Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen.
,7317
"1
<
<A
*'
/Voss )
j)^
m
DES
UBLIUS VIBGILIUS MABO
WERKE
VON
JOHANN HEINRICH VOSS.
ERSTER BAND.
I
■*
I ■ ■
I .
Li .
in
] >
\
' DES"
UBLIUS yiRGILIUS MARO
WERKE
VON
JOHANN HEINRICH VOSS.
IN DREI BÜNDEN.
ERSTER BAND.
• *
ANDLIGHE GEDICHTE
UND ANHANG.
DRITTE AUSGABE.
BRAUNSCHWEIG,
OBDHVCKT VMD TEKX.SaT
VON FBIEDBICH VIEWEC.
MDCCCXXII.
j j '
•. L
• i
/i f ■-
-^Xy-S-i- :i'.
■ /
• • •*! •••
• ' • 2 • .
•• • • ,
• • • • • ,
• •
• . . • • •
• •
• • •
• •• • •
9
•
•
•
♦
• • » •
* •
.-•• •»••
•
• • • • - •
" • • • •
' •• • • •
». 1.
•
•
k
*• •■
» • •- •
•
• ••••••
r
DES
PÜBLIUS VIRGILIUS MARO
IDYLLEN.
V
M|
£:RSTE IDYLL B.
T I T Y R U S.
EINLEI TÜNG.
Jal^r der Stadt 7i3, im Herbft.
Als GaQias und Brutus 712 bei Philippi gefallen waren,
yerth^ilte ^bt IkiumTir Qäfar Qctavianus den liegenden Legio-
nen die Yorrprochenen Äcker der republikanifclien Städte, wor-
unter Cremona war. Qer wilde Schwärm, der allenthalben die ,
Anwcifungen überr9hritt , brach auch .hier in das Gebiet von j
Mantua, und bedrohte Virgüi Eilgut in dem Dorfe Andes. Die 1
Preisgegebenen , da ihre Klagen in Rom nichts halfen , flüchte- *
ten oder vertheidigten iich , von dem Konful L. Antonius , des :
Triumvirs M. Antonius Bruder, begünitiget, der gegen das Ende *
des Jahrs 716 den perulinirchen Krieg gegen Gctavianus anfing« ^
Virgil hatte indefs die Achtung des antonifchen Befehls-^
habers im cisalpinifchen Gallien Aiinius PoUio gewonnen, undl
durch diefen und Mäcenas in Rom , wohin er im Frühling bei 1
der Beliznehmiuig Cremona^s mit den Seinigen geflüchtet war^
Verfchonung feines Gütchens bewirkt; und Gäfars Wort wurde
fowohl durch Pollio , als durch die Auffeher der Äckcrverthei-
lung, Varus und Gallus, geltend gemacht
Im Herbft , da PoUio , dem L. Antonius beizuftehn , abzogt
und die raubgierigen Soldaten aus Cremona auch gegen Andes
andrangen, fuchte Virgil durch diefe "Idylle Schonung für uch
und feine flüchtenden Nachbaren. Ein auswandernder Ziegen--
hirt , dichtet er , Höfst im Bergwalde auf Tityrus , der ruhif^
Virgils Rinder weidet Auf feine Verwunderung erzählt ihm.
der Alte, er habe diefen Sommer in Rom, wohin er, lieh frei
zu kaufen , feiner Herfchaft gefolgt fei , die Entfoheidung de^
künftig imter den Hausgöttern zu verehrenden Jünglings Cäfar
gehört, dafs ihnen ihr GrundHück bleiben foUe. Der Auswan«
demde wünfcht ihm Glück, imd bejammert fein eigenes und
der Nachbaren Verhängnis,
^.
ERSTE IDYLLE.
T I T Y RU S.
il
Melibövs.
I JLityrus^ du,* in der Wölbung gislehnt des gebreite-
ten Buchbaumsy
Sinneft mit ^Waldgefange den fchmäehtigen Halm zu
begeiftem.
Yfitf des Vaterbezirks anmutige Fluren verlaf-
fend.
Wir fliehn väterlich Land! Du, Tityrus, lälßg im
Schatten,
Lehreft, wie fchön Amaryllis, mit Hall antworten
die Wälder, 5
J
TlTTKUS,
O Meliböus, ein Gott hat uns hier Mufse ge-
währet.
Denn mir fein wird jener ein Gott ßets! Seinen
Altar wird
Oft ein jugendlich Lamm aus unferer Hürde bepur-
pem!
10 £ R S T E I D Y I. L E.
Er hat meinen Küh'n, yHe du fchanft, zu irren , mir
felber,
10 Was ich wollte, zu fpieleOs auf ländlichem Rohre,
verftattet.
Melibövs.
Nicht misgönn' ich es dir; niir wunderts mich. Ganz.
ja erfüllet
* So die flur das Gretümmel umher! Schau, f eiber be-
kümmert
Treib* ich die Ziegen hinweg; kaum, Tityrus, fuhr'
ich. die eine: '
m
Dort im Hafelgeftrauche verliels £e Zwillinge i
eben, |
15 Ach die Hofnung der Trift, die auf harter Klijipe i
fie ausrang. j
Oft hat uns dies Übel, wenni nicht das Herz fo ver^ ]
• kehrt war,
Wetterfchlag, ich erinnere mich wohl, in die Eichen
verkündigt!
Aber indels der Gott, o Tityrus, fage, wer
ift er?
,TlTYBUS.
Jene Stadt, die Roma fich nennt, Meliböus, die
wähnt* ich
20 Thörichter gleich der unfrigen hier, zu welcher wir
Hirten
Zarte Kinder der Schafe hinabzutreiben gewohnt
£nd.
So £nd Hunden die Hündelein gleich, fo Ziegen die
Böcklein,
i.
T I T Y R U S. 11
Dacht' ich mir; fo pflegt' ich mit Kleinem GroDses zu
melTen.
Doch fo weit hob jene vor anderen Städten das
Haupt auf.
Als vor dem zähen GefproDs des Schlingbaums ragt
die CyprelTe. 25
Meliböus.
Was fo Wichtiges denn hat Roma zu fehn dich
beweget?
TiTYRUS,
Freiheit! welche doch fpät nach mir Kraf tieferen umr
fah,
Als fchon w^ifseres Haar abfank vom gefchorenen
Barte,
Doch umfah, und zidezt nach daurender Weile iich
einfand :
Seit mich fchon Amaryllis beherfcht, Galatea hin*
wegfchiedi 30
Denn, ich will es gefiehn, als noch Galatea mich feft
hielt,
War nicht Hofnung, der Freiheit zu nahn, noch
Sorge für Spargut.
Ob auch häufig aus meinem Greheg' ein Opfer hervor*
, Noch fo fett für der Stadt Undank mein Käfe geprefst
ward;
Nie ift fchwer von Gelde die Hand mir zu Haufe ge-
keliret. 35
/
«.
12 Erste Ip¥i«le.
ME;i4iBÖug.
Wundert* ich doch^ wie die Grötter vergrämt, Ama*
ryllis, du anriefft,
Und wem bangen du lieüsefi die Frucht, an jegliphem
Obfibaum.
Tityrus fehlete hier, Selbft, Tityrus, deine Pin-
jolen
Riefen dir, felbfi auch die Quellen, und felhft dies
Rebengehölz hier.
^ •
Tityrus.
40 Was zu thun? Nicht konnf ich heraus ja g^hn aus
* der Knechtfchaft,
Noch wo fonfi 'wahrnehmen fq nah' obwaltende
Götter.
Dort hab' ich den Jüngling gefelpi, Meliböus, dem
jährlich
An zwälf fefllichen Tagen bei uns der Qpf^raltar
dampft.
Dort ertheilte zuerft mir Forfchenden jener die Ant*
wort :
45 Weidet wie ehmals Rinder, o Qur(ch% und erziehet
euch Farren.
Melibövs.
O glückfeliger Greis , fo bleiben dir deine . Ge-
filde?
Grpfs genug auch für dich! wiewohl rings nacktes
Gefiein iA,
Und mit fchlammiger Binle der Sumpf die Triften
bedecket.
T I T Y R U S. 13
Nicht ungewohntere Weide befchwert nun kränkliche
Müttci',
Noch Tdtlezt heimtüchifch die Seuche benachbairlei;
Viehes. 50
O glücUeliger Greis, hier zwifchen Vertraulichen .
Bächen,
Und an helligen Quellen erfrifcht dich fchattige Küb-
lungi
Ddrt der Zaun, der hinab an benachbarter Grenze
des Feldes
Stets hybläifche Bienen in Weidenblüte be>-
"TOrtet^
Tönt mit leifeih Gefumfe dich oft in genlächlichen
Schlummer: '55
Hier am hangenden ^ Fels fingt hoch der fcherende
Winzer;
Während indeCs dein Liebling, die heilere Taube de^
Waldes,
»
Rafflos girrt, tihd die Turtel vom luftigen Wipfel der
Ulme.
TiTYRUS,
Eher deilmach wird weiden der flüchtige Hirfch in
dem Äther,
Und das entfliehende Meer auf dem Trockenen laiTen
die Fifche; 60
Eher ja. wird ^aüsheimifch, nach umgewechfelten
Grenzen,
Trinken der . Parther des Araris Flut> der Germane
den Tigris:
Als dskü je Sein Antliz aus unletem Herzen er«
lefche!
14 Erste Idylle.
Meliböüs.
Doch wir wandern hinweg, ein Theil zu den ilürften-H
den Afem,
65 Andere Scythien su, und dem leimigen Sturz des,
OaxeSf
Ja Zu dem fem endegenen Britannier auTser dem
Weltkreis !
Werd' ich je das Gefild% ach! künftig einmal, wo ich .
aufwuchs.
Und der ärmlichen Hütte mit Rafen bekleidetes Ob-
• dach,
• Künftig die wenigen Ähren, mein Reich! anAaunend
erblicken?
70 Diefe fo fleifsige Brach' hat nun der Terruchtefte
Krieger?
Diefe Saaf der Barbar? Wohin, ach! leitete Zwie»
tracht
Uns unglückliches Volk! Ach! wem bepflanzten wir
Acker?
Jczt, Meliböus, dir kirnen gepfropft! jezt Reben ge-^
ordnet!
Geht, mein klägliches Vieh, fo beglückt einft! gehet,
ihr Ziegen!
75 Niemals werd' ich hinfort, in umgriineter Höhle ge-
lagert, ,
Femhin fchweben euch fehn an bufchiger Jähe des
Felfens;
Nie, auch Hjmt xfieia Gefang; nie fchwärmet ihr, fröh-
lich des Pflegers,
Blühenden Cytifus euch imd bittere Weiden zu
rupfen.
T I T Y R U 8# 15
TiTTRVS.
3 Nacht doch könnteft du wol hier neben mir
aiuruhn,
grünlaubiger Streu« Wir haben dir zeitige
Baumfrucht, 80
.6 Kafianien auch, und gepreüste Milch zwi Gre-
nüge.
n auch fieigt in der Feme der Rauch aus länd-
lichen Giebebi;
von den Höhn des Gebirgs erftreeken fich grö-
Dsere Schatten*
\
ZWEI T E IDYLLE.
ALEXIS.
VimaiL Ton Vofi» !•
v
\ .
EINLEITUNG.
1
\
Jahr der Stadt 711, im Frühling.
Diele Idylle, auf welche die fünfte V. 86 und idie dritte
V. 84^urüd]tlieht, iit von den fcehn erhaltenen die ältefte.
Vor den Schrecknillen des Triumvirats, weder dem Pollio, noch
eine;n der Mächtigen in Rom be^^annt, erfann der fechsund-
zwanzigjährige Dichter, in " der Stille des Väterlichen Dorfs, j
einen ländlichen Stof , um mit Theokrit in Darllellung ver- \
fchmäheter Liebe zu wetteifern. Durch fein Vorbild ward er "^
auf einen licilifchen Schäfer geführt.
Das Gedicht ift eine Art von Ständchen (y^fjLO^ nannten
es die Griechen), und hat Ähnlichkeit mit den Liebesbewer-
bungen des theokritifchen Ziegenhirten um die Waldhirlin
Amäryllis, und des jungen Cyklopen um feine Galatea«
In den Mittagsitunden eines Emtetags entfernt Hch der
Oberhirt Korydon von feiner auf den Bergwäldeni ruhenden
Schafheerde , und geht durch die Weinulmen der Äcker nach
dem Buchenwäldchen in der Nähe des Landhofes, wo vielleicht
der fchöne Alexis ihn hören wird. Hier lieh felbft vergefTend, ^
fingt er bis zum Abend in abgerilTenen Entzückungen, was
Virgil in ein Ganzes ordnet. '-
I
(
^1
1
j
ZWEITE IDYLLE.
ALEXIS.
ryclon brannte, der Hirt, um den jugendlich
fchönen Alexis,
fein Herr fich erkor; und nichts bot einige Hoff-
nung,
wo dicht aufftrecfcte die fchattigen Wipfel der
Buchhain,
t' er häufig zu kommen ; und dies ungeordnete
rief er
m Bergen umher und Waldungen, nichtiges Ei-
fers: 5
O graufamer Alexis, fo nichts ift unfer Gelang
dir?
s erbarmft du dich mein? Zum Tode noch
zwingft du mich endlich!
ruhn auch die Schaf, wai fchattige Kühle zu
athmen ;
verkrieclit fich im Dorne fogar die grünliche
Eidex;
, wie Theftylis auch den vor Glut hinfchmach-
tenden Schnittern 10
l
20 Zweite Idylle.
Quendel und Knoblauch jezt, wohlriechende Kräuter,
zerfiami^fet.
Aber um mich fchwirrt heiler, da deine Spur ich ver- j
folge, i
Unter der brennenden Sonne, das Rebengehölz von L
Cikaden.
Wars nicht belTer gethan, den finfteren^ Zorn Ama- 2
ryllis j
15 Auszuftehn, und die ftolzen Verachtungen? nicht |-^
den Menalkas,
Wie auch jener gebräunt, wie weifs du felber auch
w"areß ?
O liebreizender Knabe, zu fehr nicht traue dem Anb-,
fehn!
Weifser Ligufier verwelkt , die dunkle Vaccinfe
pflückt man.
Hochher fchauft du, und fragft nicht, wer ich fei,
Alexis :
20 Wie fchnee wolliges Viehes fo reich, wie an Milch fo -^
gefegnet.
' Taufend fchwärmen mir Lämmer mnher auf Akuli* ^.
fchen Bergen!
Frifche Milch ift im Sommer bei mir , und im Profit j
nicht fparfam!
Sing' ich doch, was gewöhnlich, wann einfi er di#l
Rinder herbeirief.
Sang der Dircäer Amfion auf Attika's Berg' Art-
cynthus!
25 Auch nicht bin ich fo fchlecht von Gefialt; mich M J
ich am Ufer j
Jüngft, da des Meers Windftille mir fpiegelte. Dafr [^
ms ja darf ich.
r
<:
Ale XI s. 21
ihte du felbfc, nicht Icheun; wofern nie teufchet
ein Bildnis!
gefall' es dir nur , mit mir der beekelten
Felder^
adriger Hütten Bewohner zu fein, und zu fpiefsen
den Kronhirfch,
er der Böcklein Heerd' in grünenden Ibifch zu
treiben! 30
ben mir foUA du im Walde dem Pan nachahmen
an Wohllaut!
a hat zuerft Rohrpfeifen mit Wachs an einander zu
fügen
sgedacht; Pan liebet die Schaf und der Schafe
Beforger :
auch fcheue dich nicht , am Rohr zu reiben das
Mündlein!
ide dies zu erlernen, was that nicht alles Amyn-
tas? 35
le Syring' ablaufend in fiebentönigem Schier*
ling
b' ich, die einft Damötas zur Freundfchaftsgabe
mir darbot,
1 als Sterbender fprach: Du bifi ihr jezo der
zweite !
Iie^ Damötas fprachs : fcheel fah der bethörte
Amyntas.
!serdem zwei Rehchen, und nicht im fieberen
,Felsthal, 40
y ich gehafcht; noch jezo mit weifsgefprenkelten
Häuten,
gen £e je zwei Schafe des Tags; die bewahr' ich
dir felber.
22. Zweite Idi^lle.'
lüngft hat Thefiylis I^on fie hinwegzuführen ge- b
fchmeichelt ; '
Und fie wirds, da du höhnifch auf unfere Qaben her- j^
abfiehft !
45 Komm^ liebreizender Knab', o konunl Dir tragen '■-
die Nymfen
Lilien, fchau! in Körbe gedrängt; die weifse :;
Najade
Pflückt dir helle Violen und Prachtmohn'; auch den -
NarcilTus
Fügt fie darein 9 und die Blume des liiablich duften^ ^
den Dilles;
Zeilandlaub auch reiht fie, und andere würzige ]^
Kräuter,
50 Sanfter Vaocinien Bläue mit Ringelblumen ver* {^
goldend.
Ich will graidiche Quitten mit zarter Wolle dir £am-
mein,
Und Kafianiennüffe , die fonfi: Amaryllis mir '^
liebte, '
WächTeftie Pflaumen dazu; auch^ dies wird achtbare l
Frucht fein!
Lorbeflaub dann brech' ich, und deins, o benach? ^
barte Myrte: /.
55 Weil ihr alfo gepaart balfamifche Düfte ver- 1
mifchet.
Bäurifcher Korydon du, nichts gilt dein Gefchenk \
dem Alexis; ^
Nie auch , wenn mit Gefchenhen du kampfft , wird '
lolas dir nachfiehn.
Weh, e weh! was wollt* ich mir Elenden? Blumen
den Sudwind
A L c X I s. X 23
lielüs ich Betäubter hinzu , und dem lauteren Quelle
die Eber!
Thörichter, ach! wen fliehft du? Auch Götter ja
wohnten in Wäldern, 60
Paris der Dardaner auch. Berghöhn, die befeßigef
X Pallas,
Sehitze £e felbft; uns, uns fein lieb vor allem die
^ Wälder!
Funkelnd folgt die Löwin dem Wolf; und der Ziege
der Wolf felbft ;
Blühendem Cytifus folgt nafchhaft die wählige
Ziege ;
Korydon dir, o Alexis : dahin zieht jeden *die
Sehnfucht. 65
Schau, wie den hangenden Pflug am Joch heimtra-
gen die Rinder,
Und wie die Sonn' abfcheidend die wachfenden Schat«>
ten \erdoppelt.
Dennoch entflammt mich die Liebe 1 Wodurch wird
Liebe begrenzet?
Korydon, Korydon, achl wie übernahm dich der
Wahnfinn !
Halb nur ward dir gefchneitelt auf laubiger Uhne der
Weinftock! 70
Wenn doch wenigftens etwas dafür, was fodert die
Wirtfchaft,
D,u aus Gezweige zu flechten und. biegfamer Binfe
dir vomähmft!
Sanft noch findet fich wol , wenn der dich ver-
fchmäht, ein Alexis!
/^
DRITTE IDYLLE.
P A L Ä M O N,
EINLEITUNG.
N
Jahr der Stadt 7t 2, im Frühling.
#
Afinius Pollio, delTen Gewogenheit V. 84 gerühmt wird,
war feit dem Ausgange des Jahrs 711 des Triumvirs Antonius
Befehlshaber in Veuetien, und erkannte bald den Geilt des
jungen Dichters in feinem Korydon, der Mücke, und anderen
.Vorarbeiten. Aufgemuntert von ihm, fchrieb Virgil diefe in
der fünften Idylle V. 87. genannte Frühlingsidylle, die, als
Gemähide von der forglofen Fröhlichkeit des Landvolks, die
gütige Verwaltung des Befehlshabers," und zugleich deflfen er-
klärte Liebe für die Miifen pries.
Zwei erdichtete Hirten in Andes, Menalkas und Damötas,
treffen fich um den Anfang des Aprils auf der gemeinen Trift,
die zum Mincius Hch hinab neigt Von ländlichen Neckereien
voll Wizes , der keineswegs durch Stadt oder Hof verfeinert,
am wenigften neuarkadifcher Bücherwiz , fondern , was er fein
foU, kernhafter und felbft derber Naturwiz ift, komnit es end-
lich zur Ausfoderuug, im Wettgefange lieh zu melTen ; und
der benachbarte Palämon wird Schiedsrichter. Es werden
mehrere Liederchen und geiftvoUe Gemahlde verfchiedenes
willkührlichen Inhalts, worin weder wahre noch gegenwärtige
Gefchichte zu fuchen ift , hier lauter zweizeilige , gewechfelt.
Damötas , der als Beleidigter herausfoderte , fingt vor , was er
vorher konnte erfunden haben. Dem trozigen Menalkas Jiegt
ob , das Gefungene fogleich, in eben fo viel Verfen, durcl\ ähn-
lich gewandten Wiz , und , wenn ihm der Sieg zufallen foll,
vollkommener, zu beantworten.
Der Eingang und fonft einzelne Stellen find aus Theokrit,
nicht entlehnt, fondern mit Geift nachgeahmt: wie ein Wett-
Tänger den Vorgefang nachahmend zu übertrefFen ftrebt.
:
I
I
DRITTE IDYLLE.
i
P A L Ä M O N.
Menalkas.
Oage, Damötas, mir doch, weis Heerde da? Wol
Meliböens?
Pamötas.
Nein» des Agon vielmehr; jüngft übergab Hq mir
• ■
Agon.
Menalkas,
•
Schlehen» o ftets unglückliches Vieh! Da er felber
Neären
Nachgeht» und» ob jene mich ihm vorziehe» be«
forgt ilt;
Melkt ddr Fremdling die Schaf , ihr Hirt» zweimal in
in der Stunde: 5
So wird jenen der Saft» und die Milch entzogen den
lifimmem.
28 Dritte Idylle«
■
Damötas,
Schonender äufsert man doch vor Männern folcherlei
Vorwurfl
Weifst du der Winzer Gefang: Liebäugele , Hirtin !
' Menalkas !
Locke dein goldenes Haar! und wie hell auflachten
die Mägdlein?
Menalkas.
10 Damals wol, da lie fahen, wie Mikons Reben« «
gehölz ich,
Samt der fproffenden Schür , einschnitt mit tücki-
fchem MelTerl
Daiviötas.
Auch bei den alternden Buchen vielleicht, da den
Bogen' des Dafnis
Samt dem Gefchofs du zerbrachft. Denn du, verkehr-
ter Menalkas,.
Sahft, als jenes dem ^Knaben gefchenkt ward, voller
Verdrufs hin;
15 Und wofern nicht irgend du fchadetefi, warft du des
Todes!
Menalkas.
Was mag üben der Herr, wann fo fleh erdreifiet der
Schalkskneoht !
Sah ich felber es nicht, wie du, Böfeßer, liftig des^
Dämon
Zottigen Bock aushafchteft , indem laut bellte Ly»*
ciska.
P A L A M O N. 29
und ich zu rufen begann: Wohin rennt jener; wo-
hin nun?
Tityrus^ fammle clas Vieh! Du lauerteft hinter dem
Riedgras. 20
F Damötas.
l Sollt', im Wechfelgefange bcfiegt, nicht jener mir
» ^ geben,
Den die helle Syringe mir wohl verdienet, den
Geisboch?
Weifst du's nicht: mein war er, der Bock! Selbft
pflegte mir Dämon
Das zu geftehn; doch ihn geben, verfichert' er, höxm^
er uimiöglich«
/ Menalkas.
Wie? im Grefang du ihn? War je auch mit Wachfe
gefügt dir 25
Eine Syring'? Oft quälteft du dich, o Pfutcher, am
Kreuzweg,
Dein armfeliges Spiel auf fchnarrendem Stroh zu
verfiumpem!
D A BI ö T A s.
Willft du, fo lafs uns beide, was jeder vermag, mit
einander
Zufehn. Hier die Starke (damit du nicht etwa dich
weigerJft :
Zweimal kommt^ iie zur Melk' , und nährt zwei Jun-
gen am Euter!) 30
Sez' ich dir; fage mm du, mit welchem Pfände du
kämpfefi.
30 * Dritte Idylle.
■ >•
Menalkas.
Nicht wohl darf von der Heerd' ich etwa« fezen im
Wettkampf:
Hart ifi der Vater daheim , und die Frau ftiefmütter-
lieh firenge;
Zweimal zählen £e täglich das Vieh, auch einer die
Zicklein«
35 Doch traun 9 wag weit gröfser an Werth, wie du fel-
ber geftehn wirft,
(Weil au rafen einmal dir gefallt!) zween buchene
Becher
Sez' ich> des göttergl^ichen Alcimedon herliches Kuxift-
werk:
Wo, mit fertigem Meifsel erhöht, der rankende
Weinftock
Hellerem Efeulaub tlie verbreiteten Dolden um-
windet.
40 Mitten darauf ift Konon gefchnizt, und wie heilst
noch der andre.
Welcher befchrieb init dem Stäbchen des Weltalls
Kreife den Völkern,
Was djem Emter für Zeit, und dem' krummen Pflü-
ger gereeht fei.
Noch hat keinen die Lippe berührt , ich bewahre Re
achtfam.
Damötas,
Jener Alcimedon hat auch mir zween Becher ge-
bildet :
45 Bärenklau umfchlingt mit gewundenem Laube die
Henkel ;
P A I« A M O N. 31
Orfeu« fteht in der Mitte gefchnizt, und die folgen«
den Wälder.
I Noch hat keinen die Lii)x>e berührt, ich hewahre fie
" achtlam.
' Doch wer die Kuh anfchaut, der darf nicht rühmen
die Becher«
* Menalkas.
Nimmer entfliehft du mir heut; wohin du au,ch rufft,
^ ich erfcheine!
I Nur velmehme den Kampf doch fieh , dort
H kommt ja Palämon. 50
Lerne mir. keinem hinfort mit deiner Stimme zu
trozen!
Damötas«
» «
Auf denn« wenn du was halt! bei mir wird nimmer
[ Verzug fein!
^ Auch macht keiner mich fliehn! »Nur daf^ du. Nach«
bar Palämon,
Solches tief in das Herz (nicht klein ift die Sache!)
dir einpräglt!
r ■
I
% Palakon«
Singt nunmehr, nachdem wir im weichen Graf uns
gelagert. 55
Nun blüht jedes Gefild', und- jeglicher Baum von Er«
Zeugung.
} Nun ift laubig der Wald, nun üppige Schöne dei
Jahres.
Du 9 Damötas, beginn; du dann antworte, Me«
nalkas«
32 Dritte Idyj^ls.
^.
Singt mir Wechfelgefang ; Abwechfelipig liebt di« :
Cämöne.
Damötas.
60 Hebt von Jupiter an , ihr Göttinnen : Jupiterf
voU ift
Alles; er ordnet die Land', er denkt auch meines
Gefanges.
Menalkas.
Hold ift Phöbus auch mir ; dem Phöbus prangen bei
mir ftets
Heilige Lorberbäum'> und die röthelnde Blum' Hya«
cinthus.
Damötas,
Apfel wirft Galatea nach mir, das fchelmifche Mäg^
, lein;
65 Flieht dann in Weidengefträuchy und wünfchet zuvor •
fichgefehen.
Menalkas«
Doch mir naht willfährig von felbft mein trauter
Amyntas;
Dals bekannter nicht ift Ichon Delia unferen
Hunden.
Damötas. .
Haben foll meine Cythere was Köftliches: denn
bemerkte
Selber den Ort, wo genifiet die luftigen Tauben dei
Waldes.
1=
P A L A M a N. 33
Menalkas.
Was ich vennocht) ward dem Knaben gefandt, zehn
goldene Apfel, 70
Die ich im Walde gepflückt; die anderen fend' icb
ihm morgen.
Damötas.
O wie oft,, und wie füfs hat mir Galatea gelieb-
koft!
Einigen Theil » ihr Winde , doch trajgt zu den Ohren
der Götter!
Menalkas.
Ach was frommts, dafs mich dein Herz nicht verach-
tet, Amyntas;
Wenn^ weil du die Eber verfolgft, ich hüte des
Nezes? 75
Damötas.
Sende die Phyllis mir heut, mein Geburtstag ifc es,
lolas«
Wann ein Kalb für die Saaten ich opfere, komm^
du felber.
MfiNALKAS.
Pfayllis UebMch vor allen; wie weinte £e, als ich
hinwegging !
Lange noch: Schöner, o wohl, wohl lebe ,mir|
f^ach iie, lolas.
TiB«» T01I Voss« I.
34 Dritte Idylle.
\.
•Damötas«
80 Traurig ifi Hürden der Wolf, dem reifen Korn das
Gewitter,
Fruchtbaren Bäumen der Wind; und uns dein Zom^
Amaryllis«
Mekalkas,
Süfs ifi: Feuchte der Saat, entwöhnet^ Böcklein der
Hagbaum,
Weidengefprofs der trächtigen Oeis; mir einzig
Amyntas.
Damötas*
PoUio horcht, wiewohl fie ländlich ift, unirer Be»
geiltrung:
85 Weidet ein Kalb, Pieriden, dem Würdiger eures
Grefanges!
. Menalkas,
Pollio felbfi; hebt neue Gelang' an: weiden den.
Farren,
Der fchon fiöfst mit dem Hom, und Sand mit den
Fülsen umherfireut!
Damötas.
Wer dich, Pollio, liebt, homm' hin, wo entzückt cT'
dich wahmimt;
Honig ftrtfip' ihm, es trage die Brombeerrank' auch
Amomiim!
ITALAMON. 35
Mekalras.
Wer mcht BaTius hallst, fei^.Mävius, deinem Gerang*
hold! 90
Er auch fpann' in das Joch Brandfiichf', und melke
den Geisbock!
Damötas.
Die ihr Bliunen euch pflückt und niedrig wachfende
Erdbeem,
Kalt, o ihr Knaben , entflieht! kalt lauret die Schlang'
in den Kräutern!
Menalkas.
Nicht zu weit, ihr Schäfchen; o hütet euch! We-
nig zu trauen
lA dem Bord! Wie der Widder noch felbft dijc Wolle
fleh fchüttelt! 95
D A M Ö T A S.
Tityrus , wirf mir hinweg die weidenden Ziegen vom
FluJDCe!
Selbft, wenn es Zeit ift, denk' ich, fie alF im Quelle
, zu baden«
* Menapkas«
Knaben, die Schaf ins Kühle! Verfangt die'Hize,
"^e neulich,
^ Wieder die Milch; wir klopfen umfonft mit den
Händen die Euter«
«
M
36 F A L A M O 'if.
Da9i8ta9« ^
100 Weh, o weh! wie hager bei mafiiger Erve mein
Stier ift!
Gleiche lieb' ift Verderben dem Vieh, und dem Mei-'
fter des Viehes! ^
Menalkas.
Diefen ift traun auch Lißbe nicht Schuld; kaum hängt.
( ihr Oebein noch ! i
Welch ein Auge mir wol die zarten Lämmer be«
zaubert!
1
Damötas« I
Sage mir, wo zu Land', und du bift mein grofser ]
■j
A])öllo, j
105 liur drei Ellen umher des Himmels Raum fich erftrecket«
Mei^alkas«
Sage mir, wo zu Lande, mit Königsnamen bezeichnet,
Frühlingsblmnen erblühn; und Eigener werde der
"^ PhyUis,
Uns nicht ziemt , euch diefen fo grofsen Kampf zu
entfcheiden«
Werth bift du des Rindes, und er. Doch jeglicher
fcheue
110 Amors füf ses Geluft, eh ihms die Erfahrung verbittert!
Jezo die Bach', ihr Knab^, geftox>ft; fatt tranken die
Wiefen.
VIERTE IDYLLE.
P O L L I O.
EINLEITUNG.
Jahr der Stadt 714, im Herbft.
Nachdem Octavianus im Frühlingr den L. Antonius in Pe- ^
ruiia überwältigt hatte, verband üch gegen ihn der Konlul )
jPollio mit dem Republikaner Domitius Ahenobarbus, der das
ionifche Meer beherfchte , und berief den Triumvir M. Anto-
nius nach Brundiiium. Auch S. Pompejus in Sicilien fuchte
den Bund: fo dals GäTar bei zweifachem Kriege auch Hern«
mung der Zufuhr .für das ausgehungerte Italien befürchten
mufste. Unter den angftvollen Erwartungen ward im Herbft
ein Vergleich zu Brundilium vermittelt, welchen Pollio mit
Mäcenas abfchlofs. Die getroffenen Bedingungen: VergefTen-
heit des Gefchehenen, neue Theilung, wodurch Gäfar den We-
llen, Antonius den Often erhielt, und gegen Pompejus, wo nicht
Ausföhnung glückte, gemeiivTchaftlicher Krieg: liefsen ein Ende
der Zerrüttung hoffen.
Da Pollio's Gemahlin, wahricheinlich in Ravenna, wo er
feit dem vorigen Herbße den Ausgang des peruTinifchen Kriege
erwartet hatte, eben jezt der Entbindung nahte; lo bezeugte
der Dichter , in der Freude über das öffentliche Wohl , durch
diele Idylle die lebhaftere Theilnahme an d^r Ehre und dem
häuslichen Glücke feines Befchüzers und dichterifchen Freun*
des. Der bald darauf geborene Sohn des Pollio war Aiinius
GaUus, von feinem Geburtslande, dem dielTeitigen Gallien, fo
genannt, der im folgenden Jahr von des zurückkehrenden Va-
ters berühmter Eroberung noch ^^n Beinamen Saloninus er«
hielt. (EinL Vm.)
Man trug lieh damals mit einer WeifTagung der kumani*
fchen Sibylle, wann, und wie erkannt, das grofse Weltjahr von
zehn fäkulifchen Monden mit dem lezten von Sol beherfchten
die eiferne Zeit fchliefsen, und im Frühlinge des neuen Welt-
jahrs das goldene Zeitalter des Saturnus dem veredelten Men-
fchengefohlecht zurückkehren würde. Der Dichter kündigt das
Ende des eifemen Zeitalters an, da fchon Apollo (der myftifche
Sol) durch Pollio, den Sänger tmd Fluchabwender , die Welt
beherfche; ja noch unter Pollio's Konfulate werde fein Sohn,
«Is der Erftling der neuen Schöpfung erfcheinen , . um in der
allmählich entfündigten und geläuterten Welt, mit anderen
gottbefreundeten Heroen, die höchüen Ehrenämter des fried-
lichen Reiches zu verwalten.
«
»
\ •
VIERTE IDYLL E,
P O L L I O.
xLtwas Höheres larst, o ilkeliTche Mulen, uns
fingen:
Nicht jedweden erfreut Weinbaum und Sumpftama«
riske.
I Singen wir Wald des Gebirges^ der Wald ift würdig
des Konfuls.
Schon das äulserfte Alter erfchien des humäi-
fchen Liedes 5
' GtoA von neuem beginnt urrx3rüngliche Folge der
Säkeln. 5
Schon auch kehrt Afträa, es kehrt die ratumifche
Herfchaft; ^
Schon ein neues Gefchleeht entßeigt dem erhabenen
Himmel.
Sei nur dem kommenden Knaben, dem erfi die
eifeme Abart
Endet, und rings aufblüht ein goldnes Gefchleeht
durch das Weltall,
Sei du, keufche Lucina, ihm hold: fchon herfcht
dein Ax^ollo, 10
•/
40 Vierte Idylcc.
«
Dir wird fogar dies Heil des Äons, dir Komul» be-
ginnen,'
Pollio; dafs allmählich die grofsen Monden heror«- ^
■•1
gehn« j
Deiner Machte wenn et^a noch Spuren find unTeres j
Frevels, -^
Werden fie fehwindend befrein vom ewigen Schre- r
cken die Länder. i
15 Jener wird göttliches Leben emx>fahn, und fchauen ]
mit Göttern I
Untermifcht die Heroen, und felbit erfcheinen mit ^
jenen, ■
Und in Frieden beherfchen durch Yatertugend den
Erdkreis.
Aber zuerft wird, Knabe, ^ kunfilos Meine 6e-
j
Ichenke,
Efeuranken mit Bakkar gemifcht, und mit üppig ge- ]
vnuidner
20 Bärenklau ringslier Kolokailen wuchern das Erd«
reich.
Selbfi: wird jezo die Creis mit milcbgefchwoUenem
Euter
Heimgehn, und nicht fürchten das Rind den gewal-
tigen Löwen,
Auch wird felber die Wiege mit fchmeichelnden Blu-
men dir aufblühn.
Sterben wird Schkngengezücht , und . die teufchende
Pflanze des Giftes,
25 Sterben! und rings fich erheben AlTyria's edle0
Amömum.
"Aber fobald jum, Heldengefang und Thaten des
Vaters
P O L Ii I O. V 41
Da zu lefen Termagft, und was Tugend fei» zu e]>
kennen ;
Wird mit lanfter Ähre die Flur allmählicli fich
gilben.
Auch am wildernden Dom wird roth abhangen die
Traube,
Ja hartftämmigen Eichen enttropft dann thauiger
Honig. 30
.Wenig indels find Spuren verjähretes Truges noch
übrig,
Die zu verfuchen das Meer im Gebälk, die fchir«
mende Mauern
Städten zu baun, und zu Ipalten das Land mit der
Furche gebieten.
Dann iA ein anderer Ti^^hys, es fahrt ein*« andere
Argo
Auserkohme Heroen; ja dann find andere
Kriege; 35
Auch wird wieder gen Troja gefandt ein grofser
Achilles.
Drauf wann, fiärker nunmehr, zum Mann dich ge*
bildet das Alter;
Weicht aus der Wog* auch felbfi: der Pilot, die be-
J Trachtete Fichte
TauCcht nicht mehr; es erwächfi ein jegliches jegli«
chem Lande.
Weder dem. Karfi erduldet die Flur, noch 4ie Hippe
der Weinberg; 40
SchoA auch löfet die Stiere vom Joch der fiännnige
Pflüger.
Sfidit mehr lernet die WoUe 4en Lug ^elartiger
Färbung:
42 Ü^ I E R T E I D Y I< L E.
Nein felkft hüllt auf der Aue der Widder £ch bald in
• • • des Purpurs
Liebliche Röthe das Yliefs, und bald in feurigen
Safran;
45 Und freiwillig umglüht Scharlach die weidenden
Lämmer.
Alfo rollet der Welt Jahrhunderte! fangen den
Spindeln
Jen' im (trennen Befchlufs der Grefchick' einträchtige
Farcen.
I
Nim, o nim (fchon nahet der Tag!) die erhabenen
Ehren,
Theueres Göttergefchlecht , o Jupiters grolser An- :
wachs!
50 Schau mit gewölbeter Laft das hochher fchäuemde
Weltall,
Länder rings , und Räume des Meers , und Tiefen
des Himmels!
Schau» wie alles fich freut des kommenden Uijahr-
hunderts !
Dauerte doch fo lange das äuTserfie Theil mir des
Lebens,
Und i^in Geifi , der genüge , von deinen Thaten zu
reden !
55 Nicht vorgehn an Gelang loU mir der Thracier
Orfeus,
Linus nicht; und helfe dem Orfeus Kallio-
pea
Mütterlich, helf' auch dem Linuf fein fchöner
Vater Apollo i
Wenn felbft Pan mich befieht vor Arkadia's Richter
im Wettftreit,
P O L L I o. f 43
Selbft fon Pan fich befiegt vor Arkadia's Richter er- '
klären!
; Auf 5 Iioldfeliges Kind, und erkenn' am Lächeln die
Mutter! 60
Vieles ertrug die Mutter in zehn langwierigen
Monden !
Auf, holdfeliges Kind! Wen nicht anlachten die
Eltern,
Würdigte weder des Tifches der Gott , noch die Göt-
tin des Lagers!
\
» .
FÜNFTE IDYLLE.
D AFN IS.
einl;eitüng.
Jahr der Stadt 7i5, im Anfang.
Mopfus und Menalkas, zwei Ziegenliirten , begegnen fich
im Sommer auf der Weide des Bergwaldes. Der jüngere Mop-
fus, ein treflicher Syringenbläfer , wird von Menalkas,' einem
-vorzüglichen Sänger, freundlich zum Wechfelgefang eingela«
den. Worauf jener den Tod des Dafiiis, diefer die Vergötte-
rung deÜelben belingt. ^
Dafnis erfcheint V. 5o — 52 als ein neulich yerltorbener
Liebling der beiden, von welchen Menalkas V. 85 — 87 den
Virgil felbft , den VerfafCer des Alexis und des Palämon , vor-
ftellt Nach der dritten Idylle allo ward diefe , entweder noch
712,' gefchrieben , oder wenigftens vor der ^rften vom Herlsft
716, die fonit ihres Inhalts wegen vorzüglich väre genannt j
worden; gewifs vor der neunten vom Sommer 714, wo diefe
V. 18 als Troftgefang des unglücklichen Mantua gelobt wird.
Weffen Tod konnte damals fo allgemeine Trauer, wedeii
■göttliche Verehrung fo allgemeine Freude erregen? Keines an- ]
deren, als des Dictators Julius Gäfar, der 710 ermordet, und
7 1 2 im Anfange des Jahrs vergöttert ward. Nach den Gräueln
des Triumvirats, konnten auch wol altrömifche Herzen mit
Wehmut an die beffere Verwaltung des Julius, und an die gro-
fsen Tugenden und Entwürfe diefes, wenn Freiheit nicht län-
ger Statt fand , der Oberherfchaft fo würdigen Mannes , zu-
rückdenken.
Wahrfcheinlich ward diefe Idylle im Anfang des Jahrs
715 auf Pollio's Rath gefchrieben, als Octavianus von Philippi,
die Äcker unter die Legionen zu vertheilen, zurückkehrte.
PoUio, der Mantua's Schickfal vorher fürchtete, wollte dem ^
Triumvir feinen Freund als Verehrer des Julius und als Dich- 3
ter empfehlen, und legte diefem Gedichte den Alexis und den
Palämon bei, deren Virgil V. 86, gewifs nicht aus Eitelkeit^
lieh rühmt; und die Empfehlung verfchafte ihm Octavians in
der erften Idylle gepriefenen Schuz, vergl. IX, 10. 18. Die
Zeit der Handlung fezte der Dichter in den Sommer 71»
zurück.
i
FÜNFTE IDYLLE.
D A F N I S.
Menalkas«
JVXopfus, warum, da wir als Kundige beid' uns
begegnet,
.Du zu blaTpn auf leichtem Geröhr, ich Worte zu
melTen,
Sizeu wir nicht hier unter den hafeldurchwachfenen
Ulmen ?
Mopsus.
Du bift älter; dir folgt der jüngere billig, Me-
nalkas:
Ob wir unter die rege, von Zefyren wankende
Schattung, 5
Ob zur Grotte vielmehr wir hineingehn, Schau, wie
die Grotte
Bort von der waldigen Rebe mit feltenen Trauben
beltreut wird.
48 Fünfte Idylle.
Dir wetteifert allein in unferen Bergen Amyn*
tas.
