DES CLAUDIUS PT0LEMÄU8
HANDBUCH DER ASTRONOMIE
ERSTER BAND
AUS DEM GRIECHISCHEN ÜBERSETZT UND MIT
ERKLÄRENDEN ANMERKUNGEN VERSEHEN
VON
KARL MANITIUS
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER LEIPZIG 1912
; Tf
Sl 61
Einleitung,
Zu den größten Geistes werken des Altertums, die uns in
tadelloser Fassung erhalten geblieben sind, gehört das Hand-
buch der Astronomie, welches Claudius Ptolemäus in Alexan-
dria um die Mitte der Eegierung des Kaisers Antoninus Pius
(138 — 161 n. Chr.) unter dem Titel Mad'rificirLKfig Uwra^scog
ßißXia ly verfaßt hat. Die Bedeutung des verhältnismäßig
spät entstandenen Werkes wird wesentlich dadurch erhöht,
daß es auf den Forschungen und Beobachtungen des Hippar-
chus von Nizäa beruht, des „Vaters der Astronomie", welcher
von 160 bis 126 v. Chr. teils auf der Insel Rhodus, teils in
Alexandria beobachtete und zahli*eiche Schriften hinterließ,
die dem Ptolemäus zur Verfügung standen. Da Hipparch
Beobachtungen von Mondfinsternissen heranzieht, deren älteste
im Jahre 721 v. Chr. angestellt worden ist, so hat das Werk
des Ptolemäus einen Wert erhalten, den die moderne Astro-
nomie wohl zu schätzen gewußt hat. Allein eigenes Verdienst
darf deshalb dem Ptolemäus keinesfalls abgesprochen werden.
Während er in der Epizykeltheorie, für welche schon Hipparch
einen berühmten Vorgänger in dem Mathematiker Apollo -
nius von Perga (200 v. Chr.) hatte, durchaus auf den Er-
rungenschaften der Vorzeit fußt, auch in der Aufstellung von
Sehnentafeln für trigonometrische Berechnung nur als Ver-
besserer der Überlieferung gelten kann, hat er mit seiner
Theorie der Planeten, zu welcher Hipparch alte Beobach-
tungen gesammelt und eigene angestellt hatte, ohne zur Ver-
arbeitung des Materials zu schreiten, weil er es mit scharfem
Blick als noch unzureichend erkannte, eine durchaus selb-
ständige Leistung vollbracht, die alle Anerkennung verdient.
Wegen der Kompliziertheit des entwickelten Systems wurde
das Handbuch des Ptolemäus sehr bald Gegenstand weitschich-
tiger Kommentare. Ob sich die Erklärungen, welche der
Alexandriner Pappus gegen Ende des dritten Jahrhunderts
n. Chr. zur Syntaxis schrieb, auf alle 13 Bücher erstreckten,
IV Einleitung.
ist ungewiß. Erhalten sind nur die Scholien zum 5*®^ und
ßten Bm;]2^ welche der etwa ein Jahrhundert später lebende
Mathematiker Theo n von Alexandria seinem eigenen um-
fangreichen Kommentar einverleibt hat.
Zur Förderung des Studiums des Ptoleinäischen Lehrbuchs
wurde von den späteren alexandrinischen Gelehrten schon
im dritten Jahrhundert n. Chr. eine uns erhalten gebliebene
Sammlung mathematischer und astronomischer Monographien
veranstaltet, deren Inhalt geeignet erschien, das Verständnis
des schwierigen Werks zu erleichtern. Es sind die Schriften
des sog. „Kleinen Astronomen", über welche sich Pappus
im 6*®^ Buch seiner „Mathematischen Sammlung" verbrei-
tet. ^^ Die Bezeichnung „Kleiner Astronom" ist offenbar
im Gegensatz zu dem „Großen Astronomen", wie man den
Ptolemäus zu nennen pflegte, gewählt worden. Erst seit
dieser Zeit hat wohl die Syntaxis das Beiwort fieyalrj er-
halten, aus dessen Steigerung zu (isylörrj in Verbindung mit
dem arabischen Artikel der Titel „Almagest" hervorgegan-
gen ist, der das Werk des Ptolemäus mit dem Nimbus eines
orientalischen Zauberbuchs umgeben hat.
Di« Akademie in Alexandria ging ihrem Verfall entgegen,
als im 5*®^ Jahrhundert n. Chr. die von den nestorianischen
Christen zu Antiochia und Edessa gegründeten Schulen
der Sitz einer Gelehrsamkeit wurden, welche sich nicht bloß
mit religiösen Streitfragen beschäftigte, sondern auch die
Schätze der griechischen Literatur durch syrische Über-
setzungen zugänglich machte. ^^ Von der Reichskirche ver-
folgt, fanden die Nestorianer zuvorkommende Aufnahme ini
Perserreich, wo sie zur Blüte der Akademien von Nisibis
und Gandisapora wesentlich beitrugen. Namentlich unter
Chosru I. Nuschirwan (5 <2 —579), der selbst Freund der
Philosophie eines Plato und Aristoteles war, entfalteten sie
als Übersetzer der geschätztesten griechischen Werke in die
Landessprache eine rege Tätigkeit.
Dieselbe wichtige Vermittlerrolle zu übernehmen war den
syrischen Gelehrten beschieden, als die Araber sich zum
^) Die Anmerkungen befinden sich im Anhang.
Einleitung. V
herrschenden Volk im Orient aufwarfen. Das von dem Kalifen
Almansur762n. Chr. gegründete Bagdad wurde nicht nur
die politische Hauptstadt des Abbasidenreichs, sondern als-
bald auch der Mittelpunkt aller wissenschaftlichen Bestre-
bungen. Dreihundert Gelehrte entsandte der vielgefeierte
Enkel Almansurs, Harun Alraschid (786 — 809), nach
den Schätzen griechischer Wissenschaft zu forschen, welche
in den zerstörten Kulturstätten dem Untergang entronnen
waren. So muß denn auf diesem Wege auch eine griechische
Handschrift der Syntaxis nach Bagdad gelangt sein; denn
es wird berichtet, daß das Lehrbuch des Ptolemäus auf Be-
fehl des ebenso gelehrten wie tapferen Wesirs des Kalifen,
des aus dem altpersischen Geschlechte der Barmakiden stam-
menden Jahja, dessen Vater Chalid den Bau von Bagdad
geleitet hatte, in das Arabische übersetzt worden sei. Da
aber diese Übertragung nicht den Beifall des gelehrten Auf-
traggebers fand, so habe er durch zwei nach Bagdad berufene
hervorragende Gelehrte, Abu Hazan und Salmus, eine ge-
naueren Anforderungen entsprechende Übersetzung veran-
stalten lassen.
Reiches Material zur Übertragung ins Arabische wußte
d.er Kalif Almamun (813 — 833) zu beschaffen, indem er
an den von ihm besiegten byzantinischen Kaiser Michael II.
den Stammler 823 unter den Friedensbedingungen die For-
derung stellte, ihm griechische Manuskripte zu liefern oder
wenigstens die Abschrift hervorragender Werke zu gestatten.
An diesen Arbeiten, mit denen ein Kollegium von syrischen
Gelehrten beauftragt war, nahm er persönlich teil. Eine
im Jahre 827 auf seinen Befehl von einem ungenannten
Verfasser gefertigte Almagestübersetzung ist in einer ara-
bischen Handschrift der Universitätsbibliothek zu Leyden er-
halten. Aber nicht nur für Verbreitung astronomischen
Wissens trug Almamun Vorsorge, er beteiligte sich auch
an den Beobachtungen der Astronomen, welche er an die
init den kostbarsten Instrumenten ausgerüsteten Sternwarten
zu Bagdad und Damaskus berufen hatte. Besonders be-
vorzugt wurde von ihm in dieser Beziehung der in Bagdad
VI Einleitung.
praktisch tätige Astronom Alfergani (Alfraganus), dessen
Rudimenta astronomica betiteltes Werk^^ den Beweis liefert,
wie bald die Übersetzung des Ptolemäus die Grundlage zu
selbständiger literarischer Betätigung wurde.
Unter den aus dem Volke der Syrer hervorgegangenen
Gelehrten, die sowohl die griechische als auch die arabische
Sprachebeherrschten,istder berühmteste Ho nain ben Ishak
aus Hira, Leibarzt des Kalifen Motawakkil (847 — 861). Als
Vorsitzendem eines Kollegiums von syrischen Gelehrten, denen
die Herstellung arabischer Übersetzungen oblag, fiel ihm, dem
sprachkundigen Beurteiler, die Aufgabe zu, die auf dem Um-
wege über das Syrische entstandenen Übertragungen durch
nochmalige Vergleichung mit den griechischen Originalen zu
verbessern. Auf diese Weise erklärt sich die überaus große
Zahl der ihm zugeschriebenen Übersetzungen. Er müßte eine
schier übermenschliche Arbeitskraft besessen haben, sollten
sie alle neben 30 von ihm verfaßten selbständigen Werken
wirklich von seiner Hand herrühren. Da ihm jedoch die
Fachkenntnisse in Mathematik und Astronomie abgingen,
so bedurften die von ihm redigierten Übertragungen noch
einer sachverständigen Revision. Diese ließ ihnen Thabet
ben Korrah angedeihen, wohl erst nach dem Tode von
Honain, der, seines Glaubens Christ, von dem Bischof Theo-
dosius wegen Religionslästerung aus der Gemeinde gestoßen,
im Jahre 873, wie vermutet wird, an Gift starb. 836 in
Harran geboren, war Thabet erst in seiner Vaterstadt Geld-
wechsler, hatte sich aber dann in Bagdad so bedeutende
Kenntnisse als Mathematiker und Astronom erworben, daß
er am Hofe des Kalifen Almustadid (892 — 902) bis zu seinem
Tode 901 eine besondere Vertrauensstellung einnahm.
Nur eine einzige der erhaltenen arabischen Handschriften
des Almagest, ein Kodex der Pariser Nationalbibliothek, bietet
in der Überschrift*^ den Namen des Übersetzers Honain
ben Ishak in Verbindung mit dem Namen des sachkundigen
Revisors Thabet ben Korrah. Die sonst noch bekannt
gewordenen Handschriften nennen entweder überhaupt keinen
Verfasser oder werden bestimmten Urhebern in nicht ganz
Einleitung. VII
zuverlässiger Weise zugeschrieben. Von den syrischen Über-
tragungen ist keine auf unsere Zeit gekommen; lediglich als
Mittel zum Zweck ins Werk gesetzt, mußten sie der Ver-
gessenheit anheimfallen, sobald der Almagest in arabischer
Sprache zur Verfügung stand.
In die traurigste Zeit des Kalifats der Abbasiden, als
während der langen Regierung des schwachen Muktadi (907
— 932) die Befehlshaber der Truppen unter dem Titel
eines Emir al ümara sich immer mehr eine brutale Ge-
waltherrschaft anmaßten, fällt die Tätigkeit des größten
Astronomen der Araber, des um 880 zu Eatan in Mesopo-
tamien geborenen Mohammed ben Geber AI bat an i (Alba-
tenius). Veranlaßt durch die zahlreichen Korrektionen, die
er als Beobachter auf drei Sternwarten — zuerst zu Araktea
in Mesopotamien, dann zu Damaskus und zuletzt zu Antiochia
— ermittelt hatte, verfaßte er seine berühmten Sonnen- und
Mondtafeln, die uns noch unzugänglich sind. Die vollkom-
mene Vertrautheit mit der griechischen Astronomie verrät
sein erhaltenes Werk De motu stellarum}^ Der „Ptolemäus
Arabiens" genannt, entfernte er sich zwar nirgends wesent-
lich von seinem großen Vorgänger, prüfte jedoch dessen Theo-
rien sorgfältig und verbesserte sie vielfach. Den größten
Ruhm brachte ihm die Entdeckung der Bewegung der Apsi-
denlinie der Sonnenbahn, welche sich Ptolemäus infolge mangel-
hafter Nachprüfung des von Hipparch festgestellten Sonnen-
apogeums hatte entgehenlassen. Sein Tod fällt in das Jahr 928.
Im Jahre 946 bemächtigte sich der Emir al Umara Muiz
aus dem persischen Geschlechte der Bujiden nach kurzem
Kampfe der Hauptstadt und legte sich als erster Sultan von
Bagdad den Beinamen „ Addaulah" (Verherrlicher des Reichs)
zu. Obgleich die Nachfolge im Geschlechte der Bujiden nicht
ohne schwere Kämpfe unter Brüdern und Verwandten vor
sich ging, gelangten dennoch die Wissenschaften in Bagdad
zu neuer Blüte. So ließ Scheref Addaulah (983—89)
im Garten seines Palastes speziell zu Planetenbeobachtungen
kostbare Instrumente von ungeheuren Dimensionen aufstellen
VIII Einleitung.
und berief zum Vorsteher der neuen Sternwarte den 939 in
Buzdschan geborenen Perser Abul Wefa, der die an ihn
gestellten Anforderungen bis zu seinem Tode (9/8) rühm-
lichst erfüllte. Dieser vor allem auf dem Gebiete der Mathe-
matik überaus fruchtbare Schriftsteller wird durch sein nur
in Handschriften Yorliegendes Werk Älmagestum sivesystema
astronomicum entschieden unter die verdientesten Astronomen
dieser Periode eingereiht.
Mit ihm ist die Reihe der asiatischen Astronomen ab-
geschlossen. Sozusagen das Fazit der 200 jährigen Entwick-
lung der arabischen Astronomie zog im Heimatlande des
Ptolemäus Ibn Junis, nach Albatani der zweitgrößte Astro-
nom der Araber. Die Stätte seines Wirkens war Kairo,
der 972 von Muiz gegründete Herrschersitz des ägyptischen
Kalifats der Fatimiden. Als Abkömmling einer edlen ara-
bischen Familie um 950 in Ägypten geboren, zog er schon
als Knabe durch außergewöhnliche Talente die Aufmerksam-
keit des Sohnes des Muiz, des nachmaligen Kalifen Aziz,
auf sich und widmete sich auf dessen Betreiben der Himmels-
kunde. Der glänzende Erfolg seiner Studien erwarb ihm
alsbald die Gunst der Kalifen Aziz (975 — 96) und Hakem
(996—1021) in so hohem Grade, daß ihm auf dem Plateau
des Berges Aljoref über der sog. Elefantenmoschee mit fürst-
lichem Aufwand eine Sternwarte erbaut wurde. ^^ Hierzu
kam die Gründung einer großartigen Bibliothek, welche die
altalexandrinische übertreffen sollte. Die ihm gebotenen
Hilfsmittel bis zu seinem Tode (1008) unermüdlich tätig
ausnutzend, gründete er auf zahlreiche eigene sowie frühere
Beobachtungen das große Werk, welches er seinem Gönner
zu Ehren die „Hakemitischen Tafeln" benannte. Dieses
allen späteren Astronomen des Orients als unfehlbare Auto-
rität geltende Werk ist zu Anfang des vorigen Jahrhunderts
in einer arabischen Handschrift wieder aufgefunden und ins
Französische übersetzt worden. ^^
Nach Europa war der arabischen Kultur der Weg ge-
bahnt worden, als das von Parteien zerrissene Westgoten-
Einleitung. IX
reich den unter Tarek 711 an der Südküste Spaniens lan-
denden Arabern keinen namhaften Widerstand entgegenzu-
setzen vermochte. Die siebentägige Schlacht bei Xeres de la
Frontera entschied das Schicksal der spanischen Halbinsel
auf mehrere Jahrhunderte. Doch Aufstände und Bürgerkriege,
genährt durch den Ehrgeiz einzelner Häupter, versetzten das
Land in einen Zustand der Anarchie, aus welchem es erst
durch das kraftvolle Auftreten des Omejjaden Abderrah-
man gerettet wurde, der 755 an der Küste Andalusiens landete,
um die Herrschaft über Spanien als das Erbteil seines Hauses
anzutreten. Aber erst nach langen Kämpfen gelang ihm die
Gründung des Kalifats von Kordova, und nur die zwei
letzten Jahre (786 — 88) seines Lebens war es ihm vergönnt,
sich den Künsten des Friedens und der Pflege der Wissen-
schaften zu widmen.
Als das goldene Zeitalter der arabischen Poesie und Bil-
dung wird die Regierung Abderrahmans III. (912 — 961)
und seines Sohnes Hak am IL (961 — 996) gepriesen. Letz-
terer gründete in Kordova eine Hochschule und brachte
eine 600 000 Manuskripte umfassende Bibliothek zusammen,
von welcher er selbst einen 44 Bände füllenden Katalog an-
gefertigt haben soll. Dem Beispiel Kordovas folgte alsbald
Toledo, wo der fleißige Beobachter Alzerkali (Arzachel)
aus Kordova, der älteste namhafte Astronom Spaniens, um
1080 ein neues Astrolabium erfand und in Gemeinschaft mit
anderen Gelehrten die „Toledanischen Tafeln" berechnete. In
Sevilla kam die Astronomie durch den dort geborenen, um
dieselbe Zeit tätigen GeberbenAfflah zur Geltung, der unter
dem Titel De astronomia libri IX einen auf selbständiger For-
schung beruhen den Kommentar zum Almagest verfaßte.^^ Die-
ser scharfe Kritiker stellt sich dem Ptolemäus gegenüber freier
als die älteren arabischen Astronomen und greift ihn nicht selten
heftig an. Er wirft ihm vor, daß er „unklar, schwer verständlich
und ohne Not weitläufig sei, daß er anderseits manches Wich-
tige gar nicht oder zu kurz behandle, überdies auch mehrere
Unrichtigkeiten enthalte." Aufmerksame Leser der Syntaxis
werden diese Vorwürfe nicht ganz ungerechtfertigt finden.
X Einleitung.
Der mit dem 1 1*^^ Jahrhundert beginnende Zerfall des
Omejjadenreichs in eine Menge unabhängiger Herrschaften,
die sich untereinander befehdeten, vermochte der Blüte der
arabischen Hochschulen nicht wesentlich Abbruch zu tun.
Vorteil zogen aus der allgemeinen Zerrüttung die spanischen
Christen, die 1085 unter Alfons VI. von Kastilien (1072 —
1109) Toledo eroberten. Fortan wurde Toledo die Residenz
von Kastilien und Sitz eines Erzbischofs. Als aber die Fort-
schritte der Christen immer gefahrdrohender wurden, ließ der
Emir von Sevilla anJussuflbn Taschfin, den mächtigen
Beherrscher des Almoravidenreichs von Marokko, einen
Hilferuf ergehen. Der Sieg Jussufs über Alfons bei S alaka im
Jahre 3 086 sicherte zwar vorläufig den spanischen Emirn
den Besitz des Landes, aber 1091 kehrte Jussuf, von den
Reizen Andalusiens bezaubert, ungerufen wieder und nahm
nach kurzem Kampfe ganz Südspanien für sich und seine
Nachkommen in Anspruch. Doch die Herrschaft der Almora-
viden dauerte nur ein halbes Jahrhundert. Nachdem 1147
zuerst Marokko in die Hände Abdel Mumens, des Führers
der fanatischen Sekte der Almohaden, gefallen war, öffnete
ihm in dem arabischen Spanien eine Stadt nach der andern
ihre Tore. Dem in zwei Jahrzehnten gegründeten Reiche,
das sich vom Saum der Sahara bis an die Ufer der Guadiana
erstreckte, wußte Abdel Mumen (f 1163) aber auch eine so
feste Organisation im Innern zu verleihen, daß unter seinen
Nachfolgern Jussuf und Almansor die Hochschulen von Kor-
dova und Sevilla blühten wie in den Tagen der Omejjaden.
Aber auch das Almoravidenreich ging nach dem Tode
Almansors (1199) einem raschen Verfall entgegen. Durch
den glorreichen Sieg der Christen bei Navas de Tolosa im
Jahre 1212 unter Alfons dem Edlenvon Kastilien (t 1214)
war die Macht der Afrikaner in Spanien gebrochen: 1236 er-
oberte Ferdinand III. der Heilige, 1230 als König von
Kastilien und Leon anerkannt, die prachtvolle Kalifenstadt
Kordova und verwandelte die große Moschee in eine christ-
liche Kathedrale, 1248 erlag den vereinten Anstrengungen
der spanischen Fürsten unter dem Oberbefehl Ferdinands
lüinleitung. XI
auch die herrliche Maurenstadt Sevilla. Die Herrschaft der
Araber erstreckte sich nur noch auf das Königreich Granada.
Der Sohn und Nachfolger Ferdinands III., Alfons X. der
Weise (1252 — 82), war mehr auf die Pflege der Wissen-
schaften bedacht als auf die Mehrung des Reichs. Schon als
Jüngling von 17 Jahren hatte er 1240 ein Kollegium von
50 arabischen, jüdischen und christlichen Gelehrten unter
dem Vorsitz des Juden Isaac Aben Said, genannt Hassan,
zu dem Zweck nach Toledo berufen, astronomische Schriften
der Araber ins Spanische zu übersetzen und die Toledanischen
Tafeln des Alzerkali zu verbessern. Als nach vierjähriger
Arbeit die neuen Tafeln den Anforderungen noch nicht ge-
nügten, ließ er, trotz der enormen Kosten nicht entmutigt,
alles wieder von vorn anfangen. Am Tage seiner Thron-
besteigung im Jahre 1252 wurden ihm diese Tafeln, ihm zu
Ehren die Alfonsinischen genannt, überreicht. Die Her-
stellungskosten sollen sich auf 40 000, nach anderen auf
400 000 Dukaten belaufen haben.
Dasselbe Kollegium, dem Alfons nicht nur als Förderer,
sondern auch als Mitarbeiter zur Seite stand, verfaßte die
Lihros del Sab er de Astronomia del Bey D. Alfonso X de
Casülla. Auf Anregung der Madrider Akademie der Wissen-
schaften wurde das Werk 1863 — 67 in 5 Foliobänden zum
erstenmal herausgegeben. Früher für eine einfache Über-
setzung oder Bearbeitung des Almagest gehalten, bildet es
vielmehr einen Kodex astronomischen Wissens, der vielfach
auf selbständiger Forschung beruht.
Doch aller Ruhm, den sich Alfons als Astronom und
Dichter erwarb, vermochte ihn vor Verdächtigungen und
Verleumdungen nicht zu schützen. Schon die Gleichberech-
tigung aller Bekenntnisse bei der Wahl seiner Mitarbeiter
hatte die fanatischen Mönchsorden gegen ihn aufgebracht.
Schließlich setzten sie in Verbindung mit seinen politischen
Gegnern eine förmliche Anklage gegen ihn in Szene. Unter
anderem wurde er wegen des Ausspruchs: „Wenn Gott mich
bei der Schöpfung um Rat gefragt hätte, so würde ich ihm
eine größere Einfachheit anempfohlen haben" der Gottes-
Xn Einleitung.
lästerung beschuldigt. Abgesetzt und seiner Schätze beraubt,
starb er 1284 arm und verlassen in Sevilla.
Seitdem die Christenheit das gesamte Wissen der arabischen
Astronomie als Vermächtnis übernommen hatte, haben die
Araber auf die Wissenschaft des Abendlandes keinen Ein-
fluß weiter gehabt. Lateinische Übersetzungen des Al-
magest und der Werke hervorragender Astronomen aus der
Blütezeit des Islam bildeten fortan die Grundlage des astro-^
nomischen Studiums. Der Zug nach Spanien wurde für wiß-
begierige Jünglinge und Männer des Abendlandes stärker als
zuvor, so daß sich von dort ein reicher Strom geistiger Auf-
klärung nach dem übrigen Europa ergoß.
Zu den fleißigsten Gelehrten, welche ihren Landsleuten
durch lateinische Übersetzungen die Schätze arabischer Wis-
senschaft zu erschließen suchten, gehört der als Arzt und
Astrolrg von dem Kaiser Friedrich Barbarossa hochgeschätzte
und vielfach unterstützte Gerhard von Cremona. Als er
in Erfahrung brachte, daß die Araber viele griechische Schrift-
steller besäßen, die man in Italien bis dahin gar nicht kannte, '
begab er sich nach Toledo — damals bereits Residenz von
Kastilien — , lernte dort Arabisch und widmete viele Jahre
seines Lebens der Tätigkeit als Übersetzer. Erst im vor-
gerückten Alter nach Cremona zurückgekehrt, starb er da-
selbst, 73 Jahre alt, im Jahre 1187. Die Zahl der von ihm
übersetzten Werke, denen er aus Bescheidenheit nur selten
seinen Namen beigefügt hat, beläuft sich auf nicht weniger
als 71, wie sich aus einem handschriftlichen Verzeichnis der-
selben feststellen läßt.') Seine Übersetzung des Almagest
liegt in dem seltenen Druck vor, der 15 1 5 ohne Angabe des Ver-
fassers aus der Offizin von Peter Liechtenstein in Venedig her-
vorgegangen ist.^> Die Handschriften (in Toledo, Rom, Florenz,
Breslau und Oxford) lassen keinen Zweifel über den Verfassei"
zu, da Gerhard ausnahmsweise durch seine Unterschrift kund-
gibt, diese Übersetzung in Toledo 1175 beendigt zu haben.
Eine zweite lateinische Übersetzung aus dem Arabischen
wurde auf Befehl des Kaisers Friedrich II. um 1230 ver-
Einleitung. XIII
an staltet. Sie ist in einem elegant geschriebenen Pergament-
kodex des 1 3*®"^ Jahrhunderts erhalten, der sich einst im Be-
sitz vonMarquard Gude (f 1689) befand, dessen ansehnliche
Bibliothek 1706 in Hamburg versteigert wurde.'*^ Bei dieser
Gelegenheit fand die Handschrift wohl den Weg in die Herzog-
liche Bibliothek zu Wolfenbüttel, wo sie dem Freiherrn von
Zach, der 1787 — 1806 der Sternwarte auf dem Seeberg bei
Gotba vorstand, zu Gesicht kam.^^^ Von ihm erfahren wir,
daß der nicht genannte Verfasser des lateinisch geschriebenen
Vorworts versichert, die Übersetzung sei auf Befehl des
Kaisers Friedrich II. veranstaltet; man habe jedoch viel
Mühe gehabt einen kundigen Übersetzer zu finden, der sich
endlich in Eugenius, einem des Arabischen und des Griechi-
schen gleich kundigen Manne, gefunden habe. Aus dem Lobe
des Übersetzers zieht v. Zach, der geneigt ist, die Hand-
schrift für das Original zu halten, den nicht ungerechtfertig-
ten Schluß, daß neben dem arabischen Almagest wohl auch
der griechische Urtext zu Rate gezogen sein dürfte.
Schwerfällige lateinische Übersetzungen des arabischen Al-
magest, von denen die am weitesten verbreitete zweifellos
die des Gerhard von Cremona gewesen ist, waren neben den
ins Lateinische übertragenen Kommentaren von Alfergani,
Albatani und Geber die trübe Quelle, aus welcher das erste
astronomische Lehrbuch des Abendlandes geschöpft
wurde, der Tractatus de spJiaera des loannes de Sacro-
bosco, eines aus Holywood (heute Halifax) stammenden Eng-
länders, der an der Universität von Paris bis zu seinem Tode
1256 als Lehrer der Mathematik wirkte. Als eins der ersten
astronomischen Werke, welches Vervielfältigung durch die
Presse fand, galt es jahrhundertelang als klassisch und hat,
in allen Schulen gelesen und immer wieder neu kommentiert
herausgegeben, den Almagest lange Zeit in Vergessenheit
gebracht. Die Urteile über den Wert dieses Büchleins gehen
weit auseinander: einerseits als „ein gutes Buch für eine schlech-
te Zeit" anerkannt, gilt es anderen als ein Machwerk, das „nur
eine so tief gesunkene Zeit wie die damalige bewundern konnte."
XIV Einleitung.
So weit war man mit Hilfe des arabischen Ptolemäus
gekommen ; Heil konnte nur von dem Auftauchen des griechi-
schen Originals erwartet werden. Wiederum war es Byzanz,
das aus dem unerschöpflichen Vorrat seiner handschrift-
lichen Schätze den echten Ptolemäus spendete, damit seine
Lehre zunächst wieder durch lateinischeÜbersetzungen
in minder entstellter Gestalt dem Abendlande übermittelt
werde.
Im Jahre 1158 wurde von dem Normannenkönig Wilhelm I.
(1154 — 66) an den byzantinischen Kaiser Manuel LKomnenos
eine Gesandtschaft abgeordnet, welche zwischen den beiden
Herrschern einen Friedensschluß herbeiführte. Der Führer
der Gesandtschaft, der Archidiakon von Katania Henricus
Aristippus, bekannt als Übersetzer des Plato, brachte als
kaiserliches Geschenk an den Normannenkönig eine griechi-
sche Handschrift der Syntaxis mit nach Palermo. Aus dieser
Handschrift ist die neuerdings von Heiberg^^^ besprochene
lateinische Übersetzung geflossen, die \mierdem.Tiie\ Älmagesti
geometria in einer am Anfang defekten Handschrift der Biblio-
teca Nazionale in Florenz und vollständig in einem vatika-
nischen Kodex vorliegt. Das in letzterem erhaltene Vorwort
gibt zunächst über die Herkunft der Vorlage Auskunft.
Weiter teilt der ungenannte Verfasser mit, daß Aristippus
ihm die Übertragung ins Lateinische überlassen habe, weil
er selbst wegen mangelnder astronomischer Kenntnisse die
Arbeit nicht zu übernehmen wagte. Er, der Übersetzer, habe
in dem gelehrten Admiral Eugenius einen tüchtigen Lehrer
gefunden. Die Abfassung der Übersetzung dürfte um das
Jahr 1160 anzusetzen sein.
Überzeugend hat Heiberg nachgewiesen, daß die von
Aristippus aus Konstantinopel mitgebrachte Handschrift iden-
tisch sei mit dem Codex Marcianus 313 saec. X. Dafür
spricht nicht nur die prächtige Ausstattung des letzteren,
sondern auch der Umstand, daß die Schwesterhandschrift,
der 1622 durch Ankauf in die vatikanische Bibliothek ge-
langte Codex graecus 1 594 saec. IX., laut Inschrift am Schluß
des 13*®" Buches — xov aGxqovo^i'Küaxaxov Aeovxog rj ßißlog —
Einleitung. XV
derselben Herkunft ist; denn Leon war im 9*®^ Jahrhundert
Rektor der Universität von Konstantinopel.
Als unter Muhammed II. die Osmanen ihrem Ziel immer
näher rückten, dem byzantinischen Schattenreich ein Ende
zu machen, gewährte Nikolaus V. (1447 — 55), einer der
Edelsten, welche die Tiara getragen, den aus Konstantin opel
flüchtenden griechischen Gelehrten gastliche Aufnahme. Von
dem Wunsche beseelt, die gesamte griechische Literatur der
lateinischen Gelehrtenwelt durch Übersetzungen zu erschließen,
wußte er die günstige Gelegenheit, wertvolle Manuskripte
durch Kauf an sich zu bringen, mit solcher Umsicht zu be-
nutzen, daß er als der eigentliche Begründer der vatikanischen
Bibliothek gelten kann.
Für die Übersetzung der Syntaxis glaubte er in seinem
Sekretär Georgius Trapezuntius, einem in Kandia auf
Kreta 1396 geborenen Griechen^^), den geeigneten Mann ge-
funden zu haben. Georgius, der, des schlechten Rufes der
Kreter eingedenk, seinen Beinamen nach der Heimat seines
Vaters gewählt hatte, war von der Insel Kreta, die damals
unter der Herrschaft der Venezianer stand, einer Aufforderung
des Patriziers Francesco Barbaro folgend, bereits 1420 nach
Venedig gekommen und hatte dort unter ungeheurem Zulauf
die griechische Sprache gelehrt. Dann in Padua und Vicenza
tätig, war er 1430 nach Rom übergesiedelt. Von Eugen IV.
(1431 — 47) in die Stellung eines apostolischen Sekretärs
berufen, wurde er von Nikolaus V. in diesem Amte bestätigt.
Nur mit Widerstreben unterzog sich Trapezuntius nach
seiner eigenen Versicherung der ihm sozusagen aufgedrungenen
Arbeit. Indessen übersetzte er binnen neun Monaten, von
März bis Dezember 1451, nicht nur die 1 3 Bücher der Syntaxis,
sondern fügte auch einen angeblich eigenen Kommentar hin-
zu, „weil er für die Erklärung so wichtiger Dinge nichts
recht Geeignetes vorgefunden habe."^^^ Bald nach ihrem
Bekanntwerden wurde die Übersetzung als „nicht lateinisch,
sondern barbarisch und vielfach fehlerhaft'' von Niccolo
Perotto, dem Erzbischof von Sipontum, hart mitgenommen ;
XVI Einleitung.
zur Erklärung sei nichts von irgendwelcher Bedeutung bei-
getragen, was nicht aus dem Kommentar des Theon ein-
fach gestohlen sei. ^^^ Die Aufdeckung dieses literarischen
Diebstahls kostete dem Übersetzer seine Stellung als aposto-
lischer Sekretär.^^^ Vom Papste mit Verbannung bestraft,
suchte er mit seiner zahlreichen Familie eine Zufluchtstätte
in Neapel, wo ihm nach langem Harren und Bangen^^^ von
König Alfons V. von Aragonien (1416 — 58) auf die durch
Barbaro vermittelte Fürsprache des venezianischen Gesandten
eine bescheidene Besoldung gewährt wurde. Ob das noch
vor Ablauf des Jahres 1452 an den Papst gerichtete Ent-
schuldigungsschreiben, welches Trapezuntius unter Vermitte-
lung seines einflußreichen Gönners Barbaro (^ 1454) über-
reichen ließ, seine Begnadigung erwirkt hat, läßt sich nicht
ermitteln. Jedenfalls finden wir ihn 1461 als Lehrer des
Regiomontanus wieder in Rom, wo er 1484, nach Verlust
des Gedächtnisses kindisch geworden, als stadtbekanntes
Original in sehr bedrängten Verhältnissen hochbetagt starb.
Unmittelbar nach seinem Tode überreichten seine Söhne
die Übersetzung der Sjntaxis mit einem von Andreas, dem
ältesten Sohne, verfaßten Widmungsschreiben dem Papst
Sixtus IV. (f den 12. Aug. 1484). Von Lucas Gauricus,
einem zu Neapel lehrenden Professor der Mathematik, mit
dem Vorwort des Andreas 1528 herausgegeben, wurde sie bis
zurMitte des Jahrhunderts noch zweimal wiederholt '^^ In einer
Separatausgabe ist außerdem(Köln 1536) miteinei Einleitung
von Johannes Noviomagus (Geldenhauer aus Nymwegen) der
Sternkatalog erschienen. Nur handschriftlich vorhanden^"^^
ist eine von Trapezuntius verfaßte Einleitung zur Syntaxis.
Deutschlands Reformatoren der Astronomie wurde
die Kenntnis des griechischen Originals durch den Kardinal
Johannes Bessarion (geb. zu Trapezunt 1395) vermittelt.
Als einer der ersten, welche die altgriechischen Studien nach
Italien verpflanzten, entwickelte er nicht nur selbst eine rege
literarische Tätigkeit, sondern begünstigte auch mit fürst-
licher Freigebigkeit jedes ihn ansprechende wissenschaftliche
Einleitung. XVII
Unternehmen. Sein lebhaftes Interesse für die Syntaxis des
Ptolemäus bekunden zwei Handschriften, die durch Schen-
kung seiner wertvollen Bücherei an die Republik Venedig in
die Bibliotheca Marciana gelangt sind: die eine (Cod. 302)
ist zum größten Teil eigenhändig von ihm geschrieben^ die
andere (Cod. 303) mit zahlreichen Randbemerkungen von
seiner Hand versehen. Auch noch eine dritte (Cod. 312) ist
durch Namensinschrift als sein einstmaliges Eigentum ge-
kennzeichnet. Auf Grund dieser Handschriften nahm er selbst
die Übersetzung der Syntaxis in Angriff, nachdem er die Un-
zulänglichkeit der Leistung des Trapezuntius erkannt hatte,
wurde aber durch die vielfachen Abhaltungen, welche seine
hohe Stellung mit sich brachte, an der gedeihlichen Förderung
dieser Arbeit verhindert. ^^^
Im Jahre 1460 kam Bessarion als päpstlicher Legat mit
dem Auftrage, in Deutschland Stimmung für den Türken-
krieg zu machen, nach Wien, wo am 1. September ein Reichs-
tag abgehalten werden sollte. Dort lernte er Georg Pur-
bach kennen, der (1423 geb. zu Peurbach) seit etwa 1450
an der Wiener Universität eine Professur für Mathematik
bekleidete. Auf Grund der schlechten lateinischen Über-
setzungen der Syntaxis und des Kommentars von Geber mit
einem Auszug aus dem Almagest beschäftigt, nahm Purbach,
dem das Griechische fremd war, die Einladung Bessarions,
mit ihm nach Rom zu reisen, um dort seiner Arbeit das
Original zugrunde zu legen, unter der Bedingung an, seinen
jungen Freund und Gehilfen Johannes Müller aus Königs-
berg in Franken (geb. 1436) mitnehmen zu dürfen.^^^ Dieser
ungewöhnlich begabte junge Mann, nach seiner Vaterstadt
Regiomontanus genannt, hatte bereits mit zwölf Jahren
die Universität Leipzig bezogen und war 1452 von dort,
durch den Ruf Purbachs angezogen, nach Wien übergesiedelt,
um erst Schüler, dann Freund und Mitarbeiter seines be-
rühmten Lehrers zu werden. Alles war zur Reise vorberei-
tet, als Purbach im April 1461, erst 38 Jahre alt, plötzlich
starb. So begleitete denn Regiomontan, dem die Gunst
Bessarions als ein Vermächtnis seines Lehrers zufiel, den
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I. b
XVIII Einleitung.
Kardinal nach Rona, wo er zunächst das schon in Wien be-
gonnene Studium der griechischen Sprache unter Leitung
der berufensten Lehrer, Georgius Trapezuntius und Theodorus
Gaza, fortsetzte. In kurzer Zeit waren seine sprachlichen
Kenntnisse so weit gediehen, daß er auf Grund der in Bessa-
rions Besitz befindlichen Handschriften der Syntaxis und des
Theonschen Kommentars den im Verein mit Purbach schon bis
zum 6*®" Buche bearbeiteten Auszug aus dem Almagest
vollenden und seinem Gönner widmen konnte.^^') Mochte
schon das bei dieser Gelegenheit geäußerte urteil, die Über-
setzung des Trapezuntius sei „so hart und abgeschmackt,
daß Ptolemäus, wenn er wieder auf die Welt käme, sich nicht
wiedererkennen würde", die Beziehungen zu seinem Lehrer
gelöst haben, so erregte seine „Verteidigung Theons gegen
Trapezuntius" ^^^ die Feindschaft des heimtückischen Griechen
und seiner Söhne in so hohem Grade, daß ihm durch die
boshaften Umtriebe seiner Feinde der Aufenthalt in Rom
verleidet wurde. Von Bessarion mit der kostbaren Hand-
schrift des Theonschen Kommentars beschenkt, kehrte er
1468 nach Wien zurück, um die ihm dort offengehaltene
Professur für Mathematik und Astronomie zu bekleiden. Aber
schon im nächsten Jahre folgte er einem Ruf des Königs
Matthias Corvinus von Ungarn nach Ofen als Direktor der
von Corvinus durch Kaufund Kriegsbeute zusammengebrachten
ansehnlichen Bibliothek. Die Hoffnung, einen ruhigen Aufent-
halt für eigene wissenschaftliche Tätigkeit gefunden zu haben,
verwirklichte sich jedoch nicht. Als Corvinus 1471 wieder
zum Krieg gegen Wladislaus um die böhmische Königskrone
auszog, begab sich Regiomontan nach Nürnberg.
Hier, wo Handel, Kunst und Wissenschaft in seltener Blüte
standen, erfüllte sich sein Wunsch, Ruhe zu finden zur Ver-
arbeitung der gesammelten handschriftlichen Schätze. Alles
wetteiferte, ihn würdig zu empfangen und ihm in seinen Be-
strebungen behilflich zu sein. Dies geschah vor allem von
Seiten des reichen Patriziers und Ratsherrn Bernhard
Walter, der ihm ein treuer Freund und Mitarbeiter wurde.
Mit fürstlichem Aufwand ließ er ihm auf seinem Grundstück
Einleitung. XIX
in der Rosengasse zunächst eine Sternwarte erbauen, die erste,
die Deutschland gesehen, und als für den schwierigen Ta-
bellensatz der astronomischen Werke die berühmte Offizin von
Anton Coburger nicht mehr ausreichte, ließ er ihm auch noch
eine besondere Druckerei einrichten, die zugleich mit einer
mechanischen Werkstätte zur Herstellung von Himmelsgloben,
Kompassen u. dgl. verbunden war.
Der erste Druck, der 1472 aus der eigenen Offizin hervor-
ging, waren die Theoricae planetarum novae^ ein von Regio-
montan vollendetes Werk seines Lehrers Purbach, welches
nach dem Tractatus de sphaera des Sacrobosco das zweite
astronomische Lehrbuch des Abendlandes wurde. Später
meist unter Beigabe von Kommentaren oft wieder heraus-
gegeben, bildete es, solange man an dem Ptolemäischen
System festhielt, fast ausschließlich die Grundlage für den
astronomischen Unterricht an Universitäten.
Der dem König Matthias von Ungarn gewidmete „Alma-
nach auf 32 Jahre" (1475 — 1506) erregte so allgemeines
Aufsehen, daß Regiomontan von dem Papst Sixtus IV. zum
Bischof von Regensburg ernannt und durch ein eigenhändiges
Schreiben aufgefordert wurde, zur Anbahnung der schon längst
gewünschten Kalenderreform nach Rom zu kommen. Mit
der Vorbereitung der Herausgabe der Syntaxis beschäftigt,
entschloß er sich nur schwer zu dieser Reise, die er mit der
A^orahnung seines Todes antrat.^^^ Kaum hatte er in Rom
seine Arbeiten begonnen, als er am 6. Juli 1476 im Alter
von 40 Jahren an der Pest starb und im Pantheon beigesetzt
wurde. Sein plötzlicher Tod ließ das Gerücht entstehen, daß
er von den Söhnen des Trapezuntius vergiftet worden sei.
Der Nachlaß Regiomontans, bestehend aus wertvollen In-
strumenten und 20 Handschriften griechischer Mathematiker
mit neuen lateinischen Übersetzungen''^^), gelangte durch An-
kauf in den Besitz Bernhard Walters, der den Schatz so ängst-
lich hütete, daß er durch Ablehnung aller Gesuche um Dar-
leihung von Handschriften in den Ruf eines mürrischen Son-
derlings kam.^^^ Nach seinem Tode (1506) geriet aber
die ganze Hinterlassenschaft in die Hände von Leuten, die
b*
XX Einleitung.
für den Wert eines solchen Vermächtnisses kein Verständ-
nis hatten. Die Handschriften wurden von den Walterschen
Erben, über deren liederliche Wirtschaft bittere Klage ge-
führt wird, verständnislos verschleudert; kostbare Instrumente
sollen mit dem Hammer zerschlagen worden sein, um als
altes Messing verkauft zu werden. Nur weniges gelangte
durch rechtzeitigen Ankauf in die Nürnberger Stadtbibliothek.
Zum Glück fand die Handschrift der Syntaxis den Weg
in die Basler Druckerei von Johannes Walder (Valderus).
Aus dieser Offizin ging 1538 die mit allen Mängeln eines
Druckes des 16**^" Jahrhunderts behaftete erste Ausgabe
der Syntaxis hervor, besorgt von Simon Grynäus von
Vehringen, der damals als Professor der griechischen Literatur
an der Universität zu Basel wirkte. Im Anschluß daran ist
der Kommentar des Theon von Joachim Camerarius nach
der Handschrift herausgegeben, die als das Geschenk Bessarions
an Regiomontan noch heutzutage trotz ihres bescheidenen
Gewandes eine Zierde der Nürnberger Stadtbibliothek bildet,
während die Handschrift der Syntaxis verschollen ist.
Es ist ein eigentümliches Geschick, daß das erste Erscheinen
dieses großen Lehrbuchs der Astronomie des Altertums im
Urtext in die Zeit fällt, wo das Ptolemäische System bereits
ein überwundener Standpunkt war. Im Jahre 1543, dem Todes-
jahr des Kopernikus, wurde zu Nürnberg dessen epoche-
machendes, eine Lebensarbeit abschließendes Werk Z)e re«;o-
lutionibus orhium caelestium libri VI herausgegeben. Die
Editio princeps der Syntaxis war zwar noch in die Hände
des Begründers der neuen Weltanschauung gelangt; allein
das in seinem Nachlaß vorgefundene Exemplar ist mit keinerlei
Notizen versehen, wie er sie sonst in Bücher einzuzeichnen
pflegte, die ihm zum Handgebrauch dienten ^^^, Beweis, daß
er das Werk seines Lebens bereits auf Grund der bis dahin
üblichen Hilfsmittel abgeschlossen hatte.
Fast dreihundert Jahre blieb die Editio princeps die ein-
zige Gesamtausgabe. Nur auf einzelne Bücher erstreckte sich
das Interesse der Gelehrtenwelt. So wurde der griechische
Einleitung. XXI
Text des ersten Buches mit lateinischer Übersetzung und Er-
klärung einiger Stellen (Wittenberg 1549 und In 69) von
Erasmus Rheinholt veröflPentlicht. Auch der lateinischen
Übersetzung desselben Buches mit Theons Kommentar dazu
(Neapel 1588 und 1605) von Jo. Bapt. Porta, sowie der
gleichfalls lateinischen Übersetzung des zweiten Buches (Paris
1556) von S. Gracilis (S. Legrele) dürfte der von Grynäus
gelieferte griechische Text zugrunde gelegt sein.
Daß der Sternkatalog (d. i. das siebente und achte Buch)
als antike Urkunde des Sternhimmels von Seiten der Astro-
nomen besondere Beachtung gefunden hat, ist selbstverständ-
lich. Der griechische Text ^^^ wurde (Oxford 1712) mit la-
teinischer Übersetzung von dem Astronomen Edmund Halle j,
mit französischer (Nancy 1786 und Straßburg 1787) von dem
Abbe Montignot herausgegeben, während der Astronom
Johann Eiert B o d e sich auf eine deutsche Übersetzung (Berlin
und Stettin 1795) beschränkt hat. Sonstige Reduktionen
des Sternkatalogs, wie sie z. B. von Ulugh-Beigh, Riccioli,
Flamsteed u. a veranstaltet worden sind, fallen außerhalb
des Rahmens dieses Überblicks.
In den Jahren 1813 und 1816 erschien zu Paris in zwei
Quartbänden die zweite Gesamtausgabe, unternommen
von dem Abbe Nicolas Halma, dem als Professor der Mathe-
matik die erforderlichen Kenntnisse und als Bibliothekar
auch die Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Ge-
bote standen. Freilich reichten seine philologischen Kennt-
nisse bei weitem nicht aus, einen einwandfreien Text herzu-
stellen ; auch die französische Übersetzung läßt an allen schwie-
rigen Stellen im Stich. Wertvoll sind für Astronomen von Fach
jedenfalls die von Delambre beigegebenen Anmerkungen.
Daher hat diese Ausgabe viel Anerkennung bei den eigent-
lichen Astronomen gefunden, ist aber dafür bei den Philo-
logen auf um so mehr Widerspruch und Ablehnung gestoßen.
Schon die typographische Unzulänglichkeit (falsche Akzente,
verkehrte Interpunktion) muß auf den philologisch geschulten
Leser einen höchst unerfreulichen Eindruck machen. Zu
einer bibliographischen Seltenheit geworden, werden die
XXII Einleitung.
beiden Quartbände heutzutage antiquariscb auf 200 Frs. ge-
schätzt.
Um so freudiger war die den Anforderungen moderner
Textkritik voll entsprechende Ausgabe zu begrüßen, welche
in den Jahren 1898 und 1903 durch den Kopenhagener
Gelehrten, Professor J. L. Heiberg, der Bibliotheca Teub-
neriana eingereiht worden ist. Auf der gründlichsten Durch-
forschung des gesamten handschriftlichen Materials beruhend,
legt sie Zeugnis ab, daß der Herausgeber nicht nur in phi-
lologischer, sondern auch in sachlicher Hinsicht seiner Auf-
gabe gewachsen war.
Eine Übersetzung beizufügen hat Heiberg mit den Worten
abgelehnt: de ea re videant astronomi,,si interpretationem
desideraverint. Hiermit wird dem Fachmann wohl etwas
zuviel zugemutet, da in erster Linie zur Erfüllung dieser
Aufgabe die Beherrschung der griechischen Sprache erforder-
lich ist, die nur bei dem Philologen als selbstverständlich
vorausgesetzt werden kann. Dagegen dürfte es für den Phi-
lologen keine unerfüllbare Anforderung sein, sich soviel
Kenntnisse der Himmelskunde und Mathematik anzueignen,
als zum Verständnis der antiken Astronomie ausreichen. Dar-
aufhin habe ich es gewagt an die Übersetzung zu gehen,
sobald durch Heibergs Ausgabe die unentbehrliche Grund-
lage geschaffen war. Wenn auch der Text noch nicht durch-
weg so fest steht, daß dem Übersetzer die Wahl zwischen
verschiedenen Lesarten erspart bliebe, so ist ihm doch dieser
Teil seiner Aufgabe durch den zuverlässigen kritischen Appa-
rat wesentlich erleichtert worden. So mußte dem von Hei-
berg in zweite Linie gestellten Codex D (Vaticanus 180
saec. XII) an vielen Stellen, wo er die einzig richtige Les-
art bietet, der Vorzug eingeräumt werden. Hinsichtlich der
Figuren, die Heiberg mit etwas zu großer Treue vielfach in
ungenauer Zeichnung, ja oft in fehlerhafter Gestalt aus den
Handschriften in seine Ausgabe herübergenommen hat, erschien
es angezeigt, manche Abänderungen vorzunehmen. Überdies
sind zur Erläuterung schwieriger Stellen, wo eine Figur besser
wirkte als Worte, zahlreiche neue Figuren beigegeben worden.
Einleitung. XXIII
Den ungeteilten Beifall der Philologen wird meine Über-
setzung, weil „frei wie immer", nicht finden; dagegen glaube
ich mir durch Wiedergabe der langatmigen Beweise unter
Anwendung der modernen mathematischen Zeichen und For-
/meln den Beifall der Mathematiker und Astronomen gesichert
zu haben. Die Interpretation ist auf dreifache Weise gehand-
habt worden: erstens durch Parenthesen im Text, wo wenige
Worte zur Klärung des Zusammenhangs genügten, zweitens
durch Fußnoten, wo einige Zeilen ausreichten, um eine das
Verständnis fördernde Ergänzung anzubringen, endlich durch
einen Anhang mit erläuternden Anmerkungen, in denen ein-
zelne Punkte ausführlicher besprochen und namentlich durch-
geführte Beispiele zu den Berechnungen nach den Tabellen
vorgelegt werden. Ein Namenverzeichnis wird dem zweiten
Bande beigegeben werden.
Es steht zu erwarten, daß durch das Studium des deut-
schen Almagest manche ungünstige und ungerechtfertigte
Urteile, wie sie namentlich von Delambre in seiner Geschichte
der Astronomie über den Verfasser der Syntaxis gefällt worden
sind und weite Verbreitung gefunden haben, eine endgültige
Widerlegung erfahren. War auch Ptolemäus sicherlich kein
besonders guter Beobachter, so muß ihn doch die Gründlich-
keit und die Gewissenhaftigkeit, mit welcher er auf den Ergeb-
nissen der Vorzeit durchaus selbständig weiterbaut, vor dem
Vorwurf schützen, daß er als bloßer Kompilator oder gar
Plagiator seinen Ruhm auf die leichtfertige Ausnutzung der
Arbeiten seines großen Vorgängers Hipparch gegründet
habe.
Mit trefflichen Worten, die wohl verdienen der Vergessen-
heit entrissen zu werden, warnt der große Astronom von
Mailand, Giovanni Virginio Schiaparelli^^), vor der ge-
ringschätzenden Beurteilung der Leistungen der Alten. Die
eindrucksvolle Mahnung, die jeder beherzigen mag, der an-
gesichts der großartigen Fortschritte der modernen Astro-
nomie mit einem gewissen Vorurteil das AVerk des Ptolemäus
zur Hand nimmt, lautet:
XXIV Einleitung.
„Indem wir an die Betrachtung dieser Monumente an-
tiken Wissens gehen, laßt uns von der Achtung und Ver-
ehrung erfüllt sein, welche denen gebührt, die vor uns eine
steile Straße wandernd den Weg geöffnet und geebnet haben.
Von diesen Gefühlen beseelt, können wir zwar auf mangel-
hafte Beobachtungen und auf die Wahrheit weit verfehlende
Spekulationen stoßen, aber wir werden nie etwas Absurdes,
Lächerliches oder den Regeln der gesunden Vernunft Wider-
sprechendes finden. Wenn heutzutage wir, die späten Enkel
jener berühmten Meister, aus ihren Irrtümern und ihren Ent-
deckungen Gewinn ziehen und zum Giebel des von ihnen ge-
gründeten Gebäudes emporsteigend mit unserem Blick einen
weiteren Horizont umfassen können, so wäre es törichter Hoch-
mut, deshalb zu glauben, daß wir eine weitertragende und schär-
fere Sehkraft als sie hätten. Unser ganzes Verdienst besteht
darin, daß wir später zur Welt gekommen sind."
Dresden, Weihnachten 1911.
Karl Manitius.
Inhaltsverzeichnis
des ersten Bandes.
Erstes Buch. ^^.^^
Erstes Kapitel. Vorwort 1
Zweites Kapitel. Darlegung derReilienfolge der theoretischen
Erörterungen 5
Drittes Kapitel. Das Himmelsgewölbe dreht sich wie eine
Kugel 6
Viertes Kapitel. Auch die Erde ist, als Ganzes betrachtet,
für die sinnliche Wahrnehmung kugelförmig . . . . 10
Fünftes Kapitel. Die Erde nimmt die Mitte des Himmels-
gewölbes ein .12
Sechstes Kapitel. Die Erde steht zu den Himmelskörpern in
dem Verhältnis eines Punktes 15
Siebentes Kapitel. Die Erde hat keinerlei Ortsveränderung
verursachende Bewegung 16
Achtes Kapitel. Es gibt zwei voneinander verschiedene erste
Bewegungen am Himmel . . . , 20
Neuntes Kapitel. Von den Aufgaben des besonderen Teils . 24
Zehntes Kapitel. Größenverhältnis zwischen Sehnen und
Kreisbogen 24
Elftes Kapitel. Die Sehnentafeln 36
Zwölftes Kapitel. Der zwischen den Wendepunkten liegende
Bogen 41
Dreizehntes Kapitel. Einige den sphärischen Demonstrationen
vorauszuschickende Lehrsätze . 45
Vierzehntes Kapitel. Die zwischen dem Äquator und der Eklip-
tik liegenden Bogen (von Deklinationskreisen) .... 51
Fünfzehntes Kapitel. Die Tabelle der Schiefe (der Ekliptik) 53
Sechzehntes Kapitel. Die Aufgänge bei Sphaera recta . . 53
Zweites Buch.
Erstes Kapitel. Die allgemeine Lage des zurzeit bewohnten
Gebietes der Erde 58
Zweites Kapitel. Wie sich die zwischen Äquator und Eklip-
tik liegenden Horizontbogen bestimmen lassen, wenn die
Dauer des längsten Tages gegeben ist . . . . . . . 60
XXVI Inhaltsverzeichnis.
Seite
Drittes Kapitel. Wie sich aus der Dauer des längsten Tages
die Polhöhe bestimmen läßt, und umgekehrt .... 62
Viertes Kapitel. Wie sich berechnen läßt, wo, wann und
wie oft die Sonne in den Zenit kommt 65
Fünftes Kapitel. Wie aus den gegebenen Größen das Ver-
hältnis der Gnomonen zu den an den Nachtgleichen und
Wenden zur Mittagstunde beobachteten Schatten be-
stimmt wird 66
Sechstes Kapitel. Feststellung der von Parallel zu Parallel
eintretenden charakteristischen Kennzeichen .... 69
Siebentes Kapitel. Gleichzeitige Aufgänge (von Teilen) der
Ekliptik und des Äquators bei Sphaera obliqua ... 80
Achtes Kapitel. Die Tafeln der Aufgänge nach Zeichen-
dritteln 98
Neuntes Kapitel. Einige spezielle Aufgaben, deren Lösung
mit den Aufgängen zusammenhängt 93
Zehntes Kapitel. Die von der Ekliptik und dem Meridian
gebildeten Winkel 100
Elftes Kapitel. Die von der Ekliptik und dem Horizont
gebildeten Winkel 107
Zwölftes Kapitel. Die Winkel und Bogen, welche die Eklip-
tik mit demselben durch die Pole des Horizonts gehen-
den (Höhen-) Kreis bildet 112
Dreizehntes Kapitel. Die Tabellen der Winkel und Bogen
von Parallel zu Parallel 121
Drittes Buch.
Vorwoi-t 130
Erstes Kapitel. Die Länge des Jahres 130
Zweites Kapitel. Tafeln der gleichförmigen Bewegung der
Sonne 148
Drittes Kapitel. Die Hypothesen zur Erklärung der gleich-
förmigen Bewegung auf Kreisen 148
Viertes Kapitel. Die scheinbare Anomalie der Sonne . . 166
Fünftes Kapitel. Feststellung der Einzelabschnitte der Ano-
malie 173
Sechstes Kapitel. Tabelle der Anomalie der Sonne . . . 182
Siebentes Kapitel. Die Epoche des mittleren Laufs der Sonne 182
Achtes KapiteL Berechnung der Länge der Sonne nach den
Tafeln 185
Neuntes Kapitel. Die Ungleichheit der Sonnentage . . . 186
Viertes Buch.
Erstes Kapitel. Art der Beobachtungen, auf welche sich die
Theorie des Mondes zu stützen hat 191
Zweites Kapitel. Die periodischen Zeiten des Mondes . . 194
Inhaltsverzeichnis. XXVII
Seite
Drittes Kapitel. Die Teilbeträge der gleichförmigen Be-
wegungen des Mondes 203
Viertes Kapitel. Tafeln der mittleren Bewegungen des
Mondes 206
Fünftes Kapitel. Nachweis, daß auch bei der einfachen Mond-
hypothese die exzentrische wie die epizyklische Hypo-
these dieselben Erscheinungen bewirkt 212
Sechstes Kapitel. Nachweis der ersten oder einfachen Ano-
malie des Mondes 218
Siebentes Kapitel. Korrektion des mittleren Laufs des Mondes
in Länge und Anomalie 234
Achtes Kapitel. Die Epoche der gleichförmigen Bewegungen
des Mondes in Länge und Anomalie 236
Neuntes Kapitel. Korrektion der mittleren Bewegung des
Mondes in Breite und Epoche derselben 237
Zehntes Kapitel. Tabelle der ersten, d.i. einfachen Anomalie
des Mondes 245
Elftes Kapitel. Nachweis, daß sich nicht wegen Verschieden-
heit der Hypothesen, sondern infolge der Berechnungen
nach Hipparch eine Differenz im Betrage der Anomalie
des Mondes herausstellt 245
Fünftes Buch.
Erstes Kapitel. Konstruktion des Astrolabs 254
Zweites Kapitel. Die Hypothese zur Erklärung der doppel-
ten Anomalie des Mondes 259
Drittes Kapitel. Betrag der im Verhältnis zur Sonne ein-
tretenden Anomalie des Mondes 264
Viertes Kapitel. Das Verhältnis der Exzentrizität des Mond-
kreises 268
Fünftes Kapitel. Die Neigung des Epizykels des Mondes . 269
Sechstes Kapitel. Gewinnung des genauen Mondlaufs aus
den periodischen Bewegungen auf dem Wege geometri-
scher Konstruktion 278
Siebentes Kapitel. Praktische Anleitung zur Aufstellung
einer Tabelle der Gesamtanomalie des Mondes . . . 281
Achtes Kapitel. Die Tabelle der Gesamtanomalie des Mondes 285
Neuntes Kapitel. Gesamtberechnung des Mondlaufs nach
der Tabelle 285
Zehntes Kapitel. Nachweis, daß in den Syzygien infolge des
Exzenters des Mondes keine wesentliche Differenz ein-
tritt 288
Elftes Kapitel. Die Parallaxen des Mondes 293
Zwölftes Kapitel. Konstruktion eines parallaktischen In-
struments 295
XXVin Inhaltsverzeichnis.
Seite
Dreizehntes Kapitel. Nachweis der Entfernungen des Mon-
des 299
Vierzehntes Kapitel. Größenbetrag der scheinbaren Durch-
messer der Sonne, des Mondes und des Schattens in den
Syzygien 305
Fünfzehntes Kapitel. Die Entfernung der Sonne und die
aus deren Nachweis sich ergebenden Konsequenzen . 310
Sechzehntes Kapitel. Die Größe der Sonne, des Mondes und
der Erde 313
Siebzehntes Kapitel. Die Einzelbeträge der Parallaxen der
Sonne und des Mondes 314
Achtzehntes Kapitel. Die Parallaxentafel 323
Neunzehntes Kapitel. Berechnung der Parallaxen nach der
Tafel 324
Sechstes Buch.
Erstes Kapitel. Konjunktionen und Vollmonde .... 337
Zweites Kapitel. Praktische Anleitung zur Aufstellung von
Tabellen der mittleren Syzygien 338
Drittes Kapitel. Tabellen der Konjunktionen und Vollmonde 342
Viertes Kapitel. Berechnung der periodischen und der ge-
nauen Syzygien nach den Tabellen 342
Fünftes Kapitel. Die Grenzen der Sonnen- und Mondfinster-
nisse 349
Sechstes Kapitel. Das Intervall der mit Finsternissen ver-
bundenen synodischen Monate 357
Siebentes Kapitel. Praktische Anleitung zur Aufstellung
von Finsternistabellen 373
Achtes Kapitel. Finsternistabellen 389
Neuntes Kapitel. Berechnung von Mondfinsternissen . . 392
Zehntes Kapitel. Berechnung von Sonnenfinsternissen . . 396
Elftes Kapitel. Die bei den Finsternissen gebildeten Po-
sitionswinkel 402
Zwölftes Kapitel. Tabelle der Positionswinkel 410
Dreizehntes Kapitel. Bestimmung der (im Horizont ge-
bildeten) Positions Winkel 410
Anhang.
Erläuternde Anmerkungen 414
Anmerkungen zur Einleitung 458
Berichtigungen . . . . , 462
DES CLAUDIUS PTOLEMÄUS
HANDBUCH DER ASTRONOMIE
EßSTEK BAND
BUCH I— VI
Ol^ ort d'vatog ^cpvv uccl iTtä^SQog' &XX' otav aötgcov
'IXVBva xaroc vovv aiLcpiÖQoiiovg sXixccg,
Ovytix' iTCLipavco ycclrjg tcogIv, äXXcc Ttag' avxm
Zrjvl ^LOTQOcpBog TtiiiTtXcc^uL aiißgoalrig.
Cod. Marc. 313, Cod. Tat. 180; Anthol. IX. 577.
Daß ich sterblich bin, weiß ich, und daß meine Tage
gezählt sind ; aber wenn ich im Geiste den vielfach ver-
schlungenen Kreisbahnen der Gestirne nachspüre, dann
berühre ich mit den Füßen nicht mehr die Erde: am
Tische des Zeus selbst labt mich Ambrosia, die
Götterspeise.
Erstes Bach.
Erstes Kapitel.
Vorwort.
Mit Fug und Recht, lieber Syrus, haben meines Erachtensj^*.^^
die echten Philosophen den theoretischen Teil der Philo-
sophie von dem praktischen geschieden. Denn wenn füg-
lich auch vor dieser Scheidung Theorie und Praxis einträchtig
Hand in Hand gegangen sind, so dürfte man nichtsdesto- 5
weniger zwischen beiden einen beträchtlichen Unterschied
finden, nicht nur deshalb, weil manche ethische Vorzüge vielen
Menschen auch ohne Unterricht eigen sein können, während
es unmöglich ist, ohne Belehrung in die Wissenschaft des Welt-
ganzen einzudringen, sondern hauptsächlich deshalb, weil dort 10
der größte Gewinn aus fortgesetzter Kraftentfaltung in ledig-
lich praktischer Tätigkeit, hier aus dem Fortschritt in theo-
retischem Wissen entspringt. Deshalb sind wir zu der An- Ha 2
sieht gelangt, daß es unsere Pflicht sei, einerseits unser Handeln Hei 5
unter dem Eindruck der reinen Vorstellungen harmonisch zu 15
regeln, auf daß wir selbst bei den Zufälligkeiten des täglichen
Lebens niemals die Rücksicht auf edlen Anstand und takt-
volle Haltung vergessen, anderseits unsere ganze Kraft gei-
stiger Beschäftigung zu widmen zum Zweck der Belehrung
über theoretisches Wissen, dessen Zweige zahlreich und herr- 20
lieh sind, insbesondere aber zum Zweck der Belehrung über
das Gebiet, welches man speziell unter dem Namen der Mathe-
matik begreift.
Aristoteles*^ scheidet den theoretischen Teil sehr angemessen
wieder in drei Hauptgattungen: in Physik, Mathematik 26
a) Metaphysik VIl, 1026a 6; vgl. BoU, Studien über Claudius
Ptolemäus, S. 68. Aus der dort gebotenen freien Wiedergabe
des Inhalts dieses Vorwortes sind manche treffende Ausdrücke
und Wendungen entlehnt worden.
Ptolemäus, übera. v. Manitius. I. 1
2 Erstes Buch. Erstes Kapitel.
und Theologie. Davon ausgehend, daß die Existenz alles
Seienden derart auf Materie, Form und Bewegung beruhe,
daß von diesen Teilen keiner für sich, d. h. ohne die anderen,
an dem Objekt geschaut, sondern nur gedacht werden
5 könne, möchte er als die erste Ursache der ersten Be-
wegung des Weltganzen, rein für sich herausgehoben, einen
unsichtbaren und unbewegten Gott erkennen und das Wissens-
gebiet, dem die Forschung nach diesem Wesen zufällt, als
Theologie bezeichnen, wobei nur oben irgendwo in den er-
10 habensten Höhen der Welt eine so gewaltig sich äußernde
Kraft, ein für allemal geschieden von den sinnlich wahrnehm-
baren Dingen, gedacht werden könne.
Die Gattung aber, welche die Erforschung der Beschaffen-
heit der in ewiger Bewegung begriffenen Materie zur Aufgabe
15 hat und die Fragen, ob weiß, ob warm, ob süß, ob weich u. dgl.
erörtert, möchte er Physik nennen, insofern der ihr zufallende
Stoff größtenteils in der Welt des Vergänglichen, d. i. unter
der Sphäre des Mondes, seine Wandlungen vollziehe.
Die Gattung endlich, welche die Beschaffenheit zur An-
20 schauung zu bringen hat, die sich in den Formen und in den
Hei 6 Ortsveränderung verursachenden Bewegungen offenbart, wel-
HaScher ferner die Aufgabe zufällt, Gestalt, Quantität, Größe,
Raum und Zeit und ähnliche Begriffe zu ergründen, will er
als das Gebiet der Mathematik abgesondert sehen, insofern
25 der ihr zukommende Stoff sozusagen in die Mitte zwischen
die beiden erstgenannten Materien falle, nicht nur deshalb, weil
er sowohl durch die sinnliche Wahrnehmung als auch ohne
deren Hilfe erfaßt werden könne, sondern auch deshalb, weil
er schlechthin allem Seienden als Eigenschaft zukomme,
30 sowohl sterblichen wie unsterblichen Wesen, indem er bei
ersteren, die sich hinsichtlich der von ihnen untrennbaren
Form beständig verändern, einer Mitveränderung unterworfen
sei, während er bei den ewigen Wesen, welche ätherischer
Natur sind, die Un Veränderlichkeit der Form unwandelbar
35 bewahre.
Hieran haben wir folgende Erwägungen geknüpft. Während
man die beiden anderen Gattungen des theoretischen Teils
Vorwort. 3
mehr spekulative Betrachtung als sichere Erkenntnis nennen
könnte, die Theologie wegen der absoluten ünsichtbarkeit
und Unerfaßlichkeit ihres Gegenstandes, die Physik wegen
der Unbeständigkeit und Unklarheit der Materie — so daß
aus diesem Grunde keine Hoffnung vorhanden ist, daß die 6
Philosophen über diese Dinge jemals einerlei Meinung werden
könnten — dürfte einzig und allein die Mathematik, wenn
man auf dem Wege scharfer Prüfung an sie herantritt, ihren
Jüngern ein zuverlässiges und unumstößliches Wissen dar-
bieten, weil der Beweis die keinen Zweifel zulassenden Wege 10
einschlägt, welche Arithmetik und Geometrie an die Hand
geben. Das ist auch der Grund, der uns veranlaßt hat, uns nach
Kräften dieser hervorragenden Wissenschaft in ihrem ganzen
Umfange zu widmen, insbesondere aber dem Zweige, der sich
mit der Erkenntnis der göttlichen und himmlischen Körper 16
befaßt, weil diese Wissenschaft allein in der Untersuchung
einer ewig sich gleichbleibenden Welt aufgeht und deshalb
auch ihrererseits imstande ist, erstens hinsichtlich der von Hei 7
ihr vermittelten Erkenntnis, die weder unklar noch ungesichtet
ist, ewig unverändert zu bleiben — was das charakteristische 20
Merkmal der reinen Wissenschaft ist — und zweitens den
andern Wissensgebieten eine Mitarbeiterin zu sein, die nicht Ha i
weniger leistet als diese selbst.
Und zwar könnte der Theologie diese Wissenschaft in
hervorragender Weise die Wege bahnen, insofern sie allein 26
imstande ist, mit Erfolg den Spuren der unbewegten und von
der Materie geschiedenen Kraft nachzugehen, ausgehend von
der naheliegenden Schlußfolgerung aus den Erscheinungen,
welche sich an den sinnlich wahrnehmbaren, sowohl bewe-
genden als bewegten, und doch ewigen und keinen Leiden 30
unterworfenen Wesen hinsichtlich des Verlaufs und der Regel-
mäßigkeit ihrer Bewegungen vollziehen.
Auch der Physik könnte sie recht wesentliche Unter-
stützung gewähren; denn die allgemeinen Eigenschaften der
Materie kommen zum wahrnehmbaren Ausdruck durch das 36
eigenartige Verhalten bei den Orts Veränderung verursachenden
Bewegungen. So besitzt z. B. das an sich Vergängliche an
4 Erstes Buch. Erstes Kapitel.
der geradlinigen Bewegung, das Unvergängliche an der
Kreisbewegung, ferner das Schwere oder Passive an der
zentripetalen, das Leichte oder Aktive an der zentri-
fugalen Bewegung ein charakteristisches Merkmal.
5 Was nun vollends eine in Handel und Wandel sittliche
Lebensführung anbelangt, so dürfte diese Wissenschaft vor-
zugsweise Sinn und Blick dafür schärfen. Denn nach dem
Vorbilde der an den göttlichen Wesen erschauten Gleichförmig-
keit, strengen Ordnung, Ebenmäßigkeit und Einfalt bringt
10 sie ihren Jüngern die Liebe zu dieser göttlichen Schönheit
bei und macht ihnen durch Gewöhnung den ähnlichen Seelen-
zustand sozusagen zur zweiten Natur.
Diese Liebe zu der Wissenschaft von den ewig sich gleich-
bleibenden Dingen wollen auch wir beständig zu steigern
Hei 8 suchen, indem wir uns nicht nur mit den Errungenschaften
16 bekannt machen, welche auf diesem Gebiete von Männern
erzielt worden sind, die mit echtem Forschergeist an dasselbe
herantraten, sondern indem wir auch unserseits ein Scherf-
lein beizutragen gedenken, insoweit die (verhältnismäßig kurze)
20 Zeit, die seit jenen Männern bis auf unsere Tage verstrichen
Ha 5 ist, zu einem solchen Beitrag beträchtliches Material zu bieten
vermag. So werden wir denn versuchen alles Wichtige, was
unseres Erachtens in der Gegenwart in unseren Gesichtskreis
getreten ist, in möglichster Kürze und so, daß die bereits bis
25 zu einem gewissen Grade Vorgerückten zu folgen vermögen,
in der Form eines Kommentars zur Darstellung zu bringen,
wobei wir im Interesse der Vollständigkeit unseres Werkes
alle Fragen, welche für die Himmelskunde von praktischem
Werte sind, in der gehörigen strengen Reihenfolge erörtern
30 werden. Um aber die Darstellung in gewissen Grenzen zu
halten, werden wir die von den Alten mit voller Sicherheit
gewonnenen Ergebnisse nur referierend behandeln, dagegen
die überhaupt noch nicht oder wenigstens nicht praktisch genug
in Angriff genommenen Probleme nach Kräften einer sorg-
36 fältig ergänzenden Behandlung unterziehen.
Erstes Buch. Zweites Kapitel.
Zweites Kapitel.
Darlegung der Reihenfolge der theoretischen
Erörterungen.
Das von uns vorgelegte Handbuch bietet zunächst einen
allgemeinen Teil, welcher das Verhältnis der Erde zum
Himmelsgewölbe, beide als Ganzes betrachtet, ins Auge faßt
(I. Buch, Kap. 3 — 11). Von dem hierauf folgenden beson-
deren Teil behandelt der erste Abschnitt (1. Buch, Kap. 6
12 — II. Buch) die Lage der Ekliptik, die Orte des zurzeit
bewohnten Gebietes der Erde, ferner den unterschied, welcher
in ihrer Aufeinanderfolge im Verhältnis zueinander von Hori-
zont zu Horizont infolge der Neigung (der Sphäre) eintritt.
Die theoretische Erörterung dieser Verhältnisse ebnet, wenn Hei 9
sie vorausgenommen wird, außerordentlich den Weg zur n
Untersuchung der übrigen Probleme.
Der zweite Abschnitt (HL — VI. Buch) handelt von der
Bewegung der Sonne und des Mondes, sowie von den da-
mit zusammenhängenden Erscheinungen; denn ohne die Vor- 15
ausnähme dieser Verhältnisse dürfte es unmöglich sein, auf Ha 6
die Theorie der Sternenwelt mit der nötigen Gründlichkeit
einzugehen.
Der letzte Abschnitt (Band II), welcher sozusagen der Kern-
punkt des Ganzen ist, enthält die Betrachtung der Sternen- 20
weit. Auch hier dürften mit gutem Grunde voranzustellen
sein die Erörterungen über die Sphäre der sogenannten Fix-
sterne (VII. und VIII. Buch), woran sich dann (IX. — XIII.
Buch) die Theorien der sogenannten fünf Wandelsterne
anschließen sollen. 25
Jeden der hier vorgelegten Abschnitte werden wir dem
Verständnis zugänglich zu machen suchen, indem wir als
Ausgangspunkte und gewissermaßen als Grundlagen für die
Aufstellung der Theorien die augenfälligen Himmelserschei-
nungen heranziehen und ausschließlich solche Beobachtungen SO
benutzen, die mit zweifelloser Sicherheit sowohl von den
ß Erstes Buch. Drittes Kapitel.
Alten als auch zu unserer Zeit angestellt worden sind. Den
inneren Zusammenhang der vorgelegten Beobachtungsreihen
werden wir alsdann durch die auf geometrische Konstruk-
tionen gegründeten Beweise darlegen.
6 Was nun den allgemeinen Teil anbelangt, so wird sich
die Vorbesprechung auf folgende fünf Punkte erstrecken.
1. Das HimmelsgeM^ölbe hat Kugelgestalt und dreht sich
wie eine Kugel.
2. Ihrer Gestalt nach ist die Erde für die sinnliche Wahr-
10 nehmung, als Ganzes betrachtet, gleichfalls kugelförmig.
3. Ihrer Lage nach nimmt die Erde einem Zentrum
vergleichbar die Mitte des ganzen Himmelsgewölbes ein.
4. Ihrer Größe und Entfernung nach steht die Erde zur
Fixsternsphäre in dem Verhältnis eines Punktes.
16 5. Die Erde hat ihrerseits keinerlei Ortsveränderung
Heiioverursachende Bewegung.
Jeden dieser Punkte wollen wir, um gelegentlich wieder
darauf zurückkommen zu können, einer kurzen Erörterung
unterziehen.
Drittes Kapitel.
Das Himmelsgewölbe dreht sich wie eine Kugel.
20 Zu den ersten Gedanken über die vorstehend ange-
deuteten Verhältnisse sind die Alten aller Wahrscheinlich-
keit nach etwa durch folgende Beobachtung angeregt worden.
Ha 7 Sie sahen die Sonne, den Mond und die übrigen Gestirne
von Osten nach Westen sich stets auf Parallelkreisen be-
25 wegen. Sie sahen, wie sie anfangs von unten aus dem
Tiefstande, gewissermaßen direkt von der Erde aus, sich
aufwärts bewegen, nach und nach zu einem Hochstand
emporsteigen, hierauf einen ihrem bisherigen Aufstieg ent-
sprechenden absteigenden Bogen beschreiben und wieder zu
30 einem Tiefstand gelangen, bis sie schließlich gewissermaßen
auf die Erde fallen und unsichtbar werden, worauf sich,
nachdem sie eine gewisse Zeit in der ünsichtbarkeit ver-
harrt, Aufgang und Untergang wie von vorn wiederholt.
Kugelgestalt des Himmelsgewölbes. 7
Hinsichtlicli der dabei verstreichenden Zeiten sowie der Stellen
des Auf- und Unterganges machte man aber die Wahrnehmung,
daß sich dieselben im großen ganzen in einem genau geregel-
ten Verhältnis gegenseitig entsprachen.
Ganz besonders aber brachte sie auf den Gedanken der 5
Kugelgestalt der Umschwung der immersichtbaren Sterne,
welcher in sichtlich zu verfolgender Kreisbahn um ein und
dasselbe Zentrum als Pol sich vollzieht. Dieser Punkt mußte
der Pol der Himmelskugel sein, weil die in größerer Nähe Hein
desselben stehenden Sterne sich in kleineren Kreisen drehen, 10
während die weiter entfernten im Verhältnis zu ihrem Ab-
stände größere Kreise bei der Umkreisung beschreiben, bis
der Abstand allmählich zu den Sternen gelangt, die unsicht-
bar werden. Auch von diesen sah man die in der Nähe der
immersichtbaren Gestirne stehenden kurze Zeit in der Un- 15
Sichtbarkeit verharren, die weiter entfernten wieder verhältnis-
mäßig längere Zeit. So mußte man für den ersten Anfang
einzig durch derartige Wahrnehmungen auf den oben aus-
gesprochenen Gedanken der Kugelgestalt verfallen, nachge-
rade aber bei fortgesetzter Betrachtung auch die weiteren Kon- 20
Sequenzen aus diesen Beobachtungen ziehen. Denn schlechthin Ha 8
alle Himmelserscheinungen legen Zeugnis dafür ab, daß eine
andere Auffassung unzulässig ist.
Man nehme z. B. an, was manche Philosophen wirklich
getan haben, daß der Lauf der Sterne in geradliniger Er- 25
Streckung in den unendlichen Raum gerichtet sei. Wie
sollte man sich da den Vorgang vorstellen, vermöge dessen
alle Sterne von demselben Anfangspunkte aus ihren sicht-
baren Lauf Tag für Tag wiederholen? Wie könnten denn
die Gestirne auf ihrem Flug in den unendlichen Raum wieder 30
kehrtmachen? Oder wie sollte es zugehen, daß diese Um-
kehr nicht wahrnehmbar wäre? Müßten sie nicht vielmehr
unter allmählicher Abnahme ihrer Größen unsichtbar werden,
während sie doch im Gegenteil, gerade wenn sie (am Horizont)
nahe dem Verschwinden sind, größer erscheinen und nur nach 35
und nach von der Oberfläche der Erde verdeckt und gewisser-
maßen abgeschnitten werden?
8 Erstes Buch. Drittes Kapitel.
Aber wahrlich auch die Vorstellung, daß die Gestirne aus der
Erde aufsteigend sieh entzünden und dann wieder zu ihr zu-
rückkehrend erlöschen, dürfte sich durchweg als höchst wi-
dersinnigerweisen.*) Gesetzt schon, man machte das Zugeständ-
Heii2nis, daß trotz ihrer Größen und ihrer gewaltigen Anzahl,
6 trotz ihrer nach Raum und Zeit verschiedenen Abstände be-
sagter wunderlicher Vorgang sich wirklich vollziehen könnte,
d. h. daß die eine ganze (östliche) Seite der Erde eine natür-
liche Zündkraft, die andere (westliche) Seite eine ebensolche
10 Löschkraft entwickelte, oder besser gesagt, daß dieselbe
Seite für einen Teil der Erdbewohner anzündend, für den
anderen auslöschend wirkte, d. h. daß dieselben Sterne für
die einen bereits angezündet oder ausgelöscht sind, während
sie es für die anderen noch nicht sind, wenn man, sage ich,
15 alle diese Zugeständnisse, so lächerlich sie sind, machen wollte,
was sollten wir von den immersichtbaren Sternen halten, die
weder auf- noch untergehen? Aus welchem Grunde sollten
denn nicht diejenigen Sterne, welche dem Anzünden und Aus-
löschen unterworfen sind, überall auf- und untergehen, wäh-
20 rend andere, welche diesem Wechselzustande nicht unterworfen
sind, keineswegs überall beständig über dem Horizont sind?
Ha 9 Es werden doch wohl nicht dieselben Sterne für einen Teil
der Erdbewohner immer angezündet und wieder ausgelöscht
werden, während sie für den anderen Teil niemals weder das
25 eine noch das andere erleiden, da es ja ganz klar ist, daß
es dieselben Sterne sind, die für gewisse (südliche) Orte auf-
und untergehen, während sie für andere Orte (d. i. für weiter
nördlich liegende) weder auf- noch untergehen.
Kurz und gut, man mag irgendwelchen anderen Verlauf
30 der Bewegung der Himmelskörper annehmen als denjenigen,
welchen die Kugelgestalt bedingt, so müßten notwendig die
Entfernungen von der Erde in der Richtung nach den hoch
über ihr sich bewegenden Gestirnen ungleich werden, wo
und wie man die Erde selbst auch annehmen mag. Daher
a) Diese Vorstellung wird von Kleomedes ed. Ziegler p. 158 f.
als die Auffassung des Epikur ins Lächerliche gezogen.
Kugelgestalt des Himmelsgewölbes. 9
müßten auch die Größen und die gegenseitigen Abstände der
Sterne, weil sie bald aus größerer, bald aus geringerer Ent-
fernung zu schätzen wären, für dieselben Erdbewohner beineiis
jedem Umschwung ungleich erscheinen, was doch sichtlich
nicht der Fall ist. Daß freilich am Horizont die Größen be- 6
deutender erscheinen, bewirkt nicht der Umstand, daß die
Entfernung geringer wäre, sondern die Verdunstung der die
Erde umgebenden Feuchtigkeit, welche sich zwischen unserem
Auge und den (am Horizont befindlichen) Sternen entwickelt,
geradeso wie in das Wasser geworfene Gegenstände größer 10
erscheinen, und zwar um so größer, je tiefer sie untersinken.
Es führen aber zu dem Gedanken der Kugelgestalt auch
Erwägungen folgender Art. Erstens können bei keiner an-
deren Annahme als einzig bei dieser die Vorrichtungen, welche
zur Stundenmessung dienen, richtige Angaben liefern. Faßt 15
man zweitens die ohne Hindernis mit allergrößter Leichtig-
keit vor sich gehende Bewegung der Himmelskörper ins Auge,
so kommt die Eigenschaft der leichtesten Bewegung von den
ebenen Figuren dem Kreis, von den Körpern der Kugel zu. Haio
Da ferner von den verschiedenen Figuren gleichen Kreisum- 20
fanges die Vielecke, welche mehr Ecken haben, die größeren
sind, so hat von den ebenen Figuren der Kreis, von den
Körpern die Kugel, und von allen übrigen Körpern die
Himmelskugel an Größe den Vorrang.
Aber auch von gewissen physikalischen Erwägungen aus 26
kann man zu der von uns vertretenen Auffassung gelangen.
Von allen Körpern besteht aus den feinsten und gleichartig- Hei i4
sten Molekülen der Äther; zu den aus gleichartigen Mole-
külen bestehenden Gebilden gehören die Flächen, soweit sie
aus solchen Teilen bestehen; aus gleichartigen Molekülen 30
gebildete Flächen sind aber unter den ebenen Figuren einzig
und allein die Kreisfläche, unter den Körpern die Kugel-
fläche. Nun ist der Äther keine Ebene, sondern ein Körper;
folglich bleibt für ihn nur die Kugelgestalt übrig.
Zu dem gleichen Ergebnis führt folgende Erwägung. Die 35
Natur hat alle irdischen und vergänglichen Körper durch-
gängig aus kreisförmigen, jedoch ungleichartigen Mole-
10 Erstes Buch. Viertes Kapitel.
külen geschaffen, alle im Äther sich bewegenden und gött-
lichen Körper dagegen aus gleichartigen Molekülen von
Kugelform; denn wären diese Körper eben oder scheiben-
förmig, so würde nicht allen Beobachtern, welche von ver-
6 schiedenen Punkten der Erde gleichzeitig nach ihnen schau-
ten, die scheinbare Kreisform ersichtlich sein. Deshalb ist
es eine logische Forderung, daß auch der sie umgebende
Äther, welcher von der gleichartigen natürlichen Beschaffen-
heit ist, erstens kugelförmig und zweitens, infolge die-
10 ser Beschaffenheit aus gleichartigen Molekülen, mit gleich-
förmiger Geschwindigkeit in kreisförmiger Bewegung be-
griffen sei.
Viertes Kapitel.
Auch die Erde ist, als Ganzes betrachtet,
für die sinnliche Wahrnehmung kugelförmig.
Ha 11 Zu der Erkenntnis, daß auch die Erde, als Ganzes betrach-
tet, für die sinnliche Wahrnehmung kugelförmig sei, dürfte
16 man am besten auf folgendem Wege gelangen. Nicht für
alle Bewohner der Erde ist Aufgang und Untergang der Sonne,
des Mondes und der anderen Gestirne gleichzeitig zu sehen,
Hei 15 sondern früher stets für die nach Osten zu, später für die
nach Westen zu wohnenden. Wir finden nämlich, daß der
20 momentan gleichzeitig stattfindende Eintritt der Finsternis-
erscheinungen, und besonders der Mondfinsternisse, nicht zu
denselben Stunden, d. h. zu solchen, welche gleichweit von
der Mittagstunde entfernt liegen, bei allen Beobachtern auf-
gezeichnet wird, sondern daß jedesmal die Stunden, welche
26 bei den weiter östlich wohnenden Beobachtern aufgezeichnet
stehen, spätere sind als die bei den weiter westlich woh-
nenden.^) Da nun auch der Zeitunterschied in entsprechen-
dem Verhältnis zu der räumlichen Entfernung der Orte
gefunden wird, so dürfte man mit gutem Grunde annehmen,
30 daß die Erdoberfläche kugelförmig sei, weil eben die hin-
sichtlich der Krümmung (der Oberfläche) im großen ganzen
1) Diese Zahlen beziehen sich auf die Anmerkungen im Anhang.
Kugelgestalt der Erde. 11
als gleichartig*) zu betrachtende Beschaffenheit (der Erde)
die Bedeckungserscheinungen zu der Aufeinanderfolge der
Beobachtungsorte stets in ein entsprechendes (Zeit-)Ver-
hältnis setzt. Wäre die Gestalt der Erde eine andere, so
würde dies nicht der Fall sein, wie man aus folgendem er- 5
sehen kann.
Wenn die Oberfläche der Erde eine Hohlfläche wäre, so
würde der Aufgang der Gestirne den weiter westlich wohnen-
den Beobachtern eher sichtbar werden ; wäre sie eine ebene
Fläche, so würden die Gestirne für alle Bewohner der Erde 10
zugleich und zu derselben Zeit auf- und untergehen; wäre Ha 12
sie von der Gestalt einer dreiseitigen Pyramide, eines Würfels
oder eines Polyeders,^) so würden sie wiederum für alle die-
jenigen in gleicher Weise und gleichzeitig auf- und unter-
gehen, welche auf derselben Seitenfläche (dieser Körper) 16
wohnten, was mit der Wirklichkeit in keiner Weise verein-
bar erscheint.
Daß die Erde aber auch nicht walzenförmig sein kann,
selbst nicht unter der Voraussetzung, daß die Rundfläche nach
Osten und Westen gekehrt und die Seiten der ebenen Grund- Hei 16
flächen nach den Weltpolen gerichtet wären, was man wohl 21
als das Glaubwürdigere annehmen dürfte^), wird aus folgen-
dem klar. Für keinen Bewohner der gekrümmten Oberfläche
würde nämlich auch nur ein einziger Stern immersichtbar
werden, sondern für alle Bewohner würden sämtliche Sterne 25
sowohl auf- wie untergehen, oder es würden für alle die-
selben Sterne, welche von jedem der beiden Pole den gleichen
Abstand hätten, (einerseits immersichtbar, anderseits) immer-
unsichtbar werden.^) Je weiter wir aber jetzt (d. i. auf der
kugelförmigen Erde) nach Norden zu wandern, um so mehr 30
a) D. h. alle Unebenheiten der Oberfläche der Erde sind im
Verhältnis zu ihrer Größe so unbedeutend, daß sie der idealen
Kugelgestalt keinerlei Abbruch tun können.
b) Zum Vergleich diene die ähnliche Erörterung bei Kleo-
medes p. 74 — 82.
c) Weil die Annahme mit dem täglichen Umschwung des Fix-
sternhimmels von Osten nach Westen im allgemeinen im Ein-
klang stehen würde.
12 Erstes Buch. Fünftes Kapitel.
werden von den südlichen Sternen unsichtbar und von den
nördlichen immersichtbar, so daß es klar ist, daß auch in die-
sem Falle die Krümmung der Erde, welche schon (S. 11, 2)
die in schräger (d. h. in der die Nord-Südlinie von Osten
5 nach Westen kreuzenden) Eichtung verlaufenden Bedeckungs-
erscheinungen in ein entsprechendes (Zeit-) Verhältnis setzte,
von allen Seiten auf die Kugelgestalt hinweist. Hiermit
ist noch die Wahrnehmung zu verbinden, daß wir bei dem
Heransegeln an Berge oder einzelne hochragende Punkte unter
10 beliebigem Winkel und nach beliebiger Richtung nach und
nach ihre Höhen sichtlich wachsen sehen, als ob sie direkt
aus dem Meere auftauchten und vorher infolge der Krümmung
der Wasserfläche untergetaucht gewesen wären.
Fünftes Kapitel.
Die Erde nimmt die Mitte des Himmelsgewölbes ein.
Ha 13 Wenn man nach dieser Erörterung (der Gestalt) der
16 Reihenfolge nach die Lage der Erde ins Auge faßt, so düi-fte
Hei 17 man zu der Erkenntnis gelangen, daß der Verlauf der Him-
melserscheinungen um die Erde sich nur dann regelrecht voll-
ziehen kann, wenn wir letztere wie das Zentrum einer Kugel
in die Mitte des Weltalls setzen. Wäre dem nicht so, so sind
20 außerdem nur drei Fälle denkbar:
1. die Erde liegt außerhalb der Achse, aber gleichweit
entfernt von jedem der beiden Pole;
2. sie liegt auf der Achse, aber dem einen Pol näher-
gerückt;
26 3. sie liegt weder auf der Achse noch gleichweit von je-
dem der beiden Pole entfernt.
1. Gegen die erste der drei Lagen spricht folgendes.
A. Wenn man sich die Erde mit Bezug auf die Lage
gewisser Orte nach oben (nach dem Zenit) oder nach unten
30 (nach dem Nadir) verschoben denkt, so würde für diese
Orte davon die Folge sein
a) bei Sphaera recta: daß niemals Tag- und Nacht-
gleiche eintreten kann, weil der Raum über und unter der
Lage der Erde. 13
Erde von dem Horizont jederzeit in ungleiche Teile ge-
teilt wird;
b) bei Sphaera obliqua: daß entweder wieder überhaupt
nicht Tag- und Nachtgleiche eintreten kann, oder wenigstens
nicht in der Mitte zwischen Sommer- und Winterwende, da 5
diese Intervalle notwendigerweise ungleich werden, weil nicht
mehr der Äquator, d. i. der größte der um die Pole des Um-
schwungs verlaufenden Parallelkreise von dem Horizont hal-
biert wird, sondern einer von den mit dem Äquator gleich-
laufenden nördlichen oder südlichen Kreisen. Darüber ist 10
man aber allgemein einig, daß diese Intervalle überall gleich Hei i8
sind, weil die im Vergleich zur Tag- und Nachtgleiche ein- Ha u
tretende Zunahme des längsten Tages zur Zeit der Sommer-
wende gleich ist der Abnahme des kürzesten Tages zur
Zeit der Winterwende. 15
B. Wenn man aber wieder mit Bezug auf die Lage
gewisser Orte eine Verschiebung in der Richtung nach Osten
oder Westen annehmen wollte, dann würde für diese Orte
der Fall eintreten, daß erstens die Größen und die gegen-
seitigen Abstände der Gestirne im östlichen Horizont schein- 20
bar nicht die gleichen und nämlichen wie im westlichen sein
würden, und daß zweitens die Zeit von Aufgang bis
Kulmination nicht gleich sein würde der Zeit von Kul-
mination bis Untergang, was sichtlich mit den Erschei-
nungen durchaus in Widerspruch steht. 25
2. Gegen die zweite Lage, bei welcher man sich die Erde
in der Richtung der Achse nach dem einen der beiden Pole
hin verschoben zu denken hat, könnte man wieder einwenden,
daß, wenn dem so wäre, für jede geographische Breite (d. i.
bei Sphaera obliqua) die Ebene des Horizontes den über 30
und unter der Erde befindlichen Himmelsraum je nach dem
Grade dar Verschiebung jedesmal ungleich machen würde,
und zwar sowohl die oberen Teile im Vergleich zu den oberen,
und die unteren Teile im Vergleich zu den unteren, als auch
die unteren und oberen Teile im Vergleich zu einander; denn 35
nur bei Sphaera recta kann (in diesem Falle) der Horizont
14
Erstes Buch. Fünftes Kapitel.
10
NP
die Sphäre halbieren, während er bei Sphaera obliqua, bei
welcher der nähere Pol (an d. Fig. der nördliche) zum immer-
sichtbaren wird, den über der Erde gelegenen Teil der Sphäre
stets kleiner und den unter der Erde gelegenen größer macht.
Infolgedessen würde der Fall eintreten, daß auch der größte
Kreis, der durch die
Zenif\NP Mitte der Tierkreis-
bilder geht (d. i. die
Ekliptik), von der
Ebene des Hori-
zontes in ungleiche
Teile geteilt würde,
Heiigein Verhältnis, welches die Beobachtung keineswegs fest-
Ha 15 stellt: denn jederzeit und überall sind sechs Zeichen über der
15 Erde sichtbar und die übrigen sechs unsichtbar, während
dann wieder letztere in ganzer Ausdehnung gleichzeitig
über der Erde sichtbar sind und die übrigen alle zu-
sammen unsichtbar. Demnach geht aus dem Umstände, daß
(bei zentraler Lage der Erde) dieselben Halbkreise der Ekliptik
20 in ihrer ganzen Ausdehnung bald über bald unter der Erde
abgeschnitten werden, klar hervor, daß vom Horizont auch
die Ekliptik genau halbiert wird.
Ganz allgemein würde, wenn die Erde nicht ihre (normale)
Lage direkt unter dem (Himmels-) Äquator hätte, sondern
25 nach Norden oder Süden in der Richtung nach einem der
beiden Pole hin von dieser Lage abwiche, (infolge der erwähn-
ten ungleichen Teilung der Ekliptik) der Fall eintreten, daß
an den Nachtgleichentagen die bei Aufgang (der Sonne) ge-
worfenen Schatten der Gnomonen mit den bei Untergang
30 geworfenen auf den mit dem Horizont parallelen Ebenen nicht
mehr für die sinnliche Wahrnehmung auf eine Gerade fielen,
eine Begleiterscheinung (der Nachtgleichen), welche in einander
genau gegenüberliegenden Punkten (des Horizontes) eintritt,
wie die Beobachtung allerorts feststellt.
35 3. Ohne weiteres ist klar, daß auch die dritte Lage nicht
zu Recht bestehen kann, da bei ihr die Einwände, welche gegen
Erstes Buch. Sechstes Kapitel. 15
die beiden ersten Lagen zu erheben waren, vereinigt zur
Geltung kommen müssen.
Kurz und gut, der ganze regelrechte Verlauf, welcher theo-
retisch hinsichtlich der Ab- und Zunahme der Tage und
Nächte festgestellt wird, dürfte vollständig umgestoßen wer- 5
den, wenn man die Erde nicht in der Mitte annähme. Hier-
zu kommt, daß auch der Eintritt der Mondfinsternisse nicht
an allen Stellen des Himmels in der der Sonne diametral
gegenüberliegenden Stellung erfolgen könnte, da die Erde
häufig nicht beiden diametral gegenüberliegenden Positionen Hei 20
(der beiden Lichtkörper) als bedeckendes Objekt zwischen 11
sie zu stehen kommen würde, sondern bei den Intervallen,
die kleiner als ein Halbkreis wären.
Sechstes Kapitel.
Die Erde steht zu den Himmelskörpern
in dem Verhältnis eines Punktes.
Daß die Erde zu der Entfernung bis zu der Sphäre der Haie
sogenannten Fixsterne für die sinnliche Wahrnehmung wirk- 15
lieh nur in dem Verhältnis eines Punktes steht, dafür ist ein
zwingender Beweis, daß von allen ihren Teilen aus die schein-
baren Größen und gegenseitigen Abstände der Sterne zu
denselben Zeiten allenthalben gleich und ähnlich sind, wie denn
auch die in verschiedenen geographischen Breiten an den- 20
selben Sternen angestellten Beobachtungen auch nicht im ge-
ringsten voneinander abweichend gefunden werden. Als ganz
besonders bezeichnend ist auch noch der Umstand hervor-
zuheben, daß die (Endpunkte der) an beliebiger Stelle der
Erde aufgestellten Gnomonen sowie die Mittelpunkte der 25
Armillarsphären dieselbe Geltung haben wie der wirkliche
Mittelpunkt der Erde, d. h. daß die genannten Punkte für
die Richtung der Visierlinien (nach den Himmelskörpern)
und für die Herumleitung der Schattenlinien in so großer
Übereinstimmung mit den zur Erklärung der Himmels- 30
erscheinungen aufgestellten Hypothesen maßgebend sind, wie
wenn diese Linien direkt durchden Mittelpunkt der Erde gingen.
16 Erstes Bucht. Siebenteg Kapitel.
Ein deutliches Anzeichen dafür, daß dieses Größenverhältnis
besteht, liegt auch in dem Umstand, daß die durch das Auge
gelegten Ebenen, die wir Horizonte nennen, überall stets
die ganze Himmelskugel halbieren, was nicht der Fall sein
Hei 21 würde, wenn die Größe der Erde im Verhältnis zur Ent-
6 fernung der Himmelskörper ein merkbarer Faktor wäre.
Alsdann könnte nur die durch den Punkt im Zentrum der
Erde gelegte Ebene die Himmelskugel halbieren, während
die durch beliebige Punkte der Erdoberfläche gelegten Ebenen
Ha i7die unter der Erde liegenden Abschnitte größer machen würden
11 als die über der Erde befindlichen.
Siebentes Kapitel.
Die Erde hat keinerlei Ortsveränderung verursachende
Bewegung.
Nach denselben Gesichtspunkten wie bisher wird sich der
Nachweis führen lassen, daß die Erde auch nicht die geringste
Bewegung nach den oben (S. 12 ff.) besprochenen schrägen
16 Richtungen haben oder überhaupt jemals ihre zentrale Lage
irgendwie verändern kann ; denn es würden dieselben Folgen
eintreten, wie wenn sie eine andere Lage zur Mitte einnähme.
Deshalb dürfte man meines Erachtens überflüssiger Weise
noch nach den Ursachen des freien Falls nach der Mitte
20 forschen, nachdem ein für allemal auf dem dargelegten Wege
aus den Erscheinungen selbst die Tatsache klargestellt ist,
daß die Erde den Raum in der Mitte des Weltalls ein-
nimmt, und daß alle schweren Körper auf sie fallen. Das
bequemste Beweismittel zur Feststellung des Falls nach der
25 Mitte dürfte einzig und allein in dem Umstand zu finden
sein, daß, nachdem die Kugelgestalt und die Lage der Erde
Hei 22 in der Mitte des Weltalls nachgewiesen ist, auf ausnahms-
los allen ihren Punkten die Richtung und der Fall der mit
Schwere behafteten Körper, ich meine, ihr freier Fall, unter
30 allen Umständen und überall lotrecht zu der durch den
Einfallspunkt gelegten, neigungslosen (Tangential-) Ebene
verläuft; denn aus diesem Verhalten geht klar hervor, daß
Ruhezustand der Erde. 17
diese Körper, wenn sich ihnen in der Erdoberfläche nicht
ein unüberwindliches Hemmnis entgegenstellte, durchaus
bis zum Mittelpunkte selbst gelangen würden, weil die zum
Mittelpunkt führende Gerade immer senkrecht zu der Tan- Hais
gentialebene der Kugel steht, welche durch den an der Be- 5
rührungsstelle entstehenden Schnittpunkt gelegt wird.
Wer darin einen unerklärlichen Widerspruch zu erblicken
vermeint, daß ein Körper von so gewaltiger Schwere wie
die Erde nach keiner Seite wanke oder falle, der scheint
mir den Fehler zu begehen, daß er bei dem Vergleich seinen 10
eignen leiblichen Zustand, aber nicht die Eigenart des Welt-
ganzen im Auge hat. Denn ich meine, ein solches Verharren im
Ruhezustande würde ihm nicht mebr wunderbar vorkommen,
wenn er sich zu der Vorstellung aufschwingen könnte, daß
die vermeintliche Größe der Erde, verglichen mit dem ganzen 16
sie umgebenden Körper, zu diesem nur das Verhältnis eines
Punktes hat; denn alsdann wird es möglich erscheinen, daß
der verhältnismäßig so kleine Körper von dem absolut größten
und aus gleichartigen Molekülen bestehenden durch den von
allen Seiten in gleichmäßiger Stärke und gleichförmiger 20
Richtung geübten Gegendruck in der Gleichgewichtslage er-
halten wird; denn ein „oben" oder „unten" gibt es im Welt- Hei 2S
all mit Bezug auf die Erde nicht, ebensowenig wie auch bei
der Kugel jemand auf einen solchen Gedanken kommen würde.
Was aber die im Weltall existierenden zusammengesetzten 26
Körper anbelangt, so streben die leichten, d. h. die aus
feinen Molekülen bestehenden Körper, so weit es die ihnen
von Natur anhaftende Neigung zum freien Fall gestattet,
empor nach außen, d. i. nach der Peripherie, und folgen schein-
bar dem Triebe nach dem jeweiligen „oben"; denn auch bei 30
uns Menschen bestimmt allgemein der Punkt über dem Haupte,
der gleichfalls mit „oben" bezeichnet wird, die Richtung der
Normalen zu der jeweiligen Standfläche. Dagegen streben
die schweren, d. h. die aus groben Molekülen bestehenden
Körper, nach der Mitte zu, d. i. nach dem Zentrum, und 36
fallen scheinbar nach „unten"; denn auch bei uns Menschen
bestimmt wieder allgemein der Fußpunkt, gleichfalls mit
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I. o
13 Erstes Buch. Siebentes Kapitel.
„unten" bezeichnet, die Richtung der Normalen zum Erd-
Ha 19 mittelpunkte. Das gemeinsame Streben nach der Mitte er-
halten sie dabei natürlich durch den von allen Seiten gleich-
stark und gleichförmig aufeinander wirkenden Gegenstoß
5 und Gegendruck.
So gelangt man denn selbstverständlich auf diesem Wege
zu der Erkenntnis, daß das ganze Volumen der Erde im
Verhältnis zu den auf sie fallenden Körpern von ungeheurer
Größe ist, und daß sie unter dem Druck der ganz minimalen
10 Schwerkörper, zumal da er von allen Seiten wirkt, in ihrem
Ruhezustand unerschüttert verharrt und die auf sie fallen-
den Körper gewissermaßen auffängt. Hätte freilich auch
sie eine gemeinsame Neigung zum Fallen, d. h. wäre die
Richtung ihres Falls ein und dieselbe wie bei den übrigen
16 Schwerkörpern, so würde sie natürlich infolge des kolossalen
Übergewichts ihrer Größe allen Körpern bei dem Sturz in
die Tiefe voraneilen, und es würden die Lebewesen und die
Hei 24 losen Schwcrkörper in der Luft in der Schwebe verharren,
während sie für ihr Teil mit rasender Geschwindigkeit schließ-
20 lieh aus dem Himmelsgewölbe selbst herausstürzen müßte.
Aber dergleichen Möglichkeiten erscheinen ja schon bei dem
bloßen Gedanken unglaublich lächerlich.
Nun stellen sich manche Philosophen, ohne gegen die hier
entwickelten Ansichten etwas einwenden zu können, ein nach
25 ihrer Meinung glaubwürdigeres System*^ zusammen und geben
sich dem Glauben hin, daß keinerlei Zeugnis wider sie sprechen
werde, wenn sie z. B. das Himmelsgewölbe als unbeweglich
annähmen, während sie die Erde um dieselbe Achse von
Westen nach Osten täglich nahezu eine Umdrehung machen
30 ließen, oder auch wenn sie beiden eine Bewegung von einem
gewissen Betrag erteilten, nur, wie gesagt, um dieselbe Achse
und im richtigen Verhältnis zur Erhaltung der auf gegen-
seitigem Überholen beruhenden Beziehungen.
a) Daß der Schöpfer dieser Idee, der große Aristarch von
Samos, bei dieser Gelegenheit nicht namhaft gemacht wird, ist
auffallend.
Ruhezustand der Erde. 19
Wenn auch vielleicht^ was die Erscheinungen in der Sternen-
welt anbelangt, bei der größeren Einfachheit des Ge-
dankens nichts hinderlich sein würde, daß dem so
wäre, so ist doch diesen Männern entgangen, daß aus den
uns selbst anhaftenden Eigenschaften und den eigenartigen Ha 20
atmosphärischen Verhältnissen die ganze Lächerlichkeit einer 6
solchen Annahme ersichtlich werden muß. Gesetzt nämlich,
wir machten ihnen das Zugeständnis, daß im Widerspruch
mit ihrer natürlichen Beschaffenheit die aus den feinsten
Molekülen bestehenden und daher leichtesten Substanzen 10
entweder gar keine Bewegung hätten oder unterschiedslos
dieselbe wie die Körper von entgegengesetzter Natur —
wo doch die atmosphärischen Massen und die aus weniger
feinen Molekülen gebildeten Körper so sichtlich den Trieb
zu schnellerer Fortbewegung äußern als sämtliche mehr erd- 16
artigen Körper — während die aus den gröbsten Molekülen Hei 25
bestehenden und daher schwersten Körper in diesem Fall
eine eigene rasend schnelle und gleichförmige Bewegung
hätten — wo doch wieder die erdartigen Körper anerkannter-
maßen bisweilen nicht einmal auf die von anderen Körpern 20
ihnen aufgedrungene Bewegung in entsprechender Weise re-
agieren — nun, so müßten sie doch zugeben, daß die Dre-
hung der Erde die gewaltigste von ausnahmslos allen in
ihrem Bereich existierenden Bewegungen wäre, insofern sie
in kurzer Zeit eine so ungeheuer schnelle Wiederkehr zum 25
Ausgangspunkt bewerkstelligte, daß alles, was auf ihr nicht
niet- und nagelfest wäre, scheinbar immer in einer einzigen
Bewegung begriffen sein müßte, welche der Bewegung der
Erde entgegengesetzt verliefe. So würde sich weder eine
Wolke noch sonst etwas, was da fliegt oder geworfen wird, 30
in der Richtung nach Osten ziehend bemerkbar machen, weil
die Erde stets alles überholen und in der Bewegung nach
Osten vorauseilen würde, so daß alle übrigen Körper schein-
bar in einem Zuge nach Westen, d. i. nach der Seite,
welche die Erde hinter sich läßt, wandern müßten. 35
Wenn die Vertreter dieser Ansicht nämlich auch behaupten
wollten, daß die Atmosphäre an der Drehung der Erde in
20 Erstes Buch. Achtes Kapitel.
derselben Richtung mit gleicher Geschwindigkeit teilnähme,
so müßten nichtsdestoweniger die in sie hineingeratenden
irdischen Körper jederzeit hinter der Bewegung, welche Erde
und Atmosphäre gemeinsam (ostwärts) fortrisse, scheinbar
6 (westwärts) zurückbleiben, oder wenn sie auch, mit der
Atmosphäre gewissermaßen eins geworden, mit herum-
genommen würden, so würde doch an ihnen keinerlei schein-
bare Bewegung mehr wahrgenommen werden, weder eine
Ha 21 rechtläufige noch eine rückläufige, sondern sie würden schein-
10 bar beständig an einem Fleck verharren und, möchten es
fliegende oder geworfene Körper sein, keinerlei Abschweifung
Hei 26 oder Fortschritt im Räume machen — was wir ja alles so
sichtlich vor sich gehen sehen — gerade als ob von dem Nicht-
feststehen der Erde für diese Körper ein Verzichten auf jede
16 Bewegung, sei sie langsam oder schnell, die Folge sein müßte.
Achtes Kapitel.
Es gibt zwei voneinander verschiedene
erste Bewegungen am Himmel.
Es wird genügen, vorstehende Hypothesen, welche
zum Verständnis der Lehren des besonderen Teils und ihrer
Konsequenzen vorausgenommen werden mußten, soweit in
den Hauptumrissen mitgeteilt zu haben. Ihre volle Be-
20 stätigung werden sie doch schließlich erst aus der Über-
einstimmung der im Anschluß daran noch weiterhin zu
führenden Nachweise mit den Erscheinungen erhalten. Nur
die Vorausnahme des einen allgemeinen Satzes könnte man
hierüber noch für gerechtfertigt halten, der da besagt, daß
26 es am Himmel zwei voneinander verschiedene erste Be-
wegungen gibt.
Die erste Bewegung ist diejenige, von welcher alle Ge-
stirne ewig gleichmäßig und mit der gleichen Geschwindig-
keit von Osten nach Westen geführt werden. Sie bewirkt
30 die Herumführung auf Parallelkreisen, welche natürlich um
die Pole dieser alle Gestirne gleichförmig herumführenden
Sphäre beschrieben werden. Der größte dieser Parallelkreise
Zwei Bewegungen am Himmel. 21
heißt der Äquator (oder Gleicher), weil nur er vom Hori-
zont, der (gleichfalls) ein größter Kreis ist, unter allen Um-
ständen in zwei gleiche Teile geteilt wird, und weil er überall
für die sinnliche Wahrnehmung Gleichheit von Tag und Nacht Ha 22
verursacht, sobald der Umschwung der Sonne auf ihm verläuft. 6
Die zweite Bewegung ist diejenige, vermöge welcher die
Sphären der Gestirne in der zum vorherbeschriebenen Um-Hei27
Schwung entgegengesetzten Eichtung gewisse Ortsverände-
rungen um andere Pole bewirken, nicht um dieselben, wie
die der ersten Umdrehung (d. h. nicht um die Pole des 10
Äquators). Daß es diese zweite Bewegung gibt, nehmen
wir aus folgendem Grunde an. Gemäß der Tag für Tag
anzustellenden Beobachtung sehen wir alle Gestirne aus-
nahmslos am Himmel Aufgang, Kulmination und Untergang
für die sinnliche Wahrnehmung an den gleichartigen, auf 16
Parallelkreisen zum Äquator liegenden Stellen bewerkstelligen,
worin eben die Eigenart des ersten Umschwungs liegt. Da-
gegen behalten bei länger hintereinander fortgesetzter Be-
obachtung die übrigen Gestirne alle auf eine lange Zeit
hinaus scheinbar sowohl die gegenseitigen Abstände bei, 20
als auch ihre besonderen Beziehungen zu den Stellen, die
dem ersten Umschwung eigen sind, während die Sonne, der
Mond und die Wandelsterne gewisse komplizierte und einan-
der ungleiche Ortsveränderungen bewerkstelligen, die aber
alle im Vergleich zu der allgemeinen Bewegung nach den 26
ostwärts gelegenen Teilen (des Himmelsgewölbes) gerichtet
sind, welche hinter den (Fix-) Sternen, die ihre gegenseitigen
Abstände beibehalten und gewissermaßen von einer einzigen
Sphäre herumgeleitet werden, zurückbleiben.*^
Wenn nun die letzterwähnte Ortsveränderung der Wandel- 30
sterne gleichfalls auf Parallelkreisen zum Äquator vor sich
ginge, d. h. um die Pole, welche der ersten Umdrehung zu-
grunde liegen, so würde es ausreichend sein, für alle Ge-
stirne ein und denselben Umschwung in der Richtung des Hei 28
a)' TÄo^st^rsff'ö'at bezeichnet ein Zurückbleiben in östlicher Rich-
tung hinter der täglichen Bewegung, wodurch die „rechtläufige*'
Bewegung zum Ausdruck kommt.
22 Erstes Buch. Achtes Kapitel.
ersten anzunehmen; denn alsdann würde es glaubwürdig er-
scheinen, daß die an den Wandelsternen beobachtete Orts-
Ha 23 Veränderung nur die Folge eines verschiedenartigen Zurück-
bleibens, und nicht der Effekt einer entgegengesetzt
5 verlaufenden Bewegung sei. Nun verbinden sie aber mit
den ostwärts gerichteten Ortsveränderungen gleichzeitig einen
sichtlich nach Norden oder Süden abweichenden Lauf, wo-
bei sich die Größe dieser seitlichen Abweichung theoretisch
nicht einmal als gleichförmig herausstellt, so daß es den
10 Anschein hat, als ob diese charakteristische Erscheinung durch
gewisse Stoßwirkungen an den Planeten hervorgerufen
würde. Die Ungleichförmigkeit des Laufs erklärt
sich allerdings, wenn man diese so wenig glaubliche Ver-
mutung gelten lassen will, aber durchaus geregelt er-
15 scheint dieser Lauf unter der Annahme, daß er sich
auf einem zum Äquator schiefen Kreise vollziehe.
So gibt sich denn dieser schiefe Kreis als ein und die-
selbe den Wandelsternen eigene Bahn zu erkennen; ge-
nau eingehalten und gewissermaßen beschrieben wird er
20 freilich nur von der Bewegung der Sonne, durchlaufen
aber auch von dem Monde und den Planeten, welche
jederzeit in nächster Nähe dieses Kreises wandeln und durch-
aus nicht willkürlich die für jeden einzelnen beiderseits ge-
nau bestimmten Grenzen der seitlichen Abweichung über-
25 schreiten. Da aber auch dieser Kreis theoretisch sich als
ein größter herausstellt, weil die Sonne (auf ihm) um den
gleichen Betrag nördlich wie südlich des Äquators zu stehen
kommt, da ferner in der Nähe ein und desselben Kreises,
wie gesagt, die ostwärts gerichteten Ortsveränderungen aller
30 Wandelsterne sich vollziehen, so war es notwendig, diese
zweite Bewegung als verschieden von der allgemeinen hin-
zustellen, d. h. als eine solche, welche um die Pole des fest-
Hei 29 gestellten schiefen Kreises in der zum ersten Umschwung
entgegengesetzt verlaufenden Richtung vor sich geht.
35 Wenn wir uns nun den durch die Pole der beiden oben-
H» 24 genannten Kreise gezogenen größten (Kolur-) Kreis vorstellen,
welcher jeden dieser beiden Kreise, d. h. den Äquator und
Zwei Bewegungen am Himmel. 23
den zu ihm geneigten (d. i. die Ekliptik), halbieren und unter
rechten Winkeln schneiden muß (nach Theod. Sphaer. II. 5),
so werden sich vier Punkte des schiefen Kreises heraus-
stellen, zwei, die einander diametral gegenüber im Äquator
liegen, die sogenannten Nachtgleichenpunkte*\ von 5
denen der eine, dui'ch welchen der von Süden nach Norden
aufsteigende Lauf geht, derFrühlingspunkt, der entgegen-
gesetzte der Herbstpunkt heißt, und zwei, die auf dem
durch die beiden Pole gezogenen (Kolur-) Kreis einander
natürlich gleichfalls diametral gegenüberliegen, die söge- 10
nannten Wendepunkte, von denen der südlich des Äquators
gelegene der Wi nterwendepunkt, der nördlich des Äquators
gelegene der Sommerwendepunkt heißt.
Die eine Bewegung, und zwar die Bewegung des ersten
Umschwungs, welche die übrigen alle in sich begreift, wird 16
man sich beschrieben und sozusagen zwischen Grenzen ab-
geschlossen zu denken haben von dem durch die beiden Pole
gehenden größten (Kolur-) Kreis, der durch seine Umdrehung
alles übrige mit sich von Osten nach Westen um die Pole
des Äquators herumführt, welche auf dem sogenannten Meri- 20
dian (oder Mittagskreis) gewissermaßen im Ruhezustande
verharren. Von dem erstgenannten (dem Kolur) unterscheidet Hei so
sich dieser Kreis nur dadurch, daß er nicht jederzeit (wie
ersterer) auch durch die Pole des schiefen Kreises (der
Ekliptik) geht. Mittagskreis heißt er, weil er als dauernd 25
senkrecht zum Horizont zu denken ist; diese ihm eigene
Lage teilt nämlich beide Halbkugeln, sowohl die über als
die unter der Erde gelegene, in zwei Hälften und macht so-
mit die Bestimmung der Mitten von Tag und Nacht (d. i.
des Mittags und der Mitternacht) möglich. 30
Die zweite, sich vielfach verzweigende Bewegung, welche
von der ersten mit inbegriffen wird, aber ihrerseits die Sphären Ha 25
aller Wandelsterne in sich begreift, wird man sich von ^er
a) Es sind die Schnittpunkte des Äquators mit dem Nacht-
gleichenkolur , der nicht durch die Pole beider Kreise geht,
sondern nur durch die des Äquators. Die ausdrückliche Er-
wähnung dieses Kolurs wird hier vermißt.
24 Erstes Buch. Neuntes und zehntes Kapitel.
erstbeschriebenen zwar, wie gesagt, mitgenommen, aber (an
sich) in entgegengesetzter Richtung um die Pole des schiefen
Kreises (der Ekliptik) verlaufend zu denken haben. Diese
Pole, welche ihrerseits auf dem die erste Umdrehung be-
6 wirkenden Kreise, d. h. auf dem durch beide Pole (sowohl
den des Äquators als den der Ekliptik) gehenden (Kolur)^
ewig ihren festen Stand haben, werden natürlich mit letzterem
herumbewegt und behalten dadurch bei dem (täglichen) Um-
schwung, der zur zweiten Bewegung entgegengesetzt ver-
10 läuft, zum Äquator immer dieselbe Lage.*^
Neuntes Kapitel.
Von den Aufgaben des besonderen Teils.
Der vorbereitende allgemeine Teil kann in der Hauptsache-
mit der vorstehenden Erörterung der Verhältnisse, welche
vorausgesetzt werden mußten, als abgeschlossen betrachtet
werden. Im Begriff zu den speziellen Beweisen überzugehen,
16 von denen unseres Erachtens an erster Stelle derjenige zu
stehen hat, durch welchen festgestellt wird, wie groß der
Hei 31 zwischen den obengenannten Polen (des Äquators und der
Ekliptik) liegende Bogen des durch sie gezogenen größten
(Kolur-) Kreises ist, sehen wir uns genötigt, vorher die
20 Lehre von dem Größenbetrag der Geraden im Kreis (d. i.
der Sehnen) mitzuteilen, da wir unsere Absicht durchzu-
führen gedenken, ein für allemal alle Lehrsätze auf Grund
von geometrischen Konstruktionen zu beweisen.
Zehntes Kapitel.
Größenverhältnis zwischen Sehnen und Kreisbogen.
Ha 26 Zum bequemen Handgebrauch wollen wir nächstdem in
25 Tabellenform die Größenbeträge zusammenstellen, welche
auf die Sehnen entfallen, wenn wir den Kreisumfang in
a) Die Worte tov yqucpoiihov di ccvtfjg (Cod. D ccvtav) (isyißrov
xal Xo^ov y.vy.Xov halte ich für ein sinnloses Einschiebsel, mag
man nun mit Heiberg Si' avt^g lesen, was gar keinen Bezug
hat, oder mit D di avtmv: die Ekliptik geht doch wahrlich
nicht durch ihre eigenen Pole.
Verhältnis zwischen Bogen und Sehnen. 25
360 Abschnitte (oder Grade) zerlegen, und zwar wollen
wir die Sehnen in Ansatz bringen, welche die von Yg^ ^^
Ya^ anwachsenden Bogen unterspannen, d. h. wir wollen fest-
stellen, wie viel Teile (partes) des Durchmessers auf diese
Sehnen entfallen, wenn derselbe in 120 Teile (120p) ge- 5
teilt ist; denn diese Teilung wird sich in den Zahlen bei
Ausführung der Eechnungen selbst als praktisch erweisen.
Vorher werden wir aber mit Hilfe von möglichst wenigen
Lehrsätzen, die sich immer wiederholen, zeigen, wie wir
nach einer praktischen und schnell durchführbaren Methode 10
den auf die Größenbeträge der Sehnen entfallenden Zusatz-
betrag*) ermitteln, damit wir nicht nur die Größen der
Sehnen in fertigberechneten Beträgen (zum mechanischen
Gebrauch, d. h.) ohne uns Rechenschaft zu geben, wie wir Hei 32
dazu kommen, zur Hand haben, sondern damit wir auch 15
mit Hilfe ihrer regelrechten geometrischen Konstruktion so-
fort den Beweis der Richtigkeit antreten können. Im all-
gemeinen werden wir jedoch die Ansätze der Zahlen nach
dem Sexagesimalsystem machen, weil die Anwendung der
Brüche unpraktisch ist. Wir werden uns ferner an die Er- 20
gebnisse von Multiplikation und Division nur insoweit binden,
als wir den Näherungswert zu ermitteln bestrebt sind,
d. h. insoweit als der zu vernachlässigende Rest nur eine
unbeträchtliche Differenz gegen den Wert darstellt, welcher
für die sinnliche Wahrnehmung der genaue ist. 25
Es sei ABT ein Halbkreis auf dem Durchmesser AAP um das
Zentrum A. Von A aus ziehe man AB rechtwinklig zu Af und Ha 27
halbiere AT in Punkt E. Dann ziehe man die Verbindungs-
linie E B, trage ihr gleich EZ ab und
verbinde Z mit B durch eine Gerade.
Meine Behauptung geht dahin:
A. ZA ist die Seite des (ein-
geschriebenen) Zehnecks.
B. BZ ist die Seite des (ein- -^
geschriebenen) Fünfecks.
a) D. s. die in der dritten Spalte der Sehnentafeln stehenden
Sechzigteile.
26 Erstes Buch. Zehntes Kapitel.
Beweis zu A. Da die Gerade AP in E halbiert ist und
in ihrer Fortsetzung die Gerade AZ liegt, so gilt der Satz
Hei 83 rz • ZA -f EA* = EZ*. (Eukl. II. 6)
Nun ist EZ = EB, (nach Konstruktion)
5 folglich rz • ZA + EA' = EB«.
Es ist aber EB^ = EA*-1- AB*, (Eukl. I. 47)
folglich rZ-ZA + EA*=EAHAB«,
oder rZZA = AB*, beiderseits EA- abgezogen.
Nun ist AB = Ar,
10 folglich rzzA = Ar»,
oder rZ:Ar = Ar:ZA.
Mithin ist fZ in Punkt A nach äußerem und mittlerem
Verhältnis (d. i. im Verhältnis des „goldenen Schnittes") ge-
schnitten (nach Eukl. VI. Def. 3). Da nun (nach Eukl. XIII. 9)
15 die Seite des eingeschriebenen Sechsecks und die Seite des
in denselben Kreis eingeschriebenen Zehnecks, beide auf die-
selbe Gerade abgetragen, nach äußerem und mittlerem Ver-
hältnis geschnitten werden, und da ferner A f als Halbmesser
(nach Eukl. IV. 15 Zusatz) die Seite des Sechsecks mißt,
20 so ist folglich ZA gleich der Seite des Zehnecks.
Beweis zu B. Es ist (nach Eukl. XIII. 10) das Quadrat
der Seite des eingeschriebenen Fünfecks gleich der Summe
der Quadrate der Seiten des in denselben Kreis eingeschrie-
benen Sechsecks und Zehnecks. Nun ist in dem rechtwink-
25 ligen Dreieck BAZ
Hei34 BZ*=BA*+ZA'. (Eukl. I. 47)
Ha 28 Es ist aber BA (als Halbmesser) die Seite des Sechsecks,
und ZA (wie oben bewiesen) die Seite des Zehnecks: folg-
lich ist (nach dem angeführten Satze) BZ die Seite des
80 Fünfecks.
Mit Hilfe der vorstehend bewiesenen Verhältnisse gelangen
wir, da wir, wie gesagt, den Durchmesser des Kreises gleich
120^ setzen, zur Bestimmung folgender Sehnen.
1. AE=y,r = 30P, also AE* = 900P*,
35 AB= r = 60P, also AB*=3600p',
Verhältnis zwischen Bogen und Sehnen. 27
mithin EB*=4500P^ als Summe der beiden Quadrate,
folglich E B = 67^ 4' 55".
Da nun EB =EZ, (nach Konstruktion)
und ZA = EZ-AE,
so ist ZA = 67P4'55"-30P = 37P4'55". 6
Mithin ist die Seite des Zehnecks, welche einen Bogen
von 36^, wie der Kreis 360*^ hat, unterspannt, gleich 37^4' 55"
in dem Maße, in welchem der Durchmesser gleich 120^ ist.
2. ZA =37^4' 55", also Z A»= 1375P'4'15",
(AB=r=60P, also) AB*-3600P', 10
mithin BZ2= 4975^^4' 15" als Summe der beiden Quadrate,
folglich BZ =70^32 '3". Hei 35
Mithin ist die Seite des Fünfecks, welche einen Bogen
von 72® unterspannt, wie der Kreis 360<^ hat, gleich 70p 32' 3"
in dem Maße, in welchem der Durchmesser gleich 120^ ist. 15
3. Ohne weiteres ist klar, daß die Seite des Sechsecks,
welche einen Bogen von 60® unterspannt, da sie dem Halb-
messer des Kreises gleichkommt, gleich 60^ ist.
4. Desgleichen ist die Seite des Quadrats, welche einen
Bogen von 90® unterspannt, ins Quadrat erhoben gleich dem 20
doppelten Quadrat des Halbmessers, d.i. gleich 7200^^, mit-
hin an sich gleich 84^51' 10" in dem Maße, in welchem der
Durchmesser gleich 120"^ ist.
5. Desgleichen ist die Seite des gleichseitigen Drei-
ecks, welche einen Bogen von 120®unterspannt, ins Quadrat 25
erhoben gleich dem dreifachen Quadrat des Halbmessers^^,
d.i. gleich 10800?^ mithin an sich gleich 103^55 '23" in Ha 29
dem Maße, in welchem der Durchmesser gleich 120^ ist.
Die auf diese Weise gewonnenen Sehnen sollen nun sofort,
wie sie sind, von uns in Gebrauch genommen werden. 30
6. Es wird ohne weiteres einleuchten, daß von den (unter
1 — 5) bestimmten Sehnen (5j aus leicht diejenigen (,s) sich
bestimmen lassen, welche die zugehörigen Supplementbogen
unterspannen, weil die Summe der Quadrate beider Sehnen Hei 36
gleich ist dem Quadrate des Durchmessers (s^ + ,s^ = d^^ 35
mithin ,5 = Yd^ — s*).
28 Erstes Buch. Zehntes Kapitel.
Beispiel: Die Sehne (s) zum Bogen von 36*^ (sh3Q^) war
mit 37^4' 55" nachgewiesen.
s«= 1375^*4' 15", d»=14400P\
,s> = d»-s»=13024P'55'45",
6 ,s, d. i. s6l44^ =114^7 '37".
Dasselbe Verfahren wird man auch in den übrigen Fällen
(2 — 5) einschlagen.
Auf welche Weise man von diesen Sehnen ausgehend auch
die übrigen der Reihe nach bestimmen kann, werden wir im
10 weiteren Verfolg zeigen, nachdem wir zuvor einen Lehrsatz
mitgeteilt haben, welcher für die Lösung vorliegender Auf-
gabe mit Erfolg anzuwenden ist.
Es sei in den Kreis ein beliebiges
Viereck AB TA eingeschrieben, in
^^ Xl^^^^^ ^^^^^ welchem man die Diagonalen A r und
BA ziehe.
Lehrsatz. Das aus den Diago-
nalen gebildete Rechteck ist gleich
der Summe der aus den einander
^^ ^^^^^T'"^ ^^^ gegenüberliegenden Seiten gebildeten
Rechtecke, d. i.
ArBA = ABAr-f AABr.
Beweis. Man mache durch Konstruktion
/_ABr = /,ABE; beiderseits /.EBA addiert,
Haso gibt /,ABr-|-/.EBA = /.ABE + /.EBA
26 oder /.EBr=Z.ABA.
Hei 37 Nun ist auch /.BrE = /.BAA, weil sie denselben Bogen
folglich ABTEr^ABAA, [unterspannen ^\
mithin Br:rE = BA:AA, (EukL VL 4)
30 oder AABr = rEBA. (Eukl. VL 16)
Es ist ferner zunächst wieder (wie oben)
Z.ABE = /.ABr;
femer ist /.BAE = /.BAr, (Eukl. IIL 21)
folglich ABAEr^ABATi
36 mithin BA:AE=BA:Ar,
a) Es sind Peripheriewinkel auf demselben Bogen (Eukl. IIL 21).
Verhältnis zwischen Bogen und Sehnen. 29
oder AB.Ar = AE BA.
Nun war AABr = rEBA; durch Sununierung
folglich ABAr + AABr = AEBA + rEBA
= (AE4-rE)BA
= A r • B A , was zu beweisen war. 5
Dieser Lehrsatz mußte vorausgeschickt werden.
I. Es sei AB TA ein Halbkreis auf dem Durchmesser AA.
Von A aus ziehe man die beiden Sehnen AB und AT. Jede Hei 38
derselben sei der Größe nach gegeben in dem Maße, in welchem
der Durchmesser mit 120^ gege- ^ 10
ben ist. Man ziehe die Verbindungs-
linie Bf. Meine Behauptung geht
dahin, daß auch die Sehne B f sich
bestimmen läßt.
Beweis. Man ziehe die Sehnen ^ 15
BA und TA. Gegeben sind natürlich auch diese, weil sie
die Supplementbogen der gegebenen Sehnen unterspannen
(Satz 6 S. 27f.). Da AB PA ein in den Kreis eingeschriebenes
Viereck ist, so gilt (nach dem vorausgeschickten Satz)
AB.rA + AA.Br = Ar.BA. 20
Gegeben ist sowohl Af-BA, als auch AB« TA, folglich Ha si
auch die DiiFerenz AA • Bf. Nun ist AA der Durchmesser,
mithin ist auch die Sehne Bf zu bestimmen.
(AA.Br = Ar.BA-AB.rA
Es lautet demnach der hieraus sich ergebende
Lehrsatz. Wenn zwei Bogen und die sie unterspannen-
den Sehnen gegeben sind, so wird auch die Sehne gegeben
sein, welche die Differenz der beiden Bogen unterspannt.
Es leuchtet ein, daß wir mit Hilfe dieses Lehrsatzes so- 30
wohl nicht wenige andere Sehnen nach den von Fall zu Fall
gegebenen Differenzen in die Tafeln eintragen werden, als Hei 39
auch insbesondere die den Bogen von 12° unterspannende
Sehne, da wir ja sowohl die Sehne zum Bogen von 60^ als
auch die zum Bogen von 72° zur Verfügung haben. 35
30 Erstes Buch. Zehntes Kapitel.
II. Es sei die Aufgabe gestellt, wenn irgendeine Sehne
gegeben ist, die zur Hälfte des unterspannenden Bogens
gehörige Sehne zu finden.
Es sei ABT ein Halbkreis auf dem Durchmesser A f. Ge-
5 geben sei die Sehne B f, und der Bogen B f sei halbiert in
Punkt A. Man ziehe die Sehnen
AB, AA, BA, Ar und fälle von
A auf A r das Lot A Z. Meine Be-
hauptung geht (zunächst) dahin,
10 L:^;^-^^ / r^ daß
-^ti^ rz=%(Ar-AB).
Man trage A E = A B ab und
ziehe die Verbindungslinie AE. Da AB gleich AE und AA
gemeinsame Seite ist, so sind die zwei Seiten AB und AA
15 (des A BAA) gleich den zwei Seiten AE und AA (des A
EAA). Nun sind auch die (von den zwei gleichen Seiten
eingeschlossenen) Winkel BAA und EAA (nach Eukl. III.
27) einander gleich; folglich sind auch (nach Eukl. I. 4)
die Gnindlinien BA und AE einander gleich. Nun ist
20 B A = A r, folglich auch A E = A f. Da mithin das Dreieck
Ha 32 EAP ein gleichschenkliges ist, und da das Lot AZ von der
Hei4oSpitze auf die Grundlinie gefällt ist, so ist (nach Eukl. I. 26)
EZ=rZ. Nun ist Er= EZ + rZ die ganze Differenz der
Sehnen AB und AT, folglich
25 'rZ=%(Ar-AB).
Da ferner, wenn die den Bogen B f unterspannende Sehne
• gegeben ist, ohne weiteres auch die den Supplementbogen
AB unterspannende Sehne (Satz 6 S, 2 7 f.) gegeben ist, so
wird auch ^7. als ^^if^^ — AB) gegeben sein. Da nun in
30 dem rechtwinkligen Dreieck AAP das Lot AZ gefällt ist,
so erhält man
AAAT^AAZr, (Eukl. VL 8)
mithin AT: TA = AT: TZ.
oder Arrz = Ar'.
35 Gegeben ist AT- TZ (und zwar AT als (^ = 120^), folg-
lich ist auch Af^ gegeben, mithin auch die Sehne AT
Verhältnis zwischen Bogen und Sehnen. 31
(= -j/ÄT. 1/2 [AT— AB]), welche die Hälfte des Bogens BT
unterspannt, was zu beweisen war.
Mit Hilfe dieses Lehrsatzes werden wieder sowohl sehr
viele andere Sehnen gewonnen werden, welche die Hälfte
der Bogen von früher bestimmten Sehnen unterspannen, als 5
auch insbesondere aus der den Bogen von 12^ unterspan-
nenden Sehne (sukzessive) die Sehnen zu den Bogen von 6^,
3®, lYg^ und 74^- Wir finden bei Ausführung der Rech-
nung in dem Maße, in welchem der Durchmesser gleich Hei«
120P ist: 10
die Sehne zu dem Bogen von ly/ -= P34'15",
die Sehne zu dem Bogen von %« = 0^47 8".
HI. Es sei AB TA ein Kreis
um den Durchmesser A A und das X^Tm^^^^^hT'
Zentrum Z. Von A aus trage man //v^l3^^^^^^ 1 \\ ^^
zwei gegebene Bogen A B und Bf j J^x^^--.. 1 \\
hintereinander ab und ziehe die ^^ v^^ \ l^^'^j^
Sehnen A B und B f, welche gleich- \ ^^\ \ // ^* ''
falls gegeben seien. Meine Be- \ ^\\ J
hauptung geht dahin, daß, wenn \^ y^j^ 20
wir die Sehne AT ziehen, auch "^^^
diese sich bestimmen lassen wird.
Durch Punkt B sei BZE als ein Durchmesser des Kreises
gezogen. Alsdann ziehe man die Sehnen BA, TA, FE
und AE. Ohne weiteres ist klar, daß mit der Sehne Bf 25
die Sehne FE, mit der Sehne AB die Sehne BA, und
(mit dieser wieder) die Sehne A E gegeben sein wird. Nach
dem oben (S. 28, 17) mitgeteilten Lehrsatz gilt, weil BFAE
ein in den Kreis eingeschriebenes Viereck mit den Diagonalen
BA und FE ist, 30
BAFE^Br-AE + BEFA.
(BE.rA = BAFE-BFAE.)
Da BA • FE und BF • AE gegeben ist, so ist folglich auch
(als die Differenz) BE- FA gegeben. Nun ist auch BE als Hei«
Durchmesser gegeben, mithin auch als übrigbleibende (ün- 35
bekannte) die Sehne FA (= :r^ \ bestimmbar,
32 Erstes Bucli. Zehntes Kapitel.
und hiermit auch die den Supplementbogen unterspannende
Sehne AT, was zu beweisen war.
Es ergibt sich also der
Lehrsatz. Wenn zwei Bogen und die sie unterspannenden
5 Sehnen gegeben sind, so wird auch die Sehne gegeben sein,
welche die Summe der beiden Bogen unterspannt.
Wenn wir zu allen bisher bestimmten Sehnen immer die
den Bogen von lYg^ unterspannende Sehne (S. 31, ll) hin-
zufügen und die aus dieser Vereinigung sukzessive sich er-
10 gebenden Sehnen berechnen, so werden wir offenbar zur
Eintragung in die Tafeln einfach sämtliche Sehnen (zu den
Gradzahlen) erhalten, welche mit 2 multipliziert durch 3
teilbar sein werden (lV2^x2 = 3^; 4^l^^x2 = 9^^ usw.).
Übrig werden nur noch diejenigen Sehnen bleiben, welche in die
16 je IV2® betragenden Zwischenräume (iV^^— 3^ — 472^— 6"
usw.) hineingehören, was allemal zwei sein werden (die
zu 2^ und 272^ die zu 372^ ^^^ 4° usw.), weil wir ja
die Eintragung von 72^ zu 72^ durchführen wollen. Finden
wir also die Sehne zu dem Bogen von 72 ^ so wird uns
Ha84 dieser Wert durch Bildung der Summen (Satz III S. 31, 13)
21 oder Differenzen (Satz I S. 29, 7) mit den gegebenen Sehnen*',
welche die Zwischenräume begrenzen, auch zur Aus-
füllung der Zwischenräume mit sämtlichen übrigen Sehnen
verhelfen.
26 IV. Nun kann freilich, wenn z. B. die Sehne zu dem Bogen
von 172° gegeben ist, die das Drittel desselben Bogens
unterspannende Sehne auf dem Wege linearer Darstellung
auf keinerlei Weise gefunden werden. Wäre dies möglich,
dann hätten wir ja ohne weiteres auch die Sehne zu dem
80 Bogen von ^^^ zur Verfügung. Deshalb werden wir zu-
Hei 43 förderst die Sehne zu dem Bogen von 1® aus den Sehnen zu
den Bogen von 1 72^ iind ^4^ auf methodischem Wege ableiten'^)
a) Man wird die Sehne zu 2*^ erhalten ans der Addition der
zu lYg^ und Yg*^ gegebenen Sehnen, die Sehne zu 2^/^^ aus der
Subtraktion der zu 3° und Yg^ gegebenen Sehnen usw.
b) Um aus dieser Sehne nach dem Satz II S. 30, 1 die Hälfte
erhalten zu können.
Verhältnis zwischen Bogen und Sehnen.
33
15
unter Zugrundelegung eines Satzes, der zwar mit absoluter
Genauigkeit die Größenbeträge nicht festzustellen vermag,
aber bei so minimalen Größen doch wenigstens einen Wert
liefern kann, der sich für die sinnliche Wahrnehmung von
dem absolut genauen nur ganz unwesentlich unterscheidet. 5
Es lautet dieser
Lehrsatz. Wenn in einem Kreise zwei ungleiche Sehnen
gezogen werden, so ist das Verhältnis der größeren Sehne
zur kleineren Sehne kleiner als das Verhältnis des Bogens
auf der größeren Sehne zu dem Bogen auf der kleineren 10
Sehne.
In dem Kreise AB TA ziehe man zwei ungleiche Sehnen,
die größere sei TB, die kleinere
BA. Meine Behauptung geht da-
hin, daß
srB:sBA<&rB:feBA.
Beweis. Der Winkel ABT soll
durch die Sehne B A halbiert sein.
Man ziehe die Sehnen AEf, AA
und TA. Weil der Winkel ABT
durch die Sehne B A halbiert wird,
so ist
rA = AA, (Eukl. III. 26.29)*)
rE>EA. (Eukl. VI. 3)
Nun fälle man von A auf AEf das Lot A Z. Da A A )> E A h a 35
und E A > AZ, so wird ein um A als Zentrum mit dem Ab- 26
stand EA beschriebener Kreis AA schneiden, aber über AZ
hinausgehen. Man beschreibe also den Kreisbogen HEG
und verlängere AZ bis 0.
Dann ist sZ:^AE0>AAEZ 30
und AAEA>sÄ:^AEH;
folglich AAEZ:AAEA<sÄ:iAE0:sÄ;^AEH.
20
Hei 44
a) Da die Bogen AA und TA gleichgroße Winkel über-
spannen, so sind sie einander gleich; es sind aber auch die
gleichgroße Bogen unterspannenden Sehnen TA und AA ein-
ander gleich.
Ptolemäus, übers, v. Manitius, I. 3
34
Erstes Buch. Zehntes Kapitel.
Nun ist AAEZ: AAEA = ZE:EA (Eukl. VI. 1)
und sU AEO :sUAEH = LZ AE:LEAA,
folglich ZE : EA < Z. ZAE : /. EAA.
Durch Verbindung ist (nach Eukl. V. Def. 15)
6 (ZE + EA : EA < L ZAE -fL EAA :L EAA oder)
ZA:EA<Z.ZAA:/.EAA.
Durch Verdoppelung der Vorderglieder ist
(2ZA : EA < 2iL ZAA : L EAA oder)
Hei45 TA : EA < /_ TAA : L EAA.
10 Durch Trennung ist (nach Eukl. V. Def. 16)
(rA-EA:EA</.rAA-Z.EAA:LEAA oder)
rE:EA<LrAE:LEAA.
Nun ist rE:EA = srB:sBA (Eukl. VI. 3)
und /.rAE:LEAA = 6rB:feBA, (Eukl. VI. 33)
16 folglich srB:sBA<ferB:fcBA, was zu bew. war.
Unter Zugrundelegung vorstehenden Lehrsatzes gehen wir
Ha 36 nun weiter. Man ziehe in dem Kreise ABT die Sehnen A B
und Ar. Es sei nun
Erste Annahme:
20 /-"^ "^-^ 7? sAB = s6y4«, sAr = s6l«.
Berechnung:
sAr:sAB<6Ar:5AB
< 6 1«: 5«//.
Nun wurde (S. 31, 12) nachge-
25 \ / wiesen, daß in dem Maße, in wel-
chem der Durchmesser gleich 120^
ist, 5AB = 0P47'8":
folglich s A r : 0^ 47' 8" < 1 : y^
oder sAr< Vg x 0^47' 8"
30 < P2'60".
Hei 46 Unter Beibehaltung derselben Figur sei
Zweite Annahme: sAB = s&l®, s^^ = shV/^^.
Berechnung: sAT: sAB < feAT: 6 AB
<&iy/:6l«.
Verhältnis zwischen Bogen und Sehnen. 35
Nun haben wir oben (S. 31, ll) nachgewiesen, daß in
dem Maße, in welchem der Durchmesser gleich 120^ ist,
sAr= 1^34' 15"; (mit Umstellung der Glieder ist)
folglich sAB:lP34'l5">l:%
oder sAB> V3xlP34'15" 6
> 1^2' 50".
Da also die Sehne zu dem Bogen von 1^ einmal (als die
größere sAf) kleiner, das andere Mal (als die kleinere
s^B) größer als der nämliche Betrag (lP2'50") nach-
gewiesen worden ist, so werden wir selbstverständlich diese 10
Sehne in dem Maße, in welchem der Durchmesser gleich
120^ ist, ohne beträchtlichen Fehler mit 1^2' 50" ailsetzen,
und nach dem oben (S. 30, l) mitgeteilten Satz (11) auch
die Sehne zu dem Bogen von ^/^^ mit OP31'25".
Die übrigen Zwischenräume werden, wie gesagt, zur Aus- 16
füllung gelangen, indem man z. B. im ersten Intervall durch
Bildung der Summe (Satz IH) der Sehnen zu den Bogen
von lV2^' uiid Yg^ die Sehne zu dem Bogen von 2^ ge-HaS7
winnt, und dann durch Bildung der Differenz (Satz I) der
Sehnen zu den Bogen von 3 ^ und Y2" <^i® Sehne zu dem 20
Bogen von 2^/2^ bestimmt, und so fort in den übrigen
Zwischenräumen.
Die Aufgabe der Sehnenberechnung dürfte auf dem dar-
gestellten Wege meines Erachtens am leichtesten gehandhabt
werden. Um aber, wie gesagt, in jedem einzelnen Bedarfs- Hei 47
falle die Größenbeträge der Sehnen fertigberechnet sofort 26
zur Verfügung zu haben, werden wir Tafeln zu je 45 Zeilen
aufstellen, weil so die Symmetrie der Anordnung gewahrt
wird.*) Die erste Spalte dieser Tafeln enthält die Größen-
beträge der Bogen unter Zunahme von Yg^ ^^ V2^ ^^^ *^
zweite die Größenbeträge der zu den Bogen gesetzten Sehnen
unter Annahme des Durchmessers zu 120^ endlich die
a) Die Sehnen zu 360 halben Graden füllen alsdann genau
-^ = 8 Seiten der Handschrift. Im Druck ist die Zahl der
4o
Seiten auf die Hälfte reduziert worden.
3*
36 Erstes Buch. Elftes Kapitel.
dritte Spalte den 30*®^ Teil der jedesmal auf einen halben
Grad entfallenden Zunahme der betreffenden Sehne. Steht
uns nämlich hiermit der Betrag zur Verfügung, der im Mittel
auf den 60^^^ Teil eines ganzen Grades (d. i. auf 0® 1 ')
5 entfallt, ein Betrag, der für die sinnliche Wahrnehmung
von dem genauen Werte kaum verschieden ist, so können
wir auch für die Gradteile, welche zwischen den Hälften
(d. i. zwischen 1 ' und 30 ' oder 30 ' und 60 ') eines Grades
liegen, die auf sie entfallenden Beträge bequem berechnen. *)
10 Es ist ferner leicht zu begreifen, daß wir mit Hilfe der
nämlichen Lehrsätze, die vorstehend mitgeteilt worden sind,
leicht die Probe machen und die nötige Berichtigung ein-
treten lassen können, wenn uns ein Zweifel überkommt, ob
nicht hinsichtlich einer der in den Tafeln angesetzten Sehnen
15 ein Schreibfehler vorliege. Wir gehen hierbei entweder von
der Sehne aus, welche den doppelten Bogen der zu prüfen-
den Sehne unterspannt (Satz II), oder von der Differenz
mit irgendwelcher anderen Sehne, die gegeben ist (Satz I),
oder endlich von der Sehne, welche den Supplementbogen
20 unterspannt (Satz 6, S. 27, 31 ).
Elftes Kapitel.
Die Sehnentafeln
g^j^gjgestalten sich folgendermaßen ^^ :
a) So wird man, um die Sehne zu dem Bogen von 3®37' zu
erhalten, zu der für SYg® angesetzten Sehne noch das 7 fache
des auf 1' entfallenden Betrags der dritten Spalte addieren.
b) Die kleine Abweichung vom griechischen Original erklärt
sich daraus, daß die Kapitelüberschrift nicht auf die folgende
Seite gesetzt werden konnte.
Sehnentafeln.
37
Bogen
Sehnen
Sechzigatel
Bogen
Sehnen
Secbzigstel
1
QP 31' 25"
1 2 50
1 34 15
1' 2" 50'"
1 2 50
1 2 50
23»
24
23P 55' 27"
24 26 13
24 56 58
1' 1" 33'"
1 1 30
1 1 26
r-
2 5 40
2 37 4
3 8 28
1 2 50
1 2 48
1 2 48
24V,
25
25V.
