Christi wächst
immer, wenn ich darin lese. Sie sind
für mich wie ein Kompaß. Sie
machen wir bewußt, wohin ich im
Leben gehe und was ich tun kann,
um ein besserer Mensch zu werden.
In den Worten des Herrn ist Macht;
dort ist Rat; dort ist Liebe; dort ist
Wahrheit. Wir müssen um Weisung
vom Geist bitten, damit wir diese
Gaben besser verstehen.
Francesca Raimondo, 23,
Zweig Novara,
Distrikt Vercelli, Italien
Ich nutze die Erkenntnisse, die
ich durch das Forschen in den
heiligen Schriften gewonnen habe,
dazu, die Probleme des täglichen
Lebens zu lösen. Dadurch fühle ich
mich dem himmlischen Vater und
dem Erretter näher, und das hilft mir,
ein besserer Mensch zu werden.
Frederick C. Busania,
Zweig Diffun,
Distrikt Santiago Philippinen
Unser Glaube wächst, wenn wir in
den heiligen Schriften forschen und
das Zeugnis der Propheten vom
Erretter und vom Erlösungsplan lesen.
Uns sind dafür, daß wir täglich in
den heiligen Schriften lesen und wirk-
lich die Absicht haben, dem Herrn
näher zu kommen, große Segnungen
verheißen. In Jakob 4:6 steht über
diejenigen, die in den heiligen
Schriften forschen: „Darum forschen
wir in den Propheten, und wir haben
viele Offenbarungen und den Geist
der Prophezeiung, und da wir all diese
Zeugnisse haben, erlangen wir
Hoffnung, und unser Glaube wird
unerschütterlich." Wenn wir in den
heiligen Schriften forschen und die
Grundsätze, die wir darin finden, in
unser Leben integrieren, hilft uns das,
dem Einfluß des Satans fern zu
bleiben. Kurzum, das Forschen in den
heiligen Schriften ist eine der besten
Methoden dafür, eine wirkliche
Herzenswandlung zu erleben.
Denis Omar Vargas Canahui,
Zweig San Cristöbal
Totonicapan,
Pfahl Quetzaltenango
Guatemala El Bosque
Wenn ich mit dem Vater im
Himmel sprechen möchte, erhebe ich
die Stimme zum Beten. Aber wenn
ich seine Stimme hören möchte, lese
ich im Buch Mormon oder in den
anderen heiligen Schriften. Ich
versuche mir vorzustellen, ich gehörte
zu den Menschen, von denen dort die
Rede ist, und ich versuche, an ihren
Erlebnissen teilzuhaben. Ich richte
meine ganze Aufmerksamkeit darauf,
auf die Stimme des Herrn zu hören.
Ja vier Alejandro Coronati,
Zweig Belle Wille,
\ Distrikt Belle Wille
Argentinien
Die heiligen Schriften sind im
wesentlichen dazu da, Wahrheit,
geistigen Frieden und Glück zu
MAI 1998
31
vermitteln. Das oberflächliche Lesen
in den heiligen Schriften kann zu
Verwirrung und Irrtümern führen.
Wenn man aber betet, ehe man in
den heiligen Schriften liest, stellt man
fest, daß der Heilige Geist einen führt.
Lynda Andriamisamalala, 24,
Zweig Antananarivo 1,
Distrikt Antananarivo,
Madagaskar
Ich glaube, beim Forschen in den
heiligen Schriften müssen wir nach
der Kraft suchen, das Evangelium
Jesu Christi in die Tat umzusetzen.
In LuB 98:12 steht, daß die
Glaubenstreuen „Zeile auf Zeile,
Weisung auf Weisung" erhalten, aber
dafür müssen wir etwas tun. Wir
müssen es zunächst „mit dem
Verstand durcharbeiten" und fragen,
„ob es recht ist", dann wird uns die
Wahrheit kundgetan (siehe LuB 9:8).
Schwester Angela Vargas, 21,
Italien-Mission Rom
Der himmlische Vater möchte, daß
wir die heiligen Schriften jeden Tag
studieren. Dann erfahren wir auch die
Freude, die mit dem Evangelium Jesu
Christi verbunden ist.
Anthony L. Silberie,
Gemeinde Rotterdam 2,
Pfahl Rotterdam, Niederlande
Ich freute mich nicht besonders,
als meine Mutter mir zum
Schulabschluß die heiligen Schriften
schenkte. Mir wurde allerdings
bewußt, wie wichtig die heiligen
Schriften für mich sind, als ich
anfing, eifrig darin zu forschen. Ich
begann, die poetischen Verse in den
Psalmen und Sprichwörtern und in
Kohelet zu bewundern; der Glaube
Abrahams faszinierte mich; und ich
staunte, mit welcher Beredsamkeit
Jesaja vom Kommen des Messias
prophezeit hat.
Ich habe entdeckt, daß es vieles
gibt, wonach man in den heiligen
Schriften suchen kann, damit man
ein besserer Mensch wird.
Abegail S. Diezon,
Zweig Calape,
Distrikt Calape Philippinen
Als Missionar fordere ich andere
immer dazu auf, das Buch Mormon
zu lesen, über das, was es lehrt,
nachzusinnen und den Herrn zu
fragen, ob es wahr ist. Während ich
eines Tages Alma 17:2,3 las, erfuhr
ich, wie die Söhne Mosias mit der
Macht und Vollmacht Gottes
handeln konnten, nachdem sie eifrig
in den heiligen Schriften geforscht
hatten. Von dem Augenblick an
wurde mein Leben anders. Ich fing
an, eifriger in den heiligen Schriften
zu forschen, und das hat mein
Zeugnis vom Evangelium Jesu
Christi gefestigt.
Eider Leonidas
Macias Izquierdo,
Ecuador -Mission Quito
¥
Wir müssen bei jedem Vers, den
wir lesen, darüber nachdenken,
warum er geschrieben wurde. Dann
gewinnen wir mehr Erkenntnis.