* j
Der wetteifert ja wol, im Gelang zu befiegen den ]
Phöbus!
Menalkas.
1 Singe du , Mopfus , zuerft : fei nun von den Flam«
men der Phyllis,
Oder von Alkons Lobe dein Lied , auch vom Hader ^
des Kodrus: !
Singe nur ; Tityrus hat wohl Acht auf die weidendenT
Böchlein« j
MOFSUS. ^
Nein 5 der Gelang, den ich neulich in grünende
. Rinde des Buchbaums
Eingerizty und melTend den Ton um einander be«"
zeichnet,
15 Werde verfucht. Dann rufe zum Wettkampf du
^^ ^ dön Amyntas!
\ / Menalkas,
j • . ■ %
So wie die Weide des Sumpfs nachfieht dem weilüs« -
liehen Ölbaum,
So wie die niedere Narde den purpurnen Rofen- '
gebüfchen: , i
Muls liach unferem Dünken auch dir nachftehen
Amyntas.
I
k D A F N I 8 . 49
MOFSUS.
Weiter kein Wort, o Jüngling; wir find in die
Grotte gelanget.
Ihn wehklagten die Nymfen, den graufam
4 fcheidenden Dafnis, 20
Bang'; ihr, Hafelgebüfche , bezeugts, und o Bäche,
den Nymfen!
1 Ms, umfchlingend des Sohns erbarmungswürdigen
i
I Leichnam,
'> Götter zugleich und Sterne he graufam nannte, die
Mutter.
Keiner trieb von der Weid' an jenen Tagen , o
Dafnis,
Rinder hinab zu des Baches Erfrifchungen ; . keines
der Thier' auch 25
I Kofiete weder den Strom, noch berührt' ein Halm*
chen des Gräfes.
Ja, dafs dich, o Dafnis, auch punifche Löwen be-
I
feufzet.
Als du erblichA, das reden verödete Berg' luid Ge-
hölze.
Dafois hat an den Wagen armenifche Tiger zu
fpannen,
Dafnis gelehrt, im Triumf Feftreihn zu beginnen des
Bacchus, 3
Und mit weichem Geranke den fchmeidrgen Stab zu
umwinden.
So wie die Rebe dem Baume zum Schmück , wi^
der Rebe die Traub' ift.
So wie den Heerden der Stier, wie die Saat dem fet«
texk Gefdde :
YiBaxi Ton Voss. I, 4 * i
50 Fünfte Idylle.
DvLy du einzig der Schmuck den Deinigen! Seit
Gefchick dich
35 Rafte, verliefs felbit Päles, und felbfi Apollo
Felder.
Wo grofiskömige Gerfte wir oft den Furchen
trauet,
Sprofst unfeliger Lolch und ein Schwärm des ver
, derten Habers,
Statt der fanften Viol', und des purpurheUen 1
cilTusj
Steigt die Difiel empor imd fcharfgenadelter St<
dorn.
40 Streut den Boden mit Laub', umzieht die Que!
mit Schattung,
Hirten der Flur; es verlangt, dafs dies ihm
fchehe, noch Dafnis.
Auch erhöht ihm ein Grab , und fügt zum Gr
die Auffchrift:
f<Da£ais ich hier- in den Hainen, bekannt bis z
Aemichten Himmel,
«Schönem Vieh ein Hüter vordem, noch Ichöner
felber.»
Menalkas.
45 So ift mir dein holder Gelang, o göttlic
Dichter, ^
Wie ein Schlummer dem Müden im Graf' ift, ^
wenn am Mittag
Dürftige labet. ein Trunk aus des Quellbachs füfs
Gefprudel.
Nicht mit dem Rohr nur gleicheft du ihm, auch
Stimme dem Meifter.
D A F N I S. 51
, glückfeliger Knabe, du bift nun der zweite nach
jenem,
loch will dir ich, fo gut ich vermag, dies meine
dawider 50
^^ifingen, und Dafnis Preis dir erhöhn zu den Sternen
des Himmels.
i^Dafnis erheb' ich zum. Himmel; denn mich auch
liebete Dafnis.
I
Mopsus.
^ Kann was grölser mir wol als folches Ehrengefchenk
fein?
^1 Selber ja war der Jüngling des Loblieds würdig, und
länglt fehon
Ward mir jener Gelang von Stimikon häufig ge-
rühmet. 55
Menalkas.
Glanzvoll fiaunt an der Schwelle des imgewohn-
ten Olympus
I Da£ais, und unter dem Fufs erblicket er Wolken
und Sterne.
Drum hat froh die Gehölz' und die famtlichen Fluren
Entzückung,
' Fua zugleieh' und die Hirten, erfüllt, und dryadifche
Jungfraun.
Weder WÖlf' umfcUeichen die Trift, noch drohen
dem Hirfche 60
I TUckifche Game . verfieckt ; Ruh liebt der gütige ,
Dafnis.
Selbft nunf^wiBgen empor ihr Jubelgetöm zu den
Sternen
/ I
a
ft
52 Fünfte Idylle.
Struppige BergwildnilTe, ja felbfi: lobfingen die Fels- i
höhn, \
Selbft Weinbäumen entfchallt : Gott^ Gott ift jene^, \
Menalkas !
65 O fei gnädig den Deinen und hold! Schau j vier dei^
Altäre:
Zween^ o Dafnis, dir felbfi, zween Hochaltäre dem
Phäbus.
Jährlich hinfort zween Becher, von frifch auffchäu- \
mender Milch voll, ^ i
Stell' ich,, und zwo Mifchkannen dir dar,: mit der J
Fette des Ölbaums. , ''
. Reichlich das Gafin^ahl dann mit Bacchus Gaben er^
heitemd,
7Q Neben dem Heerd, wenn Kälte beginnt, wenn Ernte,
im Schatten,
«
Giefs' ich Wein aus Schalen herab , ariufifchen
Nektar.
Singen foU tnir Damötas zugleich, und der Lyktier
Ägon,
Und. nachahmen den Tanz der Sätyre Alfe-
fiböus.
Das wird immer dir fein, fo wann die Gelübde
wir fefilich
75 Zahlen den Nymfen'mit Dank, als wann wir die
Felder umwandeln.
Weil im Gebirge der Eber, der Fifch im Strome -£ch
freuet.
Weil mit Thymus die Biene fich nährt, mit Thau die
Cikade :
Immer bfeibt dir Namen und Ehr* und ewiger Nacb-
vuhm»
D A F N I s. 53
«
vie Bacchus und Ceres Gewalt , wird jährlich der
Landmann
i mit Gelübd' anflehn; auch du wirft binden zur
^ Leiftung. SO
Mopsus.
doch, was für folchen Grefang zur Oabe dir
biet' ich ?
a nicht freuet mich fo das G^räufch des koihmen«
den Südwinds,
t am gefchlagenen Strande der Wog' Aufwallun-
gen, nicht fo,
ji durch felfichte Thäler hinab fich fiürzet die
Bergflut.
Menalkas*
2 Syringe von Rohr, die zerbrechliche, fchenk*
ich zuerjß: dir* 85
lat: Korydon brannt' um den jugendlich fchönen
Alexis :
luch hat mich gelehrt: Wefs Heerdö da? Wol
Meliböens?
MOFSUS.
du den Krumnifiab hier , den Antigenes , da er
mir oftmal
leichelte, nimmer gewann; und er war der
Liebe nicht unwerth:
[1, wie mit ähnlichen Knoten er prangt, und mit
Erze, Menalkas. 90
SECHSTE IDYLLE.
V AR U S.
EINLEITUNG.
\i
Jahr der Stadt 71 5, im Sommer.
Der berauTchte Silenus, von zwei jungen Satyrn gebun-
den, fingt für die Löfung ein Lied vom ürfprunge der Welt
nach Epikurs Voi*ftellung , und d^eren Gefchichte bis zur He-
roenzeit nach alten Volksüagen« Aus welchem Gefange der
Dichter einiges, wie er gleichfam fich erinnert, umitändlich
und im Vorbeigehn , wiederholt.
Varus, dem das Gedicht zugeeignet wird, fcheint Lucius
Alfenus Varus geheifsen, und Kriegskunde mit epikuräifcher
Weltweisheit vereint zu haben. In der neunten Idylle, von
714, erwartete von ihm Virgil die Rettung feines durch die
Soldaten, troz dem Verfprechen Octavians, ihm entrifCenen Ei-
genthums; und die Grammatiker fagen, dafs pr ein AufTeher
der Äckervertheilung im transpadanifchen Gallien, und nach
PoUio's Abzüge Befehlshaber der Gegend gewefenfei. Das dort
verfprochene Lob wird hier geleitet; und es erhellt, dafs nach
dem brundififchen Frieden vom Ende 714 der Dichter unter
Octavians Herfchaft im ruhigen Befiz des väterlichen Gütchens p
war, um in der Maulbeerenzeit Gefange der Waldgötter belau-
fchen zm können.
Auch dem 'Dichter Gallus , der in Silens Gefange verher-
licht wird, war Virgil nicht nur als Freunde und Kunßgenof-
fen, fondem als eifrigem Mitretter, verbunden: indem jener,
ein tapfrer Krieger und GünÄling Octavians, den Auftrag hatte,
diejenigen Städte zu fchazen, deren Äcker nicht vertheilt
wurden.
Ik
ECHSTE IDYLLE.
V A R U S.
erzhaft wagte zuerft den Ton fyrakufifcher
Lieder,
ohn' Erröthen bewohnte .die Waldungen unfre
Thalia,
ich Schlachten belang und Könige, zupfte das
Ohr mir
t
thius, fanft anmahnend: Ein Hirt^ o Tityrus,
weidet
ger Schafe fich fett, und £ngt ein gedämpfteres
Liedlein. 5
I, denn dir ift mancher noch übrig, welcher
dein Loblied,
18 9 gerne beginnt, und traurige Kriege ver-
herlicht,
l' ich mit Feldgefange das fchwächliche Rohr zu
begeiftem.
it imgeheiiCsenes fing' ich! Jedoch wenn einei^
, auch diefes,
m er mit Luft es vemimt; dir, Varus, erfchallt
Tamariske, 10
i
58
Sechste Idylle.
■:?
Dir mein ganzes CrebüTch. Auch ift nicht werther
dem Phöbus
Irgend ein Blatt, als welches fich Varus Namen vor- ^
anfchrieb.
Auf, Pieriden, zum Werk. Es fahn den ent-
fchlafnen Silenus
Chromis einft und Mnafylos, die Junglinge, ruhn in i
der Grotte,
15 Starr von gefirigem Weine, wie ftets, die gefchwol- '
lenen Adern:
Ferrie lag, nur eben dem Haupt entglitten, der
Laubkranz;
ITnd fchwer hing ihm die Humpe mit abgegriffenem fc
Henktel.
Beide nahn, (denn es hatte der Greis mit des liedei
Erwartung
Oft JUe geteufcht) und fchlingen ihm felbft aus deni |r
Kranze die Feffel.
20 Ihnen gefeilt fich zugleich, und ftärkt die furchtfa- |»
men, Agle,
^ Agle, vor allen Najaden die fchönere; jezt^ da er r^
aufblickt.
Malet fie Stirn' imd Schläfen ihm roth mit blutigen i(|
Maulbeem.
Lachend der Lifi, ruft jener: Wozu cüe umfchlin« j||g
gende FelTel?
Bindet mich los, ihr Kinder; genug dafs zu können 4
ihr fcheinet.
25 Einen Crefang, den ihr wünfchet, vernehmt: euA \^
foll ein Grefang fein,
Diefe bekommt was andres zum Lohn. Drauf hebt
er fogleich an.
1
A R u s. 59
I
I
lach dem Ma£s des Grefangs fah man Bergfaunen
und Bergwild
in vor Luft; jezt regte die ftarrenden Wipfel
der Eichforß,
fo freut fich des Phöbus entzückt der pama^
fifche Feilen,
nicht Rhodox^e Aaunt noch Ismarus alTo dem
Orfeus. 30
Denn er fang, wie einmal, durch imendliche
Leere gerüttelt,
ten Samen der Erd', und der wehenden Luft,
und des Meeres,
der ätherifchen Glut; -wie hieraus jeglicher ür-
fpruiig
, imd felber erwuchs die zartere Kreifung des
Himmels ;
dann Grund zu erharten, und Nereus Flut zu
umufem 35
g, und alhnähUch Geftalt der Dinge zu .
nehmen,
wie die Welt aufftaune zur jugendlich fcheinen«
den Sonne,
hochher fich ergiefs' aus erhobenen Wolken der
Regen :
■end keimende Wälder zuerft auf&eigen, und
während
am Lebende irren durch unbekannte Gre*
birge« • , ^^
r der Pyrrha geworfnes Geftein, und fatumilche
Herfchaft
er, des Kaukafus Vögel zugleich und den Räu-
ber Prometheus ;
i
t
60 Sechste Idylle.
Fügt dann hinzu^ wo dem Hylas am Born die
milTenden Segler
Laut nachfehrien, dafs Hylas der Strand, rings Hy!
umherfcholL
45 Und, o Palifae, du fo beglückt, wenn nimmer ei
/ Rind w^ar,
Jezo trottet er dich mit Genufs des fchneeige:
Stieres.
Ach, unfeliges Kind, wie übernahm dich der Wabxh
finnf.
Prötus Töchter erfüllten die Flur mit falfchem Ge»
brülle : • i
Doch fo empörender Luft hat nie durch thieriTche
Buhlfchaft
50 Eine gefröhnt, obzwar für den Hals iie gefurchte!
das Pflugjoch,
Und lieh oft nach Gehörn an glatter Stime ge»
tafiet.
Ach, unfeliges Kind, du felbft nun fchweiCß in den
Bergen: ' f:
Jener, die fchneeige Seit' auf der fanften Blum' Hpf >
cinthus, '(
Wiederkäut . im Dunkel der Stecheich' hellere
Kräuter;
55 Oder verfolgt, was ihm lieb in der Heerd' ift. Speiv
ret, o Nymfen, \
Ihr diktäifche Kymfen, die Windungen fperret des
Forftes: *:
Ob ja vielleicht auf dem Wege fich darbiet' unferen i
Blicken ^ /
Vom umfchweifenden Stiere die Spur! O es möchten 1
vielleidit ihn, ' i
A R U S. 61
auch grünendes Kraut, auch die reizende Heerd'
ihn verleitet,
;e Küh' heimfuhren in unXre gortynifche Stal«
lung! 60
if die hefperifchen Apfel, des Mägdleins Wunder,
befingt er.
I die Phaethontiden in Moos und bittere '
Rinde
let er 9 dafs Ile dem Grund', hochwipflichte Er*
len, entfieigen:
if erzählt er, wie Gallus, den Strom des Pcrmef-
fus umirrend,
die aonifchen Höhn von der Göttinnen einer ge-
führt ward, 65
Mrie dem Mann auflland der fömtliche Chor des
Apollo ;
dann Linus ihm nahend, der Hirt von gött--
lichem Liede,
n gefchmückt mit Blumen das Haar und bitte-
rem Eppich,
3te: Diefes Geröhr, Ichau, geben dir, ni|ji es,
die Mufen,
;hes dem GreiT aus Askra zuvor; auf welchem
er tönend 70
fte die fiarrenden Omen herab vom Gebirge zu
lochen«
mit preife du lelblt des gryneifchen Waldes Ent-
fiehung; '
kein Hain wo prange zu gröDserem Stolz dem
Apollo«
l' ich annoch, wie er ScyUa, des NiTus ruchtbare
Tochter,
62 Sechste Idylle. Varus.
75 Welche 9 mit Hundegebell die glänzenden Hüften
umgürtet,
Sagt man, dulichifche Barken gefchleift, und im tie*.
fen Gefirudel,
Ach! die verzagenden Schiffer mit MeerfcheuTalen
zerriffen?
. Oder , wie Tereus Glieder er dargefiellt in Ver-
^ Wandlung; j;
Welchen Schmaus Philomela, und welches Grelchenk,
ihm bereitet;
80 Welches flugs fie die Wüften ereilt, und mit wel-
chem Grefieder
Jammervoll fie zuvor um ihr eigenes Dach fich ge-
fchwungen.
Alles , was einft in Phöbus entzücktem GreXang
der Eurotas
Freudig vernahm, und zu lernen gebot den horchen-
den liOrbem,
Singet er; hoch zu den Sternen entfliegt aus den i
Thalen der Nachhall:
85 Bis in die Hürd' eintreiben die Schaf, und die Zäh-
lung erneuern
Hefperus hiefs,. und dem Himmel noch unwillkom-
men hei:vorging.
SIEBENTE IDYLLE
MELIBÖUS.
EINLEITUNG.
Jahr der Stadt 716, im Frühling.
Meliböus erzählt , wie an einem Frühlingsabend auf der
Gemeinwiefe .des Mincius der Ziegenhirt Korydon den Schäfer
Thyrfis, vor dem Schiedsrichter Dafhis, einem Kuhhirten, im
Wettgefange befiegt habe. Statt (der zweizeiligen Lieder , wie
lie in der dritten Idylle gewechfelt worden, lind diesmal lauter
vierzeilige : dergleichen auf der - Stelle zu erfinden , höhere
Kunit erfoderte. 1
Vor -dem Jahr 71 3 kann diefe Idylle nicht gefchrieben
fein, weil in der fünften nur der zweiten und dritten, nickt •
diefer eben fo würdigen^ gedacht wird. Auch fchwerlich in; ,1
der Zeit der Äckervertheilung , da in Andes eine fo mimterej
Hirtenhandlung unfchicldich war. Wahrfcheinlich , als der _
Dichter und feine Nachbaren das Ihrige wieder in Frieden ver- ' *
walteten: nach der fechßien des Sommers 716, die noch auf-
jene Unruhen lieh' bezieht ; und, wenn wir die Frühlingsfcese
in Anfchlag bringen, im folgenden Jahr 716. J
Mit Feinheit hat der Dichter die fehlerl^aften Gedanken ]
des Thyrfis , der als Beleidiger dem herausfodernden Korydon 1«
antworten mufste, unter dem Glänze des poetifchen Ausdrucks '
und der Versmelodie verborgen; wodurch jener die Gunfb des
Haufens fich verfchaft hatte.
Dafs Theokrits achte Idylle einige Ähnlichkeit in der An-
lage hat, dies fchmälert der unfrigen nicht das Lob einer geißi
reichen Erfindung imd Ausführung.
':r
1«
^t^
k. ■
.»
SIEBENTE IDY L L E.
:.;■[ :.
M E L 1 B O U S.
.:■ r ..:.. ,
Meliböus.
nter der fiachlichten Eich' Umlaufelang ruhete
Dafnis ;
d vereiniget hatte mit Korydon Thyrfis . die
Heerden :
yrJfis die Schaff und jener von Milch anfchwel-
lende Ziegen ; ,
id' in blühender Jugend annoch , Arkadier
beide,
.d im Grefange £ch gleich , und gefafst zu fertiger
Antwort. 5
slicr, weil ich dem Frofte verbarg die > zärtlichen
Myrten,
iweifte der Heerde Cremahl, mein Leitbock. Jezo
erblickt' ich
Ehis dort; und fobald er mich fchauete;« Hurtig,^
begann er,
mm Jiieher, Meliböus; dein Bock iA gelünd und
djie Zicklein;
'iR»iL Ton Voss. I. it
/ I
'i
66 Siebente Idylle.
10 Und ift dir zu weilen vergönnt, fo ruh' in der Küh-
lung.
Hieher kommen zur Tränke von felbß durch Wielen [•
die Rinder, / |
Hier umwebt weitgrünend mit zartem Rohre die l
' Ufeif
Mincins, hier auch fumfen aus heiliger Eiche die
j-^ ^ S(^wKrme.
Was zu thun? Nicht hatt' ich daTelbft Alcipx>e noch
PhyUis,
15 Einzuf])erren daheim die der Milch entwöhneten
Lämmer;
Und ein wichtiger Streit^ mit Korydon Thyrfi^, er-
hub fich.
Nachgefezt wavd dennoch mein emAhaft Werk dem
Getändel.
Drum im Weehf^lgefang begannen fie beide den
Wettfeeit
Eiferig. Mdckt* ich, o Mufen, de» Wechlelgeiangi ,
mich erinnern!
20 Korydogoi fang erft dies, dason da» antwortete !
Thyrfis.
KOBTDOX«
Mymfen» O uufere Luft, libethrifche , einen Gelang '..
nur, j
So wie meinem Kodrus, gewähret mir; nahe des >
Phöbus
Dichtungen tönt fein Lied! Doch wensi'si nicht aUei» i
vergönnt ift.
Hange diei helle Syring' alhier an der heiligen
Fichte»
MsLiBÖua. 67
Thtrsis.
Schmückt y ärkadifche Hirten, den werdenden Dichter
mit Efeuy -2S
Dals vor Neid au^lazen die Eingeweide dem
Kodrus !
liobet er tiber Gefallen, mit Bahkar gürtet die Stirii
ihm,
Da£8 nicht fchade dem Seher die hämifche Zunge
zmn Wachsthum!
\
KoRTDOir.
I>ir, o fielia, weiht diei Haupt de« borftige»
Ebers
Mike» der klein', und das Zackengehöm vcm» teb-^
haften Kronhirfch. 30
Wird ihm eigen das Glück; dann ganz aus geglätte*
tem Marmor
I Slddl du, die Waden umfchnürt mit purpurrothenf
Kothumus.
Thtksis.
Dxefen Napf toII Milch und die jährigen Fkden,
Priapus,
Set IM erwarten vergnügt; du fdbirmft ein ärailiehed
I Gärtlein.
Bimmom hab^n wir nun für die Zeit dich gebildet;
jedoch wann 35
doreb Zucht vollzählig die Heerd' üf, golden
erfcheiAft du!
...
]
i
I
I
68 Siebente Idylle. j
1
KORTDOBT« {
Wereus Kind Galatea, mir füfs vor hybläifchem Thy-
mus, j
WeiTser denn Schwan', und fchöner wie hellgrün ran-
. kender Efeu :
Gleich fobald zu der, Krippe gefattiget kehren die
Rinder,
40 Wenn, dein Korydön irgend das Herz dir rühret, o
komm doch! I
.Thyrsis.
Ja noch bitterer mög' ich denn Sardo's Kräuter dir
fcheinen.
Rauher wie Brufch, und feiler wie ausgeworfenes
. Meergras,
Wenn nicht, heute der. Tag mir lang fchon über ein
Jahr ift!
Gehet doch heim von der Weid', iit Scham noch,
gehet, ihr Rinder!
r
KORYDON.
45 Quellen mit moligem Bord', und Kräuterchen, lanfter
denn Schlummer;
Und der du dünn hergrünend, o Erdbeerbaum, fie
befchattefi:
Schüzt vor der Sonnenwende das Vieh! Schon nahet
der Sommer,
Dörrend in Glut, fchon blähn üch die Keim' am
üppigen Rebfchofs.
f
m e i< i b ö u s. v .
Thyrsis«
Hier ein Heerd und Kiene voll Harz, hier reichliches
I
Feuer
Stets, und der Pfofien Gebälk von befiändigem RuITe
gefchwärzet. 5
Hier ivird Boreas Kälte von uns £o wenig ge-
achtet.
Als vom Wolfe die Zahl, von des Giefsbachs Schwalle
das Ufer,
K O R Y D o N.
Siehe da ficht Wacholder, und rauh ein Kafianien-
dichicht ;
Voll liegt Frucht, jedwed' um die eigenen Bäume
geftreuet;
Alles umher nun lacht. Doch fobald mein fchöner
Alexis 55
yjifrem Gebirg' ablchiede , du Xahfi auch die Bäche
vertrocknet.
Thyrsis.
Dürr ift Acker und Flur; in der Glut krankt dürftig
das Kraut hin;
Liber entzog misgtinfiig des Weinlaubs Schatten den
Hügeln,
Doch wann unfere Phyllis erfcheint, grünt jegliche
Waldung;
Jupiter auch fiürzt reichlich in fröhlichem Regen
herunter, 60
\
70 Siebente Idylle, Meliböus«
V
KOBTPOV.
Herkules kohr fich die Pappel zur lieblingin, Bac-
chus die Rebe,
Myrten die anmütreiche Cyther', und Lorber
ApoUo :
Phyllis erkohr lieh die Hafel; fo laug' ihr Phyllis
geneigt ift,
Geht nicht Myrte der HaTel voran, noch Lörber
. ApoUo's.
Thyrsis.
65 Schön erhebt fieh die Efch' im Gehök, die Pinjol' in
den Gärten,
Schön die Pappel am Bach, und die Tann' auf lufti* '!
gen Berghöhn:
Doch wenn du öfter zu mir, holdfeliger Lycidas,
wandelft,
Steht die Efch' im Gehölze dir nach, die PinjoF in ;
- den Gärten,
So , was ich weifs ; und befiegt wetteiferte
Thyrlis vergebens,
70 Aber Korydon ward nun Korydon unTeren
Fluren.
ACHTE IDYLLE.
DIEZAUBERIN
EINLEITUNG. )
j
Jahr der Stadt 7^5, im Herbfl;,
Dämon und Alfeliböus, zwei Kinderhirten, begegnen fich
am Sommermorgen in einem Bergwalde des Pindus, und fingen
im WechCelgeriuig , jener einen unglücklichen Liebhaber, der
fich erläuft , diefer eine Liebhaberin , die ihren Ungetreuen zu-
rückzaubert.
Pollio hatte von Virgil eine Nachahmung der theokriti
fchen Zauberin gewünfcht. Virgil, ein miterfindender Nach-
ahmer, jgab ihr zum Gegenilück einen in Liebe Verzweifeln-
den; unit, ut|i edlere Zambergebräuche zu erhalten, verlegte er
die Scene aus Italien, wo nur Sagae, oder alte Hexen, durch
Strafgefeze gefchreckt, hexten, i^ach dem theffalifchen Pindus,
mit Beibehaltung des griechifchen Wortes Pharmaceutria , wo-
bei der Römer zuerft an ThefTalien dachte.
Als GäXar Octavianus und Antonius, durch den brundiÜ-
fchen Frieden verlohnt, im Frühling 716 den mifenifchen Vcr-n
gleich mit Sex, Pompejus gefchloITen hatten; übernahm Pollio;
die Bezwingung der aufrührifchen Parthiner in Gäfars Provinz
Dalmatien. Zu Gäfars Völkern ward ihm- von Antonius ein.
Theil feines nach Afien beltimmten Heers mitgegeben. Jezo im
Herbfi; entläfst der Sieger Pollio die Hülfe des Antonius nach
Griechenland in ihr Winterlager, und kehrt felbft zu Schiffe in
eine^ Begleitung von Gafarianem nach Venetien und Kavenna,
wo er feinem jährigen Sohne Afinius Gallus (IV Einl. )r den jj:
Ehrennamen Säloninus, von der ^eroberten Stadt Salonä, mit-
bringt. Bald darauf geht er nach Rom zu dem erworbenen
Triumf, den er im Ausgang des Octobers aufführet. .
Dem alfo zum Lorberkranze des Triumfs zurückkehrenden I
Heerführer fendet in Gedanken der Dichter die versprochene |^
Idylle als einen dichtrifchen Efeu entgegen; unwifTend, ob er
ihn fchon an der Mündung des Timavus, wo er vorbeifchiffen
wird, oder noch weiter zurück an der illyrifchen Küfte^ an-
treffen werde.
■
■ '1
I
ACHTE IDYLLE.
DIE ZAUBERIN
fz
weener Hirten Gefang, des Dämon und Alfe-
fiböus,
Welche, der Weid' achtlos , anfiaunete felber die
Waldkuh
Während des Kampfs , auf deren Getön ftarr horchten
die Lüchfe,
Und, aus eigenem Laufe gewandt , ausruhte der Berg-
ftrom:
> Dämons Wundergefang meld' ich, ,und des Alfe- .
liböus. ' 5
Da', ob du fchon mir die Felfen umlenhft des
grofsen Timavus,
Ob du die KiiAe noch ftreifft der Illyrier: wird mir
einmal , ach,
Nahen der Tag, der vergönnt, was du vollbracht, zu
befingen?
Wird^ ach, je mir vergönnt, ringsher zu verkünden
dem Weltkreis
Dein nur würdiges Spiel für Sofokles hohen Ko-
thumus? 10
•l
74 A C H T E I D Y L L E.
Dir foU fein der Beginn,, dir endigen! Nim, den du
, felber
Foderteft, dielen Gelang, und laTs um die prangende
Schläfe
Unter die Siegslorberen dir auch hinfchleichen den
Efeu.
Kaum war entflohn am Himmel der Nacht kalt-'ij
athmender Schatten,
15 Wann noch lieblich der Heerd' auf zartem Gräfe der .
Thau ift;
Als fo Dämon begann, gelehnt an den Stecken des
Ölbaums :
Damok.
Bringe den heiligen Tag, ihm voran, o Lucifer,
firalend!
Ich, durch wankende Treu der verlobeten Nila ge- -
teufchet,
Jammere hier, und rufe, Ib. fruchtlos jene dem
Schwur auch
20 Zeugeten, fterbend annoch in der äulserfien Stunde
den G{)ttem!
Hebe mit mir, o Flöte, manalifche Hirtenge-
fang* an.
Mänalus hat tonreiches Gehölz und melodifche
Fichten
Stets umher , ftets hört er der liebenden Hirten Gre«
fange.
Stets den Pan, dem zuerft nicht unnüz grünte das
Röhricht.
25 Hebe mit mir, o Flöte, manalifche Hirtenge-
fang* an. ^
DisZavberin* 75
Ins der Nila Gemahl! Was darf nicht hoffen, wer
liebet!
gefeilt £ch zum Greife das Rofo, und im folgen»
den Alter
ininen mit Hunden zugleich die fchüchtemen
Gemfen zur Tränke.
MopTus, auf! und Fackeln gefchnizt! dir fiihrt man
die Gattin!
Bräutigam ) Nüffe gcftreut! dir wendet lieh Heri)er
vom Öta! 30
Hebe mit mir, o Flöte, mänalifche Hirten-
gelang' an.
dem würdigen Maime vermählt! da du aUe ver«
achteft,
Da fo verhaust dir meine Syring^, und die Ziegen
verhafst find,
^ Auch die ftruppichte Brau', und des Barts abhängende
Zotteln;
und da du wähnfi, nicht forg' um Sterbliches einer
der Götter! 35
Hebe mit mir, o Flöte, mänalifche Hirten-
gelang' an.
in untrem Geheg' als Kleine noch, neben dtr
Mutter,
Sah ithf zum Führer gewählt, bethauete Apfel dich
fammeln.
Eben vom eilfteii Jahre das folgende hatt' ich
/ erlebet,
[ Eben konnf - ich vom Boden zerbrechliche Zweige
berühren. 40
O wie ich Cah, wie ich tobte, wie rafender Wahn
mich dahinrifs!
Einft ]]
[•
\
76 Achte Idylle.
Hebe mit mir, o Flöte, mänaliTche Hirten-
gefang' an.
Kenn' ich doch Amor nunmehr! Es hat auf hartem!
Geklipp ihn
Tmaros, der Rhodoj^e ihn, der äufserfte Schwamil
Garamanten, f
45 Weder unfres Gefchlechtes ein Kind, noch Blute^'
ei'zeuget!
Hebe mit mir, o Flöte, mänalifche Hirten-^
gelang' an, f
Amor der Wüterich lehrt' in dem Blut der Söhne die
Mutter
Sich zu befudeln die Hand'! Auch du bift grauüTainf
o Mutter!
Ob mehr graufam die Mutter, ob jener verderbliche
I Knab' ift?
50 Jener verderbliche Knab'! Auch du bift graulam,
o Mutter!
Hebe mit mir, o Flöte, mänalifche Hirten-
gelang' an.
Jezo flieh' auch die Schafe der Raubwolf; goldene
Apfel
Trage die knorrige Eich'; es blüh' um die Erle Nar-
' cilTus;
Schwize wie Fett, aus der Rinde die Sumpftamariske.
den Bemftein;
55 Eifere felbft mit Schwänen der Kauz; fei Tityrus
Orfeus,
Orfeus unter Gehölz, bei Meerdelfinen Arion!
Hebe mit mir, o Flöte,' mänalifche Hirten-
gefang' an.
^
\
\
Die Zauberin. 77
Tun werd' offenes Meer ringsum! Lebt wohl, o ihr
Widder!
[äuptlings hinab von der Warte des luftigen Bergs
in die Fluten
türz' ich mich ! DieXes Gefchenk fei dir des Sterben«
. den leztes! 60
Endige nun , o Flöte , mänalifche Hirten-
• gelange.
lamon dies: was darauf antwortete Alfefi*
böus,
agt^ Pieriden^ ihr felbft; nicht alles ja können
wir alle.
Alfesiböüs.
Waller heraus, und umgürte mit wolliger Binde
den Altar!
iilnd' auch heiliges Grün, voll Saft,. vaiU männlichen
Weihrauch! 65
lafs icb dem Buhlen verrücke durch Kraft des magi-
fchen Zau))ers
einen gefunden Verltand; an nichts denn Befchwö-
rungen fehlt es!
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchwörun*
gen, ziehet den Dafnis. -,
kann doch Zaubergefang auch den Mond abziehen
vom Himmel;
;irce durch Zaubergefang hat Ülyffens Freunde ver«
wandelt; 70
elbfi:. auf Wiefen zerplazt die froftige Schlange dem
Zauber.
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchwörun-
gen, ziehet den Dafnis,
78 Achte Idyi.le.
Dies dreifache Geföde toh drei abfiechenden F«ri-f*
^ ben f
Wind' ich zuerfi dir herum , und dreimal um de«!
Altar her
75 Fiüir' ich diefes Gebild': es «rfreut tJngrades d» ^
Grotth'eit.
Ziehet ioakir heim aus der Stadt, o Befchwönm^P
gen, ziehet den Dafnis. f
Dreimal knüpf, Amaryllis, die dreierlei Farben iä¥
Knoten;
Knüpf, Amarylliis, und Tprich: Der Venus Bande
verknüpf ich.
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchwörun-^
gen, ziehet den Dafnis.
80 Wie fich der Thon hart fchliefset, und weic^ das '
Wachs fich ergiefset,
Beid' in der leibigen Glut: fo Dafnis in imTeroi^ -
Liebe.
Streue nun Schrot, und zünde die Lorberreifer mäf
Erdharz.
Dafnis brennt mir das Herz : ich brenn' auf Dafiik
den Lorber.
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchnviörun-
gen, ziehet den Dafnis.
85 Solch ein Gelufi foll Dafnis, wie wenn die ermfttteiä
Starke,
Die durch Gehddze den Stier und fteilere Forfie ge-
fpähet,
Neben denv rinnenden Bach hiniinkt im kolbige*
Schilfe,
Sinnlos ! kaum auch der Späte der Nacht am entwei-
cheoi gedenket:
i
Die Zauberin. 79
>lch ein Gelufi ilw clurcfaglülm; und gar nichts
kümmre* mich Heilung.
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchw(inin*
rangen, ziehet den Dafnis. 90
lies trug jener am Leib', und liels nuz^s einfi:, der
Verr^er:
heuere PfiCnder ¥on fich! Doch n«« felbft unter dei^
Sehw^' hier,
rde , wrtrau' lA üe dif* Wiibricbaft find diefe für
IMnisi
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchwörun-
gen, ziehet den Dafnis.
iefes Kraut, imd dies n»ir in Pontus gefammelte
♦ Banngift, 95
!at felbA Märis gefchenkt; am reichlichfien wächft
es in Pontus.
ft, i^ie hierdurch Möris als Wolf in die Waldungen
eindrang,
!ab* ich gefehn, und wie oft er Greftorbene tief aus •
den Gräbern
uftief, oder die ^aat wegführt' auf andere
Felder.
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchwörun-
gen, ziehet den Dafnis. 100
rage die Afch', Amaryllis, hinaus: und in flielsen«
des WalTer
diiitte fie über das Hauj^t. Nicht un^^ehn! So will
ich Dafnis
indigen, der nicht Götter, und nicht Befchwörungen
achtet.
Ziehet mir heim aus der Stadt, o Befchwörun-
gen, ziehet den Dafnis.
80
Achtle:. Idylle. Die Zauberin.
105 Schaue doch ^ . eb^n . ergrif mit auttemden Flammen
den Altar
Frei; da zu nehmen ich laume, noch £elb£t die Afche.
-0 Heil ^ns!
Etwas bödeuti^ es , .traun l Auch Hylax blaß an der
Schwelle !
Glauben wir? oder bethört fich der Liebende felber
mit Träumen?
Schonet^ er: kommt aus der Stadt, o Befchwö-
rangen, fchonet des Dafhis.
a. '.'
te.
N EU NTEIpYLLE.
J
M Ö R I S.
TiaaiSi Ton Voss. I, Q
EINLEITUNG. |
— I
■
Jahr de,r Stadt 714, im Sommef.
Ejinige Zeit nach der erfteu Idylle, da Tityrus noch iinbe-
forgt vor dem Einbruclie der Soldaten weidete, fand esVirgil j
gerathen, diprch perCbnliche Gegenwart fein Erbgut zu lichem. l
Er vertrauete, aufser Octavians Befehle, dem Schuze des Varus
und des Gallus. (Einl. VI). Umfonlt; die übermütigen Solda-
ten achteten nichts; Mantua famt Andes wurde vertheilt^ und
Virgil mufste, nicht ohne Lebensgefahr , entfliehn.
Wahrfcheinlich gefchah diefes im Ausgang des Frühlings
714, als der Konful Aünius Pollio/ der während des perufini-
fchen Kriegs noch in der Nähe um Ravenna geblieben war,
durch feinen Zug in das untere Italien die Mantuaner der Will-
kühr des räuberifchen Schwarms ausilellte. Virgil fchrieb diele
zur Rettung des Seinigen beftimmte Idylle, wie V. 60 beweift,
in den längßen Tagen. Aus feiner Entfernung bei Rom (EinL
I.) fandte er fie dem Befehlshaber Varus , um durch ihn dem
Octavianus die Erhaltung feines Grundüückes zu empfehlen.
Die Erdichtung iit einfach und zweckmälsig. Möris, der
Schaiher des. Menalkas, mit welchem Namen in der fünften
Idylle Virgil, als Lobfänger des Julius Cäfar, lieh felbft be-
zeichnet , bringt dem eingedrungenen Befizer ein paar Böck-
lein nach Mantua. Sein Bekannter, Lycidas, ein Freiuid dei '
Geftmges, aus der Gegend um Andes, irift auf dem Wege mit
ihm zufammen. Man fpricht. von dctm Schickfale des Menal-
kas, und fingt Stell euv aus feinen Gedichten, mit Liebe und
Bedauren. Diefe abgeriltenen Liederchen haben, bei idlem
Scheine von Zufälligkeit, die felbige AbHcht, wie vormals die
Überfendung der fünften Idylle mit der zweiten und dritten:
nemlich, zugleich für den Dichter, und für den Bewunderer
des Julius Cäfar, Theilnehmung zu erregen.
-■"
NEUNTE IDYLLE.
M O R I S.
Lycidas.
Wohin, Möris, der Gang? Wie der Weg dich füh-
ret, zur Stadt hin?
Möris.
. Lycidas I aehf das endlich erlebten wir, dafs noch ein
Fremdling,
r Was wir nimmer gewähnt, als Eigener unferes Gut-
f ' chens,
Redete: Diefes ift mein! zieht aus, ihr alten Be-
ßeller!
Jeto gebeugt, voll Grams, da das Schickfal alles doch
umkehrt, 5
t. Senden wir, was nicht wohl ihm gedeih', als Gab''
ihm die Böcklein.
Lycidas.
Sicher doch hatt' ich gehört: von dorther, wo fich die
Hügel
6^^
1
84 Neunte Idylle.
Mählich entziehn^ • und die Höh' in fanftere Windun-
gen fenken,
Bis zur Flut, und deün alten , am Haupt fcjion' zerbro-
chenen Buchen,
,10 Hab* euch alles gefchüzt durch liederchen euer Me- •
• " nalkas. '
MÖBis. I
Freilich gehört; aurch war das Gerücht. Doch unfere .
Lieder
Gelten , o Lycidas, nur fo viel vor GefchöJDTen des
Mavors,
Als chaonifche Tauben, wie's heifst, vor dem kom-
menden Adler.
Hätte mich nicht, beßmöglich im Keim die . Crezänke
zu knicken,
15 Vorge warnt linksher von gehöhleter Eiche die
Krähe ;
Nicht dein Möris alhier, nicht lebete felber Me-
nalkas !
Lycidas,
Weh! ifi irgend ein Menfch fo frevlerifch? Weh!
uns eiitrilTen
Wäre beinah famt dir dein trößendes Lied« o Me-
^ nalkas?
Wer dann länge die Wymfen? o wer mjt blühendim
Kräutern
20 Streute die Erd*, und zog' um den Quell her grjine
Befchattung ?
Oder auch welchen Gelang ich jüngfi in der Stille d»^
ab&ahl,
Ife.
Moria. 85
du zu unferer LuA Amaryllis im Tanz dich ein«
herfchwangfi: :
tyrus, kurz ifi der Weg, und ich fpUte mich;
weide die Ziegen;
äib dann die fatten zur Tränk' , o Tityrus ; und ,
wenn du treibeft,
lern Bock zu begegnen , er fiöfst mit dem Hom^
dich gehütet!» 25
MÖRIS.
lies, was er dem Varus noch unvollendet ge-
lungen :
inen Buhm , o Varus, (nur bleib' uns Mantua
übrig,
ntua, ach! zu nahe der janunervoUen Cre-
mona!)
gen dereinfi mit Gefang hochauf zu den Sternen
die Schwäne.»
Lycidas.
dein Bienengefchwärm die korilfchen Taxe vor-
beifiiehn ! 3
des Cytifus Weide den Küh'n ausdehnen die
Euter !
fiimmt, was du^weifst! Auch mich hat geweihet
zmn Dichter
[8 Chor; mir glückt der Grefang auch; mich^auch
• -
begrüTsen
k Seher die Hirten: allein ich glaube fo leicht
nicht,
ler ja, fcheint mirs, fang ich des.Varius oder
des Cinna 35
86 Neunte lovtLE.
Würdiges, fondem bei Schwanengeltin wie ein ^ \ Y
temcler Gänsrich. \ VI
MÖKIS.
Eben, o Lyeidas, bin ich dabei, und bedenke
fchweigendi j
Ob ich zurammen efi finde . . . Nicht ruhmlos ift der \
GeTang doch! ■ — \
»Komm hieher, Galatea, was foll denn das Spiel in
den Wogen? '
40 «Hier iä purpurner Lenz; bunt hier um die Borde
der Büchlein
«Streuete Blumen die Flur; hier ragt die filbeme
Papi>el
«Über ilie Grott', und es flechten gefchmeidige Reben
ein Liaubdach!
