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Full text of "Der Text der Bücher Samuelis"

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Iprescnteö  to 

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inniverett?  ot  Toronto 

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I*anguages 
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Qfieutal  Seminttiv 


feKo 


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in  2010  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/dertextderbcheOOwell 


Der  Text 


der 


Bücher  Samuelis 


untersnclit 


von 


Lic.  Julius  Wellhausen, 

Privatdoo.  der  Theol.  in  Göttinsfen. 


V3^ 


-1 


Göttingen, 

Vandenhoeok     und    Ruprecht's    Verlag. 

1871. 


Vorrede. 


In  dem  vorliegenden  Buche  möchte  ich  zu  einer  derein- 
stigen Ausgabe  des  Alten  Testaments  einen  Beitrag  liefern. 
Direct,  durch  eine  Reihe  fertiger  Verbesserungen,  die  ich  vor- 
lege —  indirect,  durch  die  Weise  wie  ich  sie  gewinne.  Ich 
sehe  mich  veranlasst ,  auf  die  Methode  beinah  eben  so  viel 
Gewicht  zu  legen  als  auf  die  Resultate.  Mir  scheint ,  dass 
man  gegenwärtig  in  der  Textkritik  des  A.  T.  zu  sporadisch 
verfahre.  Man  begnügt  sich  mit  einzelnen  Emendationen, 
ohne  auf  eine  zusammenhängende  Würdigung  der  Natur  des 
überlieferten  Textes  einzugehen,  man  kommt  nicht  dazu,  die 
Constitution  des  Patienten  erst  im  Ganzen  kennen  zu  lernen, 
sondern  heilt  gleich  ungeduldig  auf  ihn  ein.  Eine  umfassen- 
dere Betrachtungsweise  ist  aber  grade  im  Alten  Testament 
durch  die  Natur  der  Varianten  nahe  gelegt  und  trägt  grade 
hier  die  lohnendsten  Früchte.  Sie  modificiert  in  sehr  eigen- 
thümlicher  Weise  die  gewöhnlichen  Begriffe  davon,  was  über- 
haupt Aenderung  sei  und  was  nicht,  was  mögliche  und  was 
unmögliche,  was  vorsichtige  und  was  gewagte,  und  erlaubt 
in  vielen  Fällen  mit  einer  Sicherheit  —  ich  hoffe  mich  nicht 
zu  täuschen  —  zu  conjicieren,  welche  die  Conjectur  kaum 
noch  als  solche  erscheinen  lässt. 

Ich  habe  mich  hierüber,  angeregt  durch  Geiger's  Urschrift 
und  Uebersetzungen  der  Bibel ,  im  Eingange  meiner  Arbeit 
ausgesprochen.      Zwar  keineswegs  erschöpfend  —  denn  ich 


IV 

wollte  nur  einen  Vorbegriff  der  Anschauungsweise  geben,  von 
welcher  meine  Behandlung  des  Textes  ausgeht.  Eine  Critica 
Sacra  zu  schreiben  war  nicht  des  Ortes  und  stand  auch  nicht 
in  meiner  Macht,  da  meine  eigenen  Vorarbeiten  dazu  nicht 
entfernt  genügten  und  auch  durch  das  Werk  des  Ludwig 
Cappellus  nicht  wesentlich  unterstützt  worden  wären  —  hätte 
ich  dasselbe  gekannt:  es  ist  mir  aber  leider  erst  ganz  kürz- 
lich bekannt  geworden  in  der  mit  werth vollen  Anmerkungen 
bereicherten  Ausgabe  von  G.  J.  L.  Vogel  und  J.  G.  Schar- 
fenberg  (Halle  1775.  78.  86).  Nachträglich  scheint  es  mir 
doch,  als  sei  in  jener  Einleitung  Manches  zu  kurz  berührt; 
ich  will  sehen,  was  sich  hier  nachholen  lässt. 

Ausgehend  von  einer  These  Lagarde's,  die  einen  wichti- 
gen Gegenstand  zur  Sprache  bringt  und  unberücksichtigt  ge- 
blieben ist,  habe  ich  die  Meinung  ausgesprochen  und  mit  ihr 
Ernst  gemacht ,  dass  die  hebräische  Schrift  in  Betreff  der 
Anwendung  der  Buchstaben  Alef,  He,  Vau,  Jod  eine  Geschichte 
gehabt  habe  und  dass  die  uns  vorliegende  ziemlich  conse- 
quente  Orthographie  des  Ketib  aus  einem  viel  regelloseren 
Uebergangszustande  sich  herausgearbeitet  habe ,  ohne  dessen 
Spuren  ganz  zu  verwischen.  Ich  füge  hier  hinzu,  dass  G.  J. 
L.  Vogel,  geb.  zu  Feuchtwangen  den  16.  März  1742,  gest.  zu 
Altorf  den  12.  Februar  1776  als  a.-o.  Prof.  der  Phil,  zu  Halle, 
im  Jahre  1767  eine  Dissertation  hat  erscheinen  lassen,  welche 
die  Aufschrift  führt:  De  matribus  lectionis  librariorum  arbi- 
trio  olim  relictis.  Nach  dem,  was  ich  davon  kenne  aus  dem 
Auszuge,  den  der  Vf.  selbst  davon  giebt  in  Note  23  zu  Cap- 
pellus' Critica  Sacra  (I.  S.  52  ff.),  geht  sie  hauptsächlich  von 
der  Vergleichung  hebräischer  Codices  aus:  bekanntlich  „be- 
steht weit  über  die  Hälfte  der  Kennicott'schen  Varianten  in 
Abweichungen  der  vollen  und  defektiven  Schreibart."  Aber 
die  Untersuchung  muss  in  grösserem  Zusammenhange  geführt 
werden.  Eine  Geschichte  der  semitischen  Schrift  überhaupt 
scheint  mir  erforderlich,  namentlich  der  syrischen  und  arabi- 
schen ,  welche  von  Haus  aus  mit  der  hebräischen  identisch 
schliesslich  unter  Einwirkung  ähnlicher  Verhältnisse  ihren 
Abschluss  gefunden  haben.    Für  das  Arabische  hat  Nöldeke 


in  lehrreicher  Weise  vorgearbeitet,  Geschichte  des  Qorans  S. 
234 — 261;  das  wahrscheinlich  ungleich  wichtigere  und  rei- 
chere Material ,  welches  das  Syrische  liefert ,  ist  so  viel  ich 
weiss  noch  gar  nicht  verwerthet.  Auf  einige  Analogieen 
möchte  ich  hier  aufmerksam  machen,  welche  die  Verwendung 
des  Alef  betreffen. 

Nach  der  in  dem  massorethischen  Texte  befolgten  Kegel 
soll  dieser  Buchstabe  stets  geschrieben  werden,  wenn  er  Ra- 
dikal ist,  auch  in  den  Fällen,  wo  er  seinen  sylbentreunenden 
Werth  verliert;  dagegen  als  Zeichen  für  nicht  sylbenanfan- 
genden  Vokal  soll  er  eigentlich  nicht  gebraucht  werden,  aus- 
ser in  wenigen  Wörtern,  w^o  es  regelmässig  geschieht.  Na- 
mentlich in  Bezug  auf  den  letzteren  Punct  sind  nun  aber  die 
Ausnahmen  sehr  häufig,  ebenso  häufig  wie  bei  der  Regel,  dass 
Vau  (auch  Jod)  nicht  für  Kürzen  zu  verw^enden  sei.  Diesel- 
ben fehlen  übrigens  auch  keineswegs  in  Bezug  auf  den  erste- 
ren  Punct.  Zunächst ,  wo  Alef  am  Ende  der  Sylben  steht 
und  der  Natur  der  Sache  nach  nicht  lauten  kann,  da  ist  es 
oft  genug  auch  nicht  geschrieben.  In  diesem  Falle  ist  nur 
das  phonetische  nicht  etymologische  Princip  der  hebräischen 
Orthographie  durchgeführt,  ein  Unterschied  der  Aussprache 
besteht  nicht  zwischen  ■'ti^^^^'O  und  'ti'^'Q,  zwischen  ^^''J  und 
^J  (vgl.  Nöldeke  a.  a.  0.  S.  257  Z.  21  f.).  Anders  liegt  die 
Sache  in  n'on  statt  "N'on,  imu;/^  statt  ?i"ii^u;)a,  wo  sylben- 
anfangendes  Alef  nach  geschlossener  Sylbe  ausgefallen  ist, 
vgl.  de  Sacy,  Gr.  Ar.  2  ed.  §.  128.  Ew.  Gr.  Ar.  §.  114.  Nöl- 
deke a.  a.  0.  S.  257  Z.  G  ff.  Ebenso  in  den  häufigeren  Bei- 
spielen, in  denen  sylbentrennendes  Alef  nach  Schwa  mobile 
ausgefallen  ist;  vgl.  das  Syrische. 

Eine  eigene  Classe  bilden  diejenigen  Fälle,  wo  Alef  mit 
Jod  oder  Vau  zusammentrifft.  Hier  wird  in  u;''  =  lÜ^N  kein 
lautlicher  Unterschied  anzunehmen  sein,  vgl.  zu  1  Sam.  14, 
49.  2  Sam.  23,  8.  Wichtig  für  das  Alter  der  Sitte  ,  anlau-' 
tendes  i  einfach  "^  zu  schreiben  ist  das  Beispiel  "iD'JJU;''.  Denn 
dass  dieses  zu  1  Sam.  14,  49  richtig  beurtheilt  ist ,  beweist 
mir  jetzt  vor  allen  Dingen  das  doppelte  '^T,  welches  nur 
dann  zu  erklären  ist,  wenn  man  zur  Zeit,  als  die  Schreibart 


VI 


sich  festsetzte,  zwei  treünbare  Bestandtheile  in  dem  Namen 
empfand,  deren  einer  dann  nur  ii;\s  gewesen  sein  kann.  Da- 
gegen, wenn  Alef  in  der  Mitte  der  Wörter  im  Zusammenstoss 
mit  Jod  (=  i)  und  Vau  (=  ü)  verschwunden  ist,  kann  man 
zwar  nicht  daran  zweifeln,  dass  die  Sylbenabtheilung  geblie- 
ben ist ;  es  ist  aber  die  Frage ,  ob  der  Spiritus  lenis  nicht 
etwas  von  der  Natur  des  Halbvokals  angenommen  hat.  Vgl. 
Einl.  S.  19,  zu  den  dort  gesammelten  Beispielen  kommen 
noch  hinzu  n^t  Gen.  46,  13.  Num.  26,  23  vgl.  mit  riN^S)  1 
Chr.  7,  1  und  höchst  wahrscheinlich  auch  n^^D:,  Wie  nahe 
der  Uebergang  zwischen  Alef  und  Jod  auch  "unter  weniger 
günstigen  Umständen  liegt,  zeigt  die  Schreibweise  '^'0^<■'-|  für 
die  erste  Pers.  Sing.,  welche  nicht  nur  in  den  Ochlah  W'ochlah 
Nr.  133  aufgeführten  vier  Fällen,  sondern  auch  z.B.  Jud.  9, 
29  vorliegt,  wo  der  Sinn  erfordert  wird:  so  würde  ich  dem 
Abimelech  sagen. 

Man  neigt  in  neuerer  Zeit  dazu ,  diese  Abweichung  von 
der  orthographischen  Regel  als  Schreibfehler  zu  betrachten. 
Ich  halte  das  nicht  für  richtig.  Die  Ausnahmen  sind  noch 
jetzt  zu  zahlreich  und  zu  consequent,  dazu  mit  Rücksicht  auf 
das  Syrische  und  Arabische  zu  erklärlich  ,  um  als  zufällig 
gelten  zu  können ,  sie  sind  aber  nur  ein  stehen  gebliebener 
Rest  aus  einer  Zeit,  wo  dergleichen  noch  viel  häufiger  war. 
Das  folgt  theils  aus  dem  massorethischen  Texte  selbst,  wenn 
eine  falsche  Auffassung  der  Wörter  glücklicherweise  die  nicht 
regelrechte  Schreibung  conserviert  hat,  vor  allen  Dingen  aber 
aus  der  LXX  und  den  übrigen  Uebersetzungen.  Auf  dem 
Standpuncte  einer  völlig  aprioristischen  Beurtheilung  der  Or- 
thographie des  Ketib  glaubt  man  sich  freilich  sehr  wundern 
zu  müssen,  wenn  etwa  jemand  ^nb  als  ''tiiib  deutet,  und  zu- 
folge derselben  petitio  principii  hält  man  sich  für  berechtigt, 
auf  die  LXX  herabzusehen,  wenn  sie  sich  Aehnliches  zu 
Schulden  kommen  lässt  und  gar  daraus  eine  schlechte  Ge- 
wohnheit macht.  Nur  vergisst  man  dabei  zu  erklären,  nicht 
bloss  wie  es  kommt,  dass  '>nb  nur  als  ^.>^ll  aufgefasst  einen 
Sinn  giebt,  sondern  namentlich,  wie  es  der  LXX  überhaupt 
möglich  war ,    z  B.  1  Chr.  2,  2i  in  so  scharfsinniger  Weise 


VII 


zu  verstehen  ,  wenn  es  ihr  nicht  als  völlig  freie  Möglichkeit 
gegolten  hätte ,  2  als  i<-  auszusprechen.  Selbst  eine  solche 
tolle  rabbinische  Erklärung  wie  u;u;°3  Exod.  32,  1  als  «uu;  "N3 
muss  ein  formales  Recht  gehabt  haben  —  sonst  ist  ihre 
Entstehung  undenkbar,  um  so  undenkbarer,  je  toller  sie  ist. 

Es  giebt  natürlich  Gründe  ,  welche  die  Massorethen  be- 
wogen, die  jetzige  Orthographie  durchzuführen.  Ich  gestehe 
auch  gerne  zu,  dass  gleichwie  die  Aussprache  der  Punctato- 
ren  treuer  hebräisch  ist  als  die  aramaisierende  der  LXX,  so 
auch  bei  der  consonantischen  Orthographie  der  Palästinenser 
das  Bestreben  geherrscht  habe ,  Aramaismen  zu  vermeiden 
und  das  eigenthümlich  Hebräische  hervortreten  zu  lassen 
(vgl.  ähnlich  TN  für  b ,  "  für  n  als  Suffix  der  3ten  sg.  m.). 
Es  mag  also  sein,  dass  auf  diese  Weise  wenigstens  in  einigen 
Puncten  ein  älterer  Zustand  der  Schrift  hergestellt  wurde. 
Aber  auch  die  palästinensischen  Handschriften  waren  durch 
den  Uebergangszustand  gegangen.  Denn  sowie  das  Schicksal 
des  massorethischen  Textes  im  Allgemeinen  nicht  von  dem 
des  alexandrinischen  unterschieden ,  sondern  vielmehr  durch 
dieselben  Einflüsse  bedingt  gewesen  ist ,  so  ist  es  auch  in 
Hinsicht  auf  die  Orthographie  der  Fall.  Dann  aber  ist  es 
nicht  von  grossem  praktischen  Werthe ,  zu  entscheiden  ,  ob 
man  den  Uebergangszustand  durch  Zurückgehen  auf  einen 
älteren  reineren  Zustand  überwunden  hat,  oder  ob  man  neue 
Principien  aufgestellt  hat,  die  eine  grössere  Folgerichtigkeit 
und  Regelmässigkeit  der  Schreibweise  bezweckten.  Wahr- 
scheinlich ist  Beides  zusammen  anzunehmen.  Vgl.  Geiger  a. 
a.  0.  S.  231—259. 

Noch  eine  hieher  gehörige  Bemerkung  habe  ich  auf  dem 
Herzen,  betreffend  die  Spaltung  des  iT.  Das  ist  weiter  nichts 
als  eine  an  bekannte  Lautwechsel  anschliessende  Fortent- 
wicklung der  Sprache ,  nachdem  die  Orthographie  in  Bezug 
auf  die  nichtvokalischen  Buchstaben  schon  fixiert  war.  Nöl- 
deke  hat  daher  Recht ,  wenn  er  darauf  hält ,  dass  man  w 
und  C  etymologisch  nicht  verwechseln  dürfe ,  aber  Unrecht, 
wenn  er  meint,  das  spätere  ü;  solle  lautlich  verschieden  sein 
von  c.     Es  ist  nur  Beibehaltung  der  alten  Schreibweise,  nach- 


vin 


dem  sich  der  Laut  verändert  hatte  *).  Ehe  der  diakritische 
Punct  aufkam,  stellte  man  wohl  ein  ö  hinter  das  '^,  um  die 
Aussprache  zu  bestimmen,  vgl.  ^O'X'C'J  und  d^0"j:^E5.  Die  An- 
fänge der  in  Rede  stehenden  Erscheinung  reichen  hoch  hin- 
auf, verfolgbar  bis  Jud.  12,  6;  der  dortige  Erzähler  spricht 
aber  noch  jedes  ^  wie  seh.  Dass  die  Schrift  zäher  ist  als 
die  Sprache,  ist  bekannt  -—  daher  die  Erscheinung,  dass  die 
Orthographie,  die  ursprüngKch  wohl  überall  phonetisch  ist, 
im  Laufe  der  Zeit  etymologisch  wird.  In  dem  besonderen 
Falle,  der  uns  beschäftigt,  liegt  es  nahe,  daran  zu  denken, 
dass  auch  in  den  meisten  Gegenden  Deutschlands  „sprechen"  . 
in  der  Schrift  beibehalten  wird,  während  mündlich  „geschpro- 
chen"  wird,  und  dass  umgekehrt  eine  allmählich  aussterbende 
ältere  Generation  meiner  Landsleute  zwar  „Schwager,  Schlüs- 
sel" schreibt,  aber  stets  „S wager,  Slüssel"  spricht,  wie  denn 
meine  Grossmutter  in  der  Schule  angehalten  ist  „Swester" 
zu  sagen,  weil  „Schwester"  adlig  sei. 

Ebenso  wichtig  als  Vorarbeit  für  eine  künftige  Critica 
Sacra  wie  die  geschichtliche  Würdigung  der  hebräischen  Or- 
thographie wäre  eine  Darstellung  der  hebräischen  Stilistik 
und  Rhetorik,  die  sich  zunächst  nur  auf  die  erzählende  Prosa 
zu  beschränken  hätte.  Auch  diese  müsste  erwachsen  aus  um- 
fassender Kenntnis  der  semitischen  Literatur  überhaupt,  da- 
mit das  wenige  Material  des  Alten  Testaments  nicht  dazu 
verführe,  die  Möglichkeiten  einseitig  zu  bestimmen.  Hinein- 
gezogen werden  muss  aber  auch  vor  allen  Dingen  das  Juden- 
griechisch, denn  grade  in  dem  fremden  Gewände  stossen  die 
Eigenthümlichkeiten  der  hebräischen  Art  am  ehesten  auf,  um 
so  leichter,  je  besser  man  Griechisch  kann.  In  welcher  Weise 
die  Kenntnis  dieser  Dinge  der  Textkritik  zu  Gute  komme,  ist, 
sofern  es  nicht  von  selbst  klar  ist,  Einl.  S.  10  Anm.  2.  S.  21  ff. 
zu  zeigen  versucht.      Ein   interessantes   weiteres   Beispiel   zu 


*)  Daher  ist  es  auch  zu  erklären,  dass,  während  in  weniger  ge- 
bräuchlichen Wörtern  Ü3  und  C  nicht  selten  wechseln,  dieses  grade  bei 
den  häufigsten  nicht  vorkommt  —  denn  grade  bei  den  gewöhnlichsten 
Wörtern  ändert  sich  die  Orthographie  am  schwersten  ,  sie  haben  uns 
am  treusten  das  Alte  bewahrt. 


IX 


dem  Einl.  S.  11  Bemerkten  tlieilt  mir  mein  Freund  Theo- 
dor Zahn  mit ,  dass  nemlich  cdelcpeiv  bei  Ignatius  hie 
und  da  durch  die  Bedeutung  von  alle/  tingiert  zu  sein 
scheine.  Zu  S.  26  wird  man  mit  Nutzen  die  Noten  19.20.  21 
in  Vogels  Ausgabe  von  Cappellus'  Critica  Sacra  I.  S.  30—51 
vergleichen  können,  ebenso  auch  Not.  2,  wo  die  Meinung  des 
Hieronymus  über  ein  theologisch  wichtiges  "^  (Deut.  27, 
2G.  Gai.  3,  10)  mitgetheilt  wird. 

Diese  indirecten  Mittel  zur  Würdigung  des  alttestament- 
lichen  Textes ,  die  meist  nur  erlauben  und  nicht  erlauben, 
aber  nichts  bestimmen,  muss  man  um  so  sorgfältiger  zu  Rathe 
ziehen  *),  je  trauriger  es  um  die  directen  bestellt  ist  —  zum 
Theil  auch  durch  unsere  Schuld  ,  denn  w^arum  ist  z.  B.  der 
Amiatinus  noch  nicht  herausgegeben?  Ist  es  nicht  ein  Jam- 
mer, dass  man  in  eiuer  so  alten  Wissenschaft,  wie  die  Theo- 
logie ist ,  oft  noch  Tantalusqualen  erleidet  ?  Die  Aufgabe 
selbst  nun,  die  Kritik,  wird  dadurch  erheblich  erschwert,  weil 
sich  zwei  Gebiete  nicht  ganz  reinlich  sondern  lassen.  Der 
Process,  durch  welchen  die  geschichtliche  Literatur  des  Alten 
Testaments  zu  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  heranwuchs,  hat 
noch  Lebensäusserungen  gezeigt  bis  unter  die  Zeit  herab,  wo 
die  LXX  entstanden  ist.  1  Sam.  18  bietet  einen  unanfecht- 
baren Beweis  dafür,  nach  meiner  Meinung  aber  auch  1  Sam. 
13,  1  und  17,  12 — 31,  vgl.  meine  Erörterungen  zu  den  betr. 
Versen  im  Commentar.  Ist  es  nun  Aufgabe  der  Textkritik, 
diese  Stücke  auszuscheiden?  Aber  wie  will  man  sich  dann 
zu  1  Sam.  10,  8.  11,  12  —  14  stellen?  Zuerst  war  ich  selbst 
geneigt,  diese  Stellen,  welche  sicher  nicht  in  den  ursprüng- 
lichen Zusammenhang  gehören  ,  einfach  zu  streichen  ,  dann 
aber  sah  ich,    dass  ich  damit  auch  1  Sam.  7.  c.  8.   10,  17 — 


*)  Die  Geschichte  der  hebräischen  Orthographie  fienge  man  viel- 
leicht am  besten  an  mit  einer  Concordanz  der  Eigennamen,  nach  der 
Aussprache  des  überlieferten  Textes  und  der  üebersetzungen  —  woraus 
man  zugleich  auch  für  die  Punctation  genug  würde  lernen  können.  In 
Bezug  auf  die  durch  den  Stil  ermöglichten  Schwankungen  des  Textes 
ist  die  Vergleichung  der  Varianten  in  den  Evangelien,  namentlich  dem 
des  Johannes,  sehr  lehrreich. 


27.  c.  12.  c.  13,  8—15  strich.  Letztere  Stücke  sind  nemlich 
nichts  weniger  als  ein  zweiter  ursprünglich  von  c.  9.  10,  1  — 
16.  c.  11  unabhängiger  Bericht  über  die  Entstehung  des  Kö- 
nigthums  in  Israel;  sie  sind  vielmehr  mit  Beziehung  auf  jene 
ältere  Erzählung  geschrieben  und  von  Anfang  an  so  in  die- 
selbe eingeschaltet,  wie  sie  uns  vorliegen.  Den  zwingendsten 
Beweis  dafür  liefern  10,  8.  11,  12 — 14,  welches  die  Klam- 
mern sind,  wodurch  Altes  und  Neues  zusammengehalten  wird, 
Klammern,  die  nicht  etwa  ein  Dritter  erst  angebracht  hat  — 
denn  ohne  10,  8.  11,  12—14  wäre  c.  12.  c,  13,  8—15  gar 
nicht  zu  verstehen.  Dass  c.  8  und  was  dazu  gehört  dem  9. 
Capitel  und  dessen  ursprünglichem  Zusammenhange  wider- 
spricht, widerlegt  meine  Ansicht  durchaus  nicht,  —  was  der 
Verf.  von  c.  8  u.  s.  w. ,  dessen  Gesammtanschauung  der  hei- 
ligen Geschichte  sehr  einheitlich  ist ,  an  widersprechenden 
stofflichen  Einzelheiten  vertragen  kann,  zeigt  in  sehr  lehrrei- 
cher Weise  c.  12,  ein  Stück,  über  dessen  Einheit  und  innig- 
sten Zusammenhang  mit  c.  7.  8.  10,  17 — 27  ich  kein  Wort 
verlieren  werde.  Mit  dem  Stoffe  verfährt  eben  dieser  Vf.  so 
frei  wie  möglich  und  nur  scheinbar  bringt  er  selbst  neuen 
hinzu:  worauf  es  ihm  ankommt,  ist  S.  67  Z.  24  ff.,  S.  77  Z. 
16  f.  auseinandergesetzt;  was  er  wagte,  darüber  habe  ich  S. 
176  Anm.  1  eine  Vermuthung  aufgestellt.  Auf  eine  so  me- 
chanische Weise ,  wie  man  es  sich  jetzt  im  Gegensatz  zu 
Ewald  gewöhnlich  vorstellt,  sind  überhaupt  die  geschichtlichen 
Bücher  des  A.  T.  nicht  entstanden.  Auch  im  Pentateuch 
sind  nicht  zwei  oder  mehere  grosse  geschichtliche  Zusam- 
menhänge ,  die  den  selben  Gegenstand  haben  ,  ursprünglich 
unabhängig  von  einander  geschrieben ,  so  dass  der  spätere 
vom  früheren  keine  Notiz  nimmt.  Vielmehr  an  Einen  Kern, 
in  welchem  zum  ersten  Male  die  bis  dahin  vereinzelten  münd- 
lich und  schriftlich  vorliegenden  Geschichten  aneinandergefügt 
wurden ,  setzten  sich  theils  kleinere  Stücke  an  *) ,  wie  Gen. 
4  an  Gen.  2.  3  —  denn  so  deutlich  es  ist,  dass  der  Vf.  von 
Gen.  4  mit  steter  Beziehung  auf  Gen.  2.  3  schreibt,    so  deut- 


'')    oder  wurden  auch  wohl  hineinverarbeitet. 


XI 


lieh  ist  es  auch,  dass  der  geistreiche  Citierer  4,  7  nicht  der 
Vf.  von  3,  16  sein  kann,  abgesehen  davon,  dass  f^^^n  in  c.  2.  3 
vielmehr  ^■^2:^?^;  heisst  —  theils  ward  das  Ganze  im  Zusam- 
menhange neu  bearbeitet,  vielleicht  so,  dass  es  selbst  seinem 
wesentlichen  Inhalte  nach  der  neuen  Bearbeitung  von  Anfang 
an  einverleibt  blieb,  oder  so,  dass  nur  die  Grundlinien  seines 
Planes  für  diese  massgebend  waren,  wodurch  es  einem  spä- 
teren Redaktor  möglich  ward.  Altes  und  Neues  zu  corabinie- 
ren  —  für  beide  Möglichkeiten  spricht  Vieles.  Auf  alle  Fälle 
sind  Modificierungen  des  ursprünglichen  Kernes  und  Umar- 
beitung kleiner  Stellen,  Aenderungen  einzelner  Wörter,  ge- 
ringfügige Einsätze  (Gen.  3,  20)  mit  der  Entstehungsweise  der 
geschichtlichen  Bücher  unzertrennlich  verbunden ,  und  es  ist 
schwierig  die  Grenze  zu  finden,  wo  die  Literarkritik  aufhört 
und  die  Textkritik  beginnt.  Vgl.  zu  1  Sam.  23,  14  ff.  26,  4. 
27,  7—12  (S.  140  Anm.  1)  2  Sam.  2,  10  f.  3,  6.  5,  17.  23,  13. 
24,  1  *). 

Offenbar  hängt  mit  dieser  Eigenthümlichkeit  des  Alttesta- 
mentlichen  Textes,  durch  welche  das  Ineinandergreifen  beider 
Arten  von  Kritik  veranlasst  wird,  die  Art  und  Weise  nahe  zusam- 
men, wie  Geiger  denselben  betrachtet  und  behandelt.  Aber  ich 
glaube  mit  Recht  gegen  eine  grundsätzliche  Vermischung  der 
Aufgaben  protestiert  zu  haben.  Man  kann  wohl  die  Sache 
so  vorstellen  ,  dass  es  im  Grunde  die  selben  Triebe  waren, 
welche  in  älterer  Zeit  zu  zeitgemässer  Umgestaltung  des  gan- 
zen überlieferten  historischen  Stoffs  führten,  in  jüngerer  Zeit 
zu  zaghafter  Beseitigung  einzelner  Anstösse;  aber  die  Resul- 
tate sind  doch  zu  verschieden  und  beruhen  auch  auf  einer 
principiell  verschiedenen  Stellung  zu  den  heiligen  Schriften. 
Ausserdem  ,  welches  Recht  hat  Geiger ,  erst  mit  Esra  jenen 
Process  der  Umgestaltung  der  biblischen  Bücher  beginnen  zu 
lassen?     Das  Deuteronomium  zeigt  doch,    dass  er  viel  höher 


*)  Auch  wirkliche  eigentliche  Glossen  sind  nicht  selten,  wie  z.  B. 
2  Sam.  12,  10-12.  Es  ist  möglich,  dass  maiichc  von  den  Verstellun- 
gen, welche  ich  annehmen  zu  müssen  geglaubt  habe,  darauf  beruhen, 
dass  Zusätze  vom  Rande  an  eine  falsche  Stelle  des  Zusammenhangs 
eingedrungen  sind.    Z.  B.  1  Sam.  1,  24.  2  Sam.  14,  14. 


XII 


hinaufgehe,  und  lange  vor  dem  Deuteron omium  ist  er  lebendig 
gewesen,  wie  schon  die  Verwerthung  der  heil.  Geschichte  bei 
den  ältesten  Propheten  wahrscheinlich  macht.  Es  bleibt  also 
bei  dem  Urtheil,  welches  ich  Einl.  S.  29  f.  zu  motivieren  ver- 
sucht habe.  Die  Bedeutung  des  Geiger'schen  Werkes  beruht 
auf  dem  dritten  Buche  und  zwar,  wie  ich  S.  33  hervorgeho- 
ben habe,  besonders  auf  dem  fruchtbaren  Gedanken,  dass  der 
Text  des  Ketib  unter  der  Einwirkung  der  selben  Einflüsse 
gestanden  habe,  welche  deutlicher  in  den  üebersetzungen  und 
dem  Qeri  zu  erkennen  sind,  dass  überhaupt  das  Schicksal  des 
Ketib  von  dem  des  Textes  der  üebersetzungen  und  des  Qeri 
nicht  zu  trennen  sei  *).  Als  Beispiel  der  Art  von  Textesmo- 
dificierungen ,  auf  welche  Geiger  zuerst  aufmerksam  gemacht 
hat,  habe  ich  S.  30  f.  die  Veränderung  des  Namens  b'JD  in 
TO3  gewählt  **).  Ich  kannte  die  Ansicht  Geigers  über  die- 
sen Punct,  über  welchen  er  in  der  „Urschrift"  schweigt,  nur 
im  Allgemeinen ,  erst  jetzt  hat  mich  ein  Citat  bei  Kuenen, 
de  Godsdienst  van  Israel  I.  S.  401  auf  den  Aufsatz  DMGZ 
XVI.  S.  730  f.  aufmerksam  gemacht.  Mit  gemischten  Gefüh- 
len ersehe  ich  daraus ,  dass  Geiger  mir  in  der  Emendation 
von  2  Sam.  23,  8  zuvorgekommen  ist;  dagegen  kann  ich  jetzt 
noch  rab:?— '2N*  2  Sam.  23,  31  =  bt^-^^is  1  Chr.  11,  32 
hinzufügen.  Erfreut  bin  ich  darüber,  dass  Geiger  der  Mei- 
nung Ewalds  beitritt,  wornach  Baal,  wie  Adon,  in  alter  Zeit 
ein  völlig  unschuldiger  Name  Ja'hwe's  war,  von  ebenso  allge- 
meinem Gebrauch  unter  den  semitischen  Stämmen  wie  der 
Name  El.  Man  begreift  in  der  That  nicht,  wie  Kuenen  a.  a. 
0.  anderer  Meinung  sein  kann.  Namentlich  wenn  b^v  Jud. 
9,  26  so  viel  als  rpby^  1  Chr.  12,5  sein  soll,  was  an  sich  zwar 

*)  Ich  hätte  Einl.  S.  27  (worauf  ich  im  Commentar  oft  habe  vor- 
weisen müssen)  weiter  eingehen  sollen  auf  die  Reste  der  LXXlesarten,  die 
in  den  mass.  Text  eingedrungen  sind  und  am  handgreiflichsten  lehren, 
wie  gemeinsam  das  Schicksal  beider  war.  Vgl.  auch,  was  S.  14  Anm.  2 
über  den  MT.  gesagt  ist,  mit  den  Dupletten  der  LXX. 

**)  die  übrigens,  wie  es  scheint,  in  der  echten  LXX  noch  nicht 
vorkommt.  Ich  mache  darauf  aufmerksam,  dass  ÜTlbNn  "Hi^ ,  wel- 
ches 1  Sam.  14,  18  nur  im  mass.  Texte  für  ""Di^n  corrigicrt  ist ,  1 
Reg.  2,  2  auch  in  die  LXX  eingedrungen  ist. 


xnr 


nicht  notb wendig  ist,  in  diesem  Fall  aber  dadurch  an 
Wahrscheinlichkeit  gewinnt,  dass  der  mass.  Text  das  appel- 
lative  Schimpfwort  ~2"  dafür  setzt  (Gaal,  Sohn  eines  Skla- 
ven) ,  so  wäre  das  ein  guter  Beweis  nicht  dafür ,  dass 
die  Phönicier  etwa  den  Baal  auch  Jahwe  nannten  ,  sondern 
dafür,  dass  die  Israeliten  dem  Jahwe  das  Prädikat  Baal  ga- 
ben. Denn  dass  Gaal  Israelit  sei  und  grade  als  solcher  dem 
Abimelech  entgegentritt,  ergiebt  sich  aus  9,  28,  wie  Kuenen 
richtig  behauptet  I.  S.  299.  300,  so  unrichtig  im  Uebrigen  seine 
Uebersetzung  des  Verses  ist:  ""dn  kann  nur  den  "iTJOn  "'UDax 
entgegengesetzt  sein ,  man  lese  ""3"''  für  'n'^'J  (vgl.  cod.  82 
Holm.)  und  vertausche  v\bg  ^v^eu  und  v\6g  %QoßaaX.  Für 
P2  =  b"n  liesse  sich  ^a^N  =  L^oßr^Xog  anführen,  dessen  Be- 
deutung durch  b^^3*(2:^<  sicher  ist  und  auch  dadurch,  dass  1 
Chr.7,6.10f.  '-xr-''  an  seine  Stelle  tritt.  Und  wenn  Povßtjl 
mehr  wäre  als  späte  Lautabwandlung,  so  wäre  nach  bi<'y'\ 
die  Ableitung  bnrj^  ansprechend,  obwohl  wegen  Reguel  und 
Regebalos  schwierig :  aber  Gen.  29,  32  legt  Veto  ein. 

Plänemachen  ist  zwar  eine  üppige  und  unter  Umständen 
unchristliche  Geistesbeschäftigung  Matth.  23,  4;  da  aber  die 
Inschrift  des  Mesa  neben  vielem  Anderen  auch  das  lehrt,  dass 
die  AlttestamentUchen  Gelehrten  um  Stoff  verlegen  sind ,  so 
gedachte  ich  dem  Mangel  dadurch  abzuhelfen ,  dass  ich  auf 
einige  uns  „Epigonen"  zum  Glück  noch  übriggelassene  Auf- 
gaben hinwies ,  gegen  welche  die  Erklärung  jener  Inschrift 
sich  beinah  spöttisch  ausnimmt.  Auf  dem  Grunde  dieser  Vor- 
arbeiten denke  ich  mir  die  künftige  Ausgabe  des  Alten  Testa- 
ments so  zu  Stande  kommen ,  dass  zunächst  der  hebräische 
Text  der  LXX,  der  der  Peschito  des  Targums  und  der  Vul- 
gata,  und  der  massorethische,  jeder  für  sich,  festgestellt  wird. 
Dazu  müssten  natürlich  die  Uebersetzungen  selbst  in  verlässi- 
gen Texten  vorliegen. 

Ich  schliesse  dieses  lange  Vorwort,  indem  ich  die  Hoff- 
nung ausdrücke  ,  dass  mir  die  vorliegende  Arbeit  nicht  den 
Vorwurf  zuziehen  werde,  als  sei  ich  ein  untheologischer  Klei- 
nigkeitskrämer. Sie  ist  aus  sachlichem  Interesse  hervorge- 
gangen und  ich  denke,    das   zeigt  sie  auch.     Aber  zu  ernten 


XIV 


ohne  gesäet  zu  haben,  gilt  mir  nicht  für  theologisch.  Das 
eigentliche  Studium  kann  ich  nur  auf  die  Mittel  richten,  nicht 
auf  die  letzten  Ziele;  diese  sind  Früchte,  die  von  selbst  ab- 
fallen, wenn  sie  reif  sind  —  wo  aber  nichts  gewachsen  ist, 
da  hilft  kein  Schütteln.  „Es  hat  sich  also ,  als  wenn  ein 
Mensch  Samen  aufs  Land  wirft  —  und  schläft  und  stehet  auf 
Nacht  und  Tag  und  der  Same  gehet  auf  und  wachset,  dass 
ers  nicht  weiss.  Denn  die  Erde  bringet  von  ihr  selbst  zum 
ersten  das  Gras,  darnach  die  Aehren,  darnach  den  vollen  Wei- 
zen in  die  Aehren."    Marc.  4. 


Göttingen,  den  24.  Juli  1871. 


Der  Verfasser. 


Verzeichnis  einiger  gelegentlich  besprochenen  Stellen. 


Gen.  2-4    Vorr.  S.  X.  —  S.  14  Anm.  2. 

Gen.  4.  5    S.  169  zu  2  Sam.  6,  11. 

Gen.  12,  6    S.  146  Anm. 

Gen.  14,  17    S.  202  Anm. 

Gen.  16,  14    S.  213  Anm. 

Gen.  32     S.  154  zu  2  Sam.  2,  8. 

Gen.  49,  16.  17    S.  208  Anm. 

Exod.  1,  15-22    S.  172  Anm.  1. 

Exod.  13,  17  ff.     S.  97  Anm. 

Exod.  21-23    S.  209  zu  2  Sam.  21,  4. 

Exod.  33,  11    S.  51  Anm.  2. 

Jos.  1,  4    S.  217  Anm. 

Jos.  12,  18     S.  55  Anm.  1. 

Jos.  15,  7    S.  145  Anm. 

Jos.  15,  28    S.  215  Anm.  2. 

Jud.  9    Vorr.  S.  VI.  XII.  XIII. 

Jud.  15,  9—20    S.  213  zu  2  Sam.  23,  11  f. 

Jud.  18,  31     S.  176  Anm. 

1  Reg.  2,  26    Vorr.  S.  XII.  Anm. 

Jer.  19,  3     S.  176  Anm. 

"i'.  42,  8    S.  164  Anm.  1. 

lob  1.  2.     S.  220  Anm.  1. 

1  Macc.  4,  32    S.  87  zu  1  Sam.  14,  13. 

1  Macc.  9,  2     S.  123  Anm. 


Berichtigungen. 


S.  15  Z.  12  ist  -)'a^^^■!  ^i";^^  hinter  -»iin  zu  setzen. 

S.  25  Z.  25  lies  n^N  statt  r:&^. 

S.  29   Z.  4  von  unten  1.  Zeitstimmung  statt  Zeitbestimmung. 

S.  4G  Z.  8  V.  u.  1.  feindliche  statt  freundliche. 

S.  53   Z.  14  V.  u.  1.  dürfte  statt  durfte. 

S.  55  Z.  20  1.  Ün^bj^  statt  Dnbs^. 

S.  74  ist  Anm.  1  zu  streichen. 

S.  74  Z.  22  1.  ist  in  der  Recap.,  wie  in  v.  10,  vorangestellt. 

S.  91  Z.  8  1.  26  a  statt  26». 

S.  111  Z.  5  V.  u.  1.  17  f.  statt  7  f. 

S.  112  Z.  2  1.  das  Gegentheil.    V.  17—20.  21b.  9-11  sind 

S.  121  Z.  4  u.  10  V.  u.  1.  Poel  statt  Poal. 

S.  125  Z.  3  1.  innama  statt  innaha. 

S.  131  Z.  12  V.  u.  '[.eben  statt  aber. 

S.  157  Z.  11  1.  -rib^l  mit  Dagesch  im  Jod. 

S.  159  Z.  4  V.  u.  1.  nirgends  statt  irgends. 

S.  175  Z.  15  V.  u.  1.  Revue  statt  Revue. 


1.  Das  Unternehmen,  den  anerkanntermassen  schlecht 
überlieferten  Text  der  Bücher  Samuelis  zu  verbessern ,  wird 
deüQJenigen  gewagt  vorkommen,  um  mich  gelinde  auszudrü- 
cken, der  von  der  kritischen  Beschaffenheit  des  Hauptmittels, 
welches  zu  diesem  Zweck  in  Anwendung  kommt,  nemlich  der 
Septuaginta ,  nur  einigermassen  Kenntnis  genommen  hat. 
„Ehe  die  Urform  der  griechischen  Uebersetzung  vorliegt,  darf 
die  ägyptische  Recension  nicht  zur  Kontrolle  der  palästinen- 
sischen benutzt  werden."  Wie  noth wendig  diese  Forderung 
Lagarde's  sei*),  ergiebt  sich  aus  den  Folgen  wenn  man  sie 
nicht  beachtet.  Denn  vielfach  haben  auch  ausgezeichnete  Ge- 
lehrte Verderbnisse  in  den  Copien  der  LXX  für  ursprüng- 
liche Eigenthümlichkeiten  des  Originals  angesehen  und  dar- 
aus zurückgeschlossen  auf  die  hebräische  Grundlage  der  alten 
Uebersetzupg.  Mehr  vereinzelte  Früchte  eines  solchen  Ver- 
fahrens sind  z.  B.  einige  Stadt-  und  Flussnamen,  mit  denen 
man  das  geographische  Material  des  Alten  Testaments  ver- 
mehrt hat,  welches  weit  eher  der  Verminderung  bedürfte:  je 
durchgehender  und  systematischer  aber  in  den  Commentaren 
von  Otto  Thenius**)  die  LXX  zur  Vergleichung  herangezogen 
und  als  kritisches  Hilfsmittel  verwerthet  wird  ,  desto  schäd- 
licher werden  die  Folgen  kritikloser  Benutzung  ihres  überlie- 
ferten Textes.  In  umfänglichem  Masse  hat  sich  der  genannte 
Gelehrte  namentlich  in  der  Beurtheilung  der  sogenannten 
Dupletten  täuschen  lassen,  die  auch  in  der  übrigens  mit  Recht 
von  ihm  bevorzugten  römischen  Ausgabe  der  LXX  häufig  ge- 
nug vorkommen.  Es  sind  dies  bekanntlich  doppelte  und  oft 
nur   wenig   verschiedene  Wiedergaben    desselben    hebräischen 


*)    Anmerkungen  zur  griech.  Uebers.  der  Proverbien  1863.  S.  2. 
**)     Die  Bücher  Samuels  erklärt.     2.  Aufl.     1864.     Die  Bb.  der  Kö- 
nige erklärt.    1849.    (Kurzgefasstes  exeget.  Handb.  zum  A.  T.    Lief.  IV 
u.  IX).    Nur  den  erstgenannten  Commentar  citiere  ich  im  Folgenden. 


Textes  oder  auch  neben  einander  gestellte  Uebersetzungen 
zweier  Varianten  desselben,  von  denen  nur  die  eine  der  LXX 
angehört,  die  andere  irgend  einer  jüngeren  griechischen  Ver- 
sion. Nicht  als  ob  nicht  auch  Thenius  wüsste,  dass  es  der- 
gleichen gäbe*)  —  aber  nachdem  er  die  Duplette  erkannt 
hat,  hat  er  es  sonderbarer  Weise  nicht  für  seine  nächste  Auf- 
gabe gehalten ,  ihre  oft  recht  verschlungenen  Bestandtheile 
nach  festen  Kriterien  aus  ihrer  Verwicklung  reinlich  zu  son- 
dern, zu  prüfen,  welche  gegründeten  Anspruch  habe  der  LXX 
anzugehören  und  sich  so  des  Bodens  unter  seinen  Füssen  zu 
versichern ,  sondern  als  ob  sich  das  Alles  von  selbst  mache, 
hat  er  auf  gut  Glück,  was  ihm  aus  dem  Gewirre  gefiel,  in 
beliebiger  Auswahl  mit  dem  massorethischen  Texte  verglichen ; 
ohne  auch  in  Bezug  auf  den  letzteren  den  Umfang  des  zur 
Vergleichung  Heranzuziehenden  klar  abzugrenzen  und  aus  der 
Umgebung  zu  scheiden.  Uebrigens  sind  auch  die  Fälle  nicht 
eben  selten .  wo  sorglos  zwei  parallele  Lesarten  der  Sixtina 
als  zwei  sich  ergänzende  Texthälften  angesehen  und  mit  ein- 
ander verbunden  wird  ,  was  neben  einander  gestellt  werden 
musste.  Vgl.  z.  B.  1  Sam.  3,  20  f.  4,  14  ff.  5,  6.  13,  15.  14, 
24  f.  14,  41.  15,  12  f.  16,  17.  27,  8.  30,  28.  2  Sam.  2,  22.  3, 
12.  13,  16.  13,  34.  14,  8.  15,  17  f.  19,  24.  20,  18  f.  20,  22. 
24,  15. 

Wie  es  sich  straft,  wenn  man  nicht  bedenkt,  dass  eine 
Version  nur  in  ihrer  reinen  Gestalt  als  Zeuge  benutzt  werden 
darf  für  den  Text  des  Originals  ,  aus  welchem  sie  geflossen, 
ersieht  sich  noch  handgreiflicher  aus  den  Früchten  ,  welche 
die  Vergleichung  der  Vulgata  dem  Bearbeiter  der  Samuelis- 
bücher  im  Kurzgef.  ex.  Handb.  eingetragen  hat.  Er  schenkt 
einer  alten  Baseler  Ausgabe  Vertrauen  und  setzt  ohne  Wei- 
teres voraus,  sie  werde  getreu  mit  der  Uebersetzung  des  Hie- 
ronymus  stimmen.  Bei  keiner  der  besonders  in  den  Büchern 
Samuelis  äusserst  zahlreichen  Stellen ,  wo  die  Vulgata  ausser 
dem  massorethischen  Texte  noch  einen  andern  mit  der  LXX 
übereinstimmenden  ausdrückt,  scheint  ihm  der  doch  nicht 
fern  liegende  Gedanke  zu  kommen,  es  möchte  wohl  im  Ver- 
lauf der  Zeit  aus  der  Itala  sich  ein  Stück  in  die  Arbeit  des 
Hieronymus  eingeschlichen  haben  —  beides  wird  vielmehr 
gleichmässig  auf  den  letzteren  zurückgeführt,  beides  war 
ebenso  wie  in  dem  Froben'schen  Drucke  vom  Jahre  1491  ver- 
bunden auch  in  der  hebräischen  Handschrift,  aus  welcher  je- 
ner Presbyter  übersetzte.  Dadurch  wird  einer  Afterüber- 
setzung, der  aus  der  LXX  geflossenen  Itala,   der  Rang  einer 


.    *)    vgl.  S.  XX  3.  XXI  a. 


primären  zu  Theil;  für  die  abweichenden  Lesarten  der  „ägyp- 
tischen Recension",  auch  für  die  vermeintlichen  und  ganz  be- 
sonders für  die  Dupletten  der  römischen  Ausgabe  ,  wird  ein 
zweiter  „unabhängiger"  Zeuge  gewonnen  und  es  ist  noch  der 
glücklichste  Fall,  wenn  dieser  sie  bloss  bestätigt;  es  kommt 
auch  vor,  dass  die  Vulgata  allein  das  Richtige  hat,  d.  h.  den 
Duplettenschatz  selbständig  um  einen  neuen  Zuwachs  berei- 
chert, der  dann  für  die  Vervollständigung  des  Urtextes  ver- 
werthet  werden  muss.  Wie  illusorisch  so  gut  wie  alle  kriti- 
schen Ergebnisse  sind  ,  welche  man  dieser  Vergleichung  der 
Vulgata  verdankt ,  erhellt  jetzt  unwidersprechlich  aus  dem 
Sammelwerke  Vercellone's*):  aber  dass  die  erheblicheren  und 
umfangreicheren  Abweichungen  der  Vulgata  nicht  unabhängig 
mit  der  LXX  zusammentreffen  und  nicht  direct  auf  ein  he- 
bräisches Original  zurückgeführt  werden  dürfen,  stand  fest, 
lauge  bevor  man  den  urkundlichen  Beweis  dafür  in  Händen 
hatte  ,  dass  sie  auch  nicht  einmal  auf  Hieronymus  zurück- 
gehen **). 

Es  ist  also  nicht  bloss  eine  überspannte  Forderung  un- 
fruchtbarer methodischer  Strenge,  sondern  ein  Grundsatz  von 
grosser  practischer  Bedeutung,  dessen  Vernachlässigung  sich 
auf  das  empfindlichste  rächt ,  dass  „die  LXX  nur  in  ihrer 
ursprünglichen  Gestalt  zur  Kritik  unserer  masorethischen 
Diaskeuase  angewandt  werden  darf."  Aber  so  beherzigens- 
werth  dieser  Grundsatz  ist,  so  bedeutet  er  doch  keineswegs, 
dass  man  sich,    ehe  eine  „definitive"  Ausgabe  der  LXX  voll- 


*)     Yariae    lectiones    vulgatae    latinae    Bibliorum    editionis.      Der 
zweite  Theil  (Rom.  1864)  enthält  die  Bücher  Samuelis. 

**)  Statt  aller  anderweitigen  Belege  diene,  was  Thenius  in  der  Einl. 
S.  XXIII  sagt:  „Der  hebräische  Text,  der  der  Uebersetzung  des  Hiero- 
nymus zu  Grunde  lag,  ist  oftenbar  aus  dem  ,  den  LXX  vor  sich  hatten, 
geflossen."  In  Wahrheit  stimmt  derselbe  bis  auf  Kleinigkeiten  mit  un- 
serem mass.  Texte,  wie  der  cod.  Amiatinus  beweist,  dessen  besondere 
Herausgabe  auch  für  das  A.  T.  dringend  zu  w^ünschen  wäre.  —  Eine 
unvollständige  Zusammenstellung  der  in  den  Bb.  Sara,  vorfindlichen 
Additamenta  aus  der  Itala  giebt  Vercellone  a.  a.  0.  S.  IX.  Höchst  lehr- 
reich für  das  Zustandekommen  der  jetzigen  Vulgata  ist,  was  er  in  der 
Anm.  zu  S.  XYI  anführt.  Die  Randbemerkung  eines  Schreibers  zu 
1  Sam.  14,  41:  in  hoc  loco  vide  ne  quid  praetermissum  sit  —  zog  sich 
ein  folgender  so  zu  Herzen  ,  dass  er  auch  die  Warnung  selbst  in  den 
Text  aufnahm,  so  dass  derselbe  aus  Hieronymus  Itala  und  der  erwähn- 
ten Note  zusammengesetzt  nun  folgendermassen  lautet:  Et  dixit  Saul 
ad  Dominum  Deum  Israel :  Quid  est  quod  non  respondes  servo  tuo  ho- 
die?  Si  in  me  aut  in  Jon.  fiiio  meo  iniquitas  est,  da  ostensionem;  aut 
si  ita  est  in  populo  tuo  iniquitas ,  da  sanctitatem.  Domine  I).  j.  da 
indicium  in  hoc  loco;  vide  quod  ne  praetermissum  sit.  Et  deprehensus 
est  Jonathan  et  Saul. 


ständig  vorliege,  vor  der  Hand  alles  Gebrauchs  derselben  zu 
kritischen  Zwecken  enthalten  müsse*).  Man  kann  auch  mit 
zweischneidigen  Messern  ohne  Gefahr  operieren  ,  wenn  man 
nur  weiss ,  dass  sie  zweischneidig  sind  und  sie  vorsichtig 
benutzt. 

2.  Damit  bei  der  Vergleichung  der  LXX  mit  dem  mas- 
sorethischen  Texte  Schaden  verhütet  werde ,  kommt  es  nur 
darauf^  an ,  dass  man  der  beiden  zu  vergleichenden  Grössen 
da  sicher  ist,  wo  man  sie  wirklich  vergleicht.  Ein  grosser 
Theil  der  Verbesserungen  des  GriecJiischen,  welche  von  einer 
kritischen  Ausgabe  der  LXX  zu  hoffen  stehen,  wirft  für  un- 
seren Zweck  keinen  Gewinn  ab,  weil  auch  ein  grosser  Theil 
der  Verderbnisse  demselben  nicht  hinderlich  ist.  Ob  Jud.  1  ff. 
TVTCTO)  oder  TTazaGOio  das  septuagintamässige  sei,  interessiert 
uns  nicht ,  da  kein  Zweifel  besteht ,  dass  beide  Wörter  auf 
dieselbe  Grundlage  zurückgehen;  ob  1  Sam.  5,  4  a/iKpoTega  tcc 
L/vt]  xeiQcov  avTOv  oder  duq)6T£Q0L  ol  KaQitol  tcov  %eiQ6jv  av- 
zov,  ob  TCC  ifLifiQoo&ia  oder  rö  TtQod^vQOv  oder  -kiiiacped- 
den  Vorzug  verdiene,  ist  uns  ebenso  gleichgiltig.  Kurz  alle 
Varianten**),  die  es  nur  im  Griechischen  sind,  nicht  auch 
die  voraussetzliche  hebräische  Grundlage  ändern  —  und  deren 
ist  deshalb  eine  grosse  Anzahl,  weil  die  LXX  nicht  nach  dem 
Hebräischen,  sondern  nach  anderen  griechischen  üeberseizun- 


*)  So  könnte  man  wenigstens  die  Worte  Lagarde's  deuten,  obwohl 
ich  bezweifle ,  dass  sie  im  Ernste  so  gemeint  sind.  „Wollen  wir  über 
den  hebräischen  Text  ins  Klare  kommen  ,  so  gilt  es  zunächst  die  Ur- 
form der  griechischen  Uebersetzung  zu  finden.  Ehe  diese  vorliegt,  darf 
die  ägyptische  Eecension  nicht  zur  Kontrolle  der  palästinensischen  be- 
nutzt werden.  Ehe  aber  eine  solche  Kontrolle  vorgenommen  ist,  hat 
Niemand  das  Recht,  die  Ueberlieferung  als  fest  und  bekannt  anzuse- 
hen. Alle  Untersuchungen  aber  über  das  Alte  Testament  schweben  in 
der  Luft,  wenn  sie  nicht  auf  den  möglichst  beglaubigten  Text  zurück- 
gehen," A.  a.  0.  S.  2.  Sollte  übrigens,  was  ich  für  Misverständnis 
halten  muss  —  schon  nach  den  kritischen  Grundsätzen,  welche  Lagarde 
a.  a.  0.  S.  3  aufstellt  und  welche  eigentlich  ein  Hand  in  Hand  gehen 
der  Kritik  des  hebräischen  und  griechischen  Textes  indirect  fordern, 
oder  nach  der  Art ,  wie  er  z.  B.  über  Olshausen  in  den  G.  G.  A.  1870 
S.  1549  ff.  geurtheilt  hat  —  sollte  das  dennoch  die  wahre  Meinung  sein, 
so  wäre  man  mit  seinem  Studium  übel  daran  ,  da  es  einem  Tiro  auch 
nicht  gestattet  sein  würde,  zu  der  methodisch  vor  der  Hand  allein  be- 
rechtigten Aufgabe  der  alttestamentl.  "Wissenschaft,  zur  Kritik  der  LXX, 
sein  Scherflein  beizusteuern:  nam  tirones  ab  hoc  toto  studiorum  genere 
arceo  dejicio  depello  —  heisst  es  Genesis  Gräce  S.  16  in  der  Erörterung 
über  Mittel  und  Wege  zur  Herstellung  einer  genügenden  Ausgabe  der 
griechischen  Uebersetzung. 

**)  Als  solche  kann  man  auch  die  Dupletten  betrachten  ,  welche 
nur  in  Einer  Handschrift  verbinden  ,  was  sonst  auf  zwei  vertheilt  zu 
sein  pflegt. 


gen  geändert  wurde,  so  dass  häufig  nur  etwa  einer  freieren 
eine  wörtlichere  Wiedergabe  des  gleichen  Textes  substituiert 
oder  beigeordnet  wurde  —  alle  diese  gehen  uns  nur  sehr  mit- 
telbar an"^);  denn  nur  die  hebräische  Septuaginta  hat  für  uns 
Bedeutung. 

Innerhalb  derselben  aber  ist  wiederum  ein  Unterschied 
zu  machen  zwischen  solchen  Stellen,  die  von  dem  mas.  Texte 
abweichen  und  solchen ,  die  ihn  bestätigen.  Bei  weitem  am 
wichtigsten  sind  für  unsern  Zweck  die  ersteren,  die  Varianten 
der  „ägyptischen"  Recension  von  der  palästinensischen.  Für 
sie  nun  liegt  die  Bürgschaft  ihrer  Septuagintamässigkeit  in 
der  Thatsache  des  Variierens  selber**).  Man  kann  nemlich 
im  Allgemeinen  annehmen ,  dass  diejenige  Recension  der 
Grundschrift,  auf  welche  die  späteren  Versionen  zurückgehen, 
der  uns  überlieferten  sehr  nahe  kam,  weit  näher,  als  die, 
nach  welcher  die  LXX  übersetzt.  Sollte  aber  wirklich  dieser 
Kanon  einmal  trügen  und  die  LXX  einmal  mit  der  Massora 
stimmen  an  einer  Stelle,  wo  etwa  Symmachus  abwich***),  so 
wäre  für  unsere  Endabsicht,  die  auf  Gewinnung  der  Urschrift 
geht,  nicht  auf  die  Herstellung  der  reinen  Gestalt  der  älte- 
sten Uebersetzung,  der  Schade  nicht  eben  gross,  wenn  wir 
einen  falschen  Namen  wählten  für  einen  zuverlässigen  Zeu- 
gen. Solcher  Fälle  werden  aber  verschwindend  wenige  sein 
und  die  Regel  nicht  umstossen,  dass,  was  sich  innerhalb  des 
griech.  A.  T.  als  Abweichung  seiner  hebräischen  Grundlage 
von  der  mass.  Recension  herausstellt,  für  echten  Bestandtheil 


*)  sofern  ein  einzelner  Fall  über  sich  hinauswirken  kann  auf  die 
Concordanz  und  Stilistik  des  Ganzen  und  somit  die  allgemeinen  Mittel 
für  die  Constituierung  der  hebräischen  Septuaginta  beeinflusst.  Vgl.  z. 
B.  meine  Beurtheilung  von  2  Sam.  13,  34  ly,  nlhv^dq.  So  wäre  es  auch 
werthvoU,  wenn  man  ein  griechisches  Hapaxleg.,  welchem  an  der  Stelle, 
wo  es  jetzt  vorkommt,  im  mas.  Texte  nichts  entspricht,  noch  an  einer 
anderen  Stelle  aufiande  und  dadurch  vielleicht  eine  Bestimmung  des 
hebr.  Worts,  dessen  Uebersetzung  es  ist,  ermöglichte  (1  Sam.  14,  14 
xo/A«x€?).  Einen  so  weit  gehenden  Gebrauch  würde  man  aber  auch 
von  einer  vollkommen  zuverlässigen  Concordanz  der  LXX  schwerlich 
machen  dürfen ,  wie  ihn  Lagarde  Ges.  Abhh.  S.  99  ff.  von  der  Concor- 
danz der  Peschito  für  die  Herstellung  ihres  neutestamentl.  Textes  ma- 
chen will,  weil  die  Uebersetzer  auch  innerhalb  derselben  Bücher  nicht 
in  allen  Fällen  sich  treu  bleiben. 
**)     Vgl.  Lagarde  Provv.  S.  3.  IIL 

***)  Als  solche  Fälle  Hessen  sich  anführen  etwa  2  Sam.  1,  19.  27. 
Doch  ich  muss  gestehen,  dass  ich  den  Angaben  bei  Montfaucon  über 
die  Vertheilung  der  Lesarten  oft  gar  wenig  Glauben  schenke,  z.  B.  eben 
2  Sara.  1,  19  nicht.  Aber  auch  1  Sam.  4,  19.  25,  31.  2  Sam.  13,  16 
ist  es  klar,  dass  „ein  Anderer"  nur  eine  in  der  angeblichen  LXX  ver- 
derbte Lesart  richtig  erhalten  hat. 


der  LXX  zu  gelten   habe   und  mit  Sicherheit  zu  kritischen 
Zwecken  benutzt  werden  dürfe. 

Der  Gefahr  nun,  für  eine  Variante  —  der  hebräischen 
Septuaginta  —  anzusehen,  was  nicht  Variante  ist,  Dupletten- 
complexe,  zufällige  Verderbnisse,  zu  geschweigen  der  Zusätze 
griechischen  Ursprungs,  dieser  Gefahr  ist  derjenige  am  we- 
nigsten ausgesetzt,  der  behuf  Vergleichung  mit  dem  uns  er- 
haltenen Originaltexte  die  LXX  ins  Hebräische  retro vertiert 
in  der  Absicht ,  beide  Recensionen  irgendwie  aus  einer  ge- 
meinsamen Urquelle  abzuleiten.  Er  wird  durch  die  Natur 
seiner  Aufgabe  selbst  auf  den  Weg  geführt,  ausser  dem  auch 
dem  Herausgeber  des  griechischen  Wortgefüges  kein  anderes 
Mittel  übrig  bleibt,  das  Wahre  aus  dem  Falschen  zu  erken- 
nen und  zu  scheiden*).  Die  unreinste  Ausgabe  der  LXX 
würde  für  den  kritischen  Gebrauch,  wenn  auch  nicht  so  be- 
queme doch  eben  so  sichere  Dienste  thun  wie  die  gereinig- 
teste: falls  darin  nur  unter  dem  Schutte  der  Interpolationen 
und  Correcturen  der  Bestand  der  alten  LXX ,  wenn  auch 
durch  zufällige  Verderbnisse  alteriert  und  z.  Th.  nur  errath- 
bar,  doch  vollständig  vorläge.  Das  ist  nun  allerdings  in  Ti- 
schendorfs Ausgabe,  welche  ich  benutzt  habe,  keineswegs  der 
Fall,  und  das  ist  die  Ursache,  warum  oben  unterschieden  ist 
zwischen  denjenigen  Lesarten  der  hebr.  Septuaginta ,  welche 
eine  Variante  begründen  und  denen,  welche  unsere  Ueberlie- 
ferung  beglaubigen.  Die  alte  LXX  wich  an  manchen  Punk- 
ten von  letzterer  ab,  wo  die  Tischendorfsche  Ausgabe  harmo- 
niert; gar  nicht  selten  hat  eine  Uebereinstimmung  schaffende 
Interpolation  sich  nicht  bloss  als  Duplette  neben  der  echten 
Lesart  eingenistet,  sondern  letztere  gänzlich  verdrängt  (vgl. 
2  Sam.  24,  5  die  röm.  Ausg.  mit  codd.  Holm.  19.  82.  93.  108), 
häufiger  noch  wird,  was  in  der  alten  LXX  fehlte,  auch  in 
der  Sixtina  ergänzt  sein  (vgl.  1  Sam.  15,  4.  codd.  19. 
108).  Es  folgt  daraus,  dass  man  auf  die  Bestätigung  durch 
die  „Septuaginta"  nicht  allzuviel  geben  darf,  namentlich  nicht 
an  solchen  Stellen,  die  einer  inneren  Gewähr  ihrer  Richtigkeit 
entbehren;     man  wird  hier  die  Möglichkeit  offen  lassen  müs- 


*)  Vgl.  Lagarde  a.  a.  0.  S.  3.  I.  Ich  habe  ein  Interesse  daran, 
Lagarde  gegenüber  zu  betonen,  dass  ohne  beständige  Vergleichung  des 
mas.  Textes  sein  Haupthilfsmittel  zur  Entdeckung  der  echten  LXX 
(„die  Fähigkeit,  die  verschiedenen  Lesarten  auf  ihr  semitisches  Original 
zurückzuführen")  practisch  unanwendbar  ist,  wenigstens  in  allen  ver- 
wickelten Fällen.  Erst  wenn  man  im  Allg.  eine  Idee  davon  hat,  was 
etwa  in  Cxinr)  veuvCöidv  avQOfxuaröiv  dv^(fx^r]  x(d  aiQOfzuGrrjg  Hebräisches 
zu  suchen  sei,  wird  man  das  Richtige  finden:  auf  diese  Ahnung  aber 
führt  das  mas.  n'J2"n    nt^T»    Dt<  ]J^.     Vgl.  zu  1  Sam.  5,  6. 


sen,  dass  die  ägyptische  Recension  in  Wahrheit  variierte,  aber 
in  der  röm.  Ausgabe  und  dem  Cod.  Alex,  die  Variante  ab- 
handen gekommen  ist*).  Das  aber  folgt  nicht,  dass,  weil  die 
textkritische  Ausbeute  ,  welche  Tischendorfs  Ausgabe  zulässt 
—  dass  sie  der  Rede  werth  sei ,  zeigt  schon  Thenius'  Com- 
mentar  —  noch  einer  Erweiterung  fähig  ist ,  man  vor  der 
Hand  auf  das ,  was  auch  sie  uns  bietet ,  verzichten  müsse, 
oder  dass,  weil  sie  für  einen  untergeordneten  Zweck  der  kri- 
tischen Yergleichung,  die  Bestätigung,  nicht  immer  Stich  hält, 
man  auch  den  anderen  ohne  Vergleich  wichtigeren  fahren  las- 
sen müsse,  der  im  grossen  Umfange  auch  von  ihr  aus  zu  er- 
reichen steht.  Wenn  eine  neue  Ausgabe  neue  Varianten  — 
hoffentlich  möglichst  viele,  aber  natürlich  Varianten  in  unse- 
rem Sinne  —  bietet ,  so  wird  man  sie  nachtragen  können, 
inzwischen  aber  nicht  verschmähen,  was  sich  mit  den  vorhan- 
denen Mitteln  gewinnen  lässt,  und  nur  nicht  behaupten,  dass 
nichts  zu  gewinnen  mehr  übrig  bleibe. 

Die  Mittel  lassen  sich  steigern,  in  dem  Gebrauch  der 
vorhandenen  kommt  es  auf  ürtheilsfähigkeit  an,  und  die  hat 
ein  Jeder  das  Recht  sich  zuzutrauen.  Ob  er  sie  besitzt,  muss 
die  Praxis  lehren.  Ich  verweise  auf  meine  Behandlung  der 
S.  2  citierten  Stellen  zum  Entscheide  darüber,  ob  ich  es  ver- 
standen habe  ,  die  Behauptung  zu  bewähren ,  dass  die  Ver- 
gleichung  einer  unreinen  LXX  zu  kritischen  Zwecken  ihr 
Correctiv  in  sich  selber  trage.  Versuche,  echtes  Gut  der  alten 
Üebersetzung  aus  der  Ueberwucherung  durch  jüngere  Versio- 
nen zu  befreien**),  sind  z.  B.  1  Sam.  3,  20  f.  4,  14  ff.  30, 
28.  2  Sam.  2,  22.  15,  17  f.  19,  24.  20,  18  f.  gemacht  und 
auch  entstellte  Reste  genügten  bisweilen  in  Verbindung  mit 
dem  hebr.  Texte  zur  Herstellung  des  Ursprünglichen,  oder  ga- 


*)  Es  steht  nichts  im  Wege,  in  solchen  Fällen  Holmes  zu  verglei- 
chen. Die  Bearbeitung  der  Aufgabe,  die  ich  mir  gestellt,  wird  am  ehe- 
sten einen  Leitfaden  liefern ,  der  durch  das  Gewirre  der  Oxforder  Va- 
riantensammlung hindurchführt.  Man  muss  einen  Yorbegriti"  haben  von 
der  Wahrheit ,  um  sie  zu  finden.  Es  braucht  natürlich  keiner  fertigen 
Conjectur,  sondern  die  Gesichtspunkte  zur  Auffindung  des  Werthvollen 
aus  dem  Wüste  des  Nichtsnutzigen  liefert  schon  ein  sehr  ungefähres 
und  negatives  Bild  des  Wahren.  Das  eine  wie  das  andere  wird  sich 
nur  aus  dem  mas.  Texte  ergeben,  ohne  den  die  LXX  gar  nicht  zu  ver- 
stehen wäre  .  und  das  Sensorium  dafür  wird  sich  am  besten  durch 
eine  Arbeit  wie  die  vorliegende  entwickeln  und  schärfen. 

**)  Lagarde  a.  a.  0.  S.  2  erwähnt  ausser  den  Dupletten  judenchrist- 
liche Aenderungen.  Zu  diesen  boten  die  Bb.  Sam.  wenig  Veranlassung. 
Doch  scheint  2  Sam.  23,  1  —  8  in  einem  Psalme,  der  als  CNj  sich  be- 
zeichnet (Num.  24,  3)  und  messianisch  gedeutet  ward,  derartiges  unter- 
gelaufen zu  sein. 


8 

ben  doch  wenigstens  einen  Fingerzeig  dafür,  in  welcher  Rich- 
tung es  zu  suchen  sei  1  Sam.  5,  6.  27,  8.  2  Sam.  3,  12.  13, 
16.  34.  Am  leichtesten  heilen  sich  bei  diesem  Verfahren  die 
zufälligen  oder  unwillkürlichen  Verderbnisse,  die  namentlich 
in  den  Eigennamen  sehr  häufig  sind:  es  müsste  in  der  That 
sonderbar  zugehen,  wenn  sinnlose  Versehen,  die  sich  nur  aus 
specifisch  griechischem  Ursprünge  erklären,  nicht  am  besten 
aufgedeckt  und  gehoben  würden  durch  den  Versuch  einer 
Zurückführung  auf  die  nichtgriechische  Grundlage  und  durch 
Vergleichung  des  mas.  Wortlautes*).  Den  ganzen  vielfältigen 
Gewinn,  den  eine  gegenseitige  Confrontierung  für  beide  Theile 
hat,  stellt  in  lehrreicher  Vereinigung  die  von  Ewald  G.  G.  A. 
1867.  S.  635  f.  besprochene  Stelle  Jud.  5,  8  dar.  dn  ];;3 
n"Q"n  '^^.'71'.  lässt  erkennen,  dass  in  O'neTcr]  vsavldwv  OiQOfxaGtojv 
dvrjcpd^rj  Kai  GiQOjLidGTr]g  des  cod.  AI.  eine  Duplette  vorliegt, 
dass  man  lesen  müsse  GKSTtiiv  eav  Ydo)  x.  GLQO/j,aaTrjv  und 
GTieTtt]  eav  ocpd^fj  y.al   GiQOjLiaGTrjg   und   dass  das   Erstere   die 

wahre  Lesart  der  LXX  sei  (~N."^^5  n^s)« 

3.  Nach  sachgemässer  Methode  also  kann  die  Kritik  des 
überlieferten  hebräischen  und  des  überlieferten  griechischen 
Textes  Hand  in  Hand  gehen,  und  die  Combination  derselben 
zur  Gewinnung  des  Urtextes  ist  schon  jetzt  erlaubt  und  er- 
spriesslich.  Bei  grösserer  Vorsicht  hätte  Thenius  auch  mit 
den  Mitteln,  die  ihm  zu  Gebote  standen,  die  notierten  Ver- 
sehen vermeiden  können,  und  übrigens  beeinträchtigen  sie  den 
Werth  seines  Buches  nicht  so  wesentlich.  Wenn  er  durch  die 
Vergleichung  eines  mangelhaften  Textes  der  LXX.  dazu  ge- 
bracht wird,  im  Süden  Juda's  die  Städte  Kimath  Safek  und 
Themath  zu  gründen,  die  es  nie  gegeben  hat,  so  kommt  z.  B. 
Knobel  durch   gänzliche  Ignorierung  der   alten  Uebersetzung 


*)  Viele  Fälle  der  Art,  wie  auf  die  angegebene  Weise  die  zufäl- 
ligen Entstellungen  der  Versionen  erkannt  und  verbessert  werden  kön- 
nen, bietet  wegen  der  Eigenthümlichkeit  der  syr.  Schrift  die  Peschito. 

Z.  B.  im  1.  Buch  Sam.  ist  nach   niST    1,  20   zu   lesen    a>j.Ci;.ki     statt 

QA^i-ida ,    nach  mn'^b  "'::  2,  8  Ujial^  ^5i.^^  statt  Jj^:^   ^^    (worin 

das  Anfangsmem  ausgefallen   ist) ,    nach    ■'n:?3'r3    3,    14   j  AxliOJ   statt 

O  A^inlj     nach  blJ"»"  3,  19  ^-^O  statt  ^^^jO^     nach  nUJ"'bu;   9,  4.  2 

Reg.  4,  42   Iv^J-yj.  ?  statt  j-}.:^Q^,    nach  "p'Tin    17,  20   t^ai^r  28,  1 

]ja>j  statt  ]j>aJ  u.  a.  Für  das  Alter  mancher  dieser  Fehler  zeugt  der 
Araber,  1  Sam.  3,  14  muss  freilich  Aphraates  noch  richtig  gelesen  ha- 
ben.    Wright  I.  S.  77.  316. 


9 

zu  demselben  Ergebnis,  wenn  er  Athak  und  Rakal  Jos.  15 
vermisst,  Eder  Adada  Bizjotheja  beibehält:  aber  nur  jener 
hat  strebend  geirrt  und  verzeihlich.  Um  solcher  Irrthümer 
"willen,  die  in  beschränkterer  Weise  auch  dem  Besten  passie- 
ren können,  hätte  ich  es  nicht  für  nothwendig  gehalten,  die 
Arbeit  von  Thenius  in  dem  Umfange  zu  wiederholen,  als  es 
geschehen  ist;  einzelne  Berichtigungen  hätten  genügt.  Aber 
ganz  abgesehen  von  der  richtigen  Feststellung  und  der  ebenso 
unerlässlichen  richtigen  Begrenzung  der  beiden  zu  vergleichen- 
den Grössen  selbst  befinde  ich  mich  im  vollen  Widerspruch 
gegen  das  Wie  der  Vergleichung.  Ich  meine  hier  nicht  die 
Ausführung  derselben  im  Einzelnen,  die  allerdings  nicht  we- 
nig zu  wünschen  übrig  lässt ,  sondern  ich  meine  die  Grund- 
sätze selbst,  die  man  sich  über  die  Natur  der  kritischen  Mit- 
tel erst  im  Allgemeinen  bilden  muss,  ehe  man  sie  im  Einzel- 
nen anwendet.  Die  allgemeinen  Gesichtspuncte  zu  erproben, 
von  denen  meine  Kritik  ausgegangen  ist,  ist  der  Zweck  mei- 
nes  Commentars;  an  dieser  Stelle  handelt  es  sich  darum,  sie 
andeutungsweise  darzulegen. 

Ist  man  in  der  Lage  eine  Version  als  kritisches  Hilfs- 
mittel benutzen  zu  müssen,  so  wird  zunächst  der  Character 
ihrer  Uebersetzungsart  zu  untersuchen  sein.  Man  muss  zu 
scheiden  versuchen ,  was  von  den  Abweichungen  der  LXX, 
verglichen  mit  dem  uns  überkommenen  hebr.  Texte,  auf  Rech- 
nung der  Uebersetzer  zu  setzen  sei  und  was  auf  Rechnung 
des  ihnen  vorliegenden  Textes.  Dass  nun  überhaupt  ein  be- 
trächtlicher Theil  dieser  Abweichungen  auf  Rechnung  eines 
abweichenden  Textes  komme ,  darüber  braucht  man  keine 
Worte  zu  verlieren;  die  übereinstimmenden  Stellen  müssen 
für  die  variierenden  zeugen  ,  und  für  eine  gute  Menge  der 
letzteren  speciell  gilt  das  Wort  Dathe's  zu  LXX  2  Sam.  17, 
3 :  lectio  quam  profecto  non  ex  ingenio  suo  dederunt  —  das 
Ingenium  der  siebenzig  Dollmetscher  ist  nicht  weither  und 
darum  machen  sie  keine  Conjecturen.  In  der  Opposition  ge- 
gen Frankel*)  hat  Thenius  darin  das  entschiedenste  Recht  — 
und  es  zum  Bewusstsein  in  weiteren  Kreisen  gebracht  zu  ha- 
ben ist  das  wirkliche  Verdienst  seines  Commentars  — ,  dass 
die  älteste  griechische  Uebersetzung  der  Bücher  Samuelis  zu- 
rückgehe auf  eine  von  der  massorethischen  stark  verschiedene 


*)  Historisch-kritische  Studien  zu  der  Septuaginta.  I,  1 :  Vorstu- 
dien zu  der  Sept.  Leipz.  1841.  Die  Arbeit  ist  nicht  fortgesetzt,  als 
Ausführung  der  darin  dargelegten  Grundsätze  (für  LXX  Pentateuch) 
kündigt  sich  an:  ,,Ueber  den  Einfluss  der  paläst.  Exegese  auf  die  ale- 
xandr.  Hermeneutik.     Leipz.  1851. 


10 

Recension  der  Urschrift.  Andererseits  aber  wäre  es  verkehrt, 
etwelche  „Freiheit"  der  Uebersetzung  in  Abrede  zu  stellen, 
die  zum  Theil  schon  durch  die  fremdartige  Natur  der  grie- 
chischen Sprache,  zum  Theil  dadurch  bedingt  ist,  dass  eine 
Uebersetzung  ein  vorhergehendes  Verständnis  voraussetzt,  die- 
ses aber  bei  den  LXX  nothwendig  dem  Verständnisse  der 
Zeit  adäquat  sein  musste.  Die  Bücher  Samuelis  sind  gewiss 
im  Ganzen  äusserst  wörtlich  übersetzt  (vgl.  die  Beispiele  bei 
Thenius  S.  XIX) ,  aber  man  würde  irren ,  diese  Wörtlichkeit 
als  ausnahmslos  zu  betrachten,  noch  mehr,  ihr  durch  Zurück- 
führung  auf  religiöse  Skrupulosität  der  Uebersetzer  den  Cha- 
racter  des  Principiellen  zu  verleihen*).  Wie  wollte  man  es 
denn  erklären,  dass  die  Skrupulosität  sich  bloss  bei  der  Ue- 
bersetzung, nicht  auch  bei  der  Erhaltung  des  Urtextes  ge- 
äussert hätte,  und  zwar  besonders  bei  der  ältesten  jüdischen 
Version  —  denn  die  uns  erhaltenen  späteren  sind  von  Wört- 
lichkeit theilweise  weit  entfernt  —  und  schliesslich  auch  bei 
dieser  keineswegs  überall,  z.  B.  nicht  im  Buche  lob.  Die 
Wörtlichkeit,  soweit  sie  vorhanden  ist,  entspringt  bei  den  LXX 
nicht  aus  bewusster  und  beabsichtigter  Verzichtleistung  auf 
besseres  Griechisch  ,  sondern  ist  völlig  unwillkürlich.  Man 
muss  ,  um  die  Manier  der  Uebertragung  in  dieser  Hinsicht 
richtig  zu  würdigen,  einerseits  in  Anschlag  bringen,  dass  sie 
ein  erster  Versuch  war,  andrerseits  den  Eindruck,  den  auf 
uns  ihr  hebraisierendes  Griechisch  macht,  nicht  verwechseln 
mit  dem,  den  die  hellenistischen  Juden  davon  gewinnen  muss- 
ten,  die  semitisch  dachten  auch  wenn  sie  griechisch  sprachen; 
ihnen  konnte  dasselbe  kaum  besonders  auffallend,  geschweige 
unverständlich  sein,  zumal  da  ein  Judengriechisch,  zunächst 
für  religiöse  Dinge  in  der  Synagoge  mündlich  ausgebildet, 
schon  vorhanden  gewesen  sein  muss,  als  die  erste  schriftliche 
Uebersetzung  entstand ""*;. 


*)  „Das  Bestreben  des  Uebersetzers  gieng  offenbar  dahin,  das  was 
er  im  hebr.  T.  vorfand,  mit  diplomatischer  Genauigkeit  oder  vielmehr 
mit  religiöser  Treue  wiederzugeben."     A.  a.  (>.  S.  XVIIT. 

**)  1  Sam.  15,  22  ist  d  xi^iXrjrbv  reo  xvqüo  i}vaCag  zwar  kein  Grie- 
chisch ,  aber  auch  keineswegs  wörtliche  Uebersetzung  des  Hebr. ,  son- 
dern nur  zu  erklären  aus  der  anderweit  herrschenden  Gewohnheit,  grie- 
chische Elemente  zu  hebräischen  Sätzen  zu  verbinden.  Wenn  ferner 
die  LXX  "^n  wiedergiebt  mit  c/tt«,  ^\^  mit  (luxog,  ]Sn'l  mit  ii^^nci- 
vov,  n''"i2n  mit  l'^ißqa'^^v  (beachte  das  I),  so  lässt  sich  in  allen  diesen 
Fällen  nicht  annehmen,  dass  ihr  die  wahre  Bedeutung  von  Ifn  u.  s.  w. 
unbekannt  war,  sondern  sie  kannte  vielmehr  die  betreffenden  griechi- 
schen Wörter  nur  in  dem  hebräischen  Sinne.    Nicht  als  ob  es  nicht 


11 


Auf  diese  Weise  begrifieii  äcliliesst  die  durchgehende 
Wörtlichkeit,  welche  richtiger  Unbehülflichkeit  genannt  wer- 
den könnte  (r^n  1  Sam.  18,  19  =  ziv^Tiov  oiörjQov) ,  Aus- 
nahmen im  Einzelnen  keineswegs  aus.  Diese  sind  denn  auch 
in    Wirklichkeit    häufig    genug ,    z.  B.    1  Sam.  5,    12   xal   ol 


auch  vorkäme,  dass  für  ein  unverstandenes  hebr.  Wort  auf  ein  grleich- 
klingendes  griechisches  gerathen  wurde,  welches  seine  Originalbedeu- 
tung im  Bewusstsein   der  LXX  keineswegs   verloren    hatte   (p"\  Qci/tg, 

"1ZU;N  ^oxcioirriq^  D^HS  ßQüJucc ,  'b'J'C  Job.  30,  30  fxeytkbjg,  "rrnZS  2 
Sam.  2,  29  nccQcireh'ovaa  ,  wie  in  der  Peschito  i^l»]  1  Sam.  1,  5  für 
D"'£>?,  ^£)2  2,  3  für  "jin,  Zi^]  20,  13  für  3-J-'-»;  vrgl.  Perles,  melet. 
Peschit.  S.  24) ,  aber  yn  o'/tC«  kann  auf  diese  Weise  so  wenig  erklärt 
werden  wie  n'"l3n  l^^'ßQaiev.     Ich  bin   geneigt ,    auch   manche  andere 

sprachliche  Erscheinungen,  worin  mit  dem  Griechischen  umgesprungen 
wird  als  sei  es  nur  verkleidetes  Hebräisch,  ebenfalls  auf  Rechnung  nicht 
erst  der  LXX  zu  setzen.  Wenn  dasselbe  griechische  Wort  gezwungen 
wird,  die  verschiedenen  Bedeutungen  zu  tragen,  welche  im  Semitischen 
durch  die  Stammbildung  aus  Einer  Wurzel  entspriessen  (wie  1  Sam.  4^ 
2  iTiT ttiaev  clvrjQ  ^laoar]}.  Ivojtzlov  (iXkotf vIojv^  4,  3  iinav  xwtk  ri 
tmcuaev  ^uäg  xvoiog ;) ,  so  ist  vorab  völlig  ausgeschlossen,  dass  den 
LXX  der  Unterschied  zwischen  Qal  und  Hifil  u.  s.  w.  nicht  sollte  be- 
wusst  gewesen  sein.  Aber  auch  das  ist  unglaublich,  dass  sie  nicht  Wil- 
lens oder  im  Stande  gewesen  wären,  denselben  durch  ztcei  griechische 
Worte  auszudrücken,  denn  in  den  meisten  Fällen  haben  sie  das  sowohl 
gewollt  als  gekonnt.  Vielmehr  haben  sie  sich  nach  schon  vorhandenem 
Sprachgebrauche  ihrer  Volksgenossen,  den  sie  natürlich  in  einer  Menge 
von  Fällen  consequent  erweitern  mussten  ,  gerichtet  und  zwar  um  so 
gewisser,  als  es  durch  die  Willkür  Einzelner  nicht  erklärbar  ist,  wa- 
rum z.  B.  in  nQoatcyatv  =  'Jj2  "CJ!",  das  Jlißl  für  die  Wahl  des  grie- 
chischen Wortes  massgebend  gewesen  ist,  in  anderen  Fällen  das  Qal. 
Auch  die  nicht  seltenen  Beispiele,  wo  ein  hebräischer  Ausdruck,  wel- 
chem je  nach  dem  Zusammenhange,  in  dem  er  gebraucht  wird,  ver- 
schiedene griechische  entsprächen,  constant  durch  einen  einzigen  so  ver- 
treten wird ,  dass  man  sieht ,  das  Bewusstsein  des  Unterschiedes  zwi- 
schen der  Originalbedeutung  beider  ist  verloren  gegangen  und  der  grie- 
chische ist  seelenloser  Substitut  des  hebräischen  geworden  ,  dessen 
sämmtliche  Nuancen  er  mitmachen  muss  ,  werden  ihrer  Möglichkeit 
nach  ähnlich  begrifTen  werden  müssen  ;  so  auch  der  stehende  Gebrauch 
des  griechischen  Aoristes  als  Inchoativ,  entsprechend  dem  hebr.  Per- 
fectum,  obwohl  hier  das  classische  Hellenisch  Anknüpfungspunkte  bot. 
Dass  die  LXX  in  derartigen  Fällen  ihren  ältesten  Lesern  verständlich 
war  und  zwar  nicht  erst  durch  die  Brücke  der  Verglcichung  mit  dem 
Urtexte ,  durch  welche  wir  alleine  uns  helfen  können  ,  lehrt  im  Allg. 
ihre  weite  Verbreitung,  wonach  sie  einem  entschiedenen  Bedürfnis  ge- 
nügt haben  muss,  im  Einzelnen  des  Oefteren  das  X^eue  Testament  oder 
die  Itala.  —  Uebrigens  verdient  eine  ausführliche  Untersuchung,  was 
hier  nur  anmerkungsweise  behandelt  werden  konnte. 


12 

Kwvteg  Kai  ovk  ccTtod^avorreg  =  't^'Q'^iib  *1^^  D''t2j3^<m,  6,  7 
av€v  rwv  rexvcov  =  bv  nn^b^  i«ib  ■)'^^i,  8,  5  xad^a  yial  xa 
loiTCa  €&vrj ,  9,  5  der  ganze  Vers,  17,  10  /iiovojiiaxyjooinsv 
dficpoTSQOL  — -n"' n/anb)3 ,  24,  9  dvaaTccwag  d-vöau  =^  D^pb 
by ,  ganz  abgesehen  von  solchen  stehenden  Erscheinungen 
wie  ^3TN  yiVQLogy  "^^n  TsxvoVy  vgl.  Job.  20,  16  Paßßovvl,  o  U- 
yExai  diddoxals.  Deutlich  tritt  namentlich  die  Einwirkung 
der  zeitgenössischen  Hermeneutik  in  freieren  Umschreibungen 
hervor.  IlavdrjjLiEl  Deut.  13,  16  lässt  keinen  Zweifel  darüber, 
dass  ovv  TtavTi  toj  Icco)  1  Sam.  7,  9  Deutung  von  b'bs  sei, 
ebenso  hat  man  keine  Gründe,  anzunehmen,  dass  Ttglv  era- 
GKavaGd^rjvaL  1  Sam.  3,  4  nicht  auf  "3^"'  Dn'O  zurückgehe 
oder  TtaQaGxevdoaG&aL  24,  4  nicht  auf  °PbJn  ^Dnb;  vgl.  STtt- 
x^d^fjvai  als  Uebersetzung  von  )y^  Exod.  29,  45  f.  Deut.  12, 
5.  11.  14,  23.  16,  2.  6.  11.  26,  2.  Sind  doch  auch  die  Umdeu- 
tungen  des  Qeri  fast  regelmässig  in  der  griechischen  Ueber- 
setzung acceptiert.  An  solchen  Stellen  vorzüglich ,  wo  die 
LXX  und  die  übrigen  Versionen  darin  übereinkommen,  dass 
sie  das  uns  vorliegende  Hebräisch  mcJit  ausdrücken,  doch  aber 
in  der  Wiedergabe  eines  andern  nicht  einig  sind,  spricht  die 
überwiegende  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass  wir  es  nur  mit 
verschiedenen  Deutungen  zu  thun  haben :  womit  nicht  geleug- 
net werden  soll ,  dass  auch  positive  Uebereinstimmung  der 
Versionen  in  der  Abweichung  vom  mass.  Texte  nur  auf  ge- 
meinsamer Abhängigkeit  von  der  traditionellen  Hermeneutik 
beruhen  /cönne  —  z.  B.  1  Sam.  1,  16  sxThayia  in^Dn■i^<  für 
Tn^i,  2,  1  eoTEQSwd^r}  ^m.'^  Vijpt^  für  fb:;  (vgl.  Prov.  11,  16. 
28,  12.  Syr.),  17,  4  dvr^q  öwaxog  jj^i^jj-rii^für  D;3an— dJ^t*, 
24,  8  ^Jteiöev  0^£)  für  :?ou;^i. 

Von  den  Sonderbarkeiten  der  Haggada   indes   findet   sich 
in  der  LXX_^kaum   eine  Spur*).     Völlig   verunglückt   ist  der 

*)  Geiger,  Urschrift  S.  161 :  „Die  ägyptischen  und  die  sonstigen 
griech.  redenden  Juden  ,  welche  sich  immer  mehr  der  LXX  als  eines 
Originals  bedienten  ,  standen  dem  Brennpunkt  der  weiter  sich  ausbil- 
denden Schriftdeutung,  den  gesetzlichen  Discussionen,  der  aggadischen 
Entwicklung  fern.  Die  neuen  Resultate  Palästinas  ,  vorzüglich  soweit 
sie  das  practische  Leben  berührten,  drangen  zu  ihnen  hin  und  wurden 
auch  wohl  grösstentheils  von  ihnen  aufgenommen ;  allein  man  beruhigte 
sich  bei  der  Autorität  der  palästinensischen  Gelehrsamkeit,  behielt  aber 
seinen  Bibeltext,  d.  h.  seine  recipierte  griech.  Uebersetzung  nach  wie 
vor  bei."  Darin  liegt  die  Anerkennung,  dass  die  LXX  nicht  unter  dem 
Einflüsse  der  späteren  palästinens.  Haggada  gestanden  habe. 


13 

Versuch  Frankeis  (Vorstudien  S.  189),  1  Sam.  28,  14  derglei- 
chen nachzuweisen.  Dass  der  LXX  TPf  dort  verderben  konnte 
in  rpT  und  dass  sie  demgemäss  "■::"  t  w"'N  übersetzte  niit 
avÖQa  oQd-LOv  dvaßalvovva,  das  begreift  sich  sehr  wohl.  Da- 
gegen begreift  sich  gar  nicht,  wie  anders  als  aus  einem  ganz 
zufälligen  Anlasse  die  tolle  Fabel  entstehen  konnte,  dass  die 
Zauberin  aus  dem  Anblicke  des  Todten  deshalb  den  sie  Be- 
fragenden als  König  erkennen  konnte,  weil  jener  aufrecht  mit 
dem  Kopfe  zu  oberst  erschienen  sei  —  das  geschehe  nemlich 
von  den  citierteu  Geistern  nur  dem  Könige  zu  Ehren ,  wäh- 
rend sie  vor  gewöhnlichen  Menschen  mit  den  Füssen  zu  oberst, 
also  auf  dem  Kopfe  stehend  auftauchen.  Man  sollte  froh  sein, 
hier  einmal  wirklich  den  Anlass  eines  der  mancherlei  singu- 
lären  Züge ,  von  denen  die  jüdische  Sage  voll  ist ,  in  einem 
Schreibfehler  nachweisen  zu  können,  und  nicht  sich  bestreben, 
das  Klare  aus  dem  Dunklen  zu  verstehen.  Oder  ist,  wenn 
man  etwas  auf  die  „Tradition"  zurückgeführt  hat,  jedes  wei- 
tere Fragen  damit  abgeschnitten?  Die  Tradition  stammt  doch 
nicht  als  Ganzes  von  Adam  her  und  lässt  sich  auch  zum 
grossen  Theile  nicht  aus  dem  Geiste  der  Zeit  oder  allgemei- 
nen volksthümlichen  Motiven  ableiten  ,  sondern  in  ihren  oft 
so  sonderbaren  Eigenthümlichkeiten  ist  sie  nur  aus  ganz  be- 
stimmten Anlässen  erklärbar*),  nach  denen  gefragt  werden 
muss,  wenn  sie  auch  in  den  w^enigsten  Fällen  sollten  aufge- 
zeigt werden  können. 

Völlig  eine  Handschrift  ersetzen  thut  keine  Uebersetzung 
und  auch  die  LXX  nicht.  Z.  B.  in  vielen  Fragen,  die  mehr 
die  Form  der  Worte  als  den  Sinn  des  Satzes  betreffen,  wird 
es  gefährlich  sein,  aus  der  Vergleichung  des  Griechischen  Ent- 
scheidungsgründe herzunehmen.  Aber  auch  sonst  kann  man 
nicht  überall  sicher  das  Original  aus  der  uebersetzung  her- 
ausfinden; eine  Scheidung  zwischen  dem,  was  stets  nur  grie- 
chisch existiert  hat  und  dem  ,  was  hebräisch  vorgelegen  ha- 
ben muss ,  ist  sogar  in  recht  zahlreichen  Fällen  nicht  mög- 
lich. Für  unsere  Aufgabe,  für  die  Herstellung  des  wahren 
Textes,  ist  diese  Scheidung  indes  nicht  so  wesentlich  als  man 
meinen  sollte ;  aus  Gründen,  die  später  (s.  weiter  unten)  wer- 
den entwickelt  werden. 

4.  Das  bisher  (S.  8  ff.)  Erläuterte  betraf  allgemeine  Ge- 
sichtspunkte für  eine  durch  die  Umstände  bedingte  F'orarbeii 
der  kritischen  Vergleichung,  noch  nicht  die  Grundsätze  dieser 


*)    Mit  Recht  hat  darauf  besonders  Ewald  oft  und  mit  Nachdruck 
hingewiesen. 


14 

Vergleichung  selber,  sofern  sie  zwischen  dem  hebräischen  Texte 
der  LXX  und  dem  uns  überlieferten  vorzunehmen  ist.  Wenn 
die  Aufgabe  der  Textkritik  wesentlich  eine  Zurückrollung  der 
Entwicklung  ist,  welche  von  dem  Archetypon  aus  auf  die  uns 
vorliegenden  Recensionen  geführt  hat,  so  handelt  es  sich  bei 
ihrer  Lösung  wesentlich  um  die  Frage,  welcher  Art  jene  Ent- 
wicklung sei,  denn  die  Richtung  des  Weges,  auf  welchem  die 
Entfernung  der  Copieen  vom  Original  zu  Stande  gekommen 
ist,  muss  man  kennen,  um  ihn  umkehren  zu  können  und  auf 
diese  Weise  wiederum  zum  Ausgangspuncte  zurückzugelan- 
gen*). Es  fragt  sich  also  hier,  wie  man  sich  die  Entstehung 
der  Varianten  in  den  Recensionen  zu  denken  habe. 

Zunächst  wird  man  immer  an  unwillkürlichen  Irrthum 
und  an  den  Zufall  denken.  Nun  will  ich  gewiss  nicht  leug- 
nen, was  unleugbar  ist,  dass  die  uns  erhaltene  Copie  der  Bü- 
cher Samuelis  eine  äusserst  fahrlässige  ist.  Die  Fälle,  wo 
durch  Homoioteleuton  ganze  Sätze  übersprungen  sind,  wo  Be- 
standtheile  der  oberen  Zeile  in  der  unteren  fälschlich  wieder- 
holt sind  und  andere  sehr  groben  Versehen ,  die  nur  der 
Nachlässigkeit  des  Schreibers  zur  Last  gelegt  werden  können, 
sind  darin  allzuhäufig  "**) ;  durch  sie  am  äusserlichsten  unter- 
scheidet sich  der  mass.  Text  von  dem  der  LXX,  worin  der- 
gleichen viel  seltener  vorkommt,  während  auch  von  den  vor- 
kommenden Irrungen  manche  noch  auf  die  Abschreiber  des 
Griechischen  zurückgehen  werden.  Ebensowenig  stelle  ich 
das  Vorhandensein  zahlreicher  Varianten  in  Abrede,  die  mehr 


*)  Man  erwarte  nicht,  dass  ich  der  Mode  folgend  den  Bibeltext 
einer  bestimmten  Zeit  als  Ausgangspunkt  der  Textgeschichte  angeben 
solle,  welcher  durch  Combination  der  beiden  uns  erhaltenen  Recensio- 
nen wieder  zu  gewinnen  die  Aufgabe  sei.  Es  lässt  sich  nicht  bestim- 
men, seit  wann  die  Differenz  der  Recensionen  datiert,  und  die  Bestim- 
mung hätte  auch  am  wenigsten  im  A.  T.  Emfluss  auf  die  Stellung  der 
textkritischen  Aufgabe,  denn  bei  der  Beschränktheit  des  objectiven  Ap- 
parats und  der  Vieldeutigkeit  der  semitischen  Schrift  bleibt  grade  hier 
der  Conjectur  ein  weiter  Spielraum.  Die  Conjectur  aber  will  nicht  auf 
irgend  eine  Zwischenstation  der  Entwicklung,  sondern  auf  den  Anfang 
gelangen,  denn  nur  die  Wahrheit  bezeugt  sich  selber. 

**)  Auffallend  ist,  dass,  wo  der  Schreiber  sein  Versehen  bemerkte, 
er  es  nicht  wagte,  zu  streichen,  sondern  die  Correctur  neben  den  Feh- 
ler setzte.  Z.  B.  1  Sam.  4,  18  "7"'  1-J'D.  und  manches  Aehnliche.  Vgl. 
Geiger  zu  Levit.  20,  10 ;  a.  a.  0.  S.  240  ff.  Danach  wird  auch  Tt'T]'> 
UTh^  (Gesen.  Thes.  580.  IV,  1)  zu  beurtheilen  sein,  um  so  mehr,  als 
in  LXX  die  Correctur  theils  durchgedrungen  (Gen.  2.  3  las  die  echte 
LXX  stets  einfach  o  d-aos)  ,  theils  gar  nicht  gemacht  ist  (z.  B.  Exod. 
9,  30). 


15 

oder  weniger  auf  Zufall ,  namentlich  Buchstabenverderbnis, 
zurückgeführt  werden  müssen,  und  ich  weiss  auch  recht  gut, 
wie  grossen  Schaden  Ein  verkehrtes  Jota  stiften  kann  ,  wie 
das  unscheinbarste  Verderbnis  consequent  weiter  zu  wirken 
strebt  und  von  sich  aus  seine  Umgebung  umzugestalten  sucht, 
um  sie  sich  anzupassen  (1  Sam.  5,  11  LXX;  1,  1.  2  Sam.  4,  6 
Hebr.).  Dennoch  sind  Versehen  und  Zufall*)  im  Ganzen  genom- 
men ziemlich  sterile  Erklärungsmittel,  welche  nicht  entfernt 
hinreichen,  die  Fülle  der  Erscheinungen  zu  begreifen,  als  deren 
Ursache  sie  gewöhnlich  angesehen  werden.  Wenn  z.  B.  1  Sam. 
1,  8  hinter  den  Worten:  „da  sprach  Elkana  ihr  Mann  zu 
ihr"  die  LXX  liest:  ":-  ■'-  nriNn-  nsn  -r;Nr  ^j'tn 
Tsn  n'o""?  nb ,  die  Massora  aber  den  Elkana  ohne  Unterbre- 
chung   fortsprechen   lässt:    "»2-?^  n'C-   "^n,    so   hat  es  zwar 

sein  Bequemes,  für  das  Minus  der  letzteren  den  Zufall  ver- 
antwortlich zu  machen,  aber  auch  sein  Komisches,  als  Ver- 
anlassung desselben   die   Gleichheit  des   Endbuchstabens  von 

nb  und  nan  angegeben  zu  finden ,  zumal  wenn  dieselbe  Er- 
klärung —  Ausfall  veranlasst  durch  gleiche  Endbuchstaben  — 
zum  vierten  oder  fünften  Male  innerhalb  weniger  Verse  wie- 
derkehrt. Noch  weiter  geht  der  Misbrauch  ,  wenn  an  einer 
wirkhchen  oder  vermeintlichen  Lücke  ein  Wort  derselben 
Schuld  sein  soll,  das  zwar  gleich  oder  ähnlich  in  der  Umge- 
bung irgendwo  vorkommt ,  aber  keineswegs  an  einer  Stelle, 
welche  das  Ueberspringen  in   dem  bestimmten  Umfange,   wie 


*)  Als  häufigere  Buchstabenverwechselungen  ,  welche  minder  be- 
kannt zu  sein  scheinen,  verdienen  bemerkt  zu  werden :  r,  =  ">  nament- 
lich am  Wortende,    fast   die  gewöhnlichste  von  allen;    2  =  £    1  Sam. 

1,  1.  5,  6.  14,  18.  2  Sam.  3,  34.  7,  7;  b  ==  ^  in  b^->12  —  b::b/2  und  1 
Sam.  2,  20  =  2  Sam.  20,  19  (D"»*:;  =  sbu;)  1  Sam.  14,  33.  2  Sam.  12, 
26;  vgl.  b^bb-^  =  bN-'^n'C  ,  "rbn:  =  'n''nD  Exod.  34,  9.  Bekannt 
ist  "  :=  "  ,  2  =  «  ,  r  =  n  und  die  Reihe  73  H  n  0  tl  (überh.  die 
Buchstaben,  welche  den  Anlass  zum  Namen  der  Quadratschrift  gegeben 
haben) ;  das  häufigste  Resultat  aller  möglichen  Schreibfehler  sind  "  und 

■>.  Bei  n  =  "^  am  Scbluss  der  Wörter  und  auch  bei  N  =  "'  am  Anfange 
kann  es  öfters  zweifelhaft  sein  ,  ob  ein  graphischer  Irrthum  vorliegt, 
unzweifelhaft  ausgeschlossen  ist  ein  solcher  bei  den  promiscue  gebrauch- 
ten Präposs.  b"  und  bj<  ,  oder  bei  0  =  Ü;  (in  einzelnen  Fällen ,  z.  B. 
bei  der  Wurzel  "jC  Exod.  33,  22.    Jes.  5,  5.    Job  10,  11.  40,  31.    Thr. 

2,  6). 


16 

es  stattgefunden  hat,  erklären  würde.  Vgl.  z.  B.  Thenius  zu 
1  Sam.  17,  36.  Aehnliche  vage  Ableitungen  der  Varianten 
aus  irrationalen  Anlässen ,  die  im  Stiche  lassen ,  sobald  man 
sie  versucht ,  finden  sich  bei  Thenius  nicht  selten ,  eine  der 
sonderbarsten  zu  2  Sam.  11,  25.  Stillschweigend  anerkennt 
er  denn  auch  selbst  das  Unzureichende  seines  Erklärungs- 
principes,  wenn  er  meist  darauf  verzichtet,  die  wirkliche  An- 
wendbarkeit desselben  auf  die  einzelnen  Fälle  zu  erproben. 
Man  kann  allerdings  auch  hier  nicht  immer  und  vollständig 
dem  unberechenbaren  Zufalle  nachrechnen;  kennt  man  aber 
seinen  Ausgangspunct  und  das  Resultat,  zu  dem  er  schliess- 
lich geführt  hat,  so  ist  es  um  so  weniger  unmöghch,  seinen 
Gang  zu  verfolgen,  je  eingeschränkter  das  Gebiet  ist,  auf  dem 
er  seine  Launen  spielen  lassen  konnte.  Im  Grossen  und  Gan- 
zen kann  darum  auch,  wer  sich  auf  den  Zufall  als  Ursache 
der  Varianten  zurückzieht,  nicht  von  der  Aufgabe  dispensiert 
werden,  den  Werth  des  angenommenen  Princips  daran  zu  be- 
währen ,  dass  die  einzelnen  Ersclieinungen  sich  wirklich  und 
nachweislich  daraus  ableiten  lassen. 

5.  Wenn  der  eine  Tbeil  der  Juden  (die  palästinensischen) 
die  heiligen  Nationalschriften  mit  der  minutiösesten  Sorgfalt 
behandelte,  der  andere  aber  (die  hellenistischen)  gleicherweise 
bei  der  Uebersetzung  mit  diplomatischer  Genauigkeit  verfuhr, 
ja  mit  religiöser  Treue,  die  sich  bis  auf  die  Buchstaben  er- 
streckte*), so  lässt  sich  die  Entstehung  der  Differenzen  in 
den  Recensionen  allerdings  nur  aus  dem  aller  Logik  spotten- 
den Zufalle  begreifen.  Aber  so  falsch  es  ist ,  die  Starrheit 
etwa  des  Aquila  auf  die  LXX  zu  übertragen  ,  so  falsch  ist 
es,  die  Starrheit,  mit  der  seit  der  Massora  der  Urtext  über- 
liefert wurde,  ohne  Weiteres  zu  antedatieren.  Die  Varianten 
protestieren  dagegen;  will  man  auf  eine  wirkliche  Erklärung 
derselben  nicht  verzichten,  so  kann  man  nicht  umhin,  eine 
der  Massora  vorhergehende  Periode  der  Textgeschichte  anzu- 
nehmen ,  wo  man  von  streng  philologischer  Treue  und  gar 
von  mechanischer  Pedanterie  gar  keinen  Begriff  hatte ,  viel- 
mehr gar  oft  in  ungenierter  Naivetät  den  Buchstaben  dem 
Sinne  opferte.  Die  Massora  hat  einen  bislang  sehr  fliessen- 
den Text  mitten  im  Fluss  zum  Stehen  gezwungen:  um  zur 
Quelle  zurückzugelangen,  muss  der  Versuch  gemacht  werden, 
den  in  irgend  einem  Stadium  seines  Laufs  fixierten  wieder 
in  Bewegung  zu  bringen. 

Um  mit  dem  Aeusserlichsten  zu  beginnen,  so  hat  die 
Orthographie,  wie  sie  im  Ketib  vorliegt,  nicht  als  Ganzes  von 


*)    Vgl.  Thenius  S.  XVIIL  XX. 


17 

jeher  zum  ohjeciwen  Stoffe  der  handschriftlichen  Ueberliefe- 
rung  gehört,  sondern  erst  die  Massora  hat  sie  dazu  gemacht. 
Namentlich  muss  die  Schreibung  der  inneren  Vokale  einst 
mehr  oder  weniger  abgehaugen  haben  von  subjectiver  Deu- 
tung, resp.  Willkür.  Auch  in  den  Fällen,  wo  die  s.  g.  scriptio 
plena  jetzt  als  Regel  gilt,  herrschte  früher  grosse  Freiheit*). 
Nur  so  erklären  sich  die  unzähligen  Varianten  in  diesem 
Puncte ,  welche  nicht  allein  die  Vergleichung  der  LXX  lie- 
fert ,  sondern  ebenso  sehr  innerhalb  des  Ketib  die  Verglei- 
chung der  Eigennamen  ,  namentlich  der  minder  gebräuchli- 
chen, welche  aus  leicht  begreiflichen  Gründen  häufig  der  An- 
passung an  die  spätere  Regel  widerstanden  und  einen  älteren 
Zustand  der  Schrift  conserviert  haben,  sowie  er  etwa  auf  den 
Münzen  der  Hasmonäer  erscheint  (- >9  neben  ^^^"^^^  >  vgl. 
SX'b  mit  ZN"^"~).     "Was  man    später   nur   mit  leisen  Punkten 

und  Strichen  anzudeuten  wagte ,  ohne  in  die  Schrift  selbst 
einzugreifen,  hat  man  in  der  älteren  Zeit  unbefangen  in  die 
objective  Grundlage  der  Ueberlieferung  selbst  eingefügt;  die 
Vokalbuchstaben  im  Inlaut  dürfen  daher  im  Allgemeinen  nicht 
als  zuverlässige  Judicien  für  die  Meinung  des  Schriftstellers 
gelten,  sondern  nur  für  das  Verständnis  der  Späteren;  denn 
wenn  sie  auch  an  manchen  Stellen  sicher  auf  den  ersteren 
zurückgehen,  so  ist  es  doch  bei  dem  jetzigen  Stande  der  Dinge 
selten  möglich  zu  entscheiden,  an  welchen. 

Dass  das  Exemplar,  aus  dem  die  LXX  übersetzten,  gar 
keine  „matres  lectionis"  hatte,  wie  Lagarde  a.  a.  0.  S.  4  an- 
nimmt, ist  unrichtig.  Angenommen,  dass  unter  matres  lectio- 
nis bloss  die  vocales  in  medio  literae ,  wie  sich  Hieronymus 
in  der  citierten  Stelle  präciser  ausdrückt,    gemeint  seien**), 


*)  Man  darf  sich  dafür  aber  nicht  berufen  auf  das  Zeugnis  des 
Hieronymus,  zu  dessen  Zeit  die  Orthographie  wesentlich  so  fixiert  ge- 
wesen sein  wird,  wie  sie  uns  vorliegt.  Gesenius  Lehrgeb.  S.  28  hat  seine 
Worte  misverstanden  (,,cum  vocalibus  in  medio  literis  perraro  utantur 
Hebraei  et  pro  voluntate  lectorum  et  pro  varietate  regionum  eadem 
verba  diversis  sonis  et  accentibus  profenintur"),  wenn  er  die  Interpunc- 
tion  hinter  ,, regionum-'  anbringt.  Der  Nachsatz  beginnt  vielmehr  mit  ,,et 
pro  voluntate",  da  Hieronymus  sonst  statt  ,, lectorum"  hätte  sagen  müssen 
„scribarum."  „Perraro"  ist  natürlich  zu  verstehen  im  Vergleich  zur  latei- 
nisch-griechischen Schrift;  ,.et  pro  varietate  regionum"  wird  sich  zumeist 
auf  verschiedene  Färbung  desselben  Vokals  beziehen,  vgl.  die  spanische 
und  polnische  Aussprache. 

