Iprescnteö to
^be Xlbrarp
ottbe
inniverett? ot Toronto
^e Department of Oriental
I*anguages
■ JCpr uco in tlie*
Qfieutal Seminttiv
feKo
Digitized by the Internet Archive
in 2010 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/dertextderbcheOOwell
Der Text
der
Bücher Samuelis
untersnclit
von
Lic. Julius Wellhausen,
Privatdoo. der Theol. in Göttinsfen.
V3^
-1
Göttingen,
Vandenhoeok und Ruprecht's Verlag.
1871.
Vorrede.
In dem vorliegenden Buche möchte ich zu einer derein-
stigen Ausgabe des Alten Testaments einen Beitrag liefern.
Direct, durch eine Reihe fertiger Verbesserungen, die ich vor-
lege — indirect, durch die Weise wie ich sie gewinne. Ich
sehe mich veranlasst , auf die Methode beinah eben so viel
Gewicht zu legen als auf die Resultate. Mir scheint , dass
man gegenwärtig in der Textkritik des A. T. zu sporadisch
verfahre. Man begnügt sich mit einzelnen Emendationen,
ohne auf eine zusammenhängende Würdigung der Natur des
überlieferten Textes einzugehen, man kommt nicht dazu, die
Constitution des Patienten erst im Ganzen kennen zu lernen,
sondern heilt gleich ungeduldig auf ihn ein. Eine umfassen-
dere Betrachtungsweise ist aber grade im Alten Testament
durch die Natur der Varianten nahe gelegt und trägt grade
hier die lohnendsten Früchte. Sie modificiert in sehr eigen-
thümlicher Weise die gewöhnlichen Begriffe davon, was über-
haupt Aenderung sei und was nicht, was mögliche und was
unmögliche, was vorsichtige und was gewagte, und erlaubt
in vielen Fällen mit einer Sicherheit — ich hoffe mich nicht
zu täuschen — zu conjicieren, welche die Conjectur kaum
noch als solche erscheinen lässt.
Ich habe mich hierüber, angeregt durch Geiger's Urschrift
und Uebersetzungen der Bibel , im Eingange meiner Arbeit
ausgesprochen. Zwar keineswegs erschöpfend — denn ich
IV
wollte nur einen Vorbegriff der Anschauungsweise geben, von
welcher meine Behandlung des Textes ausgeht. Eine Critica
Sacra zu schreiben war nicht des Ortes und stand auch nicht
in meiner Macht, da meine eigenen Vorarbeiten dazu nicht
entfernt genügten und auch durch das Werk des Ludwig
Cappellus nicht wesentlich unterstützt worden wären — hätte
ich dasselbe gekannt: es ist mir aber leider erst ganz kürz-
lich bekannt geworden in der mit werth vollen Anmerkungen
bereicherten Ausgabe von G. J. L. Vogel und J. G. Schar-
fenberg (Halle 1775. 78. 86). Nachträglich scheint es mir
doch, als sei in jener Einleitung Manches zu kurz berührt;
ich will sehen, was sich hier nachholen lässt.
Ausgehend von einer These Lagarde's, die einen wichti-
gen Gegenstand zur Sprache bringt und unberücksichtigt ge-
blieben ist, habe ich die Meinung ausgesprochen und mit ihr
Ernst gemacht , dass die hebräische Schrift in Betreff der
Anwendung der Buchstaben Alef, He, Vau, Jod eine Geschichte
gehabt habe und dass die uns vorliegende ziemlich conse-
quente Orthographie des Ketib aus einem viel regelloseren
Uebergangszustande sich herausgearbeitet habe , ohne dessen
Spuren ganz zu verwischen. Ich füge hier hinzu, dass G. J.
L. Vogel, geb. zu Feuchtwangen den 16. März 1742, gest. zu
Altorf den 12. Februar 1776 als a.-o. Prof. der Phil, zu Halle,
im Jahre 1767 eine Dissertation hat erscheinen lassen, welche
die Aufschrift führt: De matribus lectionis librariorum arbi-
trio olim relictis. Nach dem, was ich davon kenne aus dem
Auszuge, den der Vf. selbst davon giebt in Note 23 zu Cap-
pellus' Critica Sacra (I. S. 52 ff.), geht sie hauptsächlich von
der Vergleichung hebräischer Codices aus: bekanntlich „be-
steht weit über die Hälfte der Kennicott'schen Varianten in
Abweichungen der vollen und defektiven Schreibart." Aber
die Untersuchung muss in grösserem Zusammenhange geführt
werden. Eine Geschichte der semitischen Schrift überhaupt
scheint mir erforderlich, namentlich der syrischen und arabi-
schen , welche von Haus aus mit der hebräischen identisch
schliesslich unter Einwirkung ähnlicher Verhältnisse ihren
Abschluss gefunden haben. Für das Arabische hat Nöldeke
in lehrreicher Weise vorgearbeitet, Geschichte des Qorans S.
234 — 261; das wahrscheinlich ungleich wichtigere und rei-
chere Material , welches das Syrische liefert , ist so viel ich
weiss noch gar nicht verwerthet. Auf einige Analogieen
möchte ich hier aufmerksam machen, welche die Verwendung
des Alef betreffen.
Nach der in dem massorethischen Texte befolgten Kegel
soll dieser Buchstabe stets geschrieben werden, wenn er Ra-
dikal ist, auch in den Fällen, wo er seinen sylbentreunenden
Werth verliert; dagegen als Zeichen für nicht sylbenanfan-
genden Vokal soll er eigentlich nicht gebraucht werden, aus-
ser in wenigen Wörtern, w^o es regelmässig geschieht. Na-
mentlich in Bezug auf den letzteren Punct sind nun aber die
Ausnahmen sehr häufig, ebenso häufig wie bei der Regel, dass
Vau (auch Jod) nicht für Kürzen zu verw^enden sei. Diesel-
ben fehlen übrigens auch keineswegs in Bezug auf den erste-
ren Punct. Zunächst , wo Alef am Ende der Sylben steht
und der Natur der Sache nach nicht lauten kann, da ist es
oft genug auch nicht geschrieben. In diesem Falle ist nur
das phonetische nicht etymologische Princip der hebräischen
Orthographie durchgeführt, ein Unterschied der Aussprache
besteht nicht zwischen ■'ti^^^^'O und 'ti'^'Q, zwischen ^^''J und
^J (vgl. Nöldeke a. a. 0. S. 257 Z. 21 f.). Anders liegt die
Sache in n'on statt "N'on, imu;/^ statt ?i"ii^u;)a, wo sylben-
anfangendes Alef nach geschlossener Sylbe ausgefallen ist,
vgl. de Sacy, Gr. Ar. 2 ed. §. 128. Ew. Gr. Ar. §. 114. Nöl-
deke a. a. 0. S. 257 Z. G ff. Ebenso in den häufigeren Bei-
spielen, in denen sylbentrennendes Alef nach Schwa mobile
ausgefallen ist; vgl. das Syrische.
Eine eigene Classe bilden diejenigen Fälle, wo Alef mit
Jod oder Vau zusammentrifft. Hier wird in u;'' = lÜ^N kein
lautlicher Unterschied anzunehmen sein, vgl. zu 1 Sam. 14,
49. 2 Sam. 23, 8. Wichtig für das Alter der Sitte , anlau-'
tendes i einfach "^ zu schreiben ist das Beispiel "iD'JJU;''. Denn
dass dieses zu 1 Sam. 14, 49 richtig beurtheilt ist , beweist
mir jetzt vor allen Dingen das doppelte '^T, welches nur
dann zu erklären ist, wenn man zur Zeit, als die Schreibart
VI
sich festsetzte, zwei treünbare Bestandtheile in dem Namen
empfand, deren einer dann nur ii;\s gewesen sein kann. Da-
gegen, wenn Alef in der Mitte der Wörter im Zusammenstoss
mit Jod (= i) und Vau (= ü) verschwunden ist, kann man
zwar nicht daran zweifeln, dass die Sylbenabtheilung geblie-
ben ist ; es ist aber die Frage , ob der Spiritus lenis nicht
etwas von der Natur des Halbvokals angenommen hat. Vgl.
Einl. S. 19, zu den dort gesammelten Beispielen kommen
noch hinzu n^t Gen. 46, 13. Num. 26, 23 vgl. mit riN^S) 1
Chr. 7, 1 und höchst wahrscheinlich auch n^^D:, Wie nahe
der Uebergang zwischen Alef und Jod auch "unter weniger
günstigen Umständen liegt, zeigt die Schreibweise '^'0^<■'-| für
die erste Pers. Sing., welche nicht nur in den Ochlah W'ochlah
Nr. 133 aufgeführten vier Fällen, sondern auch z.B. Jud. 9,
29 vorliegt, wo der Sinn erfordert wird: so würde ich dem
Abimelech sagen.
Man neigt in neuerer Zeit dazu , diese Abweichung von
der orthographischen Regel als Schreibfehler zu betrachten.
Ich halte das nicht für richtig. Die Ausnahmen sind noch
jetzt zu zahlreich und zu consequent, dazu mit Rücksicht auf
das Syrische und Arabische zu erklärlich , um als zufällig
gelten zu können , sie sind aber nur ein stehen gebliebener
Rest aus einer Zeit, wo dergleichen noch viel häufiger war.
Das folgt theils aus dem massorethischen Texte selbst, wenn
eine falsche Auffassung der Wörter glücklicherweise die nicht
regelrechte Schreibung conserviert hat, vor allen Dingen aber
aus der LXX und den übrigen Uebersetzungen. Auf dem
Standpuncte einer völlig aprioristischen Beurtheilung der Or-
thographie des Ketib glaubt man sich freilich sehr wundern
zu müssen, wenn etwa jemand ^nb als ''tiiib deutet, und zu-
folge derselben petitio principii hält man sich für berechtigt,
auf die LXX herabzusehen, wenn sie sich Aehnliches zu
Schulden kommen lässt und gar daraus eine schlechte Ge-
wohnheit macht. Nur vergisst man dabei zu erklären, nicht
bloss wie es kommt, dass '>nb nur als ^.>^ll aufgefasst einen
Sinn giebt, sondern namentlich, wie es der LXX überhaupt
möglich war , z B. 1 Chr. 2, 2i in so scharfsinniger Weise
VII
zu verstehen , wenn es ihr nicht als völlig freie Möglichkeit
gegolten hätte , 2 als i<- auszusprechen. Selbst eine solche
tolle rabbinische Erklärung wie u;u;°3 Exod. 32, 1 als «uu; "N3
muss ein formales Recht gehabt haben — sonst ist ihre
Entstehung undenkbar, um so undenkbarer, je toller sie ist.
Es giebt natürlich Gründe , welche die Massorethen be-
wogen, die jetzige Orthographie durchzuführen. Ich gestehe
auch gerne zu, dass gleichwie die Aussprache der Punctato-
ren treuer hebräisch ist als die aramaisierende der LXX, so
auch bei der consonantischen Orthographie der Palästinenser
das Bestreben geherrscht habe , Aramaismen zu vermeiden
und das eigenthümlich Hebräische hervortreten zu lassen
(vgl. ähnlich TN für b , " für n als Suffix der 3ten sg. m.).
Es mag also sein, dass auf diese Weise wenigstens in einigen
Puncten ein älterer Zustand der Schrift hergestellt wurde.
Aber auch die palästinensischen Handschriften waren durch
den Uebergangszustand gegangen. Denn sowie das Schicksal
des massorethischen Textes im Allgemeinen nicht von dem
des alexandrinischen unterschieden , sondern vielmehr durch
dieselben Einflüsse bedingt gewesen ist , so ist es auch in
Hinsicht auf die Orthographie der Fall. Dann aber ist es
nicht von grossem praktischen Werthe , zu entscheiden , ob
man den Uebergangszustand durch Zurückgehen auf einen
älteren reineren Zustand überwunden hat, oder ob man neue
Principien aufgestellt hat, die eine grössere Folgerichtigkeit
und Regelmässigkeit der Schreibweise bezweckten. Wahr-
scheinlich ist Beides zusammen anzunehmen. Vgl. Geiger a.
a. 0. S. 231—259.
Noch eine hieher gehörige Bemerkung habe ich auf dem
Herzen, betreffend die Spaltung des iT. Das ist weiter nichts
als eine an bekannte Lautwechsel anschliessende Fortent-
wicklung der Sprache , nachdem die Orthographie in Bezug
auf die nichtvokalischen Buchstaben schon fixiert war. Nöl-
deke hat daher Recht , wenn er darauf hält , dass man w
und C etymologisch nicht verwechseln dürfe , aber Unrecht,
wenn er meint, das spätere ü; solle lautlich verschieden sein
von c. Es ist nur Beibehaltung der alten Schreibweise, nach-
vin
dem sich der Laut verändert hatte *). Ehe der diakritische
Punct aufkam, stellte man wohl ein ö hinter das '^, um die
Aussprache zu bestimmen, vgl. ^O'X'C'J und d^0"j:^E5. Die An-
fänge der in Rede stehenden Erscheinung reichen hoch hin-
auf, verfolgbar bis Jud. 12, 6; der dortige Erzähler spricht
aber noch jedes ^ wie seh. Dass die Schrift zäher ist als
die Sprache, ist bekannt -— daher die Erscheinung, dass die
Orthographie, die ursprüngKch wohl überall phonetisch ist,
im Laufe der Zeit etymologisch wird. In dem besonderen
Falle, der uns beschäftigt, liegt es nahe, daran zu denken,
dass auch in den meisten Gegenden Deutschlands „sprechen" .
in der Schrift beibehalten wird, während mündlich „geschpro-
chen" wird, und dass umgekehrt eine allmählich aussterbende
ältere Generation meiner Landsleute zwar „Schwager, Schlüs-
sel" schreibt, aber stets „S wager, Slüssel" spricht, wie denn
meine Grossmutter in der Schule angehalten ist „Swester"
zu sagen, weil „Schwester" adlig sei.
Ebenso wichtig als Vorarbeit für eine künftige Critica
Sacra wie die geschichtliche Würdigung der hebräischen Or-
thographie wäre eine Darstellung der hebräischen Stilistik
und Rhetorik, die sich zunächst nur auf die erzählende Prosa
zu beschränken hätte. Auch diese müsste erwachsen aus um-
fassender Kenntnis der semitischen Literatur überhaupt, da-
mit das wenige Material des Alten Testaments nicht dazu
verführe, die Möglichkeiten einseitig zu bestimmen. Hinein-
gezogen werden muss aber auch vor allen Dingen das Juden-
griechisch, denn grade in dem fremden Gewände stossen die
Eigenthümlichkeiten der hebräischen Art am ehesten auf, um
so leichter, je besser man Griechisch kann. In welcher Weise
die Kenntnis dieser Dinge der Textkritik zu Gute komme, ist,
sofern es nicht von selbst klar ist, Einl. S. 10 Anm. 2. S. 21 ff.
zu zeigen versucht. Ein interessantes weiteres Beispiel zu
*) Daher ist es auch zu erklären, dass, während in weniger ge-
bräuchlichen Wörtern Ü3 und C nicht selten wechseln, dieses grade bei
den häufigsten nicht vorkommt — denn grade bei den gewöhnlichsten
Wörtern ändert sich die Orthographie am schwersten , sie haben uns
am treusten das Alte bewahrt.
IX
dem Einl. S. 11 Bemerkten tlieilt mir mein Freund Theo-
dor Zahn mit , dass nemlich cdelcpeiv bei Ignatius hie
und da durch die Bedeutung von alle/ tingiert zu sein
scheine. Zu S. 26 wird man mit Nutzen die Noten 19.20. 21
in Vogels Ausgabe von Cappellus' Critica Sacra I. S. 30—51
vergleichen können, ebenso auch Not. 2, wo die Meinung des
Hieronymus über ein theologisch wichtiges "^ (Deut. 27,
2G. Gai. 3, 10) mitgetheilt wird.
Diese indirecten Mittel zur Würdigung des alttestament-
lichen Textes , die meist nur erlauben und nicht erlauben,
aber nichts bestimmen, muss man um so sorgfältiger zu Rathe
ziehen *), je trauriger es um die directen bestellt ist — zum
Theil auch durch unsere Schuld , denn w^arum ist z. B. der
Amiatinus noch nicht herausgegeben? Ist es nicht ein Jam-
mer, dass man in eiuer so alten Wissenschaft, wie die Theo-
logie ist , oft noch Tantalusqualen erleidet ? Die Aufgabe
selbst nun, die Kritik, wird dadurch erheblich erschwert, weil
sich zwei Gebiete nicht ganz reinlich sondern lassen. Der
Process, durch welchen die geschichtliche Literatur des Alten
Testaments zu ihrer gegenwärtigen Gestalt heranwuchs, hat
noch Lebensäusserungen gezeigt bis unter die Zeit herab, wo
die LXX entstanden ist. 1 Sam. 18 bietet einen unanfecht-
baren Beweis dafür, nach meiner Meinung aber auch 1 Sam.
13, 1 und 17, 12 — 31, vgl. meine Erörterungen zu den betr.
Versen im Commentar. Ist es nun Aufgabe der Textkritik,
diese Stücke auszuscheiden? Aber wie will man sich dann
zu 1 Sam. 10, 8. 11, 12 — 14 stellen? Zuerst war ich selbst
geneigt, diese Stellen, welche sicher nicht in den ursprüng-
lichen Zusammenhang gehören , einfach zu streichen , dann
aber sah ich, dass ich damit auch 1 Sam. 7. c. 8. 10, 17 —
*) Die Geschichte der hebräischen Orthographie fienge man viel-
leicht am besten an mit einer Concordanz der Eigennamen, nach der
Aussprache des überlieferten Textes und der üebersetzungen — woraus
man zugleich auch für die Punctation genug würde lernen können. In
Bezug auf die durch den Stil ermöglichten Schwankungen des Textes
ist die Vergleichung der Varianten in den Evangelien, namentlich dem
des Johannes, sehr lehrreich.
27. c. 12. c. 13, 8—15 strich. Letztere Stücke sind nemlich
nichts weniger als ein zweiter ursprünglich von c. 9. 10, 1 —
16. c. 11 unabhängiger Bericht über die Entstehung des Kö-
nigthums in Israel; sie sind vielmehr mit Beziehung auf jene
ältere Erzählung geschrieben und von Anfang an so in die-
selbe eingeschaltet, wie sie uns vorliegen. Den zwingendsten
Beweis dafür liefern 10, 8. 11, 12 — 14, welches die Klam-
mern sind, wodurch Altes und Neues zusammengehalten wird,
Klammern, die nicht etwa ein Dritter erst angebracht hat —
denn ohne 10, 8. 11, 12—14 wäre c. 12. c, 13, 8—15 gar
nicht zu verstehen. Dass c. 8 und was dazu gehört dem 9.
Capitel und dessen ursprünglichem Zusammenhange wider-
spricht, widerlegt meine Ansicht durchaus nicht, — was der
Verf. von c. 8 u. s. w. , dessen Gesammtanschauung der hei-
ligen Geschichte sehr einheitlich ist , an widersprechenden
stofflichen Einzelheiten vertragen kann, zeigt in sehr lehrrei-
cher Weise c. 12, ein Stück, über dessen Einheit und innig-
sten Zusammenhang mit c. 7. 8. 10, 17 — 27 ich kein Wort
verlieren werde. Mit dem Stoffe verfährt eben dieser Vf. so
frei wie möglich und nur scheinbar bringt er selbst neuen
hinzu: worauf es ihm ankommt, ist S. 67 Z. 24 ff., S. 77 Z.
16 f. auseinandergesetzt; was er wagte, darüber habe ich S.
176 Anm. 1 eine Vermuthung aufgestellt. Auf eine so me-
chanische Weise , wie man es sich jetzt im Gegensatz zu
Ewald gewöhnlich vorstellt, sind überhaupt die geschichtlichen
Bücher des A. T. nicht entstanden. Auch im Pentateuch
sind nicht zwei oder mehere grosse geschichtliche Zusam-
menhänge , die den selben Gegenstand haben , ursprünglich
unabhängig von einander geschrieben , so dass der spätere
vom früheren keine Notiz nimmt. Vielmehr an Einen Kern,
in welchem zum ersten Male die bis dahin vereinzelten münd-
lich und schriftlich vorliegenden Geschichten aneinandergefügt
wurden , setzten sich theils kleinere Stücke an *) , wie Gen.
4 an Gen. 2. 3 — denn so deutlich es ist, dass der Vf. von
Gen. 4 mit steter Beziehung auf Gen. 2. 3 schreibt, so deut-
'') oder wurden auch wohl hineinverarbeitet.
XI
lieh ist es auch, dass der geistreiche Citierer 4, 7 nicht der
Vf. von 3, 16 sein kann, abgesehen davon, dass f^^^n in c. 2. 3
vielmehr ^■^2:^?^; heisst — theils ward das Ganze im Zusam-
menhange neu bearbeitet, vielleicht so, dass es selbst seinem
wesentlichen Inhalte nach der neuen Bearbeitung von Anfang
an einverleibt blieb, oder so, dass nur die Grundlinien seines
Planes für diese massgebend waren, wodurch es einem spä-
teren Redaktor möglich ward. Altes und Neues zu corabinie-
ren — für beide Möglichkeiten spricht Vieles. Auf alle Fälle
sind Modificierungen des ursprünglichen Kernes und Umar-
beitung kleiner Stellen, Aenderungen einzelner Wörter, ge-
ringfügige Einsätze (Gen. 3, 20) mit der Entstehungsweise der
geschichtlichen Bücher unzertrennlich verbunden , und es ist
schwierig die Grenze zu finden, wo die Literarkritik aufhört
und die Textkritik beginnt. Vgl. zu 1 Sam. 23, 14 ff. 26, 4.
27, 7—12 (S. 140 Anm. 1) 2 Sam. 2, 10 f. 3, 6. 5, 17. 23, 13.
24, 1 *).
Offenbar hängt mit dieser Eigenthümlichkeit des Alttesta-
mentlichen Textes, durch welche das Ineinandergreifen beider
Arten von Kritik veranlasst wird, die Art und Weise nahe zusam-
men, wie Geiger denselben betrachtet und behandelt. Aber ich
glaube mit Recht gegen eine grundsätzliche Vermischung der
Aufgaben protestiert zu haben. Man kann wohl die Sache
so vorstellen , dass es im Grunde die selben Triebe waren,
welche in älterer Zeit zu zeitgemässer Umgestaltung des gan-
zen überlieferten historischen Stoffs führten, in jüngerer Zeit
zu zaghafter Beseitigung einzelner Anstösse; aber die Resul-
tate sind doch zu verschieden und beruhen auch auf einer
principiell verschiedenen Stellung zu den heiligen Schriften.
Ausserdem , welches Recht hat Geiger , erst mit Esra jenen
Process der Umgestaltung der biblischen Bücher beginnen zu
lassen? Das Deuteronomium zeigt doch, dass er viel höher
*) Auch wirkliche eigentliche Glossen sind nicht selten, wie z. B.
2 Sam. 12, 10-12. Es ist möglich, dass maiichc von den Verstellun-
gen, welche ich annehmen zu müssen geglaubt habe, darauf beruhen,
dass Zusätze vom Rande an eine falsche Stelle des Zusammenhangs
eingedrungen sind. Z. B. 1 Sam. 1, 24. 2 Sam. 14, 14.
XII
hinaufgehe, und lange vor dem Deuteron omium ist er lebendig
gewesen, wie schon die Verwerthung der heil. Geschichte bei
den ältesten Propheten wahrscheinlich macht. Es bleibt also
bei dem Urtheil, welches ich Einl. S. 29 f. zu motivieren ver-
sucht habe. Die Bedeutung des Geiger'schen Werkes beruht
auf dem dritten Buche und zwar, wie ich S. 33 hervorgeho-
ben habe, besonders auf dem fruchtbaren Gedanken, dass der
Text des Ketib unter der Einwirkung der selben Einflüsse
gestanden habe, welche deutlicher in den üebersetzungen und
dem Qeri zu erkennen sind, dass überhaupt das Schicksal des
Ketib von dem des Textes der üebersetzungen und des Qeri
nicht zu trennen sei *). Als Beispiel der Art von Textesmo-
dificierungen , auf welche Geiger zuerst aufmerksam gemacht
hat, habe ich S. 30 f. die Veränderung des Namens b'JD in
TO3 gewählt **). Ich kannte die Ansicht Geigers über die-
sen Punct, über welchen er in der „Urschrift" schweigt, nur
im Allgemeinen , erst jetzt hat mich ein Citat bei Kuenen,
de Godsdienst van Israel I. S. 401 auf den Aufsatz DMGZ
XVI. S. 730 f. aufmerksam gemacht. Mit gemischten Gefüh-
len ersehe ich daraus , dass Geiger mir in der Emendation
von 2 Sam. 23, 8 zuvorgekommen ist; dagegen kann ich jetzt
noch rab:?— '2N* 2 Sam. 23, 31 = bt^-^^is 1 Chr. 11, 32
hinzufügen. Erfreut bin ich darüber, dass Geiger der Mei-
nung Ewalds beitritt, wornach Baal, wie Adon, in alter Zeit
ein völlig unschuldiger Name Ja'hwe's war, von ebenso allge-
meinem Gebrauch unter den semitischen Stämmen wie der
Name El. Man begreift in der That nicht, wie Kuenen a. a.
0. anderer Meinung sein kann. Namentlich wenn b^v Jud.
9, 26 so viel als rpby^ 1 Chr. 12,5 sein soll, was an sich zwar
*) Ich hätte Einl. S. 27 (worauf ich im Commentar oft habe vor-
weisen müssen) weiter eingehen sollen auf die Reste der LXXlesarten, die
in den mass. Text eingedrungen sind und am handgreiflichsten lehren,
wie gemeinsam das Schicksal beider war. Vgl. auch, was S. 14 Anm. 2
über den MT. gesagt ist, mit den Dupletten der LXX.
**) die übrigens, wie es scheint, in der echten LXX noch nicht
vorkommt. Ich mache darauf aufmerksam, dass ÜTlbNn "Hi^ , wel-
ches 1 Sam. 14, 18 nur im mass. Texte für ""Di^n corrigicrt ist , 1
Reg. 2, 2 auch in die LXX eingedrungen ist.
xnr
nicht notb wendig ist, in diesem Fall aber dadurch an
Wahrscheinlichkeit gewinnt, dass der mass. Text das appel-
lative Schimpfwort ~2" dafür setzt (Gaal, Sohn eines Skla-
ven) , so wäre das ein guter Beweis nicht dafür , dass
die Phönicier etwa den Baal auch Jahwe nannten , sondern
dafür, dass die Israeliten dem Jahwe das Prädikat Baal ga-
ben. Denn dass Gaal Israelit sei und grade als solcher dem
Abimelech entgegentritt, ergiebt sich aus 9, 28, wie Kuenen
richtig behauptet I. S. 299. 300, so unrichtig im Uebrigen seine
Uebersetzung des Verses ist: ""dn kann nur den "iTJOn "'UDax
entgegengesetzt sein , man lese ""3"'' für 'n'^'J (vgl. cod. 82
Holm.) und vertausche v\bg ^v^eu und v\6g %QoßaaX. Für
P2 = b"n liesse sich ^a^N = L^oßr^Xog anführen, dessen Be-
deutung durch b^^3*(2:^< sicher ist und auch dadurch, dass 1
Chr.7,6.10f. '-xr-'' an seine Stelle tritt. Und wenn Povßtjl
mehr wäre als späte Lautabwandlung, so wäre nach bi<'y'\
die Ableitung bnrj^ ansprechend, obwohl wegen Reguel und
Regebalos schwierig : aber Gen. 29, 32 legt Veto ein.
Plänemachen ist zwar eine üppige und unter Umständen
unchristliche Geistesbeschäftigung Matth. 23, 4; da aber die
Inschrift des Mesa neben vielem Anderen auch das lehrt, dass
die AlttestamentUchen Gelehrten um Stoff verlegen sind , so
gedachte ich dem Mangel dadurch abzuhelfen , dass ich auf
einige uns „Epigonen" zum Glück noch übriggelassene Auf-
gaben hinwies , gegen welche die Erklärung jener Inschrift
sich beinah spöttisch ausnimmt. Auf dem Grunde dieser Vor-
arbeiten denke ich mir die künftige Ausgabe des Alten Testa-
ments so zu Stande kommen , dass zunächst der hebräische
Text der LXX, der der Peschito des Targums und der Vul-
gata, und der massorethische, jeder für sich, festgestellt wird.
Dazu müssten natürlich die Uebersetzungen selbst in verlässi-
gen Texten vorliegen.
Ich schliesse dieses lange Vorwort, indem ich die Hoff-
nung ausdrücke , dass mir die vorliegende Arbeit nicht den
Vorwurf zuziehen werde, als sei ich ein untheologischer Klei-
nigkeitskrämer. Sie ist aus sachlichem Interesse hervorge-
gangen und ich denke, das zeigt sie auch. Aber zu ernten
XIV
ohne gesäet zu haben, gilt mir nicht für theologisch. Das
eigentliche Studium kann ich nur auf die Mittel richten, nicht
auf die letzten Ziele; diese sind Früchte, die von selbst ab-
fallen, wenn sie reif sind — wo aber nichts gewachsen ist,
da hilft kein Schütteln. „Es hat sich also , als wenn ein
Mensch Samen aufs Land wirft — und schläft und stehet auf
Nacht und Tag und der Same gehet auf und wachset, dass
ers nicht weiss. Denn die Erde bringet von ihr selbst zum
ersten das Gras, darnach die Aehren, darnach den vollen Wei-
zen in die Aehren." Marc. 4.
Göttingen, den 24. Juli 1871.
Der Verfasser.
Verzeichnis einiger gelegentlich besprochenen Stellen.
Gen. 2-4 Vorr. S. X. — S. 14 Anm. 2.
Gen. 4. 5 S. 169 zu 2 Sam. 6, 11.
Gen. 12, 6 S. 146 Anm.
Gen. 14, 17 S. 202 Anm.
Gen. 16, 14 S. 213 Anm.
Gen. 32 S. 154 zu 2 Sam. 2, 8.
Gen. 49, 16. 17 S. 208 Anm.
Exod. 1, 15-22 S. 172 Anm. 1.
Exod. 13, 17 ff. S. 97 Anm.
Exod. 21-23 S. 209 zu 2 Sam. 21, 4.
Exod. 33, 11 S. 51 Anm. 2.
Jos. 1, 4 S. 217 Anm.
Jos. 12, 18 S. 55 Anm. 1.
Jos. 15, 7 S. 145 Anm.
Jos. 15, 28 S. 215 Anm. 2.
Jud. 9 Vorr. S. VI. XII. XIII.
Jud. 15, 9—20 S. 213 zu 2 Sam. 23, 11 f.
Jud. 18, 31 S. 176 Anm.
1 Reg. 2, 26 Vorr. S. XII. Anm.
Jer. 19, 3 S. 176 Anm.
"i'. 42, 8 S. 164 Anm. 1.
lob 1. 2. S. 220 Anm. 1.
1 Macc. 4, 32 S. 87 zu 1 Sam. 14, 13.
1 Macc. 9, 2 S. 123 Anm.
Berichtigungen.
S. 15 Z. 12 ist -)'a^^^■! ^i";^^ hinter -»iin zu setzen.
S. 25 Z. 25 lies n^N statt r:&^.
S. 29 Z. 4 von unten 1. Zeitstimmung statt Zeitbestimmung.
S. 4G Z. 8 V. u. 1. feindliche statt freundliche.
S. 53 Z. 14 V. u. 1. dürfte statt durfte.
S. 55 Z. 20 1. Ün^bj^ statt Dnbs^.
S. 74 ist Anm. 1 zu streichen.
S. 74 Z. 22 1. ist in der Recap., wie in v. 10, vorangestellt.
S. 91 Z. 8 1. 26 a statt 26».
S. 111 Z. 5 V. u. 1. 17 f. statt 7 f.
S. 112 Z. 2 1. das Gegentheil. V. 17—20. 21b. 9-11 sind
S. 121 Z. 4 u. 10 V. u. 1. Poel statt Poal.
S. 125 Z. 3 1. innama statt innaha.
S. 131 Z. 12 V. u. '[.eben statt aber.
S. 157 Z. 11 1. -rib^l mit Dagesch im Jod.
S. 159 Z. 4 V. u. 1. nirgends statt irgends.
S. 175 Z. 15 V. u. 1. Revue statt Revue.
1. Das Unternehmen, den anerkanntermassen schlecht
überlieferten Text der Bücher Samuelis zu verbessern , wird
deüQJenigen gewagt vorkommen, um mich gelinde auszudrü-
cken, der von der kritischen Beschaffenheit des Hauptmittels,
welches zu diesem Zweck in Anwendung kommt, nemlich der
Septuaginta , nur einigermassen Kenntnis genommen hat.
„Ehe die Urform der griechischen Uebersetzung vorliegt, darf
die ägyptische Recension nicht zur Kontrolle der palästinen-
sischen benutzt werden." Wie noth wendig diese Forderung
Lagarde's sei*), ergiebt sich aus den Folgen wenn man sie
nicht beachtet. Denn vielfach haben auch ausgezeichnete Ge-
lehrte Verderbnisse in den Copien der LXX für ursprüng-
liche Eigenthümlichkeiten des Originals angesehen und dar-
aus zurückgeschlossen auf die hebräische Grundlage der alten
Uebersetzupg. Mehr vereinzelte Früchte eines solchen Ver-
fahrens sind z. B. einige Stadt- und Flussnamen, mit denen
man das geographische Material des Alten Testaments ver-
mehrt hat, welches weit eher der Verminderung bedürfte: je
durchgehender und systematischer aber in den Commentaren
von Otto Thenius**) die LXX zur Vergleichung herangezogen
und als kritisches Hilfsmittel verwerthet wird , desto schäd-
licher werden die Folgen kritikloser Benutzung ihres überlie-
ferten Textes. In umfänglichem Masse hat sich der genannte
Gelehrte namentlich in der Beurtheilung der sogenannten
Dupletten täuschen lassen, die auch in der übrigens mit Recht
von ihm bevorzugten römischen Ausgabe der LXX häufig ge-
nug vorkommen. Es sind dies bekanntlich doppelte und oft
nur wenig verschiedene Wiedergaben desselben hebräischen
*) Anmerkungen zur griech. Uebers. der Proverbien 1863. S. 2.
**) Die Bücher Samuels erklärt. 2. Aufl. 1864. Die Bb. der Kö-
nige erklärt. 1849. (Kurzgefasstes exeget. Handb. zum A. T. Lief. IV
u. IX). Nur den erstgenannten Commentar citiere ich im Folgenden.
Textes oder auch neben einander gestellte Uebersetzungen
zweier Varianten desselben, von denen nur die eine der LXX
angehört, die andere irgend einer jüngeren griechischen Ver-
sion. Nicht als ob nicht auch Thenius wüsste, dass es der-
gleichen gäbe*) — aber nachdem er die Duplette erkannt
hat, hat er es sonderbarer Weise nicht für seine nächste Auf-
gabe gehalten , ihre oft recht verschlungenen Bestandtheile
nach festen Kriterien aus ihrer Verwicklung reinlich zu son-
dern, zu prüfen, welche gegründeten Anspruch habe der LXX
anzugehören und sich so des Bodens unter seinen Füssen zu
versichern , sondern als ob sich das Alles von selbst mache,
hat er auf gut Glück, was ihm aus dem Gewirre gefiel, in
beliebiger Auswahl mit dem massorethischen Texte verglichen ;
ohne auch in Bezug auf den letzteren den Umfang des zur
Vergleichung Heranzuziehenden klar abzugrenzen und aus der
Umgebung zu scheiden. Uebrigens sind auch die Fälle nicht
eben selten . wo sorglos zwei parallele Lesarten der Sixtina
als zwei sich ergänzende Texthälften angesehen und mit ein-
ander verbunden wird , was neben einander gestellt werden
musste. Vgl. z. B. 1 Sam. 3, 20 f. 4, 14 ff. 5, 6. 13, 15. 14,
24 f. 14, 41. 15, 12 f. 16, 17. 27, 8. 30, 28. 2 Sam. 2, 22. 3,
12. 13, 16. 13, 34. 14, 8. 15, 17 f. 19, 24. 20, 18 f. 20, 22.
24, 15.
Wie es sich straft, wenn man nicht bedenkt, dass eine
Version nur in ihrer reinen Gestalt als Zeuge benutzt werden
darf für den Text des Originals , aus welchem sie geflossen,
ersieht sich noch handgreiflicher aus den Früchten , welche
die Vergleichung der Vulgata dem Bearbeiter der Samuelis-
bücher im Kurzgef. ex. Handb. eingetragen hat. Er schenkt
einer alten Baseler Ausgabe Vertrauen und setzt ohne Wei-
teres voraus, sie werde getreu mit der Uebersetzung des Hie-
ronymus stimmen. Bei keiner der besonders in den Büchern
Samuelis äusserst zahlreichen Stellen , wo die Vulgata ausser
dem massorethischen Texte noch einen andern mit der LXX
übereinstimmenden ausdrückt, scheint ihm der doch nicht
fern liegende Gedanke zu kommen, es möchte wohl im Ver-
lauf der Zeit aus der Itala sich ein Stück in die Arbeit des
Hieronymus eingeschlichen haben — beides wird vielmehr
gleichmässig auf den letzteren zurückgeführt, beides war
ebenso wie in dem Froben'schen Drucke vom Jahre 1491 ver-
bunden auch in der hebräischen Handschrift, aus welcher je-
ner Presbyter übersetzte. Dadurch wird einer Afterüber-
setzung, der aus der LXX geflossenen Itala, der Rang einer
. *) vgl. S. XX 3. XXI a.
primären zu Theil; für die abweichenden Lesarten der „ägyp-
tischen Recension", auch für die vermeintlichen und ganz be-
sonders für die Dupletten der römischen Ausgabe , wird ein
zweiter „unabhängiger" Zeuge gewonnen und es ist noch der
glücklichste Fall, wenn dieser sie bloss bestätigt; es kommt
auch vor, dass die Vulgata allein das Richtige hat, d. h. den
Duplettenschatz selbständig um einen neuen Zuwachs berei-
chert, der dann für die Vervollständigung des Urtextes ver-
werthet werden muss. Wie illusorisch so gut wie alle kriti-
schen Ergebnisse sind , welche man dieser Vergleichung der
Vulgata verdankt , erhellt jetzt unwidersprechlich aus dem
Sammelwerke Vercellone's*): aber dass die erheblicheren und
umfangreicheren Abweichungen der Vulgata nicht unabhängig
mit der LXX zusammentreffen und nicht direct auf ein he-
bräisches Original zurückgeführt werden dürfen, stand fest,
lauge bevor man den urkundlichen Beweis dafür in Händen
hatte , dass sie auch nicht einmal auf Hieronymus zurück-
gehen **).
Es ist also nicht bloss eine überspannte Forderung un-
fruchtbarer methodischer Strenge, sondern ein Grundsatz von
grosser practischer Bedeutung, dessen Vernachlässigung sich
auf das empfindlichste rächt , dass „die LXX nur in ihrer
ursprünglichen Gestalt zur Kritik unserer masorethischen
Diaskeuase angewandt werden darf." Aber so beherzigens-
werth dieser Grundsatz ist, so bedeutet er doch keineswegs,
dass man sich, ehe eine „definitive" Ausgabe der LXX voll-
*) Yariae lectiones vulgatae latinae Bibliorum editionis. Der
zweite Theil (Rom. 1864) enthält die Bücher Samuelis.
**) Statt aller anderweitigen Belege diene, was Thenius in der Einl.
S. XXIII sagt: „Der hebräische Text, der der Uebersetzung des Hiero-
nymus zu Grunde lag, ist oftenbar aus dem , den LXX vor sich hatten,
geflossen." In Wahrheit stimmt derselbe bis auf Kleinigkeiten mit un-
serem mass. Texte, wie der cod. Amiatinus beweist, dessen besondere
Herausgabe auch für das A. T. dringend zu w^ünschen wäre. — Eine
unvollständige Zusammenstellung der in den Bb. Sara, vorfindlichen
Additamenta aus der Itala giebt Vercellone a. a. 0. S. IX. Höchst lehr-
reich für das Zustandekommen der jetzigen Vulgata ist, was er in der
Anm. zu S. XYI anführt. Die Randbemerkung eines Schreibers zu
1 Sam. 14, 41: in hoc loco vide ne quid praetermissum sit — zog sich
ein folgender so zu Herzen , dass er auch die Warnung selbst in den
Text aufnahm, so dass derselbe aus Hieronymus Itala und der erwähn-
ten Note zusammengesetzt nun folgendermassen lautet: Et dixit Saul
ad Dominum Deum Israel : Quid est quod non respondes servo tuo ho-
die? Si in me aut in Jon. fiiio meo iniquitas est, da ostensionem; aut
si ita est in populo tuo iniquitas , da sanctitatem. Domine I). j. da
indicium in hoc loco; vide quod ne praetermissum sit. Et deprehensus
est Jonathan et Saul.
ständig vorliege, vor der Hand alles Gebrauchs derselben zu
kritischen Zwecken enthalten müsse*). Man kann auch mit
zweischneidigen Messern ohne Gefahr operieren , wenn man
nur weiss , dass sie zweischneidig sind und sie vorsichtig
benutzt.
2. Damit bei der Vergleichung der LXX mit dem mas-
sorethischen Texte Schaden verhütet werde , kommt es nur
darauf^ an , dass man der beiden zu vergleichenden Grössen
da sicher ist, wo man sie wirklich vergleicht. Ein grosser
Theil der Verbesserungen des GriecJiischen, welche von einer
kritischen Ausgabe der LXX zu hoffen stehen, wirft für un-
seren Zweck keinen Gewinn ab, weil auch ein grosser Theil
der Verderbnisse demselben nicht hinderlich ist. Ob Jud. 1 ff.
TVTCTO) oder TTazaGOio das septuagintamässige sei, interessiert
uns nicht , da kein Zweifel besteht , dass beide Wörter auf
dieselbe Grundlage zurückgehen; ob 1 Sam. 5, 4 a/iKpoTega tcc
L/vt] xeiQcov avTOv oder duq)6T£Q0L ol KaQitol tcov %eiQ6jv av-
zov, ob TCC ifLifiQoo&ia oder rö TtQod^vQOv oder -kiiiacped-
den Vorzug verdiene, ist uns ebenso gleichgiltig. Kurz alle
Varianten**), die es nur im Griechischen sind, nicht auch
die voraussetzliche hebräische Grundlage ändern — und deren
ist deshalb eine grosse Anzahl, weil die LXX nicht nach dem
Hebräischen, sondern nach anderen griechischen üeberseizun-
*) So könnte man wenigstens die Worte Lagarde's deuten, obwohl
ich bezweifle , dass sie im Ernste so gemeint sind. „Wollen wir über
den hebräischen Text ins Klare kommen , so gilt es zunächst die Ur-
form der griechischen Uebersetzung zu finden. Ehe diese vorliegt, darf
die ägyptische Eecension nicht zur Kontrolle der palästinensischen be-
nutzt werden. Ehe aber eine solche Kontrolle vorgenommen ist, hat
Niemand das Recht, die Ueberlieferung als fest und bekannt anzuse-
hen. Alle Untersuchungen aber über das Alte Testament schweben in
der Luft, wenn sie nicht auf den möglichst beglaubigten Text zurück-
gehen," A. a. 0. S. 2. Sollte übrigens, was ich für Misverständnis
halten muss — schon nach den kritischen Grundsätzen, welche Lagarde
a. a. 0. S. 3 aufstellt und welche eigentlich ein Hand in Hand gehen
der Kritik des hebräischen und griechischen Textes indirect fordern,
oder nach der Art , wie er z. B. über Olshausen in den G. G. A. 1870
S. 1549 ff. geurtheilt hat — sollte das dennoch die wahre Meinung sein,
so wäre man mit seinem Studium übel daran , da es einem Tiro auch
nicht gestattet sein würde, zu der methodisch vor der Hand allein be-
rechtigten Aufgabe der alttestamentl. "Wissenschaft, zur Kritik der LXX,
sein Scherflein beizusteuern: nam tirones ab hoc toto studiorum genere
arceo dejicio depello — heisst es Genesis Gräce S. 16 in der Erörterung
über Mittel und Wege zur Herstellung einer genügenden Ausgabe der
griechischen Uebersetzung.
**) Als solche kann man auch die Dupletten betrachten , welche
nur in Einer Handschrift verbinden , was sonst auf zwei vertheilt zu
sein pflegt.
gen geändert wurde, so dass häufig nur etwa einer freieren
eine wörtlichere Wiedergabe des gleichen Textes substituiert
oder beigeordnet wurde — alle diese gehen uns nur sehr mit-
telbar an"^); denn nur die hebräische Septuaginta hat für uns
Bedeutung.
Innerhalb derselben aber ist wiederum ein Unterschied
zu machen zwischen solchen Stellen, die von dem mas. Texte
abweichen und solchen , die ihn bestätigen. Bei weitem am
wichtigsten sind für unsern Zweck die ersteren, die Varianten
der „ägyptischen" Recension von der palästinensischen. Für
sie nun liegt die Bürgschaft ihrer Septuagintamässigkeit in
der Thatsache des Variierens selber**). Man kann nemlich
im Allgemeinen annehmen , dass diejenige Recension der
Grundschrift, auf welche die späteren Versionen zurückgehen,
der uns überlieferten sehr nahe kam, weit näher, als die,
nach welcher die LXX übersetzt. Sollte aber wirklich dieser
Kanon einmal trügen und die LXX einmal mit der Massora
stimmen an einer Stelle, wo etwa Symmachus abwich***), so
wäre für unsere Endabsicht, die auf Gewinnung der Urschrift
geht, nicht auf die Herstellung der reinen Gestalt der älte-
sten Uebersetzung, der Schade nicht eben gross, wenn wir
einen falschen Namen wählten für einen zuverlässigen Zeu-
gen. Solcher Fälle werden aber verschwindend wenige sein
und die Regel nicht umstossen, dass, was sich innerhalb des
griech. A. T. als Abweichung seiner hebräischen Grundlage
von der mass. Recension herausstellt, für echten Bestandtheil
*) sofern ein einzelner Fall über sich hinauswirken kann auf die
Concordanz und Stilistik des Ganzen und somit die allgemeinen Mittel
für die Constituierung der hebräischen Septuaginta beeinflusst. Vgl. z.
B. meine Beurtheilung von 2 Sam. 13, 34 ly, nlhv^dq. So wäre es auch
werthvoU, wenn man ein griechisches Hapaxleg., welchem an der Stelle,
wo es jetzt vorkommt, im mas. Texte nichts entspricht, noch an einer
anderen Stelle aufiande und dadurch vielleicht eine Bestimmung des
hebr. Worts, dessen Uebersetzung es ist, ermöglichte (1 Sam. 14, 14
xo/A«x€?). Einen so weit gehenden Gebrauch würde man aber auch
von einer vollkommen zuverlässigen Concordanz der LXX schwerlich
machen dürfen , wie ihn Lagarde Ges. Abhh. S. 99 ff. von der Concor-
danz der Peschito für die Herstellung ihres neutestamentl. Textes ma-
chen will, weil die Uebersetzer auch innerhalb derselben Bücher nicht
in allen Fällen sich treu bleiben.
**) Vgl. Lagarde Provv. S. 3. IIL
***) Als solche Fälle Hessen sich anführen etwa 2 Sam. 1, 19. 27.
Doch ich muss gestehen, dass ich den Angaben bei Montfaucon über
die Vertheilung der Lesarten oft gar wenig Glauben schenke, z. B. eben
2 Sara. 1, 19 nicht. Aber auch 1 Sam. 4, 19. 25, 31. 2 Sam. 13, 16
ist es klar, dass „ein Anderer" nur eine in der angeblichen LXX ver-
derbte Lesart richtig erhalten hat.
der LXX zu gelten habe und mit Sicherheit zu kritischen
Zwecken benutzt werden dürfe.
Der Gefahr nun, für eine Variante — der hebräischen
Septuaginta — anzusehen, was nicht Variante ist, Dupletten-
complexe, zufällige Verderbnisse, zu geschweigen der Zusätze
griechischen Ursprungs, dieser Gefahr ist derjenige am we-
nigsten ausgesetzt, der behuf Vergleichung mit dem uns er-
haltenen Originaltexte die LXX ins Hebräische retro vertiert
in der Absicht , beide Recensionen irgendwie aus einer ge-
meinsamen Urquelle abzuleiten. Er wird durch die Natur
seiner Aufgabe selbst auf den Weg geführt, ausser dem auch
dem Herausgeber des griechischen Wortgefüges kein anderes
Mittel übrig bleibt, das Wahre aus dem Falschen zu erken-
nen und zu scheiden*). Die unreinste Ausgabe der LXX
würde für den kritischen Gebrauch, wenn auch nicht so be-
queme doch eben so sichere Dienste thun wie die gereinig-
teste: falls darin nur unter dem Schutte der Interpolationen
und Correcturen der Bestand der alten LXX , wenn auch
durch zufällige Verderbnisse alteriert und z. Th. nur errath-
bar, doch vollständig vorläge. Das ist nun allerdings in Ti-
schendorfs Ausgabe, welche ich benutzt habe, keineswegs der
Fall, und das ist die Ursache, warum oben unterschieden ist
zwischen denjenigen Lesarten der hebr. Septuaginta , welche
eine Variante begründen und denen, welche unsere Ueberlie-
ferung beglaubigen. Die alte LXX wich an manchen Punk-
ten von letzterer ab, wo die Tischendorfsche Ausgabe harmo-
niert; gar nicht selten hat eine Uebereinstimmung schaffende
Interpolation sich nicht bloss als Duplette neben der echten
Lesart eingenistet, sondern letztere gänzlich verdrängt (vgl.
2 Sam. 24, 5 die röm. Ausg. mit codd. Holm. 19. 82. 93. 108),
häufiger noch wird, was in der alten LXX fehlte, auch in
der Sixtina ergänzt sein (vgl. 1 Sam. 15, 4. codd. 19.
108). Es folgt daraus, dass man auf die Bestätigung durch
die „Septuaginta" nicht allzuviel geben darf, namentlich nicht
an solchen Stellen, die einer inneren Gewähr ihrer Richtigkeit
entbehren; man wird hier die Möglichkeit offen lassen müs-
*) Vgl. Lagarde a. a. 0. S. 3. I. Ich habe ein Interesse daran,
Lagarde gegenüber zu betonen, dass ohne beständige Vergleichung des
mas. Textes sein Haupthilfsmittel zur Entdeckung der echten LXX
(„die Fähigkeit, die verschiedenen Lesarten auf ihr semitisches Original
zurückzuführen") practisch unanwendbar ist, wenigstens in allen ver-
wickelten Fällen. Erst wenn man im Allg. eine Idee davon hat, was
etwa in Cxinr) veuvCöidv avQOfxuaröiv dv^(fx^r] x(d aiQOfzuGrrjg Hebräisches
zu suchen sei, wird man das Richtige finden: auf diese Ahnung aber
führt das mas. n'J2"n nt^T» Dt< ]J^. Vgl. zu 1 Sam. 5, 6.
sen, dass die ägyptische Recension in Wahrheit variierte, aber
in der röm. Ausgabe und dem Cod. Alex, die Variante ab-
handen gekommen ist*). Das aber folgt nicht, dass, weil die
textkritische Ausbeute , welche Tischendorfs Ausgabe zulässt
— dass sie der Rede werth sei , zeigt schon Thenius' Com-
mentar — noch einer Erweiterung fähig ist , man vor der
Hand auf das , was auch sie uns bietet , verzichten müsse,
oder dass, weil sie für einen untergeordneten Zweck der kri-
tischen Yergleichung, die Bestätigung, nicht immer Stich hält,
man auch den anderen ohne Vergleich wichtigeren fahren las-
sen müsse, der im grossen Umfange auch von ihr aus zu er-
reichen steht. Wenn eine neue Ausgabe neue Varianten —
hoffentlich möglichst viele, aber natürlich Varianten in unse-
rem Sinne — bietet , so wird man sie nachtragen können,
inzwischen aber nicht verschmähen, was sich mit den vorhan-
denen Mitteln gewinnen lässt, und nur nicht behaupten, dass
nichts zu gewinnen mehr übrig bleibe.
Die Mittel lassen sich steigern, in dem Gebrauch der
vorhandenen kommt es auf ürtheilsfähigkeit an, und die hat
ein Jeder das Recht sich zuzutrauen. Ob er sie besitzt, muss
die Praxis lehren. Ich verweise auf meine Behandlung der
S. 2 citierten Stellen zum Entscheide darüber, ob ich es ver-
standen habe , die Behauptung zu bewähren , dass die Ver-
gleichung einer unreinen LXX zu kritischen Zwecken ihr
Correctiv in sich selber trage. Versuche, echtes Gut der alten
Üebersetzung aus der Ueberwucherung durch jüngere Versio-
nen zu befreien**), sind z. B. 1 Sam. 3, 20 f. 4, 14 ff. 30,
28. 2 Sam. 2, 22. 15, 17 f. 19, 24. 20, 18 f. gemacht und
auch entstellte Reste genügten bisweilen in Verbindung mit
dem hebr. Texte zur Herstellung des Ursprünglichen, oder ga-
*) Es steht nichts im Wege, in solchen Fällen Holmes zu verglei-
chen. Die Bearbeitung der Aufgabe, die ich mir gestellt, wird am ehe-
sten einen Leitfaden liefern , der durch das Gewirre der Oxforder Va-
riantensammlung hindurchführt. Man muss einen Yorbegriti" haben von
der Wahrheit , um sie zu finden. Es braucht natürlich keiner fertigen
Conjectur, sondern die Gesichtspunkte zur Auffindung des Werthvollen
aus dem Wüste des Nichtsnutzigen liefert schon ein sehr ungefähres
und negatives Bild des Wahren. Das eine wie das andere wird sich
nur aus dem mas. Texte ergeben, ohne den die LXX gar nicht zu ver-
stehen wäre . und das Sensorium dafür wird sich am besten durch
eine Arbeit wie die vorliegende entwickeln und schärfen.
**) Lagarde a. a. 0. S. 2 erwähnt ausser den Dupletten judenchrist-
liche Aenderungen. Zu diesen boten die Bb. Sam. wenig Veranlassung.
Doch scheint 2 Sam. 23, 1 — 8 in einem Psalme, der als CNj sich be-
zeichnet (Num. 24, 3) und messianisch gedeutet ward, derartiges unter-
gelaufen zu sein.
8
ben doch wenigstens einen Fingerzeig dafür, in welcher Rich-
tung es zu suchen sei 1 Sam. 5, 6. 27, 8. 2 Sam. 3, 12. 13,
16. 34. Am leichtesten heilen sich bei diesem Verfahren die
zufälligen oder unwillkürlichen Verderbnisse, die namentlich
in den Eigennamen sehr häufig sind: es müsste in der That
sonderbar zugehen, wenn sinnlose Versehen, die sich nur aus
specifisch griechischem Ursprünge erklären, nicht am besten
aufgedeckt und gehoben würden durch den Versuch einer
Zurückführung auf die nichtgriechische Grundlage und durch
Vergleichung des mas. Wortlautes*). Den ganzen vielfältigen
Gewinn, den eine gegenseitige Confrontierung für beide Theile
hat, stellt in lehrreicher Vereinigung die von Ewald G. G. A.
1867. S. 635 f. besprochene Stelle Jud. 5, 8 dar. dn ];;3
n"Q"n '^^.'71'. lässt erkennen, dass in O'neTcr] vsavldwv OiQOfxaGtojv
dvrjcpd^rj Kai GiQOjLidGTr]g des cod. AI. eine Duplette vorliegt,
dass man lesen müsse GKSTtiiv eav Ydo) x. GLQO/j,aaTrjv und
GTieTtt] eav ocpd^fj y.al GiQOjLiaGTrjg und dass das Erstere die
wahre Lesart der LXX sei (~N."^^5 n^s)«
3. Nach sachgemässer Methode also kann die Kritik des
überlieferten hebräischen und des überlieferten griechischen
Textes Hand in Hand gehen, und die Combination derselben
zur Gewinnung des Urtextes ist schon jetzt erlaubt und er-
spriesslich. Bei grösserer Vorsicht hätte Thenius auch mit
den Mitteln, die ihm zu Gebote standen, die notierten Ver-
sehen vermeiden können, und übrigens beeinträchtigen sie den
Werth seines Buches nicht so wesentlich. Wenn er durch die
Vergleichung eines mangelhaften Textes der LXX. dazu ge-
bracht wird, im Süden Juda's die Städte Kimath Safek und
Themath zu gründen, die es nie gegeben hat, so kommt z. B.
Knobel durch gänzliche Ignorierung der alten Uebersetzung
*) Viele Fälle der Art, wie auf die angegebene Weise die zufäl-
ligen Entstellungen der Versionen erkannt und verbessert werden kön-
nen, bietet wegen der Eigenthümlichkeit der syr. Schrift die Peschito.
Z. B. im 1. Buch Sam. ist nach niST 1, 20 zu lesen a>j.Ci;.ki statt
QA^i-ida , nach mn'^b "':: 2, 8 Ujial^ ^5i.^^ statt Jj^:^ ^^ (worin
das Anfangsmem ausgefallen ist) , nach ■'n:?3'r3 3, 14 j AxliOJ statt
O A^inlj nach blJ"»" 3, 19 ^-^O statt ^^^jO^ nach nUJ"'bu; 9, 4. 2
Reg. 4, 42 Iv^J-yj. ? statt j-}.:^Q^, nach "p'Tin 17, 20 t^ai^r 28, 1
]ja>j statt ]j>aJ u. a. Für das Alter mancher dieser Fehler zeugt der
Araber, 1 Sam. 3, 14 muss freilich Aphraates noch richtig gelesen ha-
ben. Wright I. S. 77. 316.
9
zu demselben Ergebnis, wenn er Athak und Rakal Jos. 15
vermisst, Eder Adada Bizjotheja beibehält: aber nur jener
hat strebend geirrt und verzeihlich. Um solcher Irrthümer
"willen, die in beschränkterer Weise auch dem Besten passie-
ren können, hätte ich es nicht für nothwendig gehalten, die
Arbeit von Thenius in dem Umfange zu wiederholen, als es
geschehen ist; einzelne Berichtigungen hätten genügt. Aber
ganz abgesehen von der richtigen Feststellung und der ebenso
unerlässlichen richtigen Begrenzung der beiden zu vergleichen-
den Grössen selbst befinde ich mich im vollen Widerspruch
gegen das Wie der Vergleichung. Ich meine hier nicht die
Ausführung derselben im Einzelnen, die allerdings nicht we-
nig zu wünschen übrig lässt , sondern ich meine die Grund-
sätze selbst, die man sich über die Natur der kritischen Mit-
tel erst im Allgemeinen bilden muss, ehe man sie im Einzel-
nen anwendet. Die allgemeinen Gesichtspuncte zu erproben,
von denen meine Kritik ausgegangen ist, ist der Zweck mei-
nes Commentars; an dieser Stelle handelt es sich darum, sie
andeutungsweise darzulegen.
Ist man in der Lage eine Version als kritisches Hilfs-
mittel benutzen zu müssen, so wird zunächst der Character
ihrer Uebersetzungsart zu untersuchen sein. Man muss zu
scheiden versuchen , was von den Abweichungen der LXX,
verglichen mit dem uns überkommenen hebr. Texte, auf Rech-
nung der Uebersetzer zu setzen sei und was auf Rechnung
des ihnen vorliegenden Textes. Dass nun überhaupt ein be-
trächtlicher Theil dieser Abweichungen auf Rechnung eines
abweichenden Textes komme , darüber braucht man keine
Worte zu verlieren; die übereinstimmenden Stellen müssen
für die variierenden zeugen , und für eine gute Menge der
letzteren speciell gilt das Wort Dathe's zu LXX 2 Sam. 17,
3 : lectio quam profecto non ex ingenio suo dederunt — das
Ingenium der siebenzig Dollmetscher ist nicht weither und
darum machen sie keine Conjecturen. In der Opposition ge-
gen Frankel*) hat Thenius darin das entschiedenste Recht —
und es zum Bewusstsein in weiteren Kreisen gebracht zu ha-
ben ist das wirkliche Verdienst seines Commentars — , dass
die älteste griechische Uebersetzung der Bücher Samuelis zu-
rückgehe auf eine von der massorethischen stark verschiedene
*) Historisch-kritische Studien zu der Septuaginta. I, 1 : Vorstu-
dien zu der Sept. Leipz. 1841. Die Arbeit ist nicht fortgesetzt, als
Ausführung der darin dargelegten Grundsätze (für LXX Pentateuch)
kündigt sich an: ,,Ueber den Einfluss der paläst. Exegese auf die ale-
xandr. Hermeneutik. Leipz. 1851.
10
Recension der Urschrift. Andererseits aber wäre es verkehrt,
etwelche „Freiheit" der Uebersetzung in Abrede zu stellen,
die zum Theil schon durch die fremdartige Natur der grie-
chischen Sprache, zum Theil dadurch bedingt ist, dass eine
Uebersetzung ein vorhergehendes Verständnis voraussetzt, die-
ses aber bei den LXX nothwendig dem Verständnisse der
Zeit adäquat sein musste. Die Bücher Samuelis sind gewiss
im Ganzen äusserst wörtlich übersetzt (vgl. die Beispiele bei
Thenius S. XIX) , aber man würde irren , diese Wörtlichkeit
als ausnahmslos zu betrachten, noch mehr, ihr durch Zurück-
führung auf religiöse Skrupulosität der Uebersetzer den Cha-
racter des Principiellen zu verleihen*). Wie wollte man es
denn erklären, dass die Skrupulosität sich bloss bei der Ue-
bersetzung, nicht auch bei der Erhaltung des Urtextes ge-
äussert hätte, und zwar besonders bei der ältesten jüdischen
Version — denn die uns erhaltenen späteren sind von Wört-
lichkeit theilweise weit entfernt — und schliesslich auch bei
dieser keineswegs überall, z. B. nicht im Buche lob. Die
Wörtlichkeit, soweit sie vorhanden ist, entspringt bei den LXX
nicht aus bewusster und beabsichtigter Verzichtleistung auf
besseres Griechisch , sondern ist völlig unwillkürlich. Man
muss , um die Manier der Uebertragung in dieser Hinsicht
richtig zu würdigen, einerseits in Anschlag bringen, dass sie
ein erster Versuch war, andrerseits den Eindruck, den auf
uns ihr hebraisierendes Griechisch macht, nicht verwechseln
mit dem, den die hellenistischen Juden davon gewinnen muss-
ten, die semitisch dachten auch wenn sie griechisch sprachen;
ihnen konnte dasselbe kaum besonders auffallend, geschweige
unverständlich sein, zumal da ein Judengriechisch, zunächst
für religiöse Dinge in der Synagoge mündlich ausgebildet,
schon vorhanden gewesen sein muss, als die erste schriftliche
Uebersetzung entstand ""*;.
*) „Das Bestreben des Uebersetzers gieng offenbar dahin, das was
er im hebr. T. vorfand, mit diplomatischer Genauigkeit oder vielmehr
mit religiöser Treue wiederzugeben." A. a. (>. S. XVIIT.
**) 1 Sam. 15, 22 ist d xi^iXrjrbv reo xvqüo i}vaCag zwar kein Grie-
chisch , aber auch keineswegs wörtliche Uebersetzung des Hebr. , son-
dern nur zu erklären aus der anderweit herrschenden Gewohnheit, grie-
chische Elemente zu hebräischen Sätzen zu verbinden. Wenn ferner
die LXX "^n wiedergiebt mit c/tt«, ^\^ mit (luxog, ]Sn'l mit ii^^nci-
vov, n''"i2n mit l'^ißqa'^^v (beachte das I), so lässt sich in allen diesen
Fällen nicht annehmen, dass ihr die wahre Bedeutung von Ifn u. s. w.
unbekannt war, sondern sie kannte vielmehr die betreffenden griechi-
schen Wörter nur in dem hebräischen Sinne. Nicht als ob es nicht
11
Auf diese Weise begrifieii äcliliesst die durchgehende
Wörtlichkeit, welche richtiger Unbehülflichkeit genannt wer-
den könnte (r^n 1 Sam. 18, 19 = ziv^Tiov oiörjQov) , Aus-
nahmen im Einzelnen keineswegs aus. Diese sind denn auch
in Wirklichkeit häufig genug , z. B. 1 Sam. 5, 12 xal ol
auch vorkäme, dass für ein unverstandenes hebr. Wort auf ein grleich-
klingendes griechisches gerathen wurde, welches seine Originalbedeu-
tung im Bewusstsein der LXX keineswegs verloren hatte (p"\ Qci/tg,
"1ZU;N ^oxcioirriq^ D^HS ßQüJucc , 'b'J'C Job. 30, 30 fxeytkbjg, "rrnZS 2
Sam. 2, 29 nccQcireh'ovaa , wie in der Peschito i^l»] 1 Sam. 1, 5 für
D"'£>?, ^£)2 2, 3 für "jin, Zi^] 20, 13 für 3-J-'-»; vrgl. Perles, melet.
Peschit. S. 24) , aber yn o'/tC« kann auf diese Weise so wenig erklärt
werden wie n'"l3n l^^'ßQaiev. Ich bin geneigt , auch manche andere
sprachliche Erscheinungen, worin mit dem Griechischen umgesprungen
wird als sei es nur verkleidetes Hebräisch, ebenfalls auf Rechnung nicht
erst der LXX zu setzen. Wenn dasselbe griechische Wort gezwungen
wird, die verschiedenen Bedeutungen zu tragen, welche im Semitischen
durch die Stammbildung aus Einer Wurzel entspriessen (wie 1 Sam. 4^
2 iTiT ttiaev clvrjQ ^laoar]}. Ivojtzlov (iXkotf vIojv^ 4, 3 iinav xwtk ri
tmcuaev ^uäg xvoiog ;) , so ist vorab völlig ausgeschlossen, dass den
LXX der Unterschied zwischen Qal und Hifil u. s. w. nicht sollte be-
wusst gewesen sein. Aber auch das ist unglaublich, dass sie nicht Wil-
lens oder im Stande gewesen wären, denselben durch ztcei griechische
Worte auszudrücken, denn in den meisten Fällen haben sie das sowohl
gewollt als gekonnt. Vielmehr haben sie sich nach schon vorhandenem
Sprachgebrauche ihrer Volksgenossen, den sie natürlich in einer Menge
von Fällen consequent erweitern mussten , gerichtet und zwar um so
gewisser, als es durch die Willkür Einzelner nicht erklärbar ist, wa-
rum z. B. in nQoatcyatv = 'Jj2 "CJ!", das Jlißl für die Wahl des grie-
chischen Wortes massgebend gewesen ist, in anderen Fällen das Qal.
Auch die nicht seltenen Beispiele, wo ein hebräischer Ausdruck, wel-
chem je nach dem Zusammenhange, in dem er gebraucht wird, ver-
schiedene griechische entsprächen, constant durch einen einzigen so ver-
treten wird , dass man sieht , das Bewusstsein des Unterschiedes zwi-
schen der Originalbedeutung beider ist verloren gegangen und der grie-
chische ist seelenloser Substitut des hebräischen geworden , dessen
sämmtliche Nuancen er mitmachen muss , werden ihrer Möglichkeit
nach ähnlich begrifTen werden müssen ; so auch der stehende Gebrauch
des griechischen Aoristes als Inchoativ, entsprechend dem hebr. Per-
fectum, obwohl hier das classische Hellenisch Anknüpfungspunkte bot.
Dass die LXX in derartigen Fällen ihren ältesten Lesern verständlich
war und zwar nicht erst durch die Brücke der Verglcichung mit dem
Urtexte , durch welche wir alleine uns helfen können , lehrt im Allg.
ihre weite Verbreitung, wonach sie einem entschiedenen Bedürfnis ge-
nügt haben muss, im Einzelnen des Oefteren das X^eue Testament oder
die Itala. — Uebrigens verdient eine ausführliche Untersuchung, was
hier nur anmerkungsweise behandelt werden konnte.
12
Kwvteg Kai ovk ccTtod^avorreg = 't^'Q'^iib *1^^ D''t2j3^<m, 6, 7
av€v rwv rexvcov = bv nn^b^ i«ib ■)'^^i, 8, 5 xad^a yial xa
loiTCa €&vrj , 9, 5 der ganze Vers, 17, 10 /iiovojiiaxyjooinsv
dficpoTSQOL — -n"' n/anb)3 , 24, 9 dvaaTccwag d-vöau =^ D^pb
by , ganz abgesehen von solchen stehenden Erscheinungen
wie ^3TN yiVQLogy "^^n TsxvoVy vgl. Job. 20, 16 Paßßovvl, o U-
yExai diddoxals. Deutlich tritt namentlich die Einwirkung
der zeitgenössischen Hermeneutik in freieren Umschreibungen
hervor. IlavdrjjLiEl Deut. 13, 16 lässt keinen Zweifel darüber,
dass ovv TtavTi toj Icco) 1 Sam. 7, 9 Deutung von b'bs sei,
ebenso hat man keine Gründe, anzunehmen, dass Ttglv era-
GKavaGd^rjvaL 1 Sam. 3, 4 nicht auf "3^"' Dn'O zurückgehe
oder TtaQaGxevdoaG&aL 24, 4 nicht auf °PbJn ^Dnb; vgl. STtt-
x^d^fjvai als Uebersetzung von )y^ Exod. 29, 45 f. Deut. 12,
5. 11. 14, 23. 16, 2. 6. 11. 26, 2. Sind doch auch die Umdeu-
tungen des Qeri fast regelmässig in der griechischen Ueber-
setzung acceptiert. An solchen Stellen vorzüglich , wo die
LXX und die übrigen Versionen darin übereinkommen, dass
sie das uns vorliegende Hebräisch mcJit ausdrücken, doch aber
in der Wiedergabe eines andern nicht einig sind, spricht die
überwiegende Wahrscheinlichkeit dafür, dass wir es nur mit
verschiedenen Deutungen zu thun haben : womit nicht geleug-
net werden soll , dass auch positive Uebereinstimmung der
Versionen in der Abweichung vom mass. Texte nur auf ge-
meinsamer Abhängigkeit von der traditionellen Hermeneutik
beruhen /cönne — z. B. 1 Sam. 1, 16 sxThayia in^Dn■i^< für
Tn^i, 2, 1 eoTEQSwd^r} ^m.'^ Vijpt^ für fb:; (vgl. Prov. 11, 16.
28, 12. Syr.), 17, 4 dvr^q öwaxog jj^i^jj-rii^für D;3an— dJ^t*,
24, 8 ^Jteiöev 0^£) für :?ou;^i.
Von den Sonderbarkeiten der Haggada indes findet sich
in der LXX_^kaum eine Spur*). Völlig verunglückt ist der
*) Geiger, Urschrift S. 161 : „Die ägyptischen und die sonstigen
griech. redenden Juden , welche sich immer mehr der LXX als eines
Originals bedienten , standen dem Brennpunkt der weiter sich ausbil-
denden Schriftdeutung, den gesetzlichen Discussionen, der aggadischen
Entwicklung fern. Die neuen Resultate Palästinas , vorzüglich soweit
sie das practische Leben berührten, drangen zu ihnen hin und wurden
auch wohl grösstentheils von ihnen aufgenommen ; allein man beruhigte
sich bei der Autorität der palästinensischen Gelehrsamkeit, behielt aber
seinen Bibeltext, d. h. seine recipierte griech. Uebersetzung nach wie
vor bei." Darin liegt die Anerkennung, dass die LXX nicht unter dem
Einflüsse der späteren palästinens. Haggada gestanden habe.
13
Versuch Frankeis (Vorstudien S. 189), 1 Sam. 28, 14 derglei-
chen nachzuweisen. Dass der LXX TPf dort verderben konnte
in rpT und dass sie demgemäss "■::" t w"'N übersetzte niit
avÖQa oQd-LOv dvaßalvovva, das begreift sich sehr wohl. Da-
gegen begreift sich gar nicht, wie anders als aus einem ganz
zufälligen Anlasse die tolle Fabel entstehen konnte, dass die
Zauberin aus dem Anblicke des Todten deshalb den sie Be-
fragenden als König erkennen konnte, weil jener aufrecht mit
dem Kopfe zu oberst erschienen sei — das geschehe nemlich
von den citierteu Geistern nur dem Könige zu Ehren , wäh-
rend sie vor gewöhnlichen Menschen mit den Füssen zu oberst,
also auf dem Kopfe stehend auftauchen. Man sollte froh sein,
hier einmal wirklich den Anlass eines der mancherlei singu-
lären Züge , von denen die jüdische Sage voll ist , in einem
Schreibfehler nachweisen zu können, und nicht sich bestreben,
das Klare aus dem Dunklen zu verstehen. Oder ist, wenn
man etwas auf die „Tradition" zurückgeführt hat, jedes wei-
tere Fragen damit abgeschnitten? Die Tradition stammt doch
nicht als Ganzes von Adam her und lässt sich auch zum
grossen Theile nicht aus dem Geiste der Zeit oder allgemei-
nen volksthümlichen Motiven ableiten , sondern in ihren oft
so sonderbaren Eigenthümlichkeiten ist sie nur aus ganz be-
stimmten Anlässen erklärbar*), nach denen gefragt werden
muss, wenn sie auch in den w^enigsten Fällen sollten aufge-
zeigt werden können.
Völlig eine Handschrift ersetzen thut keine Uebersetzung
und auch die LXX nicht. Z. B. in vielen Fragen, die mehr
die Form der Worte als den Sinn des Satzes betreffen, wird
es gefährlich sein, aus der Vergleichung des Griechischen Ent-
scheidungsgründe herzunehmen. Aber auch sonst kann man
nicht überall sicher das Original aus der uebersetzung her-
ausfinden; eine Scheidung zwischen dem, was stets nur grie-
chisch existiert hat und dem , was hebräisch vorgelegen ha-
ben muss , ist sogar in recht zahlreichen Fällen nicht mög-
lich. Für unsere Aufgabe, für die Herstellung des wahren
Textes, ist diese Scheidung indes nicht so wesentlich als man
meinen sollte ; aus Gründen, die später (s. weiter unten) wer-
den entwickelt werden.
4. Das bisher (S. 8 ff.) Erläuterte betraf allgemeine Ge-
sichtspunkte für eine durch die Umstände bedingte F'orarbeii
der kritischen Vergleichung, noch nicht die Grundsätze dieser
*) Mit Recht hat darauf besonders Ewald oft und mit Nachdruck
hingewiesen.
14
Vergleichung selber, sofern sie zwischen dem hebräischen Texte
der LXX und dem uns überlieferten vorzunehmen ist. Wenn
die Aufgabe der Textkritik wesentlich eine Zurückrollung der
Entwicklung ist, welche von dem Archetypon aus auf die uns
vorliegenden Recensionen geführt hat, so handelt es sich bei
ihrer Lösung wesentlich um die Frage, welcher Art jene Ent-
wicklung sei, denn die Richtung des Weges, auf welchem die
Entfernung der Copieen vom Original zu Stande gekommen
ist, muss man kennen, um ihn umkehren zu können und auf
diese Weise wiederum zum Ausgangspuncte zurückzugelan-
gen*). Es fragt sich also hier, wie man sich die Entstehung
der Varianten in den Recensionen zu denken habe.
Zunächst wird man immer an unwillkürlichen Irrthum
und an den Zufall denken. Nun will ich gewiss nicht leug-
nen, was unleugbar ist, dass die uns erhaltene Copie der Bü-
cher Samuelis eine äusserst fahrlässige ist. Die Fälle, wo
durch Homoioteleuton ganze Sätze übersprungen sind, wo Be-
standtheile der oberen Zeile in der unteren fälschlich wieder-
holt sind und andere sehr groben Versehen , die nur der
Nachlässigkeit des Schreibers zur Last gelegt werden können,
sind darin allzuhäufig "**) ; durch sie am äusserlichsten unter-
scheidet sich der mass. Text von dem der LXX, worin der-
gleichen viel seltener vorkommt, während auch von den vor-
kommenden Irrungen manche noch auf die Abschreiber des
Griechischen zurückgehen werden. Ebensowenig stelle ich
das Vorhandensein zahlreicher Varianten in Abrede, die mehr
*) Man erwarte nicht, dass ich der Mode folgend den Bibeltext
einer bestimmten Zeit als Ausgangspunkt der Textgeschichte angeben
solle, welcher durch Combination der beiden uns erhaltenen Recensio-
nen wieder zu gewinnen die Aufgabe sei. Es lässt sich nicht bestim-
men, seit wann die Differenz der Recensionen datiert, und die Bestim-
mung hätte auch am wenigsten im A. T. Emfluss auf die Stellung der
textkritischen Aufgabe, denn bei der Beschränktheit des objectiven Ap-
parats und der Vieldeutigkeit der semitischen Schrift bleibt grade hier
der Conjectur ein weiter Spielraum. Die Conjectur aber will nicht auf
irgend eine Zwischenstation der Entwicklung, sondern auf den Anfang
gelangen, denn nur die Wahrheit bezeugt sich selber.
**) Auffallend ist, dass, wo der Schreiber sein Versehen bemerkte,
er es nicht wagte, zu streichen, sondern die Correctur neben den Feh-
ler setzte. Z. B. 1 Sam. 4, 18 "7"' 1-J'D. und manches Aehnliche. Vgl.
Geiger zu Levit. 20, 10 ; a. a. 0. S. 240 ff. Danach wird auch Tt'T]'>
UTh^ (Gesen. Thes. 580. IV, 1) zu beurtheilen sein, um so mehr, als
in LXX die Correctur theils durchgedrungen (Gen. 2. 3 las die echte
LXX stets einfach o d-aos) , theils gar nicht gemacht ist (z. B. Exod.
9, 30).
15
oder weniger auf Zufall , namentlich Buchstabenverderbnis,
zurückgeführt werden müssen, und ich weiss auch recht gut,
wie grossen Schaden Ein verkehrtes Jota stiften kann , wie
das unscheinbarste Verderbnis consequent weiter zu wirken
strebt und von sich aus seine Umgebung umzugestalten sucht,
um sie sich anzupassen (1 Sam. 5, 11 LXX; 1, 1. 2 Sam. 4, 6
Hebr.). Dennoch sind Versehen und Zufall*) im Ganzen genom-
men ziemlich sterile Erklärungsmittel, welche nicht entfernt
hinreichen, die Fülle der Erscheinungen zu begreifen, als deren
Ursache sie gewöhnlich angesehen werden. Wenn z. B. 1 Sam.
1, 8 hinter den Worten: „da sprach Elkana ihr Mann zu
ihr" die LXX liest: ":- ■'- nriNn- nsn -r;Nr ^j'tn
Tsn n'o""? nb , die Massora aber den Elkana ohne Unterbre-
chung fortsprechen lässt: "»2-?^ n'C- "^n, so hat es zwar
sein Bequemes, für das Minus der letzteren den Zufall ver-
antwortlich zu machen, aber auch sein Komisches, als Ver-
anlassung desselben die Gleichheit des Endbuchstabens von
nb und nan angegeben zu finden , zumal wenn dieselbe Er-
klärung — Ausfall veranlasst durch gleiche Endbuchstaben —
zum vierten oder fünften Male innerhalb weniger Verse wie-
derkehrt. Noch weiter geht der Misbrauch , wenn an einer
wirkhchen oder vermeintlichen Lücke ein Wort derselben
Schuld sein soll, das zwar gleich oder ähnlich in der Umge-
bung irgendwo vorkommt , aber keineswegs an einer Stelle,
welche das Ueberspringen in dem bestimmten Umfange, wie
*) Als häufigere Buchstabenverwechselungen , welche minder be-
kannt zu sein scheinen, verdienen bemerkt zu werden : r, = "> nament-
lich am Wortende, fast die gewöhnlichste von allen; 2 = £ 1 Sam.
1, 1. 5, 6. 14, 18. 2 Sam. 3, 34. 7, 7; b == ^ in b^->12 — b::b/2 und 1
Sam. 2, 20 = 2 Sam. 20, 19 (D"»*:; = sbu;) 1 Sam. 14, 33. 2 Sam. 12,
26; vgl. b^bb-^ = bN-'^n'C , "rbn: = 'n''nD Exod. 34, 9. Bekannt
ist " := " , 2 = « , r = n und die Reihe 73 H n 0 tl (überh. die
Buchstaben, welche den Anlass zum Namen der Quadratschrift gegeben
haben) ; das häufigste Resultat aller möglichen Schreibfehler sind " und
■>. Bei n = "^ am Scbluss der Wörter und auch bei N = "' am Anfange
kann es öfters zweifelhaft sein , ob ein graphischer Irrthum vorliegt,
unzweifelhaft ausgeschlossen ist ein solcher bei den promiscue gebrauch-
ten Präposs. b" und bj< , oder bei 0 = Ü; (in einzelnen Fällen , z. B.
bei der Wurzel "jC Exod. 33, 22. Jes. 5, 5. Job 10, 11. 40, 31. Thr.
2, 6).
16
es stattgefunden hat, erklären würde. Vgl. z. B. Thenius zu
1 Sam. 17, 36. Aehnliche vage Ableitungen der Varianten
aus irrationalen Anlässen , die im Stiche lassen , sobald man
sie versucht , finden sich bei Thenius nicht selten , eine der
sonderbarsten zu 2 Sam. 11, 25. Stillschweigend anerkennt
er denn auch selbst das Unzureichende seines Erklärungs-
principes, wenn er meist darauf verzichtet, die wirkliche An-
wendbarkeit desselben auf die einzelnen Fälle zu erproben.
Man kann allerdings auch hier nicht immer und vollständig
dem unberechenbaren Zufalle nachrechnen; kennt man aber
seinen Ausgangspunct und das Resultat, zu dem er schliess-
lich geführt hat, so ist es um so weniger unmöghch, seinen
Gang zu verfolgen, je eingeschränkter das Gebiet ist, auf dem
er seine Launen spielen lassen konnte. Im Grossen und Gan-
zen kann darum auch, wer sich auf den Zufall als Ursache
der Varianten zurückzieht, nicht von der Aufgabe dispensiert
werden, den Werth des angenommenen Princips daran zu be-
währen , dass die einzelnen Ersclieinungen sich wirklich und
nachweislich daraus ableiten lassen.
5. Wenn der eine Tbeil der Juden (die palästinensischen)
die heiligen Nationalschriften mit der minutiösesten Sorgfalt
behandelte, der andere aber (die hellenistischen) gleicherweise
bei der Uebersetzung mit diplomatischer Genauigkeit verfuhr,
ja mit religiöser Treue, die sich bis auf die Buchstaben er-
streckte*), so lässt sich die Entstehung der Differenzen in
den Recensionen allerdings nur aus dem aller Logik spotten-
den Zufalle begreifen. Aber so falsch es ist , die Starrheit
etwa des Aquila auf die LXX zu übertragen , so falsch ist
es, die Starrheit, mit der seit der Massora der Urtext über-
liefert wurde, ohne Weiteres zu antedatieren. Die Varianten
protestieren dagegen; will man auf eine wirkliche Erklärung
derselben nicht verzichten, so kann man nicht umhin, eine
der Massora vorhergehende Periode der Textgeschichte anzu-
nehmen , wo man von streng philologischer Treue und gar
von mechanischer Pedanterie gar keinen Begriff hatte , viel-
mehr gar oft in ungenierter Naivetät den Buchstaben dem
Sinne opferte. Die Massora hat einen bislang sehr fliessen-
den Text mitten im Fluss zum Stehen gezwungen: um zur
Quelle zurückzugelangen, muss der Versuch gemacht werden,
den in irgend einem Stadium seines Laufs fixierten wieder
in Bewegung zu bringen.
Um mit dem Aeusserlichsten zu beginnen, so hat die
Orthographie, wie sie im Ketib vorliegt, nicht als Ganzes von
*) Vgl. Thenius S. XVIIL XX.
17
jeher zum ohjeciwen Stoffe der handschriftlichen Ueberliefe-
rung gehört, sondern erst die Massora hat sie dazu gemacht.
Namentlich muss die Schreibung der inneren Vokale einst
mehr oder weniger abgehaugen haben von subjectiver Deu-
tung, resp. Willkür. Auch in den Fällen, wo die s. g. scriptio
plena jetzt als Regel gilt, herrschte früher grosse Freiheit*).
Nur so erklären sich die unzähligen Varianten in diesem
Puncte , welche nicht allein die Vergleichung der LXX lie-
fert , sondern ebenso sehr innerhalb des Ketib die Verglei-
chung der Eigennamen , namentlich der minder gebräuchli-
chen, welche aus leicht begreiflichen Gründen häufig der An-
passung an die spätere Regel widerstanden und einen älteren
Zustand der Schrift conserviert haben, sowie er etwa auf den
Münzen der Hasmonäer erscheint (- >9 neben ^^^"^^^ > vgl.
SX'b mit ZN"^"~). "Was man später nur mit leisen Punkten
und Strichen anzudeuten wagte , ohne in die Schrift selbst
einzugreifen, hat man in der älteren Zeit unbefangen in die
objective Grundlage der Ueberlieferung selbst eingefügt; die
Vokalbuchstaben im Inlaut dürfen daher im Allgemeinen nicht
als zuverlässige Judicien für die Meinung des Schriftstellers
gelten, sondern nur für das Verständnis der Späteren; denn
wenn sie auch an manchen Stellen sicher auf den ersteren
zurückgehen, so ist es doch bei dem jetzigen Stande der Dinge
selten möglich zu entscheiden, an welchen.
Dass das Exemplar, aus dem die LXX übersetzten, gar
keine „matres lectionis" hatte, wie Lagarde a. a. 0. S. 4 an-
nimmt, ist unrichtig. Angenommen, dass unter matres lectio-
nis bloss die vocales in medio literae , wie sich Hieronymus
in der citierten Stelle präciser ausdrückt, gemeint seien**),
*) Man darf sich dafür aber nicht berufen auf das Zeugnis des
Hieronymus, zu dessen Zeit die Orthographie wesentlich so fixiert ge-
wesen sein wird, wie sie uns vorliegt. Gesenius Lehrgeb. S. 28 hat seine
Worte misverstanden (,,cum vocalibus in medio literis perraro utantur
Hebraei et pro voluntate lectorum et pro varietate regionum eadem
verba diversis sonis et accentibus profenintur"), wenn er die Interpunc-
tion hinter ,, regionum-' anbringt. Der Nachsatz beginnt vielmehr mit ,,et
pro voluntate", da Hieronymus sonst statt ,, lectorum" hätte sagen müssen
„scribarum." „Perraro" ist natürlich zu verstehen im Vergleich zur latei-
nisch-griechischen Schrift; ,.et pro varietate regionum" wird sich zumeist
auf verschiedene Färbung desselben Vokals beziehen, vgl. die spanische
und polnische Aussprache.