Es ist wichtig, daß wir vor und nach
dem Schriftstudium beten, auch pas-
sendes Begleitmaterial ist wichtig. Ich
habe festgestellt, daß es auch wichtig
ist, beim Lesen in den heiligen
Schriften auf die Zeichensetzung zu
achten.
Giovanni Ziliotto,
Gemeinde Taguatinga 2,
Pfahl Brasilia Brasilien
Taguatinga
Ihr könnt dazu beitragen, daß
der Abschnitt „ICH HABE EINE
FRAGE" anderen hilft, indem ihr
die untenstehende Frage beantwortet.
Bitte schickt eure Antwort bis zum
l, Juli 1998 an folgende Adresse:
QUESTIONS AND ANSWERS;
International Magazines, 50 East North
Temple Street, Salt Lake City, Utah
84150-3223, USA. Eure Antwort kann
mit der Maschine oder leserlich mit der
Hand geschrieben sein, auch in eurer
Muttersprache. Gebt bitte euren Namen
und euer Alter, euren Wohnort, eure
Gemeinde und euren Pfahl an. Schickt
möglichst auch ein Foto von euch mit; es
wird allerdings nicht zurückgeschickt. Es
wird eine repräsentative Auswahl an
Antworten veröffentlicht.
FRAGE: Ich bin dankbar für alle
meine Segnungen, aber ich habe das
Gefühl, wenn ich sie beim Beten
aufzähle, sage ich jeden Tag das
gleiche. Wie kann ich es schaffen, daß
ich beim Beten nicht immer wieder
das gleiche sage? D
Q
Z
O
5
Q
U
DER STERN
32
FÜR JUNGE LEUTE
Familie
MAI 1998
33
■r*8»**
'^mmsm»*$m
Jg .
'■■ & ■ ■
■■■■-.-i'*^»!«-iUBuaii.aya»aifc'.-r*,ii
ww*.
11)1,1 |.|Wlimi|.j,II
HipiMpi
•«*
»MM,
— —
«P»W
«MMN»,
-'•
-— -.
™— .
MM»
MMMH
—
mm
....,,,...,.,....
iMfe
Don L. Searle
Viele aktive Heilige der Letzten Tage möchten so
gern weniger aktiven Freunden oder
Verwandten helfen, die Fülle der Segnungen des
Evangeliums zu haben. Die Erfahrungen derer,
die dem Aktivierungsprozeß am nächsten sind, deuten
darauf hin, daß wir uns sinnvoller um unsere weniger
aktiven Brüder und Schwestern kümmern können, wenn
wir mehr über sie und ihre Bedürfnisse wissen.
Häufig ist das, was wir weniger aktiven Heiligen der
Letzten Tage geben, etwas völlig anderes als das, was sie
sich wünschen und was sie brauchen. Zum Beispiel
Wissen von den Wahrheiten des Evangeliums und identi-
fizieren sich im Innern mit den Heiligen der Letzten Tage.
Warum sind sie dann nicht voll und ganz aktiv?
Viele glauben daran, daß die Kirche wahr ist und daß
sie von einem lebenden Propheten geführt wird, aber sie
zweifeln daran, daß eine organisierte Religion ihr Leben
verbessern kann. Andere weniger aktive Mitglieder
haben nicht genug Vertrauen - zu ihrer Fähigkeit, nach
dem Evangelium zu leben, zu den anderen Mitgliedern,
weil ihre Fehler so offensichtlich sind, oder zu Gott, weil
sie das Gefühl haben, er habe sie irgendwie im Stich
MMEN
Weniger aktive Mitglieder äußern sich dazu, warum
sie nicht zur Kirche kommen - und zu dem, was
andere tun können, um sie anzusprechen.
z
o
z
O
>
in
o
o
versuchen wir vielleicht, sie ganz von neuem zu
bekehren, dabei sollten wir ihnen das Gefühl vermitteln,
daß sie dazugehören. Wir versuchen vielleicht, sie erneut
im Evangelium zu unterweisen, dabei sollten wir uns
bemühen, in ihnen das Vertrauen darauf zu wecken, daß
sie es schaffen können, nach den Grundsätzen des
Evangeliums zu leben.
Diese Schlußfolgerungen haben wir aus den
Erfahrungen weniger aktiver Mitglieder und solcher
Menschen gezogen, die sich sehr dafür engagieren,
weniger aktiven Mitgliedern auf dem Weg zurück behilf-
lich zu sein.
WARUM WIRD EIN MITGLIED WENIGER AKTIV?
Es gibt zwar viele Mitglieder der Kirche, die irgend-
wann in ihrem Leben weniger aktiv sind, aber die meisten
bewahren sich den Glauben an das Evangelium und
kehren irgendwann zur vollen Aktivität zurück. Ein
Mann, der sich als junger Mensch von den Lehren des
Evangeliums entfernt hatte, berichtet: „Irgendwie wußte
ich immer, daß das, was ich tat, falsch war und daß die
Kirche im Recht war. Ich wußte, daß der Herr mich trotz
allem liebt und daß ich ihm wichtig bin. Ich glaube,
darauf kam es letztlich an." Wie dieser Bruder bewahren
sich viele weniger aktive Mitglieder ein grundlegendes
gelassen. Manchen mangelt es an Selbstwertgefühl, oder
sie meinen, die anderen verachteten sie. Eine Frau sagte
beispielsweise: „Ich rauche, und ich höre, wie die
Mitglieder über diese schrecklichen Leute reden, die
rauchen. Ich kann nicht zur Kirche kommen, weil ich in
den Augen dieser Leute ja doch nicht gut genug bin."
Weniger aktive Heilige der Letzten Tage befürchten
vielleicht Ablehnung seitens ihrer Familie oder ihrer
Freunde für den Fall, daß sie sich ändern. Oder sie sind
zu sehr mit ihren Ambitionen beschäftigt und haben
wenig Zeit für die Aktivität in der Kirche. Ein Mann, der
wegen seiner Arbeit wenig Zeit zu Hause verbringt, sagte
beispielsweise, weil seine Familie ihm so wichtig sei,
verbringe er häufiger seine begrenzte Freizeit am Sonntag
mit seiner Familie in einem Erholungsgebiet als in den
Versammlungen der Kirche.