«Komm hieher; Iah tobend zum Strand' aufTclilagen
die Brandung!»
Lycibas.
Was noch wars , das ich einfi am heiteren Abend
dich einlam
45 Singen gehört? Wohl weifs ich den Ton, , 'vrenn die
Worte nur folgten.
Möms.
nDafnis, was [pÜbBc du am Himmel der Stern' ur^
fprüuglichen Aufgang?
<< Schau das GeAim vortreten des dionäifchen
Cäfor:
«Jenes Geftim, durch welches die Saat lieh beut
des Ertrages,
i
1 M Ö R 1 ^
IM * ^
;;Uncl fehon Farbe ge^innnt am foimigcn Hügel die
' . Traube,
'kirnen gepfroi^ft, p Dafnis; dein Oblt wird pflücken
der Enkel!» 50
Alle^ entführt das Alter , den Geifi: mit! Oft, ich ge-
denk' eSy
j Hab' ich Burfcb mit Mufik langfiündige Tage ge-
f endigt!
Nun fo mancher Gelang in VergeiTenheit! Selber die
\ Stimme
r
I
. Flieht fchon den Möris; es fchaute der Wolf den
I • Möris zuerit wol,
\ Doch wird dies zur Genüge dir oft noch fmgen Me-
nalkas. 5 5
Lycidas.
I Vorwand nur, dafs du mir in die Läng' hinhallelt die
Sehnfucht !
' Und nun fchweiget dir rings der gebreitete Spiegel,
L es ruhet,
Siehe doch, jegliches Lüftchen des ungeltümcn Gre-
räufches.
. Auch iA hier ja die Hälfte Aes Weges uns; denn es
erfcheinet
Eben das Grabmal fchon des Bianor. Hier wo das
Landvolk 60
! Wucherndes Laub abfcheert , hier la£s uns fingen , o
I Möris.
r
? Lege die Böcklein ab; in die Stadt gelangen wir
• gleichwohl.
: Wenn wir jedoch, dafs Regen die Nacht uns wölke,
j •
beforgt fmd;
88 , N E U N T E I D Y L L E.
Kannen wir ja im Gefange (der Weg wird leich
fo fortgehn.
6i Dafs im Gelange wir gehn, >rill ich der Lait <
erleichtem.
Weiter kein Wort, o Jüngling! und was nun dri
fei befchleunigt/!
Liederchen fingen wir belTer einmal , wann er fe
gekehrt ißt.
J
r
yj
l
t
ZEHNTE IDYLLE.
6 A L L U S.
r
\
EINLEITUNG.
Jahr der Stadt 717, im Frühling.
1
Virgü, mit dem Gedichte über den Landbau befchafd^
fchrieb diefe lezte der Idyllen auf d\en Wunfeh feines Gallus,'
deffen fchöne Lykoris einen anderen Liebhaber in einem Feld- ,
zuge y. 23, über die Alpen bis an den Rhenus V. 46 — 489
begleitete; während er felbft in Italien V. 44 — 46 gegen
einheimifche Feinde die Waifen trüg. Deutlich erkennt man
das Jahr 717, in defCen Frühlinge Gallus dem Cäfar die Kulten
Italiens gegen Sex. Pompejus vertheidigen half, und der KonfuI
Agrippa , der im Sommer 716 ein Heer über die Alpen gegen
die Gallier iind Germaner bis jenfeit dem Rhenus geführt hatte,
zur Herftellung der Flotte und Anlegimg des julifchen Hafens
bei Bajä, nach Italien zurück eilte.
Der Dichter als Geifshirt fingt, der verlalTene Gallus fei
von mitleidigem Gefange auf hohen und niedrigen Fluren, und
felbft in Arkadien, wohin ihn der Schmerz getrieben, von Hir-
ten und Feldgöttern, beklagt worden. Durch Theilnahme ge-
rührt, habe ^ mit ihnen des Landlebens friedliche Zärtlichkeit
fich gewünfcht, Ilatt jezo von der Härte der Liebe, zugleich
und des Krieges gequält zu fein; aber auch durch arkadifche
Zerftreuungen , und fogar, wenn er zu den äuTserften Enden
des Bewohnbaren auswanderte, den Schmerz der unglücklichen
Leidenfchaft zu mäfsigen verzweifelt. Bildlicher Schmuck,
nicht wirkliche Begebenheit
Vieles ül freie Nachahmung des verfchmachtenden Dafhis
bei Theokrit, die wahrfcheinlich eben fo von Gallus gewünfcht
wurde, wie jene der Zauberin von Pollio. Die Troftloiigkeit
des Gallus, der gleichwohl die ungetreue Lykoris fchon/im
Winter 716 — 717 mit einem Gedichte, woraus Virgil vier
feurige Verfe 46 — 49 aufnahm, und d^auf in vier Büchern
Elegien , belingen konnte , wird nicht in buchßäblichem Ernße
zu vergehen fein.
ZEHNTE IDYLLE.
6 A L L U S.
7 •
iNoch dies^ lezte Gefchäft vergönne du mir^ Are-
thufa.
Wenig begehrt mein Gallus, doch was felbft lefe
Lykoris,
Wenig des Liedes von uns. Wer verfagt wol Lie-
der dem Gallus?
O dafs» -wahrend du unter fikanilchen Fluten dsrher-
rinnft,
Nicht die bittere Doris dir einmifch' ihres Gre-
woges! 5
Angeftimmt ; wir fingen die fchmachtende Liebe des
Gallus,
Weil das junge Gefprofs ftumpfhafige Ziegen um-
nalchen«
Nicht tönt Tauben das Lied; Antwort giebt allem der
Bergwald,
Welche Grehölz', o welche gewundene Thale,
Najaden,
Hielten euch , als unwürdig vor Lieb' hinXchmachtete
Gallus? 10
92 Zehnte Idvli,!!,
Nicht ja des hohen Parnafus Um Waldungen, nicht ja
des Pindus,
Gaben euch irgend Verzug , noch Aonia's Born Aga- [
nipije.
Ihn hat fogar Lorber,. und fogar Tamariske be-
weinet ;
Fichtenbekränzt hat ihn, der in einfamer Grotte ge-
ßreckt lag,
15. Mänalus, ihn auch beweint das Geklip)) des kalten
Lycäus.
Ringsum fiehn auch die Schaf, und nicht misfallen
wir jenen;
Dir auch nicht misfalle die Heerd', o göttlicher
Sängerl
' Selbft ja der Xchöne Adonis hat Schaf' an Bächen ge-
weidet 1
Nahe kam auch der Schäfer, es kam fchwerwandelnd
der Kuhhirt, '
20 Wohldurchnezt dann kam von der Wintereichel Me*
nalkas.
Jeder fo'rfcht: Woher doch die Liebe dir? Selber
Apollo
Kam: Was rafefi du, Gallus? beginnet er: deine
Lykoris
Ift durch Schnee dem andern , durch fchaudrichte
Lager, gefolget!
Auch' Silvanus kam mit ländlichem S,chmucke des
Hauptes,
25 Blühende Ferulfiauden und mächtige Lilien fchüt-
telnd.
Pan, Arkadia's Gott, auch kam: den wir felber ge-
fehen.
G A L L U 8. . 93
Roth Yon Mennig die Wang' und blutigen Beeren
des Attichs.
Ift kein Mals? , fo ruft er. Was kümmert fich Amor
um folches!
Nicht wird Amor der Thränen ja fatt^ noch der Welle
die Kräuter,
Oder des Cytifus fatt Bienlein, imd Geifse des
Laubes! 30
Traurig jener darauf: D/nnoch, ihr Arkader,
f
finget,
Singt dies eurem Gebirg', ihr allein des Gefanges
erfahrne
Arkader! O wie ich dann fanft ruht' in der Stille *
des Grabes,
Würd' einft eure Syringe von meiner Liebe be-
geifiert !
WHj^ ich doch einer von euch, o nur Mithüter ge»
wefen 35
Euerer Trift, nur Winzer der reifabhangenden
. Traube!
Wenigfiens, möchte nun Phyllis mein Herz, und
möcht* es Amyntas,
Oder, was immer durchglühn, (was mehr, ob auch
bräunlich Amyntas?
Dunkel ja find die Violen, es find' die Vaccinien
dunkel! )
Ruhf ich umarmt im Weidicht, umarmt im Geflechte
dea Weinftocks! 40
Blumen pflückte mir Phyllis zum Kranz, mir fange
Amyntas !
Hier find kühlige Born' , , hier fchwellende Wiefeu,
Lykoris ;
94 Zehnte Idylle.
Hier ein Gehölz! hier möchf ich mit dir auslebeil^
das Alter!
Nun hält rafende Liebe mich hier in des fchreeldicheÄl^
Mavors
45 Rüfhingen/ unter Crefchofs und beftürmenden Fei»>|'
den, gefelTelt.
Du 9 von der Heimat fem, (dlirff ichs nicht glauben!) |^
fo weithin! ,
Al]^)en, o 6rau£ame, fchauft du im Schnee, und im
Frofie den Rhenus,
Ohne mich du allein! Ah dafs nicht Froft dich ve^
leze!
Ah dafs nicht dir fchn^i^de das Eis in die zärtlichen
Füfslein!
50 Gehn will ich, ^nd, was im chalcidifchen Ma£s ich
geordnet,
Meine Gelang' einhauchen dem Rohr des fikulifchta
Hirten,
F6ft bleibts: dort in den Wäldern, umdroht von
Höhlen des Wildes,
DukV ich vielmehr , und herb' in zartgerindete
Bäume
Meine Lieb'; auf wachfen die Bäum'; und wachfe
die Liebe!
55 Schwärmerifch oft mit den Nymfen am Mänalus üb'
ich den Rcihntanz,
Oder auf trozige Eber die Jagd. Wie hemme mich
irgend
Wintemder Froft, Hezhund' um parthenifche Thale
zu ftellen.
Schon durch Felsabhänge, mir dauchfs, und ertö-
nende Forfte,
G A L L U S. Ö5
' ich einber; mich erfreut der cydonifche Pfeil^
I von des Parthers
ne gefchnellt! — Als ob dies lindenitig vrUxe
dem Wahnfinn! 60
T der Grott je lernte des Menfchenw^hs £ch er^
barmen! —
>n find weder mir lieb die Hamadryaden» noch
felbft mir
> der Gelang! Ihr felbfi:^ fahrt hin von neuem»
b Wälder!
1, nicht jenen vermag zu beliänftigen unfere '
Mühfal:
ler ob mitten im Froft den Harrenden Hebrus
wir tranken, 65
L Sithonierflocken> imiflürmt des regnichten Win-
ters;
h ob 9 wann einfchrumpfet der Baft an dem ra-
genden ülmbaum»
ife der Athiopen wir weideten unter dem
Krebfe!
is bewältiget Amor; auch uns lafst weichen dem
Amor!
Dies fei genug, Göttinnen , von euerem Dichter
gefungen, 70
hrend er fizt, und ein Körbchen lieh webt aus
fchmeidigem Ibifch.
2ht, pierifche Mädchen , o macht dies theuer dem
Gallus:
lus, ihm, defs Liebe fo hoch mir ftündlich empor-
wächfi,
im emeueten Lenz die grünende Erle H^h auf-
fchwingt :
96
Zehnte Idylle. Gallus,
75 Stehn wir auf! leicht fühlet ein Singender SchiriBere
des Schattens;
Schattend befchwert Wacholder ; dem Korn auch
fchadet Befchattung. -
Heim nun» Hefperus kommt , geht heim, ihr gefat-
tigten Ziegen.
':
DES
PUBLIÜS VIRGILIUS MARO
L A N D B A U.
TiRRiz. Ton Vo«f. I.
■%
L AN D B AU.
;BRSTER GESANG.
I .
:♦
." « ■■
. ■ _ ^
ENTWURF.
Inhalt des ganzen Gedichts: Ackerbau, Baumpflanzun^,
Viehzucht, Bienenpflege, i. Anrufung der Götter 5, und CS-
fars 24 — 42. Erfter Gelang, vom Ackerbau. I. GeTchäüe
vor der Saat. a. Anfang des Pflügens im Frühling 46, manöh^
mal fchon im vorigen Herbft 47 , auf leichtem Lande erlt im
Spätfommer 67, b. Stärkung des Landes, durch Ruhe 71, ver»
änderte Saat 76, Dünger 79, Anzünden der Stoppeln $4^
c. Sorgfältige Auflockerling': iiideni mali lU^fse zerfchlägt 94,
egget 95, das zweitemal quer pflügt 989 und häufig 99.
n. Nach der Saat a. Dienliche Witterung 100. b. Zermal-
mung der Klöfse 104. c. WälTern 106. d. Abweiden 111.
e. Austrocknet 1 1 S. f. Vorkehrungen gegen die Plagen, weicht
Jupiter, den erfindfamen Geilt zu fchärfen, auf die goldene
Zeit folgen liefs : Raubvögel, Unkraut, Befchattung, Rotfl^
Dürre 118 — iSg. III. Erforderniffe für beiderlei Gefchäfic, ''
a. Feldgeräth 160', befonders der Pflug 169. b. Tenne 176*
c. Anzeige der Fruchtbarkeit 187* d. Einweichung des S
jmens 196, und jährliche Auswahl 197 — 20 3. IV. Beobac
tung der Zeiten 204. a. Saatzeit 208. b. Sonnenlauf uni
Sfäre 23 1, Zonen 233, Pole 240, Nuzen für den Landmani
2 52. c. Gefchäfte, wann es regnet 267. d. An Fefttagen 268«
e. an verfchiedenen Tagen des Mpnats 276. f. bei Nacht 287!
Sommernacht 2899 Winternacht 291. g. bei Tage: SomraefKj
tag 297, Wintertag 299 — 3io. V. Witterung und Sichel'
heit dagegen. a. Gefährlich im Herbft und Frühling 3 11;
felbft im Sommer Sturm 3i6, Plazregen 322, Donner 3 28.
b. Dawider Aufmerkfamkeit auf den Stand der Planeten im
Thierfceife 335. c Verehrung der Götter am Ceresfeft im
Frühling 338, und vor der Ernte 347. d. Wetterzeichen über-
haupt 35 1, des Windes 356, des Regens 370, des klaren Wet- j
ters 393. e. Wetterzeichen am Monde 424. f. an der Sonne']
438. g. Unglückszeichen der Sonne nach Julius Gäfars Tode I
464; noch andere Vorzeichen 469; folgender Bürgerkrieg 489;
Gebet für Gäfar Octavianus 498 — 514.
I
k
L A N D B A U.
ERSTER GESANG.
' as 'mit Gedeihn Saatfelder erfreut, und welches
Gefiim uns
j:^n die Erd' , o Mäcenas , und Koch an die Ulme
den Weinftock
en heilst; was Farren an Pfleg', und w^löhisrlei
Wartung
ifen gebührt, -me erfahrner Betrieb haushältri*
fchen Bienen:
ron rede mein Lied. Ihr, firalende Lichter des
Weltalls, 5
ihr in gleitendem^ Zuge das Jähr djnlenket am
Himmel;
sr und nahrendie Ceres: wöfem, euch danken J,
die Erde
en den fruchtbaren Hafa» ChaöniaV Eichel ver«
taufcht hat,
l mit erfundener Traub' achelaifcbe Becher ge-
würzet;
h ihr, nähere Machte der Ländbewohner, o
Faunen, 10
b
102 ' L A N D B A U*
Hebet zugleich, ihr Faunen, den FuJbi und dryadifchi. iC
Jungfraun :
Euere Gaben befing' ich ! O du , dem die Erde du
erfte
Braufende Rofs hinfbömte, durchbebt vom gewaIlh|!L
gen Dreizack,
Komm, Neptunus; und Pfleger der Waldungen, den
dreihundert
15 Schneeige Stier' ablcheren die fruchtbaren Büfche vob
Cea,
Selbft auch den heimgehen Wald und Lycäus Wiurii
düngen lalTend,
Pan, o Hüter der Schafe, fo dir dein Mänaliü
werth ift,
Kommy tegeaifcher Gott, huldreich; im.d Minerva^
des Ölbaums
Schppferin; komm auch, Jüngling, des hakigen Pflu^
ges Erfinder;
20 Und in der Hand, Silvanus, die junge Cyx^relT' aus
der Wurzel.
Gatter und Göttinnen aüe , der Flur wohlthätig^
■
Schirmer :
Die. ihr neue Gewächf ohn' einigen Samen er*'
ziehet.
Und auf gefäete reichlich den himnilifchen Regen
herabgiefst.
Dann auch du,' den bald, nicht wüTen i/vir, weli^he-^
Verfammlung
25 Waltender Götter befizt: ob Stadt' anordnen , o
Cäfar,' ' j
Dir und Länderbeforgung gefallt, und der väumigeJ
Weltkreis - ?
ik
, I
Erster Gesang. 103
m
Als Urheber der Frucht' und der Witterungen Ge-
Bieter
Dich en^pfangt, um die Schlafe der Ahnin Myrte dir
flechtend ;
Ob du dem Meer ein Grott, dem unendlichen, bommü:,
und. die Schiffer
Deine Gewalt, nur erhöhn , die äuTaerfte Thule dir
dienet, 30 '
Und. dich zum Eidam Tethys erkauft mit . allen Ge*
wäffem; '
Ob du f ein neues Greltim y den langfamen Monden
dich anfüglr.
Dort wo Erigone weit den folgenden Scheeren vor«
angeht :
Sdhau,. wie er felbfi:, dir weichend, die Klaun einzieht,
der entbrannte
Skorpion, und mehr denn fchuldigen Himmel dir
räumet. 35
ii|Was du -auch, wirft: (denn dich hoffe der Tartarus
weder zum König,
Noch entflamme dich fo graunvolle Begierde der
Herfchaf t ;
Wenn . gleich Grajergefang die elyfifchen Thale be«
1 wundert,
3 Und, nicht achtend der Mutter, Proferpina willig zu-
rückbleibt : )
} Schenke mir glücklichen Lauf, wink' Heil dem küh-
nen Beginnen; 40
Und mit mir dich erbarmend des pfadlos irrenden
Landmanns,
: Wandle voran, fchon jezt an Gelübd' und Elehn dich
gew(3inend.
<
j
104 L A N P B A V.
Früh im Lenz^ wann dem grauen Gfebii^ Xisfu
erfrorene Näffe
N iederlchmilzt , mid dem Wefte die lockere^ Schofli.
£ch auflöft;
45 Dann arbeite mir fchon vor dem tief eindringendati
Pfluge
Reichend der Stier, und es blinke die Schar in der
Furche gefcheuert.
Jene Saat vollendet fogar det geizigen Land*
manns
Wünfche,' die zweimal Sonn% und zweimal Kälte
geduldet:
Ihm bricht unter der Laft unendlicher Ernte der
Speicher.
50 Doch nicht fpalte mit Eifen ein unbekanntes . Ge«
filde.
Eh du die Wind' achtfam und die ändernde Weife
des Himmels
Auslemß:, auch die geerbte Natur und Pflege der
Orter:
Was dir jeglicher Boden gewährt, was jeglidier
i/reigert.
Hier Aeigt üppig die Saat, dort heben fich glückUcher
Trauben,
55 Anderswo prangt Baumfrucht, dort grünt ungeheifsen
die Grafung.
Schaiuefi du nicht, dir fendet des Sa&rans Düfte der
Tmolus,
India filfenbein, und den Weihrauch zarte Sa-
bäer,
Hackende Chalyber zollen dir Stahl, und Pontus des
Bibers
Erster Gssang. 105
Widrige Geil% und Ej^eiros die Palmzweig' eliücher
Stuten?
Diefe Gefease fogleich, dies ewig be&ehende
Bündnis, 60
Oxdnete Ichon die Natur den Gegenden , als in die
öde
Web Deukalion Kiefel zuerft ausfireutie: dafs Men«
fchen
Wurden, das harte Grefchlecht! Wohlan denn, ifl
dem Gefdde
Fett, der Grund; ungefaumt von den frühefien Mon«
den des Jahres
Kehre mit kräftigen Stieren es lun, dafs die liegenden
Schollen 65
i Ganz der Aaubige Sommer durchkoch' in reifer Be«
fonnung.
Doch wenn's. fehlet dem Land' an Fruchtbarkeit; mag
es genug fein.
Gegen Arkturs Aufgang mit fchonender Furche zu
lockern :
Dorf 9 dals dem fröhlichen Korn nicht fchad' aufwu-
chemdes Unkraut;
Bier, dafs dem* mageren Sand nicht Ich winde die
\ ärmliche Feuchtnis. 70
Gieb im Wechfel der Jahr* auch Frift 4®n ge*
fchorenen Brachen,
Dab die ermüdete Flur durch Ausruhn Härte ge-
winne.
Oder Säf in andrem G^ftim, dort gelblichen
Dinkel,
Wo du die HülTenfmcht, die in klappernder Schote
fich freuet,
« ■
I
106 L ▲ N D » A v.
75 Oder fdunächtiger Wicken Ertrag, und der herben
Lupine
Brechliche Stengel zuvor aufhobfi, und raufchende
Waldung.
Denn es verfengt LeinTaat die Gefild', es verfengt fie
der Haber,
Auch auszehrende Mohne, getränkt mit lethäiXbher
Dumpfheit.
Dennoch wird beim Wechfel die Arbeit leidiger: wo-
fern du
80 Nur das entkräftete Feld unverdrolTen mit fiärkendem
Dünger
Sättigeft, oder die Öde mit Ichmuziger ATche be»
ftreueft.
AlTo ruhn dir auch bei veränderter Frucht die Ge*
fdd' aus,
Da du indeHs nicht Zins der muffigen Brache ver-
lierefi.
Oftmals machte die Flamm' unfruchtbare Felder
ergiebig,
85 Wann du die nichtige Stopjiel in knatternder Lohe
verbrannteß :
Sei's weil heimliche Kraft dorther und markige .Nah-
rung
Lechzend die Flur einfaugt; lei's weil in der kochen-
den Glut ihr
Air TJntugend verdampft, imd die fchädliche Feuch-
tigkeit ausfchwizt;
Oder auch mehr Zugänge di^ Hiz' und verborgene
Luftzug'
90 Ofnet, wodurch eindringe der Saft in die kindlichen
Kräuter;
Ik
Erster Gesang. 107
Oder mit härtender Macht anzieht die klaffenden
Adern,
DaÜB einJbhIeichender Regen lie nicht , und der hefti-
gen Sonne
PngeJHim, noch des Nords durchdringender Froft He
verfenge.
Viel auch niizet der Flur, wer die Hiumigcn
Hlöfse mit Karrten
Malmt I und weidene Flechten umherfchleift 2 nicht
unbelohnend 95
PJBegt' ihn Ceres die blonde zu fdiaun vom hohen
Olympus ;
Auch wer des Brachgefildes emporgeworfene Rü-
eben,
Wiederum querüber die Pflugfchar wendend, zer-
wühlet.
Häufig die Erd' aufregt, und Gewalt ausübt an den
Feldern.
Regnichte Sommertag' imd' heitere Winter er-
fleht euch, 100
Ackerer: fröhlich ift des Wihterfiaubes der Din*
kel,
Fröhlich die Flur. Nicht fchafts Anbau, dafs My-
lien alfo
r
[ Prangt , und Gargarus felbft die eigenen Ernten be-
wundert.
Doch wie gedenk' ich Dein; der das Feld nach
geftreuetem Samen
I Nahe Terfolgt, und die Haufen zerfchlägt des zu fet-
tigen Erdreichs? 105
Däxm in die Saaten den Flufs einlenkt und die fol-
genden Bäche;
108 L A N D B A IT.
Und, wann in. Glut der Acker mit fterbenden Pflan«
4
zeti verfchmachtet,
Siehe, daher von der Stime des htiglichten Pfadei
■
den Bergquell
Lockt? fein Gelprudel ergie£st dumpfraufchend £eh
über die glatten
110 Kielel herab, und tränkt die dürftigen Feldeir mit
' Labfal.
Wie fein, der, dafs der Halm von der Laft nicht finke
der Ähren,
Alzu üppige Saat noch jung abweidet im
Kraute,
Wann die Furchen ihr Grün k^um ebnete? und der
des Sumpfes
Aufgefammelte Näff' abführt mit fchlürfendem
Sande?
115 Wenn in den wankenden Monden zumal wild übet
die Ufer 1
Flutet der Strom, und alles umher mit Schlamme
bedeckt hält,
DaCs die niedrigen Lachen von gä'render Feuchtig«
keit dünfien.
Doch wie mühfanier Fleifs der Menfchen Und
Stier' auch die. Erde
Wendete; droht nicht minder ftrymoiiifcher Kraniche
Raubfucht,
120 Und immälsiger Gäiif'; auch bittre Cichorien-
fafem
Stören den Wuchs, imd Schatten verdumiift. Selbft
wollte der Vater
Nicht zu leicht der Gefild' Anbau, durch Muhe dex \
Künft erft
h
Erster Gesang. 1D9
V er die Hur, mit Sorgen den Greift der Sterb-
lichen fchärfend;
; nicht ftarrte fein Reich in fchwer. hinbriitendenl
Schlummer.
Nie vor Jupiter bauten der Ackerer Hände dai
Fruchtfeld; 125
h nicht Mal noch Theilung durchfchnitt die groCse
Gemeinheit :
erwarben für alle zugleich ; und die £^e , da
niemand
erte, firebte von feD)ft, willfahriger alles zu
tragen.
sr verlieh Giftgeifer den fchwai^^ aufrehwellenden
Nattern,
Ite die hungrigen Wölfe zum Raub' y und regte
( das Meer auf, 130
ittelt' ihr Honig den Zweigen herab > und ent-
rückte das Feuer,
h die Bäche des Weins, die umher fich fchlängel-'
ten, hemmt' er:
i der Gebrauch nachfinnend die mancherlei Künfte
hervorzwäng'
;emach, und in Furchen den Halm des Getreides ' ^
erzeugte,
h, wo im Kiefelgeäder es ruht, ausfchlüge das
Feuer. 135
» fühlte zuerft d6r Strom die gehöhleten
Erlen ;
» gab dem Geftim der Steuerer Zahl und Be<^
nennung,
keud Plejad' und Hyad' und die leuchtende Bärin
Lyfcaons.
110 La n d b a V.
Jezo laurte die Schling' auf Gewild, .und die Rute
} mit zähem
140 Vogelleim; es drohten die Hund* um das groüse 6e*
birgthal.
Dort nun . fuhr in die Tiefe des breiten Stromes das
Wurfnez
Raufcheud hinab, dort fchwebt in dem Meer das trie*
fende Zuggam.
Jezo fiarrte das Eilen, es klang, die gezogene
Säge ;
Denn fonft pflegte der Keil den klüftigen Stanun zu
zerlpalten ;
145 Jezo kamen die.KUnft' und Erfindungen. Alles be^
lieget
Unabläffiger. Eleifs, und die Noth des dringenden
Mangels.
Ceres zuerfi hat mit Eifcn das Land zu kehren
die Völker
Angeführt, da , bereits Hagäpfel und nährende Ei-
cheln
Fehlten im heiligen Wald'> und Kofi Dodona Ter*
fagte.
150 Bald auch rang das Gretreide mit Kümmernis: dals
an den Halmen
Nagte der tückilche Rofi^ und trägV auffiarrt' in den
Ackern
Dütelgewächs: hin fchwindet die Saat, rauh fieiget
ein Dickicht,
Kletten und Stechunkraut , und durch fchönprangen-
des Baufeld
HerfQht unfeliger Lolch, und ein Schwärm des ver-
wilderten Habers.
Ik
1
I
£ R s.T ER Gesang. 111
in nicht inuner die Flur von gätender Hacke veiv
folgt wird, 155
t ein Greräufch die Vögel zerlcheuclit^ imd des
dumpfigen Feldes
tten die Hijjpe bezähmt , . und Gelübd' herrufen
den Regen;
dann fehauit du umlonft auf- d^h gtofsen Haufen
des Machbars,
mit. erfchütterter Eich' in den Waldungen ßillft
du den Hunger.
Auch die Geräthfchaft lerne des abgehärteten
Landmanns j 160
e die weder gefät fein kann , . noch fieigen die
Ernte,
des gebogenen Pflugs Kernholz und fchneidende
Pflugfchar,
L fchwerrollende Karren der eleufinifchen
Mutter,
3ifen und Dröfchgeftell', und die Laft unmäTsiger
Karfie ;
1, aus Reifig gewebt, des. CöleUs fchlichtere
Habfchaft, 165
liten vom Erdbeerbaum, und die myfii£che Wanne
; des Bacchus:
^hes du alles zuvor mit Bedacht einrichtend zur
rücklegft,
in dich würdiger Ruhm des göttlichen Feldes
erwartet.
Frühe mit Kraft im Walde gebändiget ^ fchmiegt
fich zum Kriimmel
n die UIm'> und empfaht die Gefialt des geboge-
nen Pfluges: 170
112 La NvD bau«
Ihr. an den Stamm wird die Deichfel« die vom acht*
Fülse fich ausitreckty
Auch zwei Ohren gefügt , und mit doppelem Rüdken
der Scharbaum.
Früh auch' haut man zum Joche die leichte lind',
und die hohe
Buche zur Sterz% um hinten die unteren Räder zu
lenken;
175 Hängt dann über den Heerd dem probenden Rauche
die Hölzer.
ff
Alanches Gebot noch kann ich aus alteren Tagen '
dir kundthun, ,
Fliehefi du nichts , dein Ohr den niedrigen Sorgen
verfagend.
Auf 9 dir die Tenne zuerft mit mächtiger Wake
geebnet.
Und mit knätender Hand aus zähem Thone ge^
härtet:
180 Dafs nicht fproITe das Kraut , noch vom Staube be-.
liegt fie zerlechze,
•Dann vielfaches Verderb lie bedroh': ein winziges
Mäuslein
Baut* . oft unter, der Erde das Haus, und höhlete
' Speicher ;
Oder es fchaufelte blinzend lunher fein Lager der
Maulwurf;
Oft auch lauret die Kröt' in der Kluft, und was an«
<leres Scheufals
185 Häufig die Erd' ausbrütet, es prafst der verheerende
Wiebel
Durch das Getreid', und, beforgt um ihr darbendes
Aller, die Ameis.
^
Erster Gesang. 113
Aufiaierkfam auch fchau, wann der Mandelb'aum
in den Wäldern
ig in Blüte fich hüllt, und duftende Zweige
, herabfenkt :
n obfieget die Frucht, dann folgt fruchtreiches
Getreid' auch,
viel Arbeit kommt mit vielem Schweifte dexi
Dröfchem: 190
n mit üppigem Laube jedoch vorwaltet die
Schattung,
zermalmt die an Spreu nur ergiebigen Halme
das Efirich.
Oftmals fah ich den Samen gefiärht durch Künfie
des Säers,
zuvor mit Salpeter getränkt und fchwärzlichem
Olfchaum:
von gröfserer Frucht die teufchende Schote lieh
füllte, 195
» auch an mäfsigem Feuer, das MuT^ Ichnell
mürbe zerquölle,
t die gewähltere Saat, mit Arbeit lange ge- •
muftert,
ich dennoch entarten, wenn menfchliche Mühe
nicht jährlich
ieres nur mit der Hand auslas. So fiürzt durch
das Schickfal
;• zu Schlimmerem fort , und entflieht ausgleitend
den Rückweg: 200
wenn jemand gegen .den Strom fein Boot mit
den Rudern
n hinaufarbeitet, und', linken ihm etwa die
Arme,
oiL Yon Voss» I» g
3
114 L A N D B AU.
Ungeftüm ihn entraft in reifsenden Sturz das 6c-
wäffer.
Femer gebühr^ auch uns des Arkturs Aufgänge
fo achtlam,
205 Samt den Böckleintagen zu fpähn, und die leuch-
tende Schlange :
Als ihm, der, heimfahrend durch braufönde Fluten,
des Pontus
Schrecken verfucht, . und die Schlünde der aulterrei-
chen Abydus.
Wog dem Tag' und dein Schlaf gleichfchwe-
bende Stunden die Wage,
Und zertheilt' in der Mitte für Licht und Schatten
den Umkreis;
210 Übt, o Männer, die Stiere fodann: ftreut Gerft' in die
Ebnen,
Bis zum äufserften Regen des unwerkfielligen
Winters.
Auch den Samen des Leins , und den Mohn der Her-
fcherin Ceres
Eile zu deckeijL mit Erd'; und fogleich nim dränge
die Pflugfchar,
Weil es tler trockene Boden vergönnt, und die Wolke
noch hänget.
215 Bohnen im L^nze gelüit; dich, medifcher Klee, auch
eihi^fähet
Dann die gelockerte Furch', und es kehrt der Hirfe
Beftellung :
Wahn der fchimmemde Stier das Jahr mit goldenen
Hörnern
Öfnet, und weiphend der- «Hund dem drohenden
Sterne hinab£nkt.
r
fc
Erster Ge s a n g. 115
du zur Weizenemte jedoch und kräftigem
Dinkel
^harbeiteft die Flur, und allein um Ähren dich
kümmerfi; '220
zuvor in der Frühe die Atlantiden fich
bergen,
den 'gnofifchen Stern hinfliehn der funkelnden
Krone,
lu den Furchen vertrauft die fchuldigen Samen»
und eh du
g der Erde mit Zwang' aufdringfi die Hofnung
des Jahres.
2heT begann, eh nieder hch Maja fenkte; doch
lolchen 225
die erwartete Saat, mit nichtigem Haber ihn
teufchend.
gefallt dirSf Wicken zu baun» und gemeine Fa-
feien,
misachtefi du nicht pclufifcher Linfen Er-
ziehung ;
^ undeutlich ermahnt dich der Untergang ' des
Bootes :
L beginn, und dehne die Saat in die Mitte des
Reifes. 230
Darum lenkt den in Theile genau zergliederten
Umlauf
h zwölf Sterne daher die goldene Sonne des
Äthers.
find Zonen am Himmel geftreift: die eine be-
ßa'ndig
im Schimmer der Sonn' , und gedörrt von ewi-
gem Feuer.
8»
116. L, A N D B A V.
- — — in
235 Rechts am äurserften EncV und links ihr ziehen fich*
kreiretlcl
Zwo, von bläulichem Elf erftarrt und fchwarzem Ge-
träufel.
Zwifchen dort uAd der IVJitte belchied mühfeligeü
MenTchen
Zwo der ünfterblichen Huld; und ein Pfad durch-
Ichlängelt fie Jieide,
Wo lieh fehräg die Folge der Himmelszeichen um-
V herdreht.
240 Wie nach Scythia hier und dem fieilen Rhipäus die
Welt hoch
Aufßeigt, finhet fie dort zu Libya's Sand' und dem
Südwind.
Dieler Pol ragt fiets ob dem Haiipt uns; jenen er-
^ blicket
Unter dem Fufs die umnachtete Styx, und die Gei-
fier des Abgrunds.
Hier umfchlingt weitkreifend der mächtigen JSchlange
Gewind' ihn
245 Ringsumher, wie .ein Strom die Bärinnen beide
durchfchlüpfend,
Bärinnen, die fiets fcheu vor Oceanus Bade zurück-
fliehn.
Dort, wie die Sag' uns meldet, verftummt entweder
des Grauns Nacht
Ewig, und fchwarz rings fiarret der Nacht einhüllen-
des Dunliel:
Oder es kehrt Aurora von uns, und führet den Tag
hin;
250 Und wann uns der Morgen mit fchnaubendem Son-
nengefpann haucht,
i
I
□
^
^
k
^
£^ R s T E R Gesang. 117
Röthet £ch dort aufglühend in fpätem Lichte der
Abend.
Hieraus die Wechfel der Luft am zweifelnden Him-
mel vorherlbhaun
Können wir, hieraus die Tage der Eint', und die
Zeiten des Säens;
- Wann es gebührt, mit dem Ruder des Meers treu-
' lofes GewälTer
Umzudrehn, und vom Strande gerüßete Flotten zu
wälzen, 255
Oder die zeitige Ficht' in den Waldungen niederzu-
[ \ fchmettem.
[ laicht tmifonfi auch fpähh wir den Untergang
und den Aufgang
Deutender Stem% und des Jahrs vierfach abwech-
' feinde Gleichheit.
Wenn einft froAiger Regen daheim den Ackerer auf-
hält ;
Manches, was bald müfst' eilig gefchehn am heiteren
Himmel, 260
Schaft er mit reiferem FleiXs. Er fchärft vorhäm-
memd des Pfluges
Stumpfen Zahn; er höhlt lieh Nachen und Trog aus
dem Baumftamm;
Zeichen auch prägt er dem Vieh, und die Zahl den
Haufen Getreides.
Andere fpizen fich PfahV und zweigehörnete Gaf-
feln,
Oder bereiten der Reb' amerinifche Weiden zur
Feffel. 265
Jezo gefchmeidige Körb' aus Brombeerranken ge-
flochten;
118 L A N b B A U.
Jezo die Frucht am Feuer gedörrt , und mit Steine
gemahnet!
Denn auch an fefilichem Tag' etwas zu betreiben
vergönnt uns
Religion und Gefez« Abfliefsende Bäche zu
leiten
270 Wehrt kein Gk>ttenrerbot, Saatfeld mit Gehege zu
fichem,
Hinterlift dem Gevögel zu baun, zu verbrennen den
Dombufeh,
Aufsh die blockende Heerd' im heilfamen Bache zu
baden.
Oftmals laftet mit Öl dem langfamen Efel die .
Schultern
Oder gemeinerem Obfte fein Herr, dafs gefchärft er
den Mühlftein
275 Oder den Klumpen des Pechs von der Stadt heim-
bringe zur Wirtfchaft.
Andere Tage verlieh in anderer Ordnung uns
Luna,
. Glücklich zum Werk. Den fünften geflohn! der
erbleichende Orkus
Sprofs und die Furien dann; es brütete Tellus zimi
Unheil
Cöus famt lapetus aus, und den graufen Ty«
foeus,
280 Auch das Riefengefchlecht der verfchworenen Hirn«
melftürmer :
Dreimal rangs, zum Bau auf. Pelion Offa zu
wälzen.
Siehe, und hoch auf Offa den waldumraufchten
Olympus ;
Erster Gesang. 119
ixnal donnerte Zeus die gethiirmeten Berg' aus
einander.
LTam ift nach dem zehnten der fiebente, dafs man
den Rebling
k% uifid grfangene Stier' eihjoch', und Garn des
Grewebes 285
tele ; beffer der neunte zur Flucht , imgünfiig dem
Diebftahl.
Vieles fogar wird beffer in nächtlicher Kühle
vollendet,
r wann Lucifer thaut auf blinkende Felder im
Frühroth,
hts wird nichtige Stopjiel, und Nachts die trockene
Wiefe
er gemäht; die Nächte verläfst nicht zähe Be-
feuchtung. 290
icher auch wol, vom Glänze des Winterheerdes
umleuchtet,
tht noch fpät , und fchneidet mit Stahl £ch, Ipizige
Fackelii :
irend das Weib, durch Gefang der Arbeit Weile
fich lindernd,
lg mit raffelndem Kamm die geVvechlelten Faden
durchwebet ;
r dem füTsen Moft an der Glut die Feuchtigkeit
auskocht, 295
mit Laub abfchäumend die Wallung des zittern-'
den Keffels.
Aber das röthliche Korn mäht ab in der Hize
des Tages,
in der Hize des Tages zermalnlt auf der Tenne'
die Ättren.
■^1 •
120 L A. N P B A U. .
f
t
Nackend gepflügt, und nackend gefüt; im Win- ji
' ^ ter gefeiert.
300 Während der Kälte geneulst des Erworbenen gerne'
der Landmann,
Froh mit der Nachbarfchaft umgehende SchmäuTe be*
forgend.
FeftUch ruft der Winter zur Luft, tbid zerfireuet die
Sorgen:
Wie wenn fchwer von Laften die Kiel' in den Hafen
. gelangt find,
Und . ihr Steuerverdeck umkränzeifen fröhliche
Schiffer.
305 Aber auch dann ift Zeit, die laubige Eibhel zu
rammeln,
Lorbeer' auch und Oliv', und blutige Beeren det
Myrte ;
Dann dem Kraniche Sohlingen , und Garn zu legen
-dem Kronhirfch,
Auch langöhrige. Hafen im Lauf, und die Grems zu
durchbohren.
Drehend die hänfene Schnur der balearifchen
Schleuder,
310 Wann hoch lieget der Schnee , und der Strom Eis^
^ fchoUen herabdrängt.
Was doch der Herbstunwetter bei tobenden Ster-
nen erwähn' ich?
■
Und, wann kürzerer Tag fchon ift, und milderer
Sommer,
Welcher Bedacht uns geziem'? auch wann plazregnend
der Lenz finkt;
Wann fchon nickende Ähren dem Feld' aufftarreten,
und wann
£rst£b Gesang* 121
ges Getreid' in der Grüne des Halms fich blähet
von Milchfaft? 315
fogar, wann den Schnitter in gelbliehe Flnren
der Landmann
rte, vom brechlichen Schafte die Grerft' in der
Eile zu Ichnciden;
gsher fah ich zum Kam^^fe der Wind' Aufruhr
iich verfammeln,
lebe die fchwangere Saat weithin, mit den unter-
ften Wurzeln
:h in die Lüfte geraft, fortfchleuderten: fo wie des
Winters 520
vvarzer Orkan Strohhalme verfiürmt und fliegende
Stopi>eln.
auch Ichwärmt um den Himmel ein Heer end-
lofer GewälTer;
unvoU drängen den Schwall dickwogender Schauer
die Wolken,
warz aus dem Meer aufziehend; es ftürzt mit Gq"
pralTel der Äther,
g der gewaltige Gufs Fruchtpflanzen und Werke
der Rinder 325
It zerfchwemmt, und die Graben erfüllt; der ge-
höhlete Bergftrom
gt mit Getof , und es braufet in ßürmenden Sun-
den die Meerflut.
>ft der ewige Vater, hervor aus des graufen Ge-
wölks Nacht,
wingt hellleuchtende Stral' in der Hand: dafs
ganz von der Regung
et die Erd'; bin floh das Gewild, und den Erde-
gefchlechtem 330
132 L A N D B A U«
Sank das zagende Herz vor dem Schrecklichen« Jezo
den Athos, •
Jezt der Ceraunien Haupt , ui;Ld des Rhodope, fchlägt
fein entbrannter
Donner hinab! Es emeun lieh die Wind', und der
N dichtefte Regen;
, Dafs nun Hain, vom Sturme zerwühlt, nun Meeres«
geftad' hallt.
335 DelTen beforgt, f23äh' oben der Monate Grang
und der Sterne:
Wo der kalte Satumus lieh hingewendet am Him"^
mel,
Was für Kreile verirrt das cyllenifche Feuier durch-
wandre,
Doch die Utilterblichen ehre zuerft, und erneue der'.
gröfsen
Ceres ihr jähriges Feft, in fFf>hlichen Auen ihr
opfernd,
340 Wann der äufserfte Froft lieh verzog, fchon heiter der
Lenz ift.