**)  Es  wird  Lagarde  nicht  unbekannt  sein ,  wie  nothwendig  zur 
Beurtheilung  der  Schrift  zwischen  inlautendem  und  auslautendem  Vokal 
geschieden  werden  muss;  vielleicht  sind  mir  nur  die  Gründe  unbekannt, 
welche  dazu  berechtigen,  den  Namen  matres  lectionis  auf  die  inneren 
Vokalbuchstaben  zu  beschränken  und  z.  B.  n  davon  auszuschliessen. 


18 

so  erklärt  sich  2aGa  2  Sam.  8,  17  gegen  2ovGa  20,  25  kaum 
anders,  als  dadurch,  dass  der  üebersetzer  sich  durch  die  ver- 
schiedenen Schreibweisen  J^'l^lT  und  i^'^rd:  über  die  Identität 
des  Namens  täuschen  liess.  Ferner  wenn  in  der  LXX  i^'d'':^ 
aus  Cü*"i;  (Orig.  in  Joan.  1,  24,  de  la  Rue  IV  S.  141  c), 
Vi-2  aus  bmz  Jud.  1,  19,  =="pi  aus  i=:^jp-;i  2  Sam.  6,  20 
entstehen  konnte,  so  war  das  nur  möglich  unter  Voraussetzung 
ihrer  Bekanntschaft  mit  dem  Gebrauch  der  matres  lectionis. 
Ein  principieller  Unterschied  hat  also  in  dieser  Hinsicht  zwi- 
schen dem  Texte  der  LXX  und  dem  unsrigen  nicht  geherrscht, 
wohl  aber  vielleicht  ein  gradueller.  Es  mag  sein  ,  dass  die 
vocales  in  medio  literae  seltener  angewandt  wurden ,  obwohl 
die  Orthographie  des  massorethischen  Musterexemplars  nicht 
allein  durch  regelmässigere  Setzung  der  Vokalbuchstaben  mehr 
System  und  Consequenz  zu  gewinnen  suchte  ,  sondern  auch 
durch  regelmässigere  Nichtsetznng  in  anderen  Fällen.  Z.  B. 
wurde  N  nicht  bloss  regelmässig  eingetragen  in  den  Fällen 
■'D^  u.  s.  w. ,  sondern  auch  der  Regel  nach  gemieden ,  wo  es 
nicht  Radikal  war  ,  während  manche  Spuren  darauf  hinwei- 
sen ,  dass  in  der  älteren  Schrift  N:  für  a  und  ä  nicht  unge- 
wöhnlich war*).  Ob  die  frühere  Willkür,  allmählich  sich 
zur  Consequenz  emporarbeitend,  durch  die  Richtung  der  Ent- 
wicklung darauf  hindeutet,  dass  in  dem  anfänglichen  Stadium 
auch  der  hebräischen  Schrift  gar  keine  Vokale  im  Inneren 
der  Worte  geschrieben  wurden,  stehe  dahin.  ^51^  im  Penta- 
teuch  ist  kein  Zeugnis  dagegen,  denn  hier  so  wenig  wie  bei 
einer  Reihe  anderer  stehenden  orthographischen  Eigenthüm- 
lichkeiten  gewisser  Bücher  des  Kanon  bewährt  sich  die  nächst- 
liegende Auskunft,  dass  sie  auf  die  ursprünglichen  Verfasser 
zurückzuführen  seien. 

Ai  wird  im  Hebr.  nicht  als  einheitlicher  Sylbenvokal  be- 
trachtet, sondern  mit  dem  zweiten  Bestandtheile  des  Diph- 
thonges fängt  eine  neue  Sylbe  an  und  es  gilt  die  Regel,  dass 
im   Anlaute   der  Vokal   stets  müsse   geschrieben  werden   (ge- 


*)  So  beruht  auch  □ÜJ''  1  Sam.  2,  20  vgl.  mit  DbiT"'  der  LXX 
nach  2  Sam.  20,  19  auf  Streichung  von  ->  (^''ÜJ"'),  ferner  Dp"'"  1  Sam. 
20,  25  vgl.  mit  ^Ip''  der  LXX  auf  Streichung  von  "  (D'p"'*).  Ue- 
berhaupt  lässt  sich  nachweisen,  dass  in  der  älteren  vorraass.  Orthogra- 
phie auch  jirsprümjlich  kurzes  i  und  namentlich  kurzes  u  sehr  viel  häu- 
figer geschrieben  wurden .  wie  das  letztere  ja  regelmässig  im  Syrischen 
geschieht. 


19 

wohnlich  durch  fi<,  i  aber  auch  durch  ",  vgl.  meine  Bemer- 
kungen zu  1  Sam.  14,  49).  Uebrigens  finden  sich  auch  von 
dieser  Regel  Ausnahmen.  Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dass 
Abigail  von  demselben  Schriftsteller  innerhalb  weniger  Verse 
bald  so,  bald  Abigal  sollte  genannt  worden  sein ;  die  Verschie- 
denheit der  Schrift  kann  in  solchen  Fällen  nicht  aus  der 
Möglichkeit  verschiedener  Aussprache  erklärt  werden,  viel- 
mehr ist  auch  "~;'-5<  auszusprechen  Abigail.  Vgl.  CEN  = 
=:2wX  1  Sam.  1,  5,  rrcn  =  rnz  =  baitha  10,  13.  Nur 
scheinbar  ist  die  Analogie  anderer  Fälle,  bei  denen  man  auch 
denken  könnte,  der  anlautende  Vokal  in  der  Mitte  des  Wor- 
tes sei  nicht  geschrieben,  nemlich  ^^1"^^  lob  5,  5,  m'^n::, 
iljrN^  1  Sam.  18,  1;  "'"^^^s^  Gen.  46,  16  Sam.,  b^ris  Jos. 
19,  3  vgl.  mit  1  Chr.  4,  30,  bvon  Gen.  46,  12.  Num.  26, 
21.  1  Chr.  2,  5  vgl.  mit  1  Chr.  4,  26,  und  der  Aussprache 
der  LXX,  des  Sam.  und  der  Peschito*).  In  Wahrheit  ist 
er  geschrieben,  denn  in  den  ersten  drei  Beispielen  hat  '  den 
Werth  von  N  und  ^  den  von  ^N  =  "n  ,  in  den  anderen  aber 
vertritt  "  gerade  wie  in  der  arab.  Schrift  erstens  den  langen 
Vokal,  zweitens  das  Hamza,  welches  hinter  ü  leicht  wie  Waw 
klingen  mochte. 

Auch  mit  der  Vokalschreibung  im  Auslaute  verfuhr  man 
in  gewissen  Fällen  einst  ziemlich  frei.  Denn  die  Varianten 
sind  äusserst  häufig,  die  auf  Lesung  und  Nichtlesung  eines  ü 
oder  ä  am  Ende  des  Wortes  beruhen  und  auch  im  Ketib 
selbst  kommen  noch  Fälle  vor,  wo  z.  B.  der  Numerus  der  drit- 
ten Person  des  Verbs  durch  die  Schrift  nicht  unterschieden  ist. 
So  bei  dem  dreimaligen  "12"^"  1  Sam.  9,  3.  Namentlich  bei 
dem  häufigen  ~"C>5  scheint  dies  eher  Regel  als  Ausnahme 
gewesen  zu  sein,  vgl.  1  Sam.  11,  9  (LXX).  12,  5.  10.  13,  19. 
15,  16.  16,  4.  Man  könnte  sich  nemlich  zwar  vorstellen,  dass 
die  Sprache  in  einigen  Fällen  den  Singular  „wajjomer"  für  ein 
pluralisches  Subject  verwandte;    wenn   aber   auch   der  umge- 


*)  Die  Beispiele  verdanke  ich  zum  Theil  Geiger  a.  a.  0.  S.  297. 
Wenn  übrigens  mein  freundlicher  Recensent  (Lit.  Centralblatt  1870 
Nro.  43)  sagt,  b'^Cr;  sei  keinesfalls  als  Schreibfehler  zu  betrachten  und 
keinesfalls  als  sprachliche  Zusammenziehung  von  ~N°'2r; ,  so  giebt  er 
treffend  den  Sinn  meiner  Worte  wieder  ,  •"'an  scribi  pro  "XVOn. 
Hoffentlich  wird  er  auch    r;21Ü;  =    "10    nach   dem   S.  15   Anm.   Bei- 

T  T       ■. 

gebrachten  aus  formellen  Gründen  nicht  mehr  beanstanden. 

2* 


20 

kehrte  Fall  vorkommt,  nemlich  in^i^^i  Jos.  6,  7.  9,  7.  1  Sam. 
15.  16,  so  erklärt  sich  das  nur  aus  einer  einmal  auch  falsch 
angebrachten  späteren  Gewohnheit,  ursprüugliches  "i'OJ^"'"  auf- 
zulösen. Auch  das  starke  Schwanken  in  der  Setzung  und 
Nichtsetzung  des  n  am  Schluss  der  Ortsnamen  möchte  zum 
grossen  Theil  nicht  der  Sprache,  sondern  bloss  der  Schrift 
zur  Last  fallen  ,  welche  die  ältere  nicht  immer  consequent 
umsetzte,  oder  auch  die  Möglichkeiten ,  welche  durch  jene  der 
Aussprache  und  dem  Verständnisse  offen  gelassen  wurde,  nicht 
immer  nach  triftiger  Deutung  beschränkte.  Denn  Inconse- 
quenz  und  Willkür  der  Sprache  anzunehmen,  hat  etwas  sehr 
Bedenkliches;  die  hebräische  Schrift  aber,  wie  sie  uns  vor- 
liegt, ist  ihrerseits  so  geartet,  dass  man  sie  nicht  ohne  wei- 
teres als  zuverlässigen  Bürgen  für  das  ursprünglich  Gespro- 
chene und  Geschriebene  betrachten  kann  und  nicht  Unrecht 
thut ,  ihr  manches  von  dem  aufzubürden  ,  was  man  gewöhn- 
lich der  Sprache  zur  Last  zu  legen  pflegt.  Die  Punctation 
wagte  sich  nur  theilweise  von  der  Orthographie  des  Ketib  zu 
emancipieren,  am  wenigsten  in  den  Eigennamen,  wo  Abner  und 
Abiner,  Abisai  und  Absai,  Abigail  und  Abigal,  ürijah  und 
Urijahu  mit  einander  wechseln ,  je  nachdem  das  Ketib  die 
scriptio  plena  oder  defectiva  bevorzugt.  Vgl.  zu  dem  Ge- 
sagten Ochlah  W  ochlah,  herausgeg.  von  Frensdorff,  Hanno- 
ver 1864;  Nro.  111—116.  119.  120*). 

Die  Worttrennung  beruht  wahrscheinlich  auf  ursprüngli- 
cher Ueberlieferung  und  ist  demnach  nur  durch  Zufall  in 
manchen  Fällen  verkehrt.  Wenigstens  steht  es  für  das  Ketib, 
also  für  das  Exemplar  ,  welches  allen  unseren  hebräischen 
Handschriften  mittelbar  zum  Muster  gedient  hat,  fest,  dass 
darin  nicht  die  scriptio  continua  herrschte.     Denn  was  hätte 


*)  Lagarde  meint,  dass  auch  einige  consonantische  Auslaute,  nem- 
lich 0  und  T\ ,  in  dem  Exemplar  der  LXX  regelmässig  nicht  geschrie- 
ben, sondern  durch  den  bekannten  oberen  Abbreviaturstrich  bezeichnet 
seien,  der  sich  schon  auf  den  jüdischen  Münzen  und  auch  wiewohl  sel- 
ten in  Handschriften  findet.  In  den  Bb.  Samuelis  kommt  allerdings 
Einiges  vor  ,  was  am  bequemsten  auf  diese  Weise  könnte  erklärt  wer- 
den, vorzüglich  die  Verwirrung  zwischen  irb'iU  n'iUb'ir  n'*rbu;  WOb'X 
in  2  Sam.  23.  Aber  z.  B.  iv  n&{^€/j,  1  Sam.  14,  33  für  D^Jn  =  Dni-^n 
oder  abn  20,  37  für  S^bn  beweisen,  dass  diese  Abkürzung  nicht  regel- 
mässig geherrscht  habe.  Kam  sie  aber  nur  sporadisch  vor  —  was  frei- 
lich auch  nicht  bewiesen  ist  — ,  so  verliert  die  Hypothese  ihre  practi- 
sche  Bedeutung,  ja  sie  könnte  ausserdem  aus  gleich  guten  Gründen  auf 
viele  andere  Endbuchstaben  erweitert  werden. 


21 

sonst   das   Qeri    abgehalten ,    in    den    Fällen    2    Sam.   5 ,    2 

N^::r2  nlTi-'T!,    21,  12   :=2^P:::bzT^  :=:'d   die  erkannte  richtige 

-T.t''  ..J  TT  O 

Abtheilung  auch  durchzuführen  ?  Vgl.  die  vollständige  Samm- 
lung ähnlicher  Beispiele  Ochlah  Nro.  99—102.  Dass  aber  das 
Ketib  in  diesem  Puncte  eine  Neuerung  eingeführt  habe ,  ist 
ziemlich  unglaublich ,  zumal  es  auf  der  andern  Seite  sehr 
wahrscheinlich  ist,  dass  die  alten  Schriftsteller  selbst  die  ein- 
zelnen Satzglieder  in  der  Schrift  kenntlich  unterschieden. 

6.     Wie  die  hehr.  Schrift  dazu  kam,  subjective  Elemente 
in  sich  eindringen  zu  lassen,  begreift  sich  leicht.     Sie  ist  von 
Anfang   an  kein  für  sich  festes  Bild  des  Lautes  und  bedingt 
nicht  rein  durch  sich  selbst  die  Aussprache,  sondern  sie  rech- 
net vielmehr  von  Natur  auf  die  selbständig  deutende  Thätig- 
keit  des  Lesers  ,    der  den  Satz  verstehen   muss ,    ehe   er   die 
Worte  aussprechen  kann;  so  konnte  sie  nicht  verlangen,  dass 
die  Deutung,    welche  sie  auf  jedem  Puncte  provocierte,    sich 
in  keinem  in  sie  selbst  einmischte  und  sie  deutlicher  zu  ma- 
chen strebte.     Aber   nicht   bloss  die  Schrift  lässt  der  Subjec- 
tivität  grossen    Spielraum ,    auch   der   Laut  selbst  bindet  im 
Hebr.  nicht  durch  rein  lautliche  Mittel  das  Verständnis,  son- 
dern deutet  sehr  vieles  nur  an,  dessen  genauere  Bestimmung 
er  der  Stellung  der  Worte   und  einer  keineswegs  bloss  recep- 
tiven,  sondern  stark  aktiven  Thätigkeit  des  Hörers  überlässt. 
Schliesslich   legt  es  der  Stil  hebräischer  Prosa  nicht  im  min- 
desten darauf  an,  die  Darstellung  der  Sachen,  so  weit  es  geht, 
unabhängig   zu   machen   von    dem   granum   sahs    des   Lesers. 
Secure  loquitur  Scriptura,  und  wenn  ihre  Erzählungsweise  auf 
der  einen  Seite  in  unendlicher  Weitschweifigkeit  sich  ergehen 
kann  (1  Sam.  5,  1.  2.   17,  13.  49),  so  traut  sie  auf  der  anderen 
dem   stillschweigenden  Verständnisse   das   Möglichste   zu ,    in 
beiden  Stücken  getreu  der  Naivetät  des  mündlichen  Sprechens 
nachahmend   und   von   aller  Pedanterie   gleich  weit  entfernt. 
Ungezwungen  ergeht  sie  sich  gern  in  behaglicher  Breite,  aber 
peinliche  Ausführlichkeit  ist  ihr  verhasst:    unbekümmert   um 
das ,   was  dazwischen  liegt ,    wenn  man  die  Dinge  realiter  in 
Scene  setzt,  führt  sie  in  den  nothwendigen  wichtigen  Dingen 
zum  Ziel.     Es  liegt  auf  der  Hand,  wie  sehr  theils  das  stetige 
Rechnen    auf   die    supplierende    Selbstthätigkeit    des    Lesers, 
theils   die  Ungleichmässigkeit  in  der   Behandlung   des  Stoffs, 
die  nie  das  subjective  Interesse  des  Schriftstellers  verläugnet 
und  nirgend  auch  nur  den  Schein  von  Objectivität  sich  giebt, 
es  begünstigen  mussten,   dass  die  handschrifthche  Ueberliefe- 
rung   hebräischer  Prosa   es   nicht   zu   der  Festigkeit   brachte, 
wie  sie  bei  der  griechischen  und  lateinischen  schon  durch  ihr 


22 

geschlossenes  und  poliertes  Wortgefüge  bedingt  ward,  in  wel- 
chem jedes  Zuviel  und  Zuwenig  auffällt.  Von  jeher  hat  sich 
namentlich  bei  den  die  israel.  Profangeschichte  behandelnden 
Büchern  die  Auslegung  des  Textes  in  die  Ueberlieferung  des- 
selben gemischt  und  der  letzteren  einen  schwankenden  fliessen- 
den Character  gegeben  *).  Einige  Beispiele  mögen  davon  eine 
Anschauung  geben. 

Subject  der  Rede  kann  man  in  einem  allgemeineren 
Sinne  nicht  bloss  den  Nominativ  nennen,  sondern  überhaupt 
den  Gegenstand  oder  die  Person ,  welche  durch  die  Aussage 
des  Satzes  afficiert  wird,  einerlei  ob  als  Nominativ  oder  Ak- 
kusativ oder  Genitiv  u.  s.  w.  Ein  solches  Subject  wird  nun 
entweder  mit  seinem  vollen  Namen  ausdrücklich  bezeichnet 
oder  aber  durch  einen  farblosen  Substituten  ersetzt;  dieser 
selbst  kann  wiederum  entweder  ein  eigenes  Wort  sein,  das 
Pronomen,  oder  aber  schon  in  der  Aussage,  im  Prädikat,  lie- 
gen ,  wenn  letzteres  ein  Verbum  ist.  Das  ausdrücklich  ge- 
nannte Subject  lässt  sich  passenderweise  Explicitum  (j^*-^) 
betiteln ,  das  im  Pronomen  und  Verbum  versteckte  dagegen 
Implicitum  (jj^**^)«  Da  nun  letzteres  für  alle  verschiedenen 
Subjecte  das  gleiche  ist  und  zwar  einige  grammatische  und 
formelle,  aber  keine  inhaltliche  öiacpogaL  ausdrückt,  um  mit 
Aristoteles  zu  reden  ,  so  dürfte  es  strenggenommen  nur  da 
angewandt  werden,  wo  Zweideutigkeit  nicht  zu  befürchten  ist, 
und  da  sollte  es  der  Regel  nach  angewandt  werden.  Aber 
in  der  hebräischen  Prosa  herrscht  in  diesem  Punkte  ziemliche 
Ungebundenheit.  So  heisst  es  etwa  1  Sam.  19,  7:  ^Jonathan 
rief  den  David  und  Jonathan  theilte  ihm  dies  Alles  mit  und 
Jonathan  brachte  den  David  zu  Saul"  und  ebenso  wird  2 
Sam.  12,  19  das  Explicitum  (David)  ohne  alle  Noth  drei  Mal 
hintereinander  wiederholt.  Umgekehrt  aber  ist  es  mindestens 
ebenso  häufig,  dass  die  ausdrückliche  Nennung  des  Subjects 
unterbleibt  auch  beim  Wechsel  desselben  **).  Z.  B.  1  Sam. 
15,  27  und  LXX  v.  31.  Es  ist  nun  nicht  zu  verwundern, 
dass  die  Uebersetzungen  häufig  in  solchen  Fällen  es  explicie- 
ren,  um  eine  wirkliche  oder  vermeintliche  Zweideutigkeit  auf- 
zuheben. Aber  diese  Freiheit  nehmen  sich  nicht  bloss  die 
Uebersetzer,     sondern  auch  die  Leser  und  Abschreiber   des 


*)  Die  8.  g.  prophetae  priores  wurden  später  kanonisch  als  der 
Pentateuch  und  im  kirchl.  Gebrauch  ihm  nie  gleichgeschätzt,  desto  mehr 
aber  privatim  gelesen.  Zeugnis  des  Interesses,  das  man  an  ihnen  nahm, 
ist  die  jetzige  Gestaltung  ihres  Textes. 

**)     Dieselbe  Erscheinung  tritt  noch  aufifallender  in  den  erzählenden 
Stücken  des  Qoran  hervor. 


23 

Grundtextes.  Denn  wo  die  LXX  und  unser  mass.  Text  hin- 
sichtlich eines  Subjectes  dißerieren,  da  kann  kaum  ein  Zwei- 
fel darüber  sein,  dass  die  Urschrift  weder  das  eine  noch  das 
andere  las,  vielmehr  jedes  von  beiden  Ergänzung  seitens  der 
Recensionen  ist ;  und  auch  wo  einem  Implicitum  der  LXX 
ein  Explicitum  des  Hebr.  gegenübertritt,  wird  im  Allgemeinen 
das  Vorurtheil  dem  Explicitum  ungünstig  sein  müssen  (abge- 
sehen von  Fällen  wie  i  Sam.  19,  7.  2  Sam.  12,  19),  mag  es 
auch  auf  ganz  richtiger  Deutung  beruhen.  Am  klarsten  liegt 
freilich  die  Sache,  wenn  es  vielmehr  auf  unrichtiger  Deutung 

beruht.  1  Sam.  20,  41  stehen  sich  gegenüber  nbs  vj  LXX 
und  ~"^^  "[^^  "2?  *).  Nur  ~b2  :v  und  ~lJ3n  'V  lassen 
eine  Vergleichung  zu ,  ~"l  ist  falsches  Explicitum.  Wollte 
man  hier  vielleicht  an  zufällige  Entstehung  desselben  aus  ~ 
denken,  so  wird  diese  Auskunft  abgeschnitten  1  Sam.  30,  20. 
Dort  lesen  wir  ^:sb  ^jihd  ^^r,'2TA  ]i<2:n~-b3— Sn.s  -i'^  np^n 
-:■?-   bbt    HT  ^n^^<^i   Ni-n   r;:p'/2n.     Zu  deutsch:    „Da  nahm 

David  alle  die  Schafe,  und  die  Rinder  trieben  sie  vor  jenem 
Vieh  her  und  sprachen:  das  ist  Davids  Beute."  Hieronymus 
bietet:  et  tulit  universos  greges  et  armenta  et  minavit  ante 
faciem  suam;  dixeruntque  Haec  est  praeda  David  — ,  las  also: 
N"'!  r:£b  ;r;r-i  npD-"  "jw^::,-;— '-pS-r.N  npr.  Vergleicht  man 
"Jn:  mit  J!~:"'",  so  ergiebt  sich  nach  S.  19f.  das  Recht,  zu  vo- 
kalisieren  np^"    und    .3":"  **)  und  dann  zu  übersetzen :  „Und 

sie  (Davids  Leute)  nahmen  alle  die  erbeuteten  Schafe  und 
Rinder  und  trieben  sie  vor  ihm  (David)  her  und  sprachen: 
das  ist  Davids  Beute."  Dass  dies  das  Richtige  sei,  lehrt 
der  Zusammenhang.  Das  Subject  hinter  dem  ersten  Verb 
drückt  auch  die  LXX  nicht  aus,  es  stammt  aus  Misverständ- 
nis  von  np'" ,  als  sei  dies  Singular ;  in  Betreff  aber  von  T^':'p*i27\ 
i^'i'nn  lässt  ^b'Jün  der  alex.  Recension  nicht  in  Zweifel,  dass 
es  eigentlich  Explicierung  des  ursprünglich  verschwiegenen 
Objects  zu   ^nr"  sei ,    bei  der  verschiedene  Explicatoren  ver- 


*)  In  6ßjff  awreUtag  fjfyt'dr^s  der  röm.  Ausg.  ist  ufyc'drjg  als  Du- 
plette  (=  dem  mas.  b~Jin)  zu  streichen.  Zur  Retrovertierung  vgl.  2 
Reg.  13,  17.  19.  Esr.  9,  14;  über  die  Berechtigung  b"'"Jn  auf  b"Jn 
zurückzuführen  s.  S,  16  ff. 

**)  Ursprünglich  war  ohne  Zweifel  auch  das  dritte  Verb  geschrie- 
ben ""Ci^"  <)  aber  hier  war  eine  Verkennung  des  Subjects  nicht  wohl 
möglich. 


24 

schiedene  Wege  giengen.  Zuletzt  verdarb  t«^iü?i  Jiip'an  "^iSb 
in  n  n  ■'jsb  und  in  Folge  dessen  ward  man  genöthigt,  da- 
mit nicht  das  Vieh  vor  sich  selbst  hergetrieben  würde,  statt 
IJJnj"»!  zu  schreiben  i^nD ,  obgleich  die  Zerreissung  der  beiden 
Objecte  von  np^i  höchst  unnatürlich  und  die  Beschränkung 
des  Begriffs  von  n:p"0  auf  die  Schafe  nicht  gerechtfertigt  war. 

Welche  Dimensionen  die  hierauf  beruhenden  Varianten 
der  LXX  *)  und  des  mas.  Textes  annehmen,  ergiebt  folgende 
ziemlich  oberflächliche  Zusammenstellung  aus  den  ersten  zwan- 
zig Capiteln  des  ersten  Buchs  Sam.  2,  17.  20.  28.  3,  18.  7, 
13.  14.  9,  6.  12.  10,  21.  13,  6,  15,  27.  30.  31.  17,  39.  52. 
18,  21.  19,  18.  20,  25  33.  Doch  ist  dies  nur  eine  Einzelheit, 
herausgerissen  aus  einem  weiten  und  dehnbaren  Gebiete  ver- 
wandter Erscheinungen.  Bei  manchen  handelt  es  sich  bloss 
um  eine  Ausführung  einer  vorhandenen  Andeutung  oder  um 
eine  genauere  Bestimmung  einer  Angabe ,  welche  derselben 
bedürftig  oder  doch  fähig  schien,  wie:  Eli  =  Eli  der  Prie- 
ster, der  König  der  Ammoniter  —  Nahas  der  K.  d.  A.,  seine 
Leute  =  die  Leute,  welche  bei  ihm  waren.  Oder:  er  gieng 
seines  Wegs  =  er  kehrte  zurück  zu  seinem  Orte ,  er  sprach 
=  er  sagte  zu  Saul,  zu  Samuel  1  Sam.  15,  17.  16,  12,  Eli 
auf  dem  Stuhle  =  E.  sass  auf  d.  St.  1  Sam.  1,  9,  mein 
Geschrei  zu  seinen  Ohren  =  mein  G.  kam  zu  s.  0.  lob  13, 
17  ,  und  ähnliche  ausdrückliche  Ergänzungen  einer  ohnehin 
selbstverständlichen  Bestimmung  eines  Zeitworts,  eines  schon 
aus  dem  Zusammenhang  d'^s  Satzes  sich  ergebenden  Prädi- 
kates, Auflösungen  einer  Prägnanz  u.  s.  w.  Vgl.  Ev.  »Job. 
10,  8  TtQo  s/iiov.  Weiter  gehen  solche  Aenderungen,  welche 
man  füglich  Retouchierungen  nennen  könnte.  Der  originalen 
Conception  genügt  der  Gegensatz  der  Sache,  namentlich  aber 
die  hebräische  Darstellung  ist  sehr  sparsam  im  Verwenden 
äusserer  Mittel  zur  Hervorhebung  der  Pointe.  Wenn  Elias 
1  Reg.  18,  18  den  ihm  gemachten  Vorwurf,  er  verwirre  Israel, 
dem  Ahab  zurückgiebt  mit  den  Worten:  „Ich  verwirre  Israel 
nicht,  sondern  du  König",  so  betont  Mendelssohn  ganz  na- 
türlich: Ich  verw.  I.  nicht,  aber  im  Hebr.  steht  ^Ti^'^y  ü'b; 
die  Aussage  ,  d.  i.  in  diesem  Falle  die  Negation ,  nicht  ihr 
Subject  trägt  den  Gegensatz.  Ein  noch  auffallenderes  Bei- 
spiel derselben  Erscheinung  liefert  lob  21,  20  f.  Wenn  lob 
dort  die  Auskunft  seiner  Freunde  und  Gegner  entkräftet,  Gott 
spare  die  Strafe  des  Gottlosen,  falls  er  etwa  selbst  für  seine 


^)    ungeschieden  zwischen  der  Uebersetzung  und  ihrem  Texte. 


25 

Person  ihr  entgehe,  seinen  Kindern  auf,  so  sind  uns  seine 
Worte  fast  unverständlich  ,  wenn  wir  nicht  übersetzen :  Gott 
vergelte  es  ihm,  dass  er  es  merke,  seine  eigenen  Augen  mö- 
gen sein  Unglück  sehen    und   er   seihst   von  des  Allmächtigen 

Gifte  trinken";  aber  im  Hebr.  genügt  einfaches  """'  und 
ür'w"'  ohne  Hervorhebung  des  Subj.,  und  allerdings  liegt  ja 
der  Inhalt  des  Gegensatzes  vollständig  im  Begriff  dieser  bei- 
den Verba  (=  persönl.  Erfahrung)  eingeschlossen.  In  solchen 
und  ähnlichen  Fällen  haben  Uebersetzer  und  Diaskeuasten  der 
genügsamen  Classicität  häufig  nachgeholfen  und  die  feinen 
Striche  etwas  dicker  gezogen.  Vgl.  zu  1  Sam.  22,  7.  25,  17 
und  z.  B.  1  Sam.  1,  3   u;\Nn  =.  .^rinn   u;^^[^,    1,  5  3nw^  = 

rjyarca  vTteg  xavTrjv.  Man  blieb  aber  auch  dabei  nicht 
stehen.  Nicht  bloss  vertauschte  man  einzelne  Wörter  und 
ganze  Phrasen  mit  anderen  wirklich  oder  scheinbar  gleichbe- 
deutenden *) ,  sondern  man  spann  auch  ein  gegebenes  Thema 
weiter  aus.  Wo  die  Urschrift  einen  einmal  nur  essen  lässt, 
da  findet  sich  sicher  unter  ihren  Bearbeitern  eine  mitleidige 
Seele,  die  ihm  auch  zu  trinken  giebt  —  s.  1  Sam.  1,  9  Mass., 
28,  25  cod.  Kenn.  178,  2  Sam.  12,  21  LXX;  ursprüngHches 
„sie  gebar"  kann  irgend  ein  Späterer  sich  nicht  enthalten  zu 
vervollständigen  in  „sie  ward  schwanger  und  gebar"  1  Sam. 
1,  20.  2,  21.  vgl.  2  Sam.  12,  24  LXX;  zu  u;\^  -.n^^on  ^<b 
1  Sam.  30,  2  hat  es  jemand  möglich  gemacht  hinzuzusetzen 
n"*r\N  ws"-i,  wie  zu  ")":2>5  rz-n  Gen.  49,  26  T2^iV  Aus  der 
„Mutter"  2  Sam.  8,  1  schliesst  der  Chronist  auf  „die  Töch- 
ter", stehend  wird  2  Sam.  8,  10  das  Fussvolk  durch  Reisige, 
die  Reiterei  durch  Wagen  complementiert.  Und  diese  naiven 
Anfänge  steigern  sich  gar  nicht  selten  zu  umfangreichen 
Zusätzen  pragmatischer  Bedeutung  und  zu  eigentlichen 
Glossen  **). 


*)  1  Sam.  1,  11:  alle  Tage  seines  Lebens  =  bis  an  den  Tag  sei- 
nes Todes,  Schermesser  =  Eisen,  5,  3:  sie  hüben  Dagon  auf  und  stell- 
ten ihn  an  seinen  Ort  =  sie  nahmen  D.  und  brachten  ihn  wieder  an 
seinen  Ort;  16,  5.  20,  7  u.  a. 

**)  Diese  letzteren  sind  in  den  Bb.  Samuelis  sehr  häufig,  aber  meist 
auf  viel  zufälligerem  Wege  und  viel  äusserlicher  in  den  Text  einge- 
drungen. Zuweilen  freilich  ist  auch  umgekehrt  die  Grenze  zwischen 
Text  und  Glosse  so  fliessend,  dass  man  nicht  weiss,  ob  die  Ausschei- 
dung eines  den  Zusammenhang  unterbrechenden  Verses  zur  Aufgabe 
der  Text-  oder  Literarkritik  gehöre.  Da  aber  die  Redigierthatigkeit 
sich  in  den  Bb.  Sam.  noch  nach  der  Entstehung  der  griech.  Ueber- 
setzung  geregt  hat,  wie  das  z.  B.  hervorgeht  aus  1  Sam.  18,  8  ff. ,  so 
habe  ich  die  Grenzen  der  Textkritik  im  Allg.  nicht  zu  enge  ziehen  zu 


26 

Am  leichtesten  freilich  nahm  man  es  mit  so  kleinen  und 
häufigen  Wörtern,  wie  "  (oft  in  der  Aufzählung  von  Eigen- 
namen eingesetzt,  z.  B.  "ji'o-Ji  "j-'y  statt  ]i'a-j  yy),  bä,  -n^. 
(zu  1  Sam.  1,  1),  nn^  (15,  2.  24,  15),  'n'^TN  (6,  4.  8.  14,  2. 
19,  21.  25,  7;  zu  24,^4),  D'X  (zu  7,  6),  ^-Q^b  (in  unzähligen 
Fällen  eingesetzt,  falsch  z.  B.  20,  42).  Diese  Wörter  werden 
allerdings  fast  immer  nur  eingesetzt  auf  Grund  einer  an  sich 
möglichen  Deutung,  aber  der  Schade  ist  gross  genug,  wenn 
was  ohne  sie  bloss  eine  Möglichkeit  neben  andern  war,  durch 
sie  zur  Nothwendigkeit  gemacht  wird,  um  so  grösser,  da  sie 
z.  Th.  auf  die  Construction  von  Einfluss  sind  und  das  Ver- 
hältnis ganzer  Sätze  bestimmen.  Die  bedeutendste  Wirkung 
mit  dem  geringsten  Aufwände  an  Laut  und  Schrift  erzielt 
jedenfalls  die  Einsetzung  der  Negation,  sie  erscheint  uns  da- 
für auch  als  das  non  plus  ultra  eines  willkürlichen  Verfah- 
rens. Um  übrigens  gerecht  zu  urtheilen  ,  muss  man  in  Be- 
tracht ziehen,  dass  2^"  durch  den  blossen  Ton  die  Bedeutung 
von  Nbn  erhalten  kann ,  ^^b^  aber  im  Hebräischen  rein  als 
Affirmativpartikel   (=  joi  Syr.)   gebraucht   wird ,     welche   an 

dem  objectiven  Inhalte  der  Aussage  nichts  ändert  und  der- 
selben nur  eine  besondere  subjective  Färbung  giebt,  während 
in  anderen  Fällen  umgekehrt  eine  affirmative  Aussage,  bloss 
durch  die  Betonung  in  Frage  gesetzt,  negativen  Sinn  gewin- 
nen kann.  An  gar  nicht  wenigen  Stellen  des  A.  T.  *)  streiten 
sich  noch  heutiges  Tages  die  Erklärer  darüber,    ob  sie  kate- 


dürfen geglaubt.  Sind  doch  auch  die  Redigierfreiheit  und  die  Freiheit 
in  der  handschriftl.  Ueberlieferung  sehr  verwandte  Erscheinungen ;  bei- 
de zeigend ,  dass  dem  Hebr.  der  Begriff  geistigen  Eigenthums  so  gut 
wie  unbekannt  war,  namenthch  bei  der  erzählenden  Prosa.  Der  ge- 
schieh tl.  Stoff  stellte  sich  selbst  dar:  wer  ihn  abschrieb  ,  erwarb  sich 
dadurch  nicht  mehr  Besitzrecht  an  denselben ,  als  wer  hinterher  den 
abgeschriebenen  verstand.  Hekatäus'  Name  hat  sich  erhalten ,  wenn 
auch  sein  Werk  verloren  gieng:  dem  Aehnliches  wäre  auf  hebr.  Boden 
unmöglich.  (Vgl.  zu  1  Sam.  3,  12.  10,  8.  11,  12.  13,  8.  17,  12.  18,  30 
u.  a.  Ueberall  bin  ich  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  eine  rein 
mechanische  Ineinanderschiebung  mehrerer  selbständiger  Quellen,  deren 
jede  für  sich  einst  einen  eigenen  Zusammenhang  geliefert  hätte,  nicht 
stattgefunden  hat.  Den  Zusammenhang  führt  immer  nur  Eine  übrigens 
nicht  für  beide  Bücher  gleiche  Quelle  weiter:  ihr  sind  einzelne  stoff- 
liche Bereicherungen  eingesprengt  und  dann  ist  sie  an  verschiedenen 
Stellen  namentlich  des  ersten  Buchs  von  tendenziösen  Redaktoren  über- 
arbeitet.) 

*)    vgl.  im  N.  T.  Matth.  8,  7 ,  wo  übrigens  das  iyoD  offenbar  Fritz- 
sche  Recht  giebt. 


27 

gorisch  oder  interrogativ,  d.  h.  negativ  aufzufassen  seien:  of- 
fenbar bildet  wiederum  diese  Deutungsfähigkeit  und  -bedürf- 
tigkeit der  hebr.  Rede  die  Brücke  zu  den  Auslassungen  und 
Einsetzungen  der  Negation,  welche  sich  die  mass.  Reo.  20,  5 
2  Sam.  14,  14,  die  LXX  1  Sam.  11,  12.  23,  9.  2  Sam.  19, 
23  erlaubt;   vgl.  den  cod.  AI.    1  Sam.  6,  8.  Pesch.   17,  39. 

Das  Gebiet  dieser  Erscheinungen  auszumessen ,  verbietet 
die  Elasticität  seiner  Grenzen.  Die  Gefahr ,  es  über  Gebühr 
auszudehnen,  ist  nicht  so  gross.  Selbst  wenn  man  annähme, 
dass  auch  die  allerdurchsichtigsten  Deutungen  in  LXX,  wenn 
sie  anders  kein  rein  griechisches  Gepräge  tragen ,  nicht  erst 
auf  die  Uebersetzer  ,  sondern  schon  auf  deren  Exemplar  zu- 
rückgehen ,  so  würde  daraus  für  die  Constituierung  des  Ur- 
textes kein  Schaden  erwachsen.  Denn  die  Entscheidung  über 
diesen  würde  in  beiden  Fällen  gleich  ausfallen:  Deutung  ist 
Deutung  und  wird  als  solche  gewürdigt,  mag  sie  bloss  in  die 
Uebersetzung  oder  auch  ins  Hebräische  eingedrungen  sein. 
An  diesen  Grundsatz  hat  man  sich  um  so  nothwendiger  zu 
halten,  als  es  in  sehr  vielen  Fällen  gar  nicht  mit  Sicherheit 
ermittelt  werden  kann ,  ob  Abweichungen  des  griech.  Textes 
vom  mass.  bloss  den  Uebersetzern  oder  ihrem  hebr.  Exemplar 
zu  vindicieren  seien.  Gewiss  wird  ein  grosser,  vielleicht  der 
grösste  Theil  den  ersteren  zur  Last  fallen:  es  wäre  ungereimt 
zu  meinen,  dass  in  der  Version  verpönt  war,  was  im  Original 
gestattet  wurde ,  und  es  zeigt  sich  auch ,  dass  Explicita  statt 
der  Implicita  und  erklärende  Zusätze  jeder  Art  in  der  LXX 
viel  häufiger  sind,  aber  der  Nachweis  der  Nichtursprünglich- 
keit  irgend  einer  solchen  Erscheinung  macht  es  dennoch  nie 
unmöglich,  dass  sie  auf  eine  hebr.  Vorlage  zurückgehe.  Denn 
eine  unübersteigbare  Kluft  bestand  in  dieser  Hinsicht  nicht 
zwischen  Version  und  Original.  Das  folgt  nicht  bloss  aus 
manchen  der  eben  angeführten  Beispiele,  die  sich  mit  gerin- 
ger Mühe  würden  multiplicieren  lassen,  das  selbige  lehren  auch 
solche  ins  Ketib  nur  sporadisch  und  trümmerhaft  eingedrun- 
gene Erleichterungen  und  Erweiterungen,  welche  in  der  LXX 
vollständig  erhalten  und  nur  hier  verständlich  sind  *),  lehren 
die  aus  dem  Qeri  eingedrungenen  Aenderungen  **) ,  lehren 
endlich  die  innerhalb  des  jüdischen  Kanons  selbst  in  doppel- 
ter Recension  aufbewahrten  Parallelstücke. 


*)    1  Sam.  1,  1  D-n-O"-;  ,    1,  18  br^sn* ,   2,  11  n:pbN,   3,  13 
•j-.y.      6,  4.  11.  17.  18  a.  16,  16.  20,  27  u.  a. 

**)     1  Sara.  6,  11.  17  D'-ri^J,  ein  Beispiel,  das  sich  nur  durch  grö- 
ssere Erkennbarkeit  vor  zahlreichen  ähnlichen  auszeichnet. 


28 

Die  Herstellung  des  Ursprünglichen  wird  in  diesen  Fäl- 
len abhängig  sein  von  der  Auffindung  des  Motivs  der  Aende- 
rung,  und  dieses  wird  sich  in  der  Regel  durch  Vergleichung 
nicht  der  Buchstaben,  sondern  des  Sinnes  der  Varianten  er- 
geben. Gewiss  wird  immer  probiert  werden  müssen,  ob  die- 
selben nicht  auch  auf  eine  gemeinsame  graphische  Grundlage 
sich  zurückführen  lassen  —  man  muss  sich  stets  alle  Mög- 
lichkeiten der  Erklärung  offen  halten  — ,  aber  was  es  für  ein 
Lob  sei ,    etwa  b"'~jn   -""^  -y   und  nb3     i27  der  Schrift  nach 

zusammenzubringen ,  erhellt  aus  allem  bisher  Erörterten. 
Diejenigen  Aenderuugen  halte  ich  für  die  unvorsichtigsten, 
welche  einen  Buchstabencompromiss  zwischen  der  Massora 
und  der  LXX  schliessen,  durch  den  der  Text  sich  verdoppelt 
und  aus  zwei  bezeugten  ein  unbezeugter  zusammengestückt 
wird;  sie  erinnern  sehr  an  den  Grundsatz  des  alten  Vulga- 
tacopisten:  hie  vide  ne  quid  praetermittatur.  Mechanisch 
ist  die  Regel,  dass  der  kürzere  Text  vorzuziehen  sei,  sie  ent- 
hält keinen  Grunde  sondern  schliesst  nur  a  potiori  der  Re- 
sultate. Es  giebt  Erleichterungen ,  die  nicht  erweitern ,  son- 
dern vereinfachen.  Ev.  Joh.  2,  3  ist  yial  vateqiqoavTog  oXvov 
Myei  Yj  iLiTjTTjQ  rot  'Irjoov  erst  verkürzt  aus  xat  oivov  ovk 
eixov,  OTL  ovveTeXeöd^ri  6  oivog  tov  yd(.iov  *).  sItcc  leyei  ^  ^u. 
xrA.,  ebenso  18,  16  6  /nad^r]Trjg  6  allog  6  yvcoGTog  tov  (xqxlb- 
Qscog  aus  6  /li.  6  a.,  hg  fjv  yvtoatdg  reo  aQXieQel.  Dennoch 
habe  ich  mich  nicht  selten  nach  jener  Regel  gerichtet ,  wo 
innere  Gründe  keine  zuverlässige  Entscheidung  zu  ermögli- 
chen schienen  ,  zumal  wenn  ich  mich  dadurch  auf  die  Seite 
des  überlieferten  Textes  stellen  konnte.  Die  LXX  nemlich, 
wie  sie  im  Allg.  die  Breite  liebt ,  wird  auch  oft  genug  auf 
nachweislichen  Erweiterungen  ertappt,  weit  seltener  der  mass. 
Text  auf  nachweislichen  Verkürzungen  ,  und  in  einem  etwas 
anderen  Verhältnis  steht  doch  auch  jene  zu  diesem,  nament- 
lich in  stilistischen  Fragen ,  wie  der  Sinaiticus  zum  Vati- 
canus. 

7.  Dass  eine  schliessliche  Ausartung  der  Naivetät ,  mit 
der  die  Ueberlieferung  des  Textes  behandelt  wurde,  auch  zu 
Aenderungen  führte,  welche  nicht  auf  einer  wenigstens  mög- 
lichen Deutung  beruhen,  sondern  der  wahren  Meinung  des 
Ursprünglichen  vielmehr  Gewalt  anthun,  ist  nicht  zu  leugnen. 
Ich  halte  es  aber  für  eine  Umkehrung  des  wirklichen  Sach- 
verhalts, wenn  man  die  „tendenziöse"  Aenderung  nicht  als 
einen   letzten  Auswuchs   der  herrschenden  Willkür ,    sondern 


^)    Vgl.  1  Sam.  20,  18.  26. 


29 

als  das  treibende  Motiv  derselben  betrachtet ,  wie  es  Geiger 
thut  in  dem  mehrfach  citierten  Werke :  Urschrift  und  Ueber- 
setzungen  der  Bibel  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  inneren 
Entwicklung  des  Judenthums. 

Nach  dem  Titel  beabsichtigt  der  Vf.  nachzuweisen  ,  wie 
die  verschiedenen  auf  einander  folgenden  Entwicklungsstadien 
des  Judenthums  mit  den  wechselnden  Gegensätzen  der  Par- 
teiungen  sich  abgespiegelt  haben  in  den  verschiedenen  auf 
einander  folgenden  Kecensionen  und  Uebersetzungen  des  Bi- 
beltextes ,  so  dass  derselbe  dem  Einflüsse  wechselnder  ge- 
schichtlicher Motive  unterworfen  gewesen  wäre  und  entgegen- 
gesetzter gleichzeitiger,  je  nach  den  wechselnden  Zeiten  und 
entgegengesetzten  Parteien.  Zu  dem  Ende  wird  die  innere 
Geschichte  des  Judenthums  in  zwei  Perioden  zerlegt,  darnach 
in  zwei  Büchern  zunächst  die  eine  und  die  andere  Periode 
selbst  nach  den  Quellen  characterisiert,  dann  der  Einfluss  der 
herrschenden  Ideen  und  sich  kreuzenden  Interessen  einer  je- 
den auf  die  Behandlung  der  Bibel  nachzuweisen  gesucht. 
Was  nun  die  Darstellung  des  Entwicklungsganges  der  Ge- 
schichte des  Judenthums  von  der  Heimkehr  aus  Babylon  an 
bis  zu  Hadrians  Zeit  anbetrifft,  so  beruht  sie,  wie  mir  scheint, 
auf  einer  wirklichen,  nur  allmählich  und  durch  unwillkür- 
liche Eindrücke  zu  gewinnenden  Anscliauung  der  Dinge,  wel- 
che mit  dem  Einzelbeweise  nicht  steht  und  fällt  ,  gegen  den 
man  öfters  Grund  hat  mistrauisch  zu  sein  *).  Aber  die  Dar- 
stellung der  Geschichte,  obwohl  sie  bei  Geiger  bei  weitem  den 
grössten  Raum  einnimmt  **) ,    ist  hier   doch   nur  Mittel  zum 


*)  Vgl.  z.  B.  die  Art ,  wie  die  vier  Deuteroseis  des  Epiphanias 
(Panarium  S.  224  Pet.)  verwerthet  werden,  a.  a.  0.  S.  158.  Die  Litera- 
tur ist  hier  fast  noch  schwieriger  als  Quelle  zu  benutzen,  wie  die  äl- 
teste christliche  zur  Darstellung  des  nachapostolischen  Zeitalters ;  aber 
Geiger  ist  sich  der  Gefährlichkeit  der  Aufgabe  nicht  so  bewusst,  wie 
Ritschi,  Altkath.  Kirche  S.  1. 

**)  Erstes  Buch:  Geschichte  der  Bibel  von  der  Rückkehr  aus  dem 
Exile  bis  zu  den  Makkabäern  r=  1)  die  Zadokiten ,  2)  die  Literatur, 
3)  die  Ueberarbeitung ;  zweites  Buch:  Geschichte  der  Bibel  von  den 
Makkabäern  bis  zur  hadrianischen  Zeit  =  1)  Sadducäer  und  Pharisäer, 
2)  Anfertigung  neuer  Bibelübersetzungen,  Abschluss  der  Textesfeststel- 
lung ,  3)  Antisadducäische  Aenderungen  ,  ältere  und  jüngere  Halachah 
und  Haggadah,  4)  die  zwei  Makkabäerbücher.  Man  darf  sich  darüber 
nicht  täuschen,  dass  die  Literatur  (I,  2.  II,  4)  nur  als  Geschichtsquelle 
hierher  gehört  (wie  z.  Th.  auch  II,  2.  3)  ,  obwohl  es  bei  Geiger  den 
Anschein  hat,  als  sei  schon  damit  ein  Theil  der  eigentlichen  Aufgabe 
gelöst,  dass  der  Emfluss  der  Zeitbestimmung  auf  die  gleichzeitige  Lite- 
ratur nachgewiesen  wird.  Am  besten  wäre  jedes  Buch  nur  in  zwei  Ab- 
schnitte einzutheilen  gewesen:  1)  der  Character  der  Zeit,  beschrieben 
nach   der  aus  ihr  geborenen  oder  auf  sie  Bezug  nehmenden  Literatur, 


30 

Zweck,  der  eigentliche  Zweck  ist,  die  Abhängigkeit  der  Ue- 
berlieferung  und  Hermeneutik  des  kanonischen  Textes  von 
variierenden  und  conträren  Momenten  der  Zeitgeschichte  zu 
erweisen.  Diesen  nun  halte  ich  für  verunglückt.  Insofern 
hat  allerdings  die  Verschiedenheit  der  Zeit  eine  Veränderung 
auf  diesem  Gebiete  zur  Folge  gehabt ,  als  allmählich  eine 
Reaction  gegen  die  Willkür  eintrat:  so  lange  diese  aber  dau- 
erte, sind  die  Ursachen,  welche  auf  die  Gestaltung  des  Textes 
einwirkten ,  keine  temporären  gewesen ,  sondern  constante, 
solche  ,  die  in  dem  Wechsel  der  Zeiten  sich  gleich  blieben 
und  bei  Sadducäern  so  gut  wie  bei  Pharisäern  *). 

Die  Bedeutung  des  Werks  für  die  Textkritik  beruht  nicht 
auf  den  beiden  ersten  Büchern  ,  welche  vielmehr  den  Werth 
einer  Geschichte  des  jüdischen  Geisteslebens  haben,  sondern 
auf  dem  letzten,  betitelt:  Ursachen  und  Gründe  der  verschie- 
denen Textesrecensionen  **).  Hier  werden  nun  diejenigen 
Aenderungen  besprochen ,  welche  von  jeher  im  allgemeinen 
Interesse ,  in  dem  sich  alle  Zeiten  und  Parteien  vereinigten, 
unternommen  wurden ,  „Umgestaltungen ,  welche  man  vor- 
nahm, um  anstössige  Aeusserungen,  sei  es  gegen  die  religiöse 
und  nationale  Idee ,  sei  es  gegen  sittliche  Anforderungen  zu 
beseitigen" ;  und  an  einer  Reihe  von  Beispielen  ist  es  dem 
Verfasser  wirklich  gelungen,  seinen  Gedanken  durchzuführen. 
Am  meisten  hat  mir  eingeleuchtet,  dass  die  tendenziösen 
Aenderungen  auf  dem  Gebiete  der  Gottesnamen,  die  im  Qeri 
in  bestimmten  Fällen  mit  grosser  Regelmässigkeit  auftreten, 
sporadisch  auch  ins  Ketib  eingedrungen  sind.  Man  pflegte 
in  der  alten  Zeit  auch  den  Jahwe  Baal  (d.  i.  Herr)  zu  nen- 
nen, wie  z.  B.  aus  den  in  Sauls  Familie  herrschenden  Benen- 
nungen   (vgl.    das    benjamin.   Geschlecht   "'^^Xn)    hervorgeht. 

2)  ihr  modificierender  Einfluss  auf  die  Behandlung  der  nicht  in  ihr  ent- 
standenen heiligen  Bücher. 

*)  Ich  will  damit  nicht  leugnen  ,  dass  etwa  einmal  eine  Glosse 
dem  Hasse  der  Pharisäer  gegen  die  Sadducäer  entsprungen  ist  (1  Sam. 
2,  22)  ,  aber  solche  vereinzelte  Erscheinungen  rechtfertigen  nicht  im 
Entferntesten  die  Allgemeinheit  der  Geiger'schen  Betrachtungsweise. 

**)  Der  Titel  befremdet ,  weil  es  darnach  scheint ,  als  ob  in  den 
ersten  beiden  Bb.  keine  Ursachen  und  Gründe  der  versch.  Textesrecc. 
entwickelt  worden  wären:  damit  aber  wäre  vielleicht  das  Richtige,  je- 
doch gewiss  nicht  Geigers  Meinung  getroffen.  Man  wird  sich  die  Sache 
nicht  so  zurechtlegen  können,  dass  die  in  den  beiden  ersten  Bb.  erör- 
terten Motive  gleichmässig  auf  alle  Recensionen  eingewirkt  hätten,  die 
in  dem  dritten  zur  Sprache  kommenden  dagegen  verschieden  auf  die 
„verschiedenen  Textesrecensionen."  Denn  der  Natur  der  Motive  nach 
könnte  höchstens  das  Umgekehrte  der  Fall  gewesen  sein:  gerade  eine 
sadducäisch-pharis.  Ausgabe  ist  undenkbar  —  wie  übrigens  auch  Gei- 
ger andeutet. 


31 

Später  ward  dieser  Gebrauch  verpönt  (Hos.  2,  20)  und  man 
nahm  allmählich  auch  an  den  mit  Baal  zusammengesetzten 
Personennamen  Anstoss.  Das  wirkte  zunächst  auf  die  Deu- 
tung derselben  ein ,  wie  wenn  Jerubaal  *)  in  dem  Einsätze 
Jud.  6,  25 — 32  den  Sinn  von  Jarebbaal  zu  tragen  gezwungen 
wird,  und  zugleich  auf  die  Aussprache,  vgl.  ^sbaal  neben 
Isboseth.  Dann  aber  wagte  man  auch  in  den  geschriebenen  Buch- 
staben einzugreifen,  Einestheils  machte  man  aus  Meri-baal,  ei- 
ner Form ,  die  durch  das  phönicische  Merbaal  (vgl.  Meriamon) 
gesichert  ist,  etwa  Mefi-baal,  was  wohl  bedeuten  sollte:  „der 
den  Baal  anbläst"  {W.  10,  5.  12,  6.  Mal.  1,  13),  oder  auch 
Merib-baal  =  der  mit  Baal  hadert  (1  Sam.  2,  10.  Jes.  27, 
8.  49,  25.  Hos.  4,  4.  lob  10,  2;  „Baal  kämpft"  wäre  unhe- 
bräisch). Andererseits  ersetzte  man  Baal  entweder  durch  die 
Namen  El  (Baaljada,  Eljada)  und  Jahwe  (Baaljada,  Jojada, 
Isbaal,  Isjo  oder  vielleicht  Isja-u)  oder  gewöhnlich  machte 
man  daraus  Boset  (noch  nicht  in  der  weniger  gelesenen 
Chronik).  Das  radikalste  Verfahren  war  jedenfalls,  dass  man 
einen  Namen,  den  man  nicht  über  die  Lippen  bringen  mochte, 
auch  nicht  schreiben  wollte ,  wie  bei  Isbaal  2  Sam.  3.  4. 
einige  Male  geschehen  ist  **). 

Sehr  wenig  kann  man  freilich  Anderes  gelten  lassen. 
Geiger  erkennt  auch  da  Entstellung ,  wo  ein  Anderer  höch- 
stens zufälliges  Verderbnis  zu  entdecken  vermag.  Wenn  1 
Sam.  2,  27  ein  n  aus  ""n^  sich  vor  ~~^-  wiederholt  hat,  so 
weiss  Geiger  sehr  raffinierte  Gründe  dafür  (S.  342),  in  t^"!"^^ 
statt  r-;,wN;j;T2  2  Sam.  13,  9  findet  er  böse  Absicht  (S.  382)! 
Die  sinnlosesten  Schreibfehler  trägt  er  auf  irgend  welche  ob- 
scuren  Autoritäten  hin  in  den  Text  ein ,  wenn  sie  etwas  ent- 
halten, was  dem  religiösen  Gefühle  anstössig  sein  konnte,  um 
dann  die  überlieferte  Lesart  als  tendenziöse  Aeuderung  er- 
klären zu  können  (2  Sam.  16,  12.  20,  1.  S.  324  f.  290).  Jes. 
5,  9.  22,  14  macht  er  es  möglich,    das  Ketib  zu  übersetzen: 


*)     Zu  Jeru66aal  vgl.  SeruJJabel.    In  Wirklichkeit  ist  Jerubaal  wohl 
=  Jeruel  =  Jirmejahu,  vgl.  Delaja,  z/aAoi/m. 

**)  Baal  1  Chr.  8,  30  ist  wohl  mit  dem  folgenden  Namen  zu  ver- 
binden in  Baalnadab.  D"Z-"'  1  Chr.  11,  11  für  ''^V'2't'' =  ":"2~*:;"'N 
(2  Sam.  23,  8)  beruht  vielleicht  ebenfalls  auf  Zufall.  Auch  '^SXS^  , 
ein  benjaminäisches  Geschlecht ,  gehört  hieher  und  ist  =  b"3U;5< ; 
doch  kann  sich  die  Schreibung  richtig  verhalten,  obgleich  daneben  die 
andere  "^NaUJi^^  vorkommt,  in  welcher  j<  für  ^•  kaum  auf  zufäll.  Wege 
entstand. 


32 

„Bei  den  Ohren  Jahwe's  der  Heerscharen!"  (S.  325)  und  das 
allein  naturgemässe  Verständnis  des  Qeri  für  eine  bewusste 
Beseitigung  des  Anthropomorphismus  auszugeben;  folgerecht 
hätte  er  dann ,  da  der  doch  auch  bei  Menschen  sehr  unge- 
wöhnliche Schwur  bei  den  Ohren  hier  keineswegs  durch  den 
besonderen  Zusammenhang  motiviert  ist,  die  Ohren  weiter  als 
Veredelung  ursprünglichen  Bartes  ansehen  müssen.  Und  un- 
ter allen  Umständen  ist  ihm  Unanständigkeit  ein  unumstöss- 
licher  Beweis  der  Echtheit  (1  Sam.  2,  22.  2  Sam.  12,  8.  S. 
272.  378) :  im  Auffinden  von  Obscönitäten ,  welche  der  jetzige 
Text  verdeckt  habe,  leistet  er  Staunenswerthes  S.  385  ff. 

Die  Ueberspannung  der  Tragkraft  des  Princips  nach  die- 
ser Seite  muss  einbringen,  was  es  in  Folge  zu  enger  Fassung 
auf  der  anderen  Seite  an  Fruchtbarkeit  eingebüsst  hat.  In- 
dem Geiger  eine  Menge  zufälliger  Erscheinungen  daraus  ab- 
leitet ,  bringt  er  eine  noch  grössere  Menge  nicht-  zufälliger 
nicht  damit  in  Zusammenhang  *).  Aber  zwischen  den  Aen- 
derungen,  welche  ich  S.  21  ff.  erörtert  habe,  und  denen,  wel- 
che Geiger  III,  2  als  tendenziöse  bespricht,  besteht  kein  Ge- 
gensatz; namentlich  darf  man  sie  nicht  etwa  als  naive  und 
tendenziöse  unterscheiden,  wenigstens  nicht  so,  dass  man  ein 
Bewusstsein  dieses  objectiv  vielleicht  vorhandenen  Unterschie- 
des bei  ihren  Urhebern  voraussetzt  und  sie  demnach  auf  ver- 
schiedene Motive  zurückführt.  Das  Motiv  war  bei  beiden  In- 
teresse an  der  mehr  oder  weniger  als  herrenlos  betrachteten 
Sache,  auch  die  tendenziöse  Aenderung  will  nichts  der  Sache 
fremdes  hineinbringen,  sondern  ihr  nur  zu  besserem  Ausdruck 
verhelfen.  Sie  ist  die  naivste  der  naiven  und  beruht  ihrer 
Möglichkeit  nach  als  Superlativ  auf  schon  vorhandenem  Po- 
sitiv ;  sie  ist  nicht  die  primäre  Ursache  des  schwankenden 
Textes,  sondern  das  letzte  Resultat,  welches  durch  sein  Schwan- 
ken ermöglicht  wurde.  Nur  so  erklärt  sich  die  Relativität 
der  Grenzen  zwischen  beiden  Arten  von  Aenderungen ,  die 
auch  eine  objective  Scheidung  in  sehr  vielen  Fällen  er- 
schwert**), nur  so  die  wunderbare  Inconsequenz,  mit  der  die 


*)  Er  behandelt  sie  theilweise  in  einem  Abschnitte,  der  eigentlich 
ausserhalb  des  Grundgedankens  seines  Buches  steht,  überschrieben: 
„Mangel  an  kritischer  Sorgfalt"  III,  1. 

**)  Zwischen  bJ^VOUJ  "l/2^"'"i  statt  nt!5<"'"i  und  lnU;a~"^i>?  statt 
"^373— i2;|>5  ist  zwar  der  objective  Unterschied  greifbar,  aber  wohin  soll 
man  es  z.  B.  rechnen,  wenn  „Ich"  von  einem  Unterthan  dem  Könige 
gegenüber  gesagt  sehr  häufig  in  „dein  Knecht",  „Du"  im  gleichen 
Falle  in  „mein  Herr",  „Ja"  1  Sam.  26,  17  in  „zu  dienen"  verwandelt 
wird?     Und  tendenziös  kann  man  doch  auch  die  stehenden  Zahlenerhö- 


33 

Tendenz  nicht  durchgeführt,  sondern  nur  sporadisch  und 
abusive  hie  und  da  ins  Ketib  eingedrungen  ist.  Ich  halte  es 
für  eine  That  Geiger's,  dass  er  einen  Gesichtspunkt,  von  wel- 
chem aus  vor  ihm  in  gelehrten  jüdischen  Kreisen  nur  das 
Qeri  und  die  Versionen  im  Unterschiede  vom  Ketib  angese- 
hen wurden,  auf  das  Ketib  selber  übertrug  und  einen  Gedan- 
ken ,  der  ursprünglich  dazu  dienen  sollte ,  eine  eherne  Kluft 
zwischen  dem  Noli  me  tangere  des  geschriebenen  Buchstabens 
und  den  Uebersetzungen  zu  befestigen,  so  erweiterte,  dass  er 
vielmehr  zur  üeberbrückung  der  Kluft  diente;  aber  es  wäre 
zu  wünschen  gewesen,  dass  er  dem  Gedanken,  welchem  sein 
Werk  seine  textkritische  Bedeutung  verdankt,  eine  viel  brei- 
tere Fassung  gegeben  und  nicht  von  vornherein  das  subjec- 
tive  Element,  von  welchem  er  nachwies,  dass  es  auch  in  den 
Grundtext  eingedrungen,  als  tendenziöses  aufgefasst  hätte. 

8.  Das  sind  im  Umrisse  die  kritischen  Grundsätze,  denen 
ich  durch  die  folgende  Arbeit  Geltung  zu  verschaffen  wünsche. 
Ehe  mit  ihnen  die  Probe  gemacht  werden  kann ,  bedarf  es 
jedoch  noch  einer  Verantwortung  hinsichtlich  der  Behandlung 
der  Peschito,  des  Targums  und  der  Vulgata.  Ich  habe  diese 
sowohl  durch  ihren  Text  als  ihre  Hermeneutik  in  engem  Zu- 
sammenhange stehenden  Versionen  mehr  benutzt,  um  an  ih- 
nen die  LXX  zu  prüfen,  denn  als  selbständige  Zeugen.  Als 
solche  sind  sie  nur  nach  genauen  Einzelstudien  zu  gebrau- 
chen, welche  ich  deshalb  nicht  gemacht  habe,  weil  ich  den 
Gewinn  für  nicht  so  bedeutend  erachtete,  dass  es  nicht  gera- 
then  wäre,  hinsichtlich  der  beiden  ersteren  auf  bessere  Texte 
zu  warten. 


hungen  nicht  nennen  oder  solche  harmlose  Erweiterungen ,  wie  sie  z. 
B.  1  Sam.  1,  11.  14.  21.  23.  24  in  der  LXX  vorkommen  ,  obwohl  ein 
religiöses  Interesse  dazu  Anlass  gegeben  hat. 


I.    Samuelis. 


MT.  ==  der  massorethische  Text ,  ER.  =  die  römische  Ausgabe  der 
LXX,  AI.  —  der  Codex  Alexandrinus ,  Itala  =  der  Margo  Codicis 
Legionensis  in  Vercellone's  Yariae  Lectiones,  Hieronymus  =  die 
Uebersetzung  dieses  Kirchenvaters,  am  reinsten  vorliegend  im  cod. 
A.  Vercellone's  (Amiatinus),  Vulgata  =  die  jetzige  römische  Kir- 
chenbibel. 

I. 

1.  *2J"'^<  ■'"'^"i  avd^QWTtog  rjv,  vgl.  zu  v.  3.  —  "H^^  fehlt  der 
LXX  hier  und  v.  24,  aber  auch  14,  40  an  einer  Stelle,  wo 
es  allem  Anscheine  nach  ursprünglich  war,  dagegen  hat  sie 
es  7,  9.  12.  17,  49,  wo  es  im  MT.  nicht  steht.  S.  d.  Einl. 
S^  26.  —  Der  Name  tz:''£-:2  CD^n-onn,  man  deute  ihn  wie 
man  wolle ,  ist  grammatisch  unmöglich.  LXX  las  ■'5'':2  = 
■»Dn:::*).  Also  „es  war  ein  Mann  aus  Hararaathaim,  ein  Sufäer 
vom  Gebirge  Efraim."  Die  Lesart,  aus  der  die  massorethische 
durch  doppelte  Lesung  des  Anfangsbuchstabens  des  folgenden 
Wortes  entstand,  genügt  der  Grammatik  und  wird  bestätigt 
durch  1  Chr.  6,  11  Ketib,  wo  die  Auffassung  des  artikellosen 
''l^'ri  als  Eigennamens  beweist,  dass  der  Name  nicht  erst  von 
dem  Genealogen  aus  dem  Landesnamen  abgeleitet ,  sondern 
anderswo  vorgefunden  wurde  und  zwar  daselbst  ohne  Artikel. 
Die  Annahme  übrigens  der  Lesart  "'Sl^S  zieht  die  von  a^nst^ 
(LXX)  am  Ende  des  Verses  nach  sich,  um  so  mehr,  als  bei 


*)     Zu  2:i(p    =^    Cj-^S  s.  9,  6.  1  Chr.  6,  20,    zu  Zufa    z=    "^D^ir   vgl. 
^ßiaaa,  Pißa,  Zißoyu. 


35 

der  Lesart  des  MT.  das  Gentilicium  von  seinem  Personenna- 
men durch  drei  andere  würde  getrennt  sein:  es  müsste  min- 
destens heissen  "^"^^^  '^J'w^.  „Suf  Efraims"  *),  eigentlich  Lan- 
desname ,  ist  nach  bekannter  Sitte  zum  Ahnherrn  personifi- 
ciert.  —  Noch  bedarf  es  einer  Bemerkung  über  den  Namen 
C2"r*2nn,  der  zwar  in  LXX.  überall  (s.  zu  19,  18) ,  in  MT. 
aber  nur  hier  statt  ~'2-i-  erscheint.  Nach  dem  unvermittel- 
ten Uebergange  zu  der  letzteren  Form  v.  19  zu  schliessen, 
bestand  die  jetzige  Verschiedenheit  der  beiden  Namen  in  v.  1 
und  V.  19  iF.  ursprünglich  auch  im  MT.  nicht.  Thenius  nun 
scheint  zu  glauben  ,  auch  hier  sei  einst  aT'^nr!  die  durch- 
gehende Form  gewesen.  Was  für  ein  Grund  Hesse  sich  denn 
aber  für  die  Substituierung  des  unbestimmteren  nrin  vorstel- 
lig machen?  Vielmehr  tragt  die  Dualform  das  Gepräge  der 
Verdeutlichung  und  Modernisierung  —  Ramathem  oder  Ari- 
mathäa  ist  ein  seit  der  Makkabäerzeit  sehr  bekannter  Ort 
und  der  einzige  seines  Namens.  Wie  sich  nun  in  LXX  nicht 
selten  eine  Modernisierung  oder  Uebertragung  alter  Namen 
findet,  so  kann  ein  vereinzelter  ähnlicher  Versuch  im  MT. 
nicht  auffallen  ,  zumal  bei  einem  so  sehr  der  Verwechs- 
lung ausgesetzten  Namen  wie  Rama.  —  :i:n"r  LXX  '^.''^n']'!? 
s.  meine  Inaugural- Dissertation  De  gentibus  et  familiis  Ju- 
daeis  (Gott.  1870)  S.  27;  "n^  LXX  niD  s.  ebendas.  S.  37  f. 

2.  Zur  Weglassung  des  Artikels  vor  lnni<  (LXX  t^  ^ut^) 
s.  Num.  28,  4.    Ew.  §.  290  f. 

3.  Vgl.  über  den  volleren  Gottesnamen  in  LXX  zu  v.  20. 
—  „Und  dort  waren  die  beiden  Sohne  Eli's."  Von  einem 
Schriftsteller ,  der  uns  mit  Eli  durchaus  noch  nicht  bekannt 
gemacht  hat,  sollte  man  erwarten,  was  LXX  liest:  „Eli  und 
seine  beiden  Söhne."  Andrerseits,  wenn  dies  wirklich  die 
ursprüngliche  Lesart  wäre,  so  begriffe  man  die  Aenderung  im 
MT.  nicht.  Die  Worte  des  letzteren  setzen  eine  vorherge- 
gangene Erwähnung  des  Eli  voraus,  vielleicht  im  Zusammen- 
hange eines  grösseren  Geschichtswerkes;  die  Lesart  der  LXX 
ist  Correctur,  entsprechend  dem  jetzigen  literarischen  Be- 
stände. Hiernach  beurtheilt  sich  auch  das  "n^T^  u;'N  der 
LXX  V.  1  **). 


♦)    Zu   Iv  Naaiß   vgl.  Jos.  15,  43.  ER.      Uebrigens    hat  auch   der 
Chronist  an  unserer   Stelle   davon  wohl  kaum  etwas  gelesen,    dass  Sa- 
muel ein  Efraimit  war.     Vgl.  Ew.  Gesch.  d.  V.  Isr.  3  Ausg.  II.  S.  594. 
♦♦)    Man  könnte  sich  versucht   fühlen,    auch  den  Artikel  in  NUJSn 


36 

5.  C3TN  bedeutet  nicht  „traurig"  oder  „ungern",  höch- 
stens „zornig",  was  hier  nicht  passt.  Es  heisst  auch  im 
Hebr.  nicht  „Person"  ,  geschweige  ,^zwei  Personen"  —  viel- 
mehr die  beiden  Nasenlöcher.  Man  würde  zudem  mit  letzte- 
rer Bedeutung  in  beiden  Modifikationen  nichts  anfangen  kön- 
nen, denn  Genitiv  zum  Stat.  abs.  "D'O  könnte  cz:^i^<  auch  des 
dazwischenstehenden  Jnn>i  wegen  nicht  sein ,  während  doch 
zugleich  der  Akk.  oder  ein  appositioneller  Casus  nicht  an- 
wendbar wären.  Auch  erklärt  man  dj^rs^  tiD-o  nicht  durch 
Verweisung  auf  CD^^En  Dnb;  die  Ausdrucksweise  aber  „eine 
einzige  Portion  für  zwei  Personen"  statt  „zwei  Portionen  für 
Eine  Person"  lässt  an  Verschrobenheit  nichts  zu  wünschen 
übrig.  LXX  las  c^i^  und  damit  löst  sich  der  Knoten.  „Und 
der  Hanna  gab  er  nur  Ein  Stück  *) ;  doch  hatte  er  sie  lieber 
(Deut.  21,  15,  LXX  richtig  erklärend  rjyajta  VTteq  xavTiqv), 
obwohl  Jahwe  ihren  Leib  verschlossen  hatte." 

6.  Was  die  Meinung  des  verschlossenen  Leibes  sei,  wird 
in  LXX  beide  Male  ausführlich  erläutert;  offenbar  für  Grie- 
chen, nicht  für  Juden.  Der  ursprüngliche  LXXtext  lautet, 
wenn  man  auch  noch  die  Duplette  y,ccl  naxä  zrjv  ad-viiLav 
TTJg  Mlipscog  ccvT^g  (=  xazra  Trjv  d-XlijJiv  avxrjg)  streicht,  fol- 
gendermassen :  Der  Herr  hatte  ihren  Leib  verschlossen  xazra 
TYjv  d-Xixpiv  avTijg.  Kai  i^^vfist  dta  tovto'  otl  ovveyiletoe 
'/,vQiog  'atX.  Das  sind  deutlich  nur  Trümmer  des  MT. ,  man 
hat  weder  nn::  noch  ui:-':?nn  verstanden.  So  kommt  es,  dass 
in  LXX  Peninna  zwar  dem  Namen  nach  erwähnt  wird,  wei- 
ter aber  nicht  handelnd  auftritt,  auch  nicht  v.  7. 

7.  In  der  hebräischen  Erzählung  kann  dauerndes  Ge- 
schehen und  einmaliges  Ereigniss  ineinander  überfliessen,  ohne 
dass  deutlich  die  Grenzen  zwischen  beiden  abgesteckt  werden. 
Z.B.  2  Sam.  17,  17:  v.  18.  An  unserer  Stelle  wird  nun  zwar 
mit  lZITti  ■'H"'"  **)  V.  4  die  im  dritten  Vers  berichtete  Gewohn- 


V.  9  durch  eine  vorangegangene  Erwähnung  des  Stuhles  zu  erklären ; 
indes  vgl.  der  Diener  2,  13,  die  Flasche  10,  1,  die  Lanze  18,  11,  die 
Magd  2  Sam.  17,  17,  das  Weib,  die  Decke,  die  Körner  2  Sam.  17,  19, 
die  Eiche  18,  9  und  unzählige  andere  Beispiele,  in  denen  übrigens  der 
Artikel  nicht  überall  auf  gleiche  Weise  erklärt  werden  kann.  _  Häufig 
ersetzt  er  das  Possessivpronomen,  welches  die  Versionen  ihm  nicht  sel- 
ten substituieren. 

*)    Warum,    darüber  klärt   die  Bemerkung  in  LXX  hinter  fiSQlöa 
fiCuv  auf:  oTc  ovY.  rjv  avTtj  ncadiov. 

**)  „und  einst"  14,  1.  2  Reg.  4,  18.  Wörtlich:  „und  es  geschah 
jenes  Tages"  —  auf  die  Frage:  welches  Tages?  ist  aber  die  Antwort: 
desjenigen,   an  welchem  es  geschah.    Vgl.  im  Qoran  wa-id.      Dasselbe 


37 

heit  Elkanas  bestimmt  geschieden  von  dem  v.  4  vgl.  v.  8  fol- 
genden besonderen  Vorfalle,  welcher  unter  Voraussetzung  je- 
ner Gewohnheit  eintreten  konnte.  Aber  während  schon  das 
einmalige  Ereignis,  welches  den  eigentlichen  Gegenstand  der 
Erzählung  bildet,  mit  „und  einst  (bei  einer  solchen  Gelegen- 
heit) opferte  Elkana"  eingesetzt  ist,  tritt  noch  einmal  Bericht 
über  jährlich  dabei  wiederkehrende  Umstände  mit  ]ln3"  ein, 
und  das  Tempus  historicum  wird  nach  langer  Unterbrechung 
erst  in  v.  7  mit  ~-am  wieder  aufgenommen.  Wir  können 
uns  nur  theilweise  dadurch  helfen,  dass  wir  von  '\r\T\  v.  4  an 
bis  ":c"2'i^  V.  7  eine  Parenthese  annehmen :  und  einst  opferte 
Elkana  —  er  pflegte  dabei  aber  der  Peninna  mehrere  Stücke 
zu  geben  und  der  Hanna  nur  eins,  und  Peninna  kränkte  dann 
ihre  kinderlose  Mitfrau  und  so  gieng  es  ein  Jahr  wie  das  an- 
dere —  da  weinte  Hanna  und  ass  nicht  und  Elkana  sagte  zu 
ihr.  Denn  in  Wirklichkeit  ist  die  Umstandsbeschreibung  zu- 
gleich auch  Fortsetzung  der  Erzählung  und  die  Parenthese 
muss  zugleich  auch  aufgenommen  werden  in  den  Zusammen- 
hang zwischen  n3)""  v.  4  und  nrns^'  v.  7.  Aber  wie  gesagt, 
der  Hebräer  hält  es  für  überflüssig ,  nachdem  er  gesagt ,  so 
sei  es  alle  Jahre  geschehen ,  nun  noch  hinzuzusetzen ,  dieses 
Jahr  sei  es  nun  auch  geschehen  und  habe  dann  eine  beson- 
dere Wirkung  gehabt;  er  knüpft  diese  besondere  Wirkung, 
die  keineswegs  alle  Jahr,  sondern  nur  einmal  hervortrat,  ohne 
Bedenken   an   die   als   zeitlos   berichtete   Veranlassung  *).    — 


idem  per  idem  in  Bezug  auf  den  Ort  s.  1  Sam.  23,  13,  in  Bezug  auf 
das  Subject  Deut.  22,  8.  Jer.  9,  23.  Ueberall  wird  das  wenn  auch  nur 
scheinbar  Bestimmte  dem  Unbestimmten  vorgezogen  ,  vgl.  die  Anmer- 
kung zu  1,  3  und  Tuch  zu  Genes.  14,  1.  —  Sogenannte  wört- 
liche IJebersetzung  ist  bei  uZ-t;  ^rr".  so  falsch  als  bei  [ZZI^nlT  oder 
CZI^r.  Namentlich  die  durch  den  Sprachgebrauch  festgesetzte  Ver- 
schiedenheit in  der  Bedeutung  der  letzteren  beiden  Ausdrücke  ,  die 
etymologisch  betrachtet  völlig  identisch  sind  ,  kann  lehren  ,  wie  weit 
man  mit  jener  Wörtlichkeit  kommt,  die  so  oft  der  Deckmantel  sprach- 
licher Unwissenheit  ist.  Xemlich  ZZVrTw  heisst  ,. grade  eben  jetzt"  9, 
12.  13.  Neh.  5,  11,    ZD""*«    aber  ,,erst,  vorab,   zunächst"  im  Vergleich 

zu  einer  der  Zeit  nach  späteren  Handlung  oder  Begebenheit.  Gen.  25, 
31.  33.  1  Sam.  2,  16.  9,  27.  1  Reg.  1,  51.  22,  5.  2  Chr.  18,  4.  Der 
Begriff  ;,Tag"  ist  in  beiden  Redensarten  verschwunden. 

*)  Ich  habe  diese  ausführliche  Erörterung  deswegen  hier  aufge- 
nommen, weil  ich  Anfangs  an  der  Richtigkeit  des  MT.  zweifelte.  Vgl. 
Matth.  4,  23  ff.  14,  13. 


38 

Bei  LXX  fängt  mit  ö^^^i^ '  wie  sie  statt  n:D:?sn  p  las,  das 
Tempus  historicum  wieder  an;  dadurch  wird  zwar  der  Sub- 
jectswechsel  vermieden ,  aber  wegen  LXX  v.  6  ist  die  Elimi- 
nierung der  Peninna  als  handelnder  Person  verdächtig.  — 
Die  Vokalisation  ~"j;^2  niacht  im  Folgenden  t^^3  üirhy  fast 
nothwendig.  Vgl.  v.  9  nb^Dw^  MT.  DbDi\  LXX,  und  zu  n^3a 
2  Reg.  22,  5.  Jer.  52,  11. 

8.  Was  Böttcher*)  über  den  Zusatz  der  LXX  hinter  njfi 
(y,al  eluev  avTcTj  löov  syco,  y,VQL6'  xal  eirtev  amfi)  bemerkt, 
erprobt  sich  zwar  an  2  Sam.  9,  6  nicht,  aber  damit  wird  die 
Entscheidung  Thenius'  für  Aufnahme  desselben  nicht  gerecht- 
fertigt. Denn  da  an  eine  absichtliche  Streichung  im  MT. 
nicht  zu  denken  ist  und  ein  zufälliger  Ausfall  sich  nicht  wahr- 
scheinlich machen  lässt,  so  liegt  es  nach  vv.  5.  11.  14.  19 — 
24  am  nächsten,  eine  Erweiterung  in  LXX  anzunehmen.  — 
TvTtTEL  OB  (rj  KaQÖlcc  oov)  geht  wohl  nicht  auf  'Jhl  zurück,  ob- 
wohl Hieronymus  wenigstens  37"i''  sprach,  sondern  auf  tjS"» 
2  Sam.  24,  10. 

9.  Mit  Recht  entscheidet  sich  Thenius  gegen  MT.  für 
LXX,  namentHch  ist  :ji  ^3sb  Inzr^nm  nothwendig  statt  ''"l^^5 
nn-j;',  wozu  vgl.  2,  15  und  Einh  S.  25.  —  nb"d3  gehört 
gar  nicht  hieher,  da  ja  auch  das  Folgende  noch  in  Silo  spielt; 
also  nb'r'a  oder  auch  nbu;2n. 

»  ■     : 

11.  In  Betreff  der  Varianten  in  den  Gottesnamen  s.  zu 
V.  20.  —  LXX  stellt  aus  den  V^orten  der  Hanna  ein  regel- 
rechtes Nathinäats-  und  Nasiräatsgelübde  her  {/.al  dwaw  av- 
Tov  ivcüTtiöv  oov  doTov  €wg  rj(xeQag  d-avarov  avxov'  xat  olvov 
xal  [A.id^vG(.ia  ov  TtUrat  xal  oldrjQog  ovyi  dvaßijosvai  eitl  ttjv 
7i€<faXrjv  avTOv)  **).  Ihre  Neigung,  alle  Gerechtigkeit  erfüllen 
zu  lassen  (v.  21.  23.  24),  hat  ihr  übrigens  hier  einen  Streich 
gespielt.  Denn  die  Bestimmung  zur  Leibeigenschaft  am  Hei» 
ligthum  schloss  der  Natur  der  Sache  nach  die  Verlobung  zum 
Nasiräat  aus ,  die  Nathinäer  hatten  die  niedrigsten  Dienste 
zu  verrichten,  während  dagegen  die  Nasiräer  sich  von  allem 
Verunreinigenden  streng  absonderten.  Vielmehr  war  nach 
dem  MT.  das  Gelübde  ein  freieres,  in  keine  der  beiden  spä- 
teren Gestaltungen  hineinzuzwängendes,  die  vielmehr  aus  sol- 
chen freien  Anfängen  erst  entstanden.  —  „Und  vergissest  deine 
Magd  nicht"  fehlt  in  LXX,  möglicherweise  als  anstössig. 


*)     Neue  exeg.  krit.  Aehrenl.  I.  1863. 
**)    8.  Num.  3,  9.  18,  6. 


39 

12.  rrrr ,  lies  ''~^-;  denn  es  wird  durch  nSUJn*'  v.  13  auf- 
genommen.    Ebenso  Gen.  27,  33. 

13.  -2b-by  =  n2b-bN  ist  nach  27,  1.  Gen.  24,  45  (wo 
LXX  ebenfalls  die  hebr.  Präpos.  mit  ev  übersetzt,  vgl.  elg 
2rjka)fj,  1,  3)  nicht  anzufechten. 

14.  LXX  und  Thenius  lassen  durch  den  (aus  2,  13  ent- 
lehnten) Kirchenvogt  einschreiten  (^bv  =  zd  Ttmödgiov  ^HXl) 
und  beseitigen  bei  der  Aufforderung  am  Ende  des  Verses  das 
mögliche  Misverständnis  allzu  eilfertiger  und  drastischer  Er- 
füllung.    Vgl.  LXX  25,  37. 

15.  Ueber  n="i  nxp  vgl.  mit  D-"»  rT:;p  derLXX  s.  Thenius. 
Ersteres  heisst  ^starrsinnig." 

16.  'E'/.TeTa'Aa  =  ^'iTi<  des  Chald. ;  zu  ergänzen  ist  nicht 
etwa  manus  meas  (Itala),  sondern  '"^^l.  Folglich  liegt  nur 
eine  etwas  retouchierende  Wiedergabe  von  ^SP"2~  des  MT. 
vor,  entsponnen  aus  n:"  13?. 

18.  Es  ist  nicht  zu  verkennen  und  von  Thenius  mit  tref- 
fenden Gründen  hervorgehoben ,  dass  das  Mehr  der  LXX  im 
Vergleich  zum  MT.  hier  von  sachlicher  Bedeutung  ist.  Man 
wird  entweder  den  vollen  Text  der  LXX  anzunehmen  haben: 
'/.al  elgrjXd^ev  eig  ro  y.aTaXv(.ia.  avTrjg  *)  y,al  scpaye  uera  rov 
dvÖQog  avrfjg  'Aal  ems  statt  des  nackten  "DNH: ;  oder  aber 
dieses  letztere  mit  Syr.  und  mehreren  Codd.  Kenn,  auch  strei- 
chen müssen,  als  Spur  der  Einwirkung  der  alexandrinischen 
auf  die  paläst.  Recension;  vgl.  1,  1.  2,  11.  Nach  dem  zu 
V.  8  Bemerkten  halte  ich  Letzteres  für  vorsichtiger.  —  Die 
letzten  Worte  des  Verses  haben  die  Uebersetzungen  jede  in 
ihrer  Weise  verdeutlicht.  „Gesicht"  kann  auch  im  Deutschen 
einen  besondern  Ausdruck  desselben  bedeuten. 

20.  Die  Stellung  der  Anfangsworte  im  MT.  ist  allerdings 
sonderbar ,    weil   man   der  Sache  wegen    das    "n"'"!   nicht  zum 

nächstfolgenden  Verb  um  ziehen  darf,  sondern  erst  zu  "b^n. 
Thenius  zieht  darum  die  LXX  vor:  y.al  ovveXaße  ymI  eyevijd^r] 
Tij)  y.aiQO)  rcüv  i^iluqcov  /.al  exe/ev  viov.  Indessen  wäre  die 
Umstellung  des  MT.  schier  unbegreiflich.  Vielleicht  wäre 
die  Einschiebung  des  *inM  zwischen  "n'T  und  "bm  zu  er- 
klären aus  der  Gewöhnung  des  Hebräers  an  die  Formel 
„sie  ward  schwanger  und  gebar"  und  aus  seiner  Vorliebe  für 


*)     nh^'vTbn   9,  22.    LXX  hielt  das  Lokale  n  für  das  Pron.  sufi'. 

T  IT  :     •  - 

der  dritt.  Sing.  Fem.    Gegen  Böttcher-Thenius. 


40 

Parataxe.  Also  „Und  es  geschah  im  Neuen  Jahre,  da  gebar 
Hanna  nachdem  sie  schwanger  geworden  • — ."  Nach  Thenius 
jedenfalls,  welcher  D^'"0"'n  ns^psnb  übersetzt  „nach  Ablauf  der 
Schwangerschaftsperiode",  würde,  da  man  nach  der  Empfäng- 
nis natürlich  die  Geburt  erwartet ,  das  ^n^i ,  das  sonst  auf 
etwas  Neues  nicht  selbstverständlich  aus  dem  Vorangegange- 
nen Folgendes  aufmerksam  macht,  trotz  seiner  Stellung  nach 
*inlm  auch  in  LXX  unpassend  sein.  Aber  es  heisst  nicht, 
wie  Thenius  meint,  sondern  wie  'r:y^'r\  in^Tirnb  „zu  Anfang 
des  Neuen  Jahres" ,  wo  das  Laubhüttenfest  gefeiert  wurde 
V.  21 ;  diese  letztere  Angabe  ist  nicht  nur  nothwendig  zum 
Verständnis  von  v.  21,  sondern  auch  an  sich  wissenswürdi- 
ger als  die  andere ,  dass  zwischen  Empfängnis  und  Ge- 
burt Samuels  die  regelmässige  Zeit  der  Schwangerschaft 
lag  *). 

LXX  hat  statt  '^'\TT'  kvqlov  d^aot  Gaßawd-  wie  v.  3.  11. 
Die  im  MT.  vermiedene  Häufung  der  Gottesnamen  steht  viel- 
leicht in  Zusammenhang  mit  einer  Etymologie  von  bi^VOU;, 
als  bedeute  es  =  der  Name  Gottes.  Auf  b^'^  würde  dann 
nur  in  zweiter  Linie  zur  Erklärung  des  Namens  angespielt, 
ähnlich  wie  Josef  in  Verbindung  gebracht  wird  ausser  mit 
CjO"'  auch  mit  qON ,  oder  Zebuion  sowohl  mit  "St  als  auch 
mit  'JST.  Dagegen  geht  der  MT.  wohl  von  der  Erklärung 
„der  von  Gott"  neml.  Erbetene  aus,  indem  12J  =  "i*ir><  galt 
und  1^  ='i'2.j  wie  Gen.  19,  37.  LXX.  —  Für  die  Behaup- 
tung, LXX  habe  jedenfalls  nach  bi^TO'OJ  in  ihrem  Texte  vor- 
gefunden ^'0^?In"l ,  bleibt  Thenius  wie  gewöhnlich  den  Beweis 
schuldig;  vgl.  LXX  Exod.  18,  4  und  meine  Bemerkung  zu 
1  Sam.  25,  34.  Dem  Hebräer  und  Araber  ist  das  idhmär 
elqaul  (Beidh.  IL  179,  11)  sehr  geläufig,  dem  Griechen 
fremd. 

21.  Die  Frömmigkeit  der  LXX  äussert  sich  in  dem  Zu- 
sätze ytal  Ttdaag  tag  öexdrag  rrjg  yrjg  avrov.  Die  Erwähnung 
der  Zehntenabgabe  als  einer  regelmässigen  Leistung  erwartet 
man  gleich  hinter  D''*0^n  n37,  das  ausser  gewöhnliche  ""iia^tl^^l 
darf  nicht  trennend  dazwischen  treten. 


*)  2,  21  findet  sich  "in!m  falsch  eingesetzt.  Das  könnte  auch 
hier  mit  ri^n  "inlm  geschehen  sein;  dadurch  wird  aber  an  dem  Re- 
sultat nichts  geändert,  dass  die  Stellung  der  Worte  im  MT.  im  Ver- 
gleich zu  LXX  die  primäre  ist. 


41 

23.  Für  "-=-:  1.  ^n^T  (LXX).  —  LXX  (ro  e^eX^ov  h  zov 
GTo/Liavög  oov)  und  Thenius  stellen  auch  hier  den  bei  Gelüb- 
den rituellen  Ausdruck  her,  s.  Gesenius  Thes.  S.  615. 

V.  24  ff.  Der  hebräische  und  griechische  Text  unter- 
scheiden sich  inhaltlich  dadurch,  dass  jener  die  mit  dem  Ein- 
führungsopfer verbundene  Darbringung  Samuels  als  selbstän- 
digen Akt  berichtet,  für  welchen  eigens  und*express  die  Reise 
nach  Silo  unternommen  wird ,  während  dieser  sie  anknüpft 
an  das  jährliche  Festopfer.  Damit  hängt  zusammen,  dass  in 
LXX  von  vornherein  Elkana  neben  Hanna  als  Hauptperson 
an  der  Handlung  Theil  nimmt  *) ,  während  er  im  hebr.  Text 
bis  zuletzt  nicht  erwähnt  wdrd  und  schliesslich  2,  11  nur  er- 
scheint ,  um  Abschied  zu  nehmen  und  zwar  hier  an  einer 
Stelle,  wo  in  LXX  Hanna  statt  seiner  genannt  wird  und  de- 
ren Erwähnung  auch  ganz  unentbehrlich  ist ;  s.  zu  v.  28.  Da 
sich  nun  schwerlich  ein  Beweggrund  findet  für  eine  im  MT. 
vorgenommene  Ausmerzung  des  Plus  der  LXX  am  Schluss 
von  V.  24  und  dieses  ausserdem  sehr  Aveitschweifiger  und 
schleppender  Natur  ist ,  so  wird  es  anzusehen  sein  als  ent- 
standen aus  der  durch  v.  21 — 23  veranlassten  Meinung,  als 
sei  Samuels  Darstellung  mit  der  jährlichen  Festwallfahrt  zu- 
sammengetroffen. (LXX  V.  24  „sie  zog  mit  Elkana  hinauf 
mit  einem  Einweihungsopfer  für  Samuel;  in  Silo  angelangt 
brachte  Elkana  zunächst  das  regelmässige  Festopfer  dem 
Herrn  dar,  dann  folgte  die  Opferung  des  Stieres  für  Samuels 
Darstellung").     Vgl.  zu  v.  28. 

24.  Für  n-:;b':;  nnr  1.  zi^x^  ^s  (LXX,  Thenius).  LXX 
fügt  den  übrigen  Opfergaben  y,al  ccQTOig  hinzu  nach  Exod.  29, 
23  f.  Lev.  8,  31  und  fabriciert  aus  dem  gewöhnlichen  ^^Cp 
das  gesetzmässigere  tibo.  —  Ueber  n:^:  "i>':n".  xal  xo  Ttai- 
Sagiov  fj.£T    avTüiv  vgl.  zu  v.  25. 

25.  rjnx^-i    sc.    D^-jn'Cn.     —     Im    Folgenden    lies    Nir.T 

nrsn— =N  nach  LXX   und  füge   hinter   ^b"  die  Worte  n:'3n- 

n)3^  hinzu,  die  sich  fälschlich  vom  Schlüsse  dieses  Verses  an 

den  Schluss  des  vorigen  verirrt  haben  und  dort  obendrein  im 
MT.  verdorben  sind. 


*)  Schon  das  /uer^  avTov  zu  Anfang  von  v.  24  wird  man  von  Elkana 
zu  verstehen  haben,  wenn  der  folgende  Satz  xcd  rb  naiö.  /ust^  avTÜJV 
Sinn  haben  soll.     LXX  las  n"2"   nblTi  statt  n*>2y  n'bvtl.    Mit  dieser 

Aussprache  hängt  das  Fehlen  des  zum  Sinne  nothwendigen   "Pb)2J  '  D 
zusammen. 


42 

26.     Meta  oov  ist   als  Duplette   zu  streichen  und  statt  iv 
riT)  der  ER.  zu  lesen  ev  xomc^  mit  AI. 

28.     Cap.  2,  IIa.     Für  tvt\^    dessen  Tempus   und  Bedeu- 
tung unpassend  sind,    muss  man  mit  LXX  lesen  "'n  und  das 

folgende   N^n   verdoppeln.      In   den  letzten  Worten  v.  28.  2, 
IIa.  stehen  sich  MT.  und  LXX  folgendermassen  gegenüber. 

Zwischen  fiin">  "»D^b  und  n'n"'b  glaubte  man  auch 
V.  19  die  Wahl  zu  haben ,  die  einzige  zufällige  Variante 
findet  sich  im  ersten  Worte.  Wichtiger  aber  als  die  Ent- 
scheidung hierüber  ist  die  Frage  ,  ob  Elkana  oder  Hanna 
das  ursprüngliche  Subject  des  Satzes  seien.  Im  hebr.  Texte 
ist  es  schon  dem  Syrer  sonderbar  vorgekommen,  dass,  nach- 
dem vorher  überall  nur  von  Hanna  die  Rede  war  (seit  v.  24), 
statt  ihrer  jetzt  plötzlich  ein  bislang  nicht  anwesender  Er 
von  uns  scheidet,  der  sich  in  der  Folge  zu  Elkana  entpuppt. 
Wenn  also  statt  dessen  LXX  in  der  That  uns  den  Abschied 
der  Hanna  berichtet,  so  wird  dies  um  so  mehr  das  Ursprüng- 
liche sein,  als  sie  kein  Interesse  hatte,  dem  Elkana  hier  den 
Antheil  an  der  Handlung  zu  verkümmern,  den  sie  ihm  v.  24 
so  weitläuftig  erworben  hatte  *).  Ueber  die  Einsetzung  des 
Subjects  im  MT.  2,  11  s.  die  Einl.  S.  22  f.;  die  Wahl  dieses 
bestimmten  Explicitums,  des  Elkana,  scheint  eine  Spur  der 
Einwirkung  des  Textes  der  LXX  auf  den  MT.  zu  sein  — 
vgl.  V.  18. 

II. 

Das  Lied  der  Hanna  hat  den  Zusammenhang  der  Erzäh- 
lung im  MT.  und  LXX  an  verschiedenen  Stellen  gesprengt; 
der  gleichen  Erscheinung  begegnen  wir  Jos.  8,  30 — 35  bei  ei- 
ner erweislichen  Interpolation.  Auch  wird  dasselbe  in  den 
beiden  Textrecensionen  nicht  mit  den  gleichen  Worten  ein- 
geführt. 

1.  yby  eoT£Q€0jd^7] ,  ähnlich  Syr.  Chald.  Vgl.  den  Syr. 
zu  Prov.  11,  16.  28,  12.  Darnach  ist  eine  Variante  X'^^ 
unwahrscheinlich.  —  ^nbisrn  LXX  statt  mn^3  2«  ist  der  Ab- 
wechslung wegen  vorzuziehen.  —  ^3  vor  dem  vierten  den  drei 


*)    Hiedurch  wird   meine  Beurtheilung  der  LXX  v.  24  bei  Wege 
lang  bestätigt. 


43 

vorangegangenen  vollständig  coordinierten  Glieds  ist  unver- 
ständlich; statt  dessen  liest  LXX  'Z ,  es  hinter  2-;-  auslas- 
send. So  wird  zugleich  die  ermüdende  Gleichförmigkeit  im 
Satzbau  vermieden.  Im  MT.  verdarb  '^  in  "^  und  musste 
dann  des  Sinnes  wegen  anderswo  wieder  eingesetzt  werden. 

2.  "^  20  fehlt  in  LXX ,    dafür  fängt  bei  ihr  das  erste 

Glied  des  Verses  mit  ^^  an.  —  Indem  in  ER.  ayiog  als  Prä- 
dicat  zu  ot'x  Igtl  tiItjv  aot  ergänzt  wird,  erklärt  sich  dieses 
Zurückgreifen  auf  das  erste  Versglied  mit  Ueberspringung 
des  näher  liegenden,  dem  ebensogut  öUaiog  hätte  entnommen 
werden  können,  nur  aus  der  Ordnung  der  Sätze  b  und  c,  wie 
sie  im  MT.  besteht.  Die  Ordnung  c  b  in  ER.  ist  also  nichts 
ursprüngliches,  es  ist  aber  die  Frage,  ob  überhaupt  ovy,  eoTtv 
ayiog  ftkr^v   oov  zum   echten   Bestände  der  LXX   gehört.  — 

1^::  LXX  pi? "? 

3.  Schwerlich  sind  r~Z2  -rn;  richtig  als  einfache  Fe- 
minina Sing,  punktiert ,  in  welchem  Falle  die  Lebhaftigkeit 
der  Wiederholung  wenig  Sinn  hätte,  wie  auch  LXX  nebst  den 
übrigen  Uebersetzungen  meint,    welche   den  einfachen  Plural 

setzen.  Es  werden  Maskulinformen  mit  dem  n  der  Richtung 
sein ;  die  eigenen  Worte  der  Uebermüthigen  werden  ange- 
führt: „Hoch  hinaus,  hoch  hinaus!"  —  Im  Folgenden  las 
LXX  t^'bb'J   (2  Reg.  12,  11)    pr\  b.si    in    einem  Sinne,    der 

den  des  Qeri  *)  nur  deutlicher  ausdrückt  —  das  avTOv  bei 
iTtLTrjöevjLiaza  kommt  auf  Rechnung  der  Uebersetzer,  die  sich 
vielleicht  durch  Ezech.  18,  25  irre  leiten  Hessen. 

5.  ^H?MZTCüd^rjoav  für  ""-Ü;:  führt  auf  T"iCnw  oder  viel- 
leicht auch  ""Cn ,  da  das  Nifal  sonst  nicht  vorkommt.  Aber 
die  schwierigere  Lesart  des  MT.  wird  durch  den  Parallelis- 
mus gestützt:  „Satte  haben  sich  ums  Brot  üerc/e'«^^  und  Hung- 
rige feiern.''  —  Das  'V  des  MT.  und  ^::  der  LXX  haben 
beide  den  Sinn  „ja,  sogar";  warum  dieser  unpassend  gefun- 
den wird  ,  ist  mir  nicht  klar.  —  'hin  ist  von  den  Ueber- 
setzungen sehr  verschieden  gedeutet  und  ergänzt;  in  TtaQijzav 
yrjv  scheint  der  Akkusativ  auf  demselben  Wege  entstanden, 
wie  1,  16  extendi  manus  meas  der  Itala  aus  dem  einfachen 
e'ÄTizctAa. 

8.  Das  letzte  Glied  überlüllt  den  Vers,  liegt  dem  Zusam- 
menhange nicht  nahe  und  fehlt  mit  Recht  in  LXX. 


*)    Ochlah  W  ocblah ,    herausgeg.   von    S.   Frensdorflf.     Hannover 
1864.     S.  98.    Nro.  105. 


44 

9.  LXX :  öiöovg  svxV^  '^^'l  £vxo/Li€V(p  Kai  evXoyrjaev  Ett] 
dr/,aiov,  ort  ovy.  iv  löyvi  xtX.  —  Es  sieht  aus,  als  ob  dieser  Text 
den  Psalm  der  im  Alter  mit  Kindern  noch  gesegneten  Hanna  als 
Danklied  für  die  Erfüllung  ihrer  Bitte  mundgerechter  machen 
wollte.  Denn  worüber  Gott  hier  nach  dem  Zusammenhange 
des  Liedes  gepriesen  wird,  das  ist  sein  Ueberschwänglichthun 
über  alles  Bitten,  nicht  sein  öidovai  evxrjv  toj  sv^of-iivo);  sein 
Erheben  des  Verachteten  auf  den  Fürsten  stuhl  ,  nicht  sein 
ev'koyeiv  ezr]  dtxalov. 

10.  Wenn  man  das  eingesprengte  -avQLog  ayiog  und  den 
Zusatz  aus  Jer.  9,  23  f.  in  LXX  ER.  AI.  abrechnet,  so  un- 
terscheiden sich  die  Recensionen  nur  wenig,  tirr  für  "änn'^ 
ist  vorzuziehen;  1^3?  dagegen  ist  passender  als  rhy  ^  weil  es 
den  Zweck  des  Donnerns  angiebt.  „Er  setzt  seinen  Feind 
(Sing.)  in  Schrecken,  über  ihm  donnert  er  im  Himmel." 

13.  Fasst  man  mit  Hieron.  die  Worte  C2^5nSn  üE'M"i 
G"n— nj<'o*)  alsAkk.  zu  i:^"^  Nb  v.  12,  so  erscheint  das  Beneh- 
men der  Priester  als  OEM  ^5b,  umgekehrt  als  üEiT'O  bei  der 
mass.  Construction.  Für  letztere  spricht,  wie  es  scheint,  die 
Sache.  Das  gewiss  nie  überhaupt  angefochtene  Recht  der 
Priester  auf  einen  Antheil  am  Opferfleisch  wird  v.  13  f.  in 
einer  Weise  ausgeübt ,  welche  durch  das  Waltenlassen  des 
Zufalls  zu  sehr  die  Interessen  der  Parteien  vereinigt,  um  das 
Gepräge  der  Willkür  Einzelner  zu  tragen.  Auch  wird  v.  15  f. 
die  Forderung  von  gekochtem  Fleische  als  herkömmlich  der 
von  rohem  entgegengesetzt,  aber  selbst  die  letztere  stösst  auf 
keinen  besonderen  Widerspruch  der  Opfernden;  als  das  Un- 
leidliche wird  vielmehr  nur  hervorgehoben,  dass  die  Priester 
ihren  Antheil  eher  einzogen,  als  sie  Gotte  den  seinigen  darge- 
bracht hatten.  Die  Sache  selbst  scheint  also  zu  fordern,  dass 
V.  13  f.  angegeben  werde,  was  in  dem  fraglichen  Punkte  zu 
jener  Zeit  Recht  und  Brauch  der  Priester  gewesen  sei ;  nicht, 
in  welcher  Weise  die  Söhne  Eli's  selbige  ausser  Acht  gesetzt 
haben.  Aber  dann  spottet  zunächst  ^^  v.  15  jeglicher  Er- 
klärung. Denn  da  dieses  Gleichartiges  steigert,  so  kann  v. 
13  f.  nicht  dem  v.  15  f.  wie  Recht  dem  Unrecht  entgegenge- 
setzt sein,  sondern  beides  gilt  als  Ueberschreitung  der  Befug- 
nis, nur  das  eine  in  höherem  Masse  als  das  andere.  Ferner 
liegen  auch  in  v.  13  f.  selbst  Andeutungen,  welche  darauf 
führen  ,  dass  daselbst  nur  von  einem  Verfahren  speziell  der 
Söhne  Eli's,    nicht  von  einem  allgemeinen  Privileg  des  prie- 


*)     so  ist  zu  lesen,  mit  den  Uebersetzungen  und  Exod.  29,  28. 


45 

sterlichen  Standes  die  Rede  ist  —  nemlich  der  „Knabe  des 
Priesters",  der  doch  wohl  der  gleiche  ist  mit  dem  v.  15  f.  er- 
wähnten, und  der  Schlusssatz  in  v.  14.  Man  wird  also  doch 
nicht  umhin  können,  auch  schon  v.  13  f.  als  Beweis  der  den 
Söhnen  Eli's  v.  12  abgesprochenen  Kenntnis  Jahwe's  und  in 
dieser  Hinsicht  als  coordiniert  dem  v.  lö  f.  zu  betrachten. 
Die  mass.  Abtheilung  ist  dem  Streben  entsprungen ,  das  als 
Recht  der  Priester  darzustellen,  was  hier  als  Willkür  gilt*). 
Im   Folgenden   lese   ich    mit   LXX :    z^'^rx  nzb^   ;b7Ü" 

und  vermeide  so  die  Unebenheiten  sowohl  der  Grammatik  als 
des  Sinnes,  welche  sich  bei  der  mass.  Lesart  ergeben.  Denn 
während  noch  14,  5  uneigentlicher  Zahn  als  Masculinum  ge- 
braucht wird ,  ist  die  Femininform  des  Zahlworts  im  MT. 
und  die  auffallende  Beiordnung  der  drei  Zähne  zu  der  Gabel 
statt  der  Unterordnung  nur  veranlasst  durch  die  im  Sinne 
nicht  begründete  Determinierung  von  -3-t"0.~  ,  welche  allerdings 
weder  einen  Genitiv  noch  eine  indeterminierte  Apposition  zu 
letzterem  Worte  erlaubte. 

14.  Schreibe  mit  Thenius  ]n::n  "h  (LXX)  statt  ^2  "dh  (MT.). 

15.  np"  ist  besser  als  nj'^^N  der  LXX  —  herrisch  wird  der 
Diener  erst  v.  16  — ;  und  ix  tov  leßrjzog  steht  in  demselben 
Verhältnisse  zu  ""  iiHN  "3  wie  etwa  "r'j  ""nf^"  1,  9  zu 
'Aal  /MzeoTr]  svcottlov  '/.vqlov.  Man  las  die  Buchstaben  nicht 
mehr  und  rieth  auf  Selbstverständliches. 

16.  ""CN""  ist  als  Impf.  cons.  nicht  richtig  punctiert:  es 
könnte  Jussiv  sein.  —  Böttcher's  Einwand  gegen  üZVD  (erst, 
zuvor  Gen.  25,  31.  1  Reg.  22,  5),  es  Hesse  ein  folgendes  "in5<" 
erwarten ,  trifft  viel  stärker  das  von  ihm  vorgezogene  pn!D 
der  LXX ,  denn  die  Relation  von  xzi^li  auf  den  folgen- 
den Satz  ist  auch  ohne  ""imN"  klar,  während  die  Ergän- 
zung 71QWT0V  in  LXX,  womit  nie  CZ"^  übersetzt  wird,  hin- 
reichend beweist,  dass  pn^  eben  das,  worauf  es  hier  ankommt, 
nemlich  das  Zeitverhältnis  zwischen  den  beiden  Sätzen  ""i^ISp"' 
und  np ,  unausgedrückt  lässt.  —  "i":'  =  5^'"5  Ochlah  Nro.  106. 

17.  Nach  3,  13  wird  man  hier  als  Subject  zu  "^i?^-  die 
Priester  anzusehen  haben ,  wie  das  auch  von  vornherein  am 
nächsten  liegt.  Da  der  MT.  auch  3,  13  ändert  (vgl.  2,  13), 
nicht  aber  der  griech.  Text,  so  ist.  es  weniger  wahrscheinlich, 


*)     Auf  die  historische  Wichtigkeil  unserer  Stelle  brauche  ich  wohl 
nicht  aufmerksam  zu  machen. 


46 

dass  dieser  S^:'^•^l:2^i  hier  ausgelassen  ,    als  dass  jener  es  ein- 
geschoben hat. 

20.  Dil/'',  LXX  ausdrucksvoller  öbir""',  woraus  nach  ei- 
nem häufigen  Buchstabenübergange  *)  erst  Q''iD'' ,  dann  Czb'' 
ward.  Umgekehrt  2  Sam.  20,  19.  —  bi^'ä  sprich  als  Paul, 
nach  1,  28.  Für  das  Finitum  des  Qal  ist  die  Bedeutung  des 
Hifil  unerweislich  und  unwahrscheinhch.  Das  Mascuhnum 
erklärt  sich  daraus,  dass  dem  Schriftsteller  unter  dem  ab- 
stracten  rT5i<'j;  das  damit  gemeinte  Concretum  männlichen 
Geschlechts  vorschwebte.  —  Im  Weiteren  ergiebt  die  Combi- 
nierung  der  Varianten  beider  Recensionen  als  ursprüngliche 
Lesart  ro-p'ob  '7bn.  Der  MT.  fasste  das  Verb  pluralisch  als 
3bn,  die  LXX  fasste  es  singularisch  und  ergänzte  UJ^Nn, 
si  Einl.  S.  19  f.  22  f. 