DIE ROLLE DER FREUNDE
Zu diesen weniger aktiven Mitgliedern gehören viele,
die man liebevoll zurückbringen kann - die eigentlich
auch zurückkommen möchten. Aber den aktiven
Mitgliedern ist das vielleicht nicht bewußt, weil viele von
ihnen diese weniger aktiven Mitglieder nicht sehr gut
kennen. Die aktiven Mitglieder haben ihren
Freundeskreis meist unter denen, mit denen sie in den
MAI 1998
35
Versammlungen und Aktivitäten der Kirche zusammen
sind. Daraus ziehen manche weniger aktiven Mitglieder
den Schluß, daß sie ausgeschlossen sind.
Liebevolle Freundschaft spielt bei dem Rückkehrprozeß
eine wesentliche Rolle. Ein erfolgreicher Heimlehrer, der
früher selbst weniger aktiv war, verbringt bewußt bei den
Menschen, deren Heimlehrer er ist, soviel Zeit, daß er sie
besser kennenlernen kann, weil er sich noch daran erin-
nert, wie er sich damals fragte: Bin ich diesem Menschen
wirklich wichtig? Ein anderer Heimlehrer meinte: „Wir
meinen manchmal: Ich bin jemand, der nach dem
Evangelium lebt. Ich will dir helfen, du lebst ja nicht danach.
Diese Einstellung bringt meist gar nichts. Wenn wir uns
bewußtmachen, daß es sich um starke und fähige, wert-
volle, wundervolle Menschen handelt, die für uns ein
Segen sind, stellen wir auf einmal fest, daß wir eine part-
nerschaftliche Beziehung zu ihnen haben."
Ein echter Freund bietet dreierlei an, was notwendig
ist, damit ein weniger aktives Mitglied zurückkommt.
Erstens bringt er ein Engagement mit, das Vertrauen
aufbaut; er gibt nicht auf und sagt sich von der
Freundschaft los, wenn der weniger Aktive sich nicht
rasch ändert. Zweitens bringt er eine Herzlichkeit mit,
die der Liebe entspringt. Und drittens bringt er die
Bereitschaft mit, auch von sich zu erzählen und über das
zu sprechen, was er aus seinen persönlichen Kämpfen
und Erfahrungen gelernt hat.
STOLPERSTEINE
Mit der Hilfe liebevoller Freunde kann ein weniger
aktives Mitglied mehrere häufig vorkommende
Stolpersteine überwinden.
Furcht. Viele weniger aktive Mitglieder fürchten sich
davor, zur Kirche zurückzukommen, weil sie befürchten,
daß sie da nicht „hinpassen". Sie befürchten, daß andere
Mitglieder um ihre Vergangenheit wissen und nicht gern
mit ihnen Zusammensein wollen. Sie befürchten, daß es so
aussehen könnte, als wüßten sie in Diskussionen über das
Evangelium nicht genug, und wollen ihre Unwissenheit
nicht zugeben, indem sie grundlegende Fragen stellen. Sie
befürchten, daß ihr Problem mit dem Wort der Weisheit
allzu offensichtlich ist. Eine Frau erzählte, daß sie in einer
Versammlung der Kirche sehr unsicher war, weil sie das
Gefühl hatte, die anderen wollten nicht neben ihr sitzen,
weil sie den Zigarettenrauch in ihrer Kleidung riechen
konnten. Viele weniger aktive Mitglieder befürchten, daß
die unausweichlichen Erinnerungen an ihre Probleme, ob
im Unterricht oder in Ansprachen, schmerzlich sind. Als
eine geschiedene Frau nach langer Abwesenheit zur
Kirche zurückkehrte, stellte sie fest, daß das Programm in
der Abendmahlsversammlung zum Thema ewige Familie
in starkem Gegensatz zu ihren jüngsten Schwierigkeiten
stand.
Andere weniger aktive Mitglieder fürchten sich
davor, ganz aktiv zu werden und dann von einer
Berufung überwältigt zu werden; manche werden wegen
dieser Möglichkeit bewußt nicht wieder aktiv. Wieder
andere befürchten, daß es ihnen wieder nicht gelingt,
nach den Grundsätzen der Heiligen der Letzten Tage zu
leben. Ein Mann sagte: „Zur Zeit ist mein Zeugnis wahr-
scheinlich etwa 45 Prozent dessen, was es sein könnte.
Ich bemühe mich, etwa in der Mitte zu bleiben. Ich
möchte nicht wieder superaktiv werden, und ich habe
immer noch Angst davor, mich auf etwas einzulassen,
wofür ich nicht bereit bin."
Mangelnder Glaube. Manchmal bekundet ein weniger
aktives Mitglied, daß es an Gott und an grundlegende
christliche Vorstellungen glaubt, daß ihm aber der
Glaube an bestimmte Lehren und Grundsätze der
Heiligen der Letzten Tage fehlt. Andere wissen oder
glauben, daß die Kirche und ihre Lehren wahr sind,
haben aber das Gefühl, ihr Zeugnis sei zu schwach. „Ich
weiß nicht, wieviel mein Zeugnis aushalten kann",
meinte ein Mann. „Ich habe Angst, ich würde es nicht
schaffen, wenn ich einmal richtig geprüft würde."
Manche haben zugelassen, daß Unglück oder
Schwierigkeiten ihnen den Glauben an Gott raubten.
Eine Frau berichtet von einer langen, schwierigen Zeit
nach dem Tod ihres Babys. Warum, so fragte sie, hatte
Gott ihr dieses kostbare Kind geschenkt, um es ihr dann
wieder wegzunehmen?
Häufig bekunden die weniger aktiven Mitglieder
mangelnden Glauben an die aktiven Heiligen der
Letzten Tage. „Ich habe nie an den grundlegenden
Lehren der Kirche gezweifelt, wohl aber an den
Menschen in der Kirche", sagte ein Mann.