Dann find fett die Lämmer , und dann die mildeften
Weine,
Dann ifi füfs der Schlummer , und dicht auf Bergen *
die Schattung.
Flehe der Ceres gefamt dir die ländliche Jugend in
Andacht :
Du zerlafs ihr Honig in Milch und der Stifse des
Bacchus ;
345 Dreimal umgeh' heilbringend die jungen Früchte das i^
Opfer,
Welches der lämtliche Chor und die jauchzenden •
Freunde begleiten,
\
\
Erster Gesang. 123
l mit Grefchrei in die Häufer die Göttin rufen«
Zuvor auch
lle dem zeitigen Halm niemand anlegen die
Sichel,
er, vom Eichenkranze die Schlaf umwunden, der
Ceres
: migeordnete Reigen getanzt, und Lieder, ge-
tönet. ' 350
Aber, damit wir folches an ficheren Zeichen er-
kennten,
nige Schwül' und Regen und kalt anhauchende
Winde ;
nete Jupiter felbft, was die Monatwandlerin
Luna
tete, welchem Zeichen der Süd lieh legte, wie
oftmal
gewarnt Landbauer das Vieh nah hielten der
Stallung. 355
Gleich wenn die Wind' aufzeigen, beginnt ent-
weder des Meeres
.ende Flut unruhig emporzuwallen , und hoch-
her
^knes G^knack zu ertönen vom' Bergwald' ; oder
entlang wühlt
[end 4er Strand, und dumpfer in Holzungen
fchwillt das Gemurmel*
h jezt kaum noch enthält lieh des krummeil Kiels
dir die Woge, 360
in aus der Mitte des Meers die verfchüchterten
Taucher entflattem,
[ mit Grefchrei zum Strande daherziehn; wann auf
dem Trocknen
124 L A N D B A V.
Sijielet das WalTerhuhn ; und« die traulichen Sümpfe
verlalTend, |*
Über das hohe Gewölk fich der fliegende Reiher cm-,
porfchwingt.
« 365 Oft auch fieheft du Sterne, lobald andiränget der
Sturmwind,
Jähes Falls am Himmel cntfliehn, und das nächtliche
Dunkel
Hell nachltreifende Flammen in langem Zuge durch-
Ichimmem ; ^
Oft^ wie nichtige Spreu umfliegt und gefallene
Blätter,
Oder wie fchwimmende Flaume den Tanz auf dem
Waffer beginnen^
370 Doch wann Boreas wild androht mit Leuchtun-
gen, auch w'ann , i
Eurus und Zefyrus Burg laut donnerte; aUe die
Acker
Schwimmen, die Graben gefüllt, und all' im Meere
die Schiffer
Rollen die triefenden Segel zurück. Nie, ohne zu
warnen,
Schadete Regenergufs. Entweder flohn, wenn er auf-
flieg,
375 Tief in die ThaF aus dem Äther die Kraniche, oder
«» die Milchkuh,
Blickend zum Himmel empor, fchnob Luft in offene
Nüftem ;
Oder die zirpende Schwalb' umflog hinftreifend die
Weiher ;
Oder es töneten FrÖfch' im Mprafi ihr ewigeJs Klag^
lied. ti:,
i
^
^
-1
Erster Gesang. 125
: auch enttrug die Eier den inneren Zellen die
Ameis,
imal fich tretend den Steig; auch trai^ der farbige
Bogen, 380
jitgefpannt;' und die Weid* in mächtigem Truppe
verladend,
uTchte das Volk der Raben daher mit wimmelnden
Flügeln.
nn die mancherlei Vögel des Meers, und was in
Kayftrus
jsem Gefümpf ringsum die afifehen Wiefen durch-
fchnappelt,
hft du mit reichlichem Thau Hch eiferig fprengen
die Schultern, 385
.d ihr Haupt darftrecken der Flut, bald laufen ins
WalTer,
J wie bethöit frohlocken im eitelen Spiele des
Bades,
lamlos ruft auch die Kräh' aus vollem Hälfe dem
Regen,
[hrend für fich einfam auf trockenem Sande fie
wandelt.
bft an nächtlicher Sj^indel befchäftiget, waren die
Mägdlein 390
:ht unkundig des Sturms, wann funkelnd in irde-
ner Lampe
ülite jdas Öl, und dem Dochte wie Schwamm an*
wuchfen die Ofel.
Auch nicht minder aus Regeii die Sonn* und
heitere Bläue
sfpähn kannft du zuvor, und an fieberen Zeichen
erkennen.
1!26 L A N D B A U.
395 Denn nicht fcheint an den Sternen der Glanz nun
ftümpferes Anfehns^
Noch mit des Bruders Stralen belelmt die fieigende
Luna,
Oder wie wollige Flocken der Duft am Himmel zu
fchweben.
Nicht am Crefiad' auch breiten die Halcyonen 3er
Thetis
Gegen die wärmende Sonne die Fittige; nicht auf
dem Hofe
400 Werfen befudelte Säue zerwühltes Gebund mit dem
RiilTel.
Aber es fenkt fich der Nebel gemach , imd deckt die
Gefilde;
Auch die weltliche Sonn' auf hohem Giebel bemer-
kend,
übt umfonft ihr fpätes Getön die jammernde
Eule.
Hoch am gekläreten Himmel erfcheint der fehwe-
bende Nifus,
40 5 Und für das purpurne Haar büfst ihm die Verräthe-
rin Scylla:
Wo fie luftige Höhn im Eiitfliehn mit der Schwinge
durchfehneidet,
Siehe, voll feindlicher Wut, mit lautem Geräufcb
durch den Äther
Folgt ihr Nifus umher; wo Nifus fich hebt in den
Äther,
Fliehet Be, luftige Höhn pfeilfchnell mit der Schwinge
durchfchneidend.
410 Jezo erfchallt auch Raben aus hellerer Kehl' ihr drei-
fach,
1
Erster Gesang. 127
Ja vierfaches Getön ; und oft in erhabenen La-
gern,
IJber Gewohnheit entzückt von unerhlärbarer Wol-
luft,
^ Raufchen fie wild in dem Laube; £e freuts, da der
i Regen verweht ift,
> Wieder ihr kleines Gefclilecht und behagliches Nefi: ,
zu befuchen.
Zwar nicht heg' ich den Wahn: weil jenen der Geifi:
von der Gottheit ^ 415
Ausging, oder Verfiand, der das Schickfal lenkt, £e
befeelet :
Nein wann jezo der Sturm imd die wankende INfälTe
des Himmels
f Andere Rahnen gewählt, und Jupiter, triefend vom
Südwind,
Dicht, was verdünnt war, drängt, und, was er ver-
^ dichtete, auflöfi;
Wandelt fich auch der Seelen Greftalt, und Regungen
füllen, 420
Andere nun, und andre, da Wind die Gewölke ver-^
folgte,
Ihnen die Rrufi. Daher lolch Vogelgetön in den
Feldern,
Sokberlei Freude der Heerd', und die jauchzende
Stimme der Rabtn.
Wenn du zur heftigen Sonne jedoch und den
folgenden Mondes-
Wandlungen wendefi den Rlick; nie mag dich die
morgende Stunde 425
Teufohen^ und nie Heimtücke der heiteren Nacht dich
betriegen«
I
Ik.
128 L A N D B A U,
Wenn'^die emeuete Luna, das kehrende IS^euer ver-
fammelndy
Jezo mit trübem Grehöm den dunkelen Äther um-
fpannet;
Drohn unendliche GüITe dem Acketer fo wie dem
Segler.
430 Doch wenn das Antliz ihr jungfräuliche Röthe Le*
decket,
Wind ßeigt auf: vor dem Wind' erröthet die goldene
Phöbe.
Wenn nun am vierten des Laufs, denn der giebt
treffende Deutung,
Klar und nicht mit fiumpfem Gehörn üe den Hirn-
mel durchwandelt;
Dann ift ganz der Tag, und lo viel nach jenem her^
vorgehn,
435 Bis zum vollendeten Monde, vor Wind' imd Regen
geßchert: ^
Und ihr Gelübde bezahlen erhaltene Schiffer am
Meerfirand
Dir, Panopea, und Glaukus, und Ino's Söhn Meli-
certes.
Auch die Sonn', auffiralend , und wieder ins
Meer lieh verbergend.
Zeichnet die Luft; es folgen der Sonn' untrügliclie
Zeichen,
440 Beides die frühe £e trägt, und wann fich heben die
Sterne.
Wird fie eben erwachend den Glanz mit Flecken be-
fprenkeln,
Eingehüllt in die Wölk', und halb mit der Scheibe %'
zm^ückfliehn ;
•r
l
Erster G e s a js c. 129
Selir dann bab' auf Regen Verdacht: denn hoch aus
• dem Meere
Stürmet der Stadt und den Bäumen der Süd und der
Heerde zimi Unheil.
^ Aber wofern im Tagen ihr Licht durch gedrängete
E Wolken 445
r* Rings ausbrechende Stralen umhergiefst; oder Au*
rora
Blaüs im Greficht auffteigt vom Safranlager Titho*
nus;
Ach gar fchlecht dann fchirmet die reifenden Trau-
■
ben das Weinlaub:
So dicht knattert herab auf das Dach der entfezliche
Hagel.
£ Defs auch , wann fie verläfst die durchwanderte Bahn
[^^ des Olympus, 450
Frommt dir wohl zu gedenken noch mehr. Dann
f fchauen wir oftmals,
Wie abwechfelnde Farben der Sonn' umirren das
r Antiiz.
Blangefleckt wird fie Regen verkündigen, feurig den
Oftwind.
Aber fobald ihr Flecken zu röthlichem Feuer fich
milchen;
Rings dann, fchaue, zugleich von des Sturmes Gre-
walt und des Regens 455
Strudelt es. Dafs mir keiner, in lolcherlei Nacht
durch die Meerflut
Radie zu gehn, noch dem Land' unklug zu entrücken
E
^ das Hemmfeil!
Doch wofern, wann fie bringet den Tag, und lenkt
den gebrachten,
Vj]|«x£ Ton Toss. I* 9
130
L A N D B ▲ V.
Stralt ihr leuchtender Kreis ; umfonft dann fchrechen
dich Schauer,
460 Und fanfi fiehft du die Wälder in hellem Norde be>
weget.
Kurz, was der Abend dir fpät zufuhr' , ob heitere
Wolken
Irgend woher anwehn, ob laur* ein feuchtender
Südwind:
Kündet die Sonne zuvor. tVer mag die Sonne der
Falfchheit
Schuldigen? Jen' hat oft die Grefahr des verboi^eneÄ
Aufruhrs
465 Angefagt, und Yerrath, und heimlich gärendft
Kriege.
Jene blichf auch auf Roma; nach Gäfars Fall, mi
Erbarmung,
Als £e das ftralende Haupt in dunkele Bräune ▼<
hüllte,
Und vor ewiger Nacht fich fürchteten frevelnde
Völker.
Damals zwar gab felber die Erd', und die Flu-
ten des Meeres,
470 Auch wehdrohende Hund', und unwillkommene
Vög^l,
Zeichen genug. Wie oft auf die Acker umher der
Cyklopen
Sahn wir im Schwall vorbraufen aus berftender 'Effe
den Ätna,
Dem rothflammende Ball' und gefchmolzene Felfen
entrollten!
Klirrende Waffen vernahm Grermania rings in des
Äthers
Erster Gcsang. 131
;em Gewölk; ungewohnter Erfchüttening bebten
die Alpen. 475
Ji ein häufiger Ruf durchfchoU die fchweigenden
' Haine
[^htvoll^ und die Gebild' in grKTslicher Todes-
blälTe
webeten durch Nachtdunkel; es redeten Thiere
des Feldes^
I
auerlich!" Ström' auch fiehn, es zerfpaltet das
Land^ ja vor Wehmut
änet das Elfenbein imd fchwizet das Erz in den
TemiJebi, 480
Jiauf fchwoll, und, drehend in wütigem Strudel
die Wälder,
g der König. der Ström' Eridanus durch die Gre-
filde
it mit den Ställen die Heerden umher. Auch
raJßete nimmer
iirigem Eingeweide der drohenden Fibern Er*
fcheinung,
h den Brunnen die Ader des röthenden Blutes;
und tief auch 485
hen in Mittemacht von heulenden Wölfen die
Städte,
mak fonli: entzuckten dem heiteren Himmel fo
viele
ichtungen; niemals brannten fö oft graunvolle
Kometen.
Darum fah in der Schlacht zum zweitenmale
Philippi
nungen römifcher Bürger mit gleichem Giefchofs
fich begegnen; 490
132 L A N D B A Ü« ,
Und nicht daudif es den HimmliTcIien hart, daüf
N Emathia zwiefach
Hofs, und des Hämus Gefilde, mit miferem Blute
gedünget.
Siehe, dereinft wird kommen der Tag, da in jenen
Bezirken,
Wann mit gebogenem P9ug' er die ^Erd' aufirUttet,
der Landmann
495 Römifche Speer* auswühlt, vom fchartigen Rofie
zernaget,
Oder mit fchwerem Karft hohlklingende Helme hef>>
Vorfchlägt,
Und anfiäunet die grofsen Gebein' aus durchwUhleten
Gräbern.
Heimliche Mächt' , Indigeten , und Romidns,
Vefta du Mutter,
Welche den tuskifchen Tibris und Roms Palatium :
fchirmet:
500 Ihn doch, daTs dem Verfalle der Zeit aufltelfe der
Jüngling,
Lafst imgehemmt! Schon haben wir längft mit unfe-
rem Blute
Abgebülst Meineide der laomedontifchen Troja.
Schon voilängft misgönnet dich uns, o Cäfar, des
Himmels
Königsberg, imwillig, dafs Menfchentriumf du noch
achteft:
505 Hier wo Recht fich verkehret iinä Unrecht, Krieg
durch den Erdkreis
Tobt, und des Gräuls vielfache GeAalt; wo die EIhre
des Pfluges
ii
Erster Gesang. 133
Hinfehwand, öde das Feld die entführeten Pfleger
betrauert,
und zum ftarrenden Schwert ümfchmilzt die gebo-
gene Sichel.
Dorther droht Eufrates, und dort Crermania Kriegs«
wut; .
Nachbarfiftdte zerrütten den Bund mit einander, und
tragen 510
Feindliche Wehr; rings wütet der frevele Mars durch
den Erdkreis:
Wie wenn, aus offenen Schranken hervor fich ftür«
zehd, ein Vierfpann
Kreis vollendet auf Kreis, und umfonft das Grezäume
der Lenker
\ Spannt; ihn entreifsen die Rofl!', und es trozt der
[ Wagen den Zügeln,
*
%
L A N D B A U.
WEITER GESANG
%
ENTWURF.
« *
Inhalt die Baumpflanzung i. Anrufung des Bacchus 4.
I. Entftehung der Bäume und Sträuche, a. Natürliche : von
felbft 10, aus Samen 14, aus der Wurzel 17. b. Künßliche:
durch abgeftochene WurzelfchöDslinge 25, aus Sazhölzem 34,
Senkern 26, Schnittlingen 2§, Klözen und Scheitern 3o, durch
Impfen 32 — 34, 11. AnWi von beidlNi* a. Einleitung 35,
Anrufung des Mäcenas 39. ,b. Veredelung natürlicher 47.
c. Erziehung künßlicher 6 1 , befonders durch Äugeln und
In]ipfen 73 :— ^2. XII. Yerfchi^denh^it der BäuQ^ U94 GW
fträuche. a. Nach den Gattungen der Gefchlechter 85. b. Nach
Boden und Lage 109. c. Nach der Weltgegend 114, d. Ita-
liens Lob '1 36 — 176. rV. Vom Erdreich, a. Dienlichkeife;
für Ölbäume 179, Weinftöcke 184, Vieh 1 9 5 ," Getreide 2o5,
für nichts 212, für alles 217. b. Prüfung eb^ locker oder
dicht 226, falzig und bitter 2 38, fett 248, feucht 2 5i,' fchwer
oder leicht 264, fchwarz 2 55, kaltgründig 266 • — 258«^
V. Weinbau, a. Zur Pflanzung gehört: Graben 259, Pflanz-
fchule 265, Einfezen 269, wie dicht 273, wie tief 2889 '^^
dere Vorficht 298, Zeit des Einfezens 3i5, Lob des Frühlings
3 23, Pflege der Sezlinge 346. b. Nach der Pflanzung,- wird
aufgelockert 354, gepfählt 358) abgelaubt und gefchneitelt
362. c. Verzäunung 371; befonders gegen den Bock, dev
dem Bacchus geopfert wird 3 80. d. Nie endende Wartung
597 — 4x9. VI. Leichtere Pflege anderer Gewächfe: a. Der
Ölbäume 420. b. der Obßbäume 426. c. wilder Gebraucht
und Bäume 429. d. Vorzug diefer ror dem verführerifchea
WeinÄock 454 — 457. VII. Glückfeligkeit des Landlebens,
a. Vorzüjgg der Stadt 461. b. Des Dichters Wunfch, ein W«i-
fer zu fein 475, oder ein- frommer genügfamer Landniann 485,
der auch Weisheit übt 495, im Gegenfaz des unruhigen Städ-
ters 593. c. Des Landmanns Ruhe ^i3, ÜberfluTs 5i6, im-
fchuldige Freuden 5^5, alte Sitten 532. d. Befchlufs des Ge-
fangs 541 — 642.
L A N D B A U.
5WEITER GESANG.
weit über der Saat Anbau , und Sterne de« Him-
mels,
L dich^ Bacekus, befing' ich, mit dir auch waldi-
ger Wildnis
^es G^fprofs, und die Kinder des langf|ini wacL«
fenden Ölbaums,
ler, Vater Lenäus! erfüllt i& eXLes mit dei«
nem
3ngefclienk; dir prangt vom traubigen Herbft in
Weinlaub 5
iead die F|ur, dir ibhäumt rollauf in den Kufe^
die Lefe!
[kCTj Vater Leniius, o koinm, und förb' in dem
frifchen
te die nackenden Beine mit mir , nach entraftem
Kothumus !
Erftlich erwachfefi die Bäum' aus mannigfaltiger
Zeugung.
ige , wenn auch nin»mer ein MenTch fie nötkiget,
feHber 1
138 L A N D B A U.
Gehen fie willig hervor, und beherfchen die That
und des FluITes
Krummen Rand: wie die Wilge des Sumpfe ,
biegfame Genfter,
PappelgebüTch, und ergrauend mit bläulichem Laubflff^
das Weidicht.
Andere heben den Wuchs aus gefallenem Samen:
wie hohe
1 5 Käfienbäum' , und die Eiche , die ftolz vor den HdJ
nen empor dir,
Jupiter, grünt, und dem Grajer orakelredende^
Wipfel.
Anderen fprofst aus der Wurzel die dicht äuffi^-
gende Waldung:
Wie Kirfchbäumen und Ulmen; ja felbft der pa:
lifche Lorber
Hebt fich, ein winziges Reis, im gewaltigen Schattei^
der Mutter,
20 Diefe Vermehrungen gab die Natur erft; diefen «nl»
grünet
All der Wälder und Stauden Gefchlecht, und der
heiligen Haine.
Andiere Weifen entdeckt' auf eigener Bahn die
Erfahrung.
Diefer pflanzt das Grefprofs , vom zarten Leibe der
Mütter
Abgelöft, in diie Gruft; der ftampfet fich Äff in die I
Acker,
25 Und vierfpaltige Schaff und fpizige Pfähle von Ken»-
' holz.
Andere • Waldung erharrt aus niedergebogenen Seil*
kern
Zweiter Gesang. 139
es Grefchlechty imd es lebt im eigenen Boden der
Anwachs.
I: auch der Wurzel bedarf noch andere; oben
vom Wipfel
et der Erd' herbringend den Schofs zu vertrauen ,
der Schneitier.
em zerfchnittenen Blocke fogar^ o wunderbar
lautend! 30
gt aus trockenem Holze hervor die Wurzel des /
Ölbaums. '
auch fehn wir ^ie Zweige des andeiien Baiuns in
des andern
^ftraft ausarten, dafs eingepfmpfet ^^^r Bim-
baüm-
1 trägt, und mit Pflaumen die SteinkoilfieUe Ach '•
röthet.
Drum wohlan^ ttiid vernehmt- ^dev- Gattungen
eigene Pflege,* 35
ner ^er Flur, arbeitet die herberen Früchte z«
miklem;
nicht trag' umlieg' euch .das Land. Es erfreut,
, mit dem Feftwein
irus Höhn zu beichatten; mit , Öl den grofsen
Tab'tarhus!
Aber o komm, «nd vollende mit mir die be-
gcmnene Laufbahn,
mein Stolz, du billig* der beff eie Theil mir dfas
Ruhmes; 40
Ireieh'gieb, p Mäcenas, dem ciTenen Meeire di^
'Segel,
r nieht all^s. mit meinem G«£atig zu .umfaff^a
^ : begehr' ich;
140 L ,A N D 3 A ir.
Nein, wenn auch hundert Zungen ich hätt^i und h
dert der Kehlen,
I^ifemen Laut! Komm» &feif«i d^n Bord dec^nächJ
Ge&adesy
45 Unter d^n Händen das t^gind. ?lioht foU hi^r eil
Diehtungy
Noch , «hnfcbweifeiider Prunk di<?h ^er^^h^^ v
Weile des Eingangs.
Wc^lcbe Crewäphüe von £etli»& in dif^ Ibalei
Luft ßch erheben»
FruchtlokS Aeig^n £e zwar, doch froh imd m^ti
Stärke;
Denn fie treibt im BcKikn N^tur. T^^^k au^h . d»
iTiMif^n du
5o Eiliinip£H:> a]^^ verMrand^U. in lipck^r^ Grulieii
herkergft,
Legen Ee aib^ihr* wild^ G^tr^z; uii4 dmc^dCmi
Wartung
Folgen fie »ieht lialsfiarrig , in,, welqhf rm Z^^^
fi<e tufeft.
Auch der verödete Sprof«, der d^n, unteii?ei|L Stämmen
^nt^M^efset,
Ihut dieg' gern , . üobald du in i^eiere^ Fobl ihB v
theüet:
55 Jezo verdumpft hotehIbhat|e«d v^fi L^ub' ¥pad i
' Ir:"?. Kvveig' ihn die Mutter,
:ilaubet dec Wachsthxuns T^ie)», Ulid d/$n:f t 4^ K^
desi Ertrages.
Endlieh der fianm>. der lelbft ^Uß ge wosfengifiL Jgan;
empocftieg,
Strebt mit la^gfiEurner Mühe,. dfSP XiKä^ret^ 5nl|«l
f chatten;
%
> \
Zweiter Gesang* 141
I entartet fein Obft, der vorigeH Säfte ver-
gelTend;
dem Gevögel ztim Raub' umhKitgt der Herling
den Weinftock. 60
Siehe, bei allen bedarfs anhaltendes Fleifses, bei
allen, *
du in Furchen fie reihft, und mit Viel Taglohne
bezSihmeft,
* aus Kloben gedeiht dir der Ölbatun beffer, aus
Senkern
inwaehs, auf feftem Gehölz die pafifche
Myrte.
Llich fprofst um die Mutter die fteinige Hafel,
die hohe 65
■
ß des Hains, und der Baum herkulifcher Silber-
bekränzung,
; des chaonifchen Zeus Eichbaum ; auch die luf-
tige Palme
(st als Kind, tmd die Tanne, bedroht von Ge-
fahren des Meeres.
eimpR mit dem Reife der Nufs wird der firup-
pige Hagbaum;
auch die öde Platane gebar vollhangende
Äpfel; 70
von Kaftanien blühte die Buch', uhd die Orn'
in des Birnbaums
gender Weifs'; und die Eichel zermalmeten Sau'
in dem Ulmwald.
iVicht ift impfende Kunft und Äugelung einer
Greftalt nur.
Ji wo aus ebener Rinde der knospende Keim fich
hervordrängt,
■;
142 L A N D B A V.
75 Und fein zartes Gewebe durchbricht, wierd- enge^ge-
höhlet
Grad' in den -Knoten ein SchooDs; hier fchleuls d
anderen Baumes
Aug' hinein 9 und lehr' es in faftiger Schale' be-|<'
^ kleiben.
Doch unknotig Geäft werd' abgelegt, und- niiff
Keilen
Tief ein Weg in die Härte gebahnt ; dann ftige dei^fF
Obftes
80 Schwangeres Reis in den Spalt: nicht lange daurt^'
und gewaltig
Schwang fich empor zum Himmel der Baum mit
glücklichen Zweigen,
Selber das neue Gefprofs, und nicht eigene Früchte''^
bewundernd.
Femer find nicht ^hxRs Gefchlechts die mäch-
tigen Ulmen,
Nicht die Weid', und der Lotos, imd nicht die Cy-
prelTe voin Ida.
85 Auch den fetten Oliven erwächit nicht einerlei Gat-
tung,
Eirund hier, dort länglich, und dick mit herberer
/ Beere,
Noch dem Obfi; und den Hainen Alcinous \ nicht •
auch erblüht gleich
Syrias und Crufiumiums Bim', und die. lafie|ide '
Faufibim.
Nicht die felbige Traub' entfchwebt hier -unferen
' Bäumen,
90 Welche* der Lesbier pflückt vom methymnäifchen
Rebrchofs.
Zweiter Gesang» . 143
doch thalifclie Wein\ und find mareotifche
weiCse :
\ dem fetteren Grunde bequem, dem leichteren
jene;
lifche Kraft aus Rofinen gepreflst, auch feiner
Lageos,
den Fuls zu lähmen beltimmt, und die Zunge
zu felTeln;
urwein und precifcher Mofi; luid wie rühmt
mein Grefang dich, 95
üker? doch nicht drum mit falemifchien Zellen
geeifert !
aminäifche Reben verleihn hochaltenden Kraft«
wein,
hem der Tmolier felblt auCßeht, und der König
Phanäus;
i Argitis die kleine, womit kein' andere
fireitet,
er fo voll zu firömen, noch gleich, viel Jahre zu
dauern. 100
. dich, Rhodier, nicht,' den Göttern werth und
dem Nachtifch,
ich vorbei; noch dich, mit gefchwoUenen Trau*
ben, Bumafius.
wie reich an Arten fie fein, imd an Namen wie
vielfach,
$t die Zahl;' imd nicht ja, in Zahl fie zu falTen^
verlohnt es,
fie zu lernen begehrt, der begehrt auch der liby-
fchen Ebne 105
gewühl zu erforfchen, wie vieL im Wefie ge-»
wälzt wird;
IE
144 L A N D B A U. ,
Oder, fiürmt in die Segel die Wut des gewaltigen
Eurus,
Alles Grewog' um den Strand der ioniTchen WalTer znl
muftem. 1
Doch vermag nicht jedes ein jeglicher Boden iEvlii
tragen. 1
110 Weiden umfproffen den Bach ; es entfteigt die Erb
des Sumpfes
Dickem Schlamm y und dem Felfengebii^' un&uch^
bare Omen;
Meerftrand grünt von Myrten am fröhlichfien; end-
lich der Weingott
Liebt die offenen Hügel , den Nord und die Fröfte
der Taxus.
Schaue den Erdkreis auch,, wo die äulserfteit
Pflanzer ihn anbaun,
115 Öfiliche Hätten der Araberfiämm', und bunte 6e-'
loner ;
Abgetheilt ift Bäumen ihr Land. Nur in India dun»
kelt
Ebenusholz, nur Saba gebiert den Spröfsling dei
Weihrauchs.
Was verfcünd' ich anndch wohlriechendes Holzes ent-
quoUne
BalTame? was dir die Beeren des iinmei^rüneA <
Akanthus ;
120 Athiopia's Haine, mit weicher Wolle befchim-^
mert;
Und wie das zarte Gefpinnft von dem Laub' ab-
kämme der Serer?
Oder was India fonfi dem Oeeanus nahe für Wal«
düng
Ik.
Zweiter Gesang. 145
t, die äulserfte Bucht? wo über die luftigen
Wipfel
mer ein Pfeil von der Senne hinaufzuftreben
vermochte;
nicht kraftlos traun r2>ielt jenes Gefchlecht mit
dem Köcher! 125
ia zeugt den mUrrifc^cn Saft und weilenden
Nachfchmack
cn gefegneten Apfel: vor dem kein IchneÜeres
Labial,
m itiefmütterlich einA Unholdinnen Becher des
Todes -
zten, und Kraut einmifchten und nicht uoiTchäd-
liche Worte,
end kommt 9 und verjagt die dunkelen Gift' aus
den Gliedern. 130
lauf raget der Baum, und gleich an Wuchfe dem
Lorber;
wenn nicht ein^ andres Gedüft er fireuete
ringsum,
)er leilbft ; hinfallig in keinem Winde die
Blätter;
;' ausdaurend die Blume: womit iich der Meder
den Athem
zht und des Mundes Geruch^ und heilt engbrüfii-
ges Alter. 135
Aber nicht auch der Meder gehölzreich wallen-
des Fruchtland,
b felbft Ganges der fchön', und der goldgetrübete
Hermus,
5' um Italia's Ruhm Wettkampf; nicht Baktra,
noch Inder,
RoiL Ton Vosg. I. 10
l(
i
!
146 L A N D B A V»
Und Panchaia ganz mit des Weihrauchs fetten G«- Jj
filden.
t40 Hier ward nicht von Farren, die Glut ausfchnoben,
das Erdreich
Umgepflügt, und mit Zähnen befät der entfezlicheii
Hyder;
Dals von Helmen und Lanzen gedrängt aufftarrte die
Mannfaat.
Doch fchwerhangende Frucht', und maf&fcher Trank
des Lyäus,
Füllten es; ringsum blühn Ölbaum', und fröhliche
Rinder.
145 Hier wird Krieger das Rofs, und trabt hochhalfig ins
Schlachtfeld;
Heerden von hier, fchneeweifs, und der Farr,^ o Qi-
tumnus, der Opfer
Gröf seftes, - oft in deinem geheiligten Strome ge*
badet,
Führeten Roms Triumfe hinauf zu der Himmlifchen
Tempeln.
' Hier iA ewiger Lenz, und im fremdelten Monde
noch Sommer ;
150 Zweimal trächtig da^ Vieh, zweimal auch ergiebig
der Obfibaum.
Aber zerreifsende Tiger lind fem, und graufamer
Löwen,
Zeugungen; kein Akoniton betrog unglücldiche
Sammler;
Nicht unermeMiche Kreife bewegt durch den Staub,
noch verfammelt
Sich fo mächtiges Zuges die fchuppige Schlang' in
GeringeL
Zweiter Gesang. 147
1 prangender Städte fo viel, und Werke der Ar?-
beit, . 155
ingen kühn mit der Hand auf Felsabhängen ge«
gründet,
hinwallende Ströme durch alterthümliche
Mauern,
ch des Meers dort oben gedenk', und das unten
heranfpült ?
o gewaltiger Seen? dein, grofser Larius! dein
auch,
du mit Wogen des Meers und Gebrauf' auf-
fieigft, o Benacus! 160
ch der Porte gedenk', und des eingezwängten
Lucrinus ;
wie den Damm unbändig die zürnende B^an«
düng umdpnnert,
wo die julifehe Flut von des Meers einftürzen*
den WalTem
, und Tyrrhenergewog' in den Sund eindringt
dem Avemus?
me Bach' auch zeigte das Land und des Erzes
Metalle - 165
in der Schachte Greäder, lind flofs mit goldenem
Reichthum.
is erzog zu Helden der Marfer Grefchlecht und
Sabeller,
rer, trozend der Noth, und dardenfehwingende
Volsker ;
»r dies , und Marierkraft , und grofse Ca-
mille,
tbare Scipiaden; und dich, o erhabenei*
Cäfar, 170
10*
148 Landbav. ,
Der du jezt Obfieger an A£a's äuXserfien
Kiiften,
Feme von Roms Berghöheh den zagenden In-
clier feheucheft.
Heil dir, Mutter der Frücht% o fatumifche Erde,
der Männer
Pflegerin! dir, , du Hohe, beginn' ich Werke von^
^Iter
175 Würd'und Kunfi, aufCchliefsend die heiligen Borne
mit Kühnheit ;
Und Askräergefang durch römilche Städte ver-
breit' ich.
Jezo gilts die IHaturen des Erdreichs: welcher-
lei Tugend
Jeglichem,' welcherlei Färb' und Kraft der Befruch-
; ' tung verliehn fei.
Unwillfahrige Fluren zuerlt , und neidifche Hü-
gel,
1«0 Wo - nur magerer Thon, und Kies im Domen«
gefild' ift,
Lieben palladifche Haine des fpät nachlebenden
Ölbaums.
Anzeig' ift Oleaftergehölz, das in felbiger Ge-
»
gend
Dicht aufTprofst, imd die Felder mit wildernden
Beeren befireuet.
Aber ein Grund, der fett und froh ift füXser Be-
feuchtung:
185 Dort, in Kräuter gehüllt, das fegenfchwangere Blach-
feld,
Wie wirs oft vom Gebirg' im gehöhleten Thale be-
wundernd
\
i
\
\
t _Z %v E I T E B Gesang. 149
^ Uberfchaun ; wo hinab von den Felshöhn fchmelzende
y ' Bäche
Glückliehen Sehlamm mitführen; und dort, das erho«^
ben am Südwind
Farrenkraut zum Verdrufs Ales gekrümmefen Pfluges
ernähret:
Diefes befchatten dir einft grofsmächtige Reben, von
i Bacchus 190
i FeiiergeiAe durchfbömt; dies i)rangt mit gefchwolle-
nen Trauben,
mit Trank, desgleichen in Schalen vnr weihn
und in Golde;
MTann der feifte Xyrrhener das Elfenbein vor dem
Altar
Bläft, und Opfergeweid' aufdampft in gebogenen
SchüITeln.
Doch wenn Rinder vielmehr du biegehrfi und Pflege
der Kälber, 195
Oder der Schaf Anwachs, und den Pflanzungen
feindliche Ziegen;
Bergwaldung und Femen gefucht, wie des fatten
Tarentum,
und ein Crefild', als traurig die duldende Mantua
einbüfst,
Das fchneefarbene Schwan' im kräutrigen FluITe be«
wirtet.
Nie an lauteren Quellen gebrichts, noch an Weide
den Heerden; 200
a I
» Und fo viel abrupfen am langen Tage die Rin-
der,
Gleich viel wird in kurzem erneut vom kühlenden
Nachtthau,
150 L A N D B A r.
Dunkeles meift, und dem Drucke der Schar fettfchdl^
liges Erdreich,
Und von lockerem Mulm, (denn Lockerung ahmet
der Pflug nach,)
205 Dient ' dem Getreide mit Luft: aus keiner Ebene |i
fiehft du
Mehr Laftwagen nach Häuf sdiziehn mit langfamen
Farren.
Oder, woher unwillig den Wald abführte der Pflü-
ger,
Und die Gehölz' aufwühlte, die lang' unthätig ge-
rafiet,
Und mit der Wurzel hervor die altenden Häufer der
Vögel
210 Rüttet^: hoch auf flogen die Schwärm' aus verlaflle-
nen Neftem;
Aber das rohe Gefild' erglänzte von furchender Pflug« j
fchar.
Denn der nüchterne Grand des gehügelten Feldes
gewährt kaum
Rosmarin den Bienen zur Kofi: und niedrigen Zei-
land;
Auch der fchartige Tof , und von fchwärzlicher Natter
zernagte
215 Kreide behaupten den Stolz, dafs fonft kein Acker
den Schlangen
Trage fo leckere Weid', und gewundene Höhlungen
biete.
Welches leichteren Dunft aushaucht und flüchtige
Nebel,
Gern die Feuchtigkeit trinkt, und gern aus fich fel-
hei^ zurückgiebt;
Zweiter Gesang. 151
Iches dabei, iiets grün, mit eigenem Gräfe £ch
kleidet,
[ kein Eilen durch Roll und JCalzige Schärfe ver-
lezet: 220
es umweht dir die Ulmen mit freudigem Reben-
gewimmel;
: iA fruchtbar an Öl ; dies findeft du imter dem
Anbau
idllfahrig dem Vieh, als mild der hakigen Pflug«
fchar.
[les beftellt reichblühend fich Gapua, und des Ve-
fevus
Lzende Flur, imd Glanis, nicht hold der öden
Acerrä. 225
Jezt, wie du jegliches Land auskundigen mögefi,
erklär' ich.
n du, ob locker es fei, ob dicht vor gewöhn-
lichem, forfchefi;
. der Saat das eine gefallt, das andre dem
Bacchus,
teres mehr der Ceres , das lockerfie mehr dem
Lyäus:
le zuvor ümfchauend den Ort , und heifse des
Bodens 230
■
i dir tief aushöhlen; zurück nun fchaufle das
Erdreich ,
in die Grub', tind ebne den oberen Gries mit
dem Fufstritt.
«
;elt es; dann ift locker, dem Vieh und der la-
benden Rebe
r geartet der Grund: doch fixäubt fich wieder-
zukehren
1^
152 L A N D B A U.
235 Einiget ixnd umragt Erdreich die gefüllete Höh«
lung;
Zä^ 'iA dort das Gefild'; hartnäckige Schollen und
grobe
Rücken erwart% und brich mit kräftigen Farren den
Ackeri
Aber ein falziges Land , und das man bitteres an- |b
giebt,
Jeglicher Frucht abhold: denn nicht vom Pfluge ge-
zähmt wirds,
240 Nicht dem Bacchus erhält es die Art, noch dem ObBe
die Namen:
Prüft lieh in fplchem Verfuch. Den Korb aus ver-
dichtetem Reifig
Nim, und der Kelterer Seige, herab von dem ruffigen
Obdach;
Drein den tückiTchen Grund mit füfs aufwallender
Quellflut
Feft dir geflampft bis zur Fülle : hervor ringt all das
Gewäffer,
245 Siehe V und grofs nun gehn aus der weidenen Flechte
die Troi^fen;
Offenbar dann zeuget der herbe Gefchmack, und !
I empfindlich
Zerrt die bittere Schärfe des Kofienden mürrifcbes
Antliz.
Wo auch fett fei irgend ein Land, defs endlich be^
lehrt uns
Diefer Erfolg : nie wird es vom Wurf in den Hän* .
den zerkrümeln;
250 Sondern es klebet wie Pech durch Behandelung
an den Fingern«
Zweiter Gesa n*g. 153
ilites ernährt hochTchoiTencles Kraut, und bläht
fich in geiler
igkeit. * Ach, nie müITe zu fruchtbar jenes mir
wuchern,
1 unmälsige Kraft in die grafigen Halme ver-
geuden !
rereres wird durch eignes Gewicht ftillfchwei-
gend fich kundthun;
hteres auch. Schon flüchtig erkennt dein Auge^
was fchwarz fei, 255
: wie jedes gefärbt. Doch frevelnde Kälte zu
finden,
lert Müh': nur Kiefergehölz imd fchädlicher
Taxus
chmal öfhen die Spur, und fohwärzlich ranken-
der Efeu.
Haft du folches bemerkt; wohlan, erft lange
das Erdreich
gekocht, und mit Gruben die mächtigen Berge
zerfchnitten, 260
;' erft rücklings dem Norde die liegenden Schol-
len gebreitet,
du fröhliche Reben hineinfenkft. BelTejres
Land ift
beres: alfo gewährt es der Wind, und Strenge
des Reifes,
. der erfchütterte^ Hufen mit Macht aufwuchtende
Gräber,
r ein Mann, der nichts von wachfamer Sorge ver-
iäumet, 265
ilt gleichartigen Boden zuvor, wo des jungen
Gebüfches
154
L A N D B A V.
Saat auCfproM, und wohin fie bald aus einander vi
pflanzt wird;
Dafs die veränderte Mutter nicht fcheu miskenne
Schöfslmg.
Wird doch. 4®8 Himmels Gegend fogar an die Rinc
gezeichnet;
270 Jeglicher dann, wie er ftand, auf itelchem TheiF
des Südes
Brand ertrug, und wo er dem^ Pol zuwandte
Rücken,
Wiedergefiellt: fo viel heilst zarterer Jug^id Ge>i
•Wohnung,
Ob du dem Hügel die Rebe vertraun foUfi, o(
dem Blachfeld,
Forfche zuvor. Wenn Acker der fruditbaren
du abtheilft;
275 Dicht £e bepflanzt: auch in dichtem Gedrängt nichtl
träger ifi Bacchus.
Wenn fanft fchwellender Plan' Anhöhn und gell
nete Hügel;
Gieb den Ordnungen Raum. Nicht ihinder audl
, füge genau lieh
Ringß den gemelTenen Bäumen der Gang mit kreu«'
zendem Quergang:
Als wann fchrecklichem Streite die Legion die Ko-
horten
280 Lang ausdehnt» und geordnet in offener Ebne der
Heerzug
Steht, und die Kampfreihn ftreckt, dann weit umher
von des Erzes
* Blinkendem Glanz aufwallet die Flur , noch Schlacb-'
tengewühl nicht
Zweiter Gesang. 155
» und zweifelig Mars noch irrt in der Mitte der
•Waffen.
»um gleich fei alles vertheilt durch Zahlen der
Gränge :
da£s dem Geül nur biete der Anblick nichtige
Nahrung; 285
"weil fonft nicht alle mit gleicher Stärke das
Erdreich
:, noch empor ins Freie den Wuchs ausbreiten
die Alle.
Jezo wie tief man grabe den Pflanzungen, for-
fcheft du etwa.
laft möcht' ich die Reb' auch der flacheren
Furche vertrauen.
der Baum wird tiefer hinab in die Erde ge-
heftet; 299
3rs Eiche zumal: die, wie weit ihr Haupt zu des
Äthers
n £e hebt, gleich weit in den Tartarus dehnet
die Wurzel.
I kein Winter vefmag , kein Sturm, noch Regex^^
ergufs fie
iidrehn; £e fleht unbewegt, und viele der
Enkel,
ümrollende Leben befiegt ausdaurend ihr
Alter: 295
xaftvoUes Gezweigs, fo weithin fixeckend die
Arme
sum, trägt in der Mitte fie felbli: den unend-
lichen Schatten!