**) Es wird Lagarde nicht unbekannt sein , wie nothwendig zur
Beurtheilung der Schrift zwischen inlautendem und auslautendem Vokal
geschieden werden muss; vielleicht sind mir nur die Gründe unbekannt,
welche dazu berechtigen, den Namen matres lectionis auf die inneren
Vokalbuchstaben zu beschränken und z. B. n davon auszuschliessen.
18
so erklärt sich 2aGa 2 Sam. 8, 17 gegen 2ovGa 20, 25 kaum
anders, als dadurch, dass der üebersetzer sich durch die ver-
schiedenen Schreibweisen J^'l^lT und i^'^rd: über die Identität
des Namens täuschen liess. Ferner wenn in der LXX i^'d'':^
aus Cü*"i; (Orig. in Joan. 1, 24, de la Rue IV S. 141 c),
Vi-2 aus bmz Jud. 1, 19, =="pi aus i=:^jp-;i 2 Sam. 6, 20
entstehen konnte, so war das nur möglich unter Voraussetzung
ihrer Bekanntschaft mit dem Gebrauch der matres lectionis.
Ein principieller Unterschied hat also in dieser Hinsicht zwi-
schen dem Texte der LXX und dem unsrigen nicht geherrscht,
wohl aber vielleicht ein gradueller. Es mag sein , dass die
vocales in medio literae seltener angewandt wurden , obwohl
die Orthographie des massorethischen Musterexemplars nicht
allein durch regelmässigere Setzung der Vokalbuchstaben mehr
System und Consequenz zu gewinnen suchte , sondern auch
durch regelmässigere Nichtsetznng in anderen Fällen. Z. B.
wurde N nicht bloss regelmässig eingetragen in den Fällen
■'D^ u. s. w. , sondern auch der Regel nach gemieden , wo es
nicht Radikal war , während manche Spuren darauf hinwei-
sen , dass in der älteren Schrift N: für a und ä nicht unge-
wöhnlich war*). Ob die frühere Willkür, allmählich sich
zur Consequenz emporarbeitend, durch die Richtung der Ent-
wicklung darauf hindeutet, dass in dem anfänglichen Stadium
auch der hebräischen Schrift gar keine Vokale im Inneren
der Worte geschrieben wurden, stehe dahin. ^51^ im Penta-
teuch ist kein Zeugnis dagegen, denn hier so wenig wie bei
einer Reihe anderer stehenden orthographischen Eigenthüm-
lichkeiten gewisser Bücher des Kanon bewährt sich die nächst-
liegende Auskunft, dass sie auf die ursprünglichen Verfasser
zurückzuführen seien.
Ai wird im Hebr. nicht als einheitlicher Sylbenvokal be-
trachtet, sondern mit dem zweiten Bestandtheile des Diph-
thonges fängt eine neue Sylbe an und es gilt die Regel, dass
im Anlaute der Vokal stets müsse geschrieben werden (ge-
*) So beruht auch □ÜJ'' 1 Sam. 2, 20 vgl. mit DbiT"' der LXX
nach 2 Sam. 20, 19 auf Streichung von -> (^''ÜJ"'), ferner Dp"'" 1 Sam.
20, 25 vgl. mit ^Ip'' der LXX auf Streichung von " (D'p"'*). Ue-
berhaupt lässt sich nachweisen, dass in der älteren vorraass. Orthogra-
phie auch jirsprümjlich kurzes i und namentlich kurzes u sehr viel häu-
figer geschrieben wurden . wie das letztere ja regelmässig im Syrischen
geschieht.
19
wohnlich durch fi<, i aber auch durch ", vgl. meine Bemer-
kungen zu 1 Sam. 14, 49). Uebrigens finden sich auch von
dieser Regel Ausnahmen. Es ist nicht wahrscheinlich, dass
Abigail von demselben Schriftsteller innerhalb weniger Verse
bald so, bald Abigal sollte genannt worden sein ; die Verschie-
denheit der Schrift kann in solchen Fällen nicht aus der
Möglichkeit verschiedener Aussprache erklärt werden, viel-
mehr ist auch "~;'-5< auszusprechen Abigail. Vgl. CEN =
=:2wX 1 Sam. 1, 5, rrcn = rnz = baitha 10, 13. Nur
scheinbar ist die Analogie anderer Fälle, bei denen man auch
denken könnte, der anlautende Vokal in der Mitte des Wor-
tes sei nicht geschrieben, nemlich ^^1"^^ lob 5, 5, m'^n::,
iljrN^ 1 Sam. 18, 1; "'"^^^s^ Gen. 46, 16 Sam., b^ris Jos.
19, 3 vgl. mit 1 Chr. 4, 30, bvon Gen. 46, 12. Num. 26,
21. 1 Chr. 2, 5 vgl. mit 1 Chr. 4, 26, und der Aussprache
der LXX, des Sam. und der Peschito*). In Wahrheit ist
er geschrieben, denn in den ersten drei Beispielen hat ' den
Werth von N und ^ den von ^N = "n , in den anderen aber
vertritt " gerade wie in der arab. Schrift erstens den langen
Vokal, zweitens das Hamza, welches hinter ü leicht wie Waw
klingen mochte.
Auch mit der Vokalschreibung im Auslaute verfuhr man
in gewissen Fällen einst ziemlich frei. Denn die Varianten
sind äusserst häufig, die auf Lesung und Nichtlesung eines ü
oder ä am Ende des Wortes beruhen und auch im Ketib
selbst kommen noch Fälle vor, wo z. B. der Numerus der drit-
ten Person des Verbs durch die Schrift nicht unterschieden ist.
So bei dem dreimaligen "12"^" 1 Sam. 9, 3. Namentlich bei
dem häufigen ~"C>5 scheint dies eher Regel als Ausnahme
gewesen zu sein, vgl. 1 Sam. 11, 9 (LXX). 12, 5. 10. 13, 19.
15, 16. 16, 4. Man könnte sich nemlich zwar vorstellen, dass
die Sprache in einigen Fällen den Singular „wajjomer" für ein
pluralisches Subject verwandte; wenn aber auch der umge-
*) Die Beispiele verdanke ich zum Theil Geiger a. a. 0. S. 297.
Wenn übrigens mein freundlicher Recensent (Lit. Centralblatt 1870
Nro. 43) sagt, b'^Cr; sei keinesfalls als Schreibfehler zu betrachten und
keinesfalls als sprachliche Zusammenziehung von ~N°'2r; , so giebt er
treffend den Sinn meiner Worte wieder , •"'an scribi pro "XVOn.
Hoffentlich wird er auch r;21Ü; = "10 nach dem S. 15 Anm. Bei-
T T ■.
gebrachten aus formellen Gründen nicht mehr beanstanden.
2*
20
kehrte Fall vorkommt, nemlich in^i^^i Jos. 6, 7. 9, 7. 1 Sam.
15. 16, so erklärt sich das nur aus einer einmal auch falsch
angebrachten späteren Gewohnheit, ursprüugliches "i'OJ^"'" auf-
zulösen. Auch das starke Schwanken in der Setzung und
Nichtsetzung des n am Schluss der Ortsnamen möchte zum
grossen Theil nicht der Sprache, sondern bloss der Schrift
zur Last fallen , welche die ältere nicht immer consequent
umsetzte, oder auch die Möglichkeiten , welche durch jene der
Aussprache und dem Verständnisse offen gelassen wurde, nicht
immer nach triftiger Deutung beschränkte. Denn Inconse-
quenz und Willkür der Sprache anzunehmen, hat etwas sehr
Bedenkliches; die hebräische Schrift aber, wie sie uns vor-
liegt, ist ihrerseits so geartet, dass man sie nicht ohne wei-
teres als zuverlässigen Bürgen für das ursprünglich Gespro-
chene und Geschriebene betrachten kann und nicht Unrecht
thut , ihr manches von dem aufzubürden , was man gewöhn-
lich der Sprache zur Last zu legen pflegt. Die Punctation
wagte sich nur theilweise von der Orthographie des Ketib zu
emancipieren, am wenigsten in den Eigennamen, wo Abner und
Abiner, Abisai und Absai, Abigail und Abigal, ürijah und
Urijahu mit einander wechseln , je nachdem das Ketib die
scriptio plena oder defectiva bevorzugt. Vgl. zu dem Ge-
sagten Ochlah W ochlah, herausgeg. von Frensdorff, Hanno-
ver 1864; Nro. 111—116. 119. 120*).
Die Worttrennung beruht wahrscheinlich auf ursprüngli-
cher Ueberlieferung und ist demnach nur durch Zufall in
manchen Fällen verkehrt. Wenigstens steht es für das Ketib,
also für das Exemplar , welches allen unseren hebräischen
Handschriften mittelbar zum Muster gedient hat, fest, dass
darin nicht die scriptio continua herrschte. Denn was hätte
*) Lagarde meint, dass auch einige consonantische Auslaute, nem-
lich 0 und T\ , in dem Exemplar der LXX regelmässig nicht geschrie-
ben, sondern durch den bekannten oberen Abbreviaturstrich bezeichnet
seien, der sich schon auf den jüdischen Münzen und auch wiewohl sel-
ten in Handschriften findet. In den Bb. Samuelis kommt allerdings
Einiges vor , was am bequemsten auf diese Weise könnte erklärt wer-
den, vorzüglich die Verwirrung zwischen irb'iU n'iUb'ir n'*rbu; WOb'X
in 2 Sam. 23. Aber z. B. iv n&{^€/j, 1 Sam. 14, 33 für D^Jn = Dni-^n
oder abn 20, 37 für S^bn beweisen, dass diese Abkürzung nicht regel-
mässig geherrscht habe. Kam sie aber nur sporadisch vor — was frei-
lich auch nicht bewiesen ist — , so verliert die Hypothese ihre practi-
sche Bedeutung, ja sie könnte ausserdem aus gleich guten Gründen auf
viele andere Endbuchstaben erweitert werden.
21
sonst das Qeri abgehalten , in den Fällen 2 Sam. 5 , 2
N^::r2 nlTi-'T!, 21, 12 :=2^P:::bzT^ :=:'d die erkannte richtige
-T.t'' ..J TT O
Abtheilung auch durchzuführen ? Vgl. die vollständige Samm-
lung ähnlicher Beispiele Ochlah Nro. 99—102. Dass aber das
Ketib in diesem Puncte eine Neuerung eingeführt habe , ist
ziemlich unglaublich , zumal es auf der andern Seite sehr
wahrscheinlich ist, dass die alten Schriftsteller selbst die ein-
zelnen Satzglieder in der Schrift kenntlich unterschieden.
6. Wie die hehr. Schrift dazu kam, subjective Elemente
in sich eindringen zu lassen, begreift sich leicht. Sie ist von
Anfang an kein für sich festes Bild des Lautes und bedingt
nicht rein durch sich selbst die Aussprache, sondern sie rech-
net vielmehr von Natur auf die selbständig deutende Thätig-
keit des Lesers , der den Satz verstehen muss , ehe er die
Worte aussprechen kann; so konnte sie nicht verlangen, dass
die Deutung, welche sie auf jedem Puncte provocierte, sich
in keinem in sie selbst einmischte und sie deutlicher zu ma-
chen strebte. Aber nicht bloss die Schrift lässt der Subjec-
tivität grossen Spielraum , auch der Laut selbst bindet im
Hebr. nicht durch rein lautliche Mittel das Verständnis, son-
dern deutet sehr vieles nur an, dessen genauere Bestimmung
er der Stellung der Worte und einer keineswegs bloss recep-
tiven, sondern stark aktiven Thätigkeit des Hörers überlässt.
Schliesslich legt es der Stil hebräischer Prosa nicht im min-
desten darauf an, die Darstellung der Sachen, so weit es geht,
unabhängig zu machen von dem granum sahs des Lesers.
Secure loquitur Scriptura, und wenn ihre Erzählungsweise auf
der einen Seite in unendlicher Weitschweifigkeit sich ergehen
kann (1 Sam. 5, 1. 2. 17, 13. 49), so traut sie auf der anderen
dem stillschweigenden Verständnisse das Möglichste zu , in
beiden Stücken getreu der Naivetät des mündlichen Sprechens
nachahmend und von aller Pedanterie gleich weit entfernt.
Ungezwungen ergeht sie sich gern in behaglicher Breite, aber
peinliche Ausführlichkeit ist ihr verhasst: unbekümmert um
das , was dazwischen liegt , wenn man die Dinge realiter in
Scene setzt, führt sie in den nothwendigen wichtigen Dingen
zum Ziel. Es liegt auf der Hand, wie sehr theils das stetige
Rechnen auf die supplierende Selbstthätigkeit des Lesers,
theils die Ungleichmässigkeit in der Behandlung des Stoffs,
die nie das subjective Interesse des Schriftstellers verläugnet
und nirgend auch nur den Schein von Objectivität sich giebt,
es begünstigen mussten, dass die handschrifthche Ueberliefe-
rung hebräischer Prosa es nicht zu der Festigkeit brachte,
wie sie bei der griechischen und lateinischen schon durch ihr
22
geschlossenes und poliertes Wortgefüge bedingt ward, in wel-
chem jedes Zuviel und Zuwenig auffällt. Von jeher hat sich
namentlich bei den die israel. Profangeschichte behandelnden
Büchern die Auslegung des Textes in die Ueberlieferung des-
selben gemischt und der letzteren einen schwankenden fliessen-
den Character gegeben *). Einige Beispiele mögen davon eine
Anschauung geben.
Subject der Rede kann man in einem allgemeineren
Sinne nicht bloss den Nominativ nennen, sondern überhaupt
den Gegenstand oder die Person , welche durch die Aussage
des Satzes afficiert wird, einerlei ob als Nominativ oder Ak-
kusativ oder Genitiv u. s. w. Ein solches Subject wird nun
entweder mit seinem vollen Namen ausdrücklich bezeichnet
oder aber durch einen farblosen Substituten ersetzt; dieser
selbst kann wiederum entweder ein eigenes Wort sein, das
Pronomen, oder aber schon in der Aussage, im Prädikat, lie-
gen , wenn letzteres ein Verbum ist. Das ausdrücklich ge-
nannte Subject lässt sich passenderweise Explicitum (j^*-^)
betiteln , das im Pronomen und Verbum versteckte dagegen
Implicitum (jj^**^)« Da nun letzteres für alle verschiedenen
Subjecte das gleiche ist und zwar einige grammatische und
formelle, aber keine inhaltliche öiacpogaL ausdrückt, um mit
Aristoteles zu reden , so dürfte es strenggenommen nur da
angewandt werden, wo Zweideutigkeit nicht zu befürchten ist,
und da sollte es der Regel nach angewandt werden. Aber
in der hebräischen Prosa herrscht in diesem Punkte ziemliche
Ungebundenheit. So heisst es etwa 1 Sam. 19, 7: ^Jonathan
rief den David und Jonathan theilte ihm dies Alles mit und
Jonathan brachte den David zu Saul" und ebenso wird 2
Sam. 12, 19 das Explicitum (David) ohne alle Noth drei Mal
hintereinander wiederholt. Umgekehrt aber ist es mindestens
ebenso häufig, dass die ausdrückliche Nennung des Subjects
unterbleibt auch beim Wechsel desselben **). Z. B. 1 Sam.
15, 27 und LXX v. 31. Es ist nun nicht zu verwundern,
dass die Uebersetzungen häufig in solchen Fällen es explicie-
ren, um eine wirkliche oder vermeintliche Zweideutigkeit auf-
zuheben. Aber diese Freiheit nehmen sich nicht bloss die
Uebersetzer, sondern auch die Leser und Abschreiber des
*) Die 8. g. prophetae priores wurden später kanonisch als der
Pentateuch und im kirchl. Gebrauch ihm nie gleichgeschätzt, desto mehr
aber privatim gelesen. Zeugnis des Interesses, das man an ihnen nahm,
ist die jetzige Gestaltung ihres Textes.
**) Dieselbe Erscheinung tritt noch aufifallender in den erzählenden
Stücken des Qoran hervor.
23
Grundtextes. Denn wo die LXX und unser mass. Text hin-
sichtlich eines Subjectes dißerieren, da kann kaum ein Zwei-
fel darüber sein, dass die Urschrift weder das eine noch das
andere las, vielmehr jedes von beiden Ergänzung seitens der
Recensionen ist ; und auch wo einem Implicitum der LXX
ein Explicitum des Hebr. gegenübertritt, wird im Allgemeinen
das Vorurtheil dem Explicitum ungünstig sein müssen (abge-
sehen von Fällen wie i Sam. 19, 7. 2 Sam. 12, 19), mag es
auch auf ganz richtiger Deutung beruhen. Am klarsten liegt
freilich die Sache, wenn es vielmehr auf unrichtiger Deutung
beruht. 1 Sam. 20, 41 stehen sich gegenüber nbs vj LXX
und ~"^^ "[^^ "2? *). Nur ~b2 :v und ~lJ3n 'V lassen
eine Vergleichung zu , ~"l ist falsches Explicitum. Wollte
man hier vielleicht an zufällige Entstehung desselben aus ~
denken, so wird diese Auskunft abgeschnitten 1 Sam. 30, 20.
Dort lesen wir ^:sb ^jihd ^^r,'2TA ]i<2:n~-b3— Sn.s -i'^ np^n
-:■?- bbt HT ^n^^<^i Ni-n r;:p'/2n. Zu deutsch: „Da nahm
David alle die Schafe, und die Rinder trieben sie vor jenem
Vieh her und sprachen: das ist Davids Beute." Hieronymus
bietet: et tulit universos greges et armenta et minavit ante
faciem suam; dixeruntque Haec est praeda David — , las also:
N"'! r:£b ;r;r-i npD-" "jw^::,-;— '-pS-r.N npr. Vergleicht man
"Jn: mit J!~:"'", so ergiebt sich nach S. 19f. das Recht, zu vo-
kalisieren np^" und .3":" **) und dann zu übersetzen : „Und
sie (Davids Leute) nahmen alle die erbeuteten Schafe und
Rinder und trieben sie vor ihm (David) her und sprachen:
das ist Davids Beute." Dass dies das Richtige sei, lehrt
der Zusammenhang. Das Subject hinter dem ersten Verb
drückt auch die LXX nicht aus, es stammt aus Misverständ-
nis von np'" , als sei dies Singular ; in Betreff aber von T^':'p*i27\
i^'i'nn lässt ^b'Jün der alex. Recension nicht in Zweifel, dass
es eigentlich Explicierung des ursprünglich verschwiegenen
Objects zu ^nr" sei , bei der verschiedene Explicatoren ver-
*) In 6ßjff awreUtag fjfyt'dr^s der röm. Ausg. ist ufyc'drjg als Du-
plette (= dem mas. b~Jin) zu streichen. Zur Retrovertierung vgl. 2
Reg. 13, 17. 19. Esr. 9, 14; über die Berechtigung b"'"Jn auf b"Jn
zurückzuführen s. S, 16 ff.
**) Ursprünglich war ohne Zweifel auch das dritte Verb geschrie-
ben ""Ci^" <) aber hier war eine Verkennung des Subjects nicht wohl
möglich.
24
schiedene Wege giengen. Zuletzt verdarb t«^iü?i Jiip'an "^iSb
in n n ■'jsb und in Folge dessen ward man genöthigt, da-
mit nicht das Vieh vor sich selbst hergetrieben würde, statt
IJJnj"»! zu schreiben i^nD , obgleich die Zerreissung der beiden
Objecte von np^i höchst unnatürlich und die Beschränkung
des Begriffs von n:p"0 auf die Schafe nicht gerechtfertigt war.
Welche Dimensionen die hierauf beruhenden Varianten
der LXX *) und des mas. Textes annehmen, ergiebt folgende
ziemlich oberflächliche Zusammenstellung aus den ersten zwan-
zig Capiteln des ersten Buchs Sam. 2, 17. 20. 28. 3, 18. 7,
13. 14. 9, 6. 12. 10, 21. 13, 6, 15, 27. 30. 31. 17, 39. 52.
18, 21. 19, 18. 20, 25 33. Doch ist dies nur eine Einzelheit,
herausgerissen aus einem weiten und dehnbaren Gebiete ver-
wandter Erscheinungen. Bei manchen handelt es sich bloss
um eine Ausführung einer vorhandenen Andeutung oder um
eine genauere Bestimmung einer Angabe , welche derselben
bedürftig oder doch fähig schien, wie: Eli = Eli der Prie-
ster, der König der Ammoniter — Nahas der K. d. A., seine
Leute = die Leute, welche bei ihm waren. Oder: er gieng
seines Wegs = er kehrte zurück zu seinem Orte , er sprach
= er sagte zu Saul, zu Samuel 1 Sam. 15, 17. 16, 12, Eli
auf dem Stuhle = E. sass auf d. St. 1 Sam. 1, 9, mein
Geschrei zu seinen Ohren = mein G. kam zu s. 0. lob 13,
17 , und ähnliche ausdrückliche Ergänzungen einer ohnehin
selbstverständlichen Bestimmung eines Zeitworts, eines schon
aus dem Zusammenhang d'^s Satzes sich ergebenden Prädi-
kates, Auflösungen einer Prägnanz u. s. w. Vgl. Ev. »Job.
10, 8 TtQo s/iiov. Weiter gehen solche Aenderungen, welche
man füglich Retouchierungen nennen könnte. Der originalen
Conception genügt der Gegensatz der Sache, namentlich aber
die hebräische Darstellung ist sehr sparsam im Verwenden
äusserer Mittel zur Hervorhebung der Pointe. Wenn Elias
1 Reg. 18, 18 den ihm gemachten Vorwurf, er verwirre Israel,
dem Ahab zurückgiebt mit den Worten: „Ich verwirre Israel
nicht, sondern du König", so betont Mendelssohn ganz na-
türlich: Ich verw. I. nicht, aber im Hebr. steht ^Ti^'^y ü'b;
die Aussage , d. i. in diesem Falle die Negation , nicht ihr
Subject trägt den Gegensatz. Ein noch auffallenderes Bei-
spiel derselben Erscheinung liefert lob 21, 20 f. Wenn lob
dort die Auskunft seiner Freunde und Gegner entkräftet, Gott
spare die Strafe des Gottlosen, falls er etwa selbst für seine
^) ungeschieden zwischen der Uebersetzung und ihrem Texte.
25
Person ihr entgehe, seinen Kindern auf, so sind uns seine
Worte fast unverständlich , wenn wir nicht übersetzen : Gott
vergelte es ihm, dass er es merke, seine eigenen Augen mö-
gen sein Unglück sehen und er seihst von des Allmächtigen
Gifte trinken"; aber im Hebr. genügt einfaches """' und
ür'w"' ohne Hervorhebung des Subj., und allerdings liegt ja
der Inhalt des Gegensatzes vollständig im Begriff dieser bei-
den Verba (= persönl. Erfahrung) eingeschlossen. In solchen
und ähnlichen Fällen haben Uebersetzer und Diaskeuasten der
genügsamen Classicität häufig nachgeholfen und die feinen
Striche etwas dicker gezogen. Vgl. zu 1 Sam. 22, 7. 25, 17
und z. B. 1 Sam. 1, 3 u;\Nn =. .^rinn u;^^[^, 1, 5 3nw^ =
rjyarca vTteg xavTrjv. Man blieb aber auch dabei nicht
stehen. Nicht bloss vertauschte man einzelne Wörter und
ganze Phrasen mit anderen wirklich oder scheinbar gleichbe-
deutenden *) , sondern man spann auch ein gegebenes Thema
weiter aus. Wo die Urschrift einen einmal nur essen lässt,
da findet sich sicher unter ihren Bearbeitern eine mitleidige
Seele, die ihm auch zu trinken giebt — s. 1 Sam. 1, 9 Mass.,
28, 25 cod. Kenn. 178, 2 Sam. 12, 21 LXX; ursprüngHches
„sie gebar" kann irgend ein Späterer sich nicht enthalten zu
vervollständigen in „sie ward schwanger und gebar" 1 Sam.
1, 20. 2, 21. vgl. 2 Sam. 12, 24 LXX; zu u;\^ -.n^^on ^<b
1 Sam. 30, 2 hat es jemand möglich gemacht hinzuzusetzen
n"*r\N ws"-i, wie zu ")":2>5 rz-n Gen. 49, 26 T2^iV Aus der
„Mutter" 2 Sam. 8, 1 schliesst der Chronist auf „die Töch-
ter", stehend wird 2 Sam. 8, 10 das Fussvolk durch Reisige,
die Reiterei durch Wagen complementiert. Und diese naiven
Anfänge steigern sich gar nicht selten zu umfangreichen
Zusätzen pragmatischer Bedeutung und zu eigentlichen
Glossen **).
*) 1 Sam. 1, 11: alle Tage seines Lebens = bis an den Tag sei-
nes Todes, Schermesser = Eisen, 5, 3: sie hüben Dagon auf und stell-
ten ihn an seinen Ort = sie nahmen D. und brachten ihn wieder an
seinen Ort; 16, 5. 20, 7 u. a.
**) Diese letzteren sind in den Bb. Samuelis sehr häufig, aber meist
auf viel zufälligerem Wege und viel äusserlicher in den Text einge-
drungen. Zuweilen freilich ist auch umgekehrt die Grenze zwischen
Text und Glosse so fliessend, dass man nicht weiss, ob die Ausschei-
dung eines den Zusammenhang unterbrechenden Verses zur Aufgabe
der Text- oder Literarkritik gehöre. Da aber die Redigierthatigkeit
sich in den Bb. Sam. noch nach der Entstehung der griech. Ueber-
setzung geregt hat, wie das z. B. hervorgeht aus 1 Sam. 18, 8 ff. , so
habe ich die Grenzen der Textkritik im Allg. nicht zu enge ziehen zu
26
Am leichtesten freilich nahm man es mit so kleinen und
häufigen Wörtern, wie " (oft in der Aufzählung von Eigen-
namen eingesetzt, z. B. "ji'o-Ji "j-'y statt ]i'a-j yy), bä, -n^.
(zu 1 Sam. 1, 1), nn^ (15, 2. 24, 15), 'n'^TN (6, 4. 8. 14, 2.
19, 21. 25, 7; zu 24,^4), D'X (zu 7, 6), ^-Q^b (in unzähligen
Fällen eingesetzt, falsch z. B. 20, 42). Diese Wörter werden
allerdings fast immer nur eingesetzt auf Grund einer an sich
möglichen Deutung, aber der Schade ist gross genug, wenn
was ohne sie bloss eine Möglichkeit neben andern war, durch
sie zur Nothwendigkeit gemacht wird, um so grösser, da sie
z. Th. auf die Construction von Einfluss sind und das Ver-
hältnis ganzer Sätze bestimmen. Die bedeutendste Wirkung
mit dem geringsten Aufwände an Laut und Schrift erzielt
jedenfalls die Einsetzung der Negation, sie erscheint uns da-
für auch als das non plus ultra eines willkürlichen Verfah-
rens. Um übrigens gerecht zu urtheilen , muss man in Be-
tracht ziehen, dass 2^" durch den blossen Ton die Bedeutung
von Nbn erhalten kann , ^^b^ aber im Hebräischen rein als
Affirmativpartikel (= joi Syr.) gebraucht wird , welche an
dem objectiven Inhalte der Aussage nichts ändert und der-
selben nur eine besondere subjective Färbung giebt, während
in anderen Fällen umgekehrt eine affirmative Aussage, bloss
durch die Betonung in Frage gesetzt, negativen Sinn gewin-
nen kann. An gar nicht wenigen Stellen des A. T. *) streiten
sich noch heutiges Tages die Erklärer darüber, ob sie kate-
dürfen geglaubt. Sind doch auch die Redigierfreiheit und die Freiheit
in der handschriftl. Ueberlieferung sehr verwandte Erscheinungen ; bei-
de zeigend , dass dem Hebr. der Begriff geistigen Eigenthums so gut
wie unbekannt war, namenthch bei der erzählenden Prosa. Der ge-
schieh tl. Stoff stellte sich selbst dar: wer ihn abschrieb , erwarb sich
dadurch nicht mehr Besitzrecht an denselben , als wer hinterher den
abgeschriebenen verstand. Hekatäus' Name hat sich erhalten , wenn
auch sein Werk verloren gieng: dem Aehnliches wäre auf hebr. Boden
unmöglich. (Vgl. zu 1 Sam. 3, 12. 10, 8. 11, 12. 13, 8. 17, 12. 18, 30
u. a. Ueberall bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass eine rein
mechanische Ineinanderschiebung mehrerer selbständiger Quellen, deren
jede für sich einst einen eigenen Zusammenhang geliefert hätte, nicht
stattgefunden hat. Den Zusammenhang führt immer nur Eine übrigens
nicht für beide Bücher gleiche Quelle weiter: ihr sind einzelne stoff-
liche Bereicherungen eingesprengt und dann ist sie an verschiedenen
Stellen namentlich des ersten Buchs von tendenziösen Redaktoren über-
arbeitet.)
*) vgl. im N. T. Matth. 8, 7 , wo übrigens das iyoD offenbar Fritz-
sche Recht giebt.
27
gorisch oder interrogativ, d. h. negativ aufzufassen seien: of-
fenbar bildet wiederum diese Deutungsfähigkeit und -bedürf-
tigkeit der hebr. Rede die Brücke zu den Auslassungen und
Einsetzungen der Negation, welche sich die mass. Reo. 20, 5
2 Sam. 14, 14, die LXX 1 Sam. 11, 12. 23, 9. 2 Sam. 19,
23 erlaubt; vgl. den cod. AI. 1 Sam. 6, 8. Pesch. 17, 39.
Das Gebiet dieser Erscheinungen auszumessen , verbietet
die Elasticität seiner Grenzen. Die Gefahr , es über Gebühr
auszudehnen, ist nicht so gross. Selbst wenn man annähme,
dass auch die allerdurchsichtigsten Deutungen in LXX, wenn
sie anders kein rein griechisches Gepräge tragen , nicht erst
auf die Uebersetzer , sondern schon auf deren Exemplar zu-
rückgehen , so würde daraus für die Constituierung des Ur-
textes kein Schaden erwachsen. Denn die Entscheidung über
diesen würde in beiden Fällen gleich ausfallen: Deutung ist
Deutung und wird als solche gewürdigt, mag sie bloss in die
Uebersetzung oder auch ins Hebräische eingedrungen sein.
An diesen Grundsatz hat man sich um so nothwendiger zu
halten, als es in sehr vielen Fällen gar nicht mit Sicherheit
ermittelt werden kann , ob Abweichungen des griech. Textes
vom mass. bloss den Uebersetzern oder ihrem hebr. Exemplar
zu vindicieren seien. Gewiss wird ein grosser, vielleicht der
grösste Theil den ersteren zur Last fallen: es wäre ungereimt
zu meinen, dass in der Version verpönt war, was im Original
gestattet wurde , und es zeigt sich auch , dass Explicita statt
der Implicita und erklärende Zusätze jeder Art in der LXX
viel häufiger sind, aber der Nachweis der Nichtursprünglich-
keit irgend einer solchen Erscheinung macht es dennoch nie
unmöglich, dass sie auf eine hebr. Vorlage zurückgehe. Denn
eine unübersteigbare Kluft bestand in dieser Hinsicht nicht
zwischen Version und Original. Das folgt nicht bloss aus
manchen der eben angeführten Beispiele, die sich mit gerin-
ger Mühe würden multiplicieren lassen, das selbige lehren auch
solche ins Ketib nur sporadisch und trümmerhaft eingedrun-
gene Erleichterungen und Erweiterungen, welche in der LXX
vollständig erhalten und nur hier verständlich sind *), lehren
die aus dem Qeri eingedrungenen Aenderungen **) , lehren
endlich die innerhalb des jüdischen Kanons selbst in doppel-
ter Recension aufbewahrten Parallelstücke.
*) 1 Sam. 1, 1 D-n-O"-; , 1, 18 br^sn* , 2, 11 n:pbN, 3, 13
•j-.y. 6, 4. 11. 17. 18 a. 16, 16. 20, 27 u. a.
**) 1 Sara. 6, 11. 17 D'-ri^J, ein Beispiel, das sich nur durch grö-
ssere Erkennbarkeit vor zahlreichen ähnlichen auszeichnet.
28
Die Herstellung des Ursprünglichen wird in diesen Fäl-
len abhängig sein von der Auffindung des Motivs der Aende-
rung, und dieses wird sich in der Regel durch Vergleichung
nicht der Buchstaben, sondern des Sinnes der Varianten er-
geben. Gewiss wird immer probiert werden müssen, ob die-
selben nicht auch auf eine gemeinsame graphische Grundlage
sich zurückführen lassen — man muss sich stets alle Mög-
lichkeiten der Erklärung offen halten — , aber was es für ein
Lob sei , etwa b"'~jn -""^ -y und nb3 i27 der Schrift nach
zusammenzubringen , erhellt aus allem bisher Erörterten.
Diejenigen Aenderuugen halte ich für die unvorsichtigsten,
welche einen Buchstabencompromiss zwischen der Massora
und der LXX schliessen, durch den der Text sich verdoppelt
und aus zwei bezeugten ein unbezeugter zusammengestückt
wird; sie erinnern sehr an den Grundsatz des alten Vulga-
tacopisten: hie vide ne quid praetermittatur. Mechanisch
ist die Regel, dass der kürzere Text vorzuziehen sei, sie ent-
hält keinen Grunde sondern schliesst nur a potiori der Re-
sultate. Es giebt Erleichterungen , die nicht erweitern , son-
dern vereinfachen. Ev. Joh. 2, 3 ist yial vateqiqoavTog oXvov
Myei Yj iLiTjTTjQ rot 'Irjoov erst verkürzt aus xat oivov ovk
eixov, OTL ovveTeXeöd^ri 6 oivog tov yd(.iov *). sItcc leyei ^ ^u.
xrA., ebenso 18, 16 6 /nad^r]Trjg 6 allog 6 yvcoGTog tov (xqxlb-
Qscog aus 6 /li. 6 a., hg fjv yvtoatdg reo aQXieQel. Dennoch
habe ich mich nicht selten nach jener Regel gerichtet , wo
innere Gründe keine zuverlässige Entscheidung zu ermögli-
chen schienen , zumal wenn ich mich dadurch auf die Seite
des überlieferten Textes stellen konnte. Die LXX nemlich,
wie sie im Allg. die Breite liebt , wird auch oft genug auf
nachweislichen Erweiterungen ertappt, weit seltener der mass.
Text auf nachweislichen Verkürzungen , und in einem etwas
anderen Verhältnis steht doch auch jene zu diesem, nament-
lich in stilistischen Fragen , wie der Sinaiticus zum Vati-
canus.
7. Dass eine schliessliche Ausartung der Naivetät , mit
der die Ueberlieferung des Textes behandelt wurde, auch zu
Aenderungen führte, welche nicht auf einer wenigstens mög-
lichen Deutung beruhen, sondern der wahren Meinung des
Ursprünglichen vielmehr Gewalt anthun, ist nicht zu leugnen.
Ich halte es aber für eine Umkehrung des wirklichen Sach-
verhalts, wenn man die „tendenziöse" Aenderung nicht als
einen letzten Auswuchs der herrschenden Willkür , sondern
^) Vgl. 1 Sam. 20, 18. 26.
29
als das treibende Motiv derselben betrachtet , wie es Geiger
thut in dem mehrfach citierten Werke : Urschrift und Ueber-
setzungen der Bibel in ihrer Abhängigkeit von der inneren
Entwicklung des Judenthums.
Nach dem Titel beabsichtigt der Vf. nachzuweisen , wie
die verschiedenen auf einander folgenden Entwicklungsstadien
des Judenthums mit den wechselnden Gegensätzen der Par-
teiungen sich abgespiegelt haben in den verschiedenen auf
einander folgenden Kecensionen und Uebersetzungen des Bi-
beltextes , so dass derselbe dem Einflüsse wechselnder ge-
schichtlicher Motive unterworfen gewesen wäre und entgegen-
gesetzter gleichzeitiger, je nach den wechselnden Zeiten und
entgegengesetzten Parteien. Zu dem Ende wird die innere
Geschichte des Judenthums in zwei Perioden zerlegt, darnach
in zwei Büchern zunächst die eine und die andere Periode
selbst nach den Quellen characterisiert, dann der Einfluss der
herrschenden Ideen und sich kreuzenden Interessen einer je-
den auf die Behandlung der Bibel nachzuweisen gesucht.
Was nun die Darstellung des Entwicklungsganges der Ge-
schichte des Judenthums von der Heimkehr aus Babylon an
bis zu Hadrians Zeit anbetrifft, so beruht sie, wie mir scheint,
auf einer wirklichen, nur allmählich und durch unwillkür-
liche Eindrücke zu gewinnenden Anscliauung der Dinge, wel-
che mit dem Einzelbeweise nicht steht und fällt , gegen den
man öfters Grund hat mistrauisch zu sein *). Aber die Dar-
stellung der Geschichte, obwohl sie bei Geiger bei weitem den
grössten Raum einnimmt **) , ist hier doch nur Mittel zum
*) Vgl. z. B. die Art , wie die vier Deuteroseis des Epiphanias
(Panarium S. 224 Pet.) verwerthet werden, a. a. 0. S. 158. Die Litera-
tur ist hier fast noch schwieriger als Quelle zu benutzen, wie die äl-
teste christliche zur Darstellung des nachapostolischen Zeitalters ; aber
Geiger ist sich der Gefährlichkeit der Aufgabe nicht so bewusst, wie
Ritschi, Altkath. Kirche S. 1.
**) Erstes Buch: Geschichte der Bibel von der Rückkehr aus dem
Exile bis zu den Makkabäern r= 1) die Zadokiten , 2) die Literatur,
3) die Ueberarbeitung ; zweites Buch: Geschichte der Bibel von den
Makkabäern bis zur hadrianischen Zeit = 1) Sadducäer und Pharisäer,
2) Anfertigung neuer Bibelübersetzungen, Abschluss der Textesfeststel-
lung , 3) Antisadducäische Aenderungen , ältere und jüngere Halachah
und Haggadah, 4) die zwei Makkabäerbücher. Man darf sich darüber
nicht täuschen, dass die Literatur (I, 2. II, 4) nur als Geschichtsquelle
hierher gehört (wie z. Th. auch II, 2. 3) , obwohl es bei Geiger den
Anschein hat, als sei schon damit ein Theil der eigentlichen Aufgabe
gelöst, dass der Emfluss der Zeitbestimmung auf die gleichzeitige Lite-
ratur nachgewiesen wird. Am besten wäre jedes Buch nur in zwei Ab-
schnitte einzutheilen gewesen: 1) der Character der Zeit, beschrieben
nach der aus ihr geborenen oder auf sie Bezug nehmenden Literatur,
30
Zweck, der eigentliche Zweck ist, die Abhängigkeit der Ue-
berlieferung und Hermeneutik des kanonischen Textes von
variierenden und conträren Momenten der Zeitgeschichte zu
erweisen. Diesen nun halte ich für verunglückt. Insofern
hat allerdings die Verschiedenheit der Zeit eine Veränderung
auf diesem Gebiete zur Folge gehabt , als allmählich eine
Reaction gegen die Willkür eintrat: so lange diese aber dau-
erte, sind die Ursachen, welche auf die Gestaltung des Textes
einwirkten , keine temporären gewesen , sondern constante,
solche , die in dem Wechsel der Zeiten sich gleich blieben
und bei Sadducäern so gut wie bei Pharisäern *).
Die Bedeutung des Werks für die Textkritik beruht nicht
auf den beiden ersten Büchern , welche vielmehr den Werth
einer Geschichte des jüdischen Geisteslebens haben, sondern
auf dem letzten, betitelt: Ursachen und Gründe der verschie-
denen Textesrecensionen **). Hier werden nun diejenigen
Aenderungen besprochen , welche von jeher im allgemeinen
Interesse , in dem sich alle Zeiten und Parteien vereinigten,
unternommen wurden , „Umgestaltungen , welche man vor-
nahm, um anstössige Aeusserungen, sei es gegen die religiöse
und nationale Idee , sei es gegen sittliche Anforderungen zu
beseitigen" ; und an einer Reihe von Beispielen ist es dem
Verfasser wirklich gelungen, seinen Gedanken durchzuführen.
Am meisten hat mir eingeleuchtet, dass die tendenziösen
Aenderungen auf dem Gebiete der Gottesnamen, die im Qeri
in bestimmten Fällen mit grosser Regelmässigkeit auftreten,
sporadisch auch ins Ketib eingedrungen sind. Man pflegte
in der alten Zeit auch den Jahwe Baal (d. i. Herr) zu nen-
nen, wie z. B. aus den in Sauls Familie herrschenden Benen-
nungen (vgl. das benjamin. Geschlecht "'^^Xn) hervorgeht.
2) ihr modificierender Einfluss auf die Behandlung der nicht in ihr ent-
standenen heiligen Bücher.
*) Ich will damit nicht leugnen , dass etwa einmal eine Glosse
dem Hasse der Pharisäer gegen die Sadducäer entsprungen ist (1 Sam.
2, 22) , aber solche vereinzelte Erscheinungen rechtfertigen nicht im
Entferntesten die Allgemeinheit der Geiger'schen Betrachtungsweise.
**) Der Titel befremdet , weil es darnach scheint , als ob in den
ersten beiden Bb. keine Ursachen und Gründe der versch. Textesrecc.
entwickelt worden wären: damit aber wäre vielleicht das Richtige, je-
doch gewiss nicht Geigers Meinung getroffen. Man wird sich die Sache
nicht so zurechtlegen können, dass die in den beiden ersten Bb. erör-
terten Motive gleichmässig auf alle Recensionen eingewirkt hätten, die
in dem dritten zur Sprache kommenden dagegen verschieden auf die
„verschiedenen Textesrecensionen." Denn der Natur der Motive nach
könnte höchstens das Umgekehrte der Fall gewesen sein: gerade eine
sadducäisch-pharis. Ausgabe ist undenkbar — wie übrigens auch Gei-
ger andeutet.
31
Später ward dieser Gebrauch verpönt (Hos. 2, 20) und man
nahm allmählich auch an den mit Baal zusammengesetzten
Personennamen Anstoss. Das wirkte zunächst auf die Deu-
tung derselben ein , wie wenn Jerubaal *) in dem Einsätze
Jud. 6, 25 — 32 den Sinn von Jarebbaal zu tragen gezwungen
wird, und zugleich auf die Aussprache, vgl. ^sbaal neben
Isboseth. Dann aber wagte man auch in den geschriebenen Buch-
staben einzugreifen, Einestheils machte man aus Meri-baal, ei-
ner Form , die durch das phönicische Merbaal (vgl. Meriamon)
gesichert ist, etwa Mefi-baal, was wohl bedeuten sollte: „der
den Baal anbläst" {W. 10, 5. 12, 6. Mal. 1, 13), oder auch
Merib-baal = der mit Baal hadert (1 Sam. 2, 10. Jes. 27,
8. 49, 25. Hos. 4, 4. lob 10, 2; „Baal kämpft" wäre unhe-
bräisch). Andererseits ersetzte man Baal entweder durch die
Namen El (Baaljada, Eljada) und Jahwe (Baaljada, Jojada,
Isbaal, Isjo oder vielleicht Isja-u) oder gewöhnlich machte
man daraus Boset (noch nicht in der weniger gelesenen
Chronik). Das radikalste Verfahren war jedenfalls, dass man
einen Namen, den man nicht über die Lippen bringen mochte,
auch nicht schreiben wollte , wie bei Isbaal 2 Sam. 3. 4.
einige Male geschehen ist **).
Sehr wenig kann man freilich Anderes gelten lassen.
Geiger erkennt auch da Entstellung , wo ein Anderer höch-
stens zufälliges Verderbnis zu entdecken vermag. Wenn 1
Sam. 2, 27 ein n aus ""n^ sich vor ~~^- wiederholt hat, so
weiss Geiger sehr raffinierte Gründe dafür (S. 342), in t^"!"^^
statt r-;,wN;j;T2 2 Sam. 13, 9 findet er böse Absicht (S. 382)!
Die sinnlosesten Schreibfehler trägt er auf irgend welche ob-
scuren Autoritäten hin in den Text ein , wenn sie etwas ent-
halten, was dem religiösen Gefühle anstössig sein konnte, um
dann die überlieferte Lesart als tendenziöse Aeuderung er-
klären zu können (2 Sam. 16, 12. 20, 1. S. 324 f. 290). Jes.
5, 9. 22, 14 macht er es möglich, das Ketib zu übersetzen:
*) Zu Jeru66aal vgl. SeruJJabel. In Wirklichkeit ist Jerubaal wohl
= Jeruel = Jirmejahu, vgl. Delaja, z/aAoi/m.
**) Baal 1 Chr. 8, 30 ist wohl mit dem folgenden Namen zu ver-
binden in Baalnadab. D"Z-"' 1 Chr. 11, 11 für ''^V'2't'' = ":"2~*:;"'N
(2 Sam. 23, 8) beruht vielleicht ebenfalls auf Zufall. Auch '^SXS^ ,
ein benjaminäisches Geschlecht , gehört hieher und ist = b"3U;5< ;
doch kann sich die Schreibung richtig verhalten, obgleich daneben die
andere "^NaUJi^^ vorkommt, in welcher j< für ^• kaum auf zufäll. Wege
entstand.
32
„Bei den Ohren Jahwe's der Heerscharen!" (S. 325) und das
allein naturgemässe Verständnis des Qeri für eine bewusste
Beseitigung des Anthropomorphismus auszugeben; folgerecht
hätte er dann , da der doch auch bei Menschen sehr unge-
wöhnliche Schwur bei den Ohren hier keineswegs durch den
besonderen Zusammenhang motiviert ist, die Ohren weiter als
Veredelung ursprünglichen Bartes ansehen müssen. Und un-
ter allen Umständen ist ihm Unanständigkeit ein unumstöss-
licher Beweis der Echtheit (1 Sam. 2, 22. 2 Sam. 12, 8. S.
272. 378) : im Auffinden von Obscönitäten , welche der jetzige
Text verdeckt habe, leistet er Staunenswerthes S. 385 ff.
Die Ueberspannung der Tragkraft des Princips nach die-
ser Seite muss einbringen, was es in Folge zu enger Fassung
auf der anderen Seite an Fruchtbarkeit eingebüsst hat. In-
dem Geiger eine Menge zufälliger Erscheinungen daraus ab-
leitet , bringt er eine noch grössere Menge nicht- zufälliger
nicht damit in Zusammenhang *). Aber zwischen den Aen-
derungen, welche ich S. 21 ff. erörtert habe, und denen, wel-
che Geiger III, 2 als tendenziöse bespricht, besteht kein Ge-
gensatz; namentlich darf man sie nicht etwa als naive und
tendenziöse unterscheiden, wenigstens nicht so, dass man ein
Bewusstsein dieses objectiv vielleicht vorhandenen Unterschie-
des bei ihren Urhebern voraussetzt und sie demnach auf ver-
schiedene Motive zurückführt. Das Motiv war bei beiden In-
teresse an der mehr oder weniger als herrenlos betrachteten
Sache, auch die tendenziöse Aenderung will nichts der Sache
fremdes hineinbringen, sondern ihr nur zu besserem Ausdruck
verhelfen. Sie ist die naivste der naiven und beruht ihrer
Möglichkeit nach als Superlativ auf schon vorhandenem Po-
sitiv ; sie ist nicht die primäre Ursache des schwankenden
Textes, sondern das letzte Resultat, welches durch sein Schwan-
ken ermöglicht wurde. Nur so erklärt sich die Relativität
der Grenzen zwischen beiden Arten von Aenderungen , die
auch eine objective Scheidung in sehr vielen Fällen er-
schwert**), nur so die wunderbare Inconsequenz, mit der die
*) Er behandelt sie theilweise in einem Abschnitte, der eigentlich
ausserhalb des Grundgedankens seines Buches steht, überschrieben:
„Mangel an kritischer Sorgfalt" III, 1.
**) Zwischen bJ^VOUJ "l/2^"'"i statt nt!5<"'"i und lnU;a~"^i>? statt
"^373— i2;|>5 ist zwar der objective Unterschied greifbar, aber wohin soll
man es z. B. rechnen, wenn „Ich" von einem Unterthan dem Könige
gegenüber gesagt sehr häufig in „dein Knecht", „Du" im gleichen
Falle in „mein Herr", „Ja" 1 Sam. 26, 17 in „zu dienen" verwandelt
wird? Und tendenziös kann man doch auch die stehenden Zahlenerhö-
33
Tendenz nicht durchgeführt, sondern nur sporadisch und
abusive hie und da ins Ketib eingedrungen ist. Ich halte es
für eine That Geiger's, dass er einen Gesichtspunkt, von wel-
chem aus vor ihm in gelehrten jüdischen Kreisen nur das
Qeri und die Versionen im Unterschiede vom Ketib angese-
hen wurden, auf das Ketib selber übertrug und einen Gedan-
ken , der ursprünglich dazu dienen sollte , eine eherne Kluft
zwischen dem Noli me tangere des geschriebenen Buchstabens
und den Uebersetzungen zu befestigen, so erweiterte, dass er
vielmehr zur üeberbrückung der Kluft diente; aber es wäre
zu wünschen gewesen, dass er dem Gedanken, welchem sein
Werk seine textkritische Bedeutung verdankt, eine viel brei-
tere Fassung gegeben und nicht von vornherein das subjec-
tive Element, von welchem er nachwies, dass es auch in den
Grundtext eingedrungen, als tendenziöses aufgefasst hätte.
8. Das sind im Umrisse die kritischen Grundsätze, denen
ich durch die folgende Arbeit Geltung zu verschaffen wünsche.
Ehe mit ihnen die Probe gemacht werden kann , bedarf es
jedoch noch einer Verantwortung hinsichtlich der Behandlung
der Peschito, des Targums und der Vulgata. Ich habe diese
sowohl durch ihren Text als ihre Hermeneutik in engem Zu-
sammenhange stehenden Versionen mehr benutzt, um an ih-
nen die LXX zu prüfen, denn als selbständige Zeugen. Als
solche sind sie nur nach genauen Einzelstudien zu gebrau-
chen, welche ich deshalb nicht gemacht habe, weil ich den
Gewinn für nicht so bedeutend erachtete, dass es nicht gera-
then wäre, hinsichtlich der beiden ersteren auf bessere Texte
zu warten.
hungen nicht nennen oder solche harmlose Erweiterungen , wie sie z.
B. 1 Sam. 1, 11. 14. 21. 23. 24 in der LXX vorkommen , obwohl ein
religiöses Interesse dazu Anlass gegeben hat.
I. Samuelis.
MT. == der massorethische Text , ER. = die römische Ausgabe der
LXX, AI. — der Codex Alexandrinus , Itala = der Margo Codicis
Legionensis in Vercellone's Yariae Lectiones, Hieronymus = die
Uebersetzung dieses Kirchenvaters, am reinsten vorliegend im cod.
A. Vercellone's (Amiatinus), Vulgata = die jetzige römische Kir-
chenbibel.
I.
1. *2J"'^< ■'"'^"i avd^QWTtog rjv, vgl. zu v. 3. — "H^^ fehlt der
LXX hier und v. 24, aber auch 14, 40 an einer Stelle, wo
es allem Anscheine nach ursprünglich war, dagegen hat sie
es 7, 9. 12. 17, 49, wo es im MT. nicht steht. S. d. Einl.
S^ 26. — Der Name tz:''£-:2 CD^n-onn, man deute ihn wie
man wolle , ist grammatisch unmöglich. LXX las ■'5'':2 =
■»Dn:::*). Also „es war ein Mann aus Hararaathaim, ein Sufäer
vom Gebirge Efraim." Die Lesart, aus der die massorethische
durch doppelte Lesung des Anfangsbuchstabens des folgenden
Wortes entstand, genügt der Grammatik und wird bestätigt
durch 1 Chr. 6, 11 Ketib, wo die Auffassung des artikellosen
''l^'ri als Eigennamens beweist, dass der Name nicht erst von
dem Genealogen aus dem Landesnamen abgeleitet , sondern
anderswo vorgefunden wurde und zwar daselbst ohne Artikel.
Die Annahme übrigens der Lesart "'Sl^S zieht die von a^nst^
(LXX) am Ende des Verses nach sich, um so mehr, als bei
*) Zu 2:i(p =^ Cj-^S s. 9, 6. 1 Chr. 6, 20, zu Zufa z= "^D^ir vgl.
^ßiaaa, Pißa, Zißoyu.
35
der Lesart des MT. das Gentilicium von seinem Personenna-
men durch drei andere würde getrennt sein: es müsste min-
destens heissen "^"^^^ '^J'w^. „Suf Efraims" *), eigentlich Lan-
desname , ist nach bekannter Sitte zum Ahnherrn personifi-
ciert. — Noch bedarf es einer Bemerkung über den Namen
C2"r*2nn, der zwar in LXX. überall (s. zu 19, 18) , in MT.
aber nur hier statt ~'2-i- erscheint. Nach dem unvermittel-
ten Uebergange zu der letzteren Form v. 19 zu schliessen,
bestand die jetzige Verschiedenheit der beiden Namen in v. 1
und V. 19 iF. ursprünglich auch im MT. nicht. Thenius nun
scheint zu glauben , auch hier sei einst aT'^nr! die durch-
gehende Form gewesen. Was für ein Grund Hesse sich denn
aber für die Substituierung des unbestimmteren nrin vorstel-
lig machen? Vielmehr tragt die Dualform das Gepräge der
Verdeutlichung und Modernisierung — Ramathem oder Ari-
mathäa ist ein seit der Makkabäerzeit sehr bekannter Ort
und der einzige seines Namens. Wie sich nun in LXX nicht
selten eine Modernisierung oder Uebertragung alter Namen
findet, so kann ein vereinzelter ähnlicher Versuch im MT.
nicht auffallen , zumal bei einem so sehr der Verwechs-
lung ausgesetzten Namen wie Rama. — :i:n"r LXX '^.''^n']'!?
s. meine Inaugural- Dissertation De gentibus et familiis Ju-
daeis (Gott. 1870) S. 27; "n^ LXX niD s. ebendas. S. 37 f.
2. Zur Weglassung des Artikels vor lnni< (LXX t^ ^ut^)
s. Num. 28, 4. Ew. §. 290 f.
3. Vgl. über den volleren Gottesnamen in LXX zu v. 20.
— „Und dort waren die beiden Sohne Eli's." Von einem
Schriftsteller , der uns mit Eli durchaus noch nicht bekannt
gemacht hat, sollte man erwarten, was LXX liest: „Eli und
seine beiden Söhne." Andrerseits, wenn dies wirklich die
ursprüngliche Lesart wäre, so begriffe man die Aenderung im
MT. nicht. Die Worte des letzteren setzen eine vorherge-
gangene Erwähnung des Eli voraus, vielleicht im Zusammen-
hange eines grösseren Geschichtswerkes; die Lesart der LXX
ist Correctur, entsprechend dem jetzigen literarischen Be-
stände. Hiernach beurtheilt sich auch das "n^T^ u;'N der
LXX V. 1 **).
♦) Zu Iv Naaiß vgl. Jos. 15, 43. ER. Uebrigens hat auch der
Chronist an unserer Stelle davon wohl kaum etwas gelesen, dass Sa-
muel ein Efraimit war. Vgl. Ew. Gesch. d. V. Isr. 3 Ausg. II. S. 594.
♦♦) Man könnte sich versucht fühlen, auch den Artikel in NUJSn
36
5. C3TN bedeutet nicht „traurig" oder „ungern", höch-
stens „zornig", was hier nicht passt. Es heisst auch im
Hebr. nicht „Person" , geschweige ,^zwei Personen" — viel-
mehr die beiden Nasenlöcher. Man würde zudem mit letzte-
rer Bedeutung in beiden Modifikationen nichts anfangen kön-
nen, denn Genitiv zum Stat. abs. "D'O könnte cz:^i^< auch des
dazwischenstehenden Jnn>i wegen nicht sein , während doch
zugleich der Akk. oder ein appositioneller Casus nicht an-
wendbar wären. Auch erklärt man dj^rs^ tiD-o nicht durch
Verweisung auf CD^^En Dnb; die Ausdrucksweise aber „eine
einzige Portion für zwei Personen" statt „zwei Portionen für
Eine Person" lässt an Verschrobenheit nichts zu wünschen
übrig. LXX las c^i^ und damit löst sich der Knoten. „Und
der Hanna gab er nur Ein Stück *) ; doch hatte er sie lieber
(Deut. 21, 15, LXX richtig erklärend rjyajta VTteq xavTiqv),
obwohl Jahwe ihren Leib verschlossen hatte."
6. Was die Meinung des verschlossenen Leibes sei, wird
in LXX beide Male ausführlich erläutert; offenbar für Grie-
chen, nicht für Juden. Der ursprüngliche LXXtext lautet,
wenn man auch noch die Duplette y,ccl naxä zrjv ad-viiLav
TTJg Mlipscog ccvT^g (= xazra Trjv d-XlijJiv avxrjg) streicht, fol-
gendermassen : Der Herr hatte ihren Leib verschlossen xazra
TYjv d-Xixpiv avTijg. Kai i^^vfist dta tovto' otl ovveyiletoe
'/,vQiog 'atX. Das sind deutlich nur Trümmer des MT. , man
hat weder nn:: noch ui:-':?nn verstanden. So kommt es, dass
in LXX Peninna zwar dem Namen nach erwähnt wird, wei-
ter aber nicht handelnd auftritt, auch nicht v. 7.
7. In der hebräischen Erzählung kann dauerndes Ge-
schehen und einmaliges Ereigniss ineinander überfliessen, ohne
dass deutlich die Grenzen zwischen beiden abgesteckt werden.
Z.B. 2 Sam. 17, 17: v. 18. An unserer Stelle wird nun zwar
mit lZITti ■'H"'" **) V. 4 die im dritten Vers berichtete Gewohn-
V. 9 durch eine vorangegangene Erwähnung des Stuhles zu erklären ;
indes vgl. der Diener 2, 13, die Flasche 10, 1, die Lanze 18, 11, die
Magd 2 Sam. 17, 17, das Weib, die Decke, die Körner 2 Sam. 17, 19,
die Eiche 18, 9 und unzählige andere Beispiele, in denen übrigens der
Artikel nicht überall auf gleiche Weise erklärt werden kann. _ Häufig
ersetzt er das Possessivpronomen, welches die Versionen ihm nicht sel-
ten substituieren.
*) Warum, darüber klärt die Bemerkung in LXX hinter fiSQlöa
fiCuv auf: oTc ovY. rjv avTtj ncadiov.
**) „und einst" 14, 1. 2 Reg. 4, 18. Wörtlich: „und es geschah
jenes Tages" — auf die Frage: welches Tages? ist aber die Antwort:
desjenigen, an welchem es geschah. Vgl. im Qoran wa-id. Dasselbe
37
heit Elkanas bestimmt geschieden von dem v. 4 vgl. v. 8 fol-
genden besonderen Vorfalle, welcher unter Voraussetzung je-
ner Gewohnheit eintreten konnte. Aber während schon das
einmalige Ereignis, welches den eigentlichen Gegenstand der
Erzählung bildet, mit „und einst (bei einer solchen Gelegen-
heit) opferte Elkana" eingesetzt ist, tritt noch einmal Bericht
über jährlich dabei wiederkehrende Umstände mit ]ln3" ein,
und das Tempus historicum wird nach langer Unterbrechung
erst in v. 7 mit ~-am wieder aufgenommen. Wir können
uns nur theilweise dadurch helfen, dass wir von '\r\T\ v. 4 an
bis ":c"2'i^ V. 7 eine Parenthese annehmen : und einst opferte
Elkana — er pflegte dabei aber der Peninna mehrere Stücke
zu geben und der Hanna nur eins, und Peninna kränkte dann
ihre kinderlose Mitfrau und so gieng es ein Jahr wie das an-
dere — da weinte Hanna und ass nicht und Elkana sagte zu
ihr. Denn in Wirklichkeit ist die Umstandsbeschreibung zu-
gleich auch Fortsetzung der Erzählung und die Parenthese
muss zugleich auch aufgenommen werden in den Zusammen-
hang zwischen n3)"" v. 4 und nrns^' v. 7. Aber wie gesagt,
der Hebräer hält es für überflüssig , nachdem er gesagt , so
sei es alle Jahre geschehen , nun noch hinzuzusetzen , dieses
Jahr sei es nun auch geschehen und habe dann eine beson-
dere Wirkung gehabt; er knüpft diese besondere Wirkung,
die keineswegs alle Jahr, sondern nur einmal hervortrat, ohne
Bedenken an die als zeitlos berichtete Veranlassung *). —
idem per idem in Bezug auf den Ort s. 1 Sam. 23, 13, in Bezug auf
das Subject Deut. 22, 8. Jer. 9, 23. Ueberall wird das wenn auch nur
scheinbar Bestimmte dem Unbestimmten vorgezogen , vgl. die Anmer-
kung zu 1, 3 und Tuch zu Genes. 14, 1. — Sogenannte wört-
liche IJebersetzung ist bei uZ-t; ^rr". so falsch als bei [ZZI^nlT oder
CZI^r. Namentlich die durch den Sprachgebrauch festgesetzte Ver-
schiedenheit in der Bedeutung der letzteren beiden Ausdrücke , die
etymologisch betrachtet völlig identisch sind , kann lehren , wie weit
man mit jener Wörtlichkeit kommt, die so oft der Deckmantel sprach-
licher Unwissenheit ist. Xemlich ZZVrTw heisst ,. grade eben jetzt" 9,
12. 13. Neh. 5, 11, ZD""*« aber ,,erst, vorab, zunächst" im Vergleich
zu einer der Zeit nach späteren Handlung oder Begebenheit. Gen. 25,
31. 33. 1 Sam. 2, 16. 9, 27. 1 Reg. 1, 51. 22, 5. 2 Chr. 18, 4. Der
Begriff ;,Tag" ist in beiden Redensarten verschwunden.
*) Ich habe diese ausführliche Erörterung deswegen hier aufge-
nommen, weil ich Anfangs an der Richtigkeit des MT. zweifelte. Vgl.
Matth. 4, 23 ff. 14, 13.
38
Bei LXX fängt mit ö^^^i^ ' wie sie statt n:D:?sn p las, das
Tempus historicum wieder an; dadurch wird zwar der Sub-
jectswechsel vermieden , aber wegen LXX v. 6 ist die Elimi-
nierung der Peninna als handelnder Person verdächtig. —
Die Vokalisation ~"j;^2 niacht im Folgenden t^^3 üirhy fast
nothwendig. Vgl. v. 9 nb^Dw^ MT. DbDi\ LXX, und zu n^3a
2 Reg. 22, 5. Jer. 52, 11.
8. Was Böttcher*) über den Zusatz der LXX hinter njfi
(y,al eluev avTcTj löov syco, y,VQL6' xal eirtev amfi) bemerkt,
erprobt sich zwar an 2 Sam. 9, 6 nicht, aber damit wird die
Entscheidung Thenius' für Aufnahme desselben nicht gerecht-
fertigt. Denn da an eine absichtliche Streichung im MT.
nicht zu denken ist und ein zufälliger Ausfall sich nicht wahr-
scheinlich machen lässt, so liegt es nach vv. 5. 11. 14. 19 —
24 am nächsten, eine Erweiterung in LXX anzunehmen. —
TvTtTEL OB (rj KaQÖlcc oov) geht wohl nicht auf 'Jhl zurück, ob-
wohl Hieronymus wenigstens 37"i'' sprach, sondern auf tjS"»
2 Sam. 24, 10.
9. Mit Recht entscheidet sich Thenius gegen MT. für
LXX, namentHch ist :ji ^3sb Inzr^nm nothwendig statt ''"l^^5
nn-j;', wozu vgl. 2, 15 und Einh S. 25. — nb"d3 gehört
gar nicht hieher, da ja auch das Folgende noch in Silo spielt;
also nb'r'a oder auch nbu;2n.
» ■ :
11. In Betreff der Varianten in den Gottesnamen s. zu
V. 20. — LXX stellt aus den V^orten der Hanna ein regel-
rechtes Nathinäats- und Nasiräatsgelübde her {/.al dwaw av-
Tov ivcüTtiöv oov doTov €wg rj(xeQag d-avarov avxov' xat olvov
xal [A.id^vG(.ia ov TtUrat xal oldrjQog ovyi dvaßijosvai eitl ttjv
7i€<faXrjv avTOv) **). Ihre Neigung, alle Gerechtigkeit erfüllen
zu lassen (v. 21. 23. 24), hat ihr übrigens hier einen Streich
gespielt. Denn die Bestimmung zur Leibeigenschaft am Hei»
ligthum schloss der Natur der Sache nach die Verlobung zum
Nasiräat aus , die Nathinäer hatten die niedrigsten Dienste
zu verrichten, während dagegen die Nasiräer sich von allem
Verunreinigenden streng absonderten. Vielmehr war nach
dem MT. das Gelübde ein freieres, in keine der beiden spä-
teren Gestaltungen hineinzuzwängendes, die vielmehr aus sol-
chen freien Anfängen erst entstanden. — „Und vergissest deine
Magd nicht" fehlt in LXX, möglicherweise als anstössig.
*) Neue exeg. krit. Aehrenl. I. 1863.
**) 8. Num. 3, 9. 18, 6.
39
12. rrrr , lies ''~^-; denn es wird durch nSUJn*' v. 13 auf-
genommen. Ebenso Gen. 27, 33.
13. -2b-by = n2b-bN ist nach 27, 1. Gen. 24, 45 (wo
LXX ebenfalls die hebr. Präpos. mit ev übersetzt, vgl. elg
2rjka)fj, 1, 3) nicht anzufechten.
14. LXX und Thenius lassen durch den (aus 2, 13 ent-
lehnten) Kirchenvogt einschreiten (^bv = zd Ttmödgiov ^HXl)
und beseitigen bei der Aufforderung am Ende des Verses das
mögliche Misverständnis allzu eilfertiger und drastischer Er-
füllung. Vgl. LXX 25, 37.
15. Ueber n="i nxp vgl. mit D-"» rT:;p derLXX s. Thenius.
Ersteres heisst ^starrsinnig."
16. 'E'/.TeTa'Aa = ^'iTi< des Chald. ; zu ergänzen ist nicht
etwa manus meas (Itala), sondern '"^^l. Folglich liegt nur
eine etwas retouchierende Wiedergabe von ^SP"2~ des MT.
vor, entsponnen aus n:" 13?.
18. Es ist nicht zu verkennen und von Thenius mit tref-
fenden Gründen hervorgehoben , dass das Mehr der LXX im
Vergleich zum MT. hier von sachlicher Bedeutung ist. Man
wird entweder den vollen Text der LXX anzunehmen haben:
'/.al elgrjXd^ev eig ro y.aTaXv(.ia. avTrjg *) y,al scpaye uera rov
dvÖQog avrfjg 'Aal ems statt des nackten "DNH: ; oder aber
dieses letztere mit Syr. und mehreren Codd. Kenn, auch strei-
chen müssen, als Spur der Einwirkung der alexandrinischen
auf die paläst. Recension; vgl. 1, 1. 2, 11. Nach dem zu
V. 8 Bemerkten halte ich Letzteres für vorsichtiger. — Die
letzten Worte des Verses haben die Uebersetzungen jede in
ihrer Weise verdeutlicht. „Gesicht" kann auch im Deutschen
einen besondern Ausdruck desselben bedeuten.
20. Die Stellung der Anfangsworte im MT. ist allerdings
sonderbar , weil man der Sache wegen das "n"'"! nicht zum
nächstfolgenden Verb um ziehen darf, sondern erst zu "b^n.
Thenius zieht darum die LXX vor: y.al ovveXaße ymI eyevijd^r]
Tij) y.aiQO) rcüv i^iluqcov /.al exe/ev viov. Indessen wäre die
Umstellung des MT. schier unbegreiflich. Vielleicht wäre
die Einschiebung des *inM zwischen "n'T und "bm zu er-
klären aus der Gewöhnung des Hebräers an die Formel
„sie ward schwanger und gebar" und aus seiner Vorliebe für
*) nh^'vTbn 9, 22. LXX hielt das Lokale n für das Pron. sufi'.
T IT : • -
der dritt. Sing. Fem. Gegen Böttcher-Thenius.
40
Parataxe. Also „Und es geschah im Neuen Jahre, da gebar
Hanna nachdem sie schwanger geworden • — ." Nach Thenius
jedenfalls, welcher D^'"0"'n ns^psnb übersetzt „nach Ablauf der
Schwangerschaftsperiode", würde, da man nach der Empfäng-
nis natürlich die Geburt erwartet , das ^n^i , das sonst auf
etwas Neues nicht selbstverständlich aus dem Vorangegange-
nen Folgendes aufmerksam macht, trotz seiner Stellung nach
*inlm auch in LXX unpassend sein. Aber es heisst nicht,
wie Thenius meint, sondern wie 'r:y^'r\ in^Tirnb „zu Anfang
des Neuen Jahres" , wo das Laubhüttenfest gefeiert wurde
V. 21 ; diese letztere Angabe ist nicht nur nothwendig zum
Verständnis von v. 21, sondern auch an sich wissenswürdi-
ger als die andere , dass zwischen Empfängnis und Ge-
burt Samuels die regelmässige Zeit der Schwangerschaft
lag *).
LXX hat statt '^'\TT' kvqlov d^aot Gaßawd- wie v. 3. 11.
Die im MT. vermiedene Häufung der Gottesnamen steht viel-
leicht in Zusammenhang mit einer Etymologie von bi^VOU;,
als bedeute es = der Name Gottes. Auf b^'^ würde dann
nur in zweiter Linie zur Erklärung des Namens angespielt,
ähnlich wie Josef in Verbindung gebracht wird ausser mit
CjO"' auch mit qON , oder Zebuion sowohl mit "St als auch
mit 'JST. Dagegen geht der MT. wohl von der Erklärung
„der von Gott" neml. Erbetene aus, indem 12J = "i*ir>< galt
und 1^ ='i'2.j wie Gen. 19, 37. LXX. — Für die Behaup-
tung, LXX habe jedenfalls nach bi^TO'OJ in ihrem Texte vor-
gefunden ^'0^?In"l , bleibt Thenius wie gewöhnlich den Beweis
schuldig; vgl. LXX Exod. 18, 4 und meine Bemerkung zu
1 Sam. 25, 34. Dem Hebräer und Araber ist das idhmär
elqaul (Beidh. IL 179, 11) sehr geläufig, dem Griechen
fremd.
21. Die Frömmigkeit der LXX äussert sich in dem Zu-
sätze ytal Ttdaag tag öexdrag rrjg yrjg avrov. Die Erwähnung
der Zehntenabgabe als einer regelmässigen Leistung erwartet
man gleich hinter D''*0^n n37, das ausser gewöhnliche ""iia^tl^^l
darf nicht trennend dazwischen treten.
*) 2, 21 findet sich "in!m falsch eingesetzt. Das könnte auch
hier mit ri^n "inlm geschehen sein; dadurch wird aber an dem Re-
sultat nichts geändert, dass die Stellung der Worte im MT. im Ver-
gleich zu LXX die primäre ist.
41
23. Für "-=-: 1. ^n^T (LXX). — LXX (ro e^eX^ov h zov
GTo/Liavög oov) und Thenius stellen auch hier den bei Gelüb-
den rituellen Ausdruck her, s. Gesenius Thes. S. 615.
V. 24 ff. Der hebräische und griechische Text unter-
scheiden sich inhaltlich dadurch, dass jener die mit dem Ein-
führungsopfer verbundene Darbringung Samuels als selbstän-
digen Akt berichtet, für welchen eigens und*express die Reise
nach Silo unternommen wird , während dieser sie anknüpft
an das jährliche Festopfer. Damit hängt zusammen, dass in
LXX von vornherein Elkana neben Hanna als Hauptperson
an der Handlung Theil nimmt *) , während er im hebr. Text
bis zuletzt nicht erwähnt wdrd und schliesslich 2, 11 nur er-
scheint , um Abschied zu nehmen und zwar hier an einer
Stelle, wo in LXX Hanna statt seiner genannt wird und de-
ren Erwähnung auch ganz unentbehrlich ist ; s. zu v. 28. Da
sich nun schwerlich ein Beweggrund findet für eine im MT.
vorgenommene Ausmerzung des Plus der LXX am Schluss
von V. 24 und dieses ausserdem sehr Aveitschweifiger und
schleppender Natur ist , so wird es anzusehen sein als ent-
standen aus der durch v. 21 — 23 veranlassten Meinung, als
sei Samuels Darstellung mit der jährlichen Festwallfahrt zu-
sammengetroffen. (LXX V. 24 „sie zog mit Elkana hinauf
mit einem Einweihungsopfer für Samuel; in Silo angelangt
brachte Elkana zunächst das regelmässige Festopfer dem
Herrn dar, dann folgte die Opferung des Stieres für Samuels
Darstellung"). Vgl. zu v. 28.
24. Für n-:;b':; nnr 1. zi^x^ ^s (LXX, Thenius). LXX
fügt den übrigen Opfergaben y,al ccQTOig hinzu nach Exod. 29,
23 f. Lev. 8, 31 und fabriciert aus dem gewöhnlichen ^^Cp
das gesetzmässigere tibo. — Ueber n:^: "i>':n". xal xo Ttai-
Sagiov fj.£T avTüiv vgl. zu v. 25.
25. rjnx^-i sc. D^-jn'Cn. — Im Folgenden lies Nir.T
nrsn— =N nach LXX und füge hinter ^b" die Worte n:'3n-
n)3^ hinzu, die sich fälschlich vom Schlüsse dieses Verses an
den Schluss des vorigen verirrt haben und dort obendrein im
MT. verdorben sind.
*) Schon das /uer^ avTov zu Anfang von v. 24 wird man von Elkana
zu verstehen haben, wenn der folgende Satz xcd rb naiö. /ust^ avTÜJV
Sinn haben soll. LXX las n"2" nblTi statt n*>2y n'bvtl. Mit dieser
Aussprache hängt das Fehlen des zum Sinne nothwendigen "Pb)2J ' D
zusammen.
42
26. Meta oov ist als Duplette zu streichen und statt iv
riT) der ER. zu lesen ev xomc^ mit AI.
28. Cap. 2, IIa. Für tvt\^ dessen Tempus und Bedeu-
tung unpassend sind, muss man mit LXX lesen "'n und das
folgende N^n verdoppeln. In den letzten Worten v. 28. 2,
IIa. stehen sich MT. und LXX folgendermassen gegenüber.
Zwischen fiin"> "»D^b und n'n"'b glaubte man auch
V. 19 die Wahl zu haben , die einzige zufällige Variante
findet sich im ersten Worte. Wichtiger aber als die Ent-
scheidung hierüber ist die Frage , ob Elkana oder Hanna
das ursprüngliche Subject des Satzes seien. Im hebr. Texte
ist es schon dem Syrer sonderbar vorgekommen, dass, nach-
dem vorher überall nur von Hanna die Rede war (seit v. 24),
statt ihrer jetzt plötzlich ein bislang nicht anwesender Er
von uns scheidet, der sich in der Folge zu Elkana entpuppt.
Wenn also statt dessen LXX in der That uns den Abschied
der Hanna berichtet, so wird dies um so mehr das Ursprüng-
liche sein, als sie kein Interesse hatte, dem Elkana hier den
Antheil an der Handlung zu verkümmern, den sie ihm v. 24
so weitläuftig erworben hatte *). Ueber die Einsetzung des
Subjects im MT. 2, 11 s. die Einl. S. 22 f.; die Wahl dieses
bestimmten Explicitums, des Elkana, scheint eine Spur der
Einwirkung des Textes der LXX auf den MT. zu sein —
vgl. V. 18.
II.
Das Lied der Hanna hat den Zusammenhang der Erzäh-
lung im MT. und LXX an verschiedenen Stellen gesprengt;
der gleichen Erscheinung begegnen wir Jos. 8, 30 — 35 bei ei-
ner erweislichen Interpolation. Auch wird dasselbe in den
beiden Textrecensionen nicht mit den gleichen Worten ein-
geführt.
1. yby eoT£Q€0jd^7] , ähnlich Syr. Chald. Vgl. den Syr.
zu Prov. 11, 16. 28, 12. Darnach ist eine Variante X'^^
unwahrscheinlich. — ^nbisrn LXX statt mn^3 2« ist der Ab-
wechslung wegen vorzuziehen. — ^3 vor dem vierten den drei
*) Hiedurch wird meine Beurtheilung der LXX v. 24 bei Wege
lang bestätigt.
43
vorangegangenen vollständig coordinierten Glieds ist unver-
ständlich; statt dessen liest LXX 'Z , es hinter 2-;- auslas-
send. So wird zugleich die ermüdende Gleichförmigkeit im
Satzbau vermieden. Im MT. verdarb '^ in "^ und musste
dann des Sinnes wegen anderswo wieder eingesetzt werden.
2. "^ 20 fehlt in LXX , dafür fängt bei ihr das erste
Glied des Verses mit ^^ an. — Indem in ER. ayiog als Prä-
dicat zu ot'x Igtl tiItjv aot ergänzt wird, erklärt sich dieses
Zurückgreifen auf das erste Versglied mit Ueberspringung
des näher liegenden, dem ebensogut öUaiog hätte entnommen
werden können, nur aus der Ordnung der Sätze b und c, wie
sie im MT. besteht. Die Ordnung c b in ER. ist also nichts
ursprüngliches, es ist aber die Frage, ob überhaupt ovy, eoTtv
ayiog ftkr^v oov zum echten Bestände der LXX gehört. —
1^:: LXX pi? "?
3. Schwerlich sind r~Z2 -rn; richtig als einfache Fe-
minina Sing, punktiert , in welchem Falle die Lebhaftigkeit
der Wiederholung wenig Sinn hätte, wie auch LXX nebst den
übrigen Uebersetzungen meint, welche den einfachen Plural
setzen. Es werden Maskulinformen mit dem n der Richtung
sein ; die eigenen Worte der Uebermüthigen werden ange-
führt: „Hoch hinaus, hoch hinaus!" — Im Folgenden las
LXX t^'bb'J (2 Reg. 12, 11) pr\ b.si in einem Sinne, der
den des Qeri *) nur deutlicher ausdrückt — das avTOv bei
iTtLTrjöevjLiaza kommt auf Rechnung der Uebersetzer, die sich
vielleicht durch Ezech. 18, 25 irre leiten Hessen.
5. ^H?MZTCüd^rjoav für ""-Ü;: führt auf T"iCnw oder viel-
leicht auch ""Cn , da das Nifal sonst nicht vorkommt. Aber
die schwierigere Lesart des MT. wird durch den Parallelis-
mus gestützt: „Satte haben sich ums Brot üerc/e'«^^ und Hung-
rige feiern.'' — Das 'V des MT. und ^:: der LXX haben
beide den Sinn „ja, sogar"; warum dieser unpassend gefun-
den wird , ist mir nicht klar. — 'hin ist von den Ueber-
setzungen sehr verschieden gedeutet und ergänzt; in TtaQijzav
yrjv scheint der Akkusativ auf demselben Wege entstanden,
wie 1, 16 extendi manus meas der Itala aus dem einfachen
e'ÄTizctAa.
8. Das letzte Glied überlüllt den Vers, liegt dem Zusam-
menhange nicht nahe und fehlt mit Recht in LXX.
*) Ochlah W ocblah , herausgeg. von S. Frensdorflf. Hannover
1864. S. 98. Nro. 105.
44
9. LXX : öiöovg svxV^ '^^'l £vxo/Li€V(p Kai evXoyrjaev Ett]
dr/,aiov, ort ovy. iv löyvi xtX. — Es sieht aus, als ob dieser Text
den Psalm der im Alter mit Kindern noch gesegneten Hanna als
Danklied für die Erfüllung ihrer Bitte mundgerechter machen
wollte. Denn worüber Gott hier nach dem Zusammenhange
des Liedes gepriesen wird, das ist sein Ueberschwänglichthun
über alles Bitten, nicht sein öidovai evxrjv toj sv^of-iivo); sein
Erheben des Verachteten auf den Fürsten stuhl , nicht sein
ev'koyeiv ezr] dtxalov.
10. Wenn man das eingesprengte -avQLog ayiog und den
Zusatz aus Jer. 9, 23 f. in LXX ER. AI. abrechnet, so un-
terscheiden sich die Recensionen nur wenig, tirr für "änn'^
ist vorzuziehen; 1^3? dagegen ist passender als rhy ^ weil es
den Zweck des Donnerns angiebt. „Er setzt seinen Feind
(Sing.) in Schrecken, über ihm donnert er im Himmel."
13. Fasst man mit Hieron. die Worte C2^5nSn üE'M"i
G"n— nj<'o*) alsAkk. zu i:^"^ Nb v. 12, so erscheint das Beneh-
men der Priester als OEM ^5b, umgekehrt als üEiT'O bei der
mass. Construction. Für letztere spricht, wie es scheint, die
Sache. Das gewiss nie überhaupt angefochtene Recht der
Priester auf einen Antheil am Opferfleisch wird v. 13 f. in
einer Weise ausgeübt , welche durch das Waltenlassen des
Zufalls zu sehr die Interessen der Parteien vereinigt, um das
Gepräge der Willkür Einzelner zu tragen. Auch wird v. 15 f.
die Forderung von gekochtem Fleische als herkömmlich der
von rohem entgegengesetzt, aber selbst die letztere stösst auf
keinen besonderen Widerspruch der Opfernden; als das Un-
leidliche wird vielmehr nur hervorgehoben, dass die Priester
ihren Antheil eher einzogen, als sie Gotte den seinigen darge-
bracht hatten. Die Sache selbst scheint also zu fordern, dass
V. 13 f. angegeben werde, was in dem fraglichen Punkte zu
jener Zeit Recht und Brauch der Priester gewesen sei ; nicht,
in welcher Weise die Söhne Eli's selbige ausser Acht gesetzt
haben. Aber dann spottet zunächst ^^ v. 15 jeglicher Er-
klärung. Denn da dieses Gleichartiges steigert, so kann v.
13 f. nicht dem v. 15 f. wie Recht dem Unrecht entgegenge-
setzt sein, sondern beides gilt als Ueberschreitung der Befug-
nis, nur das eine in höherem Masse als das andere. Ferner
liegen auch in v. 13 f. selbst Andeutungen, welche darauf
führen , dass daselbst nur von einem Verfahren speziell der
Söhne Eli's, nicht von einem allgemeinen Privileg des prie-
*) so ist zu lesen, mit den Uebersetzungen und Exod. 29, 28.
45
sterlichen Standes die Rede ist — nemlich der „Knabe des
Priesters", der doch wohl der gleiche ist mit dem v. 15 f. er-
wähnten, und der Schlusssatz in v. 14. Man wird also doch
nicht umhin können, auch schon v. 13 f. als Beweis der den
Söhnen Eli's v. 12 abgesprochenen Kenntnis Jahwe's und in
dieser Hinsicht als coordiniert dem v. lö f. zu betrachten.
Die mass. Abtheilung ist dem Streben entsprungen , das als
Recht der Priester darzustellen, was hier als Willkür gilt*).
Im Folgenden lese ich mit LXX : z^'^rx nzb^ ;b7Ü"
und vermeide so die Unebenheiten sowohl der Grammatik als
des Sinnes, welche sich bei der mass. Lesart ergeben. Denn
während noch 14, 5 uneigentlicher Zahn als Masculinum ge-
braucht wird , ist die Femininform des Zahlworts im MT.
und die auffallende Beiordnung der drei Zähne zu der Gabel
statt der Unterordnung nur veranlasst durch die im Sinne
nicht begründete Determinierung von -3-t"0.~ , welche allerdings
weder einen Genitiv noch eine indeterminierte Apposition zu
letzterem Worte erlaubte.
14. Schreibe mit Thenius ]n::n "h (LXX) statt ^2 "dh (MT.).
15. np" ist besser als nj'^^N der LXX — herrisch wird der
Diener erst v. 16 — ; und ix tov leßrjzog steht in demselben
Verhältnisse zu "" iiHN "3 wie etwa "r'j ""nf^" 1, 9 zu
'Aal /MzeoTr] svcottlov '/.vqlov. Man las die Buchstaben nicht
mehr und rieth auf Selbstverständliches.
16. ""CN"" ist als Impf. cons. nicht richtig punctiert: es
könnte Jussiv sein. — Böttcher's Einwand gegen üZVD (erst,
zuvor Gen. 25, 31. 1 Reg. 22, 5), es Hesse ein folgendes "in5<"
erwarten , trifft viel stärker das von ihm vorgezogene pn!D
der LXX , denn die Relation von xzi^li auf den folgen-
den Satz ist auch ohne ""imN" klar, während die Ergän-
zung 71QWT0V in LXX, womit nie CZ"^ übersetzt wird, hin-
reichend beweist, dass pn^ eben das, worauf es hier ankommt,
nemlich das Zeitverhältnis zwischen den beiden Sätzen ""i^ISp"'
und np , unausgedrückt lässt. — "i":' = 5^'"5 Ochlah Nro. 106.
17. Nach 3, 13 wird man hier als Subject zu "^i?^- die
Priester anzusehen haben , wie das auch von vornherein am
nächsten liegt. Da der MT. auch 3, 13 ändert (vgl. 2, 13),
nicht aber der griech. Text, so ist. es weniger wahrscheinlich,
*) Auf die historische Wichtigkeil unserer Stelle brauche ich wohl
nicht aufmerksam zu machen.
46
dass dieser S^:'^•^l:2^i hier ausgelassen , als dass jener es ein-
geschoben hat.
20. Dil/'', LXX ausdrucksvoller öbir""', woraus nach ei-
nem häufigen Buchstabenübergange *) erst Q''iD'' , dann Czb''
ward. Umgekehrt 2 Sam. 20, 19. — bi^'ä sprich als Paul,
nach 1, 28. Für das Finitum des Qal ist die Bedeutung des
Hifil unerweislich und unwahrscheinhch. Das Mascuhnum
erklärt sich daraus, dass dem Schriftsteller unter dem ab-
stracten rT5i<'j; das damit gemeinte Concretum männlichen
Geschlechts vorschwebte. — Im Weiteren ergiebt die Combi-
nierung der Varianten beider Recensionen als ursprüngliche
Lesart ro-p'ob '7bn. Der MT. fasste das Verb pluralisch als
3bn, die LXX fasste es singularisch und ergänzte UJ^Nn,
si Einl. S. 19 f. 22 f.
21. -ipD ^3, LXX richtig "P^-'i, vgl. 4, 7 denselben Fall.