Manche weniger aktiven Heiligen der Letzten Tage
glauben, daß die aktiven Mitglieder Heuchler sind. Sie
formulieren das zum Beispiel so: „Ich bin nicht so, wie
ich sein sollte, aber ich bin auch nicht unbedingt
schlechter als irgend jemand anders. Wenn jemand in die
Kirche geht, wird er dadurch nicht automatisch zu einem
besseren Menschen, und alle diese Menschen, die jeden
Sonntag in die Kirche gehen, kommen mir auch nicht
besser vor, als ich es bin. Sie tun nur so, als ob sie es
wären. Ich bin ehrlicher; ich tue nicht so, als ob ich
DER
STERN
36
b&pttm** Mm
Ä>
FOTO VON STEVE BUNDERSON
Ein wichtiger Teil der Aktivierung besteht darin, daß
man den Menschen hilft, immer mehr darauf zu
vertrauen, daß sie sich verbessern können.
besser wäre als irgend jemand anders." Solche Gefühle
werden häufig von weniger aktiven Mitgliedern
geäußert, die sich ausgeschlossen und allein fühlen. Sie
weisen darauf hin, daß die Ermahnung des Erretters,
unsere Mitmenschen zu lieben, sich nicht nur auf dieje-
nigen erstreckt, in deren Gegenwart wir uns wohl fühlen,
sondern auf alle Menschen (siehe Matthäus 5:46,47).
ALS ERSTES DIE VOLLKOMMENHEIT?
Aktive Mitglieder meinen häufig, die Probleme der
weniger aktiven Mitglieder seien schon gelöst, wenn sie
anfangen, wieder zur Kirche zu kommen. Aber das stimmt
nicht unbedingt. Weniger aktive Mitglieder meinen
häufig fälschlicherweise, sie müßten so gut wie voll-
kommen sein, ehe sie wieder ganz in der Kirche aktiv sein
können. Dieser Glaube ist vielleicht der Grund dafür, daß
die weniger aktiven Mitglieder manchmal zwar an den
Seminaren zur Vorbereitung auf den Tempel teilnehmen,
dann aber nicht in den Tempel gehen. Sie fühlen sich
noch nicht dazu bereit. Ein reaktivierter Mann, der später
Bischof wurde, nahm siebenmal mit seiner Frau am
Seminar zur Vorbereitung auf den Tempel teil, ehe beide
sich bereit und würdig fühlten, in den Tempel zu gehen.
Es ist wichtig, daß ein weniger aktives Mitglied daran
glaubt, daß es die heiligen Bündnisse erfolgreich
eingehen kann. Es ist manchmal viel sinnvoller, sie in
ihrem Selbstvertrauen, ihrem Zeugnis und in dem
Wunsch zu bestärken, in die Kirche zu gehen, als mit
ihnen irgendwelche Lektionen durchzunehmen.
MAI 1998
37
im
m
m
FOTO VON STEVE BUNDERSON
I
iii
Liebevolle Freundschaft spielt bei dem Rückkehrprozeß
eine wesentliche Rolle. Ein echter Freund bringt eine
Herzlichkeit mit, die der Liebe entspringt.
Anders als Untersucher fühlen weniger aktive
Mitglieder sich von formellem, abstraktem Unterricht
leicht abgestoßen. Sie ziehen informelle Gespräche über
das Evangelium vor. Dann können sie von Freunden
irgendwelche Antworten bekommen, ohne in die pein-
liche Lage zu geraten, vor Fremden zugeben zu müssen,
was sie alles nicht wissen. Offene Gespräche unter
Freunden können falsche Vorstellungen klären; sie bieten
die Möglichkeit, sich eingehend über Lehren der Kirche
zu unterhalten die die weniger aktiven Mitglieder nicht
verstehen. Solche Gespräche sind besonders nützlich,
wenn ihnen bewußt wird, daß ihr Kollegiumspräsident,
ihre Besuchslehrerin, ihre Freundin oder Nachbarin - um
wen es sich auch handelt - mit ihren Schwierigkeiten im
Leben fertig werden, indem sie sich an die Grundsätze des
Evangeliums halten. Manche von denen, die besonders
erfolgreich sind, wo es darum geht, anderen zur Aktivität
zurück zu helfen, waren selbst einmal weniger aktiv; sie
fühlen sehr mit denen mit, die darum ringen, wieder ganz
und gar am Evangelium teilzuhaben.
VOM GEIST BERÜHRT
Die Aktivierung muß durch den Geist geschehen. Der
Einfluß des Geistes des Herrn ist so mächtig, daß viele
weniger aktive Mitglieder auch von sich aus zurück-
kommen. Die aktiven Mitglieder, die sich dafür
entscheiden, ihren Brüdern und Schwestern in diesem
Prozeß zur Seite zu stehen, stellen fest, daß der Geist des
Herrn ihr mächtigster Verbündeter ist. „Der Geist
bewirkt es", erklärte ein Mitglied, das bei der
DER STERN
38
Aktivierung anderer erfolgreich ist. „Ich befolge, wenn
ich rede, bloß die Eingebungen."
Die Mitglieder sollten sich darauf vorbereiten, geistige
Eingebungen zu erhalten, wenn sie sich um ihre weniger
aktiven Brüder und Schwestern bemühen, so ein
weiteres erfolgreiches Mitglied. Wenn sie sich vorbe-
reiten, „hilft der Geist ihnen, sich die nötigen
Fertigkeiten anzueignen. Dann können sie das Richtige
sagen und die richtigen Entscheidungen treffen."
Viele, die anderen schon geholfen haben, wieder aktiv
zu werden, beten regelmäßig für die Familien, um die sie
sich bemühen. Aber es ist vielleicht noch wichtiger, mit
ihnen zu beten. Das Beten ruft nicht nur die Macht des
Himmels herab, sondern es unterweist die Familie auch
und lädt den Einfluß des Geistes ein.