26
25 27 41
25 58 22
26 29 1
1 1 22
1 1 19
1 1 15
3V.
4
4V.
3 39 52
4 11 16
4 42 40
1 2 48
1 2 47
1 2 47
26 59 38
27 30 14
28 0 48
1 1 11
118
114
5
5 14 4
5 45 27
6 16 49
1 2 46
1 2 45
1 2 44
11''-
.^,
29
29»/,
30
28 31 20
29 1 50
29 32 18
110
1 0 56
1 0 52
7V,
6 48 11
7 19 33
7 50 54
1 2 43
1 2 42
1 2 41
30 2 44
30 33 8
31 3 30
1 0 48
1 0 44
1 0 40
8
8 22 15
8 53 35
9 24 51
1 8 40
1 2 39
1 2 38
30V,
31
31»/,
31 33 50
32 4 8
32 34 22
1 0 35
1 0 31
1 0 27
lOV.
9 56 13
10 27 32
10 58 49
1 2 37
1 2 35
1 2 33
32
32»/,
33
33»/,
34
35
33 4 35
33 34 46
34 4 55
1 0 22
1 0 17
1 0 12
11
11 30 5
12 1 21
12 32 36
1 2 32
1 2 30
1 2 28
34 35 1
35 5 5
35 35 6
10 8
10 3
0 69 57
13»/.
13 3 50
13 35 4
14 6 16
1 2 27
1 2 25
1 2 23
36 5 5
36 36 1
37 4 55
0 59 52
0 59 48
0 59 43
14
14 37 27
15 8 38
15 39 47
1 2 21
1 2 19
1 2 17
If' !
87»/,
38
37 34 47
38 4 36
38 34 22
0 59 38
0 59 82
0 59 27
15V,
16
17
17V,
18
16 10 56
16 42 3
17 18 9
1 2 lä
1 2 18
1 2 10
89 4 5
39 33 46
40 3 25
0 59 22
0 59 16
0 59 11
17 44 14
18 15 17
18 46 19
1 2 7
12 5
12 2
40»/,
41
41V,
42
40 33 0
41 2 33
41 32 3
0 59 5
0 59 0
0 58 54
18V,
19
19V,
19 17 21
19 48 21
20 19 19
12 0
1 1 57
1 1 54
42 1 30
42 30 54
43 0 15
0 58 48
0 58 42
0 58 36
20
20V,
21
21V,
22
22»,,
20 50 16
21 21 11
31 52 6
1 1 51
1 1 48
1 1 45^
42»/,
48
43»/,
44
43 29 33
43 58 49
44 28 1
0 58 81
0 58 25
0 58 18
22 22 58
22 58 49
23 24 39
1 1 42
1 1 39
1 1 36
44 57 10
45 26 16
45 55 19
0 58 12
0 58 6
0 58 0
38
Erstes Buch. Elftes Kapitel.
Bogen
Sehnen
Sechzigstel
Bogen
Seimen
Sechzigitel
46V.
46»
46
47
24'
53
22
19"
16
9
0'
0
0
57"
57
57
54'"
47
41
68«
68V,
69
67»
67
67
6'
82
58
12"
12
8
0'
0
0
52" l"
51 52
51 43
47
48
47
48
48
51
19
48
0
47
30
0
0
0
57
57
57
34
27
21
69V,
70
70V.
68
68
69
23
49
15
59
45
27
0
0
0
51 33
51 23
51 14
48V,
49
49V.
49
49
50
17
45
14
11
48
21
0
0
0
57
57
57
14
7
0
71
71V,
72
69
70
70
41
6
3t
4
36
8
0
0
0
51 4
50 55
50 45
50
50V.
51
50
51
61
42
11
39
51
18
42
0
s
56
56
56
53
46
39
72V,
73
7S1.
74
74V.
75
~75V. '
76
76V,
70
71
71
57
22
47
26
44
56
0
0
0
50 85
50 26
50 16
51V.
62
52V,
52
52
53
8
36
4
0
16
29
0
0
0
56
56
56
32
25
28
72
72
73
13
38
S
4
7
5
0
0
0
50 6
49 56
49 46
53
53
54
54
32
0
28
38
43
44
0
0
0
56
56
55
10
3
55
73
73
74
27
52
17
58
46
S9
0
0
0
49 36
49 26
49 16
55V.
54
55
55
56
24
5^
42
36
26
0
0
0
55
55
55
48
40
33
77
77V,
78
74
7o
75
42
6
31
7
39
7
0
0
0
49 6
48 55
48 45
56
56V.
57
57V.
58
58V.
56
56
57
20
47
15
12
54
33
0
0
ü
55
55
55
25
17
9
78V,
79
79V,
80
80V.
81
75
7«
76
55
19
43
29
46
58
0
0
0
48 34
48 24
48 13
57
58
58
43
10
38
7
38
5
0
0
0
55
54
54
1
53
45
77
77
77
8
32
56
5
6
2
0
0
0
48 3
47 52
47 41
59
59V.
60
59
59
60
5
32
0
27
45
0
0
0
0
54
54
54
37
29
21
81V,
82
82V.
83
83V,
84
78
78
79
19
43
7
58
38
18
0
0
0
47 31
47 20
47 9
60V,
61
61V.
60
60
61
27
54
21
11
17
19
0
0
0
54
54
63
12
4
56
79
79
80
30
54
17
52
n
45
0
0
0
46 58
46 47
46 36
62
61
62
62
48
15
42
17
10
0
0
0
0
53
53
53
47
39
3U
84V,
85
85 V.
SO
81
81
41
4
27
3
15
22
0
0
0
46 25
46 14
46 3
63V,
64
64V,
63
63
64
8
35
2
45
25
2
0
0
0
53
53
53
22
13
4
86
86V,
87
81
82
82
50
13
36
24
19
9
0
0
0
45 52
45 40
45 29
65
65V.
66
64
64
65
28
55
21
34
1
24
0
0
0
52
52
52
55
46
37
87V.
88
88V.
82
83
83
58
21
41
54
33
4
0
0
0
45 18
45 6
44 55
66V,
67
67V,
65
66
66
47
13
40
43
57
7
0
0
0
52
52
52
28
19
10
89
89V.
90
84
84
84
6
28
51
32
54
10
0
0
0
44 48
44 31
44 20
Sehnentafeln.
39
Bogen
Sehnen
Sechzigste!
Bogen
Sehnen
Sechzigatel
90V ,•
91
91V,
85P 13' 20"
85 35 24
85 57 23
0
0
0
44" 8'"
43 57
43 45
113«
113V,
114
lOOP 3' 59"
100 21 16
100 38 26
0' 34" 34'"
0 34 20
0 34 6
92
86
86
87
19 15
41 2
2 42
0
0
0
43 33
43 21
43 9
114»/-
115
115V,
100
101
101
55 28
12 25
29 15
0 33 62
0 33 39
0 33 25
94V,
95
87
87
88
24 17
45 45
7 7
0
0
0
42 57
42 45
42 33
116
116»/,
117
101
102
102
46 57
2 33
19 1
0 33 11
0 32 67
0 32 43
88
88
89
28 24
49 34
10 39
0
0
0
42 21
42 9
41 57
117V,
118
118»/,
119
119V,
120
102
102
103
35 22
61 37
7 41
0 32 29
0 32 15
0 32 0
96»/,
97
97V,
89
89
90
31 37
52 27
13 15
0
0
0
41 45
41 33
41 21
103
103
103
23 44
39 37
65 23
0 31 46
0 31 32
0 31 18
98
99
90
90
91
33 55
54 29
14 56
0
0
0
41 8
40 55
40 42
120»/,
121
121»/,
104
104
104
11 2
26 34
41 59
0 31 4
0 30 49
0 30 36
99»/,
100
loov.
91
91
92
35 17
55 32
15 40
0
0
0
40 30
40 17
40 4
122
122»/,
123
104
105
105
67 16
12 26
27 30
0 80 21
0 30 7
0 29 62
101
loiv,
102
92
92
93
35 42
55 38
15 27
0
0
0
39 52
39 39
39 26
123»/,
124
124»/,
105
105
106
42 26
57 14
11 66
0 29 37
0 29 23
0 29 8
102V,
103
103V,
93
93
94
35 11
54 47
14 17
0
0
0
39 13
39 0
38 47
125
125»/,
126
106
106
106
26 29
40 66
55 15
0 28 64
0 28 39
0 28 24
104
104V,
105
94
94
95
33 41
52 58
12 9
0
0
0
38 34
38 21
38 8
126»/,
127
127V,
107
107
107
9 27
23 32
37 30
0 28 10
0 27 66
0 27 40
105V,
106
106V,
95
95
96
31 13
60 11
9 2
0
0
0
37 55
37 42
37 29
128
128»/,
129
107
108
108
61 20
5 2
18 37
0 27 26
0 27 10
0 26 66
107
107V,
108
96
96
97
27 47
46 24
4 56
0
0
0
37 16
37 3
36 50
129V,
130
130»/,
131
131V,
132.
108
108
108
32 6
45 25
58 38
0 26 41
0 26 26
0 26 11
108V.
109
109V,
97
97
97
23 20
41 38
59 49
0
0
0
36 36
36 23
36 9
109
109
109
11 44
24 42
37 32
0 26 56
0 25 41
0 26 26
110
98
98
98
17 54
35 52
53 43
0
0
0
35 56
35 42
35 29
132V.
133
138»/,
109
110
110
60 15
2 50
15 18
0 25 11
0 24 66
0 24 41
1 \l^''
112V,
99
99
99
11 27
29 5
46 35
0
0
0
35 15
35 1
34 48
134
134V.
135
110
110
110
27 39
39 52
51 67
0 24 26
0 24 10
0 23 66
40
Erstes Buch. Elftes Kapitel.
Bogen
Sehnen
Sechzigste!
Bogen
Sehnen
SechzigBtel
135V,»
111"^
3'
54"
0'
23'
40'"
158»
II7P
47'
43"
0'
11'
51"'
136
111
15
44
0
23
25
158V,
117
53
39
0
11
35
136V,
111
27
26
0
23
9
159
117
59
27
0
0
11
11
19
3
137
1 111
39
1
0
22
54
159V,
118
5
7
137V,
111
50
28
0
22
39
160
118
10
37
0
10
47
138
112
1
47
0
22
24
160V,
118
16
1
0
10
31
138V,
112
12
59
0
22
8
161
118
21
16
0
10
14
139
112
24
3
0
21
53
161V,
118
26
23
0
9
58
139V,
112
35
0
0
21
37
162
118
31
22
0
9
42
140
112
45
48
0
21
22
162^,,
118
36
13
0
9
25
uov.
112
56
29
0
21
7
163
118
40
55
0
9
9
141
113
7
2
0
20
51
163V,
118
45
30
0
8
53
141V,
113
17
25
0
20
36
164
118
49
56
0
8
37
142
113
27
44
0
20
20
164V3
118
54
15
0
8
20
142V,
113
37
54
0
20
4
J.65
165Va
118
58
25
0
8
4
143
113
47
26
0
19
49
119
2
26
0
7
48
143V,
113
57
50
0
19
33
166
119
6
20
0
7
31
144
114
7
37
0
19
17_
2
166V,
167
119
10
6
0
7
15
144V,
114
17
15
0
19
119
13
44
0
6
59
145
114
26
43
0
18
46
167V3
119
17
13
0
6
42
145V,
114
36
9
0
18
30
168
119
20
34
0
6
26
146
114
45
24
0
18
14
168V,
119
23
47
0
6
10
146V,
114
54
31
0
17
59
169
119
26
52
0
5
53
147
115
3
30
0
17
43
170
119
29
49
0
5
37
147V,
115
12
22
0
17
27
119
32
37
0
5
20
148
115
21
6
0
17
11
17CV,
119
35
17
0
5
4
148V,
115
29
41
0
16
55
171
119
37
49
0
0
4
4
48
31
149
115
38
9
0
16
40
171^;,
119
40
13
148V,
115
46
29
0
16
24
172
119
42
28
0
4
14
150
115
54
40
0
16
8
17iV,
173
119
44
35
0
3
58
150V,
116
2
44
0
15
52
119
46
85
0
3
42
151
116
10
40
0
15
36
173V,
119
48
26
0
3
26
151V,
116
18
28
0
15
20
174
174 V.
119
50
8
0
3
9
152
116
26
8
0
15
4
119
51
43
0
2
53
152V,
116
33
40
0
14
48
175
119
53
10
0
2
36
153
116
41
4
0
14
32
175^,2
176
119
54
27
0
2
20
153V.
116
48
20
0
14
16
119
55
38
0
2
3
154
116
55
28
0
14
0
nt'U
119
56
39
0
1
47
154V,
155
117
2
28
0
13
44
177
177 V.
119
57
32
0
1
30
117
9
20
0
13
28
119
58
18
0
1
14
iSöV,
117
16
4
0
13
12
178
119
58
55
0
0
57
156
156V,
117
22
40
0
12
56
178Vs
119
59
24
0
0
41
117
29
8
9
12
40
179
119
59
44
0
0
25
157
117
35
28
0
12
24
179V,
119
59
56
0
0
9
157V,
117
41
40
0
12
7
180
120
0
0
0
0
0
Erstes Buch. Zwölftes Kapitel.
41
Zwölftes Kapitel.
Der zwischen den Wendepunkten liegende Bogen.
Nachdem der Größenbetrag der Sehnen festgestellt ist, dürftel^ej^
es, wie (S. 24, 16) gesagt, die erste Aufgabe se& nachzuweisen,
wie groß die Neigung des schiefen Kreises der Ekliptik
gegen den Äquator ist, d. h. das Verhältnis zu bestimmen,
in welchem der durch die beiden betreffenden Pole gehende 5
größte (Kolur-) Kreis zu dem zwischen diesen Polen liegen-
den Bogen ebendieses Kreises steht. Selbstverständlich ist dieser
Bogen gleich dem
Abstand, welchen der
im Äquator liegende
Punkt (des Kolurkrei-
ses) von jedem der
beiden Wendepunkte
hat.^^ Ohne weiteres
lösen wir diese Aufga-
be auf instrumentalem
Wege mit Hilfe fol-
gender einfachen Vor-
richtung.^^
Wir werden einen
metallenen Ring von
angemessener Größe
herstellen, der an sei-
ner Oberfläche genau
vierkantig abgeschärft
ist (so daß der Quer-
schnitt einQuadrat dar-
stellt). Nachdem wir
ihn in die üblichen 360 Grade des größten Ejreises und jeden
derselbenin so viel Unterabteilungen geteilthaben, als angängig 30
10
15
20
•26
a) Die beigegebene Figur ist meiner Ausgabe der Hypoty-
posis des Proklus, Leipzig, Teubner 1909 S. 42, entnommen.
42 Erstes Buch. Zwölftes Kapitel.
ist, soll uns dieser Ring als Meridiankreis dienen. Wir fügen hier-
auf einen zweiten schmaleren kleinen Ring derartig unter den
erstgenannten ein, daß ihre Seitenflächen immer in e in er Ebene
bleiben, während der kleinere Ring unter dem größeren in der-
5 selben Ebene nach Norden und nach Süden ungehindert in Um-
drehung versetzt werden kann. An irgend zwei diametral
gegenüberliegenden Stellen bringen wir auf der einen Seiten-
fläche des kleineren Ringes zwei kleine gleichgroße Platten
Heißölan, welche sowohl mit Bezug aufeinander als auf den Mittel-
10 punkt der Ringe genau die Richtung der Normalen ein-
halten.^^ Auf die Mitte ihrer Breitseite sind dünne Zeiger
aufgesetzt, welche an der Seitenfläche des größeren ein-
geteilten Ringes unter leichter Berührung entlanggleiten.
Letzteren bringen wir nun im Bedarfsfalle jedesmal in feste
15 Verbindung mit einer Säule von entsprechender Größe und
stellen den Fuß der Säule auf einer Bodenfläche, welche
zur Ebene des Horizonts keinerlei Neigung hat, unter freiem
Himmel auf. Nun richten wir unsere Aufmerksamkeit darauf,
daß die Ebene der Ringe vertikal zur Ebene des Horizonts
20 und parallel zur Ebene des Meridians verläuft. Ersteres
ermittelt man mit Hilfe eines Bleilotes, welches von dem
Punkte herabhängt, der die Stelle des Zenits vertreten soll.
Die Beobachtung des Lotes wird so lange fortgesetzt, bis es
(am Meridiankreis) infolge der Korrektion der Unterlagen
25 die Richtung der Normalen nach dem diametral gegenüber-
liegenden Punkte angenommen hat. Die zweite Forderung
wird dadurch erfüllt, daß man zunächst auf der unter der
Säule liegenden Ebene nach sicheren Punkten eine Mittags-
linie bestimmt und dann die Ringe so lange nach links oder
30 rechts derselben verschiebt, bis durch (seitliche) Anvisierung
der parallele Verlauf der Ringebene mit dieser Linie erzielt ist.
Nachdem die Aufstellung in der beschriebenen Weise be-
werkstelligt war, richteten wir unser Augenmerk auf die
nördliche oder südliche Deklination der Sonne, indem wir
35 zur Zeit der Mittagstunden den inneren kleinen Ring ver-
schoben, bis die untere Platte von der oberen vollständig
Hei 66 beschattet wurde. Wenn dieser Moment eintrat, gaben uns
Schiefe der Ekliptik.
43
die Spitzen der Zeiger genau an, wieviel Grade der Zenit-
abstand des Zentrums der Sonne im Meridian beträgt.**'
Noch praktischer haben wir die erforderliche Beobachtung
auf folgende Weise angestellt.^) Anstatt der Ringe stellten
wir eine quadratische Platte von Stein oder Holz ohne h» 48
jede Verziehung her, deren eine Seitenfläche gleichmäßig 6
eben und genau (quadratisch) zugeschnitten sein muß.
Auf dieser Seite nahmen wir in einer von den Ecken
einen Punkt (A) als Zentrum an und beschrieben von da
aus einen Quadranten (BC). Nun zogen wir von dem lo
Punkte im Zentrum bis an die
beschriebene Kreislinie die Ge-
raden (AB, AG), welche den
rechten Winkel des Quadranten
bilden, und teilten wieder die
Kreislinie (des Quadranten) in
die (auf sie entfallenden) 90
Grade und deren Unterabtei-
lungen. Hierauf brachten wir
auf der einen Geraden (AG), wel-
che vertikal zur Ebene des Hori-
zonts werden und die Lage nach Süden erhalten sollte,
zwei senkrecht stehende ganz gleichgroße Stifte an, denen
durch genau entsprechende Abdrechselung die Gestalt
kleiner Zylinder gegeben war, den einen gerade auf dem 25
Punkt (A) im Zentrum genau in der Mitte, den anderen
am unteren Ende (C) der Geraden. Hierauf stellten wir Hei 67
diese mit der Figur versehene Seite der Platte längs der
auf der darunter gelegenen Ebene gezogenen Mittagslinie
auf, so daß sie gleichfalls (wie die Mittagslinie) die parallele 30
Lage zur Ebene des Meridians erhielt, und kontrollierten
durch ein Bleilot an den zylindrischen Stiften, ob die
durch letztere gehende Gerade (AC) ohne Neigung, d. i.
vertikal zur Ebene des Horizonts stand, wobei wieder
16
20
a) Die Berechnung der Schiefe wird S 44, 12 fortgesetzt.
b) Die Figur ist ähnlich schon von Halma beigegeben.
44 Erstes Buch. Zwölftes Kapitel.
einige dünne Unterlagen die nötige Korrektion vermittelten.
Nun beobachteten wir ebenfalls wieder zur Zeit der Mittag-
stunden den Schatten, welcher von dem im Zentrum be-
findlichen Stift ausgeht, indem wir dicht an die gezogene
5 Kreislinie (des Quadranten) irgend einen (flachen) Gegen-
stand hielten, um die Schattenstelle deutlicher sichtbar
werden zu lassen. Dadurch, daß wir die Mitte dieses
Ha 49 Schattens durch einen Punkt markierten , erhielten wir
den an dieser Stelle befindlichen Grad der Kreislinie des
10 Quadranten, welcher, wie leicht zu begreifen, genau den Ort
in Breite*^ kennzeichnet, den die Sonne im Meridian einnimmt.
Aus den Beobachtungen dieser Art, und namentlich aus
denjenigen, welche gerade um die Zeit der Wenden bei einer
Mehrzahl von Umläufen von uns mit aller Schärfe angestellt
15 wurden, haben wir, weil die Markierung der Punkte so-
wohl bei den Sommerwenden wie bei den Winterwenden,
vom Zenit ab gerechnet, im großen ganzen auf die gleichen
und nämlichen Grade des Meridians traf, das Ergebnis ge-
wonnen, daß der vom nördlichsten bis zum südlichsten
20 Grenzpunkt sich erstreckende Bogen, was der zwischen den
HeiesGraden der Wenden liegende Bogen ist, allemal zwischen
die Grenzen 47^40' und 47^45' fällt. Hieraus ergibt sich un-
gefähr dasselbe Verhältnis, welches Eratosthenes gefunden
und auch Hipp arch zur Anwendung gebracht hat: der Bogen
25 zwischen den Wendepunkten beträgt nämlich ohne wesent-
lichen Fehler 11 solche Teile, wie der Meridian 83 enthält.^)
a) Zunächst wird aus dem gemessenen Zenitabstand die Höhe
Her Sonne über dem Horizont gewonnen, dann weiter, weil die
Äquatorhöhe gleich dem Zenitabstand des gegebenen Pols ist, die
südliche oder nördliche Deklination der Sonne: Sonnenhöhe —
Äquatorhöhe = n. D., Äquatorhöhe — Sonnenhöhe = s. D.
b) Diese -- entsprechen nach dem Verhältnis 11 : 83 = x : 360**
83
einem Bogen von 47° 42' 40". Danach beträgt die Schiefe der
Ekliptik nach Eratosthenes 23<^51'20", aufweichen Wert Ptole-
maeus in der Tabelle der Schiefe zukommt, während sein eigenes
Mittel zwischen 47<>45' und 47''40' nur 47^42' 30", mithin die
Schiefe nur 23<^51'15" beträgt.
Erstes Buch. Dreizehntes Kapitel. 45
Leicht zu bestimmen ist ohne weiteres aus dem vor-
liegenden Beobachtungsergebnis die geographische Breite
der Wohnorte, in denen wir die Beobachtungen anstellen:
erstens wird der im Äquator liegende Punkt in der Mitte
zwischen den beiden Grenzpunkten (d. i. die Aquatorhöhe) 5
gewonnen, zweitens der zwischen diesem Punkt und dem Zenit
sich erstreckende Bogen, welcher bekanntlich der Polhöhe
gleich ist.®^
Dreizehntes Kapitel.
Einige den sphärischen Demonstrationen
vorauszuschickende Lehrsätze.
Da es unsere nächste Aufgabe ist, auch die von Grad zu Ha so
Grad anwachsenden Größenbeträge der Bogen nachzuweisen, 10
welche auf den größten durch die Pole des Äquators ge-
zogenen (Deklinations-) Kreisen zwischen Äquator und
Ekliptik liegen, so werden wir einige kurze und brauch-
bare Lehrsätze vorausschicken, mit deren Hilfe wir so
ziemlich die Mehrzahl aller Beweise von theoretischen 15
Sätzen, welche sich auf die Kugel beziehen, in einer mög-
lichst einfachen und methodischen Form erledigen werden.
I. In zwei Gerade AB und AT ziehe man zwei sich
kreuzende Gerade BE und PA hinein, welche sich in Punkt Zueißg
schneiden sollen. Meine Behauptung geht dahin, daß 20
, /rE+EA rZ-l-ZA ZB 1, TT n Ar r. ^ i-\
TA _ ITA ZB
AE ~ AZ ' BE'
Beweis. Man ziehe durch E zu TA
25
die Parallele EH.
Weil .
diese Linien
parallel sind,
so ist (nach
Eukl. VI
■4)
TA
TA
AE
- EH'
führt man
AZ
als Hilfsfaktor (
Bin,
so wird
TA
EH
TA
~ AZ
AZ
• EH '
46 Erstes Buch. Dreizehntes Kapitel.
.' 1 r V. i. TA TA AZ
Nun ist II == ||, weil EH || AZ. (Eukl. VI. 4)
EH bh
Ha 51 Folglich ist T^ = ^ • H' ^^^ ^^ beweisen war.
Es gilt auch bei Trennung (nach Eukl. V. Def. 16)
TA-AE TA-AZBA-AA , \
-^Ä BÄ-" ""^V
rz AB
ZA ■ BA '
Beweis. Man ziehe durch A eine
Parallele zu EB und verlängere TA
bis zum Schnittpunkt H. Weil AH
parallel ist zu EZ, so ist (nach
Eukl. VI. 2)
Ii = I^; führt man
AZ als Hilfsfaktor ein,
rz rz AZ
ZH '^ ZA 'ZH'
so wird
15 Nun ist ^ = ||, weil BA, ZH in AH||ZB über
[Kreuz gezogen.
.o,,UcH ist - = -.-.
Nun war — — = — -, (siehe oben Z. 12)
mithin auch — — = — — . — — , was zu beweisen war.
EA ZA BA'
II. Es sei ABT ein Kreis, dessen Zentrum A ist. Auf
20 der Peripherie desselben nehme man drei beliebige Punkte
A, B, r an, jedoch so, daß jeder der beiden Bogen AB
und Bf kleiner als ein Halbkreis sei; auch bei den weiter-
hin noch anzunehmenden Bogen sei das gleiche Verhältnis
Vorbere tende Lehrsätze.
47
Ha 52
vorausgesetzt. Nun ziehe man die Verbindungslinien Af
und AEB. Meine Behauptung geht dahin, daß Hei7i
^^6AB ^ AE a)
s2bBr ^ Er*
Beweis. Man fälle von den Punk-
ten A und r auf AB die Lote AZ
und TH. Da AZ parallel zu PH ist,
und die Gerade AEfin diese Linien
hinein durchgezogen ist, so ist
(nach Eukl. VL 4)
AZ _ AE
TH ~ Er'
10
(Eukl. m. 3)
Nun ist AZ = % s56AB,
und m = VgS^öBr;
AZ _ s^&AB
TH — J2bBr'
L^ = — -, was zu beweisen war.
s2bBr Er'
folglich
mithin auch'
Ohne weiteres ergibt sich hieraus der 15
Lehrsatz: Wenn der ganze Bogen Af gegeben ist und
s 2b AB
dazu das Verhältnis , so wer-
den sich auch die beiden Bogen A B
und Bf bestimmen lassen.
Beweis. Es sei dieselbe Figur vor-
gelegt. Man ziehe die Verbindungslinie
AA und fälle von A auf AET das
Lot AZ. Da der Bogen Af gegeben
ist, so wird offenbar auch der den
halben Bogen unterspannende Win-
kel A AZ gegeben sein, und damit auch das ganze rechtwink-
lige Dreieck AZA. Da femer die ganze Sehne Af gegeben ist,
a) Mit s2b wird fortan die den doppelten Bogen unter-
spannende Sehne bezeichnet; mithin heißt %s2b „die Hälfte
der den doppelten Bogen unterspannenden Sehne."
48
Erstes Buch. Dreizehntes Kapitel.
und das (Teilungs-) Verhältnis mit
2b kB
^, „r als Annahme
s2b Bf
zugrunde liegt, so wird (nach Eukl. Dat. 7) sowohl AE
gegeben sein, sowie als Differenz (AE — YgsAf) auch ZE,
Deshalb und weil AZ (als Kathete des AAZA) gegeben ist,
5 wird auch der Winkel EAZ des rechtwinkligen Dreiecks
EZA gegeben sein, und als Summe (/, EAZ + i AAZ)
Ha 53 der Winkel AAB. Mit diesem wird auch der Bogen AB
gegeben sein, und als Differenz (ftAf — 5 AB) auch der
Bogen Bf, was zu beweisen war.
10 ^ III. Es sei
^' ABfeinKreis
um das Zen-
trum A. Auf
der Periphe-
rie desselben
nehme man
drei Punkte
A, B, r so
an, daß jeder der beiden Bogen AB und TA kleiner als
20 ein Halbkreis sei; auch bei den noch weiterhin anzunehmen-
den Bogen sei das gleiche Verhältnis vorausgesetzt. Nun
ziehe man die Verbindungslinien AA und TB und verlängere
Hei 73 sie, bis sie sich in Punkt E schneiden. Meine Behauptung
geht dahin, daß
s2brA TE
16
25
80
s2bAB EB
Beweis. Man fälle von B und f auf AA die Lote BZ
und TH. Weil diese Linien parallel sind, so ist (nach
Eukl. VI. 4) ähnlich wie bei dem vorigen Satz (vgl. S. 47, lo)
rH_rE
bz"eb'
(Nun ist ^-^^ nach Satz II S. 47, 13)
^ BZ s2bkB ' ^
folglich auch
s2brA
s2bAB
ITE
EB
was zu beweisen war.
Vorbereitende Lehrsätze. 49
Auch hier ergibt sich ohne weiteres der
Lehrsatz. Wenn einzig der Bogen TB gegeben ist,
und dazu das Verhältnis ~ -, so wird auch der Bogen AB
sich bestimmen lassen.
Beweis. Man ziehe an derselben Figur die Verbindungs- 5
linie AB und fälle auf Bf das Lot AZ. Dann wird ge-
geben sein der die Hälfte des Bogens TB unterspannendefHei?!
Winkel BAZ, und folglich auch das ganze rechtwinklige
Dreieck BZA. Da ferner auch das Verhältnis ^ gegeben
ist*) und dazu die Sehne TB, so wird (nach Eukl. Dat. 7) 10
sowohl EB ge-
geben sein, so-
wie als Summe
(EB + V^^TB)^
auch EBZ. Da —jt -^=^^: 1 15
auch AZ (als
Kathete des A
BZA) gegeben
ist, so wird
auch der Winkel EAZ desselben rechtwinkligen Dreiecks 20
(nämlich EZA) gegeben sein, und als Differenz (L EAZ —
/.BAZ) auch der Winkel EAB. Folglich wird (hiermit)
auch der Bogen AB gegeben sein.
Diese Lehrsätze mußten vorausgeschickt werden.
Man ziehe auf der Oberfläche einer Kugel derart Bogen 25
größter Kreise, daß in die zwei Bogen AB und Af hinein-
gezogen, die zwei Bogen BE und TA einander in Punkt Z
schneiden. Es sollen aber diese Bogen alle kleiner als
ein Halbkreis sein; dasselbe Verhältnis sei bei sämtlichen
Figuren vorausgesetzt. Meine Behauptung geht nun dahin, daß 30
s3hrE _ s2brZ s2bAB
^- 72bEK ~ s2bZA ' 72bBK'
s2h PA TE
a) Das QQg. Verhältnis ist eben nach S. 48, 25 gleich— p..
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I.
50
Erstes Buch. Dreizehntes Kapitel.
Beweis. Man bestimme das Zentrum der Kugel: das-
selbe sei H. Von H aus ziehe man nach den Kreisschnitt-
punkten B, Z, E die Geraden HB, HZ, HE; ferner ziehe
man die Verbindungslinie
AA und verlängere sie, bis
sie die Verlängerung von
HB in 0 schneidet. Des-
gleichen sollen die Ver-
bindungslinien Ar und Af
die Geraden HZ und HE in
den Punkten K und A schnei-
den. Somit kommen die
Punkte 0, K, A auf eine
Gerade zu liegen, weil sie
in zwei Ebenen zugleich
Ha 55 liegen, nämlich in der Ebene des Dreiecks APA und in der
Ebene des Kreises BZE. Die Gerade, welche diese Punkte
verbindet, bewirkt folgende Figur: in die Geraden 0A
und TA sind die sich kreuzenden Geraden 0A und TA hinein-
20 gezogen, die sich in Punkt K schneiden. Folglich erhalten wir
endlich
Hei 76 folglich
rA
AA
rA
AA
KA
A0
0A
s2h PE
s2bE^
Nun ist -TT =
ferner
PK A0
KA* 0A*
s2brE
s2bE^^
s 2b rz
s2bZA'
s2bAB
s2bBA'
s2bVZ
s2bZA ' s2bBK
(Satz IB S. 46, 6)
(Satz II S. 47, 13)
(Satz III S. 48, 25>)
s2bAB
26 Ganz auf demselben Wege und genau wie an der gerad-
linigen ebenen Figur (Satz lA S. 45, 22) wird der Be-
weis geführt für
a) Mit dem Unterschied, daß im zitierten Satze die größere
Gerade im Zähler und die kleinere im Nenner steht, während
hier das umgekehrte Verhältnis stattfindet.
Erstes Buch. Vierzehntes Kapitel. 51
s2b^^ _ s2brA s2bZB
^^- s2bAE ^ s2bAZ ' s2bBE
Hiermit sind die Beweise, deren Darlegung wir uns vor-
genommen hatten, erledigt.
Vierzehntes Kapitel.
Die zwischen dem Äquator und der Ekliptik
liegenden Bogen (von Deklinationskreisen).
Mit Hilfe des zuletzt mitgeteilten Lehrsatzes werden wir Ha 56
zunächst den Nachweis der vorstehend genannten Bogen auf 5
folgende Weise liefern.
Es sei ABFA der durch beide Pole, sowohl den des
Äquators als den der Ekliptik, gehende
(^Kolur-) Kreis, AEf der Halbkreis des
Äquators und BEA der der Ekliptik.
Punkt E sei der Schnittpunkt beider
an der Stelle, wo die Herbstnacht-
gleiche eintritt, so daß B der Winter-
wendepunkt und A der Sommer-
wendepunkt ist. Auf dem Bogen
ABT bestimme man den Pol des Äqua-
tors AEf: derselbe sei Z.*) In der
Ekliptik trage man von E aus den Bogen EH ab.
1 . Dieser Bogen sei zu 30 ^ angenommen, wie der größte
Kreis 360^ hat. Man ziehe durch die Punkte Z und H 20
den Bogen ZH0 eines größten Kreises. Unsere Aufgabe
soll demnach sein, den Bogen 0H zu finden.
Um nicht bei jeder ähnlichen Beweisführung immer das-
selbe wiederholen zu müssen, sei an dieser Stelle ein für
allemal folgendes bemerkt. Wenn wir die Größenbeträge 26
a) Es ist nach der Lage der Figur der Südpol, wie auch
an der Figur des nächsten Kapitels. Für beide Fälle steht im
griechischen Text dieselbe Figur. Da es sich im vorliegenden
Fall nicht lediglich um Sphaera recta handelt, so mußte an der
neuen Figur in E der Herbstpunkt angenommen werden.
52 Erstes Buch. Vierzehntes Kapitel.
von Bogen in Graden oder die von Sehnen in Teilen an-
geben, so meinen wir bei den Bogen solche Grade, wie
der Kreis 360, und bei den Sehnen solche Teile, wie der
Durchmesser des Kreises 120 hat.
Ha 57 Da an der Figur in die zwei Bogen größter Kreise AZ
6 und AE zwei in Punkt H sich schneidende Bogen eben-
solcher Kreise Z0 und EB hineingezogen sind, so gilt
(Satz B S. 51, l)
s2hZKs2})ZQ s2hHE
s2hkB~ s2hQH' s2h£B'
10 Nun ist 56ZA = 180^ also s^fcZA = 120P,
56AB = 47U2'40",a) also s5feAB= 48^31' 55",
Hei78 <26HE = 60^ alsos^6HE= 60^,
2h EB = 180^ also s ^6 EB = 120^.
(Hieraus ergibt sich zunächst —vtt^ • — = — ^
^ ^ s2hQH i20P 48^ 31' 55"
ßOP
1 5 Bringen wir ^(= ^l^2iu.i die andere Seite der Gleichung'^^
so erhalten wir
s2hZQ 120P / 120^ • 2
)P / 120P . 2 \
aus „ )
' 57" V 48P 31' 55"/
s2hQH 24^ 15
Nun ist s56Z0 = 12O^ weil 56Z0 = 18O»,
folglich s2hQH= 24^ 15' 57", also 2hQH= 23<>19'59".
20 Demnach ist der Bogen 0H mit 11^40' gefunden.
2. Der Bogen HE sei zu 60® angenommen. Während die
anderen Werte unverändert bleiben, wird
Ha58 ^ÖHE = 120S also s5bHE = 103P 55' 23".
IO3P 55' 23"
Bringen wir wieder auf die andere Seite
120P
25 der Gleichung, so erhalten wir
a) Das ist der S. 44, 22 ermittelte Wert des Bogens zwischen
den Wendepunkten.
b) Die griechische Formel iuv . . . äcpEXcaiisv . . . ., xaraXsi-
TCsruL habe ich nicht einfacher wiederzugeben vermocht.
Erstes Buch. Sechzehntes Kapitel. 53
2l)ZQ 120P / I20P120P
aus
0** /
^
:' 48" \
s2h 0H 42P 1' 48" \ 48P 31' 55" - 103^ 55' 23"/
Nun ist s^ftZ0 = 12OP,
folglich s^& 0H = 42P 1' 48", also 2h 0H = 41<^ 0' 18".
Mithin beträgt der Bogen 0H 20^ 30' 9", was nachzu-
weisen war. 5
Auf dieselbe Weise haben wii' die Beträge für die auf-Hei79
ein anderfolgenden Bogen von Grad zu Grad berechnet und
werden für die 90 Grade des Quadranten (der Ekliptik)
eine Tabelle aufstellen, welche die Beträge der entsprechen-
den Bogen, wie wir sie hier nachgewiesen haben, dazugesetzt 10
enthalten soll.
Fünfzehntes Kapitel,
Die Tabelle der Schiefe (der Ekliptik)
IHeiSO
(Siehe S. 54.)
gestaltet sich folgendermaßen. fHaS»
Sechzehntes Kapitel.
Die Aufgänge bei Sphaera lecta.
unsere nächste Aufgabe ist, die Größenbeträge derÄquator-J^eis?
bogen (wie E0) mit nachzuweisen, welche von den (Dekli-
nations-) Kreisen (wieZG) abgeschnitten werden, die durch die
Pole des Äquators und die von Fall zu Fall gegebenen Ab- 16
schnitte (wie EH) der Ekliptik gezogen werden. Auf diese Weise
werden wir nämlich als Ergebnis erhalten, in wieviel Zeit-
graden (d. h. Äquatorgraden zu vier Zeitminuten) die be-
treffenden Ekliptikstücke erstens überall den Meridian
passieren, und zweitens bei Sphaera recta durch den
Horizont gehen; denn nur in diesem Falle geht auch der 20
Horizont durch die Pole des Äquators (wird somit zu einem
Deklinationskreis).
54
Tabelle der Schiefe.
ZT M.M.an.B„,e„
Ekliptik-
grade
1
j Meridian- Bogen
!
10
2
3
4
5
6
0°
0
1
24'
48
12
16"
31
46
46»
47
48
49
50
61
16»
17
17
54'
12
29
47"
16
27
1
2
2
37
1
85
0
12
22
17
18
18
46
2
19
20
53
15
7
8
9
2
3
S
49
13
37
30
35
37
52
53
54
18
18
19
35
50
5
6
41
57
56
28
42
10
11
12
4
4
4
1
25
49
38
32
24
65
66
57
19
19
19
20
35
49
13
14
15
5
5
6
18
86
0
11
68
31
58
69
60
20
20
20
3
17
30
31
4
9
16
17
18
6
6
7
24
. 47
10
1
61
62
63
20
20
21
42
65
58 1
- 1
19
20
21
7
7
8
88
57
20
57
8
0
64
65
66
21
21
21
18
30
41
5d i
11 ;
^ 1
22
23
24
8
9
9
42
5
28
50
32
5
67
68
69
21
22
22
51
1
11
25 !
25 1
11
25
26
27
28
29
30
9
10
10
50
12
84
29
46
57
70
71
72
22
22
22
20
28
37
11
57
17
10
11
11
56
18
39
44
25
59
73
74
76
22
22
22
45
52
59
11
39
41
81
32
33
12
12
12
1
22
48
20
80
28
77
78
23
23
23
6
12
18
17
27
11
34
35
36
13
13
13
4
24
45
14
47
6
79
80
81
28
23
23
23
28
32
28
16
30
37
38
39
40
41
42
14
14
14
5
25
44
11
2
39
82
83
84
23
23
23
36
40
43
36
2
2
15
15
15
4
23
42
4
10
2
86
Bö
87
23
23
23
45
47
49
34 !
39
16
43
44
45
16
16
16
0
18
87
88
58
20
88
89
90
23
23
23
60
51
51
25
6
20
Aufgänge bei Sphaera recta. 55
1. Es sei wieder die oben (S. 51, 7) erklärte Figur
(hier in der Lage für Sphaera recta) vorgelegt. Gegeben
soll sein der Ekliptikbogen EH, und
zwar zunächst wieder mit 30°, ge-
funden werden soll der Äquator-
bogen E0.
Wie oben, gehen wir aus von
(Satz A, S. 49, 3l)
s2bZB s2bZH s2bQE
s2hB^ s2bHe s2bE^ — frj
Nun ist ^fe ZB = 132» 17' 20",*^ also s 2b ZB = 109^ 44' 53", 10
^5BA= 47U2'40", alsos^&BA= 48^ 31' 55",Hei8S
2b ZH = 156« 40' 2",^^ also s2bZH=- 117^ 31' 15",
2bWQ= 23<'19'59",*') also s55H0= 24^ 15' 57". Ha 61
117^ 31' 15"
Bringen wir also auf die andere Seite der
^ 24P 15' 57"
Gleichung, so erhalten wir 15
s2bQE 64P 52' 26" / 109^ 44' 53" • 24^ 15' 57" \
= — ^ aus r )
S5&EA 117P31'15"\ 48P 31' 55" II7P 31' 15" /
,^,,.^&GE^56Pl'25"
s2bEk I20P
Nun ist s 56 EA = 120^, weil ^& EA= 180®.
folglich s2b(dE^ 56^ 1' 25", also 2b(dE= 55<> 40'.
Mithin beträgt der Bogen E0 27° 50'. 20
2. Der Bogen EH sei zu 60° angenommen. Während
alle anderen Werte unverändert bleiben, wird
^6ZH = 138«59'42",^> also s5& ZH = 112^ 23' 56",
<8fcH0= 41« 0'18",«^ also s2bHQ^ 42^ 1' 48".
a) D. i. 2 (90«-23»51'20").
b) D. i. 2 (90«-ll«39'59").
c) Wie S. 52, 19 nachgewiesen.
d) D. i. 2 (90«-20«30'9").
e) Wie S. 53, 3 nachgewiesen.
Hei 84
56 Erstes Buch. Sechzehntes Kapitel.
112^ 23' 56"
Bringen wir also — ^,; auf die andere Seite der
42P 1' 48"
Gleichung, so erhalten wir
s3beE 95P2'40" / 109^ 44' 53"42P 1' 48'
'40" / 109P44'53"42P 1'48" \
j aus — )
3'Ö6" \ 48P31'55"112P23'56"y
s2bEA 112^23
oder ^'^^QE _ lOlP 28' 20"
s2bE^~ 120P
5 Nun ist s^&EA = 120P,
folglich s5fe0E = 101^28' 20", also ^& 0E = 115<> 28'.
Mithin beträgt der Bogen E0 57^ 44'.
Ha 62 Es ist somit der Beweis erbracht, daß das erste vom
Nachtgleichenpunkt ab gerechnete Zeichen der Ekliptik (zu
10 seinem Aufgang bei Sphaera recta) dieselbe Zeit braucht
wie der oben (S. 55, 20) nachgewiesene Äquatorbogen
von 27^50', und das zweite, da beide (d. s. 60^) zusammen
mit 57*^44' nachgewiesen wurden, dieselbe Zeit wie ein
Äquatorbogen von (57<^44'— 27^50' =) 29^54'. Das dritte
15 Zeichen wird selbstverständlich dieselbe Zeit brauchen wie
der Äquatorbogen von 32^16', der zum Quadranten noch
fehlt; denn der ganze Quadrant der Ekliptik geht (bei
Sphaera recta) genau in derselben Zeit auf wie der ganze
Quadrant des Äquators, insofern (bei der Zerlegung beider
20 Kreise in Quadranten) die durch die Pole des Äquators
gehenden (Kolur-) Kreise in Betracht kommen.*)
Auf dieselbe Weise haben wir unter Befolgung vorstehend
entwickelter Beweismethode die mit Ekliptikabschnitten von
je 10® gleichzeitig aufgehenden Äquatorbogen berechnet;
25 denn die noch weniger als 10® betragenden (Ekliptik-)
Bogen unterscheiden sich (in Wirklichkeit) nur ganz un-
beträchtlich von den Überschüssen (an Aufgangszeit), welche
a) Wenn ein Quadrant der Ekliptik voll aufgegangen ist,
fallen bei Sphaera recta die beiden Kolurkreise, der eine mit
dem Meridian, der andere mit dem Horizont zusammen. Es
sind somit die Deklinationskreise, welche sowohl den Äquator
wie die Ekliptik in vier Quadranten zerlegen.
Aufgänge bei Sphaera recta. 57
f tatsächlich) im Vergleich zum gleichmäßigen Anwachsen
(der Aufgangszeit) eintreten.'^
Wir werden nun auch diese Bogen in Ansatz bringen,
um bequem feststellen zu können, in wieviel Zeitgradeii
(d. h. Äquatorgraden zu je vier Minuten Durchgangszeit) 5
jeder dieser Bogen den Meridian, wie (S. 53, 19) gesagt, Hei85
überall passiert und bei Sphaera recta auch durch den
Horizont geht. Als Ausgangspunkt nehmen wir den Anfang
des Zeichendrittels, welches am Nachtgleichenpunkt liegt.
Auf das erste Zeichendrittel entfallen an Zeitgraden 9" 10', lo
„ „ zweite „ „ „ „ 9^15',
„ „ dritte „ „ „ „ 9^25'.
Mithin auf das erste Zeichen in Summa 27^50'.
Auf das vierte Zeichen drittel entfallen an Zeitgraden 9^40',
„ „ fünfte „ „ „ „ 9^58', 15
„ „ sechste ,, „ „ „ 10^16'.
Mithin auf das zweite Zeichen in Summa 29^54'.
Aufdas siebente Zeichendrittel entfallen an Zeitgraden 10^34', Ha 63
„ „ achte „ „ „ „ 10^7', 20
„ „ neunte „ „ „ „ 10<*55'.
Mithin auf das dritte Zeichen in Summa 32^16'.
Es ist dasjenige Zeichen, welches an dem Wendepunkt liegt.
Auf den ganzen Quadranten (der Ekliptik) entfällt somit
die ihm zukommende Summe von 90 Zeitgraden. 25
Es bedarf keiner weiteren Erklärung, daß auch für die
übrigen Quadranten die Zahlenreihe genau dieselbe*^ ist;
denn alle Verhältnisse bleiben für jeden Quadranten die-
selben, weil wir die Sphaera recta zugrunde gelegt haben,
d. h. weil der Äquator keine Neigung zum Horizont hat 30
(d. i. vertikal zu ihm steht).
a) Nur in umgekehrter Folge der Zahlen in dem zweiten
Quadranten des von Nachtgleichenpunkt zu Nachtgleichenpunkt
gerechneten Halbkreises der Ekliptik.
58 Zweites Buch. Erstes Kapitel.
Zweites Buch.
Erstes Kapitel.
Die allgemeine Lage des zurzeit bewohnten Gebietes
der Erde.
Heis?} Nachdem wir im ersten Buche unseres Handbuchs erstens
die auf den Bau des Weltalls bezüglichen Fragen erörtert
haben, welche in aller Kürze vorausgenommen werden
mußten, zweitens die Verhältnisse bei Sphaera recta be-
5 sprechen haben, soweit man sie zur theoretischen Behand-
lung der vorliegenden Aufgaben für förderlich halten könnte,
wollen wir im Anschluß daran nun auch wieder die Dar-
legung der bei Sphaera obliqua besonders charakte-
ristischen Verhältnisse, soweit es irgend möglich ist,
10 nach einer leicht zu handhabenden Methode in die Wege
leiten.
Was auch hier im allgemeinen vorausgenommen werden
Hei 88 muß, ist folgendes. Die Erde wird durch den Erdäquator
und einen durch seine Pole gezogenen (Meridian-) Kreis
Ha 66 in vier Viertel geteilt. Auf das eine von den beiden nörd-
16 liehen Vierteln beschränkt sich nahezu die Ausdeh-
nung des zurzeit bewohnten Gebietes der Erde. Dies
geht besonders deutlich aus folgenden Wahrnehmungen
hervor.
20 1. Faßt man die Breite ins Auge, d. h. die Erstreckung
von Süden nach Norden, so sind die Schatten, welche die
Gnomonen zur Mittagstunde an den Tag- und Nachtgleichen
werfen, überall stets nach Norden gerichtet, niemals nach
Süden.
25 2. Faßt man die Länge ins Auge, d. h. die Erstreckung
von Osten nach Westen, so treten dieselben Finsternisse,
besonders aber die des Mondes, welche sowohl für die Be-
Lage des bewohnten Gebietes der Erde. 59
wohner des äußersten Ostens des heutzutage bewohnten Ge-
bietes der Erde, als auch für die des äußersten Westens
der Theorie nach zu demselben Zeitpunkte sichtbar sind,
höchstens zwölf Äquinoktialstunden früher oder später ein,
Beweis dafür, daß das Viertel an sich nur ein Intervall 5
von zwölf Äquinoktialstunden umfaßt, weil es ja eben von
einem Halbkreis des Äquators begrenzt wird.
Von den Fragen, welche im einzelnen eine theoretische
Erörterung verdienen, fallen, wie man wohl erwarten dürfte,
in den Rahmen des vorliegenden praktischen Handbuchs 10
ganz besonders diejenigen, welche auf die Eigenschaften
hinauslaufen, die je nach der Lage eines jeden der nörd-
lich des Äquators verlaufenden Parallelkreise sowohl diesem
Kreise selbst als den unter ihm liegenden bewohnten Orten
nach besonders charakteristischen Kennzeichen zukommen 15
(6. Kap.). Es sind dies folgende Fragen:
1. (3. Kap. I) Wie weit sind die Pole des ersten Um- Hei 89
Schwungs vom Horizont entfernt? Oder (was dasselbe ist)
wieviel beträgt, im Meridian gemessen, der Zenitabstand
des Äquators? 20
2. (4. Kap.) Wo kommt die Sonne in den Zenit? wann
und wie oft tritt dieser Fall ein?
3. (5. Kap.) In welchem Verhältnis stehen die an den
Nachtgleichen und Wenden zur Mittagstunde beobachteten
Schatten zu den Gnomonen? Ha 67
4. (3. Kap. n) Wie groß ist der Unterschied des längsten 26
oder kürzesten Tages vom Nachtgleichentage?
Hierzu kommen noch die theoretischen Erörterungen,
welche folgende Punkte betreffen:
5 . (3. Kap. IV) Die allmähliche Ab- und Zunahme der 30
Tage und Nächte.
6. (7. Kap.) Die gleichzeitigen Auf- und Untergänge
(von Teilen) des Äquators und der Ekliptik. Endlich
7. (10, — 12. Kap.) Die charakteristischen Eigenschaften
und Größen der Winkel, welche von den wichtigsten größten 35
Kreisen gebildet werden.
60 Zweites Buch. Zweites Kapitel.
Zweites Kapitel.
Wie sich die zwischen Äquator und Ekliptik liegenden
Horizontbogen*) bestimmen lassen, wenn die Dauer
des längsten Tages gegeben ist.
Für die Beispiele soll allgemein als gegeben angenommen
werden der durch Rhodus parallel zum Äquator gezogene
Hei goKreis, wo diePolhöhe 3 6^ und der längs teTag 1 4 V2 Äquinoktial-
stunden beträgt.
*" 5 Es sei ABT A der Meridiankreis, BEA der östliche Halb-
kreis des Horizonts und AEf der entsprechende Halbkreis
des Äquators; der südliche Pol des letzteren sei Z. Ange-
nommen sei, daß der Winterwendepunkt der Ekliptik durch
Punkt H aufgehe. Durch Z und H ziehe man den Qua-
10 dranten ZH0 eines größten (Deklinations-) Kreises.
Gegeben sei zunächst die Dauer
des längsten Tages, gefunden werden
soll der Horizontbogen EH.
Da sich die Drehung der Sphäre
1^ um die Pole des Äquators vollzieht,
so ist klar, daß die Punkte H und 0
gleichzeitig in den Meridian AB TA
gelangen werden''^, ferner, daß die vom
Aufgang des Punktes H bis zu seiner
20 oberen Kulmination veVstreichende Zeit durch den Äquator-
Hei gibogen 0A, und die von seiner unteren Kulmination bis zum Auf-
gang verstreichende Zeit durch den Äquatorbogen r0 darge-
stellt wird.*'^ Folglich beträgt die Dauer des Tages das Doppelte
a) Die moderne Astronomie nennt diese Bogen, je nachdem
sie im östlichen oder westlichen Horizont liegen, Morgen- oder
Abendweiten der Sonne.
b) Weil sie auf demselben Deklinationskreis liegen.
c) Indem die beiden Bogen in Summa 12 Äquinoktialstanden
darstellen, welche zur Frühlingsnacht^leiche in Punkt E in
6-f6, und zur Winterwende in Punkt 0 in ^V^+T'/^ Aquinok-
tialstunden geteilt werden.
Morgenweite am längsten Tag. 61
der durch den Bogen 0A, die Dauer der Nacht das Doppelte
der durch den Bogen TG dargestellten Zeit; denn sowohl
die über als die unter dem Horizont befindlichen Stücke
sämtlicher mit dem Äquator gleichlaufenden Kreise werden
von dem Meridian in je zwei gleiche Teile geschieden. 5
Deshalb beträgt der Bogen E 0 für den zugrunde gelegten
Parallelkreis ly^ Stunde oder 18^45' (sog. Zeitgrade), weil
er die Hälfte des Unterschieds des längsten oder kürzesten
Tages vom Nachtgleichentage* ^ darstellt; mithin ist der
Bogen 0A als das zum Quadranten fehlende Stück gleich 10
71^15'. Da nun geradeso wie bei den früher geführten
Beweisen in die zwei Bogen größter Kreise AE und AZ
die einander in Punkt H schneidenden Bogen EB und Z0
hineingezogen sind, so gilt (Satz B S. 51,l)
s2beA _s2hQZ s2hHE ^^
sJb~kE ~ 72b ZM ' sWBE '
Nun ist 560A = 142<>3O'b), also s2bQ ^ = 113^37' 64:", h» 69
56AE = 180^ a\so s 2b ^E = 120^, nei92
<2&0Z = 18O^ Biso s2beZ = 120^,
56ZH = 132«17'20"^', also s56ZH = 109^44' 53".
120^
Bringen wir also auf die andere Seite der 20
109P44'53"
Gleichung, so erhalten wir
?56HB 103Pö3'23" / 113P37'54" • 109P44'53"\
laus
'-(
s2bBE 120P V 120P . 120^ /
Nun ist s 2b BE = 120^, weil &BE = 90^
folglich s55HB = 103P53'23",
also ^6HB = 120<^ und 6 HB = 60°. 25
a) D.i. % (14V2^-12^) oder % (12^-9%^), in halben Tag-
bogen ausgedrückt 0 T — E T oder A E — A 0 ; denn A E ist der
halbe Tag-, Er der halbe Nachtbogen des Nachtgleichentages, wie
A0 der halbe Tag-, 0 f der halbe Nachtbogen des kürzesten Tages.
b) D. i. 2(90«- 18^5').
c) D.i. 2(90«-23"51'20"), weil &H0 die Schiefe der Eklip-
tik mißt.
62 Zweites Buch. Drittes Kapitel.
Mithin ist der Bogen EH als Differenz der Bogen BE
und HB gleich 30^, wie der Horizont gleich 360^ ist, was
zu beweisen war.
Drittes Kapitel.
Wie sich aus der Dauer des längsten Tages
die Polhöhe bestimmen läßt, und umgekel^rt.
I. Gegeben sei die Dauer des längsten Tages (d. h. die
6 S. 61, 6, 10 u. oben Z. 1 bestimmten Bogen E0, 0A und
EH), gefunden werden soll die Polhöhe, d. i. der Meridian-
bogen BZ.*)
Es gilt wieder an derselben Figur (Satz A S. 4 9, 3l)
y^70 s3bEe _ s2bEH s2bBZ
Hei93) s2hQA ~ s3bHB ' s2bZl\'
10 Nun ist 2bEQ= Sl^W, also s2bEQ= 38^34' 22",
^60A = 142°3O', also s^&0A = 113^37' 54",
2b EH = 60«, also s2bEH= 60^,
-96HB = 120«, also s^&HB = 103^55' 23". .
60^
Bringen wir also auf die andere Seite der
^ 103P55'23"
15 Gleichung, so erhalten wir
s2bBZ 70^33' / 38^ 34' 22" 103^55' 23" \
s2bZA i20P \ 113P37'54"-60P /
Nun ist s5feZA = 120P,
folglich s2bBZ= 70^33', also ^feBZ = 72n'.
Mithin beträgt der Bogen BZ 36^.
20 II. Umgekehrt sei an derselben Figur der Bogen BZ der
iiei 94 Polhöhe mit 36^ durch die Beobachtung gegeben, und es
sei die Aufgabe gestellt, den Unterschied des kürzesten oder
längsten Tages vom Nachtgleichentage, d. h. das Doppelte
des Bogens E0 (s. S. 61, 6) zu finden.
a) Der südliche Pol liegt gleich weit unter dem Horizont,
wieder nördliche diametral gegenüber über dem Horizont steht.
Polhöhe und längster Tag. 63
Es ist wieder auszugehen von (Satz A S. 49, 3l)
s2hZB s2bZH s2beE ^^^^
s2bBA ^ s2bHe ' s2bEA '
Nunist^6ZB= 72^ alsos^&ZB= 70^32' 3",
^&BA = 108«% alsos56BA= 97^ 4'56",
<36ZH=132M7'20"*'^ also s^&ZH = 109^44' 53", 5
2bHe= 47<'42'40"'', alsOs^feHG- 48P31'56".
Bringen wir also auf die andere Seite der
^ 48^31' 55"
Gleichung, so erhalten wir
s2bQE 31P11'23" / 70^ 32' 3"- 48^31' 55"
s2bEA 97P
LI' 23' / 70^323" 48^ 31' 55" \
aus — -— )
4' 56" \ 97^^ 4' 56" 109^44' 53"/
s2beE 38^34' ,n
oder -TTTT--. = ■'"
s2bEA 120^
Nun ist s^&EA = 120P, Hei95
folglich s2bQE= 38^34', also 560E = 37<'30'.
Mithin beträgt das Doppelte des Bogens E0 2^^ Äqui-
noktialstunden, was zu beweisen war.
III. Auf demselben Wege läßt sich auch (vgl. S. 60, 13) 15
der Horizontbogen EH bestimmen, weil (Satz B, S. 51, 1)
s2bZA _ s2bZQ s2bHE
s2bAB ~ s2beH ' s2bEB '
Gegeben sind die beiden voranstehenden Verhältnisse*^'.
Da nun auch von dem dritten der Bogen EB (= 90*^) ge-
geben ist, so bleibt also nur die Größe des Bogens EH Ha 72
(als die zu bestimmende Unbekannte) übrig. 21
IV. Es leuchtet ein, daß, wenn wir anstatt des Winter-
wendepunktes in H jeden beliebigen anderen Grad der Ekliptik
a) D. i. 2(90^-36"). b) D. i. 2(90«- 23°51'20")
c) D. i. die doppelte Schiefe der Ekliptik.
d) feZA = 90^ &AB = 36^ über das zweite Verhältnis gibt
S. 61, 19 Anm. c) Aufschluß.
64 Zweites Buch. Drittes Kapitel.
annehmen, jeder beliebige Bogen E0 (II) und EH (HI)
sich wieder auf demselben Wege bestimmen lassen wird, da
wir in der Tabelle der Schiefe (I. Buch, Kap. 15) alle zwischen
Ekliptik und Äquator von Ekliptikgrad zu Ekliptikgrad lie-
5 genden Meridianbogen, d. h. alle H 0 entsprechenden Bogen,
im voraus bekannt gegeben haben. Es ergibt sich demnach
Hei 96 ohne weiteres folgender
1. Lehrsatz. Die von denselben Parallelen geschnitte-
nen Ekliptikgrade, d. h. diejenigen, welche von demselben
10 Wendepunkt gleich weit entfernt liegen, bewirken ihre
Schnittpunkte mit dem Horizont an denselben Stellen und
auf derselben Seite des Äquators*^ und verursachen dadurch
die gleiche Dauer von Tag und Nacht in der Weise,
daß die von demselben Wendepunkt gleichweit entfernt lie-
15 genden Tage einander gleich sind und gleich den von dem
anderen Wendepunkt gleichweit entfernt liegenden Nächten,
wie auch die von demselben Wendepunkt gleichweit entfernt
liegenden Nächte einander gleich sind und gleich den von
dem anderen Wendepunkt gleichweit entfernt liegenden Tagen.
20 Gleichzeitig liefern wir den Beweis für folgenden
2. Lehrsatz. Die von den gleichgroßen Parallelen
geschnittenen Ekliptikgrade, d.h. diejenigen, welche von dem-
selben Nachtgleichenpunkt gleichweit entfernt liegen,
bewirken der eine diesseits, der andere jenseits des Äquators
25 gleichgroße Horizontbogen^^ und verursachen dadurch die
gleiche Dauer von Tag und Nacht in der Weise > daß der
Tag einerseits (des Äquators) gleich ist der Nacht ander-
seits, und umgekehrt.'^^
Beweis. Wenn wir an der bereits (S. 60, 5) erklärten
30 Figur noch den Punkt K annehmen, in welchem der Halb-
a) D. h. sie bewirken beiderseits des Sommei-wendepunktes
gleichgroße nördliche Morgen- und Abendweiten, beiderseits
des Winterwendepunktes gleichgroße südliche.
b) D. h. beiderseits des Äquators gleichgroße Morgenweiten,
diesseits nördliche, jenseits südliche.
c) D. h. der Tag, welcher mit der gleichgroßen nördlichen
Morgenweite beginnt, ist gleich der Nacht, welche mit der
gleichgroßen südlichen Morgenweite endigt.
Zweites Buch. Viertes Kapitel. 65
kreis BEA des Horizonts von dem Parallelkreis geschnitten
wird, der mit dem durch Punkt H gehenden von gleicher
Größe ist, wenn wir ferner die Abschnitte HA und KM
dieser Parallelen, die in wechselseitiger Entsprechung (jen-
seits und diesseits des Äquators)
natürlich einander gleich sind, (bis
A und M, d. i. bis an den oberen
und unteren Meridian) ausziehen,
und wenn wir endlich noch durch
K und den nördlichen Pol den Qua- \ P \iz"^-, -r ^^
dranten NKZ legen, so ist
a) der Bogen 0A gleich dem
Bogen Zr, weil 0A ähnlich HA,
und Zr ähnlich KM ist;
b) der Bogen E0 gleich dem Bogen EZ als Differenzen 15
(von Quadranten weniger den vorstehend als gleich bezeich-
neten Bogen);
c) der Bogen H0 gleich dem Bogen KE (nach der Tabelle Hei 97
der Schiefe).
Da ferner die Winkel bei 0 und E als Rechte einander 20
gleich sind, so sind die sphärischen Dreiecke E0H und EZK
kongruent (weil sie je zwei Seiten und den eingeschlossenen
Winkel gleich haben). Folglich sind auch die Grundlinien EH
und EK einander gleich (d. h. die südliche Morgenweite EH
ist gleich der nördlichen Morgenweite EK). 25
Viertes Kapitel.
Wie sich berechnen läßt, wo, wann und wie oft
die Sonne in den Zenit kommt.
Wenn die vorstehend besprochenen Größen gegeben sind,
so ist es ein leichtes zu berechnen, wo, wann und wie oft
die Sonne in den Zenit kommt.
Keiner weiteren Erklärung bedürfen folgende zwei
Fälle. 80
1. Für die Orte unter den Parallelkreisen, welche von dem
Äquator weiter entfernt sind, als die ganze Deklination des
Ptolemäus, übers, v. Manitiua. I. 5
65 Zweites Buch, Fünftes Kapitel.
Sommerwendepunktes beträgt, d. i. weiter als 23*^51' 20",
kommt die Sonne überhaupt nicht in den Zenit.
2. Für die Orte unter den Parallelkreisen, deren Ent-
fernung genau diesen Betrag ausmacht, kommt sie einmal
5 in den Zenit, und zwar gerade zur Sommer wende.
Hieraus ergibt sich weiter:
3. Für die Orte unter den Parallelkreisen, deren Ent-
fernung weniger beträgt, als die genannten Grade, kommt
die Sonne zweimal in den Zenit.
10 Wann dies geschieht, daräber gibt die Anordnung der
Tabelle der Schiefe (I. Buch, 15. Kap.) Auskunft. Gehen
wir nämlich mit der Zahl der Grade, welche der in Frage
stehende Parallelkreis, der selbstverständlich noch innerhalb
des Wendekreises liegen muß, vom Äquator Abstand hat,
HeilsK^ die zweite Spalte ein, so geben die in der ersten Spalte
16 dabeistehenden Grade des Quadranten (der Ekliptik) an die
Hand, in welcher Entfernung von jedem der beiden Nacht-
gleichenpunkte aus nach dem Sommerwendepunkte zu die
Sonne für die Orte unter dem betreffenden Parallelkreis in
20 den Zenit kommt.*)
Fünftes Kapitel.
Wie aus den gegebenen Größen das Verhältnis der Gno-
monen zu den an den Nachtgleichen und Wenden zur
Mittagstunde beobachteten Schatten bestimmt wird.
Daß sich das in Frage stehende Verhältnis der Schatten
zu den Gnomonen auf eine ziemlich einfache Weise bestimmen
läßt, wenn ein für allemal erstens der Bogen zwischen den
Wendekreisen und zweitens der Bogen zwischen dem Hori-
25 zont und dem betreffenden Pol (d. i. die Polhöhe) gegeben
ist, dürfte auf folgende Weise klar werden.
Es sei der Kreis AB TA um das Zentrum E der Meridian.
Durch den als Zenit angenommenen Punkt A ziehe man den
Durchmesser A E f und zu diesem rechtwinklig in der Ebene
30 des Meridians die Gerade FKZN, welche natürlich mit der
gemeinsamen Schnittlinie (der Ebenen) des Horizonts und
Verhältnis der Gnomonen zu den Schatten.
67
10
des Meridians parallel verläuft.*^ Da die ganze Erde zur
Sphäre der Sonne für die sinnliehe Wahrnehmung das Ver-
hältnis eines Punktes und
Zentrums hat, so kann jf A
die Spitze des Gnomon
in Punkt E ohne wesent-
lichen Unterschied als
(Erd-) Mittelpunkt ange-
nommen werden (S.l 5,24).
Man denke sich also
TE als Gnomon und TKZN
als die (Mittags-) Linie,
auf welche zur Mittag-
stunde die Endpunkte der Schatten fallen. Durch E ziehe manHei99
den Mittagstrahl zur Nachtgleiche und die Mittagstrahlen zu 15
den Wenden. Es sei B E A Z der Nachtgleichenstrahl, H E 0 K Ha 75
der Sommerwendstrahl, A E M N der Winterwendstrahl. Folg-
lich wird PK der Sommerwendschatten, TZ der Nachtgleichen-
schatten, TN der Winterwendschatten.
Für die zugrunde gelegte geographische Breite beträgt 20
nun der Bogen TA, weil der ihm gleiche Bogen (AB als
Zenitabstand des Äquators BEA) der Erhebung des nörd-
lichen Pols über dem Horizont gleich ist^\ 36^ in dem Maße,
in welchem der Meridian gleich 360° ist; ferner ist jeder
der beiden Bogen 0A und AM gleich 23^51' 20" in dem- 26
selben Maße. Hieraus ergibt sich offenbar weiter
6r0 = 6rA-feA0 = 12o 8'40",
ftrM=6rA-|-6AM=59«51'20".
(Z.KEr= 12» 8' 40")
Folglich ist UZEr= 36«
l/.NEr= 59»51'20"
/.KEr= 24n7'20"
oder UZEr= 72«
/.NEr = 119°42'40"
wie 4i2 = 360^
wie 2i^ = 360*'.«)
30
a) Insofern die genannte Schnittlinie auf der Mittagslinie
durch Punkt E verlaufen muß, weil nur die eine Hälfte des
Meridiankreises über dem Horizont liegen kann.
ö*
63 Zweites Buch. Fünftes Kapitel.
Heiioo Mithin ist } ^?, rE = 155«42'40"1 wie©KrE = 360V
( brZ.== 72*1
ferner | ^5rE = 108«j wie © zrE = 360«>,
ö endlich { jrE = ^60n7'20''} ^^^ Ö NrE= 360°.
Folglich ist (ll'^^^^'ö!" wie srK= 25^14' 43", (im AKTE)
TE ^^^ ^'^^" ^^® *'"Z= 70^32' 3", (imAZTE)
^ 1 60^15' 42" wie srN= 103^46' 16". (im ante)
10 Setzt man nun den Gnomon FE = 60^, so wird
Ha 76 der Sommerwendschatten PK = 12^55',
der Nachtgleichenschatten rz = 43^36',
der Winterwendschatten TN = 103^20'.
Ohne weiteres leuchtet ein, daß umgekehrt, wenn von den
15 vorliegenden drei Verhältnissen des Gnomon zu den Schatten-
längen nur je zwei nach Belieben gegeben sind, sich dar-
aus sowohl die Polhöhe (i^TA) bestimmen läßt, als auch
der Bogen (0 M) zwischen den Wendepunkten. Sind näm-
lich nach Belieben auch nur je zwei von den Winkeln an
20 Punkt E gegeben, so ist auch der dritte gegeben, weil die
Bogen 0A und AM einander gleich sind
Hei 101 Was nun freilich die Genauigkeit anbelangt, welche durch
die unmittelbare Beobachtung erreichbar ist, so können die
zwei letzterwähnten Punkte (Polhöhe und Ekliptikschiefe)
26 auf dem von uns (S. 44) mitgeteilten Wege mit zweifelloser
Sicherheit bestimmt werden, während die Verhältnisse der
hier mitgeteilten Schattenlängen zu den Gnomonen (durch
die Beobachtung) nicht mit gleicher Schärfe zu gewinnen
sind, weil einerseits bei den Nachtgleichenschatten der
30 Zeitpunkt an sich nicht mit voller Sicherheit festzustellen
ist, anderseits bei den Winterwendschatten die äußersten
Endpunkte nicht mit genügender Schärfe ermittelt werden
können.i<>)
a) Mit ,b wird der Supplementbogen zu dem erstgenannten
Bogen (5) bezeichnet, mit @ der um das dabeistehend benannte
rechtwinklige Dreieck gezogene Kreis. Es heißt sonach © K f E :
der um das rechtwinklige AKTE gezogene Kreis.
Zweites Buch. Sechstes Kapitel. 69
Sechstes Kapitel.
Feststellung der von Parallel zu Parallel eintretenden
charakteristischen Kennzeichen.
In derselben Weise wie bisher (für den Parallel von Rhodus)
wollen wir nun auch für die anderen Parallelkreise die haupt-
sächlichsten der bestehenden Kennzeichen feststellen, wobei
wir den Unterschied der Neigung (der Sphäre), weil dies
genügt, um je eine Viertelstunde (der Tageslänge) zunehmen 5
lassen. Ehe wir aber zu der Feststellung der Besonder-
heiten im einzelnen schreiten, wollen wir eine mehr allgemein
gehaltene Erörterung der in Betracht kommenden Kennzeichen
vorausschicken.
1. Wir beginnen mit dem direkt unter dem Äquator ver- 10
laufenden Parallel, der so ziemlich die südliche Grenze des
ganzen Kugelviertels bildet, auf welches sich das zurzeit
bewohnte Gebiet der Erde erstreckt. Nur auf diesem Paral- Ha 77
lel sind die Tage und die Nächte alle einander gleich, weil
nur in diesem Falle sämtliche an der Sphäre mit dem 15
Äquator gleichlaufenden Kreise von dem Horizont hal-
biert werden, so daß ihre über dem Horizont liegenden Ab-
schnitte einander ähnlich*) und bei jedem einzelnen gleich-
groß sind wie die unter dem Horizont verlaufenden, eine
Begleiterscheinung, die bei Sphaera obliqua nirgends ein- 20
tritt; denn nur der Äquator wird überall von dem Hori-
zont halbiert und macht infolgedessen die auf ihm verlau- Hei lOS
fenden Tage den Nächten für die sinnliche Wahrnehmung
gleich, weil er zu den größten Kreisen gehört, während
die übrigen Kreise in ungleiche Abschnitte geteilt werden, 25
Und zwar haben die südlich des Äquators verlaufenden
Parallelkreise je nach der geographischen Breite in dem
zurzeit bewohnten Gebiete der Erde kleinere Abschnitte
über als unter dem Horizont und machen infolgedessen
die Tage kürzer als die Nächte, wogegen die nördlich des 30
a) Weil alle diese Abschnitte Halbkreise sind.
70 Zweites Buch. Sechstes Kapitel,
Äquators verlaufenden Kreise umgekehrt größere Abschnitte
über dem Horizont haben und infolgedessen die Dauer der
Tage verlängern.
Dieser Parallel ist zweischattig. Zweimal kommt die
5 Sonne für die unter ihm liegenden Orte in den Schnitt-
punkten der Ekliptik mit dem Äquator in den Zenit, so daß
nur zu diesen Zeitpunkten die Gnomonen zur Mittagstunde
schattenlos werden. Während aber die Sonne den nörd-
lichen Halbkreis der Ekliptik durchwandert, zeigen die
10 Schatten der Gnomonen die Richtung nach Süden, durch-
wandert sie den südlichen Halbkreis, die Richtung nach
Norden. Dort ist sowohl der Sommer- wie der Winter-
wendschatten gleich 2672^ in <iem Maße, in welchem der
Gnomon 60^ beträgt.
Ha 78 Wenn wir von Schatten sprechen, so meinen wir all-
16 gemein diejenigen, welche zur Mittagstunde eintreten. Der
wahre Eintritt der Nachtgleichen und Wenden muß sich
zwar durchaus nicht gerade zur Mittagstunde vollziehen,
aber die Differenzen der Schattenlängen sind ganz un-
20 beträchtlich (wenn er zu anderer Zeit erfolgt).
Für die Orte unter dem Äquator kommen alle diejenigen
Hei 103 Sterne in den Zenit, welche ihren Umschwung auf dem
Äquator selbst vollziehen. Alle Sterne sieht man auf- und
untergehen, weil die Pole der Sphäre direkt im Horizont
25 liegen. Deshalb machen sie auch keinen Parallel zum
immersichtbaren oder immerunsichtbaren Kreis, und keinen
Meridian zum Kolur.^^^ Daß es bewohnte Orte unter
dem Äquator geben könne, hält man für möglich, weil
dort eine sehr gemäßigte Jahrestemperatur herrschen
30 muß. Denn die Sonne verweilt weder lange Zeit im Zenit,
weil in der Nähe der Nachtgleichenpunkte die Verändeining
der Deklination sehr rasch vor sich geht, weshalb der
Sommer mild sein dürfte, noch hat sie bei den Wenden
einen großen Zenitabstand, so daß sie auch keinen strengen
35 Winter verursachen kann. Welches aber die Orte sind, die
bewohnt werden, das können wir erfahrungsgemäß nicht
sagen; denn unbetreten sind sie bis zum heutigen Tage von
Charakteristik der Parallelkreise. 71
den Menschen des zurzeit bewohnten Gebietes der Erde,
und was von ihnen erzählt wird, das möchte man wohl
mehr für Dichtung als für Wahrheit halten. Hiermit
dürften die Besonderheiten des Parallels unter dem Äquator
in aller Kürze dargelegt sein. 5
Was die übrigen Parallelkreise anbelangt, von denen ab,
wie manche Gewährsmänner annehmen, die Besitzergreifung
der bewohnbaren Orte stattgefunden hat, so wollen wir
hier noch drei Punkte in mehr gemeinsamer Fassung hin-
zufügen, um nicht für jeden einzelnen Kreis immer das- y)
selbe wiederholen zu müssen.
a. Für jeden Parallelkreis, d. h. von Parallel zu Parallel,
kommen alle diejenigen Sterne in den Zenit, welche auf Ha 79
dem durch die Pole des Äquators gehenden (Deklinations-) Hei 10
Kreis vom Äquator den gleichgroßen Bogen Abstand haben, 15
wie der betreffende Parallelkreis selbst .*)
b. Immersichtbarer Kreis wird (überall) derjenige Parallel,
welcher mit dem Abstand der Polhöhe um den nördlichen
Pol als Zentrum gezogen wird. Die innerhalb dieses Kreises
liegenden Sterne sind immersichtbar. 20
c. Immerunsichtbarer Kreis wird derjenige Parallel, welcher
mit dem nämlichen Abstand um den südlichen Pol als Zen-
trum gezogen wird. Die innerhalb dieses Kreises liegenden
Sterne sind immerunsichtbar.
2. Der zweite Parallel ist derjenige, auf welchem der 25
längste Tag 127^ Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Äquator 4^/ Abstand und geht durch die Insel Taprobane.
Auch er gehört zu den zweischattigen, weil die Sonne wieder
zweimal für die unter ihm liegenden Orte in den Zenit
kommt und bei ihrer Kulmination die Gnomonen schatten- 30
los macht, wenn sie beiderseits l^^l^ vom Sommerwende-
punkt entfernt ist.^^ Infolgedessen zeigen die Schatten der
Gnomonen, während die Sonne diese (2 x 79^/^^=) 159^
durchwandert, die Eichtung nach Süden, und während sie
a) Weil jeder himmlische Parallelkreis, unter dem ein Ort
liegt, durch den Zenit dieses Ortes verläuft.
72 Zweites Buch. Sechstes Kapitel.
die übrigen 201^ durchwandert, die Richtung nach Norden.
Dort ist der Nachtgleichenschatten gleich 4^ 25', der
Sommer wendschatten gleich 21^ 20', der Winter wend-
schatten gleich 32^ in dem Maße, in welchem der Gno-
5 mon 60^ beträgt.
Hei 105 3. Der dritte Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag I2V2 Äquinoktiaistun den hat. Er hat vom
Ha 80 Äquator 8^25' Abstand und geht durch den Aualitischen
Meerbusen. Auch er gehört zu den zweischattigen, weil
ly die Sonne zweimal für die unter ihm liegenden Orte in
den Zenit kommt und bei ihrer Kulmination die Gnomonen
schattenlos macht, wenn sie beiderseits 69^ vom Sommer-
wendepunkt entfernt ist. Infolgedessen zeigen die Schatten
der Gnomonen, während die Sonne diese 138® durchwandert,
15 die Richtung nach Süden, und während sie die übrigen
222^ durchwandert, die Richtung nach Norden. Dort ist
der Nachtgleichenschatten gleich 8^ 50', der Sommerwend-
schatten gleich 16P 50', der Winterwend schatten gleich
37P55' in dem Maße, in welchem der Gnomon 60^
20 beträgt.
4. Der vierte Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag 12% Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Äquator ^.^^j^ Abstand und geht durch den Ad ulitischen
Meerbusen. Auch er gehört zu den zweischattigen, weil
25 die Sonne wieder zweimal für die unter ihm liegenden
Orte in den Zenit kommt und bei ihrer Kulmination die
Gnomonen schattenlos macht, wenn sie beiderseits 57^40'
Hei 106 vom Sommerweudepunkt entfernt ist. Infolgedessen zeigen
die Schatten der Gnomonen, während die Sonne diese
30 115*^20' durchwandert, die Richtung nach Süden, und
während sie die übrigen 244^40' durchwandert, die Rich-
tung nach Norden. Dort ist der Nachtgleichenschatten
gleich I3Y3P, ^^^ Sommerwendschatten gleich 12^, der
Winterwendschatten gleich 44 Yg^ in dem Maße, in welchem
35 der Gnomon 60^ beträgt.
5. Der fünfte Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag 13 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Charakteristik der Parallelkreise. 73
Äquator 16^27' Abstand und geht durch die Insel Meroe.
Auch er gehört zu den zweischattigen, weil die Sonne zwei- Ha 8i
mal für die unter ihm liegenden Orte in den Zenit kommt
und bei ihrer Kulmination die Gnomonen schattenlos macht,
wenn sie beiderseits 45^ vom Sommerwendepunkt entfernt 5
ist. Infolgedessen zeigen die Schatten der Gnomonen, wenn
die Sonne diese 90^ durchwandert, die Richtung nach
Süden, und während sie die übrigen 270^ durchwandert,
die Richtung nach Norden. Dort ist der Nachtgleichen-
schatten gleich 17^4^, der Sommerwendschatten gleich 7^4^, 10
der Winterwendschatten gleich 51^ in dem Maße, in welchem
der Gnomon 60^ beträgt.
6. Der sechste Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag 1374 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Äquator 20^14' Abstand und geht duTch Napata. Auch 15
er gehört zu den zweischattigen , weil die Sonne für die Hei i07
unter ihm gelegenen Orte zweimal in den Zenit kommt und
bei ihrer Kulmination die Gnomonen schattenlos macht,
wenn sie beiderseits 31^ vom Sommerwendepunkt entfernt
ist. Infolgedessen zeigen die Schatten der Gnomonen, 20
während die Sonne diese 62^ durchwandert, die Richtung
nach Süden, und während sie die übrigen 298^ durch-
wandert, die Richtung nach Norden. Dort ist der Nacht-
gleichenschatten gleich ^2^1 ^y der Sommer wendschatten
gleich 3^4^, der Winterwendschatten gleich öSVe^ in dem 25
Maße, in welchem der Gnomon 60^ beträgt.
7. Der siebente Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag ISYg Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Äquator 23^51' Abstand und geht durch Soene. Er ist
der erste von den sogenannten einschattigen Parallelen; 30
denn niemals zeigen in den unter ihm liegenden Orten die
Schatten der Gnomonen zur Mittagstunde nach Süden. Nur
einmal gerade zur Sommerwende kommt für sie die Sonne Ha 82
in den Zenit, wo dann die Gnomonen der Theorie nach
schattenlos sind; denn diese Orte haben genau denselben 35
Abstand vom Äquator wie der Sommerwendepunkt. Sonst
zeigen jederzeit die Schatten der Gnomonen die Richtung
74 Zweites Buch. Sechstes Kapitel.
nach Norden. Dort ist in dem Maße, in welchem der
Gnomon 60^ beträgt, der Nachtgleichenschatten gleich 2672^
und der Winterwendschatten gleich 65^50'; der Sommer-
wendschatten aber ist gleich Null.
Hei 108 Alle Parallelkreise, welche nördlicher als dieser liegen,
6 bis zu demjenigen, welcher die (nördliche) Grenze des zur-
zeit bewohnten Gebietes der Erde bildet, sind einschattig;
denn niemals werden die Gnomonen unter ihnen zur Mittag-
stunde schattenlos^ auch werfen sie die Schatten nie nach
10 Süden, sondern stets nach Norden, weil die Sonne für diese
Orte niemals in den Zenit kommt.
8. Der achte Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag 18^/4 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Äquator 27^12' Abstand und geht durch Ptolemais in
15 Theba'is, das sogenannte Hermeion. Dort ist in dem
Maße, in welchem der Gnomon 60^ beträgt, der Sommer-
wendschatten gleich SYg^, der Nachtgleichenschatten gleich
36^50', der Winterwendschatten gleich 74^10'.
9. Der neunte Parallel ist derjenige, auf welchem der
20 längste Tag 14 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom Äqua-
tor 30^22' Abstand imd geht durch das Unterland von
Ägypten. Dort ist in dem Maße, in welchem der Gno-
mon 60^ beträgt, der Sommerwendschatten gleich 6^50',
der Nachtgleichenschatten gleich 35^5', der Winterwend-
26 schatten gleich 83^5'.
10. Der zehnte Parallel ist derjenige, auf welchem der
Ha 83 längste Tag 14y4 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Hei 109 Äquator 33^18' Abstand und geht mitten durch Phö-
nizien. Dort ist in dem Maße, in welchem der Gnomon
30 60^ beträgt, der Sommerwendschatten gleich 10^, der
Nachtgleichenschatten gleich 3972^? der Winterwendschatten
gleich 93p 5'.
11. Der elfte Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag I4Y2 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
36 Äquator 36^ Abstand und geht durch Rhodus. Dort ist
in dem Maße, in welchem der Gnomon 60^ beträgt, der
Sommerwendschatten gleich 12^55', der Nachtgleichen-
Charakteristik der Parallelkreise. 75
schatten gleich 43^ 3 6',*^ der Winterwendschatten gleich
103p 20'.
12. Der zwölfte Parallel ist derjenige, auf welchem der
längste Tag 14^4 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Äquator 38*^35' Abstand und geht durch Smyrna. Dort 6
ist in dem Maße, in welchem der Gnomon 60^ beträgt,
der Sommerwendschatten gleich 15^40', der Nachtgleichen-
schatten gleich 4 7P5O', derWinterwends chatten gleich 1 1 4^5 5'.
13. Der dreizehnte Parallel ist derjenige, auf welchem
der längste Tag 15 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom 10
Äquator 40^56' Abstand und geht durch den Hellespont.
Dort ist in dem Maße, in welchem der Gnomon 60^ be-
trägt, der Sommerwendschatten gleich ISYg'^j ^^^ Nacht-
gleichenschatten gleich 52P10', der Winterwendschatten
gleich 12 TP 50'. 15
14. Der vierzehnte Parallel ist derjenige, auf welchem Hei 110
der längste Tag I5Y4 Äquinoktialstunden hat. Er hat
vom Äquator 43^4' Abstand und geht durch Massalia.
Dort ist in dem Maße, in welchem der Gnomon 60^ be-
trägt, der Sommerwendschatten gleich 20^50', der Nacht- 20
gleichenschatten gleich 55^55', der Winterwendschatten
gleich 144p.
15. Der fünfzehnte Parallel ist derjenige, auf welchem Ha 84
der längste Tag 15Y2 Äquinoktialstunden hat. Er hat
vom Äquator 45^1' Abstand und geht mitten durch 25
den Pontus. Dort ist in dem Maße, in welchem der
Gnomon 60^ beträgt, der Sommer wendschatten gleich 237^^,
der Nachtgleichenschatten gleich 60p, der Winterwend-
schatten gleich 155^5'.
16. Der sechzehnte Parallel ist derjenige, auf welchem 30
der längste Tag 15% Äquinoktialstunden hat. Er hat
vom Äquator 46° 5 1' Abstand und geht durch die Quellen
a) Er berechnet sich (vgl. S. 68, s) nach dem Verhältnis
97P4'56" : 60P = 70P32'3":x mit 43P 35'25". Folglich ist der
S. 68, 12 angegebene Wert 43^36' richtig, nicht 43^50' (^y /.' /),
wie hier im griechischen Text steht.
76 Zweites Buch. Sechstes Kapitel.
des Ister. Dort ist in dem Maße, in welchem der Gnomon
60P beträgt, der Sommerwendschatten gleich 25P30', der
Nachtgleichenschatten gleich 63^55', der Winterwendschatten
gleich 171P10'.
5 17. Der siebzehnte Parallel ist derjenige, auf welchem
der längste Tag 16 Äquinoktialstunden hat. Er hat vom
Hai 111 Äquator 48^32' Abstand und geht durch die Mündungen
des Borysthenes. Dort ist in dem Maße, in welchem
der Gnomon 60p beträgt, der Sommer wendschatten gleich
10 27^30', der Nachtgleichenschatten gleich 67P 50', der Winter-
wendschatten gleich 188P35'.
18. Der achtzehnte Parallel ist derjenige, auf welchem
der längste Tag 16^4 Äquinoktialstunden hat. Er hat
vom Äquator 50^4' Abstand und geht mitten durch den
15 Mäo tischen See. Dort ist in dem Maße, in welchem
der Gnomon 60^ beträgt, der Sommerwendschatten gleich
29^55', der Nachtgleichenschatten gleich 7 IP 40', der Winter-
wendschatten gleich 208P20'.
19. Der neunzehnte Parallel ist derjenige, auf welchem
20 der längste Tag 1672 Äquinoktialstunden hat. Er hat
vom Äquator 51^30' Abstand*^ und geht durch die süd-
Ha 85 liebsten Teile von Brettania. Dort ist in dem Maße,
in welchem der Gnomon 60p beträgt, der Sommerwend-
schatten gleich 31P25', der Nachtgleichenschatten gleich
25 75P25', der Winterwendschatten gleich 229P20'.
20. Der zwanzigste Parallel ist derjenige, auf welchem
der längste Tag 16^^ Äquinoktialstunden hat. Er hat
vom Äquator 52^50' Abstand und geht durch die Mün-
dungen des Rhenus. Dort ist in dem Maße, in welchem
30 der Gnomon 60p beträgt, der Sommerwendschatten gleich
33p 20', der Nachtgleichenschatten gleich 79P5', der Winter-
wendschatten gleich 253p 10'.
Hei 112 21. Der einundzwanzigste Parallel ist derjenige, auf
welchem der längste Tag 17 Äquinoktialstunden hat. Er
a) Die Zahl va /.' sr' kommt mir bedenklich vor, zumal da
Cod. D statt ?' xal schreibt.
Charakteristik der Parallelkreise. 77
hat vom Äquator 54^1' Abstand*' und geht durch die
Mündungen des Tana'is. Dort ist in dem Maße, in
welchem der Gnomon 60^ beträgt, der Sommerwendschatten
gleich 34p 55', der Nachtgleichenschatten gleich 82P35',
der Winterwendschatten gleich 278P45'. 5
22. Der zweiundzwanzigste Parallel ist derjenige, auf
welchem der längste Tag 17 74 Äquinoktialstunden hat.
Er hat vom Äquator 55® Abstand und geht durch Brigan-
tium in Großbrettania. Dort ist in dem Maße, in
welchem der Gnomon 60p beträgt, der Sommerwendschatten 10
gleich 36P15', der Nachtgleichenschatten gleich 85P40',
der Winterwendschatten gleich 304P30'.
23. Der dreiundzwanzigste Parallel ist derjenige, auf
welchem der längste Tag I7V2 Äquinoktialstunden hat.
Er hat vom Äquator 56^ Abstand und geht mitten durch 15
Großbrettania. Dort ist in dem Maße, in welchem der
Gnomon 60p beträgt, der Sommerwendschatten gleich 37P40',
der Nachtgleichen schatten gleich 88P50', der Winterwend-
schatten gleich 335p 15'.
24. Der vierundzwanzigste Parallel ist derjenige, auf 20
welchem der längste Tag 17^4 Äquinoktialstunden liat.jg* ^6^,
Er hat vom Äquator 57° Abstand und geht durch Katurak-
tonium in Brettania. Dort ist in dem Maße, in welchem
der Gnomon 60p beträgt, der Sommerwendschatten gleich
39P20', der Nachtgleichenschatten gleich 92P 25', der Winter- 25
wendschatten gleich 372P5'.
25. Der fünfundzwanzigste Parallel ist derjenige, auf
welchem der längste Tag 18 Äquinoktialstunden hat. Er
hat vom Äquator 58° Abstand und geht durch die südlichen
Teile von Kleinbrettania. Dort ist in dem Maße, in 30
welchem der Gnomon 60p beträgt, der Sommerwendschatten
gleich 40P40', der Nachtgleichenschatten gleich 96p, der
Winterwendschatten gleich 419p 5'.
a) Der griechische Text hat v& X ; ich gebe der Lesart vd a
den Vorzug, zumal da auch Cod. D diese hat. Man beachte
nur die von hier ab regelmäßig 1® zunehmenden Abstände.
78 Zweites Buch. Sechstes Kapitel.
26. Der sechsundzwanzigste Parallel ist derjenige, auf
welchem der längste Tag IS^/g Aquinoktialstunden hat.
Er hat vom Äquator 59^30' Abstand und geht durch die
Mitte von Kleinbrettania. Von der Zunahme um eine
5 Viertelstunde haben wir hier abgesehen erstens, weil die
Parallelkreise bereits sehr nahe aneinander heranrücken und
der Unterschied der Polhöhen keinen ganzen Grad mehr
ausmacht; zweitens, weil wir bei den noch weiter nördlich
liegenden Parallelen eine gleichsorgfältige Behandlung nicht
10 für angezeigt halten. Deshalb haben wir es auch für über-
flüssig gehalten, die Verhältnisse der Schattenlängen zu den
Gnomonen wie bei örtlicher Begrenzung weiter anzugeben.
Hei lu 27. Wo der längste Tag 19 Aquinoktialstunden hat,
dort hat der Parallel vom Äquator 61^ Abstand und geht
15 durch die nördlichen Teile von Kleinbrettania.
Ha 87 28. Wo der längste Tag 1972 Aquinoktialstunden hat,
dort hat der Parallel vom Äquator 62^ Abstand und geht
durch die sogenannten Ebudischen Inseln.
29. Wo der längste Tag 20 Aquinoktialstunden hat, dort
20 hat der Parallel vom Äquator 63^ Abstand und geht durch
die Insel Thule.
30. Wo der längste Tag 21 Aquinoktialstunden hat, dort
hat der Parallel vom Äquator 64^30' Abstand und geht
durch unbekannte skythische Völkerschaften.
25 31. Wo der längste Tag 22 Aquinoktialstunden hat, dort
hat der Parallel vom Äquator 65^30' Abstand.
32. Wo der längste Tag 23 Aquinoktialstunden hat, dort
hat der Parallel vom Äquator 66^ Abstand.
33. Wo der längste Tag 24 Aquinoktialstunden hat, dort
30 hat der Parallel vom Äquator 6 6" 8' 40" Abstand.^) Er ist
der erste von den ringsschattigen Parallelen. Da nämlich
dort zur Zeit der Sommerwende die Sonne nicht untergeht,
so schlagen die Schatten der Gnomonen, allerdings nur zu
Hei 115 dieser Zeit, die Richtungen nach allen Seiten des Horizonts
a) D. i. 90° — 23®51'20". Ea ist demnach der heutzutage
sosr. „nördliche Polarkreis".
Charakteristik der Parallelkreise. 79
ein. Dort ist der Sommer Wendekreis der immersichtbare,
und der Winterwendekreis der immerunsichtbare Parallel-
kreis, weil beide auf entgegengesetzten Seiten, der eine von
oben, der andere von unten, den Horizont in einem Punkte
berühren. Der schiefe Kreis der Ekliptik fällt mit dem 5
Horizont zusammen, wenn der Frühlingsnachtgleichen-
punkt aufgeht.
Wenn man sonst noch aus rein theoretischen Gründen
auch für die noch nördlicheren Breiten einige besonders Ha 88
charakteristische Eigenschaften in Betracht ziehen möchte, 10
so dürfte man zu folgenden Ergebnissen gelangen.
34. Wo die Polhöhe etwa 67^ beträgt, dort kommen
beiderseits der Sommerwende 15^ der Ekliptik überhaupt
nicht zum Untergang. Infolgedessen wird der längste Tag
ungefähr gleich einem Monat*), und ebensolange dauert der 15
Umlauf der nach allen Seiten des Horizonts fallenden Schatten.
Diese Verhältnisse wird man sich leicht vergegenwärtigen
mit Hilfe der (I. Buch, Kap. 15) mitgeteilten Tabelle der
Schiefe.^^) Genau soviel Grade (hier 23), als wir nämlich
den Parallelkreis, der im vorliegenden Falle zu beiden Seiten 20
>des Wendepunktes 15^ abschneidet, vom Äquator entfernt
finden, wird selbstverständlich die Erhebung des nördlichen
Pols unter 90^ bleiben. Der betreffende Parallelkreis wird
alsdann mit Einschluß des (beiderseits des Sommerwende-
punktes) abgeschnittenen Ekliptikstückes der immersicht- 25
bare Kreis, während immer unsichtbar er Kreis der ent-
sprechende (südliche Parallel mit Einschluß des beiderseits
des Winterwendepunktes abgeschnittenen gleichgroßen Eklip-
tikstückes) wird.^^)
35. Wo die Erhebung des Pols 69^30' beträgt, dort Hei U6
wird man finden, daß beiderseits der Sommerwende 30^ über- 31
haupt nicht zum Untergang gelangen. Infolgedessen wird
der längste Tag ungefähr gleich 2 Monaten^\ und ebenso-
lange bleiben die Gnomonen ringsschattig.
a) So lange braucht die Sonne, um die 2x15" zu durchlaufen.
b) So lange braucht die Sonne, um die 2x30® zu durchlaufen.
80 Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
36. Wo die Erhebung des Pols 73^20' beträgt, dort wird
man finden, daß beiderseits der Sommerwende 45^ nicht
zum Untergang gelangen. Infolgedessen erstreckt sich die
Dauer des längsten Tages und die Ringsschattigkeit der
5 Gnomonen auf ungefähr 3 Monate.
37. Wo die Erhebung des Pols 78<^20' beträgt, dort wird
man finden, daß beiderseits derselben Wende 60^ nicht zum
Ha 89 Untergang gelangen. Infolgedessen wird der längste Tag
10 ungefähr gleich 4 Monaten, und ebensolange dauert der Um-
lauf der (nach allen Richtungen fallenden) Schatten.
38. Wo die Erhebung des Pols 84^ beträgt, dort wird
man finden, daß beiderseits der Sommerwende 75*^ nicht zum
Untergang gelangen. Infolgedessen wird der längste Tag
ungefähr gleich 5 Monaten, und die gleiche Zeit bleiben die
15 Gnomonen ringsschattig.
39. Wo die Erhebung des Pols die vollen 90** des Qua-
dranten beträgt, dort gelangt der nördlich des Äquators
liegende Halbkreis der Ekliptik in seiner ganzen Ausdehnung
niemals unter den Horizont, und der südlich des Äquators
20 gelegene in seiner ganzen Ausdehnung niemals über den
Hei 117 Horizont. Infolgedessen gibt es Jahr für Jahr nur einen
Tag und eine Nacht, beide von etwa 6 monatiger Dauer,
und die ganze Zeit sind die Gnomonen ringsschattig. Weitere
Besonderheiten dieser höchsten Breite sind, daß erstens der
26 nördliche Pol in den Zenit kommt, zweitens der Äquator
die Stelle sowohl des immersichtbaren als auch des immer-
unsichtbaren Kreises einnimmt und außerdem auch noch die
Stelle des Horizonts vertritt, wovon die Folge ist, daß die
nördlich des Äquators liegende Halbkugel beständig über
30 und die südlich gelegene beständig unter dem Horizont bleibt.
Siebentes Kapitel.
Gleichzeitige Aufgänge (von Teilen) der Ekliptik
nnd des Äquators bei Sphaera obliqua.
Ha 90 Nach Erörterung der allgemeinen Verhältnisse, welche
die Zunahme der Neigung (der Sphäre) der Theorie nach
Aufgänge bei Sphaera obliqua. 81
mit sich bringt, dürfte es unsere nächste Aufgabe sein zu
zeigen, wie für jede Breite die mit den Bogen der Ekliptik
gleichzeitig aufgehenden Zeitgrade des Äquators gewonnen
werden können; denn hiernach werden sich alle übrigen
speziellen Aufgaben auf methodischem Wege von uns folge- 5
richtig erledigen lassen.
Wir werden die Namen der Tierkreisbilder auch für die
Zwölftel (d. i. Zeichen) der Ekliptik selbst anwenden, und
zwar unter der Annahme, daß ihre Anfänge von den Wenden
und Nachtgleichenpunkten ab gerechnet werden.-^*) Demnach 10
nennen wir das von der FrüMlingsnachtgleiche gegen die Hei ii8
Richtung des Umschwungs des Weltganzen verlaufende erste
Zwölftel den Widder, das zweite den Stier, usw. in der
uns überlieferten Reihenfolge der zwölf Tierkreisbilder.
Wir werden zunächst folgende zwei Sätze beweisen. 15
I. Lehrsatz. Die beiderseits desselben Nachtgleichen-
punktes sich gleichweit erstreckenden Ekliptikbogen gehen
stets gleichzeitig mit den gleich-
großen Äquatorbogen auf
Es sei der Kreis AB TA der /\ ^.^ 20
Meridian, BEA ein Halbkreis des
Horizonts und A E f ein solcher des
Äquators. Die Bogen ZH und 0K
seien zwei Abschnitte der Ekliptik
in der Lage, daß die beiden Punkte j^^ — ^ ^^ 25
Z und 0 jedesmal als der (durch
Punkt E erst noch aufgehende oder
schon aufgegangene) Frühlingsnachtgleichenpunkt ange- Ha 9i
nommen seien, und daß Z H und 0 K als beiderseits des Früh-
lingspunktes abgetragene gleichgroße Bogen (der Ekliptik), 30
ersterer durch Punkt H und letzterer durch Punkt K, ihren
Aufgang bewerkstelligen. Meine Behauptung geht dahin,
daß die mit jedem der beiden Bogen gleichzeitig aufgehen-
den Äquatorbogen gleichgroß sind, d. h. daß die Bogen ZE
und 0E einander gleich sind. 35
Beweis. Man setze als die Pole des Äquators die Punkte
A und M an und ziehe durch sie als Stücke größter Kreise Hei ii9
Ptolemäus, übers, v, Manitius. I. 6
82
Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
die Bogen AEM und A0, und außerdem noch die Bogen
AK, ZM und MH. Da nun die Bogen ZH und 0K (nach
Annahme) gleichgroß sind, und da die durch K und H gehen-
den Parallelkreise vom Äquator gleichen Abstand haben*\
5 so daß auch einerseits die Bogen AK und MH, anderseits
die (Horizont-) Bogen EK und EH (s. S. 65,23) einander
gleich sind, so erhalten wir je zwei (kongruente) sphärische
Dreiecke mit gleichen Seiten, einerseits A A K 0 und A M H Z,
anderseits A AEK und A MEH.^^ Infolgedessen sind ein-
10 ander gleich (in letzteren Dreiecken) die Winkel KAE und
HME, und (in ersteren) die ganzen Winkel KA0 und HMZ.
Folglich sind auch die Differenzen dieser Winkel (KA0 — KAE
und HMZ — HME) einander gleich, d. s. die (von je zwei
gleichen Seiten eingeschlossenen) Winkel EA0 und EMZ
15 (der Dreiecke EA0 und EMZ). Folglich sind auch die
Grundlinien (dieser Dreiecke), d. s. die Bogen ZE und 0E,
einander gleich, was zu beweisen war.
II. Lehrsatz. Die Äquatorbogen, welche mit den gleich-
großen, d. h. beiderseits desselben
Wendepunktes sich gleichweit er-
streckenden Ekliptikbogen gleich-
zeitig aufgehen, sind zusammen
gleich der Summe der Aufgänge
dieser Äquatorbogen bei Sphaera
recta.
Beweis. Gegeben sei der Meri-
diankreis AB TA und von den
Halbkreisen der des Horizonts
B E A und der des Äquators A E f.
30 Nun ziehe man zwei gleichgroße, d. h. vom Winter Wendepunkt
Hei 120 (H) gleichweit sich erstreckende Ekliptikbogen, einerseits den
20
?ö
a) Weil in gleichgroßer Entfernung beiderseits des Frühlings-
punktes zwischen Äquator und Ekliptik gleichgroße Meridian-
bogen liegen.
b) Die dritten Seiten A 0 und M Z der Dreiecke A K 0 und MHZ,
sowie die dritten Seiten A E und M E der Dreiecke AEK und M E H
werden als Quadranten stillschweigend als gleich angenommen.
Aufgänge bei Sphaera obliqua, 83
Bogen ZH, wobei Z als der Herbstnachtgleichenpunkt an- h»
genommen sei, anderseits den Bogen 0H, wobei 0 als der
Frühlingsnachtgleichenpunkt angenommen sei."^ Mithin ist
H der gemeinsame Punkt ihres Aufgangs^) und des Horizonts,
weil die Bogen ZH und 0H innerhalb desselben Parallel- 5
kreises (durch H) zum Äquator liegen, und deshalb selbst-
verständlich der (Äquator-) Bogen 0E gleichzeitig mit dem
(Ekliptik-) Bogen 0H, und der (Äquator-) Bogen ZE gleich-
zeitig mit dem (Ekliptik-) Bogen ZH aufgeht. ^•''^ Es ist
nun ohne weiteres klar, daß auch der ganze Bogen 0EZ 10
gleich ist den Aufgängen der Bogen Z H und 0 H bei Sphaera
recta. Denn wenn wir den Punkt K als den südlichen Pol
des Äquators annehmen und durch ihn und H den Quadranten
K H A eines größten Kreises ziehen, welcher bei Sphaera recta
mit dem Horizont gleichbedeutend ist, so wird bei Sphaera 15
recta 0A der mit dem (Ekliptik-) Bogen 0H gleichzeitig
aufgehende (Äquator-) Bogen sein, und AZ der entsprechend
mit dem (Ekliptik-) Bogen Z H aufgehende. Folglich ist die
Summe der Bogen 0A und AZ gleich der Summe der Bogen
0E und EZ und bildet einen und denselben Bogen 0Z, 20
was zu beweisen war.
Mit Hilfe dieser Lehrsätze haben wir die Einsicht ge-
wonnen, daß, wenn wir für einen einzigen Quadranten bei
gegebener geographischer Breite die Einzelwerte der gleich-
zeitigen Aufgänge berechnet haben, wir diese Aufgabe auch 26
schon für die Aufgänge der drei übrigen Quadranten mit- Hci isi
gelöst haben werden.
Es sei unter Festhaltung der dargelegten Verhältnisse
wieder der Parallel von Rhodus zugrunde gelegt, wo der
längste Tag 14^2 Äquinoktialstunden hat, und die Polhöhe 30
36<* beträgt.
a) Die falsche Figur des griechischen Textes ist von mir da-
hin abgeändert worden, daß die Punkte Z und 0 jenseits
des oberen und unteren Meridians liegen. S. Anm 15.
b) Insofern der in E beginnende Aufgang des Bogens ZH
in diesem Punkte endigt, und der in E endigende Aufgang des
Bogens HO in diesem Punkte beginnt.
84
Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
Ha 93 Es sei der Kreis AB TA der Meridian, BEA ein Halb-
kreis des Horizonts und A E f ein solcher des Äquators. Der
Ekliptikhalbkreis ZH0 soll sich
in der Lage befinden, daß H als
der Frühlingspunkt angenommen
sei. Nachdem der nördliche Pol
des Äquators in Punkt K festgelegt
ist, ziehe man durch ihn und den
Schnittpunkt A der Ekliptik und
10 \ ^"^ des Horizonts den Quadranten KAM
eines größten Kreises.
Es sei die Aufgabe gestellt, wenn
der Bogen HA gegeben ist, den gleichzeitig mit ihm auf-
gehenden Äquatorbogen, d. i. den Bogen E H zu finden.
15 1. Der Bogen HA sei das Zeichen des Widders.
Es liegt wieder eine nur von größten Kreisen gebildete
Figur vor, an welcher in die zwei Bogen E f und TK die in
Punkt A einander schneidenden Bogen EA und KM hinein-
gezogen sind. Es gilt demnach (Satz A S. 49, 3l)
s2bKA s2J)K^ s2bN\E
Hei 122
21 Nun ist
s2bAr s2b^tA s2bEr
also s2bKA
2bKA= 72^
<86Ar = 108"*^
^6KA=156»40' 1",
56AM= 23»19'59"^)
26 Bringen wir also
117P31'15"
Ha 94
24^15' 57"
Gleichung, so erhalten wir
sSbME 18^*0' 5"
70^32' 3",
also s2bAr = 97^ 4' 56",
also s2bK^ =117^31' 15",
also s2h^PA== 24^15' 57".
auf die andere Seite der
s2bEr
120^
aus
70^32' 3"- 24^15^57
97P 4' 56"- 117^31' 15
:)
a) Der einfache Bogen Af ist Komplementbogen zur Polhöhe KA.
b) Der einfache Bogen AM = 11"39'59" ist der Meridian-
bogen zwischen Ekliptik und Äquator am 30. Grade der Ekliptik,
der einfache Bogen KA Komplementbogen dazu.
Aufgänge bei Sphaera obliqua. 85
Nun ist s 2b Er = 120^\
folglich s2bN\E= 18^0' 5",
also -2&ME= 17« 16' und ÖME = 8«38'.
Da nun der ganze Bogen HM bei Sphaera recta gleich-
zeitig mit dem Bogen HA aufgeht, so ist, wie schon früher 6
(S. 55, 20) nachgewiesen, der Bogen HM gleich 27^50';
folglich ergibt sich als Differenz (der Bogen HM und ME)
der Bogen EH mit 19^2'.
Gleichzeitig ist hiermit der Beweis für folgende zwei Hei isj
Punkte geliefert. 10
a) Auch das Zeichen der Fische geht mit 19" 12' auf.
b) Die Zeichen der Junjs^frau und der Scheren gehen
mit je 36'^ 28' auf, d. h. mit den Zeitgraden, welche übrig
bleiben, wenn man 19^12' von dem doppelten Aufgangsbogen
bei Sphaera recta abzieht. -^^^ 16
Hiermit ist der erste Teil der Aufgabe gelöst.
2. Der Bogen HA betrage die 60° der beiden Zeichen des
Widders und des Stiers zusammen.
Während die übrigen Größen unverändert bleiben, wird
infolge der neuen Annahme 20
2b KA = 138''59'42", also s2b KA = 112^23' 56",
^5AM= 41" 0'18"*\ also s^5AM= 42^ 1'48".
112^ 23' 56"
Bringen wir also — — — — — auf die andere Seite der
^ 42P 1'48"
Gleichung, so erhalten wir
s2bM£ 32^36' 4" / 70^32' 3"- 42^ 1'48"
" / 70*^32' 3"- 42^ 1'48"\
- 1 aus — ) • 25
\ 97P 4' 56". 112^23' 56"/
s2bEr 120^
Nun ist s 2b Er = 120^,
folglich s56ME= 32^36*4",
also ^?)ME= 31^32' und &ME = 15®46'. Ha t)5
a) Der einfache Bogen AM = 20^30' 9" ist der Meridianbogen
zwischen Ekliptik und Äquator am 60. Grade der Ekliptik, der
einfache Bogen K A Komplementbogen hierzu. Im griechischen
Text ist lia 0" ir] hiernach richtigzustellen.
36 Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
Nun ist gleichfalls früher (S. 56,7) bereits nachgewiesen,
daß der ganze Bogen HM 57^44' beträgt; folglich ergibt sich als
Differenz (der Bogen HM und ME) der Bogen EH niit41<^58'.
Der Widder und der Stier gehen demnach zusammen mit
5 41^58' auf, wovon auf den Widder nachgewiesenermaßen
Hei 124 19^12' entfallen; folglich geht das Zeichen des Stiers allein
mit 22^46' auf.
Wie oben ergeben sich gleichzeitig wieder folgende
zwei Punkte:
10 a) Auch das Zeichen des Wassermanns geht mit 22^46'
auf.
b) Die Zeichen des Löwen und des Skorpions gehen
mit je 37^2' auf, d. h. mit den Zeitgraden, welche übrig
bleiben, wenn man 22^46' von dem doppelten Aufgangs-
16 bogen bei Sphaera recta abzieht.^^)
3. Da der längste Tag I4Y2 Äquinoktialstunden hat, und
der kürzeste 9^21 so ist klar, daß der Halbkreis vom Krebs
bis zum Schützen mit 217^30' (d. i. 15^x14.^^), und der
Halbkreis vom Steinbock bis zu den Zwillingen mit 142^30'
20 (d. i. 15^x 9V2) aufgehen wird. Folglich werden die beider-
seits des Frühlingspunktes gelegenen Quadranten mit je
71^15', und die beiderseits des Herbstpunktes gelegenen mit je
108^45' aufgehen. Es werden demnach die (von jedem
Ekliptikquadranten) noch übrigen Zeichen aufgehen:
25 a) Die Zeichen der Zwillinge und des Steinbocks mit
je 29^17', d. i. mit den Zeitgraden, welche an den 71^15',
die auf jeden (der beiderseits des Frühlingspunktes liegen-
den) Quadranten entfallen, nocb fehlen (das ist also mit
7m5' — [19'^12' + 22<^46'] = 29^17').
30 b) Die Zeichen des Krebses und des Schützen mit je
35'^ 15', d. i. mit den Zeitgraden, welche an den 108^45',
die auf jeden (der beiderseits des Herbstpunktes liegenden)
Quadranten entfallen, noch fehlen (das ist demnach mit
IO8O45'— [36^^28' + 37«2'] = 35^5').
35 Es leuchtet ein, daß wir auf dieselbe Weise wie für die g a n z e n
^^^^^1^) Zeichen auch die gleichzeitigen Aufgänge für die kleineren
Ekliptikstücke bestimmen könnten. Nach einer noch prak-
Aufgänge bei Sphaera obliqua. 37
tischeren Methode lassen sich jedoch letztere auch auf fol-
gende Weise berechnen.
Es sei zunächst der Kreis AB TA der Meridian, BEA ein
Halbkreis des Horizonts, AEf ein solcher des Äquators und
Z E H ein solcher der Ekliptik, wo-
bei der Schnittpunkt E im Früh-
lingspunkt angenommen sei. Auf
dem letztgenannten Halbkreis tra-
ge man den beliebiggroßen Bogen
E0 ab und ziehe das Stück 0K ^1 7 /^/'^^^^— ~~_ii:r 10
des durch 0 zum Äquator parallel
laufenden Kreises. Nachdem man
den (südlichen) Pol A des Äqua-
tors festgelegt hat, ziehe man durch
denselben als Bogen größter Kreise die Quadranten A0M, 15
AKN und AE.
Es leuchtet ohne weiteres ein, daß das Ekliptikstück E0
bei Sphaera recta gleichzeitig mit dem Äquatorbogen EM
aufgeht*^, bei Sphaera obliqua aber mit dem MN gleichen
Bogen. Denn der Parallelkreisbogen K0, mit welchem das 20
Ekliptikstück E 0 (bei Sphaera obliqua) gleichzeitig aufgeht,
ist diesem Äquatorbogen MN ähnlich, und die ähnlichen
Bogen der Parallelkreise gehen überall in gleichen Zeiten
auf; folglich ist der Aufgang des Stückes E 0 bei Sphaera Hei i26
obliqua um den Bogen EN kleiner als der Aufgang (EM) 25
bei Sphaera recta, womit der Nachweis geführt ist, daß all-
gemein, wenn solche Bogen größter Kreise wie AKN ge-
zogen werden, der Bogen E N die Differenz darstellt zwischen
den Aufgängen bei Sphaera recta und bei Sphaera obliqua Ha 97
von Ekliptikbogen, welche zwischen E und dem Schnittpunkt 30
(0) des durch K gezogenen Parallelkreises liegen. Das sollte
bewiesen werden.
Nach Erledigung dieser theoretischen Vorbemerkung sei
nachstehende Figur vorgelegt, welche nur aus dem Meridian
a) Weil der Deklinationskreis A0M bei Sphaera recta mit
dem Horizont gleichbedeutend ist. S. S. 83,i4.
88 Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
und den Halbkreisen von Horizont und Äquator besteht.
Durch den südlichen Pol Z des Äquators ziehe man als Bogen
größter Kreise die beiden Quadran-
ten ZH0 und ZKA. Als der ge-
meinsame Punkt des durch den
Winterwendepunkt gehenden Pa-
rallels und des Horizonts sei H an-
genommen, K als der gemeinsame
Punkt (des Horizonts und) des durch
Hei 127 ^^s/ ^p ^en Anfang z. B. der Fische gezo-
11 '"^ genen Parallels; es kann aber auch
irgendwelcher andere Abschnitt des
betr. (Ekliptik-) Quadranten (/? bis T) gegeben sein. Nun
sind wieder in zwei Bogen Z 0 und E 0 größter Kreise zwei
15 in K einander schneidende Bogen ZKA und EKH hinein-
gezogen. Es gilt demnach (Satz A S. 49, 31 )
Nun sind in dieser Gleichung für alle geographischen
Breiten folgende Größen von vornherein gegegeben:
20 -25 0H ist der Bogen zwischen den Wendepunkten;
2}) WZ. ist der Supplementbogen dazu;
56 AK ist der doppelte Meridianbogen, dessen einfachen
Ha 98 Wert für jeden Ekliptikgrad die Tabelle der Schiefe
liefert;
25 5& KZ ist wieder der Supplementbogen dazu.
s2h 0E
Folglich bleibt das Verhältnis —^iT^r in allen geogra-
phischen Breiten für dieselben Abschnitte des (Ekliptik-)
Quadranten dasselbe.
Wenn wir demnach unter diesen Umständen den Unter-
30 schied des (Meridian-) Bogens AK in dem Quadranten vom
Frühlingspunkt bis zum Winterwendepunkt immer von 10
zu 10 (Ekliptik-) Graden zunehmen lassen — denn die bis
zu Bogen dieser Größe gehende Zerlegung (der Ekliptik)
wird für den praktischen Bedarf ausreichend sein — so werden
35 wir als durchgehends unveränderliche Größen erhalten:
Aufgänge bei Sphaera obliqua.
89
2bQH= 47U2'40", also s^6 0H= 48i'31'55",
56HZ = 132n7'20", also s^6 HZ == 109^44' 63".
Desgleichen erhalten wir ein für allemal:
1. Für den Ekliptikbogen bei 10^ Entfernung vom Früh-
lingspunkt ab nach dem Winterwendepunkt zu:
3b^K= 8« 3' 16", also s2b AK = 8^25' 39",
^6KZ = 171<'56'44",
2. bei 20" Entfernung:
56AK= 15^54' 6",
3bKZ = 164:'> 5' 54",
3. bei 30° Entfernung:
2b AK= 23^9' 58",
2b KZ = lbQHO' 2",
4. bei 40° Entfernung:
2bAK= 30« 8' 8",
<2&KZ = 149»51'52",
5. bei 50° Entfernung:
2bAK= 36« 5' 46",
56KZ = 143»54'14",
6. bei 60° Entfernung:
2bAK= 41° 0'18",
^6KZ = 138«59'42",
7. bei 70° Entfernung:
2b AK = 44«40'22",
-26KZ = 135»19'38",
8. bei 80° Entfernung:
2b AK= 46«56'32",
56 KZ = 133» 3' 28",
also s56 KZ = 119^42' 14'
also
also
also
also
also
also
also
also
also
also
also
also
also
also
s2b AK = 16^35' 56",
s56 KZ = 118^50' 47";
s2b AK=^ 24^15' 56",
s5&KZ = 117P31'15";
s2b AK= 31^11' 43",
s56KZ = 115P52'19":
s2bAK
s2bKZ
s2b AK
s2bKZ
37Pl0'39",
II4P 5' 44";
42^ 1'48",
112^23' 57";
s2b AK = 45P36'18",
s56 KZ = 110^59' 47";
s2b AK = 47P47'40",
s2b KZ = 110^ 4'16".
10
20
25
Wenn wir in der oben (S. 88, 17) gewonnenen Gleichung*^
für —;^,-r7^ den (oben Z. 1.2) gefundenen Wert ein-
^ ^ ^ IO9P44'
s2bHZ
30
a) An die Stelle der Übersetzung habe ich zur Erleichterung
des Verständnisses die freie Wiedergabe treten lassen.
90 Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
Hei 180/^®*^®^ ^^^ "^6l<Z ^^^ dieselbe (linke) Seite der Gleichung
bringen, so erhalten wir eine für alle geographischen Breiten
geltende Formel zunächst in der Gestalt
4.8^31' sSbKZ ^ s2beE
109^U's2hAK ~ s2bEA
5 Setzen wir nun {ür sJShKZ und s^ftAK die von Fall zu
Fall ermittelten Werte isin, so vereinfacht sich, z. B. für den
ersten Fall (S. 89, 6. 7), diese Formel zu
s^6 0E _ 48^3^- 119^42^ . 60^
s2hEA ~ 109^44'- 8^25' * ^' 9^33'*
Verfährt man auch übrigens derart, daß man jedenfalls
10 einen Bruch mit dem Zähler 60^ herbeiführt, so wird sich
je nach der zugrunde gelegten Entfernung das Verhältnis
von s^hQE zu 5^fcEA folgendermaßen gestalten.
1. Bei 10® Entfernung ist s.26 0E: s56 EA = 60P: 9^33'
„ =60^:18^57'
15 3. „ 30<> „ „ „ „ =60^:28^ 1'
„ „ „ =60^:36^33'
„ =60^:44^12'
„ „ „ =60^:50^44'
„ =60^:55^45'
20 8. „ 80« „ „ „ „ =60^:58^55'.
Ohne weiteres ist ersichtlich, daß wir 2b QE für jede
Breite als gegeben zu betrachten haben: es ist der in eben-
soviel Eaumgraden statt in Zeitgraden ausgedrückte Unter-
schied zwischen dem Nachtgleichentag und dem kürzesten
26 Tag (der betr. Breite, vgl. S. 61,6). Da also auch die zu
diesem Bogen gehörige Sehne (s^hQE) gegeben ist, und
da wir das Verhältnis dieser Sehne zu s2bEt\ kennen, so
wird sich auch (nach S. 49,2) s2hEt\ und somit 2hEI\
bestimmen lassen, wovon die Hälfte, d.i. 6 EA, die oben
30 (S. 87,20 mit EN) bezeichnete (Aufgangs-) Differenz aus-
drückt. Wir brauchen also nur diesen Bogen von den Auf-
gängen abzuziehen, welche bei Sphaera recta für den betr.
2.
»
20«
3.
»>
30«
4.
»
40«
5.
11
50«
6.
11
60«
7.
11
70«
8.
11
80«
Aufgänge bei Sphaera obliqua.
91
Ekliptikbogen gelten, um den Aufgang des nämlichen Bogens
für die jeweilig angenommene Breite zu erhalten.
Es soll beispielshalber wieder die Neigung des durch
Rhodus gehenden Parallels gegeben sein, für welchen
^60E= 37^30', also sJ2hQE = 38^34'. 5
Setzt man diesen Wert*^ in die (S.90,8) gefundene Formel
ein, so erhält man
38^34' _ 60^ 60P _ 9^33'
S<2&EA~9P33' 38^34'" 6^8'
D. h.: Wird sMQE, statt wie oben (S. 90,8) mit 60^
mit 38^34' angesetzt, so ändert sich der für s^6 EA 10
dort mit 9^33' ermittelte Wert zu 6^8'. In demselben Ver-
hältnis reduziert sich demnach für die einzelnen Entfernungen
der Wert von s2hE.N folgendermaßen.
^ 60P 9^33'
3.
5.
6.
38^34
6^8'
=
18^57'
12^11'
=
28^1'
18^0'
36^33'
23^29'
44^12'
28^25'
=
50^44'
32^37'
55^45'
36^62'
58^05'
37P52'
folglich s^6 EA = 6^ 8', also h EA
„ =12^11',
n =18^ 0',
rb)
= 28^25',
32^37'
35P52',
= 37^52',
2<>56
= ö^'öO', 15
8<>38', Ha 101
= 11«17',
= 13^2',
= 15U6',
= 17°24',
= 18<>24'.
20
a) An die Stelle der Übersetzung habe ich hier wieder die
freie Wiedergabe treten lassen.
b) Der einfache Bogen mit Überspringung des zur Sehne
6^8' gehörigen doppelten Bogens 5*52'.
92
Zweites Buch. Siebentes Kapitel.
Auf den Quadranten entfällt natürlich der volle Betrag
von 18^45' (d.i. die Hälfte des Unterschieds zwischen Nacht-
gleichentag und kürzestem Tage, vgl. S. 61, 7).
Da nun bei Sphaera recta für die von 10^ zu 10° zu-
5 nehmenden Bogen (d. s. Zeichendrittel) der in Zeitgraden
ausgedrückte gleichzeitige Aufgang gegeben ist (durch suk-
zessives Addieren der S. 57 für jedes Zeichendrittel an sich
Hei 132 gewonnenen Werte), so ist ersichtlich, daß wir von jedem
der für Sphaera recta sich ergebenden Aufgänge den ent-
10 sprechenden Betrag der durch & E A ausgedrückten Differenz
nur zu subtrahieren brauchen, um die Aufgänge derselben
Stücke in der zugrunde gelegten geographischen Breite (von
Rhodus) zu erhalten. Das letzte Ergebnis ist schließlich der
Betrag für den Aufgang eines jeden Zeichendrittels an sich.
15 Es geht demnach (für den Parallel von Rhodus) auf:
1 der EkLbogen
V. 10» mit 9010'— 2°56'= 6<>14';
dag Drittel
an
sich mit 6»14 .
2. „
„20° „ 18»25'- 5050'= 12035',
„
„
6021' a)
3.
» »
„80» „ 27»50'— 8«>38'= 19»12'
„
„
6»37'.
i.
> 5J
„40» „ 37»30' — 11»17'=26»13'
„
.,
7» 1'.
Ha 102 5.
„50» „ 47»28' — 13»42'--33»46'
„
„
7»33'.
21 6
> )1
„60» „ 57»44'-15»46'^41»58'
„
„
8<>12'.
7
J »
„70» „ 68»18'— 17»24'=50»54'
„
i>
8»56'.
8.
> )>
„80» „ 79» 5' — 18»24 — 60»41'
„
,j
9»47'.
9
> »
„90° „ 90» 0'— 18»45'=71»15
»
„
)!
„
10»34'.
25 Somit entfallen auf den ganzen Quadranten die (S. 61, ll)
aus der halben Dauer des (kürzesten) Tages sich ergebenden
Hei 133 Nachdem diese Ergebnisse gewonnen sind, werden ohne
weiteres wieder aus den oben (S. 83, 22) erörterten theo-
30 retischen Gründen zugleich auch die entsprechenden Aufgänge
der übrigen Quadranten nachgewiesen sein.
Nachdem wir auf dieselbe Weise die auf jedes Zeichen-
drittel entfallenden Aufgangswerte auch für alle diejenigen
übrigen Parallelkreise berechnet haben, welche gelegentlich
35 in der Praxis in Betracht kommen können, werden wir die-
selben zu angemessener Benutzung für künftige Zwecke in
a) D. i. der Überschuß der Aufgangszeit über das voran-
gehende Drittel: 12^35' - 6*^14' = 6"21'.
Zweites Buch. Achtes und. neuntes Kapitel. 93
Tabellenform bieten. Wir beginnen mit dem Parallel unter
dem Äquator und gehen bis zu demjenigen, welcher die Dauer
des längsten Tages auf 17 Stunden erhöht. Die Zunahme
der Tage lassen wir um den Betrag einer halben Stunde vor
sich gehen, weil der Unterschied von Beträgen, welche kleiner 5
als eine halbe Stunde sind, im Vergleich zu den gleichgroßen
nach gleichförmigen Sonnentagen gerechneten Beträgen ganz
unbeträchtlich ist. Unter Voranstellung der 36 Abschnitte
des Kreises von je 10° werden wir zu jedem nicht nur die
Zeitgrade des ihm der geographischen Breite nach zukommen- 10
den Aufgangs setzen, sondern auch die von Zeile zu Zeile
sich ergebenden Summen dieser Zeitgrade.
Achtes Kapitel.
Die Tafeln der Aufgänge nach Zeichendritteln
gestalten sich folgendermaßen (s. S. 94 — 97), {ne* \u
Neuntes Kapitel.
Einige spezielle Aufgaben, deren Lösung mit den
Aufgängen zusammenhängt.
Daß bei Darbietung der Aufgangszeiten in der vorliegen- ^^^ \ll
den praktischen Fassung alle übrigen Aufgaben, welche mit 15
diesem Kapitel in Zusammenhang stehen, leicht zu lösen
sind, und daß wir zu denselben weder geometrische Beweis-
führungen noch überflüssiges Tabellenmaterial brauchen, wird
aus der Behandlung selbst, die wir hier folgen lassen, er-
sichtlich werden.-^'^ 20
1. Es soll die Länge eines gegebenen Tages oder einer
gegebenen Nacht bestimmt werden. Die Länge des Tages
erhält man dadurch, daß man in der Tafel der betr. geo-
graphischen Breite die Zeitgrade von dem Grad au, in
welchem die Sonne steht, bis zu dem diametral gegenüber- 25
liegenden Grad in der Richtung der Zeichenfolge abzählt,
die Länge der Nacht dadurch, daß man die Zeitgrade von
dem der Sonne diametral gegenüberliegenden Grad an bis
94
Zweites Buch. Achtes Kapitel.
Sphaera recta
Aualitischer
Meerbusen
Meroö
Zeichen
P
Pol-
höhe
0° 0'
Längster
Tag
1211
Pol-
höhe
8" 25'
Längster
Tag
Pol- i Längster
höhe i Tag
16° 27' 13h
Gr. Mia.
GradsammeD
Gr. Min.
Gradsammen
Gr.Min. Gradsummen
10«
9no'
9»
10'
8» 35'
8« 35'
7^58'
70
58'
Widder
20
9 15
18
25
8 39
17 14
8 5
16
3
30
9 25
27
50
8 52
26 6
8 17
24
20
10
9 40
37
30
9 8
35 14
8 36 1 32
56
Stier
20
9 58
47
28
9 29
44 43
9 1
41
57
30
10 16
10 34
57
44
9 51
54 34
9 27
51
24
10
68
18
10 15
64 49
9 56
61
20
Zwillinge
20
10 47
79
5
10 35
75 24
10 23
71
43
30
10 55
90
0
10 51
86 15
10 47
82
30
10
10 55
100
55
10 59
97 14
11 3
93
33
Krebs
20
10 47
111
42
10 59
108 13
11 11
104
44
30
10 34
122
16
10 53
119 6
11 12
115
56
10
10 16
132
32
10 41
129 47
11 5
127
1
Löwe
20
9 58 |142
30
10 27
140 14
10 55
137
56
30
10
9 40
152
10
10 12
150 26
10 44
148
40
9 25
161
35
9 58
160 24
10 33
159
13
Jungfrau
20
9 15
170
50
9 51
170 15
10 25
169
38
30
9 10
180
0
9 45
180 0
10 22
180
0
10
9 10
189
10
9 45 189 45
10 22
190
22
Wage
20
9 15
198
25
9 51 ,199 36
10 25
200
47
30
10
9 25
207
50
9 58
209 34
10 33
211
20
9 40
217
30
10 12
219 46
10 44 222
4
Skorpion
20
9 58
227
28
10 27
230 13
10 55 232
59
30
10 16
237
44
10 41
240 54
11 5
244
4
10
10 34
248
18
10 53
251 47
11 12
255
16
Schütze
20
10 47
259
5
10 59
262 46
11 11
266
27
30
10 55
270
0
10 59
273 45
11 3
277
80
10
10 55
280
55
10 51
284 36
10 47
288
17
Steinbock
20
10 47
291
42
10 35
295 11
10 23
298
40
30
10 34
302
16
10 15
305 26
9 56
308
36
Wasser-
10
10 16
.S12
32
9 51
315 17
9 27
318
3
20
9 58
322
30
9 29
324 46
9 1
327
4
mann
30
9 40 |332
10
9 8
333 54
8 36
335
40
10
9 25 |341
35
8 52 342 46
8 17
343
57
Fische
20
9 15 350
50
8 39 351 25
8 5
352
2
30
9 10 360
0
8 35 1360 0
7 58
360
0
Tafeln der Aufgänge.
95
S oene
Unter-
Rhodua
^
Aegypten
1
Zeichen
e
Pol-
Längster
Pol-
Längster
Pol-
Längster
höhe
Tag
höhe
Tag
höhe
Tag
P
230 51'
131
k^
SO» 22'
14 h
36°
UV,h
Gr. Min.
GradsDinnieii
Gr.
Min.
Gradsummen
Gr.Min.
Gradsummen
10®
7c
23'
70
23'
6^
48'
6M8'
6°14'
6«
14'
Widder
20
7
29
14
52
6
55
13 43
6 21
12
35
30
7
46
22
37
7
10
20 53
6 37
19
12
10
8
4
30
41
7
33
28 26
7 1
26
13
Stier
20
8
31
39
12
8
2
36 28
7 33
33
46
30
9
3
48
15
8
37
45 5
8 12
41
58
10
9
36
57
51
9
17
54 22
8 56
50
54
Zwillinge
20
10
11
68
2
10
0
64 22
9 47
60
41
30
10
43
78
45
10
38
75 0
10 34
71
15
10
7
89
52
12
86 12
11 16
82
31
Krebs
20
23
101
15
34
97 46
11 47
94
18
30
32
112
47
51
109 37
12 12
106
30
10
29
124
16
55 121 32
12 20
118
50
Löwe
20
25
135
41
54
133 26
12 23
131
13
30
16
146
57
47
145 13
12 19
143
32
10
5
158
2
40
156 53
12 13
155
45
Jungfrau
20
1
169
3
35
168 28
12 9
167
54
30
57
180
0
32
180 0
12 6
180
0
10
57
190
57
32
191 32
12 6
192
6
Wage
20
1
201
58
35
203 7
12 9
204
16
30
5
213
3
40
214 47
12 13
216
28
10
16
224
19
47
226 34
12 19
228
47
Skorpion
20
25
235
44
54
238 28
12 23
241
10
30
29
247
13
55
250 23
12 20
253
30
10
32
258
45
51
262 14
12 12
265
42
Schütze
20
23
270
8
34
273 48
11 47
277
29
30
7
281
15
12
285 0
11 16
288
45
10
10
43
291
58
10
38
295 38
10 34
299
19
Steinbock
20
10
11
302
9
10
0
305 38
9 47
309
6
30
9
36
311
45
9
17
314 55
8 56
318
2
Wasser-
10
9
3
320
48
8
37 323 32
8 12 |326
14
20
8
31
329
19
8
2 331 34
7 33
333
47
30
8
4
337
23
7
33 339 7
7 1
340
48
10
7
45
345
8
7
10 |346 17
6 37
347
25
Fische
20
7
29
352
37
6
55 353 12
6 21
353
46
30
7
23
360
0
6
48 360 0
6 14
360
0
96
Zweites Buch. Achtes Kapitel.
Helleapont
M
itte Pont
US
Mund, des
Borysthenea
Zeichen
Pol-
höhe
40«56'
Längster
Tag
15 li
Pol- Längster
höhe Tag
45°1' 15Vah
Pol-
höhe
48°
Längster
Tag
161»
Gr.
Min.
Gndsummen
Gr.
Min.| Gradsammen
Gr.Min.
GradsDmmen
10»
b'
40'
6^
40'
5«
8'
5«
8'
4<^36'
4<>36'
Widder
20
5
47
11
27
5
14
10
22
4 43
9 19
30
6
5
17
32
5
33
15
55
5 1
14 20
10
6
29
24
1
5
58
21
53
5 26
19 46
Stier
20
7
4
31
5
6
34
28
27
6 5
25 51
30
7
46
38
51
7
20
35
47
6 52
32 43
10
8
38
47
29
8
15
44
2
7 53
40 36
Zwillinge
20
30
9
10
32
29
57
67
1
30
9
10
19
24
53
63
21
45
9 5
10 19
49 41
60 0
71 31
10
11
21
78
51
11
26
75
11
11 31
Krebs
20
12
2
90
53
12
15
87
26
12 29
84 0
30
12
30
103
23
12
53
100
19
13 15
97 15
10
12
46
116
9
13
12 113
31
13 40
110 55
Löwe
20
12
52
129
1
13
22
126
53
13 51
124 46
30
12
51
141
52
13
22
140
15
13 54
138 40
10
12
45
154
37
13
17
153
32
13 49
152 29
Jnngfran
20
12
43
167
20
13
16
166
48
13 47
166 16
30
12
40 |180
0
13
12
180
0
13 44
180 0
10
12
40
192
40
13
12 il93
12
13 44
193 44
Wage
20
12
43
205
23
13
16 206
28
13 47
207 31
30
12
45
218
8
13
17 219
45
13 49
221 20
10
12
51
230
59
13
22
233
7
13 54
235 14
Skorpion
20
12
52
243
51
13
22
246
29
13 51
249 5
30
12
46
256
37
13
12
259
41
13 40
262 45
10
12
30
269
7
12
53
272
34
13 15
276 0
Schütze
20
12
2
281
9
12
15
284
49
12 29
288 29
30
11
21
292
30
11
26
296
15
11 31
300 0
10
10
29
302
59
10
24
306
39
10 19
310 19
Steinbock
20
9
32
312
31
9
19
315
58
9 5
319 24
Wasser-
30
8
38
321
9
8
15
324
13
7 53
327 17
10
20
7
7
46
4
328
335
55
59
7
6
20
34
331
338
33
7
6 52
6 5
334 9
340 14
30
6
29
342
28
5
58
344
5
5 26
345 40
10
6
5
348
33
5
33
349
38
5 1
350 41
Fische
20
5
47
354
20
5
14
354
52
4 43
355 24
30
5
40
360
0
5
8
360
0
4 36
360 0
Tafeln der Anfgänge.
97
Süd-B
rettania
Mund, d
es Tanais
Zeichen
<0
Polhöhe
Längster
Polhöhe
Längster
'Z
51« 30'
Tag
16% h
54
oi>
Tag
17 h
^
Gr.
Min.
Gradsammen
Gr.
Min.
Gridsimmeo
10°
4«
5'
4«
5'
3«
36'
3«
36'
Widder
20
4
12
8
17
3
43
7
19
30
4
31
12
48
4
0
11
19
10
4
56
17
44
4
26
15
45
Stier
20
5
34
23
18
5
4
20
49
30
6
25
29
43
5
56
26
45
10
7
29
37
12
7
5
33
50
Zwillinge
20
8
49
46
1
8
33
42
23
30
10
14
56
15
10
7
52
30
10
11
36
67
51
11
43
64
13
Krebs
20
12
45
80
36
13
1
77
14
30
13
39
94
15
14
3
91
17
10
14
7
108
22
14
36
105
53
Löwe
20
14
22
122
44
14
62
120
45
30
14
24
137
8
14
54
135
39
10
14
19
151
27
14
50
150
29
Jungfrau
20
14
18
165
45
14
47
165
16
30
14
15
180
0
14
44
180
0
10
14
15
194
15
14
44
194
44
Wage
20
14
18
208
33
14
47
209
31
30
14
19
222
52
14
50
224
21
10
14
24
237
16
14
54
239
15
Skorpion
20
14
22
251
38
14
52
254
7
30
14
7
265
45
14
36
268
43
10
13
39
279
24
14
3
282
46
Schütze
20
12
45
292
9
13
1
295
47
30
11
36
303
45
11
43
307
30
10
10
14
313
59
10
7
317
37
Steinbock
20
8
49
322
48
8
33
326
10
30
7
29
330
17
7
5
333
15
10
6
25
336
42
5
56
339
11
Wassermann
20
5
34
342
16
5
4
344
15
30
4
56
347
12
4
26
348
41
10
4
31
351
43
4
0
352
41
Fische
20
4
12
355
55
3
43
356
24
30
4
5
360
0
3
36
360
0
98 Zweites Buch. Neuntes Kapitel.
zu demjenigen abzählt, in welchem die Sonne steht. Nimmt
man von der gefundenen Summe der Zeitgrade den fünf-
zehnten Teil, so erhält man die Aquinoktialstunden des
in Frage stehenden Intervalls; nimmt man aber den zwölf-
6 ten Teil, so erhält man die Zeitgrade, welche auf die bürger-
liche Stunde des nämlichen Intervalls entfallen.
2. Bequemer wird die Länge der bürgerlichen Stunde
folgendermaßen gefunden. Aus den vorstehenden Tafeln der
Aufgänge entnimmt man sowohl für den Parallel unter dem
Äquator als auch für den der in Frage stehenden geogra-
11 phischen Breite, wenn es sich um den Tag handelt, die bei
dem Grad der Sonne angesetzte Aufgangs summe, wenn um
die Nacht, die bei dem diametral gegenüberliegenden Grad
^*^ J*J}stehende, und bildet die Differenz beider. Von der so ge-
lb fundenen Differenz nimmt man den sechsten Teil. Liegt der
Grad, mit dem man in die Tafel eingegangen war, auf dem
nördlichen Halbkreis (d. i. nach dem Frühlingspunkt), so
addiert man dieses Sechstel zu den 15 Zeitgraden der
Äquinoktialstunde, liegt er aber auf dem südlichen Halbkreis
20 (d. i. nach dem Herbstpunkt), so subtrahiert man dasselbe
von ebendiesen 15 Zeitgraden*) und erhält auf diese Weise
die Zahl der Zeitgrade der in Frage stehenden bürgerlichen
Stunde.
3. Sind bürgerliche Stunden gegeben, so verwandelt man
26 dieselben in Aquinoktialstunden dadurch, daß man mit ihnen
(d. i. mit ihrer Anzahl), wenn es Tagstunden sind, die Zeit-
grade multipliziert, welche in der betr. geographischen Breite
auf die bürgerliche Stunde dieses Tages entfallen, sind es
Nachtstunden, die auf die Nachtstunde entfallenden Zeitgrade.
30 Nimmt man von dem Produkt den fünfzehnten Teil, so er-
hält man die Anzahl der Aquinoktialstunden.
Umgekehrt verwandelt man gegebene Aquinoktialstunden
in bürgerliche dadurch, daß man sie (d. i. ihre Anzahl) mit
1 5 multipliziert und das Produkt durch die gegebenen Zeit-
a) Weil nach der Frühlingsgleiche die bürgerlichen Stunden
länger, nach der Herbstgleiche kürzer als die Aquinoktial-
stunden werden.
Lösung einiger Aufgaben. 99
grade, welche auf die bürgerliche Stunde des betr. Intervalls
entfallen, dividiert.
4. Wenn die Länge irgendeiner beliebigen bürgerlichen
Stunde gegeben ist, so läßt sich bestimmen
a) der zurzeit aufgehende Grad der Ekliptik. Man 6
multipliziert die auf die gegebene Stunde entfallenden Zeit-
grade, wenn es Tagstunden sind, mit der Zahl der seit
Sonnenaufgang verflossenen bürgerlichen Stunden, sind
es Nachtstunden, mit der Zahl der seit Sonnenuntergang
verflossenen. Die erhaltene Zahl zählt man, wenn es sich Hei 144
um den Tag handelt, von dem Grad der Sonne an, wenn 11
um die Nacht, von dem diametral gegenüberliegenden Grad
an nach Maßgabe der Aufgänge der zugrunde gelegten geo-
graphischen Breite in der Richtung der Zeichenfolge ab*)
und sagt, daß der Grad, auf welchen die Zahl ausgeht, zur- Ha iii
zeit aufgehe. 16
b) der über dem Horizont kulminierende Grad. Man
multipliziert die auf die gegebene bürgerliche Stunde entfallen-
den Zeitgrade mit der Zahl der bürgerlichen Stunden, welche
jedesmal seit dem verflossenen Mittag bis zu der gegebenen 20
Stunde vergangen sind. Die herauskommende Zahl zählt
man von dem Grad der Sonne an nach Maßgabe der Auf-
gänge bei Sphaera recta in der Richtung der Zeichenfolge
ab, dann wird der Grad, auf welchen die Zahl ausgeht, zur-
zeit über dem Horizont kulminieren. 25
5. Gleicherweise wird man den über dem Horizont kul-
minierenden Grad von dem aufgehenden aus erhalten, wenn
man zunächst nach der Zahl der Aufgangssumme sieht, welche
in der Tafel der betr. geographischen Breite bei dem auf-
gehenden Grad steht. Dann zieht man von dieser Summe 30
jedesmal die 90 Zeitgrade des Quadranten ab und wird aus
der Durchgangssumme^) der Spalte bei Sphaera recta den
a) D. h. man addiert sie zu den Graden, welche die Sonne
vom Frühlingspunkt ab hinter sich hat.
b) Da es sich um einen kulminierenden Grad handelt, so
ißt die in der dritten Spalte stehende Summe bei Sphaera recta
als Durchßgangssumme zu bezeichnen.
7*
100
Zweites Buch. Zehntes Kapitel.
bei der (erhaltenen) Zahl stehenden Grad als denjenigen finden,
welcher zurzeit über dem Horizont kulminiert.
Umgekehrt läßt sich aus dem über dem Horizont kulmi-
nierenden Grad der aufgehende folgendermaßen bestimmen.
5 Man sieht zunächst wieder nach der bei dem kulminieren-
den Grad stehenden Zahl der Durchgangssumme in der
Spalte bei Sphaera recta. Dann addiert man dazu jedes-
Hei 145 mal wieder die (vorhin abgezogenen) 90 Zeitgrade und
ersieht aus der (so erhaltenen) Aufgangssumme der zugrunde
10 gelegten geographischen Breite den Grad, welcher bei der
(erhaltenen) Zahl stebt, und mit diesem wird der zurzeit auf-
gehende Grad gefunden sein.
6. Keiner besonderen Erläuterung bedürfen folgende zwei
Punkte.
15 a) Für die unter demselben Meridian liegenden Orte be-
trägt der (jeweilige) Abstand der Sonne von dem Mittag
oder der Mitternacht die gleichen Äquinoktialstunden.
b) Für die nicht unter demselben Meridian liegenden
Orte wird der Unterschied (der Ortszeit) ebensoviele Zeit-
20 grade ausmachen, als der räumliche Abstand von Meridian
zu Meridian ßaumgrade beträgt.^)
Zehntes Kapitel.
Die von der Ekliptik und dem Meridian
gebildeten Winkel.
Es bleibt für die vorliegende theoretische Erörterung
noch die Rücksichtnahme auf die Winkel übrig, ich meine,
auf die Winkel, welche mit der
Ekliptik gebildet werden. Da müssen
wir folgende Erklärung voraus-
schicken.
Von größten Kreisen wird ein (sphä-
rischer) rechter Winkel (<^ HB0) ge-
bildet, wenn man um den gemein-
samen Schnittpunkt (B) der Kreise
als Pol mit beliebigem Abstand (BH)
Winkel der Ekliptik am Meridian. 101
einen Kreis ziehen kann, so daß der Bogen (H 0) desselben,
welcher von den den (sphärischen) Winkel bildenden Kreis-
abschnitten (B H und B 0) begrenzt wird, einen Quadranten
(H0) des beschriebenen Kreises ausmacht. Hei ue
In allgemeiner Fassung lautet diese Erklärung: in dem- 5
selben Verhältnis, in welchem der abgetrennte Bogen zu
dem nach Vorschrift beschriebenen Kreise steht, steht auch
der von der Neigung der Ebenen (der sich schneidenden
größten Kreise) gebildete Winkel zu vier Rechten. Da wir
nun die Einteilung des Kreisumfanges in 360 Teile annehmen, 10
so wird folglich der den abgetrennten Bogen unterspannende
Winkel ebenso viele solche Teile enthalten, deren 90 auf einen
Rechten gehen, wieviele auf den abgetrennten Bogen von
den 360 Teilen des Kreises entfallen.
Von den mit der Ekliptik gebildeten Winkeln sind für h» iis
die vorliegende theoretische Erörterung ganz besonders 16
brauchbar folgende in jeder einzelnen Lage (der Ekliptik):
1. die um den Schnittpunkt der Ekliptik mit dem
Meridian herumliegenden Winkel;
2. die um den Schnittpunkt der Ekliptik mit dem 20
Horizont herumliegenden ;
3. die um den Schnittpunkt der Ekliptik mit dem
durch die Pole des Horizonts gezogenen größten (Höhen-)
Kreis herumliegenden. Mit den Winkeln letzterer Art werden
zugleich auch die Bogen mit nachgewiesen*^, welche auf 26
diesem (Höhen-) Kreis zwischen dem Schnittpunkt der
Ekliptik und dem Pol des Horizonts, d. i. dem Zenit, liegen.
Sämtliche Nachweise vorstehend bezeichneter Größen
haben schon für die Theorie an sich eine ganz außer-
ordentliche Bedeutung, die allerwertvoUste Beihilfe aber ge- 30
währen sie für die Untersuchung der Parallaxen des Mondes,
da die Bestimmung derselben ohne die Vorbesprechung dieser
Verhältnisse überhaupt gar nicht gelingen kann.
Da es stets vier Winkel sind, welche um den Schnitt-
punkt der beiden Kreise, d. i. der Ekliptik und der mitneiu?
a) Vgl. den Anfang von Kap. 12 S. 112, 6.