Böttcher will ohne Bezeugung Ti^" vor "'S einschieben, aber
die Heimsuchung Jahwe's ist hier nicht ein untergeordnetes,
nur zur näheren Bestimmung von ^nn" (auf welches "'n^"
hinweisen würde) dienendes Moment, sondern die Hauptsache
selber. — Im Folgenden ist 'nnSni ungereimt und ""^ "bim
der LXX im Rechte.
22. Ganz unzweifelhaft ist es keineswegs, dass der Schluss-
satz des Verses als für die Priester gar zu unanständig von
LXX ausgelassen sei : allerlei Gründe sprechen dafür , dass
er nicht ursprünglich. Die Vergehen, die sonst den Söhnen
Eli's vorgeworfen werden, sind durchaus anderer Natur, Prie-
sterarroganz und selbstsüchtiges Ausbeuten ihrer heiligen Stel-
lung — das Buhlen mit den Tempelweibern reimt sich schlecht
mit der offenbar fürstlichen Stellung dieser Priester, Ferner
ist nur hier von einem Ohel Moed, sonst stets c. 1. c. 3 von
dem Hekal in Silo die Rede ; die ganze Stelle , später als
Exod. 38, 8, ist wohl ein Versuch, etwa der Pharisäer, dem
Priesteradel eins anzuhängen. Der den Sadducäern freund-
liche Josephus, der übrigens die LXX vor sich hat, hat doch
diesen Skandal (aus dem Urtext?) nicht vergessen.
23. Wenn ^=2^V^ I=::d''-i3-— Jiw^ in LXX fehlt, so ist an
eine absichtliche Kürzung um so weniger zu denken, als ein
Motiv zur Einsetzung dieser Worte im MT. sich leicht fin-
den lässt. Wenn ferner die LXX ^'^^ cz:^ liest für rh^ QJ'n,
♦) Einl. S. 15. Anm.
47
so ist zwar für n"r:" in der späteren Zeit häufig STibi«? sub-
stituiert, das Umgekehrte aber ist nicht geschehen. Es folgt,
dass ^'rr hier richtig und r;^^< durch uZn-J^ hieraus ent-
standen ist.
24. Der echte Text der LXX fangt in ER. erst mit ^1}
TtoulTe ovTtoq an — was davor steht, ist eine dem MT. con-
forme Duplette. l3""j2 3?'!2 von Ewald richtig erklärt (= in
Umlauf setzen, verbreiten), bedarf keiner Verbesserung.
25. Der dem v.al jtQogev^ovzai vrceQ avrov rcgog y.vqlov zu
Grunde liegende Text ist einfach 5< "b-r"! oder vielleicht
i< ""JN "b ■,"-'-£■; vgl. 14, 45; wäre aber auch die vermeint-
liche Herstellung des Originals der LXX bei Thenius erweis-
bar , so würde dadurch ein recht schlechter Sinn erzielt :
„Wenn ein Mensch gegen einen Menschen sündigt , so kann
man für ihn zu Gott beten; sündigt er aber gegen den Herrn,
wer kann für ihn beten!" Denn weshalb kann nicht in bei-
den Fällen für den Sünder gebetet werden? sollte man doch
meinen , eine Fürbitte bei Gott wäre vielmehr nur in dem
Falle angebracht, dass die Sünde gegen ihn sich richtet, er
also durch ihre Vergebung nur sein eigenes Recht aufgiebt,
ohne einem Anderen dadurch zu nahe zu treten, denn sonst
wäre die Nachsicht gegen den Einen Ungerechtigkeit gegen
den Andern: justus damnatur, cum solvitur reus (lob 7,
20 f. ^, 51, 6). Ausserdem aber fordert das betonte "- am
Anfange des zweiten Hauptsatzes einen gleichartigen — das
heisst hier: das Subject enthaltenden — Gegensatz im ersten
— wie ein solches vom MT. in CZTibN dargeboten wird.
Schliesslich, dass a^rb^i^ und "in"' hier für nichts und wie-
der nichts wechseln, ist schwer zu glauben — an der Behaup-
tung, ersteres Wort für Obrigkeit zu nehmen, sei unstatthaft,
ist nur so viel wahr, dass es allerdings nicht grade die Obrig-
keit in unserem polizeilichen Sinne, sondern das Gericht be-
zeichnet.
Der Sinn ist *) : Für die Bereinigung gewöhnlicher Kla-
gen ist ein b-^-i da, nemlich Elohim; ist aber Jahwe die
klagende Partei, so kann Elohim nicht v^E'a sein. Da die
Priester faktisch Richter sind, so heisst dies mit Weglassung
der auf dem Spiel mit Jahwe und Elohim beruhenden Pointe :
des Priesters Sünde gegen Gott kann nicht vor dem Forum
*) Ew. II. S. 581.
48
des Priesters beigelegt werden, sondern verfällt der unmittel-
baren göttlichen Rache.
Da übrigens D''^"7^^ in dem hier gebrauchten Sinne ge-
wöhnlich als Plural construiert wird, so spricht man am be-
sten ^b"S.
27. nbJiDr. Bei Hitzig's Auffassung des von LXX nicht aus-
gedrückten n (Tüb. Theol. Jahrbb. 1843 S. 291f.) stört ^^^bJD.
Das Hineinspielen der ruhigen Versicherung raubt dem Inf.
abs. den Character der aufgeregten und zornigen Frage, wel-
chen er alleinstehend haben würde. — Zufälliger Ausfall von
ü^i^V (LXX) nach D""iTO war allerdings möglich, nothwen-
dig ist aber die Annahme desselben nicht; denn siehe 6, 18
D^non n-ij'onb D-'n-rb^ ^n:? 14, 2 und LXX 17, 8 n-'nqy
T :
28. Elg ßQüJöiv am Schluss ist eine höchst matte Er-
klärung.
29. S. zu V. 32. Der Syr. hat den MT. vor sich gehabt,
aber X^y und 'j"^^ verwechselt (]"^^ = 11^^ seit der Wüste
her) und aDfi^"'"i3n abgeleitet von n"i3 = wählen. — ^'O^^b.
Man könnte leicht "'/O:' ändern, aber das b erscheint auch in
''3Sb der LXX.
' 31. S. z. V. 33.
32. Der Vers giebt eine Wirkung an , welche die Erfül-
lung der Drohung v. 31 auf Eli ausüben werde; das gedrohte
Ereignis würde darnach also in jedem Falle zu Eli's Lebzei-
ten noch eintreten. Hierauf fussend kommt man unvermeid-
lich zu totalem Misverständnisse der ganzen Weissagung.
Ein Ereignis aus der Zeit Eli's, auf welches die Weissagung
V. 31 einigermassen passt, ist nur die unglückliche Schlacht
gegen die Philister mit ihren Folgen c. 4; #a nun aber die
Geschehnisse v. 33 und das correlate v. 35 in dem v. 31 ge-
meinten begründet und wenigstens ihren Anfängen nach die-
sem gleichzeitig sind, so wird man genöthigt, v. 33 von einem
dem Schlage c. 4 Entronnenen aus priesterlichem Geschlechte
zu verstehen , v. 35 aber von Samuel. Abgesehen nun aber
von 1 Reg. 2, 27 ist diese durch das Verhältnis von v. 32 zu
v. 31 allerdings nothwendig gemachte Deutung der Weissa-
gung auch aus inneren Gründen schier unmöglich. Vor allen
Dingen wird v. 34 das , was hiernach das gedrohte Ereignis
selbst sein müsste, vielmehr mit ausdrückhchen Worten als
blosses t^"^i desselben bezeichnet — wenn aber das Erleben
dieses Zeichens dem Eli den Tod brachte, wie ist es möglich,
49
dass er die Erfüllung der dadurch zu bewahrheitenden eigent-
lichen Weissagung v. 31 erlebe? Ausserdem stimmt nicht
eine einzige von allen Tbatsachen und Begebenheiten , in de-
nen Thenius von v. 32 ausgebend die Erfüllung der Weissa-
gung suchen muss, zu dem Wortlaute derselben. V. 31 (vgl.
V. 33) ist eine so gut wie vollständige Ausrottung der Priester
überhaupt*) angekündigt; das Unglück c. 4 hatte aber nahe-
zu fünfundachtzig von ihnen übrig gelassen, keineswegs bloss
den Ahitub, auf dessen Fund sich Thenius ordentlich etwas
zu Gute thut, obwohl ausserdem das 3"'~n"'5T "2":7~ii^^ mV-Db
V^rsrTN V. 33 auf einen Mann nicht passt, der ganz plötz-
lich ums Leben kam , dessen Sohn aber noch geraume Zeit
lang die höchste priesterliche Stellung einnahm. Endlich wie
hat sich für Samuel, wenn er v. 35 gemeint ist, die Weissa-
gung eines ]'-i<j t^"3 (natürlich eines Ji^n^ das als Priester-
geschlecht ]'2N; war: zu diesem Verständnis zwingt der Ge-
gensatz) und wie die andere erfüllt: „er (oder es) wird vor
meinem Gesalbten wandeln alle Zeit"? Würde Letzteres etwa
von dem Verhältnisse Samuels zu Saul ausgesagt werden
können , würde überhaupt nur der Ausdruck ^"^zb '^bnnn
*n^ w^ von Samuel , dem Königsmacher , gebraucht werden
können ?
Aus alle dem geht hervor, dass die erste Hälfte von v.
32, sowie sie in MT. lautet, unrichtig ist. Sie ist zu tilgen,
denn erstens ist sie eingeschlossen zwischen zwei identischen ,
beide gleichmässig zu v. 31 gehörenden Glossen (s. zu v. 33),
und zweitens mangelt sie der LXX. Nach dem was LXX v.
29 liest, ist es das wahrscheinlichste, dass v. 32a eigenthch
= V. 29a ist. Wir gewinnen somit das Recht, auch v. 32a
zur Vergleichung und eventuellen Emendierung von v. 29 zu
verwenden. Leider gehngt es mir nicht, dieses Recht prac-
tisch zu verwerthen , obwohl es klar ist, dass der MT. v. 29
verbesserungsbedürftig ist **).
*) nicht bloss des "'bj T\'>'2 , sondern auch des "'b^J ■'35^ tT'la ,
mit dessen Sturze das Haus gestürzt ist , dem Gott alle Feuerungen
Israels gegeben hat. Schwerlich ist aber aus v. 28 zu beweisen , dass
mit dem Yaterhause Eli's der ganze Stamm Levi gemeint sei ; nur so
viel steht fest, dass es das ganze Priestergeschlecht umfasst, welchem
die Verheissungen in Egypten gegeben sind und dass zwischen den
Linien Eleasars und Ithamars durchaus kein Unterschied gemacht wird.
**) Z. B. der Numerus '',i::'afl , ferner uZ51S''niinb , wofür man
das Reflexiv oder CID^SS flN erwartet.
50
Die Deutung 1 Reg. 2, 27 ist richtig. Während das Zei-
chen des V. 31 ge weissagten Ereignisses 1 Sam. 4 ist, ist die-
ses Ereignis selbst 1 Sam. 22; der v. 33 gemeinte Uebrigge-
bliebene ist Ebjathar, der im Alter von Salomo abgesetzt
wurde und in der Priesterstadt Anathoth sein Leben fristen
musste. Der Begründer eines nicht dem "hv "'la^^ tT'ia ent-
sprossenen dauernden Priestergeschlechtes v. 35 ist Sadok,
der vielleicht schon von Saul an die Stelle des Ahia gesetzt
wurde. Die Chronik widerspricht nicht bloss dieser, sondern
jeder Deutung der Weissagung. Denn diese sagt deutlich,
dass Gott an die Stelle des priesterlichen Geschlechtes, dem
Eli entstammt, nicht bloss einen andern Zweig des selben Ge-
schlechts, sondern, da die Aufrechterhaltung der Gerechtigkeit
ihm höher stehe als die seiner Privilegien (Hos. 4, 8), seinem
eigenen Worte zu Trotz ein anderes Geschlecht setzen werde.
Wie sollte die Einsetzung des älteren Zweiges der Linie der
Verheissung widersprechen? Es wird offenJDar vorausgesetzt,
dass weiter kein Erbe derselben existierte als eben das Ge-
schlecht Eli's. Von einem Wechsel des Hauses Ithamar und
Eleazar weiss das ganze Alte Testament und speciell unsere
Stelle nichts, und selbst die Chronik introduciert ihn nur ganz
schüchtern durch die Hinterthür *).
33. Von V. 33 b, wie er in MT. lautet, sind zweierlei Auf-
fassungen denkbar. Er besagt entweder, dass fast sämmt-
liche erwachsene Männer des Hauses Eli auf Einen Schlag
sterben würden — oder dass in alle Ewigkeit die Abkömm-
linge des Hohenpriesters in der Blüthe der Jahre weggerafft
werden würden, ohne das Greisenalter zu erreichen. Dieses
letztere Verständnis wird nothwendig gemacht durch W^'wrT'b'Zi
V. 32 , widerspricht aber direct der Forderung , dass v. 33b
und V. 33 a als Regel und Ausnahme sich gleichartig seien.
Denn wenn v. 33 a gesagt wird „jeden will ich nicht ausrot-
ten von meinem Altar" und wenn v. 36 von Uebriggebliebe-
nen die Rede ist, so sind das nicht Einschränkungen zu der
Behauptung eines durch alle Zeit sich forterstreckenden vor-
zeitigen Sterbens der Erwachsenen, eines nach dem anderen,
etwa an der Schwindsucht — dabei kann ja das Geschlecht
sich ganz gut erhalten — , sondern zu der Behauptung einer
*) Aus meiner Erörterung folgt, dass entweder Ahitub der Vater
Sadok's ein anderer war als der Grossvater Ebjathars und Enkel Eli's,
oder dass 2 Sam. 8, 17 bedeutende und nicht unabsichtliche Verstel-
lungen stattgefunden. — „Söhne Eli's" ward übrigens später ein Schimpf-
wort fast appellativer Bedeutung, s. Geiger Urschrift S. 111, auch die
Anm.
51
nur einmaligen jedoch allgemeinen Strages des ganzen prie-
sterlichen Geschlechts. Also ist erstens das mass. D^u;:>5 v.
33 b nicht am Platze , sondern dafür mit LXX zu lesen
□^■:;:wS n-nz; ferner aber sind ^n-33 ]pT nrn'a v. 31 und
a"/C*n~7D "^I^'nn l^p' "■'"■'■"Nb v. 32 zwei Varianten der
seihen (LXX hat sie nur einmal und zwar zu v. 31) alten
Glosse *) , welche vielleicht entstand aus der Deutung von
V. 31 auf Hofni und Pinehas.
Dass LXX mit "j^" und Vri2 für l^rr und T^TES Recht
habe, erhellt aus meinen Bemerkungen zu v. 32.
111.
1. JL(xoTeXXovoa scheint y]B vorauszusetzen, welches
durch 2 Chr. 31, 5 empfohlen wird. Nach 1"'^ konnte ein
i ebenso leicht zugesetzt werden als ausfallen.
2. Für den Sinn „zu jener Zeit", welchen Ninn Dr3
kraft seiner Rückbeziehung auf v. 1 hier haben muss **), steht
*) Die Verdoppelung im MT. erklärt sich durch das Eindringen
von V. 32 a zwischen v. 31 und v. 32 b. Dadurch ward die Bestimmung
von V. 32 b vereitelt und ein Substitut trat ein.
**) Die sprachlich unmögliche Uebersetzung Thenius' „zu der Zeit
WO"' passt auch nicht zum Sinne. Denn die Angaben v. 2 f. dienen
nicht zur Bestimmung eines besonderen Zeitmoments , eines einzelnen
Tages, sondern sie setzen täglich wiederkehrende Umstände auseinander
zum Verständnisse eines einmal in sie fallenden Ereignisses. Man kann
nicht übersetzen „als Eli schlief" oder gar „an dem Tage, wo er schlief",
sondern ^^wührend E. schlief." Von "'bi^T v. 2 an bis zum Schlüsse des
dritten Verses ist Alles Zustandsbeschreibung zu TT'T v- 2 oder logisch
zu S^^np"»"! V. 4. Dem ersten Blicke ist es allerdings nicht klar, wiefern
alle diese Notizen zur Beleuchtung der Situation dienen, in welche die
folgende Geschichte fällt. Unmittelbar verstehen sich als hergehörig
die Angaben, dass Eli und Samuel geschlafen haben, ebenso auch die
Genauigkeit in der Bestimmung des Schlafortes des letzteren ; denn der
Umstand, dass Samuel bei der Bundeslade schläft, steht in naher Be-
ziehung zu der ihm zu Theil werdenden Erscheinung dessen , der ob
den Cheruben thront; vgl. auch Gen. 28, 11 ff. die unbeabsichtigte In-
kubation, welche an unserer Stelle durch die Accentuation nicht fort-
geschafft werden kann (Strabo S. 761 am Anf.). Der Sinn aber der
Zeitbestimmung ,,die Leuchte Gottes war noch nicht erloschen", sofern
sie mit Recht auf den frühesten Morgen gedeutet wird , erklärt sich
vielleicht aus Tertull. de anima 48 : Certiora et colatiora somniari affir-
mant sub extimis noctibus quasi jam emergente animarum vigore pro-
dacto sopore. Am meisten Schwierigkeit macht die Nachricht von Eli's
schon beginnender Blindheit in dieser Parenthese; darf man sie zugleich
52
in Dicht prophetischer Rede gewöhnlich der Plural, aber es
ist unnöthig anzunehmen, dass, wenn einige Versionen hier
wirklich den Plural ausdrücken, dies mehr sei als eine richtig
deutende Uebersetzung. — Ein Participium oder Adjectiv nach
"hTin ist nothwe7idig , der Infinitiv ohne b trotz Böttcher ge-
gen die Grammatik. Die Lesart und Vokalisation des MT.
ist darum jedenfalls die richtige.
3. ^ETtiö'/.evao&rjvai (= l3"'L:n) mit Umgehung des Er-
löschens erklärt sich aus Jos. Antiq. III. 8, 3 r>Tovg /uiv tqsTq
(von den sieben Xvyvoi des heil. Leuchters) Itzl ttj leqa Xvxvla
q)syysLv eösi tcZ» ^£^ nara Ttäoav ^/usQav. Vgl. Petavius
animadvv. ad Epiph. haer. LXVL 704d , bei Dindorf V.
S. 210*).
4. Wenn im Hebr. berichtet wird, einer habe den ande-
ren gerufen, so ist es namentlich wo zum ersten Male davon
die Eede ist , ungewöhnlich , den Angerufenen sogleich als
Vokativ hinter das Verb des Rufens zu stellen, bevor man
ihn als Obj'ect desselben eingeführt hat. So begreift sich "bi^
bi^rö-^ des MT. als Aenderung von bi<r/2':i bt^Tazi der LXX.
6. Etwas anderes als Vokativ kann b^^V/O'^J lo nicht sein,
einmaliger Vokativ aber wäre dem Stil des himmlischen Ru-
fens zuwider. Gen. 22, 11. 46, 2. Exod. 3, 4. Also richtig
LXX : ^afxovi]}. 2aiiiovr]X , während sie unrichtig die beiden
folgenden Worte überspringt. Td öbvteqov hinter "'b" hat
keinen Werth. Thenius meint freilich, willkürliche Hinzufü-
gung sei wegen ln*il'"'birn v. 8 nicht wahrscheinlich, aber der
Spiess Hesse sich auch umdrehen. Und wodurch sollte die
Auslassung veranlasst sein?
7. Die Möglichkeit 3'""' als Perf. zu vokalisieren , wird
hier, wie Böttcher mit Recht behauptet, durch nbJi'' ausge-
schlossen. Vgl. übrigens zu Ew. §. 337 c meine Bemerkung
zu 2 Sam. 3, 10. „Credere fas non est — bemerkt Houbigant**)
über die Antwort Samuels — Samuelem praetermisisse id ver-
bum quo uno significare poterat se jam nosse eum qui se
vocaret esse ipsum 7^''n'>, Propterea non omittunt „Domine"
Vulg. Syr. et Arabs, seu id legunt seu judicant esse legen-
dum." Was die Vulgata betrifft, so liest der Amiatinus das
Domine nicht; wie leicht es aber der Syrer mit dem Hinzu-
symboliscli verstehen, so erklärt sie, warum nicht ihm das „Gesicht"
hat zu Theil werden können. — Vgl. Exod. 33, 11.
*) Ich verdanke die Citate Vercellone.
*♦) Biblia hebr. cum notis criticis. Vol. IL Paris 1753.
53
setzen des entsprechenden Wortes nahm , ersieht sich aus
V. 17. 18. Hinzukommt, dass LXX umgekehrt auch v. 9 das
^".7]"^ auslässt. Conformierende Aengstlichkeit ist an sich
nicht Sache des ursprünglichen Verfassers *) , hier aber ent-
spricht das Verschweigen des Namens von Seiten Samuels d
Scheu, welche es auch v. 17 vermeidet, Jahwe offen als Sub^
ject des *2" zu nennen.
11 f. Dass Tcc QrjjiiaTa f.wv für das unbestimmte n:3": in
Rücksicht auf c. 2 und 3, 12 entstanden ist, liegt auf der
Hand. 3, 12 ist übrigens selbst dem Zusammenhange unse-
res Capitels ursprünglich fremd: die Weissagungen 2, 27 — 36
und c. 3 nehmen keine Beziehung auf einander, sondern ge-
hen neben einander her.
13. -^1'' "i-N "i'JZ, kann nur der Grammatik zum Trotz
übersetzt werden „um der Sünde willen, dass er wusste", die
sprachlich erlaubte Fassung „um der Sünde willen, welche er
wusste" ist aus anderen Gründen unmöglich. Man hat also
wohl das nur in LXX *'^) begreifliche "" zu beurtheilen nach
Einl. S. 27 und es demgemäss zu streichen; denn 3?""' Ta;t<
wird durch die Relation des folgenden 23 r^r\'D i^b" geschützt.
— lieber □^-'-i<5 a^bbp'o (LXX) als die richtige Lesart s.
Geiger a. a. 0. S. 271.
14. "j^b" hat die LXX als "1^ Nb" {-/.al ovö^ ovzcog) noch
zum vorigen Verse gezogen. Gen. 4, 15.
15. In MT. ist -ip=2 op'ij^i (LXX) hinter npnn — rj über-
sprungen.
17. ")":Tt<z "f^ (ER. für l^b^^) ist kein Hebräisch, es durfte
nur ""ITNZ alleine stehen , nicht noch "" davor. Denn für
unser „ich sage es dir ins Ohr" sagt der Hebräer „ich sage
es in dein Ohr", nicht aber „^^V in dein Ohr." Ebenso „ich
gebe deinen Lohn" für „^eV Lohn" Exod. 2, 9; =3i<-'n2 'd->
für j^voMs est propheta" Num. 12, 6; ^iH^Slti rrnT Nb für
„nicht dir wird der Ruhm gehören" Jud. 4, 9, vgl. noch
Exod. 3, 21. lob 6, 10. Es ist daher ool und iv To7g aoL
aov Duplette (Thenius).
18. Nach "^/2^<■'■ findet Thenius das Explicitum nöthig,
warum nicht auch 2, 16 oder 4, 18 bei Subjectswechsel? Und
♦) Ganz richtige Grundsätze werden darüber ausgesprochen Ha-
mas. 51, 27 f.
**) -PDS yyn statt ri-^—n-irt^ lira.
54
wie erst würde er mit dergleichen Emendationen etwa im
Qoran zu thun bekommen! Vgl. Einl. S. 22 f.
20 f. Nachdem LXX ER. den MT. bis bw^rouj-bi^ v. 21
wörtlich wiedergegeben , kehrt sie zu einem inhaltlich dem
V:. 20 entsprechenden , dem Wortlaute nach verschiedenen
Satze zurück, von dem schon Thenius geurtheilt hat, er sei
ein Seitenstück zu v. 20. Offenbar aber enthält grade er den
echten Text der LXX, nicht nur wegen seiner Verschieden-
heit vom MT. , sondern auch deshalb, weil sich an ihn das
Folgende anschliesst. Also ist Kai syvcoaav v. 20 bis Ttgog
2a(.wvr]l v. 21 zu streichen.
Die Frage nun, welcher von den beiden Texten der bes-
sere sei , der eben festgestellte der LXX (xal eTtLOtevd^rj 2.
Tov 7tQ0(p^Tr]g yeveöd^ai tcü kvqIoj elg Tvdvra L ait aKQcov rrjg
yrjg xal stog axgcov, kccI ^HXl itqeoßvTrjg GcpoSga %al ol vlol
avTOv 7tOQ£v6(.i£VOL BTtOQevovTO Tcal ftovrjQcc Yj odog avTwv evcü-
TtLOv KVQLOv) odcr der massorethische (v. 20. 21 und 4, 1 a)
ist nicht einfach zu entscheiden. Im MT. macht die Bemer-
kung V. 21b einen äusserst parenthetischen Eindruck und ver-
steht sich eigentlich nur für einen , der schon 7, 17 gelesen
hat, als vorbeugendes Palliativ gegen einen Irrthum, den der
ursprüngliche Verfasser an dieser Stelle nicht als möglich
voraussetzen konnte. Die Erklärung des nb;jD ferner durch
mn"' "1313 beugt anthropomorphischem Misverständnisse vor
und hat etwas Posthumes: der im Flusse schreibende ur-
sprüngliche Autor würde das Suffix statt des Genitivs gewählt
haben. Andrerseits zieht in LXX das dft^ d-agcov t. y. y,al
€iog aKQcov den kürzeren, wenn es mehr als Paraphrase ist;
und dass der Herr auch fernerhin dem S. in Schilo erschie-
nen , kann kaum jemand anders als der erste Vf. erzählen,
während was LXX an Stelle dieser Nachricht bieten, deutlich
Stroh ist welches die Lücke stopft; vgl. zu 2, 15. Also wird
man am besten thun , sich an den MT. zu halten mit Aus-
scheidung jedoch von v. 21b, an dessen Stelle 4, la ein-
zutreten hat.
IV.
1. Das Mehr der LXX vor t^^''l (ytal iyevrjd-r] iv ratg
^{Liigatg ezelvaig y,al owad^goi^ovrai aXXocpvXoL etcI laga^X elg
7t6le(.wv) ist hier schwer zu entbehren, weil sonst das folgende
nj^npb in der Luft steht, nicht, weil ein Angriffskrieg nur
der Philister am Platze sei (Thenius). Im Gegentheil könnte
man nach v. 9 eher den Israeliten Veranlassung zur Initiative
55
zutrauen. Aus der Lage des Kriegsschauplatzes in der Nähe
von Silo (V. 13. 16) und Mispa (7, 12), wohl in der Ebene
Saron (vgl. „Afek in Saron" Jos. 12, 18) *) lässt sich nichts
darüber schliessen. — Für ]3i<^M lies p^^.
2. 'i2J-jn LXX e'yihvev.
3. n"""' in"'"iD i< T^v '/.ißcoTov tov d-eov i^fxwv. Ebenso
fehlt auch v. 4 (zwei Mal) und v. 5 der LXX das n"'ia , und
zwar mit Recht nach dem ständigen Sprachgebrauch der Bb.
Samuelis (3, 3. c. 4—7. c. 14. 2 Sam. 6. c. 15 mit alleiniger
Ausnahme von v. 24). Offenbar ist in MT. der Sprachge-
brauch verbessert, welcher Gott in zu nahe Berührung mit
der Lade bringt; aber nur an den ersten vier Stellen, in de-
nen das Heiligthum hier erwähnt wird, hat der Emendator
ausgehalten. Vgl. LXX. 5, 4. 6, 3. 18. — Kai e^eld^hio ix
ineaov rij^adv der ER. ist eine alberne Spielerei.
4. C3 am Anfange des zweiten Versgliedes ist nach LXX
zu streichen , weil hier erzählt werden soll , dass die beiden
Priester mit der Lade ins Lager kamen, nicht dass sie in
Silo waren. Schuld an der Einsetzung trägt 1, 3.
7. Hinter a"^b^^ ist Dnbx (LXX) nothwendig, denn die
Philister können das Lager Israels nicht schlechthin „das
Lager" nennen. Dagegen ist D^'Mbb^n nbN für das unbe-
stimmte DTi^^^ falsche Wucherung, und ebenso falsch ist die
Auslassung des echt hebräischen "l"l'0^5■^^ in LXX, letztere of-
fenbar in der Absicht geschehen , dass man nicht die Spre-
cher von i^ i<z und die von b ^'^ für verschiedene halte.
Oval rj(.uv ist zu streichen , die LXX las e^eXov i^i-iag ycvQie
oi]/n€QOv. Von dieser Lesart verdient nur OTqi.ieQov Beachtung,
denn ■'"^^ ist offenbar richtiger als "»dtn und "i:'^ als ^^'^^n.
8. Das "ini'os des MT. am Schluss des Verses ist nicht
zu verstehen, auch nicht wenn man mit LXX ein „und" da-
vor setzt. Böttcher curiert den Text nach seiner Art **); da
aber dabei vom Patienten nicht viel übrig bleibt, so ziehe ich
vor zu lesen "^^l?^ „und mit der Pest."
*) Dort ist nach LXX zu lesen y''^'^b pSN Tjb'a und Knobeis
König von Lassaron zu depossedieren.
**) „Das ''0:3^ verräth, dass dahinter mit Uebergang vom Part, ins
Fin. ursprüngl. noch ein gesteigerter Machtbeweis in kurzem Satze ge-
folgt ist, nach Deut. 11, 4 etwa "ir!"35<n verschlungen vom nachfol-
genden "ipf/inn, oder -^Dl ""a^< ausgef. per Homöotel. mit ■i;3"'^^1."
56
12. 'J'''a"'5:3'"'ir''N heisst nur „der Mann von Benjamin",
entweder ein einzelner bekannter Num. 25, 8 oder gewöhnlich
der gesammte. Da aber hier Determination nicht am Platze
ist, so schreibe man -»r^a-^Dla = •'r/2-' (LXX).
13. Der MT. nsro yr] nr> ist in seiner jetzigen Vokalisa-
tion an sich unverständlich , da mit dem artikellosen l'i"!
nichts anzufangen ist und entspricht vor Allem der Forde-
rung des Zusammenhanges mit v. 18 nicht, wonach hier ein
Thor erwähnt sein müsste. Der Text der LXX 1:^12; n i^b
^'^'\7\ nEü^ genügt allen Anforderungen (Nah. 2, 2). Auch
würde sich daraus die Entstehung des MT. wohl erklären
lassen; es Hesse sich nemlich annehmen, dass man ^"ii ver-
setzte , um demgemäss gegen den Zusammenhang ^^^"^^i^^ le-
sen *) und so den anscheinenden Widerspruch mit 3, \. 4, 15
beseitigen zu können, und dass man dadurch '^T^rs verdrängte.
Sieht man von LXX ab, so würde dem MT. am leichtesten
durch blosse Einsetzung von "^T^rs hinter im geholfen
werden.
14 ff. In ER. ist v. 14. 15 a Duplette zu v. 15 b. 16 a. Dem-
gemäss entspricht dem hebräischen Texte von v. 14 bis "»DiX
V. 16 folgender griechische: {Y,al dvsßorjasv ^ TtoXig)'**) y,al
ecTtev ""Hh zdlg avÖQccGi zolg 7taQ€OTrjy.6atv avTco- Tlg tj
q)covrj Tov rjxov tovtov; ytal 6 dvrjg öTtevöag tiqootJX^s Ttqbg
""Hh y.al eiTtev ^Eyco — . Mit anderen Worten : der LXX fehlt
V. 15 ***). Da derselbe inhaltlich wichtig ist, so beruht das
wohl auf einem — aber sehr alten — Versehen.
16. Dass Nachricht aus der Schlacht Ursache des Lärmen
sei, setzt der Bote als dem Eli bewusst voraus und sagt nun,
da ja die Nachricht durch einen Boten gebracht sein musste:
*) Dies ist jedenfalls die vom Ketib beabsichtigte Aussprache.
Auch Ew. II. 582 nimmt am Spähen Anstoss, aber v. 15 ist recht wohl
damit vereinbar.
**) Man könnte vermuthen, dass die in ER. nächstfolgenden Worte
xal T]xova€v ^Hlc r. ip. r. ßorjg auch noch neutrales Gebiet wären : indes
würde man dann nicht 7/A^ nach eiTiev wiederholt finden und auch ßorjs
vgl. mit ?j/oi; spricht dagegen.
***) Wollte man ihn in ihr Textgefüge einsetzen, so könnte das nur
zwischen tovtov und xal d dvrJQ geschehen, an einer ganz anderen Stel-
le, als wo er in MT. steht; und diese Verschiedenheit der Stellung
würde sich nach 2, 1 nur so erklären , dass v. 15 nicht von jeher un-
serem Zusammenhange integriert hat: was eine sehr gefährliche An-
nahme wäre.
57
ich bin der Bote. So rechtfertigt sich der Artikel beim Prä-
dikat, den auch LXX vorfand.
17. ^:e"7, LXX "tt-o,
18. "■' ""3 ist in dem selben Masse zu viel wie "" v. 13
zu wenig; ausserdem ist eine hier passende Bedeutung von
""3 nicht belegbar. Es wird einfach "'4 zu lesen sein; in
"■' ":"2 ist der Fehler neben der Correctur stehen geblieben,
weil man nicht gerne streichen w^ollte. — Die Differenz der
20 Amtsjahre Eli's in LXX gegen ihrer 40 in MT. wird auf
der Verschiedenheit der chronologischen Ansätze beruhen,
denen LXX und MT. folgten. Der Grund, welchen Thenius
gegen die kleinere Zahl anführt , Eli sei wohl nicht erst im
78. Jahre Richter geworden *), ist durch meine Bemerkungen
zu V. 14 ff. hinfällig geworden.
19. Zu erweisen , dass die alten Uebersetzungen für
npbn~"5N hier gelesen haben npb: ''^j dürfte Thenius schwer
werden ; der Syr. vielmehr und Hier, haben so gut wie Luther
einfach den MT. übersetzt und ebenso auch wohl LXX. Denn
eine ganz wörtliche Uebertragung dieses Wechsels zwischen
Infinitiv und Finitum in fremde Sprachen ist kaum möglich.
Uebrigens ergiebt sich aus der Vergleichung von v. 21 mit
v. 22 und von v. 22 MT. mit v. 22 LXX, dass man nach Be-
lieben mit np'"5r;~':?>5 und npba "'D wechselte; Einl. S. 25. —
Statt £y,?Mva£ lies or/.)MG£; ist dies wirklich auch Lesart des
Symm., so stammt sie bei ihm aus der LXX.
21 f. Wenn LXX hier niziri-i2 \^ statt "133 ''N las, so
erscheint 14, 3 auch bei ihnen ^I(oxaßr]ö, und die nicht etwa
erst aus MT. später in LXX eingedrungene Erklärung v. 22,
die freilich LXX wohl kaum als solche auffasst , passt nur
auf letzteren Namen. — V. 22 im Verhältnis zu v. 21b ist
eine ähnliche nur anders veranlasste Erscheinung im hebr.
Original, wie in der griech. Uebersetzung die dort viel häu-
figeren Dupletten. „Es sollte durch v. 22 der Gedanke abge-
wehrt werden, als habe die Sterbende das "0 "■33 nb;, wie
v. 21 besagt, auch auf den Tod der lasterhaften Söhne Eli's
bezogen" (Thenius). Wenn übrigens LXX v. 21 die Worte
b5<"iiL""0 "3 "j "i'oxb nicht liest, so hängt das mit ihrem
Jn"i3ri"i3 ''^^ zusammen.
*) Sonderbar ist es, dass, obgleich der Syr. dem MT. in den 40
Jahren folgt, er v. 15 von den 98 doch noch 20 abzieht. Das wäre viel
begreiflicher, wenn er v. 18 wie LXX läse.
58
V.
2. Man könnte, was von v. 2 mit v. 1 gleichlautet, fort-
lassen und ]1J" ii"'^ unmittelbar an n"7"i"i^>i anschliessen.
Aber das ist die Art hebräischer Erzählung : um eine einzige
neue Bestimmung nachzubringen, wird eine eben erst gethane
Aussage in vollem Umfange wiederholt; hier vielleicht mit
dem Nebenzweck, zu verhüten, dass man sich das Bringen ins
Haus Dagons als unmittelbar mit dem Bringen nach Asdod
zusammenfallend denke. S. 17, 49.
3. Wenn v. 4 verschwiegen werden kann, wozu die von
Asdod sich früh aufmachten, als nach dem Vorangegangenen
selbstverständlich, so liegt in unserem Vers die Sache anders,
und man hat wohl mit LXX vor tm^tv^ einzusetzen fi"'^ ■|^5a''^
"j'j", Worte, deren Ausfall sich durch darüber stehende ähn-
liche einigermassen erklärt; aber auch das folgende 1&<"i''1
der LXX wird man am besten mit in den Kauf nehmen, um
Einer Recension ganz zu folgen. — Für "■'5£b hier und v. 4
fordert der Sprachgebrauch "S— b:^ (LXX) oder Tti'^ ; b
entstand durch bi*. aus b^. Die übrigen Abweichungen der
LXX und des MT. erklären sich aus Einl. S. 2 1 f. So bedeu-
tet das einfache ("ipSla) "i^^D'i;^l der LXX hier und v. 4 eben-
soviel wie nin'on "'!2:''l des MT.; so liegt das n::-iN, welches
LXX weder hier noch v. 4 ausdrückt, implicite schon in blDi
beschlossen , und „sie richteten ihn auf und stellten ihn"
(LXX) ist nur etwas anschaulicher als „sie nahmen ihn und
brachten ihn wieder." — An den Schluss von v. 3 ist in die
ER. eine ursprünglich zu v. 6 bestimmte wörtliche Ueber-
setzung des massor. Textes von v. 6 gerathen.
4. LXX: !i2n- njijisa ^''CPl:iy:j^^ "»^d ^^?'i^ frischer als die
entsprechende Lesart des MT. — Für 'j!n5"on""b5^ — '^t\t^
findet sich in ER. eine doppelte Uebersetzung , deren zweite
die werthlose Variante TVSTzrcoyiOTeg für irnim^ liefert. — Der
letzte Satz ist im Hebr. unverständlich; die Verss. aber ha-
ben, wie sich aus der Vergleichung etwa des Hieron. mit dem
Chald.*) ergiebt, das Sinnnothwendige ergänzt, mit Ausnahme
der LXX, welche in diesem Falle nicht das seltene Qccxcg ge-
braucht haben würde. Indes hat auch der LXX kein ande-
*) porro Dagon truncus solus remanserat in loco suo , "JlUb
59
rer hebr. Text vorgelegen ; Qccyjg ist aus pH gerathen , wie
ÖQeTtavov 13, 21 aus "im", vgl. Einl. S. 10 f. Dem Verderbnis
wäre spielend abzuhelfen durch Streichung des Schlussnun in
X^i , welches aus dem Anfangsnun des folgenden Wortes sich
anschweissen konnte: „nur sein Fisch war an ihm geblieben."
Allerdings müsste man dann annehmen, dass Dagon mit Fisch-
leibe dargestellt wurde; aber eben die Leichtigkeit der vorge-
schlagenen Aenderung, die kaum Aenderung genannt zu wer-
den verdient , bestätigt diese Annahme , wie auch der Um-
stand, dass beim Dagon, nachdem Kopf und Hände fort sind,
nur noch Eins übrig bleibt, als hätte er weder Füsse noch
Beine gehabt. Anders Ew. IL S. 586.
5. Die Notiz am Schlüsse des Verses in LXX {otl vTteQ-
ßaivovveg vTTeqßaivovot) beruht zwar sonder Zweifel auf ge-
schichtlicher Ueberlieferung , aber das genügt nicht , sie für
ursprüngliches Gut zu erklären. Wie wäre denn ihr Ausfall
im MT. begreiflich zu machen?
6. Nach Schleussner *) (unttr eTxdyo), vavg) hat LXX
unseren hebr. Text vollständig vor sich gehabt bis auf das
gleichgiltige n"b"3:J"~S^N"i "n"ir>^""nN. Nemlich ohne Zweifel
las sie c^"03* als jesimem und übersetzte nach Exod. 15, 26.
Ezech. 39, 21 irtriyayev at'roTg **). Verwickelter aber wird
die Zurückführung der beiden Texte auf eine gemeinsame
Grundlage in dem Folgenden. Zunächst muss der genuine
Text der LXX aus einer Unzahl von Varianten herausgespürt
werden , denn mit ER. und AI. ist nicht auszukommen.
Schleusner stellt ihn wie es scheint also her: '/.al e^rjtaoev
avTOvg €lg rag vavg; das soll heissen „er suchte sie heim an
ihren Gesässen." Aber für vavg ist die Bedeutung eöga, wel-
che einige Schollen angeben, nur gerathen (dagegen Itala:
in navibus eorum), und i^evaosv — so schreiben die beiden
Schollen , denen die Lesung verdankt wird — trägt noch die
Spur der Entstehung aus i^e^eoev an sich. So viel ich sehe,
lässt sich nur zwischen zwei Varianten schwanken 1) xal
e^i^eaev aizovg slg zag vavg und 2) y,al i^ißqaaev avTOvg elg
*) Lexicon in LXX et reliquos interpretes Graecos ac scriptores
apocryphos V. T. 5 Bde. Leipz. 1820. 1821.^
**) nicht falscher als 2, 24 rov /ht] öovXbvhv Xccov O^fco^ Num. 12,
6 ^«2' y^vr]TCii 7TQ0(fr}TJ]g viuülv y.vqCoh Viele Handschriften ergänzen zu
Inriyayov den Akk. [xvag. Damit würde aber dem folgenden xcu /x^aov
xtX. vorgegriffen und deshalb verbessern wieder andere die Mäuse in
Fliegen. Der Werth beider Ergänzungen geht schon daraus hervor;
ausserdem aber wäre ja dann von der Hauptsache, der Pest, gar nicht
die Rede.
60
Tccg vai;g. Letztere wird freilich so von keiner Handschrift
geboten, sondern ist von mir erschlossen aus der vielfach be-
zeugten Kai e^ißgaaav elg rag vavg avTcov. Diese ist nemlich
deutlich akkommodiert der bei allen ihren Zeugen vorhergehen-
den, S. 59 Anm. 2 beurtheilten Lesart y.al ejtijyayev avxdlg f.ivag.
Aber das Wort e^eßqao, selbst ist nicht erst behuf Akkom-
modation statt i^ei^eo. gewählt, denn letzteres passt zum Sub-
ject /iiveg sogar viel besser als ersteres. Folglich gewinnen
wir als die von dem Akkommodator vorausgesetzte Lesart die
unter 2) aufgestellte. Nun bleibt die Frage, ob 1) oder 2)
vorzuziehen sei. Nro. 2 giebt einen Sinn: „und er machte
sie fliehen*) (durch sein eTcdyeiv amdlg) in die Schiffe";
Nro. 1 giebt keinen. Das spräche nicht unbedingt dagegen,
falls sich von Nro. 1 aus ein hebräischer Text gewinnen Hesse,
welcher seinerseits verständlich wäre. Das ist indessen nicht
der Fall; „in die Schiffe" passt auch nicht zu irgend einer
hebr. Uebersetzung von e^iteoa. Nro. 2 dagegen lautet he-
bräisch: Q"'tbN^ **) anb nnla^i. Diese hebräische Lesart
selbst aber setzt eine ältere voraus, nemlich Qnb n"i5''i ***)
C3''bE3' und letztere der des MT. äquivalent, hat sich zum
Theil erhalten in e^ei;eG£v, Exod. 9, 9. 2 Makk. 9, 9. — lie-
ber den von Thenius recipierten Anhang der LXX Y,al fxeoov
rfig ywqag avrrjg dvacpviqoav /.weg vgl. zu 6, 4. Hieronymus
hat ihn nicht, s. Vercellone a. a. 0.
8. LXX und Hier, ziehen ti^ als Subj. zu °'T52^^''■| und
erstere ergänzt das dem ^0"' auf diese Weise entzogene noth-
wendige Wohin? durch Ttgog rj(.Lag. Wie falsch diese Abthei-
lung sei, ergiebt sich daraus, dass Gittäer in der Mehrzahl
gar nicht an der Versammlung Theil nehmen , sondern nur
der Fürst von Gath. — Wenn die Erwähnung von Gath im
letzten Satze wirklich noth wendig wäre (vgl. v. 9a), so würde
man am leichtesten mit fiJ ^"3^1 statt J^^^ l!3ö^i helfen.
9. Hinter Kai iTtdra^e tovg dvdqag Trjg 7t. vor Kai ertoirj-
aav ol Fed-. eavzolg eÖQag verräth der mittlere Satz Kai
eTtdra^ev airovg elg rag eöqag avTwv, dem wir schon einmal
V. 3 als Eindringling begegneten, deutlich seinen apokryphen
*) l^ißqtf-d^v ist nemlich Uebersetzung von rT'lian (Einl. S. 10 f.),
dessen Sinn dem griechischen gleichklingenden Worte ebenso unterge-
legt würde, wie in andern Fällen umgekehrt hebräischem Homonym der
Sinn des griechischen. Trommius, concord. Gr. vers. LXX, unter d.W.
**) vgl. t^I^. Zu Gnb als Akk. vgl. zu 22, 7.
***) = 3 Sg. Impf. Hif. od. 3 PI. Impf. Qal.
61
Ursprung (aus v. 6. MT.). Der LXX hat kein anderer liebr.
Text vorgelegen als uns; ""iin'JJ"' übersetzen sie möglichst ge-
nerell, das J»»s mit j^ii (kTColrjGav) , aus Vorsicht, weil sie
es nicht verstanden *). — • Zu wie viel Thorheiten unser Vers
Anlass gab, ersieht sich aus der Vergleichung der verschiede-
nen griech. Handschriften, der Itala und der Vulgata. Aus
der Itala sind die Worte „inieruntque Getthaei consilium et
fecerunt sibi sedes pelliceas" in die Vulgata eingedrungen (s.
Vercellone a. a. 0.), mit geistreicher und edelmüthiger Ver-
besserung der sedes aureae (nach c. 6) in pelliceae (vgl. die
magnae foveae der Itala 10, 2).
10. Askalon und Ekron werden wie hier auch 7, 14 in LXX
vertauscht. Das Fehlen der Worte „und es geschah als die
Lade Gottes nach Ekron kam" in verschiedenen hebr. griech.
u. latein. Handschrr. ist vielleicht in Zusammenhang zu brin-
gen mit dem Schluss von v. 11 in LXX: wg eloriXd^e 'Acßcozög
d-eov loQ. ey.el. Singularis — bemerkt Verc. — est nota
quam circa hanc quaestiouem habet cod. N. ; nam auctor non
modo provocat ad veteres latinos, sed etiam ad antiquiores
quos contulerat Codices hebraeos. „Quod interponitur sie
Cumque venisset aj'ca Domini i?t Accaron non habent libri
correcti. Antiquiores autem hebraeos et latinos Codices vidi
tantum in margine habere, ünde pro non habito reputo.
Require Jos. 19 (v. 48)."
11. Dass der Text der LXX**) gegen den mass. hier
nicht in Betracht kommt, zeigt besonders ni^D, welches als
Prädikat nur zu ""' passt. Unleserliches ""' veranlasste in
LXX falsche Satzabtheilung und diese wiederum die übrigen
Differenzen. Zog man nemlich "^^'^ ni^D zu m^'h'D, so
wurde fiTsa unbequem , denn hinter „tödtlich" kommt „sehr
schwer" post festum; für die letzten Worte des Verses aber,
denen das Prädikat genommen war, ergänzte man als solches
aus — "*i^ und nach v. 10 leicht N2S und setzte dieses an die
Stelle jenes undeutlichen "\ Weiter verwandelte man den
anstössigen Ausdruck „nachdem Gott dahin gekommen war"
in den angemessenem „nachdem die Lade Gottes — ."
*) nach allgemeiner Praxis, bes. des Syr. Chald.
**) oxL lyivr^^r] avy^vOLg Iv uli^ r^ nöXu ßa^ua atfo^Qu, wj eigrjX&t
xißüiTog O^tov laq. IxsT.
62
VI.
1 . LXX fängt an : Tial e^e^eosv iy y^ avtiov (nvagj s. dar-
über zu V. 4.
2. crnj«^ hinter Q^'nbtr"^ wird von LXX dargeboten, denn
sie würde nicht zu dem Finitum e^afiooTsllers noch vinsTg
hinzugesetzt haben, auf dem gar kein Nachdruck liegt, hätte
sie es nicht in ihrem hebr. Texte vorgefunden.
3. Das Gewicht der Gründe, welche Thenius gegen 2?"n2l
des MT. vorbringt, vermag ich nicht anzuerkennen. Las statt
dessen die LXX "iS?!? so sollte auch im Berichte von Wirk-
lichkeit die Ursache ("IS^d) zunächst und dann die Wirkung
('l^iS■l!n) an die Reihe kommen. Ferner erhält der letzte Satz
bei der durch xal e^LXaG&rjGezai v/luv veranlassten Abthei-
lung der LXX ein reichlich biederes Gepräge *) und hinkt
lahm hinter dem Ganzen her.
4. Während in MT. v. 5 im Umfange mit v. 4 sich deckt
und nur die Meinung desselben genauer und gleichsam tech-
nischer auseinandersetzt, ist in LXX v. 4 ausschliesslich von
den Schwären und zwar wie im MT. von fünfen, und v. 5
ausschliesslich von Mäusen und zwar von unbestimmt vielen
die Rede, und beide Verse zusammengesetzt ergeben erst den
Umfang Eines hebräischen **). Nach Thenius nun beweist
V. 18, wo die Zahl der goldenen Mäuse übereinstimmend als
der Zahl der sämmtlichen philist. Ortschaften entsprechend
angegeben wird, für den Text der LXX, gegen den massore-
thischen. Damit möchte der wahre Sachverhalt genau auf
den Kopf gestellt sein. Abgesehen davon , dass die Angabe
V. 18 an sich höchst unglaublich ist, reimt sie sich auch nicht
mit V. 8 und v. 15 ; denn wie konnte diese Tausende von
Mäusen das Argaz an der Seite der Bundeslade fassen? Und
dem Principe, auf welchem die ganze Berechnungsweise von
v. 18 ***) beruht, widerspricht die Schlussbemerkung in v. 4.
Dieselbe kann nemlich nichts anderes begründen sollen , als
die Fünfzahl der Weihgeschenke. Obgleich nur drei Bezirke
*) „Wie sollte denn nicht seine Hand von euch ablassen!" The-
nius.
**) {nivTE €^Qccg ^qvaäg) ort nrcdcf/ua ^v vfxTv xal roTg aQ/ovaiv
vfidSv xai rw Xao) xal fxvg ^Qvaovg oixoCbJfia [töjv ^vüv vfxdiv xtX.).
***) „Die Pest mochte fast nur in den volkreichen Städten geherrscht,
der Mäusefrass aber über das ganze Land sich erstreckt haben, daher
nur fünf goldene Beulen, aber zahlreiche goldene Mäuse." Thenius
zu V. 18.
63
nach c. 5 betheiligt waren an der Schuld , so soll doch die
Sühne von allen fünfen getragen werden, weil die Strafe
(nr;)^") unterschiedslos das ganze Volk getroffen habe *).
Wenn nun die Fünfzahl ausdrücklich gewählt wird, weil sie
Philistäa als Ganzes repräsentiert, so genügte sie so gut für
die Mäuse als für die Schwären, und die Triftigkeit des Grun-
des "i^" nr;^ "»d würde gradezu zerstört , wenn er bloss für
die Fünfzahl der letzteren ziehen sollte. Da nun also der
Widerspruch des v. 18 gegen anderweite unverdächtige Anga-
ben des Cap. auch in LXX keineswegs hinwegfällt, so ist zu-
gleich deutlich, dass v. 4. 5, wie sie in ihr lauten, corrigiert
sind **). Im Verlauf der weiteren Untersuchung wird sich
ergeben, dass wir hier nur Eine der zahlreichen Aenderungen
eines Redactors von c. 5. 6 vor uns haben, die alle aus der
selben Wurzel stammen und von denen sich auch in MT. ein-
zelne Spuren erhalten haben. Vgl. das unmittelbar Folgende,
dann die Bemerkungen zu v. 11. 15. 18.
Hier, wo die Bilder der Mäuse im MT. scheinbar so un-
vorbereitet denen der Schwären an die Seite treten , ist der
Ort, den Werth jener Anhänge in LXX (nic£t auch in Hie-
ron.) zu 5, 6. 6, 1 vielleicht auch 5, 9 zu beurtheilen, welche
das zweite Weihgeschenk motivieren durch einen verheeren-
den Mäusefrass , der den Feldern Philistäa's so verderblich
ward, wie den Menschen die Seuche. Ich bin so verstockt,
zu behaupten, dieser Werth sei null. Jene Bemerkungen alle
erklären sich ihrerseits kinderleicht als Einsetzungen eines
*) Demnach liest LXX mit Unrecht „für euch alle, sowohl für die
Fürsten als für das Volk" ; denn es kommt nur an auf das Gemein-
same zwischen den einen drei Fünftheilen des Landes mit den übrigen
zwei. Am passendsten wäre ,,für alle" alleine, und es ist möglich, dass
C2D''3"lDbl ein Rest der falschen Erklärung sei, die sich in LXX noch
ganz findet. In diesem Falle konnte man CZ^Db beibehalten, zumal
T
da auch in CJHUjbD "'jIO "ISO^ nicht die zweite Person ange-
wandt ist.
**) Mit einfacher Streichung des nMÜ 2^ in v. 4 kam man nicht
aus , sondern die Bemerkung ' "iJ"; "'S v. 4 , die bloss auf die Fünfzahl
passt , zwang zur Eliminierung der vorhergehenden Erwähnung der
Mäuse überhaupt. Man hätte nun allerdings , nachdem man v. 4 „und
fünf goldene Mäuse" ausgelassen , weiter v. 5 bloss T lI2D'''^2]? "'^b^
streichen können; da dann aber unklar geblieben wäre, woraus die
Mäusebilder gemacht werden sollten und was mit ihnen anzufangen
war, 80 musste man sich zu einer etwas weitergehenden Modificierung
des Textes entschliessen, die übrigens auch nur unnütze Wiederholun-
gen preiszugeben schien.
64
Kritikers, der ebenso überlegte wie Thenius zu 5, 6 , und tra-
gen zudem jede an ihrem Orte den Character des angeleim-
ten Nachtrages; dagegen lässt sich ein erdenklicher Grund,
der den gleichmässigen Ausfall derselben im MT. verschuldet
hätte, nicht auftreiben. Trotzdem würde man allerdings den
griech. Text herzustellen haben , wenn ausschliesslich dieser
ein Verständnis zuliesse; aber dass dem nicht so sei, hat zu-
erst Hitzig nachgewiesen *). „Die Maus nemlich ist Bild der
Pestbeule" , beide Arten des Ascham haben ursprünglich die
selbe Bedeutung (Gen. 41, 25) und beziehen sich auf die glei-
che Plage. — ^ Uebrigens steht die LXX nicht allein in dem
Misverständnisse , welches bei ihr die Zusätze c. 5. 6, 1 ver-
anlasst hat, sondern es tritt auch im MT. auf; denn 6, 18
vgl. V. 17 wird auch hier offenbar die Plage geschieden in
Pest, welche nur die Hauptstädte getroffen und in Mäusefrass,
welcher das ganze Land verderbt habe. V. 18 ist dann sei-
nerseits wieder eine Quelle verschiedener Irrthümer geworden,
s. oben zu v. 4 und zu v. 11. 15.
5. Der Ausdruck „Bilder eurer Mäuse, die das Land ver-
derben" diente Vohl auch dazu, das eben besprochene Mis-
verständnis zu unterstützen , braucht aber weiter nichts zu
besagen als: Bilder von wirklichen eigentlichen Mäusen, so
wie ihr sie auf euren Feldern habt.
7. !Avev tcüv TeKvcov ist Uebersetzung von i<b liTN.
'^y =n^by; Tibv vor r=:n^b:^ war im Texte der LXX aus"-
gefallen.
IL Wenn der Grieche den Vers mit ^mn ^'il2^y>'^i^i^
beschliesst, so ist aus ihm nur zu verstehen, dass das Argaz
die goldenen Mäuse nicht mit enthalten habe. In diesen Wi-
derspruch gegen v. 8 hat ihn wiederum v. 1 8 verwickelt, nem-
lich die auf der dortigen Angabe fussende Ueberlegung, dass
einige tausend Mäuse doch wohl nicht in dem Argaz Platz
gefunden haben würden. Aber MT. bietet hier ebensowenig
das Echte. Zunächst ist er zweideutig; cod. AI. z. B. hat
ihn so verstanden , dass weder die goldenen Mäuse noch die
Bilder der Beulen in das Argaz gelegt werden sollten, und hat
demgemäss die unbequeme Aussage des v. 8 frank und frei
in ihr Gegentheil verändert {xal ov ^TJosTe), vgl. Einl. S. 26 f.
Weiter fallen die tZD-i^nü im Ketib nicht nur an sich auf,
sondern sie werden noch auffallender durch ihre Stellung erst
*) Urgeschiclite der Philister S. 201. Gesch. d. V. Isr. S. 125. Um
der Sache willen bemerke ich, dass ich in der Deutung der Mäuse un-
abhängig mit Hitzig zusammengetroffen bin.
65
hinter den Mäusen, da sonst überall die umgekehrte Reihen-
folge inne gehalten wird. Also ist vielmehr der hebr. Text
eine fernere Glossierung des glossierten griechischen; v. 11
ist nur bis TJ5-;5<ir; echt und nach Streichung des Restes an
V. 10 anzuschliessen.
13. r-N-b, LXX TN-pb Jud. 19, 3.
14. Da das Stehenbleiben des Wagens von Wichtigkeit ist
und zu erwähnen war, so ist der Text '/ml eorrjoav sxel Tcaq
avTr^ Xid-ov /ueyav zu verwerfen.
15. Nachdem schon das Holz des Wagens zum Opfer ver-
brannt ist, kommen erst die Leviten im Plusquamperfektum,
heben die Lade ah und ordnen neue Opfer an. Der Vers
macht den Eindruck des Nachtrages, aber so leicht sich im
Allgemeinen ein Nachtrag solcher Art als Glosse erklärt, so
wäre doch v. 14 der grosse Stein nicht erwähnt, wenn nichts
von ihm zu erzählen war. Auch ist unser Vers, da die gol-
denen Geräthe hier wie v. 8 im Argaz erscheinen (LXX cha-
rakteristisch Ire avTrjg für "2), älter als v. 18 und LXX v.
4 f. V. 11.
17. V. 18 a, nach allem bisher Erörterten zu streichen,
zieht auch seinen nichtssagenden Vorgänger mit in den Ab-
grund.
18b. Nach dem Zusammenhang und LXX ist zu lesen
rb"-;- )2Nr T^T, vgl. Jes. 30, 8. „Bis auf diesen Tag"
fehlt der LXX auch Jos. 5, 9.
19. Gegen die Integrität des MT. nach seiner ersten Hälfte
erhebt Thenius vor Allem ein sachliches Bedenken. Der an-
gegebene Grund der Niederlage, das Erblicken oder auch An-
sehen der Lade , sei unbegreiflich , da dasselbe hier unver-
meidlich gewesen und die v. 13 vorausgegangene Notiz „sie
freuten sich die Lade zu sehen" mit dem vorgeblichen Glau-
ben, dass der Anblick der Lade den Tod bringe, unvereinbar
sei. Hiegegen bemerke ich Folgendes. Die Leute von Beth-
semes, wenn sie sich freuten, die Lade zu sehen, konnten
allerdings nicht den Glauben haben , ihr Anblick bringe den
Tod. Aber was lässt sich daraus auf unsern Erzähler schlies-
sen? Ist es etwa ein Widerspruch, zu berichten „die von
Bethsemes freuten sich die Lade Gottes zu sehen *)" und
dann ihren Tod darauf zu schieben, T'rp i<n "N"i "»D? Un-
vermeidlich ferner war es wohl , die Lade zu erblicken , aber
nicht, sie sich zu besehen, wovon hier allein die Rede ist;
*) übrigens ist r"N"b v. 13 die unwahrscheinlichere Lesart.
5
66
denn wenn !ii<"i in eigentlicher Bedeutung ein sichtbares Ob-
ject durch 2 regiert, so heisst es nicht „erblicken" (als Lei-
den), sondern „sich etwas besehen, betrachten" (als Hand-
lung); vgl. die Beispiele bei Gesenius Thes. unter 2). Von
Gewicht ist daher nur das , was Thenius zu Anfang gegen
den MT. vorbringt, man sehe nicht ein, warum hinter J" T*"
wiederholt sei ü'J'n ']■'". Das heisst, man sieht recht wohl
ein, dass die Rekapitulation nöthig ist, um die Worte „sie-
benzig Mann u. s. w." vor falscher Verbindung zu schützen.
Aber dem ursprünglichen Vf. ist allerdings eine solche Schreib-
weise nicht zuzumuthen, er würde einfach das Object vor den
Causalsatz gestellt haben. Statt des ersten T'l bietet nun
die LXX ytal ovk rjo^eviöav ol vlol ^Ie%ovLOv = ^pj i^bi )
^n^DD^ ^j3 und statt a3?3 bietet sie üna. Hiebei fallen
T ; T : •• : VT
nicht nur alle stilistischen Bedenken weg, sondern die Lesart
wird auch durch ihre Originalität aufs entschiedenste beglau-
bigt. — Die doppelte Lesart: 70 Mann, 50000 Mann — fin-
det sich zwar auch in ER., ist aber gewiss der LXX, welche
die Strafe auf die Söhne Jechonjas beschränkt, ursprünglich
fremd. Ein Motiv, die kleine Zahl zu erhöhen, bietet nur
der MT., in dem ganz Bethsemes an die Stelle Einer Familie
getreten war. Dass man dabei herzhaft verfuhr und die Tau-
sende nicht sparte, kann nach der Chronik nicht befremden**).
20. Schüchtern entscheidet sich Thenius für Lesung von
1'^^ ]■^^^ nach rhv^^ aber was von diesem Zusatz der LXX zu
halten sei, ergibt sich aus der Vergleichung des Syr. zu un-
serem Vers und zu v. 3. 9. In MT. unterscheidet der Schrift-
steller nur, wo er im eigenen Namen redet, sorgfältiger zwi-
schen der Lade und Jahwe. Dagegen z. B. 6, 9 f. : Setzt
den Aron auf den Wagen und die goldenen Geräthe, die ihr
ihm als Sühne gegeben habt , legt in die Truhe an seiner
Seite und entsendet ihn und wenn er hinaufgeht nach Beth-
semes, so hat er euch das Uebel gethan.
*) = sie kamen nicht gut davon , dass sie die Lade beschauten.
Itala: non sustinuerunt. Auf keinen Fall entspricht ■fl'Oii; Nb", denn
noch V. 13 z. B. ist n'OiZJ mit eixpQcävtai^cu wiedergegeben.
**) Vgl. die Literatur über uns. Vers bei De Rossi, Var. Lectiones.
67
VII.
2. --r-, LXX n:E^;_. Vgl. Ew. IL S. 602.
3 f. Der Beziehungslosigkeit von v. 3 f. hilft Ewald ab
durch Streichung der Verse, Thenius durch Einsetzung ihrer
Beziehung vor v. 2. Da dieselben sehr gewöhnliche deutero-
nomische Phrasen enthalten, so wäre jedenfalls Ewalds Ver-
fahren das richtige, wenn sich nicht annehmen Hesse, dass
dem Vf. von c. 7 nach der Strafe (c. 4 — 6) Schuld des Volks
als deren Ursache selbstverständlich war — nach v. 6 muss
dies in jedem Falle angenommen werden , auch wenn man
v. 3 f. streicht — und dass er ferner als Schuld des Volkes
nur die Eine , Abfall von Jahwe , Götzendienst kannte (Jud.
10). Was übrigCDS Thenius noch hinzufügt zur Begründung
einer Lücke vor v. 2, ist wenig stichhaltig. „Nach c. 6 hat-
ten die Philister demüthig die Lade Gottes zurückgebracht,
woher nun hier : so wird er euch befreien von der Hand der
Philister?" Als ob das Zurücksenden der Lade auf eine Ver-
änderung des politischen Verhältnisses der beiden Völker
schliessen lasse ! Die Forderung ferner , dass Niemand sich
als Richter geriere ohne vorausgehende Bekanntmachung, dass
er das Amt eines solchen übernommen habe, ist hier um so
unberechtigter, als Samuels Auftreten nach 3, 21. 4, 1 hier
doch wahrhaftig nicht unerwartet kommt ; noch dazu wird
eigentliches -£'»l" von ihm erst erwähnt, nachdem durch sein
Gebet der Sieg bei Ebenhaezer erfochten ist. — Schliesslich
ist darauf aufmerksam zu machen , dass überall in unserem
Capitel die Hand eines erkennbar ist , den die Geschichte
Israels nicht nach ihrem Stoffe interessierte , sondern nach
dem ihren Verlauf prädestinierenden Gesetze , für dessen
Nachweis ihm alles stofflich Individuelle nur den Werth eines
einzelnen Beispiels hat. An einen Verfasser aber , der den
historischen Stoff nur als Predigttext benutzen will, darf man
in Hinsicht des Pragmatismus keine Anforderungen stellen.
3. Die fremden Götter = die Götzen (D*'~"2r;) v. 4.
Thenius verkennt diese Synonymie , wenn er es wegen v. 4
für nothwendig hält-, vor r""rx':'" einzusetzen a"b"an, und
mit Unrecht beruft er sich auf die Vulgata, in welcher Baalim
V. 3 nicht ursprünglich ist, s. Verc. a. a. 0. Vgl. 12, 10. Jud.
2, 13. 10, 6.
6. D*2; fehlt der LXX. Wie wenig man sich aus Ilinzu-
fügung und Auslassung auch dieses Wörtchens machte, geht
aus 2, 14. 4, 4. 9, 6. 22 hervor.
68
9. 2vv ttccvtI rcp laco der LXX ist Uebersetzung von
b'^bs, wie Deut. 13, 16 ftavdrj/nei. Dagegen würde D:'n"~bDS,
wie Thenius geschwinde retrovertiert , durchaus sinnlos sein
und weder eine Verbindung mit bs^"»" noch mit nby zulassen.
12. Ob der Punct, welcher mit Mispa zusammen die Linie
begrenzt, auf welcher Ebenhaezer zu suchen ist, ebensowohl
ein bewohnter Ort als ein einzeln stehender Fels sein könne
(Thenius), möchte die Frage sein. Denn zur zweckmässigen
Bestimmung einer unbekannten Ortslage eignen sich nur als
bekannt vorauszusetzende Orte, schwerlich aber ein anonymer
Fels. Wir erwarten einen Eigennamen eines wo möglich auch
uns bekannten Ortes, und dieser wird geboten von LXX nyöJT:
oder mjU;"' 2 Chr. 13, ly. Auch ^a* AaO bezeugt die Lesart
der LXX, denn AaCj ist f''^ und darum ^a» 1\jl^ für 1S in"'^
v. 11 kein der echten Peschito zuzuschreibender Irrthum. —
Es ist nicht leicht, die Worte „bis hieher hat uns Jahwe ge-
holfen" zu verstehen. Eigentlich aufgefasst würde ^i^Ti 'V
an sich schlechten Sinn geben, und die Feinde wurden auch
vielmehr geschlagen bis unter die Thore von Bethkar; un-
eigentlich (Jos. 17, 14. 2 Sam. 7, 18) darf man es aber nicht
fassen, weil Ebenhaezer ein wirklicher Ort ist. Ich vermuthe,
dass in dem "jH ',:? ein ~y oder n"y steckt und dass der
ursprüngliche Sinn war: „Zeuge sei er, dass uns Jahwe ge-
holfen", vgl. 6, 18. Die Aenderung von ni in ''^ ist sehr
leicht, im ersten n muss hi stecken. S. Einl. S. 15.
14. Kai dicaSioxav avTccg der ER. ist zu tilgen. Wenn
LXX für „von Ekron bis Gath" liest (xtvo ^^GKaXwvog ecog
lAt,oß, so ist Ekron, die nördlichste der fünf Philisterstädte,
hier so gut vorzuziehen wie 5, 10 ff. Was mit '^A'Cpß zu ma-
chen, ist dem ersten Blicke unklar; vergleicht man Seph. 2, 4
iTjnfi -3^13? nV:^ , so ergiebt sich , dass Gaza gemeint sei,
welche als südlichste Philisterstadt sehr wohl den zweiten
Grenzpunct abgeben konnte. — Das Mittel, wodurch Thenius
die Variante vmI to oqlov ^loQarjl dcpsllovTo fx 7. d. signi-
fikant macht *) , liesse sich auf das „offenbar müssige"
"i;"' '2n p'a:!—^^^" mit gleich gutem Erfolge anwenden.
*) „Die Philister hatten bisher die an den Grenzen gelegenen fe-
sten Plätze, Defileen u. s. w. inne gehabt, und diese wurden ihnen jetzt
abgenommen." Liegt in dem "iZJ"' b'^^ v. 13 eben so viel?
69
Wenn man als Ausgangspunct beider Varianten annimmt
1->12 b^:in c=b'2;-?^Ni , so hat LXX das Suffixum in =:'::^2j
expliciert (und zwar falsch, denn am so gut wie an kann nur
auf die vorhergenannten Städte gehen, s. Ew. IL S. 603), der
MT. aber das Subject von ""lin (und zwar richtig) vgl.
Einl. S. 22 ff.
16. An Stelle von :^-p'U las LXX T'-p-o. Es ist mög-
lich, dass auch ^^'p'Q dem arabischen maqäm entsprechend
speziell den heiHgen Ort bedeuten kann.
Ylll.
2. Josephus erzählt Antiq. VI 3, 2, Samuel habe seine
Söhne als Richter auf Bethel und Beersaba vertheilt , und
Ewald verbessert danach den von den üeberss. beglaubigten
hebr. Text. Indessen würde Bethel nur dann passen, wenn
Samuel selbst, der ganz in der Nähe wohnte, nunmehr sein
Richterthum gänzlich abgegeben hätte. Das thut er aber
nach unserem Verfasser erst c. 12 und zwar an Saul.
4. "pT, LXX ^UJiwS, ebenso v. 22. 11, 3. Ersteres ist
aristokratischer.
8. Nach y^v ist mit LXX "''^ zu lesen, als nothwendig
zum Verständnisse von "b ^^ 5 s. Thenius : es ist die Frage,
ob ein zufälliger Ausfall vorliegt.
11. °,2:";: , abhängig von np^ oder d*:, ist gut hebräisch;
nz":!"" , müsste es wirklich aus /mI TtQozQsxovzag geschlossen
werden (s. dagegen 2 Sam. 15, 1) , wäre Correctur. Gegen
Thenius.
12. MT. „Oberste über 1000 und 50"
LXX „Oberste über 1000 und 100"
Syr. „Oberste über 1000 und 100 und 50 und 10."
Die Freiheit, die man sich in solchen Dingen erlaubte, macht
es unmöglich, zwischen den Varianten des MT. und der LXX
zu entscheiden ; doch werden in dergleichen Aufzählungen
sonst nicht Oberste über 1000 und 50 zusammengestellt, son-
dern Oberste über 1000 und 100. — Zu d^eqiZeLv = u;nn
vgl. 13, 20 f.
13. Der Syr. las für rinp" nicht riMHN , wie Thenius
meint, sondern natürlich tT'Opn. Der Chaldäer dagegen hat
das Genus an die Stelle der Species gesetzt; denn woher
weiss Thenius, dass ]u;'/2'r Salbenmischerinnen bedeute?
5 »TT —
70
16. CSi^mnS" statt y,al ta ßovycoha v(.uov erklärt sich
daraus , dass CD^D^npDi in dem sehr ungewöhnlichen Plural
stand. — Mit ntrsji statt nüjyi hat LXX schon wegen der
Einschränkung c:^D°i:n Unrecht.
18 f. Das Plus der LXX am Ende von v. 18 *) ordnet
sich zu den Zusätzen 1, 5; ihr doppeltes 16 hinter "^'a^^'^T
V. 19 {avTO) ovxi) hat keinen Werth , weil die Erwähnung,
dass die folgenden Worte zu Samuel gesprochen wurden, gar
nicht am Platze ist.
IX.
1. Unser Vf. setzt v. 4 den Wohnort Sauls , den Aus-
gangspunct seiner Suche, als bekannt voraus und kann dabei,
da er offenbar nach v. 1 f. die Geschichte Sauls selbständig
ab ovo erzählen will, nur Rücksicht nehmen auf das, was er
selbst vorher berichtet hat. So wie jedoch dieser sein Be-
richt uns jetzt vorliegt, ist darin bis v. 4 noch gar nicht von
der Heimath Sauls die Rede gewesen. Ich vermuthe daher
nach Jud. 13, 2. 1 Sam. 1, 1, dass für "}^/a">""p'o , was wegen
des folgenden '>T^i2'> 'Ci'>^~'y3 überflüssig ist , ursprünglich ge-
schrieben war 'r\y'^t'^;i2^ oder •p'ß^'^'p t\V2TQ.
4. Der befremdende Wechsel des Numerus ist sicher hier
so wenig ursprünglich als v. 12. Man wird nach Einl. S. 19 f.
überall den Plural herzustellen haben. — n'^r^'b'^J las sowohl
Syr. als Chald. , vgl. 2 Reg. 4, 42 , dagegen LXX vielleicht
rml {2eh/a) , vgl. ihre Uebersetzung von n^b:: 10, 2. —
Dass das Ziehen durch das Land des Benjarainäers erst an
dritter Stelle erwähnt wird, fällt auf, erklärt sich aber sehr
leicht dadurch, dass die Gegend von Saalim im Stamme Dan
lag und dass man, um von da nach Zuf Efraims zu kommen,
erst wieder ein Stück benjaminäischen Landes zu passieren
hatte. S. Ewald III. S. 28 **).
*) 6x1, iifxtTg l^eXs'^aada iavroTg ßaadeu.
**) Saul passiert zunächst von Ost nach West gehend das Gebirge
Efraim, auf welchem seine Vaterstadt lag, kommt von da über Salisa
nach Saalim = Saalabbim im Stamme Dan, wendet sich dann nörd-
lich und kommt durch Ijenjaminäischcs Gebiet ins Land Zuf des Stam-
mes Efraim. Die Richtung wird bestimmt 1) durch das Passieren des
Gebirges Efraim, 2) durch die Lage von Saalim innerhalb eines nicht-
benjaminäischen , aber an Benjamin gränzenden Stammes, 3) durch die
Lage Kama's in Efraim. Daraus ergiebt sich sowohl das Recht der
Identificierung von Saalim mit Saalabbim, als die Richtung der Reise
erst nach West, dann nach Nord.
71
8. Lies nnr:", nach LXX; s. über n=^ Einl. S. 15.
T 7
9. Mit Recht erkennt Thenius in der verfrühten Ein-
setzung dieser Notiz, die sich auf das erst v. 11 vorkommende
n>«"~ bezieht, das Zeichen der Glosse ; wie er ^H'^r, für czyn
{zov 7rQocp)]Tr^v l/Alei 6 laog) aufgeben kann (vgl. den Syr.
26, 15), ist unbegreiflich.
12. Mit der Antwort der Mädchen im MT. ist nichts an-
zufangen ; sprachlich ist der Singular der zweiten Person be-
denklich, und was den Sinn betrifft, so ist es dunkel, wie
darin, dass Samuel heute von seiner Reise zurückgekehrt ist,
ein Grund liege, sich zu beeilen, und was nli" bei ""'0 solle,
ist nicht klarer. Wenn LXX das '0 von nn'O zu ^.^p^^b zie-
hen und "i~ auslassen, so wird "n im MT. für ein nur an-
gedeutetes Exphcitum des Subjects zu ^^■'DEb ~3n gelten
müssen , als dessen volle Gestalt Lagarde richtig ~^J.^^ er-
rathen hat. Weiter wird man im Folgenden statt "D 'r,t^v
Cl'Ti mit LXX lesen müssen z^t^hd nry = Jetzt eben grade,
vgl. v. 13. Bertheau zu Neh. 5, 11. Dadurch nur ordnet sich
TiT.v in den Zusammenhang und das Misverständnis fällt weg,
als ob Samuel gestern nicht in der Stadt gewesen , sondern
erst heute zurückgekehrt sei. Denn die bei der mas Lesart
nothwendige Annahme, Samuel sei eben in dem Augenblicke,
als Saul die Mädchen traf, nach einer tagelangen Abwesen-
heit zurückgekommen, reimt sich nicht damit, dass er vorher
schon auf der Bama Anordnungen getroffen und dem Koch
jene Keule v. 24 aufzuheben gegeben hat. Auch kann v. 15
nicht schweigend vorausgesetzt sein , dass Samuel , auf der
Reise begriffen , umkehren solle , damit ihn Saul in Rama
nicht verfehle. Vielmehr auch gestern ist Samuel in Rama
gewesen und in die Stadt gekommen ist er nicht heute von
einer längeren Reise, sondern Jetzt eben von der nahen Bama.
Also: Ja, siehe vor euch ist er (MT. : der Seher), grade eben
ist er in die Stadt hineingegangen — man feiert nemlich
heute ein Opfer auf der Bama (so dass S. eigentlich heute
nicht in der Stadt, sondern auf der Bama zu finden ist).
13. Die Angabe „denn nicht isst das Volk, bis er kommt,
sondern erst nachdem er den Segen über das Fleisch gespro-
chen hat, essen die Geladenen", sofern sie voraussetzt, dass
das Volk überhaupt noch nicht gegessen habe , widerspricht
dem V. 24 , wo von Uebriggebliebenem die Rede ist. Zur
Noth kann man sich mit der Auskunft helfen, dass die Mäd-
72
eben nicht Bescheid wissen. — Am Schlüsse eines der beiden
in^< zu streichen, grenzt an Barbarei. Vgl. 2 Sam. 6, 23.
14. Der MT. liest hier i->yn iinn v. 18 n:?"*rn 'u, LXX
grade umgekehrt. Es ist beide Male ^V'liri herzustellen.
16. Lies mitThenius ^"ü^ ^yj-"r\^ (Exod. 3, 7) nach LXX
für das zweite ^"ayriii des MT.
20. In ui:'''/i^n ist der Artikel zu streichen nach 30, 13
und den analogen Fällen ::2^bJ"i xbx ht , denn Sinn giebt
nur „schon drei Tage (= heute oder jetzt (ht) drei Tage)",
nicht „schon die drei Tage."
21. ^:"jp/2 und "»'Jn'^r 2^ können beide nicht Plurale sein.
Vielleicht hat man das i des Stat. constr. beide Male anzu-
erkennen wie auch Jud. 20, 12.
24. Kai rjiprjasv Eß. für QT'" ist deutlich verderbt aus
X. vipwoev. — Für n^b'J:^ liest Geiger n^bNn ^ denkt man
an by = ""b>i , so ist dies gar keine Aenderung. In die Worte
"Di^ip — "i'/a5<ib hat selbst Böttchers Anstrengung keinen Sinn
gezwängt, obwohl ich verstehe, dass ihn Thenius' Aenderungs-
versuche *) zur Beibehaltung des MT. bewegen konnten. LXX
giebt für C^^^n n'Qi^b Ttaqa zovg aXXovg^ so dass für das Ganze
der Sinn entstände: „denn mit Fleiss ist es für dich aufge-
hoben vor den übrigen Leuten, die ich geladen habe." Der
Sinn ist gut ; nur liegt der Verdacht nahe , dass LXX ini;J
las für n"Oi<. Doch darf man vielleicht trotzdem czyn "i^j'M
emendieren, vgl. Ew. III. S. 29.
25 f. hat Thenius die Nothwendigkeit der Herstellung des
LXXtextes erwiesen : l-n-i^i für ci:? n^-^-, uyä^- für roDU;^-.
— bN"i"0*i;" Nin V. 26 ist verdächtig.
27. 13:^^° 20 berichtet die Ausführung des vorher ausge-
sprochenen Wunsches, fehlt aber bei LXX und ist deutlich
spätere Zuthat, so gut wie im Syr. der üeberschuss am Ende
von V. 3.
X.
1. LXX liest nach n'a^^''" : Ov^l) nlxqiyie oe ytvQiog eig
aqyovTa eTtl zbv Xabv avxov eicl ^laqaTJl; Kai ov aq^eig ev
lau) Avqiov , /Mi ov owaeig avTOV ex yßiQog ixO^Qcov avTOv.
*) nach LXX : ticcqcc roiig ulXovg dnöxvi^e.
73
ACti TOVTO GOL TO Orjf.islov {OTi eyQCas G6 y.VQiOg ETtl 'A.XrjQOVO-
fxiav avTOv — . Da Samuel sich hier seinem Gaste zum ersten
Male offen und rund erklärt, so ist es in der Ordnung, dass
er es ausführlich thut; die Bedeutung ferner jener Ereignisse
V. 2 ff. als Zeichen für das Eintreffen des grösseren stand
nicht nur nachträglich (v. 7. 9) als bekannt vorauszusetzen,
und endlich verräth noch das "'3 nach N^n im MT. die Lücke
zwischen diesen beiden Worten, die entstanden ist durch Ab-
irren eines Schreibers vom ersten "nr'O aufs zweite. Vgl.
Gen. 27, 36.
2. Als Grund n::-:: für den Eigennamen eines Ortes an-
zusehen, reicht es nicht hin, dass man seine appellative Be-
deutung nicht versteht. Entweder ist „bei dem Grabe Ra-
heis" die genauere von den beiden Ortsangaben und nzibzra
die ungenauere — dann hätte letztere nur Sinn , wenn Sel-
sach bekannter war als das Grab Raheis , was höchst un-
wahrscheinlich ist. Oder es verhält sich umgekehrt — dann
aber würde n::b2:z voranstehen müssen, falls es wirklich Et-
gen?iame ist; gegen ein indeterminiertes Ortsö;?/?e//a/2ü *) würde
nichts einzuwenden sein. Mit Recht haben LXX und Hieron.
hier ein Appellativ gesehen (so auch Ew. III. S. 31), indes
ist dessen Deutung beiden mislungen. Hieronymus scheint
den MT. wie Gesenius im Th. „im Schatten der Mittagshitze"
verstanden zu haben ; aber das könnte höchstens Ironie sein,
wie man im Arab. mit genau den unsrigen entsprechenden
Worten sagt „ein Baum ist sonnig an Schatten" (Hariri I.
4, 14 der zweiten Ausg.) und „sein Schatten ward sonnig"
für „er starb." LXX befolgt eine andere Lesart = cznb::.
ldllo(,dvovq ixEyala nemlich ist Duplette und zwar entstand
/Lieyala aus einem in griech. Buchstaben geschriebenen hebr.
Worte. Denn man findet in verschiedenen griech. Handschr.
neben einander die Worte iv ^rjhuiii und iv ßaxala^j von
denen das erste auf üz:nb:: führt und dem aXXof-iavovg ent-
spricht, das zweite mit ueydla zusammenhängt. Nun könnte
man sich allerdings vorstellen, dass Ba/.aXad- erst aus aeydla
entstanden sei — aber das ist doch sehr unwahrscheinlich.
Meydla als Adverbium kommt nemlich überhaupt in der LXX
nicht vor und wurde z. B. auch von der Itala nicht als sol-
ches aufgefasst (maguas fossas!). Es sieht im Gegentheil ganz
so aus, als sei es ein aus einem fremden Eigennamen ent-
*) z. B. : bei dem Grabe Raheis — an einem Felsen oder dergl.
Die Hauptangabe bliebe auch so „bei dem Grabe Raheis" und diese
muss voransteheu.
74
standenes nothdürftig verständliches Appellativum : Bayiala&
iiv vor ßa ist zu streichen) ist ursprünglich = nsb::2 und
also cclXo/Lievorg das Septuagintamässige. Was aber mit die-
sem oder mit dem zu Grunde liegenden hebr. Worte gemeint
ist, weiss ich nicht.
3. iri^b^ bei dem Femininum ri"niDD befremdet um so
mehr , als v. 4 bei tZ2nb die sich offenbar nur durch Bezie-
hung auf fi"^35 erklärende Femininform des Zahlworts steht,
gegen 17, 4. 21, 4. 1 Reg. 14, 3.
4. Oib ■'STJ; , Svo ccTtaQxccg ccqtcüv — aber waren sie denn
nicht von den Laiben v. 3?
5. Zu ^:i^3 statt 2^:23 13, 3 vgl. -itinsräb statt n-nrt^/ab
und Ochla No. 91. 124—133. — ^=rjj 2« wird geschützt durch
V. 10; denn dass dort LXX exeld^av giebt, beruht auf Deu-
tung, vgl. den Syr. v. 13 (= von der Bama). Zu übersetzen
ist hier: „wenn du nach Gibea kommst, an die Stelle, wo
die Säule der Philister steht." Sphäre und Punct werden
neben einander gestellt; S^ — l^^ ist substantivisch ge-
braucht grade wie 3, 3, nicht adjectivisch zu >in ti:?^j;
denn es wäre absurd, wenn Samuel dem Saul dessen Vater-
stadt näher beschriebe *). Die beschränkende Bestimmung,
die zuerst der ungefähren folgt, ist in der Eecapitulation v.
10 vorangestellt bloss aus dem Grunde, weil C^'^r weniger syn-
taktisches Gewicht hat als n^:?n, vgl. die Umstellung 1, 3 in
LXX: MT. Im Deutschen dürfen wir nach dem Vorbilde
von V. 5a unbedenklich umschreiben: „und wenn du zur Stadt
kommst, an die bezeichnete Stelle."
8. Nachdem v. 7 dem Saul überlassen ist, zu thun, wozu
er sich vermögend fühle, da Gott mit ihm sei und seine Ent-
schlüsse inspiriere (v. 9), so erwartet man hier nichts weniger
als den Befehl: „sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir
komme und dir kund thue , was du thun sollst." Und von
wann an sollen die sieben Tage gerechnet werden? Es war
der Mühe werth , dies zu verabreden und die betreffende
Verabredung auch dem Leser nicht vorzuenthalten. S. wei-
ter zu 13, 7 b — 15 a.
12. LXX liest in-'^N •+*). So glaublich es nun auch ist,
*) Schon darum kann unter dem ^^"1^^ kein Vogt verstanden
werden.
**) Dagegen ist ov Ktg kein echter Bestandtheil der LXX, jeden-
falls ein Zusatz ganz werthloser Art.
75
dass „ein Mann von dort (14, 28)" mit einem solchen Plagiate
der Menge v. 1 1 nachhinkte , so unglaublich ist es , dass dar-
über zu berichten für der Mühe werth gehalten worden wäre.