21.  -ipD  ^3,  LXX  richtig  "P^-'i,  vgl.  4,  7  denselben  Fall. 
Böttcher  will  ohne  Bezeugung  Ti^"  vor  "'S  einschieben,  aber 
die  Heimsuchung  Jahwe's  ist  hier  nicht  ein  untergeordnetes, 
nur  zur  näheren  Bestimmung  von  ^nn"  (auf  welches  "'n^" 
hinweisen  würde)  dienendes  Moment,  sondern  die  Hauptsache 
selber.  —  Im  Folgenden  ist  'nnSni  ungereimt  und  ""^  "bim 
der  LXX  im  Rechte. 

22.  Ganz  unzweifelhaft  ist  es  keineswegs,  dass  der  Schluss- 
satz des  Verses  als  für  die  Priester  gar  zu  unanständig  von 
LXX  ausgelassen  sei :  allerlei  Gründe  sprechen  dafür ,  dass 
er  nicht  ursprünglich.  Die  Vergehen,  die  sonst  den  Söhnen 
Eli's  vorgeworfen  werden,  sind  durchaus  anderer  Natur,  Prie- 
sterarroganz und  selbstsüchtiges  Ausbeuten  ihrer  heiligen  Stel- 
lung —  das  Buhlen  mit  den  Tempelweibern  reimt  sich  schlecht 
mit  der  offenbar  fürstlichen  Stellung  dieser  Priester,  Ferner 
ist  nur  hier  von  einem  Ohel  Moed,  sonst  stets  c.  1.  c.  3  von 
dem  Hekal  in  Silo  die  Rede ;  die  ganze  Stelle ,  später  als 
Exod.  38,  8,  ist  wohl  ein  Versuch,  etwa  der  Pharisäer,  dem 
Priesteradel  eins  anzuhängen.  Der  den  Sadducäern  freund- 
liche Josephus,  der  übrigens  die  LXX  vor  sich  hat,  hat  doch 
diesen  Skandal  (aus  dem  Urtext?)  nicht  vergessen. 

23.  Wenn  ^=2^V^  I=::d''-i3-— Jiw^  in  LXX  fehlt,  so  ist  an 
eine  absichtliche  Kürzung  um  so  weniger  zu  denken,  als  ein 
Motiv  zur  Einsetzung  dieser  Worte  im  MT.  sich  leicht  fin- 
den lässt.    Wenn  ferner  die  LXX  ^'^^  cz:^  liest  für  rh^  QJ'n, 


♦)    Einl.  S.  15.  Anm. 


47 

so  ist  zwar  für  n"r:"  in  der  späteren  Zeit  häufig  STibi«?  sub- 
stituiert, das  Umgekehrte  aber  ist  nicht  geschehen.  Es  folgt, 
dass  ^'rr  hier  richtig  und  r;^^<  durch  uZn-J^  hieraus  ent- 
standen ist. 

24.  Der  echte  Text  der  LXX  fangt  in  ER.  erst  mit  ^1} 
TtoulTe  ovTtoq  an  —  was  davor  steht,  ist  eine  dem  MT.  con- 
forme  Duplette.  l3""j2  3?'!2  von  Ewald  richtig  erklärt  (=  in 
Umlauf  setzen,  verbreiten),  bedarf  keiner  Verbesserung. 

25.  Der  dem  v.al  jtQogev^ovzai  vrceQ  avrov  rcgog  y.vqlov  zu 
Grunde    liegende    Text    ist    einfach     5<  "b-r"!    oder    vielleicht 

i<  ""JN  "b  ■,"-'-£■;  vgl.  14,  45;  wäre  aber  auch  die  vermeint- 
liche Herstellung  des  Originals  der  LXX  bei  Thenius  erweis- 
bar ,  so  würde  dadurch  ein  recht  schlechter  Sinn  erzielt : 
„Wenn  ein  Mensch  gegen  einen  Menschen  sündigt ,  so  kann 
man  für  ihn  zu  Gott  beten;  sündigt  er  aber  gegen  den  Herrn, 
wer  kann  für  ihn  beten!"  Denn  weshalb  kann  nicht  in  bei- 
den Fällen  für  den  Sünder  gebetet  werden?  sollte  man  doch 
meinen  ,  eine  Fürbitte  bei  Gott  wäre  vielmehr  nur  in  dem 
Falle  angebracht,  dass  die  Sünde  gegen  ihn  sich  richtet,  er 
also  durch  ihre  Vergebung  nur  sein  eigenes  Recht  aufgiebt, 
ohne  einem  Anderen  dadurch  zu  nahe  zu  treten,  denn  sonst 
wäre  die  Nachsicht  gegen  den  Einen  Ungerechtigkeit  gegen 
den  Andern:  justus  damnatur,  cum  solvitur  reus  (lob  7, 
20  f.  ^,  51,  6).  Ausserdem  aber  fordert  das  betonte  "-  am 
Anfange  des  zweiten  Hauptsatzes  einen  gleichartigen  —  das 
heisst  hier:  das  Subject  enthaltenden  —  Gegensatz  im  ersten 

—  wie  ein  solches  vom  MT.  in  CZTibN  dargeboten  wird. 
Schliesslich,  dass  a^rb^i^  und  "in"'  hier  für  nichts  und  wie- 
der nichts  wechseln,  ist  schwer  zu  glauben  —  an  der  Behaup- 
tung, ersteres  Wort  für  Obrigkeit  zu  nehmen,  sei  unstatthaft, 
ist  nur  so  viel  wahr,  dass  es  allerdings  nicht  grade  die  Obrig- 
keit in  unserem  polizeilichen  Sinne,  sondern  das  Gericht  be- 
zeichnet. 

Der  Sinn  ist  *) :    Für  die  Bereinigung  gewöhnlicher  Kla- 
gen ist   ein   b-^-i   da,    nemlich  Elohim;    ist  aber  Jahwe  die 

klagende  Partei,  so  kann  Elohim  nicht  v^E'a  sein.  Da  die 
Priester  faktisch  Richter  sind,  so  heisst  dies  mit  Weglassung 
der  auf  dem  Spiel  mit  Jahwe  und  Elohim  beruhenden  Pointe : 
des  Priesters  Sünde  gegen  Gott  kann   nicht  vor  dem  Forum 

*)    Ew.  II.  S.  581. 


48 

des  Priesters  beigelegt  werden,  sondern  verfällt  der  unmittel- 
baren göttlichen  Rache. 

Da  übrigens  D''^"7^^  in  dem  hier  gebrauchten  Sinne  ge- 
wöhnlich als  Plural  construiert  wird,  so  spricht  man  am  be- 
sten ^b"S. 

27.  nbJiDr.  Bei  Hitzig's  Auffassung  des  von  LXX  nicht  aus- 
gedrückten n  (Tüb.  Theol.  Jahrbb.  1843  S.  291f.)  stört  ^^^bJD. 
Das  Hineinspielen  der  ruhigen  Versicherung  raubt  dem  Inf. 
abs.  den  Character  der  aufgeregten  und  zornigen  Frage,  wel- 
chen er  alleinstehend  haben  würde.  —  Zufälliger  Ausfall  von 
ü^i^V  (LXX)  nach  D""iTO  war  allerdings  möglich,  nothwen- 
dig  ist  aber  die  Annahme  desselben  nicht;  denn  siehe  6,  18 
D^non  n-ij'onb  D-'n-rb^  ^n:?  14,  2  und  LXX  17,  8  n-'nqy 

T    : 

28.  Elg  ßQüJöiv  am  Schluss  ist  eine  höchst  matte  Er- 
klärung. 

29.  S.  zu  V.  32.     Der  Syr.  hat  den  MT.  vor  sich  gehabt, 

aber  X^y  und  'j"^^   verwechselt  (]"^^  =   11^^   seit  der  Wüste 
her)  und  aDfi^"'"i3n  abgeleitet  von  n"i3  =  wählen.  —    ^'O^^b. 
Man  könnte  leicht  "'/O:'  ändern,  aber  das  b  erscheint  auch  in 
''3Sb  der  LXX. 
'  31.     S.  z.  V.  33. 

32.  Der  Vers  giebt  eine  Wirkung  an  ,  welche  die  Erfül- 
lung der  Drohung  v.  31  auf  Eli  ausüben  werde;  das  gedrohte 
Ereignis  würde  darnach  also  in  jedem  Falle  zu  Eli's  Lebzei- 
ten noch  eintreten.  Hierauf  fussend  kommt  man  unvermeid- 
lich zu  totalem  Misverständnisse  der  ganzen  Weissagung. 
Ein  Ereignis  aus  der  Zeit  Eli's,  auf  welches  die  Weissagung 
V.  31  einigermassen  passt,  ist  nur  die  unglückliche  Schlacht 
gegen  die  Philister  mit  ihren  Folgen  c.  4;  #a  nun  aber  die 
Geschehnisse  v.  33  und  das  correlate  v.  35  in  dem  v.  31  ge- 
meinten begründet  und  wenigstens  ihren  Anfängen  nach  die- 
sem gleichzeitig  sind,  so  wird  man  genöthigt,  v.  33  von  einem 
dem  Schlage  c.  4  Entronnenen  aus  priesterlichem  Geschlechte 
zu  verstehen ,  v.  35  aber  von  Samuel.  Abgesehen  nun  aber 
von  1  Reg.  2,  27  ist  diese  durch  das  Verhältnis  von  v.  32  zu 
v.  31  allerdings  nothwendig  gemachte  Deutung  der  Weissa- 
gung auch  aus  inneren  Gründen  schier  unmöglich.  Vor  allen 
Dingen  wird  v.  34  das ,  was  hiernach  das  gedrohte  Ereignis 
selbst  sein  müsste,  vielmehr  mit  ausdrückhchen  Worten  als 
blosses  t^"^i  desselben  bezeichnet  —  wenn  aber  das  Erleben 
dieses  Zeichens  dem  Eli  den  Tod  brachte,  wie  ist  es  möglich, 


49 

dass  er  die  Erfüllung  der  dadurch  zu  bewahrheitenden  eigent- 
lichen Weissagung  v.  31  erlebe?  Ausserdem  stimmt  nicht 
eine  einzige  von  allen  Tbatsachen  und  Begebenheiten ,  in  de- 
nen Thenius  von  v.  32  ausgebend  die  Erfüllung  der  Weissa- 
gung suchen  muss,  zu  dem  Wortlaute  derselben.  V.  31  (vgl. 
V.  33)  ist  eine  so  gut  wie  vollständige  Ausrottung  der  Priester 
überhaupt*)  angekündigt;  das  Unglück  c.  4  hatte  aber  nahe- 
zu fünfundachtzig  von  ihnen  übrig  gelassen,  keineswegs  bloss 
den  Ahitub,  auf  dessen  Fund  sich  Thenius  ordentlich  etwas 
zu  Gute  thut,  obwohl  ausserdem  das  3"'~n"'5T  "2":7~ii^^  mV-Db 
V^rsrTN  V.  33  auf  einen  Mann  nicht  passt,  der  ganz  plötz- 
lich ums  Leben  kam ,  dessen  Sohn  aber  noch  geraume  Zeit 
lang  die  höchste  priesterliche  Stellung  einnahm.  Endlich  wie 
hat  sich  für  Samuel,  wenn  er  v.  35  gemeint  ist,  die  Weissa- 
gung eines  ]'-i<j  t^"3  (natürlich  eines  Ji^n^  das  als  Priester- 
geschlecht  ]'2N;  war:  zu  diesem  Verständnis  zwingt  der  Ge- 
gensatz) und  wie  die  andere  erfüllt:  „er  (oder  es)  wird  vor 
meinem  Gesalbten  wandeln  alle  Zeit"?  Würde  Letzteres  etwa 
von  dem  Verhältnisse  Samuels  zu  Saul  ausgesagt  werden 
können ,    würde    überhaupt    nur   der   Ausdruck   ^"^zb    '^bnnn 

*n^  w^  von  Samuel ,  dem  Königsmacher ,  gebraucht  werden 
können  ? 

Aus  alle  dem  geht  hervor,  dass  die  erste  Hälfte  von  v. 
32,  sowie  sie  in  MT.  lautet,  unrichtig  ist.  Sie  ist  zu  tilgen, 
denn  erstens  ist  sie  eingeschlossen  zwischen  zwei  identischen , 
beide  gleichmässig  zu  v.  31  gehörenden  Glossen  (s.  zu  v.  33), 
und  zweitens  mangelt  sie  der  LXX.  Nach  dem  was  LXX  v. 
29  liest,  ist  es  das  wahrscheinlichste,  dass  v.  32a  eigenthch 
=  V.  29a  ist.  Wir  gewinnen  somit  das  Recht,  auch  v.  32a 
zur  Vergleichung  und  eventuellen  Emendierung  von  v.  29  zu 
verwenden.  Leider  gehngt  es  mir  nicht,  dieses  Recht  prac- 
tisch  zu  verwerthen ,  obwohl  es  klar  ist,  dass  der  MT.  v.  29 
verbesserungsbedürftig  ist  **). 


*)  nicht  bloss  des  "'bj  T\'>'2  ,  sondern  auch  des  "'b^J  ■'35^  tT'la , 
mit  dessen  Sturze  das  Haus  gestürzt  ist  ,  dem  Gott  alle  Feuerungen 
Israels  gegeben  hat.  Schwerlich  ist  aber  aus  v.  28  zu  beweisen ,  dass 
mit  dem  Yaterhause  Eli's  der  ganze  Stamm  Levi  gemeint  sei ;  nur  so 
viel  steht  fest,  dass  es  das  ganze  Priestergeschlecht  umfasst,  welchem 
die  Verheissungen  in  Egypten  gegeben  sind  und  dass  zwischen  den 
Linien  Eleasars  und  Ithamars  durchaus  kein  Unterschied  gemacht  wird. 

**)    Z.  B.  der  Numerus   '',i::'afl ,    ferner  uZ51S''niinb ,    wofür  man 

das  Reflexiv  oder  CID^SS    flN  erwartet. 


50 

Die  Deutung  1  Reg.  2,  27  ist  richtig.  Während  das  Zei- 
chen des  V.  31  ge weissagten  Ereignisses  1  Sam.  4  ist,  ist  die- 
ses Ereignis  selbst  1  Sam.  22;  der  v.  33  gemeinte  Uebrigge- 
bliebene  ist  Ebjathar,  der  im  Alter  von  Salomo  abgesetzt 
wurde  und  in  der  Priesterstadt  Anathoth  sein  Leben  fristen 
musste.  Der  Begründer  eines  nicht  dem  "hv  "'la^^  tT'ia  ent- 
sprossenen dauernden  Priestergeschlechtes  v.  35  ist  Sadok, 
der  vielleicht  schon  von  Saul  an  die  Stelle  des  Ahia  gesetzt 
wurde.  Die  Chronik  widerspricht  nicht  bloss  dieser,  sondern 
jeder  Deutung  der  Weissagung.  Denn  diese  sagt  deutlich, 
dass  Gott  an  die  Stelle  des  priesterlichen  Geschlechtes,  dem 
Eli  entstammt,  nicht  bloss  einen  andern  Zweig  des  selben  Ge- 
schlechts, sondern,  da  die  Aufrechterhaltung  der  Gerechtigkeit 
ihm  höher  stehe  als  die  seiner  Privilegien  (Hos.  4,  8),  seinem 
eigenen  Worte  zu  Trotz  ein  anderes  Geschlecht  setzen  werde. 
Wie  sollte  die  Einsetzung  des  älteren  Zweiges  der  Linie  der 
Verheissung  widersprechen?  Es  wird  offenJDar  vorausgesetzt, 
dass  weiter  kein  Erbe  derselben  existierte  als  eben  das  Ge- 
schlecht Eli's.  Von  einem  Wechsel  des  Hauses  Ithamar  und 
Eleazar  weiss  das  ganze  Alte  Testament  und  speciell  unsere 
Stelle  nichts,  und  selbst  die  Chronik  introduciert  ihn  nur  ganz 
schüchtern  durch  die  Hinterthür  *). 

33.  Von  V.  33  b,  wie  er  in  MT.  lautet,  sind  zweierlei  Auf- 
fassungen denkbar.  Er  besagt  entweder,  dass  fast  sämmt- 
liche  erwachsene  Männer  des  Hauses  Eli  auf  Einen  Schlag 
sterben  würden  —  oder  dass  in  alle  Ewigkeit  die  Abkömm- 
linge des  Hohenpriesters  in  der  Blüthe  der  Jahre  weggerafft 
werden  würden,  ohne  das  Greisenalter  zu  erreichen.  Dieses 
letztere  Verständnis  wird  nothwendig  gemacht  durch  W^'wrT'b'Zi 
V.  32  ,  widerspricht  aber  direct  der  Forderung ,  dass  v.  33b 
und  V.  33  a  als  Regel  und  Ausnahme  sich  gleichartig  seien. 
Denn  wenn  v.  33  a  gesagt  wird  „jeden  will  ich  nicht  ausrot- 
ten von  meinem  Altar"  und  wenn  v.  36  von  Uebriggebliebe- 
nen  die  Rede  ist,  so  sind  das  nicht  Einschränkungen  zu  der 
Behauptung  eines  durch  alle  Zeit  sich  forterstreckenden  vor- 
zeitigen Sterbens  der  Erwachsenen,  eines  nach  dem  anderen, 
etwa  an  der  Schwindsucht  —  dabei  kann  ja  das  Geschlecht 
sich  ganz  gut  erhalten  — ,  sondern  zu  der  Behauptung  einer 


*)  Aus  meiner  Erörterung  folgt,  dass  entweder  Ahitub  der  Vater 
Sadok's  ein  anderer  war  als  der  Grossvater  Ebjathars  und  Enkel  Eli's, 
oder  dass  2  Sam.  8,  17  bedeutende  und  nicht  unabsichtliche  Verstel- 
lungen stattgefunden.  —  „Söhne  Eli's"  ward  übrigens  später  ein  Schimpf- 
wort fast  appellativer  Bedeutung,  s.  Geiger  Urschrift  S.  111,  auch  die 
Anm. 


51 

nur  einmaligen  jedoch  allgemeinen  Strages  des  ganzen  prie- 
sterlichen Geschlechts.  Also  ist  erstens  das  mass.  D^u;:>5  v. 
33  b    nicht    am    Platze ,    sondern   dafür   mit    LXX    zu   lesen 

□^■:;:wS  n-nz;  ferner  aber  sind  ^n-33  ]pT  nrn'a  v.  31  und 
a"/C*n~7D  "^I^'nn  l^p'  "■'"■'■"Nb  v.  32  zwei  Varianten  der 
seihen  (LXX  hat  sie  nur  einmal  und  zwar  zu  v.  31)  alten 
Glosse  *) ,  welche  vielleicht  entstand  aus  der  Deutung  von 
V.  31  auf  Hofni  und  Pinehas. 

Dass  LXX  mit  "j^"  und  Vri2  für  l^rr  und  T^TES  Recht 
habe,  erhellt  aus  meinen  Bemerkungen  zu  v.  32. 

111. 

1.  JL(xoTeXXovoa  scheint  y]B  vorauszusetzen,  welches 
durch  2  Chr.  31,  5  empfohlen  wird.  Nach  1"'^  konnte  ein 
i  ebenso  leicht  zugesetzt  werden  als  ausfallen. 

2.  Für  den  Sinn  „zu  jener  Zeit",  welchen  Ninn  Dr3 
kraft  seiner  Rückbeziehung  auf  v.  1  hier  haben  muss  **),  steht 


*)  Die  Verdoppelung  im  MT.  erklärt  sich  durch  das  Eindringen 
von  V.  32  a  zwischen  v.  31  und  v.  32  b.  Dadurch  ward  die  Bestimmung 
von  V.  32  b  vereitelt  und  ein  Substitut  trat  ein. 

**)  Die  sprachlich  unmögliche  Uebersetzung  Thenius'  „zu  der  Zeit 
WO"'  passt  auch  nicht  zum  Sinne.  Denn  die  Angaben  v.  2  f.  dienen 
nicht  zur  Bestimmung  eines  besonderen  Zeitmoments ,  eines  einzelnen 
Tages,  sondern  sie  setzen  täglich  wiederkehrende  Umstände  auseinander 
zum  Verständnisse  eines  einmal  in  sie  fallenden  Ereignisses.  Man  kann 
nicht  übersetzen  „als  Eli  schlief"  oder  gar  „an  dem  Tage,  wo  er  schlief", 
sondern  ^^wührend  E.  schlief."  Von  "'bi^T  v.  2  an  bis  zum  Schlüsse  des 
dritten  Verses  ist  Alles  Zustandsbeschreibung  zu  TT'T  v-  2  oder   logisch 

zu  S^^np"»"!  V.  4.  Dem  ersten  Blicke  ist  es  allerdings  nicht  klar,  wiefern 
alle  diese  Notizen  zur  Beleuchtung  der  Situation  dienen,  in  welche  die 
folgende  Geschichte  fällt.  Unmittelbar  verstehen  sich  als  hergehörig 
die  Angaben,  dass  Eli  und  Samuel  geschlafen  haben,  ebenso  auch  die 
Genauigkeit  in  der  Bestimmung  des  Schlafortes  des  letzteren ;  denn  der 
Umstand,  dass  Samuel  bei  der  Bundeslade  schläft,  steht  in  naher  Be- 
ziehung zu  der  ihm  zu  Theil  werdenden  Erscheinung  dessen  ,  der  ob 
den  Cheruben  thront;  vgl.  auch  Gen.  28,  11  ff.  die  unbeabsichtigte  In- 
kubation, welche  an  unserer  Stelle  durch  die  Accentuation  nicht  fort- 
geschafft werden  kann  (Strabo  S.  761  am  Anf.).  Der  Sinn  aber  der 
Zeitbestimmung  ,,die  Leuchte  Gottes  war  noch  nicht  erloschen",  sofern 
sie  mit  Recht  auf  den  frühesten  Morgen  gedeutet  wird  ,  erklärt  sich 
vielleicht  aus  Tertull.  de  anima  48 :  Certiora  et  colatiora  somniari  affir- 
mant  sub  extimis  noctibus  quasi  jam  emergente  animarum  vigore  pro- 
dacto  sopore.  Am  meisten  Schwierigkeit  macht  die  Nachricht  von  Eli's 
schon  beginnender  Blindheit  in  dieser  Parenthese;  darf  man  sie  zugleich 


52 

in  Dicht  prophetischer  Rede  gewöhnlich  der  Plural,  aber  es 
ist  unnöthig  anzunehmen,  dass,  wenn  einige  Versionen  hier 
wirklich  den  Plural  ausdrücken,  dies  mehr  sei  als  eine  richtig 
deutende  Uebersetzung.  —  Ein  Participium  oder  Adjectiv  nach 
"hTin  ist  nothwe7idig ,  der  Infinitiv  ohne  b  trotz  Böttcher  ge- 
gen die  Grammatik.  Die  Lesart  und  Vokalisation  des  MT. 
ist  darum  jedenfalls  die  richtige. 

3.  ^ETtiö'/.evao&rjvai  (=  l3"'L:n)  mit  Umgehung  des  Er- 
löschens erklärt  sich  aus  Jos.  Antiq.  III.  8,  3  r>Tovg  /uiv  tqsTq 
(von  den  sieben  Xvyvoi  des  heil.  Leuchters)  Itzl  ttj  leqa  Xvxvla 
q)syysLv  eösi  tcZ»  ^£^  nara  Ttäoav  ^/usQav.  Vgl.  Petavius 
animadvv.  ad  Epiph.  haer.  LXVL  704d ,  bei  Dindorf  V. 
S.  210*). 

4.  Wenn  im  Hebr.  berichtet  wird,  einer  habe  den  ande- 
ren gerufen,  so  ist  es  namentlich  wo  zum  ersten  Male  davon 
die  Eede  ist ,  ungewöhnlich ,  den  Angerufenen  sogleich  als 
Vokativ  hinter  das  Verb  des  Rufens  zu  stellen,  bevor  man 
ihn  als  Obj'ect  desselben  eingeführt  hat.  So  begreift  sich  "bi^ 
bi^rö-^  des  MT.  als  Aenderung  von  bi<r/2':i  bt^Tazi  der  LXX. 

6.  Etwas  anderes  als  Vokativ  kann  b^^V/O'^J  lo  nicht  sein, 
einmaliger  Vokativ  aber  wäre  dem  Stil  des  himmlischen  Ru- 
fens zuwider.  Gen.  22,  11.  46,  2.  Exod.  3,  4.  Also  richtig 
LXX :  ^afxovi]}.  2aiiiovr]X ,  während  sie  unrichtig  die  beiden 
folgenden  Worte  überspringt.  Td  öbvteqov  hinter  "'b"  hat 
keinen  Werth.  Thenius  meint  freilich,  willkürliche  Hinzufü- 
gung sei  wegen  ln*il'"'birn  v.  8  nicht  wahrscheinlich,  aber  der 
Spiess  Hesse  sich  auch  umdrehen.  Und  wodurch  sollte  die 
Auslassung  veranlasst  sein? 

7.  Die  Möglichkeit  3'""'  als  Perf.  zu  vokalisieren ,  wird 
hier,  wie  Böttcher  mit  Recht  behauptet,  durch  nbJi''  ausge- 
schlossen. Vgl.  übrigens  zu  Ew.  §.  337  c  meine  Bemerkung 
zu  2  Sam.  3,  10.  „Credere  fas  non  est  —  bemerkt  Houbigant**) 
über  die  Antwort  Samuels  —  Samuelem  praetermisisse  id  ver- 
bum  quo  uno  significare  poterat  se  jam  nosse  eum  qui  se 
vocaret  esse  ipsum  7^''n'>,  Propterea  non  omittunt  „Domine" 
Vulg.  Syr.  et  Arabs,  seu  id  legunt  seu  judicant  esse  legen- 
dum."  Was  die  Vulgata  betrifft,  so  liest  der  Amiatinus  das 
Domine  nicht;    wie  leicht  es  aber  der  Syrer  mit  dem  Hinzu- 


symboliscli  verstehen,    so  erklärt  sie,    warum  nicht  ihm  das  „Gesicht" 
hat  zu  Theil  werden  können.   —   Vgl.  Exod.  33,  11. 
*)     Ich  verdanke  die  Citate  Vercellone. 
*♦)    Biblia  hebr.  cum  notis  criticis.    Vol.  IL    Paris  1753. 


53 

setzen  des  entsprechenden  Wortes  nahm ,  ersieht  sich  aus 
V.  17.  18.  Hinzukommt,  dass  LXX  umgekehrt  auch  v.  9  das 
^".7]"^  auslässt.  Conformierende  Aengstlichkeit  ist  an  sich 
nicht  Sache  des  ursprünglichen  Verfassers  *)  ,  hier  aber  ent- 
spricht das  Verschweigen  des  Namens  von  Seiten  Samuels  d 
Scheu,  welche  es  auch  v.  17  vermeidet,  Jahwe  offen  als  Sub^ 
ject  des  *2"  zu  nennen. 

11  f.  Dass  Tcc  QrjjiiaTa  f.wv  für  das  unbestimmte  n:3":  in 
Rücksicht  auf  c.  2  und  3,  12  entstanden  ist,  liegt  auf  der 
Hand.  3,  12  ist  übrigens  selbst  dem  Zusammenhange  unse- 
res Capitels  ursprünglich  fremd:  die  Weissagungen  2,  27 — 36 
und  c.  3  nehmen  keine  Beziehung  auf  einander,  sondern  ge- 
hen neben  einander  her. 

13.  -^1''  "i-N  "i'JZ,  kann  nur  der  Grammatik  zum  Trotz 
übersetzt  werden  „um  der  Sünde  willen,  dass  er  wusste",  die 
sprachlich  erlaubte  Fassung  „um  der  Sünde  willen,  welche  er 
wusste"    ist   aus  anderen  Gründen  unmöglich.     Man  hat  also 

wohl  das  nur  in  LXX  *'^)  begreifliche  ""  zu  beurtheilen  nach 
Einl.  S.  27  und  es  demgemäss  zu  streichen;  denn  3?""'  Ta;t< 
wird  durch  die  Relation  des  folgenden  23  r^r\'D  i^b"  geschützt. 
—  lieber  □^-'-i<5  a^bbp'o  (LXX)  als  die  richtige  Lesart  s. 
Geiger  a.  a.  0.  S.  271. 

14.  "j^b"  hat  die  LXX  als  "1^  Nb"  {-/.al  ovö^  ovzcog)  noch 
zum  vorigen  Verse  gezogen.    Gen.  4,  15. 

15.  In  MT.  ist  -ip=2  op'ij^i  (LXX)  hinter  npnn — rj  über- 
sprungen. 

17.  ")":Tt<z  "f^  (ER.  für  l^b^^)  ist  kein  Hebräisch,  es  durfte 
nur  ""ITNZ  alleine  stehen ,  nicht  noch  ""  davor.  Denn  für 
unser  „ich  sage  es  dir  ins  Ohr"  sagt  der  Hebräer  „ich  sage 
es  in  dein  Ohr",  nicht  aber  „^^V  in  dein  Ohr."  Ebenso  „ich 
gebe  deinen  Lohn"  für  „^eV  Lohn"  Exod.  2,  9;  =3i<-'n2  'd-> 
für  j^voMs  est  propheta"  Num.  12,  6;  ^iH^Slti  rrnT  Nb  für 
„nicht  dir  wird  der  Ruhm  gehören"  Jud.  4,  9,  vgl.  noch 
Exod.  3,  21.  lob  6,  10.  Es  ist  daher  ool  und  iv  To7g  aoL 
aov  Duplette  (Thenius). 

18.  Nach  "^/2^<■'■  findet  Thenius  das  Explicitum  nöthig, 
warum  nicht  auch  2,  16  oder  4,  18  bei  Subjectswechsel?    Und 


♦)     Ganz   richtige  Grundsätze  werden  darüber  ausgesprochen  Ha- 
mas. 51,  27  f. 

**)   -PDS  yyn  statt  ri-^—n-irt^  lira. 


54 

wie  erst  würde  er  mit  dergleichen   Emendationen   etwa  im 
Qoran  zu  thun  bekommen!     Vgl.  Einl.  S.  22  f. 

20  f.  Nachdem  LXX  ER.  den  MT.  bis  bw^rouj-bi^  v.  21 
wörtlich  wiedergegeben ,  kehrt  sie  zu  einem  inhaltlich  dem 
V:.  20  entsprechenden ,  dem  Wortlaute  nach  verschiedenen 
Satze  zurück,  von  dem  schon  Thenius  geurtheilt  hat,  er  sei 
ein  Seitenstück  zu  v.  20.  Offenbar  aber  enthält  grade  er  den 
echten  Text  der  LXX,  nicht  nur  wegen  seiner  Verschieden- 
heit vom  MT. ,  sondern  auch  deshalb,  weil  sich  an  ihn  das 
Folgende  anschliesst.  Also  ist  Kai  syvcoaav  v.  20  bis  Ttgog 
2a(.wvr]l  v.  21  zu  streichen. 

Die  Frage  nun,  welcher  von  den  beiden  Texten  der  bes- 
sere sei ,  der  eben  festgestellte  der  LXX  (xal  eTtLOtevd^rj  2. 
Tov  7tQ0(p^Tr]g  yeveöd^ai  tcü  kvqIoj  elg  Tvdvra  L  ait  aKQcov  rrjg 
yrjg  xal  stog  axgcov,  kccI  ^HXl  itqeoßvTrjg  GcpoSga  %al  ol  vlol 
avTOv  7tOQ£v6(.i£VOL  BTtOQevovTO  Tcal  ftovrjQcc  Yj  odog  avTwv  evcü- 
TtLOv  KVQLOv)  odcr  der  massorethische  (v.  20.  21  und  4,  1  a) 
ist  nicht  einfach  zu  entscheiden.  Im  MT.  macht  die  Bemer- 
kung V.  21b  einen  äusserst  parenthetischen  Eindruck  und  ver- 
steht sich  eigentlich  nur  für  einen ,  der  schon  7,  17  gelesen 
hat,  als  vorbeugendes  Palliativ  gegen  einen  Irrthum,  den  der 
ursprüngliche  Verfasser  an  dieser  Stelle  nicht  als  möglich 
voraussetzen  konnte.  Die  Erklärung  des  nb;jD  ferner  durch 
mn"'  "1313  beugt  anthropomorphischem  Misverständnisse  vor 
und  hat  etwas  Posthumes:  der  im  Flusse  schreibende  ur- 
sprüngliche Autor  würde  das  Suffix  statt  des  Genitivs  gewählt 
haben.  Andrerseits  zieht  in  LXX  das  dft^  d-agcov  t.  y.  y,al 
€iog  aKQcov  den  kürzeren,  wenn  es  mehr  als  Paraphrase  ist; 
und  dass  der  Herr  auch  fernerhin  dem  S.  in  Schilo  erschie- 
nen ,  kann  kaum  jemand  anders  als  der  erste  Vf.  erzählen, 
während  was  LXX  an  Stelle  dieser  Nachricht  bieten,  deutlich 
Stroh  ist  welches  die  Lücke  stopft;  vgl.  zu  2,  15.  Also  wird 
man  am  besten  thun ,  sich  an  den  MT.  zu  halten  mit  Aus- 
scheidung jedoch  von  v.  21b,  an  dessen  Stelle  4,  la  ein- 
zutreten hat. 

IV. 

1.  Das  Mehr  der  LXX  vor  t^^''l  (ytal  iyevrjd-r]  iv  ratg 
^{Liigatg  ezelvaig  y,al  owad^goi^ovrai  aXXocpvXoL  etcI  laga^X  elg 
7t6le(.wv)  ist  hier  schwer  zu  entbehren,  weil  sonst  das  folgende 
nj^npb  in  der  Luft  steht,  nicht,  weil  ein  Angriffskrieg  nur 
der  Philister  am  Platze  sei  (Thenius).  Im  Gegentheil  könnte 
man  nach  v.  9  eher  den  Israeliten  Veranlassung  zur  Initiative 


55 

zutrauen.  Aus  der  Lage  des  Kriegsschauplatzes  in  der  Nähe 
von  Silo  (V.  13.  16)  und  Mispa  (7,  12),  wohl  in  der  Ebene 
Saron  (vgl.  „Afek  in  Saron"  Jos.  12,  18)  *)  lässt  sich  nichts 
darüber  schliessen.  —  Für  ]3i<^M  lies  p^^. 

2.  'i2J-jn   LXX  e'yihvev. 

3.  n"""'    in"'"iD    i<   T^v  '/.ißcoTov  tov  d-eov  i^fxwv.    Ebenso 

fehlt  auch  v.  4  (zwei  Mal)  und  v.  5  der  LXX  das  n"'ia ,  und 
zwar  mit  Recht  nach  dem  ständigen  Sprachgebrauch  der  Bb. 
Samuelis  (3,  3.  c.  4—7.  c.  14.  2  Sam.  6.  c.  15  mit  alleiniger 
Ausnahme  von  v.  24).  Offenbar  ist  in  MT.  der  Sprachge- 
brauch verbessert,  welcher  Gott  in  zu  nahe  Berührung  mit 
der  Lade  bringt;  aber  nur  an  den  ersten  vier  Stellen,  in  de- 
nen das  Heiligthum  hier  erwähnt  wird,  hat  der  Emendator 
ausgehalten.  Vgl.  LXX.  5,  4.  6,  3.  18.  —  Kai  e^eld^hio  ix 
ineaov  rij^adv  der  ER.  ist  eine  alberne  Spielerei. 

4.  C3  am  Anfange  des  zweiten  Versgliedes  ist  nach  LXX 
zu  streichen ,  weil  hier  erzählt  werden  soll ,  dass  die  beiden 
Priester  mit  der  Lade  ins  Lager  kamen,  nicht  dass  sie  in 
Silo  waren.     Schuld  an  der  Einsetzung  trägt  1,  3. 

7.  Hinter  a"^b^^  ist  Dnbx  (LXX)  nothwendig,  denn  die 
Philister  können  das  Lager  Israels  nicht  schlechthin  „das 
Lager"  nennen.  Dagegen  ist  D^'Mbb^n  nbN  für  das  unbe- 
stimmte DTi^^^  falsche  Wucherung,  und  ebenso  falsch  ist  die 
Auslassung  des  echt  hebräischen  "l"l'0^5■^^  in  LXX,  letztere  of- 
fenbar in  der  Absicht  geschehen  ,  dass  man  nicht  die  Spre- 
cher von  i^  i<z  und  die  von  b  ^'^  für  verschiedene  halte. 
Oval  rj(.uv  ist  zu  streichen  ,  die  LXX  las  e^eXov  i^i-iag  ycvQie 
oi]/n€QOv.  Von  dieser  Lesart  verdient  nur  OTqi.ieQov  Beachtung, 
denn  ■'"^^  ist  offenbar  richtiger  als  "»dtn  und  "i:'^  als  ^^'^^n. 

8.  Das  "ini'os  des  MT.  am  Schluss  des  Verses  ist  nicht 
zu  verstehen,  auch  nicht  wenn  man  mit  LXX  ein  „und"  da- 
vor setzt.  Böttcher  curiert  den  Text  nach  seiner  Art  **);  da 
aber  dabei  vom  Patienten  nicht  viel  übrig  bleibt,  so  ziehe  ich 
vor  zu  lesen  "^^l?^   „und  mit  der  Pest." 


*)    Dort  ist  nach  LXX  zu  lesen  y''^'^b   pSN   Tjb'a  und  Knobeis 
König  von  Lassaron  zu  depossedieren. 

**)  „Das  ''0:3^  verräth,  dass  dahinter  mit  Uebergang  vom  Part,  ins 
Fin.  ursprüngl.  noch  ein  gesteigerter  Machtbeweis  in  kurzem  Satze  ge- 
folgt ist,  nach  Deut.  11,  4  etwa  "ir!"35<n  verschlungen  vom  nachfol- 
genden "ipf/inn,  oder  -^Dl  ""a^<  ausgef.  per  Homöotel.  mit  ■i;3"'^^1." 


56 

12.  'J'''a"'5:3'"'ir''N  heisst  nur  „der  Mann  von  Benjamin", 
entweder  ein  einzelner  bekannter  Num.  25,  8  oder  gewöhnlich 
der  gesammte.  Da  aber  hier  Determination  nicht  am  Platze 
ist,  so  schreibe  man  -»r^a-^Dla  =  •'r/2-'  (LXX). 

13.  Der  MT.  nsro  yr]  nr>  ist  in  seiner  jetzigen  Vokalisa- 
tion  an  sich  unverständlich  ,  da  mit  dem  artikellosen  l'i"! 
nichts  anzufangen  ist  und  entspricht  vor  Allem  der  Forde- 
rung des  Zusammenhanges  mit  v.  18  nicht,  wonach  hier  ein 
Thor  erwähnt  sein  müsste.  Der  Text  der  LXX  1:^12;  n  i^b 
^'^'\7\  nEü^  genügt  allen  Anforderungen  (Nah.  2,  2).  Auch 
würde  sich  daraus  die  Entstehung  des  MT.  wohl  erklären 
lassen;  es  Hesse  sich  nemlich  annehmen,  dass  man  ^"ii  ver- 
setzte ,  um  demgemäss  gegen  den  Zusammenhang  ^^^"^^i^^  le- 
sen *)  und  so  den  anscheinenden  Widerspruch  mit  3,  \.  4,  15 
beseitigen  zu  können,  und  dass  man  dadurch  '^T^rs  verdrängte. 
Sieht  man  von  LXX  ab,    so  würde  dem  MT.  am  leichtesten 

durch    blosse    Einsetzung    von    "^T^rs    hinter    im    geholfen 
werden. 

14  ff.  In  ER.  ist  v.  14.  15  a  Duplette  zu  v.  15  b.  16  a.  Dem- 
gemäss entspricht  dem  hebräischen  Texte  von  v.  14  bis  "»DiX 
V.  16  folgender  griechische:  {Y,al  dvsßorjasv  ^  TtoXig)'**)  y,al 
ecTtev  ""Hh  zdlg  avÖQccGi  zolg  7taQ€OTrjy.6atv  avTco-  Tlg  tj 
q)covrj  Tov  rjxov  tovtov;  ytal  6  dvrjg  öTtevöag  tiqootJX^s  Ttqbg 
""Hh  y.al  eiTtev  ^Eyco  — .  Mit  anderen  Worten :  der  LXX  fehlt 
V.  15  ***).  Da  derselbe  inhaltlich  wichtig  ist,  so  beruht  das 
wohl  auf  einem  —  aber  sehr  alten  —  Versehen. 

16.  Dass  Nachricht  aus  der  Schlacht  Ursache  des  Lärmen 
sei,  setzt  der  Bote  als  dem  Eli  bewusst  voraus  und  sagt  nun, 
da  ja  die  Nachricht  durch  einen  Boten  gebracht  sein  musste: 


*)  Dies  ist  jedenfalls  die  vom  Ketib  beabsichtigte  Aussprache. 
Auch  Ew.  II.  582  nimmt  am  Spähen  Anstoss,  aber  v.  15  ist  recht  wohl 
damit  vereinbar. 

**)  Man  könnte  vermuthen,  dass  die  in  ER.  nächstfolgenden  Worte 
xal  T]xova€v  ^Hlc  r.  ip.  r.  ßorjg  auch  noch  neutrales  Gebiet  wären  :  indes 
würde  man  dann  nicht  7/A^  nach  eiTiev  wiederholt  finden  und  auch  ßorjs 
vgl.  mit  ?j/oi;  spricht  dagegen. 

***)  Wollte  man  ihn  in  ihr  Textgefüge  einsetzen,  so  könnte  das  nur 
zwischen  tovtov  und  xal  d  dvrJQ  geschehen,  an  einer  ganz  anderen  Stel- 
le, als  wo  er  in  MT.  steht;  und  diese  Verschiedenheit  der  Stellung 
würde  sich  nach  2,  1  nur  so  erklären ,  dass  v.  15  nicht  von  jeher  un- 
serem Zusammenhange  integriert  hat:  was  eine  sehr  gefährliche  An- 
nahme wäre. 


57 

ich  bin  der  Bote.  So  rechtfertigt  sich  der  Artikel  beim  Prä- 
dikat, den  auch  LXX  vorfand. 

17.  ^:e"7,  LXX  "tt-o, 

18.  "■'  ""3  ist  in  dem  selben  Masse  zu  viel  wie  ""  v.  13 
zu  wenig;  ausserdem  ist  eine  hier  passende  Bedeutung  von 
""3  nicht  belegbar.  Es  wird  einfach  "'4  zu  lesen  sein;  in 
"■'  ":"2  ist  der  Fehler  neben  der  Correctur  stehen  geblieben, 
weil  man  nicht  gerne  streichen  w^ollte.  —  Die  Differenz  der 
20  Amtsjahre  Eli's  in  LXX  gegen  ihrer  40  in  MT.  wird  auf 
der  Verschiedenheit  der  chronologischen  Ansätze  beruhen, 
denen  LXX  und  MT.  folgten.  Der  Grund,  welchen  Thenius 
gegen  die  kleinere  Zahl  anführt ,  Eli  sei  wohl  nicht  erst  im 
78.  Jahre  Richter  geworden  *),  ist  durch  meine  Bemerkungen 
zu  V.  14  ff.  hinfällig  geworden. 

19.  Zu  erweisen  ,  dass  die  alten  Uebersetzungen  für 
npbn~"5N  hier  gelesen  haben  npb:  ''^j  dürfte  Thenius  schwer 
werden ;  der  Syr.  vielmehr  und  Hier,  haben  so  gut  wie  Luther 
einfach  den  MT.  übersetzt  und  ebenso  auch  wohl  LXX.  Denn 
eine  ganz  wörtliche  Uebertragung  dieses  Wechsels  zwischen 
Infinitiv  und  Finitum  in  fremde  Sprachen  ist  kaum  möglich. 
Uebrigens  ergiebt  sich  aus  der  Vergleichung  von  v.  21  mit 
v.  22  und  von  v.  22  MT.  mit  v.  22  LXX,  dass  man  nach  Be- 
lieben mit  np'"5r;~':?>5  und  npba  "'D  wechselte;  Einl.  S.  25.  — 
Statt  £y,?Mva£  lies  or/.)MG£;  ist  dies  wirklich  auch  Lesart  des 
Symm.,  so  stammt  sie  bei  ihm  aus  der  LXX. 

21  f.     Wenn  LXX  hier  niziri-i2  \^   statt  "133  ''N  las,   so 

erscheint  14,  3  auch  bei  ihnen  ^I(oxaßr]ö,  und  die  nicht  etwa 
erst  aus  MT.  später  in  LXX  eingedrungene  Erklärung  v.  22, 
die  freilich  LXX  wohl  kaum  als  solche  auffasst ,  passt  nur 
auf  letzteren  Namen.  —  V.  22  im  Verhältnis  zu  v.  21b  ist 
eine  ähnliche  nur  anders  veranlasste  Erscheinung  im  hebr. 
Original,  wie  in  der  griech.  Uebersetzung  die  dort  viel  häu- 
figeren Dupletten.  „Es  sollte  durch  v.  22  der  Gedanke  abge- 
wehrt werden,  als  habe  die  Sterbende  das  "0  "■33  nb;,  wie 
v.  21  besagt,  auch  auf  den  Tod  der  lasterhaften  Söhne  Eli's 
bezogen"  (Thenius).  Wenn  übrigens  LXX  v.  21  die  Worte 
b5<"iiL""0  "3  "j  "i'oxb  nicht  liest,  so  hängt  das  mit  ihrem 
Jn"i3ri"i3  ''^^  zusammen. 


*)  Sonderbar  ist  es,  dass,  obgleich  der  Syr.  dem  MT.  in  den  40 
Jahren  folgt,  er  v.  15  von  den  98  doch  noch  20  abzieht.  Das  wäre  viel 
begreiflicher,  wenn  er  v.  18  wie  LXX  läse. 


58 


V. 


2.  Man  könnte,  was  von  v.  2  mit  v.  1  gleichlautet,  fort- 
lassen und  ]1J"  ii"'^  unmittelbar  an  n"7"i"i^>i  anschliessen. 
Aber  das  ist  die  Art  hebräischer  Erzählung :  um  eine  einzige 
neue  Bestimmung  nachzubringen,  wird  eine  eben  erst  gethane 
Aussage  in  vollem  Umfange  wiederholt;  hier  vielleicht  mit 
dem  Nebenzweck,  zu  verhüten,  dass  man  sich  das  Bringen  ins 
Haus  Dagons  als  unmittelbar  mit  dem  Bringen  nach  Asdod 
zusammenfallend  denke.     S.  17,  49. 

3.  Wenn  v.  4  verschwiegen  werden  kann,  wozu  die  von 
Asdod  sich  früh  aufmachten,  als  nach  dem  Vorangegangenen 
selbstverständlich,  so  liegt  in  unserem  Vers  die  Sache  anders, 
und  man  hat  wohl  mit  LXX  vor  tm^tv^  einzusetzen  fi"'^  ■|^5a''^ 
"j'j",  Worte,  deren  Ausfall  sich  durch  darüber  stehende  ähn- 
liche einigermassen  erklärt;  aber  auch  das  folgende  1&<"i''1 
der  LXX  wird  man  am  besten  mit  in  den  Kauf  nehmen,  um 
Einer  Recension  ganz  zu  folgen.  —  Für  "■'5£b  hier  und  v.  4 
fordert  der  Sprachgebrauch  "S— b:^  (LXX)  oder  Tti'^  ;  b 
entstand  durch  bi*.  aus  b^.  Die  übrigen  Abweichungen  der 
LXX  und  des  MT.  erklären  sich  aus  Einl.  S.  2 1  f.  So  bedeu- 
tet das  einfache  ("ipSla)  "i^^D'i;^l  der  LXX  hier  und  v.  4  eben- 
soviel wie  nin'on  "'!2:''l  des  MT.;  so  liegt  das  n::-iN,  welches 
LXX  weder  hier  noch  v.  4  ausdrückt,  implicite  schon  in  blDi 
beschlossen ,  und  „sie  richteten  ihn  auf  und  stellten  ihn" 
(LXX)  ist  nur  etwas  anschaulicher  als  „sie  nahmen  ihn  und 
brachten  ihn  wieder."  —  An  den  Schluss  von  v.  3  ist  in  die 
ER.  eine  ursprünglich  zu  v.  6  bestimmte  wörtliche  Ueber- 
setzung  des  massor.  Textes  von  v.  6  gerathen. 

4.  LXX:  !i2n-  njijisa  ^''CPl:iy:j^^  "»^d  ^^?'i^  frischer  als  die 
entsprechende  Lesart  des  MT.  —  Für  'j!n5"on""b5^  —  '^t\t^ 
findet  sich  in  ER.  eine  doppelte  Uebersetzung  ,  deren  zweite 
die  werthlose  Variante  TVSTzrcoyiOTeg  für  irnim^  liefert.  —  Der 
letzte  Satz  ist  im  Hebr.  unverständlich;  die  Verss.  aber  ha- 
ben, wie  sich  aus  der  Vergleichung  etwa  des  Hieron.  mit  dem 
Chald.*)  ergiebt,  das  Sinnnothwendige  ergänzt,  mit  Ausnahme 
der  LXX,  welche  in  diesem  Falle  nicht  das  seltene  Qccxcg  ge- 
braucht haben  würde.     Indes   hat  auch  der  LXX  kein  ande- 


*)    porro  Dagon   truncus   solus  remanserat  in   loco   suo ,      "JlUb 


59 


rer  hebr.  Text  vorgelegen ;  Qccyjg  ist  aus  pH  gerathen  ,  wie 
ÖQeTtavov  13,  21  aus  "im",  vgl.  Einl.  S.  10  f.  Dem  Verderbnis 
wäre  spielend  abzuhelfen  durch  Streichung  des  Schlussnun  in 

X^i ,  welches  aus  dem  Anfangsnun  des  folgenden  Wortes  sich 
anschweissen  konnte:  „nur  sein  Fisch  war  an  ihm  geblieben." 
Allerdings  müsste  man  dann  annehmen,  dass  Dagon  mit  Fisch- 
leibe dargestellt  wurde;  aber  eben  die  Leichtigkeit  der  vorge- 
schlagenen Aenderung,  die  kaum  Aenderung  genannt  zu  wer- 
den verdient ,  bestätigt  diese  Annahme  ,  wie  auch  der  Um- 
stand, dass  beim  Dagon,  nachdem  Kopf  und  Hände  fort  sind, 
nur  noch  Eins  übrig  bleibt,  als  hätte  er  weder  Füsse  noch 
Beine  gehabt.     Anders  Ew.  IL  S.  586. 

5.  Die  Notiz  am  Schlüsse  des  Verses  in  LXX  {otl  vTteQ- 
ßaivovveg  vTTeqßaivovot)  beruht  zwar  sonder  Zweifel  auf  ge- 
schichtlicher Ueberlieferung  ,  aber  das  genügt  nicht ,  sie  für 
ursprüngliches  Gut  zu  erklären.  Wie  wäre  denn  ihr  Ausfall 
im  MT.  begreiflich  zu  machen? 

6.  Nach  Schleussner  *)  (unttr  eTxdyo),  vavg)  hat  LXX 
unseren  hebr.  Text  vollständig  vor  sich  gehabt  bis  auf  das 
gleichgiltige  n"b"3:J"~S^N"i  "n"ir>^""nN.  Nemlich  ohne  Zweifel 
las  sie  c^"03*  als  jesimem  und  übersetzte  nach  Exod.  15,  26. 
Ezech.  39,  21  irtriyayev  at'roTg  **).  Verwickelter  aber  wird 
die  Zurückführung  der  beiden  Texte  auf  eine  gemeinsame 
Grundlage  in  dem  Folgenden.  Zunächst  muss  der  genuine 
Text  der  LXX  aus  einer  Unzahl  von  Varianten  herausgespürt 
werden ,  denn  mit  ER.  und  AI.  ist  nicht  auszukommen. 
Schleusner  stellt  ihn  wie  es  scheint  also  her:  '/.al  e^rjtaoev 
avTOvg  €lg  rag  vavg;  das  soll  heissen  „er  suchte  sie  heim  an 
ihren  Gesässen."  Aber  für  vavg  ist  die  Bedeutung  eöga,  wel- 
che einige  Schollen  angeben,  nur  gerathen  (dagegen  Itala: 
in  navibus  eorum),  und  i^evaosv  —  so  schreiben  die  beiden 
Schollen ,  denen  die  Lesung  verdankt  wird  —  trägt  noch  die 
Spur  der  Entstehung  aus  i^e^eoev  an  sich.  So  viel  ich  sehe, 
lässt  sich  nur  zwischen  zwei  Varianten  schwanken  1)  xal 
e^i^eaev  aizovg  slg  zag  vavg  und  2)  y,al  i^ißqaaev  avTOvg  elg 


*)    Lexicon  in  LXX  et  reliquos  interpretes  Graecos  ac  scriptores 
apocryphos  V.  T.     5  Bde.    Leipz.  1820.  1821.^ 

**)  nicht  falscher  als  2,  24  rov  /ht]  öovXbvhv  Xccov  O^fco^  Num.  12, 
6  ^«2'  y^vr]TCii  7TQ0(fr}TJ]g  viuülv  y.vqCoh  Viele  Handschriften  ergänzen  zu 
Inriyayov  den  Akk.  [xvag.  Damit  würde  aber  dem  folgenden  xcu  /x^aov 
xtX.  vorgegriffen  und  deshalb  verbessern  wieder  andere  die  Mäuse  in 
Fliegen.  Der  Werth  beider  Ergänzungen  geht  schon  daraus  hervor; 
ausserdem  aber  wäre  ja  dann  von  der  Hauptsache,  der  Pest,  gar  nicht 
die  Rede. 


60 

Tccg  vai;g.  Letztere  wird  freilich  so  von  keiner  Handschrift 
geboten,  sondern  ist  von  mir  erschlossen  aus  der  vielfach  be- 
zeugten Kai  e^ißgaaav  elg  rag  vavg  avTcov.  Diese  ist  nemlich 
deutlich  akkommodiert  der  bei  allen  ihren  Zeugen  vorhergehen- 
den, S.  59  Anm.  2  beurtheilten  Lesart  y.al  ejtijyayev  avxdlg  f.ivag. 
Aber  das  Wort  e^eßqao,  selbst  ist  nicht  erst  behuf  Akkom- 
modation statt  i^ei^eo.  gewählt,  denn  letzteres  passt  zum  Sub- 
ject  /iiveg  sogar  viel  besser  als  ersteres.  Folglich  gewinnen 
wir  als  die  von  dem  Akkommodator  vorausgesetzte  Lesart  die 
unter  2)  aufgestellte.  Nun  bleibt  die  Frage,  ob  1)  oder  2) 
vorzuziehen  sei.  Nro.  2  giebt  einen  Sinn:  „und  er  machte 
sie  fliehen*)  (durch  sein  eTcdyeiv  amdlg)  in  die  Schiffe"; 
Nro.  1  giebt  keinen.  Das  spräche  nicht  unbedingt  dagegen, 
falls  sich  von  Nro.  1  aus  ein  hebräischer  Text  gewinnen  Hesse, 
welcher  seinerseits  verständlich  wäre.  Das  ist  indessen  nicht 
der  Fall;  „in  die  Schiffe"  passt  auch  nicht  zu  irgend  einer 
hebr.  Uebersetzung  von  e^iteoa.  Nro.  2  dagegen  lautet  he- 
bräisch: Q"'tbN^  **)  anb  nnla^i.  Diese  hebräische  Lesart 
selbst  aber  setzt  eine  ältere  voraus,  nemlich  Qnb  n"i5''i  ***) 

C3''bE3'  und  letztere  der  des  MT.  äquivalent,  hat  sich  zum 
Theil  erhalten  in  e^ei;eG£v,  Exod.  9,  9.  2  Makk.  9,  9.  —  lie- 
ber den  von  Thenius  recipierten  Anhang  der  LXX  Y,al  fxeoov 
rfig  ywqag  avrrjg  dvacpviqoav  /.weg  vgl.  zu  6,  4.  Hieronymus 
hat  ihn  nicht,   s.  Vercellone  a.  a.  0. 

8.  LXX  und  Hier,  ziehen  ti^  als  Subj.  zu  °'T52^^''■|  und 
erstere  ergänzt  das  dem  ^0"'  auf  diese  Weise  entzogene  noth- 
wendige  Wohin?  durch  Ttgog  rj(.Lag.  Wie  falsch  diese  Abthei- 
lung sei,  ergiebt  sich  daraus,  dass  Gittäer  in  der  Mehrzahl 
gar  nicht  an  der  Versammlung  Theil  nehmen  ,  sondern  nur 
der  Fürst  von  Gath.  —  Wenn  die  Erwähnung  von  Gath  im 
letzten  Satze  wirklich  noth wendig  wäre  (vgl.  v.  9a),  so  würde 
man  am  leichtesten  mit  fiJ  ^"3^1  statt  J^^^  l!3ö^i  helfen. 

9.  Hinter  Kai  iTtdra^e  tovg  dvdqag  Trjg  7t.  vor  Kai  ertoirj- 
aav  ol  Fed-.  eavzolg  eÖQag  verräth  der  mittlere  Satz  Kai 
eTtdra^ev  airovg  elg  rag  eöqag  avTwv,  dem  wir  schon  einmal 
V.  3  als  Eindringling  begegneten,  deutlich  seinen  apokryphen 


*)  l^ißqtf-d^v  ist  nemlich  Uebersetzung  von  rT'lian  (Einl.  S.  10  f.), 
dessen  Sinn  dem  griechischen  gleichklingenden  Worte  ebenso  unterge- 
legt würde,  wie  in  andern  Fällen  umgekehrt  hebräischem  Homonym  der 
Sinn  des  griechischen.    Trommius,  concord.  Gr.  vers.  LXX,  unter  d.W. 

**)    vgl.  t^I^.     Zu  Gnb  als  Akk.  vgl.  zu  22,  7. 
***)    =  3  Sg.  Impf.  Hif.  od.  3  PI.  Impf.  Qal. 


61 

Ursprung  (aus  v.  6.  MT.).  Der  LXX  hat  kein  anderer  liebr. 
Text  vorgelegen  als  uns;  ""iin'JJ"'  übersetzen  sie  möglichst  ge- 
nerell, das  J»»s  mit  j^ii  (kTColrjGav) ,  aus  Vorsicht,  weil  sie 
es  nicht  verstanden  *).  — •  Zu  wie  viel  Thorheiten  unser  Vers 
Anlass  gab,  ersieht  sich  aus  der  Vergleichung  der  verschiede- 
nen griech.  Handschriften,  der  Itala  und  der  Vulgata.  Aus 
der  Itala  sind  die  Worte  „inieruntque  Getthaei  consilium  et 
fecerunt  sibi  sedes  pelliceas"  in  die  Vulgata  eingedrungen  (s. 
Vercellone  a.  a.  0.),  mit  geistreicher  und  edelmüthiger  Ver- 
besserung der  sedes  aureae  (nach  c.  6)  in  pelliceae  (vgl.  die 
magnae  foveae  der  Itala  10,  2). 

10.  Askalon  und  Ekron  werden  wie  hier  auch  7, 14  in  LXX 
vertauscht.  Das  Fehlen  der  Worte  „und  es  geschah  als  die 
Lade  Gottes  nach  Ekron  kam"  in  verschiedenen  hebr.  griech. 
u.  latein.  Handschrr.  ist  vielleicht  in  Zusammenhang  zu  brin- 
gen mit  dem  Schluss  von  v.  11  in  LXX:  wg  eloriXd^e  'Acßcozög 
d-eov  loQ.  ey.el.  Singularis  —  bemerkt  Verc.  —  est  nota 
quam  circa  hanc  quaestiouem  habet  cod.  N. ;  nam  auctor  non 
modo  provocat  ad  veteres  latinos,  sed  etiam  ad  antiquiores 
quos  contulerat  Codices  hebraeos.  „Quod  interponitur  sie 
Cumque  venisset  aj'ca  Domini  i?t  Accaron  non  habent  libri 
correcti.  Antiquiores  autem  hebraeos  et  latinos  Codices  vidi 
tantum  in  margine  habere,  ünde  pro  non  habito  reputo. 
Require  Jos.  19   (v.  48)." 

11.  Dass  der  Text  der  LXX**)  gegen  den  mass.  hier 
nicht  in  Betracht  kommt,  zeigt  besonders  ni^D,  welches  als 
Prädikat  nur  zu  ""'  passt.  Unleserliches  ""'  veranlasste  in 
LXX  falsche  Satzabtheilung  und  diese  wiederum  die  übrigen 
Differenzen.  Zog  man  nemlich  "^^'^  ni^D  zu  m^'h'D,  so 
wurde  fiTsa  unbequem ,  denn  hinter  „tödtlich"  kommt  „sehr 
schwer"  post  festum;  für  die  letzten  Worte  des  Verses  aber, 
denen  das  Prädikat  genommen  war,  ergänzte  man  als  solches 
aus  —  "*i^  und  nach  v.  10  leicht  N2S  und  setzte  dieses  an  die 

Stelle  jenes  undeutlichen  "\  Weiter  verwandelte  man  den 
anstössigen  Ausdruck  „nachdem  Gott  dahin  gekommen  war" 
in  den  angemessenem  „nachdem  die  Lade  Gottes  — ." 

*)    nach  allgemeiner  Praxis,  bes.  des  Syr.  Chald. 

**)  oxL  lyivr^^r]  avy^vOLg  Iv  uli^  r^  nöXu  ßa^ua  atfo^Qu,  wj  eigrjX&t 
xißüiTog  O^tov  laq.  IxsT. 


62 


VI. 

1 .  LXX  fängt  an :  Tial  e^e^eosv  iy  y^  avtiov  (nvagj  s.  dar- 
über zu  V.  4. 

2.  crnj«^  hinter  Q^'nbtr"^  wird  von  LXX  dargeboten,  denn 
sie  würde  nicht  zu  dem  Finitum  e^afiooTsllers  noch  vinsTg 
hinzugesetzt  haben,  auf  dem  gar  kein  Nachdruck  liegt,  hätte 
sie  es  nicht  in  ihrem  hebr.  Texte  vorgefunden. 

3.  Das  Gewicht  der  Gründe,  welche  Thenius  gegen  2?"n2l 
des  MT.  vorbringt,  vermag  ich  nicht  anzuerkennen.  Las  statt 
dessen  die  LXX  "iS?!?  so  sollte  auch  im  Berichte  von  Wirk- 
lichkeit die  Ursache  ("IS^d)  zunächst  und  dann  die  Wirkung 
('l^iS■l!n)  an  die  Reihe  kommen.  Ferner  erhält  der  letzte  Satz 
bei  der  durch  xal  e^LXaG&rjGezai  v/luv  veranlassten  Abthei- 
lung der  LXX  ein  reichlich  biederes  Gepräge  *)  und  hinkt 
lahm  hinter  dem  Ganzen  her. 

4.  Während  in  MT.  v.  5  im  Umfange  mit  v.  4  sich  deckt 
und  nur  die  Meinung  desselben  genauer  und  gleichsam  tech- 
nischer auseinandersetzt,  ist  in  LXX  v.  4  ausschliesslich  von 
den  Schwären  und  zwar  wie  im  MT.  von  fünfen,  und  v.  5 
ausschliesslich  von  Mäusen  und  zwar  von  unbestimmt  vielen 
die  Rede,  und  beide  Verse  zusammengesetzt  ergeben  erst  den 
Umfang  Eines  hebräischen  **).  Nach  Thenius  nun  beweist 
V.  18,  wo  die  Zahl  der  goldenen  Mäuse  übereinstimmend  als 
der  Zahl  der  sämmtlichen  philist.  Ortschaften  entsprechend 
angegeben  wird,  für  den  Text  der  LXX,  gegen  den  massore- 
thischen.  Damit  möchte  der  wahre  Sachverhalt  genau  auf 
den  Kopf  gestellt  sein.  Abgesehen  davon ,  dass  die  Angabe 
V.  18  an  sich  höchst  unglaublich  ist,  reimt  sie  sich  auch  nicht 
mit  V.  8  und  v.  15 ;  denn  wie  konnte  diese  Tausende  von 
Mäusen  das  Argaz  an  der  Seite  der  Bundeslade  fassen?  Und 
dem  Principe,  auf  welchem  die  ganze  Berechnungsweise  von 
v.  18  ***)  beruht,  widerspricht  die  Schlussbemerkung  in  v.  4. 
Dieselbe  kann  nemlich  nichts  anderes  begründen  sollen ,  als 
die  Fünfzahl  der  Weihgeschenke.     Obgleich  nur  drei  Bezirke 


*)     „Wie  sollte  denn  nicht  seine  Hand  von  euch  ablassen!"  The- 
nius. 

**)     {nivTE   €^Qccg  ^qvaäg)    ort    nrcdcf/ua   ^v   vfxTv   xal   roTg   aQ/ovaiv 
vfidSv  xai  rw  Xao)  xal  fxvg  ^Qvaovg  oixoCbJfia  [töjv  ^vüv  vfxdiv  xtX.). 

***)  „Die  Pest  mochte  fast  nur  in  den  volkreichen  Städten  geherrscht, 
der  Mäusefrass  aber  über  das  ganze  Land  sich  erstreckt  haben,  daher 
nur  fünf  goldene  Beulen,  aber  zahlreiche  goldene  Mäuse."  Thenius 
zu  V.  18. 


63 

nach  c.  5  betheiligt  waren  an  der  Schuld ,  so  soll  doch  die 
Sühne  von  allen  fünfen  getragen  werden,  weil  die  Strafe 
(nr;)^")  unterschiedslos  das  ganze  Volk  getroffen  habe  *). 
Wenn  nun  die  Fünfzahl  ausdrücklich  gewählt  wird,  weil  sie 
Philistäa  als  Ganzes  repräsentiert,  so  genügte  sie  so  gut  für 
die  Mäuse  als  für  die  Schwären,  und  die  Triftigkeit  des  Grun- 
des "i^"  nr;^  "»d  würde  gradezu  zerstört ,  wenn  er  bloss  für 
die  Fünfzahl  der  letzteren  ziehen  sollte.  Da  nun  also  der 
Widerspruch  des  v.  18  gegen  anderweite  unverdächtige  Anga- 
ben des  Cap.  auch  in  LXX  keineswegs  hinwegfällt,  so  ist  zu- 
gleich deutlich,  dass  v.  4.  5,  wie  sie  in  ihr  lauten,  corrigiert 
sind  **).  Im  Verlauf  der  weiteren  Untersuchung  wird  sich 
ergeben,  dass  wir  hier  nur  Eine  der  zahlreichen  Aenderungen 
eines  Redactors  von  c.  5.  6  vor  uns  haben,  die  alle  aus  der 
selben  Wurzel  stammen  und  von  denen  sich  auch  in  MT.  ein- 
zelne Spuren  erhalten  haben.  Vgl.  das  unmittelbar  Folgende, 
dann  die  Bemerkungen  zu  v.  11.  15.  18. 

Hier,  wo  die  Bilder  der  Mäuse  im  MT.  scheinbar  so  un- 
vorbereitet denen  der  Schwären  an  die  Seite  treten ,  ist  der 
Ort,  den  Werth  jener  Anhänge  in  LXX  (nic£t  auch  in  Hie- 
ron.) zu  5,  6.  6,  1  vielleicht  auch  5,  9  zu  beurtheilen,  welche 
das  zweite  Weihgeschenk  motivieren  durch  einen  verheeren- 
den Mäusefrass  ,  der  den  Feldern  Philistäa's  so  verderblich 
ward,  wie  den  Menschen  die  Seuche.  Ich  bin  so  verstockt, 
zu  behaupten,  dieser  Werth  sei  null.  Jene  Bemerkungen  alle 
erklären   sich    ihrerseits   kinderleicht  als  Einsetzungen   eines 


*)  Demnach  liest  LXX  mit  Unrecht  „für  euch  alle,  sowohl  für  die 
Fürsten  als  für  das  Volk" ;  denn  es  kommt  nur  an  auf  das  Gemein- 
same zwischen  den  einen  drei  Fünftheilen  des  Landes  mit  den  übrigen 
zwei.  Am  passendsten  wäre  ,,für  alle"  alleine,  und  es  ist  möglich,  dass 
C2D''3"lDbl  ein  Rest  der  falschen  Erklärung  sei,  die  sich  in  LXX  noch 
ganz  findet.    In  diesem  Falle  konnte  man  CZ^Db  beibehalten,    zumal 

T 

da   auch  in    CJHUjbD   "'jIO    "ISO^    nicht    die    zweite    Person    ange- 
wandt ist. 

**)  Mit  einfacher  Streichung  des  nMÜ  2^  in  v.  4  kam  man  nicht 
aus ,  sondern  die  Bemerkung  '  "iJ";  "'S  v.  4 ,  die  bloss  auf  die  Fünfzahl 
passt  ,  zwang  zur  Eliminierung  der  vorhergehenden  Erwähnung  der 
Mäuse  überhaupt.  Man  hätte  nun  allerdings ,  nachdem  man  v.  4  „und 
fünf  goldene  Mäuse"  ausgelassen  ,  weiter  v.  5  bloss  T  lI2D'''^2]?  "'^b^ 
streichen  können;  da  dann  aber  unklar  geblieben  wäre,  woraus  die 
Mäusebilder  gemacht  werden  sollten  und  was  mit  ihnen  anzufangen 
war,  80  musste  man  sich  zu  einer  etwas  weitergehenden  Modificierung 
des  Textes  entschliessen,  die  übrigens  auch  nur  unnütze  Wiederholun- 
gen preiszugeben  schien. 


64 

Kritikers,  der  ebenso  überlegte  wie  Thenius  zu  5,  6 ,  und  tra- 
gen zudem  jede  an  ihrem  Orte  den  Character  des  angeleim- 
ten Nachtrages;  dagegen  lässt  sich  ein  erdenklicher  Grund, 
der  den  gleichmässigen  Ausfall  derselben  im  MT.  verschuldet 
hätte,  nicht  auftreiben.  Trotzdem  würde  man  allerdings  den 
griech.  Text  herzustellen  haben  ,  wenn  ausschliesslich  dieser 
ein  Verständnis  zuliesse;  aber  dass  dem  nicht  so  sei,  hat  zu- 
erst Hitzig  nachgewiesen  *).  „Die  Maus  nemlich  ist  Bild  der 
Pestbeule" ,  beide  Arten  des  Ascham  haben  ursprünglich  die 
selbe  Bedeutung  (Gen.  41,  25)  und  beziehen  sich  auf  die  glei- 
che Plage.  — ^  Uebrigens  steht  die  LXX  nicht  allein  in  dem 
Misverständnisse ,  welches  bei  ihr  die  Zusätze  c.  5.  6,  1  ver- 
anlasst hat,  sondern  es  tritt  auch  im  MT.  auf;  denn  6,  18 
vgl.  V.  17  wird  auch  hier  offenbar  die  Plage  geschieden  in 
Pest,  welche  nur  die  Hauptstädte  getroffen  und  in  Mäusefrass, 
welcher  das  ganze  Land  verderbt  habe.  V.  18  ist  dann  sei- 
nerseits wieder  eine  Quelle  verschiedener  Irrthümer  geworden, 
s.  oben  zu  v.  4  und  zu  v.  11.  15. 

5.  Der  Ausdruck  „Bilder  eurer  Mäuse,  die  das  Land  ver- 
derben" diente  Vohl  auch  dazu,  das  eben  besprochene  Mis- 
verständnis  zu  unterstützen ,  braucht  aber  weiter  nichts  zu 
besagen  als:  Bilder  von  wirklichen  eigentlichen  Mäusen,  so 
wie  ihr  sie  auf  euren  Feldern  habt. 

7.  !Avev  tcüv  TeKvcov  ist  Uebersetzung  von  i<b  liTN. 
'^y  =n^by;  Tibv  vor  r=:n^b:^  war  im  Texte  der  LXX  aus"- 
gefallen. 

IL  Wenn  der  Grieche  den  Vers  mit  ^mn  ^'il2^y>'^i^i^ 
beschliesst,  so  ist  aus  ihm  nur  zu  verstehen,  dass  das  Argaz 
die  goldenen  Mäuse  nicht  mit  enthalten  habe.  In  diesen  Wi- 
derspruch gegen  v.  8  hat  ihn  wiederum  v.  1 8  verwickelt,  nem- 
lich die  auf  der  dortigen  Angabe  fussende  Ueberlegung,  dass 
einige  tausend  Mäuse  doch  wohl  nicht  in  dem  Argaz  Platz 
gefunden  haben  würden.  Aber  MT.  bietet  hier  ebensowenig 
das  Echte.  Zunächst  ist  er  zweideutig;  cod.  AI.  z.  B.  hat 
ihn  so  verstanden  ,  dass  weder  die  goldenen  Mäuse  noch  die 
Bilder  der  Beulen  in  das  Argaz  gelegt  werden  sollten,  und  hat 
demgemäss  die  unbequeme  Aussage  des  v.  8  frank  und  frei 
in  ihr  Gegentheil  verändert  {xal  ov  ^TJosTe),  vgl.  Einl.  S.  26  f. 
Weiter  fallen  die  tZD-i^nü  im  Ketib  nicht  nur  an  sich  auf, 
sondern  sie  werden  noch  auffallender  durch  ihre  Stellung  erst 


*)  Urgeschiclite  der  Philister  S.  201.  Gesch.  d.  V.  Isr.  S.  125.  Um 
der  Sache  willen  bemerke  ich,  dass  ich  in  der  Deutung  der  Mäuse  un- 
abhängig mit  Hitzig  zusammengetroffen  bin. 


65 

hinter  den  Mäusen,  da  sonst  überall  die  umgekehrte  Reihen- 
folge inne  gehalten  wird.  Also  ist  vielmehr  der  hebr.  Text 
eine  fernere  Glossierung  des  glossierten  griechischen;  v.  11 
ist  nur  bis  TJ5-;5<ir;  echt  und  nach  Streichung  des  Restes  an 
V.  10  anzuschliessen. 

13.  r-N-b,  LXX  TN-pb  Jud.   19,  3. 

14.  Da  das  Stehenbleiben  des  Wagens  von  Wichtigkeit  ist 
und  zu  erwähnen  war,  so  ist  der  Text  '/ml  eorrjoav  sxel  Tcaq 
avTr^  Xid-ov  /ueyav  zu  verwerfen. 

15.  Nachdem  schon  das  Holz  des  Wagens  zum  Opfer  ver- 
brannt ist,  kommen  erst  die  Leviten  im  Plusquamperfektum, 
heben  die  Lade  ah  und  ordnen  neue  Opfer  an.  Der  Vers 
macht  den  Eindruck  des  Nachtrages,  aber  so  leicht  sich  im 
Allgemeinen  ein  Nachtrag  solcher  Art  als  Glosse  erklärt,  so 
wäre  doch  v.  14  der  grosse  Stein  nicht  erwähnt,  wenn  nichts 
von  ihm  zu  erzählen  war.  Auch  ist  unser  Vers,  da  die  gol- 
denen Geräthe  hier  wie  v.  8  im  Argaz  erscheinen  (LXX  cha- 
rakteristisch Ire  avTrjg  für  "2),  älter  als  v.  18  und  LXX  v. 
4  f.  V.  11. 

17.  V.  18  a,  nach  allem  bisher  Erörterten  zu  streichen, 
zieht  auch  seinen  nichtssagenden  Vorgänger  mit  in  den  Ab- 
grund. 

18b.     Nach   dem   Zusammenhang    und   LXX    ist  zu   lesen 

rb"-;-   )2Nr  T^T,    vgl.  Jes.  30,  8.       „Bis   auf  diesen  Tag" 

fehlt  der  LXX  auch  Jos.  5,  9. 

19.  Gegen  die  Integrität  des  MT.  nach  seiner  ersten  Hälfte 
erhebt  Thenius  vor  Allem  ein  sachliches  Bedenken.  Der  an- 
gegebene Grund  der  Niederlage,  das  Erblicken  oder  auch  An- 
sehen der  Lade  ,  sei  unbegreiflich  ,  da  dasselbe  hier  unver- 
meidlich gewesen  und  die  v.  13  vorausgegangene  Notiz  „sie 
freuten  sich  die  Lade  zu  sehen"  mit  dem  vorgeblichen  Glau- 
ben, dass  der  Anblick  der  Lade  den  Tod  bringe,  unvereinbar 
sei.  Hiegegen  bemerke  ich  Folgendes.  Die  Leute  von  Beth- 
semes,  wenn  sie  sich  freuten,  die  Lade  zu  sehen,  konnten 
allerdings  nicht  den  Glauben  haben ,  ihr  Anblick  bringe  den 
Tod.  Aber  was  lässt  sich  daraus  auf  unsern  Erzähler  schlies- 
sen?  Ist  es  etwa  ein  Widerspruch,  zu  berichten  „die  von 
Bethsemes  freuten  sich  die  Lade  Gottes  zu  sehen  *)"  und 
dann  ihren  Tod  darauf  zu  schieben,  T'rp  i<n  "N"i  "»D?  Un- 
vermeidlich ferner  war  es  wohl ,  die  Lade  zu  erblicken ,  aber 
nicht,    sie  sich  zu  besehen,    wovon  hier  allein  die  Rede  ist; 


*)     übrigens  ist  r"N"b  v.  13  die  unwahrscheinlichere  Lesart. 

5 


66 

denn  wenn  !ii<"i  in  eigentlicher  Bedeutung  ein  sichtbares  Ob- 
ject  durch  2  regiert,  so  heisst  es  nicht  „erblicken"  (als  Lei- 
den), sondern  „sich  etwas  besehen,  betrachten"  (als  Hand- 
lung); vgl.  die  Beispiele  bei  Gesenius  Thes.  unter  2).  Von 
Gewicht  ist  daher  nur  das ,  was  Thenius  zu  Anfang  gegen 
den  MT.  vorbringt,  man  sehe  nicht  ein,  warum  hinter  J"  T*" 
wiederholt  sei  ü'J'n  ']■'".  Das  heisst,  man  sieht  recht  wohl 
ein,  dass  die  Rekapitulation  nöthig  ist,  um  die  Worte  „sie- 
benzig  Mann  u.  s.  w."  vor  falscher  Verbindung  zu  schützen. 
Aber  dem  ursprünglichen  Vf.  ist  allerdings  eine  solche  Schreib- 
weise nicht  zuzumuthen,  er  würde  einfach  das  Object  vor  den 

Causalsatz  gestellt  haben.  Statt  des  ersten  T'l  bietet  nun 
die  LXX  ytal  ovk  rjo^eviöav   ol  vlol  ^Ie%ovLOv    =  ^pj   i^bi    ) 

^n^DD^    ^j3    und   statt   a3?3   bietet  sie   üna.      Hiebei   fallen 

T  ;  T  :         ••    :  VT 

nicht  nur  alle  stilistischen  Bedenken  weg,  sondern  die  Lesart 
wird  auch  durch  ihre  Originalität  aufs  entschiedenste  beglau- 
bigt. —  Die  doppelte  Lesart:  70  Mann,  50000  Mann  —  fin- 
det sich  zwar  auch  in  ER.,  ist  aber  gewiss  der  LXX,  welche 
die  Strafe  auf  die  Söhne  Jechonjas  beschränkt,  ursprünglich 
fremd.  Ein  Motiv,  die  kleine  Zahl  zu  erhöhen,  bietet  nur 
der  MT.,  in  dem  ganz  Bethsemes  an  die  Stelle  Einer  Familie 
getreten  war.  Dass  man  dabei  herzhaft  verfuhr  und  die  Tau- 
sende nicht  sparte,  kann  nach  der  Chronik  nicht  befremden**). 

20.  Schüchtern  entscheidet  sich  Thenius  für  Lesung  von 
1'^^  ]■^^^  nach  rhv^^  aber  was  von  diesem  Zusatz  der  LXX  zu 
halten  sei,  ergibt  sich  aus  der  Vergleichung  des  Syr.  zu  un- 
serem Vers  und  zu  v.  3.  9.  In  MT.  unterscheidet  der  Schrift- 
steller nur,  wo  er  im  eigenen  Namen  redet,  sorgfältiger  zwi- 
schen der  Lade  und  Jahwe.  Dagegen  z.  B.  6,  9  f. :  Setzt 
den  Aron  auf  den  Wagen  und  die  goldenen  Geräthe,  die  ihr 
ihm  als  Sühne  gegeben  habt ,  legt  in  die  Truhe  an  seiner 
Seite  und  entsendet  ihn  und  wenn  er  hinaufgeht  nach  Beth- 
semes, so  hat  er  euch  das  Uebel  gethan. 


*)  =  sie  kamen  nicht  gut  davon ,  dass  sie  die  Lade  beschauten. 
Itala:  non  sustinuerunt.  Auf  keinen  Fall  entspricht  ■fl'Oii;  Nb",  denn 
noch  V.  13  z.  B.  ist  n'OiZJ  mit  eixpQcävtai^cu  wiedergegeben. 

**)     Vgl.  die  Literatur  über  uns.  Vers  bei  De  Rossi,  Var.  Lectiones. 


67 


VII. 

2.     --r-,  LXX  n:E^;_.     Vgl.  Ew.  IL  S.  602. 

3  f.  Der  Beziehungslosigkeit  von  v.  3  f.  hilft  Ewald  ab 
durch  Streichung  der  Verse,  Thenius  durch  Einsetzung  ihrer 
Beziehung  vor  v.  2.  Da  dieselben  sehr  gewöhnliche  deutero- 
nomische  Phrasen  enthalten,  so  wäre  jedenfalls  Ewalds  Ver- 
fahren das  richtige,  wenn  sich  nicht  annehmen  Hesse,  dass 
dem  Vf.  von  c.  7  nach  der  Strafe  (c.  4 — 6)  Schuld  des  Volks 
als  deren  Ursache  selbstverständlich  war  —  nach  v.  6  muss 
dies  in  jedem  Falle  angenommen  werden ,  auch  wenn  man 
v.  3  f.  streicht  —  und  dass  er  ferner  als  Schuld  des  Volkes 
nur  die  Eine ,  Abfall  von  Jahwe ,  Götzendienst  kannte  (Jud. 
10).  Was  übrigCDS  Thenius  noch  hinzufügt  zur  Begründung 
einer  Lücke  vor  v.  2,  ist  wenig  stichhaltig.  „Nach  c.  6  hat- 
ten die  Philister  demüthig  die  Lade  Gottes  zurückgebracht, 
woher  nun  hier :  so  wird  er  euch  befreien  von  der  Hand  der 
Philister?"  Als  ob  das  Zurücksenden  der  Lade  auf  eine  Ver- 
änderung des  politischen  Verhältnisses  der  beiden  Völker 
schliessen  lasse !  Die  Forderung  ferner ,  dass  Niemand  sich 
als  Richter  geriere  ohne  vorausgehende  Bekanntmachung,  dass 
er  das  Amt  eines  solchen  übernommen  habe,  ist  hier  um  so 
unberechtigter,  als  Samuels  Auftreten  nach  3,  21.  4,  1  hier 
doch   wahrhaftig   nicht   unerwartet  kommt ;    noch   dazu    wird 

eigentliches  -£'»l"  von  ihm  erst  erwähnt,  nachdem  durch  sein 
Gebet  der  Sieg  bei  Ebenhaezer  erfochten  ist.  —  Schliesslich 
ist  darauf  aufmerksam  zu  machen ,  dass  überall  in  unserem 
Capitel  die  Hand  eines  erkennbar  ist ,  den  die  Geschichte 
Israels  nicht  nach  ihrem  Stoffe  interessierte  ,  sondern  nach 
dem  ihren  Verlauf  prädestinierenden  Gesetze ,  für  dessen 
Nachweis  ihm  alles  stofflich  Individuelle  nur  den  Werth  eines 
einzelnen  Beispiels  hat.  An  einen  Verfasser  aber ,  der  den 
historischen  Stoff  nur  als  Predigttext  benutzen  will,  darf  man 
in  Hinsicht  des  Pragmatismus  keine  Anforderungen  stellen. 

3.  Die  fremden  Götter  =  die  Götzen  (D*'~"2r;)  v.  4. 
Thenius  verkennt  diese  Synonymie ,  wenn  er  es  wegen  v.  4 
für  nothwendig  hält-,  vor  r""rx':'"  einzusetzen  a"b"an,  und 
mit  Unrecht  beruft  er  sich  auf  die  Vulgata,  in  welcher  Baalim 
V.  3  nicht  ursprünglich  ist,  s.  Verc.  a.  a.  0.  Vgl.  12,  10.  Jud. 
2,  13.   10,  6. 

6.  D*2;  fehlt  der  LXX.  Wie  wenig  man  sich  aus  Ilinzu- 
fügung  und  Auslassung  auch  dieses  Wörtchens  machte,  geht 
aus  2,  14.  4,  4.  9,  6.  22  hervor. 


68 

9.  2vv  ttccvtI  rcp  laco  der  LXX  ist  Uebersetzung  von 
b'^bs,  wie  Deut.  13,  16  ftavdrj/nei.  Dagegen  würde  D:'n"~bDS, 
wie  Thenius  geschwinde  retrovertiert ,  durchaus  sinnlos  sein 
und  weder  eine  Verbindung  mit  bs^"»"  noch  mit  nby  zulassen. 

12.  Ob  der  Punct,  welcher  mit  Mispa  zusammen  die  Linie 
begrenzt,  auf  welcher  Ebenhaezer  zu  suchen  ist,  ebensowohl 
ein  bewohnter  Ort  als  ein  einzeln  stehender  Fels  sein  könne 
(Thenius),  möchte  die  Frage  sein.  Denn  zur  zweckmässigen 
Bestimmung  einer  unbekannten  Ortslage  eignen  sich  nur  als 
bekannt  vorauszusetzende  Orte,  schwerlich  aber  ein  anonymer 
Fels.  Wir  erwarten  einen  Eigennamen  eines  wo  möglich  auch 
uns  bekannten  Ortes,  und  dieser  wird  geboten  von  LXX  nyöJT: 
oder  mjU;"'  2  Chr.  13,  ly.  Auch  ^a*  AaO  bezeugt  die  Lesart 
der  LXX,  denn  AaCj  ist  f''^  und  darum  ^a»  1\jl^  für  1S  in"'^ 
v.  11  kein  der  echten  Peschito  zuzuschreibender  Irrthum.  — 
Es  ist  nicht  leicht,  die  Worte  „bis  hieher  hat  uns  Jahwe  ge- 
holfen" zu  verstehen.  Eigentlich  aufgefasst  würde  ^i^Ti  'V 
an  sich  schlechten  Sinn  geben,  und  die  Feinde  wurden  auch 
vielmehr  geschlagen  bis  unter  die  Thore  von  Bethkar;  un- 
eigentlich (Jos.  17,  14.  2  Sam.  7,  18)  darf  man  es  aber  nicht 
fassen,  weil  Ebenhaezer  ein  wirklicher  Ort  ist.  Ich  vermuthe, 
dass  in  dem  "jH  ',:?  ein  ~y  oder  n"y  steckt  und  dass  der 
ursprüngliche  Sinn  war:  „Zeuge  sei  er,  dass  uns  Jahwe  ge- 
holfen", vgl.  6,  18.  Die  Aenderung  von  ni  in  ''^  ist  sehr 
leicht,  im  ersten  n  muss  hi  stecken.     S.  Einl.  S.  15. 

14.  Kai  dicaSioxav  avTccg  der  ER.  ist  zu  tilgen.  Wenn 
LXX  für  „von  Ekron  bis  Gath"  liest  (xtvo  ^^GKaXwvog  ecog 
lAt,oß,  so  ist  Ekron,  die  nördlichste  der  fünf  Philisterstädte, 
hier  so  gut  vorzuziehen  wie  5,  10  ff.  Was  mit  '^A'Cpß  zu  ma- 
chen, ist  dem  ersten  Blicke  unklar;  vergleicht  man  Seph.  2,  4 
iTjnfi  -3^13?   nV:^ ,     so   ergiebt   sich  ,    dass  Gaza  gemeint  sei, 

welche  als  südlichste  Philisterstadt  sehr  wohl  den  zweiten 
Grenzpunct  abgeben  konnte.  —  Das  Mittel,  wodurch  Thenius 
die  Variante  vmI  to  oqlov  ^loQarjl  dcpsllovTo  fx  7.  d.  signi- 
fikant macht  *)  ,  liesse  sich  auf  das  „offenbar  müssige" 
"i;"'     '2n  p'a:!—^^^"    mit    gleich    gutem    Erfolge    anwenden. 


*)  „Die  Philister  hatten  bisher  die  an  den  Grenzen  gelegenen  fe- 
sten Plätze,  Defileen  u.  s.  w.  inne  gehabt,  und  diese  wurden  ihnen  jetzt 
abgenommen."     Liegt  in  dem    "iZJ"'   b'^^  v.  13  eben  so  viel? 


69 

Wenn  man  als  Ausgangspunct  beider  Varianten  annimmt 
1->12  b^:in  c=b'2;-?^Ni ,  so  hat  LXX  das  Suffixum  in  =:'::^2j 
expliciert  (und  zwar  falsch,  denn  am  so  gut  wie  an  kann  nur 
auf  die  vorhergenannten  Städte  gehen,  s.  Ew.  IL  S.  603),  der 
MT.  aber  das  Subject  von  ""lin  (und  zwar  richtig)  vgl. 
Einl.  S.  22  ff. 

16.  An  Stelle  von  :^-p'U  las  LXX  T'-p-o.  Es  ist  mög- 
lich, dass  auch  ^^'p'Q  dem  arabischen  maqäm  entsprechend 
speziell  den  heiHgen  Ort  bedeuten  kann. 

Ylll. 

2.  Josephus  erzählt  Antiq.  VI  3,  2,  Samuel  habe  seine 
Söhne  als  Richter  auf  Bethel  und  Beersaba  vertheilt ,  und 
Ewald  verbessert  danach  den  von  den  üeberss.  beglaubigten 
hebr.  Text.  Indessen  würde  Bethel  nur  dann  passen,  wenn 
Samuel  selbst,  der  ganz  in  der  Nähe  wohnte,  nunmehr  sein 
Richterthum  gänzlich  abgegeben  hätte.  Das  thut  er  aber 
nach  unserem  Verfasser  erst  c.  12  und  zwar  an  Saul. 

4.  "pT,  LXX  ^UJiwS,  ebenso  v.  22.  11,  3.  Ersteres  ist 
aristokratischer. 

8.     Nach  y^v  ist  mit  LXX  "''^   zu  lesen,    als  nothwendig 

zum  Verständnisse  von  "b  ^^  5  s.  Thenius :  es  ist  die  Frage, 
ob  ein  zufälliger  Ausfall  vorliegt. 

11.  °,2:";: ,  abhängig  von  np^  oder  d*:,  ist  gut  hebräisch; 
nz":!"" ,  müsste  es  wirklich  aus  /mI  TtQozQsxovzag  geschlossen 
werden  (s.  dagegen  2  Sam.  15,  1)  ,  wäre  Correctur.  Gegen 
Thenius. 

12.  MT.     „Oberste  über  1000  und  50" 
LXX    „Oberste  über  1000  und  100" 

Syr.  „Oberste  über  1000  und  100  und  50  und  10." 
Die  Freiheit,  die  man  sich  in  solchen  Dingen  erlaubte,  macht 
es  unmöglich,  zwischen  den  Varianten  des  MT.  und  der  LXX 
zu  entscheiden ;  doch  werden  in  dergleichen  Aufzählungen 
sonst  nicht  Oberste  über  1000  und  50  zusammengestellt,  son- 
dern Oberste  über  1000  und  100.  —  Zu  d^eqiZeLv  =  u;nn 
vgl.  13,  20  f. 

13.  Der  Syr.  las  für  rinp"  nicht  riMHN ,  wie  Thenius 
meint,  sondern  natürlich  tT'Opn.  Der  Chaldäer  dagegen  hat 
das  Genus  an  die  Stelle  der  Species  gesetzt;  denn  woher 
weiss  Thenius,  dass  ]u;'/2'r  Salbenmischerinnen  bedeute? 

5  »TT    — 


70 

16.  CSi^mnS"  statt  y,al  ta  ßovycoha  v(.uov  erklärt  sich 
daraus ,  dass  CD^D^npDi  in  dem  sehr  ungewöhnlichen  Plural 
stand.  —  Mit  ntrsji  statt  nüjyi  hat  LXX  schon  wegen  der 
Einschränkung  c:^D°i:n  Unrecht. 

18  f.  Das  Plus  der  LXX  am  Ende  von  v.  18  *)  ordnet 
sich  zu  den  Zusätzen  1,  5;  ihr  doppeltes  16  hinter  "^'a^^'^T 
V.  19  {avTO)  ovxi)  hat  keinen  Werth  ,  weil  die  Erwähnung, 
dass  die  folgenden  Worte  zu  Samuel  gesprochen  wurden,  gar 
nicht  am  Platze  ist. 

IX. 

1.  Unser  Vf.  setzt  v.  4  den  Wohnort  Sauls  ,  den  Aus- 
gangspunct  seiner  Suche,  als  bekannt  voraus  und  kann  dabei, 
da  er  offenbar  nach  v.  1  f.  die  Geschichte  Sauls  selbständig 
ab  ovo  erzählen  will,  nur  Rücksicht  nehmen  auf  das,  was  er 
selbst  vorher  berichtet  hat.  So  wie  jedoch  dieser  sein  Be- 
richt uns  jetzt  vorliegt,  ist  darin  bis  v.  4  noch  gar  nicht  von 
der  Heimath  Sauls  die  Rede  gewesen.  Ich  vermuthe  daher 
nach  Jud.  13,  2.  1  Sam.  1,  1,  dass  für  "}^/a">""p'o ,  was  wegen 
des  folgenden  '>T^i2'>  'Ci'>^~'y3  überflüssig  ist ,  ursprünglich  ge- 
schrieben war  'r\y'^t'^;i2^  oder  •p'ß^'^'p  t\V2TQ. 

4.  Der  befremdende  Wechsel  des  Numerus  ist  sicher  hier 
so  wenig  ursprünglich  als  v.  12.  Man  wird  nach  Einl.  S.  19  f. 
überall  den  Plural  herzustellen  haben.  —  n'^r^'b'^J  las  sowohl 
Syr.  als  Chald. ,  vgl.  2  Reg.  4,  42 ,  dagegen  LXX  vielleicht 
rml  {2eh/a) ,  vgl.  ihre  Uebersetzung  von  n^b::  10,  2.  — 
Dass  das  Ziehen  durch  das  Land  des  Benjarainäers  erst  an 
dritter  Stelle  erwähnt  wird,  fällt  auf,  erklärt  sich  aber  sehr 
leicht  dadurch,  dass  die  Gegend  von  Saalim  im  Stamme  Dan 
lag  und  dass  man,  um  von  da  nach  Zuf  Efraims  zu  kommen, 
erst  wieder  ein  Stück  benjaminäischen  Landes  zu  passieren 
hatte.     S.  Ewald  III.  S.  28  **). 


*)     6x1,  iifxtTg  l^eXs'^aada  iavroTg  ßaadeu. 

**)  Saul  passiert  zunächst  von  Ost  nach  West  gehend  das  Gebirge 
Efraim,  auf  welchem  seine  Vaterstadt  lag,  kommt  von  da  über  Salisa 
nach  Saalim  =  Saalabbim  im  Stamme  Dan,  wendet  sich  dann  nörd- 
lich und  kommt  durch  Ijenjaminäischcs  Gebiet  ins  Land  Zuf  des  Stam- 
mes Efraim.  Die  Richtung  wird  bestimmt  1)  durch  das  Passieren  des 
Gebirges  Efraim,  2)  durch  die  Lage  von  Saalim  innerhalb  eines  nicht- 
benjaminäischen ,  aber  an  Benjamin  gränzenden  Stammes,  3)  durch  die 
Lage  Kama's  in  Efraim.  Daraus  ergiebt  sich  sowohl  das  Recht  der 
Identificierung  von  Saalim  mit  Saalabbim,  als  die  Richtung  der  Reise 
erst  nach  West,  dann  nach  Nord. 


71 


8.  Lies  nnr:",  nach  LXX;    s.  über  n=^  Einl.  S.  15. 

T  7 

9.  Mit  Recht  erkennt  Thenius  in  der  verfrühten  Ein- 
setzung dieser  Notiz,  die  sich  auf  das  erst  v.  11  vorkommende 
n>«"~  bezieht,  das  Zeichen  der  Glosse ;  wie  er  ^H'^r,  für  czyn 
{zov  7rQocp)]Tr^v  l/Alei  6  laog)  aufgeben  kann  (vgl.  den  Syr. 
26,  15),  ist  unbegreiflich. 

12.  Mit  der  Antwort  der  Mädchen  im  MT.  ist  nichts  an- 
zufangen ;  sprachlich  ist  der  Singular  der  zweiten  Person  be- 
denklich, und  was  den  Sinn  betrifft,  so  ist  es  dunkel,  wie 
darin,  dass  Samuel  heute  von  seiner  Reise  zurückgekehrt  ist, 
ein  Grund  liege,  sich  zu  beeilen,  und  was  nli"  bei  ""'0  solle, 
ist  nicht  klarer.  Wenn  LXX  das  '0  von  nn'O  zu  ^.^p^^b  zie- 
hen und  "i~  auslassen,  so  wird  "n  im  MT.  für  ein  nur  an- 
gedeutetes Exphcitum  des  Subjects  zu  ^^■'DEb  ~3n  gelten 
müssen ,  als  dessen  volle  Gestalt  Lagarde  richtig  ~^J.^^  er- 
rathen  hat.  Weiter  wird  man  im  Folgenden  statt  "D  'r,t^v 
Cl'Ti  mit  LXX  lesen  müssen  z^t^hd  nry  =  Jetzt  eben  grade, 
vgl.  v.  13.  Bertheau  zu  Neh.  5,  11.  Dadurch  nur  ordnet  sich 
TiT.v  in  den  Zusammenhang  und  das  Misverständnis  fällt  weg, 
als  ob  Samuel  gestern  nicht  in  der  Stadt  gewesen  ,  sondern 
erst  heute  zurückgekehrt  sei.  Denn  die  bei  der  mas  Lesart 
nothwendige  Annahme,  Samuel  sei  eben  in  dem  Augenblicke, 
als  Saul  die  Mädchen  traf,  nach  einer  tagelangen  Abwesen- 
heit zurückgekommen,  reimt  sich  nicht  damit,  dass  er  vorher 
schon  auf  der  Bama  Anordnungen  getroffen  und  dem  Koch 
jene  Keule  v.  24  aufzuheben  gegeben  hat.  Auch  kann  v.  15 
nicht  schweigend  vorausgesetzt  sein  ,  dass  Samuel ,  auf  der 
Reise  begriffen  ,  umkehren  solle ,  damit  ihn  Saul  in  Rama 
nicht  verfehle.  Vielmehr  auch  gestern  ist  Samuel  in  Rama 
gewesen  und  in  die  Stadt  gekommen  ist  er  nicht  heute  von 
einer  längeren  Reise,  sondern  Jetzt  eben  von  der  nahen  Bama. 
Also:  Ja,  siehe  vor  euch  ist  er  (MT. :  der  Seher),  grade  eben 
ist  er  in  die  Stadt  hineingegangen  —  man  feiert  nemlich 
heute  ein  Opfer  auf  der  Bama  (so  dass  S.  eigentlich  heute 
nicht  in  der  Stadt,  sondern  auf  der  Bama  zu  finden  ist). 

13.  Die  Angabe  „denn  nicht  isst  das  Volk,  bis  er  kommt, 
sondern  erst  nachdem  er  den  Segen  über  das  Fleisch  gespro- 
chen hat,  essen  die  Geladenen",  sofern  sie  voraussetzt,  dass 
das  Volk  überhaupt  noch  nicht  gegessen  habe  ,  widerspricht 
dem  V.  24  ,  wo  von  Uebriggebliebenem  die  Rede  ist.  Zur 
Noth  kann  man  sich  mit  der  Auskunft  helfen,  dass  die  Mäd- 


72 

eben  nicht  Bescheid  wissen.  —  Am  Schlüsse  eines  der  beiden 
in^<  zu  streichen,  grenzt  an  Barbarei.     Vgl.  2  Sam.  6,  23. 

14.  Der  MT.  liest  hier  i->yn  iinn  v.  18  n:?"*rn  'u,  LXX 
grade  umgekehrt.     Es  ist  beide  Male  ^V'liri  herzustellen. 

16.  Lies  mitThenius  ^"ü^  ^yj-"r\^  (Exod.  3,  7)  nach  LXX 
für  das  zweite  ^"ayriii  des  MT. 

20.  In  ui:'''/i^n  ist  der  Artikel  zu  streichen  nach  30,  13 
und  den  analogen  Fällen  ::2^bJ"i  xbx  ht  ,  denn  Sinn  giebt 
nur  „schon  drei  Tage  (=  heute  oder  jetzt  (ht)  drei  Tage)", 
nicht  „schon  die  drei  Tage." 

21.  ^:"jp/2  und  "»'Jn'^r  2^  können  beide  nicht  Plurale  sein. 
Vielleicht  hat  man  das  i  des  Stat.  constr.  beide  Male  anzu- 
erkennen wie  auch  Jud.  20,  12. 

24.  Kai  rjiprjasv  Eß.  für  QT'"  ist  deutlich  verderbt  aus 
X.  vipwoev.  —  Für  n^b'J:^  liest  Geiger  n^bNn  ^  denkt  man 
an  by  =  ""b>i ,  so  ist  dies  gar  keine  Aenderung.  In  die  Worte 
"Di^ip  —  "i'/a5<ib  hat  selbst  Böttchers  Anstrengung  keinen  Sinn 
gezwängt,  obwohl  ich  verstehe,  dass  ihn  Thenius'  Aenderungs- 
versuche  *)  zur  Beibehaltung  des  MT.  bewegen  konnten.  LXX 
giebt  für  C^^^n  n'Qi^b  Ttaqa  zovg  aXXovg^  so  dass  für  das  Ganze 
der  Sinn  entstände:  „denn  mit  Fleiss  ist  es  für  dich  aufge- 
hoben vor  den  übrigen  Leuten,  die  ich  geladen  habe."  Der 
Sinn  ist  gut ;  nur  liegt  der  Verdacht  nahe ,  dass  LXX  ini;J 
las  für  n"Oi<.  Doch  darf  man  vielleicht  trotzdem  czyn  "i^j'M 
emendieren,    vgl.  Ew.  III.  S.  29. 

25  f.  hat  Thenius  die  Nothwendigkeit  der  Herstellung  des 
LXXtextes  erwiesen :  l-n-i^i  für  ci:?  n^-^-,  uyä^-  für  roDU;^-. 
—  bN"i"0*i;"  Nin  V.  26  ist  verdächtig. 

27.  13:^^°  20  berichtet  die  Ausführung  des  vorher  ausge- 
sprochenen Wunsches,  fehlt  aber  bei  LXX  und  ist  deutlich 
spätere  Zuthat,  so  gut  wie  im  Syr.  der  üeberschuss  am  Ende 
von  V.  3. 

X. 

1.  LXX  liest  nach  n'a^^''" :  Ov^l)  nlxqiyie  oe  ytvQiog  eig 
aqyovTa  eTtl  zbv  Xabv  avxov  eicl  ^laqaTJl;  Kai  ov  aq^eig  ev 
lau)   Avqiov ,    /Mi   ov   owaeig  avTOV   ex  yßiQog   ixO^Qcov  avTOv. 


*)     nach  LXX :  ticcqcc  roiig  ulXovg  dnöxvi^e. 


73 

ACti   TOVTO    GOL   TO    Orjf.islov     {OTi    eyQCas    G6    y.VQiOg    ETtl   'A.XrjQOVO- 

fxiav  avTOv  — .  Da  Samuel  sich  hier  seinem  Gaste  zum  ersten 
Male  offen  und  rund  erklärt,  so  ist  es  in  der  Ordnung,  dass 
er  es  ausführlich  thut;  die  Bedeutung  ferner  jener  Ereignisse 
V.  2  ff.  als  Zeichen  für  das  Eintreffen  des  grösseren  stand 
nicht  nur  nachträglich  (v.  7.  9)  als  bekannt  vorauszusetzen, 
und  endlich  verräth  noch  das  "'3  nach  N^n  im  MT.  die  Lücke 
zwischen  diesen  beiden  Worten,  die  entstanden  ist  durch  Ab- 
irren eines  Schreibers  vom  ersten  "nr'O  aufs  zweite.  Vgl. 
Gen.  27,  36. 

2.  Als  Grund  n::-::  für  den  Eigennamen  eines  Ortes  an- 
zusehen, reicht  es  nicht  hin,  dass  man  seine  appellative  Be- 
deutung nicht  versteht.  Entweder  ist  „bei  dem  Grabe  Ra- 
heis" die  genauere  von  den  beiden  Ortsangaben  und  nzibzra 
die  ungenauere  —  dann  hätte  letztere  nur  Sinn  ,  wenn  Sel- 
sach  bekannter  war  als  das  Grab  Raheis ,  was  höchst  un- 
wahrscheinlich ist.  Oder  es  verhält  sich  umgekehrt  —  dann 
aber  würde  n::b2:z  voranstehen  müssen,  falls  es  wirklich  Et- 
gen?iame  ist;  gegen  ein  indeterminiertes  Ortsö;?/?e//a/2ü *)  würde 
nichts  einzuwenden  sein.  Mit  Recht  haben  LXX  und  Hieron. 
hier  ein  Appellativ  gesehen  (so  auch  Ew.  III.  S.  31),  indes 
ist  dessen  Deutung  beiden  mislungen.  Hieronymus  scheint 
den  MT.  wie  Gesenius  im  Th.  „im  Schatten  der  Mittagshitze" 
verstanden  zu  haben ;  aber  das  könnte  höchstens  Ironie  sein, 
wie  man  im  Arab.  mit  genau  den  unsrigen  entsprechenden 
Worten  sagt  „ein  Baum  ist  sonnig  an  Schatten"  (Hariri  I. 
4,  14  der  zweiten  Ausg.)  und  „sein  Schatten  ward  sonnig" 
für  „er  starb."  LXX  befolgt  eine  andere  Lesart  =  cznb::. 
ldllo(,dvovq  ixEyala  nemlich  ist  Duplette  und  zwar  entstand 
/Lieyala  aus  einem  in  griech.  Buchstaben  geschriebenen  hebr. 
Worte.  Denn  man  findet  in  verschiedenen  griech.  Handschr. 
neben  einander  die  Worte  iv  ^rjhuiii  und  iv  ßaxala^j  von 
denen  das  erste  auf  üz:nb::  führt  und  dem  aXXof-iavovg  ent- 
spricht, das  zweite  mit  ueydla  zusammenhängt.  Nun  könnte 
man  sich  allerdings  vorstellen,  dass  Ba/.aXad-  erst  aus  aeydla 
entstanden  sei  —  aber  das  ist  doch  sehr  unwahrscheinlich. 
Meydla  als  Adverbium  kommt  nemlich  überhaupt  in  der  LXX 
nicht  vor  und  wurde  z.  B.  auch  von  der  Itala  nicht  als  sol- 
ches aufgefasst  (maguas  fossas!).  Es  sieht  im  Gegentheil  ganz 
so   aus,    als   sei  es  ein  aus  einem  fremden  Eigennamen  ent- 

*)  z.  B. :  bei  dem  Grabe  Raheis  —  an  einem  Felsen  oder  dergl. 
Die  Hauptangabe  bliebe  auch  so  „bei  dem  Grabe  Raheis"  und  diese 
muss  voransteheu. 


74 

standenes  nothdürftig  verständliches  Appellativum :  Bayiala& 
iiv  vor  ßa  ist  zu  streichen)  ist  ursprünglich  =  nsb::2  und 
also  cclXo/Lievorg  das  Septuagintamässige.  Was  aber  mit  die- 
sem oder  mit  dem  zu  Grunde  liegenden  hebr.  Worte  gemeint 
ist,  weiss  ich  nicht. 

3.  iri^b^  bei  dem  Femininum  ri"niDD  befremdet  um  so 
mehr ,  als  v.  4  bei  tZ2nb  die  sich  offenbar  nur  durch  Bezie- 
hung auf  fi"^35  erklärende  Femininform  des  Zahlworts  steht, 
gegen  17,  4.  21,  4.  1  Reg.  14,  3. 

4.  Oib  ■'STJ; ,  Svo  ccTtaQxccg  ccqtcüv  —  aber  waren  sie  denn 
nicht  von  den  Laiben  v.  3? 

5.  Zu  ^:i^3  statt  2^:23  13,  3  vgl.  -itinsräb  statt  n-nrt^/ab 

und  Ochla  No.  91.  124—133.  —  ^=rjj  2«  wird  geschützt  durch 
V.  10;  denn  dass  dort  LXX  exeld^av  giebt,  beruht  auf  Deu- 
tung, vgl.  den  Syr.  v.  13  (=  von  der  Bama).  Zu  übersetzen 
ist  hier:  „wenn  du  nach  Gibea  kommst,  an  die  Stelle,  wo 
die  Säule  der  Philister  steht."  Sphäre  und  Punct  werden 
neben  einander  gestellt;  S^  —  l^^  ist  substantivisch  ge- 
braucht grade  wie  3,  3,  nicht  adjectivisch  zu  >in  ti:?^j; 
denn  es  wäre  absurd,  wenn  Samuel  dem  Saul  dessen  Vater- 
stadt näher  beschriebe  *).  Die  beschränkende  Bestimmung, 
die  zuerst  der  ungefähren  folgt,  ist  in  der  Eecapitulation  v. 
10  vorangestellt  bloss  aus  dem  Grunde,  weil  C^'^r  weniger  syn- 
taktisches Gewicht  hat  als  n^:?n,  vgl.  die  Umstellung  1,  3  in 
LXX:  MT.  Im  Deutschen  dürfen  wir  nach  dem  Vorbilde 
von  V.  5a  unbedenklich  umschreiben:  „und  wenn  du  zur  Stadt 
kommst,  an  die  bezeichnete  Stelle." 

8.  Nachdem  v.  7  dem  Saul  überlassen  ist,  zu  thun,  wozu 
er  sich  vermögend  fühle,  da  Gott  mit  ihm  sei  und  seine  Ent- 
schlüsse inspiriere  (v.  9),  so  erwartet  man  hier  nichts  weniger 
als  den  Befehl:  „sieben  Tage  sollst  du  warten,  bis  ich  zu  dir 
komme  und  dir  kund  thue  ,  was  du  thun  sollst."  Und  von 
wann  an  sollen  die  sieben  Tage  gerechnet  werden?  Es  war 
der  Mühe  werth ,  dies  zu  verabreden  und  die  betreffende 
Verabredung  auch  dem  Leser  nicht  vorzuenthalten.  S.  wei- 
ter zu  13,  7  b  —  15  a. 