Nicht fei dir abhängig zur finkenden Sonne der
Weinberg ;
I
1
156 L A N D B A U.
Nicht zur Rebe die Hafel gepflanzt; nicht Tch
kencler Reifer
300 Oberftes nim, noch fchere vom oberften Baume
Sezling :
Solch' ifi: die liebe der Erd'l Auch nicht mit
* ftümx)fetem Eifen
Kränke den Sprofs; noch mifch' ihm des ölba
waldige Stämme«
penn nicht feiten entfank ' unachtfamen Hirten
Feuer :
Welches geheim anfangs, von der öligen Rinde
hehlet,
305 Glomm, und das Holz angrif , dann hoch in die
lieh fchwingend
' Himmelan mit Getöf aufprafl!elte ; jezo verfi
gend,
Rings die Gezweig' ein Sieger durchherfcht , und 1
tige Wipfel,
Ganz in Glut einhüllet die Pflanzungen, und aus
pechfchwarz '
Qualmenden Nacht gen Himmel die dunkele Wo!
hinaufwälzt :
310 Wenn zumal noch Sturmes Gewalt hochher in des
Rebhain
Niederftürzt, und zuckend im Schwall fortdrängt die
Entflammung.
Ift das; nimmer genefet der Stumx)f , noch kehrt däv
gekappte
Rebe zurück, imd entgrünt mit ähnlichen Ranken
dem Erdreich:
Heillos hebt fein bitteres Laub der wildem
Ölbaum.
Zweiter Gesang» 157
JNicht auch lafs dich yerleiten vom klügelnden
Rath des Belehrers, ' 315
bei Boreas Hauch die erftarrete Erde du
rcgeft.
terig fchleufst dann Kälte die Flur, und wehret
dem Spröfsling,
;efenkt, in das Land die haftende Wurzel zu
^ • fchmiegen.
Lchte werden am heften gepflanzt , wann im x^ur-
pumen Frühling
. der weifsliche Vogel, das Graun langwindender
Schlangen*; 320
i in der herbftlichen KühF Annäherung, wann
mit Gewalt Sol
terwärts fchon treibt das Gefpann, und der Som-
mer vorbeiflieht.
ling zumal fchaft Grüne den Pflanzungen, Früh«
ling den Wäldern;
iling fchwellet die Erd% und zeugende Samen
^ verlangt fie.
i der allmächtige Vater mit fruchtbarem Regen,
der Äther, ' 325
Lt in den Schoofs lieh herab der lüfiemen Grattin,
und nähret
s G^fchleclit, der Grofse zum grofsen Leibe ge-
fellet.
I erfchallt einödes Gebüfch von melodifchen Vö*
geln,
. es begehn die Heerden das jährige Feft der Ver-
mählung. .
render Acker gebiert, und der Zefyre lauem Ge-
läufel 330
158 L A N D B A V.
Öfnen die Felder den Schoors; es berau£cht £ch
in Wachsthum.
Sicher auch wagen nunmehr der verjüngeten So;
die Knospen.
Sich zu yertraun; nicht fcheut auffteigende Sude
Weinlaub,
Noch vor gewidtigem Nord' anXaufende Güfle
Regens :
335 Ringsum drängt, es die Keim% und grünt mit ent£
teten Blättern.
Dafs nicht andere Tag' im Beginn der erwachfendi
Schöpfung
Angeleuchtet die Welt , noch andere Folge
wahret,
Glaubt' ich gern: Lenz blühet' allein, Lenz feierti| ]
' der grofse
Weltumfang, und es hemmte den froftigen, Athem da^n
Eurus;
340 Als zuerft Lichtfiröme die Heerd' einfog, und d
' Männer
Erdengefchlecht aufftreckte das Haupt aus harten Ge-
filden,
Als Waldthier'.in die Forfi', und Stern' hineilten am
Himmel.
Schwerlich ertrug auch die zarte Natur dies Toben.
^ des Jahres,
Wenn nicht ruhige Milde, von Froft imd Hize ge«
fondert,
345 Herfcht', und kindlicher Land' ein freundlicher
mel lieh annahm«
fJbrigens, welcherlei SproITe du einfenkft durch
die Gefilde,
i
Zweiter Gesang« 159
e mit labendem Dung', und birg' in häufiges
Erdreich,
auch fchlürfende Kiefel umher, und ftrozende
Mufcheln :
£ch dadurch einfchmiege die Näff', und leif«
der Windhauch
ürts dring', und die Pflanzen ermutige. Manche
fogar find, 350
nit Gefiein von oben, und auigehügelten Scher-
ben,
;en: dies beut Schuz vor ej^oITenen Regen«
gewittern;
■
wann der feurige Hund die lechzenden Fluren
zerfpaltet.
Haft du die Pflanzen gereiht; dann trenne die '
Erd' aus einander
im die Stamm', und fchwinge die Macht zwei-
zahniger Karfte; 355
durchackre den Grund mit gedrängtem Eilen,
und felber
:hen das Rebengehölz lenk' hin arbeitende
^ Farren.
glattfiämmiges Rohr, und gefchälete Stäbe des
Reiiigs
und efchene Pfähle daran, und weidliche Gaf-
feln:
1 Kraft auffireben fie lehr' , und Winde ver-
achten, 360
ie den Wipfel der Ulm' auf äßigen Stufen er^
klettert.
Weil zuerfi aufgrünet der Reblinge jugendlich
Alter,
k
160 . L A N D B A U: f
Werde der zarten gefchont: auch weil fich firöUidi
zur Luft auf
Schwinget das Reis^ durch die Freie gefchnellt mit^
verhängetem Zügel,
365 Werde fie felbfi noch nicht i von fchnieidender Hippe:
verf uchet ;
Nein mit gekriimmetem Finger entkneip' auslelenil
die Sproffen.
Aber fobald He, die übne mit rüftigen Stämmien uuh
windend,
Hoch aufitieg: dann fcher' ihr das Haar, dann Aue
die Arme:
Früher verzagt dem Eifen ihr Mut: dann übe der]
Herfchaft
370 Strenges Gebot, und zähme die wild ausfch weifend«
Ranken.
Flicht auch Zäune zur Wehr dem fcimtlii
Viehe, befonders
Weil noch zärtliches Laub He ift, imkundig
Drangfal,
Dals fie , über des Sturms Unfug imd der mächti
Sonne,
Büffel der Waldungen auch raftlos und gierige
Rehe
375 Kränken mit Hohn, abnafche das Schaf und die
lüfieme Milchkuh.
Kie auch hat fo Kälte , mit graulichem Reife gefIi^f^
rend,
Oder den fonnigen Fels anprallende Scil^vmle
Sommers,
Ihr ein Verderb wie die Heerde gebracht, ^ und deitj^
graulamen Zahnes
Z w E iTSR Gesang« . 161
y und die Narb' umher im benageten Stamme
gezeiclmet.
Nicht um andere Schuld wird der Bock den
Altären des Bacchus 380
e würgt, und befieigen der Vorwelt Spiele den
Schauplaz;
zur Belohnung dem Wi^ in Scheidewegen und
Dörfern
[eten Thefeus Söhn', und luftvoll unter den Be«
' ehern
fanftrafigen Aun durchfprangen fie ölige
Schläuche.
> •
h, die Troja gefandt, der aufonifchen Fluren
Befteller 385
en mit rohem Gelang' ihr Feft, luid freiem Ge-
lächter;
l Icheufelige .Larven gehöhleter Rinde fich heh«
mend,
en £e dich, o Bacchus, durch fröhliche Lieder,
und hängen
an ragender Fichte herab die beweglichen
Bilder.
on erblüht ringsum mit reichlicher Lefö d^r
Weinberg; 390
Ig^dcängt find Buchten des Thals und gewundene
Anhöhn,
l wohin nur der Gott umdreht fein herliche^
Antliz.
;t denn nach heiligem Brauch fein Lob hoch tö-
nen dem Bacchus
Altvatei^fang, und tragt ihm Fladen und Schüf-
fein;
i
162 L A N' D B A U. I
• j
39'5 Steh' auch am Home geführt der verfchuldete Bock \
vor iiexn. Altar,
Dafs fein jFettes GeweitV am hafelnen Spiefse wir
röfteni
Noch wird andere Mühe geheifcht zur Pflege
des Weinftocks,
Und nie ruht vollendet das Werk, Ganz. werde dir
jährlich
Dreimal und viermal der Grund durchfchnitten vom
^ Pflug', und die Scholle
400 Stets mit gewendetem Karfte gemalmt; auch des
Laubes erleichtert
Ganz der Hain. So kehret des Landmauns kreifende
Arbeit,
Und in ilch felblt rollt immer durch eigene Spuren
das Jahr um*
Schon vorlängfi, wann herbftlich der Rebhain fenkte
die Blätter,
Und kaltathmender Nord dem Gehölz abRürmte die
Schönheit;
405 Dann fchon dehnet die Sorg' in das kommende Jahr
der Befteller
Eiferig, und mit gezahnter Satumusklinge ver-
folgt er
Scherend verödete Reben umher, und bildet, fie
fchneitelnd.
Grabe zuerfl das Gefdde, zuerft auch brenne das
Reilig
Abgefülirt, . und zuerft verwahre die PiahV in das
Obdach ;
410 Weinlef ' ernte zulezt. Zweimal drängt Schatten den
AVeinßock,
Ik-
Zweiter Gesang. 163
ZvFeimal fprofst Friichthaincn in dickender Geile das
Unkraut:
Hart iß ^ beiderlei Müh. Du lob' unermefsliche
Felder,
Aher das kleine beßell'. Auch wird des gefiachelten
Brufches
Zähes Band in dem Wald% und am Flufsgefiade das
Röhricht
Abgehaun ; auch Sorge der wildernden Weide be-
fchäf ligt. 4 1 5
Schon ifi; gebunden der Wein , fchon kehrt die Hii^pe
vom Ulmhain,
Scbon fingt müde der Winzer die äufserfien Reben-
gelender :
' Dennoeh ftör' aufs neue die Flur, und rege den Staub
auf..
Jet der zeitigen Traub' ift Jupiters Wetter noch furcht-
bar.
Keiner Pfleg' hingegen bedarf die Oliv', und
erwartet 420
Triebt die gebogene Hipx>e von uns, noch reifsende
Karfie,
Hat. einmal iie gehaftet im Feld', und die Lüfte ge-
duldet,
SelbA fchon bietet die Erde, von klauiger Zinke ge-
öfnet,
Saft den Sj)röfslingen dar; und gepflügt, vollhangende
Früchte.
JJrvxn erzeuch dir den fetten, dem Frieden geheilig-
ten Ölbaum. 425
Femer das Obfi« fobald es die Macht erfi fühlte
des Stammes,
11*
164 ^Landbav.
Und ' felbAändige Stärke gewann ^ eilfertig zum
Äther
Strebts durch eigene Kraft, nicht unferer Hülfe be-
gehrend.
Auch nicht minder indefs hängt fruchtfch^wer
jegliche Waldung,
430 Und von blutigen Beeren erglühn Einöden der
Vögel.
Cytifuskub fchert man, .Kienfeuerung fpendet der
Bergforft,
Dafs die nächtliche Flamme fich nährt, und Leuch-
tung umhergiefst.
Und doch laumet der Menlch, auf Pflanzungen Sorge
zu wanden!
SoU ich das Gröfsre durchgehn? Schon Weid' luid
niedrige Genfter,
435 jezo dem Vieh ertheilen ile Laub, jezt. Hirten des
Schattens
Kühlungen, jezt auch Gehege der Saat , und 'dem Ho-
nige Nahrung.
Und es behagt , dort wallend von Buxus zu fchaun
den Cytorus,
Dort des narycÜchen Peches Gehölz, und den Segen
der Acker,
Die nichts menichlichem Karft, nichts einiger Sorge
• verdanken.
440 Seibit auf des Kaukafus Scheitel d^ie fruchtlos grünen-
clen Wälder,
Welche des Oftes Orkan' ohn' Ende durchwehu und
zerlchmettem,
Geben uns andere andres Gewächs : fie geben uns
Bauholz,
Zweiter Gesang» 165
Fichtene Mafie für Schiff' , und Cypreff' imd Ceder
den Huufem;
Dorther Speichen ins Rad, und dorther Rollen der
Laftfuhr
Rundet der ländliche Mann, und bäuchige Kiele den
Böten. 445
Üppig fproüst an Banden die Weid', an Laube der>
TJlmbaum;
Aber die Myrt* an Schäften der Jünglinge , famt der
Komelle
Kriegrifchem* Stamm; auch krümmt ituräifche Bog^n
der Taxus«
Nicht glattädrige Linde, noch Meifselung liebender
Buxbaum,
Sträubt /Ich GeAalt zu empfahn , und fcharfem Stahl
iich zu höhlen« 450
Gern auch fehwimmt leichtwallend die Erl' in des '
raffenden Padus
Vollem ErguJCs; und gerne verkriechen fich Schwärme
der Bienen
Jn umwölbender Rind% und der Steineich' olmigem
Schoofse.
Was fo würdiges Ruhms hat bacchiTche Gabe
gewähret ?
Bacchus gab auch zu Schuld Anreizungen; jener be-^
zähmte 455
Tolles Ce^itaurengefchlecht durch Mord, imd Rhötus
und Pholus,
Und, der des Mifchkrugs Laft auf Lapithen erhob,
den Hyläus«
Wahrlich allzu beglückt, wenn eigenes Wohl er^
erkennte,
166 Landbav.
Wäre der ländliche Mann, dem lie felbft, fem Waf-.
fen der Zwietracht,
460 Willig* den leichten Bedarf aufTprofst, die gerechtefie
Erde !
Wenn kein hoher Palaft ihm gedrängt durch pran^
gende Pforten
Frühe, den Schwall der Bcgriifiser aus ganzen* Sälen
heirvorilrömt ;
Nicht nach Pföfien er giert von fchöngeiytrenkeltem
Schildpatt,
Oder nach;goldumfpieltem Gewand', und ephyrifchen
, * •
Erzen ;
465 Nicht fchneefarbige Woir in AfTyrierbeize lieh
fchminket.
Noch ,von Zimt der Gebrauch des lauteren Öles ge-
falTcht wird:
Doch unTörgfäine Ruh' > und ein härmlos gleitendes
Leben,
Reich an mancherlei Gut, doch IVlufs' in geräumigen
Feldern,
Grotten ' und lebende Teich' , und Kühlungen tempi-
fcher Thale,
470 Rindergebrüll» und im Wejien des Baums fanftru-^
hende Sclilummer,
Fehlen ihm- nicht! dort lind Waldfchlüft' und liager
des AVildes,
Dort, unermüdet zum Werk, bei wenigem fröhliche
Jugend,
Heilige Götterfeft', und unfträfliche Greife: zulezt
noch
Hat die Gerechtigkeit dort, von der Erd* abfcheidend,
gewandelt.
/ ■
' Zweiter Gesang. 167
Ö dätß mich doch ziierft die vor allem geliebte«
fteu Mufen, v 475
Denen ich Heiliges trage y durchbebt von entzücken*
der Inbrunfty
Weiheten; dafs fie Crefiirn', uncl ätlicrilche Pfade mir
zeigten,
Mannigfalte Verdunklung der Sonn', und des rin-
genden Mondes;
Was Erdbeben erregt , was flutende Meere gewalt-
fam
Über die Dämm' auffch wellt , und zurück die ebben-
den renket; 480
YITarum wintemde Sonne fo rafch zum Oceanus
nieder
Xauchtj und welcher Verzug die (aumigen Nächte fo
aufhält.
Doch wenn 9 diefem Bezirk der Natur annahen zu
können.
Etwa froftiges Blut in des Herzens Pulfen mich
hindert;
Sein mir Felder erwünfcht, und wäffemde FlüfT' in
den Thälem, 485
Lieb' ich Bach' und Gehölz' auch ruhmlos! O, in
Spercheos
Ebenen y und wo Tay getos hallt von laeänifcher Jung-
fraun
Bacchustanz, o wer leitet in kühlende Thale des
Hömus
Meinen Gang, mich zu decken in mächtiger Schatten-
umlaubung!
Selig, wem es gelang, der Ding* IIrfi)rung zu er-
gründen, 490
I
168 L A N D B ▲ U.
Und • wer jegliche Furcht und das unerflehbare
Schichfal
Niedertrat, das GcetÖfe des gierigeii Acheroif höh-
nend I
Aber beglückt auch jener, der ländliche Götter er* .1
kennet,
Pan, und Silvanus den Greis, und die Schwefierchdre ^
der Nymfen! / ' /
95 Nicht di^ Herfchergebunde des Volks, nicht fUrfilicher
Purpur
Wendet ihn , nicht Zwietracht , die emx><>rt treulofe
Gebrüder,
Noch ob der Dacier Trupp vom verfchworenen Ifier
herabfieigt ;
Nicht romanifche Mächt', und zerfallende Grälsen;
und niemals
Kümmerten ihn Verarmte mit Gram, noch Reiche
mit Scheelfucht.
00 Was fein Baum ihm an Frucht, was felbft fein willi-
ger Acker
Gerne gebracht, entpflückt' er; und fah nicht eifeme
Rechte,
Oder den tobenden Markt, und des Volks tirkunden-
den Tempel.
, Andere fiören mit Rudern des Meers Heimtück',
in den Morditahl
Rennen fie , oder durchdringen die Hof und Schwel-
len der Fürften,
05 Diefer droht Ausrottung der Stadt und den armen
Penaten,
Dafs er trink' aus Juwelen, und fchlaf ' in farranifchem
' Purpur,
Zweiter Gesang. 169
häuft jener 9 und hockt auf vergrabenem Schaze
des Goldes.
*er fiarrt vor der Bühne des Redenden; jener im
Schaiiplaz
: dem Grehlatfeh, (zwiefach ja erfcholls, von dem
Volk und den Vätern!)
er&aunt. Man freut fich, befprengt mit dem ^
Blute der Brüder; 51Ö
[ landflüchtig vertaufcht 'man das Haus und 'die
lüTsen Cremächer,
lend ein Vaterland , das andere Sonnen be-
leuchten.
Ab^ der Ackerer furcht mit gebogenem Pfluge,
das Erdreich:
*es die Jahrarbeit; fo nährt er fein Land und die
kleinen
eichen 9 fo die Heerde der Küh% und den würdi-
gen Pflugftier. 515
auch raftet das Jahr, ihm bald mit Obfie zu
wuchern,^
1 mit Segen der. Trift , bald kömigen Garben der
Ceres;
s von Erzeugnis belaftet die Flur , und der Spei-
cher befiegt wird.
Lte der Frofi, dann prefst er das Öl £cyonifcher -
Beeren ;
hlich k^ren die Sau' aus der Eichmaft; Arbutus-
reifer , 520
tet der Wald, und es fenket der Herbfi vielfarbige
Früchte,
1 hoch reifet die Traube, gekocht an fonniger
Felswand.
170 Xi ^ N D B A V.
Schmeichelnd hangen indefs um Vaterkiiffe die Ki
lein ;
Keufchheit übt unfchuldig fein Haus; milchfchv
lende Euter
525 Senken die Kühe herab; uiid fett in fröhlic
Grafung
Kämpfen :^it aiigeftrengtem Gehörn wetteifen
BöcMein.
Selber feirt er ein Feft ; und gedehnt auf rafig
Anger,
Wo, Ulm den flammenden Heerd, den Krug die <
noilen bekränzen,
Sprenget er dir, Lenäus, und fleht; und den Hir
der Waldtrift
530 Hängt er des hurtigen Speers Kampfpreif an c
ragenden ülmbaum;
Und zum ländlichen Ringen entblöfsen £e nervic
Glieder.
Solch ein Leben befeelte vordem uralte
biner,
Solches der Rhea Gefchlecht, fo wuchs Etruria mac
voU;
Siehe, und herlich erhub fleh des Weltalls Köni|
Roma,
535 Sieben Höhen ilch felbft mit vereinender Mauer u
fchliefsend.
Eh' auch den Zepter empfing der diktäifche Kön
und ehe
Noch iiß Frevelerrotte gefchwelgt in ermordel
Farren;
Führete folch ein Leben die Welt des goldnen i
tumus.
Zweiter Gesang«
171
i auch hörete man, wie das Kriegshora fchmetterte,
nie auch
ß von Hammergedröhu auf dem Ambofs klirrten
die Schwerter. 540
Doch unerme£sliche Räum' hat uns vollendet die
Laufbahn^
[t fchon ift es, der Roll' aufdampfende Hälfe zu
löfen.
r
/
L A N D B AU.
RITTER GESANG.
ENTWURF.
Inhalt die ViehzucHt i. Neuheit des Stoffes 3: nach de
fen Vollendung der mantuanifche Sänger fein Vaterland ,
feinen Befchüzer Gäfar, durqh ein Heldengedicht zu ehren y(
Keifst 10. Anrufung des Mäcenas 40. I. Von Pferden
Kindern 49. a. Der Zuchtkuh Geftalt 5i, und Alter 6<
b. Des Hengftes Eigenfchaf ten 72, als Füllen 7 5 , erwacht«
85: vorzüglich Jugend und Feuer 95, Tauglichkeit zum Wi
genrennen 102, und zum Reiten ii5. ' c. Pflege vor der
gattung: der Väter 126, der Mütter 129. d. Pflege
Trächtigen i58: Vermeidung der Bremfe 146. e. Sorge
die Kälber 167, Füllen 179. f. Ab wehrung der Brunft 209J
Stierkampf 217. g. Wut der Liebe bei Thieren und Mc
fchen 242; befonders bei Stuten 266; Windempfängnis 27I
— 2 85. II. Von Schafen und Ziegen. Einleitung 286. a. Wii
terpflege der Schafe 294; der Ziegen 3oo; Nuzen diefer 3o(
b. Soramerweide 322. c. Hirtenleben der Libyer 339, ^^
Scythen 349. d. Ertrag der Wolle 384, ^^^d der Milch 39<
e. Schuz der Hunde 404. f. Vertreibung der Schlangen 41^
g. Behandelung der Räude 440, der Seuche 464 — 475.I
III. Befchreibung der norifchen Viehfeuche. a. Urfprung
Art 478- h. Behaftung einzelner Gefchlechter: der fchwächc
ren Schafe, Kälber, Hunde, Schweine 486; dann der ftärkereDi
Pferde 498, und Rinder 5i5; dann de$ Wildes 537; ja derj
WafTerthiere, Sclilangen und Vögel 641. ' c. Eitelkeit der Mit-T
tel 548; fteigende Heftigkeit der Peft 55 1; Vergiftung der]
Häute und der WoUe 559 — 566.
L A N D B A U.
)RITTER GESANG.
3h auch, Herfcheriri Pales, und dich, Ruhmvoller!
erheb' ich,
von Amfryfus Strom; euch, Forfi* un4 Bäche
Lycäus. ^
Anderes, was im Gefange des Ruhenden Seele
gefellelt,
fchon alles verbrauclit. Wer weifs nicht längft
des Euryftheus
Xamkeit? nicht die Altäre des unlobfamen Bu-
Ilris ? 5
1 nicht hlangft du, Hylas o Knab', imd latonifche
Delos?
j, Hippödame nicht, und mit elfenbeinener
Schulter
ps, der reifige Held? Ich verfuche die Bahn,
die mich felber
5 vom Staub', im Triumfe dem Volk um die
Lii>pe zu fchweben.
Ich zuerft will kehrend mit mir, fo. das Leben
mir ausreicht, 10
176 L A N D B A V«
Führen" zur heimifchen Flur vom Aoniergipfel
' Mufen,
Und. iclumäifche Palmen zuerfi: dir, Mantua, brin«
Dort auf grünem Geiild' erfieh' ein Tempel a
Marmor
, Nahe der Flut , wo mächtig in langfamen
umherirrt
15 Mincius, und die Gefiade mit zartem Rohre y<
brämet.
Cäfar foU, in die Mitte geftellt, mir den Temx3el
^ herfchen.
Jenem will ich, Obfieger, umftaunt in tyrifche
Puqmr,
Hundert Viergefpanne zum Kampf an die Ström
gen treiben.
Sämtlich zu mir vom Alfeos gewandt und den Hai
nen Molorchus^
20 Eifere Hellas im Lauf und' dem Schwung ftierledi
ner Binden. /
Selber, das Haupt mit Laube gekrönt des gefchorenen
Ölzweigs,
Bring' ich Gefchenk. Schon jezt, o Wonne mir!
führ' ich zum Tempel
Stolz das Feiergepräng', und fchaue die blutenden
Farren;
Dann wie die Seen' abweicht mit gedreheten Stirnen, 4
und aufwärts
25 Pui'pume Vorhäng' heben die eingewirkten Bri-
tanner.
Hell an den Pforten aus Gold' und Elfenbeine mir
bild' ich
I
Dritter Gesang« 177
«
Gangaridengefecht , und fiegenden Zeug des Qui-
rinufl;
Auch wie zunächft aufwoget mit Kriege und mächtig
* einherftrömt,
Nilus^ und hoch in Seulen das Erz der Schuä))el em«
porfteigt;
>
A£a's dienende Städte zugleich , und den fcheuen
Mifates, 30
Und wi^ der Parther auf Flucht und gewendete
Pfeile vertrauet;
Zwo an den Enden dem Feind mit der Hand ent-
>
rifsne Trofaen,
Und zwiefachen Triumf von beiderlei Rande des
Weltmeers,
Auch aus parifchem Fels ringsher ^l athmenden Bil«
dem
l'Steh' AlTarahus Stamm , und das Heldengefchlecht des
erhabnen S5
Jupiter, Tros auch der Ahn, und Troja's Gründer
Ax)ollo.
l_ D^r unfelige Neid foll Fmien und des Co-
' cytus
Drohenden Strom mir fcheun , und Ixions Schlaugen«
gewickel
Samt dem entfezlichen Rad' , und den unaufringba-
ren Marmor«
' Kühn indel^ der Dryaden Gehök' und iSchlüfte
^ durch wall* ich,* 40
Koch unberührete, dein nicht fanftes Gebot, o Mä«
cenas!
Ohne dich wagt nichts Hohes der Geiß! . . . Wohl-
I auf! und entreifs dich
ytnQit. Ton Vo8i, 1. j 2
178 JL A N D B A U.
Trägem Verzug'! Hier ruft machtvolles Grcfchreis der
Cithüron,
Hier des Taygetos Hund% und, von Rollen umtrabt)
Epidaurus : *
45 Dafs antwortend der Forft die verdopj^elten Halle zu-
rückbrüllt.
Aber ich -gürte mich bald, die glühenden Schlachten
zu üngen,
Cälars! dafs fein Name fo viel Zeitalter ' durch;
töne,
Als von Tithonus Beginn bis herab lieh dehnten auf
Cäfar.
Ob ein Mann, von dem Preis der olympifchcn
Palme befeligt,
50 Rolfe lieh nährt, ob einer am Pflug' ausharrende
Stiere;
Sorgfam vrähl' er den Leib der Gebärerin. Troziges
Anfiehns
Sei die Kuh, unzierlich ihr Haupt, und mächtig der
IVacken,
Der auch tief zu den Beinen >srom Kinn die Wampe
herabhängt;
Lang die Seite geftreckt, die unendliche; alles ge-
waltig ;
5S Fufs auch, und zottige Ohren an eingebogenen Hör- \
nem.
Auch misfalle mir nicht, die mit fprenkelnder Weifse
hervorfcheint,
Oder dem Joche fich firäubt, und manchmal droht
mit dem Home,
Nicht unähnlich dem Stier an Gefialt, und erhabenes
WuchJDes,
k
Dritter Gesang. 179
Und die im Gang die Spuren mit niederem Schweife
zerfeget.
I
Ihre Zeit, die Lucina und Hymens Recht zu er-
dulden, 6 '
Höret auf vor dem zehnten, beginnt nach dem vier-
ten der Jahre:
Weder für Zucht ift andre bequem, noch tapfer zum
Pfluge.
ünterdefs, weil blühet die Heerd' in üppiger Ju-
gend;
LÖfe den Mann, und eile die brunftige Trift zu ver-
mählen,
DaÜB du Gefchlecht auf Gefchlecht durch Zeugungen
immer ergänzeft. 65
Jeder beilere Tag in der armen Sterblichen Le-
ben
nieliet zuerft; es erfolgt Krankheit imd trauriges
AUer;
HühJÜBl raft^ und Strenge des unbarmherzigen
Todes.
Immer £nd, die du gern um fcärhere Mütter ver-
taufchtefi ;
Immer erfeze £e denn; und dafs du Verluft nicht
bereueft, 70
Komnk zuvor, und verjünge die Heerd' in jährlichem
Anwachs.
Auch der Scliwarm des Geftütes bedarf nicht
in inderer Auswahl.
Doch ihn, welchen zur Hofnung des Stamms zu er-
\ ziehu du gcdeiikeft,
V Pflege mit ämliger Sorge fogleich von der zartefien
I Kindheit.
I 12*
180 L A N D B A U*
■ I
75 Jugendlich trabt ein Füllen aus edlerem Blut in den
Feldern
Höheres Ganges einher, und fezt die gefchmeidigen
Schenkel.
Vorzurennen im Weg', und den drohenden Strom zu
verfuchen,
Wagt es kühn, und vertraut üch der nie bewandelten
Brücke^
Unerfchreckt von leerem Geräufch. . Hochragendes
Halles
^0 Iß es, und feineres Haupts, dünnbäuchig, und fleifchi-
ges Rückens;
■
Und vollmuskelig firozt ihm. die mutige Bruft. Der
geehrtem
Färb' ift braun , und geapfeltes Grau ; der fchlechte-
ren gelblich,
Oder weifs. Drauf, wenn ein Gretön fem hallte von
Waffen,
Unflat flampfet es, reget das Ohr, und erbebt an den
Gliedern,
85 Braufend auch roUts aus der Nafe den Dampf des
gefammelten Feuers.
Dicht iß die Mahn' , und fmket geweht auf die rechte
der Schultern;
Doppelt läuft durch die Lenden der Rückgrat hin; \
in die Erd' auch
Höhlet es, und laut fchallt mit gediegenem Home der
Huffchlag.
Alfo prangte, von PoUux dem Amykläer ge-
bändigt, '
90 C>llarus, und, die der Grajer im Heldenliede ge-
feiert,
D R I T T E R G E S ,A N G« 181
Mars zweifpännige RofT', und der Zug des groCsen
Achilles.
Alfo fchüttelte felber die Mahn' um den Nacken des
Gaules
Rafch, von .der kommenden Gatrin gefcheucht, Satur«
nus, und ringsum
Füllt' er Pelions Höhn im Entfliehn mit hellem Ge-
wieher.
* THn auch, haben ihn Seuch' und trägeres Ajiter
entkräftet, 95
Birg in dem Häuf, und erbarme dich nicht des ent-
edelten Greifes.
Froftig Ichleicht der Verlebte zur Braut, und müht
lieh vergebens
Im undankbaren Frohn; und kommts doch endlich
zum Kampfe,
Wie durch Stoppelgefild' ein kraftlos flatterndes
Feuer,
Tobt ohnmächtig er. Drum dir den Mut und die
Frifche des Alters 100
Mexlie zumeiß; drauf andres G^fchick, und der Zeu-
( genden Nachart;
1 Auch ^e gekränkt der Befiegle , wie ftolz der Palm'
er einherging.
Sehaueft du nicht , wann haftig im Flug wetteifernde
Wagen
. Über den Plan hinfiürzen , geöfneten Schranken ent-
rollend;
Wann die Hofnung gefpannt in der Jünglinge klo-
pfendem Herzen 105
Wiihlf, und pochende Angft? Vorwärts mit gefchwun-
gener Geifsel
182 L A N D B A U,
Drohn He , die Zügel gelöft ; mit Gewall ftürmt glü-
hend die Axe.
Jezo gefenkt, und jezo erhöht, auf fc|;ieinen fie Xch-vre-
bend
Wie durdh Ode der Luft» und emporgetragen zum
Himmel.
110 Nirgendwo Rafi: noch Verzug! Ein Gewölk des gelb«
liehen Sandes
Steigt ; fie feuchtet *> der Schaum und dampfender
Hauch der Verfolger,
Solch ift die Liebe des Ruhms, fo brennend der
Dürft des Triumfes!
Erichthonius fügte zuerft Rennwagen und Vier-
fpann.
Kühneres Muts , und betrat fiegreich die ftürmenden
Räder.
115 Zäum' erfand der Lapith pelethronifcher Thal\ und
die Kreifung,
Feft auf den Rücken gefchmiegt, dafs wohl der ge-
wapnete Reiter
Durch das Geflld' hintrabt, und in fiolzerem Schritte
lieh tymmelt.
Gleiph i& beiderlei Müh', und gleich an Jugend er-
fodem
Zähmer den 'Gaul, fo feurig an Mut, wie im liaufe
gewaltig :
120 Wenn auch oft er in Flucht die gewendeten Feinde
gejaget,
Auch aus Epirus entfproffen fieh rühmt, und der
tapfren Myoenä,
Ja von Neptunus fogar ableitet die Ahnen des
Stammes*
ik'
Dritter Gesang. 143
Haft du folches bemerkt; dann eiferig jegliche
Sorgfalt .^
[Übe du gegen die Zeit, mit derbem Fett ihn zu
fchwellen,
Wen du zum Führer erkohrft, und dem Vieh zum
Gatten emanntefi: 125
leid' ihm fafiiges Kraut, und reich' ihm Frifche
des Baches,
Spelt auch; dafs nicht mangle die Kraft zur fchmei-
^ chelnden Arbeit,
Und nicht fehwachliche Kinder die Nüchternheit mel-
den des Vaters.
Aber die weibliche Trift lafs magerer werden mit
Vorfaz ;
und fobald nach Vermählung die fchon bekanntere
WoUuft 130
BrünAig verlangt, dann weigre das Laub, dann
wehre den Sprudel,
La£i . auch erfchüttemden Lauf und Sonncnglüt fie
ermüden,
Wann von gedrof ebenem Korne die Tenn- aufdröhnt,
und dem Worfler
Schon die nichtige Spreu im fteigenden Wefie ver-
wehet.
Solches thu ,* dafs nicht zu üppiger Wuchs die Em-
X^^^S^^^ • 135
i Stümpfe dem Fruchtgefild' , unthätige Furchen -ver-
' fchlämmend;
[ Sondern mit -Gier es raffe die Ltifc, und im Inneren
berge.
Jezo weicht die Sorge des Manns, und die
Pflege der Mütter
184 L A N D B A IT*
Folget ihr* Wann fie beleibt nach roUenäeten Mon-
den umhergehn;
140 Nie laff' einer fie fchwer in dem Joch fortadehen die fc
Laftfuhr, •
Oder im Sprung durchrennen den Weg, noch in
hiziger Flucht hin
Toben die Wiefen entlang, und reifsende Ströme p
befchwimmen. I
Still im bufchigen Thal, unc^ nächft Tollwallenden
Bächen
Weide fie: wo Moos grünet, und frifeh von Gräfe *
der Bord ift,
145 Wo Febgrotte bedeckt, und Greklipp vorhänget mit'
Schattung.
Rings um Silarus Hain' und die Stacheleichen AI*
bumus
Flieget in Meng' ein Bremfengefchlecht, das AJüIiit'
der Römer *
Heimifch nennt, und Öftros die Fremdlingsfpraehe '
des Grajers: \
Zornig, und rauhes Gebrumms, dafs umher voll Angft
in den Wäldern
150 Fleucht die verwilderte Heerd' ; es raft vom OebrüBe \
der Äther i
Weit durchbebt, Bergwaldung und Bord des trochnea
Tanagrus.
Durch dies Scheufal übte vordem Graunthaten des
Zornes
An der inachifchen Kuh die unheilfinnende
Juno.
Dies auch> denn in 4^8 Tages Entflammtmgen i
ftürmt es mit Wut an.
k
Dritter Gesang. 185
«
ime ▼om trächtigen Vieh im Greheg'; und weide
die Rinder, 155
üPL aufftralte die Sonn% und wann mit Sternen
die Nacht kommt.
Nach der Geburt wird gänzlich die Sorg' auf
die Kälber geleitet:
^.fofort Merkmale, fowohl Stammnamen, du ein-*
brennft,
auch f welche der Heerde vielmehr zu ergänzen-
dem Anwachs,
r dem Opferaltare geweiht fein , öder dem Feld-
bau, 160
i fie die Flur aufbrechen, die rauh von Schollen
emporftarrt.
de der übrige Schwärm ungeftört durch grünende
Kräuter;
!che du aber zu Fleifs und Landarbeiten be*
ftimmeft,
dige fchon ab Kälber, und öfne die Bahn der
Erziehung,
1 noch fchmeidig das junge Gemüt, noch bieg*
fam das Alter. 165
ipfe znerfi um den Hals von des Weidiges dün-
nem Gefi^roffe
itgebogene Reif; und ward ihr freierer Na-
cken
i zum Frohne gewöhnt, dann füg', an den Ban--
den vereinigt,
che Paar', und zwinge den Schritt zu gefeilen die
Farren.
nunmehr heifs jene dir ziehn unbeladene Rä-
der 170
186 L A N D B A U.
Durch das Geflld' y und oben d6n Staub mit dem
Gleife bezeichnen;
Bis von mächtiger Laß die buchene Axe gedrängt
nun
Knarrt, und die eherne Deichfei: verbundene Schei-
ben einherroUt«
Reich' imgebändigter Jugend ihdefs nicht Gräfer]
allein dar,
175 Oder des Weidicht magres Grerptols, und kolbiget
Teichfchilf,
Rauf' auch grünes Getreid' in der Hand. Auch
müITe die Melkkuh
Nicht nack der Vät^^r Gebrauch weifsfchäumende Kü-I
bei dir füllen ;
Ganz auf die trautefien Kinder verwandt fei die^
' Fülle ^e^ Euters«
Doch wenn Kriege vielmehr du begehrft, vcoS^
Itolze Gefchwader,
180 Oder am Strom des Alföos vorbeizurollen um'
Fifa,
Und in Jupiters Haine das rafche G«fpann xu be-
flügeln ;
Früh fei des Gaules Gefchäft, auf Mut und Waffsn
zu fchauen
Kämx^fender, auch zu erdulden die Zink% und feuf«
zender Räder
Zug zu beßehn, und im Stalle die klirrenden Zäume
zu hören;
185 Dann je mehr und mehr am fehmeichelnden Lobe
des Zälimers
Sich zu erfreun, und fanftes Geklatfch des Halfes zu
lieben.
li
I
Zweiter Gesang. 187
es bereits, wann kaum er der Muttefrbrufi fich
entwöhnet,
er, und biet' ums andre das Haupt der weiche-
ren Halfter,
los noch und zitternd, und noch unkundig der
Jugend.
nachdem drei Sommer entflohn, und der vierte
herannaht, 190
er fofort den Tanz in die Rund', und geordne-
ter Schritte
aden Takt, und erhebe die wechfelnde Krümme
der Schenkel,
h -wie fchwer arbeitend dem Blick; jezt ruf er
zum Wettlauf,
die Wind', und im Fluge durch offenes F^ld,
wie entzügelt,
' er, nur kaum mit der Spur die fandige Fläche
berührend: 195
wenn Aquilo dicht von hyperborifchen En-
den
, und Scythia's Winter umher und trockene
Wolken
melte; Sehe die Saaten des Thals und die wal-
lenden Felder
iiem fanft vom Hauche geßreift, doch die Wipfel
des Bergwalds
'chen zerwühlt, und es rollt fernher zum GreAade
die Meerflut; 200
r fleugt, wie die Fluren in Haß, fo die WalFer
durchßäubcnd.
wird einft vor Elis am Ziel und im mächtigen
Umlauf
188
L A N D B A IT.
Triefen von SehweilÜB, und fprühen den Wut
/ Schaum aus dem Rachen
Der wird belgifehe Wagen am biegfamen Hälfe
herziehn.
205 Jezo zuerft läfs grofs von derbem Mifch des
treides
^achfen den mächtigen Leib der gebändigten:
der Bezähmung
Werden zu hoch fie heben den Mut, und gefai
V fich weigern,
Schwanke Streich', und die Härte des Wolfsgel
zu dulden.
Doch nicht einige Pfleg' erhöht diä Kräft<
mächtig,
210 Als* wenn du Venus Gelufi: und blinde Bethörur
ab wehrft ;
Ob ja der Roff', . ob mehr der Rinder Grebrauch
erwünfcht ift.
Drum verbannt man ferne die Stier' in ein!
Weiden,
Hinter den fondemden Berg, jenfeits breitftrömei
FlüIIe ;
I
Oder man hält fie daheim, an fatter Krippe ge
kert.
215 Denn es verzehrt allmählich des Weibes entflamn
der Anblick*
Jede Kraft, und verbeut an Gebiifch zu denken *
Grafung.
Reizt doch jene fogar durch füfse Bezauberung
mals
Trozige Buhler, den Kam^if grimmvoU zu entfchei
mit Hörnern.
Dritter Gesang. 189
lieh fchön durchweidet die Kuh den gewal- '
tigen Sila:
lahn feindfelig in Kraft und Stärke zum
Angrif, 220
mit Wund' abwechfelnd ; und fchwarz rinnt -
Blut um die Glieder;
Liigt gegen imd dort ihr firebendes Hom mit
des Eifers
sm Gebrumm: laut hallen die Forll' und der
hohe Olympus«
dcht dulden die Kämpfer gemeinfame Hürde;
hinweg geht
beliegt, in der Feme die Fremdlingsflur zu
durchwandern; 225
er befeufzt unmutig die Schmach, und die
Wunden vom fiolzen
gebohrt, auch 'die Buhlin, die ungeahndet er
einbüfst ;
ich der Hüid' ümfchauend verläfst er fein vä-
terlich Erbreich,
jnn übt er mit Sorge der Kraft' Anftrengung,
und zwifcheti
Gehlipp ausdaurend auf ungefireuetem La-
ger 2ä0
r, von fiachlichtem Laube genährt und fchnei«
dendem Riedgras;
erfucht er fleh felbft, und lernt in die Hömcr
zu wüten,
den Stamm anfirebend des Baums; und trozet
den Winden,
if Stofs, vorfpielend der Schlacht mit gefpren*
getcm Sande«
190 Landbat.
235 Baldy wann Kraft er von neuem und fritchere S
gefammelty
Zeucht er zum Kampfe und fiürzt auf den foi^l
weidenden Gegner:
So wie die Wog* in der Mitte des Meers weiMchi
mig emporwallt,
Femher 9 und aus der Tiefe fich hohl zieht; jezo
wälzet
Gegen den Strand, unermefslich die Felfen'durc!
raufcht, und an Gröfse
240 Gleich dem Gebirg' hinkracht; nun drehn fich
unterften WalTer
Brandend empor, und ftrudeln den fchwärzlicb
Sand aus dem Abgrund.
AUes Gefchlecht auf Erden, der Menfchen
wohl wie des Wildes,
Auch die Gefchlechte des Meers, und Vieh, luid
bige Vögel,
Stürzen in Wut und Flammen; es fpomt all' eillc^|
lei Regung.
245 Nie zu anderer Zeit hat der Brut vergelTend die
Löwin
Grimmiger Blacheinöden durchfchweift; nie ftreckten'ii
fo viele
Leichname rings durch alle Gehölz/ unförmige Bä-'^
ren
Mörderifch. Dann find Eber erbofst, dann rafet der ji
Tiger ; '
Ach , dann irrt man traurig in Libya's einfamen Fel-
dern !