102 Zweites Buch. Zehntes Kapitel.
ihr sich kreuzenden Kreise, herumliegen, unsere Unter-
suchung sich aber nur mit einem dieser Winkel beschäftigen
wird, für den seine gleichbleibende Lage das charakteristische
Merkmal liefert, so muß für die Definition dieses Winkels
5 vorausbemerkt werden, daß von den zwei Winkeln, welche
beiderseits des östlich vom gemeinsamen Schnittpunkt ver-
laufenden Ekliptikbogen s gebildet werden, allgemein der
nördliche als der maßgebende zu betrachten ist. Die
Eigenschaften und Größenbeträge, welche wir im Begriff
10 stehen nachzuweisen, gelten ausschließlich für die dieser
Definition entsprechenden Winkel.
Weil der Nachweis der Winkel, welche die Ekliptik der
Theorie nach mit dem Meridian bildet, der einfachere ist,
so wollen wir mit diesen Winkeln den Anfang machen.
15 Zunächst sind folgende zwei Sätze zu beweisen.
Hft 114 A. Die oben definierten Winkel, welche in den von dem-
selben Nachtgleichenpunkt gleichweit entfernten Punkten
der Ekliptik gebildet werden, sind einander gleich.
Es sei ABT ein Bogen des
20 ^Z\ Äquators und A B E ein solcher
der Ekliptik. Pol des Äquators
sei Z. Zu beiden Seiten des
Nachtgleichenpunktes B trage
man die beiden gleichgroßen
25 ^^_^/ _ ^Y Bogen BH und B0 ab und
ziehe durch den Pol Z und
-^ -^^ die Punkte H, 0 die Meridian-
Hei 148 bogen ZKH und Z0A. Meine
Behauptung geht dahin, daß
30 <^KHB = ^Z0E.
Beweis. Das ist ohne weiteres klar. Das sphärische
Dreieck B K H ist nämlich gleichwinklig mit dem sphärischen
Dreieck BA0, weil in jedem die drei einander entsprechen-
den Seiten gleich sind. Denn einander gleich sind die
35 Bogen B H und B 0 (nach Konstruktion), ferner die Bogen
HK und 0A (nach der Tabelle der Schiefe I.Buch, 15. Kap.),
Winkel der Ekliptik am Meridian. 103
endlich die Bogen BK und BA (nach Lehrs. I S. 81, 16). Dies
alles ist ja schon früher nachgewiesen. Folglich ist
^KHB = <^B0A.
Nun ist <^B0A = <^Z0E, (als Scheitelwinkel)
folglich auch <^KHB = <^Z0E, was nachzuweisen war. 5
B. Die Summe der beiden Winkel, welche in den von
demselben Wendepunkt gleichweit entfernten Punkten der
Ekliptik mit dem Meridian gebildet werden, ist gleich
zwei Rechten.
Es sei ABT ein Bogen der Ekliptik, wobei B als Wende- lo
punkt angenommen sei. Zu beiden Seiten desselben trage
man die beiden gleichgroßen Bogen BA und BE ab und Ha i
ziehe durch die Punkte A, E und den Pol Z des Äquators
die Meridianbogen ZA und ZE.
MeineBehauptung geht dahin, daß /\ Hei i
<^ZAB-{-<^ZEr = 2R. / \ 16
Beweis. Auch dies ist ohne
weiteres klar. Da die Punkte A
und E gleichweit von demselben
Wendepunkt entfernt sind, so ist / ^ \ 20
6AZ = 6ZE,a)
also <^ZAB = <^ZEB.^^
Nun ist <^ZEB-f-<^ZEr = 5J?, (als Nebenwinkel)
folgl.auch <^ZAB+<^ZEr = 2JB,
was zu beweisen war. ^ ^ 25
Diese beiden theoretischen Sätze
mußten der weiteren Erörterung vor-
ausgeschickt werden.
I. Es sei A B TA der Meridian und
A E r ein Halbkreis der Ekliptik, wo- \ ^p 30
bei Punkt A als der Winterwende-
a) Als die Komplementbogen von zwischen Äquator und
Ekliptik liegenden gleichgroßen Meridianbogen.
b) Als die Winkel an der Basis des gleichschenkligen sphä-
rischen Dreiecks AZE.
104 Zweites Buch. Zehntes Kapitel.
punkt angenommen sei.*) Um den Punkt A als Pol ziehe
man mit der Seite des (eingeschriebenen) Quadrats (vgl.
S. 27, 19) als Abstand den Halbkreis BEA. Da nun der
Meridian A B PA sowohl durch die Pole von A E f, als auch
5 durch die von BEA geht, so ist der Bogen EA gleich
einem Quadranten (nach Theod. I. 9), und folglich ^ AAE
ein Rechter. Nach dem oben bewiesenen Satz (A S. 102, 16)
ist aber aucb der am Sommerwendepunkt (f) gebildete
(östliche) Winkel ein Rechter, was nachzuweisen war.
a«i 180 II. Es sei A B TA der Meridian und A E T ein Halbkreis
11 des Äquators. Der Halbkreis AZf der Ekliptik sei so ge-
der Herbstnachtgleichenpunkt sei. Um den
Punkt A als Pol ziehe man mit der
Seite des Quadrats als Abstand den
Halbkreis BZEA.^) Wie oben sind,
weil AB TA sowohl durch die Pole
von A E r, als auch durch die von BEA
geht, die Bogen AZ und EA Qua-
dranten. Folglich ist Z der Winter-
-^ Wendepunkt und daher
6 Z E = 23® 51', wie (S. 44, 22) nachgewiesen ist.
Folglich ist 6 2EA = 23°51' + 90° = 113<>61',
mithin <^ AAZ = 113">51' wie jfi?=90*'.
Nach dem oben (S. 103, 6) bewiesenen Satz (B, weil
25 gleichweit vom Winterwendepunkt entfernt) ist aber der
am Frühlingsnachtgleichenpunkt (f) gebildete (östliche)
Winkel der Supplementwinkel des <^ A AZ, d. i. gleich 66° 9'.
III. Es sei A B TA der Meridian, A E f ein Halbkreis des
Äquators und BZ A ein solcher der Ekliptik, so daß Punkt Z
30 als der Herbstpunkt angenommen sei.
lei 151 1. Der Bogen BZ sei das Zeichen der Jungfrau und B
selbstverständlich der Anfang der Jungfrau. Nun ziehe
a) Demnach fällt der Meridian mit dem Kolur der Wenden
zusammen, so daß E Frühlingspunkt ist. S. erl. Anm. 15.
b) AB PA ist der Kolur der Nachtgleichen, BZEA ein Halb-
kreis des Kolnrs der Wenden.
Winkel der Ekliptik am Meridian. 105
man wieder um B als Pol mit der Seite des Quadrats als
Abstand den Halbkreis H0EK. Es sei die Aufgabe ge-
stellt den <^ K B 0 zu finden.
Da der Meridian AB TA sowohl
durch die Pole von AEF, als auch
durch die von HEK geht, so ist
jeder der Bogen BH, B0 und EH
gleich einem Quadranten. Wie die ^\
Figur zeigt, gilt (Satz A S. 49, 3l)
^2hB^^ _ s2hBZ^ s2h 0E
s2b^H ~ s2hZQ ' s2bEH '
Wie früher nachgewiesen (s. Tabelle der Schiefe zu 30°), ist 11
<3&BA= 23«20', also s56BA= 24^16',
55AH=156»40', also s^fe AH = 117^31',
<26BZ=60^ also 5^6 BZ = 60^,
2620=120^ also s^ 6 20 = 103^55' 28". Hei 158
Bringen wir also wieder — ~ — auf die andere Seite 16
° IO3P 55' 23"
der Gleichung, so erhalten wir
s2bQ£ 42^58' / 24^16' • 103^55' 23"\
aus
Ha 117
s2h EH I20P \ 117P31'.60P /
Nun ist s2b EH = 120^,
folglich s2hQE= 42^58', also ^6 0E = 42« und 6 0E = 21». 20
Mithin ist der ganze Bogen 0EK gleich 21° + 90^
d.i.<^KB0 = lll°.
Nach den vorher bewiesenen Sätzen ergibt sich:
a) Der Winkel am Anfang des Skorpions beträgt
gleichfalls 111^ 25
b) Der Winkel am Anfang des Stiers und am Anfang
der Fische ist gleich dem Supplementwinkel, d. i. gleich
69^, was zu beweisen war.*)
a) Gleichweit von dem Herbstpunkt entfernt (Satz A S. 102, I6)
liegen Jungfrau und Skorpion, gleichweit vom Sommerwende-
punkt (Satz B S. 103, 6) Stier und Jungfrau, gleichweit vom
Winterwendepunkt Skorpion und Fische.
106 Zweites Buch. Zehntes Kapitel.
2. Es sei an derselben Figur der Bogen BZ gleich dem
Bogen zweier Zeichen angenommen, so daß Punkt B der
Anfang des Löwen sei. Unter den gleichen Voraussetzungen
wie oben ist
Hii 118 ;86BA= 41 V) also s<86BA= 42^2',
6 ^6AH = 139^ also s56 AH = 112^24',
Hei 163 ^6BZ=120^ also 5^0 82 = 103^56' 23",
2hZ(d= 60^ also s2hZQ=- 60^
103^ 55' 23"
Bringen wir also wieder auf die andere Seite
10 der Gleichung, so erhalten wir
s2hQ£ 25^53' / 42»'2'-60P \
= aus I •
s^fcEH 120P V 112^24' 103P55'23"/
Nun ist «^6EH = 120^
folglich 5^6 0E= 25^53', also 56 0E = 25<> und 60E= 12*80'.
Mithin ist der ganze Bogen 0EK gleich 120 30' 4- 90^
16 d. i. <^KB0 = 1O2<>3O'.
Ferner ergibt sich aus denselben Gründen wie oben:
a) Der Winkel am Anfang des Schützen beträgt gleich-
falls 102^30'.
b) Der Winkel am Anfang der Zwillinge und am An-
20 fang des Wassermanns ist gleich dem Supplementwinkel,
d. i. gleich 77030'.^)
Wir sind hiermit am Ende unserer Nachweise angelangt.
Ganz so wie bisher würde sich auch der Gang der Beweis-
führung bei den Ekliptikabschnitten von geringerer Grad-
25 zahl gestalten. Indessen genügt schon zur praktischen
Anwendung der vorgetragenen Lehre der Ansatz von
Zeichen zu Zeichen.
a) Der einfache Bogen = 20^30' als Meridianbogen zwischen
Ekliptik und Äquator zu 60° der Ekliptik.
b) Gleichweit von dem Herbstpunkt entfernt (Satz A S. 102, I6)
liegen Löwe und Schütze, gleichweit vom Sommerwendepunkt
(Satz B S. 103, 6) Löwe und Zwillinge, gleich weit vom Winter-
wendepunkt Schütze und Wassermann.
Zweites Buch. Elftes Kapitel. 107
Elftes Kapitel.
Die von der Ekliptik und dem Horizont
gebildeten Winkel.
Weiter werden wir zeigen, wie wir bei gegebener geo- Hei 15
graphischer Breite auch die Winkel bestimmen können,
welche von der Ekliptik mit dem Horizont gebildet werden, Ha iii
da auch diese vermittels eines einfacheren Verfahrens zu
finden sind, als die übrigen. 5
Daß bei Sphaera recta die mit dem Horizont gebildeten
Winkel dieselben sind, wie die mit dem Meridian gebildeten,
bedarf nicht der Erläuterung (s. S. 53, 19). Was aber die
Gewinnung der bei Sphaera obliqua gebildeten Winkel an-
belangt, so müssen zunächst wieder folgende Sätze be- 10
wiesen werden.
A. Die Winkel, welche in den von demselben Nacht-
gleichenpunkt gleichweit entfernten Punkten der Ekliptik
mit dem Horizont gebildet werden, sind einander gleich.
Es sei AB TA der Meridian, AEF ein Halbkreis des 15
Äquators und BEA ein solcher des Horizonts. Man ziehe
die zwei EkKptikbogen ZH0 und KAM in der Lage, daß
jeder der beiden Punkte K und Z
(einmal vor und einmal nach Auf-
gang) als der Herbstnachtgleichen- /\^\ \ 20
punkt angenommen sei, und der ^/
Bogen ZH gleich sei dem Bogen
KA.*) Meine Behauptung geht da-
hin, daß
^EH0 = <AAK. X. \^^' ^^«^^^
Beweis. Dies ist ohne weiteres ^ 26
klar. Das sphärische Dreieck EZH ist nämlich gleich-
winklig mit dem sphärischen Dreieck EKA, weil in jedem
a) Zur Erklärung der Figur diene: H ist der Anfang des
Zeichens des Skorpions, A der Anfang des Zeichens der Jungfrau.
Diese beiden Zeichen haben demnach denselben Aufgangswinkel.
108 Zweites Buch. Elftes Kapitel.
die drei einander entsprechenden Seiten nach den früher
geführten Beweisen gleich sind. Es ist
Bogen Z H = Bogen KA, (nach Annahme)
Horizontahschnitt H E = Horizontabschnitt E A, (nach S. 8 2, e)
6 Aufgangsbogen EZ = Aufgangsbogen EK, (nach Satz I
folglich <^EHZ = <^EAK, [S. 81, 16)
mithin auch <iEH0 = <^AAK als die zugehörigen Neben-
winkel, was zu beweisen war. *
B. In diametral gegenübergelegenen Punkten ist der
10 Aufgangs winke! des einen Punktes
H» 120 ^^__A>^^ und der Untergangswirikel des an-
deren Punktes in Summa gleich zwei
Rechten.
(D. i. <^ZrA-f <^AAE = ^i2.)
15 * ^ ^' Beweis. Wenn wir den Kreis
AB TA als Horizont und den Kreis
AEFZ als Ekliptik ziehen, welche
einander in den Punkten A und f
schneiden,*^ so ist
20 <^Z^A-{■<^A^E = 3E. (als Nebenwinkel)
Hei 156 Nun ist <^ZAA = <^ZrA; (als Neigungswinkel der
folglich auch <^Z^A-\-<^A^E = 2B, [beiden Kreise)
was zu beweisen war.
Als Folge vorstehenden Satzes ergibt sich, nachdem
25 (Satz A) nachgewiesen worden ist, daß die Winkel, welche
der Theorie nach in den von demselben Nachtgleichenpunkt
gleichweit entfernten Punkten mit demselben Horizont ge-
bildet werden, einander gleich sind, der Satz
C. In den von demselben Wendepunkt gleichweit ent-
30 fernten Punkten (der Ekliptik) ist der Aufgangswinkel des
a) Zur Erklärung der Figur diene: der Winterwendepunkt E
kulminiert über, der Sommerwendepunkt Z unter dem Hori-
zont, in r geht der Widder auf, in A die Wage unter: der
Untergangswinkel A A E der letzteren liegt über, der Aufgangs-
winkel ZrA des Widders unter dem Horizont.
Winkel der Ekliptik am Horizont. 109
einen Punktes und der üntergangswinkel des anderen
Punktes in Summa gleich zwei Rechten.
Haben wir daher die Aufgangswinkel von dem Widder
bis zu den Scheren gefunden, so werden auch die Auf-
gangswinkel des anderen Halbkreises (als die Supplement- 6
winkel) zugleich mit nachgewiesen sein, und außerdem auch
die üntergangswinkel beider Halbkreise.
Auf welche Weise dieser Nachweis (des Größenbetrags)
geliefert wird, wollen wir in Kürze mitteilen, wobei wir
uns für das Beispiel wieder desselben Parallels bedienen, lO
d. i. des Parallels, für welchen die Polhöhe 36° beträgt.
I. Was zunächst die in den Nachtgleichenpunkten der
Ekliptik mit dem Horizont gebildeten Winkel anbelangt,
so können diese auf eine bequeme Weise bestimmt werden.
Wir beschreiben den Kreis AB TA als Meridian, AEA 16
als den östlichen Halbkreis des zugrunde gelegten Horizonts, Ha 121
und den Bogen EZ als einen Quadranten des Äquators. Hei 157
Alsdann ziehen wir die zwei Qua-
dranten EB und ET der Ekliptik
in der Lage, daß E mit Bezug auf
den Quadranten EB als Herbst- A\
punkt, mit Bezug auf den Qua-
dranten Er aber als Frühlings-
punkt angenommen sei, mithin B
Winterwendepunkt und f Sommer- ^^^"- ^-^ 26
Wendepunkt werde. Die sich hieran knüpfende Berechnung
ist folgende:
AZ = 54*' nach Annahme, (d. i. 90»— 36<>)
BZ = Zr =23«51'. (als Schiefe der Ekliptik)
Mithin ist rA = AZ-Zr = 3009', 30
und BA = AZ-f BZ=77«51'.
Weil nun E der Pol des Meridians ist,*^ so ist
*^ AEf, d. i. der Winkel am Anfang des Widders,
= 30^9' wie 1^ = 90°,
a) Es handelt sich mithin um Winkel, welche von größten
Kreisen gebildet werden.
110 ZweiteB Buch. Elftes Kapitel.
<^ AEB, d. i. der Winkel am Anfang der Scheren,
= 77^51' wie lli = 90^.
IL Damit auch das Verfahren, durch welches man die
übrigen Winkel gewinnt, verständlich werde, so sei die
5 Aufgabe gestellt, den Aufgangswinkel zu finden, welcher
beispielshalber am Anfang des Stiers mit dem Horizont ge-
bildet wird.
Es sei der Kreis AB TA der Meridian und BEA der
östliche Halbkreis des zugrunde gelegten Horizonts. Der
Hei 158 Halbkreis A E f der Ekliptik sei so gezogen, daß Punkt E
11 der Anfang des Stiers sei.*^ Wenn bei der angenommenen
geographischen Breite der
Anfang des Stiers aufgeht,
so kulminiert unter dem
15 ^ 'H^ ^^ ^e Horizont (der Punkt f, d. i.)
6917^41'. Wir haben ja
(S. 99, 3) gezeigt, wie der-
Ha 122 y V "\^^/^/ / artige Aufgaben mit Hilfe
der von uns mitgeteilten Auf-
20 \^ ^.^J^ gänge bequem gelöst werden.
Folglich ist der Bogen EP
kleiner als ein Quadrant.^)
Nun beschreibe man um E als Pol mit der Seite des
Quadrats (S. 27, 19) als Abstand den Bogen ZH0 eines
25 größten Kreises und ziehe die Quadranten EfH und EA9
voll aus. Auch die beiden Bogen AfZ und ZH0 haben
die Größe eines Quadranten, weil der Horizont BE0 so-
wohl durch die Pole des Meridians ZfA, als auch durch
die des größten Kreises ZH0 geht. Ferner hat der
a) Durch Einzeichnung des Äquators und die Andeutung
seiner Pole habe ich die Anschaulichkeit der Figur erhöht.
Auch die Bezeichnung des Zwischenpunktes K und des im Ost-
punkt liegenden Pols 0 des Meridians erschien mir angezeigt.
b) Weil er sich über den Stier, die Zwillinge und 17*41'
des Krebses erstreckt und somit nur 60^ -{-17^4:1' beträgt, so
daß auf den Bogen PH, der am Ende des Krebses ausgeht,
12° 19' entfallen.
Winkel der Ekliptik am Horizont. 111
Punkt (r, d. i.) 6^ 17^41' vom Äquator auf dem durch
dessen Pole gehenden größten Kreise eine nördliche Dekli-
nation von 22^40' — auch diese Verhältnisse sind von
uns mitgeteilt^) — während der Äquator vom Pol Z des
Horizonts auf demselben Bogen ZFA einen Abstand von 5
36^ hat.^) Hieraus ergibt sich der Bogen ZT mit öS'' 40'
(d. i. 36<*-}- 22^40'). Sind diese Größen gegeben, so gilt
schließlich; wie die Figur zeigt, (Satz B. S. 51, l)
s2brA sShfE s2bHQ
= . — Bei 169
s2bAZ s2hEH s2hQZ
Nun ist nach den oben ermittelten Größen 10
2hrA= 62U0',c) alsos^ftTA- 62^24',
2hAZ = 180°, also s2b AZ = 120^,
2brE =155<*22',d) also s2b rE = 117^14',
^6 EH = 180», also s 2b EH = 120^. Ha us
117^14'
Bringen wir also auf die andere Seite der Glei- 15
^ 120P
chung, so erhalten wir
s2bHQ 63^52' / 62^ 24t' 120^
aus
s2beZ 120" \ 120P- 117^14'/
Nun ist s^6 0Z=12OP,
folglich s2bHQ= 63P52',also ^6 H0=»64<'2O'u.& H0 = 32«1O'.
Mithin ist <^ HEG = 32^10', was zu beweisen war. 20
Um nicht dem Kommentar unseres Handbuchs durch
Wiederholung derselben Berechnung für jeden einzelnen
Fall eine endlose Ausdehnung zu verleihen, sei gesagt,
daß auch bei den übrigen Zeichen und Breiten genau das-
selbe Verfahren von uns wahrgenommen werden wird. 25
a) 22<*40' beträgt nach der Tabelle der Schiefe zu^ 72'*20'
(d. i. 90** — 17*40') der Meridianbogen zwischen dem Äquator
und der Ekliptik.
b) Der Zenitabstand ZK des Äquators ist gleich der Polhöhe.
S. erläut. Anm. 6.
c) D. i. 2 (90<'-58«40').
d) D. i. 2 (90" -12^9'). Vgl. Anm. t) S. 110.
112
Zweites Buch. Zwölftes Kapitel.
Zwölftes Kapitel.
Die Winkel und Bogen, welche die Ekliptik mit
demselben durch die Pole des Horizonts gehenden]'! \
(Höhen-) Kreis bildet.
Hei 160 Es bleibt schließlich das Verfahren noch mitzuteilen übrig,
nach welchem wir auch die Winkel bestimmen können,
welche von der Ekliptik mit dem durch die Pole des Hori-
zonts gehenden größten (Höhen-) Kreis je nach der geo-
5 graphischen Breite und je nach der Lage (dieses Kreises)
gebildet werden. Hierbei wird in jedem einzelnen Falle,
wie (S. 101, 24) gesagt, gleichzeitig mit nachgewiesen der
Bogen des durch die Pole des Horizonts gehenden (Höhen-)
Kreises, welcher zwischen dem Zenit und dem Schnittpunkt
10 dieses Kreises mit der Ekliptik liegt.*^ Wir werden wieder
die für diesen Teil unserer Aufgabe erforderlichen Sätze
H» 124 vorausschicken und zunächst den Beweis für folgenden
Lehrsatz erbringen.
A. Wenn zwei von demselben Wendepunkt gleichweit
15 entfernte Punkte der Ekliptik auf beiden Seiten des Meri-
dians gleichviel Zeitgrade abgrenzen, der eine östlich, der
andere westlich, so sind
1. die vom Zenit bis zu diesen
Punkten reichenden Bogen der
größten Kreise einander gleich,
und ist
2. die Summe der an diesen
Punkten gebildeten Winkel,deren
Definition wir (S. 102, 4) mit-
geteilt haben, gleich 2 Rechten.
Es sei ABT ein Stück des
Meridians, auf welchem B als
der Zenit und V als der Pol
20
26
a) D. i. der Zenitabstand des Schnittpunktes als Ergänzung
seiner Höhe zu 90^.
Winkel der Ekliptik mit Höhenkreisen. ] 13
des Äquators angenommen sei. Nun ziehe man die beiden
Ekliptikstücke AAE und AZH in der Lage, daß die «ei i6i
Punkte A und Z von demselben Wendepunkt gleichweit ent-
fernt sind und gleichgroße Bogen des durch sie gehenden
Parallelkreises beiderseits des Meridians abgrenzen. Als 5
Bogen größter Kreise ziehe man ferner durch A und Z
vom Pol r des Äquators aus die Bogen TA und VZ, und
vom Zenit B aus die Bogen BA und BZ. Meine Be-
hauptung geht dahin, daß
1. ö BA = 6BZ; 10
2. <^BAE-f-<^BZA = ^je.
Beweis der ersten Behauptung. Weil die Punkte A und Z
gleichgroße Bogen des durch sie gehenden Parallelkreises
von dem Meridian ABT entfernt sind, so ist <^BrA
gleich <^ BfZ.^) Es haben also die beiden sphärischen Drei- 15
ecke B TA und B FZ zwei einander entsprechende Seiten Ha 125
gleich — rA = rZ (nach Annahme) und Bf ist gemein-
sam — sowie den von den gleichen Seiten eingeschlossenen
Winkel — «^ B TA = ^ B FZ — folglich werden sie auch
die Grundlinien BA und BZ gleich haben, soAvie die 20
Winkel BZr und BAT.
Beweis der zweiten Behauptung. Kurz vorher (Satz B Hei 162
S. 103,6) wurde nachgewiesen, daß die Summe der beiden
Winkel, welche in den von demselben Wendepunkt gleich-
weit entfernten Punkten (der Ekliptik) mit dem durch die Pole 25
des Äquators gehenden (Meridian-) Kreis gebildet werden,
gleich zwei Rechten ist. Demnach ist
(<^rAE = <^BAE-<^BAr
<^rZA = <^BZA-}-<^BZr) 30
'^BAr = <^BZr, wie (Z. 2l)
(<^ r A E -h <^ rz A = <^ B AE -f- <^ BZ A) [bewiesen.
Folgl.auch<^BAE-}-<^BZA = 5E, (s. oben Z. 28)
was zu beweisen war.
a) In dem gleichschenkligen sphärischen Dreieck Z PA wird
der Winkel an der Spitze durch den Meridian TA halbiert.
Ptoleraäus. übers v. Manitius. I Q
114
Zweites Buch. Zwölftes Kapitel.
B. Wenn dieselben Punkte der Ekliptik beiderseits
vom Meridian gleichviel Zeitgrade entfernt sind, so sind
1. die vom Zenit nach diesen Punkten gezogenen
Bogen größter Kreise einander gleich, und
5 2. die von diesen Bogen gebildeten Winkel, d. h. der
Östlich und der westlich (des Meridians) liegende, in Summa
gleich den beiden Winkeln, welche in denselben Punkten
von dem Meridian gebildet werden.
Erste Annahme. Die den Meridian passierenden Punkte
10 (der Ekliptik) sollen in jeder der beiden Lagen (d. i. öst-
lich wie westlich des Meridians) entweder beide nördlich,
oder beide südlich des Zenits liegen.
a) Beide Punkte sollen südlich des Zenits liegen.
Es sei AB TA ein Stück des Meridians; auf demselben
Hei 163 sei r der Zenit und A der Pol des Äquators. Nun ziehe
Ha 126 man die beiden Ekliptikstücke AEZ und BH0 in der
17 Lage, daß die als identisch angenommenen Punkte E und
H beiderseits vom Meridian
A B TA den gleichgroßen
Bogen des durch sie gehen-
den Parallelkreises entfernt
sind. Ferner ziehe man durch
diese Punkte als Bogen
größter Kreise von f aus
25 .„// ^.-^^ \\ p ^2 die Bogen FE, PH, und von
A aus die Bogen AE, AH.
(Meine erste Behauptung ist :
6rE = 6rH.)
Beweis. Aus denselben Gründen wie oben (S. 113,12),
30 weil die Punkte E und H denselben Parallelkreis beschreibend,
beiderseits des Meridians gleichgroße Bogen dieses Parallels
verursachen, ist das sphärische Dreieck FAE gleichseitig
und gleichwinklig mit dem sphärischen Dreieck TAH ; folg-
lich sind auch die Grundlinien FE und FH gleich.
35 Meine (zweite) Behauptung geht dahin, daß
<^rEZ + LrHB = 2<^AEZ oder2^AHB.
Winkel der Ekliptik mit Höhenkreisen.
115
Beweis. Es ist zunächst als derselbe Winkel
<^AEZ = '^AHB
(<^AHB=^rHB +^AHr)
<irEA=<iAHr (in kongr. Dreiecken)
<^EZ = <^ THB + <^ TEA" Hei
(<^rHB=<^AEZ-<^rEA 6
<^ rEZ = <^AEZ + <^rEA)
<^rEZ + ^rHB = {^^^EZ| (s.^benZ.2)
was zu beweisen war.
b) Man ziehe wieder dieselben Stücke der betreffenden lo
Kreise, jedoch so, daß A
und B nördlich von f zu
liegen kommen. Meine Be-
hauptung geht dahin, daß
auch in dieser Lage derselbe
Fall eintreten wird, d. h. daß
<^KEZ-f <^AHB = 2<^AEZ.
Beweis. Es ist als der-
selbe Winkel wieder
<^AHB = ^AEZ ^ 20
<^AHA = <^AEK (als Nebenw. gleicher Winkel)
(<^AHB + ^"AHA = ^AEZ + <^AEK)
<^AHB =<^AEZ4-<^AEK
(<^KEZ =^AEZ-^AEK)
15
Ha 121
«^KEZ + <^AHB = 2<^AEZ
Zweite Annahme.
(Es soll der eine Punkt
südlich, der andere
nördlich des Zenits zu
liegen kommen.)
a) Es sei wieder die
ähnliche Figur gegeben,
jedoch so, daß der kulmi-
nierende Punkt des öst-
lichen Stückes, d. i. A,
südlich des Zenits f, und
was zu beweisen war.
25
30
35
116
Zweites Buch. Zwölftes Kapitel.
Hei 165 der kulminierende Punkt des westlichen Stückes, d. i. B,
nördlich desselben liege. Meine Behauptung lautet:
<^rEZ -f- <^AHB = 2<^AEZ-f ^jR.
Beweis. <^ AHr + <^ AHA = ^iJ
5 <^AHr = <^AEr (S. 103,22)
<^AEr + ^AHA = ^ii
<^AEZ-|-<^AHB = ^<^AEZ(s. S. 115,20)
(<^AEr+<^AEZ4-<^AHA-f <^AHB = 5ii+2<^AEZ)
^ TEZ + <^AHB =2<^AEZ + ^i?,
was zu beweisen war.
b) Es bleibt noch der
letzte Fall übrig, daß an
der ähnlichen Figur der
kulminierende Punkt des
östlichen Stückes, d. i. A,
nördlich von f liege, und
der kulminierende Punkt
^ des westlichen Stückes,
d. i. B, südlich davon.
Meine Behauptung geht
dahin, daß
<^ K EZ + <^ TH B = 2 .^ AEZ - ^2?.
Beweis. {<^ KEZ = <^ AEZ- <^ AEK
<^rHB==<^AHB-<^AHr)
<^KEZ + <^rHB=^AEZ + <^AHB-[<^AEK+AHn
<^AEK + «^ AEr = .2J2
<^AEr = <^AHr
<^AEZ + .^AHB = 2<AEZ (S. 115,20)
25
30 (<^AEZ + <^AHB-[^AEK+<^AHr]-2<^AEZ-^i?)
Folgl. (s. Z. 25) auch <^ KEZ -f <^ r H B = 2 «^ A E Z - .5 i? ,
was zu beweisen war.
Winkel der Ekliptik mit Höhenkreisen. 117
Daß von den Winkeln und Bogen, welche von der Ekliptik
mit dem durch den Zenit gehenden größten (Höhen-) Kreis
in der von uns (S. 112, 4) bezeichneten Weise gebildet
werden, sowohl die im Meridian als auch die im Horizont
gebildeten bequem bestimmt werden können, dürfte auf 5
folgendem Wege ohne weiteres klar werden.
Wir beschreiben den Kreis AB TA als Meridian, BEA
als einen Halbkreis des Horizonts und ZEH als einen Hei i6
solchen der Ekliptik in irgendeiner beliebigen Lage.
1. Denken wir uns zunächst durch den kulminierenden 10
Punkt Z der Ekliptik den durch den Zenit A gehenden
größten (Höhen-) Kreis, so wird derselbe mit dem Meridian
AB TA zusammenfallen, und ohne weiteres wird uns ge- Ha 12
geben sein
a) -^ AZE, weil Punkt Z und z_ 4^ 15
der im Meridian in diesem Punkte
gebildete Winkel (S. 104, 23) be-
stimmt werden kann;
b) Bogen AZ, weil wir (aus
der Tabelle der Schiefe) wissen, \ ^|\ / 20
wieviel Grade Z auf dem Meri-
dian vom Äquator, und (aus der
Polhöhe) wieviel Grade der Äquator
vom Zenit A Abstand hat.*)
2. Denken wir uns ferner durch den aufgehenden Punkt E 25
des Halbkreises der Ekliptik den durch A gehenden größten
(Höhen-) Kreis AEf, so ist auch hier ohne weiteres klar:
a) Bogen A E wird immer gleich einem Quadranten sein,
weil A Pol des Horizonts ist;
b) <^ A E H wird, weil aus dem eben angegebenen Grunde 30
<^AEA stets ein Rechter und <^AEH als der von der
Ekliptik mit dem Horizont gebildete Winkel (vgl. S. 109, 33)
a) Bogen AZ ist gleich dem Zenitabstand des Äquators {d, i.
gleich der Polhöhe) plus oder minus der Deklination des kul-
minierenden Ekliptikgrades, je nachdem Z südlich oder nörd-
lich des Äquators liegt. Vgl. S. 44 Anm. »),
118
Zweites Buch. Zwölftes Kapitel.
gegeben ist, mit der Summe von •^AEA + '^AEH ge-
geben sein, was nachzuweisen war.
Hei 168 Es leuchtet daher ein, daß wir unter diesen Umständen,
wenn wir für jede geographische Breite nur die vor (d. i.
5 östlich von) dem Meridian liegenden Winkel und Bogen, und
zwar nur die der Zeichen vom Anfang des Krebses bis
zum Anfang des Steinbocks berechnet haben, gleichzeitig
mit nachgewiesen haben erstens (als die Supplementwinkel)
die jenseits (d. i. westlich) des Meridians liegenden Winkel
10 und Bogen dieser Zeichen (Satz A S. 112, 14), und außer-
dem zweitens (Satz B S. 114, l) die Winkel und Bogen
der übrigen Zeichen, und zwar sowohl die vor dem
Meridian als auch die jenseits liegenden.
Damit auch bei diesen Winkeln und Bogen das für jede
16 Lage einzuschlagende Verfahren verständlich werde, wollen
wir als Beispiel wieder den Beweis, der als allgemeingültig an-
gesehen werden soll, für einen theoretischen Fall durchführen.
Wir setzen hierbei für die wiederholt zugrunde gelegte
Ha 130 geographische Breite, für welche die Polhöhe 36^ beträgt,
20 den Fall, daß der Anfang des Krebses beispielshalber eine
Äquinoktialstunde vom Meridian östlich entfernt sei.
Für diesen Stand kulminiert (S. 99, 1?) auf dem an-
genommenen Parallel der Punkt TT
16^12', während im Aufgang be-
griffen ist (S. 99, 5) der Punkt
lip 17^37'.
Es sei der Kreis AB TA der
Meridian, BEA ein Halbkreis des
Horizonts und ZH0 ein solcher
der Ekliptik in der Lage, daß
Punkt H der Anfang des Krebses
ist, Z den Punkt TT 16^12' ein-
nimmt und 0 den Punkt Vt]) 17^37'. Nun ziehe man durch
den Zenit A und durch H, den Anfang des Krebses, den
35 Bogen AH ET eines größten (Höhen-) Kreises.
1. Es sei die Aufgabe gestellt, den Bogen AH zu finden.
Es leuchtet ein, daß folgende Größen gegeben sind:
25
30
Hei 169
Winkel der Ekliptik mit Höhenkreiaen.
119
6Z0 = 91«25'; (d.i. 13°48'n + 0+ ^ + 17<>37' ttp)
&H0 = 77«37'; (d.i. G+ Q +17ö37'Tip)
6 AZ = 12°53' (d. i. 36<>-23"7'), weil die Deklination
von TT 16^2' 23^7'*) und der Zenit-
abstand des Äquators 36*^ beträgt;
6ZB = 77®7' als Komplementbogen dazu.
Wenn diese Größen gegeben sind, so gilt wieder, wie
die Figur zeigt, (Satz B S. 51, l)
sSbZB _s2bZe s2bHE
s2bBA ~~ sJbBH ' s2b£^
Nun ist 5&ZB = 154'^14', also s56ZB = 116^ 59';
2bB^ = 180 ^
2bZe == 182''50',
2beH = 155« 14',
also s 2b ZB
also s2bBA = 120^;
also s2bZe= 119^58';
also s2beH = 117^12'.
Ha 131
10
Hei 170
119^ 58'
Bringen wir also auf die andere Seite der
° -t-tnV -taf
117^12
Gleichung, so erhalten wir
s2bE^~ 120 P
Nun ist s56EA = 120P,
15
aus
116^59' . 117^12
Pl2'\
V I20P •119*' 58
(also ^6EA = 180°)
folglich s2bHE = lU^ 16', also 56H E = 144» 26' u. 5HE = 72n3'.
Mithin beträgt der Bogen AH als Differenz der Bogen
EA und HE (90^-72^3' =) I7O47', was nachzuweisen 20
war.
2. Den -^AH0 werden wir auf
folgendem Wege finden.
Vorgelegt sei die schon beschrie-
bene Figur. Um H als Pol beschrei-
ben wir mit der Seite des Quadrats ß
als Abstand den Bogen KAM eines
größten Kreises. Infolgedessen wird,
weil der (Höhen-) Kreis AHE so-
wohl durch die Pole von E 0 M, als
a) S. die Tabelle der Schiefe zum 76. Grad der Ekliptik.
25
30
120 Zweites Buch. Zwölftes Kapitel
auch durch die von KAM geht, jeder der beiden Bogen (vgl.
S. 104, 3) EM und KM gleich einem Quadranten. Es gilt
Hei 171 wieder, wie die Figur zeigt, (Satz A S. 49, 3l)
Hu 132
s2bHE _s2bHe s2bAN\
sWEK ~ sWQA ' s2bN\K
5 Nun ist ^fcHE = 144°26',a) also s<8fe HE = lU^ 16';
2b EK= 35^34', alsos^5EK= 36^38';
2bHe = 155<>14',^) also s2bHQ= 117^12';
2beA= 24»46', &ho s2beA= 25^44'.
117^12'
Bringen wir also auf die andere Seite der Glei-
25^44'
10 chung, so erhalten wir
S-26AM 82^11' / 114^16'- 25P 44'
5-26 MK 120P
' / 114^16'- 25P44'\
- aus
V 36^38'- II7P12'/
Nun ist s^6MK = 120P, (also,2&MK = 180<')
folglich s2bAN\= 82^11', also <2& AM = 86^28' u. 6 AM = 43M4'.
Mithin ist der Bogen AK (als Differenz des Quadranten
15 MK und des Bogens AM gleich 90® — 43^4') und somit
auch -^ AHK gleich 46^^46'; folglich beträgt der -^ AH0
als Nebenwinkel dazu 133^14', was nachzuweisen war.
Hei 172 Das Verfahren, durch welches wir vorstehende Ergebnisse
gefunden haben, bleibt auch für die übrigen Fälle ganz das-
20 selbe. Um nun auch die anderen Winkel und Bogen, soweit
wir sie bei unseren Spezialuntersuchungen voraussichtlich
notwendig brauchen werden, bequem zur Hand zu haben,
sind auch diese auf dem Wege linearer Konstruktion be-
rechnet worden. Den Anfang haben wir mit dem Parallel
Ha 133 durch Meroe gemacht, auf welchem der längste Tag 13 Äqui-
26 noktialstunden hat, und sind gegangen bis zu dem Parallel,
der jenseits des Pontus durch die Mündungen des Borysthenes
a) D. i. 2. 72 »13' (s. 6HE S. 119, is).
b) D. i 2. 77 •> 37 ' (s. fe H 0 S. 119, 2).
Zweites Buch. Dreizehntes Kapitel. 121
geht, wo der längste Tag 16 Äquinoktialstunden hat. Wie
schon bei den Aufgängen, haben wir bei Bestimmung der
geographischen Breite von Parallel zu Parallel wieder die
Zunahme um je eine halbe Stunde zur Anwendung gebracht,
bei Ansetzung der Ekliptikbogen die Zunahme von Zeichen 5
zu Zeichen, endlich bei Angabe der Lagen östlich oder westlich
des Meridians die Zunahme um je eine Aquinoktialstunde.
Auch die Mitteilung dieser Größenbeträge werden wir für
jede geographische Breite und jedes Zeichen in Tabellenform
bieten. In die erste Spalte (jeder Einzeltabelle) setzen wir lo
zur Angabe der Abstände beiderseits des Meridians die Zahl
der Äquinoktialstunden^ welche nach (oder vor) dem Stande
im Meridian selbst*^ verflossen sind, in die zweite Spalte
die Größenbeträge der, wie (S. 112, 18) gesagt, vom Zenit
bis zum Anfang des betreffenden Zeichens reichenden Bogen, 15
in die dritte und vierte die Größenbeträge der Winkel,
welche an dem eben bezeichneten Schnittpunkt in der von Hei 173
uns (S. 112, 3) definierten Weise gebildet werden, und zwar
stehen in der dritten Spalte die Winkel der Lagen öst-
lich, in der vierten die Winkel der Lagen westlich des 20
Meridians.
Erinnert sei an die eingangs (S. 102, 4) gegebene De-
finition, daß wir von den zwei mit dem östlichen Ekliptik-
bogen gebildeten Winkeln stets den nördlich eben dieses
Bogens gelegenen herangezogen und seinen Größenbetrag 25
in solchen Graden angesetzt haben, wie 90 auf einen Rechten
kommen.
Dreizehntes Kapitel.
Die Tabellen der Winkel und Bogen
von Parallel zu Parallel
gestalten sich folgendermaßen.
(S. 112—128.)
a) Derselbe ist in den Tabellen mit 0^ bezeichnet.
Ha 1.84
Hei 174
122
Zweites Buch. Dreizehntes Kapitel.
L Meroe.
Längster Tag: 13^. Polhöhe:
16<'27
1
Staod«
Bogen
Östl. IWestl.
Winkel
nande
Bogen
Östl. IWeatl.
Winkel
Stande
Bogen
östl. jwestl.
Winkel
Krebs
Skorpion
Fische
-. -- - 1
Oh
1
2
7» 24'
15 55
29 3
90« 0'
25 16
9 15
154» 44'
170 45
Oh
2
28» 7'
31 46
40 52
111» 0'
139 0
157 59
1
83» 0'
64 1
Oh
28» 7'
31 46
40 52
69» 0'
97 0
115 59
41» 0'
22 1
S
4
5
42 42
56 25
70 2
1 38
175 7
170 18
178 22
4 53
9 42
3
4
5
58 30
65 40
79 18
169 23
176 41
1 41
52 37
45 19
40 19
3
4
5
52 30
65 40
79 18
127 23
134 41
139 41
10 37
3 19
178 19
6
6h 30m
83 27
90 0
164 41
161 57
15 19
18 3
5h 46m
90 0
4 9
37 51
5h 46m
90 0
142 9
175 51
Löwe
Schütze
Widder
Oh
1
2
4» 3'
14 20
28 42
102» 30'
26 3
15 28
178» 57'
9 32
Oh
1
2
86» 57'
39 46
47 15
102» 30'
125 12
143 5
79» 48'
61 55
Oh
1
2
16» 27'
22 8
33 50
66» 9'
107 11
125 35
25» 7'
6 43
3
4
5
42 43
56 49
70 38
10 5
6 19
2 33
14 55
18 41
22 27
3
4
5
57 33
69 80
82 18
156 3
164 48
171 43
48 57
40 12
33 17
3
4
5
47 20
61 22
75 39
133 41
137 26
139 27
178 37
174 52
172 51
6
6h 25m
84 17
90 0
177 0
174 51
28 0
30 9
6h 35m
90 0
174 51
30 9
6
90 0
139 42
172 36
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
2
4047'
15 20
29 28
1110 0'
0 0
8 0
42» 0'
34 0
Oh
1
2
40» 18'
42 54
49 58
90» 0'
111 24
128 51
68» 36'
51 9
Oh
1
2
4» 47'
15 20
29 28
69» 0'
138 0
146 0
180« 0'
172 0
3
4
5
43 40
58 13
72 36
9 15
8 39
6 53
32 45
33 21
35 7
3
4
5
59 35
71 4
83 31
141 49
151 25
158 48
38 11
28 35
21 12
3
4
5
43 40
58 13
72 36
147 15
146 39
144 53
170 45
171 21
173 7
6
6h 14m
86 41
90 0
5 37
4 9
36 23
37 51
5h30m
90 0
161 57
18 3
6
6h 14m
86 41
90 0
143 37
142 9
174 23
175 51
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
2
16° 27'
22 8
33 50
113» 51'
154 53
173 17
72»49'
54 25
Oh
1
2
36» 57'
89 46
47 15
77»80'
100 12
118 5
54» 48'
36 55
Oh
1
2
4» 3'
14 20
28 42
77» 30'
1 3
170 28
153» 57'
164 32
3
4
5
47 20
61 22
75 39
1 23
5 8
7 9
46 19
42 34
40 33
3
4
5
57 38
69 30
82 18
131 3
139 48
146 43
23 57
15 12
8 17
3
4
5
42 43
56 49
70 38
165 5
161 19
157 33
169 55
173 41
177 27
6
90 0
7 24
40 18
5h 35m
90 0
149 51
5 9
6
6h 25m
84 17
90 0
152 0
149 51
3 0
5 9
Winkeltabellen.
IL Soene.
123
Längster Tag: ISVgii. Polhöhe
23«51'.
ItDBdl
Bogen
Ö8tl. IWestl.
Winkel
StuDde
Bogen
Östl. IWestl.
Winkel
stunde
Bogen
Östl. jWestl.
Winkel
Krebs
Skorpion
Fische j|
Oh
1
2
0° 0'
13 43
27 23
90<» 0'
176 15
173 51
3045'
6 9
Oh
1
2
35» 31'
38 25
46 2
111» 0'
133 15
150 18
88» 45'
71 42
Oh
1
2
35» 31'
38 25
46 2
69» 0'
91 15
108 18
46» 45'
29 42
18 19
10 55
5 30
8 19
3
4
5
41 20
54 27
67 42
168 15
166 51
162 42
11 45
13 9
17 18
3
4
5
56 30
68 31
81 22
161 41
169 5
174 30
60 19
52 55
47 30
3
4
5
56 30
68 31
81 22
119 41
127 5
132 30
6
6h 45ra
80 36
90 0
157 59
153 46
22 1
26 14
5h 39m
90 0
176 41
45 19
5h 39m
90 0
134 41
Löwe
Schütze
Widder
Oh
1
2
S
4
5
3» 21'
14 18
27 56
102» 30'
176 4
180 0
28° 56'
25 0
Oh
1
2
44» 21'
46 40
53 4
102° 30'
121 30
137 16
83» 30'
67 44
Oh
1
2
23» 51'
27 56
37 36
66» 9'
96 28
114 31
35» 50'
17 47
41 44
55 14
68 43
179 3
177 18
173 40
25 57
27 42
31 20
3
4
5
62 18
73 20
85 23
149 25
157 58
164 46
55 35
47 2
40 14
3
4
5
49 42
62 47
76 20
124 3
129 17
131 21
8 15
8 1
0 57
6
6h 38m
81 52
90 0
168 56
166 53
36 4
38 7
5h 22m
90 0
166 53
38 7
6
90 0 |l32 18
0 0
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
8
3
4
5
6
5h 21m
12« 11'
18 42
30 57
111» 0'
158 40
173 44
63» 20'
48 16
Oh
1
2
47» 42'
49 52
55 52
90» 0'
108 3
123 31
71» 57'
56 29
Oh
1
2
12» 11'
18 42
30 57
69» 0'
116 40
131 44
21» 20'
6 16
1 57
0 0
0 45
44 22
58 1
71 43
178 3
180 0
179 15
43 57
42 0
42 45
3
4
5
64 87
75 12
86 54
135 37
144 57
152 0
44 23
35 3
28 0
3
4
5
44 22
58 1
71 43
136 3
138 0
137 15
85 20
90 0
177 39
176 41
44 21
45 19
5h 15m
90 0
153 46
26 14
6
6h 21m
85 20
90 0
135 39
134 41
2 21
3 19
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
i
23» 51'
27 56
37 36
11S»51'
144 10
162 13
83» 32'
65 29
Oh
1
2
44» 21'
46 40
53 4
77» 30'
96 30
112 16
58» 30'
42 44
Oh
1
2
3» 21'
14 18
27 56
77» 30'
151 4
155 0
3» 56'
0 0
s
4
5
,49 42
|62 47
i76 20
171 45
176 59
179 3
55 57
50 43
48 39
3
4
5
62 18
73 20
85 23
124 25
132 58
139 46
30 35
22 2
15 14
3
4
5
41 44
55 14
68 43
154 3
152 18
148 40
0 57
2 42
6 20
6
90 0
1 ,
180 0
47 42
5h 23m
90 0
141 53
13 7
6
6h 38m
81 52
90 0
143 56
141 53
11 4
13 7
124
Zweites Buch. ' Dreizehntes Kapitel.
III. Unter -Ägypten.
Längste
r Tag
: 14li. Polhöhe:
30*22'.
s,... 1
Bogen
Östl. IWestl.
Winkel
stunde
i Östl. IWestl.
Bogen ,„. ' ,
Winkel
stunde
Bogen
Östl. 1 West
Winkel
Krebs
Skorpion
Fische
Oh
1
2
6° 31'
14 56
27 23
90O 0'
150 0
159 38
30« 0'
20 22
Oh
1
2
42« 2'
44 26
50 58
111« 0'
129 32
144 38
92« 28'
77 22
Oh
1
2
42« 2'
44 26
50 58
69« 0'
87 32
102 38
50« 2
35 2:
3
4
5
40 19
53 14
65 55
160 30
158 51
156 0
19 30
21 9
24 0
3
4
5
60 19
71 20
83 19
155 33
162 56
167 54
66 27
59 4
54 6
3
4
5
60 19
71 20
83 19
113 33
120 56
125 54
24 2
17
12
6
7
78 15
90 0
151 49
146 28
28 11
33 32
5h 32m
90 0
169 55
52 5
5h 32m
90 0
127 55
10
Löwe
Schütze
Widder
Oh
1
2
3
4
5
9° 52'
16 45
28 44
102" 30'
153 13
166 22
51°47'
38 38
Oh
1
2
50« 52'
52 53
58 27
102« 30'
118 39
132 51
86« 21'
72 9
Oh
1
2
30« 22'
33 35
41 39
66° 9'
89 50
106 37
42° 2
25 4
41 31
54 27
67 17
169 26
169 8
167 1
35 34
35 52
37 59
3
4
5
66 44
76 51
88 9
144 1
152 37
158 43
60 59
52 23
46 17
3
4
5
52 25
64 28
77 6
116 28
122 5
124 39
15 5
10 1
7 3
6
GhSlm
79 48 163 46
90 0 159 49
41 14
45 11
5h 9m
90 0
159 49
45 11
6
90 0
125 47
6 3
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
2
3
4
5
18" 42'
23 18
33 30
111» 0'
145 18
162 25
76« 42'
59 35
Oh
1
2
54« 13'
56 6
61 22
90« 0'
105 34
119 23
74« 26'
60 37
Oh
1
2
18« 42'
23 18
33 30
69« 0'
103 18
120 25
34« 4
17 3
45 36
58 21
71 15
169 34
172 10
172 28
52 26
49 50
49 32
3
4
5
69 17
78 59
90 0
130 46
139 30
146 28
49 14
40 30
33 32
3
4
5
45 36
58 21
71 15
127 34
130 10
130 28
10 2
7 5
7 3
6
6h 38m
84 7
90 0
171 5
169 55
50 55
52 5
6
6h 28m
84 7
90 0
129 5
127 55
8 5
10
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
2
30° 22'
33 35
41 39
llS^Sl'
137 32
154 19
90« 10'
73 23
Oh
1
2
50« 52'
52 53
58 27
77« 30'
93 39
107 51
61« 21'
47 9
Oh
1
2
9« 52'
16 45
28 44
77« 30'
128 13
141 22
26« 4
13 3
3
4
6
52 25
64 28
77 6
164 10
169 47
172 21
63 32
57 55
55 21
3
4
5
66 44
76 51
88 9
119 1
127 37
133 43
35 59
27 23
21 17
3
4
5
41 31
54 27
67 17
144 26
144 8
142 1
10 3
10 5
12 5
6
90 0
173 29
54 13
5h 9m
90 0
134 49
20 11
6
6h 51m
79 48
90 0
138 46
134 49
16 1
20 1
Winkeltabellen.
IV. ßhodus.
Längster Tag: 14% ^ Polhöhe: 36^.
stunde
1 Östl. IWestl
^°8«" Winkel
Stunde
Bogen
Östl. IWestl.
Winkel
Stande
Bogen
Östl. i Westl
Winkel
Krebs
Skorpion
Fische 11
Oh
1
2
12° 9'
17 47
28 22
90° 0'
133 14
147 45
46° 46'
32 15
Oh
1
2
47° 40'
49 42
55 26
111° 0'
126 50
140 20
95° 10'
81 40
Oh
1
2
47° 40'
49 42
55 26
69° 0'
84 50
98 20
53° 10'
39 40
t
40 27
52 36
64 36
151 46
151 52
149 54
28 14
28 8
30 6
3
4
5
63 48
73 55
85 5
150 34
157 51
162 28
71 26
64 9
59 32
3
4
5
63 48
73 55
85 5
108 34
115 51
120 28
29 26
22 9
17 32
6
7h 15m
76 16
87 23
90 0
146 25
141 30
140 1
33 35
38 30
39 59
5h 25m
90 0
164 7
57 53
5h 25m
90 0
122 7
15 53
Löwe
Schütze
Widder
Oh
2
15° 30'
20 20
30 28
102° 30'
139 32
155 19
65° 28'
49 41
Oh
1
2
56« 30'
58 14
63 13
102° 30'
116 39
129 23
88°21'
75 37
Oh
1
2
36° 0'
38 37
45 31
66° 9'
85 41
100 41
46° 37'
31 37
3
4
5
42 6
54 12
66 17
160 37
162 11
161 5
44 23
42 49
43 55
3
4
4h 56m
70 41
80 2
90 0
139 47
147 47
153 36
65 13
57 13
51 24
3
4
5
55 6
66 9
77 56
110 27
116 16
118 54
21 51
16 2
13 24
6
7
7h 4m
78 7
89 27
90 0
158 10 1 46 50
153 39 ; 51 21
153 36 51 24
!
6
90 0
120 9
12 9
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
2
24« 20'
27 51
36 24
111° 0'
137 38
153 59
84° 22'
68 1
Oh
1
2
59° 51'
61 30
66 12
90° 0'
103 45
116 10
76° 15'
63 50
Oh
1
2
24° 20'
27 51
36 24
69° 0'
95 38
111 59
42° 22'
26 1
3
4
5
47 14
59 0
71 5
162 10
165 40
166 34
59 50
56 20
55 26
3
4
4h 45m
73 22
82 24
90 0
126 36
134 56
140 1
53 24
45 4
39 59
3
4
5
47 14
59 0
71 5
120 10
123 40
124 34
17 50
14 20
13 26
6
6h 35m
83 9
90 0
165 30
164 7
56 30
57 53
6
6h 35m
83 9
90 0
123 30
122 7
14 30
15 53
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
2
36° 0'
38 37
45 31
113° 51'
133 23
148 23
94° 19'
79 19
Oh
1
2
56° 30
58 14
63 13
77° 30'
91 39
104 23
63° 21'
50 37
Oh
1
2
15° 30'
20 20
30 28
77° 30'
114 32
130 19
40° 28'
24 41
3
4
i 5
55 6
66 9
77 56
158 9
163 58
166 36
69 33
63 44
61 6
3
4
4h 56m
70 41
80 2
90 0
114 47
122 47
128 36
40 13
32 13
26 24
3
4
5
42 6
54 12
66 17
135 37
137 11
136 5
19 23
17 49
18 55
6
90 0
167 51
59 51
6
7
7 h 4m
78 7
89 27
90 0
133 10
128 39
128 36
21 50
26 21
26 24
126
Zweites Buch. Dreizehntes Kapitel.
V
Hellespont.
Längster Tag: 15 . Polhöhe:
40« 56
1
Stande
Bogen
Östl. jWestL
Winkel
stunde
Bogen
Östl. Iwestl.
Winkel
Stunde
Bogen
Östl. jWestl
Winkel
Krebs
Skorpion
Fische
Oh
1
2
170 5'
21 18
30 17
90« 0'
122 32
138 29
570 28'
41 31
Oh
1
2
520 36'
54 23
59 25
1110 0'
124 46
136 55
97014'
85 5
Oh
1
2
520 36'
54 23
59 25
690 0'
82 46
94 55
55014
43 5
3
4
5
41 37
52 25
63 47
144 18
145 38
144 28
35 42
34 22
35 32
3
4
5
66 58
76 15
86 38
146 24
153 10
157 45
75 36
68 50
64 15
3
4
5
66 58
76 15
86 38
104 24
111 10
115 45
33 36
26 50
22 15
6
7
7h 30m
74 48
85 9
90 0
141 30
137 5
134 16
38 30
42 55
45 44
5h 18m
90 0
158 59
63 1
5h 18m
90 0
116 59
21 1
Löwe
Schütze
Widder
Oh
1
2
20O 26'
24 5
32 37
102° 30'
131 6
147 0
73054'
58 0
Oh
1
2
610 26'
63 0
67 24
1020 30'
115 5
126 29
89055'
78 31
Oh
1
2
40O 56'
43 8
49 7
660 9'
82 15
95 56
50« 3
36 22
3
4
5
43 8
54 19
65 36
153 50
156 5
155 8
51 10
48 55
49 52
3
4
4h 44m
74 13
82 48
90 0
136 10
143 45
148 6
68 50
61 15
56 54
3
4
5
57 42
67 50
78 45
105 26
111 5
114 17
26 52
21 13
18 1
6
7
7h 16m
76 46
87 24
90 0
153 24
149 6
148 6
51 36
55 54
56 54
6
90 0
115-13
17 5
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
2
29° 16'
32 5
39 22
111" 0'
132 30
147 30
89030'
74 30
Oh
1
2
640 47'
66 15
70 30
900 0'
102 27
113 35
77033'
66 25
Oh
1
2
290 16'
32 5
39 22
690 0'
90 30
105 30
47030
32 30
3
4
5
6
6h 42m
49 3
59 50
71 5
156 0
160 7
161 24
66 0
61 53
60 36
3
4
4h 30m
77 4
85 18
90 0
122 55
130 58
134 16
57 5
49 2
45 44
3
4
5
49 3
59 50
71 5
114 0
118 7
119 24
24 0
19 53
18 36
82 22
90 0
160 40
158 59
61 20
63 1
6
6h 42m
82 22
90 0
118 40
116 59
19 20
21 1
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
2
40» 56'
43 8
49 7
113'» 51'
129 57
143 38
97045
84 4
Oh
1
2
610 26'
63 0
67 24
770 30'
90 5
101 29
64055'
53 31
Oh
1
2
200 26'
24 5
32 37
770 30'
106 6
122 0
480 54
33 0
3
4
5
57 42
67 50
78 45
153 8
158 47
161 59
74 34
68 55
65 43
3
4
4h 44m
74 13
82 48
90 0
111 10
118 45
123 6
43 50
36 15
31 54
3
4
5
43 8
54 19
65 36
128 50
131 5
130 8
26 10
23 55
24 52
6
90 0
162 55
64 47
6
7
7h 16m
76 46
87 24
90 0
128 24
124 6
123 6
26 36
30 54
31 54
WinkeltabelleQ,
VL
Mitte Pon
tus.
stunde
Längster Tag: 15 y^^. Polhöhe
: 45»1'.
Bogen
Östl. IWestl.
Winkel
stunde
Bogen
Östl. jWestl.
Winkel
Stunde
Bogen
Östl. Iwestl.
Winkel
Krebs
Skorpion
Fische
Oh
21" 10'
24 32
32 12
90° 0'
116 5
131 30
63" 55'
48 30
Oh
1
2
56» 41'
58 19
62 49
111» 0'
123 31
134 16
1
98» 29'
87 44
Oh
1
2
56» 41'
58 19
62 49
69» 0'
81 31
92 16
56» 29'
45 44
3
4
5
6
7
7h 45>n
42 1
52 29
63 4
138 17
140 31
140 2
41 43
39 29
39 58
3
4
5
69 42
78 16
87 56
143 12
149 31
154 6
78 48
72 29
67 54
3
4
5
69 42
78 16
87 56
101 12
107 31
112 6
36 48
30 29
25 54
73 24
83 17
90 0
137 32
133 26
129 21
42 28
46 34
50 39
5h 12m
90 0
154 43
67 17
5h 12m
90 0
112 43
25 17
Löwe
Schütze
Widder
Oh
1
2
24° 31'
27 29
34 48
102» 30'
124 49
140 47
80« 11'
64 13
Oh
1
2
65° 31'
66 55
70 58
102» 30'
113 50
124 21
91» 10'
80 39
Oh
1
2
45» 1'
46 55
52 17
66» 9'
80 37
92 44
51»41'
39 34
3
4
5
44 20
54 37
65 15
148 5
151 5
151 7
56 55
53 55
53 53
3
4
4h 32m
77 14
85 10
90 0
133 19
140 20
143 25
71 41
64 40
61 35
3
4
5
60 1
69 19
79 28
101 22
107 6
110 13
30 56
25 12
22 5
6
7
7h 28m
75 39
85 39
90 0
149 20
145 39
143 25
55 40
59 21
61 35
6
90 0
111 8
21 10
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
2
3
4
5
1 6
6h48ra
33« 21'
35 43
42 4
111° 0'
129 15
142 50
920 45'
79 10
Oh
1
2
68» 52'
70 14
74 5
90» 0'
101 11
111 30
78» 49'
68 30
Oh
1
2
33» 21'
35 43
42 4
69» 0'
87 15
100 50
50» 45'
37 10
50 46
60 44
71 12
151 9
155 31
157 3
70 51
66 29
64 57
3
4
4h 15m
80 6
87 42
90 0
120 29
128 13
129 21
59 31
51 47
50 39
3
4
5
50 46
60 44
71 12
109 9
113 31
115 3
28 51
24 29
22 57
81 46
90 0
156 31
154 43
65 29
67 17
6
6h 48m
81 46
90 0
114 31
112 43
23 29
25 17
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
2,
3
4
5
45° 1'
46 55
52 17
113»51'
128 19
140 26
99° 23'
87 16
Oh
1
2
65» 31'
66 55
70 58
77» 30'
88 50
99 21
66» 10'
55 39
Oh
1
2
24» 31'
27 29
34 48
77» 30'
99 49
115 47
55» 11'
39 13
60 1
69 19
79 28
149 4
154 48
157 55
78 38
72 54
69 47
3
4
4h 32m
77 14
85 10
90 0
108 19
115 20
118 25
46 41
39 40
36*35
3
4
5
44 20
54 37
65 15
123 5
126 5
126 7
31 55
28 55
28 53
6
90 0
158 50
68 52
6
7
7h 28m
75 39
85 39
90 0
124 20
120 39
118 25
30 40
34 21
36 35
Zweites Buch. Dreizehntes Kapitel.
Vir
. Borysthenes.
Längster Tag
: 16^ Polhöhe:
48<^32
stunde
Bogen
Östl. Weatl.
Winkel
Stande
_ ! östl. iWestl.
^°^^"i Winkel
1
Stande
! Östl. iWestl.
^°«^"j Winkel
Krebs
Skorpion
Fische
Oh
1
2
24° 41'
27 30
34 9
90° 0'
111 44
126 7
680 16'
53 53
Oh
1
2
600 12'
61 38
65 36
lll" 0'
122 5
132 10
99055'
89 50
Oh
1
2
60° 12'
61 38
65 36
690 0'
80 5
90 10
57055'
47 50
3
4
5
43 2
52 44
62 40
133 18
136 6
136 4
46 42
43 54
43 56
3
4
5
72 5
80 3
89 3
140 26
146 28
151 2
81 34
75 32
70 58
3
5
72 5
80 3
89 3
98 26
104 28
109 2
39 24
33 32
28 58
6
7
8
72 24
81 38
90 0
134 0
130 16
124 58
46 0
49 44
55 2
5h 6m
90 0
151 22
70 38
5h 6m
90 0
109 22
■
28 38
Löwe
Schütze
Widder
Oh
1
2
280 2'
30 32
36 55
102° 30'
122 9
135 54
820 51'
69 6
Oh
1
2
690 2'
70 20
74 2
1020 30'
112 49
122 31
920 11'
82 29
Oh
1
2
480 32'
50 21
54 59
660 9'
78 48
89 58
53030
42 20
3
t
45 30
55 3
64 59
143 28
146 50
147 19
61 32
58 10
57 41
3
4
4h 20m
79 48
87 14
90 0
130 49
137 25
139 20
74 11
67 35
65 40
3
4
5
62 5
70 41
80 8
98 4
103 36
106 41
34 14
28 42
25 37
6
7
7h 40m
74 47
84 10
90 0
145 46
142 27
139 20
59 14
62 33
65 40
6
90 0
107 37
24 41
Jungfrau
Steinbock
Stier
Oh
1
2
36« 52'
38 56
44 31
111» 0'
126 45
139 7
95015'
82 53
Oh
1
2
720 23'
73 38
77 10
90O 0'
100 15
109 47
79045'
70 13
Oh
1
2
360 52'
38 56
44 31
690 0'
84 45
97 7
530 15'
40 53
3
4
5
52 25
61 35
71 22
147 9
151 36
153 23
74 51
70 24
68 37
3
4
82 44
90 0
118 3
124 58
61 57
55 2
3
4
5
52 25
61 35
71 22
105 9
109 36
111 23
110 58
109 22
32 51
28 24
26 37
6
6h 54m
81 17
90 0
152 58
151 22
69 2
70 38
6
6h 54m
81 17
90 0
27 2
28 38
Wage
Wassermann
Zwillinge
Oh
1
2
48° 32'
50 21
54 59
113051'
126 30
137 40
1010 12'
90 2
Oh
1
2
690 2'
70 20
74 2
770 30'
87 49
97 31
670 11'
57 29
Oh
1
2
280 2'
30 32
36 55
770 30'
97 9
110 54
57051
44 6
3
4
5
70 41
80 8
145 46
151 18
154 23
81 56
86 24
73 19
3
4
41r20m
79 48
87 14
90 0
105 49
112 25
114 20
49 11
42 35
40 40
3
4
5
45 30
55 3
64 59
118 28
121 50
122 19
36 32
33 10
32 41
6
90 0
155 19
72 23
6
7
7h 40m
74 47
84 10
90 0
120 46
117 27
114 20
34 14
37 33
40 40
Winkeltabellen. 129
Nachdem nun auch die Abhandlung von den Winkeln{g* JJ
zum Abschluß gebracht ist, fehlt an den nötigen Unterlagen
nur noch die Feststellung der geographischen Lage der nam-
haftesten Städte jeder Provinz nach Länge und Breite zur
Berechnung der für ihren Horizont eintretenden Himmels- 5
erscheinungen. Die Tabelle mit den hierauf bezüglichen
Angaben werden wir aber erst als Anhang eines besonderen
geographischen Werkes veröffentlichen, und zwar im engen
Anschluß an die Forschungen der Männer, die sich ganz
besonders durch wissenschaftliche Leistungen um dieses 10
Gebiet verdient gemacht haben. Dieses Verzeichnis soll die
nötigen Angaben enthalten, wieviel Grade jede Stadt auf
dem durch sie gehenden Meridian Abstand vom Äquator hat,
und wieviel Grade dieser Meridian von dem durch Alexandria
gezogenen nach Osten oder Westen auf dem Äquator ent- 15
fernt ist. Denn nach dem Meridian von Alexandria stellen
wir*^ die Zeiträume fest, welche seit den Epochen^^ ver-
jflossen sind.
Jetzt halten wir unter der Voraussetzung, daß die Lagen
gegeben sind, nur noch folgenden kurzen Zusatz für an- 20
gezeigt. Wenn wir von der für einen zugrunde gelegten
Ort genau festgesetzten Stunde*'^ aus feststellen wollen, welche
Stunde zu demselben Zeitpunkt an einem anderen in die Unter-
suchung einbezogenen Orte war, so müssen wir, wenn die durch
die betreffenden Orte gehenden Meridiane verschieden sind, 25
feststellen, wieviel Raumgrade beide Orte, auf dem Äquator
gemessen, voneinander entfernt sind, und welcher von beiden
östlicher oder westlicher gelegen ist. Um ebensoviel Zeit- Hei i8£
grade müssen wir dann die für den zugrunde gelegten Ort
a) Bei allen nach den Tafeln zu berechnenden Sonnen- und
Mondörtern.
b) D. s. die mittleren Örter von Sonne und Mond am Mittag
des 1. Thoth des ersten Jahres der Regierung des Nabonassar.
S. Buch IIl, Kap. 7; Buch IV, Kap. 8.
c) Daß Äquinoktial stunden vor und nach Mittag oder Mitter-
nacht gemeint sind, geht daraus hervor, daß es sich um Ver-
gleichung von Ortszeit handelt. S. erl. Anm. 1.
Ptolemäus, überß. v Manitius. I. 9
130 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
geltende Stunde vermehren oder vermindern, um die Stunde
zu erhalten, welche der Theorie nach zu demselben Zeitpunkt
für den in die Untersuchung einbezogenen Ort gilt. Hier-
bei findet Addition statt, wenn der in die Untersuchung ein-
bezogene Ort östlicher liegt, Subtraktion ,* wenn [d]er [zu-
grunde gelegte Ort] westlicher liegt. ^^^
Drittes Buch.
Vorwort.
Hei 190/ Nachdem wir in den vorhergehenden Büchern unseres
Handbuchs die mathematischen Vorkenntnisse erörtert haben,
Hei 191 welche für die Erd- und Himmelskunde unbedingt erforder-
10 lieh sind, nachdem wir ferner die Neigung der durch die
Mitte des Tierkreisgürtels gehenden Ekliptik und die be-
sonderen Erscheinungen besprochen haben, welche an diesem
Kreise bei Sphaera recta und bei Sphaera obliqua je nach
der geographischen Breite zum Ausdruck kommen, halten
16 wir es der richtigen Folge nach für geboten, im Anschluß
an diese Vorstudien die Theorie der Sonne und des
Mondes zu behandeln und die hinsichtlich ihrer Bewegungen
sich zeigenden Begleiterscheinungen zu besprechen, da für
keine der an den Planeten wahrzunehmenden Erscheinungen
20 ohne die vorhergehende Behandlung dieser Verhältnisse eine
gründliche Erklärung gefunden werden kann. Den Vorrang
unter diesen nächsten Aufgaben beansprucht aber unseres
Erachtens die Darstellung der Sonnenbewegung, ohne
Ha 150 welche wieder auch die Theorie des Mondes in ihrem Zu-
25 sammenhange unmöglich zu verstehen ist.
Erstes Kapitel.
Die Länge des Jahres.
Unter allen Aufgaben, welche die Theorie der Sonne uns
stellt, ist die erste, die Länge des Jahres zu finden. Die
Meinungsverschiedenheit und Unsicherheit, welche bei den
Alten über diesen Punkt herrscht, können wir aus ihren
Länge des Jahres. 131
Schriften ersehen, und besonders aus denen des keine Mühe
scheuenden und wahrheitsliebenden Forschers Hipparch,
Denn auch ihm verursacht in hohem Grade Unsicherheit über
den fraglichen Punkt der Umstand, daß bei der an die Wenden
und Nachtgleichen geknüpften scheinbaren Wiederkehr die 5
Länore des Jahres kürzer befunden wird als der Zusatz Hei 192
eines Vierteltags über volle 365 Tage, länger dagegen bei
der auf die Fixsterne theoretisch bezogenen Wiederkehr. Da-
her kommt er auf die Vermutung, daß auch der Fixstern-
sphäre ein Fortschritt von langer Zeit eigen sei, und zwar 10
eine Bewegung, die sich, wie die der Wandelsterne, gegen die
Richtung des Umschwungs vollziehe, der die erste (d. i.
tägliche) Umdrehung in Beziehung zu dem durch die Pole
des Äquators und der Ekliptik gehenden (Kolur-) Kreis
bewirkt.*^ Daß dieser Fortschritt tatsächlich vorhanden ist 15
und wie er vor sich geht, werden wir erst in dem Abschnitt
von der Fixsternwelt (Buch VII, Kap. 2 und 3) darlegen.
Denn auch die Theorie der Fixsterne kann ohne die voraus-
geschickte Belehrung über Sonne und Mond unmöglich einer
gründlichen Behandlung unterzogen werden. 20
Was indes die vorliegende Aufgabe anbelangt, so sind wir Ha 151
der Meinung, daß man zur Beurteilung der Länge des Sonnen-
jahres keinen anderen Punkt ins Auge fassen dürfe, als die
Wiederkehr der Sonne zu sich selbst, d. h. die Wiederkehr
mit Bezug auf den von ihr beschriebenen schiefen Kreis. 26
Damit wollen wir sagen, daß die Länge des Jahres zu de-
finieren sei als die Zeit, in welcher die Sonne, von einem
bestimmten unbeweglichen Punkte dieses Kreises aus-
gehend, Grad für Grad weiterschreitend bis wieder zu dem-
selben Punkt gelangt, wobei man als die einzigen eigen- 30
artigen Anfangspunkte einer solchen Wiederkehr die durch
die Wende- und Nachtgleichenpunkte genau festgelegten
Punkte besagten Kreises anzunehmen hat. Wenn wir näm-
lich mit Betonung des rein mathematischen Standpunktes
a) Der Zusammenhang des Kolurkreises mit der täglichen
Umdrehung wird S. 23,14 erörtert.
9*
132 Drittes Bucli. Erstes Kapitel.
an die Frage herantreten, so werden wir erstens keine eigen-
Heii93 artigere Wiederkehr finden als diejenige, welche die Sonne
räumlich sowohl wie zeitlich wieder in dieselbe Stellung
bringt, mag man theoretisch diesen charakteristischen Punkt
5 zum Horizont oder zum Meridian oder auch zu der Länge
von Tag und Nacht in Beziehung setzen, zweitens werden
wir keine anderen Anfangspunkte auf dem durch die Mitte
des Tierkreisgürtels gehenden Kreise finden, als allein die-
jenigen, welche genau so, wie es dem tatsächlichen Verhält-
10 nis entspricht, durch die Wende- und Nachtgleichenpunkte
festgelegt werden. Aber auch wenn man die Eigenartigkeit
(der Wiederkehr) mehr von einem Gesichtspunkt aus ins
Auge faßt, den die Naturbetrachtung an die Hand gibt, so
wird man erstens keine vernunftgemäßere Wiederkehr finden
16 als diejenige, welche die Sonne von dem gleichen Temperatur-
zustande der Luft bis wieder zu dem gleichen bringt, d. h.
von derselben Jahreszeit bis wieder zu derselben, zweitens
wird man keine anderen Anfangspunkte als allein diejenigen
finden, an denen sich die Scheidung der Jahreszeiten be-
20 sonders deutlich bemerkbar macht. Hierzu kommt noch die
Erwägung, daß die theoretisch auf die Fixsterne bezogene
Wiederkehr sowohl aus anderen Gründen unhaltbar erscheint,
als auch besonders deshalb, weil die Theorie auch an der
Fixsternsphäre einen streng geregelten Fortschritt nach den
Ha 152 östlichen Teilen des Himmelsgewölbes feststellt, unter diesen
26 Umständen könnte man ja ebensogut sagen, das Sonnenjahr
sei die Zeit, in welcher die Sonne z. B. den Saturn oder irgend-
einen anderen Planeten wieder einholt. Das würde zu einer
ansehnlichen Zahl von grundverschiedenen Jahreslängen
30 führen.
Hiermit sind die Gründe erschöpft, aus denen wir es für
angezeigt halten, nur in demjenigen Zeitraum die Länge des
Sonnenjahres zu erblicken, welcher mit Hilfe von zeitlich
möglichst weit auseinanderliegenden Beobachtungen als die
35 Zwischenzeit gefunden wird (in welcher die Sonne) von
Hei 194 einem Wende- oder Nachtgleichenpunkt bis wieder zu dem-
selben Wende- oder Nachtgleichenpunkt (gelangt).
Länge des Jahres. 133
Gewisse Bedenken verursacht indessen dem Hipparch die
Ungleichheit, welche man selbst an der in diesem Sinne
verstandenen Wiederkehr bei Benutzung von zusammen-
hängenden Beobachtungsreihen wahrzunehmen vermeint. Wir
werden jedoch in aller Kürze darzulegen versuchen, daß diese 6
vermeintliche Wahrnehmung keinerlei störende Bedenken zu
erregen braucht. Überzeugendes Beweismaterial dafür, daß
diese Zeiten nicht ungleich sind, haben wir einerseits aus
denjenigen Wenden und Nachtgleichen gewonnen, welche
wir selbst mit den Instrumenten in zusammenhängender Folge 10
beobachtet haben — wir finden nämlich keinen wesentlichen
Unterschied hinsichtlich des Vierteltags, der sich als Über-
schuß einstellt, sondern nur in einzelnen Fällen eine Differenz
von einem Betrage, wie er sich als Fehler infolge mangel-
hafter Konstruktion und Aufstellung der Instrumente leicht 15
einstellen kann — anderseits aber ziehen wir gerade aus
den Berechnungen, welche Hipparch anstellt, den nahe-
liegenden Schluß, daß der Fehler, der die angebliche Un-
gleichheit verursacht, mehr auf Rechnung der Beobachtungen
zu setzen sei. 20
Nachdem er nämlich in der Schrift „Von der Veränderung
der Wende- und Nachtgleichenpunkte" zunächst die seines
Erachtens genau und hintereinander beobachteten Sommer-
und Winterwenden mitgeteilt hat, gibt er selbst zu, daß diesem Ha i53
Material kein so auffälliger Mangel an Übereinstimmung an- 25
hafte, daß man um seinetwillen eine gewisse*^ Ungleichheit
der Länge des Jahres konstatieren müßte. Er schließt näm-
lich diese Mitteilung mit den Worten: „Aus diesen Beob-
achtungen geht deutlich hervor, daß der Unterschied der
Jahreslänge nur ganz geringfügig ist. Was freilich die Wenden Hei i95
anbelangt, so kann ich das Bedenken nicht unterdrücken, 31
daß wir nicht minder wie Archimedes sowohl bei deren Be-
obachtung als auch bei der an die Beobachtung geknüpften
Berechnung einen Fehler machen, der bis zum vierten Teile
a) Das unbedingt notwendige xiva bei Halma ist von Heiberg
ohne Begründung weggelassen worden.
134 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
eines Tages gehen dürfte. Genau kann die üngleichförmig-
keit der Jahreslänge aus den Beobachtungen erkannt werden,
welche an dem in Alexandria in der sogenannten quadratischen
Halle angebrachten Metallring angestellt worden sind; der-
6 selbe läßt scheinbar genau als den Nachtgleichentag den-
jenigen erkennen, an welchem er an seiner konkaven Fläche
erstmalig von der anderen Seite belichtet wird."^^)
Seine weiteren Mitteilungen erstrecken sich auf
A. Daten möglichst genau beobachteter Herbstnacht-
10 gleichen. Die Beobachtungen wurden angestellt:
1. Im 17*'''' Jahre der dritten Kailippischen Periode^®)
am 30. Mesore bei Sonnenuntergang (27. Sept. 162 v. Chr.).
2. Drei Jahre später im 20*®'' Jahre am ersten Zusatztage
(27. Sept. 159 V. Chr.) in der Morgenstunde*^ obgleich der
15 Eintritt in der Mittagstunde hätte erfolgen sollen, so daß
sich ein Fehlbetrag von einem Vierteltag herausstellte.
3. Ein Jahr darauf (also wieder am ersten Zusatztage)
im 21*®" Jahre (27. Sept. 158 v. Chr.) in der sechsten Stunde
(d. i. Mittags), was mit der vorhergehenden Beobachtung in
20 Einklang stand.
4. Elf Jahre später im 32*®" Jahre zur Mitternachtstunde
vom dritten auf den vierten Zusatztag (26/27. Sept. 147
V. Chr.), obgleich der Eintritt in der Morgenstunde (6^ früh
am vierten) hätte erfolgen sollen, so daß sich wieder ein Fehl-
26 betrag von einem Vierteltag ergab.
Hei 196 6. Ein Jahr darauf im 33*®" Jahre am vierten Zusatztag
(27. Sept. 146 V. Chr.) in der Morgenstunde (6^ früh), was
mit der vorhergehenden Beobachtung in Einklang stand.
6. Drei Jahre später im 36*®" Jahre am vierten Zusatz-
Ha 154 tag (26. Sept. 143 v. Chr.) abends (6^), obgleich der Eintritt
31 zur Mitternachtstunde hätte erfolgen sollen, so daß der Fehl-
betrag wieder nur den einen Vierteltag ausmachte.
B. Daten gleicherweise genau beobachteter Frühlings-
nachtgleichen. Die Beobachtungen wurden angestellt:
a) Nur 12«* später als 3 Jahre vorher, statt 18«*. Hieraus geht
hervor, daß unter Ttgoiag 6 Uhr früh (Beginn des Nachtgleichen-
lichttages) zu verstehen ist.
Länge des Jahres. 135
1. Im 32*®^ Jahre der dritten Kailippischen Periode '^^ am
27. Mechir (24. März 146 v. Chr.) in der Morgenstunde
(6^ früh). Der Ring in Alexandria, versichert Hipparch,
zeigte aber auch um die fünfte Stunde (d.i. 11^ vorm.) einen
auf beiden Seiten gleichbreiten Lichtstreifen, so daß schließ- 5
lieh dieselbe Gleiche, verschieden beobachtet, um etwa fünf
Stunden differiert e.^^^ Die folgenden Gleichen bis zum
37*®" Jahre hätten allerdings, wie er versichert, hinsichtlich
des den Vierteltag betragenden Überschusses Übereinstim-
mung gezeigt. 10
2. Elf Jahre später im 43*®" Jahre am 2 9. Mechir (23. März
135 V. Chr.) sei die Frühlingsnachtgleiche, sagt er, (unmittel-
bar) nach der Mittemacht auf den 30*®" eingetreten, was
mit der Beobachtung im 32*®" Jahre in Einklang gewesen
sei und auch wieder, so versichert er, mit den in den folgen- 15
den Jahren bis zum 50*®" Jahre angestellten Beobachtungen
übereinstimme.
3 . Im 5 0*®" Jahre trat nämlich die Gleiche am 1 . Phamenoth
(23. März 128 v. Chr.) bei Sonnenuntergang (6^ abends) etwa
1^4 Tag später ein als im 43*®" Jahre, ein Überschuß, der 20
sich auf die sieben dazwischen liegenden Jahre entsprechend
verteilt.
Auch bei diesen Beobachtungen hat sich also keine be-
trächtliche Differenz herausgestellt, obgleich es nicht nur bei Hei i97
den Beobachtungen der Wenden, sondern auch bei denen 25
der Nachtgleichen wohl möglich wäre, daß sich im Wider-
spruch mit den Beobachtungen ein Fehler sogar bis zum
Betrage eines Vierteltags bemerkbar machte. Denn wenn
die Aufstellung oder auch die Gradteilung des Instruments
nur um den 3600*®" Teil (d. i. um 6 Bogenminuten) des 30
durch die Pole des Äquators gehenden (Deklinations-) Kreises
von der genauen Lage oder Teilung abweicht, so gleicht die Ha i55
Sonne eine fehlerhafte Deklination von diesem Betrage in
den Schnittpunkten mit dem Äquator durch eine Fortbewegung
von Y/ in Länge auf dem schiefen Kreise aus, so daß die 35
mangelnde Übereinstimmung bis zu einer Differenz von einem
Vierteltag gehen kann.^^^ Noch viel größer kann der Fehle •
136 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
werden bei den Instrumenten, welche nicht für einmaligen
Gebrauch aufgestellt und nicht immer wdeder genau im Ver-
gleich zu den Beobachtungen geprüft werden, sondern wer
weiß wie lange schon mit den darunter befindlichen Funda-
6 menten zu dem Zweck, ihre Lage auf lange Zeit dauernd
zu behalten, festverbunden sind, wenn mit der Zeit an ihnen
eine unbemerkt gebliebene seitliche Verschiebung eingetreten
ist, wie man an den bei uns in der Palästra angebrachten
Metallringen beobachten kann, welche scheinbar ihre Lage
10 in der Ebene des Äquators einhalten. Denn so bedeutend
stellt sich uns bei Beobachtungen die Veränderung ihrer
Lage heraus, besonders je größer und älter ein solcher Ring
ist, daß ihre konkaven Flächen bisweilen zweimal hinter-
einander bei derselben Gleiche den (signifikanten) Wechsel
15 der Belichtung zeigen.^^)
Hoi 198 Aber freilich von derartigen Fehlerquellen will auch Hip-
parch keine als zutreffend gelten lassen, wo es sich um die
Vermutung der Ungleichheit der Jahreslänge handelt. Viel-
mehr will er aus gewissen Mondfinsternissen durch Berechnung
20 das Ergebnis ableiten, daß die Ungleichheit der Jahreslänge
im theoretischen Mittel genommen keine größere Differenz
als % Tag aufweise. Das ist ein Betrag, der wohl schon
eine Prüfung verdiente, wenn er wirklich so bedeutend wäre
Hft 156 und nicht an derHand desselben Beweismaterials, aus welchem
26 er abgeleitet wird, auf theoretischem Wege als ein gründ-
licher Irrtum nachgewiesen werden könnte. Hipparch be-
rechnet nämlich mit Hilfe gewisser Mondfinsternisse, welche
in unmittelbarer Nähe von Fixsternen beobachtet worden
sind*^, wie weit westlich vom Herbstpunkt bei jeder Finster-
30 nis die sogenannte Spika stehe, und meint auf diesem Wege
a) Bei zentralen Mondfinsternissen, bei denen das Mondzen-
trum der Sonne diametral gegenüber in der Ekliptik steht, ist
aus dem Sonnenorte sein scheinbarer Ort, d. i. der von der
Parallaxe beeinflußte, mit zweifelloser Sicherheit bestimmbar.
Nur dann gibt der Mondort für die Ortsbestimmung nahe-
stehender Fixsterne einen durchaus zuverlässigen Ausgangs-
punkt ab. Vgl. Buch IV, Kap. 1 am Ende.
Länge des Jahres. 137
zu finden, daß sie zu seiner Zeit bald ein Maximum des Ab-
standes von 672^ bald ein Minimum von 57^° zeige. Dar-
aus zieht er den Schluß, da es ja nicht gut möglich sei, daß
die Spika in so kurzer Zeit eine so bedeutende Ortsverände-
rung erlitten habe, daß mutmaßlich die Sonne, von deren 5
Ort aus Hipparch die Örter der Fixsterne*^ bestimmt, ihre
Wiederkehr nicht in gleichlanger Zeit bewerkstellige. Nun
kann aber die Berechnung zu gar keinem richtigen Ergebnis
führen, ohne daß der Ort, den die Sonne zum Zeitpunkt
der Finsternis inne hat, als sicher gegeben angenommen 10
wird. Indem nun Hipparch für diesen Zweck bei jeder
Finsternis die in jenen Jahren von ihm selbst genau be-
obachteten Wenden und Nachtgleichen heranzieht, liefert er, Hei 199
ohne es zu wollen und zu merken, gerade hiermit den klaren
Beweis, daß bei der Vergleichung der Jahreslängen hinsieht- 16
lieh des vierteltägigen Überschusses keinerlei Differenz her-
auskommt.
Diese Behauptung soll durch ein Beispiel erhärtet werden.
Aus der im 32*®^ Jahre der dritten Kailippischen Periode
(146 V. Chr.) angestellten Finsternisbeobachtung, die er zum 20
Vergleich vorlegt, glaubt er zu finden, daß die Spika 6V2^
westlich des Herbstpunktes stehe, während er mit Hilfe der
im 43*®^ Jahre derselben Periode (135 v. Chr.) angestellten
Beobachtung^) diesen Abstand nur zu 5Y4^ findet. Indem
er nun auch zu den vorliegenden Berechnungen die in den 25
betreffenden Jahren genau beobachteten Frühlingsnacht-
gleichen (S. 1 35, 1. 11) heranzieht, um mit derenHilfe die Örter Ba 157
a) Natürlich nicht unmittelbar, sondern durch Yermittelung
des Mondes, dessen scheinbare Elongation von dem genauen
Ort der Sonne erst durch Rechnung festgestellt werden muß.
b) Diese beiden Finsternisse, beide total, haben nach dem
Finsterniskanon von Oppolzer (Naturw. Kl. d. Kais. Akad. d.
Wies. Band 85, 2. Abt.) am 21. April 146 v. Chr. und am 21. März
135 V. Chr. stattgefunden. Da bei der letzteren die Sonne etwa
in X 27 *^ stand, so befand sich der Mond diametral gegenüber
in np 27** in großer Nähe östlich der Spika, deren Ort zu Hipparchs
Zeit (Comm. p. 196,8) 2 <* südlich unter vp 24« war. Die Ent-
fernung bei der ersten betrug dagegen etwa 32° östlich.
138 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
der Sonne zur Zeit der Finsternismitten, von diesen aus weiter
die des Mondes, und von denen des Mondes aus die der Sterne
zu erhalten, gibt er an, daß die eine Gleiche im 32*®^ Jahre
am 27. Mechir (24. März 146 v. Chr.) in der Morgenstunde
6 (6^ früh) stattgefunden habe, die andere im 43*®^ Jahre am
29. Mechir (unmittelbar) nach der Mitternacht auf den
30. Mechir (23/24. März 135 v. Chr.) etwa 2%Tage'^) später
als die im 32*®^ Jahre, somit genau so viele Tage später, als
lediglich der vierteltägige Überschuß mit sich bringt, der
10 auf jedes der 11 Zwischenjahre entfällt. Wenn nun einer-
seits die Sonne ihre nach den zugrunde gelegten Nachtgleichen
bemessene Wiederkehr weder in längerer noch in kürzerer
Zeit vollzogen hat, als der infolge des Vierteltags eintretende
Überschuß beträgt, und wenn anderseits die Spika sich in
Hei 200 so Wenigen Jahren unmöglich lV4^ bewegt haben kann, wie
16 sollte es da nicht eine ganz törichte Übereilung sein, das
auf den zugrunde gelegten Argumenten fußende (zweifelhafte)
Rechnungsergebnis zur Anfechtung ebendieser Argumente
heranzuziehen, welche zu dem Ergebnis verholfen haben, und
20 die Ursache einer so ganz unmöglichen Bewegung der Spika
keinem anderen Umstände zuzuschreiben als einzig und allein
den zugrunde gelegten Nachtgleichen, wo es doch mehr als
eine Ursache gibt, die einen so starken Fehler im Gefolge
haben könnte? Heißt das nicht, jene Nachtgleichen seien
25 (an und für sich) genau und doch wieder (für den vorliegen-
den Zweck) nicht genau beobachtet gewesen? Viel näher
dürfte doch wohl die Möglichkeit liegen, daß entweder die
direkt bei den Finsternissen festgestellten Abstände des
Mondes von den in nächster Nähe stehenden Sternen etwas
30 oberflächlich abgeschätzt worden seien, oder daß die Berech-
nungen, sei es der Parallaxen des Mondes zur Bestimmung
seiner scheinbaren Örter, sei es der zwischen Gleiche und
Finsternismitte vor sich gegangenen Sonnenbewegung, ent-
weder nicht richtig oder wenigstens nicht genau ausgeführt
35 worden seien.
a) So viele Schalttage entfallen auf 11 Jahre der christlichen
Zeitrechnung.
Länge des Jahres. 139
Freilich meine ich, daß schon Hipparch selbst tu der
gleichen Erkenntnis gelangt sei, daß in derartigen Ergeh- Ha i58
nissen kein stichhaltiger Grund erblickt werden könne, der
Sonne noch eine zweite Anomalie zuzuschreiben, vielmehr
glaube ich, daß er lediglich aus Wahrheitsliebe einen von 5
den Umständen nicht habe verschweigen wollen, die manchen
Beobachter möglicherweise zu einem Bedenken führen konnten.
Jedenfalls hat auch er die Hypothesen der Sonne und des
Mondes unter der Voraussetzung gehandhabt, daß es an der
Sonne nur eine einzige Anomalie gibt, welche ihre Wieder- 10
kehr im Einklänge mit der nach den Wenden und Nacht-
gleichen bemessenen Jahreslänge vollzieht. Auch machen Hei 201
wir mit der Annahme, daß die so bemessenen Umläufe der
Sonne gleichlang seien, nirgends in der Theorie die Er-
fahrung, daß die Finsterniserscheinungen von den auf die 16
betreffenden Hypothesen gegründeten Berechnungen nam-
haft differieren. Und doch müßte dies in sehr bemerkbarer
Weise der Fall sein, wenn die Korrektion hinsichtlich der
(etwaigen) Ungleichheit der Jahreslänge nicht mit in Be-
tracht gezogen würde. Und wenn die Ungleichheit auch 20
nur einen Grad ausmachte, so würde dies bereits zu einer
Differenz (mit der Finsternisberechnung) von ungefähr zwei
Aquinoktialstunden*^ führen.
Aus all dem Mitgeteilten, sowie aus den Erfahrungen,
die wir selbst bei fortgesetzten eigenen Beobachtungen des 25
Sonnenlaufs hinsichtlich der Zeiten der Wiederkehren machen,
ergeben sich für uns zwei Tatsachen, erstens: die Jahres-
länge ist nicht ungleich, wenn sie auf einen Punkt,
und nicht bald auf die Wende- und Nachtgleichenpunkte,
bald auf die Fixsterne theoretisch bezogen wird; zweitens: 30
es gibt keine andere eigenartigere Wiederkehr als
diejenige, welche die Sonne von einem Wende- oder Nacht-
gleichenpunkt oder auch von irgendeinem anderen Punkte
a) Weil der Mond in Länge stündlich 32' 56" zurücklegt,
mithin etwa zwei Stunden brauchen würde, um den einen
Grad bis zur Sonne zurückzulegen, oder auch schon so weit
über die Sonne hinaus sein könnte.
140 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
der Ekliptik wieder zu demselben Punkte zurückbringt.
Überhaupt sind wir der Ansicht, daß es das richtige sei,
Ha 159 die Erscheinungen mit Hilfe möglichst einfacher Hypothesen
zu erklären, insoweit nicht aus den Beobachtungen ein nam-
5 hafter Widerspruch gegen ein solches Vorhaben sich gel-
tend macht.
Daß nun die theoretisch nach den Wenden und Nacht-
gleichen bemessene Jahreslänge kürzer ist als der einen
Hei 202 Vierteltag betragende Zusatz zu vollen 365 Tagen, ist uns
10 bereits aus den von Hipparch geführten Nachweisen er-
sichtlich geworden. Um wie viel sie aber kürzer ist, das
dürfte mit absoluter Sicherheit zu bestimmen unmöglich
sein; denn der Mehrbetrag des Vierteltags bleibt wegen
des minimalen Betrags der Differenz auf eine Reihe von
15 Jahren für die sinnliche Wahrnehmung gänzlich unver-
ändert, und es kann deshalb bei der auf längerer Zwischen-
zeit beruhenden Vergleichung der gefundene Überschuß an
Tagen, welcher auf die einzelnen Jahre der Zwischenzeit
verteilt werden muß, mag es sich um mehr oder weniger
20 Jahre handeln, theoretisch als derselbe betrachtet werden.*^
Aber wenigstens ohne beträchtlichen Fehler genau läßt
sich die also bemessene Wiederkehr bestimmen, je länger
der Zeitraum gefunden wird, welcher zwischen den zu ver-
gleichenden Beobachtungen liegt. Dieses Verfahren ist nicht
25 nur im vorliegenden Falle, sondern überhaupt bei allen
periodischen Wiederkehren mit Erfolg angewendet worden.
Denn der kleine Fehler, welcher sich infolge der Unzuläng-
lichkeit der Beobachtungen an sich selbst bei peinlich ge-
nauer Handhabung einstellt, der, mögen sich die Erscheinungen
30 in langen oder kurzen Pausen wiederholen, für die auf sie
gerichtete sinnliche Wahrnehmung immer wieder nahezu
derselbe ist, dieser Fehler macht den Jahresirrtum und so-
mit den aus diesem je nach der Länge der Zeit sich summieren-
den Fehler, auf weniger Jahre verteilt, größer, dagegen
35 auf mehr Jahre verteilt, kleiner.
a) D. h. auf jedes Jahr entfällt bei der Verteilung der über-
schießenden Tage rund ein Vierteltag über 365 Tage.
Länge des Jahres. 141
Daher darf man es für eine ausreichende Leistung an-
sehen, wenn wir unserseits nur den Beitrag zu liefern Ha i60
versuchen, welchen die (verhältnismäßig kurze) Zeit, die
zwischen uns und den uns erhaltenen alten und zugleich Hei 203
genauen Beobachtungen liegt, zum annähernd gültigen 5
Nachweis der zur Bestimmung der Umläufe aufgestellten
Hypothesen zu bieten vermag, und wenn wir die gewissen-
hafte Prüfung des gebotenen Materials nicht gegen besseres
Wissen und Können nachlässig betreiben, vielmehr uns zu
der Meinung bekennen, daß prahlerische Versicherungen, 10
die „für alle Ewigkeit" gegeben werden und mit „schier un-
ermeßlichen die Beobachtungen umspannenden Zeiträumen"
prunken, mit Forschungseifer und Wahrheitssinn nichts ge-
mein haben.
Was zunächst das Alter (der Beobachtungen) anbelangt, 15
so müßten eigentlich die von der Schule des Meton und
des Euktemon, sowie die nach ihnen von der Schule des
Aristarch beobachteten Sommerwenden zum Vergleich
mit den zu unserer Zeit eingetretenen Wenden herangezogen
werden. Weil aber allgemein die Beobachtungen der Wenden 20
ihrem Werte nach schwer zu beurteilen und überdies die
von den genannten Beobachtern überlieferten Aufzeichnungen
recht oberflächlich gehalten sind, wie es schon dem Hipparch
den Eindruck zu machen scheint, so haben wir dieselben
beiseite gelassen. Benutzt haben wir dagegen zur Ver- 25
gleichung in der vorliegenden Frage die Beobachtungen
der Nachtgleichen, und zwar von diesen wegen ihrer
unbedingten Genauigkeit erstens diejenigen, welche von
Hipparch ausdrücklich als von ihm mit möglichster Sorg-
falt angestellt bezeichnet werden, zweitens diejenigen, welche 30
von uns selbst mit Hilfe der im Eingange unseres Hand-
buchs (S. 41 — 44) für solche Zwecke erklärten Instrumente
unter ganz besonderer Gewähr der Sicherheit angestellt
worden sind.
Aus diesem Material ergibt sich, daß in nahezu 300 Jahren 35
die Wenden und Nachtgleichen einen Tag eher eintreten,
als es der Rechnung mit dem Überschuß eines Vierteltags Hei 201
142 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
über volle 365 Tage entspricht. Im 32**^ Jahre der dritten
Ha 161 Kailippischen Periode (147/1 46 v. Chr.) hat nämlich Hipparch
gerade die Herbstnachtgleiche (S. 1 34,21 ) als möglichst ge-
nau beobachtet bezeichnet und versichert, durch Berechnung
5 festgestellt zu haben, daß sie am dritten Zusatztage zu der
auf den vierten führenden Mitternachtstunde (26/27. Sept.
147 V. Chr.) eingetreten sei. Es ist das 178*® Jahr nach
dem Tode Alexanders.*) 285 (d. s. 146 + 139) Jahre später,
im dritten Jahre Antonius (139/140 n. Chr.), welches das
10 (323 + 140=) 463*« Jahr nach dem Tode Alexanders ist,
haben wir mit größter Zuverlässigkeit wieder die Herbst-
nachtgleiche beobachtet: sie fand statt am 9. Athyr (26. Sept.
139 n. Chr. 7^ früh) etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang.
Als Überschuß über 285 ganze ägyptische Jahre — das
15 sind solche zu 365 Tagen — hat demnach die Wiederkehr
nur 70 volle Tage und Y^ -f Ygo Tag als Überschuß erhalten
anstatt 71^/4 Tage,^) welche nach der Rechnung mit dem
Überschuß des Vierteltags auf die vorliegenden Jahre ent'
fallen würden. Folglich ist die Wiederkehr ^^j^^^ Tag eher
20 eingetreten, als es der Rechnung mit dem Überschuß des
Vierteltags entspricht.
Ebenso behauptet Hipparch wieder, daß im obengenannten
32*®" Jahre der dritten Kailippischen Periode die Frühlings-
nachtgleiche (S. 135, 1) nach sehr genauer Beobachtung
25 am 27. Mechir (24. März 146 v. Chr.) in der Morgenstunde
(d.i. 6^ früh) eingetreten sei. Es ist das 178*« Jahr nach dem
Tode Alexanders. Demgegenüber haben wir gefunden, daß
a) Ära des Philippus Arrhidäus, des Stiefbruders und sog.
Nachfolgers Alexanders. Der Beginn der Ära ist der 1. Thoth
= 12. Nov. 324 V. Chr. In diesem ersten Jahre der Ära fällt
der Tod Alexanders des Großen auf den 11. Juni 323 v. Chr.
b) Die Zwischenzeit von der Mitternacht des dritten Zusatz-
tages bis eine Stunde nach Sonnenaufgang am 9. Athyr beträgt
über 70 y^ Tage (2^ -}- 60^ -|- g* -f 6^) noch die eine Stunde (ge-
nau ist V2o^ = iy6^) iiiehr, um welche die letzte Gleiche nach
6^ früh eintrat, während auf 285 julianische Jahre 71 Schalt-
tage und y^ Tag entfallen. Es ergibt sich also ein Fehlbetrag
von 7iy/ - [70y/ -^ y,,^] = "/„ Tag.
Länge des Jahres. 143
die (145 + 140=) 285 Jahre später, also wieder (323+ Hei 205
140=) 463 Jahre nach dem Tode Alexanders, eingetretene
Frühlingsnachtgleiche am 7. Pachon (22. März 140 n. Chr.)
etwa eine Stunde nach Mittag stattfand, so daß auch diese
Periode die gleichen 7074 ~H V20 Tage aufweist*^ anstatt Ha 162
der nach der Rechnung mit dem Vierteltag auf 285 Jahre 6
(als Schalttage) entfallenden 71^4 Tage. Es ist also auch
in diesem Falle die Wiederkehr der Frühlingsnachtgleiche
^720 Tag eher eingetreten, als es der Rechnung mit dem
Überschuß des Vierteltags entpricht. Da sich nun 300 zu 10
285 Jahren verhalten wie 1 Tag zu ^%o,^^ so folgt hieraus,
daß in 300 Jahren die Wiederkehr der Sonne zum Frühlings-
punkt ungefähr einen Tag früher erfolgt, als es der Rech-
nung mit dem Überschuß des Vierteltags entspricht
Ganz dasselbe Ergebnis werden wir erhalten, wenn wir 16
mit Rücksicht auf das Alter die von der Schule des Meton
und des Euktemon beobachtete, aber recht oberflächlich
aufgezeichnete Sommerwende'') mit der von uns möglichst
genau berechneten in Vergleich stellen. Erstere hat näm-
lich der Aufzeichnung nach stattgefunden unter dem athe- 20
nischen Archonten Apseudes am 21. ägyptischen Phamenoth
(27. Juni 432 v. Chr.) in der Morgenstunde. Demgegen-
über haben wir auf Grund genauer Berechnung festgestellt,
daß in dem obengenannten 463**"* Jahre nach dem Tode Hei 206
a) Vom Morgen (6'' früh) des 27. Mechir bis zur nämlichen
Stunde des 7. Pachon sind 4^ -f 60* -|- 6*, hierzu 6^ bis zum
Mittag des 7. Pachon und 1 (reichliche) Stunde darüber: Summa
70*+ v/+y.o"-
b) 71%„- 707,0 = ^%«; 300:285 = x:"4„; x = ^-^^=l*.
c) Nach der Berechnung Ton Wislicenus (Astron. Chron. S. 81)
stand die Sonne im Jahre 432 v. Chr. den 28. Juni mittags 12**
bürgerlicher Zeit von Athen noch y^^ vor dem Wendepunkt.
Die Wende trat demnach etwa um S\ nach Ideler (Chron. I.
S. 326) sogar erst um 4** nachm., also fast ly^ Tag später ein.
Auf den 28. Juni 10''1™53« vorm. fällt sie nach Pariser Zeit,
d.i. für Athen 11*> 27»" 27« vorm., nach der Berechnung, welche
Böckh ^Sonnenkr. d. Alten, S. 43, 1) nach den Sonnentafeln von
Largeteau angestellt hat.
144 Drittes Buch. Erstes Kapitel.
Alexanders die Wende am 11. Mesore (24. Juni) ungefähr
2 Stunden nach der Mitternacht auf den 12. Mesore (d. i.
am 25. Juni 140 n. Chr. 2^ nachts) eingetreten ist. Nun
sind es von der unter Apseudes aufgezeichneten bis zu der
5 von der Schule des Aristarch im 50**"^ Jahre (und zwar
nach S. 145,3 am Ende dieses Jahres) der ersten Kallip-
pischen Periode (281 280 v. Chr.) beobachteten Sommer-
wende, wie auch Hipparch angibt, (432 — 280=) 152
Jahre; dann weiter von dem genannten 50*®^ Jahre, welches
Ha 163 mit dem 44*®^ Jahre nach dem Tode Alexanders zusammen-
11 fiel, bis zu dem 463*®^ Jahre (140 n. Chr.), in das unsere
Beobachtung fällt, (279 + 140=) 419 Jahre. In den
(152-1-419==) 571 Jahren der ganzen Zwischenzeit sind
demnach, wenn die von der Schule des Euktemon be-
16 obachtete Sommerwende zu Beginn^) des 21. Phamenoth
stattgefunden hat, zu ganzen ägyptischen Jahren hinzu-
gekommen 14072 + Vs '^^8® anstatt der 142%, welche
(als Schalttage) nach der Rechnung mit dem Überschuß
des Vierteltags auf 571 Jahre entfallen würden. Mithin
20 ist die in Frage stehende Wiederkehr (142%2 — 140*7i2 =
1 ^^12 d. i.) 2 Tage weniger ^/jg Tag früher eingetreten, als
es der Rechnung mit dem Überschuß des Vierteltags ent-
spricht. Folglich hat sich auch auf diesem Wege das Er-
gebnis herausgestellt, daß in vollen 600 Jahren die Jahres-
25 länge mit dem Überschuß des (vollen) Vierteltags nahezu
zwei ganze Tage zu viel einbringt.
Auch mit Hilfe einer Mehrzahl von anderen Beobachtungen
finden wir genau dasselbe Ergebnis und sehen den Hipparch
a) Vom Beginn (= Tcgaiag) des 21. Phamenoth bis 6'' nachm.
am 11. Mesore sind (10<i+ 120*-}- lO^-f- V/=) Uny^ Tage; hier-
zu kommen 8 Stunden, d. i. y/, von 6^ nachm. am IV"" bis
2^ nach der auf den 12*«'' führenden Mitternacht. Nur wenn
7C8qI x7]v ccQXWi ii^u Beginn" (oben Z. 15), und Tcgwiccg, „in der
Morgenstunde" (Ö. 14.3,22), durchgängig, d. i ohne Rücksicht
auf die Jahreszeit, von 6'' früh verstanden wird (vgl. Böckh,
Sonnenkr. d. Alten, S 304, unten), stimmt die Angabe des halben
Tages von „früh" bis Q^ nachm. Vgl. S. 134 Anm.
Länge des Jahres. 145
mehrfach mit demselben in Übereinstimmung. So drückt
er sich in der Schrift „Von der Länge des Jahres" bei
Vergleichung der Ton Aristarch am Ende des 50*®'^ Jahres Hei 207
der ersten Kailippischen Periode (280 v. Chr.) beobachteten
Sommerwende mit der von ihm selbst wieder genau fest- 5
gestellten am Ende des 43*®° Jahres der dritten Kallip-
pischen Periode (136/135 v. Chr.) folgendermaßen aus:
„Somit ist klar, daß nach (der Zwischenzeit von 280 —
135 =) 145 Jahren die Wende um die Hälfte der Zeit,
welche die Summe von Tag und Nacht ausmacht,^) früher 10
eingetreten ist, als der Rechnung mit dem Überschuß des
(vollen) Vierteltags entspricht." Ferner fügt er in der
Schrift „Von Schaltmonaten und Schalttagen", nachdem er
vorher bemerkt hat, daß nach der Schule des Meton und
des Euktemon die Jahreslänge 365 V4 + Vre "^^.ge, nach 15
Kallippus aber 365 Y^ Tage betrage, wörtlich folgendes Ha i64
hinzu: „Wir finden in 19 Jahren ebenso viele Monate^^ ent-
halten wie jene Männer, das Jahr dagegen finden wir mit
einem Zusatz behaftet, welcher mindestens Y300 Tag kürzer
ist als der Viertel tag (vgl. S. 146 Anm.), so daß es in 20
300 Jahren gegen Meton fünf Tage°) und gegen Kallippus
einen Tag zurückbleibt." Indem er schließlich seine An-
sicht unter Zitierung seiner eigenen Schriften kurz re-
kapituliert, sagt er also: „Ich habe auch über die Jahres-
länge eine Abhandlung in einem Buche verfaßt, in welcher 26
ich nachweise, was das Sonnenjahr ist: es ist die Zeit, in
welcher die Sonne von einer Wende bis wieder zu derselben
gelangt, oder von einer Nachtgleiche bis wieder zu derselben ;
es umfaßt 365 Tage und einen Vierteltag weniger ungefähr
V300 eines Tages und einer Nacht; die^ Meinung der Mathe- Hei 208
a) D. i. einen halben Tag früher, mithin in 290 Jahren
einen Tag, annähernd wie oben S. 143, 13.
b) Nach Geminus (Isag. S. 120, 9) 235 Monate mit Einschluß
der Schaltmonate.
c) Nur 4'%^*; denn V^g x 300 = 3' V76. ^oz^ 4*" ^8« X 300 =« 1*
kommt als der sich summierende Fehlbetrag des Vierteltags
(S. 146 Anm.). An 5^ fehlen also V^g = Vjg* oder 1'^ 16"».
Ptolemäus, übers, v. Manitins. I. 10
146 Dritteß Buch. Erste» Kapitel.
matiker, daß ein (voller) Vierteltag zu der genannten Zahl
von Tagen hinzukomme, ist nicht richtig."
Daß also die bis auf den heutigen Tag sich darbieten-
den Erscheinungen hinsichtlich der Jahreslänge mit dem
6 für die Wiederkehr zu den Wende- und Nachtgleichen-
punkten obengenannten Betrag in vollem Einklang stehen,
ist aus der Übereinstimmung der neuerdings gemachten
Wahrnehmungen mit den früheren meines Erachtens deut-
lich hervorgegangen. Wenn wir daher den einen Tag^^ auf
10 die 300 Jahre verteilen, so kommen auf jedes Jahr als
Ha 165 Bruchteil eines Tages 12 Sekunden; wenn wir diese von
365** 15', was der Rechnung mit dem Überschuß des (vollen)
Vierteltags entspricht, abziehen, so werden wir die gesuchte
Jahreslänge mit 36ö^l4'48" erhalten. Auf diesen Betrag
16 dürfte sich demnach die Zahl der Tage belaufen, welche
von uns nach Möglichkeit aus dem gebotenen Material ge-
wonnen worden ist.
Was aber die für die Sonne und die anderen Gestirne
erforderliche Bestimmung ihres jeweiligen Laufs anbelangt,
20 für welche das Handbuch in Form spezieller Tabellen hand-
liche und sozusagen zum Gebrauch fertige Unterlagen zu
bieten hat^ so sind wir zwar der Meinung, daß für den
Mathematiker das Endziel seiner Aufgabe in dem Nach-
weis bestehen muß, daß die Erscheinungen am Himmel
26 sich alle infolge gleichförmiger und auf Kreisen vor sich
gehender Bewegungen vollziehen, indessen gehört unseres
Erachtens zu diesem schwierigen Vorhaben als notwendige
Beigabe unbedingt die Aufstellung von Tafeln, welche zu-
nächst die Teilbeträge der gleichförmigen Bewegung
30 (Kap. 2) getrennt zeigen von der scheinbaren Anomalie
(Kap. 6), die bei der Annahme von Kreisen eintritt, und
dann wieder aus der Mischung und Vereinigung dieser
a) Der Tag zu 60 Sechzigteilen oder Minuten gerechnet, gibt
3600 Sekunden; ^ = 12". Da ^= -^ _ 4- 48-, so be-
trägt das tropische Jahr um so viel weniger als 365 y^, d. i.
365^5^ 56"^ 12«. Der heutzutage geltende Wert ist 366<i5»'48*°46«.
Länge des Jahres. 147
beiden Bewegungen (Kap. 8) den Nachweis des schein-
baren Laufs der Gestirne ermöglichen. Damit uns nun
auch dieser Abschnitt unserer Darstellung in recht prak-
tischer Form erstehe und bei den Beweisen selbst zur Hand
sei, so werden wir von hier ab die Aufstellung der Teil- 6
betrage der gleichförmigen Sonnenbewegung in folgen-
der Weise durchführen.
Nachdem eine Wiederkehr mit 365*^ 14' 48" nachgewiesen Hei 20'
ist, werden wir, wenn wir mit dieser Zahl in die 360 Grade
eines Kreises dividieren, den Betrag der täglichen mittleren 10
Bewegung der Sonne mit 0<^ 59' 8" 17'" 13^^12^31^^ er- Ha 161
halten; bis zu so vielen Sechzigteilen die Division durchzu-
führen, wird nämlich ausreichen.
Nehmen wir dann wieder von der täglichen Bewegung
den 24**^ Teil, so werden wir den stündlichen Betrag 15
erhalten mit 00 2'27"50"'43i^3^1^i.
Indem wir ferner den täglichen Betrag mit der Zahl
der 30 Tage eines Monats multiplizieren, werden wir mit
29^34'8"36'"36^^15^30^ die mittlere monatliche Be-
wegung und durch Multiplikation mit der Zahl der 365 20
Tage eines ägyptischen Jahres die mittlere jährliche
Bewegung mit 359^45' 24" 45'" 21^^8^^35^^i erhalten.
Indem wir dann wieder den jährlichen Betrag mit
der Zahl von 18 Jahren multiplizieren, weil hierdurch in
der Abfassung der Tafeln das symmetrische Verhältnis zum 26
Ausdruck kommen wird,'^) und von dem Produkt ganze
Kreise abziehen, werden wir als den Überschuß der 18-
jährigen Periode erhalten 355^37' 25"36'"20i^34^30^i.
Wir werden also drei Tafeln der gleichförmigen Sonnen-
bewegung aufstellen, jede wieder zu 45 Zeilen (vgl. S. 35, 27), 30
und zwar in 2 Teilen. Die erste Tafel wird die Beträge
der mittleren Bewegung für die 18jährigen Perioden ent-
halten, die zweite an erster Stelle die Beträge für die
(einzelnen) Jahre, darunter die Beträge für die Stunden,
a) Insofern durch Annahme der Zahl 18 die Summe 18-f 24
der Jahre und der Stunden in der zweiten Tafel gleichkommt
der Zahl 12 -[- 30 der Monate und der Tage in der dritten Tafel.
Ha 167
Hei 310
Ha 170
Hei S16
X48 Drittes Buch. Zweites und drittes Kapitel.
die dritte an erster Stelle die Beträge für die Monate,
darunter die Beträge für die Tage. In dem ersten Teile
jeder Tafel stehen die Argumentzahlen der betreffenden
Zeitabschnitte, in dem zweiten die Ansätze der Grad-
6 zahlen, von Zeile zu Zeile aus sukzessivem Addieren der
(in der ersten Zeile stehenden) Grundzahl hervorgehend.
Die Tafeln erhalten demnach folgende Form.
Zweites Kapitel.
Tafeln der gleichförmigen Bewegung der Sonne.
Epoche: 1. Thoth des 1. Jahres Nabonassars.
Mittlerer Ort: )(0H6'.
10 Entfernung vom Apogeum TT5<*30': 265*15'.
(S. 149 — 151.)
Drittes Kapitel.
Die Hypothesen zur Erklärung der gleichförmigen
Bewegung auf Kreisen.
) Da die nächste Aufgabe ist, die scheinbare Anomalie der
Sonne nachzuweisen, so muß die allgemeine Bemerkung vor-
ausgeschickt werden, daß auch die nach den östlichen Teilen
16 des Himmels vor sich gehende Ortsveränderung der Planeten,
genau so wie auch der nach Westen zu erfolgende Umschwung
des Weltganzen, durchaus gleichförmig ist und naturgemäß
auf Kreisen vor sich geht, d. h. daß die idealen Leitlinien,
welche die Gestirne oder auch deren Kreise (um ein Zentrum)
20 herumführen, bei ausnahmslos allen Gestirnen in gleichen
Zeiten gleiche Winkel am Zentrum der betreffenden (durch
den Umlauf beschriebenen) Kreislinie bilden. Die schein-
baren Anomalien, welche an den Umlaufsbewegungen wahr-
genommen werden, treten lediglich ein als Folge der (wechseln-
26 den) Lagen und Stellungen der an den Sphären der Gestirne
verlaufenden Kreise, auf denen sie ihre Bewegungen vollziehen.
Keine Äußerung ihres Wesens, die mit ihrer ewigen Dauer
Sonnentafeln.
I. Tafel für Perioden zu 18 Jahron.
149
18
36
54
355°
351
346
37'
14
52
25"
51
16
36'"
12
49
20^^
41
1
34^
9
43
30^^
0
30
72
90
108
342
338
333
29
7
44
42
8
33
25
1
38
22
42
3
18
52
27
0
30
0
126
144
162
329
324
320
21
59
36
59
24
50
14
50
27 ■
24
44
5
1
36
10
30
0
30
180
198
216
316
311
307
14
51
29
16
41
7
3
39
16
25
46
6
45
19
54
0
30
0
234
252
270
303
298
294
6
43
21
32
58
24
52
28 .
5
27
48
8
28
3
37
30
0
30
288
306
324
289
285
281
58
36
13
49
15
40
41
17
54
29
49
10
12
46
21
0
30
0
342
360
378
276
272
268
51
28
5
6
32
57
30
6
43
51
12
30
55
30
4
30
0
30
396
414
432
263
259
254
43
20
58
23
48
14
19
55
32
32
53
13
39
13
48
0
30
0
450
468
486
250
246
241
35
13
50
40
5
31
8
44
21
34
54
15
22
57
31
30
0
30
504
522
540
237
233
228
27
5
42
56
22
48
57
33
10
36
56
17
6
40
15
0
30
0
558
576
594
224
219
215
20
57
35
13
39
4
46
22
59
37
58
18
49
24
58
30
0
30
612
630
648
211
206
202
12
49
27
30
56
21
35
12
48
39
0
20
33
7
42
0
30
0
666
684
702
198
193
189
4
42
19
47
13
38
24
1
37
41
1
22
16
51
25
30
0
80
1 720
738
756
184
180
176
57
34
11
4
29
55
13
50
26
43
3
24
0
34
9
0
30
0
774
792
810
171
167
163
49
26
4
21
46
12
2
39
15
44
5
25
43
18
52
30
0
30
150
Drittes Buch. Zweites Kapitel,
II*.
Tafel für Jahre.
1
359^
45'
24"
45'"
21^^
8^
35^'
2
359
30
49
30
42
17
10
3
359
16
14
16
3
25
45
4 -
359
1
39
1
24
34
20
5
358
47
3
46
45
42
55
6
358
32
28
32
6
51
30
7
358
17
53
17
28
0
5
8 .
358
3
18
2
49
8
40
9
357
48
42
48
10
17
15
10
357
34
7
33
31
25
50
11
357
19
32
18
52
34
25
12
357
4
57
4
13
43
0
13
356
50
21
49
34
51
35
14
356
35
46
34
56
0
10
15
356
21
11
20
17
8
45
16
356
6
36
5
38
17
20
17
355
52
0
50
59
25
55
18
355
37
25
36
20
34
30
IP. Tafel für Stunden.
1
2
3
4
5
6
0°
0
0
2'
4
7
27"
55
23
50"
41
32
43^
26
9
8^
6
9
1^1
2
3
0
0
0
9
12
14
51
19
47
22
13
4
52
35
18
12
15
18
5
6
7
8
9
0
0
0
17
19
22
14
42
10
55
45
36
1
44
27
21
24
27
P
10
11
10
11
12
0
0
0
24
27
29
38
6
34
27
17
8
10
53
36
30
33
36
12
14
15
13
14
15
0
0
0
32
34
36
1
29
57
59
50
40
19
2
45
39
42
45
16
18
19
16
17
18
0
0
0
39
41
44
25
53
21
31
22
12
28
11
54
48
51
54
20
21
23
19
20
21
0
0
0
46
49
51
49
16
44
3
54
45
37
21
4
57
0
3
24
25
27
22
23
24
0
0
0
54
56
59
12
40
8
35
26
17
47
30
13
6
9
12
28
29
31
Zusatz des Apogeumabstaiides der Sonne von H 5«>30'bi8X 0'>45': j
1 2650 15' 1 j
Sonnentafeln.
1II'\ Tafel für Monate
151
80
60
90
29«
59
88
84'
8
42
8"
17
25
36"'
13
49
36»^
12
48
15^
81
46
30^»
0
30
120
150
180
118
147
177
16
50
84
34
48
51
26
8
39
25
1
37
2
17
88
0
30
0
210
240
270
206
236
266
59
33
7
0
8
17
16
52
29
13
50
26
48
4
19
30
0
30
300
330
360
295
325
354
49
26
84
43
6
42
19
8
38
15
35
50
6
0
30
0
IIP
. Tafel
für Tage.
1
0»
59'
8"
17'"
13^^
12^
31^^
2
1
58
16
34
26
25
2
3
2
57
24
51
39
87
33
4
8
56
33
8
52
50
4
5
4
55
41
26
6
2
35
6
5
54
49
43
19
15
6
7
6
53
58
0
32
27
87
8
7
53-
6
17
45
40
8
9
8
52
14
34
58
52
39
10
9
51
22
52
12
5
10
11
10
50
31
9
25
17
41
12
11
49
39
26
38
30
12
13
12
48
47
43
51
42
43
14
13
47
56
1
4
55
14
15
14
47
4
18
18
7
45
16
15
46
12
35
31
20
16
17
16
45
20
52
44
32
47
18
17
44
29
9
57
45
18
19
18
43
37
27
10
57
49
20
19
42
45
44
24
10
20
21
20
41
54
1
37
22
51
22
21
41
2
18
50
35
22
23
22
40
10
35
3
47
53
24
23
39
18
53
17
0
24
25
24
38
27
10
30
12
55
26
85
37
35
27
43
25
26
i 27
86
86
43
44
56
37
57
28
27
35
52
2
9
50
28
29
28
35
0
19
23
2
59
30
29
34
8
36
36
15
30
152 Drittes Buch. Drittee Kapitel.
unvereinbar wäre, kann bei der nur in der Vorstellung exi-
stierenden Kegellosigkeit der Erscheinungen, in "Wirklich-
keit zutage treten.
Die Hervorrufung des Scheines einer ungleichförmigen
5 Bewegung kann vornehmlich nach zwei Hypothesen, welche
wir als die ersten und einfachsten bezeichnen, eintreten.
Wird nämlich die Bewegung der Gestirne theoretisch auf
den mit dem Weltall konzentrischen und in der Ebene der
Ekliptik gedachten Kreis (der Ekliptik) bezogen, mit dessen
10 Zentrum demnach unser Auge zusammenfällt, so sind zwei
Annahmen möglich: entweder vollziehen die Gestirne ihre
Bewegungen auf Kreisen, die mit dem Weltall nicht kon-
zentrisch sind, oder auf Kreisen, die mit dem Weltall kon-
Ha 171 zentrisch sind, dann aber nicht schlechthin auf letzteren
Hei 217 selbst, sondcm auf anderen von diesen getragenen Kreisen,
16 den sogenannten Epizyklen. Nach jeder dieser beiden Hypo-
thesen wird sich die Möglichkeit herausstellen, daß diePlaneten
in gleichen Zeiten für unser Auge ungleiche Bogen der mit
dem Weltall konzentrischen Ekliptik durchlaufen.
20 A. Denken wir uns zunächst nach der exzentrischen
Hypothese als den Exzenter, auf welchem das Gestirn sich
gleichförmig bewegt, den Kreis A B TA
um das Zentrum E und den Durch-
messer AEA, ferner auf letzterem den
25 / // \ Punkt Z als unser Auge, so daß A der
erdfernste, und A der erdnächste Punkt
(des Exzenters) wird. Ziehen wir als-
dann nach Abtragung der gleichgroßen
Bogen AB und AT die Verbindungs-
30 "^--~-L — ^ linien BE, BZ, FE, TZ, so wird ohne
weiteres klar sein, daß das Gestirn,
nachdem es jeden der beiden Bogen in gleicher Zeit zurück-
gelegt hat, auf dem um Z beschriebenen Kreise (d. i. in der
Ekliptik) scheinbar ungleiche Bogen durchlaufen haben
35 wird; denn /. BZA wird kleiner, /. fZA dagegen größer
sein (nach Eukl. I. 1 6) als jeder der als gleich angenommenen
Winkel BEA und TEA.
Exzentrische und epizyklische Hypothese.
153
B. Denken wir uns nach der epizyklischen Hypothese
A B TA als den mit der Ekliptik konzentrischen Kreis um Hei 218
das Zentrum E und den Durchmesser A E f, und als den auf
ihm laufenden Epizykel, auf welchem sich das Gestirn be-
wegt, den Kreis ZH0K um den
Mittelpunkt A, so wird auch hier
ohne weiteres folgendes einleuchten.
Wenn der Epizykel den Kreis A B TA
z. B. in der Richtung von A nach
B mit gleichförmiger Geschwindig-
keit durchläuft, und ebenso das Ge-
stirn den Epizykel, so wird das Ge-
stirn, wenn es in den Punkten Z
und 0 steht, mit dem Mittel-
punkt A des Epizykels scheinbar
zusammenfallen; steht es dagegen in anderen Punkten, so
wird dies nicht mehr der Fall sein. So wird es z. B. in
Punkt H angelangt, scheinbar eine um den Bogen AH
größere Bewegung als die gleichförmige ausgeführt haben,
dagegen in Punkt K angelangt, ganz entsprechend eine 20
um den Bogen AK kleinere.
Bei der exzentrischen Hypothese, wie wir sie oben be-
schrieben haben, tritt nun die Begleiterscheinung ein, daß
die kleinste Bewegung stets im erdfernsten, und die
größte Bewegung stei;s im erdnächsten Punkte vor sich 25
geht, weil /.AZB in allen Fällen*^ kleiner ist als LAZT.
Dagegen können bei der epizyklischen Hypothese beide
Möglichkeiten eintreten. Wenn nämlich das Gestirn auf
dem Epizykel, während der Epizykel nach den östlichen
Teilen des Himmels, wie z. B. in der Richtung von A nach Hei 219
B, fortschreitet, seine Bewegung so ausführt, daß der Fort- 31
schritt vom Apogeum weg sich ebenfalls nach Osten zu
vollzieht, d. i. von Z nach H, so wird die Folge davon
sein, daß im Apogeum der größte Lauf stattfindet, weil
sich alsdann Epizykel und Gestirn nach derselben Richtung 36
a) Natürlich gleichgroße Bogen des Exzenters unterspannend.
154 Drittes Buch. Drittes Kapitel.
bewegen. Wenn dagegen der Fortschritt des Gestirns vom
Apogeum weg in der Richtung vor sich geht, aus welcher
Ha 173 der Epizykel herkommt, d. i. von Z nach K, dann wird
umgekehrt im Apogeum der kleinste Lauf zustande
5 kommen, weil alsdann das Gestirn seine Ortsveränderung
in der dem Fortschritt des Epizykels entgegengesetzten
Richtung bewirkt.
Nach Darlegung dieser Verhältnisse müssen weiter noch
folgende Punkte im voraus besprochen werden. Bei den-
10 jenigen Planeten, welche eine doppelte Anomalie zeigen,
können diese beiden Hypothesen kombiniert zur Anwendung
gelangen, wie wir gehörigen Ortes (Buch IX, Kap. 5 u. 6)
darlegen werden, während bei denjenigen, welche nur eine
einzige Anomalie haben, schon eine der mitgeteilten Hypo-
15 thesen genügen wird. Ferner ist hervorzuheben, daß nach
jeder dieser beiden Hypothesen alle Erscheinungen unter-
schiedslos gleichen Verlauf zeigen werden, wenn für beide
dieselben Verhältnisse eingehalten werden. Dies ist der Fall,
wenn folgende Bedingungen erfüllt sind.
20 Erstens muß bei der exzentrischen Hypothese die Gerade
zwischen den Mittelpunkten, d. h. zwischen Auge und Zen-
trum des Exzenters, zum Halbmesser des Exzenters in dem-
selben Verhältnis stehen, in welchem bei der epizyklischen
Hypothese der Halbmesser des Epizykels zum Halbmesser
25 des den Epizykel tragenden Kreises steht (: an Figur A ist
EZ:EA = ZA:EA an Figur B).
Hei 220 Zweitens muß (bei der exzentrischen Hypothese) das Ge-
stirn, seine Bewegung in der Richtung der Zeichenfolge
(d. i. ostwärts) ailßführend, den Exzenter, der seine Lage
30 unverändert beibehält, in derselben Zeit durchwandern, in
welcher (bei der epizyklischen Hypothese) der Epizykel,
ebenfalls in der Richtung der Zeichenfolge sich weiter be-
wegend, den mit dem Auge konzentrischen Kreis durch-
läuft, während das Gestirn mit der gleichgroßen Geschwindig-
85 keit (wie der Epizykel auf dem Konzenter) einen (vollen)
Umlauf auf dem Epizykel machen muß, jedoch so, daß
sein Fortschritt auf dem erdfernen Bogen (des Epizykels)
Exzentrische und epizykliscbe Hypothese. 155
gegen die Richtung der Zeichenfolge (d. i. westwärts) vor .
sich geht.
Daß bei Einhaltung dieser Verhältnisse nach jeder der
beiden Hypothesen alle Erscheinungen denselben Verlauf
zeigen werden, wollen wir in aller Kürze dem Verständnis 5
zugänglich machen , und zwar zunächst an der Hand der Ha 174
Verhältnisse an sich, später (am Schluß des 4. Kap.) auch
mit Hilfe der Zahlen, welche sich unter Annahme dieser
Verhältnisse bei der Anomalie der Sonne ermitteln lassen.
Meine Behauptung geht also dahin: 10
1. Nach jeder der beiden Hypothesen tritt zwischen der
gleichfönnigen und der scheinbar ungleichförmigen Be-
wegung das Maximum der Differenz, welches auch für die
Vorstellung von dem mittleren Lauf der Gestirne maß-
gebend ist,"^^ an der Stelle ein, wo der scheinbare (d. i. 15
in der Ekliptik gemessene) Abstand vom Apogeum einen
Quadranten ausmacht.
2. Die Zeit vom Apogeum bis zu dem bezeichneten
mittleren Lauf ist größer als die Zeit von dem mittleren
Lauf bis zum Perigeum. Daher tritt nach der exzentrischen 20
Hypothese stets, nach der epizyklischen aber nur dann,
wenn der Fortschritt der Gestirne vom Apogeum weg gegen
die Richtung der Zeichenfolge (d. i. westwärts) vor sich geht,
der Fall ein, daß die Zeit von der kleinsten Bewegung bis
zur mittleren größer wird als die Zeit von der mittleren Hei ssi
bis zur größten, weil dann nach jeder der beiden Hypo- 26
thesen der kleinste Lauf im Apogeum vor sich geht. Da-
gegen wird nach der Hypothese (Buch IX, Kap. 5), welche
die Herumleitung der Planeten vom Apogeum weg in der
Richtung der Epizykel, d. i. gleichfalls ostwärts er- 30
folgen läßt, umgekehrt die Zeit von der größten Bewegung
bis zur mittleren größer als die Zeit von der mittleren Be-
a) Einen mittleren Lauf der Gestirne gibt es in Wirklichkeit
nicht, er existiert nnr in der Vorstellung als das theoretische
Mittel zwischen dem kleinsten und größten Lauf, verläuft da-
her scheinbar in der Mitte zwischen Apogeum und Perigeum,
wo das Maximum der Differenz eintritt.
;[56 Drittes Buch. Drittes Kapitel.
wegung bis zur kleinsten, weil in diesem Falle im Apogeum
der größte Lauf vor sich geht.
A. Beweis nach der exzentrischen Hypothese.
Exzenter des Gestirns sei der Kreis AB TA um das Zen-
5 trum E und den Durchmesser AEF, auf welchem der
[a 175 Mittelpunkt der Ekliptik, d. i. der Punkt, wo sich das Auge
befindet, bestimmt werden muß; der-
selbe sei Punkt Z. Nachdem man durch
Z unter rechten Winkeln zu A E f die
10 / \ Gerade BZ A gezogen, nehme man das
Gestirn in den Punkten B und A an,
damit eben die scheinbare (d. i. von Z
aus in der Ekliptik gemessene) Ent-
fernung vom Apogeum A beiderseits
15 1' einen Quadranten betrage.
1. Es ist zu beweisen, daß in den Punkten B und A das
Maximum der Differenz zwischen der gleichförmigen
und der ungleichförmigen Bewegung eintritt.
Man ziehe die Verbindungslinien EB und EA. Daß der
[ei 222 (gesuchte den /. E B Z überspannende) Bogen der Anomalie-
21 differenz zu dem ganzen Kreise in demselben Verhältnis
steht, wie /, E B Z zu 4 Rechten, ist ohne weiteres klar.**)
Es ist nämlich L A E B der Winkel, welcher (auf dem Ex-
zenter) den Bogen der gleichförmigen Bewegung unter-
25 spannt, während /.AZB den Bogen der scheinbar un-
gleichförmigen Bewegung (in der Ekliptik) unterspannt.
Also ist /.EBZ (nach Eukl. I. 32) gleich der Differenz
dieser beiden Winkel (und sein Scheitelwinkel mißt in der
Ekliptik den Bogen der Anomaliediflferenz).
30 Meine Behauptung läuft also darauf hinaus, daß
an der Peripherie des Kreises AB TA auf der Geraden EZ
a) Weil S. 101, 5 schon erklärt worden ist, daß ein Kreis-
bogen ebensoviel Grade beträgt, deren der Kreis 360 hat, als
der ihn unterspannende Zentriwinkel Grade hat, deren 360 auf
4 jB kommen. Demnach kann der gesuchte Bogen, der zu-
nächst, weil von /.EBZ unterspannt, ein Bogen des um B ge-
zogenen Kreises ist, zu den Zentriwinkeln jedes anderen Kreises
in Beziehung gesetzt werden.
Exzentrische und epizyklische Hypothese.
157
kein anderer Winkel konstruiert werden kann, welcher größer
wäre als ^EBZ oder /.EAZ.
Man konstruiere in den Punkten 0
und K die Winkel E0Z und EKZ
und ziehe die Verbindungslinien 0 A,
KA. Da nun in jedem Dreieck (hier
A0AZ) der größeren Seite (0Z)
der größere Winkel (nach Eukl. 1. 18)
gegenüberliegt, so ist
einerseits
i 0AZ > i A0Z, weil 0Z > ZA (Eukl. III. 7)
i EAQ = i EQA, weil EA - E0 (Eukl. I. 5)
(/. 0AZ -f i EA0 > i t^QT. + i E0A)*)
^EAZ > ^E0Z
/.EAZ = ^EBZ
/,EBZ > i^E0Z.
Anderseits ist
i ZKA > i ZAK, weil AZ > KZ
i EAK = i EKA, weil EA = EK
(/,EAK - /.ZAK > i EKA- ^ ZKA?^
i EAZ > ^ EKZ
/, EAZ = ^ EBZ
10
15
30
/, EBZ > i EKZ.
Es ist mithin nicht möglich, andere Winkel in der an- Hei as»
gegebenen Weise zu konstruieren, welche größer wären, 25
als die Winkel in den Punkten B und A.
2. Gleichzeitig wird der Beweis dafür miterbracht, daß
der Bogen A B, welcher die Zeit von der kleinsten Bewegung
bis zur mittleren darstellt, um den doppelten Betrag des
Bogens, welcher die Anomaliedifferenz mißt, größer ist als 30
a) Werden zwei Winkel, von denen der erste größer ist als
der zweite, um dieselbe Größe vermehrt, so bleibt der vergrößerte
erste Winkel größer als der vergrößerte zweite.
b) Wird von zwei gleichgroßen Winkeln der erste um die
kleinere Größe vermindert als der zweite, so wird der verminderte
erste Winkel größer als der verminderte zweite.
158
Drittes Buch. Drittes Kapitel.
10
der Bogen B f, welcher die Zeit von der mittleren Bewegung
bis zur größten darstellt. (Man ziehe durch E zu BZ die
Parallele EH.) Es ist nämlich Z.AEBum/.EBZ(=/.HEB
nach Eukl. I. 29) größer als ein
Rechter, d. i. größer als (/, A E H oder)
lAZB, während ^^BEf um eben-
denselben (LHEB oder) LEBZ
kleiner ist als ein Rechter (d. i.
kleiner als ^ HET oder Z. AZB).*)
B. Beweis nach der epizy-
klischen Hypothese. Der mit dem
Weltall konzentrische Kreis sei ABT
um das Zentrum A und den Durch-
messer AAB, und der in derselben Ebene auf diesem Kon-
15 zenter umlaufende Epizykel sei EZH um den Mittelpunkt A.
Das Gestirn nehme man in
Punkt H an zu der Zeit, wo
es vom Apogeum (E' beim
Stande des Epizykels in A')^>
eine scheinbare (d. i. von A
^ aus in der Ekliptik gemessene)
Entfernung von einem Qua-
dranten {L A'Ar=L AHA) hat.
Man ziehe die Verbindungs-
linien AH und AHr.
1. Meine Behauptung läuft
darauf hinaus, daß AHF die
Tangente an den Epizykel ist; denn das ist eben der Fall,
äa 177 in welchem das Maximum der Differenz zwischen der gleich-
i6i 224 förmigen und der ungleichförmigen Bewegung eintritt. Da
31 nämlich die gleichförmige vom Apogeum (E bezw. E') sich
a) Somit ist /, AEB, d. i. 6AB, um den doppelten Betrag
des /, EBZ, welcher den Bogen der Anomaliedifferenz mißt,
größer als /, BEf, d. i. feBf, was nachzuweisen war.
b) An der Figur habe ich den Stand des Epizykels und des
Gestirns im Apogeum hinzugefügt, damit ersichtlich werde, daß
der Epizykelmittelpunkt mehr als einen Quadranten zurück-
gelegt hat.
20
25
Exzentrische und epizyklische Hypothese.
159
entfernende Bewegung durch den /.EAH (=/.AAA') ge-
messen wird — denn das Gestirn durchläuft den Epizykel
mit der gleichgroßen Geschwindigkeit wie der Epizykel den
Kreis ABT (so daß 6 EH '^ ?> A'A) — die Differenz zwischen
der gleichförmigen und der scheinbaren Bewegung aber durch 5
den /. A AH (d. i. eben die sog. Anomaliedifferenz), so leuchtet
ein, daß /.AHA (=LA'Ar) als Differenz dieser beiden
Winkel EAH und AAH (nach Eukl. I. 32) die scheinbare
(von A aus in der Ekliptik gemessene) Entfernung des Ge-
stirns vom Apogeum (E bezw. E') mißt. Da nun diese Ent- 10
fernung nach der Annahme (S. 158, 22) einen Quadranten
(A'Af) beträgt, so wird auch /.AHA ein Rechter sein und
deshalb (nach Eukl. III. 16. Zusatz) AH f die Tangente an
den Epizykel EZH. Folglich mißt der zwischen dem Mittel-
punkt A und der Tangente verlaufende Bogen AT das 15
Maximum der Anomaliedifferenz.*)
2. Auf demselben Wege ergibt sich der Beweis dafür,
daß der Bogen EH, welcher nach der hier zugrunde ge-
legten Annahme des
(westwärts erfolgen- /""" ""^\ 20
den) Fortschrittes auf
dem Epizykel die Zeit
von der kleinsten Be-
wegung bis zur mitt-
leren mißt, um den
doppelten Betrag des
Bogens AT größer ist
als der Bogen HZ,
welcher die Zeit von
der mittleren Bewe- '^0
gungbis zur größten mißt. Verlängern wir nämlich AH bis 0, Hei 2ii
und ziehen wir senkrecht zu EZ die Linie AK0, so wird
26
a) Weil die von einem Punkte (A) außerhalb eines Kreises
EZH) nach diesem gezogenen Geraden, welche die Peripherie
desselben schneiden, mit der durch den Mittelpunkt gehenden
Geraden (AE) kleinere Winkel als die Tangente bilden.
160
Drittes Buch. Drittes Kapitel.
/,KAH = /.AAP (Eukl. VI. 8)
6KH~6Ar*>
6HZ = 90"-6KH
6(6EH — 6HZ^^6KH oder ,26 Af), was zu beweisen war.
Hu 178 Daß aber auch bei der Bewegung auf Teilstrecken
nach jeder der beiden Hypothesen alle Erscheinungen hin-
sichtlich der gleichförmigen und der scheinbaren Bewegung
sowie ihrer Differenz, d. h. hinsichtlich der Anomaliedifferenz,
10 in gleichen Zeiten ganz denselben Verlauf zeigen, davon
kann man sich am besten aus folgender Darlegung überzeugen.
Es sei ABT der mit der Ekliptik
konzentrische Kreis um das Zentrum
A, der Exzenter, von gleicher Größe
mit dem Konzenter ABT, sei EZH
um das Zentrum 0; der gemeinsame
Durchmesser beider durch die Mittel-
punkte A, 0 und das Apogeum E
sei EA0A. Nachdem man auf dem
Konzenter den beliebigen Bogen AB
abgetragen, beschreibe man um B als
Mittelpunkt mit dem Abstand A0 den Epizykel KZ und
ziehe die Verbindungslinie KBA.
Hei 826 Meine Behauptung geht dahin, daß das Gestirn infolge
25 jeder der beiden Bewegungen durchaus in der gleichen Zeit
bis zu dem Schnittpunkt Z des Exzenters und des Epizykels
gelangen wird, d. h. daß die drei Bogen, EZ des Exzenters,
AB des Konzenters und KZ des Epizykels, einander ähn-
lich sein werden, und daß die Differenz zwischen der gleich-
30 förmigen und der ungleichförmigen Bewegung, und somit
der scheinbare Lauf des Gestirns, nach beiden Hypothesen
sich als ähnlich und gleich herausstellen wird.
Man ziehe die Verbindungslinien Z0, BZ, AZ. Da in
dem Viereck B A 0 Z die gegenüberliegenden Seiten einander
15
20
a) Es sind die den Winkel der Anomaliedifferenz überspannen-
den, daher ähnlichen Bogen.
Exzentrische und epizyklische Hypothese.
161
gleich sind,*) d. h. Z0 = B A, und BZ = A0, so wird dan
Viereck BA0Z ein Parallelogramm sein. Folglich sind
die drei Winkel E0Z, AAB und ZBK (nach Eukl. I. 29) h» 179
einander gleich. Da alle* drei Zentriwinkel sind, so sind
auch die von ihnen unterspannten Bogen, EZ des Exzenters, 5
AB des Konzenters und KZ des Epizykels, einander ähnlich.
Nach beiden Bewegungen wird also das Gestirn in der gleichen
Zeit zu dem Punkte Z gelangen und scheinbar denselben
Ekliptikbogen AB vom Apogeum ab durchlaufen haben.
Dementsprechend wird auch die Anomaliedifferenz nach Hei 287
beiden Hypothesen dieselbe (d.i. /1AZ0 = /.BAZ) sein. 10
Denn wir haben nachgewiesen, daß die betreffende Differenz
bei der exzentrischen Hypothese (S. 156,27) durch den
/.AZ0 (dort/.EBZ), und bei der epizyklischen (S. 159, 6)
durch den /. BAZ (dort /. AAH) dargestellt wird; nun sind 15
auch diese Winkel einander gleich als innere Wechselwinkel,
weil Z0 als parellel zu BA nachgewiesen ist.
Es ist klar, daß überhaupt bei allen Entfernungen (vom
Apogeum) dieselben Erscheinungen sich als Folge ergeben
werden, weil das Viereck BA0Z unter allen Umständen 20
ein Parallelogramm wird und der exzentrische Kreis direkt
von der fortschreitenden Bewegung des Gestirns auf dem
Epizykel beschrieben wird, wenn nach beiden Hypothesen
die ähnlichen und gleichen Verhältnisse (S. l54,20) ein-
gehalten werden.
Daß aber auch, wenn die Ver-
hältnisse nur ähnlich, der Größe
nach aber ungleich sind, wieder
dieselben Erscheinungen eintreten,
wird aus folgender Darlegung er-
sichtlich werden. Es sei wieder
ABT der mit dem Weltall kon-
zentrische Kreis um das Zentrum A
und den Durchmesser AAf, an
25
30
a) Weil die S. 154, 20 geforderten Verhältnisse hier eingehalten
werden sollen.
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I.
11
162
Drittes Buch. Drittes Kapitel.
dessen Enden das Gestirn einerseits in die größte Erdferne,
Ha 180 anderseits in die größte Erdnähe gelangt.*) Der um den
Punkt B beschriebene Epizykel sei von dem Apogeum A
den beliebig großen Bogen AB entfernt, und das Gestirn
5 habe sich den Bogen EZ bewegt, der selbstverständlich dem
Hei 228 Bogen AB ähnlich ist, weil die Wiederkehren (zu den Ausgangs-
punkten) auf den Kreisen von gleicher Zeitdauer sind. Dann
ziehe man noch die Verbindungslinien ABE, BZ, AZ.
A. Daß in allen Fällen die Winkel AAE und ZBE
10 einander gleich sein werden und somit das Gestirn schein-
bar auf der Geraden AZ stehen wird, ist nach dieser (d.
i. der epizyklischen) Hypothese ohne weiteres klar.
B. Meine Behauptung geht aber dahin, daß auch nach
der exzentrischen Hypothese, mag der Exzenter größer
15 oder kleiner sein als der Konzenter ABT, wenn lediglich
die Ähnlichkeit der Verhältnisse und die gleiche Zeitdauer
der Wiederkehren als Voraus-
setzung eingehalten wird, das
Gestirn scheinbar wieder auf
derselben Geraden AZ stehen
wird.
Man beschreibe also, wie ge-
sagt, einen größeren Exzenter
H0 um das auf Af liegende
Zentrum K, und einen kleineren
AM um das gleichfalls auf Af
liegende Zentrum N. Nachdem
man die Geraden AM Z0 und
AAAH gezogen, ziehe man die
Verbindungslinien 0K und MN.
AB:BZ = 0K:KA = MN:NA (S. 154,26)
/.BZA = /,0AK = /.MAN, weilAAllBZ
20
26
30
Beweis.
He 22
AABZr^AOKA'^AMNAb)
a) Insofern das Gestirn in Punkt A im Apogeum und in
Punkt r im Perigeum des Epizykels stehen wird.
b) Weil sie nach Eukl. VI. 7 alle drei Winkel gleich haben,
Exzentrische und epizyklische Hypothese. 163
Weil entsprechenden Seiten gegenübergelegen, ist
ferner /, BAZ = /. A0K= /. AMN,
folglich BA II 0K II MN; (Eukl. I. 28)
mithin i AAB = /. AK0 = i ANM, (Eukl. L 29) Ha m
also 6AB^6H0r^6AIV\ auf gleichen Zentri- 5
winkeln, d. h. es hat in der gleichen Zeit nicht nur der Epizykel
den Bogen AB und das Gestirn den Bogen EZ durchlaufen,
sondern auch auf den Exzentern wird das Gestirn die Bogen
H 0 und A M zurückgelegt haben und deshalb in allen Fällen
der Theorie nach auf derselben Geraden AMZ0 erschaut 10
werden, mag es auf dem Epizykel in Punkt Z angelangt
sein, oder auf dem größeren Exzenter in Punkt 0, oder
auf dem kleineren in Punkt M, und so ähnlich in allen
Stellungen.