Nicht jedes weniger aktive Mitglied kann oder will
aktiviert werden. Aber es warten viele darauf, daß man
sie fragt, ob sie zurückkommen möchten. Was auch
immer wir bei unseren Aktivierungsbemühungen errei-
chen, diejenigen, die mithelfen, andere wieder liebevoll
auf den Einfluß des Geistes hinzuführen, können dabei
nur gewinnen. Fast immer finden sie neue Freunde. In
vielen Fällen werden es Freunde für die Ewigkeit, die die
Erinnerung an diejenigen, die ihnen geholfen haben, die
Segnungen des immerwährenden Evangeliums erneut zu
entdecken, wertschätzen. D
* X
D
WAS FUHRT ZUR AKTIVIERUNG?
ie Erfahrung zeigt, daß
acht Schlüsselfaktoren dazu
beitragen, daß weniger aktive
Heilige der Letzten Tage voll und
ganz an den Verordnungen und
Möglichkeiten des Evangeliums
teilhaben.
1. Positive Erfahrungen mit aktiven
Mitgliedern der Kirche sind ganz
wesentlich. Wahre Freundschaft hilft
häufig über negative Gefühle in bezug
auf die Kirche und andere Mitglieder
hinweg.
2. Am ehesten läßt man sich auf
jemanden ein, dem man vertraut.
Gerade aktivierte Mitglieder sagen,
daß sie am besten mit solchen
Mitgliedern umgehen können, die
bereit sind, für sie Opfer zu bringen
und sie zu akzeptieren, statt sie zu
verurteilen. Es ist wichtig, daß sie
spüren, daß die Bemühungen des
aktiven Mitglieds aufrichtig sind und
nicht bloß der Pflichterfüllung dienen.
3. Die drei wichtigsten Eigen-
schaften, die ein Mitglied, das
sich darum bemüht, andere zur
Aktivität zurückzuführen, haben
kann, sind Offenheit, Freundlichkeit
und Engagement. Mit Offenheit ist die
Bereitschaft gemeint, über die
eigenen Erfahrungen zu sprechen.
Freundlichkeit bedeutet, daß man eine
freundliche, vertrauensvolle Einstel-
lung hat. Engagement bedeutet, daß
man beständig ist in den Besuchen und
im Einhalten von Versprechungen.
4. Die Mitglieder, die anderen
helfen, wieder aktiv zu werden, fühlen
sich für sie verantwortlich. Sie sind um
ihr geistiges Leben besorgt.
5. Es gibt bei der Aktivierung vier
deutlich zu unterscheidende Aspekte:
(a) Feststellen, warum jemand nicht
voll und ganz am Kirchenleben betei-
ligt ist, (b) dem weniger Aktiven
helfen, zu lernen, seine Probleme
durch Gehorsam gegenüber den
Grundsätzen des Evangeliums zu über-
winden, (c) dem Betreffenden helfen,
akzeptiert zu werden und sich in der
Gemeinschaft der Heiligen der Letzten
Tage zu engagieren, und (d) dem
weniger aktiven Mitglied ein Gefühl
dafür vermitteln, daß der Herr es
akzeptiert und ihm die Sünden, von
denen es umgekehrt ist, vergibt. An
diesem Aspekt der Aktivierung
müssen häufig die Priestertumsfuhrer
beteiligt werden.
6. Die weniger aktiven Mitglieder
brauchen die Hilfe der aktiven
Mitglieder, um ihre Erfahrungen im
Sinne des Evangeliums deuten zu
können.
7. Zur Aktivierung gehört es häufig
dazu, daß man die weniger aktiven
Mitglieder erneut mit geistigen
Erlebnissen vertraut macht. Diesen
Mitgliedern muß es ermöglicht
werden, den Geist des Herrn spüren zu
können und zu verstehen, wie er sie
zur Wahrheit führen kann.
8. Ein wichtiger Teil der
Aktivierung besteht darin, daß man
den Menschen hilft, immer mehr
darauf zu vertrauen, daß sie sich
verbessern können. □
MAI 1998
39
Ein ganz neues Leben
Juan Antonio Flores
FOTOS VON DANIEL PALMER C, AUSSER WO ETWAS ANDERES
ANGEGEBEN IST
Ich bin als Mitglied der Kirche in
einem Zweig in Mexiko aufge-
wachsen. Aber als Jugendlicher
habe ich, wie Alma der Jüngere,
rebelliert. Als viele meiner Freunde
mit 19 Jahren auf Mission
gingen, bat ich
meinen
Zweigpräsidenten nie um ein
Missionsinterview. Ich rechtfertigte
mich immer damit, daß meine
Mutter Witwe war und wir oft
finanzielle Schwierigkeiten hatten.
Ich wurde weniger aktiv. Die näch-
sten beiden Jahre erfüllten
mich mit Zorn; es war die
schlimmste Zeit meines
Lebens.
In dieser Zeit ging ich mit
einem Mädchen aus meinem
Zweig aus. Es erstaunte mich,
wie nah sie Gott war. In mir
begann sich etwas zu regen.
Ich wollte zur Kirche zurück-
kommen, aber ich war sehr
stolz. Damit begann mein
Kampf gegen den Herrn. Ich ging
manchmal mit meiner Freundin zur
Kirche, aber ich sagte immer irgend
etwas gegen die Lehren der Kirche,
um ihr die Freude an den
Versammlungen zu nehmen. Die Zeit
verging, und meine Freundin, mit der
ich mich inzwischen verlobt hatte,
verließ mich, weil sie meinte, ich
würde mich nie ändern. Ich fing an,
mich schrecklich einsam zu fühlen.