Etwas Neues dagegen enthält die Frage in der Gestalt des
MT. Wenn prophetische Käserei befremdlich gefunden wird
bei dem Sohne des alten Kis, der allen bekannt und vertraut
ist, so wird v. 12 hiegegen eingeworfen, bei Saul sei die Er-
scheinung nicht verwunderlicher als bei den übrigen Begei-
sterten ; irdischem Causalnexus , aus dem man es abzuleiten
vermöge, sei das Pneuma überall nicht unterworfen (Joh. 3).
^Ihr hat den Ton", bemerkt Bunsen mit vollem Rechte. Nur
liegt in den Worten des Volks v. 1 1 nicht, wie Bunsen meint,
eine Geringschätzung Sauls : im Gegentheil, geringschätzt wer-
den eher die rasenden Propheten. — Uebrigens ist zu bemer-
ken, dass V. 12 b direct an v. 11 anschliesst und dadurch v.
12 a einigermassen verdächtig wird.
13. Dass n"2Zir; am Schlüsse des Verses falsch sei, ergiebt
sich auf der Stelle nach v. 5 und v. 14; da v. 14 die Unter-
redung zwischen Saul und seinem Vetter vertraulicher Natur
ist, so wird man sich nicht die Strasse als deren Scene zu
denken haben und also hier lesen müssen "P'^r; (nnnn?).
LXX np^n; ist falsch wegen v. 10.
21. Das Plus der LXX nach "•"J^t xal Ttgoodyovai ttjv
(fvkrjv MazTagi eig avÖQag (a""i2J5b Jos. 7, 17) ist unent-
behrlich.
22. "-Nu;^ war in LXX "J^'^T" geschrieben, man ergänzte
den Samuel, s. Einl. S. 19 f. 22 ff. — Das erste "■" ist erklär-
lich , sofern auch das Losen ein Befragen Jahwe's ist ; das
zweite, der LXX fehlend, Hesse sich, da N3 nicht futurische
Bedeutung haben kann, höchstens bei der Lesart u;■'^i ohne
Artikel halten. Es ist aber vielmehr mit LXX zu lesen ^^■'^^^
(Ochla Nro. 165. 166), denn nur darauf passt N"n in der Ant-
wort Jahwe's.
24. !:^"n~~D2 iv Ttäoiv v/Lilv,
25. „Samuel entliess das Volk und es gieng ein jeder nach
seinem Hause" (LXX) ist Auflösung der Prägnanz; vgl. den
Chald. zu uns. Stelle. Thenius deutet freilich an, wäre der
MT. im Recht , so erwarte man v. 26 „und auch Saul ward
zu seinem Hause nach Gibea entlassen.'^
26. Vor ''^'T^r'. ist ■'33 (LXX) ausgefallen. Aus '"i^^bz ^:3
V. 27 lässt sich das übrigens nicht beweisen, weil dies in kei-
76
nem Gegensatze und überhaupt keiner Beziehung zu ^53
'^^■^^ steht.
27. lieber UJ'^-in^OD ^n"»" s. 11, 1.
XI.
1. LXX liest die beiden letzten Worte 10, 27 '^in^i;: ti-'I
(Gen. 38, 24, s. Thenius) und zieht sie zum Anfange des neuen
Abschnitts. „Sie brachten ihm kein Geschenk, und er that
als hörete er es nicht", ist nicht grade empfehlenswerth , zu-
dem bedeutet tr''nn^ vielmehr schweigend.
2. m-iDi^, LXX fügt das Obj. hinzu; unnöthig, vgl. 20,
16. 22, 8. 2 Chr. 7, 18.
4. Wenn eig Faßaa TtQog laovl wirklich auf einer ande-
ren Lesart beruht als der des MT. , so ist dieselbe schlecht.
Denn die Boten gehen ,,in alle Grenzen Israels" und kommen
dabei auch nach Gibea im Herzen des Landes, aber nicht um
Saul's willen ; v. 5 wird gar nicht gethan, als ob die Botschaft
Saul näher angehe als andere.
7. Der Artikel in iz:^^Nbl3n ist nicht anzufechten, obwohl
nicht die Boten aus Jabes gemeint sind (v. 9). LXX dem
Sinne nach richtig : sv %. a/;/£Awj/ ohne Artikel, s. zu 1,3.— "1^?^^%
LXX ^p_^^^V
8. ^Ev Be^€/, SV Ba^ia ER. ist von Thenius als Duplette
erkannt. Die Bama schlechthin konnte hier nur die in Gibea
sein, dessen Lage aber weit schlechter passt als die von Be-
zek. ' — Die Zahlerhöhungen in LXX gegenüber dem MT.
werden ebensowenig zufällig entstanden sein, wie die der Chro-
nik im Vergleich zu den parallelen Geschichtsbüchern. 600000
ist 2 . 300000 , 70 dem Hebräer die Verdoppelung von 30
(9, 22 LXX).
9. "n^i^r Aal eiTtev. Das Schwanken hinsichtlich des
Numerus der dritten Pers. Masc. ist grade in diesen Capiteln
sehr merklich, z. B. 10, 21 ff. 12, 5. 10. 13, 19. Vgl. Einl.
S. 19 f. An unserer Stelle passt wegen der ^Bestimmtheit des
Bescheides besser der Singular. — Das elq r^v itoliv der
LXX nach "iN3-'-i ist etwa ebenso nothwendig wie im Syr.
„aus Jabes" nach c^^NDn (gegen Thenius).
10. Angabe des hier Angeredeten (jcQho, Naag tov !^f,i^ia-
vkrjv) kommt uns vielleicht nothwendig vor , aber im He-
bräischen muthet man in dieser Hinsicht dem stillschweigen-
den Verständnis sehr vieles zu; und während die Einsetzung
77
der Worte bei LXX sich leicht erklärt, wüsste man nicht an-
zugeben , was ihren Ausfall im MT. veranlasst haben sollte.
Gegen Thenius.
12 — 14. Diese Verse rühren von Jemand her, der c. 11
mit 10, 17 — 27 in Harmonie *) bringen wollte. „Und etwa
nach einem Monat" 11, 1 schliesst sich nicht an 10, 27, son-
dern an 10, 16 an. Denn wir sahen zu v. 4, dass Saul c. 11
nicht König ist. Aber er weiss, dass er es werden wird, denn
er hat den Stachel von 10, 7 her in Herzen, die Zeichen sind
eingetroffen, und als nun wirklich eine Gelegenheit zu handeln
kommt, da erklärt sich, dass er thut, Tr ~i<T2 "^iiTN. Es ist
ein sehr klarer , dazu psychologisch feiner Zusammenhang
zwischen 10, 1 — 16 und c. 11 **); am deutlichsten zeigt er
sich in der Beziehung von 10, 7 auf c. 11, 5 ff. Das Inter-
esse, welches v. 12—14 mit 10, 17—27. c. 8. 10, 8. c. 12. 13,
7 b — 15 a theilt, ist das, die Betheiligung Gottes u. Samuel's an
Saul's Erhebung als möglichst unmittelbar erscheinen zu lassen.
In diesem Interesse ist in LXX auch v. 15 'C'^'2^' in zal e'xQLGe
^ajuovt]?, verwandelt und am Schlüsse ""Nil/ l^'^ in ^af.iovrjlj
vielleicht verdankt demselben auch ~5*^''"0(r "nnt^" v. 7 seine
Entstehung, obwohl durch den Zusammenhang des elften Ca-
pitels ein directes Mitwii^ken Samuel's zur Erfüllung des von
ihm Ge weissagten keineswegs ausgeschlossen wäre. Es ist an
sich recht wohl möglich, dass zwischen v. 11 und v. 15, die
keinenfalls dicht zusammenstanden, ursprünglich erzählt war,
wie grade durch Samuel's Anregung das Volk auf den Ge-
danken gekommen sei , ihren Heiland nun auch zum Könige
zu machen. Doch scheint allerdings v. 15 nichts von Sa-
muel's Anwesenheit zu wissen: und auf c. 12 darf man sich
nicht berufen, denn der Interpolator von 11, 12 — 14 ist höchst
wahrscheinlich der Vf. von c. 12. Ursprünglich schloss 13, 2
an 11, 15.
12. -"-■:% plump LXX ov ßaadsvoei. S. Einl. S. 26 f.
XII.
3. Zu "3 "3"" Lz:■''?"^5■| wird zwar nicht Jeder wie Thenius
eine Bestimmung mit yo vermissen, dennoch ist "3 'yj i:="'byr
*) namentlich U;~mw v. 14 ist dafür bezeichnend. Die LXX hat
schon v. 4 mit noog ^. vorgearbeitet.
**) Wenn Thenius c. 11 von 9. 10, 1—16 trennt, so möchte ich
fragen, wo sich denn 10. 1 — IG erfüllt? Cap. 13 ist doch Saul schon
König: wie kann sich also dieses sogleich an 10, 16 anschliessen ?
78
der LXX nicht bloss der Originalität wegen vorzuziehen. Denn
ein wiederholtes "2 "33!' vor 3^trt«5", ist nothwendig, damit man
dieses richtig vom Redestehen, und nicht etwa von Zurück-
gabe der Bestechung verstehe, als sei damit die Sache abge-
than. Sir. 46, 19 bezeugt nicht nur den griechischen Text
der LXX.
5. n-aj^^-i 20, LXX eiTcav; zu 11, 9.
6. Thenius beweist, dass vor m"""» das Prädikat "3? nach
LXX einzusetzen sei.
7. Vor n"p"ri~b3 tn^^ LXX '/.al äTtayyekCj v^Civ. Trotz
LXX 10, 25. 13, 5. 22, 1 wird dies kaum auf blosser Auf-
lösung einer Prägnanz des MT. beruhen, da es sehr fraglich
ist, ob liSiTj bedeuten kann = strafend vorhalten.
8. Den Ausfall von s^nro ar:^-'" (LXX) im MT. er-
klärt Thenius mit Recht, wie die ähnl. Erscheinungen 10, 1.
Die Einsetzung von "^^a- (LXX) hinter npy^ ist aber unnö-
thig. — 3^U?"n stand nicht von Mose und Aharon , sondern
nur von Gott auszusagen, also CDZi^ir^T , Einl. S. 19 f. Dage-
gen ist es wünschenswerth, den Plural von "N^22"''" halten zu
können , weil sich unter dieser Bedingung leichter erklärt,
dass man auch das folgende Verb als Plural auffasste. Also
lese man "N^^sr" = „er sandte Mose und Aharon , das Volk
herauszuführen und gab ihnen Wohnsitze in diesem Lande."
9. „Der Oberste über das Heer von Hasor" sagt man im
Hebr. kaum , obwohl die Redeweise an sich durchaus ver-
ständlich wäre. Es scheint wirklich y^^(2 f^D"' zwischen aus
gefallen zu sein, nach LXX. Die Entstehung der Lücke lässt
sich durch nichts erklären.
11. pS versteht der Chald. als ]"]3. > d. i. Simson (Bött-
cher). LXX Syr. bieten Barak. Zwar lebte dieser vor Gi-
deon, weshalb der Syr. umstellt: aber zwischen Gideon und
Jeftah einen passenden Namen zu finden, gelingt nicht, und
vor ]~3" (Ewald) hat p"in , dessen graphische Aehnlichkeit
mit ]~n nicht geringer ist, das Bekanntsein voraus, wie Bött-
cher richtig hervorhebt. — Simson für Samuel (Syr.) ist
Emendation eines, der es für unpassend hielt, dass Samuel
bei Lebzeiten sich als der Geschichte verfallen betrachte. Der
Vf. denkt an 1 Sam. 7.
13. Unter Vergleichung der LXX wird es wahrscheinlich,
dass annna n-i;^ und nznbi^u; '";i;N Duplette ist, wie 4, 21 f.
79
^r'-^^'r schränkt die Theilnahme des Volks ein auf die For-
derung eines Königs überhaupt, überlässt aber die Wahl des
bestimmten einem andern, auf diese Weise Uebereinstimmung
herstellend mit c. 8 — 10. Aber eben darum ist „den ihr er-
wählt habt" das Echte, bestätigt auch durch LXX (Thenius).
14. zzr."'"" einiger Handschr. statt ciin'm verträgt sich
nicht mit ^"^ ^^li^ und liefert einen Nachsatz zu N" ^=N nach,
der mit Unrecht vermisst wird — denn im Arab. so gut wie im
Hebr. kann derselbe („so ist es gut") verschwiegen werden.
Zu ~~?^ ""- vgl. meine Bemerkungen 2 Sam. 11, 23. ITo-
Q8v6/ii€voL der LXX steht an Stelle von CZj^n'"5>5 des MT. und
verräth sich durch diese Stellung sattsam als unrichtig. Ge-
gen Thenius.
15. !=2"rz!>53" am Schlüsse des Verses Hesse sich zur
Noth vielleicht verstehen „tvie über eure Väter", s. Hitzig zu
Hos. 3. 3; indessen giebt :=ror03: der LXX nach v. 14 ei-
nen bei Weitem passenderen Sinn, und die mass. Lesart er-
klärt sich leicht als Werk eines Schreibers, der im mechani-
schen Zuge fortfuhr.
21. '2 hinter TnOn fehlt in LXX und ist vollkommen
sinnlos.
23. Hinter &2";^a LXX '/,al dovlevoo) t(^ xvQiO). — Wäre
mit ^""Zi der Stat. constr. beabsichtigt , so wüi'den die fol-
genden Adjective tvohl in der Masculinform gebraucht sein.
XIII.
1. Wie Hitzig davon ausgehend, dass der Vers, ebenso
lautend wie 2 Sam. 2, 10. 5, 4. 1 Reg. 14, 21. 16, 11. 22,
42. 2 Reg. 8, 17. 26. 12, 1. 14, 2. 15, 2. 16, 2. 18, 2. 21,
1. 19. 22, 1. 23, 31. 36. 24, 8. 18, auch gleichermassen zu
verstehen sei, dehne ich dessen Vermuthung, dass das Zahl-
wort vor "Zw* nicht erst nachträglich ausgefallen, sondern von
Anfang dessen Stelle leer gelassen sein, dahin aus, dass auch
vor uZ'rw ursprünglich kein Zahlwort stand und dass "Tr
nur aus den drei Anfangsbuchstaben von C2^:t *) wiederholt
*) Der Plural ist auffallend , sofern sich annehmen lässt, dass der
Vf. von v. 1 für Saul eine mehr als 10jährige Regierungszeit von vorn-
herein ansetze, unter den vier möglichen Verbindungen der Zahlen von
11 — 99 aber nur die Eine Gen. 23, 1 den Plural der gezählten Sache
zulässt und diese nach dem Muster der oben angeführten Parallelstel-
len dem Vf. nicht zuzutrauen ist. Also hat sich wohl das Schlussmem
80
ist, zunächst also ^^'^ hiess und dann der Grammatik wegen
unwillkürlich in das Fem. sich änderte. Dann wäre aber der
ganze Vers , welchen die LXX noch nicht las *) , ebenso wie
2 Sam. 2, 10, aus der Hand eines geflossen, der nicht aus
dem Vollen lebendiger Tradition schöpfte, sondern zur Be-
rechnung jener Data keine weiteren Mittel zur Verfügung
hatte als wir, nemlich nicht zum Ziele führende. Dass Je-
mand sich wunderte, warum grade beim ersten Könige weder
das Lebensalter beim Antritt noch die Dauer der Regierung
angegeben war, lässt sich denken: auf alle Fälle steht es fest,
dass die Ueberschrift nicht vom Vf. der folgenden Verse her-
rührt. Vgl. zu 2 Sam. 2, 10.
2. Thenius: „Nach S^Dbi^ LXX nu;^^: welche theils zu
M. theils auf dem Gebirge B. stationiert waren — nothwen-
dig, denn Saul selbst konnte nur an einem von beiden Orten
sich befinden." Ich verstehe nicht, wie der grundlose Anstoss,
den Thenius am MT. nimmt, durch die Einschiebung von
i:r^< beseitigt wird. In ER. hat sich ol hinter öioxihoi aus
dessen zwei Schlussbuchstaben gebildet. — Den Jonathan,
der keiner Vorstellung bedarf, führt der Syr. mit „Saul's
Sohn" ein.
3. Thenius macht aufmerksam auf die Schwierigkeit der
beiden letzten Worte des V., wie sie im MT. lauten. Sie als
Worte Saul's aufzufassen , verbiete die Analogie der Stellen
2 Sam. 10, 1. 1 Reg. 1, 34. 39. 2 Reg. 9, 13, in welchen
"i'o&^b nach dem "isr^rn :?pn immer die Entbietung einleite,
auf welche durch das Posaunenblasen aufmerksam gemacht
werden solle. Davon abgesehen seien die fraglichen Worte
in dem einen Falle noch nichtssagender als in dem andern.
Es fragt sich, welches Object zu "^TOX^ zu ergänzen sei. Ist
es der Posaunenschall, so entsteht allerdings ein zu unbedeu-
tender Sinn; ein erträglicher aber wird gewonnen, wenn man
sich richtet nach dem Objecto des unserem 'V'Q'X'> entspre-
chenden 'V'ß'X V. 4. Allerdings können dann die Worte ''ä"'
>'n nicht die auszurufenden sein , aber verboten ist es auch
keineswegs, sie zu betrachten als Angabe der Absicht, die
aus dem folgenden Anfangsmem an den Sing. nDtT angeschweisst —
über r; = "J s. Einl. S. 15.
*) nach der Eöm. Ausgabe. Allerdings fehlt der Vers auch im
Alex., wie Thenius angiebt, aber zugleich mit 12, 17 — 14, 9 „deperdito
uno codicis folio."
81
Saul beim Posaunenblasen hatte. Die eigentliche Schwierig-
keit liegt nach meiner Meinung in üz:"'"z:'" ; denn grade hier
lag am wenigsten ein Grund vor, den Gebrauch des nationa-
len Volksnamens zu vermeiden — übrigens beruhen auch v. 7
„die Hebräer" auf falscher Worttrennung. Und diese Schwie-
rigkeit wird nur vermehrt, wenn man für """Oü:"' nach LXX
liest ^"u;s, denn eine solche Appellation an die aloyvvr] wie
„fallet ab ihr Sklaven^ passt für Spanier und Franzosen,
aber nicht für Hebräer; und in gewöhnlicher Rede nennt
y'ZS> nicht der ^'f^S seine Handlung, sondern — um arabisch
zu reden — der "t2 ^"'^rs , so dass also die fraglichen Worte,
wie sie in LXX lauten , noch weniger in den Mund eines
Israeliten passen , als wie sie im MT. lauten. Grade deshalb
aber ist der Text der LXX vorzuziehen , weil er eine auch
im MT. durchschimmernde Schwierigkeit ganz zum Vorschein
bringt. a^"2"n ^rj-CB sind Worte der Philister und n^w^b
ist mit S"riU;-s yj'Q'O^' zu verbinden. Dann aber verräth
die jetzige Stellung der Worte '^n ^.i'XB 'n"- , dass sie ur-
sprünglich am Rande standen.
4. Idveßiqaav der ER. ist = dveßorjoav 14, 20.
5. ü^tbx des MT. entstand aus rvcbz , vgl. Einl. S. 20
Anm. Wenn Thenius auch hierVertauschung von Zahlbuchstaben
annimmt, so ist das petitio principii. Uebrigens ergäbe Wie-
derholung des schliessenden ^ aus '"^^"lü;■' zusammen mit ^
nicht '"?, sondern ^»b = 33. — Wie 14, 23 ist auch hier in
LXX Baid-cov verunstaltet, vielleicht weil die griechischen Le-
ser es nur als Baid^avv kannten. Bacd^cogcov nemlich ist, da
es von Michmas viel zu weit entfernt liegt, nicht nur an sich
unpassend , sondern vorzugsweise auch in dem Contexte der
LXX , wonach Michmas oder vielmehr das Lager bei Mich-
mas *) südlich von dem fraglichen Orte gelegen haben soll
(f^ evavTiag B. Y.azcc votov) — von Bethhoron lag es aber
rein östlich.
*) denn die Worte „gegenüber von Bethaven" sind nicht mit
ir''3-'/22 zu verbinden, welches bekannt genug war und v. 2 hätte be-
stimmt werden müssen , sondern mit dem Verbum "3n"'1 ; sie gelten
also nicht der Stadt Michmas , sondern dem Lager der Philister bei
Michmas. Eben deshalb aber muss hier ein Ort ganz in der Nähe
von Michmas zur näheren Bestimmung genannt sein.
6
82
6. ^^^^ elöevj Ü^Ti 12JJJ3 ■'i f^irj TtQoadyeiv avrov. Darnach
scheint D2^n Explicitum. — Für D^rnh liest Ew. richtig ü'>'^''n
IL S. 44.
7 a. Wenn sich das Verständnis der LXX xal ol Scaßai-
vovTEQ dießrjoav nach hebräischen Analogieen nicht rechtferti-
gen lässt, so unterliegt die Punctation D"'']3^1 kaum geringe-
ren Bedenken. ^Einige H." drückt man nicht so aus, am
wenigsten in uns. Falle, und von sprachlichen Gründen abge-
sehen würde sich Wiederholung und gar Voranstellung des
Subjects V. 7 nur rechtfertigen , wenn dieser Vers nicht im
Zusammenhange von v. 6 fortführe und wenn speciell sein
Subject von dem des vorigen Verses verschieden wäre. Deut-
lich ist das Umgekehrte der Fall, und da sich demnach ein
dem ■^^3Hi^"'^ coordiniertes Verb an erster Stelle von v. 7 er-
warten lässt , lese ich mit Veränderung der Wortabtheilung
und wenigen leichten Emendierungen ]""i"'n )n"n:23''/3 ^132^1,
hoffend, dass dieser Vorschlag keiner Empfehlung bedarf.
7. Lies ■''^ini^'JO am Schluss.
8 ff. Die Verse 8 — 15 a haben 10, 8 zur noth wendigen
Voraussetzung. Da nun 10, 8 dem Zusammenhange von 10,
1 — 16 fremd ist, so müsste das Gleiche auch von c. 13 gel-
ten, wenn 13, 8—15 und der Rest des Capitels in solidari-
scher Verbindung ständen. In der That aber steht c. 13 im
Zusammenhange mit c. 1 1 — denn woher anders stammt das
Volk, welches 13, 2 mit Ausnahme einer Auswahl entlassen
wird — , also auch mit 10, 1 — 16. Dass 13, 8 — 15 a einge-
schoben sind, folgt auch noch aus einer anderen Betrachtung.
C. 15 nemlich und das in Rede stehende Stück sind parallel
und schliessen sich einander aus. Welcher von beiden Be-
richten der ältere und glaubwürdigere ist, darüber kann keine
Frage sein. Dort haben wir eine ausführliche wohl motivierte
Erzählung und zwar echt prophetischen Geistes: wogegen hier
entweder völlig unklar bleibt, worin eigentlich Saul's Schuld
beruht — denn wozu ihm eine Wartezeit von sieben Tagen
stellen, wenn er auch nach deren Ablauf nichts unterneh-
men soll? — oder wenn die Sünde Saul's in dem Eingreifen
in priesterliche Privilegien besteht , ein Geist spätester Zeit
herrscht, der auch mit 14, 33 ff. in Widerspruch tritt. Schon
hieraus würde ein Präjudiz dafür sich ergeben, dass, vjenn
die sehr alte Quelle c. 9. 10, 1 — 16. cc. 11. 13. 14 einen Bericht
über Saul's Verwerfung enthielt , dieser in c. 15 zu suchen
sei. Dass sie aber einen solchen wirklich brachte , beweist
83
der Schluss von c. 14. Dieser hat nur Sinn als Abschluss
nicht des wirklichen, sondern des idealen Königthums Saul's:
denn wie sollte der Vf. nicht gewusst haben um die traurige
Mitte und das tragische Ende von dessen Regierung? Der
Idee nach aber ist Saul nicht mehr König, seit ihn Gott ver-
worfen; wirklich folgt unmittelbar der Bericht über die Ver-
werfung nach in c. 15 — den vorangegangenen desavouiert
ausser dem dann ganz unverständlichen Schlüsse auch das
ganze übrige c. 14 , worin nicht die geringste Spur verräth,
dass jenes Ereignis 13, 8 £f. auf Saul's, des Volkes und des
Schriftstellers Seele laste.
Es ist übrigens klar, dass v. 8 — 15a nicht selbständig
bestehen können, sondern von Anfang an einem anderweiten
Zusammenhange aufgepfropft sind.
8. Nach n'^w^ 1. ^'a^, mit LXX Thenius.
13. ^^'"5 vor im^'^ZJ will Hitzig des Nachsatzes wegen Nb
lesen. Vgl. 14, 30. Freilich steht t^"^C3 auf diese Weise
sehr abgerissen und kurz da, aber die Beispiele Exod. 9, 15.
2 Reg. 13, 19. lob 3, 13. 13, 19 lassen sich zur Aufrechter-
haltung der Aussprache 16 nicht wohl verwenden. — LXX:
„meinen Befehl, den dir der Herr gegeben" statt: „den B.
Jahwe's deines Gottes, den er dir gegeben."
15. Der MT. ist von einem b;i";r;~'"j''0 aufs zweite überge-
sprungen , dazwischen liegt in ER. : y.al xo y.aTdX£LiJ.f.ia tov
Xaov dveßr] oftloio ^aovX elg aitavTi^OLV OTtiGO) tov Xaov tov
fcole/uLOTOV' avTCüv Tcaqayevof.dvcov — aber zu Anfang ist
wahrscheinlich elg bdbv avTOv ausgefallen , in der Mitte das
zweite öttloco zu streichen, weil es sich zwischen den Stat.
constr. und den Genitiv drängt. Der Verf. dachte sich die
Kriegsleute v. 2 noch in Gibea's Nähe an der alten Stelle;
jetzt stösst Saul mit dem Reste des Volkes, das sich in Gilgal
eingefunden, aber dann grösstentheils verlaufen hatte v. 6. 7.,
zu jenen Kerntruppen. Diese Anschauung aber ist nicht die
des urspr. c. 13, denn nach diesem (14, 2) war die Gesammt-
summe der Mannschaft Saul's = 600 (nicht = 3000 + 600).
Es ist sogar sehr möglich, dass im ursprünglichen c. 13 von
einem Wechsel der Scene gar nicht die Rede war und dass
Saul V. 4. V. 7 bloss deshalb in Gilgal sein muss, wo er von
c. 11 her längst nicht mehr ist, damit seine Entzweiung mit
Samuel hier an dem selben Orte statt finde, wo sie c. 15 sich
zugetragen hat. Mit "pE"'" beginnt die Fortsetzung von v. 7
■p-iHwSia -n-in.
18. Die Richtung „zur Grenze" deckt sich nicht mit der
84
doch als gleichbedeutend anzusehenden „zur Wüste" (d. i. ge-
gen Osten) , mag man die Grenze als die judäische ansehen
oder als die efraimäische. Auch sagt man von b''2:i nicht
das Attribut qpä/'3n aus; hervorragen über ein Thal kann nur
ein Hügel oder Berg Num. 21, 20. 23, 28, und deutlich ist
daher mit LXX für b'^Jin zu lesen >"35-. Ein Eigenname
eines Ortes wird darum hier nicht wie die beiden vorigen
Male zur Bezeichnung der Richtung gewählt, weil es in der
Wüste keine Oerter gab. — :i^yn:i Neh. 11, 34.
20. Aus Vergleichung mit v. 21 ergiebt sich, dass sämmt-
liche alte Versionen als zweites und drittes der vier hier
aufgezählten Geräthe wie der Hebr. nj< und ü~np gelesen
haben, weiter, dass LXX und Syr. an erster Stelle das selbe
Werkzeug gefunden haben , welches v. 21 an gleicher Stelle
wiederkehrt, also n'^'^n^Q' Dagegen haben sie an vierter
Stelle nicht wieder n'^niTa , sondern den Namen des letzten
Geräthes von v. 21 gelesen, nemlich ]D"iin , welches der Sjt.
richtig , LXX aber dem Laute folgend durch dqaTtavov wie-
dergiebt (Einl. S. 10 f.). Da die Wiederholung des selben
Geräthes im MT. auf alle Fälle unrichtig ist , so wird es,
wenn man die Congruenz in der Reihenfolge der Geräthe v.
20 und V. 21 beachtet, allerdings sehr wahrscheinlich, dass
nach LXX Syr. v. 20 "sn"!" für das zweite "nu;"in/3 herzu-
stellen ist.
21. Die genaue Deckung in der Ordnung der Werkzeuge
V. 20. 21 wird dadurch gestört, dass v. 21 ein neues zwischen
ins und Dinp eingeschoben ist. Wenn schon der üeberschuss
dasselbe verdächtig macht , so noch mehr sein Name '^rV^IJ
■j'UJyp. Mit Recht hat LXX davon abgesehen, darin den Na-
men eines weiteren Instrumentes zu finden , aber ihr '02'^^
■jiDb "*p;r (mit Verdopplung des zweiten ''2: und des zweiten
b) ergiebt keinen treffenden Sinn. Denn verkaufte man ein
tifi< nach Zinken, selbst zugegeben, dass es mehrere hatte?
und warum sollte bloss der Preis der a^!ni< und nicht auch
der der anderen Geräthe hier angegeben sein? Meinerseits
kann ich freilich nichts Besseres an die Stelle setzen, üeber
die verschiedenen übrigen Cruces unseres Verses bin ich
ebensowenig ins Klare gekommen. n'T'Z^sn wird durch r;T':23n
85
der LXX beglaubigt; worauf C''S ezoi/^wg |A^ zurückgeben,
sehe ich nicht. — Thenius' Herstellung des Textes und seine
Auffassung des Sinnes ist gleich sehr verfehlt, "i^zisrr wird
gezwungen das Schärfen zu bedeuten, J^ gar das Stück (=
das einzelne Geräth) , während umgekehrt mehere DTü Ein
Stück bilden; und schliesslich wird das unglaubliche Resul-
tat gewonnen, dass die Hebräer für das Schärfen einer Axt
u. s. w. zwei preussische Thaler ausgegeben hätten *).
22. 3°"2, LXX ''■2"'3. Der folgende Genitiv muss durch-
aus determiniert sein, r^'^r^'z^'^Ln wäre aber eine ganz gewalt-
same Aenderung. Richtig hat Thenius hervorgehoben , dass
ri'onb"'a ein Stat. constr. sei und als solcher für die Lesart
der LXX "iiT^-.'Q I^^n"-'2 zeuge. Ein derartiger Ausdruck für
„Schlacht von Michmas" ist allerdings anderweitig nicht nach-
zuweisen, hebräischer wäre das einfache „am Tage von Mich-
mas." — Uebrigens widerspricht v. 22 den ersten Versen des
Kapitels, sowie dem eng dazugehörenden c. H. V. 19 — 22
werden entweder ganz oder zum Theil später eingesetzt sein.
23. "2:;^ ist richtig vokalisiert; gegen "^y'a (Ewald)
spricht das folgende Kapitel, welches an die bestimmte hier
genannte Lokalität , den berühmten Pass von Michmas an-
knüpft. Derselbe wird 14, 4 freilich t^'n'2Tfl genannt. Aber
die r'"Z"'52 werden dann in zwei durch den Bach geschiedene
"2:? zerfällt (14, 4 f.; und man kann also einen ■c:'cz''a n3>'^
und einen gegenüberliegenden "^iZrc unterscheiden. Gründlich
hat Thenius die Terrainbeschreibung 14, 4 ff. misverstanden,
wenn er in in'riZro einen langhin sich erstreckenden üeber-
gang über das Gebirge erkennt. Es handelt sich ja um den
Uebergang einer Thalschlucht inmitten senkrechter Felsen.
XIY.
2. Thenius sträubt sich mit Recht dagegen, das Migron
Jes. 10, 28, welches nördlich von Michmas lag und als selb-
ständige Stadt nicht zu Gibea gerechnet werden kann , mit
unserem hier für einerlei zu halten. An sich und auch nach
Analogie von 23, 6 erwartet man keinen Eigennamen. Der
*) Merkwürdig , dass der Syr. v. 20 f. eine Beschreibung von der
Art sieht, wie sich die Leute trotz v. 19 beim Kriege geholfen haben.
"Wenigstens hat ihn der Araber so verstanden.
86
Syr. hat ]>i2 gelesen, das ist aber nur eine völlig äquivalente
Variante unserer Texteslesart, welche unzweifelhaft auch
„Tenne" bedeutet. Die Artikellosigkeit des ]""i:!^a zeigt aber,
dass die Punktatoren einen Eigennamen wollten , und viel-
leicht kommt auch das 6 der letzten Sjlbe auf Rechnung die-
ses Strebens. Vgl. Migdol mit migdal, Akbor mit akbar.
Ich schlage daher vor, ]";^/'33 zu lesen, damit die Möglichkeit
der Confundierung mit Migron wegfalle , die wegen der ge-
ringen Entfernung dieses Ortes von Gibea nahe liegt.
2 f. Thenius gewinnt durch Streichung der bei LXX feh-
lenden Worte ^Xi< üVn v. 2 den Satz „es waren bei ihm 600
Mann und Ahia" — eine jedem natürlichen Erzähler unmög-
liche Coordination *). Es ist untriftig, dass die Bemerkung
über Ahia's Efodtragen als Parenthese nicht passe an diesem
Orte; sie passt so gut und so schlecht, wie die übrigen ver-
einzelten parenthetischen Bemerkungen v. 2. 3, welche sämmt-
hch in ihrer Bedeutung erst aus v. 16 ff. klar werden, wie
lob 1, 4 f. aus 1, 18. Vereinzelt ist nemlich nicht bloss v.
3, sondern auch v. 2b im Vergleich zu v. 2a: denn jene 600
Mann haben nicht alle den Saul unter dem Granatbaum um-
standen.
5. Als Prädikat zu "inj^n ]'^'n ist nacktes ]^^Tö (LXX)
erträglich, aber nicht wünschenswerth und pi^r^ in MT. er-
giebt den ausgezeichneten Sinn „steil wie eine Säule aufge-
richtet" — an seltenen Wörtern und Wortbedeutungen ist
unser Cap. reich, vgl. besonders r^X'J kämpfen, "m^r^-'/a Un-
möghchkeit. Wie übrigens in LXX die Verschreibung odog
(= oSovg) 6 in i^j €lg in /ula und allog in all?] umänderte,
so kann sie auch die Weglassung eines zu odog nicht passen-
den Prädikats leicht genug verschuldet haben.
7. LXX: 'ib n^2 r\3nb T^wS-bD Prov. 2, 2. ^. 119, 112.
Jud. 9, 3. Der MT. ist unverständlich, auch am Schlüsse ist
"'aab mit LXX hinter l^iabD herzustellen; denn „ich bin mit
dir wie dein Herz^ ist unklar und überschwänglich, und „ich
bin mit dir nach deinem Wunsche^ nichtssagend.
11. Für D"'*ia:? scheint Hitzig nach einer Andeutung in
der Gesch. des V. Israel S. 135 lesen zu wollen D^nas:? mit
*) welche zudem nur gestattet wäre, wenn v. 3 "Itt^ den Artikel
trüge.
J
87
Berufung auf Judith 14, 12 im Texte der Vulgata. Nun ist
richtig, dass 1 Sam. 14, wie z. B. aus dem ersten Makkabäer-
buche hervorgeht, in den späteren Zeiten so beliebt gewesen
ist, wie kaum ein anderes Capitel , aber so deutlich „egressi
sunt mures de cavernis suis" Sprichwort ist , so deutlich ist
unser Satz eigentliche Rede , erkennbar vor Allem an dem
folgenden Relativsatz, dann auch an dem Fehlen des Artikels
vor D^nnr, an dem Partie. C2"'N:i'' vgl. egressi sunt, an
D"'*iin vgl. de cavernis suis. Uebersetze : da dachten die
Philister: es sind Hebräer, die herauskommen aus den Höh-
len — , gegen die Accente. Vgl. 13, 6.
12. Das Fem. naiT/a ist dem anderweitigen Sprachgebrauch
dieser Cap. zuwider , und wenn man Einl. S. 19 f. bedenkt,
so wird man unbedenkHch nach LXX auch hier in^S'on her-
stellen.
13. LXX: l=s;i '-^ '':tb ",31:'^;,; vgl. 1 Macc. 4, 32, wo
ETteaov 2^ auf ursprüngliches "ü^"'" zurückgeht , und LXX 2
Sam. 1, 7. Alex. Das bedeutet aber nicht , wie Thenius
meint „sie blickten Jonathan ins Gesicht und er schlug sie",
sondern nach Jud. 20, 42 „sie wandten sich zur Flucht vor
Jonathan u. s. w." Demgemäss hebt also grade der MT. bes-
ser hervor , wie plötzlich die Ueberfallenen mit dem Tode
iiberrascht wurden, ehe sie auch nur an Flucht denken konn-
ten (gegen Thenius). Indes leitet sich aus der Vergleichung
des Sinnes keineswegs eine sichere Entscheidung her; und
auch cz::''"i musste nothwendig zugesetzt und nothwendig aus-
gelassen werden, je nachdem entweder "ibr"' in i:£'' oder "üf
in °b£" ausgeartet war. — iirn^a'O eTiedidov = tödtete vollends.
14. Für den Schluss dieses V. 'j" ''^snS^D liegen uns in
MT. Syr. LXX drei Varianten vor , von denen nur die des
MT. u. Syr. leicht auf einander zurückgeführt werden kön-
nen. Der Syr. deckt sich in den zwei letzten Worten völlig
mit dem MT., ebenso in den ersten sechs Buchstaben, wo er
nur das ^ umstellt und ausspricht i— "'azSna. Von dem mitt-
leren Reste "-^ lassen sich bei ihm die zwei letzten Buchsta-
ben gleichfalls noch erkennen und zwar in der Form ^ni
(s. W. 77, 20); für 3? aber wird er gelesen haben 1j^ (wie
LXX 2^) und das ist die bedeutendste Abweichung vom MT.
Was dagegen LXX hier las, ist nur theilweise sicher zu be-
stimmen. Der erste Buchstabe des MT. S fehlte ihr, die fol-
genden fünf stimmen überein, werden aber zu Einem Worte
88
C2"':rn3 verbunden (vgl. den Syr.); am Schlüsse erscheint
auch hier niiü. Nun bliebe noch übrig der Versuch, "i^OZSni:?
und y,al iv TteTQoßoloig xal iv y.ox'ka^L auf eine gemeinsame
Quelle zurückzuführen. Wenn man den Eaum der sechs
Buchstaben auf der einen und der sechs Worte auf der an-
deren Seite vergleicht und ferner die Bedeutung der beiden
griechischen Hauptwörter beachtet, so liegt es allerdings nahe,
ev TtezQoßoXoig (lob 41, 20) für eine Glossierung der als Waffe
sehr auffallenden y,6x^axeg (1 Macc. 10, 73) zu halten. Die
letzteren blieben also allein noch unterzubringen. Da aber
'/.ox^ccaeg nur hier im Kanon vorkommt , so ist das entspre-
chende hebr. Wort kaum zu ermitteln. Die Itala übersetzt
saxa, der Syr. 1 Macc. 10, 73 ijj..^, wonach also die classi-
sche Bedeutung des griech. Worts bei den Juden sich gewan-
delt zu haben scheint.
Was nun den Werth der verschiedenen Lesarten betrifft,
so giebt einzig die der LXX einen klaren Sinn , aber zum
Schlüsse von v. 14 passt auch sie nicht; ja hinter iIJ"'i^ zz^niL^
ist überhaupt jedes noch hinzukommende Wort vom Uebel.
Sie fügt sich jedoch hinter v. 13, war also wohl ursprünglich
eine Randglosse zu diesem Verse, herrührend von einem Le-
ser, der sich das 13, 19 ff. Gesagte gemerkt hatte und nun
hier auskünftig machte, welche Mittel dann noch dem Waffen-
träger zum lnlm'"0 geblieben seien.
15. Der Text der LXX ist durchaus der schlechtere, denn
„auch sie geriethen in Schrecken" *), von der Besatzung des
Passes ausgesagt, involviert, dass sie erst von anderer Seite
mit dem Schrecken angesteckt wurden, der vielmehr von ihnen
ausgieng , wenn anders ein Nexus zwischen v. 15 und dem
Vorangegangenen besteht — während für 'tz::?^^ des MT. die
Uebersetzung „wie unter der Bes." gerechtfertigt ist. Im
Einzelnen ferner ist das Kai, welches iv zfj Ttaq. mit h dyg.
verbindet, auf alle Fälle unrichtig, da nan'O nicht etwa wie
l^y einen Gegensatz zu n""i2 bildet, beruht indes wohl nicht
auf verschiedener Lesart, so wenig wie 6 Xabg 6 ev Meaoaß.
OvY, Tj&eXov TtOLSiv, hinter Ti'Qn czj zugesetzt, empfiehlt sich
zwar durch TtoLslv in der Bedeutung „kämpfen" (v. 6. v. 45),
gehört aber dennoch nicht hieher, denn vorläufig ist weniger
Kämpfen als Ruhe die Aufgabe, und dem Nichtwollen ent-
spricht noch kein Sollen.
*) auch die übrigens unrichtige Verbindung von xal avzol mit
it oi'x r)i)tXov (Th.) würde an der Sachlaofe nichts ändern.
89
In 15 b macht LXX '^^ f^~"in (ohne "^ nach ", vgl. Einl.
S. 15) zum Subject: und es trat ein ein Schrecken Gottes.
Aber der MT. ergiebt strengeren Zusammenhang und besagt
allein wirklich Neues , dass nemlich die behende Erde zum
Schrecken Gottes, d. h. zur Ursache desselben ward. Wenn
Thenirs umgekehrt den Schrecken Gottes das Beben der Erde
verursachen lässt , so hat er nicht daran gedacht , dass zu
'nni im MT. nur die Erde Subject sein kann.
16. Da y'Qr, hier wxgen v. 19 nicht einfach „Menge", noch
CZ"~° „hin und her" bedeuten kann , so ist der MT. aus v.
19b corrumpiert; der Chald. hat die Einmischung jenes Ver-
ses noch weiter getrieben. Lies mit LXX ":n'/an für y^cnr^
und i^'"" für Y""*" (Thenius). Auffallend bleibt y^C- in der
arab. Bedeutung des Wortes = wogen; s. jedoch zu v. 5.
18. „Abgesehen davon, dass von einer Translocierung der
Bundeslade von Kirjath-Jearim nichts erwähnt worden , be-
greift man nicht, wozu Saul dieselbe herbeiholen lässt; be-
achtet man aber den ganzen Zusammenhang, sieht man, wie
Saul V. 37 — 42 das heilige Los befragt , bedenkt man das
I"'' vCN V. 19 und vergleicht man 23, 9. 30, 7, so muss man
sich für die Lesarten der LXX "<°£^^^ anstatt uD^nbN ]Ti«
und -"£wXn Ni*: N-.n anstatt cz-^r^'-wNr; ■;i->5 n^n und "»^sb
anstatt ":2^ entscheiden. Saul will das heilige in dem Brust-
schilde des Efod aufbewahrte Los fragen , was zu thun sei,
ob er mit den Seinen gegen die Philister aufbrechen solle
oder nicht; da er aber sieht, dass die Sache für sich selbst
spricht und keine Zeit zu verlieren ist , so bricht er ohne
weiteres auf." Dieser Ausführung Thenius' mich anschlies-
send, verweise ich zur Bestätigung des griech. Textes noch
auf .^-'iw^ =np des Chald. v. 19 und zu "':=! = ''3£ auf 2
Sam. 7, 7. Uebrigens kann die Schlussbemerkung „er trug
nemlich damals das Efod vor Israel" nicht auf den Vf. von
V. 3 zurückgehen.
20. p"T ist nicht gleich 7*nn und das Nifal wird durch
Jud. 18, 23 gerechtfertigt. Gegen Thenius, welcher nach den
Verss. (! vgl. z. B. LXX Jud. 18, 23 u. Einl. S. 11 Anm.) das Qal
punktiert und übersetzt „sie erhoben das Feldgeschrei. "
21. Die nähere Bestimmung, welcher bt^""!"' am Schlüsse
des Verses für bedürftig erachtet wird, setzt das Israel, wel-
ches mit Saul und Jonathan war , den Volksgenossen entge-
gen, welche den Philistern Heeresfolge leisten mussten. Schon
90
aus diesem Gegensatze erhellt die Richtigkeit der Lesart
Cl^y gegenüber t^''"^:^ der LXX. Weiter aber hat auch
der Adjectivsatz „welche seit lange den Philistern gehört hat-
ten" *), den weit besseren Sinn, liest man u3"'n23^; und nur
im äussersten Nothfalle, der hier nicht vorlag, wagte man es,
die Sklaven am Kriege Theil nehmen zu lassen. Ob ol cvteg
hebräisches vn ^'tT^^ voraussetze, ist sehr zweifelhaft; auch
das blosse "iTi kann nur als Relativsatz aufgefasst werden.
Dagegen ist lüO LXX statt i ^330 ohne Frage richtig.
23. Thenius operiert auch hier wie 13, 5 von dem geo-
graphischen Irrthum aus, Bethaven liege ostwärts von Mich-
mas — es liegt nordwestlich — gegen die Richtigkeit der
mas. Lesart.
24. Wollte man den MT. übersetzen „das Volk war ab-
getrieben", so war Saul nicht so thöricht, dem ermatteten
Volke zu verbieten, dass es sich restauriere, und im Weiteren
wird vielmehr die Ermattung erst als Folge jenes Verbotes
betrachtet. Aber izJ-^i bedeutet auch nicht „abgetrieben sein",
die Bedeutung 13, 6 passt nicht, also bliebe, da auch UJJi
nicht weiter führt, nur übrig, nach Jes. 3, 5 zu erklären „sich
drängen" (Ewald). Gedränge nun pflegt Schuld zu sein all-
seitiger übereifriger Verfolgung; es zu beseitigen dient nicht
die Aufforderung , das wilde Vordringen fortzusetzen. Ich
sehe also keinen Weg, zu einem haltbaren und in den Zu-
sammenhang sich fügenden Verständnisse des MT. zu gelan-
gen und schliesse mich Thenius an in der unbedingten An-
nahme des Textes der LXX , wenn auch nicht nach seiner
Retroversion. LXX las: tTiy:_i^_ b'^^'ä tz::? "n^Ti ayn-blDi
: tzi-'-ist^ nna ***) nsriso **) n^nV/sn '^nm uj^n tzs-'Cbt^
.t:v -: ^ V T ' tt;.- •:- • -t-:
— VK'^r^Ti tZDrn Jnb'-J ^f^P"^) ^^,9 b'^^'^^- Der Aussprache
bN^T statt bN-|T scheint doch Misverständnis zu Grunde zu
liegen; vgl. die Bildung der Infinitive 1 Reg. 8, 31. 2 Chr.
6, 22.
*) Zu b vgl. 2, 27. LXX a? , was erst recht nur auf die Lesart
a'''ni3^ passt.
**) 2 Sam. 18, 8.
***) dg oXrjv noXtv ist Duplette zu h tm oqh. Denn zu oXrjv s.
Einl. S. 26 ; übrigens vgl. Jos. 15, 10. 2 Eeg. 23, 16. 2 Chr. 21, 11.
Jes. 66, 20.
t) Dies Wort kommt freilich nur im Pentateuch und Ekkles. vor.
91
Für den Schluss des V. bietet ER. eine doppelte Ueber-
setzung, die wahre ist: xal jtäoa tj yrj i^gloza — y"l^^^ b^l
nznb cz3'"i: (v. 25. Gen. 43, 25). Damit soll die Veranlassung
zu Sauls Befehle angegeben werden: die Leute frühstückten
nemlich eben alle. Viel besser heisst es im MT. : die Leute
hatten aber alle noch nichts gegessen. Zu ^^b vgl. Einl.
S. 26 f.
25. Die vollendete Tautologie der V. 25 und 26 o in MT.
lässt sich nicht durch die Annahme beseitigen, v. 26 nehme
den Vorgänger neu auf (Vulg. v. 26 ingressus est itaque)^ denn
der Zusammenhang wird zwischen den beiden Versen durch
keine Sylbe unterbrochen. Vielmehr, läge uns bloss der MT.
vor, so würde man ohne Frage eine Nebeneinanderstellung
zweier Varianten anzunehmen haben. Nun aber bietet LXX
ER. folgende Uebersetzung : -/.al laaX ögv/udg tjv /itshoGcovog
y.aza TiQÖGiOTiov tov aygov 26 y,al elorjld^sv 6 laog elg xbv
jLi€?uaocüva \y,al Idov eTtogsvero AaAwv. laal und ögv/tiog ist
Duplette, beides hebräischem 1"^ entsprechend. Dem selben
Worte aber entspricht nach v. 26 auch /lisXlggcüVj also haben
wir hier eine Triplette. Als ursprünglich wird durch v. 26
beglaubigt ymI r^v /lisIlggcüv (oder z. fiie?,. ^v), dem /neXlGGtov
wurde laal hinzugefügt, dieses zum zweiten Male als dgvinog
gedeutet und in Folge davon jusXlggwv in den Genitiv gesetzt,
um die Worte y.al laaX ÖQVf.idg (.leliGGtov in die Einheit eines
Satzes zu bringen. Der also hergestellte Text der LXX würde
hebräisch lauten rr:::~ ^:r~-:? r^Ti ^ly''. In v. 26 a stimmt
LXX mit MT. bis auf "lii für 'uim. Der Zusammenhang
führt darauf, in •3" Bienen zu sehen und unter Vergleichung
von l^^^ 1 zu lesen ",12"/ ""pn , was haleku deboräw oder wahr-
scheinlicher halak deboro auszusprechen ist.
Aus der Textgestalt der LXX entstand die massorethische
folgendermassen. Das leicht miszuverstehende "i-^"* wurde zu-
nächst durch il'Z" V. 25 erklärt; hinterdrein aber verlor sich
das Bewusstsein davon, dass '^rn-r nur '^y verdeutlichen solle,
und "i-^"', durch die Epexegese überflüssig gemacht, ward als
Wald aus seinem ursprünglichen Zusammenhange hinausge-
drängt und mit den Trümmern der in LXX uns noch voll-
ständig erhaltenen Variante des Schlusssatzes v. 24 zusam-
mengeschmiedet. Unter Hinblick auf den Anfang von v. 26
entstand so der Satz, den wir jetzt als v. 25 a im MT. lesen.
"j;3"7 statt "na"? v. 26 beruht auf mehr zufälligen Gründen,
92
obwohl zur Verschreibung beitragen konnte, dass das Generale
"iZT sich sonst im A. T. nicht findet.
28 f. Nach Thenius gehören die Worte ^yn t\Ti *) am
Ende des V. nicht mehr zur Rede des Kriegers und aller-
dings passen sie nicht zum Zwecke derselben. Als Wieder-
aufnahme der Erzählung drängen sie sich aber auch zu ab-
gerissen und fragmentarisch zwischen die Anrede an Jonathan
und dessen Antwort ein; und erst wenn man nach LXX am
Anfange des v. 29 läse i'ü^'>' ^t^TP vm, würde die Fuge
ausgefüllt. Indes zum Verständnis der Worte Jonathans be-
darf es überhaupt keiner Vorbemerkung , und näher als die
Möglichkeit , dass im MT. 2?~''i ausgefallen und ]ti:iT umge-
stellt wäre , liegt die andere , dass zunächst cz:3?n ^T^ aus
V. 31 an den Rand geschrieben wurde zur Rechtfertigung der
Behauptung Jonathans v. 29 f., und dass dann diese Glosse,
in den Text eindringend , den weiteren Zusatz Kai iyvco er-
zeugte , der sie dem Zusammenhange so gut. es gieng an-
schmiegte. Es scheint obendrein, als sei in LXX y,al i^elvd-rj
6 Xaos in unserem V. von anderer Hand übersetzt als y,ai
i'AOTtiaaev 6 laog v. 31. Bemerkenswerth ist ferner, dass
LXX mit HN-i statt liN-i v. 29 (vgl. 13, 6) unmittelbar den
Sprecher v. 28 anreden lässt, in welchem Falle die Trennung
der Interpellation und der Antwort durch einen ganz über-
flüssigen erzählenden Zwischensatz noch störender ist.
30. Vgl. 2 Sam. 4, 11 in MT. u. LXX. — Für '^a lies
"Sn unter Vergleichung des letztvorhergehenden Buchst.
3L N'nn czDT'n bedeutet nicht „heute" und also spricht
hier nicht mehr Jonathan. Allerdings aber wäre zu wün-
schen , dass die Verfolgung der Philister von Michmas bis
Ajjalon hier nicht kategorisch ausgesagt, sondern hypothetisch
hingestellt würde. Denn die Verfolgung bis dahin würde den
kühnsten Hoffnungen entsprechen, offenbar aber werden diese
im Folgenden nicht erfüllt , und die Philister können v. 46
mehr oder weniger unbelästigt den Rückzug vollziehen. Auch
ist V. 32 das Volk im Lager der Philister zwischen Michmas
und Bethaven. Nichtsdestoweniger ist nicht etwa aus „jenem
Tage" zu machen „heute" , sondern eine zusammenfassende
erzählende Bemerkung ist zum Uebergange auf das ganz an-
*) über die Aussprache s. Ew. §. 232 b. Indes bedeutet p3^^*i Jud.
4, 21 „er ward ohnmächtig", was hier nicht passt, so dass doch viel-
leicht auszusprechen sein wird Cj^^".
93
dersartige Folgende nothwendig. Man könnte nach 17, 52 f.
1 Macc. 4, 15 (s. Grimm) an unperspektivische Erzählung
denken; wahrscheinlicher steckt in r::^-^, welches LXX über-
haupt nicht liest, ein Fehler. — Zu "2" mit 3 des persönl.
Objects s. 18, 7. 23, 2. 2 Sam. 5, 24 und wahrscheinlich viele
andere Stellen: Thenius ignoriert diesen Sprachgebrauch und
emendiert demnächst aus freier Hand "^Sn (soll heissen
'£~r^N). Er beruft sich dafür freilich auf Hieronymus —
aber ohne sich um dessen wirklichen Sprachgebrauch zu be-
kümmern. Denn die eben citierten Stellen würden ihn be-
lehrt haben, dass jener, wo ~2n mit 2 des Obj. construiert
wird, statt dessen den einfachen Akkusativ setzt.
32. Das Qeri 'Jr: wird beglaubigt durch 15, 19; LXX
e%kid^y vgl. den Syr. zu 15, 19. — ^vv tco aifdavi ist nicht
Uebersetzung von LZ"r:~"n5< bei vorangehendem transit. Verb.
Von zufälliger Corruption des i"N und ~v' an allen drei Stel-
len, wie Thenius sie annimmt, kann keine Rede sein. Lev.
19, 26 hat auch LXX ~" gelesen , ihr l^ ")"(")—''? 3^ für das
weit originellere —""'"''?" ist dort durchaus unpassend und
aus blosser Erinnerung an Ezech. 18 geflossen. Ueber den
Sinn der Redeweise s. Ges. Thes. 1027 d, Hitzig zu Ez. 33, 25.
33. "Ex r£&&aiii = ev Fe^d^sy. = xzLTn'jn. — Für czrn
las LXX richtig ü^'"" ; zu der Buchstabenverwechslung s.
Einl. S. 15 Anm.
34. Statt ""iV^' 20 lies mit LXX n*f N. — nb^bü „heute
Nacht" ist nicht hergehörig und fehlt in LXX. Es wird mit
dem n'5*'5 v. 36 zusammenhängen.
36. nT2: soll vielleicht "^u: sein , denn die Bedeutung
„plündern" fügt sich nicht in den Context.
38. -"02, Thenius ^^3. Zu n = ^ s. Einl. S. 15 Anm.
39. Das Suffix in "Z^ kann man nach v. 38 nicht als
Neutrum auffassen, da aber t^^<I:^i Femininum ist, so ist es
unumgänglich, ri:";!;'^ zu schreiben. Mit r;::?^ (so soll nach
Thenius LXX gelesen haben; in Wirklichkeit las sie nach
V. 41 -y-l^i) gienge die wünschenswerthe Congruenz des Satzes
mit V. 38b verloren.
41. LXX ER: y.al eiTte ^aovl Kvqls 6 dsog 'logarjl , iL
OTi ov'A d7te'/.QLd^i]g T(jj öovXco Gov or^/nepov; el iv e/iiol ij Iv
'Iwvad^av TÖJ vup /nov rj dötKiay vivgis o d^eog '/. , öög drjkovg
94
xa2 lav xads ii^tri-, Sog Srj tm Xac^ aov Y. , dbg örj öGiorrjTa.
Hieron.: et dixit Saul ad Dominum Deum Israel Da indi-
cium , er übersetzt also den MT. , natürlich nicht nach der
sinnlosen Abtheilung der Accente. Alles, was in der Vulgata
mehr steht, hat schon Sabatier der Itala zugesprochen. Die
LXX steht also allein dem MT. gegenüber, siegt aber auch so.
Selbst wenn man nzz^'Qii 'r\'Dn verstehen dürfte „gieb
Wahrheit = bring sie ans Licht", so bliebe doch "lDb"'i^ das
Treffen, da vorher von keinem Losen die Eede ist, ohne alle
Einführung , die ihm doch nicht einmal v. 42 fehlt , wo sie
viel entbehrlicher ist. In Wirklichkeit lässt Cii^^'ain weder
dieses noch ein anderes Verständnis zu; liest man aber mit
LXX ^^'^r j was einzig übrig bleibt, so ist damit unzertrenn-
lich gegeben die Herstellung auch der C2''n"i«^ und überhaupt
des ganzen Textes der LXX im Vorhergehenden. Nur da-
durch wird auch das "Sb"'" genügend vorbereitet, und um so
unerlässlicher ist die Anerkennung der Echtheit des Plus der
LXX, weil es gar nicht denkbar ist , dass dasselbe erst aus
der Lesung c^"''/2p herausgewachsen ist. Bei dem uns vorlie-
genden hebr. Texte würde niemand darauf kommen , u2"'/3?i
als tummim zu lesen; LXX konnte es nur deshalb erkennen,
weil sie durch c:*'"!"^ vorbereitet war.
Die Retroversion ist nur schwierig für den zweiten Be-
dingungssatz: y,al iäv rdöe slrcrj {Sog örj) tm Xaof Gov^lGQarjX"^).
Derselbe hat schon im Alterthum zu manchen Correcturen
Anlass gegeben. Am vorsichtigsten ist die in verschiedenen
Modifikationen von vielen Handschriften gebotene : z. «. t.
UTtrjg- ev toj X. aov^I. tj ddt%la, am deutlichsten diejenige,
welche in der Vulgata steht, offenbar ganz nach dem Muster
des ersten Bedingungssatzes der Alternative zugeschnitten:
aut si haec iniquitas est in populo tuo. Der Werth dieser
Correcturen liegt auf der Hand, namentlich ist das beibehal-
tene Gov lehrreich. Es muss feststehen, dass der Text, wel-
cher der LXX vorlag, das Wort yrJn im zweiten Bedingungs-
satze nicht explicite wiederholte. Implicite aber muss es auch
hier vorhanden gewesen sein; ich halte es daher nach v. 39
für wahrscheinlich, dass man zu lesen habe 1'o:?i ib'ipl C&<1
b&<nü:\ Aus ■312;'"' oder ni'vZ;"' konnte der LXX hier so gut ein
*) nach ER. Die eingeklammerten beiden Worte sind irrthümli-
ches Einschiebsel, wie man leicht erkennt.
95
Verb entstehen, wie v. 39; elTC?^ hier ist = dftoxQc^fj dort,
das davorstehende rdde Ergänzung. Vgl. «^jZ.
42. Das Volk, welches v. 45 gegen Jonathans Tödtung sich
ins Mittel legt , widersetzt sich in LXX schon hier dem Lo-
sen zwischen ihm und Saul. Aber die Entscheidung Jahwe's
auf halbem Wege aufzuhalten , ist irreligiös und die Unge-
wissheit, zumal der Verdacht auf zwei sich beschränkt, un-
erträglich. Selbst Y. 45 wird dem Rechte -freien Lauf gelas-
sen , nur unter Anwendung der Rechtswohlthat der Stellver-
tretung. Also verräth der Zusatz in LXX v. 42 den Geist
einer späteren Zeit und ist erst aus v. 45 geflossen.
44. Hinter rrx'J'> ist ^\ (LXX) unentbehrlich; es ist mit
Absicht ausgelassen aus dem gleichen Grunde, weshalb 25, 22
"n"b in ■?'■ ''S^'S^b abgeändert wurde. — Am Schluss las
LXX 3""'n für ]t^^v und Thenius schliesst sich ihr an, „weil
die Nennung des Namens bei der Anrede ungewöhnlich sei."
Schade, dass Thenius nicht auch z. B. 17, 55 ")33t< streicht.
Der Werth des ü"n hier ist der selbe wie der von iv t^
rjfxeQa iy.elvrj im folgenden Verse.
45. Wenn xal TtQOGsv^axo 6 laög tvsqI '/. wirklich auf ei-
ner anderen Lesart beruhen sollte, als ■'~)n>i ü'Jn ■"S"'" , so
wäre diese auch nichts weiter als falsche Uebertragung der
uns vorliegenden massorethischen, deren Sinn nur Ewald zu
verstehen gewagt hat. Vgl. aber 2, 25.
47. In der Duplette elaxs tov ßaoiXeveLV , xaTaycXi^QOVTai
egyov ist die letzte Hälfte echt (r^b-Q = n^^-^'Q , vgl. 16, 19.
Syr.). — "■'w")"' heisst „er siegte" wie ^2^^, Doch wircl nach
LXX y'^l^, zu lesen sein.
49. Für ^r:;^ las LXX tx-^ = vXi^_^ = b^S— ^'n =
J^u;a~w"^t. Isbaal war der eigentliche Name des Sohnes
Sauls, denn damals ward Baal, ein an sich völhg unschuldi-
ger Name, auch für Jahwe gebraucht. Als späterhin Baal in
Übeln Geruch kam, ist b'Jn'~ti< geändert theils in 'vrN von
Vernünftigen , theils in nir3""U;^N von Unvernünftigen. Zu
Tni:-' — "r^^N vergleiche die ältere syr. Orthographie, ferner
•>X-> = ■»•iz;^5<, eine Abkürzung von ■'UJ~"'3i< , wie ^i'V'i^ von
-17:?—^=1&^. Auch "2^3^ mag = "OU?^.^ sein, vgl. Is-tob und
dagegen Sakar 1 Chr. 11, 35. 26, 4. Dass man Jissakar aus-
sprach, geht aus der Etymologie Gen. 30, 18 nicht hervor,
die ebensowohl oder vielleicht noch besser (vgl. '''^''^^b) auf
96
eine Zusammensetzung mit 'ij^i< als mit 'J^l passt; und übri-
gens konnte auch '^l, wie die Schreibung tr« beweist, aus-
gesprochen werden ish (= it im Aram.). Vgl. ferner zu 2
Sam. 23, 8.
XV.
1. Angabe des Grundes, weshalb es scheint, dass bei
LXX Vulg. ^"1D~ mit Recht fehle, vermisst man bei Thenius.
Er ist darin zu suchen, dass „Stimme Gottes" als Anthropo-
morphismus galt.
2. nn:? hinter ^tiipz (LXX, s. 23, 11. 24, 15) ist nicht
vonnöthen und wegen des v. 3 folgenden weiteren 3'" auch
nicht empfehlenswerth. — ü'X ist militärischer Terminus techn.
1 Reg. 20, 12. LXX dTr^vrrjGe. Auf die Ueberss. hat Deut.
25, 17 f. eingewirkt.
3. Welche der in ER. vorfindlichen Uebersetzungen (zwei
von tT'/annn, abgesehen von Kai lsqlili, und zwei von bvonri
vby) die ursprüngliche sei, ist für unsere Zwecke gleichgil-
tig; genug, dass LXX das a von Dn"0"inm als zwei ° {avTov
Y,ai) las und zwar mit Recht, wie das folgende lehrt.
4. Aus welchen Gründen Thenius das Gilgal der LXX,
welches durchaus ihrer Bama 11, 8 entspricht, den einfach-
sten kritischen Regeln zu trotz dem Telaim des MT. vor-
zieht, sehe man bei ihm selbst nach. — Zur Zahlen vergrös-
serung in LXX vgl. 11, 8. Dass Juda nur den 21sten Theil
des Heerbannes stellt, befremdet; ebenso, dass „Fussvolk" den
Gegensatz bildet zu den Männern Juda's. Darum setzt The-
nius b^^TJ;^ l2J"'N-"ni< hinter "'bJ"i ein , während Nöldeke
n"n~"' ui^^^tni^ in D^UJ"!!;' verwandeln will *). Vorsichtiger
ist es, die letzten Worte von t^'rxTi an zu streichen; vgl. zu
2 Sam. 1, 12. 21, 2.
5. Gegen die von den Versionen beglaubigte Lesart
bn:3 an"*" wirft Thenius ein , es sei von einem Hinterhalt,
von einem Hervorbrechen aus demselben nicht weiter die
Rede und nach v. 6 gehe Saul ganz offen zu Werke. Der
letztere Einwand besagt offenbar nichts; ich wenigstens ver-
stehe nicht , inwiefern durch eine solche Offenheit des Krie-
ges, wie sie v. 6 und auch v. 4 vorausgesetzt wird, das Legen
*) Orient und Occident II, 627. Anm. 3.
97
eines Hinterhaltes gegen eine zu belagernde Stadt ausgeschlos-
sen wird. Der erstere aber lässt sich ebensogut gegen The-
nius' gänzlich willkürliche Aenderung ri/Cn~y2 "]^v^' machen;
denn davon , dass die Amalekiter ihrerseits die Schlacht an-
nahmen, ist auch nicht weiter die Rede. Sachlich aber passt
die Texteslesart viel besser; eine Bestürmung der vorerwähn-
ten Stadt wird erwartet, dagegen würden die schwachen Ama-
lekiter den die Schlachtordnung aufstellenden Saul lange ha-
ben auf sich lauern lassen. — '^^", falsch twj^ 7r6?^£(0Vy weil
das Folgende auf Eine bestimmte Lokalität sich bezieht.
6. Obwohl in den Gentilicien die Formen "rp und "'2''pn
promiscue gebraucht werden, so ist doch innerhalb desselben
Verses eine Abw^echselung unwahrscheinlich; ich vermuthe
daher l^p^ hinter no"'i.
7. Für rib-'-iH lies üV^, denn vgl. v. 4 mit 27, 8. Die
Form D'NyÜ will den Plural von "'^^ geben, ist aber, wie
Jos. 15, 24 und 1 Sam. 27, 8 beweist , zu reducieren auf
Üi<b'J (vgl. C5<":!"n 2 Sam. 10, 17) und giebt erwünschten Auf-
schluss über die Aussprache von Q~^ , welches von den Punc-
tatoren aus denselben Gründen und in derselben Weise falsch
ausgesprochen wurde, wie Qi^'^* In 7iZ)"ti = np^l2 ist nur
(1 = 1: eine eigentliche Aenderung; die Verlesung entstand
unter dem Einflüsse von Gen. 25, 18 *).
*) Ich weiss nicht, ob schon darauf aufmerksam gemacht ist, dass
Schur urspr. die Mauer ist, die von Pelusium über Migdol nach Hero
lief. Ebers (Aegypten und die Bücher Mose's S. 78 ff.) scheint die nahe
liegende Combination weder gekannt noch gemacht zu haben. Hinge-
gen erklärt er den Namen Misraim aus der ,, Umwallung" und der
scheinbare Dual hätte ihn dabei nicht anzufechten brauchen; vgl. meine
Dissert. de gentt. Jud. S. 37, Nöldeke, neusyr. Gramm. S. 107 Anm. 1.
Uebrigens hat sich die Wüste Schur, ,,die vor Aegypten liegt", nicht
bis zum Wädi Gharandel, sondern höchstens bis zu den Mosesquellen
erstrecken können , die ausserdem der Beschreibung von Elim viel bes-
ser entsprechen. Dass der Durchgang durchs Rothe Meer drei schwache
Tagereisen nördlich von Elim stattgefunden hat, spricht nicht gegen
dessen Gleichsetzung mit Ujun Musa. Denn alle Nachrichten vereini-
gen sich dahin , dass die Gegend von Hero der Ort des Ueberganges
gewesen sei. Die Israeliten umgiengen zuerst das Meer , das sich bis
zum Ende der Bitterseen erstreck! e, mussten dann aber zurück Exod.
14, 2 imd lagerten nördlich von der Nordspitze des Meers, zwischen
diesem und Migdol (dem Magdolos Herodots, welches allein dem A. T.
bekannt ist und sehr gut passt) , in der Nähe von Hero , aus dem Pi-
ha-Hiroth ebenso entstanden ist, wie B-el-beis aus Beseth (Bubastis).
Beim Herannahen des ägypt. Heeres blieb ihnen nur der Ausweg durchs
98
9. Hinter -''"^^ wiederholt LXX ^wvTa aus v. 8. — Gegen
die nahe liegende Aenderung Q'^S^UD „fette Thiere" erheben
sich mehrfache Bedenken. Wenn der Syr. übersetzt „das
Beste der Schafe und der Rinder und der feisten und der
gemästeten Thiere", so sind eben die besten Schafe und Rin-
der die feisten und gemästeten und von letzteren wird nicht
noch einmal das Beste ausgesucht. (LXX freilich fasst selbst
noch i'tin^blD als Genitiv zu in::'''^ = das Beste alles Guten).
Man könnte nun allerdings das b:? in ü'^^^n'-by- , welches
weder LXX noch Syr. vorfanden, vor d^^-^UDn lesen. Indes
abgesehen davon, dass die Präposition an dieser Stelle erst
recht nicht bezeugt ist, bliebe der Hauptübelstand, dass ganz
identische Sachen sich coordiniert würden: denn die Ueber-
setzungen „die fetten Fluren und Anger" oder „die Esswaa-
ren und die Weinberge" (LXX) sind unmöglich, da fette Flu-
ren und Weinberge in den Steppen der Amalekiter selten ge-
wesen sein werden und die Esswaaren ausser dem Vieh keine
Erwähnung verdienen. Es bleibt nichts übrig, als D^2'ai25n
D-i-ism zu lesen und dies als erklärende Apposition zu ver-
stehen: „sie schonten das Beste der Schafe und Rinder, die
feisten und gemästeten Thiere." Das ''ov vor ü^nSn ist ganz
deutlich Einschiebsel. — In nT!3'5aD hat Böttcher richtig die
Vermischung zweier Worte gesehen , d. h. ein Schreiber , der
schon D'/üD, das folgende Wort, angefangen hatte, bemerkte
noch den Irrthum und schrieb nT3D weiter. n7/2D freilich,
welches Böttcher statt nTDi vorzieht, verdirbt die ganze Er-
klärung des Fehlers, liefert unnachweisliches Sprachgut — es
giebt nur riTia aus guten Gründen — und würde nur auf das
Vieh passen, auf welches doch der Bann nicht beschränkt
war. O'Di ist mit dem folgenden t^^^ (in nriö< , dessen schlies-
sendes He aus dem Anfangsbuchstaben des folgenden Wortes
stammt) zusammenzulesen als 5^q^^.^:. Da das Adjectiv sich
im Genus nach seinem Substantiv richtet, so ist das Femini-
num nothwendig; und nur die Wurzel öi</a passt in den Zu-
sammenhang.
Meer — denn dass der nördlichere Landweg nach Osten ihnen abge-
schnitten war, ist klar; sie schlugen ihn ja zuerst ein, mussten aber
umkehren. Vgl. Hitzig, Gesch. des V. Isr. S. 70 ff., der sich nur durch
den Krokodilsee beirren lässt. Dieser existiert für die isr. üeberliefe-
rung so wenig wie der Kanal „des Ramses."
99
11. n^"»^"— 5!3, als sei es selbstverständlich, dass Jahwe
Nachts zu Samuel sprach; denn erwähnt ist es bisher nicht.
Solche Voraussetzungen aber zu machen ist dem hebr. Er-
zähler durchaus erlaubt.
12. Die Prägnanz ri^^ipb Ü^XO'' lösen LXX Hier, auf, und
Thenius beeilt sich, in Folge dessen, ein 1"^' als „nothwen-
dig" einzuschieben. Wie nothwendig es sei , zeigt Cant. 7,
13 vgl. Qor. Sur. 68, 22 und die in Ges. Thes. S. 1406 ge-
sammelten Beispiele eines gleichen Gebrauchs von ;^i im Arab.
So kurz zu reden, ist keineswegs poetischer, sondern populä-
rer Stil. Vgl. auch Gen. 14, 3 '5^< 'nzr,, — Die Worte
"■' •'•? ^'TQ nzri", können nur, dürfen aber nicht präsentisch
gefasst werden, man hat also das Perf. ^''^p^ zu lesen (LXX
äquivalent 322^-i ohne n:n). _- Statt nn^-^i ao-'T las LXX
na^n'ar; 20"'"; auch v. 15 ebenso wie 11, 5 (/neTa t6 ttqcoI)
sorgt sie für die Majestät des Königs. Aber grade Sauf ist
nach aller Erinnerung stets den einfachsten Sitten treu ge-
blieben.
12 f. LXX ER. von 'i^^^l an: „und es ward dem Saul ge-
meldet also: Gekommen ist Sa7nuel nach dem Karmel und
hat sich ein Denkmal errichtet. Und er wandte den Wagen
und gieng hinab nach Gilgal 13 zu Saul, und siehe er bringt
Brandopfer dem Herrn , die Erstlinge der Beute , welche er
den Amalekitern abgenommen hat; (und es kam Samuel zu
Saul) und Saul sprach zu ihm" — u. s. w. wie MT. Man
sieht, dass v. 12 in LXX eine Verstellung von Saul und Sa-
muel statt gefunden hat , welche dazu zwang , die Worte
■;i"i SD*" von Samuel miszuverstehen als Wiederanfang der
Erzählung. Dadurch aber kam es weiter dahin, dass die bei-
den ersten Worte von v. 13 „und Samuel kam" als überflüs-
sig und störend ausgelassen und das dritte b■^5^23""":^^5 direct
mit 5-3-;- "ii" verbunden wurde. Der nach "■5<^""'"5>< in
LXX folgende Satz, Samuel habe den Saul beim Opfern ge-
troffen, ist aus V. 21 und namentlich aus 13, 8 — 15 geflossen.
Durch das Folgende wird er dementiert, denn v. 14 sieht Sa-
muel nicht das Vieh, sondern er hört es brüllen und auf das
Opfer nimmt er gar keine Rücksicht. Die Worte /.al Ttag-
ayevezo ^a/^iovrjl JtQog ^aovX gehören nicht zur LXX.
15. In LXX spricht Saul wie ein König: ich habe ge-
bracht, ich habe gebannt.
17. Da man nur übersetzen kann: Nicht wahr, wenn du
klein bist in deinen Augen, so bist du das Haupt der St. Is.",
100
so kann das historische Tempus ITO'a^"/ nicht mehr zur Apo-
dosis der Bedingung gehören, sondern eröffnet den neuen
Satz, der sich v. 18 fortsetzt „und Jahwe salbte dich — - und
sandte dich." Dann aber wird das Explicitum n'n'' v. 18
erst dann eingesetzt sein , als man schon 1] ^TO^O^i falsch
verbunden hatte; Einl. S. 22 ff.
18. ■'b d">li^"Jnn , wie Thenius scheint lesen zu wollen, wäre
hart trotz Gen. 13, 13, LXX sprach wohl ''b ü^^^-J^^. —
Oiam am Schlüsse ist fälschlich wiederholt aus kalloiam und
fehlt mit Recht in LXX.
20. "TiüuN vor der Oratio recta Ew. §. 338 b. — Die Aen-
derung ü^^n b-p für ;"; bip (Thenius nach LXX) ist ge-
schmacklos. Im MT. wird mit naturwahrer Feinheit der Cha-
rakter Sauls gemalt, wie er glaubt, Gehorsam im Allgemei-
nen mit ein bisschen Ungehorsam im Einzelnen vereinigen zu
können und ganz unbefangen thut, indem er beiläufig zum
Schluss die ihm von Samuel vorgeworfene Handlungsweise
einräumt, sie von einer ganz andern Seite beleuchtend, aber
doch zugleich die Verantwortung dafür von sich auf das Volk
abwälzend.
23. Thenius schlägt vor Ü^snsn 'j^^5. Aber einen solchen Ge-
nitiv erträgt "J'^^ nicht, weil es keineswegs gleichbedeutend ist
mit tii^'Jn (eher mit ^^"■^23, bnn), sondern viel bestimmter
(= 'rri "nsi^, abergläubische Wahrsagemittel). Wenn The-
nius es nicht für möglich hält, dass die Concreta ö^Snm ]i^
das Prädikat zu dem Abstractum "izrsn bilden, so verkennt er
das Vorrecht der dichterischen Sprache und eine durchge-
hende Eigenthümlichkeit des Semitismus; Ew. Gr. arab. §.655.
Die Abweichungen der Verss. beruhen auf Misverständnis von
n:£ijn. — "'p'Ctfi die Punctation schwankt 16, 1.
27. Es ist klar, dass das Explicitum zu pTlT» {^aovl) ein-
zusetzen man mehr Veranlassung hatte als es auszulassen.
28. n-üVo'^, lies nDb;o"0, s. Einl. S. 17. So lange
n"üb/2'a nicht im Stat. abs. nachgewiesen wird, zweifle ich an
der Richtigkeit der Bildung. Aramäisch ist es nicht, die
Chronik sagt stets nur rn:Dbl2. Das Wort kommt überhaupt
nur vor Jos. 13, 12. 21. 30. 31. 1 Sam. 15, 28. 2 Sam. 16,
3. Jer. 26, 1. Hos. 1, 4 und immer im Stat.^ constr. — LXX
ist beeinflusst durch 1 Reg. ^,^31.^ Für aTVo ^loq^. ist eTtl
^Igq. zu lesen (wie auch v. 3 m avTov statt dit avrov), die
Worte sind aber in LXX erst eingeschwärzt.
101
29. ü^: ist nach Syr. Hier. Adjectiv = der Wahrhaftige
Israels. LXX sonderbar: "^n^i von "'USn abgeleitet = y.al
diaiQedriOSTai elg ovo. Ihr n^ii:"' für "ip^"* und Ü"iN5 (17,
43) für ü"N sind Euphemismen; vgl. zu v. 1.
32. Vergleicht man den Text der LXX mit dem MT.
{TQe/.icüv statt t^:""^ , "0 am Schluss fehlend), so ersieht sich,
dass aus dem Eigenthümlichen etwas ganz Triviales geworden
ist. Ich ziehe deshalb den MT. um so mehr vor, als es nicht
scheint, dass dem rge/ncov der LXX eine abweichende Lesart
zu Grunde lag. Pinguissimus des Hieron. (et tremens ist ein
Zusatz der Vulg.) ist Modificierung von dßgog des Symma-
chus, welches letztere die treue Uebersetzung der Wurzel fis^
ist. Die Bedeutung ziiterji aber, welche anzunehmen die LXX
wohl erst durch den Ausfall von 10 vor ""i'o veranlasst wurde,
geht von der selben Wurzel aus.
XYI.
5. Der Sinn von ymI evg)QcxV'd^rjT€ fiez e(.iov oiqfxeqov ist
zwar genau der gleiche, wie der von r!27a "'inN ü^^^^3", der
Form nach ist aber die Lesart der LXX vorzuziehen , weil
dadurch Abwechslung entsteht im Vergleich zum letzten Satze
des Verses und weil der nackte Ausdruck ErkläruDg des ver-
hüllten sein kann, nicht aber umgekehrt der verhüllte des
nackten. Das Opfer ist übrigens so sehr nur Vorwand, dass
hinterher in der Erzählung über der Ausführung des wahren
Zweckes die des ostensiblen ganz vergessen wird. Denn v. 6
— 12 fällt nicht beim Opfermahl vor, sondern beim u:"p v. 5;
V. 5b und v. 6 — 12 decken sich dem Umfange nach, indem
v. 5 b den Rahmen giebt, in welchen v. 6 — 12 die besonderen
Züge, auf die es im Zusammenhange eben ankam, eingetra-
gen werden.
7. Statt n"cL\^ 1. nuTND und hinter ü"wSn 1. ü^nbi^n -NV
mit LXX. — D':£b statt C."?."^ ist keine Verbesserung.
'crz^'J heisst auch v. 12 das Aussehen (Lev. 13, 5. 37) und
wird 17, 42 durch nN*^ erklärt, ebenso wie es in unseremVerse
durch ^^^5"^o excipiert wird. Q":£ dagegen würde einen schiefen
Sinn geben, da es in dieser Verbindung auf den Stand geht,
nicht auf das Aussehen. Thenius: „Cr^'b, LXX: D"';£b,
jedenfalls schicklicher."
102
10. LXX ER. lässt ■'I2ä''""bi^ aus, vielleicht, weil sie meint,
da von einer Einweihung Isais in Samuels Geheimnis im Vor-
hergehenden nichts gesagt ist , Samuel habe die Worte am
Schlüsse von v. 8. 9. 10 bloss bei sich gesprochen.
11. Der LXX fehlt ^^<^ zwischen ]-jpn -n:?; sprachlich
möglich 18,8 und vorzuziehen ; denn ■^^^^ einzusetzen konnte
sich wohl jemand bewogen fühlen, es auszulassen nicht.
12. ns-»., LXX ^s; Einl. S. 15. Vgl. 17, 42. Das Ad-
jectivum ist dem Contexte nach vorzuziehen. — Der Zusatz
rq' KVQUü hinter "'^<"i besagt: Jahwe sieht ja nicht nach dem
Aeusseren, David also, den er erwählt, erwählt er nicht, weil
er äusserlich, sondern geistlich schön war. Gleichen Werthes
ist dyad^og hinter ht N"n.
14. In Bezug auf den Gebrauch der Gottesnamen, der in
den Verss. vgl. mit MT. stark variiert, ist zu bemerken, dass
mn*' m"i als guter Geist entgegen gesetzt wird dem tm
mn''~"n&<*0 und D^nbt^ trn als bösem Geiste. Dieser Sprach-
gebrauch wird im MT. streng eingehalten; nur 19, 9 würde
eine Ausnahme machen, aber es wird dort mit LXX zu lesen
sein ÜTibi^i für Tiin''.
16. T'3Eb kann man nicht dem vorhergehenden Substantiv
beiordnen , als ob es heissen könnte "C^tb D"'"i^:?n , sondern
man muss es mit einem Verb verbinden, welches nur ^^i"""^'■/2^^•'
sein kann: also fasst LXX dieses richtig als Plural auf mit
dem Subj. "i"*"3:'. "DiiN nun könnte man als Vokativ auf-
fassen, da es aber LXX nicht las, so wird es als irreführend
zu tilgen sein; zur Entstehung s. zu 23, 20. Im Weiteren
hat man dann das ^ des folgenden Verbi in i zu verlängern
und vielleicht auch den Dativus commodi der LXX zu ergän-
zen. Kurz , man muss aus inneren Gründen den Text der
LXX in Bausch und Bogen annehmen: „es mögen deine
Knechte sich dir gegenüber ein Wort erlauben und dir einen
Mann suchen u. s. w." — p3'/3 yi'> ist ein Zusammenfliessen
zweier Lesarten, deren eine v. 18 wiederkehrend hier von der
LXX befolgt wird , die andere , einfach ]-33"0 , vom Syr. —
Tn:D3 (LXX statt 'i^n MT. 18, 10. 19, 9) würde man nicht
sagen, sondern "n3Z2. — Kai dyad^ov ool lazaL xal dvaTcav-
0£L oe ist Duplette, andernfalls müsste die Ursache vor der
Wirkung stehen.
103
18. ^vverog für b^n ist nahe liegende Verbesserung von
öwaTog, vgl. ähnlich Deut. 3, 18. 2 Chr. 35, 3.
19. D-'DJ^P^a b%NiL\ Syr. JiiV.io \\ia^. Es scheint, dass
lü!^i^ ursprünglich gesprochen wurde malake (zur Schrei-
bung vgl. fc£5^U) , und dass also letzteres Wort auch im Syri-
schen nicht bloss für die Engel gebraucht wurde.
20. Wein wird nicht gezählt, aber Brod so wenig gemes-
sen (LXX yo/iWQ aQTwv) wie Ziegenböcke. Damit soll nicht
Dnb l"i'52n des MT. gerettet werden , sondern es ist vor ünb
ein Zahlwort zu lesen, ohne welches auch "n&^ bei Ü"'T5' "'"J
keinen guten Sinn hat; und zwar niD'on oder n^'^y (woraus
bei LXX "'2>" entstand). Nur Zahlen kommen bei uro vor,
keine Maasse.
XVII.
1. nb"ii;, LXX ^ozxiod-. Der Plural erklärt sich aus
Euseb. Onom. unter 2oy,xco : Kwincd eloL ovo — jJ (.lev dvw-
Tsga, Yj da '/iarwTeQa ^ov^ytod- y^qr^xaTitovoai. Aehnlich ^Q.qioviv
Jos. 10, 10 ff. statt des alten Singulars, vgl. L4Qfxad^aL!.i mit
r:'52"ir; und ^x^J^* 1 Macc. 4, 15 statt "23'' „weil es nach
Plin. H. N. XIII. 14, 5 zwei Städte waren, die eine landein-
wärts, die andere die Hafenstadt."
4. l4vr^q övvazog ist, wie sich aus dem Syr. zu uns. V.
und zu V. 23 ergiebt, die traditionelle Uebersetzung von
d":zn iT'iS. Die Uebersetzung 6 f^ieoalog v. 23 ist nicht die
der LXX, denen v. 21-31 fehlt. — !n-i:n'"0^, LXX t^-'DiTa^,
bestätigt durch v. 8. 23. — Bei der Zahldifferenz (4 Ellen in
LXX gegen 6 im MT.) sind auch hier keine zufälligen Gründe
im Spiel.
5. Nach MT. bestehen die Schutzwaffen des Riesen aus
Erz, die Angriffswaffen aus Eisen. Darin ist ohne Zweifel
eine Consequenz, die von LXX übel gestört wird.
6. Sprich ^r;::i3; die Punktatoren scheuten sich vielleicht,
den Unterschied zwischen Stirnen und Schienen zu verwischen,
der bloss im Singular hervortritt. — Gegen die Behauptung,
die Versionen haben mit „Schild" ein anderes Wort wieder-
gegeben als ]''T'2, s. Bochart. Hieroz. I. 135 ff.
104
7. n^^^n ist in der Verbindung mit ^^iD^ origineller als
rbrD derYxX.
"'s. -lUnw^npb hinter n^nVo "^lyb hat die LXX aus v. 2
wiederholt; hier liegt darin eine halbe Beantwortung des
•i^b, die offenbar besser wegbleibt. — In "^riilDbrn spielt der
Standpunct des jüdischen Erzählers hinein in die Rede des
Philisters (vgl. 1 Macc. 6, 7 to ßöelvyixa), die LXX hat Un-
recht, den Artikel auszulassen (nach "', vgl. Einl. S. 15).