Hierbei ist noch folgende Begleiterscheinung hervorzu- 16
heben. Wenn das Gestirn einen gleichgroßen Bogen von
dem Apogeum wie von dem Perigeum aus zurückgelegt hat,
wird in jeder der beiden Stellungen auch die Anomalie-
differenz gleichgroß sein.
A. Beweis nach der exzentrischen Hypothese. Beschreiben 20
wir den Exzenter A B TA um das Zentrum E und den Durch-
messer Ar, welcher durch das Apogeum A geht, während Hei 23
das Auge auf diesem Durchmesser
in Punkt Z angenommen wird, und
ziehen wir, nachdem durch Z die /^ \ N^ 26
beliebige Gerade AZB gezogen ist,
die Verbindungslinien EB und EA,
so werden sowohl die Strecken des
scheinbaren Laufs (in der Ekliptik)
einander diametral gegenüberliegen "^s^^ "'1 /'^ 30
und gleichgroß sein, d.h. /.AZB,
der den (scheinbaren) Lauf vom
Apogeum ab (in der Ekliptik) unterspannende Winkel, wird
gleich sein dem Z. fZA, dem den (scheinbaren) Lauf vom
Perigeum ab (in der Ekliptik) unterspannenden Winkel, als 36
auch wird die Anomaliedifferenz dieselbe sein, weil B E = E A
11*
164
Drittes Buch. Drittes Kapitel.
und daher (nach Eukl. I. 5) LEBZ= L E AZ.*) Polglich
wird der (von dem Exzenterwinkel AEB unterspannte)
Ha 182 Bogen der gleichförmigen Bewegung vom Apogeum A ab
um dieselbe Differenz (d. i. um /. EBZ) größer als der von
6 dem I Ekliptik-) Winkel AZB unterspannte Bogen der schein-
baren Bewegung, während der (von dem Exzenterwinkel FE A
unterspannte) Bogen der gleichförmigen Bewegung vom Peri-
geum ab um dieselbe Differenz (d. i. um /LEAZ) kleiner
wird als der von dem (Ekliptik-) Winkel fZA unter-
10 spannte Bogen der scheinbaren Bewegung. Denn (nach
Eukl. I. 16) ist /.AEB größer als /LAZB (und zwar nach
I. 32 um den /.EBZ), und /.TEA kleiner als /. TZA
(und zwar um den gleichgroßen /. EAZ).^)
B. Beweis nach der epizyklischen Hypothese. Beschreiben
16 wir um das Zentrum A und den Durchmesser AAT den
Konzenter ABT, und den Epizykel EZH um den Mittel-
punkt A, und ziehen wir, nachdem die beliebige Gerade
AH BZ durchgezogen ist, die Verbindungslinien AZ und
Hoi23iAH, so wird der Bogen AB der Anomaliedifferenz (d. i.
der den /, AAZ überspannende
Bogen), wie die Annahme lautet,
in beiden Stellungen, d. h. mag
das Gestirn in Punkt Z oder
in Punkt H stehen, wieder der-
selbe sein, und die scheinbare
(in der Ekliptik von bQB ge-
messene) Entfernung des Ge-
stirns von dem Punkte (Q),
welcher in der Ekliptik dem
Apogeum entspricht, wenn es in
Punkt Z steht, wird gleichgroß
*20
26
30
a) Das sind nach S. 156, 27 die Winkel, deren Scheitel-
winkel die Anomaliedifferenz, d. i. den Unterschied zwischen
der gleichförmigen und der scheinbaren Bewegung in der
Ekliptik messen.
b) iSomit ist, wie S. 157, 27 bewiesen wurde, /, AEB um
den doppelten Betrag des /, EBZ größer als /, FZA.
Exzentrische und epizyklische Hypothese. 165
sein wie die (scheinbare in der Ekliptik von 6 TT B ge-
messene) Entfernung von dem Punkte (TT), welcher (in der
Ekliptik) dem Perigeum entspricht, wenn das Gestirn in
Punkt H steht.»)
Es wird nämlich der scheinbare Bogen vom Apogeum 5
ab durch den /.AZA (=/_QAB) gemessen — dieser
Winkel wurde ja (S. 159, 7) als die Differenz^) zwischen
der gleichförmigen Bewegung und der Anomaliedifferenz
nachgewiesen — wogegen der scheinbare Bogen vom Peri-
geum ab durch den /.ZHA (=/.TTAB) gemessen wird; Ha le
denn er ist seinerseits gleich der Summe") der gleich- 11
förmigen Bewegung und der Anomaliedifferenz. Nun sind
aber die beiden Winkel AZA und ZHA (nach Eukl. I. 5)
einander gleich, weil AZ = AH. Folglich auch hier wieder
dasselbe Ergebnis: die mittlere (d. i. die gleichförmige) Be- 15
wegung im Apogeum (&QA) ist um denselben Differenz-
betrag (/.AAZ=6AB) größer als die scheinbare Be-
wegung (b Q B), während die mittlere Bewegung im Perigeum
(6TTA) um denselben Betrag (/.AAZ = 6AB) kleiner ist
als die gleichgroße scheinbare Bewegung (bTTB), was zu Hei 25
beweisen war.*^) 21
a) Die Figur habe ich dahin abgeändert, daß ich auf den
Konzenter zwei Epizykel in der dem Stande des Gestirns auf
dem Epizykel entsprechenden Entfernung sowohl vom Apogeum
wie vom Perigeum aufgesetzt habe. Da die Epizykelhalbmesser
AZ und AH infolge der Gleichzeitigkeit der Umläufe stets
parallel zum Durchmesser ßTT sind, so wird durch diese Figur
die Gleichheit des gleichförmigen Laufs auf Epizykel und Kon-
zenter anschaulich, nämlich daß einerseits /,EAZ = /,S2AA
und anderseits /. AAH = /. TTAA.
b) /, AZA = ^ EAZ -/, AAZ oder 6QB = 6QA-6AB.
c) /.ZHA = /,AAH + /,AAZ oder 6 HB = 6 HA -f- 6 AB.
d) Da 6QB = 6ßA-6AB und 6 HB = 6 HA -j- 6 AB, so ist
einerseits (im Apogeum) b QfK = b QB -\-b AB, anderseits (im
Perigeum) &TTA = &TTB-6AB.
166 Drittes Buch. Viertes Kapitel.
Viertes Kapitel,
Die scheinbare Anomalie der Sonne.
Nach Erledigung dieser Vorbetrachtungen muß noch die
Bemerkung vorausgeschickt werden, daß auch die an der
Sonne wahrzunehmende scheinbare Anomalie, weil sie eine
einzige ist und die Zeit von der kleinsten Bewegung bis
5 zur mittleren stets größer macht als die Zeit von der mitt-
leren bis zur größten — und diese Voraussetzung finden
wir ja mit den Erscheinungen in Einklang — sehr wohl
mit Hilfe jeder der beiden besprochenen Hypothesen zum
Ausdruck gebracht werden kann, allerdings mit Hilfe der
10 epizyklischen nur unter der Voraussetzung (S. 155,29),
daß der Fortschritt der Sonne auf dem erdfernen Bogen
des Epizykels gegen die Richtung der Zeichenfolge (d. i.
westwärts) vor sich gehe. Indessen dürfte es doch logisch
richtiger sein, sich an die exzentrische Hypothese zu halten,
Ha 184 weil sie einfacher ist, insofern sie mit einer Bewegung,
16 und nicht mit zweien, zum Ziel gelangt.
Voran steht die Aufgabe, das Verhältnis der Exzentrizität
des Sonnenkreises zu finden, d. h. zu ermitteln, erstens, in
welchem Verhältnis die das Zentrum des Exzenters und den
20 dem Auge entsprechenden Mittelpunkt der Ekliptik ver-
bindende Gerade zu dem Halbmesser des Exzenters steht;
zweitens, in welchem Grade der Ekliptik der erdfernste
Punkt des Exzenters liegt.
Hei 233 Schou vou Hipparch sind diese Verhältnisse mit erfolg-
25 reichem Bemühen nachgewiesen worden. Unter Zugrunde-
legung der Tatsache, daß die Zeit von der Frühlingsnacht-
gleiche bis zur Sommerwende 94V2 Tage, und die von der
Sommerwende bis zur Herbstnachtgleiche 92V2 Tage be-
trägt, weist er einzig und allein mit Hilfe dieser durch die
30 Erscheinungen gebotenen Tatsachen nach, daß die zwischen
den obenbezeichneten Mittelpunkten liegende Gerade ohne
wesentlichen Fehler V24 ^^s Halbmessers des Exzenters be-
Anomalie der Sonne. 167
trage, und daß das Apogeum des Exzenters 247^ solche
Grade, wie die Ekliptik 360 enthält, vor der Sommer-
wende liege.
Auch wir gelangen zu dem Ergebnis, daß noch heutzu-
tage die Zeiten der obenbezeichneten Quadranten und die 5
angegebenen Verhältnisse nahezu dieselben sind, woraus
uns ersichtlich wird, daß der Exzenter der Sonne zu den
Wende- und Nachtgleichenpunkten ewig dieselbe Lage
bewahrt.^^)
Um jedoch über einen so wichtigen Punkt nicht leicht 10
hinweggegangen zu sein, sondern um auch mit Hilfe der
von uns ermittelten Zahlen den theoretischen Satz als richtig
hinzustellen, werden auch wir den Nachweis vorgenannter
Punkte am exzentrischen Kreise unter Benutzung derselben Ha ii
Erscheinungen führen, d. h., wie gesagt, unter Zugrunde- 15
legung der Tatsache, daß die Zeit von der Frühlingsnacht-
gleiche bis zur Sommer wende 94Y2 Tage, und die von
der Sommerwende bis zur Herbstnachtgleiche 92V2 Tage
beträgt.
Wir finden nämlich mit Hilfe der im 463*®" Jahre nach 20
dem Tode Alexanders (139/140 n. Chr.) von uns sehr ge- Hei s
nau beobachteten Nachtgleichen und der ebensogenau be-
rechneten Sommerwende ^^) die übereinstimmende Zahl von
Tagen der Zwischenzeiten. Es fand nämlich, wie (S. 142, 12)
schon mitgeteilt, die Herbstnachtgleiche am 9. Athjr (26. Sept. 25
139 n.Chr. etwa eine Stunde) nach Sonnenaufgang und die
Frühlingsnachtgleiche (S. 143, 3) am 7. Pachon (22. März
140 n. Chr. etwa eine Stunde) nach Mittag statt, so daß
die Zwischenzeit in Summa 178% Tage beträgt.*) Die
Sommerwende fand statt (S. 144, l) am 11. Mesore 30
(24. Juni ungefähr zwei Stunden) nach der Mitternacht auf
den 12. Mesore (25. Juni 140 n. Chr. 2^ nachts), so daß
diese Zwischenzeit, d. h. die von der Frühlingsnachtgleiche
a) Von dem Mittag des 9. Athyr bis zu dem Mittag des
7. Pachon sind 180"^ — 2*= 178*, hierüber von 7*» früh bis
Mittag des 9*«° 5«* und 1** über den Mittag des 7*«*», d. i. y^*.
168
Drittes Buch. Viertes Kapitel.
10
15
20
25
[ei 235
30
bis zur Sommerwende, 94V2 Tage ausmacht. *) Es bleiben
demnach für die Zwischenzeit von der Sommerwende bis
zur nächsten Herbstnachtgleiche die an der Jahreslänge
noch fehlenden 92^2 Tage übrig.
Beweis. Es sei also AB TA der Kreis der Ekliptik um
das Zentrum E. In demselben ziehe man durch die Wende-
punkte und die Nachtgleichenpunkte zwei einander unter
rechten Winkeln schneidende
Durchmesser AT und BA. Da-
bei sei A als Frühlingspunkt, B
als Sommerwendepunkt usw. an-
genommen.
Daß der Mittelpunkt (Z) des
Exzenters zwischen die Geraden
EA und EB fallen wird, ist dar-
aus ersichtlich, daß der Halbkreis
ABT eine längere Zeit (187 Tage)
umfaßt als die Hälfte der Jahres-
länge; infolgedessen
muß er von dem Ex-
zenter ein Stück ab-
trennen, das größer
ist als ein Halbkreis.
Ferner umfaßt auch
der Quadrant AB
^ (mit 94 V2 Tagen)
wieder eine längere
Zeit als der Qua-
drant B T (mit 9 2 '/g
Tagen) und trennt
deshalb von demEx-
zenter einen größe-
ren Bogen ab als
a) Von dem Mittag des 7. Fachen bis zu dem Mittag des
11. Mesore sind 94^ hierüber 14"* bis 2^ nach Mitternacht auf
den 12*®" weniger 1«* nach dem Mittag des 7. Pachon, d. s. 13 ^S
mithin 1"* über 7,^. Vgl. erl. Anm. 23 Ende.
Anomalie der Sonne. 169
letzterer. Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse sei
Punkt Z als Zentrum des Exzenters angenommen. Man
ziehe den durch beide Mittelpunkte und das Apogeum gehen-
den Durchmesser EZH^^ und beschreibe um Z als Zentrum
mit beliebigem Abstand als den Exzenter der Sonne den 5
Kreis 0KAM. Ferner ziehe man durch Z zu AT die
Parallele NEO, zu BA die Parallele_TTPI, und endlich
von 0 unter rechten Winkeln durch NEO die Sehne 0 T Y,
von K unter rechten Winkeln durch TTPZ die Sehne KOX.
Da also die Sonne den Kreis 0KAM mit gleichförmiger 10
Geschwindigkeit durchläuft, so durchwandert sie den Bogen
0K in 94'/2 Tagen und den Bogen KA in 92V2 Tagen.
Nun beträgt (nach den Tafeln der gleichförmigen Sonnen-
bewegung) ihre gleichförmige Bewegung in 94 V2 Tagen
von den 360 Graden des Kreises 93^9', und in 9272 Tagen 15
91^11',^) so daß auf den Kreisbogen 0 K A 184^'20' kommen.
Hieraus ergibt sich zunächst folgendes.
1. a) Die Summe der beiderseits über den Halbkreis NTTO Hei 236
hinausgehenden Bogen N0 und CA beträgt (die über 180®
überschießenden) 4<^20'. 20
Nun ist 6 0NT = ^6N0, (Eukl. III. 3)
mithin &0NY = 4°2O' in demselben Maße,
also s0Y = 4P32' wie exdm = 120"^,
folglich Vg 5 0 T d. i. 0T = EE = 2P 16'. Ha 18
b) Der Bogen 0NTTK beträgt im ganzen 93^9', wovon 25
auf den Quadranten NTT 90® und auf den Bogen N0 2®10'
entfallen; es verbleibt demnach als Rest
6 HK = (93°9' - 92^0' =) 0<»59'.
Nun ist 6KnX = 56nK, (Eukl. III. 3)
mithin 6KnX=l«58', 30
also s K0X =2^4' wie exdm = 120^,
folglich %sK0X d. i. KcD = 2=^1^2'.
a) Durchmesser werden wiederholt nur mit den Buchstaben
des Halbmessers bezeichnet.
b) Nach den Sonnentafeln berechnet: 90* + 4^ -f- %* = 93»
8' 32"; 90*4-2*+ y2d = 91«10'15".
170 Drittes Buch. Viertes Kapitel.
c) Es wurde also nachgewiesen
EE = 2Pl6' und 25=1^2'.
Nun ist ZEHEE^ = EZ',
mithin EZ = 2P29'30" wie exhm = QO^.
5 Folglich beträgt der Halbmesser des Exzenters ohne wesent-
lichen Fehler das 2 4 fache der die Mittelpunkte des Exzenters
und der Ekliptik verbindenden Geraden (EZ).
ei 237 2. Vorstehendem Nachweis zufolge ist
ZE=i^2' wie EZ = 2^29'30".
10 Setzt man EZ = 120^ als Hypotenuse,
so wird ZE = 49^46';
also 6 ZH = 49«» wie © ZE E = 360«,
folglich /, Z E = = 49» wie -8 J^ = 360S
= 24" 30' wie 4R = d60^.^^
15 Da /.ZEH ein Zentriwinkel der Ekliptik ist, so beträgt
der Bogen BH 24^30'. Das ist der Bogen, um welchen
das Apogeum H gegen die Richtung der Zeichen (d. i. west-
lich) vor dem Sommerwendepunkt B (also in TT 5^30') liegt.
Ha 188 3. a) Da der Quadrant OZ 90^ beträgt, wovon auf den
20 Bogen OA 2^0' und auf den Bogen MI (=TTK) 0^59'
entfallen, so verbleibt als Rest
ft AM = (90<>- 3»9' -) 86"51'.
b) Da der Quadrant Z N 90° beträgt, so wird, wenn man
den Bogen N0 mit 2° 10' abzieht und den Bogen MI mit
25 0'^59' dazusetzt,
6 M0 = (90" - 2n0' + 0"59' =) 88"49'.
Nun durchläuft die Sonne mit gleichförmiger Geschwindig-
keit 86^51' in 88V8 Tagen,*) und 88^49' ohne wesentlichen
Fehler in 90V8 Tagen>> Folglich wird sie in SS^^ Tagen
scheinbar den Bogen PA durchlaufen, welcher von der
30 Herbstnachtgleiche bis zur Winterwende reicht, und ohne
a) Die Divisioa 86"51':59'8" (tägl. Bew. der Sonne) ergibt
88*7' 22"; es fehlen 8" an %\
b) Die Division 88°49':59'8" ergibt 90*7'6"; es fehlen 24"
an y«<^.
Anomalie der Sonne.
171
wesentlichen Fehler in OOYs Tagen den Bogen AA, welcher ii ei 238
von der Winter wende bis zur Frühlingsnachtgleiche reicht.
Somit sind die vorstehenden Ergebnisse in Übereinstimmung
mit den Darlegungen Hipparchs von uns gewonnen worden.
Mit Zugrundelegung dieser Größenbeträge wollen wir jetzt 5
zunächst feststellen, wie groß das Maximum der Differenz
zwischen der gleichförmigen und der ungleichförmigen Be-
wegung ist, und an welchen Punkten es eintreten wird.
A. Nach der exzentrischen Hypothese. EsseiABfder
Exzenter um das Zentrum A und den durch das Apogeum A 10
gehenden Durchmesser AAP, auf welchem der Mittelpunkt
der Ekliptik Punkt E sei. Rechtwinklig zu AT ziehe man
die Gerade EB und verbinde A mit B. Nach dem (oben
festgestellten) Verhältnis von 1 : 24 beträgt die zwischen
den Mittelpunkten liegende Strecke
AE= 2^30' wie exhm BA = 60^.
Setzt man BA = 120P als Hypotenuse,
15
so
wird
also
folglich
AE =
b AE =
i ABE =
5^
4-46' wie © AEB = 360<',
4U6' wie 2M = S60^,
= 2° 23' wie 4jB = 360<'.
Mit diesem Winkel ist die Anomaliedifferenz gefunden. 22
In demselben Maße ist L BEA = 90^, und als Summe dieser
beiden Winkel natürlich /.BAA =
92^23'. Nun ist L BAA ein Zentri-
winkel des Exzenters (mißt also die
gleichförmige Bewegung), während
/.BEA ein Zentriwinkel der Eklip-
tik ist (also die ungleichförmige Be-
wegung darstellt); folglich werden
wir das Maximum der Anomalie-
differenz mit 2^23' erhalten, und von
den Bogen, an deren Enden dieses
Maximum eintritt, den des Exzenters,
Ha 18f
Hei 235
25
30
i. den gleich-
d.
förmigen, mit 92^23' vom Apogeum ab, und den der 35
Ekliptik, d. i. den scheinbar ungleichförmigen, mit den 90*^
des Quadranten, wie wir schon früher (S. 155, ll) dar-
172
Drittes Buch. Viertes Kapitel.
gelegt haben. Daß auf dem diametral gegenübergelegen en
Kreisabschnitt der scheinbare mittlere Lauf und (damit)
das Maximum der Anomaliedifferenz bei 270® liegen wird,
während der gleichförmige Lauf, d. i. der auf dem Exzenter
6 vor sich gehende, erst bei 267^37' angelangt ist, geht aus
dem früher (S. 157,27) geführten Beweis deutlich hervor.
B. Es ist mit Hilfe der gefundenen Zahlen, wie wir es
(S. 155,7) angekündigt haben, noch nachzuweisen, daß
auch nach der epizyklischen Hypothese dieselben
10 Beträge als Ergebnis herauskommen, wenn dieselben Ver-
, hältnisse, wie wir sie bisher (S. 154, 20)
angenommen haben, weiter gelten.
Es sei A' B r der mit der Ekliptik kon-
zentrische Kreis um das Zentrum A und
den Durchmesser A'AF, EZH sei der
^ Epizykel um den Mittelpunkt A. Man
ziehe von A an den Epizykel die Tan-
gente AZB und verbinde A mit Z durch
eine Gerade. Es wird demnach in ent-
„ sprechender Weise in dem rechtwinkligen
Dreieck AZA
AZ= %4AA (d. i. 2P30').
AA-=120^* als Hypotenuse,
5AZ= 5P,
6AZ= 4«46' wie eAZA = 360»;
^AAZ= 4^46' wie 5JB = 360",
= 2*23' wie 4^ = 360^
Somit ist auch auf diesem Wege das Maximum der
Anomaliedifferenz, d. i. der Bogen AB, in übereinstimmen-
30 der Weise mit 2^23' gefunden, der ungleichförmige (d. i.
scheinbare) Bogen (A'B), da er von einem rechten Winkel,
d. i. /-AZA (nach S. 159,7 =Z.A'AB), gemessen wird,
mit 90'', und der gleichförmige Bogen (EZ'^A'A), der
von /.EAZ (=/. A'AA = 90^-1- 2<^23') gemessen wird, mit
35 92*^23'.
15
Ha 190\ F
Hei 240(
20
25
Setzt man
so wird
also
folglich
Drittes Buch. Fünftes Kapitel.
173
Fünftes Kapitel.
Feststellung der Einzelabschnitte der Anomalie.
um auch die Einzelabschnitte der ungleichförmigen Be-
wegung von Fall zu Fall durch Rechnung bestimmen zu
können, werden wir wieder nach jeder der beiden Hypo-
thesen nachweisen, wie wir, wenn einer der in Frage
kommenden Bogen gegeben ist, auch die beiden anderen 5
erhalten werden.
I. Im Apogeum.
A. Nach der exzentrischen Hypothese.
Es sei ABT der mit der Ekliptik konzentrische Kreis Hei 241
um den Mittelpunkt A, EZH der Exzenter um das Zen-H»i9i
trum 0. Der durch beide Mittelpunkte
und das Apogeum E gehende Durch-
messer sei EA0AH. Nachdem man
den Bogen EZ abgetragen, ziehe man
die Verbindungslinien ZA und Z0.
Gegeben sei zunächst der Bogen EZ
beispielshalber mit 80°. Nachdem man
Z0 (über 0) verlängert, fälle man
auf diese Gerade von A aus das Lot
AK. Es ist also
6EZ= 30° nach Annahme,
folglich i E0Z = 30» wie 4i^ = 360^
= 60* wie 5E = 360°.
Nun ist /.A0K = /,E0Z (als Scheitelwinkel),
folglich auch /,A0K= m^ wie <2J2 = 360'>;
I 6AK= 60"> wie ©AK0 = 36O«,
i ,6 K 0 = 120» als Supplementbogen*^;
1 .sK0 = 103^55'
11
15
20
mithin
also
a) Mit ,6 und ,s soll auch weiterhin der Supplementbogen
und die ihn unterspannende Sehne bezeichnet werden, mit h
die Hypotenuse, mit hm und dm Halb- und Durchmesser.
174
Drittes Buch. Fünftes Kapitel.
Hei 248
Setzt man
so wird
mithin
Nun ist
mithin
Setzt man
so wird
also
Ha 192
10
20
hAe= 2P 30' wie hm ZQ = 60^,
AK= 1^15' und K0 = 2PlO',
KZ = Z0 +K0 = 62^'1O'.
KZHAK^ = ZAS (Eukl. I. 47)
ZA= 62^11' wie AK = 1^15'.
ÄZA = 120P,
AK= 2^25',
6AK= 2n8' wie ©AKZ = 360^
mithin /,AZK= 2n8' wie ^i2 = 360»,
= 1» 9' wie 4E = 360<'.^)
Hiermit ist also im vorliegenden Fall der Betrag der
Anomaliedifferenz gefunden. Da in demselben Maße Z. E0Z
= 30^ war, so wird der Z.AAB, d.i. der Bogen AB der
Ekliptik, als Differenz dieser beiden Winkel 28° 51' be-
6 tragen.
Auch wenn ein anderer Winkel (als /.E0Z) gegeben
ist, werden sich die beiden anderen gleichfalls bestimmen
lassen. Dies wird ohne weiteres ein-
leuchten, wenn man an derselben Figur
von 0 auf ZA das Lot 0A fällt.
a) Nehmen wir zunächst den Bogen
AB der Ekliptik, d. i. den /L 0AA
als gegeben an, so wird damit auch
das Verhältnis ^-r (nach den Sehnen-
tafeln) gegeben sein. Da nun auch
das Verhältnis 7^^ (mit 2^3 * 60) ge-
25
0Z
0Z
geben ist, so wird auch das Verhältnis -^ (nach Eukl.
Data 8) gegeben sein, und damit werden wir als gegeben
erhalten sowohl den LQZ/\ (nach den Sehnentafeln), d.i.
30 die Anomaliedifferenz, als auch (als Summe der beiden
Hei 243 Winkel) den /LE0Z, d. i. den Bogen EZ des Exzenters,
b) Nehmen wir schließlich die Anomaliedifferenz, d. i.
den L 0 ZA als gegeben an, so werden sich dieselben Er-
gebnisse in umgekehrter Reihenfolge einstellen. Ist hier-
Einzelabschnitte der Anomalie.
175
durch das Verhältnis ^r-v (nach den Sehnentafeln) gegeben,
und von vornherein auch (mit 60 : 2Y2) das Verhältnis
>^) so ist auch das Verhältnis ^j (nach Eukl. Data 8)
gegeben, und damit (nach den Sehnentafeln) sowohl Z. 0A A,
d. i. der Bogen AB der Ekliptik, als auch (als Summe Ha 193
der beiden Winkel) /.E0Z, d. i. der Bogen EZ des Ex- 6
zenters.
B. Nach der epizyklischen Hypothese.
Es sei ABT der mit der Ekliptik konzentrische Kreis *^ um
das Zentrum A und den Durchmesser AAP, der in dem vor- 10
geschriebenen Verhältnis (S. 154,
26) zu ihm stehende Epyzikel
sei EZH0 um den Mittelpunkt
A. Nachdem man den Bogen
EZ abgetragen, ziehe man die
Verbindungslinien ZBA und ZA.
Der Bogen EZ sei wieder mit
30^ als gegeben angenommen.
Man fälle von Z auf AE das
Lot ZK. Es ist
15
6EZ= 30«
folglich /, EAZ= 30*
= 60^
6ZK- 60*^
,&KA = 1200
sZK= 6OP
,sKA = 103^55
hAZ= 2P3O'
mithin
also
nach Annahme,
wie 4R = 360^
wie ^i2-360°;
wie eZKA = 360«,
wie dmAZ = 120P.
20
Uei 244
25
Setzt man
so wird
mithin
ZK= 1^15'
wie
und
ÄmAA = 60P,
KA = 2PlO',
KA-KA + AA = 62^10'
30
a) Die Bezeichnung der Apogeumstelle durch ß ist an der
Figur hinzugefügt, um den scheinbaren Bogen QB der Ekliptik
kenntlich zu machen.
176 Drittes Buch. Fünftes Kapitel.
Nun ist ZK2 + KA' = ZA%
mithin ZA= 62^11' wie ZK = 1^15'.
Setzt man äZA = 120P,
so wird sZK= 2^25',
Ha 194 also 6ZK= 2"'18' wie ©ZKA = 360»,
6 mithin /,ZAK= 2^8' wie 2B = B60°,
= 1« 9' wie 4R-360^
Hiermit wird also wieder der Betrag der Anomaliedifferenz,
d. i. desBogens AB, gefunden sein. Da in demselben Maße
Hei 245 auch /. E AZ = 30° war, so wird L AZA (= LQAZ\ d. i.
11 der scheinbare Bogen (QB) der Ekliptik, als Differenz dieser
beiden Winkel (L E AZ — L ZAK) übereinstimmend mit den
nach der exzentrischen Hypothese nachgewiesenen Beträgen
gleich 28^51' sein.
16 Auch hier werden sich wieder, wenn ein anderer Winkel
„ gegeben ist, die übrigen gleich-
£X'"TrJX ^--J^--^ ^^^^^ bestimmen lassen. Man fälle
^~^\ an derselben Figur von A auf A Z
\ das Lot AA.
^^ V / ^^>^ • \ ^) T-i^ssen wir zunächst wieder
j den scheinbaren Bogen derEklip-
\ \^^ i tik (QB), d. i. den /. AZA (=
\ \. / /. QAZ) gegeben sein, so wird
\ y damit auch (nach den Sehnen-
^-»^ ^.-"^ ZA
25 tafeln) dasVerhältnis^ gegeben
sein. Da ferner von vornherein (mit 2^2 • 60) das Verhält-
nis j-ir gegeben ist, so wird auch das Verhältnis ^-jr (nach
Eukl. Data 8) gegeben sein. Damit wird aber auch (nach
den Sehnentafeln) der /l AAB, d. i. der Bogen AB der
30 Anomaliedifferenz, sowie (als Summe der beiden Winkel)
H» 195 der Z. EAZ, d. i. der Bogen EZ des Epizykels, gegeben
sein.
b) Nehmen wir schließlich die Anomaliedifferenz, d. i.
den Z. AAB als gegeben an, so wird wieder in umgekehrter
35 Reihenfolge damit zunächst (nach den Sehnentafeln) das
EinzelabBchnitte der Anomalie.
177
AA
Verhältnis . . gegeben sein. Da ferner von vornherein (mit
AA
AA
60:272) das Verhältnis ^^ gegeben ist, so wird auch das
ZA
Verhältnis . . (nach Eukl. Data 8) gegeben sein. Danait Hei 24
wird aber auch (nach den Sehnentafeln) der /.AZA, d. i.
der scheinbare Bogen (^B) der Ekliptik, sowie (als Summe 5.
der beiden Winkel) der /_ E AZ, d. i. der Bogen EZ des Epi-
zykels, gegeben sein.
II. Im Perigeum.
A. Nach der exzentrischen Hypothese
Man trage an der oben (S. 173,9)
beschriebenen Figur des Exzenters
vom Perigeum H des Exzenters den
ebenfalls wieder mit 30^ als gegeben
angenommenen Bogen HZ ab, ziehe
die Verbindungslinien AZB und Z0,
und fälle von A auf 0Z das Lot A K.
Es ist
6 Z H = 30" nac h Annahme,
folglich /: Z0H - 30» wie 4R = 360^
= 60« wie ^J^ = 360^
6OP I
mithin
also
,6K0
sAK
.sK0 =103^' 55'
wie dmAQ = 120^.
Setzt m an /?, A 0 = 2^ 30' wie Ä m 0 Z = 60**,
so wird AK= 1^15' und K0 = 2PiO',
mithin KZ = 0Z - K0 - 57^50'.
Nun ist AK'-1-KZ» = AZ',
mithin AZ= 57^' 51' wie AK = 1^16'.
Setzt man hAZ = 120^,
so wird sAK= 2^34',
also 6AK= 2<>27' wie ©AKZ=-360»;
Ptülemäus, übers, v. Manitlus. I.
10
15
20
30
12
178
Drittes Buch. Fünftes Kapitel.
mithin / AZK
2<>27' wie <8J2 = 360°,
1*14' wie 4i2 = 360".
10
Hiermit ist also die Anomaliedifferenz gefunden. Da in
demselben Maße auch /. Z 0 H mit 30^ als gegeben an-
6 genommen ist, so wird /.BAT, d. i. der Bogen TB der
Ekliptik, als Summe dieser beiden Winkel 31^14' betragen.
Wie oben, verlängere man auch in
diesem Falle BA (über A) und fälle
auf die Verlängerung das Lot 0A.
a) Lassen wir zunächst den Bogen
TB der Ekliptik, d. i. den L 0 AA (als
Scheitelwinkel = /. B A f) gegeben sein,
so wird damit auch (nach den Sehnen-
A0
tafeln) das Verhältnis ^-r gegeben sein.
Da ferner von vornherein (mit ^^/^ : 60)
das Verhältnis ^-^ gegeben ist, so wird
p^ . (nach Eukl. Data 8) gegeben sein.
Damit werden wir aber als gegeben erhalten sowohl L 0ZA,
d. i. die Anomaliedifferenz (nach den Sehnentafeln), als auch
20 (als Differenz der beiden Winkel BAT— 0ZA) den Z. Z0A,
d. i. den Bogen H Z des Exzenters.
Ha 197 b) Lassen wir schließlich die Anomaliedifferenz, d. i. den
/,0ZA gegeben sein, so wird in umgekehrter Reihenfolge
damit zunächst (nach den Sehnentafeln) das Verhältnis ^r
26 gegeben sein. Da ferner von vornherein (mit 60: 2Y2) das
-^-^ gegeben ist, so wird auch das Verhältnis
Hei 248
16
auch das Verhältnis
Z0
Damit werden wir
Verhältnis
^-j- (nach Eukl. Data 8) gegeben sein.
aber als gegeben erhalten sowohl den /.0AA (= Z^BAf),
d. i. den Bogen TB der Ekliptik (nach den Sehnentafeln),
30 als auch (als Differenz der beiden Winkel BAT — 0ZA)
den ^Z0H, d. i. den Bogen HZ des Exzenters.
Einzelabschnitte der Anomalie.
179
B. Nach der epizyklischen Hypothese
Man trage an der oben (S. 175, 9)
beschriebenen Figur*) des Konzenters
mit dem Epizykel von dem Peri-
geum 0 den Bogen 0H ebenfalls
gleich 30^ ab, ziehe die Verbin- 1
dungslinien A H und AHB und fälle
von H auf A A das Lot H K. Es ist
6 0 H = 30" nach Annahme,
folglich /,0AH= 30®wie4i2 = 360«,
= 60°wie^J? = 360*';
mithin
also
Setzt man
so wird
mithin
Nun ist
mithin
6HK= 60
.6KA = 120
o} wie ©HKA = 360«,
UHK= 60P I ^ie/.AH = 120P.
l,sKA = 103^55')
h^H= 2^30' wie hm kA = 120^,
HK= 1^15' und KA = 2P10',
KA = AA-KA = 57P60'.
16
HKHKA' = AH*,
AH= 57^61' wie HK
1^15'
Setztman äAH = 120P,
so wird sHK= 2^34',
also 6HK= 2«27' wie ©HKA = 360%
mithin/, HA K== 2»27' wie -2i^=360^
= 1«14' wie 4i2=360«.
Ha 158
21
Hei 250
Damit ist also die Anomaliedifferenz, d. i. der Bogen AB, 26
auch in diesem Falle gefunden. Da in demselben Maße auch
/. KAH mit 30® als gegeben angenommen ist, so wird /. BH A
(= L B ATT), welcher den scheinbaren Bogen (TTB) der Eklip-
tik mißt, als Summe der beiden Winkel übereinstimmend 30
a) Die Figur habe ich unter Bezeichnung des in der Eklip-
tik liegenden Perigeums TT im Unterschied zu der Figur S. 175
in der entsprechenden diametralen Stellung vorgelegt.
180 Drittes Buch. Fünftes Kapitel.
mit den bei dem Exzenter gefundenen Beträgen gleich
3in4' sein.
Wie oben, fälle man auch in diesem Falle auf AB das
Lot AA.
6 ^ ^^^^ a) Lassen wir zunächst den Bogen
y(^ ^X (TT B) der Ekliptik, d. i. den Z. A H A
/ \ \ (==LTTAB) gegeben sein, so wird
/ \ \ HA
/ \ \ damit das Verhältnis .-. (nach den
I \ 1 AA ^
1 ^r\^^^ 1 Sehnentafeln) gegeben sein. Da fer-
10 \ ; \^!!!^^^:=>^;5^ ner von vornherein (mit 2Y2 : 60)
\ ■ /\ M^\ H A
\ ; / W//^\ das Verhältnis . . gegeben ist, so
\v I ( \^ I AA ^ ^ '
^ — LL'-^''^^ j wird auch (nach Eukl. Data 8) das
^ tL Verhältnis -^-j- gegeben sein. Damit
werden wir aber als gegeben erhalten sowohl den L AAB,
16 d.i. den Bogen AB der Anomaliediiferenz (nach den Sehnen-
tafeln), als auch (als Differenz der beiden Winkel) den
Ha n>9 /. 0AH, d. i. den Bogen 0H des Epizykels.
b) Lassen wir schließlich den Bogen AB der Anomalie-
Hei 251 differenz, d.i den L AAB gegeben sein, so wird damit wieder
•20 in umgekehrter Reihenfolge (^nach den Sehnentafeln) das Ver-
hältnis . . gegeben sein. Da ferner von vornherein (mit
AA
60:2%) das Verhältnis ^-rr gegeben ist, so wird auch
HA
(nach Eukl. Data 8) das Verhältnis . . gegeben sein. Da-
mit werden wir aber als gegeben erhalten sowohl den /.AHA
26 (= /.TTAB), d. i. den Bogen (TTB) der Ekliptik (nach den
Sehnentafeln), als auch (als Differenz der beiden Winkel)
den /.0AH, d.i. den Bogen 0H des Epizykels.
Hiermit sind die Nachweise geliefert, welche wir uns (in
diesem Kapitel) zur Aufgabe gestellt hatten.
30 Will man die Größenbeträge der von Fall zu Fall er-
forderlichen Korrektionen (des Laufs) zum Gebrauch fertig
bei der Hand haben, so ist durch die vorstehenden theo-
Einzelabschnitte der Anomalie. 181
retischen Sätze^ wie man sieht, für die Tabellarisierung der
Gradabschnitte, welche das rechnerische Material zur Ge-
winnung des scheinbaren Laufs aus der Anomalie bilden,
die Möglichkeit einer sehr mannigfaltigen Form geboten.
Wir geben jedenfalls derjenigen Fassung den Vorzug, welche 6
die Anomaliedifferenzen neben den gleichförmigen Bogen
bietet, erstens, weil diese Anordnung sich nach den Hypo-
thesen selbst als die logisch richtige ergibt *\ und zweitens,
weil die Berechnung nach der Tabelle in jedem Bedarfs-
fälle^^ ebenso einfach als leicht ausführbar ist. 10
Daher haben wir uns die an erster Stelle (S. 175 und 179)
zahlengemäß durchgeführten Sätze zur Norm genommen und
für die einzelnen Gradabschnitte auf dem Wege geometrischer
Konstruktion, ganz wie bei den mitgeteilten Beispielen (für
30*^), die Anomaliedifferenzen berechnet, welche auf jeden 15
gleichförmigen Bogen entfallen. Allgemein haben wir
aber sowohl bei der Sonne wie bei den anderen Planeten Hei 25:
die zu beiden Seiten der Apogeen liegenden Quadranten in
je 15 Abschnitte zerlegt, so daß bei ihnen der Ansatz der
Beträge von 6 zu 6 Grad fortschreitet. Dagegen haben wir Ha 20(
die zu beiden Seiten der Perigeen liegenden Quadranten in 21
je 30 Abschnitte zerlegt, so daß bei ihnen der Ansatz von
0 zu 3 Grad fortschreitet, weil in den Perigeen hinsichtlich
des Überschusses der auf die gleichgroßen Abschnitte ent-
fallenden Anomaliedifferenzen größere Unterschiede eintreten 26
als in den Apogeen.
Wir werden demnach die Tabelle der Anomalie der Sonne
wieder in 45 (d. i. 3x15) Zeilen und 3 Spalten aufstellen.
Die ersten zwei Spalten enthalten als Argumentzahlen die
360 Grade der gleichförmigen Bewegung, indem die ersten 30
a) Die von vornherein gemachte Voraussetzung ist die Gleich-
förmigkeit der Bewegung; es ist also logisch richtiger, aus der
gleichförmigen Bewegung durch Anbringung der Anomalie die
ungleichförmige zu gewinnen, als umgekehrt von der ungleich-
förmigen ausgehend die gleichförmige.
b) D. h. auch in dem Falle, wenn man aus dem gegebenen
scheinbaren oder ungleichförmigen Lauf den gleichförmigen
feststellen will.
132 Drittes Buch. Sechstes und siebentes Kapitel.
15 Zeilen die beiden Quadranten am Apogeum umfassen,
die übrigen 30 Zeilen die beiden Quadranten am Perigeum.
Die dritten Spalten bieten die auf jede Argumentzahl der
gleichförmigen Bewegung entfallenden Grade der Prostha-
phäresis (d. i. des vom Apogeum bis zum Perigeum nega-
tiven, vom Perigeum bis zum Apogeum positiven Betrags)
der Anomaliedifferenz. ^^)
Die Tabelle gestaltet sich folgendermaßen.
Ha 201 \
Hei 3531
Sechstes Kapitel.
Tabelle der Anomalie der Sonne.
Gemeinsame
Argument-
zahlen
Prosth-
aphäreais
Gemeinsame
Argument-
zahlen
Prosth-
aphäresis
Gemeinsame
Argument-
zahlen
Prosth-
aphäresis
6»
12
18
3540
348
342
0«14'
0°28'
0042'
93«
96
99
2670
264
261
20 23'
20 23'
2» 22'
1380
141
144
2220
219
216
1039'
1033'
10 27'
24
30
36
336
330
324
0O56'
1« 9'
10 21'
102
105
108
258
255
252
2021'
2020'
2n8'
147
150
153
213
210
207
10 21'
1014'
1* 7'
42
48
54
318
312
306
1032'
1°43'
1»53'
111
114
117
249
246
243
20 16'
20 13'
20 10'
156
159
162
204
201
198
10 0'
0053'
0046'
60
66
72
300
294
288
2° 1'
2° 8'
2» 14'
120
123
126
240
237
234
20 6'
20 2'
10 58'
165
168
171
195
192
189
0039'
0032'
00 24'
78
84
90
288
276
270
2° 18'
2021'
20 23'
129
132
135
231
228
225
1054'
1049'
1044'
174
177
180
186
183
180
00 16'
00 8'
00 0'
Siebentes Kapitel.
Die Epoche des mittleren Laufs der Sonne.
HeiS Es bleibt noch übrig, die Epoche*) der gleichförmigen
10 Bewegung der Sonne festzustellen, die zur Berechnung ihrer
von Fall zu Fall gebotenen Positionen erforderlich ist. Auch
diese Aufgabe haben wir gelöst, indem wir uns allgemein
a) Unter Epoche ist der in Ekliptikgraden ausgedrückte
Ort (roTCog) zu verstehen, welchen die Sonne zu einem bestimm-
ten Zeitpunkt, der als Ausgangspunkt ihrer gleichförmigen
Bewegung gilt, innehat {inix^L) oder innegehabt hat.
Epoche der Sonne.
183
wieder bei der Sonne sowohl wie bei den anderen Planeten
an die von uns selbst auf das genaueste beobachteten Po-
sitionen hielten. Von diesen aus zurückrechnend, haben wir
mit Hilfe der nachgewiesenen mittleren Bewegungen die
Epochen (aller Planeten) an den Anfang der Regierung
Nabonassars (26. Februar 747 v. Chr.) geknüpft, von
welcher Zeit ab uns auch die alten Beobachtungen im großen
ganzen bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben sind.
Es sei ABT der mit der Ekliptik
konzentrische Kreis um das Zentrum
A, EZH der Exzenter der Sonne um
das Zentrum 0. Der durch beide Mittel-
punkte und das Apogeum E gehende
Durchmesser sei EAHf. Endlich sei
als der Herbstpunkt der Ekliptik der
Punkt B angenommen. Man ziehe die
Verbindungslinien BZA undZG, und
fälle von 0 auf die Verlängerung von
ZA das Lot 0K.
Da der Herbstpunkt B im Anfang der Scheren liegt und Hei 25!
das Perigeum f in 5^30' des Schützen, so ist
6Br= 65«30',
folglich /,BAr= 65^S0' wie 4JS = 360^
= 131" wie 2R=-S60'^.
Nun ist /.BAr=/,0AK, (als Scheitelwinkel)
10
16
21
Ha 80^
25
folglich auch
/.0AK =
131»
wie ^JJ = 360«;
mithin
60K =
131"
wie ©0KA=36O^
also
s0K =
109^ 12'
wie dm AQ = 120^.
Setzt man
A0 =
5P
wie /iZ0 = 12OP,^^
so wird
s0K =
4P 33',
also
60K =
4«20'
wie e0KZ = 36O^
folglich ^0ZK =
4»20'
wie 5i2 = 360°,
=
2«10'
wie 472 = 360°.
Nun war
LBAr^
65°30'
wie 4B = 3Q0\ (s. Z
mithin
LZQH =
63«20'
als Differenz beider,
folglich
bZH =
63°20'.
23)
30
35
a) Nach dem Verhältnis A0: 20 = 2 7^:60.
134 Drittes Buch. Siebentes Kapitel.
Wenn demnach die Sonne im Herbstnachtgleichenpunkt
steht, so ist sie von dem Perigeum, d. i von ^ 5^30', in
mittlerer Bewegung 63^20' gegen die Richtung der Zeichen
(d. i. westwärts) entfernt, während sie von dem Apogeum,
Hei 256 d. i. von TT 5<'30', im Mittel (180^ — 63^20'=) 116<>40'
6 in der Richtung der Zeichen (d. i. ostwärts) entfernt steht.
Nach dieser theoretischen Erörterung wird folgendes
verständlich werden. Unter den Beobachtungen von Nacht-
gleichen, welche die ersten waren, die von uns angestellt
10 worden sind, befindet sich auch eine mit der größten Ge-
nauigkeit festgestellte Herbstnachtgleiche. Dieselbe ist im
IIa 204 17*®^ Jahre Hadrians am 7. ägyptischen Athyr (25. Sep-
tember 1 3 2 n. Chr.) ohne wesentlichen Fehler zwei Aquin oktial-
stunden nach Mittag eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt hat
15 demnach die Sonne in mittlerer Bewegung auf dem Exzenter
in der Richtung der Zeichen von dem Apogeum (d. i. von
TT 5^30') 116*^40' entfernt gestanden. Nun beträgt die Zahl
der Jahre von der Regierung Nabonassars (747 v. Chr.) bis
zum Tode Alexanders (11. Juni 323 v. Chr.) nach dem
20 ägyptischen Kalender 424, vom Tode Alexanders (Epoche
1. Thoth = 12. Nov. 324 v. Chr.) bis zur Regierung des
Augustus 294, und vom ersten Jahre (30 v. Chr.) der Re-
gierung des Augustus vom Mittag des 1. ägyptischen Thoth
— weil wir die Epochen an die Mittagstunde knüpfen — bis
25 zum 17*®^ Jahre Hadrians zwei Äquinoktialstunden nach
dem Mittag des 7. Athyr (25. Sept. 132 n. Chr.) weitere
161 Jahre, 66 Tage und 2 Äquinoktialstunden. Folglich
ergeben sich vom ersten Jahre Nabonassars vom Mittag des
1. ägyptischen Thoth bis zu der Zeit der oben genannten
30 Herbstnachtgleiche in Summa (424 + 294 + 161 =) 879
ägyptische Jahre, 66 Tage und 2 Äquinoktialstunden. In
einem Zeitraum von dieser Länge legt die Sonne in mittlerer
Hei 257 Bewegung nach Abzug ganzer Kreise 211^25' zurück.^^)
Wenn wir also zu den 116^40', welche die Entfernung von
35 dem Apogeum des Exzenters zur Zeit der genannten Herbst-
nachtgleiche maßen, die 360 Grade eines Kreises addieren
und von der Summe die 211 "25' des auf die Zwischenzeit
Drittes Buch. Achtes Kapitel 185
entfallenden Überschusses abziehen ^\ so werden wir für die
Epoche der mittleren Bewegung am Mittag des 1. ägyp-
tischen Thoth des ersten Jahres Nabonassars (26. Februar
747 V. Chr.) als Entfernung der Sonne von dem Apogeum
(TT 5^30') bei gleichförmiger Bewegung 265^15' in der Ha 205
Richtung der Zeichen erhalten. Daraus ergibt sich als 6
mittlerer Ort der Sonne )C OUö'.^)
Achtes Kapitel.
Berechnung der Länge der Sonne
nach den Taieln.
Wenn wir den Ort der Sonne für den betreffenden Zeit-
punkt, dem die Untersuchung gilt, feststellen wollen ^'^ so
gehen wir mit der Summe der Zeit, welche von der Epoche 10
bis zu dem nach der Ortszeit von Alexandria gegebenen
Zeitpunkt verflossen ist, in die Tafeln der gleichförmigen
Bewegung der Sonne ein, addieren zu den bei den betreffenden
Argumentzahlen stehenden Graden die 265^15' betragende
Entfernung von dem Apogeum und ziehen von dieser Summe 15
ganze Kreise ab. Die übrigbleibenden Grade zählen wir von
(dem Apogeum) TT 5^30' ab in der Richtung der Zeichen
weiter und werden dort, wo die Zahl ausgeht , den mitt-
leren Ort der Sonne finden. Darauf gehen wir mit der-
selben Zahl, d. h. mit der Gradzahl, welche die Entfernung Hei 258
vom Apogeum bis zu dem mittleren Ort angibt, in die 21
Tabelle der Anomalie ein. Fällt die Zahl in die ersten
Spalten, d. h. ist sie kleiner als 180'*, so ziehen wir die bei
ihr in der dritten Spalte stehenden Grade von der Epoche
für den mittleren Ort ab; steht die Zahl aber in den zweiten 25
Spalten, d. h. ist sie größer als 180^, so werden wir die be- Ha 20«
treffenden Grade zu dem mittleren Ort addieren und so den
genauen, d. i. scheinbaren Ort der Sonne finden. ^^^
a) D. h. auf dem Sonnenkreise rückwärts zählen: 476'*40' —
211"25' = 265^15'.
b) Insofern 265n5' = 24''30' der Zwillinge -f 240 «»(d. s. 8 Zeichen
zu 30°) -f 0"45' der Fische.
c) Durchgeführte Beispiele der Berechnung bietet Anm. 29.
136 Drittes Buch. Neuntes Kapitel.
Neuntes Kapitel.
Die Ungleichheit der Sonnentage.
Hiermit sind wir am Ende der Theorie angelangt, welche
sich mit der Sonne allein beschäftigt. Es dürfte jedoch
am Platze sein, hier noch in aller Kürze die Ungleichheit
der Sonnentage*^ zu besprechen, eine Erörterung, die vor-
6 ausgeschickt werden muß, weil wir die schlechthin im Mittel
angesetzten Bewegungen alle unter gleichgroßen Überschüssen
anwachsen lassen^\ als ob auch die Sonnentage alle von
gleicher Dauer wären, was sich, wie die theoretische Be-
trachtung lehrt, nicht so verhält.
10 Die Drehung des Weltalls vollzieht sich in gleichförmiger
Bewegung um die Pole des Äquators, wobei die Wiederkehr
dieser Drehung, um sie besser auf den Punkt genau be-
stimmen zu können, entweder auf den Horizont oder auf
den Meridian bezogen wird. Mithin ist eine Umdrehung
15 des Weltalls offenbar die Wiederkehr ein und desselben
Punktes des Äquators von einem Abschnitt des Horizonts
oder des Meridians bis wieder zu demselben Abschnitt, während
Hei 259 ein Sonnentag schlechthin die Wiederkehr der Sonne von
einem Abschnitt des Horizonts oder des Meridians bis wieder
Ha 207 zu demselben Abschnitt ist. Deshalb ist also ein gleich-
21 förmiger Sonnentag der Zeitraum, welcher den Durchgang
der 360 Zeitgrade eines Umschwungs des Äquators und
hierüber noch den Durchgang von rund 59 Sechzigteilen
eines Zeitgrades umfaßt, welche die Sonne im Verlauf eines
25 solchen Umschwungs des Äquators infolge ihrer (eigenen)
Bewegung (nach der entgegengesetzten Richtung) in mitt-
lerer Geschwindigkeit zusetzt. Ein ungleichförmiger
a) D. i. der aus Tag und Nacht bestehenden Zeiträume von
einem Sonnenaufgang bis zum nächsten.
b) D. h. durch sukzessives Addieren derselben Grundzahl der
täglichen, monatlichen und jährlichen mittleren Bewegung.
Vgl. S. 148, 5.
Ungleichheit der Sonnentage. 187
Sonnentag ist dagegen der Zeitraum, welcher den Durchgang
der 360 Zeitgrade eines Umschwungs des Äquators und hier-
über noch den Durchgang derjenigen Sechzigteile umfaßt,
die gleichzeitig mit der Zusatzstrecke, welche die Sonne in-
folge ihrer ungleichförmigen Bewegung erzielt, entweder 5
aufgehen oder den Meridian passieren.
Dieser Abschnitt des Äquators, welcher über die 360 Zeit-
grade (d.i. über 24 Äquinoktialstunden) hinzu seinen Durch-
gang bewerkstelligt, muß notwendig ungleich groß werden,
erstens wegen der scheinbaren Anomalie der Sonne, und 10
zweitens, weil gleichgroße Abschnitte der Ekliptik weder
den Horizont noch den Meridian in gleichen Zeiten passieren.
Jede dieser beiden Ursachen bewirkt allerdings bei einem
Sonnentage einen kaum bemerkbaren Unterschied der gleich-
förmigen Wiederkehr gegen die ungleichförmige, aber wenn 15
sich dieser Unterschied bei einer größeren Zahl von Sonnen-
tagen summiert, kann er sogar recht bemerklich werden. *)
Infolge der Anomalie der Sonne entsteht das Maximum
des Unterschieds bei den Intervallen von der einen mittleren
Bewegung der Sonne bis zur anderen^); denn die Summe Hei seo
der Sonnentage eines solchen Intervalls wird sich von der 21
Summe der gleichförmigen Sonnentage (desselben Intervalls)
um ungefähr 4*74 Zeitgrade (d. i. um das Doppelte der Ano-
maliedifferenz) unterscheiden, von der Summe der gleich-
formigen Sonnentage des anderen Intervalls aber um den 25
doppelten Betrag (d. i. um OYg Zeitgrade), weil der schein-
bare Lauf der Sonne (in der Ekliptik) gegen den gleich-
förmigen auf dem am Apogeum liegenden (erdfernen) Halb-
a) Die moderne Astronomie unterscheidet mittlere, d. s.
gleichförmige Sonnentage, deren Dauer schlechthin 24 Äqui-
noktialstunden beträgt, von wahren, d. s. ungleichförmigen
Sonnentagen, welche sich von einer Kulmination der Sonne
bis zur nächsten erstrecken. Die längste Dauer eines solchen
wahren Sonnentags beträgt 24 Stunden 32 Sekunden, die kür-
zeste 23 Stunden 59 Minuten 39 Sekunden.
b) D. i. in dem Intervall, welches sich mit 92^23' beiderseits
des Apogeums, und in dem Intervall, welches sich mit 87**37'
beiderseits des Perigeums erstreckt.
188 Drittes Buch. Neuntes Kapitel.
kreis (der Sonnenbahn) 4^/^^ (d. i. beiderseits 2^23') zurück-
b leibt, während er auf dem am Perigeum liegenden (erdnahen)
Halbkreis ebensoviele Grade zusetzt.*^
Ha 208 Infolge der Ungleichförmigkeit der (mit Zeitgi-aden) gleich-
5 zeitigen Auf- oder Untergänge (der Ekliptik) tritt dagegen
das Maximum des Unterschieds auf den von den Wende-
punkten begrenzten Halbkreisen ein; denn hier werden die
gleichzeitigen Aufgänge eines jeden dieser beiden Halbkreise
von den theoretisch als gleichförmig geltenden 180 Zeit-
10 graden (= 12 Stunden) um den Unterschied des längsten
oder des kürzesten Tages vom Nachtgleichentage (z. B.
15^* — 12"* = 3**) differieren, voneinander aber um den Unter-
schied des längsten Tages vom kürzesten oder der längsten
Nacht von der kürzesten (z. B. 15«* — - 9«* = 6«*).
15 Infolge der Ungleichheit der (mit Zeitgraden) gleichzeitigen
Meridiandurchgänge endlich entsteht wieder das Maximum
des Unterschieds bei den Intervallen, welche gerade die beiden
Zwölfteile in sich schließen, die entweder beiderseits der Wende-
punkte oder beiderseits der Nachtgleichenpunkte liegen; denn
20 die beiden an den Wendepunkten liegenden Zwölfteile
werden zusammen (mit 64^32') von den theoretisch als gleich-
förmig geltenden (60) Zeitgraden um ungefähr 4}!^ solche
Grade differieren, von der Summe (55^40') der an den
Nachtgleichenpunkten liegenden Zwölfteile aber wieder
25 um 9 Zeitgrade, weil letztere hinter dem Mittel (von 60®
um 4^20') zurückbleiben, während erstere ungefähr den
11 ei 261 gleichen Betrag (genau 4"32') zusetzen.^)
a) Indem der scheinbare Bogen, welchen die Sonne während
ihres gleichförmigen Laufs auf dem erdfernen Halbkreis ihrer
Bahn in der Ekliptik zurücklegt, beiderseits um 2 "23', dem-
nach in Summa um 4%* kleiner als ein Halbkreis ist, wo-
gegen der scheinbare Bogen, welchen sie während ihres Laufs
auf dem erdnahen Halbkreis in der Ekliptik zurücklegt, um
denselben Betrac^ größer als ein Halbkreis ist. Vgl. die Figur
zu Anm. 24 u. S. 157,27.
b) Die Zeit des Meridiandurchgangs von TT-f O oder / -|- ^
beträgt nach der Tafel für Sphaera recta 64*^32', die des
Meridiandurchgangs von X -f / oder iip -f si. genau 55"40'.
Ungleichheit der Sonnentage. 189
Aus diesen Verhältnissen erklärt es sich, daß wir die bei
den Epochen in Betracht kommenden Anfänge der Sonnen-
tage an die Meridiandurchgänge, nicht an die Auf- oder
Untergänge der Sonne knüpfen. Denn der theoretisch auf
den Horizont bezogene Unterschied kann bis zu vielen Stunden 5
gehen (s. S. 188, 14); auch ist er nicht überall derselbe,
sondern ändert sich mit dem je nach der Neigung der Sphäre
eiatretenden Unterschied der längsten oder der kürzesten
Tage. Dagegen ist der auf den Meridian bezogene Unter-
schied für alle Wohnorte derselbe und überschreitet auch 10
nicht die infolge der Anomalie der Sonne sich (bis zu 2 • 2^23'j
summierenden Zeitgrade der Differenz.
Nun setzt sich aber aus der Vermischung dieser beiden
Unterschiede, d. i. der Differenz infolge der Anomalie der
Sonne und des Unterschieds infolge der (mit Zeitgraden) lu aoj
gleichzeitigen Meridiandurchgänge, der Unterschied bei den- 16
jenigen Intervallen zusammen, welche für beide genannte
Differenzen gleichzeitig entweder dem Zusatz oder dem Ab-
zug unterliegen. Dem Abzug unterliegt in beiden Bezie-
hungen am stärksten der (erdferne) Abschnitt von der Mitte -20
des Wassermanns bis zu den Scheren, dem Zusatz der (erd-
nahe) Abschnitt vom Skorpion bis zur Mitte des Wasser-
manns. Diese beiden Abschnitte weisen nämlich als Maximum,
der eine des Zusatzes, der andere des Abzugs, infolge der
Anomalie der Sonne SVa^^^ und infolge der (mit Zeitgraden) 26
gleichzeitigen Meridiandurchgänge 4%® auf,^^ so daß sich
fiir jeden der beiden genannten Abschnitte als Maximum
a) Bei «t 15** beträgt in 249^30' Entfernung vom Apogeum
Tr5"30' die Anomalie differenz -f 2"16', bei ni 0^ in 144^30' Ent-
fernung — 1" 26'. Indem also die scheinbare erdferne Lauf-
strecke in der Ekliptik erst bei >>« 17" 16' beginnt und schon
bei SL 28"34' aufhört, beträgt sie zwischen diesen Grenzen 3*42'
weniger als die Strecke, welche zwischen den mittleren örtern
liegt, während der scheinbare erdnahe Lauf von sl 28*34' bis
• -^ 17*16' 3*42' mehr beträgt.
b) Die 255 Grade von ^>> 15* bis n]_ o* gehen mit 250*18' des
Äquators durch den Meridian, was — 4*42' gibt, die 105 Grade
von la 0* bis *-v. 15* mit 109*42', was -f 4*42' gibt.
190 Drittes Buch. Neuntes Kapitel.
Hei 262 des Unterschieds der Sonnentage im Vergleich zu den gleich-
förmigen ein Betrag von SYg Zeitgraden, d. i. von 33V3 Zeit-
minuten, im Vergleich von Abschnitt zu Abschnitt aber der
doppelte Betrag von 16% Zeitgraden, d. i. von einer Äqui-
5 noktialstunde und 6% Minuten, herausstellt. Ein Unterschied
von diesem Betrage würde bei der Sonne und den anderen
Planeten, wenn er unbeachtet bliebe, der Feststellung der
an ihnen wahrgenommenen Erscheinungen vielleicht keinen
merklichen Eintrag tun, dagegen würde er bei dem Monde
10 wegen der Geschwindigkeit seiner Bewegung (in Länge) be-
reits eine beträchtliche Differenz bis zu 0'36' (d. s.0®32'56"
+ 003' 17" in iVio Stunde) verursachen.
Um nun die für irgendein beliebiges Intervall gegebenen
(bürgerlichen) Sonnentage, ich meine die von Mittag oder
16 Mitternacht bis wieder zu Mittag oder Mitternacht (nach
Ortszeit) gerechneten, ein für allemal in gleichförmige um-
zurechnen, werden wir sowohl für die erste wie für die letzte
Epoche des gegebenen Intervalls der (bürgerlichen) Sonnen-
Ha 210 tage feststellen, in welchem Grade der Ekliptik die Sonne
20 sowohl nach der gleichförmigen wie nach der ungleich-
förmigen (d. i. mit der Anomaliedifferenz versehenen) Be-
wegung steht. Alsdann gehen wir mit dem Intervall der
mit dem Zusatz (der Anomalie) versehenen Grade, d. i. mit
dem Intervall von dem ungleichförmigen oder scheinbaren
25 Sonnenort bis wieder zu dem scheinbaren, in die Tafel
der Aufgänge bei Sphaera recta^^ ein und sehen nach, mit
Hei 263 wieviel Zeitgraden gleichzeitig die bezeichneten Grade des
ungleichförmigen Intervalls den Meridian passieren. Hier-
auf bilden wir die Differenz zwischen den gefundenen Zeit-
30 graden und den Graden des gleichförmigen Intervalls
und berechnen (durch Multiplikation mit 4) den Betrag der
Äquinoktialstunde, welcher durch die Zeitgrade dieser
Differenz ausgedrückt wird. Wird die Zahl der Zeit-
a) Weil die Durchgänge durch den Horizont bei Sphaera
reeta gleichzeitig als Durchgänge durch den Meridian anzu-
sehen sind. Vgl. S. 53, 19.
Viertes Buch. Erstes Kapitel. 191
grade *^ größer als das gleichförmige Intervall gefunden, so
werden wir die Differenz zu der gegebenen Zahl der Sonnen-
tage addieren, wird sie kleiner gefunden, so werden wir sie
davon abziehen. In dem Ergebnis werden wir den auf
die gleichförmigen Sonnentage entfallenden Zeitbetrag er- 5
halten, von dem wir vorzugsweise dort Gebrauch machen
werden, wo es sich um die Summierung der mittleren
Bewegungen des Mondes handelt, wie unsere Tafeln sie
bieten.26)
Es ist selbstverständlich, daß man aus dem gegebenen 10
Bestand der gleichförmigen Sonnentage die bürger-
lichen, d. i. die theoretisch schlechthin genommenen Tage
erhält, indem man die oben erklärte Addition oder Subtrak-
tion der Zeitgrade in umgekehrter Reihenfolge vornimmt.
Zu der von uns festgestellten Epoche, d. i. im ersten Jahre 15
Nabonassars am Mittag des 1. ägyptischen Thoth, stand die
Sonne bei gleichförmiger Bewegung, wie oben (S. 185, 7)
nachgewiesen, in )( 0^45', bei ungleichförmiger Bewegung
(d. i. unter Hinzufügung des Maximums der Anomaliedifferenz)
in )f 3« 8'.^) 20
Viertes Buch.
Erstes Kapitel.
Art der Beobachtungen, auf welche
sich die Theorie des Mondes zu stützen hat.
Nachdem wir in dem vorhergehenden Buche eine zusammen-iHei 865
fassende Darstellung der Erscheimmgen geboten haben, welche
hinsichtlich der Bewegung der Sonne wahrzunehmen sind,
beginnen wir nunmehr in der logisch gebotenen Folge die
a) D. i. die Zahl der gleichzeitig mit den Graden des
ungleichförmigen Intervalls durch den Meridian gegangenen
Äquatorgrade. Ißt sie größer, so ist die wahre Sonne voran-
geeilt, ist sie kleiner, so ist die wahre Sonne zurückgeblieben.
b) Auf 265*15' Abstand von dem Apogeum TT 6*^30' ent-
fallen nach der Anomalietabelle -{-2*23' Anomaliedifferenz. Vpl.
S. 185, 26 hinsichtlich des positiven Werts.
192 Viertes Buch. Erstes Kapitel.
Theorie des Mondes. Da halten wir es zunächst für an-
gezeigt, nicht einfach auf gut Glück an die Benutzung der
für diesen Zweck sich darbietenden Beobachtungen heran-
zutreten, sondern zur Feststellung der allgemeinen Begriffe
6 unsere Aufmerksamkeit ganz besonders jenem Beweismaterial
zuzuwenden, welches nicht nur den Vorzug des höheren Alters
hat, sondern direkt aus den bei Mondfinsternissen an-
gestellten Beobachtungen gewonnen wird. D^nn nur durch
diese können die Örter des Mondes genau gefunden werden,
10 da alle anderen Beobachtungen, mögen sie durch Beziehung
der Örter des Mondes auf die Fixsterne, oder mit Hilfe der
Ha 212 Instrumente, oder durch Vermittelung der Sonnenfinsternisse
nach theoretischen Grundsätzen angestellt werden, infolge
der Parallaxen des Mondes mit starken Täuschungen ver-
16 bunden sein können. Nur für die besonderen Begleiter-
scheinungen können wir nachgerade auch von den anderen
Beobachtungen für unsere Untersuchung Gebrauch machen
Hei 266 Da die Entfernung, in welcher sich die Sphäre des Mondes
von dem Mittelpunkte der Erde befindet, nicht, wie die zur
20 Ekliptik, so bedeutend ist, daß die Größe der Erde zu ihr
das Verhältnis eines Punktes hätte, so ist davon die not-
wendige Folge, daß die von dem Mittelpunkte der Erde,
d. i. von dem Zentrum der Ekliptik durch das Zentrum des
Mondes nach den Teilen der Ekliptik gezogene Gerade*',
25 welche für die Vorstellung von dem genauen (d. i. ungleich-
förmigen) Lauf aller Planeten maßgebend ist, durchaus nicht
mehr in allen Fällen für die sinnliche Wahrnehmung mit der
Geraden zusammenfällt, die von irgendeinem Punkte der
Erdoberfläche, d. i. von dem (Standpunkt oder) Auge des
30 Beobachters nach dem Zentrum des Mondes gezogen wird,
nach welcher die Theorie den scheinbaren Lauf des Mondes
feststellt. Nur dann, wenn der Mond im Zenit des Beob-
achters steht, fällt diese Linie genau mit der Geraden zu-
sammen, welche von dem Mittelpunkte der Erde nach dem
a) Der griechische Text enthält eine Lücke, welche unbedingt
nach Maßgabe des Codex D auszufüllen war.
Grundlagen der Mondtheorie. 193
Zentrum des Mondes und dem Tierkreis gezogen wird. So-
bald aber der Mond den geringsten Abstand vom Zenit ge-
wonnen hat, weichen die Richtungen der bezeichneten Geraden
voneinander ab. Deshalb fällt der scheinbare Lauf nicht
mit dem genauen zusammen; denn das Auge läßt sich von 5
einer (scheinbaren) Stellung zur anderen leiten, während die
durch den Mittelpunkt der Erde gehenden Geraden scharfe
Grenzlinien abgeben, die genau der Größe der Winkel ent- Ha 213
sprechen, welche von der Neigung (dieser Geraden zum Hori-
zont) gebildet werden. 30
Hieraus erklärt sich ein wesentlicher Unterschied hin-
sichtlich des Eintritts von Sonnen- und Mondfinsternissen.
Da die Sonnenfinsternisse dadurch entstehen, daß der Mond Hei 261
unter der Sonne vorübergeht und hierdurch eine Bedeckung
verursacht, welche, insoweit sie in den von unserem Auge 15
nach der Sonne gerichteten Kegel fällt, die bis zum Ende
des Vorüberganges dauernde Verfinsterung bewirkt, so können
dieselben Finsternisse weder nach Größe noch Dauer über-
all in derselben Weise verlaufen, weil der Mond aus den
oben genannten Gründen weder für alle Beobachter gleich- 20
mäßig als bedeckendes Objekt wirkt, noch scheinbar mit
denselben Teilen der Sonne zusammenfällt. Bei den Mond-
finsternissen ergibt sich dagegen als Folge der Parallaxen
durchaus kein derartiger Unterschied, weil der am Monde
sich vollziehende Akt der Verfinsterung den Standpunkt des 25
Beobachters zur Begründung der Erscheinung gar nicht in
Betracht kommen läßt. Weil nämlich der Mond jederzeit
sein Licht infolge der Bestrahlung durch die Sonne erhält,
so erscheint er uns, wenn er die der Sonne diametral gegen-
übergelegene Stellung einnimmt, zu jeder anderen Zeit stets 30
voll beleuchtet, weil er alsdann seine ganze beleuchtete
Halbkugel zugleich auch uns ganz zuwendet; kommt er aber
der Sonne in der Stellung diametral gegenüber zu stehen,
daß er in den Kegel des Erdschattens eintritt, der gerade
wie die Sonne, aber immer auf der entgegengesetzten Seite 35
(des Himmels) seinen Umlauf macht, dann verliert er sein
Licht je nach dem Größenbetrag seines Eintritts (in den
Ptolemäus, übers. V. Maoitius. I. 13
194 Viertes Buch. Zweites Kapitel.
Kegel), weil die Erde als schattenwerfendes Objekt die Be-
strahlung durch die Sonne verhindert. Daher ist die Finster-
Hei 268 nis sowohl der Größe als auch der Dauer der Phasen nach
für alle Teile der Erde in gleicher Weise sichtbar.
Ha 214 Da also die genauen (d.h. die geozentrischen), nicht die
6 scheinbaren (durch die Parallaxe bewirkten) Orter des
Mondes in Betracht gezogen werden sollen, weil die An-
nahme des Geregelten und Gleichmäßigen vor der Annahme
des ungeregelten und Ungleichmäßigen durchaus den Vor-
10 zug haben muß, so meinen wir zur Feststellung der all-
gemeinen Begriffe die übrigen Beobachtungen, weil für die
Bestimmung der bei ihnen in Betracht kommenden Örter
der Standpunkt des Beobachters maßgebend ist, nicht mit
zur Benutzung heranziehen zu dürfen, sondern ausschließ-
15 lieh die Beobachtungen von Mondfinsternissen, weil bei ihnen
zur Bestimmung der Örter der Standpunkt des Beobachters
nicht mit in Frage kommt. Denn der Grad, den das Zen-
trum des Mondes gerade zur Mitte der Finsternis einnehmen
wird, liegt selbstverständlich demjenigen Grade der Ekliptik
20 so genau wie nur möglich diametral gegenüber, in welchem
die Sonne zur Mitte der Finsternis gefunden wird, wo das
Zentrum des Mondes dem Zentrum der Sonne in Länge ge-
nau diametral gegenübersteht.
Zweites Kapitel.
Die periodischen Zeiten des Mondes.
Die nur in allgemeinen Umrissen gehaltene Vorbemerkung
26 über die Art der Beobachtungen, auf welche sich die Theorie
des Mondes im allgemeinen zu stützen hat, sei hiermit ab-
Hei 269 geschlossen. Wir werden nunmehr versuchen zu erläutern^
wie die Alten ihr Beweismaterial handhabten, und wie wir
die rechnerische Seite der in Übereinstimmung mit den Er-
30 scheinungen aufgestellten Hypothesen praktischer gestalten
könnten.
Ha 215 Der Mond bewegt sich in Länge und Breite scheinbar
ungleichförmig, d. h. er durchläuft weder die Ekliptik in
•Periodische Zeiten des Mondes. 195
gleichen Zeiten, noch bewerkstelligt er die Wiederkehr seines
Laufs in Breite in gleichen Zeiten. Ohne die Auffindung
der Zeit, in welcher seine Anomalie (d. i. sein ungleich-
förmiger Lauf) zur Wiederkehr gelangt, dürfte es aber nicht
gut möglich sein, die Perioden der anderen (Umläufe) in 5
der erforderlichen Weise zu bestimmen. Nun führen die
von Fall zu Fall angestellten Beobachtungen zu dem Er-
gebnis, daß er die Strecken seiner mittleren, größten und
kleinsten Bewegung scheinbar in allen Teilen des Tierkreises
zurücklegt und in allen Teilen das Maximum nördlicher und 10
südlicher Breite erreicht, sowie in die Ekliptik selbst gelangt.
Deshalb haben die alten Mathematiker mit Recht einen Zeit-
raum festzustellen gesucht, nach dessen Verlauf der Mond
jedesmal wieder die gleichgroße Strecke in Länge zurück-
gelegt haben würde, in der Annahme, daß einzig und allein 15
dieser Zeitraum für die Wiederkehr der Anomalie maßgebend
sein könne. Indem sie also aus den oben besprochenen
Gründen die Beobachtungen von Mondfinsternissen mit-
einander verglichen, prüften sie, welches Intervall mit einer
bestimmten Zahl von Lunationen jedesmal wieder die gleiche 20
Zeitdauer hätte, wie die Intervalle mit gleicher Zahl der
Lunationen, und dabei gleichviel Kreise in Länge enthielte,
seien es nun ganze Kreise oder solche mit dem Zusatz ge-
wisser gleichgroßer Bogen. Nach etwas obei-flächlicher Hei 271
Schätzung nahmen nun die noch älteren Beobachter diesen 25
Zeitraum zu 6585 V3 Tagen (d. s. 18 Sonnenjahre und
10% Tage) an. Im Verlauf dieser Zeit sahen sie nämlich
ohne merklichen Fehler sich vollenden 223 Lunationen,
239 Wiederkehren der Anomalie, 242 Wiederkehren der Breite,
241 Umläufe der Länge und 10% Grade darüber *\ welche Ha 2i(
die Sonne in der genannten Zeit zu 18 Kreisen zusetzt, wo- 31
mit man die Wiederkehr von Sonne und Mond mit Bezug
auf die Fixsterne theoretisch bestimmt zu haben meinte.
Sie nannten diesen Zeitraum einen periodischen, weil er die
a) Genau 10^44' 12", welche sich nach den Sonnentafeln als
Überschuß über ganze Kreise in 18 ägyptischen Jahren und
15 ^^j Tagen ergeben.
13*
196 Viertes Buch. Zweites Kapitel.
Bewegungen verschiedener Art erstmalig annähernd zu einer
Wiederkehr führe. Um ihn auf ganze Tage zubringen, mul-
tiplizierten sie die 6585V3 Tage mit 3; dadurch erhielten
sie als Zahl der Tage 19 756 und nannten die Periode einen
5 Exeligmos.*^ Dadurch daß sie auch im übrigen die Multi-
plikation mit 3 durchführten, erhielten sie 669 Lunationen,
717 Wiederkehren der Anomalie, 726Wiederkehren der Breite,
723 Umläufe der Länge und darüber 32 Grade (genau
32^12' 36"), welche die Sonne (in 54 ägyptischen Jahren
10 und 46 Tagen) zu 54 Kreisen zusetzt.
Schon Hipparch hat indessen nachgewiesen, indem er seine
Berechnungen sowohl an die chaldäischen als auch an die
zu seiner Zeit angestellten Beobachtungen knüpfte, daß diese
Periode nicht genau sei. Er zeigt nämlich an der Hand des
15 von ihm mitgeteilten Beobachtungsmaterials, daß die erst-
Hei 271 malig sich erfüllende Zahl von Tagen, in denen die Finsternis-
periode bei gleichviel Lunationen und gleichgroßen Bewe-
gungsstrecken sich jedesmal wieder zu demselben Zyklus
gestalte, 126 007 Tage und 1 Äquinoktialstunde betrage.
20 In dieser Zeit (d. i. in 345 ägyptischen Jahren, 82 Tagen
und 1 Stunde) findet er vollendet 4267 Lunationen, ferner
4573 ganze Wiederkehren der Anomalie und 4612 Ekliptik-
kreise weniger 7% Grrade^^, welche der Sonne an 345 Kreisen
fehlen, womit er die Wiederkehr von Sonne und Mond mit
25 Bezug auf die Fixsterne wieder theoretisch bestimmt zu haben
meint. Daraus findet er die mittlere Zeit einer Lunation,
Ha 217 indem er mit 4267, d. i. mit der Zahl der Lunationen, in die
a) Vgl. Geminus, Isagoge S. 200 ff.
b) Nach den Ptolemäischen Sonnentafeln beträgt in 345* 82"^ 1^
der mittlere Lauf der Sonne nach Abzug ganzer Kreise 356^59',
so daß an 345 Kreisen nur 3^1' fehlen. Ich vermag diese große
Differenz nicht zu erklären, da die Hipparchischen Sonnentafeln
doch auf demselben Werte der mittleren täglichen Bewegung
der Sonne beruhen mußten. Auf 345 Sonnenjahre würden
86 V4 Schalttage entfallen; da aber in 345 Sonnenjahren nach
Hipparch (S. 145, 17) iVso^^ ^^^Vs'' ausfallen, so fehlen nicht
(86%*-82dih=) A'^b^\ sondern nur 3^175»» an 345 vollen Eklip-
tikkreisen oder 3®0'50".
Periodische Zeiten des Mondes. 197
obengenannte Zahl von Tagen dividiert, zu 29*31' 50" 8'"
Im Verlauf der Zeit von der angegebenen Länge weist er
also die gleichgroße Zahl der von Mondfinsternis zu Mond-
finsternis schlechthin sich gegenseitig entsprechenden Inter- 5
valle nach. Daß somit die Anomalie zur Wiederkehr ge-
langt, geht klar daraus hervor, daß nach Verlauf der Zeit
von dieser Länge jedesmal wieder gleichviel Lunationen vor-
liegen und zu der gleichen Zahl von 4611 (Ekliptikkreisen
oder) Umläufen in Länge stets wieder (360<^ - 772^ =) 10
35272 Grade als Überschuß treten, wie es die Syzygien mit
der Sonne erfordern.
Wenn man nicht gerade die von Mondfinsternis zu
Mondfinsternis gerechnete Zahl der Lunationen zu finden
bestrebt wäre, sondern nur die von Konjunktion oder Voll- 15
mond bis wieder zu der gleichen Syzygie, so würde man Hei 272
die Zahl, welche die Wiederkehr der Anomalie und der Lu-
nationen umfaßt, noch kleiner finden. Dividiert man näm-
lich mit dem einzig gemeinsamen Faktor, d. i. mit der Zahl
17, so erhält man 251 Lunationen und 269 Wiederkehren 20
der Anomalie.
Nicht gefunden wurde in der obengenannten Periode eine
in ihr ohne Rest aufgehende Zahl für die Wiederkehr in
Breite; denn die gegenseitige Entsprechung der Finster-
nisse erfüllte zwar scheinbar die Forderung der Gleichheit 25
hinsichtlich der Intervalle der Zeit und der Umläufe in Länge,
nicht aber auch die Forderung der Gleichheit hinsichtlich
der Größe und des ähnlichen Verlaufs der Verfinsterungen,
was für die Bestimmung der Breite maßgebend ist. Indessen
nachdem nun vorerst die Zeit der Wiederkehr der Anomalie 30
gewonnen war, verglich Hipparch von neuem Intervalle von
Lunationen miteinander, bei welchen die ersten und die
letzten Finsternisse sowohl der Dauer als der Größe der Ver-
finsterung nach vollkommen gleich waren, in denen aber Ha 218
auch keinerlei Differenz hinsichtlich der Anomalie eintrat, 35
so daß in diesem Falle offenbar auch der Lauf in Breite
zur Wiederkehr gelangte. So weist er denn an der Hand
198 Viertes Buch. Zweites Kapitel.
des gebotenen Materials nach, daß die betreffende Periode
5458 Lunationen bei 5923 Umläufen in Breite ohne Rest
enthalte.
Hiermit ist das Verfahren, welches unsere Vorgänger zur
5 Bestimmung der Wiederkehren einschlugen, beschrieben. Daß
es nicht einfach ist, auch nicht auf leicht zu beschaffendem
Material beruht, sondern vielfacher und peinlichster PrüfuDg
bedarf, dürften wir aus folgender Erwägung erkennen. Zu-
Hei 273 gegeben, daß die Zeiten der (beiden verglichenen) Intervalle
10 genau einander gleich gefunden werden, so ist in erster
Linie eine solche Gleichheit gar nichts wert, wenn nicht
gleichzeitig die Sonne in einem Intervall wie in dem anderen
entweder gar keine Anomaliedifferenz bewirkt oder wenig-
stens dieselbe. Denn wenn dies nicht der Fall ist, sondern,
15 wie gesagt, eine Differenz infolge ihrer Anomalie sich zeigt,
so wird, ebensowenig wie die Sonne, natürlich auch der Mond
in den gleichen Zeiten gleiche Umläufe gemacht haben. Wenn
nämlich beispielshalber jedes der beiden verglichenen Inter-
valle nach Abzug ganzer Kreise , d. h. gleichgroßer Jahres-
20 längen (von 365%^), als Überschuß eine halbe Jahreslänge
zeigte, und in dieser Zeit die Sonne ihre Zusatzstrecke im
ersten Intervall von ihrem mittleren Lauf im Zeichen der
Fische ab gew^onnen hätte, im zweiten Intervall aber von
ihrem mittleren Lauf im Zeichen der Jungfrau ab, so würde
26 sie im ersten Intervall einen Zusatz erlangt haben, der um
47^" (d. i. um das Doppelte der Anomaliedifferenz) kleiner
wäre als ein Halbkreis, im zweiten Intervall einen solchen,
der um ebensoviel größer wäre als ein Halbkreis.*^ Demnach
Ha 219 hätte auch der Mond^^ in den gleichen Zeiten nach Abzug
a) Um dieselben Intervalle handelt es sich S. 187, 18. In
92^23' Entfernung vom Apogeum TT5'*30' liegt trp 7053' einer-
seits, anderseits X 3*7'. Demnach beträgt der scheinbare erd-
ferne Lauf von X 3®7' über das Apogeum bis if 7°53' 184'»46',
während der scheinbare erdnahe Lauf von "P 7^53' über das
Perigeum bis X 307' nur 175^14' beträgt.
b) Weil der Mond nach Abzug ganzer Kreise von Finstemia-
ort zu Finsternisort dieselbe Strecke zurückgelegt haben muß
wie die Sonne.
Periodisclie Zeiten des Mondes. 199
ganzer Kreise im ersten Intervall einen Zusatz von ITö^/,
im zweiten dagegen einen solchen von 184^4^ gewonnen.
Wir halten demnach in erster Linie, was die Sonne be-
trifft, für notwendig, daß die Intervalle in einem der folgenden
Punkte Übereinstimmung zeigen: 5
1. Entweder muß die Sonne ganze Kreise umfassen,
oder
2. sie muß in dem einen Intervall den Halbkreis vom
Apogeum ab, in dem anderen den Halbkreis vom Perigeum
ab zusetzen, oder 10
3. in beiden Intervallen von demselben Grad ausgehen,
oder
4. bei der ersten Finsternis des einen Intervalls sowohl Hei 27
wie bei der zweiten Finsternis des anderen beiderseits ent-
weder von dem Apogeum oder von dem Perigeum den gleich- 15
großen Abstand haben.
Nur in diesen Fällen dürfte in beiden Intervallen ent-
weder gar keine oder höchstens dieselbe Differenz infolge
der Anomalie der Sonne eintreten, so daß auch die als Zusatz
gewonnenen (Ekliptik-) Bogen entweder einander gleich oder 20
sowohl einander als auch den gleichförmigen Bogen (des Ex-
zenters) gleich werden.
In zweiter Linie glauben wir auch hinsichtlich des
Mondlaufs *^ (auf dem Epizykel) die entsprechende Er-
wägung anstellen zu müssen. Wenn nämlich dieser Punkt 25
ungesichtet bleibt, so wird es wieder möglich sein, daß auch
der Mond oft scheinbar gleichgroße Bogen als Zusatz ge-
winnen kann, ohne daß durchaus auch seine Ano-
malie zur Wiederkehr gelangte. Dieser Fall wird ein-
treten, 30
1. wenn der Mond in jedem der beiden Intervalle von
demselben mit dem Zusatz oder von demselben mit dem Ab-
zug behafteten Lauf ausgeht und nicht wieder mit demselben
aufhört;
a) Daß unter Sgofiog der Lauf des Mondes auf dem Epizykel
zu verstehen ist, geht aus der Stelle Heib. S. 363, 18 hervor.
200 Viertes Buch. Zweites Kapitel.
2. wenn er in dem einen Intervall mit dem größten Lauf
anfängt und mit dem kleinsten aufhört *\ während er in dem
Ha 220 anderen Intervall mit dem kleinsten anfängt und mit dem
größten aufhört;
6 3. wenn sowohl der Anfangslauf des einen Intervalls wie
der Endlauf des anderen beiderseits von demselben kleinsten
oder demselben größten Lauf gleichweit entfernt ist.^^
Wenn eine von diesen Übereinstimmungen vorliegt, wird
sie entweder wieder gar keine oder höchstens dieselbe
Hei 275 Differenz infolge der Anomalie des Mondes bewirken und
11 infolgedessen den Zusatz in Länge gleichmachen, aber die
Wiederkehr der Anomalie durchaus nicht herbeiführen.
Es dürfen demnach die zum Vergleich heranzuziehenden
Intervalle durchaus keine der hier aufgezählten Eigenschaften
15 an sich haben, wenn sie ohne weiteres die Zeit der Wieder-
kehr der Anomalie gewährleisten sollen. Wir müssen im
Gegenteil diejenigen Intervalle aussuchen, welche, wenn nicht
ganze Wiederkehren der Anomalie geboten werden, die Un-
gleichheit ganz besonders deutlich zum Ausdruck bringen
20 können, d. h. sie sollen nicht nur mit verschiedenen Läufen
anfangen, sondern sogar mit recht auffallend verschiedenen,
sei dies nun der Größe oder der Geltung nach.
Was zunächst die Größe anbelangt, so soll z. B. in dem
einen Intervall der Mond mit dem kleinsten Lauf beginnen
26 und nicht mit dem größten aufhören, während er in dem
anderen Intervall mit dem größten Lauf anfängt und nicht
mit dem kleinsten aufhört. Werden nämlich auf diese Weise
nicht ganze Kreise der Anomalie ohne Rest geboten, so wird
a) D. h. wenn er von dem Perigeum des Epizykels bis zum
Apogeum läuft.
b) Unter „demselben" größten Lauf ist dasselbe genaue Apo-
geum des Epizykels zu verstehen, d. h. das von dem mittleren
Apogeum wieder um dieselbe Differenz verschiedene genaue
Apogeum. Es wird demnach die von dem mittleren Apogeum
gerechnete Anomaliezahl des Mondes, auf das zur Zeit der einen
Finsternis geltende genaue Apogeum reduziert, wieder gleich
sein der auf das genaue Apogeum bei der anderen Finsternis
reduzierten Anomaliezahl. Vgl. Buch V, Kap. 5 Anf.
Periodische Zeiten des Mondes. 201
ein Maximum der Differenz des Zusatzes in Länge eintreten,
sobald möglichst ein Quadrant oder auch drei Quadranten
eines Umlaufs in Anomalie als Zusatz gewonnen werden.
Denn in diesem Falle werden die Intervalle um das Doppelte
der Anomaliedifferenz ungleich sein.*^ 5
Was zweitens die Geltung anbelangt, so soll z. B. in
beiden Intervallen der Mond mit dem mittleren Lauf be- Ha 221
ginnen, aber nicht mit demselben mittleren, sondern in dem
einen Intervall soll es der mittlere (zwischen Apogeum und
Perigeum) sein, den man durch Zusatz (zum kleinsten Lauf) 10
erhält, in dem anderen Intervall der mittlere (zwischen Peri-
geum und Apogeum), den man durch Abzug (vom größten
Lauf) erhält. Denn auch in diesem Falle werden die Zu-
sätze in Länge das Maximum der Differenz aufweisen, weil Hei 276
die Anomalie von dem Punkte der Wiederkehr am weitesten 15
entfernt ist, indem ein oder auch wieder drei Quadranten
eines Umlaufs in Anomalie einen Zusatz von dem doppelten
Betrag der Anomaliedifferenz eintreten lassen, ein Halbkreis
einen Zusatz von dem vierfachen Betrag.^^
So sehen wir denn auch, daß Hipparch bei der Auswahl 20
der für vorliegenden Zweck verglichenen Intervalle, wie er
es für unbedingt erforderlich hielt, eine außerordentliche
Sorgfalt als Beobachter hat walten lassen. Erstens hat er
den Fall (S. 200, 23) zur Verwendung herangezogen, daß
a) Weil die beiden Mondörter nicht mehr auf dem Epizykel
sich gegenüberliegen, sondern beide in diejenige Hälfte des
Epizykels zu liegen kommen, in welcher die Anomaliedifferenz
für beide Örter positiv oder für beide negativ ist, sich also
nicht mehr aufhebt, sondern summiert.
b) Hat der Mond von der Stelle des mittleren Laufs mit dem
größten Abzug (zwischen Perigeum und Apogeum) auf dem erd-
fernen Teil seiner Bahn (über das Apogeum) die Stelle des
mittleren Laufs mit dem größten Zusatz erreicht, so fehlt am
Halbkreis die Summe von Zusatz und Abzug (d. i. 5"-f- 5°). Hat
er aber von der Stelle mit dem größten Zusatz über das Peri-
geum die Stelle mit dem größten Abzug erreicht, so hat er die
Summe von Abzug und Zusatz über den Halbkreis zurück-
gelegt. Die Differenz der Bahnstrecken beträgt demnach 190® —
170<>=4x5^ Vgl- S. 188 Anm. ») und erl. Anm. 32.
202 Viertes Bacli. Zweites Kapitel.
der Mond in dem einen Intervall mit dem größten Lauf den
Anfang gemacht und nicht mit dem kleinsten aufgehört hat,
während er in dem anderen Intervall mit dem kleinsten Lauf
den Anfang gemacht und nicht mit dem größten aufgehört
5 hat. Zweitens hat er auch, so gering sie war, die Korrektion
der Differenz, welche infolge der Anomalie der Sonne ein-
treten mußte, im Auge behalten, insofern zur Wiederkehr der
Sonne in beiden Intervallen an ganzen Kreisen nur das Viertel
eines Zeichens fehlt ^^, und zwar weder desselben Zeichens,
10 noch desjenigen, welches die gleichgroße Anomaliedifferenz
verursacht.
Vorstehende Erklärungen haben wir nicht abgegeben,
um die mitgeteilte Inangriffnahme der Feststellung der
periodischen Wiederkehren zu verdächtigen, sondern um
Ha 222 nahezulegen, daß dieselbe, mit der gehörigen scharfen Prüfung
16 und dem regelrechten rechnerischen Verfahren ins Werk
gesetzt, wohl geeignet ist, die vorliegende Aufgabe glück-
lich zu lösen, daß man aber, wenn man diese oder jene
der erklärten charakteristischen Eigenschaften außer acht
Hei 277 läßt, ein ganz falsches Ergebnis der angestellten Unter-
21 suchung erhalten wird. Gleichzeitig wollten wir auch
darauf hinweisen, daß bei allem Scharfblick, mit dem man
die Auswahl der geeigneten Beobachtungen zu treffen be-
müht ist, die peinlich genaue gegenseitige Entsprechung
25 in allen charakteristischen Punkten, welche dem Beobachtungs-
material eigen sein sollen, ungemein schwer zu beschaffen ist.
Von den besprochenen periodischen Wiederkehren stellt
sich jedenfalls nach den von Hipparch durchgeführten
Rechnungen die Wiederkehr der Lunationen als so sach-
30 verständig berechnet heraus, wie es nur möglich war, so
daß sie von der Wirklichkeit um keinen namhaften Fehl-
betrag abweicht. Dagegen sind die Wiederkehren der
Anomalie und der Breite mit einem beträchtlichen
Fehler behaftet, der uns daher auch bei der einfacheren
a) Hieraus ist zu ersehen, daß diese anerkennenden Worte
sich auf die S. 196, 19 mitgeteilte Periode beziehen.
Viertes Buch. Drittes Kapitel. 203
und größere Gewähr bietenden Methode, welche wir zu
der einschlägigen Berechnung angewendet haben, leicht
wahrnehmbar geworden ist. Dieses Verfahren werden wir
bei dem Nachweis des Größenbetrags der Anomalie des
Mondes alsbald (6. Kap.) mitteilen. Zunächst müssen wir 6
jedoch, weil es uns für die weiteren Untersuchungen sehr
zu statten kommen wird, die Feststellung der auf die Teil-
strecken entfallenden Beträge der mittleren Bewegung in
Länge, Anomalie und Breite (3. Kap.) vorausschicken,
wie sie den oben (S. 197, 20; 198, 2) mitgeteilten Wieder- 10
kehrzeiten der periodischen Bewegungen entsprechen, und
gleichzeitig (S. 204, 24. 26) die Zusatzbeträge zu den Werten
(für Anomalie und Breite), welche aus einem Korrektions-
verfahren hervorgehen, das (Kap. 7 und 9) noch näher
erklärt werden wird. 15
Drittes Kapitel.
Die Teilbeträge der gleichförmigen Bewegungen
des Mondes.
Wenn wir den (S. 147, ll) mit größter Annäherung Hei 278
nachgewiesenen Betrag der mittleren täglichen Bewegung
der Sonne von 0^59' 8" 17'" 13^^ 12^31 ^^ multiplizieren Ha 223
mit der Zahl der Tage eines synodischen Monats *\ d. i.
mit 29^ 31' 50" 8'" 20^^, und zu dem Ergebnis die 360 Grade 20
eines Kreises addieren, so erhalten wir die Grade, welche
der Mond in einem synodischen Monat in mittlerer Be-
wegung zurücklegt, mit 389*^6' 23" l'" 24^^2.^30^157^11.
Dividieren wir in diese Zahl mit den oben angegebenen
Tagen des synodischen Monats, so erhalten wir die tag- 25
liehe mittlere Bewegung in Länge mit 13^ 10' 34" 58'"
331^30^30^1.
Wenn wir ferner die 269 Kreise der Anomalie (s. S. 197,
20) mit den 360 Graden eines Kreises multiplizieren, so er-
a) So wird von hier ab ^irjv wiedergegeben werden, anstatt
wie bisher mit „Lunation".
204 Viertes Buch. Drittes Kapitel.
halten wir als Produkt 96 840°. Dividieren wir in diese
Zahl mit der Summe der Tage von 251 synodischen Monaten,
d.i. mit 7412*1 10' 44" 51'" 40^^ so erhalten wir die täg-
liche mittlere Bewegung in Anomalie mit 13^3' 53"
6 56"' 29^^ 38^ 38^^.
Desgleichen erhalten wir durch Multiplikation der 5923
Wiederkehren in Breite (s. S. 198, 2) mit den 360 Graden
Hei 279 eines Kreises als Produkt 2132 280^ Dividieren wir in
diese Zahl mit der Summe der Tage von 5458 synodischen
10 Monaten, d. i. mit 161 177^ 58' 58" 3'" 20^^ so erhalten
wir die tägliche mittlere Bewegung in Breite mit 13*^
13' 45" 39'" 40^^17^ 19^^.
Nachdem wir ferner von der täglichen Bewegung des
Mondes in Länge die mittlere tägliche Bewegung der Sonne
16 abgezogen haben, erhalten wir die mittlere tägliche Be-
wegung inElongation mit 12<^ll' 2 6" 41'" 201^^1 7^ 59^1
Wir werden indessen mit Hilfe der (S. 203, 13) bereits
angekündigten Methode, welche wir weiterhin (Kap. 7 und 9)
Ha 224 zu der einschlägigen Prüfung anwenden werden, die täg-
20 liehe Bewegung in Länge so gut wie vollkommen über-
einstimmend mit der vorstehend mitgeteilten finden, und
selbstverständlich ebenso die Bewegung in Elongation, wo-
gegen die tägliche Bewegung in Anomalie infolge eines
geringeren Betrags von 00 0'0"0'"lli^46^39^i sich ver-
25 mindert zu 13<^3'53"56'" 17^^51^59^^ während die in
Breite sich infolge eines Mehrbetrags von OöO'0"0'"8^^
39^18^1 auf 13013' 45"39'" 48^^56^37^ erhöht.
Wenn wir* nun von diesen täglichen Beträgen je den 24*®"
Teil nehmen, so erhalten wir die stündliche mittlere
30 Bewegung
in Länge = 0'^32'56"27"'26iV23V46^il5V« O^m
in Anomalie = 0°32'39"44'"50iv44V39vi57vn30vm
in Breite =0''33' 4" 24"' 91^32^21^132^1130^1"
Hei 280 in Elongation = 0° 30' 28" 36'" 431^20^44^1 57V"30V"i.
35 Multiplizieren wir ferner die täglichen Beträge mit 30 und
ziehen von dem Produkt ganze Kreise ab, so erhalten wir
den monatlichen mittleren Überschuß
Teilbeträge der gleichförmigen Bewegungen. 205
in Länge =35<'17'29"16"'45i^l5'^ O^i
in Anomalie =31°56'58" 8"'55i'^'59'^'30^i
in Breite = 36°52' 49" 54'" 281^18^30^1
in Elongation = 5«43'20"40'" 81^59^30^^.
Multiplizieren wir weiter die täglichen Beträge mit den 5
365 Tagen des ägyptischen Jahres und ziehen von dem
Produkt ganze Kreise ab, so erhalten wir den jährlichen
mittleren Überschuß
in Länge = 129°22' 46" 13'" 501^32^ 30^^
in Anomalie = 88''43' 7" 28'" 411^1 3^' 65^1 Ha 225
in Breite =148"42'47"12'"44iV25v ö^i H
in Elongation= 129»37' 21" 28"' 291^23^55^1.
Wenn wir endlich die jährlichen Beträge, weil es der prak-
tischen Anlegung der Tafeln, wie wir schon (S. 147, 23) aus-
gesprochen haben, am besten entspricht, mit 18 multiplizieren 15
und von dem Produkt ganze Kreise abziehen, so erhalten wir
den mittleren Überschuß der achtzehnjährigen Periode
in Länge = 168U9'52" 9'" 91^46^ O^i
in Anomalie = 156*^56' 14" 36'" 221^10^30^^1
in Breite =156^50' 9"49'"19iv3iv30vi 20
in Elongation= 173^2' 26" 32"'49iviOV30^i.
Wir werden also nun, wie schon bei der Sonne, drei Tafeln
aufstellen, jede wieder zu 45 Zeilen in 3 Spalten. Und zwar Hei 28i
wird die erste Spalte (jeder Tafel) die betreffenden Zeit-
abschnitte enthalten, d. h. die Spalte der ersten Tafel die 25
achtzehnjährigen Perioden, die der zweiten die Jahre und
darunter wieder die Stunden, die der dritten die Monate und
darunter wieder die Tage. Die weiteren 4 Spalten werden die
zugehörigen Ansätze der Gradzahlen bieten, und zwar die
zweite Spalte die Beträge der Länge, die dritte die der Anoma- 30
lie, die vierte die der Breite, die fünfte die der Elongation.*^
Die Aufstellung der Tafeln gestaltet sich demnach
folgendermaßen.
a) Die Wiederholung der ersten Spalte vor der vierten und
fünften zählt nicht mit.
206
Viertes Buch, Viertes Kapitel.
18 jähr.
Peri-
oden
Läng
Mittlerer Ort
e
8 11° 22'
Anomalie
Mittlerer Ort 268° 49'
18
168°
49'
52"
9'"
9IV
45V
OVl
156°
56'
14"
36'"
22IV
lOV
30VI
36
337
39
44
18
19
30
0
313
52
29
12
44
21
0
54
146
29
36
27
29
15
0
110
267
48
44
43
58
49
25
6
31
30
72
315
19
28
36
39
0
0
28
42
0
90
124
9
20
45
48
45
0
64
41
13
1
50
52
30
108
292
59
12
54
58
30
0
221
37
27
38
13
3
0
126
101
49
5
4
8
15
0
18
33
42
14
35
13
30
144
270
38
57
13
18
0
0
175
29
56
50
57
24
0
162
79
28
49
22
27
45
0
332
26
11
27
19
34
30
180
248
18
41
31
37
30
0
129
22
26
3
41
45
0
198
57
8
33
40
47
15
0
286
18
40
40
3
55
30
216
225
58
25
49
57
0
0
83
14
55
16
26
6
0
234
34
48
17
59
6
45
0
240
11
9
52
48
16
30
252
203
38
10
8
16
30
0
37
7
24
29
10
27
0
270
288
12
28
2
17
26
15
0
194
3
39
5
32
37
30
181
17
54
26
36
0
0
350
59
53
41
54
48
0
306
350
7
46
35
45
45
0
147
56
8
18
16
58
30
324
158
57
38
44
55
30
0
304
52
22
54
39
9
0
342
327
47
30
54
5
15
0
101
48
37
31
1
19
30
360
136
37
23
3
15
0
0
258
44
52
7
23
30
0
378
305
27
15
12
24
45
0
55
41
6
43
45
40
30
396
114
17
7
21
34
30
0
212
37
21
20
7
51
0
414
283
6
59
30
44
15
0
9
33
35
56
30
1
30
432
91
56
51
39
54
0
0
166
29
50
32
52
12
0
450
260
46
43
49
3
45
0
323
26
5
9
14
22
30
468
69
36
35
58
13
30
0
120
22
19
45
36
33
0
486
238
26
28
7
23
15
0
277
18
34
21
58
43
30
504
47
16
20
16
33
0
0
74
14
48
58
20
54
0
522
216
6
12
25
42
45
0
231
11
3
34
43
4
30
540
24
56
4
34
52
30
15
0
28
185
7
3
18
32
11
47
5
15
25
0
558
193
45
56
44
2
0
27
30
576
2
35
48
53
12
0
0
341
59
47
23
49
36
0
594
171
25
41
2
21
45
0
138
56
2
0
11
46
30
612
340
15
33
11
31
30
0
295
52
16
36
33
57
0
630
149
5
25
20
41
15
0
92
48
31
12
56
7
30
648
317
55
17
29
51
0
0
249
44
45
49
18
18
0
666
126
45
9
39
0
45
0
46
41
0
25
40
28
30
684
295
35
1
48
10
SO
0
203
37
15
2
2
39
0
702
104
24
53
57
20
15
0
0
33
29
38
24
49
30
720
273
14
46
6
30
0
0
157
29
44
14
47
0
0
738
82
4
38
15
39
45
0
314
25
58
51
9
10
30
756
250
54
30
24
49
30
0
111
22
13
27
31
21
0
774
59
44
22
33
59
15
0
268
18
28
3
53
31
30
792
228
34
14
43
9
0
0
65
14
42
40
15
42
0
810
37
24
6
52
18
45
0
222
10
57
16
37
52
30
Tafeln der mittleren Bewegungen des Mondes.
207
18 jähr.
Peri
Oden
Breite
Mittlerer Ort 3540 16'
Elongation
70037' mittlerer Länge
18
36
54
156»
313
110
50'
40
30
9"
19
29
49'"
38
27
19IV
39
58
31V
3
34
30V1
0
30
1730
346
159
12'
24
37
26"
53
19
32"'
5
38
49IV
38
27
lOV
21
31
30VI
0
30
72
90
108
267
64
221
20
10
0
39
49
58
17
6
55
18
37
57
6
37
9
0
30
0
332
146
319
49
2
14
46
12
39
11
44
16
16
42
52
3
0
30
0
126
IM
162
17
174
331
51
41
31
8
18
28
45
34
23
16
36
55
40
12
43
30
0
30
132
305
118
27
39
51
5
32
58
49
24
55
44
33
22
13
24
34
30
0
30
180
198
216
128
285
82
21
11
1
38
48
57
13
2
51
15
34
54
15
46
18
0
30
0
292
105
278
4
16
29
25
52
18
28
1
33
11
0
50
45
1
0
30
0
234
252
270
238
35
192
52
42
32
7
17
27
41
30
19
13
33
52
49
21
52
30
0
30
91
264
78
41
54
6
45
11
38
6
39
12
39
28
17
16
27
37
30
0
30
288
306
324
349
146
303
22
12
2
37
46
56
9
58
47
12
31
51
24
55
27
0
30
0
261
64
237
19
31
43
4
31
57
45
17
50
6
55
45
48
58
9
0
30
0
342
360
378
99
256
53
53
43
33
6
16
26
37
86
15
10
30
50
68
30
1
30
0
30
50
224
37
56
8
21
24
50
17
23
56
29
34
23
12
19
30
40
30
0
30
396
414
432
210
7
164
23
13
3
36
45
55
5
54
43
9
29
48
33
4
36
0
30
0
210
23
196
33
46
58
44
10
37
2
34
7
1
51
40
51
1
12
0
30
0
450
468
486
320
117
274
54
44
34
5
15
25
33
22
11
8
27
47
7
39
10
30
0
30
10
183
356
11
23
35
3
30
56
40
13
46
29
18
7
22
33
43
30
0
30
504
522
540
71
228
25
24
14
4
35
44
54
1
50
39
6
26
45
42
13
45
0
30
0
169
343
156
48
0
13
23
49
16
18
51
24
56
46
35
54
4
15
0
30
0
558
576
594
181
338
135
55
45
35
4
14
24
29
18
7
5
24
44
16
48
19
30
0
30
329
142
315
25
38
50
42
9
36
57
30
3
24
13
2
25
36
46
30
0
30
612
630
648
292
89
246
25
15
5
33
43
53
57
46
35
3
23
42
51
22
54
0
30
0
129
302
115
3
15
27
2
29
55
35
8
41
11
30
57
7
18
0
30
0
666
684
702
42
199
356
56
46
36
3
13
23
25
14
3
2
21
41
25
57
28
30
0
30
288
101
275
40
52
5
22
48
15
14
47
19
19
8
57
28
39
49
30
0
30
720
738
756
153
310
107
26
16
6
32
42
52
53
42
31
1
20
40
0
31
3
0
30
0
88
261
74
17
30
42
41
8
34
52
25
58
47
36
25
0
10
21
0
30
0
774
792
810
263
60
217
57
47
37
2
12
21
20
10
59
59
19
38
34
6
87
30
0
30
247
61
234
55
7
19
1
28
54
31
4
36
14
3
52
31
42
52
30
0
30
208
Viertes Buch. Viertes Kapitel.
Ein-
_
zelne
Länge
Anomalie
Jahre
1
129»
22'
46"
13'"
50IV
32V
30VI
88°
43'
7"
28'"
41IV
13V
55VI
2
258
45
32
27
41
5
0
177
26
14
57
22
27
50
3
28
8
18
41
31
37
30
266
9
22
26
3
41
45 1
4
157
31
4
55
22
10
0
354
52
29
54
44
55
40
5
286
53
51
9
12
42
30
83
35
37
23
26
9
35
6
56
16
37
23
3
15
0
172
18
44
52
7
23
30
7
185
39
23
36
53
47
30
261
1
52
20
48
37
25
8
315
2
9
50
44
20
0
349
44
59
49
29
51
20
9
84
24
56
4
34
52
30
78
28
7
18
11
5
15
10
213
47
42
18
25
25
0
167
11
14
46
52
19
10
11
343
10
28
32
15
57
30
255
54
22
15
33
33
5
12
112
33
14
46
6
30
0
344
37
29
44
14
47
0
13.
241
56
0
59
57
2
30
73
20
37
12
56
0
55
14
11
18
47
13
47
35
0
162
3
44
41
37
14
50
15
140
41
33
27
38
7
30
250
46
52
10
18
28
45
16
270
4
19
41
28
40
0
839
29
59
38
59
42
40
17
39
27
5
55
19
12
30
68
13
7
7
40
56
35
18
168
49
52
9
9
45
0
156
56
14
26
22
10
30
Stun-
den
I
iäng
je
Anomalie
1
00
32'
56"
27"'
26IV
23V
46VI
0°
32'
39"
44"'
50IV
44V
40VI
2
1
5
52
54
52
47
32
1
5
19
29
41
29
20
3
1
38
49
22
19
11
18
1
37
59
14
32
14
0
4
2
11
45
49
45
35
5
2
10
38
59
22
58
40
5
2
44
42
17
11
58
51
2
43
18
44
13
43
20
6
3
17
38
44
38
22
37
3
15
58
29
4
28
0
7
3
50
35
12
4
46
23
3
48
38
13
55
12
40
8
4
23
31
39
31
10
10
4
21
17
58
45
57
20
9
4
56
28
6
57
33
56
4
53
57
43
36
42
0
10
5
29
24
34
23
57
42
5
26
37
28
27
26
40
11
6
2
21
1
50
21
28
5
59
17
13
18
11
20
12
6
35
17
29
16
45
15
6
31
56
58
8
56
0
13
7
8
13
56
43
9
1
7
4
36
42
59
40
39
14
7
41
10
24
9
32
47
7
37
16
27
50
25
19
15
8
14
6
51
35
56
33
8
9
56
12
41
9
59 1
16
8
47
3
19
2
20
20
8
42
35
57
31
54
39
17
9
19
59
46
28
44
6
9
15
15
42
22
39
19
18
9
52
56
13
55
7
52
9
47
20
55
35
27
13
23
8
59
39
19
10
25
52
41
21
31
38
10
12
4
20
10
58
49
8
47
55
25
10
53
14
56
54
53
19
21
11
31
45
36
14
19
11
11
25
54
41
45
37
59
22
12
4
42
3
40
42
57
11
58
34
26
36
22
39
23
12
37
38
31
7
6
43
12
31
14
11
27
7
19
24
13
10
34
58
33
30
30
13
3
53
56
17
51
59
Mondtafeln.
209
Ein-
zelne
Breite
Elonga
bion
Jahre
1
148»
42'
47"
12'"
44IV
25V
5VI
129°
37'
21"
28'"
29IV
23V
55VI
2
297
25
34
25
28
50
10
259
14
42
56
58
47
50
3
86
8
21
38
13
15
15
28
52
4
25
28
11
45
4
234
51
8
50
57
40
20
158
29
25
53
57
35
40
5
23
33
56
3
42
5
25
288
6
47
22
26
59
35
6
172
16
43
16
26
30
30
57
44
8
50
56
23
30
7
320
59
30
29
10
55
35
187
21
30
19
25
47
25
8
109
42
17
41
55
20
40
316
58
51
47
55
11
20
9
258
25
4
54
39
45
45
86
36
13
16
24
35
15
10
47
7
52
7
24
10
50
216
13
34
44
53
59
10
11
195
50
39
20
8
35
55
345
50
56
13
23
23
5
12
344
33
26
32
53
1
0
115
28
17
41
52
47
0
13
133
16
13
45
37
26
5
245
5
39
10
22
10
55
14
281
59
0
58
21
51
10
14
43
0
38
51
34
50
15
70
41
48
11
6
16
15
144
20
22
7
20
58
45
16
219
24
35
23
50
41
20
273
57
43
35
50
22
40
17
8
7
22
36
35
6
25
43
35
5
4
19
46
35
18
156
50
9
49
19
31
30
173
12
26
32
49
10
30
Stun-
den
E
»rei
be
Elonga
tiOD
1
0«
33'
4"
24'"
9IV
32V
22VI
OO
30'
28"
36"'
43IV
20V
45VI
2
1
6
8
48
19
4
43
1
0
57
13
26
41
30
3
1
39
13
12
28
37
5
1
31
25
50
10
2
15
4
2
12
17
36
38
9
26
2
1
54
26
53
23
0
5
2
45
22
0
47
41
48
2
32
23
3
36
43
45
6
3
18
26
24
57
14
9
3
2
51
40
20
4
30
7
3
51
30
49
6
46
31
3
33
20
17
3
25
15
8
4
24
35
13
16
18
52
4
3
48
53
46
46
0
9
4
57
39
37
25
51
14
4
34
17
30
30
6
45
10
5
30
44
1
35
23
35
5
4
46
7
13
27
30
11
6
3
48
25
44
55
57
5
35
14
43
56
48
15
12
6
36
9
52
49
54
28
19
6
5
43
20
40
9
0
13
7
57
14
4
0
40
6
36
11
57
23
29
44
14
7
43
1
38
13
33
2
7
6
40
34
6
50
29
15
8
16
6
2
23
5
23
7
37
9
10
50
11
14
16
8
49
10
26
32
37
45
8
7
37
47
33
31
59
17
9
22
14
50
42
10
6
8
38
6
24
16
52
44
18
9
55
19
14
51
42
28
9
8
35
1
0
13
29
19
10
28
23
39
1
14
49
9
39
3
37
43
34
14
20
11
1
28
3
10
47
11
10
9
32
14
26
54
59
21
11
34
32
27
20
19
32
10
40
0
51
10
15
36
44
22
12
7
36
51
29
51
54
11
10
29
27
53
29
23
12
40
41
15
39
24
15
11
40
58
4
36
57
14
u
13
13
45
39
48
56
37
12
11
26
41
20
17
59
Ptolemäus, übers, v. Manitiiis. I.
14
210
Viertes Buch. Viertes Kapitel.
Mondtafeln
2U
Mo-
nate
Brei
te
Eionga
fcion
30
36°
52'
49"
54''
281V
18V
30V1
50
43'
20"
40"'
8IV
59V
30VI
60
73
45
39
48
56
37
0
11
26
41
20
17
59
0
90
110
38
29
43
24
55
30
17
10
2
0
26
58
30
120
147
31
19
37
53
14
0
22
53
22
40
35
58
0
150
184
24
9
32
21
32
30
28
36
43
20
44
57
30
180
221
16
59
26
49
51
0
34
20
4
0
53
57
0
210
258
9
49
21
18
9
30
40
3
24
41
2
56
30
240
295
2
39
15
46
28
0
45
46
45
21
11
56
0
270
331
55
29
10
14
46
30
51
30
6
20
55
30
300
8
48
19
4
43
5
0
57
13
26
41
89
55
0
330
45
41
8
59
11
23
30
62
56
47
21
38
54
30
360
82
33
58
53
39
42
0
68
40
8
47
54
0
Tage
Brei
be
Elongation
1
13°
13'
45"
39'"
48IV
56V
37VI
12°
11'
26"
41'"
20IV
17V
59VI
2
26
27
31
19
37
53
14
24
22
53
22
40
35
58
3
39
41
16
59
26
49
51
36
34
20
4
0
53
57
4
52
55
2
39
15
46
28
48
45
46
45
21
11
56
5
66
8
48
19
4
43
5
60
57
13
26
41
29
55
6
79
22
33
58
53
39
42
73
8
40
8
1
47
54
7
92
36
19
38
42
36
19
85
20
6
49
22
5
53
8
105
50
5
18
31
32
56
97
31
33
30
42
23
52
9
119
3
50
58
20
29
33
109
43
0
12
2
41
51
10
132
17
36
38
9
26
10
121
54
26
53
22
59
50
11
145
31
22
17
58
22
47
134
5
53
34
43
17
49
12
158
45
7
57
47
19
24
146
17
20
16
. 3
35
48
13
171
58
53
37
36
16
1
158
28
46
57
23
53
47
14
185
12
39
17
25
12
38
170
40
13
38
44
ni
46
15
198
26
24
57
14
9
15
182
51
40
20
4
•29
45
16
211
40
10
37
3
5
52
195
3
7
1
24
47
44
17
224
53
56
16
52
2
29
207
14
33
42
45
5
43
18
238
7
41
56
40
59
6
219
26
0
24
5
23
42
19
251
21
27
36
29
55
43
231
37
27
5
25
41
41
20
264
35
13
16
18
52
20
243
48
53
46
45
59
40
21
22
277
48
58
56
7
48
57
256
0
20
28
6
17
39
291
2
44
35
56
45
34
268
11
47
9
26
35
38
23
304
16
30
15
45
42
11
280
23
13
50
46
53
37
24
317
30
15
55
34
38
48
292
34
40
32
7
11
36
25
330
44
1
35
23
35
25
304
46
7
13
27
29
35
26
343
57
47
15
12
32
2
316
57
33
54
47
47
34
27
357
11
32
55
1
28
39
329
9
0
36
8
5
33
28
10
25
18
34
50
25
16
341
20
27
17
28
23
32
29
23
39
4
14
39
21
53
353
31
53
58
48
41
31
30
36
52
49
54
28
18
30
5
43
20
40
8
59
30
212 Viertes Buch. Fünftes Kapitel.
Fünftes Kapitel.
Nachweis, daß auch bei der einfachen Mondhypothese
die exzentrische wie die epizyklische Hypothese
dieselben Erscheinungen bewirkt.
Hei m) -^^ unsere weitere Aufgabe in dem Nachweis der Art
und des Größenbetrags der Anomalie des Mondes besteht,
so werden wir jetzt diesen Gegenstand zunächst unter der
Voraussetsung behandeln, daß diese Anomalie identisch sei
5 mit derjenigen, welcher wohl alle unsere Vorgänger schon
ihre Aufmerksamkeit unter der Annahme zugewendet haben,
daß sie die einzig vorhandene sei. Ich verstehe darunter
diejenige Anomalie, welche sich genau in der festgestellten
Zeit*^ der Wiederkehr vollzieht. Später werden wir jedoch
10 zeigen, daß der Mond im Verhältnis zu seiner Elongation
von der Sonne noch eine zweite Anomalie bewirkt, welche
in den beiden Quadraturen ihr Maximum erreicht und zwei-
mal in der Zeit des synodischen Monats zur Wiederkehr
gelangt (d. h. gleich Null wird), nämlich gerade bei den
15 Konjunktionen und den Vollmonden.
Die hier angedeutete Aufeinanderfolge des Nachweises
werden wir deshalb einhalten, weil letztere Anomalie ohne
die erste, welche mit ihr jederzeit eng verflochten ist, auf
keine Weise gefunden werden kann, wohl aber jene erste
20 ohne die zweite, weil sie eben aus den Mondfinsternissen ab-
geleitet wird, bei denen sich infolge der (zweiten) Anomalie,
welche im Verhältnis zur Sonne eintritt, keinerlei Differenz
bemerkbar machen kann.
Bei dem zunächst vorzunehmenden Nachweis werden wir
25 der theoretischen Methode folgen, welche wir schon von
Hei 295 Hipparch angewendet sehen. Auch wir werden nämlich an
drei ausgewählten Mondfinsternissen erstens das Maximum
a) In einem anomalistischen Monat, d. h. in der Zeit, in
welcher der Mond einen Umlauf auf dem Epizykel von dem
Apogeum desselben bis wieder zu demselben macht.
Grleicliberecht igung der beiden Hypothesen. 213
der Differenz gegen die mittlere Bewegung, und zweitens Ha 230
die an den Punkt der größten Erdferne (d. i. an das Apo-
geum des Epizykels) geknüpfte Epoche (dieser ersten Ano-
malie) nachweisen, von der Voraussetzung ausgehend, daß
diese Art der Anomalie theoretisch für sich zu betrachten 5
ist und mit Hilfe der epizyklischen Hypothese zum Aus-
druck gebracht wird. Es werden zwar auch bei Zugrunde-
legung der exzentrischen Hypothese die Erscheinungen
wieder dieselben sein, allein diese letztere wird bei der Ver-
mischung der beiden Anomalien eine geeignetere Verwendung 10
zur Darstellung der zweiten Anomalie finden, die im Ver-
hältnis zur Sonne eintritt.
Wenn auch die Zeiten der beiden Wiederkehren, nämlich
der Wiederkehr in Anomalie (auf dem Epizykel) und der
theoretisch auf die Ekliptik bezogenen Wiederkehr (in Länge), 16
nicht, wie wir dies (S. 154, 27) bei der Sonne gezeigt haben,
gleichgroß sind, sondern, wie eben bei dem Monde, ungleich*^
so sind doch auch hier wieder nach beiden Hypothesen die
Erscheinungen dieselben, wenn nur dieselben Verhältnisse
(vgl. S. 154,26) wieder eingehalten werden. Zu dieser Er- 20
kenntnis gelangen wir auf folgendem Wege, wobei wir unsere
Betrachtung auf die in Frage stehende einfache Anomalie
des Mondes beschränken.
Da der Mond die auf die Ekliptik bezogene Wiederkehr
(in Länge) schneller bewerkstelligt als die Wiederkehr hin- 26
sichtlich der in Frage kommenden Anomalie, so wird nach
der epizyklischen Hypothese selbstverständlich der
Epizykel auf dem mit der Ekliptik konzentrischen Kreise —
anders als bei der Entsprechung (der beiden Wieder-
kehren) — in den gleichen Zeiten stets einen größeren Bogen 30
(in Länge) zurücklegen, als derjenige ist, welcher von dem Hei 29e
Monde (in Anomalie) auf dem Epizykel beschrieben wird.
a) Insofern bei der Sonne die Wiederkehr der Anomalie an
das feste Apogeum des Exzenters geknüpft war, bei dem
Monde dagegen an das bewegliche Apogeum des Epizykels
geknüpft wird.
214
Viertes Buch. Fünftes Kapitel.
Nach der exzentrischen Hypothese wird dagegen
der Mond auf dem Exzenter in den gleichen Zeiten den
ähnlichen Bogen wie auf dem Epizykel (hZQ ^^hZE)
Ha 240 zurücklegen, während der Exzenter nach derselben Seite
5 wie der Mond um den Mittelpunkt (A) der Ekliptik einen
Bogen (A B = A r — r B) zurücklegen wird, welcher dem Über-
schuß des Laufs (AT) in Länge über den Lauf (EZ -^ TB) in
Anomalie gleichkommt, was (bei der epizyklischen Hypo-
these) die Differenz (AT — E Z) zwischen dem Konzenter-
10 bogen und dem Epizykelbogen ist. Auf diese Weise dürft©
nämlich nicht nur die
(S. 154, 26 geforderte)
Ähnlichkeit der Verhält-
nisse (ZH:HA = Ar:
rZ), sondern auch die
Ähnlichkeit der Zeiten
(hZOr^hEZ) beider
Bewegungen in beiden
Hypothesen in allen
Fällen gewahrt bleiben.
Unter Voraussetzung
dieser logisch ohne wei-
teres notwendigen Ver-
hältnisse sei ABT der
25 mit der Ekliptik konzentrische Kreis um das Zentrum A
und den Durchmesser AA,*^ und EZ um den Mittelpunkt T
der Epizykel. Angenommen sei, daß der Mond, als der
Epizykel in Punkt A war, in dem Apogeum E des Epizykels
gestanden hat, daß ferner in der gleichen Zeit der Epizykel
30 den (längeren) Bogen AT, und der Mond den (kürzeren)
Bogen EZ durchlaufen hat. Nun ziehe man die Verbindungs-
linien ETA und rZ. Da der Bogen AT — anders als bei
der Entsprechung (der beiden Wiederkehren) — größer ist
als der Bogen EZ, so trage man den Bogen TB als ähn-
a) Die Bezeichnung des Durchmessers mit den Buchstaben
des Halbmessers wiederholt sich öfter. Allerdings ist hier A
aus einer Korrektur im Cod. D hervorgegangen.
15
20
Gleichberechtigung der beiden Hypothesen. 215
lieh dem Bogen EZ ab*) und ziehe die Verbindungslinie
AB. Es leuchtet ein, daß in der gleichen Zeit auch der
Exzenter den /.AAB, d. i. die Differenz der beiden Lauf- Hei 297
strecken (Ar — TB'-^EZ) zurückgelegt hat, und daß sein
Zentrum und sein Apogeum auf die Gerade AB (bzw. ihre 5
Verlängerung) zu liegen gekommen ist. In dieser Lage des
Exzenters setze man A H gleich VZ und ziehe die Verbindungs-
linie ZH. Ferner werde um H als Zentrum mit dem Abstand
HZ der Exzenter Z0 gezogen.
Meine Behauptung geht also dahin: 10
1. Es verhält sich ZH : H A wie AT : TZ.
2. Der Mond wird auch nach dieser (d. i. der exzentrischen)
Hypothese in Punkt Z stehen, d. h. bZQ ^hEZ. Ha ui
Beweis der ersten Behauptung.
Da ^ rAB= /.Erz, (weil 6rBr^6EZ) 15
so ist rZ !! AH. (Eukl. I. 28)
Nun ist rZ = AH, (nach Annahme Z. 7)
folglich ZH#rA, (Eukl. L 33)
mithin ZH : HA = AT : TZ. (im Parallelogramm)
Beweis der zweiten Behauptung. 20
Da TA li ZH, (wie eben bewiesen) Hei 398
so ist ^rAB = ^ZHa (Eukl. L 29)
Nun war /, TA 8 = /, ETZ nach Annahme,
folglich 6Z0r^6EZ.
Mithin ist nach beiden Hypothesen in der gleichen Zeit 25
der Mond in Punkt Z angelangt, weil er ja für sein Teil
sowohl den Epizykelbogen EZ, als auch den Exzenter-
bogen Z0, die als ähnlich nachgewiesen worden sind, be-
schrieben hat, während der Mittelpunkt des Epizykels den
Bogen A f, und das Zentrum des Exzenters den Bogen AB, 30
a) Dies geschieht durch Konstruktion dadurch, daß man
durch A eine Parallele zu ZT zieht, welche den Konzenter in
Punkt B schneidet: da /.rAB = /,ErZ, so ist bTSr^hEZ.
Hier wird umgekehrt aus der vorausgesetzten Ähnlichkeit
der Bogen der parallele Verlauf der Geraden TZ und AH (Z. 16)
erschlossen.
216
Viertes Buch. Fünftes Kapitel.
d. i. die Differenz zwischen den Bogen AP und EZ (S. 215, 4),
zurückgelegt hat, was zu beweisen war.
Daß aber dasselbe Ergebnis wieder eintritt, auch wenn
die Verhältnisse nur ähnlich sind, d.h. wenn sie selbst nicht
5 gleich, und auch der Exzenter nicht gleich dem Konzenter
ist, wird uns auf folgendem Wege klar werden.
Die Figur sei für jede der beiden Hypothesen getrennt
gezeichnet. Einerseits sei ABT der mit der Ekliptik kon-
zentrische Kreis um das Zentrum A und den Durchmesser
10 AA, und EZ um den Mittelpunkt f der Epizykel. Der
Mond sei Punkt Z. Anderseits sei H0K der Exzenter um
ggi^gfgjdas Zentrum A und den Durchmesser GA''^, Mittelpunkt
der Ekliptik sei auf letzterem der Punkt M. Der Mond sei
Punkt K. Nun ziehe man dort die Verbindungslinien
15 ATE, rZ, AZ, hier HM, KM, KA.
Als Annahme sei zugrunde gelegt das Verhältnis A f : f E
= 0A:AM. Ferner soll in derselben Zeit einerseits der
Epizykel den /.AAf, und der Mond wieder den LEVZ
zurückgelegt haben, anderseits der Exzenter den /- HM0,
20 und der Mond wieder den /- 0AK. Demnach ist wegen
der zugrunde gelegten Verhältnisse der Bewegungen (vgl.
die Figur S. 214)
a) Auch vorher wurde der Durchmesser nur mit den Buch-
staben des Halbmessers bezeichnet, was später sich oft wieder-
holen wird. Daher ist der Lesart 0A des Cod. D vor der Vul-
gata 0AM, welche Heiberg beibehält, der Vorzug zu geben.
Gleichberechtigung der beiden Hypothesen. 217
/.ErZ=/.0AK, (oben: /, ETZ = /. 0H'Z)
t AAr= /, HMO-f/, 0AK. (oben: i AAr= /. AAB -f- /, 0HZ)
Unter dieser Voraussetzung geht meine Behauptung dahin,
daß wieder nach beiden Hypothesen der Mond in der gleichen
Zeit scheinbar den gleichgroßen Bogen durchlaufen haben 6
wird, d.h. daß die Winkel AAZ und HMK einander
gleich sind. Denn hatte der Mond, als er im Anfangs-
punkte siBiner Entfernungsstrecke in den Apogeen stand,
seinen scheinbaren Ort in der Richtung der Geraden AA
und MH, so liegt dieser scheinbare Ort nun, wo der Mond 10
im Endpunkte seiner Entfernungsstrecke in den Punkten Z
und K steht, in der Richtung der Geraden AZ und MK.
Beweis. Die Bogen Bf, 0K und EZ sollen wieder einan-Hei 300
der ähnlich sein. Nun ziehe man noch die Verbindungslinie
AB.^) Da das Verhältnis AT : TZ = KA ; AM (in der An- 16
nähme S. 216, 16 teilweise durch andere Halbmesser aus-
gedrückt) gegeben ist, und die Winkel ATZ und KAM
(als Nebenwinkel gleicher Winkel) einander gleich sind, so
sind (nach Eukl. VI, 6) die Dreiecke ATZ und KAM
gleichwinklig und die den entsprechenden Seiten gegenüber- 20
liegenden Winkel einander gleich. Folglich ist
/.rZA = /. AMK.
Nun ist aber Z. fZA auch gleich dem /.BAZ (nach
Eukl. I. 29), weil bei der Annahme, daß die Winkel EfZ Ha 243
und BAT einander gleich seien, die Geraden FZ und BA 25
(nach Eukl. I. 27) parallel sind. Folglich ist auch
^BAZ=/. AMK.
Nun ist nach Annahme (S. 215, 3) die Differenz der Be-
wegungen gleich dem Lauf des Exzenters, also
/,AAB = /,HM0, 30
folglich /. AAB + t BAZ=/: HM0-J-/. AMK,
d.i. ^AAZ=/.HMK,
was zu beweisen war.
a) Zu dieser Geraden vergleiche man S. 215, 2.
218 - Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
Sechstes Kapitel.
Nachweis der ersten oder einfachen Anomalie
des Mondes.
Hiermit sollen unsere theoretischen Vorbetrachtungen ab-
geschlossen sein. Wir werden nunmehr den Nachweis der
in Frage stehenden Anomalie des Mondes liefern, und zwar
Hei 301 aus dem (S. 213, 6) angegebenen Grunde nach der epi-
5 zyklischen Hypothese. Zur Benutzung herangezogen haben
wir an erster Stelle von den ältesten uns zu Gebote stehen-
den Finsternissen drei, welche den Eindruck ganz besonders
sorgfältiger Aufzeichnung machen, an zweiter Stelle aber
auch von den Beobachtungen neueren Datums drei, welche
10 von uns selbst mit größter Genauigkeit angestellt worden
sind. Diese (doppelte) Beweisführung bietet uns erstens den
Vorteil, daß die Prüfung sich auf eine möglichst lange
Zwischenzeit stützt, zweitens wird ersichtlich werden, daß
sich aus dem Beweismaterial beiderlei Art nahezu dieselbe
15 Anomaliedifferenz herausstellt; drittens wird der Überschuß
der mittleren Bewegungen (in Anomalie und Breite) stets
übereinstimmend mit dem Zusatzbetrag gefunden werden,
welcher sich (S. 204, 24. 26) nach den angegebenen periodischen
Zeiten bei dem von uns angestellten Korrektionsverfahren
20 ergeben hat.
Zum Nachweis der ersten theoretisch für sich betrachteten
Anomalie soll nunmehr die epizyklische Hypothese,
Ha 244 wie gesagt, folgende Fassung erhalten. Man denke sich in
der Sphäre des Mondes einen mit der Ekliptik konzentrischen
25 Kreis, der auch in derselben Ebene mit ihr liegt. Ein zwei-
ter Konzenter sei gegen diesen ersten dem Größenbetrag
des Mondlaufs in Breite entsprechend geneigt und rücke
bei seinem gleichförmigen Umlauf um den Mittelpunkt der
Ekliptik gegen die Richtung der Zeichen nur so weit vor,
30 als der Überschuß der Bewegung in Breite über die Bewe-
gung in Länge beträgt. Auf diesen schiefen Kreis verlegt
nun unsere Hypothese den Lauf des sogenannten Epizykels,
Erste Anomalie des Mondes. 219
der sich ebenfalls gleichförmig, und zwar nach den öst-
lichen Teilen des Weltalls (d. i. in der Richtung der Zeichen)
der Wiederkehr in Breite entsprechend vollzieht. Wird
diese Wiederkehr theoretisch direkt auf die Ekliptik bezogen, Hei 30ä
so bringt sie selbstverständlich die Bewegung in Länge zum 5
Ausdruck.*^ Auf dem Epizykel selbst endlich bewirkt der
Mond auf dem erdfernen Bogen seinen Fortschritt nach den
westlichen Teilen des Weltalls (d. i. gegen die Richtung
der Zeichen), und zwar der Wiederkehr der Anomalie ent-
sprechend. Eine kleine Erleichterung verschaffen wir uns 10
für den vorliegenden Nachweis dadurch, daß wir weder die
mit der Breite zusammenhängende rückläufige Bewegung
(der Knoten), noch die Schiefe des Mondkreises in Betracht
ziehen ''^ da bei einem so geringen Betrag der Neigung dem
Lauf in Länge keine nennenswerte Differenz erwächst. 16
L Von den drei alten Finsternissen, welche wir aus den
einst in Babylon beobachteten ausgewählt haben, hat die
erste nach dem Wortlaut der erhaltenen Aufzeichnung im
ersten Jahre desMardokempad am 29/30. ägyptischen Thoth^^^
(19. März 721 V. Chr.) stattgefunden. Die Finsternis be- 20
gann, heißt es, als reichlich eine Stunde nach dem Aufgang ^^
verflossen w^ar, und war total. Da nun die Sonne im letzten Ha 245
Drittel der Fische stand, somit die Nacht ziemlich genau
12 Aquinoktialstunden hatte, so fiel selbstverständlich der
Anfang der Finsternis A^l^ Aquinoktialstunden vor Mitter- 25
nacht (7^ 30™), die Mitte, weil die Finsternis zentral war^'*^),
2Y2 Stunden vor Mitternacht (9^ 30™). Da wir die nach
(Aquinoktial-) Stunden angegebenen Epochen auf den Meridian
von Alexandria reduzieren, und dieser etwa % Aquinoktial- Hei 30s
stunde (d. s. 50™) westlich des Meridians von Babylon liegt^^^, 30
a) Projiziert man den nördlichen Grenzpunkt der Breite,
was der Wiederkehrpunkt der Breite ist, auf die Ekliptik, so
fällt das Lot auf den Anfang des Grades in Länge, welcher
gleichfalls von den Knoten ))eiderseits 90" entfernt ist.
b) D. h. der schiefe Kreis wird in der Ebene der Ekliptik
als unverrückbar festliegend betrachtet.
c) D. i. ly^ Stunde nach dem Aufgang um 6^ nachm., wie
sich Z. 26 herausstellt.
220 Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
so hat in Alexandria die Mitte der vorliegenden Finsternis
SVs Äquinoktiaistun den vor Mitternacht (8^ 40°^) statt-
gefunden, für welche Stunde nach dem von uns mitgeteilten
Rechnungsverfahren (d. i. nach den Sonnentafeln) der genaue
5 Ort der Sonne )C 24^30' war.^^)
Die zweite Finsternis hat nach der Aufzeichnung im zwei-
ten Jahre desselben Mardokempad am 18/19. ägyptischen
Thoth (8. März 720 v. Chr.) stattgefunden. Die Verfinsterung
betrug, heißt es, gerade um Mitternacht 3 Zoll von Süden.
10 Da demnach die Mitte in Babylon scheinbar genau zur
Mitternachtstunde stattgefunden hat, so muß sie in Alexandria
Ve Stunde (d. s. 50") vor Mitternacht (11^10°^) eingetreten
sein, für welche Stunde der genaue Ort der Sonne )( 13^45'
war.2^>
16 Die dritteFinsternis hat nach der Auf Zeichnung in demselben
Jahre des Mardokempad am 15/16. ägyptischen Phamenoth
(l. September 720 v. Chr.) stattgefunden. Sie begann, heißt
es, nach Aufgang und betrug über die Hälfte von Norden.
Ha 246 Da nun die Sonne im Anfang der Jungfrau stand, so betrug
20 die Länge der Nacht in Babylon ungefähr 11 Aquinoktial-
Hei 304 stunden, die halbe Nacht also 6^/^ Stunden. Der Anfang
hat demnach, weil er „nach Aufgang" gewesen ist, höch-
stens 5 Aquinoktialstunden vor Mittemacht (7^) stattgefun-
den, und die Mitte 3^/^ Stunden vor Mitternacht (8^30°^),
25 weil der ganze Verlauf bei einer so bedeutenden Größe der
Verfinsterung nahezu 3 Stunden gedauert haben muß.^*^
In Alexandria trat demnach wieder die Mitte der Finsternis
473 Aquinoktialstunden vor Mitternacht (7^40™) ein, für
welche Stunde der genaue Ort der Sonne lip3®15' war.^^
30 Es leuchtet also ein, daß von der Mitte der ersten Finster-
nis bis zur Mitte der zweiten die Sonne, und somit nach
Abzug ganzer Kreise auch der Mond (von l1p 24^30' bis
1TV13'^45', d.i. einen ganzen Kreis weniger 10^45'=) 349^15'
zurückgelegt hat, und von der Mitte der zweiten Finsternis
36 bis zur Mitte der dritten (von lip ISHb' bis )( 3^15') 169^30'.
Nun beträgt die Zwischenzeit von der ersten Mitte bis zur
zweiten 354 Tage und 2Y2 Aquinoktialstunden, wenn man
Erste Anomalie des Mondes. 221
theoretisch (mit bürgerlichen Sonnentagen) schlechthin rechnet,
aber 2^/2 Stunden und 4 Minuten nach der Rechnung mit gleich-
förmigen Sonnentagen*^, ferner die Zwischenzeit von der zwei-
ten Mitte bis zur dritten 176 Tage und 20 Yg Äquinoktial-
stunden schlechthin, nach genauer Rechnung 20^/5 Stunden. 5
Der Mond legt in gleichförmiger Bewegung — für einen
so kurzen Zeitraum wird es nämlich keinen wahrnehmbaren
Unterschied machen, wenn man sich an die Umläufe hält,
welche den genauen nur nahe kommen ^^ — nach Abzug Hei 305
ganzer Kreise zurück: 10
in 354d 21^34- j^Oß'Sö' in Anomalie, Ha 247
1345^61' in Länge;
in 176*20H2« (^^^"2^' ^"^ Anomalie,
170° 7' in Länge.
Es ist klar, daß die im ersten Intervall auf dem Epizykel 15
zurückgelegten 306^25' der mittleren Bewegung des Mondes
(in Länge) einen Mehrbetrag von 3^24'^^, dagegen die
150^26' des zweiten Intervalls der mittleren Bewegung
einen Fehlbetrag von 0^37' •^^ eingebracht haben.
Die vorstehend ermittelten Werte sollen als gegeben 20
angenommen werden. Es sei A B f der Epizykel des Mondes,
und zwar soll A der Punkt sein, in welchem der Mond
zur Mitte der ersten Finsternis stand, B der Punkt, in
welchem er zur Mitte der zweiten stand, und f der Punkt^
a) D. h. 27,^* nach bürgerlicher Zeit, aber 4" mehr nach
der wahren Sonnenzeit. Vgl. eil. Anm. 26.
b) Die Bemerkung bezieht sich darauf, daß Ptolemäus die
Umlaufszahlen anstatt genau, d. i. bis zu den Sexten berechnet,
nur bis zu den Minuten eines Grades angibt. Berechnet sind
sie, wie die Nachprüfung zeigt, mit Berücksichtigung der
Sekunden. Die Mondtafeln liefern die Werte: 306<>24'2",
345°50'53"; 150<'25'58", 170»7'59". Die Sekunden sind nur
im letzten Fall zur Erhöhung der Minutenzahl sehr auffallender-
weise unbeachtet geblieben.
c) Weil die S. 220, 83 festgestellte mittlere Bewegung in
Länge 349°15' beträgt, d. i. 345«51' + 3''24'.
d) Weil die S. 220, 35 festgestellte mittlere Bewegung in
Länge 169«30' beträgt, d. i. 170°7' - 0''37'.
222 Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
in welchem er zur Mitte der dritten
stand. Man hat sich aber das Fort-
schreiten des Mondes auf dem Epi-
zykel in der Richtung von B nach A
und von A nach f vor sich gehend
zu denken.
Es bringt also (wie S. 221,15 erklärt)
derBogen A r BimBetrage von306® 25',
welchen der Mond von der ersten
10 Finsternis bis zur zweiten seiner Bewegung (als Überschuß
zu ganzen Kreisen) zugesetzt hat, der mittleren Bewegung
Hei 306 einen Mehrbetrag von 3^24' ein, während der Bogen
BAT im Betrage von 150^26', welchen er von der zweiten
Finsternis bis zur dritten zugesetzt hat, der mittleren Bewe-
is gung einen Fehlbetrag von 0^37' verursacht. Deshalb muß
aber auch der Lauf von B nach A (d. i. 5 B A) im Betrage
von 53^35' (360^— feATB) der mittleren Bewegung (weil
er einen Umlauf in Anomalie abschließt) einen gleich-
großen Fehlbetrag von 3^24' verursachen, während der Lauf
20 von Anach r(&Ar) im Betrage von 96^5l'(&BAr — feBA)
der mittleren Bewegung einen Mehrbetrag von 2''47' ein-
bringen muß.^^
Ha 248 A. Daß das Perigeum unmöglich auf dem Bogen BAT
liegen kann, geht daraus hervor, daß dieser Bogen erstens
25 mit dem Fehlbetrag behaftet ist, und zweitens kleiner als
ein Halbkreis ist, während doch der Hypothese nach im
Perigeum die größte Bewegung (also Mehrbetrag) voraus-
gesetzt wird. Da es aber jedenfalls auf dem Bogen B E f
liegt, so sei der Mittelpunkt der Ekliptik, der zugleich Zen-
30 trum des den Epizykel tragenden Kreises ist, als gegeben
angenommen. Dasselbe soll der Punkt A sein. Nun ziehe
man von diesem aus nach den Punkten der drei Finster-
nisse die Verbindungslinien AA, AEB, AT.
a) Da auf b BA ein Fehlbetrag von — 3°24' entfällt, so muß
6 Ar einen Mehrbetrag von -f 2*^47' einbringen, damit der Fehl-
betrag des ganzen 6 BAT sich auf - 3''24' -j- 2047' = - 0''37'
stelle, wie S. 221, 19 dargelegt wurde.
Erste Anomalie des Mondes.
223
Um die Übertragung des theoretischen Verfahrens auf
die ähnlichen Beweise (für die Planeten) leicht durchführ-
bar zu machen, sei es, daß wir sie, wie jetzt, nach der epi-
zyklischen Hypothese führen, oder
nach der exzentrischen, wo dann der
Mittelpunkt A innerhalb angenom-
men werden muß, sei folgende allge-
meingültige Vorschrift gegeben. Eine
der drei Verbindungslinien werde bis
zur gegenüberliegenden Peripherie ge-
zogen — in dem hier gewählten Falle
haben wir die Gerade A E B ohne wei-
teres durchgezogen, bzw. von Punkt
B der zweiten Finsternis bis Punkt E
(die Gerade BAE). Die beiden an-
deren Punkte der Finsternisse verbin-
den wir durch eine Gerade — hier
durch Ar — , ziehen von dem durch
die verlängerte Gerade (BA) gebilde-
ten Schnittpunkt — hier von E aus —
Verbindungslinien nach den anderen
zwei Punkten — hier EA und ET —
und fällen Lote auf die von diesen
zwei anderen Punkten nach dem Mittel-
punkte der Ekliptik gezogenen Geraden
— hier EZ auf AA und EH auf FA.
Nun fällt man auch noch von dem
einen der letztgenannten beiden Punkte
— in dem gewählten Falle von f
aus — ein Lot auf die Gerade, welche
den anderen dieser Punkte — hier
A — mit dem von der durchgezogenen
Geraden gebildeten überzähligen Schnittpunkt
verbindet — hier das Lot TG auf AE.
Von welchem Punkte aus (ob von B oder A oder f) wir 35
auch den Entwurf der Figur durchführen mögen, wir werden
finden, daß bei Einsetzung der Zahlen, auf welche sich der
30
Hei 307
15
20
Ha 249
25
SO
hier E
224
Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
Nachweis stützt, dieselben Verhältnisse herauskommen. Die
Wahl (des Ausgangspunktes) bleibt lediglich dem praktischen
Bedürfnis überlassen.
1. Da (S. 222,19) nachgewiesen wurde, daß der Bogen BA
5 in der Ekliptik 3^24' unterspannt, so ist als Zentriwinkel
der Ekliptik
^BAA = 3<>24'wie 4l^ = 360^
= 6U8'wie 212 = 360^
mithin 6 EZ = 6<'48' wie © EZA = 360^
also sEZ = 7P 7'wie/iAE = 120P.
Da ferner der Bogen BA (S. 222,17)
53^35' beträgt, so ist als Peripherie-
winkel
/. B E A = 53035' wie 2R = 360».
Nunwar /.BAA= 6*48' wie ^i^=360^
folglich ^ EAZ = 46047' wie <2E = 3600
[als Differenz beider;
mithin & EZ = 46047' wie © EZ A = 360«,
also sEZ = 47P38'30"wieÄAE = 120P.
Setzt man EZ = 7P7'wieÄAE = 120P,
so wird AE = 17^55' 32".
2. Da der Bogen BAT (S. 222, 15)
in der Ekliptik 0°37' unter spannt, so
ist als Zentriwinkel der Ekliptik
25 /.BAr = 0037' wie 4J2 = 3600,
= 1*14' wie ^JS = 3600,
folglich 6 EH = 1014' wie ©EH A = 3600,
Hei 309 also s E H = 1^ 17' 30" wie Ä A E = 120^.
Da ferner der Bogen BAT (S. 222,13) 150<'26' beträgt,
80 SO ist als Peripheriewinkel
/. B;Er = 1500 26' wie <2iJ = 3600.
Nun war /,BAr= I0l4' wie^i2 = 360'»,
folglich ^ Er|A = 149012' wie 522 = 3600 als Dif-
[ferenz beider,
wie ^J2 = 360»,
Ha 851
|wie©r0E = 36O'>;
1
lwie?jrE = 120P.
10
Hei 310
(s. Z 4)
iwie AE = 17^55' 32",
Erste Anomalie des Mondes. 225
mithin 5 EH = 149*12' wie © EHr= 360*,
*also s EH = 115^41' 21" wie /irE = 120P.
Setzt man EH= l^lT'SO" wie7iAE= 120^,
so wird rE= 1^20' 23" wie AE = 17^55' 32".*^
3. Da der Bogen Ar (S. 222, 20) mit 96^51' nachgewiesen 6
wurde, so ist als Peripherie winkel
/,AEr = 96°51'
.^- . I 5r0 = 96°51'
°''*^''' ],6E0 = 83O 9.
I sr0 = 89^46^14"
^^^^ \,sE0 = 79^37' 55"
Setzt man rE= 1^20' 23",
( r0= 1^ 0' 8"
so wird 1 ^Q^ oP53'21",
folglich A0 = AE-E0 = 17P2'11" wie r0 = lPO'8". 16
Ferner ist A0» = 29OP' 14' 19" und r0* = lP'o'17".