Ein paar Monate darauf fühlte ich
mich ermutigt, als ich eine Zeitschrift
der Kirche aufschlug und darin las:
„Wie auch immer die Vergangenheit
war - die Zukunft ist ein unbeschrie-
benes Blatt." (Der Stern, September
1989, 47.) Aber ich war immer noch
z
O
I
UJ
Q
uj
5
Z
O
Q
2
3
so deprimiert und von Zorn erfüllt,
daß ich eines Tages beschloß, glück-
lich zu werden, indem ich nach der
Weise der Welt lebte. Genau an dem
Tag hatte ich ein Erlebnis, das mein
Leben veränderte. Ich hatte das
Gefühl, es berühre mich jemand an
der Schulter. Ich sah mich um, und es
war niemand da. Ich hatte ein
bißchen Angst. Kurze Zeit später
hatte ich das gleiche Gefühl, aber
diesmal war die Kraft an meiner
Schulter so stark, daß ich auf die Knie
fiel. Ich begann zu weinen. Zum
ersten Mal seit vielen Jahren betete
ich. Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich
auf den Knien verbrachte, aber
irgendwann schlief ich ein. Als ich
aufwachte, fragte meine Mutter, was
geschehen sei. Ich erklärte ihr, ich
hätte das Gefühl, mein Leben lang
geschlafen und gerade erst die Augen
aufgemacht zu haben.
Ich suchte nach dem Buch
Mormon und begann zu lesen. Als
ich aufhörte zu lesen, betete ich von
ganzem Herzen. Ich spürte eine
Wärme im Herzen und ein Brennen
in der Brust.
Nun begann ein völlig neues
Leben. Ich begann zu beten, zu fasten,
Zeugnis zu geben, meinen Kollegen
das Evangelium zu verkünden, den
Zehnten zu zahlen und die heiligen
Schriften zu lesen und zu studieren.
Ich fühlte mich glücklich und dem
himmlischen Vater nah. Ich sprach
mit meinem Zweigpräsidenten über
eine Mission, und schließlich reichte
er meine Missionspapiere ein.
Die Mitglieder in meinem Distrikt
freuten sich, als sie erfuhren, daß ich
in die Mexiko Chihuahua Mission
berufen worden war. Manche Leute
waren erstaunt.
Am letzten Sonntag vor dem
Antritt meiner Mission gab ich
Zeugnis. Ich sagte, jeder könne sich
ändern. Alma der Jüngere hat sich
geändert; die Söhne von König Mosia
haben sich geändert; Zeezrom hat sich
geändert; Paulus hat sich geändert;
und ich habe mich geändert.
Während meiner Vollzeitmission
habe ich die Macht der Liebe erlebt
und durfte viele Menschen zum
himmlischen Vater führen.
Nach meiner Rückkehr heiratete
ich Erika Mendoza im Dallas-
Texas-Tempel. Wir sind beide in
unseren Berufungen in der
Sonntagsschule und bei den Jungen
Damen eifrig tätig.
Immer wenn ich ein Bild davon
sehe, wie Petrus über das Wasser auf
Jesus zugeht, aber im tiefen Meer
versinkt, sehe ich mich an der
Stelle des Petrus (siehe Matthäus
14:22-33). Manchmal spüre ich,
wie ich schwach werde, und ich bete,
daß der Herr - wie bei Petrus - die
Hand ausstreckt, um mich aufzu-
fangen, so daß ich weiter auf ihn
zugehen kann.
Ich werde nie vergessen, was der
Herr für mich getan hat, als er meine
Seele geheilt hat. Ich weiß, daß er
alle seine Kinder liebt, und ich bin
dankbar, daß ich weiß, daß unsere
Zukunft ein unbeschriebenes Blatt
ist, egal wie unsere Vergangenheit
ausgesehen hat. D
Juan und Erika Flores
Frauen voll
Glauben
Präsident Wilford Woodruff
hat einmal gesagt: Die
Frauen, „die berufen sind,
am großen Werk der Letzten
Tage teilzuhaben", müssen
„Frauen des Glaubens sein,
die tapfer für die Wahrheit
einstehen, . . . Frauen, die vor Gott redlich sind", die
nicht „zulassen, daß Häuser und Land, Gold und Silber
oder irgendwelche anderen weltlichen Güter sie davon
abbringen, das große Ziel zu verfolgen, das zu erreichen
Gott ihnen aufgetragen hat." (Discourses of Wilford
Woodruff, Hg. G. Homer Durham, 1946, 130.)
Auf den folgenden Seiten sind Kunstwerke abgedruckt,
die solche Frauen darstellen, von denen Präsident
Woodruff gesprochen hat - Frauen voll Glauben, die
tapfer darum bemüht sind, voll Redlichkeit den Willen
Gottes zu tun.
Diese Kunstwerke wurden kürzlich im Rahmen einer
Ausstellung im Museum für Geschichte und Kunst der
Kirche in Salt Lake City gezeigt. Bis auf die Schriftzitate
stammen die Zitate aus Texten, die die Künstler ihren
Werken mit auf den Weg gegeben haben.
Frauen, von denen Christus abstammt,
(links und Hintergrund),
von Sallie Clinton Poet,
Ol auf Leinwand (1 21 cm x 91 cm)
Pua und Schifra widersetzen sich dem Pharao,
von Sallie Clinton Poet,
Ol auf Leinwand (121 cm x 89 cm)
„Zu den hebräischen Hebammen — die eine hieß Schifra,
die andere Pua — sagte der König von Ägypten: Wenn ihr
den Hebräerinnen Geburtshilfe leistet, dann achtet auf das
Geschlecht! Ist es ein Knabe, so laßt ihn sterben! . . .
Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht, was
ihnen der König von Ägypten gesagt hatte, sondern ließen
die Kinder am Leben. . . . Gott verhalf den Hebammen zu
Glück, das Volk aber vermehrte sich weiter und wurde sehr
stark." (Exodus 1:15-17,20.)
Um Inspiration bemüht sein
„Der Pfad der Gerechten ist wie
das Licht am Morgen; es wird immer
heller bis zum vollen Tag. . . . Laß sie
nicht aus den Augen, bewahre sie
tief im Herzen!" (Sprichwörter
4:18,21.) Wir lassen uns vom
Beispiel der Frauen in den heiligen
Schriften inspirieren. Sei es der Mut
von Rut und Ester oder die
Beständigkeit von Maria und Saria,
sie alle zeigen uns, daß es nicht
ausreicht, nur an Gott zu glauben;
wir müssen uns auch beständig um
Weisung von ihm bemühen.