12 ff. Der griechische Text von v. 12 — 31 im cod. AI. ge-
hört nicht in die LXX, welche vielmehr diesen Abschnitt nicht
wiedergiebt. Daher auch die abweichende Uebersetzungsart,
z. B. f-ieoalog statt dwarog , (pvltGTialog statt dllocpvlog,
eOTTjXiod^rj V. 16 statt Kareorrj, xollag Trjg ÖQvog v. 19 vgl. v.
2. 21, 11; daher der viel engere Anschluss an den MT. Der
Verdacht liegt nahe, dass die LXX v. 12—31. v. 55 — 18, 5
ausliess, um einen Zusammenhang des c. 17 mit dem vorher-
gehenden zu ermöglichen. Diese ihre Kritik gienge allerdings
von einer an sich sehr unsicheren Voraussetzung aus. Denn es
versteht sich in hebräischen Geschichtswerken nicht von selbst,
dass zwei äusserlich verbundene Erzählungen aus einigermas-
sen gleichartiger Sphäre auch in innerem Zusammenhange
stehen, sie können ebensogut von Haus aus einander fremd
sein und nichts mit einander zu thun haben. Hier indes bei
c. 16, 14—23 *). c. 17 trifft der letztere Fall nicht zu. Denn
beide setzen c. 18, 6 ff. voraus. Das würde nun nur bewei-
sen , dass sie beide mit Rücksicht auf dies Cap. , möglicher-
weise aber erst später und unabhängig von einander geschrie-
ben sind. Aber c. 18, 6 ff., auch in seiner alten kurzen Ge-
stalt, setzt ebenfalls nicht bloss c. 17, sondern auch 16, 14 ff.,
nemlich eine längere Anwesenheit am königl. Hofe , voraus.
Da nun c. 18, 6 ff. der einzige Bericht ist über die Entstehung
der Feindschaft Sauls gegen David, so ist auch deshalb nicht
an eine spätere Einsetzung desselben zu denken zu der Zeit,
als die beiden vorhergehenden Capitel schon in der jetzigen
widerspruchsvollen Gestalt verbunden waren. Es bleibt also
nur die Annahme übrig, dass c. 16 und c. 17, da der Inhalt
beider von c. 18, 6 ff. vorausgesetzt wird , ursprünglich in
Harmonie gestanden haben. Es wäre nun eine Möglichkeit,
dass dem 18ten Capitel die vorhergehenden beide oder eins
*) 16, 1—13 ist später als c. 17 und von ihm abhängig; 16, 14
schloss urspr. an 15, 35 an. Dort trauert Samuel um Saul alle Taye^
16, 1, im nächsten Vers, hört er auf Gottes Befehl auf, zu trauern.
105
von ihnen in ganz anderer Form vorgelegen hätten , als in
der sie uns vorliegen. Diese Möglichkeit hätten wir aber nur
dann Grund anzunehmen , wenn entweder c. 17 sich ohne v.
12 — 31 *) als Fragment erwiese, oder wenn trotz der Auslas-
sung von V. 12 — 31 (v. ö5 — 18, 5) sich Widersprüche mit c.
16 und c. 18 ergäben. Beides ist nicht der Fall. Also er-
klärte sich die Auslassung der LXX nicht aus harmonistischer
Tendenz **), sondern sie entspricht dem ursprünglichen Texte
der Bücher Samuelis, welcher im MT. aus einem selbständi-
gen Flugblatte interpoliert wurde, welches seinerseits auf v.
34 fusste. Es ist aber deutlich , dass dort rrn nicht „«5^"
heisst, sondern „war."' Vgl. zu v. 16, v. 40.
12. Die conciliatorische Nachtragung des Wörtchens mTh
verräth sich durch ihre grammatische Unmöglichkeit. — Für
Ü^ti::N2 liest der Syr. D'r^rs. Der Vorschlag Hitzigs, N3 zu
streichen, ist zu verwerfen, weil Ü"'j::n2 ]pT nicht verglichen
werden kann mit a"*d::2 r^z^n oder ea&Xog iv avögaoi, denn
mit rir'' und l'od^kog ist eine Auszeichnung unter übrigens
Gleichen ausgesagt.
13. 'Obn, welches 'zb''' aufnimmt, um ihm ins Plusquam-
perfektum nachzuhelfen Ew. §. 346 p, wird vom Syrer nicht
besonders ausgedrückt und die ausserordentliche Weitschwei-
figkeit von V. 13b dadurch vermieden, dass die sechs Worte
n'0n""03 — Du:: wiedergegeben werden als ob stünde Dln'OUDi.
14 f. V. 15 verdankt seine Entstehung dem selben Stre-
ben, wie ri7n v. 12; und v. 14 b, der dazu gehört, scheint so-
gar noch später. Denn der Syrer hat v. 14 b noch nicht ge-
lesen, dagegen wohl v. 15, wo er die Reihenfolge von 3i23"i Y^"
umkehrt und versteht: „und David war zurückgekehrt (nem-
lich zu Hause) und fortgegangen von Saul (bei dem er sich
seit c. 16 aufhielt), um zu hüten — ".
16. Es ist unnatürlich, dass sich die Scene v. 8 ff . in der
Interpolation vierzig mal wiederholen muss , damit für das
Eingreifen des Hirtenknaben Zeit gewonnen werde, und noch
unnatürlicher , dass die Israeliten durch 40tägige Erfahrung
nicht gelernt hatten , dass es zu keinem Kampfe komme,
*) V. 55 ff. ist deutlich nach dem Abschluss v. 54 ein Nachtrag.
**) Solche Kritik ist überhaupt der LXX nicht zuzutrauen. Hätte
sie z. B. 17, 55 — 18, 5 bloss des Widerspruchs mit c. IG wegen ausge-
lassen, warum Hess sie auch noch 18, 6a aus, der ihr doch durchaus
passte? Vgl. weiter am Schluss von c. 18.
106
sondern trotz Allem v. 20 doch wieder das Kriegsgeschrei
erhoben.
17. JiddQa/.i€ — ytal öög ist Umschreibung von 1^"in durch
zwei Wörter, wie sie häufig im griech. Hiob und im syr. 1
Makkab. vorkommt, nicht aber in der LXX zu Sam.
18 f. Die Worte ripti cnnn:?— tit^i hat Thenius richtig ver-
standen und darum in Schutz genommen gegen die Conjectu-
ren des AI. ("O^) und des Hier. (T"i>")' Ebenso richtig er-
kennt er v. 19, dass n^ni nur in Isai's Munde verständlich
ist und der Vers also noch zu dessen Rede gehört, wodurch
auch die im Munde des Erzählers anstössige Wiederholung
von V. 2 wegfällt. —
20. Mit ?<^^n b^fin wurde als bekannt vorausgesetzt, was
vielmehr erst zu melden war; 5«^:i"'n kann nicht Attr. , son-
dern nur Präd. sein. Darum ist Ti zu streichen (vor ", Einl.
S. 15).
23. Sehr mit Unrecht nimmt Thenius an der Stellung des
"^'03 hinter "'tTiiDbin Anstoss, denn „der Philister" gehört bei
Goliath gewissermassen noch mit zum Eigennamen. Goliath
ist der Philister ytar^ 8^o%rjv.
31. Der Wechsel zwischen Passiv und Aktiv in der Aus-
sprache der Verba ist unmotiviert. Statt OTtloco 2. AI. lies
evtoTCLOv ^., vgl. das vorhergehende av.
32. Dii^"^'? , LXX xagöla tov y^vqIov /lwv. Da es Sitte
ist, das erste du, womit man den König anredet, durch „mein
Herr" zu ersetzen, so halte ich ""^'iN für das Bessere. Zu
^: = ö vgl. 15, 3: " == ü.
34. Es ist mindestens sonderbar, dass v. 34 fiN bei Si"in
entbehrlich ist, v. 36 bei dem gleichen Worte vermisst wird.
35. °jpT3, LXX TOV (paQvyyoQ, Die Bestie bei der Gurgel
zu fassen, mochte das Practischere sein, indes kommt es hier
darauf weniger an. „Beim Bart" passt unübertrefflich zum
Spiel und artet doch nicht in die Schnurre aus, wie das
„beim Schwänze" des Josephus, was übrigens auch indirect
die Lesart des MT. bestätigt (^57, IpT, |nj).
36. Der lange Zusatz der LXX hinter ön^»* ovyl tvoqbv-
aofiiaL vial Trara^w avxov xal acpeXü gi]/u€qov oveiöog l^ ^IffQarjX;
diOTi Tig 6 a7t6QlTf.ir]Tog ovrog macht für den Sinn nichts aus
und trägt ganz das Wasserzeichen des Targums. Thenius
107
übersetzt ihn in Hebr. und fügt hinzu: Veranlassung des
Ausfalls das zwiefache hth bnyr,. Das kann doch nur heis-
sen sollen , im MT. sei man vom ersten "7n ^""n irrthüm-
lich aufs zweite übergesprungen mit üebersehung des da-
zwischen Liegenden. Dass nun ein solches Ueberspringen
nicht statt gefunden hat , beweisen die Worte Dr'c -^^i^.
Hat etwa Thenius sie nicht bemerkt? Oder wie soll man
sich seine Worte erklären?
37. "i'OJ<*T am Anfange unseres Verses steht völlig auf
gleicher Linie mit dem zu Anfange von v. 10. Dort nimmt
Thenius keinen Anstoss daran , hier „unterbricht es den Zu-
sammenhang der Rede." Es ist im Gegtntheil eine durch
n'^N*'' eingeführte Rekapitulation der Quintessenz einer vor-
hergehenden längeren Rede der Weise volksthümlichen Refe-
rats so angemessen wie möglich, und im Hebräischen so gut
wie stehend.
38. "rn^ -ir^i^ ira?-'-, fehlt in LXX. V. 39 hängt David
sein Schwert ""''ij^^ ^^'l--
39. Kai etwae rov Javiö. W^ahrscheinlich hielt LXX es
für nöthig , das Suffix in "n'^n und ""'"''3 auf Saul zu bezie-
hen : was mit Fug nur angieng, wenn Saul Subject des Satzes
war. Daher ihre sprachwidrige Uebersetzung. — Für bi<"'i
las LXX 5<5^2 , dazu passt, wie es scheint, der folgende Cau-
salsatz besser als zu ^N"'" ^ welches den Syr. in diesem Zu-
sammenhange so befremdete, dass er vielmehr das Gegentheil
in der Ordnung fand zu übersetzen „er wollte nicht gehen."
Vgl. Gen. 19, 11, wonach ^5b■'■ nicht bloss bedeuten kann:
es ward ihm sauer — dazu würde ccTia^ Aal Sig der LXX
hier nicht passen — , sondern auch : er machte Anstrengun-
gen. — Hinter □";0'"i ist """ wahrscheinlich unechtes Expli-
citum, denn LXX lässt es aus ; und während man schon an
sich in solchen Fällen im Allgemeinen auf die Seite des Aus-
lassenden treten muss , so kommt hier hinzu , dass DiO"!!
(LXX) ausgezeichnet damit stimmt , dass David v. 38 f. das
Ungewohnte passiv wie ein Kind über sich ergehen lässt.
40. Dass David die fünf Steine nicht in zwei Taschen ge-
steckt haben werde , sollte einleuchten , das * vor Dipb^'a ist
also angeschweisst aus "b (Thenius nach LXX). Nun ent-
steht aber otienbar, da die Correctur r\'pb'>b unberechtigt ist
und nichts fördert, eine Duplette. Und zwar ist ib n'\23^? n ■'bDa
108
Glosse zu I3^pb^ä und erst vom Rande eingetragen , denn
sonst stünde sie hinter üipb"'^. Ob sie richtig erklärt, ist im
höchsten Grade zweifelhaft; sie geht von Voraussetzungen
aus, die sich aus v. 12 — 31 ergeben, aber weder durch v. 34
JT'n noch durch v. 54 ibnN bestätigt werden.
TT '-"
41. Dieser Vers fehlt der LXX und stünde jedenfalls an
verkehrter Stelle. Denn erst v. 42 sieht der Philister her
(i:^3n) und erblickt ("i<"i) den David *). Ausserdem ist die
Angabe v. 41b mit der Situation (vgl. v. 51) nicht recht im
Einklänge und nur mechanisch aus v. 7 wiederholt. Vgl.
weiter zu v. 49.
43. Der Plural rnbpia als das Genus hervorhebend ver-
steht sich völlig und der Sing, der LXX hat den selben Werth
wie die Hinzufügung von nal kld^oig nach v. 40. — Wie man
es wagen kann, die von LXX zwischen mbp^3 und bbp'>i
eingeschobene Antwort Davids: „Ja, noch viel schlimmer als
ein Hund" in den Text aufzunehmen, ist mir unbegreiflich.
46. ^"^^ ÜT'n kann die LXX noch zu v. 45 ziehen, weil
bei ihr der Philister nicht seine Schmähungen vierzig Tage
lang wiederholt. Aber die Abtheilung ist falsch und nöthigt
dazu, hinter mST' noch ein örn hinzuzufügen, welches viel
passender an der Spitze des Satzes steht, wie im MT., da
hiedurch zugleich der Einschnitt zwischen v. 45 und v. 46
markiert wird. — Der Sing, "i^s lässt sich mit Amos 8, 3
vor dem Collektiv Ü^tiiLbt' rt^t^^d kaum vertheidigen , zu dem
sich doch immer die Leichen der Gefallenen verhalten wie
Theile zum Ganzen. Namentlich aber, wenn, wie wünschens-
werth, ^ "^IJS (LXX) vorangeht , kann ^^^' nicht ein Mal den
Sinn des Individuale **) , das andere Mal den des Generale
haben.
48. Die LXX hat nur: za2 dvefftr] 6 dXlocpvlog yial erto-
gevd^rj eig ovvdvTr]GLV Javiö. Diese einfache Aussage hat der
MT. schon v. 41 vorweggenommen, kann sie also hier um ih-
rer selbst willen nicht gebrauchen , sondern höchstens in ei-
nem Nebensatze rekapitulieren als Anknüpfungspunct für eine
neue Aussage. Diese letztere musste aber erst gefunden wer-
den, und was lag da näher, als, nachdem das Herankommen
*) t3''Sn : ni^^ = S"'125pn : 3'*/2U3 = Thätigkeit : Leiden = Stre-
ben : Erfolg. Ich meine nt^l und J^ÜIID mit einfachem Akk.
**) Singulare ist leider schon verausgabt.
109
des Philisters berichtet war, auch den David vorgehen zu las-
sen , zumal dadurch zugleich sein Muth ins beste Licht ge-
stellt wurde.
49. Wenn der Syr. zu „in seine Stirne" beide Mal hinzu-
fügt „zwischen seine Augen", so soll damit hervorgehoben
werden , dass David ins Centrum getroffen habe. In ähnli-
cher Absicht, könnte man glauben, nemlich um die Kraft des
Wurfes ins Licht zu setzen , habe LXX „durch den Helm"
hinter "J^i^n zugesetzt. Indes gewinnt der Satz erst hiedurch
volles Existenzrecht.
50. W^iederum ein Vers, der in LXX fehlt, wie v. 41. 48.
Eine Zusammenfassung des Resultats des ganzen Kampfes
wäre im Allg. wohl am Platze und die gehobene dichterische
Sprache inmitten der prosaischen Erzählung wohl erklärlich;
erst jedoch musste der Bericht über den Hergang im Einzel-
nen vollendet sein. Vor v. 51 stehend ist v. 50 eingeschoben,
auch mit Einschluss der letzten Worte """"""■'Z ]^^^ 2im.
Man kann nemlich mit letzteren nicht den folgenden Vers
beginnen lassen, nicht bloss aus dem äusseren Grunde, weil
LXX auch sie nicht las, sondern auch aus dem innern, weil
sie nothwendig sind zum Sinne des zweiten Gliedes von v. 50,
welches parallel dem ersten auf das Wie des Tödtens und
nicht auf das Dass den Nachdruck legt. (Gegen Thenius).
51. Die Worte n"i"i^'52 r^z'rö^' sind übel in LXX ausge-
fallen : es war eine Arbeit, das Riesenschwert aus der Scheide
zu ziehen.
52. Wenn die Lesart rJ der LXX richtig ist, so hat man
in ynp'J '-o IV' n; 'a — rj und ""P" — :""i ru?— i^'i eine Du-
plette , deren Entstehung man sich so wird zu erklären ha-
ben, dass die Eigennamen der beiden Städte undeutHch oder
unrichtig (in MT. N"'J für rj, in LXX wie c. 5. c. 7. ]•^■5p'a3^^
für ]'~P") geschrieben waren, und auf diese Weise am Rande
eine Correctur veranlassten, die dann später in den Text ge-
rieth. Indes wäre es die Frage , ob man nicht übersetzen
darf: „es fielen die Erschlagenen der Philister noch im
Thorweg, sowohl was Gath als was Ekron betrifft", d. h.
bei beiden vorhererwähnten Städten , auf welche hin die
Flucht und die Verfolgung ihren Weg nahm.
Was das Verständnis von D^"i"u3 ""i"^ betrifft, so ist al-
lerdings Saaraim Eigenname einer Stadt der Sefela Jos.
15, 36, aber dennoch ist iv rfj odo) tojv jtvXiov richtig über-
setzt. Denn nachdem berichtet war, dass die Verfolgung bis
110
Gath und his an die Thore von Ekron sich ausdehnte , er-
scheint die Aussage lahm, dass die Philister Verluste erlitten
auf dem Wege nach Saaraim , also gar nicht nothwendiger
Weise dicht bei dieser Stadt, sondern vielleicht noch ganz in
der Nähe des Schlachtfeldes. Hinzukommt, dass Saaraim,
eine ursprünglich jüdische Stadt , eben kein zweckmässiger
Zufluchtsort für die Philister gewesen sein würde. Dagegen
wird eine schöne Steigerung gewonnen und eine wünschens-
werthe Beziehung zwischen beiden Aussagen , besonders zwi-
schen C]~i und bra, gestiftet, wenn man 1D '" appellativisch
versteht von dem überdachten Thorgange: man verfolgte die
Philister bis an die Thore von Ekron und nicht bloss bis an
(excl.) die Thore, sondern selbst im Thorwege fielen die Er-
schlagenen. Nothwendig aber hat man in diesem Falle, den
Artikel vor Ö^"i3?u3 zu restituieren, der in MT. wohl ausgefal-
len ist, weil man den Eigennamen kenntlich machen wollte.
53. p'?"''3 iyiyillvovTsg?
55. V. 55—18, 6a fehlen in LXX, s. zu v. 12.
XVIII.
3. Die befremdenden Singularsuffixe der letzten drei
Worte des Verses erklären sich daraus, dass i""" kaum Mit-
subject zu niD''" ist. S. 2 Sam. 16, 1. Ewald Gramm. Arab.
§. 564.
5. Da es kaum möglich ist, b^DÜ;"' mit ^^2i''" zu verbinden in
dem Sinne „er gieng mit Glück aus" , so wird man b"'DÜJ''i
zu lesen haben. Der Ausfall der Copula würde sich so er-
klären lassen , dass b"'DÜJ"' von der voraufgehenden Bestim-
mung, an der es logisch participiert, auch grammatisch nicht
getrennt sein wollte.
6. LXX: ü''sn:3 '^ '^—bya m n^^pb mbbn^n nDi<:2rn
a^ a. Namentlich Snbbn'On ist beachtenswerth , denn es ist
offenbar dem Inibn'an des MT. zu substituieren. Möglich
wäre es freilich auch , dass tlibn'Om durch die Einwirkung
des LXXtextes auf ursprüngliches mbn'on zu erklären wäre.
— Zu "ü'oi'a zwischen musikalischen Instrumenten vgl. 1
Chr. 13, 8.
7. Sn"prtü;''/3n fehlt in LXX und ist nach v. 6 lästig. Auch
die unschöne Wiederholung von D"'"i2i3r; im Anfange von v. 6
und V. 7 findet nur im MT. statt.
111
8. "^i'a b\v^'- •"nr ist an dieser Stelle übertrieben und
auch psychologisch unfein. Mit Recht fehlen die Worte der
LXX (die dann natürlich im Folgenden ^15<123 "r" liest) ebenso
wie am Schluss nD"'-^n ^^^ "b """" — eine Retouchierung,
die viel besser unausgesprochen bleibt. — Für ?i"i2zn lies
V. 9 — 12 fehlen in LXX, mit Ausnahme der ersten Hälfte
von V. 12, ebenso v. 17—19. v. 21b. v. 26: Ü^^^n '^b'C n'>-,
V. 29 b. V. 30. Siehe darüber am Schluss des Cap.
11. • Lies '^^"j denn die folgenden Worte setzen voraus,
dass die That erkennbar vorbereitet, aber nicht vollbracht war.
18. "^N Milir^ ist richtig erklärende Glosse des dialekti-
schen ^"^Ji ; das Verständnis, welches der Punctation zu Grunde
liegt, ist unhaltbar.
21. "2 e^l 2aovl: ein sehr deutliches Beispiel einer will-
kürlichen Einsetzung des Explicitum.
27. Statt -or-N D^^N'2 hat LXX I'/mtov dvd. und nur hiezu
passt eigentlich das folgende l^'c"- Ü5<b'or *). Auch lag kein
Motiv vor, die Zahl zu verkleinern, dagegen wohl dieselbe zu
vergrössern. Von hier aus beurtheilt sich auch das gar nicht
in den Zusammenhang passende „noch war die Zeit nicht
um" V. 26. MT. Es sollte auch damit David ins Licht ge-
stellt werden , er that in kürzerer Frist mehr als verlangt
war. (Nachträglich bemerke ich, dass diese Beurtheilung von
D*^^^*2 durch 2 Sam. 3, 14 bestätigt wird, vgl. daselbst den
Syrer.)
28. Da V. 28 die Steigerung der Furcht Sauls v. 29 mo-
tivieren soll , so hat man für b"^<i23~r^ bD^üi mit LXX zu
lesen: ''pJ^^ü;*""-^ "D*. S. Thenius.
T • :
LXX zu c. 18, 6 ff. (s. V. 9) enthält eine wohlzusammen-
hängende planvolle Erzählung , die in drei Abschnitten ver-
läuft, bezeichnet jeder durch icpoßrjd-r] v. 12, EvXaßeLTO v. 15,
TtQoaed^ETo evkaßeiod^aL stl v. 29: die einzelnen Abschnitte
*) so wird man zu lesen haben (Einl. S. 7 f.) um des folgenden
■jlrrilnnb willen , welches den David als Subject des vorhergehenden
Zeitworts verlangt und nur ihn. Der Plural ,,man" erklärt sich wohl
aus Anstandsrücksichten, ebenso wie die Auslassung der Worte in LXX.
Zur Sache vgl. Dillmann lex. Aeth. s. v. ribz^'»
112
fassen gut ineinander. Von all diesen Vorzügen hat der
MT. das Gegentheil, v. 17—20. 21b. V. 9—11 sind offenbare
Einschiebungen, und auch der sonstige Ueberschuss kennzeich-
net sich leicht als werthlos. Interessant ist namentlich der
Dual 18, 11 (vgl. 19, 9 f.) und 18, 21.
XIX.
2. u4vQiov TtQCül der LXX geht wohl nicht von einer Les-
art *ipS^ "in^ aus, wie Thenius meint, sondern "ip3n heisst
„am folgenden Morgen" 5, 3. 4 (LXX). 20, 35 und daher
eventuell „morgen früh." S. Gesenius Thes. unter 123^N und
"ip3 und zur tbeilweisen Correctur Fleischer's Anmerkung in
Delitzsch's lob S. 358. — Insofern das Weilen im Verstecke
erst die Folge des sich Versteckens sein kann , ist die
Ordnung der letzten Worte in LXX natürlicher: in2<^Dn3l
5. Die LXX macht b.S-i'J;-'-b;D'i (statt bzib) zum Subjecte
der beiden folgenden Verba, welche sie, wie es scheint, als
Feminina dritter Pers. Sing, auffasste. Aber von sprachli-
chen Bedenken abgesehen , passt zum Sinn weit besser , dass
dem Saul sein eigenes früheres Verhältnis zu David vorge-
halten wird : auf das Verhältnis des Volkes zu letzterem durfte
Saul gar nicht aufmerksam gemacht werden.
7. Zu der dreimaligen Wiederholung des Explicitums vgl.
2 Sam. 6, 14 f. 12, 19.
8. Thenius hält Nennung des Feindes, gegen den der
Krieg fortgesetzt würde, für nothwendig (nach LXX): aus
untriftigen Gründen. — ^^^"i ist der LXX in Y^'>' verdorben,
worauf Thenius nach Jes. 22, 4 ihr -aaTiGxvoe zurückführt.
9. Ü''^b^^ (LXX) statt mn*» wird durch das undetermi-
nierte ~""i bezeugt; vgl. ausserdem zu 16, 14. — Für S'ü''
las LXX 3^^ und misverstand xad-evöcov. — ""'3 am Schlüsse
hätte nur Sinn , wenn es auch ein ]-3j gäbe "i"' Nbn, Es ist
vor dem mit " anhebenden nächsten Worte ein " am Schlüsse
von "^3 ausgefallen, s. LXX.
10. Da David ohne Zweifel augenblicklich nach dem
Mordanfall floh und kein Grund vorliegt, anzunehmen, dass
derselbe Nachts geschah , so zieht man die Zeitbestimmung
am Ende unsers Verses besser zu v. 1 1 , wo sie nöthig ist,
und liest mit LXX: ^^■|^^ nb^bn "'n''-. Vgl. Thenius.
113
11. Das l, durch welches "tr'/anb mit Tn'a)25 verbunden
wird, erzeugt' den Schein der Coordination. Die beiden Verba
sind aber nicht coordiniert. Denn nur das Bewachen ist Auf-
trag der Boten, nicht auch das Tödten am Morgen: andern-
falls wäre, was v. 14 ff. erzählt wird, unverständlich. Mit
"irT'^nb kann also nur die den Boten verschwiegene Absicht
Sauls, die er bei dem Bewachen hatte, den Lesern im Voraus
mitgetheilt werden. Also hat die LXX Recht, die beiden In-
finitive nicht durch i zu coordinieren : „er sandte Beauftragte
ab, ihn zu bewachen — in der Absicht, ihn am Morgen zu
tödten." Das fehlerhafte " entstand durch Wiederholung des
Schlussbuchstabens des nächstvorhergehenden Wortes. —
Warum Saul nicht Nachts in Davids Haus eindrang? S.
Sprenger, Mohammed IL S. 543f. d. ersten Aufl. Vgl.Jud. 16,2.
14. "'^i^^M. Man kann nach MT. nicht anders verstehen,
als dass Michal die Boten Sauls nicht ins Haus hineinliess,
um sie sich durch Augenschein von Davids Zustande über-
zeugen zu lassen , sondern an der Thüre abfertigte mit dem
Bescheide, David sei krank. Wozu dann aber der Firlefanz
V. 13? Der war doch darauf berechnet, dass ihn jemand 5aÄ
und sich dadurch täuschen liess. Also wiederum hat LXX
Recht , wenn sie nicht ""i^J^r* , sondern "n'0>i"'"i liest. Die
Worte „er ist krank" sind nicht Worte der Michal — die
sagt nichts, sondern zeigt den Boten ihre Puppe — , sondern
sie sind der Bescheid , den die angeführten Boten dem Saul
zurückbringen.
17. Zu ~"ob 20, welches von den Uebersetzungen ziemlich
willkürlich wiedergegeben wird, vergleiche die gute Erörterung
in Gesenius' Thes. S. 770.
18. "-5<-a*(L^: N--, LXX 2a/^ovrjl xal Javiö. Zufall hat
kaum gewaltet, die Stellung in MT. ist natürlicher. — Das
iv' Pafia der LXX am Schluss unseres Verses könnte zwar
leicht durch Versehen vom Schlüsse des folgenden eingedrun-
gen sein; indes ist zu beachten, dass v. 22 f. 20, 1 vier Mal
hinter einander stets gesagt wird r^cnn ^i"'i33 *). — Wie
Thenius sich die Abwechslung von ^AQiJ.ad^aL(.i und Pa^wa in
v. 18 „sachlich" erklärt — ausgehend von der sehr unsiche-
ren Voraussetzung, dass erstere Form Dual sei — und wie
er dann seine Erklärung weiter verwerthet , möge man bei
ihm selbst nachsehen (zu 1, 1 und 19, 19). Meine Ansicht
♦) S. über die Aussprache Ew. III. S. 70.
114
ist folgende. Wie Hieronymus das Hebräische nhü") überall
mit Ramatha übersetzt, n^^ dagegen mit Rama (19, 20. 22 f.
20, 1. 28, 3 cod. Amiat.) , so giebt der cod. AI. ersteres mit
^^Qjiiad^aiiii wieder, letzteres mit Pa(.ia. In ER. ist dieser Un-
terschied aber nur in 19, 18 — 20, 1 eingetragen, dagegen sind
25, 1. 28, 3 ER. ein uncorrigierter Rest der alten LXX. Denn
es ist klar, dass die alberne Unterscheidung erst eingedrun-
gen ist, seit man anfieng, die Eigennamen der LX.X jener
mechanischen Correctur nach dem Hebr. zu unterwerfen, die
im cod. AI. — mit möglichstem Anschluss an die alten griech.
Formen, daher ^Q/^a^ai/Aj nicht Pafxcc^cc — durchgeführt ist.
20. i^SD -üy?
22. Es ist nicht zu leugnen, dass die Worte xat ed^vfxoj&r]
OQyrj 2. ein schicklicher Anfang unsers Verses sind und sich
keineswegs mit den ähnlichen 18, 8 MT. auf Eine Stufe stel-
len lassen. Man begreift nur nicht die Veranlassung ihres
Ausfalls in MT. ; die Hinzufügung ist, wie fast immer, so auch
hier, viel leichter zu verstehen. — Im Folgenden legt der
MT. selbst Zeugnis ab für die Lesart "jl^n der LXX statt
bnJn , dadurch, dass auch bei ihm "i"^ im Stat. constr. steht,
der nur durch ein folgendes Subst. gerechtfertigt wird. Da
nun schon ohnehin das Vorurtheil vjider den MT. ist, so ent-
scheidet die „Tenne" weiter für "»SUDa (LXX) gegen das un-
verständliche "Dizj^, wie schon Thenius richtig erkannt hat.
— Zu l'Q^^-i 20 vgl. Ewald §. 294b, aber auch Einl. S. 19.
XX.
1 f. Die Ordnung xal eQxetai evtoTtiOv 'L y,al UTte mag
naturgemässer sein als die der betreffenden Worte in MT.,
hebräischer ist die letztere. S. z. B. 2 Sam. 18, 18. — Das
Qeri tt^V'' ist wegen des folgenden nb;!"» vorzuziehen ; an sich
könnte hier auch das Perf. nach t^b stehen ^. 1, 1.
3. Der Thenius'schen Einwendung gegen "7"^ Hesse sich
wohl begegnen, aber 3'3u3"' ist nicht zu gebrauchen, denn Da-
vid schwört gar nicht. Lies -*i3' iUD.^". — ^:i^'> ^ LXX ov
ßovlrjzaL r= n::3?''? Vgl. v. 30. — In den letzten Worten
stimmt Hieronymus wörtlich mit dem MT. ; ut ita dicam ist
Umschreibung von S (in yÜ;E^). Auf den gleichen Sinn läuft
auch LXX ER. hinaus: otl xad^cog sItvov i/nTCSTtkrjaTai
dva (iieoov ifxov xal xov d-avaTOv, denn Kad^wg utzov ist eine
sehr unbedeutende Retouchierung („wie gesagt") und im
115
Uebrigen ist hier nur der schmale Zwischenraum schon aus-
gefüllt, der im MT. den David noch vom Tode trennt. Von
der Lesart der ER. aus hat sich durch Misverständnis die
des AI. gebildet.
5. Da David nach v. 25 ff. mit Abner und Jonathan zur
täglichen und stehenden Tischgesellschaft Sauls gehört , so
darf man den Satz ""-3" ''^DN" nicht so in Beziehung setzen
zu seinem Vorgänger, als ob der Neumond die Veranlassung
des "2-^3" ""j'^S^ wäre *). Dadurch wird aber auch die Ue-
bersetzung: „Morgen ist Neumond und ich müsste bei dem
Könige essen." verboten, und es bleibt nur übrig, mit LXX
aiD^^ Nb 3*03"' zu lesen. — 3"i>' ist nicht Femininum und
rrnzJbii:" hier Substantivum. Es wäre zu schreiben my ly
tT'iiDb^n. Aber woher der Artikel vor 3"i:?? Und warum
lässt LXX rr^biiin aus? Ausserdem hat David gar keinen
Grund, den Termin so weit hinauszuschieben, und v. 18 setzt
voraus, dass erst Jonathan, auf alle Eventualitäten hin, denselben
erweitert. Also ist in^iirb^^n hier fälschlich aus dem Folgen-
den eingedrungen. Vgl. zu v. 12.
6. arib—rrn -rj ynb (LXX) kann allerdings dem v. 28
conformiert sein, ist aber dem Stile unseres Capitels gemäss,
vgl. V. 8 : 1^2^^ -y»
7. Zwischen oytlrjQiüg ccTtoy.Qid'fj ool und "ib nilT' n*in
ist die Wahl schwer: doch ist die Aehnlichkeit der ersteren
Lesart mit v. 10 eine viel nähere als die der letzteren mit
V. 30, so dass der Verdacht der Conformierung eher auf den
Text der LXX fällt. Sachliche Gründe für den letzteren lie-
gen nicht vor (gegen Thenius).
8. Für T:^"-'"?:; lies mit LXX "y""a^, da b'J in dieser
Redensart nicht gebraucht wird.
9. „Ferne sei das von dir: vielmehr, wenn ich erfahre
.... und es dir nicht anzeige", (so thue mir Gott dies und
das!)." — Elg Tag TtöXeig oov **) und STtl oe scheint Du-
plette zu sein = Tj"»"!;; und ^"■5-;»
10. Wenn David wissen wollte, was etwa Hartes Saul ant-
worten werde , so scheints , er wusste schon , dass er etwas
Hartes a. w. Aber eben dieses war in dubio; n'D "N muss
also heissen : ob etwa. In der That lässt sich diese Bedeu-
*) Vielmehr wird der Neumond umgekehrt benutzt als Vorwand
zum Ausbleiben.
**) Das Eta vorher ist aus dem vorangehenden ^r} wiederholt.
8*
116
tung mindestens ebenso gut rechtfertigen, als die andere.
Indes kann man "'^ auch im Sinne von etwas a,u^3issen: „ob
er etwas Hartes dir antworten wird." LXX liest Ü5* für
n'a "li«^ , also bloss die beiden Anfangsbuchstaben.
11. Kai fj,€V6 elg ayqov ist wohl verdorben aus "/.al ta)(j.€v
elg ayqov.
12. "■' ' ^^ nirr' genügt schwerlich zum Schwur. Aber dass
die Uebersetzer und Schreiber ihr oidsv ?oiiüj und ""rt als
Prädikat zu mn^ aus eigener Macht ergänzten, möchte aus
der Verschiedenheit der Wege erhellen, welche gie dabei ein-
schlugen. — n^u3bi23n niTa ^3^3. Die Uebersetzung „um die
Zeit des nächstdritten Tages", auch wenn sie sich sprachlich
halten liesse, ist aus sachlichen Gründen unmöglich. Wollte
Jonathan nur Einen Tag hier nennen , an dem möglicher
Weise seines Vaters Gesinnung zu Tage kam , so musste es
der sein, der jenem zuerst Anlass bot, sich zu äussern, der auch
von David allein ins Auge gefasst war — wie konnte er be-
"stimmt voraussetzen, dass Saul erst „um die Zeit des nächst-
dritten Tages" Verdacht schöpfen werde? Vernünftiger Weise
konnte er nur als möglich vermuthen, dass vielleicht die Ab-
wesenheit Davids am ersten Tage dem Könige nicht so sehr
auffiele : dann , konnte er meinen , würde das doch jedenfalls
am folgenden der Fall sein. Also schieben Chald. Vulg. ein
„oder" zwischen in^ und ST'^b^n ein. In Wahrheit ist
rr^bilDn zu tilgen. Es ist Correctur ex eventu, in LXX durch-
gedrungen , im MT. neben das Richtige gestellt , dann von
Chald. Vulg. in der Weise von 29, 3 geniessbar gemacht.
Vgl. zu V. 5. — Man spricht hier am besten aus "irTO~H3?3;
denn „morgen um diese Zeit" fand das "ipn gar nicht statt.
Noch weniger passt die Vokalisation 2 Reg. 10, 6; denn wie
konnten die Aeltesten Samariens wissen , um welche Stunde
Jehu seinen Brief geschrieben hatte!
13. Die auffallende Versabtheilung des MT. (s. Thenius)
ist dadurch veranlasst, dass die Apodosis n^T n^ sonst im-
mer voransteht, und vielleicht auch dadurch, dass "'3, wel-
ches V. 12 den Sinn von „wenn" trägt, sonst überall, wo es
den Inhalt eines Eides einführt , so viel bedeutet wie otl,
Ruth 1, 17. 1 Sam. 14, 44. 2 Sam. 3, 9. 1 Reg. 2, 23. rat:"'-'
haben die Punktatoren des folgenden Akk. wegen als Hifil
mit Jahwe als Subj. auffassen zu müssen geglaubt, s. aber 2
Sam. 11, 25. Ew. §. 277 d. Der LXX sind die Worte b.^ ^ü^^
117
durch Unglück, vielleicht unter Einwirkung von b^ 3°i: v. 12
ausgefallen; den Rest versteht sie so gut es geht (""SM
dvoiao)).
14 ff. „Und möchtest du, sollte ich noch leben, Barmher-
zigkeit Jahwe's an mir thun; und sollte ich sterben (a>5 ^^bl
^■'CN, vgl. 27, 1), deine Barmherzigkeit nicht meinem Hause
entziehen. Und möchte doch nicht (Npt^^bi = y,al el (zrj),
wenn Jahwe deine Feinde ausrottet , Jonathans Name vom
Hause Davids losgerissen werden (= "u"12 "n"' D"ü rrn^*' v. 16
= e^aqd-rjvai ro ovof.ia ^L dito tov oix. AI.)." Zu der sowohl
den MT. als die LXX verlassenden Aenderung Ewalds (III.
S. 110) V. 16 liegt, so viel ich sehe, kein Grund vor.
17. Man kann zwar mit einigem Rechte die bewegten Bit-
ten, welche Jonathan v. 14 — 16 an David richtet, ein Be-
schwören des letzteren nennen; da er aber für sich bittet,
so kann das nicht als besonderes Zeichen seiner Liebe gegen
David in Betracht kommen. Das "^^^ iS^3n^3 v. 17 passt
folglich nur zu der Lesart der LXX """b :'3U?nb , welche
auch das für sich hat, dass sie ein strenges Verständnis zu-
lässt; denn v. 12 f. ist wirklicher Schwur, dagegen v. 14 — 16
doch nur eine sehr uneigentliche Beschwörung.
19. Dass für ~"iJi mit LXX zu lesen sei "p^tn, lehrt der
Sinn: ™b^ dagegen für ^^»i^^ii: hat nichts für sich, dagegen
nicht bloss den Sprachgebrauch gegen sich, sondern auch noch
besonders den Umstand , dass in der Aussprache rMu:^"i2i , die
jedenfalls nicht ganz nahe lag, die Tradition (LXX und MT.)
übereinkommt. Freilich entsprechen die Analogien, die sich für
"iirbii: im Arab. und Aeth. finden, nur im Allgemeinen. Aber
der Steigerungsstamm ist in solchen Fällen denominativ und
kann alles Mögliche bedeuten je nach den verschiedenen No-
mina, von denen er abgeleitet ist. — Ich bin überzeugt, dass
in rrdjTün eine Rückweisung auf c. 19, 1 — 7 steckt, zur Be-
deutung vgl. lob 33, 17. — Für bii<n ]3i<n hat man nach
LXX und V. 41 zu lesen TcSbn n;nNn.
20 ff. Für den demonstrativen Sinn, den Thenius in „den
drei Pfeilen" sucht, reicht freilich die Kraft des blossen Ar-
tikels nicht hin; doch verschwinden hier sprachliche Beden-
ken gegen die sachlichen, die sich gegen die Dreizahl erhe-
ben. V. 35 ff. schiesst Jonathan nicht drei Pfeile ab, sondern
118
nur einen, denn ''^Mti ist Singular (Ew. §. 186e), abgeleitet
von einer Wurzel ''^n od. "i^n, von der auch das äthiopische
yti stammt, wie sich aus dessen Plural ergiebt. Da aber ein
iV'i)2 nach Verabredung ausgeführt sein will , so lassen sich
auch V. 20 £f. keine drei Pfeile gebrauchen. Dagegen kann
man nicht einwenden, es komme in dem "iTi'Q auf die Zahl
der Pfeile nicht an: das ist allerdings bis zu einem gewissen
Grade richtig *), aber damit wird der Drei erst recht der Bo-
den entzogen. In der That weist nun auch das sing. Suffix
in liJip V. 21 deutlich darauf hin , dass ursprünglich v. 21 f.
nur von Einem Pfeile die Rede war; und der richtige Text
hat sich vollständig bei LXX erhalten. Sie liest v. 20: ■'3^i^
ü^ii«^ Ü'^rn^ "übUDN , wodurch eine sehr wünschenswerthe Ana-
logie mit V. 19 eintritt, und in den folgenden beiden Versen
drei Mal ^'^nn, aus dem D^i^nn des MT. sehr leicht entste-
hen konnte, vgl. Ew. §. 177 a. Der Plural D^^Sh ist v. 20 bei
der ersten Erwähnung ebenso noth wendig wie v. 36 im glei-
chen Fall. Einer genügt allerdings für den besonderen Zweck,
den hier schliesslich das Pfeilschiessen hat ; aber von vorn-
herein, ehe man weiss, dass das Pfeilschiessen nicht Selbst-
zweck ist, wäre es lächerlich zu sagen: ich werde mit Einem
Pfeile schiessen; von vornherein denkt man sich die Pfeile
im Plural so gut wie das Schwert im Singular.
20. ni^r fehlt bei LXX. Es könnte wohl aus D^^ sich
gebildet haben; doch ist die Ortsangabe hier nicht über-
flüssig.
23. ~y ist richtig vokalisiert , die Aussprache ly würde
V. 42 nicht so gut passen.
24. n^-'l , LXX n:3"'-i , der selbe V^echsel liegt auch 22, 5
vor. Ich halte t<*3''' für Correctur. i^^i hier und v. 25 be-
deuten nicht das selbe, sondern unterscheiden sich wie „er
setzte sich" und „er sass."
25. Es wird hier erzählt, dass es kam, wie Jonathan v. 18
voraussah: Abner Jonathan und Saul nehmen ihre gewöhn-
lichen Plätze bei Tisch ein, Davids Platz bleibt leer und so
wird er vermisst. Die Pointe beruht darauf, dass, während
*) Des Zeichens Bedeutung: David ist der Knabe, dem zugerufen
wird, entweder zu Jonathan herzukommen oder von ihm wer/ zu gehen.
Diese Bedeutung ist allerdings von der Zahl der Pfeile unabhängig:
aber grade dann sind drei Pfeile zwecklos und darum schon von Uebel.
119
im Allgemeinen Alles an der Tafel hergeht ^'JZn 0^'E- , eben
dadurch die Eine Veränderung fühlbar wird. Also aber passt
Öp^'i nicht her und D~p"'" ist offenbar die echte Ueberliefe-
rung", um so zuverlässiger, weil sie misverstanden wurde von
denen , die sie uns erhalten haben. Vgl. Einl. S. 18. Man
vermisst übrigens ein auf Saul bezügliches Suffix in D"p''i.
26. TiHi: i^b^'S ist zwar unmöglich richtig , indes auch
unmöglich als Duplette zu erklären. LXX sprach "inu 5<b "»^D,
dabei wird man sich beruhigen können, vgl. v. 18 eine ähn-
liche Weitläufigkeit, ebenso Joh. 2, 3 im Sinaiticus.
27. ^-^" darf als Masc. nur mit "CJinn verbunden werden.
Was soll uns aber hier der zweite Monat? Denn ein ande-
rer Sinn von ""^n "nn ist unerweislich, s. Knobel zu Exod.
19, 1. Und was ist der Sinn der Worte: am Tage, der auf
den zweiten Monat folgt? Es ist nach v. 34 klar , dass der
Sinn fordert "Tufn iiDTHn üv^ ""O'O. Dennoch darf man nicht
so verbessern. Der Text der LXX spricht dagegen, welcher
D'^3 nicht an die Stelle setzt, die ihm der ursprüngliche Vf.
unfehlbar gegeben haben würde , sondern erst nach "i23"nri.
Daraus ersieht sich , dass "nn ''"O'O zu belassen und "'jilJn
des MT. als Rest einer Duplette '^2'ü5n ütd anzusehen ist,
welche sich in LXX noch vollständig erhalten hat.
28. Die Möglichkeit einer Ellipse eines Verbi der Bewe-
gung vor "n ly darf man schwerlich annehmen , wenn auch
freilich die Stellung des TtoQsvd^rjvai in LXX ER. sehr dage-
gen spricht, dass es Uebersetzung eines vorgefundenen hebr.
Wortes sei.
29. ^^"n" ist unverständlich, sprich ^^ni Gen. 47, 23. —
^nN "»b-^^:: der LXX liegt näher, auf den Sing, m:: kann
^^"^;■ eingewirkt haben.
30. Für !n"": ist mit den Verss. tnn^'D zu lesen , auf wel-
ches auch das von dem Syr. übersetzte n"i"2?j zurückführt
und m'Tn'ar; T'^rJ^ ist nach Judith 16, 12 (vgl. den Griechen
mit dem Syr. Lagarde's) = entlaufene Sklavin. Die Deter-
mination der Wortgruppe richtet sich auf den Vokativ ]3.
Wenn die Uebersetzung „du Sohn eines widerspenstigen Wei-
bes" die einzige wäre , welche der uns vorliegende Text zu-
liesse , so würde ich unbedingt mit Ewald III. S. 111 nach
Jes. 14, 6 Cj'Ti'an lesen. Denn auf die Mutter dessen , den
120
man ausschelten will, geht man zurück, um seine einzelnen
Fehler aus der allgemeinen Schlechtigkeit seiner angeborenen
Natur, aus seinem niedrigen Blute abzuleiten. Man nennt
also im Scheltton den Widerspenstigen so gut einen Huren-
sohn wie clen Schlaffen, nicht ersteren den Sohn eines eigen-
sinnigen, letzteren eines schwächlichen Weibes. — ^3n der
LXX statt nnn ist aus Gründen der Sprache und des Sinnes
das Richtige.
33. Man wird nicht N^n nbi, sondern nach LXX nhbD
zu verbessern haben. Sonst ist iy zaxta avTrj eine sehr ver-
kehrte Erweiterung, denn r^yin hat in Verbindung mit nnbn
einen durchaus fertigen Sinn, ist sui generis und bedarf we-
der der Beschränkung noch der Erklärung.
34. Will man den Schluss des V., wie er in MT. lautet,
beibehalten , so muss man das Suffix in TO^blDn auf Jonathan
zurückbeziehen. Dadurch tritt allerdings eine ziemlich unna-
türliche Besonderung der beiden mit "'D eingeleiteten Sätze
ein , welche aufhören würde , wenn man mit LXX liest :
35. Nach v. 19 f. vgl. v. 12 war der zweite Monatstag *)
zur heimlichen Zusammenkunft zwischen Jonathan und David
verabredet, "iprsS fiele aber auf den dritten des Monats, we-
nigstens nach gewöhnlicher Rechnung. Man versteht den
Grund des Verzuges in so fern nicht, als periculum in mora
war, und David v. 5 voraussetzt, dass er über das, was bei
Tisch vorgefallen, bis zum Abend des selben Tages Bescheid
erhalten werde. Auf der andern Seite konnte der Schein, als
ob Jor^athan nach der Scheibe schösse, -nicht wohl bei Abend
aufrecht erhalten werden. Man wird daher die Inconcinnität,
die in ^pD^ "'n"'" liegt, auf Rechnung des ursprünglichen Ver-
fassers schreiben dürfen.
37. i^'^p , LXX übn. Falsch, denn damit könnte nur ein
Punct zvnschen Jonathan und dem Knaben gemeint sein.
38. LXX sprechen N^^i als Hifil aus und das ist das An-
gemessenere. Einer ausdrücklichen Wiederholung des Objects,
das erst eben vorher genannt ist, bedarf es nicht und auch
nicht einmal des Pron. suff.
*) Es wäre an sich nicht unmöglich, dass UDbllD „am dritten Mo-
natstage thuen" bedeutete; aber v. 19 ist dies nach v. 18 nicht anzu-
nehmen.
121
41. Dass hier für 3-3:ti mit LXX herzustellen sei 3^"ii<n,
leuchtet ein, aber der Artikel fordert auch, dass schon vorher
einmal von dem Argob die Rede gewesen sei und also hat
man auch v. 19 nach LXX zu lesen. Die Bedeutung des
Worts war schon der LXX unbekannt und ebenso den Ab-
schreibern des MT. , die "J^N und 3J3 daraus machten. —
b''"iJn "i" ly fcog GvvTslelag itieyaXrjg. ~y steht durch dop-
pelte Bezeugung fest , dagegen wird es nicht gelingen , "i"
und das Original von owrelelag graphisch zusammenzubrin-
gen. "■" ist ein erst nachträglich eingesetztes Explicitum
(Einl. S. 22 f.), welches LXX noch nicht lasen. Lassen wir es
weg, so sind "^l^n*"!:? und ecog Gvvzeleiag — gegen f.ieydXr]g
bin ich misstrauisch — Aequivalente (Einl. S. 25): wodurch
das Recht meiner Beurtheilung des masor. """ fast unzwei-
felhaft wird.
42. Um einen vollständigen Satz zu gewinnen , muss man
"1*0^":: streichen; ein Wort, das man oft genug sich einzu-
setzen erlaubte an Stellen, wo es ursprünglich nicht stand.
XXI.
1. "n"i ist nach Dp"'" unentbehrlich.
2. '■a^Hw^, L^ßi/nsXax. So auch c. 22. ^. 52. vgl. 26, 6;
dagegen 23, 6. 30, 7. 2 Sam. 8, 17. Die gleiche Verschrei-
bung des Wortes findet sich 1 Chr. 18, 16 im hehr. Text,
wo LXX umgekehrt das Richtige hat.
3. LXX fanden hinter "i3" noch O""'" , vgl. v. 6. —
r;'o:^^/C' , von LXX nicht ausgedrückt , gehört zur Negation
bi^'f denn "i3"n~"i^N -"O'i^^'O kann natürlich nicht „irgend
etwas" bedeuten. "'t^V'V wäre das Poal von vi'', aber eine
solche Bildung ist für s?""* nicht wahrscheinlich und die ev.
Bedeutung passt auch nicht zum Sinn. Man hat ohne Zwei-
fel eine Form von ""^ herzustellen, die Frage ist nur, wel-
che? Nach dem sonstigen Sprachgebrauch des A. T. würde
man sich für ^^^"^^ entscheiden, öia/nsinaQTVQrjinaL der LXX
deutet auf "^n-rn, ''t^Viv des MT. endlich auf das Poal
TIJ't» , das zwar anderweitig nicht belegbar ist , aber der
allgemeinen Bedeutung nach, die der Stamm auch im Hebr.
trägt (vgl. UETii: lob 9, 15 und auch 23, 7), vorzüglich hieher
122
passen würde. — Zu der Uebersetzung der Worte (DaXlavi
Mas/uwvi, welche ihnen in ER. vorangeschickt ist, vgl. Const.
apost. 7, 35 und die Anmerkung zu Dan. 8, 18 in der rö-
mischen Ausgabe des Cod. Chisianus 1772.
4 f. nü, LXX el. — Kai cpayerai am Schluss von v. 5
ist ein Zusatz der gemeinsten Art. Hieronymus hat ihn nicht.
6. Der Gegensatz beruht nach ■'D""q^i"l deutlich auf drn,
dem entspricht aber als Zeitbestimmung in dem Vorhergehen-
den nur ■'ins^^zsa. Also sind die durch "'^ vl&<'i (a minori ad
majus) verglichenen Sätze l)^-p — ^riN^Ti, 2) ^b::^ — Ü"pn,
während bn "j"!" Nim mit der Vergleichung unmittelbar nichts
zu thun hat, sondern nur dem untergeordneten Zwecke dient,
den Unterschied der beiden entgegengesetzten Zeitbestimmun-
gen , auf den es in diesem Zusammenhange ankommt , ins
rechte *) Licht zu setzen, wenn er dem Ahimelech etwa nicht
gleich einleuchten sollte. Also aber kann das Subject zu
'ilDip'' nicht das eines Satzes sein , der füglich auch wegblei-
ben könnte; und die Aehnlichkeit der offenbar das tertium
comparationis enthaltenden Worte ■^23"]? ''dh "'b^ ^"'H'!'' zwingt
zur Correctur Ewalds ^^'Ip''.. Das lässt sich sagen , auch
wenn man von dem Sinne des Worts ^b^ weiter gar nichts
versteht, in welcher Lage ich mich befinde. Die Lesart der
LXX D^-i^'Dn-bs ist grundfalsch.
7. Der Plural Ü"''nD"'on wäre vielleicht an sich dadurch
zu rechtfertigen, dass der Vorstellung des Schriftstellers die
Mehrheit der Brotlaibe vorschwebte, nicht der grammatische
Numerus von DUb. In diesem Falle hätte er aber consequen-
ter Weise auch ÜTipbn am Schlüsse schreiben müssen. Dass
er dies nicht that, ist ein Beweis dafür, dass das Schlussmem
von ÜiO°ron aus dem Anfangsmem des folgenden Wortes ge-
wuchert ist.
8. Ü^y-in Tii^. Was bedeuten die Worte? Jedenfalls
nicht „der Vorgesetzte der Hirten", denn T'^^^ ist nicht etwa
*) vielleicht auch ins falsche. Fehlten die Worte bh ^^1 t<in*I,
so wäre das Uebrige verständlicher, wenn man "^b^ mit Ewald III. S.
114 im Sinne des neutestamentlichen cfxevog auffasst. „Schon damals
waren die Jünglinge UDIp (in Bezug auf den von Ahimelech v. 5 be-
regten Punct), wie vielmehr jetzt (nachdem sie längere Zeit von Haus
abwesend sind)!"
4
123
ein leeres Wort wie Herr, dem der Genitiv erst die Füllung
geben müsste. Vielmehr also „der Starke der Hirten", d. i.
der gewaltigste Hirt. Aber wozu hier die Poesie? Die LXX
bietet ve/nwv zag i^/Luovovg; durch 22, 9 6 yiadsozrjytwg eitl
zag muovovg wird es aber sehr zweifelhaft , ob damit gegen
die Lesart des MT. operiert werden darf; vgl. zu jener
Stelle.
9. ^■' ]"N-, LXX "^^n mN-i. Schwierigkeiten in graphi-
scher Hinsicht macht dabei nur ] '— ru
10. Die Auslassung von ""ENn "»nnt^ in LXX ist ohne Zwei-
fel tendenziös. — Am Schlüsse der Geschichte sind die Worte
^b ~:Tr' (LXX) nicht gut zu entbehren.
14. Die Aussprache lai:" liefert keine nachweisliche he-
bräische Form und der Gebrauch des Suffixes in dieser das
Object auticipierenden Weise ist unhebräisch. Es wird vor-
sichtiger sein, m:i:3"'1 zu schreiben, als ein Monstrum für For-
menlehre und Syntax zugleich zu schaffen. — "tT'i lies mit
LXX 7'pP'* Zeichnen thut man in den Sand, in stillem Irr-
sinn: die Thüren sind zum Trommeln da für den Tobsüchti-
gen. Ewalds Annahme, es möge eine unregelmässige Schrei-
bung vorliegen, ist nicht unmöglich — in der That wäre es
höchst seltsam , wenn wirklich die ursprünglichen Vff. alle
Einer Orthographie gefolgt wären. Aber die Orthographie
der ersten Vff. herzustellen, kann vor der Hand nicht unsere
Aufgabe sein.
XXII.
1. Die Lokalität von Adullam, welche dem David als Zu-
fluchtsort diente, wird sowohl hier als 2 Sam. 23, 18 f. =
1 Chr. 11, 15 f. nur zuerst "y ^'']^^7 gleich darauf aber
n-i-^r-on genannt; vgl. auch 2 Sam. 5, 17. Nun könnte al-
lerdings, wenn man die Bedeutung von nn^J'a nur nach der
Etymologie bestimmen wollte , auch wohl eine Höhle so ge-
nannt werden. Aber der Sprachgebrauch, nicht bloss des A.
T. , widerspricht dem durchaus : m'TQ ist nicht das Genus,
wovon n"i>"a eine Species , sondern beide sind sich als ver-
schiedene Species innerhalb des selben Genus entgegengesetzt
Jud. 6, 2. Ezech. 33, 27; und r"'::'c bedeutet nur Bergfe-
stung*). Anders ist es auch in unserem Capitel nicht; denn
*") Daran würde mich auch 1 Macc. 9, 2 nicht irre machen, wenn
124
was Hesse sich v. 5 mit der allgemeinen Bedeutung „Zufluchts-
stätte" (Thenius) anfangen? Mir ist daher gewiss, dass
y tiiT'ü hier ein sehr alter Schreibfehler für 3? tMTQ sei.
Noch klarer liegt die Sache 2 Sam. 23, 13 f.
V. 3. 4 erwecken, da von einer Rückkehr Davids nichts
berichtet wird, den Schein, als ob er auch v. 5 noch im Lande
Moab sich aufhalte. Ausserdem fällt es auf, dass, nachdem
V. 1 wie 20, 29 nur noch Brüder Davids erwähnt werden,
hier auch seine Eltern noch leben, dass ferner deutlich sein
Aufenthalt auf der Masada v. 4 als länger vorgestellt wird
denn v. 5. Schwerlich also gehören die beiden Verse dem
Zusammenhange ursprünglich an.
3. ^^^■' passt weder zu DlDtn^^ noch zu dem folgenden "3? ;
denn „aus und eingehen" bedeutet das Wort nicht. LXX
yiviad^waccv.
4. Die Aussprache Ün^p' erscheint angemessener wegen
"'2£^ti&^, welches nicht nach einem Verbum der Bewegung
zu stehen pflegt.
5. nnn'' I^"i5^. Dass Adullam hier nicht zu Juda gerech-
net wird, fällt zwar auf, aber nicht mehr, als wenn 23, 3
auch Qe'ila ausserjudäisches , doch aber israel. Gebiet ist.
2aQLyt , eine härtere Aussprache für 2aQLx *) , ist rückwärts
gelesen ^"in 23, 15. fi"in des MT. ist eine aramäisierende
Aussprache des gleichen Wortes.
6. Was bUDN sei, wusste schon der Vf. der Chronik nicht
mehr, vgl. 1 Chr. 10, 12 mit 1 Sam. 31, 3. Die LXX über-
setzt das Wort an allen drei Stellen, wo es vorkommt, gleich-
massig mit ccQovQa. Was sie darunter verstand , lässt sich
nicht ausmachen , da sie das Wort nur für bilDN anwendet.
Doch nicht gar arbor oder ein stammverwandtes macedoni-
sches Wort?
7. ÜJ €fc aXrjd^wg. Nach unserem Gefühl müsste durch
„auch", das auf alle Fälle hier nothwendig ist, „der Sohn
Isais" hervorgehoben werden ; der Hebräer stellt sein ÖJ
gerne an die Spitze des Satzes, Exod. 10, 25. Er vermeidet
Maiaukiüd^ als = Mf^auSta^ von den Höhlen von Arbela zu verstehen
wäre Jos. Ant. XII. 11, 1. XIV. 15, 4. Bell. Jud. II. 20, 6. Ich würde
auch dort eine Verwechslung von t\T\Ti2 mit n"i~22)3 annehmen. Vgl.
EQfjKov für ZttXfxoyv Jud. 9, 48.
*) vgl. Jmyix und unzähliges Andere. Nicht bloss die auslautende
Media, sondern auch die Guttural wird in der griech. Aussprache der
hebr. Eigennamen zur Tenuis.
125
es , einzelne Satztheile , auf die wir ausschliesslich den Ton
legen würden , zu sehr vor den übrigen hervorzuheben , s. zu
25, 17. Aehnlich ist der Fall bei L^^, das stets an der
Spitze des Satzes steht. — DSb^b xal TtdvTag vfxäg, b könnte
wie 23, 10 und öfter nota accusativi sein; doch vermisst man
entweder die Copula oder die Interrogativpartikel.
9. Doeg , der Edomiter , gehört nicht unter die Diener
Sauls, denn das sind die königlichen Eäthe und Hauptleute,
die vornehmsten Benjaminäer, s. 2 Sam. 15, 18. Da folglich
Doeg hier zufällig in einer Gesellschaft auftritt , in der er
nicht vermuthet werden kann, so ist es passend, dass solches
erwähnt und er vorgestellt werde, ehe er das Wort ergreift.
Dies geschieht im MT. mit den Worten „er stand nemlich
bei den Dienern Sauls", während in LXX Doeg den Mund
aufthut, ehe man sich seiner Anwesenheit überhaupt versieht.
Gegen ihr 6 -Ka^eaTrjy.cog iftl rovg i^/iuövovg 2. ist ausserdem
zu bemerken, dass, da c. 21. 22 des selben Schriftstellers sind,
diesem eine einmalige Angabe über Doegs Amt genügt haben
wird. Gegen die Wiederholung derselben spricht auch beson-
ders , dass an der zweiten Stelle die Vorstellung umständli-
cher wäre — sie geschähe im MT. durch einen ganzen Satz —
als an der ersten.
18. Indem Thenius , um die Verschiedenheit der Zahlen
in LXX und MT. zu erklären, zu dem Auskunftsmittel von
der Verwechslung der Zahlbuchstaben greift, muss es ihm be-
gegnen, dass er, den verschiedenen Zahlwerth des Finalbuch-
stabens ignorierend, ein C] für ein ^ macht, weil nur ersteres
mit ri leichter verwechselt werden konnte.
19. Die ausdrucksvolle Wiederholung am Schlüsse des
Verses wird von LXX, welche auch v. 18 kürzt, mit Unrecht
für überflüssig gehalten.
22. Der in hohem Grade der mündlichen Rede entspre-
chende Satzbau hat, wie es scheint, die LXX oder hinterdrein
ihren Text in Verwirrung gebracht. — Statt Tiso liest The-
nius mit Recht T2n nach LXX.
23. Ol' iäv Kr^Tü) xfj xpvxfj f^ov totzoVj CrjTi^Gco xal tj] ipvxi
Gov ist jedenfalls nicht zu viel versprochen; man erwartet
mehr nach der pathetischen Art, wie David sich im Uebrigen
hier gegen Ebjathar ausspricht. Ferner würde zfj ipvxf (xov,
d. i. ^(iTi^b, in diesem Zusammenhange bedeuten ^miv selbst"'
— dem entspricht aber nicht „dir selbst^ ^ sondex'n „dir a«cÄ" :
126
also wozu auch rrj xpvxfj aov statt ^b ÜJ? Diese Wiederho-
lung verdunkelt im Texte der LXX die Bedeutung von dem
ersten ''^iDSSb, ist dagegen zu begreifen in der Redensart
U?E2 üJp^, deren nothwendiges Glied UDDD ist in der Bedeu-
tung „Leben." Ich meine daher, dass diese Redensart hier
fest stehen muss. Aber freilich hat Thenius darin Recht,
dass man im MT. eine umgekehrte Vertheilung der Prono-
mina suffixa bei "»2355 erwarte ; denn es ist keine Beruhigung
für Ebjathar , zu wissen , dass Davids Feinde nun auch noch
die Zahl seiner eigenen vermehren sollen, und übrigens kann
doch auch das nicht Davids Meinung sein, Saul sei sein und
Ebjathars gemeinsamer Feind. Es bleibt schliesslich nichts
übrig , als wirklich die Pronomina zu vertauschen , obwohl
auch LXX die Ordnung derselben im MT. bestätigt. Im ur-
sprünglichen Texte wird "lilDiOb und "'UDEib gestanden haben,
ersteres an der ersten, letzteres an der zweiten Stelle. Von
der falschen Auffassung des b als Bezeichnung des Dativs
gieng die Verderbnis des der griech. üebersetzung zu Grunde
liegenden Textes aus. ^p^'' ward beide Male UDpat^ , in Folge
dessen wurden die Pronomina umgestellt. Der MT. hat b
richtig gedeutet. Die Verkehrung der Pronomina ist hier
entweder zufälhg — 7 und "* wurde häufig verwechselt und
grade auch als Suffixa der ersten und zweiten Person — oder
es liegt darin vielleicht auch eine Einwirkung des LXXtextes.
— JJecpvla^aL ov kann nur auf nt^^^ "i^'iDi zurückführen,
denn bei dem Finitum hätte das ausdrückliche Pronomen kei-
nen Sinn. Jene Lesart aber verhält sich zur masor ethischen
wie das Dürre zum Grünen.
XXIII.
3. Gegen die mas. Lesart £ imDn:>'0 wendet Thenius ein,
es lasse sich bei einem Raubeinfalle an keine Schlachireihen
denken. Nun gut , so übertreiben Davids Leute die Gefahr,
um ihre Furcht zu rechtfertigen. So etwas würde ganz am
Platze sein, doch bedeutet '^/ü nur Linientruppen, das Gegen-
theil einer irregulären Bande, wie sie um David sich gesam-
melt hatte. Die Aenderung tTiDu3*0 welche Thenius vor-
schlägt, ergiebt einen unglücklichen Sinn und ist keineswegs
durch die LXX bezeugt. Die Gestalt des griech. Wortes,
welches in LXX vor lüv dXXocp. steht, schwankt nach Holmes
zwischen t« <yxi;Aa, ra ö'xwAa, Tag TiOihagy rag yiOiXaöag,
127
Die Unsicherlieit herrscht also hinsichtlich des Hauptvokals
— die Endungen der beiden zuletzt aufgeführten Varianten
kommen als Spuren der Willkür tragend nicht in Betracht.
Nun hat ö-/.oiXa vor (JxwAa und cjxt'Aa, welche einen unpas-
senden Sinn haben, den Vorzug, dass es nichts bedeutet, also
wohl einen Eigennamen verbirgt. Aus uq Kel)m twv dlXocp.
konnte elg o'/.€Lla, daraus weiter, wenn man bedenkt, welche
üngeniertheit in den LXXhdschrr. hinsichtlich der Setzung
und Nichtsetzung des Artikels vor dem Status constr. herrscht,
sig TU Gv.ißXa u. s. w. werden. Dann also wäre ug KeiXa
und elg tol OAcoka Duplette , gleicherweise wie TtOQSvd^ai/iisv
und elg7tOQeva6j.i€d-a , und r"i3"i"'0~"-5<^ hätte LXX überhaupt
nicht gelesen. Dass Davids Leute Qe'ila für eine Philister-
stadt ausgäben , hielt man wegen des Gegensatzes ri'ürr'a
für möglich.
6. "Während "*'5"'yp aus sachlichen Gründen nicht zur er-
sten Vershälfte gezogen werden kann, so verbieten sprachliche
die Stellung "^ "-> "i< nb'vp. Mit der Umstellung Tiifi^ ""i^?
für die man sich schwerlich auf LXX wird berufen können,
wäre in dem Falle geholfen , wenn man rron übersetzen
dürf^ „nachdem er geflohen war." Inzwischen erscheint es
vorsichtiger, rh^yp zu streichen. — Uebrigens hätte der ur-
sprüngliche Vf. die V. 6 enthaltene Bemerkung wohl früher
gebracht, wenn anders wirklich die Befragung v. 2. 4 sich an
das Los des Priesters wendete.
7. niDD scheint aus "i-'O (LXX) und "Jt^- zusammenge-
flossen.
8. Gegenüber den Gründen , wegen deren Thenius lni*ib
n^nVo'- (in umgekehrter Ordnung) lesen will, bemerke ich,
dass ?^*ü nicht „hören machen", sondern „aufbieten" heisst
15, 4 *). Die Veränderung der hebräischen Stellung in der
griech. Uebers. hängt damit zusammen, dass ""OiD"'" durch xal
7taQi]yyeiX6v wiedergegeben ist.
*) Synonym ist p'>yTn* Oder heisst etwa 2 Sam. 20, 4 f.: „Lass
mir schreien das ganze Volk!'*? — Uebrigens ergiebt Thenius' „richti-
ger" Text in seiner Uebersetzung (Saul machte hören das ganze Volk
herabzuziehen zum Streit) Unrichtiges. Saul Hess nicht ausposaunen
wem die Rüstungen gelten v. 9, viel weniger gleich Qeila zum Sammel-
punkt bestimmen.
128
9. l2D''nn'5a = schmiedend. Die Verkennung dieser sonst
nur dem Qal eigenen Bedeutung hat in der LXX das ov vor
TtagaauoTta erzeugt; s. Einl. S. 26 f.
11 f. In LXX ER. ist eine grosse Lücke auszufüllen, die
dadurch entstand, dass man von dem ersten xal eiJte kvqlos
auf das zweite übersprang. Dagegen ist ei ccTCoxkeLGd^^osTat
V. 11 zu streichen als ein erst durch die jetzige Lücke her-
vorgerufener Nothbehelf, eine aus der Antwort des Herrn con-
jicierte Verbesserung der Frage Davids — Kai vvv ist ein
deutliches Zeichen, dass in Wahrheit die Frage erst hier be-
ginnt. Es ergiebt sich also , dass LXX zwar im üebrigen
durchaus mit dem MT. übereinstimmt, jedoch im Anfange
""''^ — ■'ilJD^n nicht kennt. Diese Worte stehen in der
That erst v. 12 an ihrer rechten Stelle; hier, wo sie in sehr
störender Weise vorgreifen, sind sie wohl nur durch Zufall
eingedrungen. Denn da das Suff, der ersten Sing, in ■'"nn:'^
V. 10 auch durch LXX bezeugt ist, so ist es gefährlich, das-
selbe nebst dem folgenden n zu streichen , um demnächst
' 1J1 ''3'15C^ *Ti3y5 verbinden zu können *).
13. „Sechshundert" der LXX statt „vierhundert" des MT.
erklärt sich durch 22, 2.
14 ff. Zwischen v. 13 und v. 19 kann ursprünglich iwchts
weiter gestanden haben als etwa die Bemerkung, David habe
sich in der Wüste von Zif auf dem Gebirge niedergelassen.
15. Nn^-i. Man hat trotz 26, 3 hier mit Ewald III. S. 127
auszusprechen N";^,i , nicht bloss um einen Zusammenhang mit
dem Vorhergehenden herzustellen , sondern namentlich um
das Folgende zu motivieren; vgl. „er stärkte seine Hand"
V. 16 und „fürchte dich nicht" v. 17. — Den Lokalis m25"in
trotz vorhergehenden 13 fand auch LXX vor.
19. OTT = die Zifäer. Die genaue Angabe der Lokali-
tät am Schlüsse des Verses macht das Verständnis der Er-
wiederung Sauls V. 22 unmöglich, ist also hier fälschlich aus
26, 1 eingedrungen, jedoch mit der Aenderung 'y>''Cr'0 statt
''3£""b:?, w^elche sich aus v. 14 erklärt.
20. ^Von 7i23s:2, LXX ^V'rn ^^i? so dass aus dem Vo-
kativ der Genitiv geworden und damit zugleich die Anrede
*) Die arabische Construction Jlb"'3'p ''b:^^ .''3^''Ü0n "nS^Ja
ist für das Hebräische ganz unerweislich. Gegen Thenius.
129
des Königs mit du vermieden ist. Vgl. 16, 16. 17, 32. 20, 8.
24, 15. 25, 41. 26, 17. 27, 4 in MT. und LXX.
21. Statt Qr*-^n, welches durch die Präposition b:? be-
stätigt wird, las LXX ürh'üV , ein erst sehr spät gebräuchli-
ches und in Verbindung mit bv (commodi statt incommodi)
nicht nachweisbares Verb.
22. Es ist deutlich , dass ÜtO und "i'üi^ Einen Relativsatz
begrenzen , dessen Zusammenhang durch "^^<"l ^*Q nicht ge-
sprengt werden darf. Mit Recht hat darum Thenius nach
LXX aus jenem unverständlichen Fragesatze das Adjectiv
mr'Qr, gemacht, w^elches wohl auch Sephanja 1, 14 beabsich-
tigt ist. — Der Schluss des Verses in LXX ist versehrt.
23. LXX las von v. 23 a nur: D^ns^ -rDbn-, -y— ".j^Ti.
Weder ein zufälliger Ausfall noch eine absichtliche Auslas-
sung lässt sich wahrscheinlich machen: nothwendig ist in he-
bräischer Erzählung das Plus des MT. keineswegs. Zu '^D^
s. Ew. §. 278 c; Dn^uj hat die Bedeutung des Hifil = Rück-
bescheid bringen.
24. Man erwartet hier erzählt zu finden, dass die Zifäer
thaten wie befohlen und vor Saul kamen meldend: David u. s.w.
25. 'iipsb, lies mit LXX "urpzb. Die Ursache für den
Ausfall des " in MT. liegt auf der Hand. — Für n^""" liest
LXX mit Recht "iii^N, denn ""On ist kein Eigenname. „Da-
vid zog hinab {= südlich, vgl. 24, 1 mit 25, 1) zum Felsen,
der in der Wüste Maon liegt." Der Fels wird v. 28 specieller
benamst und aus v. 26 ergiebt sich, dass David nicht auf den-
selben hinaufstieg, sondern am Fusse blieb: es dürfte sonst
auch wohl kaum 2?*on ""i"' gesagt sein. Die Uebersetzung
„er stieg vom Felsen herab" verkennt den Zusammenhang
mit v. 23 ff., abgesehen davon, dass ihre sprachliche Möglich-
keit unerwiesen ist.
26. Lies zu Anfang riL^:N- b'^-ä.
XXIV.
4. T'^n—bV = "-rn-b^* -iu:.n, vgl. 27, 1 mit v. 3. 23, 19.
— Zu TtagaGy-sva^eGd^ai als Uebersetzung von vbJin"'!!^^ '70n
s. Schleussner, Lex. in LXX.
5. "Tn □"" nzn (LXX) ist hier nicht möglich , denn
'fr, ""n könnte nur entweder Subject sein, dann fehlte das
9
130
Prädikat oder Akkus, der Zeit, dann fehlte der Satz. Den
Sinn „dies ist der Tag, an welchem — " drückt einzig der
MT. aus, s. zu 30, 16.
6. s:i3D"~Sit^ ist sprachlich verwerflich, lies mit Thenius
8. ^0^23''" , LXX e7t€LG€v *). Aber ein Tropus ist wün-
schenswerth wegen der Hinzufügung von Ü''"a~3, welche
sonst ziemlich matt wäre. — b^ Ü'pb, LXX dvaaTcivTag
■9'VGaL.
11. n'ai^l passt weder als dritte Person des Perfectum
consec. noch als erste Person des Imperf. cons. **). Richtig
darum LXX 'i^''2^^;, woraus sich durch den Uebergang "ll^^5^n
die Lesart des MT. leicht erklärt. — Onim ist wohl statt
Dn5<"i (LXX) verschrieben, im Glauben, es folge "'^''2?.
12. Die Uebersetzung eyco ci(piqqrjy.a für "'STÜ^S "»D lockert
das Satzgefüge und ist durch Misverständnis von "'>tnJnn~&«5bT
veranlasst , welches nur eine untergeordnete Bestimmung zu
''finDa enthält = ohne dich zu tödten. — n~:r Sea/neveig?
14. Als Glosse verräth sich v. 14 aufs unzweideutigste
durch Wiederholung der letzten Worte von v. 13. Sie ist
gemacht zu v. 12, zu den Worten Davids, Saul könne daran,
dass als die Gelegenheit sich bot nichts Böses von ihm aus-
gieng, erkennen, dass er nicht böse sei.
15. LXX fängt mit einem metabatischen tiHyi an , vgl.
15, 2. 23, 11.
19. Man kann als Object zu „du hast heute gezeigt" im
MT. die Worte „dass du mir Gutes gethan hast" nicht wohl
gebrauchen ; die That ist nicht das was gezeigt wird^ sondern
sie ist eben selbst das was zeigt, und Gegenstand des Zeigens
ist vielmehr die Gesinnung. Hält man sich nun aber wie
Thenius an die LXX „du hast mir heute gez." und versteht
das "Tn als mündliches , so verliert zunächst „heute" jede
Bedeutung , und ferner ist es entweder , wenn man ■''Jn als
*) merkwürdig der Chald. : D''^S.
**) Letztere Aussprache befolgt Hieronymus. Thenius freilich findet
aus dessen Uebersetzung die Brücke heraus zwischen angeblichem xbl
■'Jn^ni^ der LXX und l^Qi^' des MT. „Die Entstehung der Texteslesart
erklärt sich noch näher aus Vulg. : et cogitavi ut occiderem te, mithin (!)
Tn'at<"i, verschrieben aus "^rT'Dfc^ und N^ ausgefallen.
131
berichten auffasst, in diesem Zusammenhange ganz unpassend,
dass Saul die Thatsache, für die er sich bedanken will, vor-
sichtig als eine auf Davids Autorität anzunehmende bezeichne,
oder, wenn man das betr. hebr. Wort vorhalten heissen lässt
1 Sam. 3, 13, so ist es noch unpassender, dass Saul hier ei-
nen Seitenhieb austheile auf Davids ausführliche Verwerthung
des eigenen Edelmuths v. 10 — 16.
20. liTtoTioei avTCü statt "'obir^ wird durch das folgende
xa-^wg 7T€7tOLrjKag nicht bestätigt und ist veranlasst dadurch,
dass man die wahre Apodosis zum Bedingungssatze, nemlich
die Frage "nrc: ^ verkannt hatte und nun wohl oder übel den
nächstfolgenden Satz dazu einrichten musste. Durch diese
falsche Construction erklärt sich auch iv ^Xiipet: das ein-
fache friedlich Ziehenlassen eines Feindes schien nicht ausser-
ordentlichen Lohnes werth. Der Zusatz ist aber schon des-
wegen falsch, weil er die Sentenz dem Beispiel inadäquat
macht, von dessen Anschauung sie doch deutlich ausgeht:
David fand den Saul nicht „in Bedrängnis." — Die Stellung
des "7" D""'" im MT. ist jedenfalls die ursprünghche.
XXV.
1. statt pi^S lies nach v. 2 yrj)^ mit LXX, Thenius.
2. Die von Thenius vorgeschlagene Construction von v. 2
— 5 ist unmöglich ; denn v. 5 ist stetige Fortsetzung des v. 4,
also V. 3. 4 keine Parenthese, und "'"•'" v. 2 kündigt hier nicht
nb'kT"'" v. 5 zum Voraus an , sondern gehört eng zu den un-
mittelbar folgenden Worten. Würde es davon getrennt, so
wäre "'-33 subjectslos und itJ3 nothwendig: es bestätigt aber
auch LXX die Richtigkeit des T7;3. Also hat man zu über-
setzen : er war aber bei der Schur seiner Schafe — .
6. ^n""?, LXX elg cogag Gen. 18, 10. 14 (Th.). Hierony-
mus bezeugt mit der Uebersetzung „fratribus meis" das Alter
der Vokalisation "n"?. Denn der Zusammenhang führte doch
auf den Sing, fratri meo, der nach der blossen Schrift eben-
sowohl möglich war: es kann also nur die traditionelle Aus-
sprache lechai gewesen sein, welche den Plural „fratribus meis"
veranlasste. Ueber das Verständnis der Worte wird man
schwerlich ins Reine kommen. Der Accentuation , wenn sie
den Athnach zu Ti""? setzt, liegt die Auffassung des Hierony-
mus zu Grunde, mit welcher sich aber das allseitig bezeugte
" vor nrN schlecht verträgt, wonach die Oratio recta vielmehr
9*
132
schon mit "'Hb anzugehen scheint. Dennoch muss ich geste-
hen, dass mir die üebersetzung „und saget also zu meinem
Bruder (^nb): sowohl du — " verhältnismässig am vernünf-
tigsten vorkommt *).
7. Das Hifil von ^b^ wird nicht gebraucht und schon
deshalb käme DSt^b^n, wenn dieLXX [dfvsxcüXvo. avvovg) so las,
vgl. V. 15, kaum in Betracht. Wenn LXX nach "^'/ay liest
N5' , so bestätigt sie damit das mas. "2"a3^ vn gegen ihr o^l
rj. (X. rj., denn über die Unrichtigkeit der Construction otl
-asLQOVGl OOL vvv ol Ttoifievsg kann kein Zweifel sein.
8. Die "fiay am Schlüsse fehlen vielleicht deshalb in
LXX, weil man sie den anfangs erwähnten "■'"I3'3 gleichsetzen
zu müssen glaubte und dann die weitgehende Fürsorge Da-
vids für Nabais Gesinde natürlich nicht begreifen konnte.
9. 'iTi'O''' wird durch Dp"'" (Thenius nach LXX) nicht ge-
bessert, denn blSD 13?"'" dp^" ist, da das folgende Object nicht
zu beiden Verben gleicherweise gehört, kein gutes Hebräisch.
Meiner Meinung nach bedarf es indes auch nicht der Besse-
rung; ein „bis sie fertig waren" — darauf würde der Sinn
von 'ii'i^^' hier schliesslich hinauskommen — passt durchaus
zum Stile populärer Erzählung.
10. Lies ü^myn,
T
11. Toig xeiqovoi (xov xa Ttqoßara würde auf hebräisch
heissen ^3^:: "'I'^^b. Da aber die Stellung des ^ov es zu yiel-
QovGL verweist und also "'TTJb gelesen ist, so ist ra fCQoßata
griechischer Zusatz. — Von Wasser ist Nabal nicht trunken
geworden und was er sich selbst leistete, wird er seinen Gä-
sten nicht vorenthalten haben, die er vielmehr regalierte wie
ein König. Auch bringt Abigail v. 18 Wein, kein Wasser.
Also ^3" LXX mit Thenius u. Ewald; nicht ■'"O^'o.
14. Thenius vermuthet, dass "i^'i, welches die LXX, wie
es scheint, nicht vorfand, von einem mit der Erzählung be-
kannten Schreiber herrühre , der jenes Wort hinzugeschrie-
ben, ehe er bemerkt, dass "~'0 "rnt^ folge. An sich läge es
noch näher, nach Einl. S. 26 an eingesetztes "i^^^^ zu denken;
*) Die Freundlichkeit, mit welcher David seinen Leuten gegenüber
den Nabal Bruder nannte, könnte ein ganz beabsichtigter Gegensatz zu
Nabais Grobheit sein. Schreibungen wie Tlb für "^Ti^b sind auch im
Hebräischen nicht beispiellos (Böttcher §. 429 A 5).
133
doch ist die arabische Redeweise „ein König von den Köni-
gen" für das Hebr. mit anderweitigen Beispielen nicht zu be-
legen. — ^>"''. Die üebersetzungen rathen. LXX e^eyihvov
wie 14, 32 eAli^iq, Syr. Chald. Hieron.: aversatus est eos,
andere ocTteOTQacpr], s^ovdevcoGs. Mit isp"*" , auch wenn es Syr.
etc. gelesen hätten, wäre nicht geholfen : es kommt hier auf
Aeusserung der Empfindung an. Empfehlenswerth ist viel-
mehr die alte Conjectur ^yq^'T , worauf auch das dem Theo-
dotion zugesprochene e^ovdevoioe zu führen scheint.
15. Die Worte n~u;2 "ihrns am Schlüsse des Verses wer-
den in LXX durch vorgesetztes " von den Vorhergehenden ge-
trennt und mit dem Folgenden (v. 16) verbunden. Dadurch
entsteht aber der Schein, als berichte v. 16 etwas in Ver-
gleich zu dem v. 15 Erzählten örtlich und zeitHch Ver-
schiedenes, während doch „alle Tage, wo wir mit ihnen her-
umzogen" V. 15 und „alle Tage, wo wir bei ihnen waren"
v. 16 beweist, dass die Aussagen beider Verse sich in Hin-
sicht auf Ort und Zeit gleichlaufen , indem der negative In-
halt von V. 15 im 16ten Verse positiv gewendet wird. Man
fragt sich also vergebens, warum Thenius die Abtheilung der
LXX für weit schicklicher hält als die des MT.
17. r]N hinter "'NT (LXX) ist für uns Moderne unerläss-
lich — aber der Hebräer liebt solche Retouchierungen nicht
sehr und kommt auch ohne sie aus. Vgl. 29, 10. LXX. 28,
22. 2 Sam. 3, 8. 1 Reg. 18, 18. lob 21, 20.
18. Ü^^5w, LXX olcpi. Thenius findet das grössere Mass
wahrscheinlicher wegen der Menge der zu sättigenden ^len-
schen , aber die Erhöhung der Sea auf eine Efa ist eine
halbe Massregel, und im Geiste dieser Kritik läge es, aus den
Krügen Weins Stückfässer und aus den Schafen Ochsen zu
machen. In Wahrheit sind die Geschenke trotz v. 27 nicht
zur Sättigung von Davids Leuten bestimmt — insonderheit ist
■»bp immer nur ein Leckerbissen — und otyt, sich erklärend
aus 17, 17 , ist schon deshalb verdächtig , weil dieses Mass
überhaupt nie mit Zahlwörtern verbunden vorkommt und auch
nicht im Plural. — Statt nN'O"; las LXX wohl 5<u;'a^; denn
'/.dl yo/iioQ kann leicht aus '/.al yojiwv (cod. 236 Holm.) ent-
standen sein, wie 2 Reg. 5, 17 in cod. AI.
20. Abigail geht bergab, David kommt ihr entgegen und
geht doch auch bergab — wie soll man das reimen? The-
nius meint, wenn ich ihn recht verstehe, David sei von einem
dem Karmel gegenüber liegenden Berge herabgekommen und
134
im Thal zwischen beiden sei dann etwa die Begegnung erfolgt.
Es ist aber kaum erlaubt , so viel topische Geographie aus
dem doppelten ~"i"' zu erschliessen. Ausserdem kommt Abigail
nach den Worten des Textes nicht vom Berge herab, sondern
"inn ntnD3 , also an der Seite des Berges her, wo von eigent-
lichem Herabsteigen nicht die Rede sein kann. Demnach
muss ■1'' hier in einem allgemeineren Sinne gebraucht sein
als wäre es etwa s. v. a. N*]"! , vgl. 29, 4. 9.