12.     LXX  liest  in-'^N  •+*).     So   glaublich   es  nun  auch  ist, 


*)    Schon    darum    kann   unter   dem    ^^"1^^    kein    Vogt    verstanden 

werden. 

**)     Dagegen  ist  ov  Ktg  kein  echter  Bestandtheil  der  LXX,    jeden- 
falls ein  Zusatz  ganz  werthloser  Art. 


75 

dass  „ein  Mann  von  dort  (14,  28)"  mit  einem  solchen  Plagiate 
der  Menge  v.  1 1  nachhinkte ,  so  unglaublich  ist  es ,  dass  dar- 
über zu  berichten  für  der  Mühe  werth  gehalten  worden  wäre. 
Etwas  Neues  dagegen  enthält  die  Frage  in  der  Gestalt  des 
MT.  Wenn  prophetische  Käserei  befremdlich  gefunden  wird 
bei  dem  Sohne  des  alten  Kis,  der  allen  bekannt  und  vertraut 
ist,  so  wird  v.  12  hiegegen  eingeworfen,  bei  Saul  sei  die  Er- 
scheinung nicht  verwunderlicher  als  bei  den  übrigen  Begei- 
sterten ;  irdischem  Causalnexus  ,  aus  dem  man  es  abzuleiten 
vermöge,  sei  das  Pneuma  überall  nicht  unterworfen  (Joh.  3). 
^Ihr  hat  den  Ton",  bemerkt  Bunsen  mit  vollem  Rechte.  Nur 
liegt  in  den  Worten  des  Volks  v.  1 1  nicht,  wie  Bunsen  meint, 
eine  Geringschätzung  Sauls :  im  Gegentheil,  geringschätzt  wer- 
den eher  die  rasenden  Propheten.  —  Uebrigens  ist  zu  bemer- 
ken, dass  V.  12  b  direct  an  v.  11  anschliesst  und  dadurch  v. 
12  a  einigermassen  verdächtig  wird. 

13.  Dass  n"2Zir;  am  Schlüsse  des  Verses  falsch  sei,  ergiebt 
sich  auf  der  Stelle  nach  v.  5  und  v.  14;  da  v.  14  die  Unter- 
redung zwischen  Saul  und  seinem  Vetter  vertraulicher  Natur 
ist,  so  wird  man  sich  nicht  die  Strasse  als  deren  Scene  zu 
denken  haben  und  also  hier  lesen  müssen  "P'^r;  (nnnn?). 
LXX  np^n;  ist  falsch  wegen  v.  10. 

21.  Das  Plus  der  LXX  nach  "•"J^t  xal  Ttgoodyovai  ttjv 
(fvkrjv  MazTagi  eig  avÖQag  (a""i2J5b  Jos.  7,  17)  ist  unent- 
behrlich. 

22.  "-Nu;^  war  in  LXX  "J^'^T"  geschrieben,  man  ergänzte 
den  Samuel,  s.  Einl.  S.  19  f.  22  ff.  —  Das  erste  "■"  ist  erklär- 
lich ,  sofern  auch  das  Losen  ein  Befragen  Jahwe's  ist ;  das 
zweite,  der  LXX  fehlend,  Hesse  sich,  da  N3  nicht  futurische 
Bedeutung  haben  kann,  höchstens  bei  der  Lesart  u;■'^i  ohne 
Artikel  halten.  Es  ist  aber  vielmehr  mit  LXX  zu  lesen  ^^■'^^^ 
(Ochla  Nro.  165.  166),  denn  nur  darauf  passt  N"n  in  der  Ant- 
wort Jahwe's. 

24.  !:^"n~~D2  iv  Ttäoiv  v/Lilv, 

25.  „Samuel  entliess  das  Volk  und  es  gieng  ein  jeder  nach 
seinem  Hause"  (LXX)  ist  Auflösung  der  Prägnanz;  vgl.  den 
Chald.  zu  uns.  Stelle.  Thenius  deutet  freilich  an,  wäre  der 
MT.  im  Recht ,  so  erwarte  man  v.  26  „und  auch  Saul  ward 
zu  seinem  Hause  nach  Gibea  entlassen.'^ 

26.  Vor  ''^'T^r'.  ist  ■'33  (LXX)  ausgefallen.  Aus  '"i^^bz  ^:3 
V.  27  lässt  sich  das  übrigens  nicht  beweisen,  weil  dies  in  kei- 


76 


nem   Gegensatze    und    überhaupt    keiner   Beziehung    zu    ^53 
'^^■^^  steht. 

27.     lieber  UJ'^-in^OD  ^n"»"  s.  11,  1. 

XI. 

1.  LXX  liest  die  beiden  letzten  Worte  10,  27  '^in^i;:  ti-'I 
(Gen.  38,  24,  s.  Thenius)  und  zieht  sie  zum  Anfange  des  neuen 
Abschnitts.  „Sie  brachten  ihm  kein  Geschenk,  und  er  that 
als  hörete  er  es  nicht",  ist  nicht  grade  empfehlenswerth ,  zu- 
dem bedeutet  tr''nn^  vielmehr  schweigend. 

2.  m-iDi^,  LXX  fügt  das  Obj.  hinzu;  unnöthig,  vgl.  20, 
16.  22,  8.  2  Chr.  7,  18. 

4.  Wenn  eig  Faßaa  TtQog  laovl  wirklich  auf  einer  ande- 
ren Lesart  beruht  als  der  des  MT. ,  so  ist  dieselbe  schlecht. 
Denn  die  Boten  gehen  ,,in  alle  Grenzen  Israels"  und  kommen 
dabei  auch  nach  Gibea  im  Herzen  des  Landes,  aber  nicht  um 
Saul's  willen ;  v.  5  wird  gar  nicht  gethan,  als  ob  die  Botschaft 
Saul  näher  angehe  als  andere. 

7.  Der  Artikel  in  iz:^^Nbl3n  ist  nicht  anzufechten,  obwohl 
nicht  die  Boten  aus  Jabes  gemeint  sind  (v.  9).  LXX  dem 
Sinne  nach  richtig :  sv  %.  a/;/£Awj/  ohne  Artikel,  s.  zu  1,3.—  "1^?^^% 

LXX  ^p_^^^V 

8.  ^Ev  Be^€/,  SV  Ba^ia  ER.  ist  von  Thenius  als  Duplette 
erkannt.  Die  Bama  schlechthin  konnte  hier  nur  die  in  Gibea 
sein,  dessen  Lage  aber  weit  schlechter  passt  als  die  von  Be- 
zek. '  —  Die  Zahlerhöhungen  in  LXX  gegenüber  dem  MT. 
werden  ebensowenig  zufällig  entstanden  sein,  wie  die  der  Chro- 
nik im  Vergleich  zu  den  parallelen  Geschichtsbüchern.  600000 
ist  2  .  300000 ,  70  dem  Hebräer  die  Verdoppelung  von  30 
(9,  22  LXX). 

9.  "n^i^r  Aal  eiTtev.  Das  Schwanken  hinsichtlich  des 
Numerus  der  dritten  Pers.  Masc.  ist  grade  in  diesen  Capiteln 
sehr  merklich,  z.  B.  10,  21  ff.  12,  5.  10.  13,  19.  Vgl.  Einl. 
S.  19  f.  An  unserer  Stelle  passt  wegen  der  ^Bestimmtheit  des 
Bescheides  besser  der  Singular.  —  Das  elq  r^v  itoliv  der 
LXX  nach  "iN3-'-i  ist  etwa  ebenso  nothwendig  wie  im  Syr. 
„aus  Jabes"  nach  c^^NDn  (gegen  Thenius). 

10.  Angabe  des  hier  Angeredeten  (jcQho,  Naag  tov  !^f,i^ia- 
vkrjv)  kommt  uns  vielleicht  nothwendig  vor ,  aber  im  He- 
bräischen muthet  man  in  dieser  Hinsicht  dem  stillschweigen- 
den Verständnis  sehr  vieles  zu;  und  während  die  Einsetzung 


77 

der  Worte  bei  LXX  sich  leicht  erklärt,  wüsste  man  nicht  an- 
zugeben ,  was  ihren  Ausfall  im  MT.  veranlasst  haben  sollte. 
Gegen  Thenius. 

12 — 14.  Diese  Verse  rühren  von  Jemand  her,  der  c.  11 
mit  10,  17 — 27  in  Harmonie  *)  bringen  wollte.  „Und  etwa 
nach  einem  Monat"  11,  1  schliesst  sich  nicht  an  10,  27,  son- 
dern an  10,  16  an.  Denn  wir  sahen  zu  v.  4,  dass  Saul  c.  11 
nicht  König  ist.  Aber  er  weiss,  dass  er  es  werden  wird,  denn 
er  hat  den  Stachel  von  10,  7  her  in  Herzen,  die  Zeichen  sind 
eingetroffen,  und  als  nun  wirklich  eine  Gelegenheit  zu  handeln 
kommt,  da  erklärt  sich,  dass  er  thut,  Tr  ~i<T2  "^iiTN.  Es  ist 
ein  sehr  klarer ,  dazu  psychologisch  feiner  Zusammenhang 
zwischen  10,  1  — 16  und  c.  11  **);  am  deutlichsten  zeigt  er 
sich  in  der  Beziehung  von  10,  7  auf  c.  11,  5  ff.  Das  Inter- 
esse, welches  v.  12—14  mit  10,  17—27.  c.  8.  10,  8.  c.  12.  13, 
7  b  — 15  a  theilt,  ist  das,  die  Betheiligung  Gottes  u.  Samuel's  an 
Saul's  Erhebung  als  möglichst  unmittelbar  erscheinen  zu  lassen. 

In  diesem  Interesse  ist  in  LXX  auch  v.  15  'C'^'2^'  in  zal  e'xQLGe 
^ajuovt]?,  verwandelt  und  am  Schlüsse  ""Nil/  l^'^  in  ^af.iovrjlj 
vielleicht  verdankt  demselben  auch  ~5*^''"0(r  "nnt^"  v.  7  seine 
Entstehung,  obwohl  durch  den  Zusammenhang  des  elften  Ca- 
pitels  ein  directes  Mitwii^ken  Samuel's  zur  Erfüllung  des  von 
ihm  Ge weissagten  keineswegs  ausgeschlossen  wäre.  Es  ist  an 
sich  recht  wohl  möglich,  dass  zwischen  v.  11  und  v.  15,  die 
keinenfalls  dicht  zusammenstanden,  ursprünglich  erzählt  war, 
wie  grade  durch  Samuel's  Anregung  das  Volk  auf  den  Ge- 
danken gekommen  sei ,  ihren  Heiland  nun  auch  zum  Könige 
zu  machen.  Doch  scheint  allerdings  v.  15  nichts  von  Sa- 
muel's Anwesenheit  zu  wissen:  und  auf  c.  12  darf  man  sich 
nicht  berufen,  denn  der  Interpolator  von  11,  12 — 14  ist  höchst 
wahrscheinlich  der  Vf.  von  c.  12.  Ursprünglich  schloss  13,  2 
an  11,   15. 

12.     -"-■:%  plump  LXX  ov  ßaadsvoei.     S.  Einl.  S.  26  f. 

XII. 

3.     Zu  "3  "3""  Lz:■''?"^5■|  wird  zwar  nicht  Jeder  wie  Thenius 
eine  Bestimmung  mit  yo  vermissen,  dennoch  ist  "3  'yj  i:="'byr 


*)     namentlich  U;~mw   v.  14  ist  dafür   bezeichnend.     Die  LXX   hat 

schon  v.  4  mit  noog  ^.  vorgearbeitet. 

**)  Wenn  Thenius  c.  11  von  9.  10,  1—16  trennt,  so  möchte  ich 
fragen,  wo  sich  denn  10.  1  — IG  erfüllt?  Cap.  13  ist  doch  Saul  schon 
König:   wie  kann  sich  also  dieses  sogleich  an  10,  16  anschliessen  ? 


78 

der  LXX  nicht  bloss  der  Originalität  wegen  vorzuziehen.  Denn 
ein  wiederholtes  "2  "33!'  vor  3^trt«5",  ist  nothwendig,  damit  man 
dieses  richtig  vom  Redestehen,  und  nicht  etwa  von  Zurück- 
gabe der  Bestechung  verstehe,  als  sei  damit  die  Sache  abge- 
than.  Sir.  46,  19  bezeugt  nicht  nur  den  griechischen  Text 
der  LXX. 

5.  n-aj^^-i  20,  LXX  eiTcav;  zu  11,  9. 

6.  Thenius  beweist,  dass  vor  m"""»  das  Prädikat  "3?  nach 
LXX  einzusetzen  sei. 

7.  Vor  n"p"ri~b3  tn^^  LXX  '/.al  äTtayyekCj  v^Civ.  Trotz 
LXX  10,  25.  13,  5.  22,  1  wird  dies  kaum  auf  blosser  Auf- 
lösung einer  Prägnanz  des  MT.  beruhen,  da  es  sehr  fraglich 
ist,  ob  liSiTj  bedeuten  kann  =  strafend  vorhalten. 

8.  Den  Ausfall  von  s^nro  ar:^-'"  (LXX)  im  MT.  er- 
klärt Thenius  mit  Recht,  wie  die  ähnl.  Erscheinungen  10,  1. 
Die  Einsetzung  von  "^^a-  (LXX)  hinter  npy^  ist  aber  unnö- 
thig.  —  3^U?"n  stand  nicht  von  Mose  und  Aharon  ,  sondern 
nur  von  Gott  auszusagen,  also  CDZi^ir^T ,  Einl.  S.  19  f.  Dage- 
gen ist  es  wünschenswerth,  den  Plural  von  "N^22"''"  halten  zu 
können ,  weil  sich  unter  dieser  Bedingung  leichter  erklärt, 
dass  man  auch  das  folgende  Verb  als  Plural  auffasste.  Also 
lese  man  "N^^sr"  =  „er  sandte  Mose  und  Aharon ,  das  Volk 
herauszuführen  und  gab  ihnen  Wohnsitze  in  diesem  Lande." 

9.  „Der  Oberste  über  das  Heer  von  Hasor"  sagt  man  im 
Hebr.  kaum  ,  obwohl  die  Redeweise  an  sich  durchaus  ver- 
ständlich wäre.  Es  scheint  wirklich  y^^(2  f^D"'  zwischen  aus 
gefallen  zu  sein,  nach  LXX.  Die  Entstehung  der  Lücke  lässt 
sich  durch  nichts  erklären. 

11.  pS  versteht  der  Chald.  als  ]"]3.  >  d.  i.  Simson  (Bött- 
cher). LXX  Syr.  bieten  Barak.  Zwar  lebte  dieser  vor  Gi- 
deon,  weshalb  der  Syr.  umstellt:  aber  zwischen  Gideon  und 
Jeftah  einen  passenden  Namen  zu  finden,  gelingt  nicht,  und 
vor  ]~3"  (Ewald)  hat  p"in  ,  dessen  graphische  Aehnlichkeit 
mit  ]~n  nicht  geringer  ist,  das  Bekanntsein  voraus,  wie  Bött- 
cher richtig  hervorhebt.  —  Simson  für  Samuel  (Syr.)  ist 
Emendation  eines,  der  es  für  unpassend  hielt,  dass  Samuel 
bei  Lebzeiten  sich  als  der  Geschichte  verfallen  betrachte.  Der 
Vf.  denkt  an  1  Sam.  7. 

13.  Unter  Vergleichung  der  LXX  wird  es  wahrscheinlich, 
dass  annna  n-i;^  und  nznbi^u;  '";i;N  Duplette  ist,  wie  4,  21  f. 


79 

^r'-^^'r  schränkt  die  Theilnahme  des  Volks  ein  auf  die  For- 
derung eines  Königs  überhaupt,  überlässt  aber  die  Wahl  des 
bestimmten  einem  andern,  auf  diese  Weise  Uebereinstimmung 
herstellend  mit  c.  8  —  10.  Aber  eben  darum  ist  „den  ihr  er- 
wählt habt"  das  Echte,  bestätigt  auch  durch  LXX  (Thenius). 

14.  zzr."'""  einiger  Handschr.  statt  ciin'm  verträgt  sich 
nicht  mit  ^"^  ^^li^  und  liefert  einen  Nachsatz  zu  N"  ^=N  nach, 
der  mit  Unrecht  vermisst  wird  —  denn  im  Arab.  so  gut  wie  im 
Hebr.  kann  derselbe  („so  ist  es  gut")  verschwiegen  werden. 
Zu  ~~?^  ""-  vgl.  meine  Bemerkungen  2  Sam.  11,  23.  ITo- 
Q8v6/ii€voL  der  LXX  steht  an  Stelle  von  CZj^n'"5>5  des  MT.  und 
verräth  sich  durch  diese  Stellung  sattsam  als  unrichtig.  Ge- 
gen Thenius. 

15.  !=2"rz!>53"  am  Schlüsse  des  Verses  Hesse  sich  zur 
Noth  vielleicht  verstehen  „tvie  über  eure  Väter",  s.  Hitzig  zu 
Hos.  3.  3;  indessen  giebt  :=ror03:  der  LXX  nach  v.  14  ei- 
nen bei  Weitem  passenderen  Sinn,  und  die  mass.  Lesart  er- 
klärt sich  leicht  als  Werk  eines  Schreibers,  der  im  mechani- 
schen Zuge  fortfuhr. 

21.  '2  hinter  TnOn  fehlt  in  LXX  und  ist  vollkommen 
sinnlos. 

23.  Hinter  &2";^a  LXX  '/,al  dovlevoo)  t(^  xvQiO).  —  Wäre 
mit  ^""Zi  der  Stat.  constr.  beabsichtigt ,  so  wüi'den  die  fol- 
genden Adjective  tvohl  in  der  Masculinform  gebraucht  sein. 

XIII. 

1.  Wie  Hitzig  davon  ausgehend,  dass  der  Vers,  ebenso 
lautend  wie  2  Sam.  2,  10.  5,  4.  1  Reg.  14,  21.  16,  11.  22, 
42.  2  Reg.  8,  17.  26.  12,  1.  14,  2.  15,  2.  16,  2.  18,  2.  21, 
1.  19.  22,  1.  23,  31.  36.  24,  8.  18,  auch  gleichermassen  zu 
verstehen  sei,  dehne  ich  dessen  Vermuthung,  dass  das  Zahl- 
wort vor  "Zw*  nicht  erst  nachträglich  ausgefallen,  sondern  von 
Anfang  dessen  Stelle  leer  gelassen  sein,  dahin  aus,  dass  auch 

vor  uZ'rw  ursprünglich  kein  Zahlwort  stand  und  dass  "Tr 
nur  aus  den  drei  Anfangsbuchstaben  von  C2^:t  *)  wiederholt 


*)  Der  Plural  ist  auffallend ,  sofern  sich  annehmen  lässt,  dass  der 
Vf.  von  v.  1  für  Saul  eine  mehr  als  10jährige  Regierungszeit  von  vorn- 
herein ansetze,  unter  den  vier  möglichen  Verbindungen  der  Zahlen  von 
11 — 99  aber  nur  die  Eine  Gen.  23,  1  den  Plural  der  gezählten  Sache 
zulässt  und  diese  nach  dem  Muster  der  oben  angeführten  Parallelstel- 
len dem  Vf.  nicht  zuzutrauen  ist.     Also  hat  sich  wohl  das  Schlussmem 


80 

ist,  zunächst  also  ^^'^  hiess  und  dann  der  Grammatik  wegen 
unwillkürlich  in  das  Fem.  sich  änderte.  Dann  wäre  aber  der 
ganze  Vers ,  welchen  die  LXX  noch  nicht  las  *) ,  ebenso  wie 
2  Sam.  2,  10,  aus  der  Hand  eines  geflossen,  der  nicht  aus 
dem  Vollen  lebendiger  Tradition  schöpfte,  sondern  zur  Be- 
rechnung jener  Data  keine  weiteren  Mittel  zur  Verfügung 
hatte  als  wir,  nemlich  nicht  zum  Ziele  führende.  Dass  Je- 
mand sich  wunderte,  warum  grade  beim  ersten  Könige  weder 
das  Lebensalter  beim  Antritt  noch  die  Dauer  der  Regierung 
angegeben  war,  lässt  sich  denken:  auf  alle  Fälle  steht  es  fest, 
dass  die  Ueberschrift  nicht  vom  Vf.  der  folgenden  Verse  her- 
rührt.    Vgl.  zu  2  Sam.  2,  10. 

2.  Thenius:  „Nach  S^Dbi^  LXX  nu;^^:  welche  theils  zu 
M.  theils  auf  dem  Gebirge  B.  stationiert  waren  —  nothwen- 
dig,  denn  Saul  selbst  konnte  nur  an  einem  von  beiden  Orten 
sich  befinden."  Ich  verstehe  nicht,  wie  der  grundlose  Anstoss, 
den  Thenius  am  MT.  nimmt,  durch  die  Einschiebung  von 
i:r^<  beseitigt  wird.  In  ER.  hat  sich  ol  hinter  öioxihoi  aus 
dessen  zwei  Schlussbuchstaben  gebildet.  —  Den  Jonathan, 
der  keiner  Vorstellung  bedarf,  führt  der  Syr.  mit  „Saul's 
Sohn"  ein. 

3.  Thenius  macht  aufmerksam  auf  die  Schwierigkeit  der 
beiden  letzten  Worte  des  V.,  wie  sie  im  MT.  lauten.  Sie  als 
Worte  Saul's  aufzufassen ,  verbiete  die  Analogie  der  Stellen 
2  Sam.  10,  1.  1  Reg.  1,  34.  39.  2  Reg.  9,  13,  in  welchen 
"i'o&^b  nach  dem  "isr^rn  :?pn  immer  die  Entbietung  einleite, 
auf  welche  durch  das  Posaunenblasen  aufmerksam  gemacht 
werden  solle.  Davon  abgesehen  seien  die  fraglichen  Worte 
in  dem  einen  Falle  noch  nichtssagender  als  in  dem  andern. 
Es  fragt  sich,  welches  Object  zu  "^TOX^  zu  ergänzen  sei.  Ist 
es  der  Posaunenschall,  so  entsteht  allerdings  ein  zu  unbedeu- 
tender Sinn;  ein  erträglicher  aber  wird  gewonnen,  wenn  man 
sich  richtet  nach  dem  Objecto  des  unserem  'V'Q'X'>  entspre- 
chenden 'V'ß'X  V.  4.  Allerdings  können  dann  die  Worte  ''ä"' 
>'n  nicht  die  auszurufenden  sein ,  aber  verboten  ist  es  auch 
keineswegs,    sie   zu  betrachten  als  Angabe  der  Absicht,    die 


aus   dem   folgenden  Anfangsmem   an  den  Sing.  nDtT   angeschweisst  — 
über  r;  =  "J  s.  Einl.  S.  15. 

*)  nach  der  Eöm.  Ausgabe.  Allerdings  fehlt  der  Vers  auch  im 
Alex.,  wie  Thenius  angiebt,  aber  zugleich  mit  12,  17  —  14,  9  „deperdito 
uno  codicis  folio." 


81 

Saul  beim  Posaunenblasen  hatte.  Die  eigentliche  Schwierig- 
keit liegt  nach  meiner  Meinung  in  üz:"'"z:'" ;  denn  grade  hier 
lag  am  wenigsten  ein  Grund  vor,  den  Gebrauch  des  nationa- 
len Volksnamens  zu  vermeiden  —  übrigens  beruhen  auch  v.  7 
„die  Hebräer"  auf  falscher  Worttrennung.  Und  diese  Schwie- 
rigkeit wird  nur  vermehrt,  wenn  man  für  """Oü:"'  nach  LXX 
liest  ^"u;s,   denn  eine  solche  Appellation  an  die  aloyvvr]  wie 

„fallet  ab  ihr  Sklaven^  passt  für  Spanier  und  Franzosen, 
aber  nicht  für   Hebräer;    und   in   gewöhnlicher  Rede    nennt 

y'ZS>  nicht  der  ^'f^S  seine  Handlung,  sondern  —  um  arabisch 

zu  reden  —  der  "t2  ^"'^rs  ,  so  dass  also  die  fraglichen  Worte, 

wie  sie  in  LXX  lauten ,  noch  weniger  in  den  Mund  eines 
Israeliten  passen ,  als  wie  sie  im  MT.  lauten.  Grade  deshalb 
aber  ist  der  Text  der  LXX  vorzuziehen  ,  weil  er  eine  auch 
im  MT.  durchschimmernde  Schwierigkeit  ganz  zum  Vorschein 
bringt.  a^"2"n  ^rj-CB  sind  Worte  der  Philister  und  n^w^b 
ist  mit  S"riU;-s  yj'Q'O^'  zu  verbinden.  Dann  aber  verräth 
die  jetzige  Stellung  der  Worte  '^n  ^.i'XB  'n"-  ,  dass  sie  ur- 
sprünglich am  Rande  standen. 

4.  Idveßiqaav  der  ER.  ist  =  dveßorjoav  14,  20. 

5.  ü^tbx  des  MT.  entstand  aus  rvcbz ,  vgl.  Einl.  S.  20 
Anm.  Wenn  Thenius  auch  hierVertauschung  von  Zahlbuchstaben 
annimmt,  so  ist  das  petitio  principii.  Uebrigens  ergäbe  Wie- 
derholung des  schliessenden  ^  aus  '"^^"lü;■'  zusammen  mit  ^ 
nicht  '"?,  sondern  ^»b  =  33.  —  Wie  14,  23  ist  auch  hier  in 
LXX  Baid-cov  verunstaltet,  vielleicht  weil  die  griechischen  Le- 
ser es  nur  als  Baid^avv  kannten.  Bacd^cogcov  nemlich  ist,  da 
es  von  Michmas  viel  zu  weit  entfernt  liegt,  nicht  nur  an  sich 
unpassend  ,  sondern  vorzugsweise  auch  in  dem  Contexte  der 
LXX ,  wonach  Michmas  oder  vielmehr  das  Lager  bei  Mich- 
mas *)  südlich  von  dem  fraglichen  Orte  gelegen  haben  soll 
(f^  evavTiag  B.  Y.azcc  votov)  —  von  Bethhoron  lag  es  aber 
rein  östlich. 


*)  denn  die  Worte  „gegenüber  von  Bethaven"  sind  nicht  mit 
ir''3-'/22  zu  verbinden,  welches  bekannt  genug  war  und  v.  2  hätte  be- 
stimmt werden  müssen  ,  sondern  mit  dem  Verbum  "3n"'1 ;  sie  gelten 
also  nicht  der  Stadt  Michmas  ,  sondern  dem  Lager  der  Philister  bei 
Michmas.  Eben  deshalb  aber  muss  hier  ein  Ort  ganz  in  der  Nähe 
von  Michmas  zur  näheren  Bestimmung  genannt  sein. 

6 


82 

6.  ^^^^  elöevj  Ü^Ti  12JJJ3  ■'i  f^irj  TtQoadyeiv  avrov.  Darnach 
scheint  D2^n  Explicitum.  —  Für  D^rnh  liest  Ew.  richtig  ü'>'^''n 
IL  S.  44. 

7  a.  Wenn  sich  das  Verständnis  der  LXX  xal  ol  Scaßai- 
vovTEQ  dießrjoav  nach  hebräischen  Analogieen  nicht  rechtferti- 
gen lässt,  so  unterliegt  die  Punctation  D"'']3^1  kaum  geringe- 
ren Bedenken.  ^Einige  H."  drückt  man  nicht  so  aus,  am 
wenigsten  in  uns.  Falle,  und  von  sprachlichen  Gründen  abge- 
sehen würde  sich  Wiederholung  und  gar  Voranstellung  des 
Subjects  V.  7  nur  rechtfertigen ,  wenn  dieser  Vers  nicht  im 
Zusammenhange  von  v.  6  fortführe  und  wenn  speciell  sein 
Subject  von  dem  des  vorigen  Verses  verschieden  wäre.  Deut- 
lich ist  das  Umgekehrte  der  Fall,  und  da  sich  demnach  ein 
dem  ■^^3Hi^"'^  coordiniertes  Verb  an  erster  Stelle  von  v.  7  er- 
warten lässt ,  lese  ich  mit  Veränderung  der  Wortabtheilung 
und  wenigen  leichten  Emendierungen  ]""i"'n  )n"n:23''/3  ^132^1, 
hoffend,  dass  dieser  Vorschlag  keiner  Empfehlung  bedarf. 

7.  Lies  ■''^ini^'JO  am  Schluss. 

8  ff.  Die  Verse  8 — 15  a  haben  10,  8  zur  noth wendigen 
Voraussetzung.  Da  nun  10,  8  dem  Zusammenhange  von  10, 
1 — 16  fremd  ist,  so  müsste  das  Gleiche  auch  von  c.  13  gel- 
ten, wenn  13,  8—15  und  der  Rest  des  Capitels  in  solidari- 
scher Verbindung  ständen.  In  der  That  aber  steht  c.  13  im 
Zusammenhange  mit  c.  1 1  —  denn  woher  anders  stammt  das 
Volk,  welches  13,  2  mit  Ausnahme  einer  Auswahl  entlassen 
wird  — ,  also  auch  mit  10,  1 — 16.  Dass  13,  8 — 15  a  einge- 
schoben sind,  folgt  auch  noch  aus  einer  anderen  Betrachtung. 
C.  15  nemlich  und  das  in  Rede  stehende  Stück  sind  parallel 
und  schliessen  sich  einander  aus.  Welcher  von  beiden  Be- 
richten der  ältere  und  glaubwürdigere  ist,  darüber  kann  keine 
Frage  sein.  Dort  haben  wir  eine  ausführliche  wohl  motivierte 
Erzählung  und  zwar  echt  prophetischen  Geistes:  wogegen  hier 
entweder  völlig  unklar  bleibt,  worin  eigentlich  Saul's  Schuld 
beruht  —  denn  wozu  ihm  eine  Wartezeit  von  sieben  Tagen 
stellen,  wenn  er  auch  nach  deren  Ablauf  nichts  unterneh- 
men soll?  —  oder  wenn  die  Sünde  Saul's  in  dem  Eingreifen 
in  priesterliche  Privilegien  besteht ,  ein  Geist  spätester  Zeit 
herrscht,  der  auch  mit  14,  33  ff.  in  Widerspruch  tritt.  Schon 
hieraus  würde  ein  Präjudiz  dafür  sich  ergeben,  dass,  vjenn 
die  sehr  alte  Quelle  c.  9.  10,  1 — 16.  cc.  11. 13. 14  einen  Bericht 
über  Saul's  Verwerfung  enthielt ,  dieser  in  c.  15  zu  suchen 
sei.     Dass  sie  aber   einen  solchen  wirklich  brachte ,    beweist 


83 

der  Schluss  von  c.  14.  Dieser  hat  nur  Sinn  als  Abschluss 
nicht  des  wirklichen,  sondern  des  idealen  Königthums  Saul's: 
denn  wie  sollte  der  Vf.  nicht  gewusst  haben  um  die  traurige 
Mitte  und  das  tragische  Ende  von  dessen  Regierung?  Der 
Idee  nach  aber  ist  Saul  nicht  mehr  König,  seit  ihn  Gott  ver- 
worfen; wirklich  folgt  unmittelbar  der  Bericht  über  die  Ver- 
werfung nach  in  c.  15  —  den  vorangegangenen  desavouiert 
ausser  dem  dann  ganz  unverständlichen  Schlüsse  auch  das 
ganze  übrige  c.  14  ,  worin  nicht  die  geringste  Spur  verräth, 
dass  jenes  Ereignis  13,  8  £f.  auf  Saul's,  des  Volkes  und  des 
Schriftstellers  Seele  laste. 

Es  ist  übrigens  klar,  dass  v.  8 — 15a  nicht  selbständig 
bestehen  können,  sondern  von  Anfang  an  einem  anderweiten 
Zusammenhange  aufgepfropft  sind. 

8.  Nach  n'^w^  1.  ^'a^,  mit  LXX  Thenius. 
13.  ^^'"5  vor  im^'^ZJ  will  Hitzig  des  Nachsatzes  wegen  Nb 
lesen.  Vgl.  14,  30.  Freilich  steht  t^"^C3  auf  diese  Weise 
sehr  abgerissen  und  kurz  da,  aber  die  Beispiele  Exod.  9,  15. 
2  Reg.  13,  19.  lob  3,  13.  13,  19  lassen  sich  zur  Aufrechter- 
haltung der  Aussprache  16  nicht  wohl  verwenden.  —  LXX: 
„meinen  Befehl,  den  dir  der  Herr  gegeben"  statt:  „den  B. 
Jahwe's  deines  Gottes,  den  er  dir  gegeben." 

15.  Der  MT.  ist  von  einem  b;i";r;~'"j''0  aufs  zweite  überge- 
sprungen ,  dazwischen  liegt  in  ER. :  y.al  xo  y.aTdX£LiJ.f.ia  tov 
Xaov  dveßr]  oftloio  ^aovX  elg  aitavTi^OLV  OTtiGO)  tov  Xaov  tov 
fcole/uLOTOV'  avTCüv  Tcaqayevof.dvcov  —  aber  zu  Anfang  ist 
wahrscheinlich  elg  bdbv  avTOv  ausgefallen  ,  in  der  Mitte  das 
zweite  öttloco  zu  streichen,  weil  es  sich  zwischen  den  Stat. 
constr.  und  den  Genitiv  drängt.  Der  Verf.  dachte  sich  die 
Kriegsleute  v.  2  noch  in  Gibea's  Nähe  an  der  alten  Stelle; 
jetzt  stösst  Saul  mit  dem  Reste  des  Volkes,  das  sich  in  Gilgal 
eingefunden,  aber  dann  grösstentheils  verlaufen  hatte  v.  6.  7., 
zu  jenen  Kerntruppen.  Diese  Anschauung  aber  ist  nicht  die 
des  urspr.  c.  13,  denn  nach  diesem  (14,  2)  war  die  Gesammt- 
summe  der  Mannschaft  Saul's  =  600  (nicht  =  3000  +  600). 
Es  ist  sogar  sehr  möglich,  dass  im  ursprünglichen  c.  13  von 
einem  Wechsel  der  Scene  gar  nicht  die  Rede  war  und  dass 
Saul  V.  4.  V.  7  bloss  deshalb  in  Gilgal  sein  muss,  wo  er  von 
c.  11  her  längst  nicht  mehr  ist,  damit  seine  Entzweiung  mit 
Samuel  hier  an  dem  selben  Orte  statt  finde,  wo  sie  c.  15  sich 
zugetragen  hat.  Mit  "pE"'"  beginnt  die  Fortsetzung  von  v.  7 
■p-iHwSia  -n-in. 

18.     Die  Richtung  „zur  Grenze"   deckt  sich  nicht  mit  der 


84 

doch  als  gleichbedeutend  anzusehenden  „zur  Wüste"  (d.  i.  ge- 
gen Osten) ,  mag  man  die  Grenze  als  die  judäische  ansehen 
oder  als  die  efraimäische.  Auch  sagt  man  von  b''2:i  nicht 
das  Attribut  qpä/'3n  aus;  hervorragen  über  ein  Thal  kann  nur 
ein  Hügel  oder  Berg  Num.  21,  20.  23,  28,  und  deutlich  ist 
daher  mit  LXX  für  b'^Jin  zu  lesen  >"35-.  Ein  Eigenname 
eines  Ortes  wird  darum  hier  nicht  wie  die  beiden  vorigen 
Male  zur  Bezeichnung  der  Richtung  gewählt,  weil  es  in  der 
Wüste  keine  Oerter  gab.  —  :i^yn:i  Neh.   11,  34. 

20.  Aus  Vergleichung  mit  v.  21  ergiebt  sich,  dass  sämmt- 
liche  alte  Versionen  als  zweites  und  drittes  der  vier  hier 
aufgezählten  Geräthe  wie  der  Hebr.  nj<  und  ü~np  gelesen 
haben,  weiter,  dass  LXX  und  Syr.  an  erster  Stelle  das  selbe 
Werkzeug  gefunden  haben  ,  welches  v.  21  an  gleicher  Stelle 
wiederkehrt,  also  n'^'^n^Q'  Dagegen  haben  sie  an  vierter 
Stelle  nicht  wieder  n'^niTa  ,  sondern  den  Namen  des  letzten 
Geräthes  von  v.  21  gelesen,  nemlich  ]D"iin ,  welches  der  Sjt. 
richtig ,  LXX  aber  dem  Laute  folgend  durch  dqaTtavov  wie- 
dergiebt  (Einl.  S.  10  f.).  Da  die  Wiederholung  des  selben 
Geräthes  im  MT.  auf  alle  Fälle  unrichtig  ist ,  so  wird  es, 
wenn  man  die  Congruenz  in  der  Reihenfolge  der  Geräthe  v. 
20  und  V.  21  beachtet,  allerdings  sehr  wahrscheinlich,  dass 
nach  LXX  Syr.  v.  20  "sn"!"  für  das  zweite  "nu;"in/3  herzu- 
stellen ist. 

21.  Die  genaue  Deckung  in  der  Ordnung  der  Werkzeuge 
V.  20.  21  wird  dadurch  gestört,  dass  v.  21  ein  neues  zwischen 
ins  und  Dinp  eingeschoben  ist.  Wenn  schon  der  üeberschuss 
dasselbe  verdächtig  macht ,  so  noch  mehr  sein  Name  '^rV^IJ 
■j'UJyp.  Mit  Recht  hat  LXX  davon  abgesehen,  darin  den  Na- 
men eines  weiteren  Instrumentes  zu  finden ,  aber  ihr  '02'^^ 
■jiDb  "*p;r  (mit  Verdopplung  des  zweiten  ''2:  und  des  zweiten 
b)  ergiebt  keinen  treffenden  Sinn.  Denn  verkaufte  man  ein 
tifi<  nach  Zinken,  selbst  zugegeben,  dass  es  mehrere  hatte? 
und  warum  sollte  bloss  der  Preis  der  a^!ni<  und  nicht  auch 
der  der  anderen  Geräthe  hier  angegeben  sein?  Meinerseits 
kann  ich  freilich  nichts  Besseres  an  die  Stelle  setzen,  üeber 
die  verschiedenen  übrigen  Cruces  unseres  Verses  bin  ich 
ebensowenig  ins  Klare  gekommen.    n'T'Z^sn  wird  durch  r;T':23n 


85 

der  LXX  beglaubigt;  worauf  C''S  ezoi/^wg  |A^  zurückgeben, 
sehe  ich  nicht.  —  Thenius'  Herstellung  des  Textes  und  seine 
Auffassung  des  Sinnes  ist  gleich  sehr  verfehlt,  "i^zisrr  wird 
gezwungen  das  Schärfen  zu  bedeuten,  J^  gar  das  Stück  (= 
das  einzelne  Geräth) ,  während  umgekehrt  mehere  DTü  Ein 
Stück  bilden;  und  schliesslich  wird  das  unglaubliche  Resul- 
tat gewonnen,  dass  die  Hebräer  für  das  Schärfen  einer  Axt 
u.  s.  w.  zwei  preussische  Thaler  ausgegeben  hätten  *). 

22.  3°"2,  LXX  ''■2"'3.  Der  folgende  Genitiv  muss  durch- 
aus determiniert  sein,  r^'^r^'z^'^Ln  wäre  aber  eine  ganz  gewalt- 
same Aenderung.  Richtig  hat  Thenius  hervorgehoben ,  dass 
ri'onb"'a  ein  Stat.  constr.  sei  und  als  solcher  für  die  Lesart 
der  LXX  "iiT^-.'Q   I^^n"-'2  zeuge.     Ein  derartiger  Ausdruck  für 

„Schlacht  von  Michmas"  ist  allerdings  anderweitig  nicht  nach- 
zuweisen, hebräischer  wäre  das  einfache  „am  Tage  von  Mich- 
mas."  —  Uebrigens  widerspricht  v.  22  den  ersten  Versen  des 
Kapitels,  sowie  dem  eng  dazugehörenden  c.  H.  V.  19 — 22 
werden  entweder  ganz  oder  zum  Theil  später  eingesetzt  sein. 

23.  "2:;^  ist  richtig  vokalisiert;  gegen  "^y'a  (Ewald) 
spricht  das  folgende  Kapitel,  welches  an  die  bestimmte  hier 
genannte  Lokalität ,  den  berühmten  Pass  von  Michmas  an- 
knüpft. Derselbe  wird  14,  4  freilich  t^'n'2Tfl  genannt.  Aber 
die  r'"Z"'52  werden  dann  in  zwei  durch  den  Bach  geschiedene 
"2:?  zerfällt  (14,  4  f.;  und  man  kann  also  einen  ■c:'cz''a  n3>'^ 

und  einen  gegenüberliegenden  "^iZrc  unterscheiden.  Gründlich 
hat  Thenius  die  Terrainbeschreibung  14,  4  ff.  misverstanden, 
wenn  er  in  in'riZro  einen  langhin  sich  erstreckenden  üeber- 
gang  über  das  Gebirge  erkennt.  Es  handelt  sich  ja  um  den 
Uebergang  einer  Thalschlucht  inmitten  senkrechter  Felsen. 

XIY. 

2.  Thenius  sträubt  sich  mit  Recht  dagegen,  das  Migron 
Jes.  10,  28,  welches  nördlich  von  Michmas  lag  und  als  selb- 
ständige Stadt  nicht  zu  Gibea  gerechnet  werden  kann  ,  mit 
unserem  hier  für  einerlei  zu  halten.  An  sich  und  auch  nach 
Analogie  von  23,  6   erwartet   man   keinen  Eigennamen.     Der 


*)  Merkwürdig ,  dass  der  Syr.  v.  20  f.  eine  Beschreibung  von  der 
Art  sieht,  wie  sich  die  Leute  trotz  v.  19  beim  Kriege  geholfen  haben. 
"Wenigstens  hat  ihn  der  Araber  so  verstanden. 


86 

Syr.  hat  ]>i2  gelesen,  das  ist  aber  nur  eine  völlig  äquivalente 
Variante  unserer  Texteslesart,  welche  unzweifelhaft  auch 
„Tenne"  bedeutet.  Die  Artikellosigkeit  des  ]""i:!^a  zeigt  aber, 
dass  die  Punktatoren  einen  Eigennamen  wollten  ,  und  viel- 
leicht kommt  auch  das  6  der  letzten  Sjlbe  auf  Rechnung  die- 
ses Strebens.  Vgl.  Migdol  mit  migdal,  Akbor  mit  akbar. 
Ich  schlage  daher  vor,  ]";^/'33  zu  lesen,  damit  die  Möglichkeit 
der  Confundierung  mit  Migron  wegfalle  ,  die  wegen  der  ge- 
ringen Entfernung  dieses  Ortes  von  Gibea  nahe  liegt. 

2  f.  Thenius  gewinnt  durch  Streichung  der  bei  LXX  feh- 
lenden Worte  ^Xi<  üVn  v.  2  den  Satz  „es  waren  bei  ihm  600 
Mann  und  Ahia"  —  eine  jedem  natürlichen  Erzähler  unmög- 
liche Coordination  *).  Es  ist  untriftig,  dass  die  Bemerkung 
über  Ahia's  Efodtragen  als  Parenthese  nicht  passe  an  diesem 
Orte;  sie  passt  so  gut  und  so  schlecht,  wie  die  übrigen  ver- 
einzelten parenthetischen  Bemerkungen  v.  2.  3,  welche  sämmt- 
hch  in  ihrer  Bedeutung  erst  aus  v.  16  ff.  klar  werden,  wie 
lob  1,  4  f.  aus  1,  18.  Vereinzelt  ist  nemlich  nicht  bloss  v. 
3,  sondern  auch  v.  2b  im  Vergleich  zu  v.  2a:  denn  jene  600 
Mann  haben  nicht  alle  den  Saul  unter  dem  Granatbaum  um- 
standen. 

5.  Als  Prädikat  zu  "inj^n  ]'^'n  ist  nacktes  ]^^Tö  (LXX) 
erträglich,  aber  nicht  wünschenswerth  und  pi^r^  in  MT.  er- 
giebt  den  ausgezeichneten  Sinn  „steil  wie  eine  Säule  aufge- 
richtet" —  an  seltenen  Wörtern  und  Wortbedeutungen  ist 
unser  Cap.  reich,  vgl.  besonders  r^X'J  kämpfen,  "m^r^-'/a  Un- 
möghchkeit.  Wie  übrigens  in  LXX  die  Verschreibung  odog 
(=  oSovg)  6  in  i^j  €lg  in  /ula  und  allog  in  all?]  umänderte, 
so  kann  sie  auch  die  Weglassung  eines  zu  odog  nicht  passen- 
den Prädikats  leicht  genug  verschuldet  haben. 

7.  LXX:  'ib  n^2  r\3nb  T^wS-bD  Prov.  2,  2.  ^.  119,  112. 
Jud.  9,  3.  Der  MT.  ist  unverständlich,  auch  am  Schlüsse  ist 
"'aab  mit  LXX  hinter  l^iabD  herzustellen;  denn  „ich  bin  mit 
dir  wie  dein  Herz^  ist  unklar  und  überschwänglich,  und  „ich 
bin  mit  dir  nach  deinem  Wunsche^  nichtssagend. 

11.     Für   D"'*ia:?  scheint  Hitzig  nach  einer   Andeutung  in 
der  Gesch.  des  V.  Israel  S.  135  lesen  zu  wollen   D^nas:?  mit 


*)    welche  zudem  nur  gestattet  wäre,  wenn  v.  3  "Itt^  den  Artikel 
trüge. 


J 


87 

Berufung  auf  Judith  14,  12  im  Texte  der  Vulgata.  Nun  ist 
richtig,  dass  1  Sam.  14,  wie  z.  B.  aus  dem  ersten  Makkabäer- 
buche  hervorgeht,  in  den  späteren  Zeiten  so  beliebt  gewesen 
ist,  wie  kaum  ein  anderes  Capitel ,  aber  so  deutlich  „egressi 
sunt  mures  de  cavernis  suis"  Sprichwort  ist ,  so  deutlich  ist 
unser  Satz  eigentliche  Rede ,  erkennbar  vor  Allem  an  dem 
folgenden  Relativsatz,  dann  auch  an  dem  Fehlen  des  Artikels 
vor  D^nnr,  an  dem  Partie.  C2"'N:i''  vgl.  egressi  sunt,  an 
D"'*iin  vgl.  de  cavernis  suis.  Uebersetze :  da  dachten  die 
Philister:  es  sind  Hebräer,  die  herauskommen  aus  den  Höh- 
len — ,  gegen  die  Accente.    Vgl.  13,  6. 

12.  Das  Fem.  naiT/a  ist  dem  anderweitigen  Sprachgebrauch 
dieser  Cap.  zuwider ,  und  wenn  man  Einl.  S.  19  f.  bedenkt, 
so  wird  man  unbedenkHch  nach  LXX  auch  hier  in^S'on  her- 
stellen. 

13.  LXX:    l=s;i  '-^  '':tb   ",31:'^;,;    vgl.  1  Macc.  4,  32,    wo 

ETteaov  2^  auf  ursprüngliches  "ü^"'"  zurückgeht ,  und  LXX  2 
Sam.  1,  7.  Alex.  Das  bedeutet  aber  nicht ,  wie  Thenius 
meint  „sie  blickten  Jonathan  ins  Gesicht  und  er  schlug  sie", 
sondern  nach  Jud.  20,  42  „sie  wandten  sich  zur  Flucht  vor 
Jonathan  u.  s.  w."  Demgemäss  hebt  also  grade  der  MT.  bes- 
ser hervor ,  wie  plötzlich  die  Ueberfallenen  mit  dem  Tode 
iiberrascht  wurden,  ehe  sie  auch  nur  an  Flucht  denken  konn- 
ten (gegen  Thenius).  Indes  leitet  sich  aus  der  Vergleichung 
des  Sinnes  keineswegs  eine  sichere  Entscheidung  her;  und 
auch  cz::''"i  musste  nothwendig  zugesetzt  und  nothwendig  aus- 
gelassen werden,  je  nachdem  entweder  "ibr"'  in  i:£''  oder  "üf 
in  °b£"  ausgeartet  war.  —  iirn^a'O  eTiedidov  =  tödtete  vollends. 

14.  Für  den  Schluss  dieses  V.  'j"  ''^snS^D  liegen  uns  in 
MT.  Syr.  LXX  drei  Varianten  vor  ,  von  denen  nur  die  des 
MT.  u.  Syr.  leicht  auf  einander  zurückgeführt  werden  kön- 
nen. Der  Syr.  deckt  sich  in  den  zwei  letzten  Worten  völlig 
mit  dem  MT.,  ebenso  in  den  ersten  sechs  Buchstaben,  wo  er 
nur  das  ^  umstellt  und  ausspricht  i— "'azSna.  Von  dem  mitt- 
leren Reste  "-^  lassen  sich  bei  ihm  die  zwei  letzten  Buchsta- 
ben gleichfalls  noch  erkennen  und  zwar  in  der  Form  ^ni 
(s.  W.  77,  20);  für  3?  aber  wird  er  gelesen  haben  1j^  (wie 
LXX  2^)  und  das  ist  die  bedeutendste  Abweichung  vom  MT. 
Was  dagegen  LXX  hier  las,  ist  nur  theilweise  sicher  zu  be- 
stimmen. Der  erste  Buchstabe  des  MT.  S  fehlte  ihr,  die  fol- 
genden fünf  stimmen  überein,    werden  aber  zu  Einem  Worte 


88 


C2"':rn3  verbunden  (vgl.  den  Syr.);  am  Schlüsse  erscheint 
auch  hier  niiü.  Nun  bliebe  noch  übrig  der  Versuch,  "i^OZSni:? 
und  y,al  iv  TteTQoßoloig  xal  iv  y.ox'ka^L  auf  eine  gemeinsame 
Quelle  zurückzuführen.  Wenn  man  den  Eaum  der  sechs 
Buchstaben  auf  der  einen  und  der  sechs  Worte  auf  der  an- 
deren Seite  vergleicht  und  ferner  die  Bedeutung  der  beiden 
griechischen  Hauptwörter  beachtet,  so  liegt  es  allerdings  nahe, 
ev  TtezQoßoXoig  (lob  41,  20)  für  eine  Glossierung  der  als  Waffe 
sehr  auffallenden  y,6x^axeg  (1  Macc.  10,  73)  zu  halten.  Die 
letzteren  blieben  also  allein  noch  unterzubringen.  Da  aber 
'/.ox^ccaeg  nur  hier  im  Kanon  vorkommt ,  so  ist  das  entspre- 
chende  hebr.  Wort  kaum   zu   ermitteln.     Die  Itala  übersetzt 

saxa,  der  Syr.  1  Macc.  10,  73   ijj..^,    wonach  also  die  classi- 

sche  Bedeutung  des  griech.  Worts  bei  den  Juden  sich  gewan- 
delt zu  haben  scheint. 

Was  nun  den  Werth  der  verschiedenen  Lesarten  betrifft, 
so  giebt  einzig  die  der  LXX  einen  klaren  Sinn ,  aber  zum 
Schlüsse  von  v.  14  passt  auch  sie  nicht;  ja  hinter  iIJ"'i^  zz^niL^ 
ist  überhaupt  jedes  noch  hinzukommende  Wort  vom  Uebel. 
Sie  fügt  sich  jedoch  hinter  v.  13,  war  also  wohl  ursprünglich 
eine  Randglosse  zu  diesem  Verse,  herrührend  von  einem  Le- 
ser, der  sich  das  13,  19  ff.  Gesagte  gemerkt  hatte  und  nun 
hier  auskünftig  machte,  welche  Mittel  dann  noch  dem  Waffen- 
träger zum  lnlm'"0  geblieben  seien. 

15.  Der  Text  der  LXX  ist  durchaus  der  schlechtere,  denn 
„auch  sie  geriethen  in  Schrecken"  *),  von  der  Besatzung  des 
Passes  ausgesagt,  involviert,  dass  sie  erst  von  anderer  Seite 
mit  dem  Schrecken  angesteckt  wurden,  der  vielmehr  von  ihnen 
ausgieng ,  wenn  anders  ein  Nexus  zwischen  v.  15  und  dem 
Vorangegangenen  besteht  —  während  für  'tz::?^^  des  MT.  die 
Uebersetzung  „wie  unter  der  Bes."  gerechtfertigt  ist.  Im 
Einzelnen  ferner  ist  das  Kai,  welches  iv  zfj  Ttaq.  mit  h  dyg. 

verbindet,  auf  alle  Fälle  unrichtig,  da  nan'O  nicht  etwa  wie 
l^y  einen  Gegensatz  zu  n""i2  bildet,  beruht  indes  wohl  nicht 
auf  verschiedener  Lesart,  so  wenig  wie  6  Xabg  6  ev  Meaoaß. 
OvY,  Tj&eXov  TtOLSiv,  hinter  Ti'Qn  czj  zugesetzt,  empfiehlt  sich 
zwar  durch  TtoLslv  in  der  Bedeutung  „kämpfen"  (v.  6.  v.  45), 
gehört  aber  dennoch  nicht  hieher,  denn  vorläufig  ist  weniger 
Kämpfen  als  Ruhe  die  Aufgabe,  und  dem  Nichtwollen  ent- 
spricht noch  kein  Sollen. 


*)     auch  die   übrigens  unrichtige   Verbindung  von    xal  avzol   mit 
it  oi'x  r)i)tXov  (Th.)  würde  an  der  Sachlaofe  nichts  ändern. 


89 

In  15  b  macht  LXX  '^^  f^~"in  (ohne  "^  nach  ",  vgl.  Einl. 
S.  15)  zum  Subject:  und  es  trat  ein  ein  Schrecken  Gottes. 
Aber  der  MT.  ergiebt  strengeren  Zusammenhang  und  besagt 
allein  wirklich  Neues ,  dass  nemlich  die  behende  Erde  zum 
Schrecken  Gottes,  d.  h.  zur  Ursache  desselben  ward.  Wenn 
Thenirs  umgekehrt  den  Schrecken  Gottes  das  Beben  der  Erde 
verursachen  lässt ,  so  hat  er  nicht  daran  gedacht ,  dass  zu 
'nni  im  MT.  nur  die  Erde  Subject  sein  kann. 

16.  Da  y'Qr,  hier  wxgen  v.  19  nicht  einfach  „Menge",  noch 
CZ"~°  „hin  und  her"  bedeuten  kann  ,  so  ist  der  MT.  aus  v. 
19b  corrumpiert;  der  Chald.  hat  die  Einmischung  jenes  Ver- 
ses noch  weiter  getrieben.  Lies  mit  LXX  ":n'/an  für  y^cnr^ 
und  i^'""  für  Y""*"  (Thenius).  Auffallend  bleibt  y^C-  in  der 
arab.  Bedeutung  des  Wortes  =  wogen;  s.  jedoch  zu  v.  5. 

18.  „Abgesehen  davon,  dass  von  einer  Translocierung  der 
Bundeslade  von  Kirjath-Jearim  nichts  erwähnt  worden  ,  be- 
greift man  nicht,  wozu  Saul  dieselbe  herbeiholen  lässt;  be- 
achtet man  aber  den  ganzen  Zusammenhang,  sieht  man,  wie 
Saul  V.  37 — 42  das  heilige  Los  befragt ,  bedenkt  man  das 
I"''  vCN  V.  19  und  vergleicht  man  23,  9.  30,  7,  so  muss  man 
sich  für  die  Lesarten  der  LXX  "<°£^^^  anstatt  uD^nbN  ]Ti« 
und   -"£wXn  Ni*:  N-.n    anstatt    cz-^r^'-wNr;  ■;i->5   n^n    und   "»^sb 

anstatt  ":2^  entscheiden.  Saul  will  das  heilige  in  dem  Brust- 
schilde des  Efod  aufbewahrte  Los  fragen  ,  was  zu  thun  sei, 
ob  er  mit  den  Seinen  gegen  die  Philister  aufbrechen  solle 
oder  nicht;  da  er  aber  sieht,  dass  die  Sache  für  sich  selbst 
spricht  und  keine  Zeit  zu  verlieren  ist ,  so  bricht  er  ohne 
weiteres  auf."  Dieser  Ausführung  Thenius'  mich  anschlies- 
send, verweise  ich  zur  Bestätigung  des  griech.  Textes  noch 
auf  .^-'iw^  =np  des  Chald.  v.  19  und  zu  "':=!  =  ''3£  auf  2 
Sam.  7,  7.  Uebrigens  kann  die  Schlussbemerkung  „er  trug 
nemlich  damals  das  Efod  vor  Israel"  nicht  auf  den  Vf.  von 
V.  3  zurückgehen. 

20.  p"T  ist  nicht  gleich  7*nn  und  das  Nifal  wird  durch 
Jud.  18,  23  gerechtfertigt.  Gegen  Thenius,  welcher  nach  den 
Verss.  (!  vgl.  z.  B.  LXX  Jud.  18,  23  u.  Einl.  S.  11  Anm.)  das  Qal 
punktiert  und  übersetzt  „sie  erhoben  das  Feldgeschrei. " 

21.  Die  nähere  Bestimmung,  welcher  bt^""!"'  am  Schlüsse 
des  Verses  für  bedürftig  erachtet  wird,  setzt  das  Israel,  wel- 
ches mit  Saul  und  Jonathan  war ,  den  Volksgenossen  entge- 
gen, welche  den  Philistern  Heeresfolge  leisten  mussten.     Schon 


90 

aus  diesem  Gegensatze  erhellt  die  Richtigkeit  der  Lesart 
Cl^y  gegenüber  t^''"^:^  der  LXX.  Weiter  aber  hat  auch 
der  Adjectivsatz  „welche  seit  lange  den  Philistern  gehört  hat- 
ten" *),  den  weit  besseren  Sinn,  liest  man  u3"'n23^;  und  nur 
im  äussersten  Nothfalle,  der  hier  nicht  vorlag,  wagte  man  es, 
die  Sklaven  am  Kriege  Theil  nehmen  zu  lassen.  Ob  ol  cvteg 
hebräisches  vn  ^'tT^^  voraussetze,  ist  sehr  zweifelhaft;  auch 
das  blosse  "iTi  kann  nur  als  Relativsatz  aufgefasst  werden. 
Dagegen  ist  lüO  LXX  statt  i  ^330  ohne  Frage  richtig. 

23.  Thenius  operiert  auch  hier  wie  13,  5  von  dem  geo- 
graphischen Irrthum  aus,  Bethaven  liege  ostwärts  von  Mich- 
mas  —  es  liegt  nordwestlich  —  gegen  die  Richtigkeit  der 
mas.  Lesart. 

24.  Wollte  man  den  MT.  übersetzen  „das  Volk  war  ab- 
getrieben", so  war  Saul  nicht  so  thöricht,  dem  ermatteten 
Volke  zu  verbieten,  dass  es  sich  restauriere,  und  im  Weiteren 
wird  vielmehr  die  Ermattung  erst  als  Folge  jenes  Verbotes 
betrachtet.  Aber  izJ-^i  bedeutet  auch  nicht  „abgetrieben  sein", 
die  Bedeutung  13,  6  passt  nicht,  also  bliebe,  da  auch  UJJi 
nicht  weiter  führt,  nur  übrig,  nach  Jes.  3,  5  zu  erklären  „sich 
drängen"  (Ewald).  Gedränge  nun  pflegt  Schuld  zu  sein  all- 
seitiger übereifriger  Verfolgung;  es  zu  beseitigen  dient  nicht 
die  Aufforderung ,  das  wilde  Vordringen  fortzusetzen.  Ich 
sehe  also  keinen  Weg,  zu  einem  haltbaren  und  in  den  Zu- 
sammenhang sich  fügenden  Verständnisse  des  MT.  zu  gelan- 
gen und  schliesse  mich  Thenius  an  in  der  unbedingten  An- 
nahme des  Textes  der  LXX ,  wenn  auch  nicht  nach  seiner 
Retroversion.  LXX  las:  tTiy:_i^_  b'^^'ä  tz::?  "n^Ti  ayn-blDi 
:  tzi-'-ist^    nna  ***)    nsriso  **)    n^nV/sn   '^nm    uj^n   tzs-'Cbt^ 

.t:v  -:  ^  V        T        '  tt;.-  •:-  •  -t-: 

—  VK'^r^Ti  tZDrn  Jnb'-J   ^f^P"^)  ^^,9   b'^^'^^-    Der  Aussprache 

bN^T   statt  bN-|T  scheint  doch  Misverständnis  zu  Grunde  zu 

liegen;    vgl.  die  Bildung  der  Infinitive   1  Reg.  8,  31.    2  Chr. 
6,  22. 


*)    Zu  b  vgl.  2,  27.    LXX  a?  ,  was  erst  recht  nur  auf  die  Lesart 

a'''ni3^    passt. 

**)    2  Sam.  18,  8. 

***)  dg  oXrjv  noXtv  ist  Duplette  zu  h  tm  oqh.  Denn  zu  oXrjv  s. 
Einl.  S.  26  ;  übrigens  vgl.  Jos.  15,  10.  2  Eeg.  23,  16.  2  Chr.  21,  11. 
Jes.  66,  20. 

t)    Dies  Wort  kommt  freilich  nur  im  Pentateuch  und  Ekkles.  vor. 


91 

Für  den  Schluss  des  V.  bietet  ER.  eine  doppelte  Ueber- 
setzung,  die  wahre  ist:  xal  jtäoa  tj  yrj  i^gloza  —  y"l^^^  b^l 
nznb  cz3'"i:  (v.  25.  Gen.  43,  25).  Damit  soll  die  Veranlassung 
zu  Sauls  Befehle  angegeben  werden:  die  Leute  frühstückten 
nemlich  eben  alle.  Viel  besser  heisst  es  im  MT. :  die  Leute 
hatten  aber  alle  noch  nichts  gegessen.  Zu  ^^b  vgl.  Einl. 
S.  26  f. 

25.  Die  vollendete  Tautologie  der  V.  25  und  26  o  in  MT. 
lässt  sich  nicht  durch  die  Annahme  beseitigen,  v.  26  nehme 
den  Vorgänger  neu  auf  (Vulg.  v.  26  ingressus  est  itaque)^  denn 
der  Zusammenhang  wird  zwischen  den  beiden  Versen  durch 
keine  Sylbe  unterbrochen.  Vielmehr,  läge  uns  bloss  der  MT. 
vor,  so  würde  man  ohne  Frage  eine  Nebeneinanderstellung 
zweier  Varianten  anzunehmen  haben.  Nun  aber  bietet  LXX 
ER.  folgende  Uebersetzung :  -/.al  laaX  ögv/udg  tjv  /itshoGcovog 
y.aza  TiQÖGiOTiov  tov  aygov  26  y,al  elorjld^sv  6  laog  elg  xbv 
jLi€?uaocüva  \y,al  Idov  eTtogsvero  AaAwv.  laal  und  ögv/tiog  ist 
Duplette,  beides  hebräischem  1"^  entsprechend.  Dem  selben 
Worte  aber  entspricht  nach  v.  26  auch  /lisXlggcüVj  also  haben 
wir  hier  eine  Triplette.  Als  ursprünglich  wird  durch  v.  26 
beglaubigt  ymI  r^v  /lisIlggcüv  (oder  z.  fiie?,.  ^v),  dem  /neXlGGtov 
wurde  laal  hinzugefügt,  dieses  zum  zweiten  Male  als  dgvinog 
gedeutet  und  in  Folge  davon  jusXlggwv  in  den  Genitiv  gesetzt, 
um  die  Worte  y.al  laaX  ÖQVf.idg  (.leliGGtov  in  die  Einheit  eines 
Satzes  zu  bringen.  Der  also  hergestellte  Text  der  LXX  würde 
hebräisch  lauten  rr:::~  ^:r~-:?  r^Ti  ^ly''.  In  v.  26  a  stimmt 
LXX  mit  MT.  bis  auf  "lii  für  'uim.  Der  Zusammenhang 
führt  darauf,  in  •3"  Bienen  zu  sehen  und  unter  Vergleichung 
von  l^^^  1  zu  lesen  ",12"/  ""pn ,  was  haleku  deboräw  oder  wahr- 
scheinlicher halak  deboro  auszusprechen  ist. 

Aus  der  Textgestalt  der  LXX  entstand  die  massorethische 
folgendermassen.  Das  leicht  miszuverstehende  "i-^"*  wurde  zu- 
nächst durch  il'Z"  V.  25  erklärt;  hinterdrein  aber  verlor  sich 
das  Bewusstsein  davon,  dass  '^rn-r  nur  '^y  verdeutlichen  solle, 
und  "i-^"',  durch  die  Epexegese  überflüssig  gemacht,  ward  als 
Wald  aus  seinem  ursprünglichen  Zusammenhange  hinausge- 
drängt und  mit  den  Trümmern  der  in  LXX  uns  noch  voll- 
ständig erhaltenen  Variante  des  Schlusssatzes  v.  24  zusam- 
mengeschmiedet. Unter  Hinblick  auf  den  Anfang  von  v.  26 
entstand  so  der  Satz,  den  wir  jetzt  als  v.  25  a  im  MT.  lesen. 
"j;3"7  statt  "na"?  v.  26  beruht  auf  mehr  zufälligen  Gründen, 


92 

obwohl  zur  Verschreibung  beitragen  konnte,  dass  das  Generale 
"iZT  sich  sonst  im  A.  T.  nicht  findet. 

28  f.  Nach  Thenius  gehören  die  Worte  ^yn  t\Ti  *)  am 
Ende  des  V.  nicht  mehr  zur  Rede  des  Kriegers  und  aller- 
dings passen  sie  nicht  zum  Zwecke  derselben.  Als  Wieder- 
aufnahme der  Erzählung  drängen  sie  sich  aber  auch  zu  ab- 
gerissen und  fragmentarisch  zwischen  die  Anrede  an  Jonathan 
und  dessen  Antwort  ein;  und  erst  wenn  man  nach  LXX  am 
Anfange  des  v.  29  läse  i'ü^'>'  ^t^TP  vm,  würde  die  Fuge 
ausgefüllt.  Indes  zum  Verständnis  der  Worte  Jonathans  be- 
darf es  überhaupt  keiner  Vorbemerkung  ,  und  näher  als  die 
Möglichkeit ,  dass  im  MT.  2?~''i  ausgefallen  und  ]ti:iT  umge- 
stellt wäre ,  liegt  die  andere ,  dass  zunächst  cz:3?n  ^T^  aus 
V.  31  an  den  Rand  geschrieben  wurde  zur  Rechtfertigung  der 
Behauptung  Jonathans  v.  29  f.,  und  dass  dann  diese  Glosse, 
in  den  Text  eindringend  ,  den  weiteren  Zusatz  Kai  iyvco  er- 
zeugte ,  der  sie  dem  Zusammenhange  so  gut.  es  gieng  an- 
schmiegte. Es  scheint  obendrein,  als  sei  in  LXX  y,al  i^elvd-rj 
6  Xaos  in  unserem  V.  von  anderer  Hand  übersetzt  als  y,ai 
i'AOTtiaaev  6   laog  v.  31.      Bemerkenswerth  ist  ferner,    dass 

LXX  mit   HN-i  statt  liN-i   v.  29   (vgl.  13,  6)  unmittelbar  den 

Sprecher  v.  28  anreden  lässt,  in  welchem  Falle  die  Trennung 
der  Interpellation  und  der  Antwort  durch  einen  ganz  über- 
flüssigen erzählenden  Zwischensatz  noch  störender  ist. 

30.  Vgl.  2  Sam.  4,  11  in  MT.  u.  LXX.  —  Für  '^a  lies 
"Sn  unter  Vergleichung  des  letztvorhergehenden  Buchst. 

3L  N'nn  czDT'n  bedeutet  nicht  „heute"  und  also  spricht 
hier  nicht  mehr  Jonathan.  Allerdings  aber  wäre  zu  wün- 
schen ,  dass  die  Verfolgung  der  Philister  von  Michmas  bis 
Ajjalon  hier  nicht  kategorisch  ausgesagt,  sondern  hypothetisch 
hingestellt  würde.  Denn  die  Verfolgung  bis  dahin  würde  den 
kühnsten  Hoffnungen  entsprechen,  offenbar  aber  werden  diese 
im  Folgenden  nicht  erfüllt ,  und  die  Philister  können  v.  46 
mehr  oder  weniger  unbelästigt  den  Rückzug  vollziehen.  Auch 
ist  V.  32  das  Volk  im  Lager  der  Philister  zwischen  Michmas 
und  Bethaven.  Nichtsdestoweniger  ist  nicht  etwa  aus  „jenem 
Tage"  zu  machen  „heute"  ,  sondern  eine  zusammenfassende 
erzählende  Bemerkung  ist  zum  Uebergange  auf  das  ganz  an- 


*)  über  die  Aussprache  s.  Ew.  §.  232  b.  Indes  bedeutet  p3^^*i  Jud. 
4,  21  „er  ward  ohnmächtig",  was  hier  nicht  passt,  so  dass  doch  viel- 
leicht auszusprechen  sein  wird  Cj^^". 


93 

dersartige  Folgende  nothwendig.  Man  könnte  nach  17,  52  f. 
1  Macc.  4,  15  (s.  Grimm)  an  unperspektivische  Erzählung 
denken;  wahrscheinlicher  steckt  in  r::^-^,  welches  LXX  über- 
haupt nicht  liest,  ein  Fehler.  —  Zu  "2"  mit  3  des  persönl. 
Objects  s.  18,  7.  23,  2.  2  Sam.  5,  24  und  wahrscheinlich  viele 
andere  Stellen:  Thenius  ignoriert  diesen  Sprachgebrauch  und 
emendiert  demnächst  aus  freier  Hand  "^Sn  (soll  heissen 
'£~r^N).  Er  beruft  sich  dafür  freilich  auf  Hieronymus  — 
aber  ohne  sich  um  dessen  wirklichen  Sprachgebrauch  zu  be- 
kümmern. Denn  die  eben  citierten  Stellen  würden  ihn  be- 
lehrt haben,  dass  jener,  wo  ~2n  mit  2  des  Obj.  construiert 
wird,  statt  dessen  den  einfachen  Akkusativ  setzt. 

32.  Das  Qeri  'Jr:  wird  beglaubigt  durch  15,  19;  LXX 
e%kid^y  vgl.  den  Syr.  zu  15,  19.  —  ^vv  tco  aifdavi  ist  nicht 
Uebersetzung  von  LZ"r:~"n5<  bei  vorangehendem  transit.  Verb. 
Von  zufälliger  Corruption  des  i"N  und  ~v'  an  allen  drei  Stel- 
len, wie  Thenius  sie  annimmt,  kann  keine  Rede  sein.  Lev. 
19,  26  hat  auch  LXX  ~"  gelesen  ,  ihr  l^ ")"(")—''? 3^  für  das 
weit  originellere  —""'"''?"  ist  dort  durchaus  unpassend  und 
aus  blosser  Erinnerung  an  Ezech.  18  geflossen.  Ueber  den 
Sinn  der  Redeweise  s.  Ges.  Thes.  1027  d,  Hitzig  zu  Ez.  33,  25. 

33.  "Ex  r£&&aiii  =  ev  Fe^d^sy.  =  xzLTn'jn.  —  Für  czrn 

las  LXX  richtig  ü^'"" ;  zu  der  Buchstabenverwechslung  s. 
Einl.  S.  15  Anm. 

34.  Statt  ""iV^'  20  lies  mit  LXX  n*f N.  —  nb^bü  „heute 
Nacht"  ist  nicht  hergehörig  und  fehlt  in  LXX.  Es  wird  mit 
dem  n'5*'5  v.  36  zusammenhängen. 

36.  nT2:  soll  vielleicht  "^u:  sein ,  denn  die  Bedeutung 
„plündern"  fügt  sich  nicht  in  den  Context. 

38.  -"02,  Thenius  ^^3.     Zu  n  =  ^  s.  Einl.  S.  15  Anm. 

39.  Das  Suffix  in  "Z^  kann  man  nach  v.  38  nicht  als 
Neutrum  auffassen,  da  aber  t^^<I:^i  Femininum  ist,  so  ist  es 
unumgänglich,  ri:";!;'^  zu  schreiben.  Mit  r;::?^  (so  soll  nach 
Thenius  LXX  gelesen  haben;  in  Wirklichkeit  las  sie  nach 
V.  41  -y-l^i)  gienge  die  wünschenswerthe  Congruenz  des  Satzes 
mit  V.  38b  verloren. 

41.  LXX  ER:  y.al  eiTte  ^aovl  Kvqls  6  dsog  'logarjl ,  iL 
OTi  ov'A  d7te'/.QLd^i]g  T(jj  öovXco  Gov  or^/nepov;  el  iv  e/iiol  ij  Iv 
'Iwvad^av  TÖJ  vup  /nov  rj  dötKiay    vivgis  o  d^eog  '/. ,    öög  drjkovg 


94 

xa2  lav  xads  ii^tri-,  Sog  Srj  tm  Xac^  aov  Y. ,  dbg  örj  öGiorrjTa. 
Hieron.:  et  dixit  Saul  ad  Dominum  Deum  Israel  Da  indi- 
cium ,  er  übersetzt  also  den  MT. ,  natürlich  nicht  nach  der 
sinnlosen  Abtheilung  der  Accente.  Alles,  was  in  der  Vulgata 
mehr  steht,  hat  schon  Sabatier  der  Itala  zugesprochen.  Die 
LXX  steht  also  allein  dem  MT.  gegenüber,  siegt  aber  auch  so. 
Selbst  wenn  man  nzz^'Qii  'r\'Dn  verstehen  dürfte  „gieb 
Wahrheit  =  bring  sie  ans  Licht",  so  bliebe  doch  "lDb"'i^  das 
Treffen,  da  vorher  von  keinem  Losen  die  Eede  ist,  ohne  alle 
Einführung ,  die  ihm  doch  nicht  einmal  v.  42  fehlt ,  wo  sie 
viel  entbehrlicher  ist.  In  Wirklichkeit  lässt  Cii^^'ain  weder 
dieses  noch  ein  anderes  Verständnis  zu;  liest  man  aber  mit 
LXX  ^^'^r  j  was  einzig  übrig  bleibt,  so  ist  damit  unzertrenn- 
lich gegeben  die  Herstellung  auch  der  C2''n"i«^  und  überhaupt 
des  ganzen  Textes  der  LXX  im  Vorhergehenden.  Nur  da- 
durch wird  auch  das  "Sb"'"  genügend  vorbereitet,  und  um  so 
unerlässlicher  ist  die  Anerkennung  der  Echtheit  des  Plus  der 
LXX,  weil  es  gar  nicht  denkbar  ist ,  dass  dasselbe  erst  aus 
der  Lesung  c^"''/2p  herausgewachsen  ist.  Bei  dem  uns  vorlie- 
genden hebr.  Texte  würde  niemand  darauf  kommen  ,  u2"'/3?i 
als  tummim  zu  lesen;  LXX  konnte  es  nur  deshalb  erkennen, 
weil  sie  durch  c:*'"!"^  vorbereitet  war. 

Die  Retroversion  ist  nur  schwierig  für  den  zweiten  Be- 
dingungssatz: y,al  iäv  rdöe  slrcrj  {Sog  örj)  tm  Xaof  Gov^lGQarjX"^). 
Derselbe  hat  schon  im  Alterthum  zu  manchen  Correcturen 
Anlass  gegeben.  Am  vorsichtigsten  ist  die  in  verschiedenen 
Modifikationen  von  vielen  Handschriften  gebotene :  z.  «.  t. 
UTtrjg-  ev  toj  X.  aov^I.  tj  ddt%la,  am  deutlichsten  diejenige, 
welche  in  der  Vulgata  steht,  offenbar  ganz  nach  dem  Muster 
des  ersten  Bedingungssatzes  der  Alternative  zugeschnitten: 
aut  si  haec  iniquitas  est  in  populo  tuo.  Der  Werth  dieser 
Correcturen  liegt  auf  der  Hand,  namentlich  ist  das  beibehal- 
tene Gov  lehrreich.  Es  muss  feststehen,  dass  der  Text,  wel- 
cher der  LXX  vorlag,  das  Wort  yrJn  im  zweiten  Bedingungs- 
satze nicht  explicite  wiederholte.  Implicite  aber  muss  es  auch 
hier  vorhanden  gewesen  sein;  ich  halte  es  daher  nach  v.  39 
für  wahrscheinlich,  dass  man  zu  lesen  habe  1'o:?i  ib'ipl  C&<1 
b&<nü:\     Aus  ■312;'"'  oder  ni'vZ;"'  konnte  der  LXX  hier  so  gut  ein 


*)    nach  ER.    Die  eingeklammerten  beiden  Worte  sind  irrthümli- 
ches  Einschiebsel,  wie  man  leicht  erkennt. 


95 

Verb  entstehen,  wie  v.  39;  elTC?^  hier  ist  =  dftoxQc^fj  dort, 
das  davorstehende  rdde  Ergänzung.    Vgl.  «^jZ. 

42.  Das  Volk,  welches  v.  45  gegen  Jonathans  Tödtung  sich 
ins  Mittel  legt ,  widersetzt  sich  in  LXX  schon  hier  dem  Lo- 
sen zwischen  ihm  und  Saul.  Aber  die  Entscheidung  Jahwe's 
auf  halbem  Wege  aufzuhalten  ,  ist  irreligiös  und  die  Unge- 
wissheit,  zumal  der  Verdacht  auf  zwei  sich  beschränkt,  un- 
erträglich. Selbst  Y.  45  wird  dem  Rechte  -freien  Lauf  gelas- 
sen ,  nur  unter  Anwendung  der  Rechtswohlthat  der  Stellver- 
tretung. Also  verräth  der  Zusatz  in  LXX  v.  42  den  Geist 
einer  späteren  Zeit  und  ist  erst  aus  v.  45  geflossen. 

44.  Hinter  rrx'J'>  ist  ^\  (LXX)  unentbehrlich;  es  ist  mit 
Absicht  ausgelassen  aus  dem  gleichen  Grunde,  weshalb  25,  22 
"n"b  in  ■?'■  ''S^'S^b  abgeändert  wurde.  —  Am  Schluss  las 
LXX  3""'n  für  ]t^^v  und  Thenius  schliesst  sich  ihr  an,  „weil 
die  Nennung  des  Namens  bei  der  Anrede  ungewöhnlich  sei." 
Schade,  dass  Thenius  nicht  auch  z.  B.  17,  55  ")33t<  streicht. 
Der  Werth  des  ü"n  hier  ist  der  selbe  wie  der  von  iv  t^ 
rjfxeQa  iy.elvrj  im  folgenden  Verse. 

45.  Wenn  xal  TtQOGsv^axo  6  laög  tvsqI  '/.  wirklich  auf  ei- 
ner anderen  Lesart  beruhen  sollte,  als  ■'~)n>i  ü'Jn  ■"S"'" ,  so 
wäre  diese  auch  nichts  weiter  als  falsche  Uebertragung  der 
uns  vorliegenden  massorethischen,  deren  Sinn  nur  Ewald  zu 
verstehen  gewagt  hat.     Vgl.  aber  2,  25. 

47.     In  der  Duplette  elaxs  tov  ßaoiXeveLV ,    xaTaycXi^QOVTai 

egyov  ist  die  letzte  Hälfte  echt  (r^b-Q  =  n^^-^'Q ,  vgl.  16,  19. 
Syr.).  —  "■'w")"'  heisst  „er  siegte"  wie  ^2^^,  Doch  wircl  nach 
LXX  y'^l^,  zu  lesen  sein. 

49.  Für  ^r:;^  las  LXX  tx-^  =  vXi^_^  =  b^S— ^'n  = 
J^u;a~w"^t.  Isbaal  war  der  eigentliche  Name  des  Sohnes 
Sauls,  denn  damals  ward  Baal,  ein  an  sich  völhg  unschuldi- 
ger Name,  auch  für  Jahwe  gebraucht.  Als  späterhin  Baal  in 
Übeln  Geruch  kam,  ist  b'Jn'~ti<  geändert  theils  in  'vrN  von 
Vernünftigen ,  theils  in  nir3""U;^N  von  Unvernünftigen.  Zu 
Tni:-'  —  "r^^N  vergleiche  die  ältere  syr.  Orthographie,  ferner 
•>X->  =  ■»•iz;^5<,  eine  Abkürzung  von  ■'UJ~"'3i< ,  wie  ^i'V'i^  von 
-17:?—^=1&^.  Auch  "2^3^  mag  =  "OU?^.^  sein,  vgl.  Is-tob  und 
dagegen  Sakar  1  Chr.  11,  35.  26,  4.  Dass  man  Jissakar  aus- 
sprach,    geht   aus   der  Etymologie  Gen.  30,  18   nicht  hervor, 

die   ebensowohl   oder   vielleicht  noch  besser   (vgl.  '''^''^^b)   auf 


96 

eine  Zusammensetzung  mit  'ij^i<  als  mit  'J^l  passt;  und  übri- 
gens konnte  auch  '^l,  wie  die  Schreibung  tr«  beweist,  aus- 
gesprochen werden  ish  (=  it  im  Aram.).  Vgl.  ferner  zu  2 
Sam.  23,  8. 

XV. 

1.  Angabe  des  Grundes,  weshalb  es  scheint,  dass  bei 
LXX  Vulg.  ^"1D~  mit  Recht  fehle,  vermisst  man  bei  Thenius. 
Er  ist  darin  zu  suchen,  dass  „Stimme  Gottes"  als  Anthropo- 
morphismus  galt. 

2.  nn:?  hinter  ^tiipz  (LXX,  s.  23,  11.  24,  15)  ist  nicht 
vonnöthen  und  wegen  des  v.  3  folgenden  weiteren  3'"  auch 
nicht  empfehlenswerth.  —  ü'X  ist  militärischer  Terminus  techn. 

1  Reg.  20,  12.  LXX  dTr^vrrjGe.  Auf  die  Ueberss.  hat  Deut. 
25,  17  f.  eingewirkt. 

3.  Welche  der  in  ER.  vorfindlichen  Uebersetzungen  (zwei 
von  tT'/annn,  abgesehen  von  Kai  lsqlili,  und  zwei  von  bvonri 
vby)  die  ursprüngliche  sei,  ist  für  unsere  Zwecke  gleichgil- 
tig;  genug,  dass  LXX  das  a  von  Dn"0"inm  als  zwei  °  {avTov 
Y,ai)  las  und  zwar  mit  Recht,  wie  das  folgende  lehrt. 

4.  Aus  welchen  Gründen  Thenius  das  Gilgal  der  LXX, 
welches  durchaus  ihrer  Bama  11,  8  entspricht,  den  einfach- 
sten kritischen  Regeln  zu  trotz  dem  Telaim  des  MT.  vor- 
zieht, sehe  man  bei  ihm  selbst  nach.  —  Zur  Zahlen vergrös- 
serung  in  LXX  vgl.  11,  8.  Dass  Juda  nur  den  21sten  Theil 
des  Heerbannes  stellt,  befremdet;  ebenso,  dass  „Fussvolk"  den 
Gegensatz  bildet  zu  den  Männern  Juda's.  Darum  setzt  The- 
nius b^^TJ;^  l2J"'N-"ni<  hinter  "'bJ"i  ein ,  während  Nöldeke 
n"n~"'  ui^^^tni^  in  D^UJ"!!;'  verwandeln  will  *).  Vorsichtiger 
ist  es,  die  letzten  Worte  von  t^'rxTi  an  zu  streichen;  vgl.  zu 

2  Sam.  1,  12.  21,  2. 

5.  Gegen  die  von  den  Versionen  beglaubigte  Lesart 
bn:3  an"*"  wirft  Thenius  ein  ,  es  sei  von  einem  Hinterhalt, 
von  einem  Hervorbrechen  aus  demselben  nicht  weiter  die 
Rede  und  nach  v.  6  gehe  Saul  ganz  offen  zu  Werke.  Der 
letztere  Einwand  besagt  offenbar  nichts;  ich  wenigstens  ver- 
stehe nicht ,  inwiefern  durch  eine  solche  Offenheit  des  Krie- 
ges, wie  sie  v.  6  und  auch  v.  4  vorausgesetzt  wird,  das  Legen 


*)     Orient  und  Occident  II,  627.  Anm.  3. 


97 

eines  Hinterhaltes  gegen  eine  zu  belagernde  Stadt  ausgeschlos- 
sen wird.  Der  erstere  aber  lässt  sich  ebensogut  gegen  The- 
nius'  gänzlich  willkürliche  Aenderung  ri/Cn~y2  "]^v^'  machen; 
denn  davon ,  dass  die  Amalekiter  ihrerseits  die  Schlacht  an- 
nahmen, ist  auch  nicht  weiter  die  Rede.  Sachlich  aber  passt 
die  Texteslesart  viel  besser;  eine  Bestürmung  der  vorerwähn- 
ten Stadt  wird  erwartet,  dagegen  würden  die  schwachen  Ama- 
lekiter den  die  Schlachtordnung  aufstellenden  Saul  lange  ha- 
ben auf  sich  lauern  lassen.  —  '^^",  falsch  twj^  7r6?^£(0Vy  weil 
das  Folgende  auf  Eine  bestimmte  Lokalität  sich  bezieht. 

6.  Obwohl  in  den  Gentilicien  die  Formen  "rp  und  "'2''pn 
promiscue  gebraucht  werden,  so  ist  doch  innerhalb  desselben 
Verses  eine  Abw^echselung  unwahrscheinlich;  ich  vermuthe 
daher  l^p^  hinter  no"'i. 

7.  Für  rib-'-iH  lies  üV^,  denn  vgl.  v.  4  mit  27,  8.  Die 
Form  D'NyÜ  will  den  Plural  von  "'^^  geben,  ist  aber,  wie 
Jos.  15,  24  und  1  Sam.  27,  8  beweist ,  zu  reducieren  auf 
Üi<b'J  (vgl.  C5<":!"n  2  Sam.  10,  17)  und  giebt  erwünschten  Auf- 
schluss  über  die  Aussprache  von  Q~^ ,  welches  von  den  Punc- 
tatoren  aus  denselben  Gründen  und  in  derselben  Weise  falsch 
ausgesprochen  wurde,  wie  Qi^'^*  In  7iZ)"ti  =  np^l2  ist  nur 
(1  =  1:  eine  eigentliche  Aenderung;  die  Verlesung  entstand 
unter  dem  Einflüsse  von  Gen.  25,  18  *). 


*)  Ich  weiss  nicht,  ob  schon  darauf  aufmerksam  gemacht  ist,  dass 
Schur  urspr.  die  Mauer  ist,  die  von  Pelusium  über  Migdol  nach  Hero 
lief.  Ebers  (Aegypten  und  die  Bücher  Mose's  S.  78  ff.)  scheint  die  nahe 
liegende  Combination  weder  gekannt  noch  gemacht  zu  haben.  Hinge- 
gen erklärt  er  den  Namen  Misraim  aus  der  ,, Umwallung"  und  der 
scheinbare  Dual  hätte  ihn  dabei  nicht  anzufechten  brauchen;  vgl.  meine 
Dissert.  de  gentt.  Jud.  S.  37,  Nöldeke,  neusyr.  Gramm.  S.  107  Anm.  1. 
Uebrigens  hat  sich  die  Wüste  Schur,  ,,die  vor  Aegypten  liegt",  nicht 
bis  zum  Wädi  Gharandel,  sondern  höchstens  bis  zu  den  Mosesquellen 
erstrecken  können ,  die  ausserdem  der  Beschreibung  von  Elim  viel  bes- 
ser entsprechen.  Dass  der  Durchgang  durchs  Rothe  Meer  drei  schwache 
Tagereisen  nördlich  von  Elim  stattgefunden  hat,  spricht  nicht  gegen 
dessen  Gleichsetzung  mit  Ujun  Musa.  Denn  alle  Nachrichten  vereini- 
gen sich  dahin  ,  dass  die  Gegend  von  Hero  der  Ort  des  Ueberganges 
gewesen  sei.  Die  Israeliten  umgiengen  zuerst  das  Meer ,  das  sich  bis 
zum  Ende  der  Bitterseen  erstreck!  e,  mussten  dann  aber  zurück  Exod. 
14,  2  imd  lagerten  nördlich  von  der  Nordspitze  des  Meers,  zwischen 
diesem  und  Migdol  (dem  Magdolos  Herodots,  welches  allein  dem  A.  T. 
bekannt  ist  und  sehr  gut  passt) ,  in  der  Nähe  von  Hero ,  aus  dem  Pi- 
ha-Hiroth  ebenso  entstanden  ist,  wie  B-el-beis  aus  Beseth  (Bubastis). 
Beim  Herannahen  des  ägypt.  Heeres  blieb  ihnen  nur  der  Ausweg  durchs 


98 

9.  Hinter  -''"^^  wiederholt  LXX  ^wvTa  aus  v.  8.  —  Gegen 
die  nahe  liegende  Aenderung  Q'^S^UD  „fette  Thiere"  erheben 
sich  mehrfache  Bedenken.  Wenn  der  Syr.  übersetzt  „das 
Beste  der  Schafe  und  der  Rinder  und  der  feisten  und  der 
gemästeten  Thiere",  so  sind  eben  die  besten  Schafe  und  Rin- 
der die  feisten  und  gemästeten  und  von  letzteren  wird  nicht 
noch  einmal  das  Beste  ausgesucht.  (LXX  freilich  fasst  selbst 
noch  i'tin^blD  als  Genitiv  zu  in::'''^  =  das  Beste  alles  Guten). 
Man  könnte  nun  allerdings  das  b:?  in  ü'^^^n'-by- ,  welches 
weder  LXX  noch  Syr.  vorfanden,  vor  d^^-^UDn  lesen.  Indes 
abgesehen  davon,  dass  die  Präposition  an  dieser  Stelle  erst 
recht  nicht  bezeugt  ist,  bliebe  der  Hauptübelstand,  dass  ganz 
identische  Sachen  sich  coordiniert  würden:  denn  die  Ueber- 
setzungen  „die  fetten  Fluren  und  Anger"  oder  „die  Esswaa- 
ren  und  die  Weinberge"  (LXX)  sind  unmöglich,  da  fette  Flu- 
ren und  Weinberge  in  den  Steppen  der  Amalekiter  selten  ge- 
wesen sein  werden  und  die  Esswaaren  ausser  dem  Vieh  keine 
Erwähnung  verdienen.  Es  bleibt  nichts  übrig,  als  D^2'ai25n 
D-i-ism  zu  lesen  und  dies  als  erklärende  Apposition  zu  ver- 
stehen: „sie  schonten  das  Beste  der  Schafe  und  Rinder,  die 
feisten  und  gemästeten  Thiere."  Das  ''ov  vor  ü^nSn  ist  ganz 
deutlich  Einschiebsel.  —  In  nT!3'5aD  hat  Böttcher  richtig  die 
Vermischung  zweier  Worte  gesehen ,  d.  h.  ein  Schreiber ,  der 
schon  D'/üD,  das  folgende  Wort,  angefangen  hatte,  bemerkte 
noch  den  Irrthum  und  schrieb  nT3D  weiter.  n7/2D  freilich, 
welches  Böttcher  statt  nTDi  vorzieht,  verdirbt  die  ganze  Er- 
klärung des  Fehlers,  liefert  unnachweisliches  Sprachgut  —  es 
giebt  nur  riTia  aus  guten  Gründen  —  und  würde  nur  auf  das 
Vieh  passen,  auf  welches  doch  der  Bann  nicht  beschränkt 
war.  O'Di  ist  mit  dem  folgenden  t^^^  (in  nriö< ,  dessen  schlies- 
sendes  He  aus  dem  Anfangsbuchstaben  des  folgenden  Wortes 
stammt)  zusammenzulesen  als  5^q^^.^:.  Da  das  Adjectiv  sich 
im  Genus  nach  seinem  Substantiv  richtet,  so  ist  das  Femini- 
num nothwendig;  und  nur  die  Wurzel  öi</a  passt  in  den  Zu- 
sammenhang. 


Meer  —  denn  dass  der  nördlichere  Landweg  nach  Osten  ihnen  abge- 
schnitten war,  ist  klar;  sie  schlugen  ihn  ja  zuerst  ein,  mussten  aber 
umkehren.  Vgl.  Hitzig,  Gesch.  des  V.  Isr.  S.  70  ff.,  der  sich  nur  durch 
den  Krokodilsee  beirren  lässt.  Dieser  existiert  für  die  isr.  üeberliefe- 
rung  so  wenig  wie  der  Kanal  „des  Ramses." 


99 


11.  n^"»^"— 5!3,  als  sei  es  selbstverständlich,  dass  Jahwe 
Nachts  zu  Samuel  sprach;  denn  erwähnt  ist  es  bisher  nicht. 
Solche  Voraussetzungen  aber  zu  machen  ist  dem  hebr.  Er- 
zähler durchaus  erlaubt. 

12.  Die  Prägnanz  ri^^ipb  Ü^XO''  lösen  LXX  Hier,  auf,  und 

Thenius  beeilt  sich,  in  Folge  dessen,  ein  1"^'  als  „nothwen- 
dig"  einzuschieben.  Wie  nothwendig  es  sei ,  zeigt  Cant.  7, 
13  vgl.  Qor.  Sur.  68,  22  und  die  in  Ges.  Thes.  S.  1406  ge- 
sammelten Beispiele  eines  gleichen  Gebrauchs  von  ;^i  im  Arab. 
So  kurz  zu  reden,  ist  keineswegs  poetischer,  sondern  populä- 
rer Stil.  Vgl.  auch  Gen.  14,  3  '5^<  'nzr,,  —  Die  Worte 
"■'  •'•?  ^'TQ  nzri",  können  nur,  dürfen  aber  nicht  präsentisch 
gefasst  werden,  man  hat  also  das  Perf.  ^''^p^  zu  lesen  (LXX 
äquivalent  322^-i  ohne  n:n).  _-  Statt  nn^-^i  ao-'T  las  LXX 
na^n'ar;  20"'";  auch  v.  15  ebenso  wie  11,  5  (/neTa  t6  ttqcoI) 
sorgt  sie  für  die  Majestät  des  Königs.  Aber  grade  Sauf  ist 
nach  aller  Erinnerung  stets  den  einfachsten  Sitten  treu  ge- 
blieben. 

12  f.  LXX  ER.  von  'i^^^l  an:  „und  es  ward  dem  Saul  ge- 
meldet also:  Gekommen  ist  Sa7nuel  nach  dem  Karmel  und 
hat  sich  ein  Denkmal  errichtet.  Und  er  wandte  den  Wagen 
und  gieng  hinab  nach  Gilgal  13  zu  Saul,  und  siehe  er  bringt 
Brandopfer  dem  Herrn ,  die  Erstlinge  der  Beute ,  welche  er 
den  Amalekitern  abgenommen  hat;  (und  es  kam  Samuel  zu 
Saul)  und  Saul  sprach  zu  ihm"  —  u.  s.  w.  wie  MT.  Man 
sieht,  dass  v.  12  in  LXX  eine  Verstellung  von  Saul  und  Sa- 
muel statt  gefunden  hat ,  welche  dazu  zwang ,  die  Worte 
■;i"i  SD*"  von  Samuel  miszuverstehen  als  Wiederanfang  der 
Erzählung.  Dadurch  aber  kam  es  weiter  dahin,  dass  die  bei- 
den ersten  Worte  von  v.  13  „und  Samuel  kam"  als  überflüs- 
sig und  störend  ausgelassen  und  das  dritte  b■^5^23""":^^5  direct 
mit  5-3-;-  "ii"  verbunden  wurde.  Der  nach  "■5<^""'"5><  in 
LXX  folgende  Satz,  Samuel  habe  den  Saul  beim  Opfern  ge- 
troffen, ist  aus  V.  21  und  namentlich  aus  13,  8 — 15  geflossen. 
Durch  das  Folgende  wird  er  dementiert,  denn  v.  14  sieht  Sa- 
muel nicht  das  Vieh,  sondern  er  hört  es  brüllen  und  auf  das 
Opfer  nimmt  er  gar  keine  Rücksicht.  Die  Worte  /.al  Ttag- 
ayevezo  ^a/^iovrjl  JtQog  ^aovX  gehören  nicht  zur  LXX. 

15.  In  LXX  spricht  Saul  wie  ein  König:  ich  habe  ge- 
bracht, ich  habe  gebannt. 

17.  Da  man  nur  übersetzen  kann:  Nicht  wahr,  wenn  du 
klein  bist  in  deinen  Augen,  so  bist  du  das  Haupt  der  St.  Is.", 


100 

so  kann  das  historische  Tempus  ITO'a^"/  nicht  mehr  zur  Apo- 
dosis  der  Bedingung  gehören,  sondern  eröffnet  den  neuen 
Satz,  der  sich  v.  18  fortsetzt  „und  Jahwe  salbte  dich  — -  und 
sandte  dich."  Dann  aber  wird  das  Explicitum  n'n''  v.  18 
erst  dann  eingesetzt  sein ,  als  man  schon  1]  ^TO^O^i  falsch 
verbunden  hatte;    Einl.  S.  22  ff. 

18.  ■'b  d">li^"Jnn  ,  wie  Thenius  scheint  lesen  zu  wollen,  wäre 
hart  trotz  Gen.  13,  13,  LXX  sprach  wohl  ''b  ü^^^-J^^.  — 
Oiam  am  Schlüsse  ist  fälschlich  wiederholt  aus  kalloiam  und 
fehlt  mit  Recht  in  LXX. 

20.  "TiüuN  vor  der  Oratio  recta  Ew.  §.  338  b.  —  Die  Aen- 
derung  ü^^n  b-p  für  ;";  bip  (Thenius  nach  LXX)  ist  ge- 
schmacklos. Im  MT.  wird  mit  naturwahrer  Feinheit  der  Cha- 
rakter Sauls  gemalt,  wie  er  glaubt,  Gehorsam  im  Allgemei- 
nen mit  ein  bisschen  Ungehorsam  im  Einzelnen  vereinigen  zu 
können  und  ganz  unbefangen  thut,  indem  er  beiläufig  zum 
Schluss  die  ihm  von  Samuel  vorgeworfene  Handlungsweise 
einräumt,  sie  von  einer  ganz  andern  Seite  beleuchtend,  aber 
doch  zugleich  die  Verantwortung  dafür  von  sich  auf  das  Volk 
abwälzend. 

23.  Thenius  schlägt  vor  Ü^snsn 'j^^5.  Aber  einen  solchen  Ge- 
nitiv erträgt  "J'^^  nicht,  weil  es  keineswegs  gleichbedeutend  ist 
mit  tii^'Jn  (eher  mit  ^^"■^23,  bnn),  sondern  viel  bestimmter 
(=  'rri  "nsi^,  abergläubische  Wahrsagemittel).  Wenn  The- 
nius es  nicht  für  möglich  hält,  dass  die  Concreta  ö^Snm  ]i^ 
das  Prädikat  zu  dem  Abstractum  "izrsn  bilden,  so  verkennt  er 
das  Vorrecht  der  dichterischen  Sprache  und  eine  durchge- 
hende Eigenthümlichkeit  des  Semitismus;  Ew.  Gr.  arab.  §.655. 
Die  Abweichungen  der  Verss.  beruhen  auf  Misverständnis  von 
n:£ijn.  —  "'p'Ctfi  die  Punctation  schwankt  16,  1. 

27.  Es  ist  klar,  dass  das  Explicitum  zu  pTlT»  {^aovl)  ein- 
zusetzen man  mehr  Veranlassung  hatte  als  es  auszulassen. 

28.  n-üVo'^,  lies  nDb;o"0,  s.  Einl.  S.  17.  So  lange 
n"üb/2'a  nicht  im  Stat.  abs.  nachgewiesen  wird,  zweifle  ich  an 
der  Richtigkeit  der  Bildung.  Aramäisch  ist  es  nicht,  die 
Chronik  sagt  stets  nur  rn:Dbl2.  Das  Wort  kommt  überhaupt 
nur  vor  Jos.  13,  12.  21.  30.  31.  1  Sam.  15,  28.  2  Sam.  16, 
3.  Jer.  26,  1.  Hos.  1,  4  und  immer  im  Stat.^  constr.  —  LXX 
ist  beeinflusst  durch  1  Reg.  ^,^31.^  Für  aTVo  ^loq^.  ist  eTtl 
^Igq.  zu  lesen  (wie  auch  v.  3  m  avTov  statt  dit  avrov),  die 
Worte  sind  aber  in  LXX  erst  eingeschwärzt. 


101 

29.  ü^:  ist  nach  Syr.  Hier.  Adjectiv  =  der  Wahrhaftige 
Israels.  LXX  sonderbar:  "^n^i  von  "'USn  abgeleitet  =  y.al 
diaiQedriOSTai  elg  ovo.  Ihr  n^ii:"'  für  "ip^"*  und  Ü"iN5  (17, 
43)  für  ü"N   sind  Euphemismen;  vgl.  zu  v.  1. 

32.     Vergleicht    man   den    Text   der    LXX    mit    dem   MT. 

{TQe/.icüv  statt  t^:""^ ,  "0  am  Schluss  fehlend),  so  ersieht  sich, 

dass  aus  dem  Eigenthümlichen  etwas  ganz  Triviales  geworden 
ist.  Ich  ziehe  deshalb  den  MT.  um  so  mehr  vor,  als  es  nicht 
scheint,  dass  dem  rge/ncov  der  LXX  eine  abweichende  Lesart 
zu  Grunde  lag.  Pinguissimus  des  Hieron.  (et  tremens  ist  ein 
Zusatz   der  Vulg.)   ist  Modificierung  von  dßgog  des  Symma- 

chus,  welches  letztere  die  treue  Uebersetzung  der  Wurzel  fis^ 

ist.     Die  Bedeutung  ziiterji  aber,  welche  anzunehmen  die  LXX 

wohl  erst  durch  den  Ausfall  von  10  vor  ""i'o  veranlasst  wurde, 

geht  von  der  selben  Wurzel  aus. 

XYI. 

5.     Der   Sinn  von   ymI  evg)QcxV'd^rjT€  fiez   e(.iov  oiqfxeqov  ist 
zwar  genau  der  gleiche,  wie  der  von  r!27a  "'inN  ü^^^^3",    der 

Form  nach  ist  aber  die  Lesart  der  LXX  vorzuziehen ,  weil 
dadurch  Abwechslung  entsteht  im  Vergleich  zum  letzten  Satze 
des  Verses  und  weil  der  nackte  Ausdruck  ErkläruDg  des  ver- 
hüllten sein  kann,  nicht  aber  umgekehrt  der  verhüllte  des 
nackten.  Das  Opfer  ist  übrigens  so  sehr  nur  Vorwand,  dass 
hinterher  in  der  Erzählung  über  der  Ausführung  des  wahren 
Zweckes  die  des  ostensiblen  ganz  vergessen  wird.  Denn  v.  6 
— 12  fällt  nicht  beim  Opfermahl  vor,  sondern  beim  u:"p  v.  5; 
V.  5b  und  v.  6 — 12  decken  sich  dem  Umfange  nach,  indem 
v.  5  b  den  Rahmen  giebt,  in  welchen  v.  6 — 12  die  besonderen 
Züge,  auf  die  es  im  Zusammenhange  eben  ankam,  eingetra- 
gen werden. 

7.  Statt  n"cL\^  1.  nuTND  und  hinter  ü"wSn  1.  ü^nbi^n  -NV 
mit  LXX.  —  D':£b  statt  C."?."^  ist  keine  Verbesserung. 
'crz^'J  heisst  auch  v.  12  das  Aussehen  (Lev.  13,  5.  37)  und 
wird  17,  42  durch  nN*^  erklärt,  ebenso  wie  es  in  unseremVerse 
durch  ^^^5"^o  excipiert  wird.  Q":£  dagegen  würde  einen  schiefen 
Sinn  geben,  da  es  in  dieser  Verbindung  auf  den  Stand  geht, 
nicht  auf  das  Aussehen.  Thenius:  „Cr^'b,  LXX:  D"';£b, 
jedenfalls  schicklicher." 


102 

10.  LXX  ER.  lässt  ■'I2ä''""bi^  aus,  vielleicht,  weil  sie  meint, 
da  von  einer  Einweihung  Isais  in  Samuels  Geheimnis  im  Vor- 
hergehenden nichts  gesagt  ist ,  Samuel  habe  die  Worte  am 
Schlüsse  von  v.  8.  9.  10  bloss  bei  sich  gesprochen. 

11.  Der  LXX  fehlt  ^^<^  zwischen  ]-jpn  -n:?;  sprachlich 
möglich  18,8  und  vorzuziehen ;  denn  ■^^^^  einzusetzen  konnte 
sich  wohl  jemand  bewogen  fühlen,  es  auszulassen  nicht. 

12.  ns-».,  LXX  ^s;  Einl.  S.  15.  Vgl.  17,  42.  Das  Ad- 
jectivum  ist  dem  Contexte  nach  vorzuziehen.  —  Der  Zusatz 
rq'  KVQUü  hinter  "'^<"i  besagt:  Jahwe  sieht  ja  nicht  nach  dem 
Aeusseren,  David  also,  den  er  erwählt,  erwählt  er  nicht,  weil 
er  äusserlich,  sondern  geistlich  schön  war.  Gleichen  Werthes 
ist  dyad^og  hinter  ht  N"n. 

14.  In  Bezug  auf  den  Gebrauch  der  Gottesnamen,  der  in 
den  Verss.  vgl.  mit  MT.  stark  variiert,  ist  zu  bemerken,  dass 
mn*'  m"i  als  guter  Geist  entgegen  gesetzt  wird  dem  tm 
mn''~"n&<*0  und  D^nbt^  trn  als  bösem  Geiste.  Dieser  Sprach- 
gebrauch wird  im  MT.  streng  eingehalten;  nur  19,  9  würde 
eine  Ausnahme  machen,  aber  es  wird  dort  mit  LXX  zu  lesen 
sein  ÜTibi^i  für  Tiin''. 

16.  T'3Eb  kann  man  nicht  dem  vorhergehenden  Substantiv 
beiordnen ,  als  ob  es  heissen  könnte  "C^tb  D"'"i^:?n ,  sondern 
man  muss  es  mit  einem  Verb  verbinden,  welches  nur  ^^i"""^'■/2^^•' 
sein  kann:  also  fasst  LXX  dieses  richtig  als  Plural  auf  mit 
dem  Subj.  "i"*"3:'.  "DiiN  nun  könnte  man  als  Vokativ  auf- 
fassen, da  es  aber  LXX  nicht  las,  so  wird  es  als  irreführend 
zu  tilgen  sein;  zur  Entstehung  s.  zu  23,  20.  Im  Weiteren 
hat  man  dann  das  ^  des  folgenden  Verbi  in  i  zu  verlängern 
und  vielleicht  auch  den  Dativus  commodi  der  LXX  zu  ergän- 
zen. Kurz  ,  man  muss  aus  inneren  Gründen  den  Text  der 
LXX  in  Bausch  und  Bogen  annehmen:  „es  mögen  deine 
Knechte  sich  dir  gegenüber  ein  Wort  erlauben  und  dir  einen 
Mann  suchen  u.  s.  w."  —  p3'/3  yi'>  ist  ein  Zusammenfliessen 
zweier  Lesarten,  deren  eine  v.  18  wiederkehrend  hier  von  der 
LXX  befolgt  wird ,  die  andere ,  einfach  ]-33"0 ,  vom  Syr.  — 
Tn:D3  (LXX  statt  'i^n  MT.  18,  10.  19,  9)  würde  man  nicht 
sagen,  sondern  "n3Z2.  —  Kai  dyad^ov  ool  lazaL  xal  dvaTcav- 
0£L  oe  ist  Duplette,  andernfalls  müsste  die  Ursache  vor  der 
Wirkung  stehen. 


103 

18.  ^vverog  für  b^n  ist  nahe  liegende  Verbesserung  von 
öwaTog,    vgl.  ähnlich  Deut.  3,  18.  2  Chr.  35,  3. 

19.  D-'DJ^P^a  b%NiL\  Syr.  JiiV.io  \\ia^.  Es  scheint,  dass 
lü!^i^  ursprünglich  gesprochen  wurde  malake  (zur  Schrei- 
bung vgl.  fc£5^U) ,  und  dass  also  letzteres  Wort  auch  im  Syri- 
schen nicht  bloss  für  die  Engel  gebraucht  wurde. 

20.  Wein  wird  nicht  gezählt,  aber  Brod  so  wenig  gemes- 
sen (LXX  yo/iWQ  aQTwv)  wie  Ziegenböcke.  Damit  soll  nicht 
Dnb  l"i'52n  des  MT.  gerettet  werden ,  sondern  es  ist  vor  ünb 
ein  Zahlwort  zu  lesen,  ohne  welches  auch  "n&^  bei  Ü"'T5'  "'"J 
keinen  guten  Sinn  hat;  und  zwar  niD'on  oder  n^'^y  (woraus 
bei  LXX  "'2>"  entstand).  Nur  Zahlen  kommen  bei  uro  vor, 
keine  Maasse. 

XVII. 

1.  nb"ii;,  LXX  ^ozxiod-.  Der  Plural  erklärt  sich  aus 
Euseb.  Onom.  unter  2oy,xco :  Kwincd  eloL  ovo  —  jJ  (.lev  dvw- 
Tsga,  Yj  da  '/iarwTeQa  ^ov^ytod-  y^qr^xaTitovoai.  Aehnlich  ^Q.qioviv 
Jos.  10,  10  ff.  statt  des  alten  Singulars,  vgl.  L4Qfxad^aL!.i  mit 
r:'52"ir;  und  ^x^J^*  1  Macc.  4,  15  statt  "23''  „weil  es  nach 
Plin.  H.  N.  XIII.  14,  5  zwei  Städte  waren,  die  eine  landein- 
wärts, die  andere  die  Hafenstadt." 

4.  l4vr^q  övvazog  ist,  wie  sich  aus  dem  Syr.  zu  uns.  V. 
und  zu  V.  23  ergiebt,  die  traditionelle  Uebersetzung  von 
d":zn  iT'iS.  Die  Uebersetzung  6  f^ieoalog  v.  23  ist  nicht  die 
der  LXX,  denen  v.  21-31  fehlt.  —  !n-i:n'"0^,  LXX  t^-'DiTa^, 
bestätigt  durch  v.  8.  23.  —  Bei  der  Zahldifferenz  (4  Ellen  in 
LXX  gegen  6  im  MT.)  sind  auch  hier  keine  zufälligen  Gründe 
im  Spiel. 