Da nun A0' + r0* = Ar*,
soist AP = 291P^14'36",
folgUch Ar= I7P 3' 57" wie '^- 1/"'^^
^ lAE = 120P.
4. Nun ist aher A f in dem Maße, in welchem der Durch- 20
messer des Epizykels gleich 120^ ist, als Sehne, die den
Bogen Ar im Betrage von 96^51' unterspannt, gleich
89P46'14".
Setzt man also Ar= 89^46' 14",
. , ( AE = 63lPl3'48"\_. ^„,^ .„^p 26
so wird I ^^_ ^p 2'50"J ^ epdm = 120^',
also 6rE= 6<'44' 1" wie ep = 360^
Nun ist 5BAr=150°26' gegeben (S. 222, 13); Ha 253
folglich 5BrE = 157°10' 1" als Summe beider,
also sBE = 117P37'a2". Hei 811
Hiermit ist die Sehne BE in dem Maße gefunden, in 31
welchem der Durchmesser des Epizykels 120^ beträgt und
die Gerade AE gleich 631P13'48" ist.
a) Weil AE S. 224, 20 ebenfalls in dem Maße von Ä AE = 120^
gefunden worden ist.
Ptolemäua, übers, y. Manitius. I. 16
226
Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
Hei 312
Ha 353
31
B. Wäre die Sehne BE gleichgroß
wie der Durchmesser des Epizykels ge-
funden worden, so würde auf ihr natürlich
\ der Mittelpunkt desselben liegen, und
j das Verhältnis der Durchmesser (von
Epizykel und Konzenter) würde alsdann
ohne weiteres ersichtlich sein. Da BE
aber kleiner ist als der Durchmesser,
und somit auch der Bogen BFE kleiner
als ein Halbkreis, so ist klar, daß der
Mittelpunkt des Epizykels außerhalb
des Segments BÄTE fallen wird.
Es sei demnach als Mittelpunkt (des
Epizykels) der Punkt K angenommen.
Man ziehe von dem Mittelpunkt A der
Ekliptik durch K die Gerade AMKA,
so daß Punkt A das Apogeum und
Punkt M das Perigeum des Epizykels
wird.
Nun ist (nach Analogie von Eukl.
in. 36) das aus den Geraden BA und
A E gebildete Rechteck gleich dem Recht-
eck, welches aus den Geraden AA und AM gebildet wird.
Ferner ist von uns (soeben) der Nachweis geliefert worden,
25 daß p f f/l
BE = 117 37 32 I j^ e|,dm KAM = 120^,
AE = 631^13' 48" J ^
BA = 748^51' 20" als Summe beider.
BAAE 1^472 700^*5' 32".
AAAM.I
AA- AM + KM2 = AK*. (Eukl. II. 6)
KM2 = 3600^*1 weil als cpÄwKM = 60^
so ist AK2 = 476 300^*5' 32",
folglich AK= 690^ 8' 42".
So viel beträgt also der Halbmesser AK des mit der
Ekliptik konzentrischen Kreises, welcher den Epizykel trägt,
in dem Maße, in welchem der Halbmesser K M des Epizykels
10
16
20
mithin
Folglich ist
sowie auch
Ferner ist
Da nun
35
Erste Anomalie des Mondes.
227
gleich 60^ ist. Setzt man nun den Halbmesser des den
Epizykel tragenden Kreises, der konzentrisch ist mit dem
Auge, gleich 60^, so wird in diesem Maße der Halbmesser Hei sis
des Epizykels ohne merklichen Fehler 5^13' betragen.
C. Man ziehe nun an derselben Figur "
von dem Mittelpunkt K unter rechten
Winkeln durch die Sehne BE den
Halbmesser KNE und verbinde B mit
K. Es war nachgewiesen worden, daß
AE = 631P13'48" Ui« ak=690P8'42".
(BE=117P37'22"))
Nun ist E N = 58^ 48' 46" als 72 B E ;
folglich AN = AE + EN = 690P2'34".
Setzt man hAK = 120^,
so wird AN = 119P58'57",
also6 AN = 178** 2' wie ©ANK
[= 360^
mithin/. AKN = 178 <> 2'wie5Ä = 360^
= 89<> l'wie4i? = 360*,
6EEM=890 1M j^
,6AB = = 90059')
Nunwar6BEE=1570lO', (S. 225,29)
mithin b=.B= 78''35' als die Hälfte,
endlich 6 AB = 6 ABH-6 EB = 12<'24'.
Hiermit ist der Epizykelbogen gefunden, welchen der 25
Mond zu der mitgeteilten Zeit der Mitte der zweiten Finster-
nis von dem Apogeum (des Epizykels) entfernt war. Da
ferner gefunden war, daß /.AKN = 89°l' wie 472=360^
so ergibt sich als Ergänzung zu 90^ Z-KAN mit 0^59'.
Das ist der den (Ekliptik-) Bogen unterspannende Winkel, 30
welcher dem (gesuchten) mittleren Ort in Länge abgeht*^
folglich
10
15
Ha 254
20
Hei 314
a) Der mittlere Ort A, d. i. der in der Ekliptik von dem
Epizykelmittelpunkt K eingenommene Ort, liegt dem gegebenen
genauen Ort B um den Betrag 0"59' in der Ekliptik voraus;
folglich muß man zu dem genauen Ort B 0''59' addieren, um
den mittleren Ort A zu erhalten. Verl. Anm. 32.
15'
228 Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
infolge der durch den Lauf auf dem Epizykelbogen AB ein-
tretenden Anomalie.
Folglich war der mittlere Ort des Mondes in Länge zur
Zeit der Mitte der zweiten Finsternis 11p 14^44', da ja der
5 genaue Ort ii"|) 13^45' war, während (S. 220, 13) die Sonne
in )( 13^45' stand.
IL Von den drei Finsternissen, welche wir aus der Zahl
derjenigen entnommen haben, die von uns selbst in Alexandria
auf das sorgfältigste beobachtet worden sind, hat die erste
10 im 17*®'^ Jahre Hadrians^"^ am 20/21. ägyptischen Pajni
Ha 255 (6. Mai 133 n. Chr.) stattgefunden. Die Mitte derselben ist
nach unserer genauen Berechnung ^4 Aquinoktialstunde vor
Mitternacht ( 11^^15"^) eingetreten. Die Finsternis war total.
Für diese Stunde war der genaue Ort der Sonne )j 13^15'.^^^
15 Die zweite Finsternis hat im 19*®^ Jahre Hadrians am
Hei 815 2/3. ägyptischen Choiak (20. Okt. 134 n. Chr.) stattgefunden.
Die Mitte ist nach unserer Berechnung eine Aquinoktial-
stunde vor Mitternacht (11^) eingetreten. Verfinstert waren
von Norden % des Durchmessers. Für diese Stunde war
20 der genaue Ort der Sonne r^25®10'.3^>
Die dritte Finsternis hat im 20*®^ Jahre Hadrians am
19/20. ägyptischen Pharmuthi (6. März 136 n. Chr.) statt-
gefunden. Die Mitte ist nach unserer Berechnung 4 Aqui-
noktial stunden nach Mitternacht (4^^ früh) eingetreten. Ver-
25 finstert war von Norden die Hälfte des Durchmessers. Der
genaue Ort der Sonne war für diese Stunde )( 14^5'.^'^
Es leuchtet ein, daß auch hier der Mond nach Abzug
ganzer Kreise von der Mitte der ersten Finsternis bis zur
Mitte der zweiten sich ebensoviele Grade wie die Sonne,
80 d.s. (von 11X13^5' bis T 25^10') 161^55', und von der
Mitte der zweiten bis zur Mitte der dritten (von Y 25^10'
bis np 14^5') 138^55' bewegt hat. Nun beträgt die Zwischen-
zeit des ersten Intervalls 1 ägyptisches Jahr, 166 Tage und
23% Äquinoktialstunden schlechthin, nach genauer Rechnung
Ha 256 23%, die des zweiten Intervalls 1 ägyptisches Jahr, 137 Tage
Hei 81 6 und 5 Äquinoktialstunden schlechthin, nach genauer Rech-
37 nung 572-^^^
Erste Anomalie des Mondes. 229
Die mittlere Bewegung des Mondes beträgt
• ^ ...-,«ofi/,,f 110*21' in Anomalie,
in 1-166-23%^ |^^j„g^, j^ Länge;
.„„. .t,v( 81*^36' in Anomalie,
Es ist klar, daß die 110^21' des Epizykels des ersten
Intervalls dem mittleren Lauf in Länge einen Fehlbetrag
von (169"37'— 161"55'=)7H2', und die Sl^ae' des zwei-
ten Intervalls demmittlerenLauf inLängeeinenMehrbetrag
von (138^55' — 137<^34' =) l<^2l' eingebracht haben. lo
Diese Werte sollen als gegeben
angenommen werden. Der Epizykel
des Mondes sei wieder ABT, und
zwar sei A als der Punkt angenom-
men, in welchem der Mond zur Mitte 1 I 16
der ersten Finsternis stand, B als
der Punkt der zweiten, und f als
der Punkt der dritten Finsternis.
Wie oben, denke man sich den Fort-
schritt des Mondes als von A nach B, und dann nach f 20
vor sich gehend, so daß der Bogen AB im Betrage von
110'^ 21' dem mittleren Lauf in Länge, wie gesagt, einen
Fehlbetrag von 7^42', und der Bogen Bf im Betrage
von 81'^36' der Länge einen Mehrbetrag von 1^21' ein-
bringt, während der noch übrige Bogen TA im Betrage von 26
168^3' der Länge die übrigen 6^21' (zur Aufhebung des
Fehlbetrags) zusetzt.
A. Daß auf dem Bogen AB das Apogeum liegen muß. Ha 267
geht deutlich daraus hervor, daß es weder auf dem Bogen HeisiT
Bf, noch auf dem Bogen TA liegen kann, weil jeder der- 30
selben mit dem Mehrbetrags^ behaftet und kleiner als ein
a) Die Nachrechnung nach den Mondtafeln ergibt folgende
Werte: 110 »21 '59", 169 »37 '44"; 81 »36' 53", 137 »33' 46".
Überschießende Sekunden sind mithin nur im letzten Fall zur
Erhöhung der Minutenzahl beachtet worden. Vgl. S. 221, Anm.^)
b) Derselbe kommt dem erdnahen Bogen des Epizykels zu.
230
Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
10
15
Halbkreis ist. Es werde aber gleich-
wohl, obgleich dieser Punkt nicht
gegeben ist, das Zentrum der Eklip-
tik sowie des Kreises, auf dem der
Epizykel sich bewegt, festgesetzt.
Es sei der Punkt A. Von diesem
ziehe man nach den Punkten der
drei Finsternisse die Verbindungs-
linien AEA, AB, AT Nachdem
man dann noch die Verbindungs-
linie BT, und von dem Punkte E
aus nach B und f die Geraden
EB und Er gezogen hat, fälle
man auf die Geraden BA und
AT die Lote EZ, EH, und endlich
noch von f auf BE das Lot FG.
1. Da der Bogen AB in der
Ekliptik 7^42' unterspannt, so ist
als Zentriwinkel der Ekliptik
20 i AAB= 7°42'
= 15» 24'
15® 24'
folglich
also
6EZ
sEZ
wie 422 = 360^
wie -2E = 360»;
wieeEZA = 360*,
iieisis aiso sEZ = 16P 4' 42" wie Ä';AE = 120P-
Da femer der Bogen AB 110^21' beträgt, so ist als
26 Peripherie Winkel
/, AEB = 110°21'
Nunwar/,AAB= 15° 24'
folglich/, EBA= 94« 57'
,wie ^i2 = 360^
wie 5i? = 360»,
wie 5_B = 360» als Dif-
ferenz beider,
30
mithin
6EZ= 94» 57' wieeEZB = 360
Ha 258
also
sEZ= 88^26' 17" wie /iBE = 120''.
Hei 818
Setzt man
EZ= 16^ 4'42"wieÄAE = l-20P,
so wird
BE= 21^48' 59".
2. Da ferner nachgewiesen wurde, daß der Bogen TEA
35 in der Ekliptik 6^21' unterspannt, so ist als Zentriwinkel
der Ekliptik
Erste Anomalie des Mondes. 231
tAAr= 6° 21' wie 4i2 = 360<>;
= 12»42' wie5E = 360'^;
folglich 6EH = 12»42' wie©EHA = 360^
also s EH = 13^16' 19" wieÄAE = 120P.
Da der Bogen ABT in Summa 191^57' beträgt, so ist 6
als Peripheriewinkel
/, AEr = 191<>57' wie ^12 = 360*».
Nunwar/,AAr= 12*42' wie^i2 = 360°, Hei3i9
folglich /, ETA = ITe*^ 15' wie 2B = 36*0<> als Dif-
[ferenz beider, lo
mithin 6 EH = 179" 15' wie©EH^ = 360^
also s EH = 119^59' 50" wie ÄrE = 120P.
Setzt man EH= 13^16' 19" wie äAE = 120^
so wird rE= 13P16'20" wie BE =21P48'59".»)
3. Da ferner der Bogen Bf 81^36' beträgt, so ist als 15
Peripherie Winkel
/,B Er = 81° 36' wie^Ä = 360^ Ha 259
folglich! ^""0 = 81036' I ^ie@r0E = 36O°,
also|^'® = ''?''''"lwieÄrE--=120P. ^^
*^^° 1,5 E0 = 90^50' 22" J
Setzt man rE = 13^16' 20", (s. Z 14)
SO wird! ^^= «'^^'^«"Iwie BE = 21^48' 69",
so wira| E0 = 10^12' 49")
folglich 0 B = B E - E 0 = 1 iP 46' 10" wie r 0 = 8^ 40' 20". 25
Ferner ist 0B2 = 138P'31'11" und r02 = 75^' 12'27". Hei 320
Nun ist 0B2-f r0«-Bn,
folglich BP = 213P'43'38",
^ ' ^ ^^ = 120P
|AE =
lrE =
mithin Br= 14^37' 10" wie. „ , „
13^16' 20".
4. Nun ist aber B f auch in dem Maße, wie der Durchmesser 30
des Epizykels gleich 120^ ist, als Sehne, die den Bogen
BT im Betrage von 81" 36' unterspannt, gleich 78P24'37".
a) Weil BES. 230, 38 ebenfalls in dem Maße von Ä AE = 120^
gefunden worden ist.
232
Viertes Buch. Sechstes Kapitel.
26
Hei 322
81
Setzt man also Br= 78^24' 37",
. ^ I AE = 643^36' 39" 1 . , .„^p
SO wird I ^^_ ^^p^^, ^„jwie epdm==120^;
also 6rE= 72U6' 10" wie 6^ = 360".
Nun ist 6 TEA = 168° 3' gegeben, (^S. 229, 26)
folglich 6AE= 95 "16' 50" als Differenz beider,
also sAE= 88^40' 17".
Hiermit ist die Sehne AE in dem
Maße gefunden, in welchem der Durch-
messer des Epizykels 1 20^ beträgt und
die Gerade AE gleich 643^36' 39" ist.
13. Da hiermit nachgewiesen ist,
daß der Bogen A E kleiner ist als ein
Halbkreis, so ist klar, daß der Mittel-
punkt des Epizykels außerhalb des
Segments AE fallen wird. Er sei
demnach mit Punkt K festgesetzt.
Man ziehe die Verbindungslinie AMKA,
so daß A das Apogeum und M das
Perigeum wird. Dann ist
AA.AE = AA.AM. (Eukl. HI. 36)
88^40' 17"
AE = 643^36' 39"
AA = 732^16' 56" als Summe beider.
Folglich ist AA. AE 1 47i304P»46'17".
sowie auch A A • AM J
Fern er ist A A • A M + K M« = A K^. (Eukl. II. 6)
Da nun KM2 = 3600P^ weil als ephmKM = 60^,
so ist AK2 = 474 904^*46' 17",
folglich AK = 689^8'.
So viel beträgt also der Halbmesser AK des mit der
Ekliptik konzentrischen Kreises, welcher den Epizykel trägt,
in dem Maße, in welchem der Halbmesser KM gleich 60^
ist Setzt man nun die Gerade zwischen den Mittelpunkten
Nachgewiesen
wurde
mithin ist
AE
wie e^'^wi AKM = 120^
Erste Anomalie des Mondes.
233
der Ekliptik und des Epizykels*^
gleich 60^, so wird in diesem Maße
der Halbmesser des Epizykels 5^14'
betragen. Das ist ohne merklichen
unterschied dasselbe Verhältnis, wel- ^
ches oben (S. 227,4) mit Hilfe der"
älteren Finsternisse nachgewiesen
worden ist.
C. Man ziehe nun wieder an der-
selben Figur von dem Mittelpunkt K
unter rechten Winkeln durch die Ge-
rade AEA den Halbmesser KNE und
verbinde A mit K. Es war nach-
gewiesen worden, daß
AE = 643P36'39"
88^40
Nun ist
folglich
als epb.
^^ ] wie AK = 689^8'.
(AE= 88^40' 17") i
EN = 44P20'8" als ^AE; (Eukl.in.3)
AN = AE-f-EN = 687^66' 47".
ÄAK = 120P,
AN = 119P47'36", 20
6 AN = 1730 17' wie©ANK = 360^
/. AKN = 173«17' wie5E = 360°,
= 86°38'30" wie 4i2 = 360^
6=EM= 86<'38'30"
,b AAH= 93» 21' 30"
Nun ist 6AE= 47»38'30" als %6AE, (S. 232,6)
mithin & AA = & AAE-6 AE = 45"43'.
Ferner war 6 AB = 110" 21' nach Annahme, (S. 229,22)
mithin 6 AB = 6 AB- 6 AA = 64<'38'.
Hiermit ist der Epizykelbogen gefunden, welchen der 30
Mond zu der mitgeteilten Zeit der Mitte der zweiten Finster-
nis von dem Apogeum (des Epizykels) entfernt war. Da
a) D. i. den ebengenannten Halbmesser AK des Konzenters.
Der Ausdruck des griechischen Textes weicht hier auffallend
ab von der Parallelstelle S. 227, i.
Setzt man
so wird
folglich
mithin
folglich j
Hei 323
26
234 Viertes Buch. Siebentes Kapitel.
ferner nachgewiesen worden ist, daß Z. AKN = 86^38' wie
4B= 360<^, so ergibt sich als Ergänzung zu 90*> /.KAN
Ha 262 mit 3^22'. Da nun nach der Annahme (S. 229, 23) der
ganze Winkel AAB in demselben Maße mit 7^42' gegeben
5 war, so bleibt für /.AAB als Differenz 4^20'. Das ist der
Winkel, welcher den Ekliptikbogen unterspannt, der dem
(gesuchten) mittleren Ort in Länge abgeht*^ infolge der durch
den Lauf auf dem Epizykelbogen AB eintretenden Anomalie.
Folglich war der mittlere Ort des Mondes in Länge
Hei 324 zur Zeit der Mitte der zweiten Finsternis Y 29*^30', da ja
11 der genaue Ort Y 25^10' war, während (S. 228, 20) die
Sonne in dib^ 25^0' stand.
Siebentes Kapitel.
Korrektion des mittleren Laufs des Mondes
in Länge und Anomalie.
Bei der zweiten von den alten Finsternissen stand der
Mond, wie wir (S. 228, 4) nachgewiesen haben, zur Zeit der
15 Mitte bei gleichförmiger Bewegung in Länge in 11p 14^44',
in Anomalie (S. 227,24) vom Apogeum des Epizykels
12^24' entfernt, während er bei der zweiten der zu unserer
Zeit beobachteten drei Finsternisse, wie (oben Z. 10) nach-
gewiesen wurde, gleichfalls bei (gleichförmiger oder) mittlerer
20 Bewegung in Länge in y 29*30', in Anomalie vom Apo-
geum 64^38' entfernt stand. Daraus ist ersichtlich, daß
der Mond in der zwischen den beiden ebengenannten Finster-
nissen verstrichenen Zeit in mittlerer Bewegung nach Abzug
Ha 263 ganzer Kreise in Länge (vomi]) 14^4' bis T 29*30') 224*46',
25 in Anomalie (64*38' — 12^24'=) 52^4' als Überschuß zu-
gesetzt hat. Nun beträgt die Zwischenzeit zwischen dem
zweiten Jahre des Mardokempad von dem 18/19. Thoth
a) Der gesuchte mittlere Ort A ist dem gegebenen genauen
Ort B in der Ekliptik 4^20' voraus; folglich muß man zu dem
gegebenen genauen Ort B 4" 20' addieren, um den mittleren
Ort A zu erhalten. Vgl. Anm. 32.
Korrektion der Länge und Anomalie. 235
% Äquinoktialstunde vor Mitternacht (8. März 720 v. Chr.
11^10™ abends) und dem lO*®"" Jahre Hadrians von dem
2/3. Choiak l Äquinoktialstunde vor Mitternacht (20. Okto-
ber 134: n. Chr. 11^ abends) 854 ägyptische Jahre, 73 Tage
und 23% Äquinoktialstunden schlechthin, nach genauer ^
Rechnung mit gleichförmigen Sonnentagen*^ 23V3, d. s. Hei 825
311 783 volle Tage und 23Y3 Äquinoktialstunden. Aus den
früher mitgeteilten Beträgen der täglichen Bewegung finden
wir nach den Grundwerten (S. 203, 26; 204, 4), die wir vor der
Korrektion (S. 204, 24) ermittelt hatten, daß auf diese Zahl 10
von Tagen nach Abzug ganzer Kreise als Überschuß in
Länge 224^46', als Überschuß in Anomalie 52^31' entfallen.
Folglich ist der Überschuß in Länge, wie schon (S. 204, 20)
bemerkt, vollkommen übereinstimmend gefunden mit dem
Ergebnis, welches von uns an der Hand der mitgeteilten 1.^)
Beobachtungen erzielt worden ist, während der Überschuß
in Anomalie einen Mehrbetrag von (52° 3l' - 52^4' =) 0° 1 7'
aufweist.
Deshalb haben wir vor der Aufstellung der Tafeln, um
die Korrektion der Werte des täglichen Laufs zu ermöglichen, 20
diese 17 Minuten eines Grades auf die vorliegende Zahl von
Tagen verteilt und den auf den einzelnen Tag entfallenden
Quotienten im Betrage von 0<^0'0"0"' 11^^46^ 3 9^^ von dem
vor der Korrektion gewonnenen Werte der täglichen mitt-
leren Bewegung in Anomalie abgezogen.^^ Auf diese Weise 25
haben wir den berichtigten Wert zu 13^3' 53" 56'" 17^^51^
59"^ gefunden und dementsprechend auch die weiteren
für die Tafeln bestimmten sukzessiven Summierungen vor-
genommen.
a) Der ausführlichere griechische Wortlaut der Stelle Hei 304,19
ist sowohl hier als auch in späteren Stellen der Übersetzung zu-
grunde gelegt worden. Ygl S. 221,2.
b) Die Multiplikation mit der alten Anomaliezahl hat ein
zu großes Ergebnis erbracht, folglich war die alte Zahl
zu groß.
236 Viertes Buch. Achtes Kapitel.
Achtes Kapitel.
Die Epoche der gleichförmigen Bewegungen
des Mondes in Länge und Anomalie.
Ha 264 Um auch die Epoche dieser Bewegungen an dasselbe
erste Jahr Nabonassars, und zwar an die Mittagstunde des
1. ägyptischen Thoth (26. Februar 747 v. Chr.) zu knüpfen,
haben wir die Zwischenzeit von da bis zur Mitte der zweiten
Hei 326 vou den drei ersten diesem Datum näher liegenden Finster-
6 nissen gewählt. Diese Finsternis hat, wie (S. 220, g) gesagt,
stattgefunden im zweiten Jahre des Mardokempad am
18/19. ägyptischen Thoth ^n Äquinoktialstunde vor Mitter-
nacht (8. März 720 v. Chr. 11^10" abends). Die Zwischen-
10 zeit beträgt 27 ägyptische Jahre, 17 Tage und 11 V^ Stunden
sowohl schlechthin wie nach der genauen Eechnung. Für
diese Zeit bieten die Tafeln nach Abzug ganzer Kreise als
Überschuß in Länge 123^22', und als Überschuß in Ano-
malie 103^35'.* Wenn wir diese Beträge von den zur
16 Mitte der zweiten Finsternis (S. 227 f.) festgestellten Epochen
des Mondes (np 14^4' L. und 12*^24' i.A.) in Abzug
bringen, d. h. jeden Betrag von dem ihm entsprechenden, so
werden wir für die Mittagstunde des 1. ägyptischen Thoth
des ersten Jahres Nabonassars finden
20 1. als mittleren Ort in Länge^> t^ 11^22',
2. als Entfernung vom Apogeum
des Epizykels in Anomalie«^ 268^49',
3. als Elongation*^) 70<^37'.
Letztere ergibt sich mit Rücksicht darauf, daß als Epoche
25 der Sonne zur nämlichen Stunde (S. 185, 7) )(0^45' nach-
gewiesen wurde.
a) Die Nachprüfung ergibt 123*>22'32" und 103»35'20".
b) 164*^44' Länge vom Frühlingspunkt ab gezählt, fallen auf
tip 14^44', von da 123" 22' rückwärts gezählt, d. i. abgezogen,
führen auf 41''22', d. i. 8 11°22'.
c) 360«-f 12<'-24'-103"35' = 268°49'.
d) 29« 15' der Fische, 30° des Widders und 11<'22' des Stiers
geben in Summa 70*^37'.
Viertes Buch. Neuntes Kapitel. 237
Neuntes Kapitel.
Korrektion der mittleren Bewegung
des Mondes in Breite und Epoche derselben.
Die periodischen Bewegungen in Länge und in Ano- Ha 266
malie, sowie die Epochen derselben haben wir auf dem
vorstehend beschriebenen methodischen Wege festgestellt.
Für die Bewegung in Breite haben wir dagegen früher
fehlerhafte Beträge erzielt, solange auch wir von der Voraus- 5
Setzung Hipparchs ausgingen, daß der Mond ohne merklichen Hei 627
Fehler 650 mal den von ihm durchlaufenen Kreis und
2V2nial den Kreis des (Erd-) Schattens in seiner mittleren
Entfernung bei den Syzygien messe.*^ Denn nur wenn diese
Verhältnisse und der Betrag der Neigung des schiefen Kreises 10
des Mondes gegeben sind, lassen sich die beiderseits des
Knotens liegenden Grenzen seiner partialen Finsternisse be-
stimmen. Wir nahmen damals Finsternisintervalle vor, be-
rechneten aus der Größe der Verfinsterungen zur Zeit ihrer
Mitten die genauen Örter in Breite auf dem schiefen Kreise 15
von irgendeinem der Knoten aus, gewannen durch Anbrin-
gung der nachgewiesenen Anomaliedifferenz aus dem genauen
Ort den periodischen und fanden so die für die Mitte jeder
Finsternis geltenden Epochen der periodischen Breite und
nach Abzug ganzer Kreise den in der Zwischenzeit ge- 20
wonnenen Überschuß.
Neuerdings haben wir aber bei Anwendung gefälligerer
Methoden, welche zur Erlangung der angestrebten Ergeb- Ha 266
nisse von den früher gemachten Voraussetzungen unabhängig
sind, den mit Hilfe jener ersten Grundlagen berechneten Ort in 26
Breite fehlerhaft gefunden und haben nach dem jetzt unab-
hängig davon festgestellten Ort die Hypothesen selbst, die
sich mit den Größen und den Entfernungen befassen, be-
richtigt, nachdem wir den Beweis ihrer Haltlosigkeit geführt
a) D.h. daß der Durchmesser des vom Monde bei mittlerer
Entfernung durchmessenen Schattenkreises 2y, Monddurchmesser
betrage.
238 Viertes Buch. Neuntes Kapitel.
hatten. Das entsprechende Verfahren haben wir (Buch XHI,
Hei 328 Kap. l) bei den Hypothesen des Saturn und des Merkur
angewendet unter Beseitigung einiger früheren Ergebnisse,
die nicht mit genügender Genauigkeit erzielt waren, weil
5 wir später in den Besitz von besser fundierten Beobachtungen
gelangt waren. Denn wer mit wirklichem Wahrheitssinn und
unermüdlicher Gründlichkeit an die theoretische Behandlung
dieser Verhältnisse herantritt, der soll sich nicht allein zur
Berichtigung der alten Hypothesen die von der Neuzeit ge-
10 botenen Mittel und Wege, die sicherer zum Ziele führen,
zunutze machen, sondern auch zur Berichtigung der eigenen
Hypothesen, wenn sie besserungsbedürftig sind, und soll es
bei der Größe und Göttlichkeit der Lehre, zu deren Ver-
kündiger er sich berufen fühlt, für keine Schande halten,
15 wenn ihm die zu größerer Genauigkeit führende Berichtigung
auch von anderer Seite zu Teil wird, und nicht nur aus
eigener Erkenntnis.
Auf welche Weise wir den Beweis für die hier angedeu-
teten Einzelheiten liefern, werden wir in den weiteren Büchern
20 (Buch VI, Kap. 5) unseres Handbuchs an den geeigneten
Stellen darlegen. Vorläufig werden wir uns, wie es die
logische Reihenfolge verlangt, dem Nachweis des Laufs in
Breite zuwenden, dessen Gang folgender ist.
L Zunächst haben wir zur Korrektion des mittleren Laufs
25 an sich aus der Zahl der zuverlässig aufgezeichneten Mond-
finsternisse solche von möglichst langer Zwischenzeit aus-
Ha 267 gesucht, bei denen erstens die Größen der Verfinsterungen
gleich waren, die zweitens in der Nähe desselben Kno-
tens stattfanden, die drittens entweder beide von Norden
30 oder beide von Süden eintraten, und bei denen viertens
der Mond in der gleichen Entfernung stand. Wenn
Hei 829 diese Umstände zusammenwirken, muß unbedingt das Zen-
trum des Mondes bei jeder der beiden FiDsternisse die gleich-
große Entfernung nach derselben Seite von demselben
35 Knoten haben, d. h. der genaue Lauf des Mondes muß in
der zwischen den Beobachtungen liegenden Zeit ganze
Kreise der Breite umfassen.
Korrektion der Breite. 239
Als erste Finsternis haben wir diejenige genommen,
welche unter Darius I. in Babylon im 31*®^ Jahre seiner
Regierung am 3/4. ägyptischen Tybi in der Mitte der
6ten (Nacht-) Stunde (25. April 491 v. Chr. 11^30™ abends)
beobachtet worden ist. Bei derselben wurde der Mond^ 5
wie die genaue Angabe lautet, 2 Zoll (d. i. den sechsten
Teil seines Durchmessers) von Süden verfinstert.
Als zweite haben wir diejenige gewählt, welche in Alexan-
dria im 9*®^ Jahre Hadrians am 17/18. ägyptischen Pachon
3^5 Äquinoktialstunden vor Mitternacht (5. April 1 25 n. Chr. 10
8^24™ abends) beobachtet worden ist. Bei derselben wurde
der Mond gleichfalls den sechsten Teil seines Durchmessers
von Süden verfinstert.
Bei jeder der beiden Finsternisse lag der Ort des Mondes
in Breite in der Nähe des niedersteigenden Knotens. 16
Dieser Umstand läßt sich nämlich schon aus Unterlagen,
die noch allgemeiner gehalten sind, abnehmen.* ^ Die Ent-
fernung des Mondes war nahezu die gleiche und ein wenig
erdnäher als die mittlere. Auch dieser Umstand ergibt sich
ja klar aus den früher geführten Nachweisen, welche die 20
Anomalie betreffen.^) Da nun, wenn der Mond von Süden Hei;
verfinstert wird, sein Zentrum nördlich der Ekliptik liegt,
so leuchtet ein, daß bei jeder der beiden Finsternisse das
Zentrum des Mondes um den gleichen Betrag vor (d. i. Ua :
westlich von) dem niedersteigenden Knoten stand. 25
Nun hatte der Mond bei der ersten Finsternis von dem
Apogeum des Epizykels eine Entfernung von 100^19'. Es
fand nämlich die Mitte in Babylon Y2 Stunde vor Mitter-
nacht statt, in Alexandria lYg Äquinoktialstunde^) vor
Mitternacht. Somit beträgt die Zeit von der Nabonassarischen 30
Epoche (1. Thoth 747 v. Chr.) ab gerechnet 256 Jahre,
a) Insofern Verfinsterung von Süden vor dem niedersteigen-
den, Verfinsterung von Norden vor dem aufsteigenden Knoten
eintreten muß.
b) Insofern der Stand des Mondes auf dem Epizykel, d. i.
seine Entfernung vom Apogeum desselben, maßgebend ist für
die größere oder geringere Entfernung von der Erde.
c) d. i. 50«^ früher, vgl. S. 219, so.
240 Viertes Buch. Neuntes Kapitel.
Iv22 Tage und lO^s Äquinoktialstunden schlechthin, nach
der Rechnung mit gleichförmigen Sonnentagen 1 0 V^. Folglich
war der genaue Lauf 5^ kleiner als der periodische.*)
Bei der zweiten Finsternis hatte der Mond von dem
5 Apogeum des Epizykels eine Entfernung von 251^53'. In
diesem Fall beträgt nämlich die Zeit von Beginn der Epoche
bis zur Mitte der Finsternis 871 Jahre, 256 Tage und
8^5 Äquinoktialstunden schlechthin, 87^2 ^^ch genauer
Rechnung. Folglich war der genaue Lauf 4^53' größer
10 als der mittlere.^)
In der zwischen den beiden Finsternissen liegenden Zeit
Hei 331 von 615 ägyptischen Jahren, 133 Tagen und 21^6 Äqui-
noktialstunden umfaßt demnach der genaue Lauf des Mondes
in Breite (nach S. 238, 35) ganze Kreise, während dem
15 periodischen an ganzen Kreisen die aus beiden Anomalie-
beträgen sich summierenden 9^53' fehlen. Führt man die
Rechnung mit dem früher (S. 204, ll) mitgeteilten Wert
für den mittleren (täglichen) Lauf (in Breite) aus, welcher
auf den von Hipparch angenommenen Grundlagen beruht,
20 so fehlen in der obengenannten Zeit an ganzen Wiederkehren
10'^2'. Folglich ist (nach unserer Rechnung) der mittlere
Lauf in Breite im Widerspruch mit den (von Hipparch an-
genommenen) Grundlagen 0^9' größer geworden.^)
Diese 9 Minuten eines Grades haben wir nun auf die
Ha 269 rund 224 609 Tage, welche in der obengenannten Zeit ent-
26 halten sind, verteilt und den aus der Division erhaltenen
Quotienten von 0«0'0"0"'8i^39^18^i addiert^) zu dem
a) Die Nachprüfung ergibt nach den Tafeln der Anomalie
für diese Zwischenzeit lOO^lO'lQ", wozu die Tabelle der ein-
fachen Anomalie die Anomaliedifferenz — 5" liefert.
b) Die Nachorüfung ergibt 251''52'30'' mit der Anomalie-
differenz -1-4 "53'.
c) l»er Hipparchische Fehlbetrag an ganzen Kreisen von
10'*2' macht den mittleren Lauf zu klein; durch den Ptole-
mäischen Fehlbetrag von 9^53' wird er um die Differenz beider
Beträge größer gemacht.
d) Weil der Hipparchische Wert für den mittleren Lauf in
Breite durch Multiplikation zu einem zu großen Unterschied
(?egen den genauen Lauf in Breite führte, mithin zu klein war.
Epoche der Bewegung in Breite. 241
früher mitgeteilten Betrage der mittleren täglichen Bewegung
in Breite, der auf den Grundlagen Hipparchs beruht. So
fanden wir ( S. 204,27) den berichtigten Wert zu Ls^lS^aö"
39"'4giV5^V37Vi^ Dementsprechend haben wir dann auch
wieder die weiteren für die Tafeln bestimmten sukzessiven 5
Summierungen vorgenommen.
II. Nachdem auf diese Weise ein für allemal die periodische
Bewegung in Breite nachgewiesen war, suchten wir weiter
auch zur Feststellung ihrer Epochen wieder das Intervall
von zwei zuverlässig beobachteten Finsternissen, bei denen Hei S32
die übrigen Verhältnisse dieselben waren wie im vorigen 11
Fall, d.h. wir suchten Finsternisse, bei denen die Entfernung
des Mondes nahezu die gleiche war, die Verfinsterungen von
gleicher Größe waren und entweder beide nördlich oder
beide südlich eintraten, bei denen aber der Knoten nicht 15
mehr derselbe war, sondern der gegenüberliegende.
Die erste von diesen Finsternissen haben wir (S. 220,6)
bereits zum Nachweis der Anomalie benutzt: sie fand statt
im zweiten Jahre des Mardokempad am 18/19. ägyptischen
Thoth (8. März 720 v. Chr.), in Babylon zur Mitternacht- 20
stunde, in Alexandria % Aquinoktialstunde vor Mitternacht
(ll^lO™). Bei derselben war laut ausdrücklicher Angabe
der Mond 3 Zoll von Süden verfinstert.
Die zweite, welche auch Hipparch benutzt hat, fand statt
im 20*®^ Jahre des Darius, des Nachfolgers des Kambyses, 25
am 28/29. ägyptischen Epiphi (19. November 502 v. Chr.),
als die Nacht ö'/g Aquinoktialstunden*^ vorgeschritten war.
Bei derselben war der Mond gleichfalls (drei Zoll, d. i.) den Ha 87o
vierten Teil seines Durchmessers von Süden verfinstert.
Da die halbe Nacht damals 6^/^ Äquinoktialstunden betrug, 30
so war die Mitte in Babylon V5 Aquinoktialstunde vor
Mitternacht (11^ 36™), in Alexandria lY4Äquinoktialstundo
vor Mitternacht (10^45'").
a) Da die halbe Nacht 6**45™ beträgt, so entfallen auf den
halben Tag von Mittag bis Sonnenuntergang 5«* 15™; folglich
fällt die Mitte der Finsternis 6''*20" nach dem Sonnenuntergang
auf 11»>35™.
242 Viertes Bnch. Neuntes Kapitel.
iiei338 Jede von diesen beiden Finsternissen fand statt, als der
Mond in der größten Entfernung stand *\ aber die erste im
aufsteigenden, die zweite im nie der st eigen den Knoten,
so daß auch in diesem Fall das Zentrum des Mondes bei
6 ihnen (nach S. 239, 2l) um den gleichen Betrag nördlich
der Ekliptik lag.
Es sei ABT der schiefe Kreis des Mondes um den Durch-
messer AP. Punkt A sei als der aufsteigende Knoten an-
genommen, Punkt r als der
10 ^^ — ^~-~--^ niedersteigende und Punkt B
als der nördlichste Grenzpunkt.
Von den beiden Knoten A and
r trage man nach B zu zwei
gleichgroße Bogen AA und
16 " " FE ab, d. h.: bei der ersten
Finsternis stand das Zentrum des Mondes in A, bei der
zweiten in E.
Nun beträgt bis zur ersten Finsternis die Zeit vom Be-
ginn der Epoche 27 ägyptische Jahre, 1 7 Tage und 1 1 Ve ^<l^i"
20 noktialstunden sowohl schlechthin wie nach genauer Rech-
nung. Daher war der Mond von dem Apogeum des Epizykels
12^24' entfernt, und der periodische Lauf war 0^59' größer
als der genaue (vgl. S. 227, 24. 29). Desgleichen beträgt
Ha 271 die Zeit bis zur zweiten Finsternis 245 ägyptische Jahre,
25 327 Tage und 10^4 Äquinoktialstunden schlechthin, 10^/^
Hei 884 ngich genauer Rechnung Daher war der Mond von dem
Apogeum des Epizykels 2° 44' entfernt, und der periodische
Lauf war 0"13' größer als der genaue.^^ Endlich umfaßt
die zwischen den Beobachtungen verstrichene Zeit 218
30 ägyptische Jahre, 309 Tage und 23^12 Äquinoktialstunden
und bringt nach der Rechnung mit der (S. 241, s) nach-
a) Wie aus den weiterhin angegebenen Entfernungen des
Mondes von dem Apogeum des Epizykels hervorgeht.
b) Die Nachprüfung ergibt für diese Zwischenzeit 2''44'14"
in Anomalie, wozu sich nach der Tabelle der einfachen Anomalie,
welche bei 6** des Epizykels mit der AnomaliediflFerenz — 0"29'
beginnt, O^IS' berechnen lassen.
Epoche der Bewegung in Breite. 243
gewiesenen mittleren Bewegung in Breite einen Überschuß
von 160^4' (genau 32" mehr).
Den ermittelten Werten entsprechend sei nun der mittlere
Ort des Mondzentrums bei der ersten Finsternis Z, bei der
zweiten H. Aus den gegebenen Größen 5
6ZBH = 16004', 6AZ = 0<'59', 6 EH = 0^3',
ergibt sich 6 AE = 6 ZBH -f 6 AZ -& EH == 160»50'.
Folglich ist 6 A A -f 6 E r = 19» 10' als Ergänzung zu 180 «.
Da nun diese beiden Bogen einander gleich sind, so be-
trägt jeder derselben 9^35'. Um diesen Betrag war also der 10
genaue Lauf des Mondes zur Zeit der ersten Finsternis (A)
bereits über den aufsteigenden Knoten (östlich) hinaus,
während er zur Zeit der zweiten Finsternis (E) noch eben-
soweit vor (d. i. westwärts von) dem niedersteigenden
Knoten verlief. Folglich ist ^^
AZ = AA-1-AZ = 10*34',
rH= TE - EH = 9«22'.
Das heißt: der periodische Lauf des Mondes war zur
Zeit der ersten Finsternis (Z) bereits 10*^34' über den auf-
steigenden Knoten (östlich) hinaus und vom nördlichen 20
Grenzpunkt B (als dem Ausgangspunkt der Bewegung in Hei 33J
Breite 270<' + 10^34' =) 280^^34' entfernt, während er zur
Zeit der zweiten Finsternis (H) noch 9^32' vor (d. i. west-
wärts von) dem niedersteigenden Knoten verlief und von
demselben nördlichen Grenzpunkt (90^ — 9^22' =) 80^38' 25
entfernt war.
Nun bleibt noch folgende Operation übrig. Für die Zeit Ha 27s
vom Beginn der Epoche bis zur Mitte der ersten Finsternis
ergibt sich (nach den Tafeln berechnet) ein Überschuß in
Breite von 286^19' (genau 18' 18"). Wenn wir (um diesen 30
Überschuß nach rückwärts abtragen zu können) zu den
oben (Z. 22) für die Epoche der ersten Finsternis gefundenen
280^34' einen ganzen Kreis addieren und von der Summe
obigen Betrag von 286^19' abziehen (d. i. rückwärts zählen),
so erhalten wir für die Mittagstunde des 1. ägyptischen 36
16*
244 Viertes Buch. Neuntes Kapitel.
Thoth des ersten Jahres Nabonassars als Epoche der
periodischen Breite, vom nördlichen Grenzpunkt ab ge-
rechnet, 3 5 4^1 5'.
Zur regelrechten Erledigung des rechnerischen Verfahrens,
5 welches sich bei den Konjunktionen und den Vollmonden
nötig macht, werden wir, da wir in diesen Positionen der
noch nachzuweisenden zweiten Anomalie in keiner Weise
bedürfen, wieder eine Tabelle für die einzelnen Abschnitte
(des Epizykels) aufstellen. Die praktische Gewinnung dieser
10 Abschnitte haben wir wieder auf dem Wege der geometrischen
Konstruktion wie bei der Sonne (S. 175 f, 179 f.) erzielt
und hierbei das Verhältnis 60 : 5^4*^ (statt wie dort 60 : 2^1^
in Anwendung gebracht. Wir haben wieder die am Apo-
geum liegenden Quadranten in Abschnitte von 6 zu 6 Grad
16 zerlegt, die am Perigeum liegenden Quadranten aber in
solche von 3 zu 3 Grad, so daß das Äußere der Tabelle
wieder ähnlich wie bei der Sonne wird, d. h. sich auf
Hei 336 45 (d.i. 3x15) Zeilen zu 3 Spalten erstreckt. Die ersten
zwei Spalten enthalten die Argumentzahlen der Grade der
20 Anomalie (d. i. der Grade vom Apogeum des Epizykels ab),
die dritte die zu jedem Abschnitt gesetzten, auf ihn ent-
fallenden Prosthaphäresisbeträge, so genannt, weil bei der
(nach dieser Tabelle vorzunehmenden) Berechnung zur
Gewinnung der (genauen) Länge und Breite (aus der
25 periodischen) Abzug des Betrags (Aphäresis) eintritt, wenn
die Argumentzahl der Anomalie, vom Apogeum des
Epizykels ab gerechnet, unter 180® beträgt, Zusatz des
Betrags (Prosthesis), wenn sie über 180° hinausgeht. ^^^
Die Tabelle gestaltet sich folgendermaßen.
a) Dasselbe war S. 233, s mit 60^ : 5^ 14' gewonnen worden.
Viertes Buch. Zehntes und elftes Kapitel.
245
Zehntes Kapitel.
Tabnlle der ersten, d. 1. einfachen Anomalie des Mondes*{^^J^J
Gern einsame
ArgUM'Bnt-
zahlen
Prosth-
aphäresi»
Gemeinsame
Argument-
zahlen
Proath-
aphäresis I
Gero einsame
Argument-
zahlen
Pros h-
aphäresis
6°
12
18
354°
348
342
0»29'
0»57
1»25'
1053'
20 19'
2044
930
96
99
267»
264
261
258
255
252
5° 0'
5» 1'
50 0'
138° 222»
141 1 219
144 ! 216
3» 35'
3» 23'
3» 10'
24
30
36
336
330
324
102
1-5
108
4059'
4° 57'
4° 53'
147 i 213
150 ! 210
153 ' 207
2» 57'
2° 43'
2» 28'
42
48
54
318 3° 8'
312 3«>31'
306 3°51'
111
114
117
249
246
243
4'',49'
4»44'
4",38'
156 1 204
159 I 201
162 ! 198
2» 13'
1<»57'
1041
60
66
72
300 i 40 8'
294 1 4» 24'
288 ' 4038'
120
123
126
129
132
135
240
237
234
4° 31'
4-24'
4» 16'
165
168
171
195
192
189
1 25'
1« 9'
0»52'
78
84
90
282 4° 49'
276 4«' 56'
270 4059'
231
228
225
40 rj,
3° 57'
3» 46'
174 \ 186
177 ! 183
180 1 180
0'35'
0 18'
0« 0'
Elftes Kapitel.
Nachweis, daß sich nicht wegen Verschiedenheit der
Hypothesen, sondern infolge der Berechnungen nach
Hipparch eine Differenz im Betrage der Anomalie
des Mondes herausstellt.
Im Hinblick auf die vorstehend geführten Nachweise! g*. |J*
könnte wohl mit Recht jemand die Frage auf werfen, wie
es kommt, daß sich aus den Mondfinsternissen, die Hipparch
zur Feststellung der einfachen Anomalie in Vergleich ge-
stellt hat, weder dasselbe Verhältnis ergibt, wie das von 6
uns (S. 233, 3 mit 60:574) nachgewiesene, noch Überein-
stimmung des ersten Verhältnisses, welches (von Hipparch)
mit Hilfe der exzentrischen Hypothese nachgewiesen worden
ist, mit dem zweiten, welches mit Hilfe der epizyklischen
Hypothese errechnet worden ist. Nämlich bei dem ersten 10
Nachweis erhält er das Verhältnis des Halbmessers des
246 Viertes Buch. Elftes Kapitel.
Exzenters zu der Verbindungslinie der Mittelpunkte des Ex-
zenters und der Ekliptik*) mit (0A) 3144p : (AM) 3272/3^ =
60^:6^15', während er bei dem zweiten Nachweis das
Verhältnis der Verbindungslinie der Mittelpunkte der Eklip-
5 tik und des Epizykels^) zu dem Halbmesser des Epizykols
mit (AK) 3122V2P:(KM) 24772^= 60^:4^46' findet. Es
bewirkt aber das Verhältnis 60^ : 6%^ als Maximum der
Hei 339 Anomaliedifferenz 5®49', das Verhältnis 60^:4^46' nur
4^34', während nach unserer Berechnung das Verhältnis
10 60^: 57/ die (in der Tabelle) mitgeteilte Differenz von
rund 5^ (genau 5^1') verursacht.
275 Daß nun nicht infolge mangelnder Übereinstimmung der
Hypothesen, wie manche meinen, ein so auffallend abweichen-
des Ergebnis sich herausgestellt hat, das ist uns erstens
, 15 bei der gelegentlichen Erörterung kurz vorher (S. 213— 217)
daraus ersichtlich geworden, daß nach beiden Hypothesen
unterschiedslos dieselben Erscheinungen eintreten, zweitens
aber würden wir auch mit Hilfe der Zahlen, wenn wir
uns auf die Berechnungen einlassen wollten*'), nach beiden
20 Hypothesen dasselbe Verhältnis als Ergebnis finden. Aller-
dings müßten wir uns bei dem Nachweis nach jeder der
beiden Hypothesen an dieselben Erscheinungen halten, und
nicht an verschiedene, wie dies Hipparch tut. Denn in
diesem Fall, d. h. wenn nicht dieselben Finsternisse zu-
25 gründe gelegt sind, wird es leicht möglich sein, daß der
die Abweichung verursachende Faktor entweder in den Be-
obachtungen selbst zu suchen ist oder sich bei der Berech-
nung der Intervalle (der Finsternismitten) eingeschlichen
hat. So werden wir denn wirklich bei jenen Finsternissen
a) Es ist das Verhältnis der Exzentrizität, zu welchem
man S. 216, 17 vergleiche.
b) Es ist das Verhältnis des Halbmessers des den Epizykel
tragenden Konzenters zu dem Halbmesser des Epizykels. Man
vergleiche hierzu S. 232, I8.
c) Dieselben müßten wieder auf dem umständlichen Wege
geführt werden, für welchen Beispiele (S. 222—27; 229—33) in
den Abteilungen A und B des Nachweises der Anomaliedifferenz
vorliegen.
Differenz in Anomalie nach Hipparch. 247
finden, daß zwar die Syzygien sachverständig beobachtet
und mit den von uns nachgewiesenen Grundwerten der
gleichförmigen und ungleichförmigen Bewegung in Über-
einstimmung sind*\ daß aber die Berechnung der Intervalle,
auf welcher der Nachweis des zahlenmäßigen Betrags des 5
Verhältnisses beruht, nicht mit der erforderlichen Sorgfalt
angestellt worden ist. Wir werden unseren Nachweis auf
jeden dieser beiden Punkte erstrecken und machen den An-
fang mit den drei ersten Finsternissen.
I. Diese drei Finsternisse versichert er aus der Zahl der Hei 340
von Babylon herübergebrachten als dort beobachtet in Ver- 11
gleich gestellt zu haben.^^ Die erste habe stattgefunden
unter dem athenischen Archonten Phanostratos im Monat
Poseideon; vom Monde sei ein kleiner Teil der Scheibe vom
Sommeraufgang (d. i. von Nordost) her verfinstert gewesen, 16
als von der Nacht noch eine halbe Stunde übrig war; „und
noch verfinstert", sind seine Worte, „ist er untergegangen."
Dieser Zeitpunkt fällt demnach in das 366'® Jahr seit Ha 276
Nabonassar, und zwar, wie er selbst angibt, auf den 26/27.
ägyptischen Thoth (23. Dezember 38:^ v. Chr.) 5V2 bürger- 20
liehe Stunden nach Mitternacht, da ja „von der Nacht noch
eine halbe Stunde übrig war". Da nun die Sonne am Ende
des Schützen stand, so betrug die Nachtstunde in Babylon
18 Zeitgrade (d. s. 72"^) — denn die Nacht ist gleich
14^/5 Äquinoktiaistun den — folglich machen die 572 Bürger- 26
liehen Stunden 6^/5 Aquinoktialstunden aus.^^ Der Anfang
der Finsternis hat also stattgefunden (12 -f 6^5 =) 1^75
a) D. h. bei Berechnung der Syzygien nach den Sonnen-
und den Mondtafeln werden Ergebnisse erzielt, welche mit
den Beobachtungen Hipparchs übereinstimmen.
b) Oppolzer (Ginzel, Kanon der Finsternisse S. 233) bezweifelt,
daß diese Finsternisse in Babyion beobachtet worden seien;
sie sollen vielmehr aus Beobachtungen, die vielleicht aus Athen
oder einer ionischen Kolonie herrühren, reduziert sein; ob mit
den richtigen Längenunterschieden, bleibe fraglich.
c) Man vergleiche die erste u. dritte Aufgabe Anm. 17:
248 Viertes Buch. Elftes Kapitel.
Äquinoktialstunden nach dem Mittag des 26*®" (27. Thoth
ghßgm fi-üii). da aber nur ein kleiner Teil in den Schatten
trat, so kann die ganze Dauer der Finsternis höchstens
]Y2 Stunde betragen haben; die Mitte muß demnach
5 (18'^5 + %==) 19 Ys Äquinoktialstunden nach dem Mittag
(27. Thoth 7^20™ früh) gewesen sein. In Alexandria hat
folglich die Mitte der Finsternis 18^ 2 Äquinoktialstunden
nach dem Mittag des 26*"^ (27. Thoth Q^SO"^ früh) statt-
gefunden.
10 Nun beträgt die Zeit von der mit dem ersten Jahre
Hei 341 Nabonassars beginnenden Epoche bis zu dem vorliegenden
Zeitpunkt 365 ägyptische Jahre, 25 Tage und I8V2 -Ä-qui-
noktialstunden schlechthin, 18^ ^ nach genauer Rechnung.
Für diese Zeit finden wir, wenn wir die Kechnung nach den
15 von uns gegebenen Grundlagen (d. i. den Sonnen- und Mond-
tafeln) anstellen:
als genauen Ort der Sonne ^ 28*^18' (27''24'-}-0°54'),
als mittleren Ort des Mondes TT24°20' (24n8'58"),
als genauen Ort des Mondes TT 28<'17' (24°20'-f-3°57'),
20 weil der Mond in Anomalie 227^43' (2'') von dem Apogeum
des Epizykels entfernt war.
Weiter soll die folgende Finsternis stattgefunden haben unter
Ha 277 dem athenischen Archonten Phanostratos im Monat Skiropho-
rion am 24/25. ägyptischen Phamenoth (18. Juni .'82 v. Chr.).
25 „Verfinstert war er", so lautet seine Angabe, „vom Sommer-
aufgang (d. i. von Nordost) her in der vorgerückten ersten
(Nacht-) Stunde" (d. i. Yg^* ii^-cli Sonnenuntergang). Es fällt
demnach auch dieser Zeitpunkt in das 366*® Jahr seit
Nabonassar auf den 24/25. Phamenoth etwa 572 ^bürgerliche
30 Stunden vor Mitternacht. Da nun die Sonne im letzten
Drittel der Zwillinge stand, so beträgt die Nachtstunde in
Babylon 12 Zeitgrade (d. s. 48^"); folglich machen die
5Y2 bürgerlichen Stunden 4^5 Äquinoktialstunden aus.
Der Anfang der Finsternis hat also 14-/5^* vor Mitternacht
35 oder) 7% Äquinoktialstunden nach dem Mittag des 24*®"
Hei 342 (^7^36°^ abends) stattgefunden; da aber die ganze Dauer
DiiFerenz in Anomalie nach Hipparch. 249
der Finsternis mit 3 Stunden angegeben wird, so ist die
Mitte selbstverständlich (775+ ^72=) ^Vio Äquinoktial-
stunden nach Mittag (9^6™ abends) gewesen In Alexandria
muß sie also 8V4 Äquinoktialstunden nach dem Mittag des
24teu ^{jhi5m abends) eingetreten sein. 5
Nun beträgt wieder die Zeit von den Epochen ab gerechnet
365 ägyptische Jahre, 203 Tage und 8'/^ Äquinoktial-
stunden schlechthin, T^e iiach genauer Rechnung. Für
diese Zeit finden wir
als genauen Ort der Sonne TT 21"46' (22«25' -0®42'), 10
als mittleren Ort des Mondes >^ 23°58' (23«59'38"),
als genauen Ort des Mondes ^21^8' (23'^58' - 2«10'),
weil der Mond in Anomalie von dem Apogeum des Epizykels
27"37'(1") entfernt war.
Es beträgt mithin das Intervall von der ersten Finsternis 15
zur zweiten (vom 27. Thoth 6^15°^ früh*^) bis zum24.Pha-
menoth 7^50™ abends ^>) 177 Tage und IHV5 Äquinoktial-
stunden, oder in Graden, welche sich die Sonne weiter be-
wegt hat, (von ^28<>18' bis TT 2lH6') 173*^28', während
Hipparch seinen Nachweis mit dem Ergebnis abschließt, 20
daß das Intervall 177 Tage und 1374 Äquinoktialstunden, Ha 278
oder in Graden 172'52'30" betrage.
Die dritte Finsternis soll stattgefunden haben unter dem
athenischen Archonten Euandros im Poseideon I am 16/17.
ägyptischen Thoth (12. Dezember 382 v.Chr.). „Der Mond Hei 843
war", so lautet seine Angabe, „total verfinstert, nachdem 26
der Anfang vom Sommeraufgang (d. i. von Nordost) her in
der vorgerückten vierten (Nacht-) Stunde^^ (d. i. SYg bürger-
liche Stunden nach Sonnenuntergang) eingetreten war. Es
fällt also dieser Zeitpunkt in das 367*® Jahr seit Nabonassar 30
auf den 16/1 7. Thoth etwa 2 Ygf bürgerliche) Stunden vor Mitter-
a) Weil nach genauer Rechnung (S. 248, 13) y^^* früher.
b) Weil nach genauer Rechnung (oben Z. s) 25™ früher.
c) Die Zeitbestimmung d mg&v TCUQsXriXvd'vL&v ist sicher
verderbt; ich vermute tf,g S' mgag 'TtQOsXriXvd'vias. Man ver-
gleiche die ähnliche Zeitbestimmung zur zweiten Finsternis.
250 Viertes Buch. Elftes Kapitel.
nacht. Da nun die Sonne im zweiten Drittel des Schützen
stand, so beträgt in Babylon die Nachtstunde 18 Zeitgrade
(d. s. 72™); folglich machen die 2^1^ bürgerlichen Stunden
3 Äquinoktialstunden aus. Der Anfang hat also (3"* vor
5 Mitternacht oder) 9 Äquinoktialstunden nach dem Mittag
des 16*®^ (9^ abends) stattgefunden-, da aber die Finsternis
total war, so betrug die ganze Dauer ungefähr 4 Äquinoktial-
stunden^^, und die Mitte ist selbstverständlich (9 -f 2 =)
11 Stunden nach Mittag (11^ abends) gewesen. In Alexan-
10 dria muß also die Mitte der Finsternis lOYg Äquinoktial-
stunden nach dem Mittag des Iß*«*^ (10^10°^ abends) statt-
gefunden haben.
Nun beträgt die Zeit von den Epochen ab 366 ägyptische
Jahre, 15 Tage und 10% Äquinoktialstunden schlechthin,
16 9^6 nach genauer Rechnung. Für diese Zeit finden wir
als genauen Ort der Sonne / 17°30' (le^'öT' -f 0°28'),
als mittleren Ort des Mondes TT 17°21' (17<>18'42"),
als genauen Ort des Mondes TT 17°28' (17^21' -f-0°7'),
weil der Mond in Anomalie von dem Apogeum des Epizykels
20 18l0l2'(28") entfernt war.
279 \ ^ ^
Hei 344/
zur dritten (vom 24. Phamenoth 7^50™ abends bis zum
16. Thoth 9^50°^ abends*)) 177 Tage und 2 Äquinoktial-
stunden^), oder in Graden (von n 21^46' bis ^17<'30')
25 175^44', während Hipparch auch dieses Intervall wieder mit
177 Tagen und 1% Stunde, oder in Graden mit 175^8' als
weitere Unterlage benutzt hat.*')
Ha z<»i -gg beträgt mithin das Intervall von der zweiten Finsternis
a) Weil nach genauer Rechnung am 24. Phamenoth (S. 249, 8)
25*", am 16. Thoth (oben Z. 15) 20"^ früher.
b) Addiert man die beiden Intervalle des Ptolemäus, so er-
hält man für das Mondjahr 354*15i»36™, während die beiden
Intervalle des Hipparch 354*15^25'^ geben.
c) Mit diesen beiden Intervallen ist das Zahlenmaterial ge-
geben, auf Grund dessen Hipparch den ersten Nachweis nach
der exzentrischen Hypothese (S. 245, lo) führte, dessen Er-
gebnis die Bestimmung des Verhältnisses der Exzentrizität mit
60^:6^15' war.
Differenz in Anomalie nach Hipparch. 251
Offenbar hat demnach Hipparch bei der Berechnung der
Intervalle sich verrechnet. Der Fehler beträgt bei den
Tagen Yg Äquinoktialstunde (genau ^20 °^^^ ^™ ^^ ersten
Intervall zu viel) und V3 (oder 20°^ im zweiten Intervall
zu wenig), bei den Graden in beiden Intervallen ungefähr 5
'/g^ (oder 35 V2' bzw. 36' zu wenig). Das sind aber
Beträge, welche einen nicht unbeträchtlichen Unterschied in
der zahlenmäßigen Bestimmung des Verhältnisses zu be-
wirken vermögen.
n. Wir werden nunmehr zu den später von ihm mitge- 10
teilten drei Finsternissen übergehen, welche, wie er versichert,
in Alexandria beobachtet worden sind. Von diesen hat die
erste seiner Angabe nach stattgefunden im 54*®^ Jahre der
zweiten Kailippischen Periode am 16. ägyptischen Mesore
(22. September 201 v. Chr.). Bei derselben begann der Mond 15
sich zu verfinstern eine halbe Stunde vor Aufgang (d. i.
5^30™ nachm.) und trat in die letzte Phase des Austritts
um die Mitte der dritten Stunde (d. i. 8^30" nach
Verlauf von 3 Stunden). Folglich ist die Mitte der Finster-
nis zu Beginn der zweiten Stunde (d. i. 1 % Stunde nach 20
gh^Qm ^jj^ yh aben(Js) eingetreten, d i. 5 bürgerliche Stunden
oder ebensoviele Aquinoktialstunden vor Mitternacht, weil
die Sonne im letzten Drittel der Jungfrau stand.*^ Somit Hei ub
trat in Alexandria die Mitte der Finsternis 7 Aquinoktial-
stunden nach dem Mittag des 16*^"^ (7^ abends) ein. 25
Nun beträgt die Zeit von den Epochen im ersten Jahre
Nabonassars ab gerechnet 546 ägyptische Jahre, 345 Tage
und 7 Aquinoktialstunden schlechthin, 6 Vg nach genauer Rech-
nung. Für diese Zeit finden wir Ha 280
als genauen Ort der Sonne np 26** 6' (28*18' — 2** 16'), 30
als mittleren Ort des Mondes x 22°(2l®59'64"),
als genauen Ort des Mondes X 26"7'(22"-f-4°7'),
weil der Mond in Anomalie von dem Apogeum des Epi-
zykels 300^13' (genau 12' 27") entfernt war.
a) D.i. kurz vor der Herbstnachtgleiche, womit die Auf^angs-
zeit des verfinsterten Mondes um 6** nacbm., da sie mit Unter-
gang der Sonne zusammenfällt, gut übereinstimmt.
252 Yiertes Buch. Elftes Kapitel.
Die folgende Finsternis fand nach seiner Angabe in dem-
(selben) 54*®^ Jahre ^^^ derselben Periode statt am 9. ägyp-
tischen Mechir (19. März 200 v. Chr.). Sie begann nach
Verlauf von öVs (bürgerlichen) Stunden der Nacht und war
5 total. Folglich hat der Anfang der Finsternis (6 + S'/a =)
11 V3 Äquinoktialstunden*^) nach dem Mittag des 9^«^ (11^20™
abends) stattgefunden, weil die Sonne im letzten Drittel der
Fische stand, und die Mitte trat IS'/s Äquinoktialstunden
nach dem Mittag (1^20™ nachts) ein, weil die Finsternis
10 total war.^>
Nun beträgt die Zeit von den Epochen bis zu diesem Zeit-
Hei 346 punkt 547 ägyptische Jahre, 158 Tage und 13% Äquinoktial-
stunden sowohl schlechthin wie nach genauer Rechnung.
Für diese Zeit finden wir
15 als genauen Ort der Sonne x 26*17' (24*^2' -f 2° 14'),
als mittleren Ort des Mondes sl i» 7'(1<'8'44"),
als genauen Ort des Mondes tip 26° 16' (31*7' — 4*51'),
weil der Mond in Anomalie von dem Apogeum (des Epi-
zykels) 109^^28' (genau 29' 40") entfernt war.
20 Es beträgt mithin das Intervall von der ersten Finster-
nis zur zweiten (vom 16. Mesore 6^ 30°^ abends "^^ bis zum
9. Mechir 1^20™ nachts) 178 Tage und G^g Äquinoktial-
stunden, oder in Graden (von n|)26"6' bis )C26'^17'j 180<>ll',
während Hipparch seinen Nachweis mit dem Ergebnis ab-
25 schließt, daß dieses Intervall 178 Tage und 6 Äquinoktial-
stunden, oder in Graden 180^20' betrage.
Ba 281 Die dritte Finsternis fand nach seiner Angabe in dem
[selben] 55*^^^ Jahre ^^^ der zweiten Periode statt am 5. ägyp-
tischen Mesore (I2. September 2U0 v. Chr.). Sie begann
80 nach Verlauf von ßy^ Stunden der Nacht (d. i. Vs Stunde
nach Mitternacht) und war total. Die Mitte der Finsternis
a) Weil so kurz vor der Nachtgleiche bürgerliche Stunden
und Äquinoktialstunden einander gleich sind.
^b) D.i. 2 Äquinoktialstunden später, weil die ganze Dauer
4 Äquinoktialstunden beträgt. Vgl. Anm. 28.
c) Weil nach genauer Rechnung (S. 251, 28) Yg^* früher.
Differenz in Anomalie nach Hipparch. 253
ist nach seiner Angabe nach Verlauf von etwa 8V3 Stunden,
d. i. (nach Abzug der ersten 6 Nachtstunden) 273 bürger-
liche Stunden nach Mitternacht gewesen. Da nun die Sonne
in der Mitte der Jungfrau stand, so beträgt in Alexandria
die Nachtstunde 14% Zeitgrade (d. s. 57%"^); folglich machen 5
die 2^'q bürgerlichen Stunden (nach Mitternacht) 2V4 Äqui-
noktialstunden aus. Somit ist die Mitte I4V4 Äquinoktial-
stunden nach dem Mittag des 5^^" (2^ 1 5™ nachts) gewesen. Hei S47
Nun beträgt wieder die Zeit von den Epochen bis zu diesem
Zeitpunkt r)47 ägyptische Jahre, 334 Tage und 14y^ Äqui- 10
noktialstunden schlechthin, IS^^ nach genauer Rechnung.
Für diese Zeit finden wir
als genauen Ort der Sonne np 15° 12' (17*31' — 2*14'),
als mittleren Ort des Mondes x 10*24' (10*25' 3"),
als genauen Ort der Sonne 3C 15*13' (10*24' -f 4*49'), 16
weil der Mond in Anomalie von dem Apogeum des Epizykels
249^9' (29") entfernt war.
Es beträgt mithin das Intervall von der zweiten Finster-
nis zur dritten (vom 9. Mechir 1^ 20^"* nachts bis zum 5. Mesore
1^45^^ nachts^O 1'^^ Tage und VsÄquinoktialstunde^), oder 20
in Graden (von )(26'^17' bis np 15^12') 178^^55', während
Hipparch wieder auch dieses Intervall mit 176 Tagen und
Vs Äquinoktialstunde, oder in Graden mit 178° 33' als wei-
tere Unterlage benutzt hat.
Auch hier also hat Hipparcli sich offenbar verrechnet, 25
und zwar beträgt der Fehler bei den Graden Yg® (oder 9'
im ersten Intervall zu viel) und Ys*^ (oder 22' im zweiten
Intervall zu wenig), bei den Tagen % Äquinoktialstunden
(oder 50™ zu wenig im ersten Intervall) und Yjg (oder
5™ zu wenig im zweiten Intervall).'^) Das sind Beträge, 30
welche gleichfalls einen beträchtlichen Unterschied hinsieht- Ha sss
a) Weil nach genauer Rechnung (oben Z. 11) Vj'* früher.
b) Addiert man die beiden Intervalle des Ptolemäus, so er-
hält man für das Mondjahr 354^7** 15% während die beiden
Intervalle des Hipparch 354^ 6'' 20™ ausmachen.
c) Ich gebe Vu ß3,ch Cod. D; dsicdtcp ist sicher falsch.
254 Fünftes Buch. Erstes Kapitel.
lieh des Verhältnisses, das er seiner Hypothese zugrunde
legt*\ zu bewirken vermögen.
Hei 848 So ist uns also einerseits die Ursache des vorliegenden
Mangels an Übereinstimmung vor Augen getreten, anderseits
5 aber auch klar geworden, daß wir mit noch verstärkter Zu-
versicht das auf unseren Grundlagen nachgewiesene Ver-
hältnis der Anomalie (60 : 5Y4) zur Anwendung bringen
können , insofern hinsichtlich der Syzygien des Mondes gerade
diese (von Hipparch benutzten) Finsternisse mit unseren
10 Hypothesen ganz besonders in Einklang gefunden wurden.^'
Fünftes Buch.
Erstes Kapitel.
Konstruktion des Astrolabs.
HeiS -^^^ ^^® Syzygien des Mondes mit der Sonne, sowohl bei
Konjunktion wie bei Vollmond, und für die gelegentlich
derselben eintretenden Finsternisse finden wir die zur Er-
klärung der ersten einfachen Anomalie mitgeteilte Hypothese
15 vollkommen ausreichend, vorausgesetzt, daß diese Beziehung
(zur Sonne in den Syzygien) ganz für sich allein von uns
in Betracht gezogen wird. Dagegen dürfte man die Hypo-
these nicht mehr ausreichend finden für die einzelnen Posi-
tionen in den anderen Stellungen zur Sonne, weil sich hier-
a) Da es sich bei den letzten drei Finsternissen um den
Nachweis auf Grund der epizyklischen Hypothese handelt
(s. S. 246, 6), so erzielte Hipparch durch die Rechnung mit
dem vorliegend gewonnenen Zahlenmaterial das a a. 0. ange-
gebene Verhältnis 60p:4p46'.
b) Insofern bei sämtlichen 6 Finsternissen nach den Ptole-
mäischen Sonnen- und Mondtafeln die genauen Örter von Sonne
und Mond mit nur einer oder höchstens zwei Minuten unter-
schied als diametral gegenübergelegen errechnet wurden.
Uie Nachprüfung, welche sich bis auf die Sekunden erstreckt,
hat diese Übereinstimmung nicht allenthalben bestätigen können,
so daß Ptolemäus mit recht günstig abgerundeten Minutenzahlen
gerechnet zu haben scheint.
Konstruktion des Astrolabs.
255
bei, wie wir schon (S. 212,9) andeuteten, noch eine zweite Hei 351
Anomalie des Mondes bemerkbar macht, die im Verhältnis
zu seiner Elongation von der Sonne eintritt. Diese
zweite Anomalie bewerkstelligt in beiden Syzygien ihre
Wiederkehr zur ersten (d. h. wird dort ebenfalls gleich Null) 5
und erreicht ihr Maximum in den beiden Quadraturen. Gebracht
wurden wir zu
solcher Erwä-
gung, die uns
schließlich zur
Gewißheit wur-
de, durch Prü-
fung einerseits
des Mondlaufs,
wieihnHipparch
beobachtet und
aufgezeichnet
hat, anderseits
des Laufs, wie
wirselbstihnmit
Hilfe eines für
diesen und ähn-
liche Zwecke von
uns konstruier-
ten Instruments
festgestellt ha-
ben. Mit diesem
hat es folgende
Bewandtnis.
Wir haben zwei
an ihren Rund-
flächen genau
vierkantig*^ ab-
a) So daß die Querschnitte der Ringe Quadrate sind. Vgl.
Proklus S. 200, Z. 14. Ebendaher ist die beigegebene Figur
entnommen. Zur Sache vgl. meine Abhandlung im Weltall,
ö. Jahrg. S. 399 ff. : Fixstembeobachtungen des Altertums.
10
Ha 284
15
20
25
30
256 Fünftes Buch. Erstes Kapitel.
geschliffene Ringe von angemessener Größe genommen, die
allenthalben einander gleich und ähnlich waren. Diese Ringe
haben wir an diametral gegenüberliegenden Stellen unter
rechten Winkeln derartig zusammengefügt, daß ihre Ober-
5 flächen (an den Verbindungsstellen) glatten Verlauf zeigten.
Somit hat man sich den einen von ihnen als die Ekliptik,
den anderen als den durch die Pole dieser und des Äquators
gehenden Meridian (d. i. Kolur) vorzustellen. Auf letz-
teremhaben wir nachMaßgabe der Seite des (eingeschriebenen)
10 Quadrats*^ die Punkte gewonnen, welche die Ekliptikpole
festlegen, und in beiden zylindrische Polstifte angebracht,
die sowohl nach außen wie nach innen über die Rundfläche
hervorragten. Auf die nach außen ragenden Stifte haben
Hei 352 wir einen anderen Ring aufgesetzt, welcher sich allenthalben
15 genau mit seiner konkaven Rundfläche an die konvexe
der beiden zusammengefügten Ringe anschloß und (somit)
in Länge um die bezeichneten Pole der Ekliptik herum-
gedreht werden konnte. Desgleichen haben wir an den in-
neren Polstiften einen anderen Ring eingesetzt, der sich mit
20 seiner konvexen Rundfläche an die konkave der beiden
(zusammengefügten) Ringe gleichfalls allenthalben genau an-
schloß und ebenfalls in Länge um dieselben Pole wie der
außerhalb aufgesetzte (Astrolabring) beweglich war. Nach-
dem wir sowohl diesen inneren (Astrolabring) als auch den
25 die Stelle der Ekliptik vertretenden Ring in die üblichen
Ha 285 360 Grade des Umfangs und, soweit angängig, in deren
Unterabteilungen eingeteilt hatten, haben wir einen anderen
schmalen kleinen Ring mit diametral gegenüber (seitwärts)
abstehenden durchbohrten Platten^^ unter dem inneren der
30 beiden Ringe derartig genau eingefügt, daß er in der Ebene
des letzteren (inneren Ringes) in der Richtung nach den
beiden bezeichneten Polen hin auf und ab bewegt werden
konnte, um die Beobachtung in Breite zu ermöglichen.
a) Insofern diese Seite einen Bogen von 90° unterspannt
(S. 27, 20).
b) Es ist die nämliche Visiervorrichtung, welche Anm. 5 er-
läutert wird.
Konstruktion des Astrolabs. 257
Nachdem das Instrument so weit fertig gestellt war, haben
wir auf dem durch die beiden Pole (der Ekliptik und des
Äquators) gedachten (Kolur-) Kreis von jedem der beiden
Ekliptikpole aus den zwischen den zwei Polen der Ekliptik
und des Äquators (S. 41, ö) nachgewiesenen Bogen ab- 5
getragen*) und die hierdurch einander wieder diametral
gegenüber gewonnenen Endpunkte gleichfalls als Pole (des
Äquators) durch Stifte unter einem entsprechend großen Hei 358
Meridiankreis festgelegt, wie wir solche im ersten Buche
unseres Handbuchs (S. 41 f.) für die Beobachtungen des 10
zwischen den Wendepunkten gelegenen Meridianbogens be-
schrieben haben. Nachdem also dieser Meridiankreis mit
jenem (Kolurkreis) in dieselbe Lage gebracht worden war —
was der Fall ist, wenn er erstens senkrecht zur Ebene, des
Horizonts steht, zweitens auf die Polhöhe des betreffenden 15
Beobachtungsortes eingestellt ist, und drittens parallel zur
Ebene des natürlichen Meridians verläuft — , war hiermit
erreicht, daß sich die Drehung der innerhalb (des Meridian-
kreises) gelegenen Ringe, dem ersten Umschwung des Welt-
alls entsprechend, von Osten nach Westen um die Pole des 20
Äquators vollzog.
Hatten wir nun das Instrument auf die beschriebene Weise
aufgestellt, so stellten wir, sobald die Sonne und der Mond
gleichzeitig über dem Horizont sichtbar waren, den äuße-
ren Astrolabring auf den für diese Stunde ohne merklichen Ha 286
Fehler ermittelten Grad der Sonne ein und versetzten den 26
durch die Pole gehenden (Kolur-) Kreis in Umdrehung, da-
mit, wenn der am Sonnengrad liegende Schnittpunkt der
Ringe genau der Sonne zugewendet wäre, diese beiden Ringe,
d. h. der Ekliptikring und der durch dessen Pole gehende 30
(Astrolabring), sich selbst (d. i. durch ihre konvexen ihre
konkaven Hälften) gleichzeitig in Schatten setzen sollten.
Ist aber das anzuvisierende Objekt ein Stern, so ist mit
dieser Drehung zu erreichen, daß unter Anlegung des einen
a) Derselbe ist nahezu gleich der Seite des eingeschriebenen
Fünfzehnecks, welche einen Bogen von 24® unterspannt. S. Pro-
klus, Hypot. S. 206, 7.
258 Fünftes Buch. Erstes Kapitel.
Auges an die eine Seite des äußeren Astrolabringes, welcher
an dem für den Stern ermittelten Grad auf den Ekliptikring
eingestellt ist, mit Zuhilfenahme der gegenüber parallel ver-
Hei 354 laufenden Ringseite der Stern in der durch diese Seiten ge-
5 legten Ebene anvisiert werden könne, als ob er an beide
Seitenflächen des Ringes gewissermaßen angeklebt wäre.
Den anderen, d. i. den inneren Astrolabring , drehten wir
aber (nach Einstellung des äußeren, sei es auf die Sonne,
sei es auf einen Stern) auf den Mond oder auch auf ein
10 anderes zu bestimmendes Objekt, damit gleichzeitig mit der
Anvisierung der Sonne oder eines anderen gegebenen Aus-
gangspunktes (an dem äußeren Astrolabring) auch der Mond
oder ein anderes zu bestimmendes Objekt durch die beiden
an dem zu unterst eingefügten kleinen Ring angebrachten
15 Absehöffnungen anvisiert werden könne. Ist dies geschehen,
so ist abzulesen
1. der Grad, welchen das zu bestimmende Objekt in Länge
in der Ekliptik einnimmt, an dem Schnittpunkt, den der innere
Astrolabring an der Gradteilung des die Stelle der Ekliptik
20 vertretenden Ringes bildet;
2. die Grade, welche das Objekt nördlich oder südlich
von der Ekliptik auf dem durch ihre Pole gehenden Kreise
(in Breite) absteht, an der Gradeinteilung, welche der innere
Ha 287 Astrolabring selbst trägt; denn diese Grade messen das Inter-
25 vall, welches zwischen dem Mittelpunkt der über dem Horizont
stehenden (d.i. oberen) Absehöffnung *^ des unter dem Astro-
labring drehbaren kleinen Ringes und der Mittellinie des
Ekliptikringes '^^ gefunden wird
a) Durch welche die Visierlinie nach dem zu bestimmenden
Objekt verläuft.
b) Welcher durch Umdrehung des Kolurkreises (S. 257, 26)
genau in die Ebene der Ekliptik verlegt worden ist.
Fünftes Buch. Zweites Kapitel. 259
Zweites Kapitel.
Die Hypothese zur Erklärung der doppelten
Anomalie des Mondes.
Wenn das vorstehend beschriebene Beobachtungsverfahren
schlechthin nach Vorschrift gehandhabt wurde, so wurden
die Elongationen des Mondes von der Sonne sowohl nach
den Aufzeichnungen Hipparchs als auch nach unseren eigenen Hei 355
Beobachtungen bald übereinstimmend mit den auf der mit- 5
geteilten Hypothese beruhenden Berechnungen gefunden, bald
nicht übereinstimmend, und zwar wichen sie bald um einen
geringen, bald um einen bedeutenden Betrag ab. Als wir
aber unsere Aufmerksamkeit ununterbrochen in verstärktem
Maße diesem Punkte zuwendeten, machten wir hinsichtlich 10
des regelmäßigen Verlaufs der betreffenden Anomalie folgende
Wahrnehmung. Bei den Konjunktionen und den Vollmonden
tritt stets entweder gar kein merklicher oder nur ein kleiner
Fehler ein, und zwar höchstens eine Differenz, wie sie wohl
die Parallaxen des Mondes bewirken könnten. Dagegen zeigt 15
sich in den beiden Quadraturen ein Minimum oder gar kein
Fehler, wenn der Mond gerade im Apogeum oder Perigeum
des Epizykels steht, und ein Maximum, wenn er in den in
der Mitte (zwischen Apogeum und Perigeum) liegenden Stellen
seines Laufs auch schon infolge der ersten Anomalie das Maxi- 20
mum der Differenz bewirkt. Ist nun die erste Anomalie
negativ, so wird in der betreffenden Quadratur, sei es die
erste oder die zweite^*', der Ort des Mondes noch weiter
zurückliegend gefunden, als er aus der ersten Subtraktion
errechnet wird; ist sie aber positiv, so wird er gleicher- Ha 288
maßen noch weiter vorausliegend gefunden, und zwar im 26
steten Verhältnis zur Größe der ersten Prosthaphäresis. In-
folge dieses regelmäßigen Verlaufs sahen wir uns nachgerade
zu der Annahme genötigt, daß der Epizykel des Mondes sich
derartig auf einem Exzenter bewege, daß er (der Epi- 30
zykel) bei den Konjunktionen und den Vollmonden in das
260 Fünftes Buch. Zweites Kapitel.
Hei 356 Apogeum Und in den beiden Quadraturen in das Perigeum
dieses Exzenters gelangt. Diese Forderung ist erfüllbar,
wenn die erste Hypothese folgende berichtigte Fassung er-
hält.
5 Man stelle sich vor, daß der mit der Ekliptik konzen-
trische Kreis in der schiefen Ebene des Mondes, wie schon
früher (S. 218, 25) erwähnt, wegen der Breite^) um die
Pole der Ekliptik gegen die Richtung der Zeichen nur so
weit vorrücke, als der Überschuß der Bewegung in Breite
10 über die Bewegung in Länge beträgt, während der Mond
seinen Umlauf auf dem sogenannten Epizykel wieder unter
der Annahme macht, daß er seinen Fortschritt auf dem erd-
fernen Bogen desselben gemäß der Wiederkehr der ersten
Anomalie gegen die Richtung der Zeichen bewerkstellige.
15 In dieser schiefen Ebene nehmen wir nun zwei einander
entgegengesetzte gleichförmige Bewegungen an, welche beide
um den Mittelpunkt der Ekliptik verlaufen: die eine führt
den Mittelpunkt des Epizykels in der Richtung der Zeichen
der Bewegung in Breite gemäß herum, während die andere
Ha 389 Zentrum und Apogeum des in derselben Ebene anzunehmen-
21 den Exzenters herumführt, auf dessen Peripherie jederzeit
der Mittelpunkt des Epizykels sich befinden wird, aber her-
umführt gegen die Richtung der Zeichen und nur so viel,
als der Überschuß der doppelten Elongation — unter
25 Elongation ist die Differenz der mittleren Bewegung des
Mondes und der Sonne in Länge zu verstehen — über die
Bewegung in Breite beträgt.
Wenn sich z. B. in einem Tage einerseits der Mittelpunkt
Hei 357 des Epizykels die 13^14', welche rund^^ auf die Bewegung
30 in Breite entfallen, in der Richtung der Zeichen bewegt hat,
so hat er in der Ekliptik scheinbar nur 13^11' in Länge
zurückgelegt, weil der ganze schiefe Kreis infolge seiner Be-
a) D. h. infolge der rückläufigen Bewegung der Knoten der
Mondbahn.
b) Bis auf die Sekunden beträgt (S. 203 f.) die täo^liche mitt-
lere Bewegung in Länge 13° 10' 34", in Breite 13^3' 45", in
Elongation 12m' 26".
Komplizierte Mondhypothese.
261
wegung gegen die Richtung der Zeichen die 0°3' des Unter-
schieds in Abzug bringt; anderseits wird das Apogeum des
Exzenters in entgegengesetzter Richtung, d. i. wieder gegen
die Richtung der Zeichen, 11<^9' herumgeführt, d. i. 24^23' —
1 3° 1 4', was die Differenz zwischen den verdoppelten Graden 6
der Elongation und den Graden in Breite ist. Auf diese
Weise werden nämlich infolge der entgegengesetzten Her-
umleitung der beiden Bewegungen, welche wie gesagt um
den Mittelpunkt der Ekliptik vor sich geht, die beiden Leit-
linien, von denen die eine durch den Mittelpunkt des Epi- 10
zykels, die andere durch das Zentrum des Exzenters geht,
einen Abstand voneinander gewinnen, der in Summa einem
Bogen von 13^14' + 11^9' gleichkommt und somit das
Doppelte der Elongation wird, welche ohne merklichen
Fehler (d.i. nach oben abgerundet) 12<^ll'30" beträgt. Des- 15
halb wird in der Zeit des mittleren synodischen Monats
der Epizykel zwei Umläufe auf dem Exzenter machen, wo-
mit der (S. 259, 29 gemachten) Annahme entsprochen wird,
daß die Wiederkehr, welche man sich an das Apogeum des
Exzenters geknüpft zu denken hatte, bei den theoretisch 20
im Mittel betrachteten Konjunktionen und Vollmonden ein-
trete.*)
Damit uns die Bewegungsver-
hältnisse der Hypothese anschau-
licher vor Augen treten, denke man
sich AB PA als den in der schiefen
Ebene des Mondes mit der Ekliptik
konzentrischen Kreis um das Zen-
trum E und den Durchmesser A E f.
Angenommen soll sein, daß in Punkt
A gleichzeitig sich befinde das
Apogeum des Exzenters, der Mittel-
a) Insofern alsdann nach Verlauf eines halben synodischen
Monats, z. B. nach dem Neumond, der Epizykel zur Zeit des
Vollmonds wieder in dem Apogeum des Exzenters steht, welches
nunmehr der Stelle des vorangegangenen Neumonds diametral
gegenüberliegt.
262 Fünftes Buch. Zweites Kapitel.
punkt des Epizykels, der nördliche Grenzpunkt, der Anfang
des Widders und endlich die mittlere Sonne.
Ich behaupte also, daß bei dem Lauf eines Tages die
ganze Ebene (des schiefen Kreises) sich gegen die Richtung
5 der Zeichen von A bis A ungefähr 0^3' um das Zentrum E
bewege, so daß der nördliche Grenzpunkt A nach )( 29*^57'
zu liegen kommt. Da nun die beiden entgegengesetzten Be-
wegungen durch die (jeweilig) der Geraden E A entsprechende
Leitlinie ebenfalls um das Ekliptikzentrum E gleichförmig
10 vollzogen werden, so behaupte ich weiter, daß bei dem Lauf
eines Tages einerseits die E A entsprechende Leitlinie, welche
durch das Zentrum Z des Exzenters geht, gleichförmig gegen
die Richtung der Zeichen bis EA herumgeführt, das Apo-
geum des Exzenters nach A verlege, um das Zentrum Z den
15 Exzenter AH beschreibe und den Bogen AA gleich 11^9'
(S. 261, 4) mache, während anderseits die Leitlinie, welche
durch den Mittelpunkt des Epizykels geht, ebenfalls gleich-
förmig um E, aber in der Richtung der Zeichen bis EB her-
umgeführt, den Mittelpunkt des Epizykels nach H trage und
Hei 359 den (Ekliptik-) Bogen AB gleich 13^14' (S. 260, 29) mache.
21 Infolge dieser Bewegungen beträgt die scheinbare Ent-
fernung*) des Mittelpunktes H des Epizykels:
Ha 291 1. von dem nördlichen Grenzpunkt A 13^14' in Breite;
2. von dem Anfang des Widders 13^11' in Länge, weil
26 der nördliche Grenzpunkt A in der angenommenen Zeit nach
)(2d^5l' gerückt ist;
3. von dem Apogeum A des Exzenters die Summe der
beiden Bogen AA + AB = 24^23', was das Doppelte von
den Graden der täglichen mittleren Elongation ist.
30 Da die beiden Bewegungen, von denen die eine durch B,
die andere durch A verläuft, demnach zusammen in der Zeit
des halben mittleren synodischen Monats eine Wiederkehr
zueinander bewirken, so ist klar, daß sie in einem Viertel
derselben Zeit, und dann wieder in drei Vierteln, d. h. in
a) D. i. die Entfernung, wie sie dem in E befindlichen Auge
auf die Ekliptik bezogen erscheint.
Komplizierte Mondhypothese.
263
den theoretisch im Mittel betrachteten Quadraturen, ein-
ander genau diametral gegenüber verlaufen werden: der auf
EB liegende Mittelpunkt (H) des Epizykels wird diametral
gegenüber dem auf EA liegenden Apogeum des Exzenters
im Perigeum des letzteren stehen, 5
Es leuchtet ein, daß unter diesen Umständen infolge des
Exzenters an sich, d. i. infolge der ünähnlichkeit der Bogen
AB und AH, keinerlei Differenz mit der gleichförmigen Be-
wegung eintreten wird; denn die Leitlinie EB beschreibt
bei ihrem gleichförmigen Umlauf nicht den Exzenterbogen Hei 360
AH, sondern den Ekliptikbogen A B, weil die Herumführung 11
nicht um das Zentrum Z des Exzenters, sondern um E (den
Mittelpunkt der Ekliptik) vor sich geht. Vielmehr tritt eine
Differenz (mit der gleichförmigen Bewegung) lediglich in-
folge des Unterschieds ein, der am Epizykel selbst liegt, in- 15
sofern der Epizykel, sobald er in größere Erdnähe gelangt,
die Anomaliedifferenz, mag sie positiv oder negativ sein, stets Ha 292
entsprechend vergrößern muß, weil der am Auge gebildete
Winkel, unter welchem der Epizykel erscheint, in den erd-
näheren Lagen größer wird.
Ganz und gar keine Differenz gegen
die erste (einfache)Hypothese wird dem-
nach eintreten, wenn der Mittelpunkt
des Epizykels in dem Apogeum A steht,
was bei den theoretisch im Mittel be-
trachteten Konjunktionen und Voll-
monden der Fall ist.*^ Beschreiben wir
nämlich um A den Epizykel M N, so ist
das Verhältnis A E : A M dasselbe, wie
wir es mit Hilfe der Finsternisse nach-
gewiesen haben. Das Maximum der
Differenz wird dagegen eintreten, wenn
20
25
30
a) Die fehlerhafte Figur des Originals ist dahin abgeändert
worden, daß der Exzenter um das Zentrum Z den Epizykel
in A in der Erdferne (A E > E H), in H in der Erdnähe zeigt,
wo das Verhältnis - H : H E = 8 : 60 eintritt (S. 268, 23).
264 Fünftes Buch. Drittes Kapitel.
der Epizykel in seinem Lauf im erdnächsten Punkte H des Ex-
Hei 361 zentersangelangtist, wie der durch die PunkteEjO beschriebene
Epizykel, was in den theoretisch im Mittel betrachteten Qua-
draturen der Fall ist. Das Verhältnis E H : H E ist nämlich
5 größer als alle Verhältnisse, welche in den übrigen Lagen
(des Epizykels) sich herausstellen; denn während der Halb-
messer Z H konstant derselbe bleibt, ist die aus dem Mittel-
punkt der Erde gezogene Gerade E H (nach Eukl. III. 7)
kleiner als alle anderen Verbindungslinien, die sich nach dem
10 Exzenter ziehen lassen.
Drittes Kapitel.
Betrag der im Verhältnis zur
Sonne eintretenden Anomalie des Mondes.
Ha 293 Um eine Anschauung davon zu erhalten, wie groß das
Maximum der Anomaliedifferenz werden kann, wenn sich der
Epizykel gerade im Perigeum des Exzenters befindet, haben
wir solche durch Anvisieren gewonnene Elongationen des
15 Mondes von der Sonne der vergleichenden Beobachtung unter-
zogen, bei denen
1. der Lauf des Mondes (auf dem Epizykel) nahezu der
mittlere war (d. h. zwischen Apogeum und Perigeum des Epi-
zykels verlief) ; denn in diesem Fall tritt das Maximum der
20 Anomaliedifferenz ein;
2. seine im Mittel genommene Elongation von der Sonne
ungefähr 90^ betrug, wo dann auch der Epizykel genau im
Perigeum des Exzenters stand;
3. der Mond, wenn diese Bedingungen erfüllt waren, keine
25 Parallaxe in Länge zeigte.
Bei dem Zusammentreffen dieser Umstände, d. h. wenn die
bei der Anvisierung gewonnene scheinbare Elongation die-
selbe ist wie die genaue ^\ kann nämlich mit Sicherheit
Hei 362 auch die gesuchte Differenz der zweiten Anomalie bestimmt
30 werden.
a) Was durch die dritte Bedingung, das Fehlen einer Par-
allaxe in Länge, bewirkt wird (vgl. S. 265,17).
Anomalie zur Sonne, 265
Als wir aus den Beobachtungen der oben bezeichneten
Art das Schlußergebnis zogen, fanden wir, daß, wenn der
Epizykel im Perigeum steht, das Maximum der Anomalie-
differenz gegen den mittleren Lauf ohne merklichen Fehler
7^40' beträgt, was gegen die erste Anomalie einen Unter- 6
schied von 2<^40' (genau 2^39') ausmacht.
Damit uns das hierbei angewendete rechnerische Verfahren
vor Augen trete, mögen ein oder zwei Beobachtungen als
Beispiel dienen. Im zweiten Jahre Antonins am 25. ägyp-
tischen Phamenoth nach Sonnenaufgang, öy^ Aquinoktial- Ha 294
stunden vor Mittag (8. Februar 139 n. Chr. 6'^45™ früh), 11
haben wir die Sonne und den Mond anvisiert. Bei Anvisie-
rung der Sonne in ^tc 18^50', während :/!: 4^ kulminierte,
ergab sich als der scheinbare Ort des Mondes ir\^ 9° 40', was
zugleich der genaue Ort sein mußte, weil der Mond im ersten 15
Drittel des Skorpions, wenn er etwa IY2 Stunde westlich des
Meridians steht, in Alexandria keine wahrnehmbare Parallaxe
in Länge zeigt.
Nun beträgt die Zeit von den Epochen im ersten Jahr
Nabonassars bis zur Beobachtung 885 ägyptische Jahre, 20
203 Tage und 18^4 Äquinoktialstunden sowohl schlechthin Hei 363
wie nach genauer Rechnung. Für diese Zeit fanden wir als
mittleren Ort der Sonne :icl6®27', als genauen :^cl8°50',
wie er auch am Astrolab durch Anvisierung festgestellt war.
Als mittlerer Ort des Mondes in Länge wird für jene Stunde 26
nach der ersten Hypothese np 17^20' gefunden ^\ so daß die
mittlere Elongation von der Sonne (von ll\ 17^20' bis ^sc
16^27') nahezu 90^ (genau 89° 7') beträgt, als Entfernung
von dem Apogeum des Epizykels in Anomalie 87^19', bei
welchen Graden das Maximum der Anomaliedifferenz ein- 30
tritt. Folglich lag der genaue Ort (llX 9^40') hinter dem
Ort der gleichförmigen Bewegung (d. i. dem mittleren in
ir\ 17^20') 7^40' weiter zurück, anstatt nur 5° nach der
ersten Anomalie.
a) Die Nachprüfung ergibt für die Sonne ^^i 16''26'18" -|-
2»17' = 18«43'18",fürdenMond ^ 17^9' 49" in Länge, 87" 18' 2"
in Anomalie mit der Anomaliedifferenz — 4^59'.
266 Fünftes Bucli. Drittes Kapitel.
Damit uns auch nach den von Hipparch beobachteten
Ha 295 Positionen der bezeichneten Art die an den entsprechenden
Stellen eintretende Differenz ersichtlich werde, wollen wir
auch von diesen Elongationen eine Beobachtung zum Vergleich
5 mitteilen, die er im 50*®^ Jahre der dritten Kailippischen
Periode am 16. ägyptischen Epiphi (5. August 128 v.Chr.),
„als ^3 <i®^ ersten (Tag-) Stunde verstrichen waren", an-
gestellt zu haben versichert. „Der Lauf war 259 *); als
aber die Sonne in iQ^8°35' anvisiert wurde, ergab sich als
10 der scheinbare Ort des Mondes \j 12^20', was zugleich (bei
fehlender Parallaxe in Länge) nahezu der genaue war.^^ Es
beträgt also theoretisch betrachtet die genaue Elongation
zwischen Sonne und Mond (von \j 12^20' bis Sl 8^35') 86^ 15'.
Da nun die Tagstunde , wenn die Sonne im ersten Drittel
15 des Löwen steht, in Rhodus, wo die Beobachtung stattfand.
Hei 364 1 7 Ys Zeitgrade (d.s.GOYs™) beträgt, so machen die 5% bürger-
lichen Stunden vor Mittag CVe-ÄLquinoktialstunden aus. Die
Beobachtung hat demnach GVe Äquinoktialstunden vor dem
Mittag des 16*«^ (5^50™ früh) stattgefunden, während ^ 9^
20 im Meridian stand.
Nun beträgt auch hier die Zeit von den Epochen bis zur
Beobachtung 619 ägyptische Jahre, 3 14 Tage und 1 7% Äqui-
noktialstunden schlechthin, 17^^ nach genauer Rechnung. Für
diese Zeit finden wir nach unseren Unterlagen (d.i. den Sonnen-
25 und Mondtafeln), da bekanntlich durch Rhodus und Alexandria
derselbe Meridian geh.t^\
als mittleren Ort der Sonne Q 10*27' (10"28' 32"),
als genauen Ort der Sonne Q 8<'20'(10<'28' - 2''6'),
a) Halma vermutet ^eaog statt aiia; ich habe dafür evd- ge-
ändert, wodurch der Lauf mit den 257*^47' des Ptolemäus einiger-
maßen in Einklang gesetzt wird.
b) Da der beobachtete genaue Ort der Sonne ein Plus von
15', und der scheinbare Ort des Mondes ein solches von 3" gegen
die Berechnung des Ptolemäus aufweist, so bleibt mir unver-
ständlich, wie Ptolemäus zur Feststellung der zweiten Anomalie
(S. 267, 12) auf die beobachtete genaue Elongation von 86*^15'
Bezug nehmen kann, wo doch seine Rechnung zu 88" 55' führt.
c) Tatsächlich beträgt der Unterschied über 1%°.
Anomalie zur Sonne. 267
als mittleren Ort des Mondes in Länge H 4<*25' (4'^24'38"),
als mittlere Elongation demnach wieder c. 90 "'"i)
als Entfernung vom Apogeum des Epi-
zykels in Anomalie 257*^47' (9"), Ha 296
bei welchen Graden wieder rund (mit + 5^) das Maximum 6
der Differenz der auf dem Epizykel beruhenden (ersten)
Anomalie eintritt.
Es beträgt folglich die Elongation von dem mittleren
Monde zur genauen Sonne (von )(j 4^25' bis Sl 8<^20') 93<^55'. 10
Nun waren aber beobachtungsgemäß von dem genauen Monde
zur genauen Sonne nur 86*^15' festgestellt worden. Folglich
hatte theoretisch betrachtet der genaue Mond über den gleich-
förmigen Lauf (d. i. den mittleren Mond) einen Überschuß
von wieder (93<>55' - 86^15' =) 7^40', anstatt nur 5° nach 15
der ersten Hypothese.
Noch ein Punkt ist hierbei ersichtlich geworden. Obgleich
beide mitgeteilte Beobachtungen um die Zeit der zweiten
Quadratur gemacht waren "^^j wurde die von uns angestellte
hinter der Berechnung nach der ersten Anomalie um 2^40' Hei 365
zurückliegend gefunden, während die Hipparchische um 21
denselbenBetrag darüber hinausging, indem jain unserem
Fall die ganze Anomaliedifferenz negativ, bei Hipparch da-
gegen positiv war.*'*
Auch noch aus einer Mehrzahl von anderen Beobachtungen 26
der bezeichneten Art fanden wir das Maximum der Anomalie-
differenz zu 7" 40', wenn der Epizykel genau im Perigeum
des Exzenters steht.
a) Die mittlere Elongation von J^ 4<*25' bis Q 10<>27' beträgt
genau 25*'35' + eO^'^- 10'»27' = 96'>2', d. h. seit der mittleren
Elongation von 90 ** war bereits ein halber Tag verstrichen.
b) Beide waren nach Sonnenaufgang angestellt.
c) Die Quadratur des Ptolemäus folgte auf einen Vollmond
im Apogeum des Epizykels, die Quadratur des Hipparch auf
einen Vollmond im Perigeum desselben. Vgl. Anm 34.
268
Fünftes Buch. Viertes Kapitel.
Viertes Kapitel.
Das Verhältnis der Exzentrizität
des Mondkreises.
Unter Voraussetzung des vor-
stehend gefundenen Ergeb-
nisses sei ABT der Exzenter
des Mondes um das Zentrum A
5 und den Durchmesser A A f.
Auf letzterem sei als Mittel-
punkt der Ekliptik der Punkt
E angenommen, so daß A das
Ha 297 Apogeumund fdasPerigeum
10 des Exzenters wird. Um f als
Zentrum beschreibe man den
Epizykel Z0H des Mondes,
ziehe die Gerade E0B als
Tangente an denselben und
15 verbinde f mit 0.
Da nun das Maximum der
Anomaliedifferenz eintritt, wenn der Mond an der Tangente
des Epizykels steht*), und dieses in Summa zu 7®40' nach-
gewiesen wurde, so ist als Zentriwinkel der Ekliptik
20 LrE0= 7*40' wie 4jB = 360^
= 15»20' wie ^E = 360°.
Folglich 6r0 = 15°2O' wie er0E = 36O«,
also sr0 = 16P wie ;iEr=120P.
Nun ist (S. 233, s) der Epizykelhalbmesser r0 in dem
25 Maße, in welchem der von dem Mittelpunkt der Ekliptik
bis zum Apogeum des Exzenters gezogene Halbmesser EA
60^ beträgt, mit 5^15' nachgewiesen worden. Setzt man
also r0 = 5^15', so wird in diesem Maße die von dem-
selben Mittelpunkt bis zum Perigeum des Exzenters
30 gezogene Gerade (nach dem Verhältnis 16:120 = 574:3;)
a) Wie für die einfache Anomalie S. 158, 26 nachgewiesen.
Fünftes Buch. Fünftes Kapitel. 269
Er = 39^22' wie EA = 60P
Ar=Er + EA = 99P22'
AA = {y^Ar=)4.dHl' als exhm
AE = (EA-AA=) 10^19'.
Hiermit ist, da AE die Verbindungslinie zwischen dem 5
Mittelpunkt der Ekliptik und dem Zentrum des Exzenters
ist, das Verhältnis der Exzentrizität nachgewiesen.
Fünftes Kapitel.
Die Neigung des Epizykels des Mondes.
Was die Erscheinungen in den Syzygien und in den Qua-j^^ f^rj
draturen des Mondes anbelangt, so dürften hiermit die Zu-
sätze, welche zu den Hypothesen der für den Mond ange- 10
nommenen Kreise nötig waren, erledigt sein. Nun finden
wir aber aus den Teilbeträgen des Laufs, welchen die Theorie
in den Elongationen (den sog. Oktanten) feststellt, in denen
der Mond (einerseits) die Sichelform und (anderseits) die
beiderseits konvexe Rundung zeigt *^, — es ist der Lauf, bei 15
welchem der Epizjkel gerade in die Mitte zwischen Apogeum
und Perigeum des Exzenters zu stehen kommt — eine gleich-
zeitig eintretende Eigentümlichkeit am Monde, welche mit
der Neigung des Epizykels'^) zusammenhängt.
Allgemein muß nämlich ein und derselbe Punkt der Epi- 20
Zyklen als derjenige angenommen werden, mit Bezug auf
welchen sich ein für allemal die Wiederkehr der auf ihnen
sich bewegenden Planeten vollziehen muß. Wir nennen diesen
Punkt das gleichförmige (mittlere) Apogeum, von
dem aus wir auch die Zahlen der auf dem Epizykel ver- 25
a) D. i. vor dem ersten und nach dem letzten Viertel die
Sichelform, nach dem ersten und vor dem letzten Viertel die
Gestalt, welche der Römer mit gibbus (bucklig) bezeichnet.
b) Unter „Neigung des Epizykels" ist der Positionswinkel
zu verstehen, welchen die durch den Mittelpunkt des Epizykels
gezogene Gerade mit einem bestimmten Punkte des Durch-
messers A r bildet, auf dem die Syzygien liegen (s. Fig. S. 261).
270 Fünftes Buch. Fünftes Kapitel.
laufenden Bewegung beginnen lassen. Dies ist an der oben
vorgelegten Figur der Punkt Z. Genau bestimmt wird dieser
Punkt bei der Stellung des Epizykels in den Apogeen und
den Perigeen der Exzenter von der durch alle (drei) Mittel-
6 punkte gehenden Geraden, wie an der Figur von A E f. Bei al-
Hei 368 Icu anderen Hypothesen sehen wir nun aus den Erscheinungen
absolut keinen Widerspruch gegen die Annahme hervor-
Ha 299 gehen, daß auch in den übrigen Positionen derEpizyklen der
durch das obenbezeichnete (mittlere) Apogeum gehende Epi-
10 zykelhalbmesser, d. i. ZfH, immer dieselbe Lage beibehalte,
wie die den Mittelpunkt des Epizykels gleichförmig herum-
führende Leitlinie, wie hier ET, d. h. daß dieser Epizykel-
durchmesser jederzeit, was man auch für das logisch rich-
tige halten möchte, die normale Eichtung nach dem Zentrum
15 der Herumführung einhalte, in welchem in den gleichen Zeiten
gleiche Winkel der gleichförmigen Bewegung gebildet werden.
Nur bei dem Monde stehen die Erscheinungen der An-
nahme entgegen, daß auch in den Positionen des Epizykels
zwischen A und f der Durchmesser ZH die normale Rich-
20 tung nach dem Zentrum E der Herumführung einhalte, d.h.
dieselbe Lage bewahre wie die Leitlinie ET. Wir finden
nämlich, daß die angedeutete Neigung zwar konstant nach
einem und demselben Punkte, der auf dem Durchmesser AT
liegt, gerichtet bleibt, aber weder nach E, dem Mittelpunkt
25 der Ekliptik, noch nach A, dem Zentrum des Exzenters, son-
dern nach einem Punkte, der von E um eine Strecke, die
der Verbindungslinie AE der Mittelpunkte gleichkommt, nach
dem Perigeum zu entfernt liegt.
Daß dem so ist, werden wir nachweisen, indem wir wieder
30 aus einer Mehrzahl von Beobachtungen zwei mitteilen, welche
ganz besonders geeignet sind, auf den fraglichen Punkt ein
helles Licht zu werfen. Das sind solche Beobachtungen, bei
denen erstens der Epizykel sich in den mittleren Elongationen
(Oktanten) befand, und zweitens der Mond in der Nähe des
Hei 369 Apogeum s odcr des Perigeums des Epizykels stand, weil
36 an diesen Stellen das Maximum der Differenz der betreffen-
den Neigungen eintritt.
Neigung des Mondepizykels. 271
I. Hipparch versicliert, die Sonne und den Mond mit Hilfe
der Instrumente in Rhodus beobachtet zu haben im 197*®^
Jahre nach dem Tode Alexanders (Epoche der Ära 1. Thoth
= 12. Nov. 324 V. Chr.) am 11. ägyptischen Pharmuthi Ha 3oo
(2. Mai 126 V. Chr. 6^20^ früh) bei Beginn der zweiten 5
Stunde. Sein Bericht lautet: „Während die Sonne in )(j 7® 45'
anvisiert wurde, ergab sich als scheinbarer Ort des Mond-
zentrums )C 21^40', als genauer*) )C 21^27' 30"." Folglich
war zu der angegebenen Zeit der genaue Mond von der ge-
nauen Sonne in der Eichtung der Zeichen (von \j 7^45' bis 10
)( 21^27') ohne merklichen Fehler 313^42' entfernt.
Nun hatte die Beobachtung bei Beginn der zweiten Stunde
stattgefunden, d. i. etwa 5 bürgerliche Stunden vor dem
Mittag des 11*®"; diese aber machten in Rhodus damals
5^3 Äquinoktialstunden aus; folglich beträgt die Zeit von 16
unserer Epoche bis zu dem Zeitpunkt der Beobachtung
620 ägyptische Jahre, 219 Tage und ISYg Äquinoktial-
stunden schlechthin, 18 nach genauer Rechnung. Für diese
Zeit finden wir
als Ort der gleichförmigen Sonne H 6 Hl' 20
als Ort der genauen Sonne 8 7*^45'
als Ort des gleichförmigen Mondes in Länge X 22*^13'
als Entfernung vom mittleren Apogeum des Epi- Hei 370
zykels in Anomalie 185'' 30'
mithin die Elongation des gleichförmigen Mondes 25
von der genauen Sonne (von H 7^45' bis X 22<*13') 314'>28'.
Diese Zahlen sollen als gegeben angenommen sein. Es
sei ABT der Exzenter des Mondes um das Zentrum A und
den Durchmesser AAP. Auf letzterem sei der Mittelpunkt
der Ekliptik der Punkt E. Um B als Zentnim beschreibe 30
man ZH0 als Epizykel des Mondes. Der Epizykel soll in
der in der Richtung der Zeichen vor sich gehenden Bewe- Ha 301
gung von B nach A, der Mond in der auf dem Epizykel
a) Der genaue Ort ist der um die Anomaliedifferenz 0^46'
(S. 273, 7) verminderte gleichförmige Ort, der scheinbare
der um die Längenparallaxe vermehrte genaue Ort, weil
der Mond östlich des Meridians stand.
272
Fünftes Buch. Fünftes Kapitel.
verlaufenden Bewe-
gung von Z über H
nach 0 herumgelei-
tet werden. AlsVer-
bindungslinien zie-
he man die Geraden
AB und E0BZ.
A. Da, wie (S.
261, 17) gesagt, in
der Zeit des mittle-
ren synodischen Mo-
nats zwei Umläufe
des Epizykels auf
dem Exzenter zu-
stande kommen,und
da in der gegebenen Position der mittlere Mond von der mitt-
leren Sonne (von Xj 6^41' bis )C 22^3') eine Elongation von
315^32' hatte, so werden wir, wenn wir von dem Doppelten
dieses Betrags (S. 262, 27) einen Kreis abziehen, die damalige
20 Entfernung des Epizykels von dem Apogeum des Exzenters
Hei 371 in der Richtung der Zeichen mit 271^4' erhalten. Demnach
wird L AEB als Ergänzung zu 360° gleich 88^56' sein. Nun
fälle man auf EB das Lot AK. Es ist also
10
15
25
LAEB= 88056' wie4JR = 360",
= 177<'52' wie 2R = S60\
,6EK= 2« 8'^^^" eAKE = 3600,
s AK = 119^59'
.sEK= 2^14'
also
wie dm AE = 120^'
30 Setzt man AE= 10^19' als vhl^^ wie exhm AB == 49^41',
so wird AK= 10^19' und EK= 0^12'.
a) So soll fortan die Verbindungslinie zwischen den Mittel-
punkten der Ekliptik und des Exzenters bezeichnet werden.
Die Größen A E und A B sind S. 269, 3. i gefunden.
Neigung des Mondepizykels. 273
Nun ist A B' - A K* = B K^ Ha 302
mithin BK = 48^36',
folglich EB = BK-fEK = 48P 48'.
ß. Es betrug (S. 27 1,26) die Elongation des gleichförmigen
Mondes von der genauen Sonne 314^28', und (S. 271, u) Hin 372
die Elongation des genauen der Beobachtung gemäß 31 3^42'; 6
folglich beträgt die Anomaliedififerenz — 0®46', Da der
Ort des gleichförmigen Mondes der Theorie nach auf der
Geraden EB liegt, so werde der (genaue) Mond, weil er in
der Nähe des Perigeums des Epizykels stand, (um diesen 10
Betrag rückwärts) in Punkt H angenommen. Man ziehe die
Verbindungslinien E H und B H und fälle von B auf die Ver-
längerung von EH das Lot BA. Da Z.BEA die Anomalie-
differenz des Mondes mißt, so ist
Z.BEA= 0» 46' wie 422 = 360», 16
= 1«32' wie <2i^ = 360^
folglich fe B A = 1« 32' wie © B A E = 360»,
also sBA= 1^36' wie ÄEB = 120P.
Setzt man E B = 48^ 48' wie ephm B H = 5^ 15',
so wird BA= 0^39' in diesem Maße. 20
Setzt man ephmBH = 120^,
so wird sBA= 14^52' in diesem Maße,
also 6BA= 14°14' wie ©BAH = 360°, Hei s?»
mithin /.BHA= 14n4' wie -2J? = 360*'.
(Nun war /.BEA= 1«32' wie 5i? = 360»,) 25
mithin /.EBH= 12"42' als Differenz, Ha 803
= 6°21' wie 4i^ = 360^
folglich 5 0H= 6"21' wie 422 = 360*».
vall vom Monde bis zu dem genauen Perigeum mißt. 30
C. Da der Mond von dem mittleren Apogeum(S. 271,24)
zur Zeit der Beobachtung 185^30' entfernt war, so liegt
offenbar das mittlere Perigeum rückwärts des Mondes (weil
er schon 5^2^ darüber hinaus ist), d.h. rückwärts des Punktes H
274 Fünftes Buch. Fünftes Kapitel.
(nach Z zu). Es sei also der Punkt M. Man ziehe durch
M die Gerade BMN und fälle von E auf diese Gerade das
Lot EE. Nachgewiesen war, daß
60H= 6»2l'.
5 Nun ist 6HM= 5*'30' als Entfernung vom Perigeum
folglich 6 0M= 11^51' als Summe, [gegeben;
mithin /1EBE= 11<*51' wie 422 = 360»,
= 23<>42' wie 5jB = 360^
folglich 6 EE = 23» 42' wie © EEB = 360»,
10 also sEE= 24P39' wie äEB = 120P.
Setzt man EB- 48^48', (S. 273,i9)
Hei 374 SO wird EE = 10^ 2' in diesem Maße.
Nun ist /, AEB = 177»52' wie 2R = 360» (S. 272,25)
und /.EBN= 23»42' wie -§i2 = 360»; (s. Z. 9)
16 folglich /.ENB = 154»10' als Differenz,
mithin 6 EE== 154»10' wie © EEN = 360»,
Ha 804 also s EE = 1 16^58' wic Ä EN = 120^.
Setzt man EE= 10^ 2' wie tj6ZAE= 10^19',
so wird EN= 10^18' in diesem Maße.
20 Folglich ist EN, d. i. die Strecke, welche die Gerade BM
abgrenzt, deren Neigung durch das mittlere Perigeum (M)
hindurch auf N zu gerichtet ist, ohne merklichen Fehler gleich
der Strecke AE.
II. Um zu zeigen, daß auch auf den entgegengesetzten
25 Seiten des Exzenters und des Epizykels dieselbe Erscheinung
eintritt, haben wir wieder aus den von Hipparch, wie gesagt,
in Rhodus beobachteten Elongationen diejenige ausgewählt,
welche er in dem nämlichen 197'™ Jahre nach dem Tode
Alexanders am 17. ägyptischen Payni (7. Juli 126 v. Chr.
30 4^^ nachm.) nach Verlauf von 9^/3 (bürgerlichen) Stunden
Hei 375 (nach Sonnenaufgang) durch Anvisieren festgestellt hat. Sein
Bericht lautet: „Als zu dieser Stunde (d. i. 2^3 bürgerliche
Stunden vor Untergang) die Sonne in 69 10" ö 4' anvisiert
wurde, ergab sich als der scheinbare Ort des Mondes gerade
Neigung des Mondepizykels.
275
.Q, 29°; da* war zugleich der genaue Ort, weil in Rhodus
im letzten Drittel des Löwen ungefähr eine Stunde nach
der Kulmination der Mond keine Parallaxe in Länge zeigt."
Folglich war zu dem angegebenen Zeilpunkt der genaue Mond
von der genauen Sonne in der Richtung der Zeichen (von 5
6> 10^54' bis Sl 29°) 48<*6' entfernt.
Nun hatte die Beobachtung 3 Yg bürgerliche (Tag-) Stunden
nach dem Mittag des 17. Payni stattgefunden; diese aber
machten in Khodus damals nahezu 4 Äquinoktialstunden
aus; folglich beträgt die Zeit von unserer Epoche bis zur 10
Beobachtung wieder 620 ägyptische Jahre, 286 Tage und
4 Äquinoktialstunden schlechthin, S^s nach genauer Rech-
nung. Für diese Zeit finden wir in gleicher Weise
G 12® 5', Ha 303
G10»40', 15
Q 27 «20',
46»40',
als Ort der gleichförmigen Sonne
als Ort der genauen Sonne
als Ort des gleichförmigen Mondes in Länge
iDithin die El ongation des gleichförmigen Mondes von
der genauen Sonne
als Entfernung vom mittleren Apogeum des Epizykels
in Anomalie
Diese Zahlen
sollen als gege-
ben angenom-
men sein. Es sei
wieder ABT der
Exzenter des
Mondes um das
Zentrum A und
den Durchmes-
ser AAP. Auf
letzterem sei der
Mittelpunkt der
Ekliptik der
PunktE.Umden
Punkt B be-
schreibe man Z H 0 als den Epizykel des Mondes und ziehe
die Verbindungslinien AB, E0BZ.
276 Fünftes Bucli. Fünftes Kapitel.
A. Da das Doppelte der mittleren Elongatio» der Sonne
und des Mondes (von 69 12^5' bis .Q^ 27^20') 90 '3./ beträgt,
so ist aus den früher (S. 272,18) erörterten theoretischen
Gründen
/.AEB= 90«30' wie 412 = 360",
= 181® wie ^JR = 360".
Nun fälle man auf die Verlängerung von BE von A das
Lot AK, so ist
/. AEK = 119^ als Nebenwinkel,
AK = 119^59'
10
Hei 377
folglich
also
Ha 306
Setzt man
15
so wird
Nun ist
mithin
folglich
„ .. wie 7iAE = 120P.
EK= IP 3'
AE= 10^19' als vbl wie ca:Äm AB = 49^41',
AK= 10^19' und EK = 0P5'.
AB«-AK« = BK*,
BK= 48^36',
EB = BK-EK = 48P31'.
B. Es betrug (S. 275,17) die Elongation des gleichförmigen
20 Mondes von der genauen Sonne 46^40', und (S. 275,6) die
Elongation des genauen 48^6'; folglich beträgt die Ano-
maliedifferenz 4- l^-^6'*^ Der Mond sei demnach, weil er
in der Nähe des Apogeums des Epizjkels stand, in Punkt
H angenommen. Man ziehe die Verbindungslinien EH und
25 BH und fälle von B auf EH das Lot BA. Dann ist
/.BEA = 1«26' wie 4i?=360«
= 2<>52' wie 2B = ^Q0\
folglich ÖBA = 2«52' wie eBAE = 360^
Hei 878 also s B A = 2^ 59' wie Ä E B = 1 20^.
a) Der genaue Ort des Mondes ist dem mittleren um diesen
Betrag voraus, wird also durch Addition dieses Betrags aus
dem mittleren gefunden. Der von Ptolemäus berechnete mitt-
lere Ort .^^ 27^*20' bleibt, um 1®26' vermehrt, mit 28*^46' aller-
dings noch 14' hinter dem von Hipparch beobachteten genauen
Ort .9 29® zurück.
Neigung des Mondepizykels. 277
Setzt man EB= 48^31' wie e^j/iw BH = 5^15',
so wird BA= 1^12' in diesem Maße.
Setzt man hBH = 120^
so wird sBA= 27^34' in diesem Maße,
also 6BA= 26<'34' wie ©BAH = 360<'; 6
mithin /_BHA= 26'' 34' wie ^ JK = 360«. Ha 307
(Nun war ^BEA= 2<>52' wie ^E = 360^)
folglich /_ZBH= 29^26' als Summe,
= 14<>43' wie 4i2 = 360^
mithin 5HZ= 14*43' wie 4 i2 = 360°. 10
Hiermit ist der Epizykelbogen gefunden, welcher das Inter-
vall vom Monde bis zu dem genauen Apogeum mißt.
C. Da der Mond zur Zeit der Beobachtung vom mitt-
leren Apogeum 333^12' entfernt war, so wird als Er-
gänzung zum Kreise, nachdem wir das mittlere Apogeum 16
in M angenommen, die Verbindungslinie M B N gezogen und
auf dieselbe von E das Lot EE gefällt haben,
&HZM= 26<'48'.
(Nun war 6HZ= 14° 43',)
folglich 5ZM= 12° 5' als Differenz, 20
mithin /_MBZ= 12° 5' wie 4i2 = 360°.
= 24° 10' wie 5J2 = 360°.
Es ist aber /_EB= = /.MBZ, (als Scheitelwinkel)
folglich auch /_EBZ= 24°10' wie 5J^ = 360°,
mithin 6E== 24°10' wie © E = B = 360°, 25
also s EE = 25P 7' wie hEB = 120^. Hei 379
Setzt man EB= 48^31' wie vhlAE = 10^1d\
so wird EE= 10^ 8' in diesem Maße.
Nun ist /.AEB = 181° wie 5JJ = 360°, (S. 276,6) .-— "^ •
und /.EBN= 24° 10' wie 5JJ = 3G0°, (s. ^. 2Jl)ov Wj-W^^'
folglich /. ENB = 156°50' als Differenz, y^^xS^J^'-'^''"^
mithin fe EE = 156° 50' wie © EEN =S$^^y-^^ ^^^o**'^^^*
also sEE = 117^33' wie äEN = 190P. / ^ ' ^^^y^tfSt* s^
278 Fünftes Buch. Sechstes Kapitel.
Setzt man E== 10^ 8' wie vbl AE= 10^19',
so wird EN= 10^20' in diesem Maße.
Auch aus dieser Beweisführung geht also hervor, daß die
Strecke EN, welche die Gerade MB abgrenzt, deren Neigung
ö durch das mittlere Apogeum M hindurch auf N zu gerichtet
ist, ohne merklichen Fehler gleich ist der Strecke AE, der
Verbindungslinie der Mittelpunkte.
Auch aus einer Mehrzahl von anderen Beobachtungen
fanden wir als Ergebnis nahezu dieselben Verhältnisse, so
10 daß hieraus mit Sicherheit folgende Eigentümlichkeit her-
vorgeht, die sich nur bei der Hypothese des Mondes hin-
sichtlich der Neigung des Epizykels bemerkbar macht. Die
Herumleitung des Mittelpunktes des Epizykels geht zwar
um den Mittelpunkt E der Ekliptik vor sich, allein der
15 Epizykeldurchmesser, welcher konstant denselben Punkt als
Hei 380 das mittlere Apogeum des Epizykels bestimmt, hält nicht
mehr die Neigung nach E, dem Zentrum der gleichförmigen
Herumleitung ein, wie bei den anderen Planeten, sondern
ist jederzeit nach Punkt N gerichtet unter Wahrung des-
20 selben Intervalls, welches nach der anderen Seite hin die
Verbindungslinie AE der Mittelpunkte einhält.
Sechstes Kapitel.
Gewinnung des genauen Mondlaufs aus
den periodischen Bewegungen auf dem
Wege geometrischer Konstruktion.
Nachdem die vorstehenden Beweise gelietert sind, dürfte
sich daran folgerichtig die Darstellung der Methode knüpfen,
nach welcher wir bei den beliebigen Positionen des Mondes
26 (auf dem Epizykel) unter Feststellung der Epochen seiner
mittleren Bewegungen (in Länge und Anomalie), d. i. aus
Ha 309 der Zahl der Elongation (von dem Apogeum des Exzenters)
und aus der Zahl (der Anomalie), welche die Stelle des
Mondes auf dem Epizykel angibt, die auf den mittleren Lauf
30 in Länge (d. i. auf den Ort des Epizykelmittelpunktes) ent-
fallende positive oder negative Anomaliedifferenz finden
Gewinnung des genauen Mondlaufs.
279
können. Die Berechnung dieses Betrags erfolgt auf dem
Wege geometrischer Konstruktion nach ganz ähnlichen theo-
retischen Beweisgängen, wie sie oben von uns zur Anwendung
gebracht worden sind.
Um ein Beispiel zu bieten, wollen wir an der letzten der 5
vorstehenden Figuren dieselben periodischen Bewegungen der
Elongation (d. i. der Entfernung in Länge vom Apogeum des
Exzenters S. 276,2) und der Anomalie (d.i. der Entfernung
von dem mittleren Apogeum des Epizykels S. 275,19) ge-
geben sein lassen, d. h. für die Elongation (vom Apogeum 10
des Exzenters) die aus der Verdoppelung (der Elongation
von der Sonne) gewonnenen 90^30', und für die Anomalie
die von dem mittleren Apogeum des Epizykels ab gezählten Hei 3«i
383^2'. An-
statt der Lote ^^ — 7] ~---\ 15
E£ und BA
fälle man die
Lote NE und
HA.
20
26
A. Daraus,
daß die beiden
Winkel am
Zentrum E
(/. AEB und
/.AEK) gege-
benunddieHy-
potenusen AE
und E N einan-
der gleich sind,
wird sich wieder auf demselben Wege (wie S. 276,15) der 30
Nachweis führen lassen, daß
AK = NE = 10Pl9'
EK=EE= OP 5'
wie
|e.rÄw AB = 49^41'
\e]ßlnm^W= 5^15'
Hieraus folgt weiter, wie wir schon vorher (a. a. 0.)
nachgewiesen haben (weil AB^ — AK^ = BK^), daß 35
folglich
und
Nun ist auch
6
folglich
Setzt man
Hei 882
so wird
Ha 310
also
mithin
280 Fünftes Buch. Sechstes Kapitel.
BK= 48^36' in diesem Maße,
EB = BK-EK = 48P31',
B= = EB-E= = 48^26'.
BEHNH2=BN',
BN= 49P31' wie NE =10^19'.
ÄBN = 120P,
sNZ= 25P in diesem Maße;
&NZ= 24<> 3' wie ©NEB = 360»,
/.NBE= -24« 3' wie ^i2 = 360».
10 Es ist aber /.ZBM= /.NBE, (als Scheitelwinkel)
folglich auch /.ZBM= 24<^ 3' wie 2R = '660\
= 12<' 1' wie 4JS = 360».
Hiermit ist die Größe des Epizykelbogens ZM gefunden.
B. Da der Punkt H, wo der Mond steht, von dem mitt-
15 leren Apogeum (M) die zu einem Kreise (an 333^12') feh-
lenden 26^48' entfernt ist, so ist als Differenz (der Bogen
HZM und ZM)
6HZ= 14°47' (wie 4i? = 360«);
mithin /.HBZ= 14"47' wie 4R = S60\
20 = 29° 34' wie^J2 = 360°;
^°i^i-^ {mb:i5oo'6:N-©"^^=^««'
also {^^^= ''l''[] wieÄBH = 120P.
l,sAB = 116P 2'J
25 Setzt man c2>ÄmBH= 5^15' wie EB = 48P31', (s. Z. 2)
so wird H A = 1^ 20' und A B = 5^ 5',
Hei 383 folglich EA = EB + AB = 53^36'.
Hasii Nun ist EA«+HA2 = EH',
mithin EH= 53^37' (wie HA = 1^20').
30 Setzt man äEH = 120P,
so wird sHA= 2^59' in diesem Maße,
also 6HA= 2<'52' wie © HAE = 360*>,
Fünftes Buch. Siebentes Kapitel. 281
mithin /.HEA = 2<'52' wie 2B = 3Q0\
= 1<'26' wie 4E = 360«.
Hiermit ist der Winkel der Anomaliedifferenz gefunden,
was das Endziel des Beweises war.
Siebentes Kapitel.
Praktische Anleitung zur Aufstellung einer Tabelle
der Qesamtanomalie des Mondes.
Um wieder durch Aufstellung einer Tabelle die sofortige 6
Berechnung der Prosthaphäresisbeträge von Fall zu Fall
auf methodischem Wege ausführbar zu machen, haben wir
die nach der einfachen Hypothese früher (Buch IV, Kap. 10)
von uns aufgestellte Tabelle durch Hinzufügung von Spalten
ergänzt, welche durch ein bequemes Korrektionsverfahren 10
auch die Anbringung der zweiten Anomalie ermöglichen.
Diese Aufgabe haben wir wieder wie bisher, auf dem Wege
der geometrischen Konstruktion gelöst.
Nach den ersten zwei Spalten, welche die Argumentzahlen
bieten, haben wir eine dritte Spalte eingeschoben, welche zu 15
der Argumentzahl der Anomalie die Prosthaphäresisbeträge Hei 384
angibt, die dazu dienen sollen, die von dem mittleren
Apogeum, d. i. von M ab gezählte, aus dem mittleren Lauf ge-
wonnene (Anomalie-) Zahl auf das genaue Apogeum, d.i.
Z, zu reduzieren. So hatten wir (S. 280,12) bei der ge- Ha sia
gebenen Elongation (vom Apogeum des Exzenters) von 90"30' 21
den Bogen Z M mit + 1 2°l' nachgewiesen, um bei der 333^1 2'
betragenden Entfernung des Mondes von dem mittleren
Apogeum M ohne weiteres seine Entfernung von dem ge-
nauen Apogeum Z mit 345*13' zu finden, weil nach Maß- 25
gäbe letzterer Zahl die infolge (der Stellung) des Epizykels
(auf dem Exzenter) eintretende Prosthaphäresis zur mittleren
Bewegung in Länge *^ gewonnen werden muß. So wie hier
haben wirauchbeiden anderen Argumentzahlen der Elongation
a) D. i. zur gleichförmigen Bewegung des Epizykelmittel-
punktes.
282 Fünftes Buch. Siebentes Kapitel.
(vom Apogeum des Exzenters) in Abschnitten, welche die
Symmetrie der Anordnung zu wahren geeignet sind, die auf
sie entfallenden Größenbeträge der betreffenden Prosthaphä-
resis auf demselben Wege, um uns nicht in jedem Einzelfall
6 in lange Erörterungen einzulassen, festgestellt und zu jeder Ar •
gamentzahl gehörigen Ortes iu der dritten Spalte hinzugesetzt.
Von den folgenden Spalten wird die vierte die früher in
der ersten Tabelle (Buch IV, Kap. 1 0) angesetzten Anomalie-
differenzen enthalten, welche der (Lauf aUf dem) Epizykel
10 verursacht, wo wir fanden, daß bei dem Verhältnis 60^ : 5^15'
das Maximum der Prosthaphäresis den Wert ö'^l' erreicht.
Die fünfte Spalte wird die Überschüsse der Differenzen
enthalten, welche sich infolge der zweiten Anomalie im
Hei 385 Vergleich zur ersten ergeben, wo wir bei dem Verhältnis
15 (39P22':5P15'=) 60: 8*) gleichfalls als das Maximum
der Prosthaphäresis 7^40' feststellten. (Diese Art der Trennung
der beiden Anomalien hat den Zweck, daß) die vierte Spalte
diene für die Stellung des Epizykels im Apogeum des Ex-
zenters, welche in den Syzygien eintritt, die fünfte für die
20 Überschüsse, welche infolge der im Perigeum des Exzenters
in den Quadraturen zustande kommenden (zweiten) Ano-
malie zu addieren sind.
Ha 313 Damit auch für die zwischen Syzygie und Quadratur
liegenden Stellungen des Epizykels die auf sie entfallenden
25 Bruchteile der (in der fünften Spalte) angesetzten Überschüsse
entsprechend gewonnen werden, haben wir die sechste Spalte
hinzugefügt, welche die Sechzigteile enthält, die für jede
Argumentzahl der Elongation (vom Apogeum des Exzenters)
von dem (in der fünften Spalte) angesetzten Unterschied
30 genommen und zu dem nach der ersten Anomalie in der
vierten Spalte angesetzten Prosthaphäresisbetrag addiert
werden müssen. Diese Sechzigteilf sind von uns auf folgen-
dem Wege festgestellt worden.
a) Nach dem Verhältnis 16:120 = 5y4:x (S. 268,30) erhält
man die mittlere Entfernung im Perigeum des Ex/.enters mit
3978- Nun ist auf das genaueste 3978:5 74 = 60:8.
Erklärung der Tabelle.
283
Es sei wieder ABT der Ex-
zenter des Mondes um das Zen-
trum A und den Durchmesser
AAP. Auf letzterem sei als
Mittelpunkt der Ekliptik der
Punkt E angenommen. Man
trage den Bogen AB ab, be-
schreibe um B den Epizykel
ZH0K und ziehe durch ihn
die Gerade EBZ. " ^^—^^Hf^^^^A^.^-^ 10
Gegeben sei beispielshalber
60® Elongation (von der mitt-
leren Sonne). Demnach ist wieder aus demselben Grunde
wie in den oben geführten Beweisen /, AEB gleich 120**,
d. i. das Doppelte der gegebenen Elongation. Auf die Ver- Hei sse
längerung der Geraden BE fälle man von A das Lot AA 16
und ziehe (durch den Epizykel) die Gerade HBKA. An-
genommen sei, daß die vom Mittelpunkt E nach dem Mond
gezogene Gerade EMN eine Tangente des Epizykels sei,
damit das Maximum der Anomaliedifferenz eintrete. Nun 20
ziehe man noch die Verbindungslinie BM. Es ist also
/. AEB = 120° wie 4JB = 360«,
= 240« wie ^i2 = 360«;
folglich /, AEA = 120® wie 512 = 360« als Neben-
[winkel, 26
mithin
also
,b EA= 60<
= 103^55'
j sAA =
l,sEA =
60P
wie ÄAE = 120P.
Setzt man
so wird
Nun ist
folglich
AE= 10^19' wie
AB = 49^41'
AA
(BM =5^15'),
8^56' und EA = 5P10'.
AB2-AA« = BA*,
BA= 48^53';
Hei 387
31
284 Fünftes Buch. Siebentes Kapitel.
mithin EB = BA- EA = 43^43' wie BM = 5P15'.
Setzt man ;iEB = 120^
so wird sBIVl= 14^25' in diesem Maße;
also 6BM= 13'' 48' wie ©BIV\E = 360^
5 mithin /.BEM= 13<'48' wie 5jB = 360°,
= 6054' wie 4i^=360^
Hiermit ist der Winkel gefunden, welcher bei dem ge-
gebenen Betrag der Elongation (von 60^ bzw. 120^) das
Maximum der Anomaliedifferenz mißt. Dasselbe zeigt also
10 gegen das Maximum von 5^1' ii?i Apogeum (des Exzenters)
eine Differenz von 1^53'. Nun beträgt (S. 265,6) die ganze
Differenz, welche bis zum Perigeum eintritt, 2^39'. Setzen
wir dieses Maximum der Differenz gleich 60', so werden wir
für den Überschuß von 1^53' den Bruchteil 42'38" erhalten.
Hei 388 Diesen Betrag werden wir zu der Argumentzahl 120 der
16 Elongation (von dem Apogeum des Exzenters) in die sechste
Spalte setzen.
Ebenso haben wir auch für die übrigen Grad abschnitte
die in diesem Sinne genommenen Bruchteile der Differenz
20 beider Anomalien wieder auf demselben Wege berechnet und
Ha 315 zu der betreffenden Argumentzahl die auf sie entfallenden
Sechzigteile des bei ihr (in der fünften Spalte) angegebenen
Überschusses hinzugesetzt. Der volle Betrag 60' steht natür-
lich bei der doppelten Argumentzahl der Elongation von 90*^,
25 welche auf den Grad 180, d. h. auf das Perigeum des Ex-
zenters fällt.
Schließlich haben wir eine siebente Spalte hinzugefügt,
welche die Örter des Mondes in Breite nördlich und süd-
lich der Ekliptik enthält, gemessen auf dem durch die Pole
30 der Ekliptik gehenden Kreise, d. h. sie bietet, von Ort zu
Ort auf dem schiefen Kreise fortschreitend, die Bogen dieses
(Breiten-) Kreises, welche zwischen der Ekliptik und dem
mit ihr konzentrischen schiefen Kreise des Mondes liegen.
Wir haben für diesen Zweck dasselbe Verfahren angewendet,
35 nach welchem wir schon (Buch I, Kap. 14) die zwischen
Fünftes Buch. Achtes und neuntes Kapitel. 285
Äquator und Ekliptik liegenden Bogen des durch die Pole
des Äquators gehenden (Deklinations-) Kreises berechnet
haben, natürlich mit dem Unterschied, daß im vorliegenden
Fall der zwischen der Ekliptik und dem nördlichen oder
dem südlichen Grenzpunkt des schiefen Kreises liegende 6
Bogen 5*^ (statt wie dort 2372^) beträgt. Denn dieses Maxi-
mum des Mondlaufs beiderseits der Ekliptik wird nicht nur
auf dem Wege der Rechnung von uns, genau wie es schon
dem Hipparch geglückt ist, mit Hilfe der in den nördlich-
sten und den südlichsten Positionen sich zeigenden Erschei- 10
nungen^^ ohne merklichen Fehler gewonnen, sondern auch
so ziemlich die gesamte Handhabung der Beobachtungen Hei 389
des Mondes, mögen sie nun theoretisch mit Bezug auf die
Fixsterne oder mit Hilfe der Instrumente angestellt werden,
steht mit diesem Maximum des Laufs in Breite im besten 15
Einklang, wie auch aus den noch weiterhin zu führenden
Beweisen zur Genüge hervorgehen wird.
t
Achtes Kapitel.
Die Tabelle der Gesamtanomalie des Mondes
gestaltet sich demnach folgendermaßen (s. S. 286). {neisiio
Neuntes Kapitel.
Gesamtberechnung des Mondlaufs p
nach der Tabelle.
Jedesmal, wenn wir nach dem Ansatz der Tabelle diefneiSM
Berechnung der Anomalie des Mondes vorzunehmen beab- 20
sichtigen, stellen wir zunächst für den in Alexandria zu-
grunde gelegten Zeitpunkt die mittleren Bewegungen des
Mondes in Länge, Elongation, Anomalie und Breite in der
dargelegten Weise (nach den Mondtafeln) fest.^^^ Alsdann
verdoppeln wir jedesmal die zunächst ermittelte Zahl der 26
a) Gemeint sind die scheinbaren örter des Mondes bei
größter nördlicher oder südlicher Breite.
286
Tabelle der Gesamtanomalie.
1
2
3
4
5
6
7
GemeinBame
Unterschied
Prosth-
aphäresis
der 1.
Überschuß
Argument-
des genauen
der 2.
Sechzigste!
Breite
Zahlen
Apogeums
Anomalie
Anomalie
6»
354»
0°
53'
0°
29'
0°
14'
0'
12"
4»
58'
^
12
348
1
46
0
57
0
28
0
24
54
6r
18
342
2
39
1
25
0
42
1
20
45
pu
24
336
3
31
1
53
0
56
2
16
34
30
330
4
23
2
19
1
10
3
24
20
36
324
5
15
7
2
44
1
23
4
32
3
42
318
6
3
8
1
35
6
25
43
48
312
6
58
3
31
1
45
8
18
20
54
306
7
48
S
51
1
54
10
22
56
60
300
8
36
4
8
2
3
12
26
SO
66
294
9
22
4
24
2
11
15
5
2
72
288
10
6
4
38
2
18
17
44
1
33
78
282
10
48
4
49
2
25
20
34
3
84
276
11
27
4
56
2
31
23
24
32
90
270
12
0
4
59
2
35
26
36
0
->•
93
267
12
15
5
0
2
37
28
12
16
Ka
96
264
12
28
5
1
2
38
29
49
32
99
261
12
39
5
0
2
39
31
25
48
102
258
12
48
4
59
2
39
33
1
3
105
255
12
56
4
57
2
39
34
37
17
108
252
13
3
4
53
2
38
36
14
83
111
249
13
6
4
49
2
38
37
50
48
114
246
13
9
4
44
2
37
39
26
2
117
243
13
7
4
38
2
35
41
2
16
120
240
13
4
4
31
2
32
42
38
30
123
237
12
59
4
24
2
28
44
3
43
126
234
12
50
4
16
2
24
45
28
56
129
231
12
36
4
7
2
20
46
53
8
132
228
12
16
3
57
2
16
48
18
20
135
225
11
54
3
46
2
11
49
32
32
138
222
11
29
3
35
5
50
45
43
141
219
11
2
3
23
58
51
59
53
144
216
10
33
3
2
10
51
53
12
3
147
213
10
0
57
43
54
3
11
150
210
9
22
43
35
54
54
20
153
207
8
38
28
27
55
45
27
156
204
7
48
13
19
56
36
34
159
201
6
56
57
n
57
15
40
162
198
6
3
41
2
57
55
45
165
195
5
8
25
0
52
58
35
50
168
192
4
11
9
0
42
59
4
54
171
189
3
12
0
52
0
31
59
26
56
Sü
174
186
2
11
0
35
0
21
59
37
58
ür€
177
188
1
7 (
0
18
0
10
59
49
59
180
180
0 0 1
0 Ol
0
0
60
0
5
0
-^
Berechnung des Mondlaufg. 287
Elongation, ziehen, wenn es geht, einen Kreis ab und
gehen (mit der so gewonnenen Zahl) in die Tabelle der
Anomalie ein. Wenn die verdoppelte Zahl bis 180^ gebt,
so werden wir die in der dritten Spalte bei ihr stehenden
Grade zu den mittleren Graden^) der Anomalie addieren; 5
geht sie aber über 180® hinaus, so werden wir diese Grade davon
abziehen. Mit der erhaltenen genauen ZahP) der Anomalie
werden wir nun in dieselbe Tabelle eingehen und uns erst
die in der vierten Spalte bei ihr stehende Prosthaphäresis,
alsdann den in der fünften Spalte dabeistehenden Überschuß 10
getrennt notieren. Hierauf gehen wir wieder mit der ver-
doppelten Zahl der mittleren Elongation in dieselben Spalten
ein, nehmen so viel Sechzigteile des notierten Überschusses, Ha 319
als in der sechsten Spalte zu der Argumentzahl gesetzt sind,
und addieren dieselben jedesmal zu der in der vierten Spalte Heises
angesetzten Prosthaphäresis. Wenn die genaue Zahl der 16
Anomalie bis 180® geht, werden wir die erhaltene Summe
der Grade von den mittleren Graden der Länge und der Breite*'^
abziehen; geht sie aber über 180® hinaus, so werden wir
sie dazu addieren. Von den als Ergebnis gewonnenen 20
Zahlen zählen wir nun die Zahl der Länge von dem für die
Epoche (S. 236,20) festgestellten Gradansatz (\j 11^22') aus
weiter und werden sagen, daß dort, wo sie ausgeht, der
genaue Ort des Mondes sei.
Mit der von dem nördlichen Grenzpunkt ab gerechneten 25
Zahl der Breite aber werden wir wieder in dieselbe Tabelle
eingehen. So viel Grade, als in der siebenten Spalte der
Breite bei der betreffenden Argumentzahl stehen, wird das
Zentrum des Mondes von der Ekliptik auf dem durch ihre
Pole gezogenen größten (Breiten -) Kreis Abstand haben, 30
und zwar, wenn die als Argument gebrauchte Zahl in den
a) D. s. die von dem mittleren Apogeum des Epizykels ge-
zählten Grade der Anomalie.
b) D. i. die von dem genauen oder scheinbaren Apogeum
des Epizykels gerechnete Zahl der Anomalie.
c) Wie sie durch die Rechnung nach den Mondtafeln an
die Hand gegeben sind.
288 Fünftes Buch. Zehntes Kapitel.
ersten 15 Zeilen steht, nach Norden, wenn sie in den
tieferen Zeilen steht, nach Süden. Denn die erste Spalte
der Argumentzahlen betrifift den Lauf des Mondes von Norden
nach Süden, die zweite Spalte den Lauf von Süden nach
6 Norden.
Zehntes Kapitel.
Nachweis, daß in den Syzygien infolge des Exzenters
des Mondes keine wesentliche Differenz eintritt.
Hei 394) ^^ ^^" ^^^ ^^o ^°^ Recht die zweifelnde Frage auf-
werfen dürfte, ob nicht auch bei den Konjunktionen und
Vollmonden und den bei ihnen eintretenden Finsternissen
eine beträchtliche Differenz auch infolge des Exzenters
10 des Mondes, als Begleiterscheinung sich einstellen könnte,
weil bei ihnen durchaus nicht jedesmal der Mittelpunkt des
Epizykels gerade genau im Apogeum (des Exzenters) stehen
muß, sondern auch eine ziemliche Bogen strecke davon entfernt
sein kann — nur für die theoretisch im Mittel betrachteten
15 Syzygien sind die Stellungen (des Epizykels) im Apogeum
selbst maßgebend, während die genauen Konjunktionen und
Vollmonde unter Berücksichtigung der beiden Lichtkörpern
eigenen Anomalie bestimmt werden — , so wollen wir ver-
suchen klarzustellen, daß eine derartige Differenz in den
20 Syzygien hinsichtlich der Erscheinungen*^ keinen beträcht-
lichen Fehler zu bewirken vermag, auch wenn der infolge
der Exzentrizität des Kreises eintretende Unterschied (der
Anomaliedifferenz) ^) bei der Berechnung (des Eintritts der
genauen Syzygien) nicht mit in Betracht gezogen wird.
26 Es sei ABT der Exzenter des Mondes um das Zentrum A
und den Durchmesser AAf. Auf letzterem sei der Mittel-
Hei395 punkt der Ekliptik in Punkt E angenommen, und der auf der
a) D. i. hinsichtlich der scheinbaren örter von Sonne und
Mond, welche bei den "genauen Syzygien in Betracht kommen.
b) Die Anomaliedifferenz muß ja mit der größeren Erdnähe,
die eintritt, wenn der Epizykel nicht genau im Apogeum des
Exzenters steht, größer werden.
Der Mond in den Syzygien.
289
+2''23' m.S
■m,M.
Apoff.
Ha 321
10
entgegengesetzten Seite
von A gelegene Punkt der
Neigung (des Epizykels)
in Punkt Z. Von dem
Apogeum A aus trage man
den Bogen AB ab, be-
schreibe um B den Epizykel
H0KA und ziehe die
Verbindungslinien BA,
HBKE, BAZ.
Zwei Punkte sind zu
berücksichtigen, weshalb
in der Größe der Anomalie-
differenz ein Unterschied
gegen die Stellung des Epizykels im Apogeum A ein- 16
treten kann:
erstens, weil der Epizykel, wenn er in größere Erdnähe
gelangt, einen größeren Winkel ^^ bei E bildet;
zweitens, weil die Neigung des (Epizykel-) Durchmessers,
auf welchem das mittlere Apogeum und Perigeum liegt, 20
dann nicht mehr nach dem Mittelpunkt E, sondern nach Z
gerichtet ist.
Das Maximum des Unterschieds infolge des ersten Grundes
tritt ein, wenn auch die Anomaliedifferenz des Mondes ihr
Maximum erreicht^\ das Maximum infolge des zweiten 25
Grundes, wenn der Mond in der Nähe des Apogeums oder
Perigeums des Epizykels steht. *^) Es ist daher klar, daß
zu der Zeit, wo der infolge des ersten Grundes sich geltend
machende Unterschied sein Maximum zeigt, der aus dem
zweiten Grund eintretende Unterschied ganz unmerklich 30
sein wird, weil der Mond, wenn er an den Tangenten des
Epizykels steht, auf eine ziemliche Strecke hin die Prosth- iiei S96
a) D h Gesichtswinkel, der den Epizykel umspannt; s. S. 263, i«<.
b) D. h. wenn der Mond an de'n Tangenten des Epizykels steht.
c) Nur dann kann sich der Unterschied zwischen dem ge-
nauen und dem mittleren Apogeum oder Perigeum geltend
machen
PtolemäuB, übers, v. Manitius. I.