22. "1" ■'^"'Nb, LXX Tu Javid. Letzteres ist augen-
scheinlich das Richtige. Aber da die Bedingung ^"»i^^i^ DJ*^
"°Ji ganz gegen Davids Erwarten erfüllt wird , so würde er
sich nach der ursprünglichen Lesart hier strenggenommen
wirklich Böses an den Hals gewünscht haben — hätte nicht
jüdische Vorsorge dasselbe auf das Haupt seiner Feinde ab-
geleitet durch Einschiebung von "'a"'i<. Vgl. 14, 44. 2 Sam.
12, 14.
23. Man erwartet durchaus n^Ew^-b:? in ^':th 2 Sam. 14,
33, vgl. V. 4. 1 Reg. 1, 23. Für ^Sw^b = ^5Db kann man sich
nicht auf Gen. 48, 12. Num. 22, 31 berufen, denn das Ver-
ständnis dieser Stellen richtet sich nach 1 Sam. 20, 41. 2
Sam. 18, 28.
24. Ein neues bsm würde hier nur in dem Falle ver-
ständlich sein , wenn Abigail sich von dem Fussfalle v. 23,
den man sich als in einiger Entfernung von David geschehen
vorstellen müsste , inzwischen erhoben und dann zu Davids
Füssen einen zweiten gethan hätte. Das wäre allerdings
äusserst kurz erzählt, und man lässt wohl besser mit LXX
birn- V. 24 aus und verbindet T'bJ-ib mit f nw^ nnnilDn v. 23.
26. Man könnte Anstoss daran nehmen, dass Abigail hier
Bezug zu nehmen scheint auf Ereignisse der Zukunft, als wä-
ren sie längst geschehen. Zwar dass sie sich bedankt für
etwas, was sie eigentlich erst erbitten will, versteht sich bei
der klugen Frau wohl, aber wie soll man den Wunsch auf-
fassen: Mögen wie Nabal deine Feinde werden — ? Am näch-
sten läge die Deutung „möge Nabais Schicksal deine Feinde
treffen", doch mit dem bisherigen Schicksal jenes Mannes
liess sich eher segnen als fluchen. Man wird also die Pointe
in der Appellativbedeutung des Eigennamens Nabal suchen
müssen. Denn die Annahme , dass offene Rücksicht genom-
men sei auf v. 37, würde die andere nach sich ziehen, dass
v. 26 b eine Interpolation sei. Nur wird es nach dem Cha-
racter des Folgenden wahrscheinlich , dass eine unwillkür-
135
liehe Prophezeiung Abigails von dem Schriftsteller beabsich-
tigt war.
27. N^nn s. V. 35.
28. Man sollte nach dem Vorhergehenden als Sinn der
letzten Worte erwarten : und Böses wird dich nicht treifen
alle dein Leben lang. Aber ")2 scheint das Nifal N^'/2n zu
erfordern.
29. Dp-'-, lies Dj-p- oder üp^]*
31. Thenius hält mit Recht das Anderen zugeschriebene
Xvyfxog für die echte Lesart der LXX (ER. ßöeXvy/iwg). —
ab biir^'a , LXX einfach oy.avöaXov. Ob 2b richtig ist, hängt
von der Bedeutung des Worts np-i£ ab. Bedeutet dies wirk-
lich , wie die jüdischen Uebersetzungen bis auf Hieronymus
fast allgemein annehmen, Schluchzen, so lässt sich gegen üb
nichts einwenden. Anders steht die Sache, wenn jenes Wort
eine mehr objective Bedeutung hat. In diesem Falle wäre
es wahrscheinlich , dass 3b = zh eine Wiederholung von Tjb
wäre, an die sich die höfliche Verbesserung ^3i5<b anschlösse,
und mit ab fiele auch das folgende "'JiJ^b. S. zu 23, 20. —
Streiche t vor ^SUJb mit LXX, vgl. Einl. S. 26, und resti-
tuiere '1 nach i'^'rib^, ebenfalls mit LXX: dies Wort, auf
Gewalt hindeutend, giebt erst der Redensart, in der es hier
vorkommt, den wesentlichen Sinn. — ^yad-woat avTr^ am
Schluss des Verses ist freilich nichts Ursprüngliches, beruht
aber auf richtigem Verständnis von TiHiTi. Denn um zu
sehen, dass die von Thenius befolgte Construction der Sätze
V. 30 f. verfehlt sei, braucht man sie nur durchzuführen : „Und
wenn Jahwe sein Wort erfüllen und dich zum Fürsten über
Israel bestellen wird und dir dies nicht zum Seufzer und Ge-
wissensanstoss gereichen wird , ohne Grund Blut vergossen
und dir gewaltthätig Rache verschafft zu haben und Jahwe
dir wohl thun wird, so wirst du mir danken — !" Es ist
klar, dass der Nachsatz mit dem Anfange von v. 31 beginnt.
32. brzii<, s. Einl. S. 19.
34. ■'t^^ian des Ketib ist eine Verschreibung, die sich aus
Abirren des Auges auf di« Endung des folgenden Wortes er-
klärt (Thenius). — D5^ "^. Die Wiederholung von ^^ auch im
Nachsatze ist etwas ganz Gewöhnliches, z. B. 1 Sam. 14, 39.
136
Jer. 26, 15; und totb uTta. ist einfach Uebersetzung von "^3.
Vgl. LXX. 28, 13 0:d = elTtov),
37. Dass wg e^evrjipsv cctzo tov ölvov NaßaX uebersetzung
des mas. ")n5<:r5 sei, äbnlich wie 1, 14, ist schon an sich das
Wahrscheinlichste und wird bewiesen durch die Stellung von
NaßaX hinter ccjto tov oivov^ welche sich nur aus ]''''n nj^zSD
biaro erklärt, nicht aber aus r"n"0 b3D ^'^'^tM:^ (Ew. §. 237 b).
38. Ü"''0^n mir^D. „Als zehn wurden die Tage" darf man
nicht übersetzen , da tri^^ als Stat. constr. nicht Prädikat
sein kann. Es wird also wohl der Artikel zu streichen sein,
vgl. LXX (ßGEi dexa rj^eqcxi.
42. tibbn ist Prädikat und darf deshalb den Artikel nicht
tragen, dessen Entstehung an dieser Stelle sich leicht erklärt.
43. D-3 vor 'jn"'rTi23 setzt eigentlich voraus, dass gesagt sei:
sowohl (DJi) die eine, als auch (üj) die andere. „Die eine
und die andere" ist nun hier zusammengefallen zu „sie beide",
ÜJ aber sondert es wieder in seine zwei Bestandtheile, obwohl
es natürlich nur einmal stehen kann , da in^riUD nur Ein
Wort ist.
XXYI.
4. 1i^5~b&< würde man eher nach Vi^i_ erwarten, vgl. 23,
23; nach N2 sieht man in b^i die Präposition des Ortes, um
so eher, als die Kundschafter doch jedenfalls über den Ort,
an dem Saul lagerte, Nachricht bringen sollten. Die LXX
bieten nun auch einen Ortsnamen ex Ketla {etoif^og ist Du-
plette), welcher, wenn er sammt der Präposition ex richtig
wäre, beweisen würde, dass sich 26, 1 ff. wirklich einst wie
die Parallele 23, 19 ff. unmittelbar an 23, 1 — 13 anschloss.
Aber v. 4 muss David Genaueres erfahren, als er v. 3 schon
gesehen hat und darum ist in KeiXa falsch. Auch der Vor-
schlag Ewalds IIL S. 132, zu lesen m:?^ "ipa'-bwN, ist nur
theilweise treffend; eine Ortsangabe mit b^^ wird hier aller-
dings erwartet, diese besondere entspricht aber nicht der Si-
tuation des Folgenden.
5. Der hier ganz widersinnige Zusatz Xad^qa. zu Üp"'i
stammt aus 24, 5. Im Weiteren irrte LXX vom ersten
U^p^cn auf das zweite ab, wodurch die folgende Erzählung
unverständlich wird; denn sie setzt voraus, dass David von
137
dem Orte, wo Saul schlief, noch ziemlich weit entfernt war
und denselben nur absehen konnte.
8. D-nbwS, LXX ---^ Vielleicht Tnbi<. — yn^NZ", ist
jiicht dem n^:n2, sondern dem Suffix in "ii-'J^ coordiniert.
Natürlicher würde gesagt sein wie 18, 11. 19, 10: n':n3 nzN
y-wS«^ "3.
9. --n^TOn, LXX "nirn Prov. 12, 25, vgl. dagegen v. 15.
12. Ob eine Verkürzung "^^^"/2 statt "i^^^'Q möglich ist?
Jer. 13, 18 ist für den gleichen Sinn punctiert "n"i^. Ich
glaube, dass ein drittes Mem zwischen zwei andern ausgefal-
len ist, vgl. indes Hitzig zu Hos. 4, 19. — Das ^ am Ende
bestätigt die Lesart rn^\^^TO der LXX, statt b'^-QJ "^.
14. -.~^, LXX -SX
16. Da es Nacht ist und auch bei Tage sich der Speer
des Königs auf weite Entfernung von einem gewöhnlichen
nicht unterscheiden liess, so wird man unserem freilich sorg-
losen Erzähler zutrauen dürfen *j , dass er nicht , wie es in
der Parallele c. 24 geschieht, den David seine Trophäen vor-
zeigen lässt. Eine Frage also „siehe wo sind Speer u. Trink-
schale des Königs?" wird das Richtige sein. Befremdend
ist nun aber, dass fi'-n "»N mit ' £:iTiN" fortgesetzt wird.
Dass letzteres für "'NT verschrieben sei, ist nicht anzunehmen,
denn die Gefahr einer solchen Verschreibung läge nur nahe
unmittelbar nach nN"i für das erste ''N; nachdem dieses ein-
mal den richtigen Weg vorangegangen, wäre sie für das zweite
beseitigt. Behält man aber "2:~rN:" bei, so setzt dies auch
n~TN voraus; und dadurch kommt man wieder mit jenen
sachlichen Erwägungen in Collisionen , von denen ich aus-
gieng. Diesen sucht nun Thenius dadurch gerecht zu wer-
den, dass er nach LXX ER. AI. D^&< hinter D^'an einschiebt.
Aber für dieses Wort lässt der folgende Relativsatz keinen
Platz. Man wird schliesslich auf den MT. , wie er vorliegt,
zurückkommen und denselben zur Noth nach 17, 34 erklären.
17. ■'3'p, LXX 1"2", beides s. v. a. „ja." Vgl. unser
„zu dienen" und 2 Sam. 9, 2. 15, 15. Das Höflichere ist
das weniger Ursprüngliche.
*) Man kann sich dafür auf v. 17 berufen, wo Saul den David an
der Stimme erkennt. Wenn das Gleiche auch 24, 17 vorkommt, wo
es nicht motiviert ist, so ergiebt sich daraus die grössere Originalität
von cap. 26.
138
20. Während man der Beweisführung Thenius' gegen
"THN u3ynt-lnwS des MT. für ^ilDöD-n.^ (LXX) nur beistimmen
kann — schon das tn>5 genügt , um gegen die mas. Lesart
Zweifel einzuflössen — , so kann man sich nur wundern über
sein von aller Bezeugung verlassenes 0"3n statt Nl"pn, Ab-
gesehen von dem komischen Einfall, den verfolgenden Saul
mit einer Eule zu vergleichen statt etwa mit einem reissen-
den Thiere oder meinetwegen auch einem anständigen Raub-
vogel, wäre in den Worten „wie die Eule auf den Bergen
jagt" (! W. 102, 7) grade das Wichtigste ausgelassen, nem-
lich das Object. Darauf kommt es dem David doch nicht an,
Sauls Jagd , als ob sie ins Leere gienge und weder Zweck
noch Ziel hätte, durch eine abgeschmackte Vergleichung lä-
cherlich zu machen, sondern dass er, ein Mensch, davon ge-
troffen wird, will er hervorheben, dass er gehetzt werde wie
ein wildes Thier — das logische Suhject darf fehlen, das Oh-
ject nicht. NTipn als jagdbares, nicht jagendes Thier ist also
jedenfalls richtig , und es fragt sich nur , ob man mit den
Punctatoren v]'^"i'' mit Saul als Subject aussprechen will, wo-
gegen sich Bedenken erheben, oder nicht vielmehr dem sprich-
wörtlichen Character des Satzes und dem Artikel ^^lipn zu
lieb ^17^*. Zur Noth Hesse sich freilich auch C]*!")"' als „man
verfolgt" fassen.
22. ~ vor !n"'Dn ist mit Recht vom Qeri gestrichen.
23. Für -■'2 lies ^"i^^, vgl. 19, 9. Der Fall ist bei hn^ST
Ex. 15, 2. Jes. 12, 2. ^. 118, 14 und ^. 16, 6. Jer. 49,^25
Qeri ein anderer , sofern diese Form weder mit dem Stat.
abs., noch mit dem Stat. const. zusammenfiel.
XXVII.
1. 1^3 mEO^^ ist eine durch LXX bezeugte Prägnanz,
welche die übrigen Uebersetzungen verwischen. — Nach y>i^
^"lü "h muss man ^S entweder so viel bedeuten lassen als
Dt< "»^D (LXX eav f-iiq wie 26, 10) oder letzteres wirklich schrei-
ben. Das zweite wird das rathsamere sein, zumal sich nach
dem Texte der LXX t2b'a>i D^i "»ID (mit Auslassung des Inf.
abs.) der Ausfall des b>t leicht begreift.
3. Lies mit LXX '>b'Q^'27\ wie 30, 5. 2 Sam. 2, 2.
139
8. In LXX werden hi<r nur die Gesuräer (reaiQi) und
Amalekäer genannt. Es scheint somit, dass "'"niTJn u. "'TiJJn
Duplette seien, s. Einl. S. 14 Anm. 2, S. 27 a. E., und über t
S. 26. Wie aus Jos. 13, 2 trotz v. 11. 13 gefolgert werden
könne, dass es auch in der Nähe Philistäa's Gesuräer ge-
geben habe, ist mir unverständHch — vielmehr steht der Vf.
auf dem Standpunkte von Jud. 11, 15—27, wonach Israels
Gebiet in der vorkönigl. Zeit sich nicht über den Jabbok er-
streckte. Also wird ^""i-sr; als "'iTJr; vorzuziehen sein Jud. 1,
29. 1 Reg. 9, 16. Vgl. übrigens S. 140 Anm. 1. — -:n ^n
'|'"l^^^ T"z:2^> An der Lesart zu rütteln, empfiehlt sich nicht;
ihre ünerklärlichkeit trotz der einfachen Worte und LXX
(TI^^ "^^p.^ "?") bestätigen sie. Ein Verständnis derselben
scheint namentlich deshalb unmöglich, weil in dem Vorherge-
henden kein Wort sich findet , worauf 'nz'n^ sich beziehen
könnte. Böttcher hält es darum für nothwendig , zwischen
bi< und ^"1:12::;" einzuschieben ^"i>'"~b2. Indes „eine Stadt be-
wohnt das Land" sagte man nicht und besonders hier lag
gar kein Grund vor, die Völker, die ja eben genannt waren,
als Subject zu 3^^ zu vermeiden. Ausserdem ist der Bött-
cher'sche Text von aller Bezeugung verlassen. Er beruft sich
freilich auf etzl Ttavza t. F. der LXX als einen Rest der von
ihm vermutheten Lesart {€7tl Tcdoag?): ist aber eTtl jtavta
wirklich nicht anders denn als Trumm eines einst vollständi-
geren Ganzen zu verstehen, so ist dieses Ganze jedenfalls ertl
Ttavza xbv ey/itovra *) — also deutlich nur eine für die Er-
klärung von TMr\ werthlose Abstraction aus den folgenden
Beispielen.
Es ist nicht möglich , für t^'lti eine Beziehung in dem
Vorhergehenden zu entdecken, es Hesse sich indessen vielleicht
mit dem Folgenden versuchen. "^3^n tiaiij"' heisst bei den
Propheten „die Einwohnerschaft der Stadt." Darnach liesse
sich unsere Stelle probeweise übersetzen: denn das sind die
Bewohnerschaften des Landes , welches von Telam bis nach
Sur sich erstreckt. Freilich ist es bedenklich, prophetischen
Sprachgebrauch einem prosaischen Schriftsteller zuzuschreiben
*) cod. 19. Holm, xcu Irrnix^tVTO Inl nävTcc tov iyyiCovta xctl
i^iretvov inl tov F. Hier ist x«l innid^evro und xal i^^itcvov beides
Uebersetzung von "I3123£"'1 , erstere die LXXmässige.
140
und zwar über die Grenzen hinaus , in der er sich bei den
Propheten findet, die naUD"' nur als Stat. constr. Sing, in die-
ser Bedeutung kennen. Aber einigermassen tröstet darüber
das späte Alter unseres Schriftstellers *), auf welchen Lektüre
einwirken konnte. Und die Erklärung von n3n wird auf kei-
nem anderen Wege gelingen, als indem sein Geschlecht durch
ein folgendes im Nominativ stehendes Substantiv bestimmt ist.
Denn schiebe man im Vorhergehenden ein was man wolle:
den Gesuräer und Amalekäer wird man doch an seiner
jetzigen Stelle stehen lassen müssen, und so lange diese Völ-
kernamen dastehen, wäre es stets unwahrscheinlich, dass der
Vf. diesem an sich allein natürlichen und hier der Rückbe-
ziehung am nächsten liegenden Subject zum verbalen aiü"*
geflissentlich aus dem Wege gegangen wäre**). — Für db'T
liest Db^-J nach LXX Tela/n***), s. Thenius und 15, 7.
10. Vür "£-bi^4 lies ]^^. LXX iftl rlva. — Für ^bwN"onn^n
scheint LXX gelesen zu haben bro^/i , indem Ieof.ieya leicht
durch lea/nysa aus Ieö(.i(xeX verschrieben sein kann; für '''^p'^
las sie "»Tapn wie 30, 29. Beides falsch, denn es müssen hier
den Israeliten befreundete Völkerschaften genannt sein.
XXVIII.
2. nriN, LXX richtig r\r\:^*
3. ' vor ""T'2?3 fehlt in LXX u. scheint von einem Schrei-
ber herzurühren, der nach n'Oia gleich fortfahren wollte mit
b■|^fl23", dann aber die Apposition noch nachholte, nachdem er
' schon angesetzt hatte.
9. Schreib ü^r;--'n, vgl. das folgende X^ (Thenius).
14. ■'^i*l^ oder ''V'lri der LXX (s. für beides Trommius un-
ter yLvojayio}) beruht auf Verschreibung von ■"l^^n. — Ueber
C!pT der LXX statt ]pT vgl. die Einl. S. 13.
*) V. 7—12 leidet an unüberwindHchen inneren Schwierigkeiten
und widerspricht dem Vorhergehenden und Folgenden , sofern nicht
Siklag, sondern Gath als Ausgangspunct vorausgesetzt wird. Cap. 30
setzt keineswegs das hier Erzählte voraus.
**) Denkbar wäre )^",Nn £13123'' H'On "'S, denn hieraus Hesse
sich die überlieferte Lesart wohl erklären. Vgl. LXX u. MT. in 30, 18.
***) codd. XI 44. 242 und neun andere Minuskelcodices Holmes'.
141
15. f- Hw^^npMi, LXX T^^^P ^"^^^^
16. Zu n^b- (LXX iva Ti ohne xal) vgl. "P. 2, 6. Für
^"13? giebt LXX ^t/fra ror TrXrjGiov oov, als ob nr aus den An-
fangsbuchstaben von 2^ und ""i zusammengeschmolzen wäre.
Dennoch habe ich den Muth nicht, "l" für unangemessen zu
erklären. Vgl. 20, 10.
17. "b könnte man allerdings nicht auf David beziehen,
wohl aber auf Gott; indes liegt "p der LXX näher.
18. HTH □""'", LXX GTT;, besser weil unbestimmter. In
Wahrheit ist nemlich das hier gemeinte Heute = der mor-
gende Tag.
19. Der erste und dritte Satz des Verses besagen genau
dasselbe in wenig verschiedenen Worten und sind ursprüng-
lich identisch. Und zwar steht der dritte an der richtigen
Stelle, denn in v. 19a versteht sich strenggenommen weder
das ü; noch 1-", sondern erst hinter v. 19 b. V. 19 b gehört
also eigentlich an die Spitze des Verses, während entweder
V. 19 a oder v. 19 c ihm folgt. Das zeigt auch die Zeitbe-
stimmung, die, gleichmässig für alle Aussagen v. 19 geltend,
vernünftiger Weise in der ersten beigebracht werden muss,
— Lies a^""!^: 1"cy T-^" "^^^"^ "i"*^ mit LXX; D^br: nament-
lich deshalb, damit nr" v. 18 mit Fug gesagt sei.
20. "S"*" ")o)a" (vgl. V. 24) ist unverständlich. Auf den
richtigen Weg führt die LXX, diesmal durch die Consequenz,
mit der sie den falschen geht. Sie liest nemlich auch v. 21
inl33 und zwar für *r;2:. Daraus ersieht sich, dass in'Ja"'"
in unserem Verse aus bnD"'" verschrieben ist.
23. Man kann sich schwer einbilden , dass der synonyme
Gebrauch von 7"E und "^s für „in jemand dringen" etwas
UrsprüngHches sei, s. z. B. 2 Reg. 5, 16. 23.
XXIX.
^ 2. ■'-"'iC". Die Fürsten der Philister heissen in unserem
Capitel durchschnittlich D""i*r, D':"iO nur hier, v. 6 f. und in
LXX auch noch v. 3 u. 9. Die Abwechslung ist schwerlich
beabsichtigt.
3. Crü m "5«s W'i2r> ^^^. LXX rjfneQag tovto devtegov erog.
Das wäre etwa ü'^z'C ht ü'-'C oder QTisu} " ''", in dieser
142
Weise übersetzt unter dem Einflüsse von 27,5, welches keine
volle zwei Jahre anzunehmen erlaubte, richtiger zu übersetzen
„jetzt schon zwei Jahre." Indes wird ^/ueQag der ER. eine
Correctur nach dem Hebr. sein , der LXX gehört nur an
TOVTO öevTSQOv €Tog, d. i. Ö"'D1D C'^'J HT. Dies letztere halte
ich für die richtige Lesart. Die des MT. „schon ein Jahr
oder schon Jahre" *) ergiebt einen recht unbestimmten Sinn;
ausserdem genügt D^'O"' und ü'>7QD nicht , um den Gegensatz
Eines zu meheren Jahren auszudrücken. Der MT. entstand
dadurch, dass man Ö'':'u3 ü^'Q^ ht aussprach (s. zu 2 Sam. 13,
23) und sich demnächst genöthigt sah , ein ht "N einzuschie-
ben , grade wie es Chald. Hieron. 20, 12 thun. — Hinter
1^23 LXX TtQog [xL
4. „Hinabziehen zum Streit" erklärt sich als Sprachge-
brauch der bergbewohnenden Israeliten 30, 24. 2 Sam. 23, 21,
vgl. den Gegensatz nby 2 Sam. 23, 9 in der Bedeutung „aus
dem Kampfe fliehen." Für die Philister müsste genau der
umgekehrte Sprachgebrauch gelten und hienach würde n'53'"'
V. 9 in der Ordnung sein, während der Schriftsteller, wenn
er hier dem Achis in gleicher Bedeutung ""i"' in den Mund
legt, vergisst, dass er es mit einem Philister zu thun hat **).
LXX eqxeod^o), aber was das besagen will, ergiebt sich aus
V. 9 ri^si für T]bT*
8. ">u55^ ü^'/a. Es ist entweder i^i^ auszulassen (und
dann vielleicht auch noch "'f^'^'n zu lesen) oder D'pn'/a zu
lesen.
9. "^ Iw^VoD fehlt in LXX; „em Engel Gottes'' ist für
unser Buch verdächtig.
10. ^s^l^ii^ "'"ny* av y,al xtX. , vgl. v. 11 „David, er und
seine Leute." Dass der Philister den Saul Davids Herrn und
Davids Kriegsmänner die Soldaten Sauls nennt, ist nicht auf-
fallender als dass er v. 6 bei Jahwe schwört. — Dass Achis,
unter Versicherung seiner vollkommensten Hochachtung, sei-
nem Lehnsmanne mit einer gewissen Aengstlichkeit mehr als
*) Die Uebersetzung „dieses Jahr oder diese Jahre" ist falsch.
C'/O"" durch Tage zu übersetzen, ist wegen des „schon" davor verboten.
**) Man könnte kurzer Hand auch hier wie 25, 20 Verwischung
des speciellen Sinns von "IT» annehmen; aber man hat doch ein Inter-
esse, diese in möglichst engen Grenzen zu halten.
143
einmal einschärft , er solle baldmöglichst abziehen , den
nächsten Morgen in aller Frühe, das ist ganz begreiflich —
aber er darf dabei nicht denselben Ausdruck zweimal unmit-
telbar hinter einander wiederholen in der Weise , wie es im
MT. geschieht. Ein solches Zurückkommen auf die selben
Worte erklärt sich nur nach einer Digression , nachdem in-
zwischen von etwas anderem die Rede gewesen. In der That
finden sich die beiden gleichlautenden Sätze in LXX durch
einen grossen Zwischensatz getrennt , nemlich Dri^bni
■»^sb nS^i<5 S"ii: "»^ "laab-, und ausserdem ist auch die Gleich-
förmigkeit derselben dadurch gemildert , dass statt "ip33 2^
gesetzt ist T^~3.
11. Der cod. Vat. hat nach Mai nicht bloss hier für
bN:'"'.7"' ^laqarjl, sondern auch v. 1, vgl. 2 Sam. 17,25. Daraus
ergibt sich der Werth auch des TCoXeuelv zwischen dveßrjoav
und STtl 'loQ. Wie Thenius dazu kommen konnte, 'üTi^'^rh 'hv
b^'y^ü"' bv zu schreiben, wird nur dadurch begreiflich, dass er
durch Eusebius verführt Afek in die Nähe von Endor verlegte.
Dann allerdings hat hier die Aussage „die Philister zogen hinauf
nach Jezreel" keinen Sinn, da sie lange dort gewesen wären.
Aber Afek ist 29, 1 das selbe wie 4, 1 , und Eusebius hat
seine Weisheit nur aus falscher Auffassung unseres v. 1 ge-
schöpft, was man auch seinen Worten (Lagarde, Onomastica
226, 28) ansieht.
XXX. ^
1. ybW, LXX "Ay.a.lrf/,, vgl v. 18 pVoy, LXX o\ li^a-
XrfÄlTai. S. zu 15, 6. — 3j: ohne Artikel, wie v. 27. Gewöhn-
lich wird 3J5: als Stat. abs. in einem allgemeineren Sinne als
"an gebraucht, nemlich für den Süden als Himmelsgegend.
2. "S^"' fehlt der LXX, welche D^^:r;— IPwN: von in^'an u\b
abhängig macht. Man würde aber dann statt "-^nr* erwarten
"i;ir!r- -a^ ns— »d; denn vgl. Jn: v. 22. — b-":; — :"■ pp^
lässt sich nicht auf n^tTm beziehen und also hat LXX Recht,
vor "i"i2r^^ noch "S" zu lesen. — "ü'^^^, LXX fügt hinzu /.al
yvvaly,a, ungefähr so, als wollten wir im Deutschen sagen:
sie tödteten niemand und keine Frau. Thenius : „Nach
t^^y LXX ^w'^'i, integrierend."
144
8. Die Antwort ^'""1 verbietet, C|~nN als einen der Frage
"i3Ji'''i:fi^n untergeordneten Bedingungssatz aufzufassen („wenn
ich sie verfolge, würde ich sie erreichen?"). Es ist die Haupt-
frage, darum aber auch conform dem "ü;i^ü;Nn mit LXX zu
schreiben q~^^?^.
9. Die an ihrer jetzigen Stelle unverständlichen Worte
""'03^ Ü'^nniDn enthalten eine Glosse zu v. 10 b und verdanken
ihre Entstehung einem Eechentalente, welches ermittelte, dass
200 = 600 — 400.
10. Die beiden Vershälften scheinen die Plätze gewechselt
zu haben. Die Verstellung hängt möglicher Weise zusammen
mit dem Eindringen der Glosse v. 9.
12. üy^::, ">D^- fehlt in LXX ER. vielleicht mit Recht.
Jedenfalls um den Flalbverhungerten zum Bewusstsein zu brin-
gen , genügte ein Stück Feigenkuchen , und in dergleichen
Fällen begreift sich im Allgemeinen eine Vermehrung und
Vervollständigung des Ursprünglichen leichter als eine Ver-
minderung.
14. Lies mit LXX "^^^ ri;i5-b?. — ^sbs, LXX Xslovß,
vgl. meine Dissert. de gent. Jud. S. 13 und meine Bemerkung
zu 2 Sam. 3, 2.
16. Nach "n"")*'" LXX hei und nach ti^^ avToL Noth-
wendig ist weder das eine noch das andere, 2 Sam. 1, 18.
9, 4 (LXX). 2 Reg. 6, 20. Ew. §. 299 a, indes konnte Tii2n
nach mDH leicht ausfallen.
17. Statt des sprachlich zweifelhaften und hier entweder
widersinnigen oder nichtssagenden ÜTiim^ schreibe ich
D73-innb.
T •-: - :
19. bb*a5)2" steht in LXX richtiger vor nii^- Ü^5i ]Ti,
20. Das Subject von "i^ni und ■ln^^^■''l muss auch Subject
des ersten Zeitworts sein. """ fehlt mit Recht in LXX und
Hieron. und mit Recht ist dort ebenfalls der Numerus der
beiden ersten Verba der gleiche, wenn auch mit Unrecht der
Singular. Ebenso wie -"i" ist auch i^'^^ niptin ^isb falsche
Explicierung , was sich daran zeigt, dass die LXX vielmehr
las bb-ün ^3£b. Hieronymus hat, wie Thenius richtig gese-
hen, noch die wahre Lesart rzzb erhalten. Nach diesen Ver-
besserungen lautet also das Ganze "ip^n- ]5<:rn--bD"~n5< inp"'"
145
"ti'!2&<'»i V5Eb IJinrr. So erst besagt der Vers Neues und
Verständiges , und die Aenderungen sind alle bezeugt. S.
Einl. S. 23.
21. Lies mit LXX 1b^^^"^« denn die Zurückgebliebenen
sind Subject. Der MT. zwänge dazu, unter dem zweiten D3?m,
worauf allein Dnb sich beziehen lässt, andere Personen zu
V T '
versteheil, als unter dem ersten. Wahrscheinlich ist aber mit
^b^^'^25■'■ noch nicht genug geschehen , sondern auch 'TiDJ"'n
zu lesen für """ 'ö:*^' , worin wieder ein Mal eine falsche Ex-
plicierung vorläge , auch hier wie im vorigen Verse möglich
gemacht durch unterschiedslose Schreibung der dritten Sing,
und dritten Pluralis. Denn es bleibt unnatürlich, zu über-
setzen „und es nahete David mit dem Volke"; ausserdem,
wenn ~-^ der LXX statt t^^^ richtig ist, so würde wiederum,
Hesse man """ gelten, 3"" kurz nach einander die Meinung
wechseln : was unmöglich ist.
22. ''"cy fxed^ ^jiiiüv. Der Singular ist echt hebräisch, s. 2
Sam. 21, 4. — Für "Dbn LXX 'Zii.
23. Richtig LXX niTN ^nn.^ für "i< tM^ ^n^.
24. p^ — 3 Jos. 14, 11. Ew. §. 360a.
26. ""^'-ib = in vib.
27. bj^-t^-'n LXX Jos. 15, 30 = r.rin Jos. 19, 4 =
bNinS 1 Chr. 4, 30. Die Lage dieser Stadt tief im Süden
passt weit besser als die von Bai&GovQ, wie LXX liest.
28. "i"'^-^ , LXX ^fiaÖLj IAqoyjq ist eine nach dem Hebräi-
schen corrigierende Duplette. Es ist klar, dass LXX hinter "lyn?
(l4(.Lad) noch einen Buchstaben las, und zwar n nach Einl.
S. 15. — Die Form my^y wird nun nicht nur durch Jos.
T T : _
15, 22 , wo freilich LXX umgekehrt das n weglassen, sondern
auch durch die heutige Aussprache Ararah (zwischen Beerseba
und Kurnüb) bestätigt. lP."a£Ü: {^acpa, ^acpev.) ist in dieser
Form ein sehr zweifelhafter Name — schon deshalb, weil er
Jos. 15 nicht vorkommt*). Mit Crc Num. 34, 10. 11, wo-
mit Thenius ihn zusammenbringt , hat er nichts gemein. —
Die Namen, welche in LXX zwischen Esthemoa und Karmel
*) Das Verzeichnis der judäischen Städte, namentlich im Negeb,
ist durchaus vollständig. Was Knobel (Comm. zum Josua, S. 40G) Ge-
gentheiliges behauptet, beruht auf Ignorierung der Textkritik, u. Debir
Jos. 15, 7 „sonst nicht erwähnt" heisst der Westen.
10
146
stehen, haben durchaus keine kritische Bedeutung. Tolg ev
r«^ ist ein Einfall , eben so viel werth wie Tolg sv No/uße
V. 31 , nach v. 26 veranlasst der eine durch cc. 27. 29, der
andere durch cc 21. 22. Tolg ev Kif-iad- xal xötg ev ^acpex
'jicct TÖlg ev Orj/^iad- ist weiter nichts als eine noch entstelltere
Duplette zu To7g ev ^f-if^iadi Kai zolg ev 2a(pa y,al tolg ev
"Eod^Ls, speciell ist in Oi^juad- der Schluss von "'Eod-rj/nad' (vgl.
""Ehoaßed- FeXßovd-), in 'Ead^u der Anfang erhalten. Also
liegt hier kein werthvolles Material zur Erweiterung unserer
geographischen Kenntnisse vor.
29. bDn , lies b^"i3 mit LXX. — Zu Kevi^t vgl. 27, 10.
30. n)2"in ist durchaus dem ^laqi^iovd- der LXX vorzuzie-
hen — alle die Städte liegen tief im Süden Juda's. — to
p:? ist später Schreib- oder Druckfehler für yOiV ^"O, wie
die Massora liest, veranlasst durch die Bedeutung von '|'ö3:?.
Auf BrjQoaßee gelangten griechische Schreiber schliesslich auch
für Bathseba, wie Jos. 13, 5 von Gablath über Galiath zu
Goliath dem Philister; es ist aber möglich, dass LXX wirk-
lich y^^ für IUD:? las. — 11^3' heisst Jos. 15, 42 im MT. nn:?,
aber in LXX l^n:?. Dagegen lesen 19, 7 beide "iSi^ — denn
in le^eg hat sich das Anfangsjod aus dem vorhergehenden
yial angeleimt. Eine Entscheidung zwischen den beiden Va-
rianten ist unmöglich.
XXXI.
1. Ü^'anbi, 1 Chr. 10 besser l)2nbD, denn für einen Zu-
standssatz ist die Angabe zu wichtig. — 3?3b5n v. 8. 2 Sam.
1, 6 vgl. 28, 4. 2 Sam. 1, 21. 21, 12.
3. mirpn kann nicht zu "ni^::''^''" gezogen werden. Denn
selbst zugestanden, dass ^^^'0 bedeuten könnte „treffen", so
würde doch dann D'':rnD nothwendig sein , weil zwar wohl
nn^ mit dem Bogen geschieht, aber gewiss nicht ^^2£'/a. Da
nun aber auch nicht nu3p3 D^123i^^ zusammengefasst werden
kann , so bleibt nur die Verbindung mit dn-ron übrig *).
*) ln"i23p!3 niVO zu sagen konnte man sich bewogen fühlen, um
Verwechslung zu verhüten mit andern Werfern, z.B. mit nTi'O 9 dem
Werfer der Lose, daher sowohl Entscheider als Wahrsager. Ich
benutze die Gelegenheit zur Wiederholung einer bereits anderswo aus-
gesprochenen Vermuthüng, dass mi'O mit n"l"' nichts zu thun hat,
147
Diese ist aber nur möglich, wenn man nach dem Texte der
Chronik das die beiden Worte trennende 2^:n streicht; und
dazu hat man um so mehr Grund, als auch D"123:n D"'"i"ron
schon für sich genommen der Grammatik widerspricht. Schwie-
rig ist es allerdings, eine Veranlassung für die Hinzufügung
von Q~tir:N zu finden : indessen wird dadurch das Gewicht der
Bedenken, die gegen die Richtigkeit des betr. Wortes sich gel-
tend machen , nicht leichter , und es haben nicht bloss be-
rechenbare Gründe, sondern auch der unberechenbare Zufall
dergleichen Einsprengungen verschuldet. Vgl. zu 2 Sam. 1,
6. 18. — Die Aussprache "^n^" ist richtig. Das Nifal von
vbn kommt häufig, aber nie in dem Sinne „verwundet wer-
den" vor und: er ward verwundet von den Schützen — ist
unhebräisch. Auch passt ~i<'0 jedenfalls zu ~n^T , ob aber
auch zu "H^i , ist die Frage. Es ist möglich, dass schon die
Chronik wie die LXX in letzterer Weise aussprach und darum
■5<'/2 ausliess.
4. ""ipT" 20 fehlt mit Recht in der Chronik, denn dass
an seiner Leiche die Philister ihren Muthwillen ausliessen,
dagegen ward Saul auch durch die Massregel , wodurch er
hier das '"? ^"nr; verhüten will , keineswegs geschützt. Vgl.
Bertheau zu 1 Chr. 10, 4.
6. ""nriJ^—bD CJ — keine kleine Uebertreibung und keine
solche, die man auf Rechnung des ursprünglichen Verfassers
schreiben darf. Denn der wird sich gehütet haben , dadurch
den tragischen Eindruck der einfachen Wahrheit zu schwä-
chen. Lässt man die Worte mit LXX aus , so bewährt die
Kritik auch hier wie oft die Wahrheit des alten Spruches,
dass die Hälfte mehr als das Ganze sei.
7. p-o:?" 13:^. Die Ebene Jezreel reichte nicht bis zum
Jordan, sondern nur bis zum Gebirge Gilboa. — n'ni^n LXX.
Chr. „ihre Städte." Umgekehrt 1 Sam. 30, 5 „sein Schwert",
Chr. „das Schwert." Vgl. S. 3 Anm. 1.
9. Sprich ^nVc:^" mit Thenius, denn wie "lirsb und auch
wohl a'3C zeigt, sind Boten das Object, nicht etwa Waffen
sondern = r;'^"'5a (vgl. "i"}",) ist; die Aussprache kam den Hebräern
T-: - -'
mit der Sache von den Phöniciern. Vgl. übrigens ausser Gesenius Mon.
Phon. p. 154. Miü^a für r;2v"0 , Nio^a für n'a3?3 u. Aehnliches.
10*
148
und Kopf Sauls. — Für Si^^ ist wegen des folgenden Snt^"
das weit originellere ini< der LXX und Chr. herzustellen.
10. ]i23 n-'n n^-nia -z^pn in-'-ij-n^^i — Chr. -nbjbj-sni^i
'j"i;i" ^■'^ 13>pln. Die nächste Annahme, dass was die gleiche
Stelle einnimmt, ursprünglich auch gleichen Inhalts war und
Übereins lautete, wird durch die Aehnlichkeit der ersten Worte
begünstigt. Aber was ist der ursprüngliche Wortlaut? Die
Angabe des Buchs Sam. ist, wenn nicht wegen v. 12, doch
wegen 2 Sam. 21 durchaus unentbehrlich; die der Chronik
wird aber ebenfalls, nach v. 9, ungern vermisst. Also hat man
sich bewogen gefunden, von der zunächstliegenden Annahme
der Identität abzugehen und beide Texte als verschiedene,
aber gleich nothwendige und einander ergänzende Bestand-
theile des ursprünglichen Textes zu verbinden. Und zwar
denken sich Ewald III. S. 152 und Thenius letzteren folgen-
dermassen lautend: „sie legten seine Waffen im Tempel der
Astarte nieder ]'J" tT'S "!nbJb;i"~ii^^T ; und seine Leiche hien-
gen sie auf an der Mauer von Bethsan." Es fragt sich,
wie hieraus sowohl der eine als der andere jetzige Text ent-
stehen konnte. Der Samuelistext vielleicht durch Versehen,
^lnb;b-3■"ln^^^ sieht dem "S^"'"lJ■"^l^^" ähnlich, und so konnte ein
Schreiber vom einen auf das andere abirren. Aber der Text
der Chronik? Ganz abgesehen von anderen schweren Beden-
ken, woher nahm die Chronik ihr "i'pln ? Aus dem ursprüng-
lichen Text Ewalds erklärt sich dieses Wort an dieser Stelle
nimmermehr *). Bertheau daher, diese unlösbare Schwierig»
keit fühlend, nimmt, beide Texte einfach zusammenstellend,
auch zweimaliges l^pti mit in den Kauf. So schreibt freilich
nicht leicht ein Schriftsteller, doch will ich von stilistischen
Bedenken absehen: denn auch aus dem Bertheau'schen Ur-
texte erklärt sich der Text der Chronik nicht. Bertheau
selbst gibt zu, dass man an zufälligen Ausfall nicht denken
könne — in der That ist das unmöglich nicht bloss deshalb,
weil der Zufall denn doch zu sonderbar an den beiden ver-
schiedenen Stellen gespielt hätte, sondern vor Allem deshalb,
weil nur bei einer umgekehrten Stellung der Sätze , wenn
m*'";! tiN" voranstünde , ein Ueberspringen auf )nb;b;i ini^l
denkbar ist **). Die Auskunft aber , der Chronist habe ab-
sichtlich das Anschlagen des Leichnams an die Mauer von B.
mit Stillschweigen übergangen, ist nichtig, so lange nicht
*) Der Chronist hätte nur ^^ÜJ ergänzen können.
**) Dies gilt ebenso sehr auch gegen die Herstellung Ewalds.
149
irgend eine Absicht dafür wahrscheinlich gemacht werden
kann.
Positiv beweist nicht nur ">'p^ der Chronik, welches we-
der Ewald noch Bertheau von ihren Voraussetzungen aus ver-
stehen können, sondern ebensosehr J^";-;, dass man von der
von vornherein wahrscheinlichsten Annahme der ursprüngli-
chen Gleichheit der Texte nicht abgehen darf. tr^:\b:\ heisst
die Hirnschale: warum aber nur die Hirnschale und nicht
den Kopf (1 Sam. 17, 54)? Die Wahl dieses Wortes erklärt
sich nur aus S^"'"; , welches, wie m^ 1 Chr. 10, 12 zeigt,
späterhin nicht mehr conventioneil war. Von dem Gedanken
an das Verbleiben des Hauptes Saul erfüllt, sah jemand in
T"" die J^bj^;, daraus entspann sich das Uebrige. Der-
jenige aber, der in","^'^:^' ^'3 umsetzte in das allgemeinere
Dr;''M':?>5 r^n , hat im Folgenden noch nicht vorgefunden
■j";" ^^3, denn „Dagon" und „ihr Gott" können sich nicht
entgegengesetzt werden.
Der Text im Buche Samuelis ist richtig; nur hat man
mit Lagarde nach 2 Sam. 21, 12 f. zu lesen ^^pp für "i>"pfi;
s. in Betreff der Verwechslung von n und r zu 2 Sam. 2, 9.
IL Samuelis.
I.
1. pb'a:??! ist völlig vereinzelt und wird auch durch tbv
l4. der LXX nicht beglaubigt , denn ebenso übersetzt diese
artikelloses pVo:?-^!^ 1 Sam. 15, 7. Lies pVo:? oder ^pb^:^;,
2. Die Aussprache bn^^iz: uro (LXX) setzt sich in Wider-
spruch mit V. 6, allwo der Amalekiter behauptet, er sei „zu-
fällig" nicht bloss in die Nähe Sauls, sondern überhaupt auf
die Walstatt, auf das Gebirge Gilboa, gerathen. Jedenfalls
also wird er nicht zum Heere gehört haben, da er keinen
Grund hatte , dies zu leugnen. Gegen Thenius. — Nach
br"'-, LXX AI. D-lDi<.
3. LXX amSchluss: "VoD ■':^^; vgl. 1 Sam. 4, 16.
4. "Qin 7]'>7\ r^Q wie 1 Sam. 4, 16. LXX las wohl nicht
HTH -!:3"n n^ (Thenius), sondern "i3-?n r^^niz (vgl. Syr. u. das
Fehlen von vn in LXX 4, 2 , während 4, 4 'n''^ — yial
ovxog).
5. LXX AI. nur: ib i^Ji^on b^; Syr. ^b -5n, wie v. 4.
6. D^ü3"i£n ''b:^a, von LXX als iTtTtaqxoL gedeutet, ist
ein sonderbarer und verdächtiger Ausdruck für „Reiter." Vgl.
weiter zu v. 18.
7. ■jS"'!, LXX AI. unrichtig bs"»". Die gleiche Variante
findet sich 1 Sam. 14, 13. 1 Macc. 4, 32.
9. ^2 -»-^ZT—rcj bD genau wie lob 27, 3; vgl. Ew. §.
289 a. Der LXX und dem Syr. mangelt "y -^ aber dies
Wörtchen ist beinah die Hauptsache.
10. n"r:2N" kann des Artikels nicht entrathen, lies also
n~:^2:nT. LXX: aal xbv xXMva.
151
11. LXX ER. fügt am Schlüsse hinzu ün-'-;3— inN rJ'^p,
Eine umgekehrte Erscheinung s. 2, 3.
12. Zwischen "■-•' UV und "'C' t^m ist, was den Umfang
der Benennung betrifft, kein Unterschied. Also ist niin"^ üy
(LXX) jedenfalls die Lesart, welche von "">i"i"JJ'' Jn^3~"b""
vorausgesetzt wird , darum aber noch nicht zweifelsohne die
richtige. Denn es ist auch der Fall denkbar, dass eine
Corruption n"""" den Zusatz "'' "3"">>'"i hervorrief und dass
dieser Zusatz dann hinterher auch in ein Exemplar eindrang,
welches nicht die Lesart befolgte, wodurch derselbe erst her-
vorgerufen und allein erklärlich ist, Einl. S. 27. Für diese
Möglichkeit spricht ' "' ÜJ vgl. mit dem folg. ri'2. — ibz:,
LXX ^3".
16. I'^'^T. Warum das Qeri wie die LXX (ro aT/iia oov,
dagegen xa aifiaza 3, 28. 16, 7 f. 21, 1) den Singular lesen,
wird aus der Vergleichung von 1 Reg. 2, 33 mit v. 37 klar.
Man sieht aber nicht ein, warum nicht auch ^"ö" als „das
von dir vergossene Blut" zulässig sein soll; denn daraus, dass
ein anderes Mal, wo dieselbe Redensart gebraucht wird, nur
113" passt, z. B. 1 Reg. 2, 37 — denn auf Simei lastete keine
Blutschuld — , folgt nicht nothwendig die Allgemeinheit der
Regel, nach welcher das Qeri sich richtet.
18. Die einzige Erklärung von ^'^p, die den Namen einer
Erklärung verdient, diejenige Ewald's („genau") hat doch so
viel gegen sich, dass es mir, da LXX ER. das Wort nicht
bietet, vorsichtiger erscheint, an ein zufälliges Eindringen des-
selben an dieser Stelle zu denken , zumal die kurze Aus-
drucksweise ""Ovb statt Ti'iiQbb nur gewöhnlich ist, wenn das
Zeitwort auch nicht einmal durch ein Adverbium erweitert
ist. Vielleicht lautete eine zu ü^ii:"i£n v. 6 bestimmte Cor-
rectur (nach 1 Sam. 31, 3) nirp -^byz, wovon '>byzi bei
□"^■•■:~ V. 6 und rvjp hier eindrang, indem v. 6 und v. 18
in den Columnen sich gegenüberstanden. Auf diese Weise
wäre beiden Versen geholfen.
19. "^Z'^n als Stat. constr. mit dem n der Frage anzuse-
hen (Thenius), ist unmöglich, weil zwar in der Wiederholung
v. 25 , aber nicht hier am Anfange der Vokativ zu Tj^rn'aa
fehlen darf. — In LXX liegt eine Duplette vor: viveQ tcüv
Ted^vrjy,6Tcov und sttI tcc vxprj oov = 1^^:^ "3? und 'l^ln'on by^
ersteres wird durch den folgenden Genitiv TQavf.iaruov und
durch die Discrepanz von MT. als das Echte erwiesen.
152
2tr}Xiooov (322"') müsste auf Errichtung von Stelen für die
Todten gehen, eine Sitte, die dem Hebräer nicht fremd war
18, 18 (wo als auflPallend hervorgehoben wird, dass sich Ab-
salom die Masseba schon bei seinen Lebzeiten errichtete).
2 1 . Wenn Theodotion für yial ayqol djtaQXiüv wirklich oqr^
S-avccTov las, so hatte er diese Lesart, wie die Itala (Vercell.
a. a. 0. S. 323 a) in Verbindung mit verschiedenen Holmes'-
schen Codd. (vgl. auch AI.) zeigt, aus der LXX; Kai dy. cltz,
ist Aenderung nach MT. — ti'^ "'"in giebt einen guten Sinn,
nVoinSn ''■7Ü;t einen sprachlich und sachlich *) sehr precären;
hinzukommt, dass mizJ den Plural t\^'^ bildet (Böttcher).
Nur ist die Entstehung von "'TÜJT schwer vorstellig zu ma-
chen , denn während tiVO "'nn schon von Sni'/C'nn absorbiert
wird , ist Thenius' mro "'im ^^T kein Hebräisch — als ob
es an der syntaktischen Originalität noch nicht genug wäre,
muss auch die einzigartige Bildung ^"^^ij"^ hinzukommen. Viel-
leicht ist auch ■'"iL'i nur ein verdorbenes ''"in. — Für IT^'M
las LXX vielleicht m3t)i = exqiad^rj , vgl. freilich 3, 34
)m"ipt^ = sdsd^rjaav. rr'UD^a ist wohl jedenfalls unrichtig ; man
lese"ri-u3'o oder tw'a:.
T
22. Kevov hinter arrearQ. ist zu streichen, vgl. y.evri am
Schluss.
23. EvTtQSftelg hinter ov diayiex. ist Duplette zu dem ech-
ten (vgl. V. 26 (OQaLwd^rjg für !n/2:7D) iOQOuoi. Die nach der
Ausscheidung von evftQSTtslg sich ergebende Lesart „unge-
schieden im Leben sind sie auch im Tode nicht geschieden"
beruht auf der bloss im Griechischen vorhandenen Möglich-
keit, xal vor €v toj d-avccToj avrcov als auch aufzufassen und
verstösst gegen die ästhet. Forderung der Abwechslung im
Ausdruck. Also wird ov di€xwQLad'r]oav zu streichen sein.
24. ü^j-rj-üv^ LXX )^^iy-'üy\
25. Eine Reihe griechischer Codd. u. Ambros. bei Holmes
lesen auch hier elg ^dvarov hQavfxaTLod-riig)^ vgl. v. 19.
27. n'onb'o "»bD wird von irgend einer griech. Uebersetzung,
vielleicht der LXX selber, mit a%evrj eTtLd^v/Lirjrd wiedergege-
ben, was Thenius richtig auf i'ü^^ •'b^ zurückführt.
*) Die Berge Gilboas sind öde nackte Felsen, keine „fruchtbaren
Felder."
153
II.
2. 'Eycei ist = &i23 und neben elg Xeßgcüv zu streichen.
3. ""*c:wS, LXX besser a^^Dw^n; vgl. umgekehrt 1, 15. —
In LXX Rom. findet sich """ r]b"Ti nicht (s. 1, 11), so dass
V. 3a kein selbständiger Satz ist, sondern ein drittes Subject
zu '■?"■'■ V. 2. Aus dieser Verbindung ergiebt sich nun zwar
der Vortheil, dass die Kraft des Ü-3 von v. 2 her in v. 3 fort-
wirkt, wo man in MT. ein ausdrückliches „auch" etwa ver-
missen könnte , aber zugleich der schwerere Nachtheil , dass
ia*vri''i sich nun nicht mehr auf die Leute Davids beschrän-
ken lässt.
4. Zu der Form rrjg ^lovSalag vgl. die ähnliche ?y Falaa-
öiTLg im Folgenden, ^ ^Idoi\uaia c. 8. Grade solche Helleni-
sierungen characterisieren die echte LXX; ^r/u/iia uud nicht
2vxs(,t ist Jud. 9 das Wahre, MiyaLag und nicht Mt/« Jud.
17. Merkwürdig ist dann aber eine solche Inconsequenz wie
avögeg rrjg ^lovöaiag und oi'/,og ^lovöcc in uns. Verse. '
4 b. "i^i< zwischen ">*""^ und 'nnp fehlt in LXX und
steht an verkehrter Stelle, denn die Uebersetzung „die Män-
ner von Jabes sind es, welche u. s. w." hat nicht bloss etwas
Ungefüges und Schiefes, sondern ist ausserdem in Prosa un-
erlaubt. Woher das fragliche Wort aber stammt oder wie
es an seiner jetzigen Stelle entstanden ist, ist unklar. Vgl.
Einl. 'S. 26.
5. u:3^ •'•i::^^, LXX "^ "b";3 21, 12; nin -ronn, LXX
AI. J^"""» -Cn. — Das Mehr der LXX am Schluss des Verses
ward eher absichtlich zugesetzt als absichtlich ausgelassen.
6. rt^TH fügt sich auf keine Weise zu dem futurischen
r:ü;:'N, Denn auch die Erklärung Thenius': „und auch ich
thue an euch dieses Gute, indem ich euch durch meine Ge-
sandten segnend begrüsse" würde "tT'ir:^ voraussetzen. Lies
rinn , so wird zugleich der Anstoss beseitigt , den hier das
einfache ~^^5 bereitet.
8. J^"C3'~c:"N cod. 93 Holmes. EloßaaX , als die wahre
Lesart der LXX bestätigt durch Isbalem der Itala. Die Sitte,
b:?3 der Eigennamen in Irca zu ändern , muss erst in sehr
später Zeit eingerissen sein; sie herrschte z. B. noch nicht
zur Zeit der Abfassung der Chronik. Dagegen hat man sehr
früh angefangen, möglicher Verwechslung wegen, das Appel-
154
lativ bvnn oder besser ^b^i für Jahwe zu vermeiden und
statt dessen ausschliesslich das freilich auch nicht unzweideu-
tige l"~i^ zu verwenden. Doch siehe noch Hos. 2, 18. Das
Syr. Isbosul ist ein sonderbares Gemisch aus Isbaal und Is-
boset. — Am Schluss liest LXX AI. y.al dveßißaöev amov £z
Trjg TtaQSi-ißoXrjg (eig Mavasfit der ER. ist wohl Duplette), also
r,^ri)2ri''ü -rhy', als ob auch Isbaal an der Schlacht am Gil-
boa theilgenommen hätte. Es geht übrigens daraus hervor,
dass nsn^o und ü'^yn'a gleichbedeutend ist, Gen. 32, 22. Erst
die jüngere Erklärung verwerthet Mahanaim als Dual Gen.
32, 8. 1 1 , während dem Jakob v. 3 nicht etwa zwei Heere
Gottes erscheinen.
9. ■'■n125^in , Syr. Hier. "'^^ilD-jn , durchaus passend. QaoiQi
der LXX führt durch ^n-i^\sh auf ^TiUDNn zurück, vgl. i:^pn
1 Sam. 31, 10 für I3?pn, ^iroonn 2 Sam. 23, 8 für '^nr^ und
ü^nnn 2 Sam. 24, 6 für "nn.
10. Es ist so deutlich wie möglich, dass v. 10 b "n TjM die
unmittelbare Fortsetzung von v. 9 bildet und durch nichts
davon getrennt werden darf. Und ausserdem sollte deutlich
sein, dass der Inhalt von v. 10 a den übrigen chronolog. Da-
ten schnurstracks widerspricht. Zunächst hat Isbaal nicht
zwei, sondern sieben Jahre regiert, die Zweizahl erklärt sich
hier genau so wie 1 Sam. 13, 1. Dann ist er nicht vierzig
Jahre alt gewesen bei seinem Regierungsantritt, sondern noch
in einem ziemlich unmündigen Alter und wie es scheint un-
verheirathet. Das geht nicht nur aus seiner Stellung Abner
gegenüber hervor, sondern auch daraus, dass Saul, als er fiel,
kein Greis war und sein ältester Sohn etwa in Davids Alter
stand — wozu stimmt, dass derselbe bei seinem Tode Einen
Sohn von fünf Jahren hat. Die 40 Jahre haben also gar
keinen geschichtlichen Werth, sondern sind pure aus der Luft
gegriffen: und v. 10a ist zu streichen.
11. Dieser Vers ist zwar ganz anderer Natur als v. 10a,
aber gleichfalls hier eingeschoben, ebenso wie auch die sta-
tistischen Notizen 3, 2 — 5. 5, 4 f. Der Schluss von v. 10,
eng zusammengehörig mit v. 9, motiviert den v. 12.
13. Nach "wSZI^ LXX ex Xeßqwv. — ^'T]-^ mit Ü-,^^J£'''i
zu verbinden ist unmöglich, aber auch durch iu3:iS"'" kommt
nicht Alles ins Reine, weil iirr', gehörte es zu diesem Ver-
bum, von dem ursprünglichen Verfasser wohl dicht dahinter
gesetzt wäre. Man hat die Wahl, das fragh'che Wort für ein
verderbtes Adjectiv zu nS"ia zu halten (etwa miDinn) oder
155
für eine mit dem Suffix D auf gleicher Linie stehende Ver-
deutlichung eines ursprünglichen "i^JJS'i.
15. "iC"-3 "riD""") = wurden abgezählt, *^" im Sinne des
lateinischen subire. Nur in dieser Auffassung scheint "iSD'oa
haltbar. — Das " vor "a'i2:"'i<5p bleibt besser weg wie in
LXX Syr., vgl. zu v. 31.
16. Hinter '(23\N, LXX -rn, erfordert durch ^iin (The-
nius). — D-^::n t^.pbn. Richtig LXX ö"'2^*n 'n (Ew.). Dass
es keine Tücke war, wxnn die Fechtenden aus dem Spiel
Ernst werden Hessen, behauptet Thenius, ausgehend von der
irrigen Meinung pnü; heisse schlechthin fechten. Die Materie
der Handlung ist gar nicht darin hervorgehoben, sondern nur
der Character des bloss Scheinbaren. Unser Spielen ent-
spricht vollständig bis auf den Punct , dass es nicht xar
t^oyr^v vom Kampfspiel, sondern vom Schauspiel gesagt wird.
Vgl. Exod. 32, 6.
21. ^EymIlvov ov. Vielleicht war ool beabsichtigt, aber
V. 22 wird lb bei iio nicht übersetzt.
22. Kai Ttcog dgco t6 tc^oglotzov f.LOv Ttqog ^Icoaß und y,al
7T0V eOTi zavra; ejiLöTQecpe TtQog ^Icoaß ist Duplette, wie sich
namentlich aus iTtloTQecpe = n:£ = "»DD vor ftgog L ergiebt,
und natürlich der letzte Satz die originale Uebersetzung, aber
offenbar nach verderbtem Texte. Gegen Thenius.
23. t^.^2nn "»"inNa Es ist nicht zu glauben, dass der Me-
tallbeschlag am Ende des Lanzenschaftes so scharf war, dass
er durch den Bauch hindurch und zum Rücken wieder heraus
drang, und übrigens heisst auch "n ■'"ni^ nicht „das untere
Ende des Lanzenschaftes." Es wird ein Irrthum vorliegen,
den ich aber nicht zu verbessern vermag.
24. n'Ci^ ist nicht Appellativum (Kanal, s. Buxtorfs Tal-
mud. Wörterb.), da es keinen Artikel trägt, sondern Eigen-
name. Sofern Zusammenhang zwischen unserem und dem
folgenden Verse obwaltet, ist rni< rrJ3j dort der selbe Hügel,
welcher hier n'OJ^i tivn:* heisst. Der Stat. constr. wird auch
dort herzustellen sein ; ob aber "'os^ oder ?ini< der wahren
Gestalt des Eigennamens näher kommt, lässt sich nicht aus-
machen. — Die Worte ■}":?3-3"~"f-i"i kann man nach dem MT.
nur mit "N^ verbinden. Was schon an sich curios ist, einen
Weg wohin zu verwenden als Zielangabe, wird in diesem be-
sonderen Falle noch curioser dadurch, dass die Verfolgung,
156
welche von dem Teiche bei Gibeon ihren Ausgang nahm, jetzt
nicht etwa schon zur Trift von Gibeon gekommen ist , son-
dern nur erst auf den Weg zu dieser Trift. Der Fehler
steckt in M^J. Dies Wort, hier völlig unbrauchbar, weil ebenso
obscur wie n'05«i, über dessen Lage es doch Licht verbreiten
soll, ist entstanden aus n "»^ (LXX), vielleicht unter dem Ein-
flüsse appellativer Deutung von n'üi<. Mit "pm "»J ist nun
zwar die Möglichkeit abgeschnitten, "lim als Stat. constr. zu
fassen und mit "^^^ zu verbinden; aber mit der Verbindung
"^nin ■'J ■'DE~b3' hat man sich einen neuen Knoten geschürzt.
Lösung desselben mittelst Interpretierens wird nicht gelingen,
vielmehr ist "'-3 zu streichen. Von einem Hügel erwartet man,
dass er '''^t'^b'J einer Ebene liegt, vgl. Jos. 15, 8. 1 Sam. 13,
18 und sehr viele andere Stellen: so erklärt sich die Ein-
setzung von "'-^ sehr leicht. Zu ^iin ^jr^b;? TOi^ vgl. 1 Sam.
24, 4. 26, 3, wo „an der Strasse" ebenfalls als Ortsbestim-
mung benutzt ist — die Strassen sind eben in Palästina un-
veränderlich und darum so gut wie Flüsse geeignet, die Lage
zu fixieren.
■j'^n;! mi'c zu "li^^ zu ziehen , würde aus sachlichen
Gründen nicht gradezu unmöglich sein ; es ist aber viel wahr-
scheinlicher, dass nach dem ^ des ^li ein ^ ausgefallen ist,
zumal es sich auch darum handelte , einen Genitiv zu dem
vermeintlichen Stat. constr. ^^" zu gewinnen.
25. lieber nni< nyn:i = n^/a.s ^3^:1:1 s. zu v. 24.
26. Statt TJ^I LXX bloss "3^. — Am Schluss ist i^f^wv für
vf^wv verschrieben, wie in unzähligen anderen Fällen. D:D■'r^^^
ist origineller als D^■'r^^^.
27. ü'>7ibi<n ''n, LXX nin'' ^h. Vgl. 3, 35.
29. ]"n)nin wird auch der LXX vorgelegen haben als
•jh^D = TcaQareivovöa, Bei Ortsnamen ist dergleichen am
ehesten begreiflich, vgl. Chaifa Kaiphas, Milano Mailand, Mars
la Tour Marsch retour u. a. Einl. S. 10 f.
31. Das 1 vor "'^^^^a fehlt in LXX fänt^^) und hat den
Werth von dem v. 15. — ^in^ am Schluss spottet der Erklä-
rung, denn weder kann das Zahlwort zerrissen werden — es
müsste sonst "ö^'i^i auch hinter tTiNyS stehen — , noch ist „wel-
che starben" nach "i^n zulässig, denn auf 1, 4 wird man sich
nicht berufen können. Noch weniger Sinn hat Ttaq aviov
157
der LXX. Welches hebräische Wort hier ursprünglich ge-
standen habe und ob überhaupt eins , ist kaum zu sagen.
Möglich , dass "r''a ursprünglich zu v. 30 an den Rand ge-
schrieben war , vgl. den Syr. , wo es als Relativsatz zu 'i23"'N
passen würde, denn 'ipz'>' erträgt eine solche nähere Bestim-
mung und lässt sie sogar beinahe vermissen.
ill.
1. ■""■, LXX Kai 6 ol'/.og JavLÖ, dem Vorangehenden
und Folgenden conformierend und durch den Numerus von
"p' vgl. mit D'Obri zurückgewiesen. Man könnte eher ge-
neigt sein, rr*^ auch nach ]"3"i zu tilgen. Vgl. indes v. 6.
2. Das Ketib scheint ""i^^]'" (s. v. 5) zu beabsichtigen, vgl.
Nah. 1, 4. 2 Chr. 32, 30. Thren. 3, 33. 53 und vielleicht
W. 90, 3 *). — S.NbD ist für den Sohn der Kalibbäerin kein
unerwarteter Name, gegen den Jalovia der LXX und ':^^i"D-
der Chronik (L 3, 1) nicht aufkommen, so wenig wie Seraja
8, 17 gegen Sasa, Mikaja 2 Chr. 13, 2 gegen Maaka 1 Reg.
15, 2 u. a. Wahrscheinlich unterscheidet er sich nur durch
die Schreibweise oder durch eine geringe Modificierung der
Aussprache von 2"'"^? der Nebenform zu 3*^3 (vgl. LXX 1
Sam. 30, 14). — "ri:; reooiQ, sonst redöovq (vi^ = "ii:) 13,
37. 15, 8. 1 Chr. 2, 23. 3, 2, dagegen reoiq 1 Sam. 27, 8.
Jos. 13, 11. 13.
5. "■" ti"i2:N rhyj\ Hinter ^i«^ erwartet man wie v. 3
den Namen des ersten Mannes, nicht Davids.
6. V. 6 b schliesst an v. 1, v. 2 — 5 sind später eingescho-
ben und V. 6 a verdeckt die Fuge. Vgl. Thenius und zu
2, 10 f.
7. Da von Isbaal bisher noch gar nicht die Rede gewe-
sen, so ist b"N*»r ]3 b:^au:N hinter roN^" (LXX) nothwendig.
Vgl. w^eiter zu 4, 1. 2.
8. n""in"i? Ta:i< fehlt in LXX, wohl als unverständlich,
denn mit "'^-^^ kann der Satz nicht abschliessen 9, 8. — Für
*) wegen D"lt2i3. Von den Stellen, welche Ewald für D")I2 cum
perfecto anführt, besteht keine die Probe. Denn Gen. 24, 15 ist doch
wegen v. 45 höchst verdächtig und zu 1 Sam. 3, 7 vgl. meine Erör-
terung.
158
Ü"''^ wäre l^^bn wünschenswerth , denn dem Zusammenhange
entspricht am besten eine Frage mit affirmativem Sinne; zu
a-, "n D-ibn w^b- vgl. 1 Sam. 14, 33. 20, 37. Einl. S. 15. Anm.
Will man nicht ändern, so muss man jedenfalls mit dem Syr.
üvn zum vorhergehenden Satze ziehen. — rnN^b^^ -aal
Ttegl dS. widerlegt sich dadurch, dass grade LXX nicht ""^J^J^i
und vyi'Q, sondern Ü'^rt^^ und d^3?")'/a las: diese indetermi-
nierten Plurale können nur das vorhergehende in"'3 exponieren,
lassen sich demselben aber nicht auf gleicher Stufe coordi-
nieren. Dagegen spricht auch der Wechsel der Präposition. —
""" ""'^ ^ri"':i/2n , LXX rjvTO/nolr^oa elg tov olyiov Javid
— '- n^nla ■'Sn^ob^n, s. Thenius. D^b^n und (~rz) ^^Ti2t^
gelten als Aequivalente , vgl. >Ql:i,Ä des Syr. zu uns. Stelle
und LXX. Zach. 11, 6; --3 ^ = n"'3a versteht sich leicht.
— "pitTi y,al sTti^rjTeig ov, vgl. 1 Sam. 25, 17. niDNn *}■:?
besser wohl LXX -iiDwN "3?.
9. Am Schluss LXX ER. noch: ev rij r}(^i£Q(^ TavTrj,
11. Nach "13' fügt LXX das Explicitum Isbaal hinzu.
12. Statt yni< ^'ob würde mindestens erfordert V"^^^^ ^^b,
aber auch dann widerstreben die Worte der Deutung. An
die Möglichkeit, dass sie nur eine Verschreibung aus l/2i<^b
seien , welche hinter sich und vor sich zwei andere "i'Oi>^b
hervorgerufen habe, hat auch Thenius gedacht, es aber doch
vorgezogen, den MT. wie er vorliegt beizubehalten und das
zweite T/2t^b nach 5, 6 zu übersetzen „das sollte heissen."
Aber aus v. 13 ergibt sich, dass in "J" n!n"ii keineswegs eine
nur vom Erzähler gegebene Deutung , sondern die eigenen
Worte Abners selbst enthalten sind. nagaxQ^inci Isycov Jicc-
d-ov der LXX lässt richtig auf^")nnn gleich nrnD n^üwsb fol-
gen; die Worte elq Qaila^ oh rjv (ER.) sind klärlich einge-
schoben. Sie entsprechen dem Y^^ "'"Ot:, aus la/uov yrjv ist
ka/iiov y Tjv (AI.) und daraus Xccfiov rjv geworden. Wie Qat
vor Xafiov entstand, weiss ich nicht.
13. Nach n^w^i^-i LXX Javcö. — 0^^ ^2 und ^^öb (fehlt
in LXX) ist Duplette, letzteres soll ersteres wegen der unge-
wöhnlichen Verbindung mit dem Infinitiv ersetzen. Dieser
ist aber seinerseits wohl bloss aus der zweiten Sing. Perf.
verschrieben. Vgl. Thenius.
15. ^23^i< üv'ü 3 lies mit LXX JTiD-'fc^ '*/a.
159
18. Statt TZ-n LXX richtig ""*»r"N*.
19. "i:z>5""d:5. Q;t gehört in beiden Fällen nicht zum fol-
genden Subject, sondern zum vorhergehenden Prädikat, das
Maqqef ist daher gar nicht angebracht.
21. -irn^D", LXX rns.^-, gegen 5, 3.
22. N2, lies DN2 (LXX); vgl. den Anfangsbuchstaben des
folgenden Wortes.
24 f. ^"1"' : Tibr, , LXX Syr. nri^ i<'br, , nothwendig.
Auch □"b'trn der LXX hinter 1"?"'T wird richtig sein, wie v.
22. 23; durch den falschen Inf. abs. des MT. ward es aus-
gestossen. S. Thenius.
26. "l:3^< ■'"n>^ ^QÖg Aß. oTtlaco ist Duplette wie Gen.
24, 5 f.i£T ijiiov OTtioa).
27. Mit Recht macht Thenius darauf aufmerksam , dass
wollte Joab heimlich mit Abner reden , er ihn nicht mitten
unier das Thor, wo sie sich unter den Passanten befunden
hätten , sondern abseits führen musste , und dass also statt
T'^""'^^ mit LXX gelesen werden müsse Ti"'~"~^< (Lev. 1, 11.
Num. 3, 29. 35). Auch das Verbum ■in"J"' deutet daraufhin.
— ^Ev€ÖQ£viov beruht kaum auf einer anderen Lesart als
•^htn, — Für -r^nn i-lD-i bietet weder Deut. 22, 26 noch
Jud. 15, 8 eine genaue Analogie und in unserem Buche wird
sonst constant gesagt "nn^^N 2, 23. 4, 6. 20, 10.
30. Diesen Vers halte ich für Interpolation. Ihr Zweck
kann nur in dem gesucht werden, was sie Neues bringt, und
das ist, dass neben Joab auch Abisai als Mörder Abners ge-
nannt wird. Damit sollte wohl gerechtfertigt werden , dass
David V. 29 nicht bloss Joabs eigenem, sondern auch seines
Vaters Hause flucht und auch v. 39 von den Söhnen Seruja's
im Plural redet. — dta7taQ6Tr]QovvTO für "iJ^n verdeckt den
Widerspruch mit v. 2G ff.
31. ■':£- = ^^^ in Rücksicht auf?
33. ti'i^aiDn» Dass der Stat. constr. von iiVO beabsichtigt
sei, ist wegen ^ wenig wahrscheinlich. Die Punktatoren ha-
ben irgends in riVO den Infinitiv anerkannt wenn ein Geni-
tiv folgt.
34. Ov TtQoaijyaysv ist zu streichen. — b"!:^, LXX "^^^S»
S. Einl. S. 15.
160
36. h'Z)^, LXX TtdvTa, richtig; denn die Uebersetzung
„sowie überhaupt alles , was der König that , dem ganzen
Volke wohlgefiel" lässt sich sprachlich nicht rechtfertigen und
ergibt auch für den Sinn ein Nimium. Uebrigens muss man
im Texte der LXX, zu dem 1, 4 AI. zu vergleichen ist, ent-
weder evcojtLOv avTCüv oder evcoTttov xov Xaov tilgen, letzteres
wird durch seine wenn auch geringe Verschiedenheit von
"n-b3 'ya bestätigt.
38. b'nTi ^Ü; rjyovfxsvog fxsyag.
39. "{Vo rrAiD'/aT ""p kann aus sprachlichen Gründen nicht
heissen : „schwach, obgleich zum Könige gesalbt", vielmehr
müssen die beiden Attribute im Sinne harmonieren. Also
paraphrasiert Ewald III. S. 161: „wohl lebe ich jetzt in Pal-
lästen und bin zum Könige gesalbt." Diese an sich sehr
wohl mögliche und von Thenius vergeblich bekämpfte Fassung
von "p ist hier deshalb nicht anwendbar, weil 1"i den graden
Gegensatz zu Ü"'iDp enthalten muss. Dann aber passt dazu
nicht "b'/3 rni23üi , denn „kaum erst gesalbt zum Könige"
würde das Wichtigste eintragen ; und also, da Ti (LXX avy-
y^vrig = "") und D^UDp sich gegenseitig beglaubigen, so muss
hier der Fehler stecken. Aber er lässt sich schwer verbes-
sern, der LXX lag er schon vor (Kad-saTrjiAhog vttö ßaailicog
:= "i^'ü ti'^'ä'ü , jedenfalls wohl ein pass. Partie, im Stat.
constr. zu ib/S)» Es ist möglich, dass nViT^, einst nuD'o ge-
schrieben, mit nu3 zusammenhängt; für ^b'o Hesse sich sehr
leicht '^V'^Ü ändern, so dass der Sinn wäre: „zu schwach
und niedrig für einen König."
IV.
1. b'iW p ^loßood-e'^) V. 2. Man könnte hier sich mit
dem einfachen "i23 ]3 begnügen, aber in v. 2, wo die gleiche
Variante sich findet, ist das nicht möglich; und auch 3, 7
vgl. v. 11 spricht in diesem Falle gegen MT. Die Auslassung
des Namens an diesen drei oder vier Stellen ist im höchsten
Grade auffallend und kann weder zufällig sein noch auch
bloss aus jener Freiheit , von der Einl. S. 20 gehandelt ist,
erklärt werden; sie hängt gewiss mit dem Grunde zusammen,
welcher auch die Verhunzung von Isbaal in Isboset Schuld
^) li für la ist Verschreibung.
161
hat. — Nach n-^i< LXX ^'^ p, zum Abschluss passend und
hier leicht zu übersehen.
2. ■'?^5<r p, LXX richtig "*ü "a lnm-u3\Nb; s. zum vo-
rigen Verse.
V. 2 b. 3. enthalten eine theilweise noch der LXX AI.
mangelnde Randbemerkung , deren Alter zu kennen wichtig
wäre. Gittaim — die Conjectur Thenius' r'/^"^ n5 verdient
keine Widerlegung — ist eine Stadt, die zuerst und einzig
Neh. 11, 33 genannt wird, aber zu der Zeit Esra's und Ne-
hemia's existiert daneben auch Beeroth Esr. 2, 25. Neh. 7, 29.
Möglich , wenn auch nicht grade wahrscheinlich , dass Gath
Rimmon Jos. 19, 45. 21, 24 in späterer Zeit ebenso Gittaim
hiess , wie Rama Samuels später Ramathaim ; vgl. ]i^"i
^^"xz^ V. 2.
3. b'J a^ntn, LXX b. Letztere Präposition ist die in
dieser Verbindung gebräuchliche, "^y Hesse sich entweder als
bN verstehen oder als abhängig von dem hier in a'iTnn lie-
genden Nebenbegriffe des Hinzukommens.
4. Die Bemerkung ist für eine Glosse zu eigen thümlich,
auch als Anknüpfungspunkt für c. 9 nicht zu entbehren. Sie
hat hier den Zweck, zu zeigen, dass den Stämmen Israels
nach Isbaals Ermordung Niemand aus königl. Geschlechte
übrig blieb, dem sie die Regierung hätten antragen können
und enthält also eine Voraussetzung zu 5, 1 , deren Stellung
zu beurtheilen ist wie die von 1 Sam. 14, 3. — nu:3~^£^
heisst in der Chronik richtiger '->'3— ^l'O. Vgl. Einl. S. 31.
6. Statt "^npb n^zn "j-.n — -y -J^n n^m Hes mit LXX
nbpb n-ian t^ny'i-ä nam. Mit tn">""iN3 stimmt m^r:; ziem-
lieh genau , nur aus ^ ist iJO geworden , "]" (= 3") ist aus
^1^2" entnommen. Der Einwand Thenius' gegen "bpo (fxa-
d^aiQE, vgl. Jes. 57, 14, wo LXX ""^pc las statt ""C) erledigt
sich durch Ew. S. 144 Anm. 1 ; seine eigene Herstellung lie-
fert einen Text, der weder durch LXX bezeugt wird noch
die Entstehung des MT. erklärt, der, wenn er etwas Richti-
ges sagen soll , imaginäres Hebräisch ist , wenn er aber als
wirkliches Hebräisch aufgefasst wird, etwas zur Sachlage gar
nicht Passendes berichtet, fr?" lTT"p5 vermeidet fast geflis-
sentlich das Gute, das so nahe lag und „warum sollte nicht
I3p" auch durch Auslesen reinigeti heissen können?" ist eine
sehr naive Frage. — Für UD"/2nn~'-i< "nD"' LXX kviOTa^e xat
11
162
€X(x^£vÖ€. Misverständnis von TdVOj hat die mas. Lesart er-
zeugt. Durch die LXX gewinnt man nebenbei den Vortheil,
dass doch nun nicht sämmtliche Meuchelmorde , über die in
2 Sam. berichtet wird , durch Stich in den ^li-on geschehen,
während übrigens das Wort gar nicht vorkommt.
8. ^Ex 2aovX bis aTtsQ/ii. avrov ist vielleicht Duplette.
10. mirn ib—^nnb nuDwS wäre: „dem ich doch hätte Bo-
tenlohn geben sollen." Das würde zu der Lesart ■'3"'ya IMISD
stimmen , welche LXX statt der mas. vryn befolgen. Es
scheint aber nicht, dass David meinte dem Amalekiter Un-
recht gethan zu haben ; und ich möchte vorschlagen, das "i^^^
zu streichen (s. Einl. S. 26) als entstanden einer falschen Auf-
fassung von 'h "»nänb zu lieb, welche ihrerseits aus Verkennung
des ironischen Sinnes von nliun entsprungen ist , vielleicht
auch Mlnb zu lesen.
11. Zu i^^5 beim indeterminierten Nomen (i25"'i^~ln^^) vgl.
Ewald §. 277 d.
12. "ibn-'i xal hqe^. avxovg, ^T inpb fehlt der LXX,
welche bloss l"i5p liest. — p^iann vlov NrjQ.
V.
1. n'OU^b m'/it^": so unmittelbar hinter einander selten
20, 18. Exod. 15, 1. Num. 20, 3. Gesenius Thes. S. 119b,
Z. 13 ff., dagegen sehr häufig so wie v. 6. Jud. 15, 3 durch
ein Pronomen oder ein anderes Wort getrennt. Die Bemer-
kung, eins von beiden Wörtern sei offenbar überflüssig (The-
nius) , richtet sich übrigens unterschiedslos gegen jede Ver-
bindung derselben in Einem Satze und hat somit, wenn sie
practisch verwerthet wird , eine ihrem Urheber wohl unbe-
wusste Tragweite. LXX statt I^Nb avTOJ.
3. bu^TOJ^-b:^, LXX ''i2J^-b3-b3>; vgl. v. 5 u. Einl. S. 26.
6. Wenn die Chronik (I. 11, 4) hinter thX'n'^ hinzufügt
Ü^'DT N''n, so geschieht das bloss, um den Uebergang von
„Jerusalem" auf den „Jebusiter" zu vermitteln. Dem ur-
sprünglichen Verfasser konnte es nicht einfallen zu schreiben:
Jerusalem d. i. Jebus, er würde natürlich umgekehrt geschrie-
ben haben: Jebus d.i. Jerusalem. Die Einsetzung Din*' 5<"'n
veranlasste aber auch ■'D"a''n ÜX" für "^n~bN, wodurch die
Angabe über den Zweck des Zuges („gegen den Jeb.", b^ = b:')
163
verloren geht. Was ferner den Werth des allerdings richti-
gen Explicitums hinter "'O^^'i in der Chronik betrifft, so siehe
darüber die Einl. S. 22 ff. In ihiserem Falle lässt sich ziem-
lich evident machen — was freilich schon von vornherein
immer die nächste Annahme ist — , dass das Explicitum hier
ursprünglich nicht stand. Nemlich der letzte Satz in v. 8,
eine jedenfalls alte Glosse, setzt das nur dann mögliche Mis-
verständnis von v. 6 voraus, welches auch Sjt. Chald. Vulg.
theilen: ^man sagte zu David: Du wirst nicht hinkommen,
wenn du nicht die Blinden und Lahmen entfernst *)." —
1"i"'on , LXX dvTeoTr]Gav , was den Sinn nicht ändert Das
Perfektum und der Singular sind schwerlich richtig , lies
Ti")"0> — "'yi t^^s-» n'- "112 J^b, Die Worte der Jebusiter sind
klar und bedürfen keiner Deutung, zudem würde dieselbe in
diesem Falle nur einen Theil der zu deutenden Worte
(pzr^ ^<"2l^ Nb) wiederholen. Dem Schriftsteller kann man
sie also auf keinen Fall zutrauen , einem Leser vielleicht
eher **) , doch ist es auch möglich , dass der Zufall co-
piert hat.
8. Es ist aus der Stellung des Verses deutlich, dass Da-
vid die Worte ""J" nria '-n erst dann (i<inn üvn) spricht,
nac]ide?n er die Burg Zion eingenommen hat (gegen Chronik,
Böttcher, Thenius). Sie müssen also im Allgemeinen besa-
gen, die Vertheidiger der eroberten Stadt (= die Lahmen und
Blinden v. 6) seien der Willkür der Sieger (^O-Q"» n^^ bD)
preisgegeben. Für das nähere Verständnis kommt es ledig-
lich auf die Deutung von n*::: an, welche am besten ausgeht
von dem Sinne des 3 :?J:. Dies heisst nemlich auch im Hifil
nicht, wie Ewald IIL S. 167 will „stürzen in" — wie denn
auch "1"^ vielleicht Felsen ("3-) aber nicht Abgrund bedeu-
tet — selten „berühren mit (LXX Syr.)", fast immer „rühren
an." Lässt man nun diese letztere gewöhnliche Bedeutung
auch hier gelten , so ist i",::: der zu berührende Gegenstand
und wenn zugleich ' "J" □"'ncsn^rt^i Object des ^'J: ist, so
muss sich das mit 2 construierte Object zu dem mit ^^^
construierten verhalten wie der bestimmte Punct zur allge-
meinen Sphäre („einen an etwas rühren"). Folglich muss
*) Zu dieser Constniction vgl. 3, 13.
**) Freilich auch einem solchen kaum : es sei denn , dass etwa
■11 3^ für "i"" (om. LXX AI.) ?u lesen wäre.
11*
164
■n2S etwas an den Blinden und Lahmen Befindliches , mit
anderen Worten irgend ein menschliches Glied sein und zwar
ein solches, dessen natürlich unsanfte Berührung den Tod
bringt, "n^ü heisst nun Röhre *) und Röhre kann ein Vul-
gärname vieler Glieder sein , z. B. der Gurgel oder des Hal-
ses. Hitzig deutet es als Ohr **) (Geschichte des V. Israel
S. 39) : es bekommt dadurch der Ausspruch die originelle und
witzige Prägung, welche ihn unvergesslich machen konnte,
lieber die Glosse am Schluss des Verses und ihre Ent-
stehung s. zu V. 6.
9. Statt "■" ]13''" LXX richtig '7^^"'"> denn ttoIlv ist als
Zusatz aus der Chronik zu tilgen. — Der Zusatz hti"' n^^'Pi
'^^v^ "i^^'ir tn^^ 1 Chr. 11, 8 steht zwar, da er sachlich Neues
enthält, nicht auf Einer Linie mit den übrigen Erweiterungen
des Chronisten , weist aber in hti eine Spur sehr später
Sprache auf (für das alte n3^) und erscheint auch historisch
nicht eben glaubwürdig. Es gab in der nachexilischen Zeit
ein wie es scheint auch in Jerusalem ausgebreitetes Geschlecht
Joab, welches man möglicherweise mit dem Feldhauptmanne
Davids in Verbindung brachte.
12. inDb^"fl&^^3 las der Chronist als l]nDbü)nN:r5. Durch
*) Die Wurzel l^iS, namentlich im späteren Hebräisch vorkom-
mend (s. Buxtorfs rabbin. Wörterb.), aber keineswegs dort aus aramäi-
schen Quellen stammend, steht neben der Wurzel "n:S und T'Zi grade
so wie 15 U neben "i^I3 und bedeutet drehen, bohren, schliesslich ste-
chen. Daraus leitet sich für die Substantive u. a. die Bedeutung „Röhre"
ab , welche die mannigfaltigste Anwendung gefunden hat. ^^. 42, 8
zweifle ich an der Richtigkeit der Lesart "fTi^i; — man hat nach
)Z fia^ '^. 69, 3. 16. Knös ehr. syr. S. 115. v. 117. 123 (= l»j.*£, 1i<:5
= i^^ß) zu verbessern.
**) Aus der Yulgarität des Ausdrucks (vgl. unser „Löffel") würde
sich genügend erklären, dass er in dem erhaltenen hebr. Schriftthum
in dieser Anwendung nicht weiter vorkommt. „Ohr" ist mit „Röhre"
leicht genug zusammenzubringen — auf die Berührung mit dem himja-
ritischen g LLo möchte ich nicht so grosses Gewicht wie Hitzig legen,
weil sie eine gar zu vereinzelte Erscheinung ist. Ein directer Zusam-
menhang zwischen dem hebr. und himjar. Worte findet schwerlich statt,
vielmehr bildet wahrscheinlich die „Röhre" die Brücke zwischen bei-
den. — Die Conjectur "1122 liegt zwar sehr nahe, ist aber gänzlich zu
verwerfen.