5.  Nach  MT.  bestehen  die  Schutzwaffen  des  Riesen  aus 
Erz,  die  Angriffswaffen  aus  Eisen.  Darin  ist  ohne  Zweifel 
eine  Consequenz,  die  von  LXX  übel  gestört  wird. 

6.  Sprich  ^r;::i3;  die  Punktatoren  scheuten  sich  vielleicht, 

den  Unterschied  zwischen  Stirnen  und  Schienen  zu  verwischen, 
der  bloss  im  Singular  hervortritt.  —  Gegen  die  Behauptung, 
die  Versionen  haben  mit  „Schild"  ein  anderes  Wort  wieder- 
gegeben als  ]''T'2,  s.  Bochart.  Hieroz.  I.  135  ff. 


104 


7.     n^^^n  ist  in   der  Verbindung  mit  ^^iD^  origineller  als 
rbrD   derYxX. 

"'s.  -lUnw^npb  hinter  n^nVo  "^lyb  hat  die  LXX  aus  v.  2 
wiederholt;  hier  liegt  darin  eine  halbe  Beantwortung  des 
•i^b,  die  offenbar  besser  wegbleibt.  —  In  "^riilDbrn  spielt  der 
Standpunct  des  jüdischen  Erzählers  hinein  in  die  Rede  des 
Philisters  (vgl.  1  Macc.  6,  7  to  ßöelvyixa),  die  LXX  hat  Un- 
recht, den  Artikel  auszulassen  (nach  "',  vgl.  Einl.  S.  15). 

12  ff.  Der  griechische  Text  von  v.  12 — 31  im  cod.  AI.  ge- 
hört nicht  in  die  LXX,  welche  vielmehr  diesen  Abschnitt  nicht 
wiedergiebt.  Daher  auch  die  abweichende  Uebersetzungsart, 
z.  B.  f-ieoalog  statt  dwarog ,  (pvltGTialog  statt  dllocpvlog, 
eOTTjXiod^rj  V.  16  statt  Kareorrj,  xollag  Trjg  ÖQvog  v.  19  vgl.  v. 
2.  21,  11;  daher  der  viel  engere  Anschluss  an  den  MT.  Der 
Verdacht  liegt  nahe,  dass  die  LXX  v.  12—31.  v.  55 — 18,  5 
ausliess,  um  einen  Zusammenhang  des  c.  17  mit  dem  vorher- 
gehenden zu  ermöglichen.  Diese  ihre  Kritik  gienge  allerdings 
von  einer  an  sich  sehr  unsicheren  Voraussetzung  aus.  Denn  es 
versteht  sich  in  hebräischen  Geschichtswerken  nicht  von  selbst, 
dass  zwei  äusserlich  verbundene  Erzählungen  aus  einigermas- 
sen  gleichartiger  Sphäre  auch  in  innerem  Zusammenhange 
stehen,  sie  können  ebensogut  von  Haus  aus  einander  fremd 
sein  und  nichts  mit  einander  zu  thun  haben.  Hier  indes  bei 
c.  16,  14—23  *).  c.  17  trifft  der  letztere  Fall  nicht  zu.  Denn 
beide  setzen  c.  18,  6  ff.  voraus.  Das  würde  nun  nur  bewei- 
sen ,  dass  sie  beide  mit  Rücksicht  auf  dies  Cap. ,  möglicher- 
weise aber  erst  später  und  unabhängig  von  einander  geschrie- 
ben sind.  Aber  c.  18,  6  ff.,  auch  in  seiner  alten  kurzen  Ge- 
stalt, setzt  ebenfalls  nicht  bloss  c.  17,  sondern  auch  16,  14  ff., 
nemlich  eine  längere  Anwesenheit  am  königl.  Hofe ,  voraus. 
Da  nun  c.  18,  6  ff.  der  einzige  Bericht  ist  über  die  Entstehung 
der  Feindschaft  Sauls  gegen  David,  so  ist  auch  deshalb  nicht 
an  eine  spätere  Einsetzung  desselben  zu  denken  zu  der  Zeit, 
als  die  beiden  vorhergehenden  Capitel  schon  in  der  jetzigen 
widerspruchsvollen  Gestalt  verbunden  waren.  Es  bleibt  also 
nur  die  Annahme  übrig,  dass  c.  16  und  c.  17,  da  der  Inhalt 
beider  von  c.  18,  6  ff.  vorausgesetzt  wird  ,  ursprünglich  in 
Harmonie  gestanden  haben.  Es  wäre  nun  eine  Möglichkeit, 
dass   dem    18ten  Capitel  die  vorhergehenden  beide  oder  eins 


*)  16,  1—13  ist  später  als  c.  17  und  von  ihm  abhängig;  16,  14 
schloss  urspr.  an  15,  35  an.  Dort  trauert  Samuel  um  Saul  alle  Taye^ 
16,  1,  im  nächsten  Vers,  hört  er  auf  Gottes  Befehl  auf,  zu  trauern. 


105 

von  ihnen  in  ganz  anderer  Form  vorgelegen  hätten  ,  als  in 
der  sie  uns  vorliegen.  Diese  Möglichkeit  hätten  wir  aber  nur 
dann  Grund  anzunehmen  ,  wenn  entweder  c.  17  sich  ohne  v. 
12 — 31  *)  als  Fragment  erwiese,  oder  wenn  trotz  der  Auslas- 
sung von  V.  12 — 31  (v.  ö5  — 18,  5)  sich  Widersprüche  mit  c. 
16  und  c.  18  ergäben.  Beides  ist  nicht  der  Fall.  Also  er- 
klärte sich  die  Auslassung  der  LXX  nicht  aus  harmonistischer 
Tendenz  **),  sondern  sie  entspricht  dem  ursprünglichen  Texte 
der  Bücher  Samuelis,  welcher  im  MT.  aus  einem  selbständi- 
gen Flugblatte  interpoliert  wurde,  welches  seinerseits  auf  v. 
34  fusste.  Es  ist  aber  deutlich ,  dass  dort  rrn  nicht  „«5^" 
heisst,  sondern  „war."'     Vgl.  zu  v.  16,  v.  40. 

12.  Die  conciliatorische  Nachtragung  des  Wörtchens  mTh 
verräth  sich  durch  ihre  grammatische  Unmöglichkeit.  —  Für 
Ü^ti::N2  liest  der  Syr.  D'r^rs.  Der  Vorschlag  Hitzigs,  N3  zu 
streichen,  ist  zu  verwerfen,  weil  Ü"'j::n2  ]pT  nicht  verglichen 
werden  kann  mit  a"*d::2  r^z^n  oder  ea&Xog  iv  avögaoi,  denn 
mit  rir''  und  l'od^kog  ist  eine  Auszeichnung  unter  übrigens 
Gleichen  ausgesagt. 

13.  'Obn,  welches  'zb'''  aufnimmt,  um  ihm  ins  Plusquam- 
perfektum nachzuhelfen  Ew.  §.  346  p,  wird  vom  Syrer  nicht 
besonders  ausgedrückt  und  die  ausserordentliche  Weitschwei- 
figkeit von  V.  13b  dadurch  vermieden,  dass  die  sechs  Worte 
n'0n""03  —  Du::  wiedergegeben  werden  als  ob  stünde   Dln'OUDi. 

14  f.  V.  15  verdankt  seine  Entstehung  dem  selben  Stre- 
ben, wie  ri7n  v.  12;  und  v.  14  b,  der  dazu  gehört,  scheint  so- 
gar noch  später.  Denn  der  Syrer  hat  v.  14  b  noch  nicht  ge- 
lesen, dagegen  wohl  v.  15,  wo  er  die  Reihenfolge  von  3i23"i  Y^" 
umkehrt  und  versteht:  „und  David  war  zurückgekehrt  (nem- 
lich  zu  Hause)  und  fortgegangen  von  Saul  (bei  dem  er  sich 
seit  c.  16  aufhielt),  um  zu  hüten  — ". 

16.  Es  ist  unnatürlich,  dass  sich  die  Scene  v.  8  ff .  in  der 
Interpolation  vierzig  mal  wiederholen  muss ,  damit  für  das 
Eingreifen  des  Hirtenknaben  Zeit  gewonnen  werde,  und  noch 
unnatürlicher  ,  dass  die  Israeliten  durch  40tägige  Erfahrung 
nicht    gelernt    hatten ,    dass   es   zu   keinem   Kampfe    komme, 


*)    V.  55  ff.  ist  deutlich  nach  dem  Abschluss  v.  54  ein  Nachtrag. 
**)     Solche  Kritik  ist  überhaupt  der  LXX  nicht  zuzutrauen.     Hätte 
sie  z.  B.  17,  55 — 18,  5  bloss  des  Widerspruchs  mit  c.  IG   wegen   ausge- 
lassen,   warum  Hess  sie  auch  noch  18,  6a  aus,    der  ihr  doch  durchaus 
passte?    Vgl.  weiter  am  Schluss  von  c.  18. 


106 

sondern  trotz  Allem  v.  20  doch  wieder  das  Kriegsgeschrei 
erhoben. 

17.  JiddQa/.i€  —  ytal  öög  ist  Umschreibung  von  1^"in  durch 
zwei  Wörter,  wie  sie  häufig  im  griech.  Hiob  und  im  syr.  1 
Makkab.  vorkommt,  nicht  aber  in  der  LXX  zu  Sam. 

18  f.  Die  Worte  ripti  cnnn:?— tit^i  hat  Thenius  richtig  ver- 
standen und  darum  in  Schutz  genommen  gegen  die  Conjectu- 
ren  des  AI.  ("O^)  und  des  Hier.  (T"i>")'  Ebenso  richtig  er- 
kennt er  v.  19,  dass  n^ni  nur  in  Isai's  Munde  verständlich 
ist  und  der  Vers  also  noch  zu  dessen  Rede  gehört,  wodurch 
auch  die  im  Munde  des  Erzählers  anstössige  Wiederholung 
von  V.  2  wegfällt.  — 

20.  Mit  ?<^^n  b^fin  wurde  als  bekannt  vorausgesetzt,  was 
vielmehr  erst  zu  melden  war;  5«^:i"'n  kann  nicht  Attr. ,  son- 
dern nur  Präd.  sein.  Darum  ist  Ti  zu  streichen  (vor  ",  Einl. 
S.  15). 

23.  Sehr  mit  Unrecht  nimmt  Thenius  an  der  Stellung  des 
"^'03  hinter  "'tTiiDbin  Anstoss,  denn  „der  Philister"  gehört  bei 
Goliath  gewissermassen  noch  mit  zum  Eigennamen.  Goliath 
ist  der  Philister  ytar^  8^o%rjv. 

31.  Der  Wechsel  zwischen  Passiv  und  Aktiv  in  der  Aus- 
sprache der  Verba  ist  unmotiviert.  Statt  OTtloco  2.  AI.  lies 
evtoTCLOv  ^.,  vgl.  das  vorhergehende  av. 

32.  Dii^"^'? ,  LXX  xagöla  tov  y^vqIov  /lwv.  Da  es  Sitte 
ist,  das  erste  du,  womit  man  den  König  anredet,  durch  „mein 
Herr"  zu  ersetzen,  so  halte  ich  ""^'iN  für  das  Bessere.  Zu 
^:  =  ö  vgl.  15,  3:  "  ==  ü. 

34.  Es  ist  mindestens  sonderbar,  dass  v.  34  fiN  bei  Si"in 
entbehrlich  ist,  v.  36  bei  dem  gleichen  Worte  vermisst  wird. 

35.  °jpT3,  LXX  TOV  (paQvyyoQ,  Die  Bestie  bei  der  Gurgel 
zu  fassen,  mochte  das  Practischere  sein,  indes  kommt  es  hier 
darauf  weniger  an.  „Beim  Bart"  passt  unübertrefflich  zum 
Spiel  und  artet  doch  nicht  in  die  Schnurre  aus,  wie  das 
„beim  Schwänze"  des  Josephus,  was  übrigens  auch  indirect 
die  Lesart  des  MT.  bestätigt  (^57,  IpT,  |nj). 

36.  Der  lange  Zusatz  der  LXX  hinter  ön^»*  ovyl  tvoqbv- 
aofiiaL  vial  Trara^w  avxov  xal  acpeXü  gi]/u€qov  oveiöog  l^  ^IffQarjX; 
diOTi  Tig  6  a7t6QlTf.ir]Tog  ovrog  macht  für  den  Sinn  nichts  aus 
und  trägt  ganz   das  Wasserzeichen   des  Targums.      Thenius 


107 

übersetzt  ihn  in  Hebr.  und  fügt  hinzu:  Veranlassung  des 
Ausfalls  das  zwiefache  hth  bnyr,.  Das  kann  doch  nur  heis- 
sen  sollen  ,  im  MT.  sei  man  vom  ersten  "7n  ^""n  irrthüm- 
lich  aufs  zweite  übergesprungen  mit  üebersehung  des  da- 
zwischen Liegenden.  Dass  nun  ein  solches  Ueberspringen 
nicht  statt  gefunden  hat ,  beweisen  die  Worte  Dr'c  -^^i^. 
Hat  etwa  Thenius  sie  nicht  bemerkt?  Oder  wie  soll  man 
sich  seine  Worte  erklären? 

37.  "i'OJ<*T  am  Anfange  unseres  Verses  steht  völlig  auf 
gleicher  Linie  mit  dem  zu  Anfange  von  v.  10.  Dort  nimmt 
Thenius  keinen  Anstoss  daran ,  hier  „unterbricht  es  den  Zu- 
sammenhang  der  Rede."     Es   ist  im   Gegtntheil   eine   durch 

n'^N*''  eingeführte  Rekapitulation  der  Quintessenz  einer  vor- 
hergehenden längeren  Rede  der  Weise  volksthümlichen  Refe- 
rats so  angemessen  wie  möglich,  und  im  Hebräischen  so  gut 
wie  stehend. 

38.  "rn^  -ir^i^  ira?-'-,  fehlt  in  LXX.  V.  39  hängt  David 
sein  Schwert  ""''ij^^  ^^'l-- 

39.  Kai  etwae  rov  Javiö.  W^ahrscheinlich  hielt  LXX  es 
für  nöthig ,  das  Suffix  in  "n'^n  und  ""'"''3  auf  Saul  zu  bezie- 
hen :  was  mit  Fug  nur  angieng,  wenn  Saul  Subject  des  Satzes 
war.  Daher  ihre  sprachwidrige  Uebersetzung.  —  Für  bi<"'i 
las  LXX  5<5^2 ,  dazu  passt,  wie  es  scheint,  der  folgende  Cau- 

salsatz  besser  als  zu  ^N"'"  ^  welches  den  Syr.  in  diesem  Zu- 
sammenhange so  befremdete,  dass  er  vielmehr  das  Gegentheil 
in  der  Ordnung  fand  zu  übersetzen  „er  wollte  nicht  gehen." 
Vgl.  Gen.  19,  11,  wonach  ^5b■'■  nicht  bloss  bedeuten  kann: 
es  ward  ihm  sauer  —  dazu  würde  ccTia^  Aal  Sig  der  LXX 
hier  nicht  passen  — ,  sondern  auch :  er  machte  Anstrengun- 
gen. —  Hinter  □";0'"i  ist  """  wahrscheinlich  unechtes  Expli- 
citum,  denn  LXX  lässt  es  aus ;  und  während  man  schon  an 
sich  in  solchen  Fällen  im  Allgemeinen  auf  die  Seite  des  Aus- 
lassenden treten  muss ,  so  kommt  hier  hinzu ,  dass  DiO"!! 
(LXX)  ausgezeichnet  damit  stimmt ,  dass  David  v.  38  f.  das 
Ungewohnte  passiv  wie  ein  Kind  über  sich  ergehen  lässt. 

40.  Dass  David  die  fünf  Steine  nicht  in  zwei  Taschen  ge- 
steckt haben  werde ,  sollte  einleuchten ,  das  *  vor  Dipb^'a  ist 
also  angeschweisst  aus  "b  (Thenius  nach  LXX).  Nun  ent- 
steht aber  otienbar,  da  die  Correctur  r\'pb'>b  unberechtigt  ist 
und  nichts  fördert,  eine  Duplette.  Und  zwar  ist  ib  n'\23^?  n  ■'bDa 


108 

Glosse  zu  I3^pb^ä  und  erst  vom  Rande  eingetragen  ,  denn 
sonst  stünde  sie  hinter  üipb"'^.  Ob  sie  richtig  erklärt,  ist  im 
höchsten  Grade  zweifelhaft;  sie  geht  von  Voraussetzungen 
aus,  die  sich  aus  v.  12 — 31  ergeben,  aber  weder  durch  v.  34 
JT'n  noch  durch  v.  54  ibnN  bestätigt  werden. 

TT  '-" 

41.  Dieser  Vers  fehlt  der  LXX  und  stünde  jedenfalls  an 
verkehrter  Stelle.  Denn  erst  v.  42  sieht  der  Philister  her 
(i:^3n)  und  erblickt  ("i<"i)  den  David  *).  Ausserdem  ist  die 
Angabe  v.  41b  mit  der  Situation  (vgl.  v.  51)  nicht  recht  im 
Einklänge  und  nur  mechanisch  aus  v.  7  wiederholt.  Vgl. 
weiter  zu  v.  49. 

43.  Der  Plural  rnbpia  als  das  Genus  hervorhebend  ver- 
steht sich  völlig  und  der  Sing,  der  LXX  hat  den  selben  Werth 
wie  die  Hinzufügung  von  nal  kld^oig  nach  v.  40.  —  Wie  man 
es  wagen  kann,  die  von  LXX  zwischen  mbp^3  und  bbp'>i 
eingeschobene  Antwort  Davids:  „Ja,  noch  viel  schlimmer  als 
ein  Hund"  in  den  Text  aufzunehmen,  ist  mir  unbegreiflich. 

46.  ^"^^  ÜT'n  kann  die  LXX  noch  zu  v.  45  ziehen,  weil 
bei  ihr  der  Philister  nicht  seine  Schmähungen  vierzig  Tage 
lang  wiederholt.  Aber  die  Abtheilung  ist  falsch  und  nöthigt 
dazu,  hinter  mST'  noch  ein  örn  hinzuzufügen,  welches  viel 
passender  an  der  Spitze  des  Satzes  steht,  wie  im  MT.,  da 
hiedurch  zugleich  der  Einschnitt  zwischen  v.  45  und  v.  46 
markiert  wird.  —  Der  Sing,  "i^s  lässt  sich  mit  Amos  8,  3 
vor  dem  Collektiv  Ü^tiiLbt'  rt^t^^d  kaum  vertheidigen ,  zu  dem 
sich  doch  immer  die  Leichen  der  Gefallenen  verhalten  wie 
Theile  zum  Ganzen.  Namentlich  aber,  wenn,  wie  wünschens- 
werth,  ^  "^IJS  (LXX)  vorangeht ,  kann  ^^^'  nicht  ein  Mal  den 
Sinn  des  Individuale  **) ,  das  andere  Mal  den  des  Generale 
haben. 

48.  Die  LXX  hat  nur:  za2  dvefftr]  6  dXlocpvlog  yial  erto- 
gevd^rj  eig  ovvdvTr]GLV  Javiö.  Diese  einfache  Aussage  hat  der 
MT.  schon  v.  41  vorweggenommen,  kann  sie  also  hier  um  ih- 
rer selbst  willen  nicht  gebrauchen  ,  sondern  höchstens  in  ei- 
nem Nebensatze  rekapitulieren  als  Anknüpfungspunct  für  eine 
neue  Aussage.  Diese  letztere  musste  aber  erst  gefunden  wer- 
den, und  was  lag  da  näher,  als,  nachdem  das  Herankommen 


*)    t3''Sn  :  ni^^  =  S"'125pn  :  3'*/2U3  =  Thätigkeit  :  Leiden  =  Stre- 
ben :  Erfolg.     Ich  meine  nt^l  und  J^ÜIID  mit  einfachem  Akk. 
**)    Singulare  ist  leider  schon  verausgabt. 


109 

des  Philisters  berichtet  war,  auch  den  David  vorgehen  zu  las- 
sen ,  zumal  dadurch  zugleich  sein  Muth  ins  beste  Licht  ge- 
stellt wurde. 

49.  Wenn  der  Syr.  zu  „in  seine  Stirne"  beide  Mal  hinzu- 
fügt „zwischen  seine  Augen",  so  soll  damit  hervorgehoben 
werden  ,  dass  David  ins  Centrum  getroffen  habe.  In  ähnli- 
cher Absicht,  könnte  man  glauben,  nemlich  um  die  Kraft  des 
Wurfes  ins  Licht  zu  setzen ,  habe  LXX  „durch  den  Helm" 
hinter  "J^i^n  zugesetzt.  Indes  gewinnt  der  Satz  erst  hiedurch 
volles  Existenzrecht. 

50.  W^iederum  ein  Vers,  der  in  LXX  fehlt,  wie  v.  41.  48. 
Eine  Zusammenfassung  des  Resultats  des  ganzen  Kampfes 
wäre  im  Allg.  wohl  am  Platze  und  die  gehobene  dichterische 
Sprache  inmitten  der  prosaischen  Erzählung  wohl  erklärlich; 
erst  jedoch  musste  der  Bericht  über  den  Hergang  im  Einzel- 
nen vollendet  sein.  Vor  v.  51  stehend  ist  v.  50  eingeschoben, 
auch  mit  Einschluss  der  letzten  Worte  """"""■'Z  ]^^^  2im. 
Man  kann  nemlich  mit  letzteren  nicht  den  folgenden  Vers 
beginnen  lassen,  nicht  bloss  aus  dem  äusseren  Grunde,  weil 
LXX  auch  sie  nicht  las,  sondern  auch  aus  dem  innern,  weil 
sie  nothwendig  sind  zum  Sinne  des  zweiten  Gliedes  von  v.  50, 
welches  parallel  dem  ersten  auf  das  Wie  des  Tödtens  und 
nicht  auf  das  Dass  den  Nachdruck  legt.     (Gegen  Thenius). 

51.  Die  Worte  n"i"i^'52  r^z'rö^'  sind  übel  in  LXX  ausge- 
fallen :  es  war  eine  Arbeit,  das  Riesenschwert  aus  der  Scheide 
zu  ziehen. 

52.  Wenn  die  Lesart  rJ  der  LXX  richtig  ist,  so  hat  man 
in  ynp'J  '-o  IV'  n;  'a — rj  und  ""P" — :""i  ru?— i^'i  eine  Du- 
plette ,  deren  Entstehung  man  sich  so  wird  zu  erklären  ha- 
ben, dass  die  Eigennamen  der  beiden  Städte  undeutHch  oder 
unrichtig  (in  MT.  N"'J  für  rj,  in  LXX  wie  c.  5.  c.  7.  ]•^■5p'a3^^ 

für  ]'~P")  geschrieben  waren,  und  auf  diese  Weise  am  Rande 
eine  Correctur  veranlassten,  die  dann  später  in  den  Text  ge- 
rieth.  Indes  wäre  es  die  Frage ,  ob  man  nicht  übersetzen 
darf:  „es  fielen  die  Erschlagenen  der  Philister  noch  im 
Thorweg,  sowohl  was  Gath  als  was  Ekron  betrifft",  d.  h. 
bei  beiden  vorhererwähnten  Städten ,  auf  welche  hin  die 
Flucht  und  die  Verfolgung  ihren  Weg  nahm. 

Was  das  Verständnis  von  D^"i"u3  ""i"^  betrifft,  so  ist  al- 
lerdings Saaraim  Eigenname  einer  Stadt  der  Sefela  Jos. 
15,  36,  aber  dennoch  ist  iv  rfj  odo)  tojv  jtvXiov  richtig  über- 
setzt.    Denn  nachdem  berichtet  war,  dass  die  Verfolgung  bis 


110 

Gath  und  his  an  die  Thore  von  Ekron  sich  ausdehnte ,  er- 
scheint die  Aussage  lahm,  dass  die  Philister  Verluste  erlitten 
auf  dem  Wege  nach  Saaraim ,  also  gar  nicht  nothwendiger 
Weise  dicht  bei  dieser  Stadt,  sondern  vielleicht  noch  ganz  in 
der  Nähe  des  Schlachtfeldes.  Hinzukommt,  dass  Saaraim, 
eine  ursprünglich  jüdische  Stadt ,  eben  kein  zweckmässiger 
Zufluchtsort  für  die  Philister  gewesen  sein  würde.  Dagegen 
wird  eine  schöne  Steigerung  gewonnen  und  eine  wünschens- 
werthe  Beziehung  zwischen  beiden  Aussagen  ,  besonders  zwi- 
schen C]~i  und  bra,  gestiftet,  wenn  man  1D  '"  appellativisch 
versteht  von  dem  überdachten  Thorgange:  man  verfolgte  die 
Philister  bis  an  die  Thore  von  Ekron  und  nicht  bloss  bis  an 
(excl.)  die  Thore,  sondern  selbst  im  Thorwege  fielen  die  Er- 
schlagenen. Nothwendig  aber  hat  man  in  diesem  Falle,  den 
Artikel  vor  Ö^"i3?u3  zu  restituieren,  der  in  MT.  wohl  ausgefal- 
len ist,  weil  man  den  Eigennamen  kenntlich  machen  wollte. 

53.     p'?"''3  iyiyillvovTsg? 

55.     V.  55—18,  6a  fehlen  in  LXX,   s.  zu  v.  12. 

XVIII. 

3.  Die  befremdenden  Singularsuffixe  der  letzten  drei 
Worte  des  Verses  erklären  sich  daraus,  dass  i"""  kaum  Mit- 
subject  zu  niD''"  ist.  S.  2  Sam.  16,  1.  Ewald  Gramm.  Arab. 
§.  564. 

5.  Da  es  kaum  möglich  ist,  b^DÜ;"'  mit  ^^2i''"  zu  verbinden  in 
dem  Sinne  „er  gieng  mit  Glück  aus" ,  so  wird  man  b"'DÜJ''i 
zu  lesen  haben.  Der  Ausfall  der  Copula  würde  sich  so  er- 
klären lassen ,  dass  b"'DÜJ"'  von  der  voraufgehenden  Bestim- 
mung, an  der  es  logisch  participiert,  auch  grammatisch  nicht 
getrennt  sein  wollte. 

6.  LXX:  ü''sn:3  '^  '^—bya  m  n^^pb  mbbn^n  nDi<:2rn 
a^  a.  Namentlich  Snbbn'On  ist  beachtenswerth ,  denn  es  ist 
offenbar  dem  Inibn'an  des  MT.  zu  substituieren.  Möglich 
wäre  es  freilich  auch ,  dass  tlibn'Om  durch  die  Einwirkung 
des  LXXtextes  auf  ursprüngliches  mbn'on  zu  erklären  wäre. 
—  Zu  "ü'oi'a  zwischen  musikalischen  Instrumenten  vgl.  1 
Chr.  13,  8. 

7.  Sn"prtü;''/3n  fehlt  in  LXX  und  ist  nach  v.  6  lästig.  Auch 
die  unschöne  Wiederholung  von  D"'"i2i3r;  im  Anfange  von  v.  6 
und  V.  7  findet  nur  im  MT.  statt. 


111 

8.  "^i'a  b\v^'-  •"nr  ist  an  dieser  Stelle  übertrieben  und 
auch  psychologisch  unfein.  Mit  Recht  fehlen  die  Worte  der 
LXX  (die  dann  natürlich  im  Folgenden  ^15<123  "r"  liest)  ebenso 
wie  am  Schluss  nD"'-^n  ^^^  "b  """"  —  eine  Retouchierung, 
die  viel  besser   unausgesprochen   bleibt.   —    Für  ?i"i2zn  lies 

V.  9 — 12  fehlen  in  LXX,  mit  Ausnahme  der  ersten  Hälfte 
von  V.  12,  ebenso  v.  17—19.  v.  21b.  v.  26:  Ü^^^n  '^b'C  n'>-, 
V.  29  b.  V.  30.     Siehe  darüber  am  Schluss  des  Cap. 

11.  •  Lies  '^^"j  denn  die  folgenden  Worte  setzen  voraus, 
dass  die  That  erkennbar  vorbereitet,  aber  nicht  vollbracht  war. 

18.  "^N  Milir^  ist  richtig  erklärende  Glosse  des  dialekti- 
schen ^"^Ji ;  das  Verständnis,  welches  der  Punctation  zu  Grunde 
liegt,  ist  unhaltbar. 

21.  "2  e^l  2aovl:  ein  sehr  deutliches  Beispiel  einer  will- 
kürlichen Einsetzung  des  Explicitum. 

27.  Statt  -or-N  D^^N'2  hat  LXX  I'/mtov  dvd.  und  nur  hiezu 
passt  eigentlich  das  folgende  l^'c"-  Ü5<b'or  *).  Auch  lag  kein 
Motiv  vor,  die  Zahl  zu  verkleinern,  dagegen  wohl  dieselbe  zu 
vergrössern.  Von  hier  aus  beurtheilt  sich  auch  das  gar  nicht 
in  den  Zusammenhang  passende  „noch  war  die  Zeit  nicht 
um"  V.  26.  MT.  Es  sollte  auch  damit  David  ins  Licht  ge- 
stellt werden  ,  er  that  in  kürzerer  Frist  mehr  als  verlangt 
war.  (Nachträglich  bemerke  ich,  dass  diese  Beurtheilung  von 
D*^^^*2  durch  2  Sam.  3,  14  bestätigt  wird,  vgl.  daselbst  den 
Syrer.) 

28.  Da  V.  28  die  Steigerung  der  Furcht  Sauls  v.  29  mo- 
tivieren soll ,  so  hat  man  für  b"^<i23~r^  bD^üi  mit  LXX  zu 
lesen:   ''pJ^^ü;*""-^  "D*.     S.  Thenius. 

T  •  : 

LXX  zu  c.  18,  6  ff.  (s.  V.  9)  enthält  eine  wohlzusammen- 
hängende planvolle  Erzählung  ,  die  in  drei  Abschnitten  ver- 
läuft, bezeichnet  jeder  durch  icpoßrjd-r]  v.  12,  EvXaßeLTO  v.  15, 
TtQoaed^ETo  evkaßeiod^aL   stl   v.  29:    die   einzelnen  Abschnitte 


*)  so  wird  man  zu  lesen  haben  (Einl.  S.  7  f.)  um  des  folgenden 
■jlrrilnnb  willen  ,  welches  den  David  als  Subject  des  vorhergehenden 
Zeitworts  verlangt  und  nur  ihn.  Der  Plural  ,,man"  erklärt  sich  wohl 
aus  Anstandsrücksichten,  ebenso  wie  die  Auslassung  der  Worte  in  LXX. 
Zur  Sache   vgl.  Dillmann  lex.  Aeth.  s.  v.  ribz^'» 


112 

fassen  gut  ineinander.  Von  all  diesen  Vorzügen  hat  der 
MT.  das  Gegentheil,  v.  17—20.  21b.  V.  9—11  sind  offenbare 
Einschiebungen,  und  auch  der  sonstige  Ueberschuss  kennzeich- 
net sich  leicht  als  werthlos.  Interessant  ist  namentlich  der 
Dual  18,  11  (vgl.  19,  9  f.)  und  18,  21. 

XIX. 

2.  u4vQiov  TtQCül  der  LXX  geht  wohl  nicht  von  einer  Les- 
art *ipS^  "in^  aus,  wie  Thenius  meint,  sondern  "ip3n  heisst 
„am  folgenden  Morgen"  5,  3.  4  (LXX).  20,  35  und  daher 
eventuell  „morgen  früh."  S.  Gesenius  Thes.  unter  123^N  und 
"ip3  und  zur  tbeilweisen  Correctur  Fleischer's  Anmerkung  in 
Delitzsch's  lob  S.  358.  —  Insofern  das  Weilen  im  Verstecke 
erst  die  Folge  des  sich  Versteckens  sein  kann ,  ist  die 
Ordnung    der    letzten    Worte   in    LXX    natürlicher:    in2<^Dn3l 

5.  Die  LXX  macht  b.S-i'J;-'-b;D'i  (statt  bzib)  zum  Subjecte 
der  beiden  folgenden  Verba,  welche  sie,  wie  es  scheint,  als 
Feminina  dritter  Pers.  Sing,  auffasste.  Aber  von  sprachli- 
chen Bedenken  abgesehen ,  passt  zum  Sinn  weit  besser ,  dass 
dem  Saul  sein  eigenes  früheres  Verhältnis  zu  David  vorge- 
halten wird :  auf  das  Verhältnis  des  Volkes  zu  letzterem  durfte 
Saul  gar  nicht  aufmerksam  gemacht  werden. 

7.  Zu  der  dreimaligen  Wiederholung  des  Explicitums  vgl. 
2  Sam.  6,  14  f.  12,  19. 

8.  Thenius  hält  Nennung  des  Feindes,  gegen  den  der 
Krieg  fortgesetzt  würde,  für  nothwendig  (nach  LXX):  aus 
untriftigen  Gründen.  —  ^^^"i  ist  der  LXX  in  Y^'>'  verdorben, 
worauf  Thenius  nach  Jes.  22,  4  ihr  -aaTiGxvoe  zurückführt. 

9.  Ü''^b^^  (LXX)  statt  mn*»  wird  durch  das  undetermi- 
nierte  ~""i  bezeugt;  vgl.  ausserdem  zu  16,  14.  —  Für  S'ü'' 
las  LXX  3^^  und  misverstand  xad-evöcov.  —  ""'3  am  Schlüsse 
hätte  nur  Sinn ,  wenn  es  auch  ein  ]-3j  gäbe  "i"'  Nbn,  Es  ist 
vor  dem  mit  "  anhebenden  nächsten  Worte  ein  "  am  Schlüsse 
von  "^3  ausgefallen,  s.  LXX. 

10.  Da  David  ohne  Zweifel  augenblicklich  nach  dem 
Mordanfall  floh  und  kein  Grund  vorliegt,  anzunehmen,  dass 
derselbe  Nachts  geschah  ,  so  zieht  man  die  Zeitbestimmung 
am  Ende  unsers  Verses  besser  zu  v.  1 1 ,  wo  sie  nöthig  ist, 
und  liest  mit  LXX:   ^^■|^^  nb^bn  "'n''-.     Vgl.  Thenius. 


113 

11.  Das  l,  durch  welches  "tr'/anb  mit  Tn'a)25  verbunden 
wird,  erzeugt'  den  Schein  der  Coordination.  Die  beiden  Verba 
sind  aber  nicht  coordiniert.  Denn  nur  das  Bewachen  ist  Auf- 
trag der  Boten,  nicht  auch  das  Tödten  am  Morgen:  andern- 
falls wäre,  was  v.  14  ff.  erzählt  wird,  unverständlich.  Mit 
"irT'^nb  kann  also  nur  die  den  Boten  verschwiegene  Absicht 
Sauls,  die  er  bei  dem  Bewachen  hatte,  den  Lesern  im  Voraus 
mitgetheilt  werden.  Also  hat  die  LXX  Recht,  die  beiden  In- 
finitive nicht  durch  i  zu  coordinieren :  „er  sandte  Beauftragte 
ab,  ihn  zu  bewachen  —  in  der  Absicht,  ihn  am  Morgen  zu 
tödten."     Das  fehlerhafte  "  entstand  durch  Wiederholung  des 

Schlussbuchstabens  des  nächstvorhergehenden  Wortes.  — 
Warum  Saul  nicht  Nachts  in  Davids  Haus  eindrang?  S. 
Sprenger,  Mohammed  IL  S.  543f.  d.  ersten  Aufl.  Vgl.Jud.  16,2. 

14.  "'^i^^M.  Man  kann  nach  MT.  nicht  anders  verstehen, 
als  dass  Michal  die  Boten  Sauls  nicht  ins  Haus  hineinliess, 
um  sie  sich  durch  Augenschein  von  Davids  Zustande  über- 
zeugen zu  lassen  ,  sondern  an  der  Thüre  abfertigte  mit  dem 
Bescheide,  David  sei  krank.  Wozu  dann  aber  der  Firlefanz 
V.  13?  Der  war  doch  darauf  berechnet,  dass  ihn  jemand  5aÄ 
und  sich  dadurch  täuschen  liess.  Also  wiederum  hat  LXX 
Recht ,  wenn  sie  nicht  ""i^J^r* ,  sondern  "n'0>i"'"i  liest.  Die 
Worte  „er  ist  krank"  sind  nicht  Worte  der  Michal  —  die 
sagt  nichts,  sondern  zeigt  den  Boten  ihre  Puppe  — ,  sondern 
sie  sind  der  Bescheid  ,  den  die  angeführten  Boten  dem  Saul 
zurückbringen. 

17.  Zu  ~"ob  20,  welches  von  den  Uebersetzungen  ziemlich 
willkürlich  wiedergegeben  wird,  vergleiche  die  gute  Erörterung 
in  Gesenius'  Thes.  S.  770. 

18.  "-5<-a*(L^:  N--,  LXX  2a/^ovrjl  xal  Javiö.  Zufall  hat 
kaum  gewaltet,  die  Stellung  in  MT.  ist  natürlicher.  —  Das 
iv' Pafia  der  LXX  am  Schluss  unseres  Verses  könnte  zwar 
leicht  durch  Versehen  vom  Schlüsse  des  folgenden  eingedrun- 
gen sein;  indes  ist  zu  beachten,  dass  v.  22  f.  20,  1  vier  Mal 
hinter  einander  stets  gesagt  wird  r^cnn  ^i"'i33  *).  —  Wie 
Thenius  sich  die  Abwechslung  von  ^AQiJ.ad^aL(.i  und  Pa^wa  in 
v.  18  „sachlich"  erklärt  —  ausgehend  von  der  sehr  unsiche- 
ren Voraussetzung,  dass  erstere  Form  Dual  sei  —  und  wie 
er  dann  seine  Erklärung  weiter  verwerthet ,  möge  man  bei 
ihm   selbst  nachsehen   (zu  1,  1  und  19,  19).     Meine  Ansicht 


♦)    S.  über  die  Aussprache  Ew.  III.  S.  70. 


114 

ist  folgende.  Wie  Hieronymus  das  Hebräische  nhü")  überall 
mit  Ramatha  übersetzt,  n^^  dagegen  mit  Rama  (19,  20.  22  f. 
20,  1.  28,  3  cod.  Amiat.) ,  so  giebt  der  cod.  AI.  ersteres  mit 
^^Qjiiad^aiiii  wieder,  letzteres  mit  Pa(.ia.  In  ER.  ist  dieser  Un- 
terschied aber  nur  in  19,  18 — 20,  1  eingetragen,  dagegen  sind 
25,  1.  28,  3  ER.  ein  uncorrigierter  Rest  der  alten  LXX.  Denn 
es  ist  klar,  dass  die  alberne  Unterscheidung  erst  eingedrun- 
gen ist,  seit  man  anfieng,  die  Eigennamen  der  LX.X  jener 
mechanischen  Correctur  nach  dem  Hebr.  zu  unterwerfen,  die 
im  cod.  AI.  —  mit  möglichstem  Anschluss  an  die  alten  griech. 
Formen,  daher  ^Q/^a^ai/Aj  nicht  Pafxcc^cc  —  durchgeführt  ist. 

20.     i^SD   -üy? 

22.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die  Worte  xat  ed^vfxoj&r] 
OQyrj  2.  ein  schicklicher  Anfang  unsers  Verses  sind  und  sich 
keineswegs  mit  den  ähnlichen  18,  8  MT.  auf  Eine  Stufe  stel- 
len lassen.  Man  begreift  nur  nicht  die  Veranlassung  ihres 
Ausfalls  in  MT. ;  die  Hinzufügung  ist,  wie  fast  immer,  so  auch 
hier,    viel   leichter  zu  verstehen.  —     Im  Folgenden  legt  der 

MT.  selbst  Zeugnis  ab  für  die  Lesart  "jl^n  der  LXX  statt 
bnJn ,  dadurch,  dass  auch  bei  ihm  "i"^  im  Stat.  constr.  steht, 
der  nur  durch  ein  folgendes  Subst.  gerechtfertigt  wird.  Da 
nun  schon  ohnehin  das  Vorurtheil  vjider  den  MT.  ist,  so  ent- 
scheidet die  „Tenne"  weiter  für  "»SUDa  (LXX)  gegen  das  un- 
verständliche "Dizj^,  wie  schon  Thenius  richtig  erkannt  hat. 
—  Zu  l'Q^^-i  20  vgl.  Ewald  §.  294b,  aber  auch  Einl.  S.  19. 

XX. 

1  f.  Die  Ordnung  xal  eQxetai  evtoTtiOv  'L  y,al  UTte  mag 
naturgemässer  sein  als  die  der  betreffenden  Worte  in  MT., 
hebräischer  ist  die  letztere.  S.  z.  B.  2  Sam.  18,  18.  —  Das 
Qeri  tt^V''  ist  wegen  des  folgenden  nb;!"»  vorzuziehen ;  an  sich 
könnte  hier  auch  das  Perf.  nach  t^b  stehen  ^.  1,  1. 

3.  Der  Thenius'schen  Einwendung  gegen  "7"^  Hesse  sich 
wohl  begegnen,  aber  3'3u3"'  ist  nicht  zu  gebrauchen,  denn  Da- 
vid schwört  gar  nicht.  Lies  -*i3'  iUD.^".  —  ^:i^'> ^  LXX  ov 
ßovlrjzaL  r=  n::3?''?  Vgl.  v.  30.  —  In  den  letzten  Worten 
stimmt  Hieronymus  wörtlich  mit  dem  MT. ;  ut  ita  dicam  ist 
Umschreibung  von  S  (in  yÜ;E^).     Auf  den  gleichen  Sinn  läuft 

auch  LXX  ER.  hinaus:  otl  xad^cog  sItvov  i/nTCSTtkrjaTai 
dva  (iieoov  ifxov  xal  xov  d-avaTOv,  denn  Kad^wg  utzov  ist  eine 
sehr    unbedeutende    Retouchierung    („wie   gesagt")    und    im 


115 

Uebrigen  ist  hier  nur  der  schmale  Zwischenraum  schon  aus- 
gefüllt, der  im  MT.  den  David  noch  vom  Tode  trennt.  Von 
der  Lesart  der  ER.  aus  hat  sich  durch  Misverständnis  die 
des  AI.  gebildet. 

5.  Da  David  nach  v.  25  ff.  mit  Abner  und  Jonathan  zur 
täglichen  und  stehenden  Tischgesellschaft  Sauls  gehört ,  so 
darf  man  den  Satz  ""-3"  ''^DN"  nicht  so  in  Beziehung  setzen 
zu  seinem  Vorgänger,  als  ob  der  Neumond  die  Veranlassung 
des  "2-^3"  ""j'^S^  wäre  *).  Dadurch  wird  aber  auch  die  Ue- 
bersetzung:  „Morgen  ist  Neumond  und  ich  müsste  bei  dem 
Könige  essen."  verboten,    und  es  bleibt  nur  übrig,    mit  LXX 

aiD^^  Nb  3*03"'  zu  lesen.  —  3"i>'  ist  nicht  Femininum  und 
rrnzJbii:"  hier  Substantivum.  Es  wäre  zu  schreiben  my  ly 
tT'iiDb^n.  Aber  woher  der  Artikel  vor  3"i:??  Und  warum 
lässt  LXX  rr^biiin  aus?  Ausserdem  hat  David  gar  keinen 
Grund,  den  Termin  so  weit  hinauszuschieben,  und  v.  18  setzt 
voraus,  dass  erst  Jonathan,  auf  alle  Eventualitäten  hin,  denselben 

erweitert.  Also  ist  in^iirb^^n  hier  fälschlich  aus  dem  Folgen- 
den eingedrungen.     Vgl.  zu  v.  12. 

6.  arib—rrn  -rj  ynb  (LXX)  kann  allerdings  dem  v.  28 
conformiert  sein,  ist  aber  dem  Stile  unseres  Capitels  gemäss, 
vgl.  V.  8 :   1^2^^  -y» 

7.  Zwischen  oytlrjQiüg  ccTtoy.Qid'fj  ool  und  "ib  nilT'  n*in 
ist  die  Wahl  schwer:  doch  ist  die  Aehnlichkeit  der  ersteren 
Lesart  mit  v.  10  eine  viel  nähere  als  die  der  letzteren  mit 
V.  30,  so  dass  der  Verdacht  der  Conformierung  eher  auf  den 
Text  der  LXX  fällt.  Sachliche  Gründe  für  den  letzteren  lie- 
gen nicht  vor  (gegen  Thenius). 

8.  Für  T:^"-'"?:;  lies  mit  LXX  "y""a^,  da  b'J  in  dieser 
Redensart  nicht  gebraucht  wird. 

9.  „Ferne  sei  das  von  dir:  vielmehr,  wenn  ich  erfahre 
....  und  es  dir  nicht  anzeige",  (so  thue  mir  Gott  dies  und 
das!)."  —  Elg  Tag  TtöXeig  oov  **)  und  STtl  oe  scheint  Du- 
plette  zu  sein  =  Tj"»"!;;  und  ^"■5-;» 

10.  Wenn  David  wissen  wollte,  was  etwa  Hartes  Saul  ant- 
worten werde ,  so  scheints ,  er  wusste  schon  ,  dass  er  etwas 
Hartes  a.  w.  Aber  eben  dieses  war  in  dubio;  n'D  "N  muss 
also  heissen :    ob  etwa.     In  der  That  lässt  sich  diese  Bedeu- 


*)    Vielmehr  wird   der  Neumond  umgekehrt  benutzt  als  Vorwand 
zum  Ausbleiben. 

**)    Das  Eta  vorher  ist  aus  dem  vorangehenden  ^r}  wiederholt. 

8* 


116 

tung  mindestens  ebenso  gut  rechtfertigen,  als  die  andere. 
Indes  kann  man  "'^  auch  im  Sinne  von  etwas  a,u^3issen:  „ob 
er  etwas  Hartes  dir  antworten  wird."  LXX  liest  Ü5*  für 
n'a  "li«^ ,  also  bloss  die  beiden  Anfangsbuchstaben. 

11.  Kai  fj,€V6  elg  ayqov  ist  wohl  verdorben  aus  "/.al  ta)(j.€v 
elg  ayqov. 

12.  "■'  '  ^^  nirr'  genügt  schwerlich  zum  Schwur.  Aber  dass 
die  Uebersetzer  und  Schreiber  ihr  oidsv  ?oiiüj  und  ""rt  als 
Prädikat  zu  mn^  aus  eigener  Macht  ergänzten,  möchte  aus 
der  Verschiedenheit  der  Wege  erhellen,  welche  gie  dabei  ein- 
schlugen. —  n^u3bi23n  niTa  ^3^3.  Die  Uebersetzung  „um  die 
Zeit  des  nächstdritten  Tages",  auch  wenn  sie  sich  sprachlich 
halten  liesse,  ist  aus  sachlichen  Gründen  unmöglich.  Wollte 
Jonathan  nur  Einen  Tag  hier  nennen ,  an  dem  möglicher 
Weise  seines  Vaters  Gesinnung  zu  Tage  kam ,  so  musste  es 
der  sein,  der  jenem  zuerst  Anlass  bot,  sich  zu  äussern,  der  auch 
von  David  allein  ins  Auge  gefasst  war  —  wie  konnte  er  be- 
"stimmt  voraussetzen,  dass  Saul  erst  „um  die  Zeit  des  nächst- 
dritten Tages"  Verdacht  schöpfen  werde?  Vernünftiger  Weise 
konnte  er  nur  als  möglich  vermuthen,  dass  vielleicht  die  Ab- 
wesenheit Davids  am  ersten  Tage  dem  Könige  nicht  so  sehr 
auffiele  :  dann ,  konnte  er  meinen ,  würde  das  doch  jedenfalls 
am  folgenden  der  Fall  sein.  Also  schieben  Chald.  Vulg.  ein 
„oder"  zwischen  in^  und  ST'^b^n  ein.  In  Wahrheit  ist 
rr^bilDn  zu  tilgen.  Es  ist  Correctur  ex  eventu,  in  LXX  durch- 
gedrungen ,  im  MT.  neben  das  Richtige  gestellt ,  dann  von 
Chald.  Vulg.  in  der  Weise  von  29,  3  geniessbar  gemacht. 
Vgl.  zu  V.  5.  —  Man  spricht  hier  am  besten  aus  "irTO~H3?3; 
denn  „morgen  um  diese  Zeit"  fand  das  "ipn  gar  nicht  statt. 
Noch  weniger  passt  die  Vokalisation  2  Reg.  10,  6;  denn  wie 
konnten  die  Aeltesten  Samariens  wissen  ,  um  welche  Stunde 
Jehu  seinen  Brief  geschrieben  hatte! 

13.  Die  auffallende  Versabtheilung  des  MT.  (s.  Thenius) 
ist  dadurch  veranlasst,  dass  die  Apodosis  n^T  n^  sonst  im- 
mer voransteht,  und  vielleicht  auch  dadurch,  dass  "'3,  wel- 
ches V.  12  den  Sinn  von  „wenn"  trägt,  sonst  überall,  wo  es 
den  Inhalt  eines  Eides  einführt ,  so  viel  bedeutet  wie  otl, 
Ruth  1,  17.  1  Sam.  14,  44.  2  Sam.  3,  9.  1  Reg.  2,  23.  rat:"'-' 
haben  die  Punktatoren  des  folgenden  Akk.  wegen  als  Hifil 
mit  Jahwe  als  Subj.  auffassen  zu  müssen  geglaubt,  s.  aber  2 
Sam.  11,  25.  Ew.  §.  277  d.     Der  LXX  sind  die  Worte  b.^  ^ü^^ 


117 

durch  Unglück,  vielleicht  unter  Einwirkung  von  b^  3°i:  v.  12 
ausgefallen;  den  Rest  versteht  sie  so  gut  es  geht  (""SM 
dvoiao)). 

14  ff.  „Und  möchtest  du,  sollte  ich  noch  leben,  Barmher- 
zigkeit Jahwe's  an  mir  thun;  und  sollte  ich  sterben  (a>5  ^^bl 
^■'CN,  vgl.  27,  1),  deine  Barmherzigkeit  nicht  meinem  Hause 
entziehen.  Und  möchte  doch  nicht  (Npt^^bi  =  y,al  el  (zrj), 
wenn  Jahwe  deine  Feinde  ausrottet ,  Jonathans  Name  vom 
Hause  Davids  losgerissen  werden  (=  "u"12  "n"'  D"ü  rrn^*'  v.  16 
=  e^aqd-rjvai  ro  ovof.ia  ^L  dito  tov  oix.  AI.)."  Zu  der  sowohl 
den  MT.  als  die  LXX  verlassenden  Aenderung  Ewalds  (III. 
S.  110)  V.  16  liegt,  so  viel  ich  sehe,  kein  Grund  vor. 

17.  Man  kann  zwar  mit  einigem  Rechte  die  bewegten  Bit- 
ten, welche  Jonathan  v.  14 — 16  an  David  richtet,  ein  Be- 
schwören des  letzteren  nennen;  da  er  aber  für  sich  bittet, 
so  kann  das  nicht  als  besonderes  Zeichen  seiner  Liebe  gegen 
David  in  Betracht  kommen.  Das  "^^^  iS^3n^3  v.  17  passt 
folglich  nur  zu  der  Lesart  der  LXX  """b  :'3U?nb ,  welche 
auch  das  für  sich  hat,  dass  sie  ein  strenges  Verständnis  zu- 
lässt;  denn  v.  12  f.  ist  wirklicher  Schwur,  dagegen  v.  14 — 16 
doch  nur  eine  sehr  uneigentliche  Beschwörung. 

19.  Dass  für  ~"iJi  mit  LXX  zu  lesen  sei  "p^tn,  lehrt  der 
Sinn:  ™b^  dagegen  für  ^^»i^^ii:  hat  nichts  für  sich,  dagegen 
nicht  bloss  den  Sprachgebrauch  gegen  sich,  sondern  auch  noch 
besonders  den  Umstand ,  dass  in  der  Aussprache  rMu:^"i2i ,  die 
jedenfalls  nicht  ganz  nahe  lag,  die  Tradition  (LXX  und  MT.) 
übereinkommt.  Freilich  entsprechen  die  Analogien,  die  sich  für 
"iirbii:  im  Arab.  und  Aeth.  finden,  nur  im  Allgemeinen.  Aber 
der  Steigerungsstamm  ist  in  solchen  Fällen  denominativ  und 
kann  alles  Mögliche  bedeuten  je  nach  den  verschiedenen  No- 
mina, von  denen  er  abgeleitet  ist.  —  Ich  bin  überzeugt,  dass 
in  rrdjTün  eine  Rückweisung  auf  c.  19,  1 — 7  steckt,  zur  Be- 
deutung vgl.  lob  33,  17.  —  Für  bii<n  ]3i<n  hat  man  nach 
LXX  und  V.  41  zu  lesen  TcSbn  n;nNn. 

20  ff.  Für  den  demonstrativen  Sinn,  den  Thenius  in  „den 
drei  Pfeilen"  sucht,  reicht  freilich  die  Kraft  des  blossen  Ar- 
tikels nicht  hin;  doch  verschwinden  hier  sprachliche  Beden- 
ken gegen  die  sachlichen,  die  sich  gegen  die  Dreizahl  erhe- 
ben.    V.  35  ff.  schiesst  Jonathan  nicht  drei  Pfeile  ab,  sondern 


118 

nur  einen,  denn  ''^Mti  ist  Singular  (Ew.  §.  186e),  abgeleitet 
von  einer  Wurzel  ''^n  od.  "i^n,  von  der  auch  das  äthiopische 
yti  stammt,  wie  sich  aus  dessen  Plural  ergiebt.  Da  aber  ein 
iV'i)2  nach  Verabredung  ausgeführt  sein  will ,  so  lassen  sich 
auch  V.  20  £f.  keine  drei  Pfeile  gebrauchen.  Dagegen  kann 
man  nicht  einwenden,  es  komme  in  dem  "iTi'Q  auf  die  Zahl 
der  Pfeile  nicht  an:  das  ist  allerdings  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  richtig  *),  aber  damit  wird  der  Drei  erst  recht  der  Bo- 
den entzogen.  In  der  That  weist  nun  auch  das  sing.  Suffix 
in  liJip  V.  21  deutlich  darauf  hin ,  dass  ursprünglich  v.  21  f. 
nur  von  Einem  Pfeile  die  Rede  war;  und  der  richtige  Text 
hat  sich  vollständig  bei  LXX  erhalten.  Sie  liest  v.  20:  ■'3^i^ 
ü^ii«^  Ü'^rn^  "übUDN ,  wodurch  eine  sehr  wünschenswerthe  Ana- 
logie mit  V.  19  eintritt,  und  in  den  folgenden  beiden  Versen 
drei  Mal  ^'^nn,  aus  dem  D^i^nn  des  MT.  sehr  leicht  entste- 
hen konnte,  vgl.  Ew.  §.  177  a.  Der  Plural  D^^Sh  ist  v.  20  bei 
der  ersten  Erwähnung  ebenso  noth wendig  wie  v.  36  im  glei- 
chen Fall.  Einer  genügt  allerdings  für  den  besonderen  Zweck, 
den  hier  schliesslich  das  Pfeilschiessen  hat ;  aber  von  vorn- 
herein, ehe  man  weiss,  dass  das  Pfeilschiessen  nicht  Selbst- 
zweck ist,  wäre  es  lächerlich  zu  sagen:  ich  werde  mit  Einem 
Pfeile  schiessen;  von  vornherein  denkt  man  sich  die  Pfeile 
im  Plural  so  gut  wie  das  Schwert  im  Singular. 

20.  ni^r  fehlt  bei  LXX.  Es  könnte  wohl  aus  D^^  sich 
gebildet  haben;  doch  ist  die  Ortsangabe  hier  nicht  über- 
flüssig. 

23.  ~y  ist  richtig  vokalisiert ,  die  Aussprache  ly  würde 
V.  42  nicht  so  gut  passen. 

24.  n^-'l ,  LXX  n:3"'-i  ,  der  selbe  V^echsel  liegt  auch  22,  5 
vor.  Ich  halte  t<*3'''  für  Correctur.  i^^i  hier  und  v.  25  be- 
deuten nicht  das  selbe,  sondern  unterscheiden  sich  wie  „er 
setzte  sich"  und  „er  sass." 

25.  Es  wird  hier  erzählt,  dass  es  kam,  wie  Jonathan  v.  18 
voraussah:  Abner  Jonathan  und  Saul  nehmen  ihre  gewöhn- 
lichen Plätze  bei  Tisch  ein,  Davids  Platz  bleibt  leer  und  so 
wird  er  vermisst.     Die  Pointe  beruht  darauf,   dass,  während 


*)  Des  Zeichens  Bedeutung:  David  ist  der  Knabe,  dem  zugerufen 
wird,  entweder  zu  Jonathan  herzukommen  oder  von  ihm  wer/  zu  gehen. 
Diese  Bedeutung  ist  allerdings  von  der  Zahl  der  Pfeile  unabhängig: 
aber  grade  dann  sind  drei  Pfeile  zwecklos  und  darum  schon  von  Uebel. 


119 


im  Allgemeinen  Alles  an  der  Tafel  hergeht  ^'JZn  0^'E- ,  eben 
dadurch  die  Eine  Veränderung  fühlbar  wird.  Also  aber  passt 
Öp^'i  nicht  her  und  D~p"'"  ist  offenbar  die  echte  Ueberliefe- 
rung",  um  so  zuverlässiger,  weil  sie  misverstanden  wurde  von 
denen  ,    die  sie   uns  erhalten  haben.     Vgl.  Einl.  S.  18.     Man 

vermisst  übrigens  ein  auf  Saul  bezügliches  Suffix  in  D"p''i. 

26.  TiHi:  i^b^'S  ist  zwar  unmöglich  richtig ,  indes  auch 
unmöglich  als  Duplette  zu  erklären.  LXX  sprach  "inu  5<b  "»^D, 
dabei  wird  man  sich  beruhigen  können,  vgl.  v.  18  eine  ähn- 
liche Weitläufigkeit,  ebenso  Joh.  2,  3  im  Sinaiticus. 

27.  ^-^"  darf  als  Masc.  nur  mit  "CJinn  verbunden  werden. 
Was  soll  uns  aber  hier  der  zweite  Monat?  Denn  ein  ande- 
rer Sinn  von  ""^n  "nn  ist  unerweislich,  s.  Knobel  zu  Exod. 
19,  1.  Und  was  ist  der  Sinn  der  Worte:  am  Tage,  der  auf 
den  zweiten  Monat  folgt?  Es  ist  nach  v.  34  klar ,  dass  der 
Sinn  fordert  "Tufn  iiDTHn  üv^  ""O'O.  Dennoch  darf  man  nicht 
so  verbessern.  Der  Text  der  LXX  spricht  dagegen,  welcher 
D'^3  nicht  an  die  Stelle  setzt,  die  ihm  der  ursprüngliche  Vf. 
unfehlbar  gegeben  haben  würde ,  sondern  erst  nach  "i23"nri. 
Daraus  ersieht  sich ,  dass  "nn  ''"O'O  zu  belassen  und  "'jilJn 
des  MT.  als  Rest  einer  Duplette  '^2'ü5n  ütd  anzusehen  ist, 
welche  sich  in  LXX  noch  vollständig  erhalten  hat. 

28.  Die  Möglichkeit  einer  Ellipse  eines  Verbi  der  Bewe- 
gung vor  "n  ly  darf  man  schwerlich  annehmen  ,  wenn  auch 
freilich  die  Stellung  des  TtoQsvd^rjvai  in  LXX  ER.  sehr  dage- 
gen spricht,  dass  es  Uebersetzung  eines  vorgefundenen  hebr. 
Wortes  sei. 

29.  ^^"n"  ist  unverständlich,  sprich  ^^ni  Gen.  47,  23.  — 
^nN  "»b-^^::  der  LXX  liegt  näher,  auf  den  Sing,  m::  kann 
^^"^;■  eingewirkt  haben. 

30.  Für  !n"":  ist  mit  den  Verss.  tnn^'D  zu  lesen ,  auf  wel- 
ches auch  das  von  dem  Syr.  übersetzte  n"i"2?j  zurückführt 
und  m'Tn'ar;  T'^rJ^  ist  nach  Judith  16,  12  (vgl.  den  Griechen 
mit  dem  Syr.  Lagarde's)  =  entlaufene  Sklavin.  Die  Deter- 
mination der  Wortgruppe  richtet  sich  auf  den  Vokativ  ]3. 
Wenn  die  Uebersetzung  „du  Sohn  eines  widerspenstigen  Wei- 
bes" die  einzige  wäre  ,  welche  der  uns  vorliegende  Text  zu- 
liesse  ,  so  würde  ich  unbedingt  mit  Ewald  III.  S.  111  nach 
Jes.  14,  6  Cj'Ti'an  lesen.     Denn  auf  die  Mutter  dessen ,    den 


120 

man  ausschelten  will,  geht  man  zurück,  um  seine  einzelnen 
Fehler  aus  der  allgemeinen  Schlechtigkeit  seiner  angeborenen 
Natur,  aus  seinem  niedrigen  Blute  abzuleiten.  Man  nennt 
also  im  Scheltton  den  Widerspenstigen  so  gut  einen  Huren- 
sohn wie  clen  Schlaffen,  nicht  ersteren  den  Sohn  eines  eigen- 
sinnigen,   letzteren  eines  schwächlichen  Weibes.  —    ^3n  der 

LXX  statt  nnn  ist  aus  Gründen  der  Sprache  und  des  Sinnes 
das  Richtige. 

33.  Man  wird  nicht  N^n  nbi,  sondern  nach  LXX  nhbD 
zu  verbessern  haben.  Sonst  ist  iy  zaxta  avTrj  eine  sehr  ver- 
kehrte Erweiterung,  denn  r^yin  hat  in  Verbindung  mit  nnbn 
einen  durchaus  fertigen  Sinn,  ist  sui  generis  und  bedarf  we- 
der der  Beschränkung  noch  der  Erklärung. 

34.  Will  man  den  Schluss  des  V.,  wie  er  in  MT.  lautet, 
beibehalten ,  so  muss  man  das  Suffix  in  TO^blDn  auf  Jonathan 
zurückbeziehen.  Dadurch  tritt  allerdings  eine  ziemlich  unna- 
türliche Besonderung  der  beiden  mit  "'D  eingeleiteten  Sätze 
ein ,    welche   aufhören    würde ,    wenn   man    mit  LXX  liest : 

35.  Nach  v.  19  f.  vgl.  v.  12  war  der  zweite  Monatstag  *) 
zur  heimlichen  Zusammenkunft  zwischen  Jonathan  und  David 
verabredet,  "iprsS  fiele  aber  auf  den  dritten  des  Monats,  we- 
nigstens nach  gewöhnlicher  Rechnung.  Man  versteht  den 
Grund  des  Verzuges  in  so  fern  nicht,  als  periculum  in  mora 
war,  und  David  v.  5  voraussetzt,  dass  er  über  das,  was  bei 
Tisch  vorgefallen,  bis  zum  Abend  des  selben  Tages  Bescheid 
erhalten  werde.  Auf  der  andern  Seite  konnte  der  Schein,  als 
ob  Jor^athan  nach  der  Scheibe  schösse, -nicht  wohl  bei  Abend 
aufrecht  erhalten  werden.  Man  wird  daher  die  Inconcinnität, 
die  in  ^pD^  "'n"'"  liegt,  auf  Rechnung  des  ursprünglichen  Ver- 
fassers schreiben  dürfen. 

37.  i^'^p  ,  LXX  übn.  Falsch,  denn  damit  könnte  nur  ein 
Punct  zvnschen  Jonathan  und  dem  Knaben  gemeint  sein. 

38.  LXX  sprechen  N^^i  als  Hifil  aus  und  das  ist  das  An- 
gemessenere. Einer  ausdrücklichen  Wiederholung  des  Objects, 
das  erst  eben  vorher  genannt  ist,  bedarf  es  nicht  und  auch 
nicht  einmal  des  Pron.  suff. 


*)  Es  wäre  an  sich  nicht  unmöglich,  dass  UDbllD  „am  dritten  Mo- 
natstage thuen"  bedeutete;  aber  v.  19  ist  dies  nach  v.  18  nicht  anzu- 
nehmen. 


121 


41.  Dass  hier  für  3-3:ti  mit  LXX  herzustellen  sei  3^"ii<n, 
leuchtet  ein,  aber  der  Artikel  fordert  auch,  dass  schon  vorher 
einmal  von  dem  Argob  die  Rede  gewesen  sei  und  also  hat 
man  auch  v.  19  nach  LXX  zu  lesen.  Die  Bedeutung  des 
Worts  war  schon  der  LXX  unbekannt  und  ebenso  den  Ab- 
schreibern des  MT. ,  die  "J^N  und  3J3  daraus  machten.  — 
b''"iJn  "i"  ly  fcog  GvvTslelag  itieyaXrjg.  ~y  steht  durch  dop- 
pelte Bezeugung  fest ,  dagegen  wird  es  nicht  gelingen ,  "i" 
und  das  Original  von  owrelelag  graphisch  zusammenzubrin- 
gen. "■"  ist  ein  erst  nachträglich  eingesetztes  Explicitum 
(Einl.  S.  22  f.),  welches  LXX  noch  nicht  lasen.  Lassen  wir  es 
weg,  so  sind  "^l^n*"!:?  und  ecog  Gvvzeleiag  —  gegen  f.ieydXr]g 
bin  ich  misstrauisch  —  Aequivalente  (Einl.  S.  25):  wodurch 
das  Recht  meiner  Beurtheilung  des  masor.  """  fast  unzwei- 
felhaft wird. 

42.  Um  einen  vollständigen  Satz  zu  gewinnen ,  muss  man 

"1*0^"::   streichen;    ein  Wort,    das   man   oft  genug  sich  einzu- 
setzen erlaubte  an  Stellen,    wo  es  ursprünglich  nicht  stand. 

XXI. 

1.  "n"i  ist  nach  Dp"'"  unentbehrlich. 

2.  '■a^Hw^,  L^ßi/nsXax.  So  auch  c.  22.  ^.  52.  vgl.  26,  6; 
dagegen  23,  6.  30,  7.  2  Sam.  8,  17.  Die  gleiche  Verschrei- 
bung  des  Wortes  findet  sich  1  Chr.  18,  16  im  hehr.  Text, 
wo  LXX  umgekehrt  das  Richtige  hat. 

3.  LXX  fanden  hinter  "i3"  noch  O""'" ,  vgl.  v.  6.  — 
r;'o:^^/C' ,  von  LXX  nicht  ausgedrückt ,  gehört  zur  Negation 
bi^'f  denn  "i3"n~"i^N  -"O'i^^'O  kann  natürlich  nicht  „irgend 
etwas"  bedeuten.  "'t^V'V  wäre  das  Poal  von  vi'',  aber  eine 
solche  Bildung  ist  für  s?""*  nicht  wahrscheinlich  und  die  ev. 
Bedeutung  passt  auch  nicht  zum  Sinn.  Man  hat  ohne  Zwei- 
fel eine  Form  von  ""^  herzustellen,  die  Frage  ist  nur,  wel- 
che? Nach  dem  sonstigen  Sprachgebrauch  des  A.  T.  würde 
man  sich  für  ^^^"^^  entscheiden,  öia/nsinaQTVQrjinaL  der  LXX 
deutet  auf  "^n-rn,  ''t^Viv  des  MT.  endlich  auf  das  Poal 
TIJ't»  ,  das  zwar  anderweitig  nicht  belegbar  ist ,  aber  der 
allgemeinen  Bedeutung  nach,  die  der  Stamm  auch  im  Hebr. 
trägt  (vgl.  UETii:  lob  9,  15  und  auch  23,  7),  vorzüglich  hieher 


122 

passen  würde.  —  Zu  der  Uebersetzung  der  Worte  (DaXlavi 
Mas/uwvi,  welche  ihnen  in  ER.  vorangeschickt  ist,  vgl.  Const. 
apost.  7,  35  und  die  Anmerkung  zu  Dan.  8,  18  in  der  rö- 
mischen Ausgabe  des  Cod.  Chisianus  1772. 

4  f.  nü,  LXX  el.  —  Kai  cpayerai  am  Schluss  von  v.  5 
ist  ein  Zusatz  der  gemeinsten  Art.     Hieronymus  hat  ihn  nicht. 

6.  Der  Gegensatz  beruht  nach  ■'D""q^i"l  deutlich  auf  drn, 
dem  entspricht  aber  als  Zeitbestimmung  in  dem  Vorhergehen- 
den nur  ■'ins^^zsa.  Also  sind  die  durch  "'^  vl&<'i  (a  minori  ad 
majus)  verglichenen  Sätze  l)^-p  —  ^riN^Ti,  2)  ^b::^  —  Ü"pn, 
während  bn  "j"!"  Nim  mit  der  Vergleichung  unmittelbar  nichts 
zu  thun  hat,  sondern  nur  dem  untergeordneten  Zwecke  dient, 
den  Unterschied  der  beiden  entgegengesetzten  Zeitbestimmun- 
gen ,  auf  den  es  in  diesem  Zusammenhange  ankommt ,  ins 
rechte  *)  Licht  zu  setzen,  wenn  er  dem  Ahimelech  etwa  nicht 
gleich  einleuchten  sollte.  Also  aber  kann  das  Subject  zu 
'ilDip''  nicht  das  eines  Satzes  sein ,  der  füglich  auch  wegblei- 
ben könnte;  und  die  Aehnlichkeit  der  offenbar  das  tertium 
comparationis  enthaltenden  Worte  ■^23"]?  ''dh  "'b^  ^"'H'!''  zwingt 
zur   Correctur  Ewalds  ^^'Ip''..     Das  lässt  sich  sagen ,    auch 

wenn  man  von  dem  Sinne  des  Worts  ^b^  weiter  gar  nichts 
versteht,  in  welcher  Lage  ich  mich  befinde.  Die  Lesart  der 
LXX  D^-i^'Dn-bs  ist  grundfalsch. 

7.  Der  Plural  Ü"''nD"'on  wäre  vielleicht  an  sich  dadurch 
zu  rechtfertigen,  dass  der  Vorstellung  des  Schriftstellers  die 
Mehrheit  der  Brotlaibe  vorschwebte,  nicht  der  grammatische 
Numerus  von  DUb.  In  diesem  Falle  hätte  er  aber  consequen- 
ter  Weise  auch  ÜTipbn  am  Schlüsse  schreiben  müssen.  Dass 
er  dies  nicht  that,  ist  ein  Beweis  dafür,  dass  das  Schlussmem 
von  ÜiO°ron  aus  dem  Anfangsmem  des  folgenden  Wortes  ge- 
wuchert ist. 

8.  Ü^y-in  Tii^.  Was  bedeuten  die  Worte?  Jedenfalls 
nicht  „der  Vorgesetzte  der  Hirten",  denn  T'^^^  ist  nicht  etwa 


*)  vielleicht  auch  ins  falsche.  Fehlten  die  Worte  bh  ^^1  t<in*I, 
so  wäre  das  Uebrige  verständlicher,  wenn  man  "^b^  mit  Ewald  III.  S. 
114  im  Sinne  des  neutestamentlichen  cfxevog  auffasst.  „Schon  damals 
waren  die  Jünglinge  UDIp  (in  Bezug  auf  den  von  Ahimelech  v.  5  be- 
regten Punct),  wie  vielmehr  jetzt  (nachdem  sie  längere  Zeit  von  Haus 
abwesend  sind)!" 


4 


123 

ein  leeres  Wort  wie  Herr,  dem  der  Genitiv  erst  die  Füllung 
geben  müsste.  Vielmehr  also  „der  Starke  der  Hirten",  d.  i. 
der  gewaltigste  Hirt.  Aber  wozu  hier  die  Poesie?  Die  LXX 
bietet  ve/nwv  zag  i^/Luovovg;  durch  22,  9  6  yiadsozrjytwg  eitl 
zag  muovovg  wird  es  aber  sehr  zweifelhaft ,  ob  damit  gegen 
die  Lesart  des  MT.  operiert  werden  darf;  vgl.  zu  jener 
Stelle. 

9.  ^■'  ]"N-,  LXX  "^^n  mN-i.  Schwierigkeiten  in  graphi- 
scher Hinsicht  macht  dabei  nur  ]  '—  ru 

10.  Die  Auslassung  von  ""ENn  "»nnt^  in  LXX  ist  ohne  Zwei- 
fel tendenziös.  —  Am  Schlüsse  der  Geschichte  sind  die  Worte 
^b  ~:Tr'   (LXX)  nicht  gut  zu  entbehren. 

14.  Die  Aussprache  lai:"  liefert  keine  nachweisliche  he- 
bräische Form  und  der  Gebrauch  des  Suffixes  in  dieser  das 
Object  auticipierenden  Weise  ist  unhebräisch.  Es  wird  vor- 
sichtiger sein,  m:i:3"'1  zu  schreiben,  als  ein  Monstrum  für  For- 
menlehre und  Syntax  zugleich  zu  schaffen.  —     "tT'i  lies  mit 

LXX  7'pP'*  Zeichnen  thut  man  in  den  Sand,  in  stillem  Irr- 
sinn: die  Thüren  sind  zum  Trommeln  da  für  den  Tobsüchti- 
gen. Ewalds  Annahme,  es  möge  eine  unregelmässige  Schrei- 
bung vorliegen,  ist  nicht  unmöglich  —  in  der  That  wäre  es 
höchst  seltsam ,  wenn  wirklich  die  ursprünglichen  Vff.  alle 
Einer  Orthographie  gefolgt  wären.  Aber  die  Orthographie 
der  ersten  Vff.  herzustellen,  kann  vor  der  Hand  nicht  unsere 
Aufgabe  sein. 

XXII. 

1.  Die  Lokalität  von  Adullam,  welche  dem  David  als  Zu- 
fluchtsort diente,  wird  sowohl  hier  als  2  Sam.  23,  18  f.  = 
1  Chr.  11,  15  f.  nur  zuerst  "y  ^'']^^7  gleich  darauf  aber 
n-i-^r-on  genannt;  vgl.  auch  2  Sam.  5,  17.  Nun  könnte  al- 
lerdings, wenn  man  die  Bedeutung  von  nn^J'a  nur  nach  der 
Etymologie  bestimmen  wollte ,  auch  wohl  eine  Höhle  so  ge- 
nannt werden.  Aber  der  Sprachgebrauch,  nicht  bloss  des  A. 
T. ,  widerspricht  dem  durchaus :  m'TQ  ist  nicht  das  Genus, 
wovon  n"i>"a  eine  Species ,  sondern  beide  sind  sich  als  ver- 
schiedene Species  innerhalb  des  selben  Genus  entgegengesetzt 
Jud.  6,  2.  Ezech.  33,  27;  und  r"'::'c  bedeutet  nur  Bergfe- 
stung*).     Anders  ist  es  auch  in  unserem  Capitel  nicht;   denn 


*")    Daran  würde  mich  auch  1  Macc.  9,  2  nicht  irre  machen,  wenn 


124 

was  Hesse  sich  v.  5  mit  der  allgemeinen  Bedeutung  „Zufluchts- 
stätte"   (Thenius)    anfangen?      Mir   ist    daher    gewiss,     dass 
y  tiiT'ü  hier   ein   sehr  alter  Schreibfehler  für    3?  tMTQ  sei. 
Noch  klarer  liegt  die  Sache  2  Sam.  23,  13  f. 

V.  3.  4  erwecken,  da  von  einer  Rückkehr  Davids  nichts 
berichtet  wird,  den  Schein,  als  ob  er  auch  v.  5  noch  im  Lande 
Moab  sich  aufhalte.  Ausserdem  fällt  es  auf,  dass,  nachdem 
V.  1  wie  20,  29  nur  noch  Brüder  Davids  erwähnt  werden, 
hier  auch  seine  Eltern  noch  leben,  dass  ferner  deutlich  sein 
Aufenthalt  auf  der  Masada  v.  4  als  länger  vorgestellt  wird 
denn  v.  5.  Schwerlich  also  gehören  die  beiden  Verse  dem 
Zusammenhange  ursprünglich  an. 

3.  ^^^■'  passt  weder  zu  DlDtn^^  noch  zu  dem  folgenden  "3? ; 
denn  „aus  und  eingehen"  bedeutet  das  Wort  nicht.  LXX 
yiviad^waccv. 

4.  Die  Aussprache  Ün^p'  erscheint  angemessener  wegen 
"'2£^ti&^,  welches  nicht  nach  einem  Verbum  der  Bewegung 
zu  stehen  pflegt. 

5.  nnn''  I^"i5^.  Dass  Adullam  hier  nicht  zu  Juda  gerech- 
net wird,  fällt  zwar  auf,  aber  nicht  mehr,  als  wenn  23,  3 
auch  Qe'ila  ausserjudäisches ,  doch  aber  israel.  Gebiet  ist. 
2aQLyt ,  eine  härtere  Aussprache  für  2aQLx  *) ,  ist  rückwärts 
gelesen  ^"in  23,  15.  fi"in  des  MT.  ist  eine  aramäisierende 
Aussprache  des  gleichen  Wortes. 

6.  Was  bUDN  sei,  wusste  schon  der  Vf.  der  Chronik  nicht 
mehr,  vgl.  1  Chr.  10,  12  mit  1  Sam.  31,  3.  Die  LXX  über- 
setzt das  Wort  an  allen  drei  Stellen,  wo  es  vorkommt,  gleich- 
massig  mit  ccQovQa.  Was  sie  darunter  verstand ,  lässt  sich 
nicht  ausmachen ,  da  sie  das  Wort  nur  für  bilDN  anwendet. 
Doch  nicht  gar  arbor  oder  ein  stammverwandtes  macedoni- 
sches  Wort? 

7.  ÜJ  €fc  aXrjd^wg.  Nach  unserem  Gefühl  müsste  durch 
„auch",  das  auf  alle  Fälle  hier  nothwendig  ist,  „der  Sohn 
Isais"  hervorgehoben  werden ;  der  Hebräer  stellt  sein  ÖJ 
gerne  an  die  Spitze  des  Satzes,  Exod.  10,  25.     Er  vermeidet 


Maiaukiüd^  als  =  Mf^auSta^  von  den  Höhlen  von  Arbela  zu  verstehen 
wäre  Jos.  Ant.  XII.  11,  1.  XIV.  15,  4.  Bell.  Jud.  II.  20,  6.  Ich  würde 
auch  dort  eine  Verwechslung  von  t\T\Ti2  mit  n"i~22)3  annehmen.  Vgl. 
EQfjKov  für  ZttXfxoyv  Jud.  9,  48. 

*)  vgl.  Jmyix  und  unzähliges  Andere.  Nicht  bloss  die  auslautende 
Media,  sondern  auch  die  Guttural  wird  in  der  griech.  Aussprache  der 
hebr.  Eigennamen  zur  Tenuis. 


125 

es ,  einzelne  Satztheile ,  auf  die  wir  ausschliesslich  den  Ton 
legen  würden ,  zu  sehr  vor  den  übrigen  hervorzuheben ,  s.  zu 

25,   17.      Aehnlich  ist  der  Fall   bei   L^^,    das  stets  an  der 

Spitze  des  Satzes  steht.  —  DSb^b  xal  TtdvTag  vfxäg,  b  könnte 
wie  23,  10  und  öfter  nota  accusativi  sein;  doch  vermisst  man 
entweder  die  Copula  oder  die  Interrogativpartikel. 

9.  Doeg ,  der  Edomiter ,  gehört  nicht  unter  die  Diener 
Sauls,  denn  das  sind  die  königlichen  Eäthe  und  Hauptleute, 
die  vornehmsten  Benjaminäer,  s.  2  Sam.  15,  18.  Da  folglich 
Doeg  hier  zufällig  in  einer  Gesellschaft  auftritt ,  in  der  er 
nicht  vermuthet  werden  kann,  so  ist  es  passend,  dass  solches 
erwähnt  und  er  vorgestellt  werde,  ehe  er  das  Wort  ergreift. 
Dies  geschieht  im  MT.  mit  den  Worten  „er  stand  nemlich 
bei  den  Dienern  Sauls",  während  in  LXX  Doeg  den  Mund 
aufthut,  ehe  man  sich  seiner  Anwesenheit  überhaupt  versieht. 
Gegen  ihr  6  -Ka^eaTrjy.cog  iftl  rovg  i^/iuövovg  2.  ist  ausserdem 
zu  bemerken,  dass,  da  c.  21.  22  des  selben  Schriftstellers  sind, 
diesem  eine  einmalige  Angabe  über  Doegs  Amt  genügt  haben 
wird.  Gegen  die  Wiederholung  derselben  spricht  auch  beson- 
ders ,  dass  an  der  zweiten  Stelle  die  Vorstellung  umständli- 
cher wäre  —  sie  geschähe  im  MT.  durch  einen  ganzen  Satz  — 
als  an  der  ersten. 

18.  Indem  Thenius ,  um  die  Verschiedenheit  der  Zahlen 
in  LXX  und  MT.  zu  erklären,  zu  dem  Auskunftsmittel  von 
der  Verwechslung  der  Zahlbuchstaben  greift,  muss  es  ihm  be- 
gegnen, dass  er,  den  verschiedenen  Zahlwerth  des  Finalbuch- 
stabens ignorierend,  ein  C]  für  ein  ^  macht,  weil  nur  ersteres 
mit  ri  leichter  verwechselt  werden  konnte. 

19.  Die  ausdrucksvolle  Wiederholung  am  Schlüsse  des 
Verses  wird  von  LXX,  welche  auch  v.  18  kürzt,  mit  Unrecht 
für  überflüssig  gehalten. 

22.  Der  in  hohem  Grade  der  mündlichen  Rede  entspre- 
chende Satzbau  hat,  wie  es  scheint,  die  LXX  oder  hinterdrein 
ihren  Text  in  Verwirrung  gebracht.  —  Statt  Tiso  liest  The- 
nius mit  Recht  T2n  nach  LXX. 

23.  Ol'  iäv  Kr^Tü)  xfj  xpvxfj  f^ov  totzoVj  CrjTi^Gco  xal  tj]  ipvxi 
Gov  ist  jedenfalls  nicht  zu  viel  versprochen;  man  erwartet 
mehr  nach  der  pathetischen  Art,  wie  David  sich  im  Uebrigen 
hier  gegen  Ebjathar  ausspricht.  Ferner  würde  zfj  ipvxf  (xov, 
d.  i.  ^(iTi^b,  in  diesem  Zusammenhange  bedeuten  ^miv  selbst"' 
—  dem  entspricht  aber  nicht  „dir  selbst^ ^  sondex'n  „dir  a«cÄ"  : 


126 

also  wozu  auch  rrj  xpvxfj  aov  statt  ^b  ÜJ?  Diese  Wiederho- 
lung verdunkelt  im  Texte  der  LXX  die  Bedeutung  von  dem 
ersten  ''^iDSSb,  ist  dagegen  zu  begreifen  in  der  Redensart 
U?E2  üJp^,  deren  nothwendiges  Glied  UDDD  ist  in  der  Bedeu- 
tung „Leben."  Ich  meine  daher,  dass  diese  Redensart  hier 
fest  stehen  muss.  Aber  freilich  hat  Thenius  darin  Recht, 
dass  man  im  MT.  eine  umgekehrte  Vertheilung  der  Prono- 
mina suffixa  bei  "»2355  erwarte  ;  denn  es  ist  keine  Beruhigung 
für  Ebjathar ,  zu  wissen ,  dass  Davids  Feinde  nun  auch  noch 
die  Zahl  seiner  eigenen  vermehren  sollen,  und  übrigens  kann 
doch  auch  das  nicht  Davids  Meinung  sein,  Saul  sei  sein  und 
Ebjathars  gemeinsamer  Feind.  Es  bleibt  schliesslich  nichts 
übrig ,  als  wirklich  die  Pronomina  zu  vertauschen ,  obwohl 
auch  LXX  die  Ordnung  derselben  im  MT.  bestätigt.  Im  ur- 
sprünglichen Texte  wird  "lilDiOb  und  "'UDEib  gestanden  haben, 
ersteres  an  der  ersten,  letzteres  an  der  zweiten  Stelle.  Von 
der  falschen  Auffassung  des  b  als  Bezeichnung  des  Dativs 
gieng  die  Verderbnis  des  der  griech.  üebersetzung  zu  Grunde 
liegenden  Textes  aus.    ^p^''  ward  beide  Male  UDpat^ ,  in  Folge 

dessen  wurden  die  Pronomina  umgestellt.  Der  MT.  hat  b 
richtig    gedeutet.     Die   Verkehrung    der  Pronomina    ist  hier 

entweder  zufälhg  —  7  und  "*  wurde  häufig  verwechselt  und 
grade  auch  als  Suffixa  der  ersten  und  zweiten  Person  —  oder 
es  liegt  darin  vielleicht  auch  eine  Einwirkung  des  LXXtextes. 
—    JJecpvla^aL  ov    kann   nur  auf  nt^^^  "i^'iDi    zurückführen, 

denn  bei  dem  Finitum  hätte  das  ausdrückliche  Pronomen  kei- 
nen Sinn.  Jene  Lesart  aber  verhält  sich  zur  masor ethischen 
wie  das  Dürre  zum  Grünen. 

XXIII. 

3.  Gegen  die  mas.  Lesart  £  imDn:>'0  wendet  Thenius  ein, 
es  lasse  sich  bei  einem  Raubeinfalle  an  keine  Schlachireihen 
denken.  Nun  gut ,  so  übertreiben  Davids  Leute  die  Gefahr, 
um  ihre  Furcht  zu  rechtfertigen.  So  etwas  würde  ganz  am 
Platze  sein,  doch  bedeutet  '^/ü  nur  Linientruppen,  das  Gegen- 
theil  einer  irregulären  Bande,  wie  sie  um  David  sich  gesam- 
melt hatte.  Die  Aenderung  tTiDu3*0  welche  Thenius  vor- 
schlägt, ergiebt  einen  unglücklichen  Sinn  und  ist  keineswegs 
durch  die  LXX  bezeugt.  Die  Gestalt  des  griech.  Wortes, 
welches  in  LXX  vor  lüv  dXXocp.  steht,  schwankt  nach  Holmes 
zwischen   t«  <yxi;Aa,    ra  ö'xwAa,    Tag  TiOihagy    rag  yiOiXaöag, 


127 

Die  Unsicherlieit  herrscht  also  hinsichtlich  des  Hauptvokals 
—  die  Endungen  der  beiden  zuletzt  aufgeführten  Varianten 
kommen  als  Spuren  der  Willkür  tragend  nicht  in  Betracht. 
Nun  hat  ö-/.oiXa  vor  (JxwAa  und  cjxt'Aa,  welche  einen  unpas- 
senden Sinn  haben,  den  Vorzug,  dass  es  nichts  bedeutet,  also 
wohl  einen  Eigennamen  verbirgt.  Aus  uq  Kel)m  twv  dlXocp. 
konnte  elg  o'/.€Lla,  daraus  weiter,  wenn  man  bedenkt,  welche 
üngeniertheit  in  den  LXXhdschrr.  hinsichtlich  der  Setzung 
und  Nichtsetzung  des  Artikels  vor  dem  Status  constr.  herrscht, 
sig  TU  Gv.ißXa  u.  s.  w.  werden.  Dann  also  wäre  ug  KeiXa 
und  elg  tol  OAcoka  Duplette ,  gleicherweise  wie  TtOQSvd^ai/iisv 
und  elg7tOQeva6j.i€d-a ,  und  r"i3"i"'0~"-5<^  hätte  LXX  überhaupt 
nicht  gelesen.  Dass  Davids  Leute  Qe'ila  für  eine  Philister- 
stadt ausgäben ,  hielt  man  wegen  des  Gegensatzes  ri'ürr'a 
für  möglich. 

6.  "Während  "*'5"'yp  aus  sachlichen  Gründen  nicht  zur  er- 
sten Vershälfte  gezogen  werden  kann,  so  verbieten  sprachliche 
die  Stellung  "^  "->  "i<  nb'vp.  Mit  der  Umstellung  Tiifi^  ""i^? 
für  die  man  sich  schwerlich  auf  LXX  wird  berufen  können, 
wäre  in  dem  Falle  geholfen ,  wenn  man  rron  übersetzen 
dürf^  „nachdem  er  geflohen  war."  Inzwischen  erscheint  es 
vorsichtiger,  rh^yp  zu  streichen.  —  Uebrigens  hätte  der  ur- 
sprüngliche Vf.  die  V.  6  enthaltene  Bemerkung  wohl  früher 
gebracht,  wenn  anders  wirklich  die  Befragung  v.  2.  4  sich  an 
das  Los  des  Priesters  wendete. 

7.  niDD  scheint  aus  "i-'O  (LXX)  und  "Jt^-  zusammenge- 
flossen. 

8.  Gegenüber  den  Gründen ,  wegen  deren  Thenius  lni*ib 
n^nVo'-  (in  umgekehrter  Ordnung)  lesen  will,  bemerke  ich, 
dass  ?^*ü  nicht  „hören  machen",  sondern  „aufbieten"  heisst 
15,  4  *).  Die  Veränderung  der  hebräischen  Stellung  in  der 
griech.  Uebers.  hängt  damit  zusammen,  dass  ""OiD"'"  durch  xal 
7taQi]yyeiX6v  wiedergegeben  ist. 


*)  Synonym  ist  p'>yTn*  Oder  heisst  etwa  2  Sam.  20,  4  f.:  „Lass 
mir  schreien  das  ganze  Volk!'*?  —  Uebrigens  ergiebt  Thenius'  „richti- 
ger" Text  in  seiner  Uebersetzung  (Saul  machte  hören  das  ganze  Volk 
herabzuziehen  zum  Streit)  Unrichtiges.  Saul  Hess  nicht  ausposaunen 
wem  die  Rüstungen  gelten  v.  9,  viel  weniger  gleich  Qeila  zum  Sammel- 
punkt bestimmen. 


128 

9.  l2D''nn'5a  =  schmiedend.  Die  Verkennung  dieser  sonst 
nur  dem  Qal  eigenen  Bedeutung  hat  in  der  LXX  das  ov  vor 
TtagaauoTta  erzeugt;   s.  Einl.  S.  26  f. 

11  f.  In  LXX  ER.  ist  eine  grosse  Lücke  auszufüllen,  die 
dadurch  entstand,  dass  man  von  dem  ersten  xal  eiJte  kvqlos 
auf  das  zweite  übersprang.  Dagegen  ist  ei  ccTCoxkeLGd^^osTat 
V.  11  zu  streichen  als  ein  erst  durch  die  jetzige  Lücke  her- 
vorgerufener Nothbehelf,  eine  aus  der  Antwort  des  Herrn  con- 
jicierte  Verbesserung  der  Frage  Davids  —  Kai  vvv  ist  ein 
deutliches  Zeichen,  dass  in  Wahrheit  die  Frage  erst  hier  be- 
ginnt. Es  ergiebt  sich  also  ,  dass  LXX  zwar  im  üebrigen 
durchaus  mit  dem  MT.  übereinstimmt,  jedoch  im  Anfange 
""''^  —  ■'ilJD^n  nicht  kennt.  Diese  Worte  stehen  in  der 
That  erst  v.  12  an  ihrer  rechten  Stelle;  hier,  wo  sie  in  sehr 
störender  Weise  vorgreifen,  sind  sie  wohl  nur  durch  Zufall 
eingedrungen.  Denn  da  das  Suff,  der  ersten  Sing,  in  ■'"nn:'^ 
V.  10  auch  durch  LXX  bezeugt  ist,  so  ist  es  gefährlich,  das- 
selbe nebst  dem  folgenden  n  zu  streichen ,  um  demnächst 
'  1J1  ''3'15C^   *Ti3y5  verbinden  zu  können  *). 

13.  „Sechshundert"  der  LXX  statt  „vierhundert"  des  MT. 
erklärt  sich  durch  22,  2. 

14  ff.  Zwischen  v.  13  und  v.  19  kann  ursprünglich  iwchts 
weiter  gestanden  haben  als  etwa  die  Bemerkung,  David  habe 
sich  in  der  Wüste  von  Zif  auf  dem  Gebirge  niedergelassen. 

15.  Nn^-i.  Man  hat  trotz  26,  3  hier  mit  Ewald  III.  S.  127 
auszusprechen  N";^,i ,  nicht  bloss  um  einen  Zusammenhang  mit 
dem  Vorhergehenden  herzustellen ,  sondern  namentlich  um 
das  Folgende  zu  motivieren;  vgl.  „er  stärkte  seine  Hand" 
V.  16  und  „fürchte  dich  nicht"  v.  17.  —  Den  Lokalis  m25"in 
trotz  vorhergehenden  13  fand  auch  LXX  vor. 

19.  OTT  =  die  Zifäer.  Die  genaue  Angabe  der  Lokali- 
tät am  Schlüsse  des  Verses  macht  das  Verständnis  der  Er- 
wiederung Sauls  V.  22  unmöglich,  ist  also  hier  fälschlich  aus 
26,  1  eingedrungen,  jedoch  mit  der  Aenderung  'y>''Cr'0  statt 
''3£""b:?,    w^elche  sich  aus  v.  14  erklärt. 

20.  ^Von  7i23s:2,  LXX  ^V'rn  ^^i?  so  dass  aus  dem  Vo- 
kativ  der   Genitiv  geworden   und   damit  zugleich  die  Anrede 


*)    Die   arabische   Construction    Jlb"'3'p    ''b:^^  .''3^''Ü0n    "nS^Ja 
ist  für  das  Hebräische  ganz  unerweislich.     Gegen  Thenius. 


129 

des  Königs  mit  du  vermieden  ist.     Vgl.  16,  16.  17,  32.  20,  8. 
24,  15.  25,  41.  26,  17.  27,  4  in  MT.  und  LXX. 

21.  Statt  Qr*-^n,  welches  durch  die  Präposition  b:?  be- 
stätigt wird,  las  LXX  ürh'üV ,  ein  erst  sehr  spät  gebräuchli- 
ches und  in  Verbindung  mit  bv  (commodi  statt  incommodi) 
nicht  nachweisbares  Verb. 

22.  Es  ist  deutlich ,  dass  ÜtO  und  "i'üi^  Einen  Relativsatz 
begrenzen ,  dessen  Zusammenhang  durch  "^^<"l  ^*Q  nicht  ge- 
sprengt werden  darf.  Mit  Recht  hat  darum  Thenius  nach 
LXX  aus  jenem  unverständlichen  Fragesatze  das  Adjectiv 
mr'Qr,  gemacht,  w^elches  wohl  auch  Sephanja  1,  14  beabsich- 
tigt ist.  —   Der  Schluss  des  Verses  in  LXX  ist  versehrt. 

23.  LXX  las  von  v.  23  a  nur:  D^ns^  -rDbn-,  -y—  ".j^Ti. 
Weder  ein  zufälliger  Ausfall  noch  eine  absichtliche  Auslas- 
sung lässt  sich  wahrscheinlich  machen:  nothwendig  ist  in  he- 
bräischer Erzählung  das  Plus  des  MT.  keineswegs.  Zu  '^D^ 
s.  Ew.  §.  278  c;  Dn^uj  hat  die  Bedeutung  des  Hifil  =  Rück- 
bescheid bringen. 

24.  Man  erwartet  hier  erzählt  zu  finden,  dass  die  Zifäer 
thaten  wie  befohlen  und  vor Saul kamen  meldend:  David  u.  s.w. 

25.  'iipsb,  lies  mit  LXX  "urpzb.  Die  Ursache  für  den 
Ausfall  des  "  in  MT.  liegt  auf  der  Hand.  —  Für  n^"""  liest 
LXX  mit  Recht  "iii^N,  denn  ""On  ist  kein  Eigenname.  „Da- 
vid zog  hinab  {=  südlich,  vgl.  24,  1  mit  25,  1)  zum  Felsen, 
der  in  der  Wüste  Maon  liegt."  Der  Fels  wird  v.  28  specieller 
benamst  und  aus  v.  26  ergiebt  sich,  dass  David  nicht  auf  den- 
selben hinaufstieg,  sondern  am  Fusse  blieb:  es  dürfte  sonst 
auch  wohl  kaum  2?*on  ""i"'  gesagt  sein.  Die  Uebersetzung 
„er  stieg  vom  Felsen  herab"  verkennt  den  Zusammenhang 
mit  v.  23  ff.,  abgesehen  davon,  dass  ihre  sprachliche  Möglich- 
keit unerwiesen  ist. 

26.  Lies  zu  Anfang  riL^:N-  b'^-ä. 

XXIV. 

4.  T'^n—bV  =  "-rn-b^*  -iu:.n,  vgl.  27,  1  mit  v.  3.  23,  19. 
—  Zu  TtagaGy-sva^eGd^ai  als  Uebersetzung  von  vbJin"'!!^^  '70n 
s.  Schleussner,  Lex.  in  LXX. 

5.  "Tn  □""  nzn  (LXX)  ist  hier  nicht  möglich  ,  denn 
'fr,  ""n  könnte  nur  entweder  Subject  sein,    dann  fehlte  das 

9 


130 

Prädikat  oder  Akkus,  der  Zeit,  dann  fehlte  der  Satz.  Den 
Sinn  „dies  ist  der  Tag,  an  welchem  — "  drückt  einzig  der 
MT.  aus,  s.  zu  30,  16. 

6.     s:i3D"~Sit^   ist  sprachlich  verwerflich,    lies  mit  Thenius 

8.  ^0^23''" ,  LXX  e7t€LG€v  *).  Aber  ein  Tropus  ist  wün- 
schenswerth  wegen  der  Hinzufügung  von  Ü''"a~3,  welche 
sonst  ziemlich  matt  wäre.  —  b^  Ü'pb,  LXX  dvaaTcivTag 
■9'VGaL. 

11.  n'ai^l  passt  weder  als  dritte  Person  des  Perfectum 
consec.  noch  als  erste  Person  des  Imperf.  cons.  **).  Richtig 
darum  LXX  'i^''2^^;,  woraus  sich  durch  den  Uebergang  "ll^^5^n 
die  Lesart  des  MT.  leicht  erklärt.  —  Onim  ist  wohl  statt 
Dn5<"i  (LXX)  verschrieben,  im  Glauben,  es  folge  "'^''2?. 

12.  Die  Uebersetzung  eyco  ci(piqqrjy.a  für  "'STÜ^S  "»D  lockert 
das  Satzgefüge  und  ist  durch  Misverständnis  von  "'>tnJnn~&«5bT 
veranlasst ,  welches  nur  eine  untergeordnete  Bestimmung  zu 
''finDa  enthält  =  ohne  dich  zu  tödten.  —  n~:r  Sea/neveig? 

14.  Als  Glosse  verräth  sich  v.  14  aufs  unzweideutigste 
durch  Wiederholung  der  letzten  Worte  von  v.  13.  Sie  ist 
gemacht  zu  v.  12,  zu  den  Worten  Davids,  Saul  könne  daran, 
dass  als  die  Gelegenheit  sich  bot  nichts  Böses  von  ihm  aus- 
gieng,  erkennen,  dass  er  nicht  böse  sei. 

15.  LXX  fängt  mit  einem  metabatischen  tiHyi  an ,  vgl. 
15,  2.  23,  11. 

19.  Man  kann  als  Object  zu  „du  hast  heute  gezeigt"  im 
MT.  die  Worte  „dass  du  mir  Gutes  gethan  hast"  nicht  wohl 
gebrauchen ;  die  That  ist  nicht  das  was  gezeigt  wird^  sondern 
sie  ist  eben  selbst  das  was  zeigt,  und  Gegenstand  des  Zeigens 
ist  vielmehr  die  Gesinnung.  Hält  man  sich  nun  aber  wie 
Thenius  an  die  LXX   „du  hast  mir  heute  gez."  und  versteht 

das  "Tn  als   mündliches ,    so  verliert  zunächst  „heute"  jede 

Bedeutung ,  und  ferner  ist  es  entweder ,  wenn  man  ■''Jn  als 


*)    merkwürdig  der  Chald. :    D''^S. 

**)  Letztere  Aussprache  befolgt  Hieronymus.  Thenius  freilich  findet 
aus  dessen  Uebersetzung  die  Brücke  heraus  zwischen  angeblichem  xbl 
■'Jn^ni^  der  LXX  und  l^Qi^'  des  MT.  „Die  Entstehung  der  Texteslesart 
erklärt  sich  noch  näher  aus  Vulg. :  et  cogitavi  ut  occiderem  te,  mithin  (!) 
Tn'at<"i,  verschrieben  aus  "^rT'Dfc^  und  N^  ausgefallen. 


131 

berichten  auffasst,  in  diesem  Zusammenhange  ganz  unpassend, 
dass  Saul  die  Thatsache,  für  die  er  sich  bedanken  will,  vor- 
sichtig als  eine  auf  Davids  Autorität  anzunehmende  bezeichne, 
oder,  wenn  man  das  betr.  hebr.  Wort  vorhalten  heissen  lässt 
1  Sam.  3,  13,  so  ist  es  noch  unpassender,  dass  Saul  hier  ei- 
nen Seitenhieb  austheile  auf  Davids  ausführliche  Verwerthung 
des  eigenen  Edelmuths  v.  10 — 16. 

20.  liTtoTioei  avTCü  statt  "'obir^  wird  durch  das  folgende 
xa-^wg  7T€7tOLrjKag  nicht  bestätigt  und  ist  veranlasst  dadurch, 
dass  man  die  wahre  Apodosis  zum  Bedingungssatze,  nemlich 
die  Frage  "nrc:  ^  verkannt  hatte  und  nun  wohl  oder  übel  den 
nächstfolgenden  Satz  dazu  einrichten  musste.  Durch  diese 
falsche  Construction  erklärt  sich  auch  iv  ^Xiipet:  das  ein- 
fache friedlich  Ziehenlassen  eines  Feindes  schien  nicht  ausser- 
ordentlichen Lohnes  werth.  Der  Zusatz  ist  aber  schon  des- 
wegen falsch,  weil  er  die  Sentenz  dem  Beispiel  inadäquat 
macht,  von  dessen  Anschauung  sie  doch  deutlich  ausgeht: 
David  fand  den  Saul  nicht  „in  Bedrängnis."  —    Die  Stellung 

des  "7"  D""'"  im  MT.  ist  jedenfalls  die  ursprünghche. 

XXV. 

1.  statt  pi^S  lies  nach  v.  2  yrj)^  mit  LXX,  Thenius. 

2.  Die  von  Thenius  vorgeschlagene  Construction  von  v.  2 
— 5  ist  unmöglich ;  denn  v.  5  ist  stetige  Fortsetzung  des  v.  4, 
also  V.  3.  4  keine  Parenthese,  und  "'"•'"  v.  2  kündigt  hier  nicht 
nb'kT"'"  v.  5  zum  Voraus  an  ,  sondern  gehört  eng  zu  den  un- 
mittelbar folgenden  Worten.  Würde  es  davon  getrennt,  so 
wäre  "'-33  subjectslos  und  itJ3  nothwendig:  es  bestätigt  aber 
auch  LXX  die  Richtigkeit  des  T7;3.  Also  hat  man  zu  über- 
setzen :  er  war  aber  bei  der  Schur  seiner  Schafe  — . 

6.     ^n""?,    LXX  elg  cogag  Gen.   18,  10.  14  (Th.).     Hierony- 

mus  bezeugt  mit  der  Uebersetzung  „fratribus  meis"  das  Alter 

der  Vokalisation  "n"?.     Denn  der  Zusammenhang  führte  doch 

auf  den  Sing,  fratri  meo,  der  nach  der  blossen  Schrift  eben- 
sowohl möglich  war:  es  kann  also  nur  die  traditionelle  Aus- 
sprache lechai  gewesen  sein,  welche  den  Plural  „fratribus  meis" 
veranlasste.  Ueber  das  Verständnis  der  Worte  wird  man 
schwerlich  ins  Reine  kommen.     Der  Accentuation ,    wenn   sie 

den  Athnach  zu  Ti""?  setzt,  liegt  die  Auffassung  des  Hierony- 

mus  zu  Grunde,  mit  welcher  sich  aber  das  allseitig  bezeugte 

"  vor  nrN  schlecht  verträgt,  wonach  die  Oratio  recta  vielmehr 

9* 


132 

schon  mit  "'Hb  anzugehen  scheint.  Dennoch  muss  ich  geste- 
hen, dass  mir  die  üebersetzung  „und  saget  also  zu  meinem 
Bruder  (^nb):  sowohl  du  — "  verhältnismässig  am  vernünf- 
tigsten vorkommt  *). 

7.  Das  Hifil  von  ^b^  wird  nicht  gebraucht  und  schon 
deshalb  käme  DSt^b^n,  wenn  dieLXX  [dfvsxcüXvo.  avvovg)  so  las, 
vgl.  V.  15,  kaum  in  Betracht.  Wenn  LXX  nach  "^'/ay  liest 
N5' ,  so  bestätigt  sie  damit  das  mas.  "2"a3^  vn  gegen  ihr  o^l 
rj.  (X.  rj.,  denn  über  die  Unrichtigkeit  der  Construction  otl 
-asLQOVGl  OOL  vvv  ol  Ttoifievsg  kann  kein  Zweifel  sein. 

8.  Die  "fiay  am  Schlüsse  fehlen  vielleicht  deshalb  in 
LXX,  weil  man  sie  den  anfangs  erwähnten  "■'"I3'3  gleichsetzen 
zu  müssen  glaubte  und  dann  die  weitgehende  Fürsorge  Da- 
vids für  Nabais  Gesinde  natürlich  nicht  begreifen  konnte. 

9.  'iTi'O'''  wird  durch  Dp"'"  (Thenius  nach  LXX)  nicht  ge- 
bessert, denn  blSD  13?"'"  dp^"  ist,  da  das  folgende  Object  nicht 
zu  beiden  Verben  gleicherweise  gehört,  kein  gutes  Hebräisch. 
Meiner  Meinung  nach  bedarf  es  indes  auch  nicht  der  Besse- 
rung; ein  „bis  sie  fertig  waren"  —  darauf  würde  der  Sinn 
von  'ii'i^^'  hier  schliesslich  hinauskommen  —  passt  durchaus 
zum  Stile  populärer  Erzählung. 

10.  Lies  ü^myn, 

T 

11.  Toig  xeiqovoi  (xov  xa  Ttqoßara  würde  auf  hebräisch 
heissen  ^3^::  "'I'^^b.  Da  aber  die  Stellung  des  ^ov  es  zu  yiel- 
QovGL  verweist  und  also  "'TTJb  gelesen  ist,    so  ist  ra  fCQoßata 

griechischer  Zusatz.  —  Von  Wasser  ist  Nabal  nicht  trunken 
geworden  und  was  er  sich  selbst  leistete,  wird  er  seinen  Gä- 
sten nicht  vorenthalten  haben,  die  er  vielmehr  regalierte  wie 
ein  König.  Auch  bringt  Abigail  v.  18  Wein,  kein  Wasser. 
Also  ^3"  LXX  mit  Thenius  u.  Ewald;  nicht  ■'"O^'o. 

14.  Thenius  vermuthet,  dass  "i^'i,  welches  die  LXX,  wie 
es  scheint,  nicht  vorfand,  von  einem  mit  der  Erzählung  be- 
kannten Schreiber  herrühre ,  der  jenes  Wort  hinzugeschrie- 
ben, ehe  er  bemerkt,  dass  "~'0  "rnt^  folge.  An  sich  läge  es 
noch  näher,  nach  Einl.  S.  26  an  eingesetztes  "i^^^^  zu  denken; 


*)  Die  Freundlichkeit,  mit  welcher  David  seinen  Leuten  gegenüber 
den  Nabal  Bruder  nannte,  könnte  ein  ganz  beabsichtigter  Gegensatz  zu 
Nabais  Grobheit  sein.  Schreibungen  wie  Tlb  für  "^Ti^b  sind  auch  im 
Hebräischen  nicht  beispiellos  (Böttcher  §.  429  A  5). 


133 

doch  ist  die  arabische  Redeweise  „ein  König  von  den  Köni- 
gen" für  das  Hebr.  mit  anderweitigen  Beispielen  nicht  zu  be- 
legen. —  ^>"''.  Die  üebersetzungen  rathen.  LXX  e^eyihvov 
wie  14,  32  eAli^iq,  Syr.  Chald.  Hieron.:  aversatus  est  eos, 
andere  ocTteOTQacpr],  s^ovdevcoGs.  Mit  isp"*" ,  auch  wenn  es  Syr. 
etc.  gelesen  hätten,  wäre  nicht  geholfen :  es  kommt  hier  auf 
Aeusserung  der  Empfindung  an.  Empfehlenswerth  ist  viel- 
mehr die  alte  Conjectur  ^yq^'T  ,  worauf  auch  das  dem  Theo- 
dotion  zugesprochene  e^ovdevoioe  zu  führen  scheint. 

15.  Die  Worte  n~u;2  "ihrns  am  Schlüsse  des  Verses  wer- 
den in  LXX  durch  vorgesetztes  "  von  den  Vorhergehenden  ge- 
trennt und  mit  dem  Folgenden  (v.  16)  verbunden.  Dadurch 
entsteht  aber  der  Schein,  als  berichte  v.  16  etwas  in  Ver- 
gleich zu  dem  v.  15  Erzählten  örtlich  und  zeitHch  Ver- 
schiedenes, während  doch  „alle  Tage,  wo  wir  mit  ihnen  her- 
umzogen" V.  15  und  „alle  Tage,  wo  wir  bei  ihnen  waren" 
v.  16  beweist,  dass  die  Aussagen  beider  Verse  sich  in  Hin- 
sicht auf  Ort  und  Zeit  gleichlaufen ,  indem  der  negative  In- 
halt von  V.  15  im  16ten  Verse  positiv  gewendet  wird.  Man 
fragt  sich  also  vergebens,  warum  Thenius  die  Abtheilung  der 
LXX  für  weit  schicklicher  hält  als  die  des  MT. 

17.  r]N  hinter  "'NT   (LXX)  ist  für  uns  Moderne  unerläss- 

lich  —  aber  der  Hebräer  liebt  solche  Retouchierungen  nicht 
sehr  und  kommt  auch  ohne  sie  aus.  Vgl.  29,  10.  LXX.  28, 
22.  2  Sam.  3,  8.   1  Reg.  18,  18.   lob  21,  20. 