Die Hebamme, sie hat sich für deinen
Weg entschieden,
von Crystal Haueter,
Ol auf Leinwand (61 cm x 56 cm)
„Wer wird an sie denken, wenn sie von uns
gegangen ist?
Wer wird ihrem zeitlosen Flüstern folgen?"
Kristina,
von Dennis Smith,
Bronzeguß (1 82 cm x 40 cm x 40 cm)
„Die Tränen der Gespräche
in dunkler Nacht, nur vom
Kerzenschein beleuchtet, zerren sie
hin und her. Und doch ist da der Ruf
nach Zion oder vielleicht die
Bindung an ihre Eltern, die den
weiten Weg über den Ozean wagen
wollen, zu stark. Einsam steht sie im
Finstern zwischen zwei Welten."
MAI 1998
43
Eine geistige
Gesinnung entwickeln
„Naht euch mir, und ich werde
mich euch nahen; sucht mich eifrig,
dann werdet ihr mich finden;
bittet, und ihr werdet empfangen,
klopfet an, und es wird euch
aufgetan werden." (LuB 88:63.)
Nur durch Studieren und Beten
können wir das Evangelium
verstehen lernen - und einen tieferen
Einblick in den Erlösungsplan
erlangen. Wenn wir eine geistige
Gesinnung entwickeln, werden wir
Gott ähnlicher.
Epiphanie,
von Marcus Vincent,
Öl auf Leinwand (130 cm x 51 cm)
„Wie merkwürdig universell doch
die Fragen sind, die wir alle uns
stellen: Wer bin ich? Woher komme
ich? Warum bin ich hier? Wohin
gehe ich? Aber der aufrichtig
Suchende erlebt stille Augenblicke,
in denen ein leises, engelgleiches
Flüstern seinen Sinn erreicht. Und
dann, wenn man bereit ist, zu
sehen oder zu hören, ist da ein
leises Wehen, der Schleier teilt sich,
und ein Strom der Erkenntnis fließt
herab — die Gewißheit, daß man
göttlichen Ursprungs ist. Bald
schließt die Tür sich wieder, und
man ist seinem Nachsinnen über-
lassen. Epiphanie feiert diese plötz-
liche Erkenntnis und Einsicht."
Ehrfurcht,
von Laura Lee Stay Bradshaw,
Bronzeguß (91 cm x 33 cm x 20 cm}
„Das Frau sein hat viele Facetten.
Wenn eine Frau selbstsicher dasteht,
braucht sie nichts zu sagen. Ihre
Würde spricht aus ihrer Haltung, die
friedlich, ruhig, ehrfürchtig ist."
DER STERN
44
Sich dem Licht zuwenden (Umkehr),
von Lee Bennion,
Öl auf Leinwand (112 cm x 81 cm)
„Wir bedürfen alle der Umkehr. Die Geranie in
meiner Küche veranschaulicht dieses göttliche
Prinzip — sie wendet sich immer dem Licht zu.
Meine siebzehnjährige Tochter Louisa hat das
folgendermaßen zum Ausdruck gebracht: ,lch
möchte das tun, was eine Pflanze tut — das
Licht nehmen und daraus etwas machen, was
das Leben nicht nur erhält, sondern es auch
schön macht.'"
Übergangsriten,
von Quirl B. Myers,
Öl auf Leinwand (1 58 cm x 1 1 4 cm)
„Ich gelobe, mein Bestes zu geben, und bitte
Gott, mich zu führen, damit ich in aller
Rechtschaffenheit und Weisheit und Wahrheit
mit ihm gehen kann. Ich möchte im Herzen
rein sein, damit ich Gott sehen kann."
MAI 1998
45
Im Glauben leben
„Gesegnet sind diejenigen, die
glaubenstreu sind und ausharren, . . .
denn sie werden ewiges Leben
ererben." (LuB 50:5.)
Das Leben ist sowohl eine Reise als
auch eine Prüfung. Wir sind hier, um
zu zeigen, wie gut wir uns im Leben
entscheiden. Wenn wir uns dafür
entscheiden, im Glauben zu leben
und uns den Herausforderungen des
täglichen Lebens auf rechtschaffene
Weise zu stellen, gelangen wir auf den
Weg zu wahrer Freude und ewiger
Erhöhung.
Mary Ann Savage,
von Dorothea Lange,
Silberdruck (39 cm x 39 cm)
„Mary Ann Savage war ihr Leben lang eine glaubenstreue Heilige der
Letzten Tage. Sie war eine Pioniersfrau. 1856 überquerte sie mit sechs
Jahren mit ihrer Familie die Prärie. Ihre Mutter schob ihre kleinen Kinder
im Handkarren über die Prärie und durch die Wüste. Eine Schwester starb
unterwegs. 'Meine Mutter wickelte sie in eine Decke und legte sie an die
Seite des Handkarrens.'"
Die Erde ist erfüllt von der Huld
des Herrn,
Jeanne Leighton-Lundberg,
Ol auf Leinwand (1 52 cm x 1 1 2 cm)
„Er liebt Gerechtigkeit und Recht,
die Erde ist erfüllt von der Huld
des Herrn. Durch das Wort des
Herrn wurden die Himmel
geschaffen, ihr ganzes Heer
durch den Hauch seines Mundes."
(Psalm 33:5,6.)
Beim Lesen in der Bibel,
John Taye,
Holzschnitzerei (58 cm x 28 cm x 46 cm)
„Wir sind durch die sanfte, leise
Stimme, eine Eingebung von unserem
Vater, aufgerufen, uns unsere Errettung
zu erarbeiten. ... Es ist also offen-
sichtlich notwendig, daß die Frauen
ebenso wie die Männer ihr Leben lang
eifrig studieren, um solche Erkenntnis
zu erlangen, die den größten Wert
hat." (Bathsheba W Smith, „Relief
Society Annual Greeting", Woman's
Exponent, Januar 1906, 1 .)