165
TiDb'C'C verglichen mit f^.^^'^ lässt sich sehr wohl entscheiden,
welches die ursprüngliche Lesart sei (gegen Bertheau).
13. Die Ordnung C'ii::" D^JbS kann ursprünglicher als
die umgekehrte der LXX sein, die sich sehr leicht als Cor-
rectur begreifen lässt. Vielleicht stand hier anfangs nur
D^^jbE; vgl. 1 Chr. 14, 3. — Lies üb-o-n^l: nach der Chronik.
15. Das zwiefache Vorkommen des libr'b?^ sowohl 1 Chr.
3 als auch 1 Chr. 14 steht w^ahrscheinlich in Zusammenhang
mit der Verschreibung von "-"ü^bN in y'CO'bi^ 1 Chr. 3, 6.
Es spricht nicht für die Echtheit des weiter nicht als Perso-
nenname bekannten und in 2 Sam. fehlenden r;-^;, dass er in
Verbindung mit dem jedenfalls irrthümlichen ersten Elifelet
der Chronik auftritt.
16. :"""'"5N, ursprünglicher jedenfalls 1 Chr. 14, 7 V^by^,
s. zu 2, 8. Die LXX haben nicht etwa 1 Chr. 14, 7 Vi->bi<
gelesen , vielmehr wird Ehade der ed. Rom. widerlegt nicht
bloss durch BaXeydae des Frid.-Aug. u. Balhaöa des Alex.,
sondern auch durch Baahuad- der ed. Rom. selbst, welches
sie 2 Sam. 5, 16 in der aus der Chronik entnommenen zwei-
ten Reihe der Namen von Davids Söhnen bietet. Vgl. Jud.
9, 46 rT'"2 bi^ statt Baal dcad-rJKi^g.
17. Den Satz n--::^-— "-jw^^ --ir hat der Chronist nicht mit
dem Vorhergehenden reimen können und ihm darum alles ge-
fährlich scheinende concrete Colorit genommen I. 14, 8. An
einen ursprünglichen Zusammenhang zwischen dem hier be-
ginnenden und dem vorhergehenden Abschnitt ist nicht zu
denken , mag man übrigens „die Burg" verstehen wie man
will. Versteht man den Zion darunter, so tritt "'n'', ein Verb
der Betnegung , in Widerspruch zu der vorigen Erzählung,
wonach David vielmehr schon auf dem Zion wohnte; ist aber
die Burg hier nicht der Zion, so kann nicht der selbe Ver-
fasser unter dem selben Worte bald dies bald das verstehen,
vgl. V. 9. Es ist also in alle Wege methodisch falsch, über
den Sinn von rrrci'Z'n hier nach 5, 9 entscheiden zu wollen*).
18. -nr-Jr- v. 18. 22, Chr. rj^Z'>' L 14, 9. 13, ebenso un-
ter dem Einflüsse der Chr. auch LXX. Aber I^IZDS hat in
den Büchern Sam. einen Sinn, der hier nicht zu gebrauchen
ist; dagegen vgl. zu uJi^: Jud. 15, 9.
20. Das 2 in '-"23 wird durch LXX (p^iyd) bestätigt.
") In Wahrheit ist n~2i'0n hier die Bergfeste AduUam.
166
21. Man hatte keinen Grund, ün-Jlsü::? in Dn''nb^^ umzu-
wandeln, dagegen wohl einen für die entgegengesetzte Aende-
rung, vgl. zu 7, 23; also ist Dn"'nb.^ der Chr. I. 14, 12 das
Ursprüngliche.
22. p^y^ des Chronisten I. 14, 13 statt D^^<S'^ ''^n setzt
voraus, dass man von v. 18 her Bescheid wisse. Unmöglich
kann er dem Leser zutrauen, es von dem Thale von Gibeon
zu verstehen, von dem gar nicht die Rede war (gegen Mo-
vers, Unterss. über die bibl. Chron. S. 243).
23. Hinter nb:?n LXX Dn^-ipb. Jedenfalls ist eine Limi-
tieruiig des nb^n i^b sehr am Orte, vgl. auch die Chr. I. 14,
14. Uebrigens wird durch diesen Zusatz der LXX das fol-
gende ün-'-ini^ b:< des MT. als Gegensatz zu ütni^npb bestä-
tigt, gegen das an sich schon viel weniger signifikante unp'py'ü
der LXX und Chr.
24. Statt n->':: lies mit der Chr. I. 14, 15 n"7y::n wegen
n^<. — nianVoa i^iin der Chr. für fnnn hat den selben
Werth und ist ebenso zu beurtheilen wie ihre Aenderung v.
17. V. 8. Aehnlichen Schlages ist zaraßijai^ Ttqog avrovg
der LXX.
25. i^n-t-a, richtig LXX. Chr. I. 14, 16 P^r{ü, vgl. Jes.
28, 21 (Thenius, Hitzig). Die umgekehrte Verwechslung liegt
vielleicht 1 Chr. 8, 29 vor. Der Ausgangspunct Gibeon er-
klärt sich, da David nach v. 23 nicht von vorne (Süden), son-
dern von hinten (Norden) angreifen sollte und angriff. Ohne
Rücksicht auf v. 23 zu nehmen, haben Thenius und Bertheau
(zu 1 Chr. 14, 16) den Vers (]>"3r«^) mit Aufwendung gründ-
licher geographischer und militärischer Gelehrsamkeit mis-
verstanden.
VI.
1. 113? entsprang aus Misverständnis von ^^^l (LXX) als
qc^i*» 1 Sam. 18, 29. Exod. 5, 7. Mit C]0^i_ war jene Parti-
kel fast nothwendig gegeben. — Die Erhöhung der 30000
(MT.) auf 70000 in LXX ist mit Nichten zufällig, vgl. zu 1
Sam. 11, 8.
2. Das ^ vor '^bv^ stammt nicht aus der Lesart ^bV)2^
(LXX), sondern aus dem falschen Verständnis von niiTi"» "^bv^
als „Bürger Juda's" , welches auch Jos. 18, 14 zu Grunde
167
liegt, und ist nach 1 Chr. 13, 6 zu streichen. Kirjatjearim
heisst Jos. 15, 10. 11 und 1 Chr. 13, 6 n'^"^, dagegen Jos.
15, 9 ni^n'> b"2; letztere Form wird hier herzustellen sein.
Dagegen hat man nicht den Schatten eines Grundes, die Deu-
tung von Baal Juda auf Kirjatjearim aus der Chronik her-
überzunehmen. — D-nb5<n l-HwN. V. 9. 10. 11. 15. 16. 17 hat
sich riin^ yni< erhalten, in der Chronik I. 13 nirgends. Dass
"i'^by zu t<"p2 nu:i< gehören muss , bedarf keines Beweises *).
Auffallend ist allerdings die Distanz vom Eegens. Ich denke,
der ursprüngliche Wortlaut war 'Pb'J D^ N"ipi nu:^{, vgl.
Lev. 24, 16. 1 Chr. 13, 6**), und nachträglich ward D^,
durch die weitläufige Apposition erklärt. Habe ich darin
Recht, so ist aber der ganze Relativsatz späteren Alters.
3 f. Die irrthümliche Wiederholung der Worte von "u3"n
am Schluss des v. 3 bis n:'aJ3 v. 4 hat nicht bloss den Aus-
fall von „und Uzza gieng" vor ]""!i< D:^ v. 4 veranlasst (The-
nius) , sondern auch die Verw^andlung des Appellativs ■■'^^;,
welches durch die Verderbnis des MT. in v. 4 seine Beziehung
verloren hatte, in einen Eigennamen vn^. Vgl. meine Diss.
de gentt. Jud. S. 15. Anm.
5. ü-^-n^ ^:::;-bDn, Chr. I. 13, 8 entschieden richtig
D''n"n23D^ Tbr-bD2» Cypressenhölzer sind keine musikalischen
Instrumente, und am Anfang stehe das Allgemeine, dem die
Specialisierung folge. LXX liest wie v. 14 Tzr-'bps für
t:— '-D2, iv layvl ist Duplette. — Wenn für D^:?::?r/3r31
ü^b::b::'in des MT. die Chronik n-n:::rn3T ü'^nb^r'am bietet
und LXX D^b^bnai D''rib:::üqi (Thenius), so liegt es nahe zu
glauben, dass die D"^3nb2itD den t^h:£^z>'X entsprächen und dass
man die unbekannten 'CT'SVS"^ mit einem bekannten Instrument
ersetzte. Aber die dann anzunehmende Umstellung , gleich-
massig bei LXX und Chr. , begreift sich dabei nicht , auch
sieht man nicht ein , warum D"b::b:: mit D^Mb::)2 vertauscht
sein sollte, denn erstere waren keineswegs zur Zeit des Chro-
*) Thenius mit Aenderung des ü\23 1^ in Q^ j „woselbst der Name
T
des H. angerufen wird, der über den Cherubim auf derselben thront."
**) „über welcher ein gewisser Name genannt wird", vgl. die ähn-
lichen Indeterminationen im Qoran.
168
nisten ausser Brauch gekommen. Es scheint also dennoch,
dass man die Ü^y^y^^ mit den d^nb:ria und die d^bzib:: mit
den D-'b^bn oder )nn::::n zusammenzustellen hat. Ist ü^V2y:i)2
möglich — und nach der Etymologie und der Erklärung Tan-
chum's scheint das wohl so — , so ist es hier auch richtig;
dann aber gleichfalls ü"'b::b:!:, welches Chr. und LXX nach
Ü"'nb::'a nicht brauchen konnten und welches durch das dop-
pelte ^ von lnT)::2:sn und das doppelte b von D"'b''bn beglau-
bigt wird.
6. „Eine feste Tenne" genügt dem Sinne nicht, „die feste
T." steht nicht da, also steckt in fi^^, wie LXX und Chr.
richtig sehen, ein Eigenname *). Die wahre Gestalt desselben
lässt sich hier so wenig wie 2, 24 ermitteln , doch wird der
Schlussbuchstabe wohl nicht Resh (LXX), sondern Nun gewe-
sen sein. Die Chronik L 13, 9 liest ]""'S = p^ = ]";d (s.
Ü~p"i : ü^pn V. 20) : also statt des doppelten Nun am Schlüsse
von ]"1J und am Anfange des Eigennamens nur ein einfaches.
7. b'j;n""b:^. Die Bedeutung des chaldaischen Nbu3 (er-
ravit, peccavit imprudens) kommt dem hebräischen nbu3 nir-
gends zu und würde auch in unseren Zusammenhang nicht
besonders passen, denn es würde damit Gotte an dieser Stelle
gleichsam ein Vorwurf gemacht, dass er jemanden wegen eines
blossen Versehens tödtete. Sprachlich richtiger ist die Deu-
t.mg Ewalds „unversehens, plötzlich", vgl. D'ibm lob 15, 21
und t.Abi.A^bDj sie giebt zudem einen völlig angemessenen
Sinn **). Doch liegt allerdings , wenn man 1 Chr. 13, 10
''"ijn nbx 'n bv vergleicht, der Verdacht nahe, dass b"*rn""by
ein Bruchstück jenes Interpretamen ts der Chronik sei (Bött-
cher).
7. mn^ ^5Db (LXX. Chr.) ist ursprünglicher als 'n^^ Ü?
'NH; vgl. zu 1 Sam. 6, 20.
8. in*'") könnte aus *i^^i entstanden sein unter Einfluss
des nn^i V. 7, doch vgl. Tuch zu Gen. 40, 6 und Jud. 18, 25
mit 1 Sam. 1, 10.
*) Zudem kann ich mir auch unter einer „festen" Tenne im Ge-
gensatz etwa zu einer beweglichen nichts Klares vorstellen.
**) Thenius , auf der Bedeutung „Versehen" fassend , obwohl er
weiss , dass diese nur auf unsere Stelle sich gründet , meint Ewalds
„Mwversehens" aus „Versehen" erklären zu müssen.
169
11. Ö"t^ "2:?, ein zwar sehr auffälliger, aber durchaus
bezeugter Name. Der Träger war kein Israelit, Edom also
wohl der Name eines Gottes. Vgl. Henoch als Stammname
in Rüben Midian; möglich auch, dass noch mehere auffällige
Uebereinstimmungen von Namen palästinischer und benach-
barter Stämme mit den Namen Gen. 5 auf diese Weise er-
klärt werden müssen.
12. Der Zusatz der Vulgata von 1590: dixitque David:
Ibo et reducam arcam cum benedictione in domum meam,
welcher die beiden in MT. nackt neben einander gestellten
Thatsachen pragmatisch verbindet , gehört dem Hieronymus
nicht an, s. Vercellone zu d. St. Er findet sich auch in me-
heren Handschriften der griech. Bibel. Gegen Thenius.
13. Wenn nach dem MT. David, nachdem die Träger der
Lade sechs Schritt gegangen, ein Opfer*) bringen lässt, so
geschieht es zum Danke dafür, dass die Lade sich willig von
ihrer Stätte fortbewegen lässt, ohne abermal Unheil anzurich-
ten, und somit der Absicht Davids nichts mehr entgegensetzt;
vgl. 1 Chr. 15, 26. Von Unmotiviertheit ist in dieser Angabe,
wenn man sie nur versteht, keine Spur; dagegen ist es deut-
lich, dass die Uebersetzung der LXX: „xat f^oav (.iet avzov
oLQovTeg TTjv yußwzdv l/rra yoqoi'^ aus dem Hebräischen, wel-
ches ihr zu Grunde gelegen haben muss (d''"^:: = x^Qol),
nicht herausgelesen werden kann und auch , falls dies der
Fall wäre, noch keinen vernünftigen Sinn böte, weder an sich
noch in dem Zusammenhange mit dem Folgenden: xal d^vf-ia
/iwoxog y,al aqveg.
18. ri-^'Vn, vgl. r^zv v. 17. Der Wechsel des determi-
nierten Singulars mit dem indeterminierten Plural, in LXX
aufgehoben, wird auch durch die Chronik L 16, 2, vgl. v. 1,
bestätigt und lässt sich erklären. Vgl. rw^T^ 7, 2 mit
nir-]"! 1 Chr. 17, 1.
20. Vor n'Cwxr- LXX ^nrj-iarn. — Qip'in der LXX statt
D"'jP"!^ ist ziemlich nichtssagend.
21. Mit Recht fügt Thenius nach LXX hinter n--"» ''SSb
l^ hinzu ""H"' t|i",2 "[v/iN (der Schreiber des MT. sprang
vom ersten mn"» auf das zweite über), über Tiip"!* der LXX
nach Tpn'J" kann man zweifelhaft sein.
*) natürlich ein einmaliges , schon wegen der Tempora TT'l,
TiVI und rQ.r\
170
22. Thenius befolgt hier zwar im Allgemeinen den MT.
(n^7^ .;. •'nbpD statt nj^TD ... *'n:.b5 der LXX, n-:i::^< ü)2^J
statt fis iLiTj öo^aG^^rjvai), mit der Ausnahme jedoch, dass er
■'3''ya nach LXX in 1"'3'':7I3 ändert. Diese Lesart scheint indes
zu erleichtern und in Zusammenhang zu stehen mit der wohl
entschieden unrichtigen Coordinierung von "i^2?a u. "^n""D^i
bei LXX (,,ich werde verachtet sein in deinen Augen und bei
den Mägden, vor denen, sagst du, ich meine Ehre nicht ge-
wahrt habe"). Auch kann ich nicht finden, dass dem iDavid
der Gedanke anstehe, den Thenius nunmehr gewinnt: „die
Mägde, die einfältigen Gemüther, werden besser als du meine
Demuth zu würdigen wissen , was mich für deine thörichte
Verachtung schadlos halten wird,"' Für den letzten Satz viel-
mehr scheint mir durchaus negativer Sinn erforderlich (vgl.
LXX) und also Ewald's üebersetzung im Recht: „und vor
den Mägden, wovon du sagst — vor denen sollte ich meine
Ehre suchen?" Hiezu enthält allerdings Ewald's Fassung des
Vorhergehenden keinen ganz treffenden Gegensatz *) : ich weiss
aber keine bessere an die Stelle zu setzen.
VII.
6. "^Tbvri, Thenius weiss, dass die Versionen aussprechen
•'fibyn und dass dabei "l^.^^. zu supplieren sei. Und woher
dann der Stat. constr. Dr^ob ? Der Hesse sich bei der Voka-
lisation ''Thvn zur Noth erklären , wenn ^'^^, nicht zu sup-
plieren ist , beweist aber vielmehr die Richtigkeit der Aus-
sprache der Punktatoren.
7. "»dm: 1 Chr. 17, 6 "'OSÜD, richtig. Vgl. 1 Sam. 14,
18 ^3S für ^32', 2 Sam. 3, 34 Vzii für b23, 10, 16. 18 TiiüJ
= 1£-,^ 1 Chr. 19, 16. 18. S. Einl. S. 15.
V. 8 ff. Da für die Textkritik des Folgenden mehrfach
die Auffassung des weiteren Zusammenhanges entscheidet, so
lege ich meine Ansicht darüber in der Kürze hier vor. Es
sind in den Worten Nathans drei Absätze zu unterscheiden.
Der erste von "TTiripb •'3i«i v. 8 bis T'3S^ v. 9 umfasst die
Präterita. Der zweite erstreckt sich von dem ersten Futu-
rum **) TT'ir:?"! V. 9 an bis zum Athnach v. 11. Der dritte
*) „Wenn ich vor Jahwe spiele, so schätze ich mich noch zu ge-
ring dafür und komme mir zu niedrig vor"^ —
**) Ich brauche nicht zu sagen, dass diese Namen sich nur auf den
Sinn der Verba, nicht auf ihre Formen beziehen sollen.
171
hebt an mit v. Hb und schliesst mit v. 16. Fussend auf
dem, was Jahwe schon gethan (v. 8b. 9a), knüpft Nathan
daran zunächst, was nächste und natürliche Folge davon ist
und sein wird (v. 9b— IIa), um dann mit der eigentlichen
Weissagung (IIb— 16) das Ganze zu krönen.
8. Das sehr seltene nnx'o (statt ^"]"^^^, vgl. 1 Chr. 17,
7) wird grade für unsere Stelle durch ^. 78, 71 in auffallen-
der Weise bestätigt.
9. bi-rjj hinter öi: fehlt mit Recht in LXX und Chr. I.
17, 8; denn es schwächt die Bedeutung der folgenden Worte,
aus denen es leicht entstehen konnte.
IIa. Die Copula vor avn""]^':: nöthigt dazu, die Unter-
drückung nrcN-.z , von der vorher die Rede gewesen, zu ver-
stehen von der ägyptischen Gefangenschaft : aber es liegt un-
serem Zusammenhange nicht nahe , diese zur Vergleichung
heranzuziehen. Das i wird wohl fehlerhaft die Tage der
Richter von den Tagen im Anfang unterscheiden, vgl. EinL
S. 26. „Von dem gegenwärtigen Augenblicke an zurück bis
zu dem Tage" bedeutet bekanntlich DT'n—'j'ob nicht. — Im
Folgenden lies mit Ewald "PD^i^^^pD'/a ib ■'rirr'jm, nach dem
O T I I '
Zusammenhange und wegen v. 9. Die Betonung ''nn"':n7 ist
ein deutlicher Nothbehelf.
1 1 b. Der dritte Absatz der Weissagung wird in der Chro-
nik I. 17, 10 eröffnet mit den Worten 1" "''-"^V In der
That passt in den Zusammenhang nur das Präteritum, wel-
ches auch durch v. 21 ^"i2"7 bestätigt wird. Die Einsetzung
des Explicitums „Jahwe" in 2 Sam. beurtheilt sich nach
Einl. S. 22 f.
12. Am Anfang, vor "'is^ ist T^'^^i (nach ninj' am Ende des
vorhergehenden Verses) ausgefallen; richtig LXX. Chr. I.
17, 11.
13. Es ist hier im Allgemeinen von dem Collektivum des
Hauses Davids die Rede, i^nT ist v. 12 nicht so viel als p
und die Worte v. 14 ff. verlieren, auf Salomo eingeschränkt,
das beste Theil ihrer Bedeutung: sie müssen unter jeder Be-
dingung auf die Davidische Dynastie im Ganzen bezogen wer-
den, im Gegensatz zu der Sauls v. 15. So versteht sie denn
auch David v. 19, so der Dichter von ^. 89, der die Singu-
lare 2 Sam. 7, 14 ff. in den Plural überträgt v. 30 — 33, so
endlich der Bearbeiter des Buchs der Könige in Stellen wie
1 Reg. 2, 4 u. a.
172
Darnach bemisst sich auch das Verständnis von v, 13,
dessen Aussage nach unserem Gefühle allerdings nur von Sa-
lomo gelten kann. Der Hebräer ist stark darin, personificierte
Collektiva als einheitliche Personen anzusehen *) und sie dann
auch zum Subject von Handlungen zu machen, die wir immer
nur dem Concretum beilegen können, z. B. Jud. 11, 1 — 3.
Uebrigens leugne ich nicht , dass ich unsern Vers streichen
würde, wäre nicht 1 Reg. 5, 19. Denn abgesehen davon,
dass er vor v. 14 ff. stehend doch immer verwirrend auf die
Deutung des 2?"iT wirkt, bildet er auch einen ganz schiefen
Gegensatz zu niz;:?" tvo^ v. 11, der die Ader der wahren Pointe
durchschneidet, und seine Aussage gehört überhaupt nicht
hieher , wie denn auch Davids Dankgebet keine Rücksicht
darauf nimmt. Zu beachten ist schliesslich, dass v. 13b die
Schlussworte von v. 12 wenig verändert wiederholt.
14. Die Copula in ""'innDm ist nicht bloss unanstÖssig,
sondern nothtvendig; wenn Thenius sie streicht, so streicht er
damit zugleich das Futurum.
15. -1-0% lies mit LXX Chr. I. 17, 13 n-'DN. Vgl. n|r =
np^ 1 Sam. 2, 15, nN-i"' = nNn.^ Jud. 5, 8 **). Am Schlüsse
ziehe ich mit Bertheau den Text der Chronik vor: ^"^^^0
T-'jSb n-'- I. 17, 13. Denn was den Text in 2 Sam. betrifft,
so ist die Wiederholung des ''tri^On dem ursprünglichen Vf.
nicht zuzutrauen und übrigens passt dazu nur "'^sb'a (LXX),
so dass also l"'3£blQ für die Chronik Zeugnis ablegt. b"^^?^2J
aber ward deutlich eher eingesetzt als ausgelassen und noch
LXX haben es auch in 2 Sam. nicht gelesen. Die Verschwei-
gung des Namens beruht auf feinem Gefühl.
18. n"i;"'"i, ebenso LXX. Chr. I. 17, 16, so dass die Les-
art festzustehen scheint.
19. Für m-n riwNT- lies mit Hilfe der Chronik I. 17, 17
n-iT: -»at^nriT ***) , vgl. Ewald III. S. 180 und Bertheau. Auf
*) Z. B. wird Ez. 16 Jerusalem seit der Gründung trotz des Wech-
sels der Bevölkerung als Eine moralische Person aufgefasst. Denn v. 3
geht auf Jebus, deren chittäische Urbevölkerung als durch Amoräer be-
herrscht vorgestellt wird, vgl. meine Diss. S. 12 u. z. B. Exod. 1, wo
der Versuch, Israel zu entnationalisieren, dargestellt wird als Versuch,
es zum Weibe zu machen.
**) Ilitzig's Behauptung (zu '1'. 89, 34), LXX drücke deutlich ^^S^<
aus, verstehe ich nicht. Vgl. vielmehr Trommius unter MfCaiTjfxi 30).
***) vielleicht auch "»ni^ ^^nr^■u
173
riT" statt des in die Sprache der Bb. Samuelis nicht pas-
senden "T führt das schliessende Taw in t^n't^ und der Sinn.
Wenn □"i^r: richtig ist , so wird man auch ~*""?2"^ aus der
Chronik aufnehmen müssen, das freilich aussieht wie Inter-
pretation. Der Gedanke ist in dieser Fassung nicht „völlig
modern" (Thenius); denn die Enthüllung der Zukunft hat
doch die Alten ebenso sehr interessiert wie uns. Auch ist
in nuce schon der gleiche Sinn in p".rTi"a~ enthalten, und ist
etwa die Chronik „völlig modern?"
21. Ist ~nb2' echt, so wird damit T^^' gegen Ttd:^ der
LXX u. Chr. I. 17, 19 bestätigt (vgl. v. IIb). Indes LXX
las 1^*2" nicht, denn y.al zarä ttjv yiaoölav oov eTtolr^oag ist
eine der Chronik entstammende Duplette ; dann entschiede
""mT •"'""r;:; am Schluss für "~33'.
22. D^nbx n-n-' steht in der Chronik überall für "'^-t^
mn"' unseres Textes; hier und v. 25 ist es auch in diesen
letzteren eingedrungen, wie 1 Sam. 6, 11. 17 D^'in::. LXX
ER. hier und v. 25, AI. bloss v. 25: 'AvqU (.lov, sonst y.vqie
fiov y.vQie.
23. Lies "'l^^^ ^"J mit LXX und wegen 'h'^trntb den Sing.
'n'jn vor dem artikellos zu belassenden DTibJ^, weiter ünb
nV)":! und endlich "Pnbw^- ^-J riv "E'O ui-ijb z. Th. nach
LXX und Chr. I. 17, 21 mit Streichung des Relativsatzes*).
So Geiger, Urschrift S. 288, der in überzeugender Weise dar-
thut, wie aus diesem ursprünglichen Texte die verschiedenen
Modifikationen des jetzigen entstanden seien. „Während man
nach einer Seite den Sing, "b- (weil von heidnischen Götzen
die Rede) in den Plural umwandelte, nahm man andererseits
wieder Anstand, selbst nur zu supponieren, dass ein anderer
Gott ein Volk sich erwählen und ihm Grosses erweisen könne
und man bezog Alles wieder auf den wahren Gott und auf
Israel, daher "" ar:;b in Chr., während der Text in Sam. '^
erhalten hat, D-b und "ili^b in Sam., "'^3? und der Zusatz
W^l'arj (-■■?) n-'-r -1-:;^ in beiden, und endlich, da vor
*) Also: „Und welches ist wie Dein Volk Israel ein anderes Volk
auf Erden, welches ein Gott gegangen wäre sich zu erkaufen zum Volk,
ihm einen Namen zu machen , ihnen Grosses und Furchtbares zu er-
weisen , vor seinem Volke zu vertreiben ein anderes Volk und seinen
Gott." Vielleicht ist am Schluss ÖTibi^" D'IJ» zu lesen nach LXX
axrjvojfiarcc, vgl. Geiger a. a. 0. S. 289 f.
174
Israel nicht bloss ein Volk , sondern mehere vertrieben wur-
den, noch D^"J, das für die Chronik allgemein bezeugt, für
Sam. nicht sicher ist. Nachdem der ganze Satz nun diese
Wendung genommen, war freilich die Correctur "-b" grade
wieder störend und die talmudischen Autoritäten und das
Targum suchen den Plural verschiedentlich zu deuten."
VIII.
1. Für l-i)2i^n Jim las die Chronik n'üi^n nj und glaubte,
die Hervorhebung des Metropolischarakters jener Stadt könne
hier nur andeuten sollen, dass sie auch Namens „ihrer Töch-
ter" genannt sei: daher rj"'*^^^^ ^5 1 Chr. 18, 1. Trjv d(po)'
QLa/iiavr^v der LXX, wenn es nicht bloss räth, könnte zurück-
gehen auf n^nJinia. Durch beide Varianten würde 'n)2i<n JDia
bestätigt. Die Poesie des Wortes würde der freudigen Stim-
mung des israelitischen Geschichtschreibers wohl anstehen:
übrigens dürfte Thenius in Verlegenheit gerathen , wenn er
angeben sollte , welche prosaische Bezeichnung dem Hebräer
für die gemeinte Sache zu Gebote gestanden hätte — jeder
frisch für einen neuen Begriff geprägte Ausdruck der Sprache
ist poetisch, vgl. z. B. 14, 20: na-n ^3S— n.s nso. Und
etwas „sehr Concretes" , d. h. etwas ganz Vereinzeltes , wie
etwa die Eroberung von Gath, erwartet man nach D3'"'iD''l
zum Schlüsse nicht, sondern etwas Zusammenfassendes, All-
gemeines.
3. Es ist unrichtig, wenn Thenius behauptet, ""' n"'u3n
werde mit bv construiert, solle es heissen „die Hand wohin
wenden"; vielmehr bedeutet es in diesem Falle immer nur
„die Hand gegen (einen Feind) kehren", was deutlich hier
nicht passt. 3 oder bN (1 Sam. 14, 27) sind in unserem Zu-
sammenhange die einzig möglichen Präpositionen und in der
Bedeutung von i"' n'>'c:n liegt nichts , was die Construktion
mit 2 verhindert. — Für die von Thenius und Bertheau vor-
gezogene Lesart der LXX und Chr. zi^::n lässt sich anführen,
dass sie augenscheinlich keinen Sinn gibt und also 3"'iDn der
Erleichterung verdächtig ist. Wollte man aber so entschei-
den, so müsste man wenigstens nachweisen, dass in diesem
Falle der Augenschein trügt. Dieser Nachweis wird weder
von Thenius noch von Bertheau versucht und möchte schwer-
lich gelingen. ""' a^:£n heisst 1 Sam. 15, 12 „ein Denkmal
175
errichten"; das ist die einzig gesicherte Bedeutung, die hier
wegen des Suffixes "i""' nicht anwendbar ist. Wollte man aber
die Uebersetzung „seine Macht befestigen" gelten lassen, so
befestigt man nirgendwo seine Macht, man habe sie denn dort
vorher: dann würde also Ewald Recht haben, der als Subj.
Hadadezer ansieht. IIL S. 204. — Der Fluss (lies nnaa),
von dem hier die Rede ist, wird der gleiche sein, wie der
10, 15 erwähnte, nemlich der Eufrat; s. zu 10, 15.
4. Liest man mit LXX Chr. a^") hinter dem ersten C]b^^,
so müsste man offenbar 33"i und Ü'>^"iE als besondere Waf-
fen unterscheiden. Das verbietet aber der Schluss des Verses,
denn David lähmt bloss 3j"n~bD~n?< , und es bleiben doch
auch bloss hundert 3:d"i und nicht etwa ausser diesen alle
Reitpferde übrig. Es ist also klar, 23"i am Schluss umfasst
auch die Pferde der □"'•crns und ist in einem ganz allgemei-
nen Sinne gebraucht. Aus diesem Grunde ist die Einschie-
bung von 23"i hinter ^b^^ falsch; um so mehr, als nur sie
dazu genöthigt hat, die 700 in 7000 zu verwandeln. Vgl.
weiter zu 10, 6. 18.
7. Der Zusatz der LXX über den späteren Verbleib der
Trophäen stammt aus 1 Reg. 14, 25 ff. und ist wie die ähn-
lichen V. 8. 14, 27. 24, 25 nicht anders zu beurtheilen , als
die aus Jud. 1 entlehnten Bemerkungen zum Josua (16, 10.
19, 47), die zum Theil auch in den MT. ihren Weg gefunden
haben. — b.x vor "^la:? = bv,
8. n"J3, LXX Chr. nn-J, ebenso Gen. 22, 24. Vgl. Revue
Archeologique 1861. IV. S. 356.
9. ^"in (LXX Chr.) ist bezeugter und sprachlich wahr-
scheinlicher als ^"I^, welches zudem leichter aus jenem ent-
stand als umgekehrt.
10. DTP, LXX Chr. richtig Dn-in. Hinter n'-anbü ist
natürlich nach LXX Chr. "'3^! zu tilgen.
11. ^-^'pr^ TtL\x wird als richtig, NÜ;3 -iiL\^ der Chronik
als falsch erwiesen durch V~i2:'0 v. 12. Den Grund, wegen
dessen Bertheau die Lesart der Chronik verwirft, verstehe
ich nicht.
12. Qn.^'O, LXX Chr. tD-N^. Vorgleicht man vv. 12. 13
mit 1 Sam. 14, 47 v. 48, so wird man geneigt, Q'J^^'? vorzu-
ziehen, zumal hier offenbar eine vollständige Aufzählung der
besiegten Völker beabsichtigt ist. Dass mit Aram schlecht-
176
weg gemeint ist Aram Dammeseq, verursacht nach v. 5 keine
Schwierigkeit ; wohl aber spricht die Reihenfolge mehr für
13. Bertheau stellt den ursprünglichen Text aus den sich
ergänzenden Resten , die in 2 Sam. u. Chr. enthalten seien,
also zusammen : irn^n^ "D-m ü""^^— )nN rön n'>'nT~p nj^n
qbw^ -lir:' nri-c^ nVon ^^^;i^ ün^^-n.N. Dieser Text erklärt
erstens die Entstehung des Verderbnisses in 2 Sam. nicht
und nöthigt zweitens zu falscher Verbindung des nVon N^ja.
Unmittelbar vor „im Salzthal" kann nur gestanden haben
„er schlug Edom." Wollte man in der \Veise Bertheau's
combinieren , so müsste jedenfalls D"i"iiS~"ln?^ riDn den Platz
wechseln mit Ü"!i< — "D"1233. Aber so liesse sich wiederum
nicht die Entstehung der Lesart in der Chronik begreifen.
Wahrscheinlich ist also statt ifiiDn'a iniiDn einfach mit
LXX 7^^^^ inpn^ zu lesen, was ja auch das Bezeugteste ist.
Weiterer Aenderung bedarf es nicht. Macht man den
Joab V. 13 zum Subject, so hat man ihn als solches auch v.
14. In einem Capitel ferner, wo übrigens Alles dem David
persönlich gut geschrieben wird , was nach c. 10 nur unter
seiner Regierung geschah, thut man nicht gut, an dieser ein-
zigen Stelle von einem Siege Joabs berichten zu lassen, noch
dazu nach den Worten D^ "11 12D>'"'1 (vgl. die überhaupt sehr
ähnliche Stelle 1 Sam. U, 48 b^n izj:?-'").
n:"/üi23, ^. 60, 2 D"'jU3, eine Verwechslung, die offenbar
geschriebene Zahlwörter voraussetzt.
17. 2"::"'n>5~'p p*":::". Diese Angabe widerspricht den
übrigen Nachrichten der geschichtl. Bb. , angenommen, dass
mit Ahitub jener Enkel Kli's 1 Sam. 14, 3 gemeint sei. 1)
Der Vf. von 1 Sam. 2, 30—36 kann den Sadok nicht zum
Hause Eli's gerechnet haben — v. 36 passt nicht auf ihn,
dagegen auf das Haar v. 35. 2) Das Priestergeschlecht zu
Nob ist eben das selbige, welches früher in Silo ansässig war.
Nicht etwa blos ein Zweig der Familie Eli's, neben welchem
der Stamm in Silo fortbestanden hätte — denn das Gottes-
haus in Silo wurde in Folge der Schlacht von Ebenhaezer
zerstört und blieb als schauriges Beispiel des Gottesgerichts
in Trümmern liegen Jer. 7 *). Nun erzählt aber 1 Sam. 22,
*) Da die Zeit, wo das Gottesbild Micha's in Dan verehrt wurde,
jedenfalls mit Jerobeam I. abläuft, so hat die Zerstörung Silo's, von
der Jeremia redet, nicht nach der Spaltung des Reiches statt gefunden.
177
dass von den erwachsenen Priestern zu Nob nur Ebjathar
dem Blutbad entronnen sei, welches Saul unter ihnen anrich-
tete. 3) 1 Sam. 2, 30—36 und 1 Sam. 22 bestätigen sich
gegenseitig und bestätigen auch die Deutung 1 Reg. 2, 27.
Also ist Ahitub hier nicht der Sohn Pinehas', doch aber
auch ein diesem gleichzeitiger angesehener Priester etwa in
derselben Gegend? Unsere Stelle ist vielmehr mit Absicht
verderbt. Das machen die folgenden Worte wahrscheinlich.
Die Verstellung „Ahimelech, der Sohn Ebjathars" kann nicht
gut zufällig sein; es wäre unter dieser Voraussetzung zu son-
derbar, dass sie gleichmässig in allen Textesrecensionen, auch
in der Chronik, vorliegt. Nun finden wir 2 Sam. 15, 24 ff.
das Bestreben, den Ebjathar gegen Sadok in den Schatten zu
stellen und wo möglich selbst seinen Namen als amtierenden
Priesters des Königs David zu unterdrücken. Ein gleiches
hat hier gewaltet und zu einer systematischen Verkehrung
der Reihenfolge der vier Priesternamen geführt. Es ist zu
lesen „Ebjathar Sohn Ahimelechs Sohnes Ahitubs und Sadok
waren Priester" — d. h. von hinten anzufangen *). — Für
n""!"!' lies Nrr. Die Aussprache schwankt zwischen ^aöa^
rä^ir und ^'t. Vgl. zu 3, 3.
18. Statt 'iTiDm lies wie Hieronymus '""""':?:', s. Thenius.
Zwischen Eli und Jerobeam I. ist aber 1 Sara. 4 der passendste Zeit-
punct dafür, dessen Annahme sogar nothwendig ist, um das plötzliche
Auftauchen der Familie Eli's in Nob zu erklären. Jeremia scheint
den Bericht über das Ende Silo's im Zusammenhange des 1 Buchs Sa-
muelis noch vorgefunden zu haben. Daraus, dass er 19, 3 die Worte
1 Sam, 3, 11 anwendet auf die Zerstörung des Gotteshauses in Jerusa-
lem — vgl. ähnlich 2 Heg. 21, 12. 13 — , wird es wahrscheinlich, wenn
man bedenkt, dass ihm Jerus. als rechtmässige Erbin von Silo und ihr
Schicksal in dem der Vorgängerin vorgezeichnet erscheint, dass er 1
Sam. 3, 11 nicht auf den blossen Untergang des Plauses Eli, sondern
auf den des alten Centralheiligthums in Silo bezogen hat. Das konnte
er aber nicht, wenn ihm 1 Sara. 4—7 nichts Weiteres vorlag, als was
uns jetzt vorliegt. Ich verrauthe daher, dass das jetzige c. 7 als Cor-
rectur an die Stelle eines älteren Berichtes getreten sei, der die Er-
oberung des ganzen Landes durch die Philister in Folge der Schlacht
von Ebenhaezer und die Zerstörung des einzigen geistigen Mittelpuncts
des damaligen Israels enthielt. Beides wird zudem zur Motivierung der
ganzen folgenden Geschichte dringend vermisst.
*) Die Abhängigkeit der Chronik von unserer Stelle ergiebt sich
daraus, dass sie nicht nur den Sadok zum Sohne Ahitubs macht, son-
dern auch den Ahimelech zum Sohne Ebjathars.
12
178
IX.
7. "i^ziw^^ bl.^ilD, vgl. 1^315^ p V. 9 f., b-J^^ p n^i^t'-o
19, 25. Das Tcaxqbg TtazQog öov der LXX an unserer Stelle
hat denselben Werth wie ihr v\bg viov ^aovl 19, 25. ''S^<
''2"i^£ ''25«^ kommt nicht vor, obwohl es natürlich nicht un-
möglich wäre.
10. Böttcher (bei Thenius) vermuthet "N""Sn''ib für
'T'5"N"~]Db und vokalisiert im Folgenden ^bDNi. Dagegen
spricht der Text der LXX (in welchem das erste ccqtovq Cor-
rectur nach MT. ist): ünb b^Di^' "i^'—pb f\i<nr', S. weiter
zu v. 11.
11. Die Verbesserung "l'^tihw (Thenius) wäre leicht genug,
aber sie würde nicht ausreichen , sondern auch das Partici-
pium br6< müsste man für Siba in das Imperfectum b35<"'
verwandeln. Indes wird das Partie, geschützt durch den an-
derweiten Eindruck, den der Satz v. IIb macht, wonach er
dem Erzähler, nicht dem Siba angehört. Wenn der König
selbst immer den Mefiboset dem Siba gegenüber „der junge
Herr" nennt und erst durch den Zorn dahin gebracht wird,
die Etikette fahren zu lassen (16, 4 vgl. v. 3), so fällt es auf,
dass der Knecht unhöflicher ist als der König. Und m^D
^Von ''^^'a passt nach meinem Geschmack nur in den Mund
des Berichterstatters. LXX hat also, so viel ich sehe. Recht
darin, v. IIb als Erzählung aufzufassen: xal M. rjoS^isv etcI
T. TQ. Javiö y.tX. Dann aber ist der Satz an dieser Stelle
unpassend, da er dem v. 13 vorgreift. Es ist möglich, dass
ebenso v. 10 die Worte ^l^.T^'v&^b'J — nu:3"'£'"/a" dem ursprüng-
lichen Zusammenhange fremd sind. Vielleicht wurde Beides
eingesetzt, um dem Misverständnis zu wehren, als ob wenn
Siba geheissen wird , für das Brot des Mefiboset zu sorgen
V. 10 und diesem Geheisse nachkommt v. 11, damit das Ver-
sprechen des Königs , den Sohn Jonathans an seinem Tisch
essen zu lassen, zurückgenommen wäre.
X.
1. Sonderbarerweise fehlt in unserem Texte (auch LXX)
der Name des Nahas, in dem der Chronik 1. 19, 1 der des
Hanun. Aber entweder müssen beide oder keiner mit Namen
genannt sein: das letztere wird ursprünglich der Fall gewe-
179
sen sein. Denn für die Auslassung lassen sich weder zufäl-
lige noch absichtliche Gründe denkbar machen.
5. Hinter ""-""? "-:;*• lesen LXX und Chr. Q^iD^^n— b:>,
weil die Gesandten selbst nicht Subject des Verbs sein
können.
6. 2 'iTN^D 1 Sam. 13, 4; LXX Chr. üy = rx 16, 21,
wahrscheinlich verdeutlichend. — Wie die 32000 Wagen der
Chronik aus den Zahlangaben unsers Verses entstanden sind,
bat Bertheau nachgewiesen; dass er trotzdem geneigt ist, we-
nigstens die Wagen für ursprünglich zu halten, ist eine böse
P'olge der falschen Correctur 8, 4. Vgl. zu v. 18. — • Die
kleine Zahl des Contingents von Maaka befremdet. Man
könnte meinen, dass die Zahl der Tausende vor rpN ausge-
fallen sei, aber wahrscheinlich ist der Fall so zu beurtheilen
wie 2, 10. 1 Sam. 13, 1. Denn die Chronik würde, hätte
sie hier die Zahl 1000 gelesen , gewiss nicht bloss 20000 -\-
12000, sondern 20000 -f 1000 + 12000 addiert haben*). —
Demgemäss ist ii:"N ?|->5 zu streichen: Maaka und Istob wer-
den zusammengefasst, wozu stimmt, dass die Chronik Istob
gar nicht besonders erwähnt.
Woher die Nachricht stammt (1 Chr. 19, 7) , dass die
Hilfstruppen der Amraoniter sich vor Medeba gelagert haben,
weiss Gott — es ist nach dem Folgenden ganz klar, dass sie
sich in der Nähe der ammonitischen Hauptstadt sammelten.
7. Gegen □""i2;in N3::n ist nichts einzuwenden. Wider
Thenius.
8. -rcn nnr, Chr. nvn nnr l Sam. 9, 14. 18. Ob
rttiE in letzterer Verbindung möglich wäre , ist die Frage.
"iTilDn ist, da selbstverständlich nur von Einer Stadt die Rede
sein kann, nicht unverständlich, — 3"in"i neben "i ?n^a v. 6,
wie nr^io neben nr""/2~n^3. Vgl. den Gebrauch von oly.og
1 Macc. 2, 19. Jos. Ant. XV. 10, 1 , nach aramäischer Sitte
s. Hoffmann in der ballischen Encyklopädie Th. IX unter
Beih. Ob auch ""-"' t^m Hos. 8, 1. 9, 15 dahin zu zie-
hen ist?
16. Für "i~:r; bietet LXX ed. Rom. tov TtoTa/nov XaXa/iiay..
Hitzig greift darnach, um seine Meinung zu stützen, dass der
*) ■'O"""^^^" r;-"'a "i^'O—iri^" l Chr. 19, 7 kann nicht anders
als ein später Zusatz sein, erst entstanden aus Vergleichung des jetzi-
gen Textes der Bb. Sam.
12*
180
gemeinte Fluss weder hier noch 8, 3 der Eufrat sei, sondern
vielmehr der übrigens schon auf Denkmälern Ramses' II.
Arant genannte Orontes (Geschichte des Volkes Israel I. S.
146). Indes haben schon Ewald III. S. 211 und Bertheau
in der Hauptsache erkannt, dass XaXa/iiaK, aus XaXa(.ia und
dem Anfangsbuchstaben des folgenden v-ai entstanden, weiter
nichts ist als eine versprengte Correctur des LXXmässigen
^^da^ nach dem ni2Nbn des MT. v. 17. Und dass unter
"in:n hier wie immer der Eufrat zu verstehen sei, erhellt
daraus, dass jetzt die äussersten Hilfsmittel von Seiten der
Aramäer herangezogen werden , und auch aus dem ^Jenseit
(des Flusses)", denn ich möchte wissen, was ein palästinischer
Schriftsteller, der doch nicht vom Standpuncte Hadadezers
ausgieDg, mit „jenseit des Orontes" hätte sagen wollen. —
ün^ii'- am Schlüsse des Verses nöthigt nicht dazu, Db''n ap-
pellativisch zu verstehen und auf keinen Fall gibt das n lo-
cale und die verschiedene Schreibweise ein Recht, db^n hier
zu unterscheiden von ^'0^^b^ v. 18: dergleichen Inconsequen-
zen der Schrift befremden *im MT. der historischen Bücher
gar nicht (13, 10. 17 f. 11, 1). Vielmehr fasst man hier
übTi als „ihr Herr", so muss man auch v. 17 mit der Chro-
nik D^■'b^5 lesen. Aber das Erstere ist sprachhch bedenklich,
das Letztere hinsichtlich des Sinnes, welcher nothwendig einen
Ortsnamen fordert. Richtig Ewald, Bertheau.
18. 40000 Reiter sind hier ebenso unglaublich wie die
32000 Wagen der Chronik v. 6. Hatten denn die Syrer gar
kein Fussvolk? Das Richtige wird sein, mit dem Chronisten,
einem wahrHch jeder Verkleinerung unverdächtigen Zeugen,
zu lesen ^"'i^ statt □"'uiir , zumal da man gegen die Coordi-
nierung von 3D"i und Q^i23"i-: von 8, 4 her ein gegründetes
Mistrauen hat und sich auch hier vergebens nach dem Grunde
fragt, weshalb David nur die Wagenpferde tödtet, die Reit-
pferde aber laufen lässt, oder wenn man 32") in allgemeine-
rem Sinne verstehen will , warum er nur 700 Pferde tödtet,
dagegen aber 40000 Reiter.
XI.
1. D^'^nVo fasst das Qeri richtig auf als d"'::b'0 , vgl. zum
wN V. 24. 10, 17. 12, 1 u. LXX 1 Sam. 14, 47. Hitzig spricht
D"'3J<Vo , indem er als den Zweck der Aussendung der Boten
181
die Ankündigung des Neumondes ansieht. Er sagt zu Jer.
31, 6: „Man hieng für die Beobachtung der hohen Feste von
der sinnlichen Anschauung des Neumondes ab. War dieser
glaubwürdig gesehen worden , so steckte man Feuerzeichen
auf; und auf diese achten Jer. 31, 6 die Wächter, welche
natürlich auf Anhöhen oder Bergen u. s. w. postiert sind,
vgl. Silv. de Sacy Chr. Ar. I. S. 90 ff. 309 f. Kosh hash. 1,
5 f. 2, 2 ff. In loeiier entfernle Gegenden sandte man Boten
2 Sam. 11, 1." Letztere Behauptung ist allerdings nicht
grade aus der Luft gegriffen *), obwohl es mehr Sinn hat zu
glauben , dass man in die den Beobachtungsstationen nächst-
liegenden Orte Boten schickte: zur schnellen Ueberwindung
grosser Entfernungen dienten offenbar die weithin sichtbaren
und leicht fortzupflanzenden Feuerzeichen auf den Bergen.
Aber zur Datierung eignet sich das Ausgehen der Boten nicht:
man hätte dazu natürlich das Fest gebraucht, nicht eine da-
von abhängige, ganz untergeordnete Einrichtung.
3. yu:cj'~m ist 1 Chr. 3, 5 "'iCJ'''r~^ geschrieben und
fehlerhaft y^'iii"")?^ vokalisiert , da doch "2u: nur mit ^""u?.
zusammengebracht werden kann (Ewald), vgl. N3UD und >i;i23.
Thenius zieht die Lesart der Chronik vor, aber es heisst die
Sache auf den Kopf stellen , wenn man nach jener einzigen
Stelle der Chronik, wo LXX ausserdem >'3UD~^2 lesen, alle
übrigen ändert : etymologische Gründe berechtigen nicht
dazu, selbst zugegeben, dass 'JZ'ÖT^ Tochter des Eides und
>'Ta3~"r2 Tochter des Glückes bedeute. — D"^*J< wird gegen
"Ehaß durch b>i''"C" 1 Chr. 3, 5 beglaubigt , vgl. Ewald
§. 273 d.
4. Der Athnach war bei !^'03^ zu setzen (Thenius).
6. "i^wSb hinter 25^^^ fehlt auch 19, 15, vgl. Num. 23, 7,
und mit Recht verbietet Böttcher es einzusetzen , siehe na-
mentlich V. 22. Höchst wahrscheinlich ist es viel seltener
ausgelassen, als später eingeschaltet.
11. "TTi, LXX ^^r; (= -f-j^). Aber so absolut könnte, wie
es scheint, ^^^^ höchstens stehen — wenigstens ist das im
*) Vgl. Maltzan, der Ramadhan in Arabien, Magazin für die Lite-
ratur des Auslandes 1871. S. 39. Aus dessen sehr lehrreicher Schilde-
rung ergiebt sich aber, dass die Entsendung von Neumonds- und Fest-
boten wenigstens in Arabien keine stehende Einrichtung, sondern eine
durch ungewöhnliche Umstände veranlasste ausserordentliche Mass-
regel ist.
182
Arabischen der Fall — , wenn als Zustandssatz mit 1 folgte,
was hier an der Spitze von v. 11 voraufgeschickt ist. Lies
also entweder mn*' ^n (15, 21) oder streiche ^UDI^ Tii als
erklärende Duplette.
12. nnn'O'O'i bedeutet nicht „und einen Theil des folgen-
den Tages" , sondern nur „und am folgenden Tage" (Lev. 7,
16. 19, 6). Also auch nach der massoretbischen Abtheilung
entsendet David den Uria nicht am andern Tage, sondern am
andern Tage bleibt üria noch in Jerusalem und das Wort
']nbi23j^ "in'O wird nicht ausgeführt. Damit fällt der Grund
weg, weshalb Thenius die Trennung des trin'O^Oi von "ib >i"ip''i
V. 13 aufrecht erhalten will. Die Punktatoren wagten viel-
leicht deshalb nicht das nnn'Q'Oi zum Folgenden zu ziehen,
weil gewöhnlich statt dessen gesagt wird Snnnti'o "'H'^i. Aber
ohne Zeitbestimmung steht 'h Nnp"T v. 13 in der Luft.
15. -an, LXX ^^3^. Dieser Lesart ist der Plural ünn'^ZJ
in unserem Verse und "J^"'! im folgenden, sowie auch die ei-
gene Bedeutung von ^i^;3^ nicht günstig.
22. Nach den letzten Worten lesen LXX noch ''"12-— b^D ni<
'r\^/2'n-:!''2ri wie v. 19 und berichten dann, dass eintraf, was Joab
V. 20. 21 erwartete. Und zwar werden die daselbst dem Da-
vid in den Mund gelegten Worte einfach wiederholt, nur für
■"!'' V. 20 wird abgewechselt mit ^^ri {Ttlrjyrjoeod^s statt ro-
^evoovoi), die hypothetische Einführung derselben v. 20 muss
natürlich hier der einfachen Erklärung weichen: """b irr»'!
1.sbia--b>i n'0>?^- 2>ir-b:?. Thenius hat mit triftigen Grün-
den nachgewiesen, dass der Text der LXX im Rechte ist;
desto sonderbarer ist die Art und Weise , wie er die Lücke
im MT. halb aus Zufall, halb aus Absicht erklärt. Zufälli-
ger Irrthum ist es nemlich, dass der Abschreiber seine Sache
V. 19. 20. 21 ganz recht gemacht hat; um diesen zufälligen
Irrthum, d. h. also in diesem Falle das Richtige zu verbergen,
lässt der Schreiber v. 22 (LXX) absichtlich aus *). — In
Wahrheit beruht die Lücke in MT. auf Kürzung: man glaubte
mit n^^T» inb^ TODu^—bD n.^ -nib "tj"'- sei genug gesagt.
23. Dn-'by Tvr\T^ scheint richtig. Vgl. z. B. den Gebrauch
*) „Dass die Sache sich wie angegeben verhalte, ist uns allerdings
in Folge der Bemerkungen Böttchers gegen unsere frühere Ansicht klar
geworden; wir haben uns aber auch hier die Selbständigkeit gewahrt."
183
von rpn Exod. 23, 2. 1 Sam. 12, 14: der Schwerpunkt ruht
auf der Präposition, deren Begriff durch n*»" nur verbal ge-
macht werden soll. Aehnlich TteqLOvoLog = was tveql ist.
25. Zu n2-r-rwX vgl. 1 Sam. 20, 13. V. 27 würde nur
in dem Falle gegen die Richtigkeit der Lesart sprechen, wenn
die Stellung von ^■z'^vn dort ebenso wäre. — Was "npTn be-
trifft, so ist die Behauptung, pTn alleine heisse sonst nirgends
Muih einflössen, aus der Luft gegriffen Deut. 1, 38. Jes. 41,
7. Dan. 10, 18 f. 2 Chr. 85, 2. Dahingegen ist der
Sprachgebrauch "i"»" p7n „eine Stadt überwältigen", den The-
nius für "pJ^ annehmen muss, ganz und gar nicht belegbar,
auch nicht durch 1 Reg. 16, 22. Jer. 20, 7 *) und ausserdem
wird durch Ezech. 26, 4. 12 nicht dargethan, dass "^3? C"in
bedeute „Bresche in die Mauern legen." Der Versuch aber,
^.T-^-^^ als im Munde des Boten unpassend zu erweisen , ist
Thenius nicht gelungen: der Bote handelt in Davids Namen
und der ganze Auftrag , den David ihm mitgab , war ein
pTn Joabs.
XII.
1. Nach "jt"- LXX o 7rQoq)i]Tr]g. — „Responde mihi Judi-
cium" der Vulgata ist nicht aus hebräischem Original geflos-
sen , da der Hebräer n::^ nicht vom Richter , nur von der
Partei und vom Zeugen gebraucht, sondern lateinischen Ur-
sprungs (vgl. jus respondere). Es fehlt übrigens im cod.
Amiatinus und gehört somit schwerlich dem Hieronymus an.
4. '^""5" wie „Besuch" und ^jj-
6. D"n^'2"iN , LXX eTtxaTcXaoiova. Thenius bemerkt tref-
fend , dass David im Affekte gewiss nicht an Exod. 21, 37
*) Der Akkus, nach pT" an diesen beiden Stellen entspricht dem
arab. Akkus, bei intransitiven Verben nach Aenderung des intransitiven
Vokals (»;*^ statt a^i/) j*5^, x^Jac statt 9. An j^-^ß). In diesen Fäl-
len ist aber der Akkus, eine Person, wie im dritten Stamm, der die
Grundbedeutung des Verbs ähnlich modificieren kann. Ganz etwas an-
deres ist eine Transitivierung von pin mit sachlichem Objeet, in wel-
chem Falle das Qal an Stelle des Hifil oder Fiel tritt; diese bedeutet
nur ,jStärken", nicht „vergewaltigen."
184
gedacht habe. Es hat erst ein späterer Jude für ihn gethan.
Also D-nr2i23.
8. Der Schlusssatz ''"IJ" u^'^ d^^• verurtheilt aufs ent-
schiedenste die übrigens auch in sich abscheuliche Aenderung
bfi^^T"' n:a"~JiN:. Wenn sich Thenius und Geiger (a. a. 0.
S. 378) für dieselbe auf den Syrer berufen, so hat dieser auch
schon das erste n^3 des Verses als )n:2 verstanden.
13. Pisqa in der Mitte des Verses entstammt hier deut-
lich dem Gefühl, dass Nathan unmöglich einer solchen Buss-
predigt in Einem Athem die Absolution folgen lassen kann,
sobald nur David das Wort ^in>i"Jn ausgesprochen hat. Vgl.
1 Sam. 15, 24 ff. Thenius mag darin Recht haben, dass es
mit Davids lebendiger Natur stimme, wenn er, auf seine Schuld
angefasst, alsbald sie eingestehe: aber offenbar vollzieht sich
der Wechsel der Stimmung des Propheten nicht im Handum-
drehen. Es ist indes nicht anzunehmen, dass in der Mitte
des V. 13 einige Worte ausgefallen sind (Ew. III. S. 227?),
denn das DJ v. 13b schliesst sich unmittelbar an Davids Wort
V. 13a an. Also läge bloss unperspectivische Zeichnung des
Erzählers vor? Vielmehr ist v. 10—12 später eingeschoben.
Denn weder nimmt tn-on uNb v. 13 auf die Strafandrohungen
v. 10—12 irgend welche Rücksicht, noch lässt v. 14 die An-
nahme offen, dass ausser der Strafe, welche dort ausdrück-
lich als einzige bezeichnet wird, auch alle die anderen v. 10
— 12 aufgezählten über David kommen sollten. Diese An-
nahme aber wäre deshalb nothwendig, weil die Drohungen
V. 10—12 sich in Wirklichkeit alle buchstäblich erfüllten.
Schliesslich ist auch rii<5-jn-i n^23?n nicht eine Vergebung der
Schuld ohne Annulierung der Strafe , sondern es wird deut-
lich durch tn'an ^<b und durch die Exception v. 14 als Auf-
hebung der Strafe bestimmt. Mit v. 10—12 fällt aber der
Anstoss weg, von dem meine Kritik ausgieng: denn dieser
entsteht erst durch die Aufeinanderfolge von v. 10—12 und
V. 13, während v. 13 nach v. 9 sich ganz gut erklärt.
14. Geiger a. a. 0. S. 2G7 hält ^a\N für eingeschoben. Die
Möglichkeit muss nach 1 Sam. 25, 22 zugestanden werden.
15. „Et desperatus est" des Hieronymus beruht wohl auf
Verwechslung von 'i':N^" mit "üi^iD (gegen Thenius).
17. Thenius findet 'rby '"Q-ip-^'i auffällig, es erklärt sich
aber einfach genug daraus, dass David am Boden lag: sie
traten hin zu ihm.
185
20. Nach bs^uir ist hziih ürh (LXX) völlig überflüssig
wegen der folgenden Worte.
21. Die einzige Verbindung der Worte "b"'n ""3VD, welche
einen Sinn gibt , ist die von Thenius gewählte , mit n^i^'r^,
so dass "n davon getrennt einen selbständigen Vordersatz bil-
det, zu dem ^"2:: der Nachsatz ist. Aber die Accentuation
hat darin Recht , dass man von vornherein zu riti^ü;:? -^,123^^
keinen beschränkenden Zusatz erwartet; und es ist unbequem,
dass das blosse '" im ersten Satze allein das ausdrücken soll,
zu dessen Bezeichnung im zweiten, wo man naturgemäss im
Hinblick auf das Vorangegangene hätte kurz sein können,
"b"'n tra t^n:: erforderlich erachtet wird. Ich halte es für
wahrscheinlicher, dass das mittlere 2 in n'Z"2 zu tilgen und
^vjn zu lesen sei """2, analog dem v. 21, denn das Bedürf-
nis der Abwechslung kennt in dergleichen Fällen die hebräi-
sche Erzählung nicht. Der Text der LXX in ER. u. AI. ist,
glaube ich, nach dem MT. corrigiert. — Am Schluss war nach
ÖHT •ZNP" für LXX und Thenius rirtr, unvermeidlich , vgl.
Einl. S. 25.
24. Vor ""SiTi ist wohl mit LXX Thenius "i"!ii" einzusetzen.
Nicht zwar als ob nicht auch ersteres alleine vorkäme ; indes
nach der Ausführlichkeit von ri/2" SD^"»' ""»bi^ ^^3"'■l ist das
hier nicht wahrscheinlich.
25. Für nro:^- lies mit Thenius -nbi3^i nach 18, 2, wenn
nicht vielleicht an beiden Stellen D^bxn in der in den Dia-
lekten üblichen Bedeutung anzuerkennen ist, da 3 nri23 doch
lob 8, 4. 'F. 81, 13 eigentlich eine Bedeutung hat, der mit
„anvertrauen" nichts gemein ist. Mit "^3 n"-U}"'i kommt man
nicht weiter , denn es heisst natürlich nicht „er schickte zu
dem Proph. Nathan."
26. Dass V. 26 nicht anzusehen ist als eine „etwas vorei-
lende sogleich beschränkte Bemerkung, die insofern Wahrheit
enthält, als Joab der eigentliche Eroberer der Stadt gewesen
ist", folgt aus der wörtlichen Wiederholung des v. 26 Berich-
teten in der Botschaft Joabs an David v. 27. Es ist darum
zwar nicht v. 27 ü"Cri in n2"'-"2- (Syr.) , wohl aber v. 26
r.l'z'zr, in D^'O": zu verwandeln. Die Aenderung ist, wenn
man von der Schreibung n^ib'Qn ausgeht, nicht so bedeutend
186
als sie aussieht, h und ■» sind sehr häufig verwechselt und
HD lässt sich wohl mit n vergleichen.
30. D^b'a. Die Aussprache ÜSb^ der LXX erlaubt die
Worte „er nahm die Krone von seinem Haupte" ganz eigent-
lich zu "verstehen ; sie empfiehlt sich auch dadurch, dass das
Sufiix am, da vorher nur von der Stadt Rabba die Rede ge-
wesen, keine nahe liegende Beziehung haben würde und dass
das anderweitige Schicksal des Königs der Ammonäer im
Unterschiede zu dem des Volkes im Folgenden nicht beson-
ders hervorgehoben wird. Vgl. damit Geiger a. a. 0. S. 306.
31. Statt Di-i lies mit 1 Chr. 20, 3 trc^i (Thenius),
vgl. 1 Sam. 2, 20. — Das Ketib pVo hängt zwischen übVo
und p'-^ und ist wohl weiter nichts als Spielerei. Man kann
vielleicht (obwohl nicht in unserem Zusammenhange, wo Da-
vid Subject ist) sagen D^b^ob -i^a:7n, aber nicht ""/aa. Gegen
Geiger a. a. 0. S. 306.
XIII.
2. mbnnn hat v. 5. 6 eine andere Bedeutung als die
hier erforderliche. Ewald III. S. 232 vermuthet nach v. 4
eine Bildung von bi, aber das n in der Vorsatzsylbe des
Hitpael und andere grammatische Bedenken sind dieser Ver-
muthung ungünstig, die ausserdem eigenthch den Sinn nicht
bessern würde; denn die etwa durch Conjectur zu eliminie-
rende Schwierigkeit liegt nicht in nbn, sondern in inn,
bliebe also bei Ewalds Vorschlage. Es wird nichts übrig blei-
ben, als dass man „krank scheinen" in v. 2 versteht = krank
aussehen, in v. 5. 6 „sich krank stellen." — Der Athnach
stünde besser bei ■inn>i, s. Thenius.
7. rp-i:i7\, LXX ß^toi^ta ohne Artikel. Vgl. 1^:^2.71 im
folgenden Verse.
y. Zu nnir-O s. Geiger a. a. 0. S. 382, Einl. S. 31.
14. nn.^. Nach "*^.>; v. 11 sprich J^rjfi^.; der Akkusativ ist
späterer Sprachgebrauch.
16 Der griech. Text der ER. ist nach MT. corrigiert, in-
des hat sich ein Bruchstück der echten ^ LXX m v. 15 ge-
sprengt: ort ^ieyalri ^ x«x/« ^ ioxarri rj iq 7tqüir7]. Der An-
fing dazu, im cod. Reg. (bei Montfaucon Hexapl.) falschlich
'L4lhng zugeschrieben, lautete ^nq adeXcpe. Vgl. die Itala:
„Noli frater expellere me quoniam major erit haec malitia
187
novissima quam prior quam fecisti mecum, ut dimittas me."
— Es ist die Frage , ob man im MT. mit der Besserung
"■J3- rN7- r^ym -'-r-.-; ^3 ^nM bs ib ■"."cxm auskommt.
T T T T ; . . r _
Nemlich r'^nN'52 beglaubigt wegen mangelnden Artikels indi-
rect die Lesart der LXX rnn^n. Demnach hätte man also
V •.• _ r
auch nrcN-in-a nnnj^n statt ri-^^^';o PwSTn zu lesen. Die
Umstellung von r"in>5n, nachdem ">5'2 daraus geworden, ist
ebenso leicht zu erklären , wie die von "l^'in und nb"" J ,
nachdem aus Tis^ geworden war im">5. Durch jene Um-
stellung wurde auch ^^5T^ statt nrir^nn nothwendig.
18. Q^b v"0 (LXX =b::^) ist üVi"-o und erweist v. 18a als
Glosse. Der ursprünp^liche Verfasser hätte nicht nöthig ge-
habt, seine Leser mit Sitten bekannt zu machen, die zu sei-
ner Zeit unmöglich veraltet sein konnten (vgl. D^:£b 1 Sam.
9, 9). Zudem ist die Glosse an falschem Orte eingedrungen :
der Natur der Sache nach sollte die zweite Hälfte des v. 18
der ersten voraufgehen.
20. ]":''12N, kein Compositum, ist allerdings im Verhältnis
zu ]':'cn anders zu beurtheilen als n:=^< : •rsN, Qibx'SwN^ :
ü'b'ö'Z^ u. s. w. Ich möchte aber doch eher hier einen Fehler
entdecken (LXX ^fivcov) als ein Analogen der arabischen
Deminutivbildung (Böttcher), welche mit Trieben jener Spra-
che zusammenhängt, die dem Hebräischen fremd sind *).
2L ~i<''a "b "in^T finden Thenius und Ewald als Schluss
mit Recht unbefriedigend ; der Zorn muss sich entweder ent-
laden, oder es müssen Gründe angegeben werden, weshalb er
verraucht. Diese Forderung wird befriedigt durch den Text
der LXX "^^-i^ ^D -D3 ]::'o^i n"ri~ln5< z:zy :<bi li^'Q 'h nn-'T
N-n "iTrs ^3. Für ~:^'J elvjcrjoe verweist Thenius auf 1 Reg.
1, 6. Wie die Lücke in MT. entstand, lässt sich kaum er-
mitteln.
23. D^^o^ D^r^rorb U, 28. Gen. 41, 1. Jer. 28, 3. 11 ist
*) Es Hesse sich freilich denken, dass z. B. 2J<b!3 2 Sam. 3, 2
innere Deminutivbildung wäre. Ewald nimmt das Gleiche für (.^a-J^!:» .
- o
woraus sich *^c erst erkläre, und für ^^4>^* an, dessen Aussprache
.^4.:> ^ sofern sie in Ilomeritae vorliegt, jedenfalls nicht auf einem Le-
sefehler beruht.
188
eine höchst gewöhnliche Redeweise, vgl. Ü^'O'' "üSiri, "'' 'n'il,
"^ ^^^'?'?' welche die Anstrengung nicht verdient, durch
welche sich Thenius ihr Verständnis erschliesst: „gegen die
Zeit hin, wo die Umkreisung der Tage zwei Mal stattgefun-
den hatte." S. Gesenius Thes. S. 585b.
26. N5 '\b'> NbT. Genau analoge Beispiele der gleichen
Construction sind Jud. 6, 13. 2 Reg. 5, 17. 10, 15*); das
letztere beweist unwiderleglich die Richtigkeit der Punktation
und nöthigt zu übersetzen: Und wenn nicht, so gehe doch
mit uns Amnon.
27. Nach ib^on LXX "]b)2n nnus-oD ntroi^a üib^n^ irr%
Veranlassung des Ausfalls war das Schlusswort "ib'on (Thenius).
31. V. 31b lautet in LXX: ^v^P vby d^::::!3-i viny^b^i
Dn^-Jin. Richtig, denn ein Zustandssatz (MT.) ist ganz un-
passend. S. Thenius.
32. n^o^ü; nn-'n "^^ -^t—bv. Dass n'ü^t nicht Part. Pass.
von Ö^"»rn sein könne, hat Thenius ganz richtig gefühlt, denn
das dann nothwendig zu ergänzende Subject „die Absicht,
Amnon zu tödten" ergiebt sich allerdings nicht ohne weiteres
aus den vorhergehenden Worten. So kann es also , wenn
echt, nur ein Hapaxlegomenon sein. Von vornherein nun
sollte man für den ganzen Satz den Sinn vermuthen: „Ab-
saloms Mienen liessen nichts Gutes ahnen", folglich für n'0"'ü;
speciell die Bedeutung: „Unheilsverkündigung." Diese Be-
deutung hat wirklich die arabische Wurzel D^iu:, vgl. 0^123 **).
S. Ew. III. S. 234.
33. CN-^i Ew. §. 356 a. Das Qeri corrigiert auch 15,21
ebenso wie hier, aber dort mit mehr Grund.
*) Elisa weigert sich, von dem geheilten Naaman Geschenke an-
zunehmen. „Da sagte Naaman: "-|J-| ^^J■~'Jp•' Nbv" Jehu trifft den
Kekabäer Jonadab, fragt ihn: "-.jn UDTT, erhält die Antwort: UJ"* und
fährt dann fort: T^"7">— riN n^n UD"'"). — Vgl. Moros in Schillers Bürg-
schaft (nachdem Philostratos gesagt, es sei zu spät): Und ist es zu
spät u. s. w. , so u. s. w.
**) Die mit dem hebräischen n''0"'Ü; genau sich deckende Form
X4.A.W r= '».4>j;m!> hat im Arabischen eine andere Bedeutung, die wahr-
scheinlich von dem Grundbegriff der Wurzel ausgeht und mit „links"
nichts zu thun hat.
189
34. D•.b^^=^? mzi^-, s. zu V. 37. 38. Die Worte sind hier
zu streichen. — Der Satz y.al TcaQsyivexo 6 oxondg vmI aTtrjy-
yeiXe tuj ßaoüM vmI eircev ^IdvÖQCtg ecoga/.a i/, rrjg oöov Trjg
Qqcoviv £'/. f^uQovg Tov OQOvg ist ohne Frage echtes Bestand-
theil der LXX; ob aber auch der vorangehende mit dem MT.
sich deckende y.al i^ge xb TtaiöagLOv 6 o/.öitog zoig 6(fd^aX(.iovg
avTOv ymI elöe /.ai iSov kaog jtoXvg Trogevoiiievog ev t^ odcp
OTtLod^av avToü i/, TtXeiQag tov oqovg ev ttj y.aTaßccGSL, das
könnte aus meheren Gründen zweifelhaft erscheinen. Offen-
bar ist odog zrjg ^Qqcovlv = C':"in ""i" von Haus aus iden-
tisch mit dem daraus verderbten "O'i^nnJ«? 1"i"; es ist nun
nicht eben wahrscheinlich, dass LXX einmal richtig, einmal
falsch sollten gelesen haben und ottlo&sv avzov ist verdäch-
tig. Weiter rührt auch £z TtXevqag tov oqovg jedenfalls nicht
von der Hand dessen her, welcher hinterher ~^- mit £x (.le-
Qovg übersetzt in üebereinstimmung mit 1 Sam. 28, 26. Den-
noch darf man auf diese Gründe hin noch nicht den ganzen
Satz y.al r]Q£ /.tX. den LXX absprechen. Denn die in diesem
Falle unumgängliche Annahme, in LXX sei die erste, in MT.
die andere Hälfte des Verses zufällig ausgefallen — beide
zusammen sind nemlich für den Sinn nothwendig — , diese
Annahme wäre doch prekär; ausserdem zeigen iv tt^ oSoj
statt ""o^ und der Zusatz ev ttj y.axaßdosL am Schluss, dass
eine pure Eintragung der ganzen Stelle yal i]qe bis KaTaßdasL
aus dem MT. in LXX ?iicht stattgefunden hat. Jene Anstösse
{07tiG&ev avTOv und e/. TtXevqag tov OQOvg) müssen auf ande-
rem Wege ihre Erledigung finden. Dass statt orvioS-ev avTov
auch hier Trjg ^^qojvlv stand, geht aus ev ttj yazaßdoeL her-
vor, womit nur der "jin rrzi """.'a gemeint sein kann; und da
ev Trj y.aTaß. in dem folgenden Satze nicht wiederholt wird,
sondern an seine Stelle e/. Lieqovg tov ogovg tritt , so folgt,
dass nicht etwa für £x ftXevgäg zu lesen ist £x /ueQOvg, son-
dern dass e/. ttX. als eine nach dem MT. corrigierende Du-
plette zu ev y.aTaß. zu betrachten und also zu streichen ist.
Der auf diese Weise hergestellte Text der LXX ist in
Bausch und Bogen aufzunehmen. Man hat also nach D^2'5n
zu lesen: -.^N^i TjVob -fj^T r,z;in i^'o^i -nrcS n'':'-)-*) T^-\i;2
*) Die Form tD'';";rT , welche LXX auch zum Josua bieten, wird
im MT. nicht anerkannt. Derselbe hat beständig 'J"n~Tl''2, vielleicht
zum Unterschiede von der moab. Stadt, von der merkwürdiger Weise
auch ein ""i"^ genannt wird Jer. 48, 5. Aber 13"">inN entstand nur
aus Q"»;"*.
190
nnn -TS'o ü-Dhh tj'n'iü ''in^&^n d-'^jn. Der MT. entstand
durch Abirren des Schreibers von ^"1"^ auf 1";i.'n.^-
37. Vgl. zu V. 38. Zwischen 1^^/23? des Ketib und ""n^'o:?
der Verss. und des Qeri lässt sich nicht entscheiden.
38. Da "-i^n n"i3 DbiD3w\i nicht sowohl hier als auch v. 37
echt sein kann, so fragt es sich, an welcher von beiden Stel-
len es richtig stehe. Offenbar v. 38. Denn v. 37 b schliesst
sich, wie schon das zu bSJ^n*'" zu ergänzende Subject beweist,
unmittelbar an v. 36 an. Also hat ein Schreiber , der den
Satz V. 37b übersprungen hatte, nachträglich sein Versehen
bemerkt und das Ausgelassene nachgeholt, hinterher aber es
für überflüssig gehalten , den schon einmal verfrüht mitge-
theilten Satz an der richtigen Stelle im ganzen Umfange zu
wiederholen. Vgl. Böttcher bei Thenius. Da übrigens auch
für das Schicksal des Textes gilt, dass ein Unglück selten
allein kommt, so erklärt sich D"bi233J^ mn"*! v. 34. — Elg
yrjv Xa(,taaxccd hinter "i'ilDJ ist kaum richtig, denn auf Absa-
loms Mutter kann riD^ürt nicht gedeutet werden, des Artikels
wegen und weil V/2i< nicht dabei steht.
39. Für das Verständnis , eventuell für die Emendation
von V. 39, muss die enge Zusammengehörigkeit der durch die
Kapitelabtheilung übel getrennten Verse 13, o9. 14, 1 mass-
gebend sein. Da nun 14, 1 nur gesagt sein kann, Joab habe
wahrgenommen, dass der König sich nach seinem verbannten
Sohne sehne (s. Thenius), so muss 13, 39 etwas berichtet sein
über Davids Verhalten zu Absalom, was dieser Wahrnehmung
Joabs mindestens nicht widerspricht: nur eine mildere Stim-
mung des Königs gegen den Verbannten kann auch durch
V. 39 b "ün3 ■'D begründet werden. Fehl geht somit Hitzig's
Auffassung: David entschloss sich ('^ bDJni) zur Verfolgung.
Fehl geht aber auch aus anderem Grunde die entgegenge-
setzte Deutung: David hörte auf mit der Verfolgung; denn
von einem Anfange derselben war nirgends die Rede. Beiden
Forderungen, sowohl dass hier ein der Wahrnehmung 14, 1
günstiges Symptom berichtet wird , als auch das Aufhören
einer Sache, von deren Anfang wir wissen, genügt Ewald III.
S. 234: ""■" ii'on bDm „der Zorn Davids hörte auf, sich zu
äussern." Im Einzelnen aber ist daran auszusetzen, dass die
angenommene Bedeutung von tM^'^'^ unerweislich ist und dass
nicht "■" T\'Cin neben einander gestellt werden darf. Denn
die ungewöhnliche Stellung i^ßT] -i"" (1 Reg. 2, 17. 12, 2.
191
2 Reg. 8, 29. 9, 15) zeigt, dass in "i" eben das Femininum
steckt, welches als Subject zu ~^tn" brauchbar ist. Also hätte
man nicht """ rron zu verbinden , sondern """ in r^-n zu
verwandeln , wenn man nicht ein anderes Femininum finden
kann, welches dem "i graphisch näher steht.
XIV.
1. "" verstehe als *"^^< und übersetze „David sehnte sich
nach Absalom." Die Präposition hat den Ton; vgl. zu
11, 23.
2. D^2-i Ü'^^ nT folgt in LXX erst hinter TO. Aber
die Stellung der Worte im MT. ist möglich und dann auch
jedenfalls ursprünglich.
4. Statt T2Nr-, 10 lies mit LXX i^bn- wie 20, 22; des-
gleichen wiederhole am Schlüsse mit LXX ">'^"n hinter ^b'an»
(Thenius).
6. "D"'". Der Sinn und die Fortsetzung r'O^- erheischt
den Singular, '^^' lässt sich aber schwerlich als solcher auf-
fassen (1 Sam. 21, 14), sondern ist Plural, hervorgegangen
aus Misverständnis des Subjects: „der eine den andern."
Dieses Misverständnis ist nicht zu befürchten bei der Lesart
der LXX rn5<— DN -nwXn.
. T
7. r;-?''^"):::. Die Frau (vill nicht in Wirklichkeit den un-
vermeidlichen Erfolg als Absicht darstellen, sondern der Zu-
sammenhang reisst ihre Rede fort: erst als sie dies Wort ge-
sprochen hat , corrigiert sie sich. Es wäre unzart , zu än-
dern '■'■O'OJnT , und der Syrer giebt bei seiner Art zu über-
setzen nicht das mindeste Recht dazu.
8. Wiegen Stellung und Wortwahl ist v'/iaivovGa (ßccdi^e
'jirX.) den LXX abzusprechen. Gegen Thenius.
10. ■'^ vor "ai'On (LXX) wäre störend, denn der König
denkt an Einen bestimmten "ia~^*), den Goel v. 11. —
Sprich -nwNzin.
11. ■■'"bwS der LXX gegenüber T'Mb5< ist zu beurtheilen
*) lob 13, 3. 22. Man könnte die Aussprache "id't^ vermuthen,
aber dass selbige unrichtig, ergiebt die Construction mit bi*^ statt mit
blossem Akkusativ.
192
wie rr:^3 12, 9 gegenüber ^r:?::. Ygl. v. 22. Die dritte
Person bat in solcben Fällen im Allgemeinen den Verdacht
gegen sieb. — Zu n2"in vgl. Ewald §. 240 e; wesbalb nicbt
ri"2"ir; gelesen wurde, ist unklar.
13. )niJ<7D wird durch "'^i ''^''^py. epexetisch erklärt, denn
dergleichen Infinitive stellt man möglichst an den Schluss
13, 16. 19, 20. — Die Worte D^-ibN üv—bv verstehen sich
so, dass das Volk in Absalom seinen li^'i'T' verliert. Die bei
Thenius aufgeführten Erklärungen treffen die Pointe nicht. —
ÖDND -TH -iZi-n "ip'QTi n^-tii. Die Aussprache DiDN musste
dazu führen, ^2"^'0 als Aequivalent von 'B^ anzusehen (LXX):
^aus dem Munde des Königs ist dieses Wort gleichsam eine
Verscbuldigung." Aber nicht „dieses Wort" ist die Verschul-
digung *) , sondern indem der König dieses richtige Wort
spricht, fällt er seinem dawider handelnden Verfahren gegen
Absalom das Urtheil. Letzteres besagt der MT., dessen Sinn
jedenfalls richtig ist. Vielleicht ist ""'n nach "T~ ausgefallen.
14. n~D ist nicht Object zu n*"' — denn einen Verstosse-
nen verstösst man nicht, vielmehr einen noch nicht Verstos-
senen — , sondern Inf. Abs. Das spricht für die Lesart der
LXX n"3 "3*o'o rr^jb statt m" ''Tibo.b. Nun aber lässt sich
aus dem zunächst Vorhergehenden kein Object zu n~3 ergän-
zen, man muss zurückgehen bis auf v. 13 "'dr, "»nb^b. Stan-
den die W^orte ursprünglich hier, so erklärt sich, wie im MT.
■'Snbn^ zugesetzt werden konnte. Auch wird unten erhellen,
dass das Subject zu ni"' nicht Gott , sondern nur David
sein kann.
Der Rest von v. 14 b lautet nun nach LXX bloss Ni""
iSTlDnT "üdEj D"'n^N. Die Worte sind als Frage aufzufassen
mit negativem Sinne (daher ^b] im MT. , vgl. LXX 19, 22.
Einl. S. 26 f.), s^'ni ist ^rni;* also: „Und wenn Gott die
Seele genommen hat, gibt er sie wieder her?" ein Sinn, wel-
cher vortrefflich zu v. 14 a passt. Vgl. dagegen Thenius' Ue-
bersetzung des MT. : „Und rafft doch auch Gott nicht (sofort)
eine Seele weg und sinnet (vielmehr) auf Rathschläge, dass
er nicht von sich stosse einen Verstossenen (wenn er reuig
*) Dies einsehend fasst LXX den Satz als negative Frage auf:
„ist etwa aus dem Munde des Königs u. s. w.?" Aber dadurch wird
in Wahrheit die Schwierigkeit nicht beseitigt.
193
zurückkehrt) *). Wenn die Verbannung Absaloms von Seiten
Davids verglichen werden sollte mit dem Fortraffen der Seele
von Seiten Gottes — kein guter Vergleich — , so wäre es
sehr unzweckmässig, am Schlüsse an die Stelle dessen, womit
verglichen wird ("c:£: Nu;;) , das zu setzen , was verglichen
wird (""-)• Gott kann nicht das ursprüngliche Subject zu
JTT"' sein. Und ferner ist auch das Prädikat n^ZM^-'C nxzn
für den Allmächtigen unpassend. Beides hat Ew^ald gefühlt.
Er übersetzt 111. S. 236: „Aber die Seele eines solchen, der
keinen Verbannten von sich verbannt sein zu lassen im Sinne
habe (2*tr"~ statt n^n*), raffe Gott nicht dahin vor der Zeit!"
Man muss gestehen, dass diese Erklärung nicht bloss alle die
Schwierigkeiten fühlt , von denen Andere keine Ahnung ha-
ben , sondern dieselben auch mit grossem Geschick zu besei-
tigen sucht. Indem der Nachdruck auf von sich gelegt wird,
erklärt sich das Object n~: („irgend einen"); durch 3ü"in
wird Gotte die Subjectschaft zu n^cn und n": abgenommen.
Aber in „raffe Gott nicht dahin" wird jedermann eine war-
nende Drohung erkennen , nicht so leicht , wie Ewald will,
einen Glückwunsch (— lasse Gott lange leben).
17. -r.i^u:, LXXn^wV-, s.Einl.S. 32Anm. 2. Das Richtige ist
""üNr:; das Schlusswort einer längeren Rede pflegt mit er-
neuertem T2>5'"i eingeführt zu werden. — Als den Sinn von
""Ji" y'2^Q2b gibt Thenius an : er hat Geduld und Nachsicht.
Ob aber die alten Hebräer den Engel Gottes als engelsgedul-
dig sich dachten, ist einigermassen zweifelhaft. Da der Satz
"'y. "N-^'^r "Z , zu dem ja auch ""^" 'J'l'cb gehört, den vor-
angegangenen begründen soll, so wird es gut sein, beide im
Zusammenhange zu betrachten. Von hier aus kann zunächst
mit "nü'cb — rprr nicht gemeint sein „der Ausspruch des
Königs möge günstig ausfallen" , weil dazu >";"■ ^'ijr; im
Folgenden nicht passen würde , sondern nur „es habe sein
Bewenden bei dem Ausspruche des Königs." Dann aber ist
für den Causalsatz der Sinn erforderlich „der König hat ab-
solute Vollmacht**)", also für r2T- etwa die Bedeutung
„entscheiden, beschliessen." Mithin "i'^p^- •
18. "H" ist = im Geringsten, TiITN substantivisch = was.
Sonst stünde wohl "3"^".
*) Man sieht, wozu Klammern gut sind.
**) Vgl. 19, 28.
13
194
19. iliN, Ew. §. 53 c.
21. Ein Grund, die Lesart des Ketib zu ändern liest nicht
vor; n,cht einmal ^n=.-.. & nn.n-n. halte ich 11
thig denn was „dieses Wort" sei, war für Joab aus den Um
9« n TT ^\ ^'""'^ ""'' ^l^=--nN zusammen. '
■^0. Uie Unterscheidung eines heihVen ,i,i^ «;„„„ i •• ■ ,•
eben Sekels stellt das altf israelitisctTew ht em bXt
mschen gegenüber, ^b^n ist der Grosskönig Unser Vet"
Zts: "^^^^^■"-'^- Ursprung und gründet s h aS
i af r^/T ''■ '• "''°^^ "'■' ^'^°'' ^- J«-Ph- fin-
den als ob Absalom mit den Haaren im Baume hängen ge-
blieben wäre. An D^n.^^ wird nicht zu rütteln sein daran
^auptrÜ^leSrCnet '^^^" «"^^ ^^ ^«^-^ ^-
27. Ueber den Zusatz in LXX vgl. zu 8 7
der^ianS Vorberlitun^w''' «'^ ^'^bräi'sche Leser nicht
und auch öuopmöt^c rFi, A^ ' ~ kug werden können
angewandterTScenz Eh. "'"' "''^* ^"^ "^'='^'^'''««J'
33. V, „ach m- fehlt bei LXX; mit Recht, wegen des
folgenden iban ■>>zb. S. Einl. S. 24.
XV.