18.  Ü^^5w,  LXX  olcpi.  Thenius  findet  das  grössere  Mass 
wahrscheinlicher  wegen  der  Menge  der  zu  sättigenden  ^len- 
schen ,  aber  die  Erhöhung  der  Sea  auf  eine  Efa  ist  eine 
halbe  Massregel,  und  im  Geiste  dieser  Kritik  läge  es,  aus  den 
Krügen  Weins  Stückfässer  und  aus  den  Schafen  Ochsen  zu 
machen.  In  Wahrheit  sind  die  Geschenke  trotz  v.  27  nicht 
zur  Sättigung  von  Davids  Leuten  bestimmt  —  insonderheit  ist 
■»bp  immer  nur  ein  Leckerbissen  —  und  otyt,  sich  erklärend 
aus  17,  17 ,  ist  schon  deshalb  verdächtig ,  weil  dieses  Mass 
überhaupt  nie  mit  Zahlwörtern  verbunden  vorkommt  und  auch 
nicht  im  Plural.  —  Statt  nN'O";  las  LXX  wohl   5<u;'a^;    denn 

'/.dl  yo/iioQ  kann  leicht  aus  '/.al  yojiwv  (cod.  236  Holm.)  ent- 
standen sein,  wie  2  Reg.  5,  17  in  cod.  AI. 

20.  Abigail  geht  bergab,  David  kommt  ihr  entgegen  und 
geht  doch  auch  bergab  —  wie  soll  man  das  reimen?  The- 
nius meint,  wenn  ich  ihn  recht  verstehe,  David  sei  von  einem 
dem  Karmel  gegenüber  liegenden  Berge  herabgekommen  und 


134 

im  Thal  zwischen  beiden  sei  dann  etwa  die  Begegnung  erfolgt. 
Es  ist  aber  kaum  erlaubt ,  so  viel  topische  Geographie  aus 
dem  doppelten  ~"i"'  zu  erschliessen.  Ausserdem  kommt  Abigail 
nach  den  Worten  des  Textes  nicht  vom  Berge  herab,  sondern 
"inn  ntnD3 ,  also  an  der  Seite  des  Berges  her,  wo  von  eigent- 
lichem Herabsteigen  nicht  die  Rede  sein  kann.  Demnach 
muss  ■1''  hier  in  einem  allgemeineren  Sinne  gebraucht  sein 
als  wäre  es  etwa  s.  v.  a.  N*]"! ,   vgl.  29,  4.  9. 

22.  "1"  ■'^"'Nb,  LXX  Tu  Javid.  Letzteres  ist  augen- 
scheinlich das  Richtige.  Aber  da  die  Bedingung  ^"»i^^i^  DJ*^ 
"°Ji  ganz  gegen  Davids  Erwarten  erfüllt  wird  ,  so  würde  er 
sich  nach  der  ursprünglichen  Lesart  hier  strenggenommen 
wirklich  Böses  an  den  Hals  gewünscht  haben  —  hätte  nicht 
jüdische  Vorsorge  dasselbe  auf  das  Haupt  seiner  Feinde  ab- 
geleitet durch  Einschiebung  von  "'a"'i<.  Vgl.  14,  44.  2  Sam. 
12,  14. 

23.  Man  erwartet  durchaus  n^Ew^-b:?  in  ^':th  2  Sam.  14, 
33,  vgl.  V.  4.  1  Reg.  1,  23.  Für  ^Sw^b  =  ^5Db  kann  man  sich 
nicht  auf  Gen.  48,  12.  Num.  22,  31  berufen,  denn  das  Ver- 
ständnis dieser  Stellen  richtet  sich  nach  1  Sam.  20,  41.  2 
Sam.  18,  28. 

24.  Ein  neues  bsm  würde  hier  nur  in  dem  Falle  ver- 
ständlich sein  ,  wenn  Abigail  sich  von  dem  Fussfalle  v.  23, 
den  man  sich  als  in  einiger  Entfernung  von  David  geschehen 
vorstellen  müsste ,  inzwischen  erhoben  und  dann  zu  Davids 
Füssen  einen  zweiten  gethan  hätte.  Das  wäre  allerdings 
äusserst  kurz  erzählt,  und  man  lässt  wohl  besser  mit  LXX 
birn-  V.  24  aus  und  verbindet  T'bJ-ib   mit  f  nw^  nnnilDn  v.  23. 

26.  Man  könnte  Anstoss  daran  nehmen,  dass  Abigail  hier 
Bezug  zu  nehmen  scheint  auf  Ereignisse  der  Zukunft,  als  wä- 
ren sie  längst  geschehen.  Zwar  dass  sie  sich  bedankt  für 
etwas,  was  sie  eigentlich  erst  erbitten  will,  versteht  sich  bei 
der  klugen  Frau  wohl,  aber  wie  soll  man  den  Wunsch  auf- 
fassen: Mögen  wie  Nabal  deine  Feinde  werden  — ?  Am  näch- 
sten läge  die  Deutung  „möge  Nabais  Schicksal  deine  Feinde 
treffen",  doch  mit  dem  bisherigen  Schicksal  jenes  Mannes 
liess  sich  eher  segnen  als  fluchen.  Man  wird  also  die  Pointe 
in  der  Appellativbedeutung  des  Eigennamens  Nabal  suchen 
müssen.  Denn  die  Annahme  ,  dass  offene  Rücksicht  genom- 
men sei  auf  v.  37,  würde  die  andere  nach  sich  ziehen,  dass 
v.  26  b  eine  Interpolation  sei.  Nur  wird  es  nach  dem  Cha- 
racter   des  Folgenden   wahrscheinlich ,    dass   eine   unwillkür- 


135 

liehe  Prophezeiung  Abigails  von  dem  Schriftsteller  beabsich- 
tigt war. 

27.  N^nn  s.  V.  35. 

28.  Man  sollte  nach  dem  Vorhergehenden  als  Sinn  der 
letzten  Worte  erwarten :  und  Böses  wird  dich  nicht  treifen 
alle  dein  Leben  lang.  Aber  ")2  scheint  das  Nifal  N^'/2n  zu 
erfordern. 

29.  Dp-'-,  lies  Dj-p-  oder  üp^]* 

31.  Thenius  hält  mit  Recht  das  Anderen  zugeschriebene 
Xvyfxog  für  die  echte  Lesart  der  LXX  (ER.  ßöeXvy/iwg).  — 
ab  biir^'a ,  LXX  einfach  oy.avöaXov.  Ob  2b  richtig  ist,  hängt 
von  der  Bedeutung  des  Worts  np-i£  ab.  Bedeutet  dies  wirk- 
lich ,  wie  die  jüdischen  Uebersetzungen  bis  auf  Hieronymus 
fast  allgemein  annehmen,  Schluchzen,  so  lässt  sich  gegen  üb 
nichts  einwenden.  Anders  steht  die  Sache,  wenn  jenes  Wort 
eine  mehr  objective  Bedeutung  hat.  In  diesem  Falle  wäre 
es  wahrscheinlich  ,  dass  3b  =  zh  eine  Wiederholung  von  Tjb 
wäre,  an  die  sich  die  höfliche  Verbesserung  ^3i5<b  anschlösse, 
und  mit  ab  fiele  auch  das  folgende  "'JiJ^b.  S.  zu  23,  20.  — 
Streiche  t  vor  ^SUJb  mit  LXX,  vgl.  Einl.  S.  26,  und  resti- 
tuiere '1  nach  i'^'rib^,  ebenfalls  mit  LXX:  dies  Wort,  auf 
Gewalt  hindeutend,  giebt  erst  der  Redensart,  in  der  es  hier 
vorkommt,  den  wesentlichen  Sinn.  —  ^yad-woat  avTr^  am 
Schluss  des  Verses  ist  freilich  nichts  Ursprüngliches,  beruht 
aber   auf  richtigem  Verständnis    von    TiHiTi.      Denn   um    zu 

sehen,  dass  die  von  Thenius  befolgte  Construction  der  Sätze 
V.  30  f.  verfehlt  sei,  braucht  man  sie  nur  durchzuführen :  „Und 
wenn  Jahwe  sein  Wort  erfüllen  und  dich  zum  Fürsten  über 
Israel  bestellen  wird  und  dir  dies  nicht  zum  Seufzer  und  Ge- 
wissensanstoss  gereichen  wird ,  ohne  Grund  Blut  vergossen 
und  dir  gewaltthätig  Rache  verschafft  zu  haben  und  Jahwe 
dir  wohl  thun  wird,  so  wirst  du  mir  danken  — !"  Es  ist 
klar,  dass  der  Nachsatz  mit  dem  Anfange  von  v.  31  beginnt. 

32.  brzii<,   s.  Einl.  S.  19. 

34.  ■'t^^ian  des  Ketib  ist  eine  Verschreibung,  die  sich  aus 
Abirren  des  Auges  auf  di«  Endung  des  folgenden  Wortes  er- 
klärt (Thenius).  —  D5^  "^.  Die  Wiederholung  von  ^^  auch  im 
Nachsatze  ist  etwas  ganz  Gewöhnliches,  z.  B.  1  Sam.  14,  39. 


136 

Jer.  26,  15;  und  totb  uTta.  ist  einfach  Uebersetzung  von  "^3. 
Vgl.  LXX.  28,  13  0:d  =  elTtov), 

37.  Dass  wg  e^evrjipsv  cctzo  tov  ölvov  NaßaX  uebersetzung 
des  mas.  ")n5<:r5  sei,  äbnlich  wie  1,  14,  ist  schon  an  sich  das 
Wahrscheinlichste  und  wird  bewiesen  durch  die  Stellung  von 
NaßaX  hinter  ccjto  tov  oivov^  welche  sich  nur  aus  ]''''n  nj^zSD 
biaro  erklärt,  nicht  aber  aus  r"n"0  b3D  ^'^'^tM:^  (Ew.  §.  237  b). 

38.  Ü"''0^n  mir^D.  „Als  zehn  wurden  die  Tage"  darf  man 
nicht  übersetzen ,  da  tri^^  als  Stat.  constr.  nicht  Prädikat 
sein  kann.  Es  wird  also  wohl  der  Artikel  zu  streichen  sein, 
vgl.  LXX  (ßGEi  dexa  rj^eqcxi. 

42.  tibbn  ist  Prädikat  und  darf  deshalb  den  Artikel  nicht 
tragen,  dessen  Entstehung  an  dieser  Stelle  sich  leicht  erklärt. 

43.  D-3  vor  'jn"'rTi23  setzt  eigentlich  voraus,  dass  gesagt  sei: 
sowohl  (DJi)  die  eine,  als  auch  (üj)  die  andere.  „Die  eine 
und  die  andere"  ist  nun  hier  zusammengefallen  zu  „sie  beide", 
ÜJ  aber  sondert  es  wieder  in  seine  zwei  Bestandtheile,  obwohl 
es  natürlich  nur  einmal  stehen  kann  ,  da  in^riUD  nur  Ein 
Wort  ist. 

XXYI. 

4.  1i^5~b&<  würde  man  eher  nach  Vi^i_  erwarten,  vgl.  23, 
23;  nach  N2  sieht  man  in  b^i  die  Präposition  des  Ortes,  um 
so  eher,  als  die  Kundschafter  doch  jedenfalls  über  den  Ort, 
an  dem  Saul  lagerte,  Nachricht  bringen  sollten.  Die  LXX 
bieten  nun  auch  einen  Ortsnamen  ex  Ketla  {etoif^og  ist  Du- 
plette),  welcher,  wenn  er  sammt  der  Präposition  ex  richtig 
wäre,  beweisen  würde,  dass  sich  26,  1  ff.  wirklich  einst  wie 
die  Parallele  23,  19  ff.  unmittelbar  an  23,  1 — 13  anschloss. 
Aber  v.  4  muss  David  Genaueres  erfahren,  als  er  v.  3  schon 
gesehen  hat  und  darum  ist  in  KeiXa  falsch.  Auch  der  Vor- 
schlag Ewalds  IIL  S.  132,  zu  lesen  m:?^  "ipa'-bwN,  ist  nur 
theilweise  treffend;  eine  Ortsangabe  mit  b^^  wird  hier  aller- 
dings erwartet,  diese  besondere  entspricht  aber  nicht  der  Si- 
tuation des  Folgenden. 

5.  Der  hier  ganz  widersinnige  Zusatz  Xad^qa.  zu  Üp"'i 
stammt  aus  24,  5.  Im  Weiteren  irrte  LXX  vom  ersten 
U^p^cn  auf  das  zweite  ab,  wodurch  die  folgende  Erzählung 
unverständlich  wird;    denn  sie  setzt  voraus,   dass  David  von 


137 

dem  Orte,   wo  Saul  schlief,    noch  ziemlich  weit  entfernt  war 
und  denselben  nur  absehen  konnte. 

8.  D-nbwS,  LXX  ---^  Vielleicht  Tnbi<.  —  yn^NZ",  ist 
jiicht  dem  n^:n2,  sondern  dem  Suffix  in  "ii-'J^  coordiniert. 
Natürlicher  würde  gesagt  sein  wie  18,  11.  19,  10:  n':n3  nzN 

y-wS«^   "3. 

9.  --n^TOn,  LXX  "nirn  Prov.  12,  25,  vgl.  dagegen  v.  15. 
12.     Ob  eine  Verkürzung  "^^^"/2   statt   "i^^^'Q   möglich  ist? 

Jer.  13,  18   ist  für  den   gleichen   Sinn   punctiert  "n"i^.     Ich 
glaube,  dass  ein  drittes  Mem  zwischen  zwei  andern  ausgefal- 
len ist,    vgl.  indes  Hitzig  zu  Hos.  4,  19.  —  Das  ^  am  Ende 
bestätigt  die  Lesart  rn^\^^TO  der  LXX,  statt  b'^-QJ  "^. 
14.     -.~^,  LXX  -SX 

16.  Da  es  Nacht  ist  und  auch  bei  Tage  sich  der  Speer 
des  Königs  auf  weite  Entfernung  von  einem  gewöhnlichen 
nicht  unterscheiden  liess,  so  wird  man  unserem  freilich  sorg- 
losen Erzähler  zutrauen  dürfen  *j ,  dass  er  nicht ,  wie  es  in 
der  Parallele  c.  24  geschieht,  den  David  seine  Trophäen  vor- 
zeigen lässt.  Eine  Frage  also  „siehe  wo  sind  Speer  u.  Trink- 
schale des  Königs?"  wird  das  Richtige  sein.  Befremdend 
ist  nun  aber,  dass  fi'-n  "»N  mit  '  £:iTiN"  fortgesetzt  wird. 
Dass  letzteres  für  "'NT  verschrieben  sei,  ist  nicht  anzunehmen, 
denn  die  Gefahr  einer  solchen  Verschreibung  läge  nur  nahe 
unmittelbar  nach  nN"i  für  das  erste  ''N;  nachdem  dieses  ein- 
mal den  richtigen  Weg  vorangegangen,  wäre  sie  für  das  zweite 
beseitigt.     Behält  man  aber  "2:~rN:"  bei,    so  setzt  dies  auch 

n~TN  voraus;  und  dadurch  kommt  man  wieder  mit  jenen 
sachlichen  Erwägungen  in  Collisionen ,  von  denen  ich  aus- 
gieng.  Diesen  sucht  nun  Thenius  dadurch  gerecht  zu  wer- 
den, dass  er  nach  LXX  ER.  AI.  D^&<  hinter  D^'an  einschiebt. 
Aber  für  dieses  Wort  lässt  der  folgende  Relativsatz  keinen 
Platz.  Man  wird  schliesslich  auf  den  MT. ,  wie  er  vorliegt, 
zurückkommen  und  denselben  zur  Noth  nach  17,  34  erklären. 

17.  ■'3'p,  LXX  1"2",  beides  s.  v.  a.  „ja."  Vgl.  unser 
„zu  dienen"  und  2  Sam.  9,  2.  15,  15.  Das  Höflichere  ist 
das  weniger  Ursprüngliche. 


*)  Man  kann  sich  dafür  auf  v.  17  berufen,  wo  Saul  den  David  an 
der  Stimme  erkennt.  Wenn  das  Gleiche  auch  24,  17  vorkommt,  wo 
es  nicht  motiviert  ist,  so  ergiebt  sich  daraus  die  grössere  Originalität 
von  cap.  26. 


138 

20.  Während  man  der  Beweisführung  Thenius'  gegen 
"THN  u3ynt-lnwS  des  MT.  für  ^ilDöD-n.^  (LXX)  nur  beistimmen 
kann  —  schon  das  tn>5  genügt ,  um  gegen  die  mas.  Lesart 
Zweifel  einzuflössen  — ,  so  kann  man  sich  nur  wundern  über 
sein  von  aller  Bezeugung  verlassenes  0"3n  statt  Nl"pn,  Ab- 
gesehen von  dem  komischen  Einfall,  den  verfolgenden  Saul 
mit  einer  Eule  zu  vergleichen  statt  etwa  mit  einem  reissen- 
den Thiere  oder  meinetwegen  auch  einem  anständigen  Raub- 
vogel, wäre  in  den  Worten  „wie  die  Eule  auf  den  Bergen 
jagt"  (!  W.  102,  7)  grade  das  Wichtigste  ausgelassen,  nem- 
lich  das  Object.  Darauf  kommt  es  dem  David  doch  nicht  an, 
Sauls  Jagd  ,  als  ob  sie  ins  Leere  gienge  und  weder  Zweck 
noch  Ziel  hätte,  durch  eine  abgeschmackte  Vergleichung  lä- 
cherlich zu  machen,  sondern  dass  er,  ein  Mensch,  davon  ge- 
troffen wird,  will  er  hervorheben,  dass  er  gehetzt  werde  wie 
ein  wildes  Thier  —  das  logische  Suhject  darf  fehlen,  das  Oh- 
ject  nicht.  NTipn  als  jagdbares,  nicht  jagendes  Thier  ist  also 
jedenfalls  richtig  ,  und  es  fragt  sich  nur ,  ob  man  mit  den 
Punctatoren  v]'^"i''  mit  Saul  als  Subject  aussprechen  will,  wo- 
gegen sich  Bedenken  erheben,  oder  nicht  vielmehr  dem  sprich- 
wörtlichen Character  des  Satzes  und  dem  Artikel  ^^lipn  zu 
lieb  ^17^*.  Zur  Noth  Hesse  sich  freilich  auch  C]*!")"'  als  „man 
verfolgt"  fassen. 

22.  ~  vor  !n"'Dn  ist  mit  Recht  vom  Qeri  gestrichen. 

23.  Für  -■'2  lies  ^"i^^,  vgl.  19,  9.  Der  Fall  ist  bei  hn^ST 
Ex.  15,  2.  Jes.  12,  2.  ^.  118,  14  und  ^.  16,  6.  Jer.  49,^25 
Qeri  ein  anderer ,  sofern  diese  Form  weder  mit  dem  Stat. 
abs.,  noch  mit  dem  Stat.  const.  zusammenfiel. 

XXVII. 

1.  1^3  mEO^^  ist  eine  durch  LXX  bezeugte  Prägnanz, 
welche  die  übrigen  Uebersetzungen  verwischen.  —  Nach  y>i^ 
^"lü  "h  muss  man  ^S  entweder  so  viel  bedeuten  lassen  als 
Dt<  "»^D  (LXX  eav  f-iiq  wie  26,  10)  oder  letzteres  wirklich  schrei- 
ben. Das  zweite  wird  das  rathsamere  sein,  zumal  sich  nach 
dem  Texte  der  LXX  t2b'a>i  D^i  "»ID  (mit  Auslassung  des  Inf. 
abs.)  der  Ausfall  des  b>t  leicht  begreift. 

3.     Lies  mit  LXX  '>b'Q^'27\  wie  30,  5.   2  Sam.  2,  2. 


139 

8.  In  LXX  werden  hi<r  nur  die  Gesuräer  (reaiQi)  und 
Amalekäer  genannt.  Es  scheint  somit,  dass  "'"niTJn  u.  "'TiJJn 
Duplette  seien,  s.  Einl.  S.  14  Anm.  2,  S.  27  a.  E.,  und  über  t 

S.  26.  Wie  aus  Jos.  13,  2  trotz  v.  11.  13  gefolgert  werden 
könne,  dass  es  auch  in  der  Nähe  Philistäa's  Gesuräer  ge- 
geben habe,  ist  mir  unverständHch  —  vielmehr  steht  der  Vf. 
auf  dem  Standpunkte  von  Jud.  11,  15—27,  wonach  Israels 
Gebiet  in  der  vorkönigl.  Zeit  sich  nicht  über  den  Jabbok  er- 
streckte. Also  wird  ^""i-sr;  als  "'iTJr;  vorzuziehen  sein  Jud.  1, 
29.  1  Reg.  9,  16.  Vgl.  übrigens  S.  140  Anm.  1.  —  -:n  ^n 
'|'"l^^^  T"z:2^>  An  der  Lesart  zu  rütteln,  empfiehlt  sich  nicht; 
ihre  ünerklärlichkeit  trotz  der  einfachen  Worte  und  LXX 
(TI^^  "^^p.^  "?")  bestätigen  sie.  Ein  Verständnis  derselben 
scheint  namentlich  deshalb  unmöglich,  weil  in  dem  Vorherge- 
henden kein  Wort  sich  findet ,  worauf  'nz'n^  sich  beziehen 
könnte.  Böttcher  hält  es  darum  für  nothwendig ,  zwischen 
bi<  und  ^"1:12::;"  einzuschieben  ^"i>'"~b2.  Indes  „eine  Stadt  be- 
wohnt das  Land"  sagte  man  nicht  und  besonders  hier  lag 
gar  kein  Grund  vor,  die  Völker,  die  ja  eben  genannt  waren, 
als  Subject  zu  3^^   zu  vermeiden.     Ausserdem  ist  der  Bött- 

cher'sche  Text  von  aller  Bezeugung  verlassen.  Er  beruft  sich 
freilich  auf  etzl  Ttavza  t.  F.  der  LXX  als  einen  Rest  der  von 
ihm  vermutheten  Lesart  {€7tl  Tcdoag?):  ist  aber  eTtl  jtavta 
wirklich  nicht  anders  denn  als  Trumm  eines  einst  vollständi- 
geren Ganzen  zu  verstehen,  so  ist  dieses  Ganze  jedenfalls  ertl 
Ttavza  xbv  ey/itovra  *)  —  also  deutlich  nur  eine  für  die  Er- 
klärung von  TMr\  werthlose  Abstraction  aus  den  folgenden 
Beispielen. 

Es  ist  nicht  möglich ,  für  t^'lti  eine  Beziehung  in  dem 
Vorhergehenden  zu  entdecken,  es  Hesse  sich  indessen  vielleicht 
mit  dem  Folgenden  versuchen.  "^3^n  tiaiij"'  heisst  bei  den 
Propheten  „die  Einwohnerschaft  der  Stadt."  Darnach  liesse 
sich  unsere  Stelle  probeweise  übersetzen:  denn  das  sind  die 
Bewohnerschaften  des  Landes  ,  welches  von  Telam  bis  nach 
Sur  sich  erstreckt.  Freilich  ist  es  bedenklich,  prophetischen 
Sprachgebrauch  einem  prosaischen  Schriftsteller  zuzuschreiben 


*)  cod.  19.  Holm,  xcu  Irrnix^tVTO  Inl  nävTcc  tov  iyyiCovta  xctl 
i^iretvov  inl  tov  F.  Hier  ist  x«l  innid^evro  und  xal  i^^itcvov  beides 
Uebersetzung  von  "I3123£"'1 ,    erstere  die  LXXmässige. 


140 

und  zwar  über  die  Grenzen  hinaus ,  in  der  er  sich  bei  den 
Propheten  findet,  die  naUD"'  nur  als  Stat.  constr.  Sing,  in  die- 
ser Bedeutung  kennen.  Aber  einigermassen  tröstet  darüber 
das  späte  Alter  unseres  Schriftstellers  *),  auf  welchen  Lektüre 
einwirken  konnte.  Und  die  Erklärung  von  n3n  wird  auf  kei- 
nem anderen  Wege  gelingen,  als  indem  sein  Geschlecht  durch 
ein  folgendes  im  Nominativ  stehendes  Substantiv  bestimmt  ist. 
Denn  schiebe  man  im  Vorhergehenden  ein  was  man  wolle: 
den  Gesuräer  und  Amalekäer  wird  man  doch  an  seiner 
jetzigen  Stelle  stehen  lassen  müssen,  und  so  lange  diese  Völ- 
kernamen dastehen,  wäre  es  stets  unwahrscheinlich,  dass  der 
Vf.  diesem  an  sich  allein  natürlichen  und  hier  der  Rückbe- 
ziehung am  nächsten  liegenden  Subject  zum  verbalen  aiü"* 
geflissentlich  aus  dem  Wege  gegangen  wäre**).  —  Für  db'T 
liest  Db^-J  nach  LXX  Tela/n***),   s.  Thenius  und  15,  7. 

10.  Vür  "£-bi^4  lies  ]^^.  LXX  iftl  rlva.  —  Für  ^bwN"onn^n 
scheint  LXX  gelesen  zu  haben  bro^/i ,  indem  Ieof.ieya  leicht 
durch  lea/nysa  aus  Ieö(.i(xeX  verschrieben  sein  kann;  für  '''^p'^ 
las  sie  "»Tapn  wie  30,  29.  Beides  falsch,  denn  es  müssen  hier 
den  Israeliten  befreundete  Völkerschaften  genannt  sein. 

XXVIII. 

2.  nriN,  LXX  richtig  r\r\:^* 

3.  '  vor  ""T'2?3  fehlt  in  LXX  u.  scheint  von  einem  Schrei- 
ber herzurühren,  der  nach  n'Oia  gleich  fortfahren  wollte  mit 
b■|^fl23",  dann  aber  die  Apposition  noch  nachholte,  nachdem  er 
'   schon  angesetzt  hatte. 

9.     Schreib  ü^r;--'n,  vgl.  das  folgende  X^  (Thenius). 
14.     ■'^i*l^  oder  ''V'lri  der  LXX  (s.  für  beides  Trommius  un- 
ter yLvojayio})  beruht  auf  Verschreibung  von  ■"l^^n.  —     Ueber 
C!pT   der  LXX  statt  ]pT  vgl.  die  Einl.  S.  13. 


*)  V.  7—12  leidet  an  unüberwindHchen  inneren  Schwierigkeiten 
und  widerspricht  dem  Vorhergehenden  und  Folgenden  ,  sofern  nicht 
Siklag,  sondern  Gath  als  Ausgangspunct  vorausgesetzt  wird.  Cap.  30 
setzt  keineswegs  das  hier  Erzählte  voraus. 

**)     Denkbar  wäre   )^",Nn    £13123''  H'On    "'S,    denn    hieraus    Hesse 

sich  die  überlieferte  Lesart  wohl  erklären.     Vgl.  LXX  u.  MT.  in  30,  18. 

***)    codd.  XI  44.  242  und  neun  andere  Minuskelcodices  Holmes'. 


141 

15.  f-  Hw^^npMi,  LXX  T^^^P  ^"^^^^ 

16.  Zu  n^b-  (LXX  iva  Ti  ohne  xal)  vgl.  "P.  2,  6.  Für 
^"13?  giebt  LXX  ^t/fra  ror  TrXrjGiov  oov,  als  ob  nr  aus  den  An- 
fangsbuchstaben von  2^  und  ""i  zusammengeschmolzen  wäre. 
Dennoch  habe  ich  den  Muth  nicht,  "l"  für  unangemessen  zu 
erklären.    Vgl.  20,  10. 

17.  "b  könnte  man  allerdings  nicht  auf  David  beziehen, 
wohl  aber  auf  Gott;  indes  liegt  "p  der  LXX  näher. 

18.  HTH  □""'",  LXX  GTT;,  besser  weil  unbestimmter.  In 
Wahrheit  ist  nemlich  das  hier  gemeinte  Heute  =  der  mor- 
gende Tag. 

19.  Der  erste  und  dritte  Satz  des  Verses  besagen  genau 
dasselbe  in  wenig  verschiedenen  Worten  und  sind  ursprüng- 
lich identisch.  Und  zwar  steht  der  dritte  an  der  richtigen 
Stelle,    denn  in  v.  19a  versteht   sich   strenggenommen  weder 

das  ü;  noch  1-",  sondern  erst  hinter  v.  19  b.  V.  19  b  gehört 
also  eigentlich  an  die  Spitze  des  Verses,  während  entweder 
V.  19  a  oder  v.  19  c  ihm  folgt.  Das  zeigt  auch  die  Zeitbe- 
stimmung, die,  gleichmässig  für  alle  Aussagen  v.  19  geltend, 
vernünftiger  Weise   in   der  ersten    beigebracht   werden   muss, 

—  Lies  a^""!^:  1"cy  T-^"  "^^^"^  "i"*^  mit  LXX;  D^br:  nament- 
lich deshalb,  damit  nr"  v.  18  mit  Fug  gesagt  sei. 

20.  "S"*"  ")o)a"  (vgl.  V.  24)  ist  unverständlich.  Auf  den 
richtigen  Weg  führt  die  LXX,  diesmal  durch  die  Consequenz, 
mit  der  sie  den  falschen  geht.  Sie  liest  nemlich  auch  v.  21 
inl33  und  zwar  für  *r;2:.  Daraus  ersieht  sich,  dass  in'Ja"'" 
in  unserem  Verse  aus  bnD"'"  verschrieben  ist. 

23.  Man  kann  sich  schwer  einbilden  ,  dass  der  synonyme 
Gebrauch  von  7"E  und  "^s  für  „in  jemand  dringen"  etwas 
UrsprüngHches  sei,  s.  z.  B.  2  Reg.  5,  16.  23. 

XXIX. 

^  2.  ■'-"'iC".  Die  Fürsten  der  Philister  heissen  in  unserem 
Capitel  durchschnittlich  D""i*r,  D':"iO  nur  hier,  v.  6  f.  und  in 
LXX  auch  noch  v.  3  u.  9.  Die  Abwechslung  ist  schwerlich 
beabsichtigt. 

3.     Crü  m  "5«s  W'i2r>  ^^^.  LXX  rjfneQag  tovto  devtegov  erog. 
Das   wäre  etwa   ü'^z'C  ht  ü'-'C  oder  QTisu}     "  ''",    in   dieser 


142 

Weise  übersetzt  unter  dem  Einflüsse  von  27,5,  welches  keine 
volle  zwei  Jahre  anzunehmen  erlaubte,  richtiger  zu  übersetzen 
„jetzt  schon  zwei  Jahre."  Indes  wird  ^/ueQag  der  ER.  eine 
Correctur  nach  dem  Hebr.  sein ,  der  LXX  gehört  nur  an 
TOVTO  öevTSQOv  €Tog,  d.  i.  Ö"'D1D  C'^'J  HT.  Dies  letztere  halte 
ich  für  die  richtige  Lesart.  Die  des  MT.  „schon  ein  Jahr 
oder  schon  Jahre"  *)  ergiebt  einen  recht  unbestimmten  Sinn; 
ausserdem  genügt  D^'O"'  und  ü'>7QD  nicht ,  um  den  Gegensatz 
Eines  zu  meheren  Jahren  auszudrücken.  Der  MT.  entstand 
dadurch,  dass  man  Ö'':'u3  ü^'Q^  ht  aussprach  (s.  zu  2  Sam.  13, 
23)  und  sich  demnächst  genöthigt  sah ,  ein  ht  "N  einzuschie- 
ben ,  grade  wie  es  Chald.  Hieron.  20,  12  thun.  —  Hinter 
1^23   LXX  TtQog  [xL 

4.  „Hinabziehen  zum  Streit"  erklärt  sich  als  Sprachge- 
brauch der  bergbewohnenden  Israeliten  30,  24.  2  Sam.  23,  21, 
vgl.  den  Gegensatz  nby  2  Sam.  23,  9  in  der  Bedeutung  „aus 
dem  Kampfe  fliehen."  Für  die  Philister  müsste  genau  der 
umgekehrte  Sprachgebrauch  gelten  und  hienach  würde  n'53'"' 
V.  9  in  der  Ordnung  sein,  während  der  Schriftsteller,  wenn 
er  hier  dem  Achis  in  gleicher  Bedeutung  ""i"'  in  den  Mund 
legt,  vergisst,  dass  er  es  mit  einem  Philister  zu  thun  hat  **). 
LXX  eqxeod^o),  aber  was  das  besagen  will,  ergiebt  sich  aus 
V.  9  ri^si  für  T]bT* 

8.  ">u55^  ü^'/a.  Es  ist  entweder  i^i^  auszulassen  (und 
dann  vielleicht  auch  noch  "'f^'^'n  zu  lesen)  oder  D'pn'/a  zu 
lesen. 

9.  "^  Iw^VoD  fehlt  in  LXX;  „em  Engel  Gottes''  ist  für 
unser  Buch  verdächtig. 

10.  ^s^l^ii^  "'"ny*  av  y,al  xtX.  ,  vgl.  v.  11  „David,  er  und 
seine  Leute."  Dass  der  Philister  den  Saul  Davids  Herrn  und 
Davids  Kriegsmänner  die  Soldaten  Sauls  nennt,  ist  nicht  auf- 
fallender als  dass  er  v.  6  bei  Jahwe  schwört.  —  Dass  Achis, 
unter  Versicherung  seiner  vollkommensten  Hochachtung,  sei- 
nem Lehnsmanne  mit  einer  gewissen  Aengstlichkeit  mehr  als 


*)  Die  Uebersetzung  „dieses  Jahr  oder  diese  Jahre"  ist  falsch. 
C'/O""  durch  Tage  zu  übersetzen,  ist  wegen  des  „schon"  davor  verboten. 

**)  Man  könnte  kurzer  Hand  auch  hier  wie  25,  20  Verwischung 
des  speciellen  Sinns  von  "IT»  annehmen;  aber  man  hat  doch  ein  Inter- 
esse, diese  in  möglichst  engen  Grenzen  zu  halten. 


143 

einmal  einschärft ,  er  solle  baldmöglichst  abziehen ,  den 
nächsten  Morgen  in  aller  Frühe,  das  ist  ganz  begreiflich  — 
aber  er  darf  dabei  nicht  denselben  Ausdruck  zweimal  unmit- 
telbar hinter  einander  wiederholen  in  der  Weise ,  wie  es  im 
MT.  geschieht.  Ein  solches  Zurückkommen  auf  die  selben 
Worte  erklärt  sich  nur  nach  einer  Digression  ,  nachdem  in- 
zwischen von  etwas  anderem  die  Rede  gewesen.  In  der  That 
finden   sich   die   beiden   gleichlautenden  Sätze  in  LXX  durch 

einen     grossen    Zwischensatz    getrennt ,       nemlich     Dri^bni 

■»^sb  nS^i<5  S"ii:  "»^  "laab-,  und  ausserdem  ist  auch  die  Gleich- 
förmigkeit derselben  dadurch  gemildert ,  dass  statt  "ip33  2^ 
gesetzt  ist  T^~3. 

11.  Der  cod.  Vat.  hat  nach  Mai  nicht  bloss  hier  für 
bN:'"'.7"'  ^laqarjl,  sondern  auch  v.  1,  vgl.  2  Sam.  17,25.  Daraus 
ergibt  sich  der  Werth  auch  des  TCoXeuelv  zwischen  dveßrjoav 
und  STtl  'loQ.  Wie  Thenius  dazu  kommen  konnte,  'üTi^'^rh  'hv 
b^'y^ü"'  bv  zu  schreiben,  wird  nur  dadurch  begreiflich,  dass  er 
durch  Eusebius  verführt  Afek  in  die  Nähe  von  Endor  verlegte. 
Dann  allerdings  hat  hier  die  Aussage  „die  Philister  zogen  hinauf 
nach  Jezreel"  keinen  Sinn,  da  sie  lange  dort  gewesen  wären. 
Aber  Afek  ist  29,  1  das  selbe  wie  4,  1 ,  und  Eusebius  hat 
seine  Weisheit  nur  aus  falscher  Auffassung  unseres  v.  1  ge- 
schöpft, was  man  auch  seinen  Worten  (Lagarde,  Onomastica 
226,  28)  ansieht. 

XXX.  ^ 

1.  ybW,  LXX  "Ay.a.lrf/,,  vgl  v.  18  pVoy,  LXX  o\  li^a- 
XrfÄlTai.  S.  zu  15,  6.  —  3j:  ohne  Artikel,  wie  v.  27.  Gewöhn- 
lich wird  3J5:  als  Stat.  abs.  in  einem  allgemeineren  Sinne  als 
"an   gebraucht,  nemlich  für  den  Süden  als  Himmelsgegend. 

2.  "S^"'  fehlt  der  LXX,  welche  D^^:r;— IPwN:  von  in^'an  u\b 
abhängig  macht.  Man  würde  aber  dann  statt  "-^nr*  erwarten 
"i;ir!r-  -a^  ns— »d;  denn  vgl.  Jn:  v.  22.  —  b-":; — :"■  pp^ 
lässt  sich  nicht  auf  n^tTm  beziehen  und  also  hat  LXX  Recht, 
vor  "i"i2r^^  noch  "S"  zu  lesen.  —  "ü'^^^,  LXX  fügt  hinzu  /.al 
yvvaly,a,  ungefähr  so,  als  wollten  wir  im  Deutschen  sagen: 
sie  tödteten  niemand  und  keine  Frau.  Thenius :  „Nach 
t^^y    LXX  ^w'^'i,  integrierend." 


144 

8.  Die  Antwort  ^'""1  verbietet,  C|~nN  als  einen  der  Frage 
"i3Ji'''i:fi^n  untergeordneten  Bedingungssatz  aufzufassen  („wenn 
ich  sie  verfolge,  würde  ich  sie  erreichen?").  Es  ist  die  Haupt- 
frage, darum  aber  auch  conform  dem  "ü;i^ü;Nn  mit  LXX  zu 
schreiben   q~^^?^. 

9.  Die  an  ihrer  jetzigen  Stelle  unverständlichen  Worte 
""'03^  Ü'^nniDn  enthalten  eine  Glosse  zu  v.  10  b  und  verdanken 
ihre  Entstehung  einem  Eechentalente,  welches  ermittelte,  dass 
200  =  600  —  400. 

10.  Die  beiden  Vershälften  scheinen  die  Plätze  gewechselt 
zu  haben.  Die  Verstellung  hängt  möglicher  Weise  zusammen 
mit  dem  Eindringen  der  Glosse  v.  9. 

12.  üy^::,  ">D^-  fehlt  in  LXX  ER.  vielleicht  mit  Recht. 
Jedenfalls  um  den  Flalbverhungerten  zum  Bewusstsein  zu  brin- 
gen ,  genügte  ein  Stück  Feigenkuchen  ,  und  in  dergleichen 
Fällen  begreift  sich  im  Allgemeinen  eine  Vermehrung  und 
Vervollständigung  des  Ursprünglichen  leichter  als  eine  Ver- 
minderung. 

14.  Lies  mit  LXX  "^^^  ri;i5-b?.  —  ^sbs,  LXX  Xslovß, 
vgl.  meine  Dissert.  de  gent.  Jud.  S.  13  und  meine  Bemerkung 
zu  2  Sam.  3,  2. 

16.  Nach  "n"")*'"  LXX  hei  und  nach  ti^^  avToL  Noth- 
wendig  ist  weder  das  eine  noch  das  andere,  2  Sam.  1,  18. 
9,  4  (LXX).  2  Reg.  6,  20.  Ew.  §.  299  a,  indes  konnte  Tii2n 
nach  mDH  leicht  ausfallen. 

17.  Statt  des  sprachlich  zweifelhaften  und  hier  entweder 
widersinnigen  oder  nichtssagenden  ÜTiim^  schreibe  ich 
D73-innb. 

T  •-:  -  : 

19.  bb*a5)2"  steht  in  LXX  richtiger  vor  nii^-  Ü^5i     ]Ti, 

20.  Das  Subject  von  "i^ni  und  ■ln^^^■''l  muss  auch  Subject 
des  ersten  Zeitworts  sein.  """  fehlt  mit  Recht  in  LXX  und 
Hieron.  und  mit  Recht  ist  dort  ebenfalls  der  Numerus  der 
beiden  ersten  Verba  der  gleiche,  wenn  auch  mit  Unrecht  der 
Singular.  Ebenso  wie  -"i"  ist  auch  i^'^^  niptin  ^isb  falsche 
Explicierung ,  was  sich  daran  zeigt,  dass  die  LXX  vielmehr 
las  bb-ün  ^3£b.  Hieronymus  hat,  wie  Thenius  richtig  gese- 
hen, noch  die  wahre  Lesart  rzzb  erhalten.  Nach  diesen  Ver- 
besserungen lautet  also  das  Ganze  "ip^n-  ]5<:rn--bD"~n5<  inp"'" 


145 

"ti'!2&<'»i  V5Eb  IJinrr.  So  erst  besagt  der  Vers  Neues  und 
Verständiges ,  und  die  Aenderungen  sind  alle  bezeugt.  S. 
Einl.  S.  23. 

21.  Lies  mit  LXX  1b^^^"^«  denn  die  Zurückgebliebenen 
sind  Subject.  Der  MT.  zwänge  dazu,  unter  dem  zweiten  D3?m, 
worauf  allein  Dnb  sich   beziehen  lässt,    andere  Personen  zu 

V   T  ' 

versteheil,  als  unter  dem  ersten.  Wahrscheinlich  ist  aber  mit 
^b^^'^25■'■  noch  nicht  genug  geschehen  ,  sondern  auch  'TiDJ"'n 
zu  lesen  für  """  'ö:*^' ,  worin  wieder  ein  Mal  eine  falsche  Ex- 
plicierung  vorläge ,  auch  hier  wie  im  vorigen  Verse  möglich 
gemacht  durch  unterschiedslose  Schreibung  der  dritten  Sing, 
und  dritten  Pluralis.  Denn  es  bleibt  unnatürlich,  zu  über- 
setzen  „und  es  nahete   David  mit  dem  Volke";    ausserdem, 

wenn  ~-^  der  LXX  statt  t^^^  richtig  ist,  so  würde  wiederum, 
Hesse  man  """  gelten,  3""  kurz  nach  einander  die  Meinung 
wechseln :   was  unmöglich  ist. 

22.  ''"cy  fxed^  ^jiiiüv.  Der  Singular  ist  echt  hebräisch,  s.  2 
Sam.  21,  4.  —  Für  "Dbn  LXX  'Zii. 

23.  Richtig  LXX  niTN  ^nn.^  für  "i<  tM^  ^n^. 

24.  p^ —  3  Jos.  14,  11.  Ew.  §.  360a. 

26.  ""^'-ib  =  in  vib. 

27.  bj^-t^-'n  LXX  Jos.  15,  30  =  r.rin  Jos.  19,  4  = 
bNinS  1  Chr.  4,  30.  Die  Lage  dieser  Stadt  tief  im  Süden 
passt  weit  besser  als  die  von  Bai&GovQ,  wie  LXX  liest. 

28.  "i"'^-^ ,  LXX  ^fiaÖLj  IAqoyjq  ist  eine  nach  dem  Hebräi- 
schen corrigierende  Duplette.  Es  ist  klar,  dass  LXX  hinter  "lyn? 
(l4(.Lad)  noch  einen  Buchstaben  las,  und  zwar  n  nach  Einl. 
S.  15.  —     Die  Form   my^y   wird  nun  nicht  nur  durch  Jos. 

T  T  :  _ 

15,  22 ,  wo  freilich  LXX  umgekehrt  das  n  weglassen,  sondern 

auch  durch  die  heutige  Aussprache  Ararah  (zwischen  Beerseba 

und  Kurnüb)  bestätigt.     lP."a£Ü:  {^acpa,   ^acpev.)   ist  in  dieser 

Form  ein  sehr  zweifelhafter  Name  —  schon  deshalb,  weil  er 

Jos.  15  nicht  vorkommt*).  Mit  Crc  Num.  34,  10.  11,  wo- 
mit Thenius  ihn  zusammenbringt ,  hat  er  nichts  gemein.  — 
Die  Namen,  welche  in  LXX  zwischen  Esthemoa  und  Karmel 


*)  Das  Verzeichnis  der  judäischen  Städte,  namentlich  im  Negeb, 
ist  durchaus  vollständig.  Was  Knobel  (Comm.  zum  Josua,  S.  40G)  Ge- 
gentheiliges  behauptet,  beruht  auf  Ignorierung  der  Textkritik,  u.  Debir 
Jos.  15,  7  „sonst  nicht  erwähnt"  heisst  der  Westen. 

10 


146 

stehen,  haben  durchaus  keine  kritische  Bedeutung.  Tolg  ev 
r«^  ist  ein  Einfall ,  eben  so  viel  werth  wie  Tolg  sv  No/uße 
V.  31 ,  nach  v.  26  veranlasst  der  eine  durch  cc.  27.  29,  der 
andere  durch  cc  21.  22.  Tolg  ev  Kif-iad-  xal  xötg  ev  ^acpex 
'jicct  TÖlg  ev  Orj/^iad-  ist  weiter  nichts  als  eine  noch  entstelltere 
Duplette  zu  To7g  ev  ^f-if^iadi  Kai  zolg  ev  2a(pa  y,al  tolg  ev 
"Eod^Ls,  speciell  ist  in  Oi^juad-  der  Schluss  von  "'Eod-rj/nad'  (vgl. 
""Ehoaßed-  FeXßovd-),  in  'Ead^u  der  Anfang  erhalten.  Also 
liegt  hier  kein  werthvolles  Material  zur  Erweiterung  unserer 
geographischen  Kenntnisse  vor. 

29.  bDn ,  lies  b^"i3  mit  LXX.  —  Zu  Kevi^t  vgl.  27,  10. 

30.  n)2"in  ist  durchaus  dem  ^laqi^iovd-  der  LXX  vorzuzie- 
hen —  alle  die  Städte  liegen  tief  im  Süden  Juda's.  —  to 
p:?  ist  später  Schreib-  oder  Druckfehler  für  yOiV  ^"O,  wie 
die  Massora  liest,  veranlasst  durch  die  Bedeutung  von  '|'ö3:?. 
Auf  BrjQoaßee  gelangten  griechische  Schreiber  schliesslich  auch 
für  Bathseba,  wie  Jos.  13,  5  von  Gablath  über  Galiath  zu 
Goliath  dem  Philister;  es  ist  aber  möglich,  dass  LXX  wirk- 
lich y^^  für  IUD:?  las.  —  11^3'  heisst  Jos.  15,  42  im  MT.  nn:?, 
aber  in  LXX  l^n:?.  Dagegen  lesen  19,  7  beide  "iSi^  —  denn 
in  le^eg  hat  sich  das  Anfangsjod  aus  dem  vorhergehenden 
yial  angeleimt.  Eine  Entscheidung  zwischen  den  beiden  Va- 
rianten ist  unmöglich. 

XXXI. 

1.  Ü^'anbi,  1  Chr.  10  besser  l)2nbD,  denn  für  einen  Zu- 
standssatz  ist  die  Angabe  zu  wichtig.  —  3?3b5n  v.  8.  2  Sam. 
1,  6  vgl.  28,  4.  2  Sam.  1,  21.  21,  12. 

3.  mirpn  kann  nicht  zu  "ni^::''^''"  gezogen  werden.  Denn 
selbst  zugestanden,  dass  ^^^'0  bedeuten  könnte  „treffen",  so 
würde  doch  dann  D'':rnD  nothwendig  sein  ,  weil  zwar  wohl 
nn^  mit  dem  Bogen  geschieht,  aber  gewiss  nicht  ^^2£'/a.  Da 
nun  aber  auch  nicht  nu3p3  D^123i^^  zusammengefasst  werden 
kann ,     so   bleibt   nur  die   Verbindung   mit  dn-ron   übrig  *). 


*)  ln"i23p!3  niVO  zu  sagen  konnte  man  sich  bewogen  fühlen,  um 
Verwechslung  zu  verhüten  mit  andern  Werfern,  z.B.  mit  nTi'O  9  dem 
Werfer  der  Lose,  daher  sowohl  Entscheider  als  Wahrsager.  Ich 
benutze  die  Gelegenheit  zur  Wiederholung  einer  bereits  anderswo  aus- 
gesprochenen Vermuthüng,    dass    mi'O    mit    n"l"'    nichts  zu  thun  hat, 


147 

Diese  ist  aber  nur  möglich,  wenn  man  nach  dem  Texte  der 
Chronik  das  die  beiden  Worte  trennende  2^:n  streicht;  und 
dazu  hat  man  um  so  mehr  Grund,  als  auch  D"123:n  D"'"i"ron 
schon  für  sich  genommen  der  Grammatik  widerspricht.  Schwie- 
rig ist  es  allerdings,  eine  Veranlassung  für  die  Hinzufügung 
von  Q~tir:N  zu  finden :  indessen  wird  dadurch  das  Gewicht  der 
Bedenken,  die  gegen  die  Richtigkeit  des  betr.  Wortes  sich  gel- 
tend machen  ,  nicht  leichter  ,  und  es  haben  nicht  bloss  be- 
rechenbare Gründe,  sondern  auch  der  unberechenbare  Zufall 
dergleichen  Einsprengungen  verschuldet.  Vgl.  zu  2  Sam.  1, 
6.  18.  —  Die  Aussprache  "^n^"  ist  richtig.  Das  Nifal  von 
vbn  kommt  häufig,  aber  nie  in  dem  Sinne  „verwundet  wer- 
den" vor  und:  er  ward  verwundet  von  den  Schützen  —  ist 
unhebräisch.  Auch  passt  ~i<'0  jedenfalls  zu  ~n^T ,  ob  aber 
auch  zu  "H^i ,  ist  die  Frage.  Es  ist  möglich,  dass  schon  die 
Chronik  wie  die  LXX  in  letzterer  Weise  aussprach  und  darum 
■5<'/2  ausliess. 

4.     ""ipT"  20  fehlt  mit  Recht  in  der  Chronik,    denn  dass 

an  seiner  Leiche  die  Philister  ihren  Muthwillen  ausliessen, 
dagegen  ward  Saul  auch  durch  die  Massregel ,  wodurch  er 
hier  das  '"?  ^"nr;  verhüten  will ,  keineswegs  geschützt.  Vgl. 
Bertheau  zu  1  Chr.  10,  4. 

6.  ""nriJ^—bD  CJ  —  keine  kleine  Uebertreibung  und  keine 
solche,  die  man  auf  Rechnung  des  ursprünglichen  Verfassers 
schreiben  darf.  Denn  der  wird  sich  gehütet  haben ,  dadurch 
den  tragischen  Eindruck  der  einfachen  Wahrheit  zu  schwä- 
chen. Lässt  man  die  Worte  mit  LXX  aus ,  so  bewährt  die 
Kritik  auch  hier  wie  oft  die  Wahrheit  des  alten  Spruches, 
dass  die  Hälfte  mehr  als  das  Ganze  sei. 

7.  p-o:?"  13:^.  Die  Ebene  Jezreel  reichte  nicht  bis  zum 
Jordan,  sondern  nur  bis  zum  Gebirge  Gilboa.  —  n'ni^n  LXX. 
Chr.  „ihre  Städte."  Umgekehrt  1  Sam.  30,  5  „sein  Schwert", 
Chr.  „das  Schwert."     Vgl.  S.  3  Anm.  1. 

9.  Sprich  ^nVc:^"  mit  Thenius,  denn  wie  "lirsb  und  auch 
wohl  a'3C  zeigt,   sind  Boten  das  Object,  nicht  etwa  Waffen 


sondern  =  r;'^"'5a   (vgl.  "i"}",)   ist;    die  Aussprache  kam  den  Hebräern 

T-:   -  -' 

mit  der  Sache  von  den  Phöniciern.    Vgl.  übrigens  ausser  Gesenius  Mon. 
Phon.  p.  154.  Miü^a  für  r;2v"0  ,    Nio^a  für  n'a3?3  u.  Aehnliches. 

10* 


148 

und  Kopf  Sauls.  —  Für  Si^^  ist  wegen  des  folgenden  Snt^" 
das  weit  originellere  ini<  der  LXX  und  Chr.  herzustellen. 

10.    ]i23  n-'n  n^-nia  -z^pn  in-'-ij-n^^i  —  Chr.  -nbjbj-sni^i 

'j"i;i"  ^■'^  13>pln.  Die  nächste  Annahme,  dass  was  die  gleiche 
Stelle  einnimmt,  ursprünglich  auch  gleichen  Inhalts  war  und 
Übereins  lautete,  wird  durch  die  Aehnlichkeit  der  ersten  Worte 
begünstigt.  Aber  was  ist  der  ursprüngliche  Wortlaut?  Die 
Angabe  des  Buchs  Sam.  ist,  wenn  nicht  wegen  v.  12,  doch 
wegen  2  Sam.  21  durchaus  unentbehrlich;  die  der  Chronik 
wird  aber  ebenfalls,  nach  v.  9,  ungern  vermisst.  Also  hat  man 
sich  bewogen  gefunden,  von  der  zunächstliegenden  Annahme 
der  Identität  abzugehen  und  beide  Texte  als  verschiedene, 
aber  gleich  nothwendige  und  einander  ergänzende  Bestand- 
theile  des  ursprünglichen  Textes  zu  verbinden.  Und  zwar 
denken  sich  Ewald  III.  S.  152  und  Thenius  letzteren  folgen- 
dermassen  lautend:  „sie  legten  seine  Waffen  im  Tempel  der 
Astarte  nieder  ]'J"  tT'S  "!nbJb;i"~ii^^T ;  und  seine  Leiche  hien- 
gen  sie  auf  an  der  Mauer  von  Bethsan."  Es  fragt  sich, 
wie  hieraus  sowohl  der  eine  als  der  andere  jetzige  Text  ent- 
stehen konnte.  Der  Samuelistext  vielleicht  durch  Versehen, 
^lnb;b-3■"ln^^^  sieht  dem  "S^"'"lJ■"^l^^"  ähnlich,  und  so  konnte  ein 
Schreiber  vom  einen  auf  das  andere  abirren.  Aber  der  Text 
der  Chronik?  Ganz  abgesehen  von  anderen  schweren  Beden- 
ken, woher  nahm  die  Chronik  ihr  "i'pln  ?  Aus  dem  ursprüng- 
lichen Text  Ewalds  erklärt  sich  dieses  Wort  an  dieser  Stelle 
nimmermehr  *).  Bertheau  daher,  diese  unlösbare  Schwierig» 
keit  fühlend,  nimmt,  beide  Texte  einfach  zusammenstellend, 
auch  zweimaliges  l^pti  mit  in  den  Kauf.  So  schreibt  freilich 
nicht  leicht  ein  Schriftsteller,  doch  will  ich  von  stilistischen 
Bedenken  absehen:  denn  auch  aus  dem  Bertheau'schen  Ur- 
texte erklärt  sich  der  Text  der  Chronik  nicht.  Bertheau 
selbst  gibt  zu,  dass  man  an  zufälligen  Ausfall  nicht  denken 
könne  —  in  der  That  ist  das  unmöglich  nicht  bloss  deshalb, 
weil  der  Zufall  denn  doch  zu  sonderbar  an  den  beiden  ver- 
schiedenen Stellen  gespielt  hätte,  sondern  vor  Allem  deshalb, 
weil  nur  bei  einer  umgekehrten  Stellung  der  Sätze ,  wenn 
m*'";!  tiN"  voranstünde  ,  ein  Ueberspringen  auf  )nb;b;i  ini^l 
denkbar  ist  **).  Die  Auskunft  aber  ,  der  Chronist  habe  ab- 
sichtlich das  Anschlagen  des  Leichnams  an  die  Mauer  von  B. 
mit  Stillschweigen  übergangen,    ist  nichtig,    so  lange  nicht 


*)    Der  Chronist  hätte  nur  ^^ÜJ   ergänzen  können. 
**)    Dies  gilt  ebenso  sehr  auch  gegen  die  Herstellung  Ewalds. 


149 

irgend   eine    Absicht    dafür  wahrscheinlich   gemacht   werden 
kann. 

Positiv  beweist  nicht  nur  ">'p^  der  Chronik,  welches  we- 
der Ewald  noch  Bertheau  von  ihren  Voraussetzungen  aus  ver- 
stehen können,  sondern  ebensosehr  J^";-;,  dass  man  von  der 
von  vornherein  wahrscheinlichsten  Annahme  der  ursprüngli- 
chen Gleichheit  der  Texte  nicht  abgehen  darf.  tr^:\b:\  heisst 
die  Hirnschale:  warum  aber  nur  die  Hirnschale  und  nicht 
den  Kopf  (1  Sam.  17,  54)?  Die  Wahl  dieses  Wortes  erklärt 
sich  nur  aus  S^"'"; ,  welches,  wie  m^  1  Chr.  10,  12  zeigt, 
späterhin  nicht  mehr  conventioneil  war.  Von  dem  Gedanken 
an  das  Verbleiben  des  Hauptes  Saul  erfüllt,  sah  jemand  in 
T""  die  J^bj^;,  daraus  entspann  sich  das  Uebrige.  Der- 
jenige aber,  der  in","^'^:^'  ^'3  umsetzte  in  das  allgemeinere 
Dr;''M':?>5  r^n ,  hat  im  Folgenden  noch  nicht  vorgefunden 
■j";"  ^^3,  denn  „Dagon"  und  „ihr  Gott"  können  sich  nicht 
entgegengesetzt  werden. 

Der  Text  im  Buche  Samuelis  ist  richtig;  nur  hat  man 
mit  Lagarde  nach  2  Sam.  21,  12  f.  zu  lesen  ^^pp  für  "i>"pfi; 
s.  in  Betreff  der  Verwechslung  von  n  und  r  zu  2  Sam.  2,  9. 


IL    Samuelis. 


I. 

1.  pb'a:??!  ist  völlig  vereinzelt  und  wird  auch  durch  tbv 
l4.  der  LXX  nicht  beglaubigt ,  denn  ebenso  übersetzt  diese 
artikelloses  pVo:?-^!^  1  Sam.  15,  7.     Lies  pVo:?  oder  ^pb^:^;, 

2.  Die  Aussprache  bn^^iz:  uro  (LXX)  setzt  sich  in  Wider- 
spruch mit  V.  6,  allwo  der  Amalekiter  behauptet,  er  sei  „zu- 
fällig" nicht  bloss  in  die  Nähe  Sauls,  sondern  überhaupt  auf 
die  Walstatt,  auf  das  Gebirge  Gilboa,  gerathen.  Jedenfalls 
also  wird  er  nicht  zum  Heere  gehört  haben,  da  er  keinen 
Grund  hatte ,    dies  zu  leugnen.     Gegen  Thenius.    —     Nach 

br"'-,  LXX  AI.  D-lDi<. 

3.  LXX  amSchluss:  "VoD   ■':^^;   vgl.  1  Sam.  4,  16. 

4.  "Qin  7]'>7\  r^Q  wie  1  Sam.  4,  16.    LXX  las  wohl  nicht 

HTH  -!:3"n  n^  (Thenius),  sondern  "i3-?n  r^^niz  (vgl.  Syr.  u.  das 

Fehlen   von   vn  in  LXX  4,   2 ,    während  4,  4   'n''^   —   yial 
ovxog). 

5.  LXX  AI.  nur:  ib  i^Ji^on  b^;  Syr.  ^b  -5n,  wie  v.  4. 

6.  D^ü3"i£n  ''b:^a,  von  LXX  als  iTtTtaqxoL  gedeutet,  ist 
ein  sonderbarer  und  verdächtiger  Ausdruck  für  „Reiter."  Vgl. 
weiter  zu  v.  18. 

7.  ■jS"'!,  LXX  AI.  unrichtig  bs"»".  Die  gleiche  Variante 
findet  sich  1  Sam.  14,  13.  1  Macc.  4,  32. 

9.  ^2  -»-^ZT—rcj  bD  genau  wie  lob  27,  3;  vgl.  Ew.  §. 
289  a.  Der  LXX  und  dem  Syr.  mangelt  "y -^  aber  dies 
Wörtchen  ist  beinah  die  Hauptsache. 

10.  n"r:2N"  kann  des  Artikels  nicht  entrathen,  lies  also 
n~:^2:nT.     LXX:  aal  xbv  xXMva. 


151 

11.  LXX  ER.  fügt  am  Schlüsse  hinzu  ün-'-;3— inN  rJ'^p, 
Eine  umgekehrte  Erscheinung  s.  2,  3. 

12.  Zwischen  "■-•'  UV  und  "'C'  t^m  ist,  was  den  Umfang 
der  Benennung  betrifft,  kein  Unterschied.  Also  ist  niin"^  üy 
(LXX)  jedenfalls  die  Lesart,  welche  von  "">i"i"JJ''  Jn^3~"b"" 
vorausgesetzt  wird  ,  darum  aber  noch  nicht  zweifelsohne  die 
richtige.  Denn  es  ist  auch  der  Fall  denkbar,  dass  eine 
Corruption  n""""  den  Zusatz  "''  "3"">>'"i  hervorrief  und  dass 
dieser  Zusatz  dann  hinterher  auch  in  ein  Exemplar  eindrang, 
welches  nicht  die  Lesart  befolgte,  wodurch  derselbe  erst  her- 
vorgerufen und  allein  erklärlich  ist,  Einl.  S.  27.  Für  diese 
Möglichkeit  spricht  ' "'  ÜJ  vgl.  mit  dem  folg.  ri'2.  —  ibz:, 
LXX  ^3". 

16.  I'^'^T.  Warum  das  Qeri  wie  die  LXX  (ro  aT/iia  oov, 
dagegen  xa  aifiaza  3,  28.  16,  7  f.  21,  1)  den  Singular  lesen, 
wird  aus  der  Vergleichung  von  1  Reg.  2,  33  mit  v.  37  klar. 
Man  sieht  aber  nicht  ein,  warum  nicht  auch  ^"ö"  als  „das 
von  dir  vergossene  Blut"  zulässig  sein  soll;  denn  daraus,  dass 
ein  anderes  Mal,  wo  dieselbe  Redensart  gebraucht  wird,  nur 
113"  passt,  z.  B.  1  Reg.  2,  37  —  denn  auf  Simei  lastete  keine 
Blutschuld  —  ,  folgt  nicht  nothwendig  die  Allgemeinheit  der 
Regel,  nach  welcher  das  Qeri  sich  richtet. 

18.  Die  einzige  Erklärung  von  ^'^p,  die  den  Namen  einer 
Erklärung  verdient,  diejenige  Ewald's  („genau")  hat  doch  so 
viel  gegen  sich,  dass  es  mir,  da  LXX  ER.  das  Wort  nicht 
bietet,  vorsichtiger  erscheint,  an  ein  zufälliges  Eindringen  des- 
selben an  dieser  Stelle  zu  denken ,  zumal  die  kurze  Aus- 
drucksweise ""Ovb  statt  Ti'iiQbb  nur  gewöhnlich  ist,  wenn  das 
Zeitwort  auch  nicht  einmal  durch  ein  Adverbium  erweitert 
ist.  Vielleicht  lautete  eine  zu  ü^ii:"i£n  v.  6  bestimmte  Cor- 
rectur  (nach  1  Sam.  31,  3)  nirp  -^byz,  wovon  '>byzi  bei 
□"^■•■:~  V.  6  und  rvjp  hier  eindrang,  indem  v.  6  und  v.  18 
in  den  Columnen  sich  gegenüberstanden.  Auf  diese  Weise 
wäre  beiden  Versen  geholfen. 

19.  "^Z'^n  als  Stat.  constr.  mit  dem  n  der  Frage  anzuse- 
hen (Thenius),  ist  unmöglich,  weil  zwar  in  der  Wiederholung 
v.  25  ,  aber  nicht  hier  am  Anfange  der  Vokativ  zu  Tj^rn'aa 
fehlen  darf.  —  In  LXX  liegt  eine  Duplette  vor:  viveQ  tcüv 
Ted^vrjy,6Tcov  und  sttI  tcc  vxprj  oov  =  1^^:^  "3?  und  'l^ln'on  by^ 
ersteres  wird  durch  den  folgenden  Genitiv  TQavf.iaruov  und 
durch    die    Discrepanz    von    MT.    als    das    Echte    erwiesen. 


152 

2tr}Xiooov  (322"')  müsste  auf  Errichtung  von  Stelen  für  die 
Todten  gehen,  eine  Sitte,  die  dem  Hebräer  nicht  fremd  war 
18,  18  (wo  als  auflPallend  hervorgehoben  wird,  dass  sich  Ab- 
salom  die  Masseba  schon  bei  seinen  Lebzeiten  errichtete). 

2 1 .  Wenn  Theodotion  für  yial  ayqol  djtaQXiüv  wirklich  oqr^ 
S-avccTov  las,  so  hatte  er  diese  Lesart,  wie  die  Itala  (Vercell. 
a.  a.  0.  S.  323  a)  in  Verbindung  mit  verschiedenen  Holmes'- 
schen  Codd.  (vgl.  auch  AI.)  zeigt,  aus  der  LXX;  Kai  dy.  cltz, 
ist  Aenderung  nach  MT.  —  ti'^  "'"in  giebt  einen  guten  Sinn, 
nVoinSn  ''■7Ü;t  einen  sprachlich  und  sachlich  *)  sehr  precären; 
hinzukommt,  dass  mizJ  den  Plural  t\^'^  bildet  (Böttcher). 
Nur  ist  die  Entstehung  von  "'TÜJT  schwer  vorstellig  zu  ma- 
chen ,  denn  während  tiVO  "'nn  schon  von  Sni'/C'nn  absorbiert 
wird ,  ist  Thenius'  mro  "'im  ^^T  kein  Hebräisch  —  als  ob 
es  an  der  syntaktischen  Originalität  noch  nicht  genug  wäre, 
muss  auch  die  einzigartige  Bildung  ^"^^ij"^  hinzukommen.  Viel- 
leicht ist  auch  ■'"iL'i  nur  ein  verdorbenes  ''"in.  —  Für  IT^'M 
las  LXX  vielleicht  m3t)i  =  exqiad^rj ,  vgl.  freilich  3,  34 
)m"ipt^  =  sdsd^rjaav.  rr'UD^a  ist  wohl  jedenfalls  unrichtig ;  man 
lese"ri-u3'o  oder  tw'a:. 

T 

22.  Kevov  hinter  arrearQ.  ist  zu  streichen,  vgl.  y.evri  am 
Schluss. 

23.  EvTtQSftelg  hinter  ov  diayiex.  ist  Duplette  zu  dem  ech- 
ten (vgl.  V.  26  (OQaLwd^rjg  für  !n/2:7D)  iOQOuoi.  Die  nach  der 
Ausscheidung  von  evftQSTtslg  sich  ergebende  Lesart  „unge- 
schieden im  Leben  sind  sie  auch  im  Tode  nicht  geschieden" 
beruht  auf  der  bloss  im  Griechischen  vorhandenen  Möglich- 
keit, xal  vor  €v  toj  d-avccToj  avrcov  als  auch  aufzufassen  und 
verstösst  gegen  die  ästhet.  Forderung  der  Abwechslung  im 
Ausdruck.     Also  wird  ov  di€xwQLad'r]oav  zu  streichen  sein. 

24.  ü^j-rj-üv^  LXX  )^^iy-'üy\ 

25.  Eine  Reihe  griechischer  Codd.  u.  Ambros.  bei  Holmes 
lesen  auch  hier  elg  ^dvarov  hQavfxaTLod-riig)^  vgl.  v.  19. 

27.  n'onb'o  "»bD  wird  von  irgend  einer  griech.  Uebersetzung, 
vielleicht  der  LXX  selber,  mit  a%evrj  eTtLd^v/Lirjrd  wiedergege- 
ben, was  Thenius  richtig  auf  i'ü^^  •'b^  zurückführt. 


*)    Die  Berge  Gilboas  sind  öde  nackte  Felsen,   keine  „fruchtbaren 
Felder." 


153 


II. 


2.  'Eycei  ist  =  &i23  und  neben  elg  Xeßgcüv  zu  streichen. 

3.  ""*c:wS,  LXX  besser  a^^Dw^n;  vgl.  umgekehrt  1,  15.  — 
In  LXX  Rom.  findet  sich  """  r]b"Ti  nicht  (s.  1,  11),  so  dass 
V.  3a  kein  selbständiger  Satz  ist,  sondern  ein  drittes  Subject 
zu  '■?"■'■  V.  2.  Aus  dieser  Verbindung  ergiebt  sich  nun  zwar 
der  Vortheil,  dass  die  Kraft  des  Ü-3  von  v.  2  her  in  v.  3  fort- 
wirkt, wo  man  in  MT.  ein  ausdrückliches  „auch"  etwa  ver- 
missen könnte ,  aber  zugleich  der  schwerere  Nachtheil ,  dass 
ia*vri''i  sich  nun  nicht  mehr  auf  die  Leute  Davids  beschrän- 
ken lässt. 

4.  Zu  der  Form  rrjg  ^lovSalag  vgl.  die  ähnliche  ?y  Falaa- 
öiTLg  im  Folgenden,  ^  ^Idoi\uaia  c.  8.  Grade  solche  Helleni- 
sierungen  characterisieren  die  echte  LXX;  ^r/u/iia  uud  nicht 
2vxs(,t  ist  Jud.  9  das  Wahre,  MiyaLag  und  nicht  Mt/«  Jud. 
17.  Merkwürdig  ist  dann  aber  eine  solche  Inconsequenz  wie 
avögeg  rrjg  ^lovöaiag  und  oi'/,og  ^lovöcc  in  uns.  Verse.  ' 

4  b.  "i^i<  zwischen  ">*""^  und  'nnp  fehlt  in  LXX  und 
steht  an  verkehrter  Stelle,  denn  die  Uebersetzung  „die  Män- 
ner von  Jabes  sind  es,  welche  u.  s.  w."  hat  nicht  bloss  etwas 
Ungefüges  und  Schiefes,  sondern  ist  ausserdem  in  Prosa  un- 
erlaubt. Woher  das  fragliche  Wort  aber  stammt  oder  wie 
es  an  seiner  jetzigen  Stelle  entstanden  ist,  ist  unklar.  Vgl. 
Einl.  'S.  26. 

5.  u:3^  •'•i::^^,  LXX  "^  "b";3  21,  12;  nin  -ronn,  LXX 
AI.  J^"""»  -Cn.  —  Das  Mehr  der  LXX  am  Schluss  des  Verses 
ward  eher  absichtlich  zugesetzt  als  absichtlich  ausgelassen. 

6.  rt^TH  fügt  sich  auf  keine  Weise  zu  dem  futurischen 
r:ü;:'N,  Denn  auch  die  Erklärung  Thenius':  „und  auch  ich 
thue  an  euch  dieses  Gute,  indem  ich  euch  durch  meine  Ge- 
sandten segnend  begrüsse"  würde  "tT'ir:^  voraussetzen.  Lies 
rinn ,  so  wird  zugleich  der  Anstoss  beseitigt ,  den  hier  das 
einfache  ~^^5  bereitet. 

8.  J^"C3'~c:"N  cod.  93  Holmes.  EloßaaX ,  als  die  wahre 
Lesart  der  LXX  bestätigt  durch  Isbalem  der  Itala.  Die  Sitte, 
b:?3  der  Eigennamen  in  Irca  zu  ändern ,  muss  erst  in  sehr 
später  Zeit  eingerissen  sein;  sie  herrschte  z.  B.  noch  nicht 
zur  Zeit  der  Abfassung  der  Chronik.  Dagegen  hat  man  sehr 
früh  angefangen,  möglicher  Verwechslung  wegen,  das  Appel- 


154 

lativ  bvnn  oder  besser  ^b^i  für  Jahwe  zu  vermeiden  und 
statt  dessen  ausschliesslich  das  freilich  auch  nicht  unzweideu- 
tige l"~i^  zu  verwenden.  Doch  siehe  noch  Hos.  2,  18.  Das 
Syr.  Isbosul  ist  ein  sonderbares  Gemisch  aus  Isbaal  und  Is- 
boset.  —  Am  Schluss  liest  LXX  AI.  y.al  dveßißaöev  amov  £z 
Trjg  TtaQSi-ißoXrjg  (eig  Mavasfit  der  ER.  ist  wohl  Duplette),  also 
r,^ri)2ri''ü  -rhy',  als  ob  auch  Isbaal  an  der  Schlacht  am  Gil- 
boa  theilgenommen  hätte.  Es  geht  übrigens  daraus  hervor, 
dass  nsn^o  und  ü'^yn'a  gleichbedeutend  ist,  Gen.  32,  22.  Erst 
die  jüngere  Erklärung  verwerthet  Mahanaim  als  Dual  Gen. 
32,  8.  1 1 ,  während  dem  Jakob  v.  3  nicht  etwa  zwei  Heere 
Gottes  erscheinen. 

9.  ■'■n125^in ,  Syr.  Hier.  "'^^ilD-jn ,  durchaus  passend.  QaoiQi 
der  LXX  führt  durch  ^n-i^\sh  auf  ^TiUDNn  zurück,  vgl.  i:^pn 
1  Sam.  31,  10  für  I3?pn,  ^iroonn  2  Sam.  23,  8  für  '^nr^  und 
ü^nnn  2  Sam.  24,  6  für  "nn. 

10.  Es  ist  so  deutlich  wie  möglich,  dass  v.  10  b  "n  TjM  die 

unmittelbare  Fortsetzung  von  v.  9  bildet  und  durch  nichts 
davon  getrennt  werden  darf.  Und  ausserdem  sollte  deutlich 
sein,  dass  der  Inhalt  von  v.  10  a  den  übrigen  chronolog.  Da- 
ten schnurstracks  widerspricht.  Zunächst  hat  Isbaal  nicht 
zwei,  sondern  sieben  Jahre  regiert,  die  Zweizahl  erklärt  sich 
hier  genau  so  wie  1  Sam.  13,  1.  Dann  ist  er  nicht  vierzig 
Jahre  alt  gewesen  bei  seinem  Regierungsantritt,  sondern  noch 
in  einem  ziemlich  unmündigen  Alter  und  wie  es  scheint  un- 
verheirathet.  Das  geht  nicht  nur  aus  seiner  Stellung  Abner 
gegenüber  hervor,  sondern  auch  daraus,  dass  Saul,  als  er  fiel, 
kein  Greis  war  und  sein  ältester  Sohn  etwa  in  Davids  Alter 
stand  —  wozu  stimmt,  dass  derselbe  bei  seinem  Tode  Einen 
Sohn  von  fünf  Jahren  hat.  Die  40  Jahre  haben  also  gar 
keinen  geschichtlichen  Werth,  sondern  sind  pure  aus  der  Luft 
gegriffen:  und  v.  10a  ist  zu  streichen. 

11.  Dieser  Vers  ist  zwar  ganz  anderer  Natur  als  v.  10a, 
aber  gleichfalls  hier  eingeschoben,  ebenso  wie  auch  die  sta- 
tistischen Notizen  3,  2 — 5.  5,  4  f.  Der  Schluss  von  v.  10, 
eng  zusammengehörig  mit  v.  9,  motiviert  den  v.  12. 

13.  Nach  "wSZI^  LXX  ex  Xeßqwv.  —  ^'T]-^  mit  Ü-,^^J£'''i 
zu  verbinden  ist  unmöglich,  aber  auch  durch  iu3:iS"'"  kommt 
nicht  Alles  ins  Reine,  weil  iirr',  gehörte  es  zu  diesem  Ver- 
bum,  von  dem  ursprünglichen  Verfasser  wohl  dicht  dahinter 
gesetzt  wäre.  Man  hat  die  Wahl,  das  fragh'che  Wort  für  ein 
verderbtes  Adjectiv  zu   nS"ia  zu  halten   (etwa  miDinn)  oder 


155 

für  eine  mit  dem  Suffix  D  auf  gleicher  Linie  stehende  Ver- 
deutlichung eines  ursprünglichen  "i^JJS'i. 

15.  "iC"-3  "riD""")  =  wurden  abgezählt,  *^"  im  Sinne  des 
lateinischen  subire.  Nur  in  dieser  Auffassung  scheint  "iSD'oa 
haltbar.  —  Das  "  vor  "a'i2:"'i<5p  bleibt  besser  weg  wie  in 
LXX  Syr.,  vgl.  zu  v.  31. 

16.  Hinter  '(23\N,  LXX  -rn,  erfordert  durch  ^iin  (The- 
nius).  —  D-^::n  t^.pbn.  Richtig  LXX  ö"'2^*n  'n  (Ew.).  Dass 
es  keine  Tücke  war,  wxnn  die  Fechtenden  aus  dem  Spiel 
Ernst  werden  Hessen,  behauptet  Thenius,  ausgehend  von  der 

irrigen  Meinung  pnü;  heisse  schlechthin  fechten.  Die  Materie 
der  Handlung  ist  gar  nicht  darin  hervorgehoben,  sondern  nur 
der  Character  des  bloss  Scheinbaren.  Unser  Spielen  ent- 
spricht vollständig  bis  auf  den  Punct ,  dass  es  nicht  xar 
t^oyr^v  vom  Kampfspiel,  sondern  vom  Schauspiel  gesagt  wird. 
Vgl.  Exod.  32,  6. 

21.  ^EymIlvov  ov.  Vielleicht  war  ool  beabsichtigt,  aber 
V.  22  wird  lb  bei  iio  nicht  übersetzt. 

22.  Kai  Ttcog  dgco  t6  tc^oglotzov  f.LOv  Ttqog  ^Icoaß  und   y,al 

7T0V  eOTi  zavra;  ejiLöTQecpe  TtQog  ^Icoaß  ist  Duplette,  wie  sich 

namentlich   aus   iTtloTQecpe  =  n:£  =  "»DD  vor  ftgog  L  ergiebt, 

und  natürlich  der  letzte  Satz  die  originale  Uebersetzung,  aber 
offenbar  nach  verderbtem  Texte.     Gegen  Thenius. 

23.  t^.^2nn  "»"inNa  Es  ist  nicht  zu  glauben,  dass  der  Me- 
tallbeschlag am  Ende  des  Lanzenschaftes  so  scharf  war,  dass 
er  durch  den  Bauch  hindurch  und  zum  Rücken  wieder  heraus 
drang,  und  übrigens  heisst  auch  "n  ■'"ni^  nicht  „das  untere 
Ende  des  Lanzenschaftes."  Es  wird  ein  Irrthum  vorliegen, 
den  ich  aber  nicht  zu  verbessern  vermag. 

24.  n'Ci^  ist  nicht  Appellativum  (Kanal,  s.  Buxtorfs  Tal- 
mud. Wörterb.),  da  es  keinen  Artikel  trägt,  sondern  Eigen- 
name. Sofern  Zusammenhang  zwischen  unserem  und  dem 
folgenden  Verse  obwaltet,  ist  rni<  rrJ3j  dort  der  selbe  Hügel, 
welcher  hier  n'OJ^i  tivn:*  heisst.  Der  Stat.  constr.  wird  auch 
dort  herzustellen  sein  ;  ob  aber  "'os^  oder  ?ini<  der  wahren 
Gestalt  des  Eigennamens  näher  kommt,  lässt  sich  nicht  aus- 
machen. —  Die  Worte  ■}":?3-3"~"f-i"i  kann  man  nach  dem  MT. 

nur  mit  "N^  verbinden.  Was  schon  an  sich  curios  ist,  einen 
Weg  wohin  zu  verwenden  als  Zielangabe,  wird  in  diesem  be- 
sonderen Falle  noch  curioser  dadurch,    dass  die  Verfolgung, 


156 

welche  von  dem  Teiche  bei  Gibeon  ihren  Ausgang  nahm,  jetzt 
nicht  etwa  schon  zur  Trift  von  Gibeon  gekommen  ist ,  son- 
dern nur  erst  auf  den  Weg  zu  dieser  Trift.  Der  Fehler 
steckt  in  M^J.  Dies  Wort,  hier  völlig  unbrauchbar,  weil  ebenso 
obscur  wie  n'05«i,  über  dessen  Lage  es  doch  Licht  verbreiten 
soll,  ist  entstanden  aus  n  "»^  (LXX),  vielleicht  unter  dem  Ein- 
flüsse appellativer  Deutung  von  n'üi<.  Mit  "pm  "»J  ist  nun 
zwar  die  Möglichkeit  abgeschnitten,  "lim  als  Stat.  constr.  zu 
fassen  und  mit  "^^^  zu  verbinden;  aber  mit  der  Verbindung 
"^nin  ■'J  ■'DE~b3'  hat  man  sich  einen  neuen  Knoten  geschürzt. 
Lösung  desselben  mittelst  Interpretierens  wird  nicht  gelingen, 
vielmehr  ist  "'-3  zu  streichen.  Von  einem  Hügel  erwartet  man, 
dass  er  '''^t'^b'J  einer  Ebene  liegt,  vgl.  Jos.  15,  8.  1  Sam.  13, 
18  und  sehr  viele  andere  Stellen:  so  erklärt  sich  die  Ein- 
setzung von  "'-^  sehr  leicht.  Zu  ^iin  ^jr^b;?  TOi^  vgl.  1  Sam. 
24,  4.  26,  3,  wo  „an  der  Strasse"  ebenfalls  als  Ortsbestim- 
mung benutzt  ist  —  die  Strassen  sind  eben  in  Palästina  un- 
veränderlich und  darum  so  gut  wie  Flüsse  geeignet,  die  Lage 
zu  fixieren. 

■j'^n;!  mi'c  zu  "li^^  zu  ziehen ,  würde  aus  sachlichen 
Gründen  nicht  gradezu  unmöglich  sein ;  es  ist  aber  viel  wahr- 
scheinlicher, dass  nach  dem  ^  des  ^li  ein  ^  ausgefallen  ist, 
zumal  es  sich  auch  darum  handelte ,  einen  Genitiv  zu  dem 
vermeintlichen  Stat.  constr.  ^^"  zu  gewinnen. 

25.  lieber  nni<  nyn:i  =  n^/a.s  ^3^:1:1  s.  zu  v.  24. 

26.  Statt  TJ^I  LXX  bloss  "3^.  —  Am  Schluss  ist  i^f^wv  für 
vf^wv  verschrieben,  wie  in  unzähligen  anderen  Fällen.  D:D■'r^^^ 
ist  origineller  als  D^■'r^^^. 

27.  ü'>7ibi<n  ''n,  LXX  nin''  ^h.    Vgl.  3,  35. 

29.  ]"n)nin  wird  auch  der  LXX  vorgelegen  haben  als 
•jh^D  =  TcaQareivovöa,  Bei  Ortsnamen  ist  dergleichen  am 
ehesten  begreiflich,  vgl.  Chaifa  Kaiphas,  Milano  Mailand,  Mars 
la  Tour  Marsch  retour  u.  a.     Einl.  S.  10  f. 

31.  Das  1  vor  "'^^^^a  fehlt  in  LXX  fänt^^)  und  hat  den 
Werth  von  dem  v.  15.  —  ^in^  am  Schluss  spottet  der  Erklä- 
rung, denn  weder  kann  das  Zahlwort  zerrissen  werden  —  es 
müsste  sonst  "ö^'i^i  auch  hinter  tTiNyS  stehen  — ,  noch  ist  „wel- 
che starben"  nach  "i^n  zulässig,  denn  auf  1,  4  wird  man  sich 
nicht  berufen  können.     Noch  weniger  Sinn  hat  Ttaq   aviov 


157 

der  LXX.  Welches  hebräische  Wort  hier  ursprünglich  ge- 
standen habe  und  ob  überhaupt  eins ,  ist  kaum  zu  sagen. 
Möglich ,  dass  "r''a  ursprünglich  zu  v.  30  an  den  Rand  ge- 
schrieben war ,  vgl.  den  Syr. ,  wo  es  als  Relativsatz  zu  'i23"'N 
passen  würde,  denn  'ipz'>'  erträgt  eine  solche  nähere  Bestim- 
mung und  lässt  sie  sogar  beinahe  vermissen. 

ill. 

1.  ■""■,  LXX  Kai  6  ol'/.og  JavLÖ,  dem  Vorangehenden 
und  Folgenden  conformierend  und  durch  den  Numerus  von 
"p'  vgl.  mit  D'Obri  zurückgewiesen.  Man  könnte  eher  ge- 
neigt sein,  rr*^  auch  nach  ]"3"i  zu  tilgen.     Vgl.  indes  v.  6. 

2.  Das  Ketib  scheint  ""i^^]'"  (s.  v.  5)  zu  beabsichtigen,  vgl. 
Nah.  1,  4.  2  Chr.  32,  30.  Thren.  3,  33.  53  und  vielleicht 
W.  90,  3  *).  —  S.NbD  ist  für  den  Sohn  der  Kalibbäerin  kein 
unerwarteter  Name,  gegen  den  Jalovia  der  LXX  und  ':^^i"D- 
der  Chronik  (L  3,  1)  nicht  aufkommen,  so  wenig  wie  Seraja 
8,  17  gegen  Sasa,  Mikaja  2  Chr.  13,  2  gegen  Maaka  1  Reg. 
15,  2  u.  a.  Wahrscheinlich  unterscheidet  er  sich  nur  durch 
die  Schreibweise  oder  durch  eine  geringe  Modificierung  der 
Aussprache  von  2"'"^?  der  Nebenform  zu  3*^3  (vgl.  LXX  1 
Sam.  30,  14).  —  "ri:;  reooiQ,  sonst  redöovq  (vi^  =  "ii:)  13, 
37.  15,  8.  1  Chr.  2,  23.  3,  2,  dagegen  reoiq  1  Sam.  27,  8. 
Jos.  13,  11.  13. 

5.  "■"  ti"i2:N  rhyj\  Hinter  ^i«^  erwartet  man  wie  v.  3 
den  Namen  des  ersten  Mannes,  nicht  Davids. 

6.  V.  6  b  schliesst  an  v.  1,  v.  2 — 5  sind  später  eingescho- 
ben und  V.  6  a  verdeckt  die  Fuge.  Vgl.  Thenius  und  zu 
2,  10  f. 

7.  Da  von  Isbaal  bisher  noch  gar  nicht  die  Rede  gewe- 
sen, so  ist  b"N*»r  ]3  b:^au:N  hinter  roN^"  (LXX)  nothwendig. 
Vgl.  w^eiter  zu  4,  1.  2. 

8.  n""in"i?  Ta:i<  fehlt  in  LXX,  wohl  als  unverständlich, 
denn  mit  "'^-^^  kann  der  Satz  nicht  abschliessen  9,  8.  —  Für 


*)  wegen  D"lt2i3.  Von  den  Stellen,  welche  Ewald  für  D")I2  cum 
perfecto  anführt,  besteht  keine  die  Probe.  Denn  Gen.  24,  15  ist  doch 
wegen  v.  45  höchst  verdächtig  und  zu  1  Sam.  3,  7  vgl.  meine  Erör- 
terung. 


158 

Ü"''^  wäre  l^^bn  wünschenswerth ,  denn  dem  Zusammenhange 
entspricht  am  besten  eine  Frage  mit  affirmativem  Sinne;  zu 
a-, "n  D-ibn  w^b-  vgl.  1  Sam.  14,  33.  20,  37.  Einl.  S.  15.  Anm. 
Will  man  nicht  ändern,  so  muss  man  jedenfalls  mit  dem  Syr. 
üvn  zum  vorhergehenden  Satze  ziehen.  —  rnN^b^^  -aal 
Ttegl  dS.  widerlegt  sich  dadurch,  dass  grade  LXX  nicht  ""^J^J^i 
und  vyi'Q,  sondern  Ü'^rt^^  und  d^3?")'/a  las:  diese  indetermi- 
nierten Plurale  können  nur  das  vorhergehende  in"'3  exponieren, 
lassen  sich  demselben  aber  nicht  auf  gleicher  Stufe  coordi- 
nieren.  Dagegen  spricht  auch  der  Wechsel  der  Präposition.  — 
"""    ""'^    ^ri"':i/2n  ,      LXX   rjvTO/nolr^oa  elg  tov  olyiov  Javid 

—  '-  n^nla  ■'Sn^ob^n,  s.  Thenius.  D^b^n  und  (~rz)  ^^Ti2t^ 
gelten  als  Aequivalente ,  vgl.  >Ql:i,Ä  des  Syr.  zu  uns.  Stelle 
und  LXX.  Zach.  11,  6;    --3  ^  =  n"'3a  versteht  sich  leicht. 

—  "pitTi  y,al  sTti^rjTeig  ov,  vgl.  1  Sam.  25,  17.     niDNn  *}■:? 
besser  wohl  LXX  -iiDwN  "3?. 

9.     Am  Schluss  LXX  ER.  noch:   ev  rij  r}(^i£Q(^  TavTrj, 

11.  Nach  "13'  fügt  LXX  das  Explicitum  Isbaal  hinzu. 

12.  Statt  yni<  ^'ob  würde  mindestens  erfordert  V"^^^^  ^^b, 
aber  auch  dann  widerstreben  die  Worte  der  Deutung.  An 
die  Möglichkeit,  dass  sie  nur  eine  Verschreibung  aus  l/2i<^b 
seien ,  welche  hinter  sich  und  vor  sich  zwei  andere  "i'Oi>^b 
hervorgerufen  habe,  hat  auch  Thenius  gedacht,  es  aber  doch 
vorgezogen,  den  MT.  wie   er  vorliegt  beizubehalten  und  das 

zweite  T/2t^b  nach  5,  6  zu  übersetzen  „das  sollte  heissen." 
Aber  aus  v.  13  ergibt  sich,  dass  in    "J"  n!n"ii  keineswegs  eine 

nur  vom  Erzähler  gegebene  Deutung ,  sondern  die  eigenen 
Worte  Abners  selbst  enthalten  sind.  nagaxQ^inci  Isycov  Jicc- 
d-ov  der  LXX  lässt  richtig  auf^")nnn  gleich  nrnD  n^üwsb  fol- 
gen; die  Worte  elq  Qaila^  oh  rjv  (ER.)  sind  klärlich  einge- 
schoben. Sie  entsprechen  dem  Y^^  "'"Ot:,  aus  la/uov  yrjv  ist 
ka/iiov  y  Tjv  (AI.)  und  daraus  Xccfiov  rjv  geworden.  Wie  Qat 
vor  Xafiov  entstand,  weiss  ich  nicht. 

13.  Nach  n^w^i^-i  LXX  Javcö.  —  0^^  ^2  und  ^^öb  (fehlt 
in  LXX)  ist  Duplette,  letzteres  soll  ersteres  wegen  der  unge- 
wöhnlichen Verbindung  mit  dem  Infinitiv  ersetzen.  Dieser 
ist  aber  seinerseits  wohl  bloss  aus  der  zweiten  Sing.  Perf. 
verschrieben.     Vgl.  Thenius. 

15.    ^23^i<  üv'ü  3  lies  mit  LXX  JTiD-'fc^  '*/a. 


159 

18.  Statt  TZ-n  LXX  richtig  ""*»r"N*. 

19.  "i:z>5""d:5.  Q;t  gehört  in  beiden  Fällen  nicht  zum  fol- 
genden Subject,  sondern  zum  vorhergehenden  Prädikat,  das 
Maqqef  ist  daher  gar  nicht  angebracht. 

21.  -irn^D",  LXX  rns.^-,  gegen  5,  3. 

22.  N2,  lies  DN2  (LXX);  vgl.  den  Anfangsbuchstaben  des 
folgenden  Wortes. 

24  f.  ^"1"'  :  Tibr, ,  LXX  Syr.  nri^  i<'br, ,  nothwendig. 
Auch  □"b'trn  der  LXX  hinter  1"?"'T  wird  richtig  sein,  wie  v. 
22.  23;  durch  den  falschen  Inf.  abs.  des  MT.  ward  es  aus- 
gestossen.     S.  Thenius. 

26.  "l:3^<  ■'"n>^  ^QÖg  Aß.  oTtlaco  ist  Duplette  wie  Gen. 
24,  5  f.i£T   ijiiov  OTtioa). 

27.  Mit  Recht  macht  Thenius  darauf  aufmerksam ,  dass 
wollte  Joab  heimlich  mit  Abner  reden  ,  er  ihn  nicht  mitten 
unier  das  Thor,  wo  sie  sich  unter  den  Passanten  befunden 
hätten  ,    sondern   abseits  führen  musste  ,    und  dass  also  statt 

T'^""'^^  mit  LXX  gelesen  werden  müsse  Ti"'~"~^<  (Lev.  1,  11. 
Num.  3,  29.  35).  Auch  das  Verbum  ■in"J"'  deutet  daraufhin. 
—  ^Ev€ÖQ£viov  beruht  kaum  auf  einer  anderen  Lesart  als 
•^htn,  —  Für  -r^nn  i-lD-i  bietet  weder  Deut.  22,  26  noch 
Jud.  15,  8  eine  genaue  Analogie  und  in  unserem  Buche  wird 
sonst  constant  gesagt  "nn^^N  2,  23.  4,  6.  20,  10. 

30.  Diesen  Vers  halte  ich  für  Interpolation.  Ihr  Zweck 
kann  nur  in  dem  gesucht  werden,  was  sie  Neues  bringt,  und 
das  ist,  dass  neben  Joab  auch  Abisai  als  Mörder  Abners  ge- 
nannt wird.  Damit  sollte  wohl  gerechtfertigt  werden  ,  dass 
David  V.  29  nicht  bloss  Joabs  eigenem,  sondern  auch  seines 
Vaters  Hause  flucht  und  auch  v.  39  von  den  Söhnen  Seruja's 
im  Plural  redet.  —  dta7taQ6Tr]QovvTO  für  "iJ^n  verdeckt  den 
Widerspruch  mit  v.  2G  ff. 

31.  ■':£-  =  ^^^  in  Rücksicht  auf? 

33.  ti'i^aiDn»  Dass  der  Stat.  constr.  von  iiVO  beabsichtigt 
sei,  ist  wegen  ^  wenig  wahrscheinlich.  Die  Punktatoren  ha- 
ben irgends  in  riVO  den  Infinitiv  anerkannt  wenn  ein  Geni- 
tiv folgt. 

34.  Ov  TtQoaijyaysv  ist  zu  streichen.  —  b"!:^,  LXX  "^^^S» 
S.  Einl.  S.  15. 


160 

36.  h'Z)^,  LXX  TtdvTa,  richtig;  denn  die  Uebersetzung 
„sowie  überhaupt  alles ,  was  der  König  that ,  dem  ganzen 
Volke  wohlgefiel"  lässt  sich  sprachlich  nicht  rechtfertigen  und 
ergibt  auch  für  den  Sinn  ein  Nimium.  Uebrigens  muss  man 
im  Texte  der  LXX,  zu  dem  1,  4  AI.  zu  vergleichen  ist,  ent- 
weder evcojtLOv  avTCüv  oder  evcoTttov  xov  Xaov  tilgen,  letzteres 
wird  durch  seine  wenn  auch  geringe  Verschiedenheit  von 
"n-b3  'ya    bestätigt. 

38.  b'nTi  ^Ü;  rjyovfxsvog  fxsyag. 

39.  "{Vo  rrAiD'/aT  ""p  kann  aus  sprachlichen  Gründen  nicht 
heissen :  „schwach,  obgleich  zum  Könige  gesalbt",  vielmehr 
müssen  die  beiden  Attribute  im  Sinne  harmonieren.  Also 
paraphrasiert  Ewald  III.  S.  161:  „wohl  lebe  ich  jetzt  in  Pal- 
lästen  und  bin  zum  Könige  gesalbt."  Diese  an  sich  sehr 
wohl  mögliche  und  von  Thenius  vergeblich  bekämpfte  Fassung 
von  "p  ist  hier  deshalb  nicht  anwendbar,  weil  1"i  den  graden 
Gegensatz  zu  Ü"'iDp  enthalten  muss.  Dann  aber  passt  dazu 
nicht  "b'/3  rni23üi ,  denn  „kaum  erst  gesalbt  zum  Könige" 
würde  das  Wichtigste  eintragen ;  und  also,  da  Ti  (LXX  avy- 
y^vrig  =  "")  und  D^UDp  sich  gegenseitig  beglaubigen,  so  muss 
hier  der  Fehler  stecken.  Aber  er  lässt  sich  schwer  verbes- 
sern, der  LXX  lag  er  schon  vor  (Kad-saTrjiAhog  vttö  ßaailicog 
:=  "i^'ü  ti'^'ä'ü ,  jedenfalls  wohl  ein  pass.  Partie,  im  Stat. 
constr.  zu  ib/S)»  Es  ist  möglich,  dass  nViT^,  einst  nuD'o  ge- 
schrieben, mit  nu3  zusammenhängt;  für  ^b'o  Hesse  sich  sehr 
leicht  '^V'^Ü  ändern,  so  dass  der  Sinn  wäre:  „zu  schwach 
und  niedrig  für  einen  König." 

IV. 

1.  b'iW  p  ^loßood-e'^)  V.  2.  Man  könnte  hier  sich  mit 
dem  einfachen  "i23  ]3  begnügen,  aber  in  v.  2,  wo  die  gleiche 
Variante  sich  findet,  ist  das  nicht  möglich;  und  auch  3,  7 
vgl.  v.  11  spricht  in  diesem  Falle  gegen  MT.  Die  Auslassung 
des  Namens  an  diesen  drei  oder  vier  Stellen  ist  im  höchsten 
Grade  auffallend  und  kann  weder  zufällig  sein  noch  auch 
bloss  aus  jener  Freiheit ,  von  der  Einl.  S.  20  gehandelt  ist, 
erklärt  werden;  sie  hängt  gewiss  mit  dem  Grunde  zusammen, 
welcher  auch  die  Verhunzung  von  Isbaal  in  Isboset  Schuld 


^)    li  für  la  ist  Verschreibung. 


161 

hat.  —  Nach  n-^i<  LXX  ^'^  p,  zum  Abschluss  passend  und 
hier  leicht  zu  übersehen. 

2.  ■'?^5<r  p,  LXX  richtig  "*ü  "a  lnm-u3\Nb;  s.  zum  vo- 
rigen Verse. 

V.  2  b.  3.  enthalten  eine  theilweise  noch  der  LXX  AI. 
mangelnde  Randbemerkung  ,  deren  Alter  zu  kennen  wichtig 
wäre.      Gittaim  —  die  Conjectur  Thenius'   r'/^"^   n5    verdient 

keine  Widerlegung  —  ist  eine  Stadt,  die  zuerst  und  einzig 
Neh.  11,  33  genannt  wird,  aber  zu  der  Zeit  Esra's  und  Ne- 
hemia's  existiert  daneben  auch  Beeroth  Esr.  2,  25.  Neh.  7,  29. 
Möglich ,  wenn  auch  nicht  grade  wahrscheinlich ,  dass  Gath 
Rimmon  Jos.  19,  45.  21,  24  in   späterer  Zeit  ebenso  Gittaim 

hiess ,  wie  Rama  Samuels  später  Ramathaim ;  vgl.  ]i^"i 
^^"xz^  V.  2. 

3.  b'J  a^ntn,  LXX  b.  Letztere  Präposition  ist  die  in 
dieser  Verbindung  gebräuchliche,  "^y  Hesse  sich  entweder  als 
bN  verstehen  oder  als  abhängig  von  dem  hier  in  a'iTnn  lie- 
genden Nebenbegriffe  des  Hinzukommens. 

4.  Die  Bemerkung  ist  für  eine  Glosse  zu  eigen thümlich, 
auch  als  Anknüpfungspunkt  für  c.  9  nicht  zu  entbehren.  Sie 
hat  hier  den  Zweck,  zu  zeigen,  dass  den  Stämmen  Israels 
nach  Isbaals  Ermordung  Niemand  aus  königl.  Geschlechte 
übrig  blieb,  dem  sie  die  Regierung  hätten  antragen  können 
und  enthält  also  eine  Voraussetzung  zu  5,  1  ,  deren  Stellung 

zu   beurtheilen  ist   wie   die  von   1  Sam.   14,  3.  —    nu:3~^£^ 

heisst  in  der  Chronik  richtiger  '->'3— ^l'O.     Vgl.  Einl.  S.  31. 

6.     Statt  "^npb    n^zn    "j-.n — -y    -J^n    n^m   Hes   mit   LXX 

nbpb  n-ian  t^ny'i-ä  nam.     Mit  tn">""iN3  stimmt  m^r:;  ziem- 

lieh  genau  ,    nur  aus  ^  ist  iJO  geworden ,    "]"  (=  3")   ist  aus 

^1^2"  entnommen.     Der  Einwand  Thenius'  gegen  "bpo  (fxa- 

d^aiQE,  vgl.  Jes.  57,  14,  wo  LXX  ""^pc  las  statt  ""C)  erledigt 

sich  durch  Ew.  S.  144  Anm.  1 ;  seine  eigene  Herstellung  lie- 
fert einen  Text,  der  weder  durch  LXX  bezeugt  wird  noch 
die  Entstehung  des  MT.  erklärt,  der,  wenn  er  etwas  Richti- 
ges sagen  soll ,  imaginäres  Hebräisch  ist ,  wenn  er  aber  als 
wirkliches  Hebräisch  aufgefasst  wird,  etwas  zur  Sachlage  gar 

nicht  Passendes  berichtet,  fr?"  lTT"p5  vermeidet  fast  geflis- 
sentlich das  Gute,  das  so  nahe  lag  und  „warum  sollte  nicht 
I3p"  auch  durch  Auslesen  reinigeti  heissen  können?"  ist  eine 
sehr  naive  Frage.  —  Für  UD"/2nn~'-i<  "nD"'  LXX  kviOTa^e  xat 

11 


162 

€X(x^£vÖ€.  Misverständnis  von  TdVOj  hat  die  mas.  Lesart  er- 
zeugt. Durch  die  LXX  gewinnt  man  nebenbei  den  Vortheil, 
dass  doch  nun  nicht  sämmtliche  Meuchelmorde ,  über  die  in 
2  Sam.  berichtet  wird  ,  durch  Stich  in  den  ^li-on  geschehen, 
während  übrigens  das  Wort  gar  nicht  vorkommt. 

8.    ^Ex  2aovX  bis  aTtsQ/ii.  avrov  ist  vielleicht  Duplette. 

10.  mirn  ib—^nnb  nuDwS  wäre:  „dem  ich  doch  hätte  Bo- 
tenlohn geben  sollen."  Das  würde  zu  der  Lesart  ■'3"'ya  IMISD 
stimmen ,  welche  LXX  statt  der  mas.  vryn  befolgen.  Es 
scheint  aber  nicht,  dass  David  meinte  dem  Amalekiter  Un- 
recht gethan  zu  haben ;  und  ich  möchte  vorschlagen,  das  "i^^^ 
zu  streichen  (s.  Einl.  S.  26)  als  entstanden  einer  falschen  Auf- 
fassung von  'h  "»nänb  zu  lieb,  welche  ihrerseits  aus  Verkennung 
des  ironischen  Sinnes  von  nliun  entsprungen  ist ,  vielleicht 
auch  Mlnb   zu  lesen. 

11.  Zu  i^^5  beim  indeterminierten  Nomen  (i25"'i^~ln^^)  vgl. 
Ewald  §.  277  d. 

12.  "ibn-'i  xal  hqe^.  avxovg,  ^T  inpb  fehlt  der  LXX, 
welche  bloss  l"i5p  liest.  —  p^iann  vlov  NrjQ. 

V. 

1.  n'OU^b  m'/it^":  so  unmittelbar  hinter  einander  selten 
20,  18.  Exod.  15,  1.  Num.  20,  3.  Gesenius  Thes.  S.  119b, 
Z.  13  ff.,  dagegen  sehr  häufig  so  wie  v.  6.  Jud.  15,  3  durch 
ein  Pronomen  oder  ein  anderes  Wort  getrennt.  Die  Bemer- 
kung, eins  von  beiden  Wörtern  sei  offenbar  überflüssig  (The- 
nius) ,  richtet  sich  übrigens  unterschiedslos  gegen  jede  Ver- 
bindung derselben  in  Einem  Satze  und  hat  somit,  wenn  sie 
practisch  verwerthet  wird ,  eine  ihrem  Urheber  wohl  unbe- 
wusste  Tragweite.     LXX  statt  I^Nb  avTOJ. 

3.    bu^TOJ^-b:^,  LXX  ''i2J^-b3-b3>;  vgl.  v.  5  u.  Einl.  S.  26. 

6.  Wenn  die  Chronik  (I.  11,  4)  hinter  thX'n'^  hinzufügt 
Ü^'DT  N''n,  so  geschieht  das  bloss,  um  den  Uebergang  von 
„Jerusalem"  auf  den  „Jebusiter"  zu  vermitteln.  Dem  ur- 
sprünglichen Verfasser  konnte  es  nicht  einfallen  zu  schreiben: 
Jerusalem  d.  i.  Jebus,  er  würde  natürlich  umgekehrt  geschrie- 
ben haben:  Jebus  d.i.  Jerusalem.  Die  Einsetzung  Din*'  5<"'n 
veranlasste  aber  auch  ■'D"a''n  ÜX"  für  "^n~bN,  wodurch  die 
Angabe  über  den  Zweck  des  Zuges  („gegen  den  Jeb.",  b^  =  b:') 


163 

verloren  geht.  Was  ferner  den  Werth  des  allerdings  richti- 
gen Explicitums  hinter  "'O^^'i  in  der  Chronik  betrifft,  so  siehe 
darüber  die  Einl.  S.  22  ff.  In  ihiserem  Falle  lässt  sich  ziem- 
lich evident  machen  —  was  freilich  schon  von  vornherein 
immer  die  nächste  Annahme  ist  — ,  dass  das  Explicitum  hier 
ursprünglich  nicht  stand.  Nemlich  der  letzte  Satz  in  v.  8, 
eine  jedenfalls  alte  Glosse,  setzt  das  nur  dann  mögliche  Mis- 
verständnis  von  v.  6  voraus,  welches  auch  Sjt.  Chald.  Vulg. 
theilen:  ^man  sagte  zu  David:  Du  wirst  nicht  hinkommen, 
wenn  du  nicht  die  Blinden  und  Lahmen  entfernst  *)."  — 
1"i"'on ,  LXX  dvTeoTr]Gav ,  was  den  Sinn  nicht  ändert  Das 
Perfektum  und  der  Singular  sind  schwerlich  richtig ,  lies 
Ti")"0>  —  "'yi  t^^s-»  n'-  "112 J^b,  Die  Worte  der  Jebusiter  sind 
klar  und  bedürfen  keiner  Deutung,  zudem  würde  dieselbe  in 
diesem  Falle  nur  einen  Theil  der  zu  deutenden  Worte 
(pzr^  ^<"2l^  Nb)  wiederholen.  Dem  Schriftsteller  kann  man 
sie  also  auf  keinen  Fall  zutrauen ,  einem  Leser  vielleicht 
eher  **) ,  doch  ist  es  auch  möglich ,  dass  der  Zufall  co- 
piert  hat. 

8.  Es  ist  aus  der  Stellung  des  Verses  deutlich,  dass  Da- 
vid die  Worte  ""J"  nria  '-n  erst  dann  (i<inn  üvn)  spricht, 
nac]ide?n  er  die  Burg  Zion  eingenommen  hat  (gegen  Chronik, 
Böttcher,  Thenius).  Sie  müssen  also  im  Allgemeinen  besa- 
gen, die  Vertheidiger  der  eroberten  Stadt  (=  die  Lahmen  und 
Blinden  v.  6)  seien  der  Willkür  der  Sieger  (^O-Q"»  n^^  bD) 
preisgegeben.  Für  das  nähere  Verständnis  kommt  es  ledig- 
lich auf  die  Deutung  von  n*:::  an,  welche  am  besten  ausgeht 
von  dem  Sinne  des  3  :?J:.  Dies  heisst  nemlich  auch  im  Hifil 
nicht,  wie  Ewald  IIL  S.  167  will  „stürzen  in"  —  wie  denn 
auch  "1"^  vielleicht  Felsen  ("3-)  aber  nicht  Abgrund  bedeu- 
tet —  selten  „berühren  mit  (LXX  Syr.)",  fast  immer  „rühren 
an."  Lässt  man  nun  diese  letztere  gewöhnliche  Bedeutung 
auch  hier  gelten ,  so  ist  i",:::  der  zu  berührende  Gegenstand 
und  wenn  zugleich  '  "J"  □"'ncsn^rt^i  Object  des  ^'J:  ist,  so 
muss  sich  das  mit  2  construierte  Object  zu  dem  mit  ^^^ 
construierten  verhalten  wie  der  bestimmte  Punct  zur  allge- 
meinen Sphäre   („einen  an  etwas   rühren").     Folglich  muss 


*)    Zu  dieser  Constniction  vgl.  3,  13. 
**)    Freilich  auch   einem   solchen  kaum :    es  sei  denn ,    dass    etwa 
■11 3^    für  "i""  (om.  LXX  AI.)  ?u  lesen  wäre. 

11* 


164 

■n2S  etwas  an  den  Blinden  und  Lahmen  Befindliches ,  mit 
anderen  Worten  irgend  ein  menschliches  Glied  sein  und  zwar 
ein  solches,  dessen  natürlich  unsanfte  Berührung  den  Tod 
bringt,  "n^ü  heisst  nun  Röhre  *)  und  Röhre  kann  ein  Vul- 
gärname vieler  Glieder  sein ,  z.  B.  der  Gurgel  oder  des  Hal- 
ses. Hitzig  deutet  es  als  Ohr  **)  (Geschichte  des  V.  Israel 
S.  39) :  es  bekommt  dadurch  der  Ausspruch  die  originelle  und 
witzige  Prägung,  welche  ihn  unvergesslich  machen  konnte, 

lieber  die  Glosse  am  Schluss  des  Verses  und  ihre  Ent- 
stehung s.  zu  V.  6. 

9.  Statt  "■"  ]13''"  LXX  richtig  '7^^"'">  denn  ttoIlv  ist  als 
Zusatz  aus  der  Chronik  zu  tilgen.  —  Der  Zusatz  hti"'  n^^'Pi 
'^^v^  "i^^'ir  tn^^  1  Chr.  11,  8  steht  zwar,  da  er  sachlich  Neues 
enthält,  nicht  auf  Einer  Linie  mit  den  übrigen  Erweiterungen 
des  Chronisten ,  weist  aber  in  hti  eine  Spur  sehr  später 
Sprache  auf  (für  das  alte  n3^)  und  erscheint  auch  historisch 
nicht  eben  glaubwürdig.  Es  gab  in  der  nachexilischen  Zeit 
ein  wie  es  scheint  auch  in  Jerusalem  ausgebreitetes  Geschlecht 
Joab,  welches  man  möglicherweise  mit  dem  Feldhauptmanne 
Davids  in  Verbindung  brachte. 

12.     inDb^"fl&^^3  las  der  Chronist  als   l]nDbü)nN:r5.    Durch 


*)  Die  Wurzel  l^iS,  namentlich  im  späteren  Hebräisch  vorkom- 
mend (s.  Buxtorfs  rabbin.  Wörterb.),  aber  keineswegs  dort  aus  aramäi- 
schen Quellen  stammend,  steht  neben  der  Wurzel  "n:S  und  T'Zi  grade 
so  wie  15 U  neben  "i^I3  und  bedeutet  drehen,  bohren,  schliesslich  ste- 
chen. Daraus  leitet  sich  für  die  Substantive  u.  a.  die  Bedeutung  „Röhre" 
ab ,  welche  die  mannigfaltigste  Anwendung  gefunden  hat.  ^^.  42,  8 
zweifle  ich   an   der  Richtigkeit  der  Lesart    "fTi^i;    —  man  hat  nach 

)Z  fia^  '^.  69,  3.  16.  Knös  ehr.  syr.  S.  115.  v.  117.  123  (=  l»j.*£,  1i<:5 
=  i^^ß)  zu  verbessern. 