Mutter und Kind,
Walter Rane,
Öl auf Leinwand (71 cm x 40 cm)
„Ich bete, alle meine Kinder mögen
zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht
werden und in seinem Reich errettet
werden, was auch der Fall sein wird,
wenn die Gebete einer Mutter vor
dem Thron Gottes überhaupt etwas
bewirken." (Caroline Rogers Smoot, in
Barbara B. Smith und Blythe Darlyn
Thatcher, Hg., Heroines of fhe
Restoration, 1997, 162.)
MAI 1998
47
FOTOS DER KUNSTWERKE VON RON READ
AöS EINER DER
besten Familien
Kay Hago
Schlechte Gene. Das ist wohl mein
Problem, sagte ich mir, nachdem ich
wieder mal eine Lektion über
Familien gehört hatte.
Sie sollten uns dafür begeistern, hervorra-
gende Eltern zu werden, indem man uns
erzählte, wie großartig unsere Kinder sein würden,
wenn wir glaubenstreu waren. Aber wenn das wahr war,
hatte ich keine Chance. In meiner Familie gab es über-
durchschnittlich viele Scheidungen, Alkoholiker, Untreue
und noch mehr wenig beeindruckende Laster. Als neues
Mitglied fühlte ich mich gegenüber den Glücklichen, die
Eltern in der Kirche hatten, sehr benachteiligt.
Ich begann mir Sorgen zu machen. Ich war von
Menschen umgeben, deren Familie seit Generationen
in der Kirche war, und das schien einigen von ihnen
sehr wichtig zu sein. „Ich muß jemanden aus einer
guten, starken Familie heiraten", vertraute eine
Freundin mir an. „Ich möchte, daß meine Kinder gute
Gene haben."
Wenn alle so dachten, warum bemühte ich mich dann
überhaupt? So sehr ich mich auch anstrengte, mehr
Glauben zu haben, soviel ich auch über Christus lernte
und mich bemühte, ihm ähnlicher zu werden, ich war ja
doch immer nur „zweitklassig". War ich ohne eigene
Schuld weniger wert als diejenigen, deren Vorfahren
bereits treue Mitglieder der Kirche gewesen waren?
Meine Antworten kamen durch einen Segen und
durch die heiligen Schriften. „Lies das Buch Rut", riet mir
ein Freund, der etwas älter war als ich und der mir zu
Beginn des Schuljahrs einen Segen gegeben hatte. „Darin
steht etwas, das ganz speziell für dich bestimmt ist."
Ich begann sofort, in diesem Buch des Alten Testaments
danach zu suchen. Ich las und betete und las es wieder. Ich
studierte die Kommentare. Ich lernte Rut, die sich von den
Götzen ihres Volks abgewandt hatte, um den Gott Israels,
den Gott ihres Mannes, zu verehren, kennen und lieben.
DER
Ich bewunderte ihren Glauben, den sie ließ
nicht von ihrer neuen Religion ab, als ihr
Mann starb. Vielmehr reiste sie mit ihrer
Schwiegermutter Noomi in Noomis Heimat
und ließ ihre Freunde, ihre Familie und alles,
was ihr vertraut war, zurück.
„Dränge mich nicht, dich zu verlassen und
umzukehren. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und
wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein
Volk, und dein Gott ist mein Gott." (Rut 1:16.) Das sagt
Rut in einem der schönsten und bekanntesten Verse des
Alten Testaments zu Noomi. Rut paßte sich mit Noomis
Hilfe der Lebensweise ihrer neuen Heimat an und heira-
tete schließlich Boas, einen guten Mann, und bekam
einen Sohn.
Das Buch Rut war ein wundervoller, inspirierender
Bericht. Aber was bedeutete es für mich? Schließlich
wurde mir durch den Geist bewußt, daß der Schlüssel
ganz am Ende des Buchs zu finden war, nämlich dort, wo
steht, daß Rut eine Ahnfrau von David und damit von
Christus war. Rut, die Moabiterin, die Bekehrte aus
einem fremden Land, bewies so großen Glauben, daß sie
schließlich einer der am meisten gesegneten Familien
angehörte. Diese großartige Frau, die aus einer Familie
kam, in der seit Generationen Götzen verehrt wurden,
war eine Ahnfrau des Erretters der Welt!
So erfuhr ich, daß mir, wenn ich dem Glauben treu
bin, keine Segnung vorenthalten bleiben wird, weil
meine Eltern keine Heiligen der Letzten Tage sind. Es
wäre naiv und engstirnig, wenn mir daraus jemand einen
Vorwurf machen würde oder wenn ich mir selbst daraus
einen Vorwurf machen würde. Als Mitglied der Kirche
Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage komme ich aus
einer der besten Familien, und solange wir dem Glauben
treu bleiben, werden meine Brüder und Schwestern und
ich gleichen Anteil an allem haben, was der Vater im
Himmel seinen Kindern verheißen hat. D
STERN
48
z
Q
5
O
O
2
Ruth, Gemälde von Henry Ryland
„Eines Tages sagte die Moabiterin
Rut zu Noomi: Ich möchte aufs Feld gehen
und Ähren lesen, wo es mir jemand erlaubt.
Sie antwortete ihr: Geh, Tochter! Rut ging
hin und las auf dem Feld hinter den
Schnittern her. Dabei war sie auf ein
Grundstück des Boas . . . geraten."
(Rut 2:2,3.
Präsident Wilford Woodruff
hat einmal gesagt: Die Frauen, „die berufen
sind, am großen Werk der Letzten Tage
teilzuhaben", müssen „Frauen des Glaubens
sein, die tapfer für die Wahrheit einstehen, . . .
Frauen, die vor Gott redlich sind."
(Siehe „Frauen voll Glauben", Seite 42.)
ERMAN
02989"85150
98985 150