K /\/"'^J ^'', ^' ^ '"'''■ '"''■'^ "^^^ Tempus historicum ge-
braucht und wiederum v. 6. ""i-um ge
7. Statt D^:'3nt« lies yanx (Joseph. Syr.), vgl. zu 24
gelobt , es ist darum unnothig , jnana mit DbuJNi zu ver-
binden oder zu ändern.
8. Statt =^- lies mit Thenius aiDn.
12_ Dass hier nicht berichtet wird,' Absalom habe den
durch ,n .a klar. Wie aber in, Einzelnen der auch von
195
LXX ER. AI. *) gebotene Text zu verbessern sei , lässt sich
schwer ausmachen. Um wo möglich auch für "nzia , welches
nicht wohl Zeitbestimmung zu n^ii:"'" sein kann, eine Bezie-
hung zu schaffen, empfiehlt sich, statt "r"nN~rN zu schrei-
ben ^<"""~N und vor '";"'"''a einzuschieben ^^.z^^■!. Doch ist
N3" an dieser Stelle weder direct irgendwie bezeugt noch
indirect dadurch , dass sich die Möglichkeit der Auslassung
begreiflich machen lässt. Es fragt sich, ob D^n^'n—nx "nsTD
überhaupt eine Berücksichtigung verdient und nicht lieber mit
einigen codd. der LXX zu lesen ist N"? ^5"j~^'I "^5 nbuD"'".
Für diesen Text hätte man Bezeugung und der Ausfall von
N"ip'", welche übrigens in v^5 eine Spur zurückgelassen hätte,
würde sich in der Zeile unter D^Nnp v. 11 wohl erklären.
16. Q^^^J'^S ü^-cz — \ty t^i^ kehrt grade so 20, 3 wieder,
obwohl dort nur übersetzt werden kann „die zehn Kebs-
weiber. "
17 f. Die eigentliche Uebersetzung der LXX von v. 17 b
und V. 18 ist in der ER. eingekeilt zwischen die zwei zu ein-
ander gehörenden Hälften einer anderen griechischen Ueber-
setzung, welche sich genau an den MT. hält, und zwar sind
die Schlussworte der ersten Hälfte am Anfange der zweiten
wiederholt: ymI eovroav iv öl/.ci) toj jnaxgccv 18. xal Ttavzeg
Ol naideg acrov dva xeiQa clvtov Tcaqfiyav -/.al Ttag X£?.e^l
y.al nag 6 0£?.£&i xal nag 6 XsXed^l y.al nag 6
(DaXed^l y.al navzeg ol Fed^alot o\ e^ay.ooiOL avögeg ol lld^ovreg
To7g noolv avTWv ex Fid- y.al nogevöuevoL inl ngooconov
Tov ßaoiliiog. Die inmitten dieser beiden zueinandergehö-
renden Hälften eingesprengte wahre Uebersetzung der LXX
von V. 17b. 18 lautet wie folgt: xal eorr^oav Inl Tr]g eXalag
ev xfi £Qi]jH(ü 18. y.al nag 6 ?Mdg nagenogevsTO i/ofiavog av~
TOV yal navTig ol ntgl auzov yal nävceg o). äÖQol yal ndv-
xag o\ juayr^zal e^a/.oGLOi dvögag yal naQrjoav inl xelga av-
10V, Man sieht leicht, dass der Schluss von v. 18 hier ver-
loren gegangen ist , denn y.al nagr^oav Inl ydga avzov ist
nur eine verhältnismässig alte Duplette zu nagenogeiezo exo-
(.levog avzov.
Aus dieser Uebersetzung würde sich zunächst ergeben,
dass LXX V. 17 b las -i=-"^3 vp^rr-bv "'r' statt pnTOn n->a "yi.
*) Dass wenigstens ER. corrigiert ist, ergibt sich deutlich aus T(p
A. T(o Q. avjußov).ov J. Der künstliche Casuswechsel ist der LXX
nicht zuzutrauen.
13*
196
Mit welchem Rechte , ersieht sich daraus , dass v. 23 David
noch am Kidron ist, v. 30 erst an den Oelberg kommt — hier
in unserem Verse ist er kaum aus Jerusalem heraus. Höch-
stens Hesse sich dem LXXtexte ein b:? entnehmen , da das
blosse iH^Z gewöhnlich nur bedeutet ^im Hause."
Schwieriger ist der Text herzustellen, der v. 18 der LXX
vorlag. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass Ttavtsg ol Tteql
avTOv Kai TtdvTsg ol adqoi wenigstens mittelbar auf ^sn"iDn~"bZ)
■»^brn—bD" zurückführt, möglicherweise mittelst einer alten
jüdischen Deutung von Kreti und Pleti , die in den hebräi-
schen Text der LXX eingedrungen war. Eine wörtliche Wie-
dergabe irgend eines althebräischen Wortes ist v/enigstens ol
Ttegl avxov auf keinen Fall, Ez. 38, 6. 9. 39, 4 wird ^^Z^^
so übersetzt. IldvTeg ol fnaxrjTal wäre D^n^-^n^bD, ist aber
in Wahrheit Correctur, wie sich aus der Wortwahl /^axrjzal
für dvvazol ergibt.
Die LXX variiert also in v. 18 nur wenig von MT. Wäh-
rend sie V. 17 Viny-blD statt Di^n— bs liest, ist v. 18 das Um-
gekehrte der Fall. Unwichtig ist diese Variante keineswegs,
denn die "b'on "'-jd:', vornehme Leute und des Königs nächste
Umgebung , sind nicht einerlei mit dem Volke , sondern wer-
den z. B. 16, 6 von diesem und von den Gibborim wohl un-
terschieden. LXX ist im Recht: der König und seine Beglei-
ter (v~3") bleiben v. 17 stehen am letzten Hause von Jeru-
salem, um das Volk {ü'Jn-^b^) und die Leibwache passieren
zu lassen v. 18. Erst v. 23 setzt sich David mit seiner nä-
heren Umgebung wieder in Bewegung.
Der Schluss von v. 18 ist, wie bereits bemerkt, in der
Uebersetzung der LXX nicht erhalten. Das ist um so mehr
zu bedauern, als jener Schluss im MT. verderbt ist. Es muss
hier einst etwa Folgendes gestanden haben : „Und auch Ittai,
der Gittäer, welcher vor nicht langer Zeit (v. 20) von seiner
Vaterstadt nach Jerusalem übergesiedelt war , zog an dem
Könige vorüber." Erst dadurch wird v. 19 motiviert und
auch in v. 18 MT. sind noch Spuren des ursprünglichen Tex-
tes. Zunächst die D^n^f statt der zu erwartenden Dni5 ,
dann tn;"o "bj-s "S3 "iu35<, was von den Sechshundert und
David (auf den "b:in3 gehen müsste) gar nicht wahr ist, und
schUessUch die W^iederhohmg des Prädikats ü'>^ny , die sich
am besten durch das Eintreten eines ganz neuen andersarti-
gen Subjectes begründet. Die Verderbnis entstand durch Eiur
197
tragung von ^\N n\N^"^r D^nir.n-bz', vgl. in LXX xat
TtdvTeg o\ fj.axrjral £^ay,6aiOL avÖQeg und was ich oben dazu
bemerkt Labe *).
19. Lies mit LXX l'O-p^ar statt "*ob.
20. Vor -cn ist r^" r^ty^ n-rp- (LXX) in MT. ausge-
fallen ; ein Schreiber irrte von dem ersten yoy auf das
zweite ab.
21. DN "'^ wäre hier sehr auffallend, denn 3, 35 hat diese
Zusammensetzung nach einer Schwurformel genau den umge-
kehrten Sinn wie das einfache ^l; (3, 9. 1 Sam. 3, 17) und
den gleichen wie 2N.
22. Da der König v. 24 noch steht (seit v. 17) und Revue
passieren lässt, so ist fuez e/liov hinter "13"° und y.al 6 ßaoi-
levg hinter ^njn falsch. Erst v. 29 zieht der König selbst
weiter.
23. Die zweite Vershälfte muss , damit sie selbst und v.
24 ff. verständlich sei, lauten: bz" l"i~p "n:3 i'ö'v ^b^m
na-^n in^ vdd— b^ W^inv üvn. Es ist möglich, dass zwi-
schen dem Stat. constr. "ii" und dem Genitiv "iD'i'Or; noch
ein anderes Wort gestanden hat, von dem t^^^ ein Rest ist
(vgl. LXX) — doch kann TN auch auf andere Weise ent-
standen sein. — Was die erste Vershälfte belangt, so steckt
in □^~2>' □"n~"br- jedenfalls ein Fehler. Vielleicht ist ein-
fach C"r:— ^r:: zu streichen : wie leicht man es mit der Ein-
setzung solcher Worte nahm, habe ich öfter Gelegenheit ge-
habt zu beweisen, an dieser Stelle könnte es aber auch durch
Zufall eingedrungen sein. Also: b"i~J b'p D^2"2 7"iNn bD"
C-.Z"". Der LXXtext ist so entstellt, dass ich ihn nicht zur
Vergleichung heranzuziehen wage.
24. Es ist diesem und den folgenden Versen unschwer an-
zusehen, dass sie unter den Händen eines nachexilischen Be-
arbeiters gelitten haben, der die aus der Chronik begreiliicbe
Absicht hatte, den Ebjatliar aus diesem Zusammenhange gänz-
lich zu eliminieren. Die Absicht ist nicht ganz gelungen,
denn in ~ri^2N 7l"^' hat sich , freilich an falscher Stelle **),
*) Mir scheint, dass, wo die Gibborira als ein specielles Corps er-
scheinen, sie mit den Krethi u. Plethi identisch sind 1 Reg. 1, 8. lü. 38.
**) denn "iJl" Dr~"J? gehört zu ip^:^". „Sic setzten die Lade
198
eine Spur des alten Textes erhalten , ebenso wie v. 27 f. in
dem Plural der zweiten Person. Aber das ist gelungen, jede
Wiederherstellung des letzteren unmöglich zu machen. Denn
wenn «tto Bai&ag wirklich ^n^3N ist , so ist es klar , dass
dessen Erwähnung hinter d"'nbi<n selbst erst auf nachträgli-
cher Correctur beruht. Vgl. zu 8, 17. 20, 6.
27. Lies u:5<"in ^iilün statt des unverständlichen Si5<"'^n.
Der Ausdruck stammt von dem Bearbeiter.
28. Zwischen "lai'on 'n-nnv des Ketib und "^n nilan:?
des Qeri wird durch 17, 16 (vgl. zu "133? 17, 21) entschieden
und zwar zu Gunsten des ersteren.
29. D-ü iDUD^i, LXX besser a\23^i, die Lade nemlich. Um-
gekehrt erwartet man statt des ersten 3UD">i den Plural.
3L Die Voranstellung des °^°i~ vor ~Jn erklärt sich dar-
aus, dass V. 31 ein nach hebräischer Sitte vorausgeschickter
plusquamperfektischer Umstandssatz ist, welcher eine Voraus-
setzung zum Verständnis von v. 32 ff. enthält. Gienge die
Erzählung einfach weiter, so wäre die Stellung ii'O "^"'1
unerlässlich. Für i^Jn lies "'H und dahinter "ib (vgl. das
folgende TO?<b); oder im Anfange """b^
32. mnnuD"' ist jedenfalls dem Sinne nach passiv, d. h.
subjectslos und vielleicht auch so auszusprechen. — Hinter
''iDni^n LXX kzalgog Javid, nach v. 37 richtig.
34. Die LXX hat einen Text vor sich gehabt, der aus
dem massorethischen corrumpiert war ^"inN '^b'om '^TiJ^i i"iay
^^3N -13:? , entsprechend dem MT. von ^t^y lo bis "j^aJ^ *).
Danach folgt eine Duplette , die wahrscheinlich den Schluss
der wahren LXX-Uebersetzung verstümmelt hat. Sie stimmt
mit dem MT. bis auf den einen Punct, dass sie für n^ni«^
voraussetzt nT\i< (vgl. das n in ^^^^5, dem entsprechenden
Worte der echten LXX). In der That ist n"'n5< unrichtig, es
darf weder zum vorausgehenden ^25< gezogen werden , noch
zum folgenden "3:?. Aber n^ni^ als eäaov f.is ^rjaai ist zu
hündisch. Vielleicht liegt irgend eine uns unbekannte Formel
der \^^' vor.
Gottes so lange nieder (= blieben mit ihr stehen), bis das Volk alle
passiert war."
*) Nur setzt ^"»rti^ statt -»i^^ voraus "»^Si^,
199
XVI.
2. '"5 vor Dnbn entstand aus mechanischer Fortsetzung
des vorhergehenden b (Maurer bei Thenius).
3. ri'Ob'ya s. zu 1 Sam. 15, 20.
10. Fühlbar folgt mit ^^^ die Apodosis, des Ketib "'S ist
daher in vollem Rechte.
12. -rj=:-:y=-'>^yj (LXX), vgl. ^bn 2 Reg. 1, 2 = ^-»bh.
Wenn Geiger "^-^^^ für das Ursprüngliche ausgiebt, so ge-
schieht das seiner Theorie zu lieb. S. Urschrift S. 32 i f. —
Des Ketib Tibbp ist dem Qeri vorzuziehen, das Künftig (^biN)
und Heute (~Tn ütd) muss in demselben Tertium, also bei-
demal in dem Schicksale des Königs mit einander verglichen
werden. — Das Wort t^'cyb befremdet hier aufs Aeusserste,
und es ist daher ein sehr willkommener Umstand, dass LXX
statt des ersten t^'cyb las """'"■b:?, statt des zweiten 'r>TQ.
14. Ich sehe keinen Grund, welcher ü^Z'^v appellativisch
zu verstehen zwänge. Möglich ist allerdings, dass der Orts-
name , welcher hier nothwendig gestanden haben muss , ur-
sprünglich etwas anders lautete als D^E"»:-' und die phonetische
oder graphische Aehnlichkeit mit diesem Appellativ später
zur directen Substituierung desselben führte.
23. bN"©" ist auch ohne M3">>i verständlich und daher das
Ketib vorzuziehen.
XVII.
1. Nach 5<2 rnra^ LXX 'b.
3. ''•-3-. 370:2. LXX: m:s: T|^< rT(23\s— b^ n'D::^ 3i^r
"n b!D- TOn'a nrs^ -n^ ut-'N. Dass der MT. nur Trümmer
dieser Lesart bietet, ist augenscheinlich. Ueber rnir^N trotz
^b^n siehe Credner zu Joel 1, 8. Hätte nbya hier gestan-
den, so konnte man nicht, wie im MT. geschehen ist, auf
UJ''N überspringen. Vgl. Thenius.
5. Nnp, lies mit LXX ^?<"]p (Thenius).
6. ■j''^^ D^< (vielleicht fiel nach "nai ein i vor DN aus)
„oder nicht" wird von der Accentuation mit Unrecht von
200
dem ersten Glied der Doppelfrage getrennt und zum Folgen-
den gezogen.
8. 'Qg (XQKog i^T£Kvcojii€vrj ev (xygM ytal wg vg TQa%eia iv
TO) Tcedup. Sowohl sv ccyQc^ als auch iv zo) TteöUo führt auf
HTirs. Schon dieser Umstand macht es nicht rathsam, beide
Vergleiche zusammen für ursprünglich zu halten. Ausserdem
kennt das A. T. die Sau als ein den Gärten gefährliches
Thier, würde sie aber nicht, wie etwa Homer, der verwaisten
Bärin an die Seite gestellt haben, da grade bei dem Schweine
dem Israeliten nur die Eigenschaft der Unreinheit iii den
Sinn kam.
9. Statt ßovvwv (d^^riD) lies ßo&vvwv (00). — Da nns
18, 17 Maskulinum, dagegen ti^'p'ü 17, 12 Femininum ist, so
scheinen in unserem Verse "HJ^ und innJ«^ die Plätze gewech-
selt zu haben. — Für bDD3 zu schreiben ibi:D5 (Thenius),
wird kaum nöthig sein, da auch sonst Niemand anders als
David Subject sein kann.
11. ^t^:iy^ ^D, LXX ^n::r yT n^ ^r. Nach ^D fiel hd
aus und YT vor ^^"'. Häufig , wo zwei gleichgeschriebene
Wörter neben einander standen, ist eins übersprungen; z. B.
1 Keg. 18, 4 "iii^^ D^i23"on statt u3^^ ü^iiD'on ü^'OD'Qn, Gen. 6, 14
Ü"2p statt Ü''3p Ü^5p (Lagarde Onomastica II. 95).
13. iN^iDn als ferre fecit müsste den doppelten Akkusa-
tiv regieren. Wenn nun auch b>^ vor "^^'J hier leicht aus
bj»i"i"l'^ entstehen konnte, so ist doch das ungewöhnliche Ver-
bum hier gar nicht motiviert; man erwartet einfach VO'^'irm.
16. ^ib'ob ist Object zu yb3'> (KavaTtifj) , vgl. zu 1 Sam.
22, 7.
20. Ü^'Qn ist im folgenden Verse der Jordan, wahrschein-
lich also auch hier. Dann würde zwischen 'n^'J und D^'On
entweder gar kein Wort erfordert (= sie zogen weiter zum
Wasser, vgl. 19, 31 li"i^n "[yon—n^ -is:?^- = er war mit
dem Könige zum Jordan gezogen) oder eins des Sinnes von
Tj-il 15, 23. Mit J-^^ erklärt man jedenfalls b:D^^ü nicht.
25. Statt ^bwxn-i:-' lies nach 1 Chr. 2, 17 ^bTü'ü:-^ (Thenius).
'>bTCi^-> •c^N gehört zusammen und hierauf bezieht sich der
folgende Relativsatz. Ob ^^"p"'. *it)^^ bloss versetzt oder über-
haupt erst später eingetragen ist, lasse ich dahingestellt. —
201
trni— ri:2 ist wohl aus 123-:— ja y. 27 entstanden *). Nahas,
der hebräischen Anschauung durchaus Maskuhnum , ist kein
Eigenname einer Frau; ^n: rv 1 Chr. 4, 12 heisst auf
deutsch nicht „die Stadt Nahas" , wie Bertheau übersetzt,
sondern „die Stadt des Nahas" (gegen Thenius). Dass aber
Isai auch Nahas geheissen habe, ist mit nichts zu erweisen.
28 f. Wenn man nicht umhin kann , da 3ri23''0 gar nicht
Name eines Geräthes ist , vor diesem Worte "''^21'^ rin;i;y
nach LXX herzustellen (vgl. wegen "»"nn'O Symmachus zu
Prov. 31, 22), so braucht man sich auch nicht zu scheuen,
auch noch zu Anfang 3"'N^2^ aus LXX mit herüberzunehmen
und dann v. 29 iiziTn zu lesen. Denn es ist immerhin schwie-
rig , "52^5" ".iDJn V. 29 als Regens zu den v. 28 registrierten
Betten und Töpfen aufzufassen. — Hinter t^'ZO lißrjrag wie-
derholt LXX dixa.
XVIII.
3. nn:?— ^D lies mit LXX nnwX —^2.
6. n";'i3n, LXX öqv/lwv, als ob n~"j;, hier bloss Gegen-
satz zu "1^^, und das folgende "i^^ sich widersprächen.
7. Du3 lässt LXX beidemal wahrscheinlich mit Recht
T
aus: es wurde leicht eingesetzt (Einl. S. 26), würde aber, wenn
echt, schwerlich v. 8 wiederholt sein. — Hinter J]b5< LXX
9. Aus der Verbindung mit ■'3£5 und aus v. 10 ergiebt
sich, dass 5<"ip''i unrichtig ist. Lies etwa ^^y.^^ — l^."']?
LXX einleuchtender "^rj^i.
12. ■'£5~'b" wäge ich nicht, sondern "'ED^b:^ wird mir zu-
gewogen. Sprich "^p^. Dass eine solche Construction bloss
im Arabischen möglich sei , sollte man nach d">~J3 V'^p, ,
CjS n^x: nicht denken, obwohl diese Beispiele allerdings
nicht genau dem '£3~b" ^"pii: analog sind.
12 f. LXX richtig: ^.p^ iü:£:3 r'zv-ü_ "i<n":n ^b ^-)^^.
An sich gäbe "tT'u;^ "J^ einen ganz guten Sinn, aber es passt
*) was zugleich ein Fingerzeig dafür wäre, dass '»rn^^lS v. 27
ursprünglich am Rande stand.
202
nicht wohl zu dem Folgenden. Denn am Schluss kann man
zu "-3:'a nur den König ergänzen — tu ipse contra me stares
würde ^S ö^pri oder ^3 nj^r, heissen — und schreibt auch
am besten wegen des folgenden i sogleich *Ti:i2)a == und du
selbst würdest dich vor ihm zu stellen haben. Dann aber ist
die erste Person ''Sn^ü;:' im Vordersatze zu einer Apodosis, wo
die zweite Person Subject ist, unbrauchbar.
14. d^-J3u3, LXX ßelri = d^nbiiD (Thenius). Mit Recht
ist bemerkt, dass 23, 21 I03UD dem Speere gradezu entgegen-
gesetzt werde. — Statt T^'^'i^7\ 3:53 will Böttcher "n 3^3,
es lässt sich darüber nichts sagen.
17. inp^i. Wer? Doch wohl die Waffenträger Joabs v.
15. Aber nach Dazwischenkunft des v. 16 hätten diese hier
als Subject explicite genannt werden müssen. Es scheint,
dass einst v. 16, oder besser inTO^i v. 15 und v. 16 auf v. 14
folgten, dann erst v. 15. 17; vgl. ähnliche Versetzungen 13,
37. 19, 11. Man müsste übrigens dann ^^""t^^< "O"'" v. 15
für ursprünglich identisch halten mit N"~^^^^ '\T\'^'^'\ v. 17.
Vgl. Xele&l y,al Oeh&l am Schluss der ersten und am An-
fang der zweiten Hälfte eines durch eingedrungenes Fremdes
auseinandergerissenen Ganzen LXX ER. 15, 18; ebenso das
doppelte "iri^3~"'5J< 19, 11. — Also: Joab nahm drei Speere
in seine Hand und stiess sie dem Absalom ins Herz, während
er noch lebte im Gezweig der Terebinthe, 15 und tödtete
ihn. 16 Und Joab stiess in die Posaune und das Volk stand
ab von der Verfolgung Israels, denn Joab gebot ihm Halt.
15. Es machten sich aber zehn Jünglinge, die Waffenträger
Joabs, heran 17 und nahmen den Absalom u. s. w." — Da-
durch würde zugleich das Unglaubliche beseitigt, dass Absa-
lom, schon halbtodt vom Hängen, durch drei Stiche ins Herz
nicht vollends getödtet wäre.
18. Lies Y^'on p"or3 -lUDi^ nn^^N n3::)3"-]ni<. Dass ri3Sü
determiniert sein müsse, geht aus ^^^ und aus dem Relativ-
satze hervor; die Form (Stat. constr.) weist auf Determina-
tion durch einen Genitiv hin, der wegen "Wii wahrscheinlich
ST^uifi^ war. Im Deutschen würden wir stellen: „Absalom
nahm die Säule der Asera im Königsthale *) und errichtete
*) Auf die Lage des Königsthals kann man aus dem Orte , wo
Absalom sein Denkmal errichtete, auch wenn man ihn wüsste, nicht
203
sie sich" — denn das Object gehört mehr zu Mpb als zu
322^1, zu der Stellung im Hebräischen vgl. 17, 19. Absolutes
npb giebt es auch Num. 16, 1 nicht, sintemal dort zu lesen
ist Dp" statt T^p^', — Der LXXtext ist in unserem Verse
gründlich verdorben.
21. Für -^"ü lies -^^"Sn wie v. 23. 31 f. Zu Spässen wie
„da warf sich 3Iokr nieder" ist hier gar keine Veranlassung.
Gegen Böttcher und Thenius.
22. äTN'J'O — n^b" kann nicht heissen „dir ist kein Lohn
bereit", andererseits gibt „dir wird kein ausreichender (LXX
slg cücpeXeiav) Lohn" nicht den erforderlichen Sinn, ^^^52b^
sollte Passivum sein, man hat aber wohl kaum an das Paul
von J*?^''^ zu denken, sondern vielmehr an das Part. Hofal von
n::->= n.N^:^ (Gen. 38, 25) = herausgegeben, ausbezahlt. In
LXX ist ooi und noQevo[.iivo} einfache oder doppelte Ueber-
setzung von ~^:?.
23. Am Anfang ist nach LXX n'05^"! einzusetzen. — Ti
yccQ iav öga/Luo geht wohl auf keinen anderen Text zurück
als y,al eorco ovl dga/nco v. 22 , vielleicht aber auf einen an-
dern Uebersetzer.
26. Sprich ^^pn (s. Thenius) und wiederhole nach LXX
^HN hinter dem zweiten il^^N.
28. N"ip"-i aus der Ferne? Lies S'^p^".
29. Die Uebersetzung „indem Joab döti Knecht des Kö-
nigs und deinen Knecht sandte" ist sprachlich unmöglich,
IS^^T* müsste als Genitiv hinter dem Stat. constr. stehen. Aber
auch sachlich ist sie höchst bedenklich. Nicht jeder Mohr
hiess Fbedmelech , dagegen nannten sich alle ünterthanen
dem Könige gegenüber "i^'Q^ iny , also konnte David gar
nicht wissen, wer anders als Ahimaas unter Ebed hammelech
gemeint sei. Und angenommen, er habe darunter den Mohren
verstehen können , so würde sich Ahimaas gehütet haben,
selbst einen Zeugen für seine Lüge zu liefern. Es ist viel-
schliessen. Dagegen könnte n"u3 p^CV Gen. 14 wohl das selbe bedeu-
ten, wie m"C?< p*C". — Gewöhnlich werden im A. T. die kanaan. Mas-
seboth nur durch Umdeutung zu geschichtl. Denkmalen , hier durch
derbere Mittel entgottet.
204
mehr sehr einfach ^b'on i^V eine der schuldigen Höflichkeit
Rechnung tragende Correctur für ^"2-^, vgl. 1 Sam. 23, 20.
Als sie in den Text eindrang — an verkehrter Stelle — ver-
schuldete sie auch das unterscheidende 1 vor ^"T3:^~h5<. Lies
also: Tiia:'— n5< 2J^'t' n'buj'b. — Nach h'o LXX üiz;.
XIX.
4. Vokalisiere "OS^b nach nu^b 1 Sam. 21, 10.
8. Mit ""^' b&^i'J:"'i beginnt ein ganz neuer Abschnitt;
die Worte sind zum Folgenden zu ziehen.
10. Richtig liest LXX hier .die Worte, welche in MT. zum
folgenden Verse verschlagen sind ib'on b^5 ^3 bi^nr^ bD n^-i.
(Thenius).
11. lieber den Schluss dieses Verses s. zu v. 10. Bemer-
kens werth ist das doppelte ■n"3~"b>i nach dem zu 18, 17 Ge-
sagten. Die Wiederholung za^ Xoyog it. ^l. r]. 7t. r. ßaaikect
ist schon wegen loyoQ vgl. mit qri(.ia v. 10 den LXX abzu-
sprechen.
16 ff. Hier ist die Versabtheilung wiederum sehr schlecht.
Die ersten Worte von v. 17 r'^^^^'O ro:? u3^^? qb^^^ sind ganz
enge mit v. 16 zu verbinden , dagegen von dem Folgenden
scharf abzugrenzen. Denn mit NH"^:::- v. 17 fängt eine Art
Parenthese an, die sich bis auf v. iSa erstreckt, wahrend v.
18b den Zusammen]] an ^ mit v, 16 wieder aufnimmt. Zu
deutsch: „Und es eilte Simei u. s. w. und tausend Benjami-
näer mit ihm. Siba aber und sein Gesinde waren zum Jor-
dan hinabgeeilt (' vor "inb:: entstand aus dem vorhergehen-
den 'r\^) vor dem Könige und über die Furt gegangen (ii3:?
der LXX ist nothwendig wegen des folgenden niün miüS'b),
um das Haus (die Frauen und Kinder) des Königs hinüber-
zuschaffen und überhaupt seinem Befehl zu Dienste zu ste-
hen. Und Simei fiel dem König zu Füssen u. s. w." Nur
von Siba gilt, dass er vor dem Könige den Jordan erreichte,
nicht von Simei, der mit den Judäern ziehend gleichzeitig mit
dem Könige dort ankam. Und nicht alle die Tausende von
Judäern und Benjaminäern waren dazu zu gebrauchen,
'r^-^vzi 3rjn mi2;:;b-i ib'^n ?^^^ änu^ n^:2:^b. Wenn aber Siba
diesen Dienst verrichtete, so erklärt es sich, warum er sein
sämmtliches Ingesind mitbrachte: was doch wenig am Platze
205
gewesen wäre, wenn er bloss wie die Anderen sich hätte prä-
sentieren wollen. Nun erst motiviert sich auch recht das
Verhalten des Königs v. 29 : es war der Dank für Siba's
Diensteifer.
24. Kai oi'x ed^egaTcevos und ovöe covi'xioaTO ist Duplette
und letzteres alleine echtes Gut der LXX. Denn rrc:y er-
scheint gleich darauf als e7toir]G£ an einer Stelle, wo ebenso
gut ed^eqaTzevoe gepasst hätte und der Itala lag vor: ovöe
(ovvylaaTO rovg Ttodag avTov (nee ungues dempsit de pedibus
suis). Wollte man dennoch sich an den Nägeln der Fuss-
zehen nicht genügen lassen und wegen wvvxloaTO jedenfalls
"J"ii22 in den Text bringen, so müsste man schreiben ni:;:? ^^b"l
vb^^'i "■'':■' ";"!£:: : denn einfaches Zusetzen von ■i'':"i£:Ji oder
von '^z:^: ^^'5^ ist nicht erlaubt , da '^".Z'^ gar nicht den Fin-
gernagel im Gegensatz zum Zehennagel bezeichnet; Deut. 21,
12. Uebrigens könnte man mit dem selben Rechte im Fol-
genden zum C£'^* den "jp" hinzufügen.
25. Thenius fordert □■*(2:*"'r'J2 , mit Grund.
26. Statt n^^^HwN LXX -^3n V7» ib ist erforderlich aus
sprachlichen Gründen, damit sich b-3"!'" v. 27 daran anschlies-
sen könne; damit ist aber auch n'czn gegeben, für welches
ausserdem auch sachliche Gründe auf der Hand liegen. Vgl.
Thenius.
31. ■j~~r2~~r>5 ist aus ■j"""'~"~^^< und "jiTa zusammenge-
flossen, vgl. Einl. S. 14 Anm. 2.
32. -ra^-czi. LXX liest v. 33 statt -nw>< vielmehr "ra"'T.
Diese originellere Lesart muss in dem massorethischen Ar-
chetyp am Rande bemerkt sein zu "pn; durch ihren zufälli-
gen Einfluss ist hier irqir in 'rD^iü verändert. S. Einl.
S. 27.
36. "j'i'nTN ist ein falsch ergänztes Object zu falsch
aufgefasstem ^23?^, Einl. S. 22 f. Barzillai kann nur sagen:
„nur ein wenig wollte ich dich begleiten"; nicht „beinahe
wäre ich mit dir über den Jordan gezogen", oder „nur ein
wenig will ich mit dir über den Jordan gehen", denn beides
widerstrebt dem Zusammenhang und letzteres ist gar nicht
Barzillai's Absicht, wie sich aus seinen weiteren Worten deut-
lich ergiebt. Vgl. v. 31 : „er zog mit dem Könige zum Jor-
dan, um dort von ihm Abschied zu nehmen."
206
40. I'i^i:^"'^. , LXX ü^")^^'. Der Sinn muss sein, ganz Juda
und ein Theil Israels habe dem Könige von Gilgal an bis
Jerusalem das Geleit gegeben 20, 2. Dieser Sinn wird durch
die Lesart der LXX („sie zogen mit dem K.") klar , durch
die des MT. sehr undeutlich, wenn überhaupt ausgedrückt.
Wahrscheinlich hat falsche Auffassung von "b'aT^nN als Ak-
kusativ erst die Aussprache des *na:?"i als Hifil veranlasst,
42, "ff öoixa. edcoyisv und rj agaiv yjqev ist Duplette.
43. --na , richtig LXX ni:33 , s. Thenius.
XX.
L Zu rbni^b vgl. Geiger Urschrift S. 290, der es übers
Herz bringt, '"'nb&^b für das Ursprüngliche zu halten.
3. tm^n Jni)2b^5 ist beabsichtigt. Dass Witwen lebender
Männer lebende Witwen heissen, ähnliche Erscheinungen kom-
men in allen Sprachen vor; es könnte übrigens "n auch in
der Bedeutung „frisch grün" hier angewandt sein. Jedenfalls
ist fi^^n eine nicht vorkommende Bildung , die ausserdem
das scheinbar Absurde des Ausdrucks gar nicht aufhübe.
4. Vor D'^'Q"' tydh'QD muss ^ ausgefallen sein , denn diese
Zeitbestimmung gehört zu '^y und enthält deutlich den v. 5
erwähnten "y^^» Ohne ^^"cr n^biiDi ist "f'oy ns nni<" gar
nicht zu verstehen.
6. ■n25"'25< ist, wie alles Folgende beweist (s. Thenius),
Correctur für 3NV, wie 1 Chr. 18, 12; vgl. ähnliches 15, 24.
Uebrigens hat schon Thenius angedeutet, dass LXX nach dem,
was ER. V. 7 bietet, zu schliessen in unserem Verse urspr.
^Icoaß gelesen haben muss. Wodurch die Beseitigung dessel-
ben in MT. veranlasst ist, brauche ich nicht auseinander zu
setzen. — 'Vj^V '^"»irn, LXX Gmaoei zovg ocpS-. rj(A,., eine mit
Recht von Ewald IIL S. 262 gebilligte Uebersetzung.
7. Nach v-n.s LXX ER. 7 ^ud^DwN , was natürlich im MT.
der Aenderung v. 6 zu lieb ausfallen musste.
8. Die zweite Hälfte des Verses enthält meheres Anstös-
sige. Lässt man vor der Hand die Vergleichung der LXX
aus dem Spiel, so würde man vom MT. aus zu folgenden Re-
sultaten gelangen. "i'-O, welches nur maddaw ausgesprochen
werden darf, ist eine Correctur des unerwarteten Tüab, denn
207
der Singular "b^jl kann sich nur auf letzteres Wort beziehen.
^nn "lijJn spricht unrichtig aus, denn nn^na — ri"'2::'0 kann
nicht auf den Schwertgürtel , sondern nur auf das Schwert
selbst gehen: also "i^Jn oder auch i^n. Die LXX ER. und
O T - T
AI. übersetzt den MT. Aber die Itala: „et Joab indutus erat
mandyam indutoriam suam super se et gladium rudentem in
vagina sua cinctus erat ad lumbos suos" setzt folgenden Text
voraus: b:? "i^jn nn:?n3 m-'C-^'o am vbv ^lab ti)2 ni<v'
T
""»rn^o*). Dieser Text vermeidet das doppelte i'ün und da-
durch zugleich die ganz ungewöhnliche Phrase ""'■i^ "i-^n oder
gar "lUra^ "iJn, er entgeht der mislichen Zusammenstellung
von rn^Ta ■■':!n)2"~b" und der überflüssigen Wiederholung
"P^y: TjTi'ö^by in Einem Satze, er stellt schliesslich die
Pointe auch an die Spitze. Sprachliche Gründe müssen hier
aber um so mehr den Ausschlag geben, als man nicht weiss,
was mit "ra n-'.::^ beschrieben ist. — Am Schluss lies nach
LXX: bim HNü-' 5<^m.
13. "AL\Nr. Das Gewöhnliche wäre "s ^r^'r, n^\\:D-, ist un-
hebräisch. — r;:in, LXX ecpd-aas. — Nach 'i?-'N bs LXX
14. Subject kann nur Seba sein: denn warum Joab nach
Abel bet Maaka (so ist mit Ewald nach v. 15 zu lesen) gieng,
ist an sich gar nicht klar. Ferner ist auch in """"inx , ebenso
wie in vbv v. 15 der „er" nicht Joab, sondern Seba. ■Na''T
l"'inj<<~q>< heisst „und verfolgten ihn auch." — Lies D''";nan,
s. Thenius.
15 f. bna ":)2>'lm möchte ich aus seinem jetzigen Zusam-
menhang entfernen und nach "'37n v. 16 stellen , dahinter
noch mit LXX "TCJ^fi" hinzufügend. — D^ri'nii:^ evoovoav.
Ob □-au:nT2 Prov. 24, 8. Jon. 1, 4? Zur Bedeutung der Tex-
teslesart "s. Ew. IIL S. 264.
18 f. Nach -'ONb liest die echte LXX **)': ■ibwN^"' b iNU;
bwsnr"' ^:r2wN ^^^iL*n tCwN r^nn "j-jai batja. Zu "i'a^uj =
^r^rd vgl. 1 Sam. 2* 20, Einl. S.'l5 Anm. bntJ = b\s Ez. 41, 1,
Ü^bbn = Q-b^n 1 Reg. 1, 40; in nnXwS = "'Diw^ ist u: = 3
*) indutoriam ist Correctur im gnechischen Original der Itala,
rudentem verschrieben statt bidentem,
**) IfHOTiovreg bis aTr)Qiyij.dTü)v 'laoar}}. ist handgreiflich Correctur
nach MT.
208
auffallend. Der Sinn ist klar. Wollte man sich beim Ue-
berhandnehmen neuer Sitte überzeugen , dass doch noch ir-
gendwo wahrhaft israelitisches Wesen herrsche , so brauchte
man sich nur an Abel und an Dan zu wenden. Vgl. Ew. III.
S. 264, doch ist die gute alte Sitte Dan's nicht grade als
friedfertige Moral und gelassene Frömmigkeit zu verstehen —
Wegelagern an den Heerstrassen , die sich hier kreuzten , ge-
hört auch mit zu seinen berechtigten Eigenthümlichkeiten *).
Dass Thenius in der Polemik gegen Ewald sich weder an
Dan noch an Abel wenden will, hat sich bitter gerächt;
Böttchern hat die gleiche Versäumnis folgende üebersetzung
des MT. eingetragen: „Und sie sprach als spräche sie: Re-
den redeu sollte man doch zuerst noch, als spräche sie : Fra-
gen anfragen sollte man in Abel; und so würde man gewiss
fertig." Hoffentlich — aber es sieht nicht so aus!
22. In LXX liegt eine Duplette vor: y,al elorjld-e Ttgbg
Ttdvra tÖv Xaov und xal eldlrjoe Ttqbg Ttaoccv zrjv TtoXtv, die
letztere Variante ist echt und der hebr. Text , auf den sie
zurückgeht {i'^yn b^ bi< n3"ini) dem MT. vorzuziehen. Vgl.
die Verwechslung von N3?n und TO>^?i"i 14, 4.
23. b5<-i"j;% wie es in LXX hinter "iJ^N v. 18 falsch ein-
drang, so hier auch im MT. hinter J<22Jn. — •'"i3n vgl. 2
Reg. 11, 4. 19.
24 ff. DTiit^ ist kein israelitischer Eigenname , also
D-;:-wN (LXX) 1 Reg. 4, 6. — is^ir^ s. zu 8, 17. — Dass
^-iM^n wxn^y mit ^"in^n 'y 23, 38 identisch sei, ist kaum wahr-
scheinlich; denn D;n zeigt, dass unser Ira in der selben Weise
Priester war wie Ebjathar und Sadok, während dagegen sein
Namensvetter ein Kriegsmann.
XXI.
1. Abzutheilen ist D^'ö" nh"»!!, denn ri^3 muss ein Suff.
• T .. '
3. m. s. und D^'Qi darf keinen Artikel haben: „auf Saul und
seinem Hause ruht eine Blutschuld." LXX ER. dSima ev
*) Gen. 49, 17 — vgl. 14, 14. Jer. 4, 15. 8, 16. Aus Gen. 49, 16
folgt keineswegs, dass Dan im Segen Jakobs noch am Meere wohnt wie
Jud. 5. Soll etw^a Sirason ein „Richter" gewesen und wo möglich bei
Lebzeiten so genannt sein? Kann der Vers den Sinn haben: Dan wird
80 gut einen Richter haben, wie die übrigen Stämme Israels?
209
-d^avarcp = Jni'a SnNt:fi, ein Aequivalent für Ü'^'2", s. Einl. S.
25 Anm. 1, ^^ijuatcov avTov ist zu streichen.
2. """H"'' hat hier so viel "Werth wie 1 Sam. 15, 4.
3. "^S-ia-, LXX evXoyrjGSTs. Vgl. 2 Reg. 9, 2: nj^ni,
LXX '/mI oifjsi.
4. ^b des Ketib ist richtig, s. 1 Sam. 30, 22. Ex. 14, 25.
15, 1 ff. Num. 20, 19. — Exod. 21—23 sind die späteren Zu-
sätze dadurch kenntlich dass sie „ihr" sagen statt des „du"
des alten Textes.
5. "Di'o^: würde man la'i.'aiira (in ER. dcpavlacofuv av-
Tov) aussprechen müssen. Da aber nach v. 6 eine gänzliche
Ausrottung des Hauses Saul gar nicht in der Absicht der
Gibeoniten lag, so wird mit Ew. III. S. 184 die Lesart der
LXX ^:"^;a:ri''3 für "-"C'ir: "'- {=r^i^X2b = 'Zi)2'::rö) her-
zustellen sein. l4q)aviocou£v avzov und <xvt6v hinter earavat
ist durch Correctur eingesetzt, wie sich auch aus der Wort-
wahl ergiebt.
6. Man kann den Bericht v. 9 kaum anders verstehen,
als dass die Söhne Sauls auf dem Berge bei Gibeon gehenkt
wurden; das ist auch an sich das Natürliche, während keine
Veranlassung vorlag, Gibea aufs Aeusserste zu reizen. Ist
aber r"aj in "j^'^^ zu verwandeln (5, 25) , so fällt damit
n-rp n-^rrzi b-i<'^ von selbst. "»^ "inn v. 9 verdarb in ">"> "ins
T : T :
(E. Castellus bei Thenius) und :;i nnn yjn:^ wurde als r"SJ
rrir^"» n"n3 ""Nir verstanden.
8 f. Für n^::p t^bnrra v. lO liest LXX ü^n^'ü; "p "nü.
So entsteht der Verdacht, dass die selben Worte am Schluss
von V. 9 fälschlich wiederholt seien, und dieser Verdacht wird
dadurch bestätigt, dass, wenn vor rhnf] v. 9 eine Präposition
ausgefallen ist , dieselbe wahrscheinlich ]'Q gewesen ist.
rbnr^l3 würde aber v. 9 gar nicht am Platze sein.
12. Das Ketib spricht □^"-P.
14. Hinter ":3 fehlt Q-^'Jp-rar^ r^'^ilVt^^'i (LXX), durch
Zufall, vgl. die selben Worte in der darüber stehenden Zeile
V. 13.
15 f. Nach V. 18. 19 wird es wahrscheinlich, dass auch
V. 15 von einem Kampfe bei Gob die Rede ist; zu beachten
ist in jenen beiden Versen der Artikel n'/2nb'2n, welcher so-
fort v. 20 ausbleibt , wo der Kriegsschauplatz sich ändert.
14
210
Nun würde Niemand die Worte ^513 '"iS'iZ:"'" v. 16, für sich al-
lein betrachtet, anders lesen als 33^ ^^^^." > und Jedermann
würde zugestehen , dass 3D und 3J leichte Varianten sind.
Da aber Erwähnung des Ortes, wo der Kampf stattfand, hier
völlig noth wendig ist, so ist die Lesung ^':q ^^p^p wirklich
die richtige; die Worte sind verstellt und standen ursprüng-
lich hinter i'0>" v. 15. Dadurch tritt ""»"^b^a ^i'iTN --- qn
zusammen : in "TT 7\:^'>' steckt der Name des Philisters und
vielleicht noch ein Verb, wie Üp^i, an das sich nt:^-'- an-
schlösse. Es schadet gar nichts, wenn wir den Riesen Jisbo-
benob und die Nachricht, David sei müde geworden, los wür-
den; und wie gesagt, die Scene des Kampfes kann am we-
nigsten hier am Anfang verschwiegen werden.
16. Für bprä 20 Hes wie LXX bp'Ji. — In nxm hat
man den Namen einer auffallenden Waffe zu suchen, den man
aber schwerlich je errathen wird. An ein Schwert zu den-
ken, ist nicht noth wendig, "i-^n wird auch von einem eng an-
schliessenden Panzer stehen können.
17. ib hinter -m fehlt in LXX.
18. Einmaliges 'ii-i der Chr. I. 20, 4 kann gegen dreimaliges
aj ev. 33 in 2 Sam. nicht aufkommen, zumal ein zweibuch-
stäbiges Wort v. 18. 19 auch durch LXX (Fed^ Fof^i) bezeugt
ist. nTJi = 'TiJ = n;. — Zu qo, 1 Chr. ^£D, vgl. meine Diss.
De gentibus Jud. S. 37 f. — ■i:'3D-'-i der Chr. am Schluss des
Verses braucht zwar kein Zusatz des Chronisten zu sein, man
hat aber auch keinen rechten Grund, es in 2 Sam. nachzu-
tragen.
19. Die Schreibung '^'^rJ^ statt 'n^3?"' Chr. wurde wohl durch
das folgende Q''-:!nt< veranlasst, dessen zufälliges Eindringen
aus der darunter stehenden Zeile leicht zu erkennen ist.
20. MJi. Hier ist nicht etwa ^^^ zu ändern. Denn die Ar-
tikellosigkeit von ri'-Qr[':>'^ gegenüber v. 18. 19 deutet darauf
hin , dass von einem neuen Kriegsschauplatze die Rede ist,
und legt den Nachdruck auf i^Ja. — Man thut besser, yi^o
aus 1 "T/2 (1 Chr. 20, 6) entstanden zu denken, als durch
grammatische Kunst beides als gleichwerthig zu erweisen.
22. n.^ Ew. §. 277 d.
211
XXII.
Da es mir widerstrebt, eine Auswahl zu liefern aus schon
Vorhandenem, so schliesse ich das Capitel von der Untersu-
chung aus.
XXIII.
Die letzten Worte Davids v. i — 7 sind am besten in MT.
erhalten , nur v. 4 könnte man geneigt sein , nach niNr- mit
LXX n*-"' einzusetzen und v. 5 wird zu lesen sein t^br: ^:izn
für ^5'■? ■'- y^^i', endlich ist am Schluss rs'iTn aus v. 8 einge-
drungen. Die Vergleichung der LXX, wenn anders wirklich
V. 1 — 7 der LXX angehört, hat fast nur pathologisches In-
teresse.
1 . Für tD^^r LXX beide Male )'n^ morog. — Wie richtig
die Punctatoren b'J spn von dem Folgenden abgesondert ha-
ben, geht aus der Vergleichung von Num. 24, 3 hervor. Die
von Thenius reproducierte Aulfassung der LXX ov dveorrjoe
xvQiog ETtl XQiGTOv dsov ^IwÄCüß ist nicht bloss aus sprachli-
chen und ästhetischen Gründen zu verwerfen, sondern schnei-
det auch die Möglichkeit einer richtigen Verbindung der
nächstfolgenden Worte ab (LXX: Tial evTTQSTteig ipal/iiol
3. -n:^, LXX n^:, cpvla^. — 'E^ hinter cpvXa^ in ER.
ist zu streichen. — Vd:ro , LXX Va:"0. — a-w^3, LXX
_ T I '
"■i^j»«, was auf die Lesart l]~5< ~ii3'2 führen würde, die mit
Na "^ gleich werthig ist. ^Ev dvd^QWTcqj ist christliche Cor-
rectur. — '"^^vo p"»"?::, LXX 'b'Z'cti ^^s. — ü^nbi^ ?iwS-i^,
LXX AI. mn*' rj^^i"'; cpoßov xqlotov ER. stammt von
christlicher Hand.
4. „Der ist wie Licht Gottes (LXX ER.) am Morgen,
wenn die Sonne aufgeht, am wolkenlosen Morgen, wenn vom
Strahle nach dem Regen das Grün spriesst aus der Erde." —
"i-wN:d-, LXX "^<3-. — n-3", LXX "lar. KvQLog in ER. als
Subject zu "i^'J würde von LXX schwerlich zwischen ov und
7iaQrj?^&£v gestellt sein. — Kai cog e^ vttov ist gar nicht ins
Hebräische übersetzbar, ich schliesse daraus, dass v.al tog eine
zu y.al Iv (fcoTL am Anfange des Verses bestimmte Correctur
nach MT. ist und also zu streichen.
14*
212
5. b^S, LXX iv Ttavvl xaiQcp. — LXX verbindet b:?''bi
(ohne °) V. 6 mit n^'a^i'', und wenn man isb"~^S beibehält, wird
man ihr darin folgen müssen. Der Sinn fordert aber "»iSEn
i^bn. Die Schwierigkeit, "'^ auf n** zurückzuführen, ist nicht
so gross als sie scheint , denn nichts ist häufiger als Ver-
wechslung von n und "', namentlich als Schlussbuchstaben,
■^ = D aber ist durch den üebergang "i möglich.
6. "np"* lr](pd^i^GovTaL, s. den Wechsel des Pass. u. Akt.
lob 6, 2.
7. y:i^ ov KomaG€L, s. Einl. S. 26 f. — nVo"», LXX
Nb^^. — Kccl iv TCVQi xavG£L y,al Kavd-ijaovrai cuoxvvrjv av-
TCüv ER. kann nicht der richtige Text sein; dass aber sig
aloxvvrjv avTcov der meisten Codd. Holm. Correctur sei , er-
giebt die einen andern Weg einschlagende Aenderung des AI. :
'Aal y,avd^rjO£TaL alaxvvrj avTcov. Man wird in ER. entweder
x«^ xavd-iJGovTai oder besser cuGxvviqv avTwv zu streichen ha-
ben. Vgl. zu V. 8.
8. Die Einsetzung von ''iIDi^n vor Ü"'ni;in (Thenius) ist
unberechtigt, zumal auch nach 1 Chr. 11, 11. Woher steht
es fest, dass unser Vf. unter den Gibborim die 600 Leibwäch-
ter verstand?*) Und soll man etwa "^N") auch v. 17 und
V. 22 vor "i"n wiederholen? — nnmnuD^ LXX n^n'i25% Chr.
Ü3?n^^ = b3'':3UD\ Die letztere Form fand noch LXX 1 Chr.
11, 11 vor, denn die Combination des IsGsßada der ER. mit
iGßaaf^i des AI. führt auf b>"3^^. Ueber die Schreibung '^'>
für ^'wN vgl. zu 1 Sam. 14, 49. Ist nuDn statt raxn richtig,
so fällt daraus Licht auf die Entstehung von alGxvvr]v ccvtcov
LXX V. 7 und nziTD MT. v. 8. — Statt ^^roDnn lies "m
mit LXX; s. über den Wechsel von ti und n zu 2, 9. ^n ]3
*) Das Gegentheil lässt sich leicht erweisen, nicht bloss aus der
Enigegensetzung der Drei und der Dreissig (s. zu v. 18) und aus der
Stellung, welche hier Benaja einnimmt v. 20 ff., sondern überhaupt aus
der Beschaffenheit des Verzeichnisses. Das selbe ist nemlich nichts
weniger als eigentlich statistischer Natur, was sich namentlich aus der
Zusammenstellung der Helden aus Davids Philisterkämpfen mit Asael
ergiebt. Danach hat man auch den historischen Werth der Stücke 21,
15 ff. 23, 8 ff. zu beurtheilen. Ich kann ihn nicht hoch anschlagen.
Es sind aus dem historischen Zusammenhang losgerissene Anekdoten,
zum Theil sagenhafter Natur, die wahrscheinlich erst ziemlich spät in
ihre jetzige äusserliche Verbindung gebracht wurden.
H
213
ist nicht darum unwahrscheinlich, weil "SH nach der Endung
zu schliessen kein Personenname ist, sondern deshalb unmög-
lich, w^eil überall in unserem Verzeichnisse jedenfalls der Ort
der Herkunft , gar nicht regelmässig aber der Vater des be-
treffenden Helden genannt wird. Auch v. 9. 20. 34. 1 Chr.
11, 35 drang (3 unrichtig ein. — Statt ^'dbzn ti<i lies
nzbzn "^u Denn Isboseth Eleazar Samma sind v. 17 die
T —
drei Helden, denen v. 18 ff. die Dreissig an die Seite gestellt
werden : unter ihnen ist Isboseth der vornehmste , nach ihm
V. 9 kommt Eleazar, zu dritt v. 11 Samma. — 'Z'^'jr^ "ri:?,
Chr. -n^^n -1-1" wie v. 18. Die LXX zu unserer Stelle stützt
die Lesart der Chronik nicht; denn i^rjysigs xo Soqu avxov
V. 18 beweist, dass eoTtaoazo xrjv gof-icpalav avzov v. 8 aus
der LXX zur Chroiiik stammt. Bei der Tendenz der letzte-
ren, die Archaismen zu vermeiden, wird man sich hüten müs-
sen , einfach ihren Text auch für 2 Sam. zu adoptieren. —
„lieber 800" ist richtiger als „über 300" (Chr.); nur die
grössere Zahl verschaffte dem Isboseth den ersten Platz; s.
V. 18. (Thenius).
9 f. LXX hat wegen i"i""]2 , wie sie hier und v. 24 las,
aus Eleazar den Elhanan gemacht und "nni^" — so muss
mit Streichung von ]3 gelesen werden nach v. 28. 1 Chr. 11,
12 — ausgelassen. — Statt "brs "n3 "~ 03? lies nach der
Chr. "bsi D^72" CS2 "- nv n-'n J<^n, s. Thenius. — Da
• ; • - - ; TT '
der letzte Satz unseres Verses in enger Beziehung zu dem
ersten des folgenden steht, so dass der Sinn ist: „und als die
Männer Israels sich zurückzogen , da blieb er stehen" , so
möchte wohl für 'hv'>' zu lesen sein ^b^J ''^ "''"!''.!' ^S^- ^ Sam.
2, 21. 4, 7 und Jes. 39, 1 mit 2 Reg. 20, 12. '
11 f. Vor ^-"n (vgh V. 33) ist der Artikel zu setzen; über
die Nothwendigkeit der Aussprache n'^nb siehe Thenius. Der
Schauplatz ist der von Jud. 15, 9 — 20 , wo die Entstehung
des ""nb und des Quelles , der aus dem einen y^ desselben
entsprang, sehr grotesk erzählt wird. Vgl. Gen. 16, 14, wo
Tip auszusprechen ist *). — W^'^iv , Chr. ür^VÖ ; ähnlich
V. 12 tV'\ Chr. vt-^\
*) In 1^2 ist vielleicht Brini^äv zu Buchen , welches Euscbius in
der Gegend von Gerar kannte. Lagardc, Onom. 299, 7G f.
2U
13 ff. „Drei" ganz unbestimmte und durch die Hinzufü-
gung des Genus erst dem Leser vorzustellende Helden sind
jedenfalls nicht die drei erwähnten : und wer sind die dreissig
Qbersten? V. 13 bis 17 a ist ein später eingeschobenes Stück,
dagegen gehört v. 17 b als Abschluss zu v. 8 — 12.
13. Liest man statt des unverständlichen "i"'Stp""b5< mit der
Chronik "i":^n~b5< , so kann man um so weniger im Folgenden
fi"i^'^ beibehalten, als auch die folgende Parenthese entschie-
den fiT^i'o voraussetzt, s. zu 1 Sam. 22, 2. — t^^n des MT.
für Erleichterung zu halten im Vergleich zu T^'2T\''f2 der LXX
u. Chr., ist ein sonderbarer Gedanke; letzteres vielmehr ist Er-
leichterung, veranlasst durch Hjh v. 13 und nsn'O v. 16.
15. "15<3, Qeri und Chr. Tö. So auch v. 16. 20.
17. Statt T^'\Ti'> fand die Chronik das gewöhnliche und
wahrscheinlich richtige mn^'O vor. — Zu der Ellipse des
Verbs in dem Fragesatze "iJi Ü~n vgl. Ew. §. 303 a. Dass
LXX wirklich nt^'ä^ gelesen habe, macht die Stellung ihres
nlof-iai nicht grade glaublich; der Chronist andererseits hat
den ursprünglichen Text so verarbeitet, dass sich nicht mehr
sagen lässt, in welcher Gestalt er ihn vorfand. Ich gestehe
übrigens, dass ich auch den MT. zu 2 Sam. für überarbeitet
halte. Ursprünglich ist nur: „er goss es aus für Jahwe und
sprach: Das Blut der Helden, die u. s. w." Als Blut gehört
das "Wasser dem Jahwe.
18 f. Für ntb^ ist die ersten drei Male zu lesen Üpbp,
Die Drei sind mit der Unterschrift v. 17 b abgethan , jetzt
kommt die Reihe an die Dreissig. „Abisai war der erste von
den Dreissig und hervorragend unter den Dreissig. Von den
Dreissigen war er berühmt, aber an die Drei reichte er
nicht." V. 19 muss im Allgemeinen ebenso lauten wie v. 23,
doch lässt sich ''::- als T5n nach 1 Chr. 11, 25 beibehalten.
20. p vor 'U"^i^ streiche nach LXX. Chr. — Mit Recht
hält es Thenius für unwahrscheinlich, dass man den Namen
Ariel — der wegen des folgenden Genitivs nicht für einen
gewöhnlichen Personennamen gelten kann — zwei gleichzeiti-
gen Männern Eines Volkes ertheilt habe und liest deshalb
nach LXX Tovg ovo vlovg !^q. "t< ^pn ^iu;"~lnkS *). Setzte man
*) üebrigens giebt die LXX kein Recht, -»n^^r/an zu schreiben,
wie Thenius thut.
215
]2 falsch ein (zu v. 8), so konnte man es auch falsch auslas-
sen; auch der Singular b^<"'"iN bestätigt die Lesart der LXX.
21. Der Gegensatz von Waffe und Stock, auf den es allein
ankommt, wird verwischt, wenn die Waffe möglichst auffal-
lend beschrieben wird; die einfache fT'^n des MT. wird daher
um so mehr beizubehalten sein, als die Ausmalung derselben
in LXX und Chr. verschiedene Wege einschlägt. — ni^TO öJ^N
heisst ein schöner Mann, nicht ein ansehtilicher ; darum ist
mit der Chronik n'^^ u;'^?^ zu lesen, wie 21, 20.
22. Lies "2^!^ D^'iiiVdrS nach v. 23 und dem zu v. 18 Er-
örterten.
24 ff. Hier macht die LXX, der Chronik folgend, durch
ein paar eingeschobene Worte einen Absatz , aber mit Un-
recht, da im zweiten Buch Samuelis das v. 18 begonnene Ver-
zeichnis der Dreissig v. 24 ff. nur fortgesetzt und vervollstän-
digt werden soll. Dass statt der noch fehlenden achtund-
zwanzig *) vielmehr einunddreissig erscheinen , ist ebenso zu
beurtheilen^wie wenn Jos. 15. 21 — 32 an die vierzig Städte-
namen statt der durch die Unterschrift geforderten neun-
undzwanzig aufgezählt w^erden **). Für die Kritik ist wichtig,
dass die Helden paarweise zusammengestellt werden und
gerne je zwei aus der selben Stadt, wie v. 24 zwei aus Beth-
lehem , V. 25. 33 zwei aus Harod oder Harar , v. 28 f. zwei
aus Netofa , v. 38 zwei aus Jattir. Ferner ist zu beachten,
was ich schon oben gelegentlich bemerkt habe, dass das Ad-
jectivum der Herkunft immer, der Vatername aber nicht re-
gelmässig dem Namen des Helden hinzugefügt wird. Für
sichere Verbesserungen des MT. von 2 Sam. 23 nach dem der
Chronik I. 11 halte ich folgende: Cnb n'^O v. 24 statt
Dn'"? n^3, -mc V. 27b vgl. 21, 18 statt "'zro, '>bv = yh'J
LXX v. 28 ***) statt r"^'>^, ^:5n"nsn und ^n-n (^n"n LXX)
V. 30 statt ^:n^'-£ und ""n, bvzL-^-^^ (='^i<— =jn 1 Chr. U,
32) statt ]:2b^'--=iwN, '^/i-^Ti^' V. 31 statt ^'/Cmzn, — innn
*) Diese Zahl wird annähernd von der Unterschrift v. 39 voraus-
gesetzt , denn 37 = 3 (v. 8) -f 3 (v. 13) -f 2 (v. 18—23) -\- 29. Man
müsste also zunächst versuchen , die Zahl der v. 24 ff", genannten Hel-
den auf 29 zu reducieren. Der denn noch zu eliminierende Eine ist
sicher Uria v. 39. — Xur durch die Absicht, grade die dreissig Hel-
den V. 18 hier namhaft zu machen, erklärt sich, dass mit Gareb v. 38
das Verzeichnis 1 Chr. 11 abgebrochen wird.
**) Von ""^1*713 Jos. 15, 28 würde uns n"»m3^ der LXX befreien.
**♦) s. meine Diss. S. 37. 38.
216
am Schluss des v. 33 , Streichung von p vor ■>!nD:?'on v. 34,
N'iTD V. 37 *). Anlass zu Verdacht giebt die Trennung der
beiden Stadtgenossen v. 28 f. und die Unregelmässigkeiten v.
32 f. In T^"* ■'-3 V. 32 muss der Eigenname eines neuen
Helden enthalten sein, dahinter wird das Adj. relat. vermisst,
welches in der Chronik (hinter dem entsprechenden Namen)
"3"iT;;r; lautet, wahrscheinlich richtig — wenigstens ist Tibjsn
wegen v. 34 eine verfehlte Conjectur, wenn anders ich darin
Recht habe, dass die Ortsgenossen zusammen gestellt werden.
Was mit Jonathan zu machen sei, hängt von der Beurthei-
lung des v. 33 ab. Hier fällt in 2 Sam. Samma der Har.
nach V. 11 unangenehm auf — vgl. freilich 21, 18 mit 23, 27
und 21, 19 mit 23, 24 — , vorzuziehen ist also wohl "n ^iJ^ p,
als Appos. zu Jonathan v. 32, was die Chronik bietet. Jona-
than , Sohn des t^-3u3 , der Harariter war der Bruder von
Samma**), dem Sohne des ^5J^5 9 dem Harariter: entweder
ist V. 11 ^5Ju5 oder v. 33 ^5JN herzustellen, ersteres aber liegt
näher auch wegen des Anfangsbuchstaben von.nüUD. Im
Uebrigen verweise ich — z. B. für die Beurtheilung der Va-
riante "i£n -ni< für i:br-'bN v. 34 oder "'n-N— ]2 für ■'3-i5<n
V. 35 — auf die oben dargelegten kritischen Grundsätze, de-
ren Suspension wenigstens immer eine specielle Ursache ha-
ben muss. So z. B. , wenn v. 33 „ Joel ben Nathan , Mibhar
ben Gad" richtig und Nathan sowie Gad die bekannten Pro-
pheten sind , so war in diesem Falle die Nisbe überflüssig.
Einer Nebeneinanderstellung der Varianten in solchen Fällen,
wo eine Entscheidung nicht möglich ist, halte ich mich für
überhoben. Durchgreifendere Correcturen sind hier nur mög-
lich, wenn man das gesammte Material der im A. T. erhal-
tenen Eigennamen nebst den Varianten der LXX vollständig
zunächst gesammelt und dann verarbeitet hat — was beiläu-
fig gesagt eine sehr nothwendige Arbeit ist.
XXIV.
1. Schon Thenius hat erkannt, dass mit 24, 1 „und Jah-
we's Zorn entbrannte ferner gegen Israel" der Faden 21, 1
— 14 fortgesetzt werde, vgl. auch 21, 14 mit 24, 25. Daraus
I
*) Der Plural in 2 Sam. MT. erklärt sich aus der Zehnzahl 18, 15.
**) so erklärt sich das Eindringen desselben 2 Sam. 23, 33; vgl.
übrigens auch v. 25.
217
folgt, dass 21, 15 — c. 23 erst nachträglich — vielleicht erst
nach der Abfassung der Chronik S. 215 Anm. 1 — an diese
Stelle gerathen sind. In dem nachgetragenen Stücke selbst
schKessen sich aber offenbar 21, 15 — 22 und 23, 8 — 39 zu-
sammen: die beiden Lieder also c. 22 und 23 sind ein Ein-
schiebsel im Einschiebsel. Der Einsetzer scheint nicht ge-
wusst zu haben , dass c. 22 in die Sammlung der Psalmen
aufgenommen sei. — Ewald III. S. 219 vermuthet den Satan
als Subject von ro"*", vgl. zu v. 16.
2. Nach v. 4 hat die Chronik I. 21, 2 Recht: 2.s-p-bi<
3 f. Das sehr schwierige 1 vor ^ov lässt die Chronik
aus I. 21, 3. Statt ":rb y. 4 lies "ro, s. Thenius.
5. Schreib ^^yn 1^^ -i:7in:?73 ^bn^i nach Deut. 2, 36. 3,
12. 16. 4, 48. Jos. 12, 2. 13, 9. 16. 2 Reg. 10, 33. Es muss
hier der Ausgangspunkt genannt sein , von wo man anfieng
zu schätzen. Am natürlichsten vvar das die Südgränze (Nura.
22, 36) , da sie am nächsten bei Jerusalem lag. — ""»n ist
der Akkusativ der Richtung; die Verbindung „nach Gad und
bis nach Ja'zer'* ist ähnlich wie die v. 5 „nach Gilead und
bis zum Lande der Chittäer."
6. Für n\^nr schlägt Hitzig Gesch. d. V. I. S. 29 richtig
D^nnn vor, vgl. zu 1 Sam. 3, 1 ; für ^ii:~n Thenius ebenfalls
richtig ~'*25"p 5 s. Einl. S. 15 Anm.; also: bis zum Lande der
Chittäer nach Kades. Dies ist ein bestimmterer Ausdruck für
das gewöhnliche „bis in die Gegend von Hamath." Nemlich
Kades Naftali kann nicht gemeint sein, da es nicht auf dem
Wege liegt und für unser Capitel ein zu wenig idealer Grenz-
punkt ist. Vielmehr wird die Ansicht Brugsch's , Geogr.
Inschrr. IL S. 16 ff., wonach Kades die Hauptstadt der Cheta
in dem künstlichen See des Orontes zu suchen ist, der noch
jetzt von jener alten Stadt den Namen trägt, durch unsere
Stelle bestätigt. Das a. a. 0. S. 24 gesammelte alttestament-
liche Beweismaterial für die Existenz nördlicher Chittäer in
Cölesyrien bedarf zwar vielleicht der Sichtung *), ist aber an-
*) Mit Jos. 1, 4 DTrin ^'"X bl ist nicht viel zu machen. Ue-
berdies sind jene "Worte eingeschoben. Lies nach Deut. 11, 24: Von
der Wüste (im Süden) bis zum Libanon (im Norden) und von (]'2^,
T^' verkannte in "j'izbr;" den terminus ad quem) dem Eufrat (im Osten)
bis zum Westmeer soll euer Gebiet reichen.
218
dererseits wohl noch der Vermehrung fähig. Jos. 11, 3 liest
die LXX: die Chitiäer (MT. "'"11") am Fusse des Hermon
in der Libanonspalte (v. 8); um so eher mit Recht, als der
MT. nach der Genesis und nach Jud. 3, 3. 2 Sam. 24, 7 sich
leicht zur Vertauschung der beiden Völkerschaften bewogen
fühlen konnte. Vgl. ferner Hitzig zu Amos 1, 5. — Für
a"'2DT yj'> erheischt der Sinn: ^330 ll^^? vgl. den übrigens
greulich verderbten Text der LXX ER., aus welchem aber so
viel erhellt, dass Dan zwei Mal hinter einander stand.
9. Es ist recht charakteristisch , dass die Exegeten sich
um die geographischen Schwierigkeiten v. 5 f. im Ganzen we-
nig Sorge gemacht haben , dagegen unverhältnismässige über
die Differenzen in den Zahlangaben, welche zwischen unserem
Verse und 1 Chr. 21, 5 obwalten.
10. Für Beides zusammen , sowohl für 13 als auch für
Di^ri^nN "lED ist nicht Platz, eins muss weichen. LXX (A-exä
TO dqi^i-irjoai rbv X. ^
11. „Des Herren Wort geschah zu Gad" schliesst sich an
die nächstvorhergehenden Worte „da stand David am Morgen
auf'^ nicht an , letztere erfordern eine andere Fortsetzung.
Ueberhaupt aber gewinne ich von v. 10b IIa den Eindruck,
dass sie dem anderweiten Zusammenhange fremd sind. Wäh-
rend V. 10a passend den ersten Abschnitt schlösse, würde v.
IIb ebenso passend den folgenden eröffnen — was dazwi-
schen liegt, scheint eine Ausmalung von v. 10a, welche der
natürlichen Entwicklung der Dinge ungeduldig vorgreift. Das
verdächtige Stück ist in zwei Pisqa's eingeschlossen, über de-
ren Zweck ich die jüdischen Gelehrten um Auskunft bitte.
12. bi:3 „auferlegen" ergiebt unrichtigen Sinn, also ist
ni2D der Chr. „ausbreitend zur Wahl vorlegen" vorzuziehen.
13. Nach i':? "7J^1 vor T0^^■'^ ist man darauf gefasst, dass
nicht die ganze Rede Gad's an David hier berichtet wird,
sondern bloss das, was man aus v. 12, worauf 'h "iJ^i sich
bezieht, noch nicht wissen kann. Darum lässt der Chronist,
wenn er nach 1'0^5"'" den Inhalt von v. 12 kurz recapituliert,
dafür ""? "i-^"^" aus. Hätte ihm "jb trpT^-^ n'O ^rO. am An-
fange der Rede Gad's wirklich vorgelegen , so würde er es
nicht in Y^ b'2p abgewandelt haben. Uebrigens ist es die
Frage, ob man ein Recht hat, exXe^ai aeavxv) yeveod^ai der
LXX auf das angegebene Hebräisch zurückzuführen: mögli-
cher Weise haben die Worte stets nur Griechisch existiert —
219
wenigstens ist eine wörtliche Uebersetzung ins Hebräische
nicht möglich. — V^-ä , LXX Chr. ^'-123 — „nothwendig,
denn: drei Uebel zur Wahl, und jedes drei Zeitabschnitte
hind.irch." Thenius. — ^^"1 N"-- des MT. kann ebensowe-
nig das Richtige treffen wie ""£""1 "Pn* der LXX: man sollte
T)2/Tn'' Dni fordern. Die wahre Lesart hat die Chronik auf-
bewahrt ^"'^t""' -^inV Es ist unbegreiflich , wie Bertheau
diese Lesart , die noch dazu durch das unmittelbar folgende
r'rn 2"in wenigstens für die Chronik aufs handgreiflichste
bestätigt wird , gegen die sinnlose des zweiten Buchs Sam.
aufgeben konnte. Es scheint geschehen zu sein, um das fol-
gende t^y::'2b der Chronik halten zu können. Aber dieses,
schon aus formalen Gründen einigermassen verdächtig , ist
weiter nichts als entstelltes nrn DN" des zweiten Buchs Sam.,
sowie vorher n£c: verdorbenes ~^P?« Gegen diese Identifl-
cierung spricht die Wiederholung von CN" nach p;iMb gar
nicht, denn diese Partikel war des Sinnes wegen 'schlechter-
dings nothwendig. — "''2~, Chr. "2~", nin"^ ain — für eine
Erweiterung des Chronisten zu originell, obwohl darum nicht
nothwendig in 2 Sam. nachzutragen.
14. "N"0, LXX "^"0, denn ocpoöqa ist Duplette. — r;bD3
wird sebr mit Unrecht von LXX Chr. zum Singular gemacht.
15. Für """'50 VJ ;" bieten die Uebersetzungen sämmt-
lich keine Varianten , sondern nur Deutungen. ~T'Q ohne
Artikel ist, da der Sinn Determination erheischt, hier ein fast
zum Eigennamen erstarrter Terminus technicus. Wenn schon
dieser Umstand auf spätere Zeit deutet, so wird der Werth
der Worte 'V'l — •,p3""/2 noch problematischer dadurch,
dass sie in noch weit höherem Grade als v. 10b. IIa der fol-
genden Entwicklung vorgreifen und alle Illusion und Span-
nung zerstören. Der Schreiber von v. 16ff. , also der urspr.
Vf., kann gar nicht anders als vorausgesetzt haben, der Le-
ser denke sich mit Entsetzen während der vollen Frist dreier
Tage die Plage fortwüthen , deren Anfang siebzig Tausenden
das Leben kostete. Die betreffenden Worte , welche durch
vorlautes Ausplaudern der folgenden Erzählung die Pointe
rauben , fehlen denn auch wirklich nicht allein in der Chro-
nik, sondern auch in der LXX zu 2 Sam. Denn y.al l'öor/.e
zvQLog ^dvarov tv ^logar^X artb TtgcoLÜ^av etog coQag agloTOv ist
erst aus dem MT. in den reinen LXXtext eingetragen, wel-
220
eher vielmehr v. 15a lautet: Kai e^eXi^axo havx(^ /lavLÖ rov
S-avarov. Kai 7](.dQai ^egiOiLiov ttvqcov xal rJQ^azo rj -d^Qavaig
ev TO) lao). Man sieht, "iSin^nN "7"- "b "ins^i ist, wenn
man auf den Sinn sieht, etwa ebenso viel als "i3~ nin"> "jtT'T
b^nx^s. Was aber den Ueberschuss betrifft , der in LXX
nun noch folgt und sowohl in 2 Sam. als 1 Chr. fehlt , so
ergiebt sich zunächst dem ersten Blicke , dass derselbe auf
hebräischer Grundlage ruht: 02^3 nsj'^n bnM D^-on "i-'^p ^'q->'.
Weiter aber sprechen sachliche Gründe für seine Ursprüng-
lichkeit. Denn durch die Angabe, die Pest habe in den Ta-
gen der Weizenernie angefangen, wird die Sceue auf der Tenne
V. 16 ff. motiviert, vgl. 1 Chr. 21, 20, und indem man mit die-
ser Angabe den Schlusssatz eng zu verbinden hat (= gleich
am Anfang fielen, gleichzeitig im ganzen Lande, 77000 Mann),
verliert dieser den abschliessenden Character, den er unpas-
sender Weise in MT. trägt. Ist aber dieses Plus der LXX
echt, so ist auch im Vorhergehenden „und David wählte sich
die Pest" sinngemässer als „und Jahwe verhängte Pest über
Israel." Denn die Hervorhebung der Zeitbestimmung bei dem
Satze „und als die Tage der Ernte kamen, da fieng die Plage
an", impliciert, dass nicht schon bei dem vorhergehenden Satze
die gleiche Zeitbestimmung gilt. Dort zieht sich das Gewölk
nur vollends zusammen — eine Pause, dann erst fährt der
Blitz hernieder. — ü->yzi'c5 y^-i^ ist Duplette. LXX : Ißdof^irj-
Y.ovTa, 1 Chr. 21, 14: ^^'^''f^. Daher auch die fehlende Copula.
16. Aus triftigem Grunde sträubt sich Thenius gegen den
Vorschlag Movers', nach der Chr. zu lesen l>5b"0 mn*' nbuD"»!.
Sein eigenes D^nbt^n ^^b-o für Tt^b'on genügt aber auch
nicht, abgesehen davon, dass es unbezeugt ist, denn 6 ayyelog
rov d-aov ist, wie v. 17 lehrt, nur eine Deutung von ^Nb^n.
Schwierigkeiten macht vor Allem die Stellung "S^b'/^n "-f im
MT. Dieselbe deutet mir darauf hin, dass "(5<ib''0n erst nach-
träglich als Explicitum hier eingesetzt worden ist. In dem
ursprünglichen Texte, dessen völlige Herstellung nicht mehr
möglich ist, muss schon vorher von dem Würgengel die Rede
gewesen sein und auch zu tr/^n v. 15 (beachte den Singular)
ist er Subject. Hiedurch gewinnt auch Ewald's Vermuthung
zu V. 1 an Wahrscheinlichkeit*). Vgl. Num. 22, 22. — An der
*) Auf ihn deuten auch ÜlUD und tV^7\ v. 1. 2 nach lob. 1. 2.
221
Verbindung i^ln" an hat Thenius sich mit Recht durch den
Widerspruch der Accente und Bertheau's nicht irre machen
lassen. — lieber die verschiedenen Schreibungen des Namens
Oman s. Einl. S. 18 und De gentt. Jud. S. 37 f.
20. Ueber die Corruption der ersten Hälfte dieses Verses
in der Chronik s. Bertheau. Aber hinter ""M D*")3" ist
ü^'Jin 123" ]:"iN" auf keinen Fall von dem Chronisten er-
sonnen.
22. Das blosse '"^^1 des MT. ohne weitere Ergänzung ist
das Richtige: nur so erklärt sich das '■2:"J^' in der Chronik,
nicht, wenn n'.i'b 'py>i vorlag. Gegen Thenius.
23. In ")"'2" n-'ix hätte schon Böttcher um ein Haar
"^^'on "»"iTN erkannt: davor ist ~2>' ausgefallen. Denn Oman
muss hier sprechen; es ist nur eine Anerbietung: „dies alles
will der Knecht meines Herrn des Königs dem Könige geben
(]r]-)", angenommen wurde sie nicht. Dass die Rede des
Oman noch in v. 23a fortgeht, hätte man auch aus v. 23b
sehen können, welcher nach hebräischer Sitte die Quintessenz
der Rede in einem durch l'ON"»" markierten Schlusssatze wie-
derholt. — Für T-^1^ erwartet man eher ".^1"'., namentlich
auch nach der folgenden Antwort Davids.
Zu 2 Sam. 24, 5. 6 habe ich nachträglich gefunden, dass
die Vorschläge , welche ich gemacht habe , bestätigt werden
durch die codd. Holmes. 19. 82. 93. 108. Selbige lesen: 5
y.al dUßr^oav töv ^IoqSccvtjv '/.al rjQ^avzo ccTto !^QorjQ v,al drcb
Trjg Ttökeiog rfjg iv /tieocp tov ysituciQQOv tov Fadöi Aal xbv
^leUQ- 6 'Aal e'Qxovzai alg Falaad y,al elg yrjv XeTTietjn Kadrig
'Aal eqyovTaL tcog Jav 'Aal i'Av/J.cooav ttjv ^löcova ttjv jueya-
XrjV. Das Interesse, welches ich in Folge dessen an diesen
Handschriften nahm , ward gesteigert durch die Notiz bei
Vercellone, Variae Lectiones IL S. 436, dass sie an entschei-
denden Stellen übereinstimmen mit dem Texte der am Rande
einer früher der Domkirche zu Leon angehörigen Vulgata-
handschrift angemerkten Abweichungen einer älteren lateini-
schen Uebersetzung. „Fere omnes veteris hujus latinae inter-
pretationis lectiones , quae a recepto alexandrinae versionis
textu *) recedunt , consentientes habent Holmesianos Codices
*) Gemeint ist die Sixtinischc Ausgabe.
222
praenotatos numeris 19. 82. 93. 108, quorum primus est chi-
gianus, alter coislinianus, tertius musaei britannici, postremus
vaticanus; atqiie unum idemque antigraphon ad singularem
quamdam recensionem spectans repraesentant. Quotiescum-
que quatuor liorum codicum lectio a reliquis graecis dissentit,
quod frequenter contigit, illorum vestigia presse sequitur no-
ster interpres, eisque omnino adhaeret" *). Ich dachte dabei
an das, was Lagarde, de N. T. ad fid. verss. or. ed., über die
angeblichen Codices latinissantes des Neuen Testaments gesagt
hat. Hinzukommt , dass cod. 108 auch geschichtlich merk-
würdig ist, weil er wie Vercellone a. a. 0. behauptet und in
der Vorrede zu Mai's s. g. Ausgabe des Vaticanus urkundlich
nachweist, dem griechischen Texte der Complutensischen Po-
lyglotte in den historischen Büchern zu Grunde liegt **).
Diese Thatsache erhellt auch aus der Holmes'schen Varian-
tensammlung, zugleich aber auch, dass die Herausgeber der
Gomplutensis jenen Codex an den interessanten Stellen ca-
striert haben. Sie haben dann wohl meistens die zweite von
Rom aus dem Cardinal Ximenes geliehene Handschrift ein-
treten lassen, den cod. Holm. 248; mitunter mag das „spani-
sche Griechisch" der Polyglotte ausgeholfen haben.
Alle diese Umstände bewogen mich , die angeführten
Handschriften an einigen Stellen zu vergleichen, wo ich con-
jiciert hatte , um zu sehen , wie sie sich zu meinen Vermu-
thungen stellen würden. Es ergab sich u. a. Folgendes. —
2 Sam. ^13, 34 lesen codd. 19. 82. 93. 108: xal dvsßrj to Ttai-
Sagiov 6 GxoTtög y,al jjqs Tovg 6q)&aXjLL0vg avzov y.al eids xal
idov Xaog rcoXvg fCOQSvö/Lievog ttjv odbv Trjg ^Q,QaL{j. in ^iSQOvg
Tov oQOvg ev rfj yMTaßdast' y,al TtaQeyevezo 6 GKOTtog xal
arcriyyuXe tm ßaGiksi ^Oqcov kcoQaxa dvögag €X zrjg oöov Trjg
^QQai/n ET, (.liqovg tov OQOvg. Hiedurch wird die S. 189 ver-
suchte Herstellung des griechischen Textes bestätigt, derselbe
erhält nur aq einigen Puncten eine für den Sinn unwesent-
*) Vercellone macht bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam,
dass schon 1853 Joh. Pet. Nickes in einer Münster'schen Dissertation
(de Veteris Testamenti codicum Graecorum familiis) behauptet habe,
„codicem holraesianum 108 aliosque ad eamdem familiam pertinentes
ad veterem italam prae caeteris propius accedere." Ich habe diese Dis-
sertation gelesen ; Nickes versucht darin am Buche Judith nachzuwei-
sen , dass cod. 108 nicht bloss mit der Itala , sondern auch mit dem
Syrer übereinstimme. Der Beweis ist aber sehr mangelhaft geführt und
überhaupt zeugt die Arbeit mehr von gutem Willen , als von Gelehr-
samkeit und Urtheil.
**) ipsum fere continet complutensem textum, drückt sich Vercel-
lone aus.
223
liehe concretere Färbung {dveßrj, oqcov ewQay.a); dass ix f.ie-
Qovg Tov oQOvg iv rrj y-araßdosi Duplette ist, bleibt auch so
zu Recht bestehen. — 2 Saui. 13, 39 wird die Annahme,
dass in ~"i ein feminines Substantiv stecke, durch codd. 19.
82. 93. 108 und viele andere dahin bestimmt, dass n^"i dieses
Substantiv sei *). Darnach bedeutet bim „und es sehnte
sich" — ob rN::^ richtig ist oder auf der Lesart ~"i~ und
auf dadurch erzeugtem Misverständnis von bZT' beruht, muss
dahingestellt bleiben. Der folgende Vers, auf die gemeldete
Thatsache a"'--C3wN— bw^ r^::'"? i^z-q- n^-i brn: zurückgreifend,
ändert den Ausdruck nur wenig ab in ^b'^'^ ^' ip^^)
a"lr^2:3^i•~-^? . — Am meisten erfreut bin ich durch den Text
von 2 Sam. 15, 23b, den diese Handschriften bieten: Kai
6 ßaöü.evq öiSTtogeveTO sv toj xeijuaQQCo tcov xldgcov y,ai rcaq
0 ?Mdg ÖL€7t0Qsv€T0 TtQO TtQOOOJTiov avTOv xazcc Trjv oöbv Trig
iXalag zrjg sv vfj egr^/nco. Mein Vorschlag S. 197 wird da-
durch, ich darf wohl sagen glänzend bestätigt mit alleiniger
Ausnahme der Conjectur "^" statt "3:? — aber diese ist
nichtsdestoweniger richtig; vgl. Jos. 3, 16. 8, 38 in MT. und
LXX. Ebenso wird das Recht meiner Beurtheilung von 2
Sam. 19, 29. MT. dadurch unzweifelhaft, dass codd. 19. 82.
93. 108 iv TO) oiTiooTeVMi ^Icoaß tov dovXov tov ßaaiklcog tov
öovkov Gov lesen.
Diese flüchtigen Bemerkungen heben einseitig nur einige
Vorzüge der in Rede stehenden vier Handschriften hervor,
um das Interesse für sie zu wecken , erbeben aber natürlich
nicht den geringsten Anspruch auf eine wirkliche Würdigung
derselben. Diese muss einer sorgfältigeren Untersuchung vor-
behalten bleiben. Zum Zwecke einer solchen wäre es wün-
schenswerth — da man nach Holmes doch nur eine sehr un-
genügende Vorstellung gewinnt — , dass man ihren vollen Text
herausgäbe, wenn auch vielleicht nur für Ein biblisches Buch.
Man sollte das um so eher thun , als man hier einmal eine
„Familie" von Handschriften besitzt , mit welcher wirklich
etwas zu machen ist. Hin und wieder scheint die Meinung
verbreitet , als ob die Eintheilung der Handschriften in Fa-
milien an sich selbst von Wichtigkeit wäre und als ob es an
*) Dass JcwlS erst durch Correctur in die griechischen Hand-
schriften gerathen sei, scheint sich aus der Stellung hinter 6 ßuaiXfvg
zu ergeben — übrigens lassen es 23 Zeugen aus. n ward zu 1 durch
„Abspringen" der linken Stütze.
224
sich werthvoll wäre, die einzelnen in gesellschaftlichen Grup-
pen unterzubringen. Vielmehr ist das nur Mittel zum Zweck
und hat nur insofern Werth. Die „Familie" dient hier nur
dazu, „den Vater" zu reconstruieren ; wird das nicht beab-
sichtigt — und in den meisten Fällen, wo Dekaden von Hand-
schriften zusammengeworfen werden, ist es kaum möglich — ,
so ist das Classificieren nur ein gelehrtes Spiel. Sinn hat es
dagegen , wenn man eine Gleichung mit vielen unbekannten
Grössen in mehere zerlegt und auf diese Weise erst die un-
tergeordneten X y z eliminiert, bis man allmählich zur Be-
stimmung des letzten und eigentlich gesuchten x schreiten
kann. Codd. 19. 82. 93. 108 nun sind so geartet, dass durch
sie ein untergeordnetes x bestimmt werden kann , welches
dann wieder mit gleichstufigen Grössen combiniert werden
muss, um schliesslich zur Bestimmung des Einen hauptsäch-
lichen x zu führen , welches wir suchen , des wahren Textes
der Septuaginta.
Druck der Univ.-Buchdruckerei von E. A. Huth in Göttingen.
(2)
3
0)
o
u
< H
K