19
290 Fünftes Buch. Zehntes Kapitel.
aphäresis bei unveränderter Größe beläßt.^^ Dagegen wird
es möglich sein, daß die genaue Syzygie von der mittleren
um die Summe der beiden Anomaliedifferenzen abweicht,
welche die beiden Lichtkörper zeigen, wenn die Differenz
5 des einen Lichtkörpers positiv, die des anderen negativ ist.
Anderseits ist wieder zu der Zeit, wo der aus dem zweiten
Grund infolge der Neigung sich geltend machende Unter-
schied sein Maximum erreicht, der aus dem ersten Grund
eintretende unterschied unmerklich, weil die ganze Anomalie-
10 differenz gleich Null wird oder wenigstens ganz klein ist,
wenn der Mond in der Nähe des Apogeums oder Perigeums
Ha 322 des Epizykcls steht. In diesem Falle wird die genaue Sy-
zygie von der theoretisch im Mittel betrachteten lediglich
um die Anomaliedifferenz der Sonne abweichen.
15 I. So sei denn angenommen, daß die Sonne das Maximum
von + 2*23', der Mond dagegen das Maximum von — 5°l'
bewirke, damit LAEB das Doppelte der Summe 7*24',
d. i. 14" 4 8' betrage. Man ziehe von E an den Epizykel die
Tangente E0, sowie (von B) die zu ihr (nach Eukl. IIL 18)
20 senkrechte Verbindungslinie B0 und fälle noch von A auf
BE das Lot AM. Es ist also
/.AEB= 14M8' wie 4JB = 360",
= 29» 36' wie ^Ä = 360«;
397
26
folglich
also
Setzt man
so wird
30
Nun ist
folglich
mithin
1.6 EM = 150«24'/ ^
,b EM = 150« 24
sAM= 30P39'1 i,,^E=120P.
,s EM = 116P l'i
^&ZAE= 10^19' wie ea;/iwBA = 49^41',
AM= 2^38'' und EM= 9^59'.
BA«-AM« = BM«,
BM = 49P37',
EB = BM-I- EM = 591*36' wie ci>ÄmB0 = 5P 15'.
a) So daß sich bei gleichbleibender Prosthaphäresis ein merk-
licher Unterschied zwischen der Entfernung von dem genauen
und dem mittleren Apogeum des Epizykels nicht geltend machen
kann.
Der Mond in den Syzygien.
291
Setzt man äEB = 120P, Ha 323
so wird sB0= 10^34' in diesem Maße,
folglich &B0= 10° 6' wie ©B0E = 36O",
mithin ^BE0= 10° 6' wie 2B = Z60\
= 5° 3' wie 4_R = 360°. 6
Somit beträgt der Winkel des Maximums der Anomalie-
differenz 5^3' anstatt 5^1', welche eintreten, wenn der Epi- Hei 398
zykel im Apogeum A steht. Es beträgt also aus dem ersten
Grund der Unterschied der Anomaliedifferenz nur 2 Sechzig-
teile eines Grades, die noch nicht einmal einen Fehler von lo
Vi6 Stunde (oder 374"") bewirken können.*^
II. Der Mond sei in dem
mittleren Perigeum A an-
genommen, damit, wie leicht x^-
zu begreifen, der Z. A E B ledig- ^/
lieh von der Anomalie der H
Sonne das Doppelte, d.i. 4^46'
betrage. Man ziehe an der
ähnlichen Figur die Verbin-
dungslinie EA, fälle auf BE
von A das Lot AN und von A
das Lot A M, schließlich von Z
auf die Verlängerung von B E
das Lot ZE. Der Gang des
Beweises ist derselbe wie oben.
tAEB= 4°46'
= 9°32'
6AM= 9°32'
,b EM = 170° 28'
6Z== 9°32'
,6 EE = 170°28'
sAM= 9^58'
,s EM = 119^36'
< '<
.s,.
folglich
desgleichen
also
Es ist
wie 412 = 360°,
wie 5JB = 360°;
wie eAME = 360°;
wie ©ZEE=360°;
wie J^AE = 120P:
16
20
26
30
Ha 324
Hei 399
a) Weil der mittlere Mond stündlich 32' 66" in Länge zurück-
legt, also in y^g Stunde 2' 3" 30", mithin 2' in weniger Zeit.
19*
292 Fünftes Buch. Zehntes Kapitel.
desgleichen j ° tZ !."!. 1 wie h £2 = 120^.
[ sZ== 9^58'
,s EE = 119^35'
Setzt man AE und EZ = 10^19' wie ca:ÄmBA= 49^41',
so wird AM und Z== 0^51',
5 EM und E£ = 10^17'.
Nun ist ferner B A' - A M' = B M*,
folglich BM = 49^41',
.... (EB =BM + EM = 69^58'! . ^^ ^p-^,
10 Nun ist auch B = ''4-ZZ» = BZ',
folglich /jBZ= 70^15'.
Es ist aber BZ : ZH = BA : AN, (Eukl. VI. 4)
(70^15': 0P51'==BA:AN)
und BZ: BE =BA:BN.
16 (70^15' : 70^15' = BA; BN)
Setzt man c23ÄmBA = 5^15' wie EB = 69^68',
so wird AN = 0P 4'^Und BN= h^lh'^^
Hei 400 mithin N E = EB — BN = 54^43' wie AN = 0^ 4' .
Es ist ferner (N E« -f A N» = E A^, folglich)
20 auch /iEA=» 54^43' weil von NE unwesentlich
Setzt man Ä E A = 120^, [verschieden,
so wird 5 A N = 0^ 8' in diesem Maße,
also 5AN= 0° 8' wie ©AN £ = 360°,
H»325 mithin /.BEA= 0^ 8' wie ^i2 = 360\
26 = 0« 4' wie 4-B = 360°.
Das ist der Winkel, welchen der Mond infolge der Neigung
(des Epizj'kels) nach dem Punkte Z als Unterschied (der
Anomalie) bewirkt. Es beträgt demnach auch in diesem
Falle der Unterschied von der Anomalie des Mondes (die
80 gleich Null war) nur 4 Sechzigteile (eines Grades), welche
a) Aus der ersten Proportion BZ:Z:z = BA:AN, die dann
lautet: 70^15': 0^51' = 5^15': 0^4'.
b) Aus der zweiten Proportion BZ:Bzi = BA:BN, die dann
lautet: 70^15': 70^15' = 5^15': 5^15'.
Fünftes Buch. Elftes Kapitel. 293
gleichfalls keinen beträchtlichen Fehler hinsichtlich der Er-
scheinungen in den Sjzjgien bewirken, weil sie noch nicht
einmal einen Fehler von Ys Stunde (oder 7™ 30^) verursachen
können '^^ der sich bis zu diesem Betrage auch bei den Be-
obachtungen selbst in vielen Fällen nicht wider Erwarten 5
einstellen wird.
Die vorstehenden Beweisführungen haben wir nur neben-
bei mitgeteilt, nicht als ob es unmöglich wäre, zur Fest-
stellung der Syzygien auch noch diese Unterschiede, und
wenn sie noch so klein sind, mit in Rechnung zu ziehen, 10
sondern um zu zeigen, daß von uns bei den Beweisen, die
wir mit Hilfe der mitgeteilten Mondfinsternisse geführt haben,
kein merkbarer Fehler gemacht worden ist, wenn wir dabei
nicht die (komplizierte) Hypothese zur Anwendung gebracht
haben, welche mit den Ergänzungen versehen worden ist, 15
die sich weiterhin aus der Einführung des Exzenters er-
gaben.^ ^
Elftes Kapitel. ';
Die Parallaxen des Mondes.
Die Mittel und Wege, welche zur Feststellung des genauen Hei 40i
Mondlaufs führen, dürften hiermit zur Genüge erörtert sein.
Da aber bei dem Monde noch der Umstand hinzutritt, daß 20
sein scheinbarer Lauf für die sinnliche Wahrnehmung Ha 326
keineswegs mit dem genauen (d. i. geozentrischen) zu-
sammenfällt, weil, wie (S. 1 92, 18) gesagt, die Erde zur Ent-
fernung seiner Sphäre nicht das Verhältnis eines Punktes
hat, so dürfte es dringend geboten und logisch richtig sein, 26
sowohl wegen der übrigen Erscheinungen als auch insbesondere
a) Insofern der Mond in Yg Stunde 4' 7" In Länge zurück-
legt, mithin 4' in etwas weniger Zeit. Zur Übersetzung nehme
ich an, daß hinter ävvdusvcc dLatbEvaacd'ccL ausgefallen ist (vgl.
Heiberg, S. 398,4).
b) D. h. wenn wir uns bei diesen Beweisen lediglich auf die
einfache Mondhypothese gestützt haben, die zur Erklärung
der ersten Anomalie dient.
294 Fünftes Buch. Elftes Kapitel.
wegen der theoretischen Behandlung der Sonnenfinsternisse
das Kapitel von den Parallaxen des Mondes anzuschließen.
Denn nur mit Rücksicht auf diese wird es möglich sein,
aus dem genauen Lauf, welcher von der Vorstellung auf
5 den Mittelpunkt der Erde und der Ekliptik bezogen wird,
auch den vom Auge des Beobachters, d. h. von irgendeinem
Punkte der Erdoberfläche aus theoretisch betrachteten
(scheinbaren) Lauf durch Rechnung zu finden, und dann
wieder umgekehrt aus dem scheinbaren den genauen.
10 Die Behandlung dieses Gegenstandes hat sich mit dem
Umstand abzufinden, daß weder die Einzelbeträge der Par-
allaxen ermittelt werden können, ohne daß das Verhältnis
der Entfernung gegeben ist, noch das Verhältnis der Ent-
fernung selbst bestimmt werden kann, ohne daß eine Parallaxe
15 gegeben ist. Man kann daher bei Körpern, welche gar
keine wahrnehmbare Parallaxe zeigen, d. h. bei solchen, zu
Hei 402 welchen die Erde das Verhältnis eines Punktes hat, begreif-
licherweise auch das Verhältnis der Entfernung nicht be-
stimmen, während bei solchen Körpern, die eine Parallaxe
20 zeigen, wie bei dem Monde, es füglich erreichbar sein dürfte,
mit Hilfe einer zunächst gegebenen Parallaxe — eine
solche Parallaxenbeobachtung kann nämlich für sich allein
erzielt werden — lediglich das Verhältnis der Entfernung
zu finden, wogegen die Ermittelung des zahlmäßigen Be-
25 trags der Entfernung vollständig ausgeschlossen ist.
Hipparch ist bei dem Versuch einer Parallaxen gewinnung
vornehmlich von der Sonne ausgegangen. Da sich nämlich
Ha 327 aus einigen anderen an der Sonne und dem Monde zutage
tretenden Verhältnissen *\ von denen in den nächsten Kapiteln
80 (14—16) die Rede sein wird, der Schluß ziehen läßt, daß,
a) Gemeint ist das eingangs Kap. 14 mitgeteilte Beobachtungs-
ergebnis, daß der Durchmesser des Mondes bei den Syzygien
in seiner größten Entfernung unter dem gleichgroßen Winkel
erscheint, wie der konstant nahezu unter demselben Winkel
erscheinende Durchmesser der Sonne, und daß dieser Winkel
gemessen werden kann, d. h. daß die Größe der Durchmesser
von Sonne und Mond gegeben ist.
Fünftes Buch. Zwölftes Kapitel. 295
wenn die Entfernung des einen der beiden LicMkörper ge-
geben ist, auch die Entfernung des anderen sich bestimmen
läßt, so versucht er durch annähernde Schätzung der Sonnen -
entfernung auf diesem Wege auch die Entfernung des Mondes
nachzuweisen. Zuerst geht er hierbei von der Voraus- 5
Setzung aus, daß die Sonne nur das Minimum einer gerade
noch wahrnehmbaren Parallaxe zeige, um daraus ihre Ent-
fernung zu bestimmen. Später aber, weil angeblich die
Sonne bald gar keine wahrnehmbare, bald eine genügend
große Parallaxe zeige, sucht er sein Ziel mit Hilfe der von 10
ihm mitgeteilten Sonnenfinsternis"^^^ zu erreichen. Daher
sind ihm auch die Verhältnisse der Mondentfernung je
nach der gemachten Voraussetzung verschieden ausgefallen,
da die Entfernung der Sonne durchaus zweifelhaft bleibt,
nicht nur im Punkte des Betrags ihrer Parallaxe, sondern 15
weil es fraglich ist, ob sie überhaupt eine zeigt.
Zwölftes Kapitel.
Konstruktion eines parallaktischen Instruments.
Um bei der so wichtigen Untersuchung keinerlei unsichere Hei 408
Faktoren zuzulassen, haben wir ein Instrument konstruiert,
mit dessen Hilfe wir durch Beobachtung mit möglichster
Genauigkeit festzustellen vermöchten, in welcher Stärke und 20
in welchem Zenitabstand der Mond auf dem durch ihn und
die Pole des Horizonts gehenden größten (Höhen-) Kreis
eine Parallaxe zeigt.
Wir haben zwei vierseitige Eichtscheite*) angefertigt, h» sss
beide nicht unter vier Ellen lang, um eine feinere Teilung 25
zu ermöglichen, aber auch von einem angemessenen Umfang,
damit sie sich nicht infolge ihrer (überwiegenden) Länge
verziehen könnten, sondern allseitig genau wie nach der
Schnur glatt und gerade verliefen. Auf beiden haben wir
a) Die Figur ist meiner Abhandlung: „Die Parallaxen des
Mondes und seine Entfernung von der Erde nach Ptolemä-us",
Weltall 10. Jahrg. S. 34, entnommen.
296
Fünftes Buch. Zwölftes Kapitel.
10
15
alsdann der Länge nach in
der Mitte der breiteren Seite
gerade Linien eingeritzt und
auf das eine Richtscheit an
den beiden äußersten Enden
quer über die Mittellinie senk-
recht stehende kleine vier-
eckige Platten (A und B) auf-
gesetzt, beide gleichgroß und
zueinander parallel. Beide
Platten haben eine genau in
der Mitte angebrachte Ab-
sehöffnung, die eine Platte,
welche (bei dem Gebrauch
des Instruments) am Auge
sein soll, eine kleine, die
andere am Monde eine verhältnismäßig größere, so daß,
wenn man das eine Auge an die Platte mit der kleineren
Absehöffnung anlegt, durch die in geradliniger Fortsetzung
Hei 404 liegende Absehöffuung der anderen Platte der Mond in seinem
21 ganzen Umfang gesehen werden kann. Nachdem wir nun
beide Richtscheite auf den Mittellinien an dem einen Ende,
und zwar das eine dicht vor der Platte (B) mit der größeren
Absehöffnung, gleichmäßig durchbohrt hatten, haben wir
26 durch beide einen kleinen Achsenstift gesteckt, so daß von
ihm die an den Mittellinien der Richtscheite verbundenen
Seiten wie von einem Zentrum zusammengehalten werden
und das die Platten tragende Richtscheit beliebig, ohne aus
der Richtung zu kommen, herumbewegt werden kann. Nach-
30 dem wir das andere Richtscheit, welches keine Platten trägt,
in einen Standfuß fest eingelassen hatten, haben wir auf
den Mittellinien beider an den am Standfuß befindlichen
Enden gewisse Punkte festgelegt, welche von dem im Achsen-
Ha 329 Stift liegenden Zentrum gleichweit, und zwar so weit als
35 möglich entfernt sind. Hierauf haben wir die so abgegrenzte
Linie des mit dem Standfuß versehenen Richtscheits in
60 Teile geteilt und von diesen noch jeden in so viele
Parallaktisches Instrument. 297
Unterabteilungen als angängig. Endlich haben wir auch
an der Rückseite des näuilichen Richtscheits an seinen End-
punkten (d. h. oben und unten) kleine Platten (C und D)
angebracht, welche ihre nach derselben Seite gerichteten
Flächen dicht an derselben eingeritzten Linie in geradliniger 5
Richtung einander zuwenden und von derselben Mittellinie
allenthalben gleichweit abstehen. Diese Vorrichtung hat
den Zweck, daß vermittels eines an diesen Platten herab-
hängenden Lotes das Richtscheit senkrecht, d. h. ohne jede
Neigung gegen die Ebene des Horizonts, aufgestellt werden 10
könne.
Nachdem wir vorher auf einer mit dem Horizont paral-
lelen Ebene eine Mittagslinie gezogen hatten, haben wir
das Instrument an einem schattenfreien Orte senkrecht auf- Hei406
gestellt, so daß die Seiten der Richtscheite, an denen sie 15
durch den Achsenstift miteinander verbunden sind, zu der
danebengezogenen Mittagslinie parallel verlaufend die Rich-
tung nach Süden einhalten. Dann steht das Richtscheit
mit dem Standfuß senkrecht ohne Neigung, ohne Verschie-
bung und unerschütterlich fest, während das andere, dem 20
ausgeübten Druck entsprechend nachgebend, um den Achsen-
stift in der Ebene des Meridians beweglich ist.
Schließlich haben wir noch ein weiteres Richtscheit in
Gestalteines schmalen geraden Lineals angebracht. Dasselbe
ist vermittels eines kleinen Nagels an dem am Standfuß Ha 33o
befindlichen Endpunkt (E) der eingeteilten Linie (d. i. der 26
sechzigteiligen Skala) angefügt, damit es gleichfalls herum-
bewegt werden könne. Es reicht bis zu dem äußersten
Punkt, bis an welchen der gleichweit (vom Achsenstift) ent-
fernte Endpunkt der Mittellinie des anderen Richtscheits durch 30
Drehung einen Kreisbogen beschreibt, und vermag daher,
mit dem Richtscheit gleichzeitig in Bewegung gesetzt, den
zwischen den beiden Endpunkten in der Richtung der Sehne
entstehenden Abstand anzuzeigen.
Wir haben nun die Beobachtungen des Mondes auf fol- 35
gende Weise angestellt. Dabei mußte er gerade im Meridian
und in den Wendepunkten der Ekliptik stehen, weil in diesen
298 Fünftes Buch. Zwölftes Kapitel.
Positionen die durch die Pole des Horizonts und das Zen-
trum des Mondes gezogenen größten (Höhen-) Kreise ohne
Hei 406 merklichen Fehler mit den durch die Pole der Ekliptik gehen-
den (Breiten-) Kreisen zusammenfallen, auf welche die Örter
5 des Mondes in Breite theoretisch bezogen werden. Deshalb
kann der genaue Zenitabstand ohne weiteres bequem bestimmt
werden.
Wir richteten also, während der Mond genau im Meridian
stand, das die Platten tragende Richtscheit auf ihn, bis sein
10 Zentrum, durch beide Absehöfifnungen anvisiert, in die Mitte
der größeren Öfifnung zu stehen kam. Nun merkten wir
auf dem schmalen Lineal den Abstand zwischen den äußer-
sten Endpunkten der auf den Richtscheiten gezogenen ge-
raden Linien durch einen Punkt an und legten es an die
15 sechzigteilige Skala des senkrecht stehenden Richtscheits.
Hiermit fanden wir, wieviel Teile die den obenbezeichneten
Abstand messende Sehne von solchen Teilen enthielt, deren
bekanntlich 60 auf den Halbmesser des von der Drehung
Ha 381 (des Richtscheits) in der Ebene des Meridians beschriebenen
20 Kreises gerechnet werden. Alsdann entnahmen wir (den
Sehnentafeln) den die gefundene Sehne überspannenden Bo-
gen und erhielten somit den Bogen, welchen zurzeit der
scheinbare Mond auf dem durch sein Zentrum und die Pole
des Horizonts gezogenen größten (Höhen-) Kreis, der zurzeit
25 mit dem durch die Pole des Äquators und der Ekliptik gehen-
den Meridian zusammenfiel, Abstand von dem Zenit hatte.
Um weiter das Maximum der Breite, welches der Mond
Hei 407 erreichen kann, genau in Erfahrung zu bringen, haben wir
von der Anvisierung Gebrauch gemacht, als der Mond in
30 möglichster Nähe des Sommerwendepunktes und außerdem
genau im nördlichsten Grenzpunkt seines schiefen Kreises
stand, weil in der Nähe dieser Punkte erstens der Mondlauf
für die sinnliche Wahrnehmung auf eine ziemliche Strecke
in Breite unverändert bleibt, und weil zweitens der Mond
35 für den Parallel von Alexandria, auf welchem wir unsere
Beobachtungen angestellt haben, in diesem Falle dicht am
Zenit steht, wo (vgl. S. 192, 32) sein scheinbarer Ort ohne
Fünftes Buch. Dreizehntes Kapitel. 299
merklichen Fehler mit dem genauen (d. i. geozentrischen)
zusammenfällt. Es wurde aber in den bezeichneten Posi-
tionen das Zentrum des Mondes konstant in einem Zenit-
abstand von 2%^ festgestellt, so daß auch aus dieser Art
der Prüfung der Nachweis des Maximums der Breite beider- 6
seits der Ekliptik mit 5® hervorgeht. Denn zieht man von
den in Alexandria vom Zenit bis zum Äquator nachgewiesenen
30^58' diese 2^/^'^ des scheinbaren Zenitabstandes ab, so Ha 332
ergibt der Rest einen Überschuß von 5° über die vom Äquator
bis zum Sommerwendepunkt nachgewiesenen 23*51'. 10
Um auch die Aufgabe der Parallaxenbestimmung zu lösen,
haben wir wieder auf dieselbe Weise den Mond beobachtet,
als er in der Nähe des Winterwendepunktes stand, erstens Hei408
aus dem obengenannten Grunde *\ und zweitens, weil er in
diesem Falle bei dem entsprechend tieferen Stande im Meridian 15
in seinem größten Zenitabstand auch eine größere und deut-
licher wahrnehmbare Parallaxe zeigen muß.
Aus einer Mehrzahl von Parallaxenbeobachtungen, welche
von uns bei den Positionen dieser Art angestellt worden
sind, wollen wir nun wieder eine mitteilen, an der wir so- 20
wohl den Gang der Berechnung erläutern, als auch den
Nachweis der weiteren Konsequenzen in der gebotenen
Reihenfolge erbringen werden.
Dreizehntes Kapitel.
Nachweis der Entfernungen des Mondes.
Im 20*^^ Jahre Hadrians am 13. ägyptischen Athyr 5%
Äquinoktiais tunden nach Mittag (l. Oktober 135 n. Chr. 25
5^50"^ nachmittags) haben wir, als die Sonne gerade unter-
ging, den Mond beobachtet, nachdem er in den Meridian
getreten war. Mit dem Instrument stellten wir für sein
Zentrum einen scheinbaren Zenitabstand von 50*55' fest;
denn der auf dem schmalen Lineal angemerkte Abstand be- 30
a) Weil dort ebenfalls seine Breite auf eine ziemliche Strecke
unverändert bleibt.
300 Fünftes Bucli. Dreizehntes Kapitel.
trug 51^35' von den 60^, in welche der Halbmesser des
durch die Drehung beschriebenen Kreises geteilt war. Es
Ha 833 unterspannt aber die Sehne von dieser Größe einen Bogen
von 50^55', wie der Kreis 360° hat.
5 I. Nun beträgt die Zeit von den Epochen im ersten Jahr
Nabonassars bis zu der vorliegenden Beobachtung 882 ägyp-
Hei409 tische Jahre, 72 Tage und 5% Aquinoktialstunden schlecht-
hin, öVs nach genauer Rechnung. Für diese Zeit finden wir
als mittleren Ort der Sonne jl 7® 31',
10 als genauen Ort der Sonne tn. 5° 28',
als mittleren Ort des Mondes / 25*44',
als Elongation (von ^ mV bis ^25''44') 78^3',
als Entfernung vom mittleren Apogeum des Epizykels 262*20',
als Entfernung vom nördlichen Grenzpunkt der Breite 354*40'.
15 Es betrug mithin die Anomaliedifferenz, in ihrem Gesamt-
betrag nach der betreffenden Tabelle berechnet, -f 7^26',
so daß der genaue Ort des Mondes in Länge zu jener Stunde
(^ 25^44' -H 7 26' d. i.) ^ 3"10' war, während das Mond-
zentrum in Breite auf dem schiefen Kreise (354 '40' -f 7"26'
20 d. i.) 2^6' von dem nördlichen Grenzpunkt entfernt war
und auf dem durch die Pole der Ekliptik gehenden (Breiten-)
Kreis, der zurzeit ohne merklichen Fehler mit dem Meridian
zusammenfiel, von der Ekliptik einen nördlichen Abstand
von 4^59' hatte.'^>
25 Nun hat der Punkt ^, 3^10' auf dem letztgenannten
Kreise (nach der Tabelle der Schiefe zu 87^) vom Äquator
eine südliche Deklination von 23"4'.i', und der Äquator vom
Zenit in Alexandria einen gleichfalls südlichen Abstand von
Ha 334 30'^58'; mithin hatte das Zentrum des Mondes einen genauen
30 Zenitabstand von 49^48'.^^ Nunbetruor der scheinbare Ab-
a) Vgl. die Tabelle der Gesfimtanomalie, 7. Spalte der Breite,
erste Zeile, wo zur ersten Argumentzahl 6 die nördliche Breite
mit 4*58' angesetzt ist.
b) Da die nördliche Breite den Mond dem Zenit näher bringt,
als der tiefste Punkt der Ekliptik im Meridian steht, so ißt der
Zenitabstand 23*49' -f 30*58' um 4*59' zu verkürzen.
Entfermincren des Mondes.
301
stand 50'^ 55'; folglicli zeigte der Mond in der Entfernung, Hei 4 lo
in welcher er zur Zeit der beobachteten Position stand, bei
dem genauen Zenitabstand von 49^48' auf dem durch ihn
und die Pole des Horizonts gehenden größten (Höhen-) Kreis
eine Parallaxe von (öO^öö' - 49"48' =) l^?'. 6
II. Dieser Wert mußte fürs erste festgestellt werden. Es
seien in der Ebene des durch den Mond und die Pole des
Horizonts gehenden größten (Höhen-) Kreises um ein und
dasselbe Zentrum gezogen:
1. AB als größter Kreis der
Erde;
2. TA als der zur Zeit der
Beobachtung durch das Mond-
zentrum gehende (Höhen-)
Kreis ;
3. EZH0 als der Kreis, zu
welchem die Erde das Ver-
hältnis eines Punktes hat.
Gemeinsames Zentrum aller
drei Kreise sei K, die durch
die Scheitelpunkte gehende Gerade sei KATE. Der Mond
soll bei dem oben festgestellten Zenitabstand von 49^48' in
Punkt A angenommen sein. Man ziehe die Verbindungslinien
KAH, AA0, fälle von Punkt A, der das Auge des Beob- Hei4ii
achters wird, auf KB das Lot AA und ziehe parallel zu 25
KH die Gerade AZ.
1. Daß der Bogen H0 für den Beobachter in A die Paral-
laxe des Mondes darstellt, ist klar; er beträgt mithin der
Beobachtung gemäß 1^7'. Da aber der Bogen Z0 nur un-
beträchtlich größer ist als der Bogen H 0, weil die Erde als 30
Ganzes zu dem Kreis EZ H 0 das Verhältnis eines Punktes hat,
so dürfte auch der Bogen ZH0 ohne merklichen Fehler 1°7'
betragen. Da nun Punkt A wieder im Verhältnis zu dem
Kreis Z0 nur unwesentlich verschieden von dem Mittel-
punkt desselben ist, so ist auch
/.ZA0 = 1® 7' wie 4i^ = 360^
= 2° 14' wie ^^ = 360^
10
15
20
Ha 835
36
302
Fünftes Buch. Dreizehntes Kapitel.
Nun ist /.AAA = /,ZA0, (Eukl. L 29)
folglich auch /. A A A = 2« 14' wie ^ JB = 360°;
mithin &AA = 2M4' wie ©AAA = 360°,
also sAA = 2P21' wie ÄAA- 120^
5 Da nun AA unbedeutend <AA,
so ist auch AA = 120P wie AA = 2^21'.
Hei 412 2. Es ist ferner nach der gemachten Voraussetzung der
Bogen TA mit 49^48' gegeben; folglich ist als Zentriwinkel
des Kreises
10
mithin
15 ^^s°
Setzt man
so wird
Nun war
Setzt man
Ha 336 Ferner war
21 folglich ist
1 wi
AAK = 3600,
wie _
jwie ÄAK = 120P.
/,rKA= 49°48' wie 4JB = 360°,
= eO'^Se' wie <8i? = 360«;
6AA= 99«36'
,6AK= 80« 24'
sAA= 91^39'
,sAK= 77^27'
AK= 1' als Erdhalbmesser,
AA= 0'46' und AK = 0''39'.
AA = 120^ wie AA = 2^21'. (s. Z. e)
A A = 0' 46', so wird A A = 39^^ 6'.
AK= 0'39' wie AK^l'^;
KAA = AA + AK = 39r45'.
Hiermit ist (in Erdhalbmessem ausgedrückt) die Ent-
A fernung des Mondes gefunden,
wie sie zur Zeit der Beob-
achtung war.
III. Nachdem diese Entfer-
nung nachgewiesen ist, sei
ABT der Exzenter des Mondes
um das Zentrum A und den
Durchmesser AAP. Auf letz-
terem sei als der Mittelpunkt
Hei 413 der Ekliptik der Punkt E angenommen, und als Punkt der
Neigung des Epizykels der Punkt Z. Um B beschreibe
Entfermingen des Mondes. 303
man den Epizykel H0KA und ziehe die Verbindungs-
linien HB0E, BA, BKZ. Der Mond soll nach der vor-
liegenden Beobachtung in Punkt A angenommen sein. Man
ziehe die Verbindungslinien AE, AB und fälle auf die Ver-
längerung von B E von A das Lot A M, von Z das Lot Z N. 6
1. Da zur Zeit der Beobachtung (S. 300, 12) die Zahl
der Elongation 78^13' betrug, so ist aus den früher (S. 262, 27)
mitgeteilten theoretischen Gründen
/, AEB = 156°26' wie 4E = S60^,
mithin /,ZEN= 23<'34' wie 4i2 = 360<> als Nebenw., 10
folglich auch /, AEM= 23^34' wie 4i^ = 360^ (Eukl. I 15)
= 47° 8' wie 5i? = 360». Hei4U
Weil AE = EZ, (S. 278, 19)
(mithin AAME^AZN E,*0
so ist{^^N)^ ^^' ^' ^'^ eAME = 3600; ^^
,6 EM
,b EN
desgleichen | '^ p"!! } = 132«52' wie e ZN E = 360«; h» 337
20
alsoP'^''l= 47P59'wie{'^^^=^120P,
^''^UznI Uez = i2op,
, , . , f,sEMl ..^p ^, _. /ÄAE = 120P,
desgleichen |;^^J = 110^0 wie {^ ^^^ ^^^^;
Setzt man AE und EZ = 10^19' wie c:rÄm BA = 49^41',
so wird AM und ZN= 4^ 8', EM und EN= 9^27'.
Nun ist BA--AM» = BMS 25
folglich BM =49^31',
.... ( BE = BM-EM = 40P 4' \ .^ -,^, ,p «,
^^*^^M BN = BE-EN = 30P37'}™^^ = ' '•
Es ist ferner BN2-f-ZN2= BZ^,
folglich Ä B Z = 30P 54' wie Z N = 4^ 8'. 80
a.) Diese rechtwinkligen Dreiecke sind kongruent, weil die
Hypotenusen und die beiden spitzen Winkel gleich sind; denn
durch den einen ist auch der andere als Komplementwinkel
(132° 52' wie 2R==360") gegeben.
304 Fünftes Buch. Dreizehntes Kapitel.
Setzt man 7t BZ = 120^,
so wird sZN= IG^ 2' in diesem Maße;
folglich 6ZN= 15''21' wie ©ZNB = 360^
Hei 416 mithin /,ZBN= 15<'21' wie 5i2 = 360^
5 == 7^0' wie 4E = 360°.
Hiermit ist die Größe des Epizykelbogens 0K gefunden.
2. Da ferner der Mond zur Zeit der Beobachtung von
dem mittleren Apogeum des Epizykels 262^20' entfernt
war, mithin von K, dem mittleren Perigeum, selbstverständ-
10 lieh die über den Halbkreis hinausliegenden 82*^20', so ist
Ha 338 6KA = 82»20',
mithin fc0KA = &0K + 6 KA = 90^
folglich /.0BA = ii? (d. i. AEBA rechtwinklig).
Nun war BE =40^ 4' wie /«^ä»» BA = 49^41',
[epkm BA= 5^16'.
16 Da ferner BE«+BA«=EA«,
so ist EA =40^25' in demselben Maße.
Folglich beträgt die Entfernung des Mondes zur Zeit der
Beobachtung 40^25' in dem Maße, wie angenommen sind
BA als Halbmesser des Epizykels = 5^15',
20 EA als Gerade vom Mittelpunkt der Erde bis
zum Apogeum des Exzenters = 60^ O',
ET als Gerade vom Mittelpunkt der Erde bis
zum Perigeum des Exzenters =39^22'.
IV. Nun wurde, der Halbmesser der Erde gleich 1' ge-
25 setzt, die Entfernung des Mondes zur Zeit der Beobachtung,
d. i. die Gerade EA, (S. 302, 2l) mit 39'45' nachgewiesen.
Hei 416 In diesem Maße von E A wird
EA als mittlere Entfernung in den Syzygien = 59^^ O',
Er als mittlere Entfernung in den Quadraturen = 38''43',
30 BA als Halbmesser des Epizykels = ö'^lO'.
Hiermit sind wir bei dem Endergebnis unserer Beweis-
führung angelangt.
Fünftes Buch. Vierzehntes Kapitel. 305
Nachdem von uns auf die dargelegte Weise die Entfer-
nungen des Mondes nachgewiesen worden sind, dürfte es der
Reihenfolge nach die nächste Aufgabe sein, auch die Ent-
fernung der Sonne roit nachzuweisen, da auch diese Auf- Ha »89
gäbe auf dem Wege der geometrischen Konstruktion bequem 5
zu lösen ist, wenn außer den Entfernungen des Mondes in
den Syzygien noch die Größen der Winkel gegeben sind,
unter welchen die Durchmesser der Sonne, des Mondes und
des (Erd-) Schattens in den Syzygien dem Auge erscheinen.
Vierzehntes Kapitel.
Größenbetrag der scheinbaren Durchmesser
der Sonne, des Mondes und des Schattens
in den Syzygien.
Von den zur Untersuchung dieses Gegenstandes angewen- 10
deten Methoden haben wir alle anderen, welche mit Hilfe
von Gefäßen zum Messen von Wassermengen oder nach Maß-
gabe der Zeiten, die bei den Nachtgleichenaufgängen ver-
streichen, angeblich zur Messung der Lichtkörper führen
sollen, absichtlich außer acht gelassen, weil die vorliegende 16
Aufgabe durch derartige Verfahren nicht mit dem erforder-
lichen Erfolg gelöst werden kann. Wir haben vielmehr das Hei 4i7
schon von Hipparch erklärte Instrument*^ die auf dem vier
Ellen langen Richtscheit (verschiebbare) Dioptra konstruiert
und sind bei den damit angestellten Beobachtungen zu folgen- 20
den Ergebnissen gelangt.
Der Durchmesser der Sonne erscheint konstant nahezu
unter dem gleichgroßen Winkel, d. h. ein beträchtlicher Unter-
schied infolge ihrer (verschiedenen) Entfernungen tritt nicht
ein. Dagegen erscheint der Durchmesser des Mondes nur 25
dann ebenfalls unter demselben Winkel wie der Durchmesser
der Sonne, wenn der Mond zur Zeit des Vollmonds im Apo-
a) Man vergleiche die Gebrauchserklärung in der Hypoty-
posis des Proklus S. 127 ff. und die von mir dazu gegebenen
Erläuterungen, welche die Größenverhältnisse des Instrumenta
und den Unterschied von der Dioptra des Pappus betreffen.
PtolemäuB, übers, v. ManitiuB. I. 20
306 Fünftes Buch. Vierzehntes Kapitel.
geum des Epizykels in seiner größten Entfernung von der
Erde steht, nicht in der mittleren, wie die früheren Astro-
nomen auf Grund ihrer Hypothesen annahmen. Außerdem
finden wir auch die Winkel an sich um ein beträchtliches
Ha 340 kleiner als die überlieferten. Indessen haben wir dieses Er-
6 gebnis nicht durch das Meßverfahren auf dem Richtscheit
errechnet, sondern mit Hilfe gewisser Mondfinsternisse fest-
gestellt. Nämlich die Frage: wann erscheinen beide Durch-
messer unter den gleichgroßen Winkeln? konnte bequem
10 vermöge der Konstruktion des Richtscheits beantwortet
werden, weil hiermit keinerlei Meßarbeit verbunden war;
allein die Beantwortung der Frage: wie groß ist der Winkel?
erschien uns recht zweifelhaft, weil bei den Verschiebungen
der Deckplatte die Feststellung (des Verhältnisses) ihrer
15 Breite zur Länge der Strecke auf dem Richtscheit vom Auge
bis zu der (beweglichen) Platte auf mühsamer Meßarbeit
beraht*^, wodurch die Genauigkeit des Ergebnisses stark
beeinträchtigt werden kann. Da aber ein für allemal der
Hoi 418 Mond in seiner größten Entfernung dem Auge unter dem
20 gleichgroßen Winkel wie die Sonne erschien, so haben wir
mit Hilfe der Mondfinsternisse, welche bei dieser Entfernung
beobachtet worden sind, die Größe des Winkels, unter dem
der Mond erschien, durch Rechnung festgestellt, womit wir
ohne weiteres gleichzeitig den Winkel der Sonne nachgewiesen
25 hatten. Den Gang des hierbei eingeschlagenen Verfahrens
wollen wir wieder an zwei von den zugrunde gelegten Finster-
nissen verständlich machen.
Im 5*®^ Jahre Nabopollassars, welches das 127*® Jahr seit
Nabonassar ist, begann am 27/28. ägyptischen Athyr (22. April
30 621 V. Chr.) gegen Ende der 11*«^ (Nacht-) Stunde in Babylon
der Mond sieb zu verfinstern; das Maximum der Verfinste-
rung betrug V4 des Durchmessers von Süden. Da also der
Anfang der Finsternis 5 bürgerliche Stunden nach Mitter-
nacht stattfand, die Mitte aber ungefähr 6 solche Stunden
a) Hultsch,Winkelmessungen durch die Hipparchische Dioptra.
Abh. zur Gesch. der Math. 1899.
Durchmesser von Sonne, Mond und Schatten. 307
nach Mitternacht eintrat*^, welche in Babylon damals 5% Äqui-
noktialstunden ausmachten, weil der genaue Ort der Sonne Ha 341
r 27^3' (T 25^^34' + l029') war, so ist klar, daß die Mitte
der Finsternis, d. i. der Zeitpunkt, wo der Eintritt des Durch-
messers in den Schatten das (angegebene) Maximum erreichte, 5
in Babylon öVe-Ä-quinoktialstunden nach Mitternacht (5^50"^
früh), in Alexandria wieder nur 5 Stunden nach Mitternacht
(5^ früh) stattgefunden hat.
Nun beträgt die Zeit seit der Epoche 126 ägyptische Jahre,
86 Tage und 17 Äquinoktialstunden schlechthin,' aber nurHei4i9
16^/4 nach der Rechnung mit gleichförmigen Sonnentagen. 11
Folglich war
der mittlere Ort des Mondes in Länge jl 25^32';
der genaue Ort des Mondes in Länge j^ 27'' 5';
die Entfernung vom Apogeum des Epizykels 340** 7'; 15
die Entfernung vom nördlichen Grenzpunkt
auf dem schiefen Kreise 80^40'.
Hieraus ist folgendes ersichtlich. Wenn das Zentrum des
Mondes, während er in seiner größten Entfernung steht, auf
dem schiefen Kreise eine Ent- n. ^ 20
fernung von 9^20' von den
Knoten^^ hat, und wenn das
Zentrum des Erdschattens auf
dem größten Kreise (^4 Ü) liegt,
der durch das Zentrum des Mon- ( / j^ ) ^^^=^y 25
des senkrecht zu seinem schie-
fen Kreis gezogen wird, was
die Lage ist, in welcher (bei der genannten Entfernung von
den Knoten) das Maximum der Verfinsterungen eintritt,
a) Die Finsternistabellen geben zu 3 Zoll Verfinsterung bei
Erdnähe die halbe Dauer mit 32' 20", bei Erdferne mit 28' 41",
was im Mittel 30' 30" gibt, mithin eine Strecke, welche der Mond
in weniger als einer Stunde bei mittlerer Bewegung in Länge
zurücklegt; bei nahezu kleinster Bewegung, um die es sich hier
handelt, erscheint demnach für die Strecke von etwa 29' die
Angabe einer bürgerlichen Stunde von 58 Yg™ als angemessen.
b) In dem vorliegenden Fall handelt es sich demnach um
die nördliche Seite des niedersteigenden Knotens.
20*
308 Fünftes Buch, Vierzehntes Kapitel.
dann fällt der vierte Teil des Monddurchmessers in den
Schatten.*^
Ferner war im 7*®^ Jahre des Kambjses, welches das
225*® Jahr seit Nabonassar ist, am 17/18. ägyptischen
5 Phamenoth (16. Juli 523 v.Chr.) eine (Äquinoktial-) Stunde
vor Mitternacht in Babylon eine Mondfinsternis, welche sich
auf die Hälfte des Durchmessers von Norden erstreckte. Es
hat demnach auch diese Finsternis (d. h. ihre Mitte) in Ale-
Ha 342 xandria 1% Äquinoktialstunde vor Mitternacht (10^10"^
10 abends) stattgefunden.
Nun beträgt die Zeit seit der Epoche 224 ägyptische Jahre,
196 Tage und lOVe Äquinoktialstunden schlechthin, 9^6
nach genauer Rechnung, weil der genaue Ort der Sonne
Hei 420^ 18^12'^) war. Folglich war
15 der mittlere Ort des Mondes in Länge S' 20°22';
der genaue Ort des Mondes in Länge ^ 18^14';
die Entfernung vom Apogeum des Epizykels 28<> 5';
die Entfernung vom nördlichen Grenzpunkt des
schiefen Kreises 262*12'.
20 Hieraus ist wieder folgendes ersichtlich. Wenn das Zen-
trum des Mondes, während er wieder in seiner größten Ent-
fernung steht, auf dem schiefen Kreise eine Entfernung von
7*^48' von den Knoten''^ hat, und wenn das Zentrum des
Erdschattens die bezeichnete Lage zu ihm einnimmt, dann
25 fällt die Hälfte des Monddurchmessers in den Schatten.
Nun beträgt, wenn das Mondzentrum auf dem schiefen
Kreise eine Entfernung von 9^20' von den Knoten hat, sein
Abstand von der Ekliptik auf dem senkrecht zu dem schiefen
Kreis (des Mondes) durch dasselbe gezogenen größten Kreise
a) Die von mir beigegebene Figur soll auf den erst später
(Buch VI, Kap. 5) erörterten Unterschied zwischen einem Breiten-
kreise (AC) des Mondkreises und einem Breitenkreise (JRD) der
Ekliptik aufmerksam machen.
b) Die Nachprüfung ergibt O 19^52' - 1"37'= G 18»15'.
c) Es handelt sich demnach im vorliegenden Fall (s. Z. 19)
um die südliche Seite des aufsteigenden Knotens.
Durchmesser von Sonne, Mond und Schatten. 309
0^48' 30".*^ Hat es aber auf dem schiefen Kreise eine Ent-
fernung von 7^48' von den Knoten, so beträgt sein Abstand
von der Ekliptik auf dem senkrecht zu dem schiefen Kreis
durch dasselbe gezogenen größten Kreise 0^40' 40". Da nun
der Unterschied der beiden Finsternisse {^/^dm — ^l,^dm) den 5
vierten Teil des Monddurchmessers und der Unterschied der
beiden festgestellten Abstände des Mondzentrums von der Hei 421
Ekliptik, d.i. vomSchattenzentrum,(0"48'30"—0°40' 40"=) Ha 343
0^7' 50" beträgt, so leuchtet ein, daß der ganze Durch-
messer des Mondes (als das Vierfache davon) den Bogen 10
eines größten Kreises im Betrage von 0^31' 20" unterspannt.
Ohne weiteres ist femer verständlich, daß auch der Halb-
messer des bei derselben Mondentfernung eintretenden (Durch-
schnittskreises des) Schattens einen Bogen von 0^40' 40''
unterspannt. Denn als (bei ^ ^ ^B 15
der zweiten Finsternis) das
Mondzentrum (h) so viel
Sechzigteile Abstand von dem
Schattenzentrum {a) hatte,
berührte es den Kreis des ^^ 20
Schattens, weil die Verfinsterung die Hälfte des Mond-
halbmessers betrug.^' Folglich ist der Halbmesser {ah)
des Schattens unbeträchtlich (d. i. 0^0' 4") kleiner als das
275 fache (=0®40'44") des Mondhalbmessers, der 0<^15'40"
beträgt. 25
Da wir noch aus einer Mehrzahl von Beobachtungen dieser
Art die mitgeteilten Größenbeträge nahezu übereinstimmend
erhielten, so haben wir von denselben sowohl bei den anderen
a) Eine Tabelle der Schiefe des Mondkreises, welche die Ab-
stände von der Ekliptik auf den durch die Pole des Mond-
kreises gezogenen größten Kreisen gemessen gibt, hat Ptole-
mäus nicht aufgestellt. Über das Verhältnis der Entfernung
vom Knoten zum Ekliptikabstand, welcher weiterhin mit liy, : 1
angesetzt wird, siehe erl. Anm. 45.
b) Die von mir beigegebene Figur zeigt, daß in der be-
treffenden Entfernung vom Knoten die schiefe (geradlinige)
Mondbahn CB Tangente an den Schattenkreis ist, dessen
Halbmesser ah mithin normal zur Mondbahn steht.
310
Fünftes Buch. Fünfzelintes Kapitel.
10
16
Hei 422
~T\e
20
25
Ha 344
30
m
¥
TT
]M
theoretischen Untersuchungen, wel-
che die Finsternisse betreffen, Ge-
brauch gemacht, als auch jetzt zum
Nachweis der Entfernung der Sonne.
Derselbe wird auf dem nämlichen
Wege geführt werden, den schonHip-
parch eingeschlagen hat. Als not-
wendige Voraussetzung gilt der Satz :
Die von den Ke-
geln umschlosse-
nen Kreise der
Sonne, des Mon-
des und der Erde
sind unbeträcht-
lich kleiner als
die auf ihren Ku-
geln beschriebe-
nen größtenKrei-
se. Dasselbe gilt von den Durch-
messern der betreffenden Kreise (cd
<afe,d.h.die scheinbaren Durch-
messer sind kleiner als die wahren).
Fünfzehntes Kapitel.
Die Entfernung der Sonne und die
aus deren Nachweis sich ergeben-
den Konsequenzen.
Unter der Voraussetzung, daß die
besprochenen Verhältnisse gegeben
sind,wozu noch die Annahme kommt,
daß die größte Entfernung des Mon-
des in den Syzygien, wenn man den
Erdhalbmesser gleich 1 ^' setzt, 64^10'
beträgt — denn die mittlere Entfer-
nung war (S. 304, 28.30) mit 59'
und der Halbmesser des Epizykels
Entfernung der Sonne. 311
mit 5^10' nachgewiesen worden — , wollen wir ntin sehen,
welcher Betrag sich hieraus für die Entfernung der Sonne
ergibt.
Es seien die größten in derselben Ebene gelegenen Kreise :
der Kreis ABT der Sonnenkugel um das Zentrum A, der 5
Kreis EZH der Mondkugel in der größten Entfernung um
das Zentrum 0, endlich der Kreis KAM der Erdkugel um
das Zentrum N. Von den durch die Mittelpunkte gelegten
Ebenen sei AEF diejenige, welche die Erde und die Sonne
umfaßt, ANf diejenige, welche die Sonne und den Mond 10
umfaßt. Die gemeinsame Achse sei A 0 N E. Die durch die
Berührungspunkte gezogenen Geraden, welche natürlich paral-
lel und für die sinnliche Wahrnehmung den Durchmessern
{gleich werden, seien in dem Sonnenkreise AAP, in dem
Mondkreise E0H, in dem Erdkreise KNM, endlich in dem 15
Kreise des Schattens, in welchen der Mond bei seiner größten Hei 433
Entfernung tritt, 0 TT P, so daß 0 N gleich N TT sei und jede
dieser Geraden 64^^10' betrage, wenn man den Erdhalbraesser
NA gleich 1^ setzt.
1. Finden soll man also das Verhältnis der Sonnenent- 20
fernung NA zu dem Erdhalbmesser NA.
Man verlängere die Gerade E H bis Z. Wir haben (S. 309, ll) Ha 345
nachgewiesen, daß der Monddurchmesser in der angenomme-
nen größten Entfernung in den Syzjgien einen Bogen von
0^31' 20" unterspannt, wie der mit der Mondentfernung um 25
den Mittelpunkt der Erde beschriebene Kreis gleich 360*^
ist. Mithin ist
^ENH= 0*^31' 20" wie 4E = 360^ Hei 4S4
Nun ist /.0NH = %^ENH,
folglich ^ 0 N H = 0<>31'20" wie5i? = 360^ 30
&0H= 0«31'20'
,60N = 179«28'4O"
mithin I r^:, .„":„, ::,! ^^ ©H0N = 36O»;
also 1*0»= «''ä^'"' !wiedmNH = 120>'.
,s0N = 12OP nahezu
Setzt man 0N= 64''10', (nach Annahme) 35
so wird 0H= 0'"17'33" wie crciÄm NM = 1^
312 Fünftes Buch. Fünfzehntes Kapitel.
Nun ist HP : 0H = 2y, : 1, (s. S. 309,24)
folglich n P = O'' 45' 38", (d. i. 1 7' 33" x 2 '/g)
mithin 0H + nP = l^'S'll" wie NM = 1^
Es ist aber ^P + 0I = 2^ weil =.2 NM; denn
5 [0I|jNM||nPu. Nn = N0;^''
(mithin 0I = 2''-nP= 1^14'22",)
Hei 42.5 folglich H Z = 01 - 0H == 0'56'49" wic N M = 1^
Ha 846 Nun verhält sich NM : HI = Nr:rH = NA:A0.
(l'^ : 0"^ 56' 49" = NA : A0.)
10 Setzt man N A = 1^^ (als Sonnenentfemung)
so wird A0 =0^56' 49",
mithin N0 = NA — A0 = OR3'11".
Setzt man aber N 0 = 64^ 10' wie N M = 1%
so wird NA= 1210^ in diesem Maße.
15 Hiermit ist ohne wesentlichen Fehler (genau mit 1 SOO^Vj^i)
der Betrag der Sonnenentfernung gefunden. ^
2. Es war (oben Z. 2) bewiesen, daß
n P = 0"^^ 45' 38" wie N M = 1^
Nun ist NM : nP = NZ : EH. (Eukl. VI. l)
20 (l'^ : 0^45' 38" = NE : EH.)
Setzt man NE = 1^', so wird ETT = 0^45'38",
mithin Nn = NE-En = 0?14'22".
Setzt man aber Nn= 64^10', so wird ETT = 203'^50',
mithin NE-En + Nn = 268^
25 Wir haben also, wenn man den Erdhalbmesser gleich 1"^
setzt, folgende Ergebnisse erzielt:
die mittlere Entfernung des Mondes in den Syzygien = 59"*;
die Entfernung der Sonne =1210'';
die vom Erdmittelpunkt bis zur Spitze des Kegels
30 reichende Länge des Schattens = 268^.
Fünfte» Buch. Sechzehntes Kapitel. 313
Sechzehntes Kapitel.
Die Größe der Sonne, des Mondes und der Erde.
Ohne weiteres wird aus dem Verhältnis der Durchmesser [^J^ 4*6
der Sonne, des Mondes und der Erde auch das Verhältnis
der Volumina leicht ersichtlich.
Nachgewiesen ist, daß, wenn man den Erdhalbmesser
gleich 1^ setzt, der Halbmesser des Mondes 5
0H = O'17'33" und N0 = 64^10'.
Nun verhält sich N0 : 0H = NA:Ar. (Eukl. VI. l)
(64^10' : 0^17'33" = NA : AT.)
Setzt man NA = 1210', wie nachgewiesen,
so wird Ar= ö'^SO' als Halbmesser der Sonne. 10
Für die Durchmesser werden demnach dieselben Verhält-
nisse (wie für die Halbmesser) gelten. Setzen wir also
den Durchmesser des Mondes = 1, so wird
der Durchmesser der Erde = SVs,*^
der Durchmesser der Sonne = 18^5-^^ 15
Es ist mithin der Durchmesser der Erde 3^^ mal so groß
wie der des Mondes, der Durchmesser der Sonne aber
18^/5 mal so groß wie der des Mondes, und öYgmal so groß hoi 437
wie der der Erde.
Auf demselben Wege sind wir, da der Kubus*') von 1 = 1, 20
der von 375 = 39V4, und der von 1875 = 664472, zu dem
Ergebnis gelangt, daß, wenn man das Volumen des Mondes
gleich 1 setzt, das der Erde 3974 mal und das der Sonne Ha 348
664472 mal so groß ist. Folglich ist das Volumen der
Sonne nahezu 170 mal so groß wie das der Erde.**) 25
a) Nach dem Verhältnis Durchmesser des Mondes zum Durch-
messer der Erde, d. i. 0''35'6" : 2' = 1 : a:.
b) Nach dem Verhältnis Durchmesser des Mondes zum Durch-
messer der Sonne, d. i. 0'^35'6" : 11^= 1 : x.
c) Kugeln verhalten sich zueinander wie die dritten Poten-
zen der Durchmesser nach Eukl. XII. 18.
d) Man vergleiche die Erörterungen des Proklus in der Hy-
potyposiß S. 135 ff.
314
Fünftes Buch. Siebzehntes Kapitel.
Hei 428
Siebzehntes Kapitel.
Die Einzelbeträge der Parallaxen der Sonne
und des Mondes.
Nacbdem wir uns diese Grundlagen geschaffen haben,
dürfte es der logischen Reihenfolge nach am Platze sein,
wieder in aller Kürze den Nachweis zu liefern, auf welche
Weise man aus dem Größenbetrag der Entfernungen der
5 Sonne und des Mondes auch die Einzelbeträge der Paral-
laxen dieser Körper durch Rechnung gewinnen kann. Wir
fassen zuerst nur diejenigen Parallaxen ins Auge, welche
auf dem durch den Zenit und diese Körper gezogenen größ-
ten (Höhen-) Kreis theoretisch ermittelt werden.
10 Es seien in der Ebene des
bezeichneten größten Kreises
A B wieder der größte Kreis der
Erde, TA der Kreis in der Ent-
fernung der Sonne oder des
Mondes, endlich EZH0 der
Kreis, zu welchem die Erde das
Verhältnis eines Punktes hat.
Gemeinsames Zentrum aller
drei Kreise sei K, der durch die
Scheitelpunkte gehende Durch-
messer sei KATE. Man trage
von dem Scheitelpunkte f aus den Bogen TA ab, der bei-
spielshalber zu 30^ angenommen sein soll, wie der Kreis TA
gleich 360® ist, und ziehe wieder die Verbindungslinien
26 KAH, AA0. Schließlich ziehe man von A aus zu KH die
Parallele AZ und fälle auf KH das Lot AA.
Da infolge nicht konstant gleichbleibender Entfernung
der beiden Lichtkörper der an der Sonne deshalb eventuell
eintretende Unterschied der Parallaxen ganz klein und un-
Ha 349 merklich sein wird, weil die Exzentrizität ihres Kreises
31 gering und ihre Entfernung groß ist, während dieser Unter-
Einzelbeträge der Parallaxen. 315
schied an dem Monde sogar recht wahrnehmbar sein dürfte,
sowohl wegen seiner Bewegung auf dem Epizjkel, als auch
wegen der Bewegung des Epizykels selbst auf dem Exzenter,
indem beide Bewegungen keinen geringen Unterschied hin-
sichtlich der Entfernungen verursachen, so werden wir die 5
Parallaxen der Sonne nur bei dem einen (Entfernungs-) Hei 429
Verhältnis nachweisen, ich meine bei dem Verhältnis von
1210'^ : l'^, die Parallaxen des Mondes dagegen bei vier Ver-
hältnissen, welche sich zur Durchführung des nächstdem
einzuschlagenden Verfahrens als zutreffend gewählt er- 10
weisen werden. Wir haben folgende vier Entfernungen
herangezogen:
1. Die beiden Entfernungen, welche eintreten, wenn der
Epizykel in dem Apogeum des Exzenters steht:
a) die Entfernung bis zum Apogeum des Epi- 15
zykels im Betrage, wie oben (S. 304, 28. 30) nachgewiesen,
von 64nO';
b) die Entfernung bis zum Perigeum des Epi-
zykels im Betrage von (64U0'— 10^20'=) 53^50'.
2. Die beiden Entfernungen, welche eintreten, wenn der 20
Epizykel im Perigeum des Exzenters steht:
c) die Entfernung bis zum Apogeum des Epi-
zykels im Betrage, wie oben (S. 304, 29) nachgewiesen, von
(38^43' -f 5nO' =) 43^53'.
d) die Entfernung bis zum Perigeum des Epi- 25
zykels im Betrage von (43^53'— 10^20'=) 33^33'.
Da der Bogen TA zu 30^^ angenommen worden ist, so
muß auch sein
^ rKA= 30« wie 4i? = 360^ Ha 350
= 60<^ wie 5E = 360°; 30
folglich {'KAlm»! ™©AAK = 360«;
&KA = 120*'J Hei 430
also NAA= 6OP ) .^ c?mAK = 120P.
l,sKA = 103^55')
Setzt man A K - l'', so wird A A = O'^SO' und KA = 0'"52'. 35
316 Fünftes Buch. Siebzehntes Kapitel.
Nun ist KA = 1210'' als Entfernung der Sonne,
= 64^*10' an der Grenze a\
= 53^50' „ „ „ J)\ der Entfernung
= 43^53' „ „ „ c\ des Mondes;
V »
6 = 33^33' „ „ ,, df
folglich KA — KA = AA, aber auch
= AA, weil AA von A A unbetr. verschieden.
Mithin ist (unter Abzug von KA = 0^52')
1. AA = 1209'^ 8' als Entfernung der Sonne,
10 2. AA= e3''l8' an der Grenze a j
= 52^58' „ „ „ b [ als Entfernung
= 43^ 1' „ „ „ c\ des Mondes.
= 32^41' „ „ „ d)
Setzt man nun AA = 120^, so wird*\ immer dieselbe
15 Reihenfolge vorausgesetzt, um Wiederholungen zu vermeiden,
1 2a 2b
sAA=0P2'59" 0P56'52" 1^ 7'58"
Ha35i, also &AA=0<*2'50" 0"54'18" 1« 4'54" wie©AAA=360^
Hei43il/,AAB=^ZA0 = O°2'5O" 0°54'18" 1« 4'54" wie^jB=360^
20 =0°1'25" 0^27' 9" 0''32'27" wie4B=S60\
schließlich &H0=O«1'25" 0*^27' 9" 0°32'27" wieQEZHQ = 360\
2c 2d
sAA = 1^23'41" IP50' 9",
also 6AA = 1^20' 0" 1°46' 0" wie©AAA = 360^
26 tAAB=/.ZA0 = 1^2O' 0" lH5' 0" wie2B = 360\
= 0»40' 0" 0°52'30" wie4i? = 360^
schließlich &H0=OUO' 0" 0«52'30" wieOEZH0 = 36O",
als der Bogen der Paiallaxe (den man dem Bogen ZH0
gleichsetzen kann), weil erstens Punkt A unwesentlich ver-
30 schieden von dem Mittelpunkt K (des Kreises EZH0), und
zweitens der Bogen ZH0 unbeträchtlich größer als der
a) Nach dem Verhältnis AA : AA = O'^SO' : 1209'' 8' = 0^2' 59"
120^ für 1, O'^SO': 63''18' = 0''56'52": I20P für 2a, usw.
Einzelbeträge der Parallaxen. 317
Bogen H0 ist, da die Erde als Ganzes zu dem Kreis EZHG
das Verhältnis eines Punktes hat.
Hiermit sind wir bei dem Endergebnis unserer Beweis-
führung angelangt.
Auf dieselbe Weise haben wir auch bei den übrigen Zenit- 5
abständen die für jede Grenze eintretenden Parallaxen von
6 zu 6 Grad des Quadranten berechnet und zu der zahlen-
mäßigen Feststellung der Parallaxen eine Tabelle von wieder
45 Zeilen zu 9 Spalten entworfen.
In die erste Spalte haben wir die 90 Grade des Quadranten 10
gesetzt, wobei wir selbstverständlich *) die sukzessive Zu- Hei 432
nähme in Abschnitten von 2 zu 2 Grad vor sich gehen
lassen mußten. In der zweiten Spalte stehen die auf jeden
Abschnitt entfallenden Sechzigteile der Sonnenparal-
laxen, in der dritten die Parallaxen des Mondes für die 16
erste Grenze (a), in der vierten die Überschüsse der Paral-
laxen der zweiten Grenze (&) über die Parallaxen der ersten,
in der fünften die Parallaxen für die dritte Grenze (c), in Ha 352
der sechsten die Überschüsse der Parallaxen der vierten
Grenze (^d) über die Parallaxen der dritten. So stehen z. B. 20
in der Zeile für den Ansatz bei 30^ die 0^l'25' der Sonne,
dann weiter die 0°27'9" der ersten Grenze des Mondes und
weiterhin 0*^5' 18", was der Überschuß der zweiten Grenze
über die erste ist, dann wieder die 0^40' der dritten Grenze
und weiterhin 0^12'30", was der Überschuß der vierten Grenze 25
über die dritte ist.
Um aber auch die Parallaxen für die zwischen den Apo-
geen und Perigeen (sowohl des Epizjkels wie des Exzenters)
eintretenden Entfernungen den einzelnen (Grad-) Abschnitten
(des Quadranten) entsprechend^^ aus den für die vier an- 30
genommenen Grenzen gegebenen Parallaxen durch ein be-
quemes Verfahren vermittels Ansetzung der Sechzigstel ab-
leiten zu können, haben wir die übrigen drei Spalten zum
a) Um eine Tabelle von 45 Zeilen zu erzielen.
b) D. h. den in der ersten Spalte stehenden Argumentzahlen
entsprechend.
318
Fünftes Buch. Siebzehntes Kapitel.
Ansatz der (zur Ausführung der Berechnung) erforderlichen
Hei 433 Differenzen^^) hinzugefügt. Die Berechnung auch dieser
Differenzen haben wir auf folgende Weise an-
gestellt.
I. Es sei AB TA der Epizykel des Mondes
um den Mittelpunkt E ; Mittelpunkt der Eklip-
tik und der Erde sei Punkt Z. Man ziehe die
Verbindungslinie AEAZ und die durch den
Kreis gehende Gerade ZFB, dann weiter die
Verbindungslinien BE, FE^^ und fälle auf AA
von B das Lot B H, von f das Lot FG.
A. 1. Der Mond sei zunächst den Bogen AB,
der beispielshalber 60^ betragen soll, von dem
genauen Apogeum A entfernt, welches theo-
retisch auch für den Mittelpunkt Z das genaue
ist.^) Es ist demnach
10
15
Ha 353 V
Hei 434 J
20
folglich j
/.BEH= 60« wie 4E = 360^
= 120<^ wie 5E = 360^
6BH = 120<'
,6EH= 60"^
also
I wie ©BHE = 360^
'1
wie dm EB = 120^.
sBH = 103^55'
,sEH= 60^
Nun gilt, wenn der Mittelpunkt E des Epizykels im Apo-
geum des Exzenters steht, die Proportion
25 ZE : EB= 60^ : 5^15'.
Setzt man EB= 5^15' (als ephm),
so wird BH= 4^33' und EH = 2^38';
mithin ZH = ZE-f EH =62^38'.
Nun ist ZHHBH* = ZB*,
a) Da ich für jeden Fall die Figur getrennt gebe, so bezieht
sich die Angabe der Hilfslinien FE und TG auf die Figur für
den zweiten Fall.
b) Weil der Epizykel im Apogeum des Exzenters steht, wo
ebenso wie im Perigeum die Neigung des Epizykels gleich Null
ist. Vgl. S. 270, 2.
Einzelbeträg-e der Parallaxen.
319
wie ZA = 65^15' als Grenze a,
folglich Z B = 62^ 48' j wie Z A = 54^ 45' als Grenze b,
[wie AA = 10^30' als Differenz,
mithin ZA -ZB = 2^27'.
Das ist also die in Punkt B gegen die erste Grenze ein-
tretende Differenz in dem Maße, in welchem die ganze Diffe-
renz (AA) 10^30' beträgt. Wird nun die ganze Differenz 5
gleich 60' gesetzt, so beträgt in diesem Verhältnis die im vor-
liegenden Fall (mit 2^27') eintretende Differenz (ZA — ZB)
14'0". Diesen Betrag werden wir in der siebenten Spalte
in die Zeile setzen, welche die Hälfte der Zahl 60 enthält,
d. i. zu 30, weil die in der ersten Spalte der Tabelle an- Hei 435
gesetzten 90 Grade in ihrer Gesamtheit (auf den Epizykel H
bezogen) nur die Hälfte der 180 Grade von A bis A um-
fassen.*)
2. Auf demselben Wege wird, wenn wir den
Bogen TA ebenfalls zu 60^ annehmen, sich
beweisen lassen, daß
r0= 4P 33' (wie exhm ZE = QO"^),
E0= 2^38' wie ephmEr= 5^15',
mithin Z0 = ZE - E0 = 57^^22'.
(Nun ist Z02-f-r02 = ZP,)
folglich AZr = 57^33'.
Ziehen wir diesen Betrag wieder von den
65^15' der ersten Grenze ab, so erhalten wir
als Differenz 7^42', was in Sechzigsteln der
ganzen Differenz (10^30') ausgedrückt 44' O" gibt. Auch 25
diesen Betrag werden wir in dieselbe (siebente) Spalte ein-
tragen, und zwar zu der Argumentzahl 60, weil der Bogen
Ar 120^ beträgt.
B. Unter Annahme derselben Bogen denke man sich ferner
den Mittelpunkt E in dem Perigeum des Exzenters, für 30
a) D. h. die 90 Grade der ersten Spalte bedeuten auf einen
Halbkreis des Epizykels oder des Exzenters bezogen Doppel-
grade.
320
Fünftes Buch. Siebzehntes Kapitel.
welche Stellung die dritte und vierte Grenze in Betracht
kommt. Da in dieser Stellung das Verhältnis Z E : E B =
60^: 8^ (s. S. 282,15) gilt, so wird man, wenn jeder der
beiden Bogen AB und TA zu 60° angenommen wird, zu
5 dem Ergebnis gelangen, daß (nach Analogie von S. 318, 25)
Hei 486
10
Ha 355
15
20
25
mithin
BH und r0 = 6''66' wie ZE = 60^
EH und £0 = 4:'' 0' wie EB= S'";
ZH = ZE + EH = 64^
Z0 = ZE-E0 = 56^
(Nun ist ZH2-f BH2 = ZB2 und Z02-}-r02 = ZP,)
.TToQf \ wie ZA = 68^ als Grenze ».,
'^26' \(^^^ ZA = 52^ als Grenze d,)
folglich ÄZB = 64''23' 1 ^^^ ZA = 68^ als Grenze c,
wie AA = 16'^ als Differenz.*^
/»Zr = 56'
1. Wenn wir also 64^23' von 68'^ ab-
ziehen, so werden wir als Differenz 3^37'
erhalten, was in Sechzigsteln der ganzen Diffe-
renz 16^ ausgedrückt 13' 33" ergibt. Diesen
Betrag werden wir wieder zur Argumentzahl
30 setzen, und zwar in der achten Spalte.
2. Wenn wir ferner 56^^26' von 68^ ab-
ziehen, so werden wir als Differenz 1 1^*34'
erhalten, was gleichfalls in Sechzigsteln der
ganzen Differenz Iß^ ausgedrückt 43' 24"
ergibt. Diesen Betrag werden wir wieder
zu der Argumentzahl 60 setzen ^\ und zwar
in der nämlichen achten Spalte.
Das ist der Weg, auf welchem wir die Differenzen in
Ansatz bringen werden, die sich wegen des Fortschritts des
Mondes auf dem Epizykel ergeben. Diejenigen Differenzen
dagegen, welche eintreten infolge des Laufs des Epizykels
a) Der scheinbare Widerspruch, daß im Perigeum des Ex-
zenters die Grenzen größer seien als im Apogeum, wird dadurch
aufgehoben, daß 60^* < 60^. Zur weiteren Erklärung s. erl.
Anm. 38 B.
b) Weil der Bogen A T wieder wie oben (S. 319, 28) 120" beträgt.
Einzelbeträge der Parallaxen.
321
selbst auf dem Exzenter, werden wir durch ein metho-
disches Verfahren folgendermaßen ermitteln.
II. Es sei A B TA der Exzenter des Mondes um das Zen- Hei 437
trum E und den Durchmesser A E f ; auf letzterem denke man
sich als den Mittelpunkt der Eklip-
tik den Punkt Z. Man ziehe durch
den Kreis die Gerade BZA und
nehme jeden der beiden Winkel AZB
und rZA wieder zu 60° an. Das
ist der Fall, wenn bei dem Stande
des Epizykelmittelpunktes in B die
Elongation (von der mittleren Son-
ne) 30° beträgt, während sie bei
dem Stande in A 120° (d. i. die
Hälfte von 240°) betragen muß. Man ziehe die Verbindungs- 15
linien BE, EA, und fälle von E auf BZA das Lot EH.
Dann ist
10
also
Setzt man
so wird
Nun ist
folglich
I 5EH =
\,sHZ =
i AZB = 120° wie <2E = 360«;
folglich {^^HZ = '60o} ™ eEHZ = 3600
lö^'^^'i wie ;.EZ = 120P.
6OP j
vUEZ= 10^19' wie eicÄmEB = 49^41', (S. 269, 3. 4)
E H = 8^56' und H Z = 5^ 10' in diesem Maße.
EB2-EH2 = BH2,
BH = AH =48^53', (Eukl. III. 3)
wie ZA = 60P für die
ZB = BH+ HZ = 54P 3'
ZA = AH -HZ = 43^43'
Ha 356
20
Hei 438
25
mithin
Grenzen a u. fc,
wie Zr = 39^22' für
die Grenzen c u. d,
wie ZA-Zr=20P38'.
Nun gibt 60P — 54^3' als Differenz 5^57', was in Sech-
zigsteln der ganzen Differenz 20^38' ausgedrückt 17' 18" 30
ergibt. Anderseits gibt 60?— 43^43' als Differenz 16? 17',
was gleichfalls in Sechzigsteln von 20? 38' ausgedrückt
47' 21" ergibt. Den ersten Betrag von 17' 18'' werden wir
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I. 21
322 Fünftes Buch. Achtzehntes Kapitel.
selbstverständlich in die neunte Spalte zur Argumentzahl 30,
der Zahl der Elongation, setzen, und den zweiten Betrag
von 4 7' 21" zur Elongationszahl 120, d. h. wieder (wie
S. 319, 27) zu der Argumentzahl 60; denn weil das Peri-
6 geum (des Exzenters) bei 90° Hegt, so ist die Elongation
von 60° (d. i. 30° vor dem Perigeum) für die Entfernung
(vom Ekliptikmittelpunkt) gleichwertig mit der (30° über
das Perigeum hinausgehenden) Elongation von 120°.
Hei 439 Auf dieselbe Weise haben wir auch bei den übrigen
10 Bogen die Beträge der Differenzen in Sechzigsteln nach den
besprochenen drei Arten {lAB und IT) von Überschüssen
berechnet, und zwar in (15) Abschnitten von 12 zu 12 Gra-
den, welche für die in der Tabelle stehenden Argument-
zahlen zu (ebensoviel) Abschnitten von 6 zu 6 Graden werden,
Ha 357 weil die (in Betracht gezogenen) 180 Grade von den Apogeen bis
16 zu den Perigeen (des Epizykels und des Exzenters) in den 9 0 Gra-
den der Tabelle voll zum Ausdruck kommen. ^^^ Die auf dem
Wege geometrischer Konstruktion gewonnenen Sechzigstel
haben wir dann za jeder der erklärten Argumentzahlen ge-
20 hörigen Ortes hinzugesetzt. Den Ansatz der Zwischen-
abschnitte (von je 2°) haben wir jedoch unter Annahme
der gleichmäßigen Zunahme der Differenz innerhalb der je
6° betragenden Abschnitte (der Tabelle) gemacht, weil in
diesen Zwischenabschnitten (von je 2°) bei den in so kleinen
26 Absätzen fortschreitenden (Entfernungs-) Differenzen kein
wesentlicher Unterschied gegen die auf dem Wege geometri-
scher Konstruktion ge wonnenenWerte zum Ausdruck kommen
kann, und zwar weder bei den Sechzigsteln noch bei den
Parallaxen selbst.
Achtzehntes Kapitel.
Die Parallaxentafel
Ha 358
Hei 442,
[gestaltet sich folgendermaßen (S. 323).
Parallaxentafel.
323
l
2
8
4
5
6
7
8
9
T
Sonnen-
paral-
Jaxeu
Mondparallaxen |
Sechzigstel ||
•5
1
1. Grenze
Über-
schuß der
3, Grenze
Über-
schuß der
den Epizjkel betr. |
den
Eizenter
für
für
2 Grenze
4. Grenze
Sjzjgie
Quadratur
betr.
20
0»
0'
7'1
Oo
1'
54"
0-^
0'
23'i
0»
3'
0"
0»
0'
50"
0
14'
0'
11"
0'
15"
4
0
0
13
0
3
48
0
0
45
0
6
0
0
1
40
0
28
0
22
0
30
6
0
0
19
0
0
5
7
41
34
0
0
1
1
7
29
0
0
9
11
0
40
0
0
2
3
30
20
0
1
42
22
0
1
33
7
0
1
45
33
8
0
0
25
10
0
0
31
0
9
27
0
1
51
0
14
20
0
4
10
2
2
1
41
2
21
12
0
0
37
0
11
19
0
2
12
0
17
0
0
5
0
2
42
2
15
3
9
14
0
0
42
0
13
10
0
2
33
0
19
40
0
5
50
3
35
3
13
4
22
16
0
0
48
0
15
0
0
2
54
0
22
20
0
6
40
4
28
4
11
5
35
18
0
0
53
0
16
49
0
3
15
0
25
0
0
7
30
5
21
5
9
6
48
20
0
0
58
0
18
36
0
3
36
0
27
40
0
8
20
6
39
6
25
8
25
22
0
1
4
0
20
22
0
3
57
0
30
20
0
9
10
7
57
7
41
10
2
24
0
1
9
0
22
6
0
4
18
0
33
0
0
10
0
9
15
8
57
11
39
26
0
1
14
0
23
49
0
4
39
0
35
20
0
10
50
10
50
10
29
13
32
28
0
1
20
0
25
30
0
4
59
0
37
40
0
11
40
12
25
12
1
15
25
30
0
1
25
0
27
9
0
5
18
0
40
0
0
12
30
14
0
13
33
17
18
32
0
1
80
0
28
46
0
5
37
0
42
20
0
13
20
15
52
15
22
19
23
34
0
1
35
0
30
21
0
5
55
0
44
40
0
14
10
17
44
17
11
21
28
36
0
1
40
0
31
54
0
6
13
0
47
0
0
15
0
19
36
19
0
23
33
38
0
1
44
0
33
24
0
6
30
0
49
0
0
15
40
21
36
20
59
25
40
40
0
1
49
0
34
51
0
6
47
0
51
0
0
16
20
l23
36
22
58
27
47
42
0
1
54
0
36
14
0
7
4
0
58
0
0
17
0
25
'27
36
24
57
29
54
44
0
1
58
0
37
37
0
7
20
0
55
0
0
17
40
40
27
1
32
0
46
0
2
3
0
38
57
0
7
35
0
57
0
0
18
20
29
44
29
5
34
6
48
0
2
8
0
40
14
0
7
49
0
59
0
0
19
0
^
48
31
9
36
12
50
0
2
12
0
41
28
0
8
3
0
40
0
19
40
52
33
14
88
9
52
0
2
16
0
42
39
0
8
16
2
20
0
20
20
35
138
56
35
19
40
6
54
0
2
20
0
43
45
0
8
29
4
0
0
21
0
0
37
24
42
3
56
0
2
23
0
44
48
0
8
42
5
20
0
21
20
|40
0
39
24
43
49
|58
0
2
26
0
45
48
0
8
53
6
40
0
21
40
42
0
41
24
45
35
60
0
2
29
0
46
46
0
9
3
8
0
0
22
0
0
43
24
47
21
62
0
2
32
0
47
40
0
9
13
9
20
0
22
20
45
50
45
13
48
49
64
0
2
34
0
48
30
0
9
22
10
40
0
22
40
|47
k9
40
47
2
50
17
66
0
2
36
0
49
15
0
9
31
12
0
0
23
0
30
48
51
51
45
68
0
2
38
0
49
57
0
9
39
13
0
0
23
10
|50
56
50
24
52
57
70
0
2
40
0
50
36
0
9
46
14
0
0
23
20
52
22
51
57
54
9
72
0
2
42
0
51
11
0
9
53
15
0
0
23
30
53
48
53
30
55
41
74
0
2
44
0
51
44
0
9
59
15
40
0
23
40
^
57
54
41
56
12
76
0
2
46
0
52
12
0
10
4
16
20
0
23
50
56
6
55
52
57
8
78
0
2
47
0
52
34
0
10
8
17
0
0
24
0
57
15
57
3
57
54
80
0
2
48
0
52
53
0
10
11
17
20
0
24
10
57
57
57
47
58
26
82
0
2
49
0
53
9
0
10
14
17
40
0
24
20
58
39
58
31
58
58
84
0
2
50
0
53
21
0
10
16
18
0
0
24
30
59
21
59
15
59
30
86
0
2
50
0
53
29
0
10
16
18
20
0
24
40
59
34
59
30
59
40
88
0
2
51
0
53
33
0
10
17
18
40
0
24
50
59
47
59
45
59
50
90
0|2
51
0
53
34
0
10
17
19
0
0
25
0
|60_
0
60
0
60
0
21'
324 Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
Neunzehntes Kapitel.
Berechnung der Parallaxen nach der Tafel.
HoiS} Wenn wir bestimmen wollen, wie groß in einer beliebigen
Position die Parallaxe des Mondes zunächst auf dem durch
ihn und den Scheitelpunkt gezogenen größten (Höhen-)
Kreis ist, so werden wir feststellen, wieviel Äquinoktial-
5 stunden der Mond je nach der zugrunde gelegten geogra-
phischen Breite von dem Meridian entfernt steht. Mit
der gefundenen Stundenzahl gehen wir dann in die Winkel-
tabelle (Buch II, Kap. 13) der betreffenden Breite und des
in Betracht kommenden Zeichens ein und werden in den bei
10 der (festgestellten) Stunde in der zweiten Spalte stehenden
Beträgen entweder die ganzen oder die auf den Teil der
Stunde entfallenden Grade erhalten, welche der Mond auf
dem durch sein Zentrum und den Scheitelpunkt gehenden
größten (Höhen-) Kreis Zenit ab stand hat.^^^
15 Mit diesen Graden gehen wir in die Parallaxentafel ein,
d. h. wir sehen nach, in welcher Zeile der ersten Spalte der
betreffende Gradbetrag steht, und notieren uns getrennt für
sich die bei der Argumentzahl in den vier Spalten, welche
auf die Spalte mit den Sonnenparallaxen folgen, d. h. die
20 in der dritten, vierten, fünften und sechsten Spalte stehen-
den Beträge. Hierauf nehmen wir die für jene Stunde (nach
den Mondtafeln) genau berechnete Zahl der auf das genaue
Apogeum reduzierten Anomalie, und zwar entweder sie selbst
Hei 445 oder, wcuu sie über 180^ hinausgeht, ihre Ergänzung zu
25 360*^, und gehen allemal mit der Hälfte der so erhaltenen
Grade *^ in die nämlichen Argumentzahlen ein. Nun sehen
a) Weil die Argument zahlen 2 — 90 der Parallaxentafel als
Doppelgrade auf den Epizykel und den Exzenter zu beziehen
sind. Da sie demnach nur einen Halbkreis (O*'— 180^) von
Apogeum bis Perigeum umfassen, so können die Hälften von
über ISO'' hinausgehenden Anomalie- oder Elongationszahlen
nicht mehr in ihr Bereich fallen.
Parallaxenberechnung. 325
wir nach, wieviel Sechzigstel bei der Argumentzahl je in Ha sei
der siebenten und der achten Spalte angesetzt sind. Den
ganzen Betrag von Sechzigsteln, welcher in der siebenten
Spalte gefunden wird, nehmen wir von dem in der vierten
Spalte stehenden Überschuß und addieren jedesmal den er- 5
haltenen Bruchteil zu der Parallaxe der dritten Spalte.
Den ganzen Betrag von Sechzigsteln aber, welcher in der
achten Spalte gefunden wird, nehmen wir von dem in der
sechsten Spalte stehenden Überschuß und addieren wieder
jedesmal den erhaltenen Bruchteil zu der Parallaxe der 10
fünften Spalte. Hierauf stellen wir die Differenz der so
gewonnenen zwei Parallaxen fest.
Nachdem wir weiter festgestellt haben, wieviel Grade
der Mond entweder von dem Grade der Sonne oder von
dem diesem diametral gegenüberliegenden, je nachdem dieses 15
oder jenes Intervall das nähere ist^\ mittlere Elongation
hat, gehen wir auch mit diesen Graden in die Argument-
zahlen der ersten Spalte ein. Den ganzen Betrag von
Sechzigsteln, der nun wieder in der neunten und letzten
Spalte steht, nehmen wir von der festgestellten Differenz 20
der zwei Parallaxen und addieren jedesmal den erhaltenen
Bruchteil zu der kleineren Parallaxe, d. i. zu der aus der
dritten und vierten Spalte berechneten. In dem schließlichen
Ergebnis werden wir den Betrag der Parallaxe erhalten,
welche der Mond auf dem durch ihn und den Zenit gezogenen 25
größten (Höhen-) Kreis zeigt.
Die Sonnenparallaxe ergibt sich bei der gleichen Hei 446
Stellung (d. i. auf einem Höhenkreis gemessen), soweit sie
für die Sonnenfinsternisse in Betracht kommt, theoretisch
schlechthin ohne weiteres aus den Gradbeträgen, welche in 30
der zweiten Spalte bei dem Betrag des Zenitabstandes stehen.
Um nun auch die mit Bezug auf die Ekliptik in dem Ha 362
gegebenen Falle eintretende Parallaxe nach Länge und
a) Um nicht Elongationen über 180° vom Apogeum des
Exzenters zu erhalten. Die Elongation^ von der Sonne braucht
nicht verdoppelt zu werden, weil die Argumentzahlen für den
Exzenter Doppelgrade bedeuten.
323
Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
Breite zu berechnen **^\ gehen wir wieder mit denselben
Äquiiloktialstunden, welche der Mond von dem Meridian
entfernt ist, in denselben Teil der Winkeltabelle ein und
fassen die bei der Argumentzahl der Stunden stehenden
5 Grade ins Auge, und zwar, wenn der Mond östlich des
Meridians steht, die in der dritten Spalte, steht er westlich
des Meridians, die in der vierten Spalte angesetzten Grade.
Sind sie unter 90^, werden wir sie selbst uns notieren, sind
sie über 90^, ihre Ergänzungen zu 180*^; denn damit werden
10 wir in Graden, wie der Rechte 90 hat, den kleineren*^
der an dem (vorläufig) in Frage kommenden Schnittpunkt
(B) liegenden Winkel erhalten. Die notierten Grade ver-
doppeln wir nun und gehen sowohl mit der gewonnenen
Zahl als auch mit ihrer Ergänzung zu 180^ in die (erste Spalte
16 der) Sehnentafeln ein. In dem Verhältnis, in welchem die
zu dem Bogen der verdoppelten Grade gehörige Sehne
(sAO) zu der Sehne des Suppbmentbogens (,s0H) steht,
wird dann die Breiten parallaxe (p AQ) zu der Längenparal-
laxe (,fc 0 H) stehen, da ja so kleine
Kreisbogen von den Sehnen ganz
unbeträchtlich verschieden sind.
Indem wir nun die Zahl der (zu
den gegebenen Bogen in der Tafel)
angesetzten Sehnen mit der (Hö-
hen-) Parallaxe (6 AH), welche
auf dem durch den Zenit gezogenen
(Höhen -) Kreis ( E Z ) gefunden
wurde, multiplizieren und in die
Produkte getrennt für sich mit
^ 120 dividieren, werden wir in den
bei der Division herauskommenden Quotienten die Teilbeträge
der Breiten- und der Längenparallaxe erhalten.
Im allgemeinen gilt
A. für die Breitenparallaxen folgendes.
30
a) D. i. /, EBr, der dem /,AH0 des Parallaxendreiecks
A0H nur annähernd gleich ist.
Parallaxenberechnung. 327
1. Wenn der Zenit auf demMeridiannördlich des zurzeit Ha 36J
kulminierenden Punktes der Ekliptik liegt, so wird die parallak-
tische Verschiebung vom Zenit aus südwärts gerichtet sein.
2. "Wenn dagegen der Zenit südlich des kulminieren-
den Punktes liegt, wird die parallaktische Verschiebung in 6
Breite nordwärts gerichtet sein.
B. Für die Längenparallaxen gilt, weil die in der
Winkeltabelle angesetzten Winkel großen den nördlichen
von den zwei Winkeln betreffen, deren gemeinsamer Schenkel
das östlich liegende Ekliptikstück ist (S. 102,5), folgendes. 10
1. Ist die parallaktische Verschiebung in Breite nord-
wärts gerichtet, so wird die Längenparallaxe, <'■
a) wenn der maßgebende Winkel > 90'\ gegen die
Richtung der Zeichen (d. i. westwärts) wirken,
b) wenn < 90^, in der Richtung der Zeichen (d. i. 15
ostwärts).
2. I?t die parallaktische Verschiebung in Breite süd-
wärts gerichtet, so wird umgekehrt die Längenparallaxe,
a) wenn der maßgebende Winkel > 90°, in der Rich-
tung der Zeichen (d. i. ostwärts) wirken, 20
b) wenn < 90°, gegen die Richtung der Zeichen Hei 44(
(d. i. westwärts).
Was die Sonne anbelangt, so haben wir die vorstehend
erörterten Verhältnisse auf sie unter der Annahme in An-
wendung gebracht, daß sie keine sinnlich wahrnehm- 25
bare Parallaxe zeige, nicht als ob wir nicht wüßten, daß
die auch an ihr, wie wir weiterhin (Buch VI, Kap. 5) sehen
werden, wahrgenommene Parallaxe eine kleine Differenz in
den Verhältnissen verursachen würde, sondern weil wir der
Meinung waren, daß für die Erscheinungen deshalb kein so 30
beträchtlicher Fehler im Gefolge sein werde, daß es not-
wendig wäre, an den bisher ohne Berücksichtigung der
Sonnenparallaxe dargelegten Verhältnissen irgend etwas zu
ändern, weil sie ja nur ganz gering ist.
Eine ähnliche Vernachlässigung ist es, wenn wir uns auch 36
für die Parallaxen des Mondes mit den Bogen (wie E B) Ha 864
und Winkeln (wie ^ E B f) begnügt haben, welche von dem
328
Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
durch die Pole des Horizonts gezogenen größten (Höhen-)
Kreis an der Ekliptik gebildet werden, anstatt diejenigen
Bogen (wie EA) und Winkel (wie Z.EAB) zu nehmen,
welche theoretisch an dem schiefen Kreise des Mondes ge-
5 bildet werden.*^ Denn einmal war die Differenz, welche in-
folge dieser Vernachlässigung bei den mit Finsternissen ver-
bundenen Syzygien eventuell eintreten kann, ganz unmerklich,
dann aber würde die Heranziehung auch dieser Bogen und
Winkel komplizierte Beweise und mühsame Berechnungen
10 nötig machen, weil sie nicht bei allen Positionen des Mondes
im Tierkreise und in jeder Entfernung vom Knoten bestimmte
Grenzen einhalten, sondern (infolge der wechselnden Breite
des Mondes) hinsichtlich ihrer Größen und Lagen an sich
fortlaufend den mannigfaltigsten Veränderungen unterliegen.
15 Das eben Gesagte soll durch folgende Erörterung ver-
Hei 449 stäudlich gemacht werden. Es sei gegeben das Ekliptikstück
ABfund das Stück AA des schiefen Kreises des Mondes. Als der
Knoten soll Punkt A, als das Zentrum des Mondes Punkt A an-
genommen sein. Von A ziehe man rechtwinklig zur Ekliptik die
20 Gerade AB (als Breite des Mondes). Der Pol des Horizonts sei
Punkt E; durch diesen ziehe man
einerseits durch das Zentrum des
Mondes den Bogen EAZ eines
größten (Höhen-) Kreises, ander-
seits durch B den Bogen E B (eines
ebensolchen). Die (Höhen-) Paral-
laxe des Mondes betrage den Bogen
AH; durch H ziehe manrechtwink-
ligzu BA und zu BZ die Geraden
H0 und HK.^) Somit wird von
den Knotenentfernungen in Länge
die genaue AB, die scheinbare
26
30
aa 365
a) Denn EA ist der scheinbare Zenitabstand und /, EAB ist
der Nebenwinkel des einen spitzen Winkels des Parallaxen-
dreiecks.
b) So daß erstere parallel zur Ekliptik, letztere parallel
zum Breitenkreise des Mondes verläuft.
Parallaxenberechnung 329
AK, von den Ekliptikabständen in Breite der genaue BA,
der scheinbare KH. Endlich sind, als die theoretisch auf
die Ekliptik bezogenen Komponenten der (Höhen-) Parallaxe
A H, die (ostwärts d. i. in der Richtung der Zeichen wirkende)
Längenparallaxe gleich 0H, und die (südwärts wirkende) 5
Breitenparallaxe gleich A0.
Aus der oben gegebenen Anleitung (der Parallaxen- Hei45o
berechnung) ist hervorgegangen, daß die Parallaxe A H ge-
funden wird, wenn der Bogen EA (d. i. der Zenitabstand
des Mondes) gegeben ist, die beiden Parallaxen A 0 10
und 0H aber, wenn der Winkel fZE gegeben ist.*^ In
einem früheren Kapitel (Buch II, Kap. 13) haben wir die
Bogen und Winkel des durch den Zenit gehenden Kreis-
bogens nachgewiesen, welche mit gegebenen Punkten
der Ekliptik (d. h. den Zeichenanfängen) gebildet werden. 16
So haben wir denn in dem vorliegenden Falle (durch die
Winkeltabelle) einzig und allein den Punkt B der Ekliptik
als gegeben. Es ist also klar, daß wir (fälschlich) den
Bogen E B anstatt des Bogens E A benutzen, und den Winkel
TBE anstatt des Winkels TZE. 20
Hipparch hat nun zwar den Versuch gemacht, die Korrek-
tion dieses fehlerhaften Verfahrens in die Wege zu leiten, hat die-
selbe aber offenbar ganz ohne Verständnis und gegen alle Logik
in Angriff genommen. Erstens hat er nämlich einzig und
allein die Entfernung AA in Betracht gezogen, und nicht 25
alle oder wenigstens mehrere Entfernungen, wie es für
einen Forscher, der Wert darauf legt auch im Kleinen
peinlichste Genauigkeit walten zu lassen, das richtige ge-
wesen wäre, zweitens ist er auch, ohne es gewahr zu werden,
in noch mehr und andere Ungereimtheiten verfallen. Nach- 30
dem nämlich auch er zuvor gerade nur die theoretisch mit
a) Tatsächlich hat er diesen heiklen Punkt an beiden Stellen
(S. 324, 6 — 14 und S. 326, 1 — 12) wie absichtlich in mystisches
Dunkel gehüllt. Der Mond war an erster Stelle stillschweigend
ohne Breite angenommen worden (in Punkt B), an zweiter
Stelle war nicht der dem /, AHOgenau gleiche /, TZ E, sondern
der nur annähernd gleiche /, EBF verwendet worden.
330 Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
der Ekliptik gebildeten Bogen und Winkel nachgewiesen und
klargestellt hat, daß (dieHöhenparailaxe) AH gewonnen wird,
wenn (der Zenitabstand) EA gegeben ist — diesen Nachweis
Ha 366 bringt er im ersten Buche der „Parallaxenberechnungen*' —
Hei 451 wendet er zur Gewinnung des Bogens E A dennoch den Bogen
6 EZ und den Winkel fZE an: nachdem er nämlich im zweiten
Buche Z A auf diesem Wege berechnet hat, nimmt er (den
Zenitabstand) EA als Rest an. Irregeführt hat ihn, wohl
zu merken, das Übersehen des Umstandes, daß B der ge-
10 gebene Punkt der Ekliptik ist, und nicht Z, und daß in-
folgedessen von den Bogen .EB, nicht EZ, gegeben ist,
und von den Winkeln TBE, nicht fZE.
Von da ab sind zur Anbringung einer auch nur teilweisen
Korrektion vielfache Anstrengungen gemacht worden, da
16 zwischen den Bogen EA und EZ sich eine recht beträcht-
liche Differenz (ZA) geltend macht, (was sehr erklärlich
ist) weil die Bogen EZ noch viel weniger gegeben sind,
als die Bogen EA.*^ Demgegenüber wird das Maximum
der Differenz zwischen dem tatsächlich gegebenen Bogen EB
20 und dem Bogen EA lediglich von der mit der Entfernung
vom Knoten sich ändernden Größe des Bogens AB (d. i.
von der Breite des Mondes) abhängig sein.^^
Der logisch richtige Weg, welcher zu der einzig sachlich
(weil mathematisch) genauen Korrektion führt ^\ dürfte
26 von uns folgendermaßen zur Anschauung gebracht werden.
Es sei ABT die Ekliptik und rechtwinklig zu ihr A B E,
Der Mond stehe entweder in A oder in E von der Ekliptik
Hei 452 in Breite einen gegebenen Bogen, wie AB oder BE, entfernt.
a) D. i. als die Zenitabstände des Mondes, die ja gesucht
werden.
b) D. h. die Differenz EB - EA wird gleich Null sein, wenn
der Mond keine Breite hat: dann ist eben sein Zenitabstand
gleich EB; dagegen wird sie das Maximum erreichen, wenn
der Mond seine größte Breite nördlichoder südlich der Ekliptik hat.
c) Insofern der gesuchte /, FZE, der von dem durch das
Mondzentrum gezogenen Höhenkreis mit der Ekliptik gebildet
wird, dem einen spitzen Winkel des Parallaxendreiecks als
Gegenwinkel mathematisch genau gleich ist.
Parallaxenberechnung.
331
B
10
16
Somit sollen gegeben sein die Bogen vom Zenit bis zum
Ekliptikpunkt B und die daselbst gebildeten Winkel (als
Rechte), gesucht seien die bei A oder E entstehenden Ha
Bogen und Winkel.*^
I. Wenn die Ekliptik die Lage einnimmt, daß sie den 5
größten (Höhen-) Kreis unter rechten Winkeln schneidet,
welcher, wie ZB, durch den ^
als Pol des Horizonts angenom-
menen Punkt Z und durch
Punkt B geht, so wird dieser
Kreis selbstverständlich^) mit .
dem Bogen AE zusammenfallen
und der theoretisch bei A und
E (an der Mondbahn) gebildete
Winkel unterschiedslos gleich
sein dem bei B (als gegeben) angenommenen (Rechten);
denn die von diesen Bogen (des Breitenkreises) mit der Eklip-
tik gebildeten Winkel sind gleichfalls Rechte. Die (bei
A und E abgeschnittenen) Bogen aber werden, da die
Bogen AB und BE (als die Breite des Mondes) gleichfalls 20
gegeben sind, betragen:
6ZA = 6ZB~5AB and 5ZE = 6ZB + 5BE.
II. Wenn die Ekliptik ABT mit dem
durch den Zenit gehenden größten
(Höhen-) Kreis zusammenfällt, und
wir, A als Pol des Horizonts angenom-
men, die verbindenden Bogen AA und
AE ziehen, so werden sowohl diese
Bogen von dem Bogen A B verschieden
sein, als auch die Winkel BAA und
BAE verschieden von dem Winkel, der
a) D. 8. die oben S. 328, s erwähnten Bogen und Winkel,
welche von dem Höhenkreise an dem schiefen Kreise des
Mondes gebildet werden.
b) Weil der Breitenkreis des Mondes ebenfalls senkrecht
zur Ekliptik steht.
332
Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
im vorigen Fall (im Zenit) überhaupt nicht vorhanden war.
Bestimmen lassen sich aber die Bogen AA und AE aus
den gegebenen Bogen AB, AB und BE, weil wegen des
unbeträchtlichen Unterschieds (zwischen den Bogen und den
5 Sehnen) dasselbe Verhältnis gilt wie bei Geraden. Es ist
nämlich
AA2 = AB2 + AB2 und AE^ = ABHBE2.
Sind aber die Bogen AA und AE gefunden, so lassen
sich auch die Winkel BAA und BAE bestimmen."^
10 in. Wenn wir endlich bei geneigter Lage der Ekliptik
von dem Pol Z des Horizonts die verbindenden Bogen ZB,
ZHA, ZE0 ziehen, so wird
(durch die Winkeltabellen) ge-
geben sein der Bogen ZB und
der Winkel ABZ, und natürlich
auch wieder (als die Breite des
Mondes) die Bogen AB und
BE. Bestimmen lassen sollen
sich aber die Bogen ZA und
ZE, sowie die Winkel AHZ
und A0Z. Auch diese lassen
^ sich bestimmen, nachdem auf
ZB die Lote AK und EA ge-
fällt worden sind.
Hei 454 Da der /.ABZ gegeben und der /.ABE unter allen
26 Umständen^) ein Eechter ist, so sind (weil die Winkel ABE
und K B A gleich der Differenz dieser gegebenen Winkel sind)
die rechtwinkligen Dreiecke BKA und BAE gegeben, sowie
a) Diesen Winkeln sind als Gegenwinkel gleich die A und
E gegenüberliegenden spitzen Winkel des an der Figur punk-
tierten Parallaxendreiecks. Bestimmt werden die Winkel durch
AB ER
die Funktionen ~~- und --— , da die Bogen der Breite A B und
AA AE' ^
EB als gegeben angenommen werden.
b) Weil die Breitenkreise des Mondes zur Ekliptik senkrecht
sind.
Parallaxenberechnung. 333
das Verhältnis von ZB zu den Seiten (d. i. zu den Katheten
dieser Dreiecke), welche um die Rechten liegen, weil es (von
vornherein) zu den Hypotenusen AB und BE gegeben ist.
Daher werden (weil nun in den rechtwinkligen Dreiecken
ZAE und ZKA außer den Katheten AE und KA auch die 5
Katheten ZA mit ZB — BA und ZK mit ZB + BK ge-
geben sind, nach Eukl. 1. 47) auch die Hypotenusen ZE
und ZA gegeben sein, undinfolgedessen(dui'ch die Funktionen
=r-7- und =-=) auch die Winkel AZK und EZA, um welche
ZA ZE^ '
die gesuchten Winkel einerseits größer, anderseits kleiner 10
als der gegebene sind; denn
/.AHZ = tABZ4-tAZB,| . .
^A0Z=/.ABZ-tEZA. 1 (Eukl. 1.32)
Hieraus ist ersichtlich, daß bei Annahme desselben Ab-
standes in Breite (d. i. wenn BE = AB) das Maximum 15
des Unterschieds (gegen die Bogen ZB und die Winkel
bei B) eintreten wird ^
1. bei den Winkeln, wenn der Punkt B
der Scheitelpunkt selbst ist. Denn wenn bei
B kein Winkel (von einem Höhenkreis) ge-
bildet wird, so bilden die vom Scheitelpunkt ^-
nach A und E gezogenen Bogen an der
Ekliptik rechte Winkel.«)
2. bei den Bogen,
a) wenn dieselbe Lage (des Punktes B) ^ 25
stattfindet. Denn wenn wieder (vom Scheitelpunkt) kein
Bogen nach B gezogen werden kann, so werden die nach
A und E (von dort) gezogenen Bogen genau so groß sein,
wie die Bogen, die den Ort des Mondes in Breite messen. Hei 456
b ) wenn der durch den Scheitelpunkt gehende (Höhen-) 30
Kreis die Ekliptik unter rechten Winkeln schneidet (s. Fig.
zu I). Denn alsdann werden die Bogen Z A und Z E wieder
20
B .j.
a) Da die Figur von den vorhergehenden verschieden ist,
80 habe ich sie hinzugefügt.
334 Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
um den ganzen Betrag in Breite von dem Bogen ZB ver-
schieden sein.
Hi\ 869 In den anderen Lagen (s. Fig. zu III), in welchen AE
mit ZB (in Punkt B) einen spitzen oder einen stumpfen
5 Winkel bildet, werden die Unterschiede sowohl der Bogen
wie der Winkel geringer ausfallen.
[Daher wird auch, wenn der Mond die (nördliche!) Breite
von b^ hat, das Maximum des Unterschieds der Parallaxen
etwa 0^10' betragen; denn so viel Sechzigteile der Parallaxe
10 machen bei den größten Überschüssen und den kleinsten
Entfernungen die 5° des größten Unterschieds der Bogen
(des Zenitabstands und der nördlichen Breite!) aus. Hat
aber der Mond in seinem Lauf die größte Breite, bei welcher
noch Sonnenfinsternisse eintreten können — sie beträgt
15 nahezu V/^^ — so wird der Unterschied der Parallaxe den
gleichgroßen Betrag von 172*^ ausmachen. So etwas trifft
aber selten zusammen.]*^)
Das methodische Verfahren, welches zu der angedeuteten
Korrektion der Winkel und Bogen führt, dürfte auf folgende
20 Weise bequem zu handhaben sein, falls jemand Lust hat,
es bei so kleinen Verhältnissen in Anwendung zu bringen.
Es sei zunächst der Gang im allgemeinen mitgeteilt.*^
Hei 456 A. 1. Wir verdoppeln die Gradzahl der Winkel^) und
gehen mit den gewonnenen Zahlen in die (erste Spalte der)
25 Sehnentafeln ein. Die Beträge, welche sowohl bei der
Argumentzahl (60^), als auch bei ihrer Ergänzung (120®)
zu 2 Rechten, d. i. zu 180®'') stehen, multiplizieren wir,
a) Der Vergleich mit dem folgenden Zahlenbeispiel von Ab-
schnitt zu Abschnitt dient wesentlich zur Erleichterung des
Verständnisses. Zu diesem Zweck sind in Parenthese die Zahlen
des speziellen Falles hinzugefügt.
b) D. i. des gegebenen Winkels ABZ und seines Komple-
mentwinkels ABE, d. i. des einen spitzen Winkels des recht-
winkligen Dreiecks EAB, dessen anderer spitzer Winkel BEA
dem gegebenen Winkel ABZ unter allen Umständen gleich ist,
weil beide sich mit dem nämlichen Winkel A B E zu 90* ergänzen.
c) Weil in den Sehnentafeln die Bogen der doppelten Winkel,
d. i. der Zentriwinkel, zu den zugehörigen Sehnen gesetzt sind.
Parallaxenberechnung.
335
jeden für sich, mit den (gegebenen) Graden der Breite und
notieren uns von beiden Produkten den 120^«^ Teil (2'^30'
und 4^20').
2. Das aus dem ersten Winkel (ABZ = BAK und
BEA) erzielte Ergebnis (&BK und hB^=2^^0') sub- 6
trahieren wir nun von dem vom Zenit ab gegebenen Bogen
(ZB), wenn der Mond auf derselben Seite (der Ekliptik)
wie der Zenit steht, addieren es aber zu demselben, wenn
der Mond auf der anderen Seite (d. i. südlich der Ekliptik)
steht. 10
3. Das Ergebnis (&ZA und 5 ZK) multiplizieren wir
mit sich selbst, addieren es zu dem gleichfalls ins Quadrat iia 370
erhobenen aus dem Komplementwinkel (ABE und KBA)
gewonnenen Ergebnis (hAE und 5KA), und werden in der
Quadratwurzel den gesuchten Bogen (ZEundZA) erhalten. 16
4. Hierauf multiplizieren wir das aus dem Komplement-
winkel erhaltene Ergebnis (& K A und & AE == 4" 20'), welches
wir uns notiert hatten, mit 120 und dividieren in das
Produkt je mit den gefundenen Bogen (ZE und ZA).
5. Die Hälften (S. 337, ö) von den Bogen, welche bei 20
den erhaltenen Quotienten in der (ersten Spalte der) Sehnen-
tafel stehen, werden wir nun, wenn der
durch das Korrektions verfahren gewon-
nene Bogen (ZA) größer ist als der
erste (gegebene) Bogen (ZB), zu den
Graden des ersten (gegebenen) Winkels
(ABZ) addieren, wenn kleiner (5ZE),
davon subtrahieren, und werden so-
mit den korrekten Winkel (AHZ und
A0Z) erhalten.
B. Wir lassen ein Beispiel folgen. An
der schon oben vorgelegten Figur^) sei
der Bogen ZB mit 45*^ gegeben, der
/.ABZ mit 30® wie lB=dO^, endlich die
beiden Bogen AB und BE mit je 5^^ Breite.
a) Eine Figur mit den genauen Winkeln habe ich diesem
Beispiel hinzugefügt.
25
30
p Hei 457
35
336 Fünftes Buch. Neunzehntes Kapitel.
1. Da bei dem Doppelten von 30°, d. i. bei 60°, die
Sehne mit 60^, und bei dem Supplementwinkel^^, d. i. bei
120°, die Sehne mit 104^ angegeben steht, so erhalten wir
die Verhältnisse
6 6BA:6AE=60P:104P wie h{BE) = 120^;
6 B K : 6 KA = 60^ : 104^ wie h (AB) = 120^.
Ha 371 Nachdem wir nun beide Zahlen mit den 5° der Hypotenuse
multipliziert und von dem Produkt den 120*®^ Teil genommen
haben ^\ werden wir erhalten
10 feBK und 6BA = 2"30'; 6 KA und 6 AE = 4^20'.
2. Nun werden wir zuerst 2° 30', wenn der Mond in
Punkt E angenommen ist, von den 45° des Bogen ZB sub-
trahieren, weil der Breitenabstand des Mondes auf derselben
Seite wie der Zenit liegt — unter den beiden „Seiten*^ ist
16 entweder nördlich oder südlich der Ekliptik zu verstehen
— und werden den Bogen ZA mit (fe ZB — & BA=) 42° 30'
erhalten. Steht aber der Mond in Punkt A, so addieren
wir die 2° 20', weil sein Abstand auf der entgegengesetzten
Hei 458 Seite liegt, und werden den Bogen Z K mit (Z> Z B + & B K =)
20 47° 30' erhalten.
3. Hierauf bilden wir die Summe der Quadrate
ZA2+AE2 = ZE2, d.i. (42<'30')2 + (4°20')2 = ZE2,
ZK2 + KA2 = ZA2, d.i. (47<»30')2 + (4<'20')2 = ZA2,
ziehen die Quadratwurzel und werden erhalten
26 6ZE = 42<'46' und &ZA = 47H4'.
4. Nachdem wir schließlich (6 K A und 5 AE =) 4°20'
mit 120 multipliziert undin das Produkt mit (6 ZE =) 42°46'
und (& ZA=) 47°44' dividiert haben ^\ werden wir erhalten
a) Die verdoppelten Winkel sind Zentriwinkel der Kreise
um die Dreiecke EAB und AKB.
b) Aus 60P : 120^ = x : 6^ ergibt sich x = ' ^
und aus 104^ : 120^ = t/ : 5° ergibt sich y = j^q^ ■
4" 20'- 120
c) Aus s AE : I20P = 4<'20' : 42<' 46' ergibt sicbgAE= ^^^^^, ,
4^20'- 120
und aus s K A : 120^ = 402O' : 47°44' ergibt sichgKA^ ^^^^^, ■
folglich [^
Sechstes Buch. Erstes Kapitel. 337
sAE = 12p 8' wie 7iZE = 120P,
sKA = 10p50' wie 7iZA = 120P.
Hierzuist { ^^^^^^ JJ"^^',) (wie öEAZund AKZ = 3600).
mithin { 5kA= Ö'^IO'! ^Is Hälften»), 5
^EZA= 5048'! (^ie4E = 3600).
5. Nun ist einerseits, weil &ZE < 5ZB, Hei 459
^ ABZ - /. EZ A ^ ^ A0Z = 24«12', Ha 878
anderseits, weil feZA>&ZB, 11
/, ABZ + /.KZA = /. AHZ = 36»10'.
Hiermit sind wir bei dem Endergebnis des methodischen
Verfahrens angelangt.
Sechstes Buch.
Erstes Kapitel.
Konjunktionen und Vollmonde.
Wir kommen nunmehr in der gebotenen Reihenfolge {aei 46i
zu der theoretischen Ermittelung der mit Finsternissen ver- 16
bundenen Syzygien der Sonne und des Mondes. Voraus-
gehen muß dieser Darstellung wieder die Bestimmung der
theoretisch genau genommenen Konjunktionen und Voll-
monde. Wir sind zwar der Meinung, daß für die erste 20
Feststellung dieser Verhältnisse die für jeden der beiden
Lichtkörper nachgewiesenen periodischen und ungleich-
a"^ Die übliche Umrechnung geschieht unter der Formel:
6AE = 11°36' wie 5i^=360^ mithin =5°48' wie 422 = 360".
Hiermit ist die Größe des Bogens gefunden, der den bisher als
Peripheriewinkel betrachteten Dreieckwinkel als Zentriwinkel
überspannt. S. erl. Anm. 9.
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I. 22
338 Sechstes Buch. Zweites Kapitel,
förmigen Bewegungen*) ausreicliend sind; denn wenn man
die Mülie nicht scheut, die einzelnen Epochen der Licht-
körper von Fall zu Fall zahlenmäßig miteinander zu ver-
gleichen, so können mit Hilfe dieser Bewegungen die Stellen
5 und die Zeiten der kommenden Syzygien sehr wohl durch
Rechnung gefunden werden, und zwar sowohl der Syzygien, die
nach den mittleren Bewegungen bestimmt werden, als auch
der genauen, die unter Anbringung der Anomalie gewonnen
werden. Indessen haben wir, um die letzteren durch ein metho-
Ha 374 disches Verfahren bequemer ermitteln zu können, nicht nur die
11 für die periodischen Konjunktionen und Vollmonde geltenden
Stellen und Zeiten zum sofortigen Gebrauch im voraus zusam-
mengestellt ^), sondern auch die nach den mittleren Zeiten be-
rechneten Epochen des Mondes in Anomalie und Breite ^), mit
16 deren Hilfe sowohl die Korrektion zu den genauen Syzygien
vorgenommen wird, als auch von diesen aus die Korrektion zu
den mit Finsternissen verbundenen Syzygien. Für den hier
angedeuteten Zweck haben wir Tabellen bearbeitet, über
deren Beschaffenheit wir im folgenden Aufschluß erteilen.
Zweites Kapitel.
Praktische Anleitung zur Aufstellung von
Tabellen der mittleren Syzygien.
Hei 462 Zuerst müsseu wir wieder, wie schon die anderen Epochen,
21 so auch die Epochen der synodischen Monate an das erste
Jahr Nabonassars knüpfen. Der Überschuß der Elongation
(des Mondes von der Sonne), welcher in diesem Jahre am
1. ägyptischen Thoth^^^ für die Mittagstunde galt, war
a) Wie sie mit Hilfe der Sonnen- und der Mondtafeln
in Verbindung mit den Anomalietabellen der beiden Licht-
körper berechnet werden können.
b) In der zweiten und dritten Spalte der Tabellen.
c) In der vierten und fünften Spalte der Tabellen.
d) Die Bezeichnung des Monatsersten durch vov^rivia kann
nur durch irrtümliche Assimilation an den griechischen Kalender
durch einen griechischen Abschreiber in den Text geraten sein;
denn der ägyptische Monatsanfang kann nicht an den Neumond
gebunden sein.
Erklärung der Tabellen. 339
(S. 236,23) mit 70^37' nachgewiesen worden. Indem wir
in diese Zahl mit der täglichen mittleren Bewegung der
Elongation (d. i. mit 12*^11') dividierten, fanden wir
5^47' 33", d. h. vor soviel Tagen hat die vor dem Mittag
des 1. Thoth liegende mittlere Konjunktion stattgefunden. 5
Die darauf folgende ist also (29^3l'50" - 5^47'33" =)
23^44-17" nach demselben Mittag gewesen, d. i. 0'^44'l7"
nach dem Mittag des 24. Thoth. In den 23^44' 17" legt
die Sonne in mittlerer Bewegung 23^23' 50" zurück, der
Mond in Anomalie 310'^ 8' 15", in Breite 314^2' 2l". 10
Nun war der mittlere Ort der Sonne (S. 185, 7) am
1. Thoth )C0^45'; ihre Entfernung von dem Apogeum des Ha 37!
eigenen Kreises — diese Zählung eignet sich besser *) — betrug
demnach (von )( 0^45' bis TT 5<^30') 265^15', die Entfernung
des Mondes von dem Apogeum des Epizykels in Anomalie be- 15
trug (S. 236,22) 268^49', die vom nördlichen Grenzpunkt Hol 46;
des schiefen Kreises in Breite (S. 244,3) 354^5'. Folg-
lich betrug zu dem obengenannten Zeitpunkt der mittleren
Konjunktion nach dem Monatsersten (am 24. Thoth) die
mittlere Entfernung der Sonne sowohl wie des Mondes^) 20
von dem Apogeum der Sonne, d.i. von TT 5^30', (265^15' +
23^23' 50"=) 288<^38'50", die des Mondes von dem Apo-
geum des Epizykels in Anomalie (268^49'+ 310^8' 15" —
360<^=) 218^57' 15", die von dem nördlichen Grenzpunkt
in Breite (354^15' + 314"2'2l" - 360°=) 3080l7'2l". 25
Wir werden also an erster Stelle eine Tabelle der
Konjunktionen wieder in 45 Zeilen, und zwar in 5 Spalten
aufstellen. In der ersten Zeile werden wir setzen: in die
erste Spalte das erste Jahr Nabonassars, in die zweite
die 24'144'17" des Thoth — denn die überschießenden 30
Sechzigteile zählen von der Mittagstunde des 24*®^ ab —
in die dritte Spalte die 288^ 38' 50" der mittleren Ent-
a) D. h. besser als die Zählung von der Epoche X 0^45'.
b) Die Konjunktionsstelle ist für beide Lichtkörper vom
Apogeum der Sonne in mittlerem Lauf gleichweit entfernt,
während in der Opposition der Mondort dem Sonnenort natür-
lich diametral gegenüber liegt.
22
340 Sechstes Buch. Zweites Kapitel.
fernung der Sonne von ihrem Apogeum, in die vierte die
2 18° 5 7' 15" der Entfernung des Mondes in Anomalie von
dem Apogeum (des Epizykels), in die fünfte die 308" 17' 21"
der Entfernung in Breite von dem nördlichen Grenzpunkt,
ö Nun entfallen auf die halbe Zeit*) des mittleren syno-
dischen Monats: 14'^45'55", 14^33' 12" Sonnenbewegung,
192054'30" Mondbewegung in Anomalie, 195"20'6" in
Hei 464 Breite. Diese Zahlen werden wir von denen der festgestell-
ten Konjunktion (am 24. Thoth) subtrahieren und die Rest-
Ha 376 zahlen in der zweiten, ähnlich eingerichteten Tabelle der
11 Vollmonde gleichfalls voranstellen, ganz in der nämlichen
Weise wie in der ersten Tabelle. Die verbleibenden Eest-
zahlen sind: 9^58^22", 274®5'38" der Entfernung der
Sonne von ihrem Apogeum, 26^ 2' 45" der Entfernung des
16 Mondes in Anomalie von dem Apogeum (des Epizykels),
112^57' 15" der Entfernung in Breite von dem nördlichen
Grenzpunkt.
Nun gehen ohne merklichen Fehler in 25 ägyptischen
Jahren ganze synodische Monate mit dem kleinen Rest von
20 0^2' 47" 5"' auf^), die Sonne setzt (in dieser Zeit) in mitt-
lerer Bewegung nach Abzug ganzer Kreise 353^52' 34" 13"'
zu, der Mond in Anomalie 57<'2l'44"l"', in Breite 117^^12'
49" 54'". Daher werden wir in beiden Tabellen die ersten
Spalten (von Zeile zu Zeile) um 25 Jahre zunehmen, und
25 die zweiten Spalten um 0^2' 4 7" 5"' abnehmen lassen, von
den übrigen aber die dritten um 3 5 3*^ 5 2' 34" 13'", die vierten
um 57<>21'44"1'", die fünften um 117^2' 49" 54'" an-
wachsen lassen.
Im Anschluß an diese Tabellen werden wir noch eine
30 Jahrestabelle in 24 Zeilen und darunter noch eine
Monatstabelle in 12 Zeilen aufstellen, beide mit der
gleichen Anzahl von Spalten wie die ersten.
a) Zu welcher Zeit Vollmond gewesen sein muß.
b) 25 ägyptische Jahre enthalten 309 volle synodische Monate :
309x29^31'50"8'"20"" = 9124^57'12"55"'; es fehlen also an
9125 Tagen 0^2' 47" 5'".
Erklärung der Tabellen. 341
In der Monatstabelle setzen wir in der ersten Zeile: in
die erste Spalte den ersten synodischen Monat, in die
zweite die Tage desselben mit 29^3l'50"8'"20"", in die Hei 4(
dritte die in dieser Zeit sich summierenden Grade der
Sonne mit 29° 6' 23" l'", in die vierte die (überschießenden) 6
Grade des Mondes in Anomalie mit 25°49'0"8'", in die
fünfte die (überschießenden) Grade der Breite mit 30^40' Ha 3:
14" 9'". Auch diese Spalten werden wir um dieselben
Zahlen anwachsen lassen, wie sie in der ersten Zeile stehen.
In der Jahrestabelle setzen wir in der ersten Zeile: in 10
die erste Spalte das erste Jahr, in die zweite Spalte die
in 13 synodischen Monaten (über 365*^) überschießenden
Tage mit (29d3l'50"8"' — 10^37'58"20'" =) 18d53'5l"
48'" *\ in die dritte die in ebensolanger Zeit (d. i. in
18^2175^ über den Jahresbetrag von 359^45' 24" 45"') über- 15
schießenden Grade der Sonne mit 1 8*^2 2' 59" 18"', in die
vierte die (in derselben Zeit über den Jahresüberschuß von
33043/ y/f 28'" überschießenden) Grade des Mondes in Ano-
malie mit 335*37' l"5l"', und in die fünfte die (über den
Jahresüberschuß von 148°42'47"l2"' überschießenden) Grade 20
der Breite mit 38° 43' 3" 51"'. Anwachsen lassen wir diese
Spalten um die vorstehend aufgeführten, in 13 synodischen
Monaten sich ergebenden Überschüsse abwechselnd mit den
auf 12 synodische Monate entfallenden Beträgen, welche
sind: 354d22'l"40"', 349°16'36"l6'" derWeiterbewegung^) 25
der Sonne (in diesen 354"^ 875^), 309°48'l"42'" der Weiter-
bewegung des Mondes in Anomalie (über ganze Kreise),
8° 2' 49"42"' (über ganze Kreise) der Weiterbewegung in Breite.
a) Ganz richtig bietet Cod. D in diesem Betrag 51" statt 52";
nur wenn die 48"' wegfallen, kann dadurch 51" auf 52" ge-
hoben werden. Die Differenz beträgt den synodischen Monat
weniger der über das mittlere Mondjahr von 354^22'1"40"' über-
schießenden Tage des ägyptischen Jahres.
b) Ich vermute statt inox^is wie einige Zeilen vorher iTtoveiag.
Dasselbe Wort ist wohl statt äitoxris auch über die dritten
Spalten der Jahres- und der Monatstabelle zu setzen; denn
dort kann nur von Vergrößerung der Entfernung vom Apogeum
die Rede sein.
342 Sechstes Buch. Drittes und viertes Kapitel.
Dieser Wechsel ist mit Rücksicht darauf notwendig, um die
Ansetzung der ersten Sjzygie (eines jeden Jahres) nach ganzen
ägyptischen Jahren durchführen zu können. Was die An-
sätze der Beträge anbelangt, so wird es genügen, dieselben
bis zu den zweiten Sechzigteilen gehen zu lassen.
Drittes Kapitel.
iT Eonjunktionen
gestalten sich folgendermaßen (s. S. 343 — 345).
Hei 4^6^61 ^^® Tabellen der Konjunktionen und Vollmonde
Viertes Kapitel.
Berechnung der periodischen und
der genauen Syzygien nach den Tabellen.
Hei 4^7*2} Wenn wir für irgendein in die Untersuchung einbezogenes
Jahr die theoretisch im Mittel betrachteten Syzygien fest-
stellen wollen"^), so berechnen wir, das wievielte das be-
10 treffende Jahr von dem ersten Jahre Nabonassars ab ist,
und sehen nach, welche Zeilen die Gesamtzahl der Jahre
enthalten, die sich teils aus den 25 jährigen Perioden in einer
der beiden ersten Tabellen (d. h. je nachdem es sich um Kon-
junktionen oder Vollmonde handelt), teils aus den Einzel-
15 Jahren nach der dritten (d. i. Jahres-) Tabelle zusammensetzt.
Die Beträge, welche in den beiden Zeilen in den nächst-
folgenden Spalten stehen, werden wir in zugehöriger Weise
addieren, d. h. wenn es sich um synodische Syzygien handelt,
die Beträge aus der ersten und dritten (der Jahres-) Tabelle,
20 wenn es sich um Vollmondsyzygien handelt, die Beträge aus
der zweiten und dritten Tabelle. In der Summe der aus
der zweiten Spalte entnommenen Beträge werden wir den
Zeitpunkt der von Anfang jenes Jahres ab gerechneten Syzy-
gie erhalten. Kommen z.B. 24^44' heraus, so fällt der Zeit-
25 punkt der Syzygie 44' nach dem Mittag des 24. Thoth;
kommen 34*^44' heraus, so fällt der Zeitpunkt ebensoviel
Sechzigteile nach dem Mittag des 4. Phaophi. Ferner er-
Syzygietabellen.
343
I. Tabelle der Konjunktionen.
Tage
j
de8 Thoth
1
i
j
Entfernung
Entfernung
des Mondes
der Sonne und
des Mondes
vom Apo-
geum n 5°30'
von dem Apo-
geum des Epi-
zykels in
Anomalie
von dem nördl.
Grenzpunkt
in Breite
1
24d
44'
17"
288°
38' 50"
218°
57'
15'
308° 17'
21"
26
24
41
30
282
81 24
276
18
59
65 80
11
51
24
38
43
276
23
58
333
40
43
182
43
1
51
76
24
35
56
270
16
33
31
2
27
299
55
101
24
33
9
264
9
7
88
24
11
57
8
41
126
24
30
22
258
1
41
145
45
55
174
21
31
151
24
27
35
251
54
15
203
7
39
291
34
20
176
24
24
47
245
46
50
260
29
23
48
47
10
201
226'
24
22
0
239
89
24
317
51
7
166
0
0
24
19
13
233
31
58
15
12
51
283
12
50
251
24
16
26
227
24
82
72
34
35
40
25
40
276
24
13
39
221
17
6
129
56
19
157
38
30
301
24
10
52
215
9
41
187
18
3
274
51
20
326
24
8
5
209
2
15
244
39
47
32
4
10
351
24
5
18
202
54
49
802
1
31
149
17
0
376
24
2
31
196
47
23
359
23
15
266
29
50
401
23
59
44
190
39
57
56
44
59
23
42
39
426
23
56
57
184
32
82
114
6
43
140
55
29
451
23
54
10
178
25
6
171
28
27
258
8
19
476
23
51
23
172
17
40
228
50
11
15
21
9
501
23
48
35
166
10
14
286
11
55
132
33
59
49
526
23
45
48
160
2
49
343
33
39
249
46
551
23
43
1
153
55
23
40
55
23
6
59
89
576
23
40
14
147
141
47
57
98
17
7
124
12
29
19
601
23
37
27
40
31
155
38
51
241
25
626
23
34
40
135
33
5
213
0
35
358
38
9
651
23
31
53
129
25
40
270
22
19
115
50
58
676
23
29
6
123
18
14
827
44
3
233
8
48
701
23
26
19
117
10
48
25
5
47
350
16
38
726
23
23
32
111
3
22
82
27
31
107
29
28
751
23
20
45
104
55
57
139
49
16
224
42
18
776
23
17
57
98
48
31
197
11
0
341
55
8
801
23
15
10
92
41
5
254
32
44
99
7
58
826
23
12
23
86
33
39
311
54
28
216
20
48
851
23
9
36
80
26
13
9
16
12
333
33
38
1 876
23
6
49
74
18
48
66
37
56
90
46
28
901
23
4
2
68
11
22
123
59
40
207
59
17
926
23
1
15
62
8
56
181
21
24
325
12
7
951
22
58
28
55
56
30
238
43
8
82
24
57
976
22
55
41
49
49
4
296
4
52
199
37
47
1001
22
52
54
43
41
39
353
26
86
316
50
87
1026
22
50
7
37
34
13
50
48
20
74
8
27
17
1051
22
47
20
31
26
47
108
10
4
191
16
1076
22
44
32
25
19
21
165
31
48
308
29
7
1101
22
41
45
19
11
56
222
53
32
65
41
57
344
Sechstes Buch. Drittes Kapitel.
II. Tabelle der Vollmonde.
M liO
a Ol
11
Entfernung
Entfernung des Mondes
Tage des Thoth
der Sonne vom
Apogeum
JI5«30'
von dem Apo-
geum des Epi-
zykels in
Anomalie
von dem nördl.
Grenzpunkt
in Breite
1
S6
51
9d
9
9
58'
55
52
22"
35
48
2740
267
261
5'
58
50
38"
12
46
26«
83
140
2'
24
46
45"
29
13
1120
230
347
57'
10
22
15"
5
55
76
101
126
9
9
9
50
47
44
1
14
27
255
249
243
43
35
28
21
55
29
198
255
312
7
29
51
57
41
25
104
221
339
35
48
1
45
35
25
151
176
201
9
9
9
41
38
36
40
52
5
237
231
225
21
13
6
3
38
12
10
67
124
13
34
56
9
53
37
96
213
330
14
27
39
14
4
54
226
251
276
9
9
9
33
30
27
18
31
44
818
212
206
58
51
43
46
20
54
182
239
297
18
40
1
21
5
49
87
205
322
52
5
18
44
34
24
301
326
351
9
9
9
24
22
19
57
10
23
•200
194
188
36
29
21
29
3
37
354
51
109
23
45
7
33
17
1
79
196
313
31
44
56
14
4
54
44
33
23
376
401
426
9
9
9
16
13
11
36
49
2
182
176
169
14
6
59
11
45
20
166
228
281
28
50
12
45
29
13
71
188
305
9
22
35
451
476
501
9
9
9
8
5
2
15
27
40
163
157
151
51
44
37
54
28
2
338
35
93
38
55
17
57
41
25
62
180
297
48
1
13
13
3
53
526
551
576
8
8
8
59
57
54
53
6
19
145
139
133
29
22
14
37
11
45
150
208
265
39
0
22
9
53
37
54
171
288
26
39
52
43
33
23
601
626
651
8
8
8
51
48
45
32
45
58
127
120
114
7
59
52
19
53
28
322
20
77
44
6
27
21
5
49
46
163
280
5
18
30
13
3
52
676
701
726
8
8
8
43
40
37
11
24
37
108
102
96
45
37
30
2
36
10
134
192
249
49
11
33
33
17
1
37
154
272
43
56
9
42
32
22
751
776
801
8
8
8
34
32
29
50
2
15
90
84
78
22
15
7
45
19
53
306
4
61
54
16
38
45
29
14
29
146
263
22
35
47
12
2
52
42
32
22
826
851
876
8
8
8
26
23
20
28
41
54
72
65
59
0
53
45
27
1
36
118
176
233
59
21
43
58
42
26
21
138
255
0
13
26
901
926
951
8
8
8
18
15
12
7
20
33
53
47
41
38
30
23
10
44
18
291
348
45
5
26
48
10
54
38
12
129
247
39
52
4
11
1
51
976
1001
1026
8
8
8
9
6
4
46
59
12
35
29
23
15
8
1
52
27
1
103
160
217
10
32
53
22
6
50
4
121
238
17
30
43
41
31
21
1051
1076
1101
8
7
7
1
58
55
25
37
50
16
10
4
53
46
38
35
9
44
275
312
29
15
37
59
34
18
2
355
113
230
56
9
21
11
1
51
Syzygietabellen.
IIL Jahrestabelle.
345
3|
Über-
schießende
Tage
Überschuß
der Sonnen-
bewegung
Überschuß der Mondbewegung
in Anomalie
in Breite
1
2
3
18d
8
27
53'
15
9
52"
53
45
18»
7
26
22'
39
2
59"
36
35
335»
285
261
37'
25
2
2"
38»
46
85
43'
45
28
4'
54
57
4
5
6
16
5
24
31
53
47
47
49
40
15
4
22
19
35
58
11
47
47
210
160
136
50
88
15
93
101
140
31
34
17
47
37
41
7
8
9
14
3
22
9
31
25
42
44
36
12
1
19
15
31
54
28
59
59
86
35
11
3
51
28
148
156
195
20
23
6
30
20
24
10
11
12
11
1
20
47
9
3
37
39
31
9
358
16
11
28
51
35
10
321
271
246
16
4
41
21
203
211
249
9
12
55
14
3
7
13
14
15
9
28
17
25
19
41
32
24
26
6
24
13
7
30
47
47
46
22
196
172
121
29
6
54
23
25
26
257
296
304
57
41
43
57
1
50
16
17
18
7
25
15
3
57
19
28
19
21
3
21
10
.1
43
59
58
34
71
47
357
42
19
7
28
30
32
312
351
359
46
29
32
40
44
34
19
20
21
4
23
12
41
35
57
23
14
16
0
18
7
0
23
39
10
10
46
306
282
232
55
32
20
33
35
37
7
46
54
35
18
21
23
27
17
22
23
24
2
21
10
19
13
35
18
10
11
356
15
4
56
19
35
22
22
58
182
157
107
8
45
33
39
41
42
62
101
109
24
7
10
7
10
0
Finsternisgrenzen
der Sonne: 69" 19'— 101«» 22' und 258° 38'— 290« 41' 1 _...., ^„ t o„fa
des Mondes: 740 48' - 105o 12' und 2540 48'- 285° 12' | ""'"^«'«^ ^*"^'-
IV. Monatstabelle.
Syn.
Mo-
nate
Tage
Sonnen-
bewegung
Überschuß der Mondbewegung
in Anomalie
in Breite |
1
2
3
29d
59
88
31'
3
35
50"
40
30
29°
58
87
6'
12
19
23"
46
9
25»
51
77
49'
38
27
0"
0
0
30O
61
92
40'
20
0
14"
28
42
4
5
6
118
147
177
7
39
11
21
11
1
116
145
174
25
31
38
32
55
18
103
129
154
16
5
54
122
153
184
40
21
1
57
11
25
7
8
9
206
236
265
42
14
46
51
41
31
203
232
261
44
51
57
41
4
27
180
206
232
43
32
21
214
245
276
41
21
2
39
53
7
10
11
12
295
324
354
18
50
22
21
12
2
291
320
349
3
10
16
50
13
36
258
283
309
10
59
48
1
2
2
306
337
8
42
22
2
21
36
50
346 Sechstes Buch. Viertes Kapitel.
halten wir in der Summe der aus der dritten Spalte ent-
nommenen Beträge die Grade (der Sonne und des Mondes)
vom Apogeum der Sonne*) ab, in der Summe der aus der
vierten Spalte entnommenen die Grade des Mondes in Ano-
5 malie vom Apogeum (des Epizykels) ab, endlich in der Summe
Hei 473 der aus der fünften entnommenen die Grade der Breite von
7 dem nördlichen Grenzpunkt ab.
Ha 385 Die weiteren Sjzygien (des in Frage stehenden Jahres),
mögen wir alle oder nur einige zu erhalten beabsichtigen,
10 werden wir der Reihe nach durch Addition der in der vier-
ten, d. i. der Monatstabelle stehenden Beträge zu den zu-
gehörigen Werten auf bequeme Weise mit dazuberechnen.
Hierbei werden wir bei jeder Zeitangabe, weil dies dem
praktischen Gebrauch entspricht, die Sechzigteile des Tages
16 in Aquinoktialstunden verwandeln. Freilich wird der aus
der Summierung hervorgehende Überschuß an Stunden auf
der Annahme beruhen, daß die Sonnentage gleichförmig sind;
indessen entspricht dieser Überschuß keineswegs immer dem
nach bürgerlicher Zeit festgestellten, sondern muß mitRück-
20 sieht auf die Ungleichförmigkeit der Sonnentage berechnet
werden.^) Daher werden wir auch den hier sich einstellen-
den Fehler durch Korrektion beseitigen, indem wir, wie
(S. 190, 29) gezeigt ist, die aus diesem Grunde eintretende
Differenz bilden und, wenn der nach dem ungleichförmigen
25 Intervall sich ergebende Überschuß der Zeitgrade größer
ist, diese Differenz von dem nach der gleichförmigen Sonnen-
bewegung gegebenen Zeitbetrag abziehen; ist er aber klei-
ner, so werden wir die Differenz zu letzterem Betrag ad-
dieren.
30 Hat man nun auf diese Weise den theoretisch nach dem
mittleren Lauf bemessenen Zeitpunkt einer Konjunktion
a) Bei Berechnung der Yollmonde natürlich die dem Sonnen-
orte diametral gegenüberliegenden Grade des Mondes.
b) D. h. die gegebenen gleichförmigen Sonnentage sind in
bürgerliche umzurechnen, weil die Beobachtung des Eintritts
der Syzygie nach bürgerlicher Zeit angestellt wird. Vgl.
S. 191,10.
Berechnung der Syzygien. 347
oder eines Vollmondes und die für diese Zeit geltenden Ano-
malien beider Lichtkörper gewonnen, so wird erstens auch
Zeitpunkt und Stelle der genauen Syzjgie und zweitens
der Ort des Mondes in Breite aus der zahlenmäßigen Ver-
gleichung der beiden Anomalien leicht zu ermitteln sein. 5
Nach Maßgabe einer jeden derselben ist zunächst der genaue
Ort der Sonne und der genaue Ort des Mondes in Breite
festzustellen, wie er sich zu der ermittelten periodischen
Zeit vermittels der gefundenen Prosthaphäresis ergibt. Werden
Sonne und Mond auch dann noch in demselben Grad oder 10
genau diametral gegenüber gefunden, so werden wir auch Hei 474
für die genaue Syzygie denselben Zeitpunkt erhalten. Wenn Ha 386
dies aber nicht der Fall ist, so nehmen wir die Grade ihrer
Elongation, addieren dazu ein Zwölftel der Strecke *) für das
Stück, welches die Sonne durch ihre Weiterbewegung un- 15
gefähr zusetzt, und werden (wie S. 348, 3 gezeigt wird)
feststellen, in wieviel Äquinoktialstunden der Mond soviel
Grade zurzeit in ungleichförmiger Bewegung (d. i. in
den Entfernungen, welche größer oder kleiner als die mitt-
lere sind) zurücklegen wird. Liegt der genaue Ort des 20
Mondes weiter zurück als der der Sonne, so werden wir die
erhaltenen Stunden zu der periodischen Zeit addieren (d.h.
die genaue Syzygie tritt um soviel später ein als die mitt-
lere), liegt er weiter vorwärts, davon subtrahieren (d. h.
die genaue Syzygie ist um soviel eher eingetreten als die 25
mittlere). Desgleichen werden wir, wenn der zur perio-
dischen Zeit stattfindende genaue Ort des Mondes weiter
zurückliegt als der der Sonne, die Grade der Elongation
wieder mit Einschluß des Zwölftels der Strecke zu seinem
Ort addieren, wenn er aber weiter vorwärts liegt, in Länge 30
und Breite davon abziehen. So werden wir ohne merk-
lichen Fehler erstens (durch die Stundenberechnung) die
Zeit der genauen Syzygie erhalten, und zweitens (durch
die Gradberechnung) den (für ebendiese Zeit gelten-
a) Die ausführliche Erklärung dieses Zwölftels wird S. 335, 28
348 Sechstes Bucli. Yiertes Kapitel.
den) genauen Ort des Mondes auf dem schiefen
Kreise erzielen.*^
Noch bleibt mitzuteilen, wie die in der Nähe der Syzygien
verlaufende stündliche ungleichförmige Bewegung des
5 Mondes von Fall zu Fall gefunden wird. Mit der für den
gegebenen Zeitpunkt gefundenen Zahl der Anomaliegrade
gehen wir zunächst in die Tabelle der Anomalie (Buch V,
Kap. 8) des Mondes ein und stellen aus der Differenz, welche
sich aus den bei dieser Argumentzahl (in der 4*®^ Spalte eine
10 Zeile höher oder tiefer) stehenden Prosthaphäresisbeträgen
ergibt, den auf einen Grad der Anomalie entfallenden Be-
Bei 475 trag der Differenz fest. Diesen Betrag multiplizieren wir
mit der stündlichen mittleren Bewegung in Anomalie, d.i.
Ha 387 (S. 204,32) mit 0^3 2' 40'^, und ziehen das Ergebnis, wenn
16 die Argumentzahl der Anomalie in den Zeilen oberhalb
des Maximums (5^1') der Prosthaphäresis steht, von der
stündlichen mittleren Bewegung in Länge, d. i. (S. 204, 3l)
von 0*'82'56" ab, addieren es aber zu diesem Betrage, wenn
die Argumentzahl in den Zeilen unterhalb besagten Maxi-
20 mums steht.^^ In dem Endergebnis werden wir den Betrag
erhalten, den sich der Mond in dem betreffenden Falle
im Verlauf einer Aquinoktialstunde in Länge ungleich-
förmig bewegt.*^^
Durch das vorstehend mitgeteilte methodische Verfahren
26 wird der für Alexandria geltende Zeitpunkt der genauen
Syzygie ermittelt werden, weil für alle Epochen die Fest-
stellung der Zeit nach Stunden für den Meridian von Ale-
xandria gemacht sind. Es ist aber leicht aus der für Ale-
xandria geltenden Zeit auch die zu finden, welche in jeder
30 beliebigen geographischen Breite für dieselbe Syzygie gelten
wird, wenn für den Eintritt der Syzygie die Zahl der Äqui-
a) Und somit nach der siebenten Spalte der Tabelle der Ge-
samtanomalie des Mondes seine Breite, nach welcher es sich
entscheidet, ob die Syzygie mit einer Finsternis verbunden ist
oder nicht.
b) Weil im ersten Falle der Mond auf dem erdfernen Halb-
kreise sich mit kleinerer als mittlerer Geschwindigkeit in Länge
bewegt, im zweiten Falle auf dem erdnahen mit größerer.
Sechstes Buch. Fünftes Kapitel. 349
noktialstunden des Meridianabstandes gegeben ist. Denn
nachdem wir aus der unterschiedlichen Lage der Wohnorte
festgestellt haben, um wieviel Raumgrade (des Äquators)
der Meridian des in Frage stehenden Landes von dem durch
Alexandria gehenden differiert, so wird anzunehmen sein, 5
daß dort die Erscheinung um ebensoviele Zeitgrade später
beobachtet worden ist, wenn der durch das fragliche Land
gehende Meridian östlich des Meridians von Alexandria
liegt, dagegen um ebensoviele Zeitgrade früher, wenn er
westlich davon liegt, wobei natürlich wieder 15 Zeitgrade 10
auf eine Äquinoktialstunde zu rechnen sind.-^^
Fünftes Kapitel.
Die Grenzen der Sonnen- und Mondfinsternisse.
Nach diesen grundlegenden Erörterungen dürfte es derfne^i 47e
logischen Reihenfolge nach am Platze sein, die näheren Um-
stände zu besprechen, von denen die Bestimmung der Grenzen
von Sonnen- und Mondfinsternissen abhängig ist. Durch 15
diese Bestimmung erreichen wir, falls wir nicht alle perio-
dischen Syzygien zu berechnen beabsichtigen, sondern nur
diejenigen, welche möglicherweise in das Bereich der
charakteristischen Anzeichen von Finsternissen fallen, eine
leicht zu handhabende zahlenmäßige Feststellung solcher 20
Fälle aus dem mittleren Ort des Mondes in Breite, der für
jede periodische Syzygie an die Hand gegeben sein muß.
In dem vorhergehenden Buche haben wir (S. 309, ll) nach-
gewiesen, daß der Durchmesser des Mondes auf dem größ-
ten Kreise, welcher in seiner größten Entfernung um den 26
Mittelpunkt der Ekliptik gezogen ist, als Sehne einen Bogen
von 0^31' 20" unterspannt. Errechnet hatten wir dieses Er-
gebnis mit Hilfe von zwei Finsternissen, welche in der Nähe
des Apogeums seines Epizykels stattgefunden hatten. So
werden wir denn jetzt, wo wir die weitesten Grenzen der 80
mit Finsternissen verbundenen Syzygien zu bestimmen be-
absichtigen — es sind die Grenzen, welche sich einstellen,
wenn der Mond direkt im Perigeum des Epizykels steht —
350 Sechstes Buch. Fünftes Kapitel.
wieder mit Hilfe von zwei in der Nähe des Perigeums
beobachteten Finsternissen — denn die Sicherheit ist un-
bedingt größer, wenn man solche Verhältnisse direkt an den
Ha 389 Erscheinungen darlegt — den Nachweis liefern, einen wie
Hei 477 großen Bogen der Durchmesser des Mondes auch in diesem
6 Falle in gleichem Sinne*) unterspannt.
Im 7*®^ Jahre Philometors, welches das 574*^ seit Nabo-
nassar ist, am 27/28. ägyptischen Phamenoth (30. April 174
V. Chr.), war von Beginn der achten Stunde bis Ende der
10 zehnten in Alexandria eine Mondfinsternis, deren Maximum
7 Zoll von Norden betrug. Demnach hat die Mitte der
Finsternis 272 bürgerliche Stunden nach Mitternacht (2^20°^)
stattgefunden, welche 2Y3 Äquinokti aistun den ausmachten ^\
weil der genaue Ort der Sonne \j 6^15' (ö^S'lS" + l^^lO'j
15 war.«)
Nun beträgt die Zeit von der Epoche bis zur Mitte der
Finsternis 573 ägyptische Jahre, 206 Tage und I4Y3 Äqui-
noktialstunden schlechthin, aber nur 14 nach der Eechnung
mit gleichförmigen Sonnentagen. Für diese Zeit war
20 der mittlere Ort des Zentrums des Mondes vi 7^49',
der genaue Ort „ „ „ „ ^ 6n6',
die Entfernung von dem Apogeum des Epizykels 163*^40',
die Entfernung vom nördlichen Grenzpunkt des
schiefen Kreises 98*20'.
25 Hieraus ist folgendes ersichtlich. Wenn das Zentrum des
Mondes, während er in seiner kleinsten Entfernung steht,
a) D. h. auf dem größten Kreise, welcher in der kleinsten
Entfernung des Mondes durch sein Zentrum um den Mittelpunkt
der Ekliptik gezogen wird.
b) Da hiernach die bürgerliche Nachtstunde 56°^ beträgt, so
beginnt, weil das Ende der sechsten auf Mitternacht fällt, die
achte Stunde 12^56°^; mithin war das Ende der von Beginn
der achten bis Ende der zehnten Stunde 3 Stunden zu 56°^ (oder
2 Äquinoktialstunden und 48™) dauernden Finsternis 3^44™, die
Mitte 12^56°^ -f- 1 Äquinoktialstunde -f 24"^ = 2^20°^ nachts.
c) Die Nachprüfung ergibt, daß d\ d. i. y^, zu lesen ist.
Finsternisgrenzen. 351
auf dem schiefen Kreise eine Entfernung von 8^20' von den
Knoten*^ hat, und wenn das Zentrum des Schattens auf dem
größten Kreise liegt, der durch das Zentrum des Mondes
senkrecht zu seinem schiefen Kreise gezogen wird, was die
Lage ist, in welcher (bei der genannten Entfernung von den 5
Knoten) das Maximum der Verfinsterungen eintritt, dann
fallen '/jg ^^^ seinem Durchmesser in den Schatten.
Im 37*®^ Jahre der dritten Kailippischen Periode, welches Ha 39(
das 607*® Jahr seit ISTabonassar ist, hat am 2/3. ägyptischen Hei 4?)
Tybi (27. Januar 141 v. Chr.) zu Anfang der fünften Stunde 10
auf Rhodus der Beginn einer Mondfinsternis stattgefunden,
deren Maximum drei Zoll von Süden betrug. Demnach fand
auch hier wieder der Anfang der Finsternis 2 bürgerliche
Stunden vor Mitternacht (9^40°^) statt, welche in Rhodus
und Alexandria (2 x 70™ =) 2V3 Äquinoktialstunden**) aus- 15
machten, weil der genaue Ort der Sonne ==: 5^8' war. Die
Mitte ^', zu welcher das Maximum der Verfinsterung eintrat,
fiel 1% Äquinoktialstunde vor Mitternacht (10^10"^).
Nun beträgt die Zeit von der Epoche bis zur Mitte der
Finsternis 606 ägyptische Jahre, 121 Tage und lOVe Äqui- 20
noktialstunden sowohl schlechthin als auch nach der Rech-
nung mit gleichförmigen Sonnentagen. Für diese Zeit
war
der mittlere Ort des Zentrums des Mondes q 5° 16',
der genaue Ort „ „ „ „ ^5® 8', 26
die Entfernung von dem Apogeum des Epizykels 178^46',
die Entfernung von dem nördlichen Grenzpunkt
des schiefen Kreises 280*36'.
Hieraus ist wieder folgendes ersichtlich. Wenn das Zen-
trum des Mondes, während er wieder in seiner kleinsten 30
Entfernung steht, auf dem schiefen Kreise eine Entfernung
a) Es handelt sich um die entgegengesetzte (d. i. südliche)
Seite des niedersteigenden Knotens wie S. 307, 22.
b) Da die Mitte schon nach 30°^ eintritt, so kommt auf die
ganze Dauer nur eine Stunde, was ganz unzureichend ist. Vgl.
erl. Anm. 44.
352 Sechstes Buch. Fünftes Kapitel.
von 10^36' von den Knoten*^ hat, während das Zentrum
des (Erd-) Schattens in dem gemeinsamen Schnittpunkt der
Ekliptik und des größten Kreises liegt, der durch das Zen-
trum des Mondes senkrecht zu seinem schiefen Kreise ge-
5 zogen wird, dann wird der vierte Teil des Monddurch-
messers in den Schatten fallen.
Hei 479 Nuu beträgt, wenn das Mondzentrum auf dem schiefen
Kreise eine Entfernung von 8^20' von den Knoten hat, sein
Ha 391 Abstand von der Ekliptik auf dem durch die Pole des schie-
10 fen Kreises (des Mondes) gezogenen größten Kreis 0^43' 3".^^
Hat es aber auf dem schiefen Kreise von den Knoten eine
Entfernung von 10^36', so beträgt sein Abstand von der
Ekliptik auf dem durch die Pole des schiefen Kreises ge-
zogenen größten Kreis 0^54' 50". Da nun der unterschied
15 der beiden Finsternisse (Yjg ^^ — V4 ^°^) ^^^ dritten Teil
des Monddurchmessers und der Unterschied der beiden fest-
gestellten Abstände des Mondzentrums auf demselben größ-
ten Kreise von demselben Punkte der Ekliptik, d. i. von
dem Schattenzentrum, ohne merklichen Fehler (0^54' 50" —
20 0^3' 3" =)Oni' 47" beträgt, so leuchtet ein, daß der ganze
Durchmesser des Mondes auf dem in seiner kleinsten Ent-
fernung um den Mittelpunkt der Ekliptik gezogenen größten
Kreis (als das Dreifache davon) einen Bogen von 0^35' 20"
unterspannt.