250 Saheft du nicht, wie den Hengfien der Leib von er-
Ichüttemder Sehnfucht
Dritte K. Gesang. 191
iderte, wenn nur Geruch bekanntere Lüfte her-
antrug?
kein Zaum der Männer iie mehr, noch die Ära-
fende Greifsei,
a £e nicht, und hohles Geklüft, noch begegnende
Ströme
rten, die im Gewög' abfchüffige Berge daher-
drehn ?
iger rennt, und wezet den Zahn, das fabellifche
Waldfchwein, 255
it mit dem Fulse den Grund, und reibt am
Baume die Rippen
;s und links, und härtet die Schulter auch gegen
Verwundung«
1er Jüngling zumal, dem wühlt im Gebeine das
Feuer
iamer Lieb'? O fchau, durch zuckender Stürme
Gefirudel
^mmt er in blinder Nacht, der verfpätete: über
ihm donnert 260
die ätherifche Pf ort', und es brüllt, an die
Klippen gefchmettert,
Lende Flut; nicht hemmt ihn das Bild Unglück.
licher Eltern,
die auf kläglicher Leich' ihm bald hinfierbende
Jungfrau!
des Bacchus gefprenkelte Lüchf, und erbitter-
ter Wölfe
der Hunde Gefchlecht , und der Hirfch unkrie-
gerifch kämpfend? 265
Siehe ^ vor allen erhebt £ch die rafende Liebe
der Stuten;
192 L A N D B A V.
Und felbft Vcoaus verwildert' ihr Herz weilandj
des Glaukus
Potnirches Viergefpaun ihm zerriüs mit den Rai
die Glieder.
Über den Gargarus hin, imd den lauten Askai
fürt fie
270 Banges Gelufi; fie erfteigen die Jahn, und fch^
jnen den Strom durch.
Gleich, wenn nur eben gezündet im gierigen II
die Entflammung,
Mehr noch im Lenz , da von neuem die Glut fie
wältiget, ftehn fie .
Alle den Mund zum Wefie gewandt, auf fchrofi
Berghöhn,
Einzuathmen der Luft' Anwehn: und ohne
gattung
275 Oft vom fchwängernden Hauche gefüllt, o wun
bar lautend!
Felfen hindurch und Geklüft und Bergvrindung
abwärts
Fliehen fie rafch; nicht, Eurus, zu dir, noch zui
liehen Sonne,
Nein, dem Caurus und Boreas zu, und von war
fich Außer
Schwarz aufraft, und den Himmel mit regnic
Kälte verdüftert.
280 Hieraus zeugt fich zulezt, was, Hij^pomanes b
benamet,
Hirten erfchreckt, und enttropfet, ein zähes Gift,
Befruchtung:
Rofswut^ welche fich oft fiieimütterlich graul
Weiber
4
Dritter Gesang. 193
n, und Kraut einmifchten und nich^ unfchädliche
Worte.
i es entfliehen inde£s, es cntfliehn unerfezliche
Stunden^
l wir, gereizt von Liehe, das Einzele faumcnd
umwandem. 285
Dies fei gröfseren Hcerden genug: noch andere
Sorg' iß,
letragender Schaf und zottiger GeiXse zu {)fle-
gen,
ans Werk; hier ringe nach Lob, du rußiger
Landmann!
r nicht zweifelt mein Herz, durch Wort* es be-
zwingen, wie grofs das
und arme Gefchäfte zu folcherlei Ehren er-
heben. 290
L mich reifst durch Pamafus verwilderte Höhn
der Begeiftrung
5 Gewalt ; es erfreuet zu gehn auf Giijfeln , wo
keines
orwandelnden Pfad zur Kafialia f^nft lieh hinab«
neigt.
Laut nun mülTe der Mund, ehrwürdige Pales,
ertönen.
verordn' ich demnach, dafs Schaf in gebetteter
Stallung 295
Ten das Kraut, bis bald der laubige Sommer zu-
rückkehrt ;
mit reichlichem Stroh den gehärteten Boden und
Bündeln
snkrauts du befireuft: damit nicht Kälte de»
Eifes
»ir, Ton Voss, I, 13
\
194 L A N D B A U.
Schade dem zärtlichen Vieh , durch Räud' und ei
ficUende Knollen.
300 Weiter darauf i'ortwandelnd ermahn' ich, dafs du df
Ziegen
ArbutusfprolTen genug darreiehfi, und Frifche
Baches ;
Auch den Stall vom Orkan an der Winterfonne
• gründeft,
Gegen die Mitte des Tages gewandt: bis künftig
kalte
WälTerer fchon ablinkt^ und des Spätjahrs Ende be-J
feuchtet.
305 Sie auch heifchen von uns nicht leichtere Sorge d(
Schuzes ;
Und nicht lohnen fie minder: wie fehr die Mile^l
fiervliefs' auch
Theueren Preis eintragen, gekocht in tyrifch
Purpur.
Hier ift häufiger Zucht; hier Mikh in gefegneteij
FüUe: ^^
Denn je. voller gefchäumt vom geleereten Euter das
Kübel,
310 Delto fröhlicher ftrömt aus gezogenen Brüfien der
Reichtbum.
Auch nicht minder indefs fchert man des cinyphifchen.
Bockes
Bart und greifendes Kinn und niederwallende Zot-
ten.
Lagerndem Heer zum Gebrauch, und dem ärmlichen!
Schiffer zur Hüllung.
Weidend aber durchgehn fie bewaldete Höhn des
Lycäus, I
U
k
Dritter Gesang. 195
ilicbte Brombeerfiräuch', und domumwachfene
Hügel; 315
edenk dann kehren Re felbfi:^ und fuhren die
' Zicklein
I, mit firozendem Euter £ch kaum aufinühend
zur Schwelle.
II, je weniger fonfi? von menfchlicher Pflege fie
^ fodern,
» forgfamer Eis und Schneegefiöber und Sturm-
wind
^wehrt; auch reiche die Kofi: und nährendes
Reifig 320
, und verfchleuTs nicht immer das Heu in der
Strenge des Winters,
Ab^r fobald dem Rufe der Zefyre fröhlich der
Sommer
erlei Heerd' in Weiden und bergige Wälder ent-
f endet ;
mit dämmerndem Lichte des Lucifer eil' in die
kühlen
er hinaus, da der Morgen noch jung, noch grau-
lich der Ra£en 325
k.t, und lieblich der Hecrd' auf zartem Gräfe der
Thau ifi,
nun den Durfi die vierte der Himümelsfi:unden
entzündet,
'durchfchwirrt Baumreben Gefang fchwermütiger
Grillen;
*e ziun Bnmnen das Vieh , und hinab ziun nie«
deren Landfee,
fiein^ichenen Rinnen die laufende Welle zu
.trinken. ^30
13*
196 L A N D B A U.
Doch in den Mittagsgiuten erfpäh' ein fchattiges
dir.
Wo mit ftämmiger Kraft Zeus uraU tragender Ei
bäum
Weit die gewaltigen Äft' umherltreckt, oder
finfter
Vom Steineichengehölz ein heiliger Schatten her
hängt.
335 Lautere Flut dann wieder gereicht, und wieder g
weidet , ^
Bis zu der Sonn' Abfchied: wann kühliger Aben^
die Luft nun ^-
Mäfsiget, und Waldthale der Mond fchon thauig er
frifchet, ^ i^
Und Alcyone tönet am Strand', in den Hecken dei
Goldfink.
Was foU Libya's Hirten dir noch, und eigeni
Hütung,
340 Melden das Lied? was einzeln bewohnete Kuppet
gezelte?
Oftmals Tag und Nacht und ganz in der Folge deai
Monat
Weidet die Heerd' , und durchftreift weithin Einöden,
und herbergt
Nie: fo endlos ftreckt das Gefilde fich! Alles im
Zuge
Führt der afrifche Hirt, fein Tepx)ichdach und den
^1
^
>t5
Hauslar,
V5t
l
345 Rüftung, und amykläifchen Hund, und kretifchen
Köcher:
Gleich wie, in Waffen der Väter geübt, dör rafche
Romaner,
Dritter Gesang« 197
er der Bürd' arbeitend , den Weg vollendet, und
plözlich, ^
der Feind nur wähnt, vor befefiigtem Lager ge-
fchaart ficht.
Nicht alfo der Scythen Gefchlecht, wo die Flut
der Mäotis
ifet, und gelbliche Sand' abrollt der /trudelnde
Ißer, 350
L wo Rhodoi>e's Kette bis unter den Pol fich her-
umfchwingt.
t in bergenden Ställen verfchleufst man Rinder^
und nirgend
iint mit Graf* entgegen die Flur, noch Bäume
mit Blättern:
lern es liegt von Bergen des Schnees unförmig
und tiefem
te das Land ringsum, an lieben Ellen üch thür-
mend. 355
j ifi Winter, und Itets kalt faufender Athem des
Caurus.
mer vermag auch Sol die erblichenen Schatten
zu trennen:
it wann hoch das Gefpann ihn hebt zimi Äther,
und nicht wann
jhend den Wagen er fpült in Oceanus rothem
GewälTer.
lell in dem laufenden Strom erharfcht dickeifige
Kruße, 360
Ichon trägt auf dem Rücken die Wog' umfchmie-
dete Räder,
erft Kielen gebahnt, und nun fchwetrollehder
Lafifuhr.
198 L A N D B A U.
HäuGg zerkracht auch ehmes Gefchirr, und es
die Kleider
Umgehüllt , und mit Äxten zerhauen fie fl
Weine ;
S65 Ja zu gediegenem Eif erftarreten Weiher Yon Gi
aus,
Und die verworrenen Bärf umftrozt' ein fiachli«
< Eiszapf.
Raßlos fchneit es indefs vom überzogeneu Him^ ^
mel,
»
Matt verfchmachten die Schaf , es ftehn umhäuft in
Grefiöber
Grofsbeleibete Stier' ; und die drängende Rudel dqi i
Hirfche
370 Staunt der befremdenden Laß, da kaum vorragen 4i
Homer«
Diet' auch weder mit Hundegehez, noch einigi
Stellgam
Jagen fie , oder dem Schreck der purpurfarbenen Fe4j
dem;
Nein 9 wie das Wild fruchtlos mit der Bruft den hem*
menden ßchneeberg
Stölsty haun jene mit Eilen genaht ; und in klaglichem |
AngftTchrei
375 Blutet es, bis aufjauchzend die fröhliche Schaar fie
zurückträgt«
Selber daheim forglos in gegrabenen Höhlen und
muffig
Leben fie unter der Erd% und gefiapelte Kloben ^ ja
ganz noch
Wälzeten fie Ulmfiämme zum Heerpl', und häuften
das Feuer.
Dritter Gesang. 199
r durchfcherzt man im Spiele die Nacht ^ und labt
£ch mit Bechern
ifilicher Wein', aus Malze gebraut, und der Si^ure
des Spierlings« 380
>, bedeckt vom Grefiime des hyperborifchen Wa«
gern,
hnt im Orkan des Rhipäus die Hord' unbändiger
Männer,
LZ den Leib in den Balg gelbzottiger Thiere yer*
hMUend.
Suchlt du der Wolle Crewinn; zuerli: fei rauhere
Waldung,
tten imd Stechimkraut , dir entfernt; fleuch froh*
liehe Weide. 385
cks auch wähle die Heerde mit feidenen Flocken
und fchneeweifs:
r ihn felbft, und geh' er in glänzender Weifse,
der Widder,
[chem fchwarz nur die Zung' am feuchten Gaume
fich zeiget,
(le du , eh er mit Flecken die Lämmervliefse dir
bräunlich
3ngt; und ein anderer folg', aus wimmelndem
Felde gewählet. 390
eh fo fchimmemde WoU' hat einft, wenn glaub-
lich die Sag' ifi,
, Arkadia's Gott, dich, lülteme Lima, be«
thöret,
zu den Hainen er^rief, und nicht ungeme du
folgteft.
Aber ift Milch dein Wunfeh ; dann Cytifus häu-
fig und Lotus
200 / . . .L A N D B A IT.
395 Selbft in der Hand zur Krippe gebracht, und £alzigei
Feldkraut,
Melur dann lieben dir jene den Bach , und fchwel
die Euter,
Sanft durchwürzend die Milch mit Grefchmack
geißigen Salzes.
Mancher wehrt von der Mutter fofort das gefonderlB
Böcklein,
Und umheftet die Schnauze von vom mit geftachdtor
Halfter.
400 Was an fteigender Sonne du molkft und in Stundet
^ des Tages,
Preffe bei Nacht : was drauf im erlöfchenden Sc
mer des Abends,
Trage durch dämmernde Frühe zur Stadt in BuiNüi^^
der Schäfer;
Oder mit fparfamem Salze beftreu', und heg' es
Winter.
Selbfi: nicht Hunde zu nähren verlaume da
fondern zugleich auch
405 Sparta's hurtigem Brackengefchlecht, und dem kühnen
Moloffer,
Kräftige Molke gereicht. Niemals, wenn jene 1«-
wachen,
Droht der nächtliche Dieb dem Greheg", und der fiü^
mende Raub^olf,
Niemals fchreckt dich im Rücken ein imfriedfamer
Iberer. I
Oft auch verfolgft du im Laufe den fchüchtemen Efd
der Wildnis,
410 Und du erjagft mit Hunden die Gemf ', und mit Hun-
den den Rammler;
!i
^
Dritter Gesang. 201
aus Moräfien des Waldes hervorgetriebene
Hauer '
rinft du mit bellender Meut' in die Flucht, und
durch die Grebirghöhn
ingft du zum Nez mit Gefchrei den übergewalti-
' gen Kronhirfch.
licm' auch im Stall anzünden die duftverbrei-
tende Ceder,
d wie mit Galbanonqualm man fcheucht graun-
volle Chelydem. 415
:, vro lange die Kripj^e geruht , lag, Taftenden
fchrecklich,
* die Natter verfieekt, die fcheu vor dem Hiipmel
hinwegfloh ;
er die häusliche Unke, gewöhnt an Schatten, des
Hornviehs
tere Pefi; und die Schafe mit giftigem Geifer be-
fprizend,
itet' am Grund. Nim Stein' iil die Hand, nim
Keulen, o Hirte; 420
d m^e fie Drohungen hebt, und mit zifchendem
Hälfe lieh aufbläht,
imettere! Schon verbarg fie das zagende Haupt
in dem Boden,
jil der geringelte Leib , und der Zug des entfern-
teren Schwanzes
Ltt hinzuckt, und träge die äufserfie Kreifung fich
nachfchlex^pt.
siler bewohnt imfelig Galabria's Forfie die Hy-
der, 425
3 mit erhobener Bruft einrollt den fchuppigen
Rücken,
i
£
U
l
202 L A N D B A U.
i
Läng$ dem unendlichen Bauche mit groDten Eleckot
gefprenkelt.
Jene, dieweil noch ein Bach .vorfiilrzt aus QueIIe%j
noch irgend
Nafs vom Frühlinge triefen die Aim, und regnichtem
Südwind,
430 Schaltet im Sumj^f; wo fie, häufend am Boird, mi-
mäfsig mit Fifchen
Stets den finfteren Schlund, und quackenden Fröfcheiii
lieh anfüllt.
Doch wann in Glut ausdampfte der Pfuhl, und die
Erde zerlechzet.
Springt £e ans Trockne hervor, und funkelnde Blicke
verdrehend,
Tobt fie im Feld', unfinnig vor Dürft, imd von HIze|^
geängfiet.
435 Niemals lüfte mich dann, am offenen Hinmiel siip^f
' fchlummem.
Noch auf waldigem Hange geftreckt zu ruhen dur(A
Kräuter :
Wann fie die Hüll' auszog , und erneut im Glänze
der Jugend
Nun vom (Jewimmel im Nefte fich herwälzt, oder von
Eiern,
Bäumend zur Sonn', und dem Maul dreif^mltige
Zungen entfchimmern!
440 Jezt von den Seuchen vernim Urlprung und ^
warnendes Merkmal.
Schändende Räud' ift Schafen Verderb , wenn frofii
ger Regen
i
\
'1
Tief zum Leben hinab eindrang, und des fchaudem-
den Winters
4
t
Dritter Gesang. 203
ulicher Reif; auch wenn iingefpületer Schweiüs
den gefchomen
hängt, oder den Leib die fiaehlichte Hecke ge-
rizet.
ua wird lamtlich die Heerd' in füfser Flut von
den Schäfern 445
>hl gefchwemmt, und der Widder mit triefenden
Zotten im. Strudel
tergejtaucht, der geraft im tragenden Strome hinab-
fchwimmt.
er den Leib nach der Schur falbt man mit bitte-
rem OITchaum,
sichern man Silbcrglätt' einmilcht, und lebenden
Schwefel,
eh idäifches Pech, und gefchmeidiges Wachs, mit
der ftrengen 450
sfewurz, und der Zwiebel iles Meers, und dunhe«
lem Erdharz*
»ch iiicht fchneller bezwang ein Rettungsmittel die
Drangfal,
3 -wenn einer mit Stahle beherzt das Haupt des
Gefchwüres
hete. Nahrung gewinnt und lebt im Verborgnen
das Übel;
ährend mit heilender Hand der Wunde zu nahn
fich der Schäfer 455
:äubt, und faul da&zend die Götter um Belterung
anfleht,
fogar, wenn der Schmerz in der Blöckenden in-
nerftem Marke
iitete, und die Gelenk' abzehrte das trockene
Fieber ;
V
204 L A. N D B A U, ■
Dienfam wars, den heftig entzündeten Gluten zur
Dämpfung, -
460 Unten zu fchlagen am Fufs die mit Blut aufTprin-
gende Ader:
Nach der bifaltifchcn Horde Gebrauch, und des wil-
den G-elonerSy
Wann er zum Rhodope ftürmt , und zur etinfamea
■
Stex^pe'der G«ten,
Und fich geronnene Milch zum Trunk einmenget mit
Rolsblut.
Sieheß du fem ein Schaf , das oft zur Ruhe des
Schattens
465 Einkehrt, auch unlufiig die oberen Kräuter nur
koftet,
Oder träge dem Zug nachfchleicht, und mitten im
Felde
Weidend linkt, und allein heimkehrt in der Späte des
Abends: §si
Eile die Schuld mit dem Stahle zu bändigen, ehe dir
gräfslich
Durch unforgfames Volk die raffende Peft lieh ver^
breitet!
470 Nicht fo häufig durchtobt rauh wintemder Sturm die
GewäfTer,
Als unzählbare Seuchen die Trift: nicht ftreckt auch
die Krankheit
Einzele Häupter dahin ; nein ganze Greheg' auf
einmal,
Hofnung und Heerde zugleich , und den Xamtlichen
Stamm des Gefchlechtes.
Solches erkennt, wer die Al^jen der Luft, und
norifcher Hügel |tcF
k
k
i
^l£
^e
Dritter Gesang. 205
ile Kaßell' , . und die Fluren des lapyden Tima-
vus, 475
t noch fo lange nachher anfchaut, und die Reiche
der Hirten
Xam rings, und rings die waldigen Thale ver-
ödet. .
Hier vor Zeiten erwuchs in kranket Luft da»
Verderbnis
uuervoU, und, ganz in herbltlichen Gluten ent-
flammet,
rdet* es alle Grefchlechte des Viehs, und alle des
Wildes, 480
es vergiftete Teich' und grafige Weiden mit
Fäulnis.
!h nicht einfach würgte der Tod ! Wenn die
Flamme des Durftes,
end durch Puls und Geäder, gefchrumpft die elen-
den Glieder;
zJich'ergofs fich fodann ausftrömende NälTe, die
in fich
3 Gebein', allmählich gelöft von der Krankheit,
• hineinzog. 485
dafs zur Ehre der Götter gefiellt am Altare das
Sühnfchaf,
il der wollene Schmuck mit fchneeiger Bind' es
umfchleierf,
.er dem zaudernden Dienft der Opferer fterbend
dahinfaiik.
»r wenn eins mit dem Stahle zuvor gefchlachlet
der Priefier;
jh nicht brennt der Altar mit aufgelegeten Fi-
bern, 490
206 L A N D B A u.
Ifoch vermag Antworten der rathende Seher zu for-
fchen;
Kaum auch röthen von Blut £ch' untergefielletc^
' MelTer,
Kaiun wird oben der Sand von nüchternem Eiter ge-
dunkelt.
Jezo erftirl/t in Schaaren das Kalb auf fröhlichen Ash
gern,
495 Und fein füfses Leben an voller Krippe ver-
haucht es,
Jezo rennt wahnfinnig der fchmeichelnde Huiid,
es rüttelt
Reichender Hulten das Schwein, imd engt den ge*
mäfieten Rachen. '
Kläglich finkt, wie der Kunft uneingedenk , ' fo
des Gräfes,
Ekel vom Quell fich wendend, das Siegsrofs, ftampft
" mit dem HufCchlag
500 Häufig den Grund, und fenkt die fchUffen Ohren»
die unfiät
Schweifs umquillt, mit Kälte des nahenden Todes j
die Haut auch
Starrt, antafiendem Druck durch trockene Härte fich
fi:räubend.
Alfo bezeichnen zuvor die früheren Tage das Un-
heil.
Aber fobald fortwandelnd der Seuche Grewalt fich er*
bittert;
505 Dann traun brennen die Augen in^Glut, dann tief
au$ der Brufi auf
Athmen fie^ oft mit Stöhnen beklemmt; und die Sei-
ten hinab find
Dritter Gesang. 207
L langfclüuchzendem Krämpfe gedehnt; fchwarz
troijfet der Nafen
;, und den fehwärenden Schlund umdrängt die
rauhere Zunge.
kfam wars, mit der Röhre des Homs einflöfsen
des Bacchus
len Trank: dies fchicn der Sterbenden einzige
Rettung. 510
l war diefes fogar ein Verderb; und in Wut nach
dem Labfal
inten £e jezt, und fie felbft^ fchon.nah am Tode
des Jammers,
^d% o Grötter, den Frommen, und Frevelnden
jene Zerrüttung!)
en mit bleckendem Zahn /ich das Fleifch von ge«
üiimmelten Gliedern.
Schau, der unter dem Zwange der Schar auf-
damx)fende Pflugftier 5i5
melt dahin, und fpeit mit Schaume gemengetes
Blut aus,
1 fein leztes Greächz er verhaucht. Der beküm-
merte Bauer
t, abfpannend den Stier, der den Tod des Genof-
fen betrauert;
l in der Mitte des Werks verliefs er die haftende
Pflugfchar.
n hochwölbender Schatten des Hains, kein grafi-
ger Anger, 520
in ihm rühren das Herz, kein Bach, der, Felfen
durchrollend,
•errein .£ch ergiefst in die Ebene: aber es hängt
ihm
208 L A N D B A V.
I
Welk die Seit', und die Augen, umzieht dumpi
rende Trägheit,
Auch zur Erd' hin £nket der fchwer vorhluigeni
Nacken.
525 Was nun frommt Arbeit und Verdienft? was kai
mit der Pflugfchar
Aufgefcholletes Feld? Und doch nicht fchafte
Bacchus
MafÜfche Kraft, nicht ihnen gefammelter Schmaus
Verderben :
Laub genie£sen fie nur, und einfach näh
Kräuter ;
Trank find lautere Quellen dem Dürft, und des
fenden Baches
530 Strömungen; auch nicht Sorge verfcheucht den e
ckenden Schlummer.
Nie zu anderer Zeit, erzählen he^ mifste die
gend
Kühe für Juno's Fefi; und ein Paar unähnliehei
. Büffel
Zog den Wagen empor zur fiiftungsreichen Ka*
jjelle.
Mühfam hackt mit Karfien fein Land der Bauer, ver«
fcharret
535 Selbfi: mit pflanzendem Finger die Saat, und durel^
die Gebirghöhn
Schleppt am Nacken gefirengt er herab fchMrerloua^
rende Lafifuhr.
Kein nachftellender Wolf umfpäht die TSxaU
des Schäfers,
Noch befchleicht er die Heerd' in der Finftemii;
fchärfere Sorge
i
i
k
Dritter Gesang« 209
idiget ihn! auch die Gems voll Angft und die
flüchtige Hindin/
t bei Hunden umher und nahe den Wohnungen
gehn fie. 540
on des unendlichen Meeres Grefchlecht, und was
Fluten durchwimmelt,
gt am Saume deJ Strands , SchiCbrüchigen gleich,
von der Wallung
igeTpült; in die Ström' entfliehn die feltlamen
Robben,
an mufs fierbcpi die Natter, umfonfi gefchirmt von
des Lagers
immungen; und, die die Schuppen erfiarrt auf^
fträubet, die Hyder. 545
reki felbß nicht gönnet die Luft noch Sicherheit,
Jen' auch
rzen herab, ihr Leben in wolkiger Höhe verath*
mend.
Ja was mehr, fchon ift auch der Weid' Umwech-
felung eitel,
1 durch Fleiüs wird fchädlich die Kunfi : ab gingen
die Meifier,
ron der Phillyra Sohn, und der Amythaone Me-
lampus. 5^^
mmvoU tobt, und ans Licht aus ftygifchen Nächten
gefendet,
ibt vor fich die blaffe Tiiiphone Seuchen und
Angft her,
ber mit jeglichem Tag' ihr gieriges Antliz erhe-
bend,
unergeblöck der Heerden und häufiges Brüllen
erfchallet
IBOIL Ton Voll. I» j,4
210
Landbau. Dritter Gesang.
555 Ström' und trpckene Ufer entlang^, und lelmeni
Hügel.
Und fchon würgt in Schaaren die Würgerin; fe
dem Geheg' auch
Häuft iie empor die gräMich in Jauch' ausrinnend
Aler :
Bi£( man mit Erde bedecken und tief eingraben
lernet.
Denn nicht war zum Gebrauche die Haut; tmd
Menge des Fleifches
560 Weder den raffenden Fluten, noch felbft der
bezwingbar.
Auch nicht fcheren ein Vliefs, wie der Seuch' U;
rath es zerfrefTen,
Konnte man, oder das morlche Gefpinnft anze
dem Webftuhl.
Doch hatt* einer fogar die leidige HüUe ▼<
f uchet :
Brennende Blafen umher, und ekeles Schwei
Gerüche
565 Folgeten Glied vor Glied; und darauf nicht langq
verweilt' er.
Eh die Gelenk' anfchwärend das heilige Feuer hin-
wegfrafs.
\ »
L A N D B A U.
lERtER GESANG*
I»
14
ENTWURF.
Inhalt die Bienenzucht, und Zueignung i. L Wohnung
der Bienen 8* a* Gegend, frei von Wind und feindlichen
Thieren 9, mit Waffer und Bäumen 18, blumenreich 3o.
b. Rümpfe, woraus 33, e^g voi^ Eingang uAd dicht "55 (Bau
in Erde, Felfen und Bäumen 42); um die Rümpfe nicht
Taxus, böfer Geruch und Wiederhall 47 — 5o. IL Schwärme
5i. a. Erzeugung und Ausflug der Jungen 5i. b. wie ein-
zuf äffen 62. c. Von Aufruhr zU hemmen, durch Staub 67,
und durch Ermordung des fchlechteren Weifers 88; Kennzei-
chen beider und der Bienen 91. d. feft zu halten-, durch
Entflügelung der Weifer io3, durch Gärten 109. e. Entwurf
eines Gartens 116 — 148. ÜI. Verfaffung des Bienenßaati
149. a. Gefelligkeit i53. b. Fleifs i58. c. Ordnung 178»
d. Vorficht 191. e. Fortpflanzung 197. f. Liebe zum Kö-
nige 210. g. Anfcheinende Vernunft 219 — 227. IV. Zeide-
lung 228. a. wie und wann 228. b. gegen den Winter fcho«
nend 239, foult reichlich 248 — 260. V. Krankheiten 26 1*
a. Zeichen 254. b, Mittel 264 — 280. VL KünJUiche Er-
zeugung 281. a. ausgeübt in Ägypten 287. wie 295 — 5 14.
VII. Arilläus der Erfinder 3i5. a. klagt der Mutter Cyrene
feinen Verluft 317. b. Wohnung der Cyrene 333. c Sein
Befuch 357. d. Bewirtung 374. e. Verweifung an Proteus 387«
f. Der gefeffelte Meergott wird zide^t willfährig 416. g. Er
weiffagt, daüs die Nymfen den Tod der Eurydice und des Qr-
feus Verwünfchung rächen 453 — 529. Tod der Eurydice
453; Klage der Nymfen und des Orfeus 460; deffen Gang
zur Unterwelt 467; Eurydice's Rückkehr, aber vereitelt 486;
fein Jammer 5 04, und Tod 52 o — 629. h. Cyrene lehrt das
Sühnopfer 53o. i. woraus Bienen entßehn 648 — 558»
VIH. Befchlufs des Gedichts 559 -^ ^66,
IL
I. A N D B A ü.
'VIERTER GESANG.
JcBO die Sü£se der Luft, des Honiges hihunlilche
Gabe, :■
\9rA£' ich. Auch diefem Bezirk, o Mäce^as, göuiie .
den Anblick,
iteter Dinge bewunderungswürdiges Schau«
fpiel, ■
Führer -erhobenes Muts, imd das lämtliohts Volk nach
der Ordnung,
GeTchäft* und Sitten und Stamm' und Schlach*
ten befing' ich. 5
' Kleinlich der Stof ; nicht kleinlich der Arbeit Ehre:
gewährt lie
Zialuher «Tegnende Macht, und hört der gerufne
Apollo.
( ' Erftlich gebührt, daljs Bienen ihr heimifches La-
ger gewählt fei.
Wo kein ftüraiender Wind fie Erreicht, (denn es weh-
ren die Winde
Heimamtragen die Kofi:,) kein Schaf noch fiöfsiges
Böcklein 10
214 L A N D B A tr.
Frech die Blumen durchhüpft , noch im Feld'
rend die Milchkuh
Rings abrchüttelt den Tbau, und fteigende Kräuto
zerftampfet.
Sei auch dein fetten GeKege die buntgefcliildefe'
Eidex
Fem, und der Bienenfpecht, und andere pickexu
Vögel,
15 Und die mit blutiger Hand an der Bruft gezeichnete^
Prokne.
Wild veröden Re alles umher, und dis fliegendett'
felber
Tragen fie weggefchnapirt dem graufamen Nefte zum
LabfaL
Aber ein lauterer Quell, ein Teich mit
Moofe,
Grenze daran, und ein leichtes. diu*ch Gras hinflie*'
hendes Bächlein;
20 Schatt' auch die Palm' entgegen dem Hof, und jder
wildernde Ölbaum:
Dafs, wenn zuerft mit Schwärmen im eigenen Lenze
die neuen
Könige ziehn, und die Jugend, dem Stock entlaffeiit
umherfpielt,
Sie der benachbarte Bord einlad' in liebliche Küh^
lung.
Und lie ein Baum am Weg' in der liaubherberge be*
wirte.
25 Mitten hinein, ob fiehe gehemmt, ob rinne dal
Waffer,
Wirf durchkreuzende Weiden und mächtig ragende
Steine:
ViERTEK Gesang. .215
% -auf liäufigen Brücken fie daftehn Icänneiii die
Flügel
en den Stral der Sonne gejftreckt; wenn die föu-
menden etwa
derte^ oder mit Sturm in die Wog' eintauchte der
Oftwind«
gsiim lafs aufgrünend den Zeiland unter balfo-
mifch ' 30
tendem Quendel erblühn, auch Reichthum ftrenge
gewürzter
irei, und Violen, getrilnkt vom wiÜTemden
Borne.
Selbft die Rümpf , ob du folche von wölbender
Rinde des Korkes
eteft, oder vom Sprofs der biegfamen Weide dir
flochteft,
xe der engeren Thor' Eingang: denn die Kälte
des Winters 35
tet den Honigfeim, ihn löft die fchmelzende
Wärme.
les droht den Bienen mit gleicher Gefahr; und
umfonfi nicht
!m Jen' um die Wette , mit Wachs die luftigen
Spalten
jr Burg am verkleiben, durch Tünch' und Blumen
den Eingang
hl zu verbann, und dem Werke gefammelten Kitt
zu bewahren, 40
er denn Miftelfchleim und Pech des phrygifchen
Ida.
, wo die Sage nicht teufcht , war tief in gegrabe-
nen Löchern
216 L A N D B A V«
Unter der Erd' ihr häuslich. 6« wühl; auch in
des Bimfteins
Fand fich ihr Bau, und im Schoolse dea auagenK
. ten Baumes.
45 Dennoch . £chlüp£rigen Thon auch rings um die
tigen. Kammern
Streiche du felber zur Pfleg' , und beftreue fie 1
mit ReiAg«
IVicht lafs nahe die Eibe den Wohnungen'; nicht
dem Heerde
Brenne den röthlichen Krebs ; nicht tie£erem Sum
getrauet,
Oder wo fauler Moraft ausdampft, und vom Sc
der hohle
50 Fellen erfchallt, und des Rufs Abbild anprallend
rückfliegt.
Aber fobald den Winter die gold^ie Sonne verr
fcheucht hat
Unter die Erd' , und entwölkt mit Sommerlichte dea
Himmel;
SchneU durchflreift Bergthäler und grünende Hain*
ihr Grefchwader,
Erntet purpurne Blumen, und fchöpft hinfchwebeod
des Baches
55 Oberen Thau. Dann fröhlich von unerkllCrbarer
WoUuft
Pflegen fie Neft und neues Gefchlecbt; dann griinden
fie kunftreich
Zellen ^us frifchem Wachs, und bilden fich klebrigeii
Honig.
Dann, wenn jezt den Hallen entfandt zum'fiemich*
ten Himmel
Vierter Gesang« 217
Jiavf fcJhiwiiDiiien du £eh& durch heiteren Sommer
■ die Heerfchaar,
[f wie da^ dunkle Gewölk hinze.ubht im Winde^
. dich wunderfi: 60
ke den Flug , der faeAändig au fü£ser Flut unci .
belaubten
Ibungen Jfinkt, Hier fprenge die Wohlgerüche der
Regel,
aus gequetfchter MelilT', und unberühmter Ge«
rinthe ;
f auch klingendes Erz, und den Hall der cybe-
lifchen Gymbeln.
»er £ezt fich die Brut auf duftigen Sizen, und
felber 65
lüpft £e nach eigenem Trieb in die bergende.
Wiege des Rumpfes.
Doch wenn jene zur Schlacht ausziehn: (Denn
oft ja in zweener
ige Brufi: fuhr heftig der Zwietracht grofse Bewe-
gung.
cb auch kannft du des Volks aufwallenden Mut,
und in Kampfluft
endes Herz fchon ferne vorherfchaun: denn es,
ermuntert 70
;griIofaer Klang, wie des Erzes, die Zauderer; und
ein Gelumfe
t man rauh nachahmen den fchmetternden^ Hall
der Trompeten,
gs dann Aromen fie haftig herbei, mit den Fittigen
fcbinünemd,
irfen den Stachel mit Macht am Gebifs,. und Jßren»
gen di^ Muskeln;
218 L A N D B ▲ IT.
75 Und um deh König gefchaärt und das ragende
des Gebieters,
Wühlen Re all- , und rufen den Feind latitdrolM
zur Feldfchlacht.)
^ Drum wenn in ofienes Feld der Frühlingsbläue
Hcerfchaar
Nun vorftürzt aus dem Thor, wenn' man anr<
hoch in dem Äther
Aufruhr tönt, das Gewühl weitkreifend fich
und Erfchlagner
80 Menge den Lüften entfällt: (Nicht häufiger raffelt
Hagel,
Noch aus gefchüttelter Eiche fo dicht ein Regen
Eicheln.
Jene felbft durch die Reihen der Schlacht, mit leu<
tenden Flügeln,
Drohn, grofsherzigen Mut in engem Bufen entfli
mend.
Und unverrückt will jeder durchaus nicht weichi
bis der hier,
85 Oder er dort, als Sieger, in Flucht die gewendete
fortfcheucht. )
Solch ein Mut der em])örten, und fo ausharrender;
Eifer,
Ruht, von weniges Staubes befprengendem . Wurfe
gebändigt.
Hafi du die zween Heerführer ziirück aus dem j
Streite gerufen;
Wer dann Ichlechter erlcheint, ihn, dafs nicht lehade
der Praller,
90 Weihe dem Tod, wer beffer, der herfch' im erledig-
ten PaUaft. j
i^.
Vierter G-iE sang. 219
;lüht einer gefleckt mit firozendem Golde: denn -
^ zwiefach
ie von Art: ddr befTer, fowohl vorragendiBs An*
fehns,
lit röthUcben Schupjien umglänzt; der andre
• von Trägheit
und entfiellt, unrühmlich mit breitetai Bauche
fich fchleppend.
ach find, wie der Herfcher GeAalt, auch die Lei-
ber des Volkes. 95
t fiarren umher wuftvoll: wie ein Wanderer
lechzend
it aus tiefem Sand', und Staub mit trockenem
Munde
sit; andere leuchtien hervor, und fixalen in
Schimmer,
nend den Leib^ mit Gold' und ähnlichen Tro-
pfen gefprenkelt«
ift edlere Zucht: hiervon in gemeffener Zeit
wird 100
* Honig geprefst; nicht XtiTserer Mild', als
klarer
rkeit auch, und herben Gefchmacfc des Bacchus
bezähmend.
Aber durchziehn mutwillig die flattemdeii
Schwärme den Himmel,
der wächfemen Burg, und erkaltete Zellen
verlalTend;
ne vom eitelen Spiele die unbeftändigen
Herzen: 105
nicht ifi fie zu hemmen fo fchwer. Nur der
Könige Flügel
220 L A N D B A U« '
Rupfe du! Nicht wird einer, fobäld die- Xaiuneu,
Luf thölin
Wagen die Fahrt, ^ noch kühn die Panier' au£hc
vom Lager.
Lab einladende G«bten mit ßalfamblumen £e
wehn;,
110 Und ab Wehr dem Gevögel und Dieb, mit weidi
Sichel,
Steh' ihr Schuz Priapud) der hellesponti
Hüter.
Selber mit Thymus trag' er £ch Pinien von den
birghöhn.
Und um die Wohnungen pflanz' er fie weit, "v
lolcherlei obliegt;
Selber gehärtet die Hand durch "Arbeit; felber
Obftes
»
115 Reifer geheftet in Erd', und mit freundlichem Re
gewälTert.
^ Wenn ich nunmehr nicht nahe zum Ziel ar!
, tend die Segel
Sammelte , nicht ans Ge&ade das Vorfchif eilte
wenden:
Dann, wie ergiebige Gärten mit Sorgfalt fchmückt
Befteller,
Sang* ich vielleicht, und die Rofen des zweimal 1
henden Päfium;
120 Wie der Endivie Wuchs getrunkener Bäche
freuet,
Und ihr Bord, von Eppich umgrünt; wie, die Ki
ter durchfchlängelnd,
Rund zum Bauch die Melon' anlchwiUt; nicht
fpäten NarcilTus
Vierter Gesang. 221
Ilicilfen Flor 9 noch gebogne AkanthHSwindungen
' fchwieg' ich,.
r des Efeus HelV, und den Meerfirand liebende
. Myrten,
h vordem an der hohen Öbalia thürmenden
Mauern, 125
- der dunkle Galäfus die gelblichen Äcker be-
feuchtet,
nt' ich einen vKoryciergreis: der verlafTenes
Landes
lige Juger befafs; und nicht einträglich dem
Pflugftier,
li. anlockende Weide dem Vieh, noch gefallig
dem Bacchus.
Ii weitzeilig Gemüf in dem DomwaU, rings auch
mit weifsen 130
•n, heilige Grün', und zehrende Mohne fich pflanr
zend, '
:h wie Könige war er an Mut; und wann er am
Abend
heimkam 9 Feftfchmäufe bedeckten den Tifch un-
erkauft ihm.
^n im Frtiklinge brach er zuerft , und im Herbfte
die Baumfrucht;
wann trauriger Winter annoch durch Fröfie die
Felfen 135
tete, ja mit Eife den Lauf anhielt der 6e«
wäiTer,
h er fchon von dem Bufche die zarte Blum'
Hyacinthus,
uend der Sommertage Verzug und der Zefyre
Säumnis,
222 L A N D B A U.
Mutterbienen demnach und zahllos fchwärmende J
gend
140 Hatf er zuerft, und gepreijtem Gewiifk enfzwang
des Honigs
Schaumigen Seim; ihm fprofste die lind*, und d
Pinie reichlich;
Und fo voll in der Blüte das Obft den gefegneb
Fruchtbaum
Kleidete ; eben fo voll umhing es im Herbfte geiu
ihn.
Jener wufst' auch in Reihen noch fpät zu verpfli
zen den Ulmbaum,
145 Birnen erhärtetes Stamms, und fchon pflaiuntragend
Schlehdom,
Auch, die dem fefilichen Trunk fchon Kühlungen h
die Platane.
Aber ich felbft, durch Grewalt ungünftiger Sehrank
gehemmet,
Eile vorbei, und laffe das Werk nachfolgend
Sängern.
Auf, nun will ich der Bienen Natur, die Jupil
felber
150 Jenen verlieh, auslegen: um welchen Lohn £e, de
lauten
Trommelgeroll der Kureten und klapperndem Er
gehorfam.
In diktäifcher Grotte den Himmelskönig j
nähret.
Sie 'nur haben gemein die Erzeugeten, £e nur vi
einbart
Häufer und Stadt , und leben in mächtiger Hut d
Gefezes;
Vierter Gesang. 223
mat keimen nur fie» und eigenes Heerdes Pe-
naten; 155
l vom nahenden Winter gewarnt,' arbeitet im
Sommer
Gg ein jeder für all', und verwahrt den gemein-
» famen Vorrath.
ige wachen für Nahrung und Kofb, nach getro£fe- '
nem Bündnis
it durchlchaltend die Flur; ein Theil im Gehege
der Häufer
t die Narciffusthrän', und zähen Leim aus der
Rinde 160
en zuerft dem Gewirk zu Gründungen, hängt.
dann darüber
len von bindendem Wachs; theils pflegen £e dort
des Gefchlechtes
hung, die kindliche Brut; dort andere häufen des
Honigs
rfien Seim, imd dehnen mit lauterem Nektar die
Speicher.
:h fiel manchen das Loos, die Thore der Burg zUx
bewachen: 165
fe fpahn in dem Wechlel die Güff ' und Gewölke \
des Himmeln;
\T empfahn die Lafien der komimendien; oder in
Heerfchaar
hren fie ab die Dronen, das träge Vieh, von den
Krippen,
ülos glüht das Gewerb', imd Thymian duftet der
Honig.
l gleichwie der Gyklopen Betrieb zäh flüüfige
Barren 170
224
L A N D'fe 'A^ Cf.