**)  Aus  der  Yulgarität  des  Ausdrucks  (vgl.  unser  „Löffel")  würde 
sich  genügend  erklären,  dass  er  in  dem  erhaltenen  hebr.  Schriftthum 
in  dieser  Anwendung  nicht  weiter  vorkommt.  „Ohr"  ist  mit  „Röhre" 
leicht  genug  zusammenzubringen  —  auf  die  Berührung  mit  dem  himja- 

ritischen  g  LLo  möchte  ich  nicht  so  grosses  Gewicht  wie  Hitzig  legen, 
weil  sie  eine  gar  zu  vereinzelte  Erscheinung  ist.  Ein  directer  Zusam- 
menhang zwischen  dem  hebr.  und  himjar.  Worte  findet  schwerlich  statt, 
vielmehr  bildet  wahrscheinlich  die  „Röhre"  die  Brücke  zwischen  bei- 
den. —  Die  Conjectur  "1122  liegt  zwar  sehr  nahe,  ist  aber  gänzlich  zu 
verwerfen. 


165 


TiDb'C'C  verglichen  mit  f^.^^'^  lässt  sich  sehr  wohl  entscheiden, 
welches  die  ursprüngliche  Lesart  sei  (gegen  Bertheau). 

13.  Die  Ordnung  C'ii::"  D^JbS  kann  ursprünglicher  als 
die  umgekehrte  der  LXX  sein,  die  sich  sehr  leicht  als  Cor- 
rectur  begreifen  lässt.  Vielleicht  stand  hier  anfangs  nur 
D^^jbE;  vgl.  1  Chr.  14,  3.  —  Lies  üb-o-n^l:  nach  der  Chronik. 

15.  Das  zwiefache  Vorkommen  des  libr'b?^  sowohl  1  Chr. 
3  als  auch  1  Chr.  14  steht  w^ahrscheinlich  in  Zusammenhang 
mit  der  Verschreibung  von  "-"ü^bN  in  y'CO'bi^  1  Chr.  3,  6. 
Es  spricht  nicht  für  die  Echtheit  des  weiter  nicht  als  Perso- 
nenname bekannten  und  in  2  Sam.  fehlenden  r;-^;,  dass  er  in 
Verbindung  mit  dem  jedenfalls  irrthümlichen  ersten  Elifelet 
der  Chronik  auftritt. 

16.  :"""'"5N,  ursprünglicher  jedenfalls  1  Chr.  14,  7  V^by^, 
s.  zu  2,  8.  Die  LXX  haben  nicht  etwa  1  Chr.  14,  7  Vi->bi< 
gelesen ,  vielmehr  wird  Ehade  der  ed.  Rom.  widerlegt  nicht 
bloss  durch  BaXeydae  des  Frid.-Aug.  u.  Balhaöa  des  Alex., 
sondern  auch  durch  Baahuad-  der  ed.  Rom.  selbst,  welches 
sie  2  Sam.  5,  16  in  der  aus  der  Chronik  entnommenen  zwei- 
ten Reihe  der  Namen  von  Davids  Söhnen  bietet.  Vgl.  Jud. 
9,  46  rT'"2  bi^  statt  Baal  dcad-rJKi^g. 

17.  Den  Satz  n--::^-— "-jw^^  --ir  hat  der  Chronist  nicht  mit 
dem  Vorhergehenden  reimen  können  und  ihm  darum  alles  ge- 
fährlich scheinende  concrete  Colorit  genommen  I.  14,  8.  An 
einen  ursprünglichen  Zusammenhang  zwischen  dem  hier  be- 
ginnenden und  dem  vorhergehenden  Abschnitt  ist  nicht  zu 
denken ,    mag  man    übrigens    „die  Burg"   verstehen  wie  man 

will.  Versteht  man  den  Zion  darunter,  so  tritt  "'n'',  ein  Verb 
der  Betnegung ,  in  Widerspruch  zu  der  vorigen  Erzählung, 
wonach  David  vielmehr  schon  auf  dem  Zion  wohnte;  ist  aber 
die  Burg  hier  nicht  der  Zion,  so  kann  nicht  der  selbe  Ver- 
fasser unter  dem  selben  Worte  bald  dies  bald  das  verstehen, 
vgl.  V.  9.  Es  ist  also  in  alle  Wege  methodisch  falsch,  über 
den  Sinn  von  rrrci'Z'n  hier  nach  5,  9  entscheiden  zu  wollen*). 

18.  -nr-Jr-  v.  18.  22,  Chr.  rj^Z'>'  L  14,  9.  13,  ebenso  un- 
ter dem  Einflüsse  der  Chr.  auch  LXX.  Aber  I^IZDS  hat  in 
den  Büchern  Sam.  einen  Sinn,  der  hier  nicht  zu  gebrauchen 
ist;    dagegen  vgl.  zu   uJi^:   Jud.  15,  9. 

20.     Das  2  in  '-"23  wird  durch  LXX  (p^iyd)  bestätigt. 


")    In  Wahrheit  ist  n~2i'0n  hier  die  Bergfeste  AduUam. 


166 

21.  Man  hatte  keinen  Grund,  ün-Jlsü::?  in  Dn''nb^^  umzu- 
wandeln, dagegen  wohl  einen  für  die  entgegengesetzte  Aende- 
rung,  vgl.  zu  7,  23;  also  ist  Dn"'nb.^  der  Chr.  I.  14,  12  das 
Ursprüngliche. 

22.  p^y^  des  Chronisten  I.  14,  13  statt  D^^<S'^  ''^n  setzt 
voraus,  dass  man  von  v.  18  her  Bescheid  wisse.  Unmöglich 
kann  er  dem  Leser  zutrauen,  es  von  dem  Thale  von  Gibeon 
zu  verstehen,  von  dem  gar  nicht  die  Rede  war  (gegen  Mo- 
vers,  Unterss.  über  die  bibl.  Chron.  S.  243). 

23.  Hinter  nb:?n  LXX  Dn^-ipb.  Jedenfalls  ist  eine  Limi- 
tieruiig  des  nb^n  i^b  sehr  am  Orte,  vgl.  auch  die  Chr.  I.  14, 
14.  Uebrigens  wird  durch  diesen  Zusatz  der  LXX  das  fol- 
gende ün-'-ini^  b:<  des  MT.  als  Gegensatz  zu  ütni^npb  bestä- 
tigt, gegen  das  an  sich  schon  viel  weniger  signifikante  unp'py'ü 
der  LXX  und  Chr. 

24.  Statt  n->'::  lies  mit  der  Chr.  I.  14,  15  n"7y::n  wegen 
n^<.  —  nianVoa  i^iin  der  Chr.  für  fnnn  hat  den  selben 
Werth  und  ist  ebenso  zu  beurtheilen  wie  ihre  Aenderung  v. 
17.  V.  8.  Aehnlichen  Schlages  ist  zaraßijai^  Ttqog  avrovg 
der  LXX. 

25.  i^n-t-a,  richtig  LXX.  Chr.  I.  14,  16  P^r{ü,  vgl.  Jes. 
28,  21  (Thenius,  Hitzig).  Die  umgekehrte  Verwechslung  liegt 
vielleicht  1  Chr.  8,  29  vor.  Der  Ausgangspunct  Gibeon  er- 
klärt sich,  da  David  nach  v.  23  nicht  von  vorne  (Süden),  son- 
dern von  hinten  (Norden)  angreifen  sollte  und  angriff.  Ohne 
Rücksicht  auf  v.  23  zu  nehmen,  haben  Thenius  und  Bertheau 
(zu  1  Chr.  14,  16)  den  Vers  (]>"3r«^)  mit  Aufwendung  gründ- 
licher geographischer  und  militärischer  Gelehrsamkeit  mis- 
verstanden. 

VI. 

1.  113?  entsprang  aus  Misverständnis  von  ^^^l  (LXX)  als 
qc^i*»  1  Sam.  18,  29.  Exod.  5,  7.  Mit  C]0^i_  war  jene  Parti- 
kel fast  nothwendig  gegeben.  —  Die  Erhöhung  der  30000 
(MT.)  auf  70000  in  LXX  ist  mit  Nichten  zufällig,  vgl.  zu  1 
Sam.  11,  8. 

2.  Das  ^  vor  '^bv^  stammt  nicht  aus  der  Lesart  ^bV)2^ 
(LXX),  sondern  aus  dem  falschen  Verständnis  von  niiTi"»  "^bv^ 
als  „Bürger  Juda's" ,    welches  auch  Jos.  18,  14  zu  Grunde 


167 

liegt,  und  ist  nach  1  Chr.  13,  6  zu  streichen.  Kirjatjearim 
heisst  Jos.  15,  10.  11  und  1  Chr.  13,  6  n'^"^,  dagegen  Jos. 
15,  9  ni^n'>  b"2;  letztere  Form  wird  hier  herzustellen  sein. 
Dagegen  hat  man  nicht  den  Schatten  eines  Grundes,  die  Deu- 
tung von  Baal  Juda  auf  Kirjatjearim  aus  der  Chronik  her- 
überzunehmen. —  D-nb5<n  l-HwN.  V.  9.  10.  11.  15.  16.  17  hat 
sich  riin^  yni<  erhalten,  in  der  Chronik  I.  13  nirgends.  Dass 
"i'^by  zu  t<"p2  nu:i<  gehören  muss ,  bedarf  keines  Beweises  *). 
Auffallend  ist  allerdings  die  Distanz  vom  Eegens.  Ich  denke, 
der  ursprüngliche  Wortlaut  war  'Pb'J  D^  N"ipi  nu:^{,  vgl. 
Lev.  24,  16.  1  Chr.  13,  6**),  und  nachträglich  ward  D^, 
durch  die  weitläufige  Apposition  erklärt.  Habe  ich  darin 
Recht,  so  ist  aber  der  ganze  Relativsatz  späteren  Alters. 

3  f.  Die  irrthümliche  Wiederholung  der  Worte  von  "u3"n 
am  Schluss  des  v.  3  bis  n:'aJ3  v.  4  hat  nicht  bloss  den  Aus- 
fall von  „und  Uzza  gieng"  vor  ]""!i<  D:^  v.  4  veranlasst  (The- 

nius) ,  sondern  auch  die  Verw^andlung  des  Appellativs  ■■'^^;, 
welches  durch  die  Verderbnis  des  MT.  in  v.  4  seine  Beziehung 
verloren  hatte,  in  einen  Eigennamen  vn^.  Vgl.  meine  Diss. 
de  gentt.  Jud.  S.  15.  Anm. 

5.  ü-^-n^  ^:::;-bDn,  Chr.  I.  13,  8  entschieden  richtig 
D''n"n23D^  Tbr-bD2»  Cypressenhölzer  sind  keine  musikalischen 
Instrumente,  und  am  Anfang  stehe  das  Allgemeine,  dem  die 
Specialisierung  folge.  LXX  liest  wie  v.  14  Tzr-'bps  für 
t:— '-D2,  iv  layvl  ist  Duplette.  —  Wenn  für  D^:?::?r/3r31 
ü^b::b::'in  des  MT.  die  Chronik  n-n:::rn3T  ü'^nb^r'am  bietet 
und  LXX  D^b^bnai  D''rib:::üqi  (Thenius),  so  liegt  es  nahe  zu 
glauben,  dass  die  D"^3nb2itD  den  t^h:£^z>'X  entsprächen  und  dass 
man  die  unbekannten  'CT'SVS"^  mit  einem  bekannten  Instrument 
ersetzte.  Aber  die  dann  anzunehmende  Umstellung ,  gleich- 
massig  bei  LXX  und  Chr. ,  begreift  sich  dabei  nicht ,  auch 
sieht  man  nicht  ein ,  warum  D"b::b::  mit  D^Mb::)2  vertauscht 
sein  sollte,  denn  erstere  waren  keineswegs  zur  Zeit  des  Chro- 


*)     Thenius  mit  Aenderung  des  ü\23  1^  in  Q^  j  „woselbst  der  Name 

T 

des  H.  angerufen  wird,  der  über  den  Cherubim  auf  derselben  thront." 

**)    „über  welcher  ein  gewisser  Name  genannt  wird",  vgl.  die  ähn- 
lichen Indeterminationen  im  Qoran. 


168 

nisten  ausser  Brauch  gekommen.  Es  scheint  also  dennoch, 
dass  man  die  Ü^y^y^^  mit  den  d^nb:ria  und  die  d^bzib::  mit 
den  D-'b^bn  oder  )nn::::n  zusammenzustellen  hat.  Ist  ü^V2y:i)2 
möglich  —  und  nach  der  Etymologie  und  der  Erklärung  Tan- 
chum's  scheint  das  wohl  so  — ,  so  ist  es  hier  auch  richtig; 
dann  aber  gleichfalls  ü"'b::b:!:,  welches  Chr.  und  LXX  nach 
Ü"'nb::'a  nicht  brauchen  konnten  und  welches  durch  das  dop- 
pelte ^  von  lnT)::2:sn  und  das  doppelte  b  von  D"'b''bn  beglau- 
bigt wird. 

6.  „Eine  feste  Tenne"  genügt  dem  Sinne  nicht,  „die  feste 
T."  steht  nicht  da,    also  steckt  in  fi^^,    wie  LXX  und  Chr. 

richtig  sehen,  ein  Eigenname  *).  Die  wahre  Gestalt  desselben 
lässt  sich  hier  so  wenig  wie  2,  24  ermitteln ,  doch  wird  der 
Schlussbuchstabe  wohl  nicht  Resh  (LXX),  sondern  Nun  gewe- 
sen sein.  Die  Chronik  L  13,  9  liest  ]""'S  =  p^  =  ]";d  (s. 
Ü~p"i  :  ü^pn  V.  20) :  also  statt  des  doppelten  Nun  am  Schlüsse 
von  ]"1J  und  am  Anfange  des  Eigennamens  nur  ein  einfaches. 

7.  b'j;n""b:^.  Die  Bedeutung  des  chaldaischen  Nbu3  (er- 
ravit,  peccavit  imprudens)  kommt  dem  hebräischen  nbu3  nir- 
gends zu  und  würde  auch  in  unseren  Zusammenhang  nicht 
besonders  passen,  denn  es  würde  damit  Gotte  an  dieser  Stelle 
gleichsam  ein  Vorwurf  gemacht,  dass  er  jemanden  wegen  eines 
blossen  Versehens  tödtete.  Sprachlich  richtiger  ist  die  Deu- 
t.mg  Ewalds  „unversehens,  plötzlich",  vgl.  D'ibm  lob  15,  21 
und  t.Abi.A^bDj  sie  giebt  zudem  einen  völlig  angemessenen 
Sinn  **).  Doch  liegt  allerdings ,  wenn  man  1  Chr.  13,  10 
''"ijn  nbx  'n  bv  vergleicht,  der  Verdacht  nahe,  dass  b"*rn""by 
ein  Bruchstück  jenes  Interpretamen ts  der  Chronik  sei  (Bött- 
cher). 

7.  mn^  ^5Db  (LXX.  Chr.)  ist  ursprünglicher  als  'n^^  Ü? 
'NH;    vgl.  zu  1  Sam.  6,  20. 

8.  in*'")  könnte  aus  *i^^i  entstanden  sein  unter  Einfluss 
des  nn^i  V.  7,  doch  vgl.  Tuch  zu  Gen.  40,  6  und  Jud.  18,  25 
mit  1  Sam.  1,  10. 


*)    Zudem  kann  ich  mir  auch  unter  einer  „festen"  Tenne  im  Ge- 
gensatz etwa  zu  einer  beweglichen  nichts  Klares  vorstellen. 

**)  Thenius  ,  auf  der  Bedeutung  „Versehen"  fassend  ,  obwohl  er 
weiss  ,  dass  diese  nur  auf  unsere  Stelle  sich  gründet ,  meint  Ewalds 
„Mwversehens"  aus  „Versehen"  erklären  zu  müssen. 


169 

11.  Ö"t^  "2:?,  ein  zwar  sehr  auffälliger,  aber  durchaus 
bezeugter  Name.  Der  Träger  war  kein  Israelit,  Edom  also 
wohl  der  Name  eines  Gottes.  Vgl.  Henoch  als  Stammname 
in  Rüben  Midian;  möglich  auch,  dass  noch  mehere  auffällige 
Uebereinstimmungen  von  Namen  palästinischer  und  benach- 
barter Stämme  mit  den  Namen  Gen.  5  auf  diese  Weise  er- 
klärt werden  müssen. 

12.  Der  Zusatz  der  Vulgata  von  1590:  dixitque  David: 
Ibo  et  reducam  arcam  cum  benedictione  in  domum  meam, 
welcher  die  beiden  in  MT.  nackt  neben  einander  gestellten 
Thatsachen  pragmatisch  verbindet ,  gehört  dem  Hieronymus 
nicht  an,  s.  Vercellone  zu  d.  St.  Er  findet  sich  auch  in  me- 
heren  Handschriften  der  griech.  Bibel.     Gegen  Thenius. 

13.  Wenn  nach  dem  MT.  David,  nachdem  die  Träger  der 
Lade  sechs  Schritt  gegangen,  ein  Opfer*)  bringen  lässt,  so 
geschieht  es  zum  Danke  dafür,  dass  die  Lade  sich  willig  von 
ihrer  Stätte  fortbewegen  lässt,  ohne  abermal  Unheil  anzurich- 
ten, und  somit  der  Absicht  Davids  nichts  mehr  entgegensetzt; 
vgl.  1  Chr.  15,  26.  Von  Unmotiviertheit  ist  in  dieser  Angabe, 
wenn  man  sie  nur  versteht,  keine  Spur;  dagegen  ist  es  deut- 
lich,  dass  die  Uebersetzung  der  LXX:  „xat  f^oav  (.iet  avzov 
oLQovTeg  TTjv  yußwzdv  l/rra  yoqoi'^  aus  dem  Hebräischen,  wel- 
ches ihr  zu  Grunde  gelegen  haben  muss  (d''"^::  =  x^Qol), 
nicht  herausgelesen  werden  kann  und  auch  ,  falls  dies  der 
Fall  wäre,  noch  keinen  vernünftigen  Sinn  böte,  weder  an  sich 
noch  in  dem  Zusammenhange  mit  dem  Folgenden:  xal  d^vf-ia 
/iwoxog  y,al  aqveg. 

18.  ri-^'Vn,  vgl.  r^zv  v.  17.  Der  Wechsel  des  determi- 
nierten Singulars  mit  dem  indeterminierten  Plural,  in  LXX 
aufgehoben,  wird  auch  durch  die  Chronik  L  16,  2,   vgl.  v.  1, 

bestätigt   und    lässt   sich    erklären.      Vgl.    rw^T^   7,    2    mit 
nir-]"!   1  Chr.  17,  1. 

20.  Vor  n'Cwxr-  LXX  ^nrj-iarn.  —  Qip'in  der  LXX  statt 
D"'jP"!^  ist  ziemlich  nichtssagend. 

21.  Mit  Recht  fügt  Thenius  nach  LXX  hinter  n--"»  ''SSb 
l^  hinzu  ""H"'  t|i",2  "[v/iN  (der  Schreiber  des  MT.  sprang 
vom  ersten  mn"»  auf  das  zweite  über),  über  Tiip"!*  der  LXX 
nach  Tpn'J"  kann  man  zweifelhaft  sein. 


*)     natürlich   ein    einmaliges  ,     schon  wegen   der  Tempora   TT'l, 
TiVI  und  rQ.r\ 


170 

22.  Thenius  befolgt  hier  zwar  im  Allgemeinen  den  MT. 
(n^7^  .;.  •'nbpD  statt  nj^TD  ...  *'n:.b5  der  LXX,  n-:i::^<  ü)2^J 
statt  fis  iLiTj  öo^aG^^rjvai),  mit  der  Ausnahme  jedoch,  dass  er 
■'3''ya  nach  LXX  in  1"'3'':7I3  ändert.  Diese  Lesart  scheint  indes 
zu  erleichtern  und  in  Zusammenhang  zu  stehen  mit  der  wohl 
entschieden  unrichtigen  Coordinierung  von  "i^2?a  u.  "^n""D^i 
bei  LXX  (,,ich  werde  verachtet  sein  in  deinen  Augen  und  bei 
den  Mägden,  vor  denen,  sagst  du,  ich  meine  Ehre  nicht  ge- 
wahrt habe").  Auch  kann  ich  nicht  finden,  dass  dem  iDavid 
der  Gedanke  anstehe,  den  Thenius  nunmehr  gewinnt:  „die 
Mägde,  die  einfältigen  Gemüther,  werden  besser  als  du  meine 
Demuth  zu  würdigen  wissen  ,  was  mich  für  deine  thörichte 
Verachtung  schadlos  halten  wird,"'  Für  den  letzten  Satz  viel- 
mehr scheint  mir  durchaus  negativer  Sinn  erforderlich  (vgl. 
LXX)  und  also  Ewald's  üebersetzung  im  Recht:  „und  vor 
den  Mägden,  wovon  du  sagst  —  vor  denen  sollte  ich  meine 
Ehre  suchen?"  Hiezu  enthält  allerdings  Ewald's  Fassung  des 
Vorhergehenden  keinen  ganz  treffenden  Gegensatz  *) :  ich  weiss 
aber  keine  bessere  an  die  Stelle  zu  setzen. 

VII. 

6.  "^Tbvri,  Thenius  weiss,  dass  die  Versionen  aussprechen 
•'fibyn  und  dass  dabei  "l^.^^.  zu  supplieren  sei.  Und  woher 
dann  der  Stat.  constr.  Dr^ob  ?  Der  Hesse  sich  bei  der  Voka- 
lisation  ''Thvn  zur  Noth  erklären ,  wenn  ^'^^,  nicht  zu  sup- 
plieren ist ,  beweist  aber  vielmehr  die  Richtigkeit  der  Aus- 
sprache der  Punktatoren. 

7.  "»dm:  1  Chr.  17,  6  "'OSÜD,  richtig.  Vgl.  1  Sam.  14, 
18  ^3S  für  ^32',  2  Sam.  3,  34  Vzii  für  b23,  10,  16.  18  TiiüJ 
=  1£-,^  1  Chr.  19,  16.   18.     S.  Einl.  S.  15. 

V.  8  ff.  Da  für  die  Textkritik  des  Folgenden  mehrfach 
die  Auffassung  des  weiteren  Zusammenhanges  entscheidet,  so 
lege  ich  meine  Ansicht  darüber  in  der  Kürze  hier  vor.  Es 
sind  in  den  Worten  Nathans  drei  Absätze  zu  unterscheiden. 
Der  erste  von  "TTiripb  •'3i«i  v.  8  bis  T'3S^  v.  9  umfasst  die 
Präterita.  Der  zweite  erstreckt  sich  von  dem  ersten  Futu- 
rum **)  TT'ir:?"!   V.  9    an   bis  zum  Athnach  v.  11.     Der  dritte 

*)  „Wenn  ich  vor  Jahwe  spiele,  so  schätze  ich  mich  noch  zu  ge- 
ring dafür  und  komme  mir  zu  niedrig  vor"^  — 

**)     Ich  brauche  nicht  zu  sagen,  dass  diese  Namen  sich  nur  auf  den 
Sinn  der  Verba,  nicht  auf  ihre  Formen  beziehen  sollen. 


171 

hebt  an  mit  v.  Hb  und  schliesst  mit  v.  16.  Fussend  auf 
dem,  was  Jahwe  schon  gethan  (v.  8b.  9a),  knüpft  Nathan 
daran  zunächst,  was  nächste  und  natürliche  Folge  davon  ist 
und  sein  wird  (v.  9b— IIa),  um  dann  mit  der  eigentlichen 
Weissagung  (IIb— 16)  das  Ganze  zu  krönen. 

8.  Das  sehr  seltene  nnx'o  (statt  ^"]"^^^,  vgl.  1  Chr.  17, 

7)  wird  grade  für  unsere  Stelle  durch  ^.  78,  71  in  auffallen- 
der Weise  bestätigt. 

9.  bi-rjj  hinter  öi:  fehlt  mit  Recht  in  LXX  und  Chr.  I. 
17,  8;  denn  es  schwächt  die  Bedeutung  der  folgenden  Worte, 
aus  denen  es  leicht  entstehen  konnte. 

IIa.  Die  Copula  vor  avn""]^'::  nöthigt  dazu,  die  Unter- 
drückung nrcN-.z ,  von  der  vorher  die  Rede  gewesen,  zu  ver- 
stehen von  der  ägyptischen  Gefangenschaft :  aber  es  liegt  un- 
serem Zusammenhange  nicht  nahe ,  diese  zur  Vergleichung 
heranzuziehen.  Das  i  wird  wohl  fehlerhaft  die  Tage  der 
Richter  von  den  Tagen  im  Anfang  unterscheiden,  vgl.  EinL 
S.  26.  „Von  dem  gegenwärtigen  Augenblicke  an  zurück  bis 
zu  dem  Tage"  bedeutet  bekanntlich  DT'n—'j'ob  nicht.  —  Im 
Folgenden  lies  mit  Ewald   "PD^i^^^pD'/a  ib  ■'rirr'jm,  nach  dem 

O  T  I  I  ' 

Zusammenhange  und  wegen  v.  9.  Die  Betonung  ''nn"':n7  ist 
ein  deutlicher  Nothbehelf. 

1 1  b.  Der  dritte  Absatz  der  Weissagung  wird  in  der  Chro- 
nik I.  17,  10  eröffnet  mit  den  Worten  1"  "''-"^V  In  der 
That  passt  in  den  Zusammenhang  nur  das  Präteritum,  wel- 
ches auch  durch  v.  21  ^"i2"7  bestätigt  wird.  Die  Einsetzung 
des  Explicitums  „Jahwe"  in  2  Sam.  beurtheilt  sich  nach 
Einl.  S.  22  f. 

12.  Am  Anfang,  vor  "'is^  ist  T^'^^i  (nach  ninj'  am  Ende  des 
vorhergehenden  Verses)  ausgefallen;  richtig  LXX.  Chr.  I. 
17,  11. 

13.  Es  ist  hier  im  Allgemeinen  von  dem  Collektivum  des 
Hauses  Davids  die  Rede,  i^nT  ist  v.  12  nicht  so  viel  als  p 
und  die  Worte  v.  14  ff.  verlieren,  auf  Salomo  eingeschränkt, 
das  beste  Theil  ihrer  Bedeutung:  sie  müssen  unter  jeder  Be- 
dingung auf  die  Davidische  Dynastie  im  Ganzen  bezogen  wer- 
den, im  Gegensatz  zu  der  Sauls  v.  15.  So  versteht  sie  denn 
auch  David  v.  19,  so  der  Dichter  von  ^.  89,  der  die  Singu- 
lare 2  Sam.  7,  14  ff.  in  den  Plural  überträgt  v.  30 — 33,  so 
endlich  der  Bearbeiter  des  Buchs  der  Könige  in  Stellen  wie 
1  Reg.  2,  4  u.  a. 


172 

Darnach  bemisst  sich  auch  das  Verständnis  von  v,  13, 
dessen  Aussage  nach  unserem  Gefühle  allerdings  nur  von  Sa- 
lomo  gelten  kann.  Der  Hebräer  ist  stark  darin,  personificierte 
Collektiva  als  einheitliche  Personen  anzusehen  *)  und  sie  dann 
auch  zum  Subject  von  Handlungen  zu  machen,  die  wir  immer 
nur  dem  Concretum  beilegen  können,  z.  B.  Jud.  11,  1  —  3. 
Uebrigens  leugne  ich  nicht ,  dass  ich  unsern  Vers  streichen 
würde,  wäre  nicht  1  Reg.  5,  19.  Denn  abgesehen  davon, 
dass  er  vor  v.  14  ff.  stehend  doch  immer  verwirrend  auf  die 

Deutung  des  2?"iT  wirkt,  bildet  er  auch  einen  ganz  schiefen 
Gegensatz  zu  niz;:?"  tvo^  v.  11,  der  die  Ader  der  wahren  Pointe 
durchschneidet,  und  seine  Aussage  gehört  überhaupt  nicht 
hieher ,  wie  denn  auch  Davids  Dankgebet  keine  Rücksicht 
darauf  nimmt.  Zu  beachten  ist  schliesslich,  dass  v.  13b  die 
Schlussworte  von  v.  12  wenig  verändert  wiederholt. 

14.  Die  Copula  in  ""'innDm  ist  nicht  bloss  unanstÖssig, 
sondern  nothtvendig;  wenn  Thenius  sie  streicht,  so  streicht  er 
damit  zugleich  das  Futurum. 

15.  -1-0%  lies  mit  LXX  Chr.  I.  17,  13  n-'DN.  Vgl.  n|r  = 
np^  1  Sam.  2,  15,  nN-i"'  =  nNn.^  Jud.  5,  8  **).  Am  Schlüsse 
ziehe  ich  mit  Bertheau  den  Text  der  Chronik  vor:  ^"^^^0 
T-'jSb  n-'-  I.  17,  13.  Denn  was  den  Text  in  2  Sam.  betrifft, 
so  ist  die  Wiederholung  des  ''tri^On  dem  ursprünglichen  Vf. 
nicht  zuzutrauen  und  übrigens  passt  dazu  nur  "'^sb'a  (LXX), 
so  dass  also  l"'3£blQ  für  die  Chronik  Zeugnis  ablegt.  b"^^?^2J 
aber  ward  deutlich  eher  eingesetzt  als  ausgelassen  und  noch 
LXX  haben  es  auch  in  2  Sam.  nicht  gelesen.  Die  Verschwei- 
gung des  Namens  beruht  auf  feinem  Gefühl. 

18.  n"i;"'"i,  ebenso  LXX.  Chr.  I.  17,  16,  so  dass  die  Les- 
art festzustehen  scheint. 

19.  Für  m-n  riwNT-  lies  mit  Hilfe  der  Chronik  I.  17,  17 
n-iT:  -»at^nriT  ***) ,  vgl.  Ewald  III.  S.  180  und  Bertheau.     Auf 


*)  Z.  B.  wird  Ez.  16  Jerusalem  seit  der  Gründung  trotz  des  Wech- 
sels der  Bevölkerung  als  Eine  moralische  Person  aufgefasst.  Denn  v.  3 
geht  auf  Jebus,  deren  chittäische  Urbevölkerung  als  durch  Amoräer  be- 
herrscht vorgestellt  wird,  vgl.  meine  Diss.  S.  12  u.  z.  B.  Exod.  1,  wo 
der  Versuch,  Israel  zu  entnationalisieren,  dargestellt  wird  als  Versuch, 
es  zum  Weibe  zu  machen. 

**)  Ilitzig's  Behauptung  (zu  '1'.  89,  34),  LXX  drücke  deutlich  ^^S^< 
aus,  verstehe  ich  nicht.     Vgl.  vielmehr  Trommius  unter  MfCaiTjfxi  30). 

***)    vielleicht  auch  "»ni^  ^^nr^■u 


173 

riT"  statt  des  in  die  Sprache  der  Bb.  Samuelis  nicht  pas- 
senden "T  führt  das  schliessende  Taw  in  t^n't^  und  der  Sinn. 
Wenn  □"i^r:  richtig  ist ,  so  wird  man  auch  ~*""?2"^  aus  der 
Chronik  aufnehmen  müssen,  das  freilich  aussieht  wie  Inter- 
pretation. Der  Gedanke  ist  in  dieser  Fassung  nicht  „völlig 
modern"  (Thenius);  denn  die  Enthüllung  der  Zukunft  hat 
doch  die  Alten  ebenso  sehr  interessiert  wie  uns.  Auch  ist 
in  nuce  schon  der  gleiche  Sinn  in  p".rTi"a~  enthalten,  und  ist 
etwa  die  Chronik  „völlig  modern?" 

21.  Ist  ~nb2'  echt,  so  wird  damit  T^^'  gegen  Ttd:^  der 
LXX  u.  Chr.  I.  17,  19  bestätigt  (vgl.  v.  IIb).  Indes  LXX 
las  1^*2"  nicht,  denn  y.al  zarä  ttjv  yiaoölav  oov  eTtolr^oag  ist 
eine  der  Chronik  entstammende  Duplette ;  dann  entschiede 
""mT  •"'""r;:;  am  Schluss  für  "~33'. 

22.  D^nbx  n-n-'  steht  in  der  Chronik  überall  für  "'^-t^ 
mn"'  unseres  Textes;  hier  und  v.  25  ist  es  auch  in  diesen 
letzteren  eingedrungen,  wie  1  Sam.  6,  11.  17  D^'in::.  LXX 
ER.  hier  und  v.  25,  AI.  bloss  v.  25:  'AvqU  (.lov,  sonst  y.vqie 
fiov  y.vQie. 

23.  Lies  "'l^^^  ^"J  mit  LXX  und  wegen  'h'^trntb  den  Sing. 

'n'jn  vor    dem   artikellos  zu  belassenden  DTibJ^,    weiter  ünb 

nV)":!  und   endlich   "Pnbw^-  ^-J  riv  "E'O  ui-ijb    z.   Th.   nach 

LXX  und  Chr.  I.  17,  21  mit  Streichung  des  Relativsatzes*). 
So  Geiger,  Urschrift  S.  288,  der  in  überzeugender  Weise  dar- 
thut,  wie  aus  diesem  ursprünglichen  Texte  die  verschiedenen 
Modifikationen  des  jetzigen  entstanden  seien.     „Während  man 

nach  einer  Seite  den  Sing,  "b-  (weil  von  heidnischen  Götzen 
die  Rede)  in  den  Plural  umwandelte,  nahm  man  andererseits 
wieder  Anstand,  selbst  nur  zu  supponieren,  dass  ein  anderer 
Gott  ein  Volk  sich  erwählen  und  ihm  Grosses  erweisen  könne 
und  man  bezog  Alles  wieder  auf  den  wahren  Gott  und  auf 
Israel,  daher  ""  ar:;b  in  Chr.,  während  der  Text  in  Sam.  '^ 
erhalten  hat,  D-b  und  "ili^b  in  Sam.,  "'^3?  und  der  Zusatz 
W^l'arj    (-■■?)    n-'-r    -1-:;^    in   beiden,    und  endlich,    da  vor 


*)  Also:  „Und  welches  ist  wie  Dein  Volk  Israel  ein  anderes  Volk 
auf  Erden,  welches  ein  Gott  gegangen  wäre  sich  zu  erkaufen  zum  Volk, 
ihm  einen  Namen  zu  machen ,  ihnen  Grosses  und  Furchtbares  zu  er- 
weisen ,    vor  seinem  Volke   zu   vertreiben  ein  anderes  Volk  und  seinen 

Gott."    Vielleicht  ist  am  Schluss  ÖTibi^"    D'IJ»    zu   lesen  nach  LXX 
axrjvojfiarcc,  vgl.  Geiger  a.  a.  0.  S.  289  f. 


174 

Israel  nicht  bloss  ein  Volk ,  sondern  mehere  vertrieben  wur- 
den, noch  D^"J,  das  für  die  Chronik  allgemein  bezeugt,  für 
Sam.   nicht  sicher  ist.     Nachdem  der  ganze  Satz  nun  diese 

Wendung  genommen,  war  freilich  die  Correctur  "-b"  grade 
wieder  störend  und  die  talmudischen  Autoritäten  und  das 
Targum  suchen  den  Plural  verschiedentlich  zu  deuten." 

VIII. 

1.  Für  l-i)2i^n  Jim  las  die  Chronik  n'üi^n  nj  und  glaubte, 
die  Hervorhebung  des  Metropolischarakters  jener  Stadt  könne 
hier  nur  andeuten  sollen,  dass  sie  auch  Namens  „ihrer  Töch- 
ter" genannt  sei:  daher  rj"'*^^^^  ^5  1  Chr.  18,  1.  Trjv  d(po)' 
QLa/iiavr^v  der  LXX,  wenn  es  nicht  bloss  räth,  könnte  zurück- 
gehen auf  n^nJinia.    Durch  beide  Varianten  würde  'n)2i<n  JDia 

bestätigt.  Die  Poesie  des  Wortes  würde  der  freudigen  Stim- 
mung des  israelitischen  Geschichtschreibers  wohl  anstehen: 
übrigens  dürfte  Thenius  in  Verlegenheit  gerathen ,  wenn  er 
angeben  sollte  ,  welche  prosaische  Bezeichnung  dem  Hebräer 
für  die  gemeinte  Sache  zu  Gebote  gestanden  hätte  —  jeder 
frisch  für  einen  neuen  Begriff  geprägte  Ausdruck  der  Sprache 
ist  poetisch,  vgl.  z.  B.  14,  20:  na-n  ^3S— n.s  nso.  Und 
etwas  „sehr  Concretes" ,  d.  h.  etwas  ganz  Vereinzeltes ,  wie 
etwa  die  Eroberung  von  Gath,  erwartet  man  nach  D3'"'iD''l 
zum  Schlüsse  nicht,  sondern  etwas  Zusammenfassendes,  All- 
gemeines. 

3.  Es  ist  unrichtig,  wenn  Thenius  behauptet,  ""'  n"'u3n 
werde  mit  bv  construiert,  solle  es  heissen  „die  Hand  wohin 
wenden";  vielmehr  bedeutet  es  in  diesem  Falle  immer  nur 
„die   Hand  gegen   (einen  Feind)   kehren",    was   deutlich  hier 

nicht  passt.  3  oder  bN  (1  Sam.  14,  27)  sind  in  unserem  Zu- 
sammenhange die  einzig  möglichen  Präpositionen  und  in  der 
Bedeutung  von  i"'  n'>'c:n  liegt  nichts ,  was  die  Construktion 
mit  2  verhindert.  —  Für  die  von  Thenius  und  Bertheau  vor- 
gezogene Lesart  der  LXX  und  Chr.  zi^::n  lässt  sich  anführen, 
dass  sie  augenscheinlich  keinen  Sinn  gibt  und  also  3"'iDn  der 
Erleichterung  verdächtig  ist.  Wollte  man  aber  so  entschei- 
den, so  müsste  man  wenigstens  nachweisen,  dass  in  diesem 
Falle  der  Augenschein  trügt.  Dieser  Nachweis  wird  weder 
von  Thenius  noch  von  Bertheau  versucht  und  möchte  schwer- 
lich gelingen.    ""'  a^:£n  heisst   1  Sam.  15,  12  „ein  Denkmal 


175 

errichten";  das  ist  die  einzig  gesicherte  Bedeutung,  die  hier 

wegen  des  Suffixes  "i""'  nicht  anwendbar  ist.  Wollte  man  aber 
die  Uebersetzung  „seine  Macht  befestigen"  gelten  lassen,  so 
befestigt  man  nirgendwo  seine  Macht,  man  habe  sie  denn  dort 
vorher:  dann  würde  also  Ewald  Recht  haben,  der  als  Subj. 
Hadadezer  ansieht.   IIL  S.  204.   —     Der  Fluss   (lies   nnaa), 

von  dem  hier  die  Rede  ist,  wird  der  gleiche  sein,  wie  der 
10,  15  erwähnte,  nemlich  der  Eufrat;    s.  zu  10,  15. 

4.  Liest  man  mit  LXX  Chr.  a^")  hinter  dem  ersten  C]b^^, 
so  müsste  man  offenbar  33"i  und  Ü'>^"iE  als  besondere  Waf- 
fen unterscheiden.  Das  verbietet  aber  der  Schluss  des  Verses, 
denn  David  lähmt  bloss  3j"n~bD~n?< ,  und  es  bleiben  doch 
auch  bloss  hundert  3:d"i  und  nicht  etwa  ausser  diesen  alle 
Reitpferde  übrig.  Es  ist  also  klar,  23"i  am  Schluss  umfasst 
auch  die  Pferde  der  □"'•crns  und  ist  in  einem  ganz  allgemei- 
nen Sinne  gebraucht.  Aus  diesem  Grunde  ist  die  Einschie- 
bung  von  23"i  hinter  ^b^^  falsch;  um  so  mehr,  als  nur  sie 
dazu  genöthigt  hat,  die  700  in  7000  zu  verwandeln.  Vgl. 
weiter  zu  10,  6.  18. 

7.  Der  Zusatz  der  LXX  über  den  späteren  Verbleib  der 
Trophäen  stammt  aus  1  Reg.  14,  25  ff.  und  ist  wie  die  ähn- 
lichen V.  8.  14,  27.  24,  25  nicht  anders  zu  beurtheilen ,  als 
die  aus  Jud.  1  entlehnten  Bemerkungen  zum  Josua  (16,  10. 
19,  47),  die  zum  Theil  auch  in  den  MT.  ihren  Weg  gefunden 
haben.  —  b.x  vor  "^la:?  =  bv, 

8.  n"J3,  LXX  Chr.  nn-J,  ebenso  Gen.  22,  24.  Vgl.  Revue 
Archeologique  1861.  IV.  S.  356. 

9.  ^"in  (LXX  Chr.)  ist  bezeugter  und  sprachlich  wahr- 
scheinlicher als  ^"I^,  welches  zudem  leichter  aus  jenem  ent- 
stand als  umgekehrt. 

10.  DTP,  LXX  Chr.  richtig  Dn-in.  Hinter  n'-anbü  ist 
natürlich  nach  LXX  Chr.  "'3^!  zu  tilgen. 

11.  ^-^'pr^  TtL\x  wird  als  richtig,  NÜ;3  -iiL\^  der  Chronik 
als  falsch  erwiesen  durch  V~i2:'0  v.  12.  Den  Grund,  wegen 
dessen  Bertheau  die  Lesart  der  Chronik  verwirft,  verstehe 
ich  nicht. 

12.  Qn.^'O,  LXX  Chr.  tD-N^.  Vorgleicht  man  vv.  12.  13 
mit  1  Sam.  14,  47  v.  48,  so  wird  man  geneigt,  Q'J^^'?  vorzu- 
ziehen, zumal  hier  offenbar  eine  vollständige  Aufzählung  der 
besiegten  Völker  beabsichtigt  ist.     Dass   mit  Aram  schlecht- 


176 

weg  gemeint  ist  Aram  Dammeseq,  verursacht  nach  v.  5  keine 
Schwierigkeit ;    wohl   aber  spricht  die   Reihenfolge   mehr  für 

13.  Bertheau  stellt  den  ursprünglichen  Text  aus  den  sich 
ergänzenden  Resten  ,  die  in  2  Sam.  u.  Chr.  enthalten  seien, 
also  zusammen :  irn^n^  "D-m  ü""^^— )nN  rön  n'>'nT~p  nj^n 
qbw^  -lir:'  nri-c^  nVon  ^^^;i^  ün^^-n.N.  Dieser  Text  erklärt 
erstens  die  Entstehung  des  Verderbnisses  in  2  Sam.  nicht 
und  nöthigt  zweitens  zu  falscher  Verbindung  des  nVon  N^ja. 
Unmittelbar  vor  „im  Salzthal"  kann  nur  gestanden  haben 
„er  schlug  Edom."  Wollte  man  in  der  \Veise  Bertheau's 
combinieren  ,  so  müsste  jedenfalls  D"i"iiS~"ln?^  riDn  den  Platz 
wechseln  mit  Ü"!i<  —  "D"1233.  Aber  so  liesse  sich  wiederum 
nicht  die  Entstehung  der  Lesart  in  der  Chronik  begreifen. 
Wahrscheinlich  ist  also  statt  ifiiDn'a  iniiDn  einfach  mit 
LXX  7^^^^  inpn^  zu  lesen,  was  ja  auch  das  Bezeugteste  ist. 
Weiterer  Aenderung  bedarf  es  nicht.  Macht  man  den 
Joab  V.  13  zum  Subject,  so  hat  man  ihn  als  solches  auch  v. 
14.  In  einem  Capitel  ferner,  wo  übrigens  Alles  dem  David 
persönlich  gut  geschrieben  wird ,  was  nach  c.  10  nur  unter 
seiner  Regierung  geschah,  thut  man  nicht  gut,  an  dieser  ein- 
zigen Stelle  von  einem  Siege  Joabs  berichten  zu  lassen,  noch 
dazu  nach  den  Worten  D^  "11  12D>'"'1  (vgl.  die  überhaupt  sehr 
ähnliche  Stelle  1  Sam.  U,  48  b^n  izj:?-'"). 

n:"/üi23,  ^.  60,  2  D"'jU3,    eine  Verwechslung,    die  offenbar 
geschriebene  Zahlwörter  voraussetzt. 

17.  2"::"'n>5~'p  p*":::".  Diese  Angabe  widerspricht  den 
übrigen  Nachrichten  der  geschichtl.  Bb. ,  angenommen,  dass 
mit  Ahitub  jener  Enkel  Kli's  1  Sam.  14,  3  gemeint  sei.  1) 
Der  Vf.  von  1  Sam.  2,  30—36  kann  den  Sadok  nicht  zum 
Hause  Eli's  gerechnet  haben  —  v.  36  passt  nicht  auf  ihn, 
dagegen  auf  das  Haar  v.  35.  2)  Das  Priestergeschlecht  zu 
Nob  ist  eben  das  selbige,  welches  früher  in  Silo  ansässig  war. 
Nicht  etwa  blos  ein  Zweig  der  Familie  Eli's,  neben  welchem 
der  Stamm  in  Silo  fortbestanden  hätte  —  denn  das  Gottes- 
haus in  Silo  wurde  in  Folge  der  Schlacht  von  Ebenhaezer 
zerstört  und  blieb  als  schauriges  Beispiel  des  Gottesgerichts 
in  Trümmern  liegen  Jer.  7  *).      Nun  erzählt  aber  1  Sam.  22, 


*)  Da  die  Zeit,  wo  das  Gottesbild  Micha's  in  Dan  verehrt  wurde, 
jedenfalls  mit  Jerobeam  I.  abläuft,  so  hat  die  Zerstörung  Silo's,  von 
der  Jeremia  redet,  nicht  nach  der  Spaltung  des  Reiches  statt  gefunden. 


177 

dass  von  den  erwachsenen  Priestern  zu  Nob  nur  Ebjathar 
dem  Blutbad  entronnen  sei,  welches  Saul  unter  ihnen  anrich- 
tete. 3)  1  Sam.  2,  30—36  und  1  Sam.  22  bestätigen  sich 
gegenseitig  und  bestätigen  auch  die  Deutung  1  Reg.  2,  27. 

Also  ist  Ahitub  hier  nicht  der  Sohn  Pinehas',  doch  aber 
auch  ein  diesem  gleichzeitiger  angesehener  Priester  etwa  in 
derselben  Gegend?  Unsere  Stelle  ist  vielmehr  mit  Absicht 
verderbt.  Das  machen  die  folgenden  Worte  wahrscheinlich. 
Die  Verstellung  „Ahimelech,  der  Sohn  Ebjathars"  kann  nicht 
gut  zufällig  sein;  es  wäre  unter  dieser  Voraussetzung  zu  son- 
derbar, dass  sie  gleichmässig  in  allen  Textesrecensionen,  auch 
in  der  Chronik,  vorliegt.  Nun  finden  wir  2  Sam.  15,  24  ff. 
das  Bestreben,  den  Ebjathar  gegen  Sadok  in  den  Schatten  zu 
stellen  und  wo  möglich  selbst  seinen  Namen  als  amtierenden 
Priesters  des  Königs  David  zu  unterdrücken.  Ein  gleiches 
hat  hier  gewaltet  und  zu  einer  systematischen  Verkehrung 
der  Reihenfolge  der  vier  Priesternamen  geführt.  Es  ist  zu 
lesen  „Ebjathar  Sohn  Ahimelechs  Sohnes  Ahitubs  und  Sadok 
waren  Priester"  —  d.  h.  von  hinten  anzufangen  *).  —  Für 
n""!"!'  lies  Nrr.  Die  Aussprache  schwankt  zwischen  ^aöa^ 
rä^ir  und  ^'t.     Vgl.  zu  3,  3. 

18.     Statt  'iTiDm  lies  wie  Hieronymus  '""""':?:',  s.  Thenius. 


Zwischen  Eli  und  Jerobeam  I.  ist  aber  1  Sara.  4  der  passendste  Zeit- 
punct  dafür,  dessen  Annahme  sogar  nothwendig  ist,  um  das  plötzliche 
Auftauchen  der  Familie  Eli's  in  Nob  zu  erklären.  Jeremia  scheint 
den  Bericht  über  das  Ende  Silo's  im  Zusammenhange  des  1  Buchs  Sa- 
muelis  noch  vorgefunden  zu  haben.  Daraus,  dass  er  19,  3  die  Worte 
1  Sam,  3,  11  anwendet  auf  die  Zerstörung  des  Gotteshauses  in  Jerusa- 
lem —  vgl.  ähnlich  2  Heg.  21,  12.  13  — ,  wird  es  wahrscheinlich,  wenn 
man  bedenkt,  dass  ihm  Jerus.  als  rechtmässige  Erbin  von  Silo  und  ihr 
Schicksal  in  dem  der  Vorgängerin  vorgezeichnet  erscheint,  dass  er  1 
Sam.  3,  11  nicht  auf  den  blossen  Untergang  des  Plauses  Eli,  sondern 
auf  den  des  alten  Centralheiligthums  in  Silo  bezogen  hat.  Das  konnte 
er  aber  nicht,  wenn  ihm  1  Sara.  4—7  nichts  Weiteres  vorlag,  als  was 
uns  jetzt  vorliegt.  Ich  verrauthe  daher,  dass  das  jetzige  c.  7  als  Cor- 
rectur  an  die  Stelle  eines  älteren  Berichtes  getreten  sei,  der  die  Er- 
oberung des  ganzen  Landes  durch  die  Philister  in  Folge  der  Schlacht 
von  Ebenhaezer  und  die  Zerstörung  des  einzigen  geistigen  Mittelpuncts 
des  damaligen  Israels  enthielt.  Beides  wird  zudem  zur  Motivierung  der 
ganzen  folgenden  Geschichte  dringend  vermisst. 

*)  Die  Abhängigkeit  der  Chronik  von  unserer  Stelle  ergiebt  sich 
daraus,  dass  sie  nicht  nur  den  Sadok  zum  Sohne  Ahitubs  macht,  son- 
dern auch  den  Ahimelech  zum  Sohne  Ebjathars. 


12 


178 


IX. 

7.  "i^ziw^^  bl.^ilD,  vgl.  1^315^  p  V.  9  f.,  b-J^^  p  n^i^t'-o 
19,  25.  Das  Tcaxqbg  TtazQog  öov  der  LXX  an  unserer  Stelle 
hat  denselben  Werth  wie  ihr  v\bg  viov  ^aovl  19,  25.  ''S^< 
''2"i^£  ''25«^  kommt  nicht  vor,  obwohl  es  natürlich  nicht  un- 
möglich wäre. 

10.  Böttcher  (bei  Thenius)  vermuthet  "N""Sn''ib  für 
'T'5"N"~]Db  und  vokalisiert  im  Folgenden  ^bDNi.  Dagegen 
spricht  der  Text  der  LXX  (in  welchem  das  erste  ccqtovq  Cor- 
rectur  nach  MT.  ist):  ünb  b^Di^'  "i^'—pb  f\i<nr',  S.  weiter 
zu  v.  11. 

11.  Die  Verbesserung  "l'^tihw  (Thenius)  wäre  leicht  genug, 
aber  sie  würde  nicht  ausreichen ,  sondern  auch  das  Partici- 
pium  br6<  müsste  man  für  Siba  in  das  Imperfectum  b35<"' 
verwandeln.  Indes  wird  das  Partie,  geschützt  durch  den  an- 
derweiten Eindruck,  den  der  Satz  v.  IIb  macht,  wonach  er 
dem  Erzähler,  nicht  dem  Siba  angehört.  Wenn  der  König 
selbst  immer  den  Mefiboset  dem  Siba  gegenüber  „der  junge 
Herr"  nennt  und  erst  durch  den  Zorn  dahin  gebracht  wird, 
die  Etikette  fahren  zu  lassen  (16,  4  vgl.  v.  3),  so  fällt  es  auf, 
dass  der  Knecht  unhöflicher  ist  als  der  König.  Und  m^D 
^Von  ''^^'a  passt  nach  meinem  Geschmack  nur  in  den  Mund 
des  Berichterstatters.  LXX  hat  also,  so  viel  ich  sehe.  Recht 
darin,  v.  IIb  als  Erzählung  aufzufassen:  xal  M.  rjoS^isv  etcI 
T.  TQ.  Javiö  y.tX.  Dann  aber  ist  der  Satz  an  dieser  Stelle 
unpassend,  da  er  dem  v.  13  vorgreift.  Es  ist  möglich,  dass 
ebenso  v.  10  die  Worte  ^l^.T^'v&^b'J  —  nu:3"'£'"/a"  dem  ursprüng- 
lichen Zusammenhange  fremd  sind.  Vielleicht  wurde  Beides 
eingesetzt,  um  dem  Misverständnis  zu  wehren,  als  ob  wenn 
Siba  geheissen  wird  ,  für  das  Brot  des  Mefiboset  zu  sorgen 
V.  10  und  diesem  Geheisse  nachkommt  v.  11,  damit  das  Ver- 
sprechen des  Königs ,  den  Sohn  Jonathans  an  seinem  Tisch 
essen  zu  lassen,  zurückgenommen  wäre. 

X. 

1.  Sonderbarerweise  fehlt  in  unserem  Texte  (auch  LXX) 
der  Name  des  Nahas,  in  dem  der  Chronik  1.  19,  1  der  des 
Hanun.  Aber  entweder  müssen  beide  oder  keiner  mit  Namen 
genannt  sein:    das   letztere  wird  ursprünglich  der  Fall  gewe- 


179 

sen  sein.  Denn  für  die  Auslassung  lassen  sich  weder  zufäl- 
lige noch  absichtliche  Gründe  denkbar  machen. 

5.  Hinter  ""-""?  "-:;*•  lesen  LXX  und  Chr.  Q^iD^^n— b:>, 
weil  die  Gesandten  selbst  nicht  Subject  des  Verbs  sein 
können. 

6.  2 'iTN^D   1  Sam.   13,   4;   LXX    Chr.    üy  =  rx    16,   21, 

wahrscheinlich  verdeutlichend.  —  Wie  die  32000  Wagen  der 
Chronik  aus  den  Zahlangaben  unsers  Verses  entstanden  sind, 
bat  Bertheau  nachgewiesen;  dass  er  trotzdem  geneigt  ist,  we- 
nigstens die  Wagen  für  ursprünglich  zu  halten,  ist  eine  böse 
P'olge  der  falschen  Correctur  8,  4.  Vgl.  zu  v.  18.  — •  Die 
kleine    Zahl   des    Contingents    von    Maaka    befremdet.      Man 

könnte  meinen,  dass  die  Zahl  der  Tausende  vor  rpN  ausge- 
fallen sei,  aber  wahrscheinlich  ist  der  Fall  so  zu  beurtheilen 
wie  2,  10.  1  Sam.  13,  1.  Denn  die  Chronik  würde,  hätte 
sie  hier  die  Zahl  1000  gelesen  ,  gewiss  nicht  bloss  20000  -\- 
12000,  sondern  20000  -f  1000  +  12000  addiert  haben*).  — 
Demgemäss  ist  ii:"N  ?|->5  zu  streichen:  Maaka  und  Istob  wer- 
den zusammengefasst,  wozu  stimmt,  dass  die  Chronik  Istob 
gar  nicht  besonders  erwähnt. 

Woher  die  Nachricht  stammt  (1  Chr.  19,  7) ,  dass  die 
Hilfstruppen  der  Amraoniter  sich  vor  Medeba  gelagert  haben, 
weiss  Gott  —  es  ist  nach  dem  Folgenden  ganz  klar,  dass  sie 
sich  in  der  Nähe  der  ammonitischen  Hauptstadt  sammelten. 

7.  Gegen  □""i2;in  N3::n  ist  nichts  einzuwenden.  Wider 
Thenius. 

8.  -rcn  nnr,  Chr.  nvn  nnr  l  Sam.  9,  14.  18.  Ob 
rttiE  in  letzterer  Verbindung  möglich  wäre ,  ist  die  Frage. 
"iTilDn  ist,  da  selbstverständlich  nur  von  Einer  Stadt  die  Rede 
sein  kann,  nicht  unverständlich,  —  3"in"i  neben  "i  ?n^a  v.  6, 
wie   nr^io  neben  nr""/2~n^3.     Vgl.   den  Gebrauch   von   oly.og 

1  Macc.  2,  19.  Jos.  Ant.  XV.  10,  1 ,  nach  aramäischer  Sitte 
s.  Hoffmann  in  der  ballischen  Encyklopädie  Th.  IX  unter 
Beih.  Ob  auch  ""-"'  t^m  Hos.  8,  1.  9,  15  dahin  zu  zie- 
hen ist? 

16.     Für  "i~:r;  bietet  LXX  ed.  Rom.  tov  TtoTa/nov  XaXa/iiay.. 
Hitzig  greift  darnach,  um  seine  Meinung  zu  stützen,  dass  der 


*)  ■'O"""^^^"  r;-"'a  "i^'O—iri^"  l  Chr.  19,  7  kann  nicht  anders 
als  ein  später  Zusatz  sein,  erst  entstanden  aus  Vergleichung  des  jetzi- 
gen Textes  der  Bb.  Sam. 

12* 


180 

gemeinte  Fluss  weder  hier  noch  8,  3  der  Eufrat  sei,  sondern 
vielmehr  der  übrigens  schon  auf  Denkmälern  Ramses'  II. 
Arant  genannte  Orontes  (Geschichte  des  Volkes  Israel  I.  S. 
146).  Indes  haben  schon  Ewald  III.  S.  211  und  Bertheau 
in  der  Hauptsache  erkannt,  dass  XaXa/iiaK,  aus  XaXa(.ia  und 
dem  Anfangsbuchstaben  des  folgenden  v-ai  entstanden,  weiter 
nichts  ist  als  eine  versprengte  Correctur  des  LXXmässigen 
^^da^  nach  dem  ni2Nbn  des  MT.  v.  17.  Und  dass  unter 
"in:n  hier  wie  immer  der  Eufrat  zu  verstehen  sei,  erhellt 
daraus,  dass  jetzt  die  äussersten  Hilfsmittel  von  Seiten  der 
Aramäer  herangezogen  werden ,  und  auch  aus  dem  ^Jenseit 
(des  Flusses)",  denn  ich  möchte  wissen,  was  ein  palästinischer 
Schriftsteller,  der  doch  nicht  vom  Standpuncte  Hadadezers 
ausgieDg,  mit  „jenseit  des  Orontes"  hätte  sagen  wollen.  — 
ün^ii'-  am  Schlüsse  des  Verses  nöthigt  nicht  dazu,  Db''n  ap- 
pellativisch zu  verstehen  und  auf  keinen  Fall  gibt  das  n  lo- 
cale  und  die  verschiedene  Schreibweise  ein  Recht,  db^n  hier 
zu  unterscheiden  von  ^'0^^b^  v.  18:  dergleichen  Inconsequen- 
zen  der  Schrift  befremden  *im  MT.  der  historischen  Bücher 
gar  nicht  (13,  10.  17  f.  11,  1).  Vielmehr  fasst  man  hier 
übTi  als  „ihr  Herr",  so  muss  man  auch  v.  17  mit  der  Chro- 
nik D^■'b^5  lesen.  Aber  das  Erstere  ist  sprachhch  bedenklich, 
das  Letztere  hinsichtlich  des  Sinnes,  welcher  nothwendig  einen 
Ortsnamen  fordert.     Richtig  Ewald,  Bertheau. 

18.  40000  Reiter  sind  hier  ebenso  unglaublich  wie  die 
32000  Wagen  der  Chronik  v.  6.  Hatten  denn  die  Syrer  gar 
kein  Fussvolk?  Das  Richtige  wird  sein,  mit  dem  Chronisten, 
einem  wahrHch  jeder  Verkleinerung  unverdächtigen  Zeugen, 
zu  lesen  ^"'i^  statt  □"'uiir ,  zumal  da  man  gegen  die  Coordi- 
nierung  von  3D"i  und  Q^i23"i-:  von  8,  4  her  ein  gegründetes 
Mistrauen  hat  und  sich  auch  hier  vergebens  nach  dem  Grunde 
fragt,  weshalb  David  nur  die  Wagenpferde  tödtet,  die  Reit- 
pferde aber  laufen  lässt,  oder  wenn  man  32")  in  allgemeine- 
rem Sinne  verstehen  will ,  warum  er  nur  700  Pferde  tödtet, 
dagegen  aber  40000  Reiter. 

XI. 

1.  D^'^nVo  fasst  das  Qeri  richtig  auf  als  d"'::b'0 ,  vgl.  zum 
wN  V.  24.  10,  17.  12,  1  u.  LXX  1  Sam.  14,  47.  Hitzig  spricht 
D"'3J<Vo ,    indem  er  als  den  Zweck  der  Aussendung  der  Boten 


181 

die  Ankündigung  des  Neumondes  ansieht.  Er  sagt  zu  Jer. 
31,  6:  „Man  hieng  für  die  Beobachtung  der  hohen  Feste  von 
der  sinnlichen  Anschauung  des  Neumondes  ab.  War  dieser 
glaubwürdig  gesehen  worden ,  so  steckte  man  Feuerzeichen 
auf;  und  auf  diese  achten  Jer.  31,  6  die  Wächter,  welche 
natürlich  auf  Anhöhen  oder  Bergen  u.  s.  w.  postiert  sind, 
vgl.  Silv.  de  Sacy  Chr.  Ar.  I.  S.  90  ff.  309  f.  Kosh  hash.  1, 
5  f.  2,  2  ff.  In  loeiier  entfernle  Gegenden  sandte  man  Boten 
2  Sam.  11,  1."  Letztere  Behauptung  ist  allerdings  nicht 
grade  aus  der  Luft  gegriffen  *),  obwohl  es  mehr  Sinn  hat  zu 
glauben ,  dass  man  in  die  den  Beobachtungsstationen  nächst- 
liegenden Orte  Boten  schickte:  zur  schnellen  Ueberwindung 
grosser  Entfernungen  dienten  offenbar  die  weithin  sichtbaren 
und  leicht  fortzupflanzenden  Feuerzeichen  auf  den  Bergen. 
Aber  zur  Datierung  eignet  sich  das  Ausgehen  der  Boten  nicht: 
man  hätte  dazu  natürlich  das  Fest  gebraucht,  nicht  eine  da- 
von abhängige,  ganz  untergeordnete  Einrichtung. 

3.  yu:cj'~m  ist  1  Chr.  3,  5  "'iCJ'''r~^  geschrieben  und 
fehlerhaft  y^'iii"")?^  vokalisiert ,  da  doch  "2u:  nur  mit  ^""u?. 
zusammengebracht  werden  kann  (Ewald),  vgl.  N3UD  und  >i;i23. 
Thenius  zieht  die  Lesart  der  Chronik  vor,  aber  es  heisst  die 
Sache  auf  den  Kopf  stellen ,  wenn  man  nach  jener  einzigen 
Stelle  der  Chronik,  wo  LXX  ausserdem  >'3UD~^2  lesen,  alle 
übrigen  ändert  :  etymologische  Gründe  berechtigen  nicht 
dazu,  selbst  zugegeben,  dass  'JZ'ÖT^  Tochter  des  Eides  und 
>'Ta3~"r2  Tochter  des  Glückes  bedeute.  —  D"^*J<  wird  gegen 
"Ehaß  durch  b>i''"C"  1  Chr.  3,  5  beglaubigt  ,  vgl.  Ewald 
§.  273  d. 

4.  Der  Athnach  war  bei  !^'03^  zu  setzen  (Thenius). 

6.  "i^wSb  hinter  25^^^  fehlt  auch  19,  15,  vgl.  Num.  23,  7, 
und  mit  Recht  verbietet  Böttcher  es  einzusetzen  ,  siehe  na- 
mentlich V.  22.  Höchst  wahrscheinlich  ist  es  viel  seltener 
ausgelassen,  als  später  eingeschaltet. 

11.     "TTi,  LXX  ^^r;  (= -f-j^).     Aber  so  absolut  könnte,  wie 
es   scheint,    ^^^^   höchstens   stehen  —  wenigstens   ist   das  im 


*)  Vgl.  Maltzan,  der  Ramadhan  in  Arabien,  Magazin  für  die  Lite- 
ratur des  Auslandes  1871.  S.  39.  Aus  dessen  sehr  lehrreicher  Schilde- 
rung ergiebt  sich  aber,  dass  die  Entsendung  von  Neumonds-  und  Fest- 
boten wenigstens  in  Arabien  keine  stehende  Einrichtung,  sondern  eine 
durch  ungewöhnliche  Umstände  veranlasste  ausserordentliche  Mass- 
regel ist. 


182 


Arabischen  der  Fall  — ,  wenn  als  Zustandssatz  mit  1  folgte, 
was  hier  an  der  Spitze  von  v.  11  voraufgeschickt  ist.  Lies 
also  entweder  mn*'  ^n  (15,  21)  oder  streiche  ^UDI^  Tii  als 
erklärende  Duplette. 

12.  nnn'O'O'i  bedeutet  nicht  „und  einen  Theil  des  folgen- 
den Tages" ,  sondern  nur  „und  am  folgenden  Tage"  (Lev.  7, 
16.  19,  6).  Also  auch  nach  der  massoretbischen  Abtheilung 
entsendet  David  den  Uria  nicht  am  andern  Tage,  sondern  am 
andern  Tage  bleibt  üria  noch  in  Jerusalem  und  das  Wort 
']nbi23j^  "in'O  wird  nicht  ausgeführt.  Damit  fällt  der  Grund 
weg,  weshalb  Thenius  die  Trennung  des  trin'O^Oi  von  "ib  >i"ip''i 
V.  13  aufrecht  erhalten  will.  Die  Punktatoren  wagten  viel- 
leicht deshalb  nicht  das  nnn'Q'Oi  zum  Folgenden  zu  ziehen, 
weil  gewöhnlich  statt  dessen  gesagt  wird  Snnnti'o  "'H'^i.  Aber 
ohne  Zeitbestimmung  steht  'h  Nnp"T  v.  13  in  der  Luft. 

15.  -an,  LXX  ^^3^.  Dieser  Lesart  ist  der  Plural  ünn'^ZJ 
in  unserem  Verse  und  "J^"'!  im  folgenden,  sowie  auch  die  ei- 
gene Bedeutung  von  ^i^;3^  nicht  günstig. 

22.  Nach  den  letzten  Worten  lesen  LXX  noch  ''"12-— b^D  ni< 
'r\^/2'n-:!''2ri  wie  v.  19  und  berichten  dann,  dass  eintraf,  was  Joab 
V.  20.  21  erwartete.  Und  zwar  werden  die  daselbst  dem  Da- 
vid in  den  Mund  gelegten  Worte  einfach  wiederholt,  nur  für 
■"!''  V.  20  wird  abgewechselt  mit  ^^ri  {Ttlrjyrjoeod^s  statt  ro- 
^evoovoi),  die  hypothetische  Einführung  derselben  v.  20  muss 
natürlich  hier  der  einfachen  Erklärung  weichen:  """b  irr»'! 
1.sbia--b>i  n'0>?^-  2>ir-b:?.  Thenius  hat  mit  triftigen  Grün- 
den nachgewiesen,  dass  der  Text  der  LXX  im  Rechte  ist; 
desto  sonderbarer  ist  die  Art  und  Weise  ,  wie  er  die  Lücke 
im  MT.  halb  aus  Zufall,  halb  aus  Absicht  erklärt.  Zufälli- 
ger Irrthum  ist  es  nemlich,  dass  der  Abschreiber  seine  Sache 
V.  19.  20.  21  ganz  recht  gemacht  hat;  um  diesen  zufälligen 
Irrthum,  d.  h.  also  in  diesem  Falle  das  Richtige  zu  verbergen, 
lässt  der  Schreiber  v.  22  (LXX)  absichtlich  aus  *).  —  In 
Wahrheit  beruht  die  Lücke  in  MT.  auf  Kürzung:  man  glaubte 
mit  n^^T»  inb^  TODu^—bD  n.^  -nib  "tj"'-   sei  genug  gesagt. 

23.  Dn-'by  Tvr\T^  scheint  richtig.     Vgl.  z.  B.  den  Gebrauch 


*)  „Dass  die  Sache  sich  wie  angegeben  verhalte,  ist  uns  allerdings 
in  Folge  der  Bemerkungen  Böttchers  gegen  unsere  frühere  Ansicht  klar 
geworden;  wir  haben  uns  aber  auch  hier  die  Selbständigkeit  gewahrt." 


183 

von  rpn  Exod.  23,  2.  1  Sam.  12,  14:  der  Schwerpunkt  ruht 
auf  der  Präposition,  deren  Begriff  durch  n*»"  nur  verbal  ge- 
macht werden  soll.     Aehnlich  TteqLOvoLog  =  was  tveql  ist. 

25.  Zu  n2-r-rwX  vgl.  1  Sam.  20,  13.  V.  27  würde  nur 
in  dem  Falle  gegen  die  Richtigkeit  der  Lesart  sprechen,  wenn 
die  Stellung  von  ^■z'^vn  dort  ebenso  wäre.  —  Was  "npTn  be- 
trifft, so  ist  die  Behauptung,  pTn  alleine  heisse  sonst  nirgends 
Muih  einflössen,  aus  der  Luft  gegriffen  Deut.  1,  38.  Jes.  41, 
7.  Dan.  10,  18  f.  2  Chr.  85,  2.  Dahingegen  ist  der 
Sprachgebrauch  "i"»"  p7n  „eine  Stadt  überwältigen",  den  The- 
nius  für  "pJ^  annehmen  muss,  ganz  und  gar  nicht  belegbar, 
auch  nicht  durch  1  Reg.  16,  22.  Jer.  20,  7  *)  und  ausserdem 
wird  durch  Ezech.  26,  4.  12  nicht  dargethan,  dass  "^3?  C"in 
bedeute   „Bresche   in  die  Mauern  legen."     Der  Versuch  aber, 

^.T-^-^^  als  im  Munde  des  Boten  unpassend  zu  erweisen  ,  ist 
Thenius  nicht  gelungen:  der  Bote  handelt  in  Davids  Namen 
und  der  ganze  Auftrag ,  den  David  ihm  mitgab ,  war  ein 
pTn  Joabs. 

XII. 

1.  Nach  "jt"-  LXX  o  7rQoq)i]Tr]g.  —  „Responde  mihi  Judi- 
cium" der  Vulgata  ist  nicht  aus  hebräischem  Original  geflos- 
sen ,  da  der  Hebräer  n::^  nicht  vom  Richter ,  nur  von  der 
Partei  und  vom  Zeugen  gebraucht,  sondern  lateinischen  Ur- 
sprungs (vgl.  jus  respondere).  Es  fehlt  übrigens  im  cod. 
Amiatinus  und  gehört  somit  schwerlich  dem  Hieronymus  an. 

4.     '^""5"  wie  „Besuch"  und  ^jj- 

6.  D"n^'2"iN ,  LXX  eTtxaTcXaoiova.  Thenius  bemerkt  tref- 
fend ,    dass  David  im  Affekte    gewiss  nicht  an  Exod.  21,  37 


*)     Der  Akkus,  nach  pT"    an   diesen  beiden  Stellen  entspricht  dem 
arab.  Akkus,  bei  intransitiven  Verben  nach  Aenderung  des  intransitiven 

Vokals  (»;*^  statt  a^i/)  j*5^,  x^Jac  statt  9. An  j^-^ß).  In  diesen  Fäl- 
len ist  aber  der  Akkus,  eine  Person,  wie  im  dritten  Stamm,  der  die 
Grundbedeutung  des  Verbs  ähnlich  modificieren  kann.  Ganz  etwas  an- 
deres ist  eine  Transitivierung  von  pin  mit  sachlichem  Objeet,  in  wel- 
chem  Falle  das  Qal  an  Stelle  des  Hifil  oder  Fiel  tritt;  diese  bedeutet 
nur  ,jStärken",  nicht  „vergewaltigen." 


184 

gedacht  habe.     Es  hat  erst  ein  späterer  Jude  für  ihn  gethan. 
Also  D-nr2i23. 

8.  Der  Schlusssatz  ''"IJ"  u^'^  d^^•  verurtheilt  aufs  ent- 
schiedenste die  übrigens  auch  in  sich  abscheuliche  Aenderung 
bfi^^T"'  n:a"~JiN:.  Wenn  sich  Thenius  und  Geiger  (a.  a.  0. 
S.  378)  für  dieselbe  auf  den  Syrer  berufen,  so  hat  dieser  auch 
schon  das  erste  n^3  des  Verses  als  )n:2  verstanden. 

13.  Pisqa  in  der  Mitte  des  Verses  entstammt  hier  deut- 
lich dem  Gefühl,  dass  Nathan  unmöglich  einer  solchen  Buss- 
predigt in  Einem  Athem  die  Absolution  folgen  lassen  kann, 
sobald  nur  David  das  Wort  ^in>i"Jn  ausgesprochen  hat.  Vgl. 
1  Sam.  15,  24  ff.  Thenius  mag  darin  Recht  haben,  dass  es 
mit  Davids  lebendiger  Natur  stimme,  wenn  er,  auf  seine  Schuld 
angefasst,  alsbald  sie  eingestehe:  aber  offenbar  vollzieht  sich 
der  Wechsel  der  Stimmung  des  Propheten  nicht  im  Handum- 
drehen. Es  ist  indes  nicht  anzunehmen,  dass  in  der  Mitte 
des  V.  13  einige  Worte  ausgefallen  sind  (Ew.  III.  S.  227?), 
denn  das  DJ  v.  13b  schliesst  sich  unmittelbar  an  Davids  Wort 
V.  13a  an.  Also  läge  bloss  unperspectivische  Zeichnung  des 
Erzählers  vor?  Vielmehr  ist  v.  10—12  später  eingeschoben. 
Denn  weder  nimmt  tn-on  uNb  v.  13  auf  die  Strafandrohungen 
v.  10—12  irgend  welche  Rücksicht,  noch  lässt  v.  14  die  An- 
nahme offen,  dass  ausser  der  Strafe,  welche  dort  ausdrück- 
lich als  einzige  bezeichnet  wird,  auch  alle  die  anderen  v.  10 
— 12  aufgezählten  über  David  kommen  sollten.  Diese  An- 
nahme aber  wäre  deshalb  nothwendig,  weil  die  Drohungen 
V.  10—12  sich  in  Wirklichkeit  alle  buchstäblich  erfüllten. 
Schliesslich  ist  auch  rii<5-jn-i  n^23?n  nicht  eine  Vergebung  der 
Schuld  ohne  Annulierung  der  Strafe ,  sondern  es  wird  deut- 
lich durch  tn'an  ^<b  und  durch  die  Exception  v.  14  als  Auf- 
hebung der  Strafe  bestimmt.  Mit  v.  10—12  fällt  aber  der 
Anstoss  weg,  von  dem  meine  Kritik  ausgieng:  denn  dieser 
entsteht  erst  durch  die  Aufeinanderfolge  von  v.  10—12  und 
V.  13,  während  v.  13  nach  v.  9  sich  ganz  gut  erklärt. 

14.  Geiger  a.  a.  0.  S.  2G7  hält  ^a\N  für  eingeschoben.  Die 
Möglichkeit  muss  nach  1  Sam.  25,  22  zugestanden  werden. 

15.  „Et  desperatus  est"  des  Hieronymus  beruht  wohl  auf 
Verwechslung  von  'i':N^"  mit  "üi^iD  (gegen  Thenius). 

17.     Thenius  findet   'rby  '"Q-ip-^'i  auffällig,    es   erklärt  sich 

aber  einfach  genug  daraus,   dass   David  am  Boden  lag:    sie 
traten  hin  zu  ihm. 


185 


20.  Nach  bs^uir  ist  hziih  ürh  (LXX)  völlig  überflüssig 
wegen  der  folgenden  Worte. 

21.  Die  einzige  Verbindung  der  Worte  "b"'n  ""3VD,  welche 
einen  Sinn  gibt ,  ist  die  von  Thenius  gewählte ,  mit  n^i^'r^, 
so  dass  "n  davon  getrennt  einen  selbständigen  Vordersatz  bil- 
det, zu  dem  ^"2::  der  Nachsatz  ist.  Aber  die  Accentuation 
hat  darin  Recht ,  dass  man  von  vornherein  zu  riti^ü;:?  -^,123^^ 
keinen  beschränkenden  Zusatz  erwartet;  und  es  ist  unbequem, 
dass  das  blosse  '"  im  ersten  Satze  allein  das  ausdrücken  soll, 
zu  dessen  Bezeichnung  im  zweiten,  wo  man  naturgemäss  im 
Hinblick  auf  das  Vorangegangene  hätte  kurz  sein  können, 
"b"'n  tra  t^n::  erforderlich  erachtet  wird.  Ich  halte  es  für 
wahrscheinlicher,  dass  das  mittlere  2  in  n'Z"2  zu  tilgen  und 
^vjn  zu  lesen  sei  """2,  analog  dem  v.  21,  denn  das  Bedürf- 
nis der  Abwechslung  kennt  in  dergleichen  Fällen  die  hebräi- 
sche Erzählung  nicht.  Der  Text  der  LXX  in  ER.  u.  AI.  ist, 
glaube  ich,  nach  dem  MT.  corrigiert.  —  Am  Schluss  war  nach 
ÖHT  •ZNP"  für  LXX  und  Thenius  rirtr,  unvermeidlich ,  vgl. 
Einl.  S.  25. 

24.  Vor  ""SiTi  ist  wohl  mit  LXX  Thenius  "i"!ii"  einzusetzen. 
Nicht  zwar  als  ob  nicht  auch  ersteres  alleine  vorkäme ;  indes 
nach  der  Ausführlichkeit  von  ri/2"  SD^"»'  ""»bi^  ^^3"'■l  ist  das 
hier  nicht  wahrscheinlich. 

25.  Für  nro:^-  lies  mit  Thenius  -nbi3^i  nach  18,  2,  wenn 
nicht  vielleicht  an  beiden  Stellen  D^bxn  in  der  in  den  Dia- 
lekten üblichen  Bedeutung  anzuerkennen  ist,  da  3  nri23  doch 
lob  8,  4.  'F.  81,  13  eigentlich  eine  Bedeutung  hat,  der  mit 
„anvertrauen"  nichts  gemein  ist.  Mit  "^3  n"-U}"'i  kommt  man 
nicht  weiter ,  denn  es  heisst  natürlich  nicht  „er  schickte  zu 
dem  Proph.  Nathan." 

26.  Dass  V.  26  nicht  anzusehen  ist  als  eine  „etwas  vorei- 
lende sogleich  beschränkte  Bemerkung,  die  insofern  Wahrheit 
enthält,  als  Joab  der  eigentliche  Eroberer  der  Stadt  gewesen 
ist",  folgt  aus  der  wörtlichen  Wiederholung  des  v.  26  Berich- 
teten in  der  Botschaft  Joabs  an  David  v.  27.  Es  ist  darum 
zwar  nicht  v.  27  ü"Cri  in  n2"'-"2-  (Syr.) ,  wohl  aber  v.  26 
r.l'z'zr,  in  D^'O":  zu  verwandeln.  Die  Aenderung  ist,  wenn 
man  von  der  Schreibung  n^ib'Qn  ausgeht,  nicht  so  bedeutend 


186 

als  sie  aussieht,    h   und  ■»  sind  sehr  häufig  verwechselt  und 
HD  lässt  sich  wohl  mit  n  vergleichen. 

30.  D^b'a.  Die  Aussprache  ÜSb^  der  LXX  erlaubt  die 
Worte  „er  nahm  die  Krone  von  seinem  Haupte"  ganz  eigent- 
lich zu  "verstehen ;  sie  empfiehlt  sich  auch  dadurch,  dass  das 
Sufiix  am,  da  vorher  nur  von  der  Stadt  Rabba  die  Rede  ge- 
wesen, keine  nahe  liegende  Beziehung  haben  würde  und  dass 
das  anderweitige  Schicksal  des  Königs  der  Ammonäer  im 
Unterschiede  zu  dem  des  Volkes  im  Folgenden  nicht  beson- 
ders hervorgehoben  wird.     Vgl.  damit  Geiger  a.  a.  0.  S.  306. 

31.  Statt  Di-i  lies  mit  1  Chr.  20,  3  trc^i  (Thenius), 
vgl.  1  Sam.  2,  20.  —  Das  Ketib  pVo  hängt  zwischen  übVo 
und  p'-^  und  ist  wohl  weiter  nichts  als  Spielerei.  Man  kann 
vielleicht  (obwohl  nicht  in  unserem  Zusammenhange,  wo  Da- 
vid Subject  ist)  sagen  D^b^ob  -i^a:7n,  aber  nicht  ""/aa.  Gegen 
Geiger  a.  a.  0.  S.  306. 

XIII. 

2.  mbnnn  hat  v.  5.  6  eine  andere  Bedeutung  als  die 
hier  erforderliche.  Ewald  III.  S.  232  vermuthet  nach  v.  4 
eine  Bildung  von  bi,  aber  das  n  in  der  Vorsatzsylbe  des 
Hitpael  und  andere  grammatische  Bedenken  sind  dieser  Ver- 
muthung  ungünstig,  die  ausserdem  eigenthch  den  Sinn  nicht 
bessern  würde;  denn  die  etwa  durch  Conjectur  zu  eliminie- 
rende Schwierigkeit  liegt  nicht  in  nbn,  sondern  in  inn, 
bliebe  also  bei  Ewalds  Vorschlage.  Es  wird  nichts  übrig  blei- 
ben, als  dass  man  „krank  scheinen"  in  v.  2  versteht  =  krank 
aussehen,  in  v.  5.  6  „sich  krank  stellen."  —  Der  Athnach 
stünde  besser  bei  ■inn>i,    s.  Thenius. 

7.     rp-i:i7\,    LXX  ß^toi^ta   ohne   Artikel.      Vgl.   1^:^2.71   im 

folgenden  Verse. 

y.     Zu  nnir-O  s.  Geiger  a.  a.  0.  S.  382,  Einl.  S.  31. 

14.  nn.^.  Nach  "*^.>;  v.  11  sprich  J^rjfi^.;  der  Akkusativ  ist 
späterer  Sprachgebrauch. 

16  Der  griech.  Text  der  ER.  ist  nach  MT.  corrigiert,  in- 
des hat  sich  ein  Bruchstück  der  echten  ^  LXX  m  v.  15  ge- 
sprengt: ort  ^ieyalri  ^  x«x/«  ^  ioxarri  rj  iq  7tqüir7].  Der  An- 
fing dazu,  im  cod.  Reg.  (bei  Montfaucon  Hexapl.)  falschlich 
'L4lhng  zugeschrieben,  lautete  ^nq  adeXcpe.  Vgl.  die  Itala: 
„Noli  frater  expellere  me   quoniam  major  erit  haec  malitia 


187 

novissima  quam  prior  quam  fecisti  mecum,  ut  dimittas  me." 
—    Es  ist  die  Frage ,    ob   man   im   MT.  mit  der  Besserung 

"■J3-    rN7-    r^ym    -'-r-.-;    ^3    ^nM    bs    ib    ■"."cxm    auskommt. 

T     T      T  T  ;  .  .       r  _ 

Nemlich  r'^nN'52  beglaubigt  wegen  mangelnden  Artikels  indi- 
rect  die  Lesart  der  LXX  rnn^n.     Demnach  hätte  man  also 

V    •.•    _     r 

auch  nrcN-in-a  nnnj^n  statt  ri-^^^';o  PwSTn  zu  lesen.  Die 
Umstellung  von  r"in>5n,  nachdem  ">5'2  daraus  geworden,  ist 
ebenso  leicht  zu  erklären ,  wie  die  von  "l^'in  und  nb"" J , 
nachdem  aus  Tis^  geworden  war  im">5.  Durch  jene  Um- 
stellung wurde  auch  ^^5T^  statt  nrir^nn  nothwendig. 

18.  Q^b  v"0  (LXX  =b::^)  ist  üVi"-o  und  erweist  v.  18a  als 
Glosse.  Der  ursprünp^liche  Verfasser  hätte  nicht  nöthig  ge- 
habt, seine  Leser  mit  Sitten  bekannt  zu  machen,  die  zu  sei- 
ner Zeit  unmöglich  veraltet  sein  konnten   (vgl.  D^:£b  1  Sam. 

9,  9).  Zudem  ist  die  Glosse  an  falschem  Orte  eingedrungen : 
der  Natur  der  Sache  nach  sollte  die  zweite  Hälfte  des  v.  18 
der  ersten  voraufgehen. 

20.  ]":''12N,  kein  Compositum,  ist  allerdings  im  Verhältnis 
zu  ]':'cn  anders  zu  beurtheilen  als  n:=^<  :  •rsN,  Qibx'SwN^  : 
ü'b'ö'Z^  u.  s.  w.  Ich  möchte  aber  doch  eher  hier  einen  Fehler 
entdecken  (LXX  ^fivcov)  als  ein  Analogen  der  arabischen 
Deminutivbildung  (Böttcher),  welche  mit  Trieben  jener  Spra- 
che zusammenhängt,  die  dem  Hebräischen  fremd  sind  *). 

2L  ~i<''a  "b  "in^T  finden  Thenius  und  Ewald  als  Schluss 
mit  Recht  unbefriedigend ;  der  Zorn  muss  sich  entweder  ent- 
laden, oder  es  müssen  Gründe  angegeben  werden,  weshalb  er 
verraucht.  Diese  Forderung  wird  befriedigt  durch  den  Text 
der  LXX  "^^-i^  ^D  -D3  ]::'o^i  n"ri~ln5<  z:zy  :<bi  li^'Q  'h  nn-'T 
N-n  "iTrs   ^3.     Für  ~:^'J  elvjcrjoe  verweist  Thenius  auf  1  Reg. 

1,  6.  Wie  die  Lücke  in  MT.  entstand,  lässt  sich  kaum  er- 
mitteln. 

23.     D^^o^  D^r^rorb    U,   28.    Gen.  41,  1.    Jer.  28,  3.  11   ist 


*)    Es  Hesse   sich   freilich   denken,    dass   z.  B.  2J<b!3   2  Sam.  3,  2 
innere  Deminutivbildung  wäre.    Ewald  nimmt  das  Gleiche  für   (.^a-J^!:»  . 

-   o 

woraus  sich  *^c  erst  erkläre,    und  für   ^^4>^*   an,    dessen  Aussprache 

.^4.:>  ^  sofern  sie  in  Ilomeritae  vorliegt,  jedenfalls  nicht  auf  einem  Le- 
sefehler beruht. 


188 

eine  höchst  gewöhnliche  Redeweise,  vgl.  Ü^'O''  "üSiri,  "''  'n'il, 
"^  ^^^'?'?'  welche  die  Anstrengung  nicht  verdient,  durch 
welche  sich  Thenius  ihr  Verständnis  erschliesst:  „gegen  die 
Zeit  hin,  wo  die  Umkreisung  der  Tage  zwei  Mal  stattgefun- 
den hatte."     S.  Gesenius  Thes.  S.  585b. 

26.  N5  '\b'>  NbT.  Genau  analoge  Beispiele  der  gleichen 
Construction  sind  Jud.  6,  13.  2  Reg.  5,  17.  10,  15*);  das 
letztere  beweist  unwiderleglich  die  Richtigkeit  der  Punktation 
und  nöthigt  zu  übersetzen:  Und  wenn  nicht,  so  gehe  doch 
mit  uns  Amnon. 

27.  Nach  ib^on  LXX  "]b)2n  nnus-oD  ntroi^a  üib^n^  irr% 
Veranlassung  des  Ausfalls  war  das  Schlusswort  "ib'on  (Thenius). 

31.  V.  31b  lautet  in  LXX:  ^v^P  vby  d^::::!3-i  viny^b^i 
Dn^-Jin.  Richtig,  denn  ein  Zustandssatz  (MT.)  ist  ganz  un- 
passend.    S.  Thenius. 

32.  n^o^ü;  nn-'n  "^^  -^t—bv.  Dass  n'ü^t  nicht  Part.  Pass. 
von  Ö^"»rn  sein  könne,  hat  Thenius  ganz  richtig  gefühlt,  denn 
das  dann  nothwendig  zu  ergänzende  Subject  „die  Absicht, 
Amnon  zu  tödten"  ergiebt  sich  allerdings  nicht  ohne  weiteres 
aus  den  vorhergehenden  Worten.  So  kann  es  also ,  wenn 
echt,  nur  ein  Hapaxlegomenon  sein.  Von  vornherein  nun 
sollte  man  für  den  ganzen  Satz  den  Sinn  vermuthen:  „Ab- 
saloms  Mienen  liessen  nichts  Gutes  ahnen",  folglich  für  n'0"'ü; 
speciell  die  Bedeutung:  „Unheilsverkündigung."  Diese  Be- 
deutung hat  wirklich  die  arabische  Wurzel  D^iu:,  vgl.  0^123  **). 
S.  Ew.  III.  S.  234. 

33.  CN-^i  Ew.  §.  356  a.  Das  Qeri  corrigiert  auch  15,21 
ebenso  wie  hier,  aber  dort  mit  mehr  Grund. 


*)  Elisa  weigert  sich,  von  dem  geheilten  Naaman  Geschenke  an- 
zunehmen. „Da  sagte  Naaman:  "-|J-|  ^^J■~'Jp•'  Nbv"  Jehu  trifft  den 
Kekabäer  Jonadab,  fragt  ihn:  "-.jn  UDTT,  erhält  die  Antwort:  UJ"*  und 
fährt  dann  fort:  T^"7">— riN  n^n  UD"'").  —  Vgl.  Moros  in  Schillers  Bürg- 
schaft (nachdem  Philostratos  gesagt,  es  sei  zu  spät):  Und  ist  es  zu 
spät  u.  s.  w. ,  so  u.  s.  w. 

**)  Die  mit  dem  hebräischen  n''0"'Ü;  genau  sich  deckende  Form 
X4.A.W  r=  '».4>j;m!>  hat  im  Arabischen  eine  andere  Bedeutung,  die  wahr- 
scheinlich von  dem  Grundbegriff  der  Wurzel  ausgeht  und  mit  „links" 
nichts  zu  thun  hat. 


189 

34.  D•.b^^=^?  mzi^-,  s.  zu  V.  37.  38.  Die  Worte  sind  hier 
zu  streichen.  —  Der  Satz  y.al  TcaQsyivexo  6  oxondg  vmI  aTtrjy- 
yeiXe  tuj  ßaoüM  vmI  eircev  ^IdvÖQCtg  ecoga/.a  i/,  rrjg  oöov  Trjg 
Qqcoviv  £'/.  f^uQovg  Tov  OQOvg  ist  ohne  Frage  echtes  Bestand- 
theil  der  LXX;  ob  aber  auch  der  vorangehende  mit  dem  MT. 
sich  deckende  y.al  i^ge  xb  TtaiöagLOv  6  o/.öitog  zoig  6(fd^aX(.iovg 
avTOv  ymI  elöe  /.ai  iSov  kaog  jtoXvg  Trogevoiiievog  ev  t^  odcp 
OTtLod^av  avToü  i/,  TtXeiQag  tov  oqovg  ev  ttj  y.aTaßccGSL,  das 
könnte  aus  meheren  Gründen  zweifelhaft  erscheinen.  Offen- 
bar ist  odog  zrjg  ^Qqcovlv  =  C':"in  ""i"  von  Haus  aus  iden- 
tisch mit  dem  daraus  verderbten  "O'i^nnJ«?  1"i";  es  ist  nun 
nicht  eben  wahrscheinlich,  dass  LXX  einmal  richtig,  einmal 
falsch  sollten  gelesen  haben  und  ottlo&sv  avzov  ist  verdäch- 
tig.    Weiter  rührt  auch  £z  TtXevqag  tov  oqovg  jedenfalls  nicht 

von  der  Hand  dessen  her,  welcher  hinterher  ~^-  mit  £x  (.le- 
Qovg  übersetzt  in  üebereinstimmung  mit  1  Sam.  28,  26.  Den- 
noch darf  man  auf  diese  Gründe  hin  noch  nicht  den  ganzen 
Satz  y.al  r]Q£  /.tX.  den  LXX  absprechen.  Denn  die  in  diesem 
Falle  unumgängliche  Annahme,  in  LXX  sei  die  erste,  in  MT. 
die  andere  Hälfte  des  Verses  zufällig  ausgefallen  —  beide 
zusammen  sind  nemlich  für  den  Sinn  nothwendig  — ,  diese 
Annahme   wäre   doch   prekär;    ausserdem   zeigen   iv  tt^  oSoj 

statt  ""o^  und  der  Zusatz  ev  ttj  y.axaßdosL  am  Schluss,  dass 
eine  pure  Eintragung  der  ganzen  Stelle  yal  i]qe  bis  KaTaßdasL 
aus  dem  MT.  in  LXX  ?iicht  stattgefunden  hat.  Jene  Anstösse 
{07tiG&ev  avTOv  und  e/.  TtXevqag  tov  OQOvg)  müssen  auf  ande- 
rem Wege  ihre  Erledigung  finden.  Dass  statt  orvioS-ev  avTov 
auch  hier  Trjg  ^^qojvlv  stand,  geht  aus  ev  ttj  yazaßdoeL  her- 
vor, womit  nur  der  "jin  rrzi  """.'a  gemeint  sein  kann;  und  da 
ev  Trj  y.aTaß.  in  dem  folgenden  Satze  nicht  wiederholt  wird, 
sondern  an  seine  Stelle  e/.  Lieqovg  tov  ogovg  tritt ,  so  folgt, 
dass  nicht  etwa  für  £x  ftXevgäg  zu  lesen  ist  £x  /ueQOvg,  son- 
dern dass  e/.  ttX.  als  eine  nach  dem  MT.  corrigierende  Du- 
plette  zu  ev  y.aTaß.  zu  betrachten  und  also  zu  streichen  ist. 
Der  auf  diese   Weise   hergestellte  Text   der  LXX  ist  in 

Bausch  und  Bogen  aufzunehmen.  Man  hat  also  nach  D^2'5n 
zu  lesen:  -.^N^i  TjVob -fj^T  r,z;in  i^'o^i  -nrcS  n'':'-)-*)  T^-\i;2 

*)  Die  Form  tD'';";rT ,  welche  LXX  auch  zum  Josua  bieten,  wird 
im  MT.  nicht  anerkannt.  Derselbe  hat  beständig  'J"n~Tl''2,  vielleicht 
zum  Unterschiede  von  der  moab.  Stadt,  von  der  merkwürdiger  Weise 
auch  ein  ""i"^  genannt  wird  Jer.  48,  5.    Aber   13"">inN   entstand  nur 

aus  Q"»;"*. 


190 


nnn  -TS'o  ü-Dhh  tj'n'iü  ''in^&^n  d-'^jn.  Der  MT.  entstand 
durch  Abirren  des  Schreibers  von  ^"1"^  auf  1";i.'n.^- 

37.  Vgl.  zu  V.  38.  Zwischen  1^^/23?  des  Ketib  und  ""n^'o:? 
der  Verss.  und  des  Qeri  lässt  sich  nicht  entscheiden. 

38.  Da  "-i^n  n"i3  DbiD3w\i  nicht  sowohl  hier  als  auch  v.  37 
echt  sein  kann,  so  fragt  es  sich,  an  welcher  von  beiden  Stel- 
len es  richtig  stehe.  Offenbar  v.  38.  Denn  v.  37  b  schliesst 
sich,  wie  schon  das  zu  bSJ^n*'"  zu  ergänzende  Subject  beweist, 
unmittelbar  an  v.  36  an.  Also  hat  ein  Schreiber ,  der  den 
Satz  V.  37b  übersprungen  hatte,  nachträglich  sein  Versehen 
bemerkt  und  das  Ausgelassene  nachgeholt,  hinterher  aber  es 
für  überflüssig  gehalten  ,  den  schon  einmal  verfrüht  mitge- 
theilten  Satz  an  der  richtigen  Stelle  im  ganzen  Umfange  zu 
wiederholen.  Vgl.  Böttcher  bei  Thenius.  Da  übrigens  auch 
für  das  Schicksal  des  Textes  gilt,  dass  ein  Unglück  selten 
allein  kommt,  so  erklärt  sich  D"bi233J^  mn"*!  v.  34.  —  Elg 
yrjv  Xa(,taaxccd  hinter  "i'ilDJ  ist  kaum  richtig,  denn  auf  Absa- 
loms  Mutter  kann  riD^ürt  nicht  gedeutet  werden,  des  Artikels 
wegen  und  weil  V/2i<  nicht  dabei  steht. 

39.  Für  das  Verständnis ,  eventuell  für  die  Emendation 
von  V.  39,  muss  die  enge  Zusammengehörigkeit  der  durch  die 
Kapitelabtheilung  übel  getrennten  Verse  13,  o9.  14,  1  mass- 
gebend sein.  Da  nun  14,  1  nur  gesagt  sein  kann,  Joab  habe 
wahrgenommen,  dass  der  König  sich  nach  seinem  verbannten 
Sohne  sehne  (s.  Thenius),  so  muss  13,  39  etwas  berichtet  sein 
über  Davids  Verhalten  zu  Absalom,  was  dieser  Wahrnehmung 
Joabs  mindestens  nicht  widerspricht:  nur  eine  mildere  Stim- 
mung  des  Königs  gegen   den   Verbannten   kann   auch   durch 

V.  39  b  "ün3  ■'D  begründet  werden.  Fehl  geht  somit  Hitzig's 
Auffassung:  David  entschloss  sich  ('^  bDJni)  zur  Verfolgung. 
Fehl  geht  aber  auch  aus  anderem  Grunde  die  entgegenge- 
setzte Deutung:  David  hörte  auf  mit  der  Verfolgung;  denn 
von  einem  Anfange  derselben  war  nirgends  die  Rede.  Beiden 
Forderungen,  sowohl  dass  hier  ein  der  Wahrnehmung  14,  1 
günstiges  Symptom  berichtet  wird ,  als  auch  das  Aufhören 
einer  Sache,  von  deren  Anfang  wir  wissen,  genügt  Ewald  III. 
S.  234:  ""■"  ii'on  bDm  „der  Zorn  Davids  hörte  auf,  sich  zu 
äussern."  Im  Einzelnen  aber  ist  daran  auszusetzen,  dass  die 
angenommene  Bedeutung  von  tM^'^'^  unerweislich  ist  und  dass 
nicht  "■"  T\'Cin  neben  einander  gestellt  werden  darf.  Denn 
die  ungewöhnliche  Stellung  i^ßT]  -i""  (1  Reg.  2,  17.   12,  2. 


191 

2  Reg.  8,  29.  9,  15)  zeigt,  dass  in  "i"  eben  das  Femininum 
steckt,  welches  als  Subject  zu  ~^tn"  brauchbar  ist.  Also  hätte 
man  nicht  """  rron  zu  verbinden  ,  sondern  """  in  r^-n  zu 
verwandeln ,  wenn  man  nicht  ein  anderes  Femininum  finden 
kann,  welches  dem  "i  graphisch  näher  steht. 

XIV. 

1.  ""  verstehe  als  *"^^<  und  übersetze  „David  sehnte  sich 
nach  Absalom."  Die  Präposition  hat  den  Ton;  vgl.  zu 
11,  23. 

2.  D^2-i  Ü'^^  nT  folgt  in  LXX  erst  hinter  TO.  Aber 
die  Stellung  der  Worte  im  MT.  ist  möglich  und  dann  auch 
jedenfalls  ursprünglich. 

4.  Statt  T2Nr-,  10  lies  mit  LXX  i^bn-  wie  20,  22;  des- 
gleichen wiederhole  am  Schlüsse  mit  LXX  ">'^"n  hinter  ^b'an» 
(Thenius). 

6.  "D"'".  Der  Sinn  und  die  Fortsetzung  r'O^-  erheischt 
den  Singular,  '^^'  lässt  sich  aber  schwerlich  als  solcher  auf- 
fassen (1  Sam.  21,  14),  sondern  ist  Plural,  hervorgegangen 
aus  Misverständnis  des  Subjects:  „der  eine  den  andern." 
Dieses  Misverständnis  ist  nicht  zu  befürchten  bei  der  Lesart 
der  LXX  rn5<— DN  -nwXn. 

.     T 

7.  r;-?''^"):::.  Die  Frau  (vill  nicht  in  Wirklichkeit  den  un- 
vermeidlichen Erfolg  als  Absicht  darstellen,  sondern  der  Zu- 
sammenhang reisst  ihre  Rede  fort:  erst  als  sie  dies  Wort  ge- 
sprochen hat ,  corrigiert  sie  sich.  Es  wäre  unzart ,  zu  än- 
dern '■'■O'OJnT ,  und  der  Syrer  giebt  bei  seiner  Art  zu  über- 
setzen nicht  das  mindeste  Recht  dazu. 

8.  Wiegen  Stellung  und  Wortwahl  ist  v'/iaivovGa  (ßccdi^e 
'jirX.)  den  LXX  abzusprechen.     Gegen  Thenius. 

10.  ■'^  vor  "ai'On  (LXX)  wäre  störend,  denn  der  König 
denkt  an  Einen  bestimmten  "ia~^*),  den  Goel  v.  11.  — 
Sprich  -nwNzin. 

11.  ■■'"bwS   der  LXX  gegenüber  T'Mb5<  ist  zu  beurtheilen 


*)  lob  13,  3.  22.  Man  könnte  die  Aussprache  "id't^  vermuthen, 
aber  dass  selbige  unrichtig,  ergiebt  die  Construction  mit  bi*^  statt  mit 
blossem  Akkusativ. 


192 


wie  rr:^3  12,  9  gegenüber  ^r:?::.  Ygl.  v.  22.  Die  dritte 
Person  bat  in  solcben  Fällen  im  Allgemeinen  den  Verdacht 
gegen  sieb.  —  Zu  n2"in  vgl.  Ewald  §.  240 e;  wesbalb  nicbt 
ri"2"ir;  gelesen  wurde,  ist  unklar. 

13.  )niJ<7D  wird  durch  "'^i  ''^''^py.  epexetisch  erklärt,  denn 
dergleichen  Infinitive  stellt  man  möglichst  an  den  Schluss 
13,  16.  19,  20.  —  Die  Worte  D^-ibN  üv—bv  verstehen  sich 
so,  dass  das  Volk  in  Absalom  seinen  li^'i'T'  verliert.  Die  bei 
Thenius  aufgeführten  Erklärungen  treffen  die  Pointe  nicht.  — 
ÖDND  -TH  -iZi-n  "ip'QTi  n^-tii.  Die  Aussprache  DiDN  musste 
dazu  führen,  ^2"^'0  als  Aequivalent  von  'B^  anzusehen  (LXX): 

^aus  dem  Munde  des  Königs  ist  dieses  Wort  gleichsam  eine 
Verscbuldigung."  Aber  nicht  „dieses  Wort"  ist  die  Verschul- 
digung  *) ,  sondern  indem  der  König  dieses  richtige  Wort 
spricht,  fällt  er  seinem  dawider  handelnden  Verfahren  gegen 
Absalom  das  Urtheil.  Letzteres  besagt  der  MT.,  dessen  Sinn 
jedenfalls  richtig  ist.   Vielleicht  ist  ""'n  nach  "T~  ausgefallen. 

14.  n~D  ist  nicht  Object  zu  n*"'  —  denn  einen  Verstosse- 
nen  verstösst  man  nicht,  vielmehr  einen  noch  nicht  Verstos- 
senen  — ,  sondern  Inf.  Abs.  Das  spricht  für  die  Lesart  der 
LXX  n"3  "3*o'o  rr^jb  statt  m"  ''Tibo.b.  Nun  aber  lässt  sich 
aus  dem  zunächst  Vorhergehenden  kein  Object  zu  n~3  ergän- 
zen, man  muss  zurückgehen  bis  auf  v.  13  "'dr,  "»nb^b.  Stan- 
den die  W^orte  ursprünglich  hier,  so  erklärt  sich,  wie  im  MT. 
■'Snbn^  zugesetzt  werden  konnte.  Auch  wird  unten  erhellen, 
dass  das  Subject  zu  ni"'  nicht  Gott ,  sondern  nur  David 
sein  kann. 

Der  Rest  von  v.  14  b  lautet  nun  nach  LXX  bloss  Ni"" 
iSTlDnT  "üdEj  D"'n^N.  Die  Worte  sind  als  Frage  aufzufassen 
mit  negativem  Sinne  (daher  ^b]  im  MT. ,  vgl.  LXX  19,  22. 
Einl.  S.  26  f.),  s^'ni  ist  ^rni;*  also:  „Und  wenn  Gott  die 
Seele  genommen  hat,  gibt  er  sie  wieder  her?"  ein  Sinn,  wel- 
cher vortrefflich  zu  v.  14  a  passt.  Vgl.  dagegen  Thenius'  Ue- 
bersetzung  des  MT. :  „Und  rafft  doch  auch  Gott  nicht  (sofort) 
eine  Seele  weg  und  sinnet  (vielmehr)  auf  Rathschläge,  dass 
er   nicht  von   sich   stosse  einen  Verstossenen  (wenn  er  reuig 


*)  Dies  einsehend  fasst  LXX  den  Satz  als  negative  Frage  auf: 
„ist  etwa  aus  dem  Munde  des  Königs  u.  s.  w.?"  Aber  dadurch  wird 
in  Wahrheit  die  Schwierigkeit  nicht  beseitigt. 


193 

zurückkehrt)  *).  Wenn  die  Verbannung  Absaloms  von  Seiten 
Davids  verglichen  werden  sollte  mit  dem  Fortraffen  der  Seele 
von  Seiten  Gottes  —  kein  guter  Vergleich  — ,  so  wäre  es 
sehr  unzweckmässig,  am  Schlüsse  an  die  Stelle  dessen,  womit 

verglichen  wird  ("c:£:  Nu;;) ,  das  zu  setzen  ,  was  verglichen 
wird  (""-)•  Gott  kann  nicht  das  ursprüngliche  Subject  zu 
JTT"'  sein.  Und  ferner  ist  auch  das  Prädikat  n^ZM^-'C  nxzn 
für  den  Allmächtigen  unpassend.  Beides  hat  Ew^ald  gefühlt. 
Er  übersetzt  111.  S.  236:  „Aber  die  Seele  eines  solchen,  der 
keinen  Verbannten  von  sich  verbannt  sein  zu  lassen  im  Sinne 
habe  (2*tr"~  statt  n^n*),  raffe  Gott  nicht  dahin  vor  der  Zeit!" 
Man  muss  gestehen,  dass  diese  Erklärung  nicht  bloss  alle  die 
Schwierigkeiten  fühlt ,  von  denen  Andere  keine  Ahnung  ha- 
ben ,  sondern  dieselben  auch  mit  grossem  Geschick  zu  besei- 
tigen sucht.     Indem  der  Nachdruck  auf  von  sich  gelegt  wird, 

erklärt  sich  das  Object  n~:  („irgend  einen");  durch  3ü"in 
wird  Gotte  die  Subjectschaft  zu  n^cn  und  n":  abgenommen. 
Aber  in  „raffe  Gott  nicht  dahin"  wird  jedermann  eine  war- 
nende Drohung  erkennen  ,  nicht  so  leicht ,  wie  Ewald  will, 
einen  Glückwunsch  (—  lasse  Gott  lange  leben). 

17.  -r.i^u:,  LXXn^wV-,  s.Einl.S.  32Anm.  2.  Das  Richtige  ist 
""üNr:;  das  Schlusswort  einer  längeren  Rede  pflegt  mit  er- 
neuertem T2>5'"i  eingeführt  zu  werden.  —  Als  den  Sinn  von 
""Ji"   y'2^Q2b   gibt  Thenius   an :    er  hat  Geduld  und  Nachsicht. 

Ob  aber  die  alten  Hebräer  den  Engel  Gottes  als  engelsgedul- 
dig sich  dachten,  ist  einigermassen  zweifelhaft.  Da  der  Satz 
"'y.  "N-^'^r  "Z ,  zu  dem  ja  auch  ""^"  'J'l'cb  gehört,  den  vor- 
angegangenen begründen  soll,  so  wird  es  gut  sein,  beide  im 
Zusammenhange  zu  betrachten.     Von  hier  aus  kann  zunächst 

mit  "nü'cb  —  rprr  nicht  gemeint  sein  „der  Ausspruch  des 
Königs   möge   günstig  ausfallen" ,    weil   dazu   >";"■    ^'ijr;   im 

Folgenden  nicht  passen  würde  ,  sondern  nur  „es  habe  sein 
Bewenden  bei  dem  Ausspruche  des  Königs."  Dann  aber  ist 
für  den  Causalsatz  der  Sinn  erforderlich  „der  König  hat  ab- 
solute Vollmacht**)",  also  für  r2T-  etwa  die  Bedeutung 
„entscheiden,  beschliessen."     Mithin  "i'^p^-  • 

18.  "H"  ist  =  im  Geringsten,  TiITN  substantivisch  =  was. 
Sonst  stünde  wohl  "3"^". 


*)    Man  sieht,  wozu  Klammern  gut  sind. 
**)    Vgl.  19,  28. 


13 


194 

19.    iliN,   Ew.  §.  53  c. 

21.  Ein  Grund,  die  Lesart  des  Ketib  zu  ändern  liest  nicht 
vor;  n,cht  einmal  ^n=.-..  &  nn.n-n.  halte  ich  11 
thig   denn  was  „dieses  Wort"  sei,  war  für  Joab  aus  den  Um 

9«      n     TT     ^\  ^'""'^  ""''  ^l^=--nN  zusammen.    ' 
■^0.     Uie  Unterscheidung   eines  heihVen    ,i,i^  «;„„„  i  ••   ■  ,• 
eben  Sekels  stellt  das  altf  israelitisctTew   ht     em  bXt 
mschen  gegenüber,    ^b^n  ist  der  Grosskönig      Unser  Vet" 
Zts:       "^^^^^■"-'^-   Ursprung  und  gründet  s   h  aS 

i  af  r^/T  ''■  '•  "''°^^  "'■'  ^'^°''  ^-  J«-Ph-  fin- 
den als  ob  Absalom  mit  den  Haaren  im  Baume  hängen  ge- 
blieben wäre.     An  D^n.^^  wird  nicht  zu  rütteln  sein     daran 

^auptrÜ^leSrCnet  '^^^"  «"^^  ^^  ^«^-^  ^- 
27.    Ueber  den  Zusatz  in  LXX  vgl.  zu  8   7 

der^ianS   Vorberlitun^w'''    «'^  ^'^bräi'sche   Leser   nicht 

und  auch  öuopmöt^c  rFi,  A^       '   ~      kug  werden  können 
angewandterTScenz  Eh.  "'"'  "''^*  ^"^  "^'='^'^'''««J' 
33.    V,  „ach  m-  fehlt  bei  LXX;  mit  Recht,  wegen  des 
folgenden  iban  ■>>zb.    S.  Einl.  S.  24. 