26 Da ferner bei der zweiten Finsternis, bei welcher ein
Viertel des Monddurchmessers verfinstert war, das Mond-
zentrum von dem Schattenzentrum 0^54' 50" und von dem
r Punkte (c), in welchem
die Verbindungslinie
80 7"^ ^ der beiden Mittelpunk-
te die Peripherie des
Schattens schneidet.
Hei 480 / / \ ^^v^ den vierten Teil des
^ß Monddurchmessers, d.i.
a) Es handelt sich um die entgegengesetzte (d. i. nördliche)
Seite des aufsteigenden Knotens wie S. 308, 28.
b) Hierzu vgl. Anm. a) S. 309.
Finsternisgrenzen.
353
0^8' 50" abstand, so leuchtet ohne weiteres ein, daß für den
Halbmesser (ac) des Schattens in der kleinsten Entfernung
des Mondes der Rest {0^ 6^' 60" — O'^S' 60" =) 0H6' ver-
bleibt..*^ Folglich ist der Halbmesser des Schattens un-
beträchtlich (d.i.OöO'4") größer als das 275fache (= 0<'45'56") 5
des Mondhalbmessers, der 0^1 7' 40" beträgt.
I. Grenzen der Sonnenfinsternisse.
Auch der Halbmesser der Sonne unterspannt im gleichen Ha
Sinne auf dem in ihrer Entfernung um den Mittelpunkt der
Ekliptik gezogenen größten Kreise einen Bogen von 0°15'40". 10
Denn es wurde (S. 305, 26) nachgewiesen, daß sowohl die
Sonne als auch der Mond bei seiner größten Entfernung in
den Syzygien als Maß gleichoft in dem eigenen (Entfernungs-)
Kreise aufgeht. Wenn also das scheinbare Zentrum des
Mondes^) von dem Zentrum der Sonne beiderseits der Eklip- 15
tik einen Abstand von (On7'40" + 0n5'40"=) 0033'20"
hat, dann wird erstmalig die Möglichkeit eintreten, daß die
scheinbare Lage des Mondes mit der Sonne in Berührung
komme.
Denken wir uns z. B. AB als einen Bogen der Ekliptik 20
und TA als einen Bogen des schiefen
Kreises des Mondes. Diese Bogen mögen
für die sinnliche Wahrnehmung als par-
allel gelten, insoweit es sich um die
Laufstrecken handelt, welche während
der Dauer einer Finsternis zurückgelegt
werden. Wenn wir durch die Pole der
Ekliptik den Bogen A E f ziehen und uns
um Punkt A den Halbkreis der Sonne
und um Punkt E den scheinbaren Halb- ^ 30
2ö
a) Die von mir beigegebene Figur zeigt, daß in der klein-
sten Entfernung des Mondes der Schattenhalbmesser die Diffe-
renz ab — hc = ac beträgt. Vgl. S. 309, 22.
b) D.h. der infolge der Parallaxe eingenommene Ort des Mond-
zentmms in der kleinsten Entfernung (d. i. bei dem Mond-
halbmesser von 17'40").
Ptolemäus, übers, v. Manitius. I. 23
354 Sechstes Buch. Fünftes Kapitel.
Hei 481 kreis des Mondes denken, so daß er den der Sonne in Punkt Z
erstmalig berührt, so kann der Bogen AE, welchen das
scheinbare Mondzentrum E als Abstand von dem Sonnen-
zentrum A hat, einmal gleich den oben festgestellten 0^33'20"
5 werden.
Nun beträgt in dem Gebiete von Meroe, wo der längste
Tag 13 Äquinoktialstunden hat, bis zu den Mündungen des
Borysthenes, wo der längste Tag 16 Äquinoktialstunden
hat, (d.i. von 16*^27' bis 48^32' nördlich des Äquators)
Ha 393 in der kleinsten Entfernung zur Zeit der Syzygien, wenn
11 man die Parallaxe der Sonne in Rechnung bringt, das Maxi-
mum der nordwärts wirkenden Parallaxe des Mondes (in
Meroe) ohne merklichen Fehler 0®8'*\ das Maximum der
südwärts wirkenden (am Borysthenes) unter gleicher Vor-
15 aussetzung^^ 0*^58'. Es beträgt ferner einerseits bei der
nordwärts wirkenden Parallaxe von 0^8' das Maximum der
Längenparallaxe im Löwen und in den Zwillingen 0^30',
anderseits bei der südwärts wirkenden Parallaxe von 0^58'
das Maximum der Längenparallaxe im Skorpion und in den
20 Fischen 0"15'. Wenn wir demnach das genaue Mondzentrum
in A annehmen und als Verbindung den Bogen AE ziehen,
welcher die ganze (Höhen-) Parallaxe darstellt, so wird Af
die Längenparallaxe und FE die Breitenparallaxe sein.
Wenn also der Mond nördlich der Sonne steht und das
25 Maximum der südwärts wirkenden Parallaxe zeigt ^'^ dann
wird ohne merklichen Fehler AT gleich 0^15' und AEf
a) Der Knoten, in dessen Nähe der Mond steht, muß dann
im Sommerwendepunkt liegen, der in Meroe ungefähr 7° nörd-
lich des Zenits kulminiert. Das Maximum der Längenparal-
laxe tritt dann gleichweit beiderseits von G 0® im Löwen und
in den Zwillingen ein.
b) Der Knoten muß dort im Winterwendepunkt liegen, der
am Borysthenes mit 72" Zenitabstand kulminiert. Das Maxi-
mum der Längenparallaxe tritt dann gleichweit beiderseits
von S' 0" im Skorpion und in den Fischen ein.
c) Am Borysthenes; denn wenn er dort südlich der Sonne
steht, wird er durch die südwärts wirkende Parallaxe von der
Sonne abgerückt.
Finäternisgrenzen. 355
gleich (0<^33'20'' + 0^58' =) 1^31' sein. Da ferner der Heises
Bogen vom Knoten bis f zu dem Bogen TA auf 3er inner-
halb der Finsternisgrenzen liegenden Strecke das Verhältnis
von IIY2 • 1 hat^^^ — verständlich wird uns dies mit Hilfe
der früher (S. 284, 34) bei der Neigung des Mondkreises 5
geführten Nachweise — , so wird der Bogen vom Knoten
bis r gleich 17^26' und mit dem Zusatz von AT (0°15')
im ganzen gleich 17^41' sein.
Wenn aber der Mond südlich der Sonne steht und das
Maximum der nordwärts wirkenden Parallaxe zeigt*^ dann 10
wird Ar gleich 0^30' und der ganze Bogen AEf gleich
(0<'33'20" + 0^8' =) OHl' sein. Alsdann wird aus den-
selben Gründen der Bogen vom Knoten bis f gleich 7*^52'
und mit dem Zusatz von AT (0^30') im ganzen gleich
8^22' sein. 15
Wenn also die genaue Entfernung des Mondzentrums von
irgendeinem der Knoten auf dem schiefen Kreise nach Ha 394
Norden 17^41', nach Süden aber 8^22' beträgt, dann
wird erstmalig in dem oben näher bezeichneten Gebiete der
zurzeit bewohnten Erde die Möglichkeit eintreten, daß die 20
scheinbare Lage des Mondes mit der Sonne in Berührung kommt.
Nun wurde das Maximum der Anomaliedifferenz bei der
Sonne (S. 171, 2l) mit 2^23' und das Maximum bei dem
Monde, welches in den Syzygien eintritt, (S. 246, ll) mit
5^1' nachgewiesen. Es kann also einmal der Fall eintreten, 25
daß zur Zeit der periodischen Syzygien die genaue Elon-
gation des Mondes von der Sonne 7® 24' beträgt(vgl.S.290,17).
Nun wird in derselben Zeit, in welcher der Mond diese Hol 48;
7<^24' durchläuft, die Sonne ungefähr den 13*«»^ Teü davon,
d.i. 0°34' weiter zurücklegen; in der Zeit aber, in welcher der 30
Mond wieder diese 0^34' sich weiterbewegt, wird auch die
Sonne wieder den 1 3*®^ Teil davon, d. i. 0°3' durch ihre Weiter-
bewegung zusetzen. Ein weiteres Dreizehntelhiervonkann nicht
a) In Meroe ; denn wenn er dort bei der oben angedeuteten
Lage des Knotens jenseits des Zenits nördlich, d. i. unterhalb
der Sonne steht, wird er durch die nordwärts wirkende Parallaxe
von der Sonne abgerückt.
23*
356 Sechstes Buch. Fünftes Kapitel.
mehr in Betracht kommen. Wenn wir also die Summe
(0<^34' +' 0^3' =) 0^37', was (genau) der 12*« Teil (vgl.
S. 347, 14) der anfänglichen 7^24' ist, zu den 2<>23' der
Anomalie der Sonne addieren, so werden wir 3® erhalten.
6 Dies wird das Maximum des Unterschieds sein, welcher
zwischen den für die periodischen Syzjgien maßgebenden
mittleren Ortern in Länge und Breite und den genauen
Sjzygien eintreten kann.*^^
Wenn demnach der mittlere Ort des Mondzentrums auf
10 dem schiefen Kreise von den Knoten nach Norden (17^41' +
30=) 20^1' oder nach Süden (8^22'+ 3°=) ll022' ent-
fernt ist, dann wird erstmalig für das oben bezeichnete
Gebiet die Möglichkeit eintreten, daß die scheinbare Lage
des Mondes mit der Sonne in Berührung kommt; d. h. (auf
15 die Gradzählung des schiefen Kreises bezogen): Nur dann,
Ha 895 wenn die zu den periodischen Syzygien (in den 5*®^ Spalten
der betr. Tabellen) gesetzte Zahl der von dem nördlichen
Grenzpunkte des schiefen Kreises des Mondes ab gezählten
Grade innerhalb der Grenzen (90« - 20^41' =) 69^9' bis
20 (90<^ -f 11^22' =) 101^22' oder (270^ - ll022'=) 258^^38'
bis (270« + 20UI' =) 290'>41' liegt, wird für das bezeich-
nete Gebiet die Möglichkeit des in Frage stehenden Falles
(d.i. einer Berührung der Sonne durch den Mond) gegeben sein.
II. Grenzen der Mondfinsternisse.
Hei 484 Was anderseits die Grenzen der Mondfinstemisse an-
26 belangt, so wurde (S. 353, 6) nachgewiesen, daß der Halb-
messer des Mondes in der kleinsten Entfernung einen Bogen
von 0°17'40" unterspannt, während der Halbmesser des
Schattens als das 2% fache des Mondhalbmessers 0^45' 56"
30 beträgt.
Hieraus ist folgendes ersichtlich. Wenn der genaue Ab-
stand des Mondzentrums von dem Schattenzentrum auf dem
durch beide Mittelpunkte und die Pole des schiefen Kreises
gezogenen größten Kreis, sei es nördlich, sei es südlich der
35 Ekliptik, (0*^17' 40" -f 0<^45'56" =) l^S'SG" beträgt und
das Mondzentrum auf dem schiefen Kreise in dem Verhält-
Sechstes Buch. Sechstes Kapitel. 357
nis von 1 : llYg (s.S. 355,4) von einem der beiden Knoten
12^12' entfernt ist, dann wird erstmalig die Möglichkeit
eintreten, daß der Mond den Schatten berührt.
Mit Rücksicht auf den oben (S. 356,4) geführten Nach-
weis hinsichtlich der Anomalie wird es (unter Hinzufügung 5
der betr. 3^) heißen: Wenn das nach dem mittleren Ort
bestimmte Mondzentrum auf dem schiefen Kreise (12^12' +
30 =) 15° 12' von den Knoten entfernt ist, so daß es nach
Maßgabe der vom nördlichen Grenzpunkt ab gerechneten
Zahlen zwischen die Grenzen (90<> - 15^2' =) 74^^48' bis 10
(90« +15^2'=) 105012' oder (270^-15° 12'=) 254^48'
bis (270® -f 15® 12' =) 285® 12' fällt, dann wird erstmalig die Ha 39(
Möglichkeit gegeben sein, daß der Mond den Schatten berührt.
Wir werden daher in die oben vorgelegten Tabellen*^ der
Syzygien auch noch die (vorstehend gefundenen) Zahlen Hei 48i
der Breite des Mondes, welche für die Bestimmung der 16
Grenzen von Sonnen- und Mondfinsternissen maßgebend sind,
mit aufnehmen, um die Berechnung derjenigen Syzygien,
die möglicherweise in das Bereich einer Finsternis fallen,
bequem ausführen zu können. 20
k
Sechstes Kapitel.
Das Intervall der mit Finsternissen
verbundenen synodischen Monate.
Eine brauchbare Zugabe dürfte noch die Beantwortung
der Frage sein, innerhalb welcher Zahl von synodischen
Monaten im großen ganzen die Möglichkeit geboten sein
wird, daß die Syzygien mit Finsternissen verbunden sind,
damit man, nachdem eine Epoche einer Finstemis-Syzygie 25
festgestellt ist, nicht alle weiterhin folgenden Syzygien
behufs Prüfung der Grenzen heranzuziehen braucht, sondern
nur diejenigen, welche solche Monatsintervalle einschließen,
innerhalb welcher eine Finsternis eintreten kann.
Daß nach Verlauf von 6 synodischen Monaten die Möglich- 30
keit sowohl einer (zweiten) Sonnen- wie einer (zweiten)
a) Zwischen Monats- und Jahrestabelle S. 345.
358 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
Mondfinsternis geboten ist, dürfte ohne weiteres klar sein.
In diesen 6 synodischen Monaten erreicht nämlich der
mittlere Lauf des Mondes in Breite
(nach der Monatstabelle) einen Über-
6 /^^^^'''K(ir'^^\\ schuß (über 6 ganze Kreise) von
18401' 25". Demgegenüber belaufen
0, sich sowohl für die Sonne wie für
den Mond die zwischen den Finsternis-
grenzen liegenden Bogen, einerseits
als innerhalb eines Halbkreises
liegend (wie hÄBCundi hC'BÄ%
auf weniger Grade als die genannten
(184^), anderseits als über den Halbkreis hinausgehend
(wie bÄ'BCf und hCDÄ), auf mehr Grade.*)
15 1. Für die Sonne betragen nämlich die Grenzen von
beiden Knoten her auf dem schiefen Kreise des Mondes,
wie (S. 356, ll) nachgewiesen, nach Norden zu einen Bogen
Ha 397 von 20^41', uach Süden zu einen solchen von 11^22'.
Folglich beläuft sich der nördliche Bogen (ÄBCf)^ in
20 welchem keine (Sonnen-) Finsternisse stattfinden können.
Hei 486 auf (180« — 41<^22' =) 138^38', der südliche (C'JDA^) auf
(180°- 22U4'=) 157^16'.
2. Für den Mond betragen (S. 357, 8) die Grenzen
nördlich wie südlich der Ekliptik auf dem schiefen Kreise
25 von den Knoten her einen Bogen von je 15^12'. Folglich
beläuft sich jeder der beiden Bogen {ABC und G'BÄ'),
in welchen keine (Mond-) Finsternisse stattfinden können,
auf (180<>— 30^24'=) 149'^36'.
1. Mondfinsternisse.
30 A. Daß schon innerhalb des größten Intervalls von fünf
synodischen Monaten, d. h. auf der Strecke (der Ekliptik),
a) Hat der Mond inmitten des Finsternisgebiets A' A
eine Finsternis erlitten oder verursacht, so tragen ihn seine 184"
Überschuß nicht über das gegenüberliegende Finsternisgebiet
CC hinaus, ohne daß er mit der Sonne oder dem Schatten
innerhalb desselben wieder zusammentrifft.
\
Finsternisintervalle. 359
auf welcher die Sonne den größten und der Mond (zur-
zeit gerade) den kleinsten Lauf hat, auf Grund obiger
Voraussetzungen das Zustandekommen einer (zweiten) Mond-
finsternis möglich sein wird, dürfte uns auf folgendem
Wege verständlich werden. 5
Bei dem mittleren Intervall von 5 synodischen Monaten
erreicht der mittlere Lauf in Länge beider Lichtkörper
einen Zuwachs, wie wir (in der Monatstabelle) finden, von
145^32'*), während der Mond in Anomalie auf dem Epizykel
als Überschuß (über ganze Kreise) 129^5' gewinnt. Nun 10
erhalten die 145^32' der Sonne bei dem größten Lauf
(auf je 72^46') zu beiden Seiten des Perigeums (von
11P 20« bis ^ 20^) einen Zusatz von (2x2^19' =) 4^38',
während die 129^5' des Mondes (in Anomalie) bei dem
kleinsten Lauf (auf je 64^32') zu beiden Seiten des 15
Apogeums des Epizykels einen Abzug von (2x4**20'=)
8^40' von dem mittleren Lauf (in Länge) verursachen.
Folglich wird nach Verlauf der Zeit des größten Intervalls^)
von 5 synodischen Monaten, wenn die Sonne ihren größten
Lauf (von 145^32' -f 4*^38' = löO^lO') und der Mond 20
seinen kleinsten (von 145°32' — SHO' = 136^52') hat,
der letztere um die aus bei den Anomalien sich summierenden
13*^18' noch westlich vor der Sonne stehen. Hiervon
nehmen wir wieder aus den oben (S. 356, 2) dargelegten
Gmnden ein Zwölftel, d. i. ohne merklichen Fehler 1*^6' 25
(genau 1*^6' 30"), welchen Betrag die Sonne sich weiter- Ha 3
bewegt haben wird, bis sie von dem Monde eingeholt wird. Hei 4
Da sie nun infolge der eigenen Anomalie einen Zusatz von
a) D. h. für den IVlond Überschuß über ganze Kreise, für
die Sonne die Strecke von i']' 20° bis «* 20 <>(= nahezu 145*32' -j-
4°38'). Vgl. S. 304, 15.
b) Der griechische Text bietet rfjs iiearig nsvta^'^vov, offen-
bar falsch; die ganze Erörterung dient ja dazu, aus den Lauf-
strecken des mittleren Intervalls die des größten abzuleiten.
Dieser Fehler wiederholt sich Heib. 488, 25, wo die bessere
Überlieferung (darunter Cod. D) das Richtige bietet; außerdem
Heib. 493,14 ohne Variante. Übrigens vergleiche man Heib. 490,ig,
wo richtig iisyiöTrig steht.
360 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
4^38' und infolge der Einholung bis zur genauen Syzygie
noch einen weiteren Zusatz von 1^6' erhalten hat, so wird
auch das größte Intervall von 5 synodischen Monaten
gegen das mittlere einen Zusatz von (^^38' + 1^6' =) 5U4'
5 in Länge (zu 145^32') erhalten haben. Einen ohne wesent-
lichen Fehler gleichgroßen Zusatz wird also auch der Lauf des
Mondes in Breite auf dem schiefen Kreise zu dem Überschuß
von 153° 21' in Breite erlangt haben, der (nach der Monats-
tabelle) im Verlauf von 5 mittleren synodischen Monaten
10 erreicht wird. Somit wird der auf theoretischem Wege
gewonnene genaue Lauf in Breite bei dem größten Inter-
vall von 5 synodischen Monaten in Summa (15 3^2 1' + 5°44'=)
159*^5' betragen.
Nun erreichen in der mittleren Entfernung des Mondes*^
16 seine beiderseits der Ekliptik liegenden Finsternisgrenzeu
auf dem durch die Pole des schiefen Kreises gezogenen
größten Kreis einen Abstand (in Breite) von etwa 1° —
weil der Abstand in der kleinsten Entfernung (S. 356, 35)
103'36" und der in der größten (S. 309,24: 0«40'44" +
20 0^15' 40" =) 0*^56' 24" beträgt — und auf dem schiefen
Kreise von dem Knoten eine Entfernung von 11°30'.^) So-
o „r, ^it wird der zwischen ihnen lie-
^Cc ' Itr g^^^^ Bogen {aDA!y\ auf dem
keine Finsternisse eintreten können,
26 \X,^.Gr,_^X^/ zu (180<^- 23*^=) 157<'0'. Dieser
Betrag ist um 2^5' kleiner als der
Bogen des schiefen Kreises von
159^5', der sich (oben Z. 13) als
a) Um diese handelt es sich, weil der Mond am Anfang
und am Ende des Intervalls (s. S. 359, 15) in der Mitte zwischen
Apogeum und Perigeum des Epizykels steht.
b) Über das Verhältnis 1 : llV^ s. erl. Anm. 45 zu S. 365,4.
c) An der Figur ist angedeutet, daß dieser Bogen des größten
Intervalls von 5 synodischen Monaten zu beiden Seiten des
Perigeums / 5° verläuft. Ob dort der nördliche oder der südliche
Grenzpunkt des schiefen Kreises liegt, ist für Mondfinsternisse
gleichgültig, da bei diesen die Wirkung der Parallaxe nicht
in Betracht kommt. Vgl. S. 193, 22-27.
Finstemisintervalle. 361
Überscliuß bei dem größten Intervall von 5 synodischen
Monaten ergibt. Hieraus ist ersichtlich, daß es möglich sein wird, hqI 48j
daß der Mond bei dem größten Intervall von 5 synodischen
Monaten bei dem ersten Vollmond eine Finsternis bei dem Fort-
rücken von einem der beiden Knoten (d. h. nach Passierung 5
desselben) erleidet, und dann wieder eine bei dem letzten Ha 89S
Vollmond (des Intervalls) bei der Annäherung an den gegen-
überliegenden Knoten (d. h. vor Passierung desselben).
Somit vollzieht sich bei beiden Finsternissen der Eintritt
in den Schatten, auf derselben Seite der Ekliptik, niemals auf lo
entgegengesetzten Seiten derselben.
Daß bei dem größten Intervall von 5 synodischen Monaten
zwei Mondfinsternisse möglich sind, ist uns auf diese Weise
klar geworden.
B. Daß aber im Verlauf von 7 synodischen Monaten diese 15
Möglichkeit ausgeschlossen ist, selbst wenn wir das kleinste
Intervall von 7 synodischen Monaten zugrunde legen, d, h.
die Strecke (der Ekliptik), auf welcher die Sonne ihren
kleinsten und der Mond (zurzeit gerade) seinen größten
Lauf hat, dürfte uns verständlich werden, wenn wir denselben 20
Weg einschlagen wie bei der eben gepflogenen Erörterung.
Bei dem mittleren Intervall von 7 synodischen Monaten
erreicht (nach der Monatstabelle) der mittlere Lauf in Länge
beider Lichtkörper einen Zuwachs von 203*^45'*^, während
der Lauf des Mondes auf dem Epizykel einen Überschuß 25
von 180^43' gewinnt. Nun erleiden die 203^45' der Sonne
bei ihrem kleinsten Lauf (auf je 101^52') zu beiden Seiten
des Apogeums (von 2:=: 26^ bis 11p 15^) einen Abzug von
der mittleren Bewegung von (2 x 2^21'=) 4*42', während
die 180*43' des Mondes auf dem Epizykel bei dem größten 30
Lauf (auf je 90*22') zu beiden Seiten des Perigeums (des
Epizykels) der mittleren Bewegung (in Länge) einen Zusatz
von (2 X 4*59'=) 9*58' (zu 203*45') einbringen. Folglich
a) Für den Mond wieder Überschuß über ganze Kreise, für
die Sonne die Strecke von ^» 26® bis np 15® (vgl. S. 367, 17),
was für den kleinsten Lauf 203^45' - 4®42' = 199*3' ergibt.
362 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
wird in der Zeit des kleinsten Intervalls*^ von 7 synodischen
Hei 489 Monaten, wenn die Sonne ihren kleinsten Lauf (von 199^3')
und der Mond seinen größten (von 213°43') hat, der letztere
die Sonne um die aus beiden Anomalien sich summierenden
5 14^40' überholt haben. Hiervon nehmen wir wieder ein
Zwölftel (d. i. genau 1^1 3' 20"), addieren es zu dem infolge
der Anomalie der Sonne eingetretenen Abzug von 4^42'
Ha 400 und werden in der Summe von 5^55' ohne merklichen
Fehler den Betrag erhalten, um welchen der Lauf in Länge
10 bei dem kleinsten Intervall von 7 sjnodischen Monaten
hinter dem Lauf bei dem mittleren Intervall zurück sein
wird. Ebenso wird auch der Lauf in Breite um den gleichen
Betrag kleiner sein als der Überschuß von 214^42', welcher
(nach der Monatstabelle) bei dem mittleren Intervall von
15 7 synodischen Monaten eintritt, d. h. bei dem kleinsten
Intervall von 7 synodischen Monaten wird der Mond in
Breite auf dem schiefen Kreise einen Überschuß von nur
(214^42' — 5^55' =) 208*^47' erlangt haben. Nun beträgt
in Summa nur 203® (d.i. 180<^-i-
2x11^30', vgl. S. 360, 21) der
größte Bogen des schiefen Kreises
(A' BCf)^^ zwischen den Finsternis-
grenzen des Mondes in seiner mitt-
le leren Entfernung °), d. h. der Bo-
U' gen zwischen der Grenze (-4'), die
auf der Strecke der Annäherung
a) Der griechische Text bietet falsch, r^s /i^'örjs sTtTccin^vov,
das richtige iXa%i6t7\<s bietet die bessere Überlieferung (darunter
Cod. D); vgl. S. 359, Anm. ^).
b) An der Figur ist angedeutet, daß der Bogen des kleinsten
Intervalls von 7 synodischen Monaten zu beiden Seiten des
Apogeums TT 5° verläuft. Ob dort der nördliche oder südliche
Grenzpunkt des schiefen Kreises liegt, ist für die Mondfinster-
nisse gleichgültig, da bei diesen die Wirkung der Parallaxe
nicht in Betracht kommt.
c) Um diese handelt es sich, weil der Mond am Anfang und
am Ende des Intervalls (s. S. 361, 3i) in der Mitte zwischen
Apogeum und Perigeum des Epizykels steht.
Finsternisintervalle. 363
an den einen Knoten (d. i. vor demselben) liegt, und der
Grenze (C*), die auf der Strecke des Fortrückens von dem
gegenüberliegenden Knoten (d. i. hinter demselben) liegt.
Folglich*) wird es selbst bei dem kleinsten Intervall von
7 synodischen Monaten schlechterdings nicht möglich sein, 5
daß der Mond bei dem ersten Vollmond eine Finsternis er-
leide und dann bei dem letzten Vollmond abermals eine.
IL Sonnenfinsternisse.
Es ist nun anderseits der Nachweis zu führen, daß es
möglich sein wird, daß es bei dem größten Intervall von 10
5 sjnodischen Monaten auch zwei Sonnenfinsternisse für
denselben Beobachtungsort gebe, und zwar überall in dem
zurzeit bewohnten Gebiete der Erde.
A. Bei dem größten Intervall von 5 synodischen Monaten
hatten wir (S. 360, 13) den (genauen) Lauf des Mondes in 15
Breite mit 159^5' nachgewiesen. Nun beträgt der von Finster-
nissen freie Bogen (Cf DÄ')^^ für die Sonne bei der mitt-
leren Entfernung des Mondes^^ a nvS"^ IE ?"??
(180«- 2x6^2'=) 167036', ^^ -^
weil ihre Finsternisgrenzen (vgl. W^ ^ j^J 20
S. 353,16) von der Ekliptik auf
dem durch deren Pole gehen-
den Kreis einen Abstand von
(0«15'40" -F0öl6'40"=) 0^32' 20" und (in dem Verhältnis
von 1 : IIV2) ^^^ ^^™- schiefen Kreise des Mondes (von den 25
Knoten) ohne merklichen Fehler eine Entfernung von 6^12'
haben. Folglich ist klar, daß, wenn der Mond keine Paral-
laxe zeigt, eine zweite Sonnenfinsternis unmöglich sein wird,
a) Weil der Mond nach Zurücklegung des Bogens A'BC
noch über 5° über die Finsternisgrenze C" hinausgeht.
b) Der Bogen des größten Intervalls von 5 Monaten verläuft
beiderseits des Perigeums / 5*^. Da nördlich des Äquators
vorwiegend die südwärts wirkende Parallaxe in Betracht
kommt, so ist an der Figur angedeutet, daß dort der nörd-
liche Grenzpunkt des schiefen Kreises liegt.
c) S. Anm. c) zu Seite 362.
364 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
Ha 401 weil der finsternisfreie Bogen (von 167^36') auf dem schiefen
Kreise um 8^31' größer ist als der Lauf (von 159^5') bei
dem größten Intervall von 5 synodischen Monaten und (letz-
terer) auf dem die Ekliptik rechtwinklig schneidenden Kreis
5 einen um 0°45' größeren Abstand hat.^^ Wo aber der
Mond eine so bedeutende Parallaxe haben kann, daß die
bei einer der beiden äußersten Konjunktionen eintretenden
Parallaxen, oder auch die Parallaxen beider Konjunktionen
zusammen, den Betrag 0^45' überschreiten, dort wird es
10 möglich sein, daß die äußersten Konjunktionen beide, so-
wohl die erste wie die letzte, mit einer Finsternis ver-
bunden sind.
Wir hatten (S. 359,23) nachgewiesen, daß nach Verlauf
der Zeit des größten Intervalls von 5 synodischen Monaten,
15 wenn der Mond seinen kleinsten und die Sonne von llp 20°
bis ^^ 20** ihren größten Lauf hat, der Mond um die aus
beiden Anomalien sich summierenden 13^18' noch westlich
vor der Sonne steht. Da er nun diese Strecke und noch
ein Zwölftel darüber (d. i. 13n8' + 1^6' = 14^24') in mitt-
20 lerer Bewegung (in Länge) in einem Tage und 2^4 Stunden *)
zurücklegt, so ist ersichtlich, daß, da die Dauer des mitt-
leren Intervalls von 5 synodischen Monaten 147 Tage und
• I5Y4 Stunden beträgt, die Dauer des größten Intervalls
von 5 synodischen Monaten 148 Tage und 18 Stunden aus-
Hei 491 machen wird. Deshalb wird die letzte in ^^ 20° eintretende
26 Konjunktion die an einem ganzen Tage fehlenden 6 Stunden
früher eintreten als die erste, welche in np 20° statt-
gefunden hatte.^) Es muß also untersucht werden, wo und
wann der Mond bei seiner Stellung im Wassermann, welche
30 6 Stunden früher fällt als die, die in der Jungfrau gewesen
war, entweder in dem einen der beiden genannten Zeichen
a) In einem Tage (S. 203, 26) 13°10', von den übrigbleibenden
74' in 2 Stunden (S. 204, 3i) 65' 52", den Rest von 8' 8" in
einer Viertelstunde.
b) Hatte die Konjunktion in ^20" im westlichen Horizont
bei Untergang stattgefunden, so wird die Konjunktion in »» 20"
im Meridian um Mittag eintreten. S. S. 365, 17.
Finsternisintervalle. 365
eine größere Parallaxe als die in Frage stehenden 0^45' zeigen
kann, oder in beiden Zeichen (zusammen) eine größere.
Eine nordwärts wirkende Parallaxe des Mondes von so Ha 40
hohem Betrage wird in dem zurzeit bewohnten Gebiete der
Erde, soweit wir es oben (S, 354, 6) bezeichnet haben, 5
nirgends gefunden.*^ Daher ist es unmöglich, daß bei
dem größten Intervall von 5 synodischen Monaten zwei
Sonnenfinsternisse eintreten, wenn der Mond (in Ö und vor
Ä Fig. S. 360) südlich der Ekliptik steht, d. h. wenn er
bei der ersten Konjunktion von dem niedersteigenden Knoten 10
wegrückt und bei der letzten sich dem aufsteigenden Knoten
nähert.
Dagegen kann der Mond eine südwärts wirkende Paral-
laxe von so hohem Betrage in dem bewohnten Gebiete nörd-
lich des Äquators bei der 6 Stunden differierenden Stellung 15
in beiden genannten Zeichen (in Summa) haben, wenn
er bei der ersten Konjunktion in 11]) 20" im westlichen Horizont
und bei der zweiten Konjunktion in :rs; 20® im Meridian
angenommen wird. Wir finden nämlich, daß in den so ge-
wählten Stellungen der Mond bei mittlerer Entfernung (schon) 20
unter dem Äquator mit Berücksichtigung der Sonnenparallaxe Hei 49
in der Stellung der Jungfrau (im Horizont) eine südwärts
wirkende Parallaxe von 0°22' und in der Stellung des
Wassermanns (im Meridian) eine solche von 0^14' zeigt.
Dort aber (d. i. im Aualitischen Meerbusen), wo der Tag 25
I2Y2 Stunden hat, zeigt er in der Stellung der Jungfrau
eine südwärts wirkende Parallaxe von 0^27' und in der
Stellung des Wassermanns eine solche von 0^22', so daß
von da ab bereits die Summe beider Parallaxen die in
Frage stehenden 0°45' um 0^4' übersteigt. Da nun die 30
südwärts wirkende Parallaxe desto größer wird, je weiter
a) Weil selbst in Meroe, wenn der Grenzpunkt des schiefen
Kreises südlich des Perigeums / ö*' liegt, sogar der nörd-
lich des Äquators gelegene Knoten np 50 noch etwa 6° südlich
des Zenits kulminiert, so daß auch dort der Mond südlich der
Ekliptik durch die südwärts wirkende Parallaxe von der Sonne
abgerückt werden muß.
366 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
Ha 408 nördlich die Beobachtungsorte liegen*', so leuchtet ein, daß
die Möglichkeit immer zunehmen wird, daß die Bewohner
dieser Orte bei dem größten Intervall von 5 synodischen
Monaten zwei Sonnenfinsternisse zu sehen bekommen, je-
5 doch nur, wenn der Mond (in Ö und vor J.' Fig. S. 363)
nördlich der Ekliptik steht, d. h. wenn er bei der ersten
Finsternis (des Intervalls) von dem aufsteigenden Knoten
wegrückt und bei der zweiten sich dem niedersteigenden
nähert.
10 B. Nun behaupte ich weiter, daß auch bei dem klein-
sten Intervall von 7 synodischen Monaten zwei Sonnen-
finsternisse für denselben Beobachtungsort möglich sein
werden.
Bei dem kleinsten Intervall von 7 synodischen Monaten
16 hatten wir (S. 362, 18) den (genauen) Lauf des Mondes
Hei 493 in Breite mit 208^47' nachgewiesen. Nun beträgt für die
Sonne bei der mittleren Entfernung des Mondes (vgl. S. 363,
16-27) in Summa ^) (d.i. 180^-1-2x6012'=) 192^24'
der größte Bogen {ÄBCfY'> des
schiefen Kreises zwischen den Fin-
stemisgrenzen, d. h. der Bogen
zwischen der Grenze (-4'), die auf
der Strecke der Annäherung an
den einen Knoten (d. i. vor dem-
selben) liegt, und der Grenze (C), die
auf der Strecke des Fortrückens von
dem gegenüberliegenden Knoten (d.i. hinter demselben) liegt.
Folglich ist klar, daß, wenn der Mond wieder keine Parallaxe
a) Weil die Ekliptik in immer größerem Zenitabstand verläuft.
b) Der Text ist korrupt: statt Gvvccy^xai lese ich Gvvayoiisvris
und streiche 7} xoiuvxri SidörccßLg.
c) Zunächst sei wieder dieselbe Figur wie S. 362 vorgelegt,
um zu zeigen, daß, wenn der Grenzpunkt des schiefen Kreises
nördlich des Apogeums TT 5° liegt, überhaupt keine zweite
Sonnenfinsternis in dem Gebiet von Meroe bis zum Borysthenes
möglich ist, weil der Endpunkt des Mondlaufs südlich der
Ekliptik liegt, wo nur eine nordwärts wirkende Parallaxe eine
Sonnenfinsternis zustande bringen könnte.
Finsternisintervalle. 367
zeigt, eine zweite Sonnenfinsternis unmöglich sein wird,
weil der Bogen des schiefen Kreises (von 208^47'), den
der Mond bei dem kleinsten Intervall von 7 synodischen
Monaten zurücklegt, auf dem schiefen Kreise um 16^23'
größer ist als der zwischen den Finsternisgrenzen der Sonne 5
liegende Bogen (von 192^24') und auf dem durch die Pole
der Ekliptik gehenden Kreis um 1^25' größeren Abstand
hat.^^) Wo aber der Mond eine so bedeutende Parallaxe
haben kann, daß die bei einer der beiden äußersten Kon- Ha 404
junktionen eintretenden Parallaxen, oder auch die Paral- 10
laxen beider Konjunktionen zusammen, den Betrag 1°25'
überschreiten, dort wird es möglich sein, daß die äußersten
Konjunktionen beide, sowohl die erste wie die letzte, mit
einer Finsternis verbunden sind.
Wir hatten (S. 362, l) nachgewiesen, daß in der Zeit des 16
kleinsten*^ Intervalls von 7 synodischen Monaten, wenn der
Mond seinen größten und die Sonne von :^ 26^^^ bis nplö*^
ihren kleinsten Lauf hat, der Mond die Sonne im genauen
Lauf bereits um 14^40' überholt haben wird. Da nun der
Mond diese Strecke und noch ein Zwölftel darüber (d. i. 20
140 40' + I0i3'20") in mittlerer Bewegung (in Länge) in
einem Tage und 5 Stunden'') zurücklegt, so ist ersichtlich,
daß, da die Dauer des mittleren Intervalls 206 Tage und
ziemlich genau 1 7 Stunden beträgt, die Dauer des kleinsten
Intervalls von 7 synodischen Monaten (von genauer Syzygie 25
zu genauer Syzygie l'*5^ weniger d. i.) 205 Tage und
12 Stunden ausmachen wird. Deshalb wird die letzte in
1Tpl5^ eintretende Konjunktion 12 Stunden später eintreten Hei 494
als die erste Konjunktion, welche in sc 26® stattgefunden
a) Im griechischen Text falsch iiEGrjg; vgl. S. 359, I8.
b) Von den letzten Graden {tcbv ia%dxoiv) habe ich den
26tea gewählt, weil das Intervall dem kleinsten Lauf der Sonne
entsprechend (S. 361,26) 199° umfaßt, und weil es mit dem
Aufgangs- und Untergangsverhältnis in Rhodus (S. 368, 21) gut
übereinstimmt.
c) In einem Tage (S. 203, 26) 13<'10', die von 15''53'20"
übrigen 2°43'20" in 5 Stunden.
368 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
hatte. Es muß also untersucht werden, wo und wann der
Mond eine größere Parallaxe als 1^25' entweder in einem
der beiden genannten Zeichen haben kann, oder bei der
12 Stunden differierenden Stellung in beiden Zeichen (zu-
5 sammen), d. h. wenn das eine Zeichen untergeht und das
andere aufgeht, weil andernfalls die Finsternisse ganz un-
möglich beide über dem Horizont stattfinden können.
Eine nordwärts wirkende Parallaxe des Mondes von so
hohem Betrage wird nun wieder (wie S. 365,3) nirgends
10 in dem zurzeit bewohnten Gebiete der Erde in keiner Stellung
(der beiden Zeichen) gefunden. Denn selbst für die Bewohner
unter dem Äquator (vgl. S. 365, 2l) ist bei der größten*^
Ha 405 Entfernung des Mondes die (hier in Betracht kommende)
Breitenparallaxe nicht größer als 0^23'. Daher wird es
15 bei dem kleinsten Intervall von 7 synodischen Monaten un-
möglich sein, daß zwei Sonnenfinsternisse eintreten, wenn der
Mond (in -4' und jenseits C) südlich der Ekliptik steht,
d. h. wenn er beider ersten Konjunktion sich dem aufsteigenden
Knoten nähert und bei der letzten von dem ni,edersteigenden
20 Knoten wegrückt (s. Fig. S. 366).
Dagegen finden wir, daß, wenn «r 26^ aufgeht und ITp 15**
untergeht, ungefähr von dem durch Rhodus gehenden
Parallelkreise ab eine südwärts wirkende Parallaxe von so
großem Betrage zustande kommt. Denn in Rhodus und den
25 unter demselben Parallelkreis gelegenen Orten hat in jeder
Hei 495 der bezeichneten Stellungen^^ der Mond in seiner mittleren
Entfernung unter Berücksichtigung der Sonnenparallaxe
eine südwärts wirkende Parallaxe von nahezu 0^46', so daß
die Parallaxen bei beiden Konjunktionen in Summa von dort
30 ab bereits größer als 1^25' werden. Da nun die südwärts
a) Es handelt sich um die mittlere Entfernung; vgl. außer
Z. 26 noch S. 360, i4; 366, 17. Übrigens wird die Parallaxe mit
der Entfernung des Mondes kleiner, was mit dem Suchen nach
einer möglichst großen Parallaxe in direktem Widerspruch
steht. Daher ist wohl iiiaov statt ^iyicxov zu schreiben.
b) D. i. bei nahezu 88° Zenitabstand, weil in beiden Fällen
dicht über dem Horizont.
Finsternisintervalle. 369
wirkende Parallaxe desto größer wird, je weiter die Beob-
achtungsorte nördlich dieses Parallelkreises liegen'*), so leuch-
tet ein, daß es für die Bewohner
dieser Orte möglich sein wird, bei
dem kleinsten Intervall von 7 syno-
dischen Monaten zwei Sonnen-
finsternisse zu Gesicht zu bekommen,
jedoch wieder nur, wenn der Mond
(in Ä' und hinter Cf beiderseits)
nördlich der Ekliptik steht, d. h. ^ 10
wenn er bei der ersten Finsternis sich dem niedersteigenden
Knoten nähert und bei der zweiten von dem aufsteigenden
Knoten wegrückt.
C. Es dürfte schließlich noch der Nachweis zu erbringen
sein, daß im Lauf eines synodischen Monats zwei Sonnen- Ha 40f
finsternisse in dem zurzeit bewohnten Gebiete der Erde nicht 16
möglich sein werden, und zwar weder in derselben geogra-
phischen Breite noch in verschiedenen Breiten, selbst wenn
man alle Bedingungen voraussetzt, welche unmöglich zu-
sammen eintreten können, übrigens aber zusammengenommen 20
wohl geeignet wären, die zweite Finsternis möglich zu machen.
Die Bedingungen, welche ich meine, sind folgende: erstens
müßte der Mond in seiner kleinsten Entfernung stehen, da-
mit er die größere Parallaxe zeigte; zweitens müßte der
synodische Monat von der kürzesten Dauer sein, damit die 25
in dieser Zeit zu erreichende Breite möglichst wenig größer
(d. i. nördlicher) ausfiele, als die Breite beträgt, in welcher
die Finsternisgrenzen der Sonne liegen; drittens müßten wir
von den Stunden^) und Zeichen ^\ in welchen der scheinbare Hol 49(
a) Weil die Ekliptik in immer größerem Zenitabstand verläuft.
b) D. i. von den nach Äquinoktialstunden bemessenen Meridian-
abständen, in denen die größeren Zenitabstände eintreten und
infolgedessen auch die größeren Parallaxen stattfinden.
c) Es sind die Zeichen, in denen beiderseits des Meridians
keine Längenparallaxe sich geltend macht und deshalb die
Höhenparallaxe die reine Breitenparallaxe darstellt.
iv«_n „ HT^~.:
370 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
Ort des Mondes von der größten Parallaxe beeinflußt wird,
unterschiedslos Gebrauch machen.
Bei der mittleren Dauer des synodischen Monats er-
reicht der Lauf der beiden Lichtkörper in mittlerer Bewegung
5 in Länge (nach der Monatstabelle) einen Zuwachs (oder
Überschuß über einen ganzen Kreis) von 29*6', der Lauf
des Mondes auf dem Epizykel einen Überschuß von 25^49'.
Hiervon erleiden die 29*6' der Sonne bei ihrem kleinsten
Lauf (von je 14*33') auf beiden Seiten des Apogeums (in
10 TT 5*30')*) einen Abzug von der
=;:^^s:^^~j£^ mittleren Bewegung im Betrage
von (2x0*34' =) 1*8', während
die 25*49'desEpizykels desMondes
bei dem größten Lauf (von je
15 ' '"•'"'■ ' *^^ 12*54' 30") auf beiden Seiten
des Perigeums (des Epizykels) einen Zusatz zur mittleren
Bewegung (in Länge) von (2 • 1*14' =) 2*28' einbringen.
Wenn wir nun genau wie bei den früher (S. 359 u. 362)
geführten Beweisen die Summe der aus beiden Anomalien
20 sich ergebenden Beträge bilden, die 3*36' ausmacht, und
ein Zwölftel davon, d. i. 0*18' zu dem Betrag (von 1*8'),
um welchen die Sonne (in Länge) zurückgeblieben war,
addieren, so werden wir 1*26' erhalten. Um so viel werden
wir den Lauf bei der kürzesten Dauer des synodischen
Ha 407 Monats kleiner finden als den im mittleren synodischen
26 Monat erreichten, und zwar sowohl den Lauf in Länge wie
den in Breite. Da nun der auf den mittleren synodischen
Monat entfallende Lauf in Breite (nach der Monatstabelle)
30*40' (über den vollen Kreis) beträgt, so wird er folglich
30 bei der kürzesten Dauer des synodischen Monats zu 29*14',
welche auf dem die Ekliptik rechtwinklig schneidenden
größten (Breiten -) Kreis (einen Abstand von) 2*33' aus-
a) Die Knotenlinie der Mondbahn muß demnach mit der
Apsidenlinie der Sonnenbahn zusammenfallen. Um bei den
zweiten Konjunktionen {C und C^) nördliche Breite zu erzielen,
ist an der Figur der aufsteigende Knoten in das Apogeum
der Sonnenbahn verlegt worden.
Finsternisintervalle . 371
machen.*) Nun beläuft sich das Maximum der an den
Finsternisgrenzen (A und A') der Sonne eintretenden Breite,
wenn der Mond in der kleinsten Entfernung steht, auf 1^6'
(d.i. beiderseits des Knotens 0^33')^^, so daß die bei der Hei 497
kürzesten Dauer des synodischen Monats erreichte Breite 6
(von 2°33') noch um 1^27' (d.i. beiderseits des Knotens
um je 0H3'30") größer ist.
Es wäre demnach unbedingt notwendig, wenn in einem
synodischen Monat zwei Sonnenfinsternisse eintreten sollten,
daß der Mond bei der einen Konjunktion gar keine Parallaxe 10
hätte und bei der anderen eine größere als 1^27'. Andern-
falls, d. h. wenn er bei jeder der beiden Konjunktionen eine
Parallaxe hätte, müßte entweder die Differenz beider Paral-
laxen größer als 1^27' sein, falls die Parallaxe (auf jeder
Seite des Knotens) wieder nach derselben Seite wirksam 15
wäre, oder ihre Summe müßte den nämlichen Betrag über-
schreiten, falls die Parallaxe bei der einen Konjunktion nord-
wärts und bei der anderen südwärts wirkte.
Allein nirgends auf der Erde hat der Mond in den Syzygien
selbst in seiner kleinsten Entfernung unter Berücksichtigung 20
der Sonnenparallaxe eine größere Breitenparallaxe als 1^. Bei
der kürzesten Dauer des synodischen Monats werden also
zwei Sonnenfinsternisse unmöglich sein, mag auch der Mond
bei der einen Konjunktion gar keine Parallaxe haben oder
bei beiden Konjunktionen eine nach derselben Seite wirkende: 25
denn die Differenz beider Parallaxen wird nicht größer als
(günstigsten Falls) 1°, während sie doch mehr betragen
müßte als l027'.
Die einzige Möglichkeit, daß die zweite Finsternis ein-
treten könnte, wäre also die, daß, falls jede der beiden Paral- Sa 408
a) Nämlich in dem Fall, daß die erste Konjunktion direkt
im aufsteigenden Knoten stattgefunden hat, so daß die zweite
{0} in der vollen Entfernung von 29^14' jenseits des Knotens,
d. i. 60*^46' vor dem nördlichen Grenzpunkt eintreten muß. Für
diese Stelle gibt die 7te Spalte der Tabelle der Gesamtanomalie
des Mondes die nördliche Breite mit 2*^33' an.
b) Genau 2x -°33'20" nach S 353,16.
372 Sechstes Buch. Sechstes Kapitel.
laxen nach der entgegengesetzten Seite (d. h. die eine süd-
Hoi 498 wärts, die andere nordwärts) wirkte, aus beiden sich eine
größere Summe ergeben könnte als 1^27'. Das wird aber
nur für ein (zweites) verschieden gelegenes bewohntes Ge-
5 biet der Erde möglich sein, weil für die nördlich des
Äquators gelegenen Orte des zurzeit bewohnten Gebietes der
Erde der Mond eine südwärts wirkende Parallaxe hat,
die unter Berücksichtigung der Sonnenparallaxe 0^25' bis
1° betragen kann, während er für die südlich des Äquators
10 liegenden Orte der sogenannten Gegenwohner eine nord-
wärts wirkende Parallaxe zwischen den gleichen Grenzen
haben kann. Für dasselbe bewohnte Gebiet der Erde
kann aber eine zweite Finsternis niemals zustande kommen,
weil das Maximum der (in Betracht kommenden) Parallaxe
15 (in beiden Gebieten) genau innerhalb derselben Grenzen liegt:
einerseits beträgt die Parallaxe für die direkt unter dem
Äquator liegenden Orte, sowohl nordwärts wie südwärts
wirkend, nicht mehr als 0^25', anderseits übersteigt sie
für die am weitesten (d. i. 48'^ 32') nördlich oder südlich
20 des Äquators liegenden Orte mit Wirkung nach entgegen-
gesetzter Seite (d. h. südwärts für den nördlichen, nordwärts
für den südlichen Grenzpunkt des Gebietes) nicht den Be-
trag von wie gesagt 1^. Es kommt also in diesen extremsten
Fällen (für dasselbe Gebiet) als Summe beider Parallaxen
26 immer noch ein (um 0^2') kleinerer Betrag als 1^27' heraus.
Da aber für die (in jedem Gebiete) innerhalb des Äquators
und des betreffenden Grenzpunkts liegenden Orte die Paral-
laxen, mögen sie hier südwärts oder dort nordwärts wirken,
stets noch viel kleiner werden, so dürfte sich für diese Orte
30 die Unmöglichkeit (der zweiten Finsternis) nur noch steigern.
Folglich werden für denselben Ort nirgends auf der
Erde in einem synodischen Monat zwei Sonnenfinsternisse
möglich sein, aber auch für verschiedene Orte nirgends
in demselben bewohnten Gebiete der Erde. Damit ist der
35 Nachweis erbracht, den wir uns als Aufgabe gestellt hatten.
Sechstes Buch. Siebentes Kapitel. 373
Siebentes Kapitel.
Praktische Anleitung zur Aufstellung
von Finsternistabellen.
Die vorstehende Erörterung hat uns darüber belehrt, wie/^^.^J
groß die Intervalle der Sjzygien sein müssen, welche wir
zur Feststellung der Finsternisse heranzuziehen haben. Um
aber nach zahlenmäßiger Festsetzung der für sie geltenden
mittleren Zeiten und nach Berechnung der zu diesen Zeiten 5
von dem Monde eingenommenen Örter, d. h. der schein-
baren bei den Konjunktionen und der genauen bei den
Vollmonden*), nach den Epochen des Mondes in Breite
erstens die Syzygien, welche voraussichtlich überhaupt mit
Finsternissen verbunden sind, und zweitens Größe und Dauer 10
der Finsternisse bequem feststellen zu können, haben wir
zur Erleichterung des erforderlichen Rechengeschäfts Tabellen
aufgestellt: zwei für die Sonnenfinsternisse und zwei für die
Mondfinsternisse, je für die größte und die kleinste Entfer-
nung des Mondes. DieallmählicheZunahmederVerfinsterungen 15
haben wir nach Zwölfteln des verdunkelten Durchmessers
eines jeden der beiden Lichtkörper vor sich gehen lassen.
T. Die Sonnenfinsternistabellen.
Die erste Tabelle, welche die Finsternisgrenzen bei der
größten Entfernung des Mondes umfaßt, werden wir in 20
25 Zeilen zu 4 Spalten aufstellen.
Die ersten beiden Spalten werden für jede Verfinsterung
den scheinbaren Ort des Mondes in Breite auf dem schiefen
Kreise enthalten. Da der Sonnendurchmesser (vgl S. 305, 25){ggi goJ
a) Weil bei den Konjunktionen oder Sonnenfinsternissen die
für den Standpunkt des Beobachters geltenden, von der Paral
laxe beeinflußten (daher scheinbaren) örter des Mondes in-
betracht kommen, bei den Vollmonden oder zentralen Mond-
finsternissen die geozentrischen, d. i dem Sonnenorte genau
diametral gegenüberliegenden Örter des Mondes. Vgl. S. 194, 5.
374 Sechstes Buch. Siebentes Kapitel.
0^31' 20" beträgt, und der Monddurchmesser in der größten
Entfernung (S. 309, ll) ebenfalls zu 0°3l'20" nachgewiesen
wurde, so wird der Mond mit der Sonne erstmalig in Berührung
treten, wenn das scheinbare Mondzentrum auf dem durch
6 beide Mittelpunkte gehenden größten Kreis *) von dem Sonnen-
zentrum (die Summe der beiden Halbmesser, d i.) 0®3l'20"
Abstand hat und auf dem schiefen Kreise von dem Knoten
in dem früher (S. 355, 4) dargelegten Verhältnis von IIV2 * 1
6° entfernt ist.^^ Demnach werden wir in der ersten Zeile
10 {90^- 60=) 84Mn die erste Spalte und (2 70^+ 60=)276ö
in die zweite Spalte setzen, ferner in der letzten Zeile
(900 ^ ßo^) 900 ijj ^ie ej.ste und (270°- 6»=) 264° in
die zweite Spalte. Da auf ein Zwölftel des Sonnendurch-
messers ungefähr 30 Sechzigteile von einem (der sechs)
15" Grade des schiefen Kreises entfallen, so werden wir die
Zahlen in diesen beiden ersten Spalten auf folgende Weise
fortschreiten lassen: in der ersten Spalte werden wir sie
von oben abwärts um 0^30' zunehmen und von unten auf-
wärts abnehmen lassen bis zur mittelsten Zeile, während
20 wir sie in der zweiten Spalte um denselben Betrag umgekehrt
von oben abwärts bis zur mittelsten Zeile abnehmen und
von unten aufwärts bis dahin zunehmen lassen ; denn in die
Mitte w^ erden wir (die Knoten selbst mit) 90^ und 270^ setzen.
Die dritte Spalte wird die Größen der Verfinsterungen
25 enthalten, d. h. wir setzen in die erste und in die letzte Zeile
dieser Spalte als den Betrag der Berührung 0 und in die
nach unten oder nach oben folgende Zeile die Zahl 1, in-
dem wir Y12 ^^s Durchmessers einem Zoll gleichsetzen; dann
in die übrigen Zeilen unter Zunahme um je einen Zoll die
30 Zahlen 2, 3, 4 usw. bis zur mittelsten Zeile, in welcher sich
Hei 501 durch Begegnung (von oben und von unten) die Zahl 12 ein-
stellen wird.
a) Das ist nach S. 351, 2 und 352, 3 der durch die Pole des
schiefen Kreises des Mondes gezogene Kreis. Vgl jedoch S. 353,22.
b) Bei 6° Entfernung findet nur Berührung statt, bei 5y^^
Entfernung ist V,, bedeckt, bei 5« ^^^ ^ei 4y/ %, usw.,
bei 1« »7ij, bei % « '%,, bei 0«, d. i. im Knoten, ^V,,.
Erklärung der Tabellen. 375
Die vierte Spalte wird die Laufstrecken angeben, die das
Zentrum des Mondes in jeder Phase der Bedeckungen (s. S.
377, 3) zurücklegt, wobei jedoch die Weiterbewegung der Hu 4ii
Sonne und die weiteren Wirkungen der Parallaxen des Mondes
noch nicht in Rechnung gezogen werden. 6
Die zweite Tabelle der Sonnenfinsternisse, welche die
Finsternisgrenzen bei der kleinsten Entfernung des Mondes
umfaßt, werden wir im übrigen genau so wie die erste, aber
zu 27 Zeilen und 4 Spalten einrichten, weil der Halbmesser
des Mondes in der kleinsten Entfernung (S. 353,6) in dem 10
Maße, in welchem der Halbmesser der Sonne 0^1 5' 40" be-
trägt, zu 0^1 7' 40" nachgewiesen wurde.**) Wenn der Mond
mit der Sonne erstmalig in Berührung tritt, hat daher das
scheinbare Mondzentrum von dem Sonnenzentrum einen Ab-
stand von (0^1 7'40" + 0^1 5'40" =) 0®33'20" und ist von den 16
Knoten auf dem schiefen Kreise 6*24' entfernt. Somit kommen in
die erste Zeile als Argumentzahlen der scheinbaren Breite (90*
— 6*24'=) 83*36' und (270* + 6*24'=) 276*24', in die
letzte (90*4- 6*24'=) 96*24' und (270*— 6*24' =) 263*36'
usw., als Zahl in die mittelste Zeile der Spalte für die Zolle 20
nach Maßgabe der Differenz (der beiden Durchmesser) 12*/5.^)
Nach dieser Zahl bestimmt sich auch die Laufstrecke des
Verharrens (d. i. die längste Dauer der Totalität).
IL Die Mondfinsternistabellen.
Jede der beiden Mondtabellen werden wir zu 45 Zeilen Hei so
und 5 Spalten aufstellen. In der ersten Tabelle werden wir 26
die Argumentzahlen der Breite unter der Annahme ansetzen,
a) Infolgedessen ergibt sich im Knoten selbst eine fast ISzöllige
zentrale Bedeckung und die zwölfzöllige tritt zweimal ein, ein-
mal 24' vor jedem Knoten und einmal 24' nachher. Deshalb
werden zwei Zeilen mehr erforderlich.
b) Die Differenz der Durchmesser beträgt 2 (17'40" - ]5'40")
= 4', d. h. bei zentraler Bedeckung überragt allseitig die Mond-
scheibe um 2' die Sonnenscheibe. Diese 4' betragen, wenn man
den Sonnendurchmesser gleich 12 Zoll und den Monddurch-
messer gleich 60' setzt, nach dem Verhältnis 4:60 = a;:12,
"/e, = %Zoll.
376 Sechstes Buch. Siebentes Kapitel.
daß der Mond in seiner größten Entfernung steht. Der
Halbmesser des Mondes wurde (S. 309, 24) bei der größten
Entfernung mit 0Hb'40" und der des Schattens mit 0040'44"
nachgewiesen. Wenn der Mond den Schatten erstmalig be-
Ha 412 rührt, hat demnach sein Zentrum von dem Schattenzentrum
6 einen Abstand von 0^56' 24" und ist von den Knoten auf
dem schiefen Kreise 10^48' entfernt. Daher werden wir in
die erste Zeile (90''— 10^48'=) 79^1 2' und (270^+ 10^48' ==)
280U8', in die letzte (90^+ 10<'48'==) 100^48' und (270^
10 — 10^48' =) 259''12' setzen. Endlich werden wir gerade
wie in den ersten Tabellen die Ab- und Zunahme der Ar-
gumentzahlen um den auf ^/jg des zurzeit (mit rund 30')
angenommenen Monddurchmessers entfallenden Betrag von
30 Sechzigteilen (eines Grades des schiefen Kreises) vor sich
16 gehen lassen.*)
In der zweiten Tabelle werden wir die Argumentzahlen
der Breite unter der Annahme ansetzen, daß der Mond in
seiner kleinsten Entfernung steht. Bei dieser Entfernung
wurde (S. 353, ö) sein Halbmesser zu 0^1 7' 40" und der
20 des Schattens zu 0^45' 56" nachgewiesen. Wenn der Mond
den Schatten erstmalig berührt, dann hat sein Zentrum also
Hei 503 von dem Schattenzentrum wieder entsprechend einen Abstand
von 1^3' 36" und ist von den Knoten auf dem schiefen Kreise
12^12' entfernt. Daher setzen wir in die erste Zeile (90*^
25 — 12M2' =) 77^48' und (270« + 12^12' =) 282«12', in
die letzte (90^^+ 120l2'=) 102<'l2' und (270« — 12^2'==)
257^48'. Die Ab- und Zunahme der Argumentzahlen werden
wir um den auf Y^g ^^s nunmehr (mit rund 34') angenomme-
nen Monddurchmessers entfallenden Betrag von 34 Sechzig-
30 teilen (eines Grades des schiefen Kreises) vor sich gehen lassen.*^
Die dritten Spalten (beider Mondtabellen) werden in dem-
selben Sinne wie in den Sonnentabellen die Einträge für
a) Je nachdem der Mond um seinen Durchmesser, d. i. im
ersten Falle um 30', im zweiten um 34', dem Knoten näher
rückt, wird er je y^g des jeweiligen Durchmessers oder 1 Zoll
tiefer in den Schatten eindringen.
Erklärung der Tabellen. 377
die Zolle enthalten. Gleicherweise (für Sonnen- und Mond-
tabellen geltend) werden die folgenden (vierten) Spalten für
jede Phase der Verfinsterungen, d. h. sowohl für die Phase Ha 4i
des Eintritts als für die Phase des Wiedervollwerdens
(d. i. des Austritts) die Laufstrecke des Mondes angeben, und 5
hierüber noch (eine fünfte Spalte) die Laufstrecke in der hal-
ben Zeit des Verharrens (d.i. diehalbeDauerderTotalität).
IlL Erklärung der beiden letzten Spalten.
Berechnet haben wir für jede Phase der Verfinsterungen
die betreffenden Laufstrecken des Mondes auf dem Wege 10
geometrischer Konstruktion. Dabei haben wir jedoch die
Beweisführung derartig gehandhabt, als ob es sich um eine
Ebene und um Gerade handelte, weil die Bogen bis zu
einer so geringen Größe herab für die sinnliche Wahrnehmung
von den sie unterspannenden Sehnen ganz unwesentlich ver- 15
schieden sind. Ferner haben wir angenommen, daß zwischen
dem Lauf des Mondes (in Breite) auf dem schiefen Kreise
und dem theoretisch auf die Ekliptik bezogenen Lauf (in
Länge) kein beträchtlicher Unterschied sei. Es wird ja wohl
niemand annehmen, daß wir nicht gewußt hätten, daß im 20
großen ganzen für den Lauf des Mondes in Länge allerdings
ein Unterschied herauskommt, wenn man die Bogen des
schiefen Kreises anstatt der Ekliptikbogen verwendet. Eben-
so sind wir uns bewußt, daß es nicht richtig ist anzunehmen,
daß die Zeiten der Syzygien unterschiedslos dieselben seien Hol 50<
wie die Zeiten der Finsternismitten. 26
Wenn wir nämlich von dem Knoten A aus zwei gleich-
große Bogen AB und AT der betreffenden Kreise abtragen
und dann die Verbindungslinie J5
B r und von B aus unter rechten /T"^-^ 30
Winkeln zu A f die Gerade BA
ziehen, so wird ohne weiteres
folgendes klar sein. Es sei zu- x'L-X ^^^^
nächst in B der Mond angenom-
men. Verwenden wir den Ekliptikbogen AT anstatt des 35
Bogens AA, so wird, weil der auf die Ekliptik bezogene Lauf
378 Sechstes Buch. Siebentes Kapitel.
theoretisch nach den durch die Pole der Ekliptik gehenden
(Breiten-) Kreisen bemessen wird, der infolge der Neigung
des Mondkreises eintretende Unterschied die Strecke TA aus-
Ha 414 machen. Denkt man sich dagegen die Sonne oder das Schatten-
5 Zentrum in B, so wird bei dem unbeträchtlichen Unterschied
der Kreise die Zeit der Sjzygie sein, wenn der Mond nach
Punkt r gekommen ist, während die Zeit der Finsternismitte
sein wird, wenn er nach Punkt A gekommen ist, weil die
Zeiten der Finsternismitten theoretisch nach den durch die
10 Pole des Mondkreises gehenden Kreisen bemessen werden.
Mithin wird die Zeit der Syzygie von der Zeit der Finster-
nismitte um den Bogen TA differieren.*^^
Hei 505 Der Grund, welcher uns bestimmt, bei der speziellen Be-
handlung des Gegenstandes nicht auch diese Bogen mit in
15 Rechnung zu ziehen, ist der, daß ihre Unterschiede klein
und kaum bemerkbar sind. Auch meinen wir, daß es zwar un-
verantwortlich wäre, von solchen Verhältnissen keine Ahnung
zu haben, daß aber zur Förderung äußerster Knappheit bei
der Kleinarbeit methodischer Beweisführungen das absicht-
20 liehe Ignorieren eines so minimalen Betrags — wie ja
gleichgeringe Differenzen, die sich zwischen den Hypothesen
und den Beobachtungen selbst einstellen, von der Theorie
ruhig übersehen werden können — zugunsten des Grund-
satzes „je einfacher, desto praktischer" ganz bedeutend in
26 die Wagschale fällt, während es für die Größe des Fehlers,
der sich hinsichtlich der Erscheinungen etwa einstellt, ent-
weder gar keine oder doch nur ganz geringe Bedeutung hat.
Was nun den der Strecke TA entsprechenden Bogen an-
belangt, so finden wir ihn im allgemeinen nicht größer als
30 5 Sechzigteile eines Grades. Dieser Nachweis beruht näm-
lich auf demselben theoretischen Verfahren, mit dessen Hilfe
wir die Unterschiede der Äquatorbogen gegen die Ekliptik-
bogen auf den durch die Pole des Äquators gehenden größ-
ten (Deklinations-) Kreisen (d. i. die Tabelle der Ekliptik-
36 schiefe) berechnet haben. Bei den Finsternissen aber finden
wir diesen Bogen nicht größer als 2 Sechzigteile. Setzt
Ha 415 man nämlich die beiden Bogen AB und AP gleich 12^ —
Erklärung der Tabellen. 379
so weit erstrecken sich ja etwa (S. 376, 24) die örter des
Mondes bei den (Mond-) Finsternissen — , so ist in diesem
Maße BA ohne merklichen Fehler gleich 1^*^ und deshalb
AA etwa gleich ll^öS'^); als Kest bleibt (für TA) p«2',
ein Betrag, der noch nicht einmal den 16*®" Teil einer Äqui- 5
noktialstunde (oder S^/^^) ausmacht.*^) Mit einem so mini-
malen Betrag es peinlich genau zu nehmen, das dürfte mehr
Sache des pedantischen Tüftlers als des wahrheitsliebenden Hei 50(
Forschers sein.
Aus diesen Gründen haben wir die zu bestimmenden Lauf-
strecken des Mondes bei den Verfinsterungen unter der An- 10
nähme behandelt, daß die (beiden) Kreise für die sinnliche
Wahrnehmung keinerlei Differenz aufkommen lassen.**) Die
zum Ziele führende Berechnung ist, wie wir wieder an einem
oder zwei Beispielen erläutern wollen, von uns auf folgende
Weise ausgeführt worden. 15
Punkt A sei das Zentrum der Sonne oder des Schattens,
und B TA sei die statt des Bogens des Mondkreises genommene
Sehne. Punkt B sei als das Mond-
zentrum in dem Moment ange-
nommen, wo der Mond im Her- J^ /[d^ ]^ ^ 20
anrücken die Sonne oder den
Schatten erstmalig berührt, Punkt
A als das Mondzentrum in dem
Moment, wo die Berührung im
Wegrücken stattfindet. Man ziehe die Verbindungslinien 25
AB, AA und fälle von A auf BA das Lot AT.
Daß in dem Moment, wo das Mondzentrum nach T gelangt,
die Zeit der Finsternismitte ist und zugleich das Maximum
a) 1°3' bei (90°- 12<'=) 78° Entfernung vom nördlichen Grenz-
punkt nach der 1^^^ Spalte der Tabelle der Gesamtanomalie
des Mondes S. 286; übrigens ist die Abweichung von dem Ver-
hältnis lillVj zu bemerken. Vgl. S. 355, 4.
b) Weil AA2 = AB2-BA2, d. i. AA = 1/144"- 1°.
c) Weil der Mond in der Stunde noch 56" mehr als 2x16'
= 32' zurücklegt.
d) Insofern die in Betracht kommenden Strecken AB und AT
als gleichgroß angenommen werden.
380 Sechstes Buch. Siebentes Kapitel.
der Verfinsterung eintritt, geht erstens daraus hervor, daß
AB gleich AA und deshalb auch die Laufstrecke Bf gleich
der Laufstrecke TA ist; zweitens daraus, daß AT (als Nor-
male) kleiner ist als alle Geraden, welche auf der Strecke
5 BA als Verbindungslinien der beiden Mittelpunkte gezogen
werden können. Ferner ist klar, daß AB sowohl wie AA
Ha 416 gleich der Summe der Halbmesser des Mondes und der Sonne
oder des Schattens ist, und daß AT um den von der Ver-
finsterung abgegrenzten Teil des Durchmessers des verfinster-
10 ten Körpers kleiner ist als jede dieser beiden Geraden.*)
Hei 507 A. Unter Voraussetzung dieser Verhältnisse soll beispiels-
halber die Verfinsterung 3 Zoll betragen, und A sei zunächst
als das Zentrum der Sonne angenommen.
1. "Wenn der Mond in der größten Entfernung steht, ist
15 AB = 31' 20", AB2 = 981'47"
A r = A B - y^ Sonnenbreite = 31' 20" - 7' 60"
Ar = 23' 30", AP = 552'15"
BP=AB2-AP=429'32"
Br = 20'43".
20 Diesen Betrag werden wir in der ersten Tabelle der
Sonnenfinsternisse in die vierte Spalte zu „3 Zoll" setzen.
2. Bei der kleinsten Entfernung des Mondes (S. 375, 15) ist
AB = 33' 20", AB2 = 1I11' 7"
A r = A B - y^ Sonnenbreite = 33' 20" - 7' 50"
25 Ar = 25'30", AP= 650' 15"
Bn = AB2-An= 460' 52"
Br=21'28".
Diesen Betrag werden wir in der zweiten Tabelle der
Sonnenfinsternisse ebenfalls zu „3 Zoll" in die vierte Spalte
30 setzen.
a) Da im vorliegenden Beispiel AB = B-^r und A r= 22 -f- y^r,
so ist eben AT um y^r, d. i. um den verfinsterten Teil ab des
Durchmessers der Sonne kleiner.
Erklärung der Tabellen.
381
B. Nun sei weiter Punkt A als das
Zentrum des Schattens angenommen, und
die Verfinsterung soll auch wieder V4 <ies
Monddurchmessers betragen.
1 . Bei der größten Entfernung des Mon-
des (S. 376, 3) ist
AB = 56' 24" AB2 = 3180'68"
A r = A B - y^ Mondbreite = 56' 24"
Ar = 48^34'\ AP = 2358^43"
BP=AB2 4-AP= 822' 15"
Br = 28'21".
7' 50' in Erdferne
Ha 417
Hei 508
10
Diesen Betrag werden wir in der ersten Tabelle der Mond-
finsternisse zu „3 Zoll" in die vierte Spalte setzen. Er gibt
die Laufstrecke in der Phase des Eintritts an, der für die
sinnliche Wahrnehmung gleich ist der Laufstrecke in der 15
Phase des Austritts.
2. Bei der kleinsten Entfernung (S. 376, 19) ist
AB = 63' 36", AB2 = 4044'58"
A r = A B - y^ Mondbreite = 63' 36" - 8' 50" in Erdnähe
Ar = 54'46", AP = 2999' 23" 20
BP=AB2-AP = 1045'35"
Br = 32'20".
Diesen Betrag werden wir in der zweiten Tabelle der Mond-
finsternisse gleichfalls wieder zu „3 Zoll" in die vierte Spalte
setzen.
3. Was nun weiter die
Mondfinsternisse anbelangt,
welche eine Zeit des Verhar-
rens (im Schatten, d. i. eine
gewisse Dauer der Totali-
tät) haben, so sei Punkt A
das Schattenzentrum und
BfAEZ die anstatt des Bogens des schiefen Kreises des Hei 509
Mondes genommene Sehne. B sei als der Punkt angenommen.
382 Sechstes Buch. Siebentes Kapitel.
in welchem das Mondzentrum in dem Moment sein wird,
wo der Mond im Heranrücken begriffen erstmalig von außen
Ha 418 her den Schatten berührt, f als der Punkt, in welchem das
Mondzentrum in dem Moment sein wird, wo der Mond erst-
5 malig total verfinstert von innen den Kreis des Schattens
berührt, E als der Punkt, in welchem das Mondzentrum in
dem Moment sein wird, wo der Mond im Weiterrücken be-
griffen erstmalig von innen den Kreis des Schattens berührt,
endlich Z als der Punkt, in welchem das Mondzentrum in
10 dem Moment sein wird, wo der Mond im Austreten begriffen
letztmalig von außen den Schatten berührt. Man fälle wieder
von A auf BZ das Lot AA. Indem nun auch hier die oben
(S. 380, 1 — 8) besprochenen Verhältnisse gültig bleiben *\
leuchtet außerdem noch der Umstand ein, daß jede der beiden
15 Geraden AT und AE die Differenz der Halbmesser von
Schatten und Mond darstellt. Somit wird erstens die Lauf-
strecke TA gleich der Laufstrecke AE, von denen jede die
halbe Dauer der Totalität ausdrückt, zweitens wird die (als
Rest von BA — TA) übrigbleibende Laufstrecke Bf in der
20 Phase des Eintritts gleich der (anderseits als Rest von
AZ — AE) übrigbleibenden Laufstrecke EZ in der Phase
des Austritts.
Es soll nun eine Finsternis angenommen sein, bei welcher
15 Zoll des Mondes (in der Tabelle) angesetzt stehen, d. i.
Hei 510 eine solche, bei welcher das Mondzentrum A noch P/^Mond-
26 durchmesser (d. i. 15 Zoll) weiter innerhalb des nach Maß-
gabe der Finsternisgrenzen bestimmten Grenzpunktes steht,
d. h. wenn AA um wie gesagt IY4 Monddurchmesser (d. i.
Ba) kleiner ist als jede der beiden Geraden AB und AZ,
30 aber nur um 74 Monddurchmesser (d.i. Vh) kleiner als jede
der beiden Geraden AT und AE.
a) Wenn der Mond in seiner größten Entfernung steht,
so ist, wie oben (S. 381, 7) bekanntgegeben,
AB = 56'24", AB2 = 3180'58"
36 Air=^AB- Mondbreite = 56' 24" -31' 20" in Erdferne
a) 1. AZ = AB, folglich BA = AZ; 2. AA<AZ, AE efcc
3. AZ und AB=i2-f r.
Erklärung der Tabellen. 383
Ar = 25' 4", An= 628' 20" Ha 419
A A = A B - y^ Mondbreite = 66' 24" - 39' 10"
AA=17'14", AA^= 296' 69"
BA2(= A B2 - A A2) = 2883' 59"
rA2 (= A r2 - A A2) = 331' 21" ö
BA=53'42" und TA = 18' 12"
Br = BA-rA = 35'30".
Wir werden demnach zu der Zahl „15 Zoll" in der ersten
Tabelle der Mondfinsternisse in die vierte Spalte als Betrag
der Phase des Eintritts, welcher gleich ist dem Betrag der 10
Phase des Austritts, 35' 30" setzen und in die fünfte Spalte
als Betrag der halben Dauer der Totalität 18' 12".
b) Wenn der Mond in seiner kleinsten Entfernung steht, Hei 5ii
so ist, wie oben (S. 381, is) bekanntgegeben,
AB = 63'36", AB2 = 4044'58" 15
A r = A B - Mondbreite = 63' 36" - 35' 20" in Erdnähe
Ar = 28'16", AP= 799' 0"
A A = A B - % Mondbreite = 63' 36" - 44' 10"
AA = 19'26", AA2= 377' 39"
BA2(= AB2 - AA2) = 3667'19" 20
rA2(= AP- AA2)= 421' 21"
BA = 60'34" und TA = 20' 32"
Br = BA-rA = 40'2".
Wir werden also auch in der zweiten Tabelle der Mond-
finsternisse zu der Zahl „15 Zoll" in die vierte Spalte als 25
Betrag der Phase des Eintritts, der wieder dem Betrag der
Phase des Austritts gleich ist, 40' 2" setzen und in die Ha 420
fünfte Spalte als Betrag der halben Dauer der Totalität
20' 32".
IV. Erklärung der Korrektionstabelle.
Um auch bei den Stellungen des Mondes auf dem Epizykel, 31
welche zwischen der größten und der kleinsten Entfernung
liegen, den auf die jeweiligen Positionen (zwischen Apogeum
und Perigeum des Epizykels) entfallenden Bruchteil der
ganzen Differenz (zwischen größter und kleinster Entfernung, 35
384 Sechstes Buch. Siebentes Kapitel.
vgl. S. 318 ]) auf dem methodischen Wege der Rechnung
mit Sechzigsteln bequem zu erzielen, so haben wir den vor-
stehend erklärten Tabellen eine weitere kleine Tabelle bei-
gegeben, welche die Argumentzahlen des Laufs auf dem
Hei 512 Epizykel und die Sechzigstel enthält, welche auf die je-
6 weiligen scheinbaren Differenzen entfallen, die sich aus den
ersten und zweiten Finsternistabellen ergeben. Die Berech-
nung hat uns den Größenbetrag dieser Sechzigstel geliefert,
wie er in der Parallaxentafel des Mondes in der siebenten
10 Spalte steht *\ weil der Epizykel, wo es sich um die Sjzy-
gien handelt, in dem Apogeum des Exzenters anzunehmen ist.
V. Erklärung der Flächentabelle.
Weil die meisten Astronomen, die sich mit der Beobach-
tung der Finsternisphasen beschäftigen, als Maß für die Größe
15 der Verfinsterungen nicht die Durchmesser der Kreise an-
geben, sondern in Bausch und Bogen den ganzen Flächen-
raum, den die Verfinsterungen einnehmen, indem nach dem
bloßen Augenmaße die ganze sichtbare Fläche an sich gegen
die nichtsichtbare vergleichsweise abgeschätzt wird, so haben
20 wir diesen Tabellen noch eine kleine Tabelle zu 12 Zeilen
und 3 Spalten hinzugefügt. In die erste dieser Spalten
haben wir die 12 Zolle gesetzt in dem Sinne, daß jeder Zoll,
wie schon in den Finsternistab eilen selbst, dem zwölften
Teile des Durchmessers eines jeden der beiden Lichtkörper
26 entspreche, in die folgenden Spalten die auf sie entfallenden
IIa 421 Teile der ganzen Flächenräume, was auch wieder Zwölftel
sind, und zwar in der zweiten Spalte Zvvölftel (der Fläche)
der Sonne, in der dritten Zwölftel (der Fläche) des Mondes.
Berechnet haben wir diese Teilbeträge nur für die Größen
30 (der Verfinsterungen), welche eintreten, wenn der Mond in
seiner mittleren Entfernung steht; denn bei der unbedeu-
tenden Ab- und Zunahme der Durchmesser bleibt das Ver-
Hei 513 hältnis (von Fläche zu Durchmesser) dasselbe wie 3 8'30" : 1
a) Da die Argumentzahlen der Parallaxentafel für den Epi-
zykel Doppelgrade waren, so stehen hier die gleichen Beträge
bei den doppeltgroßen Argumentzahlen.
Erklärung der Tabellen. 385
(oder S^Vigo = 3,14166 . . . : l), was das Verhältnis des Kreis-
umfangs zum Durchmesser ist. Dieses Verhältnis liegt näm-
lich ohne beträchtlichen Fehler in der Mitte zwischen den
Werten 3V7 (oder 3,14285) und 3^7^! (oder 3,14084),
welche Archimedes schlechthin*) nebeneinander angewen- 5
det hat.
A. Sonnenfinsternisse.
Es sei AB TA der Kreis der Sonne um das Zentrum E,
AZFH der Kreis des Mondes in der mittleren Entfernung
um das Zentrum 0. Letzterer schneide den Kreis der Sonne 10
in den Punkten A und f. Man ziehe die Verbindungslinie
BE0H und nehme an, daß der vierte Teil des Sonnen-
durchmessers verfinstert sei. Demnach kommen auf ZA
3 solche Teile (p) wie BA 12 enthält (d.i. ZA = V4BA).
Der Durchmesser ZH des Mondes beträgt somit nach dem 15
Verhältnis (BA : ZH =) 15' 40": 16' 40" ohne merklichen
Fehler^) I2V3P und deshalb beläuft sich auch E0 (d. i.
V2 B A + V2 ZH -- ZA) auf 9'/,^ (d. i. 6^ + G^,^- 3^). Hei 61.
Von den Kreisumfängen werden folglich unter Zugrunde-
legung des Verhältnisses 1:38' 30" der Umfang der Sonne 20
gleich 37P42', der des Mondes gleich 38^46'.^^ Desgleichen
wird von den ganzen Flächenräumen — der Halbmesser mit Ha 425
dem Kreisumfang multipliziert gibt den doppelten Flächen-
inhalt des Kreises — der Flächeninhalt des Sonnenkreises
gleich 113p' 6', der des Mondkreises gleich 119P'32'. 25
a) D.h., wie ich vermute: ohne das Mittel (3,14185) zu ziehen
und zu verwenden, wie es Ptolemäus (mit 3,14166) anstrebt. Die
Ludolfsche Zahl ist 3,14159.
b) Das genaue Verhältnis ist 157s : 16% = 12 : 12'%7, ^^so
ZH nahezu 12 V^, mithin der Fehler recht merklich.
c) Die Multiplikation W/^xZ^y^^^ gibt knapp 38^46'; in-
dessen beruht (Z. 25) das Ergebnis 119^" 32' auf der Multipli-
kation 19P23'x6yg^: es ist nicht der halbe Halbmesser mit dem
Umfang, sondern der halbe Umfang mit dem Halbmesser mul-
tipliziert worden. Genau stimmt von vornherein für die Sonne
die Rechnung: 3^%2oX 12^ = 37^,7, d. i. 37^42', und schließlich
386
Sechstes Bucli. Siebentes Kapitel.
Unter Fest-
haltung die-
ser Verhält-
nisse sei uns
demnach die
Aufgabe ge-
stellt zu fin-
den : Wie
groß ist der
10 .' ^ ^^^---^.^-'^^ ^on AArz
begrenzte
Flächenraum, wenn man den ganzen Flächenraum des Sonnen-
kreises gleich 12 setzt?
Man ziehe die Verbindungslinien AE, A0, FE, TG und
15 außerdem die (zu der Verbindungslinie der Mittelpunkte
nach Eukl. III. 3) senkrechte Gerade AKT.
Da E0 mit 9^10', AE und ET mit 6^, A0 und OT mit
6^10' gegeben und die Winkel bei K Rechte sind, so er-
halten wir als Endergebnis (folgender Berechnung:
20 A02-AK2 = K02
AE''-AKg = EK2
A02-AE2 = K02-EK2
= [K0-EK][K0-f EK]
= [K0-EK]E0)
26
A0g-AE^
E0
(Nun ist E0
= K0 -EK d. i.^ — ?^ = 0Pl3'3"
9^10'
K04-EK
9^10'
2KQ =9^23' 3")
K0 =4^42'
EK = E0- K0=4P28'.
30 Demnach werden wir AK = KT (aus AK2= AE^— EK^
«ei 515 oder aus Kf^ = 0 f^ — K0^) mit 4^ erhalten und somit den
Flächeninhalt des A AET mit (AK-EK ==) 17^^-52', und
den des A A0r mit (K0.Kr=) 18^^48'.
Vorstehend haben wir (als Summe von AK + KT) ge-
35 Wonnen
Erklärung der Tabellen
Ar= 8P
?.87
wie (ZwBA = 12P,
wie rfwZH = 12^20'.
Setzt man BA = 120P, so wird Ar = 80P.
Setzt man ZH = 120P, so wird AT = 77^50'.
r5AAr= 83°37' wie OABrA = 360°;
Mithm ^y^2:r= 80<'52' wie OAZrH = 360^
Nun verhalten sich die Kreise zu den Bogen wie die Kreis-
flächen zu den Flächen der von den Bogen überspannten Sek-
toren. Wir werden daher erhalten (nach den Verhältnissen
83^ 37' : 360^ und 80<* 52' : 360^)
SÄ:« AErA = 26P'l6' wie Ä:r/? ABTA = 113^' 6'
sJfc<A0rZ = 26P'51' wie Jcrß ^Z^H = 119"^^ S2'
AAEr=17P 52'| .^ demselben Maße
A Aer = i8P Asn
sÄ^fAETA- A AET d. i. s^rm AArK= 8P'24'.
sÄ;M0rZ- A AOr d. i. s^rm AZrK= 8^' 3'.
Mithin fl AZrA = 16P'27' wie Är/Z ABrA = 113^' 6'.
Setztman krfl A B TA = 12,
so wird ß AZrA = iy4 ohne beträchtlichen Fehler.
Ha 42!
5
10
15
Hei 61
25
Diesen Betrag der von der Verfinsterung eingenommenen
Fläche werden wir in unserer Flächentabelle zu der Zeile, 20
in welcher „3 Zoll" steht, in die zweite Spalte setzen.
B. Mondfinsternisse.
An derselben Figur sei AB TA
als der Kreis des Mondes und
AZrH als der des Schattens
in der mittleren Entfernung B
angenommen. Die Finsternis
!soll gleichfalls ein Viertel des
Monddurchmessers betragen.
Demnach ist ZA, der verfin- 30
sterte Teil des Durchmessers, gleich 3^, wie der Durchmesser
BA gleich 12^ ist. Der Schattendurchmesser ZH beträgt
388 Sechstes Bucli. Siebentes Kapitel.
somit3lPl2', entsprechend dem Verhältnis 1:275 (S- 309,24),
Ha 424 und deshalb beläuft sich auch EKG (d i. V2BA + y^ZH—Zd.)
auf 18^36' (d.i. 6^+15^36' — 3^). Von den Kreisumiängen
wird folglich wieder (S. 385, 2l) der des Mondkreises gleich
6 37^42', der des Schattenkreises gleich 98^1', von den Flächen
die des Mondkreises gleich 11 3^*6', die des Schattenkreises
gleich 764P'32'.^)
Da auch hier E0 mit 18^36', AE und ET mit 6^, A0
und 0r mit 15^36' gegeben sind, so erhalten wir wieder
10 ^^^^— = K0-EK = llP8',
Hei5l7 folglich EK= 3P44'u.K0 = 14P52', AKu. Kr=45'42'.
Demnach AAEr= IT^'SS', A A0r = 69P'52'.
Ferner ist A r = 9^ 24' ( ^'^ ^^ B A = 12^,
Iwie dmZH = 31^12'.
Setzt man BA = 120P, so wird Ar = 94P.
16 Setzt man ZH = 120P, so wird AT = 36^9'.
Mithin I ?'AAr = 103«8' wie OAB^A = 360^
Ha425 1 6AZr= 35U' wie OAZrH = 360^
Aus dem (S 387,6) angeführten Grunde erhalten wir ferner
SÄ;* AErA = 32^^24' wie krflABrA=m^' 6',
20 sÄ;*A0rZ = 74P'28' wie Ä;r/?AZrH = 764P'32'.
Nun war j ^ f ^""^^^^'^^'j in demselben Maße,
l AA0r = 69P 52'J
Folglich I «^^AETA-AAEr d.i. spwAArK= 14P'51',
1 sÄ;M0rZ- A A0rd. i. sgm AZrK= 4P'36'.
Hei 518 Mithin /Z AZrA = 19P'27' wie Ä;r/Z ABfA = 113^' 6'.
25 Setzt man fcr/? ABrA= 12,
so wird /?AZrA = 2yj5 ohne beträchtlichen Fehler.
a) Die Multiplikation 3lPl2'x3^yi2o gibt 98^7^0 ; indessen
98^1' • 15^36'
beruht das Ergebnis 764^ 32' auf dem Ansatz >
d i. Umfang mal Halbmesser durch 2.
Sechstes Buch. Achtes Kapitel.
389
Diesen Betrag der von der Verfinsterung eingenommenen
Fläche werden wir in der nämlichen Tabelle zu der Zeile,
in welcher „3 Zoll" steht, in die dritte für den Mond geltende
Spalte setzen.
Achtes Kapitel.
Finsternistabellen.
I. Tabellen der Sonnenfinsternisse
bei
größter Entfernung kleinster Entfernung
des Mondes.
1 1 2
3
4
1 2
3
4
Argumentzahlen
der
Breite
Zolle
Dauer
des Ein-
und
Austritts
Argumentzahlen
der
Breite
Zolle
Dauer
des Ein-
und
Austritts
840 0'
84 30
85 0
2760 0'
275 30
275 0
0
1
2
0' 0"
12 32
17 19
83036'
84 6
84 36
276024'
275 54
275 24
0
1
2
0' 0"
12 57
17 54
85 30
86 0
86 30
274 30
274 0
273 30
8
4
5
20 43
23 27
25 38
85 6
85 36
86 6
274 54
274 24
273 54
3
4
5
2128
24 14
26 87
87 0
87 30
88 0
273 0
272 30
272 0
6
7
8
27 £
28 29
29 32
86 36
87 6
87 36
273 24
272 54
272 24
6
7
8
28 16
29 45
30 55
88 30
89 0
89 30
27130
271 0
270 30
9
10
11
30 20
30 54
3113
88 6
88 36
89 6
27154
271 24
270 54
9
10
11
3151
32 33
33 1
90 0
90 30
91 0
270 0
269 30
269 0
12
11
10
3120
3113
80 54
89 36
90 0
90 24
270 24
270 0
269 36
12
33 16
33 22
33 16
9130
92 0
92 30
268 30
268 0
267 30
9
8
7
30 20
29 32
28 29
90 54
9124
9154
269 6
268 36
268 6
11
10
9
33 1
32 33
3151
93 0
93 30
94 0
267 0
266 30
266 0
6
5
4
27 8
25 38
23 27
92 24
92 54
93 24
267 36
267 6
266 86
8
7
6
30 55
29 45
28 16
94 30
95 0
95 30
265 30
265 0
264 30
3
2
1
20 43
17 19
12 32
93 54
94 24
94 54
266 6
265 36
265 6
5
4
3
26 27
24 14
2128
96 0
264 0
0
0 0
95 24
95 54
96 24
264 36
264 6
263 36
2
1
0
17 54
12 57
0 0
390
Sechstes Buch. Achtes Kapitel.
II Tabellen der Mondfinsternisse
bei
größter Entfernung kleinster Entfernung
1 1 2
3
4
5
1 i 2
3
4
5
Argument-
aahlen
der Breite
IS
0
Dauer
d.Aus-u.
Eintritts
Halbe
Dauer der
Totalität
Argument-
zahlen,
der Breite
0
Dauer
d.Aus-u.
Eintritts
Halbe
Dauer der
Totalität
79012'
79 42
80 12
280° 48'
280 18
279 48
0
1
2
0' 0'
16 59
23 43
77° 48'
78 22
78 56
282° 12'
281 88
281 4
0
1
2
0' 0"
19 9
26 45
80 42
81 12
81 42
279 18
278 48
278 18
3
4
5
28 41
32 42
36 6
79 SO
80 4
80 38
280 30
279 56
279 22
3
4
5
32 20
36 53
40 42
82 12
82 42
83 12
277 48
277 18
276 48
6
7
8
39 1
4134
43 50
81 12
81 46
82 20
278 48
278 14
277 40
277 6
276 32
275 58
6
7
8
43 59
46 53
49 25
83 42
84 12
84 42
276 18
275 48
275 18
9
10
11
45 48
47 35
49 9
82 54
83 28
84 2
9
10
11
5140
53 39
55 25
85 12
85 42
86 12
274 48
274 18
273 48
12
13
14
50 31
40 35
37 28
11' 9"
15 20
84 36
85 10
85 44
^86T8"
86 52
87 26
275 24
274 50
274 16
12
13
14
56 59
45 47
42 15
12'34"
17 17
86 42
87 12
87 42
273 18
272 48
272 18
15
16
17
35 30
34 6
33 7
18 12
20 22
22 0
273 42
273 8
272 34
15
16
17
18
19
20
40 2
38 28
37 20
20 32
22 58
24 49
88 12
88 42
89 12
271 48
271 18
270 48
18
19
20
32 23
3151
3132
23 14
24 8
24 43
88 0
88 34
89 8
272 0
271 26
270 52
36 37
35 55
35 34
26 1
27 13
27 42
89 42
90 0
90 18
270 18
270 0
269 42
21
zentral
21
3122
8120
3122
25 1
25 4
25 1
89 42
90 0
90 18
270 18
270 0
269 42
21
zentral
21
35 22
35 20
35 22
28 12
28 6
28 12
90 48
91 18
91 48
269 12
268 42
268 12
20
19
18
3132
3151
32 23
24 43
24 8
23 14
90 52
91 26
92 0
269 8
268 34
268 0
20
19
18
35 34
35 55
36 37
27 42
27 13
26 1
92 18
92 48
93 18
267 42
267 12
266 42
17
16
15
33 7
34 6
35 30
22 0
20 22
18 12
92 34
93 8
93 42
267 26
266 52
266 18
17
16
15
37 20
38 28
40 2
24 49
22 58
20 32
k
93 48
94 18
94 48
266 12
265 42
265 12
14
13
12
37 28
40 35
50 31
15 20
11 9
94 16
94 50
95 24
265 44
265 10
264 36
14
13
12
42 15
45 47
56 59
17 17
12 34
95 18
95 48
96 18
264 42
264 12
263 42
11
10
9
49 9
47 35
45 48
95 58
96 32
97 6
264 2
263 28
262 54
11
10
9
55 25
53 39
51 40
96 48
97 18
97 48
263 12
262 42
262 12
8
7
6
43 50
4134
39 1
97 40
98 14
98 48
99 22
99 56
100 30
262 20
261 46
261 12
8
7
6
49 25
46 53
43 59
98 18
98 48
99 18
261 42
261 12
260 42
5
4
3
36 6
32 42
28 41
260 38
260 4
259 30
5
4
3
40 42
36 53
32 20
99 48
100 18
100 48
260 12
259 42
259 12
2
1
0
23 43
16 59
0 0
101 4
101 38
102 12
258 56
258 22
257 48
2
1
0
26 45
19 9
0 0
Finsternistabellen.
Korrektionstabelle.
391
Argumentz ahlen
der
Anomalie
Sechzigste!
der
Unter-
schiede
Argumentzahien
der
Anomalie
Sechzigste!
der
Unter-
schiede
6«
12
18
354"
348
342
0'21"
0 42
1 42
96"
102
108
264«
258
252
31'48"
34 54
38 0
24
30
36
336
330
324
2 42
4 1
5 21
114
120
126
246
240
234
41 0
44 0
46 45
42
48
54
318
312
306
7 18
9 15
11 37
132
138
144
228
222
216
49 30
51 39
53 48
60
66
72
300
294
288
14 0
16 48
19 36
150
156
162
210
204
198
55 32
57 15
58 18
78
84
90
282
276
270
22 36
25 36
28 42
168
174
180
192
186
180
59 21
59 41
60 0
Flächentabelle.
Zolle
Quadratzolle
Zolle
Quadratzolle
der Sonne
des Mondes
der Sonne
des Mondes
1
V.
%
7
öYe
6%
2
1
iVe
8
7
8
3
1%
27x5
9
SVs
9'/,
4
2V,
376
10
9V3
10 y.
5
3%
^Vs
11
10%
11%
6
1%
6%
12
12
12
392 Sechstes Buch. Neuntes Kapitel.
Neuntes Kapitel.
Berechnung von Mondfinsternissen.
Hei*5^2y Nachdem vorstehende Erklärungen vorausgeschickt worden
sind, werden wir die Berechnung der Mondfinsternisse auf
folgende Weise vornehmen. Zunächst stellen wir für den
Vollmond, dem die Untersuchung gilt, nach der in Alexan-
6 dria für die mittlere Syzygie geltenden Stunde erstens die
Zahl der Grade der sogenannten Anomalie von dem Apo-
geum des Epizykels ab fest, zweitens die Zahl der Grade
der Breite von dem nördlichen Grenzpunkt ab.^°^
Hierauf gehen wir nach Anbringung der Anomaliediffe-
10 renz*^ zuerst mit der Zahl der Breite in die Tabellen der
Mondfinsternisse ein. Fällt sie in das Bereich der Argument-
zahlen der ersten zwei Spalten, so werden wir uns die Be-
träge, welche bei der Zahl der Breite nach jeder der beiden
Tabellen in den Spalten für die Laufstrecken und in den
16 Spalten für die Zolle stehen, getrennt für sich notieren.
Dann gehen wir mit der Zahl der Anomalie in die Korrektions-
tabelle ein, nehmen soviele Sechzigstel, als bei ihr stehen,
von der Differenz der aus beiden Tabellen notierten Zolle
(der dritten) und Gradteile (der vierten Spalte) und addieren
20 den erhaltenen Bruchteil zu den aus der ersten Tabelle
entnommenen Beträgen. Wenn jedoch der Fall vorliegt, daß
die Zahl der Breite nur in das Bereich der zweiten Tabelle
fällt ^), so nehmen wir die (in der Korrektionstabelle) ge-
Hei 524 fundoneu Sechzigstel von den Zollen und den Gradteilen,
a) Weil die Argumentzahlen der Finsternistab eilen die schein-
baren Mondörter angeben.
b) Dies wird der Fall sein, wenn die Anomaliezahl genau
180" beträgt, d. h. wenn der Mond im Perigeum des Epizykels,
mithin in der kleinsten Entfernung steht, für welche die zweite
Tabelle bestimmt ist. Die in der Korrektionstabelle bei ISO**
stehenden ^Yß^ bedeuten, daß die Zahlen für Zolle und Grad-
teile voll zu nehmen sind, wie sie die zweite Tabelle bietet.
Berechnung von Mondfinsternissen. 393
welche nur in dieser Tabelle stehen, und werden sagen: Ha 432
die Verfinsterung wird zur Zeit der Finsternismitte so viele
Zwölftel des Monddurchmessers betragen, als wir gefunden
haben, daß bei der vorgenommenen Korrektion Zolle heraus-
gekommen sind. Zu den Sechzigsteln (der Gradteile) aber, 5
welche sich bei der nämlichen Korrektion ergeben haben,
addieren wir in jedem Falle ein Zwölftel davon für das Stück,
welches die Sonne sich weiterbewegt, und dividieren mit der
zurzeitgeltenden stündlichen ungleichförmigen Bewegung
des Mondes (vgl. S. 348, 3). In dem Quotienten erhalten 10
wir den Betrag an Äquinoktialstunden für die Dauer der
einzelnen Phasen der Finsternis: aus der vierten Spalte
ergibt sich je für sich die Dauer des Eintritts und die
Dauer des Austritts, und aus der fünften die halbe Dauer
der Totalität. Ohne weiteres ergibtsich fern er die Stunden- 15
epoche (d. i. Tageszeit) für den Anfang des Eintritts, wenn
wir von der Zeit der Mitte der Totalität, welche ohne be-
trächtlichen Fehler (vgl. S. 378, ll) die Zeit des genauen
Vollmonds ist*^, die für die Dauer des Eintritts und die
halbe Totalitätsdauer gefundenen Beträge abziehen, end- 20
lieh die Stundenepoche für das Ende des Austritts, wenn
wir die für die Dauer des Austritts und die halbe Totali-
tätsdauer gefundenen Beträge zu der Zeit der Mitte der
Totalität addieren. Ebenfalls ohne weiteres finden wir
dadurch, daß wir mit den Zwölfteln des Durchmessers in 25
die letzte kleine Tabelle eingehen, aus den Ansätzen der dritten
Spalte die Zwölftel der ganzen Flächen [wie die für die Sonne
aus den Ansätzen der zweiten Spalte] .^^
Es versteht sich von selbst, daß nicht in allen Fällen die Hei 525
Zeit vom Beginn der Finsternis bis zur Mitte gleich ist der 30
Zeit von der Mitte bis zum Zeitpunkt des Endes. Der Grund
liegt in der Anomalie der Sonne und des Mondes, infolge
welcher die gleichgroßen Strecken in ungleichen Zeiten zu-
rückgelegt werden. Für die sinnliche Wahrnehmung dürfte Ha 433
a) Diese Zeit muß nach der Vollmondstabelle bereits fest-
gestellt sein.
b) Offenbar ein nicht hergehöriger Zusatz.
394 Sechstes Buch. Neuntes Kapitel.
indessen die Annahme, daß diese Zeiten nicht ungleich sind,
keinen beträchtlichen Fehler hinsichtlich der Erscheinungen
im Gefolge haben; denn selbst wenn Sonne und Mond sich
in den Stellen des mittleren Laufs befinden, wo sich die
5 Differenzen hinsichtlich der Zunahme (ihrer Geschwindig-
keiten) stärker geltend machen, verursacht der Lauf, welcher
sich auf so wenige Stunden beschränkt, wie auf die Gesamt-
zeit einer totalen Finsternis entfallen, absolut keine bemerk-
bare Differenz in dem Unterschied (der beiden vor und nach
10 der Mitte liegenden Zeiten).
Daß wir richtig herausgefunden haben, daß der von Hip-
parch nachgewiesene Umlauf des Mondes in Breite mit einem
Fehler behaftet ist, insofern nach seiner Annahme der in
der Zwischenzeit der von ihm behandelten Finsternisse er-
16 reichte Überschuß sich als zu klein erwies, während der
nach unserer Berechnung (S. 240, 23) festgestellte größer
ist, läßt sich aus der Nachprüfung desselben Materials un-
schwer erkennen.
Hipparch wählte nämlich zu dem Nachweis des Umlaufs
20 in Breite zwei Mondfinsternisse, welche innerhalb 7160 sy-
nodischer Monate stattgefunden haben. Bei beiden war in
Hei 526 derselben Position vom aufsteigenden Knoten ab^) der vierte
Teil des Monddurchmessers verfinstert. Die erste Finsternis
ist im zweiten Jahre des Mardokempad (S. 241, 20 : 8. März
25 720 V. Chr.) beobachtet worden, die zweite im 37*®^ Jahre
der dritten Kailippischen Periode (S. 351, 10 : 27. Januar 141
V. Chr.). Bei Verwendung dieser Finsternisse zum Nach-
weis der Wiederkehr betont er den Umstand, daß bei jeder
derselbe Lauf in Breite glatt ausgeglichen vorliege, insofern
30 die erste Finsternis stattgefunden habe, als der Mond genau
im Apogeum^) des Epizykels stand, und die zweite, als er
a) Bei der ersten Finsternis lag (S. 243, 19) der mittlere Ort
des Mondes in Breite 10^34' über den aufsteigenden Knoten
hinaus, bei der zweiten ergibt die Nachprüfung 280"45' mittlere
Breite. Folglich ist (S. 351,28) 280^36' die genaue Zahl.
b) Nach S 242, 22 betrug die Entfernung 12° 24' über das
Apogeum hinaus mit der Anomaliedifferenz 0"59'.
Berechnung von Mondfinsternissen. 395
genau im Perigeum stand; aus diesem Grunde sei, wie er
wenigstens meinte, keine Differenz infolge der Anomalie Ha 434
eingetreten. Gerade hierin liegen aber die Fehler, die er
macht.
Erstens trat infolge der Anomalie eine ziemlich beträcht- 5
liehe Differenz ein, insofern bei beiden Finsternissen die
gleichförmige Bewegung (in Länge und Breite) nicht um
den gleichen Betrag größer gefunden wird als die genaue,
sondern bei der ersten (im Apogeum) ohne merklichen Fehler
um 1°, bei der zweiten (im Perigeum) um Yg^ größer ^\ 10
so daß demgemäß an dem Umlauf in Breite zur ganzen
Wiederkehr (1° — V8°=) Vs" von solchen Graden fehlen,
wie der schiefe Kreis deren 360 hat^'.
Zweitens hat er auch den infolge der (wechselnden) Ent-
fernungen des Mondes eintretenden Unterschied in der Größe 15
der Verfinsterungen nicht mit in Rechnung gezogen, der bei
diesen Finsternissen gerade das Maximum erreicht haben
mußte, weil die erste stattgefunden hat, als der Mond in
seiner größten Entfernung stand, die zweite, als er in der Hei 527
kleinsten stand; denn die genau wieder ein Viertel be- 20
tragende Verfinsterung mußte bei der ersten Finsternis in
geringerer Entfernung (9^18') von dem aufsteigenden Knoten
erfolgen, bei der zweiten dagegen in größerer (10^30'). Den
Differenzbetrag dieser Entfernungen haben wir (Tab. 1, Z. 4
u. Tab. 2, Z. 4 bei dreizölliger Finsternis) zu (280^30' — 25
279^18' =) 1^12' nachgewiesen. Daher muß, von dieser
Seite betrachtet, der Umlauf in Breite nach Abzug ganzer
Wiederkehren um diesen ansehnlichen Betrag zu groß
sein.
Käme es nur auf den Betrag an, der sich auf Grund der 30
Irrung an sich einstellt, so würde die periodische Wieder-
a) Nach S, 351, 26 betrug die Entfernung vom Apogeum
178^46'; der Mond stand demnach 1°14' vor dem Perigeum,
wozu die Anomaliedifferenz 0^7' 30", d. i. genau %^ beträgt.
b) Von demselben genauen Ort aus liegt der gleich-
förmige der ersten Finsternis 1°, der der zweiten 7' 30" weiter
vorwärts, was einen Fehlbetrag von 52' 30" ergibt.
396 Sechstes Buch. Zehntes Kapitel.
kehr in Breite um rund 2^, die sich aus beiden Fehlern
summieren, fehlerhaft geworden sein, wenn zufällig beide
Fehler die Differenz verminderten, oder beide sie vermehr-
Ha 435 ten. Da aber der erste Fehler die Wiederkehr verkürzte,
5 während der zweite sie vergrößerte, so stellte sich nur
dank einem günstigen Zufall, von dessen aufhebender Wir-
kung vielleicht auch Hipparch schon eine Ahnung hatte,
das Ergebnis ein, daß der Überschuß der Wiederkehr nur
um den dritten Teil eines Grades, d i. um die Differenz der
10 beiden Fehler (l0l2' — 0^52' = 0^20') zu groß wurde.
Zehntes Kapitel.
Berechnung von Sonnenfinsternissen.
Die Feststellung der Mondfinsternisse dürfte sich, da sie
sich auf die angegebenen Operationen beschränkt, mit gutem
Erfolg durchführen lassen, sobald die Berechnungen genau
Hei 528 uach Vorschrift gehandhabt werden. Komplizierter ist wegen
15 der Parallaxen des Mondes die Berechnung der Sonnenfinster-
nisse, welche wir jetzt folgen lassen. Wir werden dieselbe
auf folgende Weise vornehmen.
Zunächst stellen wir den für Alexandria geltenden Zeit-
punkt der genauen Konjunktion nach der Zahl der Äqui-
20 noktialstunden vor oder nach Mittag (nach der Tabelle
der Konjunktionen) fest. Falls die zugrundegelegte geo-
graphische Breite des Wohnortes, auf den die Untersuchung
sich bezieht, eine andere ist, d. h. wenn dieser Ort nicht
unter demselben Meridian wie Alexandria liegt, so addieren
25 oder subtrahieren wir (vgl. S. 130, 3) den Unterschied in
Länge, der sich zwischen den beiden Meridianen in den
Äquinoktiaistun den ausdrückt, und erfahren dadurch, wie
viel Äquinoktialstunden vor oder nach Mittag auch an
jenem Orte der Zeitpunkt der genauen Konjunktion ein-
30 getreten ist. Hierauf werden wir zuerst auch den Zeitpunkt
der scheinbaren Konjunktion für die geographische Breite,
der die Untersuchung gilt, zahlenmäßig feststellen, da er
ohne beträchtlichen Fehler (vgl. S. 378, ll) mit der Finsternis-
Berechnung von Sonnenfinsternissen. 397
mitte zusammenfallen wird. Wir gehen dabei von dem
Verfahren aus, welches von uns in dem Kapitel von den Ha 436
Parallaxen (S. 324 f.) näher erklärt worden ist.
Wir bestimmen teils aus der Winkeltabelle, teils aus der
Parallaxen tafel , unter gehöriger Berücksichtigung erstens 5
der geographischen Breite, zweitens des Stundenabstandes
von dem Meridian, drittens des Teiles der Ekliptik, in wel-
chem die Konjunktion stattfindet, endlich viertens mit Rück-
sicht auf die Entfernung des Mondes, zunächst diejenige
Parallaxe des Mondes, welche auf dem durch Zenit und 10
Mondzentrum gehenden größten (Höhen-) Kreise gemessen
wird. Von dieser ziehen wir jedesmal die in derselben Zeile
stehende Parallaxe der Sonne ab und berechnen aus dem
Rest, wie (S. 325 f.) gezeigt worden ist, mit Hilfe des an Hei 529
dem Schnittpunkt der Ekliptik und des durch den Zenit 15
gehenden größten (Höhen-) Kreises gefundenen Winkels den
Betrag der Parallaxe, welche nur auf den Lauf in Länge
entfällt. Zu ihr addieren wir jedesmal den Unterschied der
weiterhin eintretenden Parallaxe, welcher auf die ihr ent-
sprechenden Zeitgrade entfällt, d. h. die wieder allein auf 20
die Längenparallaxe entfallenden Gradteile des Unterschieds
der aus derselben Tafel zu entnehmenden Differenz zwischen
den zwei Parallaxen, welche bei dem ersten Zenitabstand und
bei dem mit dem Zusatz der Zeitgrade versehenen (d. i. um
so viel später eintretenden) Zenitabstand angesetzt sind, wo- 25
zu, wenn er wahrnehmbar ist, derjenige Teil von Gradteilen
kommt, welcher schon von der ersten Parallaxe den Teilbetrag
(der Längenparallaxe) ausmachte. Zu den so summierten
Gradteilen der ganzen Längenparallaxe addieren wir nun
wieder Yjg davon für das Stück, welches die Sonne sich 30
weiterbewegt, und verwandeln die Summe dadurch in Aqui-
noktialstunden, daß wir in dieselbe mit der für die Zeit der Ha 437
Konjunktion geltenden stündlichen ungleichförmigen Be-
wegung des Mondes (vgl. S. 348,3) dividieren.
Ist die Längenparallaxe in der Richtung der Zeichen 35
wirksam — nach welchem Zahlenverhältnis der sich so
äußernde Unterschied bestimmt wird, ist in einem früheren
»398 Sechstes Buch. Zehntes Kapitel.
Kapitel (S. 327, ll) gezeigt worden — , so subtrahieren wir
die in Äquinoktialstunden verwandelten Gradteile von den
Hei 530 für die genaue Zeit der Konjunktion schon vorher berech-
neten Graden des Mondes in Länge, Breite und Anomalie,
5 und zwar wird jede Subtraktion für sich getrennt ausgeführt.
Dadurch werden wir die. genauen Örter des Mondes zur
Zeit der scheinbaren Konjunktion erhalten und zugleich ge-
funden haben, um wieviel Stunden die scheinbare Konjunk-
tion vor der genauen eintritt.
10 Ist dagegen die Längenparallaxe gegen die Richtung der
Zeichen wirksam gefunden worden, so werden wir umgekehrt
die betreffenden Gradteile zu den für die genaue Zeit der
Konjunktion schon vorher berechneten Ortern in Länge,
Breite und Anomalie addieren, und zwar zu jedem für sich,
15 und werden somit die Stunden erhalten, um welche die
scheinbare Konjuhktiou später als die genaue eintritt.
Nun stellen wir ferner nach dem für die scheinbare Kon-
junktion geltenden Stundenabstand von dem Meridian ver-
mittels desselben Verfahrens fest, wie groß die Parallaxe des
20 Mondes zunächst auf dem durch Mond und Zenit gehenden
größten (Höhen-) Kreise ist, und ziehen von dem gefundenen
Betrag die bei derselben Argumentzahl angegebene Paral-
laxe der Sonne ab. Aus dem Rest berechnen wir nun wieder
nach dem im vorliegenden Fall am Schnittpunkt der Kreise
Ha 438 gefundenen Winkel die auf dem zur Ekliptik senkrechten
26 (Breiten-) Kreise eintretende Breitenparallaxe und ver-
wandeln die sich ergebenden Gradteile durch Multiplikation
mit 12 in die auf den schiefen Kreis entfallenden Grade.*^
Hei 531 Äußert uun die Breitenparallaxe ihre Wirkung nördlich
30 der Ekliptik, so werden wir, wenn der Mond in der Nähe
des aufsteigenden Knotens steht (z. B. mit 275^ Lauf in
Breite), die als Ergebnis erhaltenen Grade (des schiefen
Kreises) zu dem für die Zeit der scheinbaren Konjunktion
a) Eine Erklärung dafür, daß die auf den schiefen Kreis ent-
fallenden Grade das Zwölffache der Breitenparallaxe sein sollen,
vermag ich nicht zu finden. Die Berechnung scheint mit dem
S. 356,4 erwähnten Verhältnis 1 : liy^j zusammenzuhängen.
Berechnung von Sonnenfinsternissen. 399
schon vorher berechneten Lauf in
Breite addieren; steht er aber in
der Nähe des niedersteigenden ^
(z. B. mit 85^ Lauf in Breite), so 55°/
werden wir sie subtrahieren. g^oi
Äußert dagegen die Breiten- -^
parallaxe ihre Wirkung südlich
der Ekliptik, so werden wir um-
gekehrt, wenn der Mond in der Nähe des aufsteigenden
Knotens steht (z.B. mit 265° Lauf in Breite), die aus der 10
Parallaxe erwachsenden Grade (des schiefen Kreises) von
den für die Zeit der scheinbaren Konjunktion schon vorher
berechneten Graden (des Laufs) der Breite abziehen, während
wir sie in der Nähe des niedersteigenden Knotens (z. B. bei
95° Lauf in Breite) addieren werden. 16
Auf diese Weise werden wir die zur Zeit der scheinbaren Kon-
junktion geltende Zahl der scheinbaren Breite*^ erhalten,
mit welcher wir nunmehr in die Tabellen der Sonnenfinsternisse
eingehen. Fällt sie in das Bereich der Argumentzahlen der beiden
ersten Spalten, so werden wir sagen: es wird eine Sonnenfinster- 20
nis geben, deren Mitte ohne beträchtlichen Fehler mit der Zeit
der scheinbaren Konjunktion zusammenfällt. Nachdem wir den
Betrag der bei der Argumentzahl der scheinbaren Breite an-
gegebenen Zolle und der Gradteile sowohl des Eintritts wie
des Austritts aus jeder der beiden Tabellen getrennt für 25
sich entnommen haben, gehen wir weiter mit der Zahl der
Anomalie des Mondes, welche für die Zeit der scheinbaren
Konjunktion die Entfernung von dem Apogeum (des Epizy-
kels) angibt, in die Korrektionstabelle ein, nehmen die Ha 439
bei ihr stehenden Sechzigstel, so viele es sind, von der Differenz 30
der für sich notierten Beträge und addieren den Bruchteil
jedesmal zu den aus der ersten Tabelle entnommenen Be- Hei 532
a) D. i. die Zahl der Grade, durch welche die Entfernung
des scheinbaren, d. i. des von der Parallaxe beeinflußten Mond-
ortes von dem nördlichen Grenzpunkt angegeben wird, wie sie
in den ersten Spalten der Tabellen für die Sonnenfinsternisse
verzeichnet wird.
400 Sechstes Buch. Zehntes Kapitel.
trägen. Dadurch werden wir die aus der so vorgenommenen
Korrektion sich ergebenden Zolle erhalten, die angeben,
bis auf wieviel Zwölftel des Sonnendurchmessers sich die
Bedeckung ohne beträchtlichen Fehler zur Zeit der Finsternis-
5 mitte erstrecken wird. Zu den Gradteilen der beiden Lauf-
strecken (des Eintritts und Austritts) aber addieren wir
wieder das Zwölftel davon für das Stück, welches die Sonne
sich weiterbewegt, und verwandeln die Summe nach Maß-
gabe der (stündlichen) ungleichförmigen Bewegung des Mondes
10 in Aquinoktialstunden. In dem Ergebnis werden wir einer-
seits die Dauer des Eintritts, anderseits die Dauer
des Austritts erhalten, jedoch unter der Voraussetzung,
daß hinsichtlich dieser Zeiten keinerlei Differenz infolge
der Parallaxen weiter hinzutritt.
15 Nun gibt es allerdings eine wahrnehmbare Ungleichheit
hinsichtlich dieser Zeiten, und zwar infolge der Parallaxen
des Mondes, nicht wegen der Anomalie der Lichtkörper.
Da infolgedessen jede der beiden Zeiten für sich jedesmal
größer ausfällt als die vorläufig angesetzten Beträge und
20 in den meisten Fällen beide einander ungleich werden, so
wollen wir auch diese Ungleichheit nicht unerörtert lassen,
wenn sie zufälligerweise auch nur gering ist.
Der Eintritt dieser Erscheinung ist eine Folge davon, daß
bei dem scheinbaren Lauf des Mondes infolge der Parallaxen
25 jederzeit sozusagen der Schein einer rückläufigen Bewegung
entsteht, als ob an ihm keine Eigenbewegung in der Richtung
der Zeichen wahrgenommen würde. Wenn der Mond nämlich
seinen scheinbaren Lauf vor dem Meridian verfolgt, so macht
Ha 440 er den Eindruck, indem er allmählich höher steigt und nach
30 Osten zu eine immer kleinere (Längen-) Parallaxe bekommt
Hei 533 als die vorhergehende, als ob er den Fortschritt in der Rich-
tung der Zeichen langsamer bewerkstelligte. Verfolgt er
aber seinen Lauf jenseits des Meridians, so macht er den
Eindruck, indem er allmählich wieder tiefer sinkt und nach
36 Westen zu eine immer größere (Längen-) Parallaxe als die
vorhergehende bekommt, als ob er ebenfalls wieder den Fort-
schritt in der Richtung der Zeichen langsamer bewerk-
Berechnung von Sonnenfinsternissen. 401
stelligte. Deshalb werden also die obengenannten Zeiten
jederzeit größer sein als die schlechthin ohne diese Rücksicht
gewonnenen. Da aber in den Diflerenzen der Parallaxen ein
immer größerer Unterschied wahrnehmbar wird, je näher
am Meridian der Lauf sich vollzieht, so müssen auch die 6
Zeiten der Finsternisse, je näher am Meridian, um so lang-
samer verlaufen.
Aus diesem Grunde wird nur dann, wenn die Zeit der
Finsternismitte genau auf die Mittagstunde fällt, die Zeit
des Eintritts der Zeit des Austritts gleich sein, da in diesem 10
Falle auch der infolge der Parallaxe eintretende Schein der
Rückläufigkeit (des Mondes) auf beiden Seiten (des Meridians)
nahezu die gleiche Größe erreicht. Fällt aber die Zeit der
Finsternismitte vor Mittag, so wird die Zeit des Austritts,
weil sie dem Meridian näher liegt, größer werden, fällt sie 16
nach Mittag, die Zeit des Eintritts, weil dann diese
dem Meridian näher liegt.
Um nun auch die in dieser Beziehung erforderliche Korrek-
tion der Zeiten anzubringen, werden wir erstens auf die
(S. 400, lo) mitgeteilte Weise die vor dieser Korrektion Hei 534
sich ergebende Zeit der beiden in Frage stehenden Laufstrecken 21
feststellen, und zweitens den zur Zeit der Finsternismitte Ha 441
stattfindenden Zenitabstand.
Es betrage beispielshalber jede der beiden Zeiten eine
Aquinoktialstunde, und der Zenitabstand sei gleich 75^. 26
Demnach werden wir in der Parallaxentafel die bei der Ar-
gumentzahl 75 stehenden Sechzigteile der Parallaxe aufsuchen,
beispielshalber unter der Annahme, daß der Mond in seiner
größten Entfernung stehe, für welche die in der dritten Spalte
angesetzten Zahlen zu nehmen sind. Da finden wir, daß 30
auf 75^^ der Betrag 52' entfällt. Da nun die Zeit des Ein-
tritts und des Austritts, theoretisch im Mittel genommen,
nach Annahme je eine Aquinoktialstunde von 15 Aquator-
graden beträgt, so ziehen wir letztere von 75^ Zenitabstand
ab und finden für den Rest 60^ die in derselben (dritten) 35
Spalte stehenden Sechzigteile der Parallaxe mit 47'. Mit-
hin beträgt das westliche Voraussein infolge der Parallaxe
402 Sechstes Buch. Elftes Kapitel.
für den am Meridian gelegenen mittleren Lauf (des Eintritts)
(52' — 47' ==) 5'. Addieren wir aber die (15) Äquatorgrade
zu 75^, so finden wir für die Summe 90^ in derselben Spalte
als Betrag der ganzen Parallaxe 53' 30". Mithin beträgt
6 auch hier das westliche Voraussein für den am Horizont
liegenden Lauf (des Austritts) (53' 30" - 52' =) l' 30". Von
den gefundenen Differenzen (5' und l'30") nehmen wir nun
Hei 535 die auf die Länge entfallenden Beträge und verwandeln jeden
derselben, wie (S. 348, 20) mitgeteilt ist, nach der ungleich-
10 förmigen Bewegung des Mondes in einen Bruchteil der
Äquinoktialstunde. Den beiderseits sich ergebenden Betrag
Ha 442 addieren wir nun zu jeder der beiden schlechthin im Mittel
genommenen Zeiten des Eintritts und des Austritts in zu-
gehöriger Weise, d. h. den größeren Betrag zu der Zeit für
15 die näher am Meridian liegende Laufstrecke, den kleineren
zu der Zeit für die näher am Horizont liegende. Wie
man sieht, haben sich als Differenz der vorher angesetz-
ten Zeiten (5'— l'30"==) 3' 30" (Raum -) Minuten heraus-
gestellt, welche etwa dem 9*®^ Teile einer Äquinoktialstunde
20 (d. i. 6^3°^) entsprechen, insofern in dieser Zeit der Mond
(bei der stündlichen mittleren Bewegung in Länge von
32' 56") diese 3' 30" in mittlerer Bewegung zurücklegen wird.
Es erübrigt nur noch sofort auch die Äquinoktialstunden, wenn
wir wollen, auf dem in dem vorbereitenden Teil unseres Hand-
25 buches (S. 9 8, 32) mitgeteilten Wege für jeden Meridianabstand
in die entsprechenden bürgerlichen Stunden zu verwandeln.
Elftes Kapitel.
Die bei den Finsternissen gebildeten Positionswinkel.
Unsere weitere Aufgabe ist, die bei den Finsternissen ge-
bildeten Positionswinkel in Betracht zu ziehen. Die Unter-
suchung dieses Gegenstandes hat ihr Augenmerk erstens auf
30 die von den Verfinsterungen selbst mit der Ekliptik gebil-
deten Positions Winkel zu richten, zweitens auf die von der
Ekliptik ihrerseits mit dem Horizont gebildeten.
Positionswinkel. 403
Die eingehende Behandlung einer jeden dieser beiden Arten
von Positionswinkeln würde für jede einzelne Phase der
Finsternis die Rücksichtnahme auf einen überaus großen, ja
schier unkontrollierbaren Wechsel hinsichtlich der Lagen-
veränderungen erheischen, wenn man auf die Positions winkel, Hei 536
die während der ganzen Dauer eintreten können, eine höchst 6
überflüssige Mühe verwenden wollte; denn eine so weit gehende
Voraussage ist durchaus nicht notwendig und hat auch gar
keinen praktischen Wert. Da nämlich die Lage der Ekliptik Ha 443
zum Horizont theoretisch nach dem Horizontort ihrer auf- 10
oder untergehenden Punkte betrachtet wird, so müssen, weil
während der Dauer der Finsternis die auf- und untergehenden
Teile der Ekliptik fortlaufend andere werden, auch die von
ihnen mit dem Horizont gebildeten Schnittpunkte einer fort-
laufenden Veränderung unterworfen sein. Da ferner die 16
von den Verfinsterungen mit der Ekliptik selbst gebildeten
Positionswinkel der Theorie nach auf dem durch die beiden
Mittelpunkte des Mondes und des Schattens oder der Sonne
gehenden größten Kreis beruhen, so muß wieder, weil das
Mondzentrum während der Dauer der Finsternis weiterrückt, 20
auch der durch die beiden Mittelpunkte gehende Kreis immer
wieder eine andere Lage zur Ekliptik einnehmen und so die
an den Schnittpunkten dieses Kreises mit der Ekliptik ge-
bildeten Winkel fortlaufend ungleich machen.
Da nun die Untersuchung des Gegenstandes genügend 25
ausfallen wird, wenn sie ausschließlich für die besonders
charakteristischen Phasen der Verfinsterungen und nur nach
allgemeiner Schätzung der theoretisch auf den Horizont
bezogenen Bogen*) vorgenommen wird, so wird es möglich
sein, wenn wir unser Augenmerk auf die betreffende Er- 30
scheinung richten, vermöge einer auf beide Arten derPositions- Hei 537
Winkel eingehenden theoretischen Betrachtung die besonders
a) Es sind die Horizontbogen, welche vom Ost- und West-
punkt aus die Abstände der Punkte messen, in welchen die
Teile der Ekliptik auf- und untergehen. Steht die Sonne in
dem auf- oder untergehenden Grad der Ekliptik, so werden
diese Abstände die Morgen- und Abendweiten der Sonne genannt.
404 Sechstes Buch. Elftes Kapitel.
günstig sich darbietenden Positionswinkel ohne weiteres zu
taxieren. Denn eine, wie gesagt, auf allgemeiner Schätzung
beruhende Bestimmung ist bei diesem Gegenstand ausreichend.
Gleichwohl werden wir versuchen, um das Kapitel nicht
5 übergangen zu haben, auch für die Inangriffnahme dieser
Aufgabe einige möglichst leicht durchführbare Methoden
mitzuteilen.
I. Als besonders charakteristische Phasen der Verfin-
sterungen haben auch wir angenommen:
Ha 444 1. Die erste Phase der Verfinsterung (/. BAE), welche
11 mit Beginn der Gesamtzeit der Finsternis eintritt.
2. Die letzte Phase der Verfinsterung (/. B AA), welche
mit Beginn der Totalitätsdauer eintritt.
3. Die Phase des Maxi-
16 /^ "\ mums der Verfinsterung
(Z. B A r), welche mit der Mitte
der Totalitätsdauer eintritt.
4. Die erste Phase des
Austritts (Z.B'AA'), welche
20 ^^ ^ mit dem Ende der ganzen
Totalitätsdauer eintritt.
5. Die letzte Phase des Austritts (/.B'AE'j, welche
am Ende der Gesamtzeit der Finsternis eintritt.
II. Anderseits haben wir von den Positionswinkeln (im
25 Horizont) als die selbstverständlichsten und bedeutsamsten
diejenigen herangezogen, welche erstens von dem Meridian
und zweitens in den Nachtgleichen-, Sommer- und Winter-
auf- und -Untergängen von der Ekliptik gebildet werden,
weil die (Bestimmung nach der) Herkunft der Winde ^^ viel-
30 fach recht verschieden verstanden werden könnte, obgleich
es, wenn man wollte, ganz gut möglich wäre, ihr nach den
a) Die von mir an der Kreisfigur als unwesentlich weggelas-
senen Namen der Winde sind: am Nachtgleichenaufgang
&7eriXLa}t7}g ^ südlich davon svgog und svgovoTog^ nördlich davon
xaiziag und ßogsccg-^ am Nachtgleichenuntergang ^eq)VQog, süd-
lich davon Xiiip und Xißovorog, nördlich davon tccTCvg und Q'Qaa-Kiag,
an der Nord -Südlinie änagycriccg und voxog.
Positionswinkel. 405
im Horizont gebildeten Winkeln einen nicht mißzuverstehen-
den Ausdruck zu verleihen.
A. Von den Schnittpunkten, welche im Horizont von dem Hei 538
Meridian gebildet werden, nennen wir
1. den nördlichen „Nordpunkt", 5
2. den südlichen „Südpunkt".
B. Von den Auf- und Untergangspunkten nennen wir
1. die von dem Anfang des Widders und dem Anfang
der Scheren mit dem Horizont gebildeten Schnittpunkte,
welche von den vom Meridian gebildeten Schnittpunkten 10
unter allen Umständen den gleichen Abstand von 90^ haben,
„Nachtgleichenaufgang" und „Nachtgleichen-
untergang";
2. die von dem Anfang des Krebses gebildeten Schnitt-
punkte „Sommeraufgang" und„Sommeruntergang"; X5
3. die von dem Anfang des Steinbocks gebildeten Schnitt-
punkte „Winteraufgang" und „Winteruntergang".
Die Abstände der (vier) letzteren (von dem Nachtgleichen-
auf- und -Untergang) ändern sich zwar mit der geographischen
Breite, aber die Angabe der Positionswinkel fällt genügend 20
aus, wenn sie nach irgend einer der oben bezeichneten Grenzen
oder auch nach Zwischenpunkten innerhalb irgend zweier
derselben gemacht wird.
Erklärung der Kreisfigur.
Um die jeweilige Lage der Ekliptik zum Horizont bestim- 25
men zu können, haben wir nach dem in den ersten Büchern Ha 445
unseres Handbuchs (Buch 11, Kap. 1 1 ) mitgeteilten Verfahren
für die geographischen Breiten vonMeroebis zumBorysthenes,
für welche wir auch die Winkeltabellen (Buch II, Kap. 13)
aufgestellt haben, die Abstände berechnet, welche beiderseits 30
der vom Äquator gebildeten Schnittpunkte (d. i. des Ost-
und des Westpunktes) bei den Auf- und Untergängen der
Anfänge jedes Zeichens im Horizont entstehen.* >
2b) Es sind die sog. Morgen- und Abendweiten, wenn die
Sonne in den betreffenden Punkten der Ekliptik steht.
406 Sechstes Buch. Elftes Kapitel.
Anstatt eine Tabelle zu bieten, haben wir auf eine theo-
retisch leicht zu begreifende Weise um einen gemeinsamen
Mittelpunkt acht Kreise gezogen, welche in der Ebene des
Hei 539 Horizonts zu denken sind und die Abstände der sieben Breiten-
5 Zonen sowie deren Benennungen enthalten. Dann haben
wir durch sämtliche Kreise zwei unter rechten Winkeln sich
schneidende Gerade gezogen: die Querlinie stellt die gemein-
same Schnittlinie der Ebene des Horizonts und des Äquators
(d. i. die Ostwestlinie) dar, die andere, welche erstere unter
10 rechten Winkeln schneidet, die gemeinsame Schnittlinie der
Ebenen des Horizonts und des Meridians (d. i. die Mittags-
linie). An die am äußersten Kreise gelegenen Endpunkte
der Querlinie haben wir „Nachtgleichenaufgang" und „Nacht-
gleichenuntergang" gesetzt, an die Endpunkte der sie unter
15 rechten Winkeln schneidenden Linie „Nord" und „Süd".
Desgleichen haben wir beiderseits der Nachtgleichenlinie in
gleichem Abstand von derselben wieder durch sämtliche
Kreise zwei Gerade gezogen und auch an diese in den sieben
Zwischenräumen die auf dem Horizont gemessenen Aquator-
20 abstände der Wendepunkte, wie sie für jede Breitenzone ge-
funden werden, in dem Maße gesetzt, in welchem der Qua-
drant gleich 90^ ist. An die am inneren Kreise gelegenen
Endpunkte dieser Linien haben wir einerseits auf der Süd-
Ha 446 Seite „Winteraufgang" und „Winteruntergang", anderseits
25 auf der Nordseite „Sommeraufgang" und „Sommerunter-
gang" gesetzt. Um die dazwischenliegenden Zeichen unter-
zubringen, haben wir innerhalb eines jeden der vier Inter-
valle noch zwei weitere Linien eingeordnet und auch an
diese die auf dem Horizont gemessenen Aquatorabstände
30 der betreffenden Zeichen dazugesetzt, während der Name eines
jeden Zeichens an dem äußeren Kreise steht. Endlich haben
wir, mit der Beischrift der das nördlichste Breitengebiet be-
treffenden Angaben an dem größten Kreise, der alle einschließt,
beginnend, zu beiden Seiten der Mittagslinie (oben) die Be-
Hoi 540 nennungen der Parallelkreise, (unten) die Dauer des läng-
36 sten Tages in Äquinoktialstunden und die Polhöhen angegeben.
Positionswinkel. 407
Erklärung der Tabelle.
Um aber auch die von den Verfinsterungen selbst mit der
Ekliptik gebildeten scheinbaren*^ Position swinkel zur Ver-
fügung zu haben, d. h. die Winkel, welche in jeder der be-
sprochenen Phasen in der Ekliptik am Schnittpunkt mit 5
dem durch die beiden in Betracht kommenden Mittelpunkte
(von Mond und Sonne oder Schatten) gelegten größten Kreis
gebildet werden, so haben wir auch diese für alle um je
einen Zoll der Verfinsterung differierenden Örter des Mondes
berechnet, indessen nur für die Örter — denn das genügt — , 10
welche für die mittlere Entfernung gelten, und zwar unter
der Annahme, daß die bei den Verfinsterungen in Betracht
kommenden Bogen der Ekliptik und des schiefen Kreises des
Mondes für die sinnliche Wahrnehmung parallel sind.
Beispielshalber sei wieder AB die anstatt des Ekliptik- 15
bogens genommene Gerade, auf welcher der Punkt A als das
Zentrum der Sonne oder des Schattens angenommen sei.
Die anstatt des Bogens des schie-
fen Kreises des Mondes genom-
mene Gerade sei f A E , und zwar ^, / ^ \ ^ 20
sei r der Punkt, in welchem das
Zentrum des Mondes zur Zeit der ( _-r-y <^ j . Y^T'V^, ^ Ha 44'
Finsternismitte steht, A der
Punkt, in welchem sein Zentrum
steht, wenn er erstmalig total verfinstert ist oder (A') wieder 25
erstmalig klar zu werden beginnt, d. h. wenn er den Kreis Hei 54
des Schattens (nach dem Eintritt oder vor dem Austritt)
von innen berührt, E endlich der Punkt, in welchem sein
Zentrum steht, wenn er oder die Sonne erstmalig verfinstert
zu werden beginnt oder (E') in der letzten Phase des Wieder- 30
klarwerdens steht, d. h. wenn sich die Kreise (vor dem Ein-
tritt oder nach dem Austritt) von außen berühren. Man
ziehe die Verbindungslinien AT, AA, AE.
a) Weil es sich bei den Finsternissen um die scheinbaren,
d. i. die von der Parallaxe beeinflußten genauen örter der Licht-
körper handelt, nicht um die mittleren,
408 Sechstes Buch. Elftes Kapitel.
Daß die Winkel BAT und ATE, welche die Zeit der
Finstemismitte bestimmen, für die sinnliche Wahrnehmung
Rechte sind, daß ferner /. BAE derjenige Winkel ist, welcher
in der ersten Phase der Verfinsterung und auch in der
5 letzten Phase des Austritts gebildet wird, endlich L BAA der-
jenige, welcher in der letzten Phase der Verfinsterung und auch
in der ersten Phase des Austritts gebildet wird, bedarf keiner
Erklärung. Ohne weiteres ist ferner klar, daß A E die Summe,
AA die Differenz der Halbmesser der beiden Kreise ist.
A. Sonnenfinsternisse.
11 Beispielshalber sei eine Finsternis angenommen, bei welcher
zur Zeit der Mitte die Hälfte des Sonnendurchmessers ver-
finstert wird. Punkt A sei das
^y^ — ^4y^A^^::X^ — ^ Zentrum der Sonne, so daß in allen
^^ f ^^tt^-Yn^ ) Fällen, weil die mittlere Entfer-
nung des Mondes zugrunde ge-
legt ist, AE gleich (0P15'40" +
0^1 6' 40"=) 0^3 2' 20" wird*), und als Rest nach Abzug
des halben Sonnendurchmessers (d. i. 0^1 5' 40'') AP gleich
20 0P16'40".
Bei der gegebenen Größe der Verfinsterung ist also
Hei 542 Ar= 0Pl6'40" wie /iAE-0P32'20".
Setzt man /iAE = 120P, so wird AT = 61^51',
also 5Ar= 62<>2' wie ©ATE = 360°;
Ha 448 mithin ^A Er = 62^2' wie ;2E = 360».
26 Da nun /. AEr=/,BAE, (Eukl.1.29)
so ist auch /.BAE= 62°2' wie 5E = 360«,
= 3m' wie 4JS = 360».
B. Mondfinsternisse.
30 Es sei der Punkt A das Schattenzentrum, so daß, da gleich-
falls die mittlere Entfernung des Mondes zugrunde gelegt
ist, AE gleich (43' 20" + 16' 40"--=) 60' und AA gleich
a) Op ist zu setzen statt 0°, weil anstatt der Bogen Gerade
angenommen werden, d. h. der Sonnenhalbmesser als Sehne
gleich dem Bogen 0"15'40" gesetzt wird.
Positionswinkel.
409
(43'20"— 16'40"=)
26' 40" wird. Verfin-
stert sei der Mond in
derPosition, für welche ^,
18Zoll(ac=3ard.i. '
3 r) angesetzt sind. AP
ist somit noclimals um
die Hälfte des Mond-
durchmessers (d. i um
6 Zoll = 16' 40") kleiner als AA*); es verbleibt also als Rest 10
1. Ar= 10' wie AE=^60'.
Setzt man /i A E = 120^, so wird A T = 20^ ;
also &Ar= 19°12' wie ©ATE = 360»;
mithin /,AEr= 19^12' wie ^22 = 360«.
Da nun /, AEr=^BAE, 16
so ist auch /,BAE= 19^12' wie 5JB = 360^
= 9" 86' wie 4i? = 360^
Es ist aber auch
2. Ar= 10' wie AA = 26'40".
Setzt man hAA = 120^, so wird A T = 45^ ;
also 6Ar= 44? 2' wie ©ArA = 360^
mithin /, A A T = 44 ^^2' wie 2B = 360».
Da nun /, AAr=/, BAA,
ist auch /.BAA= 44»2' wie 2B
= 22n' wie
Hei 543
20
so
360»,
4B=seo''.
25
Indem wir nun auf dieselbe Weise auch für die anderen Zoll-
angaben die Größenbeträge der Winkel, die kleiner als der
Rechte (BAT) sind, unter der Annahme bestimmten, daß
ein Rechter gleich 90° sei, zu welchem Betrag auch der
Quadrant des Horizonts angenommen ist, haben wir eine 30
Tabelle von 22 Zeilen zu 4 Spalten aufgestellt. Die erste
Spalte wird die gefundenen Zolle der nach dem Durchmesser Ha 449
bemessenen Verfinsterung an sich zur Zeit der Finsternis-
a) Da 6c = 6 Zoll = r und Ac = E, so ist A6 = i2 — r; nun
ist auch AA = E — r, folglich A6 = AA. Da ferner r& = r, so
ist hb-rb d.i. Ar = AA-r.
410 Sechstes Bach. Zwölftes und dreizehntes Kapitel.
mitte enthalten, die zweite Spalte die (gleichgroßen) Winkel,
welche bei den Sonnenfinsternissen einerseits (/,BAE)
in der ersten Phase der Verfinsterung, anderseits (/. B'AE')
in der letzten Phase des Austritts gebildet werden, die dritte
5 die Winkel, welche bei den Mondfinsternissen einerseits
(/.BAE) in der ersten Phase der Verfinsterung, anderseits
{L B' A E') in der letzten Phase des Austritts gebildet werden,
die vierte endlich die Winkel, welche ebenfalls bei den
Mondfinsternissen (und zwar den totalen) einerseits
10 (/. BAA) in der letzten Phase der Verfinsterung, anderseits
(/. B' AA') in der ersten Phase des Austritts gebildet werden.
Tabelle und Kreisfigur (am Ende des Bandes) gestalten sich
folgendermaßen.
^a^ö} Tabelle der Positionswinkel.
Hei 544'
Zwölftes Kapitel.
Br Positio
(S. 411.)
Dreizehntes Kapitel.
Bestimmung der (im Horizont
gebildeten) Positionswinkel.
Hei 545/ g" 1^ ^^ stehen also
15 -^ T'^'^S^^^^ — \/^^^^*S ^ ^"^ Verfügung:
r^9r^^^ ^ 1- ^^^ ^'^ (s-
V^V_^V_y 393,16 u. 400,10)
angegebene Weise
e-j im voraus berech-
20 , ^ — r~~~»r\ , ^®^' ^^® (^^ Äqui-
noktial- oder bür-
gerlichen Stunden
-s des Tages oder der
Nacht ausgedruckt
26 \^ y ten) Zeiten einer
jeden der hervor ge-
^ord hobenen Phasen;
2. aus den Zeiten begreiflicherweise (S. 99, 3) hervorgehend,
die zurzeit auf- und untergehenden Teile der Ekliptik;
Tabelle der Positionswinkel.
411
1
2
i
4
Sonne
Mond
Mond
Erste Phase der
Erste Phase der
Letzte Phase der
Zolle
Verfinsterung
Verfinsterung
Verfinsterung
und letzte des
und letzte des
und erste des
Austritts.
Austritts.
Austritts.
0
dO'' 0'
90° 0'
1
66 50
72 30
2
56 59
65 10
3
49 16
59 27
4
42 36
54 27
5
36 35
50 14
6
31 1
46 15
7
25 46
42 31
8
20 44
39 2
9
15 51
35 42
10
11 6
32 29
11
6 25
29 23
12
1 47
26 23
90° 0'
13
23 28
63 37
14
20 36
52 24
15
17 48
43 26
16
15 1
35 41
17
12 18
28 38
18
9 36
22 1
19
6 66
15 43
20
4 15
9 36
21
1 36
3 35
3. aus der Kreisfigur zu entnehmen, die Lage dieser auf-
und untergehenden Teile im Horizont. ^^^
I. Wenn das Zentrum des Mondes in der Ekliptik selbst
steht — das scheinbare*^ bei den Sonnenfinsternissen, das
genaue^^ bei den Mondfinsternissen — , so erhalten wir 5
a) Das durch die Parallaxe beeinfluß Le Zentrum des Mondes.
b) Das der genauen Sonne in der Ekliptik diametral gegen-
überliegende Mondzentrum, was der Fall ist bei den zentralen
Finsternissen, welche direkt in einem der Knotenpunkte statt-
finden. Vgl. S. 194,17.
412 Sechstes Buch. Dreizehntes Kapitel.
1. von der Lage des zurzeit untergehenden Eklip-
tikgrades im Horizont:
a) den Positionswinkel der Sonne in der ersten
Phase (E) der Verfinsterung;
6 b) den Positionswinkel des Mondes sowohl in der
letzten Phase der Verfinsterung (A), als auch in der letzten
Phase des Austritts (E');
2, von der Lage des aufgehenden Grades:
a) den Positionswinkel der Sonne in der letzten
10 Phase des Austritts (E');
b) den Positionswinkel des Mondes sowohl in der
ersten Phase der Verfinsterung (E), als auch in der ersten
Phase des Austritts (A').
Süd 4 IL Wenn das
16 "K y^ '^ / Zentrum des Mon-
des nicht in der
Ekliptik steht, so
nehmen wir aus
^ ^ _ ü der Tabelle die zu-
20 ^~ y^c^y^\<iK y^ gehörigen bei dem
Betrag der Zolle
2^J^ mra ^2^ stebendenWinkel-
zahlen und tragen sie von den gemeinsamen Schnittpunkten
des Horizonts und der Ekliptik aus ab:
26 A. wenn das Mondzentrum nördlich der Ekliptik steht:
1. nach Norden von dem Untergangsschnittpunkt:
a) für die erste Phase der Verfinsterung (E) der
Sonne*);
b) für die letzte Phase der Verfinsterung (A) des
30 Mondes;
2. nach Norden von dem Aufgangsschnittpunkt:
Hei 546 a) für die letzte Phase des Austritts (E') der Sonne;
Ha 453 b) für die erste Phase des Austritts (A') des Mondes;
a) An der Figur gilt der Kreis des Schattens unter der
nötigen Beschränkung zugleich lür die Sonne.
Bestimmung der Positionswinkel 413
3. nach Süden von dem Aufgangsschnittpunkt:
für die erste Phase der Verfinsterung (E) des Mondes 5
4. nach Süden von dem Untergangsschnittpunkt:
für die letzte Phase des Austritts (E') des Mondes.
B. Wenn das Mondzentrum südlich der Ekliptik steht, 6
so ist die Abtragung vorzunehmen:
1. nach Süden von dem Untergangsschnittpunkt:
a) für die erste Phase der Verfinsterung (E) der
Sonne;
b) für die letzte Phase der Verfinsterung (A) des 10
Mondes; 2^
2. nach Sü-
den von dem Auf-
gangsschnitt-
punkt: ^B' V — ^ N^:^jt^^:s^ — V^^-^ € ^^
a) für die
letzte Phase des
Austritts (E') der ^ ,., ^
Sonne; *^ ^<^''^
b) für die erste Phase des Austritts (A ) des Mondes; 20
3. nach Norden von dem Aufgangsschnittpunkt:
für die erste Phase der Verfinsterung (E) des Mondes ;
4. nach Norden von dem Untergangsschnittpunkt:
für die letzte Phase des Austritts (E') des Mondes.
Somit erhalten wir aus dem nach Vorschrift durchgeführten 26
Verfahren ^^) diejenige Stelle des Horizonts, in welcher, wie
gesagt nur nach allgemeiner Schätzung, der Positionswinkel
gebildet wird, den die Stellen der Lichtkörper verursachen,
in denen die erste und die letzte Phase (E und A) der Ver-
finsterung und die erste und die letzte (A' und E') des 30
Austritts stattfinden.
Anhang.
Erläuternde Anmerkungen.
1) S. 10. 100. 349. Unter „Stunden, welche gleichweit von der
Mittagstunde entfernt liegen ", sind Äquinoktialstundeii zu ver-
stehen, welche die Ortszeit zum Ausdruck bringen: „zwei Äqui-
noktialstunden vor der Mittagstunde" entspricht 10 Uhr vor-
mittags, „vier Äquinoktialstunden vor der Mitternachtstunde"
8 Uhr abends. Da in einer Äquinoktialstunde 15 Äquatorgrade
durch den Meridian gehen, so wird ein Unterschied in der Orts-
zeit von beispielsweise 4 Stunden einer auf dem Äquator gemesse-
nen räumlichen Entfernung der betreffenden Orte von 4x 15 =
60 Graden entsprechen. Ein um diesen Betrag weiter östlich
gelegener Ort wird eine 4 Stunden spätere Ortszeit haben, ein
um denselben Betrag weiter westlich gelegener eine 4 Stunden
frühere. Vgl. Anm. 18.
2) S. 11. Der griechische Text ist teils entstellt, teils lücken-
haft. Zunächst muß (Hei. S. 16,4) ccXX' ?) in ocXXcc geändert werden,
worauf sich (2 Zeilen weiter) hinter ■jtäeiv derEinschub cübI cpavBQO,
Kai von selbst ergibt. Zur Erläuterung diene folgendes. Daß „die
Seiten der ebenen Grundflächen der Walze nach den Weltpolen
gerichtet" sein sollen, kann zunächst nur so verstanden werden,
daß die Längsachse der Walze, deren Mitte im Zentrum des Welt-
alls angenommen werden muß, mit der Welt achse zusammen-
falle : dann treten für alle Bewohner der gekrümmten Oberfläche
die Erscheinungen ein, welche auf der kugelförmigen Erde bei
Sphaera recta, d.i. unter dem Äquator, stattfinden: alle Sterne
gehen auf und unter, keiner bleibt immer sichtbar oder immer
unsichtbar. Sobald aber von immerunsichtbaren Sternen (Hei.
S. 16, 7) die Rede ist, muß es auch immersichtbare geben, d. h. die
Längsachse muß in der durch die Weltpole gehenden Ebene gegen
die Weltachse geneigt angenommen werden. Steht infolgedessen
z.B. der Nordpol über dem Horizont der Walze, während der
Südpol unter ihm liegt, so treten für alle Bewohner der gekrümm-
ten Oberfläche die Erscheinungen ein, welche auf der kugelför-
migen Erde bei Sphaera obliqua für die gleiche Polhöhe statt-
finden: die Sterne, welche vom Nordpol den gleichen Abstand
haben, d. h. den Abstand von diesem Pol bis zum Nordpunkt des
Anhang.