Ämfig in Bliz* ausdehnt, ein llieil mit 'Bä^eA
Stierhaut
Luft einhaucht und Terbläft, ein Theil in den zifc
den Kühltrog
Tauchet das Erz; laut dröhnt von Amboüifc]
der Ätna; '
Air izt, froh Wettfchwungs , kraftvoll rings;
die Arm' auf, -
175 Nach dem Verhalt, und drehn mit kneipender
den Glutltahl;
Weniger nicht , -wenn Kleines geziemt zu verglei«
mit Grofsem,
Drängt cekropifche Bienen die angeftammte Gewii
fucht.
Jede nach eigenem Amt. Der Bejahrteren Sorg*
die Feftung,
Schanzen zu baun dem Gewirk, und dädalifche Hi
fer zu wölben.
180 Aber müd' in der Späte der Nacht kehrt "meder die]
Jugend,
Voll von Thymus die Bein' ; auch Arbutns koften ISe
ringsum,
Blaugriin Weidengefprofs , Zeiland, und feurigen
Krokus, -
Auch die balfamifche Lind', und die dunkele Blum'
Hyacinthus.
Alle fie ruhen zugleich, imd fliegen zugl^ch an die
Arbeit.
185 Frühe drängt aus den Thoren die Schaar; nicht Rat
noch Verzug ift:
Drauf wann Hefperus endlich, die blühetiden Am
zu verlaHen,
k
Vierter Gesang.
225
jagemahnt; dann fucht man das Dach, dann pflegt
man des Leibes;
nnvoU tönts, und umfumft Eingang* und Schwel«
len der Wohnung.
9 nachdem fie in Zellen fich lagerten, fchweiget
die Nacht durch
efe Still', und es felTelt ihr Schlaf die ermatteten
Glieder, 190
nicht fem vom Grehöfe, wenn Regenfchauer
herabhängt,
fie , . oder vertraun vor nahendem Ofte dem
Himmel;
t um die Mauren der Stadt in Sicherheit fchöpfen
fie WalTer,
niir kürzere Fahrt wird gewagt; auch Kiefelchen
oftmals^
vrie fchwankende Kahn' auf fchüttelnder Woge
den Ballafi, 195
eben fie auf, und wägen den Flug, durch leere Ge-
wölk' hin.
a , es gefiel auch jene bewunderte Sitte den Bie«
nen,
a£s fie keiner Begattung fich freun, noch die Stärke
des Leibes
' auflöfen in Luft, noch mütterlich Junge ge-
bären ;
. Sondern felbft mit dem Mund' auf Laub' und lieb-
lichen Kräutern 200
;^S«iliiiieIn fie Brut; den Erben des Throns und die*
kleinen Quiriten
{Schaffen fie felbft, und ergänzen die Höf" und wäch-
femen Reiche.
ViB«i& roll Voss. I.
15
226 L ▲ N b B ▲ V.
Manche zerrieb auch an hartem Gefiein limirrend die
Flügel,
Ja freiwillig den Geift verhauchten £e unter da:
Bürde :
205 Solch iß der Blumen Geluft, und der Stolz in Erze«*
gung des Honigs!
Drum obgleich fie lelber das Ziel des belchränkterea
Alters
Früh emx^raiigt: weil hauin der fiebente Sommer er*
lebt wird:
Dennoch daurt unfterblich der Stamm » imd Räuine
von Jahren
. Blühet das Haus glanzreich, und Ahnherrn zählt mtB
von Ahnherrn«
210 Auch dem Könige hat nie fo Ägyptos^ dk
grofse
Lydia nie, und der Parther Gefchlecht» noch der
Meder Hydasjies
Aufgemerkt. Wenn der König nur lebt, iß alles in
Eintracht:
Stirbt er, fofort ift gebrochen der Bund; den gefpei-
cherten Honig
Plündern fie felbit, und trennen den Bau der gefloch*
tenen Tafeln«
215 Er ift Hüter des Werks; ihm Aaunen fie all' in Ehi^
furcht ;
Ihn umfiehn fie mit dichtem Gefumf' «Is gefchaarte
Trabanten ;
Oft auf den Schultern erheben fie« ihn, und dem
Kampfe die Leiber
Bieten fie dar, und Tuchen den rühmlichen Tod durch
die Wunden.
ki
L
Vierter Gesang. 227
Mancher, von folchem Beweife gefühlt, und fol«
cherlei Beifpiel,
^'"Lefarete, da£s in den Bienen ein Theil des göttlichen
Geiftes 220
^OWohn% und ätherifcher Hauch. Denn die Gottheit
gehe durch alle
"Lande fowohl, als Räume des Meers, und Tiefen des
Himmels;
. Schafe daher und Rinder, der Menfch, und des Wil-
des Gefchlechter,
'^ Jedes bei feiner Geburt entrchö])f' ihr zarte Be-
lebung ;
**^ Siehe, auch dorthin Kehre dereinft, der Verwefung
entronnen, 225
^Alles zurück, und nirgend fei Tod; es fchwinge fich
lebend
Bfit in die Zahl des GeAirns, und fchweb' hoch unter
den Himmel.
Wann den geheiligten Siz einmal und die Schäze
des Honigs
i ö&en du willit ; dann erft , mit gefchöpfeter Quelle
y dich fpülend,
^ Saubre den Mund, und ftreck' in der Hand fortfcheu-
f chende Dämpfe. 230
Zweimal drängen Ce vollen Ertrag , zwo Ernten dem
Biener:
Wann . Taygete jezt die Plejad' ihr herliches
Antliz
Hob, und verachtend ihr Fufs des Oceanus Ströme
zurlickfiiefs ;
Oder fobald fie gefchreckt vom Geftim des regnichten
Fifches
228 L ▲ N D B ▲ u.
235 Traurig in wintemde Wogen hinab am Himmel
renket.
Jenen entbrennt unmäfsig der Zorn; und belei
fprühn iie
ereiferndes Gift in den Bifs, und lalTen verbor
Stacheln,
Eingefchmiegt in die Ader, den Geift in der Wi
verhauchend.
So du beforgt vor Wintergewalt auffpareft der
kunft,
240 und. der gefchlagene Mut und des Reichs Verö<
dich jammert;
Dennoch räüchre mit Thymus getrofi, und fchi
die leeren
Zellen hinweg. Oft nagte den Bau imbemerkt
gefilmte
Eidex; odqr es barg lichtfcheu ihr Lager
Schabe ;
Auch die Dron% unthätig an fremdem Mahle
mäftend;
245 Oder die Raubhor^is drang ein, ungleicher Bc
nung;
Auch fcheufeliges Mottengefchlecht; und gehafsl
Minerva,
Hängt' ihr lockeres Garn die laurende Spinn' un
Pforte.
Je erfchöpfter an Habe £e £nd, je eif
alle
Streben fie, bald den Ruin des gefunkenen V<
zu belTem,
250 Füllen die Fächer empor , und flechten fich bluj
Speicher*
Vierter Gesang. 229
er wofern, da den Bienen , vHie uns, Zufalle
des Lebens
Gefehick, hinfchmachten in trauriger Seuche
die Leiber;
Tofort du an nicht undeutlichen Zeichen er-
hennefi :
verwandelt den Kranken die Farbe £ch; wu«
fiiges Anfehns
IS hagre Greficht; dann tragen £e Leiber der
Todten 255
L Geheg' , und folgen dem traurigen Leichen-
begängnis,
hangen am Thore, die Füts' an. einander ge«
klammert;
heim auch weilen £e all' in gefchloITener'
Wohnung,
oll vor. Hunger, und trag' im Frofte lieh'
fchmiegend.
rfchallt ein dum^^fes Getön un^d gezogenes'
Surren: 260
an froftiges Hauchs durch Waldw^en mur-
melt der Südwind;
ruhiges Meer anraulcht rüclxflutender Bran-*
düng;
verfchloITenen Öfen das ftürmirche Feuer em-
porbrault. )
; Galbanon Düfte fogleich zu entflammen er«>
mahn* ich;
inein auch trag' in röhrenen Trögen , und
freundlich 265
d , rufe die Matten zur wohlbekannten Er-"
quickung.
!
230 L A N D B A V«
Frommen auch wirds , Galläpfel zerßampft; ab Würzig
zu mirchen.
Und die gedörrete Bx>f ' , auch fetten Mofb^ an
Flamme
^ingdköcht, und Rolinen , von plythiJObher Rebe ge«
welket,
270 Attifchen Thymus ziigleich, und Centdurium, Arengi
Geruches.
Ferner blüht auf Wiefen ein Kraut, defs Kam*
Amellus .
Nannte der Feidanbauer, ein leicht aus^fpähbares Heit
kraut.
!Denn aus zafrichter Wurzel erhebet es mächtige Wai*'
: düng;
- Golden die Blum' inwendig, jedoch auf den häufigen^
. Blättern
275,Rii^sum glänzt der dunklen VioV anmutiger
Purpur;
Oftmal fchmückt £e, in Ketten gereiht, die. Altäre ikat
Götter;
Scharf im Mund' ihr Gefclunack; fie iiiag in gefehore-
nen Thälern
Lefen der Hirt, und längs dem gewundenen Strome
des Mella.
Hiervon koche die Wurzel im duftenden Safte des
Bacchus,
280 Und an dem Eingang Helle gehäuft in Ködben die
Azung.
Doch wenn die Brut dir geXamt abfchied durch
plözlichen Unfall,
Und du umfonft nach Gefchlecht von neuem Stanune
dich umfchaufi;
Vierter 6 e s ▲ n 6. . 231
ifts dann, zu eröfnen des altarkadilbhen Mei-^
fters
mliche Kunft, und wodurch fchon oft erfchlage-
nen Rindern
vUrm* aus verwefendem Blut aufkeimeten. Häher
beginnend 285
i ich vom erften EntAehn das Gerücht allCeitig ent^
wickeln.
n wo das glückliche Volk des Pella- Sippen Ka«
nopus
;s dem von Wellenergufs weitßumpfenden Nilua
£ch anhaut,
um feine Gefild' hinTahrt in bemalten Fa«
felen;
wo die Nachbarfchaft der bekttcherten Per£s hert
andrängt, 290
in gefondertem Sturz durch £eben Mündungen
ausläuft
r , Strom, abrollend Ton dunkelfarbigen In«
dem,
dein Grün, Agyptus, mit fchwarzem Mulme be*
fruchtet:
;s vertrauet das land fein ficheres Heil der Er*
findung.
Mäfsiges Raumes ziierft, und eng zu folchem
Gebrauche, 295
It man den Ort: ihii dann mit fchmiegendem
Dache von Ziegeln
Igen fie dicht, und (eftem Gemäür, aiich öfhen
. fie femer
I vier Winden umher vier fchtög' ihm leuchtende
Fenfter.
232 L A N D B A V.
Jezo ein Farr , dem fchon zweijährige Stirn das Ge| i
hörn krümmt,
300 Wird erfehn; ihm völlig die Maf und der Odem
Mundes,
Weil er mit Macht anringet, verftopft; und dem ni&| T
dergebläuten
Durch unblutige Haut fein Inneres mürbe
ftampfet.
So im Verlchlors den geftreckten verlalTen fie, unl
die Rippen
Reifig und Thymian und ZeilandlprolTen ü
fireuend.
305 Solches gelchieht, wann Wefie zuerfi -fortrollen die| 1
Waffer,
Ehe von keimenden Farben die Wief erröthet,
ehe
Zwitfchemd noch am Gebälk ihr Nefi aufhänget diel
' Schwalb^.
Aber die gärenden Saft', im zarten Gebein fich
erhizend.
Sieden indefs, imd ein Schwärm feltlamer Befeelun*
gen zeigt lieh,
310 Mangelnd der Füfse zuerfi; bald nun mit fchwirren^
den Flügeln
Wimmelt ^r , mehr fich und mehr zu dünneren Lüf*
ten erhebend.
Bis er, wie Wolkenbrüche geßrömt aus Sommer»
gewittern,
Ausbricht; oder wie Pfeile, von fclmellender Senne
geregnet.
Wann zum Beginne der Schlacht in der Eil' anfpren-
gen die Pariher.
Vierter Gesang. 233
Welch ein Gott, ihr Mufen, der uns auswirkte
die Kunft dort? 315
X Bahnte der junge Verfuch zu den Menfchen
£ch Eingang?
A.rifiäus der Hirt, da er floh dias peneiTche
Tempe,
> nach der Sag', er die Bienen verlor durch
Hunger und Krankheit,
i £ch wehmutsvoll an die heilige Quelle des
Stromes,
lerte laut, und rief zur hohen Gebärerin
alfo: 320
Mutter Cyren' , o Mutter, die dort des quellen-
den Strudels
1 bewohnt, was halt du vom herlichen Götter-
gefchlecht mich,
wie du rtihmA , mein Vater gewifs der Thym-
bräer Aj)ollo,)
, den das Schickfal halTet, erzeugt? O wohin iSt
' entflohn dir
\ für uns ? Was hiefselt dti mich einft hoffen
den Himmel? 325
, fogar auch diefen, deii Ruhm des fierblichen
Lebens,
mir kaum der Gewächf ' und des Viehs forgföl^
tige Wartung,
verfüchend errang, du, Zeugerin, lüffeß ihn
f chwinden !
lenn , mit eigener Hand reifs aus die gefegneten
Wälder !
in verheerender Flamme die StSH' , ' und morde
die Ernten! 330
234 L A N D B A V.
Brenne, was fprofst; und fehwinge die mSchtige
in den Rebhain:
Wenn dich ein folcher Verdrufis einnahm ob der
des Sohnes!
Aber die Mutter vernahm tief unter dem S
in der Kammer
Dunkles Getön. Dort zupften MilefiervUeCse
Nymfen
335 Spinnend umher, die lie fatt in des Glasgrüns Fa
getrfinket:
Drymo mit Xantho zugleich, und PhyUödoce,
der Ligea,
Glänzendes Lockengeringel zerftreut um fchneeij
Schultern;
Auch Nefaa, und Speio, 'Cym<kloce auch,
Thalia,
Auch Cydipp', und die blonde Lykörias: jene tt
Jungfrau,
340 Diefe zuerft mit den Wehen vertraut der fire
Lucina;
Klio und Bäroe dann , des Ooeanus Töchter üe
beide,
Bisid' in Gold , und in Häute voll Stickungen beide^
gegürtet ;
Ephyre dann, und mit Opis die afifche DeKo-'
pea, j
Und, unbeköchert einmal, die hurtige Vjm£' Axt4
thufa.
345 Klymene mitten im Kreif erzählete nun des Vul»''
kanus
Eitele Sox^, und die Ränke des Mars, und verAohlent*
Buhlfchaft;
%
Vi£RY£fi Gesang. 235
rfe clann Tom Chaos unendliche Händel der
Gatter.
He 9 ergezt 'v:on der Mähr , ihr fanftes Gefchäft
an den Spindeln
Tis drehn; da erfcholl zu dem Mutterohre von
neuem
des Ariltäus, und air auf den gläfemen
SelTeln 350
ten empor; ArethuTa fogleich vor den übrigen
Schw^fiem
lus der Wog' ümTchauend die gelbliche Scheitel,
und fernher
£e: O nicht Ichreckten umfonft dich Laute des
Jammers,
;iter Cyren'; er 4^elber iß dirs, dein trautefter
Liebling,
US in Gram , an Peneus Ffaif : des firzeü«»
gers 355
er bethränt^ und dich als graufame nennt et
mit Namen!
Drauf voll plözlicher Angft in erCchütterter Seele
die Mutter : .
f o fuhr' ihn zu uns; er darf die Schwellen der
Götter
sn! Sie Iprachs, und gebot, fich weit zu trennen,
den tiefen
Lungen, dafs ihr Jüngling die Bahn einginge.
Doch jenen, ^360
, umfiand gleich Bergen das krumme Gewog*,
und emx)fangend,
im unendlichen SehooDs, entfandt' es ihn unter
'den Strom hin«
V
236 L A N D B A U.
/
1
Schon der Mutter Palaft und flutende Reiche '
I wundernd,
Und dort Seen, von Grotten umhegt, dort rauCchei
Haine, ,
365 Ging er einher, und erfiaunt vom entfezlichen \
gengetiunmel.
Schaut' er die Ströme gefamt, die unter dem räu
gen Erdkreis
Air aus gefondertem Ort aufiprüdelten: Fafis i
Lykus,
Auch den Quell, wo zuerft des Enipeus Strudel 1
vorbricht,
Wo Tiberinus der Vater, und ihr, anieniC
Fluten,
370 Hjrpmis, rauh durch Felfen geftürzt, und der Mj
Kaikus,
Auch wo Eridanüs cpiillt, goldhell tun des mächti(
Stierhaux)ts
DoppelgehÖm, der mehr als andere Ströme .
waltig
Durch fruchtfchwangere Thal' ins purpurne Meer l
ergieüset.
Als er nun in des Saales aus Bimfieiii hangefl
Wölbung
375 Ankam, und Cyrene die nichtigen ~ Klagen c
Sohnes
Hörete^ reichen den Händen vom lauteren Born i
Gefchwifter'
Rings nach der Reih', und bieten die weichgefchore
Handquehl;
Andere laften mit Speife die Tifch ' , und erfeson |
füUte
Vierte^ Gesang. 237
3r umher; den Altären entglühn panchäifche
Feuer«
die Mutter iMginnts ^ den Pokal des mäonifchen
Bacchus; 380
dem Oceanus werde gefprengt. Dann äehet fie
felber
Oceanus 9 Vater des AUs, und den göttlichen
Schweftem,
>ei Hunderten Wälder, bei Hunderten Flüffe be-
wahren,
aal ftrömte £e klar in der Yefta Gluten den
Nektar ;
aal fchwang fich die Flamm' aufleuchtend empor
zu der Wölbung. 385
li dies Zeichen gefiärkt mit Freudigkeit, redet fie
alfo:
In der neptunifchen Wog* um Kärpathos fchal-
tet ein Seher,
lus, blau von GeAalt, der des Abgrunds Flut in
dem Wagen
mit belchupptem Gefpann zweifulsiger RolTe
durchwandert,
in Emathia's Port* und die heimifche Flur
PaUene 390
t er zurück. Ihn ehren nicht nur wir Nymfen,
auch Nereus
ihn, der hochbejahrte: denn hell erfcheinet dem
Seher
, was ifi, was war, was bald zum Werden her^
annäht,
wars dem Nepttmus genehm, defs fcheusliches
Meervieh
I
238 L A N D B A U.
395 Unter der Wog' er weidet ^ und misgefta
Robben.
Diefen, o Sohn^ gebührt dir zuvor mit Bande
felTeln,
Dafs er entwickle der Seuch' ürfprung, und fi
den .Alisgang.
Ohne Gewalt wird jener dir nichts weilTagen^
nimmer
Beugft du ihm flehend das Herz; mit Gewalt
zwängenden Feffeln
400 Bändige du: nur folchen zerfliegt die vereitelte
Ichung*
Selber bin ich , wann Sol die Mittagsgiuten
zündety
Wann fchon durftet das Kraut, und das Vieh
freuet des Schattens,
Führerin ^ dir zum geheimen Geklüft, wo der <
aus den WalTem
Müd' einkehrt; dafs leichter im Schlaf du den lie
den anfalUt.
405 Aber fobald du ergriffen in Hand und FelTel
zwängeft ;
Vielfach dann teufcht Gaukelgefialt und Erfcheii
des Bergwilds.
Schnell als fiarrendes Schwein wird er dröhn, als
fterer Tiger,
Als blaufchuppiger Drach', und gelbgemähnete
win ;
Oder in knatternde Flamm' erhebt er fich, und
den Feffeln
410 Schlüpfet er, oder verrinnt in befchleunigtem ]
der G^wäffer.
Vierter Gesang. 23j9
je mehr nun jener in alle Gefialt £ch ver*
wandelt,
» mehr, mein Sohn, ihm gefirengt die verhaften«
den FelTeln:
b wieder den Leib er umtauTcht, wie du zuerfi
ihn
tietefi, als fein Auge dem nahenden Schlummer
£ch zufchlols*
AUo jen% imd ergofs der Ambrofia lautet^
Düfte,, 415
^he den ganzen Leib des Sohns durchfalbten.
Doch diefem
ihi^ ein füCser Geruch ypn den fchöngeordneten
Locken,
leicht firebten die Glieder von Tapferkeit* Tief
in den Anberg
gt ein zerfrelTenes Felfengeklüft, wo im Sturme
die Brandung
anprallt , und hinein in die ki-ümmenden Bufen
fich fpaltet: 420
dem verfiürmeten Segler die treu herbergende
Zuflucht.
nen verdeckt Proteus Höh im Schuz des gewalti*
gen FeKens.
hin fcellt lle den Jüngling gewandt vom Lichte^
die Göttin,
in die Höhl', und laufcht mit Nebel umhüllt in
Entfernung.
Heftig bereits am Himmel, die dürftigen Indier
fengend, 42.5
inte des Sirius Wut, und Sol von der Höhe des
Mittags
240 L A N D B A U.
Flanunete; welk hing nieder das Kraut;- und^ tr(
ner Mündung,
Kochte der Flufs hohlufrig, vom Stral bis zi
Schlamme durcbglüliet:
Als der gewöhnlichen Grotte zu nahn aus den Elut
fich Proteus
430 Hob« Das feuchte Gefchlecht des unendlichen
res um jenen
Hüpfet' empor, weithin die bitteren Tropfen verfprei
gend.
Jezo fahhen zum Schlaf truppweif' am. Grefiade
Robben*
Aber er felblt, wie etwa der Hürd' Auffeher im
wald,
Wann die geweideten Kälber zum Obdach Hefpei
heimführt, .
435 Und mit fchallendem Blöcken den Wolf anreizen
Lämmer,
Sezete lieh auf den Fels in die Mitt', und mufierte
zählend.
Doch wie dem Arißäus lieh deffen Bewältigung
darbot,
Harret' er kaum, bis der Greis die laffigen Glieder
gelagert:
Als er mit lautem Gefchrei anftürzt' , und den liegen-
den fchleunig
440 FelTelte. Jenier indefs, der eigenen Kunft nicht ver-
gelTend,
Wandelte fich in alle die wunderfamften Ge-
ftalten,
Flamm', und ungeheures Gewild, und entgleitendes
WalTer.
i
j
Vierter Gesang. 241
nachdem kein Zauber ihm Flucht ausmittelte,
jezo
hrt* er befiegt in £ch felbft, imd menfchliches Lau-
tes begann er:
Wer doch mahnete dich, du hochvermeffener *
Jüngling, 445
nferer Wohnung zu nahn? Was heifchefi du? rief
er. Doch jener:
Selbft, Proteus, felbft weifst du; auch wagt dich
keiner zu teufchen.
blle nur du nicht länger! Dem Wink der Unfterb«
liehen folgend,
ich, dem Unfall hier weiiTagenden Rath zu er-
forfchen.
Alfo fprach er. Der Seher darauf, mit grofser
Gewalt nun 450
eV er funkelnde Blick', in bläulichem Glänze ge-
rollet;
"Und lantknirfchend vom Geiß, enthülke fein Mund
das Verhängnis:
nicht ohn' einiges Gottes Ereiferung duldeft du
^ , \ Trübfall
'Hart ift des Büfsenden Schuld! Der erbarmungfwür-
dige Orfeus,
!"- Keineswegs um Verdienft, dies Weh, wenn nicht das
Gefchick wehrt, 455
Reget er dir, und wütet ob feiner entrilTenen
Gattin.
J[ene , da dir £e entfloh in ftürzendem Lauf an der
Strömung,
Ward der entfezlichen Hyder , zmn Tod' hineilendes
Mägdlein !
ViRftIL TOÄ Voss, I, 16
%
t
242 , L A N D B A U.
Nicht vor den Füfsen gewahr, die im Graf auflaueif
am Ufer*
460 Doch mit Gefchrei rings füllte das Schwefierchor der
Dryaden
■
Luftige Spizen der Berg' p es weineten Rhodope's,
Gipfel,
Und pangäifche Höhn , und Rhef us ftreitbare Her-
fehaft, l
Hebrus Flut , uivd der Get , und die aktifche i
Orithyia.
Er nun ßiUte des Grams Sehnfucht mit gewölbeter
Laute,
465 Dich, holdfeliges Weib, dich bang' am einfamen
Ufer,
Dich mit kommendem Tag , und dich mit feheiden-
dem lingend.
•
Selbft in d^s Tänarus Schlund tiefab zu den Pforten
des Pluto,
Und in den dufteren Hain voll fchwarz anfiarrendes
• Grauens
Wagt' er den Gang, die Manen zu fchaun, und den
furchtbaren König,
470 Und durch menfchliches Flehn noch nie gemilderte
Herzen.
Aber erregt vom Gefang' aus des Erebus unterfiem
Abgrund,
Schwebeten leichte Gebilde, vom Tag' uherfreuete
Schemen:
Zahllos, fo wie im Laube fich Taufende bergen der
Vögel,
Nachtet es, oder verfcheucht vom Gebirge fie wintern-
der Regen:
Vierter Gesang. 243
Mütter zugleich^ und Männer, und einfi: grofsherziger
Helden 475
Geifiige' Riefengefialt, und Knaben, und bräutliche
' ^ Jungfraun,
kf Jüngling' auch, auf die Scheiter geftreckt vor den
Augen der Eltern:
Die dort fchwarzer Moraft und fcheusliches Rohr des
Kocytus
Ringsumher 9 und des trägen Gefümpfs unfreundliche
Waffer
Bändigen 9 und neunfaltig die Styx umfiromend ver-
kerkert. 480
Ja ihm ftaunten des Todes Behaufungen weit zu dem
innem
Tartarus; ihm, durchringelt von bläulichen Schlangen
das Haupthaar,
Furien felbfi; und des Gerberus drei hingaffende
Mäuler
Schwiegen; es Itand im Winde das kreifende Rad
des Ixion.
Schon mit gewendetem Fufs war aller Gefahr er ent-
ronnen; 485
Auch Eurydibe ftrebt', ihm gefchenkt, zu den oberen
Lüften,
Folgend dem Schritt: fo wollt' es Proferpina's ftrenge
Bedingung :
' Als unforgfame Thorheit den Liebenden plözlich da-
hinrifs,
Zwar fo verzeihungswerth , wenn je verziehen die
Manen.
Stehn blieb jener , und fchauf , achtlos und bezwun-
genes Herzens, 490
16-*
/ - •
244 L A N D B A U.
Ach! fchon nahe dem Licht, auf Eurydice. Hin "
auf einmal
Alle Müh, und gebrochen des unbarmherzigen A/!
richs
Bündniffe ; dreimal fchoU um avemifche Sümpfe
krach auf.
Wer bringt, rief fie, mir Armen und dir
Verderben, mein.Orfeus?
,495 Wefs die gewaltfame Wut? Schau, rückwärts ri;
mich wieder
Harte Gefchick', es fiarren die fchwimmenden Au
V in Schlummer!
Lebe wohl! Hin fchweb' ich, umhüllt Ton gräfslicl
Dunkel,
Dir ohnmächtige Händf, ach nicht die Deinige, i
ckend!
Sprachs, und fchnell aus den Augen hinv
wie Rauch in die Lüfte
500 Aufgelölt fich verzieht, entfloh iie gewendet; i
nicht ihn,
Welcher umfonft die Schatten noch hafcht', und
les zu Yeden
Trachtete, Iah Iie hinfort; auch des Orkus düftc
Fährmann
CröAnt' ihm nicht von neuem den hemmenden PI
zu durchfahren.
i Was zu thun? wo fich rathen nach zweimal entri
ner Gattin?
505 Wie erfleht* er die Manen, und wie durch Thräi
die Götter?
Schon ja fchwamm fie erkaltet dahin im fiygifcl
Nachen!
Vierter Gesang. 245
Mond' auf einander^ erzählen lle, hab' er be-
fiändig
dem luftigen Fels an Strymons ödem Ge-
wäffer,
nvoll, fein Loos in frofiigen Höhlen durch-
jammert,
mit holdem Gelang' und folgende Eichen be-
zähmend : 510
dU Schmerz Filomel' in grünender Pappelum-
fchattung
erlorenen Kinder betraurt, die ein graufamer
Landmann
d dem Neft entwandte , die federlofen ; doch
jene
in die Nacht, und erneut vielfältige Tone des
Jammers,
im Laub'; es erfüllt ringsum Wehldage die
Gegend. 515
nehr Venus gewann, noch lockend fein Herz
Hymenäus.
i durch Hyperboreer -Eis , und des Tanais
Schneeflur,
von rhipäifchem Reif niemals entfdileierte
Felder,
er, Eurydice's Raub, und die eitelen Gaben
des Pluto
d. Worauf, durch die Treue verfchmähtj die
cikonifchen Mütter, 520
dem Götterfelt, im nächtlichen Taumel des
Bacchus,
len zerriffenen Jüngling umher durch die Fel-
der verftreuten.
'24B L A N D B A V.
Damab felbft^ da das Haupt, vom Marmomacken ge-'
trümmert,
. Schon im rollenden Strudel hinab der Öagrifche He-fä
brus
525 Trugi Eurydice! noch hat Stimm' imd erkaltete
Zunge,
Ach! Eurydice, arme! mit fliehendem Hauche ge*
rufen ;
Dafs Eurydice! rings an dem Strom nachhallten dieleii
Ufer.
Proteus fprachs*; und plözlich hinab in die|aL
Tiefe des Meeres
Sprang er, und dreht' in Wirbel die weiDs aufTchäu^
mende Woge,
530 Nicht Cyrene jedoch; denn genaht dem Zagenden
fpiftch fie:
Sohn, dir geziemt, der Sorge das traurende Herz
zu entladen.
Klar ifi der Seuch' Urfache, warum fo kläglich die
Nymfen,
Welchen £ch jene zu Tanz in ragenden Hainen ge-
feilet,
Untergang den Bienen gefandt. Bring' Opfer in De-
mut,
555 Flehend um Gnad', und ehre die gutgefinnten Na-
päen ;
Denn fie vicrzeihn dem frommen Gelübd', und legen
den Zorn ab.
Aber die Weife des Flehns fei zuvor mnfiändlich er-
öffnet.
Vier untadliche Stiere mit grofs vorprangenden Lei-
bern,
Vi erter Gesang. 247
;he dir jezt lunweiden die grünenden Höhn des
I
Lycäus,
le dir aus, auch Kühe fo viel, unbelafletes Na-
ckens. 540
Altäre dafür an der Gröttinnen ragendem
Tempel
id' alsdann 5 und verltröme das heilige Blut aus
den Kehlen;
1 die Leiber der Rinder verlafs in» la)abigen
Haine.
ify fobald die neimte der MorgenröthjBn empor-
fieigt,
^ als Todtengefchenk lethäifche Mohne dem
Orfeus, 545
i ein finfteres Schaf weih' ihm; dann, kehrend
zum Haine,
re zu der verlohnten Eurydice Ehren ein Kuh*
kalb.
Sonder Verzug vollendet der Sohn die Befehle
der Mutter:
ziun Tempel in Eir, und erbaut die gebotnen
Altäre ;
untadliche Stiere mit grofs vorprangekidi^n Lei*
bem 5^0
t er daher, auch Kühe fo viel, unbelafietes Na-
ckens.
if , fobald die neunte der Morgenröthen empor-
ftieg,
gt er des Orfeus Todtengefchenk, und kehrt zu
dem Haine.
• o lieh', urplözlich ein fiaunenswürdiges Wun-
der
248 Landbau. Vierter Gesang.
555 Schauen fie dort: wie rings im gefchmolzenen Flei
fche der Riilder
Bienen durchfcliwirren den Bauch, und gcborftenen
Seiten entfumfen;
. Dann endlofes Gewölk hinzieht, das im Wipfel de0
Baums fich
«•
Jezo vereint^ und die Traub' an biegfamen Aften her*'
abhängt.
Dies Ton der Flur Anbau, von häuslichen Thie-
ren und Bäumen, lli
560 Sang ich einfi, als Cäfar der Held am tiefen Eu
frates
Donnerte mächtig im Streit, fiegreich wüUahrigen
Völkern
Rechte gab und Gefez', und den Pfad aufßieg zum
/ Olympus.
Damals weilt' ich Virgil in der holden Parthönope
freundlich
Nährender Flur, von Gefchäften umblüht ruhmloferer
Mufse:
565 Der ich des Dorfs Melodien nachfcherzt', und kühner
durch Jugend,
Tityrus , dich in der Wölbung belang des gebreitetes )
Buchbaums. i
r
ANHANG
V ON
JGENDGEDICHTEN.
I. DIE MUCKE.
II. DAS MÖRSERGERICHT.
III. DIE TÄNZERIN.
I
I,
> I E MÜCKE.
INHALT
Jahr der Stadt, wahrfcheinlich 710.
Ein ijiebanircher Geifshirt auf dem Githäron weidet
der Frühltunde mit Gelang und SyringenTpiel, imd treibt!
der Mittagshize fein Vieh zu einer fchattigen Waldquelle,
er vor Müdigkeit einf chluihmert , bedroht ihn eine Schlf
die an dem GewäTTer verkehrt. Eine Mücke fliegt ihn
warnen heran, und erweckt ihn durch einen Stich ; auffc
zerfchlägt er lie , und tödtet die Schlange. In der Nacht
die Traumerfcheinung der Mücke über Undank, 'fleht 'um
Itattimg , die ihr Kühe fchaffe , und befchreibt die von fc
gefehenen Strafen und Belohnungen der Unterwelt. Am fo
genden Tage errichtet der Hirt feiner Wohlthäterin eil
Grabhügel.
k
I.
DIE MÜCKE.
zend, OctaviuS) fang ich im leifefien Laut der
Thalia,
vrie die kleinliche Spinne, fo zettelt* ich fchwar
ches Geweb' an.
end fang ich; darum fei, Lied von der Mücke,
die Auffchrift,
irorfpielend fich bikV harmonifcher Gang der
Erzählung,
2h gern der Amme Getön; und vemehm* es die
Scheelfucht. 5
ler, wer zu verhöhnen den Scherz und die
Mufe bereit ift,
n Gewicht wie die Mücke fo leicht und an .
Namen erfcheineu,
:en Ton des Gefangs wird einfi dir unfere
Mufe
3n, wann mir die Zeit forglofere Früchte ge-
währet,
i glätten ein Lied, das werth fei deines Ge-^
fühles. 10
254 D I E M ü c K E.
' Jupiters goldener Sprofs, des erhabenen,
der Latona,
Naht uns Phöbus mit Kraft , Urheber und Fürft
Gefanges,
Und mit der hallenden Laute Begünftiger: ob
emährQ
Xanthus, die heilige Stadt, von chimärifcher y\
gewäffert;
15 Ob der Afieria Hain; ob, wo der pamafi
Fellen
Hier mit gebreiteter Stirn und dort vordehnet
Homer,
Und der Kaßalia Sprudel mit lauterem Flusse hc
rauTcht.
Drum, des pierifchen Quells Sehuzgöttinnen , hi
o Najaden,
Sehwefterlich hüpft, und feiret den Gott in dam]:
dem Reihntanz.
20 Pales, auch du, zu welcher, befiimmt zu fegnen
Landmann,
Drängt das gute (Jefchick, der Sorg' unforgfam
Güttin,
Die du bufchige Strecken bewohnfi und grüne
Wälder,
Deiner getrofi: durchfchweif ' ich die Berghöhn u
den Sternen.
Du jezt, welchem Vertraun lieh erhebt auf i
dige Blätter,
25 Nahe, du ehrfurchtwerther Octavius, meinem
'^ ginnen.
Denn nicht finget das Blatt dir Jupiters trau
Fehde,
Die MtrcKE. 253
lie phlegrifclie Flur mit Gigantenblute gefprengt
ward ;
. nicht treibt es Lax^ithengedräng' in centaurifchen
Mordfiahl;
t erichthonifclie Zinnen verbrennt in Flammen
der Aufgang;
t der durcbgrabene Athos, und nicht des gefelTel-
ten Meeres 30
düngen heifchen noch fpät Nachruhm in meinem
Gcfange,
der Hellespontus , gefiampft von der Reifigen
Huffchlag,
[er Grajer erfchrak vor den ringsher kommenden
Perfem.
, fanftfchwellenden Stof mit lockerem Verfe zu
weben
:t es, eigenen Kräften gemäfs in BegeiAerung
fpielcnd* 35
luch, o heiliger Knabe den Sterblichen, dir auch
erhebt fich
»r Ruhm, fortwährend durch ewige Folge des
Lichtes;
luch gebühret ein Raum bei den Seligen; dir
auch in Wohlfahrt
las befchiedene Leben durch glückliche Jahre
verherlicht,
ich an firalendem Gut. Doch uns fei begonnen
der Vorfaz. 40
Schon war der feurige Sol zur ätherifchen Höhe
gedrungen,
aus goldenem Wagen entfchüttelt' er weifsliche
Schimmer;
256 D I E M tr c K E.
Schon im rofigem Itaare verfcheucht' Aurora
Dunkel:
WS
Als ein Hirt aus den Ställen zu fröhlicher Weide
Ziegen
45 Vorwärts triebe und des hohen Gebirgs Felsgi]
hinanklomm,
Wo hellflimmemdes Gras die gebreiteten Hügel
polfiert.
Jezo in Wald und Gebüfch, und jezt in die "^ '
zerftreuet,
Bergen He lieh ; jezt hurtig nach jeglicher Seite £i
wendend,
Schlüpfen lle durch,, wo fchrof der verödete Fett
gehöhlt ift.
50 Abgemäht mit zartem Genipp wird grünende G
fung.
Auch abhängende Zweige des Erdbeerbaumes
rupfet,
Gierig die Frucht auch gekofiet der Waldreb' un
Gefiräuchen.
Diele, lieh bäumend, entraft mit rupfendem BilFe dett'^
SprÖfsling
Bald der biegfamen Weid', und bald der Erle 5 die
auffchiefst ;
55 Diele durchwühlt des Geftäudes noch faftige Ruteni
und jene
Ragt hochher von dem Bord, vorfiehend am bilden'
den WalTer.
O glückfelig der Hirt, der nie des Armen Be-'
dürfnis,
Fein erft bildend den Sinn, anekelte, felber vielmehr
lobt
Die M i; g k s. 257
iches, was miskennen der Üppigkeit fchliöde Ge-
lüfte,
che das gierige Herz in empöretem Bullen zer-
reifsen. 60
in nicht zweimal im Bad' alTyrilcher Röthe . £ch
färbten
fse, mit Attalus Schäzen gekauft; wenn goldener
Schimmer
;r des Saals Prachthimmel den Geifi nicht reget
«
zu Habfucht,
!i der Gremalild' Anmut; wenn nicht ihm der
' ■ * *
Glanz des G^fieines
rt , durch einigen Nuzen erkannt^ uo9h die
Becher mit Alkons 65
ungen oder des Bötus unafiarrt find, -oder der
Mufcheln
' aus dem indilchen Meer ihm gilt: d^ch l^uter^
Herzens
:;ket er oft nachläfßg auf zartem Qi^afe die
Glieder,
m die blühende Erde, vom Schmelz der Kräuter
umflimmert,
holdfeligen Lenz die Geiild' auszeichnet mit
Farben. 70
T. ein fröhliches Lied auf dem Rohr anfiimmend
des Sumpfes,
It in behaglicher Mufse, vor Neid verborgen und
Argliß,
. gai^ lebend fich felbß, im grünenden .Ranken«
gewölbe,
ehes die tmolifche Reb' umfpielt mit wan^^ndem .
Weinlaub.
laift ron Tost. I. j^J
Di
r
i
k
Sei
^58 Die Mücke.
75 Jeneiki ^rireuen das Herz Milchziegen mit fr{>pfeliir
dem Euter,
Waldige Trift, itiid PiTles die fegnende, und in den
ThälerÄ
Imtnefr in^fchattete Grotten , darchftrömt von frifchem
Oefpnidel.
Wer ^nn leliger doch erwünfchtere Tage ge-
niefsen,
Ali S/vtfr lauteres Sinnes von fem nitd frommer fimf>
pfindung
80 Kicbf fortgeizende Güter erkennt; nicht traurige
' Kriege
Oäer' diie leichenvollen Entfcheidungen füri^htet äet
' Möerfchlacht ;
Nicht y &is tort leuchti^iidem Ratib' 'er diö heiligen
Tempel der Götter
Aru5Zier% oder vorbei an dem Ziel fich fchwinge der
Habfucht,
SeH)It das begegnende Haupt darbeut den Erbitterten
Feinden.
85 Jener Verehret den Oott, den kunfilos fchnizte das .
Meffer; ^
Jener (fies Haines Beü^irk; ihm, ftatt panchiaäTchef
Weihrauchs,
1)uften umher Feldkräuter mit mancherlei |>rangen-
den Blumen,
fhm ifi freundliche Rtihe gefeilt, und heitere Wot j
luft, 1
Frei , Und an Sorg' einfach : nur hieher tratbbtet er,
liie^Ker
90 Wendet er jeglichen Sitm, die Sorge ntiMe'bet das
Heifz ^m,
^
^
k
\
Die M ü K s. 2S^
*s er in Ruh mit jedem Bedarf zufrieden fieh
nähre,
1 den ermüdeten Leib ausdehn' in lleiiaglithfeii
Schlummer,
hr Hcerdenf o Pane, o temx>ifcbe Tbale de^ Att-
mut,
3llen zugleich der Dryaden: in deren fititilielieBi
Dieniie
lieber Hirt , nacheifernd für -fieh dem askriäfeheh
Sanger> 95
1 unforgfafmes Leben mit friedlicher Sede ve^
lebet!
Weil mit folcbfem Gef^l awf den Stab ^eh k^
neiid der Geishirt
jfiige Sargen verfch^ucht, und ungeküljifteftc»
Laute«
fi volltöniges Lied abmifst auf geordnetem
Rohre;
ibt zu der höheren Fahrt die ftraleridei Glut Hy-
Ijerions; 100
i
nzvoU fezt er die Scheide 'dem weitgewölbeten i
Äther,
» zum Oceanus Flammen er dftwärts fchneliet und
weftvrhrts.
Und fchon fireiften daher vor dem treibenden
Hirten die Ziegen,
lüpfend zur unterften - Seichte des niederraUfchen^
den Baches,
dcher blau lieh unter deül grünenden Mööfe ge*
breitet. 105
lOn war über die Mitte der Bahn in dieih ^agen
geTc'hwebt Sol;
17*
i
2ÖÜ Die Mucke.
AU die^ gedrängeteu Geifsc der Hirt eintrieb in die
Scliattimg.
Und fem. fchaut' er bereits 9 dafs im grünenden Hain
lie gelagert,
D^}i9, deiuettl Bezirlie: wohin ein& rafend im Wahn»
V linn
110 >YpT d^fli .. Nykteliufi fioh die kadmifche Fürfiin
Agaue,
OrüfislicU Aie frevefaideii Hände beileckt vom blutigen
Morde:
Di^f PA(^ jroftiger Höhn Umtobungen, ruht* in der
Felskluft,
Dafs fie zunächfi mit Strafe den Tod abbUfste des
Sohnes.