XV. 

K  /\/"'^J    ^'',  ^'  ^  '"'''■  '"''■'^  "^^^  Tempus  historicum  ge- 
braucht und  wiederum  v.  6.  ""i-um  ge 

7.  Statt  D^:'3nt«   lies   yanx   (Joseph.  Syr.),    vgl.  zu  24 

gelobt  ,   es  ist  darum  unnothig ,   jnana  mit  DbuJNi  zu  ver- 
binden oder  zu  ändern. 

8.  Statt  =^-  lies  mit  Thenius  aiDn. 

12_     Dass  hier  nicht  berichtet  wird,'  Absalom    habe  den 

durch  ,n  .a  klar.     Wie   aber  in,   Einzelnen   der   auch    von 


195 

LXX  ER.  AI.  *)  gebotene  Text  zu  verbessern  sei ,  lässt  sich 
schwer  ausmachen.  Um  wo  möglich  auch  für  "nzia ,  welches 
nicht  wohl  Zeitbestimmung  zu  n^ii:"'"  sein  kann,  eine  Bezie- 
hung zu  schaffen,  empfiehlt  sich,  statt  "r"nN~rN  zu  schrei- 
ben ^<"""~N  und  vor  '";"'"''a  einzuschieben  ^^.z^^■!.  Doch  ist 
N3"  an  dieser  Stelle  weder  direct  irgendwie  bezeugt  noch 
indirect  dadurch  ,  dass  sich  die  Möglichkeit  der  Auslassung 
begreiflich  machen  lässt.  Es  fragt  sich,  ob  D^n^'n—nx  "nsTD 
überhaupt  eine  Berücksichtigung  verdient  und  nicht  lieber  mit 
einigen  codd.  der  LXX  zu  lesen  ist  N"?  ^5"j~^'I  "^5  nbuD"'". 
Für  diesen  Text  hätte  man  Bezeugung  und  der  Ausfall  von 
N"ip'",  welche  übrigens  in  v^5  eine  Spur  zurückgelassen  hätte, 
würde  sich  in  der  Zeile  unter  D^Nnp  v.  11  wohl  erklären. 
16.     Q^^^J'^S  ü^-cz — \ty  t^i^   kehrt  grade   so   20,  3  wieder, 

obwohl  dort  nur  übersetzt  werden  kann  „die  zehn  Kebs- 
weiber. " 

17  f.  Die  eigentliche  Uebersetzung  der  LXX  von  v.  17  b 
und  V.  18  ist  in  der  ER.  eingekeilt  zwischen  die  zwei  zu  ein- 
ander gehörenden  Hälften  einer  anderen  griechischen  Ueber- 
setzung, welche  sich  genau  an  den  MT.  hält,  und  zwar  sind 
die  Schlussworte  der  ersten  Hälfte  am  Anfange  der  zweiten 
wiederholt:  ymI  eovroav  iv  öl/.ci)  toj  jnaxgccv  18.  xal  Ttavzeg 
Ol    naideg   acrov    dva   xeiQa   clvtov   Tcaqfiyav  -/.al  Ttag  X£?.e^l 

y.al   nag   6    0£?.£&i xal    nag   6  XsXed^l  y.al   nag  6 

(DaXed^l  y.al  navzeg  ol  Fed^alot  o\  e^ay.ooiOL  avögeg  ol  lld^ovreg 
To7g  noolv  avTWv  ex  Fid-  y.al  nogevöuevoL  inl  ngooconov 
Tov  ßaoiliiog.  Die  inmitten  dieser  beiden  zueinandergehö- 
renden  Hälften  eingesprengte  wahre  Uebersetzung  der  LXX 
von  V.  17b.  18  lautet  wie  folgt:  xal  eorr^oav  Inl  Tr]g  eXalag 
ev  xfi  £Qi]jH(ü  18.  y.al  nag  6  ?Mdg  nagenogevsTO  i/ofiavog  av~ 
TOV  yal  navTig  ol  ntgl  auzov  yal  nävceg  o).  äÖQol  yal  ndv- 
xag  o\  juayr^zal  e^a/.oGLOi  dvögag  yal  naQrjoav  inl  xelga  av- 
10V,  Man  sieht  leicht,  dass  der  Schluss  von  v.  18  hier  ver- 
loren gegangen  ist ,  denn  y.al  nagr^oav  Inl  ydga  avzov  ist 
nur  eine  verhältnismässig  alte  Duplette  zu  nagenogeiezo  exo- 
(.levog  avzov. 

Aus   dieser  Uebersetzung   würde    sich   zunächst  ergeben, 
dass  LXX  V.  17  b  las  -i=-"^3  vp^rr-bv  "'r'  statt  pnTOn  n->a  "yi. 


*)  Dass  wenigstens  ER.  corrigiert  ist,  ergibt  sich  deutlich  aus  T(p 
A.  T(o  Q.  avjußov).ov  J.  Der  künstliche  Casuswechsel  ist  der  LXX 
nicht  zuzutrauen. 

13* 


196 

Mit  welchem  Rechte ,  ersieht  sich  daraus ,  dass  v.  23  David 
noch  am  Kidron  ist,  v.  30  erst  an  den  Oelberg  kommt  —  hier 
in  unserem  Verse  ist  er  kaum  aus  Jerusalem  heraus.  Höch- 
stens Hesse  sich  dem  LXXtexte  ein  b:?  entnehmen  ,  da  das 
blosse  iH^Z  gewöhnlich  nur  bedeutet  ^im  Hause." 

Schwieriger  ist  der  Text  herzustellen,  der  v.  18  der  LXX 
vorlag.  Doch  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  Ttavtsg  ol  Tteql 
avTOv  Kai  TtdvTsg  ol  adqoi  wenigstens  mittelbar  auf  ^sn"iDn~"bZ) 
■»^brn—bD"  zurückführt,  möglicherweise  mittelst  einer  alten 
jüdischen  Deutung  von  Kreti  und  Pleti ,  die  in  den  hebräi- 
schen Text  der  LXX  eingedrungen  war.  Eine  wörtliche  Wie- 
dergabe irgend  eines  althebräischen  Wortes  ist  v/enigstens  ol 
Ttegl  avxov  auf  keinen  Fall,  Ez.  38,  6.  9.  39,  4  wird  ^^Z^^ 
so  übersetzt.  IldvTeg  ol  fnaxrjTal  wäre  D^n^-^n^bD,  ist  aber 
in  Wahrheit  Correctur,  wie  sich  aus  der  Wortwahl  /^axrjzal 
für  dvvazol  ergibt. 

Die  LXX  variiert  also  in  v.  18  nur  wenig  von  MT.  Wäh- 
rend sie  V.  17  Viny-blD  statt  Di^n— bs  liest,  ist  v.  18  das  Um- 
gekehrte der  Fall.  Unwichtig  ist  diese  Variante  keineswegs, 
denn  die  "b'on  "'-jd:',  vornehme  Leute  und  des  Königs  nächste 
Umgebung ,  sind  nicht  einerlei  mit  dem  Volke ,  sondern  wer- 
den z.  B.  16,  6  von  diesem  und  von  den  Gibborim  wohl  un- 
terschieden. LXX  ist  im  Recht:  der  König  und  seine  Beglei- 
ter (v~3")  bleiben  v.  17  stehen  am  letzten  Hause  von  Jeru- 
salem, um  das  Volk  {ü'Jn-^b^)  und  die  Leibwache  passieren 
zu  lassen  v.  18.  Erst  v.  23  setzt  sich  David  mit  seiner  nä- 
heren Umgebung  wieder  in  Bewegung. 

Der  Schluss  von  v.  18  ist,  wie  bereits  bemerkt,  in  der 
Uebersetzung  der  LXX  nicht  erhalten.  Das  ist  um  so  mehr 
zu  bedauern,  als  jener  Schluss  im  MT.  verderbt  ist.  Es  muss 
hier  einst  etwa  Folgendes  gestanden  haben :  „Und  auch  Ittai, 
der  Gittäer,  welcher  vor  nicht  langer  Zeit  (v.  20)  von  seiner 
Vaterstadt  nach  Jerusalem  übergesiedelt  war ,  zog  an  dem 
Könige  vorüber."  Erst  dadurch  wird  v.  19  motiviert  und 
auch  in  v.  18  MT.  sind  noch  Spuren  des  ursprünglichen  Tex- 
tes. Zunächst  die  D^n^f  statt  der  zu  erwartenden  Dni5 , 
dann  tn;"o  "bj-s  "S3  "iu35<,  was  von  den  Sechshundert  und 
David  (auf  den  "b:in3  gehen  müsste)  gar  nicht  wahr  ist,  und 
schUessUch  die  W^iederhohmg  des  Prädikats  ü'>^ny ,  die  sich 
am  besten  durch  das  Eintreten  eines  ganz  neuen  andersarti- 
gen Subjectes  begründet.     Die  Verderbnis  entstand  durch  Eiur 


197 


tragung  von  ^\N  n\N^"^r  D^nir.n-bz',    vgl.    in   LXX  xat 

TtdvTeg  o\  fj.axrjral  £^ay,6aiOL  avÖQeg  und  was  ich  oben  dazu 
bemerkt  Labe  *). 

19.  Lies  mit  LXX  l'O-p^ar  statt  "*ob. 

20.  Vor  -cn  ist  r^"  r^ty^  n-rp-  (LXX)  in  MT.  ausge- 
fallen ;  ein  Schreiber  irrte  von  dem  ersten  yoy  auf  das 
zweite  ab. 

21.  DN  "'^  wäre  hier  sehr  auffallend,  denn  3,  35  hat  diese 
Zusammensetzung  nach  einer  Schwurformel  genau  den  umge- 
kehrten Sinn  wie  das  einfache  ^l;  (3,  9.  1  Sam.  3,  17)  und 
den  gleichen  wie  2N. 

22.  Da  der  König  v.  24  noch  steht  (seit  v.  17)  und  Revue 
passieren  lässt,  so  ist  fuez  e/liov  hinter  "13"°  und  y.al  6  ßaoi- 
levg  hinter  ^njn  falsch.  Erst  v.  29  zieht  der  König  selbst 
weiter. 

23.  Die  zweite  Vershälfte  muss ,  damit  sie  selbst  und  v. 
24  ff.  verständlich  sei,  lauten:  bz"  l"i~p  "n:3  i'ö'v  ^b^m 
na-^n  in^  vdd— b^  W^inv  üvn.  Es  ist  möglich,  dass  zwi- 
schen dem  Stat.  constr.  "ii"  und  dem  Genitiv  "iD'i'Or;  noch 
ein  anderes  Wort  gestanden  hat,  von  dem  t^^^  ein  Rest  ist 
(vgl.  LXX)  —  doch  kann  TN  auch  auf  andere  Weise  ent- 
standen sein.  —  Was  die  erste  Vershälfte  belangt,  so  steckt 
in  □^~2>'  □"n~"br-  jedenfalls  ein  Fehler.  Vielleicht  ist  ein- 
fach C"r:— ^r::  zu  streichen :  wie  leicht  man  es  mit  der  Ein- 
setzung solcher  Worte  nahm,  habe  ich  öfter  Gelegenheit  ge- 
habt zu  beweisen,  an  dieser  Stelle  könnte  es  aber  auch  durch 
Zufall  eingedrungen  sein.      Also:    b"i~J  b'p  D^2"2  7"iNn  bD" 

C-.Z"".      Der  LXXtext  ist  so  entstellt,  dass  ich  ihn  nicht  zur 
Vergleichung  heranzuziehen  wage. 

24.  Es  ist  diesem  und  den  folgenden  Versen  unschwer  an- 
zusehen, dass  sie  unter  den  Händen  eines  nachexilischen  Be- 
arbeiters gelitten  haben,  der  die  aus  der  Chronik  begreiliicbe 
Absicht  hatte,  den  Ebjatliar  aus  diesem  Zusammenhange  gänz- 
lich zu  eliminieren.  Die  Absicht  ist  nicht  ganz  gelungen, 
denn  in  ~ri^2N   7l"^'   hat  sich ,    freilich  an  falscher  Stelle  **), 


*)    Mir  scheint,  dass,  wo  die  Gibborira  als  ein  specielles  Corps  er- 
scheinen, sie  mit  den  Krethi  u.  Plethi  identisch  sind  1  Reg.  1,  8.  lü.  38. 

**)     denn  "iJl"   Dr~"J?    gehört  zu  ip^:^".     „Sic  setzten   die  Lade 


198 

eine  Spur  des  alten  Textes  erhalten ,  ebenso  wie  v.  27  f.  in 
dem  Plural  der  zweiten  Person.  Aber  das  ist  gelungen,  jede 
Wiederherstellung  des  letzteren  unmöglich  zu  machen.  Denn 
wenn  «tto  Bai&ag  wirklich  ^n^3N  ist ,  so  ist  es  klar ,  dass 
dessen  Erwähnung  hinter  d"'nbi<n  selbst  erst  auf  nachträgli- 
cher Correctur  beruht.     Vgl.  zu  8,  17.  20,  6. 

27.  Lies  u:5<"in  ^iilün  statt  des  unverständlichen  Si5<"'^n. 
Der  Ausdruck  stammt  von  dem  Bearbeiter. 

28.  Zwischen  "lai'on  'n-nnv  des  Ketib  und  "^n  nilan:? 
des  Qeri  wird  durch  17,  16  (vgl.  zu  "133?  17,  21)  entschieden 
und  zwar  zu  Gunsten  des  ersteren. 

29.  D-ü  iDUD^i,  LXX  besser  a\23^i,  die  Lade  nemlich.  Um- 
gekehrt erwartet  man  statt  des  ersten  3UD">i  den  Plural. 

3L  Die  Voranstellung  des  °^°i~  vor  ~Jn  erklärt  sich  dar- 
aus, dass  V.  31  ein  nach  hebräischer  Sitte  vorausgeschickter 
plusquamperfektischer  Umstandssatz  ist,  welcher  eine  Voraus- 
setzung zum   Verständnis   von   v.  32  ff.   enthält.     Gienge  die 

Erzählung  einfach  weiter,  so  wäre  die  Stellung  ii'O  "^"'1 
unerlässlich.  Für  i^Jn  lies  "'H  und  dahinter  "ib  (vgl.  das 
folgende  TO?<b);  oder  im  Anfange  """b^ 

32.  mnnuD"'  ist  jedenfalls  dem  Sinne  nach  passiv,  d.  h. 
subjectslos  und  vielleicht  auch  so  auszusprechen.  —  Hinter 
''iDni^n  LXX  kzalgog  Javid,  nach  v.  37  richtig. 

34.  Die  LXX  hat  einen  Text  vor  sich  gehabt,  der  aus 
dem  massorethischen  corrumpiert  war  ^"inN  '^b'om  '^TiJ^i  i"iay 
^^3N  -13:? ,    entsprechend  dem  MT.  von  ^t^y  lo  bis  "j^aJ^  *). 

Danach  folgt  eine  Duplette ,  die  wahrscheinlich  den  Schluss 
der  wahren  LXX-Uebersetzung  verstümmelt  hat.  Sie  stimmt 
mit  dem  MT.  bis  auf  den  einen  Punct,  dass  sie  für  n^ni«^ 
voraussetzt  nT\i<  (vgl.  das  n  in  ^^^^5,  dem  entsprechenden 
Worte  der  echten  LXX).  In  der  That  ist  n"'n5<  unrichtig,  es 
darf  weder  zum  vorausgehenden  ^25<  gezogen  werden ,  noch 
zum  folgenden  "3:?.  Aber  n^ni^  als  eäaov  f.is  ^rjaai  ist  zu 
hündisch.     Vielleicht  liegt  irgend  eine  uns  unbekannte  Formel 

der  \^^'  vor. 


Gottes  so  lange  nieder  (=  blieben  mit  ihr  stehen),    bis   das  Volk  alle 
passiert  war." 

*)    Nur  setzt  ^"»rti^  statt  -»i^^  voraus  "»^Si^, 


199 


XVI. 

2.  '"5   vor  Dnbn   entstand   aus    mechanischer  Fortsetzung 
des  vorhergehenden  b  (Maurer  bei  Thenius). 

3.  ri'Ob'ya  s.  zu  1  Sam.  15,  20. 

10.  Fühlbar  folgt  mit  ^^^  die  Apodosis,  des  Ketib  "'S  ist 
daher  in  vollem  Rechte. 

12.  -rj=:-:y=-'>^yj  (LXX),  vgl.  ^bn  2  Reg.  1,  2  =  ^-»bh. 
Wenn  Geiger  "^-^^^  für  das  Ursprüngliche  ausgiebt,  so  ge- 
schieht das  seiner  Theorie  zu  lieb.  S.  Urschrift  S.  32  i  f.  — 
Des  Ketib  Tibbp  ist  dem  Qeri  vorzuziehen,  das  Künftig  (^biN) 
und  Heute  (~Tn  ütd)  muss  in  demselben  Tertium,  also  bei- 
demal in  dem  Schicksale  des  Königs  mit  einander  verglichen 
werden.  —  Das  Wort  t^'cyb  befremdet  hier  aufs  Aeusserste, 
und  es  ist  daher  ein  sehr  willkommener  Umstand,  dass  LXX 
statt  des  ersten  t^'cyb  las  """'"■b:?,  statt  des  zweiten  'r>TQ. 

14.  Ich  sehe  keinen  Grund,  welcher  ü^Z'^v  appellativisch 
zu  verstehen  zwänge.  Möglich  ist  allerdings,  dass  der  Orts- 
name ,  welcher  hier  nothwendig  gestanden  haben  muss ,  ur- 
sprünglich etwas  anders  lautete  als  D^E"»:-'  und  die  phonetische 
oder  graphische  Aehnlichkeit  mit  diesem  Appellativ  später 
zur  directen  Substituierung  desselben  führte. 

23.  bN"©"  ist  auch  ohne  M3">>i  verständlich  und  daher  das 
Ketib  vorzuziehen. 

XVII. 

1.    Nach  5<2  rnra^  LXX  'b. 

3.  ''•-3-.  370:2.  LXX:  m:s:  T|^<  rT(23\s— b^  n'D::^  3i^r 
"n  b!D-  TOn'a  nrs^  -n^  ut-'N.  Dass  der  MT.  nur  Trümmer 
dieser  Lesart  bietet,  ist  augenscheinlich.  Ueber  rnir^N  trotz 
^b^n  siehe  Credner  zu  Joel  1,  8.  Hätte  nbya  hier  gestan- 
den, so  konnte  man  nicht,  wie  im  MT.  geschehen  ist,  auf 
UJ''N  überspringen.     Vgl.  Thenius. 

5.  Nnp,  lies  mit  LXX  ^?<"]p  (Thenius). 

6.  ■j''^^  D^<  (vielleicht  fiel  nach  "nai  ein  i  vor  DN  aus) 
„oder   nicht"  wird   von   der  Accentuation    mit  Unrecht  von 


200 

dem  ersten  Glied  der  Doppelfrage  getrennt  und  zum  Folgen- 
den gezogen. 

8.  'Qg  (XQKog  i^T£Kvcojii€vrj   ev  (xygM  ytal   wg  vg  TQa%eia  iv 

TO)  Tcedup.     Sowohl  sv  ccyQc^  als  auch  iv  zo)  TteöUo  führt  auf 

HTirs.     Schon  dieser  Umstand  macht  es  nicht  rathsam,  beide 

Vergleiche  zusammen  für  ursprünglich  zu  halten.  Ausserdem 
kennt  das  A.  T.  die  Sau  als  ein  den  Gärten  gefährliches 
Thier,  würde  sie  aber  nicht,  wie  etwa  Homer,  der  verwaisten 
Bärin  an  die  Seite  gestellt  haben,  da  grade  bei  dem  Schweine 
dem  Israeliten  nur  die  Eigenschaft  der  Unreinheit  iii  den 
Sinn  kam. 

9.  Statt  ßovvwv  (d^^riD)  lies  ßo&vvwv  (00).  —  Da  nns 
18,  17  Maskulinum,  dagegen  ti^'p'ü  17,  12  Femininum  ist,  so 
scheinen  in  unserem  Verse  "HJ^  und  innJ«^  die  Plätze  gewech- 
selt zu  haben.  —  Für  bDD3  zu  schreiben  ibi:D5  (Thenius), 
wird  kaum  nöthig  sein,  da  auch  sonst  Niemand  anders  als 
David  Subject  sein  kann. 

11.  ^t^:iy^  ^D,  LXX  ^n::r  yT  n^  ^r.  Nach  ^D  fiel  hd 
aus  und  YT  vor  ^^"'.  Häufig ,  wo  zwei  gleichgeschriebene 
Wörter  neben  einander  standen,  ist  eins  übersprungen;  z.  B. 
1  Keg.  18,  4  "iii^^  D^i23"on  statt  u3^^  ü^iiD'on  ü^'OD'Qn,  Gen.  6,  14 
Ü"2p  statt  Ü''3p   Ü^5p    (Lagarde  Onomastica  II.  95). 

13.  iN^iDn  als  ferre  fecit  müsste  den  doppelten  Akkusa- 
tiv regieren.  Wenn  nun  auch  b>^  vor  "^^'J  hier  leicht  aus 
bj»i"i"l'^  entstehen  konnte,  so  ist  doch  das  ungewöhnliche  Ver- 
bum  hier  gar  nicht  motiviert;  man  erwartet  einfach  VO'^'irm. 

16.  ^ib'ob  ist  Object  zu  yb3'>  (KavaTtifj) ,  vgl.  zu  1  Sam. 
22,  7. 

20.  Ü^'Qn  ist  im  folgenden  Verse  der  Jordan,  wahrschein- 
lich also  auch  hier.  Dann  würde  zwischen  'n^'J  und  D^'On 
entweder  gar  kein  Wort  erfordert  (=  sie  zogen  weiter  zum 
Wasser,  vgl.  19,  31  li"i^n  "[yon—n^  -is:?^-  =  er  war  mit 
dem  Könige  zum  Jordan  gezogen)  oder  eins  des  Sinnes  von 
Tj-il  15,  23.     Mit  J-^^  erklärt  man  jedenfalls  b:D^^ü  nicht. 

25.  Statt  ^bwxn-i:-'  lies  nach  1  Chr.  2,  17  ^bTü'ü:-^  (Thenius). 
'>bTCi^->  •c^N  gehört  zusammen  und  hierauf  bezieht  sich  der 
folgende  Relativsatz.  Ob  ^^"p"'.  *it)^^  bloss  versetzt  oder  über- 
haupt erst  später  eingetragen  ist,    lasse  ich  dahingestellt.  — 


201 


trni— ri:2  ist  wohl  aus  123-:— ja  y.  27  entstanden  *).  Nahas, 
der  hebräischen  Anschauung  durchaus  Maskuhnum ,  ist  kein 
Eigenname  einer  Frau;  ^n:  rv  1  Chr.  4,  12  heisst  auf 
deutsch  nicht  „die  Stadt  Nahas" ,  wie  Bertheau  übersetzt, 
sondern  „die  Stadt  des  Nahas"  (gegen  Thenius).  Dass  aber 
Isai  auch  Nahas  geheissen  habe,  ist  mit  nichts  zu  erweisen. 

28  f.  Wenn  man  nicht  umhin  kann  ,  da  3ri23''0  gar  nicht 
Name  eines  Geräthes  ist ,  vor  diesem  Worte  "''^21'^  rin;i;y 
nach  LXX  herzustellen  (vgl.  wegen  "»"nn'O  Symmachus  zu 
Prov.  31,  22),  so  braucht  man  sich  auch  nicht  zu  scheuen, 
auch  noch  zu  Anfang  3"'N^2^  aus  LXX  mit  herüberzunehmen 
und  dann  v.  29  iiziTn  zu  lesen.  Denn  es  ist  immerhin  schwie- 
rig ,  "52^5"  ".iDJn  V.  29  als  Regens  zu  den  v.  28  registrierten 
Betten  und  Töpfen  aufzufassen.  —  Hinter  t^'ZO  lißrjrag  wie- 
derholt LXX  dixa. 

XVIII. 

3.     nn:?— ^D  lies  mit  LXX  nnwX  —^2. 

6.  n";'i3n,  LXX  öqv/lwv,  als  ob  n~"j;,  hier  bloss  Gegen- 
satz zu  "1^^,  und  das  folgende  "i^^  sich  widersprächen. 

7.  Du3    lässt    LXX    beidemal    wahrscheinlich   mit  Recht 

T 

aus:  es  wurde  leicht  eingesetzt  (Einl.  S.  26),  würde  aber,  wenn 
echt,    schwerlich   v.  8   wiederholt  sein.  —    Hinter  J]b5<  LXX 

9.  Aus  der  Verbindung  mit  ■'3£5  und  aus  v.  10  ergiebt 
sich,  dass  5<"ip''i  unrichtig  ist.  Lies  etwa  ^^y.^^  —  l^."']? 
LXX  einleuchtender  "^rj^i. 

12.  ■'£5~'b"  wäge  ich  nicht,  sondern  "'ED^b:^  wird  mir  zu- 
gewogen. Sprich  "^p^.  Dass  eine  solche  Construction  bloss 
im  Arabischen  möglich  sei ,  sollte  man  nach  d">~J3  V'^p, , 
CjS  n^x:  nicht  denken,  obwohl  diese  Beispiele  allerdings 
nicht  genau  dem  '£3~b"  ^"pii:  analog  sind. 

12  f.  LXX  richtig:  ^.p^  iü:£:3  r'zv-ü_  "i<n":n  ^b  ^-)^^. 
An  sich  gäbe  "tT'u;^  "J^  einen  ganz  guten  Sinn,  aber  es  passt 


*)    was  zugleich   ein  Fingerzeig  dafür  wäre,    dass   '»rn^^lS   v.  27 
ursprünglich  am  Rande  stand. 


202 

nicht  wohl  zu  dem  Folgenden.  Denn  am  Schluss  kann  man 
zu  "-3:'a  nur  den  König  ergänzen  —  tu  ipse  contra  me  stares 
würde  ^S  ö^pri  oder  ^3  nj^r,  heissen  —  und  schreibt  auch 
am  besten  wegen  des  folgenden  i  sogleich  *Ti:i2)a  ==  und  du 
selbst  würdest  dich  vor  ihm  zu  stellen  haben.  Dann  aber  ist 
die  erste  Person  ''Sn^ü;:'  im  Vordersatze  zu  einer  Apodosis,  wo 
die  zweite  Person  Subject  ist,  unbrauchbar. 

14.  d^-J3u3,  LXX  ßelri  =  d^nbiiD  (Thenius).  Mit  Recht 
ist  bemerkt,  dass  23,  21  I03UD  dem  Speere  gradezu  entgegen- 
gesetzt werde.  —  Statt  T^'^'i^7\  3:53  will  Böttcher  "n  3^3, 
es  lässt  sich  darüber  nichts  sagen. 

17.  inp^i.  Wer?  Doch  wohl  die  Waffenträger  Joabs  v. 
15.  Aber  nach  Dazwischenkunft  des  v.  16  hätten  diese  hier 
als  Subject  explicite  genannt  werden  müssen.  Es  scheint, 
dass  einst  v.  16,  oder  besser  inTO^i  v.  15  und  v.  16  auf  v.  14 
folgten,  dann  erst  v.  15.  17;  vgl.  ähnliche  Versetzungen  13, 
37.  19,  11.  Man  müsste  übrigens  dann  ^^""t^^<  "O"'"  v.  15 
für   ursprünglich   identisch   halten    mit     N"~^^^^  '\T\'^'^'\  v.   17. 

Vgl.  Xele&l  y,al  Oeh&l  am  Schluss  der  ersten  und  am  An- 
fang der  zweiten  Hälfte  eines  durch  eingedrungenes  Fremdes 
auseinandergerissenen  Ganzen  LXX  ER.  15,  18;  ebenso  das 
doppelte  "iri^3~"'5J<  19,  11.  —  Also:  Joab  nahm  drei  Speere 
in  seine  Hand  und  stiess  sie  dem  Absalom  ins  Herz,  während 
er  noch  lebte  im  Gezweig  der  Terebinthe,  15  und  tödtete 
ihn.  16  Und  Joab  stiess  in  die  Posaune  und  das  Volk  stand 
ab  von  der  Verfolgung  Israels,  denn  Joab  gebot  ihm  Halt. 
15.  Es  machten  sich  aber  zehn  Jünglinge,  die  Waffenträger 
Joabs,  heran  17  und  nahmen  den  Absalom  u.  s.  w."  —  Da- 
durch würde  zugleich  das  Unglaubliche  beseitigt,  dass  Absa- 
lom, schon  halbtodt  vom  Hängen,  durch  drei  Stiche  ins  Herz 
nicht  vollends  getödtet  wäre. 

18.  Lies  Y^'on  p"or3  -lUDi^  nn^^N  n3::)3"-]ni<.  Dass  ri3Sü 
determiniert  sein  müsse,  geht  aus  ^^^  und  aus  dem  Relativ- 
satze hervor;  die  Form  (Stat.  constr.)  weist  auf  Determina- 
tion durch  einen  Genitiv  hin,  der  wegen  "Wii  wahrscheinlich 
ST^uifi^  war.  Im  Deutschen  würden  wir  stellen:  „Absalom 
nahm   die  Säule  der  Asera  im  Königsthale  *)  und  errichtete 


*)    Auf  die  Lage   des  Königsthals  kann  man  aus  dem  Orte  ,    wo 
Absalom  sein  Denkmal  errichtete,    auch  wenn  man  ihn  wüsste,    nicht 


203 

sie  sich"  —  denn  das  Object  gehört  mehr  zu  Mpb  als  zu 
322^1,  zu  der  Stellung  im  Hebräischen  vgl.  17,  19.  Absolutes 
npb  giebt  es  auch  Num.  16,  1  nicht,  sintemal  dort  zu  lesen 
ist  Dp"  statt  T^p^',  —  Der  LXXtext  ist  in  unserem  Verse 
gründlich  verdorben. 

21.  Für  -^"ü  lies  -^^"Sn  wie  v.  23.  31  f.  Zu  Spässen  wie 
„da  warf  sich  3Iokr  nieder"  ist  hier  gar  keine  Veranlassung. 
Gegen  Böttcher  und  Thenius. 

22.  äTN'J'O  —  n^b"  kann  nicht  heissen  „dir  ist  kein  Lohn 
bereit",  andererseits  gibt  „dir  wird  kein  ausreichender  (LXX 
slg  cücpeXeiav)  Lohn"  nicht  den  erforderlichen  Sinn,  ^^^52b^ 
sollte  Passivum  sein,  man  hat  aber  wohl  kaum  an  das  Paul 
von  J*?^''^  zu  denken,  sondern  vielmehr  an  das  Part.  Hofal  von 
n::->=  n.N^:^  (Gen.  38,  25)  =  herausgegeben,  ausbezahlt.  In 
LXX  ist  ooi  und  noQevo[.iivo}  einfache  oder  doppelte  Ueber- 
setzung  von   ~^:?. 

23.  Am  Anfang  ist  nach  LXX  n'05^"!  einzusetzen.  —  Ti 
yccQ  iav  öga/Luo  geht  wohl  auf  keinen  anderen  Text  zurück 
als  y,al  eorco  ovl  dga/nco  v.  22  ,  vielleicht  aber  auf  einen  an- 
dern Uebersetzer. 

26.  Sprich  ^^pn  (s.  Thenius)  und  wiederhole  nach  LXX 
^HN  hinter  dem  zweiten  il^^N. 

28.  N"ip"-i  aus  der  Ferne?    Lies  S'^p^". 

29.  Die  Uebersetzung  „indem  Joab  döti  Knecht  des  Kö- 
nigs und  deinen  Knecht  sandte"  ist  sprachlich  unmöglich, 
IS^^T*  müsste  als  Genitiv  hinter  dem  Stat.  constr.  stehen.  Aber 
auch  sachlich  ist  sie  höchst  bedenklich.  Nicht  jeder  Mohr 
hiess  Fbedmelech ,  dagegen  nannten  sich  alle  ünterthanen 
dem  Könige   gegenüber   "i^'Q^  iny ,    also  konnte  David  gar 

nicht  wissen,  wer  anders  als  Ahimaas  unter  Ebed  hammelech 
gemeint  sei.  Und  angenommen,  er  habe  darunter  den  Mohren 
verstehen  können ,  so  würde  sich  Ahimaas  gehütet  haben, 
selbst  einen  Zeugen  für  seine  Lüge  zu  liefern.     Es  ist  viel- 


schliessen.  Dagegen  könnte  n"u3  p^CV  Gen.  14  wohl  das  selbe  bedeu- 
ten, wie  m"C?<  p*C".  —  Gewöhnlich  werden  im  A.  T.  die  kanaan.  Mas- 
seboth  nur  durch  Umdeutung  zu  geschichtl.  Denkmalen  ,  hier  durch 
derbere  Mittel  entgottet. 


204 

mehr  sehr  einfach  ^b'on  i^V  eine  der  schuldigen  Höflichkeit 
Rechnung  tragende  Correctur  für  ^"2-^,  vgl.  1  Sam.  23,  20. 
Als  sie  in  den  Text  eindrang  —  an  verkehrter  Stelle  —  ver- 
schuldete sie  auch  das  unterscheidende  1  vor  ^"T3:^~h5<.    Lies 

also:  Tiia:'— n5<  2J^'t'  n'buj'b.  —  Nach  h'o  LXX  üiz;. 

XIX. 

4.     Vokalisiere  "OS^b  nach  nu^b  1  Sam.  21,  10. 
8.     Mit  ""^'  b&^i'J:"'i   beginnt    ein    ganz    neuer    Abschnitt; 
die  Worte  sind  zum  Folgenden  zu  ziehen. 

10.  Richtig  liest  LXX  hier  .die  Worte,  welche  in  MT.  zum 
folgenden  Verse  verschlagen  sind  ib'on  b^5  ^3  bi^nr^  bD  n^-i. 
(Thenius). 

11.  lieber  den  Schluss  dieses  Verses  s.  zu  v.  10.  Bemer- 
kens werth  ist  das  doppelte  ■n"3~"b>i  nach  dem  zu  18,  17  Ge- 
sagten. Die  Wiederholung  za^  Xoyog  it.  ^l.  r].  7t.  r.  ßaaikect 
ist  schon  wegen  loyoQ  vgl.  mit  qri(.ia  v.  10  den  LXX  abzu- 
sprechen. 

16  ff.  Hier  ist  die  Versabtheilung  wiederum  sehr  schlecht. 
Die  ersten  Worte  von  v.  17  r'^^^^'O  ro:?  u3^^?  qb^^^  sind  ganz 
enge  mit  v.  16  zu  verbinden ,  dagegen  von  dem  Folgenden 
scharf  abzugrenzen.  Denn  mit  NH"^:::-  v.  17  fängt  eine  Art 
Parenthese  an,  die  sich  bis  auf  v.  iSa  erstreckt,  wahrend  v. 
18b  den  Zusammen]] an ^  mit  v,  16  wieder  aufnimmt.  Zu 
deutsch:  „Und  es  eilte  Simei  u.  s.  w.  und  tausend  Benjami- 
näer  mit  ihm.  Siba  aber  und  sein  Gesinde  waren  zum  Jor- 
dan hinabgeeilt  ('  vor  "inb::  entstand  aus  dem  vorhergehen- 
den 'r\^)  vor  dem  Könige  und  über  die  Furt  gegangen  (ii3:? 
der  LXX  ist  nothwendig  wegen  des  folgenden  niün  miüS'b), 
um  das  Haus  (die  Frauen  und  Kinder)  des  Königs  hinüber- 
zuschaffen  und  überhaupt  seinem  Befehl  zu  Dienste  zu  ste- 
hen. Und  Simei  fiel  dem  König  zu  Füssen  u.  s.  w."  Nur 
von  Siba  gilt,  dass  er  vor  dem  Könige  den  Jordan  erreichte, 
nicht  von  Simei,  der  mit  den  Judäern  ziehend  gleichzeitig  mit 
dem  Könige  dort  ankam.  Und  nicht  alle  die  Tausende  von 
Judäern  und  Benjaminäern  waren  dazu  zu  gebrauchen, 
'r^-^vzi  3rjn  mi2;:;b-i  ib'^n  ?^^^  änu^  n^:2:^b.  Wenn  aber  Siba 
diesen  Dienst  verrichtete,  so  erklärt  es  sich,  warum  er  sein 
sämmtliches  Ingesind  mitbrachte:  was  doch  wenig  am  Platze 


205 

gewesen  wäre,  wenn  er  bloss  wie  die  Anderen  sich  hätte  prä- 
sentieren wollen.  Nun  erst  motiviert  sich  auch  recht  das 
Verhalten  des  Königs  v.  29 :  es  war  der  Dank  für  Siba's 
Diensteifer. 

24.  Kai  oi'x  ed^egaTcevos  und  ovöe  covi'xioaTO  ist  Duplette 
und  letzteres  alleine  echtes  Gut  der  LXX.  Denn  rrc:y  er- 
scheint gleich  darauf  als  e7toir]G£  an  einer  Stelle,  wo  ebenso 
gut  ed^eqaTzevoe  gepasst  hätte  und  der  Itala  lag  vor:  ovöe 
(ovvylaaTO  rovg  Ttodag  avTov  (nee  ungues  dempsit  de  pedibus 
suis).  Wollte  man  dennoch  sich  an  den  Nägeln  der  Fuss- 
zehen  nicht  genügen  lassen  und  wegen  wvvxloaTO  jedenfalls 
"J"ii22  in  den  Text  bringen,  so  müsste  man  schreiben  ni:;:?  ^^b"l 
vb^^'i  "■'':■'  ";"!£:: :  denn  einfaches  Zusetzen  von  ■i'':"i£:Ji  oder 
von  '^z:^:  ^^'5^  ist  nicht  erlaubt ,  da  '^".Z'^  gar  nicht  den  Fin- 
gernagel im  Gegensatz  zum  Zehennagel  bezeichnet;  Deut.  21, 
12.  Uebrigens  könnte  man  mit  dem  selben  Rechte  im  Fol- 
genden zum  C£'^*  den  "jp"  hinzufügen. 

25.  Thenius  fordert  □■*(2:*"'r'J2 ,  mit  Grund. 

26.  Statt  n^^^HwN  LXX  -^3n  V7»  ib  ist  erforderlich  aus 
sprachlichen  Gründen,  damit  sich  b-3"!'"  v.  27  daran  anschlies- 
sen  könne;  damit  ist  aber  auch  n'czn  gegeben,  für  welches 
ausserdem  auch  sachliche  Gründe  auf  der  Hand  liegen.  Vgl. 
Thenius. 

31.  ■j~~r2~~r>5  ist  aus  ■j"""'~"~^^<  und  "jiTa  zusammenge- 
flossen, vgl.  Einl.  S.  14  Anm.  2. 

32.  -ra^-czi.  LXX  liest  v.  33  statt  -nw><  vielmehr  "ra"'T. 
Diese  originellere  Lesart  muss  in  dem  massorethischen  Ar- 
chetyp am  Rande  bemerkt  sein  zu  "pn;  durch  ihren  zufälli- 
gen Einfluss  ist  hier  irqir  in  'rD^iü  verändert.  S.  Einl. 
S.  27. 

36.  "j'i'nTN  ist  ein  falsch  ergänztes  Object  zu  falsch 
aufgefasstem  ^23?^,  Einl.  S.  22  f.  Barzillai  kann  nur  sagen: 
„nur  ein  wenig  wollte  ich  dich  begleiten";  nicht  „beinahe 
wäre  ich  mit  dir  über  den  Jordan  gezogen",  oder  „nur  ein 
wenig  will  ich  mit  dir  über  den  Jordan  gehen",  denn  beides 
widerstrebt  dem  Zusammenhang  und  letzteres  ist  gar  nicht 
Barzillai's  Absicht,  wie  sich  aus  seinen  weiteren  Worten  deut- 
lich ergiebt.  Vgl.  v.  31  :  „er  zog  mit  dem  Könige  zum  Jor- 
dan, um  dort  von  ihm  Abschied  zu  nehmen." 


206 

40.    I'i^i:^"'^. ,  LXX  ü^")^^'.    Der  Sinn  muss  sein,  ganz  Juda 

und  ein  Theil  Israels  habe  dem  Könige  von  Gilgal  an  bis 
Jerusalem  das  Geleit  gegeben  20,  2.  Dieser  Sinn  wird  durch 
die  Lesart  der  LXX  („sie  zogen  mit  dem  K.")  klar ,  durch 
die  des  MT.  sehr  undeutlich,    wenn   überhaupt  ausgedrückt. 

Wahrscheinlich  hat  falsche  Auffassung  von  "b'aT^nN  als  Ak- 
kusativ erst  die  Aussprache  des  *na:?"i  als  Hifil  veranlasst, 

42,  "ff  öoixa.  edcoyisv  und  rj  agaiv  yjqev  ist  Duplette. 

43.  --na ,  richtig  LXX  ni:33 ,  s.  Thenius. 

XX. 

L  Zu  rbni^b  vgl.  Geiger  Urschrift  S.  290,  der  es  übers 
Herz  bringt,  '"'nb&^b  für  das  Ursprüngliche  zu  halten. 

3.  tm^n  Jni)2b^5  ist  beabsichtigt.  Dass  Witwen  lebender 
Männer  lebende  Witwen  heissen,  ähnliche  Erscheinungen  kom- 
men in  allen  Sprachen  vor;  es  könnte  übrigens  "n  auch  in 
der  Bedeutung  „frisch  grün"  hier  angewandt  sein.  Jedenfalls 
ist  fi^^n  eine  nicht  vorkommende  Bildung ,  die  ausserdem 
das  scheinbar  Absurde  des  Ausdrucks  gar  nicht  aufhübe. 

4.  Vor  D'^'Q"'  tydh'QD  muss  ^  ausgefallen  sein ,  denn  diese 
Zeitbestimmung  gehört  zu  '^y  und  enthält  deutlich  den  v.  5 
erwähnten  "y^^»  Ohne  ^^"cr  n^biiDi  ist  "f'oy  ns  nni<"  gar 
nicht  zu  verstehen. 

6.  ■n25"'25<  ist,  wie  alles  Folgende  beweist  (s.  Thenius), 
Correctur  für  3NV,  wie  1  Chr.  18,  12;  vgl.  ähnliches  15,  24. 
Uebrigens  hat  schon  Thenius  angedeutet,  dass  LXX  nach  dem, 
was  ER.  V.  7  bietet,  zu  schliessen  in  unserem  Verse  urspr. 
^Icoaß  gelesen  haben  muss.  Wodurch  die  Beseitigung  dessel- 
ben in  MT.  veranlasst  ist,  brauche  ich  nicht  auseinander  zu 
setzen.  —  'Vj^V  '^"»irn,  LXX  Gmaoei  zovg  ocpS-.  rj(A,.,  eine  mit 
Recht  von  Ewald  IIL  S.  262  gebilligte  Uebersetzung. 

7.  Nach  v-n.s  LXX  ER.  7  ^ud^DwN  ,  was  natürlich  im  MT. 
der  Aenderung  v.  6  zu  lieb  ausfallen  musste. 

8.  Die  zweite  Hälfte  des  Verses  enthält  meheres  Anstös- 
sige.  Lässt  man  vor  der  Hand  die  Vergleichung  der  LXX 
aus  dem  Spiel,  so  würde  man  vom  MT.  aus  zu  folgenden  Re- 
sultaten gelangen.  "i'-O,  welches  nur  maddaw  ausgesprochen 
werden  darf,  ist  eine  Correctur  des  unerwarteten  Tüab,  denn 


207 

der  Singular  "b^jl  kann  sich  nur  auf  letzteres  Wort  beziehen. 
^nn  "lijJn  spricht  unrichtig  aus,  denn  nn^na  —  ri"'2::'0  kann 
nicht  auf  den  Schwertgürtel ,  sondern  nur  auf  das  Schwert 
selbst  gehen:    also   "i^Jn  oder  auch  i^n.     Die  LXX  ER.  und 

O  T  -     T 

AI.  übersetzt  den  MT.  Aber  die  Itala:  „et  Joab  indutus  erat 
mandyam  indutoriam  suam  super  se  et  gladium  rudentem  in 
vagina  sua  cinctus  erat  ad  lumbos  suos"  setzt  folgenden  Text 
voraus:    b:?  "i^jn  nn:?n3  m-'C-^'o  am  vbv  ^lab  ti)2  ni<v' 

T 

""»rn^o*).  Dieser  Text  vermeidet  das  doppelte  i'ün  und  da- 
durch zugleich  die  ganz  ungewöhnliche  Phrase  ""'■i^  "i-^n  oder 
gar  "lUra^  "iJn,  er  entgeht  der  mislichen  Zusammenstellung 
von  rn^Ta  ■■':!n)2"~b"  und  der  überflüssigen  Wiederholung 
"P^y:  TjTi'ö^by  in  Einem  Satze,  er  stellt  schliesslich  die 
Pointe  auch  an  die  Spitze.  Sprachliche  Gründe  müssen  hier 
aber  um  so  mehr  den  Ausschlag  geben,  als  man  nicht  weiss, 

was  mit  "ra  n-'.::^  beschrieben  ist.  —  Am  Schluss  lies  nach 
LXX:  bim  HNü-'  5<^m. 

13.  "AL\Nr.  Das  Gewöhnliche  wäre  "s  ^r^'r,  n^\\:D-,  ist  un- 
hebräisch. —     r;:in,    LXX  ecpd-aas.   —     Nach  'i?-'N  bs  LXX 

14.  Subject  kann  nur  Seba  sein:  denn  warum  Joab  nach 
Abel  bet  Maaka  (so  ist  mit  Ewald  nach  v.  15  zu  lesen)  gieng, 
ist  an  sich  gar  nicht  klar.  Ferner  ist  auch  in  """"inx ,  ebenso 
wie  in  vbv  v.  15  der  „er"  nicht  Joab,  sondern  Seba.  ■Na''T 
l"'inj<<~q><  heisst  „und  verfolgten  ihn  auch."  —  Lies  D''";nan, 
s.  Thenius. 

15  f.  bna  ":)2>'lm  möchte  ich  aus  seinem  jetzigen  Zusam- 
menhang entfernen  und  nach  "'37n  v.  16  stellen ,  dahinter 
noch  mit  LXX  "TCJ^fi"  hinzufügend.  —  D^ri'nii:^  evoovoav. 
Ob  □-au:nT2  Prov.  24,  8.  Jon.  1,  4?  Zur  Bedeutung  der  Tex- 
teslesart "s.  Ew.  IIL  S.  264. 

18  f.  Nach  -'ONb  liest  die  echte  LXX  **)':  ■ibwN^"'  b  iNU; 
bwsnr"'  ^:r2wN  ^^^iL*n  tCwN  r^nn  "j-jai  batja.  Zu  "i'a^uj  = 
^r^rd  vgl.  1  Sam.  2*  20,  Einl.  S.'l5  Anm.  bntJ  =  b\s  Ez.  41,  1, 
Ü^bbn  =  Q-b^n    1  Reg.  1,  40;   in   nnXwS  =  "'Diw^  ist  u:  =  3 

*)     indutoriam  ist  Correctur  im  gnechischen  Original    der  Itala, 
rudentem  verschrieben  statt  bidentem, 

**)     IfHOTiovreg  bis  aTr)Qiyij.dTü)v  'laoar}}.  ist  handgreiflich  Correctur 
nach  MT. 


208 

auffallend.  Der  Sinn  ist  klar.  Wollte  man  sich  beim  Ue- 
berhandnehmen  neuer  Sitte  überzeugen  ,  dass  doch  noch  ir- 
gendwo wahrhaft  israelitisches  Wesen  herrsche ,  so  brauchte 
man  sich  nur  an  Abel  und  an  Dan  zu  wenden.  Vgl.  Ew.  III. 
S.  264,  doch  ist  die  gute  alte  Sitte  Dan's  nicht  grade  als 
friedfertige  Moral  und  gelassene  Frömmigkeit  zu  verstehen  — 
Wegelagern  an  den  Heerstrassen ,  die  sich  hier  kreuzten ,  ge- 
hört auch  mit  zu  seinen  berechtigten  Eigenthümlichkeiten  *). 
Dass  Thenius  in  der  Polemik  gegen  Ewald  sich  weder  an 
Dan  noch  an  Abel  wenden  will,  hat  sich  bitter  gerächt; 
Böttchern  hat  die  gleiche  Versäumnis  folgende  üebersetzung 
des  MT.  eingetragen:  „Und  sie  sprach  als  spräche  sie:  Re- 
den redeu  sollte  man  doch  zuerst  noch,  als  spräche  sie :  Fra- 
gen anfragen  sollte  man  in  Abel;  und  so  würde  man  gewiss 
fertig."     Hoffentlich  —  aber  es  sieht  nicht  so  aus! 

22.  In  LXX  liegt  eine  Duplette  vor:  y,al  elorjld-e  Ttgbg 
Ttdvra  tÖv  Xaov  und  xal  eldlrjoe  Ttqbg  Ttaoccv  zrjv  TtoXtv,  die 
letztere  Variante  ist  echt  und  der  hebr.  Text ,  auf  den  sie 
zurückgeht  {i'^yn  b^  bi<  n3"ini)  dem  MT.  vorzuziehen.  Vgl. 
die  Verwechslung  von  N3?n  und  TO>^?i"i  14,  4. 

23.  b5<-i"j;%  wie  es  in  LXX  hinter  "iJ^N  v.  18  falsch  ein- 
drang, so  hier  auch  im  MT.  hinter  J<22Jn.  —  •'"i3n  vgl.  2 
Reg.  11,  4.  19. 

24  ff.  DTiit^  ist  kein  israelitischer  Eigenname ,  also 
D-;:-wN  (LXX)  1  Reg.  4,  6.  —  is^ir^  s.  zu  8,  17.  —  Dass 
^-iM^n  wxn^y  mit  ^"in^n  'y  23,  38  identisch  sei,  ist  kaum  wahr- 
scheinlich; denn  D;n  zeigt,  dass  unser  Ira  in  der  selben  Weise 
Priester  war  wie  Ebjathar  und  Sadok,  während  dagegen  sein 
Namensvetter  ein  Kriegsmann. 


XXI. 

1.     Abzutheilen  ist  D^'ö"   nh"»!!,   denn  ri^3  muss  ein  Suff. 

•     T  ..     ' 

3.  m.  s.  und  D^'Qi  darf  keinen  Artikel  haben:  „auf  Saul  und 
seinem   Hause   ruht   eine    Blutschuld."     LXX   ER.  dSima  ev 


*)  Gen.  49,  17  —  vgl.  14,  14.  Jer.  4,  15.  8,  16.  Aus  Gen.  49,  16 
folgt  keineswegs,  dass  Dan  im  Segen  Jakobs  noch  am  Meere  wohnt  wie 
Jud.  5.  Soll  etw^a  Sirason  ein  „Richter"  gewesen  und  wo  möglich  bei 
Lebzeiten  so  genannt  sein?  Kann  der  Vers  den  Sinn  haben:  Dan  wird 
80  gut  einen  Richter  haben,  wie  die  übrigen  Stämme  Israels? 


209 

-d^avarcp  =  Jni'a  SnNt:fi,  ein  Aequivalent  für  Ü'^'2",  s.  Einl.  S. 
25  Anm.  1,     ^^ijuatcov  avTov  ist  zu  streichen. 

2.  """H"''   hat  hier  so  viel  "Werth  wie  1  Sam.   15,  4. 

3.  "^S-ia-,  LXX  evXoyrjGSTs.  Vgl.  2  Reg.  9,  2:  nj^ni, 
LXX  '/mI  oifjsi. 

4.  ^b  des  Ketib  ist  richtig,  s.  1  Sam.  30,  22.  Ex.  14,  25. 
15,  1  ff.  Num.  20,  19.  —  Exod.  21—23  sind  die  späteren  Zu- 
sätze dadurch  kenntlich  dass  sie  „ihr"  sagen  statt  des  „du" 
des  alten  Textes. 

5.  "Di'o^:  würde  man  la'i.'aiira  (in  ER.  dcpavlacofuv  av- 
Tov)  aussprechen  müssen.  Da  aber  nach  v.  6  eine  gänzliche 
Ausrottung  des  Hauses  Saul  gar  nicht  in  der  Absicht  der 
Gibeoniten  lag,  so  wird  mit  Ew.  III.  S.  184  die  Lesart  der 
LXX  ^:"^;a:ri''3  für  "-"C'ir:  "'-  {=r^i^X2b  = 'Zi)2'::rö)  her- 
zustellen sein.  l4q)aviocou£v  avzov  und  <xvt6v  hinter  earavat 
ist  durch  Correctur  eingesetzt,  wie  sich  auch  aus  der  Wort- 
wahl ergiebt. 

6.  Man  kann  den  Bericht  v.  9  kaum  anders  verstehen, 
als  dass  die  Söhne  Sauls  auf  dem  Berge  bei  Gibeon  gehenkt 
wurden;  das  ist  auch  an  sich  das  Natürliche,  während  keine 
Veranlassung  vorlag,    Gibea  aufs  Aeusserste   zu   reizen.     Ist 

aber   r"aj  in  "j^'^^  zu   verwandeln  (5,  25) ,     so   fällt   damit 

n-rp  n-^rrzi  b-i<'^  von  selbst.     "»^  "inn  v.  9  verdarb  in  ">">  "ins 

T  :  T  : 

(E.  Castellus  bei  Thenius)  und  :;i   nnn  yjn:^  wurde  als  r"SJ 
rrir^"»  n"n3  ""Nir  verstanden. 

8  f.  Für  n^::p  t^bnrra  v.  lO  liest  LXX  ü^n^'ü;  "p  "nü. 
So  entsteht  der  Verdacht,  dass  die  selben  Worte  am  Schluss 
von  V.  9  fälschlich  wiederholt  seien,  und  dieser  Verdacht  wird 
dadurch  bestätigt,  dass,  wenn  vor  rhnf]  v.  9  eine  Präposition 
ausgefallen  ist  ,  dieselbe  wahrscheinlich  ]'Q  gewesen  ist. 
rbnr^l3    würde  aber  v.  9  gar  nicht  am  Platze  sein. 

12.     Das  Ketib  spricht  □^"-P. 

14.  Hinter  ":3  fehlt  Q-^'Jp-rar^  r^'^ilVt^^'i  (LXX),  durch 
Zufall,  vgl.  die  selben  Worte  in  der  darüber  stehenden  Zeile 
V.  13. 

15  f.  Nach  V.  18.  19  wird  es  wahrscheinlich,  dass  auch 
V.  15  von  einem  Kampfe  bei  Gob  die  Rede  ist;  zu  beachten 
ist  in  jenen  beiden  Versen  der  Artikel  n'/2nb'2n,  welcher  so- 
fort v.  20  ausbleibt ,    wo  der  Kriegsschauplatz  sich  ändert. 

14 


210 

Nun  würde  Niemand  die  Worte  ^513  '"iS'iZ:"'"  v.  16,  für  sich  al- 
lein betrachtet,  anders  lesen  als  33^  ^^^^."  >  und  Jedermann 
würde  zugestehen  ,  dass  3D  und  3J  leichte  Varianten  sind. 
Da  aber  Erwähnung  des  Ortes,  wo  der  Kampf  stattfand,  hier 
völlig  noth wendig  ist,  so  ist  die  Lesung  ^':q  ^^p^p  wirklich 
die  richtige;  die  Worte  sind  verstellt  und  standen  ursprüng- 
lich hinter  i'0>"  v.  15.  Dadurch  tritt  ""»"^b^a  ^i'iTN  ---  qn 
zusammen :  in  "TT  7\:^'>'  steckt  der  Name  des  Philisters  und 
vielleicht  noch  ein  Verb,  wie  Üp^i,  an  das  sich  nt:^-'-  an- 
schlösse. Es  schadet  gar  nichts,  wenn  wir  den  Riesen  Jisbo- 
benob  und  die  Nachricht,  David  sei  müde  geworden,  los  wür- 
den; und  wie  gesagt,  die  Scene  des  Kampfes  kann  am  we- 
nigsten hier  am  Anfang  verschwiegen  werden. 

16.  Für  bprä  20  Hes  wie  LXX  bp'Ji.  —  In  nxm  hat 
man  den  Namen  einer  auffallenden  Waffe  zu  suchen,  den  man 
aber  schwerlich  je  errathen  wird.  An  ein  Schwert  zu  den- 
ken, ist  nicht  noth  wendig,  "i-^n  wird  auch  von  einem  eng  an- 
schliessenden Panzer  stehen  können. 

17.  ib  hinter  -m  fehlt  in  LXX. 

18.  Einmaliges  'ii-i  der  Chr.  I.  20,  4  kann  gegen  dreimaliges 
aj  ev.  33  in  2  Sam.  nicht  aufkommen,  zumal  ein  zweibuch- 
stäbiges  Wort  v.  18.  19  auch  durch  LXX  (Fed^  Fof^i)  bezeugt 
ist.  nTJi  =  'TiJ  =  n;.  —  Zu  qo,  1  Chr.  ^£D,  vgl.  meine  Diss. 
De  gentibus  Jud.  S.  37  f.  —  ■i:'3D-'-i  der  Chr.  am  Schluss  des 
Verses  braucht  zwar  kein  Zusatz  des  Chronisten  zu  sein,  man 
hat  aber  auch  keinen  rechten  Grund,  es  in  2  Sam.  nachzu- 
tragen. 

19.  Die  Schreibung  '^'^rJ^  statt  'n^3?"'  Chr.  wurde  wohl  durch 
das  folgende  Q''-:!nt<  veranlasst,  dessen  zufälliges  Eindringen 
aus  der  darunter  stehenden  Zeile  leicht  zu  erkennen  ist. 

20.  MJi.  Hier  ist  nicht  etwa  ^^^  zu  ändern.  Denn  die  Ar- 
tikellosigkeit  von  ri'-Qr[':>'^  gegenüber  v.  18.  19  deutet  darauf 
hin  ,  dass  von  einem  neuen  Kriegsschauplatze  die  Rede  ist, 
und  legt  den  Nachdruck  auf  i^Ja.  —  Man  thut  besser,  yi^o 
aus  1  "T/2  (1  Chr.  20,  6)  entstanden  zu  denken,  als  durch 
grammatische  Kunst  beides  als  gleichwerthig  zu  erweisen. 

22.     n.^  Ew.  §.  277  d. 


211 


XXII. 

Da  es  mir  widerstrebt,  eine  Auswahl  zu  liefern  aus  schon 
Vorhandenem,  so  schliesse  ich  das  Capitel  von  der  Untersu- 
chung aus. 

XXIII. 

Die  letzten  Worte  Davids  v.  i — 7  sind  am  besten  in  MT. 
erhalten ,  nur  v.  4  könnte  man  geneigt  sein ,  nach  niNr-  mit 
LXX  n*-"'  einzusetzen  und  v.  5  wird  zu  lesen  sein  t^br:  ^:izn 
für  ^5'■?  ■'-  y^^i',  endlich  ist  am  Schluss  rs'iTn  aus  v.  8  einge- 
drungen. Die  Vergleichung  der  LXX,  wenn  anders  wirklich 
V.  1 — 7  der  LXX  angehört,  hat  fast  nur  pathologisches  In- 
teresse. 

1 .  Für  tD^^r  LXX  beide  Male  )'n^  morog.  —  Wie  richtig 
die  Punctatoren  b'J  spn  von  dem  Folgenden  abgesondert  ha- 
ben, geht  aus  der  Vergleichung  von  Num.  24,  3  hervor.  Die 
von  Thenius  reproducierte  Aulfassung  der  LXX  ov  dveorrjoe 
xvQiog  ETtl  XQiGTOv  dsov  ^IwÄCüß  ist  nicht  bloss  aus  sprachli- 
chen und  ästhetischen  Gründen  zu  verwerfen,  sondern  schnei- 
det auch  die  Möglichkeit  einer  richtigen  Verbindung  der 
nächstfolgenden    Worte    ab     (LXX:    Tial    evTTQSTteig    ipal/iiol 

3.  -n:^,  LXX  n^:,  cpvla^.  —  'E^  hinter  cpvXa^  in  ER. 
ist  zu  streichen.    —    Vd:ro ,    LXX   Va:"0.    —     a-w^3,    LXX 

_  T     I  ' 

"■i^j»«,  was  auf  die  Lesart  l]~5<  ~ii3'2  führen  würde,  die  mit 
Na  "^  gleich werthig  ist.  ^Ev  dvd^QWTcqj  ist  christliche  Cor- 
rectur.  —  '"^^vo  p"»"?::,  LXX  'b'Z'cti  ^^s.  —  ü^nbi^  ?iwS-i^, 
LXX  AI.  mn*'  rj^^i"';  cpoßov  xqlotov  ER.  stammt  von 
christlicher  Hand. 

4.  „Der  ist  wie  Licht  Gottes  (LXX  ER.)  am  Morgen, 
wenn  die  Sonne  aufgeht,  am  wolkenlosen  Morgen,  wenn  vom 
Strahle  nach  dem  Regen  das  Grün  spriesst  aus  der  Erde."  — 
"i-wN:d-,  LXX   "^<3-.   —  n-3",  LXX  "lar.     KvQLog  in  ER.  als 

Subject  zu  "i^'J  würde  von  LXX  schwerlich  zwischen  ov  und 
7iaQrj?^&£v  gestellt  sein.  —  Kai  cog  e^  vttov  ist  gar  nicht  ins 
Hebräische  übersetzbar,  ich  schliesse  daraus,  dass  v.al  tog  eine 
zu  y.al  Iv  (fcoTL  am  Anfange  des  Verses  bestimmte  Correctur 
nach  MT.  ist  und  also  zu  streichen. 

14* 


212 

5.  b^S,  LXX  iv  Ttavvl  xaiQcp.  —  LXX  verbindet  b:?''bi 
(ohne  °)  V.  6  mit  n^'a^i'',  und  wenn  man  isb"~^S  beibehält,  wird 
man  ihr  darin  folgen  müssen.  Der  Sinn  fordert  aber  "»iSEn 
i^bn.  Die  Schwierigkeit,  "'^  auf  n**  zurückzuführen,  ist  nicht 
so  gross  als  sie  scheint ,  denn  nichts  ist  häufiger  als  Ver- 
wechslung von  n  und  "',  namentlich  als  Schlussbuchstaben, 
■^  =  D   aber  ist  durch  den  üebergang  "i  möglich. 

6.  "np"*  lr](pd^i^GovTaL,  s.  den  Wechsel  des  Pass.  u.  Akt. 
lob  6,  2. 

7.  y:i^  ov  KomaG€L,  s.  Einl.  S.  26  f.  —  nVo"»,  LXX 
Nb^^.   —  Kccl  iv  TCVQi  xavG£L  y,al  Kavd-ijaovrai  cuoxvvrjv  av- 

TCüv  ER.  kann  nicht  der  richtige  Text  sein;  dass  aber  sig 
aloxvvrjv  avTcov  der  meisten  Codd.  Holm.  Correctur  sei ,  er- 
giebt  die  einen  andern  Weg  einschlagende  Aenderung  des  AI. : 
'Aal  y,avd^rjO£TaL  alaxvvrj  avTcov.  Man  wird  in  ER.  entweder 
x«^  xavd-iJGovTai  oder  besser  cuGxvviqv  avTwv  zu  streichen  ha- 
ben.    Vgl.  zu  V.  8. 

8.  Die  Einsetzung  von  ''iIDi^n  vor  Ü"'ni;in  (Thenius)  ist 
unberechtigt,  zumal  auch  nach  1  Chr.  11,  11.  Woher  steht 
es  fest,  dass  unser  Vf.  unter  den  Gibborim  die  600  Leibwäch- 
ter verstand?*)  Und  soll  man  etwa  "^N")  auch  v.  17  und 
V.  22  vor  "i"n  wiederholen?  —  nnmnuD^  LXX  n^n'i25%  Chr. 
Ü3?n^^  =  b3'':3UD\  Die  letztere  Form  fand  noch  LXX  1  Chr. 
11,  11  vor,  denn  die  Combination  des  IsGsßada  der  ER.  mit 
iGßaaf^i  des  AI.  führt  auf  b>"3^^.  Ueber  die  Schreibung  '^'> 
für  ^'wN  vgl.  zu  1  Sam.  14,  49.  Ist  nuDn  statt  raxn  richtig, 
so  fällt  daraus  Licht  auf  die  Entstehung  von  alGxvvr]v  ccvtcov 
LXX  V.  7  und  nziTD  MT.  v.  8.  —  Statt  ^^roDnn  lies  "m 
mit  LXX;  s.  über  den  Wechsel  von  ti  und  n  zu  2,  9.      ^n  ]3 


*)  Das  Gegentheil  lässt  sich  leicht  erweisen,  nicht  bloss  aus  der 
Enigegensetzung  der  Drei  und  der  Dreissig  (s.  zu  v.  18)  und  aus  der 
Stellung,  welche  hier  Benaja  einnimmt  v.  20  ff.,  sondern  überhaupt  aus 
der  Beschaffenheit  des  Verzeichnisses.  Das  selbe  ist  nemlich  nichts 
weniger  als  eigentlich  statistischer  Natur,  was  sich  namentlich  aus  der 
Zusammenstellung  der  Helden  aus  Davids  Philisterkämpfen  mit  Asael 
ergiebt.  Danach  hat  man  auch  den  historischen  Werth  der  Stücke  21, 
15  ff.  23,  8  ff.  zu  beurtheilen.  Ich  kann  ihn  nicht  hoch  anschlagen. 
Es  sind  aus  dem  historischen  Zusammenhang  losgerissene  Anekdoten, 
zum  Theil  sagenhafter  Natur,  die  wahrscheinlich  erst  ziemlich  spät  in 
ihre  jetzige  äusserliche  Verbindung  gebracht  wurden. 


H 


213 


ist  nicht  darum  unwahrscheinlich,  weil  "SH  nach  der  Endung 
zu  schliessen  kein  Personenname  ist,  sondern  deshalb  unmög- 
lich, w^eil  überall  in  unserem  Verzeichnisse  jedenfalls  der  Ort 
der  Herkunft ,  gar  nicht  regelmässig  aber  der  Vater  des  be- 
treffenden Helden  genannt  wird.  Auch  v.  9.  20.  34.  1  Chr. 
11,  35  drang  (3  unrichtig  ein.  —  Statt  ^'dbzn  ti<i  lies 
nzbzn  "^u     Denn   Isboseth   Eleazar  Samma  sind   v.  17   die 

T  — 

drei  Helden,  denen  v.  18  ff.  die  Dreissig  an  die  Seite  gestellt 

werden :   unter  ihnen  ist  Isboseth  der  vornehmste ,    nach  ihm 

V.  9  kommt  Eleazar,   zu  dritt  v.  11  Samma.  —    'Z'^'jr^  "ri:?, 

Chr.  -n^^n  -1-1"  wie  v.  18.     Die  LXX  zu  unserer  Stelle  stützt 

die  Lesart  der  Chronik  nicht;  denn  i^rjysigs  xo  Soqu  avxov 
V.  18  beweist,  dass  eoTtaoazo  xrjv  gof-icpalav  avzov  v.  8  aus 
der  LXX  zur  Chroiiik  stammt.  Bei  der  Tendenz  der  letzte- 
ren, die  Archaismen  zu  vermeiden,  wird  man  sich  hüten  müs- 
sen ,  einfach  ihren  Text  auch  für  2  Sam.  zu  adoptieren.  — 
„lieber  800"  ist  richtiger  als  „über  300"  (Chr.);  nur  die 
grössere  Zahl  verschaffte  dem  Isboseth  den  ersten  Platz;  s. 
V.  18.     (Thenius). 

9  f.     LXX  hat  wegen  i"i""]2 ,  wie  sie  hier  und  v.  24  las, 

aus  Eleazar  den   Elhanan   gemacht   und  "nni^"  —  so  muss 

mit  Streichung  von  ]3  gelesen  werden  nach  v.  28.   1  Chr.  11, 

12  —  ausgelassen.  —   Statt   "brs  "n3  "~  03?   lies  nach  der 

Chr.  "bsi  D^72"   CS2  "-  nv  n-'n  J<^n,    s.    Thenius.    —     Da 

•     ;  •    -  -     ;  TT  ' 

der  letzte  Satz  unseres  Verses  in  enger  Beziehung  zu  dem 
ersten  des  folgenden  steht,  so  dass  der  Sinn  ist:  „und  als  die 
Männer  Israels  sich  zurückzogen ,  da  blieb  er  stehen" ,  so 
möchte  wohl  für  'hv'>'  zu  lesen  sein  ^b^J  ''^  "''"!''.!'  ^S^-  ^  Sam. 
2,  21.  4,  7  und  Jes.  39,  1  mit  2  Reg.  20,  12.  ' 

11  f.  Vor  ^-"n  (vgh  V.  33)  ist  der  Artikel  zu  setzen;  über 
die  Nothwendigkeit  der  Aussprache  n'^nb  siehe  Thenius.  Der 
Schauplatz  ist  der  von  Jud.  15,  9 — 20 ,  wo  die  Entstehung 
des  ""nb  und  des  Quelles ,  der  aus  dem  einen  y^  desselben 
entsprang,  sehr  grotesk  erzählt  wird.  Vgl.  Gen.  16,  14,  wo 
Tip  auszusprechen  ist  *).  —  W^'^iv ,  Chr.  ür^VÖ ;  ähnlich 
V.  12  tV'\  Chr.  vt-^\ 


*)     In  1^2   ist  vielleicht  Brini^äv  zu  Buchen ,    welches  Euscbius  in 
der  Gegend  von  Gerar  kannte.    Lagardc,    Onom.  299,  7G  f. 


2U 

13  ff.  „Drei"  ganz  unbestimmte  und  durch  die  Hinzufü- 
gung des  Genus  erst  dem  Leser  vorzustellende  Helden  sind 
jedenfalls  nicht  die  drei  erwähnten :  und  wer  sind  die  dreissig 
Qbersten?  V.  13  bis  17  a  ist  ein  später  eingeschobenes  Stück, 
dagegen  gehört  v.  17  b  als  Abschluss  zu  v.  8 — 12. 

13.  Liest  man  statt  des  unverständlichen  "i"'Stp""b5<  mit  der 
Chronik  "i":^n~b5< ,  so  kann  man  um  so  weniger  im  Folgenden 
fi"i^'^  beibehalten,  als  auch  die  folgende  Parenthese  entschie- 
den fiT^i'o  voraussetzt,  s.  zu  1  Sam.  22,  2.  —  t^^n  des  MT. 
für  Erleichterung  zu  halten  im  Vergleich  zu  T^'2T\''f2  der  LXX 
u.  Chr.,  ist  ein  sonderbarer  Gedanke;  letzteres  vielmehr  ist  Er- 
leichterung, veranlasst  durch  Hjh  v.  13  und  nsn'O  v.  16. 

15.     "15<3,  Qeri  und  Chr.  Tö.     So  auch  v.  16.  20. 

17.  Statt  T^'\Ti'>  fand  die  Chronik  das  gewöhnliche  und 
wahrscheinlich  richtige  mn^'O  vor.  —  Zu  der  Ellipse  des 
Verbs  in  dem  Fragesatze  "iJi  Ü~n  vgl.  Ew.  §.  303  a.  Dass 
LXX  wirklich  nt^'ä^  gelesen  habe,  macht  die  Stellung  ihres 
nlof-iai  nicht  grade  glaublich;  der  Chronist  andererseits  hat 
den  ursprünglichen  Text  so  verarbeitet,  dass  sich  nicht  mehr 
sagen  lässt,  in  welcher  Gestalt  er  ihn  vorfand.  Ich  gestehe 
übrigens,  dass  ich  auch  den  MT.  zu  2  Sam.  für  überarbeitet 
halte.  Ursprünglich  ist  nur:  „er  goss  es  aus  für  Jahwe  und 
sprach:  Das  Blut  der  Helden,  die  u.  s.  w."  Als  Blut  gehört 
das  "Wasser  dem  Jahwe. 

18  f.  Für  ntb^  ist  die  ersten  drei  Male  zu  lesen  Üpbp, 
Die  Drei  sind  mit  der  Unterschrift  v.  17  b  abgethan  ,  jetzt 
kommt  die  Reihe  an  die  Dreissig.  „Abisai  war  der  erste  von 
den  Dreissig  und  hervorragend  unter  den  Dreissig.  Von  den 
Dreissigen  war  er  berühmt,  aber  an  die  Drei  reichte  er 
nicht."  V.  19  muss  im  Allgemeinen  ebenso  lauten  wie  v.  23, 
doch  lässt  sich  ''::-  als  T5n  nach  1  Chr.  11,  25  beibehalten. 

20.  p  vor  'U"^i^  streiche  nach  LXX.  Chr.  —  Mit  Recht 
hält  es  Thenius  für  unwahrscheinlich,  dass  man  den  Namen 
Ariel  —  der  wegen  des  folgenden  Genitivs  nicht  für  einen 
gewöhnlichen  Personennamen  gelten  kann  —  zwei  gleichzeiti- 
gen Männern  Eines  Volkes  ertheilt  habe  und  liest  deshalb 
nach  LXX  Tovg  ovo  vlovg  !^q.  "t<  ^pn  ^iu;"~lnkS  *).     Setzte  man 


*)     üebrigens  giebt  die  LXX  kein  Recht,    -»n^^r/an   zu   schreiben, 
wie  Thenius  thut. 


215 


]2  falsch  ein  (zu  v.  8),  so  konnte  man  es  auch  falsch  auslas- 
sen; auch  der  Singular  b^<"'"iN  bestätigt  die  Lesart  der  LXX. 

21.  Der  Gegensatz  von  Waffe  und  Stock,  auf  den  es  allein 
ankommt,  wird  verwischt,  wenn  die  Waffe  möglichst  auffal- 
lend beschrieben  wird;  die  einfache  fT'^n  des  MT.  wird  daher 
um  so  mehr  beizubehalten  sein,  als  die  Ausmalung  derselben 
in  LXX  und  Chr.  verschiedene  Wege  einschlägt.  —  ni^TO  öJ^N 
heisst  ein  schöner  Mann,  nicht  ein  ansehtilicher ;  darum  ist 
mit  der  Chronik  n'^^  u;'^?^  zu  lesen,  wie  21,  20. 

22.  Lies  "2^!^  D^'iiiVdrS  nach  v.  23  und  dem  zu  v.  18  Er- 
örterten. 

24  ff.  Hier  macht  die  LXX,  der  Chronik  folgend,  durch 
ein  paar  eingeschobene  Worte  einen  Absatz ,  aber  mit  Un- 
recht, da  im  zweiten  Buch  Samuelis  das  v.  18  begonnene  Ver- 
zeichnis der  Dreissig  v.  24  ff.  nur  fortgesetzt  und  vervollstän- 
digt werden  soll.  Dass  statt  der  noch  fehlenden  achtund- 
zwanzig *)  vielmehr  einunddreissig  erscheinen ,  ist  ebenso  zu 
beurtheilen^wie  wenn  Jos.  15.  21 — 32  an  die  vierzig  Städte- 
namen statt  der  durch  die  Unterschrift  geforderten  neun- 
undzwanzig aufgezählt  w^erden  **).  Für  die  Kritik  ist  wichtig, 
dass  die  Helden  paarweise  zusammengestellt  werden  und 
gerne  je  zwei  aus  der  selben  Stadt,  wie  v.  24  zwei  aus  Beth- 
lehem ,  V.  25.  33  zwei  aus  Harod  oder  Harar  ,  v.  28  f.  zwei 
aus  Netofa ,  v.  38  zwei  aus  Jattir.  Ferner  ist  zu  beachten, 
was  ich  schon  oben  gelegentlich  bemerkt  habe,  dass  das  Ad- 
jectivum  der  Herkunft  immer,  der  Vatername  aber  nicht  re- 
gelmässig dem  Namen  des  Helden  hinzugefügt  wird.  Für 
sichere  Verbesserungen  des  MT.  von  2  Sam.  23  nach  dem  der 

Chronik   I.    11    halte    ich    folgende:    Cnb  n'^O    v.   24    statt 

Dn'"?  n^3,  -mc  V.  27b  vgl.  21,  18  statt  "'zro,  '>bv  =  yh'J 
LXX  v.  28  ***)  statt  r"^'>^,  ^:5n"nsn  und  ^n-n  (^n"n  LXX) 
V.  30  statt  ^:n^'-£  und  ""n,  bvzL-^-^^  (='^i<— =jn  1  Chr.  U, 
32)  statt  ]:2b^'--=iwN,    '^/i-^Ti^'   V.  31    statt  ^'/Cmzn,    — innn 


*)  Diese  Zahl  wird  annähernd  von  der  Unterschrift  v.  39  voraus- 
gesetzt ,  denn  37  =  3  (v.  8)  -f  3  (v.  13)  -f  2  (v.  18—23)  -\-  29.  Man 
müsste  also  zunächst  versuchen  ,  die  Zahl  der  v.  24  ff",  genannten  Hel- 
den auf  29  zu  reducieren.  Der  denn  noch  zu  eliminierende  Eine  ist 
sicher  Uria  v.  39.  —  Xur  durch  die  Absicht,  grade  die  dreissig  Hel- 
den V.  18  hier  namhaft  zu  machen,  erklärt  sich,  dass  mit  Gareb  v.  38 
das  Verzeichnis  1  Chr.  11  abgebrochen  wird. 

**)    Von  ""^1*713  Jos.  15,  28  würde  uns  n"»m3^  der  LXX  befreien. 

**♦)     s.  meine  Diss.  S.  37.  38. 


216 

am  Schluss  des  v.  33 ,  Streichung  von  p  vor  ■>!nD:?'on  v.  34, 
N'iTD  V.  37  *).  Anlass  zu  Verdacht  giebt  die  Trennung  der 
beiden  Stadtgenossen  v.  28  f.  und  die  Unregelmässigkeiten  v. 
32  f.  In  T^"*  ■'-3  V.  32  muss  der  Eigenname  eines  neuen 
Helden  enthalten  sein,  dahinter  wird  das  Adj.  relat.  vermisst, 
welches  in  der  Chronik  (hinter  dem  entsprechenden  Namen) 
"3"iT;;r;  lautet,  wahrscheinlich  richtig  —  wenigstens  ist  Tibjsn 
wegen  v.  34  eine  verfehlte  Conjectur,  wenn  anders  ich  darin 
Recht  habe,  dass  die  Ortsgenossen  zusammen  gestellt  werden. 
Was  mit  Jonathan  zu  machen  sei,  hängt  von  der  Beurthei- 
lung  des  v.  33  ab.  Hier  fällt  in  2  Sam.  Samma  der  Har. 
nach  V.  11  unangenehm  auf  —  vgl.  freilich  21,  18  mit  23,  27 
und  21,  19  mit  23,  24  — ,  vorzuziehen  ist  also  wohl  "n  ^iJ^  p, 
als  Appos.  zu  Jonathan  v.  32,  was  die  Chronik  bietet.  Jona- 
than ,  Sohn  des  t^-3u3 ,  der  Harariter  war  der  Bruder  von 
Samma**),  dem  Sohne  des  ^5J^5  9  dem  Harariter:  entweder 
ist  V.  11  ^5Ju5  oder  v.  33  ^5JN  herzustellen,  ersteres  aber  liegt 
näher  auch  wegen  des  Anfangsbuchstaben  von.nüUD.  Im 
Uebrigen  verweise  ich  —  z.  B.  für  die  Beurtheilung  der  Va- 
riante  "i£n  -ni<  für   i:br-'bN  v.  34  oder  "'n-N— ]2   für  ■'3-i5<n 

V.  35  —  auf  die  oben  dargelegten  kritischen  Grundsätze,  de- 
ren Suspension  wenigstens  immer  eine  specielle  Ursache  ha- 
ben muss.  So  z.  B. ,  wenn  v.  33  „ Joel  ben  Nathan ,  Mibhar 
ben  Gad"  richtig  und  Nathan  sowie  Gad  die  bekannten  Pro- 
pheten sind ,  so  war  in  diesem  Falle  die  Nisbe  überflüssig. 
Einer  Nebeneinanderstellung  der  Varianten  in  solchen  Fällen, 
wo  eine  Entscheidung  nicht  möglich  ist,  halte  ich  mich  für 
überhoben.  Durchgreifendere  Correcturen  sind  hier  nur  mög- 
lich, wenn  man  das  gesammte  Material  der  im  A.  T.  erhal- 
tenen Eigennamen  nebst  den  Varianten  der  LXX  vollständig 
zunächst  gesammelt  und  dann  verarbeitet  hat  —  was  beiläu- 
fig gesagt  eine  sehr  nothwendige  Arbeit  ist. 

XXIV. 

1.  Schon  Thenius  hat  erkannt,  dass  mit  24,  1  „und  Jah- 
we's  Zorn  entbrannte  ferner  gegen  Israel"  der  Faden  21,  1 
— 14  fortgesetzt  werde,  vgl.  auch  21,  14  mit  24,  25.     Daraus 


I 


*)    Der  Plural  in  2  Sam.  MT.  erklärt  sich  aus  der  Zehnzahl  18,  15. 
**)     so   erklärt  sich   das  Eindringen  desselben  2  Sam.  23,  33;    vgl. 
übrigens  auch  v.  25. 


217 

folgt,  dass  21,  15 — c.  23  erst  nachträglich  —  vielleicht  erst 
nach  der  Abfassung  der  Chronik  S.  215  Anm.  1  —  an  diese 
Stelle  gerathen  sind.  In  dem  nachgetragenen  Stücke  selbst 
schKessen  sich  aber  offenbar  21,  15 — 22  und  23,  8 — 39  zu- 
sammen: die  beiden  Lieder  also  c.  22  und  23  sind  ein  Ein- 
schiebsel im  Einschiebsel.  Der  Einsetzer  scheint  nicht  ge- 
wusst  zu  haben ,  dass  c.  22  in  die  Sammlung  der  Psalmen 
aufgenommen  sei.  —  Ewald  III.  S.  219  vermuthet  den  Satan 
als  Subject  von  ro"*",    vgl.  zu  v.  16. 

2.     Nach  v.  4  hat  die  Chronik  I.  21,  2  Recht:    2.s-p-bi< 

3  f.  Das  sehr  schwierige  1  vor  ^ov  lässt  die  Chronik 
aus  I.  21,  3.     Statt  ":rb  y.  4  lies  "ro,  s.  Thenius. 

5.  Schreib  ^^yn  1^^  -i:7in:?73  ^bn^i    nach   Deut.  2,  36.    3, 

12.  16.  4,  48.  Jos.  12,  2.  13,  9.  16.  2  Reg.  10,  33.  Es  muss 
hier  der  Ausgangspunkt  genannt  sein  ,  von  wo  man  anfieng 
zu  schätzen.  Am  natürlichsten  vvar  das  die  Südgränze  (Nura. 
22,  36) ,  da  sie  am  nächsten  bei  Jerusalem  lag.  —  ""»n  ist 
der  Akkusativ  der  Richtung;  die  Verbindung  „nach  Gad  und 
bis  nach  Ja'zer'*  ist  ähnlich  wie  die  v.  5  „nach  Gilead  und 
bis  zum  Lande  der  Chittäer." 

6.  Für  n\^nr  schlägt  Hitzig  Gesch.  d.  V.  I.  S.  29  richtig 
D^nnn  vor,  vgl.  zu  1  Sam.  3,  1 ;  für  ^ii:~n  Thenius  ebenfalls 
richtig  ~'*25"p  5  s.  Einl.  S.  15  Anm.;  also:  bis  zum  Lande  der 
Chittäer  nach  Kades.  Dies  ist  ein  bestimmterer  Ausdruck  für 
das  gewöhnliche  „bis  in  die  Gegend  von  Hamath."  Nemlich 
Kades  Naftali  kann  nicht  gemeint  sein,  da  es  nicht  auf  dem 
Wege  liegt  und  für  unser  Capitel  ein  zu  wenig  idealer  Grenz- 
punkt ist.  Vielmehr  wird  die  Ansicht  Brugsch's ,  Geogr. 
Inschrr.  IL  S.  16  ff.,  wonach  Kades  die  Hauptstadt  der  Cheta 
in  dem  künstlichen  See  des  Orontes  zu  suchen  ist,  der  noch 
jetzt  von  jener  alten  Stadt  den  Namen  trägt,  durch  unsere 
Stelle  bestätigt.  Das  a.  a.  0.  S.  24  gesammelte  alttestament- 
liche  Beweismaterial  für  die  Existenz  nördlicher  Chittäer  in 
Cölesyrien  bedarf  zwar  vielleicht  der  Sichtung  *),  ist  aber  an- 


*)  Mit  Jos.  1,  4  DTrin  ^'"X  bl  ist  nicht  viel  zu  machen.  Ue- 
berdies  sind  jene  "Worte  eingeschoben.  Lies  nach  Deut.  11,  24:  Von 
der  Wüste  (im  Süden)  bis  zum  Libanon  (im  Norden)  und  von  (]'2^, 
T^'  verkannte  in  "j'izbr;"  den  terminus  ad  quem)  dem  Eufrat  (im  Osten) 
bis  zum  Westmeer  soll  euer  Gebiet  reichen. 


218 

dererseits  wohl  noch  der  Vermehrung  fähig.  Jos.  11,  3  liest 
die  LXX:  die  Chitiäer  (MT.  "'"11")  am  Fusse  des  Hermon 
in  der  Libanonspalte  (v.  8);  um  so  eher  mit  Recht,  als  der 
MT.  nach  der  Genesis  und  nach  Jud.  3,  3.  2  Sam.  24,  7  sich 
leicht  zur  Vertauschung  der  beiden  Völkerschaften  bewogen 
fühlen  konnte.  Vgl.  ferner  Hitzig  zu  Amos  1,  5.  —  Für 
a"'2DT  yj'>  erheischt  der  Sinn:  ^330  ll^^?  vgl.  den  übrigens 
greulich  verderbten  Text  der  LXX  ER.,  aus  welchem  aber  so 
viel  erhellt,  dass  Dan  zwei  Mal  hinter  einander  stand. 

9.  Es  ist  recht  charakteristisch  ,  dass  die  Exegeten  sich 
um  die  geographischen  Schwierigkeiten  v.  5  f.  im  Ganzen  we- 
nig Sorge  gemacht  haben ,  dagegen  unverhältnismässige  über 
die  Differenzen  in  den  Zahlangaben,  welche  zwischen  unserem 
Verse  und  1  Chr.  21,  5  obwalten. 

10.  Für  Beides  zusammen ,  sowohl  für  13  als  auch  für 
Di^ri^nN  "lED  ist  nicht  Platz,  eins  muss  weichen.  LXX  (A-exä 
TO  dqi^i-irjoai  rbv  X.  ^ 

11.  „Des  Herren  Wort  geschah  zu  Gad"  schliesst  sich  an 
die  nächstvorhergehenden  Worte  „da  stand  David  am  Morgen 
auf'^  nicht  an ,  letztere  erfordern  eine  andere  Fortsetzung. 
Ueberhaupt  aber  gewinne  ich  von  v.  10b  IIa  den  Eindruck, 
dass  sie  dem  anderweiten  Zusammenhange  fremd  sind.  Wäh- 
rend V.  10a  passend  den  ersten  Abschnitt  schlösse,  würde  v. 
IIb  ebenso  passend  den  folgenden  eröffnen  —  was  dazwi- 
schen liegt,  scheint  eine  Ausmalung  von  v.  10a,  welche  der 
natürlichen  Entwicklung  der  Dinge  ungeduldig  vorgreift.  Das 
verdächtige  Stück  ist  in  zwei  Pisqa's  eingeschlossen,  über  de- 
ren Zweck  ich  die  jüdischen  Gelehrten  um  Auskunft  bitte. 

12.  bi:3  „auferlegen"  ergiebt  unrichtigen  Sinn,  also  ist 
ni2D  der  Chr.  „ausbreitend  zur  Wahl  vorlegen"  vorzuziehen. 

13.  Nach  i':?  "7J^1  vor  T0^^■'^  ist  man  darauf  gefasst,  dass 
nicht  die  ganze  Rede  Gad's  an  David  hier  berichtet  wird, 
sondern  bloss  das,  was  man  aus  v.  12,  worauf  'h  "iJ^i  sich 
bezieht,  noch  nicht  wissen  kann.  Darum  lässt  der  Chronist, 
wenn  er  nach  1'0^5"'"  den  Inhalt  von  v.  12  kurz  recapituliert, 
dafür  ""?  "i-^"^"  aus.  Hätte  ihm  "jb  trpT^-^  n'O  ^rO.  am  An- 
fange der  Rede  Gad's  wirklich  vorgelegen ,  so  würde  er  es 
nicht  in  Y^  b'2p  abgewandelt  haben.  Uebrigens  ist  es  die 
Frage,  ob  man  ein  Recht  hat,  exXe^ai  aeavxv)  yeveod^ai  der 
LXX  auf  das  angegebene  Hebräisch  zurückzuführen:  mögli- 
cher Weise  haben  die  Worte  stets  nur  Griechisch  existiert  — 


219 

wenigstens  ist  eine  wörtliche  Uebersetzung  ins  Hebräische 
nicht  möglich.  —  V^-ä ,  LXX  Chr.  ^'-123  —  „nothwendig, 
denn:  drei  Uebel  zur  Wahl,  und  jedes  drei  Zeitabschnitte 
hind.irch."  Thenius.  —  ^^"1  N"--  des  MT.  kann  ebensowe- 
nig das  Richtige  treffen  wie  ""£""1  "Pn*  der  LXX:  man  sollte 
T)2/Tn''  Dni  fordern.  Die  wahre  Lesart  hat  die  Chronik  auf- 
bewahrt ^"'^t""'  -^inV  Es  ist  unbegreiflich ,  wie  Bertheau 
diese  Lesart ,  die  noch  dazu  durch  das  unmittelbar  folgende 
r'rn  2"in  wenigstens  für  die  Chronik  aufs  handgreiflichste 
bestätigt  wird  ,  gegen  die  sinnlose  des  zweiten  Buchs  Sam. 
aufgeben  konnte.  Es  scheint  geschehen  zu  sein,  um  das  fol- 
gende t^y::'2b  der  Chronik  halten  zu  können.  Aber  dieses, 
schon  aus  formalen  Gründen  einigermassen  verdächtig ,  ist 
weiter  nichts  als  entstelltes  nrn  DN"  des  zweiten  Buchs  Sam., 
sowie  vorher  n£c:  verdorbenes  ~^P?«  Gegen  diese  Identifl- 
cierung  spricht  die  Wiederholung  von  CN"  nach  p;iMb  gar 
nicht,  denn  diese  Partikel  war  des  Sinnes  wegen 'schlechter- 
dings nothwendig.  —  "''2~,  Chr.  "2~",  nin"^  ain  —  für  eine 
Erweiterung  des  Chronisten  zu  originell,  obwohl  darum  nicht 
nothwendig  in  2  Sam.  nachzutragen. 

14.  "N"0,   LXX  "^"0,  denn  ocpoöqa  ist  Duplette.  —  r;bD3 
wird  sebr  mit  Unrecht  von  LXX  Chr.  zum  Singular  gemacht. 

15.  Für   """'50   VJ     ;"    bieten   die  Uebersetzungen   sämmt- 
lich    keine  Varianten ,    sondern    nur    Deutungen.      ~T'Q   ohne 

Artikel  ist,  da  der  Sinn  Determination  erheischt,  hier  ein  fast 
zum  Eigennamen  erstarrter  Terminus  technicus.  Wenn  schon 
dieser  Umstand  auf  spätere  Zeit  deutet,  so  wird  der  Werth 
der  Worte  'V'l  —  •,p3""/2  noch  problematischer  dadurch, 
dass  sie  in  noch  weit  höherem  Grade  als  v.  10b.  IIa  der  fol- 
genden Entwicklung  vorgreifen  und  alle  Illusion  und  Span- 
nung zerstören.  Der  Schreiber  von  v.  16ff. ,  also  der  urspr. 
Vf.,  kann  gar  nicht  anders  als  vorausgesetzt  haben,  der  Le- 
ser denke  sich  mit  Entsetzen  während  der  vollen  Frist  dreier 
Tage  die  Plage  fortwüthen ,  deren  Anfang  siebzig  Tausenden 
das  Leben  kostete.  Die  betreffenden  Worte ,  welche  durch 
vorlautes  Ausplaudern  der  folgenden  Erzählung  die  Pointe 
rauben ,  fehlen  denn  auch  wirklich  nicht  allein  in  der  Chro- 
nik, sondern  auch  in  der  LXX  zu  2  Sam.  Denn  y.al  l'öor/.e 
zvQLog  ^dvarov  tv  ^logar^X  artb  TtgcoLÜ^av  etog  coQag  agloTOv  ist 
erst  aus  dem  MT.  in  den  reinen  LXXtext  eingetragen,    wel- 


220 

eher  vielmehr  v.  15a  lautet:  Kai  e^eXi^axo  havx(^  /lavLÖ  rov 
S-avarov.  Kai  7](.dQai  ^egiOiLiov  ttvqcov  xal  rJQ^azo  rj  -d^Qavaig 
ev  TO)  lao).  Man  sieht,  "iSin^nN  "7"-  "b  "ins^i  ist,  wenn 
man  auf  den  Sinn  sieht,  etwa  ebenso  viel  als  "i3~  nin">  "jtT'T 
b^nx^s.  Was  aber  den  Ueberschuss  betrifft ,  der  in  LXX 
nun  noch  folgt  und  sowohl  in  2  Sam.  als  1  Chr.  fehlt ,  so 
ergiebt  sich  zunächst  dem  ersten  Blicke ,  dass  derselbe  auf 
hebräischer  Grundlage  ruht:  02^3  nsj'^n  bnM  D^-on  "i-'^p  ^'q->'. 
Weiter  aber  sprechen  sachliche  Gründe  für  seine  Ursprüng- 
lichkeit. Denn  durch  die  Angabe,  die  Pest  habe  in  den  Ta- 
gen der  Weizenernie  angefangen,  wird  die  Sceue  auf  der  Tenne 
V.  16  ff.  motiviert,  vgl.  1  Chr.  21,  20,  und  indem  man  mit  die- 
ser Angabe  den  Schlusssatz  eng  zu  verbinden  hat  (=  gleich 
am  Anfang  fielen,  gleichzeitig  im  ganzen  Lande,  77000  Mann), 
verliert  dieser  den  abschliessenden  Character,  den  er  unpas- 
sender Weise  in  MT.  trägt.  Ist  aber  dieses  Plus  der  LXX 
echt,  so  ist  auch  im  Vorhergehenden  „und  David  wählte  sich 
die  Pest"  sinngemässer  als  „und  Jahwe  verhängte  Pest  über 
Israel."  Denn  die  Hervorhebung  der  Zeitbestimmung  bei  dem 
Satze  „und  als  die  Tage  der  Ernte  kamen,  da  fieng  die  Plage 
an",  impliciert,  dass  nicht  schon  bei  dem  vorhergehenden  Satze 
die  gleiche  Zeitbestimmung  gilt.  Dort  zieht  sich  das  Gewölk 
nur  vollends  zusammen  —  eine  Pause,  dann  erst  fährt  der 
Blitz  hernieder.  —  ü->yzi'c5  y^-i^  ist  Duplette.  LXX :  Ißdof^irj- 
Y.ovTa,  1  Chr.  21,  14:  ^^'^''f^.  Daher  auch  die  fehlende  Copula. 
16.  Aus  triftigem  Grunde  sträubt  sich  Thenius  gegen  den 
Vorschlag  Movers',  nach  der  Chr.  zu  lesen  l>5b"0  mn*'  nbuD"»!. 
Sein  eigenes  D^nbt^n  ^^b-o  für  Tt^b'on  genügt  aber  auch 
nicht,  abgesehen  davon,  dass  es  unbezeugt  ist,  denn  6  ayyelog 
rov  d-aov  ist,  wie  v.  17  lehrt,  nur  eine  Deutung  von  ^Nb^n. 
Schwierigkeiten  macht  vor  Allem  die  Stellung  "S^b'/^n  "-f  im 
MT.  Dieselbe  deutet  mir  darauf  hin,  dass  "(5<ib''0n  erst  nach- 
träglich als  Explicitum  hier  eingesetzt  worden  ist.  In  dem 
ursprünglichen  Texte,  dessen  völlige  Herstellung  nicht  mehr 
möglich  ist,  muss  schon  vorher  von  dem  Würgengel  die  Rede 
gewesen  sein  und  auch  zu  tr/^n  v.  15  (beachte  den  Singular) 
ist  er  Subject.  Hiedurch  gewinnt  auch  Ewald's  Vermuthung 
zu  V.  1  an  Wahrscheinlichkeit*).     Vgl.  Num.  22,  22.  —  An  der 


*)    Auf  ihn  deuten  auch  ÜlUD  und  tV^7\  v.  1.  2  nach  lob.  1.  2. 


221 


Verbindung  i^ln"  an  hat  Thenius  sich  mit  Recht  durch  den 
Widerspruch  der  Accente  und  Bertheau's  nicht  irre  machen 
lassen.  —  lieber  die  verschiedenen  Schreibungen  des  Namens 
Oman  s.  Einl.  S.  18  und  De  gentt.  Jud.  S.  37  f. 

20.  Ueber  die  Corruption  der  ersten  Hälfte  dieses  Verses 
in  der  Chronik  s.  Bertheau.  Aber  hinter  ""M  D*")3"  ist 
ü^'Jin  123"  ]:"iN"  auf  keinen  Fall  von  dem  Chronisten  er- 
sonnen. 

22.  Das  blosse  '"^^1  des  MT.  ohne  weitere  Ergänzung  ist 
das  Richtige:  nur  so  erklärt  sich  das  '■2:"J^'  in  der  Chronik, 
nicht,  wenn  n'.i'b  'py>i  vorlag.     Gegen  Thenius. 

23.  In  ")"'2"  n-'ix  hätte  schon  Böttcher  um  ein  Haar 
"^^'on  "»"iTN  erkannt:  davor  ist  ~2>'  ausgefallen.  Denn  Oman 
muss  hier  sprechen;  es  ist  nur  eine  Anerbietung:  „dies  alles 
will  der  Knecht  meines  Herrn  des  Königs  dem  Könige  geben 
(]r]-)",    angenommen   wurde   sie  nicht.      Dass   die   Rede   des 

Oman  noch  in  v.  23a  fortgeht,  hätte  man  auch  aus  v.  23b 
sehen  können,  welcher  nach  hebräischer  Sitte  die  Quintessenz 
der  Rede  in  einem  durch  l'ON"»"  markierten  Schlusssatze  wie- 
derholt. —  Für  T-^1^  erwartet  man  eher  ".^1"'.,  namentlich 
auch  nach  der  folgenden  Antwort  Davids. 


Zu  2  Sam.  24,  5.  6  habe  ich  nachträglich  gefunden,  dass 
die  Vorschläge  ,  welche  ich  gemacht  habe ,  bestätigt  werden 
durch  die  codd.  Holmes.  19.  82.  93.  108.  Selbige  lesen:  5 
y.al  dUßr^oav  töv  ^IoqSccvtjv  '/.al  rjQ^avzo  ccTto  !^QorjQ  v,al  drcb 
Trjg  Ttökeiog  rfjg  iv  /tieocp  tov  ysituciQQOv  tov  Fadöi  Aal  xbv 
^leUQ-  6  'Aal  e'Qxovzai  alg  Falaad  y,al  elg  yrjv  XeTTietjn  Kadrig 
'Aal  eqyovTaL  tcog  Jav  'Aal  i'Av/J.cooav  ttjv  ^löcova  ttjv  jueya- 
XrjV.  Das  Interesse,  welches  ich  in  Folge  dessen  an  diesen 
Handschriften  nahm  ,  ward  gesteigert  durch  die  Notiz  bei 
Vercellone,  Variae  Lectiones  IL  S.  436,  dass  sie  an  entschei- 
denden Stellen  übereinstimmen  mit  dem  Texte  der  am  Rande 
einer  früher  der  Domkirche  zu  Leon  angehörigen  Vulgata- 
handschrift  angemerkten  Abweichungen  einer  älteren  lateini- 
schen Uebersetzung.  „Fere  omnes  veteris  hujus  latinae  inter- 
pretationis  lectiones ,  quae  a  recepto  alexandrinae  versionis 
textu  *)   recedunt ,    consentientes  habent  Holmesianos  Codices 

*)     Gemeint  ist  die  Sixtinischc  Ausgabe. 


222 

praenotatos  numeris  19.  82.  93.  108,  quorum  primus  est  chi- 
gianus,  alter  coislinianus,  tertius  musaei  britannici,  postremus 
vaticanus;  atqiie  unum  idemque  antigraphon  ad  singularem 
quamdam  recensionem  spectans  repraesentant.  Quotiescum- 
que  quatuor  liorum  codicum  lectio  a  reliquis  graecis  dissentit, 
quod  frequenter  contigit,  illorum  vestigia  presse  sequitur  no- 
ster  interpres,  eisque  omnino  adhaeret"  *).  Ich  dachte  dabei 
an  das,  was  Lagarde,  de  N.  T.  ad  fid.  verss.  or.  ed.,  über  die 
angeblichen  Codices  latinissantes  des  Neuen  Testaments  gesagt 
hat.  Hinzukommt ,  dass  cod.  108  auch  geschichtlich  merk- 
würdig ist,  weil  er  wie  Vercellone  a.  a.  0.  behauptet  und  in 
der  Vorrede  zu  Mai's  s.  g.  Ausgabe  des  Vaticanus  urkundlich 
nachweist,  dem  griechischen  Texte  der  Complutensischen  Po- 
lyglotte in  den  historischen  Büchern  zu  Grunde  liegt  **). 
Diese  Thatsache  erhellt  auch  aus  der  Holmes'schen  Varian- 
tensammlung, zugleich  aber  auch,  dass  die  Herausgeber  der 
Gomplutensis  jenen  Codex  an  den  interessanten  Stellen  ca- 
striert  haben.  Sie  haben  dann  wohl  meistens  die  zweite  von 
Rom  aus  dem  Cardinal  Ximenes  geliehene  Handschrift  ein- 
treten lassen,  den  cod.  Holm.  248;  mitunter  mag  das  „spani- 
sche Griechisch"  der  Polyglotte  ausgeholfen  haben. 

Alle  diese  Umstände  bewogen  mich ,  die  angeführten 
Handschriften  an  einigen  Stellen  zu  vergleichen,  wo  ich  con- 
jiciert  hatte ,  um  zu  sehen ,  wie  sie  sich  zu  meinen  Vermu- 
thungen  stellen  würden.  Es  ergab  sich  u.  a.  Folgendes.  — 
2  Sam.  ^13,  34  lesen  codd.  19.  82.  93.  108:  xal  dvsßrj  to  Ttai- 
Sagiov  6  GxoTtög  y,al  jjqs  Tovg  6q)&aXjLL0vg  avzov  y.al  eids  xal 
idov  Xaog  rcoXvg  fCOQSvö/Lievog  ttjv  odbv  Trjg  ^Q,QaL{j.  in  ^iSQOvg 
Tov  oQOvg  ev  rfj  yMTaßdast'  y,al  TtaQeyevezo  6  GKOTtog  xal 
arcriyyuXe  tm  ßaGiksi  ^Oqcov  kcoQaxa  dvögag  €X  zrjg  oöov  Trjg 
^QQai/n  ET,  (.liqovg  tov  OQOvg.  Hiedurch  wird  die  S.  189  ver- 
suchte Herstellung  des  griechischen  Textes  bestätigt,  derselbe 
erhält  nur   aq   einigen  Puncten  eine  für  den  Sinn  unwesent- 


*)  Vercellone  macht  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  aufmerksam, 
dass  schon  1853  Joh.  Pet.  Nickes  in  einer  Münster'schen  Dissertation 
(de  Veteris  Testamenti  codicum  Graecorum  familiis)  behauptet  habe, 
„codicem  holraesianum  108  aliosque  ad  eamdem  familiam  pertinentes 
ad  veterem  italam  prae  caeteris  propius  accedere."  Ich  habe  diese  Dis- 
sertation gelesen ;  Nickes  versucht  darin  am  Buche  Judith  nachzuwei- 
sen ,  dass  cod.  108  nicht  bloss  mit  der  Itala  ,  sondern  auch  mit  dem 
Syrer  übereinstimme.  Der  Beweis  ist  aber  sehr  mangelhaft  geführt  und 
überhaupt  zeugt  die  Arbeit  mehr  von  gutem  Willen  ,  als  von  Gelehr- 
samkeit und  Urtheil. 

**)    ipsum  fere  continet  complutensem  textum,    drückt  sich  Vercel- 
lone aus. 


223 

liehe  concretere  Färbung  {dveßrj,  oqcov  ewQay.a);  dass  ix  f.ie- 
Qovg  Tov  oQOvg  iv  rrj  y-araßdosi  Duplette  ist,  bleibt  auch  so 
zu  Recht  bestehen.  —  2  Saui.  13,  39  wird  die  Annahme, 
dass  in  ~"i  ein  feminines  Substantiv  stecke,  durch  codd.  19. 
82.  93.  108  und  viele  andere  dahin  bestimmt,  dass  n^"i  dieses 
Substantiv  sei  *).  Darnach  bedeutet  bim  „und  es  sehnte 
sich"  —  ob  rN::^  richtig  ist  oder  auf  der  Lesart  ~"i~  und 
auf  dadurch  erzeugtem  Misverständnis  von  bZT'  beruht,  muss 
dahingestellt  bleiben.  Der  folgende  Vers,  auf  die  gemeldete 
Thatsache  a"'--C3wN— bw^  r^::'"?  i^z-q-  n^-i  brn:  zurückgreifend, 
ändert  den  Ausdruck  nur  wenig  ab  in  ^b'^'^  ^'  ip^^) 
a"lr^2:3^i•~-^? .  —  Am  meisten  erfreut  bin  ich  durch  den  Text 
von  2  Sam.  15,  23b,  den  diese  Handschriften  bieten:  Kai 
6  ßaöü.evq  öiSTtogeveTO  sv  toj  xeijuaQQCo  tcov  xldgcov  y,ai  rcaq 
0  ?Mdg  ÖL€7t0Qsv€T0  TtQO  TtQOOOJTiov  avTOv  xazcc  Trjv  oöbv  Trig 
iXalag  zrjg  sv  vfj  egr^/nco.  Mein  Vorschlag  S.  197  wird  da- 
durch, ich  darf  wohl  sagen  glänzend  bestätigt  mit  alleiniger 
Ausnahme  der  Conjectur  "^"  statt  "3:?  —  aber  diese  ist 
nichtsdestoweniger  richtig;  vgl.  Jos.  3,  16.  8,  38  in  MT.  und 
LXX.  Ebenso  wird  das  Recht  meiner  Beurtheilung  von  2 
Sam.  19,  29.  MT.  dadurch  unzweifelhaft,  dass  codd.  19.  82. 
93.  108  iv  TO)  oiTiooTeVMi  ^Icoaß  tov  dovXov  tov  ßaaiklcog  tov 
öovkov  Gov  lesen. 

Diese  flüchtigen  Bemerkungen  heben  einseitig  nur  einige 
Vorzüge  der  in  Rede  stehenden  vier  Handschriften  hervor, 
um  das  Interesse  für  sie  zu  wecken  ,  erbeben  aber  natürlich 
nicht  den  geringsten  Anspruch  auf  eine  wirkliche  Würdigung 
derselben.  Diese  muss  einer  sorgfältigeren  Untersuchung  vor- 
behalten bleiben.  Zum  Zwecke  einer  solchen  wäre  es  wün- 
schenswerth  —  da  man  nach  Holmes  doch  nur  eine  sehr  un- 
genügende Vorstellung  gewinnt  — ,  dass  man  ihren  vollen  Text 
herausgäbe,  wenn  auch  vielleicht  nur  für  Ein  biblisches  Buch. 
Man  sollte  das  um  so  eher  thun  ,  als  man  hier  einmal  eine 
„Familie"  von  Handschriften  besitzt ,  mit  welcher  wirklich 
etwas  zu  machen  ist.  Hin  und  wieder  scheint  die  Meinung 
verbreitet ,  als  ob  die  Eintheilung  der  Handschriften  in  Fa- 
milien an  sich  selbst  von  Wichtigkeit  wäre  und  als  ob  es  an 


*)  Dass  JcwlS  erst  durch  Correctur  in  die  griechischen  Hand- 
schriften gerathen  sei,  scheint  sich  aus  der  Stellung  hinter  6  ßuaiXfvg 
zu  ergeben  —  übrigens  lassen  es  23  Zeugen  aus.  n  ward  zu  1  durch 
„Abspringen"  der  linken  Stütze. 


224 

sich  werthvoll  wäre,  die  einzelnen  in  gesellschaftlichen  Grup- 
pen unterzubringen.  Vielmehr  ist  das  nur  Mittel  zum  Zweck 
und  hat  nur  insofern  Werth.  Die  „Familie"  dient  hier  nur 
dazu,  „den  Vater"  zu  reconstruieren ;  wird  das  nicht  beab- 
sichtigt —  und  in  den  meisten  Fällen,  wo  Dekaden  von  Hand- 
schriften zusammengeworfen  werden,  ist  es  kaum  möglich  — , 
so  ist  das  Classificieren  nur  ein  gelehrtes  Spiel.  Sinn  hat  es 
dagegen ,  wenn  man  eine  Gleichung  mit  vielen  unbekannten 
Grössen  in  mehere  zerlegt  und  auf  diese  Weise  erst  die  un- 
tergeordneten X  y  z  eliminiert,  bis  man  allmählich  zur  Be- 
stimmung des  letzten  und  eigentlich  gesuchten  x  schreiten 
kann.  Codd.  19.  82.  93.  108  nun  sind  so  geartet,  dass  durch 
sie  ein  untergeordnetes  x  bestimmt  werden  kann ,  welches 
dann  wieder  mit  gleichstufigen  Grössen  combiniert  werden 
muss,  um  schliesslich  zur  Bestimmung  des  Einen  hauptsäch- 
lichen x  zu  führen  ,  welches  wir  suchen ,  des  wahren  Textes 
der  Septuaginta. 


Druck  der  Univ.-Buchdruckerei  von  E.  A.  Huth  in  Göttingen. 


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