415
Horizonts, werden von dem immersichtbaren Kreis umschlossen,
welchem der immerunsichtbare um den Südpol entspricht. Aber
ein wesentlicher Unterschied gegen die kugelförmige Erde wird
sich bemerkbar machen : der immersichtbare Kreis wird nie größer
werden, für keinen Ort werden weitere Sterne einerseits immer
sichtbar, anderseits immer unsichtbar werden, weil die Polhöhe
für alle Bewohner der Walze die gleiche ist und stets unveränder-
lich bleibt. Je weiter man dagegen auf der kugelförmigen Erde
nach Norden wandert, um so höher erhebt sich der Pol und um
so mehr nördliche Sterne werden immer sichtbar, während von
den südlichen immer mehr dauernd unsichtbar werden.
3) S. 27. Der unter rechtenWinkeln durch
die Sehne AB gezogene Halbmesser ME
halbiert (nach Eukl.III.3) sowohl die Sehne
AB als auch den Bogen AEB : folglich ist
die Sehne AE als die Seite des eingeschrie-
benen Sechsecks gleich dem Halbmesser r
des umschriebenen Kreises. Demnach ist
das Dreieck EAM ein gleichseitiges, in
welchem die Höhenlinie AD die Grundlinie
ME=r halbiert. Mithin ist
AD' = r'-'/y-=%r\
also AD = y,r j/S.
Nun ist ^jB =2 ad, folglich ^^2 = 3 r^
4) S. 41. Der zwischen den Polen des Äquators und der Eklip-
tik liegende Bogen des Kolurkreises ist
gleich dem zwischen Äquator und Wen-
depunkt gelegenen Bogen.
Es sei P der Pol des Äquators. Ist W
der Sommerwendepunkt, so ist i/ der Pol
der Ekliptik. Vermindert man die beiden
Quadranten WZPE und A WZP um das U^
gemeinsame Stück WZP, so bleiben als
gleichgroße Reste dieser Quadranten die Bogen PE =AW uhrig.
5) S. 42 Nach der Beschreibung des Proklus (Hjpotyp. S 46 f.)
hat es mit der Visiervorrichtung folgen-
de Bewandnis. Die beiden gleichgroßen
Platten von der Form eines Rechtecks
sind mit ihrer kleineren Seite AB auf
die Seitenfläche des unteren drehbaren
Ringes an diametral gegenüberliegen-
den Stellen derartig senkrecht aufge-
setzt, daß diese Standlinien den Durch-
messer des Ringes unter rechtenWinkeln
schneiden, während die Flächen der
Horizont
416 Anhang.
Rechtecke einander zugekehrt sind. An diese zueinander parallel
verlaufenden Standlinien sind die Dreiecke mit ihrer h alb so-
groß en liasis J.C ihrerseits senkrecht zur Fläche der Rechtecke
derartig angeschlossen, daß die Kathete CD, welche die Höhe
des Dreiecks darstellt, mit der Hypotenuse AD einen Zeiger bildet,
der genau in der Richtung der Visierlinie in die Gradeinteilung
des Meridiankreises hineinragt. Absehöffnungen der Platten wer-
den von Ptolemäus nicht erwähnt, weil es sich hier um die Be-
obachtung der Sonne handelt, bei welcher die Richtung der Vi-
sierlinie mit Hilfe der Beschattung des unteren Rechtecks durch
das obere ermittelt wird.
6) S 45. 67. Die Äquatorhöhe ist gleich der Sonnenhöhe am
Tage der Sommerwende, vermindert um den Bogen der Schiefe,
oder gleich der Sonnenhöhe am Tage der Winterwende, ver-
mehrt um den Bogen der Schiefe.
Die Äquatorhöhe ergänzt sich mit der
Polhöhe zu 90®, weil der zwischen Äqua-
tor und Pol liegende Bogen (ÄZP) stets
ein Quadrant ist. Da sich also auch die
Zenitabstände des Äquators (ÄZ) und
des Pols {ZP) stets zu 90® ergänzen, so
Horizont f^igt daraus :
1. Die Äquatorhöhe ist gleich dem Zenitabstand des Pols.
2. Die Polhöhe ist gleich dem Zenitabstand des Äquators.
Unter der geographischen Breite eines Ortes versteht man seine
nördliche oder südliche Entfernung vom irdischen Äquator. Sie
entspricht dem Abstand des himmlischen Parallelkreises, unter
welchem der betreffende Ort liegt, vom himmlischen Äquator.
Da der himmlische Parallelkreis stets durch den Zenit des unter
ihm liegenden Ortes geht, so ist die geographische Breite iden-
tisch mit dem Zenitabstand des Äquators, der, wie oben bewiesen,
der Polhöhe gleich ist.
7) S. 57. Die nicht recht klare Auseinandersetzung habe ich
so wiedergegeben, wie es dem Sachverhalt entsprechen dürfte.
Will man die Aufgangszeit kleinerer Ekliptikbogen, z. B. die der
einzelnen Grade des ersten Drittels des Widders berechnen, so ent-
fallen von 9® 10' Aufgangszeit des ganzen Drittels auf den ein-
zelnen Grad durchschnittlich 55'. Es würde also der erste Grad
des Widders mit 55' aufgehen, der zweite mit 1®10', der dritte mit
2® 5', der vierte mit 3® usw. Dieser Überschuß des folgenden
Grades über den vorhergehenden, welcher unter Annahme gleich-
mäßigen Anwachsens der Aufgangszeit 55' beträgt, entspricht aber
nicht genau dem Überschuß, welcher in Wirklichkeit von Grad
zu Grad eintritt. Denn gerade wie sich (S. 57) in der Aufgangs-
zeit der Zeichendrittel (27® 50' — 29® 54' - 32® 16') ein zuneh-
Anhang. 417
mend er Überschuß (2*4' — 2 "22') herausstellt, so muß dies auch
schon bei den einzelnen Graden eines jeden Drittels stattfinden.
Aber das Anwachsen dieses Überschusses der Aufgangszeit ist bei
so kleinen Ekliptikabschnitten so unbedeutend, daß man die den
Durchschnitt der Aufgangszeit angebenden Zahlen unbedenklich
für die genauen nehmen kann.
8) S. 66. .71. Soll z. B. für den Parallelkreis, welcher 4" 15' Ab-
stand vom Äquator hat, bestimmt werden, wann lür die unter ihm
liegenden Orte die Sonne in den Zenit kommt, so geht man mit
dieser Deklination des Parallelkreises in die zweite Spalte der
Tabelle der Schiefe ein. Da der Meridianbogen 4^15' zwischen
den Argumentzahlen 4*^1' 38" und 4* 25' 32" liegt, denen in der
ersten Spalte die Ekliptikgrade 10 und 11 entsprechen, so geht
aus der Differenz (23' 54") der Argumentzahlen hervor, daß auf
einen ganzen Ekliptikgrad der Meridianbogen (rund) 24', auf
einen halben 12' zunimmt. Der Meridianbogen 4'' 15' wird also
ohne wesentlichen Fehler in die Mitte zwischen den 10**=" und 1 1*^°
Ekliptikgrad fallen. Demnach wird die Sonne, wenn sie 10%*
vom Frühlingspunkt oder 79 Yg ° vom Sommerwendepunkt entfernt
ist, für diesen Parallelkreis erstmalig in den Zenit kommen. Zum
zweiten Male wird dies geschehen, nachdem sich die Sonne 1^^^^
vom Sommerwendepunkt nach dem Herbstpunkt zu entfernt hat,
d. i. wenn sie lOYg" vor letzterem steht.
9) S. 67. 170. 173. 174. Die Annahme von Halbgraden, deren
360 auf 2 Rechte gehen, ist ein wichtiges Hilfsmittel bei jeder tri-
gonometrischen Berechnung, welche Peripheriewinkel zu Zentri-
winkeln in Beziehung setzt, deren Bogen in den Sehnentafeln
natürlich nach ganzen Graden (360^ = 4 JS) gerechnet sind. Die
zu lösende Aufgabe ist eine zwiefache. Entweder wird, wenn einer
von den spitzen Winkeln eines rechtwinkligen Dreiecks gegeben
ist, die Größe der diesem gegenüberliegenden Kathete im Verhält-
nis zur Hypotenuse gesucht, oder, wenn eine Kathete gegeben
ist, die Größe des dieser Kathete gegenüberliegenden Winkels.
Die Lösung der beiden Aufgaben mögen je zwei Beispiele er-
läutern. Bei dem einen soll das Endergebnis den Sehnentafeln
glatt zu entnehmen sein, bei dem anderen soll die Entnahme mit
einer Komplikation der Berechnung verbunden sein.
1* (S. 173,28). In dem rechtwinkligen Dreieck 0KA sei der
der Kathete AK gegenüberliegende /, A0K mit 30° gegeben»);
gesucht seien die Größen der den spitzenWinkeln gegenüberliegen-
den Katheten A K und K 0. Beschreibt man um das Dreieck einen
a) In den Figuren ist z. T. auf die Größe der Winkel keine
Rücksicht genommen. Wegen der geringen Größe der Winkel
mußte in vielen Fällen zugunsten einer klaren Figur von der ge-
nauen Entsprechung abgesehen werden.
FtolemäuB, übers, v. Manitius. I.
418 Anhang.
Kreis, so wird die Hypotenuse A 0 der Durch-
messer dieses Kreises und die Katheten K0
und AK werden Sehnen desselben, überspannt
von den Kreisbogen der ihnen gegenüberlie-
genden Winkel des Dreiecks, welche Peri-
pheriewinkel des umschriebenen Kreises
sind. Peripheriewinkel sind bekanntlich halb
so groß als die mit ihnen auf demselben Bogen
stehenden Zentriwinkel. Die Verdoppelung
des gegebenen Peripheriewinkels A0K zu dem zugehörigen Zentri-
winkel AMK erzielt nun die antike Rechnungsweise durch An-
nahme von Halbgraden unter der Formel
/. A0K = 30^ wie 4B = 360"
= 60'' wie ^E = 360°.
Was den Bogen anbelangt, welcher den gegebenen Peripherie-
winkel überspannt, so enthält er ebensoviel Grade des umschrie-
benen Kreises, als der zugehörige Zentriwinkel unterspannt, dessen
Bogen man zum Eingehen in die Sehnentafeln braucht. Dieser
Bogen wird ausgedrückt durch die Formel
6AK= 60" wie e0KA = 36O^
Mithin ist ,& K0 = 120*' als Supplementbogen.
Zu diesen Argumentzahlen entnimmt man schließlich den Tafeln :
sAK = 60P und ,sK0 = 103? 55'.
l'' (S 67,33). In dem rechtwinkligen Dreieck KTE sei der
£.^ ^ /.KEP mit 12° 8' 40" gegeben, gesucht sei die
ihm gegenüberliegende Kathete f K. Geht man
mit dem verdoppelten Winkel 24" 17' 20", d. i.
mit dem Zentriwinkel TMK in die erste Spalte
der Sehnentafeln ein, so findet man zur Argument-
zahl 24° die Sehne mit 24p 56' 58". Den Zusatz
^ zur Sehne bei Anwachsen des Bogens um 0°1'
^ gibt die dritte Spalte mit 0p1'1"26"'. Es ent-
fallen demnach auf den Mehrbetrag von 0°17'20":
zunächst: 17 x Op 1' 1" 26"' = 0? 17' 24" 22'"
hierüber: y^ x Op 1' 1" 26'" = Op 0^ 20" 29'"
in Summa Op 17' 44" 51"'.
Addiert man 0p17'45" zu der Sehne 24p 56' 58", so erhält man
die Kathete PK mit 25p 14' 43", ein Ergebnis, welches mit S. 68,7
genau übereinstimmt
2* (S 170,14). In dem rechtwinkligen Dreieck ZEE sei die
Kathete ZE mit 49p 46' in dem Maße gegeben, in welchem die
Hypotenuse EZ gleich 120p ist; gesucht sei der dieser Kathete
gegenüberliegendeWinkel ZEE. Geht man mit 49p 46' in die zweite
Anhang.
419
Spalte der Sehnentafeln ein, so findet man zu
der ohne wesentlichen Fehler entsprechenden
Argnmentzahl 49? 45' 48"
5 Z= = 490 wie eZZE = 360^
Das heißt: dieser Bogen überspannt den
Zentriwinkel ZM£ und mißt denselben in
solchen ganzen Graden {4B = 360**), wie der
um das Dreieck ZZE beschriebene Kreis deren 360 hat. Gesucht
ist aber der auf demselben Bogen stehende Peripheriewinkel ZEz:,
der nur ebensoviel Halbgrade enthält, also
tZE= = 49<* wie^E = 360°
= 24030' wie 4 i2= 360».
2^ (S. 174,10). In dem rechtwinkligen Dreieck A KZ sei die
Kathete AK mit 2p 25' in dem Maße gege-
ben, in welchem die Hypotenuse ZA gleich
1 20p ist, gesucht sei der dieser Kathete gegen-
überliegende Winkel AZK. Geht man mit
2p 25' in die zweite Spalte der Sehnentafeln
ein, so findet man zu der nächstniedrigen Ar-
gumentzahl 2p 5' 40" den zugehörigen Bogen
mit 2" und entnimmt der dritten Spalte den
Zusatzbetrag, welcher bei Anwachsen der Sehne auf 0*^1' des Bo-
gens entfällt, mit rund 0p1'3". Da die gegebene Sehne um (25' —
5' 40" =) Op 19' 20" größer ist als die zunächst gewählte Argument-
zahl, so berechnet sich der Zuschlag zu dem Bogen von 2" nach
dem Verhältnis
OPl'3":On' = 0Pl9'20":a;®
63"; 60"== 1160" :a;".
Unter Hinzufügung des für x sich ergebenden Betrags von
0"18'25" erhält man demnach
t AZK = 2n8'25" wie 2R = S&0'>
= 1** 9' 13" wie 4B = S60\
10) S. 68. Je tiefer die Sonne steht, um so länger wird der über
den Kernschatten hinausgehende Halbschatten. Das Ende des
Kernschattens (a) liegt da, wo
eine vom oberen Sonnenrande
durch die Spitze des Gnomon
gezogene Gerade die horizon-
tale Ebene trifift, das Ende des
Halbschattens (c) da, wo die
vom unteren Sonnenrande ge-
zogene Gerade auftrifft. Es liegt
mithin der für die Länge des
27"
420 Anhang.
Schattens maßgebende Punkt (6), in welchem die von dem Mittel-
punkt der Sonne durch die c^pitze des Stabes gezogene Gerade
auftrifft, im Halbschatten und wird um so schwieriger zu be-
stimmen sein, je länger der Schatten ist. Erst die byzantinischen
Astronomen des fünften Jahrhunderts n. Chr. suchten dieser
Schwierigkeit dadurch abzuhelfen, daß sie an der Spitze des Gno-
men eine kleine Scheibe mit einer kreisrunden Öffnung anbrach-
ten, um in dem Mittelpunkt des so erzeugten Sonnenbildchens
den maßgebenden Endpunkt der Schattenlänge zu erhalten.
11) S. 70. Von den durch die Pole des Äquators gehenden De-
klinationskreisen, so genannt, weil auf ihnen die Abweichung vom
Äquator gemessen wird, werden zwei als Ko Iure bezeichnet: der
Kolur der Wenden (Solstitialkolur) , welcher durch die Wende-
punkte geht und deshalb die Pole der Ekliptik trägt, und der
Kolur der Nachtgleichen (Äquinoktialkolur), welcher durch
die Nachtgleichenpunkte geht. Diese beiden Kolure zerlegen die
Sphäre in vier gleiche Teile und die Ekliptik ebenso wie den
Äquator in vier Quadranten, so daß auf jede Jahreszeit ein Qua-
drant entfällt. Dem Ptolemäus gilt (S. 23,18) der Solstitialkolur
als die Grenze des täglichen Umschwungs, der Äquinoktialkolur
wird von ihm nirgends (vgl. Anm. ») S. 23) ausdrücklich erwähnt.
Beide Kolure unterschied bereits Eudoxus (Hipparchi Comment.
S. 117 f.). Eine Erklärung der Bezeichnung gibt der Achilles
genannte Verfasser einer Isagoge (Kap. 27) mit folgenden Worten :
„Kolure heißen sie, weil sie uns verstümmelt erscheinen wie
die Schwänze {xsy.oXovöd'aL möTtsg tag ovqccs)^ indem die von dem ark-
tischen, d. i. dem immerunsichtbaren Kreise (bis zum Südpol) sich
erstreckenden Teile für uns unsichtbar sind und an dieser Stelle
verstümmelt zu sein scheinen ; denn die von dem immersichtbaren,
d. i. dem arktischen Kreise ab (bis zum Nordpol) sich erstrecken-
den Teile sind sichtbar, während die im antarktischen Kreise
liegenden Teile der Kolurkreise immer unsichtbar sind." Aus
dieser Erklärung geht hervor, daß die Kolure dort, wo es keinen
immersichtbaren und keinen immerunsichtbaren Kreis gibt, d. i.
unter dem Äquator, wo beide Pole im Horizont liegen, nicht
verstümmelt werden können. Dort gibt es demnach keinen Ko-
lur. Einwenden läßt sich allerdings gegen diese Erklärung, daß
die angebliche Verstümmelung durchaus kein charakteristisches
Merkmal gerade dieser beiden Deklinationskreise ist; denn alle
Deklinationskreise sind bei Sphaera obliqua gegen ihr südliches
Ende hin in demselben Sinne „verstümmelt".
12) S. 79. Geht man mit der Ergänzung der Polhöhe 67 •* zu
90^ d. i. mit 23° als dem Zenitabstand des Pols, welcher der Äqua-
torhöhe (Anm 6) gleich ist, in die zweite Spalte der Tabelle der
Schiefe ein, so bietet zu dieser Argumentzahl (in der Tabelle
22^59' 41") die erste Spalte 75^ Mithin wird 15° beiderseits des
Anhang. 421
Sommerwendepunktes der Parallelkreis mit der nördlichenDe-
klination von 23" die Ekliptik schneiden. Auf demselben Wege
findet man bei der Polhöhe 69^30' zur Äquatorhöhe 20" 30' den
60*«-^ Grad der Ekliptik und somit die Schnittpunkte des 20^30'
nördlich des Äquators verlaufenden Parallelkreises in der Ent-
fernung von 30" beiderseits des Sommerwendepunktes, usw. in
den übrigen Fällen.
13) S. 79. Über die Frage, welcher Parallelkreis von Polhöhe
zu Polhöhe der immersichtbare Kreis wird, orientiert man sich
am besten auf folgendem Wege. Wenn die Polhöhe weniger als
45° beträgt, so hat der immersichtbare Kreis (Fig. 1 C T) einen
Zenitabstand {ZC) von 90" weniger der doppelten Polhöhe im
nördlichen Meridian. Beträgt
die Polhöhe gerade 45", so ist
der Zenitabstand des immersicht-
baren Kreises (Fig. 2 ZT) gleich
Null (90 "-2x45"). Beträgt end-
lich die Polhöhe mehr als 45" ^^^ ^- *''^- ^^
(Fig. 3), so beträgt der Zenitabstand {ZC)
des immersichtbaren Kreises (CT) die
doppelte Polhöhe weniger 90" im süd-
lichen Meridian oder, da der Zenitab-
stand {ZP) des Pols (Anm. 6) gleich der
Äquatorhöhe (J.H) ist, 90" weniger der
doppelten Äquatorhöhe. So erhält man
z. B. bei der Polhöhe 67" die Äquatorhöhe
{ÄH) mit 23" und hiermit zunächst die
südliche Deklination des den Horizont
in Punkt H berührenden immerunsicht- ^^^' ^'
baren Kreises (HC). Da aber der immersichtbare Kreis dieselbe
nördliche Deklination hat, so ergibt sich sein Zenitabstand mit
90"— 2x23" = 44", was gleich ist 2x67" — 90". Die von den ark-
tischen Kreisen CT und HC beiderseits der Wendepunkte ab-
geschnittenen Ekliptikstücke, welche nicht zum Untergang bzw.
Aufgang gelangen, sind an der Figur durch Bezeichnung der
Wendepunkte mit s und w kenntlich gemacht.
14) S. 81. Hipparch (Comment. S. 129 und 133) versichert, fast
alle alten Mathematiker hätten die Ekliptik so eingeteilt, daß die
Punkte der Wenden und Nachtgleichen die Anfänge von Zeichen
waren, während Eudoxus die genannten Punkte in die Mitte
von Zeichen gesetzt habe, und zwar die Wendepunkte in die Mitte
des Krebses und des Steinbocks, die Nachtgleichenpunkte in die
Mitte des Widders und der Scheren. Indessen hat Eudoxus (s.
Böckh, Sonnenkreise der Alten, S.184f.) diese Neusetzung der
Jahrpunkte wohl erst in seinen späteren astrognostischen Schriften,
in den Phänomena und in dem Enoptron, durchgeführt; in seiner
422 Anhang.
Oktaeteris, die in jüngeren Jahren verfaßt war, hat er ohne Zweifel
aus kalendarischen Gründen die von Meton überkommene Setzung
der Jahrpunkte auf den achten Tag oder Grad der Zeichen an-
gewendet, die auch in der Isagoge des Achilles (cap. 23) und von
dem Scholiasten des Arat (schol. 499) erwähnt wird.
15) S 83. Wenn der Solstitialkolurmit dem Meridian zusammen-
fällt, d. h. wenn die Wendepunkte kulminieren, liegen die Nacht-
gleichenpunkte sowohl bei Sphaera recta als auch bei Sphaera
obliqua im Horizont. Wenn dagegen der Äquinoktialkolur mit
dem Meridian zusammenfällt, d.h. wenn die Nachtgleichenpunkte
kulminieren, liegen nur bei Sphaera recta die Wendepunkte im
Horizont. Denn wenn sich mit zunehmender Polhöhe die Kul-
mination der Nachtgleichenpunkte, d. i. der Äquator selbst, dem
Horizont zuneigt, so erhebt sich der Sommerwendepunkt über
den Horizont, während der Winterwendepunkt unter den Hori-
zont sinkt. Nach diesem Verhältnis mußte die falsche Figur des
griechischen Textes (Hei 120) abgeändert werden. Da der Winter-
wendepunkt (H ) an der Figur i m Horizont liegt, so muß der Herbst-
punkt (Z) die obere Kulmination hinter sich haben, ebenso wie
der Frühlingspunkt (0) die untere.
Wenn der Äquatorbogen 0E aufgegangen ist, d. i. wenn der
Frühlingspunkt 0 im Horizont steht, dann wird der Winterwende-
punkt H im oberen Meridian kulmi-
nieren. Der Ekliptikbogen 0 H wird
demnach gleichzeitig mit dem Äqua-
torbogen 0 E, d.i. in der halben Zeit-
dauer des kürzesten Tages aufgehen.
Als der Herbstpunkt Z im Hori-
zont stand, kulminierte der Winter-
wendepunkt H im unteren Meridian.
Der Ekliptikbogen Z H ist demnach
mit dem Äquatorbogen Z E , d. i. in
der halben Zeitdauer der längsten
Nacht aufgegangen.
16) S. 85. 86. In derselben Zeit wie der Widder gehen nach Lehr-
satz I (S. 81,16) auch die Fische auf, also mit 19° 12'. Nun gehen
die Scheren und die Fische bei Sphaera recta (S. 57.18) mit je
27*^50' auf, und ihre Aufgangssumme ist nach Lehrsatz II (S. 82,i.s)
bei Sphaera obliqua dieselbe wie bei Sphaera recta, also
iL -j- X = 27^50' -f 27^50'.
Folglich ist iDi = 55^40' — X bei Sphaera obliqua,
also =rL =55H0'-19M2' = 36«28'.
In derselben Zeit wie die Scheren geht aber nach Lehrsatz I
auch die Jungfrau auf
Anhang. 423
Ebenso (S. 86) geht in derselben Zeit wie der Stier nach Lehr-
satz I auch der Wassermann auf, also mit 22^46'. Nun gehen der
Löwe und der Wassermann bei Sphaerarecta (S. 67,17) mit je 29^54'
auf, und ihre Aufgangssumme ist nach Lehrsatz II bei Sphaera ob-
liqua dieselbe wie bei Sphaera recta, also
^ -[-«« =29«54' + 29<'54'.
Folglich ist Q = 59<>48' — «* bei Sphaera obliqua
also Q =59*'48'-22«46' = 37<'2'.
In derselben Zeit wie der Löwe geht aber nach Lehrsatz I auch
der Skorpion auf.
17) S. 93. Jede Aufgabe soll durch ein Beispiel für den Parallel
von Rhodus unter Zugrundelegung desselben Tages erläutert wer-
den. Es sei zu diesem Zweck der 2. ägyptische Tybi des 607*^» Jahres
seit Nabonassar (27. Januar 141 v. Chr.) gewählt, an welchem die
Sonne (S. 351,i6) in «* 5° stand,
1. Es soll die Länge des Lichttages am 2. Tybi bestimmt
werden.
Wenn der Tagbogen der Sonne auf dem durch a» 6® gehenden
südlichen Parallelkreis zum Äquator verläuft, passiert der Halb-
kreis der Ekliptik von *» 5° bis Q 5® nach der Aufgangstafel für
Rhodus (S. 95) die sichtbare Hemisphäre mit 150^32' des Äqua-
tors. Demnach beträgt
die Länge des Lichttages 150<'32' : 15 = 10«* 2°^ 8«
die bürgerliche Tagstunde*) '— = 50™ 10« 40t
die bürgerliche Nachtstunde = 69^498 20*.
2. Die bequemere Berechnung der bürgerlichen Stunde be-
ruht darauf, daß man zunächst die Differenz (6 EA) zwischen dem
halben Tagbogen des zwölfstündigen Tages bei Sphaera recta
(d. i. allgemein des Nachtgleichentags) und dem halben Tagbogen
des für Rhodus als gegeben vorliegenden Tages feststellt. Die
nach der dritten Spalte der Tafel für Sphaera recta (S. 94) auf
<w* 5" entfallende Aufgangssumme beträgt (vom Frühlingspunkt
ab gezählt) 307*^24', die aus der Tafel für Rhodus hervorgehende
a) Die vorgeschriebene Teilung durch 12 ergibt zunächst
12''32'40"; da auf den Zeitgrad 4 Minuten entfallen, so hat man
noch die Multiplikation mit 4 vorzunehmen. Die bürgerliche
Nachtstunde ist natürlich die Ergänzung der bürgerlichen Tag-
stunde zu 2 Äquinoktialstunden.
424 Anhang.
322*^8'*^. Indem man diese Summen um drei Quadranten vermin-
dert, erhält man je den halben Tagbogen. Indes bleibt es sich
für das Ergebnis gleich, ob man diese 270° vorher abzieht oder nicht.
Die Differenz beträgt jedenfalls 14^44'. Man hat sich den Verlauf
so vorzustellen, daß bei Sphaera recta (oder am Nachtgleichen-
tag) die Sonne vom Aufgang bis zum Meridian in 90 Zeitgraden
gelangt, während für Rhodus diese Strecke (d. i. der halbe Tag-
bogen des 2.Tybi) nur (90°- 14°44'=) 75°16' beträgt. Der e^^Teil
der Differenz 14^44' stellt mit 2°27'20" den Betrag dar, um wel-
chen die bürgerliche Stunde des 2. Tybi kürzer ist als die Äqui-
noktialstunde von 15°. Sie beträgt demnach
15''-2°27'20" = 12°32'40" oder ÖC'^IOHO*.
Man kann die bequemere Berechnung der bürgerlichen Stunde
auch mit Hilfe der oben gewonnenen halben Tageslänge aus-
führen, welche 58tim4s beträgt Die Differenz der halben Tag-
bogen ist (6«* — 5«*1«^4«=) öS^^öG«. Der 6*'' Teil davon, d. s. 9™
49^20*, gibt von 60"* abgezogen die bürgerliche Tagstunde und
zu 60°* addiert die bürgerliche Nachtstunde.
3. Es sollen 3 bürgerliche Tagstunden von 50" 10^ 4' (* in Äqui-
noktialstunden verwandelt werden.
Auf die bürgerliche Tagstunde des 2.Tybi entfallen 12° 32' 40".
In Befolgung der vorgeschriebenen Berechnung erhält man
3 • 12°32'40"
— = 2 Aquinoktialstunden 30"» 32«.
lö
Sollen umgekehrt 3 Aquinoktialstunden in bürgerliche Tag-
stunden von der gegebenen Länge verwandelt werden, so erhält
man (unter gelegentlicher Abrundung)
3-15° 15° 900' ^3. ... V V, rr ^ j
12° 32' 40- =4^ = 250^==^/^ bürgerliche Tagstunden.
4. Es sei die bürgerliche Tagstunde des 2. Tybi mit rund
12° 30' zugrunde gelegt.
a) Soll der am 2. Tybi 4 bürgerliche Stunden nach Sonnen-
aufgang aufgehende Ekliptikgrad gefunden werden, so addiert
man das Produkt 4 x 12^30' = 50" zu der nach der Tafel für Rhodus
auf «t 5° entfallenden Aufgangssumme 322° 8'. Hierauf geht man
(nach Abzug eines ganzen Kreises) mit der erhaltenen Zahl (372°8' —
a) Der vom Widderpunkt ab numerierte Grad des Äquators,
welcher mit ^« 5° gleichzeitig im Horizont steht, ist der 307*®, wenn
man den Globus auf Sphaera recta, der 322*®, wenn man ihn auf
die Polhöhe von Rhodus einstellt. Die Handhabung des Globus
erleichtert wesentlich die Lösung derartiger Aufgaben, da die
Benutzung der Tafeln für innerhalb der Zeichendrittel liegende
Ekliptikgrade meist mit mühsamer Rechenarbeit verbunden ist.
Anhang. 425
360^=) 12^8' wieder in die Tafel für Rhodus ein und findet zu
dieser Aufgangszahl 7 19° als den 4 bürgerliche Stunden nach
Sonnenaufgang aufgehenden Grad,*)
b) Soll der 4 bürgerliche Stunden nach dem Mittag des 2. Tybi
über dem Horizont kulminierende Ekliptikgrad gefunden wer-
den, so addiert man die oben erhaltenen 50 Zeitgrade zu der nach
der Tafel für Sphaera recta auf *« 5° entfallenden Summe 307^24',
die jetzt, auf den Meridian bezogen, als Durchgangssumme zu be-
zeichnen ist. Hierauf geht man mit der erhaltenen Durchgangs-
summe 3570 24' wieder in die Tafel für Sphaera recta ein und findet
zu dieser Zahl, und zwar für alle unter demselben Meridian lie-
genden Orte geltend, X 27° als den für Rhodus 4 bürgerliche
Stunden oder (allgemein geltend — =) ^^/^ Äquinoktial-
stnnden nach Mittag über dem Horizont kulminierenden Eklip-
tikgrad.^)
5. Soll der am 2. Tybi bei Auf gan g von »t^ h^ über dem Hori-
zont kulminierende Ekliptikgrad gefunden werden, so zieht man
von der nach der Tafel von Rhodus erhaltenen Aufgangssumme
322^8' die 90 Zeitgrade des Quadranten ab und geht mit der sich
ergebenden Differenz 232'' 8' in die Tafel für Sphaera recta ein,
um aus ihr zu der Durchgangssumme dieses Betrags den für alle
unter demselben Meridian liegenden Orte über dem Horizont kul-
minierenden Grad mit n] 24 Yg^ zu entnehmen.«')
Will man umgekehrt aus dem kulminierenden Grad iT,24y2®
den für Rhodus aufgehenden Grad bestimmen, so addiert man
die 90 Zeitgrade des Quadranten zu der in der Tafel für Sphaera
recta auf i>l24yj*' entfallenden Durchgangssumme 232^8'. Geht
man mit der erhaltenen Summe 322^8' in die-elbe Tafel ein, so
findet man als den zurzeit unter dem Äquator aufgehenden
Grad a^* 19 % ®. Um den fürRhodus aufgehenden Grad zu erhalten,
muß man demnach mit 322°8' in die Tafel fürRhodus eingehen,
a) Während bei der Polhöhe von 36° «» 5° im Horizont des Glo-
bus steht, kulminiert der 232. Äquatorgrad. Dreht man den Glo-
bus 50 Äquatorgrade westwärts , so wird man im Meridian den
282. Äquatorgrad und im Horizont zum 12. Äquatorgrad Y 19<'
finden.
b) Es kulminiert «» 5° mit dem 308. Äquatorgrad. Dreht man
den Globus 50 Äquatorgrade westwärts , so wird man X 27'' im
Meridian finden. Dreht man dieselbe Anzahl von Äquatorgraden
ostwärts, so erhält man als den 4 bürgerliche Stunden vor Mit-
tag mit dem 258. Äquatorgrad kulminierenden Ekliptikgrad w^ 18*'.
c) Steht bei der Polhöhe von Rhodus ^^w 5° im Horizont, so ent-
nimmt man dem Globus als den mit dem 232. Äquatorgrad kul
minierenden Ekliptikgrad rund m 24°,
426 Anhang.
um dort ««* 5" zu finden, was mit der oben (S. 424) festgestellten
DiflFerenz 14° 44' ohne wesentlichen Fehler übereinstimmt.
18) S. 130. 219. Der Sachverhalt ist ganz klar, wenn 6 vTtoytsi-
^svog gestrichen wird. Bei der Mondfinsternis am 19. März 721
V. Chr. trat die Mitte für Babylon, wo sie beobachtet wurde,
2 Vj Äquinoktialstunden vor Mitternacht (9^ 30" abends) ein. Mit-
hin ist Babylon der „zugrunde gelegte Ort", d. h. der Ort, dessen
Zeit gegeben ist. Der „in die Untersuchung einbezogene Ort", d. h.
der Ort, dessen Zeit gesucht wird, weil nach seinem Meridian die
Berechnung durchgeführt werden soll, ist Alexandria, welches
(nach antiker Messung) 1273^ auf dem Äquator gemessen, west-
lich von Babylon liegt. Von der Ortszeit Babylons sind demnach
12 yjZeitgrade=50'" zu subtrahiere n, d.h. dieMittederFinster-
nis trat für Alexandria als den weiter westlich gelegenen Ort
um so viel früher, also 8^ 40™ abends ein. Wäre Alexandria der
zugrunde gelegte Ort mit der gegebenen Zeit, so würden für das
weiter östlich gelegene Babylon als den in die Untersuchung
einbezogenen Ort 50" zur Ortszeit zu addieren sein.
19) S. 134. Derartige Metallringe zur Beobachtung der Nacht-
gleichen hat man sich an der Südseite einer Mauer, die sich ge-
nau in der Ostwestlinie erstreckt, vermittels eines Halters an-
gebracht zu denken, welcher die Ringebene genau in der Ebene
des Äquators schwebend erhält. Stand die Sonne südlich des
Äquators, wie vor der Frühlingsnacht gleiche, so belichtete sie die
konkave (d. i. innere) Fläche der hinteren Ringhälfte von unten;
trat sie in den Äquator, so stellte sich der Moment ein, wo die
vordere (d. i. die der Sonne näher liegende) Ringhälfte die hintere
konkave derart in Schatten setzte, daß auf letzterer ein beider-
seits von einem gleichbreiten Lichtstreifen (s. S. 135,5) umrahmter
Kernschatten erschien. Dies mußte der Moment des Eintritts
der Nachtgleiche sein. Erhob sich die Sonne nun über denÄqua-
tor, d. h. bekam sie nördliche Deklination, so belichtete sie erst-
malig die konkave Innenfläche von oben, also von der anderen
Seite wie bisher. Umgekehrt fand unmittelbar nach dem Eintritt
der Herbstnachtgleiche die erstmalige Belichtung von unten
statt, also wieder von der anderen Seite als bisher.
20) S. 134. 135. Um Jahre der zweiten, dritten usw. Kallip-
pischen Periode auf Jahre der christlichen Zeitrechnung zu redu-
zieren, multipliziert man die Zahl der verflossenen Perioden mit
76, addiert zum Produkt das Jahr der laufenden Periode und zieht
die Summe von 331 ab. Die Differenz 331 — 169 ergibt im vor-
liegenden Fall das Jahr 162 v. Chr. Nun läuft das Kallippische
Jahr von Sommerwende zu Sommerwende. Folglich wird das
Jahr 17. HI Kall von Ende Juni 162 bis Ende Juni 161 v. Chr.
laufen. Der September fällt demnach noch in das Jahr 162. In
diesem Jahre liegt der 1. Thoth des ägyptischen Wandeljahres
Anhang. 427
(s. die Ärentafel im Hdb. d. klass. Altertumsw., hgg. von Iwan
Müller, I.Bd. S. 655 ff) auf dem 3. Oktober. Mithin fallen die
5 Zusatztage des vorangehenden Wandeljahres auf den 28 Sep-
tember bis 2. Oktober, der 30. Mesore auf den 27. September.
Für das Jahr 32. III Kall. (S. 135) ergibt die Differenz 331 -
184 als Anfangsjahr 147 v. Chr. Folglich fällt der März in das
Jahr 146. Nun ist der 27. Mechir der 177te Tag des mit dem
29. September 147 beginnenden ägyptischen Jahres, fällt also auf
den 24. März des Jahres 146 v. Chr.
21) S. 135. 136. Der Grund dieser Erscheinung ist in der empor-
hebenden Wirkung der Refraktion zu suchen, welche den Alten
unbekannt war. Sie beträgt im Horizont 33 Bogenminuten, d. i.
einen Sonnendurchmesser, und verschwindet in größerer Höhe
völlig. Ging die Sonne unmittelbar vor der Frühlingsnachtgleiche
mit einer geringen südlichen Deklination auf, so erschien sie dem
Beobachter bei oder kurz nach dem Aufgang bereits im Äquator.
Der Ring zeigte demnach den beiderseits von einem gleichbreiten
Lichtstreifen umrahmten Kernschatten. Erhob sich die Sonne
höher über den Horizont, so machte sich infolge der Abnahme der
Refraktion die südliche Deklination bemerklich : die Beschattung
verschwand wieder. Bald darauf trat aber die Sonne wirklich in
den Äquator: die signifikante Belichtung der konkaven Ringhälfte
erschien wieder. So wurde es möglich, daß der Ring an demselben
Tage zweimal hintereinander das Äquinoktium anzeigte.
Die Erklärung der zweimaligen Belichtung, welche sich (S.
136,10) Ptolemäus in Ermangelung der einzig richtigen aus der
Altersschwäche der Ringe zurechtlegt, ist natürlich unzureichend.
Es konnte wohl durch eine geringe Veränderung der Lage eines
Ringes die Feststellung eines verfrühten oder verspäteten
Eintritts der Nachtgleiche verursacht werden, aber wie aus der
fehlerhaften Lage eines Ringes die zweimalige Belichtung der
konkaven Fläche zustande gekommen sein soll, ist unerfindlich;
denn für die wenigen Stunden, welche am Beobachtungstag in
Betracht kommen, dürfte wohl auch ein falsch eingestellter Ring
seine Lage dauernd beibehalten haben.
22) S. 135. Liegt der Frühlingspunkt des Instruments infolge
fehlerhafter Gradteilung oder Aufstellung um den Betrag von
0"6' z.B. südlich des himmlischen Äquators, so wird die Sonne
auf dem schiefen Kreise, nachdem sie in den Äquator des Instru-
ments getreten ist, noch den letzten Viertelgrad der Fische zurück-
zulegen haben, ehe sie den wirklichen Frühlingspunkt erreicht.
Da nämlich nach der Tabelle der Schiefe am Anfang des 30*^»
Grades der Fische die südliche Deklination noch 0°24' beträgt, so
entfällt auf den letzten Viertelgrad dieses Zeichens ein südlicher
Abstand von 6 Minuten, was genau der Betrag des Fehlers ist. Setzt
man die tägliche Bewegung der Sonne in Länge mit rund l^an.
428 Anhang.
so wird sie diesen letzten Yiertelgrad vor dem Frühlingspunkt
in einem Vierteltag zurücklegen und erst hiermit in den himm-
lischen Äquator treten. Nun muß sich aber der Beobachter den
Zeitpunkt notiert haben, zu welchem die Sonne in den Äquator
seines Instruments getreten ist; somit hat er die Beobachtung
6 Stunden zu früh für beendigt gehalten und wird bei dem Ver-
gleich mit einer vorjährigen genauen Beobachtung der Gleiche
die Wahrnehmung machen, daß ihm der über 365 Tage über-
schießende Vierteltag fehlt.
23) S. 167 zweimal. Infolge dieser irrtümlichen Annahme des
Ptolemäus blieb die Entdeckung der Bewegung der Apsidenlinie
der Sonnenbahn 780 Jahre später dem großen Astronomen der
Araber Albatenius (f 928 n. Chr.) vorbehalten. Er beobachtete
das Apogeum in TT22*'und schloß aus der DiflFerenz seit Ptolemäus
auf eine in der Richtung der Zeichen vor sich gehende langsame
Änderung des Apogeums, welche scheinbar vergrößert wird durch
die rückläufige Bewegung des Frühlingspunktes. Es ist begreif-
lich, daß dieses Vorrücken des Apogeums einen Einfluß auf die
Dauer der astronomischen Jahreszeiten haben muß. Je näher das
Apogeum (im Sinne der Alten) dem Sommerwendepunkt {S 0^)
kommt, um so mehr muß die Dauer des astronomischen Frühlings
(zuHipparchs Zeit 94 y2*) verkürzt und die Dauer des astrono-
mischen Sommers (zuHipparchs Zeit92y2^) verlängert werden,
bis bei der Lage des Apogeums im Wendepunkt selbst (1250
n. Chr.) die völlige Gleichheit der Dauer beider Jahreszeiten
eintrat. Rechnet man mit dem heutzutage feststehenden Werte der
säkularen Bewegung des Apogeums von 1^71, welcher sich aus
0®, 32 der eigenen Änderung und aus 1°, 39 der rückläufigen Be-
wegung des Frühlingspunktes zusammensetzt, so war das Apo-
geum in den rund 2,85 Jahrhunderten (S. 142, 14; 143, i handelt
es sich um ägyptische Jahre), welche Ptolemäus später als
Hipparch beobachtete, l^ 71x2,85 =4", 87 oder 4° 52' in der Rich-
tung der Zeichen vorgerückt und lag demgemäß in TT 10^22'. Der
Veränderung des Verhältnisses 94% : 92% entsprechend mußte
Ptolemäus daher den Z.ZEE (S. 170,14) mit höchstens 20*^ statt
24*30' ableiten. Daß ihm eine so bedeutende Differenz in der Lage
desApogeumsunerkanntbleibenkonnte,wirftauf sein Beobachter-
talent kein sehr günstiges Licht. Zweifelhaft kann allerdings er-
scheinen, ob er die Sommerwende überhaupt beobachtethat. Von
Beobachtung ist nur einmal (S. 144,12) die Rede, während er an drei
anderen Stellen (S. 143,19. 2.5; 167,22) dieselbe „genau berechnet"
zu haben versichert. Nun mußte aber seine Berechnung, er mochte
sie anstellen, wie er wollte, sich auf die Anomalietabelle der Sonne
stützen, deren Werte auf der Annahme des Apogeums in TT 5® 30'
beruhen. Es kam also hier lediglich auf eine genaue Beobachtung
an. Daß es aber an einer solchen gefehlt hat, scheint auch aus
Anhang.
429
dem mit Stillschweigen übergangenen umstand hervorzugehen,
daß die Zwischenzeit zwischen Frühlingsnachtgleiche und Sommer-
wende nicht, wie infolge des Yorrückens des Apogeums zu er-
warten steht, um einenmerklichen Betrag kürzer als 9472 Tage S^~
funden wird, sondern (s S. 168 Anm.) um eine volle Stunde länger.
24) S. 182. 185. Zwischen Apogeum und Perigeum muß der
ApogeuTti
scheinbare {seh) oder genaue
Ort der Sonne hinter dem mitt-
leren Ort (m) zurückliegen, weil
auf diesem Halbkreis die un-
gleichförmige oder scheinbare
Bewegung der Sonne kleiner
ist als die gleichförmige oder
mittlere. Will man also aus dem
nach den Tafeln errechneten
mittleren Ort den scheinbaren
finden, so muß Abzug {cKpaiqs-
6i<s) der Anomaliedifferenz vor- ,
genommen werden. Umgekehrt rengeum
bedarf es zwischen Perigeum und Apogeum, weil auf diesem
Halbkreis die scheinbare Bewegung größer ist als die mittlere,
zur Gewinnung des scheinbaren Ortes aus dem mittleren des Zu-
satzes {7tq66^&(Sl<i).
Soll aber der mittlere Ort aus dem durch die Beobachtung ge-
gebenen scheinbaren Orte gewonnen werden, so tritt natürlich
umgekehrt zwischen Apogeum und Perigeum der Zusatz, und
zwischen Perigeum und Apogeum der Abzug ein.
25) S. 184. Die Zwischenzeit von 879 ägyptischen Jahren, 66 Ta-
gen und 2 Äquinoktialstunden ist in einzelne Abschnitte zu zer-
legen, wie sie nach der Einrichtung der Tafeln geboten werden.
Hierauf notiert man die den betreffenden Abschnitten beigesetzten
Gradbeträge und erhält aus der Summe nach Abzug ganzer Kreise
die Anzahl der Grade, welche die Sonne in dem Zeitraum, um
welchen es sich handelt, in mittlerer Bewegung zurückgelegt
hat. Die einzelnen Posten, welche man im vorliegenden Fall zu
summieren hat, sind folgfende:
810 ägyptische Jahre:
163«
4'
12"
54 „ „ :
346
52
16
16 „ „ :
356
21
11
60 Tage:
59
8
17
6 „ :
5
54
49
2 Stunden:
0
4
55
931»
25'
40"
2 volle Kreise
720»
—
—
Überschuß
211"
25'
40".
430 Anhang.
26) S. 191. 228. Es sollen in dem Intervall l^lST^ö^», welches
zwischen der Mondfinsternis am 20.0ktoberl34 n.Chr. ll^abends
bis zu der Mondfinsternis am 6. März 136 4^ früh liegt, die über
das Jahr überschießenden bürgerlichen Tage in gleichförmige
Sonnentage umgerechnet werden, d. h. es soll die Difi'erenz be-
rechnet werden, um welche die in der Ekliptik sich ungleichförmig
bewegende wahre Sonne in dieser Zwischenzeit einer im Äquator
sich gleichförmig bewegenden mittleren Sonne vorausgeeilt oder
hinter ihr zurückgeblieben ist. Die moderne Astronomie bezeich-
net diese Aufgabe als die Anbringung der Zeitgleichung.
Nach Verlauf eines Jahres von 365*^6^, d. i. am 20. Oktober
135 n. Chr. nachm. 6^, war der mittlere Ort der Sonne wieder
derselbe, d.i. (s. Anm. 31) sl 26°41'. Da nun in weiteren 5«* bis
11*» abends selbigen Datums die Sonne 0^12' zurücklegt, so war
zu dieser Stunde
mittlerer Ort der Sonne :rL 26''53'
Betrag der Anomaliedifferenz — 1*'33'
mithin genauer Ort ^ 25"20'.
Es war aber von dieser Stunde ab nach 137 Tagen und 5 Stun-
den, d i. am 6. März 136 (Schaltjahr) 4^ früh (s. Anm. 31)
mittlerer Ort der Sonne X 11*42'
Betrag der Anomaliedifferenz -f 2''21'
mithin genauer Ort X 14" 3'.
Es beträgt folglich
das gleichförmige Intervall von sl 26® 53' bis x 11 "42' 134*49'
das ungleichförmige „ „ ^a 25^20' bis X 14** 3' 138"43'.
Mit diesem Intervall von 138°43' der Ekliptik gehen nach der
Tafel für Sphaera recta (S. 94) 143" des Äquators durch den Me-
ridian. Die Differenz zwischen diesen Graden und dem gleich-
förmigen Intervall von (rund) 135" der Ekliptik beträgt 8" oder
32 Minuten, welche Ptolemäus mit Va Stunde in Rechnung bringt.
In dem gegebenen Intervall von 137 Tagen und 5 Stunden, welches
in der Erdnähe verläuft, ist also die wahre Sonne der gleich-
förmigen um eine halbe Stunde vorangeeilt; folglich muß zur Be-
stimmung der wahren Sonnenzeit am Ende des Intervalls eine
halbe Stunde hinzu gefügt werden. Dieser Zusatz ist notwendig
für die nunmehr (S. 229, i) sich anschließende Berechnung der
Laufstrecke, welche der Mond in der gegebenen Zwischenzeit von
dem der Sonne diametral gegenübergelegenen Orte bis zu dem
wieder diametral gegenüberliegenden, d. h. bis zum Eintritt der
genauen VoUmöndsyzygie zurückgelegt hat. Er würde ohne diesen
Zusatz zu der bürgerlichen Zeit am 6. März 4^ früh in Länge noch
16' 28" zurücksein; denn so viel beträgt seine mittlere Bewegung
in einer halben Stunde.
Anhang. 431
27) S. 219. Daß die Ägypter den Tag mit Sonnenaufgang an-
fingen, steht allgemein fest (Ideler, Chron. I, S. lOOf.; Lepsius,
Chron. der Ägypter I, S 130; Ginzel, Chron. I, S. 161). Diese De-
finition des ägyptischen Tages muß vorausgesetzt werden zur
richtigen Beurteilung des astronomischen Tages, welcher
von Mittag zu Mittag gerechnet wird und deshalb durch eindoppel-
tägiges Datum zu bezeichnen ist (©cb^ xd'' slg rr\v X'). Diese
doppeltägigen Daten wendet Ptolemäus überall da an, wo es sich
auf Grund einer längeren oder kürzeren Zwischenzeit um Berech-
nungen nach den Sonnen- und den Mondtafeln handelt, weil
diesen Tafeln als Epoche, d. i. als Ausgangspunkt der Berechnung,
der Mittag des 1. Thoth des ersten Regierungsjahres des Nabo-
nassar zugrunde gelegt ist. Der astronomische Tag umfaßt also
vom ersten Datum die 6 bürgerlichen Tagstunden von Mittag
bis Sonnenuntergang und die 12 bürgerlichen Nachtstunden bis
Sonnenaufgang, vom zweiten Datum dagegen nur die 6 bürger-
lichen Tagstunden von Sonnenaufgang bis Mittag. Daß die beiden
Daten nicht wie bei dem modernen astronomischen Doppeltag
durch die Mitternachtstunde geschieden werden, ist von
Böckh (Sonnenkreise der Alten, S. 303 f.) eingehend nachgewiesen
worden. Ein besonders deutliches Beispiel hierfür liefert die
Setzung der Sommerwende (S. 144,1; 167,8o) auf den 11. Mesore
ungefähr 2 Stunden „nach der Mittemacht auf den 12*«'*". Diese
ausdrückliche Setzung der Wende auf den 11 *«'>, obgleich sie n ach
Mittemacht eintrat, läßt keinen Zweifel aufkommen, daß Mitter-
nacht nicht die (jrenzscheide zwischen den beiden Daten ist.
Die ähnliche Bestimmung mit Beziehung auf die Mitternacht liegt
bei einer von Hipparch beobachteten Frühlingsnachtgleiche (S.
135,13) vor. Sonst wird bei reinen Beobachtungen, d i. bei sol-
chen, mit denen keinerlei Berechnung des Sonnenortes nach den
Tafeln verbunden ist, in der Regel das eintägige Datum gesetzt,
wie bei Angaben von Nachtgleichen und Wenden oder Mondbe-
obachtungen (S. 134f.; 265,9; 266,6). Zweideutig könnte die An-
setzung einer Beobachtung durch das einfache Datum nur dann
werden, wenn sie in die Morgendämmerung fällt, weil der
ägyptische Tag beiderseits von einer Morgendämmerung be-
grenzt wird. Somit könnte es für Planetenbeobachtungen,
welche kurz vor Sonnenaufgang angestellt werden, bei Anwendung
des eintägigen Datums zweifelhaft sein, in welche der beiden
Morgendämmerungen sie fallen. Da nun Planetenbeobachtungen
stets mit einer Berechnung des jeweiligen Sonnenortes verbunden
sind, so wird zur Bestimmung ihrer Zeit in der Regel der astro-
nomische Doppeltao angewendet, welcher keiüen Zweifel darüber
läßt, daß die Beobachtung in die Morgendämmerung des zweiten
Datums fällt. Hieraus ist zu schließen, daß die Zeit deiMorgen*
dämmerung grundsätzlich zum Anfang des beginnenden, nicht
432 Anhang.
zum Ende des verflossenen Tages gerechnet wird. Wird ausnahms-
weise das eintägige Datum gebraucht, so kann, wenn es sich um
eine Abendbeobachtung handelt (wie Hei P S. 270,21; 273,17; 274,i),
überhaupt kein Zweifel sein, während die Zugehörigkeit einer
Morgenbeobachtung so deutlich ausgedrückt wird (wie z.B. HeiP
S. 275,12: MsöOQT} sig tr]v %d' oqQ'qov)^ daß jede Beziehung auf den
vorhergehenden Tag ausgeschlossen ist. Daß aber schon das ein-
fache Datum (Hei P S. 273,23: 19. Epiphi) unzweideutig die diesen
Tag beginnende Morgendämmerung angibt, beweist die ander-
weitige Bezeichnung derselben Beobachtung (Hei P S. 262, 21:
18/19. Epiphi früh) durch den Doppeltag. Noch deutlichergeht
dies aus einer auf den 18/19. Thoth datierten Beobachtung des
Merkur (Hei P S. 288, 11) hervor, bei welcher „die mittlere Sonne
am 19. Thoth in der Morgendämmerung in n| 20*^50' stand".
28) S. 219. 220. 250. Zur Berechnung der Dauer einer Finster-
nis bietet die vierte Spalte der Mondfinsternistabellen in Grad-
teilen die Laufstrecke, welche der Mond während der Phase des
Eintritts, und die fünfte Spalte die Laufstrecke, welche er bis zur
Hälfte der Totalität zurücklegt. Durch Umrechnung dieser
Laufstrecken in Zeit, d. h. in die Zeit, welche der Mond bei un-
gleichförmiger Bewegung braucht, um diese Strecke zurückzu-
legen, erhält man demnach die halbe Dauer der Finsternis.
Für die halbe Dauer einer zentralen Mondfinsternis geben diese
Tabellen (S. 390) folgende Laufstrecken:
bei der kleinsten Entfernung 35'20" -f 28' 6" = 63' 26"
bei der größten „ 31 ' 20" -f 25' 4" = 56' 24"
die Diiferenz beträgt 4' 0" -f 3' 2"= 7' 2".
A. Dauer der ersten (zentralen) Finsternis (S. 219). Da die
Entfernung des Mondes von dem Apogeum des Epizykels bei der
zweiten Finsternis (in Punkt B Fig. S. 222) den Bogen AB = 12^24'
(S. 227,24) betrug, so hat man zu diesem Bogen, um die Entfernung
bei der ersten Finsternis (in Punkt A) zu erhalten, den Bogen
BA = 53*35' (S. 222,17) zu addieren. Mithin stand der Mond 66'*
vom Apogeum des Epizykels entfernt. Für diese Anomaliezahl
gibt die Korrektionstabelle (S. 391) ^Yg^ der oben mit 7' 2" fest-
gestellten Differenz. Die für die vorliegende Erdentfernung
anzusetzende Finsternislaufstrecke findet man dadurch, daß man
17 • 7' 2"
diese — = 2' zu der kleineren der oben festgestellten Sum-
men addiert, was 58' 24" gibt, wozu y^g = 4' 52" für die Weiter-
bewegung des Schattenzentrums während der halben Dauer zu
rechnen ist. Auf die stündliche ungleichförmige Bewegung des
Mondes entfallen (Anm. 43 a. E.) bei 66° Anomalie 31' 40''. Er
legt also in zwei Stunden bei einer Bewegung von 63' 20" über
die Strecke 58' 24" -f 4' 62" = 63' 16" noch 4" zurück, so daß er
Anhang. 433
in dieser Zeit die halbe Dauer schon um knapp 8» überschritten
haben wird. Da dies für die ganze Dauer nur ein Minus von etwa
15« an 4 Stunden ausmacht, so ist der Ansatz der ganzen Dauer
dieser zentralen Finsternis in der vorliegenden Entternung mit
4 Stunden (von 7^ 30™ bis 11^ 30'") als zutreffend zu bezeichnen.
Eine nahezu zentrale Finsternis in Erdnähe, deren ganze
Dauer (S. 250) mit „ungefähr 4 Äquinoktialstunden" angegeben
wird, muß natürlich infolge der schnelleren Bewegung des Mondes
hinter der Zeit von 4 Stunden etwas zurückbleiben Bei der stünd-
lichen Bewegung von 36' 12" in Erdnähe (s. Anm 43) wird der
Mond über die (63' 26" -f 5' 17" =) 68' 43" betragende Strecke der
halben Dauer bei Zurücklegung von 72' 24" in 2 Stunden schon
3' 41" hinaus sein, folglich in weiteren 2 Stunden den Rand des
Kernschattens 7' 22" hinter sich haben, d. h. der Austritt aus dem
Schatten wird schon 12" 28« vor Ablauf von 4 Stunden erfolgt sein.
Dagegen wird in Erdferne der Mond bei der stündlichen Be-
wegung von 30' 12" (Anm. 43) von der (56' 24" -f 4' 44" =) 61'8"
betragenden Strecke der halben Dauer bei Zurücklegung von
60' 24" in 2 Stunden noch 44" bis zur Mitte der Finsternis zu
durchlaufen haben, was 1^28'' ausmacht, folglich nach weiteren
2 Stunden noch 2™ 56« brauchen, um den völligen Austritt aus
dem Schatten zu bewerkstelligen.
B. Dauer der (partialem dritten Finsternis (S 220\ Die
Größe mag, weil über die Hälfte, 7 Zoll betragen haben. Für die
halbe Dauer einer solchen Finsternis geben die beiden Finsternis-
tabellen des Mondes als Laufstrecken
bei der kleinsten Entfernung 46' 53"
bei der größten „ 41' 34"
die Differenz beträgt 5' 19".
Die Entfernung des Mondes vom Apogeum des Epizykels war
bei der dritten Finsternis (in Punkt f) um den Bogen AP = 96^51'
(S. 222,20) größer als bei der ersten (i.i Punkt A), betrug demnach
66» -f 96051' = 162051'. Für diese Anomaliezahl gibt die Korrek-
tionstabelle'^Veoi so daß.für die vorliegende Erdentfernung die Fin-
sternislaufstrecke unter Zuschlag von — = 5' 2" zu 4l' 34"
mit 46'36" anzusetzen ist, wozu y,2 = 3'53" für die Weiterbe-
wegung des Schattenzentrums zu rechnen ist, während die un-
gleichförmige Bewegung des Mondes bei dieser Entfernung in
Länge 35'ö0" beträgt. Legt der Mond also von der Strecke
(46'36"-|-3'53"=)50'30"ineinerStunde;^5'50" zurück, so wird
er den Rest von 14' 40" in 24 Vg™ zurücklegen. Die ganze Dauer
einer siebenzöllig-n Finsternis wird demnach in der vorliegenden
Entfernung 2 Stunden und 49 Minuten betragen, so daß die Angabe
mit „nahezu 3 Stunden" etwas reichlich bemessen erscheint.
Ptolemäus. übers, v. Manitius. I. 28
434 Anhang.
29) S. 220 dreimal. Will man die Örter, welche die Sonne zur
Zeit der Mitte der drei Finsternisse eingenommen hat, durch Be-
rechnung nach den Sonnentafeln nachprüfen, so hat man zunächst
für jede Finsternis den seit der Epoche bis zur Mitte verflossenen
Zeitraum in ägyptischen Jahren, Tagen und Äquinoktialstunden
nach der genauen Rechnung mit gleichförmigen Sonnentagen
festzustellen. Angegeben wird dieser Zeitraum (S. 236,i0; 242,19)
nur für die zweite Finsternis nach genauer Rechnung, wonach
sich auch für die beiden anderen die seit der Epoche verstrichene
Zeit gleichfalls nach genauer Rechnung bestimmen läßt.
Seit dem Mittag des 1. Thoth des ersten Jahres Nabonassars
sind verflossen
1. bis zur Mitte der ersten Finsternis, d. i. bis zum 29. Thoth
8^40*" abends im ersten Jahre des Mardokempad, welches das
27*« Jahr seit Nabonassar ist: 26* 28^ und 8'^40'^ schlechthin, aber
nur 8^36™ nach genauer Rechnung, wenn man das von da ab bis
zur zweiten Finsternis verstrichene Intervall von 354* 2^' 34"^ (S. 221)
von dem genauen Zeitpunkt der zweiten Finsternis subtrahiert;
2. bis zur Mitte der zweiten Finsternis, d. i. bis zum 18. Thoth
11*»10™ abends im zweiten Jahre des Mardokempad, welches
das28*« Jahr seit Nabonassar ist: 27* 17*^11'^ 10»" sowohl schlecht-
hin wie nach genauer Rechnuog;
3. bis zur Mitte der dritten Finsternis, d. i. bis zum 15. Pha-
menoth 7^*40™ abends in demselben Jahre des Mardokempad: 27*
194<i und 7*» 40°* schlechthin, aber nur 7^' 22"^ nach genauer Rech-
nung, wenn man das seit der zweiten Finsternis verstrichene
Intervall von 176*^20^12"^ (S. 221) zu dem genauen Zeitpunkt der
zweiten Finsternis addiert.
Für die nach der Einrichtung der Sonnentafeln gebotenen Zeit-
abschnitte dieser Zwischenzeiten (vgl. Anm. 25) hat man folgende
Gradbeträge den Tafeln zu entnehmen, ihrer Summe (nach S. 185,5)
zur Bestimmung der Entfernung der Sonne vom derzeitigen Apo-
geum 265015' hinzuzufügen und vom Ergebnis ganze Kreise ab-
zuziehen:
18* 3550 37' 25"
18*
3550 37' 25"
18* 3550 37' 25'
8* 35S 3 18
9»
357 48 42
9* 357 48 42
28* 27 35 52
17*
16 45 20
180* 177 24 51
8^^ 19 42
11h
27 6
14* 13 47 56
y^h 1 27
1/ h
/6
24
7300 38' 57"
7'y,o^ 18 9
741037'44"
904057' 3'
2650 15'
2650 15'
2650 15'
10060 52' 44"
9950 53' 57"
1170012' 3'
7200
7200
10800
2860 52 '44"
2750 53' 57"
900 12' 3'
Anhang. 435
Um aus diesen Endzahlen, welche die Entfernung der Sonne
von dem Apogeum TT ö^'SO' angeben, den mittleren Ort der
Sonne nach Ekliptikzeichen zu finden, addieren wir zu jeder dieser
Entfernungszahlen noch die ersten b^SO' der Zwillinge, um von
der Summe ganze Zeichen zu 30" abziehen zu können, wodurch
wir als Rest die Grade des gesuchten Zeichens erhalten. Um
dann weiter den genauen Ort zu finden, gehen wir mit der vor-
stehend festgestellten Entfernung vom Apogeum in die Tabelle
der Anomalie der Sonne (S. 182) ein und addieren den gefun-
denen Betrag (vgl. Anm. 24) in den beiden ersten Fällen, weil der
Ort der Sonne zwischen Perigeum und Apogeum liegt, subtra-
hieren ihn aber im dritten Fall, weil der Ort zwischen Apogeum
imd Perigeum liegt. Die weitere Rechnung gestaltet sich dem-
nach folgendermaßen:
Entfernung vom Apogeum 286" 52' 27ö0 54' 90» 12'
Grade der Zwillinge ö» 30' 5» 30' 5«» 30'
292ÖW 281° 24' 95" 42'
Ganze Zeichen 270« 270® 90"^
Mittlerer Ort x'22^W X 11" 24' g-5"42'
Anomalie -f2<'14' + 2*^21' — 2» 23'
Genauer Ort X 24^36' X 13^45'' nfdMV.
30) S. 228. Zur Nachprüfung der Sonnenörter der drei Finster-
nisse unter Hadrian ist zunächst wieder für jede die seit der
Epoche verflossene Zeit nach der genauen Rechnung mit gleich-
förmigen Sonnentagen festzustellen.
Seit dem Mittag des 1, Thoth des ersten Jahres Nabonassars
sind verflossen
1. bis zur Mitte der ersten Finsternis, d.i. bis zum 20/21. Payni
11*» 15'" abends im 17^«"^ Jahre Hadrians, welches das 880*« seit
Nabonassar ist: 87b»289'ill^l5'° schlechthin;
2, bis zur Mitte der zweiten Finsternis, d.i.bis zum 2/3. Choiak
ll'* abends im 19*^«=" Jahre Hadrians, welches das 882*« seit
Nabonassar ist: 881»91^11i' schlechthin;
3. bis zur Mitte der dritten Finsternis, d.i. bis zum 19/20. Phar-
muthi 4'^ früh im 20*«'^ Jahre Hadrians, welches das 883*« seit
Nabonassar ist: 882*228^16'» schlechthin.
Zur Bestimmung der nach genauer Rechnung seit der Epoche
verflossenen Zeit gibt Ptolemäus (S. 235,4) einen Anhalt durch
Angabe des genauen Intervalls von 854* 73^23^20"» zwischen der
Finsternis im zweiten Jahre des Mardokempad und der zweiten
Finsternis im 19*«° Jahre Hadrians. Addiert man dazu das eben-
falls genaue Intervall von 27* 1 7*^ 1 1^ 10™ seit der Epoche (s. Anm. 29)
so erhält man für die zweite Finsternis 881*91^10^30™ nach ge-
nauer Rechnung, mithin % Stunde Differenz.
28*
436 Anhang.
Indem man die S. 229 gegebenen Intervalle einerseits hiervon
subtrahiert, anderseits dazu addiert, erhält man für die erste und
die dritte Finsternis
881'' 91*10^30«° 881» 91^101» 30««
1» 166*231*37 Vg"' l»137d b^Su'^
879*289*10^5272-" 882*228*16'* 0™.
Somit ist die Mitte der ersten Finsternis nach genauer Rech-
nung 22 '2"" früher eingetreten, während für die Mitte der dritten
der Zeitpunkt derselbe bleibt.
Da das 20*^ Jahr Hadrians das 883*« seit Nabonassar ist, so er-
gibt sich das 21*« als das 884*% mithin das erste als das 863**'.
Diesen Zahlen genau entsprechend werden in dem Ptolemäischen
Kanon der Regenten dem Hadrian 21 Jahre vom 8153*«"* bis
zum 884*«'* Jahre seit Nabonassar zugeschrieben, und dem Antonin
weitere 23 bis zum 907*«** Jahre. Nach dem ägyptischen Wandel-
jahre (Ginzel, Chron. I S. 139) regiert diesen Angaben entsprechend
Hadrian: 25. Juli 116— 19. Juli 137 n.Chr.,
Antonin : 20. Juli 137—13. Juli 160 n. Chr.
In diesen Ansätzen liegt ein scheinbarer chronologischer Zwie-
spalt gegen den üblichen Ansatz der Regierungszeit beider Kaiser
nach der christlichen Zeitrechnung:
Hadrian: 11. August 117 — 10. Juli 138 n.Chr.,
Antonin: 11. Juli 138— 6. März 161 n. Chr.
Daß Ptolemäus dem Hadrian bereits das Jahr 116 zuschreibt,
erklärt Ideler (Chron. 1 S. 113) damit, daß Hadrian nach Erlangung
der tribunicia poteatas vom Jahre 116 ab als der Mitregent des
Trajan angesehen worden sei, und daß nach einer auch sonst be-
folgten Regel des Kanon die gemeinsamen Regierungsjahre
dem späteren Regenten zugeschrieben würden. Nun erwächst
aber dem Hadrian über den 19. Juli 137 hinaus bis zu seinem
Tode am 10. Juli 138 ein 22*«« Regierungsjahr; allein da in dieses
Jahr noch 9 Regierungstage des Antonin fallen, so mußte dieses
22*« Jahr des Hadrian dem Antonin als erstes Jahr zugeschrieben
werden, gerade wie das Wandeljahr vom 14. Juli 160 bis 13. Juli
161, in welchem am 6. März Antonin gestorben ist, als erstes
für Mark Aurel zu gelten hat.
Für die Regierungsjahre Hadrians, in welche Finsternisse
(25. April 125, 6. Mai 133, 20. Oktober 134, 6. März 136. fallen,
läßt sich demnach folgender Kanon aufstellen, der noch bis zum
dritten Regierungsjahr Antonins (S. 142,9) weitergeführt sei:
9*««JahrHadrians, das 872*«seitNab.,vom 23. Juli 124-22. Juli 125
17*«« „ „ „ 880*« „ „ „ 21. Juli 132-20. Juli 133
19«^ „ „ „ 882*« , 21. Juli 134-20. Juli 135
Anhang.
437
20*«« JahrHadrians, das 883*« seitNab.,vom21. Juli 135-19. Juli 186;
21t«« ^^ ^^ ^^ 884*« „ „ „ 20.Juli 136-19 Juli 137;
l*««JahrAntonins, „ 885*« „ „ „ 20. Juli 137-19 Juli 138;
2*«« „ „ „ 886*« „ „ „ 20. Juli 138-19. Juli 139;
3*«« „ „ „ 887*« „ „ „ 20. Juli 139-18. Juli 140.
31) S. 228 3 mal. Nachdem (Anm. 30) die Zwischenzeiten seit
der Epoche bis zu den Finsternissen unter Hadrian nach der Rech-
nung mit gleichförmigen Sonnentagen festgestellt sind, und zwar
die Zeit bis zur ersten mit 879*289*1078^,
„ „ „ „ zweiten mit 881» 91*1072^,
„ „ „ „ dritten mit 882«^ 228*16»»,
gestaltet sich die Rechnung nach den Sonnentafeln und der Ta-
belle der Anomalie (vgl Anm 29) folgendermaßen:
810*163» 4' 12" 810*1630 4 12" 810*163« 4' 12"
54*346 52 16 64*346 52 16 72*342 29 42
15*356 21 11 17*355 52 —
270*266 7 17 90* 88 42 25 210*206 59 —
19* 18 43 37 1* 59 8 18* 17 44 29
lOYgh 26 44 lOyä»» 25 52 16^ 39 25
1151035' 17" 9550 55' 5 3~' 730056'48"
265015'
265015'
141G050'17
10800
Entfernung v.Apog. 336050' 17'
Grade der Zwillinge 50 30^
Ganze Zeichen
Mittlerer Ort
Anomalie
Genauer Ort
3420 20' 17"
3300
>ri20~2ö'lr
4-0053' 40'
9550 55'53"
2650 15'
122l0l0'53"
10800
141010' 53"
5030'
14«.040'53"
12()0
SU 260 40' 53''
-1032'
996011'48'
7200
2760 11' 48'
5030'
2810 41' 48'
2700 ^^^^
4-2021'
8 130 13'57" SL 250 8'53" X 140 2'48'
32) S. 244. Da der Mond sich auf dem Epizykel gegen die Rich-
tung der Zeichen bewegt, so liegt auf der Lauf-
strecke vom Apogeum zum Perigeum (d i. von ^f^^^
00 bis 1800) der genaue Ort B hinter dem vom
Epizykelmittelpunkt M in der Ekliptik einge- ^^
nommenen mittleren Ort um den /. MEB zurück.
Soll also der genaue Ort B aus dem gegebenen
mittleren Ort M gefunden werden, so tritt Ab-
zug des Winkels ein. Dagegen liegt auf der Lauf-
strecke vom Perigeum zum Apogeum (d i. von I800
bis 3600; ^er genaue Ort C dem mittleren Ort M
um den /, MEC voraus. Soll also der genaue
Ort G aus dem gegebenen mittleren gefunden
werden, so muß Zusatz des Winkels eintreten.
438
Anhang.
Soll dagegen umgekehrt (S.
227 Anm., 234 Anm.) der mitt-
lere Ort (M) aus dem durch die
Beobachtung gegebenen genau-
en Ort (5 oder Oi gefunden wer-
den, so wird der Winkel der Ano-
maliedifferenz zwischen Apoge-
um und Perigeum addiert, zwi-
schen Perigeum und Apogeum
aber subtrahiert.
83) S. 252 zweimal. Zweifel-
los richtig hat Ideler (Hist. Un-
ters, über die astron. Beob. der
AltenS.216f.)i;^'(54)füri;8'(55)
korrigiert, eine Verbesserung,
welche dadurch bestätigt wird,
daß im Codex 2) rs' von der Korrektur der zweiten Hand herrührt.
Weil nämlich das Kallippische Jahr von Sommerwende zu Sommer-
wende läuft, müssen die beiden Finsternisse, von welchen die erste
(22. Sept. 201 V. Chr.) im Herbst, die zweite (19. März 200 v. Chr.)
im Frühling stattfand, in dasselbe Kallippische Jahr (201/200
V. Chr.), also in das für die erste Finsternis angegebene 54*« fallen
(vgl. Anm. 20). Demnach ist hier nach Änderung von 55 in 54
der Zusatz „in dem(selben)" 54*«'^ Jahre ebenso gerechtfertigt
wie bei der dritten Finsternis (S. 252,28) die schon von Ideler vor-
genommene Streichung von avtä); denn die durch die Sommer-
wende getrennten Daten (19. März 200 v. Chr. und 12. Sept. 200
V. Chr) der zweiten und der dritten Finsternis können nicht
demselben 55*«»Kallippischen Jahr angehören. Heiberg schreibt
im Index (II p. 277 unter KdXXiTCTtos) den Fehler dem Ptolemä-
us selbst zu.
34) S. 259. Wenn der Vollmond im Apogeum des Epizykels,
d.i. in Erdferne eintritt, liegt die erste, d.i. die dem Vollmond
vorangehende Quadratur oder das erste Viertel in der Mitte der
Laufstrecke zwischen Perigeum und Apogeum, auf welcher die
erste Anomalie zur Gewinnung des genauen Ortes (s. Anm. 32)
positiv ist. Die auf den Vollmond folgende zweite Quadratur oder
das letzte Viertel wird dann in der Mitte der Laufstrecke zwischen
Apogeum und Perigeum eintreten, auf welchem die erste Ano-
malie zur Gewinnung des genauen Ortes negativ ist.
Tritt aber der Vollmond in dem Perij^eum des Epizykels, d. i.
in Erdnähe ein, so liegt die ihm vorangehende erste Quadratur
in der Mitte der Laufstrecke zwischen Apogeum und Perigeum
mit der negativen Anomaliedifferenz, worauf die dem Vollmond
folgende zweite Quadratur auf der entgegengesetzten Laufstrecke
mit der positiven Anomaliedifferenz eintritt.
Anhang.
439
Diese in der zweiten Anomalie sich äußernde Veränderung der
Geschwindigkeit des Mondlaufs wird von der modernen Astro-
nomie als die Evektion bezeichnet. Sie ist die Folge der An-
ziehungskraft der Sonne, welche auf den Mond bald stärker bald
schwächer wirkt, je nachdem sich seine Entfernung von der Sonne
mit demUmlaufder Apsidenlinie seiner elliptischen Bahn verändert.
35) S. 285. Einem Beispiel der Berechnung habe ich in der
Abhandlung über „Hipparchs Theorie des Mondes nach Ptole-
mäus (Weltall 8. Jahrg. S. 1,26 und 45 ff.) die (S. 274,82; 279,5) be-
sprochene Beobachtung des Hipparch zugrunde gelegt. Die seit
der Epoche bis zur Beobachtung verflossene Zeit hatte Ptolemäus
a, a. Orte mit 620*286*^3%^ nach genauer Rechnung festgestellt.
Nach den Sonnen- und den Mondtafeln werden für diese Zwischen-
zeit folgende Grundzahlen zur Berechnung des Mondlaufs an die
Hand gegeben:
1. mittlerer Ort der Sonne G 12^ 5'
2. mittlerer Ort des Mondes
a) in Länge von Y 0« ab 117020= 9 27020'
b) in Anomalie vom mittleren Apogeum 333012'
c) in Breite vom nördlichen Grenzpunkt 200^ C
d) in mittlerer Elongation (s S. 276,i) 45« 15'.
Um nun nach der Tabelle der Gesamtanomalie des Mondes
(S. 286) die Anomaliedifferenz zu ermitteln, verdoppelt man zu-
nächst die Elongation des mittleren Mondes von der mittleren
Sonne, um mit 2 x 45^15' = 90^30' die Entfernung des Epizykel-
mittelpunktes von dem Apogeum des Exzenters zu erhalten. Geht
man (zur Vereinfachung der Rechnung) mit der Argumentzahl 90
in die Tabelle ein, so bietet die dritte Spalte als Unterschied des
genauen Apogeum s des Epizykels von dem mittleren -}- 1 2" (S . 280,12).
Zu addieren ist diese Zahl zur Gewinnung des genauen Apogeums,
weil der Epizykel bei der Elongation 90» auf dem Halbkreis (0^
bis 1800) des Exzenters zwischen Apogeum und Perigeum steht,
auf welchem das genaue Apo-
geum ig) des Epizykels dem
mittleren [m) vorangeht. Zur
Argumentzahl 3330 -f 120 =
3450 gibt weiter die vierte
Spalte (als Mittel zwischen
0057' und 1025') die Differenz
der einfachen Anomalie mit
.10 11'. Gleichzeitig notiert
man sich aus der fünften Spal-
te den dieser Differenz ent-
sprechenden Überschuß der
zweiten Anomalie (als Mittel
zwischen 0028' und O042') mit
Apog
Peng
440 Anhang.
0035'. Von diesem Überschuß sind jedoch, wie die Sechzigste! der
sechsten Spalte zur Argumentzahl 90 an die Hand geben, nur *%<>
(mit Vernachlässigung von 36") in Rechnung zu bringen. Es sind
demnach nur 0^35' x 2«g^ = 00l5' zu l^ll' zu addieren Hier-
mit ist die Differenz der Gesamtanomalie mit +1<>26' iS. 276,22)
gefunden. Denn weil die genaue Zahl 345 der Anomalie über 180
hinausgeht, so addiert man diesen Betrag (vgl. Anm. 32) zu den
Graden der mittleren Länge des Mondes und erhält den genauen
Ort des Mondes mit II702O' + 1026' = II8046', d. i. mit Q 28046'.
Somit fehlen 14' an dem von Hipparch mit Q 29» beobachteten
scheinbaren Ort, der zugleich der genaue in Länge, d. h. der
durch eine Längenparallaxe nicht beeinflußte Ort (S. 275, 1) sein
soll, worauf bereits (S. 276 Anm.) aufmerksam gemacht worden
ist.
Geht man schließlich mit der um die Anomaliedifferenz gleich-
falls vermehrten Zahl der Breite, d. i. mit 222» + 10 26' = 2230 26'
in die siebente Spalte der Tabelle der Gesamtanomalie ein, so
findet man den wahren (geozentrischen) Ort des Mondes in Breite
(als Mittel zwischen 3^32' und 3''43') mit 3°38' südlich der Eklip-
tik; denn die Argumentzahl steht in den tieferen Zeilen, welche
von 90" bis 270" den vom niedersteigenden bis zum aufsteigenden
Knoten verlaufenden Halbkreis der Mondbahn betreffen. Hierzu
ist noch zu bemerken, daß, wenn der scheinbare, d. i der von
dem Standpunkt des Beobachters erschaute Ort des Mondes ge-
funden werden soll, die südlich der Ekliptik die Breite vermeh-
rende Breitenparallaxe des Mondes zu berücksichtigen ist, was
im vorliegenden Fall eine reine Breitenparallaxe sein würde, weil
in Rhodus die Ekliptik im letzten Drittel des Löwen, wenn das-
selbe eine Stunde westlich des Meridians steht, von dem durch-
gezogenen Höhenkreis unter rechten Winkeln geschnitten
wird, woraus sich das Fehlen einer Längenparallaxe zur Stunde
der Beobachtung (S. 275, ) erklärt.
36) S 295. Über die betreffende Sonnenfinsternis unterrichtet
uns Papp US in dem zu diesem Kapitel der Syntaxis erhaltenen
Teile seines Kommentars (Hultsch, Hipparchos über die Größe
und Entfernung der Sonne. Ber. d. phil.-hist Kl. d K S.Ges. d.W.
Leipzig 1900 S 195). Er macht aus der verlorenen Schrift Hip-
parchs über die Größen und Entfernungen der Sonne und des
Mondes folgende Mitteilung. „In dem ersten Buche verzeichnet
er folgende Erscheinung: in der Gegend des Hellespont ist genau
eine totale Sonnenfinsterrds eingetreten, während in Alexandria
in Ägypten nur nahezu y^ des Durchmessers verfinstert wurden.
Auf Grund dieser Beobachtungen zeigt er im ersten Buche, daß,
wenn man den Erdhalbmesser als Einheit setzt, die kleinste Ent-
fernung des Mondes 71, die größte 83, mithin die mittlere 77 Erd-
halbmesser beträgt. Nachdem er nun dies, was ihm zunächst vor-
Anhang. 441
lag, nachgewiesen hatte, fügt er am Ende desselben Buches hinzu:
,in dieser Abhandlung habe ich den Beweis bis zu diesen Folge-
rungen geführt; damit der Leser aber nicht glaube, daß die Er-
örterung über die Entfernung des Mondes schon zu einem völlig
klaren Abschluß gediehen sei, bemerke ich, daß hierzu noch eine
weitere Untersuchung zu erledigen ist, nach welcher die Entfer-
nung des Mondes sich kleiner als die soeben berechnete Ent-
fernung erweisen wird,' womit er selbst zugesteht, daß er über
die Parallaxen durchaus nichts Zuverlässiges melden kann. Ferner
zeigt er ausführlich im zweiten Buche über die Größen und Ent-
fernungen, daß die kleinste Entfernung des Mondes 62, die mitt-
lere 67 Yg Erdhalbmesser und die Entfernung der Sonne 2490 Erd-
halbmesser beträgt. Hieraus ist auch klar, daß auf die größte
Entfernung des Mondes 72 y, Erdhalbmesser kommen."
Was den Zeitpunkt der erwähnten Sonnenfinsternis anbelangt,
so entscheidet sich Hultsch a. a. 0. für die Finsternis am 20. No-
vember 129 V. Chr., weil erstens die Verfinsterung am nächsten
an die von Hipparch mit 7^ angegebene Größe herankommt, und
weil zweitens die Erwartung zutrifft, daß die Himmelserscheinung
von ihm selbst hat beobachtet werden können.
37) S. 312. Es ist zu beweisen, daß
TTP-f 0Z = ^NM. Zieht man die an der
Figur punktierten Hilfslinien, so verhält
sich nach Eukl. VI. 4
en : nT = 0N NM.
Nun ist 0TT = 50N nach Annahme N-
al8onT = ;^MV\. [(S.311,i7),
Es ist aber nT = nP-|-PTundPT=0I,
mithin nT = nP-f 01.
Nun war TTT = 5NM,
folglich ist nP-|-0Z = 5NM. "
38) S. 318. An erster Stelle (I) handelt es sich um die Verände-
rung der Entfernung von der Erde, welche eintritt, wenn der Mond
nicht genau im Apogeum oder Perigeum des Epizykels steht, son-
dern in den beiderseits vom Apogeum oder beiderseits vom Peri-
geum gleichweit entfernten Punkten des Epizykels. Hierbei sind
zu unterscheiden :
A. Die Zwischenstellungen des Mondes auf dem Epizykel, wäh-
rend der Epizykelselbst im Apogeum des Exzenters steht Diese
sind es, welche die zwischen der Grenze« (65p 15') und der Grenzet
(54p 45') liegenden Entfernungen von der Erde verursachen. Die
ganze Differenz zwischen größter und kleinster Entfernung be-
trägt 10P30'. Je kleiner die Entfernung des Mondes von der Erde
durch Annäherung an das Perigeum des Epizykels , d. i. an die
Grenze b wird, um so mehr nähert sich der Unterschied zwischen
442 Anhang.
der Grenze a und der Entfernung der jeweiligen Zwischenstellung
der ganzen Differenz 10p 30', bis er im Perigeum selbst gleich der
ganzen Differenz wird: somit hat die Entfernung die Grenze h er-
reicht. Es ist also zunächst von Gradabschnitt zu üradabschnitt die
Entfernung des Mondes in der Zwischenstellung auf dem Epizykel
zu berechnen, alsdann der Unterschied der gefundenen Entfernung
gegen die größte Entfernung 65p 1 5 ' zu bilden und schließlich dieser
Unterschied als einSexagesimalbruchteil der ganzen Differenz dar-
zustellen. So beträgt bei 60" Entfernung vom Apogeumdes Epi-
zykels die Entfernung des Mondes von der Erde 62P48', der Unter-
schied gegen die größte Entfernung 65p 15' ist demnach 2p 27'.
Setzt man nun die ganze Differenz 10p 30' gleich 60', so ergibt
sich als Verhältniszahl für den Unterschied 2p 27 'aus der Proportion
2P27' : 10P30' = a: : 60'
_60-2p27'_8820'_
^~ 10P30' ~ 630 " ■
D. h.: bei 60" Entfernung vom Apogeum des Epizykels beträgt
der Unterschied der Entfernung gegen die größte Entfernung ^^/eo
der Differenz zwischen der größten und der kleinsten Entfernung.
B. Die Zwischenstellungen des Mondes auf dem Epizykel, wäh-
rend der Epizykel selbst im Perigeum des Exzenters steht. Diese
sind es, welche die zwischen der Grenze c (68^) und der Grenze d
(52 ^) liegenden Entfernungen verursachen. Die ganze Differenz
der Entfernung beträgt 16^. Während im Apogeum des Ex-
zenters die Entfernung (EA S. 269, i) des Epizykelmittelpunktes den
ganzen Halbmesser des Konzenters, auf welchem sich das Apo-
geum des Exzenters rückläufig bewegt, (d.i. 60 p) beträgt, macht
im Perigeum des Exzenters diese Entfernung (EP) rund Yg (genau
SGYs^J dieses Halbmessers aus, so daß auf die Grenze c (39p22' -f
5P15'=) 44P37' und auf die Grenze d (39? 22' - 5? 15' =) 34p 7' ent-
fallen. Da aber das im Perigeum des Exzenters geltende Ver-
hältnis (397gP : 5y^p) in das Sexagesimalmaß {60^ : 8^) umgewan-
delt wird, so müssen auch die Grenzen der Entfernung des Mondes,
wenn er bei Stand des Epizykels im Perigeum des Exzenters im
Apogeum oder Perigeum des Epizykels steht, in Sechzigteilen
der kleinsten Entfernung (EP) des Epizykelmittelpunktes, d.i.
durch 60^ -f 8^ und eO'' — 8^ ausgedrückt werden, so daß sich als
ganze Differenz {&S^—62^=) 16^ ergibt. Istnun bei 60 *> Entfernung
vom Apogeum des Epizykels die Zwischenentfernung mit 64^ 23' er-
rechnet, so erhält man den Unterschied gegen die größte Entfernung
mit (68^—64^23'=) 3^ 37' und, wenn man die ganze Differenz 16^
gleich 60' setzt, für 3^37' als Verhältniszahl aus der Proportion
3^37': 16Ä=rc:60'
60 S^Sr 13020' ^54'
x*=- — — = =13—- oder Id da .
167^ 960 96
Anhang. 443
An zweiter Stelle (II) handelt es sich um die Veränderung der
Entfernung von der Erde, welche eintritt, wenn der Epizykel nicht
genau im Apogeum oder im Perigeum des Exzenters steht, sondern
zwischen Apogeum und Perigeum des Exzenters, wobei natürlich
auf die beiderseits gleichweit entfernten Punkte dieselbe
Erdentfernung entfällt. Die größte Entfernung (EA) des Epizjkel-
mittelpunktes beträgt, wie gesagt, im Apogeum des Exzenters
60p, die kleinste (ET) im Perigeum desselben 39p 22'. Die ganze
Differenz der Entfernung ist demnach 20p 38'. Wieder ist zunächst
die in jeder Einzellage eintretende Erdentfernung des Epizjkel-
mittelpunktes zu berechnen, hierauf der Unterschied gegen die
größte oder die kleinste Entfernung festzustellen und schließlich
dieser Unterschied als ein Sexagesimalbruchteil der ganzen Diffe-
renz darzustellen. Ist z. B. bei 60° Entfernung vom Apogeum des
Exzenters die Zwischenentfernung mit 54p 3' gefunden, so beträgt
der Unterschied gegen die größte Entfernung (60p — 54p 3' =) 5p57'.
Setzt man nun die ganze Differenz 20p 38' gleich 60', so ergibt
sich für 5p 57' als Verhältniszahl aus der Proportion
5P57':20P38' = a;:60'
60.5P57' 21420' ,„374' ^ .„,.^n
"==-2Ö?38^ = T238- = ''l238 '^'' '' '^ '
39) S. 322. 324. Zu den Argumentzahlen der ParallaxentaÄl ist
folgendes zu bemerken. Während sie für die Spalten der Paral-
laxen die auf dem Quadranten eines Höhenkreises gemessenen
scheinbaren Zenitabstände des Mondes angeben, bedeuten sie
für die Spalten der Sechzigstel, auf den Epizykel und den Exzenter
bezogen, Doppelgrade, insofern die Argumentzahl 90 auf die
Perigeen, d. i. auf den 180. Grad dieser Kreise entfällt. Zur Be-
stimmung der Erdentfernungen reichen dieGradzahlen des einen
Halbkreises vom Apogeum bis zum Perigeum aus, weil in den
genau entsprechenden Punkten des Halbkreises vom Perigeum bis
zum Apogeum die Erdentfernungen und somit auch die Parallaxen
gleichgroß sind. Daher genügte es, den einen Halbkreis von
Epizykel und Exzenter in 15 Abschnitten von je 12° in Rechnung
zu ziehen, welche natürlich für die Argumentzahlen, die nur bis
90 gehen, von 6° zu erlaufen. Um schließlich die auf je 2° dieser
Zählung entfallenden Beträge der Sechzigstel zu erhalten,
welche für Abschnitte von je 6 Doppelgraden des Exzenters und
Epizykels gewonnen worden sind, hat Ptolemäus unter der An-
nahme, daß die Zunahme in so kleinen Abschnitten gleichmäßig
sei, die von 12° zu 12° berechneten Sechzigstel einfach durch 3 di-
vidiert, wie aus den drei ersten Zeilen der drei letzten Spalten
ohne weiteres hervorgeht.
Einem Beispiel der Parallaxenberechnung sei die Annahme zu-
grunde gelegt, daß der Mond in Rhodus in 48° mittlerer Elongation
444 Anhang.
von derSonne. d. i. ungefäh r im ersten Oktanten, 2 Stunden westlich
des Meridians im ersten Grad der Fische stehe. Jn Anomalie magfür
diese Stunde nach den Mondtafeln die auf das genaue Apogeum
des Epizykels bereits reduzierte Entfernungmit 1 32"errechnet sein.
Um aunächst den Zenitabstand des Mondes festzustellen, gehen
wir mit der Stundenzahl 2 in die Winkeltabelle für Rhodus (S. 1 25),
und zwar in die Tabelle für das Zeichen der Fische ein. Dort
finden wir in der zweiten Spalte (rund) 56°. Hierzu ist zu be-
merken, daß Ptolemäus stills hweigend voraussetzt, daß der Mond
keine Breite habe, d. i. genau in der Ekliptik stehe; denn der
in der Tabelle angesetzte Zenitabstand kommt zu diesem Zeit-
punkt lediglich dem ersten Grad der Fische zu. Indem wir nun
mit der Argumentzahl 56 in die erste Spalte der Parallaxentafel
(S. 323) eingehen, notieren wir uns (mit Vernachlässigung der Se-
kunden) die in der dritten bis sechsten Spalte stehenden betrage:
44', 8', 1*5', 21'. Hieraufgehen wir, weil es Epizykelgrade sind,
mit der Hälfte der Anomaliezahl, also mit 66, wieder in die erste
Spalte der Parallaxentafel ein und notieren uns die in der sieben-
ten und achten Spalte stehenden Sechzigstel 49 und 48. Erstere
^Yg, nehmen wir von dem Überschuß 8' der vierten Spalte und
addieren das Ergebnis 6' 33" zu der Parallaxe 44' der dritten Spalte,
was 50' 33" gibt, während wir ^^q von dem Überschuß 21' der
sechsten Spalte nehmen und das Ergebnis 16' 4 " zu der Parallaxe
1°5' der fünften Spalte addieren, was 1*21' 4" gibt. Hiermit sind
die Höhenparallaxen festgestellt, welche der Mond, wenn er 132*
von dem genauen Apogeum des Epizykels entfernt steht, bei 56*
Zenitabstand einerseits in der Syzygie (50' 33"), d. i. bei dem
Stand des Epizykels im Apogeum des Exzenters zeigt, anderseits
in der Quadratur (1*21' 4"), d. i. bei dem Stand des Epizykels
im Perigeum des Exzenters. Hieraut stellen wir mit 30' 31" die
Differenz dieser beiden Parallaxen fest.
Nunmehr gehen wir mit der Zahl der mittleren Elongation
des Mondes von der Sonne, d. i. mit 48, und zwar mit der einfachen
Zahl , weil sie für den Exzenter Doppelgrade vom Apogeum ab
bedeutet, wieder in die erste Spalte der Parallaxentafel ein, neh-
men die in der neunten Spalte stehenden ^^eo ^^^ ^^^ soeben fest-
gestellten Differenz 30' 31" und addieren das Ergebnis 18' 18' zu
derSyzygieparallaxe50'33". In dem schließlichen Ergebnis 1*8'50"
ist die Höhenparallaxe gefunden, welche der Mond bei dem
Stand des Epizykels nahezu in der Mitte zwischen Apogeum und
Perigeum des Exzenters bei 132* Entfernung vom genauen Apo-
geum des Epizykels bei 56" Zenitabstand zeigt.
Will man sich das komplizierte Rechenexempel durch Auf-
stellung einer Formel übersichtlich machen, so bezeichne man die
in den Spalten 3 — 6 stehenden Parallaxenbeträge für die vier Ent-
fernungsgrenzen mit cS e* — e\ c^ c* — c", die in den Spalten 7
Anhang.
445
und 8 angesetzten Sechzigstel mit s* und s', endlich die in der
9*-'"^ Spalte stehenden Sechzigstel mit s. Alsdann erhält man
die Syzygieparallaxe S = e^ -{■ s^e^ — e^) = 50' 33"
die Quadraturparallaxe ^ = e»-|-&* (e* — e') = 1*21' 4"
die Zwischenparallaxe Z=S 4-s (^ - /S^) = 1° 8' 51".
Das räumliche Verhältnis dieser drei Parallaxen zueinander
verau schaulicbt die beisteh endeFigur, welche die inFrage kommen-
den Mondentfernungen Ea mit der
Parallaxe 5, Eb mit der Parallaxe Q
und Ec mit der Parallaxe Z auf den-
selben Halbmesser des Konzeuters
abgetragen zeigt. Die Strecke der
ganzen Differenz ab, welche nahezu
den doppelten Durchmesser des Epi-
zjkels oder das Doppelte der Ex-
zeutrizität (5EA = 20p38') beträgt,
bleibt stets dieselbe, weil nur
Positionen des Mondes zueinander
in Vergleich gestellt werden, bei de-
nen er dieselbe Entfernung vom Apo-
gäum des Epizykels und denselben Zenitabstand hat. Die Lage
des Punktes c nickt nuf diesem Halbmesser von a nach b zu in
dem Verhältnis, in welchem sich der Epizykelmittelpunkt iüf dem
Perigeum P des Exzenters nähert, liegt demnach bei dem durch-
geführten Beispiel der Parallaxenberechnung nahezu in der Mitte
zwischen a un i 6, weil 8= 'Yg^ war. Die Strecke ab ist daher
sozusagen die Skala, welche in die Sechzigstel der neunten Spalte
eingeteilt zu denken ist, um welche Punkt c von vier zu vier Graden
des Exzenters dem Punkte b näherrückt.
40) S H26. Die Zerlegung der gefundenen Höhenparallaxe A H
in ihre Komponenten, d.i. in die Längenparallaxe 0H und die
B reite nparallaxe A0, wird auf
folgendem Wege erzielt. Der
Winkeltabelle für das Zeichen der
Fische >S 125) entnehmen wir
aus der vierten Spalte den zur
2*«^" Stunde gesetzten westlichen
Winkel EBA, welcher von dem
Höhenkreis EB im Anfang der
Fische mit der Ekliptik gebildet
wird: derselbe beträgt (rund) 40". ,^~Ji^
Hierzu ist wieder zu bemerken,
daß dieser Höhenkreis keineswegs identisch ist mit dem Höhen-
kreis EZ, auf welchem der Mond steht. Einzigder von letzterem
Höhenkreis mit der Ekliptik gebildete Winkel EZ B ist als Gegen-
446 Anhang.
Winkel gleich dem /. AH0 des rechtwinkligen Parallaxeudreiecks
A0H, während der durch die Tabelle gegebene Winkel EBA dem-
selben nur annähernd gleich sein kann. Daher bedarf das Ver-
fahren der weiterhin (S. 330 ff.) von Ptolemäus dargelegten kom-
plizierten Korrektion.
Von den vier Winkeln, welche um den Schnittpunkt B herum-
liegen, ist allgemein (S. 102,7) der maßgebende der nördlich der
Ekliptik nach Osten zu gelegene Winkel. An der dem Stande des
Mondes zwei Stunden westlich des Meridians entsprechend ge-
zeichneten Figur ist es der spitze Winkel EBA der beiden nörd-
lich der Ekliptik liegenden Nebenwinkel. Es ist klar, daß in allen
Fällen nur der kleinere Winkel (vgl. S.326,io) in Frage kommen
kann, weil er dem spitzen Winkel eines rechtwinkligen Dreiecks
(wenigstens annähernd) gleich sein soll.
Die Berechnung der Katheten A0 und 0H geht nach den Sehnen-
tafeln (vgl. Anra. 9) in der üblichen Weise vor sich. Unter der
vorläufigen Annahme, daß /,EBA = ^AH0,i8t auch
/, AH0 = 4O« wie 4B = ^60\
= 80» wie<3i^ = 360°;
folglich { 60hIioo°} wie©A0H = 36OO,
Unter der bei so kleinen Größen gerechtfertigten Voraussetzung,
daß die Bogen des um das Parallaxendreieck gezogenen Kreises
ganz unbeträchtlich verschieden seien von den sie unterspannen-
den Sehnen, gelangt man zunächst zu der Annahme, daß die Brei-
tenparallaxe zur Längenparallaxe sich verhalte wie die ersterer
entsprechende Sehne zu der letzterer entsprechenden. Um aber
ihre Größen aus dem gefundenen Betrag der Höhenparallaxe ab-
zuleiten, bedarf es der von Ptolemäus stillschweigend ge-
machten weiteren Annahme, daß die beiden Parallaxen sich auch
zur Höhenparallaxe verhalten wie die Katheten des Parallaxen-
dreiecks zur Hypotenuse, daß also
,60H:&AH=fc0H:ÄAH,
bAe:bAH = JcAQ:hAH.
Setzt man nun den für die Höhenparallaxe AH mit (rund) 1^9'
gefundenen Wert und für die Dreieckseiten die den Sehnentafeln
entnommenen Beträge ein, so erhält man
,bQH: 1''9' = 91P55': 120p,
6A0:1"9' = 77P8': 120p,
12ÜP
Anhang.
447
Da ^ EBA kleiner als 90° ist, so wirkt die Längenparallaxe
(BK = 0H) westwärts (S. 327,2i), d.i. gegen die Richtung der
Zeichen, so daß der scheinbare Ort des Mondes in Länge nicht
identisch ist mit dem genauen Ort in X 0° (B), sondern (53' rück-
wärts) in «t 29° 7' (K) liegt. Die südwärts wirkende Breitenparallaxe
wird die an der Figur nördlich angesetzte wahre Breite des Mondes
vermindern, so daß diescheinbare Breite (HK = OB) um '^|^'^
kleiner wird als die wahre oder geozentrische (AB).
41) S. 334. Die Unklarheit des Ausdrucks spricht ebenso wie
der mangelnde Zusammenhang dafür, daß hier ein in den Text
eingedrungenes Scholion vorliegt. Der erste Teil wird durch fol-
gende Erörterung einigermaßen verständlich. Wenn der Mond
in seiner kleinsten Entfernung eine nördliche Breite von 5° hat,
so daß sein Zenitabstand beispielshalber für Alexandria (S. 299,4)
rund 2° ausmacht, so beträgt seine Parallaxe bei diesem Zenit-
abstand für die vierte Entfernungsgrenze, d. i. in Erdnähe, nach
der Parallaxentafel 0° 3' 50". Hat er aber keine Breite, so beträgt
sie bei 7° Zenitabstand gleichfalls in Erdnähe 0°13' 15". Der Unter-
schied beträgt demnach nur mitVernachlässigung derSekunden 10'.
Eine verständliche Interpretation des zweiten Teils kann nur
lauten: wenn der Mond in der Konjunktion nördlich eines Kno-
tens eine wahre Breite von lVj° hat, so wird eine Berührung des
Sonnenrandes nur dann möglich sein, wenn die Breitenparallaxe
des Mondes mindestens ebensoviel beträgt. Die Bemerkung „so
etwas trifft aber selten zusammen'' ist so oberflächlich und nichts-
sagend, daß sie mit der Gründlichkeit, mit welcher Ptolemäus
(S. 36H-72) diesen Fall erörtert, unvereinbar erscheint.
42) S. 342. Es soll z. B. nach den Syzygietabellen festgestellt
werden, an welchem Tage und zu welcher Stunde im lO*®'* Monat
des 17'^®'» Jahres Hadrians, d. i. imPayni (Mai 133 n. Chr.), der ge-
naue Vollmond eingetreten ist (vgl. S. 228,io). Es ist das
880*^ Jahr seit Nabonassar (s. Anm. 30).
Zur Bestimmung der mittleren Vollmondsyzygie liefert die
Tabelle der Vollmonde, die Jahrestabelle und die Monatstabelle
folgende zu summierende Posten:
876
Payni
8*20' 64"
16*31'47"
265*46' 31"
69"45'36"
15°19'11"
261°57'27"
233°43'26"
210°50' 7"
232°21' 1"
255°26'22"
93°31'47"
276° 2' 7"
290*39' 12"
-270*
337° 2' 14"
-1- 5°30'
676° 54' 34"
-360°
625° O'IG"
-360°
20*39' 12"
342°32'14"
330°
316°54'34"
265° 0'16"
M 12°32'
448 Anhang.
Verwandeln wir 0^39' 12" in Äquinoktialstunden , so erhalten
wir den Eintritt der mittleren Vollmondsyzygie mit 15»H1™
nach dem Mittag des 20. Payni. Weiter geben obige Zahlen fol-
gende Grundlagen der Berechnung an die Hand. Nach ihnen ist
der mittlere Ort der Sonne 8 12« 32'
die Entfernung vom Apogeum 33 T'^ 2'
die dort eintretende Anomaliedifferenz -f ö" ^^'
folglich der genaue Ort der Sonne ^ 13^26'
der mittlere Ort des Mondes iH. 12» 32'
die Entfernung vom Apogeum des Epizykels 3160 54'
die dort eintretende Anomaliedifferenz -f 3<> 4'
folglich der genaue Ort des Mondes ii], 15° 36'
der genaue Ort des Schattenzentrums iH. 13*^26'
die genaue östliche Elongation vom Schattenzentram 2<'10'
die Entfernung vom nördlichen Grenzpunkt 265° 0'.
Zunächst ist der Überschuß an Stunden, welcher aus der Sum-
mierung gleichförmiger Sonnentage hervorgegangen ist, der er-
forderlichen Korrektion zu unterziehen, indem man das Intervall
der gleichförmigen Sonnentage der zurückliegenden Ekliptik-
hälfte mit dem entsprechenden Intervall bürgerlicher Tage in
Vergleich stellt, d. h. indem man die gleichförmigen Sonnentage
in bürgerliche Tage (nach Anm. 26) umrechnet. Das gleichförmige
Intervall zwischen den mittleren Sonnenörtern ( n], 12^32' bis
^ 12032') beträgt 180®, das ungleichförmige zwischen den ge-
nauen Sonnenörtern (in. 1-^032' -0057'=) 11]. 11035' bis ^^13026' be-
trägt I8I051'. Letzteres Int ervall geht nach der Tabelle fürSphaera
recta (S. 94) genau mit ebensoviel Äquatorgraden durch den Meri-
dian, verursacht also gegen das gleichförmige Intervall die kleine
Differenz von 105I', d. h. ein Voraussein der ungleichförmigen
Sonne vor der mittleren von 7™ 24 ^ . Folglich hat nach der wahren
Sonnenzeit der Eintritt der mittleren Syzygie 15^*41"^-}- 7™ 24« =
15«*48"24« nach dem Mittag des 20. Payni stattgefunden.
Um die Stelle der genauen Syzygie aus der oben festgestell-
ten genauen östlichen Klongation von 20 10' zu ermitteln, welche
der Mond zu diesem Zeitpunkt der mittleren Syzygie, d. i.
3h 48m 248 fjfiji hatte, ist zu berücksichtigen, daß auch das Schatten-
zentrum in der zwischen genauer und mittlerer Syzygie verstri-
chenen Zeit seinen Ort ostwärts verlegt hatte. Daß die Weiter-
bewegung der Sonne, bzw. des Schattenzentrums, y,2 der Strecke
20 10' des Mondlaufs, also 10' 50" (rund 11') ausmacht, ist aus-
führlich (S. 355,28) erklärt. Hieraus ergibt sich für die Zeit der
genauen Syzygie der genaue Ort der Sonne Qo 11' rückwärts von
8 13''26' mit « 130 15' (S 228,u), der genaue Ortdes Mondes, und
somit die Stelle der genauen Syzygie, 20 21' rückwärts von
i»l 15036' mit IT], 13015', also der Sonne diametral gegenüber. Um
Anhang. 449
zweitens die Zeit der genauen Syzygie festzustellen, bedarf es
zunächst der Ermittelung der ungleichförmigen stündlichen
Bewegung des Mondes. Sie beträgt bei der Entfernung 317'' vom
Apogeum desEpizykels (s. Anm. 43) 30' 45", so daß auf die Zurück-
legung der Strecke 2^21' 4''*35"» entfallen. Folglich hat der Ein-
tritt der genauen Syzygiel5«*48™24«—4«t35'»=lli' 13"»24« abends,
d. i. nur 1™36" vor der 11*^15™ eingetretenen Mitte der Finsternis
(S. 228,18) stattgefunden. Daß diese Zwischenzeit genügend be-
messen ist, wird in der Anm. 49 a. E erörtert.
Endlich erhält man den genauen Ort des Mondes in Breite
mit 2650 -f 304' -20 21' = 2650 43' Entfernung vom nördlichen
Grenzpunkt, also mit nur 4° 17' vor dem aufsteigenden Knoten,
wozu die 7*« Spalte der Gesamtanomalie des Mondes die südliche
Breite 00 22' gibt.
Die Berechnung der Dauer und der Größe der unter diesen
Umständen eintretenden Mondfinsternis wirdinder Anm. 50 durch-
geführt.
43) S. 348. Soll die größte stündliche Bewegung in Länge, d. i.
diejenige, welche der Mond in der Erdnähe hat, festgestellt werden,
so berechnet man die im Perigeum des Epizykels auf einen Grad
entfallende Bewegung in Anomalie. Zwischen 180^ und 177" be-
trägt nach der Tabelle die Anomaliedifferenz (S. 245) 0^18', so
daß auf einen Grad 0°6' kommen. Da auf dem erdnahen Halb-
kreis des Epizykels, d. i. in den Graden, die in den Zeilen unter-
halb des Maximums 5^1' stehen, die Bewegung in Anomalie in
derselben Richtung vor sich geht wie die Bewegung in Länge,
mithin die letztere vergrößert, so sind die auf einen Grad ent-
fallenden 6 Sechzigstel '(== Yj^) von der mittleren stündlichen Be-
wegung in Anomalie zu nehmen und zu der mittleren Bewegung
in Länge zu addieren. Dadurch, daß man V^^j x 32'40" = 3'16"
zu 32' 56" hinzufügt, erhält man demnach für die Erdnähe
die größte stündliche Bewegung in Länge mit 36' 12".
Weil dagegen auf dem erdfernen Halbkreis des Epizykels, d. i.
in den Graden, welche in den Zeilen oberhalb des Maximums ftoj'
stehen, die Bewegung in Anomalie der Bewegung in Länge ent-
gegengesetzt verläuft, mithin letztere vermindert, so sind,
wenn der Mond im Apogeum des Epizykels steht, wo auf einen
Grad nur 0°5' Bewegung in Anomalie entfallen, %q oder y^g der
stündlichen mittleren Bewegung in Anomalie, d.s. 2' 44" von
32' 56" zu subtrahieren, so daß man die größte stündliche Bewe-
gung in Länge, welche der Mond in der Erdferne hat, mit 30' 12"
erhält.
Nach derselben Vorschrift wird sich die stündliche ungleich-
formige Bewegung für jede beliebige Entfernung vom Apogeum
des Epizykels ermitteln lassen. So beträgt z. B. bei der Entfer-
nung von 66** der Unterschied der auf die Gradzahlen 66 bis 72
PtolemäuB, tiberi. V. Manitius. I. OQ
450 Anhang.
entfallenden Anomaliedifferenzen (4''38'— 4*'24' =) 14', so daß auf
einen Grad 273' kommen. Nimmt man diese 2y, Sechzigste}
(= '*%6oo ®^®^ Viso) "^o" ^^^ stündlichen mittleren Bewegung in
Auomalie, d. i. von 32' 40", und subtrahiert das Produkt 1' 16" von
der stündlichen mittleren Bewegung in Länge, d. i. von 32' 56",
so erhält man die stündliche ungleichförmige Bewegung bei 66**
Entfernung vom Apogeum mit 31' 40".
44) S. 351. Diese Behauptung ist nicht richtig. Zwei auf dem-
selben Meridian liegende Orte haben dieselbe Ortszeit, d. h. die
Sonne kulminiert für beide gleichzeitig, aber Aufgang und
Untergang findet nicht zu gleichen Zeiten statt; denn die Dauer
des Lichttages ist für den nördlicher gelegenen Ort länger. Folg-
lich ist auch die Länge der bürgerlichen Stunde für ein und den-
selben Tag an beiden Orten verschieden. So beträgt am 27. Januar
die bürgerliche Nachtstunde für Rhodus (Anm. 17,i) 69'° 49 «20*,
d. 8. rund 70", während sich für Ägypten (nach Anm. 17,2) die
Länge derselben mit 73™ 36*' berechnen läßt.
Die Bestimmung von Anfang bis Mitte der Finsternis nach
Äquinoktialstunden vor Mitternacht trifft natürlich für beide Orte
zu, ist aber mit einer halben Stunde (9'» 40™ bis 10^' 10™) ganz un-
zureichend gegeben. Die halbe Dauer einer dreizölligen Mond-
finsternis beträgt bei Erdnähe des Mondes, die (s. S. 351,26) hier
vorliegt, nach der vierten Spalte der zweiten Tabelle 32' 20" ; zählt
man hierzu y^ =2' 41" für die Weiterbewegung des Schatten-
zentrums, so legt der Mond die Strecke 35' mit der stündlichen
ungleichförmigen Bewegung von 36' 12" (s. Anm. 43) in ^Ygg*" oder
58 % ™ zurück. Rechnet man rund 60™, d. i. die ganze Dauer 2 Stun-
den, so mußte die Mitte auf 10^40™ fallen. An der Richtig-
keit der Überlieferung ist jedoch nicht zu zweifeln; denn
aus der Stundenzahl lOYg, welche (S. 351, 20) die Angabe der
Zwischenzeit schließt, geht hervor, daß die unzureichende
Ansetzung der halben Dauer dem Ptolemäus selbst zuzuschrei-
ben ist.
45) S. 355. Zu dem Verhältnis 11 Yg : 1, welches die Entfernung
des Mondes vom Knoten zu seiner Breite hat, führt folgende ein-
fache Berechnung. Es sei AB eine Strecke der Ekliptik. TB eine
Strecke der die Ekliptik in Punkt
B unter einem Winkel von 5"
schneidenden Mondbahn, TA die
Normale zur Ekliptik, d. i. die
Breite des in f stehenden Mondes.
'^ Die Kathete PA des rechtwinkli-
gen Dreiecks TAB entnimmt man den Sehnentafeln zudem ver-
doppelten Winkel PBA mit 10i'27'32". Man erhält demnach
zwischen f B, d. i. der Entfernung des Mondes vom Knoten, und
TA, d i. der Breite, das Verhältnis
Anhang.
451
TB : TA = 120P : 10P27' = 7200' : 627'
= ll»<>y6„ :1 oder 11,483:1.
Es stellt sich demnach llVg als ein nach oben abgerundeter
Wert heraus.
46) S. 356. Es sei auch für die Sonne die Bewegung auf einem
Epizykel angenommen. Wenn der genaue Ort der Sonne das
Maximum der positiven Anomalie differenz (l. GES = -\-2^2^')
zeigt, der genaue Ort des Mondes {M^) dagegen das Maximum der
negativen (/, GEM^= — b^ 1'), dann werden die beiden Lichtkörper
zur Zeit der mittlerenSyzygie noch um die Summe der beiden
Anomaliedifferenzen, d.i. um den /, M^ES
= 7**24' voneinander entfernt sein, während
die mittleren Örter, d. s. die Mittelpunkte
der beiden Epizykel, in der Richtung der
durch den Mittelpunkt des Mondepizykels
gehenden Leitlinie EG liegen, die nörd-
lich des Knotens über, südlich des Kno-
tens unter dem Sonnenepizykel um den
Betrag der jeweiligen Breite des Mondes
hinweggeht. Die genaue Syzygie, bei
welcher die Lichtkörper in der Richtung
der in der Einholungszeit um 37' (s. S. 356,2)
weiter vorgerückten Geraden ES stehen,
wird erst eintreten, nachdem der Epizykel
denMond um den i, M'EM^= 1^2^' -f 37'
auf dem schiefen Kreise weitergetragen hat. Der Ort der genauen
Syzygie wird dann um den /, GES=2°2S' -]-ST, d.i. um S^ Längein
der Ekliptik über den Ort der mittleren Syzygie hinausliegen. Die
um denselben Winkel auf dem schiefen Kreise vor sich gegangene
Bewegung wird nun auch die nördliche oder südliche Breite des
Mondes entsprechend beeinflußt haben.
47) S. 364. Eine Erklärung dieser Stelle ist nur möglich, wenn
man die Breite 0*^45' auf den Endpunkt des Mondlaufs von
159** 5' bezieht, nicht aber, wie es der Wortlaut des griechischen
Textes fordert, auf den Endpunkt {Ä') des finsternisfreien Bogens
(CDA') von (1800 - 12» 24' =) 1670 36',
dessen Breite ja mit 0"32' 20" (S. 363,24)
feststeht. Daß die Herstellung dieses
Bezugs durch Einschiebung von „letz-
terer" gerechtfertigt ist, lehrt nicht nur
der Vergleich mit der Parallelstelle
(S. 367,2), die keinen Zweifel hinsichtlich
der Zugehörigkeit der Breitenangabe
zuläßt, sondern auch folgende Betrachtung. Es habe der Mond an
der Finsternisgrenze C, d. i. 2700-f- 6^12' von dem nördlich des Peri-
Q^np5''
29'
452
Anhang.
geums / ö^'SO' anzunehmenden Grenzpunkt entfernt, noch eine
Sonnenfinsternis verursacht. Zähltman hierzu die 159*^ 5' des Mond-
laufs, so erhält man nach Abzug eines ganzen Kreises am Ende
der vor der Finsternisgrenze ^'ablaufenden Strecke des Mond-
laufs die Entfernung Ib^lT vom nördlichen Grenzpunkt, für welche
die 7*« Spalte der Tabelle der Gesamtanomalie des Mondes (S. 286)
die nördliche Breite (als Mittel zwischen l^'SS' und l'^3') mitl<*18'
gibt. Dieser Betrag ist mithin genau um 0^45' größer als die
Breite des 8" 31' weiter vorwärts liegenden Endpunktes (A') des
finsternisfreien Bogens (CDA') von (159^ö'-f 8"31'=) 167036',
die, wie oben bemerkt, 0"32'20'' oder rund 33' beträgt.
48) S. 367. Aus der Figur S. 366 war zunächst ersichtlich ge-
worden, daß, wenn der nördliche Grenzpunkt des schiefen Kreises
nördlich desApogeumsTTö'' liegt, der
Mondlauf von 208^47' südlich der Kno-
tenlinie beginnend,auch wieder südlich
derselben endigen muß, wo eineParallaxe
den Mond von der Sonne abrückt. Die
Möglichkeit einerFinsternis ist daher nur
geboten, wenn der nördliche Grenzpunkt
nördlich des Perigeums /ö" angenom-
men wird. Die nördliche Breite am
Ende des Mondlaufs ergibt sich folgen-
dermaßen. Es habe der Mond an der
Finstemisgrenze A\ d. i. (90<* — 6° 12' =)
83*^48' von dem nördlichen Grenzpunkt
J) entfernt, noch eine Sonnenfinsternis verursacht. Zählt mau
hierzu die 2080 47' des Mondlaufs, so erhält man 2920 35' (= 270° -f
22035) Entfernung vom nördlichen Grenzpunkt, d.h. der Mond
stand am Ende seiner über C hinausfallenden Laufstrecke wieder
22035' nördlich des aufsteigenden Knotens. Nach der 7**=» Spalte
der Tabelle der Gesamtanomalie erhält man die nördliche Breite
zu 292°35' mit 1"57'. Sie beträgt somit l0 25' mehr als 32', was
(diesmal nach unten abgerundet) die Breite des Endpunktes {C )
des zwischen den Fin-
sternisgrenzen A' und
C liegenden Bogens
(^'1^0') von 192^24' ist.
49) S. 378 Aus bei-
stehenden Figuren ist
deutlich zu erkennen,
daß vor einem Knoten
erst die genaue Syzy-
gie (BC) und dann die
M.iite {BD) der Finsternis eintritt, nach Passierung des Knotens
aber erst die Mitte (BD) und dann die Syzygie (BG), nachdem
Anhang.
453
bei der zentralen Finster-
nis im Knoten selbst
Syzygie und Mitte
gleichzeitig eingetre-
ten sind. Denn die
Strecke CD wird immer
kleiner, je mehr sich der
Mond dem Knoten nä-
hert, wo sie gleich Null
wird, um mit der Entfernung vom Knoten wieder entsprechend
größer zu werden.
Da Ptolemäus (S. 378,35) nachweist, daß bei 12*" Entfernung
vom Knoten und 1* Breite auf die Strecke CD nur 2' entfallen,
so wird man annehmen können, daß, wenn es sich (Anm. 42 a.E.)
um wenig mehr als ein Drittel jener Abstände (4 •'IT' vor dem auf-
steigenden Knoten und 0"22' südliche Breite) handelt, die Strecke
CD auch nur wenig mehr als y^' ausmacht. Daher kann die
(Anm. 42 gefundene) Zwischenzeit von 1™36« zwischen Syzygie
und Finsternis mitte zur Zurücklegung einer so kleinen Strecke
als ausreichend gelten. Denn bei der dort festgestellten stünd-
lichen ungleichförmigen Bewegung von 30' 45" legt der Mond V
in 1™57«, also ^/g' in l'°18« zurück.
50) S. 392. Es sei die Größe und die Dauer der Mondfinsternis
zu berechnen, deren Mitte am 20. Payni des 17*«"^ Jahres Hadriana
11*» 15"^ abends (S. 228,13) von Ptolemäus in Alexandria beobachtet
worden ist.
Die Zeit der mittleren Syzygie ist (Anm. 42) mit 15«* 48«» 25^
nach dem Mittag des 20. Payni festgestellt worden. Die für diese
Stunde nach den Tabellen festgestellte Zahl der Anomalie betrug
317, die Zahl der Breite vom nördlichen Grenzpunkt ab 265 ; die
bei 317® Entfernung vom Apogeum des Epizykels eintretende
Anomaliedifferenz war -|- 3''4'. Nun soll zuerst mit der Zahl der
Breite „nach Anbringung der Anomaliedifferenz" in die Finsternis-
tabellen eingegangen werden.^ Da die Argumentzahlen dieser
Tabellen die scheinbaren Örter des Mondes im Moment der
genauen Syzygie enthalten, so ist nicht bloß die Hinzufügung
von 3*'4' vorzunehmen, sondern es muß auch die 2° 21' betragende
östliche Elongation des Mondes vom Schattenzentrum auf dem
schiefen Kreise des Mondes rückgängig gemacht, d. h. abgezogen
werden, wodurch man den genauen Ort des Mondes vom nörd-
lichen Grenzpunkt ab zur Zeit der Finsternismitte mit 265*43'
(d.i.265<'-j-3«4'-2°2lO erhält.
Die zu dieser Zahl der Breite in der dritten und der vierten
Spalte stehenden Zolle und Laufstrecken notiert man sich zur
Feststellung der Differenzen sowohl aus der ersten Tabelle für
die Erdferne als auch aus der zweiten Tabelle für die Erdnähe
454
Anbau«?.
des Mondes. Da die gegebene Zabl der Breite obne wesentlicben
Febler der Argnmentzabl 265*^44' der zweiten und der Argument-
zabl 265*^42' der ersten Tabelle gleicbkommt, so entnimmt man
aus der
2^«"» Tabelle: 14 Zoll | 42'15" | 17' 17"
1*«« Tabelle: 13 Zoll | 40'35" | 11' 9"
Differenzen: 1 Zoll | 1'40" | 6' 8".
Hierauf geht man mit der Zahl 317 der Anomalie in die Kor-
rektionstabelle ein und nimmt die dort sich ergebenden '/g^, von
diesen Differenzen, um sie zu den aus der ersten Tabelle entnom-
menen kleineren Beträgen zu addieren. Die Rechnung ergibt
13760 Zoll I 40'35"+12" I 11' 9" -1-43".
Als Gesamtsumme der halben Dauer erhält man demnach 52' 39".
Addiert man zu diesen Sechzigsteln y^^ davon für die Weiter-
bewegung des Schattenzentrums, so beträgt die Laufstrecke, welche
der Mond in der Zeit der halben Dauer, d. i. von der erstmaligen
Berührung des Schattenkreises bis zur Mitte der Totalität zu
durchlaufen hat, in Summa (52'39"-j- 4'23"=) 57'2". Diese
Strecke wird er bei der stündlichen ungleichförmigen Bewegung
von 30' 45" (Anm. 42 a. E.) in l^^öl*" zurückgelegt haben.
Setzt man die Mitte der Finsternis, weil sie vor einem Knoten
(Anm. 49) stattfindet, mit rund ll^lö"" an, d.i. um 1™36^ später
als der Eintritt der genauen VoUmondsyzygie (Anm. 42 a. E.) er-
folgt, so ergibt sich für den Anfang der Finsternis (11'* 15™ —
I8t5im=)9h24m abends, und für das Ende (llbl5'^-f l«t51™=)
1^6™ nachts.
51) S. 411. Bequemer als aus der Kreisfigur entnimmt man
die Auf- und üntergangsweiten der Ekliptikzeichen aus der kleinen
dreizeiligen Tabelle, welche in Verbindung mit einem Scholion
im Yaticanus 1594 saec. IX enthalten ist, Sie ist sozusagen ein
Exzerpt aus der Kreis figur behufs übersichtlicherer Grup-
pierung der Auf- und Untergangsweiten.
Sk
Meroe
Soene
U. äg. Ebodiis Hellesp
. Pontus
Bor.
Y
1 nx
30
12° 10'
12046'
130 33' 140 29' j 150 32'
160 38'
17047'
1 >r^
60
210 26'
22032'
23053' 25039' 27« 38'
29042'
310 56'
i ^ ■
90
24057'
260 15'
27057' |30o 0' 1 320 22'
34053'
370 38'
0
Die Spalten der sieben Klimata mit den Auf- und Untergangs-
weiten werden flankiert von je einer Spalte mit den Ekliptik-
zeichen. Die über diesen beiden Spalten stehenden Zeichen,
einerseits die Scheren, anderseits der Widder, markieren sozu-
sagen den Äquator, indem ihre ersten Grade im Ostpunkt auf-
und im Westpunkt untergehen. Die linke Spalte enthält die süd -
lieh, die rechte Spalte die nördlich des Äquators auf- und
Anhang. 455
untergehenden Zeichen. Daß es sich auch bei diesen Zeichen, wie
bei den Scheren und bei dem Widder, um ihre Anfänge, d. i. um
die ersten Grade handelt, wird durch die Zahlen der zweiten Spalte
angezeigt. Der 30 Ekliptikgrade südlich vom Herbstpunkt ent-
fernte Anfang des Skorpions geht z.B. für Rhodus mit derselben
südlichen Weite von 14*^29' auf, mit welcher der gleich weit süd-
lich vom Frühlingspunkt entfernte Anfang der Fische untergeht,
und umgekehrt : der Anfang der Fische geht mit derselben Weite
auf, mit welcher der Anfang des Skorpions untergeht. Der 60'*
vom Herbstpunkt entfernte Anfang des Schützen geht mit 25'* 39'
südlicher Weite auf, mit welcher der ebensoweit vom Frühlings-
punkt entfernte Anfang des Wassermanns untergeht, und um-
gekehrt. Das Zeichen des Steinbocks, dessen Anfang sowohl
vom Herbstpunkt wie vom Frühlingspunkt 90° entfernt ist, geht
mit 30^* südlicher Weite auf und auch wieder unter. Entsprechende
Bedeutung haben die Zahlen 30, 60 und 90 natürlich auch für
die nördlich des Äquators auf- und untergehenden Zeichen der
letzten Spalte.
52) S. 413. Es sollen für die Anm. 50 behandelte Mondfinster-
nis die Punkte des Horizonts bestimmt werden, nach welchen die
durch Mond- und Schattenzentrum gehende Linie am Anfang
der beiden ersten Phasen der Verfinsterung (E und A) und am
Ende der beiden letzten (A'undE') des Austritts gerichtet war.
Hierbei genügt die von Ptolemäus empfohlene ganz allgemeine
Schätzung, bei welcher mit abgerundeten Zahlen gerechnet werden
kann. Zur Vermeidung der Anm. 17 erläuterten umständlichen
Berechnungen der kulminierenden und auf- oder untergehenden
Ekliptikgrade stelle man den Globus auf die Polhöhe vonUnter-
ägypten"^) (30° 22') ein und erziele die maßgebenden Punkte der
Ekliptik durch entsprechende Drehung des Globus.
Setzt man, um runde Zeitangaben für die Dauer der Phasen
zu erhalten, die 3**46™ dauernde 13,1 zöllige Finsternis von 9'^ 25™
abends bis IhU»" nachts an, so fällt die Mitte auf llhis«^. Bei
der stündlichen ungleichförmigen Bewegung des Mondes von
30'45" (Anm. 50 a. E.) beträgt die ganze Dauer der Totalität
2xll'50" = 23'40", die der Mond in 46™ zurücklegt; sie ver-
läuft demnach von 10^55™ bis ll'»41™. Hiermit ist zugleich die
Dauer des Verlaufs der beiden äußeren Phasen (E und E') mit je
1«*30™, sowie die Uhrzeit von Anfang und Ende der beiden inne-
ren Phasen (A und A') festgestellt.
a) Die Polhöhe von Alexandria beträgt 30° 58' (S. 29p,8); da
aber eine Tafel der Aufgänge nur für das Unterland von Ägypten
(S. 95) vorliegt, so ist diese Polhöhe gewählt worden, damit die
kulminierenden und auf- oder untergehenden Grade auch nach
dieser Tafel berechnet werden können.
456 Anhang.
Da um Mitteniaoht der dem genauen Sonnenort M 15^ diametral
gegenüberliegende 15. Grad des Skorpions kulminieren mußte, so
kulminierte bei Beginn der Finsternis um 9^25"», d.i. 2^*35'"
vorher (39° des Äquators zurückgedreht) <sh l^^ während ^ 20^
mit einer südlichen Weite aufging, die man der kleinen Tabelle
der Auf- und Untergangsweiten aus der Spalte für ünterägypten
(übereinstimmend mit der Horizonteinteilung des Globus) mit
rund 26** entnimmt. Da die Finsternis über ISzöllig war, so geht
man nun mit 13 in die Tabelle der Positionswinkel ein, um der
dritten Spalte für die erste Phase der Verfinsterung diesen Winkel
(als Mittel zwischen 23'* 28' und 20<*36') mit 22° zu entnehmen.
Einen Bogen von dieser Größe hat man (nach Fall IIB 3 S.413,2i)
weil die Finsternis südlich der Ekliptik verlief, von dem Auf-
gangsschnittpunkt y^20° ab, dessen südliche Weite mit 26*
gefunden war, auf dem Horizont nach Norden zu abzutragen.
Auf diese Weise gelangt man durch die Diiferenz 26*' — 22** zu
dem noch 4** südlich des Ostpunktes liegenden Punkt, in welchem
bei Beginn der Finsternis 9^ 25™ die vom Zentrum (E) des Mondes
durch den Mittelpunkt (A) des Schattens gehende Linie als über
den Scheitel (A) verlängerter Schenkel des derzeitigen
Positionswinkels (BAE) den Horizont traf. Daß der in diesem
Punkt gebildete Winkel — im vorliegenden Fall als innerer
Wechselwinkel zum Scheitelwinkel — dem der Tabelle entnomme-
nenPositionswinkel annähernd gleich ist, geht aus derdurch-
gehends zugrunde gelegten Annahme (353,22) hervor, daß bei der
höchstens 2° betragenden Strecke, welche bei Finsternissen in
Betracht kommt, dieses Stück der Mondbahn sowohl zur Ekliptik
als zum Horizont parallel verlaufe.
Bei Eintritt der letzten Phase der Verfinsterung (A). d. i. bei Be-
ginn der Totalität um 10'» 55"^, kulminierte 1^*30"» später (22 Vg"
des Äquators vorwärts gedreht) sl 28'^, wozu man G 9° als unter-
gehenden Grad mit der nördlichen Weite 27° erhält. Da für diese
Phase der Positionswinkel aus der vierten Spalte der Tabelle (als
Mittel zwischen 63° 37' und 52° 24') mit 58° entnommen wird, so
hat man einen Bogen von dieser Größe (nach Fall II Bl'' S.413,io)
südlich von dem Untergangsschnittpunkt 0 9" ausabzu-
tragen, wodurch man auf (58°— 27°=) 31° südlich des Westpunk-
tes stößt, wo die aus dem Mittelpunkt (A) des Schattens durch
das Zentrum (A) des Mondes gezogene Linie als Schenkel des
Positionswinkels (BAA) um 10^55"» den Horizont traf.
Am Ende der ersten Phase des Austritts (A'), d. i. am Ende
der Totalität um lli'41"', kulminierte 46™ später (11 Vg" des Äqua-
tors vorwärts gedreht) 'U 11° und war aufgehender Grad 5' 22°
mit der südlichen Weite 26". Da der Positionswinkel wieder 58°
beträgt, so wird ein von dieser Größe (nach Fall II B 2»> S. 413,2o)
südlich von dem Aufgangsschnittpunkt 5' 22° aus abge-
Anhang. , 457
tragener Bogen (58° -f 26° =) 84*^ südlich des Ostpunktes enden,
wo die aus dem Mittelpunkt (A) des Schattens durch das Zentrum
(A') des Mondes gehende Linie als Schenkel des Positions-
winkels (B'AA') um 11'^ 41'» den Horizont traf.
Am Ende der letzten Phase des Austritts (E'), d. i. am Ende
der ganzen Finsternis um 1»^ 11% kulminierte 1«*30™ später (22 7«°
des Äquators vorwärts gedreht) / 2°, wozu man als untergehenden
Grad 9 15° mit 19° nördlicher Weite erhält. Da der Positions-
winkel wieder 22° beträgt, so endet ein von dieser Größe (nach
Fall II B4 S. 413,23) nach Norden von dem Untergangs-
schnittpunkt Q 15° abgetragener Bogen (19^ -|- 22°=) 41° nörd-
lich des Westpunktes, wo die aus dem Zentrum (E') des Mondes
durch den Mittelpunkt (A) des Schattens gehende Linie als über
den Scheitel (A) verlängerter Schenkel des Positionswin-
kels (B' A E') um l'Ul'" den Horizont schnitt.
Faßt man die Bewegung der Schnittpunkte während des ganzen
Verlaufs der Finsternis ins Auge, d. h. während der Zeit von 3 y^ Stun-
den, in welcher das
Phänomen infolge
der täglichen Bewe-
gung 57 Äquator-
grade am Himmel
von Ost über Süd
nach West zurück-
legt, so wandert in-
folge der etwa 2° be-
tragenden Recht-
läufigkeit des Mon- 3^ ^l^^örd
des (von West nach
Ost) der bei Eintritt der ersten Phase (E) 4° südlich des Ost-
punktes*) von dem Schenkel des Scheitelwinkels erzeugte
Schnittpunkt im nördlichen Horizont von Ost über Nord nach
West (von 3 bis 4 an der Fig.) bis zu der Stelle, wo 41° nördlich
des Westpunktes der von demselben Schenkel erzeugte Schnitt-
punkt das Ende (E') der Finsternis markiert. Dagegen bewegt
sich der bei Eintritt der Totalität (A) 31° südlich des Westpunktes
von dem Schenkel desPositionswinkels gebildete Schnittpunkt
in 46™ im südlichen Horizont von West über Süd nach Ost (von
1** bis 2^ an der Fig.) bis zu der Stelle, wo am Ende der Totalität
(A') der von demselben Schenkel 84° südlich des Ostpunktes er-
zeugte Schnittpunkt eintritt.
a) An der Figur liegt der zuerst erzeugte Schnittpunkt nörd-
lich des Ostpunktes bei 3, der zuletzt erzeugte, wie bei dem Phä-
nomen, nördlich des Westpunktes in 4.
458
Anhang.
Bei einer nördlich der Ekliptik verlaufenden Finsternis schlägt
die Wanderung der Richtpunkte den entgegengesetzten Weg
ein: der am Anfang
S ^^^'{^ ^4 (E) der Finsternis
von dem Schenkel
desScheitelwin-
kels erzeugte
Schnittpunkt wan-
dert im südlichen
Horizont von Ost
über Süd nach West
(von 3 bis 4 an der
Fig.), während sich
der am Anfang (A)
der Totalität von dem Schenkel des Positionswinkels gebil-
dete Schnittpunkt im nördlichen Horizont von West über Nord
nach Ost (von V bis 2** an der Fig.) bewegt.
Einen zwingenden Grund gibt es nicht für die Verteilung einer an
sich einheitlichen Bewegung auf entgegengesetzte Seiten des Hori-
zonts. Der E/ichtungswechsel der maßgebenden Linie durch Mond-
und Schattenzentrum entspringt dem Bedürfnis zu klassifizieren
und ist lediglich eine logische Forderung des auf einer ganzen Reihe
von Gegensätzen beruhenden Schematismus, mit welchem Ptole-
mäus S. 411 — 13 die Klassifizierung der hauptsächlichsten Richt-
punkte durchführt, dieum so komplizierter werden muß, als Son-
nen- und Mondfinsternisse gleichzeitig in Betracht gezogen
werden.
Anmerkungen zur Einleitung.
1) Die Schriften des „Kleinen Astronomen" sind von mir zu-
sammengestellt worden in der Abhandlung über den Anaphori-
kus des Hypsikles, Progr. d. Kreuzsch. Dresden 1888.
2) Als Quellen sind zu vorliegendem Überblick benutzt worden:
Georg Weber, AUg. Weltgesch. 2. Aufl. 5.-8. Band. Leipzig 1883
bis 1885. — J. H. V. Mädler, Gesch. der Himmelskunde I.Band.
Braunschw. 1873. — Herm. Hankel, Zur Gesch. d. Math, im Altert.
U.Mittelalter. Leipzig 1874. — Rud.Wolf, Gesch. d. Astr. Mün-
chen 1877. — Moritz Cantor, Vorl. über Gesch. d. Math. 1. Band.
Leipzig 1880. — lo. Geo. Wenrich, De auct. graec. versionibus et
comment. syriacis arabicis etc. Lipsiae 1842.
3) Alfragani Rudimenta astronomica. ItemAlbategnius astro-
nomus peritissimus de motu stellarum, ex observ. tum propriis
tum Ptolemaei. Item loannis de Regiomonte oratio introduc-
toria in omnes scientias mathem. Item Epistola Philippi Me-
lanchthonis nuncupatoria. Norimb. 1537.
Aumerkungen. 459
4) Wenrich a. a, 0. S. 228 nennt als Übersetzer den Sohn Ishak
ben Honain, was von Steinschneider in der Ztschr. für Math. u.
Phys. X. S. 469 widerlegt wird.
5) Caussin, Le livre de la grande table Hak^mite. Manuscrit
appartenant ä la bibliotheque de l'universite de Leyde et prete
ä r Institut national par le Gouvernement Batave. In: Notices et
extraits des manuscrits Tome VII. Paris en XII (1804) p. 16—240.
— Mitteilungen über den Verfasser der Tafeln S. 17 — 19,
. 6) Geberi filii Afflah Hispalensis de astronomia libri IX sive
commentarii in Ptolemaei Almagestum edidit Petrejus. Cum in-
atrumento primi mobilis Petri Apiani. Norimb. 1533. — So bei
Weidler, Bibliogr. astron. Vitemb. 1755; demnach nicht von Peter
Apian herausgegeben, wie Wolf a. a. 0. S. 72 angibt.
7) Baldass. Boncompagni, Della vita e delle opere di Gherardo
Cremonese. Roma 1851. — Wüstenfeld, Die Übersetzungen ara-
bischer Werke ins Lateinische. Abh. d. Kgl. Ges. d.W. zu Göttingen.
Hist.-phil. Klasse XXII. 1877.
8) Almagestum Cl. Ptolemaei Pheludiensis Alexandrini, astro-
nomorum principis. Opus ingens ac nobile, omnes celorum motus
continens. Felicibus astris eat in lucem: Ductu Petri Liechten-
stein Coloniensis Germani, anno Virginei Partus 1515. die 10. Jan.
Venetiis ex officina eiusdem litteraria. fol.
9) Bibliotheca a Marqu. Gudio congesta, quae publica auctione
4i8traheturHamburgi ad d. 4. Augusti 1706. Kiloni. S. 664 : No 251.
Cod. membr. eleganter scriptus in quarto. Eine zweite in dersel-
ben Handschrift enthaltene Übersetzung des Quadripartitum des
Ptolemäus ist laut Unterschrift am 29. Aug. 1206 beendet worden.
In der Wolfenbüttler Bibl. Cod. lat. 147.
10) Monatl. Corresp, zur Beförd. der Erd- u. Himmelskunde,
herausgeg. von Freiherrn von Zach. Band 27. 1813 S. 192.
11) Hermes XLV 1910 S 57ff.; XL VI 1911 S. 207 flf.
12) Zu den Mitteilungen über G. Trap. sind außer dem Artikel
von Bahr in der Allg. Encycl. Erste Section, Teil 60 S. 219-227
als Quellen herangezogen worden: H. Hody, de Graecis illustri-
bus. Londini 1742 p. 105 — 120. — Leonis AUatii de Georgiis et
eorum scriptis diatriba. Fabr. Bibl. gr.cur. Harless. XII. p.70 — 84.
— Apostolo Zeno, Dissertazioni Vossiane. Venezia 1753. T. II.
p. 2 — 27. — Francisci Barbari et aliorum Epistolae ad ipsum,
nunc primum editae. Brixiae 1743. In Betracht kommen die Briefe
198—210 aus dem Zeitraum vom 5. Dez. 1451 bis 28. Sept. 1453.
13) Ep. 198 p. 290 Non. Dec. (Die fehlende Jahreszahl 1451
ist gesichert durch das Antwortschreiben Barbaros aus Venedig
vom 7. März 1452.) Magnitudine laboris et difficultate operis re-
rumque magnarum pondere perterritus tergiversabar. Tandem
recepi promisique invitus et quasi coactus .... Nee Ptolemaeum
m.odo novem mensium spatio traduxi, sed, cum nihil antea scrip-
460 Anmerkungen.
tum in expositione tantanim rerum inveuerim, hanc qüoque ope-
ram simul laboremque subii commentariosque confeci, quibus ut
spero coelestium scientia penitus obtrusa in lucem facile veniet.
14) Leo Allatius a. a. 0. S. 79: In commentariis, quos in mag-
nam compositionem Ptolemaei furtoaTheone subtractos edi-
dit .... Et mentitur, se Ptolemaeum, quem iam diu non Latinum,
sed barbarum et multis in locis mendacem fecerat, nondum edi-
disse .... una cum Commentariis, quibus sese id opus exposuisse
gloriatur, in quibus nihil est alicuius dumtaxat momenti, quod
non sit a Theone Ptolemaei expositore subtractum.
15) Zeno a. a. 0. S. 13 teilt als Beleg hierfür ein in der Am-
brosiana gefundenes Schriftstück von der Hand des Georgius mit,
welches lautet: Pontifex Summus Nicolaus V. volumen traducen-
dum mense Martii tradidit et mense Decembris anni eiusdem et
librum traductum et Commentarios vidit absolutos, propterquos
postea me destruxit.
16) Ep. 210 Neapoli 28. Sept. 1453 : Sunt mihi duo filii et quinque
filiae, quarum duaeiam viro maturae sunt, fortuna vero adeo acer-
bitatem suam in me exercuit, ut nihil addi posse videatur . . . nee
spes ulla provisionis regiae vel salarii viget .... succurratis for-
tunis meis. — Dieser Notschrei stimmt nicht recht zu der ehren-
vollen Aufnahme, die er bei Alfons V. gefunden haben soll.
17) Gl. Ptolemaei Pheludiensis Alexandrini Almagestum seu
magnae constructionis mathematicae opus plane divinum latina
donatum lingua ab Georgio Trapezuntio usquequaque doctissimo,
per Lucam Gauricum, Neap. divinae matheseos prof. egregium,
in alma urbe Veneta orbis regina recognitum 1528. — Zusammen
mit lat. Übers, anderer Werke des Ptol. und der Hypotyp. des
Proklus von Valla wurde diese Ausgabe zu Basel 1541 von Hieron.
Gemusäus wiederholt und ebenda 155 1 von Oswald Schreckenfuchs.
18) Anton Reiser, Index manuscr. Bibl. Augustana« 1675 p. 91
nr. 69: Isagoge in magnam syntaxim sive structuram Ptol. Trape-
zuntii authoritate scripta. — Miller, Cat. des mss. Grecs de FEs-
curial. Paris 1848 p. 141: Introduction ä la Msy. Evvx. de Ptol.
par George de Trebizonde.
19) Außer den Werken von Wolf u. Mädler wurden zu den Mit-
teilungen über Regiomontan als Quellen benutzt: Melchior Adam,
Yitae germanorum philosophorum. Heidelb. 1615. — Jo. Gabr.
Doppelmayr, Hist. Nachricht von den Nürnbergischen Mathema-
ticis u. Künstlern. Nürnb. 1730 foL ö. 1—23.
20) loannis de Monte Regio et Georgii Purbachii Epitome in
Gl. Ptolemaei magnam compositionem. Basileae apud Henrichum
Petrum 1543. — Das an Jacob von Moersperg gerichtete Wid-
mungsschreiben ist von Hier. Gemusäus verfaßt. In der Epistola
Regiomontans an Bessarion heißt es : Quod mihi plane evenisse
videtur in praeclarissimo illo Ptolemaei libro, quem Magnam
Anm erklingen. 461
compositionem vocant, quod apud Graecos mira facilitate facun-
diaque resplendeat, ita apud Latinos durum ineptumque habetur,
ut ne Ptolemaeus quidem ipse, si reviviscat, ipsum sit pro suo
recepturus .... Satis enim videbamur eo carere, qui ita barbare
atque inepte translatum habebamus .... Coepisti igitur praecla-
rum illud opus iterum Latinum facere .... Verum onus delegatum
tibi tunc apud piissimum imperatorem provinciae a proposito re-
vocavit.
Ob auf dieser Epitome die von Bahr in Paulys Realencycl.
Band VI, S. 240 aufgeführte „Deutsche Übersetzung im Auszug.
Frankfurt 1545 fol." beruht, muß dahingestellt bleiben. Vielleicht
liegt in diesem sonst nirgends erwähnten Buch ein Auszug aus
der Kosmographie des Ptolemäus vor. Ein solcher ist unter dem
Titel „Der Deutsche Ptolemäus" in Facsimiledruck herausgegeben
von Joh. Fischer, Straßburg 1910.
21) Theonis Alexandrini defensio contra Trapezuntium , aus
der 573 Seiten umfassenden Handschrift im Auszug mitgeteilt von
Chr. Theoph. de Murr, Notitia trium codicum autographorum loh.
Regiomontani. Norimb. 1801 p- 11 — 19. — Am Schluß heißt es:
Te autem rursum compello, omnium qui in terris sunt impuden-
tissime atque perversissime blatterator, qui versatili commento
tuo nescire simulas etc.
22) M. Adam a. a. 0. S. 11: Etsi autem aegre patiebatur avelli
se Regiomontanus ab officina et Ptolemaei editione et praesagiens
suam mortem, ut narrant.
23) Doppelmayr a. a. 0. S. 12 ff teilt das von Regiomontan selbst
veröffentlichte Verzeichnis dieser Handschriften mit, die er noch
herauszugeben gedachte. An zweiter Stelle steht: Magna Com-
positio Ptolemaei, quam vulgo Almagestum vocant, nova traduc-
tione. Die an fünfter Stelle als „Prodi sufformationes astrono-
micae"' bezeichnete Hypotyposis astronomicarum positionum ist
ebenfalls von Grynäus zum erstenmal herausgegeben und in der-
selben Offizin wie die Syntaxis zu Basel 1540 gedruckt worden.
Somit wäre in diesem verschollenen Kodex des Regiomontan die
der Editio princeps zugrunde liegende Handschrift gefunden,
nach welcher ich für meine Ausgabe (Leipzig, Teubner 1909) ver-
geblich geforscht hatte.
24) Doppelmayr a. a. 0. S. 25 Anm. t).
25) Leopold Prowe, Nicolaus Coppernicus. Erster Band, H. Teil.
Berlin 1883. S. 411.
26) Geographi graeci minores ed. J. Hudson vol. IV. Oxon. 1712.
27) Schiaparelli (f 1910), Über die homozentrischen Sphären
des Eudoxus, des Kallippus und des Aristoteles. Übersetzt von
W. Hörn. Ztschr. für Math. u. Physik XXII. 1877 Suppl. 1. Heft.
Berichtigungen.
1) S. 115. An der Figur zu Fall b) sind anstatt der Ekliptik-
zeiclien y X «» die Zeichen ^ itj) jl zu setzen wie an der Figur
S 116: an das östliche Ekliptikstück A E die Zeichen Q und ^>,
an das westliche Stück BH die Zeichen sl und ^>. Die durch die
Zeichen T X «» angedeutete Lage der Ekliptik setzt A als den
Südpol voraus, was der Annahme widerspricht: A ist für alle
Fälle der Nordpol, welcher im vorliegenden Fall, da der Herbst-
punkt nördlich des Zenits kulminiert,
* natürlich unter dem Horizont liegen
^^s muß.
''x 2)S. 216. Die zur Erklärung der ex-
\ zentrischen Hypothese beigegebene Fi-
1 gur erfüllt nicht die Vorschrift, daß H 0 K
,' ein Exzenter um das Zentrum A sei. Sie
/ ist daher durch die beistehende Figur
/'' zu ersetzen.
^ ^^^' 3) S. 235,2 ist statt „von dem" „bis
~ '"""' zum" zu ändern.
253,15 ist statt „der Sonne'' „des Mondes" zu setzen.
5) S. 323, erste Zeile der Parallaxentafel ist in der 7. Spalte
für Syzygie 0' 14" statt 0' 14' zu setzen.
6) S. 346, erste Zeile der Jahrestabelle ist in der 5. Spalte
für Breite die Sekundenzahl 4 mit zwei Strichen zu versehen,
7) S. 347, Anm. ist das Zitat S. 335,28 in S. 355,28 zu ändern.
8) S. 381,10 ist AB2-AP statt ABHAP zu setzen.
4) S.
Druck von B. G. Teubner in Dresden.
I
THE immir or vrmm\, stopt^
Sie«