^ier im grünenden Kraute mit jugendlich fcherzen-
den Panen
115 Hüxifeten Satyre fröhlich den Tanz , und dryadifche
Jungfraun,
Unter riajaden gemifcht. Nicht hielt der melodifche
Orfeus
So den fäumenden Hebrus am Bord' und die .horchen- j
den Wälder, I
Als dich, rüAige Göttin, verweilt der Jubelnden
I
k
li
!e
y
i:
E
I
Reihntanz,
Schwärmend in Wonn' und Entzücken, zu fchaun
dein herliches Antliz: r
120 Denen des Ortes Natur ein Haus voll lautes Gremur- \
mels
JSelbA darbot, und die müden erquickt in holder Um- {
fchattung. j
D^T^n dort ftiegfn zuerfi im geneigeten Thale
/Ich breitend
<
D I E M V C K E.
261
^Hohe Platanen enii)or; und zugleich der yerder))liche
' LotoSy
: Der ziun Verdarb die GrenolTen dem traurendeh Itha»
■I
■; kcr wcgrifs,
- Als mit bethörender Süfse lie falfch anlockte der Gäfi-
fre(und. 125
' Sie- auch, denen, vc^m Wagen der Rammenden Roffe
gefohmctterty
Pliaetoh, er der verfengte , durch Q^ram die GlietLer
verwandelt,
Helios Töchter , die Arm' an zärtliche Stämme ge^
fchmicget,
Dicht mit weiDslichem Laub' umfprofsten lie biegfame '
Zweiglein.
Jene zimächfi» ddr einf^ Demophoon ewigen Jam«
mer 130
lÄets durch gebrochene Treu, noch mitleidrwiirdigl
den Mägdlein,
Diefe begleiteten dann di# Jfchickfalredenden Ei-
chen s
Eichen, dem Leben verliehn» eh Saat ausfireuete
Ceres;
Doch es vertaufchte fie bald defe Trii)toIemus Eurche ' j
mit Ähren.
Hier, die der Argo zur Pracht aufltieg, die iarhäbene
Fichte 135
^ Prangt vor den Riefen des Waldes empor, rauha^ottin
gjßs Wuchfes*
Hoch die Sterne zu rühren mit luftigen Regungen
ftrebet
Dunkelgrün Steineichengehölz, und die kUhne^ -Cy^r
preffe».
262 D I E M ü c K E.
Schattige Buchen beftehu kraftvoll ; und die Ranken
des Efeus,
140 Bindeiul '<br Pappel die Arme, fich nicht ob dem-,
Bruder zu fchlagen:
Selbft iil gefchmeidigem Lauf die oberften Wipfel
erfteigend,
Malett fie! rings goldhell auf bläfslichem Grüne die
Träublein.
Audi w&r die Myrte gefeilt, und dacht* ihr voriges
Schickfal.
Vögelchen, wohnend umher in der weitgewölbten Be-
laubung,
145 Ubeten taufendialtig den Hall der melodifchen
Lieder,
Dmnter entflofs eiskalt vorrprudelnden Quellen die .
Wallung,
I)ie' .duxToli fpielende Bach' abraufcht in ruhiger Klar-
heit;
Und wib' laut auch die Ohren GeTang der Vögel um-
zwitfchert.
Heben Von dort ihr Klageget^n die fchwimmenden
Fröfchlein
150 LslutMäkis* feuchtem Moraft^ in der Luft nährt Echo
den Nachhall;
Und 'i«i .der €rlut fchwirrt alles von hellem Gefchwirr
der Cikaden.
Riilgsum. nahmen zefAreut die ermüdeten Ziegen das
Lager,
Überdeckt von hbhemi€reiträuch: wo lieblich horeini!
■vrehn
Köhnte der fäufelnde Wind mit fanft anathmender
Kühlung.
Die M- u c k ^. M^
Als an den Quellen der Hirt ausr^h^' in xL^
Dichte des Schattens, 155
ilt' er, die Glieder gedehjit, der Schläfrigk^it holde
Betäubung,
der Gefahr argwöhnend noch Trug ; nein läfilg int
Gräfe
t' er die fchlaffen (relenke dem ücheren Schlun»r
mer vertrauet.
1 A&s Gelagerten Seele genofs deir füfsen Erqui«
ckung,
an nicht hartes G^fchick ei^ mifsliche^ ^ooi ihn^
verhänget. 160
in zur gewöhnlichen Zeit \^. den felbjigen Gingen«
den rollend,
a die unendliche Schlange mit bunt geijprenhe^
tem L^ibe,
lergetaucht in .den Schlanim. die heftigi^ ^lut zif
verlaufehen,
, was £e traf, fireng' hauchend ergrif t^\ dqn^ ' ^^
züngeb^den Maule,
[ ih^ Schuppi^ngeringei in .yireiten ^^^w^gui^^
he]:w^]|pd, 165
end den Glanz des oM^^ , i^nh^ anfchielendeir
Bliokes^
er bereits iqid nä^er mit fcldilpfrigem J^ib^ £ip}r
wälzen,d,
tnt £e .die. B^ufi hochauf voH Jtralei^der Sphij^m^rif;
imd raft fich
aufragendem Hälfe daher; .der gei;ichtete
Kamm^ifi
hgei^äubt und fleckig in. purpwfaeUer llj^leucb«
tung^ 170
264 Die Muck c.
Und den antflammeten. Augen entzuckt wutftinke
der Anblick.
Weit nun mafe fie dte Örter umher; da fle gegen fi
liegen
Sähe den Hüter des Viehs, die gewaltige. Hiziger'
• tobt fie,
Ringa die leuchtenden Augen geftrengt; und in va&dkt
tiger Windung
175 Oft. das Begegnende fafst.fie, und knirfcht, dälW etnei'
gewaget,
Ihrem GtewälTer zu' nahn. Der Natur Ausrüfiungeii
regt fie,
Brentiend im' Greift, anzifchend vor Wut, lautfbfanau- k
bendes Rachens;
Grad' an dreht fie di^ Ringel des vielgewundenen
Leibes ;
Längs dem fchläng^lnden Zug' entfliefsen ihr blutige
IVopfeh,
180 Und voll ftrozt in der Kehle der Hauch. Wie fie alle [
Gewalt übt,
, Siehe, zuvor ibhreckt jehen der Feuchtigkeit winzige
" Tochter,
Welche den Tod zu vermeiden mit warnendem St2H l
chel ihn antreibt. ,
Denn, wq die Augeii gefehl izt dem Stral ^uflbhlofTeii
die Wimpern,
Da ward Jezo des Greifes veralte^ider Apfel von
■ leichter,
185 Spi2se durchbohrt, Aus dem Schlaf wie ein Rafender
fprang er, und jene
Sandt' er d^m Tode gcqüetfcht, und ganz von d^in
Schlage zerßr^U^t
l
D I E M v c K E. 265
h ihr' der Gteift aus tien Siiinen hinweg. Nun
fchaut' er die gräfslich
anfunkelnde Schlang' in drohender Nähe; mit
einmal,
e Verzug und entathmct und leer der Beßnnung,
entfloh er,
\und brach mit der Hand den gewaltigen Schaft
von der Ome. 1^0
rmit, ob ihn ein Gott ausriiftete, oder der
Zufall,
IC, der fchuppigen Schlange die itirchterlich roHen*
den Glieder
tnettert er, und, wie entgegen fie rang, und gräiV
lieh ihn anfuhr,
ifiges Schlags das Gebein, wo der Kamm um die
Schiäffen emporfiieg.
1 je mehr, als träge des Schlafs Mattherzigkeit
abzog, 195
I unkundige Furcht vor der Schau die (Jelenke
betäubet;
Ig weniger nun band zagende Angft die Befin^r
nung.
luf, da jene geftreckt hinfchmachtete, JBezt* er fleh
pieder.
Schon treibt hurtig die Nacht, aus dem Erebus
fteigend, ihr Zweifi^ann;
däferig nun trit Vefi^er hervor am' vereideten
Öta; ' 500
5 mit gefammeltier Heerde der Hirt, bei doppeln«.
den Schatten,
ht, und, zu* laben in Raft die ermüdeten Glieder, *
ßch aiUcbicktt
Aber fobalcl eindrang in den Leib der luftige Se
mer^
Und die entfpannten Gelenk' in ergojQfener Rnhe £cl^'
dehnten;
205 Jezo fah er der Mücke GefiaU axiTcliurebeii., di^^f^
traurig
fjber ihr klägliches End', ihm fai^ Vorwüife defi
Todes*
Ach, um welcherlei Schuld, um .welche Ver»
geKu^igen , ruft fie,
Trift mich das bittere Loos? Da werth dein Lebeig^
vor meinem
«
Eigenen licben mir war, fo entraft mich der Windi
durch die Leere.
210 0u hier labft nachläTfig in liebUcher Ruhe Sa^
Glieder,
Aus dem entfezlichen Morde befreit: mein Innerei
aber
Zwingt des Manen Gewalt durch lethei(ehe Fliften
zu fchwimmen;
Charon entführt' mich als Raub* O fchau» wie Ton ^
" brennenden Fackeln
Ringsum leuchjtet der Glanz in den Graunbezi^ke^
des Jammers ;
215 Auc^ die. fchlangenumlockte Xifij>hone kommt mir
entgegen,
Glut als Pei]:^gerin und graufame G^ifs/^ erfchUI^
ternd. I
Cerberus aber entflammt grauiiypU aufbej^ende [
Häupter: ^
De^i rings ftarren di.e Half' in z^irüpk^^i^ppddfii^ t
. . Natljerp,
\
P i « M UCK, E., 207
lie gerundeten Augen wie Blut von Leuchtun-
gen zucken.
» warum doch mufste der Woblthat ferne der
Dank fein, 220
i zurück in das Leben dich rief von der Schwelle
des Todes?
i Lolin dem frommen Gefühl? O die Ehre der
Frommheit
nd in eitelen Wechfel dahin! Von dem Felde
fogaj* nun
der Gerechtigkeit alter Befiand! Des anderen
SchiekM
:h dröhn; und ohne Betracht mein eigenes laf-^
lend) 225
ich zu ähnlichem Ende geraft! Sei Strafe den^
Wohlthun,
Strafe Verderl^.; nur, wenn dir dai^kbar daf
Herz i&f
iUCh Gefälligkeit gleich! Ahwegfame Wüfiei^
durchfchweb' ich,
:n , die weit in der Mitte cimmeriCc^er Hain^ .
fiQh dehnen,
nir umher dicht rings die entfezUchen Strafeig
gedrängt find! 230
dort £%t der grofse mit Schlangen ge{ei{eltf
OtQS,
fem fchau« er h^trUbt den grfefflelten FreMn4
Efialtes ;
fie gewagt YO^i'inAls die geftimet^n Htihn vvl eiv
fteigen.
s: auch» &eU denkend mit Angft «m. d«« Z^orn der .^
y
•
268 Die M-v g k e^
235 (Zorn, ach unausfShnlich zu fehr!) liegt y SpeiTe i
Vogel.
Ha, mit Graun durchgeh' icl^, mit Graua fo furchtl
Schatten!
Eti zu den fiygifchen Fluten verbannt, ragt kaiun
des Stromes
Rande hervor, der verrathen die Nektarfpeire
Götter,
Hin und her mit der Kehr anlechzendem Brande
wendend,
240 Was, der fem an den Hügel den Fels fiets wie
hinanwälzt,
Dem durch Schmerz die Verachtung der Ewi
herbe gerügt wird.
Da er umfonfi: nach Ruhe fich lehnt! Weg geht i
o Mägdlein,
Weg mir, denen den Kien anzündet die gn
Erinnys,
^AlTo verkündiget gab des Todes Vmnählun
Hymen! )
245 Und aiä andere Schaar noch andere Schaaren emi
häuft.
Durch unmenfchliche Wuti denn die kolchifche M
ter erfcheint mir.
Welche mit Wunden der Angft antobt die verzag
den Söhnlein;
Auch mit bejammertem Kinde die pandioniTcl
Töchter,
. Klagend des Itylus herben Verluft, den d^ Bilioz
könig
250 Trauret, vor Gram Wiedhox)f, in die athmanden 14
gehoben.
^
D 1 t M V c K c. 269
r aus Kadmus Gelbhlechte die zw^en mishelligen
Brüder,
^voll werfen He bald der Erbitterung flammende
Blicke
>r dem anderen zu; bald wenden lieh beide mit
Abfcheu,
die frevelnde Hand von Bruderblute ge-
färbt ift.
I . nie 'endiget mir Mühreiligkeit! Weiter cnt-
fchweb' ich 255
las entlegnere noch ; mir erfcheint femleuchtei^
der Schimmer;
ler elyfifchen Flut , um hinduroh zu fchwimmen^
gelang' ich!
: die heroifchen Weiber ermahnt Perfefone
nahend,
lufiehn ihr Trauergefehick. Frei athmet AI-
cefiis,
mer von Sorge gequält, da im Chalkodonier-
volke 260
dem Oemahl Admetus gefaumt fein hartem Veiv
hängtlis.
u , des Ithahers Gattin ^ Iharius glänzende
Tochter,
)t unverfehrt im Glänze der Weiblichheit; aber
entfernt ihr
: der trozige "Schwärm der niedergefchollenen
Freier.
Eurydice, arme, warum fo betrübt dich ent-
zogen? 265
et die Strafe noch jezt, dafs nach dir dein Orfeus
£ch umfah?
I %
270 D I £ M ü c K E.
I
/
Kühn war jeher fürwahr , der fanft den Ger]
jemab
Hoffen gekeimt' y tmd einem die Macht deg Pluto
föhnbar;
Der nicht Phlegethons Wut und brennende Wo^,
gefürchtet,
270 Noch das traurige Reich voll fchwarü eii^lnill«
Grauens, »
Wohnungen unteir der Erd*, und tartarifche Wacht
Verwefung;
Oder des Pluto Bezirke, die eimft antreiflet eiail
•Richter,
^ 'Der mit Gericht nach dem l^ode die Handhmgen]
ahndet des Lebens.
Aber das machtige Glück gab höhere Kühnheit deiti{
Orfeu^.
275 Oft fchon itand in dem Sturze der Bach, und Schaa-
ren des Bergwilds
Folgten dem fchmeichelnden Hall , ringsher fich It*
gemd um Orfeus.
Oft fchon regeten Eichen die unterfte Wurzel ans I
*
grünem
Boden empör , tmd fianden gefeilt ; und Taufchende
Walder
Sogen in gierige Rinde mit WoUnfi holdte Cteüäng'
ein,
280 Selbft, die mit Doppelgefpann hinfuhr durch die
Sterne, der Luna
Heöimt' er die RofT'; und im Lauf, o Mohatwand-
lerin , haltend,
Öo'rchteft du feiner Gitarr', und Terliefscfft die Wacht
in dem Äther«
•D I £ M V o K X.- 271
Ser teriaiocht' auch dich, o Perfefonej lauft zu be>
fiegen,
\ Eurydice willig ihm folgete; laicht ja mit Zwalug
ihm
EU verleihn, war vergönnt dem erfleheten Willen
der Göttin. 285
^9 von allzu Icrenger Gewalt der Manen ge-
trofFen,
idelte nadi dem Befehle den Gang: nidit wandte
iie einwärts
9^ den Blick» noch verdarb fie der Göttin Ge^
fchenk mit der Zunge,
r, o graufamer du, du mehr als grauTamer
Orfeu»,
I • * *
teffi dem theuerte Kufs, und brachfi: die Gebote
der Götter! 290
le, der Nachllcht *werth, wenn wüfste der Tarta-
rus, auch nur
ne Schuld zu verzeihn! Doch ^ucli in dem Size
der Frommen,
1 erwartet dejr Helden Verfaminehmg. Dort ift
der dopple
isftamm: denn Peleus zugleich und Telamons
Tugend
m £ch im ruhigen Wonnebezirk» das verliehen
der Vater; 295
m Vermählungen Venus geehrt» und di^ m2£nn-
liche Tugend:
en gewann Periböa, den anderen liebete
Thetis.
1 wohnt iieb«n ein Jüngling, gefeilt durch rühm«
liebes SchickXal»
272 D 1 £ M ii G K fi.
JElafch zu Vertilgung entbrannt , und erzählt , wie 4i
• ' phrygifchi^n Feuer
300 Er von argplifchen Kielen gelbheucht durch troa^
Wildheit.'
O "vver erzüfalete nicht die Enticheidungen. folcher]
Krieges,
^Welche die Troer gefehn, und gefehn die .Männdj
Achaja's?
Als von mächtigem Blute der teukrifche< Boden, iimr «
her üoLsy
Simois auohy und des Xantbus Ergu£s; .als» längs dii -,
Sigeons
305 Krümmungen I Troja's Söhne die Wut des führefidefl ^
Hehtor
Auf die peksgiXche Flott' hinwendete > .fe^^^Uph«
Herzens,
Welche GefchoH' und Wunden und Mord' ein^ü^ugen
und Feuer.
Ida felbfi von den Höhn» des Gewildes Ernährexiii^
£elbfi auch
Ida verlieh BrandTcheite den gierigen Söhnen^ dk
Mutter.
310 Dals in Afche gefamt der Bezirk des rhötsfilchen
Ufers
Läge gehülll:, wann die Flotte verbrennt' in j(röpfebi-
der Flamme.
Hier war. gegengeftellt der telamonifcl^e ^ He-
ros,
Im anfir<^bendei3i Kampfe den Schild yorftrecl^end;
und dort war
Uektor» die edelfie Zierde von Ilion: bei^e ge^^alt^
fom,
^
1
Die M if c k k* 273
-So Vwie der Bliz hochdonnemd einherkracbt; "Er mit
dem Sehwerte 315
'obt^ lind mit Glut und Gefchoffen empör y -Um der
Flotte gen Axgos
'Wiederkehr zu entziehn; docb dir, ihm entgegen £ch
werfend.
Ringt die vulkanifehen Wunden hinweg '>jnit dem
Stahle zu treiben.
Ehre war froh der ' andere üakfu*
enkel,
^D6r, da hoch, er mit Blut die dardanifdien Felder
beftrömet, 320
Siegreich Troja imif uhr mit Hekton mächtigem' tieich^
nam« •
Unmut braufen £e nun, weil Paris diefen ermor^
det;
Jenes erhabene Tugend verfinkt durch deü Itbak^rs
L Arglift.
A]^;ewandt d^m trägt der biertirche Spi(M!sUng ^ das
Antliz;
Vnd des ftrymonirchen Rhefus nunmehr und des Do«
Ion Befieger, 325
K Prangt er mit Pallas Gebild' im.Triumf ; bald wiedet
[ erbebt er
* Vor den Cikonen, und bald vor läftrygonifchex
XJnthat.
' Jhm ift die raffende Scylla im Gurt der moloCIifchen
Beller,
Ihm de« Ätna Cyklop , tmd Zankla's gräufe Charyb**
dis,
" Ihm das. falbe GeXUmiif Und det wüftige Tartarus
fchnMdOilih. 830
VfKint Ton Vo<f. 1. 15
■ A
274 D t E^ Mii c K £.
Auch.:ilei:;gro£ie Atride, der Schmu€k des tantalifchen
' ^Stammes,
ArgQf: Xiqhti. wohnt jeiien gefeilt: durch: welchen TOn
. Grund aus
StrecIitQ die dozifcha Flamme die erichthonifcheii
.•Biifghöhii.
Wehe>;.:ge]^ü£8t Hat* der.Grajer die Schuld dir Xalleii-
• den, Troja,
^ 335 Hart, dir gebüfst, i.hinfierbcnd in hdlespontiDchen
WaffemJ
Jen6^ Gkwfihl bezeugte, der Sterblichen wechfelndes
.' Schickfal;
Dalj ja^heiher. durch Gtmfi des befiändigen Glückes
befeligt
I9>er die hiihmlübhexb Holm aufftrebete. Stets Ton
der.Misgunft
Nahiejoti GeXchors finkt nieder die Herlichkeit. . Schon
in die Meerflut
540 Ging die argeiTche Macht heimwärts^ init der Beute
bereichert
Aus Erichthonius Busgr fie geleitete helfender Fahr-
wind
Durch die geruhige» Wellen im Lkuf^ nereifche
Jüngfraun
Zeigten die: Bahn, theils fahrend in miifchelförmigen
Nachen :
Als, ob durch eines Geftims Aufgang^ '<d[) «us Götter-
verhiingnis,
345 Rings: die himmlifch^ Heitre fich .Wandblte; Alles
von Sturm iß,
Alles vbn zuckendem Wirbel geängßiget, Sdbion zu
den Sternen
Di£ M ii c n t. ft7S
Steigt das Cretüihinel des Meers mit Brandungen^
fchon aus dem Äther
=• DuDhn die Sbnncfn herab und die lamtlichen' StcnM
zu fallen:
Weil auf die Erd' aus dem Bimmel Gekvaieh iailt.
Eben noch fröhlich,
Ringt nun bange die Schaar ihit umdrohendem Jam«
mer des Schickfals, 350
Und ürbt. über den Fluten dahm, am Geftem'des
i Kafereus,
Gm »die eubdüeüen Klippen , und.lä'ngB dei-i%äifcheij
Strandes
Kvümmungen; da durch eiilander der Raub avis Phry*
' ^a's Umfturz
Rtiigilier wögt in den Wiifien <1cs Meers mit igeträni«
• mertem Schifswrack,
Andere.' nochi^jaÄ. Tugend und H^lich&it ^^tch^
Heroen, 355
Wüten dUelbfi/ lind behaupten die mitttereiD^Vl^0b*:
nungen alle,
Alle , die Roitna , < der Schmuek des Srdumlang«s-y Kell
eignet,
Fabier find und Decier hiwv und JÜoratie^»
tugetid;
I Hin* auch der altende, nie abitefbende Ruf^des-Ga«
millus ;
£tiTtius auch^ den dort im mittlereii Räume 'düT-lStBidt
einft, ' 360
' Al9 ' Sühnopfer des Kriegs, der fchlürfende Elidel
hinabfehlang;
Mii'cius auch^ • der am Leibe di# Glut frei Willig ge«
duldet'
376 Die M ü c k lu
Welcheltn mit Fug nachgab die gebrochekie Macht des
S Tyrannen.
Hier iftiGuriui auch, ider Grenofs;JbQefaherlicher Tu?
gcnd, ■
365 Aach Haiöinius,. fiviekher den Leib darfieüte .der ;
i
Flamme; \
« I
Billig jdjdnmach wird folchein der Främinigkeit eh«- '
I - rende Wohnung
Bort^r-üiül den fiürmiehden Helden des Scipiaftamnies, j
vor welchen*
Zagt/ dem Triumfe geweiht, dir Dabyeinrefie Kar-
;'thago.
Blübm Ja£8 jenVin der Thaten Verdienfi; l|di mufs zu
N ! ...des Pluto
570 Düfieren Teicheä iinab> die niemals übäbaa be*
..[ •' leuchtet.
Und. tu dißm weiten Geklüft des Phfage^n^ welcher
dem Minos
Scbddet'FOm Siz der Gerechten der Frereler groEies
Gefängnis.
W^cben Belcheid ; denh lollen Ton imirxles Todes
und Lebens
Unter dcäkn ^iifaqieil- Richter die geifeeUiden Furien
fbdem; ^
375 Da du Webe Imr fchujER^ und nicht, mijäiuhdig mir
beißehrt.
Sondern ^ lo ^ans gleichgültig es htkk't ^ilnacht£inies«
' * Herzens,
Vnd iin endlich den T/aum den eitelen ^Winden velr* ^
leihn wirft?
Jczo fcjteid' i«^,..di$..nie umkehrende! ,.' Schalte dn.
ffiMch
i
{
I> I E M ii c K B- 277
Hier' um Born' nnd grüne Gehölz' und gralige
Triften ;
Doch mein Wort fei umher in entraffehJe Lüfte zer«
ftreuet!- 380
Jene fprachs, und betrübt mit den äufserften
Worten entwich fie,
lim, den Bekümmerten jezo verliefs die Betäubung
des Lebens,
Da er beklemmt aus der Tief auffeufzete; und er
ertrug nicht
Langer im fühlenden Herzen den Gram um der
\ Mücke Verhängnis.
Und, fo viel ihm gönnte die Kraft des greifenden
Alters, 385
(Welche den Feind gleichwohl im erbitterten Kampfe
Jbeiieget,)
Neben der Krümme des Bachs, in dem Obdach grU« v
• . ^ nendes Laubes,.
Rafch zu bilden den Ort ermannt er lieh. Diefem
beftimmt' er
Runde Gefialt , und fafste des Eifens Heft zur BeAet
lung,
Dals er die grafige Erd' aufwühlt' aus grünendem
Rafen. 390
Schon hat eifriger Fleifs vollbracht die begonnene
Arbeit,
Hoch aus Schutt aufhäufend das Werk; und mit Jttei-
genden Schollen
Wucb^ der Hügel des Landes zum wohlgetündeten
, Umfang.
Dem zur Befriedigung ftellt er geglättete Quader des
Marmors,
278 D X E 'M if c R Ai
395 Und mit bäftändigeir Sorge bepflanzt et* ilau Hier
mit Akanthus
WächfeS die Rof ' hellprangend in röthlichein Glänze
' ' deSiPurpurs; 1
Alles Violengefchlecht ift hier^ und die fpartiTche Myrte,
Auch Hyacinthus, xmd hier die Cilicierblume des
Safrans;
Lorber auch, der dmn Phöbus zur Pracht fteigt; hier
Khododafne, '
400 Lilien, und das Gefprofs wildwucherndes Rosmarines,
. Und das fabinifche Kraut, das Weihrauch dampfte der
Vorzeit;
Hier Chryfantbes, utod Efeugerank mit ergilbendem
Träublein,
Bocchns^ die Königesblum' aus Libya, uiid Amarantus,
Frifcher Buphthalmus zugleich , und der fiets umblii-
hete Tinus; ■
405 Auch nicht fehlt NareüTus alhier, der im Stob^ der
Schönheit
Gegen den eigenen Wuchs von Amors Gluten ent-
flammt ward;
Und was fonit für Blmnen verjüngt im Frühling her-
' vorblühn.
So wird oben der Hügel bepflanzt. Dann vom an
den Zugang
Stellt er den S])ruch, ddn bildet mit heimlicher Stimme
der Buchfiab:
410 «Dir, o winzige Müeke, verleiht der Hüter des Viehes
n För das erhalteiüe Leben zum Dank dies Ehi^nbe-
gräb^is; »
Ü
n.
[DAS M Ö RSE R^E RIC HT.
»
INHALT.
SimuluSy ein freigelalTener Eigner oder Pächter toh grie-
chilcher Herkunft , riütet iich an einem Herbihnorgen xum '
Pftügiii Er mackt Feuer, mahlt Getreide y ruft die afidkani*
(che Magd, Waller zu wärmen, knätet tmd formt den Teig;
und nachdem er die Stülpe auf dem Heerde darüber gededkt, '
holt er aus dem Garten Knoblauch^ Eppich, Raute und Korian-
der x welches er im Mörfer mit Salz, Käfe, öl undIEJfilg was
reibt , und als Würze des Brotkuchens zu Felde mml
/
I
4
\^^
I
;j .
IL
DAS M Ö R S E R G E R I C H T.
D^oii fiätf erfüllet die Nacht zehn fäumige Stunden
de« Winters,
Vnd der : geflügelte Wächter dm Tag hellkrähend ver«
kündigt:
Ab des mafsigen Feldgütleins anbauender Land^'
r
mann
Simulus,: um nicht Fafte des kommende^ Tages zu
dulden,
llähHch die Glicfder erhebt, die geruht auf ürmlichem
Lager, 5
tDfnd mit gefchäfdger Hand dumpfl>rutende Schatten
durchtafieff -
Suchend den Heerc^ d^ endlich tiach einigen: Stäfsen:
er ausfiihlt.
A Winziges Räuohlein war dem ▼e:i^limnaiimden.
Brande noch übrig,
Undr es. umzog Flockafchid der düfterctn KoUe 6^ j
funkelr
VoimSj^ beugt, er daram, Init.geftitiitar StinM«. üaü
IJinipcben, ^ iO
1
282
Das Mörserqeright«
Rückt hervor mit der Nadel den Docht des trockenen
Werrichs,
und mit häufigem Blafen erweakt er das fchlum-
memde Feuer;
Endlich fangts, dafs die Nacht vor leuchtender Helle
zurückweicht,
Jezt mit gebogener Hand imifchirmt er das Licht vor
der Höhlung,
15 Öfhet fodann dem Verfchlofs vorfchanend die Thür
mit dem SchlüITeL
Drinnen lag auf der Erd' ein dürftiger Haufen
Getreides :
Hiervon raft er gebückt» bis hoch zur Ftille des
Mafses,
Das ein Gewicht zu falTen von fechziehn Pfundeage*
höhlt ward.
Weg dann geht er, und eilt an die Mühl\ und auf
winzigem Brettlein,
20 Welches geheftet die Wand zu fölcherlei Dienfie be-
wahrte,
Stellt er das freundliche Licht; die Arme darauf des
Gewandes
Beid' entblöfst, lUngürtend den'^Balg der gezbtteltett'
Ziege,
Fegt mit dem Quaft er zuvor Mühlßein' tnid Inneres
fauber.
Jezb ruft er die H&id' ans Ge£chäk, in gleicher Ver-
theilung:
25 Iki er die Linke zum Dienft, und die Rechf anßren*
get zur Arbeit.
Die nim dreht raMos in die Rund' , und erreget den
Um|chwung ;
\
Das M ö r ;s X r g fc r I g h t« 283^
end das Schrcrf' abläuft, von dtr fchmettemden
Kinft des Grefteines*
renn inatt fie geworden, erbeut Bch die Linke
der Schwefter
abwechTehidiBn Amt. Bald finget er bäurifclie -
Liedlein,
mit ländlicher Stimme der Arbeit Weile ficU
lindernd, 50
(ich: Cybale! rufet er laut. Die ieinzige Magd^
"wars,
bes Stamms, mit der ganzen Geftalt bezetigend
die Heimat:
( ihr Haar, und die Lip})e gebläht, uäd dunkeC
die Farbe:
am Buüen, und hangend die Bruft, und fchmif*'
leres Bauches; /
i die Schenkel hinab, nicht karg mit gerä'umi«*-
gern Plattfufs; 35
von häufigen Rizen gekerbt die fiairende
Ferfe.
ruft er hervor,' und heilst mit Inrennbareilk Scheid
tem
in den Heerd, und am Feuer die frbftige ilti'
ihm erwärmen.
Als er nmmiehr fehllos d&s Gefehäftr der Zermat
mung vollendet;
er darauf mit der Hand das gefdürotette Kom^
in das Mehlfieb, 40
ilt dann: oben nun bleibt die gefonderle Klei^
an dem Boden;
^r finkt ungeföUcbt, durch- engende Fugen ge>^
lüutett,
294 , Das M ö r s e h ^g c r i e h tJ
Geres reines Gefchenlc. Dann fchiiell auf geglätteteif
Tafel i
"Legt er es forglam hin, und befirömts mit iaulichi
Welle;/
* 45 Mifcht. dann in^eins, und knätet den Quell und die^
Blume des Mehles; j
Kehrt das gehärtete quer mit der Hand, imd fprengeq
die Häuflein - '\
Oft mit geläutertem Salz« Den zähe gequollenen Teig^
nun
Drückt er glatt , mit den Händen zur eigenen Rund"
ihn erweiternd, j
Zeichnet ihn dann, einprägend das gleich abfiehendtf
Viereck.
50 Den nun trägt er zum Heerd, wo Cybale Dauber dea'
Ort ihm
Abgefiäubt, deckt über die Stülpt 'und umhäuft £e!
mit Gluten.
Während indels fein Amt Vulkanüs übet ü&d'i
Vefta;
Harrt auch Simulus nicht die muffige Stunde ge-'
fchäftlos;
Ander^ni Rath noch facht er; und dafs nicht Ceies<
allein ihm
5 5 Weniger v$izs den Gaurn , fo fchaft er gefeüige
:Zukoft.*
Ihm war nicht hoch neben: dem Heerd' ein hangender^
Fleifchwiem,
Sfdzgeräuch^rte Rücken des Schweins und Schinken,';
im Vorrath; J
N^r fiiu gerundeter Käfe, durchbohrt vom Drate des
Spartes, '
^>
i
Das Mo r s j: r g £ ft I c h t. !28S
g mit dem' altth Gebmid des. be&fiigten Ddlles
herunter,
lerem Rath drum Rrthet er fiacH, der betriehfame
Kemmann. 60
' Dort war ein Garten der Hfitte zunächst, yoa
/^nrenigem Weidicht
l dünnhalmigem Hobr für die fchneidende Sichel
befriedigt:
'siges Raums, doch ergiebig an manaherleilfruehf?
baren Kräutern,
3m lüangelte nichts , was erheifcht des Armen Be» r ;
. ' diirfhis:
wol pflegte .der . Reiche yom -;: Ärmere». «nanchiit
zu fodem; 65*
h in^ars nicht Anlage. der Pracht«v.:d0ch:Xorgt-ije||
: 'liir Riehtfehnur»
tm ihn mülfig. eiiüniü in der KUtt' ekß Riege», da;^.
heimhilslty
r cja^ Feft; wann etihra denT Pfi^g^reinA feirferdio
Arbeit:
^engefchiüOt war diWi« Vielartige Pflai^n zu irei^ ^ .
hen»
[st' er , und : mHadkilei Sam(^ . gebeiiti : zti . Ttia^
trauen dem Erdreich, 70
h, : wennt galt, foi^ltig benacUbfUte Bäche zu
knken»
r war Kohl, hier imu^ die Arm' aiMfftreoheiiANr.
/Mangold;
f wetrvrucbemdeir: Ajaipfar;^' und; faeiUiutte Malr«A
tUtid Alant;
r di«[ fUßli^ ^/SH^i «tnd bu£chichl» Bä^iüter dfft c .
I^uche»;
286 Das M ö r s X ^'^g e-r i e bl K
75 Hier auch griäif emfchMenuI iei Moka mit kalt
. BetICubung;
Anoh der Saht» der labend die' e^renSdimtCufe
fchlielket;
Häufig i^nroCIif auch empor der^gefiiQfct abwurÄelnda
Rettich;
thid fchiTOV hing '^ an der RanKe mit kreitbm Baiidie J
der Kürbis.
Abelr des' 'Eigenere nicht, denn wer woLIebtp ge*
nauer?-^^ '
80 SMidem des^ Volk^ war folche^fötrag^ imd^£tt^j(e|j^
lichem^ Markttag
Bot er 'feil iüicTtr' Stadt die lafteud^ Qunde tiM^
f . ' • müfes ;
Bann am-Kabken: fo leicht , wie vöii Gekl-Tchweiy
. wandelt' er heimwärts,
Selten einmal mitbringend die 'ftädtiilbhe' Waärli äü
Fleifohhank.
Ihm ift die röthltche ^ Zwiebel gcttkug i utid ' ^
chen des Schnittlauchs,
85 KmIE^ auchy welche verzerrt jnit) lbfaarfemBi|re"'diRf <
Antliz,' j
Auch der '^£ttdivie Wuchs , tin4*idi0thi2&ige Rani&e d<9fr
t; : Venus/
n . ' Jeist ameh trat er zum Garä^n hinjeift N^|r folehe^
Geüiinung.
Mkr liuerftv ('da» er leife das lAtidt mit dem Fiilger
geloekÄrt,
Steht er ' beMasil iScori Stangeiv'. degL vielftfchfaiölligen 4
Knoblauchs;
90 Armifdfi fi^pieheä lartes G^fprdtit/: uaid die'fttt^tidei
Rauter V
Das MäRSERGEüiGHti 287
)fet er, Jkmt Koriander, an harigeii Doiden erzxU
t^riid.
8 nun trägt er hinein, imd fist ftn^cEEUK^fröUiebd
Feuer,
I mit hallendem Ruf von der Dienerin heilScht er
. den Mörfer.
liehe BolT izt ])l5£rt .er von zahlixdch. büllendär* -
Rinde,
l wie die oberen Häutchen er abzieht, Areut ec
verachtend 95
gs auf die Erde. £e weg; und die KnoU',. auf
Gräfe bewahret,
let er, lenket .fie dann in des Sfeiiya ^gehSMcti
Rundung,
niges Salz nun fireut er; .und, hart von zdsfirelleiicm
Salze,
amt ein Käfe dazu; drauf rchüttcl.ev;«lle diä 11 1
Kräuter. .
Jezo hält liun die link' um i3en.>zt)digfen BaucH
das Gewand feit; 100
h in der. Hechten die Keule zerqu^tCdhtideiijlufi
tigen Knoblauch
upfenjLv und reibt dann alle^> im Bmr gleichmälsi«
gcrMifchung.
idiun kreifet die Hand: da vedjegt allmählich ein
jedes '
le befoibdere Kraft ; und die Fairbf ift- aus mehani«' '; V. \
ren Eine :
:1er ein völliges Grün, weil mikhieltte Krumen ef*
hindern, 1^5
h Ton;der Milch ganz hell, weil ianndierfci Kirfut?
fi^g^iecht hat.
288 Das . M ö. r s e r <f e b i c h t»
Oft dals Jbeng^ in des Mtahs einathmende .Käfe jte
Aüshattch
Stetgti imd mit kraufem Gefieht lein eigioftes Mahl «l|^
verdaifimet;
Oft dajb mit oberer Hand die thronenden' Ajugen er
/ atbwifcht,
llO.Gregea den: Biiüch anwütend . ioiit : unverfchuldeter
Schmfihung.
VoTYrätts rückte idaip Werk« Nicht höckerig mehr, :wii
im Anfang,
INein fchon ging Ichwerfallig die. Keid' anklebenden
Umlauf,
fianmi tröfilelt. er drauf ^paUadifchea cOlece^i
wenig,
Gielat. auch ein wenig hinzu von der Kraft dec
Dsenden Elilgs;
115 Daxin von neuem vermifcht ^r jlai Werk, und .wieder
von neuem.
Endlich, kehrt er den Mörler' mit. zwei «ümlanftnden
, Fingern
Ring«, ' und pr^st das zerfireute zu einer iliallenden
Kugel:
So wird :Förm und Namen des fertig^.. Mödei-
gerichtes.
./ Cybale iScharret indels auch ämfig dal firojt auf
derAfche,
120 'Om er froh in. den Händen empfatigt; .da'Klen dro-
. henden Hunger
Simulua alfoL:gefcfaeucht, forgloir für den ^folgenden
Tag nun,
lügt er iki^lhnliche Stiefel die Be£a% ünd,;.l>edeckt
.! . . j ton der Kapi>ei
- ^ »
\
Das 'Morsergericht« 289
ftnnt er in Joch und Seile die willig gehorchenden
Farren,
njkt auf den Acker hinaus, und drängt in die Erde
die Fflugfchar.
19
< '
■
■^
r!
. I
A ;i Vi 1
. :j '. . • • •
ni.
' ■ ft
•' ■■ . . I
DIE TA N Z E il I N.
19
I N
ALT.
Eine gefchmückte BuUerin (Copa, Ambubaja) tanzt nach
Ütm Takt einer Rohrklapper vor einer LandTchenkey und no-
thigt fingend 'die Wanderer und Efeltreiber , in der Hif e d«f
Sommermittagt Jich dort ein wenig cu erquicken.
J
\
tu.
DIE TÄ'NZERIN.
1
jine Syrerin» jung, und in griechifcher Haube geh
fallend,
Meifierin unter . Geklapp hurtige Glieder zu
drehn,
inzt vor der ruchtbaren Schenke beraufcbt ihr üppi»
ges SolO|
Weil an dem Arm hochauf ralTelnde Rohre fie
fchwingt:
Vai doch behagtj^ mattherzig im Sommerftaube yor-
beiziehn? 5
Wie weit beffer »um Trunk hier auf dem Pol-
fier geruht!
ier Lufthecken und Lauben und Tibie, Saiten, und ^
Becher,
Rof-y und,, mit Schatten uihwebf, kühlende
Zelte von Rohr,
ier auoh^ wie anmutsvoll aus mänalifcher Grotte fie
fchwäzet.
Eine nach ländlicher Axt tönende Hirten«
fchalmei, iO
294 « Die Tänzerin.
Hier auch Lauer, der jüngfi in verpichtem Kruge
X fafst ward;
Hier ein mit rauhem GreräuTch ängAlich enV
hüpfender Bach«
Hier auch Kränze gereiht Vom bräunlichen Gold
Viole,
IJndj ziff jler . W«ude(/rGeHech|' purgirnq Bprf<
gepaart ;
15 Auch Ichönnitige Köi*be mit Lilien, welche fich wätjini
lend
Vom jungfräulichen Bach uns Achelo'is g
bracht.
Hier find lieblidfae. HäV im J^inüenen iN^pf^ -^mi
' trocknet;
t < > Hier '- tki herhfclicher GluC- reifeade Aflaümen wie
Wachg;
Auch Käfianieniiufr' «nd volbg0l^renkeile ^ ÄfIfY
fei;
20 Ceres in reitüichem Schmuck, 'Amor uafid Bac-
chus find hier;
Auch an geringeltem Sproffe die Träub', und die Wii*|Li
tige Maulbeer,
Und ^auf: fiinfen die Maugrüne Melon^ ge-
lehnt.
Hier auoli der JfUtt' Auffeher, mit wcidencr Hipp«
gewapnet ;
i *Kem Schamlofer jedoch di^öht er mit gräulichem
•■' ' ' Schaft.
25 Kbnim, landfahrender Troll! Schon fchwizt dein hei*
liges Efleinl
Schone doch! Vefta ja: ItflbKt liebet das artige
^ Thier! ■
Die Tänzerin. 295
^o durchlchwirrt Baumreben das fchmettemde Li^d
der Gikade,
Jezo verkriecht fieh die buntlchildige Eidex im
Strauch«
t du Idug, aus dem Sommer]^)okal uim liegend ein
Räufchlein,
Ob du den Glaskelch wählft, oder gefchlifncn
Kryfiall. 30
f denn[ ßrecke dich müd' in des Weinlaubs htihle
Befchattung,
Und dein wankendes Haupt gürte mit roiigem
Gurt.
^hl ja küITeft du Schöner den Mund des blühenden
Mägdleins«
Weg mit des Urahnherm runzelnder Feierlich-
keit!
as? undankender Afche bewahrlt du die duftigen
Kränzlein? 3^
Erfi für des Grabfieins Sclimuck wilUt du die
Blumen gepflückt?
ngt uns Würfel und Wein! In Verderb, wer imi
Morgen fich kümmert!
Kinderchen, raunet der Tod, lebet; ich komm'
unverhoft !
^<^
%
'S